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ÜEKÜNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE
DES
KUEFÜR8TEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBÜRG.
AUF VERANLASSUNG SEINER HOCHSEUGEN MAJESTÄT DES KAISERS
FRIEDRICH ALS KRONPRINZEN VON PREUSSEN.
ZWÖLFTER BAND.
BERLIN.
DRÜCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1892.
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URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE DES
KÜRFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBÜRG.
POLITISCHE VERHANDLUNGEN.
ACHTER BAND.
HERAUSGEGEBEN
D«- FERDINAND HIRSCH,
PROFESSOR AM KömOSTÄDTISCHEN REALGYMKASIUlf Zu BBRUN.
BERLIN.
DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1892.
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§
et' ^y/^i^"^ ' /
HARVARD COM PHP LIBRARY
JAN 6-1905
HOHeN'.^0'..i.rr.N collpction
C.!."'i' i^r' A 0. <,0OLij\J,ti
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Vorwort.
Mit dem vorliegenden Bande erhält die den politischen
Verhandlungen der Jahre 1660 — 1672 gewidmete Abtheilung
dieses Werkes ihren Abschluss. Entsprechend dem in dem
9. und 11. Bande dargelegten Plane führt derselbe zunächst
die auf die Unterwerfung Magdeburgs 1666 bezüglichen Akten
vor und behandelt dann in dem zweiten Abschnitt den Antheil,
welchen Kurfürst Friedrich Wilhelm an den durch den An-
griff Schwedens gegen die Stadt Bremen veranlassten nord-
deutschen Händeln während der Jahre 1665 — 1668 genommen
hat. In dem umfangreichen dritten Abschnitt werden die Be-
ziehangen Brandenburgs zu Polen in den letzten Jahren König
Johann Kasimirs (1664 — 1668), während des Interregnums
und während der Regierung König Michaels (1669 — 1673)
dargelegt Der vierte behandelt die vergeblichen Versuche,
welche der Kurfürst in den Jahren 1666 — 1668 gemacht hat,
sich mit Oesterreich über ein gemeinsames Vorgehen in den
polnischen Händeln und zugleich gegenüber den in .dem An-
griffe Ludwigs XIV. gegen die spanischen Niederlande zu
Tage getretenen ehrgeizigen Absichten des französischen
Königs zu verständigen. Der fünfte und der sechste Abschnitt
veranschaulichen die Haltung, welche der Kurfürst inmitten
der unter den westeuropäischen Mächten 1669—1672 schwe-
benden Conflicte, des englisch-holländischen Seekrieges, des
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▼1 Vorwort.
Devolutionskrieges und des seit dem Abschlnss der Tripel-
allianz hervortretenden, sich mehr nnd mehr verschärfenden
Gegensatzes zwischen Frankreich nnd Holland eingenommen
hat, nnd zwar ist der erstere speziell den Verhandinngen mit
England gewidmet, während in dem letzteren gleich die mit
den verschiedenen anderen Mächten ausserhalb und innerhalb
des Reiches geführten Verhandlungen, welche sich um den
Devolutionskrieg und die Tripelallianz drehen, im Zusammen-
hange vorgeführt sind. Da die von Ludwig XIV. in den
Jahren 1670—1672 gemachten Versuche, den Kurfürsten zum
Bundesgenossen für den damals vorbereiteten Krieg gegen
Holland zu gewinnen, schon in dem 13. Bande dargelegt sind,
so ist es hier nur nöthig gewesen, die Verhandlungen mit dem-
selben bis zum Abschluss des Vertrages vom 31. December
1669 zu fuhren. In dem letzten Abschnitte sind endlich wie-
der die aus den Jahren 1668 — 1671 erhaltenen vertraulichen
Schreiben des Kurfürsten an seinen vertrautesten Rathgeber,
den Oberpräsidenten Otto v. Schwerin, in denen neben seinen
persönlichen auch die verschiedenartigsten politischen Ange-
legenheiten zur Sprache kommen und welche höchst inter-
essante Einblicke in die Verhältnisse an seinem Hofe und in
die Sinnesweise und die Anschauungen des Kurfürsten ge-
währen, mitgetheilt. Seine ursprüngliche Absicht, ähnlich wie
in dem 11. Bande in einem besonderen Abschnitte die Ver-
handlungen des Regensburger Reichstages während der Jahre
1665—1671 und die Haltung, welche der brandenburgische
Kurfürst in den dort zur Sprache kommenden allgemein euro-
päischen sowie in den speziell deutschen Fragen eingenommen
hat, vorzuführen, hat der Herausgeber aus äusseren Gründen,
um diesen schon ziemlich starken Band nicht noch mehr an-
schwellen zu lassen, aufgeben und sich darauf beschränken
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Vorwort. vii
müssen, in einer Unterabtheilang des 6. Abschnittes die dnrch
den Angriff Ludwigs XIV. auf die spanischen Niederlande ver-
anlassten Verhandlungen des Reichstages über die burgundische
Frage in den Jahren 1667 und 1668 darzulegen.
Ausser den Akten des Königl. Geheimen Staatsarchivs
zu Berlin, von denen nur die GeheimenrathsprotokoUe, deren
Herausgabe inzwischen die Königl. Archivverwaltung selbst
in Angriff genommen hat, ihm nicht zugänglich gewesen sind,
hat der Herausgeber auch die Akten des Königl. Staats- und
des Stadtarchivs zu Magdeburg sowie diejenigen des Danziger
Stadtarchivs herangezogen. Erstere haben für den ersten,
letztere für den dritten Abschnitt werthvoUe Ergänzungen ge-
liefert. Zur Erläuterung einiger in den Briefen des Kurfürsten
an O. V. Schwerin vorkommender Punkte haben auch die Akten
des Kgl. Hausarchivs verwerthet werden können. Den Vor-
stehern und Beamten dieser Archive, welche in liebenswür-
digster und zuvorkommendster Weise ihn bei seinen Arbeiten
unterstutzt haben, namentlich Herrn Archivar Dr. Meinardus
hierselbst sowie den Stadtarchivaren Herrn Dr. Dittmar in
Magdeburg und Herrn Archidiakonus Dr. Bertling in Danzig
erlaubt sich der Herausgeber auch an dieser Stelle seinen
herzlichsten Dank auszusprechen.
Berlin im Juli 1892.
Ferdinand Hirsch.
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Inhalt.
Seitt
Vorwort V— VII
Inhalt VIII-X
I. Die Unterwerfun(2f von Magdehurf^ 1666.
Einleitung 3
Acten 8
II. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere
Vereinigung zu Braunschweig 1665 — 1668.
Einleitung 59
Acten 72
a. Der bremische Krieg 72. b. Die Allianz mit Däne-
mark 116. c. Die Quadrupelallianz 124. d. Die engere
Vereinigung mit K.Coln, den braunschweigischen Her-
zogen, Hessen - Cassel und Schweden 136. e. Gesandt-
schaft V. Crockows in Stookholm 167.
III. Brandenburg und Polen 1664—1673.
Einleitung 217
Acten 236
a. Schriftwechsel mit König Johann Kasimir (September
bis November 1664) 236. b. Gesandtschaft v. Hoverbecks
und y. Bonins (December 1664— Mai 1665} 240. c. Ver-
handlungen mit Lubomirski (August 1665 — Februar
1666) 276. d. Gesandtschaft v. Hoverbecks (März 1666
bis October 1668) 288. e. Verhandlungen während des
Interregnums 384. f. Gesandtschaft v. Hoverbecks und
V. Jena's zu dem Wahlreichstage (Mai — Juli 1669) 395.
g. Eusebius v. Brandt in Warschau (Juli 1669— December
1670) 422. h. Sendung Opacki's (Februar 1671) 496.
i. Sendungen des Scultetus nach Polen. Verhandlungen
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Inhalt. IX
Seite
wegen der Türkenbülfe (Februar —December 1671) 506.
k. Gesandtschaft v. Hoverbecks und v. Tettau s (December
1671 — März 1672) 522. 1. Der Türkenkrieg (Mai 1672
bis November 1673) 534.
IV. Brandenburg und Oesterreich 1666—1668.
Einleitung 565
Acten 569
a. Allianz vom 10. Mai 1666 569. b. Erste Gesandtschaft
V. Blumenthals nach Wien (December 1666 — Februar
1667) 573. c. Zweite Gesandtschaft v. Blumenthals nach
Wien (November 1667— April 1668) 585.
V. Brandenburg und England 1664—1669.
Einleitung 607
Acten 614
a. Erste Sendung Christoph v. Brandts (Juli 1664 — Juni
1665) 614. b. Sendungen Lucas von Achens (März— Juli
1666) 628. c. Zweite Sendung Christoph v. Brandts
(August 1666 — August 1667) 633. d. Dritte Sendung
Christoph v. Brandts (November 1667 — September
1668) 657. e. Gesandtschaft des Gabriel Silvius zum
Kurfürsten (Juni 1669) 672.
VI. Brandenburg und Frankreich (Devolutionskrieg und Tripel-
allianz) 1666—1669.
Einleitung 677
Acten 691
a. Verhandlungen wegen der polnischen Angelegenheit.
1. Anbringen des jüngeren v. Schwerin in Paris (März
bis Mai 1667) 691. 2. Verhandlungen mit Millet in Berlin
(Mai 1667) 696.
b. Der Devolutionskrieg. 1. Verhandlungen mit Millet
(Juni 1667) 698. 2. Verhandlungen mit den anderen
Kurfürsten (Mai— Juli 1667) 699. 3. Verhandlungen mit
den braunschweigiscben Herzogen (Juni 1667) 706.
4. Verhandlungen mit dem Bischof von Münster (Juni
1667) 707. 5. Verhandlungen mit Pfijz-Neuburg (April
bis September 1667) 711. 6. Verhandlungen mit Hol-
land (Mai 1667 — März 1668) 722. 7. Verhandlungen
mit Castel Rodrigo (Juni 1667 — Februar 1668) 760.
8. Verhandlungen mit Kur-Sachsen (August — November
1667) 784. 9. Verhandlungen mit den braunschweigiscben
Herzogen (October— December 1667) 797. 10. Verhand-
lung mit Kur -Baiern (November 1667) 804. 11. Der
Convent zu Coln. Gesandtschaft de Beyers nach Frank-
reich (Juli 1667— Juni 1668) 806. 12. Der Reichstag zu
Regensburg (Mai 1667 — Mai 1668) 830. 13. Gesandt-
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X Inhalt.
Seite
Schaft y. Pölnitzs und Meinders' nach Paris (November
1667— April 1668) 849.
c. Gesandtschaft v. Blumenthals (August 1668— Decem-
ber 1669) 865.
d. Verhandlungen über den Eintritt des Kurfürsten in
die Tripelallianz (November 1668— April 1670) 895.
e. Gesandtschaft Vaubruns (April 1669— Februar 1670)
906.
YII. Eigenhändige Briefe des Kurfürsten an den Ob er Präsidenten
Otto ▼. Schwerin 917
Personenverzeichnis 953
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I.
Die Unterwerfimg von Magdeburg.
1666.
M«ter. c. Gesch. d. O. KarfurBten. XI] .
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Einleitung.
Durch den Westfiilischen Frieden war dem Kurfürsten von Brandenburg
auch die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg zugesprochen worden*),
er sollte die Regierung dort erst nach dem Tode oder Zurücktreten des bis-
herigen Administrators, des Herzogs August von Sachsen, antreten, aber die
Huldigung sollte ihm sogleich von dem Domkapitel, den Ständen und den Un-
terthanen des Erzstiftes geleistet werden. Demgemäss hatte der Kurfürst,
welcher sich zu Anfang des Jahres 1650 nach den ihm ebenfalls durch den
Frieden zuerkannten Stiftern Minden und Halberstadt begeben hatte, um
von denselben Besitz zu ergreifen, beschlossen, im Anschluss daran auch die
Huldigung des Erzstiftes entgegenzunehmen, und hatte durch die ihm beige-
gebenen kaiserlichen Kommissare, die Freiherren v. Blumenthal und v.
Plettenberg, das Domkapitel und die Stände desselben, unter diesen auch
die Stadt Magdeburg, behufs Ableistung derselben zum 30. März nach Magde-
burg selbst entbieten lassen. Die Stadt Magdeburg aber"), welcher durch
das Friedensinstrument') der Genuss aller ihrer Rechte und Privilegien, darunter
auch ausdrücklich des von dem Kaiser zu erneuernden angeblichen Privilegs
Kaiser Otto's I. vom 7. Juni 940, aus welchem sie ihre Reichsfreiheit herleitete,
zugesagt worden war, welche darauf hin gehofft hatte, jetzt das Ziel ihrer ehr-
0 Instr. pacis Osnabr. Art. XL § 6. 7.
^ S. F. Hirsch, Der Grosse Kurfürst und die Altstadt Magdeburg bis zum Jahre
1666 (Forschungen zur brandenb. u. preussischen Geschichte. IV, 2).
') Instr. pacis Osnabr. Art. XI. § 8 : Civitati vero Magdeburgensi pristina sua
libertas et Privilegium Ottonis primi die septimo Junii anno 940, quod etiamsi tem*
porum iniuria deperditum ad preces eiusdem humiliter porrigendas a Caesarea Maiestate
renovabitur, tum etiam Privilegium muniendi et fortificandi ab imperatore Ferdinando
secundo coneessum, quod cum omnimoda iurisdictione et proprietate ad quadrantem
milliaris germanici extendatur, sicut et reliqua ilHus privilegia et iura in ecclesiasticis
et politicis salva et inviolata maneant cum inserta clausula, quod in praeiudicium
civitatis reaedificari non debeaut suburbia.
1*
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4 I- Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
geizigen Bestrebungen, die volle Reichsunmittelbarkeit, zu erlangen, und daher
nach wie vor dem Administrator die Huldigung verweigert hatte, war nicht ge-
neigt gewesen, sich dieser Forderung zu fugen, sie hatte*) unter Hinweis auf
das Ottonische Privileg, auf das Friedensinstrument und darauf, dass die
Verhandlungen über die zwischen ihr und dem Administrator sowie den Stän-
den des Erzstiftes streitige Auslegung der Bestimmungen desselben noch am
kaiserlichen Hofe schwebten, bestritten, dass sie überhaupt zu den Ständen und
ünterthanen des Erzstifts gehöre, und die Huldigung abgelehnt. Verhandlungen,
welche der Kurfürst damals durch seinen 'Oberkämmerer Conrad v. Burgs-
dorf und den Geheimen Rath Johann Fromhold, welche sich zusammen
mit dem einen kaiserlichen Kommissar v. Plettenberg in die Stadt begaben,
mit dem Käthe hatte führen lassen, waren ganz erfolglos gewesen, auch die
Drohung, welche seine Abgesandten äusserten, dass im Weigerungsfalle Ge-
walt würde angewendet werden, hatte nichts gefruchtet, sondern nur dahin ge-
führt, dass der Rath Vertheidigungsanstalten traf, die Hülfe der damals noch auf
dem Friedensexecutionsconvent zu Nürnberg befindlichen kaiserlichen und
schwedischen Bevollmächtigten anrief und sich schliesslich sogar weigerte, den
Huldigungsakt überhaupt innerhalb ihrer Mauern zu gestatten. Der Kurfürst
hatte diesen daher nach einem anderen Orte, nach Gr. Salze, verlegen müssen,
wo er auch*) am 14. April, aber ohne dass die Stadt trotz wiederholter Auf-
forderung daran theilgenommen hätte, stattgefunden hat. Der Kurfürst hat da-
mals keine Gewaltmassregeln gegen die Stadt versucht, er hat sich nur darauf
beschränkt, dem Kaiser von dem Vorgefallenen Anzeige zu machen und ihn
zu ersuchen, er möchte den Magdeburgern befehlen, das zu leisten, was der
Friedensschluss vorschreibe und was sie auch früher den Erzbischöfen geleistet
hätte. Er hat sich auch in den nächstfolgenden Jahren damit begnügt, am
kaiserlichen Hofe und auf dem 1653 — 1654 versammelten Reichstage den Be-
mühungen der Magdeburger, die Anerkennung ihrer Reichsunmittelbarkeit durch-
zusetzen, entgegenzuwirken. Erst zu Anfang des Jahres 1658') hat er, jeden-
falls veranlasst durch die ihm damals von Schweden her drohende Gefahr,
einen neuen Versuch gemacht, die Stadt zur Huldigung zu bewegen. Er Hess
dieselbe zunächst Mitte Februar durch den damals in seinen Diensten stehen-
den Generalwachtmeister v. Uff ein zur Ableistung derselben auffordern und
schickte dann, obwohl der Rath nur unter gewissen, schon vorher dem Admi-
nistrator gestellten, aber von diesem nicht bewilligten Bedingungen (Huldigung
nicht nach der zum letzten Male 1579, sondern nach der bei der angeblichen
ersten Huldigung der Stadt 1333 gebrauchten Eidesformel und Ausstellung von
speziellen, der Stadt die Zusicherungen des Friedensinstrumentes gewährleisten-
den Reversalen) sich dazu bereit erklärte und Verhandlungen, welche derselbe
') S. flertel, Magdeburg und die Evenlualhuldigung des Erzstifts 1650 (Ge-
schichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg XV. S. 130 ff.); Hirsch a. a. 0.
') S. V. Dreyhaupt, Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des
Saal-Rreyses I. S. 451 ff.
*) S. Hirsch a. a. 0.
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. Einleitung. 5
darüber durch zwei Ende März nach Berlin geschickte Deputierte führen iiess,
ohne Erfolg waren, doch Anfang April die beiden Geheimen Räthe v. Somnitz
und Tornaw nach Magdeburg, um die Huldigung abzunehmen. Dieselben
konnten aber nichts ausrichten, da der Rath hartnäckig auf jenen auch von dem
Kurfürsten verworfenen Bedingungen bestand, und mussten schliesslich ohne Erfolg
wieder abreisen. Der Rath aber, welcher jetzt wiederum von dem Kurfürsten Ge-
waltmassregeln befürchtete und von denjenigen Reichsständen, an welche er sich
bisher gewendet hatte, den Hansestädten, dem Herzog von Braunschweig-
Wolffenbüttel und dem Kurfürsten von Sachsen, wenig Unterstützung
durch die That erwarten konnte, rief die Verwendung und Hülfe des Schweden.
konigs an und König Karl Gustav, welcher damals nach der glücklichen Be-
endigung des Krieges gegen Dänemark sich eine Zeit lang mit dem Gedanken
trug, den Krieg in Deutschland gegen Brandenburg und Oesterreich zu führen,
ging wirklich') darauf ein und Iiess durch einen nach Magdeburg geschickten
Gesandten Wolfsberg weitere Verhandlangen darüber führen. Der Kurfürst
aber hat sich damals wohl gehütet, durch feindliche Schritte gegen Magdeburg
demselben einen gewiss willkommenen Anlass zum Angriff gegen ihn zu geben.
Die Wendung, die bald darauf der Krieg durch den neuen Angriff Karl
Gustavs gegen Dänemark nahm, hat dann Magdeburg in den nächsten Jahren
vor kriegerischen Verwickelungen bewahrt und der Kurfürst hat auch nach dem
Olivaer Frieden noch mehrere Jahre aus Rücksicht auf die allgemeine gespannte
Lage der Dinge im Reiche die Stadt unbehelligt gelassen. Er ist zwar wieder-
holt*) in die weiteren Streitigkeiten derselben mit dem Administrator August
hineingezogen worden, hat sich aber dabei darauf beschränkt, seine Rechte zu
wahren, hat sogar, als der Administrator bei Gelegenheit der Erfurter Wirren
1664 und dann auch im folgenden Jahre ihn zu gemeinschaftlichem Vorgehen
gegen die Stadt aufforderte, denselben davon zurückgehalten.
Erst im Frühjahr 1666 schien ihm die Zeit gekommen, gegen die Stadt
einzuschreiten und dieselbe im Nothfall mit Waffengewalt zur Unterwerfung zu
bringen. Der Münstersche Krieg hatte') ihm Veranlassung gegeben, eine
grössere Armee zusammenzubringen und selbst an der Spitze derselben nach
seinen rheinischen Gebieten zu ziehen; nachdem dieser Krieg durch den Frie-
den zu Cleve (19. April) glücklich beendet war, schienen sowohl die eigenen
Besitzungen des Kurfürsten als auch das übrige Reich vorläufig vor kriegeri-
schen Verwickelungen gesichert und hatte der Kurfürst seine Armee zu seiner
Verfügung. Mit Frankreich stand er damals in freundlichem Verhältnisse,
aber auch mit Schweden hatte er sich inzwischen ausgesöhnt und eben diese
Macht, auf deren Fürsprache und Unterstützung sich die Magdeburger bisher
am meisten verlassen hatten, war damals in einen ähnlichen Streit mit der
Stadt Bremen*) verwickelt, w^elche ihren Ansprüchen gegenüber die Reichs-
') S. Hirsch a. a. 0.
») S. Hirsch a. a. 0.
3) S. Urk. u. Act. XI. S. 615ff.: Hirsch a. a. 0.
*) S. unten Abschn. 2.
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g I. Die ünterwerfunjB^ toxi Magdeburg. 1666.
freiheit zu behaupten suchte, und schickte sich an, dieselbe mit Waffengewalt
zu bezwingen, musste aber befürchten, bei einem Theile der deutschen Fürsten,
namentlich bei den braunschweigischen Herzogen, und amch bei dem
Kaiser auf Widerstand zu stossen, sie suchte sich daher der Bundesgenossen-
schaft des Kurfürsten zu versichern und Hess diesem geradezu ^) em gemein-
schaftliches Vorgehen sowohl gegen Bremen als auch gegen Magdeburg vor-
schlagen. Auch von anderer Seite aber war Widerstand kaum zu fürchten, der
Herzog von Braunschweig-Wolffenbüttel, bei dem die Stadt früher
Schutz gesucht hatte, war, auch wenn er wirklich jetzt Neigung verspüren
sollte, sich derselben anzunehmen, ebenso wie seine Vettern in Celle und
Hannover durch die bremischen Händel behindert, der Administrator August
hatte selbst neuerdings zu wiederholten Malen den Kurfürsten zu gemeinschaft-
lichem Einschreiten gegen die widerspänstige Stadt aufgefordert, von dem Kur-
fürsten von Sachsen aber, dem der Kurfürst selbst Absichten auf Magde-
burg zutraute'), und von dem Kaiser war zwar vorauszusetzen, dass sie ihm
einen Erfolg gegen Magdeburg wenig gönnen^ nicht aber, dass sie, zumal einer
vollendeten Thatsache gegenüber, ihm Widerstand entgegensetzen würden. So
erhielt denn der Feldmarschall v. Sparr, welcher Ende Mai mit dem grössten
Theil der Armee nach den Marken zurückkehrte, den geheimen Befehl, sich unter-
wegs gegen Magdeburg zu wenden, und es wurden zugleich die Geheimen Räthe
V. Platen und v. Jena ausgesendet, um zunächst mit dem Administrator und
dann, womöglich unter dessen Mitwirkung, mit der Stadt Unterhandlungen zu
führen und diese zur Ableistung der Huldigung und Aufnahme einer kurfürst-
lichen Besatzung zu vermögen, im Weigerungsfalle sollte die Armee mit Ge-
walt gegen die Stadt und gegen solche, die etwa versuchen sollten, derselben
Hülfe zu leisten, vorgehen. Der Plan zu dem Unternehmen scheint von dem
Kurfürsten schon Ende März oder Anfang April 3), sobald sich die Aussicht auf
eine friedliche Beendigung des Münsterschen Streites eröffnet hatte, gefasst zu
sein, die Ausführung desselben wurde erst Ende April, nachdem der Friede
zustande gekommen war, in Angriff genommen*), das Geheimnis ist nicht so
streng gewahrt worden, wie der Kurfürst es wünschte, doch war die Ausführung
^) S. unten v. Crockows Relation aus Stockholm vom 23. Mai 1666. Vgl.
Droysen, Gesch. der preuss. Politik 111.3 S. 101.
*) S. die Relation des kaiserlichen Gesandten de Goess vom 5. Juni 1666 (Urk.
u. Act. XIV, 1. S. 275).
') Der kaiserliche Gesandte de Goess meldet schon 14. April 1666: „Der Chur-
fürst gestellt sich zwar, dass er facta pace disarmiren wolle, ich zweifle aber doch
daran; videtur quod coquat aliquid, was es auch endlich sein mag; ich höre etwas
susurriren, als wann er sich wohl an Magdeburg machen wollte. Er ist diesen Leuten
sehr feind.« (S. 263.)
*) Als erste Dokumente dafür liegen die Ordre des Kf. vom 7. April, durch
welche v. Sparr nach Cleve entboten wird, und ein Schreiben des Oberpräsidenten
V. Schwerin an den Archivar Görling in Berlin vom 20. April, in welchem diesem
die üebersendung der auf die Magdeburger Angelegenheit bezüglichen Akten aufgetragen
wird, vor.
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Einleitung. 7
eine so rasche and geschickte, dass die Voraussetzungen, von denen man aus-
gegangen war, sich sämmtlich erfällt haben und das Unternehmen, ohne dass
es zur Anwendung von Gewalt gekommen wäre, von einem vollständigen Er-
folge gekrönt worden ist.
Die im Folgenden zusammengestellten Actenstücke fuhren den Verlauf
dieses Unternehmens vor Augen. kVusser den Materialien des Berliner Geh.
Staatsarchivs haben auch diejenigen des Magdeburger Stadt- sowie die des dor-
tigen Staatsarchivs verwerthet werden können. Die ersteren, die Rathsproto-
colle und die Instruktionen für die Magdeburgischen Deputierten, lehren die Vor-
gänge in der Stadt, das Verhalten des Raths und der Bürgerschaft kennen, von
den letzteren ergänzen die Relationen der Bevollmächtigten des Administrators
in sehr erwünschter Weise die Berichte der Gesandten des Kurfürsten über die
mit der Stadt geführten Verhandlungen, während andere Dokumente das dop.
pelte Nachspiel, welches der Unterwerfung Magdeburgs folgte, die langwierigen
und unerquicklichen Verhandlungen mit dem Administrator und den Ständen
des Erzstifts über den von diesen zum Unterhalt der Besatzung der Stadt zu
zahlenden Beitrag, und den Streit über die Ernennung des Herzogs August
von Holstein zum Gouverneur der Festung veranschaulichen.
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I. Die Unterwerf img von Magdeburg. 1666.
Des Herrn von Jena Bedenken auf einige von I. Churf. D.
selbst geschriebene Fragen wegen der Stadt Magdeburg.
D. Cleve 30. April 1666.
[Beantwortung der yom Kf. gestellten Fragen in betreff des Unternehmens gegen
Magdeburg.]
30. April. Ew. Ch. D. gDädigstem Befehl zu gehorsamster Folge ist soviel ich
verstehe mein — Bedenken auf die von Ew. Ch. D. selbst geschriebene
und mir aufgegebene Fragen nachfolgendes:
Und zwar bei der ersten Frage halte ich dafür ^ dass zwar die
Stadt Magdeburg nochmals in der Gute zu der Huldigung und vas
daran hanget durch Schickung zu erinnern, dass aber solches nicht ehe
geschehe, als wann die Armee in der Nähe und wann Ew. Ch. D. albereit
jenseits der Elbe Posto gefasset, auch sonsten alle Zubereitung — in
Bereitschaft seie, dan ich halte ferner dafür, dass der Stadt nicht viel
Zeit zu gönnen, damit sie die Sache durch Schickung und Sollicitiren
nicht weitläufiger und schwerer mache.
Bei der anderen Frage, da glaube ich Ew. Ch. D. Intention sei bei
dieser Sache, zu dem Recht, so derselben an der Stadt Magdeburg ge-
bühret, zu gelangen und dann auch derselben künftig auf alle Fälle ge-
sichert zu sein, ich glaube auch femer, dass es mit Einnehmung der
Guarnison schwer daher gehen werde, dabei aber gleichwohl glaube ich
auch dieses, dass bei gegenwärtigen Conjuncturen Ew. Ch. D. ein mehres
als sonsten bei der Stadt zu erhalten suchen müssten und könnten, und
würden vielleicht Ew. Ch. D. bei diesem Punct einige temperamenta zu-
lassen können, als dass der Stadt dabei auch einige Völker zu der
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Gutachten v. Jena*s. 9
Guarnison za geben verstattet, Ew. Ch. D. aber die BestelluDg des Com-
mendanten allein gelassen werde; wollte Ew. Ch. D. noch etwas mehr
nachgeben, so könnte der Commendant auf gewisse Maasse mit in der
Stadt Pflicht stehen and die ganze Guarnison gleichfalls derselben mit
schweren; vielleicht findeten sich bei Fortgang der Sache mehr Mittel,
auf welche man ietzo nicht eben gedenken, aber Rechnung darauf
machen kann.
Zum dritten so bin ich der — Meinung, dass Ew. Ch. D. an des
H. Administrators F. D. zu schicken, aber auch nicht ehender als
wann die Armee nicht mehr weit von Magdeburg und wann von Ew.
Ch. D. die Anstalt gemachet, dass keine fremde Völker in Magdeburg
kommen können. — Des H. Administratoris F. D. könnte vorgestellet
werden, dass ihre vorhin bekannt, wie .wiederich sich die Stadt Magde-
burg nach geschlossem Frieden bezeuget — und sich fast embsig da-
hin bearbeitet, damit, wann es ihr angehen wollte, sie sich gar aller
Subjection entziehen könnte, dieweil nun Ew. Ch. D. nicht gemeinet
wären, die Sache länger anstehen zu lassen, so wären Sie ietzo in Werk
begriffen, die Huldigung und was davon dependiret in der Güte noch-
mals zu begehren, bei fernerer Opposition aber in Gottes Namen resol-
viret, dasjenige, was ihre aus dem Friedenschluss zukäme — durch ihre
eigene Execution zu erhalten, — demnach aber auch Ew. Ch. D. sich
dabei erinnerten, was I. F. D. an dem Herzogthumb Magdeburg, bis sich
die Fälle, welche in dem Friedenschluss ausgedrücket, begeben, zu ge-
niessen, so versicherten Ew. Ch. D. I. F. D., dass ihre daran durch Ew.
Ch. D. oder die Ihrigen nicht das geringste sollte entzogen werden,
zweifelten nicht, I. F. D. wurde zugleich ihro gefallen lassen, das Werk —
zu befodern, auch gerne geschehen lassen, dass Ew. Ch. D. Armee die
Magdeburgische Fürstliche Aempter berühre. Wollte Ew. Ch. D. nach-
dem sich des H. Administratoris F. D. bezeugen ihro etwas mehres ein-
räumen, so stünde es zu bedenken und müsste dergestalt beschaffen sein,
dass es weiter nicht ginge als es einem usufructuario gebühret.
4), Die Bürgerschaft zu sinceriren, das meine ich — sei wohl
nöthig, ich halte aber dafür, dass solches nicht schriftlich zu thun. —
Eine mündliche Sinceration würde zu wenig sein und keinen Glauben
finden, es stünde aber zu Ew. Ch. D. gnädigsten Resolution, ob etwa
demjenigen, welcher von Ew. Ch. D. an die Stadt geschicket wird, eine
Bestätigung und Versicherung ihrer Privilegien und dass in Religions-
sachen keine Enderung sollte gemachet werden, unter Ew. Ch. D. Hand
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10 I. Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
und Siegel mitgegeben wurde, welche nicht allein vorzuzeigen, sondern
auch, da es nöthig, zu OKtradiren, und müsste — das Werk wohl über-
leget werden, damit auch Ew. Ch. D. damit nicht präjudiciret werde.
Es würde auch — zum fünften nicht undienlich sein, dass Ew. Gh.
D., wann es rechte Zeit, sowohl Ihrer Keys. M. als auch anderen Po-
tentaten von dero Intention Apertur und Remonstration thun Hesse, ab-
sonderlich — sich dahin zu bemühen, damit Sie H. Hertzog Georg
Wilhelms und des H. Bischofs zu Ossnabrugg FF. DD. recht und wohl
versichert, weil ich glauben muss^ das F. Haus Braunschweig möchte
Ew. Ch. D. die Stadt Magdeburg nicht gerne gönnen, und habe ich mir
wohl vor diesem sagen lassen, dass die Stadt Magdeburg von der Krön
Schweden eine absonderliche Versicherung, dass die Krön die Stadt
auf solchen Fall nicht lassen wollte, hätten aber Ew. Ch. D. das Haus
Braunschweig, so würden auch der Schweden consilia desto schwächer
werden. Es würde auch die Noturft der Gesandtschaft zu Regensburg
zu befehlen sein, auch C.-Cöln, C.-Maintz, Newburg und Münster
wo nicht gar zu gewinnen, doch dahin zu divertiren sein, dass sie wie-
der Ew. Ch. D. Vorhaben weder zu Regensburg votiren noch auch sonst
andere secundiren, und zu solchem Ende würde auch die Schickung an
Cuhr-Sachsen zu thun sein. — Es würde auch — der Sache keinen
geringen Vortheil bringen, wann Ew. Ch. D. dieselbe dem Könige in
Franckreich dahin recommendiren könnten, dass sich derselbe solcher
so weit mit annehme, damit nicht allein auf dem Reichstag und in dem
Alliantzraht durch dem Gravelli^) dieselbe secundiret, sondern auch auf
solche Art von dem Könige selbst an die Potentaten auch Reichs-Cuhr-
försten und Fürsten geschrieben werde.
Dieses — ist es, so auf Ew. Ch. D. gnädigsten Befehl ich — mit
wenigen anzeigen soll, und weil ich zugleich daraus sehe, dass Ew. Ch.
D. die Sache wieder die Stadt Magdeburg resolviret und festgestellet,
80 wünsche ich, dass der Allmächtige gute Gott wie bis anhero noch
ferner mit Ew. Ch. D. beständig sei. —
^) Robert de Gravel, französischer Gesandter in Regensburg.
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Gutachten v. Platens. 11
Des Herrn von Platen Gutachten auf unterschiedene puncta
wegen der Stadt Magdeburg. D. Cleve 1. Mai 1666.
[Beantwortung der von dem Kf. inbetreff des Unternehmens gegen Magdeburg ge-
stellten Fragen.]
Demnach Ew. Ch. D. mir unterschiedene puncta bctreiFend die Stadt 1. Mai.
Magdeburg zustellen lassen, darüber Ew. Ch. D. mein — Gutachten
schriftlich zu ertheilen mir gnädigst anbefohlen, so habe ich solchem
gn. Befehl schuldigstermassen nachleben wollen und mit Fleiss überleget,
was vor jura Ew. Ch. D. an die Stadt haben und was Sie von der Stadt
fodem und dieselbe zu leisten schuldig, als dem Fundament, daraus die
mir zugestellte puncta ihre Erledigung erlangen müssen, und rühret
solches aus dem Mönsterischen und Ossnabruggischen Friedenschluss her,
da^) Ew. Ch. D. die Expectanz auf das Erzstift Magdeburg mit dieser
Condition ertheilet, dass inmittelst und bei Lebzeiten des jetzigen H.
Administratoris F. D. das Capitul sampt besagtes Erzstiftes Stauden und
Unterthanen gleich nach beschlossenem Frieden Ew. Ch. D. und dero
ganzen Churf. Hause die Unterthänigkeit, Pflicht und Huldigung ablegen
sollen, dessen sich aber die Stadt Magdeburg bis dato verweigert und
sich vielmehr zu ihrer Keys. M. und dero Reichshofrath gewendet und
unter dem Schein, dass der Stadt ihre alte Freiheit wiedergegeben und
das Privilegium Ottonianum renovirt werden soll, sich ihrer Schuldigkeit
zu entziehen und sich gänzlich von dem Erzstift zu eximiren suchet,
wodurch es dann auch dahin gelanget, dass es uffm offnen Reichstag^)
zur Umfrage gestellet und I. Keys. M. der gesampten Stände Gutachten
begehret, so auch erfolget, und ist die Stadt ihre Schuldigkeit abzulegen
condemniret, in welchen terminis es denn noch beruhet, und stehet nun
nurtt zu deliberiren, wie die Stadt zum Gehorsam zu bringen. Da ich
dann der unvorgreiflichen Meinung sein muss, dass, ehe man ad arma
greifen könne, man zufoderst die gütliche Handelung reassumiren und
ob die Stadt in Güte ad praestanda zu prästiren gebracht werden könne,
versuchen müsste, — es ist doch dabei billig zu bedenken, dass es eine
wichtige Sache ist, daraus leicht Weiterung erfolgen kann, dass es ohne
Blutvergiessen nicht geschehen kann, dass man nicht weiss, wie T.Keys.
M., die Könige in Frankreich und Schweden als mitpaciscircnde
0 Instr. pacis Osnabr. XI. § 6. 7. S. oben S. 3.
^ 1654, 8. Hirsch, Der Grosse Kurfürst und die Altstadt Magdeburg bis 1666
(Forsch, z. brand. u. preuss. Gesch. IV. 2).
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12 I- Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
Theile und die beDachbarten Chur- und Fürsten dabei gesinnet sein,
wobei ich mich erinnere, dass, wie in a. 1654 die Sache im Fürstenrath
vorgetragen ward, die Schweden nicht votiren noch sich darüber in ihren
votis herauslassen wollten*), —
Und diesem zufolge befinde ich nicht, wenn die Stadt sich beque-
met und das juramentum fidelitatis et subjectionis in Güte ableget, dass
Ew. Ch. D. noch zur Zeit ein mehrers, so die andere Frage betrifft, wer-
den federn können, angesehen das Instr. pacis Ew. Ch. D. ein mehreres
nicht zueignet, wenn sich aber die Stadt opiniatriren und es zu den
Waffen sollte kommen lassen^ so wird man auch wohl etwas weiter
gehen und Versicherung, so nicht anders als das praesidium sein kann,
welches sonst etlichermassen der Stadt selbst in dem Instr. pacis attri-
buiret ist, fodern können.
Was die dritte Frage anlanget, wird es allewege notig sein, dass
man vorhero mit dem H. Administratore F.D. daraus communicire,
angesehen Sie annoch rechter Landesherr sein, und kann mit der Stadt
nichts angefangen werden ohne Ihr Zuthun, und dass das Land nicht
etwas dabei leiden sollte, wenn man auch nurtt bloss das Stro zu den
Baraquen und Fourage vor die Pferde consideriret, und wird sichs, wenn
S. F. D. nur vorerst damit einig sein, dass man die Stadt mit Gewalt
angreifen soll, wegen des praesidii wohl finden.
Viertens ob hievon etwas an die Bürger zu bringen, und wie, sol-
ches wird sich, wenn man die Handelung mit dem Rath nurtt erst an-
tritt, wohl finden. Es kann die Sache so heimlich nicht tractiret wer-
den, dass die Bürgerschaft davon nichts sollte in Erfahrung bringen, und
concerniret die Sache vornemblich die Bürgerschaft selber, ohne deren
Vorbewusst und Verwilligung in effectu nichts kann geschlossen werden.
Fünftens wird man aus dieser Sache weder am Keys. Hofe noch
bei andern Königen, ßepubliquen und Potentaten etwas handeln können,
ehe man die Stadt wirklich investiret hat, denn, wo man vorhero davon
viel sagen wollte, so wird man sich die Sache schwerer machen und der
Stadt auf ihre Sicherheit zu gedenken Anlass geben, ja man wird mit
der Gewalt nicht einmal der Stadt drewen müssen, ehe und bevor die
Armee so nahe stehet, dass sie nurtt bloss vor die Stadt rücken darf.
Wenn man aber die Stadt wirklichen berennet hat, alsdann wird es
nicht allein I. Keys. M., sondern auch andern Königen, Chur- und Fürsten
>) S. V. Meiern, Regenspurgische Reichstagshandlungen I. S. lIBOf.
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Instruction für ▼. Sparr. 13
ZU Dotificiren und die Ursach, so Ew. Ch. D. zu dieser Resolution be-
wogen, zu wissen zu thun sein.
Und eben uff diese Maasse wird auch mit S. Ch. D. zu Sachsen
zu bandeln sein, dass man derselben von der endlichen Resolution nichts
wissen lasse, ehe und bevor man wirklich vor der Stadt stehet. Aber
ehe und bevor man hiezu schreitet, wird man die impedimenta, so da-
zwischen kommen können, und welche den.progres hindern können, wohl
überlegen und, wie dem zu begegnen und das Werk auszuführen, in reife
Consideration ziehen müssen. —
Instruction, woniach S. Ch. D. zu Brandenburg Geh. Kriegs-
rath und General -Feldmarschalck Otto Chr. Freiherr v. Sparr
sich zu achten. D. Cleff 9. Mai 1666.
(Conc. 0. v. Schwerin.)
[Gegen Magdeburg vorzunehmende Massregeln, Beschaffung der Kriegsbedürfnisse, Ab-
wehr etwaiger Entsatzversuche, wie die in der Stadt befindliche Besatzung zu beban-
deln sei.]
Nachdem S. Ch. D. — die Stadt Magdeburg zu verschiedenen 9. Mai.
Malen erinnern und ermahnen lassen, die schuldige Huldigung abzulegen,
die Stadt sich aber darunter bishero immerhin unter allerhand gesuchten
Prätexten ihrer Schuldigkeit entzogen, und dann S. Ch. D. nicht gemeinet
sein, dieses Werk länger in suspenso zu lassen, sondern die Stadt ent-
weder in der Güte, oder in Entstehung derselben mit dero Waffen zur
raison zu bringen, als haben Sie dero Geh. Käthen, dem v. Platen und
dem V. Jena, gnädigst anbefohlen, sich mit dem fiirderlichsten zu des
H. Adroinistratoris F.D. zu begeben und deroselben Sentiment über
dieses Fürhaben zu vernehmen, auch durch Fürstellung allerhand be-
wegenden Motiven dieselbe dahin zu persuadiren, dass sie nicht aliein
das Werk approbiren, sondern auch dero Wohlvermogenheit nach secun-
diren und zur Execution befordern helfen mögen. Von Hall haben wir
unsern Geh. Räthen in Befehl gegeben, nacher Magdeburg zu gehen
und daselbst sowohl die Äblegung der Huldigung als dass die Stadt
unsere Garnison einnehme zu urgiren und desfalls sowohl dem Magistrat
als der Bürgerschaft alle dienliche persuasiones und fundamenta fürzu-
stellen. Sollten sie nun zu beiden in der Güte nicht zu bewegen sein,
solchenfalls hat unser Geh. Eriegsrath und G.-Feldmarschalck die Stadt
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14 I* Die Unterwerfung Ton Magdeburg. 1666.
mit denen in beigehender Specification ^) benannten Völkern, welche S.
Ch. D. inmittelst nach dem Halberstattschen und nach der Alten Mark
marchiren lassen wollen, es yerwillige des H. Administrators F. D. in
dieses Dessein oder nicht, anzugreifen und seiner habenden Eriegsexpe-
rienz nach dieselbe mit Gewalt zur raison zu bringen. — Auf was
Weise er nun dieses für die Hand zu nehmen und welcher Gestalt er
die Execution zu verrichten, . solches erachten S. Ch. D. unnöthig ihm
weitläuftig furzuschreiben , sondern Sie lassen es seiner bekannten Dex-
terität und Kriegsexperienz anheimbgestellet sein und wollen dero Geh.
Räthen zu Colin an der Spree wie auch dero Pommerschen und Halber-
stättischen Regierung gnädigst anbefehlen, alles, was dero G.-Feldmar-
schalck von denselben erfordern und begehren wird, ihm — abfolgen zu
lassen.
Die Artillerey, welche hie gewesen, nimmt nicht allein der G.-Feld-
marschalck wiederümb mit zurück, sondern er hat auch daneben alles
aus denen Chur-Brandenburgischen Vestungen, es sei an Stücken, Mu-
nition und wie es sonsten Namen haben mag, nach seinem Gutfinden —
zu erfordern und sich dessen zu bedienen.
Sollte die Stadt nun bei Fortstellung der Attaque dahin, wie' wir
verhoifen, gebracht werden, dass sie sich accommodlren müsste, solchen-
falls hat der G.-Feldmarschalck den Accord neben unseren Geh. Räthen,
welche bei demselben die ihnen mitgegebene Instruction zu beobachten,
zu machen und denselben hauptsächlich dahin einzurichten, dass die
Stadt uns die schuldige Huldigung praestire und daneben unsere Garnison
einnehme, wie und welchergestalt aber dieser Accord in andern Stücken
einzurichten, desfalls haben S. Ch. D. theils dero Geh. Räthen bereits
gemessenen Befehl gegeben, theils wird man sich hierinnen nach der
Zeit Lauften und nachdem sich die Stadt bald oder spät accommodiret,
richten müssen, zum Theil kann es auch auf S. Ch. D. — Ratification
und Erklärung ausgesetzet werden.
Was den Unterhalt der Armee betrifft, da ist S. Ch. D. G.-Com-
missario ') bewusst, welchergestalt Sie solchen angewiesen, der dann auch
fleissige Erinnerung thun und Sorge tragen wird, dass die assignirte
') Eine solche liegt nicht bei, vgl. über die zu dieser Unternehmung gegen
Magdeburg verwendeten Truppen (c. 10250 Mann) Hirsch, Die Armee des Grossen
Kurfürsten und ihre Unterhaltung während der Jahre 1660—1666 (Hist. Zeitschrift
N. F. XYII) S. 266. Der Kurfürst selbst hat dem kaiserlichen Gesandten die Zahl
auf 14,000 angegeben (Urk. u. Act. XIV, 1. S. 275).
*) Claus Ernst v. Platen.
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Instruction für y. Span*. 15
Gelder, soviel immer müglich, erfolgen mügen. Sollte daran einiger
Mangel erscheinen, so wollen S. Ch. D. sonsten andere Mittel schaffen,
wie Sie dann auch in eventum ein ansehnliches Magazin in dero Fürstenth.
Halberstat und in der Nähe zusammenbringen lassen. Dahingegen wird
auch der 6.-Feldmarschalck geflissen sein, gute und scharfe Ordre zu
halten, alle Plünderung und Excessen, wie auch unnöthiges Ausreiten
zu verbieten —- wie er dann nicht weiniger auf dem Marsch gute Disci-
plin zu observiren. —
Dafern die Stadt einigen auswärtigen Succurs bekommen und ihnen
entweder einige Volker zu Verstärkung ihrer Garnison, oder gar zu ihrem
Entsatz zugesandt werden wollten, solches hat der G.-Feldmarschalck aufs
beste er kann, von wem auch solche Völker kommen sollten, anfanglich
durch gütliche Fürstellungen, und wenn solche nicht verfangen wollen,
mit Gewalt zu verhindern.
VTas an Holz, Stroh, Fourrage und dergleichep vonnöthen, solches
muss aus denen dem Lager am nächsten und bequemsten Orten genom-
men werden, und weil solches das Erzstift Magdeburg und das Fürsten-
thumb Anhalt sehr treffen wird, so muss darunter solche Anstalt ge-
macht werden, dass alles mit guter Ordre geschehen und dasjenige, was
weggenommen wird, entweder gezahlt oder doch liquidiret und die ün-
terthanen der Zahlung halber versichert werden mögen.
Weil auch über die Elbe eine Schiffbrücke vonnöthen sein wird, so
wird der Feldmarschalck dazu alle und jede auf der Elbe, Havel und
Spree befindliche Schiffe (allein die Schwedische Schiffe ausgenommen)
gebrauchen, wegen Anschaffung der dazu benöthigten Bretter, Balken,
Anker und Taue aber bei unserer Amtskammer zu Berlin wie auch bei
andern unsem Bedienten, wo dergleichen vorhanden, Erinnerung thun,
welche auf sein Gesinnen die Nothdurft von allem herzugeben befehliget
sein. — Zu Verfertigung der Brücken kann der Feldmarschalck S. Ch.
D. Hofbaumeister Michel Matthias Schmidt verschreiben. —
Der Feldmarschall soll mit den Geh. Käthen alles jedesmal communicieren,
damit sie mit einhelliger Cooperation des Kf. Interesse befördern; er soll femer
zwischen hier und Halberstadt reitende Posten einrichten.
Wenn die Stadt sich accommodiret, kann ihre Garnison und ge-
worbene Soldaten abgedancket und was davon zu dienen Lust hat und
zu Kriegsdiensten capabel ist, unter S. Ch. D. Armee gestecket werden,
wie dann auch dem in der Stadt liegenden Obristwachtmeister^) wohl
0 Befehlshaber der magdeburgiscben Stadt-Soldatesca war seit 1658 der Haupt-
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16 I. Die Unterwerfung: von Magdeburg. 1666.
Versicherung gegeben werden kann, dass, wenn er Belieben dazu hat,
er von S. Ch. D. wieder accommodiret werden soll.
Instruction, wonach sich unsere — Geh. Räthe — Claus Ernst
von Platen und Friderich von Jena bei der ihnen nacher
Halle zu des H. Administratoris Ld. und nacher Magdeburg
aufgetragenen Schickung zu achten. D. Cleve 9. Mai 1666^).
(Conc. 0. V. Schwerin).
9. Mai. Kf. will der Widersetzlichkeit der Stadt Magdeburg nicht länger zu-
sehen, sondern, da er mit einer ziemlichen Kriegsmacht versehen ist, sie mit
gehörigem Nachdruck zum Gehorsam und Leistung ihrer Pflicht bringen; da er
aber hierin ohne vorherige Communication mit dem Administrator nichts vor-
nehmen will, so sollen sie demselben dieses vorstellen und ihn ersuchen, sich dieses
Werkes mit anzunehmen, und in Erwägung, dass er es früher selbst so begehrt*)
und dass alles zu seinem eigenen Nutzen und Interesse gereiche, die Stadt
zur raison bringen zu helfen, namentlich mit allerhand Zuschub an Proviant,
Fourage und dergl. aus dem Erzstift der Armee im Fall der Noth zu
assistieren. Kf. wolle weder die Stadt in ihren Rechten und Befugnissen tur-
bieren, noch viel weniger dürfe der Administrator befürchten, dass Kf. Eingriffe
in seine Rechte zu thun gemeint sei. Damit Kf. aber seines Rechtes hiemächst
desto mehr versichert sei, beabsichtige er nicht allein die Stadt zu Ablegung
des juramenti fidelitatis et subjectionis anzuhalten, sondern auch dieselbe mit
seinen Völkern zu besetzen und seine Garnison darein zu bringen. Wenn die
Geh. Räthe den Administrator dazu disponiert vermerken, so sollen sie ihm allein
davon Apertur thun und ihn versichern, dass dadurch auch an seinem Recht
nichts derogiert, sondern vielmehr ihm in künftigen Fällen die Hand geboten,
der Gouverneur auch zugleich in seine Pflicht genommen werden sollte, im Fall
er sich damit noch nicht vergnügte, können sie weiter gehen und ihm ver-
sprechen, dass die ganze Garnison ihm mitschwören solle, doch dass alsdann
auch das Erzstift zu Verpflegung derselben mit contribuiere. Willigt der Ad-
ministrator ein, dann haben die Geh. Räthe sofort die ihnen mitgegebenen
Schreiben an den Kaiser, an K.-Mainz und nach Stockholm an v. Krockow
abgehen zii lassen, auch die Schickungen an K.-Sachsen, die Herzoge zu
Braunschweig und den Feldherrn Wrangel mit den ihnen zugestellten
Creditiven durch die darin benannten Subjecta (nach Dresden v. Berleps,
an den R.feldherm v. Podewils, an die Braunschweigischen Herzoge nach
mann Gerbard Capauni. S. Hoffmann, Gesch. der Stadt Magdeburg (2. Aufl.)
II. S. 255.
») Vgl. Pufendorf IX. § 83 S. 628.
») S. ürk. u. Act. XL S. 415. Hirsch, Der Grosse Kurfürst u. die Altstadt
Magdeburg (Forsch. IV. 2).
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Instruction far y. Platen und t. Jena. 17
Wolffenbüttel, Zelle und Hannover v. Ledebaur) zu thun und sich darauf
selbst nach Magdeburg zu erheben, den Magistrat nach Einschickung des
Schreibens des Ef. zu sich zu erfordern, von demselben Abstattung der Hul-
digung nach der beiliegenden Formul zu begehren und ihn dazu zu ermahnen.
Wenn nun solche geschieht, so haben die Geh. R&the dieselbe in kraft der hie-
beigehenden Vollmacht und gegen Ansantwortung der ihnen mitgegebenen Re-
versalen aufzunehmen, dabei aber zugleich dem Magistrat anzudeuten, dass Kf.
wegen der jetzigen geföhrlichen Laufte nach dem mit dem Administrator ge-
machten Vergleich nothwendig Garnison in die Stadt legen müsste und hoffte,
sie wurden dieselbe williglich einnehmen, zumal ihnen dadurch keine Beschwer
zuwachsen sollte. Kf. will auch endlich, wenn es sonst in der Güte nicht an-
ders zu erhalten, gestatten, dass der Gouverneur vermittelst eines Handschlags
dem Magistrat verspreche, für der Stadt und der Bürgerschaft Bestes, Beför-
derung der Gommercien, Aufnehmen und Wohlfahrt mit zu sorgen und dieselbe
wider alle unbillige Gewalt aufs beste zu defendieren, sonst aber in das Stadt-
wesen sich nicht zu mischen, sondern dessen Administration dem Magistrat und
den dazu bestellten Personen unbeeinträchtigt zu lassen. Sollte aber die Stadt
sich der Huldigung nach der ihnen mitgegebenen Formul, worin Kf. in sub-
stantiis keine Aenderung gestatten kann, entbrechen, oder die Garnison nicht
einnehmen wollen, so haben sie sofort den G.-Feldmarschall davon zu avertieren,
welcher alsdann nach seiner in Händen habenden Ordre zu verfahren haben
wird. Vor ihrer Abreise aber haben sie der Bürgerschaft nochmals vorzustellen,
wie gut Kf. es mit ihnen gemeint, sie zu ermahnen, sich nicht wegen des
Magistrats Opiniatrität in Gefahr zu setzen, und ihnen anzukündigen, dass es
Kf. nicht an Mitteln ermangele und dass, wenn er mit Gewalt nach so vielen
angewandten Kosten und Arbejit die Stadt würde zur raison gebracht haben,
sie bei weitem nicht einen so guten Accord erlangen und Kf. wegen der ange-
wandten Spesen sich an ihnen erholen würde.
Die Instructionen derjenigen, welche an K.-Sachsen, an die braun-
schweigischen Herzoge und an Wrangel geschickt werden, sollen die Geh.
Räthe selbst nach dieser Instruction und nach Beschaffenheit der Sache, nament-
lich nach des Administrators Erklärung abfassen, sie sollen die Abschrift der-
jenigen für Podewils an Grockow mittheilen und überhaupt demselben und
ebenso den Gesandten in Regensburg von allem Nachricht geben. Dem G.-
Feldmarschall haben sie in allem, was zu Ausführung dieser Sache von nöthen,
an die Hand zu gehen. ^
Sollte der Administrator das Werk nicht approbieren, so sollen sie ihm
nochmals auf das beweglichste zusprechen und, wenn sie es nöthig finden, ihm
eine und andere Offerte thun, um ihn dadurch in die Sache mit zu engagieren,
nämlich:
1) Dass Kf. seiner Gemahlin nach seinem Tode ein Amt von etwa 2000
Rthlr. oder soviel gewisse Renten ad dies vitae verschreiben,
2) seinem Sohne die Belehnung über Rosenberg ^) conferieren,
') Nach dem Tode des letzten Grafen von Barby war ein Theil der Güter des-
Mater. s. Gesch. d. O. Korforstou. XII. 2
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18 I. Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
3) einem seiner Söhne ein Canonicat oder
4) gar die Domprobstei geben wollte.
Sie sollen ihm diese Offerten einzeln, auch endlich, wenn er auf andere
Weise nicht zur Approbation zu bewegen, alle zusammen anpräsentieren. Sollte
er sich dessen ungeachtet nicht resolvieren wollen, so haben sie ihm endlich zu
erklären, dass Kf. die Sache nicht länger ansehen, sondern damit ein Ende
machen müsste, dabei aber nochmals zu contestieren, dass Kf. ihm in seiner Re-
gierung und Rechten in keinem zu nahe treten wollte, wie sie auch, wenn er
es hegehren würde, bei Ablegung der Huldigung es dahin zu befordern hätten,
dass, weil die Stadt ihm noch nicht gehuldigt, sie solches auch alsdann ver-
richten möge.
Wenn die Stadt sich mit Kf. accommodieren, aber mit dem Administrator
sich nicht einlassen will, so spllen sie hemüht sein, die Sache und des Kf. In-
teresse zur Richtigkeit zu hefördern, sie sollen aber den Administrator versichern,
dass dadurch seinen Rechten nicht präjudiciert sein solle und Kf. ihm hiernächst
zur Erlangung seiner Befugnis treulich beistehen wolle. Sollte aber die Stadt
sich mit dem Administrator allein, unter Exclusion des Kf. abfinden wollen, so
sollen sie dieses keineswegs gestatten, sondern alsdann nach ihrer Ordre gegen
die Stadt verfahren.
Sollte die Stadt sich zur Einnehmung der Garnison in der Güte hewegeu
lassen, so können sie mit ihr desfalls einen Recess aufrichten und versprechen,
dass Kf., wenn es nicht höher zu bringen, zufrieden sein wollte, wenn sie seinem
Commendanten eine freie Wohnung und etwa auf ein paar hundert Mann den
hehörigen Unterhalt oder was sie jetzt auf die Garnison wenden müssen, her-
zugehen sich erklärten, im übrigen aber solle ihnen die Soldatesque nicht be-
schwerlich sein, für ihr Geld zehren, ohne das Quartier nichts prätendieren und
dabei gute und scharfe Ordre gehalten werden, auch wolle Kf. Baracquen hauen
lassen, damit die Bürgerschaft von der Einquartierung desto weniger Beschwerde
empfinden möge. Kf. ist bereit der Stadt und insonderheit der Kaufleute und
Bürgerschaft Bestes und Nahrung zu befördern, auch ihnen die Stapelgerechtig-
keit, doch dass sie es nicht zu seinem Nachtheil und Präjudiz gebrauchen, zu
confirmieren.
Bei Werkstellung der Huldigung sollen sie sowohl in modo et methodo als
anderen dabei vorfallenden Sachen sich nach der früher üblich gewesenen Ob-
servanz richten und sich danach in Hall erkundigen.
Von dem, was etwa verglichen, wie von allem, was vorgehen wird, haben
sie dem Gen.-Feldmarschall zu communicieren, welcher auch die verglichenen
puncta mit ihnen zugleich unterschreiben kann.
selben als Lehen an das Erzstift Magdeburg gefallen; der Administrator hatte die
dazu gehörige Herrschaft Rosenberg seinem ältesten Sohne Johann Adolf über-
tragen und (d. Halle 21./31. November 1659) den Kf. um Bestätigung dieser Schenkung
ersucht, Kf. aber hatte damals (s. 1. et d.) dieselbe verweigert, da die Domänen des
Erzstifts schon so sehr vermindert wären.
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Instruction für v. Platen und v. Jena. 19
Das beigefügte Schreiben des Kf. an das Domkapitel und die Landstande ^
sollen sie diesen überliefern und zugleich ihnen desselben gute Intention und
was ihn zu dieser Resolution wider die Stadt bewogen, ausführlich vorstellen.
Im übrigen sollen sie an beiden Orten ihre Handlung bestermassen be-
schleunigen und sich nirgends über 3 oder 4 Tage aufhalten, sondern, wofern
sie innerhalb solcher Zeit nicht einig würden, ihren Abschied nehmen und die
Execution des Desseins befördern.
Der Kurflirst an Kaiser Leopold. Dat. Cleff 2./12. Mai 1666').
[Anzeige der gegen Magdeburg beschlossenen Maassregeln.]
Die Stadt Magdeburg hat sich bisher geweigert, ihm die durch das Instru- 12. Mai.
mentum pacis vorgeschriebene Huldigung zu leisten.
— Weil ich nun solcher ihrer Widersetzlichkeit, welche von Tag
za Tag zugenommen, und endlich so weit kommen könnte, dass sie sich
ganz and gar aller schuldigen Subjection entziehen möchten, länger
nachzusehen desto weniger diensamb gefunden, weil ich auch von aller-
hand nachdenklich und sowohl dem Reich als mir höchst präjudicirlichen
Correspondenzen, welche die Stadt pflegen soll, Nachricht erlanget und
dannenhero, dafern die Stadt sich nicht in der Güte accommodiren und
praestanda praestiren würde, mit meiner auf den Beinen habenden Kriegs-
macht dasjenige, was mir und des H. Administratoris Ld. von Rechts
wegen competiret, sowohl zu unserer gemeinen, als zu Ew. E. M. und
des h. Reichs selbsteigener Sicherheit zu erlangen und zu suchen ge-
meinet bin, so werden Ew. K. M. verhoffentlich solches nicht allein gnä-
digst approbiren, sondern auch geneigt sein, die Stadt, welche ich sonst in
allen ihren juribus und privilegiis im geringsten nicht beeinträchtigen
noch wider das Instr. pacis graviren lassen werde, zu ihrer Schuldigkeit
ernstlich und nachdrücklich anzuweisen, im Fall derselben fernerer Oppo-
sition auch mir gegen dieselbe zu besserer Erlangung meiner Gerecht-
same und Befugniss kaiserlich und gnädigst zu assistiren, auch wofern die
^) d. Cleff 2./12. Mai 1666, Ef. theilt ihnen darin mit, dass er beabsichtige, die
Stadt Magdeburg, im Notbfall mit Gewalt, zum Gehorsam zu bringen, und fordert sie
auf, ihm bei Ausföhruug dieses Desseins bebülflich zu sein.
^ Kf. beauftragt (d. Cleve 12. Mai 1666) seineu Residenten in Wien A. Neu-
mann, dieses beifolgende Schreiben an den Kaiser zu befördern und bei den dortigen
ministris die Sache zu recommendieren, er beabsichtige auf N.'s neuliche Erinnerung
den Reichshofrath „mit einiger Discretion zu regaliren'^ und werde nächstens dazu
2000 Ducaten hinschicken, N. soll dieses an dienlichen Orten mittheilen und dabei
diese und andere Angelegenheiten recommendieren.
2*
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20 I- I^Jö Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
Stadt bei Ew. K. M. oder dero Reichshofrath ihrer Gewohnheit nach ein
und anders wider mich klagen und suchen möchte, sie damit ab und
zum schuldigen Gehorsam und Submission an mich verweisen. —
Zwischen des H. Administratoris F. D, und den KnrfQrstl.
Abgesandten HH. Geheimen Käthen dem von Platen und dem
von Jena zu Halle aufgerichtete Vergleichspuncta in puncto
der Huldigung wie auch eventualer Belagerung und Besatzung
der Alten Stadt Magdeburg. D. Hall 18./ [28.] Mai 1666 0-
28 Mai. S. Ch. D. ZU Brandenburg haben des Postulirten Herrn Administra-
toris des Primat- und Erzstifts Magdeburg Fürstl. Durchl. durch dero
endesbenannte Herrn Abgesandten in freundvetterlichen Vertrauen eröflfnen
lassen, dass Sie die alte Stadt Magdeburg bei fernerer Verweigerung
ihrer Schuldigkeit anderer gestalt nicht als durch die Waffen zur Hul-
digung und was davon dependiret bringen könnte, dannenhero Sie durch
dero aus dem Westphalischen Creyse anmarchirende Armee auf solchen
Fall gedachte Stadt zur Schuldigkeit anzuweisen gemeinet.
2. Vorhero aber wollten S. Ch. D. Rath und Bürgerschaft nochmals
zu gütlicher Accommodirung ermahnen, desgleichen des Herrn Admi-
nistratoris Fürstl. Durchl. auch thun wollen, und sollten beider Chur- und
Fürstl. Durchl.*®" Herren Deputirte den 22. Mai zu Wanzleben solche
Handlung antreten, dabei sie doch nicht über 4 bis 5 Tage sich mit der
Güte aufhalten wollten.
3. Die Güte soll auf Leistung des Homagii, auf Einnehmung einer
Guarnison und dass der Rath der alten Stadt Magdeburg mit demjenigen«,
was in Ecciesiasticis und Politicis richtig hergebracht und dem Instru-
mente pacis gemäss ist, zufrieden sein soll, bestehen.
4. Das Homagium soll des Herrn Administratoris F. D., Sie nehmen
solches nun selbst oder durch Ihre Abgeordnete ein, und hernach S'. Ch.
D. zu Brandenburg, so solches durch dero Abgesandten verrichten lassen
wollen, geleistet und zwar beiderlei actus in einem Tage und alsofort
auf einander verrichtet und die hergebrachte Reversalen zuruckgestellet
werden.
^) Inhaltsangabe bei Pufendorf XL § 83, S. 628. Theatrum Europ. X.
S. 162. Rathmann, Gesch. der Stadt Magdeburg: IV. 2 S. 260. Hoffmann, Gesch.
der Stadt Magdeburg III. S. 284f., 2. Aufl. II. S. 280f. (irrthömlich als vom 9./ 19. Mai).
V. Morner S. 280.
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Vertrag mit dem Administrator. 21
5. Die Gaarnison soll nach BefinduDg der Sachen bestehen und
sowohl dieselbige, als auch der Commendant in S'. Ch. D. und Fürstl. D.
Diensten, Bestallung und Pflichten sein und darinne stehen bleiben, auch
der von S'. Ch. D. zu Brandenburg förschlagende Commendant eine dem
Herrn Administrator! nicht unanständige Person sein.
6. Was selbigen Commendanten hiernegst anbefohlen und aufge-
tragen wird, das beschieht mit beider hohen Chur- und Fürstlichen Per-
sonen Verordnung und durch jedesmalige vertrauliche Communication.
7. Wie wegen Unterhaltung der Soldatesque in der Guarnison es
zu halten und wovon selbige zu nehmen, auch wie hoch die Verpflegung
zu setzen, desfalls wollen beide hohe Chur- und Fürstliche Personen sich,
nachdem die Tractaten laufen, vereinigen.
8. Wegen Munition und Magazin wollen sich beide hohe Chur-
und Fürstliche Personen ebenfalls hiernegst vereinigen.
9. Und weiln inzwischen die Churf. Armee heranrücket, so wird
sowohl für Reuterei als Fussvolck ein und das andere Lager vor der
alten Stadt Magdeburg abgestochen werden müssen.
10. Zu welchem Ende und andern Behuf 200 Bauren von des
Herrn Administratoris F. D. aus dem Erzstift gegeben und von S^ Ch.
D. zu Brandenburg aus dem Halberstädtischen ebenfalls eine gute Zahl
Bauersleute gesendet werden, die doch zu solcher Arbeit und an solchen
Orten, da sie ihres Lebens halber keine Gefahr haben, gebrauchet wer-
den sollen.
11. Von denen Churbrandenburgischen Völckern soll überall gute
Ordre und Disciplin gehalten und keine Insolentien gebrauchet, oder da
sich deren begeben, sofort exemplarisch abgestrafet, auch denen Unter-
thanen weder auf der Strassen, auch Städten und Dörfern nichts gewalt-
thätiges oder sonsten abgenommen werden.
12. Da die alte Stadt Magdeburg die Güte verwerfen und die oben-
gedachte Conditiones nicht annehmen würde, wollen S^. Ch. D. sie mit
den Waffen darzu anhalten.
13. Es soll aber, es geschehe durch Güte oder Waffen, der Vertrag
auch überall, wie der 3., 4., 5., 6. und 7. Punct besaget, verbleiben.
14. S^ Ch. D. haben zu 200 Wispel Getreidich, Mehl zum Proviant
und Magazin zu mahlen, Anstalt gemacht, des H. Administratoris F. D.
wollen 100 Wispel ebenfalls unverlanget mahlen und gen Wanzleben an-
schaffen lassen, als woselbst das Magazin sein soll. Sollten diese 300
Wispel bei erlängernden Belagerung nicht zureichend sein, wollen beide
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22 I- I>JO ünterwerfong von Magdeburg^. 1666.
hohe Chur- und Fürstliche Personen nach obiger Proportion was nöthig
nachschiessen.
15. Den Sold vor die Armee geben I. Ch. D. ohne Zathun Ihrer
Fürstl. D.
16. Die Tractaten auf erfolgende Belagerung der alten Stadt Magde-
burg werden von beider hohen Chur- und Fürstl. Personen Deputirten
ebenfalls conjunctim bis zum Beschluss continuiret und seind zu diesem
Behuf des H. Administratoris Deputirte in der Nähe.
17. Des Herrn Administratoris F. D. verwilligen, dass dero Fähren
von Acken, Barby und Tucheim zu dieser Belagerung gebrauchet werden,
wollen wegen der Fähre zu Schönbeck auch bei dero Domcapitul es
erinnern.
18. Was ausser denen Militaribus bei der Guarnison und Ver-
wahrung der alten Stadt Magdeburg, es sein Territorialia, Politica, Eccle-
siastica oder anderlei, so zu der landesförstlichen Hoheit gehören, für-
kommt, darbei lassen S*. Ch. D. auf die Uebergabe der Stadt des Herrn
Administratoris F. D. alleine walten und nehmen sich desselben Re-
gierung derer nicht an. Da auch dieselbe zu gefährlichen Zeiten dero
Residenz dahin von Hall transferiren müssten, bleiben Sie dessen genug-
sam befugt.
19. An die Keys. May., die bei itzigem Reichstage versamblete
Stände und Gesandten und an einige andere Könige, Chur- und Fürsten
wollen beide hohe Chur- und Fürstl. D. dieser ihrer Entschliessung halber
nothdürftige Apertur abgehen lassen.
20. Auf erfolgten Vergleich oder Accord mit der Alten Stadt Mag-
deburg und die geleistete Huldigung, so längstes acht Tage nach dem
Vergleich oder Accord erfolgen kann und soll, wollen S*. Ch. D. dero
sembtliche Völker zu Ross und Fuss sambt der Artillerie aus dem Erz-
stift Magdeburg mit guter Ordre und ohne einige weitere Beschwer oder
Bequartierung anders hin abführen.
Dass dieses alles also abgehandelt und ihm fest nachgelebet werden
soll, haben des Herrn Administratoris F. D. selbsthändig und die Churf.
Brandenburg. Herren Abgesandten, die desfalls gnugsame Vollmacht zu
haben bezeuget, es vollzogen. So geschehen zu Hall den 18. Maii
Anno 1666.
Augustus. Claus Ernst von Platen.
Friedrich von Jena.
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Verband luD gen mit dem Administrator. 23
V. Platen und v. Jena an den Kurfürsten.
D. Halle 19./[29.] Mai 1666.
[VerbandliiDgen mit dem Administrator, Abscfaluss des Vertrages. Erscheinen eines
k.-sächsischen Abgesandten.]
Sie sind Mittwoch [den 16./26.] hier angelangt') und haben Donnerstag 29. Mai
noch vor der Tafel Audienz gehabt. Dort haben sie den Vortrag in genere ge-
halten und es dem Administrator anheimgestellt, ob er selbst mit ihnen ferner
aus der Sache reden oder jemand seiner Räthe dazu deputieren wolle, derselbe
hat darauf v. Alven sieben und v. Katte zu ihnen geschickt. Da sie diese
gleich bei der ersten Gonferenz zu der Sache „halb dispost** gefunden und durch
die gehabte Conferenz „mehr disposter** von ihnen gelassen, so haben sie mit
den Offerten ganz an sich gehalten. Bei den anderen Conferenzen hat es zu-
mal wegen der Garnison, wegen Zuschiessung einiges Proviants und Unterhalts
der Garnison, Schwierigkeit gegeben. Sie hätten sich auch wohl bemühen
wollen, ein mehreres zu erreichen, nachdem sie aber Nachricht erhalten, dass
gestern spät per posta der Marschall von Dresden^) angekommen und eben
') T. Sparr meldet dem Kf. am 17. Mai von Lönen an der Lippe aus, er sei
mit V. Platen und v. Jena heute dort eingetroffen; letztere melden (d. Halberstadt
15./['25.] Mai), sie seien dort gestern angelangt, wollten morgen nach Halle Weiterreisen.
Unterwegs hätten die Leute an allen Orten von dem Vorhaben geredet und hier be-
richte man auch, die Magdeburger hätten davon Nachricht und hätten beschlossen, sich
auf allen Fall zur Gegenwehr zu setzen ; sie hätten 200 Deicl^gräber und andere Leute
angenommen, um die Gräben in Stand zu setzen. Auch Ef. schreibt an v. Jena
(d. Cleve 26. Mai 1666): „Sonsten will von ein und andern Orten verlauten, ob sollte
unser £ucb bekanntes Dessein kundbar geworden sein, dafem Ihr nun solches ver-
merken wurdet, so hättet Ihr die Vorsehung zu thun, dass die Cavailerie so viel
immer möglich den Marsch beschleunigte und den Ort berennete, damit nichts ein
oder auskommen könnte." Dagegen berichtet v. Sparr am 25. Mai von Lippstadt
aus, so viel er vermerken könnte, hätten die Magdeburger von des Kf. Dessein keine
Nachriebt gehabt, auch bisher nicht die geringste Verfassung gemacht, erst gestern
hätten sie ihren bisherigen Commandanten wegen einiger Suspicion ab- und an dessen
Stelle einen anderen gesetzt, neben ihm auch noch einen commandierenden Officier
verordnet und sie stellten sich nunmehr an, als wollten sie eine Gegenwehr vornehmen.
') Der K.-sächsische Hofmarschall v. Kanne; über seine Sendung ist aus den
Acten, auch des Dresdener Archivs, nichts Näheres zu ersehen; der Administrator
August bemerkt in einem Schreiben an Kurfürst Jobann Georg vom 28. Mai/[7. Juni]
(Magd. St.- Archiv), in welchem er ihm von dem glücklichen Verlauf der Tractaten mit
Magdeburg Anzeige macht: „wie wir uns annoch wohl erinnern, was E.Ld. — durch dero
Hofmarschalck — von Cannen kurz verrückter Zeit bei uns wegen des Gerüchtes
von einer unser alten Stadt Magdeburg besorgten Belagerung anbringen lassen".
Kurfürst Johann Georg selbst tbeilt dem Herzoge von Sachsen- Altenburg mit
(Dresd. A.), er habe Kanne zu dem Administrator geschickt, um demselben von dem
Vorhaben des Kf. gegen Magdeburg Nachricht zu geben und, „wohin man Stifts wegen
daselbst diesfalls zielen möchte, zu sondiren".
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24 I- I^io Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
dieser Sache halber an den Administrator abgeschickt sei, haben sie es för das
beste gehalten, die Zeit zn mesnagieren und zu verbaten, dass der Administrator
nicht wieder irre gemacht würde, daher auf die Sache gedrungen und es dahin
gebracht, dass beikommende puncta^) aufgesetzt und sowohl von dem Admi-
nistrator als von ihnen unterschrieben worden sind. Wegen des Unterhalts der
Garnison hat der Administrator sich erboten, dass die Stadt, Kf. und er selbst je
eine tertiam geben sollten ; sie haben aber solches nicht nachgeben wollen, da-
her steht es auf ferneren Vergleich, der aber, ehe die Garnison hineinzieht, ge-
macht werden soll, der Administrator wird deshalb einige von den Landständen
verschreiben. An den Rath und Innungsmeister der Stadt Magdeburg haben
sie geschrieben') und dieselben auf den 23. nach Wansleben beschieden, auch
in dem Schreiben etwas von der Materie gedacht, damit sie sich nicht mit der
Unwissenheit zu entschuldigen und Zeit zu gewinnen Gelegenheit haben. Sie
selbst wollen sich nunmehr an die Instructionen machen und die Schickungen
an das Haus Braunschweig, an K.-Sachsen und an Wrangel befördern.
Der Administrator hat nach Unterschrift der Punkte wegen Rosenberg*) An-
suchung thun lassen, sie haben ihn aber damit an Kf. selbst verwiesen*). Sie
erfahren von ihm, dass der K.-sächsische *) dieser Sache halber abgeschickt,
dass sie deswegen in Dresden alarmiert seien und Nachricht begehrten, weil
leicht daraus ein Feuer entstehen und der Kreis in Ungelegenheit gerathen
konnte, er h&tte ihm aber von dem rechten Dessein nichts gesagt, sondern dass
man wegen der Huldigung und was davon dependiret, mit der Stadt handeln
würde und dass Kf. jemand an K.-Sachsen zu senden beabsichtige, der gewiss
speciellere Nachricht bringen würde.
*) Der vorstehend abgedrackte Vergleich vom 18./28. Mai.
>) D. Halle 18./28. Mai 1666: «Ans beikommenden Ihrer Cb. D. — Schreiben
haben die Herren zu ersehen, was gestalt jetzthoch gedachte I. Ch. D. uns gn&digst
anbefohlen, eines und das andere mit Ihnen und gemeiner Bürgerschaft abzuthun.
Wann dann unsere habende Commission die schuldige Erbhuldigung und was etwa
mehr zu bochstgemelter Ihrer Ch. D. Sicherheit erfordert wird, betriflPt, und diese Sache
nunmehro länger keinen Verzag leidet, als ersuchen wir die Herren, sie wollen je-
mand aus ihren Mittel und gemeiner Bürgerschaft mit gnugsamer Instruction und
Vollmacht abfertigen, dass dieselbe den 23. dieses gegen Mittag zu Wanssleben sein,
dasjenige, was wir ihnen namens mehr hochstgedachter Ihr. Ch. D. vorzustellen, an-
hören und sich darauf hauptsächlich und ohne langen Verzug erklären können."
») S. oben S. 17.
*) Der Administrator schreibt noch am 18./28. Mai deswegen an den Kf., dieser
willigt jetzt ein und übersendet ihm (d. Cleve 6./16. Juli 1666) die deswegen ausge-
fertigte Confirmationsurkunde.
») S. oben S. 23.
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Vorgänge in Magdeburg. 25
Ans den Magdeburgischen Raths-Protocollen*).
Den 16./[26.] Mai a. 1666.
Weiln ietzo die Churbrandenb. Völcker') von Cleve aus im Rock- 26. Mai.
march begriffen und gefahrliche Reden geführet werden, als ist vermeinet,
dass täglich ein Viertel Bürger auf die Wache ziehen solle.
Den 21./[31.] Mai a. 1666.
Ist veranlasset, dass die Elbe oberhalb soll geschlossen werden, 31. Mai.
welches den Fehram btsherren auffgetragen.
Dessgleichen auch der Gral mit Pfälen verwahret werden soll, so
dem Ziegelambt auffgetragen.
Und ist für gut befunden, Herrn Obristleutenant Kochen auff ein
Zeit zum Oberhaubtman über die Bürgerschafft zu bestellen, und ihm
monatlich 10 Thlr. oder sonst eine Discretion zu reichen, demselben
wäre auch ein Leutenant zu adjungiren.
Herrn Haubtman Gerhard Capauni ist auch angedeutet, wie iezo
der Stadt etwas zugomuthet würde, derowegen Er seines Orthes aller
Orthen vermügsame Anstalt zu machen.
Hierauff ist den Ständen des Erb. Ausschusses') die Bestallung des
Oberhaubtmanns und Leutenants eröffnet.
Ist den Ständen auch angezeigt, dass ein jeder selbst auffziehen
>) Magdeb. Stadt-Archiv. Verg]. H. Hoff mann, Magdeburgs letztes Ringen um
seine Reichsfreiheit (Blätter f. Handel, Gewerbe und sociales Leben [Beiblatt zur
Magdeb. Zeitung] 1880 N. 21 S. 163ff.)
^) Nach der Magdeburger Kämmereirechnung von 1666 erhält am 14./24. März
Berend Beuteler, „wie er nacber Zieser laufen mässen und wegen der Churbrand.
Artiglerey Nachricht einholen müssen" 20 Gr. (vergl. Dittmar, Neue Urkunden
und Dokumente über Otto v. Guericke S. 10), am 16./26. Jörgen Hegerlingen,
«dass er wegen der aus Cleve zurnckmarchirenden Brandenb. Volcker hin und wieder
bei Halberstadt Kundschaft eingezogen'' 15 Gr. Botenlohn. Am 21./31. Mai erhält
B. Beuteler „abermal, als derselbe umb Einholung Nachricht der aus Cleve an-
marchirenden Brandenb. Armee zu Dardessen und der Oerter ausgesendet*', 1 Rthlr.,
am 26. Mai/5. Juni ein vom G.-Lieutenant Koch nach Brandenburg abgeschickter
Bote, „umb Kundschaft einzuziehen, ob mehr Volcker und Gestnck von Berlin anhero-
gescbicket wurden, und dass er deswegen etliche Tage daberumb recognosciret" 1 Rthlr.
18 Gr., ein anderer auch deswegen nach Brandenburg geschickter Bote 15 Gr., ein
nach Egeln geschickter Bote 9 Gr., am 2./12. Juni zwei Boten, welche nach Acken
und Tangermnnde geschickt sind, „wegen Nachricht der Volcker und Gestncke, so be-
sorglicben von Berlin gewesen **, 2 Rthlr. 14 Gr.
') Der in 2 Stände gesonderte Ausschuss von 50 Personen, welcher als Vertreter
der Bürgerschaft dem Ratbe von Magdeburg zur Seite stand, s. Hoff mann, Gesch.
der Stadt Magdeburg (2. Aafl-) IL S. 122,
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26 I. Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
müsse, weiln sich die Bürgerschafft vernehmen lassen, die Aussenblei-
bende aus den Häussern zu holen.
Es soll ein jeder Bürger auch eingeben, wie viel Mannschaflft Er in
seinem Hausse.
Die Steine vor beeden Thoren, so auswertig liegen, hereinzuführen,
darzu diejenige, so Spanuwerk, zu gebrauchen.
Auff dem Neuen Marck würde durch den H. Domdechand und den
H. Möllenvoigt zu visitiren und Specification einzuschicken.
In prima clasvse ist H. Oberstleutenant Koch beliebet und nebst
ihm an statt Leutenant Müllers H. Haubtman Sonneman vorgeschlagen.
Matthis Hellwig ist zum Adjutanten verordnet.
Dass ein jeder Wasser ins Hauss und auff den Boden zu setzen.
Den 21./[31.]Mai a. 1666.
31. Mai. Der präsidierende Burgermeister H. Otto von Gu er icke berichtet, dass
heute ein Trompeter von Halle mit drei Schreiben vom Kf., von dem Admi-
nistrator und den Herren v. Platen und v. Jena angekommen, worin eine
Abordnung nach Wansleben erfordert wird. Es wird beschlossen: 1) Die Ab-
ordnung würde geschehen müssen, 2) es den Ständen vorzutragen, daneben
ihnen mündlich zu proponieren, dass die Soldatesque soviel möglich zu ver-
stärken').
Den 22. Mai/[1. Juni] a. 1666.
1. Juni. Weil secunda classis erinnert, dass nicht so viele sondern nur 4 Personen
abgeschickt werden sollen, so beschliesst der Rath, dass 'H. Bürgermeister Gott-
fried Rosenstock, H. Consiliarius D. Dietrich Koch und H. Kämmerer Jo-
hannes Schmid, dann ex prima classe H. Peter Kind und ex secunda H.
Pascha Thomas abgeordnet werden sollen. Der Ausschuss stimmt dem zu
und billigt auch die Instruction und die abgefassten Schreiben.
>) Der erste Stand in seinem Votum vom 21./31. Hai conformiert sich ganz mit
der Proposition des Raths, auch mit der Abordnung nach Wansleben, macht ver-
schiedene Vorschläge wegen Sicherung der Stadt, empfiehlt auch die Diener der Kanf-
leute und die Handwerksburschen in Pflicht zu nehmen, ferner die Sache durch Expresse
an die Stadt Braunschweig und den Herzog von Wolffenbüttel gelangen zulassen
und guten Rath einzuziehen; auch der zweite Stand erklärt sich mit der Abordnung
einverstanden, meint aber, da dieselbe ohne völlige Instruction und bloss alles ad
referendum anzunehmen abgeschickt werde, so würden 4 Personen, 2 vom Rath und
2 vom Ausschuss, genügen. Auch er macht verschiedene Vorschläge inbetreff der
Sicherung der Stadt und Verstärkung der Garnison und empflehit Sendung nach
WolflFenböttel und Anweisung an den Bevollmächtigten der Stadt in Regensburg, Dr.
P. Iden, fleissig zu vigilieren und an gehörigen Orten das Beste der Stadt zu beob-
achten.
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Vorgänge in der Stadt. Instruction für die Deputierten. 27
Den 23. Mai/[2. Juni] a, 1666
wird das Schreiben an den Herzog von Braunschweig 0 verlesen und ange- 2. Juni,
nommen.
Instruction des Rathes von Magdeburg für die Deputierten.
D. 22. Mai/[1. Juni] 1666').
Sie sollen sich am 23. früh nach Wantzleben erheben, sich dort entschul- 1. Juni,
digen, dass sie nicht mit genügsamer Instruction und Vollmacht versehen, da
die abgelassenen Schreiben gar generaliter abgefasst, dass daher nothwendig
vollständige Relation geschehen müsste. Wegen der begehrten Huldigung sollen
sie in antecessum kurz vorstellen 1) den klaren Buchstaben des Instr. pacis, kraft
dessen die Stadt aller Huldigung entnommen und in ihre uralte Freiheit gesetzt
wäre, 2) die vom Kaiser verordnete Commission, auch hernach gegen Kf.') 1658
Schrift- und mundlich zu Ergänzung des Vertrauens und mit Begebung des
hierunter zustehenden Rechts bereits gethanene Erklärung, 3) die beim Reichs-
tage noch befindliche, vom Administrator selbst veranlasste Litispendenz.
Sollte unter dem Verwände mehrerer Sicherheit des Kf. und Administrators
der Besatzung im Vortrage erwähnt werden, so haben sie zu remonstrieren, dass
das jus proprii praesidii der Stadt von Anbeginn zugestanden, nie bestritten,
durch Kaiser Ferdinand II. 1628 und im Instr. pacis ihr auch die Erweiterung
des Festungsrechts zugestanden, Rath und Bürgerschaft auch in unterthänigster
Devotion verharren und nichts beginnen wurden, was der Sicherheit derselben
und ihrer Treue und Reverenz entgegenstreben mochte.
Sollten nun ober das die HH. Abgesandte einiger harten Bedrohungen,
und wie man die Stadt bei entstehender gütlicher Accomodation so weil
zuer Brbhuldigung als andern Praestationen armata manu zwingen und
Döhtigen würde sich verlauten lassen, haben unsere Deputirte gar glimpff-
lich zu regeriren, wie E. E. Rath und gemeine BürgerschafFt nicht hoffen
wollte, dass Ihre Ch. D. als ein leutseliger und christlicher Potentat,
gegen welchen die Stadt sich ja allemahl unterthänigst erwiesen, auch
ferner also zue erweisen erbötig, zue solchen Extremitäten greiffen und
das garaus machen würde. Vielmehr lebte man der unterthänigsten
Confideutz, Ihre Chur- und Fürstl. Durchl. würden äusserst dahin trachten,
') In demselben (d. 23. Mai/ [2. Juni] 1666) wird Herzog August von dem Vor-
gefallenen Mittheilung gemacht, die Befürchtung ausgesprochen, dass die Stadt zur
Huldigung, Eiunehmung einer kurfarstllcben Besatzung und anderen schweren praesta-
tiones gezwungen werden solle, und die Bitte ausgesprochen, sich ihrer anzunehmen.
Schreiben ganz ähnlichen Inhalts gehen unter demselben Datum auch an die Städte
Lübeck, Hamburg und Braunschweig ab.
») Magdeb. Stadt-Archiv.
') Vgl. Hirsch, Der Grosse Kurfürst und die Altstadt Magdeburg a. a. 0.
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28 !• Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
damit die grösseren theils annoch verödete Stadt dem gemeinen Wesen
zuem besten dermahleins zue dero höchstem Vergnügen and unsterb-
lichem Nachrahm refloresciren möchte.
Was sonst vorkommen sollte, darauf haben die Deputierten nach ihrer Dex-
teritat und pro re nata zu antworten und insonderheit zu bitten, dass ihnen
Relation anhero zu thun und fernere Resolution einzuholen unter sicherem Ge-
leit gestattet werde.
Hans Eatte und Heinrich Dttrfelt') an den Administrator.
D. Wanzleben 23. Mai/ [2. Juni] 1666^.
[Bericht über die Verhandlungen zu Wanileben.]
2. Juni. Sie sind am 22. Mittags, die K.brandenb. Deputierten Abends V« 8 Uhr hier an-
gelangt. Mit denselben haben sie heute früh sich über die Proposition geeinigt, als
dann die Magdeburgischen Deputierten erschienen, hat sogleich Jena diesen die
von ihm schriftlich aufgesetzte Proposition eröffnet und darauf Dr. Koch dieselbe
dahin beantwortet, da das, was von ihnen gefordert würde, ein ganz neues sei,
auch solches aus dem Notificationsschreiben nicht wohl abzunehmen und sie sich
daher darauf nicht hätten genügend informieren können, so bäten sie um Dilation,
um solches der Bürgerschaft zu referieren und deren Erklärung darauf einzu-
bringen, auch ihnen sicheres Geleit zu geben. Jena erwiderte nach Unter-
redung mit uns: Man wollte ihnen bis morgen Frist verstatten, sie Hessen alle
den Rath freundlich grüssen mit dem Ermahnen, alles wohl zu überlegen, man
suche nichts mehr, als schuldigen Gehorsam und Sicherheit. Jene baten, da
das Werk die Bürgerschaft anginge, 4 Tage um Dilation, Jena aber erwiderte,
0 Administrator August beauftragt (d. Hall 20./[30.] Mai 1666) die Hofräthe
Hans Katte und Dr. Heinrich Dürfeld, sich nach Wanzleben zu begeben und zu-
sammen mit den k.brandenb. Abgesandten den Magdeburg! sehen Abgeordneten eindring-
lich zuzusprechen, dass sie keine eztrema durch die Waffen abwarten, sondern sich zur
Huldigung nach der Formol von 1579 und zur Einnehmung der Garnison verstehen
sollten. Die Verpflegung der Garnison werde ein harter Punkt sein, sie sollen darauf
sehen, dass dazu die Stadt vornehmlich herangezogen und die Landschaft nicht zu
sehr graviert werde, fär diese konnte ohne einen allgemeinen Landtag nur eine In-
terimsanstalt getroffen werden und habe er sämtlichen Landräthen befohlen, zu
diesem Zwecke auch nach Wanzleben zu kommen. Sollten die gütlichen Tractaten
abrumpieren und es, was sie aber nach äusserster Möglichkeit zu verhindern haben,
zu Thätlichkeiten kommen, so sollen sie in Wanzleben bleiben, an den nachher er-
folgenden Tractaten Theil nehmen und dabei namentlich darauf sehen, dass sobald
wie möglich nach getroffenem Vergleich die Huldigung angesetzt werde. Beim Ein-
zug der Garnison haben sie neben den K. brandenburgischen den Commandanten und
die Garnison in Pflicht zu nehmen. Nach abgelegter Huldigung haben sie darauf zu
dringen, dass die K.brandenb. Völker mit guter Ordnung und Disciplin das Erzstift
verlassen.
^ Magdeb. Staats-Archiv,
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Verhandlungen zu Wanzleben. 29
das wäre unmöglich, sie möchten fleissig beten, dass ihnen Gott ihre Herzen
erleuchtete und alle widrigen impressiones aus ihren Gedanken nehme, dann
würde sich alles leicht ergeben, und weil man vernehme, dass sie wenig an die
Bürgerschaft brächten, sondern ihnen fürgebildet würde, als trachte man sie zu
Bauern zu machen, so möchten sie alles, was vorgegangen, und dass dieses
wider die Intention der Fürsten, referieren und ein anderes versichern. Jene
erwiderten, die Bürgerschaft hätte einen Ausschuss von 30 Mann bestellt, denen
würde alles vorgetragen, und sie beabsichtigten, noch mehr aus der Bürgerschaft
zuzunehmen, beriefen sich dann auf das Instr. pacis und dass die Sache an den.
Kaiser und nach Regensburg gezogen sei, der Punkt wegen der Garnison werde
der Gemeine über die Maassen befremd vorkommen, es wäre ja genug, wenn
sie huldigten. Sie erwiderten, die merita wären genugsam bekannt, sie hätten
keinen Befehl sich einzulassen, diese zwei Punkte könnten unmöglich separiert
werden, man wollte ihnen aufs längste bis Freitag Bedenkzeit geben, worauf
Katte ihnen noch zu Gemüth führte, wie oft der Fürst sie zu ihrer Schuldigkeit
angemahnt und gütlichen Vergleich vorgeschlagen, es hätte nichts gefruchtet,
sie möchten nochmals in sich schlagen und das letzte Gnadenzeichen, das ihnen
nochmals gewiesen würde, annehmen. Als jene dann von ihren Privilegien
geredet und wie die vorige Huldigung ihnen abgenöthigt, auch sie ausser
Reichs- und Kreissteuem exemt seien, haben sie ihnen alles, jedes absonderlich,
widerlegt und erklärt, davon sollte nach geschehener Huldigung und Kinneh-
mung der Garnison geredet werden.
Darauf erschienen die Landräthe v. Katte, v. Asseburg und v. Schulen-
burg und haben mit ihrer Zustimmung mit den Magdeburgischen verabredet,
dass morgen die Landstände ihre Werbung, zu der sie durch ein Schreiben des
Kf. *) veranlasst, bei sitzendem Rathe verrichten sollten, auch v. Borgs dorff
wurde aufgefordert, wegen des Domcapitels dem mit beizuwohnen.
Ratione homagii scheint nach dem Discurs der Magdeburger kein Bedenken
zu sein, aber der Punkt wegen der Garnison dürfte die extrema veranlassen,
wiewohl grosser Zwiespalt bereits sich mag spüren lassen und grosse Ver-
bitterung wider 0. Goericke, welchem man jetzt nicht mehr traut und ihn
für den Urheber des nicht geleisteten homagii hält. Der brandenb. Deputierten
Intention geht dahin, den Rath in der Güte zur raison zu bringen, daher sie
auch in die Proposition besonders mit einzurücken verlangt, dass die Last der
Garnison nicht der Bürgerschaft allein verbleiben soll, mit dem Verstand, dass
das übrige von des Raths Intraden erhoben werden sollte. Es ist gut, dass
die Landräthe sich eingefunden haben, da man vor Rückkehr der Magdeburger
von dem Unterhalt der Garnison zu reden hat, damit die Brandenburgischen auf
deren Lamentation nicht bewogen werden, ihnen sofort ein gewisses, wie sie
*) S. oben S. 19. Am 24. Mai/3. Juni erscheinen wirklich auf Aufforderung des
Domcapitels und der Landstände Deputierte des Rathes und des Ausschusses vor den
aus diesen beiden Körperschaften in der Stadt Anwesenden, denen letztere Mittbeilung
von dem machen, was Kf. an sie geschrieben, und sie auffordern, es nicht auf extrema
ankommen zu lassen.
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30 I- Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
bereits auf 350 Mann zielen, zu determinieren und zu versprechen, und sodann
das übrige dem Lande beizutragen überlassen.
Instruction*) für die Magdeburgischen Deputierten.
D. 25. Mai/ [4. Juni] 1666 0-
4. Juni. 1. Siei sollen sich heute nach Wanzleben begeben und dort vortragen:
2. Der Rath hätte mit höchster Consternation vernehmen müssen, dass
ihnen beigemessen werden wollte, ob hätte derselbe aus privat Respect die
Bürgerschaft von der schuldigen Submission bisher entzogen, und trachtete,
0 Magdeb. Stadt-Archiv.
^) Nachdem am 24. Mai/3. .luni die Magdeburger Abgesandten dem Rathe und
dem Ausschusse, welche der präsidierende Bürgermeister 0. v. Guericke schon in
aller Frühe zusammenberufen, Relation abgestattet hatten, wird beschlossen, die Sache
der gemeinen Bürgerschaft viertheiisweise durch Deputierte des Rathes und Ausschusses
vortragen zu lassen, und ergeht an die Viertheilsherren der Befehl, ihre Viertbeils-
verwandten zu morgen, Freitag früh, um 5 Uhr zusammenzuberufen. Das Ergebnis
der Berathung in den 9 Vierteln ist folgendes:
25. Mai/[4. Juni] 1666.
Hermann Cunoen Viertel: haben sich einhellig erklärt, den Eid von 1579,
wenn er nicht zu mildern stunde, abzuleisten, in die Garnison aber könnten sie nicht
willigen, der Rath hätte sich deswegen auf das äusserste zu bemühen; sie ersuchen,
einen aus dem Viertel mit nach Wanzleben zu nehmen.
Michael Oesterreichs Viertel: zur Huldigung konnten sie sich dergestalt ver-
stehen, dass sie dieselbe ablegen wollten, treu, hold und gehorsam zu sein, die Gar-
nison aber nicht bewilligen, zwei Personen von ihnen (Melchior Richter und Va-
lentin Koch) möchten mit hinausgeschickt und von den Abgeordneten 6 Tage Di-
lation gesucht werden.
Conrad Bocks Viertel: zu angemutheter Huldigung wollten sie sich verstehen,
die begehrte Garnison aber könnten sie nicht willigen, schlugen Hauptmann Sonne-
mann und Niclaus Bülzingen vor, aus welchen einer nach Kloster Berge mitzunehmen.
Jacob Boeseckens Viertel:
1. Rotte. Die Huldigung könnte wie Joach. Friedrich geleistet werden, die
Einnahme der Garnison bäten sie den Rath abzuwenden, oder, da es ja nicht anders
sein könnte, dass es möchte auf eine geringe Anzahl, als etwa a. 46 begehrt worden,
behandelt werden, im widrigen Fall wollten sie sich wehren.
2. Rotte. Wegen der Huldigung Hessen sie es geschehen, dass man solche leistete,
wie Joach. Friedrich geschehen, da aber eine schärfere begehrt wurde, liessen sie sich
begnügen, wie es Rath und Ausschuss für gut erkennen würden, wegen der Garnison
conformierten sie sich mit der ersten Rotte ausser der Gegenwehr, bis so lange sie
noch einmal vernehmen würden, wie weit es unsre Abgeordnete gebracht hätten, je-
doch dafern es nöthig, währender Tractaten sich zu wehren, wollten sie es thun.
3. Rotte. Die Huldigung wollten sie leisten wie sie gelesen, wegen der Garnison
stellten sie dem Rathe anbei m.
4. Rotte. Die Huldigung wollten sie eingehen, in die Garuison könnten und
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ßerathungen in Magdeburg. 31
solche nnr in äusserste Gefahr und Unglück zu stürzen. Der Rath könnte
contestieren, dass was bisher in der Huldigungssache vorgegangen, communicato
consilio und mit einmüthiger Bewilligung der Stände des Ausschusses, welche
der ganzen Bürgerschaft Stelle und Stimme vertreten, allemal geschehen, es
wären auch wie vorhin so auch 1658 alle Viertel zur Deliberation pro communi
salute gezogen worden. Der Rath glaube seinen Pflichten bisher conform zu
sein, hätte auch nebst der Bürgerschaft nie des Kf. und Administrators Auto-
rität und Respect unglimpflich zu berühren sich erkühnt, sondern der Kaiserl.
Commission und darauf bei jetzigem allgemeinen Reichstage veranlassten Litis-
pendenz die ganze Sache und deren Event anheimgegeben.
3. Die Huldigung wären Rath und Bürgerschaft gesonnen, so wie sie
1597 abgeleistet worden, dem Kf. und Administrator abzustatten, jedoch dass
möchten sie nicht willigen, sondern sich lieber, da es der Rath für gut ansehe, wehren.
Barthelmes Götlings Viertel: Consentit in hoinagium. Wegen der Besatzung,
weil selbige bei letzterer Huldigung nicht begehret, so hätten sie das Vertrauen, Kf.
werde auf bittliches Ansuchen die Bürgerschaft dabei lassen. Sie wollten jemand be-
nennen, der mit nach Wanzleben reiste und anhörte, was da vorgetragen würde.
Matthias Wredens Viertel: Die Huldigung soll abgelegt werden, dann hoffen
sie, werden Kf. und Administrator gegen die Stadt so strenge und hart nicht ver-
fahren und mit dem 1579 abgelegten Huldigungseide sich begnügen; im Notbfall
kann in demselben auch das Wort „gewärtig'' mit abgelegt werden.
Wegen der Besatzung soll auf das beste tractiert und dieselbe womöglich abge-
wendet werden, wenn nicht, soll man sich bei den Tractaten aufs äusserste bemühen,
dass es dabei, wie es a. 1646 von dem Administrator begehrt worden, verbleiben
möchte. Betreffend die jetzige Garnison hoffen sie, Kf. und der Administrator wer-
den die Stadt mit Herausgehung ihrer Soldatesca noch vor Ankunft ihrer Besatzung
nicht so hart anstrengen, dieselbe könnte in deren Eid und Pflicht genommen, in der
Stadt und des Raths Pflicht gelassen und soviel Völker, damit die a. 1646 begehrte
Anzahl compliert würde, hinzugethan werden.
Aus diesem Viertel soll eine Person, wozu Matthias He 11 w ig einhellig erkiest
wird, mit nach Wanzleben geschickt werden.
Joachim Wilkens Viertel: es könnte wohl nicht anders sein, denn die Hul-
digung abzulegen, wegen Einnehmung der Besatzung aber, weil es eine weitaus-
sehende Sache, könnten sie sich nicht categorisch erklären, indem ihnen nicht wissend,
wie man desfalls fundieret, auch wie Wall und Mauern beschaffen, sonst wäre der Rath
entschuldigt, dass er nicht mehr denn was zu gemeiner Stadt Besten angesehen, bis-
her gethan.
Adam Schröds Viertel: zur Huldigung, wie solche a. 1579 abgelegt, zumal
darin nicht enthalten, gewärtig zu sein, wollten sie sich verstehen; das begehrte prae-
sidium aber, weil es niemals gewesen, könnten sie nicht willigen, mit Bitte, aus ihrem
Viertel zwei oder wenigstens eine Person mit nach Wanzleben zu nehmen, benannten
Matthias Müllern und Heinrich Rudolphen, aus welchen Matthias Müller de-
putieret.
Heinrich Kölings Viertel bewilligt die Huldigung, der Einquartierung halber
aber möchte man bitten, sie zu verschonen. (Magdeb. Stadt-Archiv. Vergl. H. Hoff-
manu, Magdeburgs letztes Ringen a. a. 0. S. 169 ff.)
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32 I- Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
zuvor zulängliche reversales von beiden Herrschaften in beständigster Form und
mit Vorbehalt aller der Stadt sowohl ab antiquo als ex instrumento pacis zu-
stehenden Rechte, Privilegien und Freiheiten ausgereicht würden.
4. Betreffend die Einnehmung der Besatzung, so hätte kein Erzbischof je
sich des juris praesidii angemaasst, dasselbe sei ihnen durch das kaiserl. Pri-
vileg von 1628 und den Friedensschluss bestätigt und vergrössert worden, sie
hofften also, Kf. werde sich mit geschehener Contestierung ihrer Devotion be-
gnügen und nichts wider das uralte Herkommen der Garnison halber der Stadt
zumuthen.
5. Sollte aber dieses nicht wohl aufgenommen und die angedrohten Ex-
tremitäten wieder vorgestellt werden, so haben sie an die Generosität des Kf.
zu appellieren.
6. Sollte aber dessen ungeachtet auf die Besatzung gedrungen und cate-
gorische Resolution begehrt werden, haben sie sich höflichst zu entschuldigen,
dass sie desfalls sich weiter zu erklären nicht beordert wären.
7. Hiebei haben sie zu sondieren, ob die Chur- und Fürstl. Abgesandten
nicht mit näherer Instruction versehen, dadurch das Werk etwas erträglicher
einzurichten, sie haben sodann alles ad referendum zu nehmen und um fernere
Dilation zu bitten, mit dem Versprechen, man wurde diesseits so viel nur mög-
lich und gegen die Posterität verantwortlich sich zum Zweck legen, in der Zu-
versicht, Kf. und Administrator würden hingegen die Stadt nicht aufs höchste
treiben und derselben unerträgliche conditiones aufbürden, man hoffe auch, die
Abgesandten würden alles hochgeneigt annehmen und es ad extrema nicht
kommen lassen, Rath und Bürgerschaft wären solches gegen sie mit angenehmen
Bezeigungen jederzeit zu verdienen so willigst als schuldigst.
8. Was sonst vorkommen sollte, werden sie pro re nata glimpflich zu be-
antworten und alles besorgliche Unheil durch wehmüthige Vorstellungen abzu-
wenden wissen.
Aus den Magdeburger Raths-ProtokoUen*).
Den 26. Mai/[5. Juni] 1666.
5. Juni. Thaten die Herrn Abgeordneten in Kegenwart der Stände des E.
Ausschusses, auch derjenigen^ so aus denen Viertheilen deputiret und
mit nacher Wansloben geschicket gewesen^ Relation und bestund dieselbe
endlich darin, dass die Guarnisoun müsste eingenommen und morgen
Resolution eingebracht werden. Wiewohl nun der Punct der Guarnisoun
sehr beschwerlich und zu Niederdrückung der Stadt Privilegien gereichete,
so stünde doch die Macht dar, welcher zu widerstehen man nicht be-
stand, alldieweil die Bürgerschaft in Schrecken und sich nicht halten
1) Magdeb. Stadt-Archiv. Vergl. H. Hoffmann, Magdeburgs letztes Ringen
a. a. 0. S. 170.
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Beraihungen in Magdeburg. 33
würde, daramb der Zeit und Gewalt zu weichen, welches denen Ständen
des E. Ausschusses proponiret.
Den 26. Mai/[5. Juni] a. 1666.
Adam Schröders Viertel, referirt Herr Cammerer Johann Schmid,
H. R. Lüdecke, Ehr Christian Schröder und Matthies Krause, dass
sie sich zu Adam Schröders Viertel auf das Seidenkramer Haus erhoben
und den Vortrag gethan, sie wären aber unter einander nicht einig ge-
wesen, darumb sie in Joachim Wilckens Viertel auf das Gewandschnei-
der Haus gangen. Bald hernach seind von dem Viertel die reversales
gefordert, ihnen auch solche von mir vorgelesen, und haben sie nachhero
ihre Erklärung [sie!]
Joachim Wilckens Viertel. H. Cam. Johann Schmid, H. R.
Lüdecke, Ehr Christian Schröder und Matthies Krause bringen ein,
dass sich Joachim Wilckens Viertel mit E. E. Rathes Meinung verglichen,
bäten nur die Guarnison auf 500 oder 600 Mann wo müglich zu be-
handien.
Michael Oesterreichs Viertel. Stellen die Tractaten E. E. Rath
und E. Ausschuss wie auch denen von der Bürgerschaft darzu geordneten
auheim und übergeben ihre Erklärung schriftlich, davon copia genommen.
Barthelmes Göttings Viertel. Stellet es E. E. Rath und E. Aus-
schuss anheim und hätte das Vertrauen zu demselben, dass sie auf das
beste für sie sorgen würden.
Heinrich Kölings Viertel hat ebenergestalt E. E. Rath und E.
Ausschuss die Vorsorge überlassen und dabei erinnert, dahin zu sehen,
dass die Einquartierung abgewendet werde.
Herman Cunoen Viertel. Bringet Herr Rathman Dieterich Nolte,
Herr Rathman Martin Aleman, Ehr Sebastian Gericke und Ehr Hans
Kram er in Gegenwart der vom Viertel Deputirten, Christoph Mum-
mend und Matthias Schlüters ein, dass das Viertel E. E. Raths Vor-
sorge alles anheim stellete, bäte nur die Einquartierung wo müglich ab-
zuwenden, wo nicht, darhin zu sehen, dass die Soldatesque auf dem
Wall so lang bleiben müsste, bis die Baraquen fertig, weil es Sommer,
wenn es aber ja zur Einquartierung käme, dass dann die geringen für
den grossen nicht beschweret würden.
Conrad Bocks Viertel. H. D. Stieler, H. R. Berthold Linde-
man. Ehr Johann Friederich Aleman, Ehm Moriz Schincke in Gegen-
wart der vom Viertel Deputirten, Herrn Haubtman Ludwig Sonnemanns
und Niclaus Bülkings referiren, dass sie sich im Viertel endlich resol-
llater. x. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 3
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34 I- Hie Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
viret, E. E. Rath würde für sie sorgen und darhin trachten, dass keine
Einquartirung geschehe, dann die Stadt bei ihren Privilegien und Nah-
rung gelassen werden mögte.
Jacob Böseckens Viertel. H. R. Martin Bartheis, H. R. Chi-
lian Kühlewein, Ehr Sebastian Müller, Ehr Zacharias Schlüter
bringen aus Böseckens Viertel ein, dass sie es zu E. E. Raths und des
Ausschusses Vorsorge und Behandelung stelleten, nur dass die Bürger-
schaft nicht gar unterdrückt würde.
Matthias Wredens Viertel, bringen vorgenannte Herren eben der-
gleichen Erklärung aus diesem Viertel.
V. Platen und v. Jena an den Kurfilrsten. D. Wansleben
26. Mai/ [5. Juni] 1666.
[Verhandlungen mit den städtischen Deputierten.]
5. Juni. Sie sind den 22. Abends hier angelangt. Als den 23. die Deputierten der
Stadt zu ihnen herausgekommen, haben sie ihnen den Vortrag im Namen des
Kf. und des Administrators im Beisein der Hallischen Räthe gethan, und nach-
dem dieselben geantwortet, sich mit ihnen in Discurs eingelassen, ihnen so viel,
als sie für nöthig und zuträglich gehalten, vorgestellt, auch befunden, dass, ob-
wohl theils der härtesten dem eingelangten Bericht nach darunter, sie doch
etwas „schmiediger" worden, sie nahmen aber dazumal alles ad referenduni, be-
zeugten grossen Respect gegen Kf. und baten Dilation auf 4 Tage, damit sie
die Sache recht überlegen und ihre Resolution zurückbringen könnten. Sie
haben ihnen solclie endlich auch bis Freitag den 25. eingeräumt, mit dem aus-
drücklichen Anhang, dass, wenn sie alsdann nicht zurückkommen und gewierige
Erklärung nebst einigen aus der Bürgerschaft mit sich bringen würden, sie das
nothwendig zu Werk richten müssten, was ihnen anbefohlen.
Gestern Freitag stellten sich jene wieder ein, brachten 9 Personen aus der
Bürgerschaft mit sich und erklärten, dass sie bereit wären, salvis privilegiis die
Huldigung nach der Formul von a. 1579 abzulegen, weil aber das Anmuthen
wegen der Garnison ausdrücklich wider ihre Privilegia und das Instrumentum
wäre, auch Kf. sie vordem so fest sincerieren lassen, dass er ausser der Huldi-
gung nichts prätendierte, so wollten sie hoffen und bitten, man würde mit Ein-
nehmung der Garnison in sie nicht dringen. Sie haben sich darauf wegen der
Huldigung nicht einlassen noch ihr Erbieten annehmen wollen, ehe der andere
Punkt wegen der Garnison seine vollkommene Richtigkeit hätte; sie haben das,
was der. Rath von ihren Rechten vorgebracht, widerlegt, dann die Bürger an-
geredet, ihnen des Kf. Intention und des Rathes Gomportement dargelegt und
dabei dergleichen Anführungen und Contestationen gebraucht, die, wie sie wissen,
das Volk am meisten bewegen, und ob jene gleich im Anfang durch einen ihres
Mittels anzeigen Hessen, dass, was der Rath vorgebracht, der ganzen Bürger-
schaft Meinung wäre, so sind doch endlich und nach geschehener nachdrück-
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Verhandlungen zu Wanzleben. 35
lieber, doch ganz gütiger Remonstration*) die Gemüther Zusehens in etwas ge-
ändert, einer und der andere zu ihnen getreten, von seiner Devotion gegen Kf.
contestiert und gebeten. Sie haben ihnen darauf weiter ganz vertraulich zuge-
sprochen, dabei deutlich angezeigt, dass die Huldigung und Einnehmung der
Garnison nicht zu trennen, dass nicht die ganze Last des Unterhalts auf die
Bürgerschaft kommen, ihre Nahrung nicht geschmälert werden, sondern Kf. für
das Beste der Stadt sorgen werde. Denen von dem Rath haben sie auch zu-
gesprochen und sie darauf hingewiesen, welche schwere Verantwortung sie auf
dem Halse hätten. Sie haben mit ihnen bis Abends um 9 Uhr zu thun gehabt,
so dass jene auch die Nacht hier bleiben mussten. Es ward ihnen ziemlich
warm und sie baten Dilation bis auf Montag, damit sie wegen der Garnison
rechte Resolution bringen könnten; sie hofften, Kf. werde dieselbe nicht so
pure begehren, sondern einige conditiones dabei zulassen, zumal da er früher
nie ihnen dergleichen Anmuthung gethan. Sie aber haben erwidert, das wäre
ihre Schuld, da sie früher nicht gehuldigt hätten, die Garnison mussten sie an-
nehmen, und könnten sie dieselbe nicht conditionieren lassen, Dilation könnte
ihnen nicht mehr verstattet werden, weil die Armee in der Nähe und auf die
Weise nicht länger stehen könnte. Darauf sagten jene, man müsste ja wissen,
wie stark die Garnison und von wo die Unterhaltung derselben herzunehmen,
was es für ein Commendant sein und wie es mit den Schlüsseln gehalten wer-
den sollte, ob auch der Rath bei seiner Administration und Rechten und die
Syndici und andere bei ihren Freiheiten bleiben sollten, an wen sie sich halten
sollten, wenn sie zwei Herren bekämen, würde einer sie zum andern weisen
und sie dergestalt trostlos bleiben, ob nicht die Garnison mixtum sein und die
Stadt mit daran participieren könnte. Sie haben erwidert, wegen der Garnison
wollten sie mit dem Feldmarschall reden, sie meinten, es würden 1000 Mann
genug sein. Kf. würde schon einen Commendanten setzen, mit dem sie zufrie-
den sein könnten; Kf. und der Administrator würden den Rath bei seiner Ad-
ministration und dessen Consulenten und Diener bei ihrer Freiheit und Recht
lassen ; die Besatzung könnte keineswegs von dem Rath dependieren, der Com-
mendant aber sollte wohl dem Rathe in die Hand versprechen, für die Stadt
und der Bürgerschaft Wohlfahrt mit zu sorgen und dieselbe gegen alle unbillige
Gewalt zu defendieren, sonst aber sich in der Stadt Wesen nicht zu mischen.
Sie hätten sich an Kf. sowohl als an den Administrator zu halten und sich zu
Kf. alles Schutzes zu versehen, Kf. werde den Administrator bei dem exercitio
der landesfiirstlichen Hoheit unbeeinträchtigt lassen.
Sie hoffen soviel erreicht zu haben, dass die neun anwesenden Bürger da-
hin disponiert worden sind, den übrigen in der Stadt gute Relation abzustatten.
Auf ihr flehentliches Bitten haben sie denselben endlich bis morgen, Sonntag,
*) Nach dem Bericht v. Kattes und Dürfeids an den Administrator vom 26. Mai/
O.Juni erklarte Jena, man Hesse ihre vorgebrachte Entschuldigung dahin gestellt
sein, müsste aber glauben, dass der Rath wenn nicht directo, doch per indirectum
sie von ihrer Pflicht abgehalten und sich mit allen Kräften bemüht, sich zu einer
Heichsätadt auf zu werfen.
3*
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36 T. Die Unterwerfung: von Magdeburg. 1666.
Nachmittag, Bedenkzeit gegeben und sie werden sich dann nach Kloster Bergen
vor Magdeburg begeben, damit auf allen Fall die von der Stadt sobald wieder
herein können und sie Gewissheit erlangen, ob die Sache in der Güte zu heben
oder ob die Schärfe vorzunehmen.
Instruction für die Magdeburgischen Abgeordneten^).
D. 27. Mai/[6. Juni] 1666.
G.Juni. Sie sollen sich noch heute nach Kloster Berge begeben und sich gegen
die Abgesandten des Kf. und Administrators herauslassen, dass Rath und Bürger-
schaft die angebotene Huld und Gnade mit nnterthänigstem Dank acceptierten
und hofften, es würden die Reversalen, wie sie dieselben eingerichtet, beliebt
werden, sie wären gewillt, die Besatzung einzunehmen, lebten aber des gehor-
samen Vertrauens, Kf. würde, wann die Gefahr und Ursache, warum die Be-
satzung etwa erfordert werden möchte, sich geleget und cessierte, dem Rathe
nnd der Stadt wieder ihr eigenes praesidium gönnen und die Besatzung abführen
lassen. Und weil der Garnison und anderer Punkte halber auf der Abgesandten
Zulassen eine Punctation gemacht, so sollen sie diese überreichen, darauf ge-
wierige Erkläning in versicherter Form verlangen und bitten, dass Rath und
Bürgerschaft ihrer weiteren etwaigen Beschwerden halber, die wegen Enge der
Zeit und in so geschwinder Eile nicht erinnert werden können, ffirders gehört
würden. Was etwa bei dem einen oder anderen Punkt oder sonst vorkommen
und etwa femer einzuwenden sein sollte, werden sie pro re nata mit gutem
Glimpf beobachten.
V. Platen und v. Jena an den Kurfürsten. D. Kloster Berge
in höchster Eil den 17. Mai/[6. Juni] Abends um 11 Uhr 1666.
[Abschluss des Vergleiches.]
G. Juni. — Heute haben wir uns alhier wieder der genommenen Abrede nach
mit ihnen zusammengethan und hat Gott der Allmächtige Ew. Ch. D.
consilia dergestalt gnädigst gesegnet, dass wir morgen, geliebt es Gott,
den Vergleich in das reine bringen und vollziehen, übermorgen aber
darauf die Garnison einziehen wird. Gott hat auch dabei ferner die
Gnade gegeben, dass die Devotion vor Ew. Ch. D. über die Maassen
gross und dass wir Mühe gehabt ihnen zuzureden, die Huldigung auch
an des H. Administratoris F. D. zu thun. Die Leute sollten mehr ver-
gnüget sein, wann Ew. Ch. D. mit ihnen ohne Zuthun des H. Admi-
nistratoris F. D. handeln lassen , gestalt wir dann auch mit denen Hal-
1) Magdeb. Stadt-Archiv.
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Verhandlung^en zu Kloster Berge. 37
lischen wegen der Garnison und derselben Unterhalt halber viel zu thun
gehabt, auch desshalb noch nicht mit ihnen richtig, gleichwohl dieser
Ursachen wegen den Marsch nicht aufhalten wollen, die Huldigung hoffen
wir soll, wills Gott, auf den Donnerstag über vierzehn Tage geschehen.
— Ew. Ch. D. gratuliren wir zu dieser abermaligen glücklichsten Expe-
dition und dass der Allerhöchste der Leute Herzen dergestalt regiret,
ehe sie die Armee und Macht gesehen, von Grund unserer Seelen. —
Die Stadt giebt zur Garnison monatlich 1200 Thaler und zu soviel haben
namens Ew. Ch. D. wir uns auch erboten, die Hallischen aber können
sich noch nicht finden').
Aus den Magdeburgischen Raths-Protokollen.
28. Mai/[7. Juni] 1666. In Gegenwart des Ausschusses sowie der Viertelherren 7. Juni,
und Deputierten aus den Vierteln wird die Relation erstattet, darauf ihnen an-
gedeutet, dass die consilia nicht könnten so weitläufig tractiert werden, und würde
demnach von dem Rath und den Ständen des Ausschusses die Sache zu be-
handeln sein, und sind die Deputierte damit deputiert. Die Viertelherren er-
innerten dabei, dass Johann Lente nomine der Bärgerschaft bei der Handlung
bleiben möchte, es ist ihnen aber Remonstration gethan, dass solches nicht sein
könnte, und waren die Stände damit einig. Ferner wird beliebt, die Abge-
ordneten des Rathes und Ausschusses sollten wieder nach Kloster Berge reisen
und die Behandlung thun, weil auch' der H. Feldmarschall Sparre herein-
kommen würde, solle derselbe beneventiret werden.
29. Mai/[8. Juni] 1666. Die Abgesandten thaten fernere Relation, und weil sie 8. Juni,
um 9 wieder nach Kloster Berge beschieden, so ist beliebt, dass sie im Namen
Gottes sich dahin verfügen und die Handlung zum Schluss befördern mögen.
Eodem hora 12. Der präsidierende Bürgermeister 0. v. Guericke re-
feriert, dass der Generalquartiermeister begehre 1) einen Ort, wo das Regiment
sich stellen sollte, 2) wo er den Proviant empfangen würde, 3) Einräumung
eines Thores begehrt, denn es müsste an Kf. heute geschrieben werden, darbel
^) Nach dem Bericht v. Kattes und Dürfeids an den Administrator vom
26. Mai/[5. Juni] haben dieselben schon an diesem Tage darüber einerseits mit den
K. Brandenburgischen, andererseits mit den anwesenden Landständen verhandelt, erstere
verlangten, die Stadt sollte monatlich LöOO, die Landschaft 2000 und Kf. 500 Rthlr.
zum Unterhalt der Garnison geben, die Landstände wollten sich aber nur zu 1000
Rthlr. verstehen, suchten auch mit v. Platen und Jena direct zu verhandeln, die
ihnen aber erklärten, sie hätten mit den Ständen nichts zu thun, sondern nur mit
dem »Administrator zu tractieren, derselbe würde deswegen schon Verordnung machen.
— Am 27. Mai/[6. Juni] melden dieselben, die Stadt solle 1200 Rthlr. geben, die Bran-
denburgischen wollten 1000 Rthlr. übernehmen, die Stände aber sich nicht zu mehr
als 1000 erklären, die Brandenburgischen drängen hart auf sie, sich zulänglicher zu
erklären, und sie hätten deswegen grosse Beschwerlichkeit.
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38 I- t)ie Unterwerfang von Magdeburg. 1666.
solches zu advertieren, H. Bürgermeister Rosen stock hätte aber sagen lassen,
dass der Revers noch nicht unterschrieben, darum mit der Einräumung des
Thores noch einzuhalten. Darauf aber kam Kämmerer Sclimid herein, be-
richtete, H. V. Jena hätte den Vergleich ihnen zugeschickt, welchen sie durch-
gelesen und richtig befunden, hätte auch versprochen, dass er mundiert, unter-
schrieben und alles gehalten werden solle, inzwischen wären sie wieder herein-
gekommen mit dem Verlass, um 1 Uhr wieder dranssen zu sein. Weil Obrist
Schmid jetzt bei dem Regiment vor dem Thor, meinten sie, dass er herein-
genöthigt werden möchte, damit sie mit ihm reden könnten, welches beliebet,
ferner wird beliebet, 1) dass das Regiment in die Neustadt geführt, 2) daselbst
2000 Pfund Brot und 7 Fass Bier geliefert werden sollen, 3) die Einräumung
des Thors könnte auch geschehen, wenn der Recess vollzogen.
Eod. circa horam sextam vespertinam kamen die Abgeordneten
wieder anhero und berichteten, dass der Recess nunmehr expedieret und eine
Versicherung von den K. brandenburgischen Abgesandten der Stapelgerechtigkeit
halber ausgereicht, und ist hierauf beliebet worden, dass das Kröckentho^ ihnen
eingeräumt werden solle, was auch geschehen. Und weil verlauten wollen, der
Herzog von Holstein*) sollte dahin bedacht sein, Gouverneur in der Festung
hier zu werden, solches aber der Stadt beschwerlich fallen möchte, wurde sol-
ches durch eine Supplik zu declinieren sein, welche auch abzufassen befohlen.
V. Sparr^) an den Kurfürsten. D. Ottersleben
30. Mai/ [9. Juni] 1666.
[Abschluss des Vergleichs. Einzug der Besatzung. Bitte um weitere Verhaltungs-
befehle.]
9. Juni. Ew. Ch. D. berichte hiermit unterthänigst, dass wir den 28. Mai st. v.
uns mit der Stadt Magdeburg auf so^phe Weise in der Güte verglichen,
*) Herzog August von Holstein-Plon, Generalwachtmeister und Oberst
eines Infanterieregiments, vgl. über denselben ürk. u. Act. XI. S. 296, v. Mülver-
stedt, Die brandenb. Kriegsmacht unter dem Gr. Kurfürsten S. 250, Liebe Id in
Zeitschr. für Schleswig-Holstein-Lauenb. Gesch. XVIII. S. 269ff. — Kf. erwidert deta-
selben (d. Cleve 6./ 16. Juni 1666) auf ein Schreiben vom 27. Mai, er entsinne sich
seines ihm gegebenen Versprechens, wolle es erfüllen und habe deswegen an G.-Feldm.
Sparr Ordre ertheilt. In der an v. Sparr sowie an v. Platen und Jena ertheilten
Ordre (d. Cleve 12. Juni 1666) betreffs Reduction der Armee (s. Hirsch in Hist. Zeit-
schr. N. F. XVII. S. 270) verfügt Kf., das Schmidsche Regiment solle wieder in die
Mark in seine früheren Garnisonen zurückkehren, das Ilolsteinsche aber als Besatzung
in Magdeburg bleiben, woselbst er dem Herzog von Holstein das Gouvernement ver-
sprochen, Oberst Schmid solle daneben Commandant in der Stadt sein.
2) V. Katte und Dürfeid melden (d. Magdeb. 29. Mai/[8. Juni] 1G66\ sie iiiitten
mit V. Platen und Jena wegen des Abzuges der Armee gesprochen, hatten sich
beute früh auch in das Hauptquartier nach Gr.-Ottersleben begeben und v. Sparr
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Vergleich mit Magdeburg. 39
wie es Ew. Ch. D. selbst begehret, und ist des Obristen Schmidts Re-
giment den 29. zur Besatzung hineinmarschieret, allermaassen Ew. Ch. D.
mir zu Cleve — anbefohlen. Ich wollte gerne alsofort die Lista über-
schicket haben, was an Canons, auch Kraut und Loth darin vorhanden,
es ist mir aber die Zeit zu kurz gefallen und soll demnach dieselbe mit
nächster Post erfolgen. ■— Weil auch hier weiter nichts zu thun und
des H. Administratoris F. D. uns nach geschehener Huldigung, welche
etwan 14 Tage anstehen dürfte, keine weitere Quartiere verstatten wollen,
ich aber ohne Ew. Ch. D. expressen Befehl mich nichts unterstehen darf,
so wollen Ew. Ch. D. mir gnädigst anbefehlen, wie ich mich weiter zu
verhalten. —
V. Platen und v. Jena an den Kurfürsten. D. Kloster Berge
vor Magdeburg 30. Mai/[9. Juni] 1666.
[Der Vergleich mit Magdeburg. Einzug der Besatzung. Die Stapelgerechtigkeit.]
Sie übersenden die Vergleichspuncta ') und bitten, dieselben zu ratificieren. 9. Juni.
Die Garnison sollte schon gestern einziehen, weil aber unmöglich fiel wegen
Enge der Zeit alles, was nöthig, einzurichten, so haben sie nur das eine
.Thor und die dazugehörige Post mit zwei Fahnen Fussvolk besetzen, die übrigen
aber in die Neustadt logieren lassen. Jetzt gehen sie hin, nm*^) den Comman-
dazu zu bewegen gesucht, aber vergebens, derselbe hätte erklärt, keine Ordre dazu
zu haben. Administrator August erwidert ihnen darauf (d. Halle 30. Mai/ [9. Juni]
1666), er sei darüber sehr verwundert, da doch hier verabredet worden sei, dass nach
Accommodierung der Stadt binnen 8 Tagen längstens der Abmarsch erfolgen solle,
und weist sie an, dort zu bleiben und sich zu bemühen, dass das Land von der un-
erträglichen Last der Einquartierung befreit werde: am l./ll. Juni schreibt er an
Kf., beklagt sich, dass die Armee noch nicht abfgefGhrt sei, und bittet, sofort Ordre
dazu zu ertheilen. (Magdeb. Staats-Archiv.)
*) Der Vertrag von Kloster Berge vom 28. Mai /7. Juni 1G66, abgedruckt bei
Hoff mann, Gesch. der Stadt Magdeburg III. S. 289if. (2. Aufl. II. 284 ff ). Inhalts-
angabe bei Rathmann IV. S. 262ff., v. Mörner S. 283fr.
-) V. Katte und Dürfeid melden dem Administrator («1. Kloster Berge 31. Mai/
[10. Juni 1666]), gestern habe die Vereidigung des Schmid'schen Regiments auf dem
Neuen Markt und darauf des Obersten selbst in der Capitelstube stattgefunden, dann seien
sie nach dem Rathhause gefahren, wo Obrist Schmid dem Bürgermeister Gericke
die Hand gegeben und versichert habe, dass er die commercia der Stadt nicht hin-
dern, sondern befördern wolle. Gegen ihren Vorschlag, die Huldigung auf den
8./18. Juni anzusetzen, hätten v. Platen und Jena eingewendet, es wurde ihnen
sowohl als auch der Stadt ungelegen fallen; da dieselben erklärten, die Abführung der
Truppen könnte doch nicht vor Eintreffen der Ordre des Kf. erfolgen, und den
14./24. Juni für die Hul(Jigung vorschlugen, und da auch der Rath darum bat, so
hätten sie einwilligen müssen. Wegen der Verpflegung der Garnison hätten sie sich
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40 I- I)ie Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
danten, welchen der Feldmarschall auf des Kf. Specialbefehl bestellt hat, und
mit dem die Stadt und Bürgerschaft sehr wohl zufrieden sein soll, in des Kf.
und des Administrators Eid und Pflicht zu nehmen und darauf sofort die völlige
Garnison in die Stadt marschieren zu lassen. Die Huldigung wird wohl Donners-
tag über 14 Tage vor sich gehen, die Magdeburger sind jetzt dazu jedesmal
bereit und würden freudiger sein, wenn sie nur dem Kf. allein schwören sollten.
Ueber ihre Niederlage oder Staffelgerechtigkeit haben sie ihnen beikommende
Versicherung*) ausgestellt und zwar um so mehr, weil die Herren Hallischen
die Magdeburgische Staffelgerechtigkeit aus dieser Ursach gerne zernichtet sehen,
damit sie zu Burg eine anrichten und behaupten möchten, welches doch ohne
Zweifel nicht allein der Stadt Magdeburg, sondern auch dem Kf. und dessen
Landen zum höchsten präjudicieren würde. Sie bitten Kf., auch diese Ver-
sicherung zu ratificieren, die Hallischen haben deswegen difficultiert, sonst wäre
es zugleich mit unter die Accordspuncta gekommen. Die Landschaft des Her-
zogthums Magdeburg hätte wohl lieber gesehen, dass die Stadt mit Gewalt
bezwungen und zu Grunde gerichtet wäre, sie aber danken Gott, dass Kf. ohne
Blut und Weiterung die Stadt zum Gehorsam gebracht hat.
Gerhardt Jan v. Ledebiir an den Kurfürsten. D. Peters-
hagen 31. Mai/[10. Juni] a. 1666.
[Bericht über seine Reise zu den braunschweigischen Herzogen.]
10. Juni. Er ist, nachdem er von des Kf. Käthen in Halberstadt seine Instruction 2)
und die Creditive an die Herzoge zu Wolffenbüttel, Zelle und Hannover em-
pfangen, am 23. Mai zunächst nach Wolffenbüttel gereist, hat dort am folgenden
Tage, nachdem der Herzog sich wegen Krankheit entschuldigt, mit dessen Käthen
Harenberg und Heimburg conferiert und am nächsten Tage von diesen
die Kesolution erhalten, dass der Herzog dem Kf. wie sonst so auch diesfalls
alle Dienste und Freundschaft zu erweisen willig wäre, da aber in dergleichen
Fällen die consilia immer comfcunicato consilio von dem ganzen Hause gefasst
würden und eben auf den 28. Mai eine Zusammenkunft zu Braunschweig ^) an-
vorläufig dahin verglichen, dass die Landschaft 1200 Rthlr. monatlich dazu beitragen
sollte. (Magdeb. Staats-Archiv.)
1) d. Kloster Berge 29. Mai/[8. Juni] 1666, vgl. oben S. 38. Die Ratification des
Kf. d. Gleve 16. Juni 1666.
■) In derselben (d. Halberstadt 22. Mai /[l. Juni] 1666) wird er angewiesen, den
braunschw. Herzogen anzuzeigen, Kf. und der Administrator hätten sich entschlossen,
noch einmal die Stadt Magdeburg durch gütliche Mittel zur Submission anzumahnen
und dieselbe ihrer Privilegien zu versichern, sollte dieselbe aber bei ihrer Widersetz-
lichkeit verharren, Gewalt anzuwenden, Kf. bäte die Herzoge, sich davon keine widrige
impressiones machen zu lassen, die Stadt zur Leistung der Schuldigkeit zu vermahnen
und, im Falle es zu den Extremitäten kommen sollte, ihn zu unterstutzen, auch ihre
Gesandten in Regensburg dem entsprechend zu instruieren.
■■') S. Köcher, Gesch. von Hannover und Braunschweig I. S. 465 flf.
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Sendung v. Ledeburs an die braunschweigischen Herzoge. 4 t
gesetzt wäre, so sollte von dort aus die Erklärung im Namen des ganzen Hauses
dem Kf. zugesandt werden. Unterdessen wollten sie nicht unterlassen, an die
Stadt Magdeburg ernstliche Ermahnungsschreiben zum Accommodement und
Submission abgehen zu lassen, sie wünschten, die kaiserliche Coramission wäre,
bevor es zu dieser Execution gekommen, vorgenommen worden, da sie fürch-
teten, dass die Krone Schweden dieses zum Exempel nehmen und der Stadt
Bremen nicht ohne sonderlichen Nachtheil des Niedersächsischen und West-
fölischen Kreises sich zu bemächtigen desto mehr Anlass bekommen würde.
Der Schwedische Abgesandte Kley') sei vorigen Tages bei ihnen gewesen und
hätte gesagt, Kf. hätte sich erklärt, dass er ihr Dessein mit Bremen nicht hin-
dern wolle und der Meinung wäre, die Stadt müsste das praedicatura imme-
dietatis fahren lassen, welches sie nicht glauben könnten.
Nachdem er mit solcher dilatorischen Antwort abgefertigt, ist er nach Zelle
gegangen, ist aber auch nicht vom Herzog Georg Wilhelm selbst, ebenfalls
wegen Krankheit, sondern von dessen Präsident und Marschall*) angenommen,
mit gleicher Resolution versehen und abgefertigt worden. Den Bischof von Osna-
brück und Graf Wal deck hat er nicht dort angetroffen, letzterem aber des
Kf. Schreiben nach seinem Quartier bei Nienburg zugesandt. Darauf ist er nach
Hannover gereist und hat am 28. Mai bei Herzog Johann Friedrich Audienz
gehabt, derselbe erwiderte auf seinen Vortrag, er freue sich, dass Kf. an ihn
noch dächte und ihm seine Intention wegen Magdeburg habe notificieren lassen,
er wolle die Stadt zur Submission ermahnen lassen, und weil zu Braunschweig
jetzt wegen des Interesse des ganzen fürstl. Hauses conferiert würde, so solle
diesfalls auch die communicatio geschehen und alsdann die resolutio dem Kf.
zugesandt werden. Damit ist er abgefertigt worden, am folgenden Tage ist der
Herzog zu seinem Bruder nach Osnabrück gereist').
*) S. unten Abschn. 2.
") V. Bülow und v. Grapendorf.
3) V. Ledebur meldet dem Kf. (d. Bielefeld 13 /23. Juni 1666), auf den ihm
durch Meinders zugegangenen Befehl habe er sich zu dem Bischof von Osnabrück
nach Pyrmont begeben und dort seinen Auftrag ausgerichtet, der Bischof habe sich
für die Anzeige bedankt und seinen Glückwunsch, dass die Sache so glücklich ge-
endet, ausgesprochen, ebenso die dort anwesenden Graf Waldeck und Herzog Ru-
dolf August von Wolffenbüttel. Herzog Georg Wilhelm meldet in seinem Glück-
wunschschreiben auf die Anzeige des Kf. von der Unterwerfung der Stadt (d. Cleve
22. Juni 1666), die zu Braunschweig versammelten Räthe hätten schon Schreiben an
die Stadt und an Kf. abgefasst gehabt, da aber gleich damals Nachricht von dem
gütlichen Accommodement eingelaufen, so seien dieselben nicht abgeschickt worden.
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42 !• I^ie Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
Der Kurfürst an den Feldmarschall v. Sparr. D. Cleff
12. Juni 1666.
[Verstärkung der Befestigungen von Magdeburg.]
1*2. Juni. Weil wir dasjenige, was zu Conservation und Sicherheit des Orts
von nöthen ist, Eurer Dexterität und Sorgfalt anheimgestellet sein lassen,
als werdet Ihr darunter alles gebührend an/Aiordnen und insonderheit die
Anstalt zu machen wissen, damit') die Fortification in guten Stand ge-
setzet und was schadhaft oder zerfallen ist, nach Notturft repariret wer-
den möge. Insonderheit hielten wir von nöthen, dass die Zollschanze
wieder fortificiret, auch das dagegen über liegende Thor wohl verwahret
würde, welches wir jedoch Eurem Gutfinden, auf was Weise Ihr solches
zu verordnen,- anheira gestellet sein lassen, wie Ihr dann auch mit un-
serm G.-Comm. Platen wegen Anrichtuug eines Magazins zu reden und
desfalls benöthigte Anstalt zu machen, nicht weniger auch den Ort mit
Notturft an Munition und Gewehr versehen zu lassen. — -
Otto V. Guericke^) an den Kurfürsten. D. Hamburg
2./12, Juni 1666.
[Die Vorgänge in Magdeburg.]
12. Juui. Glückwunsch zur Besetzung von Magdeburg.
Betreffende hienechst die eigentliche Bewandnis, wie diese Sache
succediret, so vernehme, dass Ew. Ch. D. an die Stadt gethane gnädigste
Gesinnen der Magistrat alda nicht allein mit dem Ausschuss der Bur-
gerey, sondern auch mit allen 9 Vierteln, worein die Bürgerschaft be-
stehet, communiciret, reiflich überleget und tractiret hat, mein Vater hat
im Senatu, als Director, das erste votum geführet, da er dann mit viel-
fältige circumstantiis, manifestis rationibus, emergontiis und Motiven
selbiges dergestalt unterbauen und das Werk also repraesentiren müssen,
dass ihme nichts zu imputiren, darauf dann vollents der Magistrat und
Ausschuss die Erbhuldigung in forma consueta zu thun sich rotunde
') Ueber die damals in Magdeburg vorjjenommenen Befestigunpfsbauten s. Holz-
apfel, Des Grossen Kurfürsten Festung.sbauten in Masfdeburg (Geschichtsblätter für
Stadt und Land Magdeburg XV. (1880) S. 21,') ff.)
*■') Der Sohn des Magdeburgisclien Bürgermeisters, seit 1663 Resident des Kf.
beim Niodersächsischen Kreise in Hamburg. S. Hoff mann, Otto von Guericke,
herausg. v. Opel S. 165.
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Bericht 0. v. Guerickes jun. über die Vorgänge in Magdeburg. 43
erkläret, hernachmals hat man mit den 9 Vierteln darüber sonderlich
tractiret, als welche er uff die Innungshäuser und sonst zusammen kom-
men lassen, in welches jedes ein Raths- und 2 Ausschussverwandte ge-
schicket worden, die ihnen, was hierzu nöthig, vorgelesen, da dann die
Burgerey sich mit dem ersten voto conformiret, aber die Besatzung, die
Stadt damit gnädigst zu verschonen, uffs höchste vorzubitten begehret,
welches also wiederumb an die höchst- und hochansehnliche Herrn Ge-
sandten gebracht, auch aus jedem Viertel eine Persohn mit ihnen aus-
geschicket worden, alleine dieselbe haben cathegoricam resolutionem,
oder wieder davon ziehen und die Execution E. Ch. D. in der Nähe
stehenden vortrefflichen milice übergeben wollen. Also seind der Stadt
Abgefertigte wieder hineingezogen und hat sich der Rath und Ausschuss
Dach langem Deliberiren und Überlegen auch zur Besatzung erkläret,
sofort ihr conclusum den 5. Junii als am Tag Bonifacii st. n. an die
ganze Burgerschaft uflFn Nachmittag umb 2 Uhr (nach vorigter Art)
abgegeben, da zwart in vielen Vierteln gross Gemurmer entstanden,
doch haben sie sich bedeuten lassen und endlich mit dem Rath und
Ausschuss sich hierin auch conformiret, unter welcher Zeit man die
Garnison im Gewehr stehende gehabt, dan man nicht wissen, was
etwa vor innerliche motus und Tumult wider diesen oder jenen, nicht
nach ihrem Willen votirenden, entstehen können, worauf sie in gesambt
einige puncta aufgesetzet, so vorhero mit denen Herren Gesanten, ehe
die Churfürstl. Garnison einzuziehen, abzuhandeln, mit welchen die De-
putirten, nehmlich Burgermeister Rosenstock, der Stadt Consulent
D. Koch und Kämmerer Schmidt (als vom Magistrat), dan Peter
Kind und Pasche'Thomas (im Namen des Ausschusses) nebst andern
Personen aus den Vierteln am Sonntage Exaudi umb 3 Uhr sich nach
Kloster Berge zu die — Herrn Gesanten verfüget und die Punctation
mit Ihnen überleget, welche erst in der Nacht umb 10 Uhr wieder in
die Stadt zurücke gekommen. Solche ihre zurückbringende Relation nun
zu vernehmen, hat man am 28. Maii st. vet. am Tage Wilhelmi den
Rath, Ausschuss, Deputirte und Viertelspersonen umb 6 Uhr frühe wie-
der zu Rathhause erfordern lassen, da sie über den halben Tag aber-
mals beisahmen gewesen. Inzwischen die Leipziger Post von der abge-
reiset, also dass davon, was ferner passiret ist, nicht weiter Nachricht
bishero erhalten können. —
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44 I. Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
Otto Wilhelm v. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Magdeburg
3./[13.]Juni 1666.
[Bericht über seine Reise zu K.-Sachsen.]
13. Juni. Nachdem ihm von des Kf. anhero abgeordneten Geheimen Käthen das
Creditiv») an K.-Sachsen und seine Instruction übergeben worden, hat ersieh
nach Torgau begeben, wo der Kurfürst an demselben Tage, 26. Mai, angekom-
men, und ist er noch an demselben Abend zur Audienz aufgeholt worden.
Nachdem er in seinem Vortrag demselben mitgetheilt, dass Kf. und der Ad-
ministrator noch einmal in der Güte Magdeburg zu schuldiger Submission er-
mahnen wollten, dass sie aber, wenn die Stadt auf ihrer Weigerung beharren
würde, genöthigt sein würden, vermittelst der auf den Beinen habenden Miliz
das Werk auf eine andere Art anzugreifen, Kf. bitte, der Kurfürst möchte dieses
billige und rechtmässige Unternehmen secundiercn, hat der Kurfürst nach Dank-
sagung auf die Curialien und Anerbieten zu aller freundnachbarlichen Will-
fährigkeit sich auch in specie dahin erklärt, nicht allein bei diesem Werk mit
seinem Rath, sondern auch mit seinen bei Händen habenden Völkern und mit
einer guten Anzahl von schweren Stücken, wo es von nöthen sein sollte, zu
assistieren. Allein w^ollte er erinnert haben, man möchte der Stadt nicht viel
weitläuftige dilationes einräumen oder sich mit Tractaten amüsieren lassen, denn
er könnte an dem kaiserlichen Gesandten v. Plettenberg wohl so viel merken,
dass man sich am kaiserlichen Hofe gar bald mit mandatis würde vernehmen
lassen, auch dabei nicht gar ungeme sehen, wenn sich die Herren Schweden
der Stadt annehmen wollten. Als aber sofort hierauf von dem Administrator
die Notification eingelaufen, dass man zu Kloster Bergen bereits zum völligen
Schlüsse gekommen, ist der Kurfürst dessen nicht wejiig erfreut gewesen, wie
sein eigenhändiges Recreditiv und Gratulationsschreiben'') solches mit mehrem
contestieren wird. Auch aus der ihm erwiesenen Ehre hat er genugsam ver-
spürt, dass die Notification sehr angenehm und das Dessein keineswegs zugegen
gewesen.
Andr. Neumann an den Kurfürsten. D. Wien 3./[13.] Juni
1666.
[Das Unternehmen gegen Magdeburg, Besorgnisse am kaiserlichen Hofe wegen einer
Verständigung des Kf. mit Schweden]
13. Juni. P. S. Auch — empfange ich — heute Ew. Ch. D. gnädigstes Re-
script vom 12. Mali, sambt beigeschlossenem Original an Keyserl.
May.'), die Intention wider die Stadt Magdeburg betreffend, und will ich
0 d. Cleve 15./2r).Mai KiGG.
'-') d. Torgau 30. Mai/ [9. Juni] 16GG. Kf. erwidert darauf in einem eigenhän-
digen Dankschreiben (d. Cleve 23. Juni 1666).
^) S. oben S. 19. Frühere Nachrichten über das Unternehmen des Kf. gegen
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Berichte v. Berlepschs und Neumanns. 45
dieses gebührend übergeben, auch bei den Keyserlichen Ministris Ew.
Ch. D. hohe Befugnus aufs beste vorstellen und verhüten helfen, damit
im Reichshofrath nichts widriges decretiret werde. Sonsten vernim
ich so viel, dass einige diese Imprese nicht gern sehen und darvor
halten wollen, es seie zwischen Ew. Ch. D. und der Cron Schweden
ein gut Verstendnus wegen Bremen, diesen Ort hinübergehenzulassen,
und dass man auch Magdeburg, als dem Böhmerland gelegen, wohl
lieber der Zeit in statu quo sehen möchte. Wie nun was Bremen an-
langt, man sich hier wohl abusiren möchte und nicht zu glauben, dass
man im Niedersächsischen Kreise gern zugeben wolle, diesen vornehmen
Ort, so vor ein alterum tantum des Herzogthumb Bremen zu halten,
Frembden zu überlassen, also ist man gleichwol hier nicht wenig be-
treten, was zu thun. Am verschienen Donnerstag ist der Courier Pan-
cratz an den Herrn Baron de Geis spedirt, dass er alle officia ein-
wenden solle, dieses dessein zu differiren. Im Reichshofrath ist noch
nichts angebracht, auch ad protocollum rerum exhibitarum nichts kom-
men, ist aber nicht zu zweifeln, die Magdeburger werden ihren recours
hieher nehmen. Dass Ew. Ch. D. sich gnedigst entschlossen, den Reichs-
hofrath mit einiger Discretion zu regaliren, solches will ich gehöriger
Orten kundbar machen, und wird bei jetziger Conjunctur wohl zu statten
kommen. —
Andr. Neumann an den Kurfürsten. D. Wien 6./ 16. Juni
1666.
[Audienz beim Kaiser und dessen Ministern. Nachricht von der Unterwerfung Magde-
burgs.]
Er hat des Kf. Schreiben an den Kaiser diesem vorgestern in einer be- 16. Juni,
sonderen Audienz überreicht, dabei zugleich die Nichtigkeit des erdichteten pri-
vilegii Ottonis I. dargelegt und den Kaiser gegen Kf. wohl affectioniert gefun-
den. Das Schreiben ist eben zur rechten Zeit gekommen, da die Magdeburger
in höchster Stille praeveniendo sich angemeldet und auf ein protectorium ge-
zielet, das man aber, bis Kf. auch Nacliricht geben würde, differiert hat. Er
hat gleich nach der Audienz dem Fürsten Lobkowitz aufgewartet, der sehr
gern vernahm, dass von Kf. Nachricht eingelangt, er hätte sich wohl einbilden
können, dass man dieses Vorhaben ohne Notification nicht würde ins Werk
setzen, der Kaiser würde sich durch keinen Respect von des Kf, Freundschaft
Magdeburg hatte der Kaiser von Cleve her durch seinen Gesandten de Goess er-
halten, s. dessen Relationen vom 14. April u. 15. Mai (ürk. u. Act. XIV. 1. S. 263. 270 f.)
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46 I- t^Je Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
abwendig machen la><sen. Auch der R.-Vicekanzler hat sich sehr wohl er-
wiesen, er sagte, er hätte sich wohl Rechnung machen können, dass es mit
den Magdeburgern solche Endschaft nehmen würde, wobei zu verspüren war,
dass nicht sowohl K.- Sachsen als dessen Minister diese Impresa nicht gerne
sehen. Dem Grafen Nostiz hat Neumann remonstriert, das Interesse des
Königreichs Böhmen erforderte mehr, dass dieser vornehme F^l])pass in befreun-
deten Händen bliebe als quocnmque modo zu verhelfen, dass andere das Auge
darauf richteten, welche ihr Intent, alle teutschc Seehäfen und vornehmste
Flüsse direct oder indirect unter sich zu bringen, bisher nicht bergen können.
Heute hat ihm bei Hofe der R.-Vicekanzler gesagt, dass die Magdeburger,
wie er von dem K.-Sächsischen Residenten erfahren und auch Plettenberg
gemeldet hätte, sich unterworfen hätten').
V. Sparr an den Kurfürsten. D. Ottersleben bei Magdeburg
6./ [16.] Juni 1666.
[Bielke's Anwesenheit in Maijdeburg.]
Kl.Juni. — Ew. Ch. I). gn. Rescript vorn 10. Juni') st. n. habe ich well er-
halten und daraus ersehen, was dieselbe mir wegen des Schwedischen Ab-
gesandten gnädigst anbefohlen. Worauf deroselben ich berichte, dass der
Herr Steen Bielke^) gestern incognito zu Magdeburg ankommen und
der Obriste Schmid, sobald er dessen inne worden, sich zu demselben
verfüget und ihme in Person aufgewartet und sofort eine Schildwache
vor dessen Thür setzen lassen, da dann er, der Herr Bielke, dem
Obristen Schmid einen Gruss vor mich aufgetragen und ihme zu er-
kennen gegeben, dass er wünschte, mit mir bekannt zu werden. Sonsten
hat gemeldter Steen Bielke seinen Wirth discursweise gefraget, wa-
rumb die Stadt sich so leicht ergeben? und sich dabei vernehmen lassen,
dass wenn sie sich nur etwas gehalten, sich bald würden Leute gefun-
den haben, so sich ihrer angenommen, worauf der Wirth geantwortet,
dass es nunmehr eine geschehene Sache, zu dem sei die Bürgerschaft
froh, dass sie einmal einen beständigen Herrn bekommen. Dafern dieses
*) Kf. weist (d. Cleve 16./26. Juni IGGG) Neu mann an, sich zu erkundigen, ob
es wahr sei, dass der schwedische Gesandte Palbitzki in seinem Vortra^^e der Magde-
burgischen Sache, als ob diis dort V'orireganjL^ene dem Instr. pacis sehr zuwider sei,
erwähnt habe. N. berichtet darauf (d. Wien 4./ 14. August KUUJ), er habe davon nichts
erfahren können, der R.-Vicekanzler wolle nichts davon wissen und Palbitzki
selbst betheuere, seine Krone verlange mit Kf. in beständiger Freundschaft zu leben.
'0 Fehlt in den Acten.
3) Vgl. Mem. de Pomponne II. S. 106f. Auerbach, La diplomatie fran<^aise
et la cour de Saxe S. 210 f.
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ßielke in Magdeburg. 47
nicht geschehen, würden sie noch allezoit in Furcht stehen und jederzeit
grosser Anfechtung gewärtig sein. Gestern Nachmittage ist der Herr
Steen Bielke von Magdeburg widerumb aufgebrochen, nimbt seinen
Weg auf Halle, Dressden und dann ferner auf Wien. —
G. V. Podewils an den Kurfürsten. D. Halberstadt 9./[19.] Juni
1666.
[Bericht über seine Reise zu Wrangel.]
Nachdem er von des Kf. Abgesandten zu Wansleben 26. Mai/ 5. Juni an 19. Juni,
den R.-Feldhemi Wrangel abgefertigt worden'), hat er sofort die Reise ange-
treten und ist 30. Mai/ 9. Juni in Bremervörde angekommen. Wrangel erwi-
derte auf seine Proposition, weil ihm bewusst. dass Kf. in seinen Actionen nichts
anders als was billig und dem Instr. pacis gemäss, suchte, und das Magdebur-
gische Wesen eine Sache wäre, die sie nichts anginge, wunsclite er dem Kf.
einen glücklichen Ausgang zu allen seinen Vorhaben, er werde die Sache seinem
Könige auf das beste recommendieren, auch an den Gesandten nach Reijensbarg
schreiben, bat aber, Kf. möchte wiederum seinem Gesandten in Regensburg an-
befehlen, ilnien in der Bremischen Sache behülflich zu sein, und bedankte sich
für die gute Resolution, die Kf. dcsweL^en an den Präsidenten Kley ertheilt
hätte*). Auch nach der Tafel sagte Wrangel, dass die procodure der Stadt
Magdeburg ihnen zum guten Exempcl der Stadt Bremen dienen sollte, mit
welcher sie nicht wolil könnten zur Richtigkeit kommen, doch hat er unter der
Hand erfahren, dass die Tractaten schon auf friedlichem Schluss ständen, indem
der Punkt Avegeu der Immedietät bis zum Regierungsantritt des Köni<^s ausge-
stellt sei.
Am anderen Tage hat er seine Abfertigung erhalten.
V. SpaiT an den Kurfürsten. D. Hauptquartier bei Magdeburg
13./[23.] Juni 1666.
[Vorschläge für die Befestigung und Verproviantierung von Magdeburg. Anordnungen
für den Einzug des Administrators und dessen Aufenthalt in der Stadt]
Er hat mit seinem vorigen Schreiben ^) einen Abriss eingesendet , woraus 23. Juni.
Kf. hat ersehen können, wie die Stadt inzwischen beschaffen und wie sie ins-
künftige fortificiert werden könne. Jetzt schickt er einen anderen Abriss, der
') Seine Instruction (d. Halberstadt 22. Mai /[I.Juni] 16G6) ist der für v. Le-
debur ausgestellten (oben S. 40) ganz ähnlich.
'0 S. unten Abschn. 2.
') Fehlt in den Acten. Vgl. über diese Neubefestigungen in Magdeburg Holz-
apfel a. a. 0. S. 222.
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48 I- Die Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
Unterschied zwischen beiden besteht darin, dass in dem ersten die Werke ausser-
halb der Stadt gelegt sind, zu solcher Arbeit aber wird lange Zeit gehören,
und wenn die Stadt, ehe sie fertig, angegriffen werden sollte, so würden die
unfertigen Werke nur schädlich sein. Nach dem zweiten Abriss sollen die Boll-
werke an den alten Wall angeschlossen werden und könnte auf solche Weise,
wenn nur alle Jahr ein Bollwerk verfertigt würde , die Stadt in 10 Jahren zu
einer Realfestung gebracht werden. Kf. möge überlegen, ob die Citadelle zu-
erst gebaut und ob dieselbe ober- oder unterhalb der Stadt gelegt und ob nicht
sogleich zum Schutz der Brücke die viereckige Schanze über derselben angelegt
werden solle'). Wenn ein paar halbe Carthaunen nebst ein paar 12 pfundigen
Stücken und 16 — 24 eisernen Stücken, welche etwa 6 oder 8 Pfund schiessen,
hineingeschafft würden, so würde die Stadt ziemlich versehen sein. Betreffend
das Magazin würden für die gewöhnliche Garnison von 1200 Mann auf ein
halbes Jahr 300 Wispel, für 4000 Mann aber, welche mindestens bei einer
formalen Belagerung nötliig wären, 1000 Wispel erforderlich sein. An Munition
würde für 4000 Mann und die Kanonen, die darin sind, wenigstens ein Vorrath
von 2000 Centnern Pulver und ebensoviel Lunten nöthig sein.
Heuren wird der H. Administrator von Halle seinen Einzug in Magde-
burg halten niit 600 Pferden, Edelleuten und Edelleute Diener. Dagegen
habe ich auch drei Regimenter — nebst dem H. G. -Wachtmeister
Pfuehlen commendiret, unter dem Praetext, dass sie dem Fürsten zu
Ehren den Einzug begleiten helfen sollen. So lange der Fürst drinnen
bleibet, soll allemal ein Regiment ausserhalb am Thore die Wache
haben. So werde ich auch die Thore also bewachen, dass wir derselben
alzeit mächtig sein können, und verhoffe ich, dass Ew. Ch. D. auf solche
Weise der Stadt woll versichert und ungefahret sein werden. —
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Magdeburg 16. /[26.] Juni
1666.
[Verhandlungen wegen der Huldigung. Einzug des Administrators. Huldigung.]
26. Juni. Am 12. und 13. Jnni hahen sie mit v. Katte wegen Einrichtung der Hul-
digungsforrael conferiert. Obwohl sie demselben remonstrierten, dass nothwendig
dem Administrator nach Anweisung dos Friedensschlusses bis einer von den
darin enthaltenen Fällen entstünde, geschworen werden müsse, wollte er sich
dazu doch nicht bequemen, sondern erklärte, sein Herr nehme sich dieses sehr
zu Gemüthe und werde lieber zurückgehen als so die Huldigung einnehmen.
') Kf. erwidert darauf (d. Cleff 23. Juni 1666), die Citadelle solle nach der Elbe
wärts, wo die Stadt am schwächsten sei, angelegt werden. Womit anzufangen sei, über-
lasse er Spans Ermessen, derselbe solle dafür sorgen, dass, was am nöthigsten sei, zu-
erst gebaut, und im übrigen vorläufig die alten Festangswerke nur ausirebossert würden.
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Der Einzug des Administrators in Magdeburg. 49
Als sie aber bei ihrer Meinung bestanden und erklärten, sie würden nichts
desto weniger des Kf. wegen die Huldigung vor sich gehen lassen, ist er am
12. Abends spät zu dem Administrator gereist und am 13. zu rechter Zeit wie-
der hierher zurückgekehrt, da dann die beiliegenden Eidesformeln^) abgefasst
worden sind.
Am 13. hielt der Administrator seinen Einzug-), sie nebst einem Theil der
Generale des Kf. waren ihm entgegengefahren und geritten, G.-Major Pfuhl
aber mit 1000 Pferden etwa auf eine Meile entgegengezogen. Da es sich etwas
verspätete, so Hessen sie bei dem Administrator anfragen, wo sie demselben ihre
Complimente ablegen sollten, worauf derselbe ihnen sagen Hess, es würde ihm
lieber sein, wenn sie dies in der Stadt thäten. Darauf zog G.-Major Pfuhl
mit seinen 1000 Pferden voran, dann folgten sie, darauf des Administrators
Leibgarde z. Ross, darauf der Landadel, dann einige Cavaliere desselben, dann
G.-Feldmarschall v. Sparr und G.-Lientenant Kannenberg, dann zwei Prinzen,
dann Herzog Johann Georg von Mecklenburg und ein Prinz, darauf der
Administrator in Begleitung von 12 Trabanten, dann dessen Hofcavalliere und die
mit rothem Tuch bezogene Leibkutsche. Während des Einzuges wurden von
den Wällen dreimal die Stücke gelöst und, nachdem der Administrator in das
für ihn auf dem Domplatze bestellte Haus abgetreten, gaben die auf diesem
Platz stehenden Truppen dreimal Salve. Sie machten dem Administrator vor
dessen Gemach auf dem Saal ein kurzes Compliment und begaben sich dann
sofort (es war fast 11 Uhr in der Nacht) in ihr Logement.
Donnerstag den 14. begab sich der Administrator etwa um 10 Uhr in den
Dom und Hess dort von seinem Hofprediger die Huldigungspredigt verrichten,
^) Dieselben lauten:
A. Wir Bürgermeistere, Rathmaone, wie auch Innungsmeister und alle Bürger
gemein der Alten Stadt Magdeburg schworen dem Hochwürdigsten Durchlauchtigsten
Hochgeborenen Fürsten und Herrn, Herrn Augusto, postulirten Administratori des
Primat und Erzstifts Magdeburg, Herzogen 2u Sachsen — unseren gnädigsten lieben
Herrn, bei Zeit dero dem Instrumento pacis nach führenden fürstlichen Regierung
dieses Erzstiftes Magdeburg treu, hold und gehorsam zu sein, Seiner Fürstl. Durcbl.
und deroselben Erzstifts Bestes zu thun und Schaden zu warnen, als getreue Unter-
tbanen ihren rechten Herrn von Recht pflichtig sein. Als uns Gott helfe und sein
beiliges Wort.
B. Wir Bürgermeistere, Ratbmanne und alle Bürger gemein der Alten Stadt
Magdeburg schwören nach Anweisung des Friedenschlusses in eventum dem Durch-
lauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Friederich Wilhelm, Markgrafen zu Bran-
denburg, des heil. Rom. Reichs Ertz-Kämmerer und Churfürsten — unseren gnädigsten
lieben Erbherrn und dessen Erben, Successoren und Nachkommen, Markgrafen und
Churfürsten zu Brandenburg, treu, hold und gehorsam zu sein, Ihrer Churf. Durchl.
und Deroselben Herzogthumb Magdeburg Bestes zu thun und Schaden zu warnen, als
getreue Unterthanen ihren rechten natürlichen Erbherrn von Recht pflichtig seindt,
als uns Gott helfe und sein heiliges Wort.
»; Vergl. Theatr. Europ. X. S. 162f., Hoff mann, Gesch. der Stadt Magde-
burg ni. S. 295 ff. (2. Aufl. II. S. 292).
Mater, e. Gesch. d. ü. Kiirrürsieu. XII. 4
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50 I- Diö Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
während sie nach der St Ulrichskirche fuhren, woD. Bötticher gleichfalls eine
Huldigungspredigt hielt. Auf ihre Veranlassung hat der Rath Kf., dessen Gemahlin,
Prinzen und ganzes Kurhaus in das Kirchengebet einschliessen lassen. Vor der
Predigt waren dem Rath die Reversalen') und der von Kf. ratificierte Vergleich*)
gegen Ausantwortung ihrer Reversalen zugestellt worden. Nach der Predigt um
12 Uhr ritt der Administrator nach dem zur Huldigung bestimmten Platz, stieg auf
die vor dem Wandschneiderhaus errichtete, mit rothem Tuch bekleidete Buhne
und Hess sofort, ehe sie dazu kommen konnten, mit dem Vortrag den Anfang
machen. Sie haben von den Fenstern des Wandschneiderhauses aus die Ab-
leistung des £ides angehört, und nachdem der Administrator sich in dasselbe
Haus begeben, haben sie sich auf die Bühne verfügt und haben für Kf. vom
Rath und der ganzen Bürgerschaft die Erbhuldigung eingenommen. Auf dem
Platz hielten 400 Reiter des Kf., welche mit dem Administrator zugleich dahin
kamen, nach der Huldigung Hessen sich die Heerpauker und Trompeter so
lange hören, bis sich (nach 3 Uhr) der Administrator von dem Wandschueider-
haus nach seinem Quartier begab. Auf dem Wandschneiderhaus war von dem
Rath eine lange Tafel mit köstlichem Confect zubereitet, an welcher sich der
Administrator, die übrigen fürstlichen Personen und sie etwa eine halbe Stunde
niederHessen. Der Administrator hatte Tags vorher sie und die Generale des
Kf. nach der Huldigung zur Tafel einladen lassen, woselbst auch v. Platen,
v. Sparr, Kannenberg und Pfuhl erschienen sind, während Jena sich
entschuldigt hatte. Von des Kf. wegen waren auf dem Brauerhof zwei Tafeln
zubereitet, an welchen des Kf. Christen, ObristHeutenants und andere Cavalliere
nebst einigen aus dem Rath gespeist, wobei des Kf. Oberförster v. Mörner
das Marschallamt versehen^).
*) Darin versichert Kf.: „Dass wir sie (Rath und Bürgerschaft von Magdeburg)
lassen sollen und wollen bei ihrem Rechte, bei ihrer Freiheit und bei ihrer Gerechtig-
keit, die sie von alters gehabt haben bis an diesen Tag und nun noch darzu im
Friedensschlüsse art. 11 § 9 Civitati vero Magdeburgensi sampt zugelegten territorio
und was dem anhängig erlanget, und seilen ihnen halten ihre Handfeste und ihre
Briefe, die sie von Ertzbiscbofen zu Magdeburg haben, und sollen sie auch verthetigen,
beschirmen und ihnen bebüMich sein wider Fürsten und Herren und wider männig-
lich zu ihren Rechten, wie ihnen das nöthig ist, als ein Herr seine liebe Manne und
Untersassen verthetigen und ihnen helfen soll zu Recht.*'
*) Die Ratification des Kf. ist datiert Cleve 6./[16.] Juni 1666.
') In der Magdeburgischen Kämmerei-Rechnung von 166G findet sich folgender
Titel :
„Ausgabe von allerhand Verehrungen, so vor und bei der Huldijpfung aufgegangen :
Dem Halliscben Fürstl. Trompeter, der zum allerersten mit Schreiben an
£. E. lUith gesandt worden wegen der Huldigung, den 22. Mai .... 2 Rthlr.
Sechs Brandenb. Constabeln 1
Dem Ch.-brandenb. Kriegs-Secretario Gottfr. Preussen pro labore, so er
bei den Huldigungstractaten und in Ausfertigung der desfals errich-
teten Capitulation' gehabt, offeriret 30. Mai 100
15. Junii 50 »-
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Die Huldigung. 51
Hans Katte an den Administrator. D. Cleve 26. Jnni/[6. Jnli]
16660.
[Beriebt über seine Verbandlungen mit dem Kf. und dessen Rätben.]
Er ist am 16. von Halle abgereist and, nachdem er Tag und Nacht gereist, 6. Juli,
am 23. früh in Cleve eingetroffen. Er hat gleich an demselben Vormittag
Audienz bei Kf. gehabt; derselbe erwiderte auf seinen Vortrag, hetreffend den
Herzog von Holstein wollte er eine Conferenz halten und zusehen, wie weit
er dem Administrator willfahren konnte; wegen des Regiments erwähnte er,
er hätte nicht gemeint, dass es demselben entgegen sein würde, dass das
Holsteinische Regiment in die Stadt gelegt würde, worauf Katte antwortete, an-
fanglich würde es dem Administrator wohl gefallen haben, nachdem es aber
einmal mit dem Schmid'schen Regiment so weit gekommen, hielte er es nicht
wohl für thunlich, es wäre ihm um die Consequenz zu thun. Kf. hehielt ihn
dann zur Tafel bei sich, fing an von der Huldigung zu discurrieren , wie er
schon vor 6 Jahren an diesem Werk gearheitet, sonderlich in Gewinnung der
Burger, gedachte auch der Victorie der Holländer*). Nach der Tafel sprach
Kf. dann noch mit ihm von dem Zustand des Landes, beim Abschied sagte er,
er werde das bei der Audienz ihm überreichte Schreiben des Administrators
durchsehen und überlegen. Am Sonntag Vormittag erschien H. v. Biumen-
thal bei ihm, erklärte, es wäre dem Kf. leid, dass dem Administrator das dem
Herzog von Holstein aufgetragene Gouvernement entgegen, er hätte solches
nicht gemeint, sonst wäre er auf die Gedanken nicht gekommen, well er aber
Des H. Feldmarscbalken Sparren Ezc. Trompetern verehret Sl.Maii . . 12 Rthlr.
Dem H. Obristen u. Commendanten Schmieden zu Einrichtung seiner
Hansbaltung. verehret 100
Dem H. Feldmarschalken Sparren durch den H. Bürgermeister Rosen-
stocken praesentiret 7. Junii alhier 500
29. October p. M. Neuhausen 500 -
Dem H. General- Auditeur Eberhard Hyöen offeriret 15. Junii .... 50
Dem H. C. Ehr. v. J. 18. Junii 1000 -
Dem H. C. L. v. P. eod 300 -
Einem fiirnehmen Confidenten an den Churf. Brand. Hofe, der bei denen
zu Cleve wegen gemeiner Stadt dieses Jahrs vorgewesenen Sollicita-
tionen unsern Herrn Abgeordneten beirätig gewesen, offeriret den
3. November 150
und an späterer Stelle: „Einigem hohen Churf. Brandenb. ministro zu Er-
langung dessen hohe Confidence wie auch Ihrer Churf. D. Hulde und
Gnade gegen gemeine Stadt zu Grüningen überreichen lassen und
offeriret den 1. November 400
0 Magdeb. Staats-Archiv.
') Die viertägige Seeschlacht zwischen den Engländern und Holländern an den
Dünen IL— 14. Juni 1666.
4*
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62 I- I^Je Uüterwerfung von Magdeburg. 1666.
noch nicht absehen könnte, was derselbe für Ursachen dazu hätte, so sollte er
sich danach erkundigen. Katte setzte ihm nun die schon bei der Audienz
vorgetragenen Grunde nochmals auseinander und, als Blumenthal dieselben
nicht gelten lassen wollte, erklärte er, der Administrator wäre hierin anderer
Gedanken, er möchte sich die Sache befohlen sein lassen. Nachmittags hatte
er Audienz bei dem Fürsten von Anhalt und ersuchte diesen um Assistenz.
Der Fürst sagte, Kf. hätte die Sache mit ihm besprochen und begehrt, mit ihm
daraus zu reden. Kf. wünschte des Administrators Verlangen zu erfüllen, aber
er hätte dem Herzog seine Parole gegeben, könnte daher nicht ohne Beschimpfung
wieder zurück. Adm. möchte sich es doch gefallen lassen, der Herzog wäre
ein Herr, der sich nach Wunsch accommodieren würde, die meiste Zeit würde
er zu Hofe bei Kf. sein, er sollte sich auch mit einem Revers verwandt machen ;
es geschehe nicht, um dem Administrator einen Eingriff zu thun ; wie würde es
sich fugen, dass dessen Regiment in der Stadt liege und er davon gesondert,
denn dieses müsste zur Garnison hinein. Im Vertrauen wollte er ihm sagen,
es wäre von den Gesandten Verstössen worden, dieselben hätten alles vor ihrer
Abreise wohl gewusst, der Kanzler Jena aber wäre dem Herrn entgegen, der
Feldmarschall hätte es auch gewusst und in Zeiten Ordre gehabt, das Holstein-
sche Regiment hineinzulegen, es wäre aber von anderen so gespielt worden,
um dem Obristen Schmid ein Regiment zu Wege zu bringen, welches er doch
sein Tag nicht erlangen würde. Administrator würde erkennen, dass nunmehr
nichts weiter zu thun sei. Auf seine ferneren Remonstrationen erbot er sich
nach Möglichkeit alles beizutragen, schlug vor, der Herzog möchte selbst nach
Halle kommen, man könnte dann versuchen, ihn auf andere Gedanken zu
bringen. Am 25. speiste H. v. Canstein mit ihm, mit dem er ausführlich
über die Sache redete, derselbe erkannte zwar den Fehler und wie es endlich
wohl zu ändern, gab aber schlechte Hoffnung, ebenso v. Blumen thal. Er
will versuchen, noch eine Audienz bei Kf. zu erhalten, wiewohl er selbst mehr
wünscht als hofft, weil der Herzog von Holstein alliier am Hofe einer Person
versichert sein mag, bei der wohl das meiste besteht.
Die Deputierten der Stände sind noch nicht angekommen.
Hans Katte an den Administrator. D. Hall 5./[15.] Juli
16660.
[Weitere vergebliche Verhandlungen.]
15. Juli. Er hat bei Kf. am 26. Juni eine neue Audienz gehabt. Auf seine Bitte um
eine gewierige Antwort und nochmalige Vorstellungen erwiderte Kf., es wäre
ihm nie in den Sinn gekommen, dem Administrator einen Eingriff zu thun,
demselben schiene die Sache anders als sie wäre, er könnte sie daher wohl
geschehen lassen, er wurde wohl zufrieden sein, wenn er seine Antwort und
darin enthaltene rationes lesen würde, er meinte es in rechtem Ernst mit dem
') Magdeb. Staats-Arcliiv.
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Sendung v. Katte's zu Kf. 53
Administrator, wollte es nicht allein gegen denselben, sondern auch gegen dessen
Kinder in der That erweisen, er hätte neulich durch seine Gesandten den Ad-
ministrator versichern lassen, wusste, dass es demselben Wohlgefallen, der Her-
zog von Holstein sollte nicht den geringsten Eingriff thun und sich gegen den
Administrator wie gegen ihn verreversieren, auch gar, wenn es begehrt würde,
Pflicht ablegen, er wurde dahin nicht als ein Fürst, sondern als ein Gouverneur
und Generallieutenant gesetzt. Als Katte trotzdem die Bitte erneuerte, Kf.
möchte ihm willfahren, auch inzwischen die Ordre wegen des Herzogs und des
Regimentes desselben nicht ergehen lassen, damit er vorher dem Administrator
referieren könnte, meldete Kf.. er hätte die Völker an der Grenze wegen der
Polen benöthigt, vertröstete dennoch auf weiteres Anhalten, solches in Acht zu
haben. Weil eben der v. Asseburg mit dem Landsyndico angekommen, so
that er gleich der Verpflegung Erwähnung, trug die Sache der Landschaft vor
lind ersuchte um Ausmachung dieses Punktes. Kf. erklärte dieses auch für
nöthig und forderte ihn auf zu bleiben, er wolle die Stände hören und mit
ihnen eine Conferenz abhalten lassen, er gedachte dabei noch, welchen sonder-
lichen Vortheil die Stadt jetzt erlangt, sie hätte früher für den Unterhalt der
Garnison weit mehr thun müssen, kam dann auf die grosse Menge Getreides,
welche in der Stadt jetzt sein sollte, und auf den Zoll. Auf Katte's Vor-
stellung wegen der Instruction für den Commandanten erklärte er, seines Wissens
wäre sie schon vollzogen und fortgesandt. Er wurde dann zur Tafel dort be-
halten und erhielt nachher durch Ca n stein ein Schreiben des Kf. Am Abend
kam Jena mit Bürgermeister Rosenstock und D. Koch an, letztere kamen
am folgenden Tage, den 27., zu ihm und verlangten Nachricht wegen des
Gouverneurs, worüber er ihnen aber noch keine Gewissheit berichten konnte.
Diesen Morgen hatten die Deputierten der Landschaft bei Kf. und dem Fürsten
von Anhalt Audienz, von welchen beiden sie gnädige Vertröstung erhielten.
Um 8 Uhr Abends kam H. v. Schwerin mit den Prinzen wieder von Utrecht,
dem er sein Creditiv zusandte, aber trotz vielfältigen Erinnems keine Antwort
erhielt. Um 10 Uhr kam der Landsyndicus zu ihm und berichtete über eine
Conferenz mit Jena, auf der sie aber wenig ausgerichtet.
Da er weiter keine Hoffnung hatte, so suchte er diesen Morgen um eine
Abschiedsaudienz bei Kf. nach, jedoch mit der Absicht, demselben noch einige
Vorstellungen wegen des Gouvernements zu thun; nachdem er Mittags bei Fürst
Moritz von Nassau gespeist, brachte ihm um halb 3 ein Laquai die Anzeige,
dass die Kurfürstin eines jungen Prinzen genesen 0; auch Jena kam zu ihm,
berichtete, er hätte mit Kf. über seine Sache geredet, der ihm geantwortet hätte,
es hätte alles seine Richtigkeit. Als derselbe hörte, dass seine Expedition ganz
fruchtlos abgegangen, temoignierte er einen sonderbaren regret und dass er sich
dessen nicht versehen, er hätte heute nur wenig mit Kf. geredet und diesen
dubieux gefunden, rieth ihm, beim Abschied noch eine Instanz zu thun. Ob-
wohl ihm der Fürst von Anhalt melden Hess, dass keine Aenderung zu hoffen,
1) Prinz Ludwig, geb. 8. Juli 1666, gest. 7. April 1687.
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54 I* I^ie Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
hat er doch bei der Abschiedsaudienz bei Kf., zu der er um 9 Uhr geholt
wurde, neue Vorstellungen gemacht, Kf. antwortete, er wollte bei Anwesenheit
seiner R&the alles nochmals überlegen und ihm seine Resolution sofort werden
lassen. Bald darauf Hess ihn Fürst Anhalt in sein Gemach rufen und theilte
ihm mit, Kf. hätte sein Anbringen anderweit überlegt, könnte aber keine an-
dere Resolution als vorher finden, seine parole wäre so oft engagiert, damit
aber der Administrator sein frenndvetterliches Gemüth sehen sollte, so wäre er
erbötig, sobald eine andere Occasion für den Herzog von Holstein sich er-
eignete, denselben wieder fort zu nehmen, es würde dann aber ein anderer in
die Stadt gesetzt werden müssen.
Er ist noch an demselben Nachmittag abgereist und heute wieder hier an-
gelangt.
Der Kurfürst an den Administrator August. D. Cleve 5. Juli
1666.
[Rechtfertigung der Bestellung des Herzogs von Holstein zum Gouverneur von Magde-
burg.]
5. Juli. — I^^ ^^^^ sowohl aus Ew. Ld. an mich abgelassenen — Hand-
schreiben als von dero an mich abgeschickten Hofrath Hanssen Ratten
mit mehrem vernommen, welchergestalt Ew. Ld. etwas ungleich empfun-
den, dass ich ohne fürhergegangene Communication mit deroselben des
Herzogen von Holsteins Ld. das Gouvernement der Stadt Magdeburg
conferiret und dieselbe dardurch gleichsamb Ew. Ld. an die Seite ge-
setzet, mit angehängter freund vetterlicher Bitte, es bei dem angestellten
Commendanten bewenden zu lassen und Ew. Ld. denen aufgerichteten
Accordspunkten zuwider dergleichen Dinge nicht zuzumuthen. Nun
können Ew. Ld. sich versichern, dass ich keine andere als diese bestän-
dige Intention habe, mit derselben in aufrichtigem Vertrauen zu leben
— Ew. Ld. werden auch aus meinen bisherigen Proceduren verhoffentlich
nichts anders judiciren und mir 'das Zeugnuss geben, dass ich nicht
weiniger für Ew. Ld. Respect und Interesse als mein eigenes gesorget,
auch nichts in dieser Sache fürgenommen, welches nicht auch zu Ew.
Ld. advantage und Nutzen mit gerichtet gewesen und woraus nicht vor-
hero mit deroselben aufrichtig und offenherzig communiciret worden.
Dannenhero mich dann nicht weinig befrembdet, dass meine Räthe und
Bediente von dieser Sache Ew. Ld. nichts gemeldet haben sollen, welches
ihnen doch in alle Wege obgelegen, anerwogen denselben meine desfalls
gehabte Intention nicht unbekannt, worzu mich dann auch allerhand
wichtige Ursachen bewogen. Dann anfanglich halte ich die Stadt Mag-
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Rechtfertigung der Einsetzung des H. von Holstein zum Gouverneur von M. 55
debarg von der Importanz, dass Dotbwendig das Gouvernement darin
zwei Personen und hohen Officieren, deren einer als Gouverneur, der
ander als Commendant den Ort beobachte, aufgetragen werden müsse,
damit auf alles desto sorgfältigere Achtung gegeben — werden möge,
wie dann dergleichen ins gemein bei allen fürnehmen und viel impor-
tirenden Orten practizirt wird und ich es fast in allen meinen Festungen
auch Selbsten also halte. Wie ich nun unter meinen hohen Officieren
bei der Infanterie niemand mehr übrig hatte, der nicht bereits mit an-
dern Chargen und Gouvemementen versehen ^ als eben des Herzogen zu
Holstein Ld., welche sich bishero in denen von Ihr bedienten fümehmen
Kriegschargen jedesmal woll und unverweislich comportiret und da-
neben eine sonderbare Inclination allezeit gegen Mich und Mein Chur-
fürstl. Haus bezeuget, so habe ich keine Ursach sehen können, warumb
ich in diesem Fall Ihre Ld. zurücksetzen und deroselben andere fürziehen
sollte, dannenhero ich dann Ihre Ld., die auch Ew. Ld. mit naher An-
verwandtschaft zngehören und ich desfals desto weiniger vermuthen
können, dass Ew. Ld. solches einigermassen zuwieder sein sollte, dieses
Gouvernement aus eigener Bewegnuss und ohne einzige Ihre Bitte offe-
riret und Meinem General-Feldmarschall anbefohlen, sich darnach bei
glücklich erfolgter Reduction der Stadt zu achten. Wie ich nun nicht
anders vermuthen können, als dass hieraus wie sonsten aus allen an-
deren Sachen mit Ew. Ld. communiciret wäre, also gereichet Mir zu
sonderbarem Missfallen, dass solches meinem Befehl gemäss nicht ge-
schehen, Ew. Ld. werden aber Mir verhoffentlich hierunter nichts impu-
tiren, weiniger von Mir die Gedanken oder Impression fassen, sambt
gedächte ich deroselben in dero Regierung einen andern Reichsfürsten
an die Seite zu setzen, dann des Herzogs Ld. mit Ew. Ld. und dero
Regierungssachen sich im geringsten nicht zu bemengen^ weiniger dero-
selben einigen Eintrag oder Schmälerung in dero jura territorialia und
landesfurstliche Hochheit zu thun, sondern sich dessen allen zu enthalten
und Ew. Ld. als zeitigem Landsherrn allen schuldigen Respect zu er-
weisen, auch sich desfals mit einem unter fürstlichen Personen gebräuch-
lichen Revers gegen Ew. Ld. an Eides statt zu verbinden von mir in-
struiret ist. — Gestalt Ich auch, wenn Ich dessen nicht versichert ge-
wesen und Ihr. Ld. so woll kennete, nimmermehr Ihre diese Charge
würde conferiret haben, worzu Mich dann auch dieses bewogen, weil
ich dero Regiment zu Fuss nothwendig in die Stadt zur Besatzung legen,
das Schmiedtische aber wieder in Meine Churbrandenburgische Guarni-
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56 I- I^ie Unterwerfung von Magdeburg. 1666.
sonen und Festungen , als woraus solches genommen '), wieder gehen
lassen müssen, da dann Ihrer Ld. doch obgelegen, als Obristen and
Commendanten Ihres unterhabenden Regiments in der Stadt sich aufzu-
halten. Und kann im übrigen Ihr Ld. fürstlicher Stand hierin der Sache
nichts geben oder nehmen, allermassen Ihre Ld. nicht als ein Reichs-
fürst in diesem Werk, sondern als ein Soldat und Mein 6eneral-Lieut>
nandt consideriret werden müssen. Ich hoffe, Ew. Ld. werden diese
Beschaffenheit der Sache weil erwägen, die Mich bewegenden Ursachen
— erheblich achten und Ihro, zumahlen dieses Regiment alles dasjenige
gegen Ew. Ld. praestiren soll, was das Schmiedtische gethan, solches
alles mit gefallen lassen, auch nicht begehren, dass Ich Meine einmal
des Herzogen Ld. gegebene Churfürstliche parole wiederrufen und die
desfals gemachte Anstalt und ergangene Ordren ändern solle, welches
Ich auch ohne die höchste confusion meines Militz-Estats nicht thun
könnte'). —
0 Vgl. Hirsch in Bist. Zeitschr. XVII. S. 250, 253; ▼. Mülverstedt S. 414.
2) Administrator August schreibt darauf dem Kf. (d. Halle 14./[24.] Juli 1666),
auf sein Schreiben vom 5. Juli und y. Katte's Bericht hin habe er in des Berzogs
von Bol stein Gouvernement eingewilligt, auch auf dessen Versicherung bin, dass sein
Regiment nachtraglich den Eid leisten werde, dasselbe einziehen lassen, beklagt sich
aber dann bitter darüber, dass diese Eidesleistung „wegen gewisser Ordre nicht ange-
stellt werden will". Kf. erwidert darauf (d. Cleve 25. Juli/ 4. August 1666), diese
Eidesleistung und die Ausstellung des Reverses von selten des Gouverneurs solle so-
fort erfolgen, sobald nur wegen der Verpflegung der Garnison beständige Richtigkeit
gemacht sei. Die Streitigkeiten darüber haben dann bald darauf ein Ende gefunden.
Der Administrator theilt (d. Balle 18./[2S.] August 1666) sowohl dem Kf. als auch
V. Platen mit, die Landschaft habe auf dem Landtage ad Interim bis zu des Kf.
Wiederkunft nach diesen Landen monatlich 2000 Thaler vom Juni an für die Magde-
burgische Garnison zu zahlen eingewilligt, womit sich Kf. (d. Cleve 5./15. September
1666) auf V. Platen 's Rath ebenfalls ad Interim zufrieden erklärt.
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IL
Der bremische Krieg, die Quadrupel-
allianz und die engere Vereinigung
zu Braunschweig. 1665—1668.
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Einleitung.
In ähnlichem Verhältnis wie Magdeburg zu dem Administrator Angost und
dessen künftigem Nachfolger, dem brandenburgischen Kurfürsten, stand die
Stadt Bremen zu der schwedischen Krone, seitdem diese durch den West-
fälischen Frieden in den Besitz des ehemaligen bremer Erzstifts gekommen war.
Auch Bremen war ursprunglich eine zu diesem gehörige Landstadt, hatte aber
allmählich eine sehr selbständige, den freien Reichsstädten ähnliche Stellung er-
rungen und hatte endlich durch kluge Benutzung der Umstände in der letzten
Periode des dreissigjährigen Krieges die volle Reichsunmittelbarkeit erlangt.
Nachdem sie schon 1640 ^ von Kaiser Ferdinand III. zu dem Regensburger
Reichstage berufen worden war und unter den Reichsstädten an demselben Theil
genommen hatte, war sie durch ein kaiserliches Diplom vom 1. Juni 1646 für
eine von Alters her reichsunmittelbare, nicht zu dem Erzstift gehörige Stadt
erklärt worden. Doch hatte dann Schweden bei den Friedensverhandlungen
zu Osnabrück gegen die Anerkennung der Reichsunmittelbarkeit Widerspruch
erhoben, in dem Friedensinstrument war diese Frage nicht entschieden worden,
doch lautete dasselbe^) insofern für die Stadt günstig, als es bestimmte, dass
diese sowie ihr Territorium und ihre ünterthanen in ihrem gegenwärtigen
Rechtszustande unangefochten verbleiben und etwaige Streitigkeiten mit dem
Bisthum, Herzogthum oder den Capiteln, d. h. eben mit der schwedischen Krone,
entweder gütlich oder rechtlich zum Austrag gebracht werden sollten. Die
schwedische Regierung aber hatte ^) bald nach dem Abschluss des Friedens den
^) S. Duntze, Geschichte der freien Stadt Bremen IV. S. 4 ff.
^ Instr. pacis Osnabr. Art. X. § 8: Civitati vero Bremensi eiusque territorio et
subditis praesens suus Status, libertas, iura et privilegia in ecciesiasticis et politicis
sine impetitione relinquantur ; si quae autem ipsi cum' Episcopatu seu Ducatu aut
Capitulo sint aut imposterum enascaDtur controversiae, eae vel componantur amicabi-
liter vel iure terminentur salva interim cuique parti sua, quam obtinet, possessione.
•) S. Duntze IV. S. 40ff.; Kocher, Gescbichte von Hannover und Braun-
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60 1I^> Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Streit erneuert und von der Stadt die Huldigung gefordert, und sie hatte, da
diese hartnäckig dieselbe verweigerte und kaiserlicher Einladung Folge leistend
auch 1653 wieder den Reichstag beschickte, in demselben Jahre Feind-
seligkeiten beginnen lassen, welche von der Stadt aus erwidert wurden. Der
Kaiser und der Reichstag hatten sich letzterer angenommen, schliesslich war
durch ein kaiserliches Mandat vom 6. Juli 1654^) dem Bischof von Munster
und dem Herzog von Braunschweig-Celle die Kommission ertheiU worden,
beide Parteien zur Einstellung der Feindseligkeiten und zum Vergleich zu ver-
mögen, im Weigerungsfalle aber der Stadt Hülfe zu bringen. Dadurch hatte
sich freilich der neue schwedische König Karl X. Gustav nicht abschrecken
lassen, er schickte vielmehr "), gereizt durch die Keckheit, mit welcher die
Bremer zum Angriff übergegangen waren, um die durch einige glückliche Unter-
nehmungen derselben verletzte schwedische Waffenehre herzustellen, Verstärkungen
und Hess die Bremer bis in die Stadt zurücktreiben, doch wünschte er selbst,
damals schon mit seinen polnischen Plänen beschäftigt, eine baldige Beendigung
dieses Streites. So war es dem Kurfürsten von Brandenburg'), welcher
nebst den Hansastädten Hamburg und Lübeck seine Vermittlung anbot,
gelungen, zunächst einen Waffenstillstand zustande zu bringen, und dann war
unter Mithülfe auch noch anderer Reichsstände sowie Hollands und Englands
8. December 1654 der Vertrag von Stade*) abgeschlossen worden, durch wel-
chen die Erledigung der Hauptstreitfrage über die Reichsunmittel barkeit der
Stadt wieder auf künftige Verhandlungen ausgesetzt wurde, diese aber im übrigen
sich zu ziemlich ungünstigen Bedingungen, Leistung der Huldigung an Schwe-
den in der Form, wie sie dem letzten Erzbischof abgestattet war, Uehemahme
der Kriegskosten durch Zahlung einer Geldsumme und Abtretung eines Stückes
ihres Landgebiets, und Veroflichtung die Hälfte der Einnahme aus ihrem übrigen
Gebiet an die Landeskasse abzuliefern , verstehen musste; am 16. December
hatte dann die Stadt wirklich die Huldigung geleistet.
Allein bald kam es zu neuen Streitigkeiten^); beiderseits klagte man über
Contraventionen und Uebergriffe, trotz des Protestes der schwedischen Regierung
leistete Bremen als Reichsstadt dem neuen Kaiser Leopold 16. December 1661
die Huldigung, verweigerte dagegen den von jener nach dem Tode Karls X.
Gustav für dessen minderjährigen Sohn Karl XI. geforderten Unterthaneneid
und nahm an dem 1663 zusammentretenden Reichstage Theil. Verhandlungen,
welche im Frülyahr 1665 angeknüpft wurden, waren ohne Erfolg, da die Stadt,
vom Kaiser ermuntert, an ihrer Reichsunmittelbarkeit festhielt und sich zur
schweig L S. 84 ff. und für das Folgende überhaupt die zusammenfassende Darstellung
von Köcher, Bremens Kampf mit Schweden um seine Reicbsfreiheit (Uans'sche Ge-
schichtsblätter Jahrg. 1882 S. 87 ff.).
0 S. Köcher L S. 170.
») S. Carlson, Geschichte Schwedens IV. S. 37. Köcher L S. 175.
*) S. ürk. u. Act. VL S. 618ff.
*) Londorp VII. S. 963ff; vgl. Duntze IV. S. 94f.; Köcher L S. 183.
5) S. Carlson IV. S. 481 ff.; Duntze IV. S. 111 ff; Köcher 1. S. 454 ff.
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Einleitung^. 61
Ableistung der Huldigung nur in der im Stadeschen Vertrage vorgeschriebenen
Form und nach vorhergehender Abstellung ihrer Beschwerden verstehen wollte.
So begann man schwedischerseits m Sommer 1665 wieder mit Feindseligkeiten,
bedeutendere Truppenmassen wurden theils im Bremischen, theils in Pommern
angesammelt, im October 1665 landete der Reichsfeldherr Graf Gustav Wrang el
in Pommern und zog im Januar 1666 mit den dortigen Truppen nach dem
Bremischen. Er verlangte jetzt von der Stadt Verzicht auf die Reichsunmittel-
barkeit und Aufnahme einer schwedischen Besatzung und traf, während dar-
über fruchtlos verhandelt wurde, weitere Rüstungen, obwohl Kaiser und Reich
auf die Jlulfsgesuche der Stadt sich derselben annahmen und ein kaiserliches
Decret^) im Mai 1666 der schwedischen Regierung das Vornehmen von Thät-
lichkeiten als dem Friedensinstrument zuwiderlaufend untersagte. Allerdings
hatte diese damals nicht die wirkliche Absicht, gegen Bremen und um Bremens
willen in Deutschland Krieg zu führen, sondern sie verfolgte mit der Aufstel-
lung dieses Heeres, zu welcher der Streit mit der Stadt nur den Vorwand bot,
andere Ziele.
Im Frühjahr 1665 hatte der englisch-holländische Seekrieg be-
gonnen, an welchem seit dem Anfang des nächsten Jahres auch König Lud-
w i g XIV. von Frankreich, nachdem die von ihm versuchte Friedensvermittlung
gescheiten war, auf Grund des 1662 mit Holland abgeschlossenen Bündnisses
auf Seite der letzteren Macht, freilich in sehr lauer Weise, Theil nahm. Mit
England im Bunde war im Herbst 1665 der Bischof von Münster in die öst-
lichen niederländischen Provinzen eingefallen und hatte dadurch dort solchen
Schrecken erregt, dass die niederländische Regierung auch gegen ihn die Hülfe
Ludwigs XIV. in Anspruch nahm und ausserdem in Deutschland den Kurfürsten
von Brandenburg und die braunschweigischen Herzoge zu Bundesge-
nossen zu gewinnen suchte. Von beiden kriegführenden Parteien wurden die
nordischen Mächte, Schweden und Dänemark, umworben '). Anfangs schien
England dort das Uebergewicht zu erlangen. Schweden, ungehalten auf
die Holländer wegen verschieder üebergriffe, welche sich diese in den Colonieen
gegen schwedische Schiffe erlaubt hatten, und begierig, die drückenden Vorrechte,
welche dieselben durch den Elbinger Vertrag vom 11. September 1656 und die
1660 zu demselben aufgestellten Elucidationen gewonnen hatten, zu beseitigen,
ärgerlich auch auf Frankreich, welches, seitdem der zu Anfang des Jahres 1662
vereinbarte Nachtragsartikel zu dem vorjährigen Vertrage von Fontainebleau von
der schwedischen Regierung nicht ratificiert worden war, die Freundschaft der-
selben vernachlässigt, ohne vorhergehende Verständigung mit derselben 1662
mit Holland, 1663 mit Dänemark ein Bündnis geschlossen, 1664 den Kurfürsten
von Mainz gegen Erfurt unterstützt hatte, schloss schon im März 1665, noch
vor dem Ausbruch des Krieges, mit England ein Defensivbündnis und einen
Handelsvertrag, und im October ging auch Dänemark mit England eine Allianz
^) S. Pacbner v. Eggenstorff, Sammlung der Reichsschlüsse I. S. 220.
^ S. Memoires du Marquis de Pomponne ed. Mavidal IL S. 14ff.; Re-
cueil des instrnetions. IV. Suede par Geffroy S. Lllff. 32flr.
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62 n. Der bremische Krieg, die Quadnipelallianz und die engere Vereinigung etc.
ein, freilich anter dem Vorbehalte, dass auch Schweden derselben beitreten
sollte. Nach dem Ausbruch des Krieges bemuhte sich dann England Schweden
zum Beitritt zu diesem Vertrage mit Dänemark und zur Theilnahme an dem
Kriege gegen Holland zu bewegen, dem gegenüber aber suchte nun Holland
durch Zugeständnisse in jenen Handelsfragen Schweden zu versöhnen und auf
seine Seite zu ziehen, und diese Bemühungen wurden auch von Frankreich
unterstützt. Ludwig XIV. wünschte die alte enge Verbindung mit Schweden
wiederherzustellen und dieses zur Unterstützung sowohl seiner Absichten auf
die spanischen Niederlande als auch seines Planes, in Polen einen französischen
Prinzen auf den Thron zu bringen, zu bewegen. Nachdem er darüber ohne
Erfolg durch seinen bisherigen Gesandten Ter Ion in Stockholm unterhandelt
hatte, schickte er Anfang 1666 einen seiner tüchtigsten Diplomaten, den Mar-
quis de Pomponne dorthin, derselbe sollte die schwedische Regierung ent-
weder zu directer oder wenigstens indirecter Unterstützung des beabsichtigten
französischen Angriffs auf die Niederlande und zur Mitwirkung zu seinen pol-
nischen Plänen durch Sendung eines Truppencorps dorthin zu bestimmen
suchen, ausserdem die Aussöhnung Hollands mit Schweden befordern und letz-
teres bewegen, entweder mit ihm und Holland vereint England zum Frieden
zu zwingen oder sich wenigstens in diesem Seekriege neutral zu verhalten, als
Preis dafür sollte er Schweden Subsidien, deren Höhe je nach den Leistungen,
zu denen sich dieses verpflichten würde, bemessen werden sollte, anbieten. Die
Regentschaft, welche damals in Schweden für den unmündigen König Karl XI.
die Regierung führte, hat*) diese günstige Lage nicht zu benutzen verstanden,
sie hat nicht eine kräftige, zielbewusste Politik verfolgt, sondern in sich uneinig,
gespalten namentlich durch den Gegensatz zwischen dem französisch gesinnten
Reichskanzler de laGardie und dem einer Verbindung mit England zuneigen-
den Reichsrath Biörnklou, ist sie entscheidenden Entschlüssen ausgewichen
und hat versucht, ohne für die eine oder die andere Partei wirklich Leistungen
zu übernehmen, von beiden her Subsidien einzuernten, um so den zerrütteten
Finanzen abzuhelfen und die Armee, auf welcher Schwedens Grossmachtstellung
beruhte, zu erhalten. Daher wurden die Unterhandlungen sowohl mit England
als auch mit Holland und Frankreich hingezogen, derweile aber jene Armee in
Norddeutschland bei Bremen aufgestellt, um den Schein zu erwecken, als ob
man sich zum Eingreifen in den Krieg anschicke, und namentlich Holland durch
die Besorgnis vor einer etwaigen Verbindung der Truppen Wrangeis mit denen
des Bischofs von Münster einzuschüchtern und zu weiteren Zugeständnissen zu
drängen. Allein ein erster Strich durch diese Rechnung war, dass von Frank-
reich befordert (Februar 1666) das Bündnis des Kurfürsten von Brandenburg
mit Holland gegen den Bischof von Münster zustande kam und dass es dann
dem Kurfürsten, ohne zum Schwerte greifen zu müssen, gelang, den Münster-
schen Krieg durch den Frieden von Oleve (18. April 1666) zu beendigen.
Noch ungünstiger für die schwedische Regierung war, dass es Holland mit
Frankreichs Hülfe gelang, Dänemark von der Seite Englands abzuziehen
1) S. Carlson IV. S. 481ff.; M^moires de Pomponne 11. S. 49ff.
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Binleitang. 63
and zu derselben Zeit, wo das Bändnis mit dem Kurfürsten zostande kam, zam
Abschlass eines Defensiv- und Offen sivbündnisses zu bewegen, in welchem es
sich verpflichtete, mit 40 Kriegsschiffen an dem Kampfe gegen £ngland theiiza-
nehmen. Die Kunde davon erregte*) in Schweden die grösste Aufregung, die
alte Eifersucht gegen Dfinemark erwachte, man fürchtete durch dasselbe in den
Hintergrund gedrängt zu werden, der schwedische Grosskanzler erklärte, Schwe-
den könne nicht dulden, dass Dänemark die Waffen ergreife, es sei verpflichtet,
wenn dasselbe gegen England auftrete, dieser Macht beizustehen. Zugleich
wurden kriegerische Maassregeln an der Grenze getroffen und Wränge 1 machte
Miene, mit seiner Armee in Holstein einzufallen. Doch kühlte sich dieser krie-
gerische Eifer, wenn er wirklich ernst gemeint gewesen war, bald wieder ab.
Einerseits nämlich trafen Holland und Dänemark Anstalten, die ihnen von
Schweden her drohende Gefahr auf dieselbe Weise abzuwehren wie vorher den
Angriff des Bischofs von Münster, nämlich durch Verbindung mit dem Kur-
fürsten von Brandenburg und den braunschweigischen Herzogen, Däne-
mark bemühte sich mit dem ersteren ein Bündnis gegen Schweden abzuschliessen,
und die holländische Regierung suchte zu derselben Zeit, gleich nach dem Ab-
schluss des Cleveschen Friedens, durch das Anerbieten weiterer Subsidienzah-
lung ebendenselben und auch die braunschweigischen Herzoge zum Abschluss
eines neuen Bündnisses zugleich mit Holland und mit Dänemark, der soge-
nannten Quadrupelallianz'), zu bewegen, welches sowohl diesen beiden
Mächten Deckung gegen Schweden gewähren, als auch ein Gegengewicht gegen
Frankreich, dessen Bundesgenossenschaft in Holland von vielen als eine druckende
Fessel empfunden wurde, bilden sollte. Andererseits bot Ludwig XIV.'),
welcher das Zustandekommen dieser Allianz zu vereiteln wünschte, seinen Ein-
fluss sowohl in Schweden als auch in Dänemark und in Holland auf, um ersteres
zur Ausstellung eines Neutralitätsversprechens und die beiden letzteren Mächte
zur Annahme desselben zu bewegen, wirklich gab die schwedische Regierung
am 17. Juli 1666^) eine solche Neutralitätserklärung ab, und wenn auch die
Verhandlungen mit Holland sich in die Länge zogen, so war doch die Gefahr
eines Krieges zwischen Schweden, Dänemark und Holland beseitigt. Jetzt aller-
dings entschloss sich die schwedische Regierung, in den Hoffnungen, welche
sie an die kriegerische Demonstration in Norddeutschland geknüpft hatte, be-
trogen, um wenigstens jene Rüstungen nicht ganz umsonst gemacht zu haben
nnd ihre dadurch compromittierte Ehre zu retten, ernstlich gegen Bremen vor-
zugehen, Anfang September schloss^) Wrangel die Stadt von allen Seiten ein,
bald darauf wurden die bisher noch immer fortgesetzten Unterhandlungen mit
derselben abgebrochen und Anfang October die Beschiessung der Stadt begonnen,
0 S. Carlson iV. S. 485ff.; M^m. de Pomponne IL S. 91ff.
') S. Droysen, Geschichte der preussiseben Politik in.3 S. 96; Kocher L
S. 459 ff.
*) S. M^m. de Pomponne U. S. 131ff.
*) S. Carlson IV. S. 488. Mem. de Pomponne IL S. 198ff.
^) S. Duntze IV. S. 165ff.; Carlson IV. S.489f.; Köcher L S.483ff.
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64 ^^' ^or bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
aber der Moth und die Ansdauer der Bremer wurde dadurch nicht gebrochen
und ihre Hoffnung, Hülfe zu erlangen, ging in Erfüllung. Auf Grund eines
Reichsgutachtens vom 18. September erliess der Kaiser neue Abmahnungs-
schreiben an die schwedische Regierung und zugleich die Aufforderung an die
schon früher zu Kommissaren in dieser Angelegenheit bestellten Reichsstande, diB
Stadt zu schützen, und wenigstens die braunschweigischen Herzoge und der
Kurfürst von Coln zeigten sich bereit, diesen Auftrag auszuführen. Dieselben
concentrierten bei Nienburg an der Weser ein Heer, welches schon allein den
Truppen Wrangeis bedeutend überlegen war, ebendamals kam jene Quadrupel-
allianz wirklich zum Abschluss, Holland schickte als Rückhalt 6000 Mann nach
Ostfriesland und auch der Kurfürst von Brandenburg traf Maassregeln, um im
Nothfall schnell eine grössere Truppen zahl zusammenzubringen. Unter diesen
Umständen musste W ran gel den auf Frieden drängenden Weisungen seiner
Regierung Folge leisten, er verstand sich zu neuen Unterhandlungen und am
25. November wurde in seinem Hauptquartier zu Habenhausen ein Vertrag
abgeschlossen, durch welchen die Stadt sowohl die Landeshoheit in ihrem Gebiet
als auch, so lange der damals zu Regensburg tagende Reichstag dauern würde,
ihre Reichsstandschaft behauptete, während dieselbe nachher bis zu £nde des
Jahrhunderts suspendiert bleiben sollte.
Die nachfolgenden Acten veranschaulichen den Antheil, welchen der Kur-
fürst von Brandenburg an diesen und den sich daran anschliessenden Ereig-
nissen genommen hat. Dieselben zeigen, dass derselbe auch hier ebenso wie
bei den vorangehenden Wirren im Reich eine sehr vorsichtige, durchaus fried-
liche und versöhnliche Politik getrieben hat, dass er allerdings bestrebt gewesen
ist, Uebergriffe von Seiten Schwedens zu verhindern, dass er aber dabei sich
sorgsam bemüht hat, einen gewaltsamen Zusammenstoss zu verhüten und so
einerseits den Frieden im Reiche, andererseits das freundschaftliche Verhältnis,
welches er in den letzten Jahren mit Schweden angeknüpft und welches in
dem Allianzvertrage vom 27. März/6. April 1666 seinen formellen Ausdruck er-
halten hatte, aufrecht zu erhalten, um so Schweden, soviel an ihm It^, abzu-
halten, sich zum Werkzeug der französischen Politik machen zu lassen, und vor
allem sich dessen Mitwirkung in der polnischen Frage zu sichern. Eine erste
Gruppe von Actenstücken beleuchtet das Verhalten des Kurfürsten im bremi-
schen Kriege. Wie schon bemerkt, war der Kurfürst schon in dem früheren
Kriege zwischen Bremen und Schweden 1654 als Vermittler aufgetreten, als
nun infolge der neu ausgebrochenen Streitigkeiten grössere schwedische Truppen-
massen sich im Herzogthum Bremen ansammelten und von schwedischer Seite
mit Gewaltthätigkeiten gegen die Stadt begonnen wurde, sandte diese Anfang
Juni 1665 ihren Syndicus Wachmann wie an andere benachbarte Reichsstände
so auch an den Kurfürsten und Hess denselben ersuchen, sich ihrer auf dem
Reichstage und bei den umliegenden Kreisen anzunehmen, damit das von dem
Kaiser zu ihren Gunsten an die ausschreibenden Fürsten derselben erlassene
Conservatorium zur Ausführung käme, und ihr im Nothfall einige Truppen zu
überlassen. Der Kurfürst ging darauf nicht ein, sondern erbot sich nur, bei
Wraugel sich dahin zu bemühen, dass gegen die Stadt keine Feindseligkeiten
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Einleitung. 65
vorgenommen wurden, sich auch bei den braunschweigischen Fürsten für
dieselbe zu verwenden und dahin zu wirken, dass im Nothfall die vom Kaiser
zum Schutz der Stadt angeordneten Maassregeln zur Ausführung kämen. Erst
ziemlich spät, Ende August, hat der Kurfürst diese Versprechungen erfüllt, er
hat an den damals noch in Schweden sich aufhaltenden W ran gel geschrie-
ben und zugleich seinen damals auf der aus Veranlassung des lüneburgischen
Erbfolgestreites zu Hildesheim abgehaltenen Versammlung befindlichen Ge-
heimen Rath V. Jena beauftragt, mit den dort anwesenden Gesandten der
braunschweigischen Herzoge über die bremische Sache zu verhandeln, aber
letzterer fand die Braun Schweiger wenig geneigt, sich um der Sache der Stadt
willen mit Schweden zu überwerfen, und von Schweden her scheint er damals
garkeine Antwort erhalten zu haben. Doch erschien im October in Berlin als
Abgesandter der schwedischen Regierung der Präsident K 1 e i h e , um dem Kur-
fürsten anzuzeigen, dass dieselbe der drohenden Zeitumstände wegen Wrangel
mit 4000 — 5000 Mann nach ihren deutschen Provinzen schicken werde, aber
nur um diese zu sichern und um ihren Friedensbemühungen grosseren Nach-
druck zu verleihen, Versicherungen, welche von dem Kurfürsten mit ähnlichen
allgemein gehaltenen Erbietungen, zur Aufrechterhaltung des Friedens mitwirken
zu wollen, erwidert wurden*). Im December wandte sich dann die durch die
fortgesetzten schwedischen Rüstungen geängstigte Stadt aufs neue an den Kur-
fürsten und ersuchte ihn, ihr einige hundert Mann zu überlassen, sich beim
Kaiser und beim Reichstage ihrer anzunehmen und die Vermittlung ihrer Streitig-
keiten mit der schwedischen Regierung in die Hand zu nehmen. Auf das
erste liess sich der Kurfürst wieder nicht ein, dagegeu schickte er Ende Januar
1666 seinen Kammerjunker v. Podewils zu dem inzwischen im Bremischen
angelangten Wrangel, um demselben vertrauliche Eröffnungen über die da-
malige durch den Münsterschen Krieg veranlasste politische Lage und sein
eigenes Verhalten inmitten derselben zu machen und zugleich ihm seine Ver-
mittlung zur gütlichen Beilegung der Streitigkeiten mit der Stadt anzutragen,
zugleich aber richtete er an den Rath von Bremen die ernste Mahnung, sich
seinerseits versöhnlich zu zeigen und sich aller Eingriffe in die Rechte der schwe-
dischen Krone zu enthalten. Podewils' Sendung hatte keinen Erfolg, "Wrangel
erklärte, über das Anerbieten des Kurfürsten erst an seine Regierung berichten
zu müssen, doch erfuhr Podewils im Lager aus guter Quelle, dass Schweden
keinen offenen Krieg beabsichtige. Als darauf aber der Streit sich verschärfte,
schwedischerseits von der Stadt Verzicht auf die Reichsunmittelbarkeit gefordert
und im Weigerungsfalle mit Gewalt gedroht wurde, schickte der Kurfürst Ende
März Podewils zum zweiten Male an Wrangel, doch ohne einen günstigeren
Erfolg zu erzielen, er erhielt den gleichen Bescheid wie eine cbendamals zu
demselben Zwecke dort anwesende Gesandtschaft der braunschweigischen
Herzoge, dass Wrangel erst nähere Weisungen seiner Regierung abwarten müsse.
*) Creditiv der schwedischen Regentschaft für It leihe, d. Stockholm 12./22. Aug.
1665; Recreditiv des Kf. d. Coloniae 2./12. October 16G5; Resolution des Kf. auf das
undatierte Memorial Kl ei he 's d. Cöln a. d. Spree 7./17. October 16G5.
Mater, z. Gesch. d. (i. Kurfürsten. XII. 0
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66 H. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Bald darauf, Anfang Mai, erschien aufs neue der Präsident der schwedischen Re-
gierung im Herzogthum Bremen, Klei he, in Cleve beim Kurfürsten, um demselben
angesichts des damals sehr gespannten Verhältnisses Schwedens zu Holland und
Dänemark ein enges Zusammengehen mit Schweden, eine Allianz, an der auch die
braunschweigischen Herzoge und Hessen-Cassel Theil nehmen sollten,
vorzuschlagen und auch in der bremischen Sache, in welcher, wie bemerkt, Schwe-
den damals nicht zur Gewalt zu schreiten beabsichtigte, seine Unterstützung
in Ansprach zu nehmen. Der Kurfürst hat das erstere Ansinnen in höflichster
Form abgelehnt, in der bremischen Angelegenheit scheint seine Antwort (eine
schriftliche Resolution darüber liegt nicht vor) sehr entgegenkommend gelautet,
aber doch keine bindende Zusage enthalten zu haben. W ran gel hat dieselbe
so gedeutet, als ob der Kurfürst sich erboten habe, der Stadt zu rathen, die
Reichsunmittel barkeit aufzugeben, und falls dieselbe bei ihrer Weigerung ver-
harren wurde, Schweden gegen sie Hülfe zu leisten, und hat daraufhin (Ende
Juni) den Kurfürsten aufgefordert, ohne ihm geradezu die Vermittlung zuzu-
gestehen, Gesandte an den aufs neue eröffneten Verhandlungen Theil nehmen
zu lassen. Der Kurfürst hat dem zunächst noch nicht Folge geleistet, als aber
Anfang Juli von seilen des Kaisers an ihn die Aufforderung gelangte, an der
zum Schutze Bremens bestellten Reichscommission Theil zu nehmen, und auch die
Stadt aufs neue seine Hülfe anrief, bot er in gleicher Weise wie die in derselben
Lage befindlichen braunschweigischen Herzoge W ränge 1 und der schwe-
dischen Regierung an, statt es auf die Reichscoramission ankommen zu lassen,
seine Vermittlung anzunehmen. Dieselben gingen darauf ein, und so schickte
der Kurfürst Ende Juli v. Ledebur und Beyer in Wrang eis Hauptquartier,
welche dann zusammen mit den schon vorher angelangten braunschweigischen
Gesandten an den bis Anfang October fortgesetzten Unterhandlungen Theil ge-
nommen haben und deren Berichte über den Verlauf dieser Verhandlungen und
über ihre eigene vermittelnde Thätigkeit Auskunft ertheilen. Während dieser Zeit
versuchten die braunschweigischen Fürsten, von denen wenigstens Georg
WMhelm von Celle und Ernst August von Osnabrück schon damals im
Einverständnis mit dem Kurfürsten von Cöln entschlossen waren, falls die
Unterhandlungen scheitern sollten, sich mit Waffengewalt der Stadt anzunehmen,
sich seiner Mithülfe zu vergewissern, er wich dem aber vorsichtig aus, beschickte
allerdings die von jenen vorgeschlagene Zusammenkunft in Bielefeld, liess
aber seinen Gesandten v. Hey den nur weitere Vermittlung zusagen, weiter-
gehende Schritte aber vorläufig unter Hinweis auf die Reichscommission und die
übernommene Vermittlung ablehnen, und dieselbe Haltung hat er auch eingenom-
men, als nach dem Scheitern der Verhandlungen und dem Beginn der wirklichen
Belagerung von Bremen der Kurfürst von Cöln, die braunschweigischen
Herzoge und auch der Kaiser ihn zum feindlichen Vorgehen gegen Schweden
zu drängen suchten, er hat dieses verweigert, wieder vorläufig nur weitere Ver-
mittlung zugesagt, aber allerdings sich erboten, wenn von Reichs wegen seine
Hülfe in Anspruch genommen -werden sollte, sein Contingent zu stellen, und
falls jene Fürsten von Schweden angegriffen würden, ihnen weitere Hülfe zu
leisten. Er hat andererseits jetzt an Wrangel die ernste Mahnung gerichtet, die
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Einleitung. 67
Feindseligkeiten einzustellen und neue Unterhandlungen, an denen Theil zu
nehmen er sich erbot, anzuknüpfen, und er hat auch Vorkehrungen getroffen,
um im Nothfall mit Waffengewalt einschreiten zu können. Als Wrangel in
seiner bedrängten Lage dieser auch von den schon zum Losschlagen bereiten
braunschweigischeti Fürsten an ihn gerichteten Mahnung Folge leistete, hat der
Kurfürst aufs neue v. Ledebur und Beyer zu ihm gesendet, welche an den
folgenden Verhandlungen und dem Abschluss des Habenhausener Friedens
Theil genommen haben. Auch bei den neuen durch Pöbelexcesse gegen den ehe-
maligen Bremer Rathsherrn Speckhan, welcher in schwedische Dienste getreten
war und durch sein Erscheinen in der Stadt den Zorn der Bürgerschaft reizte,
hervorgerufenen Streitigkeiten, welche der schwedischen Regierung den Vor-
wand boten, die Ratification und Ausführung des Friedens längere Zeit hinaus-
zuziehen, und welche dadurch noch ein drohenderes Aussehen gewannen, dass
sie Ludwig XIV. die vorher durch den schnellen Abschluss des Friedens ent-
zogene Gelegenheit boten, sich in diese Händel mit einzumischen, hat der Kur-
fürst nach allen Seiten liin zu begütigen und zu vermitteln gesucht.
An zweiter Stelle ist der Allianzvertrag des Kurfürsten mit Dänemark
vom 23. Mai 1666 abgedruckt worden, lieber die demselben vorausgehenden
Verhandlungen sind im Berliner Staatsarchiv fast gar keine Aufzeichnungen
erhalten, aus dem wenigen, was vorhanden ist, ergiebt sich, dass König Fried-
rich in. den Eiltschluss, mit dem Kurfürsten in ein engeres Bündnis zu treten,
schon zu Anfang des Jahres 1666 gefasst hat, zu der Zeit als die Spannung
zwischen ihm und Schweden den höchsten Grad erreicht hatte und er fürch-
tete, von diesem angegriffen zu werden, dass die Reise seines Gesandten v. Ale-
feld aber sich verzögert hat und dass derselbe erst in der ersten Hälfte des
April an dem damaligen Hoflager des Kurfürsten in Cleve eingetroffen ist. Es
ergiebt sich ferner, dass dieser allerdings auf den Antrag des dänischen Königs
eingegangen ist und sich bereit gezeigt hat, Dänemark im Nothfall gegen neue
Vergewaltigungen von seiten Schwedens zu schützen, dass er aber keineswegs
zu so weit gehenden Verpflichtungen sich hat verstehen wollen, als von däni-
scher Seite gefordert wurde , dass die Verhandlungen sich daher längere Zeit
hingezogen haben und zeitweise durch die Abreise v. Alefelds von Cleve
unterbrochen worden sind. Die Hauptschwierigkeiten wurden dadurch bereitet,
dass der Kurfürst sich nicht zu einem speciell gegen Schweden gerichteten
Bündnis, sondern nur ebenso wie in dem kurz zuvor (6. April) endlich mit
Schweden abgeschlossenen Vertrage zu einer ganz allgemein gehaltenen Defen-
sivallianz verstehen wollte, und dass er verlangte, dass in diese ebenso wie aUe
in Europa gelegenen Besitzungen des dänischen Königs so auch alle seine, und
zwar speciell auch die Clevischen und zugehörigen Westfälischen Lande aufge-
nommen würden, über welche letzteren er eben im Begriff stand, sich mit dem
Pfalzgrafen von Neuburg definitiv zu verständigen, welche es aber auch gegen
die Ansprüche der anderen Mitbewerber, darunter auch des Königs von Schwe-
den als Mitglied des Pfalz-Zweibrückischen Hauses zu sichern galt. Ende Mai
wurde endlich ein den Forderungen des Kurfürsten entsprechendes Vertrags-
project vereinbart, dasselbe wurde aber noch nicht unterzeichnet, sondern Ale-
5*
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68 IJ- Der bremische Krieg, die Quadnipelallianz und die engere Vereinigung etc.
feld reiste mit demselben zunächst nach Dänemark zunkk, erst nach einigen
Monaten (Ende Juli) hat Köni^^ Friedrich sicli zur Annahme desselben bereit
erklärt, wieder aber erst geraume Zeit später (im October) durch einen Secretär
den jetzt von Ale feld unterschriebenen Vertrag nach Cleve geschickt und
jedenfalls zugleich mit den unter dem gleichen Datum (23. September) ausge-
stellten Ratificationen gegen das von den kurfürstlichen Kommissaren unter-
zeichnete Exemplar auswechseln lassen, also zu einer Zeit, wo die Gefahr eines
Krieges zwischen Schweden und Dänemark schon längst vorübergegangen war
und damit die Bedeutung dieser Allianz sich wesentlich vermindert hatte.
Eine dritte Gruppe von Actenstücken betrifft den Antheil, welchen der Kur-
fürst an den Verhandlungen über die Quadrupelallianz genommen hat.
"Wie oben bemerkt, wurde diese von der holländischen Regierung zu derselben
Zeit angeregt, als sich Dänemark um die Bundesgenossenschaft des Kurfürsten
bemühte; auch sie sollte denselben Zweck erfüllen; um Dänemark und Holland
vor dem damals drohenden Angriff Schwedens zu sichern, sollten die braun-
schweigischen Herzoge und der Kurfürst ähnlich wie im Münsterschen Kriege
gegen Zahlung von Subsidien ihre Truppenmacht hergeben. Der Kurfürst, dem
es aus den verschiedensten Gründen erwünscht sein musste, in engerer Verbin-
dung mit Holland zu bleiben, ist auch auf diesen Antrag eingegangen, er hat
gegenüber Beverning, welcher gleich nach dem Abschluss des Cleveschen
Friedens ihm die ersten Eröffnungen darüber machte, und dann in einer Unter-
redung, welche er gelegentlich eines kurzen Abstechers nach Holland im Mai
1666 mit dem Rathspensionar de Witt hielt, seine Bereitwilligkeit zu einem
solchen neuen Bündnisse ausgesprochen und dabei erklärt, dass er Schweden
gegenüber freie Hand habe, und er hat dann durch den Oberpräsidenten v.
Schwerin, welcher länger in Holland zurückblieb, V^erhandlungen darüber
führen lassen, aber freilich war es durchaus nicht seine Absicht, ein Bündnis
der Art zu schliessen, wie es de Witt im Sinne hatte, durch welches er eng
an die holländische Politik gekettet und in Gefahr gebracht worden wäre, eher,
als es seine eigenen Interessen erforderten, mit Schweden zu brechen. Er Hess
daher trotz der Gegenbemühungen de Witts den Haupttheil seiner Armee aus
dem Clevischen nach den Marken zurückkehren und sich zunächst gegen Magde-
burg wenden und zog die Verhandlungen in die Länge, indem er einerseits
jedenfalls (darüber sind wir nicht näher unterrichtet) Einwendungen gegen das
holländischerseits vorgelegte Project machte, andererseits aber Gegenforderungen
erhob, welche theils die Ausführung gewisser Versprechungen, welche ihm von
der holländischen Regierung beim Abschluss des Bündnisses gegen den Bischof
von Münster gemacht worden waren, andererseits den alten Streitpunkt, die
Räumung seiner von holländischen Garnisonen besetzten clevischen Festungen,
betrafen. Das war der holländischen Regierung natürlich sehr unangenehm,
und da dieselbe auch bei den brau nschweigis oben Herzogen^), welche sich
weder unter sich über eine gemeinsame Politik einigen konnten, noch sich in
gewissen Streitpunkten, die sie mit ihnen hatte, gefügig zeigten, auf Schwierig-
') S. Kocher I. S. 4«;^ff.
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Einleitung. 69
keiten stiess, ferner Frankreich') dem Abschluss dieser Allianz entgegen-
arbeitete und sich zu diesem Zwecke bemühte, Schweden von feindlichen
Schritten abzuhalten, ebenso auch der Kaiser*), welcher hinter dieser Allianz
eine französische Intrigue witterte, dieselbe zu hintertreiben suchte, so brach
man hollandischerseits die Unterhandlung ab und ertheilte auf jene Forderungen
des Kurfürsten nicht einmal eine Antwort. Doch veranlasste 3) der weitere
Verlauf der bremischen Angelegenheit, die Aussicht, dass die seit Ende Juli
neu begonnenen Unterhandlungen zu keiner Verständigung führen und dass es
bei Ausführung der vom Kaiser angeordneten Reichscommission zum Kriege
mit Schweden kommen würde, die Herzoge von Celle und Osnabrück im
August die Verhandlungen über die Allianz zunächst nur mit Holland und
Dänemark wieder anzuknöpfen, ein neuer Vertragsentwurf wurde aufgestellt,
aber man konnte sich nicht einigen, da unter dem Einfluss de Witts die hol-
ländische Regierung Subsidien nur für den Fall, dass es wirklich zum Kriege
käme, und auch dann nicht bis zur Beendigung desselben, sondern nur auf
zwei Jahre bewilligen wollte, und der Kurfürst von Brandenburg, dessen
Gesandt« im Haag, Romswinckel und Copes, erst nachträglich zur Theil-
nahme an diesen Verhandlungen aufgefordert wurden, lehnte jetzt unter strenger
Rüge der unfreundlichen Behandlung, welche er von holländischer Seite erfahren
hatte, seine Betheiligung geradezu ab. So geriethen die Verhandlungen wieder
ins Stocken. Erst als nach dem Scheitern der im schwedischen Hauptquartier
geführten Verhandlungen W ran gel die Belagerung von Bremen begonnen, die
braunschweigischen Fürsten aber im Einverständnis mit der holländischen
Regierung sich entschlossen hatten, der Stadt Hülfe zu bringen, und so der Krieg
wirklich vor der Thüre stand, kamen dieselben wieder in Fluss. Gerade*) die
zudringlichen Gegenbemühungen von französischer Seite hatten zur Folge, dass
innerhalb der holländischen Regierung die de Witt entgegengesetzte Strömung
das Uebergewicht erhielt, dass diese jetzt auf das Zustandekommen der Allianz
drängte und auch den Kurfürsten zu begütigen und heranzuziehen suchte.
Durch eine Declaration der Generalstaaten vom 4. October wurde demselben
Erfüllung der in der früheren Allianz «gemachten Zusagen und freundnachbar-
liche Verhandlungen über seine anderen Forderungen versprochen und er zur
Theilnahme an den Allianzverhandlungen eingeladen, jedenfalls auf Veranlassung
der oranisch gesinnten Partei ^) begab sich Romswinckel zur Berichterstattung
nach Cleve und nun entschloss sich der Kurfürst, an dieser Verbindung, welche,
wenn er sich fem gehalten hätte, doch zu Stande gekommen wäre, dann aber
eine seinen Interessen und denen jener ihm befreundeten Partei zuwiderlaufende
Richtung erhalten hätte, zu betheiligen. Er schickte Romswinckel mit den
nöthigen Instructionen nach dem Haag zurück, und dieser hat dann zusammen
») S. Memoires d'Estrades IV. S. 387.
3) S. Urk. u. Act. XIV. 1. S. 277f.
3) S. Köcher I. S. 475fF.
*) S. Köcher 1. S. 497flf.
*) Vgl. Droysen, Gesch. der preussischen Politik III. 3. S. 110.
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70 I^* I^er bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
mit Copes an den Schlussverhandlnngen Theil genommen und, nachdem bei
diesen die von dem Kurfürsten zu dem früberen Vertragsentwurf gemachten
Ausstellungen wenigstens theilweise berücksichtigt worden waren, die Qnadrnpel-
allianz am 25. October mit unterzeichnet.
Eine vierte Gnippe von Actenstücken beleuchtet den Antheil, welchen der
Kurfürst an den von Ende 1666 bis Anfang 1668 über eine engere Ver-
einigung einer Anzahl von norddeutschen Fürsten geführten Verhandlungen
genommen hat. Dieselben wurden^) von den braunschweigischen Herzogen
Georg Wilhelm und Ernst August angeregt, welche erschreckt durch die
drohende Haltung, welche Schweden gleich nach dem Abschluss des Haben-
hausener Friedens unter dem Vorwande jenes Speckhanschen Handels annahm,
und besorgt gemacht durch die unfreundliche und verdächtige Haltung, zu
welcher sich die holländische Regierung durch den jetzt um so mehr zu Frank-
reich hinüberneigenden de Witt verleiten Hess, von der Quadrupelallianz wenig
Sicherung erwarteten und statt dessen Schutz gegen die schwedischen Rache-
gelüste durch ein Bündnis mit ihren norddeutschen Nachbaren, Kurcöln, Kur-
brandenburg und Hessen-Cassel zu finden sachten. Der Kurfürst ist
auch auf diese Verhandlungen eingegangen, aber wieder von vorneherein in der
Absicht, nur dann in eine solche Verbindung zu treten, wenn derselben die
von jenen beabsichtigte feindliche Tendenz gegen Schweden genommen werde,
und in dem Wunsche, vielmehr Schweden selbst zur Theilnahme an der-
selben heranzuziehen und so die infolge des bremischen Krieges zurückgeblie-
bene feindliche Spannung in Norddeutschland zu lösen. Dem entsprechend hat
er seinen Gesandten Butendach auf den zuerst Ende December 1666 und
Anfang Januar 1667 und dann wieder Ende Januar und Anfang Februar 1667
zu Hildesheim und darauf im März zu Braun schweig abgehaltenen Con-
ferenzen wirken lassen und es durchgesetzt, dass das Bündnis, welches dort
zwischen ihm, Kurcöln und den braunschweigischen Herzogen am
15./25. März abgeschlossen wurde, nur einen ganz allgemein defensiven Charakter
erhielt, er hat sich dann bemüht, die Schwierigkeiten, welche den Beitritt
Hessen-Cassels verzögerten, zu beseitigen und nach der Veränderung, welche
die politischen Verhältnisse ganz Europas durch das Vorgehen Frankreichs gegen
die spanischen Niederlande erfahren hatte, durch die Absendung v. d. Goltzs
und Reinhardts (Juli 1667) an die braunschweigischen Herzoge einer-
seits eine Verständigung mit denselben inbetreff der Frankreich gegenüber einzu-
nehmenden Haltung, andererseits eine Aussöhnung derselben mit Schweden an-
zubahnen. Wenn auch jene Herzoge sich damals noch sehr zurückhaltend
zeigten, so hat er doch erreicht, dass an den neuen Ende August zu Braun-
schweig gehaltenen Conferenzen auch ein schwedischer Bevollmächtigter
Theil nahm und dass in dem neuen dort am I.September abgeschlossenen Vertrage,
dessen Wortlaut hier zum ersten Male publiciert worden ist, eine Stellungnahme
zu dem spanisch-französischen Conflict vermieden wurde. Weiter hat er dahin
gewirkt, dass die Bedingungen, von denen Schweden seinen Beitritt zu dieser
^) S. Köcher I. S. 511ff.
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Einleitung. 71
Allianz abhängig machte, von den Verbündeten bewilligt worden und dass so
Schweden wirklich (der darüber am 20. Februar/1. März aufgerichtete Recess
ist hier auch abgedruckt) bei Gelegenheit einer neuen Ende Februar und An-
fang März 1668 zu Braunschweig behufs Auswechslung der Ratificationen
abgehaltenen Zusammenkunft dem Bündnis beigetreten ist.
Endlich ist hier als Fortsetzung der im 9. Bande dieser Sammlung über
die Gesandtschaft v. Crockows in Schweden aus der Zeit vom December
1662 bis zum April 1666 publicierten Actenstücke eine Auswahl aus den wei-
teren Relationen dieses Gesandten und den an ihn ergangenen Rescripten des
Karfürsten (Mai 1666 — August 1668) mitgetheilt worden. In denselben kom-
men alle in den früheren Theilen dieses Abschnittes behandelten Gegenstände
zur Sprache, zugleich aber auch die anderen politischen Fragen jener Zeit, in
denen sich die Interessen Brandenburgs und Schwedens begegneten, vor allem
fortgesetzt die polnischen Verhältnisse und zuletzt auch der spanisch- fran-
zösische Conflict und die an diesen sich anknüpfenden diplomatischen Actionen.
Crockows Hauptaufgabe war es, dahin zu wirken, dass Schweden sich nicht zur
Unterstützung der französischen Pläne, namentlich nicht zur Beförderung der Er-
hebung eines französischen Prinzen auf den polnischen Thron bestimmen lasse, viel-
mehr dasselbe zu engem Zusammengehen mit Brandenburg in Polen zu bewegen.
Das erstere wenigstens hat er trotz aller Schwankungen der schwedischen Po-
litik erreicht, mit der Unterzeichnung des Vertrages vom 6./16. Mai 1668 zwischen
Schweden, Brandenburg und dem Pfalzgrafen von Neuburg, (derselbe
ist hier auch abgedruckt), durch welchen sich die beiden ersten Mächte zur
Beförderung der Throncandidatur des letzteren in Polen verpflichteten, über
dessen wirkliche Bedeutung er sich selbst allerdings keineswegs trügerischen
Illusionen hingegeben hat, findet seine dortige Negotiation ihren Abschlnss.
Seine Relationen bilden so gewissermassen die Brücke, welche zu dem nächst-
folgenden und auch zu den späteren Abschnitten dieses Bandes hinüberführt,
zu denen allen dieselben werthvolle Ergänzungen darbieten.
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II. Der bremische Krieg, die Quadrupel-
allianz und die engere Vereinigung zu
Braunschweig. 1665 — 1668.
a. Der Bremische Krieg.
Die vier Haabtpuncta des Stadtbrehmischen Abgeordneten')
unterthänigst abgelegter Proposition bestehen hierinne s. 1.
et. d. [Juni 1665].
[Proposition des bremischen Abgesandten Wachmann.]
c.lO.Juni. 1. Kf. möchte dahin wirken, dass ein tapferes kurfürstliches Gutachten
pro conservatione civitatis Bremensis an den Kaiser förderlichst erfolge und
auch im Nothfall wirklich ausgeführt werde.
2. Kf. möchte als Mitglied des Obersächsischen, Westfälischen
und Niedersächsischen Kreises dahin wirken, dass in omnem necessitatis
casum die vom Kaiser bei diesen Kreisen verordnete Reichshülfe '^) wirklich er-
folge, falls dieselbe sich aber verzögere und die Stadt inzwischen ad sustinen-
dum primum impetum mehr Völker als ihre eigene Garnison bedürfen sollte,
derselben etwa oOO — 800 Mann oder mehr überlassen und deswegen sofort die
nöthige Ordre ergehen lassen.
^) Der Syndicus D. Johann Wachmann; das Creditiv des Bremer Rathes für
denselben ist vom 24. Mai /[3. Juni] 1665, das Recreditiv des Kf. Cöln a. d. Spree
6./[16.] Juni 1665 datiert; vergl. über denselben Duntze, Geschichte der freien Stadt
Bremen IV. S. 65 ff. (irrig wird dort aber S. 68 diese Sendung Wachmanns an den
Kf. und andere benachbarte Fürsten in den März 1665 gesetzt, s. dagegen schon
Köcher, Gesch. von Hannover u. Braunschweig I. S. 456.)
'0 Schreiben Kaiser Leopolds an die kreisausschreibenden Fürsten des ober-,
niedersächsischen und westfälischen Kreises d. Wien 30. März 1665; s. Köcher I.
S. 456.
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Bremisches Hölfsgesuch. 73
3. Kf. möchte seine Gesandtschaft für den nächstkommenden Nieder-
sächsischen Kreistag dahin instruieren, dass den kaiserlichen Schreiben an
die Kreisstände wegen Zulassung Bremens zu den Kreistagen wirklich nachge-
kommen werde.
4. Kf. mochte wegen des Oldenburger Zolls ^ zufolge seiner in Wien
eingelegten Protestation darauf halten, dass dem Grafen von Oldenburg nicht
gestattet werde, denselben an andere zu alienieren, dass derselbe vielmehr im
Falle des Todes des Grafen für erloschen gehalten und gänzlich aufgehoben
werde.
Unterthänigstes Memorial [Wachmanns] s. 1. et d. [Juni 1665].
[Bitte um Erfüllung der Versprechungen des Kf.]
1. S. Ch. D. haben dem Brehmischen Herrn Abgeordneten beic.l6.Juni.
dessen Abfertigung gnädigst versprochen, an des K. Schwedischen Reichs-
feldherrn Graf Wrangeis Exe. ein Schreiben ergehen zu lassen, damit
wieder die Stadt Brehmen via facti nichts tentiret werde, umb dessen
Ausfertigung ged. H. Abgeordneter unterth. Erinnerung zu thun be-
gehret, fiat.
2. Wie auch, dass S. Exe. der Herr von Jena instruiret werden
möge, bei beiden Förstl. Braunschweigischen Lüneburgischen
Häusern, insonderheit aber (aus bekannten Ursachen) zu Hannover bei
Herzog George Wilhelms F.D. das beste zu thun,
1) pro admissione civitatis Bremensis ad sessionem et votum in
diaetis circularibus inferioris Saxoniae,
2) pro eventuali assistentia in casum necessitatis, nach laut kaiser-
licher Schreiben an die drei Kreise, aut saltem pro cooperatione
ad amoliendam omnem vim armorum. fiat.
3) Dass S. Ch. D. dergleichen Schreiben auch an hochged. Herzogen
zu Hannover Fürstl. D. abgehen zu lassen geruhen wollten').
^) Vgl. ürk. u. Act. XI. S. 173; Kocher 1. S. 88 und über Bremens Antbeil
an diesem Streite Duntze IV. S. 55ff.
^ Erst am 14./24. August 1665 erlässt Kf. ein Schreiben an W ran gel, in
weichem er denselben ersucht, bei seiner jetzigen Anwesenheit in Schweden dahin zu
wirken, dass gegen die Stadt Bremen, welche sich zu aller Raison und Billigkeit er-
biete, nichts via facti vorgenommen, sondern dieselbe bei ihrem statu praesenti nach
dem Friedensschluss und Stadischen Vergleich gelassen und die Streitigkeiten via
ordinaria abgemacht würden; gleichzeitig befiehlt er dem in Hildesheim (s. Urk. u.
Act XI. S. 584) befindlichen Fr. v. Jena, bei den braunschweigischen Herzogen
die Sache der Stadt zu recommendieren.
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74 II« Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Friedrich von Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim
22. August /[l. September] 1665.
[Aeusserungen des schwedischen und der braunschweigischen Gesandten inbetreflf der
Bremer Angelegenheit.]
1. Sept. Er hat nichts verrichten können, da Herzog Georg Wilhelm nach Oesen
verreist ist. Der Schwedische*) zeigt sich gegen ihn sehr vertraulich, hat
ihm alle Beschwerden der Krone gegen Bremen gezeigt, sie werden aber schwer-
lich in der Sache Interponenten leiden und mit Bremen nicht als einer Imme-
diatstadt zu thun haben wollen. Die braunschweigischen Minister, mit
denen er wegen der bremischen Sache geredet, meinen, wegen Bremens Ad-
mission sei auf künftigem Kreistage zu reden, sonst würde man Schweden oflfen-
dieren, doch sehen dieselben sonst wohl ein, wieviel dem Kreise und nament-
lich dem Hause Braunschweig daran gelegen ist, dass die Stadt nicht unterge-
bracht werde, und sie wünschen gütliche Beilegung des Streites. Auch er hat
dem bremischen Syndicus hier bei dessen Durchreise gerathen, die Stadt möchte
suchen aus der Sache in der Güte zu kommen. Der Schwedische erklärt
auch, die Krone möchte gern aus der Sache sein, sie wollte der Stadt in ihren
commerciis aufhelfen, müsste derselben aber auf irgend eine Weise versichert
sein. Eine Besatzung begehren sie nicht, aber die Stadt solle sich der Imme-
dietät begeben.
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 25. Sep-
tember/[5. October] 1665').
[Die schwedischen Röstungen.]
5. Oct. — Mir [ist] gleichergestajt von unterschiedenen Orten die Nach-
richt zugekommen*), welchergestalt zwar die Chron Schweden eine
ziembliche Anzahl Völker unter conduite des Reichsfeld herrn Graif
Wrangel herausschicke, dass sie aber und wo selbige angelangt sein
solle, habe ich bishero nicht erfahren können, viel weiniger zu was Ende
und wohin etwa ihr dessein gerichtet sei, so bald ich davon einige Ge-
wissheit erlange, will ich nicht unterlassen, meiner Schuldigkeit nach
^) Der schwedische Regierungspräsident in Stade, Dietrich Schweder Klei he,
s. Urk. u. Act. XI. S. 582 ff.
') Antwort auf ein Schreiben Kaiser Leopolds (d. Salzburg 25. September
1665), in welchem derselbe dem Kf. Mittheilung von den ihm wegen schwedischer
Rüstungen gegen Bremen zugegangenen Nachrichten macht und ihn ersucht, ihm
seine Meinung darüber und was zur Erhaltung der Ruhe im Reiche zu thun sei, zu
eröffnen, sowie auch seine Gesandten in Regensburg darüber zu instruieren.
') Vergl. die Relation v. Crockows aus Stockholm vom 2./12. August 1665
(ürk. U.Act. IX. S. 804).
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Die schwedischen Rüstungen. 75
Ew. K. M. von allem gehorsambste Nachricht zu erstatten. Ich habe
sonsten allemahl diese gewisse Nachricht gehabt, dass die Chron Schwe-
den nicht gesonnen gewesen zu armiren, weiniger einige Völker auf des
Reiches Boden zu schicken, sobald sie aber die starke Münsterische
Armatur vernommen, haben sie zugleich die Resolution ergriffen, einige
Völker herauszuschicken , und ist mir nicht wissend, ob sie einige Dif-
ferentien mit des BischofTen zu Münster Ld. haben^ oder auch gar mit
dessen dessein einig sein, viel weiniger habe ich einigen gewissen Grund
erlangen können, dass sie wider die Stadt Brehmen etwas Thätliches
vornehmen sollten, wiewohl desfals von langer Zeit her starke Gerüchte
gegangen. Sonsten hat man auch darfnr gehalten, als wenn sie sich
nacher Polen derends wenden würden. —
Bürgermeister und Rath von Bremen an den Kurfürsten.
D. 16./[26.] December 1665.
[Bitte nm Ueberlassung von Truppen and um Vermittlung.]
Sie erneuern das schon im Sommer durch ihren Abgesandten D. Wacb- 26. Dec.
mann») dem Kf. vorgetragene Gesuch, da alles*) um die Stadt herum seitdem
sich in Waffen gestellt hat und sie ihre Garnison zu verstärken wünschen, Kf.
möchte aus seinen nächstgelegenen Garnisonen 300 oder 400 Mann auf etliche
Monate in ihre Dienste treten lassen. Zugleich ersuchen sie Kf., beim Kaiser,
den anderen Kurfürsten und deren Gesandten in Regensburg dahin zu wirken,
dass die Stadt bei ihrer Reichsfreiheit geschützt werde, femer den Grafen
Wränge 1 dahin zu disponieren, dass die Streitigkeiten in Güte geschlichtet
würden, und selbst die Vermittlung dabei zu übernehmen^).
Instruction, wornach sieh unser Cammerjuncker Georg Wil-
helm von Podewilss — zu achten. D. Cleve 10./20, Januar
1666,
[Drohende Aussiebten durch den Mnnsterschen Krieg. Anerbieten des Kf. zur Ver-
mittlung der Streitigkeiten mit Bremen. Stand der Tractaten mit Holland. Anhalten
von Getreide in Verden.]
Er soll sich förderlichst auf die Reise zu Graf Wränge 1 begeben, welchen 20. Jan.
') S. oben S. 72.
2) Vgl. Duntze IV. S. 151f.; Kochet I. S. 456f.
^ In einem zweiten Schreiben von demselben Datum klagt der Bremer Rath
über Sperrung der Schiffahrt auf der Weser durch den schwedischen Zöllner zu In-
schede und den Licenteinnehmer zu Verden.
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76 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
er entweder im Bremischen oder in Vorpommern antreffen wird, demselben aus-
führlich den Zustand dieser Quartiere*) entdecken, dass beide kriegführende
Parteien jetzt in den Winterquartieren liegen und neuerdings nichts Hauptsäch-
liches vorgegangen, da aber zu Frieden und gütlichen Tractaten noch wenig
Apparenz, wäre zu fürchten, dass im nächsten Frühling die Sache zu grossen
Extremitäten und höchst geföhrlichen Weiterungen ausschlagen und dass nicht
nur der Westfälische, sondern auch der Niedersächsische Kreis und das ganze
Römische Reich impliciert werden möchte, Kf. wünsche daher Wr.'s Meinung zu
veniehmen, wie man die gegenwärtige Unruhe entweder durch gütliche Mittel
und Tractaten dämpfen oder sich dagegen sichern könne, dass man nicht wider
seinen Willen in diesen Krieg impliciert werde.
Ferner habe Kf. vernommen, es sollte im Bremischen neue Unruhe zu
besorgen und einige Desseins wider die Stadt obhanden sein. Sollte die Krone
ein Mecontentement über die Stadt haben, so erbiete sich Kf. zur Interposition,
er wolle sich dabei so betragen, dass die Stadt zu allen billigen und raison-
nablen Conditionen disponiert werde. Sollte Wr. die Interposition damit ab-
lehnen, dass die Krone die Stadt für mediat hielte, so soll er darauf erwidern,
Kf. stelle solches an seinen Ort, es sei aber bekannt, dass auch in solchem
Falle Benachbarte sich ins Mittel gelegt, und würde dieses der Krone jura nicht
kränken. Sollte der Feldherr versichern, man beabsichtige nichts Thatsächliches
wider die Stadt vorzunehmen, so hat er solches zu acceptieren; sollte, wie ge-
rüchtweise verlautet, schon ein Vergleich zustande gebracht sein, so hat er
deswegen zu gratulieren.
Sollte der Feldherr sich nach des Kf. Zustand, insonderheit wie es mit
dessen holländischen Tractaten-) stehe, erkundigen, so kann er antworten,
dass diese noch zu keinem Schluss gebracht seien, Kf. hätte auch damit nicht
sonderlich eilen wollen, da er keine gewisse Nachricht von der Krone Schwe-
den Intention gehabt, er würde es als ein Zeichen sonderbarer Confidenz auf-
nehmen, wenn der Feldherr ihm im Vertrauen etwas davon entdecken wollte,
er wollte sich gern ihren consiliis conformieren, jedenfalls mit Schweden
Freundschaft zu erhalten beflissen sein. Unter der Hand hat er sich auch zu
erkundigen, in welcher Postur man sich schwedischerseits befinde, wie viel
Völker aus Schweden dort angekommen seien oder noch erwartet wurden.
Er soll auch suchen, des Feldherrn Judicium von dem braunschwei-
gi sehen Werke, ob derselbe billige, dass Herzog Georg Wilhelm sich so-
weit mit Holland engagiert'), zu erfahren.
Da ünterthanen des Kf. wegen Anhaltung des Getreides in Verden Klage
geführt haben, so soll er darauf dringen, dass dieses abgestellt und die Com-
mercien nicht weiter behindert werden.
^) lieber den damaligen Stand des Münsterschen Krieges s. ürk. u. Act. XL
S. 682 ff.
2) S. ürk. u. Act. XI. S. 678 ff.
2) a. a. 0. S. 635ff ; Köcher I. S. 440ff.
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Sendung t. Podewils' zu Wrangel. 77
Der Kurfürst an die Stadt Bremen. D. Cleve 17./[27.] Januar
1666.
[auf das Schreiben vom 16. December. Abscbickimg an Wrangel. Ermahnung zu
versöhnlichem Verhalten.]
— So haben wir Jemand der Unsrigen^) an den Reichsfeldherrn Grafen 27. Jan.
Wrangel abgeschickt, demselben die Gefahr, welche dergleichen Vor-
haben nach sich ziehen würde, fürgestellet und unsere Mediation bei den
zwischen der Eron Schweden und Euch etwan schwebenden Diiferentien
wohlmeinend offerirt. Ob und welcher Gestalt dieselbe nun beliebet
und angenommen werden möchte, solches stehet hiernächst zu vernehmen.
Inmittelst aber verstehen wir uns auch zu Euch, wollen Euch auch des-
falls in guter Intention ermahnet und erinnert haben, dass Ihr alles,
was zu Beibehaltung des Glimpfes und Eintracht und Abwendung aller
dergleichen besorglichen Anstalt immer gereichet, mit aller Sorgfalt und
Fleiss beobachtet, der Krön Schweden in den ihr zustehenden iuribus
und Befugnissen keinen Eintrag noch Schmälerung zufüget, noch un-
nöthige Streitigkeiten und Disputaten erreget oder dazu Ursach gebet
damit man auch am andern Theil dadurch zu glimpflichen consiliis und
gelinden Wegen bewogen werden möge. Dieweil wir auch auf diese
Manier uns Eure Sicherheit und Wohlfahrt, so viel an uns, zu befördern
angelegen sein lassen, so könnet Ihr selbst urtheilen, dass wir Euch in
den anderen petitis nicht deferiren oder uns anderer Gestalt als auf diese
Weise des Werks annehmen können. Wegen beschehener Anhaltung des
Getreides zu Verden haben sich auch unsere Unterthanen beschweret,
und wollen wir bei dem Herrn Grafen Erinnerung thun lassen, dass
solche abgestellet und den Commercien ihr freier Lauf gelassen werden
möge. —
G. V. Podewils an den Kurfürsten, [s. 1. et d. Praes. 24. Fe-
bruar 1666.]
[Antwort Wrangeis. Aeusserungen desselben und Dohna's über die schwedische
Politik.]
Er ist am 6. Februar zu Stade eingetroffen und hat am 7. bei Wrangel 24. Febr.
Audienz gehabt. Derselbe erwiderte auf seine Proposition, Schweden bemühe
sich, den Frieden im Römischen Reich zu erhalten und neutral zu bleiben,
seiner Meinung nach sei hochstnöthig, Herzog Georg Wilhelm von der Allianz
*) V. Podewils, s. oben S. 75f.
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78 II' I^or bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
mit den Staaten wieder abzubringen, da sonst der Bischof genöthigt sein wurde,
andere Hülfe an sich zu ziehen und so den Krieg auf den Reichsboden zu
bringen, er wüsste, dass man auf lüneburgischer Seite sehr zur Trennung in-
clinierte, es mangelte aber an guter Gelegenheit und Mitteln, es werkstellig zu
machen, des Grafen Waldeck consilia wären auch an jenem Hofe nicht mehr
so angenehm, als sie anfangs geschienen.
Die vom Kf. angebotene Mediation wegen der Stadt Bremen nahm er ad
referendum an seinen König und bat, Kf. mochte sich so lange gedulden, bis
er deswegen Antwort erhalten. Er erhob grosse Klagen über die Stadt.
Ihr angehaltenes Getreide sollten des Kf. Unterthanen richtig bezahlt er-
halten, wenn sie sich nur zu Stade bei der Regierung angeben wollten; er hat
wohl merken können, dass es blos geschehen, um der Stadt Bremen die Zu-
fuhr zu benehmen, zu welchem Zwecke sie auch schon den Weserstrom ge-
sperrt haben.
Aus dem ihm nachgeschickten Schreiben des Kf. ') hat er mit dem Feld-
herrn auch geredet, derselbe zeigte sich sehr surpreniert, dass dergleichen Dinge
aus Schweden berichtet würden, versicherte, sein König setzte in Kf. keine
DifPidenz, er wolle dieses alles demselben berichten, um soviel als möglich die
Tractaten zum Schluss zu befördern. So lange er in Schweden gewesen, habe
man auf des Kf. Person und Allianz mehr Reflexion gemacht als auf irgend einen
anderen Potentaten. Wegen der Hildesheimer Zusammenkunft würde Kley*),
der schon auf der Rückreise begriffen, Gewissheit mitbringen. Sonst hat er
bei dem Feldherm und anderen wegen ihrer bekannten grossen Verschwiegen-
heit nicht viel penetrieren können. Nur ergab sich aus Wrangeis Discursen,
dass man schwedischerseits mehr auf die englische als holländische Partie in-
cliniere. Als P. den Discurs auf die französische und dänische Allianz mit
Holland') brachte, äusserte er, Frankreich musste grosse Desseins vorhaben,
wenn man ihm nicht im Anfang widerstände, so dürfte der König wohl suchen
den Rhein zur Grenze gegen Deutschland zu setzen, weil auch Dänemark
sich in diese Allianz eingelassen, so würden sie sich wohl auf die Länge nicht
neutral halten können.
Vom Grafen von Donaw*), dessen aufrichtige Treue für Kf. er nur rühmen
kann, hat er im Vertrauen erfahren, dass die schwedischen Reichsräthe bei der
Minderjährigkeit des Königs nicht gern zum Öffentlichen Krieg sich fesolvieren
wollten, sie hätten auch über diese Armatur zu Anfang im höchsten difficultiert,
endlich aber auf des Feldherrn Versprechen, sich so lange als möglich aus dem
0 d. Cleve 31. Januar 1666, durch welches ihm Kf. aus Schweden zugegangene
Nachrichten, wahrscheinlich v. Crockows Relation vom 20./30. December 16G5 (ürk.
u. Act. IX. S. 809 f.) zugesendet hatte.
2) S. oben S. 74.
^ Ueber diesen holländisch-dänischen Allianztractat vom 11. Februar 1666 und
die dadurch in Schweden erregte Unzufriedenheit s. Mem. de Pomponnell.
S. 91ff., Mem. d'Estrades IV. S. 107ff, oben S. 63.
*) Graf Christoph Delphicus v. Dohna, s. Urk. u. Act. IX. S. 733.
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Sendung v. Podewils' zu Wrangel. 79
Kriege zu halten, darein gewilligt. Dass die Tractaten in Schweden mit
Krockow') so langsam fortgingen, käme daher, dass derselbe auf die ulti-
mata noch nicht habe Resolution geben können, welche Verzögerung bei der
Krone einiges Nachdenken erregt habe. Ihre Allianzen betreffend, stünden sie
mit niemand so fest, dass sie nicht mit anderen tractieren könnten. Mit Eng-
land stünde man in guter Correspondenz, es möchten wohl einige kleine Dif-
ferenzen mit Frankreich sein, die aber hoffentlich wieder würden gehoben
werden *).
Bürgermeister und Rath von Bremen an den Kurfürsten.
D. 16./ [26.] Februar 1666.
[auf das Schreiben vom 17. Januar. Neue Verhandlungen, ßitte um Vermittlung
des Kf.]
Versicherung ihrer friedlichen und versöhnlichen Absichten. Sie haben') 26. Febr.
an Graf Wrangel eine Abschickung gethan und sich zu gütlichen Tractaten
erboten, solche sollen Montag den 19. st. v. zu Stade angestellt werden. Als
wegen einiger Mediatoren Erwähnung geschehen, hat Wrangel erklärt,
darauf nicht instruiert zu sein, es erforderte fünf Wochen Zeit, bis er desfalls
Antwort von Stockholm haben könnte, inmittels müsse es mit der Stadt Bremen
schon abgethan sein. Sie haben sich darauf, zumal da die schwedischen Völker
zunächst um die Stadt in das Herzogthum Bremen verlegt, die Reiterwachen
auf ihrem Grund bis auf eine Viertelmeile von der Stadt ausgestellt sind und
die Zufuhr zu Wasser und Lande bisher gesperrt worden, entschlossen, diese
») S. ürk. u. Act. IX. S. 803 ff.
^) Nach einem beiliegenden Verzeichnis der im Herzogthum Bremen stehenden
Truppen befinden sich dort:
Obrist Wrangeis Regiment z. Pf. 1000 M.
Kochs - - - 800 -
Des Feldherm Leibescadron Dragoner 400 - •
Escadron des Feldherrn z. Pf. 150 -
Obrist Delvigs Regiment z. F. 1000 -
Grothauseus Regiment z. F. 800 -
Obristlieutenants Horns Escadron z. F. 400 -
ferner wirbt Obrist Gehl ein Regiment z. Pf. von 600 M. und Graf Otto Wilhelm
Königsmarck eine Escadron z. Pf. von 150 M. Des Feldherrn Leibregiment
(2500 M.) und Obrist Plantins Reg. z. Pf. (1000 M.) stehen in Pommern, sollen aber
nächsten Monat nach Bremen kommen, 6000 Finnen stehen in Schonen marschbereit,
Gen.-Adjutant Lattermann hat P. versichert, er hätte in Schweden auf dem Muster-
platz gesehen 15 000 z. Pf.. 3000 Dragoner und 18 000 z. F., ob es sich aber so ver-
balte, will P. an seinen Ort gestellt lassen. Die Garnisonen in Stade und anderen
Festungen des Herzogthums sind alle von des Gen.-Majors Königsmarck Regiment,
das 2000 Kopfe zählt.
3) Vgl. Duntze IV. S. 154.
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80 II- I^or bremische Krieg, die Quadnipelallianz und die engere Verein igung etc.
Tractaten zunächst ohne Mediation anzutreten, doch sich die Adhibition von
Mediatoren ausdrücklich reserviert und dadurch soviel erreicht, dass ad interim
die commercia in etwas wieder freigegeben sind. Sie bitten Kf., seine Mediation
von selbst und gleichsam proprio motu ferner poussieren zu lassen oder ihnen
zu gestatten, dass sie dieselbe vorschlagen, falls dieselbe aber vom R.Feldherrn
nicht angenommen werden sollte, Jemand seiner Räthe zu committieren , der
sich ihrer bei den Tractaten mit annehmen möchte, und falls keine billigen
Conditionen zu erhalten sein sollten, dieser des h. Reichs Frontierstadt beizu-
springen.
Bürgermeister und Rath von Bremen an den Kurfürsten.
D. 23. Februar /[5. März] 1666.
[Die schwedischen Forderungen. Bitte um Vermittlung des Kf.]
5. März. Ihren Abgeordneten ist zu Stade *) die Proposition dahin eröffnet worden,
dass sie sich einfach der Reichsimmedietät begeben müssten, wo nicht, würden
die schwedischen Truppen hieher geführt werden und man sich nicht mehr
schuldig erachten, vias armorum et facti anstehen zu lassen. Da daraus zu er-
sehen, dass sie ohne kräftige hohe Mediation in der Güte nichts ausrichten
werden, so bitten sie Kf., mit seiner Interposition, und zwar von selbst geschickt,
sie zu soulagieren, auch eventualiter nachdrückliche Anstalt zu ihrer Conser-
vation zu treffen und sich auch auf dem Reichstage ihrer anzunehmen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. 21./[31.] März 1666.
[Die Wiederabreise des Gesandten des Kf.]
31. März. Sie danken dem Kf., dass er einen Gesandten') an den schwedischen R.-
Feldherrn geschickt. Die Wiederabreise desselben wollen sie nur so deuten,
dass derselbe nöthig erachtet, dem Kf. mündlichen Bericht zu erstatten, nicht,
wie verlauten will, dass er nicht admittiert worden sei. Sie bitten Kf. auf
allen Fall seinen Gesandten wieder abzusenden und die gütliche Pflege mit be-
fördern zu lassen.
>) Vgl. über diese neuen Verhandlungen Diarium Europ. XIII. Append.
S. Iff.; Londorp IX. S. 443 ff.; Duntze IV. S. 154f.; Köcher I. S. 457.
*) Nach dem Geh. RathsprotocoU vom 15. März wird an diesem Tage nach Ver-
lesung des Schreibens des Bremer Rathes [vom 5. März] beschlossen, jemand an
Wrangel abzuschicken. Näheres über diese netie Sendung ist aus den Berliner
Acten nicht zu ersehen, nach Köcher I. S. 458, welcher sich auf den Bericht des
braunschweigischen Gesandten Spörcke stützt, ist wieder v. Podewils entsendet
worden und hat dieselbe Antwort wie die gleichzeitig erschienenen braunschweigi-
schen Gesandten erhalten, Wr. könne das Erbieten der Vermittlung nur ad referen-
dum annehmen. Vgl. auch den Bericht des kaiserlichen Gesandten de Goess vom
15. Mai 1666 (ürk. u. Act. XIV. 1. S. 267).
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Neues Hulfsgesuch yon Selten Bremens. 81
S\ Cliurf, DurchL auf des Königl. Schwedischen Präsidenten
Kleihen Proposition Resolutio. Sign. Cleve 10. Mai 1666.
[Oeneigtbeit zu einem Bündnis. Schwedische Vermittlung in England. Bündnis
Dänemarks mit Holland. Die Zustände in Polen.]
Kf. hat sowohl von Klei he mündlich als auch aus dessen schriftlicher 10. Hai.
Proposition ') vernommen, was derselbe für Contestationen wegen des Vertrauens
seines Königs zu Kf. und wegen dessen Begierde zur Erhaltung des allgemeinen
Friedens gemacht, auch was er wegen Aufrichtung eines foederis zwischen
seinem Konige, Kf., dem Hause Braunschweig-Lüneburg und Hessen-
Gassei, ferner wegen Vermittlung zu Hinlegung des englischen Krieges, wegen
des Königs von Dänemark und der Polnischen Unruhe vorgetragen hat.
Kf. ist erfreut, dass der König ein so gutes Urtheil von seinen bei der
Münsterschen Unruhe geführten consiliis fälle und dass derselbe sich die
Erhaltung des westfölischen Friedens und der allgemeinen Ruhe angelegen sein
lasse, er hofft, dass um so eher die vorgeschlagenen^) tractatus foederis unter
ihnen beiden und den Häusern Braunschweig und Hessen-Cassel zu
guter Richtigkeit gelangen können; Kf. will, nachdem die darüber mit den
letzteren schon begonnenen Unterhandlungen durch die Münsterschen motns
unterbrochen sind, sich darum weiter bemühen. Da die G.-Staaten auf gleiche
Gedanken gerathen '), sich mit den Benachbarten in eine Defensivallianz einzu>
lassen, auch die Krone Schweden gern darin begriffen wissen wollten, so wünscht
Kf. des Feldherrn Gedanken darüber zu vernehmen.
Kf. ist erfreut, dass der König eine Ambassade nach England^) geschickt
hat und sich dort um Vermittlung des Friedens bemüht, Kf. erbietet sich auch,
was in seinem Vermögen sein wird, dazu beizutragen.
Das Engagement des Königs von Dänemark*) mit den Staaten der Ver-
einigten Niederlande geht, soviel Kf. Nachricht hat und ihm, namentlich
von dem Könige von Frankreich, versichert wird, zu niemandes, am wenig-
sten der Krone Schweden Offension, sondern bezweckt nur den Gewaltsamkeiten
in der See zn steuern und, soviel möglich, während des Seekrieges die Com-
mercien zu salvieren, Kf. hofft daher, die Krone Schweden werde hiervon keine
') Nach dem Geh. Rathsprotocoll vom 8. Mai wird an diesem Tage die von
Kley eingereichte Proposition 1) wegen einer Allianz mit Schweden, Braunschweig
und Cassel, 2) wegen des englischen und staatischen Krieges, verlesen. Vgl. Pufen-
d 0 rf IX. § 82 S. 625, der aber irrthümlich dieselbe vom 23. Juni datiert, und die
Relation de Goess' vom 15. Mai 1666 (ürk. u. Act. XIV. 1. S. 270).
*) Geber diese, durch die Erfurter Angelegenheit veranlassten, schon seit dem
September 1664 geführten Allianzverhandlungen s. Kocher I. S. 337 ff.; Urk. u.
Act. XL S. 397. 651.
*) Ueber die damals von holländischer Seite gegebene erste Anregung zu der
sogen. Quadrupelallianz s. unten.
*) S. Mem. de Pomponne II. S. 161.
*) S. oben S. 78.
Iffttor. g. Gesch. d. O. Kurfürsten. XII. 6
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82 n* ^cr bremische Krieg, die Quadrapelallianz und die engere Vereinigung etc.
Ombrage nehmen. Sollte ihm aber dennoch etwas Speciales an die Hand ge-
geben werden können, worin Dänemaric zu weit gegangen sein sollte, so will
Kf. zu Unterhaltung fester Freundschaft zwischen den nordischen Kronen alle
dienliche remonstrationes und officia anwenden.
Das Polnische Unwesen betreffend bezieht sich Kf. auf dasjenige, was
er hierüber mit Kl ei he mündlich geredet, woraus der Feldherr verspüren wird,
dass Kf. gleichen Zweck mit der Krone Schweden führe und dabei nichts mehr
wünsche, denn dass die Krone Polen eines ruhigen Zustands gemessen und
bei ihren privilegiis und Libertät ungekrankt erhalten werden möge.
Graf Wrangel an den Kurfürsten. D. Verden 16./[26.] Juni
1666.
[Die Quadrupelallianz. Des Kf. Erklärung wegen Bremens. Zulassung von Bevoll-
mächtigten des Kf. und anderer Nachbaren zu den Verhandlungen.]
26. Juni. Dank für die dem Präsidenten Kleihe ertheilte Resolution. Betreffend
die von den G. -Staaten beabsichtigte Defensivallianz sowohl mit seinem Könige
als auch mit Dänemark, Kf. und den Häusern Brauni^chweig und Hessen-
Cassel, so glaubt er nicht, dass es den G.-Staaten mit Gomprehendierung
seines Königs in dieselbe ein rechi«r Ernst sei, dass vielmehr es mit dieser
Allianz ihrerseits mehr zu Erlangung einer scheinmässigen Befugnis, seinen
König dabei zu praeterieren und im übrigen solche zu dessen Gefährde und zu
Schwächung gutes Vernehmens mit anderen zu dirigieren als dessen und des
gemeinen Besten Sicherheit und Frommen zu befördern gemeint sei, dass sein
König daher diese Allianz lieber verhütet als befördert sehen möchte.
Sonsten hat auch obgedachter H. Praesident Kleyhen mir zu hin-
terbringen nicht vergessen, wessen E. Churf. D. gegen ihn wegen der
Stadt Bremen sich vernehmen lassen'), indem Sie derselben in ihrer
gepraetendirten Immedietät nicht allein keinen Beifall geben, sondern ihr
vielmehr gegen Ihre Königl. M. sich darin zu accommodiren gerathen
hätten, ja auch auf den Fall sie solches nicht thun und in ihrer Opinia-
trität — verharren würde, zu deroselben würklichen Assistenz, wann sel-
bige verlanget werden sollte, sich anerbietig gemachet. Wofür E. Churf.
D. schuldiger Dank und eine besondere Obligation von meinem gnä-
digsten Könige und Herrn billig gebühre. — So kann E. Churf. D. ich
hiemit auch wo)l versichern, dass I. Königl. M. gleichergestalt gegen die
Stadt so gütig und billig gesinnet sein, dass Sie wieder gute Befugnus
^) Vgl. de Witts Schreiben an Beuningen vom 13. Mai 1666 (Lettres et ne-
gociations entre M. Jean de Witt et MM. les plenipotentiaires des provinces unies
des Pais-bas. III. S. 438) und unten v. Crockows Bericht vom 23. Mai/[2. Juni] 1666.
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Verbandlangen mit Rieihe. 83
derselben nichts werden zumuthen oder angesinnen, massen denn auch
Ihr. Königl. M. nicht allein nicht zuwider, sondern vielmehr ganz lieb
und angenehmb sein wird, wann sowohl E. Churf. D. als andere benach-
barte Fürsten die mit der Stadt angefangene Tractaten durch dero Mi-
nistros mit werden beiwohnen lassen wollen'). —
Der KurfUrst an Graf Wrangel D. Cleve 3. Juli 1666.
[Anerbieten zur Vermittlung.]
Ihm nebst anderen Ständen ist eine Reichscommission ') zu gütlicher Bei- 3. Juli,
legung der Bremischen Irrungen übertragen worden. Da er nichts mehr wünscht,
als dass diese Sache ohne Weiterung und Thätlichkeit zur Richtigkeit gebracht
werde, und die Stadt Bremen durch ihren hieher abgeordneten Syndicus D-
Eden^) ihm hat vorstellen lassen, welche Leiden dieselbe bei diesen Streitig"
keiten auszustehen habe und wie sehnlichst sie eine Beendigung derselben
wünsche, so fragt er an, . in welchen terminis die Sache stehe und was er etwa
dazu thun könne. Da er vernimmt, der König habe die Interposition des Hauses
Braunschweig angenommen und dasselbe habe Gesandte nach Bremen ge-
schickt*), und da er vermuthet, dergleichen Privatinterpositionen möchten dem-
selben lieber sein, als dass die Reichscommission ihren £ffect erreiche, so fragt
er an, ob Wr. lieber sehen wurde, wenn auch er für sich seine Mediation und
Interposition anmeldete, er hat deswegen auch in Schweden angefragt^). Er .
versichert, dass er sich dabei als treuer Alliierter und Freund betragen werde^
und schlägt zu Beförderung des gütlichen Vergleichs vor, dass die Stadt in
ihrem statu quo gelassen, wider dieselbe zu keinen ferneren Thätlichkeiten ge-
schritten, auch was etwa vorgenommen sei, abgestellt werde.
') In ganz ähnlichem Sinne hatte Wr. auch (d. Bremervörde 30. Mai/ [9. Juni]
1666) an die braunschweigiscben Herzoge geschrieben, s. Köcher I. S. 468.
^ S. die Reichsgutachten vom 14. und 30. April 1666 und das Schreiben Kaiser
Leopolds vom 4. Juli 1666 (Pachner v. Eggenstorff I. S. 203. 214. 230). Vgl.
Köcher I. S. 468.
>) Das Creditiv des Bremer Käthes für denselben ist vom I.Juni, das Recreditiv
des Kf. Cleve 13./23. Juli 1666 datiert, in letzterem zeigt Rf. an, er habe zunächst
die Wünsche der Stadt durch ein besonderes Schreiben Wrangel roitgetheilt, jetzt
aber beschlossen, nochmals eine Schickung an denselben zu thun in der Hoffnung,
es würden dadurch die Streitigkeiten in der Güte gehoben werden können.
*) S. Köcher I. S. 470.
*) S. unten v. Crockows Relation vom ll./[21.] Juli 1666.
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84 II- I^^r bremische Krie;, die Qaadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Graf Wrangel an den Kurfürsten. D. Stade 10./[20.] Jnli
1666.
[auf das Schreiben vom 3. Juli. Annahme der Vermittlung des Kf.]
20. Juli. Bisher sind') alle glimpfliche Remonstrationen bei der Stadt Bremen
erfolglos gewesen und auch in den drei Wochen, seitdem die Lüneburgische
Gesandtschaft erschienen, ist nichts ausgerichtet woiden. Dem Könige wird es
lieb sein, wenn auch Kf. seine gaten officia bei der Sache anwenden wolle,
zumal da derselbe versichert sein kann, dass Kf. in causa communi electorum
et principum die Stadt zur raison anhalten werde, damit er nicht gemüssigt
werde, zu anderen zulänglichen Mitteln zu greifen und die Stadt zu ihrer
Schuldigkeit anzuweisen.
Instruction^, wornach sich unsere — Geh, Cleff- and Märki-
scher auch Mindischer Regierungsräthe und Director im Hof-
gericht, Drost zum Petershagen, auch liebe getreue G. J.
Ledebaur^) und Johan de Beier^) unterthänigst zu achten.
D. Cleff 23. Juli 1666.
[Anerbieten der Vermittlung in der bremischen Sache. VorschlSge inbetreflf des zu
treffenden Vergleiches.]
23. Juli. Sie sollen sich zu Graf Wrangel begeben und demselben salva imperii
commissione des Kf. Interposition zur gütlichen Beilegung der Streitigkeiten
mit Bremen anbieten.
lieber die Sache selbst sollen sie sich von allen Parteien genauer infor-
mieren lassen, namentlich mit den braunschweigischen Ministern, weiche
sie dort finden werden, daraus vertraulich communicieren. Da Kf. Ledebaur
bereits nach Celle zu Herzog Georg Wilhelm*) abgefertigt, so wird derselbe
ohne Zweifel alle nöthige Nachricht mitbringen.
Sie haben hauptsächlich dahin zu wirken, dass l) die Stadt der Krone
gegenüber den schuldigen Respect erweise und keine Eingriffe in die königliche
jura und Hoheit sich erlaube, 2) dass dieselbe in ihrem Stande und ihren
Rechten verbleibe. Sie sollen sich daher bei dem Feldherrn erkundigen, worin
die Stadt dem Instr. pacis und dem Stadischen Vergleich zuwidergehandelt
hätte, und darüber der Stadt ernstlich zusprechen und sie von dergleichen
') Vgl. über diese neuen vergeblichen Verhandlungen Duntze IV. S. 158 f.;
Köcher I. S. 470f.
») Vgl. Pufendorf IX. § 82. (S. 625f.)
^ Ueber dessen Sendung nach Schweden im Jahre 1661 s. Urk. u. Act. IX.
S. 733 ff.
*) S. ürk. u. Act. XI. S. 706.
5) S. Köcher I. 8.474.
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Sendung v. Ledeburs und Beyers. 85
Contraventionen abmahnen, andererseits aber auch dem Feldherm vorstellen,
Kf. zweifle nicht, die Krone werde die Stadt vermöge des Instr. pacis und
Stadischen Vergleichs in dem Zustand, worin sie sich ante hosce novissimos
motas befunden, unbeeinträchtigt lassen, und da die Stadt sich hauptsächlich
darüber beschwert, dass man in ihre unstreitigen Güter und sogenannte Gohen
Kriegsvolker einquartiert und daraus Contributionen erhoben habe, so haben sie
darauf zu dringen, dass solche Thätlichkeiten eingestellt und die Stadt mit
solchen Beschwerden verschont werde.
Sollte der Feldherr auf der bisher von der Stadt geforderten Renunciation
des Status immediatus fest bestehen, so haben sie dagegen anzuführen, dass
dieselbe auf einigen Reichstagen nach einander admittiert worden und votum
et sessionem gleich anderen Reichsstädten gehabt, dass sie dem Kaiser gehul-
digt, dagegen nach dem Stadischen Vergleich der Krone Schweden nur ein Ge-
lübde zu Treu und Huld abgestattet, dass im Instr. pacis jedem Theile seine
Possession bis zu gütlicher oder rechtlicher Entscheidung gelassen und dass im
Stadischen Recess der Stadt einige possessio status immediati, der Krone aber
nur ihre Rechte in genere vorbehalten und die Immedietät zu fernerer Hand-
lung ausgesetzt sei. Kf. sei keineswegs gemeint, die Rechte der Krone Schwe-
den in Disputat zu ziehen, und Hesse den Ausgang der rechtlichen Entscheidung
dahingestellt sein, halte aber inzwischen für nöthig, einen billigmässigen Ver-
gleich allerhand extremis vorzuziehen. Bei Einrichtung dieses Vergleichs raüsste
das Instr. pacis und der Stadische Vergleich pro norma gesetzt, ein jeder in
dem jetzigen Besitzstande gelassen, alle Thätlichkeiten abgestellt und womöglich
punctus immediatis und andere im Stadischen Vergleich noch nicht entschiedene
streitige Punkte ex aequo et bono verglichen werden, sollte dieses aber nicht
zu erreichen sein, so sollen sie sich bemühen, dass wegen solcher übrig blei-
benden Streitigkeiten man künftig nicht ad arma und anderen Thätlichkeiten
schreiten, sondern dieselben salva cujusque partis possessione bis zu anderwei-
tiger gütlicher oder rechtlicher Entscheidung ausgesetzt bleiben und die Inter-
venienten Sorge tragen sollten, dass von keinem Theile etwas via facti atten-
tiert werde.
Sollten sie merken, dass sich die Sache in die Länge ziehe, so sollen sie
es so einrichten, dass sie mit gutem Glimpf wieder von dannen ziehen mögen.
Sie sollen fleissig berichten, wie die Sachen stehen und was sonst dort Neues
vorgehe, wie stark die schwedische Armee sei, ob sie noch fernere Werbung
vornehmen oder mehr Völker aus Schweden erwarten.
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86 n. Der bremische Krieg:, die QuadrupelalHanz und die engere Vereinigung etc.
V, Ledebur und Beyer*) an den Kurfürsten. D. Bremen
2./ 12. August 1666.
[Audienz bei Wrangel. Gonferenz mit den schwedischen Deputierten. Ankunft in
Bremen. Die schwedische Armee. Gerächte über feindselige Absichten des Kf. gegen
Schweden.]
12. Aug. Sie sind, nachdem sie in Verden erfahren, dass zu Stade keine Tractaten
mehr stattfinden'), sondern der Feldherr sich zu Bremervörde befinde, am
30. Jnli/[9. August] dort angelangt, haben aber erst am l./[ll.] August bei
Wrangel Audienz erhalten. Derselbe dankte dafür, dass Kf. sich des Werks
annehmen wolle, erklärte aber, der Stadt Bremen wäre nun die Gütlichkeit 6
Monate und länger offen gehalten, weil sie sich aber in keinerlei Wege an-
schicken wollte, so hoffte er, es wurde niemand dem Könige verdenken, dass er
sich dieser Stadt wegen nunmehr in bestmöglichste Sicherheit setze, Er er-
klärte schliesslich, er wolle dem Kanzler Nicolai und dem Regierungsrath
Marschalck, die er sofort nach ihrer Ankunft von Stade verschrieben, Ordre
geben, mit ihnen zu conferieren, könnten sie die Stadt dazu disponieren, gut-
willig der Immedietät zu entsagen, so geschehe dem Könige und der Krone ein
grosser Dienst. Sie haben darauf ihrer Instruction gemäss repliciert und vorge-
schlagen, da die Krone auf Renunciation der Immedietät bestehe, die Stadt hin-
gegen davon nicht weichen wolle, ob dieser Punkt nicht ausgesetzt und über
die beiden anderen Punkte, Assecu ration und prätendierte Satisfaction, verhandelt
werden könnte. Wr. erklärte aber, bevor nicht die Immedietät, als der Stein
des Anstosses aus dem Wege geräumt sei, wäre von den anderen nichts zu
sagen. Sie haben nachher mit dem Kanzler und Regierungsrath eine Conferenz
gehabt, diese deducierten ihnen aus zwei gedruckten Schriften die schwedischen
Prätensionen, erklärten, man habe der Stadt zu Stade endlich das altemativum,
dass sie entweder nudum titulum immedietatis doch absque effectibus, oder
aber renunciata immedietate einige effectus derselben behalten möchte, vorge-
tragen, ihre Abgesandten seien darauf nach Bremen zurückgekehrt, um nähere
Instruction einzuholen, seien aber nicht wiedergekommen, darauf seien die
Lüneburgischen Gesandten zum Feldherrn nach Bremervörde gekommen
und hätten sich dann auch nach Bremen begeben, denen man aufgegeben, der
Stadt dieselbe Alternative vorzustellen, da diese aber in einer durch die Lüne-
burger dem Feldherm übersandten Modification (sie!) an der Immedietät fest-
gehalten, so habe derselbe den Lüneburgem zurückgeschrieben, dass er bei
solcher Beschaffenheit in der Sache nichts weiter thun und ohne die Renuncia-
tion sich nicht weiter äussern könnte. Sie haben darauf vorgestellt, wenn auch
') Dieselben hatten von Petershagen aus am 26. Juli/ [5. August] dem Kf. ge-
meldet, sie gedächten morgen fortzureisen. Die schwedische Werbung gehe über die
Maassen stark fort, täglich kämen Neugeworbene zu Lande oder zu Wasser hier vor-
bei, nach zuverlässigen Nachrichten hätten die Schweden jetzt im Herzogthum Bremen
12 000 Mann beisammen.
-) S. über den Abbruch derselben Kocher L S. 471.
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Verhandlnngfen mit Wränge]. 87
dieser Streit wegen der Immedietät nicht in Gate zu lieben, so müsste man
deswegen doch nicht via facti gegen die Stadt verfahren, sondern den Rechts-
weg einschlagen, jene erwiderten, man beabsichtige keineswegs wegen der Im-
medietät die Stadt mit Waffen anzugreifen, sondern wegen der Contraventionen
müsste man endlich, da von der Güte nichts zu hoffen, zu den Waffen schreiten,
und wäre die Renunciation der Immedietät das einzige Mittel, wodurch die
Krone Sicherheit erlangen könnte. Schliesslich wurde beschlossen, dass die
Gesandten sich nach Bremen begeben und versuchen sollten, wie weit sie es
dort bringen könnten. Sie sind darauf heute nach Bremen gereist und dort
feierlich empfangen worden. Sie haben auch aus den bei Tafel geführten Dis-
cursen und sonst verspürt, dass vielleicht nicht mehr res integra, sondern dass
nicht nur des Königs und der Krone , sondern auch der dazu gebrauchten Mi-
nistrorum Reputation darunter engagiert sei, weshalb sie nicht von der Renun-
ciation der Immedietät abzustehen intentioniert sein dürften.
Die Schweden haben grossen Zulauf, es sollen auch 6000 Manu herunter
zu marschieren in Pommern fertig stehen, auch in Schweden Anstalt zu weiteren
Tmppensendungen gemacht werden, so dass in kurzer Zeit eine Armee von
m/20 Mann zusammen gebracht werden könnte. W ran gel hat ihnen erzählt,
in Holland sei durch H. Harschholt ^ Bericht eingekommen, dass Kf. durch
Ledebur beim Lüneburgischen Hof hätte proponieren lassen, er gedächte die
Stadt zu manutenieren ; sie haben ihn dagegen versichert, dass es nur, um der
Tractaten jetzigen Zustand zu wissen, geschehen sei, Ledebur hat aber bei
der Gelegenheit auch zur Sprache gebracht, was für fremde impressiones von
Kf. bei den schwedischen Ministem in Schweden hätten gemacht werden wollen.
Der Feldherr bejahte dies, es sei sogar in offenem Druck ausgegangen, dass Kf.
der Krone Dänemark das Herzogthum Bremen, und dieselbe hinwiederum
dem Kf. das Herzogthum Pommern hinc inde wollten recuperieren helfen;
doch versicherte er, dass sowohl der König als auch er selbst von Kf. eines
andern versichert wären.
Da nicht zu hoffen ist, dass durch gütliche Tractaten etwas Fruchtbarliches
werde ausgerichtet werden können, so fragen sie an, ob sie nicht mit Glimpf
anter dem Vorgeben, erst dem Kf. Relation abstatten zu müssen, zurückkehren
sollen.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
7./17, August 1666-
[Wrangeis Erklärung. Stimmung in Bremen.]
Nachdem Wrangel in seiner am 5./15. Aug. eingetroffenen Antwort in 17. Aug.
die Abhaltung neuer Gonferenzen zu Vegesack gewilligt, zugleich aber erklärt
hat, dass man schwedischerseits auf der Renunciation der Immedietät bestehen
werde, haben sie der Stadt dieses und die ihr drohenden Gefahren vorgehalten
^) Der holländische Oberst Haersolte, welcher als Gesandter zu den lüne-
burgischen Herzogen geschickt war, s. Köcher L S. 462 ff.
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88 n. Der bremische Krieg, die QuadrupelalliaDZ und die engere Vereinigung etc.
und sie so super puncto iramedietatis sondiert. Jene bleiben jedoch beständig
dabei, dass sie lieber Ehre, Leib, Gut und Blut daransetzen, ja alles verlieren
wollten als der Immedietat renuntiieren, sich ex libro vitae exterminieren und
sich zu schwedischen Unterthanen machen zu lassen. Sie wollen daher ver-
suchen, ob nicht absque expressa et pura renuntiatione die Stadt in statu quo
erhalten und von den drohenden extremis befreit werden könne.
In Bremen ist man der Meinung, dass Ef. und andere benachbarte Fürsten
und Stände sich, falls es zu Extremitäten kommen sollte, ihrer vermittelst wirk-
licher Assistenz annehmen und nicht dulden werden, dass sie in schwedische
Hände fallen, sie haben viel zu thun, ihnen solche eingebildete Hoffnung zu
benehmen und sie dazu zu bringen, sich mehr zur Güte anzuschicken.
Der Kurfürst an v. Ledebur und Beyer. D, Cleve 8./18. Aug.
1666.
[auf die Relation vom 2./12. August. Mahnung zu vorsichtigem Verhalten.]
18. Aug. Den punctus immedietatis anbetreffend, sollen sie ihrer Instruction gemäss
nur das, was ihnen vom Feldherm deswegen an die Hand gegeben wird, der
Stadt hinterbringen und sich bemühen, dass diese Sache zu beider Theile gutem
Contento beigelegt werde, sich aber hüten, dass die Schwedischen nicht auf den
Gedanken gebracht werden, als wenn Rf. ihnen ihre prätendierten jura streiten
oder missgönnen wollte, noch die Stadt sich beschweren möge, als wenn er sie
wider ihren Willen zur Renuntiierung der Immedietät obligieren oder persua-
dieren wolle. Sollten sie und die lüneburgischen Gesandten zu der üeber-
zeugung kommen, dass nichts Fruchtbarliches auszurichten sei, so sollen sie mit
guter Manier, ohne dass die Mediation abgebrochen werde, abreisen.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
11./21. August 1666.
[Conferenz zu Vegesack.]
21. Aug. Auf der gestern mit den schwedischen, lünebnrgischen und hamburgischen
Deputierten zu Vegesack abgehaltenen Conferenz^) haben sie dem Wunsche
der Bremischen entsprechend verlangt, dass die Schwedischen alle ihre desideria
und postulata semel pro semper herausgeben möchten, und dabei rund heraus
gesagt, die Stadt werde sich zu der puren Renunciation der Immedietat durch-
aus nicht verstehen, es könnten aber die jura et effectus derselben durchgenom-
men und gesehen werden, was der König ihnen lassen und sie dagegen nach-
geben sollten. Die Schwedischen erklärten darauf, dass sie zunächst nur Ordre
•) Vgl. Köcher I. 8.475.
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Gonferenzen zu Vegesack. 89
hätten, ihren Vortrag anzuhören, doch glaubten sie, dass der Feldherr den vor-
geschlagenen modnm agendi wohl placidieren wörde, so dass die renunciatio
immedietaüs nicht pura sondern qualificata et respectu certorum actuum re-
stricta sein würde. Auch ihren weiteren Vorschlag, dass die quaestio imme-
dietatis auch ferner ad certos annos ausgesetzt und unterdessen die jura und
effectus immedietatis festgestellt, auch in puncto assecurationis solche media,
durch welche die bisherige Diffidenz beseitigt würde, vorgeschlagen würden,
nahmen die Schwedischen ad referendum und bemerkten nur discursweise,
dass sie die Versicherung nicht in dem praesidio oder einer Citadelle suchen,
sondern dass sich wohl andere media finden lassen würden.
Dieselben an den Kurfttrsten. D. Bremen 16./ 26. Aognst
1666.
[Neue Gonferenz. Schwedische Zugeständnisse.]
In einer gestern zu Vegesack abgehaltenen neuen Gonferenz^) haben 26. Aug.
sich die Schwedischen zur vorläufigen Aussetzung der renunciatio immedietatis
verstanden, doch ohne Determinierung einer bestimmten Zeit und unter der
Bedingung, dass auch von bremischer Seite bis dahin alle seit 1646 angemaassten
Rechte und deren exercitium in suspenso gelassen werde. In puncto assecu-
rationis Hessen sie sich vorerst die eidliche Assecuration a senatu et civibus
qua singulis gefallen, doch solle der Gommandant und die Soldatesque in der
Stadt zwar von den Bremern eingesetzt, aber sowohl in des Königs als der
Stadt Eid genommen werden. In betreff der Satisfaction werde der König nicht
so genau Erstattung für alle Gontraventionen suchen, wenn nur die Stadt sich
im übrigen gebührend anschickte. Auf ihr starkes Andringen haben die Schwe-
dischen dann auch die von bremischer Seite übergebene Modification punktweise
durchgelaufen und daraus die actus et effectus immedietatis examiniert, sie ver-
langen, dass sessio et votum auf Reichs- und Kreistagen in futurum suspen-
diert und dass bis zu anderweitigem Vergleich das homagium an den Kaiser
nicht geleistet werde, wegen der Immediatcontribution im Reich werde sich
wohl ein Mittel finden.
O. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Benrabtt 22. Angust
1666.
[Die von den lüneburgischen Herzogen vorgeschlagene Zusammenkunft. Empfehlung
vorsichtigen Verhaltens iu der Bremer Angelegenheit]
Ich habe das von denen beiden Hertzogen von Lünenburg an 22. Aug.
E. Ch. D. abgelassenes Schreiben') verlesen und ersehen, dass sie eine
») Vgl, Köcher I. S. 480.
*) Die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August von Braunschweig-
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90 If' I^or bremische Krieg, die Quadrnpelallianz und die engere Vereinigung etc.
ZasammenschickuQg der Rhäte wegen der Bremischen und anderen Sachen
desideriren, dabei aber garnicht zu verstehen geben, wohin sie etwa
zielen mögen. So viel nun die Abschickunge betrifft, können E. Ch. D.
ihnen darin meines Ermessens gar wohl fügen, es würden aber E. Ch. D.
Rhäte sehr behutsamb gehen müssen, denn das ist gewiss, dass sobald
E. Ch. D. sich nur merken lassen werden, dass sie der Chron Schwe-
den in der Bremischen Sache behinderlich sein wolle, so wird alles das-
jenige, was E. Ch. D. bisher mit grosser Muhe an der Schwedischen
Freundschaft gebauet, mit eins niederfallen und viele Inconvenientien
nach sich ziehen. Sehe auch nicht, wie E. Ch. D. das bewusste Werk *)
nebst der Chron würde ausfuhren können. Zu wünschen wäre es wohl,
dass die Chron von dieser Intention divertiret werden könnte, aber dass
sich E. Ch. D. allein in die Spitze setzen sollen, kann ich nicht rahten.
Wer kann wissen, ob es den Hertzogen von Lünenburg ein sehr grosser
Ernst sei, sich der Chron zu widersetzen, und beständig bei der Reso-
lution verbleiben würden, ich kann mir nicht einbilden, dass der Herr
Graf von Wal deck, welcher dem Schwedischen Interesse nimmer ent-
gegen hält, es dazu werde kommen lassen. E. Ch. D. sehen, dass der
Kaiser und die Staten, welchen nicht weniger als E. Ch. D. hieran
gelegen, keinen Undanck verdienen wollen, denen doch an der Schweden
Freundschaft weniger gelegen ist, halte also unmassgeblich davor, dass
E. Ch. D. zwar zu schicken, sich aber zu thätliche Oppositionen nicht zu
verstehen, besondern es damit zu decliniren hätten, dass, weil E. Ch. D.
vom Kaiser und Reich unter andern zum Commissario in dieser Sache
verordnet, dieselbe auch überdem mediatoris vices über sich genommen,
es derselben nicht anstehen würde, dass sie sich parteilich in der Sache
erwiesen, besondern wäre zu erwarten, wann die Schweden die Bela-
gerung beginnen sollten, was der Kaiser und das Reich dazu sagen und
hierin verordnen würden, und weil die Hertzogen der andern Sachen
halber nichts gewisses erwähnen, so können E. Ch. D. Rhäte nicht an-
ders dann solches zu vernehmen und zu referiren instruiret werden. —
Lüneburg hatten (d. Alten Bruchausen 6./[16.] August 1666) dem Kf., da zu gütlicher
Beilegung der Bremischen Sache wenig Aussicht sei, eine Conferenz zu Herford oder
Bielefeld, zu welcher auch ihr Vetter Herzog August und ihr Bruder Herzog Jo-
hann Friedrich hinzugezogen werden konnten, vorgeschlagen, um über diese und
auch über andere Angelegenheiten zu verhandeln, vgl. Kocher I. S. 480.
') Die Beförderung des Pfalzgrafen von Neu bürg zur polnischen Königskrone,
s. unten v. Crockows Relationen und Abschnitt 3.
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Sendung ▼. Heidens nach Bielefeld. 91
Instraction, wonach sich Ihrer Ch. D. — Raht Friederich
Freiherr v. Heyden auf der mit den F; Brannschweigisch
Lünenhurgischen Rfithen zu Bielefeld vorseienden Conferenz
zu achten. D. Cleve 23. August 1666.
Er soll spätestens am 31. August sich in Bielefeld einfinden und, nachdem 23. Aug.
es zur Conferenz gekommen ist, von den braunschweigischen Gesandten
begehren, ihm die Meinung ihrer Herren inbetrefF der bremischen Sache mit-
zutheilen ; wenn sie sich darauf herausgelassen, so soll er erklären, dass Kf. sich
auch weiter bemühen wolle, dass die Sache in der Güte beigelegt werde.
Hätten nun die Braunschweigischen in specie zugleich mit erwähnt, dass, wenn
die Schweden ihr Dessein auf die Stadt Bremen mit Gewalt auszuführen ge-
däcfiten, man dazu nicht stille sitzen und die Stadt nicht lassen müsste, so soll
er erklären, da dem Kf. nebst anderen Ständen von Kaiser und Reich in dieser
Sache eine Commission aufgetragen wäre und er. daneben die wirkliche Inter-
Position übernommen hätte, so würde es sich für ihn nicht schicken, sich weiter
zu implicieren und dadurch den Schweden Ursache zu geben, ihn hernachmals
gleichsam als interessiert und partialisch von dem ganzen Werke zu excludieren.
Die Schweden hätten zur Zeit noch nicht die Stadt feindlich attaqniert, sollten
sie es wirklich thun, so müsste man zunächst abwarten, was hierunter Kaiser
und Reich für Anstalt zu machen nöthig befinden würden, Kf. werde sich jedes-
mal als ein getreuer Stand des Reiches bezeigen.
Wenn auch die Braunschweigischen weitere Instanz thun sollten, hat
er doch allezeit bei diesem zu verbleiben und alles übrige, was vorgebracht
wird, es gehe die bremische oder eine andere Sache an, nur ad referendum
anzunehmen.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
22. August/ 1. September 1666-
[Weitere Conferenzen. Gefahr des Scheiterns derselben. Nachrichten über das Ver-
balten der lüneburgischen Herzoge.]
Obwohl die Schwedischen mit der am 18./28. August mitgetheilten 1. Sept.
Erklärung der Bremer') übel zufrieden waren, sind die Unterhandlungen
doch fortgesetzt worden. Schwedischer sei ts erklärte man sich bereit, snspen-
sionem immedietatis usque ad finem seculi zu determinieren, verlangte aber,
dass sich die Bremer über die 3 Punkte contraventionis, suspensionis, und zwar
vornehmlich voti et sessionis, und assecurationis kategorisch erklären sollten.
Da diese Erklärung, zumal in den beiden ersten Punkten, ziemlich widrig aus-
fiel und in einer heute ihnen durch die bremischen Deputierten überbrachten
Erklärung Magistrat und Bürgerschaft sich weigern, in die Suspension exercitii
0 S. Köcher I. S. 481.
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92 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
sesslonis et voti in comitiis auch ad tempns determinatnm einzuwilligen, so
fürchten sie, dass die Tractaten zn £nde gehen werden.
P. S. Bei der vorgestrigen Conferenz haben ihnen die schwedischen Com-
missare vertraulich im Namen des Feldherrn mitgetheilt ^), derselbe hätte durch
den schwedischen Gesandten am kaiserlichen Hofe, Palbitzky, Nachricht von
einem Schreiben Herzog Georg Wilhelms an den Kaiser erhalten, in wel-
chem derselbe erklärt habe, im Fall der Kaiser ihm den Rucken halten wolle,
sich der Stadt Bremen annehmen zu wollen. Sie haben mit dem lüneburgi-
schen Gesandten davon gesprochen und dieser darauf den Schwedischen er-
klärt, er wisse davon nichts und könne es nicht glauben, sondern er wäre da-
hin instruiert, das Werk in Güte zu componieren. Sie vernehmen, dass hier
unter dem Magistrat die Meinung herrsche, dass die Stadt vom Kf. im Falle
der Noth sich wenig Hülfe zu getrosten hätte, das lüneburgische Haus aber
Hesse sich ihrer etwas besser angelegen sein, sie hätten von ihrem in Celle an-
wesenden Syndicus die Nachricht, die Stadt solle nur standhaft sein und von
der Immedietät nicht weichen«
Der Kurfürst an v. Ledebur und Beyer. D. Cleve 24. Aug./
3. September 1666.
[auf die Relationen vom 16./26. und 18./28. August. Vorschlag einer Geldabfin-
dung.]
3. Sept. — So hättet Ihr, im Fall kein ander Temperament absque praeju-
dicio imperii gefunden werden könnte, dahin zu sehen, ob die Sache bei
beiden Theilen dahin zu bringen, dass die Bremer pro redimenda vexa
der Cron Schweden entweder semel per semper oder alle Jahr eine
gewisse Summe Geldes einwilligten, und woferne solches sowohl von
ihnen gewilliget als von der Cron Schweden acceptirt werden und also
der ganze Handel geschlichtet und alle praetensiones von schwedischer
Seite aufgehoben werden sollten, so seind wir alsdann, weil solcher Ver-
gleich dem Reich nicht präjudicirte, denselben zu guarantiren nicht un-
geneigt. —
V. Heiden an den Kurfürsten. D. Bielefeld 6. September
1666.
[Bericht über die Zusammenkunft in Bielefeld.]
6. Sept. Er ist am 31. Aagust in Bielefeld angekommen, erst am Abend des 2. Sep-
tember aber ist der Osnabrücksche Abgesandte, Hofmarschall v. Hammerstein
') S. Kocher I. S. 482.
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Conferenz in Bielefeld. 93
angelangt nnd hat ihn am folgenden Tage besacht; sie haben abgemacht, dass
die Conferenzen geheim gehalten werden sollten; derselbe empfahl ihm noch
2 absonderliche Angelegenheiten : 1) die streitige Grenzsache zwischen Osnabrück
und Minden bei dem Dorfe Löweren, 2) die K. pfälzische Sache ^), sein Herr
hoffe, dass, nachdem die Lothringer in das Gebiet von K.Pfalz eingefallen,
Kf. denselben securieren wurde. An demselben Abend war der Hannoversche
Gesandte v. Eist angekommen; er hat denselben besucht, wobei jener ihm
von dem ungünstigen Stand der bremischen Tractaten berichtete. Nachdem am
3. Abends der Cellische Gesandte, Kammerrath und Hofmarschall v. Grobben-
dorf f und am folgenden Morgen der Wolffenbüttelsche , Oberbergrath und
Vicehofmeister v. Heimbruck angelangt, haben sie an diesem Tage, den 4.
um 10 Uhr die erste Conferenz in seinem Logement gehalten. Die dort auf den
Nachmittag verabredete Fortsetzung wurde auf Wunsch der Braunschweigischen
auf den folgenden Tag verschoben. Am 5., Sonntag, fuhren sie alle nach der
Predigt auf Einladung des Gen.-Majors El 1er nach Sparemberg, hielten dort
eine neue Conferenz, verabschiedeten sich darauf und reisten am 6. jeder nach
Hause.
Aus den Protokollen^).
1. Conferenz, 4. Sept. Im Namen der Braunschweigischen weist der 4. Sept.
Wolffenbüttelsche Abgesandte darauf hin, wie nöthig es sei, sich zu
bereden, was auf den Fall, dass die gütlichen Tractaten mit Schweden wegen
Bremens erfolglos abliefen, zu thun sei, und schlägt drei Fragen ad delibe-
randum vor:
1) Was bei diesen Mediations-Tractaten femer vorzunehmen?
2) Was zu Regensburg femer zur Hand zu nehmen?
3) Wenn bei Schweden in der Gute nichts zu erhalten sei ui^ dieses
Bremen härter angreifen sollte, was dann zu thun sei?
Er begehrt darüber des Kf. Sentiment zu vernehmen; H. aber seiner In-
stmction gemäss erklärt, dazu nicht instruiert zu sein. Die erste Frage anbe-
treffend wünsche Kf. die Verhandlungen mit Schweden continuieren zu lassen,
so lange einige Apparenz vorhanden; ihm sei von Kaiser und Reich gewisse
Commission aufgetragen, ehe von diesen nicht ein weiteres in dieser Sache ver-
ordnet, würde es für ihn sich nicht schicken, denselben vorzugreifen und den
Schweden Anlass zu geben, ihn nachher als interessiert und partialisch von
dem ganzen Handel zu excludieren. Auf die anderen beiden Fragen könnte er
sich ob defectum instructionis gamicht herauslassen, er wolle aber der anderen
Meinung und Vorschläge vernehmen. Auch auf weitere Aufforderung beharrt
er bei dieser Erklärung, fragt zugleich an, da in dem Fürstl. Schreiben auch
andere gemeinnützige Sachen erwähnt würden, ob sie ihm hierüber Eröffnungen
machen wollten.
0 Vgl. Häusser, Gesch. der rheinischen Pfalz IL S. 624.
«) VgL Kocher L 8.480.
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94 I^- I^cr bremische Kriepf, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc,
2. Gonferenz, 5. Sept. Der Woifenbüttelsche erklärt yertranlich,
was sie in commissione hätten eröffnen zu wollen. Wegen des Bremischen
Wesens wünschten auch ihre Fürsten die Tractaten fortzusetzen; sollte Schwe-
den auf seiner früheren Forderung wegen Renunciation der Immedietät bestehen,
so zweifelten sie, ob es vor dem Reich verantwortlich sein würde, solches der
Stadt einzurathen, sie wünschten daher des Kf. Meinung darüber zu vernehmen.
Wenn Schweden aber, wie es ja jetzt scheine, auf die suspensio immedietatis
einginge, so hielten sie für nöthig, der Stadt zuzureden, soviel möglich nachzu-
geben, doch müsste dabei libertas commerciorum wohl beobachtet, das praesi-
dium der Stadt verbleiben und auch sonst das Werk so abgefasst werden, dass
man nicht über wenig Jahre neue Unruhe zu befahren habe. Wenn es nun
auf solche Weise zu einem gütlichen Vergleich kommen sollte, wünschten sie
zu vernehmen, was des Kf. Meinung inbetreff der von der Stadt verlangten
Garantie sei; wenn Kf. und andere benachbarte Stände sich dazu bereit erklär-
ten, wären auch sie nicht abgeneigt dieselbe zu übernehmen, wenn aber der
Vergleich von Kaiser und Reich bestätigt werden sollte, ob dann noch diese
Garantie nothig sei?
Die Fürsten seien bereit, die ihnen von Kaiser und Reich übertragene Com-
mission auszuführen, wünschten aber zu wissen, ob K.CÖln, dem der Vorsitz
in dieser Commission übertragen worden, deswegen schon an Kf. etwas mitge-
theilt habe und ob Hoffnung vorhanden, dass Schweden sich solcher Com-
mission untergeben werde, ob Kf. meine, dass sonst zu Regensburg dieses
negotii halber etwas nützliches konnte negotiiert werden, und was er inbetreff
des von der Stadt gewünschten, vom Reich an die Kommissare zu übertragen-
den Protectorii meine.
Die Fürsten geben zu bedenken, ob nicht nothig, dass die benachbarten
Fürsten sich bemühten, dass die Commercia nicht gehemmt und die beiden
niederen Kreise in beständiger Ruhe erhalten würden, sie wollten ungern an
ihnen etwas erwinden lassen, wenn nur Kf. sie wissen lassen wolle, wohin
seine Intention ziele.
Ausser der Bremischen Sache wünschten ihre Fürsteh mit Kf . auch aus
dem jetzigen Zustande des Reiches vertraulich zu communicieren , da dann
wohl zu beklagen, dass Zeit und Unkosten also vergeblich müssten angewendet
werden.
Sie hofften, Kf. werde nicht gemeint sein, jura principum zu schmälern,
sie Hessen sich nicht in Gedanken kommen, dem Kurfürstlichen Gollegio in
seinen wohlhergebrachten juribus Eintrag zu thun, es schiene, die Sache werde
zu Regensburg von einigen zu hitzig getrieben und man werde durch den bis-
herigen modum schwerlich zu einem guten Ende gelangen, es würde aber sehr
hose Gonsequenzen nach sich ziehen, wenn man dort ohne einen gewissen
Schluss und ohne Verfertigung eines Reichsabschiedes von einander gehen
sollte, sie wünschten des Kf. Gedanken auch hierüber zu vernehmen und seien
zu aller möglichsten Cooperation bereit.
H. nimmt alles ad referendum an.
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Scheitern der Verbandlan^en mit Schweden. 95
V. Ledebar und Beyer an den Kurfürsten. D, Bremen
30. Augn8t/9. September 1666.
[Abbrach der Tractaten. Bremische Erklärung^. K.pfälzisches Hilfsgesuch. Die Qaa-
drupeiallianz.]
Ihre weiteren Vermittlungsversuche sind vergeblich gewesen*), W ran gel 9. Sept.
hat ihnen erklärt, bis weitere Resolution aus Schweden einkäme, sich nicht
weiter in Verhandlungen einlassen zu können, sie und die anderen Vermittler
haben darauf ihren Abschied genommen und ihre Recredentialen ^) erhalten.
Doch haben sie auf Wrangeis Wunsch die Stadt noch einmal zu einer näheren
Erklärung in puncto suspensionis aufgefordert, welche sie auch gestern erhalten
des Inhalts, dass, wenn das jus sessionis et voti in comitiis der Stadt dadurch
gewahrt bleibe, dieselbe sich des facti comparitionis auf gewisse Jahre unter
einigen näheren Bedingungen enthalten wolle. Sie haben dieselbe den schwe-
dischen Kommissaren zugeschickt.
P. S. Vorgestern hat sich bei ihnen der K. pfalzische Kammerdirector v.
Wol zogen angemeldet und ihnen wegen des neulichen Einfalls der Lothringer
in K.Pfalz*) vorgetragen. Wränge l hat zu Ledebur gesagt, er wolle, so-
bald ihm die von Wolzogen allegierte Königliche Ordre zugestellt sei, die de-
siderierte Assistenz thun, wenn nur auch andere Kur- und Fürsten ein gleiches
thun wurden, da sonst die auf löOO Reiter und 500 Dragoner bestimmte schwe-
dische Hülfe nicht viel werde nützen können. Appelbom hat aus dem
Haag den Abschluss der Allianz*) zwischen Dänemark, Kf., den G.Staaten und
den Häusern Braunschweig-Luneburg gemeldet. W ran gel meinte, Kf. und
Hessen-Cassel trügen noch darunter einiges Bedenken, er scheint gegen das
braunschweigische Haus wegen der bremischen Sache etwas ombrageus zu sein,
namentlich gegen Celle und Graf Wal deck.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
6./ 16. September 1666.
[Zurückweisung des Vorschlages der Gbidabfindung. Vorläufiger Abbruch der Ver-
handlungen.]
Den erst aus dem Rescript des Kf. vom l./ll. September*) ihnen bekannt 16. Sept.
gewordenen Vorschlag desselben wegen einer Abfindungssumme haben sie vor-
gestern dem Kanzler Nicolai mitgetheilt, aber dazu garkeine Apparenz noch
Hoffnung verspüren können. Auf einer am 3./13. und 4./14. zu Grambke abge-
») Vgl. Köcher I. S. 481.
^ d. Vegesack 25. August/ [4. September] 1666.
^ S. oben S. 93.
*) S. unien.
^) Gemeint ist das Rescript vom 24. August/ 3. September 1666 oben S. 92.
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96 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
haltenen Conferenz ') ist ihnen angezeigt worden, der Feldherr habe aus Schwe-
den Nachricht, dass dort die bremische Sache in pleno vorgenommen und dar-
auf der Präsident Klei he mit einer final- und kategorischen Erklärung hieher
abgefertigt werden solle, derselbe werde etwa in 3 Wochen hier anlangen, vor
seiner Ankunft könnte in den Tractaten nichts Beständiges geschlossen werden.
Sie halten es daher für das rathsamste, mittlerweile die Tractaten zu differieren
und abzureisen. Auf Grund der bremischen Erklärung haben sie gestern einen
Waffenstillstand und Eröffnung zweier Pässe vorgeschlagen, fürchten aber, dass
letzteres nicht zu erlangen sein wird.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Bremen 8./18. September
1666.
[Vergebliche Conferenzen. Drohende Aussichten.]
18. Sept Die Conferenzen sind zwar fortgesetzt worden, aber ohne Erfolg, durch die
vorgehenden Feindseligkeiten') wird das Werk immer schwerer gemacht, die
Schwedischen lassen es selbst ungewiss, ob es wieder zu Tractaten kommen
werde, haben auch bei den Discursen die Forderung renunciandae immedietatis
wieder angeregt, den wieder vorgebrachten Vorschlag wegen einer Geldabfin-
dung haben sie zurückgewiesen. Wränge 1 lässt eifrig graben und schanzen
und namentlich die Pässe jenseit der Weser verstärken, zwei Schiffbrücken
werden ober- und unterhalb der Stadt über die Weser geschlagen, es sollen
auch 3 Regimenter aus Pommern im Anzug sein.
Kurfürst Maximilian Heinrich von Cöln^) an den Knrfttrsten.
D. Arnsperg 17. September 1666.
[Vorschlag einer wegen der Bremischen Sache zu haltenden Zusammenkunft.]
17. Sept. Nachdem er erfahren, dass W ran gel im Werk begriffen ist, BreuLeu mit
Gewalt zu zwingen, auch das kaiserliche Protectorium und Conservatorium nicht
angenommen und Notarium insinuantem fast schimpflich tractiert, bittet er Kf.,
ihm seine Gedanken mitzutheilen, wie man sich bei so gestalten Sachen zu
comportieren, und ob er es nicht dienlich ermesse, vermittelst Zusammen-
schickung ihrer beider, des Hauses Braunschweig und des Bischofs von
Münster Deputierten zu Hildesheim oder sonst an einem Ort an der Weser
eine Conferenz darüber zu halten, doch möge Kf. diesen Vorschlag so viel mög-
lich geheim halten lassen.
') Vgl. Köcher I. S. 483.
») S. Duntze IV. S. 160. 165f.; Kocher a. a. 0.
^ Ueber die durch Graf Wal deck bewirkte Verbindung desselben mit den
braunschweigischen Herzogen s. Köcher I. S. 482.
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Abbruch der Verhandlungen. 97
P. S. Wrangel hat die Belagerang Bremens wirklich begonnen und ist
dadurch das Instr. pacis verletzt worden.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 2. Oct. 1666.
[Die zugunsten Bremens getroffenen Maassregeln. Aufforderung, der Stadt Hülfe zu
leisten.]
Kf. wird das der Stadt Bremen auf ihr Ansuchen ertheilte Conservatori- 2. Oct.
om empfangen, auch von seiner Gesandtschaft in Regensburg erfahren haben,
was die daselbst versammelten Reichsstände wegen der feindlichen Action
Schwedens gegen die Stadt am 18, September*) an den Kaiser gelangen lassen,
dass nächst Auslassung kaiserlicher schärferer Avocatorien und Inhibitorien auch
die wirklichen Mittel zu der Stadt Behuf ergriffen und Gewalt mit Gewalt
hintertrieben werden solle. Er hat darauf) die Avocatoria und Cohibitoria und
auch an die ausschreibenden Fürsten des Nieder- und Obersächsischen und des
l^estphälischen Kreises die gewöhnlichen Auxiliatoria erlassen und ermahnt
auch Kf. in kraft ergangenen Conservatorii, des Instrumenti pacis und der Reichs-
satznngen, der Stadt in ihrer äossersten Bedrängnis mit aller Macht zu Hülfe
zu kommen und nichts unversucht zu lassen, wodurch dieselbe von der feind-
lichen Gewalt liberiert und dem Reich zum besten erhalten werden möchte').
V. Ledebnr und Beyer an den Kurfürsten. D, Petershagen
26. September /6. October 1666.
[Gefangennehmung y. Uffelns. Schwedische Resolution. Abbruch der Verhandlungen.]
Donnerstag den 20./30. September ist es allerdings zur Conferenz gekom- 6. Oct.
men, doch haben die schwedischen Deputierten nur mit Beyer (L. war durch
Krankheit behindert) über das novum emergens, des Gen.-Feldzeugmeisters
Ufflens^) Gefangenschaft, und die daher wider das Haus Braunschweig
geschöpfte Ombrage verhandelt. Auf B.'s Vorschlag ist am folgenden Tage die
Conferenz mit allen anwesenden Abgesandten fortgesetzt worden, da dort aber'^)
auf Grund der von Kl eye mitgebrachten Königlichen Resolution von den Schwe-
dischen wiederum renunciatio immedietatis pro securitate coronae Suecicae der
Stadt zugemuthet wurde, die Stadt hingegen bei ihrer früheren Resolution ge-
blieben, so hat man allerseits die Fruchtlosigkeit weiterer Tractaten erkannt
^) S. das Reicbsgutachten vom 18. September (Pachner y. Eggenstorff 1.
S. 239.)
>) S. Pachner y. Eggenstorff I. S. 241ff.
') In einem Schreiben vom 15. October wiederholt Kaiser Leopold diese Auf-
forderung.
*) Vgl. Köcher I. S. 487 ff.
5) Vgl. Kocher I. S. 489.
Mater. >. Geseh. d. 0. Kurfürsten. XIL 7
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98 ^^' ^^^ bremische Krieg, die QuadrupelaHianz und die engere Vereinigung etc.
and beschlossen, zu den Principalen zur Abstattun^ mündlicher Relation zurück-
zureisen. Sonntag 23. September/ [3, October] hat die Stadt ihnen durch ihre
Deputati feierlich die Abschiedsvisite geben lassen, darauf sind sie vorgestern
abgereist, haben bei Wrangel die Abschiedsaudienz gehabt und sind auch von
diesem höflich entlassen worden. B. will sich zum Kf. begeben, L., weil noch
leidend, in Petershagen bleiben.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleve
8. October 1666.
[auf das Schreiben vom 17. September. Bereitwilligkeit zu einer Zusammenkunft.
Vorschlag in betreff der zunächst zu ergreifenden Maassiegeln.]
8. Oct. Er ist zu der vorgeschlagenen Zusammenkunft in Hildesheim bereit und wird,
sobald ihm nähere Mittheilungen über die Zeit derselben zugehen werden, Ge-
sandte dorthin abschicken. Zunächst möchte K.CÖln in seinem und der anderen
vom Kaiser bestellten Kommissare Namen ein Schreiben an Wrangel und an
die Bremische Regierung ergehen lassen, in welchem ihnen die kaiserliche Kom-
mission mitgethellt und sie der Nothdurft nach erinnert würden, er will dasselbe
mitvollziehen.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleff 12. October 1666.
[Ablehnung der ihm übertragenen Kommission zum Schutze Bremens.]
12. Oct. Dank für das vom Kaiser an ihn und die braunschweigischen Herzoge
wegen der Stadt Bremen ausgegangene Conservatorium *), gebe aber in schal-
digem Respect Ew. K. M. — zu bedenken anheimb, ob ich bei denen
gegenwärtigen Conjuncturen und insonderheit bei denen noch währenden
höchstgefahrlichcn Troublen im benachbarten Königreich Polen, welche
fast täglich, wie zu besorgen, zu abermaligen extremis ausschlagen wer-
den, mich in diese Sache soweit engagiren könne, und ob nicht Ew. K.
M. am diensambsten erachten, dass ich meine meiste auf Beinen habende
Kriegsmacht auf den Polnischen Grenzen einenweg als den andern stehen
lassen und sorgfältige Achtung geben müsse, dass dem h. Rom. Reich
von dannen nicht einige Gefahr zuwachse. Ich lebe der gehorsam bsten
Zuversicht, Ew. K. M. werden diese angeführte Consideration erheblich
finden und gnädigst geruhen, andern dem Herzogthumb Bremen näher
gelegenen und mit gebührender Kriegsmacht — versehenen Reichsständen
diese und dergleichen commissiones auftragen, mich aber in kaiserlichen
Gnaden entschuldigt halten, dass ich mich so weit in diese Händel zu
J) S. oben S. 97.
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Die kaiserliche Kommission. 99
vertiefen and dadurch mir und meinem Staat allerhand Ungelegeuheiten
auf den Hals zu ziehen Bedenken tragen muss. Inmittelst werde ich
wie bishero also auch ferner es an meinen schuldigen und möglichen
officiis nicht ermangeln lassen, um diese Streitigkeiten vermittelst güt-
licher Handlung beilegen zu helfen, zu welchem End ich dann meine
Räthe nicht allein abermalen an den Schwedischen Reichsfeldherrn, son-
dern auch nach der zu Hildesheimb zwischen denen Kur-, Fürsten und
Ständen, an welche Ew. K. M. gnädigste Commission sub dato des 4. Julii
jüngsthin ergangen, beraumten Zusammenkunft abzusenden und, so viel
an mir ist, — Fried und Ruhe im h. Rom. Reich erhalten helfen
werde.
Der Kurfürst an Graf Wrangel. D. Cleve 13. October 1666.
[Aufforderung zur Aufhebung der Belagerung von Bremen und Wiederaufnahme der
Unterhandlungen.]
Er hat mit grosser Bestürzung vernommen, dass die Tractaten abgebrochen 13. Oct.
sind und die Feindseligkeiten begonnen haben. Da seine Gesandten wider Ver-
hoffen schon zurückgekehrt sind, so will er das, was diese dem Feldherrn hatten
mändlich hinterbringen sollen, demselben schriftlich mittheilen. Er hat es sich
bisher auf das eifrigste angelegen sein lassen, diese Sache zu des Königs und
der Krone Schweden contento in der Güte zu vermitteln, so dass ihm jetzt fast
überall, sonderlich auf dem Reichstag zu Regensburg, vorgeworfen wird, als ob •
er die Stadt zu intimidieren und zur Annahme unbilliger und dem Reich selbst
nachtheiliger Gonditionen zu veranlassen getrachtet. Er will trotzdem gern
darin fortfahren, da er aber vernimmt, dass nicht allein das Reich dieser Sache
sich eifrig annehmen wolle und wegen der Assistenz bereits ein Conclusum zu
Regensburg gemacht sei, sondern auch die Kreisstände fast sehr darauf dringen,
dass man quovis modo verhüten solle, damit hierdurch das Reich nicht aufs
neue beunruhigt, nichts wider das Instrumentum pacis vorgenommen, sondern
die entstandenen Differentien demselben gemäss entweder in Güte oder durch
den ordentlichen Weg Rechtens ausgeführt werden, zu geschweigen mit was
für Augen die auswärtigen Kronen und Republiken dieses Vorhaben ansehen,
so stellt Kf. dem Feldherm anheim, selbst zu urtheilen, ob er nicht Ursache
habe, sich sorgfältig in Acht zu nehmen und sich so zu betragen, damit ihm
nicht ferner vorgerückt werde, dass er allein sich den gemeinen Reichs- und
Kreisconclusis zu entziehen gedächte. Er ersucht ihn daher, die Sache nicht
auf Extremitäten ankommen zu lassen, sondern vielmehr durch Aufhebung der
Belagerung dem ganzen Rom. Reiche zu zeigen, dass die Krone vielmehr über
das Instrumentum pacis halten denn zu neuen motibus Anlass geben wolle,
und die gütlichen Tractaten zu reassumieren, wobei er ferner alle guten officia
anzuwenden bereit ist.
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100 II> Der bremische Krieg, die QuadrupelalHanz und die engere Vereinigung etc.
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöhi an den Kurfürsten.
D. Arnsperg 13. October 1666.
[auf das Schreiben vom 8. October. Aufforderung zur Sendung von Bevollmächtigten
nach Hildesheim und zur Bereithaltung von Truppen.]
13. Oct. Auf Aafforderung des Herzogs Ernst August, Bischofs von Osnabrück,
und der Brüder desselben hat er seinen Geh. Rath und Kanzler Buschmann
nach Hildesheim gesandt, um zusammen mit seinem dortigen Vicekanzler
Nicolartz dort der Conferenz beizuwohnen und auf Gutbefinden sich mit den
braunschweigischen Bevollmächtigten zuWrangel zu begeben und denselben
zu ermahnen, von den Thätlichkeiten abzustehen, auch der Stadt Bremen zu-
zusprechen, ob nicht der Streit gütlich beigelegt werden könne. Er ersucht
den Kf., auch mit ehestem jemand der Seinigen dorthin zu schicken, ferner, wie
er selbst ^) auf Ersuchen der braunschweigischen Herzoge löOO Mann z. F. u. R.
nach Hildesheim ziehen lässt, ebenso auch seinerseits einige Mannschaft in seine
an der Weser gelegenen Plätze zu verlegen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff 20. Oct
1666.
[auf das Schreiben vom 13. October. Bereitwilligkeit zur Beschickung der Hildes-
heimer Conferenz. Militärische Vorbereitungen.]
20. Oct. Seine Räthe werden sich, sobald sie nochmals bei Wrangel ihr Bestes
gethan und versucht, in Hildesheim einfinden. Er hat bereits sowohl am Weser-
strom als auch im Halberstädtischen soviel Mannschaft stehen, dass er auf allen
Fall sowohl sein Kreiscontingent beibringen als auch seinen Alliierten und Freun-
den, falls sie feindlich angegriffen werden sollten, gebührende Assistenz leisten
kann.
Graf Wrangel an den Kurfürsten. D. Stade 11./21. October
1666.
[auf das Schreiben vom 3./13. October. Einwilligung in die Wiederaufnahme der
Unterhandlungen.]
21. Oct. K^' w^^^ ^ö° seinen zurückgekehrten Abgesandten erfahren haben, dass
nicht von Seiten des Königs, sondern der Stadt Bremen die Tractaten abram-
piert worden sind ; auch dass es zu Hostilitäten gekommen, hat die Stadt selbst
verursacht, indem sie auf die königlichen Truppen zuerst Feuer gegeben. Dass
nun diese Sache zu Regensburg so hoch getrieben wird, muss sein König dahin
gestellt sein lassen und alles Gott befehlen, der zu seiner Zeit wird ausfindig
machen, „was unter dem Prätext der Stadt Bremen Reichs wegen sich anzu-
0 Vgl. Kocher I. S. 493.
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Gorrenpondenz mit K.Coln und Wrangel. 101
nehmen vor particnlieres Interesse lautieren und besorglich Niemand als die
Evangelische Partei mit gar zu später Reu treffen durfte.^ Er ist ') nicht abge-
neigt, auf Einrathen des Kf. die gütlichen Tractaten zu reassumieren, hat es
auch den anwesenden K.Gölnischen und Braunschweigischen Abge-
sandten'), nachdem des Kf. Schreiben eingelangt, zu verstehen gegeben; er stellt
dem Kf. anheim, ob dieser jemand* seiner Räthe dazu wieder abordnen wolle.
Er hat es gegen die anwesenden Gesandten ausdrücklich bedungen, dass er
ohne Kf. und die Landgrafin von Hessen-Gassel für bedenklich halte darin
fortzufahren, doch könnten dieselben ihm ihre Vorschläge immer eröffnen. Die
Blokade kann er bis zu gänzlicher Vergleichung der Sache ohne expresse Ordre
des Königs nicht aufheben.
ProtocolP) der mit den Kaiserlichen Gesandten*) wegen der
Bremischen Sache abgehaltenen Conferenzen.
[Cleve 21.— 26. October.]
1. Gonferenz 21. October 1666. 21. Oct.
Legati Gaesaris proposuerunt me praes. et D. de Jena: Des Kaisers Ab-
sehen bei der Schickung des Grafen Sinzendorf ginge dahin, dass derselbe
Kf. disponieren sollte, sich nebst dem Hause Braunschweig der Stadt Bre-
men anzunehmen, beziehen sich auf die schriftliche Proposition ^).
2. Gonferenz 22. October 1666. 22. Oct.
Den Gesandten wird des Kf. Bescheid mitgetheilt: derselbe habe erhebliche
') Vgl. über die damalige Lage Wrangeis und die ihm Yon der schwedischen
Regierung zugegangenen Befehle Carlson IV. S. 490.
>) S. Köcher I. S. 502.
') Von 0. Y. Blumenthals Hand.
^) Als kaiserlicher Gesandter war Graf Sinzendorf bei dem Kf. erschienen,
welcher zusammen mit dem schon seit längerer Zeit bei demselben befindlichen Baron
de Goess an den Gonferenzen theilgenommen hat. Vgl. Urk. u Act. XIV. 1. 8.282.
^) In derselben wird nach Auseinandersetzung der Rechtswidrigkeit des Ver-
fahrens Schwedens in der bremischen Sache und der bisher von dem Kaiser in der-
selben getroffenen Maassregeln darauf hingewiesen, bevor man sich auf dem Reichs-
tage über die zur Rettung Bremens zu ergreifenden Maassregeln vergleiche und die
Nothdurft beschaffe, könne die Stadt schon in die Hände der Schweden gerathen sein,
und wird Kf. ersucht, da ein eilendes remedium nöthig sei, dem Kaiser seine Meinung
über das, was in dieser Sache zu thun nöthig sei, zu eröffnen. Der Kaiser lasse ihm
das auf ihn und andere Fürsten ausgestellte conservatorium (s. oben S. 97) einhän-
digen und ihn ersuchen, sich desselben zusammen mit jenen anderen Fürsten zu
unterfangen und sich dabei versichert zu halten, dass der Kaiser sich mit ihm und
allen anderen, welche sich der Stadt annehmen würden, über eine Generalgarantie
vergleichen und dafür sorgen werde, dass die Bxecutionskosten von den Reichsständen
erstattet würden.
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102 n* Der bremische Krie^, die Quadrnpelallianz und die engere Vereinigung etc.
Ursachen sich in die Bremische Sache nicht einzumischen, welche er dem Kaiser
schriftlich') eröffnet hat. £r wolle an Wrangel abermals schreiben und ihn
zur Aufhebung der Blokade ermahnen, wenn dies nicht geschehe, so werde
er Ledebur und Beyer nach Hildesheim schicken, um dort mit den versam-
melten Käthen die Sache der Nothdurft nach zu überlegen. Unterdessen käme
es zuförderst auf das Haus Braunschweig, als alternierenden ausschreiben-
den Fürsten und Zugeordneten an, Kf. halte es also für rathsam, dass Sinzen-
dorf zu K.Göln und Braun schweig, an die er auch Creditive habe, reise,
im übrigen werde sich Kf. den Reichsconstitutionibus und Kreissachen nicht
entziehen.
Darauf erwidert de Goess eodem die, der Inhalt des Schreibens des Kf.
an den Kaiser sei ihnen nicht bekannt, sie bäten um Abschrift desselben. Man
hätte um so mehr gehofft, Kf. und das Haus Braunschweig würden die
Commission nicht von sich abbringen, da der Kaiser sie für allen Schaden zu
garantieren erbÖtig sei, die Commission auch auf Reichskosten geschehe. Sollte
Kf. deswegen angefochten werden, so sei der Kaiser ihm auch zufolge der mit
ihm abgeschlossenen Allianz^) zu helfen schuldig. Dass man sage, man wolle
das Seinige pro rata beitragen, das heisse soviel, man wolle, dass Bremen ver-
loren gehen solle. Kf. möchte sich etwas näher herauslassen, denn, wenn der
Stadt sollte geholfen werden, müsste es schleunig geschehen. Der Kaiser werde
auch die Hand mit Nachdruck ans Werk schlagen, dafern Sinzendorf nur
mit guter Resolution zurückkäme und man nur gesonnen wäre, einige andere
als die ordinari Mittel, mit denen es langsam daherginge, zu ergreifen.
Die Brandenburgischen nehmen alles ad referendum.
23. Oct. 3. Conferenz 23. October 1666,
Kf. lässt erklären, er hielte davor, es würde dem Kaiser und dem Reiche
schimpf- und despectierlich sein, Bremen zu abandonnieren. Er verspricht, noch-
mals bei Wrangel die Güte zu versuchen und, wenn dieses nichts fruchte,
seine Gesandten nach Hildesheim zu schicken, dieselben sollten so nachdrück-
lich instruiert werden, dass der Kaiser leicht daraus abnehmen könnte, wie
Kf. mit demselben in der Bremischen Sache einerlei Sentiment führe, zumal da
der Kaiser nur des Reiches Freiheit und Reputation aufrecht erhalten wollte,
indessen hielte Kf. für nöthig, einige Truppen in Schlesien beisammen zu halten,
um allen besorglichen Inconvenientien fürzukommen.
Die Kaiserlichen Gesandten fragen durch Goess eodem die an, ob Kf.
seinen Gesandten nach Hildesheim bevollmächtigt, sich wegen der Auxiliar-
truppen herauszulassen, sie hofften, Kf. werde vor Sinzendorfs Abreise sich
etwas weiter herauslassen, zweifelten auch nicht, des v. II axthausen') Com-
mission würde in einem und anderen grosses Licht geben.
26. Oct. 16./26. October wurde den Kaiserlichen Gesandten durch mich und H.
Jena eben die Antwort gegeben, so dem Lüneburgischen ertheilt worden,
») S. oben S. 98
=0 Vom 10. Mai 1666 unten Abschn. 4, vgl. ürk. u. Act. XIV. 1. S. 267 ff.
3) S. S. 103.
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Conferenzen mit den kaiserlichen und löneburgischen Gesandten. 103
mit diesem Anhange, Kf. hoffe, der Kaiser wurde glgichermaassen die Hand mit
Nachdruck an das Bremische Wesen schlagen.
Propositio Legatorum Ducum Bransvicensium et Lüneburgen-
siüm DD. Haxthausen et Moltken') 14./24. October 1666.
Nachdem dem Gesandten des Kf. v. H e y d e n zu Bielefeld '^) in der Bre- 24. Oct.
mischen Sache ein und anderes remonstriert worden und derselbe damals alles
ad referendum angenommen, wollten die Herzoge nun vernehmen, was des Kf.
Meinung bei dieser Sache und wie ihr zu rathen sei. Sie hätten gemeint, da
periculum in mora, man müsse mit Zuziehung K.Cölns jemand an den Schwe-
dischen R. Feldherrn abschicken, hätten auch von dieser Resolution dem Kf.
part geben wollen, und weil man nicht versichert, dass durch die Abschickung
der intendierte Zweck erreicht werden möchte, so hätten sie bei Kf. um Eröff-
nung seines Sentiment« anhalten und sich erkundigen wollen, ob Kf. vigore des
kaiserlichen conservatorii und ertheilten mandati ad exequendum das Werk mit
embrassieren wolle.
Nachfolgende Resolution ist den Lüneb. Gesandten durch H.
Jena und mich') überbracht worden den 15./25. October 1666. 25. Oct.
S. Ch. D. wollten die Kreishülfe schicken*), wenn sie requiriret
würde, indessen, begehrte naan zu wissen, ob dasjenige, so die Gesandten
von wegen der Hülfeleistung erwähnet, für ein Requisit[or]iam anzu-
nehmen und in wie viel Mannschaft die Hülfe bestehen solle.
2. Wollte S. Ch. D. ihren Herrn Principalen, wenn sie umb der
Bremischen Sache halber angefochten würden, mit aller Macht assistiren,
weil aber S. Ch. D. heute ausm Haag per expressum unvermuthet ad-
vertiret worden*), sambt wollte Braunschw.-Celle S. Ch. D., dafern sie in
Preussen attaquiret werden sollte, nicht assistiren, die Ursach aber sol-
') Vergl. über diese Sendung Köcher I. S. 496; Instruction und Creditiv
V. Moltcke's sind vom 6./16. October ausgestellt. Inzwischen hatte Herzog Georg
Wilhelm (d. Nienburg 13./[23.] October) dem Kf. mitgetheilt, er, sowie sein Bruder,
Herzog Johann Friedrich, und sein Vetter, Herzog Rudolf August, hätten
ihre Völker an der Grenze ihrer Lande aufgestellt, um, falls von W ran gel eine
widrige Resolution erfolge, der Stadt Bremen Hülfe zu leisten, und als Kreisoberster
des Niedersächsischen Kreises Kf. als Mitglied desselben aufgefordert, seine Kriegs-
völker nicht nur in guter Bereitschaft zu halten und in die Nähe zu stellen, sondern
auch auf sein ferneres Ersuchen ihm zu Hülfe zu schicken.
») S. oben S. 93 f.
*) e.V. Blumenthal.
*) üeber die damaligen militärischen Anordnungen des Kf. s. Hirsch, Die Armee
des Grossen Kurf. (Hist. Zeitschr. N F. XVII.) S. 27.5.
^) S. unten Romswinckels und Copes' Relation vom 19. Oetober 1666.
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104 II> Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
eher genommen Resolution ihr unbewusst, so hofften S. Ch. D., man
werde sich anders und zwart dem in S. F. 6n. zu Celle gesetzten Ver-
trauen gemäss erklären.
25. Oct. Der Ghar-Göliensche Gesandte, Landrost Landsberg*), ha^t
den 15./25. October folgenden Vortrag gethan:
K.Göln wünsche zu vernehmen, wie des Kaisers Respect und des Reiches
Ruhestand und Sicherheit bei dieser Kaiserlichen Gommission in der Bremischen
Sache zu beobachten sei,
2) er desideriere des Kf. Gutachten in causa Bremensi auf den Fall die
gütlichen Tractaten nichts verfangen wollten, würde sich selbigen conformieren.
3) Nachdem in Hildesheim beschlossen worden sei, dass die Principalen
ihre Soldatesque zusammenzogen, so Hesse K. Cöln 1200 z. F. und 300 zu Pferde
künftigen Sonntag unter dem Christen Hell nach der Weser marschieren and
bäte, dass des Kf. Trappen sich mit denselben conjungieren möchten,
4) bäte er um Abschickung eines kfl. Ministri nach Hildesheim,
5) um gute Correspondenz und vertrauliche Communication.
Item dafern Bremen in der Schweden Hände gerathen und dieselbe sich
an einem oder andern Stande des Reichs revangieren wollten, was alsdann zu
thun, ob man nicht mit des Kaisers und der Benachbarten Hülfe dahin zu
trachten hätte, die Stadt in vorigen Stand zu setzen.
Diese Resolution ward selbigen Tag dem Ghur-Cölnischen
durch mich') und H. Jena überbracht:
S. Ch. D. bedanketen sich für die gethane Abschickung, rühmeten
Chur-Cöllens Sorgfalt, würden die Kreishülfe schicken und S. Ch. D., da-
fern sie des Bremischen Wesens halber sollte angefochten werden, mit
aller Macht assistiren, einen dero Bedienten nacher Hildesheimb ab-
schicken, auch aus den fürfallenden Sachen mit Chur-Cöllen allemal
freund Vetter- und brüderlich communiciren.
Instruction^), wonach sich unsere — Gerhard Jaen Ledebaur
und Johann de Beyer unterthänigst zu achten. D. Cleve
24. October 1666.
[Aufträge an Wränge] und eventuell an die zu Hildesbeim Versammelten.]
24. Oet. Beide oder, wenn Ledebur verhindert ist, Beyer allein sollen sich
') Das Creditiv desselben ist Himmelport 22. October 1666 ausgestellt.
^ C. T. Blumenthal.
') S. Pufendorf IX. § 82 (S. 626 f.). Vgr]. de Goess' Bericht an den Kaiser
Tom 3. Notember (ürk. u. Act. XIV. 1. S. 282fF.).
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Neue Gesandtschaft y. Ledeburs und Beyers. 105
schleunigst za Wrangel begeben und demselben die gefahrliche Lage der
IMnge vorstellen. Der Kaiser habe durch den an ihn abgeschickten Grafen
Sinzendorf^) Kf. ermahnt, sich der Bremer Sache mit Nachdruck anzunehmen
und die Stadt quovis modo retten zu helfen, derselbe gehe mit gleicher Com-
mission auch an die braunschweigi sehen Herzoge und andere Reichsstände,
Ef. müsse furchten, Kaiser und Reich möchten endlich gar andere Resolution fassen
und diese Commission solchen Ständen übertragen, welche die Execution der-
selben nicht ablehnen und nicht so behutsam und glimpflich, wie er, darin
procedieren wurden.
Welchem negst wir dann den Feldherm nochmaln zun) fleissigsten
ersuchten, von den extremis and der Blocquade abzustehen und raison-
nable und dem iDStrumento pacis gemessene gütliche Temperamenta
nicht aoszaschlagen , die renanciationem praetensae immedietatis bei
Seite zu setzen und in suspenso zu lassen, auch die Tractaten in statu
quo, wie sie vor des H. Präsidenten KI eye Rückkauft aus Schweden
gewesen, weiter continuiren zu lassen. —
Nun würde von den meisten Standen und fast an allen Orten dafür
gehalten, dass man in Schweden selbsten') zu den extremis wider die
Stadt nicht Belieben trüge — ja man hätte gar äusserliche Nachricht,
dass dem Feldherm Ordre zugekommen wäre, mit den Hostilitäten gegen
die Stadt einzuhalten und die gütliche Handlung zu admittiren, der
Feldherr würde sich annoch erinnern, mit was Fürwand wir der Kronen
zum besten die Reichscommission bishero aufgehalten, nunmehr aber
stünde solches nicht mehr an unsern Kräften und könnten wir uns nicht
entbrechen unsere Deputirte nacher Hildesheimb, woselbsten sich alle
diejenige, welche von I. Kais. M. in der Commission ernannt wären,
bereits versammelt hätten, — zu schicken. —
Sollte sich nun der Feldherr hierauf bewegen lassen, mit den ex-
tremis einzuhalten, die Blocquade aufzuheben und die gütliche Tractaten
wieder für die Hand zu nehmen, so hätten unsere Räthe solches nacher
Hildesheimb denen daselbst versammelten Deputirten zu notificiren und
sie dahin zu veranlassen, dass sie sich auch' alle oder zum weinigsten
die Braanschweigischen bei dem Feldherm zu Beförderung der Trac-
taten einfinden möchten. Würden unsere Räthe aber nichts verrichten,
80 haben sie nach abgelegter Commission sich selbst alle beide oder
D. Beyer allein nacher Hildesheimb zu verfügen und denen daselbst
anwesenden Räthen von K.Cöln, Paderborn, dem Fürstl. Hause
<) S. oben S. 101.
*) Vgl. Carl 8 on IV. S. 490.
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lOß n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Brauiischweig und den Deputirten der Städte Cöln und Lübeck —
anzudeuten, dass, sobald wir von K.Cölns Ld. von dieser Zusammen-
kunft wären advisiret worden, wir nicht hätten unterlassen wollen, auch
die unseren darbei zu senden, gestalt sie dann befehliget wären, das-
jenige, was darbei förkommen — bestes Fleisses zu befördern. Unseres
Orts wären wir nicht allein erbietig unser Contingent an Volk wegen
Halberstadt dem Kreise beizutragen, sondern dafem auch ein oder ander
dieser Sachen halber feindlich angegriffen werden sollte, demselben treu-
lich beizuspringen und mit Nachdruck zu assistiren, wohingegen wir uns
auch auf allen Fall gebührender Hüifsleistupg von ihnen versehen thäten.
Und^) weil die zu Hildesheimb versammelt gewesenen Kur- und
Fürstlichen Räte -schon wieder von einander, so hat D. de Beyer nach
abgelegter Verrichtung bei dem R. Feldherrn seine Rückreise dergestalt
anzustellen, damit er entweder S. Churf. D. unterwegens entgegen kom-
men und mündlich Relation, oder, da die Zeit zu kurz fallen möchte,
schriftlichen Bericht abstatten könne.
Ges. erhalten auch ein Credltiv an die Stadt Bremen, sie sollen dieselbe
der guten Intention des Kf. und dass er alle mögliche officia zu ihrer Rettung
anwenden würde, versichern, doch dabei gebührende Behutsamkeit gebrauchen,
damit der Feldherr daraus nicht soup^on fasse *'^).
Der Kurfürst an den Freiherrn v. Schwerin^) zu Paris.
D. Cleve 26. October 1666.
[Die bremische Angelegenheit.]
26. Oct. Kr soll sich sogleich bei Lionne anmelden und demselben zu verstehen
geben, Kf. hätte schon längst mit dem Könige wegen der Streitigkeiten zwischen
Bremen und Schweden communicieren wollen, es aber bisher aufgeschoben,
da er gehofft, diese Streitigkeiten würden durch seine und anderer Interponenten
Mediation beigelegt werden. Nachdem aber die Tractaten sich neulich zer-
schlagen und man bereits beiderseits zu Feindseligkeiten geschritten sei, könne
er nicht länger unterlassen", dem Könige vorzustellen, was für präjudicierliche
Weiterungen daraus zu befahren stünden. Kf. hätte sich bisher ungeachtet
alier nachtheiligen Ausdeutungen bei der Sache so betragen, dass Schweden
daraus seine Freundschaft und aufrichtige Intention habe verspüren können,
*) Dieser letzte Passus ist nachträglich hinzugefügt. — Die Conferenzen zu
Hildesheim hatten schon am 3./1 3. October ihr Ende erreicht, s. Köcher I. S. 491.
-0 Die Creditive für die Gesandten sind Cleve 25. October 166f) ausgestellt.
3) Otto V. Schwerin der jüngere, Sohn des Oberpräsidenten. S. ürk. u.
Act. IL S. 421.
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Anbringen t. Schwerins in Paris. 107
was auch W ran gel erkannt and ihm dafür gedankt habe, er wünsche auch in
gntem Vertrauen mit Schweden zu verbleiben und das durch die letzte Allianz
aufgerichtete Band der Vertraulichkeit zu verstärken, es würde ihm daher herz-
lich leid sein, wenn er durch das Bremische Wesen zu Actionen, welche zu
widrigen Impressionen Anlass geben könnten, verursacht würde. Da aber das
Reich sich der Sache nachdrücklich anzunehmen und die Stadt zu entsetzen
beschlossen hat, auch der Kaiser diese in seine und des Reiches Protection
genommen und zu dessen Effectuierung mandata conservatoria an K.CöIn, Kf.
und die Herzoge zu Braunschweig-Lüneburg, ferner mandata excitatoria
und nun vollends executorialia an den Niedersächsischen und benachbarte Kreise
wegen der Assistenz ergehen lassen, und dabei durch einen extraordinären
Envoye, den Grafen v. Sintzendorff, von ihm inständig begehrt hat, sich
dieses Werkes nach Anleitung der Reichsconstitutionen anzunehmen und die
bedrängte Stadt zu retten, so stelle er dem Könige zu bedenken anheim, wie
unverantvtortlich es ihm gegen das Reich fallen werde, wenn er sich diesem
allgemeinen Reichsconcluso zu entziehen und von den anderen Ständen des
Reichs zu separieren gedächte, er verlangte daher von dem Könige in Confidenz
zo vernehmen, wohin dessen Sentiment bei dieser Bewandnis der Sachen gehen
möchte *).
O. V. Schwerin der jüngere an den Kurfürsten. D. Paris
5. November 1666.
[auf das Schreiben vom 26. Oetober. Unterredung mit Lionne.]
Er hat Lionne aufgesucht und demselben ausführlich alles, was Kf. ihm 5. Nov.
befohlen, vorgetragen. Jener versprach, dem Könige davon Bericht abzustatten,
und versicherte wiederholt, derselbe fühle sich durch das Verfahren des Kf.
ihm gegenüber bei dieser Gelegenheit sehr verpflichtet, auch der König wünsche,
dass der Frieden in Deutschland erhalten würde und dass dieser bremische
Streit keine weitere Ausdehnung gewinne, da, wenn man einmal das Schwert
gezogen habe, man es nicht so bald wieder einstecken würde. Der König wäre
daher sehr erfreut darüber, dass Kf. die Vermittlung übernommen habe, man
kenne hier sehr wohl seine Bemühungen, auch die Schweden hätten darüber
ihre Befriedigung bezeugt. Lionne glaubte aber, dass der Vergleich schon
getroffen oder wenigstens die Verhandlungen schon weit vorgeschritten wären,
und unterliess es daher, näher auf die Sache einzugehen, versprach nur, wenn
er dem Könige Bericht abgestattet hätte, demKf. zu antworten. Auch. auf
seine Mittheilungen inbetreff des Vertrages des Kf. mit Dänemark, Holland
und dem Hause Braunschweig antwortete L. nur, dass der König davon
schon durch d'Estrades unterrichtet sei.
') In einem zweiten Schreiben von demselben Datum beauftragt Kf. Otto v.
Schwerin, Lionne den Abschluss der Quadrupel allianz (s. unten) anzuzeigen und
zugleich zu versichern, dass „solches alles ohne einigen Abbruch der mit dem Konige
gemachten Allianz wäre".
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108 11. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Yereinigang etc.
Er hat heute auch Turenne gesprochen, dem er schon Mittheilnng von
dem, was sich in der Bremer Sache zugetragen, gemacht hatte, derselbe ver-
sprach, wenn er etwas über die Gedanken des Königs erfahren wurde, es ihm
mitzutheilen ^).
Joh. de Beyer an den Kurftirsten D. Bremen
7. November/28. October 1666.
[Ankunft im Hauptquartier. Verhandlungen; gunstiger Stand derselben.]
7. Not. Wie wir hieher geeilet, auch der dunkelen Nächte nicht geschonet,
beim RFeldherm ankommen sein, die Proposition gn. befohlener Maassen
abgelegt, was wir zur Antwort auf unsere abermalige Instanz erhalten
und Weichergestalt wir die K. Cölnische und Fürstl. Braunschweig-
Luneburgischen Herren Abgesandten auf ihrer Reise nacher Hoya
rescontriret , was mit ihnen verlassen, wie wir folgends in die Stadt
kommen und bei ihnen auch den Fürtrag gethan haben, dasselbe ist in
dem — Ledebur — mitgegebenen Protocollo') begriffen, dahin ich mich
») Ludwig XIV. beglaubigt bei Kf. (d. St. Germain en Laye 10. Nov. 1666)
den Marschall Hill et, welcher zur friedlichen Beilegung der bremer Angelegenheit
mitwirken solle. Das Antwortschreiben des Kf. vom 15./25. December 1666 s. Urk.
u. Act. II. S. 422f.
') Danach sind sie am 23. October /2. November in Wrangeis Hauptquartier
Habenhausen angekommen und haben sofort bei ihm Audienz erhalten. In seiner
durch den Kanzler Nicolai ihnen mitgetheilten Antwort auf ihre Proposition pro-
testiert derselbe dagegen, dass man in Schweden das, was er in dieser Angelegenheit
tbäte, nicht beliebte, und theilt mit, dass er, nachdem er von Schweden her nähere Re-
solution, namentlich in puncto renunciationis erhalten, auf das Drängen der bei ihm er-
schienenen K Cölnischen und Braunschweigischen Gesandten die Tractaten habe
reassumieren lassen, doch habe er vor Ankunft der Gesandten des Kf. dieselben nicht
zum Schlüsse wollen kommen lassen. Man wäre jetzt so weit gekommen, dass, nach-
dem der König die Renunciation der Immedietät in suspenso gelassen und die Stadt
sich wegen der Session und des Votum auf Reichs- und Kreistagen tn des Königs
contento erklärt, nur noch inbetreff des forum immediatum und des jus territoriale
über die vier Gohen Differenz bestehe, auch über die Satisfactiön und Securität sei
schon verhandelt worden. Die K. Cölnischen und Lüneburgischen Gesandten wären
heute nach Hoya gereist, würden aber in ein bis zwei Tagen wiederkommen, er hoffe,
es werde in wenigen Tagen zum Schluss kommen. Heute werde dieser Angelegenheit
wegen eine vornehme schwedische Staatsperson an Kf. abgeschickt werden. Nach der
Tafel verlassen v. Ledebur und Beyer, da im Hauptquartier keine Gelegenheit zu
logieren ist, dasselbe, um sich nach Bremen zu begeben, treffen unweit des Haupt-
quartiers mit den auf der Reise nach Hoya zu den dort anwesenden Lüneburgischen
Herzogen begriffenen K.-Cölnischen und Braunschweig sehen Gesandten zusam-
men, erhalten von diesen nähere Mittheilungen über die bisherigen Verhandlungen und
treffen dann in Bremen ein, wo sie von den Deputierten der Stadt Wachmann und
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Gesandtschaft t. Ledeburs und Beyers. 109
referire. So bald nun erwähnte Kur- und Förstl. Herren Abgesandten
hier wieder angelanget sein, haben wir nicht unterlassen mit denselben
zuforderst und darauf gesamter Hand mit den Bremischen Deputirten
in Conferenz zu treten, auch des folgenden Tags in aller Frühe uns nach
dem Haubtquartier zu erheben, allda wir, falls die ultima Bremensische
resolutio nicht angenommen und die Tractaten nicht de praesenti ge-
schlossen werden könnten, zuforderst auf die Aufhebung der Blocquade
gedrungen, und, der vorgangen, zu allen fernem guten oificiis uns aner-
boten, endlich so weit es gebracht haben, dass man sich alsofort ans
Werk gesetzt und Versuch gethan, ob man eadem opera aus den Trac-
taten und zu der Bloquade Aufheben gelangen können, wie mein Collega
Drost Ledebur verhoffentlich bereits — mündlich berichtet haben wird,
der vom Feldherrn und uns seinen Abschied zu der Zeit nahm, als wir
uns zur Conferenz wirklich niedersetzten. Wir haben uns auch so eifrig
an dieses W*erk gehalten, dass wir vor Abends spät nicht wieder in die
Stadt kommen sein. Des folgenden gestrigen Tages, nachdem wir zu-
forderst mit der Stadt abermal commuuicirt hatten, daran weiter derge-
stalt continuiret, dass durch Gottes Gnade mit dem Feldherrn wir gestern
Abend quoad materialia et ingredientia tractatus ex membris renuncia-
tionis, satisfactionis et assecurationis principaliora aus denen von Schwe-
discher Seiten zu Stade gemachten Postulatis, welche der Aufhebung
der Blocquade vorhergehen sollten, fertig worden sein und des Aufsatzes
stündlich erwarten, mit dem an Kön. Schwed. Seiten gethanen Versichern,
dass die berührten Articuli so bald nicht unterzeichnet sein würden,
oder aber auch des nächstfolgenden Tages die Blocquade aufgehoben
sein, die Völker abziehen, die occupirte Pässe geräumet und die Zufuhr
zu Wasser und zu Lande hinwieder ungehindert gelassen werden sollte.
Wann solche Articuli werden adjustiret sein, werden aus dem Sta-
dischen Vergleich noch eine oder andre Nebenpuncta vorzunehmen sein,
daran aber hänget das Haubtwerk zumalen nicht.
B. wartet mit Verlangen auf Resolution des Kf. über die Ledebur mit-
gegebenen Punkte, namentlich wegen der Garantie, weil die Stadt darauf sehr
sehan wird.
Hermes bewillkommt werden. Nachdem am 25, October/4. November die K.Cölnischen
und Lüneburgiscben von Hoya zurückgekehrt sind, verabreden sie mit diesen, da
▼. Ledebur zu dem Kf. nach Bielefeld eilt und gern umständlich Rapport tbun will,
für den Nachmittag eine Zusammenkunft. Vgl. Duntze IV. S. 168f.; Köcher I.
S. 502 ff.
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110 n. Der bremische Krie^, die Quadnipelallianz und die engere Vereinigung etc.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
31. October/lO. November 1666.
[Unzufriedenheit der Bremischen mit dem schwedischen Project. Verlangen der Auf-
hebung der Blokade. Ledeburs Zusammentreffen mit Konigsmarck.]
10. Nov. Sie haben ') das inzwischen von den Schwedischen Commissaren übergebene
Project des Vergleiches insgesamt verlesen und darauf den Deputierten der
Stadt mitgetheilt, welche darüber aber sehr perplex gewesen und gebeten haben,
sich mit dem Wort Tractaten nicht länger amüsieren zu lassen, sondern pure
die Aufhebung der Blocquade zu urgieren. Sie haben darauf ein neues Pro-
ject entworfen und es der Stadt mitgetheilt, welche mit ihren monitis heut
einkommen ward, sie wollen dann morgen darüber mit den Schwedischen za
conferieren suchen und also gesamter Hand noch einmal darauf dringen, dass,
des Kf. Befehl gemäss, die Tractaten entweder geschlossen, oder, wenn die-
selben noch länger anstehen müssten, die Blocquade zuforderst aufgehoben
werden möge, im Fall keines von beiden erhalten werde, wollen die Gesandten
alle abreisen.
Ledebur war mit deyi Grafen Königsmark, der dem Kf. zu Hameln
aufgewartet, eben in Petershagen angekommen, als auch dessen Bruder, der bei
dem König in Frankreich*) gewesen, dort ankam, beide sind nach dem Schwe-
dischen Hauptquartier vorausgeritten und er ist ihnen gefolgt und hat bei dem
Feldherm das angebracht, was Kf. ihm aufgetragen. Ks scheint, der Feldherr
wäre auch gern bald aus der Sache. — -
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten.
D. Schloss Liebenburg 16. November 1666.
[Ungünstiger Stand der Verhandlungen mit Wrangel. Weitere vorzunehmende Schritte.]
16. Nov. Der Bischof von Strassburg») hat ihm berichtet, dass Kf. sich bereiter-
klärt habe, die kaiserliche Kommission wegen Rettung der Stadt Bremen voll-
ziehen zu helfen. Wrangel hat sich allerdings aufs neue auf gütliche Trac-
taten eingelassen, ist dann aber mit einem Project herausgekommen, welches
der genommenen Abrede ganz zuwider ist, und es ist daher dahin gekommen,
dass derselbe sich entweder eines anderen erklären oder dass der Entsatz werde
vorgenommen werden müssen. Er hofft, Kf. werde mit Hand anlegen, auch
mehr Völker nach dem Niedersächsischen Kreise verlegen, und fordert ihn auf,
einen Abgesandten zu einer mit Münster, den braunschweigischen
Fürsten und Hessen-Cassel zu Hildesheim oder anderswo abzuhaltenden
Versammlung zu schicken.
') S. über diese neuen Weiterungen Kocher I. S. 507 f.
2) S. Memoires de Pomponne II. S. 89. 215; Köcher I. S. 507.
') K.Cöln hatte durch diesen (Creditiv d. Winzenburg 8. November 1666) Kf.
auf der Durchreise durch sein Gebiet begrussen lassen.
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Weitere Verhandlungen. 111
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
7./17. November 1666.
[Weitere Verhandlungen. Bremens Wunsch in die Quadrupelallianz aufgenommen zu
werden. Die E.Pfölziscbe Sache.]
üeber das von den sämmtlichen Gesandten aufgestellte Project ist fleissig 17, Nor.
bald im Hauptquartier, bald in der Stadt conferiert worden. Die Hauptschwie-
rigkeit macht noch die Einrichtung des 5. Artikels, namentlich ratione posses-
sionis juris territorial is in den 4 Gohen und der von der Stadt verlangten Ein-
behaltung der sonst im 10. Artikel des Stadeschen Recesses der Konigl. Rent-
kamraer bewilligten halben Contribntion und der anch von der Stadt präten-
dierten Demolition der Burgschanze sowie, dass sie erst, nachdem diese erfolgt
sei, den Recess zu beschwören habe. Die K.Colnischen und Luneburgi-
schen Abgesandten sind vorgestern nach Nienburg gereist und heute zurückge-
kehrt. Die dort anwesenden Fürsten und Gesandten, auch der kaiserliche, Graf
Zinzendorf, haben das Vertragsconcept gebilligt und die Gesandten instruiert,
inbetreff der Forderungen der Stadt wegen der Contribntion und der Rasierung
der Burg sich nochmals bei Wrangel zu bemühen, wenn dieser dieselben
aber verweigere, so seien diese zwei Postulata nicht von der Wichtigkeit, dass
man darum im Teutschen Reich einen blutigen Krieg sich anspinnen lassen
sollte, vielmehr würde die Stadt sich zu diesem Project zu resolvieren haben.
Auch sie haben sich damit ganz conformieren können.
Die städtischen Deputierten haben bei ihnen angefragt, ob sich die Stadt
im Haag durch ihren mit Zustimmung des Rf. dorthin geschickten Syndicns
Eden wegen Einschliessung in die neu gemachte Allianz*) anmelden oder da-
mit noch einige Zeit warten solle, sie sowie die anderen Gesandten haben
dieses aber nur ad referendum angenommen, ebenso den von den K.Colni-
schen in der K. pfälzischen Sache gemachten Vorschlag, Wrangel zu er-
suchen, dass keine schwedischen Völker dorthin geschickt wurden.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
14./24. November 1666.
[Abschluss der Verhandlungen. Bevorstehende Unterzeichnung.]
Nachdem sie in realibus soweit avanciert, dass sie der Stadt zu gute noch 24. Nov.
erhalten haben, was dieselbe wegen Einbehaltung der halben Contribution in
den 4 Gohen gefordert und dass sie den Art. 11 verglichenen Eid nicht eher
schwören solle, bis die vom Könige desiderierte willfahrige Erklärung wegen
Demolition und Restitution der Burg eingekommen sei, haben die übrigen Dif-
ficultäten meist nur in Worten bestanden, indem zwischen beiden Theilen wenig
Vertrauens und daher alles für gefährlich gehalten wird, was von einem oder
') Die Quadrupelallianz.
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112 n. Der bremische Krieg, die QaadnipelalliaQZ und die engere Vereinigung etc.
andern erinnert oder corrigiert werden wollen, endlich gestern Abend ist das
Concept vereinbart und zwei Exemplare davon angefertigt worden, das eine ist
heute früh der Stadt zugestellt worden, die Deputierten derselben haben noch
heute Abend erklärt, dass sie dieses Project prent jacet annähmen, doch ober
einige Punkte Attestation begehrt, sie erwarten demnach nur noch, wann und
wo es dem Feldherm belieben wird, dass die Unterzeichnung stattfinde. Der
Feldherr wünschte wohl (so viel die Discurse es vermerken lassen), dass er
den vorigen Tractaten hätte ihren Fortgang gewinnen lassen, in Meinung, da-
mals wohl ein mehrers als itzo von der Stadt erhalten zu haben.
P. S. Soeben haben sie durch einen schwedischen Trompeter Nachricht
erhalten, dass der Feldherr morgen Vormittag zur Subscription der Tractaten
im Hauptquartier zu Habenhausen bestimmt habe, auch dass zugleich morgen
mit der Demolition am Katten- und Wartthurm der Anfang gemacht werden
könne.
V. Ledebur und Beyer an den Kurfürsten. D. Bremen
17./27. November 1666.
[Unterzeichnung des Vergleichs. Verabschiedung von Wrangel und den Bremern.]
27. Nov. Sie sind am 15./25. in das Hauptquartier herausgefahren, dort ist der bei-
folgende Recess ^} allerseits unterschrieben und perfectiert worden , und sie
haben noch selbigen Tages vom Feldherm ihren Abschied genommen. Derselbe
hat über diesen Vergleich keine sonderliche Freude erwiesen, auch weder über
Mahlzeit, noch auch bei ihrem Abzüge keine Freudenzeichen hören, die Stadt
aber hat bei der auf dem Rathhause gestern angestellten Mahlzeit mit Cano-
nieren und sonst dieselbe desto mehr merken lassen. Der Feldherr nahm
Ledebur bei Seite und fragte, ob des Kf. Völker, wie er berichtet wäre, be-
reits im Marsch begriffen wären, worauf er aber geantwortet hat, nichts davon
zu wissen. Diesen Morgen haben die Stadtdeputierten bei ihnen ihren Dank
gegen Kf. bezeugt und gebeten, dass Kf. wegen der Garantie bei seiner einmal
gegebenen willfahrigen Erklärung bleiben und sich mit den anderen Kur- und
Fürsten super forma et modo verständigen möchte. Sie gedenken morgen ab-
zureisen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Peterahagen 20. /30. No-
vember 1666.
[Abreise von Bremen. Der französische und die holländischen Oesandten.]
30. Nov. Sie sind Sonntag den 18./28. von Bremen abgereist; an der Demolierung
des Katzenthurms wurde schon durch von der Stadt dazu commandierte Sol-
0 Der Vertrag von Haben hausen vom 15./25. November 1666, s. Diar. Europ.
XIV. Append. S. 181ff.; Londorp IX. S. 459ff.; Roller, Geschichte von Bremen
m. S.339ff.
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Der Frieden von Habenbausen. 113
daten eifrig gearbeitet; das Rendezvous der schwedischen Truppen sollte
Dienstag zu Hamelingen stattfinden und sie von dort nach den verschiedenen
ihnen angewiesenen Quartieren ziehen, es scheint, als ob die meisten Völker
vorerst noch in den Herzogthümern Bremen und Verden sollen stehen bleiben.
Der französische Gesandte Millet') und die Holländischen sollen unter-
wegs sein. Wahrscheinlich wurden die Tractaten mehr Zeit erfordert haben
und weitläufiger gewesen sein, wenn diese Gesandten vor deren Schluss dazu-
gekommen wären.
Bürgermeister und Rath von Bremen an den Kurflirsten.
D. l./[ll.]Deeember 1666.
[Die Speckhahnsche Angelegenheit. Bitte um Verwendung.]
Sie wiederholen ihren Dank dafür, dass Kf. ihre Stadt aus den Widerwärtig- U- Dec.
keiten und der schwedischerseits gegen dieselbe vorgenommenen Blocquierung
mittelst seiner Interposition durch einen gütlichen Vergleich errettet hat. Da
aber in diesen Tagen in der Stadt etwas wider ihren Willen vorgegangen*),
welches leichtlich bei dem schwedischen Könige und dessen Ministern übel ge-
nommen, auch ganz ungleich ausgeschrieen oder ausgeschrieben werden dürfte,
so haben sie einen Bericht des wahren Verlaufes ihrem an den R. Feldherrn
W ran gel abgeschickten Obristlieutenant v. Bendie ben nach Stade nachge-
sandt, haben denselben dann drucken lassen und übersenden an Kf. ein Exem-
plar') mit der Bitte, keinem widrigen Bericht Beifall zu geben und bei dem
Könige und dem R. Feldherrn das Werk dahin zu recommendieren, dass ihnen
und ihrer unschuldigen Bürgerschaft deshalb keine Beschwerung geschehe, viel
weniger der jüngst gemachte Friede choquiert werde.
P.S. 3./[13.] December 1666. Da sie hören, dass Speckhau sich auf das
äusserste bemüht, den König und den R. Feldherrn zur Ungnade und neuem
Unwillen zu commovieren, so sind sie bewogen worden, demselben die Larve
abzuziehen und an den R. Feldherrn ein abschriftlich beigelegtes Schreiben ab-
gehen zu lassen.
') Derselbe meldet dem Kf. von Bielefeld aus 2. December 16G6 seine Ankunft.
Kf. dankt (d. Berlin 15./[25.] December 1666) Ludwig XIV. für seine Bemühungen in
dieser Sache und für die Absendung Millets und bedauert, dass derselbe zu spät
gekommen ist (Urk. u. Act. IL S. 422 f.).
^) Ueber diese neuen, durch den gegen den ehemaligen Bürgermeister, jetzigen
schwedischen Staatsrath Statins Speckhahn 7. December 1666 ausgebrochenen Volks-
tumult veranlassten Händel s. Duntze IV. S. 171 ff.; Kocher L S. 512.
') „Kurzer Bericht, was wegen des Königl. Schwed. Estats-Raths Herrn Statu
Speckhanen — — in der Stadt Bremen, sonderiich in der Nacht vom 27. auf den
28. November a. 1666 sich hat zugetragen'' (Diar. Europ. XIV. Append. S. 169.)
Mater, c. Gesch. d. G. Kurfürsteu. XII. 8
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114 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Der Kurfürst an den Magistrat zu Bremen. D. Cöln
8./[18.] December 1666.
[auf das Schreiben vom 11. Dec. Mahnung zur Bestrafung der Cebelthäter.]
18. Oec. Er hat nicht gern ersehen, was mit Plünderung des K. Schwedischen Raths
Speckhan dort vorgegangen, räth ihnen, dass sie ihre Displicenz über diese
böse und ärgerliche That nicht allein mit Worten und schriftlich, sondern für-
nehmlich in der That und mit scharfer Inquisition gegen diejenigen, welche an
den verübten Insolentien Theil haben, bezeigen, auch er will nicht unterlassen,
was zu Beibehaltung des Glimpfs und Friedens gereichen kann.
Der Kurfürst an Graf Wrangel. D. Cöln 8./[18.] December
1666.
[Die Speckhahnsche Sache. Hoffnung auf Erhaltung des Friedens.]
18. Dec. Er hat sowohl aus den gemeinen Gerüchten als auch ans einem ausführ-
lichen Schreiben der Stadt Bremen von den Insolentien erfahren, welche dort
mit Plünderung des Hauses Speckhans voi'gegangen. Er zweifelt nicht, die
Stadt, welche darüber eine sonderliche Displicenz bezeuge, werde scharfe In-
quisition anstellen und die Thäter exemplarisch bestrafen, und hofft, es werde
der mit so grosser Mühe jüngsthin aufgerichtete Vergleich dadurch nicht alte-
riert werden, sondern die Stadt dem Könige und der Krone solche Satisfaction
geben, dass dieselben damit zufrieden sein können').
Graf Wrangel an den Kurfürsten. D. Stade 19./[29.] December
1666.
[Mitschuld des Raths von Bremen an den Excessen.]
29. Dec. Der Rath von Bremen hat sich damit entschuldigen lassen, dass er den
am 27. November begangenen Excess nicht habe verhindern können. Er schenkt
dem aber keinen Glauben, denn der Rath ist an jenem Abeiid beisammen ge-
wesen und hätte viel leichter dem Anfang steuern können als am folgenden
Tage, wo der Pöbel, als er den Ernst gesehen, sich zurückgezogen hat. Dass
eine Connivenz des Raths dabei stattgefunden, erhellt auch daraus, dass der-
selbe in einem ausführlichen Schreiben des Speckhan Persqn invahiert und
dadurch hat bezeugen wollen, dass derselbe ein solches um die Stadt wohl
verdient hätte. Er kann sich in einer so wichtigen und dem Könige nach-
theiligen Sache nicht erklären, sondern muss abwarten, wie sie von diesem
werde aufgenommen werden.
^) Vgl. das Rescript des Kf. an v, Crockow vom 8./ 18. December 1666 unten.
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Der Speckhahnsche Handel. 115
de Jeure Millet^) an den Kurftirsten. D. Arsfeld 25. Jan vier
1667.
[Mahnung, Bremen zur Satisfaction wegen des Speckhabnschen Handels zu bestimmen.]
Nachdem infolge des Speckhabnschen Zwischenfalles sein König von 25. Jan.
den braunschweigischen Herzogen ersucht worden ist, seine Vermittlung fort-
zusetzen, um die Auswechslung der Ratificationen des Vertrages zwischen der
Krone Schweden und der Stadt Bremen zu befördern, und der König ihn dar-
auf beauftragt hat, zu diesem Zwecke hin zu vermitteln, ersucht er den Kf.,
seinen Bevollmächtigten auf der Versammlung zu Hildes heim') zu befehlen,
die Stadt Bremen dazu zu bestimmen, dass sie der Krone Schweden alle billige
Genugthuung leiste und so die Auswechslung jener Ratificationen erleichtere^).
de Jenre Millet an den Kurfürsten. D. Arsfeld 2. Avril 1667.
[Mahnung zur Einwirkung auf Bremen.]
Die Bremer haben noch vor 14 Tagen Deputierte zu Wrangel geschickt 2. April,
nnd erklärt, Speckhahn nur das wenige, was von seinen Sachen sich bei einigen
bei der Plünderung betheiligten Privatleuten wiedergefunden hat, nicht aber
Ersatz für seinen übrigen Schaden erstatten zu wollen, während sie früher sich
dazu, sowie zur Bestrafung der Schuldigen und zur Entschuldigung gegen den
König erboten hatten; er ersucht daher den Kf., sich bei der Stadt dahin zu be-
mühen, dass dieselbe pünktlich dem, was Kf. selbst als billig befunden. Genüge
leiste, er selbst will sich bemühen, bei Wrangel und den anderen schwedischen
Ministem die Sache zu erleichtern*).
Der Kurfürst an den Rath von Bremen. D. Cöln a. d. Spree
2./[12.] April 1667.
[Neue Mahnung, in der Speckbahnschen Sache Genugthuung zu leisten.]
Die Krone Schweden beschwert sich immerhin über sie, auch andere 12. April.
Potentaten, die sich des Werkes annehmen, verdenken ihnen nicht wenig, dass
sie durch Verweigerung der Speckhahn gebührenden Satisfaction die schliess-
liche Execution des jüngst getroffenen Vergleichs hindern. Er räth ihnen, lieber
wegen des dem Speckhahn zugefügten Schadens raisonnable Satisfaction zu
^) S. über dessen Thätigkeit in dieser Angelegenheit Mem. de Pomponne II.
8.311 ff.; Köcher I. S. 520. 525.
^ S. darüber imten.
») Kf. erwidert (d. Berlin 23. Januar/[2. Eebniar] 1667), er habe den Rath von
Bremen ermahnt, Schweden gebührende Satisfaction zu leisten, und auch seine Be-
vollmächtigten in Uildesheim angewiesen, sich um Beilegung der Sache zu bemühen.
*) Kf. sagt (d. Berlin 2./[12.] April 1667) dieses zu.
8*
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116 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
geben, als es auf die extrema ankommen zu lassen, damit der mit so vieler
Mühe soweit gebrachte Vergleich ohne ferneren Verzug seine völlige Endschaft
erreiche.
Bürgermeister und Rath von Bremen an den Kurfürsten.
D. 23. Mai/ [2. Juni] 1667.
[Beendigung der Streitigkeiten mit Schweden.]
2. Juni. Sie theilen mit, dass sie nunmehr mit dem R. Feldherrn und der Konigl.
Regierung der Herzogthümer Bremen und Verden nicht allein das Speckhahn-
sche Werk völlig gehoben und verglichen*), sondern auch das Abbittschreiben an
den König expediert, dagegen die königliche Ratification über den Habenhausen-
schen Vergleich durch ihre Abgeordneten zu Stade am 15. in originali erhalten
und ihre Ratification nach Stade geschickt haben. Sie danken dem Kf. für
seinen Schutz und die ihnen erwiesene Gnade.
b. Die Allianz mit Dänemark.
Defensivallianz zwischen dem Könige Friedrich III. von Däne-
mark und dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandeu-
denburg. D. Cleve 23. Mai 1666').
23. Mai. Nachdem der Durchleuchtigste Grossmächtigste Fürst und Herr, Herr
Friederich des Namens der Dritte zue Dennemarck, Norwegen, der
Wenden und Gothen König — und dann der Durchleuchtigste Fürst und
Herr, Herr Friederich Wilhelm, Marggraflf zue Brandenburg, des
Heil. Rom. Reichs Ertz-Cämmerer und Churfürst — sowohl wegen der
bisanhero zwischen beiderseits König- uud Churfürstlichen Häusern ge-
pflogenen Freundschaft und guten Vertrauens, als auch der besorgenden
Leufften halber, dero Stat, Erbreichen und Landen verträglich zue sein
ermessen, dass vorgemelte Freundschaft und Corrospondentz durch eine
0 In diesem Vergleich (d. Stade 15./[25.] Mai 1667) verpflichtet sich der Rath
von Bremen, unparteiische Justiz wider die schuldig befundenen Personen mittelst
Verschickung der Acten an eine Juristenfakultät zu administrieren und deren Urtheil-
spruch zu exequieren, ferner dem Speckhaho die recuperierte Baarschaft, Bücher und
sonstige Mobilien auszuliefern und 8000 Thaler Schadenersatz in drei Terminen zu
zahlen, womit alle Forderungen desselben abgethan sein sollen.
0 Inhaltsangabe: Pufendorf X. § 26 (S. 662f.); v. Mörner S. 281ff.
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Allianz mit Dänemark. 117
nähere Zusammensetzung und defensive Bündnus je mehr und mehr be-
festiget und dergestalt dero Erbreiche, Lande, Rechte und Gerechtigkeiten
soviel müglich auf alle unverhoffende Fälle in nötige Sicherheit gesetzet
werden, zue Abhandlung solcher defensive Alliantz auch uns dero Ple-
nipotentiarien, und zwar Ihre Königl. May. zue Dennemarck, Norwegen
p. mich dero Landrath und Amptmann auf Flensburg, Detleffen von
Ahlefeld ^), auf Haselaw Rittern, Ihre Churförstl. Durchl. zue Branden-
burg p. aber uns Dero geheime Rähte und Cämraerer Christoff
Casparn Freiherrn von Bluhmenthall, des Johanniterordens Rittern
und Cnmptureu zu Supplingenb., und Friderich von Jena gnädigst
verordnet, so haben wir uns in Höchstgedachter Ihrer Churfürstl. Durchl.
zue Brandenburg Residentz Statt Cleve zusammengethan und bis auf
Ihrer Eönigl. May. und Ihrer Churförstl. Durchl. gnädigste Ratification
folgende Puncta mit einander abgehandelt und geschlossen.
1. Solchem nach so soll zwischen Ihrer Königl. May. zue Denne-
marck, Norwegen p. und Ihrer Churförstl. Durchl. zue Brandenburg, wie
nicht weniger dero beiderseits Erben und Successoren an dero Reiche
und Chur eine nähere Vertraulichkeit und Freundschaft und defensive
Bundnus zue Erhaltung Friedens, beider Theile Sicherheit und dero er-
langten und habenden Rechten wieder alle und jede, wer die auch sein
möchten, so einen oder den andern paciscirenden Theil, dessen Erbreiche
und Lande feindlich überziehen und angreifen würden, hiermit und kraft
dieses sein und von beiden hohen Bundesverwandten mit gutem Glauben
und aufrichtig gehalten werden.
2. Dieweil aber diese Bündnus zue keines Oflfension oder Belei-
digung, sondern einzig und allein dahin angesehen,, damit Ruhe und
Friede erhalten, beide Bundesverwandten, dero Successoren und Erben,
auch alle dero Erbreiche, Lande und Leute in Sicherheit und ausser
Vergewaltigung sein und bleiben mögen, also, dafern es sich wieder
Verhoffen begeben und zutragen sollte, dass eines von beiden Bundes-
verwandten Erbreiche, Lande, erhaltene oder habende Rechte von jeman-
den feindlich angefallen und mit Gewalt turbiret würden, so soll das
andere dem beleidigten Theile auf geschehene und vorhergegangene
') Crediliv und Vollmacht König Friedrich III. für v. Ahlefeldt sind Kopen-
hagen 26. Februar /[8. März] 1666 datiert, die Vollmacht des Kf. für v. Blumenthal
und Jena Cleve 12. April 1666. Vgl. über die Verhandlungen mit v. Ahlefeldt die
Berichte de Goess* an den Kaiser vom 29. Mai und 5. Juni 1666 (Urk. u. Act.
XIV. 1, S. 272f. 277).
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118 11. Der bremische Krieg, die Quadrupelalliane und die engere Vereinigung etc.
Notification schnldig sein, wie in nachfolgenden Articuln deutlich ge-
meldet wird.
3. In dieser defensive AUiantz seind ausdrücklich eingeschlossen
und begriffen an Seiten Ihrer Königl. May. zue Dennemarck, Nor-
wegen, die Fürstenthömer Schleswig Holstein Königl. Antheils wie
auch die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst und Pinnen-
berg nebst allen und jeden vorgedachter Erbkönigreiche und Fürsten-
thömer incorporierten Landen und Herrschaften mit allen deren juribus,
Regalien, Höh- und Gerechtigkeiten und was Ihre Königl. May. bei denen
im Römischen Reiche besitzenden und erwartenden Fürstenthumbern,
Graf- und Herrschaften und Ländern vor Recht und Gerechtigkeit nach
Ausweisung der Reichsconstitutionen und Gesetze und des Westphälischen
Friedenschlusses bereits jetzo innehaben und besitzen, oder durch recht-
liche Succession und sonsten erwarten.
An Seiten Ihrer Churf. Durchl. zue Brandenburg die Chur und
Marck Brandenburg, das Herzogthumb Preussen Churfürstl. Antheils,
die Clevische und zugehörige Westphälische Lande, das Herzog-
thumb Hinterpommern, die Fürstenthumber Halberstatt, Minden,
und C am min nebst denen in ebbemelten Chur- und Fürstenthumbern
incorporierten Landen, Graf- und Herrschaften, mit allen deren juribus,
Regalien, Höh- und Gerechtigkeiten, und was Ihre Churf. Durchl. bei
denen im Römischen Reich besitzenden oder erwartenden Fürsten-
thumbern, Graf-, Herrschaften und Landen nach Ausweisung der Reichs-
constitutionen und Gesetze und des Westphälischen Friedenschlusses be-
reits jetzo innehaben oder besitzen, oder durch rechtliche Succession und
sonsten erwarten. Gestalt dann so viel die Lande betrifft, welche im
Heil. Rom. Reich gelegen, wie nicht weniger die Befugnuss, Recht und
Gerechtigkeiten, so einem oder dem andern Theil aus denen Reichs-
constitutionibus oder dem Westphälischen Frieden zustehen und compe-
tiren, dieses gegenwärtige Bundnus ausdrücklich auf mehrgemelten West-
phälischen Frieden mitgegründet und gesetzet ist.
4. Wann es sich nun Zeit wehrenden dieses Bundes begebe, dass
Ihre Churf. Durchl. zue Brandenburg, dero Erben und Successoren im
vorhergehendem Articul benannte Lande, Rechte und Gerechtigkeiten von
Jemand, wer der auch sein möchte, feindlich angefallen, überzogen, oder
sie sonsten darinnen mit Gewalt turbiert und beeinträchtiget würden,
auf solchen Fall geloben und versprechen Ihre Königl. May. zu Denne-
marck, Norwegen p. für sich, dero Erben und Successoren. dass sie
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Allianz mit D&nemark. 119
innerhalb dreien Monaten von der Zeit an zu rechnen, da deroselben
von Ihrer Churf. Durchl., dero Erben und Successoren die Notification
gebührlich geschiehet und Sie requiriret werden, deroselben viertausend
Mann zue Fuess (oder da Ihrer Churf. Durchl. mehr mit Reuterei ge-
dienet wäre, anstatt eintausend Mann zue Fuss vierhundert Reuter) guter,
tüchtiger und bewehrter Mannschafft ohne Seumnus und unfehlbar zu
schicken gehalten sein wollen. Und haben Ihre Churf. Durchl., dero
Erben und Successoren, wann es ihnen also gefallen möchte, dieser Hülfe
bis zue Ende des Krieges sich zu gebrauchen. Es versprechen auch zu-
gleich Ihre Königl. May. für sich, dero Erben und Successoren, dass^
wenn die Hülfe der viertausend Mann, nachdem sie bei dem Herren Re-
quirenten ein Jahr gewesen und gestanden, in Abgang gerathen sollte,
sie dieselbe nach Verfliessung des Jahres hinwiederumb gebührlich re-
cinitiren wollen.
5. Gleichergestalt geloben und versprechen Ihre Churf. Durchl. zue
Brandenburg für sich, dero Erben und Successoren, dass sie ihrer
König]. May. zue Dennemarck, Norwegen p. dero Erben und Successoren
nach geschehener gebührlicher Notification und Requisition innerhalb
dreien Monaten viertausend Mann zue Fuesse (oder da Ihrer Königl.
May. mehr mit Reuterei gedient wäre, anstatt eintausend Mann zue Fuess
vierhundert Reuter) guter, kräftiger und bewehrter Mannschaft, ohne
Seumnus und unfehlbar zu schicken gehalten sein wollen, dafern Ihre
Königl. May., dero Erbed und Successoren im dritten Articul benannte
Erbreiche, Lande, Rechte und Gerechtigkeiten von Jemanden, wer der
auch sein möchte, feindlich angefallen, überzogen, oder sie sonsten dar-
innen mit Gewalt turbieret und beeinträchtiget würden. Und haben
sich Ihre Königl. May., dero Erben und Successoren, wann es ihnen
also gefallen möchte, dieser Hülfe bis zue Ende des Krieges zu ge-
brauchen. Es versprechen auch zugleich Ihre Churf. Durchl. für sich,
dero Erben und Successoren, dass, wann die Hülfe der viertausend Mann,
nachdem sie bei dem Herren Requirenten ein Jahr gewesen und ge-
standen, in Abgang gerathen sollte, sie dieselbe nach Verfliessung des
Jahres hinwiederumb gebührlich recruitiren wollen.
6. Dieweil aber, ehe zum Kriege würcklich geschritten wird, billig
alle gütliche Mittel zuvorhero zu versuchen, als soll auch demjenigen
Theile, welches von dem beleidigten auf gegenwärtige Alliantz und der
daraus schuldigen Hülffe requiriret wird, frei stehen und zugelassen sein,
durch Schickung, oder wie es sonsten vermeinen möchte, allen Fleiss
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120 H- I>ör bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
anzuwenden, damit der Beleidiger und Invadent von der Gewalt abstehe
und man nicht nötig habe, demselbigen die Waflfen entgegenzusetzen
und dem beleidigten Theile die versprochene und schuldige Hülfe wörck-
lieh zu leisten. Wann sich aber gleichwohl der Beleidiger und Invadent
nicht weisen lassen wollte, und durch gütliche Mittel zue keiner billigen
und annehmlichen Satisfaction^ welches in des beleidigten Theils Be-
lieben stehet, zu bringen wäre, auf solchen Fall soll ungeachtet der
gütlichen Handlung, sobald die drei Monat verflossen, die versprochene
tlülfe an den bestimbten Ort würcklich gcstellct und damit zugleich so-
lange operieret werden, bis der beleidigte Theil billige Satisfaction er-
halten.
7. Was dann die Hülfleistung an sich selbst betrifft, soll das Theil,
welches requiriret ist, die Auxiliarvölker bis an des Requirenten Grenzen
mit Unterhalt zu versehen schuldig sein. Sobald sie aber an des Re-
quirenten Grenzen kommen, sollen sie von dessen Commissarien ange-
nommen und von der Zeit an, solange sie bei dem Requirenten bleiben,
ihnen gleicher Unterhalt in allen Stücken wie des Requirenten Truppen
gegeben werden. Nächst diesem so soll der Requirent Macht haben und
befuget sein, die Auxiliarvölker sowohl bei ihrer Ankunft als auch nach-
gehends durch seine Commissarien mustern zu lassen, auch bei ihme
und dessen darzue bestellten Generalen Commissarien oder denjenigen,
so der Requirent dazu verordnen wird, die Disposition der Quartieren
einzig und allein verbleiben und die Auxiliarvölker dergleichen Dispo-
sition ihnen gefallen zu lassen gehalten sein, des Soldes aber hat sich
ein jedes Theil mit denen Seinigen nach Belieben zu vergleichen.
8. Im übrigen behält derjenige, welcher die Auxiliarvölker com-
mandiret, auch die Jurisdiction über dieselbe, wann er sich gleich mit
des Requirenten Truppen conjungieret, und soll von ihme gute Justitz
gehalten und wieder die Delinquenten nach Anweisung des Kriegesrechts
verfahren werden. In den Kriegesactionibus aber hat er des Requirenten
oder dessen Generals Ordre, jedoch dass er zue allen Eriegsdeliberatio-
nibus mitgezogen werde, zu folgen. Sonsten seind die Auxiliarvölker in
allen und jeden Kriegsdiensten und Actionen, es sei zue W^asser oder
zue Lande, conjunctim oder separatim (welches sie allemahl gleich des
Requirenten Völkern, wie es der Requirent oder dessen General gut be-
finden wird, zu leisten schuldig) sowohl als Quartieren jederzeit gleich
zu tractiren.
9. Ferner, wann gleich derjenige, welcher Hulffe schicket, in blossen
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Allianz mit Dänemark. 121
terminis der Hfilffeleistung verbleibot und über dem nicht weiter in den
Krieg implicieret würd, so soll doch derjenige, welchem die Hfilffe ge-
schicket wird, mit dem Beleidiger und Invadenteu keinen Tractat, Friede
oder Stillstand der Waffen machen können, es sei dann, dass der Hölf-
schickende nicht allein in solche Handlung ausdrücklich eingeschlossen
werde, sondern auch seine vollkommene Sicherheit darbei, ohne eintzigen
Anhang erlange. Da aber der Hülfleistende darumb, dass er die Huire
geschicket, mit dem Beleidiger und Invadenten oder jemand anders in
öffentlichen Krieg geriethe, so soll kein Theil ohne des anderen Rath
und ausdrücklicher Einwilligung mit dem Feinde in einige, auch nur
praeliminar Tractaten sich einlassen, sondern alles, was dessfalls nöthig,
mit beider Theile Gutbefinden und Consens dergestalt negotiieret und
tradieret werden, damit beide Theile zugleich dabei ihre gnugsame
Sicherheit finden und haben mögen.
10. Auf die Fälle nun, da die Hülfe wurklich zu schicken und
das Werk zum Krieg ausschlagen müsse, oder aber auch wann nach ge«
führetem Kriege die Sache endlich durch einen Frieden gehoben und
beigeleget würde, hat derjenige, welcher vermöge gegenwärtiger defen-
siven Bündnuss die Hülfe leistet, an denjenigen, dem er zue Hülfe ge-
kommen, noch auch an desselben Landen wegen aufgewendeter Unkosten
oder erlittenen Schadens das geringste nicht zu praetendiren, oder von
demselbigen zu begehren, ausser dass derjenige, deme die Hülfe zuge-
schicket, auf den entstehenden Fall, kraft dieser Bündnus zue gleich-
massiger versprochener Hälfleistung, auf eben diese conditiones gehalten
und verbunden.
11. Als es sich auch begeben und zutragen könnte, dass die in
gegenwärtiger defensiv Alliantz verschriebene und ausgedrückte Hülfe
nicht zureichend sein möchte, so versprechen zwar beide Theile hiermit
einander mit mehrer Macht zue assistieren, doch dass bei solcher Be-
gebenheit beide Theile zuvorhero dieser mehrern und stärkeren Hülfe
halber deswegen absonderlich handeln und sich desshalb deutlich ver-
gleichen.
12. Ferner ist auch verglichen, dass alle und jede Länder, Plätze
und Vestungen, welche der Requirent mit Zuziehung der ihme zuge-
schickten auxiliar Völker wider einnehmen und occupieren, oder von dem
Invadenten gewinnen und acquirieren möchte, ihme allein pleiben sollen^
ohne dass der assistierende Theil an den assistierten deswegen das ge-
ringste praetendieren möge.
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122 II- Der bremische Krieg, die Qoadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
13. Und damit beider hohen Confoederiertea wohlmeinende Intention
bei Aufrichtung dieser Bündnus desto mehr herfürblicke, also soll beider-
seits Alliierten, dem Kayser, Königen, Fürsten und Republiquen frei-
stehen, innerhalb vier Monaten mit darein zu treten, auf solche con-
ditioncs, wie man sich deswegen würd am besten vergleichen können,
gestalt dann gegenwärtige defensive Bündnus denen mit ihnen vorhero
aufgerichteten Pacten, Bündnussen und andern Vergleichen keineswegs
praejudicieren oder nachtheilig sein, sondern dieselbe in ihrer Kraft un-
geschmälert verbleiben sollen, jedoch dass gegenwärtiger Bündnus, da
in vorgemelten deroselben etwas entgegengesetzet wäre, dadurch der
Effect nicht benommen, sondern dieselbe verglichenermaassen unge-
krencket verbleibe.
14. Diese Bündnus soll von Dato auf acht nach einander folgende
Jahre bestehen und von beiden Theilen treulich und aufrichtig gehalten
werden, nach Verfliessung dieser acht Jahre oder auch ehe dieselbe
verfliessen, bleibet es in beider Theile Gefallen gestellet, ob sie diese
Alliantz erlängern und prolongieren wollen.
15. Die Ratificationes dieser obbeschriebenen und verglichenen Ar-
ticul sollen von Ihrer Königl. May. zue Dennemarck, Norwegen p. und
von Ihrer Churf. Durchl. zue Brandenburg p. innerhalb vier Monaten
von Dato an zu rechnen eingeschicket und ausgewechselt werden.
Dessen zuo mehrcr Urkund haben wir Eingangs benannte von
unsern hohen Herren Principalen zue diesem Tractat gevollmächtigte
Commissarii dieses eigenhändig unterschrieben und mit unsem gewöhn-
lichen Pittschaften besiegelt. So geschehen zue Cleve den 23. Maii
Anno 1666').
Detleff von Alfeldt. Christoff Caspar Freiherr von Blumenthal.
Frid. von Jena.
0 Vermerk in den Acten: „Loco Protocolli NB. Die Allianz zwischen Denne-
marck und Chur-Brandenburg ist zwar den 23. Maii 1666 datiret, als umb welche Zeit
der Herr von Ahiefeld von Cleve abgereiset, dieselbe aber damals nicht unter-
schrieben, sondern es ist der Köu. Dennemärkische Secretarius Hugo Lente mit
dem von H. Ahlefeld unterschriebenen Exemplar lange hernach nach Cleve kommen
und dasselbe gegen Empfahung des von den Chur-Brandenb. IIH. Pienipotenz ariis
vollenzogenen Exemplars ausgewechselt zu Cleve den 12. Octobris 1666." — Das Re-
creditiv des Kf. für v. Ahlefeld ist Cleve "22. Mai/1. Juni 1666 datiert. König Frie-
drich III. schreibt dem Kf. (d. Kopenhagen 20./[30.] Juli 1666), Ahiefeld habe ihm
von seiner Negociation Bericht erstattet, das ihm zugestellte Project überreicht und
berichtet, Kf. beharre noch auf seinen vorigen Gedanken und begehre, dass das pro-
jectierte Bündnis wider alle und jede aggressores insgemein eingerichtet, auch seine
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Allianz mit Dänemark. 123
Zu wissen^), dass, obwohl in dem 8. Art. der heut dato zwischen
Ihrer Königl. May. zu Dennemarck, Norwegen und Ihrer Churförstl.
Durchl. zu Brandenburg durch dero respective darzu verordnete Pleni-
potentiarius und Commissarien aufgerichteten näheren Alliance enthalten,
dass das Commando über die auxiliar Völcker jederzeit bei dem Requi-
renten oder dessen General sein soll, jedoch beiderseits verglichen und
verabschiedet worden, dass im Fall derjenige, welcher bei des Requi-
renten Trouppen ist, mit welchem sich die auxiliar Völcker conjungiren
müssen, geringere Charge bedienete als der, welcher die auxiliar Völcker
commandiret, dieser unter jenem zu stehen oder von demselbigen einzige
Ordre anzunehmen nicht schuldig oder gehalten sein soll. Urkund dessen
haben wir in obgedachter Alliance benannte Plenipotentiarius und Com-
missarien diesen Nebenarticul gleichfalls unterschrieben, also dass der-
selbe eben so gältig und kräftig sein soll, als wäre er dem Haupttractat
Selbsten eingerücket worden. So geschehen zu Cleve den 23. Maii
Ao. 1666.
DetlefF von Alfeldt. ChristoflF Caspar Freiherr von Blumenthal.
Fridr. von Jena.
Clevischen Länder mit darein begrifTen würden. Er habe trotz vieler erheblicher Ur-
sachen, welche ihn davon abhalten konnten, dem deferiert, jenes Project in etwas, doch
in keinen Substantialibus geändert und schicke es durch seinen Sekretär Hugo
Leute zurück, nicht zweifelnd, dass auch Kf. es vollziehen werde. Kf. erkhirt sich
(d. Cleve 12. October 1666) dazu bereit. Seine Ratification ist Cleve 23. September
16G6, die König Friedrich^ Copenhagen 23. September 1666 ausgestellt.
») Actennotiz: „Cleve d. 28. September/8. October 1666. Ad art. 8 declarabatur,
dass zwar derselbe also bleiben möchte, dass der Königliche, wenn er mit dem Cuhr-
förstl. in einer Charge, ungeachtet er die Charge nicht so lange als der Cuhrf. be-
dienet, dem Cuhrf. commandiren, Ihre Mt. in Dennemarck aber würde auf den Fall
der Conjunction auch einen solchen Befehlshaber bestellen, unter welchem der Cuhrf.
zu stehen kein rechtmässiges Bedenken haben könnte. Und diese Declaration nahm
auch der König). Dennemarkische Secretarius Linte ad protocollum.''
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124 II- Der bremische Krieg, die Quadrupelaliianz und die engere Vereinigung etc.
c. Die Quadrupelallianz.
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Cleff 4. Mai 1660.
[Vorschlag eines abzuscb liessenden Bündnisses.]
4. Mai. — Dieweil — die Sachen dieserends nunmehr zu völliger Richtig-
keit gebracht') und dazu die einmutige Conformität Ew. Ld. und unserer
consiliorum und conduite nicht weinig geholfen, so zweifeln wir zwar
nicht, Ew. Ld. werden ferner in guter vertraulicher Freundschaft mit
uns zu beharren gemeinet sein. — Aldieweil wir aber zu deren — Be-
festigung auch zu Erhaltung ruhigen Zustandes im Reich, bevorab in
dem Niedersächsischen und Westphälischen Kreise kein bequemeres
Mittel erachten, als dass zwischen Ew. Ld. und uns eine engere und
nähere Vereinigung aufgerichtet würde, wozu Ew. Ld. für diesem selbst
Anlass gegeben, so haben wir hiemit Ew. Ld. Gutachten und Gedanken
davon vernehmen — wollen. —
Er stellt anheim, ob auch die Landgräfin von Hessen und der Bischof
von Osnabrück mit zu diesem Werk invitiert werden sollen.
Romsv^^inckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
4. Mai 1666.
[Mittheilungen Müllers, v. Bevernings Eröffnungen wegen einer zwischen den Staaten,
Dänemark, Kf. und den braunschweigischen Flerzogen abzuschliessenden Allianz.]
4. Mai. Der Lüneburgische Gesandte Müller hat sie am Freitag besucht, ihnen
ein offenes Schreiben seines Herrn an Kf., das ihm erst nach seiner Abreise
von Cleve zugestellt worden, übergeben und sie gebeten, ihn zu entschuldigen,
dass er dasselbe nicht habe persönlich überreichen und die Ursachen anführen
können, weshalb sein Herr bei den jetzigen gefährlichen Conjuncturen nicht
die Abdankung und Reducierung seiner Völker verfügen könnte*).
Ferner hat er uns dieses des Herrn Wrangeis copejiiches Schrei-
ben') communicirt und dabei angezeigt, dass, weilen von den 1. Decemb.
des abgewichenen Jahrs (da der angeregte conventus beschrieben) der
Zustand vieler Sachen und sonderlich zwischen den nortschen Cronen
und der Stadt Bremen sich sehr geändert und dieser Stat anitzo son-
') Gemeint ist der am 18. April 1666 erfolgte Abschluss des Clevischen Friedens.
') S. Urk. u. Act. XI. S. 719 Anm. 1.
^ d. Bremervörde 29. März /[8. April] 1666 s. Köcher I. S. 461 Anm. 4.
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EroffDUugen Müllers und Bevernings. 125
derliche Zuneigung hätte, mit den Herren Hertzogen zu Braunschweig
und Lünenburg und andern benachbarten Potentaten und Fürsten,
sonderlich aber auch mit Ew. Churf. Dchl. in einer nähern Verbintnuss
zu treten, worüber höchstgemelte Hertzogen sich vorhin beständig würden
besprechen und vereinigen müssen, wozu dann auch Ew. Churf. Dchl.
viel wurden contribuiren können, so wollte Ew. Churf. Dchl. er unter-
thänigst anheimbstellen, ob dieselbe nicht gnädigst gutfinden mogten,
die bei den Herrn Wran gel vorgeschlagene anderwerthe Conferentz (wie
sein gnadigster Herr gleichfalls zu thun entschlossen) bono modo zu
decliniren, bis dass man sehen mogte, wie sich eine und andere Sachen
ausschlagen und anschicken würden, inmaassen der Wolffenbüttelsche
Abgesandter Herr Heimeburgh, welcher gestern von hiernach Wolffen-
büttel ist verreist, dieses also gänzlich approbiret. —
P.S. Der Herr vonBeverning hat uns gestern — Visite und
secrete Ouvertüre gegeben, was massen er seine Gedanken darüber hätte
gehen lassen, wie diese Provintzien sich gegen alle auswendige machi-
nationes durch eine nähere uniirte defensive Alliance^) beständiglich
ivürden versichern können, als mit der Cron Dännemarcke, Ew. Churf.
Dchl. und den sämptlichen Fürsten von Braunschweig und Lünen-
burg, dass er aus sich selbst wohl einige generale Discursen darüber
mit Ew. Churf. Dchl. von weitem geführet — mit den Wolffenbüttel-
schen und Lünenburgischen Abgesandten, Herrn von Heime bürg und
Herrn Müllern das Werk etwas näher überlegt und es endlich so weit
gebracht, dass er ohne einige Maassgebung unter der Hand davon ein
0 Graf d'Estrades schreibt an Ludwig XIV. schon 22. April 1666 (Me-
moires d'Estrades IV. S. 239), de Witt habe ihm erklärt, man dürfe sich durch
Schwedens Drohungen nicht einschüchtern lassen, sondern müsse Dänemark gegen
dasselbe mit aller Macht unterstützen, que pour cet effet il proposera ä MM. les
Etats d'entretenir encore pour quatre mois les troupes de TElecteur deBrandebourg
et des Ducs deBrunswic, qu'il travaillera k faire entrer ces princes dans une ligue
contre l.i Su^rfe, qu'on tächera d'en engager d'auires pour Tattaquer dans la Pome-
ranie etc. De Witt selbst schreibt an den holländischen Gesandten in Paris Beu-
ni ngen 29. April 1666 (Lettres et negociations entre M. Jean de Witt et MM.
les plenipotentiaires des provinces unies des Pais bas III. S. 420) : Je crois quMl est
de Tinteret de l'Estat d'engager s'il est possible TEIecteur de Brandebourg et les
Princes de Lunebourg dans une plus etroite alliance, qui tende ä se defendre et
se garantir Tun Pautre et le roi de Danemark contre toutes les attaques auxquelles
ils pourroient etre exposös ä preseut et ä Tavenir; je tacherai d'y preparer les esprits
et je sonhaite que vous me marquiez ce que vous en pensez. Vgl. Köcher I. S. 459,
aber in der dort citierten, S. 673 ff. abgedruckten Relation Müllers vom 4./14. April
ist von dieser Allianz noch nicht die Rede.
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126 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Project gemachet und gemelten Herrn von Heime bürg, gestalt seinem
gnädigsten Herrn zu hinterbringen, zugestellt hätte, begehrend, wir
möchten nicht allein einliegendes gleichlautendes Project'), welches er
uns folgends geschickt hat, Ew. Churf. Dchl. gleichfalls unterthänigst
hinterbringen und vernehmen, ob £w. Churf. Dchl. gnädigst würden gut-
finden können, darauf an diesem oder andern Orte durch einige Gevoll-
mächtigte tractiren zu lassen, sondern auch bestergestalt entschuldigen,
dass er die Freiheit gebraucht hätte, dieses Concept ohne anderen vor-
hergehenden Cereraonien — zu entwerfen. —
Der Kurfürst an Romawinckel und Copes. D. Cleve
25. April/ 6. Mai 1666.
[auf die Relation vom 4. Mai. Geneigtheit zum Abscbluss einer Allianz. Schwerins
Reise nach Holland.]
0. Mai. Das Schreiben Herzog Georg Wilhems wird er von hier aus beant-
worten, eine Abschrift seiner Antwort an W ran gel, der auch an ihn wegen
der am 1. Mai abzuhaltenden Zusammenkunft geschrieben, schickt er zur Mit-
theilung an Müller mit 2), sie sollen denselben versichern, er werde in dieser
Sache nichts ohne vorherige Coramunication mit dem braunschweigischen Hause
schliessen.
P.S. Auch — belangend die secrete Ouvertüre, so Euch der v. Be-
verning wegen einer engeren Verbindung gegeben, könnet Ihr demselben
hinwiederumb hinterbringen, dass wir noch bei der Intention, die wir
ihm bei seiner Anwesenheit mündlich selbst angedeutet, beständig zu
verbleiben gesonnen wären, dass wir uns nämlich mit dem Staat und
andern Benachbarten zu allerseits Lande Sicherheit enger zu verbinden
geneigt, jedoch also daferne die H. Staaten ihrerseits sich auch derge-
stalt hierunter bezeugen wollen, damit wir ihnen bei aller Begebenheit
beispringen könnten. Und weil unser Oberpräsident, der Freiherr
V. Schwerin ehestes Tages mit unsern Prinzen nacher Iselstein kom-
men würde, so würde er sich dieser Sache halber mit ihm an einem
oder andern Ort weitläufiger besprechen und von ihm unsre Meinung
näher vernehmen können. —
') Vgl. Köcher I. S. 4G2f.
^ Vgl. Kocher 1. S. 4C1 Anm. 5.
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Holländisches Allianzproject. 127
Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg an
den Kurfürsten. D. Zell 5./[15.] Mai 1666.
[auf das Schreiben vom 4. Mai. Die von Kf. und von den Holhindern beantragten
Allianzen.]
Er zweifelt nicht, des Kf. Absehen bei der vorgeschlagenen näheren Ver- 15. Mai.
einigung werde auch auf seinen Vetter und Bruder, die Herzoge August und
Johann Friedrich, gerichtet sein, er wird daher deswegen und wegen des
inzwischen von den Staaten gemachten Vorschlages einer mit ihnen und an-
deren benachbarten Potentaten aufzurichtenden Defensiv allianz mit ehestem,
dem Herkommen nach, in seinem fürstlichen Hause eine Communication an-
stellen *) und darauf dem Kf. ihre Gedanken darüber mittheilen, fragt inzwischen
an, ob Kf. meine, wenn das Bündnis mit den Staaten und anderen seinen Fort-
gang nehme, dass dennoch die nähere Vereinigung zwischen ihm und dem
Braanschweigischen Hause zu befestigen wäre.
Der Kurfürst an den Freiherrn v. Schwerin. D. Amsterdam
Mittwochs den 19. Mai 1666^.
[Berufung v. Schwerins.]
— Wir lassen Euch hiemit gnädigst wissen, was gestalt wir gestern 19. Mai.
Abend alhie angelanget und bis übermorgen alhio zu verbleiben, alsdann
früh von hie auf Vianen zu gehen und daselbst Mittag zu halten ent-
0 Vgl. über die am 9. Juni und den folgenden Tagen zu ßraunscbweig abge-
haltene Conferenz des Gesamthauses Kocher I. S. 465 if.
') Dieses einzige von dem Kf. aus der Zeit seines damaligen Aufenthaltes in
Holland herrührende Schriftstück befindet sich im Kriegsarchiv des Gr. Generalstabes.
Nach de Goess' Bericht an den Kaiser aus Cleve vom 29. Mai 1666 (ürk. u. Act.
XIV. 1, S. 271) istKf. schon am 22. Mai aus Holland dorthin zurückgekehrt. Ueber seine
Unterredung mit Job. de Witt berichtet dieser selbst an Beuningen 19. Mai löfUJ
(Lettres III. S. 438 irrthümlich als vom 13. Mai): Mr. l'Electeur de Brandebourg
est arrive ici hier incognito, j'ai eu aujourd'hui une longne Conference avec son Al-
tesse Electorale sur TAlliance proposee entre le Dannemark, son Alt. Electorale et los
Princes de Lunebourg suivant le projet que je vous ai envoye, j'y ai trouve cc
Prince tres-dispose, et il me declara, qu'il etoit deja engage par un traite avec le
Dannemark k assister cette couronne au cas que la Suede Tattaquät, ce qu'il avoit
d^clare k Mr. Cley Envoye de Suede, et corarae Mr. d'Estrades m'avoit dit hier, qu'il
^toit informe, que Mr. TElecteur etoit Obligo par un traite avec la Suede de l'assister
contre Bremen, j'en ai parle k son Alt. Elect. qui m'a assure, qu'il n'y etoit engage
ni directement ni indirectement et qu'il ne s'y engageroit pas, quoiqu'il jugeät que
la ville de Bremen s'en faisoit un peu trop acroire et qu'elle portoit trop loin ses
pretendus droits d'exemption qui n'etoient pas fondez, et qu'il faudroit faire ensorte
que Bremen relächät quelque chose de ses pretentions k condition qu'on ne Tobligeät
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128 n. Der bremische Krieg, die Quadrupel allianz und die engere Vereinigung etc.
schlössen sein. Wan wir dan mit Euch ein und anders zu sprechen,
als wollet Ihr Euch gegen solche Zeit mit unsern Kindern daselbst eiu-
finden und was Ihr etwan bei der Post an Briefen und neuen Zeitungen
empfangen, mitbringen, weil wir von der letzten Berlinischen Post noch
nichts erhalten. —
Der Kurftlrst an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Cleff 16./26. Mai 1666.
[auf das Schreiben vom 15. Mai. Trotz der projectierten Quadrupelallianz Wunsch
einer näheren Verbindung mit dem braunschweigi sehen Hause.]
26. Mai. Es ist ihm lieb, dass der Herzog mit seinen Brüdern und Vettern coui-
municieren will, sobald er ihre Erklärung erhalten, wird er seinen Geheimen
Rath V. Jena an den Herzog abfertigen und es an nichts ermangeln lassen,
was zu Beförderung dieses heilsamen Werkes gereichen kann.
Es ist uns zwar das Project, dessen Ew. Ld. Meldung thun, auch
von den Herrn General Staaten der Vereinigten Niederlanden communi-
ciret worden, wir halten aber dafür, es werde noch etwas Zeit erfordern,
ehe solches zum Stand und völliger Richtigkeit gebracht werden könne
und dass inmittelst beiden Theilen nützlich — sein werde sich derge-
pas ä recevoir garnison suedoise. J'ai allegue sur cela quelques considerations qu'il
n'est pas ,nece8saire de vous repeter ici, ce detail n'etant que pour vous aprendre,
que Son Alt. Elect. m^a certifi^ plus d^une fois, qu'eile n^avoit meme jamais pense k
aucun engagemeut avec la Suede qui Tobligeat ä Tassister directoment ni indirecte-
ment contre Bremen, ce dont j^ai sur le champ fait un üdele rapport ä Mr. d'Kstrades.
Son Alt. Elect. a dessein d'aller demain ou apres-demain voir la flotte de Leurs
HH. PP. au Texel et ensuite de s'en retourner k Cleves. Graf d* Estrades schreibt
an Ludwig XIV. 27. Mai 1666 (Memoires IV. S. 297f.): Je ne svaurois pas bien
juger k qui des deux, ou du Sieur van Beuningen ou de moi, le Sieur de Wit a
deguise ses sentimens; mais il est bien sur, quMI a fait tout son possible aupres de
TElecteur de Brandebourg pour faire rester son armee sur les frontieres jusques k
ce qu'on ait vu clair aux affaires de Suede, ce qu'il a refuse, et il envoya ses ordres
ä son general de marcher en Prusse le meme jour qu^il partit de la Haye. II est
aussi vrai que depuis sept jours le dit Sieur de Witt a fait donner commission des
Etats au Sieur de Beverning pour se trouver k Utrecht k son retour du Tessel
pour lui proposer de nouveau cette ligue. Le dit de Beverning a ecrit que M. TEIec-
teur y consentoit et avoit donne pouvoir au Sieur Schwerin de la conclure; il tra-
vaille k present avec le dit Schwerin pour en dresser les articles. 11 est vrai aussi
que M. TElecteur a dit au Sieur de Wit, lorsquMl le pressoit k la Haye de conclure
la ligue proposee et de retenir ses troupes, que si le Roi de Suede rompoit contre
le Roi de Dannemarc, il etoit engage par un traite de secourir le Dannemarc
et qu'il le feroit. Vgl. auch de Witt's Schreiben an Beuningen vom 27. Mai
(S. 453).
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VerbandluDgen über die Allianz mit den Braunscbw. u. über die Quadrupelallianz. 129
stalt mit einander zu verbinden, dass die übel Intentionirte Ursach
haben möchten, darauf Reflection zu nehmen. —
O. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Amsterdam 18. Juni
1666.
[Die Verbandlungen über die Quadrupelallianz.]
Weil ich mich zur Ruckreise fertig mache, habe ich nicht Zeit aus- 18. Juni,
führlich zu schreiben, berichte nur unt., dass wir*) unsere conditiones
über das Project der vorgeschlagenen Allianz dergestalt eingerichtet, dass
E. Ch. D. zu aller Zeit fort oder zurückgehen können, glaube ohne das
nicht, dass aus der Sache etwas werden wird. Es ist hie eine treffliche
allgemeine Freude über die grosse Victoria, die die Staaten erhalten
haben'), sie wenden jetzt allen Fleiss an, die Flotte geschwinde wieder
in See zu bringen. Meine Frau schreibt mir, dass die Prinzen sich
Gott lob sehr wohl befinden. —
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
10. August 1666.
[Wunscb in Holland, dass Kf. den Frieden mit England vermitteln möge. Be-
mühungen des däniscben Gesandten um die Quadrupelallianz. Erklärung de Witfs
wegen der Subsidien.]
Der Rathspensionar de Witt') ist Sonnabend Abend mit einigen Depu- 10. Aug.
tierten nach Seeland gereist, um die Flotte allerförderlichst wieder in See und
die Ostindischen Schiffe, welche unterwegs sein sollen, in Sicherheit zu bringen.
Sie verspüren unter der Hand bei den meisten Regenten und anderen Par-
ticulieren eine sonderbare Inclination und Confidenz, dass der Friede mit Eng-
land durch des Kf. Interposition am besten und schleunigsten befördert werden
sollte, auch die dänischen Minister haben ihnen dieses sinceriert und als
Ort der Composition Gleve vorgeschlagen; da die Engländer sieb bei dem letzten
*) Romswinckel meldet (d. Hage 15. Juni 166G), die von den Gen.-Staaten
bestellten Kommissare, Job. de Witt und Amerongen, reisten heute nach Amster-
dam, um sich dort mit dem Freiherrn v. Schwerin zu besprechen, auch er werde
sich heute dorthin begeben. Vgl. de Goess' Berichte vom 5., 12. Juni und 24. Juli
1666 (ürk. u. Act. XIV. 1. S. 276fr.).
*) Die Seeschlacht an den Dünen vom 11.— 14. Juni 1666, s. Aitzema V.
S. 698ff.; Lefevre Pontalis, Jean de Witt I. S. 377 ff.
») S. Lefivre-Pontalis I. S. 387.
Mater, x. Qesch. d. G. Karfursten. XII. 9
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130 '^* ^^^ bremische Krieg, die Quadnipelallianz und die engere Vereinigung etc.
Rencontre') etwas revanchiert, so konnte bei dem Könige jetzt wohl einige
nähere Disposition zum Frieden gefunden und zu dessen Vermittelung des Kf.
Interposition vor allen anderen acceptiert werden. Die dänischen Minister haben
ihnen auch berichtet, dass sie bei dem Staat zu Fortsetzung der Allianz und
Einwilligung nöthiger Subsidien alle mögliche Devoiren angewendet, der Raths-
pensionär aber sich hätte vernehmen lassen, dass die Gasse dergestalt erschöpft,
dalSs der Staat jetzt keine Subsidien würde aufbringen können. Damit gleichwohl
das angefangene gute Werk fortgesetzt werden möchte, habe er sich erboten, den
Staat zu disponieren, dass die Subsidien, wenn es zur Ruptur kommen sollte,
auf den Fuss wie vor diesem entrichtet und, damit Kf. inzwischen nicht mehr
Kriegsvölker, als er für sich brauchte, desfalls zu unterhalten nöthig hätte, ihm
von dem Staat in casum rupturae einige Kriegsvölker überlassen werden möchten.
Sie haben geantwortet, dass dieser Vorschlag nicht mit dem, was ihnen münd-
und schriftlich communiciert, übereinstimmte und dass sie keine Instruction
hätten, auf solche Weise zu tractieren. Soviel sie haben penetrieren können,
hat de Witt angefangen, diese Allianz oder wenigstens die Subsidien zu decli-
nieren, seitdem der König von Frankreich ein Versicherungsschreiben an
d'Estrades gethan'), dass Schweden während dieses Krieges gegen Däne-
mark nichts Feindliches anfangen, sondern neutral bleiben solle; die dänischen
Minister aber sagen, mit solchem Schreiben könnten ihre Grenzen nicht defen-
diert werden, und poussieren die Allianz.
Der Lüneburgische Gesandte Müller dringt') vornehmlich darauf, dass die
Subsidien wenigstens auf zwei Monate fortgezahlt und seines Herren Völker
noch etwas in Ostfriesland gelassen werden. Dienstag hat^) de Witt mit Graf
Waldeck und Müller in Wicqueforts Haus in der Stille conferiert, Graf
Waldeck ist darauf sofort verreist, auch Müller ist Freitag nach einer Con-
ferenz mit einigen aus dem Staat nach Amsterdam zu dem Fürsten von Osna-
brück gefahren*).
>) Die Seeschlacht vom 4. August 1666, s. Aitzema V. S. 729; Lefevre-
Pontalis I. S.382ff.
*) S. das Schreiben Ludwigs XIV. an Estrades vom 16. Juli und dessen
Schreiben vom 17. Juli (Mem. IV. S. 358 ff.).
») S. Köcher L S. 473.
*) S. Köcher L S. 475.
*) Dieselben melden 13. August, durch Klingenberg hätten sie erfahren,
Müller, der ihnen noch keine Visite noch die allergeringste Com munication gegeben,
hätte erklärt, er wäre jetzt capabel mit dem Staat auf den vorgeschlagenen Fuss, dass
die Werbe- und Subsidiengelder erst, wenn es zur Ruptur kommen sollte, von dem
Staat gezahlt würden, zu tractieren.
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Stocken der Allianzverhandlungen. 131
Der Karfürst au Romswinckel und Copes. D. Cleve
14. August 1666.
[auf die Relation vom 10. August. Zurückweisung der holländischen Vorschläge.]
— Nun können "»ir uns aber auf solche Art, wann uns nicht als- 14. Aug.
bald Subsidiengelder zum Unterhalt unserer Völker gereichet werden,
in keinen Tractat einlassen. Dana, was die Lüneburger betrifft;, weil
dieselbe bis auf diese Zeit und also ein ganzes Jahr hero die Subsidien
genossen, darbei auch ohne Zweifel ferneren Unterhalt vor ihre Völker
aus Ostfriesland ziehen werden, und es also zwischen uns und ihnen in
diesem Stück gar eine andere Bewandnis hat, so können wir uns nach
denselben nicht reguliren lassen, sehen auch nichts warum wir bei so
gestalten Sachen so eben auf diese Allianz dringen sollen. —
Ronaswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
17. August 1666.
[de Witt's Erklärung wegen der Subsidien.]
Nachdem de Witt Sonnabend aas Seeland hieber zurückgekehrt ist, haben 17. Aug.
sie denselben am folgenden Tage aufgesucht und hat er betreffend des Kf. Ab-
schickung nach England zur Vermittlung des Friedens erklärt, dass dem Staate
solche ganz lieb sein und derselbe unter gewissen Bedingungen darauf eingehen
würde. Darauf fing er selbst von der engeren Allianz und, wie zuträglich die-
selbe allen Theilen sein würde, an zu reden, und da sie erwiderten, sie hätten
auf die von Kf. gemachten Vorschläge noch keine nähere Erklärung erhalten,
nur von Müller und Klingenberg erfahren, er habe diesen gesagt, dass der
Staat die Subsidiengelder nicht eher, als wenn es in den beiden Jahren zur
wirklichen Ruptur kommen sollte, hergeben würde, dieses sei aber discrepant
von dem ihnen Mitgetheilten und Kf. hätte ihnen befohlen, sich auf solche Art
in keine Tractaten einzulassen, so erklärte er, was jene Herren berichtet, sei
seine eigene und endliche Meinung, er würde noch Mühe haben, die Approbation
des Staats dazu zu erhalten, wenn Kf. darauf die Tractaten einzugehen Be-
denken trüge, so würde es besser sein davon nichts mehr zureden. Klingen-
berg, dem sie davon Mittheilung gemacht, war sehr unzufrieden damit und bat
sie, sich zu bemühen, dass diese Tractaten nicht abrumpiert würden. Müller
hat ihnen nicht mitgetheilt, dass er befehligt sei, auf jene Bedingungen hin
mit dem Staat abzuscbliessen, er scheint überhaupt nicht mit ihnen in allem
de concert gehen zu wollen.
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132 H- l^cr bremische Krieg, die Quadnipelallianz und die engere Vereinigung etc.
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
2. September 1666.
[Weigerung, falls ihm nicht bessere Bedingungen be« illigt werden, die engere Allianz
mit abzuschliessen.]
2. Sept. Er hat sich allerdings in die früheren Verhandlungen wegen der engeren
Allianz mit eingelassen, da er aber bisher nicht vernommen, dass die Staaten
anf seine verschiedenen allerbilligsten Forderungen irgend etwas beschlossen
haben, iiberdies ebenso wie zu Anfang auch jetzt ohne seine Zuziehung das Pro-
ject zu der Allianz mit den dänischen und luneburgischen Ministern con-
certiert und erst nachträglich ihm zugestellt ist, ohne dass ihm angewiesen sei,
was eigentlich der Zweck dieser näheren Allianz und worin sein Interesse be-
stehe, so sieht er nicht ein, weshalb er sich in ein so weitgehendes Bündnis
so schlechter Dinge engagieren und bei seinen Freunden nicht weniger als bei
Fremden ins Auge stecken soll. Wenn der Staat wünscht, dass er mit eintrete,
so wird er ihm anders als bisher begegnen und ihm die Sache so vorlegen
müssen, dass er sich darauf einzulassen und auch die Frau Landgräfin von
Hessen dazu disponieren zu helfen Ursache haben möge. Sie sollen dieses
dem Staat auf das glimpflichste bedeuten, auch mit den dänischen und lüne-
burgischen Ministem so davon reden, dass diese verspüren, dass er nur aus
diesen Gründen sich nicht in die Sache einlassen könnte, sonst aber gern bereit
sei, mit ihren Principalen in dieser und anderen vorfallenden Sachen zu con-
currieren, auch mit dem schwedischen Minister Appelbom in generalibus doch
so davon reden, dass ihm gleichwohl künftig in diese Allianz mit einzutreten
unbenommen bleibe^).
Instructio fUr Herrn Romswinckel wegen der Allianzsache.
D. [Gleve] 13. October 1666.
[Bevollmächtigung zum Abschluss der Allianz.]
13. Oct Nachdem Kf. sich von Romswinckel hat referieren lassen, was die Gen.
Staaten am 4. geschrieben*), worin sie ihm namentlich die Vorsetzung der
>) Romswinckel und Copes berichten am T.September, auf ihre Anzeige,
dass sie wegen der Allianzsacbe Ordre erbalten, seien de Witt und zwei andere De-
putierte zu ihnen gekommen, hätten aber alles nur ad referendum genommen. Sie
hätten auch mit Appelbom und mit Klingenberg von der Sache geredet, ersterer
hätte ihnen mitgetheilt, ihm sei durch Amerongen eine generale Notification von
der Allianz gemacht und er gefragt worden, ob er Vollmacht habe zu tractieren, was
er verneint habe, letzterer sei über ihre Mittheilung etwas alteriert gewesen und hätte
sie gebeten, sich zu bemühen, dass der Tractat zustande komme, auch seinerseits ver-
sprochen, sich zu bemühen, dass dem Kf. gebührende Satisfaction gegeben werde.
») S. die Declaration der G.Staaten vom 4. October 1666 (Aitzema V. S. 1017).
Schon am 28. September hatten Romswinckel und Copes berichtet, ihnen sei
baldige Resolution wegen der Reglemente sowie eine freundnachbarliche Erklärung
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Neue Verhandlungen. 133
engeren Allianz recommendiort, erklärt er sich mit dessen bisheriger Negotiierung
im Haag zufrieden und befiehlt ihm, wieder dorthin zurückzukehren und zu-
sammen mit Copes die angefangene Negotiierung fortzusetzen. Die Allianz
betreffend hat er den Gen.-Staaten oder deren Deputierten sowie nach Befinden
auch den dänischen und lüneburgischen Ministris vorzustellen, dass Kf.
zwar nicht ungeneigt sei, auf gewisse Maass und Weise darin zu condescendieren,
er wolle aber zuforderst von den Staaten zufolge der in diesem Jahre aufgerich-
teten Allianz *) und ihrer Erklärung vom 4. October in puncto der Reglementen,
der Spoykribben und Rang gebührende Satisfaction und dann wegen Evacuation
der Clevischen Städte eine nähere freundnachbarliche und begnügliche Erklärung
des aufgerichteten Secretartikels ') erwarten, damit er nicht veranlasst werde,
die von dem R5m. Reiche vorgeschlagenen rechtmässigen Mittel an die Hand
zu nehmen. Unterdessen aber soll R. nichts desto weniger die Allianz auf des
Kf. Ratification und mit Beobachtung der zu den einzelnen Artikeln hier ge-
machten Considerationen *) concertieren.
Romswinckel nnd Copes an den Karfttrsten. D. Hage
19. October 1666.
[Abschluss der Quadrupelallianz.]
Nachdem sie gestern Nacht hier angekommen, haben sie sofort des Vor- 19. Oct
mittags mit Klingenberg und darauf den ganzen Nachmittag mit ebendem-
selben nnd Job. de Witt, dem Rathspensionar de Witt und Müller über die
wegen der gesuchten Evacuation der Clevischen Städte, sodann über die Ajustierung
der Quadrupelallianz zugesagt worden. Die Gen.-Staaten hätten beschlossen, der Krone
Schweden ihre Mediation inbetreff der Differenzen mit Bremen anzubieten und des-
falts den Kf. und andere Reichsfürsten zu begnissen. Vgl. Aitzema V. S. 988 f.
») Defensiv-Allianz vom 6./1 6. Februar 1666 Art. XIV. (Aitzema V. S. 999).
^ Secretartikel zu ebendieser Allianz ebendaselbst S. 1006.
*) Die wichtigeren unter denselben sind: ad Art. III.: Die Verpflichtung zur
gegenseitigen Vertheidigung soll s^ii die in Kuropa belegenen Besitzungen beschränkt
und wegen der mit staatischen Garnisonen besetzten Städte ein dem Separatartikel
der Allianz vom 6./1 6. Februar entsprechender Separatartikel beigefügt werden; ad
Art. IV.: Von den Staaten könnten statt 1800 Reiter 3000 und statt 3600 Fussknechte
6000, jedoch endlich 6000 insgesamt (davon '/a ^-^ Ross, Vs zu Fuss) gefordert werden.
Nachher soll dann in Art. IX. gesetzt werden, dass Kf und die Lüneburgfischen Fürsten
jeder 12000 Mann nach Anleitung der Verträge vom 6./ 16. Februar 1666 und 21. Sep-
tember 1665 stellen sollen und dass statt des Bischofs zu Münster der künftige aggressor
oder aggressores verstanden werden, dieselben aber während dieser Assistenz zu
Leistung weiterer Hülfe vermöge anderer Traktaten nicht gehalten sein sollen; ad
Art. VI.: Das dort Bestimmte soll nur angenommen werden, insoweit es nach Inhalt
der zwischen Kf. und dem Hause Braunschweig vorangeregten Tractaten, welche
ihre Kraft behalten sollen, sich auf die künftigen Fälle applicieren lässt; ad Art. XII.:
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134 U. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Allianz conferiert') und sich provisionaliter verglichen; hätten sie sich nicht
eingestellt, so wäre die Allianz ohne sie geschlossen worden. Im übrigen sind
die Bemerkungen des Kf. berücksichtigt worden , auch Art. 3 ist danach re-
dressiert und soll demzufolge ein Separatartikel darüber ausgefertigt werden,
da aber Müller sich namens der Herzoge Georg Wilhelm und Ernst
August geweigert, die Defension über des Kf. Preassen anzunehmen, so er-
warten sie darüber des Kf. Ordre und stünde zu bedenken, ob Kf. in diesem
Fall wollte fordern lassen, dass die G.Staaten die Anreitz- und Subsidlengelder,
welche sie sonst für andere zwölftausend Mann den braunschweigischen Fürsten
geben sollen, ihm versprechen und existente casu geben sollen. Art. 4 haben
sie nicht anders bekommen können, Art. 9 ist nach vielen Debatten zufolge
ihrer Nebeninstruction eingerichtet worden, der Rathspensionar will aber namens
der Provinz Holland die Wörter geduyrende den tyt hier boven gemelt nicht
passieren lassen, und soll dem Kf. von dem Staat ein separater Artikel betreffend
die Anreitzgelder gegeben werden.
Ad Art. 12 ist zugestanden, dass Pfalz-Neuburg mit benannt werde,
gegen den Bischof von Münster aber ist sowohl vonseiten der Staaten als
auch Müllers widersprochen worden.
Sie bitten Kf., ihnen bis Donnerstag seine Befehle zukommen zu lasssen,
da, wenn sie die Schliessung der Allianz länger ausstellen oder darin einige
substantielle Veränderung machen sollten, die anderen Parteien daraus Anlass
nehmen würden, dieselbe unter sich allein zu unterschreiben.
So viel sie abnehmen können, werden die Lüneburg ischen, sobald
diese Allianz geschlossen sein wird, sich den Schweden widersetzen und die
Stadt Bremen zu assistieren suchen.
Man hat ihnen versprochen, dass die Reglementen förderlichst abgethan
und wegen der Speukribbe und des Rangs gebührende Satisfaction gegeben
werden solle, die gesuchte Evacuation der Clevischen Städte aber wird nach
wie vor decliniert und excusiert.
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
20. October 1^66.
[auf die Relation vom 19. October. Bemerkungen zu dem AUianztractat.]
20. Oct. — So viel nun den vierten Articul betrifft, lassen wir solchen endlich
dem Aufsatz gemäss passiren, jedoch hättet Ihr bei dem 3. Art. zu be-
Neben der Krone Schweden und K.Cöln sollen auch Münster, Pfalz-Neuburg
und Hessen-Cassel benannt werden. In einer Nebeninstruction (d. Cleve 6./16. Oc-
tober 1666) erklärt sich Kf. zufrieden, falls das bei Art. IV. wegen Zahl des hollän-
dischen Auxiliarcorps gemachte Notatum nicht durchzubringen wäre, dass Art. IX.
wie projectiert adjustiert werde, doch so, dass die Worte „von vollkommener Ruptur"
entweder ganz ausgelassen oder doch gemildert werden.
») S. Köcher I. S.499f.
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Weitere Verhandlangen und Abscbluss der Quadrupelallianz. 135
dingen, dass, weil die Herzoge zu Braunschweig uns in Preussen
zu assistiren sich verweigern, die solchenfalls denselben von dem Staat
zu zahlen schuldigen Anreitz- und Subsidiengelder Eurem Fürschlag ge-
mäss uns erlegt werden. Bei dem 9. Art. lassen wir uns gnädigst ge-
fallen, dass die Anreitzgelder uns vom Staat per separatum articulum
versprochen und verschrieben werden, jedoch habt Ihr Euch zu bemühen^
dass solche auf die Weise als im neulich gemachten Vergleich mit
Munster uns promittiret werden. So habt Ihr es auch dahin zu beför-
dern^ dass bei dem Schwedischen Residenten Appelbaum communi
nomine die Notification dieses Werks geschehe und die Eron Schweden
nochmals dazu invitiret werde. —
Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage 23. October 1666.
[Vorschlag zur Beseitigung der noch den Abschluss der Allianz verzögernden Schwierig-
keiten.]
Da der Rathspensionar de Witt sich zu dem von ihm gemachten Vorschlage 23. Oct.
wegen der statt an die braunschweigischen Fürsten an Kf. zu zahlenden An-
reitz- nnd Subsidiengelder nicht verstehen will und Müller behauptet, aus-
drückliche Ordre von seinen Principalen zu haben, die Defension von Preussen
nicht anzunehmen, so hat er, obwohl sonst alles fertig ist und alle ihn drängen,
die Unterschreibung der Tractaten bis auf das Eintreffen weiterer Ordre des Kf.
ausgesetzt. Er schlägt vor, die Tractaten mochten prout jacent von ihm und
Muller unter dem Beding unterschrieben werden, dass Kf. und die braunschwei-
gischen Herzoge sich wegen der Defension von Preussen absonderlich zu ver-
gleichen hätten, ebenso wie Klingenberg sowohl wegen Norwegens,
dessen Defension Müller ebenfalls verweigert, als auch wegen Gleichheit des
Succurses, mit dem sein König und Kf. sich gegenseitig zu assistieren haben
würden, einen näheren Vergleich vorbehalten hat.
Der Kurfilrst an Roraswinckel. I). Cleve 25. October 1666»
[Ermächtigung zum Abscbluss der Allianz.]
Er soll wegen Einschliessung Preussens in die Defension sich weiter 25. Oct.
bemühen und versuchen, wenigstens zu erreichen, dass sich die Braunschwei-
gischen, im Falle des Kf. preussische Lande attaquiert werden, wenn sie dort-
hin ihre Auxiliartruppen zu schicken anstehen sollten, verpflichten, eine Diver-
sion am anderen Orte in Teutschland damit zu machen. Wenn sie sich auch
dazu nicht verstehen w^ollen, so lässt Kf. geschehen, dass unter solchem Reser-
vat, wie es Klingenberg gethan, die Tractaten geschlossen und subscribiert
werden *).
0 An demselben Tage war schon die Allianz im Haag unterzeichnet worden,
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136 n. Der bremische Krieg, die Qnadrupelalliftiiz und die engere Vereinigung etc.
d. Die engere Vereinigung mit K.Cöln, den braun-
schweigischen Herzogen, Hessen-Cassel und Schweden.
Der Kurfürst an den Vicekanzler Budendach*). D. Cöln
3./[13.] December 1666.
[Instruction für die Zusammenkunft in Hildesbeim.]
13. Dec. Nachdem K.Cöln and die Herzoge von Braunschweig*) ihn zu einer
auf den 13. December nach Hildesheim angesetzten Zusammenschickung ein-
geladen und er Badendach dorthin zu deputieren beschlossen, soll sich dieser
dorthin begeben. Wenn die Proposition dahin zielen sollte, wie im Nieder-
sächsischen und Westfälischen Kreise und den benachbarten Orten Friede und
Ygl. Kocher I. S. 500f. S. die Quadrupelallianz vom 15./25. Oetober 1666 mit zwei
Separatartikeln bei Aitzema V. S. 905ff; Londorp IX. S. 483ff.; Dumont VI.3.
S. 122ff.; Inhaltsangaben bei Pufendorf X. §27(8.663); v. Mörner S. 307 ff.
Die Ratification des Kf. d. Sparenberg 6. November 1666. Die weiteren Verband-
lungen des Kf. mit den braunschweigiscben Herzogen Georg Wilhelm und Ernst
August hatten zur Folge, dass sich diese (d. Nienburg 29. Oetober/ [8. November] 1666)
erboten: „dass, wenn Ew. Ld. innerhalb den nächsten zwei Jahren von der Gron
Schweden in dero Herzogtburob Preussen occasione des jetzigen Bremischen Un-
wesens angegriffen werden sollten, wir alsdann derselben die Hulffe, wozu wir sonsten
vermöge obgemeldter Alliance verpflichtet, zu schicken, wann aber nach Beilegung
jetziger Bremischen Unruhe innerhalb obbesagten zweien Jahren Ew. Ld. von der
Gron Schweden oder auch andern in dero Herzogthumb Preussen angegriffen
wurden, alsdann deroselben auf Erfordern mit 40CX) zu Fuss und 2000 zu Boss zu
Hülfe kommen und wegen des modi bei nächster Gelegenheit mit Ew. Ld. uns weiter
vernehmen, auch unsern im Haag habenden Käthen diese unsere Erklärung förder-
lichst notificieren lassen wollen**, womit Kf. (d. Berlin 9./[19.] November 1666) sich zu-
friedengestellt erklärt und nur anheimstellt, darüber einen föroiJichen Recess abzu-
fassen, was aber nicht geschehen zu sein scheint.
') Johann Budendach, Halberstädtischer Vicekanzler; seine Gesandtschaft
zu dem Obersächsischen Kreistage zu Leipzig im Juni 1664 s. Urk. u. Act. XI.
S. 276 ff.
*) Kurfürst Maximilian Henrich von Goln hatte (d. Hildesheim 3. December
1666) Kf. zu Beschickung der mit den braunschweigiscben Herzogen nach Hildesheim
verabredeten Zusammenkunft aufgefordert, wo berathen werden solle, wie für die Zu-
kunft weitere Geföhrlicbkeiten in der bremischen Sache, nachdem diese jetzt glück-
lich beigelegt sei, verhütet werden könnten. Die braunschweigiscben Herzoge
Georg Wilhelm, Johann Friedrich und Ernst August hatten (d. Nienburg
22. November /[2. December] 1666) eine ähnliche Einladung au ihn ergehen lassen, in
der als Zweck der Zusammenkunft angegeben war zu überlegen, wie, nachdem
zwischen Schweden und der Stadt Bremen der Friede geschlossen sei, in dem
Niedersächsischen und Westfälischen Kreise und benachbarten Orten Friede und Ruhe
erhalten werden und man wider alle schleunigen Anfälle sich in Sicherheit setzen
könne. Vgl. Köcher I. S. 515.
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Zusammenkunft in Hildesheim. 137
Ruhe erhalten werden und man wider alle schleunige Fälle sich nothdarftig ver-
wahren könne, so soll er erklären, wofern sich einige gefährliche Extremitäten
äussern sollten, welche zu Thätlichkeiten ausschlagen könnten, so müssten nicht
allein beide Theile zu gutlicher Composition ernstlich ermahnt, sondern auch dem
Angegriffenen wirkliche Hülfe geleistet werden. Die Determination der Hülfe
mnsste auf die Reichsmatricul und nach Proportion der Gefahr genommen wer-
den, auch jeder Fürst in der nöthigen Verfassung verbleiben; es wäre billig,
dass zu den dadurch verursachten Kosten auch die übrigen und geringeren
Kreisstände nach Proportion beitrügen, und könnte fiberlegt werden, wie es da-
hin zu bringen sei. Einen darüber aufgesetzten Recess darf er mitunterschreiben.
Sollte aber sonst von anderen Sachen etwas proponiert werden, solches hat
er ad referendum anzunehmen und nur im allgemeinen zu versichern, dass Kf.
zu allem, was zu der beiden Kreise Wohlfahrt gereichen könne, gern mit bei-
tragen wolle.
Er soll sich auch erkundigen, ob man den Schweden') von dieser Zu-
sammenkunft Nachricht gegeben, und erklären, Kf. zweifelte nicht, man würde
dieselben auch mit dazu einladen, um ihnen nicht Anlass zum Misstrauen zu
geben.
Johann Budendach an den Kurfürsten. D. Hildesheim
21./[31.] Deeember 1666.
[Bericht über die Zusammenkunft in Hildesbeim.]
Der bösen Wege und des heftigen Schneefalls wegen ist er erst vorgestern, 31. Dec.
am 19., hier angelangt und hat als Deputierte von K.Cöln den Kanzler Peter
Buschmann und Vicekanzler Heirich Franz Nicolars, von Osnabrück
und Zelle den v. Bülau und Vicekanzler Heymann, wegen Hannoverden
Kanzler Langenbeck und Hofrath Hugo, wegen Wolfenbüttel den Statt-
halter Hardenberg und Rath Sohlen und wegen Hessen-Cassel den
Geh. Rath Badenhausen vorgefunden. Nachdem ihn gestern früh Nicolars
von dem in den zwei inzwischen abgehaltenen Zusammenkünften Vorgefallenen
unterrichtet, fand um 8 Uhr eine Zusammenkunft auf dem Rathhause statt,
dort legte Buschmann an ihn die Proposition ab: erster Zweck der Zusam-
menkunft sei Befestigung des zwischen dem R. Feldherrn und der Stadt Bremen
geschlossenen Friedens, ob dazu die perpetuatio oder continuatio seu extensio
des Kaiserlichen Conservatorii dienlich erachtet werden möchte. Da nun gestern
Bremische Deputierte') erschienen und gebeten hätten, 1) es möchte ihnen
von den Interponenten die versprochene Garantie des Vergleichs schriftlich er-
tfaeilt werden, 2) dieselben möchten sich dafür verwenden, dass der 14. Theil
der Reichssteuern, den sie nach dem 3. Artikel jenes Vergleichs vorläufig hätten
0 Kf. theilt Wrangel (d. Göln 5./[ 15.] Deeember 1066) mit, dass er die Zu-
sammenkunft beschicken werde, und spricht die Hoffnung aus, dass auch wegen des
Herzogthums Bremen sich jemand dort einfinden werde.
*) Syndikus Wachmann und Ratbsberr Hermes.
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138 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereioigung etc.
übernehmen müssen, von Kaiser und Reich erlassen werde, 3) dieselben mochten
sich in der Speckhanschen Sache verwenden, dass diese vom R.Feldherrn
nicht so arg ausgelegt und neue motus erregt würden, 4) die Mediation in den
aus dem Stadischen Vergleich noch rückstandigen Punkten übernehmen und
5) ihnen rathen, ob sie die von den Niederländern ihnen angebotene Mitgarantie
annehmen sollten, so sei mit Vorbehalt des voti des Kf. beschlossen worden '),
die Stadt Bremen sollte die Ratificationen des Vei^leichs und die Garantie
der Kur- und Fürsten und deren Indemnisation bei dem Kaiser und dem Reiche
suchen, würden sie nun dieses alles erhalten und der Kaiser ihnen oder anderen
Kur- und Fürsten die Continnation oder Prorogation des Conservatorii com-
mittieren, würde hoffentlich keiner sich dessen entziehen, 2) wegen Abschrei-
bung des sonst zweifach von der Stadt zu tragenden onus wolle man sich ver-
wenden, 3) in der Speckhanschen Sache wäre wünschenswerth gewesen,
dass der Rath das Feuer in der Asche gedämpft und dass er in dem Schreiben
an Wrangel glimpflicher gegangen und nicht so sehr die vorigen actiones
Speckhans perstringiert hätte, doch wollte man, falls die Rädelsführer ernst-
lich bestraft, das Geraubte wieder herbeigeschafft und die Schuldigen zu Resti-
tution alles Schadens angehalten würden, ihnen gern aller Möglichkeit nach be-
hülflich sein, 4) wolle man, wenn die Ratification aus Schweden erfolgt und
die Speckhansche Sache beigelegt sei, die Mediation übernehmen, 5) die
Stadt solle sich erkundigen, ob das holländische Anerbieten vom Kaiser und
Reiche wohl oder übel werde genommen werden. Er bat ihn darauf, sich
namens des Kf. herauszulassen, ob derselbe mit diesem Beschluss einig wäre.
Er hat darauf erwidert, er sei, da das luvitationsschreiben in terminis generali-
bus bestünde, nicht auf dergleichen specielle Fälle, sondern nur im allgemeinen
dahin instruiert worden, dass Kf. zu allem dem, was zu Versicherung von Frie-
den und Ruhe dienen könnte, beizutragen erbötig wäre, er könnte sich daher
nicht kategorisch erklären, aber sub spe rati mit den gefassten Beschlüssen
conformieren.
Darauf wurde ihm das andere membrum propositionis eröffnet: Weil die
Interponenten sich in Acht zu nehmen hätten, dass die auf des Kaisers und
Reichs Befehl bezeigte Willfährigkeit ihnen keine Ungelegenheit zu Wege bringe,
zumal Schweden noch immer mehr rüste, so wäre in Deliberation gebracht,
wie diesem vorzukommen ? Von der Rheinischen Allianz habe man abgesehen
da Schweden und Frankreich auch mit darin begriffen wären und da die
Erfahrung lehre, dass man bereits angefangen nachzufragen, ob dieses oder
jenes auch zur Allianz gehörte und casus foederis wäre, und nöthig erachtet,
näher zusammenzutreten und zu Abwendung aller Gefahr etwa m/10 zu Fuss
und m/5 zu Ross auf den Beinen zu haben, womit alle anwesenden Gesandten
einig, nur dass der Hessen-Casselsche sich ratione quanti nicht habe her-
auslassen können. Er hat erwidert, Kf. hätte ihn auch • in dieser Beziehung
nur in genere instruiert, dass, falls es zu Extremitäten kommen sollte, man dem
Angegriffenen helfen sollte, die Determination der Hülfe müsste nach der Reichs-
0 Vgl Köcher I. S. 516.
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Zusammenkunft in Hildesheim. 139
matrikol und der Grösse der Gefahr genommen werden, auch jeder Stand sich
zur Leistung der Hälfe parat halten, er glauhe aber, dass es dem Kf. gleich
sein werde, wenn für diese mutuelle Assistenz die vorgeschlagene Mannschaft
zum Fundament gelegt würde.
Die übrigen Gesandten conformierten sich darauf mit diesem votum, die
K.Cölnischen aber protestierten, dass nach der Reichsmatrikul sie zu hoch
belegt wären, und verlangten denselben Nachlass wie in der Allianz, was aber
auch heute ausgestellt wurde.
Id summa — soviel ich — absehen kann, zielet diese Zusammen-
kunft nirgend anders hin, als dass die Braunscbweigischen sich be-
fahren, es dürften die Schweden sich an ihnen wegen der der Stadt
Bremen geleisteten Assistenz zu rächen suchen und sie von denen
correspondirenden Cuhr- und Fürsten ohne Assistenz — gelassen werden.
P. S. Die Versammlung ist auf den 13. Januar vertagt worden, inzwischen
sollen die einzelnen Gesandten nähere Instruction von ihren Principalen einholen.
Johann Badendach an den Kurfürsten. D. Halberätadt
23. December 1666 /[2. Januar 1667].
[Vertagung der Conferenz. Weitere Berathungsgegenstände.]
Am 21. December hat, nachdem der Kanzler Langenbeck von seinem 2. Jun.
Herrn nähere Instruction geholt, doch noch eine neue Conferenz stattgefunden,
doch ist dort auf seine Erklärung hin, dass er ohne nähere Instruction Kf. zu
nichts obligieren, am wenigsten dazu condescendieren könne, dass gleichsam ein
Potentat ausgekippet und zum Feinde vor der Zeit erwählt werden sollte, zumal
Kf. dafür gehalten, es werde auch Schweden zu dieser Versammlung invitiert
worden sein, die früher beschlossene Vertagung der Zusammenkunft bestätigt
worden. Er erbittet nun nähere Instruction auch über einige in Frage gekom-
mene Nebenpunkte:
1) Inhibierung der fremden Werbungen im Reiche,
2) des Weserzolles, ob nicht, um das Uebergehen desselben an Schwe-
den zu verhüten, jemand der anderen Kreisstände zusammen mit der
Stadt Bremen denselben zu erhandeln suchen solle, die Braunschweiger
scheinen ihn dem Herzog Georg Wilhelm vor anderen zu gönnen,
3) der Postsache, wie am besten die Reichs- und Taxische mit der Kur-
und Fürsten Postmeistern zu vergleichen sein möchten.
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140 H- I^er bremische Krieg, die Quadrapelallianz und die engere Vereinigang etc.
Der Kurfürst an Job. Budendach. D. Colin a. d. Spree
l./[ll.] Januar 1667.
[Instruction für die neue Zusammenkunft.]
11. Jan. B. soll sich gegen den 13. Januar wieder in Hildesheim einfinden und
den Conferenzen beiwohnen. Kf. ist mit der vorgeschlagenen näheren Zusam-
mensetzung einverstanden, doch ist dabei des Bremischen Wesens nicht aus-
drücklich zu gedenken, sondern dieselbe allgemein auf alle Fälle, wenn einer
der Interessierten sollte feindlich überzogen werden, einzurichten. Die vorge-
schlagenen 15 000 Mann werden als Fundament dieser Verfassung zulänglich
sein, doch muss jeder die ihm zukommende Mannschaft immer wirklich parat
halten und mit zunehmender Gefahr dieselbe nach Proportion zu erhohen schul-
dig sein. Die Eintheilung der Quoten hat nach der Reichs matricul und nicht
nach einer anderen Particularallianz zu geschehen, B. soll sich bemühen, die
K.Cölnischen dahin zu disponieren, dass sie für diesmal der Moderation nicht
gedenken, sollte dieses aber nicht gelingen und die übrigen E.Göln dieselbe
gönnen wollen, so soll er, doch auf des Kf. speciale Genehmhaltung und ohne
Präjudiz, einwilligen.
Fremde Werbungen hat ein jeder Herr in seinem Lande zu verhindern.
Den Oldenburgischen Weserzoll zu erhandeln hält Kf. für sehr wunschenswerth
lind er ist erbötig, zu der Kaufsumme beizutragen. Wegen der Postangelegen-
heit ist Kf. bisher nicht genügend informiert.
Johann Budendach an den KurfUrsten. D. Hildesheim
18./[28.] Januar 1667.
[Bericht über die neue Zusammenkunft.]
28. Jan. Er ist am 13. Januar hier angekommen und am 15. sind die Berathungen
wieder eröffnet worden »). Die quaestio an und das Quantum der m/15 Mann
wurde von allen angenommen, nur Baden hausen erklärte, die Landgräün von
Hessen vermöchte während der Minorennität ihres Sohnes, zumal ohne Con-
currenz Hessen-Darmstadts denselben nicht in neue Bündnisse zu impli-
cieren, sollten aber die Schweden wegen des übernommenen Conservatorii je-
mand von den Correspondierenden angreifen, so werde sie solches pro casu
foederis der Rheinischen Allianz ansehen und Assistenz leisten. Da aber wegen
des Quanti, nachdem ein nach der Reichsmatrikul eingerichtetes Project zur
Deliberation gekommen, der K. Cölnische starkauf Moderation gedrungen und
nur sub spe rati sich statt der K.Cöln zustehenden 1861 z. R. und 3442 z. F.
zu 1400 z. R. und 2600 z. F. hat verstehen wollen, auch er selbst angestanden
hat, das auf Kf. fallende Quantum, da dasselbe höher als alle braunschweigi-
schen Häuser, anzunehmen und den Befehl des Kf. einzuholen sich vorbehalten
0 Vgl. Köcher I. S. 518f.
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Neue Zusammenkunft zu Hildesheim. 141
hat, so hat man beschlossen, K.Cölns und des Kf. Entscheidung darüber ab-
zuwarten, and ist inzwischen zu anderen Punkten geschritten.
B. bittet daher Kf. um nähere Instruction wegen des von demselben zu
übernehmenden Quantum, ferner wegen einiger bei Ausarbeitung der particu-
iaria aufgestellter Fragen, 3) ob Kf., wenn die von der Stadt Bremen gesuchte
extensio conservatorii vom Kaiser erfolgen sollte, sich ferner damit belegen
lassen wolle, und 4) da K.Cöln und die braunschweigischen Häuser
neben dem auf alle casus zu richtenden Hauptrecess ein besonderes ProtocoU
wünschen, in welchem die Zusammensetzung auf den besonderen Fall, wenn
jemand der Correspondierenden wegen des übernommenen Conservatorii der
Stadt Bremen angegriffen werden sollte, verfertigt würde, ob er dasselbe auch
in des Kf. Namen unterschreiben dürfe.
Der Kurfürst an Johann Budendach. D. Cöln a. d. Spree
22. Januar/[1. Februar] 1667.
[Die vom Kf. zu übernehmende Truppenzabl. Das Bündnis darf nicht speciell gegen
Schweden gerichtet werden.]
— Ob wir nun wohl uns gefallen lassen, dass man den Anschlag i. Febr.
auf 15 000 Mann machen wollen, so ist') euch doch vorhin wissend,
dass, soviel das uns zugeschriebene Contingent an Mannschaft betriift,
wir schon in anderen Alliancen, die auf eben denselben Zweck abzielen,
begriffen sein, daher wir dafür halten, dass bei dieser so eigentlich auf
die Reichsmatrikul das Absehen nicht könne genommen werden, sondern
vielmehr überhaupt Vergleichung zu treffen sei, inmaassen wir uns dann,
gleich der Chur-Cöllnische sub spe rati gethan, zue 1400 zue Ross und
2600 zue Fuss erbieten, und diese Anzahl werden wir allezeit parat
halten. —
Im übrigen befehlen wir euch hiermit gnädigst, bei Einrichtung
dieser Alliance wohl zu beobachten und zu erinnern, dass darinnen^)
niemand in specie oder mit Namen möge genennet werden, wider welchen
es angesehen, sondern dass er (sie!) bloss zur Defension wider alle und
jede, so Unruhe und Feindseligkeit wider der Alliirten Lande, sie sein
in dem Westphälischen, Niedersächsischen oder Obersächsischen Greise
gelegen, verüben und anstiften würde, gemeinet, damit die Cron Schwe-
den nicht irritiret werde noch eine ombrage daher nehmen könne, ge-
') Vgl. den Bericht de Goess' an den Kaiser vom 18. Februar 1667 (Urk. u.
Act. XIV. 1, S. 294).
>) S. ebendas. S. 288 (7. Februar).
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142 11* I^er bremische Krieg, die Quadmpelallianz und die engere Vereinigung etc.
stalt wir dann bald anfangs erinnert, dass die Cron Schweden zu die-
sem Convent mit invitiret werden möchte, und eben darumb hielten wir
dafür, dass des Conservatorii weder in der Allianznotul noch in einem
Nebenrecess oder Protocoll zu gedenken, viel weniger von dem transitas
etwas abzuhandeln, dergleichen ihr nichts zu unterschreiben habet, denn
wir nicht gern etwas vorgehen lassen wollten, welches die Cron Schwe-
den dahin aufnehmen könnte, als wenn es wider sie angesehen wäre.
Wir können uns auch voritzo darauf nicht resolviren, ob wir angeregtes
Conservatorium ferner über uns nehmen wollten. —
Jobann Budendach an den Kurfürsten. D. Hildesheim
l./[ll.] Februar 1667.
[Bericht über die Verhandlungen. Weitere Vertagung der Conferenr.]
11. Febr. Er hat^) nach Empfang der gewünschten weiteren Instruction am 26. Jan.
den sämtlichen anwesenden Gesandten des Kf. Meinung auf Grund derselben
mitgetheilt. Da darauf der K.Colnische Gesandte sich mit noch nicht einge-
troffener Instruction entschuldigte, die Osnabrückschen und Lüneburgi-
schen Gesandten aber erklärten, über des Kf. Erklärung referieren zu müssen,
und Nicolars zu Herzog Johann Friedrich nach Hannover gereist ist, so
wurde in den folgenden Tagen nichts weiter vorgenommen; auf Grund eines
inzwischen angekommenen Rescriptes des Kf. vom 22. Januar hat er den Bre-
mischen Gesandten eifrig zugesprochen, die gebührende Satisfaction in der
Speckbanschen Angelegenheit zu leisten. Von dem am 29. aus Hannover zu-
rückgekehrten Nicolars hat er erfahren, dass dieser auf K.Cölns Befehl von
Herzog Johann Friedrich zu vernehmen gesucht, ob derselbe damit zufrie-
den wäre, dass die beabsichtigte Zusammensetzung auf alle casus ohne beson-
dere Erwähnung Schwedens und des Bremischen Conservatorii eingerichtet
würde, dass derselbe aber wegen Reflexion auf die vom Reich erwartete Ver-
längerung des Conservatorii und die holländische Allianz solches annoch diffi-
cultiert hätte. Bei einer neuen Zusammenkunft am 30. erklärte der K.Col-
nische, noch immer ohne Instruction zu sein und jetzt nach der k. branden-
burgischen Erklärung sein früheres Erbieten zu 1400 z. R. und 2600 z. F. zu-
rückziehen zu müssen, und schlug eine weitere Vertagung der Zusammenkunft
auf 4 Wochen vor, womit die Braunschweigischen, welche erklärten, un-
möglich ihrerseits, da Cassel ganz abginge, Kf. nur 4000, K.Cöln nur 2000
Mann stellen wolle, das ganze übrige Contingent übernehmen zu können, über-
einstimmten, aber beantragten, dass vermittelst eines Schlusses ad protocollum
man sich inzwischen mutuelle Assistenz versprechen solle, was, nachdem er
sub spe rati eingewilligt, auch geschehen ist. Darauf wurden noch die Depu-
J) Vgl. Kocher I. S. 519f.
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Verhandlungen zu Hildesheim. 143
tierten der Stadt Bremen vorgefordert, denselben vorgestellt, sie seien zum
guten Theil schuld daran, dass die Ratification des Habenhaasischen Vergleichs
noch nicht erfolgt sei, sie sollten nochmals eine Abschickung an W ran gel
thun, um Extradierung der Ratification nachsuchen und sich dagegen zur Leistung
des homagii erbieten, zugleich dieselbe bevollmächtigen, die Speckhansche
Sache abzuhandeln.
Der Kurflirst an Budendach. D. Cöln 27. Februai7[9. März]
1667^).
[Vorzuschlagendes Auskunftsmittel.]
— Dieweil wir dann besorgen müssen, raan werde sich über solche 9. März.
Proportion der Hülfe bei diesem neuen foedere nicht vereinigen können,
wir auch dafür halten, dass wohl noch andere Difficultäten mehr vor-
gehen dürften, so habet ihr euch mit den Hessen-Casselschen Ge-
sandten desfaUs zu bereden, und weil der Frau Landgräfin Ld. ohne das
nicht grosse Lust zu solchem foedere tragen und lieber wollen, dass die-
selben casus, worauf man in diesem foedere zielet, auch auf die Rei-
nische Alliantz gerichtet werden, so könnet Ihr es mit demselben dahin
zu vermitteln Euch angelegen sein lassen, damit es von denen anderen
auch also beliebet und alles in die Reinische Alliance gezogen werde.
Im Fall Ihr es aber dahin nicht zu bringen vermöchtet, so lassen wir
es zwar'dabei, was wir Euch albereits rescribiret, dass in Chur-CöUn
wegen vorhin angeführter Ursache nicht weiter gedrungen werde, allein,
weil das Fürstl. Haus Braunschweig diese Sache am allermeisten
urgii'et und es auch dasselbe am meisten touchiret, so können wir nicht
absehen, warumb dasselbe in so schlechter Proportion gegen unsere Hülfe
stehen sollte, dahero Ihr es zu remonstriren habet, damit es auch weiter
hinangehe. —
0 Schon am 9./ 19, Februar hatte Kf. Budendach beauftragt, sich zu der
neuen Conferenz nach Braunschweig zu begeben, und seine früheren Verhaltungs-
befeble wiederholt, namentlich dass er nicht mehr als 4000 Mann zu stellen habe und
dass das Bündnis allgemein contra quoscunque gerichtet werde. Sollte man zu der
Zahl von 15000 Mann nicht gelangen, so könnte auch ein geringeres Quantum zum
Fundament genommen werden.
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144 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Johann Budendach an den Kurfürsten. D. Brannschweig
9./[19.]März 1667.
[Bericht über die Conferenzen.]
19. März. Er hat sichi) am 5. hier eingestellt und die übrigen Gesandten auch vor-
gefunden. Der Hessen-Oasselsche kam vor der Zusammenkunft am 7. zu
ihm und theilte ihm mit, die Landgräfin wollte zu den m/15 Mann beitragen,
was ihr zukäme, wenn alle Mitglieder der Rheinischen Allianz dabei concur-
rierten, ausser solcher Allianz aber könnte und wollte sie sich nicht begeben,
zumal durch diese nähere Zusammensetzung etwas Neues an Braunschweig-,
sonderlich Calenberg- und Cellischer Seite gesucht zu werden scheine, und
durfte man, wenn dieselbe festgestellt sein sollte, der anderen Prorogation nicht
belieben oder wenigstens Frankreich neue conditiones vorschreiben wollen.
Auf der Zusammenkunft an demselben Tage erklärte der E. Cölnische, sein
Herr conformiere sich mit Kf. darin, dass diese nähere Verbindung nicht auf
gewisse casus zu definieren sei, er blieb bei den zu Hildesheim beliebten 15 000
Mann und offerierte dazu 1000 z. R. und 3000 z. F. B. hat darauf erklärt, Kf.
stelle als conditio sine qua non, dass das Bündnis nur im allgemeinen auf
alle casus einiger Thätlichkeiten zu richten, er könne sich zu mehr als 1400
z. R. und 2600 z. F. nicht obligieren. Osnabrück, Zell und Woiffen-
büttei waren ratione determinationis casuum indifferent, der Galenbergische
Kanzler Langenbeck aber liess durch langes Gerede erkennen, wie ungern
sein Herr sehen würde, dass man von dem speciali casu abwiche, liess aber
endlich diese Frage in suspenso und begehrte, man sollte sich wegen Einthei-
lung des quanti vergleichen. Hessen-Gas sei conformierte sich ratione de-
terminationis casuum mit Kf. und inhaerierte der Rheinischen Allianz, auf welche
Maas er mit Eintheilung des quanti ferner nicht zu thun hätte.
Als dann die Braunschweiger erklärten, die übrigen 7000 Mann nicht
übernehmen zu können, und B. darauf bemerkte, es könnte ja das quantum zu-
nächst geringer als 15 000 Mann gesetzt werden, erbaten jene Frist bis zum
folgenden Tage. Am 8. erklärte im Namen der Braunschweigischen v. Bülau,
von den 15000 Mann könne, zumal das Gerächt davon schon allenthalben er-
schallt, nicht abgegangen werden, Kf. möchte sich besser herauslassen. Der
K. Cölnische erwiderte, er wurde lieber sehen, wenn das quantum auf m/12
oder m/13 angesetzt werde, als dass diese ganze nähere Zusammensetzung sich
zerschlüge, B. setzte nochmals auseinander, Kf. könne sich zu mehr als 4000
nicht verstehen, er hoffe, die Braunschweiger würden näher herbeitreten
und sich so erklären, dass ohne weitere Difficultät, wenn auch nicht zu dem
toto der m/15, doch zu einem zureichenden quanto zu gelangen wäre. Geschehe
dieses nicht und könne man sich also nicht ohne Difficultät über die Einthei-
lung der Hülfe vergleichen, so habe er Befehl, mit Hessen-Cassel umzutreten
und zu votieren, dass dieselben casus, worauf man in diesem foedere ziele, auf
die Rheinische Allianz gerichtet und alles in dieselbe gezogen werden möchte.
») Vgl. Kocher I. S. 521.
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Verhandlungen zu Braanscbweig. 145
Darauf begehrten sie Zeit zur Ueberlegung bis Nachmittag und erklärten
dann, die Sache erst ihren Herren berichten zu müssen, von denen sie Montag
Resolution zu erhalten hoffen.
Johann Budendach an den Kurfürsten. D. Braunschweig
16./[26.] März 1667.
[Abschluss der Verhandlungen.]
Am 12. erklärte*) v. Bülau namens der Braunschweigischen Häuser, 26. März.
eine Verminderung der Zahl von 15000 und ein Vergleich ratione quanti per
specialem conventionem ohne einen gewissen Fuss würde Schwierigkeiten ver-
anlassen, dem Vorschlag wegen der Rheinischen Allianz aber wolle man sich
gern accommodieren und geschehen lassen, dass sowohl wegen des darin ent-
haltenen Simpli als auch sonst es lediglich dabei sein Bewenden habe bis in
den August, da dieses foedus zu Ende liefe, gegen solche Zeit würde sich dann
ergeben, ob und wie dessen Prorogation eingerichtet würde. Da aber inmittelst
das Simplum nicht zureichen würde, so könnte mau sich vergleichen, einander
auf den begebenden Fall mit dem Duplo zu assistieren. Darauf wurde der
K.Cölnische, der sich auch damit einverstanden erklärte, ersucht, ein
Project zu fernerer Ueberlegung abzufassen, das derselbe auch am folgen-
den Tage dictierte. Anstatt einzelner monita reichten die Braunschwei-
gischen einen anderen Entwurf ein, B. erhob gegen denselben einige Ein-
w^endungen, namentlich dass in § 5 die Hülfe auf das Triplum gerichtet und bei
der Eintheilung das Simplum des Kf. auf 600 z. R. und 1200 z. F. angesetzt
sei, diese Punkte wurden geändert und der darauf gemachte neue Aufsatz all-
seitig angenommen^).
Badenhausen, der wegen Krankheit an diesen Conferenzen nicht theil-
genommen. erklärte sich zwar damit einverstanden, verlangte aber Ausstellung
eines Reverses, dass von der Landgräfin nicht ein Höheres als sie vermöge der
Rheinischen Allianz verpflichtet wäre, gefordert werde. Als darauf die Braun-
schweigischen erklärten, sie könnten sich darauf ohne Specialbefehl nicht
einlassen, fühlte sich derselbe dadurch sehr beleidigt, es kam zwischen ihnen
zu heftigen Auseinandersetzungen und B. weigerte sich^) trotz seiner und des K.-
Cölnischen Vermittlungsversuchen den Recess zu unterschreiben, der dann von
den anderen sämmtlich unterschrieben wurde.
>) Vgl. Köcher I. S. 522.
') Die „engere Vereinigung*' d. Braunschweig 15./25. März 1667; Inhaltsangabe
bei V. Mörner S. 3I3f.
*) Im Vertrauen theilte er Budendach mit, dass der Landgräfin der modus zwar
verdriesslich fallen, es ihr sonst aber nicht unlieb sein wurde, dass es sieb so ge-
schickt hätte, dass er sich der Unterschreibung hätte entziehen können, sie würde auf
anderem Wege vielleicht mehr profitieren.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 10
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146 n* Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Der Kurftirst*) an die gesammten Herzoge von Braunschweig.
D. Berlin 30. März/[9. April] 1667.
[Verwendung für die Berücksichtigung der Wünsche Hessen-Cassels.]
9. April. Durch Badendach hat er erfahren, dass man zwar zum Schluss und
ünterschreibung eines Recesses gekommen ist, der Hessen- Casselsche Ab-
gesandte denselben aber nicht mitunterschrieben hat, da man demselben mit
dem desiderierten Nebenrecess nicht willfahren wollen. Kf. hätte gewünscht,
dass dieses nachbarliche considerabie fürstliche Haus beibehalten worden wäre,
denn wenn auch die Landgräfin die Mannschaft, so nach Proportion der übrigen
Contrahenton ihr zukommt, nicht auf sich nehmen will, so ist doch kein Zweifel,
dass, wenn die Noth es erforderte, dieses fürstliche Haus noch mit einem mehreren
gern beitreten würde, wenn es sich schon dazu schriftlich nicht verpflichtet
und die Landgräfin vielleicht dessen wegen der vormundschaftlichen Regierung
Bedenken gehabt. Sollte dasselbe aber, nachdem es bei allen Zusammenkünften
bisher die Seinigen gehabt, dahinten gelassen werden, so hätte er solche Se-
paration mehr in Consideration zu nehmen als den Verlust der wenigen Mann-
schaft. Er bittet die Herzoge, ihm ihre Meinung zu eröffnen, wie das Werk so
einzurichten, dass gutes Vernehmen erhalten und der intendierte Zweck erreicht
werde.
Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg an
den Kurfürsten. D. Zelle 15./[25.] April 1667.
[auf das Schreiben vom 30. März. Verständigung mit Hessen-Cassel. Franzosische
Anträge.]
25. April. I^ass seine und seiner Brüder Gesandte das im Namen der Landgräfin von
Hessen angebotene, etwas geringe quantum der Mannschaft nicht sofort accep-
tiert und den begehrten Nebenrecess nicht haben ausfertigen wollen, sondern
diesen Punkt ad referendum genommen, kann ihnen nicht verdacht werden.
Doch haben er und seine Brüder 2) sofort, nachdem sie sich darüber unterein-
ander verständigt, der Landgräfin eine zustimmende Erklärung zukommen lassen.
Wenn der zu erwartende Aufsatz des Nebenrecesses wird angelangt und ad-
justiert sein, wird man sich leicht wegen Auswechslung der Ratificationen ver-
einbaren können.
P. S. Der König von Frankreich hat **) durch seinen Envoye M i 1 1 e t
1) Landgräfin Hedwig Sophie hatte (d. Cassel 21./[31.] März 1667) dem Kf.
ihr Bedauern über die letzten Vorgänge in Braunschweig zu erkennen gegeben und
ihn gebeten, sich beiden braunschweigischen Herzogen zu verwenden, dass diese
in den von ihr geforderten Nebenrecess einwilligten, und seinerseits vorläufig den Kecess
nicht zu ratificieren. Auch diese letztere Bitte hat Kf. erfüllt, seine Ratification ist
erst am 25. Juli 1667 ausgestellt.
2) S. K Geher L S. 523.
») S. Kocher I. S. 527f.
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Beitritt Hessen-Cassels. Franzosische Anträge. 147
bei ihnen Ansuchung thun lassen, sie sollten 1) der Stadt Bremen rathen,
Schweden wegen der gegen Speckhahn verübten Insolentien Satisfaction zu
geben, 2) die Rheinische Allianz weiterhin prorogieren, 3) zu Behuf des Königs
von Polen wider die Türken, Tataren und Cosacken einige ihrer Truppen
überlassen. Sie haben darauf erwidert, das erste sei von ihnen schon geschehen,
die Prorogation der Allianz haben sie nach Regensburg an die gesammten
Alliierten verwiesen, wegen des dritten Punktes wären sie nicht abgeneigt, dem
Könige einige Truppen leihweise, sofern es die Securität dieses und des West-
fölischen Kreises zuliesse, und nur um sie gegen die Türken, Tataren und Co-
sacken zu gebrauchen, zu überlassen, wesfalls es aber dem Gesandten vorläufig
an Instruction ermangelt. Der König von Frankreich soll zugleich die Ab-
sicht haben '), einige Völker aus Frankreich durch das Römische Reich nach
Polen zu führen und von einigen Ständen des Reichs Durchzug für dieselben
zu begehren, etliche sollen beabsichtigen, denselben zu verweigern. Er bittet,
Kf. ihm mitzutheilen, was derselbe darüber wüsste und dächte'^).
Kürfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten.
D. Bonn 22. Juni 1667.
[AuiTorderung zur Beschickung der Zusammenkunft in Cöln.]
Er hat unlängst *) dem Kf. Mittheilung gemacht von einer zwischen einigen 22. Juni.
Kur- und Fürsten verabredeten Zusammenkunft, für w^elche Hameln als Ort
vorgeschlagen, um sich zu vergleichen, wie man sich bei gegenwärtigen Conjunc-
turen, da fast aller Orten gar starke Armaturen in Schwung gehen, zu verhalten,
insonderheit, wohin man sich gegen die Krone Frankreich wegen der von der-
selben bei verschiedenen Kur-: und Fürsten begehrten Verstattung eines Durch-
zuges und der Anfrage, was man, falls andere Succurs nach den Spanischen
Niederlanden sollten schicken wollen, zu thun beabsichtige, zu erklären habe.
Er, K.Mainz, K.Trier und Pfalz-Neuburg hätten verabredet, zu diesem
Z\veck gegen den 26. dieses Bevollmächtigte nach Cöln zu schicken, er stellt
*) S. darüber unten Abschnitt 3.
^ Kf. erwidert darauf (d. 24. April/[4. Mai] 1667), die Auswechslung der Ratifi-
cationen des Braunscbwciger Vertrages werde nun bald erfolgen können; Millet sei
am 21. bei ihm angelangt und hätte auch an ihn ein ähnliches Ansinnen gestellt.
Er hätte darauf an Bremen geschrieben und von dort solche Antwort erhalten^ dass
er hoffe, die Sache werde beigelegt werden, wegen Prorogation der Allianz werde er
sich in Regensburg durch seiue Gesandten herauslassen (s. Urk. u. Act. XI. S. 409 ff.),
inbetreff des Durchzugs der Truppen könne er ohne vorhenge Communication mit
den Benachbarten und Interessierten noch nichts resolvieren.
') In einem Schreiben vom 10. Juni. — Kf. erwidert (d. Schönbeck 27. Juni/[7. Juli]
1667), uro die Versammlung in Cöln zu beschicken, sei die Zeit viel zu enge, und
fordert K.Cöln auf, gegen den 20./30. Juli Gesandte nach Braunschweig zu
schicken.
10*
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148 I^- ^^r bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
dem Kf. anheim, ob derselbe nicht anch Jemand dorthin abordnen wolle, ohne
Zweifel würden auch der Bischof von Munster, die Herzoge von Braun-
schweig und die Landgräfin von Hessen solcher Zusammenkunft gern bei-
wohnen. Sollte Kf. aber dafürhalten, dass anderswo eine Zusammenkunft
zwischen ihnen beiden, den Herzogen von Braunschweig und der Landgräfin
von Hessen anzustellen sei, so ist er ebenfalls dazu bereit.
Instruction, wornach sich unsere — Geheime-, Kriegs-, Hof-,
Kammergerichts - und Consistorialräthe , G eneral-Lieuteuant,
Kammerer, Gouverneur unserer beiden Residentien und Haubt-
mann zu Zossen, auch liebe getreue Joachim Rudiger von
der Golze und Johann Georg Reinhardt gehorsambst zu
achten^). D. Colin an der Spree 17./[27.] Juni 1667.
[Aufträge an die Herzoge Rudolf August und Georg Wilhelm von Braunschweig.]
27. Juni. Sie sollen zuerst nach Wolffenbüttel gehen und praemissis curialibus
den Herzog ersuchen, dem Kf. seine und seines Hauses Sentimenten zu ent-
decken: 1) wegen des von dem französis chen Könige durch Milet begehrten
Durchzuges für seine Armee. Kf., dessen Antwort darauf^) sie mitzutheilen
haben, hätte zwar von einigen Seiten die Nachricht, das Fürstl. Haus Braun -
schweig sollte nicht allein den Durchzug zugestanden, sondern auch dem
Könige von Frankreich daneben 4000 Mann von ihrer Armee zu überlassen
versprochen haben, er könnte dieses aber um so weniger glauben, da die Her-
zoge Georg Wilhelm und Ernst August ihn ohnlängst durch den Christen
Wachtmeister Iselstein^) des contrarii hätten versichern lassen, es hätte dieses
aber bei den Benachbarten, namentlich hei der Krone Schweden bereits einige
ombrage verursacht. Kf. merkte auch sonst mit Leidwesen, dass zwischen
dieser und dem Fürstl. Hause einige froideur und mesintelligence sich eine Zeit
her ereignet, er hoffte, es würde jetzt, nachdem die Bremische Sache zu völliger
Richtigkeit gekommen, die vorige gute Freundschaft wieder erneuert werrfen,
er hiete seine guten officia dazu an, habe auch solches schon Schweden
gegenüber gethan und von diesem zustimmende Antwort erhalten.
2) wegen des französischen Einfalls in die Niederlande. Kf. hielte
dafür, die Benachbarten, besonders die Eingesessenen des Westfälischen und
Niedersächsischen Kreises hätten grosse Ursache, dieses Feuer zu apprehendieren
und auf Mittel zu dessen Dämpfung und auf ihre Sicherheit bedacht zu sein, zu-
mal da er Nachricht erhalten, der Bischof von Münster''') wolle sich aufs neue
') Ueber diese Gesandtschaft s. Köcher I. S. 528.
2) S. unten Abschn. 6.
3) S. Kocher 1. S. 528; ürk. u. Act. XIV. 1, S. 308; unten Äbscbn. 6..
•*) S. Töcking, Geschichte des Stifts Mfin^^ter unter Christoph Bernard von
Galen S. 161 und uuten Abschn. G.
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Gesandtschaft t. d. Goltzs und Reinhardts. 149
in dieses Werk mischen und sei im Begriff, Werbungen für Frankreich anzu-
stellen. Die Gen. Staaten hätten deswegen an Kf. geschrieben, er hielte für
höchstnothig, dass auch der Herzog als Garant den Bischof von einem solchen
Vorhaben, das direct wider den letzten Tractat liefe und wodurch der West-
fälische Kreis oder gar das ganze Reich mit in das Niederländische Wesen hin-
eingezogen werden könne, abmahnte und, falls der Bischof solcher Erinnerung
nicht Platz geben sollte, andere nachdrückliche Mittel in Aussicht stellte. Sehr
diensam wurde auch sein, wenn das Fürstl. Haus einige von seinen Kriegs-
völkern gegen die Grenze des Stifts einquartieren und mit ihm zusammen ein
gesammtes Abmahnungsschreiben an den Bischof und das Domcapitel erlassen
möchte ;
3) wegen der von den Staaten beschlossenen*) Mediation und Interpo-
sition zwischen Spanien und Frankreich;
4) wegen dessen, was K.Cöln und Herzog fernst zu Sachsen an ihn ge-
langen lassen.
Kf. wünsche auch Beilegung der Grenzirrungen und bitte um Vorschläge
dazu, ferner sollen sie empfehlen Befriedigung der Forderungen der Erben des
seligen Oberkämmerers Burgsdorf, Beförderung der Angelegenheit des Ad-
ministrators von Magdeburg ratione voti und sessionis auf den Reichstagen
und Erfüllung der Bitten des Freih. v. Blumenthal wegen der Komthurei
Supplinburg.
Nachher sollen sie auch zu Herzog Georg Wilhelm sich begeben, ihm
wegen Frankreich, Niederland und Münster ebendasselbe referieren und dessen
Meinung darüber vernehmen.
Nebeninstruction. D. Cöln an der Spree 20./[30.] Juni 1667.
Nachdem Kf. durch Ledebaur vernommen^), wie weit der Bischof zu 30. Juni.
Münster die Rheinische Allianz deute, dass nämlich kraft derselben die Alli-
ierten schuldig seien, sich dem Kaiser, wenn dieser sich in die Niederländi-
schen Händel mischen und Kriegsvölker dahin senden wollte, zu widersetzen
und sogar dem Könige in Frankreich zur Ausführung dieser und dergleichen
weit aussehender Desseine zu assistieren, so sollen sie auch hieraus mit dem
Herzoge communicieren. Kf. meine, dass dieses alles dem Bischöfe von Frank-
reich suggeriert werde und dass man daher grosse Ursache hätte, bei der von
Frankreich eifrig betriebenen Prorogation der Allianz behutsam zu gehen oder,
was das beste wäre, dieselbe gar zu unterlassen; auch Schweden habe wenig
Lust, diese Allianz weiter zu extendieren oder zu continuieren.
') S. unten Abschn. 6.
') S. unten Abschn. 6.
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150 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
V. d. Goltz und Reinhardt an den Kurfürsten. I). beim. Pir-
montischen Sauerbrunnen im Dorfe Löbensen 27. Juni/[7. Juli]
1667.
[Bericht über ihre Verbandlungen mit den braunscbweigischen Herzogen.]
7. Juli. In "Wolffenbü ttel, wo sie am 22. angelangt, haben sie erfahren, dass
das ganze fürstliche Haus mit einem Theil ihrer Geheimen Räthe eine geraume
Zeit zu Pirmondt versammelt gewesen. Sie sind sofort dorthin weiter gereist,
haben aber am 24. in Hildesheim erfahren, dass Herzog Johann Friedrich
schon abgereist sei, die anderen Herzoge aber noch bei einander wären. Sie
sind am 25. Abends in Löbensen angekommen, wo ihnen Quartier angewiesen
worden, am folgenden Tage haben sie Vormittag bei Herzog Georg Wilhelm
und Nachmittag bei dem Hause Wolffenbüttel Audienz gehabt. Ersterer
erwiderte auf ihre Proposition, die ausgesprengte Rede vom Durchzuge sei
nichtig, Milet hätte dergleichen bei ihnen nie gesucht. Von Ueberlassung der
4000 Mann ') hätte derselbe etwas erwähnt, da er aber keine Instruction gehabt,
wäre alles unerörtert und unresolviert geblieben. Dass bei Schweden sich
eine mesintelligence erblicken lassen wolle, komme ihm gar wunderlich vor,
sie hätten dazu keine Ursach gegeben, er bat, Kf, möchte, wenn derselbe etwas
in Erfahrung bringen könnte, es ihm mittheilen, sein Haus würde sich so be-
zeigen, dass auf demselben keine Ursache zur mesintelligence haften bleiben
sollte. Betreffend den französischen Einfall in die Niederlande, darin
musste sehr behutsam verfahren werden. Dass Münster für Frankreich werbe,
wäre wohlbewusst, dem miisste mit Güte und endlich mit Nachdruck Hinderung
geschehen, er glaube, der Bischof würde leicht den französischen Werbungen,
wenn das Reich sich ihm widersetzte, renuntiieren und das Geld für sich be-
halten. Die von den Staaten vorgeschlagene Mediation zwischen Spanien
und Frankreich sei ihm keineswegs zuwider. Herzog Rudolf August er-
widerte in ganz ähnlicher Weise, der Bischof von Osnabrück, Ernst August,
den sie auch besuchten, erwies sich in allem, was das allgemeine Beste concer-
niert, ganz willig und bereit, eiferte höchlichst, dass der Bischof von Münster
im Reich die ersten motus verursacht, man sollte ohne viele Umschweife mit
zureichenden Mitteln ihn dahin bringen, dass er sich in seinen Grenzen hielte.
Am 27. kamen der Cellische Präsident v. Bülau, der Wolffenbuttelsche
Marschall v. Heimbruch und der Geheime Rath des Bischofs von Osnabrück,
V. Platow, zu ihnen und erklärten sich auf die einzelnen Punkte ihrer Pro-
position in ähnlicher Weise.
') S. Köcher 1. S. .V27f.
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Gesandtschaft v. d. Gohzs und Reinhardts. 151
Resolution der Herzoge Ernst August, Georg Wilhelm und
Rudolf August von Braunschweig. D. bei dem Pirmontischen
Sauerbrunnen 27. Juni/[7. Juli] 1667.
— Die proponirte Puncta betreiffeDd, bedanken I. Fürstl. Durchl. 7. Juli,
sich zufoderst freund vetterlich, dass S. Churförstl. Durchl. wohin dieselbe
wegen des begehrten Durchzuges der französischen Armee sich erklärt,
auch wohin des Herrn Churfürsten zu Maintz Gnd. Gedanken desfalls
gerichtet, in hergebrachtem Vertrauen communiciren wollen, vernehmen
aber dabei ganz ohngerne, dass von I. Furstl. Durchl. dem frantzösischen
Abgeordneten Milet hiebevor gegebene Resolution ein ganz ungleicher
Bericht hat wollen ausgesprenget werden, zumahlen jetztgedachter Milet
in seinen für einiger Zeit abgelegten Propositionen den Durchzug einiger
frantzösischen Völcker nicht gesuchet und deswegen auch die geringste
Versprechung nicht erhalten, mit S. Churf. Durchl. sein I. Fürstl. Durchl-
auch darunter ganz einig, dass die polnische Respublica zumahlen bei
gegenwärtigen dessen Zustande schwerlich einige frembde Hülfe begehren
werde. Ohn ists zwar nicht, dass gedachter Milet wegen Ueberlass-
oder Herleihunge einiger Völcker Ansuchunge gethan, weil er aber dabei
angeführet, dass er deswegen Handlunge zu pflegen oder auch super con-
ditionibus einen Schluss zu machen nicht instruiret, sondern dass dero
behueif innerhalb weinig Wochen er oder ein ander Köuigl. Frantzösi-
scher Minister mit völliger Instruction sich wieder anfinden würde, hat
auch dieserwegen keine categorische Resolution abgegeben werden können,
sondern ist ged. Milet nur die V^ertröstung geschehen, wann innerhalb
der daroaln benannten zimblich kurzen Zeit von Ihr. König!. Majestät
in Franckreich jemand mit mehrer Instruction ankommen, die Ueberlass-
oder Herleihung der Völker ferner urgiren, dieselbe auch bloss wieder
Türken, Tartarn und dergleichen barbarischen Völker gebrauchet werden
sollten, und man der übrigen zum Theil bloss per discursum erwähnten
Conditionen halber sich würde vergleichen können, wären die gesambte
Herrn Herzogen zu Braunschweig und Lüneburg nicht abgeneigt, einiger
Völker Anleihunge halber sich in fernere Tractaten einzulassen. Alldie-
weil aber obbedeutete Zeit fürlängst vorbei und dasieder keine weitere
Anregung von seilen der Cron Franckreich geschehen, sich auch inmittelst
der Status Regni Poloniae bekanntermaassen und zwar dergestalt, wie
S. Churf. Durchl. in dero gedachtem Milet hiebevor abgegebenen und
I. Fürstl. Durchl. communicirten Resolution mit mehrerm angeführet,
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152 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc
merklich geändert, sonsten auch bei sothanom Werke, wie bereits er-
wähnet, lediglich das Absehen auf Befoderunge der Hülfe wieder die
Türken gerichtet gewesen, das ganze Werk auch in meris terminis einiger
praeliminar Tractaten bestanden und dadurch niemand weder in- noch
ausserhalb des Reichs praejudiciret worden, so sehen I. Fürstl. Durchl.
auch nicht, wie dieses bei der Cron Schweden oder auch sonst je-
mandn einige Ombrage habe verursachen können.
Als negst diesem S. Churf. Uurchl. durch dero Gesandten einiger
froideur und mesintelligence, die sich zwischen der Cron Schweden
und dem Fürstl. Hause Braunschweig Lüneburg eine Zeit hero ereuget
hätte, Erwähnung thun und zu Aufhebung derselben dero Interposition
und gute ofTicia oiferiren lassen wollen, so erkennen I. Fürstl. Durchl.
solches nicht minder mit freundvetterlichem Danke, sein aber woll ver-
sichert, dass sie an ihrem Orte an beständiger Conservir- und Brhaltunge
des aufrechten Vertrauens mit der Cron Schweden niemahln ichtwas
haben erwinden lassen, wollen auch nicht hoffen, dass dasjenige, so in
dem abgewichenen Jahre aus Ihr. Keyserl. Mayt. und des ganzen Reichs
special Commission nebst S. Churf. Durchl. auch anderer Chur- und
Fürsten des Reichs das Fürstl. Haus Braunschweig Lüneburg der Stadt
Bremen halber übernehmen müssen, zu einiger mesintelligence Anlass
und Ursache werde gegeben haben, so weinig als S. Churf. Durchl. und
die übrige zu der Bremischen Sache mit committiret gewesene Reichs-
stände dadurch in Missverstandnisse mit obgedachter Cron Schweden
gerathen. Würde sonst S. Churf. Durchl. Nachricht erlanget haben, wes-
halben die Cron Schweden kegen dieses Fürstl. Haus sich mochte zu
beschweren vermeinen oder einige mesintelligence bei deroselben veran-
lasset wäre, so sollte L Fürstl. Durchl. gar lieb sein solches mit ehistem
zu vernehmen, damit also sothaner Missverstand durch dienliche Mittel
mit ehistem beiseit geräumet und die zwischen hochermelter Cron und
dem Fürstl. Hause Braunschweig Lüneburg zimblich viel Jahr hero zu
beider Theile Nutzen gepflogene freundnachbarliche Correspoudenz re-
dressiret und aufrecht erhalten werden müge. L Fürstl. Durchl. werden
auch die gute Nachbarschaft und Correspondentz mit derselben zu er-
halten Ihnen jederseits angelegen sein lassen.
Dass wegen des Frantzösischen Eingangs in die Spanische Nie-
derlande die benachbarte und sonderlich des Westpfiilischen und Nieder-
sächsischen Creises Eingesessene sorgfältig zu sein hohe Ursach haben,
solches halten L F. D. zumahl billig und höchstnötig. Weiln nun S. Ch. D.
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Resolution der braunscbweigischen Herzoge. 153
zu Colin*) für weiniger Zeit von der in der Stadt Colin von einigen
Chur- und Fürsten beliebeten Zusammenkunft Eröffnung gethan und zu-
gleich dieses Fürstl. Haus dahin invitiret, auch die gewisse Nachricht
erlanget, dass S. Churf. Durchl. zu Brandenburg ebenmässige Notifi-
cation zugekommen, so haben I. Fürstl. Durchl. hierunter dem gemeinen
Wesen sich nicht entziehen wollen, sondern sofort etliche von deren Ge-
heimbten Räthen dahin abgeordnet, umb mit denen übrigen daselbst
anwesenden Chur- und Fürstlichen Gesandten reiflich zu überlegen, wie
und welchergestalt vorberürte Unruhe zufoders per pacißca media, als
wozu beide kriegende Theile nicht ungeneigt zu sein sich vernehmen
lassen, je ehender je besser wieder gestillet und also dem, dem Heil.
Römischen Reiche daraus besorgenden Unheil bei Zeiten vorgebauet
werden könne, und würde I. Fürstl. Durchl. sonderlich lieb sein, müssten
sie es auch zu Erhaltung des intendirenden Zwecks sehr dienlich halten,
da Sr. Churf. Durchl. belieben möchte, die Ihrige dahin gleichfalls ab-
zuordnen. I. Fürstl. Durchl. geben hiebei auch zu bedenken, weil bei
dieser Diaet des Herrn Bischofs zu Münster Gesandten sich mit an-
finden werden, ob nicht daselbst dessen bei den neuen angestellten Wer-
bungen führende Intention am besten alda zu sondiren und zu überlegen
sein wolle, wie derselbe dahin mit Nachdruck zu erinnern und zu er-
mahnen, dass er für sich die benachbarte Creyse auf keinerlei W^eise
in einige Unruhe impliciren möge, gestalt dann insonderheit mit Ihr.
Churfürstl. Durchl. zu Colin daraus würde zu communiciren und zu ver-
nehmen sein, ob nicht, und zwar aus denen mündlich angeführten Con-
siderationen ein solches Gesamtschreiben, wie in der Herren Abgesandten
ihrer schriftlich übergebenen Proposition erwähnet ist, an S. Fürstl. Gn.
zu Münster abgehen zu lassen. Auf allen Fall sein sonsten I. Fürstl.
Durchl. erbötig, wann nur Ihr. Churf. Durchl. zu Brandenburg werden
belieben, angeregte Dehortation aufsetzen zu lassen, dass sie alsdann
selbiges mit voUenziehen, auch was sonsten zu zeitiger Verhütunge alles
besorgenden Unwesens dienlich wird erachtet werden, gerne beitragen
helfen wollen. —
») S. Köcher I. S. 528. 530f. oben S. 147.
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154 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
V. d. Goltz und Reinhardt an den Kurfürsten. D. Magdeburg
7./[17.] Juli 1667.
[Weitere Verhandlungen mit den braunschweigiscben Herzogen.]
17. Juli. Am 30. früh brachen die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August
nach Walkenried auf, am Abend vorher wurde ihnen die vom 27. Juni da-
tierte Resolution ertheilt, sie ist der Conferenz zwar nicht in allen Punkten
gleich, da bei der Eilfertigkeit, da die Räthe meist in procinctu waren, einiges
übergangen worden ist, es kommt aber eigentlich «auf die Cölnische Tagefahrt
an, wohin, wie die braunschweigiscben Herzoge glauben, auch Kf. Abgeordnete
schicken und das übrige vollends verhandeln lassen wird. Sollte es aber dem
Kf. und der Landgräfin von Hessen-Cassel wegen Enge der Zeit unmöglich
fallen, diese Tagefahrt besuchen zu lassen, so wünschen die Braunschweiger
einen bequemeren Ort und sind ihre Deputierten befehligt, bei K.Cöln Braun-
schweig vorzuschlagen und, wenn dieses verweigert werden sollte, sich mit
Kf., der Landgräfin und anderen Benachbarten zu verständigen. Auch über die
Rheinische Allianz und die Münstersche Sache wird in Cöln debattiert
werden.
Wegen der von dem Administrator von Magdeburg gesuchten Session
machten weniger die Fürsten als die Räthe Schwierigkeiten »)» doch glauben sie,
dass, wenn Kf. die Sache ferner urgieren wird, der Administrator doch wohl
zu seiner Intention gelangen wird.
Nach Abreise der beiden anderen Herzoge haben sie mit Herzog Rudolph
August wegen der anderen ihnen aufgetragenen Punkte verhandelt. Das pro-
jectierte Schreiben an den Bischof von Münster mit zu vollziehen, weigerte
sich derselbe, da Kf. darin assertive setzte, der Bischof hätte mit der starken
Verfassung der Observanz des Vergleichs zuwider gehandelt, worüber vielleicht
andere Garanten ein ander Sentiment haben würden, doch wollte er, wenn Kf.
ein anderweitiges Abmahnungsschreiben abfassen lassen und dasselbe nebst dem
Hanse Braunschweig vollziehen wollte, sich solches nicht zuwider sein lassen.
Wegen der Grenzirrungen erklärte er sich zu gütlicher Handlung bereit,
wünschte aber, dass die Zusammenschickung erst nach einigen Wochen erfolgte,
da er jetzt bei Antritt seiner Regierung so vielfach beschäftigt sei. Wegen der
Burgsdorfschen Sache ist v. d. Goltz einen leidlichen Accord eingegangen,
auch die Erfüllung der Wünsche v. Blumenthals haben sie wenigstens theil-
weise erlangt.
') In einer darüber ausgestellten Resolution erklären die Herzoge ihre Entschei-
dung vorläufig aussetzen zu müssen, da sie sich erst über die Sache aus den Aoien
näher informieren und mit Herzog Johann Friedrich ijarüber communiciereu
müssten-
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G esandtschaft y. d. Goltzs u. Reinhardts. Zusammenkunft in Braunschweig. 155
Instruction, wornach sich unser — Geheimer Rath Friedrich
von Jena bei der ihm nach Braunschweig aufgetragenen
Schickung zu achten. D. CUstrin 28. Juli/ [7. August] 1667.
Er soll am 12. August in Braunschweig sein und dort erklären, 1) er 7. Aug.
wäre befehligt, die Ratification des neulich in Braunschweig aufgerichteten Recesses
zu extradieren, 2) da dieser Vergleich im August expiriert sei und auch die
Conjuncturcn sich inzwischen sehr geändert hätten, so sei Kf. zufrieden, dass
entweder dieser Vergleich prorogiert und, was nothig, hineingerückt, oder dass
etwas neues nach Anweisung der gegenwärtigen Conjuncturen aufgerichtet würde.
Sollte 3) von dem K. CÖlnischen oder auch von den übrigen etwas wegen
des neulich zu C öl n zwischen K.Mainz, Trier, Co In, Münster und Pfalz-
Neu barg abgeschlossenen Tractats vorgebracht und begehrt werden, dass auch
Kf. denselben annehmen möchte, so soll er sowohl in Privatdiscursen als auch
in den öffentlichen Zusammenkünften erklären, Kf. habe ihn darauf nicht in-
struiert, da ihm von K.Cöln nur ein Project des Tractats mitgetheilt, er aber
nicht zum Beitritt zu demselben aufgefordert sei, ausserdem sei man in diesem
Project des zwischen Frankreich und Spanien entstandenen Krieges,
Scbickung der Hülfe und Verweigerung des Durchzugs halber ziemlich weit
gegangen. 4) Wenn etwas Gutes und Sicheres sowohl für die Paciscenten als
auch für das Reich abgeredet werden sollte, so müsste freilich auch auf diesen
Krieg Reflexion genommen werden. Das Instr. pacis sagte nun ausdrücklich^),
falls künftig zwischen Frankreich und Spanien ein Krieg entstehen sollte, so
dürfte der Kaiser und das Reich sich in einen solchen nicht einmischen oder
Hülfe schicken, einem jeden einzelnen Stande aber sei es freigestellt, diesem
oder jenem zu Hülfe zu kommen, diese Freiheit dürfe Niemand zu gefallen re-
stringiert werden, Kf. könne daher nicht sehen, mit was für Schein Rechtens
man keinem den Durchzug verstatten wollte*-'). Sollten die übrigen nun zu
^) Instr. pacis Monasteriensis, vgl. Meineke, Der Regensburger Reichstag und
der Devolutionskrieg (Hist. Zeitschr. N. F. XXIV. S. 194).
'0 Kf. schreibt (d. Potsdam 10./[m] August 1667) an Fr. v. Jena: „Ihr werdet
Euch annoch — erinnern, was wegen der Burgundischen Sache und ob, auch
vi'ie weit das Reich sich derselben anzunehmen befugt oder schuldig sei, zu C östrin
geredet worden. Wie nun über dem rechten und eigentlichen Verstand des instru-
menti pacis allerhand Disputen und Zweifel entstanden, und zwar die formalia des-
selben primo intuitu fast dahin zu gehen scheinen, ob sollte das Reich und Ihre Key.
M. nicht befugt sein, sich dieses Kreises anzunehmen, gleichwohl aber auch viele
rationes in contrarium vorhanden, woraus zu schliessen, dass der Burgundische Kreis
ein Glied des Reichs und dessen Garaptie sich billig zu erfreuen haben solle, so
wollet Ihr Euch i^ohl fiirseben, dass man aldorten nicht etwas statuire oder decidire,
wodurch dieser Sache einig Präjudiz zuwachsen oder der Decision des ganzen Reichs
fürgegriffen werden könne, gestalt Ihr darin für Euch zu. erwähnen, dass Ihr salva
imperii decisione nicht anders vermeinen und schliessen könnet, als dass das Reich
gnugsam befugt, sich dieses Creises bei so beschaffenen Urabständen und in dem
jetzigen casu anzunehmen.*'
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156 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
einer näheren Zusammensetzung auf Grund des Instr. pacis bereit sein, so soll
er, wenn auch etwa der K.Cölnische dabei Bedenken haben sollte, es mit-
placitieren und vor allem dahin sehen, dass in dem von dem Burgundischen
Kreise handelnden Artikel nichts Präjudicierliches oder dem Münsterschen
Friedensschlüsse Zuwiderlaufendes eingerückt werde. 5) Wegen des quanti
kann es so wie in dem jetzt expirierenden braunschweigischen Vergleich ver-
bleiben. 6) Nachdem K.Mainz*) für sich und andere die Interposition in dem
zwischen Frankreich und Spanien entstandenen Kriege angeboten, Frankreich
dieselbe angenommen hat, and ohne Zweifel auch Spanien sich eine solche ge-
fallen lassen wird, so ist in Regensburg und sonst, wo es nöthig, dahin zq
wirken, dass je eher je lieber von beiden kriegenden Theilen eine bestandige
Resolution der Mediation, der subjectorum, der Zeit und des Orts halber erfolgen
möge. 7) Wegen Prorogatioq der Rheinischen Allianz hat Kf. schon in Regens-
burg erklären lassen, dass, weil in derselben ihm präjudicierliche Dinge ent-
halten, weil ferner Schweden sich darüber noch nicht herausgelassen und auch
bei dem quanto keine rechte Proportion gehalten, er sich vorläufig darüber
nicht erklären könnte; bevor dieses alles abgethan und die übrigen sich deut-
lich herausgelassen, kann Kf. sich auch nicht weiter extendieren.
8) Betreffend die von der Stadt Bremen gesuchte Garantie, so hat die
Stadt diese in Regensburg bei dem gesammten Reiche zu suchen, die begehrte
Particulargarantie hält Kf. nicht für nöthig.
9) Wegen der Münsterschen Werbungen*), wegen deren ihn der Staat
auf Grund der von ihm mit übernommenen Garantie des Clevischen Friedens
angelangt, müsse Kf. sich zu dem in demselben Enthaltenen erbieten, er stelle
daher dahin, ob die Anwesenden ein gesammtes Abmahnungsschreiben oder aber
ein mehreres beliebten.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Braunschweig
15./[25.] August 1667.
[Eröffnung der Conferenzen.]
25. Aug. Er ist den 12. August hier angekommen, am 14. fand eine Zusammenkunft
auf dem Rathhause statt, doch hat man sich wegen des seit einem Jahre
zwischen Osnabrück und Calenberg entstandenen Präcedenzstreites '*) nicht
gesetzt, sondern ist stehen geblieben. Der K.Cölnische*) eröffnete die Punkte,
welche er in Deiiberation zu bringen befehligt sei:
1) ob die ratificationes der nun expirierten näheren Zusammensetzung zu
extradieren ?
2) wie diese Zusammensetzung nunmehr zu extendieren?
^) S. unten Abschn. 6.
*) S. oben S. 148 und unten Abschn. 6.
») S. Köcher I. S. 523.
*) Der Vicekanzler H. F. Nicolartz.
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Zusammenkunft in Braunschweig. 157
3) wie der Friede im Reich zu erhalten?
4) wie die Mediation zwischen Frankreich und Spanien zu befördern?
5) ob die Rheinische Allianz zu prorogieren?
6) was der Stadt Bremen der gesuchten Garantie halber für Resolution
zu geben?
Da die Versuche, den Präcedenzstreit zu suspendieren, vergeblich waren,
und die Calenbergischen Räthe noch einmal nach Hause gereist sind, so sind
bis zu ihrer Rückkehr die solennen Zusammenkünfte eingestellt worden.
Er hofft, man werde sich, wenn man nur erst zur rechten Conferenz ge-
kommen, bald vergleichen. Zwar hat der K.Cölnische im Discurs gedacht,
man möchte das neulich zu Cöln beliebte Project ') hier zum Fundament setzen,
es wird aber wohl keiner darauf eingehen.
Engere Vereinigung zwischen K.Cöln, K.Brandenburg, den
braunschweigischen Herzogen und Hessen-Cassel. D. Braun-
schweig 22. August/[1. September] 1667^).
Als der Herren Cuhrfürsten zu Colin und Brandenburg Cuhrf. 1. Sept.
Durchl. sodann des Herrn Bischoffen zu Ossnabrug und Herrn Georg
Wilhelms wie auch Herrn Rudolphs Augusti, Herzogen zu Braun-
schweig und Lüneburg, imgleichen der Frau Landgräfin und Regentin
zu Hessen- Gasse 11 Fürstl. Dchl. wie vor diesem also auch absonder-
lich bei gegenwertigen Leuften und Conjuncturen ihre Rathschläge und
Sorgfaltigkeit vornemlich mit dahin gerichtet sein lassen, wie dero von
Gott anvertraute Land und Leute in beständiger Ruhe und Friede regieret
und erhalten, von denenselben alle Gefahr und Ungelegenheit abgewendet
und wieder alle unbillige Gewalt mit Gottes Hülfe in zusammengesetzter
Vereinigung geschützet und manuteniret werden könnten, und sie nun
dabei durch die Erfahrung selbst wahrgenommen, dass die im Heil. Rö-
mischen Reiche mit grosser Mühe und vorbedächtlich gemachte consti-
tutiones, Executionsordnung und andere dergleichen Mittel fast geringen
Effect gehabt. So haben sie dahero aus landesfürst- und väterlicher
Vorsorge hochnötig erachtet, wann sie nicht allein in der bisanhero mit
einander aufrichtig gepflogenen treuen Freund- und Nachbarschaft conti-
nuirten, sondern auch sich in eine nähere und vestere Defensivbündnus
begeben und setzten. Dahero dann Ihre Cuhr- und Fürstliche Durchl.
*) S. Kocher I. S. 534. 619f.; unten Abschn. 6.
^) HolläDdiscbe Uebersetzung Aitzema VI. S. 35lf., französische Dumont
VII. 1. S. 57. Inhaltsangabe v. Morner S. 318f.
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158 II- I^cr bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
dero Räthe allerseits alhier in BrauDschweig zusammen geschicket, welche
sich bis auf vorgedachter Ihrer gnädigster Principalen erfolgenden gDä-
digsten Ratification und Genehmhaltung folgendermaassen mit einander
verglichen und eine Defensivallianz geschlossen:
1. Erstlich: Soll zwischen allerseits Bundsverwandten eine auf-
richtige treugemeinte Freund- und Nachbarschaft dergestalt sein und
bleiben, dass einer des andern Nutzen und Bestes befordern und do er
etwas, was demselben entgegen, in Erfahrung brächte, dasselbe dem-
jenigen,^ welchen es angehet, in Zeiten eröffnen und zu wissen machen,
auch aus allen Begebenheiten, woraus einige Weiterung entstehen möchte
und die hierin versprochene Hülfe begehret werden könnte, vorhero zeitig
mit einander communiciren.
2. Zum andern: Ist diese V'ertheidigungs Allianz zu keines Offension
am allerwenigsten aber wieder Ihre Keyserl. May. und das Reich, son-
dern blos zu Beibehalt- und Schützung der paciscirenden Lande, Leute,
Recht und Gerechtigkeit angesehen und gemeinet.
3. Für das Dritte: Seind aller und jeder Bunds verwandten Lande,
welche sie gegenwärtig innehaben und besitzen und im Heil. Römischen
Reiche belegen, in gegenwärtiger Bündnus begriffen, also und dergestalt,
dass da eines oder des andern Confoederirten Land und Leute überzogen
oder aber mit einigen andern Gewaltthätigkeiten, sie haben Namen wie
sie wollen, und geschehen auch von wem sie wollen, imgleichen mit
eigenmächtiger Einquartierung oder denen Reichsconstitutionibus und in-
strumento pacis zuwiederlaufenden Durchzügen beschweret und dergestalt
wieder die Reichssatzungen, Executionsordnung, Instrumentum pacis (als
auf welche alle gegenwärtiges foedus gegründet) und diese Bündnus ver-
gewaltiget und beschweret werden sollte, alle und jede übrige Pacis-
cirende, welche eben zu der Zeit dergleichen Gewalt nicht leiden, auf
des beleidigten geschehene Notification mit soviel Mannschaft zu Ross
und Fuss und in der Zeit, wie in folgenden Articuln mit mehrem deut-
lich verglichen, ohne Seumnus zu Hülfe zu kommen und die versprochene
Assistenz würcklich zu leisten, kraft dieses schuldig und gehalten sein
sollen.
4. Damit man aber auch wissen möge, was jedwedes Theil an
Mannschaft zu Ross und Fuss dem beleidigten Requirenten zu Hülfe
zu schicken habe, so ist für das vierte verglichen, dass
Ihre Cuhrf. Durchl. zu Colin 840 zu Ross, 1600 zu Fuss
V 7> » » Brandenburg 1000 „ „ 2000 „ „
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Engere Vereinigung zu Braunschweig. 159
Ihr. Fürst). Durchl. zu Ossnabrug 100 zu Ross, 200 zu Fuss
ji „ „ Herzog Georg Wilhelm 240 „ „ 644 „ „
ji n 7i n Rudolff Augustus 230 ^ „ 500 „ „
„ „ „zu Hessen-Cassell 200 „ „ 400 „ „
in Bereitschaft habe und auf den bedürfenden Fall ohne Saumnus, wie
obgemeU, schicken. Es wollen auch die Bundsverwandten über diesem
quanto noch die Hälfte desselben parat halten, auch solches dem Be-
finden nach verhöhn.
5. Diese versprochene und verglichene Hülfe nun soll, für das fünfte,
jedweder Paciscirender, nachdem der Beleidigte die Gefahr und würck-
liehe Beschwerde einem jeden absonderlich notificiret und derselbe dar-
auf a part requiriret, innerhalb 14 Tagen von Zeit der geschehenen Re-
quisition anzurechnen, ohne Abgang und Saumnus an tüchtiger gewor-
bener Mannschaft zu Ross und zu Fuss schicken und dieselbe nicht
ehender wieder zurückziehen oder abfordern, es bedörffe dann der Re-
quirent dieselbe nicht mehr oder aber der Schickende und zu Hülfe
Kommende würde selbst überzogen und, wie vorgedacht, vergewaltiget
und beleidiget.
6. Sollte nun aber zum Sechsten mehr als einer von den Confoe-
derirten überzogen werden und Gefahr leiden, auf solchen Fall soll die
übrige Bundshülfe von den unbeleidigten halb dem einen und die andere
Hälfte dem andern beleidigten auf Maass und Weise wie vorgemelt zu-
geschicket werden. Dieweil es sich aber begeben könnte, dass eine der-
gleichen Hülfe nicht zureichend, auf solchen Fall sollen die Bundsver-
wandten schuldig sein, wenn sie vorhero von dergleichen casu und dop-
pelter Gefahr Nachricht erlanget, auch sobald ohne Aufenthalt davon zu
consultiren und sich einer solchen Anstalt und Hülfe zu vergleichen,
welche zulänglich und womit denen Nothleidenden in der That und
würcklich geholfen werden könne.
7. Wann nun zum Siebenden die Hülfe würcklich geschickt wird
und in des Requirenten Land oder bei dessen Troupen anlangen und
sich conjungiren, von selber Zeit an hat und behält derjenige, dem die
Hülfe zugeschickt wird, das Obercommando und Direction in denen
Kriegsactionen, es würde in seinem oder in einem andern ausser der
Bundsverwandten Landen agiret, doch hat er gleich wol jedesmal, wann
etwas vorzunehmen, darüber gebührend Kriegsrath zu halten.
8. Zum Achten: Giebt ein jedweder Hülfschickender soviel Feld-
artillerie nebst der Zubehör seinen Troupen mit, als es die Notturft und
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160 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Kriegsraison erfordert. So oft man aber schwerer Stück benötigt, giebt
dieselbe nebst der Zubehör der Reqairent, als in dessen Land agiret
wird, und in loco tertio derjenige, welcher unter denen Burdsverwandten
der negste, jedoch beides auf gemeine Unkosten, Schaden und ungewei-
gerte Wiedererstatt- oder Bezahlung der Vereinigten.
9. Die Jurisdiction behält zum Neunden eines jedweden Bundsver-
wandten Officier über die Troupen, welche er dem Requirenten zu Hülfe
führet. Sollte aber ein Fall sich begeben, welcher ein Generalkriegsrecht
erforderte, so seind auch zu demselben alle diejenigen zuzuziehen, welche
zu einem Generalkriegsrecht gehören, und ist derjenige in demselben
Praeses, welcher vermöge des 7. articuli das Directorium führet, oder
wann derjenige, so das Directorium hat, nicht darbei sein wollte oder
könnte, der, welcher die höchste Charge bedienet.
10. Zum Zehnden unterhält zwar ein jedweder Bundsverwandter
seine Trouppen, es ist aber der Requirent schuldig, die Auxiliarvölker,
wann sie in seinem Lande oder bei seinen Trouppen kommen, solange
sie unter seiner Direction conjungiret stehen, im einquartieren und sonsten
denen seinigen allerdings gleich und nicht anders zu tractiren.
11. Damit es auch zum Elften bei erfolgter Conjunction unter denen
Troupen keine Irrung oder sonsten Confusion verursache, wollen die
Bundsverwandten sich allerseits einer gewissen Verpflegungsordonnance
vergleichen, nach welcher bei währender Conjunction alle Trouppen
durchgehends gleich tractiret werden sollen. Dieweil auch die Auxiliar-
völcker das Proviant nicht zugleich mit sich führen können, soll der
Requirent schuldig sein selbige, solange sie in seinen Landen stehen,
mit nötigem Proviant zu versehen, welches ihme doch hernachmals von
jedem der Hölfschickenden nach Proportion in billigem Preis zu be-
zahlen und wieder zu ersetzen.
12. Für das Zwölfte soll diese Defensivbüudnus von dato anzu-
rechnen drei nacheinanderfolgende Jahre unverbrüchlich gehalten werden
und bestehen, dabei dann in der Confoederirten freien Willen und Be-
lieben bleibt, ob sie vor Ablauf der dreien Jahre sich wieder zusammen-
thun oder die Ihrigen zusammenschicken wollen, diese Bündnus dem
Befinden nach zu prorogiren.
13. Wann auch vor das Dreizehnde einige Bundsverwandten ausser-
halb diesem noch in einem andern foedere begriffen, kraft welchen sie
gleichfalls einander die Hülfe zu leisten schuldig, so soll doch kein Theil
aus beiden foederibus, sondern nur aus einem die Assistenz zu schicken
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Engere Vereinigung zu Braunschweig. 161
gehalten sein und dem Requirenten freistehen, auf welchen Bund er
seinen Confoederirten requiriren wolle. Da auch etwa eine Kreis- oder
Reichshulfe geschickt, soll auch diese von dem quanto der Bundshülfe
abgezogen werden.
14. Und nachdem sich für das Vierzehnde in der Nachbarschaft
ein oder andere gefahrliche motus ereuget, woraus dem Heil. Römischen
Reiche gar leicht Ungelegenheit und Nachtheil zuwachsen könnte, so
wollen die Bundsverwandte allerseits auf dem annoch währenden Reichs-
tage, so viel an ihnen ist, mit allem Fleiss und Sorgfalt befordern helfen,
damit der punctus securitatis imperii bestermaassen beobachtet und da-
bei nichts verabsäumet werde.
15. Und weiln auch zum Funfzehnden der Handlung über diesen
engeren Verein Herrn Herzog Johann Friederichs zu Braunschweig
Lüneburg Fürstl. Durchl. Gesandten mit beigewohnet, diesen aufgerich-
teten Recess aber anzunehmen und mit zu unterschreiben aus Mangel
Specialbefehls wegen Sr. Fürstl. Durchl. Abwesenheit sich entschuldiget
und begehret, dass ihren gnädigsten Herrn der Platz offen gelassen wer-
den möchte, als ist solches geschehen und Ihrer Fürstl. Durchl. die
Accession vorbehalten worden, gestalt dero Erklärung darüber vor Ab-
lauf der Zeit, welche in negstfolgenden Articul zu Einbringung der Rati-
ficationen gesetzet, soviel möglich zu befordern dero Abgesandten sich
anheissig gemachet.
16. Für das Sechzehnde ist verglichen und verabredet, der gnädigsten
Principalen Belieben nach, die ratificationes über diesen Defensivbund
alhie in Braunschweig den 4./14. Oetober negstkünftig gegen einander
auszuwechseln. Dessen zu Uhrkund ist dieser Recess von anfangs Höchst-
gedachter Ihrer Cuhrfürst- und Fürstlichen Durchleuchtigkeiten zusammen-
geschickten Räthen unterschrieben und besiegelt, auch jedwedem Theil
ein gleichlautendes Exemplar zugestellet worden. So geschehen Braun-
schweig den 22. Augusti Ao. 1667.
Heinrich Franz Friderich von Georg Christopf
Nicolars. Jena. von Hammerstein.
Paul Joachim Hieronymus von Joachim Friderich Regnerus Baden-
von Bülau. Grapendorff. Sohlen. hausen.
Mater, x. Gesch. d. Q. Karfürsten. XII. 11
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162 II* Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Friedrich y. Jena an den Kurfürsten. D. Brannschweig
23. Augu8t/[2. September] 1667.
[Abscbluss der neuen Allianz. Mittheilungen des schwedischen Gesandten.]
2. Sept. Nachdem der Pracedenzstreit gestillet, haben sie die engere Zusammen-
setzung und Defensivallianz vorgenommen und beschlossen, nicht den früheren
Recess zu prorogieren, sondern etwas neues aufzurichten, und sie haben sich
endlich des beiliegenden defensiven Bündnis verglichen, Kf. wird finden, dass
darin dem Burgundischen Werk und den Durchzügen nichts präjndiciert ist.
Herzog Johann Friedrich wird diese Allianz wohl annehmen, die Wolffen-
büttelschen haben durchaus Moderation ihres Contingents wollen und deswegen
nicht unterschrieben, er hoflft aber, Herzog Rudolf August werde sich an
ihre Minutien nicht kehren und den Recess mit belieben ^).
Nachdem heute die Nachricht angelangt, Pomponne habe aus Stockholm
geschrieben, Schweden habe sich zur Prorogation der Rheinischen Allianz pure
erklärt, hat er deswegen mit BöckelP) geredet, derselbe meinte, wenn sie
gleich die quaestio an pure resolviert hätten, so würden sie doch die Allianz
so, wie sie jetzt abgefasst, vermuthlich nicht pure prorogieren, sondern zufor-
derst wegen des quomodo sich vergleichen und würde wohl Schnolski mit
auf des Kf. Gesandte gewiesen werden. Bock eil versicherte, zu Hamburg
lägen m/500 Rthl. bereit, die Krone kehrte sich aber an nichts und wurde so
leicht keine Partei nehmen, nach seinen Discursen schien er auch nicht zu im-
probieren, wenn von dem Kaiser die Niederlande sollten secundiert werden.
Instruction vor H. Budendach nacher Braunschweig.
D. Cöln a. d. Spree 30. Januar/[9. Februar] 1668.
(Conc. F. V. Jena.)
[Eintritt Schwedens in die Allianz. Die Burgundische Sache. Die Rhetnisebe Allianz.]
Febr. Er soll die Ratificationen der am 22. August 1667 abgeschlossenen Defen-
sivallianz auswechseln, vorher aber vernehmen, auf welche Weise Schweden
für seine Reichslande beizutreten wünsche, ob ein absonderlich Exemplar des-
halb zu machen, oder ob es durch einen aparten Recess eintreten wolle. Be-
1) Derselbe hat in der Tbat (d. Blankenburg 29. Februar/[10. März] 1668} den
Recess ratificiert
*) Hofrath D. Martin Bo eck eil, der früher in der Wildfangssache (s. ürk. u.
Act. XI. S. 594) schwedischer Compromissarius gewesen war. Jena hatte 19./29. Aug.
gemeldet, derselbe habe sich als Abgesandter wegen des Herzogtbums Bremen ein-
gestellt, sei aber nur ad audiendum et referendum bevollmächtigt, soviel er aus einer
Unterredung mit demselben habe penetrieren können, sei Schweden mehr französisch
als es gegen v. Crockow merken lasse.
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Instruction Budendachs. 163
treffend die 4 schwedischen Monita*), will Kf. ad 1 geschehen lassen, dass das
quantnm auf eine geringere Proportion des Anschlags als in der Rheinischen
Allianz gesetzt werde, da aber auch Herzog Rudolf August dasselbe begehrt,
so wäre billig, dass auch von des Kf. quanto etwas nach Proportion abgenom-
men werde, sollten aber Cöln, Zelle und Calenberg keine Ermässigung
begehren, so hat er es bei dem des Kf. bleiben zu lassen, mit 2 und 3 ist er
einverstanden, ad 4 hätten K.Cöln und Schweden sich unter sich zu ver-
einigen.
Nachdem Herzog Johann Friedrich sich ausdrücklich den Eintritt in
dieses Bündnis vorbehalten, so hat er zu vernehmen, auf welche Weise derselbe
einzutreten gedenke, und in dieser Angelegenheit ebensowenig wie in der vorigen
Schwierigkeiten zu machen.
Sollte etwas von der Burgundischen Sache vorkommen, kann er sich
mit Mangel der Instruction entschuldigen, doch anzeigen, dass Kf. die zu Cöln
beliebte Mediation *) nach Möglichkeit beförderte, dass sein dort gewesener Rath ^)
jetzt wohl in Paris angelangt sein und dass Kf. dem, was etwa von dem Reiche
beschlossen werden würde, sich nicht entziehen würde.
Sollte der Rheinischen Allianz und dass Kf. sich zur Prorogierung der-
selben bereit erklärt*), gedacht werden, so kann er gleichfalls berichten, dass
er dieses Punktes halber keinen Befehl habe; Kf. hat, nachdem er gesehen,
dass ein Theil der Kur- und Fürsten sich dafür erklärt, dann auch Schweden
die quaestio an placidiert, dass das Werk also nicht zu hintertreiben und dass
auf allen Fall in dem Reich mehr Trennungen zu befahren, sich auch wegen der
Prorogation herausgelassen, doch dass man über die puncta und Artikel sich
zuvor unterrede und dass nichts pacisciert werde, was dem Reich nachtheilig
und präjudicierlich sein konnte.
») Kf. hatte an Wrangel (d. Cöln a. d. Spr. 23. October/[2. November] 1667) ge-
schrieben, da er von dem an seinem Hofe befindlichen schwedischen Residenten er-
fahren, dass Schweden geneigt sei, in die zu Braunschweig abgeschlossene Defensiv-
allianz einzutreten, wenn nur zuvor eine anderweitige Zusammenkunft gehalten und
die schwedischen Erinnerungen vernommen würden, so habe er die Abhaltung einer
neuen Zusammenkunft zu Braunscbweig am 28. November vorgeschlagen, und ihn er-
sucht zu bewirken, dass dieselbe sebwediseberseits beschickt werde. Nachdem Wrangel
(d. Hamburg 7./[17.] November 1667) dieses zugesagt und die schwedischen Erinner-
ungen eingeschickt, aber gebeten hatte, den Termin später anzusetzen, hatte Kf. des-
wegen an K.Coln und die anderen Theiluehmer geschrieben und war auf seinen Vor-
schlag der 10./20. Februar 1668 festgesetzt worden. Die schwedischen Erinnerungen
s. bei Kocher I. S. 583f.
^ S. unten Abschn. 6.
*) Job. de Beyer.
*) S. ürk. u. Act. XI. S.478f.
IV
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164 I^- ^^^ bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Johann Budendach an den Karfttrsten. D. Braonschweig
14. /[24.] Februar 1668.
[Pr&cedenzstreit. Erklärung des schwedischen Gesandten.]
24. Febr. Er ist am 9. Abends hier angekommen, da aber der Cölnische') erst
am 10. und der Schwedische^) am 11. angekommen, so ist man erst am
12. Morgens 9 Uhr auf dem Rathhause zusammengekommen. Dort h&tte^ weil
der Präcedenzstreit zwischen Osnabrück und Calenberg in perpetuum ver-
glichen, der Anfang zur Conferenz gemacht werden können, wenn nicht der
Cellische Grossvogt v. Grapendorf, als diesmaliger Osnabrückscher Gesandter,
dem Schwedischen die Präcedenz streitig gemacht und so einen Streit verur-
sacht hätte, der bis jetzt nicht geschlichtet ist. Die Braunschweigischen
haben alle nach Hofe referiert und erwarten Resolution, der Schwedische
erklärt, noch bis Montag warten zu wollen, ob ein Temperament beliebt würde,
sonst sich mit dem K.Cölnischen über die beiden letzten Punkte vollends
zu vergleichen, solches denen, die sich bereits zu diesem Verbündnis obligat
gemacht, zu notificieren, sie zu ersuchen, über die beiden ersten Punkte ohne
seine Gegenwart zu conferieren und ihn mit Resolution zu versehen.
Recess ttber den Beitritt Schwedens zu der engeren Ver-
einigung zwischen K. Cöln, K. Brandenburg, den braunachwei-
gischen Herzogen und Hessen - Cassel. D. Braunschweig
20. Februar/ 1. März 1668.
I.März. Zu wissen sei hiermit, dass, als einige Guhr- und Fürsten des Heiligen
Römischen Reichs, benanntlich der Herren Cuhrfursten zu Colin und Bran-
denburg Churf. Durchl., sodann des Herrn Bischoffen zu Oss nabrüg und
Herrn Georg Wilhelm wie auch Herrn Rudolph Augusti Herzogen zu
Braunschweig und Lüneburg imgleichen der Frau Landgräfin und Regentin zu
Hessen -Cassell Fürstl. Durchl. die jetzigen gefährlichen Conjuncturen be-
herziget und ihre sorgsame Gedanken dahin gerichtet, welchergestalt sie ihre
ihnen von Gott anvertraute Land und Leute für unbilliger Gewalt schützen und
bei Fried und Ruh erhalten könnten, und zu tahnem Ende durch ihre gevoU-
mächtigte Räthe und Gesandten am 22. Augusti des negstabgelaufenen 1667 teu
Jahres sich einer Defensionsvereinigung und engern Verbündnus verglichen, die-
selbe auch in einem beständigen Recess verfasset, so von Wort zu Wort lautet
wie folget :
Als der Herren etc.»)
') Der Vicekanzler Nicolars.
') Der bremische Regierungsrath v. Marschall.
») S. oben S. 157 ff.
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Recess über den Beitritt Schwedens. 165
Und dann Ihre Königl. May. in Schweden, als Herzog zu Bremen,
Vehrden, Stetin and Pommern, Fürst za Rügen und Herr zu Wissmar
auf beschehene Veranlassung sich durch dero anhero abgesandten Jürgen Mar-
schalck erkl&ret, dass Sie zu Bezeugung dero zu Beforder- und Erhaltung be-
standiger Ruhe, Fried und Wohlstand im Heil. Rom. Reiche, absonderlich aber
dieser benachbarten Landen gerichteten Intention wegen dero Tentschen Pro-
vincen in diese engere Verein mit einzutreten geneigt wären und wegen aller
dero im Romischen Reich belegenen Herzog-, Fürstenthümer und Lande vierhun-
dert zu Ross und achthundert zu Fuss offeriret, solches auch von denen sämt-
lichen AUiirten acceptiret und angenommen, dabei auch ferner verabscheidet
worden, dass hinfüro ohne expressen Consens aller und jeder Confoederirten
and in specie auch Ihrer Eönigl. May. in Schweden niemand in dieses foedus
gezogen und aufgenommen werden solle, so sind darauf Ihra Eönigl. May.
wegen aller dero im Heil. Römischen Reich belegenen Herzog-, Fürstenthümer
und Landen in obbenannte Verfassung und Allianz mitgetreten und gebührend
eingenommen, und haben sich allerseits dahin verbunden, wie sie auch kraft
dieses sich verbinden und anheissig machen, dass sie einander nicht anders, als
wären Ihre Königl. May. von Anfang in solche Verein und Verbündnus mit be-
griffen gewesen, von nun an assistiren und, wie es in oberwähntem Recess
enthalten, die mutuelle Hülfe treulich leisten wollen, gestalt sie dann auch aller-
seits versprochen, Ihrer gnädigsten Herren Principalen Ratification über diesen
Accessionsrecess innerhalb zween Monaten beizuschaffen. Alles getreulich ohne
Gefährde, ührkundlich dero anwesenden Abgesandten Unterschrift und aufge-
trnckten Petschaften. Geschehen Braunschweig den 20. Februar/1. Martii 1668.
Henrich Franss Nicolartz. Jürgen Marschallck.
Johan Butendach.
Hieronymus von Grapendorf.
Heinrich Dieterichs.
Joachim Friedrich Sohlen.
Regnerus Badenhausen.
Nebenrecess.
Zu wissen sei hiermit, dass, als Ihr Königl. May. zu Schweden wegen
dero im Heil. Römischen Reich belegenen Herzogthümer und Landen der im
Jahr 1667 den 22. Augusti hierselbst errichteter Defensivallianz zugetreten, da-
bei aber einige reservationes Ihre Cuhrf. Durchl. zu CÖlln betreffende vorhero
anzeigen lassen, welche darin bestehen, dass Se. May. die Eventualfeindschaft
zwischen Ihr Cuhrf. DurchL zu Colin und des Herrn Bischoffen zu Münster
Fr. Gnd. ratione der Coadjutorwahl zu Münster excipiret, auch wegen dero Län-
der Lüttich, Stablo und Berchtesgaden Ihr Königl. May. zu keiner
Assistenz obligiret werden möchten, und dann selbige dahin vereinbaret, dass
zwam Ihr Königl. May. sich deme nicht zu entziehen begehren, worzu sie ver-
möge dieses foederis sonsten verbunden. Wann aber dieselbe Bedenken ge-
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166 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
tragen, im fall wegen berührter Coadjutoreywahl eine unverhoffte Feindschaft
zwischen Ihrer Cuhrf. Durclil. zu Colin und Ihr Fürstl. Gud. zu Münster
entstehen sollte, sich einigermaassen diesertheilen Streits theilhaftig zu machen,
als ist der casus davon excipiret und ausgenommen worden, Ihrer Cuhrf. Durchl.
Lande Lüttich, Stablo und Berchtesgaden halber vorgebrachte Reser-
vation betreffende, auch dahin verabredet, dass Ihr Königl. May. zu deren De-
fension nicht verbunden, hergegen auch Ihre Cuhrf. Durchl. wegen deroselben
im Heil. Römischen Reich situirter Länder ferner nicht als die im Westpfälischen
und Niedersächsischen Craysen belegen zu assistiren obligirt sein sollen. Der
Craysen Hülfe bleibt aber vermöge deren Schlüsse in ihren Kräften. Welches
allerseits auf gnädigste Ratification der hohen Herren Principalen, so innerhalb
zween Monaten einzubringen, acceptiret und genehm gehalten worden. —
Geschehen Braunschweig den 20. Febr. / 1. Martii 1668.
Johann Budendach an den Kurfürsten. D. Braunschweig
21. Februar/[2. März] 1668.
[Auswechslung der Ratificationen. Beitritt Schwedens.]
2. März. Gestern Abend gar spät sind*) die Ratificationen ausgewechselt, Schwe-
den wegen seiner im Reich gelegenen Lande in dieses foedus gegen 400 z. R.
und 800 z. F. miteingenommen und betreffend die beiden letzten Monita ein
absonderlicher Nebenrecess zwischen den E.Gölnischen und Bremischen aufge-
richtet, aber von allen Anwesenden unterschrieben worden; um diese Endschaft
zu befördern, ist das bei der vorigen Conferenz gutgefundene Temperament
zwischen Osnabrück und Calenberg adhibiert worden.
Caienberg begehrte, K.Mainz in dieses Bündnis mit einzunehmen, worin
demselben K.Cöln und Hessen-Cassel assistierten, von den übrigen aber
wurde es wegen mangelnder Instruction nur ad referendum angenommen, von
denselben, namentlich den Calenbergischen, wurde hierunter fernere, wie
auch von Schweden die Erklärung bedungen, ob dasselbe nicht in dieses
foedus ohne Exception einiger Lande mit eintreten möchte ; bis solches erfolget,
haben die Calenbergischen Gesandten, welche sich sonst auf die quaestio an
pure erklärt, ihrem Fürsten die freie Hand, sich in diese Allianz mit einzulassen
oder daraus zu bleiben, reserviert').
•) Vgl. Köcher I. S. 586f.
^ Ueber das Zurücktreten desselben s. Köcber I. S. 587.
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Zusammenkunft zu Braunschweig. Relationen v. Crockows. t67
e. Gesandtschaft v. Crockows in Stockholm
1666—1668.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
9./[19.]Mai 1666.
[Der Friede mit Münster. Rautenslein. Ankunft eines Abgesandten Lubomirski's.]
An den Abschluss des Münsterschen Friedens^) hat man hier bis znr 19. Mai.
letzten Stande nicht glauben wollen, man bezeugt grosse Freude darüber, dass
Kf. die Ehre gehabt, dieses Werk zu heben, kann aber den Widerwillen 2) nicht
verbergen, welchen dieser Frieden hier erregt, da man glaubt, dass Holland
dadurch muthiger und difFiciler gemacht werde, ihnen Satisfaction zu geben.
Der Pfalz-Neuburgiscbe Gesandte Rautenstein') ist abgereist, er ist die
ganze Zeit hier so krank gewesen, dass er weder beim Könige noch bei sonst
jemand von der Regierung, ausser dem R. Vicekanzler , Audienz gehabt hat.
Neulich ist ein polnischer Edelmann*) hier angelangt, welcher auch draussen
bei dem R.Feldherra gewesen ist, ohne Zweifel um für Lubomirski zu ne-
gotiieren. Näheres hat er noch nicht erfahren können, da man hier, nachdem
auf die wegen der polnischen Sache gemachten Eröfbungen^) noch keine Ant-
wort erfolgt ist, sich auch gegen ihn nicht herauslässt.
V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm 23. Mai/[2. Juni]
1666.
[Der Abgesandte Lubomirski's. Argwohn Schwedens wegen der Quadrupelailianz.
Wunsch mit Kf. zusammenzugeben.]
Wladislaus Los, der Abgesandte L u b 0 m i r s k i 's *) , ist noch hier, seine 2. Juni.
0 Der zu Cleve am 8./18. April 1666 abgeschlossene Friede, s. Urk. u. Act.
XI. S. 720.
^ Vgl. Mem. de Pomponne IL S. 127.
^ Die Ankunft desselben hatte er schon am 31. März (Urk. u. Act. IX. S. 818)
gemeldet. Am 25. April berichtet er, R. scheine nur beauftragt zu sein, ein foedus
pro securitate domus Palatinae vorzuschlagen, woraus aber nichts geworden sei, da
Schweden sich scheue in Deutschland den Argwohn res novas moliendi zu erregen.
R. habe auch einen Anwurf wegen Erbandlung der Praetension des schwedischen
Königs auf die Jnlichscben Lande gemacht, worauf man sich aber bei des Königs
Minderjährigkeit nicht einlassen wolle; auch de rebus polonicis werde er wohl etwas
erwähnt haben, doch werde Schweden dabei nur per amicabilia officia etwas thun.
*) Wladislaus Los, s. unten.
*) S. ürk, U.Act. IX. S. 819.
^) Vgl. M^m. de Pomponne IL S. 141 ff. und unten Abschn. III. Hacke-
bergs Relation vom 20. Juli 1666.
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168 n. Der bremische Krieg, die Quadrapelallianz und die engere Vereinigung etc.
vornehmste Verrichtung soll sein zu sondieren, ob Schweden, wie der polnische
Hof aussprengt, eine Allianz mit Frankreich habe, durch welche es verpflichtet
sei, dem polnischen Hof zu Erreichung seiner Intention zu assistieren, was far
Sentimente Schweden des polnischen Wesens halber führe und ob es sowohl
freie Hände als auch Zuneigung habe, libertatem Poloniae maintenieren za
helfen. Er hat nur von Lubomirski ein Creditiv, doch wird gar fleissig mit
ihm conferiert, obwohl er selbst und auch die schwedischen Ministri vorgeben,
dass er nur als privatus hier sei, um die französischen Gesandten nicht zu sehr
zu irritieren. Die schwedischen Ministri wünschen des Kf. Sentimente in der
polnischen Sache zu erfahren und bei den gleichen Interessen mit ihm de con-
cert zu gehen.
SoDsten hat man alhie nicht ohne Jalousie — vernommeD die
Alliance, welche ^) zwischen E. Ch. D., der Krön Dänemark, Holland.
Lüneburg und Hessen-Cassel obhanden, sie halten dafür, dass selbige
Allianz blos und allein getroffen werde en faveur des Königs in Däne-
mark und der Stadt Bremen wider Schweden und wegen der un-
nöthigen Ombrage, die man gefasset hätte, als wann Schweden Desseins
hätte, selbige mit Krieg anzugreifen. H. Kley') bat anhero referieret,
dass E. Ch. D. wegen der Stadt Bremen ihm zur Antwort gegeben, dass
die Reichsimmedietät betreffend I. K. M. Praetensiones allerdings fun-
diret wären, das jus praesidii anlangend hoffeten E. Ch. D., dass I. K. M.
darauf nicht bestehen würden, könnten auch I. K. M. darin nicht assistireo,
die übrige Torte, die I. K. M. von der Stadt Bremen gelitten, wollten
E. Ch. D. sich selber dahin bemühen, dass I. K. M. deshalben Satis-
faction bekommen möchten, womit man hier ganz und gar satisfait ist.
Man hat mir zum öftern, jedoch en forme de discours gesaget, dass,
wann E. Ch. D. der Krön Schweden assistiren wollten, Bremen zu
zwingen, Schweden E. Ch. D. hinwiederumb helfen wollte, Magdeburg
zum Gehorsam zu bringen. —
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cleff 29. Mai/8. Juni 1666.
[Die polnische Angelegenheit. Kf. wünscht sieb mit Schweden zur Unterstätzung
Pfalz- Neu burgs zu vereinigen. Der bevorstehende V^ergleich mit Pfalz-Neuburg. Das
Unternehmen gegen Magdeburg.]
8. Juni. — Nachdem die Sachen in Polen sich je länger je gefahrlicher
anlassen und der Hof das Wahlnegotium quavis modo zu befördern und
die Krön auf einen französischen Prinzen zu bringen — sich äusserst be-
0 Die Qnadrupelallianz, s. oben S. 124 ff.; Mem. de Pomponne 11. S. 157.
«) S. oben S. 81.
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Quadrupelallianz: Beriebt Kleibes. Die polnische Angelegenheit. 169
muhet, za Erreichung solchen Zwecks auch den Kronmarschall Lubo-
mirsky aufs heftigste verfolget und sowohl denselben als alle andere
Patrioten, welche für die Freiheit der Republik sprechen und diese
Proceduren nicht approbiren — wollen, zu ruiniren und zu unterdrücken
suchet, und wir uns dann hiebei zurück erinnern, dass man von dieser
Sache — mit euch ein und anders geredet*), auch sich zu vertraulicher
Communication gegen uns erboten und dabei zu wissen begehret, wohin
etwa unsere Gedanken zielen und wem mir hernächst die Krön am
liebsten gönnen möchten, mit fernerm Anhang, dass man daselbsten auf
des H. Pfalzgrafen zu Neu bürg Ld. grosse Reflection machte — als
befehlen wir euch gn., dass ihr euch zuvorderst fleissig und sorgfaltig
erkundiget, ob man in solcher Intention annoch beständig verharre.
Wofern ihr nun dessen genugsam versichert sein werdet, so hättet ihr
ihnen zu vernehmen zu geben, dass — wir der Sache fleissig nachge-
dacht und, wofern es der Krön ein Ernst wäre, uns darin mit derselben
gänzlich zu conformiren gedächten, und weil man für Augen siehet, dass
der Hof und Frankreich keinen andern Zweck hat, als obgedachter-
maassen einen zur Krön contra statuta et libertatem regni zu befordern
und solches zu höchstem der Krön Schweden und unserm Nachtheil,
anerwogen man sich beiderseits leichtlich die Rechnung machen könnte,
was die Nachbarn von einem König, der auf solche Weise zur Krön ge-
kommen und ein so mächtiges Reich unter seine absolute Gewalt ge-
bracht, zu gewarten haben würden, desswegen man sich allerseits äusserst
dahin zu bearbeiten, dass die Republik bei ihrer Freiheit conserviret
werden müge, gleichwohl aber die Sache nicht länger in dem jetzigen
Stande verbleiben und, wenn man länger dabei still sitzen sollte, in mora
periculum sein mochte, zumahlen es anitzo nach zerschlagenem Reichs-
tage alles auf die Extremitäten anzukommen schiene. Solchem nach
verlangten wir von der Krön zu vernehmen, was sie bei so gestalteten
Sachen am — diensambsten erachteten und ob sie nicht dafür hielten,
dass man zu Abschneidung aller Machinationen — besser thun werde,
die Wahl zu befordern und des H. Pfalzgrafen Person dabei zu recom-
mendiren, auch wenn die ordentliche Wahl auf dieselbe gefallen, solche
zum Effect und endlicher Vollenziehung bringen zu helfen, und auf was
Weise und Wege dieses alles zu concertiren, ob und was etwan von
diesem negotio mit I. Kais. M. (welche gleichmässiges Interesse bei
dieser Sache hätten) zu communiciren, wie man mit Lubomirsky zu
0 S. ürk. u. Act. IX. S. 819, vgl. oben S. 167.
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170 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
handeln und welchergestalt derselbe dahin zu disponiren, dass er
dieses Dessein approbire und befordern helfe, auch ob und wie man
demselben zu assistiren, damit er vom Hof neben den andern, welche
für die Freiheit der Republik annoch arbeiten, nicht gar unterdrücket
werde? Wann uns nun von allen diesen Sachen der Krön Intention
und Consilia im Vertrauen eröfihet wurden, wollten wir uns nicht allein
denselben gern conformiren, sondern auch, wann es gut gefunden werden
sollte, darüber uns in einen Tractat mit derselben einlassen und unseres
Orts alles nach Müglichkeit befordern und zum Effect bringen helfen. Wir
wären anitzo im Werk begriffen^), mit des H. Pfalzgrafen Ld. wegen
der Jülischen Sache und insonderheit wegen des Religionwesens in diesen
Landen und des Westphälischen Kreisdirectorii halber uns in der Gute,
jedoch absque praejudicio tertii, zu vergleichen, damit diese Differentien
bei dem andern Werk kein obstaculum sein oder solches einigermaassen
hindern möchten, wir hofften auch hierin innerhalb weinig Tagen zur
Richtigkeit zu gelangen, und wollten alsdann die Krön niemand lieber
als diesem aus dem Hause Pfalz entsprossenen Herrn gönnen, und zu-
gleich mit der Krön Schweden alle dienliche officia bei der Republicq an-
wenden, umb die Wahl auf seine Person zu bringen.
Ihr müsset aber dieses alles mit höchster Behutsamkeit menagiren,
— wie ihr dann auch dasjenige, was wir vom Vergleich mit des H.
Pfalzgrafen Ld. erwähnet, wohl zu menagiren, weil es vielleicht aldorten,
wegen ihrer auf die Jülische Succession habender Prätension nicht an-
genehm sein und sie diesen Vergleich nicht gern sehen mochten. —
9. Juui. P. S. D. Cleff 9. Juni 1666. Auch werdet ihr aus unserer Geh.
Räthe, des von Platen und Jena Schreiben') mit mehrerm ersehen
haben, was wir wegen der Stadt Magdeburg für Resolution genommen
und warumb wir unsere Armee derends hin marschiren lassen, wornach
ihr euch dann gehorsambst zu achten.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. 2./[12.] Juni 1666.
[Verhandlungen Schwedens mit Frankreich und Holland. Unzufriedenheit über die
Quadrupelallianz. K. mainzische Gesandtschaft.]
12. Juni. I^ie Verhandlungen der Schweden mit den holländischen und französischen
Ministris sind noch nicht zum Ziele gekommen, doch scheint es, dass Schweden,
') S. ürk. u. Act, XL S. 731 ff.
^ S. oben S. 16 f.
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Friedliche Erklärungen des Reichskanzlers. 171
weil es einsieht, gegen Holland und Dänemark nichts tentieren zu können,
suchen wird, sich von der englischen Allianz abzuziehen und, um dazu einen
Prätext zu haben und zugleich um mit Reputation aus dem Bremischen Handel
zu kommen, Miene machen wird, mit Moscau^ etwas anzufangen\ Die
projectierte Allianz des Kf. mit Dänemark, Holland und dem Hause Lüne-
burg macht hier so grosse Ombrage, dass sie es weder gegen ihn noch gegen
den Lüneburgischen Abgesandten dissimulieren können, sie glauben, dass das
ganze Werk direct gegen Schweden gerichtet sei, beschweren sich sehr, dass
dadurch Holland und Bremen in ihrer Opiniatretät, ihnen Satisfaction zu
geben, gestärkt werden. Es ergiebt sich ganz klar aus ihren Discursen, dass
es ihnen missfällt, dass die evangelischen Stände im Reich ein Verbündnis
machen, von welchem sie die Direction -nicht haben, und in solche Postur sich
setzen, dass sie sich selber schützen können. Eine K. mainzische Gesandt-
schaft, der Baron v. Schönborn und Truchsess v. Wetzhausen, ist hier
angelangt, sie haben ihm gesagt, ihr Anbringen bestände nur darin, den König
zu ersuchen, dass er das Compromiss') wegen des Streites mit K.Pfalz auf
sich nehme.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
10./[20.] Juni 1666.
[Auswechslung der Ratificationen. Friedliche Erklärungen des Reichskanzlers. Die
Resolution an den Abgesandten Lubomirski's.]
Die Auswechslung der Ratificationen des Allianztractats ^) wird in den 20. Juni,
nächsten Tagen erfolgen. Der Reichskanzler bezeugt wegen des nunmehr
gänzlich vollendeten Tractats ein sonderbares Vergnügen, wegen des hollän-
dischen und dänischen Wesens hat sich derselbe ihm gegenüber ganz ähn-
lich erklärt, wie er schon neulich herichtet*), dass der drohende Krieg mit
Moscau sie der Nothwendigkeit überheben werde, sich in das Werk zwischen
Holland und England einzumischen, von dem Bremischen Wesen redete er
so, dass der König zum höchsten wünsche, amicabili via das Werk zu heben,
und zu solchem Ende des Kf. gute ofRcia sich promittiere, er bat ihn, express
zu referieren, dass der König zwar keine formelle Mediation admittieren könne,
dennoch aber gern sehen wollte, dass Kf. durch seine Ministros oder quavis alia
ratione seine OfRcia interponierte , damit der König sine strepitu armorum die
Sache heben könnte. Wegen der Pfälzischen und Mainzischen Streitig-
keit sagte er, der König werde zwar von K.Pfalz angereizt, das Interesse des
Hauses armis maintenieren zu helfen, er werde sich aber bemühen, die Sache
in der Güte beizulegen. Lubomirski's Abgesandter*) ist wieder abgereist;
0 S. Mem. de Pomponne 11. S. 149ir.
») S. Urk. u. Act. XI. S. 593.
*) Der Allianz vom 27. März 1666 s. ürk. u. Act. IX. 8. 819.
*) S. oben.
A) S. oben S. 167.
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172 n. Der bremische Krieg, die QaadrupelalHanz und die engere Vereinigung etc.
er hat eine Resolution aus der Kanzlei bekommen, welche, wie man ihm be-
richtet, nur generale Contestationen enthält, der König wolle sich bemühen,
salutem et quietem Poloniae zu befordern.
L G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
23. Juni/[3. Juli] 1666-
[auf das Rescript vom 29. Mai/8. Juni. Verbandlungen wegen der polnischen Ange-
legenheit. Gunstige Erklärungen des Reichskanzlers. Die Bremische Angelegenheit.]
3. Juli. — Ob ich gleich versichert war sowohl aus der Schwedischen
Mioistren als der Französischen Ambassadeurs Discursen, dass man all-
hie noch stets in der vorigen Intention beruhet, habe ich jedennoch zu
mehrer Precaution diesen modum agendi gebrauchet, dass ich in den Cod-
ferenzen, welche ich bereits mit dem H. R.Kanzler und H. Biören-
klow darüber gehabt, nicht mehr als dieses vorgebracht, dass Ew. Ch.
D. mit grossem Vergnügen aus meinen Relationen ersehen, dass I. Kon.
M. die Sachen in Polen so wohl erwogen und so heilsame consilia da-
bei führen. Und da sio darauf alsofort — erweisen wollten, dass solche
ihre Intention dem gemeinen Besten gemäss, fuhr ich weiter fort und
declanrte, dass Ew. Ch. D. eben dieselbe Sentimente hätte, that auch
diese Ursach dazu, dass, wenn ein König durch Oesterreichische oder
Französische Faveur zu der Krone käme, wie es den Evangelischen in
Polen gehen würde — contestirte dabei, dass Ew. Ch. D. pro communi
causa ihre consilia mit der Krön Schweden Ämbassade consocüren
wollten. Da dann — der R.Kanzler — weitergegangen und selber vor-
geschlagen remedium malorum praesentium electionem novi regis, und
da ich darauf gesaget, dass Ew. Ch. D. auch dieselbe Meinung hätten^
fragten alsofort Ihre Exe, wie E. Ch. D. mit Pfalz -Neu bürg stunden
und ob nicht der vorhabende Tractat seine Endschaft gewonnen und ob
nicht Ew. Ch. D. die Krön Polen Pfalz-Neuburg gönnen wollten. Das
erste und andere betreffend sagte ich, E. Ch. D. stünden mit Pfalz-
Neu bürg in guter Correspondenz und wären die Differenzen leicht bei-
zulegen, wobei ich dann ebensowenig als sonst aus anderen Umständen
und Discursen observiren können, dass die Krön das Interesse, welches
I. Kön. M. Haus bei dem Vergleich hat, sich, sehr hoch angelegen sein
lassen, und als ich sowohl dieses letztere als auch weiter bloss dis-
cursive gedachte, dass Pfalz-Neuburg sowohl wegen seinei* Meriten
die Krön meritiret, als auch sonst weder den Ständen in Polen noch
den Nachbarn solche considerationes gebe, als die andern Candidati,
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Verhandlungen wegen der Wahl Pfalz- Neu burgs in Polen. 173
aotworteten I. Exe: Je souhaitterois fort, que vous puissiez dire cela
par ordre, und fügten noch dieses dabei, dass Pfalz- Neu bürg würde
wohl bei Antretung als Continuation dero Regierung dankbar sein, ver-
sprachen dabei, dass, nachdem sie solches I. E. M. vorgetragen, weiter
mit mir daraus zu reden, dabei ichs also für das erste Mal bewenden
Hess. Dem H. R.Truchsess und dem H. R.Admiral^) habe ich auch
einige Ouvertüre davon gethan, welche, gleichwohl sie alle zu selbem
Werk incliniren, also sagen sie hingegen einmüthig, dass I. K. M. sich
in nichts engagiren können, ehe sie mit Bremen richtig wären, sie be-
gehrten nichts als die Aufhebung der Immedietät, Ew. Ch. D. könnten
ihr gar leicht mit der Stadt zu rechte helfen und würden I. K. M. da-
durch freie Hände machen, das gemeine Interesse desto kräftiger in Acht
zu nehmen. Es gehen bei heutiger Post desswegen Schreiben ab an
Ew. Ch. D. ') und das ganze Haus Lüneburg'), und sagte mir def H.
R.Kanzler, dass der H. R.Feldherr der Stadt mit mehrerm Ernst
zusprechen würde. Ich habe ihnen darauf geantwortet, es wäre solches
eine Sache, die dem ganzen Reiche anginge, Ew. Ch. D. könnten für
sich selber nichts dabei statuiren, auch nicht mehr als gute officia bei-
tragen. —
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
27. Juni/[7. Juli] 1666.
[Der Reichskanzler wünscht Abscbluss eines Vertrages wegen der Wahl Pfalz-Neu-
burgs. Der glückliche Ausgang des Unternehmens gegen Magdeburg.]
Graf de la Gardie wünscht, dass Kf. mit dem Könige wegen der Wahl 7. Juli.
Pfalz-Neuburgs einen Tractat aufrichte und dass Cr. sich dazu Vollmacht
verschaffe, zum Commissar ist Berenklau allein ernannt worden, welches bei
geheimen, importanten und angenehmen Sachen zu geschehen pflegt. Doch
scheint der Reichskanzler zu fürchten, dass es dem Kf. nicht ein rechter Ernst
sei und dass derselbe vielleicht später die Partei des Hofes nehmen möchte, es
wäre daher gut, wenn Kf. deswegen generaliter an Wrangel schriebe und
denselben ersuchte, dieses negotium hier zu recommendieren.
') Gustav B'onde und G. 0. Stenbock.
') d. Stockholm 23. Juni 1666, darin zeigt die schwedische Regentschaft an, dass
sie wegen der fortgesetzten Insolenz Bremens sich genöthigt sehe, der Stadt etwas
näher zu treten und sie zunächst in ihren Mauern einzusperren, und ersucht den Kf.,
nachdem er oft seine Cooperation angeboten, um die Stadt zur Gebühr zu vermögen,
sich deswegen zu bemühen und darüber mit Wrangel vertraulich zu correspondieren.
») S. Köcher I. S. 471.
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174 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Die Magdeburgische Sache betreffend, habe ich Ew. Ch. Durcbl.
gnädigsten Befehl in einem Rescripto vom 9. Juni und des H. von Plate
und H. von Jehna Schreiben und Instruction de dato Halberstadt vom
22. MaJL den 20. Juni und zugleich auch bei selbiger Post von Hamburg
die Nachricht erhalten, dass die Sache gänzlich gehoben. — Ich habe
demnach an gebührenden Orten angebracht, dass E. Ch. D. nicht hätten
unterlassen wollen, I. K. Maj. der guten Freundschaft und Vertraulichkeit
nach solches dessein und alle dabei führende Intentionen zu notificiren,
welches ich dann nicht würde unterlassen haben, wann das Schreiben
zu rechte kommen wäre, gebührend abzulegen. Der höchste Gott ver-
leihe Ew. Ch. D. ferner solches Gluck, dass man den Anfang und glück-
liche Vollziehung dero desseine zugleich bei einer Post erfahre. Ich
kann nicht anders von hier berichten, als dass sie sowohl wie das Ge-
rüchte lief, dass E. Ch. D. solches entrepreniren wollten, als auch nach-
mals, da man den Ausschlag der Sachen erfahren und ich solches —
notificiret, Ew. Ch. D. dazu viel Glücks gewünschet, sie haben gar hoch
contestiret, dass Ihre Kön. Maj. solches nicht anders als gern hören
könnten, als eine Sache, welche Ihrer Kön. Maj. zu keinem Schaden,
Ew. Ch. D. aber zum Vortheil gereichete. Zwar da [sie!] leicht zu er-
messen, dass sie gerne, dass dergleichen Städte, als welche in Kriegs-
zeiten ihnen nützlich sein können, ohne Garnison blieben, aber gleich-
wohl haben sie sich nicht das geringste merken lassen, da sie doch noch
anizo wegen Erfurt übel zufrieden sein, solches auch gegen die Chur-
Maintzische Abgesandte nicht verborgen. —
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
ll./[21.] Juli 1666.
[Schweden nimmt die Vermittlung des Rf. und der braunschweigiscben Herzoge an,
ist bereit, der Quadrupelallianz beizutreten.]
21. Juli. Der Reichscommission ^) will man sich hier zwar nicht entziehen, lässt
aber wohl merken, dass man dieselbe nicht gern sieht, dagegen ist man über
den Vorschlag des Kf.^) sehr erfreut, der R.Kanzler bekannte selbst, dass Kf.
1) S. oben S. 83. Kf. hatte v. Cr. (d. Cleve 9./19. Juni 1666) beauftragt an-
zuzeigen, dass ihm diese Commission mit übertragen sei.
^) Kf. hatte 3. Juli v. Crockow die dem bremischen Abgesandten Eden er-
theilte Resolution (sie liegt den Acten nicht bei, ihr Inhalt aber ergiebt sich aus dem
Schreiben von demselben Tage an V^rangel oben S. 83) zugeschickt und ihn be-
auftragt, dieselbe der schwedischen Regierung mitzutheilen und sich zu bemühen.
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Die magdeburglsche, bremer und polnische Angelegenheit. 175
in der That der Krone Bestes suche. Doch hat er auf seine Bitten wegen
Einstellung der Thätlichkeiten nur die Zusage erhalten, dass Wränge 1 die
Stadt nicht attaquieren würde, die Blokade könnte nicht aufgehoben werden,
der König werde aber bei den Tractaten zeigen, dass er eine gütliche Compo-
sition wünsche, Kf. und das Haus Lüneburg möchten die Mediation antreten.
Gestern hat ihm der R.Kanzler gesagt, sein König wolle in die neulich
von Holland projectierte Allianz eintreten, wenn nur dieselbe nicht direct gegen
England gerichtet und Schweden gegen Dänemark garantiert würde. Als
Cr. seine Veiwunderung über diese schleunige Mutation zu erkennen gab,
äusserte er, der König wisse zwar, dass das Absehen dieser Allianz ursprüng-
lich vornehmlich gegen Schweden gerichtet gewesen sei, njichdem er aber mit
Bremen durch des Kf. Zuthun in der Güte zurecht zu kommen hoffe, anderer-
seits auch der Welt genugsam zu erkennen gegeben habe, dass er nichts Feind-
liches gegen Dänemark vorhabe, so meine er, dass auch die sämmtlichen Contra-
henten nur noch rationem pacis et quietis publicae suchen würden, wozu er
sich gern mit verbinden wolle. Cr. glaubt aber, dass die holländische Victoria *)
zu dieser Resolution viel contribuiert habe.
L. G. V. Crockow an den KurfUrsten. D. Stockholm
18./[28.] Juli 1666.
[Auswechslung der Ratificationen. Project eines Traetats wegen der polnischen Wahl.]
Gestern sind die Ratificationen ausgewechselt worden, alle schwedischen 28. Juli.
Minister bezeugen über die Vollziehung dieses Traetats grosse Freude.
Die polnische Sache hat sich hisher daran gestossen, dass man noch immer
gegen Kf. Verdacht hegte und dass de la Gardie im Gegensatz zu BiÖrnklou
und Cr. meinte, das Dessein musste auch Frankreich mitgetheilt, und ver-
sucht werden, dasselbe dafür zu gewinnen. Doch ist er endlich selbst anderer
Meinung geworden, Cr. hat darauf fleissig auf das Project gedrungen und, nach-
dem die von Pfalz-Neuburg eingekommenen Nachrichten alle suspiciones
benommen, ist ihm ein solches zugestellt worden, welches aber nur dazu dienen
soll, vor aller Welt die Intention zu rechtfertigen. Das Dessein selbst soll in
einem Articulo oder Tractatu secreto weiter concertiert werden, darin soll ge-
handelt werden: 1) de certa candidati persona, 2) de modo recommendandi
illam sowohl bei dem Könige und den Ständen cujusque factionis in Polen
als auch bei dem Kaiser und dem Könige von Frankreich, 3) de modo
promovendi et manutenendi illam, si legitime a republica eligatur repugnantibus
tantum aliquibus factiosis et alicui illegitime procedenti candidato adhaerentibus
idque 1) officiis amicabilibus et reconciliatoriis, 2) auxiliis mittendis pro legitime
electo, 3) wann 'es nöthig und die Republik es begehrte, efficaciore succurrere
dass seine Vermittlung angenommen und inzwischen die Stadt mit Thätlichkeiten
verschont werde.
*) Die Seeschlacht vom IL— 14. Juni 1666, s. oben S. 129.
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176 II- I^er bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
ei modo. Wenn Cr. Vollmacht und Instruction hierzu erhielte 0, würde man
sich darüber gar bald und leicht vergleichen.
Der Kurfürst an v. Crockow, D. Cleff 8. September 1666.
[auf die Relation vom 18./[28.] Juli. Hedenken gegen den schwedischen Vorschlag,
Pfalz-Neuburgs Wahl offen dem Könige von Polen und der Republik, sowie dem
Kaiser zu recommendieren. Dem Konig von Frankreich zu machende Eröffnungen.
Bericht v. Hoverbecks.]
8. Sept. — Nun haben wir zwar bei dem entworfenen Project kein Be-
denken, weil »ich aber inmittelst die Conjuncturen und der Zustand in
Polen sehr geändert, so müsste unsres Ermessens auch der Vergleich in
etwas geändert und dergestalt eingerichtet werden, dass er auf die
jetzigen Zeiten zu appliciren stände. Was den Tractatum secretum be-
trifft, da ist euch aber alle puncta unsere Intention — bekannt, gestalt
euch dann anfänglich nicht unbewusst, wohin unsere Gedanken ratione
personae zielen. Ob und welchergestalt dieselbe bei dem Könige zu
recommendiren, darin müssen wir noch zur Zeit sehr anstehen und
zweifeln, ob dergleichen Recommendation ihm einigen Nutzen oder Vor-
theil schaffen würde, jedoch könnte der König auch wohl endlich des
Handels müde werden oder sonsten durch einige Veränderung auf die
Gedanken gerathen, dass er von Beförderung eines französischen Subjecti
zur Krön abstünde, welchenfalls ihm wohl verschiedene Ursachen fürge-
stellet werden könnten, warurob er billig des H. Pfalzgrafen Person für
andern zur Succession zu recommendiren. Jedoch wollen wir Ihr. K. M.
Meinung hierin vernehmen und uns damit gern vereinigen. Bei der
Republik und denen Ständen öffentlich die Person zu recommendiren
möchte sich bei den jetzigen Conjuncturen und da man wider die Wahl
ein so hartes Gesetz') vom neuen bei dem jüngsten Vergleich gemacht,
auch nicht allerdings schicken, inmittels haben wir unserm Hoverbeck
gnädigst befohlen^), unter der Hand dieses negotium ein und andern
Orts zu befördern, welches I. K. M. dero Abgesandten in Polen auch
ausser Zweifel befohlen. Sollte es aber, wie wohl zu vermuthen, bald
^) Kf. übersendet an Cr. (d. CJeve 30. Juli 1666) eine Vollmacht zu Unterhand-
lungen; mit weiterer Instruction werde er ihn versehen, sobald er des Königs Senti-
mente über jene Punkte erfahren haben werde, Cr. solle sich nicht zu weit engagieren,
bis Kf. mit Pfalz-Neuburg, der in puncto religionis sich sehr hart zeige, (s. Urk.
u. Act. XI. S. 734) einig sei.
0 S. Kochowski, Annales Poloniae III. S. 246.
^ S. das Rescript an denselben vom 16. Juni 1666 unten Abschn. III.
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Bedenken gegen offene Empfehlung Pfalz-Nenburgs. 177
wiederum b zu einer Ruptur gerathen, solchenfalls könnte man wohl etwas
mehr bei der Sache thun und alsdann solche öffentlich der guten Parthey
recommendiren und sie in ihrer bereits habenden guten Intention stärken,
die dissentientes aber mit Fürstellung dienlicher Motiven und Persua-
sionen zu gleicher Meinung zu bringen bemuhet sein, auch sich alsdann
des Werks weiter mit einigem ferneren Nachdruck annehmen, aller-
maassen solches auch in dem projectirten Tractat mit mehrerm bereits
angeführet ist.
Ob das negotium, wie man aldorten glauben will, beim Kaiser so
leicht durchzutreiben, daran müssen wir desswegen zweifeln, weil Pfalz*
Neu bürg selbst desshalben noch keine beständige Versicherung hat.
Zwar hat der Kaiser für diesem mündlich dem H. Pfalzgrafen desshalber
einige Promessen gethan, hernachgehends auch durch particular Schreiben
demselben Vertröstung geben lassen, dass er noch in derselben guten
Intention continuirte, es ist aber noch zur Zeit unseres Wissens niemand
von denen furnembsten kaiserlichen ministris oder Räthen, worauf man
sich zu verlassen. Mit dem bei unserm Hof sich aufhaltenden Baron
de Goes haben wir zwar obiter per discursum aus dem Werk reden
und, wohin I. Kais. M. Gedanken zieleten, sondiren lassen 0, er hat aber
sehr grosse Diffidenz und froideur gegen den Pfalzgrafen behauptet —
hat auch zwar über sich genommen, desswegen an den kaiserlichen Hof
zu schreiben, bis dato aber haben wir nichts weiter erfahren noch einige
Antwort erhalten, welches uns dann billig gross Nachdenken verursachet
und Anlass gegeben, mit etwas Behutsambkeit in der Sache zu proce-
diren; zumahlen wir auch von gewisser Hand die Nachricht erlanget'),
dass der Grossmarschalck Lubomirsky ohngeachtet aller gehabten Ad-
vantagen — durch den kaiserlichen bei ihm gewesenen Abgeordneten
zum gütlichen Vergleich, Submission und Abbitt gegen den König dis-
poniret und persuadiret worden, wodurch wir fast auf die Gedanken ge-
bracht worden, als suche man am Kais. Hofe nur Zeit zu gewinnen und
hab das Absehen entweder auf Baiern oder Lothringen gerichtet. —
Weil nun wegen I. K. M. ohnlängst der Palbitzky am kaiserlichen Hof
gewesen, so verlanget uns zu vernehmen, was derselbe etwan ausgerichtet
und in Erfahrung gebracht. —
Was Frankreich betrifft, da halten wir nicht für dieusamb, dass
man dieses Uessein eben so gar heimlich für selbige Krön halte und da-
1) S. üjk. u. Act. Xr. S. 747 f.; XIV. 1, S. 274f.
*) S. Hackebergs Bericht vom 20. Juli IGGO unten Abschn. III.
Mater, t. Gesch. d. O. Karfürsten. XII. 12
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178 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigrun^ etc.
von nichts communicire, dann der König es doch ausser allen Zweifel
erfahren und sich alsdann wohl allerhand und widrige impressiones da-
von einbilden lassen möchte. Dannenhero wir ohnfürgrei flieh für dien-
samb ermessen, dass sowohl Schweden als wir dem Könige gleichsam
im Vertrauen zu vernehmen geben, wie grosse Ungelegenheit und Gefahr
wir beiderseits als die nächsten Nachbarn von Polen wegen der darin
immerhin sich ereugenden und fast täglich zunehmenden gefahrlichen
Conjuncturen stünden. — Weil nun alle diese Ungelegenheiten daher
rühreten, dass der Hof, oder vielmehr die Königin, ihren Vetter zur Krön
befordern wollte, die Republiq aber dazu ganz nicht incliniret wäre, so
gebe man dem König in Frankreich zu bedenken anheimb, ob er nicht
besser thun würde, dass, weil doch die Königin sich einzig auf seine
Assistenz verlasset und dadurch das Werk durchzutreiben vermeinet, er
von dieser Intention, im Fall er selbige gehabt, zu Beruhigung der
Christenheit und zu Conservation sowohl des Königreichs Polen als der
Benachbarten abstehen und, wo nicht befördern, doch geschehen lassen
möge, dass ein anderer ihm anständiger Fürst und in specie Pfaltz-
Neu bürg — zur Krön befordert werden möchte. —
Dieses wären unsere unvorgreifliche Gedanken, wir verlangten aber
Ihr. K. M. hochvernünftige Sentimenten von der Sache auch zu ver-
nehmen, mit denen wir uns gern conformiren würden. Im übrigen wird
man sich leicht vereinigen können, wenn es so weit gebracht sein wird,
dass die Wahl auf den H. Pfaltzgrafen gefallen ist, wie und welcherge-
stalt derselbe zu mainteniren, unserstheils sein wir erbietig, alsdann dem-
selben mit einem considerablen corpo zu assistiren, welches die Krön
Schweden verhoffentlich auch thun wird, und stellen wir in I. K. M.
Belieben, ob man sich solcher Assistenz halber anitzo nur in genero
verbinden, die specialia aber, wie stark dieselbe sein und welchergestalt
man die operationes anzustellen, bis dahin ausgesetzet lassen wolle.
P. S. Hoverbeck berichtet aus Polen, dass der Hof sich sehr bemühe,
sein Desseio durchzuführen und auch Lubomirsky auf seine Seite zu bringen,
dass der schwedische Gesandte LiiiehÖck vom Hofe sehr caressiert werde,
dass Lubomirsky und seine Partei mit den Schweden nicht wohl zufrieden
seien, dass der Abgesandte zweierlei Instructionen habe, sowohl auf den Fall,
wann die Sache nach des Hofs Intent ausschlagen, als auch wann es nach der
Woiwodschaften Wunsch und Willen ablaufen sollte. Cr. soll fleissig Acht
geben, ob man auch in Schweden beständig bei dem bekannten Vorhaben zu
verbleiben gesonnen.
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Die polnische und bremische Angelegenheit. 179
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
5./[15.] September 1666.
[Stand der bremischen Angelegenheit. Befürchtungen wegen Polen.]
Man besteht hier in der Bremischen Sache auf der Abolition der Im- 15. Sept.
medietät; Cr. hat nur discursweise seine Vorstellungen dagegen erhoben, der
Lüneburgische Abgesandte Plate aber hat deutlicher gesprochen und eine Re-
solution begehrt, dieselbe aber noch nicht erhalten. Man ist hier dieser Sache
halber mit Kf. viel besser zufrieden als mit den Lüneburgern, man hat Nach-
richt vom kaiserlichen Hofe, Herzog Georg Wilhelm habe an den Kaiser
geschrieben, ihm salutem civitatis Bremensis recommendiert und sich offeriert,
die Stadt zu secundieren, Kf. hätte auch dahin geschriehen, aber mit mehr
Moderation, sie sind auch mit des Kf. Gesandten, welche in Bremen gewesen,
wohl content. Gr. erwartet mit grossem Verlangen nähere Ordre wegen des
anbefohlenen negotium, zumal er zum öfteren darum befragt wird. Man glaubt
hier, der Friede in Polen werde nicht lange Bestand haben, sie haben Nach-
richt, die Königin werde von ihrem proposito nicht nachlassen, sie fürchten
auf dem nächsten Reichstage eine gefährliche Recidive, beschuldigen Lubo-
mirsky des Verrathes.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
17./[27.] September 1666.
[Stand der bremischen Angelegenheit. Nachrichten über die Pläne des polnischen
Hofes.]
Er hat fleissig den regierenden Herren und anderen vornehmen Ministris 27. Sept.
wegen gütlicher Beilegung der Bremischen Sache Vorstellungen gemacht,
sie haben darauf geantwortet, der König sei dazu bereit, aber die Im medietät
müsse gehoben werden. Sie haben lange nicht gestehen wollen, dass der R.-
Feldherr in suspensionem renuntiationis immedietatis usque ad finem hujus se-
culi consentiert'), und es hat fast geschienen, dass sie solche nicht allerdings
approbieren, wiewohl sie jetzt sich nicht anders merken lassen, als damit zufrie-
den zu sein, und sagen, der R.-Feldherr habe nicht Ordre, die Stadt mit Gewalt
anzugreifen, sondern nur zu blocquieren. Vor einigen Tagen ist ein Courier von
K.Pfalz angekommen und hat'-') um schleunigen Succurs angehalten, der Pfäl-
zische Minister ist schon abgereist, er macht grosses Fundament auf die schwe-
dische Assistenz, aber schwedische Ministri haben Cr. gesagt, er habe keinen
Tractat gemacht, sondern nur eine schriftliche Resolution erhalten, in welcher ihm,
aber sehr beschränkt, Hülfe gegen unrechtmässige Gewalt versprochen ist. Man
wünscht hier lieber, dass K.Pfalz Friedens halber etwas nachgebe als durch
') S. oben S. 91.
*) 8. Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz IL S. 624, oben S. 93. 95.
12*
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180 If- l^cr bremische Krieg, die Qiiadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
garza grosse fermete sich ein Unglück von den herumliegenden Katholischen
verursache.
Sie vermeinen gewisse Nachricht zu haben, dass der polnische
Hof, sehend, dass die Polen sich nitsht wollen bewegen lassen, den Duc
d'Anguin zum Könige zu nehmen, suchet, die Littauer apart zu ge-
winnen, und gänzliche Hoffnung hat, dass selbige Stände ihn zum Gross-
forsten erklären und die Polen endlich nachfolgen werden, zu welchem
Ende gemeldeter Duc künftigen Frühling in einem oder anderen Hafen
in Curland anlanden würde. Berenk lau hat von mir expres begehret,
dass ich solches referiren möchte, damit E. Ch. D. solches mit denen Re-
lationen, welche sie von selbigen Orten haben, conferiren und die Wahr-
heit also erforschen und bei Zeiten de remediis prospiciren könnten. Sie
haben mir gesagt, dass Graf Königsmarck von Paris geschrieben, dass
der Prince de Conde noch neulich dem Könige in Frankreich gerathen,
quavis ratione Schweden wegen der Polnischen Sache zu gewinnen, da-
bei aber auch versichert, dass solches nicht geschehen würde, sondern
sie würden fest bei ihrer Resolution verbleiben, und weil selbige Gefahr
picht eben so nahe vor der Thür, sondern erstlich künftigen Frühling
zu besorgen, als hätten sie mittlerweile Zeit conjunctim mit E. Ch. 1).
Mittel und Woge zu ergreifen, um die Gefahr abzuwenden. —
L. G. V. Crockow an den KnrfÜrsten. D. Stockholm
22. Septeraber/[2. Oetober] 1666.
[auf das Rescript vom 8. September. Günstiger Stand der bremischen Angelegenheit.
Schweden will eventuell K.Pfalz unterstützen, Graf Dohna nach Holland schicken.]
2. Oct. ' Er hat erst heute früh mit dem R.Kanzler conferiert, kann darüber erst
mit nächster Post Bericht erstatten, versichert aber, dass man hier beständig
bei der vorigen Intention verbleibt. Das bremische Wesen anlangend, hat
der R. Kanzler gesagt, er könnte nicht exprimieren, wie satisfait der König mit
des Kf. officiis wäre, sie hielten die Sache für gethan, mit heutiger Post ginge
an den R. Feldherrn Ordre ab, mit den Hostilitäten einzuhalten. K.Pfalz wollte
der König ermahnen, das Compromiss fortgehen zu lassen und einen Waffen-
stillstand zu treffen, wenn er diesem Wege folgte, die Gegner sich dazu aber
nicht verstehen würden, so sei er entschlossen, ihn nicht zu verlassen, der R.-
Feldherr hätte Ordre, 1500 Reiter und 500 Dragoner zu solchem Ende parat zu
halten. Da die Verhandlungen mit Isbrand nicht zur Einigung geführt haben,
so gedenkt Schweden') einen letzten Versuch zu machen und Graf Dohua
nach Holland zu schicken, um die Differenzen abzuthun, der R.Kanzler hat ihn
') Vgl. Mem. de Pomponne IL S. 299f.
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Die polnische und bremische Angelegenheit. 181
beauftragt, Kf. zu ersuchen, dieses zu befördern und schon vorher unterbauen
zu helfen.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. I). Stot^kholm
3./[13.] October 1666.
[MittheiluDg des Erb Vergleiches mit Pfalz-Neuburg. Bedenkliche Nachrichten in der
bremischen Angelegenheit.]
Er hat noch keine Resolution erhalten können. Er bat den mit Pfalz- 13. Oct.
Neuburg geschlossenen Tractat*) dem R.Kanzler mitgetheilt und zugleich re-
monstriert, dass Kf. darin den Prätentionen des Königs kein Präjudiz zugefügt
habe, es ist dies auch, soviel er hat merken können, wohl aufgenommen und
nichts dabei desideriert worden.
Ihn wie viele andere hat sehr verwundert, dass, obwohl Zeitung einge-
kommen, dass der R.Feldherr sub spe rati mit Bremen geschlossen, und man
auch resolviert, dasselbe zu ratiiicieren, dennoch die dahin bestimmten 2000 Mann
in See gegangen sind; die schwedischen Ministri haben ihm auf seine Anfrage
deswegen geantwortet, es wäre mit Bremen noch nicht gänzlich geschlossen,
man wisse auch nicht, ob die Stadt dabei bleiben wurde, müsste auch auf
Mittel sinnen, im Fall der Noth K.Pfalz zu secondieren, und sie wüssten auch
nicht, wie sie es mit Holland hätten.
Hier über Hamburg eingelaufene Zeitungen von der Gefangennahme des
Gen.-Feldz. Uffeln'*'), ferner, dass die Inneburgische Armee ein Lager unweit
Bremen formiert, und dass Kf. und K.Cöln^) in der Sache auch etwas thun
wollten, haben hier grosse Alteration verursacht. Cr. hat letzteres bestmöglichst
abgelehnt.
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cleff 13. October 1666.
[Neue ßemnhungen, den Streit mit Bremen gütlich beizulegen. Die Quadrupelallianz.]
Nachdem Kf. durch die gestrige Post unvermnthlich vernommen, dass die 13. Oct.
Handlung zu Bremen fast ganz abgebrochen und seine Gesandten von dort
weggegangen seien, hat er in dem Wunsche, dass dieser Streit endlich durch
gütliche Mittel gehoben werde, dieselben aufs neue an den R. Feldherrn gesen-
det*). Auch Crockow soll die nöthigen Vorstellungen machen, dass der Streit
beigelegt und nicht durch Continuation der Blocquade und andere Thätlichkeiten
Anlass zu höchstgefährlichen Troublen gegeben werde. Kf. verhandelt schon
seit geraumer Zeit im Haag über eine Defensivallianz mit Dänemark, den
Herzogen zu Braunschweig, Hessen-Cassel und dem Staat*), auf sein
•)
S. ürk. u. Act. XI. S.762.
")
S. oben S. 97.
•)
S. oben S. 96. 98. 100.
*)
S. oben S. 104 ff.
»)
S. oben S. 124 ff.
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182 n. Der bremische Krieg, die QiiftdrupelalHanz und die engere Vereinigung etc.
Verlangen ist auch Schweden znm Beitritt aufgefordert worden, er hofft, dass
dasselbe sich dazu entschliessen werde. Cr. soll dieses dort remonstrieren und
allen etw^aigen Verdacht zu beseitigen sich bemühen.
L. Gr. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
6./[16.] October 1666.
[Aufregung über die Nachrichten von Bremen her. Gefahr, dass Schweden sich ganz
Frankreich in die Armee werfen dürfte.]
16. Oct. — Nachdem die Zeitungen, derer ich in meinem letzten d.d. 3. Oct.
gedacht, continuiret, kann ich nicht beschreiben die Alteration, welche
dieselben verursacht'). Man hat niemalen hier glauben wollen, dass
der Kaiser und das Reich sich des Werks so sehr annehmen würden.
Wann ich solches und die daraus besorgende Inconvenientien remon-
striret, haben sie mir geantwortet, sie sehen nicht, dass man weder zu
Regensburg noch zu Wien die Sache so hoch nehme, der Fürst von
Lobkowitz hätte H. Palbitzky geantwortet: capienti dabitur. Sie
geben aber anitzo die Schuld gänzlich an Frankreich, sagen, dass
Frankreich das Rom. Reich und den Kaiser dadurch wider Schweden
aufgehetzet, dass Frankreich überall vorgegeben, Schweden hätte mit
Frankreich eine sehr feste Allianz geschlossen, sowohl wegen Polen als
wegen des Burgundischen Kreises, und dass Graf Königsmarck daher
alle Monat zu Paris fünfzigtausend Reichsthaler empfinge, welches alles,
um Schweden überall verhasst zu machen, von Frankreich ausgesprenget
würde. Die Krön Schweden hätte es so gut mit dem Römischen Reich
vorgehabt, hätte sich in keine Allianz einlassen wollen, welche des
Reiches Wohlfahrt zuwider, sie wüssten gar wohl des Königs in Frank-
reich vaste Desseine, das Rom. Reich würde der Krön Schweden gewiss
vielleicht im kurzen vonnöthen haben. Nun sie aber merketen, dass
man sich von Frankreich so verleiten Hesse und der Krön Schweden
dergestalt begegnete, würden sie auch endlich andere Mittel nehmen
müssen. —
Ich befinde, dass') man alhie gar wohl wäre damit zufrieden ge-
wesen (maassen man auch noch verhoffet, dass solches geschehen werde),
dass die Sache auf die Manier, wie es der H. R. Feldherr sub spe rati
angenommen, beigelegt werde. — Ja ich befinde, dass man alhie be-
') Vgl. Mem. de Eomponne II. S. 267ff.
») Vgl. Carlson, Geschichte Schwedens IV. S. 489f.
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Aufregung wegen der bremischen Angelegenheit. 183
fiirchtet, dass der Graf Wrangel möchte, ehe er selbige Ordre bekom-
men, in einige Hostilitnteu, nicht allein mit Bremen, sondern auch mit
dem Hause Lüneburg sich eingelassen haben, dann viel alhie so wenig
die Continuation der Hostilitäten wider Bremen als auch, was er auf
der Elbe wider Holland gethan*), approbiren. Gott gebe, dass es noch
in der Güte möge gehoben werden, ich befürchte sonst, dass, wann es
zu einer Ruptur kommen und Schweden in angustias gerathen und de
ditionibus germanicis periclitiren sollte, wie es wohl geschehen dürfte,
wann das Rom. Reich einig, weil Frankreich (sie!) keine Alliirte hat,
dass sie alsdann mit Frankreich binden und alle andere considerationes
an die Seite setzen und mit Frankreich in allen desseins sich verbinden
möchten. Noch zur Zeit finde ich keine Inclination dazu, wie ich dann
vorgestern mit Graf de la Garde weitläufig davon geredet, aber eine
Gefahr könnte sie dazu bewegen. Sonsten muss ich gleichwohl bezeugen,
dass sie mit E. Ch. I). viel besser zufrieden sein als mit dem Hause
Lüneburg, wiewohl der H. G.Feldz. von üffeln soll gesaget [haben],
dass E. Ch. D. auch einige Truppen zu der Kreisarmee, welche zum
Succurs der Stadt Bremen sollte zusammengeführet werden, hinzuthun
würde. E. Ch. D. Offerten wegen Vergleichung der Krön und der H.
Gen. Staaten hat man alhie sehr wohl aufgenommen. — Die nach Deutsch-
land destinirten Völker haben noch vor wenig Tagen in den Dahlem
gelegen und hat der H. Marschall Lutzow, nachdem er alhie wieder
angelanget, seine Reise eingestellet. —
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
17./[27.] October 1666.
[Ursachen der Verzögerung der Verhandlungen, Schweden wünscht zugleich wegen
der Jülichschen Succession und der polnischen Angelegenheit Verträge zu schliessen.]
In der ihm aufgetragenen Sache ist trotz seiner Bemühungen bisher nichts 27. Oct.
weiter geschehen, theils wegen der gewöhnlichen Langsamkeit dieses Hofes,
theils wegen der Besorgnisse, welche die Nachrichten aus Deutschland erregt,
dass man dort mehr wider Schweden im Sinne habe, als nur die Conservation
der Stadt Bremen. Man schreibt alles den französischen artificiis zu, durch
Graf Wilhelm Fürsten bergs persuasiones und französisches Geld gewonnen,
suche Graf Waldeck die Herzoge von Lüneburg gegen Schweden aufzu-
hetzen, auch Fürstenbergs Reise nach Hildesheim geschehe aus keiner
») S. Mem. de Pomponne II. S. 24of.
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184 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
anderen Ursache, Frankreich hoffe, dass Schweden durch dergleichen Diflfi-
cultäten werde dahin gebracht werden, seine Freundschaft quovis modo zu
suchen. Ferner verlangen der Reichskanzler und Biörenklau, dass ent-
weder vor oder zugleich mit dieser Angelegenheit auch Verträge einerseits mit
Kf. und dem Pfalzgrafen wegen der Jülich sehen Succession, da ihr Konig
in dem abgeschlossenen Erbvergleich nicht so obligeant wäre berücksichtigt
worden, wie sie hätten erwarten dürfen, andererseits mit dem Pfalzgrafen wegen
ihrer Interessen in Polen für den Fall, dass derselbe zur polnischen Krone
kommen sollte, abgeschlossen würden. Man ist hier nicht wohl damit zufrieden,
dass Pfaz-Neuburg diesen Hof so negligiert und niemand hieher schickt,
erwartet aber, dass in kurzem jemand kommen werde, und findet gut, den
Schluss des Tractats wegen der Assistenz bis dahin zu verschieben. An Stelle
Biörnklaus sind der Hofkanzler Guldenstern und der Secretär Oerestet für
die Verhandlungen mit Cr. zu Kommissaren bestellt worden, er hat auf Wunsch
ein neues praesenti rerum statui entsprechendes Project entworfen.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. L). Stockholm
27. October/[6. November] 1666.
[Uebereinstimmuug der schwedischen Absichten mit denen des Kf. Krste Conferenz.]
6. Nov. Aus des R.Kanzlers und BiÖrenklaus Discursen hat er des Königs
Sentimente vernommen, welche denen des Kf. durchaus entsprechen. Was mo-
dum recommendandi bei dem Könige und der Republik betrifft, will der König
Liliehoeck') befehlen, sich wieder nach Warschau zu begeben und solches
an gebührenden Orten, nämlich den Wohlintentionierten unter der Hand, bei
begebendem Fall aber der Republik öffentlich und aufs beste zu recommen-
diercn. Was Frankreich anlangt, so ist auch der König wie Kf. der Mei-
nung, man müsste die Sache eben so geheim nicht halten, vielmehr wollte man
durch den Secretär Pnfendorff, welcher in Paris geblieben, und durch den
hier anwesenden Ambassadeur M. de Pomponne dem Könige alles gebührend
vor Augen stellen. Der R.Kanzler meinte, dass derselbe damit übereinstimmen
werde, an hiesigem Ambassadeur aber ist solches nicht zu merken, welchen so-
wohl Graf de la Gardie und Biörnklau als auch auf deren Antrieb er
selbst fleissig doch so sondiert haben, dass er von dem vorhabenden Dessein
nichts penetricren können, vielmehr durch einige Briefe persuadiert das contra-
rium glaubt. Dem Kaiser traut man jetzt hier auch nicht; ein vornehmer kai-
serlicher Minister soll gesagt haben, dass derselbe lieber sehen würde, dass ein
französischer Prinz zu der Krön käme, als dass er zwei benachbarte Könige
aus dem Hause Pfalz hätte. Heute hat die erste Conferenz stattgefunden, die
schwedischen Kommissare haben ihre Vollmacht produciert und Cr.'s Project
ad referendum angenommen*).
*) Der frühere schwedische Gesandte in Warschau.
2) Kf. in seiner Erwiderung auf diese Relation (d. Cleve 25. November 1666)
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Die polnische und bremische Angelegenheit. 185
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
3./[13.] November 1666.
[Beruhigende Erklärungen Schwedens in der bremischen Angelegenheit. Ahschliiss
der Quadrupelallianz.]
Wegen des Bremischen Wesens bezeugen alle Ministri ein sonderbares 13. Nov.
Vergnügen sowohl über des Kf. dranssen in Deutschland bei diesem Werk ge-
führte Conduite als auch über die wohlmeinenden Vorstellungen, welche er bei
dem R. Feldherrn und hier habe thun lassen, sie hielten auch dafür, dass, wenn
nur die Stadt bei demjenigen bleiben wollte, was sie einmal placitiert, die
Sache bereits abgethan sei, der R. Feldherr hätte deswegen gnugsame reiterierte
Ordre. Als Cr. dem Reichskanzler vorstellte, dass man noch immer Praepa-
ratoria mache, Truppen nach Deutschland herüberzuschaffen, hat ihm dieser er-
widert, sie könnten jetzt nicht anders thun, da nicht allein ungewiss sei, ob
die Stadt Bremen, nachdem sie so grossen Support vermerkt, bei den vorigen
Offerten bleiben würde, sondern auch weil der König grosse Ursache hätte, so-
wohl vor dem Kaiser als auch vor den Herzogen von Lüneburg sich vor-
zusehen, doch beabsichtige man nicht, gegen Jemand etwas Feindliches zu ten-
tieren, sondern man werde, sobald die Bremische Unruhe gestillt, die Völker
wieder hereinkommen lassen. Die Nachricht von dem Abschluss der Allianz')
im Haag hat die hiesigen Ministri um desto mehr surprenieret, weil sie ver-
meint Nachricht zu haben, dass Kf. einige Disguste wider Holland hätte, die
Allianz deswegen aufhielte und mit dem Bischof von Münster geheime Corre-
spondenz pflege, so dass sie sogar gegen Cr. gedacht, sie wünschten des Kf.
Sentimente zu wissen. Gleichwohl haben sie eben so grosses Mescontentement
deshalb noch nicht gezeigt, mit dem R.Kanzler, der wieder aufs Land gereist,
hat Cr. darüber noch nicht gesprochen.
Iheilt Cr. die Antwort mit, welche er dem bei ihm erschienenen Abgesandten Lubo-
mirski's ertheilt hat (s. unten Abschn. HI.) und beauftragt ihn, da er es für nöthig
halte, das Werk ohne Zeitverlust mit Nachdruck zu treiben, sich zu bemühen, dass
nicht nur der projectierte Vergleich abgeschlossen, sondern auch wegen der Special-
artikel ein Uebereinkommen getroffen werde. Die pfalzneuburgische Gesandtschaft
werde wohl nicht sobald in Schweden eintreffen, da der Pfalzgraf zunächst jemand
an Wrangel schicken wolle, Kf. wünsche, dass der Tractat zwischen ihm und Schwe-
den vorher zum Abschluss komme, halte es aber für gut, dass, wenn man in der
Hauptsache einig sei, Wrangel die nöthige Vollmacht und Instruction erhalte^ da
es vielleicht nothwendig sein würde, schnelle Resolution zu fassen.
') S. oben S. 135.
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186 JI- I^pr bremische Krieji^, die QuadnipelalHanz und die engere Vereinigung etc.
L. G. V. Crockow an den KurfUrsten. D. Stockholm
7./[17.] November 1666.
[Mittbeilungcn des R.Kan/.lers ober die Conferenz mit dem französischen Gesandten.
Unzufriedenheit Schwedens mit Pfalz-Neuburg. Forderungen in der Jülicber Ange-
legenheit.]
17. Nov. Der R.Kanzler hat ihm mi^etheilt, was in einer Conferenz zwischen ihm
und dem französischen Ambassadeur vorgefallen*), in welcher dieser sich
so weit herausgelassen, dass sein König wegen der polnischen Krone kein ander
Absehen haben wurde als auf den Duc d'Angaien, dass auch der König von
Polen anf diesem Reichstag abdiciercn und sonder Zweifel die Election auf
den französischen Prinzen fallen würde, da aber vielleicht eine österreichische
oder andere Faction sich darwider opponieren würde, so hat er inständig und
mit grossen Promessen begehrt, dass Schweden nicht allein denselben vorher
recommendieren, sondern auch raaintenieren helfen möchte, zu welchem Ende er
siebentausend Mann begehrt, zu denen der König von Frankreich noch drei-
tausend wollte werben lassen. Wider Pfalz-Neuburg hat er insonderheit
eingewandt, dass Kf. niemals in dessen Wahl willigen werde, wobei er trotz
seiner Einwendungen fest geblieben. Da also hieraus erhelle, dass alle bis-
herigen remonstrationes bei Frankreich nichts operiert, unterdessen aber die
P^xtremitäten in Polen vor der Thür, halte er für höchstnöthig, dass der König
und Kf. conjunctim solches dem Könige von Frankreich auf die Weise, wie
Kf. vorgeschlagen, nochmal repräsentierten, Kf. möchte daher je eher je lieber
eine Abschickung nach Frankreich thun, der König würde dergleichen thun oder
dem Secretar Pufendorff die Sache committieren, mittlerweile aber dem fran-
zösischen Ambassadeur eine ausführliche Deduction zustellen. Als Cr. sich
darüber beklagte, dass dieses nicht schon vor acht Wochen geschehen sei, er-
klärte jener, man hätte nicht geglaubt, dass die Ruptur in Polen so nahe wäre,
und beschwerte sich darüber, dass Pfalz-Neuburg den König so negligiere
und niemand geschickt habe, um denselben zu informieren, was für Appuy er
sich in Polen zu versichern habe, und die Sache zu concertieren. Betreffend
die Jülichsche Successionssache erklärte er, man würde sich damit conten-
tieren, wenn nur Kf. und der Pfalzgraf des Königs Prätention agnoscieren und
versprechen wollten, demselben bei seiner Majorennität pro quota billigmässige
Satisfaction zu geben. Kf. brauchte dann wenig oder nichts dabei zu thun, son-
dern der Pfalzgraf hatte es über sich zu nehmen.
») Vgl. Mem. de Poinponne II. S. 2ü4ff.
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Verbandlungen mit Frankreich wegen der polnischen Sache. ]S7
Der KarfUrst an v. Crockow. D. Cöln 28. Nov./[8. Dec]
1666.
[auf die Relation vom 7. November. Kf. will in Paris die nuthigen EröfTnungen
machen lassen, sich mit Schweden wegen der Jiilicbschen Sache vergleichen. Sendung
V. Brandts nach London.]
Kf. hat mit Freuden vernommen, dass Schweden mit Frankreich über 8. Dec.
die polnische Sache offenherzig communicieren will, er will desgleichen thun
und damit den in Paris sich aufhaltenden Sohn des Oberpräsidenten v. Schwe-
rin*) beauftragen. Cr. soll erinnern, dass der Feldherr dieser Sache halber
ausführliche Ordre erhalte, damit Kf. mit demselben sich bereden und auf einen
oder anderen Fall die erforderliche Resolution fassen könne. In dem Jülich-
sehen Vergleich sind des Königs und aller anderen Prätendenten Rechte so
reserviert, dass ihm desfalls nicht das geringste zu reprochieren ist, doch ist
Kf. wegen Erhaltung und Befestigung der Freundschaft nicht abgeneigt, sich
deswegen mit dem Könige nach der Billigkeit zu vergleichen. Cr. soll sich er-
kundigen, wohin man dort ziele und wie man meine, dass der Vergleich so zu
machen stünde, dass Kf. dabei wenig oder nichts thäte und Pfalz-Neuburg
alles über sich nehme.
P. S. Cr. soll im Vertrauen mittheilen, Kf. sei zu Ohren gekommen 3), die
zu London anwesenden schwedischen Minister suchten von ihm und seinen con-
siliis allerhand ungleiche impressiones dem Könige und den englischen Ministern
beizubringen; Kf. hätte v. Brandt nur zu dem Zweck dorthin abgeschickt,
um den Frieden zwischen England und den Staaten zu befordern, es möchte
den dortigen schwedischen Ministern anbefohlen werden, denselben in seiner
Negotiation zu unterstützen.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
12./[22.] December 1666.
[Erbitterung in Schweden über den Frieden mit Bremen.]
— Und ist zwar an dem, dass sie selbigen Frieden'), nachdem sie 22. Dec.
die gefährliche Conjunctur und das Ungewitter, welches sich wider sie
zusammenzog, gesehen, gar sehr gewünschet und verlanget, anitzo aber
lassen sie gnugsam spüren, dass sie damit nicht sehr satisfait, sondern
mehr intendiret, als sie erhalten, auch den Frieden gemachet coacti ne-
cessitate et injuria temporum, welches man keine Difficultät machet^ klar
heraus zu sagen. Die mir anbefohlene Gratulation ist an denen Orten,
an welchen ich dieselbe habe ablegen können, zwar mit aller Civilität,
') S. unten Abschn. VL
*) S. unten Abschn. V.
•) Der Friede von Habenhausen vom 15./25. November 1666 8. oben S. 112.
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188 II- I^^r brenuscbe Krieg, die Quadmpelaliianz und die engere Vereinigung etc.
aber dennoch gar kaUsinnig aufgenommen. Der Luneburgische Abge-
sandter, welcher seine Ordre eher als ich bekommen und also die Gluck-
wünschung überall abgoleget, hat solches ebenmässig befunden, wie er
dann mit dem U. R. Kanzler eine Conferenz gehabt, bei welcher gar harte
Worte und Menacen (ich weiss nicht cui bono) fürgefallen. Weil ich
aber die Leute alhie einigermaassen kenne und aus der Erfahrung, son-
derlich aber dem Exempel des dänischen Residenten erlernet, dass der-
gleichen emportements nur ex fervore animi herrühren, mache ich so
grosse Reflexion nicht darauf. Gott erhalte nur im Reich, sonderlich in
der Nachbarschaft gute Einigkeit, sollte aber, da Gott vor bewahre, im
R. Reich eine Zerrüttung geschehen und die Nachbaren sonst occupiret
werden, würden sie gcwisslich nicht allein mit Bremen wieder anfangen,
besondern auch an dem Hause Lüneburg sich zu rächen suchen, dann
die Animosität ist überaus gross. Ew. Ch. Ü. hiebe! geführte Conduite
haben sie noch bisanhero sowohl gegen mich als andere fremde Ministros
und jedermänniglich so hoch gerühmet, als sie sich über Hessen-Cassel
und das Haus Lüneburg beschweret. —
P. S. Die Ratification des Vergleichs mit Bremen wird verfertiget
und soll mit ehistem hinausgeschicket werden, die neulich daselbst von
dem Pövel verübte Insolenzen ') werden zwar in Consideration gezogen,
aber doch nicht dergestalt, dass dieselbe die Ratification einigermaassen
hindern könnten.
Der Kurfürst an v. Crockow. 1). Cöln 15./[25.] December
1666.
[Crockows Unterredung mit dem französischen Gesandten. Absendung v. Blumen-
thals nach Wien. Pfalzncuburgische Gesandtschaft nach Schweden.]
25. Dec. Wir haben aus Eurer Relation vom 28. Nov. *) mit mehrem ersehen,
was zwischen euch und dem Französischen Ambassadeur der polni-
schen Sache halber für Discursen fürgangen. Nun können wir nicht
wissen, was für Ursach oder auch nur scheinbare Prätexten denen Fran-
zosen Anlass sollten gegeben haben, in die Gedancken zu gerathen, ob
sollten wir und Pfaltz- Neuburg mit Ihrer Keys. M. des Polnischen
negotii halber auch das allergeringste geschlossen, ja nur concertiret
') Ueber den Speck hanschen Handel s. oben S. 114if.
^ Dieselbe ist fast ganz in unaufgolösten Ghiffern geschrieben. S. ijber diese
Unterredung Mem. de Pomponne II S. 297 f.
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Unzufriedenheit mit dem Habenhausener Frieden. 189
haben, dann wir mit Bestand der Wahrheit asseriren können, dass wir
noch bis auf diese Stunde nicht wissen, wohin Ihrer Key. M. Scnti-
menten in dieser Sache zielen, zu geschweigen, dass wir uns bereits mit
deroselben eines gewissen scopi halber verglichen haben sollten; der
Schwedische zu Wien annoch subsistirender Abgeordneter wird nicht
sagen noch berichten können, dass er das geringste iemahln von solcher
Handlung vernommen, und ob zwar die Krön Schweden selbst gut ge-
funden, dass wir uns bemühen sollten, Ihre Key. M. dahin zu bewegen,
damit sie das bekannte Dessein amplectiren und befordern helfen möchte,
so haben wir dennoch bis dato angestanden an Ihre Key. M. desfalls
etwas directo zu bringen, damit wir dadurch zu keinen ungleichen suspi-
cionibus Anlass geben möchten, bis wir nunmehr einen plausiblen Prä-
text erlanget, dass wir nacher Wien schicken können — und sein dem-
nach im Werk begriffen unsern Freih. v. BlumenthaP) erster Tagen
dorthin abzufertigen, damit er nicht allein Ihrer Key. M. zu dero jüngst
vollbrachtem Beilager gratuliren, sondern auch, wohin dero Intention in
dem bekannten Werk gehe, pcnetriren und dadurch dasselbe desto mehr
befördern möge.
Cr. soll sich bemühen, solchen Verdacht sowohl dem französischen Am-
bassadeur al3 auch den schwedischen ministris, im Fall dieselben auch der-
gleichen Impressiones hätten, zu benehmen; er soll dem ersteren mittheilen,
dass Kf. seinem Konige dvirch einen seiner Räthe seine Meinung in der polni-
schen Sache werde offenherzig vorstellen lassen, doch soll er vorher mit dem
R.Kanzler communicieren und seinen Discnrs so einrichten, wie dieser es gut-
finden und ihm rathen wird. Der Abgesandte Pfalz-Neuburgs nach Schwe-
den, G.Wachtmeister Veltbrinken ist schon unterwegs.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
23. December 1666/[2. Januar 1667].
[Veränderte Haltung der schwedischen Regierung in der polnischen Angelegenheit.]
Seitdem er hier in der polnischen Sache ein changement, oder vielmehr 2. Jan.
eine Kaltsinnigkeit verspürt, hat er sich bemüht, die Ursachen dieser Verän-
derung und die wahre Beschaffenheit ihrer jetzigen Sentimenten zu ergründen.
Nach Empfang der Rescripte des Kf. vom 25. und 28. November hat er sich
daher sofort zum R.Kanzler begeben und demselben gesagt, er hätte nun
vollkommene Ordre, dasjenige zu vollziehen, was vor einiger Zeit von schwedi-
scher Seite dem Kf. vorgeschlagen worden. Darauf antwortete derselbe, es
') S. über derisen Gesandtschaft unten Abschn. IV.
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190 n. Der breroisebe Krieg, die QuadnipelalHanz und die engere Vereiniguiig etc.
wäre jetzt alia facies rerum, denn 1) Schweden hätte jetzt aus der Sache mit
Bremen ersehen, wessen es sich von dem Kaiser und dem Reich zu ver-
lassen. Von Holland und auch von Dänemark hätten sie keine Freundschaft
zu vermuthen, ebensowenig bezeugte die Respublica in Polen solche, weil alle
Landboten Ordre gehabt, der Allianz mit Schweden zu widersprechen. Da
Schweden fast zu keinem seiner Nachbarn sich etwas gutes zu versehen, konnte
der König Frankreich nicht choquieren, sondern müsste auf seine Sicherheit
gedenken.
2) Pfalz-Neuburg negligierte den König und auch Frankreich derge-
stalt, dass man daraus leicht abnehmen könnte, dass er schon mit dem Kaiser
geschlossen, und zwar unter Conditioneii, welche Schweden zum Präjudiz ge-
reichen. 3) Was die Rempublicam in Polen anginge, dürfte vielleicht maxima
et potior pars dem Hofe adhaerieren, so dass der König nicht Recht und Fug
haben könnte, die Partei zu nehmen, welche nicht die Rempublicam, sondern
Secessionem von der Respublica constitnierte. "Wenn also ein französischer König
debito modo, nämlich durch Election des grössten und vornehmsten Theils zur
Krone käme, könnte der König sich nicht opponieren. Zudem hätte die Res-
publica einen so grossen Hass wider Schweden, dass ihre officia daselbst nicht
viel gelten würden. ^
Cr.'s Remonstrationen dagegen (er beklagte sich namentlich darüber, dass
man jetzt gegenüber allen früheren Versicherungen die Partei des Hofes für
die Respublica ausgebe) waren vergeblich. Ob er nun wohl aus solchen Dis-
cursen des Grafen de la Gardie eine gänzliche Veränderung hätte praesa-
mieren sollen, so ist er doch der Meinung nicht gewesen (da er weiss, dass
derselbe solche Impetus bisweilen hat, dass er mehr redet als gedenket), er hat
sich aber gegen BiÖrenklau, seine Kommissarien und andere so gestellt, als
wenn er es glaubte und deshalb überzeugt wäre, dass man mit dem französi-
schen Ambassadeur geschlossen. Da sie nun solches leugneten und baten, es
nicht zu glauben, verlangte er von ihnen Beweise, nämlich dadurch, dass man
den projectierten Tractat vollzöge und, da sie dem Wort Respublica aequivo-
cierten, dass man solches in dem Secretartikel clarissimis verbis explicierte und
zugleich de modo der Assistenz sich vergliche. In einer Conferenz haben sie
ihm darauf jene Meinung zu benehmen gesucht und ihm nebst sehr hohen
Contestationen die schriftliche, dem französischen Gesandten übergebene Decla-
ration*) vorgelesen, welche allerdings ein höflicher refus der französischen
Forderung ist. Als er dann weiter fragte, ob sie den Tractat mit Kf. vollziehen
wollten, refusierten sie solches zwar nicht, fragten aber, ob er nicht zufrieden
wäre, dass man das Project dem französischen Gesandten communiciere, stimm-
ten auf seine Einwendungen allerdings darin ein, dass der Secretartikel nicht
mit communiciert werde, und erklärten, so bald sie des französischen Gesandten
Meinung vernommen, sollte man wieder zusammenkommen. Graf de la Gardie
hat ihn bei einer zweiten Zusammenkunft versichert, dass mit Frankreich
nichts geschlossen wäre, wenn Cr. wüsste, was für eine harte Conferenz er am
I) Vgl. Mem. de Pomponne II. S. 311ff.
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Veränderte Haltung^ der schwedischen Regierung. 191
selben Morgen mit dem Ambassadeur gehabt, würde er ganz andere Opinion
haben, und da er auf das frühere Gespräch verwies, antwortete jener, qu'il
avoit pris plaisir ä me tourmenter un peu.
Aus diesem ihrem Comportement und andern Discursen und Con-
juncturen kann ich anders nicht judiciren, als dass sie zwar sich sehr
hiiten werden, Frankreich zu choquiren, und also, wo man Frank-
reich nicht gewinnt, sich auf sie nicht zu verlassen hat, gleichwoll
glaube ich ganz nicht, dass sie jemaln einen französischen König gern
in Polen sehen werden, weniger sich, umb denselben zu establiren, in
einen gerährlichen Krieg engagiren — sondern auf beiden Schultern
tragen, den König in Frankreich unterdessen flattiren, umb dessen faveur
und guarantie wieder Holland und Dännemark zu haben, den Ausschlag
des Reichstages zu Warschau und das Anbringen des Pfalz-Neuburgi-
sehen Ministri abwarten werden. — Wie weit sich nun auf diese Leute
bei solcher ihrer Irresolution zu verlassen, stehet dahin, und wäre wohl
zu wünschen, dass das Rom. Reich, dessen Interesse so hoch dabei ver-
siret, sich der Sache annehme und durch eine Legation der Republicq
commendirte, nicht certum quoddam Individuum, sondern welcher ihnen
von allen teutscher Nation Fürsten am besten anstünde, mit der Ver-
sicherung, die Rempublicam dabei zu guarantiren. —
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cöln 6./[16.] Februar
1667.
[Unterstützung der Neuburgiscben Anerbietungen.]
Er ist darüber erfreut, dass noch kein Schluss in der bewussten Ange- IG. Febr.
legenheit mit Frankreich gemacht ist. Nach Ankunft der Neuburgischen
Gesandten wird hoffentlich alles besser von statten gehen. Sollten sie merken,
dass die Handlung durch Offerierung vortheilhafter Conditionen werde befördert
werden können, und sollte Schweden mehr als 400000 Rthlr., worauf seines
Wissens die Neuburgischen instruiert sind, fordern, so ist er im Nothfall zu-
frieden'), dass dieselben noch dazu von den ihm als Aequivalent für Raven-
stein versprochenen ') 400 000 Rthlrn. die Hälfte oder noch mehr den Schweden
versprechen, worauf er dann verzichten will.
') S. Urk. u. Act. XIV. 1, S. 30G.
=0 S. Urk. u. Act. XI. S. 773.
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192 II- r)er bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
6./[16.] April 1667.
[Verdächtiges Verhalten der Pfalz-Neuburgischen und Schwedischen. Die verschiedenen
Mitglieder der schwedischen Regierung.]
Iß. April. Er hat seit dem 20. März*) eines bösartigen Fiebers wegen nicht berichten
können. Inzwischen hat Berenklau ihm ein neues von ihm verfasstes Pro-
ject des Vertrages übergeben und haben die Pfalz-Neuburgischen*), ob-
wohl er es widerrathen, den schwedischen Kommissaren den zwischen dem Pfalz-
grafen und Kf. abgeschlossenen Vertrag ') mitgetheilt. Obwohl ihm dieses Ver-
fahren der Schweden, die ihm davon keine Apertur gethan, befremdlich vor-
kommt, thut er doch so, als wenn er ganz zufrieden damit wäre. Er fürchtet
aber, Schweden wird versuchen, den zwischen Pfalz-Neuburg und Kf. aufge-
richteten Erbvergleich, dessentwegen sie über den Pfalzgrafen sehr ungehalten
sind, zu durchlöchern.
Ausser*) dem R.Kanzler und Berenklau communiciert er auch viel
mit Brahe, der nicht französisch gesinnt ist und grosse Autorität hat. Bonde
hat ähnliche Maximen, kümmert sich aber nur um seine Kammersachen, ist
seiner Krankheit wegen an 6 Monate nicht im Rath gewesen und wird seiner
grossen ünhöflichkeit wegen, und weil man keinen Discurs mit ihm haben kann,
von fremden Gesandten fast garnicht besucht. Auch der R.Admiral lässt
sich in keinen Discurs ein und dependiert ganz von seinem Schwager, dem
R.Kanzler. Dieser hat mehr Autorität als die anderen alle und man wird von
allen, wenn man mit ihnen redet, an denselben gewiesen, seine Autorität nimmt
noch immer zu, er ist aber sonst adeo lubricae fidei, dass man sich auf ihn
garnicht verlassen kann, sein Hochmath nimmt auch mit seinem Glück sehr zu,
er incliniert sehr und noch mehr als früher zur französischen Partei, der fran-
zösische Gesandte besucht fast niemand als ihn und hat einen grossen Ascendenten
über ihn gewonnen. Berenklau ist nichts minder als französisch und hält
den R.Kanzler zurück. Steno Bielke, welcher grosse Autorität hat, ist
nun wieder hieher zurückgekehrt, er ist nicht sehr französisch. Bent Hörn
und Graf Tott haben auch sehr grosse Autorität, dieser ist ganz und gar fran-
zösisch und hat, wie man sagt, Pension von Frankreich, der R.Kanzler aber
hat sie propter alias rationes ecartiert. Die meisten unter den anderen sind Pe-
danei, ausser noch einigen, welche von ihren eigenen Sentimenten dependieren,
man kann aber auch von jenen, wenn man Occasion hat, sie zu sondieren,
etwas erfahren.
') Die vorhergehenden Relationen haben, weil nicht dechiffriert, nicht mitgetheilt
werden können.
*) Als Gesandte des Pfalzgrafen waren Anfang März 1667 der Gen. Wachtmeister
V. Velbrück und der Hofrath D. Ehrmans in Stockholm eingetroffen.
') Den Vertrag vom 10. .Juni 1666 (Urk. u. Act. XI. S. 748 ff.).
*) Vgl. die Schilderung Pomponne's in seinen Memoiren (H. S. 62ff.).
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Verhandl. Schwedens mit Frankreich und den Pfalz-Neuburgischen Gesandten. 193
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
13./[23.] April 1667.
[Mittheilnngen ßiomklou^s über die Entschlüsse der schwedischen Re^ernng.]
Berenk lau hat ihm mitgetheilt, dass*) vor Weihnachten, ehe sich die 23. April.
Regierung separiert, über die französische Allianz stark deliberiert worden, dass
die franzosische Partei sehr stark und die Sache in summa crisi gewesen, die
Gegenpartei aber hätte es dahin gebracht, dass das negotium, hls die Reichs-
Täthe nach dem Fest sich wieder versammelten, verschoben worden; da wäre
die Sache reassumiert worden magna contentione und wäre er selbst desshalb
so perplex und retire gegen ihn gewesen. Es wäre aber nun resolviert, zwar
zu Erhaltung des Instr. pacis und des Friedens im Rom. Reich mit Frank-
reich ein näheres Bündnis einzugehen, aber weder wegen des Burgundischen
Kreises (dazu sonst viele incliniert) und noch weniger wegen Polens mit Frank-
reich in Allianz zu treten, noch dessen Desseins zu favorisieren. Es wäre zwar
wegen des ersten Frankreich Hoffnung gegeben worden, so lange die Sache mit
Bremen gewährt, nun aber werde nichts darin geschehen. Wegen Polen
gieht er noch grosse Hoffnung für Pfalz-Neuburg, wenn man nur in der
Jülichschen Sache einig werden konnte, doch wollen sie nicht damit heraus,
was sie deswegen begehren; die Neubargischen Gesandten haben erklärt,
dass Schw^eden an Land und Leuten keine Satisfaction zu hoffen habe, dass aber
Kf. und der Pfalzgraf dem Könige bei seiner Majorennität eine Satisfaction an
Geld wollten widerfahren lassen.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
18. /[28.] Mai 1667.
[Gninski. Mittheilungen des Reichskanzlers.]
In der Neuburgischen Angelegenheit') ist noch nichts weiter geschehen, 28. Mai.
in der Jülichschen verlangen die Schweden Erneuerung der 1610') zu Hall
in Schwaben dem Hause Zweibrücken angebotenen Reversalen. Am 11. ist
Basserode*) und am 13. Gninsky*) hier angelangt, letzterer communiciert
») Vgl. Mem. de Pomponne IL S. 311ff.
^ Cr. hatte i./ll. Mai den ihm von Biornklou übergebenen, dem früher mit-
getheilten ganz ähnlichen Vertragsentwurf und die Geheimartikel eingesandt und be-
richtet, B. sowie der R. Kanzler hätten, letzterer als conditio sine qua non, Erklärung
wegen der Satisfaction für Jülich gefordert.
») S. V. Morner S. 46f.
*) Kaiserlicher Gesandter, s. Mem. de Pomponne II. S. 379; Urk. u. Act.
XIV. I, S. 302. Kf. beauftragt v. Cr. 16./26. Juli sich, doch behutsam, damit Frank-
reich keine Jalousie gegeben werde, zu bemühen, dass zwischen dem Kaiser und
Schweden Freundschaft gestiftet werde.
*) Polnischer Gesandter, s. Mem. de Pomponne II. S. 390 ff.
Ilat«r. s. Qesch. d. Q. Kurfürsten. XII. 13
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194 n. Der bremische Krie^, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigang ete.
fleissig mit dem franzosischeD Gesandten. Cr. gegenüber, der ihn besucht, hat
er sehr die ihm am Hofe des Kf. widerfahrene Ehre gerühmt, mit seiner Ne-
gotiation aber scheint er nicht zufrieden zu sein. Nach seinen Aeusseningen
über das polnische Wahlnegotium zu schliessen, hat der franzosische Gesandte
ihm das Vertragsproject mitgetheilt und auf das übelste ausgedeutet, und ver-
sucht durch ihn dieses negotium möglichst zu verhindern. Nach Angabe des
dänischen Gesandten hat man in Copeuhagen dem Gninsky eine dilatorische
Antwort gegeben und sich mit dem englischen Kriege entschuldigt.
P. S. Der R.Kanzler hat ihm heute erzählt, der französische Gesandte
hätte gestern in einer langen Conferenz sich bemüht, unser negotium zu hinter-
treiben, und versichert, dass Frankreich jetzt nicht mehr daran dächte, was er
aber nicht glaubte, femer dass W ränge 1 Ordre erhalten hätte, das Schreiben
des Kf. wegen des Anbringens Milets') zu beantworten. Er fragte, ob es
wahr sei, dass die Herzoge von Lüneburg*) sich demselben gegenüber erboten,
Frankreich nicht nur den Durchzug zu gestatten, sondern auch 4000 Mann zu
überlassen.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
28. Mai/[7. Juni] 1667.
[Verdächtige Haltung Schwedens.]
7. Juni. Seit December hat er wenig Hoffiiung gehabt und geglaubt, dass Schweden
mit den Neuburgischen Gesandten nur tractiere um 1) von denselben die Pacta
zu erhalten, welche der Pfalzgraf mit Kf. wegen Polens aufgerichtet, 2) von
Pfalz-Neuburg einen Vergleich in der Jülichschen Sache zu erhalten, durch
welchen der mit Kf. abgeschlossene durchlöchert würde. Nachdem sie nun in
dem 1. ihrer Meinung nach ihre Intention erreicht, in dem 2. aber alle Hoff-
nung verloren, schienen sie es recht zu meinen, ihr jetziges Hinschleppen aber
ist sehr verdächtig, sie haben keine weitere Conferenz erhalten, auch keinen
von den Commissarien sprechen können; Berenklau versichert, dass man bei
der vorigen Intention bleibe, man müsse aber jetzt die Sache anders hantieren,
nachdem dieselbe in einen anderen Stand gerathen per ultimam constitutiouem
contra electionem vivente rege. Dieses Tergiversieren wundert ihn um so mehr,
da jetzt nach dem Tode der polnischen Königin die Schweden selbst glauben,
dass die französische Faction von sich selbst fallen werde, so dass sie nicht
mehr zu fürchten brauchen, Frankreich zu offendieren.
0 S. unten Abschn. VI.
2) S. oben S, 150 ff.
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Verdächtige Haltung Schwedens. 195
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
30. Mai/[9. Juni] 1667.
[Gninski. Schwedens Verhältnis zu Frankreich. Schwedens Absichten bei den Ver-
handlungen wegen der polnischen Sache.]
Gninsky, dessen Proposition in petitione auxilii gegen die Türken be- 9. Juni,
standen, hat schon Resolution empfangen und wird heute seine Abschieds-
aodienz haben. Es verlautet, dass schwedische Völker (2000 zu Fuss und eben-
soviel zu Pferde) nach Deutschland sollen hinubergeschickt werden. Die Allianz
mit Frankreich wegen des burgundischen Kreises ist bisher durch Berenklau
verhindert worden, sollte Frankreich und England sich aber einigen, so
ist sehr zu fürchten, dass Schweden Partei nehmen wird.
P.S. Den Pf alz- Neuburgi sehen gegenüber haben die schwedischen
Kommissare dieselben dubia wie früher gegen ihn wegen des veränderten Za-
standes in Polen angeführt. Ihre Intention geht nur dahin, einen Tractat mit
Kf. und Pfalz-Neuburg abzuschliessen pro manutenenda constitutione ultima
et übertäte electionis contingente legitime casu, daneben wollen sie eine De-
claration an Pfalz-Neuburg geben, dass sie existente casu electionis niemand als
den Pfalzgrafen recommendieren wollten; über die Assistenz und den modus
procedendi wird also nichts näher bestimmt werden. Sie hoffen so existente
casu neue Tractaten mit Pfalz-Neuburg und alsdann sowohl in der Jüiichschen
Sache als ratione Poloniae das zu erhalten, was sie jetzt nicht bekommen können.
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cöln 5./[15.] Juni 1667.
[ungünstige Nachrichten über die Absichten Schwedens, Ef. verlangt Gewissheit dar-
über.]
Von verschiedenen Seiten her wird ihm mitgetheilt, dass Schweden es 15. Juni,
nicht recht mit ihm meine, sondern ihn nur zu amüsieren und Zeit zu gewinnen
suche, sonst aber die französischen Desseins zu befördern oder wenigstens nicht
zu verhindern beabsichtige, namentlich behaupten Millet und Morste in')
dass es nur in des französischen Königs Macht stehe, Schweden mit in dieses
Werk zu engagieren. Er hofft, diese Spargimente werden ohne Grund sein,
Cr. soll aber auf einen Schluss dringen und ausdrücklich erklären, Kf. wolle
wissen, wonach er seine consilia und mesures in dieser Sache zu nehmen habe.
Verdächtig kommt ihm auch vor, dass Schweden ohne seinen Vorbewusst den
ersten Tractat an Frankreich mitgetheilt hat, wodurch auch andere Nachricht
davon erhalten und Anlass genommen haben, von diesem negotio allerhand
sinistra jndicia zu fällen. Vor allem soll er sich erkundigen, was man von
dem Vorhaben des französischen Königs, eine Flotte mit einer Armee in die
Ostsee zu schicken, meine und ob man derselben den Pass verstatten wolle.
») S. ürk. u. Act. II. S.441ff.; Mem. de Pomponne II. S. 428f.; unten
Abscbn. III des Ef. Schreiben an v. Hoverbeck vom 20. Mai/9. Juni 1667.
13*
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196 n. Der bremische Krieg, die QuadrupelaUianz und die engere Vereinigung etc.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
22. Juni/[2. Juli] 1667.
[Verwunderung der Schweden über Morsteins Anbringen. Abscbluss des Vertrages.]
2. Juli. Morsteins Anbringen ist hier am so unvermuthlicher vorgekommen, da
man fest glaubte, dass die französischen Desseins mit dem Tode der Königin
gefallen seien, und auch der französische Gesandte versichert hatte, sein König
werde nisi post mortem regis an Polen nicht mehr denken. Auch die Nach-
richten des schwedischen Agenten in Warschan lauten durchaus übereinstim-
mend, so dass man sich hat überzeugen müssen, dass Frankreich trotz der Con-
stitution, des Todes der Königin und seiner Versicherungen das Werk mit Macht
poussiere. Auf Aufforderung der Schweden hat er mit den Neuburgischen zu-
sammen ein Concept des letzten Artikels auf Grundlage der Reversalen von
1610 abgefasst und auf Vollziehung des Tractats gedrungen, schlies.slich haben
sie, auch durch den englischen Gesandten ^) gedrängt, ihn gebeten, den Tractat
aufzusetzen, er hat dieses gethan, sein Concept ist paucissimis mutatis gestern
angenommen worden und heute soll die Unterschreibuug und Auswechslung des
Tractats') erfolgen. Weder er noch die Neuburgischen haben gemeint, dass
es so bald und auf die Manier geschehen würde.
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cöln 10./[20.] Juli 1667.
[Genehmigung des Tractats. Bemühungen Frankreichs bei Kf. und Pfalz-Neuburg.]
20. Juli. Er wird seine Ratification*) des abgeschlossenen Vertrages bald einsenden,
hofft, auch der andere Tractat mit Pfalz-Neuburg werde zum Abschluss
kommen.
Sonsten lassen wir euch gnädigst wissen, dass Frankreich sich
sehr bemühet, sowoll uns als Pfaltz Neuburgs Ld. an sich zu ziehen,
wir werden uns woU bestmüglichst fürseheu, dass wir uns nicht zu weit
engagiren, haben aber ein und ander Ursach, von Pfaltz Neuburg das
contrarium zu fürchten, wir unterlassen nicht*) Ihre Ld. — zu warnen
und Ihr zu rathen, dass Sie darin behutsamb gehen und sich weil für-
») Thin, s. Mem. de Pomponne II. S. 339. 406.
') Der Vertrag zwischen König Karl XI. von Schweden und Kf. wegeu gemein-
samen Vorgehens bei der bevorstehenden Erledigung des polnischen Thrones d. Hol-
miae 22. Juni/[2. JuliJ 1667: Diar. Eur. XVI, Append. S. 3ff.; Londorp IX.
S. 494f. Inhaltsangabe: Pufendorf X. § 56 (S. 694 f.); v. Mörner S. 314f. Vgl.
Mem. de Pomponne II. S. 407. 432.
») Dieselbe ist Cöln 16./[26.] Juli 1667 ausgestellt.
^) Vgl. das Schreiben des Kf. an den Pfalzgrafen vom 10./20. Juli 1667 unten
Abschn. III.
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Vertrag mit Schweden wegen der polnischen Wahl. 197
sehen möge — es würde aber auch nicht undiensarob sein, wenn Ihr
ein und anders hievon dem englischen ministro desfalls an die Hand
gebet, damit derselbe die Neuburgische Gesandten darunter etwas zu-
reden möchte, weil wir wissen, dass Pfaltz-Neuburg Ld. darauf sonder-
bare Reflection machen werde; konnte von schwedischen ministris des-
gleichen geschehen, so wäre es desto besser, jedoch müsstc alles ohn-
vermerket geschehen, und dass es von euch herkomme, nicht soup9on-
niret werden. —
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
20./[30.] Juli 1667.
[Verhandlungen über die Jälichscbe Angelegenheit.]
Auf einer Conferenz, welche er samt den nachher dazugekommenen Neu- 30. Juli,
bnrgischen Gesandten am 10. ipit dem R.Kanzler gehalten, verlangte
dieser agnitionem juris des Königs auf die Jnlichschen Lande, und als sie dieses
verweigerten, verlangte er von ihnen einen Revers, dass Kf. und Pfalz-Neu-
bnrg sich mit dem Könige, nachdem derselbe zur Majorennitat gekommen, auf
billige Weise vergleichen wollten, brachte aber, als er explicieren wollte, wie
solche Promesse geschehen sollte, es so confus hervor, dass sie ihn nicht ver-
stehen konnten, versprach, dann es ihnen schriftlich durch Hir schönstem auf-
setzen und zukommen zu lassen. Nachher aber hat er im Senat behauptet,
sie hätten in seinen Vorschlag eingewilligt; er scheint auf diese Weise die wohl
Intentionierten zu verwirren, die Sache embrouillieren und in Börenklau's
Abwesenheit abrumpieren zu wollen. Der inzwischep zurückgekehrte Bö ren-
klau hat vorgestern eine neue Conferenz veranlasst und ihnen die Behauptung
des Reichskanzlers mitgetheilt, sie haben sich darauf liberrime verantwortet.
Die Kommissare schlugen darauf vor, die Artikel der Reihe nach zu ajustieren,
den letzten aber auszusetzen, bis von Habbaeus^) und Wolf frath*) Antwort
angekommen, sie hofften, Kf. und Ffalz-Neuburg würden hierin dem Könige
fugen; sie haben ihnen aber geantwortet, das wäre ein ganz vergeblicher Auf-
enthalt. Heute in einer neuen Conferenz sind sie die Artikel durchgegangen,
doch ist des letzten nicht gedacht worden.
') Christian Habbaeus, schwedischer Resident am oberen Rheinstrom.
*) Schwedischer Resident in Berlin.
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198 I^< ^61* bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
14./[24.] August 1667.
[Bereitwilligkeit Schwedens zur Prorogierung der Rheinischen Allianz. Verbalten
Pomponne's.]
24. Ang. Der kaiserliche Gesandte hat sich sehr bemüht zu verhindern, dass
Schweden Ordre gebe, die Rheinische Allianz zu prorogieren, trotzdem ist ^ die
Ordre dazu abgegangen, doch behaupten die schwedischen Minister, nur quoad
quaestionem an, wegen der quaestio quomodo müsste man sich vergleichen und
könnte dabei was dem Reich präjudicierlich und dem Instr. pacis zuwider aus-
gelassen werden. Sie behaupten dazu dadurch veranlasst zu sein, dass des Kf.
Bevollmächtigter im Allianzrath loco voti erklärt, Kf. wolle sich mit Schweden
conformieren, da doch sein votum dem Bremischen voranginge, es schiene also,
als ob man allen ünglimpf non prorogati foederis auf Schweden schieben wolle,
dem hätten sie zuvorkommen müssen, doch könnte alles bei der quaestio quo-
modo redressiert werden.
Der französische Gesandte ist^), nachdem er von dem Abschluss des
ersten foedns erfahren, damit sehr übel zuMeden gewesen, er behauptet jetzt,
sein König wolle weder zu Wasser noch zu Lande einen Mann nach Polen
schicken, er wolle dem polnischen Könige von der Abdication ab- und zur
Heirath mit der ältesten Tochter Pfalz-Neuburgs zurathen. Der Gesandte pous-
siert jetzt das vorige Dessein nicht mehr, sondern ist zufrieden, dass er das
foedus de conjunctione armorum gehindert, wie er ihm haud obscure zu ver-
stehen gegeben.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
28. August/ [7. September] 1667.
[K. Sächsische Gesandtschaft. Verlängerung der Rheinischen Allianz. Muthmaassliche
schwedische Absichten.]
7. Sept. Die Ratification des ersten Tractats ist am 24. ausgewechselt worden. Dass
der zweite sich zerschlagen'), ist sehr gut, da, wenn er geschlossen, derselbe
») Vgl. ürk. u. Act. XL S. 474f. Kf. hatte (d. Coln 20./[30.] Juni 1667) v. Cr.
angewiesen, da Frankreich die Rheinische Allianz auch dahin deuten wolle, dass die
Alliierten die franzosischen Desseins in den Niederlanden und an anderen Orten zu
befördern und etwaige kaiserliche Hülfssendungen dorthin zu verhindern schuldig
seien, sich unter der Hand zu erkundigen, was man in Schweden davon halte, und
vorzustellen, wie bedenklich es sei, die Allianz zu prorogieren, wozu auch Schweden
wenig Lust gezeigt habe.
») S. Mem. de Pomponne IL S. 454ff.
*) V. Cr. hatte 27. Juli/ [6. August] gemeldet, da Schweden inbetreff des letzten
Artikels sich nicht eher hätte erklären wollen, bis nähere Nachrichten vonUabbaeus
und Wolffrath eingelaufen wären, die Pfalz- Neuburgischen aber nicht länger
hatten warten wollen, so sei man übereingekommen, dass dieser Artikel und der
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Prorogation der Rheia. Allianz. Abbruch der Verhandl. mit Pfalz-Neuburg. 199
sicher Frankreich mitgetheilt worden wäre und man, wenn die Sache sich ge-
fährlich anlassen und es zu einem Kriege kommen sollte, doch ihrer Assistenz
nicht sicher wäre. Ein Fürst von Holstein*) ist hier in Commission von
E.Sachsen angelangt, derselbe hat ihm versichert, dass K.Sachsen omnibus
modis suchen würde, von Frankreich sich zu detachieren und mit dem Kaiser
and Kf. in fester Freundschaft zu hieiben. Baerenklau meint, wenn auch
das foedus Rhenanum prorogiert würde, so wurde doch dadurch dem Reich kein
Präjudiz geschehen, wenn nur die Clausel hineingebracht würde: salvo per om-
nia Instrumente pacis Westphalicae omnibusque ejusdem articulis et clausulis.
Sie beschweren sich sehr, dass des Kf. Gesandte in Regensburg alle Schuld
non prorogati foederis Rhenani auf Schweden haben schieben wollen, geben
vor, dies sei die einzige Ursache, warum sie in die Prorogation gewilligt hätten.
Der englische Gesandte bemüht sich auch, Schweden von Frankreich ab
and auf die Seite Spaniens zu ziehen. Wahrscheinlich wird Schweden die
günstige Gelegenheit benutzen und vom Kaiser die Stadt Bremen fordern.
Man hat hier Ombrage von der Sendung Platens*), den die lüneburgi-
schen Herzoge nach Paris geschickt, und glaubt, dass diese Herzoge die fran-
zosische Partei nehmen werden.
L. G. V. Crockow an den Kurfttrsten. D. Stockholm
14./[24.] September 1667.
[Bereitwilligkeit Schwedens zum Beitritt zu der Braunschweiger Allianz. Gerücht
über Annahme des Generalats der Reichsarmee durch Kf.]
Nach Aussage der schwedischen Minister will Schweden mit in die zu 24. Sept.
Braunschweig abgeschlossene Allianz') treten und erhält Snoilsky Ordre,
wegen Prorogierung der Rheinischen Allianz sich mit des Kf. Gesandten zu
conformieren. Doch hat hier neue Ombrage das Gerücht verursacht, Kf. habe
das Generalat der Reichsarmee acceptiert, der kaiserliche Gesandte hat ihm
berichtet, dass sie sich seitdem in den Tractaten sehr kaltsinnig erweisen.
ganze Tractat bei Wrangel ajustiert werden sollte; 21./[31.] August hatte er dann
berichtet, man sei übereingekommen, die Articuli secreti sollten vollzogen werden,
wenn Kf. und der Pfalzgraf sich der Julichschen Succession halber erklärt und man
darüber einig geworden wäre, Wrangel sollte Ordre erhalten, wenn dieses geschehen,
super quantitate auxiliorum et modo succurrendi Pacta aufzurichten. Darauf seien
am 20./30. August die Pfalzneuburgischen abgereist.
') V.Cr, meldet 9./19. October 1667, der Fürst von Holstein habe ihm die
Allianz zwischen Schweden und K.Sachsen zugestellt und ihm mitgetheilt, Schwe-
den sei unzufrieden damit, dass zwischen Kf. und K.Sachsen zu Zinna (s. unten
Abschn. VI) etwas praeliminäriter verabredet sei, Bielke sollte hingeschickt werden,
um den etwaigen Tractaten beizuwohnen. Vgl. Auerbach S. 293f.
») S. Kocher I. S. 545.
») S. oben S. 157 ff.
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200 II. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigun«: «tc.
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cöln an der Spree
l./[ll.] October 1667.
[auf die Relation vom 14./24. September. Beitritt Schwedens zur Allianz. Wider-
legung des Gerüchtes.]
11. Oct. Schwedens Eintritt in die Braunschwciger Allianz wird ihm sehr lieb sein,
doch müsste von ihrer Seite deswegen Ouvertüre geschehen. Schweden scheint
diese Allianz für verdächtig zu halten, als wäre sie ihm zuwider, doch hat der
schwedische Bevollmächtigte*) an den Verhandlungen Theil genommen.
Was wegen des kaiserlichen Generalats dort gespreuget ist, solches
hat ganz keinen Grund und könnet Ihr diejenigen, so hievon Meldung
thun, deswegen mit Bestände desabusiron. —
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cöln 23. October/[2. Nov.]
1667.
[Verhandlungen mit Holland. Befehl zum Abschluss eines neuen Tractats wegen der
polnischen Sache.]
23. Oct. Kf. hat mit den Staaten der Vereinigten Niederlande^) wegen Bei-
legung der Kriegsunruhe zwischen Frankreich und Spanien unterhandelt
und es sind im Haag Artikel darüber entworfen und den dortigen schwedi-
schen und braunschweigischen Gesandten davon Mittheilung gemacht wor-
den, welche auch erklärt haben, dass ihre Principalen mit dazu zu treten ge-
neigt sein würden. Er soll mit den Gesandten des Kf. im Haag deswegen
communicieren und zu penetrieren suchen, was für Sentimente man in Schwe-
den von diesen Tractaten habe.
P.S. Er soll heiliegende Schreiben Pfalz-Neuburgs an den König und
einige Minister übergeben und sich bemühen, dass auch der andere Tractat zur
Richtigkeit gebracht werde, Kf. hofft, man werde nun mit seiner und des Pfalz-
grafen Erklärung in der Jülichschen Sache zufrieden sein. Die Adjustierung
des Tractats ist um so nöthiger, da bei den Einfällen der Tataren und Kosackeu
die in den pactis angeführte Gefahr täglich eintreten kann.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
6./ [16.] November 1667.
[Der Tractat Schwedens mit K.Sachsen.]
16. Not. I^^s Project des Tractats zwischen K.Sachsen und Schweden hat er
durch den kaiserlichen Gesandten, dem der Herzog von Holstein dasselbe
0 D. Martin Böckell s. oben S. 162.
2) S. unten Abschn. VI.
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Schwedens Beitritt zur Braunschw. Allianz. Mittheil. d. Herzogs v. Holstein. 201
mitgetheilt, erhalten, derselbe hat ihnen beiden versprochen, nichts ohne ihre
Billigung zu schliessen. Die Schweden suchen dadurch den Tractat zwischen
K. Sachsen und Kf. zu hindern und sich beim Kaiser desto considcrabler zu
machen, sie rühmen sich, das ganze Haus Sachsen mit sich zu bringen. Was
K.Sachsen dabei gewinnen will, kann er nicht absehen, falls ihm nicht in einem
Separatartikel Antheil an den Subsidien versprochen sein sollte.
Die schwedischen Minister fragen ihn auch sehr fleissig, ob Kf. das Gene-
ralat acceptiert, und ob Kf. mit dem Kaiser geschlossen.
Der französische Gesandte ^ ist mit Schweden wenig zufrieden, er
scheint überzeugt, dass man von der jetzigen Regierung keine mascula consilia
noch vigoureuse Resolutionen zu erwarten habe.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
9./[19.] November 1667.
Auf seine Aufforderung hat der Herzog von Holstein auch ihm das Ver- 19- Nov.
tragsproject mitgetheilt und ihm zugleich vertraulich eröffnet, Schweden hätte
versprochen, K.Sachsen von den Subsidien jährlich 100000 Rthlr. abzugeben.
Er hat ihm darauf freimüthig dargelegt, wie unvortheilhaft und demüthigend
dieser Vertrag für K.Sachsen sei, das sich dadurch ganz in die Hände von
Schweden gebe, jener schob die Schuld auf den kaiserlichen Hof, der K. Sachsen
so gar ausser aller Consideration gelassen und vielfältig degustiert habe, beklagte
sich auch, dass ihm in der Oldenburgischen Sache') keine Justiz wider-
fahren sei, erklärte aber endlich, nachdem C. ihm auseinandergesetzt, wie
wenig Unterstützung er von schw^edischer Seite zu erwarten habe und wie viel
mehr er durch den Kaiser und dessen Alliierte werde erreichen können, nicht
schliessen, sondern einen Courier heraussenden und unter diesem Prätext die
Sache so lange aufhalten zu wollen, bis Kf. die Tractaten mit K.Sachsen vollziehen
und demselben eine gleiche oder grössere Avantage von dem Kaiser offerieren
könnte und durch Bas serode 's Negotiation der Schweden Intent mehr zu
Tage trete. Er rieth, Kf. möchte v. Burckersrode') omni meliori modo ca-
ressieren, dem K.Sachsen am meisten deferierte, und bat um des Kf. Unter-
stützung in der Oldenburger Sache.
') Vgl. Mem. de Pomponne II. S.407.
2) Vgl. darüber ebendaselbst S. 501 ff., Waitz, Kurze Schleswig- Holsteinscbe
Landesgescbicbte S. 121 ff.
*) K. Sächsischer Geheimerrath, s. Heibig, Die diplomatischen Beziehungen Jo-
hann Georgs II. von Sachsen zu Frankreich (Archiv für die Sächsische Gesch. I.
S. 294. 298.); Auerbach S. 145. 180.
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202 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
16./[26.] November 1667.
[auf das Rescript Yom 33. October. Unzufriedenheit Schwedens mit den Verhand-
lungen in Holland. Verhandlungen mit dem Kaiser.]
26. Nov. Mit den in Holland gepflogenen Tractaten sind die Schweden sehr wenig
zufrieden, sie glauben, Kf. werde mit Holland, den Herzogen von Lüne-
burg, Hesen-Cassel und anderen Alliierten eine starke Armee aufstellen
und das Generalat darüber führen, femer ist ihre Animosität gegen Holland
auch nach geschlossenem Tractat noch sehr gross. An England, welches
ihnen 500000 Rthlr. zu zahlen sich verpflichtet hat, sind sie auf das engste
gebunden, es ist also nur nöthig, auf England zu reflectieren.
Die Verhandlungen Schwedens mit dem Kaiser verheissen keinen guten
Ausgang; auch wenn der letztere ihnen Geld zahlt, werden die Schweden nichts
reelles leisten, sondern suchen neutralitatem et spem mediationis pro beneficio
zu imputieren et ea ratione Geld zur Subsistenz der Armee zu erhalten, ihre
Armee zu verstärken und dadurch, wenn Spanien, das Reich und Frankreich
in Krieg verwickelt, specie mediationis das arbitrium rernm neben England zu
behalten.
Der Kurfürst an v. Crockow. D. Cöln a. d. Spree
29. November /[9. December] 1667.
[Verhandlungen mit Millet und mit K. Sachsen.]
9. Dec. Er soll sich bemühen in Erfahrung zu bringen, was in der Verhandlung
Schwedens mit dem Kaiser und mit K.Sachsen') vorgeht. In der bur-
gundischen Sache hat Kf. früher mit dem Kaiser und Spanien das Werk
weiter zu bedenken sich vorgenommen, da er aber von dort her keine bestän-
dige und wirkliche Erklärung hat erlangen können, vielmehr gesehen, dass man
auf kaiserlicher und spanischer Seite gleichsam still gesessen und andere dazu
zu ziehen sich mit grosser Kälte angelegen sein lassen, Holland zu den ver-
trösteten Subsidien sich nicht verstehen wollen, Spanien aber solche aufzu-
bringen nicht im Stande oder nicht gewillt, angeblich auch zwischen Frank-
reich und Holland ein Vertrag zu Frankreichs gunsten abgeschlossen ist
und auch zwischen Frankreich und Spanien unter der Hand Friedensver-
handlungen stattfinden, so hat er sich bewogen gefunden, mit dem franzosischen
Gesandten Millet einen Tractat') verhandeln zu lassen, dass, wenn der König
von Frankreich seine bi.sherige Negotiatiou in Polen quittieren und seine
ofFicia für Pfalz-Neuburg anwenden würde, Kf. dagegen sich aus der bur-
>) Cr. berichtet 12./22. Febr. 1668, der Herzog von Holstein sei gestern, nach-
dem der Vertrag zwischen Schweden und K. Sachsen geschlossen, abgereist.
^ S. Mignet, Negociations relatives k la succession d'Espagne II. S. 296 ff.
und unten Abschn. III und VI.
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Der Vertrag des Kurforsten mit Frankreich. 203
gandischen Sache halten und die Rheinische Allianz nach Vergleichung ober
die Punkte auf 3 Jahre prorogieren wolle. Er hat W ränge 1 und dem schwe-
dischen Residenten Mittheilung davon gemacht und will auch weiter die ver-
trauliche Correspondenz mit Schweden unterhalten; auch Cr. soll sich demge-
mäss dort betragen, auch mit Pomponne in guter Confidenz reden und ver-
suchen, von ihm Näheres über den Traetat zwischen Frankreich und dem Staat
zu erfahren. Wegen Absendung der Schreiben an den Konig und an den Senat
in Polen soll er erinnern und zu erfahren suchen, wesshalb man schwedischer-
seits damit zurückhalte. Die zwischen Kf. und K. Sachsen angefangene und
nochmals continuierte Punctation ist nur auf Defension ihrer beiderseitigen
Lande angesehen, ist aber noch nicht zum Schluss gekommen.
P. S. Bei der jetzigen Anwesenheit K.Sachsens hat Kf. durch die Sei-
nigen mit den K. Sächsischen Geh. Käthen auch wegen des Bündnisses, über
welches der Herzog von Holstein negotiiert haben soll, reden lassen, dieselben
haben aber davon nicht das geringste wissen wollen und versichert, dass der
Herzog deswegen nicht beordert sei.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
4./[14.] December 1667.
[Zurückhaltende Aeusserungen des R. Kanzlers über den mit Millet abgeschlossenen
Vertrag. Mittheilungen des Herzogs von Holstein.]
Auf seine Bitte, ihm die Sentimente des Königs inbetreff der Verband- 14. Dec.
lungen des Kf. mit Milet mitzutheilen, hat der R.Kanzler endlich nur er-
widert, der König billige die Forderung des Kf. wegen Räumung der proussi-
schen Städte ; weitere Versicherung von Frankreich zu fordern, sei nicht nöthig,
Bemühungen Frankreichs für Pfalz-Neuburg würden demselben bei den Polen
nur schädlich sein; betreffend die Prorogation der Rheinischen Allianz könnte
quaestio an nicht präjudicieren, über die quaestio quomodo könnte er nicht eher
sich resolvieren, bis er sich mit anderen dabei Interessierten darüber berathen;
auch über die von Frankreich geforderte Neutralität wollte er sich nicht weiter
herauslassen. Diese retenue scheint aus dem Milet übergebenen, aber hier
nicht communicierten Project herzurühren.
Er hat das schwedische dem kaiserlichen Gesandten übergebene Allianz-
project durch einen schwedischen Reichsrath zu sehen bekommen, nach dem
Inhalt desselben und nach den Discursen des R.Kanzlers ist wenig Hoffnung
auf schwedische Assistenz.
Nach Mittheilung des Herzogs von Holstein versprechen die Schweden,
K.Sachsen alle mögliche Avantagen bei dem Kaiser zu verschaffen, dem
Herzoge selbst, in dem Vertrage mit dem Kaiser diesen zu verpflichten, dem-
selben zu seinem Rechte wegen der Oldenburgischen Succession zu verhelfen.
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204 n. Der bremische Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
15./[25.] Januar 1668.
[Erklärungen Pomponne's.]
25. Jun. Der französische Gesandte hat*) der Konigin vor ihrer Abreise aufs
Land mitgetheilt, sein König stehe von seinen früheren Intentionen in betreff
des polnischen Werkes ab und wolle alle möglichen officia für P falz- Neu -
bürg anwenden, die schwedischen Minister aber glauben nicht, dass er es ernst
damit meine, sondern dass er nur dieses semblant mache, um Kf. und Pfalz-
Neu bürg durch diese Hoffnung in sein Interesse zu ziehen. Ihm hat der
französische Gesandte gesagt, der Kaiser und Spanien hätten von Schweden für
die nächste Campagne keine Assistenz zu erwarten, womit auch die Aussagen
der Reichsräthe, mit denen er gesprochen, übereinstimmen.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
5./[15.] Februar 1668.
[Sendung £hrman's zu neuen Verhandlungen. Abschätziges Urtheil über den Nutzen
eines neuen Vertrages.]
15. Febr. Graf D oh na') hat den im Haag geschlossenen Tractat nicht mit unter-
schrieben, sondern nur Schweden einen Platz miteinzutreten vorbehalten. Hier
ist H. E h r m a n s wegen Pfalz-Neuburg angekommen, um den hier projectierten
Vertrag, falls Schweden mit dem von Habbaeus gemachten Project des letzten
Artikels zufrieden sei, zu vollziehen. Der Tractat wird nicht viel nützen, da
Schweden sich der Sache nicht mit Ernst annnehmen und das negotium abdicationis
eher hindern als befördern wird, da, falls die Sache succediert, es keinen Theil
an dem merito haben würde. Er fürchtet, wenn der Tractat in Polen bekannt
werden sollte, dass er dann wieder grosse suspiciones erregen würde, Ehr-
mans scheint auch mehr zu dem Zweck hieher geschickt zu sein, um diesen
Hof bei Glimpf zu erhalten, damit derselbe sich nicht beschweren könne, ne-
gligiert zu sein, als dass Pfalz-Neu bürg ein grosses Vertrauen auf Schwe-
den setzen sollte.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
4./ [14] März 1668.
[Bericht über eine abgehaltene Conferenz.]
14. März. Am 2. hat eine Conferenz mit Ehr maus und ihm stattgefunden, auf die
Erklärung der schwedischen Kommissare hin, dass der König entschlossen sei,
den Tractat zu vollziehen, und es nur an dem letzten Artikel hafte, über-
0 S. Mem. de Pomponne II. S. 493.
2) S. Carlson, Gesch. Schwedens IV. S. 506f.; Mem. de Pomponne IL S.514f.
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Neue Verbandlungen mit Kf. u. Pfalz-Neuburg. 205
gaben sie das zwischen Kf. und Pfalz-Neuburg vereinbarte Project. Als er dar-
auf bat, die schwedischen Kommissare möchten sich herauslassen über die
Mittel, welche man in Polen zur Durchführung des Werks anzuwenden habe,
erklärten jene, darüber Hesse sich nichts gewisses statuieren, bevor man sehe,
wie es mit dem Reichstag abgelaufen, der sich dem Verlaut nach zerschlagen
haben solle, Beziers müsse abgerufen werden, das wäre unicum medium pa-
cificandae Poloniae, femer müsste man vorläufig das Werk ruhen lassen und
nicht den Polen durch eine Recommendation Ombrage geben.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
ll./[21.]März 1668.
[Bemühungen Pomponne's. Neue schwedische Absichten auf Bremen.}
Der R. Kanzler wird heute hier erwartet, es wird nun also wohP) eine 21. Mürz.
EntSchliessung über die Miteintretung in die Haagische Allianz gefasst werden.
Der französische Gesandte ist sehr thätig, er sagt, er werde Explication des
Haagischen Tractats fordern, und glaubt, Schweden werde nicht so bald völlig
in denselben eintreten, sondern abwarten, was die Gesandten von Holland und
England in Frankreich ausrichten werden, und, wenn Friede zu hoffen, Frank-
reich nicht choquieren. Aus dem Discurs des englischen Gesandten ist zu
ersehen, dass Graf Dohna bei dem Könige von England um Intercession
beim Kaiser, dass derselbe Schweden wegen Bremen favorisieren möge, an-
gehalten und dass derselbe dieses versprochen, weshalb Bremen auf seiner
Hut zu sein hat und die Herzoge von Lüneburg in ihren Tractaten mit dem
Kaiser es zu praecavieren haben. Die Schweden bilden dem kaiserlichen und
englischen Gesandten ein, dass Kf. ganz mit Frankreich verknüpft sei und
secretos articulos gemacht habe, nach denen er Geld von Frankreich erhalte.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
17./ [27.] März 1668.
[Günstiger Stand der Verhandlungen über die polnische Sache. Französischer Vor-
schlag zur Verhinderung der Wahl des Moskowiters.]
Der R.Kanzler, bei dem er und die Neuburgischen Audienz gehabt, zeigt 27. März,
sich in der polnischen Sache sehr günstig gestimmt, eine Conferenz ist in der-
selben gehalten worden, in welcher die schwedischen Kommissare von ihrer
früheren Forderung abgestanden sind, aber andere erhoben, welche sie nur ad
referendum angenommen haben. Wegen des Haagischen Tractats ist noch
keine Resolution gefasst worden, der R.Kanzler aber hat sich mit grosser
') Ueber die damaligen Zerwürfnisse innerhalb der schwedischen Regentschaft,
über welche auch v. Crockows Berichte zahlreiche Mittheilungen enthalten, s. Carl-
son IV. S. 495ff.; M^m. de Pomponne II. S. 474ff.
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206 H. Der bremische Krieg, die Qoadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
Verachtung über die Ligue geäussert und des Kf. consilia gebilligt. Der fran-
zosische Gesandte hat ihm mitgetheilt, Milet hätte ihm geschrieben, sein
König wäre geneigt, mit Kf., Schweden und selbst dem Kaiser ad exclu-
dendum Moscum in eine Ligue zu treten'), doch wäre es rathsam, die Sache
so zu menagieren, dass Schweden, dem am meisten daran gelegen, damit den
Anfang mache.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
18. /[2a] April 1668.
[Beitritt Schwedens zur Tripelallianz. Misstrauen gegen des Kf. Vertrag mit Frank-
reich.] ,
28. April. Am 14. ist nach vielen Delibcrationen im Reichsrath beschlossen worden,
in die Haagische Allianz miteinzutreten*), der R.Kanzler hat zwar etwas
opponiert, es aber doch geschehen lassen, man scheint auch den Tractat mit
dem Kaiser vollziehen zu wollen. Mit des Kf. Vertrag mit Frankreich')
sind sie noch übler zufrieden, seitdem sie kürzlich eine Copie desselben aus
England erhalten, sie meinen, Kf. habe sich nicht nur in geheimen Artikeln
Gelder von Frankreich, sondern auch grosse Vortheile in Preussen stipuliert,
und habe nebst England secrete Intelligenz mit Frankreich gegen Schweden.
Auch haben sie Nachricht, dass Kf. von Pfalz-Neuburg Ravenstein bekommen,
welches ebenfalls nicht angenehm ist. Viele behaupten, Frankreich meine
es mit Pfalz-Neu bürg nicht ehrlich.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
25. April/ [5. Mai] 1668.
[Abwartende Haltung Schwedens. Voraussichtlich baldiger Abscbluss des Tractats.]
5. Mai. Es werden hier noch keine Anstalten gemacht, die Truppen überzuschiffen,
man scheint auf den Reichstag, den Schluss der Tractaten und die Auszahlung der
Geider zu warten, so dass die schwedischen Truppen in dieser Campagne nicht
grossen Effect werden thun können. Schweden soll 12 000 M. (7000 z. F.,
5000 z. R.) stellen und dafür monatlich 60000 Rthlr. erhalten. Es ist aber
zu fürchten, dass ihre Absicht mehr sei, im Reich gegen die Anhänger Frank-
reichs als in Nioderland zu agieren, wozu die Zwistigkeiten des Bischofs von
') Kf. hatte schon (d. Coln a. d. Spree 19./[29.] Januar 1668) v. Cr. angewiesen,
in Schweden zu versichern, dass er angesichts der eifrigen Bemühungen des Zaren,
seinem Sohne die polnische Krone zu verschaffen (s. unten Abschn. III), dem nach
Möglichkeit entgegenwirken werde, und Schweden aufzufordern, ihn dabei zu unter-
stützen.
2) S. Carlson IV. S. 508; Mem. de Pomponne II. S. 535ff.
3 S. oben S. 202.
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Schweden o. die Tripelallianz. Abschluss d. Vertrages mit Kf. u. Pfalz-Neuburg. 207
Münster^) mit den Lfinebargischen Herzogen und K.C 51 n Occasion geben
könnten, wenn diese nicht zeitig beigelegt und im Westfölischen Kreise eine gute
Verfassung gemacht wird. Des Reichskanzlers Decadence ist offenbar, Steno
Bielke und Biörenklau regieren die Krone und von ihnen sind festere Ent-
schlüsse zu erwarten. Von den Schweden und den Pfalz-Neuburgischen Gesandten
wird der polnische Tractat sehr poussiert, so dass vermuthlich künftige Woche
derselbe zum Abschluss kommen wird.
L. G. V. Crockow an den Kurfllrsten. D. Stockholm
5./ [15.] Mai 1668.
[Unzufriedenheit Schwedens mit dem Abschluss des Aachener Friedens.]
Die unerwartete Nachricht vom Frieden') hat hier wenig Freude verur- 15. Mai.
sacht, da man durch die Resolution, in das Bündnis gegen Frankreich mit ein-
zutreten, den König von Frankreich sehr choquiert hat und, wenn nun durch
den Frieden die Ligue aufgehoben würde, auf der anderen Seite keinen festen
Rücken hat Man spricht hier von neuen kriegerischen Absichten Frankreichs
gegen das Reich oder Holland, behauptet auch gegen ihn und den Pfalz-Neu-
burgischen Gesandten, dasselbe wolle nun seine Absichten in Polen und zwar
im Einverständnis mit Kf. durchführen. Um so mehr dringen die Schweden in
den kaiserlichen Gesandten, um diesen zum Abschluss zu bewegen.
L. G. V. Crockow an den Kurfllrsten. D. Stockholm
6./[16.] Mai 1668.
[Abschluss det Vertrages.]
Auf das Drängen der schwedischen Kommissare und des Pfalz-Neuburgi- 16. Mai.
sehen Gesandten hat er nicht länger zögern können, so ist heute der Vertrag')
abgeschlossen worden; der Artikel wegen der Jülichschen Sache ist nach des
Kf. Befehl eingerichtet, die Form des foedus ist beibehalten, aber alles, was
die Polen choquieren könnte, ausgelassen oder geändert worden.
0 S. Tficking, Geschichte des Stifts Münster unter Christoph Bemard von
Galen S. 152 f.
*) Der Friede zu Aachen vom 2. Mai 1668.
') Cr. übersendet denselben am 9./19. und meldet zugleich, dass am 8./18. auch
der Vertrag Schwedens mit dem Kaiser (s. Carl so n IV. S. 509; Mem. de Pom-
pe nne II. S. 547 ff.) zustande gekommen sei.
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208 II* I^^r bremische Krieg, die Quadrnpelallianz und die engere Vereinigung etc.
Vertrag zwischen König Karl XI. von Schweden, Knrfürst
Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Pfalzgraf Philipp
Wilhelm von Nenburg. D. Holmiae 6./[16.] Mai 16680-
IG. Mai. Notum testatumque sit omnibus et singulis, qaorum interest aut quomodo-
libet interesse poterit, quod cum Serenissimus et Potentissimus Rex Sueciae
et Serenissimus Elector Brandenburg! cus die 22. Junii Anno praeterito inter
sc foedns iniverint de communicandis consiliis et praestandis mutuis officiis pro
quiete et tranquillitate Reipubl. Polonae, cum primis ut, si Serenissimus et Po-
tentissimus modernus Rex Poloniae sustineat, vel eventualem Successorem sibi
eligi, vel alias Sceptro se plane abdicare, aut S.« Reg.™ Maj.*«™ per voluntatem
Dei inevitabilem in fata concedere contingat, tum S.» Reg.» Maj.**8 Sueciae et Ser.
S.» Electoralis consilia invicem et operam sociarent, quo eligi possit talis Prin-
ceps in Poloniae Regem, qui cum ipsis Polonis et Lithuanis, tum vicinis Po-
testatibus sit gratus et acceptus, et utrique foederato negotio hoc feliciter con-
cluso Serenissimus Princeps ac Dominus Dn. Philippus Wilhelmus, Coraos
Palatinus ad Rhenum, Bavariae, Juliae, Cliviae ac Montium Dux, per Deputatam
suum Ministrum pluribus ostenderit, Serenitatem S.«™ cum per gratissimam
Jagellonicae domus, utpote cni per affinitatem ex Matrimonio cum Regis Poloniae
dudum defuncti Sigismundi III«> filia contractam Ser.t«« S.* innexa fuit, me-
moriam generosis Polonorum pectoribus tam alte infixam, tum etiam per re-
commendationem eam, quam testamento suo Rex üladislaus IV. pro alteme-
morato Principe Palatino Neoburgico sibi in Regem surrogando inseruisse dici-
tur, nee non per biennalem suam in Polonia praesentiam ingentem apud Polonos
adeptum esse favorem et benevolentiam spemque exinde Seren.** S.«« affulgere
de perquam multonim ex Nobilium ordine inclinatione ad Ser.™ Suam in Thro-
num Regium evehendam, si modo Rex modernus adhuc vivus vel Successorem
eventualem sibi eligi pateretur vel plane Sceptrum deponere constitueret, vel,
quod Dens longo adhuc tempore avertat, in fata concederet, decenter a S.* Reg.*
M.te et SerM S.» Elect.* simul requirens, ut quovis ex praememoratis tribus
casibus emergente Procorum et Nobilitatis Poloniae et Lithuaniae propensioni
jungerentur Regius et Electoralis favor, benevolentia et commendatio, quo prae-
primis apud Polonos et Lithuanos tum et alios Christianos Principes, Poloniae
et Lithuaniae sive vicinos sive alia ratione utrique genti propitios, major Ser,**»
S.»e intentioni concilietur successus, ideo S.* Reg.» Maj.*»« et Ser.*»» S.» Elect^»»
impensius considerantes tam foederis inter se erecti conditiones quam requisita
ejus, qui illo Sceptro digne et cum gentis utriusque Polonae et Lithuanae suf-
fragiis potiri potest, in omnibus quadrare personae, conditioni et qualitatibus
Ser. S.»« Neoburgicae, in desiderium dictae Ser."« S.»« (quod scilicet ab utroque
foederato in Candidatum Coronae Polonicae commendari velit) consenserunt,
constitueruntque utrinque Commissarios plenipotentiarios , Nimirum S.» Reg.»
Maj.ta« Sueciae Nos suos Commissarios utpote Me Suae Reg.»« Maj.*»« Regniquc
») Inhaltsangabe: Pufendorf X. § 57 (S. 695), v. Morner S. 328ff.
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Vertrag zwischen Schweden, Kf. u. Pfalz-Neuburg wegen d. poln. Konigswahl. 209
Saeciae Senatoren! et Cancellariae Consiliarium Steno Bielcken, Liberum
Baronem in Korpo, Dominam in Gerdeholm, Grösoen et Tänga, et Me S.*«
Reg.*« Maj.ä« Regnique Sneciae Senatorem et Cancellariae Consiliarium Mat-
thiam Biorneklon, Haereditarium Dominum in Elmahoif, Wannestad et
Kungshambn, ut et Me S.»« Reg.»« Maj.«» Cancellarium Aulicum Joannem Gyl-
lenstierna, Liberum Baronem in Lundholm, Dominum in Steckö et Biorrke-
sund, et Me S.»™« Reg.«™» Maj.*»™ Serenissimi Regis et Serenissimae Reginae
a consiliis Aulicis et secretioribus Stephanum Gambrotium Hirschen-
stierna nee non Me S.*« Rm Maj.^* Secretarium Status Franciscnm Joel
Örnsted, Haereditarium in Schottorp et Hoffgarden, et Ser.»«« S.* Electw« snum
Consiliarium Status, Generosum et Nobilissimnm Dominum Laurent! um Ge-
orgium de Krockou, Haeredit-arium in Peest, Palow et Poltzin, et Ser.^
S.« Palatina-Neoburgica suum secretioris Consilii, Cancellariae et Camerae ratio-
nnm Consiliarium Generosum ac Clarissimum Dominum Tilmannam Ehr-
mans J. U. Doct. plena potestate ad calcem hujus Tractatus adjecta munitos
deputarnnt, qui congressi post habitas diversas consnltationes tandem in sequentes
convenimns Articulos:
I. Qnemadmodum S.» Reg.* Maj.»" Sveciae et Ser.**» S.« Elect."« Branden-
burgica in foedere inter se die 22. Junii anni elapsi erecto Art.« 5^ requisita
quidem Candidati a se in Polonia proponendi enumerarnnt, non tamen nomen
ejus expresserunt, ita ex quo jam mutuo consensu Ser.n> Principem Palatino-
Neoburgicum pro Candidato ad Coronam Polonlae decenter commendando ac-
ceptarunt, vigore hujus conventiouis declarant et se iilvicem mutua obligatione
obstringunt, quod scilicet pro dicta S.« Ser.t« Neoburgica in Regem Poloniae
eligenda omnia, quae huic fini promovendo excogitari et effectni dari possint,
libertati Reipubl. convenientia officia utrinque impenderc, quodque nulli alit
Candidato ullo modo operam suam addicere aut pro illo in Regem evehendo
laborare, sed hoc unum apud Senatores et Cives Reipubl. Polonae agere velint,
ut Ser.™n« Princeps Palatino-Neoburgicus intentione et voto suo potiatur.
II. Vicissim Ser. S.* Palatino -Neoburgica promittit et spendet, quod,
com focdus inter S.™ Reg."» Maj.« Sveciae et Suam Ser.™ Elect. Brandenb. die
22. Junii A« 1667 hie Stockholmiae erectum in authentica forma et integrum
Ser.t*« S." Palatino -Neoburgicae Deputate Plenipotentiario sit communicatnm
facnltasque id perpendendi etiam sit data, ideo vigore hujus conventionis omnes
dicti foederis articulos, tam quo ad scopum illi propositum, nempe salutem et
qaietem Poloniae promovendam, quam quo ad Reipubl. antiquum et genuinum
statnm, ut et Ordinum Poloniae et Lithnaniae jura, libertates et consuetudines
aiiaque cumprimis in hoc electionis negotio observanda acceptet et consequenter
velit in eodem per omnia ita se gerere, ac si una cum S.» Reg.* Maj> et Ser.t«
S.* Elect.M Brandenburgica saepe dicto foederi ipsa subscripsisset, et idem pro-
pria manu et ratificatione roborasset.
III. Et licet Foederati nullatenus in animo habeant, vivente modemo Rege
negotium Electionis invito Rege et Repuhlica ullo modo movere, si tamen di-
ctum negotium Electionis aut in praesens aut deinceps quovis tempore et quidem
cum Ser. Regis Poloniae et Reipubl. voluntate et assensu succedat, foederati
Mater, s. Geteh. d. G. Kurfürsten. XII. 14
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210 II- I^or bremieche Krieg, die Quadrupelallianz und die engere Vereinigung etc.
etiam saluti Poloniae dictaeque soae intentioni omni meliori modo invigilabant
et quidem hoc casa sive nunc sive imposterom existente S.» Reg. Mig. Sveciae
et Ser. Elect. Brandenb. praehabito inter se commani consilio per Ablegatos et
Ministros saos conjancta opera cumprimis S.»« Reg. Maj.^ tum etiam Reipubl.
Ordinibus et Statibus Regni sive in Comitiis sive extra Comitia personam Ser.t*«
Suae Palatino-Neobai^cae omnibus idoneis officiis commendare et gratam acce-
ptabilemque reddere allaborabunt.
IV. Comprimis vero curae cordique erit Ser."»® Principi Neoburgico, ut
dum S.» Reg. Maj.*« Sveciae et Ser.**« S.» Elect."« Brandenburgica juxta foederis
inter se initi praescriptnm et proxime praecedentem Articulum causam Principis
Neoburgici commendant, ipse non solum apud Imperatorem, Regem Christianissi«
mum, Regem Poloniae et Imperii Electores et Principes Regno Poloniae vici-
niores, sed in ipsa etiam Polonia et Lithuania apud Senatores et Nobilitatem
rernm suarum satagat, animosque Interessatorum quorumcunque in sui et Domus
Suae respective favorem et amorem quoad fieri potest disponere aliaboret.
y. Et cum multum facere possit ad scopum Ser.mi Principis Palatino-Neo-
burgici facilins obtinendum, ut libera fiat electio et Ordines Regni Poloniae se-
curitate Eligendi gaudeant, ideo S.« Reg.» Maj>« Sveciae, Ser.*" S.« Elect. et
Ser.*«» S.» Neoburgica, quantum in ipsis erit, in tempore conjunctim cum Re-
publica laborabnnt, ut omnia impedimenta, quae ab exteris in praejudicium li-
berae electionis injici poterunt, e medio tollantur.
VI. Quod si in futura Regis Poloniae electione Ser."«» Palatino-Neobur-
gicus secundum leges et Regni constitutiones legitime a potiori Reipubl. parte ^
eligatur et tum externa aliqua potestas in praejudicium liberae et secundum
constitutiones Regni legitime factae Electionis contra Ser." Principem Neoburgi-
cum arma consiliaque sociaverit, in eum casum S.« Reg. May. Sveciae et Ser.*»
S.« Elect.iis Brandenburgica promittunt se volle dictae Reipubl. parti, quae pro
Principe Neoburgico stat, et auxilia simul a S.« Reg.« M.*« et Ser.*« S.« Elect»
decenter requirit, suppetias ferro, eo modo et ratione, prout imposterum con-
venietur.
VII. Quod si Ser.mot Princeps Palatino -Neoburgicus Dei Providentia ad
Regiam in Polonia dignitatem evehatnr, tum vigore hujns conventionis promittit,
se velle sancte et religiöse primum servare pacta, quae inter S."^ Reg.™ Maj.*«°>
Sveciae, Ser.««™ modernum Poloniae Regem et Rempublicam et Ser.«™ S.«™
Elector. Brandenburgicam Olivis die 23/3 M. J^ ./ erecta sunt quaeque inde
dependent, deinde protectione sua complecti cum integres Coetus, tum omnes
et singulos Nobiles Cives, incolas et Snbditos, qui in Regno Poloniae et Magno
Ducatn Lithuaniae iisqne annexis quibuscumque Provinciis et terris dissidentes
a Catholica Romana Religione, et in bis qui Augustanae Confessioni addicti re-
periuntur, quantumqne in ipso erit curaturus, ut dictl Augustanae Confessionis
Consortes suis sacris et quibuscunque personis et rebus ad sacra pertinentibus
secundum leges et Constitutiones Regni Poloniae et cujusque loci privilegia, ut
et secundum supradicta pacta pacificatoria Olivensia sine iilla impetitione quiete
et omni meliori modo, quo hactenus gavisi sunt aut jure gaudere debent, im-
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Vertrag zwischen Schweden, Kf. u. Pfalz-Nenburg wegen d. poln. Konigswahl. 211
posternm gaadere possint, non admissis nee attentis contra hnjns Articali clan-
sulas et earam yaliditatem ullis sive dispensationibus sive absolutionibas sive
aliis, qaae unquam sob qnocunqne praetextu excogitari poternnt, qaibuscanque
£cclesiasiici8 et saecularibus exemptionibus et protestationibns.
VIII. Cum etiam evenire posset, ut non ipsa S.» Ser.«« Palatino-Neobnr-
gica sed unas ex ejnsdem filiis in Regem vel Snccessorem Regni Poloniae eli-
geretur, conventüm est, qnod ea, qnae de S." Ser.**« Palatino-Neoburgicae recom-
mendatione in praemissis articnlis disposita sunt, etiam hoc casu, si talis Electio
fieret, qnoad omnia et singula pnncta obtinere et firmiter servari debeant.
IX. Et cum nomine S.« Reg." M.«« variis vicibus postulatum fuerit, ut
eidem ratione praetensionis suae iu terras Juliacenses et Clivenses, quam
S.« Reg.« Maj.tM legitimam esse praetendit, hoc tractatu condigne satisfieret,
Sereniss.ornm Principum Electoris Brandenburgici et Palatino-Neoburgici Depu-
tati Plenipotentiarii hac in re ad demonstrandam Principum Suornm promptitu-
dinem et singularem propensionem eorundem nomine hoc articulo non modo
expresse declarant, quod per transactionem inter Ser.«» Principes Electorem Bran-
denburgicnm et Palatino-Neoburgicnm ratione terrarum Juliacensium Nona Sep-
tembris 1666 initam Juribus Domus Bipontinae (exceptis üs, qui ex Domo
Bipontina per particularem transactionem juri suo renunciarunt) et consequenter
S.»« Reg.»« M{y."«Sveciae Eiusdemque patrui Seren."* Principis Adolphi Jo-
annis, uti ex domo Bipontina descendentium, tam in possessorio quam in pe-
titorio, aliove quovis excogitabili modo, vel in minimo praejudicatum non sit,
sed etiam quod praedictae S.»« Ser.*«« S.*^ Reg.»« Maj.'»« ejusdemque Domini Pa-
trui Jus praetensum in praedictas Juliacenses eisdemque cohaerentes terras, talo
scilicet, quäle hactenus et a primis hujus controversiae initiis id vel fuit, vel
imposterum esse poterit, uti ab una parte, in aliquod jurium, sive Brandenbur-
gensium sive Neoburgicorum praejudicium non adanctum neque alteratam, ita
neqne ab altera in dispendium Juris Domus Bipontinae (exceptis iis qui ex
Domo Bipontina per particularem transactionem juri suo renuntiarunt) et conse-
quenter S.«« Reg.«» M.ti«Sveciae Ejusdemque Patrui Sereniss.* Principis Adolphi
Joannis, uti ex Domo Bipontina descendentium, nlla sui parte diminutam aut
infirmatum, eo quo par est modo, vigore hujus declarationis robori suo, cui
illud inititur, intemeratum plane relinquant, ea etiam mente, ut cum ipsamet
S. Reg. Maj.*« Sveciae ad maturiores aniios perveniente de aequa S.»« Maj.**«
satisfactione et tractare et, si fieri potest, convenire velint; Quamsi cum bono
Deo eo res tunc dedacta fuerit, amicam transactionem non modo S» Reg. Maj.««
sed et saepius dictae S.»' Ser.*«« aequis et juri Suae Maj.t*» Ejusdemque Domini
Patrui congruis conditionibus terminari atque adimpleri utrinque curabunt.
Qnodsi vero istiusmodi transactio cum S.» Reg.» Maj.V» tum temporis praeter
spem et opinionem perfici non poterit, praesens declaratio Seren." Principibas
Electori Brandenburgico et Palatino -Neoburgico nuUo erit praejudicio, sicuti et
tali casu S. Reg. Maj.^ ejusdemque Dn. Patruo vigore Reversalium A.o 1610
Hallae Svevoram Domui Bipontinae datarnm salvum et integrum relinquetur,
non obstante praedicta transactione nuper inter praefatos Ser.«* Principes facta
jus sunm omnemque in terras Juliacenses et Clivenses praetensionem et actio-
14»
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212 n. Der bremische Kriege, die Quadnipelalltanz und die engere Vereinigung etc.
nem tanquam omnino intactam et intcmeratam non secius ae si saepius dicta
Transactio nunquam intercessisset, secandum tenorem Instrumenti pacis West-
phalicae, vel ordinario processu coram Caes. M.*« vel alio legitime modo prosequi,
quo casu Ser.™«« Princeps Elector Brandenburgicus et Ser.™»« Princeps Palatiiio-
Neobargicus sub fide et verbo Principum tenebuntur Domui Bipontinae et con-
sequenter S.»« Reg.« Maj.«» et ejusdem Domino Patnio omne illud, quod eisdem
secundam unnm ex sapra allegatis modis terminandi nanc controversiam com-
petere poterit, sine ulla prorsus contradictione praestare.
X. Durabit hoc foedus usque ad proximum vacantis Regni Poloniae casum
et tum per iegitimam Electionem constitutum et finnatum Poloniae Regem, et
higus foederis Ratificationes intra trium Mensium spatium hie Stockholmiae seu
apud Regni Sveciae Marschum Dominum Gomitem Wrangelium commuta-
buntur.
L. G. V. Crockow an den Kurfürsten. D. Stockholm
16./[26.] Mai 1668.
[Geringe Aussichten auf wirkliche Unterstätzung Pfalz>Neuburgs durch Schweden.
Der Vertrag Schwedens mit dem Kaiser.]
26. Mai. Die Schweden haben dem Pfalzgrafen Hoffnung gemacht, ihn armis zu
maintenieren , Cr. glaubt aber nicht, dass es ihnen damit wirklich Ernst sei.
Sie haben den Tractat nur geschlossen , weil sie von der Abdication und der
dem Pfalzgrafen günstigen Stimmung in Polen Nachricht erhalten haben. Um
den Pfalzgrafen gegen etwaigen gewaltsamen Widerstand von Moskau her zu
sichern, müssten sie sich verpflichten, in Liefland ein Heer parat zu halten,
das werden sie aber nie thun, so lange sie hoffen können, dass es im Rom.
Reich Unruhe setzen möchte, durch welche sie Geld von Spanien und Hol-
land, die Stadt Bremen und Quartier in Deutschland bekommen können.
In dem Vertrag mit dem Kaiser haben die Schweden entgegen ihrer
früheren Zusage den die polnische Angelegenheit betreffenden Artikel ausge-
lassen, sonst hat er von den Bedingungen desselben noch erfahren, dass der
kaiserliche Gesandte in ipso tractatu 100000 und in den Geheimartikeln noch
50000 Rthlr. zugesagt hat, Bremen soll nicht erwähnt sein, doch meinen
einige, dass es in den Geheimartikeln begriffen sei und dass Schweden dafür
Garantie der noch übrigen spanischen Niederlande übernommen habe.
Schweden soll zu dem auf 5 Jahre abgeschlossenen Defensivbündnis 5000, der
Kaiser 10000 Mann stellen').
') Gr. meldet 5./[15.] Juli 1668, die kaiserliche Ratification des Tractates sei an-
gekommen, enthalte aber mehrere Veränderungen, Biornklou habe ihm vorgeworfen,
er hätte hinausgeschrieben, Schweden hätte durch diesen Tractat Bremen zu ge-
winnen gesucht, und dadurch im Reiche grosses Aufsehen erregt, doch habe derselbe
zugestehen müssen, dass darüber verbandelt worden sei und der kaiserliche Gesandte
sub spe rati sich zu der Zusage verstanden habe, dass während der 30 Jahre, in
denen die Iromedietät Bremens in suspenso bleiben sollte, der Kaiser sich bemuhen
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Vertrag Schwedens mit dem Kaiser. 213
Der kaiserliche Minister hätte sich nicht zu übereilen nöthig gehabt, da
Bielke, Biörnklou und ihre Partei, nachdem ihnen durch den unvermutheten
Frieden das Concept verrückt ist, für Schweden eine anderweitige Allianz und
Sicherheit suchen müssen, um sich auf dem Reichstage rechtfertigen zu können.
Cr. bittet um seine Ruckberufung*).
solle, dass die Sache für Schweden günstig entschieden werde; 22. Juli/[1. August]
übersendet er eine Copie des Tractats, wie ihn Basse rode unterschrieben, und be-
richtet, was er über den Inhalt der zwei secreten Artikel erfahren; die Schweden
wären über die Aenderungen, welche die Ratification des Kaisers enthielte, sehr un-
zufrieden, würden aber wohl, wenn der kaiserliche Gesandte fest bliebe, nachgeben. —
S. diesen Tractet vom 6./16. Mai 1668 Diar. Europ. XVIII, Appond. S. 97ff. und
über die weiteren, schliesslich fruchtlosen Verhandlungen darüber Carlson IV.
S. 551, Hern, de Pomponne II. S. 565, Esalas Pufendorfs Bericht über Kaiser
Leopold herausg. von Heibig S. Uff.
1} Kf. erwidert (d. Grüningen 11. /[2I.] Juni 1668), da die Ratificationen des
abgeschlossenen Vertrages in Deutschland bei Wrangel ausgewechselt werden sollten,
so würde er dort seine Erinnerungen zu demselben anbringen lassen, Cr. wird auf
seine Bitte abgerufen, soll aber beim Abschied versichern, Kf. würde zu Unterhaltung
guten Vertrauens entweder ihn oder jemand anders wieder hinschicken. — Cr. ist noch
bis Anfang August in Stockholm geblieben, am l./H- August hatte er seine Abschieds-
audienz beim Könige und der Königin und erhielt deren Porträts als Geschenk so-
wie sein Recreditiv (d. in arce* nostra Holmensi 18./[28.] Juli 1668), wenige Tage
darauf ist er abgereist. — Zu Wrangel beabsichtigte Kf. den Schlosshauptmann
0. W. V. Berlepsch zu schicken, welchen er in seiner Instruction (d. Marienwerder
25. August /4. September 1668) beauftragte, dort die Ratificationen des Tractats (die
des Kf. ist ausgestellt Coloniae ad Spream die 20./[30.] Julii 1668) auszuwechseln
und mit W. weitere Verabredungen zu treffen, wie das Werk, namentlich gegen-
über der von dem moskowitischen Zaren drohenden Gefahr durchzufahren sei,
auf die Anzeige Wrangeis aber, dass die schwedische Ratification bei ihm noch
nicht eingetroffen sei, wurde die Sendung aufgeschoben. Ende November erhielt
v. Berlepsch aufs neue Befehl, sich zu Wrangel zu begeben, doch wurde derselbe
(d. Königsberg 8./18. December 1668) widerrufen. Zu Anfang des nächsten Jahres
schlug Kf. Wrangel (d. Königsberg 12./22. Januar 1669), da der in Stockholm ab-
geschlossene Vertrag in Polen grosse Jalousie und Ombrage veranlasst habe, eine ge-
heime Zusammenkunft zwischen beiderseitigen Bevollmächtigten in Stettin oder Pase-
walk vor, wo auch die Ratificationen ausgewechselt werden könnten, und bevollmäch-
tigte Chr. V. Brandt mit dieser Sendung, als aber Wrangel nach vorheriger An-
frage in Stockholm meldete (d. Wolgast 8./[18.] April 16G9), sein König wünsche,
dass eine solche Unterredung zu Warschau zwischen ihren und dem Pfalz-Neuburgi-
schen Gesandten stattfinde, beauftragte er v. Brandt (d. Königsberg 16./26. April
1669), nur die Auswechslung der Ratificationen zustande zu bringen, was auch, nach-
dem dieser sich incognito nach Stettin begeben hatte, dort Anfang Mai geschehen ist.
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III.
Brandenburg und Polen.
1664-1673.
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Einleitung.
Die Actenstäcke, welche in dem 9. Bande dieser Sammlung zur Veran-
schaulichung der Beziehungen zwischen Brandenburg und Polen während
der Jahre 1660 — 1663 mitgetheilt sind, haben gezeigt, dass in dieser Zeit das
Verhältnis zwischen den beiden vorher eng verbundenen Mächten allmählich
ein immer kühleres und gespannteres geworden war. Um den Widerstand zu
brechen, welchen der Kurfürst >) von Anfang an der von der Königin Marie
Louise und von deren Anhängern betriebeneu Wahl eines französischen Prin-
zen zum Nachfolger König Johann Kasimirs entgegensetzte, hatte der
polnische Hof die Bemühungen desselben, in den Genuss der ihm in den Ver-
trägen von Wehlau und Bromberg gemachten Zugeständnisse zu kommen, nach
Möglichkeit zu vereiteln gesacht. Allerdings hatte der Kurfürst es schliess-
lich doch durchgesetzt, dass polnische Kommissare zur Theilnahme an dem
Acte der feierlichen Huldigung der preussischen Stände in Königsberg erschienen
und dass so die langwierigen Streitigkeiten über die Anerkenung seiner Sou-
veränität in Preussen einen seinen Wünschen entsprechenden Abschluss fanden,
aber nur durch die äusserste Nachgiebigkeit in den übrigen Streitfragen hatte
er diesen Erfolg erreicht, den, wie er wohl wusste, die Königin bis zuletzt zu
hintertreiben sich bemüht hatte. Auch in der nächstfolgenden Zeit, aus welcher
die ersten in diesem Abschnitt publicierten Documente stammen, hat diese
Spannung fortgedauert. Voll Besorgnis verfolgte der Kurfürst die Pläne und
Versuche der Hofpartei, trotz des Widerstandes, den sie bisher bei der Mehr-
zahl des polnischen Adels gefunden, jetzt die unmittelbare Erhebung des Her-
zogs von Enghien, des Gemahls der Nichte der Königin, auf den polnischen
Thron, welcher durch die Abdankung Johann Kasimirs erledigt werden sollte,
zu erreichen, und die zur Durchführung dieses Unternehmens mit Frankreich
und auch mit Schweden geführten Unterhandlungen. Mit nicht geringerem
') Ueber die Politik des Kurfürsten in dieser polnischen Thronfolgefrage s.
Hirsch, Zur Geschichte der polnischen Konigswabl von 1669 (Zeitschrift des West-
preussischen Geschichtsvereins, Heft 25) S. 5 IT.
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218 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Argwohn aber betrachtete der polnische Hof die Verhandlungen, welche auch
der Kurfürst seit Anfang 1663 mit Schweden angeknüpft hatte, femer dessen
neutrale Stellung in dem noch fortdauernden Kriege mit Russland und die
Verbindungen, welche er mit den Häuptern der jener französischen Throncan-
didatur entgegenwirkenden Partei in Polen, namentlich mit dem Krongrossmar-
schall und Unterfeldherrn Georg Lubomirski und dem Kronunterkanzler
Johann Leszynski unterhielt. Dieser misstrauischen und feindlichen Stim-
mung wurde dort um so unverhohlener und schärfer Ausdruck gegeben, als es
dem Hof inzwischen 1663 gelungen war *), das rebellische Heer zum Gehorsam zu-
rückzuführen, der Konig dann auf dem von ihm selbst geleiteten Feldzug
in der Ukraine einige Erfolge davongetragen hatte und man jetzt hoffte, durch
einen gegen jenen Fürsten Lubomirski angestrengten Hochverrathsprocess mit
diesem Führer auch die ganze Gegenpartei niederzuwerfen.
Die zur Veranschaulichung der Beziehungen zwischen Brandenburg und
Polen in den nächsten 9 Jahren (1664 — 1673) aus dem reichhaltigen Acten-
materiale des Berliner Geh. Staatsarchivs ausgewählten und im Folgenden zu-
sammengestellten Documente zerfallen in zwei Hauptabtheilungen, von denen
die erste die letzten Regierungsjahre König Johann Kasimirs und das fol
gende Interregnum bis zur Wahl König Michaels (1664—1669), die zweite
die Regierungszeit dieses Königs (1669—1673) umfasst. Innerhalb der ersteren
bilden eine erste kleine Gruppe die zwischen dem Kurfürsten und dem Könige
Johann Kasimir gewechselten Schreiben aus dem September bis November
1664, in welchen jene argwöhnische Stimmung und jene Gereiztheit, mit der
man sich gegenübersteht, einen sehr deutlichen Ausdruck findet. Es folgen dann
die Acten der Gesandtschaft v. Hoverbecks und v. Benins, welche im De-
cember 1664 von dem Kurfürsten nach Warschau geschickt werden, um auf
dem dort versammelten Reichstage dessen Verhalten zu rechtfertigen, aufs neue
auf Erfüllung der Forderungen desselben zu dringen und daneben den Stand
der Dinge in Polen, namentlich der Wahlangelegenheit zu beobachten. Obwohl
der Reichstag, nachdem es dem Hofe zu Anfang gelungen ist, die Verurtheilung
und Aechtung Lubomirskis durchzusetzen, schon Anfang Januar 1665 zer-
rissen wird, bleiben die Gesandten des Kurfürsten doch noch längere Zeit in
Warschau, v. Bonin bis Ende Februar, v. Hoverbeck auch den neuen, Anfang
März zusammentretenden Reichstag über und dann noch bis Anfang Mai desselben
Jahres, und wenn man sich auch polnischerseits jetzt ebensowenig wie vorher
zur Befriedigung der Ansprüche des Kurfürsten verstehen will, so erreichen sie
durch ihre Bemühungen doch wenigstens, dass die feindliche Spannung, welche
zeitweise gedroht hat, bis zum offenen Bruche zu führen, wesentlich nachlässt.
Zwischen den Acten dieser Gesandtschaft sind eingereiht einige Documente, be-
treffend die gleichzeitigen Verhandlungen mit Lubomirski, welcher von seinem
Zufluchtsorte in Schlesien aus sich wiederholt durch Briefe und Botschaften
an den Kurfürsten wendet und dessen Hülfe anruft, aber zunächst nichts weiter
*) S. Kochowski, Annales Poloniae 111. S. TOff.
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Einleitung. 219
erlangt, als dass dieser sich für ihn bei dem Könige verwendet, femer solche
betreffend die mit dem kaiserlichen Gesandten de Goe«s (Ende März 1665)
aber die polnischen Angelegenheiten gehaltenen Besprechungen.
Im Mai 1665, nachdem^) infolge von Lubomirski's Rückkehr nach Polen
dort der Bürgerkrieg ausgebrochen und der König zur Armee abgegangen ist,
verlSsst v. Hoverbeck Warschau, und so bleibt der diplomatische Verkehr
mit dem polnischen Hofe bis zum März des folgenden Jahres unterbrochen,
dagegen versucht Lubomirski in dieser Zeit wieder mit dem Kurfürsten an-
zuknüpfen. Unter den davon handelnden Actenstücken sind von besonderem
Interesse die Aufeeichnungen über die im Februar 1666 mit dessen Abgesandten
Colalto geführten Verhandlungen, welcher den Kurfürsten näher über die Lage
der Dinge in Polen nach dem im November 1665 abgeschlossenen Frieden,
aber die neuen Bemühungen des Hofes, die Wahl des Herzogs von Enghien
durchzusetzen, und die Versuche desselben, auch Lubomirski dafür zu ge-
winnen, unterrichtet und von ihm eine Erklärung darüber, ob der Fürst bei
dem beabsichtigten weiteren Widerstände dagegen auf seine Unterstützung werde
rechnen können, zu erhalten sucht. Der Kurfürst, in dem Wunsche alles
zu vermeiden, was einen offenen Bruch mit der polnischen Regierung herbei-
fahren und das wiederhergestellte gute Verhältnis zu Frankreich erschüttern
könnte, zeigt sich wieder sehr zurückhaltend, er sagt Lubomirski nur seine
Fürsprache auf dem bevorstehenden Reichstage zu und vertröstet ihn im übrigen
auf eine demnächst an ihn abzufertigende Gesandtschaft.
Der zum April 1666 berufene polnische Reichstag giebt dem Kurfürsten
Gelegenheit, aufs neue v. Hoverbeck nach Warschau za senden. Dieser ist
dann von dieser Zeit an, nur mit einer kurzen Unterbrechung im Sommer 1667,
bis in die Zeit des Interregnums hinein, bis Ende October 1668, dort verblieben,
und seine von dort aus mit dem Kurfürsten geführte Correspondenz bildet den
Haupttheil der aus dieser Zeit mitgetheilten Actenstficke. Auf dem Reichstage
selbst, welcher wieder bald, da der König sich nicht zu der von der Mehrheit
des Adels geforderten Begnadigung Lubomirski 's verstehen will, zerrissen
wird, kann v. Hoverbeck nichts ausrichten, die Verwendung, welche er im
Auftrage des Kurfürsten für Lubomirski einlegt, ist auch erfolglos, nachher
lässt die Königin, in der Hoffnung, dass der Kurfürst sich durch den damals bei
ihm befindlichen französischen Gesandten Golbert-Groissi für die Unter-
stützung ihrer Pläne in der Wahlangelegenheit werde gewinnen lassen, ihm
Aussichten auf Befriedigung der Ansprüche des Kurfürsten eröffnen, allein der
Kurfürst ist jetzt um so weniger geneigt, auf solche Anträge einzugehen, als er
sich inzwischen entschlossen hat^), auf einem ganz anderen Wege, durch Unter-
stützung der Thron candidatur des Pfalzgrafen von Neuburg, eine seinen In-
teressen entsprechende Lösung der polnischen Thronfolgefrage zu versuchen.
Die Verhandlungen, welche er schon seit dem Herbst des Jahres 1663 mit
diesem früher ihm bitter verfeindeten Fürsten wegen einer Verständigung über
») S. Kochowski IIL S. 174ff.
^ S. Hirsch, Zur Geschiebte der polnischen Konigswahl von 1669 S. 8flp.
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220 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
die zwischen ihnen streitigen Fragen angeknüpft und, nachdem dieselben im
Jahre 1665 eine Unterbrechung erlitten hatten, zu Anfang des Jahres 1666
wieder erneuert hat, sind im 11. Bande dieser Sammlung dargelegt worden.
Mit Begierde war der Pfalzgraf auf das Anerbieten des Kurfürsten, gegen Zu-
geständnisse in den anderen Streitfragen seine auf die £rlangung der polnischen
Königskrone gerichteten Bemühungen zu unterstützen, eingegangen, schon bevor
man sich über die anderen Punkte vollständig geeinigt hatte, war am 10. Juni
1666 zu Cleve ein Vertrag unterzeichnet worden, in welchem sich der Kurfürst
gegen gewisse Zugeständnisse in der territorialen Frage verpflichtete, dem PfaJz-
grafen nach Kräften zur £rlangung der polnischen Krone behülflich zu sein,
namentlich sich zu bemühen, auch Lubomirski und dessen Anhänger für den-
selben zu gewinnen, im Fall, dass der Pfalzgraf gewählt werden, aber Wider-
stand finden sollte, demselben durch Sendung von Hülfstruppen beizustehen,
und auch den Kaiser sowie Schweden zur Unterstützung seiner Throncan-
didatur zu bestimmen, und hinfort zeigt sich der Kurfürst mit dem grössten Eifer
nach den verschiedensten Seiten hin thätig, um wirklich die Erhebung desselben
auf den polnischen Thron durchzusetzen. Die Verhandlungen, welche er durch
V. Crockow in Schweden darüber sogleich hat anknüpfen und bis in den
Sommer 1668 hinein fortführen lassen, sind in dem vorhergehenden Abschnitte .
vorgeführt worden, die erst später, seit dem December 1666, gemachten An-
strengungen, den Kaiser für die Sache des Pfalzgrafen zu gewinnen, und der
erste, im März 1667 durch den jüngeren v. Schwerin gemachte Versuch, den
König von Frankreich auf dessen Seite hinüberzuziehen, werden in dem
4. und 6. Abschnitte dieses Bandes behandelt werden, hier, in diesem Abschnitte,
sind diejenigen Actenstücke zusammengestellt, welche die von dem Kurfürsten
in Polen selbst zur Erreichung jenes Zweckes aufgewandten Bemühungen ver-
anschaulichen, nämlich einerseits die Verhandlungen mit Lubomirski (die
Sendung Hackebergs an denselben, Juli bis August 1666, und die mit dessen
Abgesandten Pcejazecky in Berlin im December 1666 geführten Unterhand-
lungen) und andererseits die Thätigkeit, welche v. Hoverbeck in Warschau
entfaltet hat. Schon am 16. Juni macht der Kurfürst demselben Anzeige von
dem mit dem Pfalzgrafen getroffenen Vergleiche und beauftragt ihn, für den-
selben zu wirken. Hoverbeck ist damals gerade nach Preussen gereist, kehrt
aber, nachdem der aufs neue zwischen Lubomirski und dem Könige ausge-
brochene Krieg *) durch den Frieden von Legonice beendigt ist, im August nach
Warschau zurück und findet anfangs den Hof in freundlicherer Stimmung.
Aber schon, als er Ende October demselben oificielle Anzeige von dem inzwischen
am 9. September zu Cleve zwischen dem Kurfürsten und dem Pfalzgrafen ab-
geschlossenen Erbvergleiclie macht, verursacht er dadurch lebhaften Argwohn,
und als er dann im Januar 1667, nur widerwillig dem Befehle des Kurfürsten
Folge leistend, welcher auf die günstig lautenden Nachrichten v. Crockows
aus Schweden her sich entschlossen hat, offen in Polen für den Pfalzgrafen
aufzutreten, der Königin und dem Könige die Aussichtslosigkeit ihrer bisherigen
') S. Koebowski HI. S. 2l9ff.
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Einleitung. 221
Bemühungen za gnnsten der französischen Thron candidatur vorstellt und direct
den Pfalzgrafen als den sowohl von dem Kurfürsten als auch von der schwe-
dischen Regierung gewünschten Nachfolger des Königs bezeichnet, erregt er
damit einen Sturm des Unwillens. Die Konigin und deren Anhänger suchen
jetzt den Kurfürsten zu verdächtigen, als wenn er im Verein mit anderen
Mächten den Polen einen König aufzwingen wolle, und der Kurfürst, der sich
inzwischen überzeugt hat, dass er Schwedens keineswegs so sicher ist, wie er
geglaubt hat, hält es doch für gerathen, etwas zurückzuziehen, er desavouiert
Hoverbeck und lässt durch denselben erklären, dass er keineswegs beabsich-
tige, die Wahlfreiheit der Polen zu beeinträchtigen, und dass er selbst in dieser
Sache noch freie Hände habe. Trotzdem zeigen die folgenden Actenstücke
den Kurfürsten wieder während des ganzen Jahres 1667 in den gespann-
testen Beziehungen zu dem polnischen Hofe. Dieser betreibt jetzt, zumal
nach dem im Februar erfolgten Tode Lubomirski's, die französische Wahl
mit erneutem Eifer und hofft, da Lubomirski's Anhänger in ihrem Wider-
stände dagegen verharren, dieselbe mit Gewalt, vermittelst eines unter dem Ver-
wände der Hnlfeleistung gegen die in Polen eingefallenen Tataren herbeigerufenen
französischen Heeres, durchzusetzen. Der Kurfürst aber, der ebenso wie andere
Reichsfürsten zum Schein auch um Hülfe angegangen ist, vereitelt diesen An-
schlag dadurch, dass er sich zur Stellung eines ganz unerwartet hohen Truppen-
contingents erbietet und auch den Pfalzgrafen von Neu bürg veranlasst, Hülfe
zuzusagen, zugleich auch dadurch, dass er was ihm näheres über diese Pläne
des polnischen und französischen Hofes bekannt wird, seinen Freunden in Polen
mittheilt und so deren Argwohn und Eifer anspornt. König Johann Kasimir
wiederum lässt den Kurfürsten seine Feindschjift dadurch empfinden, dass er
nach dem im März erfolgten Tode des alten Kongrossfeldherm Potocki die
bisher in dessen Besitz befindliche Starostei Draheim nicht gemäss den Be-
stimmungen des Bromberger Vertrages und früheren Zusagen ihm überlädst,
sondern dieselbe an den Kronunterfeldherren Demetrius Wiszniowiecki
vergiebt, und der Kurfürst, der anfangs Anstalten getroffen hat, sich in den
Besitz der Starostei zu setzen, steht davon doch vorläufig ab, um nicht durch
einen solchen Gewaltact dem Hofe Gelegenheit zu geben, ihn bei dem polnischen
Adel zu verdächtigen. Auch der am 10. Mai dieses Jahres erfolgte Tod der
Königin Marie Louise hat zunächst keine Besserung in den Beziehungen
beider Höfe zur Folge, denn die Anhänger der Königin setzen ihre Bemühungen
zu Gunsten des Prinzen Cond6, den man jetzt statt seines Sohnes zum Thron-
candidaten ausersehen hat, fort, und ausserdem gestalten sich bei der Neube-
setzung der vacant gewordenen hohen Kronämter die Verhältnisse am Hofe für
den Kurfürsten noch ungünstiger als zuvor. Nachfolger Potocki^s als Kron-
grossfeldherr und zugleich Krongrossmarschall ist Johann Sobieski gewor-
den, welcher durch seine französische Gemahlin gänzlich in die französischen
Interessen hineingezogen ist, dessen Nachfolger als Kronunterfeldherr jener Fürst
Demetrius Wiszniowiecki, dessen frühere freundliche Beziehungen zu dem
Kurfürsten der König gerade absichtlich durch die Verleihung von Draheim zu
trüben versucht hat, nach dem Tode Wenzel Leszynski's ist der bisherige
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222 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Krongrosskanzler Nicolaus Prasmowski in die einflussreiche Stelle als Erz-
bischof von Gnesen und Primas des Reiches eiogerfickt, der sich voo je her
dem Kurfürsten wenig freundlich gesinnt gezeigt hatte und jetzt auch für die
französische Partei gewonnen war, dessen Nachfolger als Krongrosskanzler ist
der bisherige Unterkanzler Johann Leszynski geworden, der allerdings
nach wie vor in den engsten freundlichen Beziehungen zu dem Kurfürsten
bleibt, aber alt, kr&nklich und wenig th&tig am Hofe nur geringen Einflnss aus-
übt und zurückgedrängt wird durch den neuen Unterkanzler, den Bischof von
Cnlm, Andreas Olszowski, einen Mann, zwar ebenso eigennützig, habgierig
und bestechlich wie die meisten anderen polnischen Grossen jener Zeit, aber
von bedeutenden Fähigkeiten, grosser Thätigkeit und Gewandtheit, dessen Ehi^
geiz darauf gerichtet ist, die Macht und die Gerechtsame der Krone nach allen
Seiten hin wiederherzustellen und womöglich zu erweitem, und der daher von
vorne herein dem Knrfürsten auf das feindlichste gegenübertritt. Gleich nach
seinem Amtsantritte macht er demselben den Titel eines Herrn von Lauen-
bürg und Bütow, welchen jener, nachdem diese Lande auf Grund der Brom-
berger Verträge als Lehen in seinen Besitz gekommen waren, angenommen und
den ihm auch der polnische Hof bisher zugestanden hatte, streitig und bewirkt da-
durch einen vollständigen Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Da der
Kurfürst einige Schreiben des Königs, in deren Aufschrift ihm jener Titel nicht
gegeben ist, zurückweist, so verweigert der König unter dem Verwände, erst
die Beantwortung derselben durch den Kurfürsten abzuwarten, v. Hoverbeck
Ende Juli die nachgesuchte Audienz und verharrt bei dieser Weigerung bis zu
Ende des Jahres. Um so enger sucht der Kurfürst die dem Hofe feindliche
Partei, welche namentlich in Grosspolen zahlreich uud mächtig ist, mit sich zu
verbinden. Als diese jetzt in ihrer Besorgnis vor den französischen Anschlägen
sich an ihn wendet und ihm selbst, ähnlich wie dieses schon früher Lubo-
mirski*) gethan hatte, die polnische Krone anbietet, lehnt er diese aller-
dings ab, benutzt aber die Gelegenheit, um ihr den Pfalzgrafen von Neu bürg
zu empfehlen und schickt an sie, zuerst im August, und dann wieder im Novem-
ber den in den polnischen Angelegenheiten wohl erfahrenen früheren Secretär
Hoverbecks Joachim Scultetus, um bei ihr weiter für den P&lzgrafen zu
wirken, Klage über das feindliche Verhalten des Hofes zu führen und zugleich
Streitigkeiten, welche unter ihren Häuptern, dem Grosskanzler Leszynski
und dem Castellan von Posen, Grzymultowski ausgebrochen sind, zu schlichten,
das zweite Mal auch, um ihnen Mittheilungen von den inzwischen mit Frank-
reich begonnenen Verhandlungen zu machen.
Eine Aenderung') in den Beziehungen zwischen dem Kurfürsten und dem
polnischen Hofe ist erst zu Beginn des folgenden Jahres 1668 eingetreten, ver-
anlasst durch den inzwischen erfolgten Wechsel in der französischen Politik.
Derselbe steht im Zusammenhange mit dem damals von König Ludwig XIV.
') S. Urk. u. Act. IX. S. 221. 824ff.; II. S. 263. Vgl. Hirsch, Zur Geschichte
der polnischen Konigswahl von 1669 S. 95.
») Vgl. Hirsch a. a. 0. S. 12ff.
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Einleitung. 223
gemachten Versuche, sich der spanischen Niederlande zu bemächtigen, und wird
in diesem Zusammenhange in dem 6. Abschnitte dieses Bandes besprochen wer-
den, hier genügt es zu erwähnen, dass Ludwig, um sowohl den Pfalzgrafen
von Neuburg ganz auf seine Seite zu ziehen, als auch den Kurfürsten von
Brandenburg abzuhalten, ihm bei diesem Unternehmen feindlich entgegenzu-
treten, den Schein angenommen hat, als ob er auf seine früheren Pläne in
Polen verzichte und bereit sei, jene beiden Fürsten bei der Durchführung der
dort von ihnen verfolgten Absichten zu unterstützen. Er hat zuerst, als bald
nach dem Tode der Königin Marie Louise von verschiedenen Seiten, nament-
lich von Oesterreich, Versuche gemacht wurden, König Johann Kasimir zu
einer zweiten Vermählung zu bewegen, durch seinen Gesandten in Warschau,
den Bischof von Beziers, demselben die Heirath mit der ältesten Tochter des
Pfalzgrafen empfehlen lassen, hat dann aber, da der polnische König sich zu
einer solchen neuen Heirath nicht verstehen wollte, zugesagt, seinen Einfluss
in Polen aufzubieten, um den König zur Abdankung zu bewegen und die Wahl
des Pfalzgrafen zu dessen Nachfolger durchzusetzen, und er hat am 15. December
1667 durch seinen Gesandten Mill et zu Berlin mit dem Kurfürsten einen Ver-
trag dieses Inhaltes abschliessen lassen. Die vertraulichen Eröffnungen, welche
der Kurfürst sowohl dem Pfalzgrafen als auch v. Hoverbeck und seinen An-
hängern in Polen über diese Verhandlungen macht, zeigen, dass er von vorne
herein trotz aller Versicherungen des französischen Königs von grossem Miss-
trauen gegen die Aufrichtigkeit der Zusagen desselben erfüllt gewesen ist, and
auch nachher haben ebensowenig er wie seine Gesandten in Polen diese Besorg-
nisse aufgegeben, welche, wie dann nachher der Ausgang der Sache gezeigt
hat, nur zu berechtigt gewesen sind>).
Zunächst allerdings hat der Kurfürst günstige Wirkungen von der an-
scheinenden Freundschaft Frankreichs zu verspüren gehabt. Durch den
französischen Gesandten lässt sich Johann Kasimir bewegen, nachdem der
Kurfürst ihm durch einen freundlich gehaltenen Brief einen Schritt entgegen
gekommen ist, am Bl. December 1667 v. Hoverbeck die so lange verweigerte
Audienz zu ertheilen und wieder in ein freundliches Verhältnis zu demselben
zu treten, im Verein mit dem französischen Gesandten verhandeln dann v. Ho ver-
beck und der Gesandte des Pfaizgrafen v. Giese einerseits mit dem Könige,
der sich jetzt zur Abdankung bereit zeigt, andererseits fangen sie an, bei den
polnischen Grossen für die Wahl des Pfalzgrafen zu wirken. Als dann auf
dem im Februar und Anfang März zu Warschau versammelten Reichstage der
König wieder in heftige Streitigkeiten mit den Ständen geräth, sucht derselbe
sogar Beistand bei dem Kurfürsten, und derselbe schliesst wirklich mit ihm in
Form einer Erneuerung des Wehlauer Vertrages einen Schutzvertrag ab, an-
dererseits aber genehmigt Johann Kasimir jetzt, dass der Kurfürst sich mit
dem Fürsten Wiszniowiecki wegen Ueberlassung von Draheim gegen eine
Abfindungssumme einigt, und dass derselbe Anfang September sich wirklich
*) Vgl. Recueil des instractions donnees aux ambassadeurs et ministres de France
IV. S. 85 fF.
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224 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
in den Besitz der Starostoi setzt. Auf dem im August und September abge-
haltenen Reichstage erfolgt dann am 16. September die feierliche Abdankung
Johann Kasimirs und es beginnt das Interregnum. Obwohl während des-
selben fremden Gesandten der Aufenthalt im Königreich nicht gestattet war,
weiss V. Hoverbeck doch seine Abreise bis Ende October zu verzögern und
inzwischen seine Thfitigkeit zu Gunsten des Pfalzgrafen fortzusetzen. Ergän-
zungen zu seinen Berichten haben hier aus den Materialien des Danziger Stadt-
archivs, auf deren Wichtigkeit für die damalige polnische Geschichte der Her-
ausgeber schon an einem anderen Orte ') hingewiesen hat, in den Anmerkungen
hinzugefügt werden können.
Die folgenden Actenstücke Teranschaulichen dann die eifrige Thätigkeit, welche
der Kurfürst, der sich selbst schon im September 1668, um den polnischen
Ereignissen näher zu sein, nach Königsberg begeben hat, in den letzten Monaten
dieses und während der ersten Hälfte des folgenden Jahres zu Gunsten seines
Bundesgenossen, des Pfalzgrafen von Ne üb nrg, aufgewendet hat. Verschiedene
Abgesandte, v. Crockow, Niemerycz, v. Borstell, v. Lehndorf, Scul-
tetus werden von ihm nach Polen geschickt, um theils die schon früher durch
Geldzahlungen und Versprechungen für denselben gewonnenen Magnaten auf
dessen Seite festzuhalten, theils weitere Anhänger, namentlich die Häupter der
früheren französischen Partei, den Primas, Sobieski und den Kronschatzmeister
Mo r stein, ferner auch den Adel und die Städte in dem Königlichen Prenssen
für denselben zu gewinnen. Unter den Berichten derselben, von denen ein Theil
schon an anderer Stelle*) veröffentlicht worden ist, sind von besonderer Wich-
tigkeit diejenigen des Scultetus, welcher zunächst Ende November 1668 nach
Warschau geschickt wird, um auf dem dort tagenden Convocationsreichstage den
ans Veranlassung der Besitzergreifung von Draheim gegen den Kurfürsten ver-
breiteten Verdächtigungen entgegenzuwirken, und welcher Gelegenheit findet, bis
Mitte December sich dort aufzuhalten und auch in der Wahlangelegenheit
thätig zu sein, welcher dann wieder im Januar 1669 zu den Anhängern des
Kurfürsten in Grosspolen geschickt wird, endlich aber, Ende April, beim Heran-
nahen des Wahlreichstages aufs neue nach Warschau geht und dort bis zum
Eintroffen der Gesandten des Kurfürsten dessen Interessen wahrnimmt.
Den letzten Theil dieses ersten Hauptabschnittes bilden die aus der Corre-
spondenz des Kurfürsten mit den von ihm auf den Wahlreichstag geschickten
Gesandten v. Hoverbeck und Fr. v. Jena und auch mit dem Pfalzgrafen
von Neuburg ausgewählten Stücke. Dieselben zeigen, dass. so eifrig auch
jene Gesandten für die Wahl des Pfalzgrafen thätig gewesen sind, sie sich doch
keineswegs allzu sicheren Hoffnungen über das Gelingen ihrer Bemühungen hin-
gegeben haben, ferner, dass auch sie durch den Ausgang der Sache, die Wahl
Michael Wiszniowiecki's, vollständig überrascht worden sind, dieselbe aber
doch als keineswegs ungünstig für die Interessen des Kurfürsten angesehen
haben, und dass auch dieser selbst, so schmerzlich er auch anfangs durch das
*) Hirsch, Zur Geschichte der polnischen König^swahl von 1669, S. 22ff.
>) a. a,0. S. 137ff.
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Einleitung. 225
Scheitern seiner Pläne and namentlich durch die Ursachen, welchen er dasselbe
hauptsächlich zugeschrieben hat, die Treulosigkeit der kaiserlichen und der
französischen Politik, betroffen worden ist, doch gute Miene zum bösen Spiel
gemacht und sich sofort bemüht hat, zu dem neuen Könige in ein freundliches
Verhältnis zu treten. Für die Vorgänge auf diesem Reichstage und unmittelbar
nach demselben hat der Herausgeber an anderer, schon mehrfach genannter
Stelle in den von den Abgesandten des Danziger Rathes angefertigten Reichs-
tagsprotocoUen und den Berichten derselben eine neue reichhaltige Quelle ^) publi-
eiert, auf welche hier in den Anmerkungen verwiesen worden ist.
Der zweite Haupttheil dieses Abschnittes umfasst die Regierungszeit
König Michaeis (Juni 1669 bis November 1673). Zu Anfang dieser Periode
hat der Kurfürst in der Form des diplomatischen Verkehrs mit dem polnischen
Hofe eine Veränderung eintreten lassen. Bisher hatte er immer nur aus be-
sonderer Veranlassung einzelne Gesandtschaften an denselben geschickt, welche
allerdings manchmal, wie es z. B. bei der vorletzten Sendung v. Hoverbecks
der Fall gewesen war, längere Zeit, als der ursprüngliche Zweck ihrer Sendung
erfordert hätte, sich dort aufgehalten, immer aber den Charakter ausserordent-
licher Gesandtschaften getragen haben. In der Zwischenzeit, wo solche nicht
am Hofe anwesend waren, hat er durch Beamte niederen Ranges, Sekretäre,
welche in Warschau zurückgelassen wurden, sich Bericht über die dortigen
Vorgänge erstatten lassen. Jetzt dagegen hat er hier ähnlich, wie er dieses
schon seit längerer Zeit in den Niederlanden eingeführt hatte, einen ständigen
Vertreter höheren Ranges bestellt, welcher nicht nur fortlaufend solche Berichte
einzusenden, sondern auch die diplomatischen Geschäfte am Hofe zu besorgen
hatte. Er bestimmte dazu einen jungen Diplomaten, den er schon vorher dafür
ausersehen und dem er eine besondere Ausbildung dazu hatte geben lassen, Euse-
bius v. Brandt. Dieser, der jüngere Bruder des Geheimen Rathes und Neu-
märkischen Kanzlers Christoph v. Brandt, geboren 1642, hatte die Univer-
sität Frankfurt a. 0. besucht''^) und dort neben juristischen auch theologische
Studien getrieben. In einer 1664 abgehaltenen theologischen Disputation hatte
er mit solcher Schärfe den calvinischen Standpunkt verfochten, dass der Kurfürst,
darüber ungehalten, gegen die dortige theologische Fakultät eingeschritten war').
Trotzdem nahm ihn der Kurfürst bald darauf in seinen Dienst, er schickte ihn
zunächst nach Polen, um die polnische Sprache zu erlernen, und liess ihn dann
seinen Bruder Christoph auf dessen Gesandtschaft nach England (September
1666 — Mai 1667) und nachher (Juni — August 1667) zu dem Friedcnscongress
von Breda begleiten. Er ernannte ihn darauf zu seinem Kammerjunker und
schickte ihn im August 1668 wiederum, um sich weiter in der Kenntnis der
polnischen Sprache und der polnischen Zustände zu vervollkommnen, nach
^) Ueber die sonstigen Quellen und die Litteratur s. ebendaselbst S. 20 f.
') Schon 1647 war er zusammen mit drei älteren Brüdern dort iramatriculiert
worden, im April 1659 hatte er die Universität wirklich bezogen (Friedländer,
Aeltere Üniversitäts-Matrikeln I. S. 787, II. S. 97).
') S. [Schultze], Preussiscber Todestempel S. 13.
Haler, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 15
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226 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Polen, wo er zuerst dem damals noch in Warschau befindlichen Gesandten
V. Ho verbeck beigehen wurde, auch nach dessen Abreise aber, anscheinend
als Privatmann, zurückblieh und von Posen aus dem Kurfürsten Berichte über
die dortigen Vorgänge einsandte. Auf Befehl des Kurfürsten begab er sich dann
noch vor dem Beginn des Wahlreichstages, im April 1G69, wieder nach Warschau,
wo er auch während dieses ganzen Reichstages, anscheinend als Privatmann,
sich aufgehalten und es möglich gemacht hat, sowohl den Keichstagssitzungen
beizuwohnen als auch mit den ausserhalb der Stadt in Jablona residierenden
Gesandten des Kurfürsten in Verkehr zu treten, von wo aus er dann ferner
dem Kurfürsten und auch dessen damaligem Statthalter in der Mark, dem Fürsten
JohannGeorg von Anhalt, Berichte zugesendet hat ^). Nach der Abreise v. H o -
verbecks und v. Jena's von Warschau (Mitte Juli 1669) blieb er auf Befehl des
Kurfürsten dort zurück, um dessen Geschäfte zu besorgen-), zunächst aber noch ohne
officiellen Charakter. Er ist im September dem neuen Könige, als sich derselbe
zur Krönung und dem sich an diese anschliessenden Reichstag nach Cracau be-
gab, dorthin gefolgt und ist von dort aus, statt, wie ihm befohlen war, wieder
nach Warschau zu gehen, zu dem Kurfürsten zurückgekehrt, jedenfalls um dem-
selben von den feindlichen Anschlägen, welche damals in Polen gegen ihn ge-
plant wurden, Bericht zu erstatten. Im Februar 1670 kehrte er nach Warschau
zurück, mit einem Creditiv des Kurfürsten versehen, in welchem er als dessen
Geschäftsträger am polnischen Hofe beglaubigt wurde •^), König Michael hat ihn
als solchen ofiiciell anerkannt^), und er hat dann Gelegenheit gehabt, inmitten
der schwierigen Verhältnisse, welche er vorfand, Geschicklichkeit und Gewandt-
heit und zuletzt gegenüber dem dort gegen den Kurfürsten auftretenden
v. Kalckstein Verschlagenheit und kecke Entschlossenheit zu beweisen. Seine
Theilnahme an der Entführung desselben hat dann freilich den polnischen Hof
so gegen ihn aufgebracht, dass er, um der ihm drohenden Verhaftung zu ent-
gehen, sich entschliessen musste (Anfang December 1670), sich aus Polen zu
entfernen.
Die Relationen v. Brandts von Ende Juli 1669 bis Anfang December 1670
sowie die Rescripte des Kurfürsten an ihn und die in derselben Zeit zwischen
diesem und dem Könige Michael gewechselten Schreiben bilden eine erste
Gruppe innerhalb dieser zweiten Uauptabtheilung. Benutzt konnten für diese
') S. V. Orlich 11. S. 20flf.
2) Eus. V. Brandt an den Kf. (d. Warschau 18. Juli 1669): „Dass Ew. Chf. D.
aus Gnaden entschlossen sein, mich zu dero Affaiien alhier in Polen zu gebrauchen,
und desshalben an Deroselbcn Gesandten gnadigsten Befehl ergfehen lassen, mich bei
ihrer Abreise alhier zu lassen, erkenne ich in unterthänigster Dankbarkeit.**
3) Kf. an Konig Michael (d. Coloniae ad Spreain 4./[14.] Januar 1670): Er hat
V.Brandt beauftragt, ut R. M. Vestrae aulain sequatur atque ea, quae in rebus
nostris ad Eandero subinde deferendis impoäterum occurrant, R. M. Vestrae decen-
ter exponat.
*) König Michael an den Kf. (d. Varsaviae 8. März 1670): non solum Nos illi
benignos praestabimus aures, verum quicquid nomine eius postulaverit, libeoter
excipiemus.
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Einleitung. 227
Zeit auch die Materialien des Danziger Stadtarchivs werden und es sind in den
Anmerkungen Auszüge aus denselben zur Ergänzung mitgetheilt worden. Auch
in dieser Zeit ist das Verhältnis des Kurfürsten zu dem polnischen Hofe ein
sehr gespanntes. Die Veranlassung hierzu hat nicht der neue König selbst ge-
geben, derselbe hat vielmehr oft genug seine Geneigtheit zur Unterhaltung
freundschaftlicher Beziehungen und seine Hochachtung vor der Person des Kur-
fürsten und der Regententhätigkeit desselben kund gegeben, aber dieser König
war ein junger unbedeutender Mensch und daher gänzlich von anderen abhängig,
und die Verhältnisse haben es dahin geführt, dass von Anfang an gerade die
schlimmsten Feinde, welche der Kurfürst in Polen hatte, jener Unterkanzler
Olszowski, der schon in der letzten Zeit König Johann Kasimirs ihm immer
entgegengewirkt hatte, daneben auch der jüngere Rode, der Sohn des von dem
Kurfürsten gefangen gehaltenen Königsberger Schöppenmeisters, welcher schon
vor Michaels Thronerhebung in dessen Dienst gestanden hatte, jetzt als dessen
Kammerherr an den Hof kam und dort, freilich nur kurze Zeit, auch eine poli-
tische Rolle gespielt hat, ferner der Littauische Grosskanzler Pac, den leiten-
den Einfluss auf ihn ausgeübt haben. Auf Veranlassung der beiden ersteren
hatte der König schon in der Abschiedsaudienz v. Hoverbecks undv. Jena's
verschiedene alte Streitpunkte vorgebracht und dem Kurfürsten in dem für die-
selben ausgestellten Recreditiv wiederum nicht den Titel: Herr von Lauenburg
und Bütow gegeben, von ebendenselben, die auch mit den Unzufriedenen
im Herzogthum Preussen in enger Verbindung stehen, weiter aufgereizt, beharrt
er bei der Verweigerung dieses Titels und verlangt das Zusammentreten einer
Kommission behufs Erledigung jener Streitpunkte. Der Kurfürst hat sich durch
dieses unfreundliche, herausfordernde Benehmen nicht beirren lassen, sondern
demselben gegenüber jetzt wie in der Folge eine ebenso ruhige wie feste Hal-
tung eingenommen. Für ihn kam es vor allem darauf an, dass auch durch die
neue polnische Regierung das staatsrechtliche Verhältnis anerkannt würde, wel-
ches durch die Wehlau-Bromberger Verträge zwischen ihm, als dem jetzt sou-
veränen Herzoge von Preussen, und der polnischen Krone begründet worden
war, und auf die Erreichung dieses Zieles hat er consequent alle seine Anstren-
gungen gerichtet. In jenen Verträgen selbst war') für den Fall eines Thron-
wechsels in Polen die Erledigung zweier Akte vorgeschrieben worden, der Kur-
fürst hatte die Lehen von Lauenburg und Bütow zu recognoscieren und
darauf hin aufs neue die Belehnung mit denselben zu empfangen, beide Theile
') Hauptvertrag § 21 : Atque hoc foedus perpetuum, quotiescunque novus rex Po-
loniae electus fuerit aut dux Prussiae in ducatu saccesserit, ab utraque parte reno-
vabitur confirmabiturque juramento desuper praestito per deputatos in animam princi-
palium jurantes. — Brom berger Ratification : Tenebitur autem et obligatus esse debebit
praefectus ser. Elector ejusque successores, ad singulas successorum nostrorum Regum
Poloniae coronationes consiliarios aut officiales suos mittere, qui hoc ipsum jus feu-
dale de praefatis arcibus et oppidis ad regnum nostrum pertinens recognoscent et
literas ejus recognitionis et renovationis feudi, quae gratis illis debent dari, a novis
Regibus acoipient.
lö*
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228 Brandenburg und Polen. 1604—1673.
aber hatten jene Wehlaii-Bromberger Verträge neu zu bestätigen und zu be-
schwören. Der erste Akt hätte eigentlich bei Gelegenheit der Krönung des
neuen Königs erfolgen müssen, da der Kurfürst aber zu dieser wegen des Streites
um die Titelfrage keine officielle Einladung erhielt, so schickte er keine Ge-
sandtschaft dazu nach Cracau, sondern Hess nur v. Brandt als Privatmann
sich dorthin begehen, kündigte aber schon im voraus dem Könige an, dass er,
da diesmal die Lehnsrecognition bei der Krönung nicht erfolgen könne, nach
derselben einen Bevollmächtigten zu diesem Zwecke nach Warschau senden
werde. Schon die Vorgänge auf dem an die Krönung sich anschliessenden
Reichstage, auf welchem sowohl die über ihre Zurücksetzung erbitterten hohen
Würdenträger und Magnaten als auch ein Theil der Landboten heftige Opposition
gegen die den Ilof beherrschende Clique und auch schon gegen den König selbst
erhoben und welcher schliesslich gesprengt wurde, Hessen erkennen, dass der
Kurfürst die Feindschaft des polnischen Hofes wenig zu furchten brauchte. In-
folge des üblen Ausganges dieses Reichstages und der schon damals herauf-
ziehenden Gefahr eines Türkenkrieges lenkt dieser auch zunächst ein und
gieht in der Titelfrage nach. Darauf richtet der Kurfürst') ein freundliches
Schreiben an den König, in welchem er denselben zu seiner Krönung beglück-
wünscht und anfragt, wann und wo derselbe wünsche, dass sowohl die Lehnserneue-
rung als auch die Bestätigung der Verträge vorgenommen werden solle. König
Michael erwidert-) darauf in einem sehr wenig freundlich gehaltenen Schrei-
ben, in welchem er sich zwar zur Erfüllung der vertragsmässigen Verpflichtungen
bereit erklärt, aber verlangt, dass zunächst die von beiden Seiten erhobenen
Ansprüche und Beschwerden erledigt würden und dass zunächst zu diesem
Zwecke Verhandlungen geführt würden. Davon aber will der Kurfürst nichts
wissen, und über diesen Punkt von hoher principieller Bedeutung kommt es nun
zu einem langwierigen Streite, in welchem der Kurfürst mit der grössten Zähig-
keit seinen einmal eingenommenen Standpunkt behauptet hat, während der pol-
nische Hof, je nachdem sich die inneren und äusseren Verhältnisse günstiger
oder ungünstiger für ihn gestalteten, eine wechselnde Haltung eingenommen hat
und sich doch endlich zur Nachgiebigkeit hat entschliessen müssen. Die durch
diesen Streit herbeigeführte Spannung ist danu noch verstärkt worden durch
die Kalcksteinschc Angelegenheit-^). Im März 1670 kommt der preussische
Edelmann und ehemalige polnische Oberst C hristian Ludwig v. Kalckstein,
welcher infolge von Angebereien seiner eigenen Geschwister in Preussen in einen
Hochverrathsproce*«s verwickelt, zu lebenslänglichem Gefängnis verurtheilt, aber
von dem Kurfürsten gegen die Verpflichtung, eine Strafsumme zu bezahlen und
sich nicht von seinen Gütern zu entfernen, begnadigt worden war, unter Ver-
0 S. unten das Schreiben des Kf. an den König vom 10./20. November 1669.
-) D. Cracoviae ;U. November \CA\d (Zaluski, Epistolae bist, familiäres I.
S. 218f.).
3) Vgl. darüber jetzt Paczkowski, Der grosse Kurfürst und Christian Ludwig
von Kalckstein (Forsch, zur brandenh. und prcussischen Geschichte 11,2 S. 103 ff.)
und Hirsch, Zur Geschichte Christian Ludwigs v. Kalckstein (ebendas. lli, 1 S. 248 ff.).
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Einleitung. 229
letzuDg dieser Verpflichtung nach Warschau, sucht aufs neue Anstellung im
polnischen Dienste, erhebt dort aber zugleich laute Klagen sowohl über das
eigene erlittene Unrecht, als auch über das tyrannische Regiment, welches der
Kurfürst in Preussen führe, er gebehrdet sich als der Wortführer der unter
diesem Joche seufzenden Preussen und sucht den König und den polnischen
Adel gegen den Kurfürsten aufzureizen. Der ünterkanzler, welcher in ihm ein
nützliches Werkzeug zu finden glaubt, um dem Kurfürsten in Polen wie in
Preussen Schwierigkeiten zu bereiten, gewährt ihm seinen Schutz, dagegen wir-
ken ihm sowohl v. Brandt als auch einige in polnischem Dienste stehende
preussische Edelleute entgegen und weisen auf seine wenig rühmliche Vergan-
genheit hin, der König, so von zwei Seiten her in entgegengesetzter Weise beein-
flusst, zugleich geängstigt durch die Umtriebe der ihm feindlichen, auf seinen
Sturz sinnenden Partei unter den polnischen Grossen und voll Furcht, dass
diese, die schon mit Frankreich in Verbindung stehen, auch bei dem Kurfürsten
Unterstützung finden könnten, zeigt sich schwankend, er will sich zwar zu der
von dem Kurfürsten verlangten Auslieferung Kalcksteins nicht verstehen, aber
er gewährt diesem auch weder die gewünschte Anstellung noch Zutritt bei Hofe,
er äussert sich sogar (Anfang Mai 1670) gegen v. Brandt so, als wenn er doch
geneigt sei, dem Verlangen des Kurfürsten sowohl in dieser Angelegenheit als
auch in der Frage der Confirmation der Pacten zu willfahren, er setzt dann
bald darauf einen bestimmten Termin für die Lehnsrecognition fest und kündigt
die Abschickung eines Gesandten an den Kurfürsten an. Wirklich kommt auch,
nachdem ein durch das falsche Gerücht von einem feindlichen Anzüge des Kur-
fürsten gegen Polen verursachter Zwischenfall erledigt ist, im Juni der dem
Kurfürsten wohlgesinnte littauische Unterstallmeister Morstein nach Berlin
und wenn derselbe auch infolge eines ihm nachträglich auf Anstiften des Unter-
kanzlers zugegangenen Auftrages für Kalck stein Verwendung einlegen muss,
diese aber vom Kurfürsten kurz zurückgewiesen wird, so bringt er doch gün-
stige Eindrücke von der Gesinnung und den Absichten des Kurfürsten nach
Warschau zurück, und auch dieser hält jetzt die Gelegenheit für günstig, um
am polnischen Hofe die Bestätigung der Verträge durchzusetzen. Er sendet
daher Ende Juni v. Ho verbeck begleitet von dem preussischen Hofrichter
Albrecht v. Ostau nach Warschau, um die Lehnserneuerung vorzunehmen
und die Bestätigung der Verträge zu betreiben. Die im Auszuge mitgetheilteu
Akten dieser Gesandtschaft zeigen, dass die Hoffnung des Kurfürsten sich nicht
erfüllt hat. Inzwischen hat nämlich der Unterkanzler seinen alten Einfluss am Hofe
wiedererlangt, auf sein Betreiben werden den Gesandten, schon ehe es wirklich
zur Lehnserneuerung kommt, alle möglichen Schwierigkeiten in den Weg gelegt,
als sie dann aber versuchen, auch die Erneuerung der Verträge durchzusetzen,
wird wieder die Forderung erhoben, dass erst die beiderseitigen Ansprüche und
Beschwerden erledigt werden müssten, und sie müssen schliesslich nach langen
A^erhandlungen, nachdem die zwischenein sich eröffnende Aussicht, den Unter-
kanzler durch Bestechung zu gewinnen, nicht in Erfüllung gegangen ist, Mitte
August unverrichteter Sache wieder abreisen.
In den letzten Monaten des Jahres 1670 spielt in der hier weiter mitge-
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230 III- Brandenburg und Polen. 1664-1673.
theilten Corrcspondcnz v. Brandts mit dem Kiirfürsteo wieder die Kalck-
steinsche Angelegenheit die Hauptrolle. Kalckstein hat sich im Mai infolge
der damaligen ungünstigen Aussichten aus Warschau entfernt, kehrt aber im
September dorthin zurück, erneuert auf dem damals dort versammelten Reichs-
tage seine aufreizende Thätigkeit, giebt sich geradezu für den Bevollmächtigten
der preussischen Stände aus und überreicht angeblich in deren Namen dem
Könige und den Landboten Schriften voll von Schmähungen und Beschwerden
über den Kurfürsten. Dieser bemüht sich aufs neue, von dem polnischen Könige
die Auslieferung des Flüchtlings zu erwirken, ermächtigt aber zugleich v. Brandt,
den er schon früher aufgefordert hat, denselben heimlich nach Preussen fort-
schaffen zu lassen, zur Ausführung eines von jenem mit zwei polnischen Offi-
cieren zu diesem Zwecke verabredeten Gewaltstreiches. König Michael zeigt
wieder dieselbe schwankende Haltung wie sonst, er äussert sich anfangs gegen
Brandt günstig, lasst sich dann aber doch wieder von dem ünterkanzler be-
stimmen, in einem im hochmüthigsten Tone gehaltenen Schreiben *) die Auslieferung
Kalcksteins geradezu zu verweigern. Wenige Tage darauf benutzt Brandt,
welcher jenen früheren, mit den polnischen Officieren verabredeten Anschlag
nicht haJt ausführen können, die Sorglosigkeit, in welche sich Kalckstein
durch seine arglistigen Vorspiegelungen hat wiegen lassen, um (28. November)
denselben, allerdings eigenmächtig 2) und ohne Befehl, in seiner Wohnung bei
hellem lichten Tage mit Hülfe des Rittmeisters Montgommeri und einiger
brandenburgischer Dragoner, welche er zu diesem Zwecke schon mehrere Wochen
in seinem Hause verborgen gehalten hatte, zu überfallen und nach Preussen
fortführen zu lassen. Seine Versuche, die Sache zu vertuschen, wenigstens
seinen Antheil an der That zu verheimlichen, gelingen aber nicht und er muss,
um der ihm drohenden Verhaftung zu entgehen, am 4. December Warschau ver-
lassen und sich nach Preussen begeben.
Mit seinem Fortgange hört die Art des diplomatischen Verkehrs, welche
zuletzt zwischen dem brandenburgischen und dem polnischen Hofe bestanden
hatte, auf. Der über Brandts Benehmen auf das höchste aufgebrachte pol-
nische König will weder diesen noch überhaupt einen ständigen Residenten des
Kurfürsten weiter an seinem Hofe dulden, hebt sogar den bisher von branden-
burgischen Reitern versehenen directen Postverkehr zwischen Warschau und
Königsberg auf. Der Kurfürst muss so wieder einer Persönlichkeit untergeord-
neten Ranges, Christoph Wiehert, die Erledigung der nothwendigsten Ge-
schäfte, die Beförderung der Postsachen und die Berichterstattung über die dor-
tigen Vorgänge, übertragen, sein Verkehr mit dem polnischen Hofe aber wird
hinfort nur durch Schreiben oder durch besondere Gesandtschaften vermittelt.
Gegenstand desselben ist zunächst weiter die Kalcksteinsche Angelegenheit.
') D. Varsaviae 24. November 1670 (Zaluski I. S. 275 ff). Gegen die irrige
Behauptung Paczkowski 's, dass dieses Schreiben gar nicht abgegangen sei, s. Hirsch
(Forsch, z. brand. und preuss. Gesch. III, 1 S. 2G7).
^ S. Hirsch a.a.O. S. 266; was Paczkowski S. 271) dagegen anführt, ist
nicht stichhaltig.
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Einleitung. 231
In der ersten Aufwallnng nach dem Bekanntwerden der Gewaltthat hat man*)
im Rathe des Königs daran .gedacht, Brandt gefangen zu setzen und mit ge-
waffneter Hand den dem Könige und der Republik angethanenen Schimpf zu
rächen, allein bei ruhigerer üeberlegung ist man sehr bald zu der Erkenntnis
gekommen^), dass angesichts der feindlichen Haltung der Gegner, welche der
Hof in Polen selbst hatte, und der drohenden Gefalir eines Krieges mit den
Tataren und Türken es wenig gerathen sei, sich noch einen mächtigen Feind auf
den Hals zu ziehen, man lässt daher Brandt abziehen und versucht auf diplo-
matischem Wege Genugthuung zu erlangen. Der König schreibt zunächst an
die Prenssische Regierung^) und fordert von dieser unter dem Ausdruck der
lebhaftesten Entrüstung über die an Kalckstein verübte Gewaltthat die Zurück-
lieferung desselben und die Auslieferung oder gebührende Bestrafung der Thäter,
und als diese darauf ausweichend antwortet, ihr sei über jene That nichts
Näheres bekannt, sie werde aber eine Untersuchung anstellen und an den Kur-
fürsten berichten, wird beschlossen*), an diesen selbst einen Gesandten, den
Unterkämmerer von Warschau Albert Opacki, eine Creatur des Unterkanzlers,
zu senden. Als derselbe eben im Begriff ist abzureisen, kommt ein Schreiben
des Kurfürsten in Warschau an, in welchem dieser sich bitter darüber beklagt,
dass seine Bemühungen, Kalcksteins Auslieferung zu erlangen, vergeblich
gewesen seien, die Fortführung desselben, über deren nähere Umstände er frei-
Hch erklärt noch nicht unterrichtet zu sein, als eine von ihm wohl verdiente
Strafe rechtfertigt und nähere Mittheilungen durch Brandt, dem er gleichzeitig,
in der That noch ohne Kenntnis von der Art', wie sich derselbe an der That
betheiligt hat, nach Warschau zurückzukehren befiehlt, in Aussicht stellt. Dieses
Schreiben erregt am Hofe die grösste Bestürzung, man besorgt, dass der Kur-
fürst feindliche Absichten hege, selbst nach Preussen kommen, gegen Elbing
vorgehen wolle, man behält daher Opacki zurück, lässt in Elbing und auch
sonst im Königlichen Preussen V^ertheidigungsanstalten treffen, schickt dann aber
doch Opacki nach Berlin. Jene Befürchtungen erweisen sich jedoch als unbe-
gründet, bald darauf treffen zwei neue Schreiben des Kurfürsten an den König,
darunter ein eigenhändiges ein, in welchen derselbe allerdings erklärt, dass er
Kalckstein nicht herausgeben könne, aber auf das feierlichste versichert, dass
dessen Fortführung ohne sein Wissen und Willen erfolgt sei, dass er noch im-
mer keine nähere Nachricht von dem Hergange erhalten habe, aber bereit sei,
falls die Seinigen, namentlich Brandt, dabei etwas „Unverantwortliches" gethan
hätten, dieselben in gebührender Weise zu bestrafen. Diesen Standpunkt be-
hauptet der Kurfürst auch in den folgenden im Februar mit Opacki geführten
A^'erhandlungen, deren Akten unten abgedruckt sind. Er erwidert auf dessen
') S. unten Scultetus' Relation vom 11. Februar 1671.
'^) S. den Bericht des Danziger Sekretars Wider vom 5. üecember 1670 bei
Hirsch, a. a. 0. S. 271.
«) D. Varsaviae 5. December 1670 (Zaluski I. S.278f.).
*) S. die Berichte des Danziger Subsyndicus Stodert bei Hirsch S. 271.
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232 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Beschwerden und Forderungen '), dass der König verpflichtet gewesen sei, wegen
des verbrecherischen Treibens Kaicksteins denselben ihm auszuliefern, dass
aber — und dieses zu versichern, war er in der That formell berechtigt') —
die gewaltsame Fortführung desselben nicht auf seinen Befehl erfolgt sei, und
dass er die Thäter vor Gericht stellen und bestrafen lassen werde. Inbetreff
der verlangten Zurück lief erang Kaicksteins giebt er keine bestimmte Antwort
sondern er erklärt, darüber durch einen demnächst nach Warschau zu schicken-
den Gesandten weiter verhandeln zu wollen. Diese Zusagen hat er allerdings
nachher nicht gehalten, gegen Brandt und Montgommeri hat er') nur,
nachdem ihnen Zeit und Gelegenheit gelassen w^ar, sich in Sicherheit zu brin-
gen, einen Scheinprocess führen lassen und jene angekündigte Gesandtschaft,
welche er ursprünglich wirklich beabsichtigt hat abgehen zu lassen, hat er zu-
nächst, da der König Warschau verlassen und sich zur Armee begeben hatte,
aufgeschoben und nachher gänzlich unterlassen, inzwischen aber dem in Memel in
strengster Haft gehaltenen Kalckstein den Process machen lassen, so dass
König Michael in der That Grund gehabt hat, sich nachher immer dariiber
zu beklagen, dass ihm die versprochene Genugthunng nicht geleistet sei. Das
Verhältnis des Kurfürsten zu dem polnischen Hofe bleibt daher, wenn auch der
letztere bei den inneren und äusseren Gefahren, die ihn fortgesetzt bedrohen,
sich hütet, es zu einem offenen Bruche kommen zu lassen, ein sehr gespanntes.
Eben desshalb sucht der Kurfürst, freilich in sehr behutsamer Weise, eine Ver-
bindung mit den Gegnern des Hofes in Polen selbst zu unterhalten, namentlich
um sich über die Absichten und die Machtmittel derselben zu unterrichten und
um den Bemühungen des Hofes, den niederen Adel gegen ihn einzunehmen und
aufzureizen, entgegenzuwirken. Diesem Zwecke dienen die wiederholten Sen-
dungen des Scultetus, zuerst im Februar, dann im Juni, dann wieder im
August und endlich im December 1671, nach Grosspolen, dessen Relationen in
chronologischer Folge den übrigen Aktenstücken aus dieser Zeit eingereiht sind.
Diese letzteren betreffen ausser der Kalcksteinschen Angelegenheit, welche fort-
gesetzt weiter zur Sprache kommt, hauptsächlich zwei Punkte, die Bestätigung
der Wehlau-Bromberger Verträge und die Türkenhülfe. Der Streit über den
ersten Gegenstand, welchen König Michael dadurch erneuert hatte, dass er
bei Gelegenheit jener Sendung Opacki's durch diesen wieder die Forderung
hatte stellen lassen, dass zunächst durch eine Kommission die beiderseitigen
Ansprüche und Beschwerden erledigt werden sollten, ist längere Zeit ergebnis-
los, ohne dass einer von beiden Theilen von seiner Forderung zurückgetreten
wäre, fortgesetzt worden, bis endlich die Türkengefahr den polnischen Hof zur
Nachgiebigkeit genöthigt hat. Schon seit vielen Jahren kämpfte man polnischer-
seits gegen die aufständischen Kosacken in der Ukraine, diese hatten früher an
^) Dafür, dass der Kurfürst anfangs Opacki in so echroffer Weise entgegen-
getreten wäre, wie dieses Pufendorf XI. § 1(H S. 863 erzählt, haben sich in den
Akten keine Beläge finden lassen.
J) S. Hirsch a.a.O. S. 26(3
') S. Paczkowski (Forsoh. III. 2). S. 109ff.
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Einleitung. 233
Russland eine Stütze gehabt, hatten diese aber, nachdem der polnisch-russisChe
Krieg 1667 durch den Frieden von Andrussow beendigt und in demselben der
westlich vom Dniepr gelegene Theil der Ukraine Polen zugesprochen worden war,
verloren und sich nun an die Türkei gewendet, der Hetman Doroszenko
hatte die Oberherrlichkeit des Sultans anerkannt und war dafür von diesem in
seinen Schutz aufgenommen worden. König Michael aber wollte ebensowenig
wie sein Vorgänger die Ansprüche auf die Ukraine aufgeben, sondern setzte,
nachdem Unterhandlungen, welche er mit den Kosacken angeknüpft hatte, ge-
scheitert waren, den Krieg gegen dieselben fort, obwohl er befürchten mnsste,
dadurch auch den türkischen Sultan, von dessen Rüstungen sich schon längst
beunruhigende Gerächte verbreitet hatten, zu Feindseligkeiten zu reizen.
Er nahm daher schon im Juni 1670 unter Hinweis auf den Aufstand der Ko-
sacken und die weitere vom Orient her drohende Kriegsgefahr die vertrags-
mässige Hülfe des Kurfürsten in Anspruch. In der That war dieser, als Herzog
von Preusseii, durch die Wehlau-Bromberger Verträge verpflichtet, dem Konige
und der Republik Polen in allen Kriegen, welche dieselben zu führen hätten,
ein Hülfscorps von 1500 Mann Fussvolk zu stellen ^), welches aber, sobald es die
Grenze überschritten hatte, von Polen zu unterhalten war. Der Kurfürst er-
widerte darauf, dass es ver^vunderlich erscheine, wenn von polnischer Seite die
Bestätigung der Verträge unter nichtigen Vorwänden verzögert, andererseits aber
doch auf Grund derselben seine Bundeshülfe in Anspruch genommen werde,
dass er indessen doch bereit sei, falls es wirklich zum Kriege kommen sollte,
seine Truppen zu schicken, er sprach zugleich das Vertrauen aus, dass wegen
des diesen Truppen von Polen zu leistenden Unterhaltes eine Vereinbarung ge-
troffen und dass endlich an die vollständige Erfüllung der Verträge, namentlich
an die Bestätigung derselben, die letzte Hand werde angelegt werden. Der pol-
nische Hof glaubte damals wirklich den Türkenkrieg so nahe bevorstehend, dass
er auf eine erneute Aufforderung, welche der Kurfürst durch seinen preussischen
Statthalter, den Herzog von Croy, an ihn ergehen Hess, zuvörderst wegen einer
Vereinbarung über den seinen Hülfstruppen zu liefernden Unterhalt Kommissare
an die Grenze zu schicken, Ende August jenen 0 pack i nach Königsberg sandte.
Der Recess über die zwischen diesem und den Bevollmächtigten des Kurfürsten
geführten Unterhandlungen ist unten mitgetheilt, zu einer wirklichen Ueberein-
kunft kam es damals nicht, da Opacki auf die von den brandenburgischen
Kommissaren gestellten Forderungen und Bedingungen erklärte, soweit nicht
instruiert zu sein und daher zunächst dem Könige darüber berichten zu müssen.
Trotzdem lässt der Kurfürst sofort die nöthigen Vorbereitungen treffen, damit
') In dem 12. Artikel des Hauptvertrages (P uf endo rf VI. §78 8.384) war fest
gesetzt worden: Quoties autem finito hoc belle novuni aliquod aliud bellum contra Ser.
Regem ac Reinpublicam Poloniae orietur, Sua Serenitas Electoralis ejusque Descendentes
tenebuntur mille quingentos pedites et quingentos equites Ser. Regi ac Regne Poloniae
subministrare; quibus postquam ex Ducatu, Pmssia Ducalis, ediicti fuerint. Res Reg-
numque Poloniae sustentationem subministrabunt. Durch die Specialconvention wegen
Elbing aber (§81 S. 389) war diese Zahl um 500 Reiter vermindert worden.
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234 ni. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
1500 Mann, 1000 zu Fuss, 100 Reiter und 400 Dragoner, zum Abmarsch bereit
ständen. Die erwartete Antwort des Königs auf jene Forderungen aber trifft
nicht ein, am polnischen Hofe ist man, nachdem es sich herausgestellt hat, dass
der türkische Angriff noch nicht so unmittelbar bevorstehe, und nachdem man
gegen die Kosacken glückliche Erfolge errungen hat, wieder anderen Sinnes
geworden, man ist jetzt sehr wenig erfreut über die von dem Kurfürsten be-
kundete Bereitwilligkeit und über den günstigen Kindnick, welchen dieselbe
bei dem polnischen Adel machen muss, und erklärt daher schliesslich, dass in
diesem Jahre die Hülfeleistung noch nicht nöthig sei. Dem Kurfürsten aber sind
doch die damaligen Zeitumstände günstig genug erschienen, um einen neuen
Versuch zu machen, die Bestätigung der Verträge durchzusetzen, und er sendet
zu diesem Zwecke zu Beginn des neuen Jahres 1672 v. Hoverbeck, dem
einige Wochen später auch der Hauptmann von Lötzen v. Tettau folgt,
nach Warschau. Die Akten dieser Gesandtschaft, welche die aus dem Jahre
1672 mitgetheilten Schriftstacke eröffnen, zeigen, wie sehr man sich auch jetzt
am polnischen Hofe gesträubt hat, dem Begehren des Kurfürsten zu willfahren,
wie man daher die Verhandlungen so lange als möglich hingezogen, schliesslich
aber sich doch durch die immer dringenderen Gefahren von aussen und innen
her, den jetzt wirklich bevorstehenden Ausbruch des Türkenkrieges und die
Umtriebe der Malcontenten, welche aufs neue im Einvernehmen mit Frankreich
den Sturz des Königs und die Erhebung eines französischen Prinzen, des Her-
zogs von Longueville, auf den polnischen Thron betreiben, zur Nachgiebigkeit
genöthigt gesehen hat. Am 24. März erfolgt die Beschwörung der Verträge,
V. Hoverbeck bleibt darauf noch in Warschau, um, dem Erbieten des Kurfürsten
gemäss, nun, nachdem jene Bedingung erfüllt ist, über die beiderseitigen An-
sprüche und Beschwerden in V^erhandlung zu treten. Seine Relationen aus
dieser späteren Zeit sind nicht erhalten, wie es scheint ist es damals, da jetzt
der Türkenkrieg alle anderen Interessen in den Hintergrund drängt, zu solchen
Verhandlungen garnicht gekommen. Die weiteren Aktenstücke aus diesem Jahre
beziehen sich zunächst auf eine neue Sendung des Scultetus im April 1672
nach Grosspolen an den Grosskanzler, deren Zweck wieder ist, die Pläne der
Malcontenten kennen zu lernen, sodann aber auf die weiteren Verhandlungen
über die Türkenhülfe. Dieselben werden anfangs sowohl von polnischer Seite
als auch von dem Kurfürsten, welcher jetzt im Begriff steht gegen Frankreich
zu Felde zu ziehen, daher einen Theil seiner bisher in Preussen stehenden
Truppen von dort abgerufen hat und Bedenken trägt, dieses Land ganz von
Truppen zu entblössen, hingezogen, endlich aber veranlasst die schwere Bedräng-
nis Polens durch das gewaltige türkische Heer, welches nach der Einnahme von
Kaminiec bis Lemberg vorgedrungen ist, den Kurfürsten doch, im September
ein Corps von 1000 Mann zu Fuss und 500 Dragonern unter dem Grafen
Friedrich v. Dönhoff dem Könige zu Hülfe zu senden. Obwohl dasselbe wegen
des Friedensschlusses, zu dem sich dieser im November versteht, zu keiner
Verwendung im Felde kommt, sondern nur in Folge der mangelhaften Ver-
pflegung schwer zu leiden hat, so sind doch die im Auszuge mitgetheilten
Relationen Dönhoffs wegen der Nachrichten, welche sie über die da-
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Einleitung. 235
maligen Zustände in Polen und über die Vorgänge im polnischen Lager ent-
halten, von grossem Interesse, ebenso die Berichte des wiederum Ende September
üud dann noch einmal im November zu dem Grosskanzler geschickten Scul-
tetus, aus denen man erkennt, welche Verzweiflung sich damals in Polen der
Gemüther bemächtigt hat, wie man schon eine vollständige Auflösung und Theilung
des Reiches furchtet, wie der Kurfürst aufgefordert wird, an derselben Theil
zu nehmen, und wie derselbe, obwohl er damals durch den französischen Krieg
vollauf beschäftigt ist, sich doch keineswegs ganz ablehnend gegen diese An-
erbietungen verhalten, sondern sein Augenmerk auf die Erwerbung des polnischen
Preussens gerichtet hat.
Von den aus dem Jahre 1673 mitgetheilten Aktenstücken betreffen die ersten
die Sendungen des Scultetus zu dem Grosskanzler Lesczynski im Januar
und des Grafen Dönhoff zu dem Grossfeld herrn Sobieski im Mai. Beide sind
dazu bestimmt, die polnischen Malcontenten , welche sich inzwischen zum
Schein mit dem Hofe ausgesöhnt haben, aber auf den Kurfürsten wegen der
dem letzteren geleisteten Hülfe argwöhnisch sind, von feindlichen Schritten
gegen denselben abzuhalten und zugleich deren jetzige Absichten zu erkunden.
Die übrigen betreffen die weiteren Verhandlungen über die Türkenhülfe. König
Michael hat sich entschlossen, den ungünstigen im vorigen Jahre abgeschlosse-
nen Frieden nicht zu halten, er nimmt daher schon im Juni aufs neue die
Bundeshülfe des Kurfürsten in Anspruch, und dieser, der inzwischen mit Frank-
reich den Frieden zu Vossem abgeschlossen hat, erklärt sich nicht nur bereit,
die vertragsmässige Zahl von Hülfstruppen, sondern, nachdem vom Kaiser die
Zahlung von Subsidien in Aussicht gestellt ist, noch ein grösseres Hülfscorps
zu senden. Verhandlungen darüber werden zuerst Ende Juli und dann wieder
im September mit dem als Gesandter an den Hof des Kurfürsten geschickten
Morste in geführt, wiederum aber zögert der polnische Hof, sich auf die von
dem Kurfürsten gestellten Bedingungen zu entscheiden, und lehnt schliesslich,
obwohl erst im Spätherbst der anstelle des totkranken Königs von Sobieski
geleitete Feldzug begonnen wird, die Hülfe des Kurfürsten ab.
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III. Brandenburg und Polen. 1664— 16T3.
a. Schriftwechsel mit König Johann Kasimir. Sep-
tember— November 1664.
Der Kurfürst an den König von Polen. D. in arce nostra
Colonia ad Spream 16./[26.] September 1664.
(Conc. J. V. Ho verbeck.)
[Beschwerde darüber, dass der König verleumderischen Gerächten Glauben schenke.]
26. Sept. Cum saepius Ser.™"« Reg." Maj.** V." sincerum nostrum aiFectum
factis probariraus inaniumque rumorum nubes evidentibus toties discusse-
rimus expcrimentis, securiores utique conscientia ejusdem facti viximus,
quam ut dubitare vel opinari quidem contigerit, Reg.*™ Maj.*®" V.*"» eis,
qui inter nos dissidium quaerunt, aures praebituram nedum fidem daturam
esse. Tanto itaque magis aegrcscit animus, ubi haud incertis ad nos
defertur authorlbus, Reg.»™ Maj.*®"» V.*™ publice subinde de nobis queri, quasi
cum suis in perniciem Reipublicae consilia conferamus hostibus, quod vel
infimae sortis homo equidera de se dici aegre aequo ferat animo, nos
vero non possumus, quin dolorem hisce nostrum exaremus, quod Reg.*
Maj.*** V.* inimicorum nostrorum dolis eousque se circumduci patiatur.
Speramus autem, Reg.*™ Maj.'*™ V.*™ tranquillandis utrinque animis novorura
nobis authores detecturam rumorum nee imposterum de nobis quicquam
sibi persuaderi passuram, quod a probata a nobis amicitia alienum no-
bisque indignum sit. —
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Gegenseitige Beschwerden. 237
König Joliaiin Kasimir an den Kurfürsten. D. Warsauiae
17. October 1664
[Die beiderseitigen Verhandlungen mit Schweden. Beschwerde über den Verdacht
wegen Gestattung des Durchzuges der Tataren. Des Kf. Verbindung mit ünterthanen
des Königs.]
Duarum litterarum amico commercio potiri dos fecit Serenitas Vestra, 17. Oct.
quarum prima*) id postulare placuit, ut in nouo hoc cum Ser. rege
Sueciae — foedere, quod contra oommunem hostem nostnim magnum
videlicet ducem Moschorum Inire constituimus'), Ser.*** quoque V.'~*
ciusque dominiorum condignam rationem haberemus, eidemque foederi
Ser.'*" V/»»n una cum prouinciis et dominus suis insereremus. Quod
ipsum non illibenter (quantum in nobis erit) praestare parati sumus, ubi
8er.'" V.« ipsa quoque nouo huic foederi accedere et obligationem in so
.suscipere uoluerit, belle praedictuni hostem una nobiscum prosequendi
armisque mutuis eundem ad aequas pacis conditiones adigendi. Caeterum
pacta haec foederaque ista noua futura nihil antlquis et recentibus prae-
iudicare debere certo sibi Ser.*" V." persuadeat. Et si in animum suum
talia passa est Ser.*" V." induci, fidei potius publicae ut insistat Ser.*"
V." (cuius nunquam naufragrium fecimus) oramus, quam maleuolorum
apocryphis insimulationibus, qui nuper etiam falsis delatis rumoribus,
quasi transitum liberum Tartaris in prouincias uicinas easque amicas
concessissemus, cum Ser.'«"» V."" tum totum Imperium insulso turbauerant.
Quanto iustius pulsare animum nostrum potuit immo debuit huiusmodi
suspicio, dum nuper et forsitan ad hunc usque diem per generosum
Crocouium') Ser.'*' V.™« Ablegatum Aula Suecica solicitatur ad uouanda
secum foedera, de his tamen studiose reticuimus, libertati cuiusvis id
relinqui debere statuentes, ut cuique jure suo uti integrum sit tam nouos
facere amicos quam firmare antiquos, tanto vero magis confisi Ser." V.«*"«
cum publice tum priuatim datae ac religionis sacramento firmatae fidei,
quod in ulium eiusdem praeiudicium coalescere debebant eiusmodi infecta
in huc usque foedera. Quod attinet contenta secundae*) Ser.'** V.™«
1) Vom \-{- — —-r— 1664, in den Akten nicht erhalten,
y. September
^) S. über die kurz vorher mit dem nach Warschau geschickten schwedischen
Gesandten Palbitzki geführten Unterhandlungen, welche schliesslich erfolglos geen-
digt hatten, Carlson, Gesch. Schwedens IV. S. 445; Urk. u. Act. IX. S. 783flf.
») S. ürk. u. Act. IX. S. 733ir.
*) Vom IG /-iG. September 1664, s. oben S. 286.
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238 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
epistolae, diffiteri non possumus, multa de alieno a nobis Ser.*»* V."« animo
circumferri^ id vero plus quam notum nobis esse^ nonnullos subditorum
nostrorum eo dementiae venire, ut iacta fiducia in praesumpta Ser.*" V/»«
protectione non civiles gerere et sumere animos audeant. Verum ut hac-
tenus foris domique rebus perturbatis diuinam fauentem nobis t^m eui-
dentibus documentis exporti sumus Prouidentiam, eidem plane confisi
quosuis insultus constanti animo ferne paramus. —
Der Kurfürst an den König von Polen. D. Coloniae ad
Spream 18. /[28.] November 1664.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[auf das Schreiben vom 17. Oct. Rechtfertigung gegen die in demselben enthaltenen
Anklagen und Verdächtigungen.]
28. Nov. Responsoriae Reg. Maj.*'» V."® ad nos Varsaviae die 17°»® Octobris
datae literae, cum initio de syncero ejusdem in nos affectu et amicitia
securos nos esse jubeant, gratissimae nobis fuerunt, nee minus tarnen
easdem summopere nos affecisse et commovisse diffiteri possumus, ubi
iniquos iuxta ac falsos antehac de nobis vulgatos rumores non omnino
nullam apud Reg.*"» Maj.*««" V.'"» invenisse fidem ex iisdem percepimus.
Amoris et affectus Reg." Maj.*»" V.'" erga nos testimonium satis amplum
praebet, quod inclusionem nostram in novum, quod cum Sueciae rege
agitatur, foedus non omnino rejecerit, de quo negotio uberius mentem
nostram declarabimus, ubi de eodem in proximis regni comitiis, in quibus
absque dubio de hoc negotio tractabitur, certiores facti fuerimus. Unicus
quoque hie fuit literarum, quas die 30"*<^ Augusti ad Reg.*™ Maj.*«"* V.*™
dedimus, scopus, nee unquam nobis in mentem venit, quicquam a Reg.*
Maj.*« V." tractatum vel actum, quod nobis praejudicio esse possit, eoque
gravius tulimus, non defuisse malevolos, qui alienum prorsus literis nostris
affingerent sensum.
Quod de Tartarorum per provincias Reg.*« Maj.**» V."* in Imperii
terras soliicitato vel obtento iibero transitu haud ita pridem divulgatum
nunciavimus, in eo nihil omnino a nobis Reg.*«Maj.** V."« imputatum
est iniquius. Ut autem nostris propterea Reg.*" Maj.*«" V."™ compella-
remus literis, plures erant nobis causae. Nee enim fas nobis erat officium
hoc flagitantibus illud a nobis S. Rom. Imperii Electoribus et Principibus
denegare impositaeque nobis pro salute et securitate Imperii curae deesse.
Opinabaraur praeterea, Reg."'" V/*"* Maj.'«'" Tartaris transitum hunc propter
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Rechtfertigung gegen die polnischen Verdächtigungen. 239
foedus, quod contra Moscum Reg.*«Maj.** V."« et Reipublicae cum illis
intercedit, postulantibus eo facilius majorique specie et gratia denegare
potuisse, quod Sac." Caeaareae Maj.*»» et Imperii statuum oppositionem
et offcDsionem exinde Respublica timeret.
Factam a nobis aute biennium et quod excurrit iu Sueciam able-
gatiooem quod attinet, nihil certe causae est, quod ulla ratione aDimum
Reg.»« Maj.**« V"« illa pulsare nobisque alieDiorem reddere debeat. Nihil
hactenus ibidem arcani, nihil Reg." Maj.** V."« et Reipublicae exitiosi,
vel quod ullo modo fraudi esse queat actum est. Omnia potius in hunc
usque diem eo fine gesta, ut publica tranquill itas tantaque mole stabilita
pax illibata conservaretur. — Quam vero et hie non defuerimus officio
nostro et quam solicita cura id semper egerimus, ne quid esset, quod
vel umbram saltem mutati in nobis vel alienati anirai praebere posset,
testari poterunt literae nostrae'), quas eodem tempore, quo de hoc negotio
restaurandaque cum Ser.™^ Sueciae rege amicitia agi primum coeptum
est, ad Reg.»" Maj.*«"» V.""> dedimus quibusque nihil aliud intendimus,
quam ut eidem constaret, quam nihil nos eorum, quae cum exteris et
vicinis utrique parti statibus agimus, ignorare Reg.»" Maj.'«" V.'»™, quo
etiaro affectu dignitatem et amicitiam ejusdem colere statuerimus. Gra-
tum quoque Reg."«Maj.** V."« tum fuisse hoc nostri -cultus et synceri
animi officium testatur amica plane propensique in nos affectus plena ex
arce Mohilowiensi die 11°»^ Aprilis ad nos exarata respousio. — Eo magis
inexpectatum nobis accidit, quod ex fine literarum Reg.»'» Maj.*" V.™« per-
spexerimus, superesse adhuc, qui cultam hactenus syncero a nobis affectu
— amicitiam sinistris divellere rumoribus, suspicionumque imo dissi-
diorum fomitem excitare inter nos satagant. Non possumus non ini-
quissimo ferre animo, famam nostram ab hujusmodi criminibus hactenus
immunem a male feriatis calumniatoribus tam diris dilacerari modis.
Illud autem omnium nobis gravissime accidit, quod Reg.» Maj.*»* V.'» , cui
plurimis documentis synceritas nostra quam perspectissima esse debebat,
et quae callidas juxta ac falsas inimicorum nostrorum technas toties ex-
perta est, non omnem omnino illis jam fidem detrahere vidcatur, nee a
vero eandem multum abesse putare, contumaces regni subditos fiducia
nostrae protectionis parum civiles gerere et sumere animos. Verbis certe
exprimere non possumus, quem nobis dolorem graves hae germanoque
nostro candore et infucata mente penitus indignao accusationcs fuerint
^ Dieses Schreiben ist ebensowenig wie die Antwort des Königs darauf in den
Akirn erhalten.
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240 ni. Brandenburg und Polen. 1064—1673.
caasatae. Cum itaque hujusmodi contra nos adinventas artes nostramque
juxta innoccntiam Orbi exponi tum nostra tum Reg." Maj.*** V^estrae et
Reipublicae intersit, etiam atque etiam Reg."" V."" Maj.*«" quo possu-
mu8 studio rogatam volumus, velit uostrae die 16^ mensis Septembris
factae requisitioni locum relinquere authoremque et iuventorem hujusmodi
rumorum nobis denominare, ut integritati illibatae hactenus famac et ho-
noris nostri consulere possimus. —
b. Gesandtschaft v. Hoverbecks .und v. Bonins. De-
cember 1664— Mai 1665.
Instraction, wonach sich unsere — Geh. Käthe [Joh. v. Ho ver-
beck und Georg v. Bonin')] bei der Gesandtschaft auf den
gegen den 26./16. Noverabris dieses Jahres in Polen ange-
setzten Reichstag zu achten und ihre Negociation allenthalben
zu richten haben werden. D. Cöln. a. d. Spree 2./[12.] De-
cember 1664.
(Conc. J. V- Hoverbeck.)
12. Dec. Sie sollen ihre Reise nach Warschau dergestalt beschleunigen, dass sie
gegen Anfang des Reichstages') daselbst anlangen.
Sie sollen vor allem das zwischen dem Konige und Kf. durch dessen Feinde
gestiftete Misstrauen zu beseitigen sich bemühen, zu dem Zwecke bei der Privat-
audienz sowohl den König als auch die Königin daran erinnern, wie getreu Kf.
stets den Verträgen nachgekommen und das Wohl der Republik befördert, wie
er auch das Subsidium ') mit grosser Beschwer seiner Lande und Leute auf den
Beinen gehalten, bis er aus des G.Kanzlers Schreiben an den V.Kanzler
ersehen, dass es für diesmal wohl nicht wurde begehrt werden. Daher hätte
ihn das letzte königliche Schreiben*) sehr betrübt. Sie können dasselbe punc-
tatim dergestalt durchgehen, dass sie:
1) aus dem vom Kf. an den König occasione des von dem Tatarischen
Khan durch Grosspolen nach Schlesien gesuchten Durchzuges abgelassenen Schrei-
0 Georg V. Bon in, kurfürsll. Geb. Rath, Knde 1655 zu einer Gesandtschaft
nach Wien (s. ürk, u. Akt. VII. S. 423 ff.), Anfang 1656 zu einer solchen nach
Holland (ebenda?. S. 29f.) verwendet. — Vgl. über diese Gesandtschaft Pufendorf
IX. c. 86. S. 631f.
''') S. über diesen am 26. November 1664 eröffneten Reichstag Kocbowski,
Annales Poloniae IIL S. 153 ff.
') Polen hatte in dem noch fortwährenden Kriege gegen Russland auf Grund
des Artikels 12 des Wehlauer Vertrages und des vom Kf. am 6. November 16.57 zu
Bromberg ausgestellten Reverses die dort festgesetzte Bundesbülfe desselben in An-
spruch genommen.
*) S. oben S. 238.
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Instruction für ▼. HoYerbeck und t. Bonin. 241
ben dem Eonige bedeuten, dass dem Ef. niemals in den Sinn gekommen, der
König sollte einem solchen Zumuthen statt geben wollen.
2) Kf. hätte bei v. Crockows Negotiation in Schweden nicht weniger auf
seiner Alliierten wie auf sein eigenes Interesse gesehen. Dass er, um seine Ga-
rantie der schwedischen zu proportionieren, sich verpflichtet ^), Schweden in Lief-
land nur gegen die Paciscentes Olivae zu vertreten, könne um so weniger An-
stoss erregen, da er dazu schon durch die Olivaische General garantie verpflich-
tet sei.
3) Dass Kf. jemals Unterthanen des Königs in seinen Schutz genommen
oder jemand durch Schreiben auf seine Protection vertröstet und dadurch zu
gefahrlicher Neuerung veranlasst haben sollte, werde sich niemals befinden, und
geschehe ihm sehr ungütlich, dass der König ihren beiderseitigen Feinden soviel
Gehör gegeben hätte. Wenn Kf. den König nicht schonen wollte, so würde er
vielmehr Ursache haben sich zu beschweren, dass'^ seine Unterthanen zur
Widersetzlichkeit veranlasst, den nach Preussen zur Abnehmung der Eventual-
buldigung geschickten Kommissaren solche Dinge in Instruktion mitgegeben
worden, welche den Actum homagialem eher stutzig machen als das Werk
hätten befördern sollen, und dass, obwohl die gegen ihn eingegangenen Ver-
pflichtungen noch nicht erfüllt wären, man ihm solche Dinge abzudringen ge-
sucht, dazu er nur reciproce verbunden sei. Kf. habe dieses aber bisher ver-
schmerzt und hoffe, der König werde es dahin bringen, dass ihm El hing über-
geben und der Gemahlin des K. G. Feldherrn die in den Reichsconstitutionen ver-
schriebene Satisfaction wegen Draheim angewiesen werde. Auf den zu er-
wartenden Einwand, dass es nicht an dem Könige sondern an den Ständen
gemangelt, dass Kf. noch nicht völlige Satisfaction erhalten, sollen sie antworten,
der König sei supremus custos et executor pactorum legumque publicarum und
hätte Kf. sich besonders über die zu beschweren, welche den König verleitet
hätten, dass er, da Zeit zu exequieren gewesen, die Sache in Proposition gebracht
und abermal zur Umfrage gestellt habe, bis sich endlich^) einige Widersprecher
gefunden. Sollte der König darauf erwidern, dass er sich bemüht habe, Kf.
für El hing einen Abtrag an Geld zuwege zu bringen, und dass wirklich zu
diesem Zwecke eine Steuer eingeführt sei, so sollen sie erwidern, dass auch
biebei genugsam zu erkennen gegeben sei, wie geringschätzig man Kf. hielte,
da das von diesem Zoll gefallene Geld anderswohin verwandt sei.
Wenn es zur öffentlichen Proposition in consessu aller kommen wird, sollen
sie ausführen, wie hoch sich Kf. um die Republik verdient gemacht und wie
er dagegen so schlecht wäre tractiert worden, und versichern, dass Kf. nach er-
folgter Satisfaction seine Freundschaft für die Republik bei allen Gelegenheiten
bethätigen werde. Daneben aber sollen sie privatim die Wohlaffectionierten zu
nachdrücklicher Cooperation zu bestimmen, die Widerwärtigen aber durch dien-
liche Information auf andere Meinung zu bringen sich bemühen. Da auch der
') S. Urk. U.Act. IX. 8.796 f.
'O S. ebendas. S. 388 ff.
5) S. ebendas. S. 287.
Mater, t. Oesch. d. O. Kurfürsten. XII. 16
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242 in. Brandenburg und Polen. 1 664-- 1673.
franz 5s is che König ^) dem Kf. versprochen hat, sich für Befriedigung desselben
in der Elbinger Sache zu bemühen, so sollen sie sich der Assistenz des fran-
zosischen Gesandten'), aber nur bei dem Hofe, bedienen.
Nach diesem Hauptwerk kann das übrige in folgende Klassen abgetheilt
werden :
I. Was directo wegen unser zu suchen und zu negociieren:
1) Bestellung einer Grenzkommission oder wenigstens einer Interims-
kommission.
2) Der Markgrafen von Culmbach und Anspach Versammlung am Her-
zogthum Preussen.
3) Ausantwortung der nach Polen oder dem Königlichen Preussen geflohenen
märkischen oder pommerschen Unterthanen.
4) Abolition der den Evangelischen zugefugten gravaminum nach Anleitung
dessen, was ihnen Fürst Radzivill und andere Evangelische an die
Hand geben werden.
5) Beilegung der zwischen beiden evangelischen Religionsverwandten in
Danzig entstandenen Misshelligkeiten.
6) Unterstützung der Stadt Thorn') in dem mit den Nonnen daselbst
schwebenden Processe.
7) Sicherung der Marienwerderschen Niederung gegen die drohende üeber-
schwemmung.
II. Was occasione des Königl. Ausschreibens und der Reichs-
tagsproposition zu erinnern und zu beobachten:
1) Sie sollen sich um Beschleunigung der Friedenstractaten mit Mose au
bemühen, auch, wenn sie merken wurden, dass des Kf. Mediation ac-
ceptiert werden möchte, dieselbe in seinem Namen anbieten, wenigstens
aber es dahin zu richten suchen, dass Kf. in die Friedenstractaten mit
eingeschlossen werde.
2) Wenn es zu einer Kommission wegen des Münzwesens kommen sollte,
haben sie sich des hergebrachten Directorii dabei zu gebrauchen und
nicht zuzugeben, dass Kf. wegen erlangter Souverainität davon ausge-
schlossen werde.
3) Sollte occasione der neuen vorstehenden Werbung und Recrutierung der
durch die letzte Campagne ruinierten Armee des Kf. Landen etwas be-
schwerliches zngemuthet werden, so sollen sie erklären, dass, bevor von
polnischer Seite praestanda präatiert seien, Kf. sich zu dergleichen nicht
verstehen könne.
III. Was sonsten zu präcavieren:
1) Dass die preussischen Stände nicht occasione der bei dem actu homa-
giali versprochenen Reversalen etwas auswirken, was den Verträgen zu-
») S. ebendas. S. 667f.
*) de Lumbres.
') S. Lengnicb, Gesch. der Preussischen Lande Kgl. Polnischen Antheils VII.
S. 267. 271.
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Instniction ftir v. Hoverbeck und y. Bonin. 243
wider sei oder zu Schm&lerung des supremi directiqoe dominii dienen
konnte.
2) Dass des gewesenen Königsberger Schoppenmeisters Rohde wegen auf
Anhalten seines Sohnes nichts nachtheiliges oder verdriessliches verordnet
werde, vielmehr sollen sie sich beschweren, dass dieser Mensch in seiner
Widersetzlichkeit gestärkt werde.
3) Dass nichts wider die hergebrachte freie Flossung der Holzwaaren*)
verordnet werde.
4) Dass nicht etwa einige beschwerliche Commission zur Grenzziehung mit
Grosspolen in die Constitution komme.
IV. zu hintertreiben:
1) dass wegen unsers Pillauschen, Elbingschen oder Labiauschen Zolles,
der Littauer prätendierten freien Durchfahrt nach Danzig noch auch des
Stromgelds auf der Weichsel, das wir von den nach Danzig gehenden
Waaren nehmen lassen, etwas in die Constitution gebracht werde.
2) Dass der Stadt Danzig das vor drei Jahren gesuchte Privileg, dass in
Polen und Littauen nur mit dem Danziger Siegel bedruckte fremde
Tücher dürften eingeführt werden, gegeben werde.
3) etwaige Klagen über das von des Kf. Beamten zu Marienwerder erhobene
Fährgeld.
4) Erneuerung des der Konigsberger Niederlagsgerechtigkeit zuwiderlaufenden
vor dem Kriege der Stadt Cauen gegebenen Niederlagsrechts.
5) Neuerungen in dem Danziger Postwesen.
6) Alles, was zu der Evangelischen Nachtheil oder Beschwer gereichen konnte.
7) Insgemein alles, was zu Schmälerung der hergebrachten Freiheit der
Republik ausschlagen oder einige Aenderung des jetzigen Standes und
der Reichsverfassung nach sich ziehen mochte.
V. zu sondieren oder sich unter der Hand zu erkundigen:
1) Was des Moscowi tischen an uns lautenden, vom Könige intercipierten
und uns bisher vorenthaltenen Schreibens Inhalt sei.
2) Wovon die ad archivum deponierte Scripta, deren Publication die Stände
so stark nrgieren, handeln.
3) Ob eine Protestation wegen der Lande Lauenburg und Bütow bei
dem Lublinschen Tribunal eingegeben sei.
4) Wie weit es Grund habe, was von der Alliance zwischen Frankreich
und Schweden die polnische Wahl betreffend ausgebracht worden.
5) Ob der polnische Hof mit dem schwedischen Envoye Balbitzky ins-
geheim etwas geschlossen habe, wie weit und wohin solches gehe.
6) Welche Subjecta zur künftigen Wahl vornehmlich in Consideration kom-
men und was ein jedweder für Anhang oder Behinderung finden möchte,
insonderheit welche von den Ständen ihr Absehen auf Pfalz-Neu-
burg gerichtet.
') S. ürk. u. Act. IX. S. 4f.
16*
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244 ni- Brandenburg und Polen. 1664—1678.
7) Ob und was daran sei, so von des Königs vorhabender Resignation des
Reichs bei diesem vorstehenden Reichstage geredet wird.
8) Da es zur Aussöhnung mit dem K. Grossmarsch alck käme, ob der Wahl
halber dabei etwas bedungen worden.
9) Ob des G.Feldherni Gemahlin nicht dahin zu disponieren sein möchte,
Kf. vermittelst eines Recompenses Draheim abzutreten.
VI. zu unterbauen per indirectum:
Abfährung der Besatzung aus El hing.
VII. einige Particularsachen.
Der Kurfürst an Fürst Lubomirski. D. ColoDiae ad Spream
21./[31.] December 1664.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[HoffDung, da.HS die Anklagen gegen L. verleumderisch seien. Mahnung, durch Unter-
werfung den König zu besänftigen.]
31. Dec. Ex variis hactenus rumoribus saepias ad Nos varia delata sunt, quae
contra Dil.*"* V/»" tentata actaque fuerunt, sed nomine nostrorum per
aliquod tempus in aula Reg.** Maj.^» praesente, dubii haesimus, quid
quantumve fiidei famae huic tribuere possemus, eoque gratius Nobis fuit
veram rei aeriem ex literis Dil.*» V."« Nissa die 24^ Decembris ad Nos
exaratis^) perspicere: Equidem fatemur, quantum Nobis de Dil.*» V."«
actionibus rebusque gostis constat, non aliter Nos judicare posse, quam
Eaodem sacram Reg." Maj.**» dignitatem, Reique publicae utilitatem su-
premam sibi semper legem habuisse, eoque magis persuasum habemus,
iniquis calumniatorum artibus et insidiia circumventam Reg.*"» Maj.**",
quam alioquin justitiae studiosam novimus, durius quod in Dil.«" V."™
statuisse, quae interea de constanti nosträ in Eandem aflfectu et officiis
quam maxime secura esse potest, dummodo nuUo, ceu non dubitamus^
fundamento nixa sit accusatio, quae in Reg-^Maj.*** personam Sacrumque
ejus Caput structas a Dil.* \J* insidias nee famae hoaorique praeterea
Regio parcitum, asserit. Speramus, haec et alia ejusdem, quae feruntur,
farinae a malevolis famaeque et dignitatis Dil.*» V."« invidis conficta esse,
alias enim, et si quid ejusmodi actum ab Kadern fucrit, vitio Nobis verti
haud posset, fidam et infucatam semper cum Reg.» Maj.^* cultam amici-
0 In demselben (d. Nissa 24. December 1664) zeigt L. dem Kf. an, dass er un-
gerechter Weise veruriheilt und dadurch gezwungen worden sei, auf kaiserliches Gebiet
zu flöchten, und bittet um dessen Schutz, lieber diese Lubomirskische Angelegenheit
ist neuerdings eine polnische Monographie von Czermak (Sprawa Lubomirskiego
w. r. 1664. Warschau 1886) erschienen.
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Schreiben des Kf. an Lubomirski. 245
tiam foederisque cum Eadem et Republica pacti religionem aliis quibus-
cnmque Nos anteponere rationibus. Optimum itaque, quod rebus ita
comparatis dare possemus Dil.* V/" consilium, hoc est, ut generosi Regis
animam ea, qua par est, submissione ad mitiora flectere, iramque Ejus
demulcere studeat, sin vero Reg.*™ Maj.**»" per nefarias callidasque inimi-
corum artes ad haec consilia perductam appareat et Respublica in peri-
cnlum libertatis et tranquillitatis publicae delapsura videatur, id semper
agemus, ut pactis foederibusque juramenti fide a Nobis firmatis sua in-
tegritas et ratio constet, eoque omuibus modis annitemur, ut fidelibus
patriae civibus luimicorum fraudibus oppressis subveniatur et publica
Reipublicae tranquillitas illibata cooservetur, quemadmodum de intentiooe
hac nostra missum ad Nos a Dil.® V.'» officialem prolixius certiorem
fecimus'). —
V. Hoverbeck und v. Bonin an den Kurfürsten. D. Warschau
31, December 1664.
[Ankunft, nachgesuchte Audienz. Das Urtheil gegen Lubomirski. Aussicht, dass sich
der Reichstag zerschlagen wird.]
Sie sind wegen des tiefen Schnees erst gestern hier angelangt, haben heute 31.Dec.
durch den K.O. Kämmerer'-^) um eine Privataudienz bei dem Könige nachge-
sucht, dieselbe aber wegen eines Banquets nicht erlangen können. Es hat sie
befremdet, dass der König sie durch den O.Kämmerer hat fragen lassen, ob sie
bereits bei dem K.G. Kanzler'^) gewesen wären, wenn nicht, so würde derselbe
bei ihrer Audienz zugegen sein müssen. Sie schliessen daraus, dass entweder
dem Könige ihre Ankunft nicht angenehm ist, oder aber, dass derselbe befürchtet,
sie wollten für den K.G.Marschall sprechen, worauf er ohne grosse Alteration
nicht antworten könne, und dass er daher wohl lieber durch den Kanzler als in
eigenem Namen mit ihnen sprechen will. Statthalter Fürst Radzi will ist auch
erst gestern wieder hierhergekommen.
Auf dem Reichstage^) ist bisher die Zeit fast nur mit dem zugebracht wor-
I) Unter demselben Datum erlässt Kf. ein Schreiben an y. Hoverbeck und
V. Bonin, in welchem er diesen von dem Anbringen Lubomirski's und der dem-
selben ertheilten Antwort Mittheilung macht und sie beauftragt, dem Könige und der
Königin die Bitte und den Rath auszusprechen, L. zu verzeihen, zugleich auch dem
Erzbischof und anderen patriotischen Senatoren und Landboten davon Kenntnis
zu geben und L.'s Widersachern vorzustellen, in welches Unglück sie ihr Vaterland
stürzen wurden, da jener jedenfalls fremde Hülfe suchen und sich nicht so werde
iinterdrücken lassen.
«) Qrai Theodor Dönhoff.
*) Nicolaus Prazmowski.
*) Vgl. Kochowski, Annales Poloniae III. S. 153 ff.
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246 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
den, was den E.G.Marschall und dann die an des Littauischen Unterfeldherrn
Gosiewski Tode schuldigen Personen angeht. Am 29. hat der Konig trotz
aller Vorstellungen wider den G. Marschall ein Decret *) publicieren lassen, dass
derselbe als perpetuo infamis aller seiner Chargen entsetzt und vogelfrei sein
und seine Güter dem Königl. Fisco heimfallen sollen. Man hat auch sofort
zur Vergebung seiner Chargen und Beneficien schreiten wollen, den Marschall-
stab haben der Hofmarschall Branicki und der K. Fähndrich Sobieski aus-
geschlagen, man vermuthet aber, dass der K. Schwertträger Zebrzydowski'),
der selbst mächtig und mit dem G.Marschall in steter Feindschaft gelebt, ihn
annehmen und die Starostei Crackau dazu erhalten wird. Das Vicegeneralat wird
ohne Zweifel Czarnecki erhalten und annehmen. Die an dem Tode
Gosiewski 's Schuldigen sollen mit dem Schwert hingerichtet und nachher ge-
vierteilt werden, doch bemühen sich viele, dass der gewesene Präsident der
conföderierten Littauischen Armee Niewiarowski zur Verbannung nach der
Ukraine begnadigt werde.
Der Reichstag steht jetzt in crisi und es wird sich übermorgen zeigen, ob
einige Apparenz sei, zum Schluss zu gelangen, worum sich der Landboten-
marschall ') sehr bemüht, viele Landboten aber bestehen darauf, es wäre besser,
denselben zerschlagen zu lassen, als gegen das Herkommen nach eingelegten
Protestationen von zehn Landboten in den Konsultationen fortzufahren.
V. Hoverbeck und v. Bonin an den Kurfltrsten. D. WarBchau
8. Januar 1665.
[Audienz beim Konige und der Konigin.]
8. Jan. Nachdem sich der König etliche Male der Audienz halber entschuldigen
lassen und v. Bonin inzwischen durch einen Podagraanfall bettlägerig gewor-
den, ist Hoverbeck am 4. Januar allein zur Audienz abgeholt worden. £r
hat dem König des Kf. Glückwunsch zu der ruhmvollen Beendigung des letzten
Feidzuges abgestattet und dessen Hoffnung ausgesprochen, der König würde ihn
seine Freundschaft bei dieser Negotiation wirklich geniessen lassen, er fordere
nur, dass den beschworenen Pactis völliges Genügen geschehe.
Der König bedankte sich darauf für den Glückwunsch und dass Kf. Brauns-
berg herausgegeben habe, erklärte auch, ihm gegenüber sich wie ein Bruder
bezeigen zu wollen, bei dem verworrenen Zustande der Republik aber könne
er, zumal wenn der Reichstag sich zerschlagen sollte, für sich selbst nichts
') S. Processus iudiciarius in causa ill. et magn. Georgio comiti in
Wisnicz et Jaroslav Lubomierski etc., nebst der Gegenschrift desselben: Publicae
innocentiae manifestum etc. und anderen auf die Lubomirskische Sache bezüg-
lichen Flugschriften im Appendix des D iarium Europaeum XIH. wiederabgedruckt.
2) S. Kochowski IlL S. 164. 274.
") Johann Gninski, U.Kämmerer von Pommerellen und Regens der Gross-
kanzlei, später Hof Schatzmeister, seit 1668 Woiwode von Culm.
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Vorgänge auf dem Reichstage. Audienz beim Konige. 247
schaffen, sie müssien es demnach bei der Eepablik suchen, und würde er sein
Bestes dabei thun.
Auf H.'s Einwand, das wäre eben des Kf. Betrübnis, dass der König, wenn
es seine Interessen betreffe, sich nicht seiner Hoheit und Gewalt gebrauchen
wollte, sondern längst beschlossene Dinge aufs neue in Deliberation stellte, auf
Grund des Reichstagsschlusses von 1658 könnte er Elbing dem Kf. tradieren,
erwiderte der König, so Hesse sich wohl von einem reden, der die Sachen von
aussen ansehe, weil er aber bei seinen Polen so unglücklich wäre, dass er ihnen
fast nichts könne zu Dank machen, so müsste er viel behutsamer gehen. Kf.
dürfe sich keine Hoffnung auf die Stadt machen, die Stände würden in die
Tradition nie willigen, die verschriebene Summe aber oder doch einen grossen
Theil derselben würde Kf. wohl bekommen haben, wenn die unselige Confödera-
tion nicht entstanden wäre, welche das meiste mit Gewalt weggenommen.
Sollte der Reichstag zum glücklichen Schlüsse kommen, würden gewiss zur
Bezahlung der Schuld die Wasserzölle aufs neue bewilligt werden, sonst müssten
sie bis zum künftigen Reichstage warten, wollten sie bei den Ständen etwas
suchen, so müsste es bald geschehen, da nur noch drei Tage bis zum Schluss
oder Ruptur übrig wären.
Als H, erwidert, Kf. könne von den Pactis nicht abgehen oder von seinem Recht
auf Elbing abstehen, sondern würde sich an den König halten, bis der Effect
dessen, was ausbedungen, erfolge, erklärt der König, auch auf den FalJ, dass der
Reichstag sich zerschlage, des Kf. Satisfaction nach Möglichkeit befördern zu
wollen, und schlägt vor, sie möchten ihm ein Memorial übergeben, das er in
consilio postcomitiali den Senatoren proponieren wolle, die Wasserzölle seien
einmal zur Bezahlung des Kf. gewilligt worden, da diese nicht erfolgt, müsste
man weiter damit continuieren. Doch könnte auch von den Senatoren dem Kf.
vorgeworfen werden, dass er den Pactis kein Genüge gethan, indem er nicht
das Subsidium geschickt.
H. sucht dieses durch Hinweis darauf, dass das Subsidium nach den Pactis
erst nach beendigtem jetzigen Kriege zu leisten sei, und auf das Schreiben des
G.Kanzlers an den U.Kanzler ^) zu widerlegen. Der König aber antwortet,
in dergleichen Fällen hätte man sich nicht nach der Ministrorum Status sondern
nach der Herren eigenen Schreiben zu richten, die Deutung des Passus der
Pacta: finito hoc hello sei eine Calvinische, da man subtilisierte, er bliebe schlecht
bei den Pactis und der einfaltigen Catholischen Meinung, doch wollte er sich
jetzt darauf nicht weitläufig einlassen.
H. bringt darauf die Sache wegen Draheim vor und bittet, der König
möchte dem G. Feldherrn oder dessen Gemahlin anderweitige Satisfaction schaffen,
der König erbietet sich dazu, macht aber schlechte Hoffnung auf Success, weil
man es mit einem eigensinnigen Weibe, die dazu noch grosse Factionen bei der
Armee hätte, zu thun habe. Beim Abschiede endlich erklärt H., Kf. sei sehr
betrübt, dass der Königsich beschwert hätte, er correspondierte mit seinen Fein-
den und veranlasse seine Unterthanen zum Aufstande, nachdem Kf. sich immer
») S. oben S. 240.
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248 Ilf- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
so freundschaftlich gegen ihn bezeugt habe. Der König erklärt darauf, Kf.
könne es nicht übel deuten, dass ihm verschiedene von Kf. mit seinen Dienern
und Unterthanen gepflogene Unterredungen und Correspondenzen Nachdenken
gemacht, er wolle bei anderer Gelegenheit ausführlich davon reden, doch glaube
er, dass sich manche, namentlich Lubomirsky, mehr gerühmt, als in Wirk,
lichkeit gewesen. H. erwidert, dergleichen würde sich gewiss nicht befinden
und könnte der König dem Kf. keine grössere Freundschaft erweisen, als wenn
er ihm die Ansager solcher Dinge namhaft machte. Zuletzt bezeugte der König
grosse Freude über den gedoppelten Ehesegen, den Gott dem Kf. neulich ver-
liehen *), beklagte aber zugleich, dass er dergleichen nicht mehr zu hoffen habe.
Nach beendigter Audienz wird H. von dem K.Vicekanzler^), als der
Königin Oberhofmeister und Marschall, zu dieser eingeholt. Nach den Curialien
stellt er derselben den Hauptpunkt ihrer Negotiation vor mit dem Anhange,
dass Kf. sowohl wegen der Versicherung, welche sie bei H.'s letzter Abreise
gethan, als auch wegen der Zusage des Königs von Frankreich, des Kf.
Interessen an diesem Hof zu secundieren, hoffe, sie würden ohne Satisfaction
nicht von hinnen gehen. Die Königin erwidert, der König von Frankreich
hätte keine Autorität bei den Ständen dieser Republik, bei ihr hingegen sehr
viel, Kf. könnte aber in dem, was er verlange, nicht ohne die Republik Satis-
faction erhalten ; es würde dieses wohl accommodiert werden können, nachdem Kf.
das vornehmste, die Souverainitat und was zu deren Bestätigung erforderlich,
erhalten hätte, und sie war in diesem Punkt nicht weiter zu bringen, als dass
sie erklärte, bei nächster Gelegenheit wieder darüber mit ihnen conferieren zu
wollen. Sie bezeugte ihre Freude über H.'s Ankunft und ihre Verwunderung,
dass dieselbe so spät erfolgt sei, und möchte sie es wohl dahin deuten, als wenn
solches etwa um des Grossmarschalls Sache willen gesehen. Sie behauptete,
alle erkennten, dass Lubomirsky das ürtheil durch seinen Hochmath und seine
stetigen Traductionen wohl verdient hätte. H. stellte dann auch ihr vor, wie
tief Kf. durch die königlichen Discurse und Schreiben, als wenn er des Königs
Unterthanen zur Widersetzlichkeit veranlasst, betrübt sei. Sie erwiderte, das
habe nicht soviel auf sich, dass Kf. es dergestalt zu beeifern Ursache habe.
Als der König erfahren, dass Niemerycz*) bei Anwesenheit des Kurfürsten zu
Sachsen*) den nächsten Zutritt bei beiden Kurfürsten gehabt, hätte er nichts
') Am 19. November 1664 waren dem Kf. Zwillinge geboren worden, welche
aber beide schon nach kurzer Zeit gestorben sind.
-) Johann Leszynski.
3) Stephan Niemirycz, ü. Kämmerer von Kiew; derselbe hatte wegen Glau-
bensverfolgungen sein Vaterland verlassen und sich zu Kf. begeben, welcher ihm ein
Gut in der Neuraark, Neuendorf, in Pacht gegeben hatte.
*) Gemeint ist die Zusammenkunft zu Berlin, Anfang Mai 1664 (s. Urk. u.
Act. XI. S. 271 ff.). In einer Konferenz, welche v. H. mit dem G. Kanzler am 29. Januar
16G5 abhält, behauptet dieser, Niemirycz wäre der allervertrauteste Freund Lubo-
mirski's gewesen, hätte diesem alle seine Guter verschrieben, wäre dann unter dem
Verwände eines exilii ins Reich gegangen und bei der Zusammenkunft des Kf. mit
K.Sachsen zu den allergeheimsten Berathungen zugezogen worden, v. H. bestreitet
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Audienz bei der Königin. Ende des Reichstaf^es. 249
anderes vermothen können, als dass jener von dem G. Marschali, als dessen
Vertrautester, sehr geheime Commissionen gehabt haben müsse.
H. erwidert, er habe davon nicht das geringste penetrieren können, da er
doch vielfältig mit ihm umgegangen. I^iemerycz hätte sich die ganze Zeit,
als er bei Hof seines Arrendecontracts halber sich aufgehalten, in keinem Dinge
geäussert, so Ihren Majestäten nachtheilig sein könnte. Sollte dieses geschehen
sein, so würde Kf. es nicht verschwiegen, sondern darin ebenso wie bei des
dänischen Reichshofmeisters Corfitz v. Ulefeld ') Vorträgen verfahren haben.
Diesem Beispiel der Generosität des Kf. gegenüber, sagte die Königin, könnte
sie nichts erwidern. Damit und mit Discursen über das Befinden der Kurfürstin
und den neuen £hesegen endigte die Audienz.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 8. Januar
1665.
[Auflösung des Reichstages, Verschiebung der Angelegenheit des Kf. auf den nächsten
Reichstag.]
Der Reichstag hat sich in der letzten Nacht ganz fruchtlos, ohne dass irgend 8. Jan.
ein Schluss erfolgt wäre, zerschlagen"), sie haben daher keine Hoffnung, in dem
Hauptpunkt ihrer Negotiation etwas fruchtbarliches zu schaffen, da alle Sena-
toren, welche sie besucht, erklären, El hing als ein Schlüssel des Landes könnte
Kf. nicht tradiert werden, Geld zum Abtrage sei jetzt nicht vorhanden, ohne
Einwilligung sämtlicher Stände dürfe aber keine Contribution gefordert wer-
den, daher müsse diese Sache bis zu künftigem Reichstage, den der König gegen
den 5. März aber nur auf zwei Wochen (es würden aber wohl ihrer Meinung
nach zwölf daraus werden) haben wolle, verschoben werden. Trotzdem haben
sie dem Könige vor angehendem Rathe ein Memorial übergeben^).
dieses und sagt, N. habe damals nur bei der Tafel mit anderen Cavaheren aufgewartet,
derselbe habe sich durch ein Schreiben der Königin bei Kf. Zutritt verschafft und
ein Vorwerk, darauf er die Arrende auf drei Jahre vorausbezahlt, zur Wohnung er-
halten.
») S. ürk. u. Akt. IX. S. 717 ff
'0 S. Kochowski III. S. 157.
^ Kf. weist darauf (d. Custrin 9./[19.] Januar 1665) die Gesandten an, bis zum
* nächsten Reichstage in Warschau zu bleiben und ihn von allem, was in Polen vorgehe,
zu benachrichtigen. Dazu das PS.: „Weil Lubomirsky uns persönlich und ins-
geheim zu sprechen verlanget, als wollet Ihr uns berichten, was nach der gefälleten
Sentenz wider ihn derends weiter passiret, ob sich niemand seiner annimmt, ob man
keine Nachricht aldort habe, wie am Kaiserlichen Hofe diese Sache genommen werde,
was der U.Kanzler für Sentiment führe, wovon Ihr uns nicht allein ausführlich zu
berichten, sondern uns auch Eure fernere Gedanken zu eröffnen, auch habt Ihr uns
schleunigst zu advisiren, wann der U.Kanzler verreiset und wohin ersieh begeben,^
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250 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Bonin an den Kurfürsten. D. Warschau 6./[16.] Januar
1665.
[Audienz beim Ronige.]
IT). Jan. Er hat heute endlich beim Könige Audienz gehabt, derselbe theilte ihm
rait, er habe den G. Kanzler und andere deputiert, ihnen zu sagen, was er gegen
Kf. zu sprechen habe, und auch auf ihr Suchen zu antworten. Kf. würde nicht
gutfinden, dass, wenn er in seinem Staate einen Menschen hatte, der denselben
brouillieren wollte, er denselben härten und ihm den Rücken zu halten versprechen
wollte. Als B. versichert, dieser Verdacht gegen den Kf. sei unbegründet, sagt
der König, er hätte Kf. zu Bromberg gesehen, ihm alles gutes zugetraut, hätte
aber erfahren, wie er nachmals mit dem Marschall, dem ü. Kanzler und anderen,
die dem Marschall angehangen, unaufhörlich durch Hoverbeck, Goltz und
durch Schreiben Communication gehabt. Vergeblich remonstriert B. dagegen, der
König erklärt schliesslich, er wollte ein andermal mehr mit ihm darüber sprechen,
und er musste so seinen Abschied nehmen.
Die Commission, für den Marschall zu sprechen, werden sie bis zu allerletzt
aufschieben müssen, da sie ihm damit nicht helfen werden und sich sonst in
ihrer Negotiation dadurch schaden würden.
Der König beklagte sich auch darüber, dass seine Intercession für Roth
den er in seine Protection genommen, fruchtlos gewesen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau r2./[22.] Ja-
nuar 1665.
[Stand der Wahlangelegenheit.]
22. Jan. Wegen des Wahlncgotii kann er soviel abnehmen, dass man sich wohl vor
oder auch auf dem nächsten Reichstage nicht unterstehen wird, diese Materie
zu treiben, weil solches zum Canonisieren des Marschalls ausschlagen dürfte.
Wäre Pfalz-Neuburg mit Kf. einig, so würde sein Anhang wohl ungleich
stärker sein als der des Duc d'Anghien, Kf. möchte daher, wenn er es erst
seinem Staat zuträglich zu sein befinden werde, wohl damit durchdringen. In-
dessen würde es auch nicht undienlich sein, wenn Kf. in Frankreich erfahren
könnte, ob dem so sei, wie ein polnischer Oberst Krzecki'), der hier des
Pfalzgrafen Inclusion in den Olivischen Frieden sucht, versichert, dass der König
von Frankreich demselben diese Krone vor andern gönne.
Wegen dessen, was zwischen H. und dem G. Marschall vorgegangen, äussert*
man sich gegen ihn allein, oder wenn sie beide zusammen kommen, garnicht,
gegen Bonin aber hat der König und der französische Gesandte darauf ge-
^) Graf Kreuski, einer derjenigen polnischen Edelleute, welche mit der ersten
Gemahlin des Pfalzgrafen, einer polnischen Prinzessin, an dessen Hof gekommen und
auch später dort geblieben waren; er ist Kammerherr und Oberst. S. unten Hacke-
bergs Bericht vom 14. August 1G66.
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Stand der Wablangelegenheit. 2Ö1
stichelt, woraus er schliesst, dass man sie gegen einander zu verhetzen und so
vielleicht ein mehres zu penetrieren sucht.
V. Bonin an den Knrfttrsten s. 1. et d. [Warschau 13./ 23. Ja-
nuar 1665],
[Aeusserungen des Königs gegen den C. Kanzler.]
Der U.Kanzler hat ihnen gestern im Vertrauen eröffnet, dass er bei dem 23. Jan.
Abschied den König zwei Dinge gefragt, eins, wie er sich bei künftigen Sey-
miken und sonst wegen des Marschalls, und das andere, wie er sich wegen
des Wahlnegotii nach des Königs Willen zu verhalten habe. Der König hahe
ihm geantwortet, so viel das erste, den Marschall, anlange, möge er verhüten,
dass wenn ja die Leute auf den Seymiken für denselben intercedieren wollten,
sie bloss in terminis intercessionis bleiben und nicht verba coactiva brauchen
möchten. Was die Wahl anlangt, hätte der König gesagt: ^Ich will hiemit
declarieren, dass ich von der Wahl eines Successoris bei meinem Leben nicht
will gesprochen, viel weniger etwas dabei gethan haben, und wenn es die Königin
schon wollte und suchte, will ich es doch durchaus nicht". Er hahe dabei
dem Könige beigebracht, dass diesem selbst die Wahl eines Successoris gamicht
zuträglich wäre; wenn er einen solchen erwählt haben wollte, so dürfte der-
selbe nicht älter als 6 oder 7 Jahre sein; der König habe dieses wohl ange-
nommen.
Der Kurftirßt an die Gesandten. D. Cöln 16./ [26.] Januar
1665.
[Sie sollen dort bleiben, nameotlich den Stand der Lubomirskiscben Sache zu ergrün-
den suchen. Des Königs Aeusseruug über Rohde.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
Obwohl Kf. sieht, dass sie für diesesmal wenig für ihn werden ausrichten 26. Jan.
können, so soll doch, wenn der König dort bleibt oder nur auf kurze Zeit ver-
reist, wenigstens einer von ihnen, wenn auch unter dem Prätext der Unpässlich-
keit dortbleiben. Sie sollen sich dann nicht scheuen, die ihnen aufgetragene
SoUicitation *) beim König, der Königin und den anwesenden Senatoren mit
gebührendem Fleiss und Nachdruck fortzustellen, ferner, wenn Balbitzky=*)
dahin kommen sollte, auf seine Negotiation gut Achtung geben, ferner, da Kf.
von einer Wirkung der ihm zugesagten französischen Verwendung noch nichts
verspürt, den französischen Gesandten deLumbres darum ansprechen und ihm
zu verstehen geben, dass Kf. sonst den König wieder aufs neue werde begrüssen
müssen. Vor allem aber sollen sie sich bemühen, den rechten Grund zu er-
1) S. oben S. 245 Anm. 1.
^ Der schwedische Gesandte Mathias v. Palbitzki, s. oben S. 237.
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252 in. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
fahren, was in der Krone vom Procoss wider Lubomirsky ^^eurtheilt und ob
man's dabei so bewenden lassen, oder sich einige finden werden, die etwas haupt-
sächliches für ihn thun wollten und könnten. Da anch sicher bald die Seymiken
werden angestellt werden, sollen sie suchen in Erfahrung zu bringen, wohin
man in dieser Sache die Instruction richten werde. Kf. ist verwundert, dass
sie bisher so wenig von dieser Sache geschrieben, namentlich nicht, was der
U.Kanzler darüber für Sentimente führe.
PS. Was der König zu Bon in wegen des Roth gedacht*), kommt Kf.
sehr fremd vor, er kann dergleichen niemand gestatten. Sie sollen sich daher
darüber beim König und den Senatoren auf das höchste beschweren und vor-
stellen, wie hoch sich dieser Roth an Kf., seinem Staat, ja an der Krone selbst
vergessen, indem er, soviel an ihm, die pacta über einen Haufen zu werfen und
seinen preussischen Staat in die höchste Verwirrung habe setzen wollen. Kf.
wollte sich daher nicht versehen, dass man sich eines solchen Menschen, gegen
den er gleichwohl nichts anderes vorgenommen, als dass er sich seiner Person
versichert, den pactis und der aufgerichteten Freundschaft zuwider annehmen
würde.
Aus dem Diarium:
[Audienz beim Könige und der Königin.]
20. Jan. 26. Januar 1665 erhalten die Gesandten Audienz beim Könige, der am
folgenden Tage eine Wallfahrt in die Nähe von Gnesen antreten will, um sich
in eventum, wenn sie etwa vor seiner Wiederkunft abreisen müssten, von dem-
selben zu verabschieden. Auf ihre Klage darüber, dass sie in ihrer Negotiation
auf alle Punkte nur dilatorische oder fast abschlägige Resolutionen erhalten,
entschuldigt er sich, dass er wegen Zerreissung des Reichstages nicht mehr hätte
thun können, und versicherte, auf dem nächsten Reichstage sein Bestes bei der
Sache thun zu wollen. Darauf berühren sie die ihnen vom Kf. anbefohlenen
Punkte, erstlich die Vorenthaltung der märkischen und pommerschen entlaufenen
ünterthanen und die an den Grenzen gegen des Kf. Unterthanen verübten Ex-
cesse, erklären aber, sie wollten damit dem Könige nicht beschwerlich fallen,
sie getrauten sich auf seine Verordnung bei dem G.Kanzler die Sache zu
heben; sie hätten, um allem Unheil auf einmal abzuhelfen, danach getrachtet,
die Draheimsche Sache zu Stande zu bringen, desshalb ein Ansehnliches ge-
boten, auch gehofft, der König würde dem Feldherrn und dessen Gemahlin
solchen Abtrag gethan haben, dass ohne deren Widerwillen sich Kf. seines
Rechtes gebrauchen könnte. Der König erwidert darauf, man müsse damit
warten, bis der Feldherr stürbe, und erbietet sich schliesslich wegen der Grenz-
verletzungen auf dem künftigen Reichstage eine Commission, oder schon vorher
eine Interimscommission zu bestellen.
Darauf thun die Gesandten nach Inhalt des kurf. Rescripts vom 21./31.De-
cember Vortrag betreffend die Restitution Lubomirski's. Der König hört den-
') S. oben S. 250.
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Audienz beim König und der Konigin. 253
selben sehr gedaldig an and antwortet, man wüsste wohl, er sei von Natur
mehr zur Güte als zur Schärfe geneigt, er habe dem G.Marschall, obwohl er
schon seit lange dessen unersättliche Ambition gemerkt, viel Gnade ervriesen
und sich wohl 30 mal von ihm aussöhnen lassen. Nachdem er aber gesehen,
dass derselbe weder bei seinen Worten noch Schriften oder auch bei den Eiden
zu halten, hatte er wider Willen zu anderen Mitteln greifen müssen, auch dabei
aber hätte sich jener sehr trotzig gezeigt, sich auf seinen Anhang verlassend,
wie es aber zum Process gekommen, habe man gesehen, dass derselbe sehr
schlecht gewesen. Die Intercession nehme er von Kf. wohl auf, könne derselben
aber nicht deferieren, bäte Kf., es ihm nicht zu verdenken und nicht weiter in
ihn zu dringen. Zwei widerwärtige Vögel dienten in einem Nest nicht zusammen,
wer den Marschall wollte in Polen revocieren, müsste sich resolvieren, ihn vor-
her zu proscribieren. Kf. möchte doch bedenken, wie gefährlich es sei, sich
eines anderen Rebellen anzunehmen. Weil Rode sich dem Kf. widersetzt,
hielte dieser ihn noch jetzt gefangen, was wäre aber für ein Vergleich zwischen
diesem und dem Märschall, der so ein gefährlicher Mann sei. Er versehe sich
vielmehr, Kf. werde ihm halten, was er zu Bromberg mit einem Handschlage
zugesagt, da er auf seine Klage, seine Polen wären wunderlich und er besorgte
sich noch grösserer Widerwärtigkeiten von ihnen, zur Antwort gegeben, er wollte
sich solchenfalls seiner treulich annehmen. Als die Gesandten bemerken, Kf.
ziehe mehr des Königs und des Reiches Sicherheit und Wohlfahrt, da dasselbe
noch in offenem Kriege mit Moscau stände, in Consideration, meint der König,
es wurde desshalb keine Gefahr haben.
Zuletzt legen die Gesandten auf Bitten der T hörn er Fürbitte für dieselben
ein, dass das in dem Process derselben mit den Nonnen*) gefällte Urteil ge-
mildert oder die Sache wieder zu gütlicher Handlung verwiesen werde, der
König erklärt aber, dass es jetzt nicht mehr in seiner Macht stände, der Stadt
in dem allergeringsten zu fügen.
Darauf erhalten die Gesandten auch Audienz bei der Königin. Auf ihre
Klage, dass sie mit so schlechter Expedition von hinnen reisen würden, ant-
wortet sie in derselben Weise wie der König, wegen Draheim sagte sie, der
Feldherr sei wegen der Drohung mit künftiger Depossedierung sehr alteriert, und
es würde auch eine Ruptur sein, wenn dergleichen sollte vorgenommen werden,
sie erkundigt sich dann, wie hoch die Summe wäre, welche auf Draheim ver-
schrieben, und als sie erfährt, es seien ni/120Rthlr., behauptet sie, man wäre
diese nicht schuldig, da Kf. die Völker nicht geworben, und als ihr remonstriert
wird, diese Summe sei wegen Conjunction der Waffen wider Schweden und der
darauf gewandten Kriegskosten verschrieben worden, behauptet sie, Kf. hätte
den Feldzug nicht zu der Zeit, da man's gesucht, sondern erst, wie man dessen
nicht mehr vonnöthen, gethan, moderiert sich aber schliesslich und erklärt, selbst
auf künftigem Reichstage mit des Feldherm Gemahlin darüber verhandeln zu
wollen.
Auf die Proposition wegen des G.Marschalls fragt sie zuerst, wie sich der
») S. oben S. 242.
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254 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
König erklärt hätte, sagt dann, sie wollte, obwohl sie der König davor gewarnt,
auch jetzt nicht unterlassen für den Marschall zu bitten, der König wäre aber
sehr hart und wollte sich durchaus nicht lenken lassen.
[Conferenz mit dem G. Kanzler.]
29. Jan. 29./19. Januar 1665. Conferenz mit dem G.Kanzler.
Hov. beschwert sich bei demselben wegen der gegen ihn selbst und Kf.
erhobenen Anklage, mit Lubomirsky in geheimer Correspondenz zn stehen.
Er habe L. auf seinem Erbgute Dombrowa besucht'), weil der Hofschatz-
meister Rey dorthin gereist sei und er habe fürchten müssen, dass dieser, was
bei der Hansdorfischen Commission vorgegangen, dem Kf. und dessen Com-
missarien zum Nachtheil berichten und L. einzunehmen suchen würde, zugleich
weil er erfahren, dass einige preussische Malcontenten L. ersucht hätten, königliche
Völker ins Land zu schicken. Er habe bei dieser Gelegenheit auch des G.Mar-
schalls Meinung wegen des Wahlnegotii zu sondieren gesucht, jener habe sich
aber nicht geäussert, dass er einige Neuerung vorhätte oder auf den Fall des
interregni sich mit solchen Gedanken trüge, als man nun davor hält, vielmehr
hätte er deduciert, dass bei dem Zustande der Republik kein Einheimischer zur
Krone gelangen könnte.
Der G.Kanzler lässt sich darauf nicht weiter ein, kommt aber wieder auf
Niemerycz*) und dessen Anwesenheit bei der Zusammenkunft zwischen Kf.
und K. S achsen. Die Gesandten bestreiten, dass derselbe zn den Berathungen zu-
gezogen worden sei. Der G. Kanzler behauptet dann, der König habe das Recht,
sich, der Souverainität ungekränkt, der preussischen Stände anzunehmen, Kf.
aber nicht Lubomirsky's, wogegen sie remonstrieren.
Sie kommen dann auf ihre Geschäfte, bringen wieder die Draheimsche
Sache vor, als der G. Kanzler sie auf den nächsten Reichstag vertröstet und er-
klärt, er wolle sich bemühen, dass sie mit guter Vergnügung expediert würden,
geben sie ihm zu verstehen, sie merkten, dass man sie nur hinhalten wolle, und
fordern ihn auf, dahin zu wirken, dass das Misstrauen zwischen dem Könige und
Kf. beseitigt werde. Er kommt dann auf die Wahlsache zu sprechen und be-
schuldigt Kf., dass dieser dem Hause Oesterreich zu gefallen die von der
Königin gewünschte Wahl des duc d'Anguin zu hintertreiben gesucht habe.
Die Gesandten bestreiten dieses, v. Bon in sagt, er sehe nicht, was Kf. für Ur-
sache hätte, der Wahl eines französischen Prinzen, wenn sie rechtmässig und
ohne Veränderung des Staats in der Republik erfolge, zuwider zu sein, Kf. hätte
deswegen freie Hände und wäre an Oesterreich nicht gebunden, doch würde er
dem Kf. nicht rathen, ohne Ursache den Undank von Oesterreich auf sich zu
laden, auch v. Hoverbeck versichert, Kf. habe mit Oesterreich keine andere Ver-
bündnis als das foedus defensivum, das sie vor dem Holstcinschen Feldzuge ge-
schlossen, doch konnten sie merken, dass dem G.Kanzler dadurch aller Zweifel
nicht genommen war. H. beschwert sich daher um so mehr, dass dem Kf.
«) S. Urk. u. Act. IX. S. 218flF.
2) S. oben S. 248.
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Gonferenx mit dem G. Kanzler. 255
ohne Gnind viele Dinge beigemessen würden, so hätte man anf dem Reichstage
1661 vorgeben dürfen, er, H., und Dobrzenski hätten m/70Rthlr. vertheilt,
um die Wahl bei Lebzeiten des Königs zu hintertreiben, und noch jetzt werde
behauptet, dass Kf. der confoederierten Armee seine Protection versprochen habe.
Sie kommen darauf wieder auf ihre Sachen, klagen über die Grenzver-
letzungen vom Drah ei m sehen aus und verlangen als bestes Mittel zur Schlich-
tung der Streitigkeiten die Auslieferung der Starostei an Kf.; der G. Kanzler
dagegen verlangt, Kf. solle sich gefasst halten, zum Frühling das veraccordierte
Subsidium zu stellen, und klagt, dass dieses noch nicht bisher geschehen sei,
ferner, dass Kf. durch Einrichtung der Fähre bei Mewe^) in die Regalien des
Königs eingriffe, während die Gesandten behaupten, eine Fähre zu halten, sei
res meri arbitrii und könne Kf. sich seines Rechtes nicht begeben. Der Kanzler
holt dann einige Schaupfennige, so bei der Huldigung ausgeworfen worden, und
von den letztgeschlagenen Oertem hervor und erklärt, es habe dem Könige und
der Republik Nachdenken verursacht, dass Kf. sich dort des Titels Domini
supremi et haeredis Prussiae bediene und nicht einen Herzogs- oder Kurhut, sondern
eine geschlossene königliche Krone darüber führe; die Gesandten rechtfertigen
dieses und geben ihrer Verwunderung Ausdruck, dass man dergleichen Dinge
aus allen Winkeln hervorsuche, welche nur Kf. alterieren könnten. Er gesteht
zu, es wären das Sachen von geringer Tmportance, zuletzt fragt er, ob Kf. ein-
gewilligt habe, dass Pfalz-Neuburg in den Olivischen Frieden miteinge-
schlossen werde, und erklärt, als die Gesandten wegen der Versammlungssache
der Markgrafen von Culmbach und Ansbach erinnern, diese Sache 'gehörte
auf einen ordentlichen Reichstag. Er empfiehlt ihnen dann noch einige Privat-
angelegenheiten. Beim Herausgehen stellt er ihnen das Recreditiv des Königs
und sein eigenes zu, nachher aber merken sie, dass bei dem Titel des Kf.
Lauenburg und Bütow ausgelassen sind, sie schicken es daher zurück.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 30. Januar
1665.
[Aussichten Lubomirski^s. Verbalten des Wiener Hofes. Ob Kf. mit Lubomirski eine
Zusammenkunft halten solle.]
üeber das Verfahren gegen Lubomirsky ist noch alles bestürzt. Weil 30. Jan.
aber alles unter dem Schein Rechtens geschehen, wird insgemein dafür gehalten,
dass auch kein benachbarter Potentat sich der Sache wohl eher annehmen
würde, bis die Sentenz ex capite nullitatis von den Ständen auf den Seymiken
impugniert werden oder aber die Armee sich einmischen würde. Die Kosacken
haben sich zwar verlauten lassen, wenn er zu ihnen käme, wollten sie Czar-
necki liefern, aber auf dergleichen Volk ist nicht wohl Staat zu machen. Es
wird also wohl alles darauf ankommen, wie sich die Seymiken und der künftige
Reichstag anlassen werden.
>) S. ürk. u, Act. IX. S. 5f.
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256 in« Brftndenburg und Polen. 1664—1673.
An den K.Vicekanzler, welcher bereits vor acht Tagen von hinnen nach
Grosspolen gegangen, hat der G.Marschall geschrieben und ihm verwiesen, dass
er durch seine consilia, indem er ihn alle weg ermahnt, sich dem Hofe zu accom-
modieren, ruiniert wäre. Dasselbe hat zwar dem Hofe nicht missfallen, es hat
ihm aber doch nicht mehr Vertrauen, als er vorhin gehabt, gestiftet. Derselbe
wollte wohl herzlich gerne dem G.Marschall wieder aufhelfen, aber doch nicht
anders, denn durch solche Mittel, die keine Extremität nach sich ziehen, aus
Furcht, patria möchte zerrissen werden.
Wie am kaiserlichen Hofe des Marschalls Sache genommen werde, da-
von wird ungleich gesprochen, bei Hofe wird angegeben, der Kaiser habe weder
dem Marschall noch seinem Sohn gestatten wollen nach Wien zu kommen, an-
dere aber haben ihm berichtet, Lubomirsky's Sohn habe von Wien aus ge-
schrieben, der Kaiser habe erklärt, dass er nicht allein ihn, sondern auch alle an-
deren, die wegen Maintenicning der Freiheit des Vaterlandes leiden würden, schützen
und nicht gestatten wolle, dass diese Krone unter einen absoluten Dominat gebracht
werde, wesshalb man nicht geringes Missfallen gegen das Haus Oesterreich be-
zeugt, aus Furcht, der gemeine Adel dürfte hiedurch um so viel mehr Muth zu
fassen veranlasst werden.
Eine persönliche Zusammenkunft mit Luboroirsky würde Kf. dienen
können, 1) um der Krone Stärke und Schwachheit zu ersehen, 2) hinter die
consilia zu kommen, welche hiebevor gegen Kf. geschmiedet worden, 3) abzu-
fragen, welches die Malcontenten in Preussen gew^esen, die ihn mit der Armee
ins Land gefordert. Es würde aber weniger Verdacht oder auch Offens geben,
wenn Kf. geschehen Hesse, dass er Öffentlich komme, statt in geheim, was doch
auch wohl gewiss nicht würde verschwiegen gehalten werden können. Könnte
aber beides mit Manier eine Zeit lang aufgehalten werden, möchte es wohl am
dienlichsten sein, doch darf der G.Marschall nicht auf die Gedanken gebracht
werden, als trüge man Scheu vor ihm in seinem Unglück.
Des künftigen Reichstags halber ist man in grosser Besorgnis. Sehr vor-
theilhaft wäre es, wenn Kf. in Frankreich könnte penetrieren lassen, wozu
man des Wahlnegotii halber entschlossen sei; denn vielen kommt es vor, als
ob es nicht mehr so ernstlich wie früher gemeint sei.
V. Bonin an den Kurfürsten. D. Warschau 30. Januar 1665.
[Besorgnis vor feindlichen Absichten Polens gegen Kf., dagegen zu treflFende Vor-
sichtsmaassregeln. Aussichten für den nächsten Reichstag. Aeusserungen über
V. Hoverbeck. Drohende Aeusserungen des Königs gegen den Kf.J
30. Jan. ^^s ^^^ kalten und unhöflichen Art, mit der sie hier behandelt werden,
und anderen Dingen schlicsst er, dass man nicht allein wenig Freundschaft und
Geneigtheit zu Kf. trägt, sondern dass man entweder demselben nichts gutes
zutraut, oder dass man von ihrer Seite etwas böses mit demselben im Sinne
hat. Er räth daher: 1) mit dem G.Marschall sich nicht zu sehr zu vertiefen,
ihn aber auch nicht ganz hülf- und trostlos zu lassen, damit, wenn man Gefahr
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Warnung vor feindlichen Absichten Polens. 257
zn furchten hätte, Kf. nicht ihre ganze Macht allein aaf sich nehmen durfte,
sondern man ihnen die Köpfe etwas von einander ziehen und den Polen mit
Polen begegnen könnte. Man musste ihm durch jemand, aber nicht durch
Niemeritz, welcher hier gar zu viel Wächter und Inspectores hat, sagen lassen,
dass Kf., so lange er in Polen als jure victus angesehen würde und keinen An-
hang hätte, nichts wirkliches für ihn thun könnte, wenn Kf. aber sehen würde,
dass ihm etliche ehrliche Leute aus seinem Vaterlande beifallen möchten, die
er als Zeugen seiner Unschuld oder der Ungerechtigkeit des gegen ihn geführ-
ten Processes ansehen könnte, dann könnte er sich seiner annehmen und auch
unter der Hand am kaiserlichen Hofe sein Interesse befördern. Dass Kf. ihn
persönlich spreche, widerräth B. vor dem Reichstage auf das höchste, sonst sei
hier alle Güte verloren und würde keine Entschuldigung angenommen. 2) Kf.
möchte sich bei seinen Alliierten und 3) bei den befreundeten deutschen Fürsten
für den Nothfall nach Hülfe umsehen, 4) suchen, was er noch mit seinen Stän-
den aller Orten in Unrichtigkeit hätte, in Richtigkeit zu bringen, und sie dann
fragen, ob er sich in der Zeit der Noth auf sie verlassen könnte, auch das
allgemeine Aufgebot der Ritterschaft vorbereiten.
V. Hoverbeck hält zwar dafür, dass diese Besorgnisse nicht genugsam
gegründet seien, doch ist er der Meinung, dass zuviel Vorsicht nicht soviel
schade wie zu wenig.
Was ihre hiesige Ncgotiation anbetrifft, so meinen sie beide, dass Kf. auf
dem künftigen Reichstage versuchen müsse, mit Geld etwas auszurichten. Er
glaubt, der G.Kanzler müsse auf diese Weise gewonnen werden, doch ist keine
Hoffnung, El hing, auch nicht einmal Draheim, höchstens den früher be-
willigten Zoll zu erhalten. Fürst Radziwill und wohl auch andere sind der
Meinung, dass Kf. sich in Polen durch Frankreich helfen und die Wahl des
duc d'Enguin zu befördern versprechen solle, B. räth aber, jedenfalls sich nicht
dazu anzubieten, sondern so lauge zu warten, bis Kf. gesucht werde und Cou-
ditionen machen könne. Bei der gestrigen Conferenz mit dem G.Kanzler be-.
klagte sich Hoverbeck wegen des gegen ihn geäusserten Argwohns^), als
wenn erLubomirsky aufgereizt hätte, und verantwortete sich dagegen aufs neue,
jener ging aber nicht darauf ein. Er bezeigte sonst kein böses Gemüth gegen
Hoverbeck, sondern rühmte dessen Kluglieit und Geschwindigkeit und seine
Kenntnis der polnischen Verhältnisse. Auch der König und die K ö n i g i n haben,
wenn er zugegen gewesen, nicht merken lassen, dass sie Unwillen gegen ihn
hätten, der französische Gesandte gedachte einmal, dass etliche Senatoren viel-
leicht lieber einen anderen hier sehen wurden, aus Ursachen, wie er sagte:
qu'il faut qu'ils soient toujours sur leurs guardcs en parlant avec qui a trop de
cognaissance de leurs affaires, so dass also an v. Hoverbecks sowohl Annehm-
lichkeit als auch Tüchtigkeit sowie an seiner eigenen Treue und Fleiss nicht
der Mangel ist, dass des Kf. Sachen hier nicht nach Wunsch gerathen.
Der') König hat Fürst Radziwils Edelraann gesai,'t, er wollte
^ S. oben S. 250 254.
*) Schon am 2. Januar hatten v. H. und v. B. dem O.Präsidenten v. Schwerin
Mater, s. Gesch. d. G. Kurfürsteu. XII. 17
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258 III. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
ihm, wenn er kommen würde, Briefe von Ew. Clif. I). sehen lassen, wegen
welcher Sie sich noch einmal auf grüner Heide sprechen müssten, als er
aber kommen, hat er davon keine weitere Erwähnung gethan; Ihr Fürst).
Gn. wollten dieses wohl nicht gern sagen, könnten es gleichwohl auch
der Pflicht nach nicht verschweigen. Fürst Radziwil besorget auch,
dass, wenn sie mit Mosskau Friede hätten, Ew. Churf. I). Gefahr haben
möchten; in dieser treuen Sorg ist es auch, dass Fürst Radziwil so
fleissig rathet, dass Ew. Churf. D. auf den Frühling nicht in die Ferne,
sondern nach Preussen reisen sollen. —
V. Bonin an den Kurfürsten. D. Warschau 6. Februar n. st.
1665').
[Stand der Wahiangelegenheit.]
6. Febr. Die Wahiangclcgcnheit wird noch immer eifrig betrieben, die Koni gin hat
sogar einmal gesagt, wenn dieses nicht geschehen sollte, würde sie dem Lande
so feind sein, als sie es bisher geliebt hätte, und würde ihr weniger leid sein,
wenn sie das ganze Königreich im Feuer sehe. Die neben der Konigin die Wahl
snchen, sind die, welclie in der Zeit, ehe die Hoffnung etwa in Zweifel gerathen,
sich hierin zu dienen verpflichtet und da?'auf Gnade und Beförderung empfangen
haben. Anfangs war der vornehmste darunter der G.Marschall, welcher her-
nach abgegangen, jetzt sind es der G.Kanzler, der Feldherr Czarnetzki,
der Littauische O.Kanzler Paz, der Littauische ünterfeldherr Paz, der
Königin Kanzler Rey, der Referendarius Morst ein, deren ein jeder wieder
seinen Anhang hat, die neben der Beförderung ohne Zweifel schon französisches
Geld empfangen haben und beides ins künftige noch mehr erwarten. Der Erz-
hischof'-*) ist nicht in Consideration, der Bischof von Ermland') stellt sich
auch, als ob er von dieser Partei sei, man consideriert ihn auch wegen seines
Verstandes hoch, traut ihm aber nicht sehr, der Bischof von Posen*) depen-
bericbtet, Fürst Radzi will hüttc ihnen mitgetheilt, dass , man hier dem Kf. nicht gut
und dass leichtfertige Bändel obhanden seien*^, sie hätten erfahren, der schwedische
Gesandle Palbitzki hätte hier bei einer Privataudienz von sehr gefahrlichen Machi-
nationen des Kf. und K. Sachsens gegen des polnischen Königs Staat und Person
gesprochen, und am O.Januar, durch Fürst Radzi will hätten sie erfahren, derselbe
Palbitzki habe gesagt, die beabsichtigte Allianz des Kf. mit Schweden sei gegen
Polen gerichtet, es sei aber zu merken, dass er diesos „aus Affecten" gethan, da er
sich beschwert habe, es sei ihm wegen einiger Güter Unrecht geschehen.
') Vgl. Pufeudorf IX. c. 87 (S. 632f.).
-) W.enceslaus Lesczynski: vgl. über denselben Ludwigs XIV. Instruction
für den Bischof von Boziers vom 26. December 1G()4 (Rccueil des Instructions
donnees aux ambassa-ieurs de F*rance IV. S. ßO).
^ Johann Stephan Wydzga, s. ebendaselbst S. 70.
*) Steph an Wierzbo wski.
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Stand der Wahlangelegenheit. 259
diert vom Hofe, ist aber sonst im Königreich in schlechter Consideration. Auf
diesen und ihren Helfershelfern besteht das Wahlnegotium, doch meinen sie am
Hofe, dass die Partei in Littauen starker sei und dass, wenn sie nicht zu
der Krone gelangen könnten, sie versuchen wollten, ob sie Littauen von der
Krone trennen und schaffen könnten, dass Duc d'Anguin zum Grossfürsten
erwählt würde. Dieses sind die Leute, die sowohl den Rath als auch die Miliz
dirigieren, und man sollte daher wohl meinen, dass die Sache durch sie wohl
könnte durchgeführt werden. Die Gegenpartei aber meint, dass zwar diese
Leute in gewöhnlichen Geschäften stark und mächtig seien, in so extraordinären
Dingen aber seien sie, die Gegenpartei, viel stärker, und es befänden sich auch
bei jener Partei Schwachheiten: 1) der König selber sei in seinem Gemüthe
zweifelhaft, und was er hiezu thue, geschehe nur, um sich von der Königin Ruhe
und Frieden zu verschaffen; 2) seien sie unter sich nicht einig, ob, wenn die
Sache nicht bonis modis und durch die Wahl könnte zu Wege gebracht werden,
man dieselbe mit Kriegszwang suchen sollte, 3) sage man, der König in Frank-
reich wolle zwar gern einen Franzosen in diesem Königreich haben, habe aber
einige Bedenken gegen den Duc d'Anguin, er möchte von des Vaters Natur
haben und sich ihm leicht widersetzen. Auch de Lumbres war eine Zeit bei
der Königin übel angeschrieben und es wurde ihm vorgeworfen, dass er dem
Hause Longueville viel mehr affectioniert wäre als dem Hause Cond^.
Hauptsächlich aber fürchtet man sich in dieser Sache vor dem gemeinen Adel,
so dass die Königin gemeint, der gefährlichste Griff, den der Marschall vorgehabt,
sei gewesen, dass er sich zu der Wahl d'Anguins erboten, meinend, dass wenn
dieses Erbieten angenommen wäre, man sie bei dem ganzen Lande würde ver-
hasst gemacht haben. Der Bischof von Krakau'), der für einen sehr witzigen
Mann gehalten wird, ist bisher der Sache offenbar zuwider gewesen, und meint
man, dass die meisten von der Geistlichkeit mit ihm, absonderlich die Jesuiten,
stark zuwider und wollen, nachdem sie auf Kf. nicht mehr gedenken dürfen,
den catholischen Missethäter haben, der in Ungarn gewesen. Viele, wo nicht
die meisten unter den Soldaten sollen noch auf Kf. gedenken. Der G.Feldherr
in Littauen, Sapieha, soll auch eine gar starke Faction haben, welche alle der
Wahl zuwider.
B. glaubt nicht, dass Schweden an diesem Orte einen französischen Nach-
bar wünschen und denselben einzusetzen sich bemühen wird.
Aus allem schliesst er, dass für Kf. es nicht rathsam sei, das Wahlnegotium
zu con sentieren, noch weniger es zu befördern.
Ich halte das ganze Werk für eine weibisch Schwachheit und Irr-
tum, und dass dieselbe kluge Polen, die es mit zu befördern suchen,
die Augen mit Geld, Ehr und andern Gutthaten geblendet und der Ver-
stand genommen sei, — melde nur dieses, dass Ew. Chf. D. (aber in höch-
ster geheim, so dass es bis hieher nicht erschallen könne) den Mar-
schall, bis dieser Reichstag vorbei, in Hoffnung halte, aber wirklich mit
*) Andreas Trzebicki, s. ebendas. S. 69.
17^
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260 nr. Brandenburg und Polen. 1G64 — 1673.
ihm nichts thun möge, dass man vorher sehe, ob man in unserm nego-
tium etwas ausrichten könne oder nicht*). —
Resolution des Kurftlrsten für den Abgesandten Lubomirski's^).
D. Coloniae ad Spream 7./[l7.] Februar 1665^.
[Der nächste Reichstag ist abzuwarten. Kf. wird sich für Lubomirski verwenden. Be-
vorstehende Ankunft de Goess\]
17. Febi. Serenitas Sua Elect. invita plane porcepit, quae hactenns com D. Regni
Mareschallo acta fuerunt, idque non saltom ob benevolum syncenimque, quo
hactenns Regni Mareschallum prosecuta est affectum, sed quod ingens etiam
Polonicae libertatis — detrimentum imo generalem reipublicae concussionem civi-
lesquo motus causa liaec secum trahere posset. Praeterea Ser.t«» S.* El.*« non
miratur, 0. Regni Mareschallam in iis quibuscum coullictatur augustiis opem et
auxilia serio expetere, gratumque eidem accidit, quod singnlarem quoque prae
aliis in Ser.t« S.» EI.» collocare fiduciam videatur. Cum vero praesentis ratio
negotii summam praecautionem requirat, cumprimisque prospiciendum, ne in re
tanti ponderis et momenti praecipitantia peccetur vel aliquid contra reip. ami-
corumque Mareschalli vota etvolnntatem agatnr, consultum judicat Ser.t*« S.» El.««,
ut exigui temporis moram usque ad comitia proxima patienter ferat. Apnd
Regiam interea Majostatora Ser.™«» Elector reiterabit officia majorique quam
hactenus cura restitutionem D. Regni Mareschalli lataeque sententiae abolitionem
instantius urgebit, ncc minus Regi Christianissimo praegnantos exponi rationes
curabit, quae ipsum, ut officia sua pro D. Mareschallo interponat et tranqnillitati
publicae ea ratione consulat absque dubio raovebunt. Imprimis autem universis
^) Ganz ähnlichen Inhaltes ist ein Bericht v. Hoverbecks über dieselbe An-
gelegenheit von demselben Datum. Auch er glaubt, dass der König jetzt nicht in
die Wahl willigen wolle, dass es den Künsten der Konigin aber doch gelingen werde,
ihn umzustimmen. Der Bischof von Krakau sei der Meinung, der TTof werde, wenn
der künftige Reichstag zum Schluss kommen sollte, eine Zeit lang glimpfliche Mittel
versuchen und zu dem Ende den Herzog von Enghien ins Reich kommen lassen,
sollte aber der Reichstag sich zerschlagen, so werde man das Werk mit den Waffen
durchzutreiben suchen. Pfalz-Neuburg habe Anhang in Gross- und in Kleinpolen,
würde auch wohl durchdringen, wenn er mit Kf. wohl stände, denn sie wollten gern
so wählen, dass sie dadurch weder mit Oesterreich noch mit dem Kf. in Krieg
gcriethen.
2) Lubomirski hatte nach Empfang des Schreibens des Kf. vom 31. December
160)4 (s. oben S. 244) im Januar an denselben den U.Kämmerer von Kiew Stephan
Niemirycz (s. oben S. 248) gesendet, jetzt schickte er (Creditiv d. Wratislaviae
7. Febr. 1G65) an denselben behufs näherer Information Vexilliferum Praemisliensem ;
das Recreditiv des Kf für denselben ist Coloniae ad Spream 8./[18.] Februar 16(15
datiert. Vgl. Pufendorf IX. c. 84 (S. 629).
') Randbemerkung: „Diese Resolution ist des H. Lubo rairsky anhero geschick-
ten Bedienten fürgeiesen aber nicht communiciret worden "
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Resolution ffir den Abgesandten Lubomirski's. 261
Regni statibus proximis comitiis ob oculos ponet ingens periculura certamque
libertatis patriae iacturam ex iis, qaae hactenus gesta sunt, indubie timendum,
nisi communibus sufiFragiis remedium tanto malo quaeratur. Non videt Ser.t«»
S.a El.*8, quid hoc rernm statu ulterins polliceri queat, praesertim cum Caes.c*
S.* Maj.*»s ablegare huius negotii gratia ad aulam hanc electoralem Baronem do
Goes statuerit; communicabitur autera fideliter, quicquid cum illo agetur, nee
dnbitat Ser.™»« Elector, haud impatienter iliud laturum D. Regni Mareschallum,
cum satius sit ac tutias per amicabiles vias experiri prius ejusdem restitutionem,
quam certissimo remp. malo ante implicari, quam de procerum ejusdem voluntate
et suffragiis certior factus fuerit. —
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 10./[20.] Februar
1665.
[auf die Relationen vom 30. Januar und 6. Februar. Neue Instruction.]
(CoDC. 0. V. Schwerio.)
Kf. kann aus den mit dem Reichskanzler und anderen geführten verdriess- 20. Febr.
liehen Discursen nicht anders abnehmen, denn dass der König und einige der
vornehmen Bedienten Ursache an ihm suchen mössten, er will sich aber von
diesen Imputationen befreien, daher soll II. desswegen besondere Audienz be-
gehren und dem Konige erklären, es befremde Kf. zum höchsten, dergleichen
falsche Auflagen zu vernehmen, und er müsste demnach begehren, dass der
König ihm das Schreiben, worauf sich derselbe gegen Fürst Radziwills
Bedienten Morst ein bezogen*), vorzeige und die Personen, welche ihm ein und
das andere von Kf. beigebracht, benenne, sonst müsste er auf dem nächsten
Reichstage hierüber bei den sämtlichen Ständen Beschwer führen und dieselben
ersuchen, den König zu disponieren, dass ihm darunter gefügt würde. Sollte
er es nicht erlangen können, auch der König den Vorschlag, den er für sich zu
machen hat, dass dieser in einem Schreiben an Kf. erkläre, dass demselben mit
diesen Auflagen zu viel, geschehen und er daran unschuldig wäre, verwerfen, auch
Vorstellungen bei dem Kanzler, dem Erzbischof und anderen vornehmen ministris
nichts fruchten, dann soll H. bei nächstem Reichstage in öffentlicher Audienz
darüber Klage führen und denselben ersuchen, beim Könige es zu vermitteln, dass
dem Kf. das Fundament aller solcher Beschuldigungen zu seiner Verantwortung
mitgetheilt werde.
Wegen des G.Marschalls hat Kf. sein Judicium so lange suspendiert, bis
er sehe, ob die wider ihn gefällte Sentenz auf künftigem Reichstage werde con-
firmiert werden, doch will er, wie er dem Abgesandten desselben zugesagt 2),
noch einmal für denselben beim Könige intercedieren, H. soll daher nebst
üeberreichung eines zweiten Schreibens diese Intercession mit mehrerem Nach-
druck als bisher ausführen und besonders remonstrieren, dass der König mit
') S. oben S. 258.
*) S. oben S. 260.
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262 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
der höchsten Reputation aus dieser Sache kommen könne, wenn er L. restituierte,
und dass er andernfalls sich selbst und das Reich in die grösste Gefahr setzen
werde. Sollte der König dem nicht deferieren, so müsste Kf. dieses alles den
Reichsständen vorstellen und sie zur Vermittlung auffordern. H. soll in der
That, wenn der König sich dazu nicht verstehen sollte, solches bei den Stän-
den thun.
In des Kf. Particularangelegenheiten soll H. in fleissigem Sollicitieren fort--
fahren, sich auf keinen ferneren Reichstag vertrösten lassen und ausdrücklich
andeuten, dass Kf., wenn er jetzt keine Satisfaction erhalte, solches nicht anders,
als eine öffentliche Contravention der Pacten nehmen könnte. Sollte H. verspüren,
dass durch Verheissung eines mehrem, als er schon in Instruktion hat, etwas
merkliches zu erreichen sei, so wird ihm solches anheim gestellt. Kf. ist es
gleichviel, ob er seine Satisfaction durch Einführung eines Wasserzolles oder
durch andere Mittel erhält. Wegen Draheim steht es in des Kf. freien Willen,
es einzunehmen, H. soll daher dabei verbleiben, dass, wenn dem Feldherrn
keine Satisfaction widerfahre und derselbe sein Anerbieten nicht annehme, Kf.
sich seines Rechtes gebrauchen werde. An den König von Frankreich hat
Kf. geschrieben^) und er hofft, dass dessen Gesandter bald andere Ordre erhal-
ten werde. Er schickt H. ein neues Credenzschreiben ^) und zwar nur für ihn
allein, da er vermuthet, dass v. Bonin^) schon abgereist sein werde.
V. Hoverbeck an den Kurflirsten. D. Warschau 26. Februar
1665.
[Audienz beim Könige.]
2G. Febr. Den 23. hat er beim Könige Audienz gehabt und ihn gebeten, es dahin
zu richten, dass Kf. ohne weiteren Verschub auf dem vorstehenden Reichstage
0 S. das Schreiben des Kf. an Ludwig XIV. vom 25. Januar 1665 (ürk. u.
Act. II. 8.304).
^ d. Coloniae ad Spream 10./20. Februar 1665; unter demselben Datum ist ein
Schreiben des Kf. an den Konig von Polen ausgestellt, in welchem er sich darüber
beklagt, dass ihm trotz seiner Bitten nicht durch Mittheilung des Briefes und Nennung
der Personen die Möglichkeit, sich zu rechtfertigen, gegeben sei, und anzeigt, dass er
auch in dieser Angelegenheit Aufträge an v. Hoverbeck ertheilt habe.
3) Kf. hatte in einem Schreiben vom J^b""*^-! ^- Bonin angewiesen, sich
vorläufig nach Pommern zurückzubegeben, diesen Befehl am 13./23. Febr. aber wider-
rufen; am 6./16. März erneuert er denselben, inzwischen aber war derselbe schon ab-
gereist, am g Mai^" berichtet er von Bublitz aus über seine Abschiedsaudienz
beim Könige und der Königin, beide hätten sich dabei ganz ausnehmend gnädig ge-
zeigt, welcher Wechsel in ihrem Verhalten wohl hauptsächlich durch die Nachricht
vom Abschluss des Traktats zwischen Schweden und Russland, durch Streitigkeiten
mit Frankreich, den Tod Czarnecki's und durch üble Nachrichten von den Seymiken
veranlasst sei.
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V. Iloverbecks Audienz beim Konige. 263
in seinen Forderungen Satisfaction erlange. Der König erwiderte sehr gnädig,
beklagte Czarnecki's Tod'). Als ihm H. vorstellte, ob er sich nicht der
durch dessen Tod erledigten Starosteien zur Befriedigung des G. Feldherrn und
so zur Beförderung der Satisfaction des Kf. bedienen wolle, erklärte er, dieses
ginge nicht, da über dieselben schon im voraus verfügt sei. Als H. ihn darauf
bat, den Verdächtigungen gegen Kf. keinen Glauben beizumessen, sondern, wenn
er Scrupel hätte, dieselben frei zu entdecken und die angeblichen Original-
schreiben des Kf. zu communicieren, damit man so auf den Grund der Sache
kommen könne, wollte der König von dergleichen Schreiben nichts wissen, ge-
stand endlich doch, dass ihm einiges, aber mündlich, von Crockows Tractatcn
in Schweden, darinnen nachtheilige Dinge enthalten, beigebracht worden, worauf
IL diese Tractate rechtfertigt.
Der König sagte dann, da H. von Schreiben gedacht, müsste er erwähnen,
dass ihm dieser Tage eines aus Grosspolen zugekommen, darinnen er berichtet
werde, dass der G.Marschall incognito zu Kf. nach Berlin gegangen sei. H.
versichert, dass er davon keine Nachricht habe, und erklärt, es müsse erdichtet
sein, der König gestand, dass er es selbst nicht glaube, da er in jenem Schrei-
ben viele Dinge gefunden, von denen er w^isse, dass sie falsch seien, so z. B.
es stünde darauf, dass Kf. sich öffentlich zur catholischen Religion bekennen
würde, und könnte man leicht erachten warum, ebendort werde auch gedacht
von einigen Schreiben, so an den Moscowiter abgegangen, welches er auch
nicht glaubte, wiewohl er vorm Jahre gehört, dass einige Correspondenz durch
Schreiben, so über Curland fortgeschickt worden, vorgegangen. H. antwortet,
dass, wenngleich Kf. der Commercien halber mit dem Moskowiter Correspon-
denz unterhielte, oder auch für Reisende Intercessionale ertheilte, dasselbe ihm
keineswegs verdacht werden könnte, er könne aber versichern, dass innerhalb
der letzten anderthalb Jahre, da er stets bei Hofe gewesen, auch dergleichen
nicht geschehen sei. Der König erklärte darauf, dass er das ganze Schreiben
für ein unwerthes Geschwätz hielte, bat aber, Kf. möchte dem Marschall nicht
trauen, noch ihm Werbungen in seinem Lande verstatten, erzählte darauf sehr
weitläufig, w^ie derselbe in dem Wahlnegotio und gegen das Haus Oesterreich
verfahren, „welches ein recht studierter Discurs zu sein schien".
Zuletzt bringt H. vor, es sei Kf. sehr fremd vorgekommen, aus Benins
Bericht zu erfahren, dass der König des R o h d e gedacht und dabei erwähnt,
er hätte denselben in seine Protection genommen, dieses könnte Kf. niemandem
gestatten, da es direct gegen die Pakten und die Souverainität liefe. Der König
wurde hierüber wohl etwas alteriert, hörte es aber doch ganz geduldig an und
antwortete ohne gar zu grosse Emotion, er hätte des Rohde gegen Bon in nur
incidenter gedacht und gesagt, derselbe hätte Protection bei ihm gesucht, er
hätte wohl seine Propositionen angehört, aber ihn niemals in seine Protection
genommen. IL bezeugt seine Freude über diese Erklärung, weist aber darauf
hin, dass Rohde selbst dem Kf. ein königliches Originalschreiben ausgeant-
wortet, darin er ihn ermahnt, in seinem Vorhaben fortzufahren. Des Schreibens,
') S. Kochowski IIL S. 167.
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264 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
sagte der König, wüsste er sich garnicht zu erinnern, es musste in der grossen
Kanzlei expediert und ihm untergeschoben sein, kein Potentat könne vor der-
gleichen Uebereilung gesichert sein, und versprach, sich seiner nicht anzunehmen,
bat aber, Kf. möchte ihn, wenn er ihm in Königsberg nicht trauen könnte, von
dort an einen anderen Ort wegbringen und auf freien Fuss setzen. H. berichtet,
dass Rohde in der Lausitz nicht in einem Gefängnis nach polnischer Art,
sondern in einem ehrlichen Gemach nur in custodia sei und gut verpflegt werde,
er würde auch wohl mehr Freiheit erhalten haben,* wenn er sich nicht so trotzig
zeigte. Der König sagt, er wolle dieses seinem Sohne, wenn dieser wieder um
Intercessionalen anhalten würde, verweisen und ihn zu schuldigem Respect und
Gehorsam an malmen, sonst aber sich seiner nicht annehmen.
Aus dem Diarium.
ll.iMärz. 11. März 1665. Audienz v. Hoverbecks beim Könige. Er erinnert
denselben zunächst an sein früheres Versprechen, dass die Angelegenheiten des
Kf. in die Reichstagsproposition gebracht und den Ständen auf das beste recom-
mendiert werden sollten, der König sagt das auch aufs neue zu. Dann ubergiebt
H. die ihm zugeschickten Greditive und verlangt auf Grund des Rescripts vom
10./20. Februar*), dass der König die Schreiben, auf die er sich gegen Fürst
Radziwills Bedienten bezogen, vorzeige und die Personen, die Kf. bei ihm
verdächtigt hätten, benenne, sonst müsste Kf. auf dem Reichstage bei den Stän-
den Beschwerde führen.
Der König erklärt, er suche an Kf. keine Ursache, es sei aber menschlich,
dass man sich über widrige Berichte alteriere, so wäre ihm heute von dem
Starosten von Radom Podlodowski*), der geradesweges von Breslau von
Lubomirski käme, hinterbracht worden, dass derselbe sich vornehmlich auf
den Kaiser, den König von Hispanien, den Kurfürsten von Sachsen und
Kf. vorliesse. Der Kaiser gestatte ihm Werbungen, der König von Hispanien
werde Geld schicken, K.Sachsen aber und K.Brandenburg wollten Gross-
polen und das Königl. Preussen angreifen, um durch solche Mittel einen Her-
zog von Braunschweig zur Krone zu befördern; ferner werde er von Wien
her berichtet, dass Baron de Goes zu Kf. abgeschickt werden sollte, um zu
Überlegen, was bei dem Werke, so der Marschall vorhätte, zu thun sein möchte.
Er, der König, wollte keinem Ursache geben, sollte er aber zu hart gedrungen
werden, so müsste er sich wider seinen Willen zu wehren suchen.
') S. oben S. 261.
2) Kf. schreibt an v. Ho verbeck am 3./13. März, ihm sei referiert worden, der
Starost von Radom sei bei Lubomirski gewesen und habe demselben namens der
Königin grosse Advantagen versprochen, wenn er nur zu seiner Aussöhnung Conde's
Intercession implorieren und sich in der Wahlangelegenheit besser erzeigen würde;
U. soll dieses bei Gelegenheit dem Könige gegenüber als ein ganz unglaubliches und
böswillig erfundenes Gerücht erwähnen.
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Nene Audienz v. Hoverbecks beim Könige. 265
H. weist darauf hin, wie unwahrscheinlich jene Nachrichten Podlo-
dowski's seien, ebenso würde es wohl auch mit den anderen Spargementen
und insonderheit mit den Schreiben, die dem Könige ans Schweden zugekommen,
sich erweisen, wenn er dieselben nur vorzeigen- wollte.* Dass ihm Schreiben
zugekommen wären, wollte der König durchaus nicht gestehen, mündlich hätte
ihm Balbicki^) berichtet, dass Krokow nachtheilige Dinge für Polen nefeo-
ciierte und eine Garantie contra quoscunque suchte. Nachdem H. diese Tractaten
mit Schweden gerechtfertigt, sagt der König, es hätten ihm auch etliche geringe
Dinge allerhand Nachdenken verursacht, erstens, dass Niemerycz-) sich bei
des Kurfürsten von Sachsen Anwesenheit sehr zu thun gemacht hätte. H.
erwidert, derselbe habe sich nur zufällig damals bei Hofe eingefunden, er hätte
jenen Kurfürsten nur bei der Tafel zu sehen und seines "Wissens gamicht zu
sprechen bekommen, womit sich der König zufrieden stellen Hess. Darauf erwähnt
der König die Schickung, die vorm Jahr durch Kurland nach Mo sc au gegangen.
H. erwidert, Kf. hätte beabsichtigt, um, wie ihm in den Brombergschen pactis ver-
sprochen worden, in den Moscowitischen Frieden als perpetuus reipublicae foede-
ratus eingeschlossen zu werden, einen seiner Unterthancn, den man den polnischen
Oel schnitz nenne, zu den Friedensverhandlungen abzuschicken'), er selbst hätte
die Instruction und Creditive für denselben aufgesetzt, es wäre aber keines darunter
an den Zaren, sondern nur an die beiderseitigen Commissarien gerichtet gewesen.
Der König erklärt sich auch darüber zufriedengestellt, erwähnt aber, es hätte
ihm auch Nachdenken gemacht, dass Kf. die in den pactis versprochenen
1500 Mann bisher nicht geschickt habe. Als H. auch dieses gerechtfertigt, sagt
der König, er hätte nun alles, was ihm jemals auf dem Herzen gelegen, expec-
toriert, so dass es nicht nöthig wäre, desshalb bei den Ständen etwas zu suchen,
wie er's denn auch nicht gestatten könnte. Er wollte Kf. versichern, dass er
nichts wider ihn habe, wenn er sich nur des Marschalls nicht annehme, denn,
wenn solches geschehe, müsste er's für eine grössere Offens halten als alles an-
dere, was zwischen ihnen vorgegangen; sollte auch des Marschalls halber etwas
an die Stände gebracht werden, so würde er es nicht anders als für eine Auf-
wiegelung oder Clarigationem aufnehmen können. H. erwidert, das wäre zu
weit gegangen, wenn man des Kf. treugemeinte officia so missdenten wollte, es
könnte Kf. nicht verdacht werden, wenn er dem Könige zum besten die Sena-
0 S. oben S. 237.
2) S. oben S. 248.
^ Kf. hatte allerdings im Sommer 1C64 zu den damals zwischen polnischen und
russischen Kommissaren geführten Friedensunterhandlungen einen Abgesandten, ur-
sprunglich den im Dienste des Fürsten Kadziwill stehenden Hofrath JohannMier-
zynski, dann auf den Rath des Fürsten den in früheren Jahren mehrfach zu Sen-
dungen nach Polen (S. ürk. u. Act. I. S. 197, 265if., 320 ff.) verwendeten Geh. Rath
Carl Friedrich v. Oelsnitz, zu schicken beabsichtigt, diese Sendung war aber
dann, weil inzwischen jene Verhandlungen abgebrochen worden waren, unterblieben.
Das für Mierzynski ausgestellte Creditiv (d. Cöln r^^^^ 1664) ist in der That an
die beiderseitigen Kommissare gerichtet.
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266 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
toren und Stände ersuchte, seine Intercession zu secundieren. Der König be-
zeugte hierüber grosse Alteration und stiess die Worte aus, es könnte solches
nicht anders ausgedeutet werden,. als dass man ihn für einen Tirannen, dafür
ihn der Marschall ausschreie, oder aber für einen blöden Herren hielte, dem
man Vormunder setzen wollte ^ er würde aber wohl solchem Vorhaben zu be-
gegnen wissen und, da es tentiert würde, es für eine Clarigation aufnehmen.
H. stellte darauf dem Könige, obwohl ihm dieser mehrfach ins Wort fiel,
die verschiedenen Motive und Rationen vor, warum er den Marschall zu resti-
tuieren hätte. Schliesslich, um sich des weiteren Anhaltens auf einmal zu ent-
schlagen, wies der König die Sache von sich ab, vorgebend, dass sie nunmehr
nicht von ihm allein dependierte, sondern andere daran interessiert wären. Ge-
rade deswegen, antwortet H., hielte Kf. dafür, dass, wenn man nur bei dem
Könige einen Blick der Gnade gespürt hatte, die Interessierten durch die anderen
zu einem Accommodement zu disponieren sein würden, und fährt fort in ihn
wegen der Restitution Lubomirski's zu dringen. Der König sagt endlich,
wenn er dem Marschall sehr viel Gnade erwiese, würde doch solches nicht wei-
ter gehen als nur auf die Erbgüter und auf das, so er noch zur Zeit nicht ver-
geben, den Marschallstab und das Generalat aber werde er ihm nicht wieder-
geben, denn er könnte ihm weder auf Schriften noch Eide trauen.
H. begehrt endlich zu wissen, was er denn an Kf. zu bringen hätte. Der
König wollte aber haben, er möchte mit der Relation noch etwas an sich halten,
bis er's mit seinen Leuten besser würde überlegt und, wie Kf. zu beantworten,
geschlossen haben ■).
V. Ho verbeck an den Kurfürsten. D.* Warschau 12. März
1665.
[Ergebnis der Audienzen bei dem Könige und der Königin und der neuen Conferenz
mit dem G.Kanzler.]
12. Mfirz. Er hat bei der Königin^) und dann auch bei dem Könige') Audienz
gehabt, deren jede bei drei Stunden gedauert, heute auch mit dem G.Kanzler
alles überlegt, der versprochen, das Schreiben an den Kf. so einzurichten, dass
derselbe damit werde völlig zufrieden sein können^). Wenn der Littauische
Kanzler^), der nur eitel Feuer speit, sich nicht dawider setzte, möchte dem Kf.
die Unterhandlung zwischen dem Hof und dem G.Marschall deferiert werden, damit
er dadurch abgehalten werde, sich mit demselben einzulassen. Es würde aber
') Den Inhalt dieser Unterredung giebt kurz Pufendorf IX. c. 88 S G33 wieder.
'^) Ueber die Audienz bei derselben liegt keine Aufzeichnung vor.
3) S. oben S. 264 flf.
*) II. sendet am 20^ März den Entwurf eines solchen Schreibens ein, an dem aber
noch einiges geändert werden solle.
5) Christoph Paz.
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Verwendung für Lubomirski. 267
wohl bedungen werden, dass Kf. vor allem von ihm Cavalierparole nehme, dass
er während der Handlung nichts machiniere.
ProtocoUum was mit dem Kaiserl. Abgesandten, H. Baron
de Goiä^) negotiiret worden.
1. Conferenz*), gehalten den 14. Martii a meridie hora 4.
[Die Lubomirskische Angelegenheit. Vorgänge auf dem Regeuriburger Reichstage.]
F.Anhalt ersucht den Gesandten, weil er nichts Schriftliches eingegeben, 24. März,
die dem Kf. gethanene Proposition kurz zu wiederholen. Derselbe proponiert
darauf, der Kaiser habe sich bemüht, den Plänen der Königin von Polen, den
ducd'Enguin zur polnischen Krone quovis modo zu befördern und demselben
Oppeln und Ratibor zu cedieren, vorzukommen; er hätte gehofft, nachdem die
Confoderation entstanden, dass man am polnischen Hofe von diesem Wahlnegotio
abstehen würde, allein nach gestillter Confoderation sei dieses mehr als jemals
getrieben, nachdem die Königin sich vergeblich bemüht, Lubomirsky auf ihre
Seite zu gewinnen, hätte sie ihn durch den bekannten Process zu verfolgen ge-
sucht, so dass er sich in des Kaisers Lande habe retirieren müssen, der Kaiser
habe nicht weniger thun können, als ihn tanquam principem imperii et'vasallum
regni Hungariae aufzunehmen, er consideriere aber nicht so sehr seine Person
als die allgemeine Ruhe und Unruhe, so aus diesem Werk entstehen könnte,
bäte Kf., ihm seine Sentimente hiervon zu eröffnen.
Nach genommenem Abtritt antwortet v. Schwerin, Kf. halte dieses pol-
nische Unwesen, vornehmlich das Wahlnegotium, von sehr hoher Importanz, er
habe daher durch Li sola, als dieser bei ihm gewesen'), den Kaiser ersuchen
lassen, ihm seine Gedanken hierüber zu eröffnen, doch sei keine Resolution
darauf erfolgt. Als nun inzwischen gegen Lubomirsky so wunderbarlich
procediert worden, sei Kf. entschlossen gewesen, deswegen jemand an den
Kaiser abzuschicken, da er aber vernommen, dass dieser Ihre Exe. herschicken
würde, sei ihm solches um so lieber gewesen. Weil nun Lubomirsky zu
verschiedenen Malen durch Schreiben und Schickungen Kf. versichert, dass der
Kaiser ihm bereits Hülfe versprochen, darauf wirklich Geld gezahlt, Werbungen
verstattet und dieselben durch Licentiierung einiger Truppen favorisiert, so er-
suche Kf. den Abgesandten-, ihm alles, was mit demselben vorgegangen, im Ver-
trauen zu eröffnen. Kf. habe bisher dem Lubomirsky keine andere Resolution
ertheilt als, dass er sich zuförderst bei dem Könige in Polen per intercessionem
seiner annehmen wolle; dieses sei auch geschehen, da es aber nichts verfangen,
*) Derselbe war am V2.ß2. März in Berlin angekommen, hatte am 23. bei dem
Kf. Audienz gehabt; zu den Conferenzen mit ihm waren vom Kf. Fürst Job. Georg
von Anhalt und der O.Präsident 0. v. Schwerin deputiert worden. Vgl. über
de Goess' Sendung Urk. u. Act. XL S. 597; XIV, 1 S. 199ff.
>) Vgl. Urk. u. Act. XIV, 1 S. 203.
») S. Urk. u. Act. XL S. 322ff.
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268 in. Brandenburg und Polen. 1664-1673.
hätte Kf. seine Gesandten beauftragt, mit mehr Nachdruck ihre Intercession zu
verrichten und dem Könige anzudeuten, wenn er darauf nicht reflectieren wurde,
könne Kf. nicht umhin, den Ständen auf öffentlichem Reichstage vorzustellen,
was für Gefahr dem Reiche daraus erwachsen würde, der König habe sich hier-
über sehr bewegt gezeigt und gesucht, Kf. von solcher Intention zu divertieren,
dessen Mediation zwar angenommen, doch unter der Bedingung, dass Lubo-
mirsky zuförderst versprechen sollte, indessen nichts zu tentieren und -ausser
Reichs zu bleiben, er hatte auch zugesagt, ihm seine Erbgüter und ausser der
Feldherrn- und der Marschallswürde seine übrigen Dignitäten zu lassen, da aber
von dem Kurfürstl. Gesandten dieses als nicht zureichend nicht angenommen
worden, hätte der König gebeten, hiervon keine Relation abzustatten, sondern
die eigentliche Resolution bei künftiger Post zu erwarten, dabei habe er über
den Kaiser und dessen Drohungen geklagt.
de Goes antwortet, auch der Kaiser hätte sich bemüht, die Sache gütr
lieh beizulegen, Lubomirsky dazu gerathen und, als er Graf Kinsky und
nachher H. Meyer an den polnischen Hof geschickt, denselben befohlen, diese
Sache per amicabilem compositionem beilegen zu helfen und dem Könige vor-
zustellen, dass es ihm garnicht zuträglich wäre, das Reich in einen neuen Krieg
zu involvieren, sich auch erboten, dass Lubomirsky sich dergestalt gegen
den König bezeugen sollte, dass dieser Ursache haben würde, ihn wieder zu
Gnaden aufzunehmen; Kinsky hätte Befehl, deswegen mit des Kf. Gesandten
vertraulich zu communicieren. Als Lubomirsky vom Kaiser begehrt, er möchte
einige Völker abdanken, damit er sie in seinen Dienst ziehen könnte, weil er
gesonnen sei, armatus in Polen zu ziehen, hätte der Kaiser ihm davon abge-
rathen, er hätte es auch für besser gefunden, dass der ü. Kanzler Graf Les-
cinsky, dem Lubomirsky gerathen, sich auch zu retirieren, im Reiche bliebe.
Also sehe er gerne, dass des Kf. consilia mit denen des Kaisers ganz überein-
kämen.
Iliemächst ist utrinque von dem Zustande in Polen und durch was Mittel
die Königin zu ihrem Zweck zu gelangen Hoffnung haben könne, discurriert
worden, wie auch, ob es dem Könige ernst sei, die Wahl zu befördern, oder ob
er der Königin zu Gefallen sich es also nur annehme.
Endlich hat der Kais. Abgesandte auch Meldung gethan, dass ein Theil
im Fürstlichen Collegio contra morem consuetum andere Sachen in ihren votis
berühren wollten, als was proponiert worden, und gebeten, Kf. möchte seinen
Gesandten befehlen, dass sie, wie bisher, darüber hielten, dass dergleichen nicht
zugelassen würde, wie auch, wann wegen des Wahltages etwas an Kf. gebracht
würde, solches mit dem Kaiser zuförderst zu communicieren.
Welches ad referendum angenommen und die Conferenz hiermit geendigt
worden.
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Conferenz mit de Goeas. 269
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 24 März
1665.
[Das aufgefangene moskowitische Schreiben. Palbitzki's Aeusserungen. Vorgänge auf
dem Reichstag. Aeusserungen des kaiserlichen Gesandten in der Lubomirskischen
Sache.]
Von dem Littauischen G.Kanzler hat er erfahren, dass in der That 24. März,
ein moscowitisches Schreiben 0 an Kf., wie jener behauptet, aas Versehen aufge-
fangen sei, des Inhalts, Kf. möchte sich ja mit Polen nicht einlassen, sondern
viel eher mit ihm zusammenhalten, weil die ungläubigen Tataren, durch welche
Polen den Krieg führe, Kf. und dessen Landen künftig sehr schwer und gefähr-
lich fallen würden. H. will anhalten, dass ihm das Original gezeigt oder Kf.
zugesandt werde. Sonst hat ihm derselbe auch ebendasselbe bekannt, was der
Konig von B a 1 b i c k i 's Traductipnen, betreffend des v. C r o c k o w Negotiation in
Schweden, bei der Audienz-) entdeckt gehabt, so dass daran nicht zu zweifeln
ist. Betreffend die preussischen Malcontenten hat H. von dem polnischen
G.Kanzler nur herausgebracht, dass Bai bicki gegen ihn erwähnt, Kf. möchte
sich ja der polnischen Rebellen nicht zu eifrig annehmen, es möchten sich auch
wohl unter seinen Unterthanen mehr Rohden finden.
Den Reichstag^) betreffend ist noch nicht die geringste Apparenz, dass
er so bald zu einem einhelligen Schluss könne gebracht werden, da die dem
G.Marschall Zagethanen darauf bestehen, es könne zu keiner Sache geschritten
werden, bis vorher alle acta des vorigen Reichstages, welche nach dem gegen
die Deputierung zu den Gerichten erhobenen Proteste einiger Landboten vor-
gegangen, für nichtig erkannt und cassiert würden, wodurch nicht nur des
G.Marschalls Restitution, sondern auch zugleich Abolition der Restitution
Radzieowski's gesucht wird. Der Hof aber will nicht allein dieses nicht ge-
statten, sondern auch nicht, dass durch die sämtlichen Landboten in corpore
eine Fürbitte für den G.Marschall eingelegt werde, in Furcht, dass dieses
namentlich in Frankreich einen grossen Stoss an der Reputation geben und
daher der König und Prinz Conde in Auszahlung der Gelder, darauf die Sache
jetzt besteht, desto säumiger würden.
In den Consultationen mit dem kaiserlichen Gesandten^) hat er diesen
Lubomirsky betreffend dahin zielend befunden, es dürfte demselben nicht
öffentlich und mit Völkern geholfen werden, damit nicht etwa Frankreich
^) S. oben S. 243.
2) S. oben S. 265.
^ üeber diesen am 12. März eröffneten Reichstag s. Kochowski III. S. 170ff.
Schon am 20. Värz hatte H. über den ungünstigen Verlauf desselben berichtet und
bemerkt, er glaube nicht, dass er dazu werde gelangen können, für Lubomirski in
publice trium ordinum consessu in des Kf. Namen Intercession einzulegen, der König
wolle dieses durchaus nicht gestatten und auch er selbst sei überzeugt, dass dadurch
unter den jetzigen Umständen mehr Widerwillen als Gutes werde verursacht werden.
*) GrafKinsky.
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270 ni- Brandenburg und Polen. 16G4— 1673.
und Schweden daher Anlass nähmen, sich mit in das Spiel zu mischen, son-
dern nur mit Geld, damit er Mittel habe, ohne Beschwer der polnischen Stande 5000
oder 6000 Mann an der Siebenbürgischen Grenze zu verpflegen und dadurch
den hiesigen Hof im Zwange zu halten, bis es etwa Zeit sei zu agieren. Als H.
ihn aufgefordert, diese Gedanken dem Kaiser zu überschreiben, erwiderte er,
dass efs ohnerfordert nicht thun dürfte. H. glaubt auch, dass der Kaiser nicht
gemeint sei, durch Baron Goes') dem Kf. seine Gedanken zu eröffnen, sondern
die desselben zu sondieren, ehe er sich herauslasse.
V. Hoverbeck an den Kurfilraten. D. Warschau 27. März
1665.
[Vorgänge auf dem Reichstage.]
27. März. Die Landboten sind vor dem Könige erschienen und haben für den G.Mar-
schall Fürbitte eingelegt, der König hat darauf erwidert, er wolle sich's über-
legen und sich folgenden Tags declarieren. Darauf ist ohne grosse Contesta-
tionen der Reichstag bis heute prorogiert worden, und sind diese Tage verschie-
dene Consultationen gehalten worden, da aber die Landboten die Total resti tu tion
Lubomirski's verlangen, der Hof aber nur durch eine Constitution ihm Hoff-
nung machen will, zur königlichen Gnade gegen künftigen Reichstag zu gelan-
gen unter der Bedingung, dass er sich in der Zeit ausser Landes halte, so ist
schlechte Apparenz zur Versöhnung. Der König soll in öffentlicher Session drei
aufgefangene Schreiben L.'s haben vorlesen und erklären lassen, er könne sich
auf der Landboten Anhalten hei so beschaffenen Sachen nicht erklären, sondern
müsse erst andere Zeichen der Reue und Besserung des Marschalls sehen, darauf
sollen die Stände immerfort mit einander contestieren, indem die polnischen des
Marschalls Sache vor allen Dingen accommodiert wissen, die Littauer aher davon,
als einem Privathandel, der auf diesen Reichstag garnicht gehöre, nicht wollen
reden lassen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Waröchau 30. März
1665.
[Zerschlagung des Reichstages; kriegerische Aussichten: das consilium postcomitiale.]
30. März. Nach sehr heftigen Scenen hat sich am 26. um Mitternacht der Reichstag
fruchtlos zerschlagen'^); durch glimpfliche Mittel ist nun nichts zu schaffen,
sondern alles kommt zu beiden Theilen auf den Ausschlag der Waffen an. H.
hat sich sofort bei dem Könige und den Staatsministris angegeben und sie an
ihre Zusage erinnert, dass sie, falls der Reichstag sich zerschlagen sollte, des
») S. oben S. 267.
») S. Kochowski in. S. 171f.
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Vorgänge auf dem Reichstage. 271
Kf. Interessen auf dem consilio postcomitiali befördern wollten, und soviel er-
halten, dass des Kf. Satisfactionspunkt unter die Deliberanda gesetzt wor-
den ist.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 20./[30.] März 1665.
[Das Schreiben des Königs. Eröffnungen v. Reiffenberga über die französischen Ab-
sichten.
Mit dem übersandten Entwürfe des königlichen Schreibens ^) ist Kf. wenig 30. März,
zufrieden, namentlich da alle Sincerationen auf die angehängte Condition wegen
des Lubomirsky beschränkt sind.
Sonsien lassen wir euch auch gnädigst wissen, dass ChurMayntz Ld.
den Freiherrn von Reiffenberg') anhero geschickt, welcher uns unter
anderen zu vernehnaen gegeben, dass Frankreich alles thun würde, was
es vermöchte, umb vivente rege einen gewissen successorera zu denorai-
niren «nd damit nicht bis auf den Abfall des jetzigen Königs zu warten,
und ob wir ihm zwar remonstriren lassen, dass solches nimmer zu er-
halten sein würde, so hat er doch beständig asseriret, dass der König
sich von dieser Intention nicht würde dimoviren lassen, wobei er aber
dieses angezogen, dass es ihm gleichviel sein würde, wer die Pf^rson
wäre, wenn es nur durch seine, des Königs, Beförderung geschehe und
der künftige König es Frankreich zu danken haben möchte, dass er zur
Chron gelanget. —
v. Hoverbeck an den Kurfürsten. U. Warschau 6. April
1665.
[Littauische Convocation. Neue Instruktion für die Commission zii den Friedens-
tractaten mit Russiand. Ankunft des französischen Gesandten.]
In dem Consilio postcomitiali ist beschlossen worden, dass auf den 4. Mai 6. April,
eine Convocation der sämtlichen littauischen Stände in Gegenwart des Königs
solle gehalten und dabei von Bezahlungsmitteln für die Armee und fernerer
Verfassung zu Fortstellung des Krieges gegen Moscau gehandelt werden, die
polnischen Senatoren, insonderheit der Castellan von Posen Grzy multowski
haben vergeblich dagegen gesprochen. Des Kf. Satisfaction haben alle für höchst
billig erkannt und ist den Kanzlern aufgetragen worden, mit IL zu überlegen,
ob nicht auch ausser eines Reichstages zu des Kf. Befriedigung Mittel zu finden
sein möchten.
Wiewohl vermöge der Landverfassung keine Instruction zu Friedenstractaten
') S. oben S. 264.
2) S. ürk. u. Act. XL S. 417ir.
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272 Brandenburg und Polen. 1664—1673.
anders als auf einem Reichstage gemacht werden kann, hat der König doch
eine ansehnliche Anzahl von littauischen Senatoren und Landboten nebst etlichen
wenig polnischen deputiert, um nach geleistetem solennen Eide, dass sie alles
geheim halten wollten, die auf dem letzten geschlossenen Reichstage den Com-
missarien gegebene Instruction zu moderieren. H. hat davon soviel penetriert,
dass man einen Anstand auf 20 Jahr zu machen und auch wohl Smolensk und
Sewerien in der Moskowiter Händen zu lassen nachgeben will. Sollten aber
diese eine ansehnliche Summe zu Bezahlung der Armee hergeben und societatem
belli gegen des G. Marschalls Anhang eingehen wollen, möchten sie's ihnen auch
wohl in perpetuum abtreten und wohl gar Kiew dazu lassen.
Zwischen den Völkern des Obersten Brion, der mit seinem Regiment
Stadt und Schloss Cracau besetzt hält, und denen des G.Marschalls soll es schon
unfern der schlesischen Grenze zu einem blutigen Rencontre gekommen sein.
Der französische Extraordinarambassadeur Bischof von Beziers') befindet
sich schon seit 8 Tagen in der Stadt, hat auch bereits bei dem Könige, der
Königin und dem Primas incognito Audienz gehabt, soll aber erst nach den
Feiertagen seinen Einzug halten.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 3./[13.] April 1665.
[auf die Relation vom 30. März. Neue Verhaltungsbefehle.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
13. April. — weil wir daraus so viel ersehen, dass die Sachen nunmehr zu
einer gefahrlichen Ruptur daselbst gerathen — so habt ihr mit Fleiss
zu sondiren, was für Resolution man in den Woiwodschaften nehmen,
insonderheit auch, ob man auf die Gedanken kommen möchte, uns zu er-
suchen, da.ss wir uns des Werks zu der Chron Besten annehmen möch-
ten, gestalt uns dann lieb sein wird, wenn ihr es unvermerket dahin
bringen könntet, dass solches geschehe. Ihr habt euch aber gegen den
keyserlichen Abgesandten nicht merken zu lassen, dass wir uns in die
Sache mischen wollten, damit man uns auch von der Seite hiezu requi-
riren möge. Sonsten wollet ihr fleissige Acht auf der Schwedischen
Negotiation geben und zu erfahren geflissen sein, ob Schweden neben
Frankreich etwas mit fürzunehmen intcntioniret, wie man uns denn
berichtet, dass die Königin fürhabend sein soll, Eibingen und Marienburg
an Schweden zu überliefern, damit sie selbiger Hülfe zu Ausführung ihrer
Intention desto mehr versichert sein möge.
*) Pierre de Bonzi, Bischof Ton Beziers, vorher französischer Gesandter in
Venedig, s. über dessen Gesandtschaft nach Polen Recueil des instructions IV.
S. Ol ff.
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Einfall Lubomirskrs. Neue Verwendung des £f. für denselben. 273
Lubomirskfs wegen will Kf. nächstens einschreiben an den Könige) ab-
gehen lassen und soll H. inzwischen bei Gelegenheit dem letzteren nochmals
des Kf. Bereitwilligkeit zur Vermittlung eröffnen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 14. April
1665.
[Furcht vor einer neuen Confoderation. Einfall Lubomirski's.]
Der Hof fürchtet eine neue Confoderation der Armee*) und bemüht sich 14. April,
vergeblich, Geld zur Bezahlung derselben aufzubringen. Aus Littauen sollen
sich 22 Compagnieen von der Armee getrennt und nach Brzesc gewendet haben,
man fürchtet, dass sie sich zu der Kronarmee begeben und die Confoderation
verstärken werden. Auf die Nachricht, dass der G.Marschall mit 4000 Mann
ins Reich eingefallen ') und sich in der Gegend von Czenstochau befinde, ist der
König heute von Nieporent hieher zurückgekehrt. Man fürchtet, dass auch
Tetera*) sich mit Lubomirski verbinden wird, welchem nicht nur die ge-
horsamen, sondern auch die rebellischen Kosacken folgen dürften.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 25. April
1665.
[Audienz beim Eonige, Intercession für Lubomirski. Argwohn des Königs wegen
angeblicher Rüstungen des Kf. Palbitzki.]
Der König ist heute früh über die Weichsel nach Biala fortgegangen. Bei 25. April,
der gestrigen Audienz, auf der H. ihm zu der bevorstehenden Reise Glück ge-
wünscht, hat er Gelegenheit gehabt, des Kf. Auftrag wegen Lubomirsky^) aus-
zurichten. Der König nahm den Rath zwar freundlich als wohl gemeint auf,
erklärte aber, es wäre mit dem Marschall in einem ganz anderen Stande, als
sich derselbe bei dem Kaiser und Kf. gerühmt hätte, man hätte sich keiner
motuum zu befahren, denn ohne auswärtige Hülfe würde er, der König, ihm
und allen , die sich seiner annehmen wollten , genugsam gewachsen sein. Er
bemerkte, es mache ihm Nachdenken, dass, wie ihm ein vornehmer polnischer
0 Kf. übersendet ein solches an IT. am 10./20. April mit dem Befehl, dasselbe
„ohne einig Nachsehen und es möge der Zustand der Sachen beschaffen sein wie ihm
wolle", zu überliefern und dem Könige diese Sache nochmals zu recommendieren. Von
Reiffenbergs Mittheilungen (s. oben S. 271) solle er bei Gelegenheit und behutsam
den Wohlaffectionierten Mittheilung machen.
^ S. Kochowski III. S. 173.
') S. Kochowski III. S. 174.
*) Der Kosackenhetman.
^) S. oben.
Mater, x. Gesch. d. Q. Kurfürsten. XTT. 18
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274 in. Brandenburg und Polen. 1064—1673.
Beamter berichtet, Kf. seine Feldartillerie zum Feldzage znrüsten, auch seine
Magazine und Zeughäuser stark versehen lasse. H. erwidert, dass dieses ganz
leere Gerüchte seien, Kf. hielte seine Feldartillerie stets in völliger Bereitschaft,
so dass nur die Pferde, die auch immerfort bereit standen, vorzulegen seien,
die Festungen wären wenigstens auf 3 Jahre mit Proviant nnd Munition ver-
sehen, die Magazine überfüllt, die Besatzungen so stark, dass Kf. einen guten
Theil derselben ohne Gefahr herausnehmen und ins Feld führen könnte, auch
wegen der Cavallerie hätte Kf. mit seinen Statthaltern und Generalen Capitula-
tionen aufgerichtet, so dass es ihm nicht fehlen könnte, fünf auch wohl sechs-
tausend Pferde innerhalb zwei oder höchstens drei Monaten ins Feld zu bringen
^Wie ich so frei sprach, bestürzten Sie drüber und Hessen von weiteren Nach-
fragen ab.**
H. hat Balbitzky') noch nicht besucht, da derselbe ihm seine Ankunft
nicht angezeigt hat. Mehrere Anzeichen lassen darauf schliessen, dass derselbe
dem Hofe nicht solche Satisfaction giebt, als man wohl verhofft, und dass man
mit ihm nicht zufrieden ist. Der Hof scheint zu merken, dass der Schweden
Maximen und Principien nicht allerdings mit den ihrigen nnd den französischen
übereinstimmen, Schweden soll auch durchaus nicht anstehen, dass mit Däne-
mark grosse Vertraulichkeit gepflogen wird.
PS. Obwohl sich der König bei der Audienz so muthig bezeugt, ist doch
aus etlichen Umständen abzunehmen, dass er nicht nur, um sich der Arbeit zu
entheben, sondern wohl vornehmlich, um der Gefahr zu entgehen, die Reise
nach Littauen beschleunige. Der Primas, der K.O.Stallmeister'), des
G.Marschalls Bruder, der Referendarius Morstein und andere gehen mit der
Retirade nach Danzig um.
Der kaiserliche Gesandte^) will in wenigen Tagen abreisen.
^) Derselbe war damals aufs neue als Rchwedischer Gesandter in Warschau er-
schienen. H. hatte schon am 18. April gemeldet, derselbe habe beim Konige Audienz
gehabt und habe sich bei dem Ca.stel]an von Danzig Guldenstern über ihn beklagt,
er hätte ihn angegeben, dass er bei seiner vorigen Anwesenheit dem Kf. böse officia
geleistet, weshalb er von seinem Könige einen Verweis erhalten hätte. Am 28. April
meldet H., B. habe sein böses Gemüth dadurch kund gegeben, dass er in einem
Memorial wegen der Zölle oder Licenten, mit denen Kf. die Grosspolen beschwere,
Klage geführt, der Littaui sehe Kanzler aber und andere, mit denen er, H., davon ge-
sprochen, hätten nur darüber gespottet. „Ich nehme es aber nicht anders auf, denn
dass diesen Leuten der Neue Graben missfällt und wissen nicht, wie sie Ew. Chf. D.
Vorhaben hintertreiben sollen.**
*) Fürst Alezande r Lubomirski.
^ Graf Kinsky. H. meldet am 18. April, derselbe hätte in einem Memorial
gegen die Cession von Oppeln und Ratibor an den Herzog von Enghien protestiert,
dieser Protest werde die Königin höher offendieren als die Intercession für Lubo-
mirski.
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Abreise d. Königs nach Littauen. Angebl. Tractat Polens mit Frankreich. 275
Der Karfürst an v. Hoverbeck*). D. Cöln a. d. Spree
13./[23.] Juni 1665.
[Gerüchte über einen polnisch-französischen Tractat]
Nachdem uns von unterschiedenen Orten vertraute Nachricht zuge- 23. Juni,
kommen, dass zwischen dem Polnischen Hof und Frankreich geheime
Tractaten obhanden, kraft deren das König!. Preussen an Frankreich
übergeben werden und die Krön Frankreich zu solchem Ende ehestens
eine Flotte in die Ostsee schicken solle, so befehlen wir Euch hiermit gnä-
digst, auf alle dergleichen Tractaten nicht allein genaue Achtung zu geben,
sondern auch, wenn Ihr die geringste Apparenz darvon verspüren solltet,
d^ König und andere getreue Patrioten in unserm Namen darvon
treulich abzumahnen und die schädliche Consequentien, so daraus kom-
men werden, aufs beste vorzustellen. —
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Hohenstein 5. Juli 1665.
[Wahrscheinlichkeit des französisch-polnischen Tractates.]
Er hat keine bestimmten Beweise für die Existenz des angeblichen Trac- 5. Juli,
tates zwischen Polen und Frankreich, hält diese Gerüchte aber doch für
richtig, denn wozu sonst hätte man Marienburg, Elbing und Dirschau in
französischer Leute oder doch solcher Gewalt gegeben, die nur ihr Absehen
darauf haben? Die Königin würde das Land auch in der Schweden, Moskowiter
oder Tataren Hand geben, wenn sie ihr Intent damit durchzutreiben sich ge-
trauete. Bei denen, die jetzt am Hofe sind, ist dagegen nicht zu unterbauen,
da sie alle von demselben absolut dependieren, wenn Kf. aber jemand hätte,
der es anLubomirski mit guter Manier bringen könnte, würde es viel mehr
verschlagen, und sollte es zu einem Reichstage kommen, so würde in dieser
Materie was Fruchtbarliches zu schaffen sein*^).
') H. hatte sich Anfang Mai 1G65 auf seine Güter in Preussen zurückbegeben,
wo er bis zum April des nächsten Jahres g-eblieben ist. Er unterrichtet von hier
aus fortgesetzt, hauptsächlich auf Grund der ihm von seinem in Warschau zurückge-
lassenen Sekretär Scultetus zukommenden Mittheilungen, den Kf. über die Vorgänge
in Polen.
*) H. meldet 5. Sept. von neuen Gerüchten über Verhandlungen mit Frankreich
wegen Verpfändung eines Theiles des Königl. Preussens gegen 2 Millionen poln. Gul-
den, doch stosse sich die Sache daran, dass man bisher keine Mittel zu finden wisse,
um nach Thorn eine königliche Besatzung zu legen.
18*
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276 III. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
c. Verhandlungen mit Lubomirski. August 1665 bis
Februar 1666.
Georg Lubomirski an den KnrfLirsten. D. in castris ad
Boleslawiec. 27. August 1665.
[Anzeige des Beginnes Ton Unterhandlungen mit dem Hofe. Bitte um Geldbülfe.]
27. Aug. — hoc scripsisse sufficiat, me exercitumque' mihi assistentem pacis
tractatusqae cum Regia Maiestate fundamenta iecisse^), sparsam quoqae
per exercitum electionis sive successionis post sera fata S. Regiae Ma-
iestatis in personam Ducis Angiensis quaestionem nonnullos eiere motus:
quod me perculit graviter et eo magis, quod haec ab Illustri D. Succa-
merario ') emanarit propositio, unde, cum eundom familiärem et domesti-
cum Suae Electoralis Serenitatis sciam, an hoc ex mente eiusdem pro-
cesserit, cuperem quantocius informari. Mihi nil magis cordi, quam
deuota et dedita semel rationibus et interesse Suae Serenitatis vici-
norumque et amicorum principum conformare vota et studia. Unde licet
ex iustis perimentibusque causis eundem 111. D. Succamerarium una cum
filio meo Capitaneo Scepusiense ') ad Sacram Reginalem Maiestatem ex-
pediverim, quid tameu ipsis in mandatis dederim et ipsi vicissim quo-
modo circumscripti a me, mitto in copia Suae Serenitati, ut et mea s}ii-
ceritas et tota negotii constet Suae Serenitati ratio eiusdemque mentem
scire possim, quod obnixe peto a Sua Serenitate. Protectionem vero a
Serenitate Yestra Electorali mihi semel oblatam dementem tum et sub-
sidium illud pecuniarium, cuius partemlll. D.Succamerarius mihi aduexerat,
venerabundus et grate accepi, ita quoque eandem adpraesens imploro,
dictique subsidii pro parte restante quem in locum, quo tempore trans-
mittere debeam, (instante praesertim et urgente consolationem exercitu)
ut sine mora scire possim, supplex a Vestra peto Serenitate*). —
0 Ueber diese schliesslich erfolglosen Verhandlungen s. Eoehowski III. S. 181 f.
^) Stephan Niemirycz 8. oben S. 248. Von demselben, der sich seit Anfang
Juni bei Lubomirski befindet, liegen mehrere Briefe aus dieser Zeit an Rf. vor,
in denen er über die dortigen Vorgänge berichtet. Am 12. Juni schreibt er aus dem
Lager bei Biecz, L.'s Heer zähle 3000 Mann, auch habe sich der confoederierte Theil
der polnischen Armee für denselben erklärt, doch glaube er, dass L., wenn die Re-
publik und die Nachbarn ihn nicht unterstützen wurden, mit dem Hofe unter den von
diesem gestellten Bedingungen Frieden schliessen werde, und auch er selbst habe ihm
dazu gerathen, da die polnischen Edelleute lieber Sklaven als Freie sein wollten.
^ Stanislaus Lubomirski, Starost von Zips.
*) Rf. in seiner Antwort auf dieses Schreiben vom 7. September 1665 spricht
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V^erhandlungen mit Lubomirski. 277
Georg Lubomirski an den Kurfürsten. D. in castris ad
Krzepice 30. August 1665.
[Schilderung seiner bedrängten Lage, Bitte um Unterstützung.]
— Quidquid aggreditur exercitus una mecum, cogente aggreditur 30. Aug.
necessitate, praesertim cum nobilitas armis et potentia Regiae Maiestatis
pressa siae oppressa caput eiferre, imo nee congredi agereque rem
oppressae Reipublicae et propriae libertatis dod audet, ultione statim
seqaente. Haec ipsa Regiae Maiestatis potentia in dies crescit et augetur,
meae vero et exercitus vires in dies aut minuuntar aut in spe exterorum
suffragiorum propriis deficientibus concidunt. Mihi quidem — dictos
tractatas mens est trahere premereque pro possibilitate, ne quid erumpat
tam patriae quam vicinis praeiudiciosum, ast protractio ista nonnisi in
brevissimum tempus deficientibus mediis et suffragiis. Unde cum com-
munis sit haec SerenitAtis Vestrae cum Republica causa, obnixe eandem
— rogo, velit quantocius sufTragari parte aliqua exercitus neruoque.
Sacra Caesarea Maiestas dudum id fecisset, sed suam respicit Sereni-
tatem, ergo nihil restat amplius, nisi ut Serenitas Yestra Electoralis, cuius
res vel maxime agitur, hoc in negotio tandem resolvere nodum hunc
velit et adesse praesenti patriae necessitati missis copiis auxiliaribus
promissoque neruo, sine quibus nos impares hello cum simus (quamuis
non temnendas vires habemus) pacisci omnino necessum babebimus, jam
vero si paciscemur et siue implicite siue explicite inuoluatur electio, qua
non nisi mediante tractatus perfici possunt, si qua patriae, qua vicinis
amicisque principibus aliquid sequetur praeiudiciosi, aequi bonique ut con-
snlant omnes necesse erit, quia qui fecit, quod potuit, legem adimpleuit^).
nur seine Freude über den Beginn der Friedensunterhandlungen und seine
Wünsche für das Zustandekommen derselben aus. Unter demselben Datum
schreibt er auch an König Johann Casimir und spricht demselben seine Freude
darüber aus, dass derselbe Lubomirski und dessen Anhängern den Weg der Gnade
eröffnet habe, auch er selbst habe Niemirycz beim Abschiede ermahnt, man möge
sich aller gewaltsamen Massregeln enthalten und lieber durch Unterwerfung die Gnade
des Königs zu erlangen suchen.
^) Eine Antwort darauf scheint von Seiten des Kf. nicht erfolgt zu sein.
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278 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Stephan Niemirycz^) an den Kurfürsten. D. devant Piotrkow
19. September 1665.
[Nene Unterhandlungen. Ungünstiges Urtheil über Lubomirski.]
19. Sept. On commence icy a traiter') par M. le Grand General Potocki, par
M. TEvesque de Cracovie') et M. l'Evesque de Chelm*) et par les
Commissaires de Tarmee, qu'ils iront dans le Camp de Sa Majeste
aujourdhuy ou demain six en nombre, pour y traiter de la paix. Prae-
liminaria haec sunt: Le Roy veut qu'on luy rend primierement tous les
prisoniers petits et grands^ drapeaux, tiinbals, tiimbours; pour les dra-
peaux et autres insignia il n'y avoit aucune dispute, mais pour les
prisoniers on a long temps dispute, enfin M. le Grand Mareschal a obtenu
de l'armee, qu'on les rendra devant le commencement de traitte. Les
armees doivent camper pour le moins huict lieux l'une de Tautre dans
des places que Sa Majeste ordonnera. Lubomirsky a commence traitter
avec le Grand Chancelier de Lithuanie') par son cousin, qui est pri-
sonnier dans nostre armee, mais il sera trompe* du Chancelier. M. le
Grand Mareschal se doit retirer dans la Silesie et de dela doit demander
la grace de Sa Majeste dont il est dejä fort content, ayant asseurance
de ces Messieurs deux Evesques qu'il aura asseurement la grace de Sa
Majeste. Si Lubomirsky gaigne, je croiray la predestination. II n'est
pas hardy et il repousse avec deux mains la fortune. Quand il sera
hors du Royaume on le declarera pour un ennemy de la patrie et apres
ä la premi^re diete on fera Election, car le Roy veut quitter le sceptre
asseurement, c'est pourquoy ie dis devant la faction de la Reyne, que
V. Alt. n'est point contraire ä cette election, et devant Tautre faction
autrement, me tenant pour un indiiferant, et qui ne suis point oblige a
personne qu'au Roy et a Testat de Pologne. Vostre Alt. El. en usera
comme Elle voudra. Lubomirsky ne m'a point permis venir pour un
jour chez V. A. El. quoy que ie luy ay promis cy et cela de V. A. El.
Je voulus expliquer de bouche ä V. Alt. El. ma fa^on d'agir pour le Ser-
vice de V. A. El., car il est impossible d'escrire tant en chifre, et sans
chifres ie n'ose point. Lubomirsky m'a accuse*) devant V. A. El.,
') S. oben S. 276.
'-') üeber diese neuen im September nach der Niederlage der königlichen Trup-
pen bei Czenstochau angeknüpften Verhandlungen s. Kochowski III. S. 193 ff.
') Andreas Trzebicki.
*) T homas Lezenski.
^) Christoph Pac.
ß) S. oben S. 276.
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Verhandlungen mit Lubomirski. .279
mais comme il n'est point secret, ie ne luy decouvre pas mon aifaire.
Nostre armee ne veut point sortir de la confederation sans que la Diette
ne leurs asseure Tamnistie, cependant ie croy fermement, qa'ils cederont
cela encor et se contenteront de l'asseurance du Roy per senatus con-
sultuzn, ce que ne les aydera point du tout, si Ie Roy les voudra chastier. —
Georg Lubomirski an den Kurfürsten. D. Vratislaviae
19. December 1665.
[Der Friedensschluss. Neue Befürchtungen. Bitte um des Kf. Farsprache.]
De pace*) Poloniae quoquo modo reddita iam fama Serenitati Vestrae 19. Dec.
procul dubio attulit. — An vero haec stabilis et firma futura sit, Comitia
proximo Martio celebranda sunt edoctura. Quamuis producta denuo e
latebris odiosa electionis materia, tantorum seminarium malorum, vix
ominari de longa tranquilitate concordibusque comitiis iubeat. Me quod
attlnet, gratiam Suae Maiestatis, Domini mei clementissimi^ per instantias
totius Reipublicae imploro et, quia benignissimae protectionis Serenitatis
Vestrae gratia semper glorior, humillime peto, ut veluti superioribus
comitiis Serenitas Vestra apud Suam Maiestatem Dominum meum sese
interponere in causa mea est dignata^ ita etiath hocce protectionis suae
pondus addere non dedignetur*). —
Des vom Fürsten Lubomirsky Abgeschickten Collalto^) An-
bringen s. d. [Februar 1666].
[Lage der Dinge in Polen. Lubomirski's Absichten. Bitte um Schutz und Unter-
stützung. Warnung vor Niemirycz.]
AI presente la repubblica di Polonia e in tal statte che senzaFbr.lf)66.
Tellettione^) non pu6 sperare la pace, mentre la Maesta della Regina
0 Ueber diesen am 8. November 1665 zu Palczyn abgeschlossenen Vergleich
s. Kochowski III. S. 203f.
^ Kf. in seiner Antwort darauf (d. Cliviae 3. Februar 1668) dankt für die An-
zeige und sagt seine Intercession zu.
') Kochowski III. S. 182 nennt unter Lubomirski's Anhängern auch: Colaltus
Italus praeclara inimperio perfunctus militia. Lubomirski's Creditiv für denselben
ist datiert Breslau 16. Januar 1666 (praes. 8. Februar), das Recreditiv des Kf. Cleve
17. Februar 1666. Vgl. über seine Sendung Pufendorf IX. c. 85 S. 637.
*) Ueber die damaligen Absichten des polnischen Hofes, mit Waffengewalt, mit
Hülfe einer französischen Armee, an deren Spitze Conde und Engbien in Polen
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280 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
poGGO fa ha mandato a sua Ecc. il sig. Principe Tultima dechiaraiione,
che se vole hauere la restitutione delli honori e la pace, bisogna che
conceda detta eliettione, ma piü, mentre la detta Maestä vedde, che la
maggior parte della nobilta e contraria, et teme, che in queste piccole
dietine che al presente si celebrano per tutte le prouincie il resto non
sii per unirsi con li palatinati giä congionti col esercito confederato per
la libertä et leggi della repubblica (mentre dalli sopradetti palatinati per
via di lettere sono giä invitati ad unirsi insieme), vole, che Sua Ecc. il
sig. Principe col medemo esercito, che ha sotto il suo commando, sforzi
tutti quelli che fossero contrari a detta ellecione. La quäl cosa S. Ecc.
il sig. Principe per la fede data alla patria per conservatione d'amicitia
et pace frä Principi confinanti non pu6 in niuno modo concederla.
Mons. Vescovo di Cracovia ultimamente ha scritto al s. Vice-
canceliere dimostrandoli, che mentre il regno e cosi impouerito bisogna^
che sii fatta l'ellecione per hauer la pace.
Li Suecesi si sono dechiarati per la libertä et leggi della Re-
pubblica.
L'ambasciator di Moscouia, che fü a Vienna s'abocco col secretario
del £cc.°^^ S. Principe, il quäle disse, che il suo signore non interpretuava
in bene questa ellecione.
L'ambasciator di Francia hora e prodigo piii del ordinario nel
sborsar denari a soldati o pure doue vide esser necessario per spuntar
li loro intenti.
La Corte mentre vede le contrarietä, che possono esser nell Ellecione,
al presente fa levata di gente et tratta strettamente con tartari af&nche
siino pronti per assister all' occorenza.
Sua Ecc. il sig. Principe e giä resolute lasciar tutte le pretensioni
sue si delli honori come d'altro et piü presto viver vita esule, aspettando
altro tempo piü oportuno, che conceder Tellecione, solo suplica Sua Sere-
nitä Elettorale che si degni farlo consapeuole, se, quando il bisogno lo
richiederä, puo assicurarsi d'assistenza di Sua Ser. Elett. del che hum.
la prega.
Tutto quelle, che fa Sua Ecc. il s. Principe, lo fä solo per le raggioni
sopranominate, perche per il suo particolare ancor hoggidi e in suo
pottere haver la quiete, giä che la Maestä della Regina non ricerca altro
dal medemo, solo che li dii una carta rasa sottoscritta con proprio pugno
erscheinen sollten, die Wahl durchzusetzen, s. die Instruktion Ludwigs XIV. für Po m-
ponne vom 19. December 1665 (Recueil des Instructions IV. S. 75ff. 94flf.).
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Sendung Colalto's. 281
et che mandi uno delli suoi figlioli in Francia, promettendo al detto sig.
Principe ogni sodisfacione.
Se pare a Sua Serenita Ell. promouer qualche d'uno a concorenza
della Corte, potra conferirlo con Sua Ecc. il s. Principe per qualche altra
persona.
AI 8. Nimiricz, il quäle (non so se Sua 8er. Ell. sii informata)
doppö il giuramento fatto al esercito procura di tirame parte in favore
della Corte, ma vedendo che non li riuscivanO li di lui intenti come
voleva, senza dir a Dio a persona se ne parti et hora pubblicamente
dice che bisogna sii l'ellecione, l'ecc s. Principe prega Sua Ser. Ell. a
non farli sapere cosa alcuna in questo negocio, perche lui come instru-
mento della Regina subito lo paleserebe, in altro poi sua Ecc. prega
Sua Ser. Ell. voler prottegerlo con le solite sue gratie.
E pregata sua Ser. Ell. dal ecc. s. Principe che si degni farli la
gratia promessa e principalmente hora supplica per la medema gratia,
mentre e esule et tutti li suoi boni rovinati dal esercito inimico.
Prego Sua Ser. Ell. che si degni di darmi presta espedicione et
secreta dichiarando quäl sii la sua intentione dalla quäle Tecc™^ s. Prin-
cipe totalmento depende e senza il voler di Sua Ser. Ell. non vol far
cosa alcuna.
Sachen, so mit des H. Lubomirsky Abgefertigten zu reden
sein^. [Februar 1666.]
1) Was vor Senatoren noch mit dem H. L. halten und wider dieFbr.1666.
Election sein, ob auch einige Bischöfe mit H. L. halten.
2) Ob man sich auf den Adel zu verlassen, dass er beständig blei-
ben werde.
3) Ob man zu fürchten, dass vor dem Reichstage von dem Hofe
noch etwas gefahrliches geschehen werde.
4) Ob die Schweden gewiss wider die Wahl sein werden.
5) Ob H. L. nicht auf einiges Subjectum bedacht sei, weil der König
der Krön los sein wolle.
6) Ob H. L. noch einig eigen Volk anf den Beinen habe und wie-
viel dessen sei.
^) von T. Blumenthals Hand.
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282 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
7) Ob wegen des Sapia*) Tod in Littauen auch einige Veränderung
zu fürchten.
8) Ob die confoederirte Armee noch bestandig kegen die Wahl sei.
Des Fürst Lubomirsky Abgefertigten Nachricht auf die ihm
vorgestellten Fragen. [Februar 1666.]
Kbr. 1666. Ad 1 resp. Der Vicekanzler Leschinsky halte es mit dem H. L.
wie auch der Castellan von Posen*), auf dessen universalen sich zwei
Palatinate vereiniget, item der Castellan von Crackow Cracofsky') wie
auch Nicolaus Podlodofsky*). Die Bischöfe seind nicht zu fürchten,
weil sie ohne den Adel nichts thun dürfen, wann sie schon von ihnen
selbst übel intentioniret wären.
Ad. 2. Es sei kein Zweifel, sie werden ständig verbleiben, und sei
der Königin hiefüro bange genug.
Ad. 3. Von dem H. Lubomirsky dependire die Armee und also
wurde derselbe, wenn er etwas zu besorgen hätte, lieber fürkommen und
den andern auf die Hand gehen.
Ad. 4. Der H. L. hat dessen S. Chf. D. einmal versichert und bleibt
noch darbei, dass Schweden sich für der Krön Polen Gesetze und Frei-
heit erkläret, diese bestehe aber darin, dass vivente rege von keiner Wahl
solle gesprochen werden.
Ad. 5. Der Fürst hab gesagt, dass er embarassiret sein würde,
wenn der König Krön und Scepter niederlegen wollte, wem er die Krön
am liebsten gönnen wollte, dennoch wüsste er keinen bequemeren als
S. Chf. D. Ich antwortete, solches hinderte nebst andern Considerationen
die Religion. Sagte er, der Fürst Samoisky*) ist meinem Herrn ab-
gangen, und an selbigem hat er viel verloren.
Ad. 6. Er hab zwei Regimenter Dragoner von 1200 Mann, nebst zwei
Regimenter Reuter, weil er aber diese letzten Willens gewesen zu cassiren,
werde er in deren Stelle wiederumb Dragoner geworben haben. Die
') Paul Sapieha, Littauischer G.Feldherr, war 30. December 1665 gestorben.
(Diar. Europ. XIV. S. 31.)
^ Christoph Grzymultowski, vgl. Kochowski HI. S. 199.
2) Stanislaus Warszicki, vgl. Kochowski III. S. 223.
*) Starost von Radom.
*) Johann Z am oyski, Woiwode von Sendomir, war 2. April 1665 gestorben.
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Verhandlungen mit Colalto. 283
polnische Reaterci, sowohl von den Confoderirten als des H. Lub. eigene,
belaufe sich aaf 7000 Mann, so alsofort ins Feld gesetzet werden können.
Ad. 7. Kann nichts positive berichten. Patz^) hab aldorten etwas
zu brouilliren tentiret, es sei ihm aber, soviel ihm bewusst, nicht ge-
lungen.
Ad. 8. Bis in den Tod. Dieses könne er umb so viel mehr mit
Bestand der Wahrheit sagen, weil er, der Abgeschickte, selbst aus ihrem
Mittel sei.
Otto V. Schwerin^) an den Kurfürsten s. 1. et d. [Februar 1666].
[Rf. darf um Lubomirski*s willen keinen Krieg anfangen, der Verlauf des polnischen
Reichstages ist abzuwarten. Die Lnbomirski's Abgesandten zu ertheilende Antwort.]
Dass E. Chf. D. dasjenige, was mit H. Lubomirsky in Polen vor-Fbr.1666.
gegangen, wie sie sich dabei zu betragen und welchergestalt sie sich
auf dessen Ansuchen zu erklären in reife Deliberation ziehen und des-
falls dero Rhäte — Gutachten in Gnaden erfordern, solches ist billig
E. Chf. D. weitberühmter Wachsamkeit und Sorgfalt vor dero Staats
Conservation zuzuschreiben und zum höchsten zu rühmen. — Damit ich
nun meine unterthänigste unvorgreifliche Gedanken desto besser eröffnen
könne, so halte ich meinestheils nötig nachfolgende Fragen zu erörtern —
1) ob dem H. Lubomirsky nicht anders denn durch auswärtige
Hülfe und Krieg geholfen werden könne,
2) ob des Reichs Libertät verloren zu halten^ wenn der H. Lubo-
mirsky nicht wieder in vorigen Stand gesetzt werden sollte,
3) ob S. Chf. D. zu rathen, sich seiner anzunehmen,
4) auf was Weise solches geschehen solle,
5) was dem jetzigen Abgeschickten vor Resolution zu ertheilen.
Auf das erste zu antworten, so scheinet, dass alles, was vor seine
Restitution ohne starke Hülfe und gewapnete Hand zu thun, albereit ge-
schehen — welches alles aber so garnichts fruchten wollen, dass der
König dennoch unbeweglich auf seiner Meinung verharret — und weil
darauf alle Chargen schon an andere vergeben, Crakow von den König-
lichen besetzet und mehr dergleichen Dinge vorgenommen, welche alle
1) Der Littauische G.Kanzler Christoph Pac.
') eigenhändig. Randbemerkung: Dieses ist S. Chf. D. also in Kegenwart des
Fürsten von Anhalt, H. Cansteins und H. Kanzler Jena vorgelesen. — Inhalts-
angabe dieses Schreibens, aber als Erwägungen des Kf., bei Pufendorf IX. c. 65
S. 630 f.
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284 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Versöhnlichkeit ausschliessen, so dürfte wohl davor zu halten sein, dass
in der Güte nichts mehr auszurichten sei. Wann ich aber — die Ur-
sachen dieser wider H. Lubomirsky geführten Procedur betrachte, so
dürfte ich wohl auf die Gedanken geraten, dass noch andere Wege sein,
wodurch ihm — geholfen werden könne, ja dass er gar leicht durch
fremde Kriegsmacht seines Zwecks verfehlen könne, denn — ursprünglich
ist es die Königin allein, und zwar umb der französischen Wahl willen,
die ihm diesen Handel machet, und ob zwar der König ihr zu Gefallen
hierunter lebet, auch viele vom Hofe sich hierzu mit gebrauchen lassen,
so würde doch solches alles mit einmal fallen, wenn die Königin mit
Tode abgehen sollte, indessen ist H. Lubomirsky als ein treuer Patriot
schuldig der Zeit zu weichen und lieber alles zu dulden als sein Vater-
land seines Unglücks halber in einen Krieg zu stürzen. Wenn derselbe
hierauf regeriren wollte, dass er nicht seinetwegen besondern der polnischen
Libertät halber und damit die Wahl in seiner Abwesenheit nicht vor
sich gehen möchte, dergleichen vornehme, so ist hierauf zu antworten,
dass ihn nicht zustehe, solches ohne rechtmässige Requisition der übrigen
Stände zu thun. — Wann auch also ist, was der H. v. Ho verbeck oft
— constanter im Rat asseriret hat, dass im geringsten nicht zu fürchten,
dass diß französische Wahl mit gutem Willen des Adels erhalten werden
sollte, so sehen Ew. Ch. D. klärlich, dass er, ehe — der König gewalt-
same Mittel zu Behauptung der Wahl gebrauchet, ohne Ursach einen
Krieg anfangen und der andern Partei nur Anlass geben würde solches
Wahlwerk, unterm Prätext, dem Könige zu assistiren, armata manu aus-
zuführen. — Halte also bei diesem ersten Punkt unvorgreiflich davor,
dass der H. Lubomirsky in Geduld abzuwarten, was andere Potentaten
und E. Chf. D. Intercessionen vor ihm wirken, sonderlich aber wie die
Respubl. sich auf bevorstehendem Reichstage seiner anzunehmen ge-
sonnen sei.
Bei der anderen Frage scheint es gleichergestalt fast ausser Zweifel,
dass wann diese wider den H. L. geführte Procedur nicht geahndet und
redressiret werden sollte, des Königes usurpirte potestas dadurch gleich-
samb legitimiret werden und derselbe immer weiter zugreifen und hinfüro
niemand sich unterstehen dörfte, dem Könige zu widersprechen. Allein
— es ist kein Reich oder Land von solchen Satzungen und so grosser
Libertät, dass nicht zuweilen ganz fremde, ungerechte und überaus grosse
contraventiones der privilegiorum vorgehen sollten, und folget doch darumb
nicht, dass damit alle Libertät aufgehoben, — halte also — davor, dass,
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Gutachten 0. v. Schwerins. 285
wenngleich diese an H. L. verübte gewaltthätige Process nicht auf solche
Art, als H. L. jetzt Vorhabens ist, gerochen werden sollte, man eben
darumb die Libertat des Reiches noch nicht verloren schätzen könne. —
So kann man auch vor Ausgang künftigen Reichstages nicht sagen, ob
der Process rechtmässig sei oder nichts besondem es dependiret solches
allein von der Approbation oder Improbation der Reichsstände.
Die dritte Frage betreffend, wenn man die correspondence, so zwischen
E. Ch. D. und dem H. L. und seinen Freunden gepflogen und wie der
König und Königin sich kegen E. Chf. D. bezeigen, erwägen will, und
dass von dem Hofe deroselben fast öffentlich gedräuet, alle derselben
actiones übel ausgeleget und ihre auch in den allerbiUigsten Dingen
keine Satisfaction gegeben wird, so möchte man fast davor halten, dass
hievon kein Zweifel zu machen. Aber — soviel mir von der correspon-
dence bekannt, ist dieselbe dergestalt nicht beschaffen, und haben E.
Chf. D. ihm niemalen solche Vertröstung gegeben, worauf er von E.
Chf. D. begehren könnte, dass sie sich ihm zum besten zu einem Krieg
wider seinen König, welcher bisher sustiniret und desfalls einen ziemblich
starken Anhang hat, dass er justissimas condemnationis causas habe,
erklären sollten. Es würde auch E. Chf. D. nicht reputirlich noch sicher
genug sein, dass sie sich mit einem Unterthanen des Königs gleichsamb
in ein foedus einlassen sollten, wenn auch H. L. verfiele, so würde die
causa cessiren und E. Chf. D. blos und allein stehen, die üble Zufrieden-
heit des Königs rührt auch allein daher, dass er E. Chf. D. in den Ver-
dacht hält, als wollten sie sich des H. L. mit Gewalt annehmen — und
zweifle ich nicht, dass E. Chf. D. gar leicht alle Missverstände mit dem
König werden heben können. Auf allen Fall wäre es doch E. Chf. D.
viel zuträglicher und sicherer, dass der König den Anfang wider E. Chf. 1).
mit einiger Gewalt mache — . E. Chf. D. haben ferner — zu erwägen,
was zum Kriege gehöret, wie vielerlei gefährliche Zufalle und diversiones
dazu kommen können, was vor andere Potentaten, die nur auf solche
Occasion lauern, zu E. Chf. D. höchsten Gefahr mit in dieses Spiel kom-
men würden, E. Chf. D. würden die Republik durch solchen Krieg, als
welche des Friedens begierig und die incommoda belli, vornehmlich die
auswärtige Völker sehr hasset, zugleich hoch offendiren und die Affection
und das Vertrauen, so sie zu derselben tragen, sehr alieniren, E. Chf. D.
haben femer zu betrachten, dass die allererst mit Frankreich auf-
gerichtete Freundschaft auf einmal niederfallen würde, weil es bekannt,
mit was Eifer sich der König bisher dieses Werks angenommen, inson-
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286 III- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
derheit wenn E. Chf. D. nebst dem Hause Oesterreich dieses Werk
beginnen müssten. —
Auf die vierte Frage nun zu antworten, so halte ich — davor, dass,
damit £. Chf. D. dem Vertrauen, so der H. L. zu derselben traget, ein
Onügen thun und anderen in der Republ. zeigen mögen, wie lieb E.
Chf. D. die Conservation ihrer Freiheit sei, — E. Chf. D. fernere Instanz
mit nachdrücklichen Worten beim König sowohl durch eigene Schreiben
als auch durch die Gesandten zu thun hätten — ferner meritirte diese
Sache wohl, dass E. Chf. D. jemands in Frankreich schickte und beim
Könige anhielte, diese Sache in der Güte zu vermitteln, wobei dieses
vorgestellet werden könnte, dass sonsten widrigenfalls das Haus Oester-
reich einen grossen Vorteil daraus ziehen würde. Wann auch der Reichs-
tag wieder angehet, könnten E. Chf. D. allen und jeden erscheinenden
Senatoren und Landboten vorstellen lassen, was dem Reich hieraus vor
Unheil erwachsen würde — und dass sie demnach den König zur Sühne
disponiren — möchten. Würde durch dergleichen Mittel der Zweck er-
halten, so hätte H. L. Ursache, zufrieden zu sein, wann nicht und dass
das ganze Reich oder grosseste Teil desselben dem Könige beifällt und
H. L. condemniret, so kann ich garnicht absehen, wie E. Chf. D. sich in
einen Krieg impliciren können, da sie in ihrem Gewissen nicht versichert
sein, dass er rechtmässig sei, und da die Krone ohne Zweifel sustiniren
würde, dass sie sich aufs weinigste der jüngsten pactorum verlustig gemacht
hätten, und würde sich E. Chf. ß. keiner Assistenz dero AUiirten ver-
trösten können, weil ein jeder sagen würde, E. Chf. D. hätten den Anfang
gemacht und Ursache gegeben. Sollte aber das Widerspiel erfolgen und
die Stände insgesamt oder der grosseste Teil derselben nehme sich des
H. L. an und improbirte durch einen Reichsschluss dasjenige, was vor-
gegangen, alsdann könnten E. Chf. D. eine gemeine Sache mit der
Republ. machen und sich nach derselben richten, wie und auf was Art
dieselbe ihr geholfen wissen wollte, und wann auch auf diese Weise der
Krieg erfolgen müsste, so rate ich doch — , dass E. Chf. 1). erwarten,
dass sie dazu von denen, so sich des Krieges teilhaftig machen wollen,
sollicitiret werden, worann dann E. Ch. D. nicht zu zweifeln haben, damit
E. Chf. D. dabei gute conditiones machen mögen. —
Und hieraus nun — können E. Chf. I). zum Theil die Resolution
nehmen, so sie dem Abgeschickten zu ertheilen haben, insonderheit dieses
dabei anziehen, dass ehe und bevor der Baron de Gois, welcher dieser
Sachen halber anhero geschicket, angekommen und des Kaisers Meinung
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Resolution an Oolalto. 287
entdecket, E. Chf. D. nicht weiter gehen könnten. Ich halte mich auch
versichert, dass der H. L. mit solchen Erklärungen sehr wohl zufrieden
sein und ein mehrers mit raison nicht prätendiren wird. Ob auch gleich
E. Chf. D. ein mehrers vor ihn resolviret hätten, so würde es doch nicht
zu rathen sein zu melden, weil man gnugsamb siehet, dass nichts ver-
schwiegen bleibt, besondern der König alles erfahrt. —
Resolution so deni Colalti naUndlich gegeben^), s. 1. et d.
[Cleve, Februar 1666].
S. Chf. D. beklagete gar sehr, dass es in Polen zu solchen Extremi-Fbr.1666
täten gekommen, dass entweder kein Friede zu hoffen, oder in eine Wahl
wider des Reichs Gesetze und Freiheit gewilliget werden müsste, und
dass indessen der Fürst Lubomirsky so viele Widerwärtigkeit leiden
und ausstehen müsste, und wünschte inniglich, dass sowohl der König
als auch das Reich die Gefahr, so ihnen allerseits vor Augen stünde, be-
denken und die Erhaltunge des Friedens allein zum Zweck haben möch-
ten, S. Chf. D. hätte bisher keine, andere consilia gefähret, denn das
Reich bei Frieden und ihrer Libertät erhalten werden möchte, und sich
keines Dinges, so dawider liefe, theilhaftig machen wollen, müsstcn aber
beklagen, dass sie dem unerachtet nicht ohne Beschuldigung bleiben
können, die Liebe, so S. Chf. D. vor dieses Reiches W^ohlstand hätten^
wäre so gross, dass, wenn sie einigen Rath wüssten, wodurch dasselbe
nebst Conservirung der Libertät bei Frieden erhalten werden könnte, sie
denselben ungescheut ertheilen wollten, es möchte auch von einem oder
andern Theil ausgeleget werden, wie es immer wollte, allein die ferne
Abwesenheit und dass sie den Zustand so eigentlich nicht wissen könn-
ten, verhinderte sie daran, denn ob ihnen der Fürst einige Nachricht
von dem Zustande in Polen geben lasse, so wäre doch bekannt, dass
sich daselbst alles so geschwinde änderte, dass man auf nichts fest bauen
könnte, wie denn schon nach des H. Colalti Abreise sich viel geändert,
S. Ciif. D. wolle dannenhero nicht zweifeln, es würden getreue Patrioten
den besten Rat bei sich selbst nehmen und denselben allein auf die
beständige Wohlfahrt des Reiches fundiren.
Dass Sie sich von der Krön Schweden nichts als alles gutes zu
getrösten, vernehmen S. Chf. D. sehr gem^ hätte auch selbst bisher nicht
anders vernommen, und weil S. Chf. D. mit selbiger Krön in vertraulicher
') von O.V.Schwerins Hand.
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288 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Freundschaft stüode, wollte sie ferner dahin trachten, dass die Krön
Schweden bei solchem guten Vorhaben verharren möchte.
Dass H. Nemeritz sich nicht am besten betragen haben sollte,
wäre S. Chf. D. nicht lieb zu vernehmen, wollten hoffen, er würde sich
wieder begreifen, denn er S. Chf. D. immerhin starke Versicherunge von
seiner Beständigkeit gebe, doch wollte S. Chf. D. dieser des Fürsten
Warnung eingedenk verbleiben.
Der übrigen proponirten Punkten halber wollte S. Chf. D. förderlichst
jemands an den Fürsten schicken und vertraulich mit demselben daraus
reden lassen.
Wünschte, dass derselbe bei seinem Unglück Standhaftigkeit und
Geduld beweisen und auf Gott und des Königes Gnade sein Vertrauen
continuiren wollte.
d. Gesandtschaft v. Hoverbecks. März 1666 bis
October 1668.
Memorial, wornach S/ Churf. Durchl. — Geheimer Rath und
Gesandter Johan von Hoverbeck — sich bei dem vorstehen-
den Reichstage zu achten und seine Negociation einzurichten
haben wird'). D. Cleve 6. März 1666.
[Satisfaction desKf., Verwendung färLubomirski. Erhaltung der Verfassung derRepublik.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
C). März. 1- Nachdem bei den zwei letzten fruchtlos zerschlagenen Reichstagen von
den in der Instruktion vom December 1664 enthaltenen Punkten nur wenige
haben expediert werden können, so ist dieser Instruktion, soweit es bei jetziger
Veränderung in der Krone angehen wird, nachzugehen.
2. H. soll dem Könige nochmals die Verdienste, welche sich Kf. um ihn
und die Republik erworben, und den schlechten Dank, den er dafür erhalten,
vorstellen und verlangen, dass Kf. endlich nicht nur wegen Elbing, sondern
auch was ihm sonst nach den Pakten zusteht Satisfaction erlange.
3. Etwaige Einwendungen des Königs dagegen hat er mit gebührendem
Respect abzulehnen und zu widerlegen. Sollte der König dagegen erklären,
dabin wirken zu wollen, dass Kf. die auf Elbing verschriebene Summe ohne
weiteren Verzug ausgezahlt erhalte, so soll er bei dieser Gelegenheit sich für
die Begnadigung des G.Marschalls verwenden.
4. Da dem Kf. am meisten daran gelegen, dass der Staat in Polen nicht
geändert, sondern die Republik bei ihrer alten Verfassung und Freiheit erhalten
') Randbemerkung: Lectum in consilio den 6. Martii 1666 in praes. S. Churf. D.,
Fürsten von Anhalt, Graf von Donah, H. v. Canstein und meiner 0. v. Schw.
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Instruction für v. Uo verbeck. 289
werde, so soll er mit bescheidenen Erinnerungen und guter Anleitung bei recht-
schaffenen Patrioten dahin arbeiten, namentlich dass die leichte Münze abge-
schafft und die Besatzungen aus den preassischen Städten abgeführt würden.
5. Sollte es zu einer öffentlichen Proposition bei allen Ständen kommen, so
ist dieselbe nach dieser Instruktion einzurichten, vorher aber die Gemüther
sorgfaltig zu präparieren ^).
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 11. April
1666.
[Ankunft in Warschau. Vorgänge auf dem Reichstage. Der junge Rohde. Oberst
V. Kalckstein.]
Wegen bösen Weges ist er erst heute hier angelangt. 11. April.
Der LandbotenmarschalP) hat zwar auf einhelligen Beschluss aller Depu-
tierten an den König die Bitte gerichtet, derselbe möchte vor allen Dingen die
Republik in Ruhe und Sicherheit setzen, der König aber hat darauf auch nur
in generalibus geantwortet. Morgen wird man ad particularia schreiten und
um des G.Marschalls Restitution, wie auch Abführung der Besatzungen anhalten.
Der Hof stellt an allen Orten grosse Werbungen an und bezeugt grossen
Eifer bei seinem Vorhaben, will auch von völliger Aussöhnung nichts wissen.
Die hieher berufenen Regimenter Brion und Bockum hat er auf das Ver-
langen der Stände wieder ins Ermeländische zurückgehen, auch die mit grossem
Gepränge aus dem Zeughause aufs Schloss gebrachten Stücke wieder abführen
lassen müssen.
Der junge Rohde') befindet sich hier und hat bei den Ständen wegen der
Verhaftung seines Vaters klagen wollen, ist aber vom polnischen G.Kanzler ab-
gewiesen und sein Vater für einen Rebellen gescholten worden.
Der Obriste Kalckstein*), des Generallieutenants Sohn, ist dieser Tage
*) Von demselben Datum sind die Creditive für v. Hoverbeck an den Konig
von Polen, die gesamten Stände, den Erzbischof von Gnesen, den G.Kanzler und den
U.Kanzler. Kf. übersendet (d. Cleve 9. März 166G) H. diese Schreiben und theilt ihm
mit, dass er ihm auf seinen Wunsch den Charakter eines legatus ertheilt hätte, er
sollte sich, wenn die fremden Gesandten von dem Reichstage excludiert werden soll-
ten, nicht abweisen lassen, mit Palbitzky, obgleich derselbe ihm das vorige Mal
seine Ankunft nicht habe mittheilen lassen, verkehren, Lubomirski's in den von
ihm selbst aufgesetzten terminis in seiner Proposition Erwähnung thun, sollten aber
der Kaiser und Schweden sich desselben mit grosserem Nachdruck annehmen, des-
gleichen thun.
*) Johann Odrowaz Pieniazek, Starost von Oswiecim. Vgl. über diesen
von Kochowski garnicht erwähnten Reichstag Diar. Europ. XV. S. 67if. 214 fP.
Lengnich, Gesch. Preussens VII. S. 313.
^) Der Sohn des vom Kf. in Haft gehaltenen Konigsberger Schöppenmeisters
Hieronyrous Rode.
*) Christian Ludwig v. Kalckstein, der seit 1G61 in polnischen Diensten
Mtttcr. t. Gesch. d. G. Kurfürsleu. XII. 19
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290 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
hier gewesen, wie er vorgab, um seinen Abschied zu fordern und ins Reich zu
gehen, als ihn aber etliche Littauer von Adel wegen verübter Gewalt belangen
wollten, hat er sich nicht lange aufgehalten.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 20. April
1666.
[Lage der Dinge, voraussichtliche Zerreissung des Reichstages. Audienz beim Konige.]
20. April. Die Senatoren, besonders die Staatsministri , scheuen das Colloquium mit
den Deputierten der Ritterschaft in Abwesenheit des Königs, weil sie furchten,
es dürfte daraus ein Blutbad entstehen. Die Deputierten aber wünschen nur
eine Aussöhnung, um dann insgesamt vor den König zu treten und um Lubo-
mirsky's völlige Restitution anzuhalten. Gerade dieses aber, dass es das An-
sehen gewinne, als ob sich die ganze Republik desselben annehme, suchen die
Anhänger des Hofes zu vereiteln, da man zu oft, um von Frankreich desto eher
Subsidien zu erhalten, dorthin geschrieben hat, dass L. ganz unter die Fasse ge-
treten sei und man es mit dem Wahlwerk so weit gebracht habe, dass es nur
auf dem Losdruck bestehe.
Za einem glucklichen Schluss des Reichstages ist fast keine Apparenz.
Die Stände wollen sich ohne vorgehende Restitution des G.Marschalls dazu nicht
verstehen, der Hof bezeugt zwar in publico und bei Privataudienzen der vor-
nehmen Bischöfe, dass er nicht ungeneigt sei, ihm alles ausser dem Generalat
wiederzugeben, in Wirklichkeit aber will man ihn auch nicht in den adlichen
Stand und seine Eigengüter restituieren, ausser wenn er sich verreserviere, zwei
oder drei Jahre ausserhalb des Vaterlandes zu leben. Ausserdem verlangen die
Stände sofortige Abschaffung der kupfernen Münze und Abführung der Be-
satzungen und wollen auch in eine Gontribution nicht eher willigen, bis sie ge-
sichert seien, dass ihre eigenen Gelder nicht gegen sie selbst werden employiert
werden, welches alles den Interessen des Hofes so zuwider, dass derselbe lieber
zwei Reichstage zerschlagen lassen als nur in eines dieser Stücke willigen möchte.
Dazu wünscht der Hof der Wahl wegen (welches das primum mobile aller Con-
sultationen ist), weil auf diesem Reichstage darüber bei Lebzeiten des Königs
keine Constitution gemacht werden kann, einen anderen in kurzem anzusetzen,
was nicht practicabel sein würde, wenn man diesen zu einem glücklichen Schluss
gedeihen Hesse. So überlegen beide Theile, wie ihre Intention durch Macht der
Waffen zu erreichen sei.
Er hat bei beiden Majestäten Audienz gehabt und auch die vornehmsten
Staatsministri besucht. Der König bezeugte sich in betreff der postulata des
Kf. ganz willfährig, die Instanz für den G.Marschall nahm er zwar ganz freund-
lich und sogar ehrerbietig an, erklärte aber, dass er ihm nicht eine, ja nicht eine
gestanden hatte,jjS. Hirsch, Zur Geschichte Christian Ludwig v. Kalcksteins in For-
schungen zur brandenb. und preussischen Geschichte 111, 1 S. 2 18 ff.
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Vorgänge auf dem Reichstage. 291
halbe Charge wiedergeben könnte, es wäre besser, sich jetzt mit ihm zu ver-
suchen, wo er, der König, noch gutes Volk auf den Beinen, feste Plätze in
Händen und gute Freunde zu Hülfe hätte, als solches bis dahin zu sparen , da
er von allem entblösst sein möchte. Den Paltzinischen Frieden aber, in dem
sich der Marschall aller solcher Chargen, als man jetzt für ihn bedingen wolle,
gänzlich begeben, wollte er halten. Als H. die ihm in seiner früheren Instruk-
tion an die Hand gegebenen Motive vorbringen wollte, bat ihn der König, damit
innezuhalten, weil ihm die Haare zu Berge ständen, wenn er nur L.'s Namen
hörte.
V. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 27. April
1666.
[Ungünstige Aussichten. Zwietracht des Hofes und der Confoederierten, beiderseitige
Absichten.]
Er hat in des Kf. und dessen Vaters Diensten schon 36 Jahre den Reichs- 27. April,
tagen beigewohnt, aber niemals gefunden, dass die Reichssachen mit grösserer
Kaltsinnigkeit und Unachtsamkeit als bei dem jetzigen tractiert worden sind.
Der Hof will lieber etliche Reichstage zerreissen lassen als den G.Marschall
völlig restituieren, die kupferne Münze abschaffen und die Besatzungen aus den
Städten abführen, die Stände aber wollen ohne diese drei Stücke von keinem
Schluss wissen, und beide Theile suchen nur die Schuld von sich abzuwälzen
und dem anderen aufzubürden. Der Hof lässt zwar zu, dass die unterhandeln-
den Bischöfe dem G.Marschall die Restitution in den vorigen Stand, in seine
Erbgüter und die Woiwodschaft Sendomir anbieten, aber nur unter der Bedin-
gung eines triennalis exilii. Die Majestäten lassen auch verlauten, sie könnten
geschehen lassen, dass die Stände der Wahl halber so scharfe Constitutionen
abfassten, als sie nur wollten, sie wären auch bereit die Besatzungen abzuführen
und die neugeworbenen Völker abzudanken, aber nicht eher, als der Bund
dissolviert und die Conföderierten unter ihren und des G.Feldherm Gehorsam
gebracht seien. Die Stände geben vor, durch Constitutionen könnte der Repu-
blik keine genügende Sicherheit geschafft werden, sie müssten ihre Sicherheit
contra arma armis suchen und dazu müsste dem G.Marschall das Generalat
wiedergegeben werden.
Die unversöhnlichen Feinde des G.Marschalls suchen auf jede Weise eine
Aussöhnung desselben mit dem Könige zu verhüten, sie schlagen vor, der König
möchte nur den Reichstag sich zerschlagen lassen und seine Völker zusammen-
ziehen, würde sich dann des Marschalls Partei im Felde stärker als er zeigen,
so wäre es noch Zeit genug, in die völlige Restitution desselben zu willigen,
wäre man ihm aber überlegen, so könnte man ihn ganz dämpfen und darauf
mit der Wahl durchdringen.
Die Stände halten es für sich für vortheilhafter, jetzt als nach einigen
Wochen von hier fort und zu Felde zu ziehen, da Schweden wtpigstens dieses
Jahr dem Hofe keine Hülfe leisten werde, ebensowenig die Tataren; von
19*
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292 HI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Kosacken würde derselbe schwerlich mehr als 4000 erhalten. Wenn dem
Hof aber Zeit gelassen werde, so würde er sich durch Werbungen verstärken,
die littauische Armee und auch die 6000 Mann, welche den G.Staaten zu Hülfe
geschickt worden'), jetzt nach dem Abschluss des Friedens mit dem Bischof
von Munster heranziehen.
II. will mit dem vorgestern angekommenen K.V.Kanzler, welcher um das
Grosse Siegel anhält*), aber so thnt, als ob es ihm gleich wäre, ober es erhielte
oder nicht, alles vertraulich überlegen.
PS. Der kaiserliche Gesandte beabsichtigt nicht, des G.Marschalls hal-
ber etwas in pleno consessu zu proponiereu, II. zweifelt daher, was bei der
Sache zu thun sei, will es auch mit dem V.Kanzler überlegen. Derselbe soll
sich über den G.Marschall beschweren, dass er zuweilen zu viel nachgebe,
zuweilen aber auch es gar zu hoch spanne.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 4. Mai 1666.
[Erbietungen des französischen Gesandten. Audienz bei der Konigin.]
•t. Mai. Um alle HofiTnung auf Wiedereinsetzung Lubomirski's in das Generalat
abzuschneiden, hat der König vorgestern dasselbe Sobieski^) übertragen, die
bisherigen Unterhändler verzweifeln jetzt und lassen die Hände sinken, der
V.Kanzler aber, der heute zur Beerdigung seines Bruders, des Erzbischofs
wieder abreist, hat noch einige Hoffnung.
Die Schreiben des Königs von Frankreich*) hat IL übergeben, der fran-
zösische Gesandte*) hat das des Kf. mit allerhöchstem Respect angenommen
und treffliche Contestationen seiner Dienstgewärtigkeit gethan, auch sich über
die Befugnisse des Kf. aus den Olivischen und Brombergischen pactis infor-
mieren lassen.
PS. Heute hat er bei der Königin Audienz gehabt und dieselbe darauf
hingewiesen, dass sie aus dem Schreiben des Königs von Frankreich werde
• ersehen haben, dass sie bei Beförderung des Interesses des Kf. zugleich das
jenes Königs befördere. Sie erwiderte, daKf. unlängst gagen verschiedene Per-
sonen sich beschwert, er wäre von ihr betrogen worden, so müsste sie, zumal
da sie in allem, dessen sie sich angenommen, sehr unglücklich sei, Bedenken
tragen, des Kf. Interesse zu treiben, sie wolle aber dessen Angelegenheit mit
*) Das französische Corps unter General Pradcl, welches Ludwig XIV. den
nollandern gegen den Bischof von Münster zu Hülfe geschickt hatte.
*) Nach dem am 1. April 1666 erfolgten Tode des Erzbischofs von Gnesen
Wenzel Lesczynski war der bisherige G.Kanzler Nicolaus Prazmowski dessen
Nachfolger geworden, s. Kochowski III. S. 220 f.
') Der bisheripre K. Fähndrich Johann Sobieski, welchem bald darauf auch
das durch Czarnecki's Tod eriedigte Amt des K. U. Feldherrn übertragen warde.
*) S. Urk»u. Act. XL S. 706.
^) Pierre de Bonzi, Bischof von Bezier».
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Zerreissung des Reichstages. 293
ihren Wiinschen begleiten. H. erwiderte, Kf. würde nach dem Respect, den er
den Damen zutrage, solche Worte nimmer gebraucht, aber sich wohl beklagt
haben, dass sie sich seiner Angelegenheit nicht ihrem Ansehen und Vermögen
gemäss angenommen hätte, an welcher Impression er wohl durch seine Berichte
Schuld habe. II. schliesst aus diesen Expostulationen (welche doch bei Damen
nicht so schlimm und nachtheilig als wie Indifferenz zu achten), dass sie nicht
ihm, sondern nur dem französischen Gesandten das mcritum gönnen will. Im
Herausgehen hat er in der anticamera diesen gefunden und demselben das bei
der Audienz Vorgefallene berichtet, der sich zu aller möglichen Assistenz er-
boten.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 7. Mai 1666.
[Auflosung des Reichstages, gegenseitige Beschuldigungen, Rüstungen.]
Wie sehr sich auch einige Patrioten bemüht, den jetzigen Reichstag zum 7. Mai.
glücklichen Schluss zu befördern, so hat sich derselbe doch gestern fruchtlos
zerschlagen*). Der Hof misst die Schuld den Landboten bei, welche dos G.Mar-
schalls halber solche Dinge praetendiert hätten, welche ohne Verletzung des
Respects, ja ohne Gefahr des Königs und des Staats nicht hätten gewilligt wer-
den können, die Landboten dagegen beschuldigen den Hof, dass er die Repu-
blik zu trennen und den Staat über einen Haufen zu werfen gesucht, indem
man in Abwesenheit von 14 Woiwodschaften negotia publica tractiert hätte, auch
wären die Declarationen wegen der Restitution des G.Marschalls aufschrauben
gestellt gewesen.
Verschiedene Woiwodschaften sollen sich schon zum Feldzuge rüsten, der
Hof deliberiert auch in consilio postcomitiali, wie aller Gefahr vorzubeugen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 17. Mai 1666.
[Die Angebereien Rohde's und Wiequeforts. Durch den französischen Gesandten mit-
getheilte Aeusserungen der Königin.]
Da, soviel er hat penetrieren können, die Beschwerden der Königin von 17. Mai.
den Angebereien des jungen Roh de und Wiequeforts herrühren, so hat er
um dergleichen Impressionen bei jetziger Conjanctur, da der äusserste Versuch
geschieht, vermittelst der französischen Verwendung dem Kf. Satisfaction durch
den Hof zu verschaffen, zu beseitigen, den französischen Gesandten darauf
hingewiesen, wie unzuverlässig die Berichte dieser beiden Leute seien. Der-
selbe hat dieses der Königin hinterbracht und ihm bei der Revisite gemeldet,
dieselbe habe ihre Freude darüber geäussert, dass sie an des Kf. Affection nicht
zu verzweifeln hätte, ihm aber zugleich vertraulich mitgetheilt, es habe ausser-
») Vgl. Diar, Europ. XV. S. 222f., Lengnich VH. S. 313.
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294 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
dem bei derselben grosses Nachdenken erregt, dass nach Colberts*) Bericht
Kf. sich wegen des Wahlnegotii sehr kaltsinnig gegen denselben geäussert habe.
Er hat geantwortet, auch dieses müsste auf einem Missverständnis beruhen, da
nach dem Bericht des O.Präsidenten Colbert die polnische Sache überhaupt
garnich t erwähnt hätte. Als der f r a n z ö s i s c h e Gesandte ihm darauf vertraulich
zu verstehen gegeben, dass Kf., wenn er sich des Wahlwerks halber etwas ge-
neigter gegen die Königin erklären wollte, nicht nur völlige Satisfacti^n sondern
auch noch andere grosse Vortheile erlangen könnte, hat er erwidert, er könnte
von der Zuneigung der Königin zu Kf. nicht eher sich versichern, bevor die-
selbe durch eine Wirklichkeit bezeugt hätte, dass sie künftig anders als bisher
zu verfahren Vorhabens sei, womit jener zufrieden gewesen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 17. Mai 1666.
[Couferenz mit den polnischen Kommissaren. Geldzahlungen Frankreichs.]
17. Mai. Am 14. hat der König mit ihm eine Gonferenz halten lassen über die Mittel,
die sich etwa ausser eines Reichstags zu Befriedigung der Forderungen des Kf.
finden möchten; dort wurden verschiedene von den schon 1661 vorgebrachten =)
Gegenforderungen wiederholt, aber von ihm so widerlegt, dass die polnischen
Kommissare endlich nachgeben mussten und versprachen, dem Könige Bericht
zu erstatten und anderweit wieder zu conferieren, er kann sich aber keine grosse
Hoffnung auf etwas Notables machen^).
Der König von Frankreich hat^) zu der letzten Campagne IV2 Millionen
Polnisch durch seinen Gesandten vorschiessen lassen, zu der jetzt bevorstehen-
den, besonders um die littauische Armee zum Einmarschieren zu bewegen, hat
der Gesandte sich erboten, 340 000 Gulden vorzustrecken, der Littauische Kanz-
ler vorlangt aber 800000.
*) Charles Colbert-Croissi; über dessen Gesandtschaft (Ende Januar —
Anfang Mai 1666) zum Kf. infolge des Münsterschen Krieges s. Urk. u. Act IL
S. 320 ff. In den dort mitgetbeilten Berichten desselben ist nur in dem vom 20. Fe-
bruar 1666 (S. 356 f.) von einem üospräch über die polnische Wahlangelegenheit mit
dem O.Präsidenten v. Schwerin die Rede, wobei aber auch ein früheres Gespräch
ober dieselbe Angelegenheit mit dem Kf. erwähnt wird.
3) S. Urk. u. Act IX. S. 189. 205.
') H. meldet 30. Mai von Vorschlägen des Littauischen G.Kanzlers Pac, den Kf.
durch Erlass eines Tbeiles der Subsidien, Lieferung von Salz und Zahlung ?on
l'/a Millionen Schillinge, die im littauischen Schatze lägen, aber von der Armee nicht
angenommen würden, zu ihrem wahren Geldwerthe (225 000 Rthlr.) zu befriedigen,
Kf. weist (d. Cleve 10./20. Juni 1666) dieselben zurück.
*) Ueber die Geldzahlungen Ludwigs XIV. an Polen s. dessen Instruktion
für Millet vom 25. November 1664 (Recueil des Instructions IV. S. 46fr.).
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Französisch -polnische Anschläge. 295
V. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 31. Mai 1666.
[Absicht des Königs im Feldlager abzudanken, Verhandlungen mit Frankreich.]
— von vertrauter gewisser Hand vernehme, dass der König in Polen 31. Mai.
viel eher als man wohl vermuthe, und zwar sobald nur seine Völker
werden zusammengezogen sein, im Feldlager resigniren wolle, da sich
dann niemand würde widersetzen können, dass nicht alsofort zur Wahl
geschritten werde. Die französische Faction würde solchenfalls wegen
der ihr zu Dienst im Felde stehenden Armee sehr grossen Vortheil vor
allen anderen haben. Herr — *) hat in commissis, umb eine fran-
zösische Armee zu sollicitiren, wann er von den [Vortheilen] der franzö-
sischen Wahl kegen Vertraute gesprochen, hat er versichert, dass ein
pactum gemacht, amissa zu recuperiren, unter welche er Churfürstliches
Preussen und Liefland vornehmlich rechnet. Dieses ist wohl anitzo
eines von den allerschädlichsten subjectis, welches Gott stürze. —
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 7. Juni 1666.
[Befriedigung des Kf. vermittelst einer französischen Anleihe. Massregeln zur Be-
setzung \)raheims.]
So lang als H. Colbert^) sich an Ew. Churf. D. Hofe aufgehalten 7. Juni,
und dieser Hof Hoffnung gehabt, Ew. Chf. D. in seine Interessen der
Wahl halber zu engagiren, ist es ihnen, soviel als ich abmerken können,
ein Ernst gewesen, deroselben nach Möglichkeit Satisfaction zu schaffen.
Wie sie aber erfahren, dass derselbe zurückgegangen sei, wird mir so
von dem französischen Gesandten als Ministris Status zu erkennen gegeben,
dass man nicht wisse sichere Mittel zu finden als durch ein Anlehn von
Frankreich, dazu sich der König in Frankreich ohne ein pactum der
hiesigen Wahl bloss vermittelst einer engeren Alliance mit Ew. Chf. D.
wohl würde willig finden lassen. Dass ich also bei jetzigem Zustande,
da sich tagtäglich die Sachen zu Extremitäten mehr und mehr anlassen,
— nicht absehen kann, wie durch meine Wenigkeit zu Ew. Chf. D.
Diensten etwas Notables geschafft werden könnte. —
FS. Vor anderthalb Jahren hat Kf. im Rath geschlossen, die Starostei
Draheim nach dem Tode des G. Feldherrn selbst einnehmen zu lassen. Da
dieser Fall sich noch zutragen könnte, während Kf. entfernt ist') (Potocki ist
>) Die Chiffer ist nicht aufgelöst.
^ S. oben S. 294.
^ Kf. hielt sich damals in Cleve auf.
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296 ni. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
schwer erkrankt), so möge Kf. verordnen, dass dieser Schluss auf Bericht von
hier unerwartet fernerer Ordre ausgeführt werde ').
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cleff 16. Juni 1666.
[auf die Relation vom 31. Mai. Der Vergleich mit Pfalz-Neuburg. Beförderung der
Wahl desselben.]
16. Juni. — weil wir daraus ersehen, dass nicht allein das Wahlnegotium zu
hogstem Nachtheil der Freiheit der Republicq noch immerhin poussiret
wird, sondern auch dabei wegen Recuperirung der amissorum solche
nachtheilige und gefährliche Desseinen formiret werden, so habt Ihr darauf
ein wachendes Auge zu haben und unser Interesse und Sicherheit sorg-
faltig und fleissig zu beobachten, auch alles widrige äusserster Müglich-
keit nach zu divertiren.
Sonsten lassen wir euch auch gnädigst wissen, dass wir uns mit des
Herrn Pfaltzgrafen zu Neuburg Ld. nunmehr völlig verglichen'), weil
wir nun vernehmen, dass man auf dieselbe für andern sonderbare Re-
flection anitzo in Polen nehmen soll, wir uns auch daneben erinnern,
dass für diesem ein und andere Senatoren uns zu verstehen gegeben,
dass, wann das obstaculum wegen des Jülischen Successionsstreits aus
dem Wego geräumet wäre, die Wahl für andern auf Jh. Ld. wohl fallen
möchte, gestalt wir auch Ihrer Ld. die Chron für andern, jedoch ver-
mittelst einer ordentlichen Wahl und salvis per omnia juribus et libor-
tate roip. wohl gönneten, so habt ihr mit Fleiss zu sondiren, was einer
oder ander hiezu für Inclination habe, auch bei Gelegenheit Ih. Ld. in
dieser Sache alle gute und dienliche ofücia zu prästiren, auch weil wir
dafür halten, dass verschiedener und euch zum Theil schon bekannter
Ursachen halber uns und unserm Hause aus dieser Sache ein sonderbarer
Vortheil und Sicherheit zuwachsen könnte, so habt Ihr hierin keine
Arbeit zu sparen — Ihr habt dabei zu erwähnen, dass wir dafür hielten.
*) Kf. in seiner Antwort darauf (d. Cleve 23. Juli 1666) weist den Vorschlag,
dass er Geld von Frankreich erhalten solle, zurück. Wegen Draheims solle H. ein-
tretenden Falls dem Feldmarschall Sparr und dem G.Lieutenant v. d. Goltz Nach-
richt geben, ersterer habe Befehl, fnr den Fall der Noth einige Truppen in Bereitschaft
zu hatten, letzterer, sofort ?on Draheim Besitz zu ergreifen.
''') S. über die damaligen Verhandlungen des Kf. mit dem Pfalzgrafen Philipp
Wilhelm Urk. u. Act. XI. S. 732if., den Vertrag wegen der polnischen Königswabl
vom 10. Juni S. 748 ff. Vgl. über diese Wendung in der polnischen Politik des Kf.
Hirsch, Zur Geschichte der polnischen Königswahl von 1669 S. 8f.
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Der Vertrag mit Pfalz-Neuburg. Instruction Hackebergs. 297
die Repab)icq würde auf diese Weise ihre Libertät am besten und sicher-
sten conserviren, welche sonsten bei der frantzösi sehen Wahl sehr peri-
clitiren werde, solche wäre auch der Chron Schweden zuwider, welche
hingegen die Wahl des Herrn Pfaltzgrafen approbiren und secuudiren
würde, wovon wir gewisse Nachricht hätten*). So konnte auch der
Pfaltzgraf selbst der Republicq mit einigem considerablen Nachtruck zu
Hülfe kommen^ wir hätten sonsten auch Nachricht, dass die Frantzosen
eine Flotte in die Ostsee gehen zu lassen intendiren. Ihr habt aber
dieses alles aufs beste zu secretiren. —
Iiiötructiou^), wonach unser — Bedienter JaUas Hackeberg
sich zu achten. D. Cleve 12. Juni 1666.
[Aufträge an Lubomirski.]
H. soll sich sofort nach Breslau begeben and sich daselbst erkundigen, 12. Juni,
wo Labomirsky sich aufhält, sich aber nicht für einen Kurförstl. Be-
dienten oder Abgeschickten, sondern für einen Studenten oder Kaufmann aus-
geben. Er soll dann sich zu L. begeben, ihn allein zu sprechen suchen, ihm
selbst sein Creditiv übergeben und ihn ersuchen, dasjenige, was er ihm vor-
bringen werde, zu secretieren, ebenso wie Kf. es mit dem, was L. ihm durch
seinen Bedienten Colalto^) habe sagen lassen, gehalten habe.
Da Kf. von diesem vernommen, dass L. dafür halte, weil der König selbst
es so oft begehrt, dass bei dessen Lebzeiten die Wahl geschehen möchte, so
fände er zwar dabei viele Inconvenientien , doch könnte auch er, wofern der
Hof darauf beharrte, das projectierte Dessein durchzufuhren, kein ander Mittel
finden, als contraria contrariis zu curieren. H. solle daher von ihm vernehmen,
wohin man bei der Republik und Ständen hierunter ziele, und wenn L. sich
dahin äussern sollte, dass der Republik am besten durch die Wahl zu helfen,
auf was für ein Subjectum er am meisten reflectierte, Kf. seinerseits bedaure,
dass die indigenae regni und so auch er und die Seinigen per publicam regni
Constitution em davon excludiert wären, würde denselben sonst diese Würde vor
anderen gern gönnen. Von einem französischen Herren wollte man dem
Anschein nach nicht gerne hören, weil man befürchtete, es würde hoc rerum
statu eine solche Wahl der Freiheit der Republik und der gemeinen Wohlfahrt
des Vaterlandes sely gefährlich sein. Was die teut sehen fürstlichen Häuser
betreffe, so wären bei 0 esterreich keine Subjecta vorhanden, und wären also,
*) S. V. Crockows Berichte aus Stockholm vom 27. Februar, 9. März und
14. April 1666 (ürk. u. Act. IX. S. 813flf.).
*) Derselben liegt ein von 0. v. Schwerin am 27. Mai 1666 aus Iselstein ein-
geschicktes Memorial zu Grunde. Vgl. über Hacke bergs Sendung, welche nach
Verabredung mit Pfalz-Neuburg geschehen ist, Urk. u. Act. XL S. 744 ff.
^ S. oben S.279f.
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298 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
welche dem Kf. beigefallen, noch äbrig: 1) der Herzog von Lothringen'), der-
selbe werde aber als ein Vasall anderer Potentaten auf dieselben allzu grosse
Keilexion nehmen müssen, hätte auch nicht die nöthigen Qualitäten und £x-
perienz, und auch die Krone Schweden würde seine Wahl nicht gern sehen;
2) der Herzog zu Mecklenburg-Schwerin'), der aber ganz von Frank-
reich dependierte, 3; und 4) der Herzog zu Braunschweig-Hannover')
und der Markgraf von Baden*), dieselben wären ünvermögenheit halber zu
keinen Fatiguen und Travaillen capabel, von dem Markgrafen habe man es auch
übel empfunden, dass er durch ein in offenem Druck ausgegangenes Scriptum
sich selbst recommendieren wollen, 5) der Pfalzgraf von Neuburg. Sollte L.
äussern, dass ihm dieser am besten anständig wäre, so soll er erklären, dass
auch Kf. denselben wegen seiner Qualitäten und Experienz dafür am geeignetsten
hielte, ausserdem habe derselbe bereits grosse Affection in Polen, wäre schon
an das Jagelionische Geblüt verheirathet gewesen, stände wohl mit dem Kaiser
und allen Reichsständen, hätte keine fremde Dependenz, jedoch soviel Affection
bei der Krone Frankreich, dass der König ihm endlich diese Wahl nicht miss-
gönnen werde, auch Schweden würde ihm, als einem aus dem Hause Pfalz
entsprossenen, die Krone gewiss vor anderen gönnen. Derselbe habe immer
grosse Affection für die polnische Freiheit und Aestim für L.'s Person gehabt;
er hätte zwar viele Kinder, dieselben wären aber theils schon mit geistlichen
Beneficien versehen, theils könnte er sie mit seinen deutschen Landen accommo-
dieren, die ihm auch die Macht gewährten, die etwa auf ihn gefallene Wahl zum
Effect zu bringen, aber doch nicht so formidabel wären, dass die Republik davon
Ombrage zu nehmen brauchte; Kf. habe auch, um derselben alle Ombrage wegen
der zwischen ihnen beiden der Jülichschen Succession halber geführten Diffe-
rentien zu benehmen, sich mit ihm gänzlich verglichen *) und gönne die Krone
niemand lieber als ihm. Kf. halte für nöthig, dass man auf alle Fälle ratione
subjecti sich vorher verständigte, und wünsche daher L.'s Gedanken darüber
zu erfahren, femer wie dieses Werk zu incaminieren , ob und mit wem des-
falls Communication zu pflegen und ob auch Auswärtige zu engagieren.
Sollte man nun auf des Pfalzgrafen Person vor anderen reflectieren und die
Wahl dann auf diesen fallen, und die Noth erfordern, dass der Republik darunter
wider diejenigen, welche sie desfalls beeinträchtigen wollten, succnrriert werden
0 Prinz Karl von Lothringen, der Neffe des regierenden Herzogs Karl IV.
von Lothringen.
^ Herzog Christian Louis von Mecklenburg, s. Urk. u. Act IX. S. 646.
') Herzog Johann Friedrich von Hannover; über den schon früher geheg-
ten Plan, demselben die polnische Krone zu verschaffen, s. Urk. u. Act XI. S. 566,
Kecueil des Instructions IV. S. 83.
*) Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden-Baden, s. Recueil des
Instructions IV. S. 94.
^) Kf. hatte schon in einem Schreiben vom 15. Mai 1666 Lubomirski den
Abschluss des Friedens mit Münster und des Vergleiches mit Pfalz-Neuburg
angezeigt und denselben um Nachrichten über den Stand der Dinge in Polen
ersucht.
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Sendung Hackebergft zu Lubomirski. 299
müsste, solchenfalls wollte Kf. neben dem Pfalzgrafen derselben mit einer Armee
von 10, 12 oder mehr tausend Mann zu Hülfe kommen. Der Pfalzgraf hätte
ihm auch versichert, dass er L. und dessen Hause alle darunter prästierende
Hülfe nach seinem eigenen Wunsch vergelten würde.
Er soll ihm ferner melden, dass Kf. ihm 2000Ducaten, worüber er die
Wechsel hiebei auf Königsberg und Danzig zu empfangen, übersende mit Ver-
sicherung, dass zu seiner Subsistenz ein mehres von ihm folgen und dass sich
auch der Pfalzgraf in diesem Stück zu seinem Contentement bezeigen werde.
H. erhält auch Creditive für den Unterkanzler Lesczynski und H. Nie-
miricz, soll aber erst, wenn L. es billigt, mit denselben sprechen. Er soll
nichts Schriftliches von sich geben.
J. Hackeberg an den Kurfürsten. D. Feldlager drei Meilen
von Cujaz 10./20. Juli 1666.
[Ankunft. Unterredung mit Lubomirski. Friedensunterhandlungen.]
Er ist glücklich am 16. in Begleitung Los che' s*) im Lager eingetroffen, hat 20. Juli,
durch dessen Vermittlung an demselben Abend bei Lubomirski Audienz
gehabt und am folgenden Tage demselben die befohlenen Eröffnungen wegen
Anstellung einer freien Wahl gemacht. L. antwortete, dass ihn diese Proposition
um so mehr freue, da der polnische Hof ausgesprengt habe, Kf. habe sich mit
Frankreich zur Ausführung ihrer Desseins in Polen verbunden, Kf. habe gar
wohl penetriert, wodurch die Republik am besten retabliert werden könnte, der
Hof betriebe die Wahl noch immer mit Eifer, wäre auch vielleicht nie näher
bei seinem Intent gewesen, als jetzt, da er alle Mittel, dasselbe mit Gewalt
durchzuführen, in Händen und von der Republik, die von aller Welt verlassen
sei, wenig zu fürchten habe. Wenn sie nicht bald Hülfe erhielten, so würde
der Adel, ermüdet von allen Miserien, endlich geschehen lassen, was er allein
nicht ändern könnte; es wäre nicht so schwer, ihnen zu helfen, Cavallerie
hätten sie genug, nur thäten ihnen 3 — 4000 Dragoner Noth, er hoffe, Kf. werde
ihnen dazu verhelfen. Auf die Proposition könnte er nicht allein und sofort
antworten, die Sache müsste erst überlegt werden, dazu brauchte er ein paar
Tage. H. bat, ihn nicht lange aufzuhalten, und beruhigte ihn wegen der an-
geblichen Verbindung des Kf. mit Frankreich; wegen der Assistenz wäre Kf.
von der Republik nie angesprochen worden.
0 Wladislaus Los, Truchsess von Ploczk (s. Koche wski IIL S. 171), Ver-
trauter Lubomirski' s, den dieser zu Anfang des Jahres 1666 an den Pfalzgrafen
von Neuburg und nach Schweden geschickt hatte. (S. Mem. de Pomponne II.
S. 141 ff., oben S. 167 ff.). H. war, wie er aus Breslau am 3. Juli meldet, dort mit demselben
zusammengetroffen; am 16. Juli berichtet er vom Lager 4 Meilen von Gadiz aus über
das für die königlichen Truppen so unglückliche und verlustvolle Treffen an der Netze
(8. Koch 0 wski III. S. 232 ff., Kluczycki, Acta Joannis Sobieski I. S. 245 ff.); Lubo-
mirski's Armee werde auf 12 000 Mann geschätzt, darunter ein gut Theil Adlige, doch
nur ein Regiment deutsche Dragoner.
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300 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Betreffend die jetzt wieder angeknüpften Friedenstractaten ') soll von dieser
Seite begehrt werden, dass der König nochmals die Rechte und Privilegien der
Stände eidlich bestätige, besonders dass bei seinem Leben nicht mehr von der
Wahl solle geredet werden, und dass er Lubomirsky per totum restituiere,
woraus zu ersehen, dass man zu der Wahl keine grosse Lust hat, wie er auch
sonst gemerkt. Der König aber besteht darauf, L. solle auf 3 Jahre ins £xil
gehen, seine Chargen verlieren und der Adel solle nexui renuntiieren, ehe er auf
den Reichstag kommt. Der kaiserliche Gesandte') treibt sehr zum Frieden,
auch auf diese oder noch härtere Bedingungen, wie Lösche behauptet, weil
der Kaiser jetzt der Wahl Pfalz-Neuburgs ganz zuwider seL
Zu Niemiritz und Lesczynskizu gehen, hat L. ihm widerrathen, ersteren
habe er in der Wahlsache nicht zu gewinnen vermocht, letzterer sei auch
beaucoup moUifie. würde sich von allen Affairen abthun und in Danzig in quiete
leben, wohin er jetzt gegangen wegen einiger Gelder, die er von seinem Bruder
geerbt.
J. Hackeberg an den Kurfürsten. D. Jannowiz 15./25. Juli 1666.
[Die Friedensunterhandlungen. Neues Gespräch mit Lubomirski, dessen ?erdäcbtiges
Verhalten.]
.Juli. Lubomirski treibt die Friedensunterhandlnngen, wie er vorgiebt, aus
Vaterlandsliebe, mit solchem Eifer, dass er keine widrige Remonstrationen hören
will. Was aber sowohl er, als vielmehr der Kaiser darunter suche und ob sie
nicht vieUeicht den kurzem ziehen dürften, falls sie dadurch Lothringen zu
der Krone zu verhelfen beabsichtigen, wird die Zeit aufweisen, allezeit macht
sich L. der äusseren Apparenz nach sehr verdächtig, als wenn er schon in Frank-
reichs Interessen stecke.
Trotz vielfachen Mahnens hat er erst am 22. Nachmittags mit L. wieder
sprechen können, derselbe sagte zu ihm: Nous parlerons asteur de toutes choses
et vous dirai au premier lieu, que Testat des affaires ne permette pas pour ä
present une election, puisque le roi s'est declare, quMl veut promettre de nou-
veau par un diplome et le confirmer par un serment, que durant sa vie il ne
scra plus parle d'aucune election, et je croi, qu'on se contentera pour asteur de
cela, puisque c'est sur ce fondement, qn'on va conclure la paix, qui est fort
necessaire ä la Pologne. Pourtant si le roi voulait de force entreprendre quel-
que chose sur nos privileges et sur notrc liberte, nous irons sans doute faire
une autre election. H. erwiderte, Kf. werde, wenn auch sein Einrath dabei nicht
0 S. Kochowski Hl. S. 2a9f.
0 Schon ?on Breslau aus hatte U. am 3. Juli berichtet, der Kaiser habe auf des
Königs Requisition einen seiner Käthe auf hiesigem Amt, Pauschner, an Lubo-
mirski gesendet, um denselben zum Accommodement mit dem Hof zu ermahnen
und die Mediation zu versuchen, auch der schwedische Gesandte Liliehoeck bepaübe
sich auf L.''s Ansuchen darum.
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Hackebergs Sendung zu Lubomjrski. 301
nöthig geachtet worden, damit zufrieden sein, wenn nur dabei Sicherheit vor-
handen ; der Konig könnte leicht den Eid wieder brechen und Vorwände finden,
die Wahlsache doch wieder auf die Bahn zu bringen. L., der jetzt bei dem
Adel solchen Credit habe, möchte ihnen dieses vorstellen und nicht von der
guten Partei ahfallen. Darauf aber wurde, wie es schien verabredetermaassen,
ihr Gespräch durch den Eintritt des kaiserlichen Gesandten unterbrochen. An
den nächsten Tagen hat er trotz aller Bemühungen L. nicht weiter zu sprechen
bekommen. Als dann die Commissarien von dem Könige zurückkamen und des
andern Morgens dem Adel und der Armee im freien Felde Relation thaten,
er auch vernahm, dass der Friede so gut wie geschlossen sei, wiewohl der Adel
und die Annee ihre Diffidenz gegen L. an den Tag gehen und oflfen sagen,
sie wären von ihm verkauft, ihrer viele auch darauf begannen nach Hause zu
gehen, hat er beschlossen, des Kf. Respect nicht weiter also zu prostituieren;
er ist zu L. gegangen und hat ihm mitgetheilt, dass er es für unnütz halte, sich
länger aufzuhalten, da der Friede so gut wie geschlossen sei und er wahr-
genommen, wie wenig Reflexion man auf des Kf. Abschickung und dessen etwa
führende Gedanken gemacht, und daher abreisen wolle. L. bestritt allerdings,
dass der Friede vor sich ginge, hielt ihn aber nicht weiter zurück, rieth ihm
aber, der Sicherheit wegen bei dem Heere zu bleiben, bis es die Weichsel über-
schritten habe. H. will dies auch thnn; er ist zur Abreise entschlossen, da er
L. so disponiert gefunden, dass er des Kf. Abschickung so kalt angenommen,
daher er nicht anders urtheilen kann, als dass derselbe entweder mit dem Hofe
unter einer Decke liege oder aber des Kaisers Interessen, des Kf. Intention zu-
wider, zu sehr amplectiere, daneben der Adel wegen des Friedenswerkes und
der schlechten Conditionen denselben jetzt so verdächtig hält, dass er zweifelt,
ob er jetzt bei ihnen grossen Credit finden wird.
J. Hackeberg an den Kurfürsten. D. Breslau 3./13. August 1666.
[Unterredungen mit Lubomirski, dessen Erklärungen zu gunsten Pfalz-Neuburgs.
Mittheilungen Krenski's.]
Er ist heute hier angekommen, gedenkt morgen nach Cleve weiter zu reisen. 13. Aug.
Er hat am 28. Juli mit der Armee die Weichsel passiert und hat am nächsten
Tage seinen Rückweg antreten wollen, am Abend aber hat L. mit ihm eine
Unterredung gehalten, versichert, dass er beständig bei der guten Partei ver-
bleiben würde, und in ihn gedrungen, da Kf. ihm durch ColaJto habe ver-
sprechen lassen, ein Subject zur Krone vorzuschlagen, und H. sicherlich darauf
instruiert habe, seine noch übrige Commission zu eröffnen. Er hat darauf auch
genau nach seiner Instruktion Pfalz-Neuburg als den geeignetsten empfohlen.
Auch L. erklärte sich für denselben, frug ihn aber zunächst anf sein Gewissen,
ob auch alle Streitigkeiten zwischen demselben und Kf. ganz gehoben seien,
und, nachdem er dieses versichert, ob Pfalz- Neuburg auf allen Fall mit
Allianzen versehen wäre, und was der Kaiser und Schweden dazu sagen
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302 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
wurden. Auf das erste theilte H. ihm mit, dass Kf. sich mit demselben ver-
glichen, falls eine ordentliche Wahl auf den Pfalzgrafen fallen und es nothig
sein sollte, die Republik gegen einige Beeinträchtigung wegen dieser Wahl zu
schützen, 10 — 12 000 Mann oder noch mehr ihr zur Hülfe zu schicken. Wegen
des Kaisers zweifle er nicht, dass derselbe dem Pfalzgrafen die Krone nicht
missgönnen werde, falls derselbe nicht etwa selbst jemand anders dazu vor-
schlüge, wovon er noch nichts gehört, worüber L. ihm aber am besten werde
Eröffnung thun können. Von Schweden sei Kf. versichert, dass es dem
Pfalzgrafen die Krone Polen nicht missgönnen werde.
L. erklärte darauf, Kf. möchte sich seiner Treue, bei der guten Partei zu
verharren und dieses Intent zu Werke zu bringen, gänzlich versichert halten
und im übrigen sich an nichts kehren, was auch für Zeitungen und Geschrei
von ihm käme; der polnische Hof würde sich wohl bald mit ihm vergleichen,
das würde ihn aber nicht ändern, Kf. möge ihm verstatten, weil das Gegentheil
alle mögliche finesse gebrauchte, dass auch er es so mache und die masque
mit vornehme, die Correspondenz zwischen Kf. und ihm sollte in Secret blei-
ben. Er hoffe, dass er wegen der Wahl Pfalz-Neuburgs ehestens eine
solche Ligue aufrichten werde, die genug sein sollte, dieses Werk zu behaupten,
er werde deswegen wieder jemand nach Wien, Schweden, zu Kf. und dem
Pfalzgrafen schicken und insonderheit Lösche als Residenten bei Kf. und dem
letzteren lassen, Kf. müsste aber auch ferner Hand anlegen, namentlich Schwe-
den bei ihrer jetzigen Meinung zu gunsten des Pfalzgrafen zu erhalten sich
bemühen und am kaiserlichen Hofe desfalls wirken, Kf. möchte sofort jetzt, wo
Balbitzky als schwedischer Gesandter am kaiserlichen Hofe wäre, jemand
vertrautes dorthin senden.
Als H. ihn dann fragte, ob er meine, dass Fürst Rad zi will hierunter bei
den Littauem zu statten kommen könnte, bejahte er dieses, da dessen Credit
dort sehr gross sei, doch hätte R. sich früher für die französische Wahl erklärt
und durch seinen Residenten am Kgl. Hofe Mohrstein, den Bruder des
Sccretarii status, würde ohne Zweifel alles an die Königin auskommen, daher
habe er, L., lange keine Correspondenz mit ihm gehalten ; Kf. möchte denselben
durch Hoverbeck sondieren lassen und ihm Nachricht geben, wie er befun-
den worden, er würde doch bald nach Danzig reisen müssen und dann mit jenem
Abrede nehmen können.
H. theilte ihm darauf mit, dass Pfalz -Neuburg bereit sei, ihm seine
Dienste zu vergelten, und überreichte ihm dessen Schreiben, L. zeigte sich darüber
sehr erfreut.
Am 31. forderte ihn L. wieder zu sich, gab ihm sein Recreditiv und ein
Schreiben an den Pfalzgrafen, sagte ihm, man würde in 8 Tagen Frieden haben '),
und rechtfertigte den Abschluss desselben damit, dass das Land sehr ruiniert sei
*) Am 31. Juli wurde zu Legonice der Frieden abgeschlossen, s. Kochowski
HL S. 243ff. Diarium Europ. XHL App. S. 297 ff. Lubomirski zeigt (d. Bres-
lau 25. August 1660) dem Kf. den Abschluss an und erklärt, demselben nächstens
durch einen Kxprcssen Näheres mitt heilen zu wollen.
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Sendung Hackebergs an Lubomirski. 303
und sich bei den Seinigen in kurzer Zeit der grosste Mangel würde eingestellt
haben, er hätte den Adel nicht beisammen halten können und es hätte ihm an
Infanterie gemangelt, so dass er nicht zur Bataille mit dem Könige hätte kom-
men und also des Krieges Ende nicht absehen können, er hätte sich auf andere
innerliche Hülfe verlassen, die aber der Hof durch seine Künste und Geld ihm
abwendig gemacht (worunter er auf Fürst Wischnowicz^) zielte, dem der
Hof 40 000 Ungar. FI. gesandt, damit er still sitzen möchte), er werde sich be-
mühen, dem zu remedieren und sich auswärtige Hülfe, vom Kaiser und Schweden,
zu sichern. Sie alle würden zwar nach erfolgtem Frieden nach Hause gehen
und still sitzen, allein 7 Palatinate blieben mit ihm in fester Verbindung und
würden sich bemühen, allmählich die anderen Palatinate auf ihre Seite zu ziehen,
er werde von diesen Palatinaten Vollmacht erlangen, die Ligue zu gunsten des
Neuburgers zu formieren und mit demselben de futura successione völlig zu capi-
tulieren. Auch wieder Truppen zu sammeln erklärte er gamicht für schwierig,
das machte ihm nicht soviel Sorge als die grosse lenteur bei dem kaiserlichen
Hofe und dass sie da so wenig was rechtes rosolvieren könnten. Er sprach
die Hoffnung aus, die Hülfe vom Kf. würde nicht eher kommen, als man sie
rufen würde. Er kam dann auf seine eigenen ganz ruinierten Verhältnisse zu
sprechen und erinnerte an die Versprechungen, welche Kf. ihm gemacht, H. er-
klärte ihm darauf, er habe vorläufig 2000 Ducaten mitgebracht, welche zu seiner
Disposition in Breslau stünden, L. bedankte sich dafür und bat, Kf. möchte ihn
auch ferner in seiner Dürftigkeit nicht verlassen, schlug vor, weitere für ihn
bestimmte Gelder an Prinz Radziwill auszahlen zu lassen.
P. S. Breslau 4./14. August 1666.
Er hat den hier befindlichenGrafen Crensky ^), Pfalz-Neuburgischen Kammer- 14. Aug.
herrn und Obristen, besucht und von demselben erfahren, dass Lösche dem
Pfalzgrafen nicht allein die erste Vocation zur Krone gebracht, welche Lubo-
mirski namens der damaligen Conföderierten, der Castellan von Posen') wegen
der Grosspolen unterschrieben, sondern dass auch unter ihnen schon verbandelt
worden, wie viel Volk und welche Summe Geldes der Pfalzgraf parat halten
müsste, welche auch wirklich von ihm parat gehalten w^ürden. Es sei verab-
redet worden, dass sie zum König senden, demselben die Contra ventionen, welche
durch die vorseiende Wahl gegen ihre Gesetze begangen würden, vorstellen und
andeuten lassen sollten, weil ja ein successor vivo rege sein sollte, so wollten
sie einen undzwarPfalz-Neuburghiermit benennet haben, der Pfalzgraf sollte
zu Behauptung dieses Intents um Ostern bereits seine Truppen nach Polen
marschieren lassen, mit den Schweden aber wäre es so durchgestellet gewesen,
dass Wrangel schon Ordre gehabt, seine Truppen zu den Pfalz-Neuburgischen
') Fürst Demetrius Wisniowiecki, Woiwode von Beiz.
») S. oben S. 250.
3) Christoph Grzymultowski.
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304 Brandenburg und Polen. 1664—1673.
stossen zu lassen; nachgehends aber sei noch nicht rathsam befunden worden,
in der Sache auf die Weise zu verfahren, sondern noch etwas zu verzögern;
inzwischen aber sei der Pfalzgraf in aller guten Hoffnung hingehalten worden,
bis diese unvermuthete Zeitung vom Frieden nun erfolge. Crensky sagt, dass
er noch wenige Tage vor H.'s Ankunft im Lager auch dort gewesen und alles
noch gut gefunden, bis der kaiserliche Gesandte Pauscher angekommen, darauf
er eine so notable Aenderung in allen Gemüthem befunden, dass er sich auch
deswegen öffentlich beklagt habe und davon gezogen wäre. Sie hätten ihm
dann aber durch einen Expressen die Victoria bei Taepadly) anzeigen und ihn
auffordern lassen, sich bereit zu halten, sie würden ihn ehestens wieder an den
Pfalzgrafen senden. H. hört übrigens in Breslau, Crensky habe im Lager mit
Reden oder sonst sich versehen, weswegen er sich bei Nacht habe salvieren
müssen.
J. Scultetus^) an v. Ho verbeck. D. Warschau 13. Angust
1666.
[Rückkehr des Königs. Unzufriedenheit der Königin mit dem Frieden. Lubomirski's
Abreise. Gespräch mit Liliehoeck.]
13. Aug. Der König ist am 11. Abends hier angekommen und, wie man bisher
ominiert, von der Königin mit vielen Vorwürfen wiegen des disreputierlichen
Friedens empfangen worden. Am meisten wird dem Könige verdacht, dass er
Lubomirski nach geschehener Deprecation ') mit den Worten: ^Ich weiss,
dass dem Herrn so heiss gewesen als uns" angeredet und so zu erkennen ge-
geben habe, dass er in grosser Gefahr gestanden und gleichsam den Frieden aus
Noth habe machen müssen. Lubomirski soll disgustiert von dem Könige weg-
gegangen sein, da man die formula juramenti nicht so gelassen, als vorher ver-
abredet war. Die Einladung des G. Feldherrn zum Banquet hat er nicht an-
genommen, sondern ist sogleich, von 1000 Pferden begleitet, wieder zurück-
geritten; hieher zur Königin hat er nur zwei seiner Söhne geschickt, welche
gemeldet, dass er schon nach Laudshut verreist sei und in wenigen Tagen die
Reise über "Wien nach Italien, nach Loreto antreten würde.
Die meisten am Hofe sagen, dass sie an diesem Tractat zweifeln und dass
die Ruptur des künftigen Reichstages denselben aufheben und Anlass zu einem
noch blutigeren Kriege geben werde.
Gestern hat er den schwedischen Gesandten Liliehoeck*) aufgesucht, um
zu penetrieren, was derselbe jetzt nach geschlossenem Frieden zu thun gesonnen
sei und ob er den Reichstag abwarten werde. Jener sagte, er sei beauftragt.
») S. oben S. 299.
2) Sekretär v. Hoverbecks, den dieser, der Anfang Juni wieder vorläufig nach
Preussen gegangen war, in Warschau zurückgelassen hatte.
3) S. Kochowski IlL S. 249f.
**) S. über dessen Sendung nach Polen Memoires de Pomponnell. S. Ulflf.
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Unzufriedenb. d. poln. Hofes mit dem Friedeu. Verhältnis zu Schweden. 305
eine starke Allianz mit dem Könige und der Republik aufzurichten, er wollte
jetzt nach der Rückkehr des Königs die Sache vorbringen, sollte sich aher der
Hof ferner so stellen wollen, als ob ihm nicht viel daran gelegen sei, wurde er
sich wohl nicht lange aufhalten, doch müsste er Antwort auf seine Schreiben
aus Schweden abwarten. Von diesem Frieden glaubte er, dass derselbe nicht
lange bestehen würde; er fragte Sc, was auf solchen Fall, wenn der bevor-
stehende Reichstag wieder zerrissen werden und der Hof die Wahl mit Gewalt
durchzusetzen suchen sollte, Kf. thun wollte. Er hat erwidert, er wüsste das
nicht, glaubte aber, Kf. würde warten, was Schweden und andere Nachbaren
thun würden. L. antwortete, Kf. hätte vor allen Nachbaren einen grossen Vor-
theil im Besitz von Memel und Pillau, wenn Schweden dieselben hätte, dürfte
es sich wohl bald erklären, worauf er lachend erwiderte, wenn Kf. Riga und
Liefland hätte, dürfte er sich wohl auch zu einer solchen Erklärung finden
lassen*). L. klagte sonst, dass er von vielen Senatoren sehr frigide behandelt
werde, und wünschte sehr mit Hoverbeck zu communicieren,-
V. Hoverbeck an äen Kurfllrsten. D. Warschau 19. Angust
1666.
[Rückkehr nach Warschau. Geheime Artikel mit Lubomirski scheinen nicht abgemacht
zu sein. Verhältnis Polens zu Schweden.]
Er ist hieher zurückgekehrt und hat sich bemüht, zu ergründen, ob etwa 19. Aug.
in dem neulichen Friedensschluss noch ein geheimer Artikel enthalten, in wel-
chem die in dem Hanptinstrument nur der Gnade des Königs anheimgestellte
Restitution Lubomirsky's, wenigstens in gewissen Stücken, caviert wäre und
dieser dagegen versprochen hätte, sich nicht zu widersetzen, dass bei Lebzeiten des
Königs von einem successor gehandelt werde, er hat aber nichts merken können
und glaubt es um so weniger, da die Forderungen, welche L. durch seine Söhne
hat vortragen lassen, wegen Restitution seines Salzberges und der beiden
Starosteien Krakau und Chmielnik abschlägig beschieden sind.
Seit Schweden die Handlung des Grafen Tott mit Frankreich wieder
umgestossen und dagegen eine engere Allianz mit England aufgerichtet, ist man
hier selir misstrauisch gegen dasselbe gewesen, was durch das vorjährige Schrei-
ben des Königs und die mit Lubomirsky und den Grosspolen gepflogene
Correspondenz noch vermehrt worden^), seitdem aber durch Graf Königsmarcks
Sendung') das Vertrauen zwischen Frankreich und Schweden wiederhergestellt
ist, richtet sich dieser Hof auch danach und caressiert Liliehoeck sehr, da-
^) v. Hoverbeck bemerkt dazu, es sei daraus zu ersehen, dass Schweden zwar
das gemeine Interesse bei dem Wahlnegotium gerne beobachtet sehen, aber die des-
wegen vom Hofe zu erwartende Feindschaft für sich verhüten und anderen aufbürden
wolle.
») Vgl. M^m. de Pomponne II. S. Ulif.
») S. ebendaselbst S. 89.
Mater, s. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 20
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306 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
gegen klagen L üb o mir sky 's Anhänger, dass ihnen Schweden wirkliche Assistenz
versprochen, als es aber zum Treffen hätte kommen sollen, dieselbe platt ab-
geschlagen habe, und sie glauben, dass auch dieser Gesandte zwei conträre
Ordres gehabt habe.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 27. August
1666.
[Audienzen bei der Königin und dem Könige, gunstige Erklärungen des letzteren.
Gerüchte vom Reichstage.]
27. Aug. Am 21. August hat er zuerst bei der Königin und dann bei dem Könige
Audienz gehabt, wobei er denselben den Glückwunsch des Kf. zu dem abge-
geschlossenen Vergleiche ausgesprochen, sie um Förderung der Interessen des-
selben gebeten und ihnen die Geburt des Prinzen') angezeigt hat. Von beiden
wurde er sehr gnädig empfangen, der König zeigte sich sehr erfreut darüber,
dass H. den Friedensschluss als für ihn besonders vortheilhaft bezeichnet hatte,
er lobte Lubomirsky, dass derselbe bei dem Deprecieren sich bescheiden ge
zeigt, klagte dagegen über die Frechheit des Castellans von Posen Grzymol-
towski. Wegen Draheims bat er Kf. noch eine Weile in Ruhe zu stehen, der
Alte ') könnte es ja nicht mehr lange treiben, und nach dessen Tode sollte Kf.
unfehlbar Satisfaction erhalten, er wollte auch auf dem jetzt bevorstehenden
Reichstage denselben dahin zu disponieren suchen, dass er gutwillig abstände,
wegen der Elbingischen Summe wollte er dem Kanzler befehlen, dass er diese
Sache sowohl in den Kreisausschreiben als auch in der Reichstagsproposition
den Ständen auf das beweglichste vortrüge. Zum Schluss fragte der König
ebenso wie vorher auch die Königin nach dem Regensburger Reichstage, ob H.
davon gehört, dass von einem Römischen Könige geredet werde und dass
K.Sachsen mit den Evangelischen eine Liga machen wollte, um durchzusetzen,
»dass die Protestierenden mit den Katholischen am Kaiserthum alternieren sollten;
H. hat erwidert, dass dieses angesichts der Majorität der Katholischen im Kur-
fürstencoUegium schwer zu practicieren sein würde.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 6. September
1666.
[Neue Krbietungen des Königs. Unterhandlungen mit Lubomirski.]
6. Sept. Der König, bei dem er vor dessen Abreise zur Jagd eine neue Audienz
gehabt, hat sich dort aufs neue erboten, des Kf. Interessen auf dem nächsten
Reichstage zu befördern, man scheint wirklich dem Kf. zwar nicht völlige Satis-
*) des Prinzen Ludwig, geb. 28. Juni 1666.
*) Per K.G.Feldherr Stanislaus Potocki.
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Freundlicheres Verhalten des Hofes gegen Ef. 307
faction aber einen Theil seiner Forderungen bewilligen zu wollen, um ihn da-
durch von dem gefassten Unwillen und Misstrauen gegen die Königin abzu-
bringen und zu deren Willen zu disponieren. Aus des Königs Discursen schliesst
n., dass derselbe dem Frieden nicht traut, sondern eine neue grössere Con-
foderation furchtet und an dem Schluss des Reichstages zweifelt. Das Miss-
trauen gegen Lubomirsky rührt daher, dass derselbe ^) plötzlich nach Breslau
gereist ist und seinen Anhängern geschrieben hat, ihre Truppen nicht abzu-
danken, sondern mit denselben in seinen Erbgütern stehen zu bleiben. Der
K. Referendarius ^) hat sich unter dem Vorwande privater Geschäfte auch dort-
hin begeben, ohne Zweifel im Auftrage der Königin, um durch das Anerbieten
seiner Salzberge und der Starosteien Cracau für seinen ältesten Sohn und
Chmielnik für ihn selbst Lubomirsky für die Partei der Königin zu gewinnen,
doch wird er schwerlich, am wenigsten gleich bei diesem ersten Anwurf, etwas
erreichen, wie denn überhaupt die Königin durch Ungeduld und Eilfertigkeit
meist ihre Sachen verdirbt.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 1. November
1666.
[Aerger der Königin und der Anhänger derselben über den Erbvergleich mit Pfalz-
Neuburg.]
Er hat, um das Notificationsschreiben wegen des Erbvergleiches mit Pfalz- l.Nov.
Neuburg') zu übergeben, bei dem Könige und der Königin Audienz gehabt;
beide sprachen ihre Freude über denAbschluss des Vergleiches aus, von der
Königin aber weiss er, dass sie sich nur dazu gezwungen, dass ihr seit langer
Zeit nichts Unangenehmeres vorgekommen als dieses, und dass auch verschiedene
Senatoren je nach ihrer Parteistellung theils mit Freude theils mit Leid davon
gesprochen, dass Pfalz-Neubnrg jetzt erst als Candidat auftreten könne ^).
0 S. Kochowski III. S. 252.
2) Andreas Morstein. Vgl. Pufendorf IX. §91 (S. 635f.).
3) Kf. hatte (d. Cleve 14./24. September 1666) H. den am 9. September mit dem
Pfalzgrafen abgeschlossenen Erbvergleich (s. ürk. u. Act. XI. S. 762) und ein Noti-
ficationsschreiben an den König zur Uebergabe an den letzteren zugeschickt.
*) H. berichtet am 5. November, der G.Kanzler hätte geäussert, dieser Vertrag
wäre ein Vorbote der künftigen Wahl, Kf. werde nunmehr die polnische Krone nie-
mand lieber gönnen als dem ihm jetzt so befreundeten Pfalzgrafen, und höhnisch
hinzugefügt, man behaupte, Kf. wolle, um dessen Wahl mit mehr Nachdruck zu be-
treiben, zu dessen Gunsten der Souveränetät über Preussen entsagen. Am 3. Decem-
ber meldet er noch weiteres über dessen feindselige Aeusseningen, auch die Bischöfe
von Chelm und Cracau, welche sich sonst dem Pfalzgrafen günstig gezeigt, hätten
die Mittheilung von dem Vergleich sehr kaltsinnig aufgenommen, bei Hofe hätte diese
20*
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308 HL Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Memorial des von Lubomirsky abgeschickten Secretarius Bar-
tholomaeas Pcejazecky*). D. Coloniae ad Spream 1. Decem-
ber 1666.
[Mittheilung der vom Hofe mit Lnbomirski wegen der französischen Wahl geführten
Verhandlungen. Anfrage, ob der Reichstag abgebrochen und die Wahl Pfalz-Neuburgs
rorgenommen werden solle. Bitte um Hülfe.]
I. Dec. Lubomirski lässt dem Kf. mittheilen, die französische Partei betreibe die
Wahl mit dem grössten Eifer, es seien mit ihm deswegen*) drei Conferenzen
durch Mor stein und den Capitan von Rad cm gehalten und es sei ihm von dem
französischen Gesandten, dem Bischof von Beziers, ein französisch abgefasster
Tractat vorgelegt worden, welchen er, wenn Kf. es wünscht, demselben mit-
theilen will. Danach habe sich der König von Polen entschlossen, auf dem
jetzigen Reichstage abzudanken, unter der Bedingung, dass ein Franzose sein
Nachfolger werde ; L. solle sich durch diesen Tractat verpflichten, die Wahl eines
Franzosen mit allen Kräften zu befördern, zur Belohnung dafür werde ihm ver-
sprochen: das Palatinat Cracau, das Obercommando über das Heer, die Zurück-
erstattung der Salinen und einiger Capitanate, femer für jetzt 100 000 Goldstücke
und später weitere Summen, auch für seine Söhne grosse Verheissungen , Be-
denkzeit werde ihm bis zum 25. November gelassen. L. habe eigentlich die
Absicht gehabt, die Franzosen zu täuschen, durch scheinbare Zustimmung und
Verpflichtung zur Beförderung der französischen Wahl den König zur Abdan-
kung zu bewegen und dadurch die Republik in den Stand zu setzen, einen ihr
genehmen König zu wählen. Da er sich aber habe schriftlich verpflichten sollen,
selbst die Wahlangelegenheit wieder vorzubringen, und ihm dieses sehr bedenk-
lich geschienen, so habe er es verweigert und dadurch haben sich die ganzen
Tractaten zerschlagen. Er bitte nun Kf. um Rath und Hülfe:
1) ob der Reichstag abgebrochen oder gestattet werden solle, dass es zum
Schlüsse desselben komme. L. selbst räth, ihn abzubrechen, sonst werde der
Hof Steuern und die Befugnis zum Münzenschlagen haben, in der Zwischenzeit
würden die jetzigen Generale, Potocki und Sobieski, die beide im fran-
zösischen Dienste ständen, ihr Ansehen beim Heere befestigen und die gut ge-
sinnten Elemente aus demselben entfernen.
Nachricht unversöhnlichen Hass gegen Kf. erzeugt, man suche jetzt demselben alles
mögliche zuwider zu thuu, so dass der V.Kanzler ihm gerathen, vorläufig mit der
Negotiation an sich zu halten. Vgl. Pufendorf X. § 60 (S. 699).
^} Lubomirski's Creditiv für denselben ist Breslau 27. November 1666 aus-
gestellt. Schon im October war Los (s. oben S. 299) bei dem Kf. in Cleve gewesen,
wie das Creditiv Lubomirski ^s für denselben (d. Breslau 14. September 1666) und
das Recreditiv des Kf. (d. Cleve 17. September 1666) beweisen, doch sind Aufzeich-
nungen über die mit demselben geführten Verhandlungen nicht vorhanden. Auch
ein Sohn Lubomirski's muss damals, wie ein Dankschreiben desselben (d. Bensburg
15. October 1666) beweist, beim Kf. und bei dem Pfalzgrafeu gewesen sein.
'0 S. Pufendorf IX. § 91 (S. 635f.).
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Sendung Pcejazecky's zu Kf. 309
2) sofort bei Abbreclmng des Reichstages müsse man den französischen
Anschlägen entgegentreten und zwar müsse nach der Abdankung des Königs,
zu welcher dieser fest entschlossen sei, die Erhebung des Neuburgers vorge-
nommen und Schweden mit dazu herangezogen werden. Ferner müsste eine
Militärconfoederation geschlossen werden, der sich auch der Adel anschliessen
werde.
Der Fürst bitte Kf. ihn zu unterrichten, was er davon halte und welche
Hülfe und Mitwirkung von ihm zu erwarten sei.
Acta conferentiae ^) mit des Fürst Lubomirsky Abgeordneten.
22. Novembris
Bei der am k,-j^ r— y 1666 mit Pcejazecky gehaltenen Conferenz 2. Dec.
hat derselbe anfanglich, wie von ihm die communicatio tractatus Gallici begehrt
ward, dieselbe versprochen und nähere Mittheilungen über den Inhalt desselben
gemacht, zugleich versichert, dass trotz aller Drohungen und Versprechungen
der Königin und der Franzosen der Fürst fest in seinen einmal gefassten Maximen
bleibe. Derselbe höre zwar ihre Vorschläge und conferiere amice mit ihren
Abgesandten, aber nur, um desto besser ihre Pläne kennen zu lernen, man
möchte Staat auf seine Beständigkeit machen, ehe sollte seine Hand verdorren,
als dass er solch einen Vergleich unterschreiben würde, doch müsse man sich
seiner und der guten Partei annehmen, sonst würde die Republik Noth leiden
und er selbst ruiniert werden, der Adel sei des Krieges überdrüssig und würde
endlich lieber in des Hofes Begehren einwilligen als sich und das Ihrige in die
grösste Gefahr setzen.
Wie ihm darauf vorgestellt wird, es wären von L. auch allerhand ungleiche
Sachen divulgiert, versichert er, dass man dergleichen nur bei Hofe erfinde,
um ihn ausser Credit und in Verdacht zu setzen, man könnte sich aber sicher
auf ihn verlassen. Sonst wäre der König zwar zur Abdication geneigt, er würde
solche aber nicht thun, wäre er nicht von L. versichert, dass derselbe die fran-
zösische Wahl befördern würde.
Auf dasjenige, was er in seinem Memorial wegen des Reichstages propo-
nierte, wird ihm erwidert, auch Kf. halte es für besser, wenn der Reichstag un-
verrichteter Sache sich zerschlüge. Es wird ferner de modo subveniendi prin-
cipi et reipublicae geredet und ihm vorgestellt, ob es nicht dahin zu bringen
sei, dass der Fürst soviel Freunde und Patrioten an sich ziehen könnte, die
apud exteros etwas sub nomine et specie reipublicae thun und Hülfe suchen
könnten, er erwidert, dies könne und solle geschehen und solle Kf. im Namen
der Republik um Hülfe requiriert w^erden. Sie sind damit sehr zufrieden und
eröffnen ihm darauf, dass Kf. bereits seit lange mit Schweden dieser Sache
*) von Meinders' Hand, welcher zusammen mit dem O.Präsidenten v. Schwerin
diese Conferenz mit Pcejazecky gehalten hat.
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310 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
halber tractieren lasse, und lesen ihm das Schwedische Generalproject ') vor, er
zeigt sich darüber sehr erfreut, noch mehr über die Mittheilung, dass Kf. auch
mit Pfalz-Neuburg wegen der polnischen Sache einen Vergleich gemacht
und dass beide darin für einen Mann stehen würden. Er erwähnt darauf, der
Kaiser schiene für Pfalz-Neu bürg gute Intention zu haben, Fürst Lob-
kowitz hätte gesagt, er könne sich dessen fest versichern, wofern er es nur
selbst an sich nicht ermangeln Hesse. Sie sagen darauf, Kf. wolle mit dem
ehisten jemand nach Wien schicken, um dieses Werk zu secundieren. Als sie
ihm vorstellen, ob es nicht besser wäre, wenn L. in Polen wäre, erklärt er,
derselbe wünsche dieses selbst, er habe aber in Polen keine Sicherheit und
dürfe sich bei solchen Coi^nncturen nicht dorthin wagen.
Wegen der persönlichen Entrevue mit Kf. sagen sie, solche sei Kf. nicht
zuwider, wenn man etwa nach geendigtem Reichstage auf den Neumärkischen
Grenzen zusammenkommen könnte, welches er mit demüthigem Respcct accep-
tierte. Auf ihre endliche Frage, was die Moscowiter und Tartaren von
dieser Sache hielten, meinte er, sie würden beide nicht gerne sehen, dass ein
Franzose zur Krone käme').
V. Hoverbeck an äen Kurfürsten. D. Warschau 17. December
1666.
[Warnung vor Ausführung der von Schweden gemachten Vorschläge.]
17. Dec. Die von Schweden intendierte') öffentliche Recommendation des Pfalz-
grafen zur polnischen Krone würde nicht nur diesem, sondern auch denen,
welche ihm patrocinieren, schädlich sein, die guten Patrioten, welche es bisher
0 S. oben S. 175.
^ Laut einer Quittung Pcejazecky's vom 7. December hat derselbe von Kf.
1000 Ducaten für Lubomirski erhalten. L. sendet dem Kf. (d. Breslau 14. Decem-
ber 1666) den Vertragsentwurf (Articles accordez entre la Ser. Reine de Pologne et
de Suede et M. Tevesque de Besiers — d'une part et M. Morstein Referendaire du
Royaume et M. Podolosky Gouverneur de Radom, plenipotentiaires de M. George Lubo-
mirski d'autre part, touchant Telection d^un successeur ä la couronne de Pologne d.
Varsovie 20. Septembre 1666) und einige Briefe Morste ins im Original zu. Diese
Originale sendet Kf. (d. Coloniae 12./[22.] December 1666) wieder an L. zurück, doch
sind Abschriften derselben zurückbehalten worden. Kf., der am -=-^— ; — dem
7. December
Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von den Verhandlungen mit Pcejazecky Nachricht
gegeben, schreibt demselben (d. Cöln 12./[22.] December 1666), er werde durch
Blas peil erfahren, was Kf. von Lubomirski wegen der zwischen diesem und den
Franzosen inbetreff des Wahlnegotiums vorgegangenen Handlung erfahren, er selbst
glaube, dass man nach einer solchen Probe sich L.^s fest zu versichern habe imd
keine Apparenz sei, dass derselbe sich jemals werde vom Hofe gewinnen lassen.
') S. oben v. Crockows Relationen vom 28. Juli und 7. November und das
Rescript des Kf. an denselben vom 8. September 1666 (S. 175 ff., 186).
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V. Hoverbecks Warnungen. 311
für unstatthaft erklärt, dass vor erledigtem Thron von einem Successor geredet
oder gar gehandelt werde, wurden dadurch alieniert. Dass sich Frankreich
auf andere Gedanken sollte bringen lassen, hält er, nachdem es so ansehnliche
Summen zum Unterhalt der preussischen Besatzungen und zu den zwei letzten
Campagnen hergegeben, für sehr unwahrscheinlich, bei diesem Hofe aber würde
auch ein Engel vom Himmel in dieser Materie nichts schaffen können. Auf
Kf. haben die Stände eine Zeit lang wie auf ihren Schutzherm gesehen, gerade
weil er bei dieser Sache kein besonderes Interesse verfolgt, diesem aber würde
viel abgehen, wenn Kf. sich der ausser eines interregni ganz fruchtlosen Recom-
mendation theilhaftig machen wollte.
Es will ihm auch nicht anstehen, dass sich Schweden erst des Subjecti
halber mit Kf. verbinden und dann erst durch den Feldmarschall Würtz ab-
handeln will, was ihr Interesse bei der Sache betrifft, denn, wenn dieser Ver-
gleich nicht nach ihrer vorgefassten Meinung vor sich ginge, könnten sie die
ganze Sache übergeben und, nachdem sie des Kf. Intention und modum gerendi
kennen gelernt, zu dem Gegentheil, das ihnen wohl das ganze Herzogthum zum
Recompens willigen dürfte, übergehen.
Er räth daher, die Sache so lange als möglich zu dissimulieren, inzwischen
aber nach Möglichkeit zu unterbauen^).
Der Kiirfüret an v. Hoverbeck. D. Cölii 24./14. December
1666.
[Dem Könige, der Königin, dem französischen Gesandten u. a. wegen der Wahl eines
Nachfolgers zu machende Eröffnungen.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
Was uns bei der jüngsten Post aus Schweden*) wegen des Pol- 24. Dec.
nischen Werks für Nachricht zukommen, solches thun wir euch hiebei
gnädigst communiciren und dabei anbefehlen, weiln dieses Werk nun-
mehr so weit esclatiret und ruchtbar worden, auch der Orten Gelegen-
heit zu suchen, mit guter Manier und so weit ihr es sowohl zu Beför-
derung der Sache als Beibehaltung Glimpfs und Freundschaft werdet
diensamb ermessen, ein und anders sowohl dem Könige und der
Königinne selbst als auch dem französischen Abgesandten, wie auch
andern furnehmen ministris davon zu offenbaren, damit man uns hier-
nächst nicht reprochiren möge, als wenn wir hinter dem Könige und der
0 Ganz ähnliche Rathschläge ertheilt er in der folgenden Relation vom 20. De-
cember auf Grund von Besprechungen mit den Castellanen von Posen und Radom.
Vgl. Pufendorf X. § 60 (S. 699).
2) S. V. Crockows Relation vom 7./[17.] November 1666 oben S. 186.
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312 UI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Republicq her in dieser Sache etwas gethan und dieselbe ganz fürbei-
gegangen, wie wir dann auch die von Schweden nacher Frankreich ver-
anlassete Schickung werkstellig zu machen im Werk begriffen, ingleichen
auch den Freiherrn von Blumenthal zu solchem Zweck nacher Wien
abordnen werden — .
Auf was Weise und wie weit ihr nun von diesem negotio bei ein
und anderm etwas entdecken wollet, solches müssen wir auf eure uns
bekannte Dexterität ankommen lassen und werdet ihr nach Veranlassung
der Conjuncturen und der Zeitläufte selbsten judiciren, wie weit ihr darin
zu gehen, hauptsächlich hättet ihr euch gegen den König und die
Königin herauszulassen, dass weil alle Welt judicirte, dass die Unruhe
in Polen einzig und allein von dem Wahlnegotio und dass man einen
frantzösischen Fürsten zur Chron befordern wollte, herrührete — also
könnten wir — nicht unterlassen, Ihren Königl. Maytt. offenherzig für-
zustellen, dass wir nicht abzusehen vermogten, auf was Weise aus diesem
dessein etwas gutes für jemand zu hoffen, zwar hielten wir nicht unge-
reimbt, sondern vielmehr zu Beruhigung der Republicq und Erhaltung
des gemeinen Wohlstandes fürträglich, ja nöthig, dass man von einen
und andern subiectis, welche dermaleins Ihrer König!. M. succediren und
der Republicq mit Nutzen fürstehen könnte, bei Zeiten rede, damit es
nicht dermaleins zum gefahrlichen interregno kommen möge, wir ver-
meinten aber dabei zum högsten nöthig zu sein, auf ein solches sub-
jectum zu reflectiren, welches beides der Republicq (als deroselben man
billig in libera electione nichts fürschreiben könnte) und denen benach-
barten Potentaten, insonderheit Ihrer Key. M. und den Schweden an-
ständig wäre. Wir könnten demnach — nicht umbhin, Ihrer Königl. M.
treulich und wohlmeinend zu ratheu, durch Abandonnirung dieses Desseins
der Republicq dermaleins, ja ihnen selbst Ruhe zu schaffen. Es würde
zwar hin und wieder spargiret, als sollte man den Allerchristl. König
mit in dieses Dessein zu engagiren suchen, ja dass bereits zwischen
demselben, der Königinne und H. Lubomirski einige Tractaten desfalls
entworfen oder aufgerichtet sein, wir könnten aber solches nicht glauben.
— Wenn wir sonsten wissen mögten, wohin Ihrer Königl. M. Senti-
menten bei denen candidatis gingen, so wollten wir uns darin ganz nach
Möglichkeit ihnen accommodiren. — Bei dem frantzösischen Abge-
sandten hättet ihr sonderlich dieses fürzustellen, in was für Gefahr und
unerschwingliche Kosten sich Ihre K. M. durch dieses Werk stecken
würden, wenn sie sich darin einmal engagirten — insonderheit habt ihr
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Neue Instruction für v. Hoverbeck. 313
ihm die Gedanken zu benehmen, als wenn wir mit dem Kaiser dieses
Werks halber etwas concertiret hätten. —
Was ihr bei ein und andren ministris und Senatoren von dieser
Sache anzubringen, solches stellen wir eurem Gutfinden anheimb und
werdet ihr solches mit sothaner Dexterität zu thun geflissen sein, damit
auf einer Seite die Aflfection gegen Pfalz-Neuburg wie auch die Aver-
sion gegen einen frantzösischen Prinzen erhalten und vermehret werde,
andern theils auch es nicht das Ansehen gewinnen möge, als wenn wir
der Republ. in ihrer freien Wahl fürgreifen oder uns in Dinge, so uns
nicht angingen, mischen wollten — ^).
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 24. December
1666.
[Besprechung mit dem schwedischen Gesandten, dessen Aufträge. Bevorstehende
Sprengung des Reichstages.]
Nachdem der Cerimonienstreit mit dem schwedischen Gesandten Li liehe eck 24. Dec.
beigelegt worden, haben sie sich gestern die Visiten abgelegt und sich mehrere
Standen lang unterhalten. Nach seinen Auslassungen scheint dessen Commission
dahin zu gehen, die Wankenden zu stärken und den Kaltsinnigen Math zu
machen, damit sie sich nicht zur Unzeit accommodieren, sondern die Unruhe
bis zum Interregno oder sede vacante fomentiert werde. Den ihm ertheilten
Auftrag, die Wahl Pfalz-Neuburgs öffentlich zu empfehlen, bezieht er nur
auf den casum abdicationis. Wegen Evacuierung der Thorn- und Elbingschen
Besatzung hat er nicht für rathsam gehalten etwas anzuregen, dem französi-
schen Gesandten hat er, wie er behauptet, vorgestellt, dass es unmöglich sein
würde, die Wahl eines französischen subjecti durchzubringen, derselbe hätte
berichtet, sie hielten sich der meisten Senatoren, vieler unter der Ritterschaft
0 Beiliegend: NB. Dieses ist das Rescript, worauf H. Hoverbeck die Noti-
ücation getban.
Not. Dass darin zu drei Malen in sein Gutfinden gesetzet wird, ob und wie weit
er einige Notification zu thun, auch wem.
^) Dass ihm befohlen wird, er möchte des Königes und der Königinnen Senti-
menten vernehmen, wohin sie wegen der Wahl zieleten, welches S. Chf. D. nach Mög-
lichkeit secundiren wollten.
3) Es würde soviel von der frantzösischen Wahl gesprochen und dass man des-
falls Tractaten gemacht, S. Chf. D. hofften nicht, dass solches sich also verhielte, und
remonstrirten dabei die incommoda.
4) Des Pfaltzgrafen zu Neuburg wird nicht mit einem Wort darin gedacht (nur
einmal in fine in Ziffern) viel woniger darin befohlen, dass man dessen Person recom-
mendiren oder sagen soll, es wären pacta mit ihm gemacht, dass man in casu abdi-
cationis oder sonsten ihm zur Cbron verhelfen wolle.
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314 III. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
und auch der Armee versichert, er glaube aber nicht, dass die franzosische
Partei so stark sei.
Nicht gefallen hat H., dass Liliehoeck behaupten wollte, der Vorschlag
wegen Pfalz-Neuhurgs sei zuerst von Seiten des Kf. an seinen König gebracht
worden ') (sie scheinen so die Offens bei Frankreich von sich ab und auf Kf.
bringen zu wollen'^)), und dass derselbe nichts davon hören wollte, schon so-
gleich mit dem kaiserlichen Gesandten zu verhandeln, sondern, wie in dem
Project angegeben, erst nach Abschhiss der Allianz zwischen Kf. und Schweden
demselben sowie dem französischen Gesandten Notification thun will.
Obwohl die Landboten beschlossen haben, auf den cum protestatione abge-
zogenen H. Lukomski bis auf den letzten Feiertag zu warten, wird doch
der Reichstag schon fast von allen für zerschlagen gehalten'').
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cölii 17. /27. December
1666.
[auf die Relation yom 17. December. Erneuter Befehl, die Wahlsache zu gunsten
Pfalz-Neuburgs zur Sprache zu bringen.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
27. Dec. H. wird aus dem Rescript vom 14./24. *) ersehen haben, dass and wesshalb
Kf. dafür hält, das Dessein dürfe weder gegen Frankreich noch gegen Polen
länger dissimuliert werden. Ob und wie er dort etwas von der Sache zu ent-
decken habe, soll er mit dem schwedischen Gesandten überlegen. Wenn er
erhebliche Bedenken haben sollte, gegen den König davon zu gedenken, so soll
er doch dahin sehen, dass man keine Gelegenheit, den Pfalzgrafen bei den
Wohlafifectionierten zu recommendieren, verabsäume. Kf. glaubt, wenn man er-
fahren werde, dass Pfalz-Neuburg von ihm und Schweden unterstützt
werde, dass man sich dann gegen die Wahl des französischen Prinzen desto
mehr entgegensetzen und desto grössere Reflexion auf Pfalz- Neu bürg nehmen
werde. H. meint zwar, es wäre besser, die Sache ganz zu differieren, bis der
Thron durch Resignation oder Tod des jetzigen Königs erledigt sei, da aber
der König seine Absicht zu resignieren nur, um den Prinzen von Conde oder
dessen Sohn zur Krone zu befördern, aufgegeben hat und, da er dabei obstacula
gefunden, mit der Resignation gewiss einhalten wird, die Königin auch nicht
ruhen wird, ihr Dessein zum Effect zu bringen, und es schon dahin gebracht
hat, dass die vornehmsten Stände, namentlich die Geistlichkeit, auf ihre Seite
getreten und auch der Adel schon ermüdet ist und lieber den Hof nach seinem
Willen mit der Wahl handeln lassen als sich wieder in die früheren Ungelegen-
0 Vgl Mem. de Pomponne II. S. 295f.
») Vgl. oben S. 305.
3) H. meldet am 27. December, dass der Reichstag sich wirklich zerschlagen
habe, vgl. Kochowski 111. S. 253.
*) oben S. 311.
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Erneuter Befehl an v. Ho verbeck. 315
heiten setzen lassen will, so hält Kf. nicht für gerathen, jetzt still zu sitzen und
zu dissimulieren und den anderen Theil allen Vortheil wegnehmen zu lassen,
vielmehr hält er es für nöthig, dem Adel und anderen die Meinung zu benehmen,
als wenn nach erfolgter Wahl eines französischen Prinzen alles in der Republik
zur Ruhe kommen werde, ihnen vielmehr vorzustellen, dass dadurch das Uebel
nur ärger werden, die Bedrückung des Adels und der gemeinen Freiheit erst
recht angehen und das ganze Reich dadurch in endliche Desolation und Ruin
gestürzt werden dürfte, und zugleich die Auswärtigen sich um so eifriger der
Sache annehmen, eine ihnen so widerwärtige Wahl quovis modo zu hintertreiben
suchen und dass daraus endlich Kriege und Extremitäten entstehen würden.
Gegen Schweden Misstrauen zu hegen, hat Kf. bisher keinen Grund,
er wünscht daher, dass H. mit Zurücksetzung aller überflüssigen Hinderungen
mit dem schwedischen Gesandten zusammenkomme und vertraulich communiciere.
Seine eigenen Prätentionen wünscht Kf. jetzt nicht mit besonderem Eifer
betreiben zu lassen, wenn nur das Fundament derselben fest bleibt, da er die
Republik jetzt in solchen Beschwerden stecken sieht, dass er lieber ihre Affection
beibehalten als derselben mit allzu rigoureuser Anmahnung beschwerlich fallen will.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 6. Januar
1667.
[Polnisches Hülfsgesuch gegen die Tataren und Türken.]
Der König hat heute zu ihm zwei Senatoren, den Woiwoden von Pom- 6. Jan.
m ereilen, Bakowski, und den Castellan von Oschwietzin, Stokowski, ge-
schickt, um bei der von den Tataren und auch von den Türken drohenden
Gefahr*) des Kf. Hülfe zu erbitten. Er hat geantwortet, er zweifelte nicht,
dass Kf. dazu geneigt sein würde, obwohl ihm gegenüber die Brombergischen
Pacta noch nicht erfüllt seien, zunächst aber müsste demselben durch Tradition
Elbings Satisfaction geleistet, ferner ihm Mittel zur Verpflegung seiner Truppen
gezeigt werden, er hat es dann aber übernommen, dieses Hülfegesuch dem Kf.
zu hinterbringen. Zugleich ist ihm auch ein denselben Gegenstand betreffendes
Schreiben des Königs^) an den Kf. eingehändigt worden »).
') Nachdem die Tataren Ende 16G6 in Podolien eingefallen waren und dann ver-
vereint mit den Kosacken das in der Ukraine stehende polnische Heer unter Ma-
ch owski vernichtet hatten, wurde für das nächste Jahr ein neuer Einfall derselben
und zugleich auch bei den bedrohlichen Rüstungen in der Türkei ein Tnrkenkrieg
gefürchtet, s. Kochowski III. S. 253 IT.
'^ D. Varsoviae 7. Januar 1667, darin wird Kf. gebeten, selbst Hülfe zu
leisten und auch die Kreise und Fürsten des Reiches zur Ilillfeleistung zu bewegen.
') Kf. weist darauf H. an (d. Cöln 7./17. Januar 1667), gegenüber der Forderung
des subsidii weiter auf jenen beiden Bedingungen zu bestehen.
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316 in. Brandenburg und Polen. 1664 -- 1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 7. Januar
1667.
[Audienz bei der Königin. Entrüstung derselben über die ihr gemaciiten Eröffnungen,
ihr Gespräch mit dem G.Kanzler.]
7. Jan. Auf Grund des Rescripts vom 14./24. December') und auf den Rath des
schwedischen Gesandten hat er 2) zunächst in einer Audienz der Konigin
mitgetheilt, dass Schweden und Kf. den Pfalzgrafen von Neu bürg zur polni-
nischen Krone gerne erhoben sehen möchten und dass desshalb eine besondere
Schickung an den König von Frankreich geschehen würde.
Ihre M. die Königin hörten solchem alles dergestalt an, dass sie
sich zwungen, kein Zeichen einigen Widerwillens an Gebehrden zu geben,
aus den Reden aber werden E. Ch. D. genugsam abzunehmen haben, wie
sie dadurch afficirt worden. Zuforderst bedankten sie sich, dass es E.
Ch. D. zu wissen machen wollen, wunderten sich aber darüber, dass
fremde Potentaten, als Schweden, Brandenburg und Frankreich,
solche Ding unternehmen und mit einander zu überlegen sich anmassten,
so den polnischen Ständen allein zukämen. Dann was hätte wohl
Frankreich, das so weit entlegen, mit der Sach zu thun? Sie hätte
sich alle weg gehütet, dergleichen an Fremde kommen zu lassen. Dass
E. Ch. D. und Schweden der Sachen einig wären, dasselb war sehr
gut, man hätte es aber auch dem Rom. Key ser (wie ich berichtete) nicht
vorenthalten sollen, dann, wann alle drei benachbarten Potentaten dieser
Wahl halber einig wären, würde solches umb so viel grösseren Nach-
druck haben.
Als ich darauf zu erkennen gab, dass es durchaus die Meinung nicht
liätte, die Stände in ihrer freien Wahl zu beeinträchtigen, sondern nur
allein officia zu leisten, nach welchen denselben zu thun und zu lassen,
wie sies gut finden, heimb gestellt sein würde. Ich könnt aber nicht
wohl dazu kommen, dass ich die sowohl vor Ihre M.* selbst als vor die
Republique führende gute Intention recht vorgestellt hätte, weil sie zu
unterschiedenen Malen wiederholte, dass sies gut finde und ihr ganz in-
different sei, wer zu der Crohn gelangen möchte, ihres Theils gedächte
sie auf die Wahl nicht mehr, der König hätt es auch verschworen und
würde gewiss deswegen nichts auf die Bahn bringen, es wäre denn Sach,
dass es die Stände aus eigner Beweguuss movirten. Der König sollte
0 S. oben S. 311 ff.
2) Vgl. Pufeudorf X. § 02 (S. 700), Mem. de Pomponne H. S. 361,
Hirsch, Zur Gesch. der polnischen Königswahl von lGC>y S. 10 f.
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V. Hoverbecks Audienz bei der Konigin. 317
wohl wÜDscheD jemand zu finden, der ihm die Regierungslast in etwas
enthiebe, ihr sollt auch wohl nichts lieber sein, dann dass sich ein solcher
finde, der vor den König zu Felde ziehen und der Republique bei vor-
stehender Noth und Gefahr kegen des Türken überaus grosse Macht mit
Volk und Gelde helfen könnte, dasselb würde sich alles bei dem Her-
zoge zu Neuburgk wohl finden, dann Schweden und E. Chf. D. würden
ihm mit allem aushelfen, besser aber könnt alles von statten gehen,
wenn auch der Rom. Keyser mit dazu gezogen würde. Sobald sie gehört,
dass E. Ch. D. mit Pfalz-Neuburgk einen Erbvergleich gemacht, hab
sie ihr wohl einbilden können, dass secret Artikel der polnischen Wahl
halber dabei sein müssten. Wiewohl ich sie versicherte, dass dergleichen
nicht vorgangen, sondern seit der Zeit erst E. Chf. D. umb dero officia,
da es dermal einst dazu kommen sollte, ersucht worden, war ihr doch
solches nicht aus dem Sinn zu bringen, und gab sie vor, blieb auch
beständig drauf, sie wüsste gar wohl, dass der Vorschlag mit des H.
Pfalzgrafen Person nicht von Schweden kommen, sondern von E. Ch. I).
an Schweden gebracht worden, und dass nicht Schweden, sondern E. Chf.
I). an Frankreich deswegen schicken wollte. — Zuletzt bestand sie fest
darauf, es stecke gewiss der Herr Lubomirsky in diesem W^erke mit,
so ich doch auch nicht zustehen könnt, sie wünschten aber, dass er dem
Herzog zu Neuburgk besser Wort halte, als er wohl ihr gethan. —
Auf etliche mal wiederholte Frag, was E. Chf. D. ich zu hinter-
bringen hätt, erhielt ich nichts anders, als dass sie sich der Nachricht
halber bedankte, brachte darauf unterschiedene Discurse sowohl von
Reichs- als auswärtigen Sachen auf die Bahn. —
Wie schwer Ihrer M.', wie wohl sies so hoch dissimulirt, diese
Nütification auf dem Herzen gelegen, ist auch nach der Zeit darob ab-
zunehmen gewesen, dass sie also gleich, wie ich aus dem Cabinet gangen,
den Crohn Grosscantzler^) zu sich erfordert und von demselben zu
wissen begehrt, ob in dem Wahlnegotio zwischen E. Chf. D. und ihm
was vorgangen war, als er solches nicht anders zugestanden, dann dass
er nur der Zeit mit E. Chf. D. von derselben geredt, wie sie ihm eine
Instruction unter der Hand gegeben, dass er wegen des Churprinzeu
Dchl. mit derselben handeln sollt. Von dem Erbvergleich mit Pfalz-
Neuburgk hätt E. Chf. D., nachdem sie den Frieden zwischen den
Niederlanden und Bischöfe von Münster gestiftet gehabt, ihm Nach-
0 Der bisherige K.U. Kanzler Johann Lesczynski, der inzwischen die Wurde
des G.Kanzlers erhalten hatte.
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318 in» Brandenburg und Polen. 1664—1673.
rieht gegeben, aber keiner Wahldesseine dabei gedacht. Hie fiel sie ihm
ins Wort und sagte, nicht E. Chf. D. sondern der König in Frankreich
hätt denselben Frieden gestiftet, diesem nach berichtete sie, was ich
ausgebracht, und verwundert sich darüber, dass Schweden und E. Chf. D.
ihnen vorgenommen, den König in Frankreich auf Neuburgks Seite
zu bringen, es wurden auch wohl der Reipublicae Stände begreifen kön-
nen, dass dieser Herr in der Noth, darinnen sie sich befinden, ihnen
wenig oder nichts helfen könnte. —
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 10. Januar
1667.
[Klagen der Königin. Audienz beim Könige. Die Türkenhulfe. Sendung Morsteins
zu Lubomirski und nach Frankreich.]
10. Jan. So sehr auch die Konigin sich bei der ihm ertheilten Audienz gezwungen
hat, kein Zeichen ihres Widerwillens über die ihr gemachte Notification zu geben,
so ist sie doch hernach um so heftiger, sogar mit Thränen losgebrochen. Sie
und die Beförderer der französischen Wahl suchen sich dadurch zu rächen,
dass sie das zwischen Kf. und Schweden Vorgegangene auf das ärgste zu miss-
deuten suchen.
Bei dem Konige*) hat er gestern Audienz gehabt und demselben auf das
glimpflichste die Notification in der Form gemacht, dass er angab, auf die
Kunde von der Absicht des Königs, der Krone zu entsagen, habe der Pfalzgraf
sich bei Schweden und dem Kf. beworben, dass seine Person besonders der
Republik bei der Wahl recommendiert werde, und Kf. hätte sich darauf mit
Schweden dahin geeinigt, dass zunächst die Sache mit dem Könige von
Frankreich in gutem Vertrauen überlegt, vor allem aber dem Könige und
der Königin mitgetheilt und deren Sentiment darüber vernommen werden
solle. Der König erwiderte, er kenne den Pfalzgrafen, seinen Schwager, sehr
wohl, er könne aber wegen ' des Versprechens, das er den Ständen der Wahl
wegen gegeben, die Sache nicht treiben, es könnte auch dahin gedeutet werden,
als wenn man diesen nur darum proponierte, damit es mit dem anderen durch-
getrieben werde, die Sache bedürfe weiteren Nachdenkens, es wäre daher nöthig,
dass der Vortrag schriftlich übergeben würde. Doch hat H. dieses abgelehnt.
Der König sprach dann mit ihm wegen der Türkenhulfe und äusserte,
er habe sich wohl gedacht, dass H. mit der Forderung wegen Elbing kommen
würde, er könnte darin ohne Consens der Stände nichts thun, wollte aber bei
dem bevorstehenden Reichstage des Kf. Interessen nach Kräften befördern.
, Der Hof und dessen Vertraute glauben, dass die jetzige Conjunctur, wo
i die Stände in ihrer Noth fremde Hülfe suchen müssten, sehr günstig sei, um
•) Vgl. Pufendorf X. § G2 (S. 700f.).
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y. Hoverbecks Audienz beim Könige. 319
die französische Wahl durchzutreiben, solche Hülfe sei von niemand ansehn-
licher und auf generösere Manier zu erwarten als von Frankreich, das zwölf-
oder fünfzehntausend Mann unter dem Prinzen von Cond^ schicken und auch
wohl mit Geld aushelfen werde, während von dem Kaiser, Schweden und Kf.
keine Hülfe zu erwarten sei. Die dem Kf. wohlaffectionierten Patrioten wün-
schen und rathen daher, dass Kf. und die anderen Nachbaren, wenn Frankreich
Truppen schickte, ebenfalls solche möglichst stark sendeten, damit man den
Franzosen die Wage halten könne. Man hofft auch noch im Gegensatz zu dem
Hofe, dass der türkische Krieg werde vermieden werden können. An Pfalz-
Neuburg soll wie an die weltlichen Kurfürsten der Vetter des Bischofs von
Cracau geschickt werden, und wäre dem Pfalzgrafen zu rathen, dass auch er
Hülfe leistete.
Zu der Gesandtschaft nach Frankreich, welche Fürst Radziwill abgelehnt,
ist der Kronreferendar Mor stein ausersehen, derselbe nimmt seinen Weg über
Breslau, jedenfalls um einen letzten Versuch zu machen, Lubomirski zu ge-
winnen. Wenn dieses nicht gelingen sollte, sagt der französische Gesandte,
würde man ihn zu achten haben, als wenn er nicht mehr unter den Lebenden
wäre, welche Worte von etlichen gar seltsam wollen gedeutet werden.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 7./[17.] Januar 1667.
[auf die Relation vom 7. Januar. Mahnung zu vorsichtigem Verhalten.]
— Dass^) Ihr nun so weit gangen und der Königinnen ganz ro- 17. Jan.
tunde zu erkennen gegeben, wir wollten Pf altz -Neuburg gern zur
Chron befordert sehen, hätten uns desswegen mit der Chron Schweden
bereits verglichen und woHten eo nomine eine Schickung in Frank-
reich thun, — solches müssen wir zwar dahin gestellet sein lassen und
dafür halten, dass Ihr hierunter nichts gethan, als was zu Beförderung
der Sache und unserer Euch bekannten Intention erspriesslich und
diensamb gewesen, wiewohl Euch sonsten bekannt, dass solche von
Euch furgegebene Dinge theils noch zu keiner völligen Richtigkeit ge-
bracht, theils auch auf gewisse conditiones und gradus gerichtet sein und
wir in Frankreich und zu Wien selbst nicht eins sagen werden, dass
wir uns mit Schweden dergestalt verglichen haben sollten, sondern
unsere Intention nur dahin gehet, ümb zu sondiren, ob sie nicht selbsten
auf des H. Pfaltzgrafen Person kommen würden, auch endlich pro ex-
tremo dieses fürzustellen, dass uns von beiden Orten Ihre Ld. selbst für
diesem furgeschlagen worden, Ihr werdet Euch aber hiebei wohl in
Acht zu nehmen wissen, dass Ihr nicht Anlass geben möget, dass man
^) S. oben S. 313 Anm. 1. Pufendorf X § 60 (S. 701).
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320 IH- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
uns mit Fag dasjenige reprochire, was wir und andere für diesem am
Hofe getadelt, und dass man bei der Republiq unsere bishero conservirto
gute — Reputation nicht schwäche. — Es befrembdet uns auch, dass
der Schwedische Abgeordnete sich so gar still bei dem Werk bezeige,
da Ihr bereits so weit gangen, und können nicht ermessen, aus was
Ursachen er so sehr an sich halte, ob etwan einige Veränderung in
Schweden in den consiliis furgangen — oder ob man uns alle Missgunst
und böse Nachrede allein auf den Hals zu reden suche? Zum weinig-
sten werdet Ihr beflissen sein, hierin rechten und beständigen Grund
zu erlangen. —
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 14./ 24. Januar
1667.
[Nachricbten aus Schweden. Zn machende begütigende Erklärung.]
24. Jan. Mittheilung der Nächrichten v. Crockows^) über die in Schweden ein-
getretene Sinnesänderung.
Aus diesem allen sehet Ihr nun, dass es besser gewesen, wenn Ihr
mit der an den König und Königin gethanen Proposition noch etwas an
Euch gehalten und so weite Ouvertüre von dem Werk und insonderheit
von dem Vergleich zwischen uns und Schweden, als welcher, wie Euch
wohl bewusst, noch nimmer zu einiger Perfection gekommen, — nicht
gethan hättet, nunmehr aber und nachdem solches geschehen, befehlen
wir Euch gnädigst an, ein und andern Orten mit guter Manier und behoriger
Dexterität zu verstehen zu geben, wir wären wegen des Herzogs von
Neuburg weder mit Schweden noch sonst jemand engagiret, alles
was wir gethan ginge nur dahin, dass wir nebst Schweden dem Könige
von Frankreich und dem polnischen Hofe widerrathen wollten, auf die
Wahl, wie bisher geschehen, nicht zu dringen und dadurch die Stände
zur Desperation zu bringen, wir hätten sonsten freie Hände, diejenige
consilia zu befördern, so zu des Königes und der Republik Besten ge-
führt würden, damit durch dergleichen — Discursen die Gemüther
einigermassen praepariret werden mögen, dass, wofern wir ja wegen der
Schweden Aenderung auch unsere consilia ändern müssten, solches mit
guter fa^on geschehen — möge, dann Euch selbsten bekannt, dass, wo-
fern Schweden sich mit Frankreich in diesem negotium zu nach-
1) S. V. Crockows Relation vom 2. Januar 16G7 oben S. 189flF.
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Missbilligimg des Verfahrens v. Hoverbecks. 321
drücklicher Ausführung dieses Werkes einigen möchte, wir auch nicht
umhin können, auf andere mesures und consilia bedacht zu sein. —
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 4. Februar
1665.
[Audienz bei der Königin, deren Aeusseningen über die Empfehlung Pfalz-Neuburgs
und über die Turkenhülfe.]
Infolge des ihm in dem Rescript vom 14./24. Januar ertheilten Auftrages 4. Febr.
hat er heute von der Königin eine neue Audienz erbeten und derselben zu-
nächst mitgetheilt, Kf. hoffe zwar, dass der Türkenkrieg noch werde abgewandt
werden können, sei aber im Nothfall zur Hülfeleistung geneigt, dann aler ihr
vorgestellt, wie unrecht dem Kf. geschehe, wenn ihm vorgeworfen werde, er
wünsche, mehr der Republik Zergliederung als ihr Aufnehmen, und er hätte,
nachdem wegen Pfalz-Neuburgs mit Schweden schon völlig geschlossen gewesen,
durch H. als von einer Sache, die erst auf die Bahn gebracht worden wäre,
Notification machen lassen, er könne versichern, dass noch bis jetzt Kf. sich
weder mit Schweden noch mit sonst jemand in dieser Sache engagiert hätte.
Die Königin erwiderte, dass Kf. mit Schweden nicht engagiert sei, wolle sie wohl
glauben, da dieses dasselbe versichere, aber sie hätte Nachricht, dass Kf. mit
dem Kaiser darin einig sei, es würde aber dabei gemeldet, der gute Herzog
wüsste selbst nicht, wie ihm geschehe, denn man gebrauche sich zwar seines
Namens und Person, um ein französisch Subjectum zu excludieren, es sei aber
auf einen anderen als auf ihn gemeint. — Sie behauptete, nachdem Pfalz-
Neuburg von H. recommendiert worden, hätten sich alle, mit denen sie davon
gesprochen, so gezeigt, dass sie daraus hätte abnehmen können, sie wären dem-
selben zuwider.
Die Königin kam dann auf die Turkenhülfe zu sprechen und erklärte
auf H.'s Aeusserung, er zweifle nicht, dass Kf. eine ansehnliche Hülfe schicken
würde, wenn nur zureichende Mittel des Unterhalts halber angeschafft würden,
Unterhalt fordern sei so viel als die Hülfe gänzlich abschlagen , das Land sei
ganz erschöpft, wenn sich nicht ein so mitleidiger christlicher Potentat finden
würde, der seine zu Hülfe geschickten Völker selbst mit Munition und Proviant
bis zum neuen Jahre versehe, so würde es in diesem Jahre mit der Republik
ganz aus sein. Der Hofschatzmeister») wird bei Kf. um 3000 Mann zu Fuss
und, dass Kf. dieselben auf drei Monate selbst verpflegen und mit Munition ver-
sehen möchte, anhalten.
0 Johann Gninski.
Mater, s. Gcacb. d. G. Kurfürsten. XII. 21
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322 ni- Brandenbnrg und Polen. 1664—1673.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 28. Januar/ 7. Februar
1667.
[Missbilligung des Verfahrens v. Hoverbecks, Widerlegung der gegen Kf. ausgestreuten
Verdächtigungen. Der geheime Vertrag mit Lubomirski.]
7. Febr. H. wird selbst einsehen, dass es besser gewesen wäre, des von Kf. vorge-
schlagenen subjecti halber auf andere Weise als vermittelst einer solchen so-
lennellen Notification zu gedenken, namentlich dass er von pactis zwischen
Kf. und Schweden oder Pfalz-Neuburg gesprochen, ist ganz gegen des
Kf. Willen und hat nur bewirkt, dass des Kf. Intention ganz zur Unzeit und
zu höchstem Nachtheil der Sache selbst ausgebrochen und der anderen Partei
desto mehr Ursache und Praetext gegeben worden ist, ihre consilia ins Werk zu
setzen und ihn zu verdächtigen. H. soll sich bemühen, diese Verdächtigungen zu
diluieren, daher an allen dienlichen Orten erklären, Kf. wünsche, dass der König
noch lange regieren möge, und sei bereit, wenn es einmal zu einer Thronver-
änderung kommen sollte , die Republik bei ihrer freien Wahl , ihren Rechten
und Privilegien conservieren zu helfen. Er soll sich dazu auch des beifolgen-
den mit Lubomirski abgeschlossenen Traktats') und des Schreibens Mor-
st eins, welches diesen Traktat und die dabei führende Intention ausführlich vor-
stellt', bedienen. Die Originale beider Stucke sind dem Kf. von Lubomirski
seihst mitgetheilt worden, Kf. hat zwar demselben damals versprochen, sie
nicht zu divulgieren , jetzt aber nach dessen Tode ') ist er dieser Zusage ent-
schlagen, doch soll H. diese Sache nicht gemein machen, sondern daraus ein-
zelnes zur Rettung der Unschuld des Kf.' und klaren Demonstration der Ab-
sichten der anderen Partei den Wohlintentionierten vorstellen und dem Littaui-
schen Kanzler und dessen Genossen vorhalten, wie unrecht es sei, dem Kf.
Schuld zu geben, als wenn er dem Könige zur Abdication gerathen, und ihnen
zu erklären, Kf. beabsichtige zwar nicht, diese Dinge zu divulgieren, wenn man
ihn aber auch ferner noch mit allerhand unerfindlichen Auflagen gravieren werde,
so müsse er alles thun, damit seine gute Intention und Conduite der ganzen
Welt kund werde.
0 S. oben S. 310.
^ Lubomirski war am 31. Januar 1667 zu Breslau in Folge eines Schlag-
anfalls gestorben, s. Kochowski IlL S. 2G2. Stephan Niemirycz (s. obenS.248)
meldet dem Kf. (d. Breslau 1. Februar 1667), L. sei gestern gestorben, er habe dem-
selben die Augen zugedrückt, nachher mit dem kurz vorher angekommenen Castelian
von Posen Grzymultowski conferiert und diesen entschlossen gefunden, für die
Erhaltung des Vaterlandes zu denken und zu handeln, er selbst werde bald mit Auf-
trägen desselben zu Rf. kommen.
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Luboniirski's Tod. 323
V. Hoverbeck an den KarfUrsten. D. Warschau 7. Febraar
1667.
[Lubomirski's Tod. Gespräch mit dem französischen Gesandten. Geföbriicbe Lage.]
Nachdem gestern die gewisse Nachricht von Lubomirski's Tode ange- 7. Febr.
kommen, hat') der Hof seine Freude darüber offen kundgegeben, die Königin
hat sogleich den französischen Gesandten zu sich rufen lassen. Nachmittag
gab derselbe ihm (H.) die Revisite, zeigte ihm an, dass seinem Könige eine
Prinzessin geboren sei, sprach dann von Lubomirski^s Tode, welcher die
Republik wieder in Ruhe setzen könnte, und von der beabsichtigten Sendung
des jungen Freiherrn von Schwerin nach Paris'), er meinte, Schweden und
Kf. schienen nicht sowohl eine unversöhnliche Aversion gegen das französische
Dessein zu hegen, sondern nur zu glauben, dass die Ausführung desselben un-
möglich sei, und er fragte, wenn Schweden und Kf. sich dem Hof und seinem
Könige fugten, ob dann nicht auch der Kaiser würde nachgeben müssen. H.,
um ihn zu veranlassen, sich desto mehr herauszulassen, erwiderte, er traute
diesen drei Mächten viel zu, da sie aber doch sicherlich nicht mit Waffenge-
walt einen Successor aufzudringen beabsichtigten, so wäre es auch nöthig zu
wissen, was sie für Subsidia hätten und worauf sie sich vornehmlich verliessen.
Darauf rühmte jener sich, sie hätten die Geistlichen, den ganzen weltlichen
Senat (ausgenommen etwa vier), alle Feldherren und die Vornehmsten der
Armee für sich, er könnte das mit deren eigener Unterschrift beweisen. H. er-
widerte, darauf könnte man sich hier in Polen, wo ein einziger einen ganzen
Schluss über den Haufen zu werfen imstande sei, nicht verlassen, es geschehe
oft, dass solche, welche selbst unterschrieben hätten, einen Widersprecher an-
stifteten, und wies darauf hin, dass der gemeine Adel bisher grosse Aversion
bei der Sache bezeigt habe. Jener meinte, das wäre nicht aus Misstrauen
gegen die Nation, sondern nur aus Misstrauen gegen die Königin geschehen,
und das würde, wenn es nur zum actu electionis käme, sich ändern. Könnte
Kf. sich mit seinem Könige einigen, so müsste bedacht werden, wie alles zu
des Kf. Ehre, Sicherheit und Satisfaction eingerichtet würde, H. möchte dem
Kf. dieses und in welchem Stande sich jetzt die Sache befinde recht vor-
stellen.
H. ist in grosser Besorgnis. So lange als möglich, glaubt er, erfordern
des Kf. Interessen, sich der Wahl eines französischen Subjecti zu opponieren,
sollte aber Schweden sich Frankreich fügen, so sieht er grosse Gefahr.
Der Castellan von Posen schreibt zwar an den G.Kanzler, er habe nicht
de republica zu desperieren, doch fehlen noch nähere Nachrichten.
Um das Concept des Hofes, Kf. bei den Ständen zu decreditieren, zu ver-
eiteln, räth H., Kf. möchte statt der begehrten 3000 Mann 6000 oder noch
mehr anbieten, aber unter einem so hohen Capite, dem es nicht anständig
') Vgl. Puf endorf X. § 63 (S. 701).
») S. unten Abschn. VI.
2V
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324 nr. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
wäre, unter polnischen Feldherren zu stehen, und unter dem Vorwaude, dass
sich grosse corpora besser conservieren als kleine.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 18. Februar
1667.
[Dank des Königs für die angebotene Hülfeleistung. Geschenk für Podlodowski.
Anerbietungen der Kosacken.]
18. Febr. Der König, dem er das Antwortschreiben des Kf. ') übergeben und dessen
Bereitwilligkeit zur Hülfeleistung angezeigt, bedankte sich sehr und erklärte,
sein Wunsch ginge nur dahin, dass Kf. seine Truppen bereit hielte, dieselben
würden nicht vor dem Juli einzumarschieren brauchen. Anstatt des schwer
mitzuführenden Proviants bat er, dass Kf. Munition und ausser den 3000 Mann
zu Fuss noch 1000 Reiter sende.
PS. 1. Der Starost von Radom Podlodowski 2) hat ihn wegen der ihm
versprochenen 200 Ducaten erinnert, wenn derselbe soll beibehalten werden,
so muss das Geld ihm während des Reichstages geschickt werden, doch bittet
er, dass es im geheimen geschehe und namentlich Niemieritz nichts davon
erfahre.
PS. 2. Die Kosacken 3) haben sich zu verschiedenen Malen durch ihre
Geistlichen bei ihm angegeben und gebeten, Kf. möchte sie in seinen Schutz
nehmen, es solle ihnen nichts lieber sein, als unter einem evangelischen Herren
zu sein, da sie den Päpstischen durchaus nicht trauten. H. hat mit Fleiss alle
Gelegenheit, sie zu sprechen, verhütet, zumal er gemerkt, dass sie noch bei
Lebzeiten des Königs ihr Vornehmen ins Werk zu richten beabsichtigen, wenn
er sie nur des Kf. Protection auf den Fall versichern könnte, wenn sie alles
bis nach Thorn überwältigt hätten <).
') d. Coloniae ad Spream 1 4. /24. Januar 16G7 (gedruckt bei Zaluski, Epistolae
bistorico-fanaiiiares I. S. 99f.}, darin erklärt Kf., er glaube allerdings nicht, dass die
Gefahr für Polen so gross sei, doch sei er im Nothfall zur Hülfeleistung bereit, in der
Hoffnung, der König werde um so mehr dafür sorgen, dass die zwischen ihnen ab-
geschlossenen Verträge gehalten und ausgeführt würden, und zugleich in dem Ver-
trauen, dass die nothigen Lebensmittel für die Hülfstruppen würden geliefert werden.
Betreffend die Hülfe der Reichsstände mochte der Konig sich zunächst an den Kaiser
wenden.
*) H. hatte schon am 10. December 1666 gerathen, denselben, der auch vom
Kaiser eine jährliche Pension von 2000 Rthlr. beziehe, durch ein Gratial von 100 oder
200 Ducaten vorläufig an der Hand zu halten.
») Vgl. Pufendorf X. § 63 (S. 702).
*) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 15./25. Februar 1667), er wünsche nähere Nach-
richt, von wem und auf wessen Befehl und Vollmacht diese Anträge erfolgt seien,
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Polnisches Hülfsgesuch. 325
Andreas Olszowski*), K.U.Kanzler an den Hofschatzmeister
Gninski. D. Warschau 28. Februar 1667 0.
[Die vou Kf. angebotene Hülfe. Forderung des Verziclites auf die Elbingei* Pfandsumme.]
Sobald der König von Krakau zurückgekommen, hat ihm H. v. Hover- 28. Febr.
back einen Brief des Kf. ') überreicht, dessen Copie beiliegt. Der König kann
nicht anders als diese Offerte mit Dank annehmen, zumal dieselbe schon durch
ganz Polen praeconice ausgerufen ist und H. hier bei Hof von dieser Favenr
des Kf. viel Rühmens macht. Der König befiehlt daher Gn. ex Senatusconsulto,
dem Kf. für seine gute Affection zu danken und ihn zu bitten, dass diese
Verheissung möge werkstellig gemacht werden, jedoch ohne Entgeltung und
unter den in Gn.'s suppletoria instructione enthaltenen Bedingungen. Es wird
wohl ein grosses sein, wenn ihnen Kf. ex gratuita liberalitate subsidia chari-
tativa giebt, daran er sehr zweifelt und es nicht eher glauben wird, bis es ge-
schieht.
Es wurde dienlich sein, wenn Kf. diese Auxiliarvölker aus dem Herzog-
thum Preussen schickte, doch bittet er, dass dieser Marsch nicht auf Löbau*)
gerichtet werde. Bis nachKaminiec hin sollen die Truppen aus den unterwegs
befindlichen Magazinen verpflegt werden, von da an aber werden sie von ihren
eigenen Mitteln, dem ihnen ans der kurfürstl. Kammer auf 6 Monate zu zahlen-
den Solde, zehren müssen und haben sie sich auf weiter nichts zu verlassen.
Ob Gn. mit solcher Proposition selbigem Hofe angenehm sein wird, kann er
nicht wissen. Es folgt aber noch eine andere, welche wohl noch mehr zuwi-
der sein dürfte. Gn. soll nach erhaltener Declaration auf das Ansuchen einer
freigebigen Hülfe noch eine andere Function, und zwar cum titulo legati auf
sich nehmen und Kf. ersuchen, dass er seine Praetention auf Elbing oder viel-
mehr auf die Summe der 400,000 Rthlr. abstehen wolle, denn von Elbing
muss nicht einmal gedacht werden. Gn. soll in seinem Discurs (aber nicht
schriftlich) als raison anführen, wenn Elbing in des Kf. Hände käme, so müsste
die Republik beständig Besatzungen in Marienburg, Stuhm, Dirschau und Mewe
halten, zudem würde das argwöhnische Danzig in stetem Alarm stehen und
grosse Spesen desshalb thun müssen. Hoverbeck hat ihm zwar, als er in
discursu dieses vorgebracht, erwidert, Kf. wäre ein guter Nachbar und Freund
H. solle die Kosacken nur im allgemeinen seines guten Willens versichern, am lieb-
sten würde ihm sein, wenn dieselben sich mit der Krone verglichen und ihn zum
Garanten des Vergleiches begehrten.
^) Andreas Olszowski, Bischof von Culm, welcher soeben anstelle des zum
G.Kanzler erhobenen Joh. Lesczynski zum K.U.Kanzler ernannt worden war, s.
Kochowski III. S. 266.
*) Dazu die Kanzlei notiz: „Diese Abschrift ist von H. Wiehert [dem damaligen
Residenten des Kf. in Warschau] von Warschau anhero im Januar 1672 übersandt,
so wohl aufzuheben. '^ Die Instruktion für Gninski s. Zaluski, Epistolae historico-
familiares 1. S. Ulf.
») S. S. 324 Anm. 1.
*) Löbau in Westpreussen, die Residenz des Culmischen Bischofs.
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326 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
der Republik, von dem keine Gefahr zu befürchten wäre, er hat aber geant-
wortet, nach der Mode der jetzigen Zeit mösste ein jeder Potentat seine eigene
Securität beobachten, Ef. machte es Schweden und dem Kaiser gegenüber
ebenso. Der modus tractandi wird darin bestehen, dass Gn. zunächst gratuitam
et totalem condonationem summae praetensae verlange und dabei die erwiesenen
officia anführe, namentlich, mit welcher Candeur und Aufrichtigkeit der König
ohne Tergiversation dem Kf. die Souveränität in Preussen per solemiem com-
missionem überlassen habe, nicht allein ex obligatione pactorum sondern viel-
mehr ex affectu et studio fraterao gegen Kf., obwohl er sowohl wegen Brauns-
bergs als auch wegen der ausgebliebenen Hülfe zu prätendieren gehabt hätte.
Der zweite gradus tractandi besteht darin, dass Gn. für diese Summe die
Hälfte der Subsidien*) in perpetunm abstehen soll, worüber er eine Vollmacht
von dem Könige und dem gegenwärtigen Senat erhält. Er wird dieser Nego-
tiation halber eine Zeit lang am kurfürstl. Hofe residieren müssen und schadet
es nichts, wenn er deshalb etwas später nach Schweden kommen sollte, denn
hierdurch würde der Republik ein grosser Dienst geschehen. Man wird frei-
lich wohl dieses negotium zu vollenden Hoverbeck anbefehlen, doch weiss
dieser bishe? davon nichts, sie sehen auch, dass derselbe nicht candide geht
und nur sein datum darauf gosetzet hat, ihnen nach seiner Art und Gewohn-
heit Elbing aus den Händen zu spielen, woraus aber unter seiner Amtsführung
nichts werden soll.
Dafern nun der Churfürst weder ohne Entgelt noch für die Hälfte
der Auxiliarvölker die Prätention auf Elbing oder die obbenaelte Geld-
summe nicht nachlässt, so wird die Republik alsdann die Augen auf-
thun und die Aifection in den Gemüthern erkalten, auch werden seine
Partisanen den Credit verlieren, endlich so wird auch die Republik auf
dem Reichstage ihr selbst diesfalls Rath schaffen müssen, et sie ars
deludetur arte. Auch wird von nöthen sein, dass M. H. demselben Hofe
zu verstehen gebe, dass wir auch arcaniora penetriren und gar wohl
wissen, wie dass der Churfürst durch seinen Ministrum Mons. Krakau
mit dem Könige in Schweden wegen der Garantie in Preussen einen
Tractat aufgerichtet und dergleichen auch mit Dennemark, Holland und
dem Lüneburgischen Hause negotiiren lasse.
Die Pienipotenz vom Könige und den Senatoren soll Gn. erst, wenn er bei
der anderen Conferenz ad secundum gradum instructionis gekommen, producieren
und sich dann herauslassen, dass er in commissis habe, tausend Mann gegen die
Elbingische Summe abzustehen. Gn. soll von dort nicht abreisen, bis er die
letzte Proposition gethan hat, obgleich leicht zu ermessen, dass man darauf
keine decisive Antwort ohne Zuziehung Hoverbecks ertheilen und diesen
beauftragen wird, darüber ultimario mit ihnen in Warschau zu verhandeln.
Es kann auch nicht schaden, dass dem Kf. anzuhören gegeben werde, dass er.
J) S. oben S. 240.
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Sendung Gninski's. 327
als er per pacta Regiomontana 1656^) vom Schwedischen Könige die Souverä-
nität in Preussen erhalten, der Krone Schweden 1500 Mann z. F. nnd 500 z. R.
versprochen, die er seihst unterhalten sollte.
PS. Gn. erhält ein zweifaches Creditiv, das eine mit dem Titel von Lauen-
burg und Bütau, das andere ohne denselben; falls das letztere angenommen
wird, kann er mit dem ersteren zurückhalten, wo nicht, so kann er den Titel
ganz geben, indessen wird er (der Kanzler) in der metrica regni eine Mani-
festation einlegen, weil dieser erzwungene Titel in den pactis nicht zu finden,
dass er keineswegs gemeint sei, dem Kf. über das, was ihm vermöge der pacta
expresse zukommt, ein jus oder speciale dominium zu attribuieren.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 22. Februar/[4. März]
1667.
[Verhandlungen mit Gninski.]
Der polnische Gesandte Job. Gninski') ist vorigen Sonntag [17./27 Febr.] 22. Febr.
hier angekommen und hat bei der am folgenden Tage gethanenen Proposition ')
nur der Hülfe wider den Türken gedacht, dieses auch nachher in der Con-
ferenz mit den Geh. Käthen wiederholt, Kf. hat ihm darauf beifolgende Reso-
lution*) ertheilen lassen, er hat sich auf der Gonferenz, als ihm mitgetheilt
worden, dass Kf. sich zu einer so zahlreichen Hülfe erbieten wolle, ganz be-
stürzt gezeigt, hat auch die Antwort darauf unter dem Vorwand, vorher seine
Instruktion einsehen zu müssen, differiert. Auf die Remonstrationen, die Kf.
*) In dem Labiauer Vertrage vom 10./20. November 1656 hatte sich Kf. dem
Könige von Schweden gegenüber, falls derselbe in dem konigl. Preussen angegriffen
werden sollte, zur Stellung von 2500 Mann zu Fuss und 1500 Reitern Sulfstruppen
auf eigene Kosten verpflichtet.
*) V. Hoverbeck schreibt über denselben am 17. Januar 1667: „dieses Sub-
jecti Qualitäten seind ausser Zweifel Ew. Chf. D. vorhin bekannt; bei den Reichs-
ständen ist er vor allen anderen verdächtig und verhasst, bei dem Könige und Königin
aber ist keiner iu grösseren Gnaden und Gstime als eben er. Was er vor sich con-
cipirt, wird denen Kanzlern schlechterdings vom Könige zum Siegeln uberschickt.
Da es Ew. Chf. D. also gnädigst gefallig war, möcht es nicht undienlich sein , den-
selben hoch zu ehren und caressiren, aber durcht^us ihm nichts zu vertrauen, als wohl
des Hofes Faction wissen mag." Vgl. über diese Sendung desselben Pufendorf X.
§ 61 (S. 699f.), Mem. de Pomponne II. S. 390.
>) S. Zaluski, Epistolae historico-familiares I. S. 101.
*) ebendaselbst S. 104. Darin verspricht Kf., ein Hülfscorps von mindestens
8000 Mann zu schicken, das er, wenn möglich, selbst führen, dem er Sold auf 3 Mo-
nate zahlen und das er auch mit der nöthigen Artillerie versehen werde. — Dem Pfalz-
grafen von Neuburg theilt Kf. schon im voraus (d. Cöln 13./23. Febr. i667) diese
Offerten, welche er dem polnischen Gesandten machen wird , um dadurch ihre rechte
Intention zu penetrieren, mit und fragt an, in welcher Starke derselbe bei dieser
Gelegenheit erscheinen könnte.
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328 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
ihm wegen der nicht geleisteten Satisfaction hat machen lassen, hat er zwar
SQstinieren wollen, Kf. habe den pactis kein Genügen geleistet, es ist ihm aber
das contrarium nachgewiesen worden.
Was Kf. ihm wegen dessen, was bei der von H. abgelegten Proposition
vorgegangen'), hat remonstrieren lassen, hat er endlich alles mit einem Miss-
verstande entschuldigt und versichert, man wäre jetzt mit Kf. ganz zufrieden
und hege keinen Argwohn gegen ihn. Bei einer gestern erfolgten neuen Audienz
hat er für das Schreiben des Kf. an den König ^) in puncto subsidii gedankt,
den Frieden mit Moscau^) notificiert, endlich^) die Verzögerung der Satisfaction
entschuldigt und dabei gebeten, Kf. möchte solchen Anspruch aus Liebe gegen
die Republik gar fahren lassen, Kf. hat aber dagegen remonstriert, die Repu-
blik könnte ohne Nachtheil, ja zu ihrem eigenen Besten ihn contentieren , der
König und die Republik wären auch dazu geneigt, und es würde nur durch
einige ihm üebelaffectionierte verhindert.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 4. März
1667.
[Tod Potocki's. Geltendmachung der Ansprüche des Kf. auf Draheim.]
4. März. Der K.G.Feldherr Potocki ist am 1 2. /22. Februar gestorben^), das Ober-
generalat ist Sobieski angetragen und derselbe aufgefordert worden, hieher
zu kommen, um ihn mit dem Fürsten Dimitr Wischnowitz auszusöhnen,
den man durch die ünterfeldhermcharge zu gewinnen hofft. Die Woiwodschaft
Cracau ist vorlängst dem K.Schwertträger Zebrzydowski zugesagt worden,
man giebt aber zu verstehen, dass der jetzige K. G. Kanzler *) praeferiert werden
dürfte, wenn er dagegen das Siegel abgeben wollte. Da H. bei beiden Majestäten
wegen ünpässlichkeit nicht hat Audienz erhalten können, so hat er den fran-
zösischen Gesandten, sowie den Gross- und den Vice-Kanzler ersucht, zu ver-
hüten, dass die dem Kf. zur Hypothek verschriebene Starostei Draheim an-
derweitig vergeben werde, die beiden ersten haben sich günstig erklärt, der
V.Kanzler') aber behauptete, der Ort könne nicht ohne Possessor sein und Kf.
werde bar bezahlt werden, worauf er geantwortet, allem würde auf einmal ab-
geholfen werden, wenn Kf. sich seines Rechtes gebrauchte, Kf. würde, wenn
die Republik die Auslösungssumme herbeischaffte, den Ort wieder abtreten.
') S. oben S. 316flF.
3) S. oben S. 324.
3) Am 30. Januar 1667 war zu Ändrussow der dreizehnjährige Stillstand zwischen
Polen und Russland abgeschlossen worden, s. Kluczycki, Acta Joannis Sobieski I.
S. 564«f.
*) S. Zaluski I. S. 102f.
^) S. kochowski m. S. 263f., Pufendorf X. § 64 (S. 702).
^) Johann Lesczynski.
^) Andreas Olszowski, Bischof von Culm.
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Die Draheimer Angelegenheit. 329
Dem V.Kanzler scTieinen zu der Zeit, da er in Lobau residiert, von den
preussischen Malcontenten allerhand widrige Impressionen wegen der jara des
Kf. gegeben zu sein.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 12. März
1667.
[Krankheit der Köuigin. Unterstützung der Anhänger Lubomirski's durch den Kaiser
und Pfalz- Neuburg.]
Mit dem König hat es sich merklich gebessert, bei der Königin aber 12. März,
lässt sich eine inflammatio pulmonum spüren, dazu stete Mattigkeit und eine
Geschwulst, die der Wassersucht nicht unähnlich.
Der Castellan von Posen ^) schreibt an den G.Kanzler, der Kaiser sei
entschlossen, die hiesigen gemeinen Interessen nachdrücklich zu secundieren.
Lubomirski hätte für sich allein lOOOOORthlr. jährliche Pension und für
seinen geistlichen Sohn'-*) zwei Bisthümer prätendiert, er aber habe alles in des
Kaisers Discretion gestellt, darauf seien ihm öOOODucaten zur Zehrung auf
diesen Reichstag geschickt, für L.'s Eidam'), der den vorigen Reichstag habe
zerreissen lassen, wären 5000 Rthlr. verordnet. Pfalz-Neuburg habe ihm,
dem Castellan, lOOODucaten ins Haus geschickt, wieviel für die Armee ver-
ordnet ist, wird nicht gemeldet, der Pfalzgraf wird wohl bis 100 000 Ducaten
hergeben.
PS. Der K. Hofmarschall ^) hat ihm bei der heutige Revisite den Zustand
der Königin als sehr gefährlich geschildert, die Aerzte hofften noch, dass die-
selbe durch Genuss von Eselsmilch sich etwas werde erholen können.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 4./14. März 1667.
[Gninski's letzte Anträge, die darauf ertheilte Resolution. Sendung Stratmanns nach
Polen.]
H. erhält beifolgend die dem Gninski auf seine letzte Instanz^) ertheilte 14. März,
endliche Resolution®), wobei wir dann wahrgenommen, dass er diese
Sache fast mehr und fleissiger als die gesuchte Hülfe getrieben, auch
endlich soviel zu verstehen gegeben, dass er nichts anderes suchte, als
0 Christoph Grzymultowski.
^) Der Malteserritter Hieronymus Lubomirski.
^) Felix Potocki, Sohn des verstorbenen G. Feldherrn Stanis laus Potocki.
*) Clemens Branicki.
*) S. Zaluski I. S. 106 vom 5. März.
^ vom 2./ 12. iiärz 1667, darin wird die weitere Verhandlung nach Warschau
verwiesen.
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330 III. Brandenburg und Polen. 1064—1673.
durch dergleichen Tractaten uns allgemach an den Hof wieder zu en-
gagiren und von der Republik abzuziehen, wobei er dann auch die
Schwäche des Hofes gnugsamb zu verstehen gegeben und allerhand
Advantagen in sonderbaren submissen tertninis oflferiret, wofern wir uns
mit dem Hof und zwar cum utraque Regia Maiestate wieder reconciliiren
wollten.
H. soll mit Graf Kresky^) vertraulich cominunicieren , ihm aber rathen,
in der Wahlangelegenheit nicht zu weit zu gehen. Pfalz-Neu bürg hat seinen
Rath Straetman'-') zu Kf. geschickt, welcher sich zu dem bevorstehenden Reichs-
tage begeben und mit Kresky zusammen dem Könige und der Republik Hülfe
anbieten soll, Kf. wird mit demselben dieses negotii halber die nöthige Abrede
nehmen und durch denselben H. seine eigentliche Meinung wissen lassen.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 4y[14.] März 1667.
[auf die Relation vom 4. März. Besitzergreifung von üraheim. Bedinguugen, unter
denen Kf. auf die Elbinger Schuld verzichten will]
li. März. H. solP) bei dem König um Audienz anhalten und demselben mittheilen,
Kf. hätte angcordet, dass die Starostei Draheim für ihn in Besitz genommen
werde, er hoffte, der Konig werde damit zufrieden sein und ihn dabei schützen
helfen, auch soll er den vornehmsten Ständen Nachricht davon geben und diesen
die Bewandnis der Sache auseinandersetzen. Er beabsichtigt, nicht eher die
Possession zu ergreifen, bis er erfahren, wie man sich auf diese Proposition
bezeigen werde; sollte er bei dem Könige keine Audienz erhalten, so soll er
die Sache per memoriale vorstellen.
PS. Aus den dem polnischen Gesandten ertheilten Resolutionen wird H.
ersehen, dass Kf. bereit ist, falls man wegen der Hülfe und der Schuld ferner
mit ihm zu handeln gedenkt, von den auf Elbing verschriebenen m/400 Rthlr.
drei Viertel fallen zu lassen unter den Bedingungen:
1) dass die übrigen m/100 Rthlr. zu den auf Draheim haftenden m/r20
geschlagen und ihm dagegen diese Starostei erblich überlassen werde,
2) dass ihm von den der Republik zu leistenden Subsidien wenigstens die
Hälfte erlassen,
3) dass ihm und seinen Nachkommen das Indigenat conferiert werde, worum
H. sich besonders zu bemühen hat,
4) dass im übrigen die pacta in plenissimo robore bleiben.
Den modus zu finden, wie diese Handlung aufs beste zu incaminieren, wird
H. anheimgestellt.
») S. oben S. 250.
2) S. ürk. u. Act. XIV. 1 S. 300f.
3) Vgl. Pufendorf X. § 64 (S. 702).
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Die Draheimer Angelegenheit. 331
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 19. März
1667.
[Die Draheimer Angelegenheit.]
Er hat bei dem Könige Audienz gehabt. Derselbe nahm des Kf. Reso- 19. März,
lution wegen der Türkenhüife sehr dankbar auf, spracli aber den Wunsch aus,
Kf. möchte lieber nur die Hälfte schicken und den Unterhalt derselben auf
6 Monate auf sich nehmen.
Als dann H. dieDraheimsche Sache anregte, sagte der König, er wünschte
gern Kf. befriedigt zu sehen , es müsste aber vorher mit mehreren Senatoren
überlegt werden. Er beklagte sich dann, dass H. mit dem Fürsten Wischno -
witz') sonderliche Confidenz zu stiften gesucht, mit demselben in dem Wahl-
negotio und anderen Sachen gegen des Königs Interesse negotiiert und ihm eine
jährliche Pension von 200000 Gulden angeboten habe, gegen welche Behaup-
tungen, als unwahr und verleumderisch, H, auf das lebhafteste protestiert hat.
Obwohl ihm sowohl von einigen Senatoren als auch vom Könige selbst
Hoffnung gemacht worden, dass Kf. wegen Draheim Satisfaction erlangen würde
hat er doch sichere Nachricht, dass dasselbe sowohl dem Castellan von Posen
als auch dem Fürsten Wischnowitz angetragen worden ist; der erstere lässt
selbst dem Kf. rathen, sich je eher je lieber in Possession zu setzen -').
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 18./28. März 1667.
[ßescbiuss der Besitzergreifung von Draheiin.J
Da er ersehen, dass man ihm die Starostei Draheim nochmals aus den 28. März
Händen zu spielen sucht, so hat er nicht dienlich gefunden, mit der Besitz-
ergreifung derselben länger anzustehen. Er hat v. WedeP) dorthin abgefertigt,
sollte Opposition dagegen versucht werden, so wird er sich licitis et omni iure
permissis modis et mediis bei seinem Recht zu maintenieren suchen, H. soll
dort sein Interesse beobachten und allem Widrigen begegnen, namentlich aber
bei der Republik auf allen Fall Beistand suchen.
*) Fürst Demetrius Wiszniowiecki, Woiwode von Beiz.
2) H. meldet am 22. März, dass trotz des Widerspruches mehrerer Landboten
Draheim dem Fürsten Wiszniowiecki, obwohl sich derselbe selbst lange dagegen
gesträubt habe, übertragen worden sei.
') Der Hof- und Kammergerichtsrath Adam Hassov. Wedeil s. ürk. u. Act.
IX. S. 54.
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332 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck au den Kurfürsten. D. Warschau 29. März
1667.
[Antwort des Königs auf die Anzeige der beabsichtigten Besitzergreifung von Draheim.]
29. März. Was Kf. ihm in dem Rescript vom 4./14. März') anbefohlen, hat er ver-
richtet. Der König') erwiderte, wegen El hing könnte er nichts thun, H. sollte
sich an die Stände halten, wegen Draheim hoffte er nicht, dass Kf. ihm zar
Beschimpfung davon Besitz ergreifen werde. Auf H.'s Remonstrationen erklärte
er schliesslich, er für seine Person hätte nichts gegen die Besitzergreifung ein-
zuwenden, wusste aber der Sache nicht zu helfen, da die Starostei dem Fürsten
vergeben, H. möchte privatim mit den Ständen sprechen, dass sie es nicht übel
deuteten. H. remonstrierte, der König könnte wohl an den Fürsten schreiben,
dass er sich der Possession enthielte und andere Satisfaction erwarte, was er
auch zusagte. H. kommt diese Willfährigkeit verdächtig vor, daWischnowitz
schon seine Leute mit einigen Dragonern dorthin geschickt haben soll, doch
will er darum anhalten.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 22. März/1. April
1667.
[Veränderter Bescbluss wegen Draheims.]
1. April. Obwohl') er genugsam befugt wäre, sich seines Rechts an Draheim zu
gebrauchen, so will er doch bei jetzigen Conjuncturen, zu Beibehaltung des
Glimpfs und der Stände Affection nicht mehr bei der Sache thun als aus der
beifolgenden Instruction für den dorthin abgefertigten Kammerrath v. Wedeil*)
zu ersehen. Kf. erwartet Nachricht, ob H. wegen der auf Elbing haftenden
Summe die ihm jüngst mitgetheilte '^) Erklärung gethan, und wie man sich
darauf resolviert habe, er hat besonders dahin zu sehen, dass auch die Repu-
blik von des Kf. Offerte Nachricht und Information erhalte®).
') S. oben S. 330.
^ Vgl. Pufendorf X. § 64 (S. 702).
3) Vgl. Pufendorf a.a.O.
*) Dieselbe ist in den Akten nicht vorhanden.
5) oben S. 330.
«) Kf. sendet (d. Coln 5./15. April 1667) H. die [fehlende] Relation des nach
Draheim geschickten v. Wedeil und theilt ihm mit, er habe demselben befohlen, bei
dem Gronescben Landgericht die nöthige Protestation einzulegen und sieb dann auf
den Landtag nach Scbroda zu begeben, um dort den Rath und die Unterstützung der
grosspolnischen Ritterschaft einzuholen, Wiszniowiecki's Diener in Draheim habe
erklärt, sein Herr werde leicht zur Abtretung zu bewegen sein.
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Die Drabeimer Angelegenheit. 333
V. Hoverbeck an den Kurftlrsten. D. Warschau 16. April
1667.
[Yerhandlimgen wegen der Wablangelegenheit auf dem Reichstage. Schreiben des
schwedischen Königs.]
Der G. Kanzler, der Castellan von Posen, der K. Oberstallmeister') und 16. April.
derK. üntertruchsess Potocki*), haben dieser Tage einander mit körperlichen
Eiden angelobt, beisammen zu halten und in die französische Wahl nicht zu
willigen, auch eine Schrift, um andere zu verbinden, unter einander aufge-
richtet.
Gestern') hat der Starost von Oschwietzim Pieniatek*) unter dem
Schein, als wollte er des Hofs schädlichen Desseins durch eine scharfe Constitu-
tion vorbeugen, des Wahlnegotiums gedacht, wie man meint, damit der Hof bei
solcher Gelegenheit sondieren könnte, wessen er sich zu versehen und wie
stark etwa seine Partei sei. Es haben sich aber viele Widersprecher gefunden
und ist beschlossen worden, von sämmtlichen Senatoren einen Eid zu fordern,
dass sie das Wahlnegotium jetzt und auch künftig nicht treiben wollten, wozu
sich auch die Landboten bereit erklärt haben.
Ehegestern ist der Schwedische Gommissarius wieder angelangt und hat
dem Könige ein Schreiben übergeben, welches dieser so gedeutet, als wenn
Schweden gegen alle und jeden Hülfe angeboten hätte, worauf auch bei Hof
die Rede erschollen, sie könnten ihrer Sache um so mehr trauen, da Schweden
m/12 Mann an Frankreich zu überlassen sich erboten, beides ist aber aus dem
Schreiben selbst garnicht zu erzwingen*).
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Magde-
burg 24. April /[4. Mai] 1667.
[Milets Anbringen. Mittheilung desselben nach verschiedenen Seiten hin.]
Ein französischer Abgesandter Mil et ^) ist hier auf der Reise zu ihm gekom- 4. Mai.
men und hat namens seines Königs um Durchzug für eine nach Polen be-
stimmte französische Armee unter Conde's Führung gebeten. Er wünscht in
dieser auch mit Rücksicht auf das bekannte Dessein sehr bedenklichen Sache
') Füret Alexander Lubomirski, Bruder des verstorbenen K.G.Marschalls.
^ Felix Potocki, Schwiegersohn Georg Lubomirski's.
^ Ueber diese Vorgänge auf dem seit dem 7. März in Warschau tagenden Reichs-
tage 8. Kochowski III. S. 267, über den Schluss des Reichstages ebendaselbst
S. 270.
*) Johann Odrowaz Pieniazek.
^) Ueber die damaligen Verhandlungen zwischen Schweden und P o 1 e n s. M e m.
de Pomponne II. S. 354ff.
6) Vgl. ürk. u. Act. IL S. 427 ff.; Pufendorf X. §65 (S. 703); Hirsch, Zur
Gesch. der polnischen Konigswahl von 1669 S. 12f. ; unten Abschn. VI.
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334 III- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
des Pfalzgrafen Meinung zu erfahren. Er hat, um Zeit zu gewinnen, den Ge-
sandten vermocht, nach Berlin zu gehen und dort auf ihn zu warten, hat in-
zwischen an verschiedenen Orten in Polen dieses Anbringen bekannt gemacht,
welches den Wohlafifectionierten nicht geringe Ombrage machen und die-
selben zu anderen und vigoureusen Resolutionen erwecken dürfte, er hat auch
deswegen an Graf Wrangel, den Herzog von Braunschweig-Celle, sowie
an K. Mainz und K. Cöln geschrieben, auch dem Baron de Goes*), welcher
sich eben, wie der französische Gesandte zu ihm gekommen, auch bei ihm be-
funden, ausführliche Nachricht davon gegeben und demselben dabei remonstriert,
wie grosse Inconvenientien dadurch verursacht wurden, dass man am kaiser-
lichen Hofe so retiriert in allen Dingen ist und über keine Sache des Kaisers
eigentliche Sentimenten eröffnen will, was er auch hat zugestehen müssen.
In Schweden fangen die Sachen an, besser zu gehen, Näheres wird
Stratman berichten-).
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 10. Mai
1667.
[Tod der Königin.]
10. Mai. Der G. Kanzler hat sich dieser Tage dahin bereden lassen, ausführlich
an Pfalz- Neu bürg zu schreiben und denselben seiner Devotion zu versichern.
Nun steht es darauf, dass nebst ihm und dem Castellan von Posen der
Castellan von der Wilde und G. Feldherr Pac') (der H. versichert, dass er
mit seinem Vetter, dem Littauschen G. Kanzler gar nicht einig sei), der Ge-
neral Starost in Samaiten Hlebowicz, wie auch die Woiwoden von Polotzko,
Kopei, von Smolensk,Przedberecki, der Castellan von Samaiten, Hör da, der
Littauische U.Kanzler Marustewicz, der Feldschreiber Polnbienski, der
Littauische Küchenmeister Siesicki, alle die Herren Sapieha und des ver-
storbenen Bischofs von der Wilde Bialozoren Vetter ein Bündnis gegen des
Hofs Vorhaben und Praktiken unterschreiben, und werden ihrer mehr wohl
jetzt dazu treten, nachdem die Königin*) diesen Morgen halb sechs Uhr ge-
storben, worüber fast wenig Betrübnis sowohl bei Hofe als bei den Standen
verspürt wird. Auch vom König hofft man, dass er sich in kurzem über die-
sen Verlust trösten lassen werde. Etliche Tage aber dürfte er doch wohl
dissimulieren so in äusserlichen Gebehrden als in consiliis, damit es nicht das
Ansehen gewinne, dass er sich von der Verstorbenen ganz hätte regieren lassen.
Was H. früher wegen Draheim geschrieben, wird sich jetzt nach der Königin
Tod desto besser und sicherer practicieren lassen.
0 Vgl. ürk. u. Act. XIV. 1 S. .302.
^) Pfalzgraf Philipp Wilhelm in seiner Antwort (d. Grimblingbausen 12. Mai
16G7) verweist auf seine Stratman ertheilten Auftrage.
^) Michael Pac, Nachfolger Sapieba's als Littauischer G. Feldherr.
*) S. Kochowski III, S. 272. Vgl. Pufendorf X. § 65 (S. 703).
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Sendung Millets. Tod der Königin. 335
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 8./ 18. Mai 1667.
[auf die Relation vom 10. Mai. Anweisung, wie die durch den Tod der Konigin
eingetretene günstige Gelegenheit zu benutzen sei. Empfehlung der Pfalz-Neubur-
gischen Prinzessin.]
— zweifelo nicht, Ihr werdet Euch dieser Conjuncturen in pflicht- 18. Mai.
massiger Beobachtung unsers Interesse bestermassen bedienen und au
allen Orten was zu Beförderung des Euch bekannten Desseins gereichen
kann, nichts verabsäumen. Für allen Dingen hielten wir nötig, jemand
von der contrari Parthei zu gewinnen, der beim König in Credit wäre
und durch welchen man Ihrer K. M. Geraüth allgemehlich von der bis-
herigen Conduite ab und auf andere consilia bringen könnte. Sollte
man sich auf einigerlei Manier des Litthauschen Gross Cantzlers Pacen
versichern können, würde solches ausser Zweifel sehr zuträglich sein und
haben wir davon unsere Gedanken auch an Fürst Radzivils Ld., welcher
nun aldort bereits vielleicht wird angelanget sein, geschrieben.
Weil *) man auch ausser Zweifel von ein oder andern Heirath
wieder sprechen wird, so müsstet Ihr äusserst geflissen sein, nach aller
Möglichkeit vorbauen zu helfen, damit Ihrer K. M. Inclination nicht an
einen solchen Ort falle, davon man sich dergleichen Widerwärtigkeiten
als bisher zu befahren hätte, könnte man durch einige Confidenten und
Favoriten des H. Pf. zu Neuburg ältiste Princessin') in Vorschlag brin-
gen und dem König dazu einige Propension erwecken, solches würde zu
Erreichung des bekannten Zwecks am all ersichersten sein. Es ist sel-
bige Princessin bereits ins 16. Jahr und nicht allein von Natur mit Ge-
sundheit, Schönheit und andern Perfectionen reichlich begäbet, sondern
auch durch des H. Vätern sorgfältige Education in Sprachen, Manieren
und andern fürstlichen Tugenden dergestalt geübet, dass ihr darin wohl
weinig gleichen möchten. —
PS. Kf. theilt ihm ein Schreiben an den G.Kanzler Lescinzky mit und
beauftragt ihn, demselben 1000 Rthlr., die er ihm zuschickt, zuzustellen, ihm
von der dem Franzosen ertheilten Resolution ^) Nachricht zu geben und ihm zu
rathen, dass er des Königs Gemuth zu gewinnen und zu einiger Confidenz
zu bewegen suchen möge. Auch den Bischof von Cracau soll H. sich bemuhen
') Vgl. Pufendorf X. § 66 (S. 704).
') Eleonore Magdalene Therese, älteste Tochter des Pfalzgrafen aus seiner
zweiten Ehe mit Elisabeth Amalia von Hessen-Darmstadt, geb. 6. Januar
1655, also damals eben erst 12 Jahre alt.
») S. ürk. u. Act. 11. 8. 432flF.
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336 III- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
wieder zu gewinnen. Wegen der Heirat soll H. auch mit Graf Kresky com-
municieren *).
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 13. Mai
1667.
[auf ein Rescript vom 22. April. Der von Frankreich geforderte Durchzug. Vor-
schlag wegen Drabeiros.]
13. Mai. Er hat^ den Wohlaffectionierten von dem an Kf. gestellten Verlangen des
Königs von Frankreich, einer französischen Armee unter Conde's Führung
den Durchzug nach Polen zu gestatten, Nachricht gegeben, dieselben meinten,
Kf. könne denselben desshalb versagen, weil man von keiner Türkengefahr
dieses Jahr etwas wüsste, sie wollten indessen für sich selbst und durch die
Landboten insgesamt darum anhalten, dass der König an Kf. schriebe, er möchte
den Pass nicht verstatten. Da er von dem Könige wegen der Trauer keine
Audienz erhalten hat, so hat er durch den K. Oberkämmerer Grafen Dönhoff
demselben Nachricht davon geben und anfragen lassen, was der König in sol-
chem Falle vom Kf. gethan sehen möchte, er hat aber nur zur Antwort er-
halten, der König habe allerdings, als er von dem Türken überzogen zu werden
gefürchtet, wie an andere christliche Potentaten, so auch an den König von
Frankreich um Hülfe geschickt 3), wessen sich derselbe darauf erklärt, wisse er
nicht, auch nicht, wasMillet bei Kf. suchte, es wären aber diese und andere
Subsidia nun, da der Krieg nicht vor sich ginge, unnöthig.
Die Leiche der Königin soll nach Cracau übergeführt und dort im Sep-
tember die solennen Begräbniscerimonien abgehalten werden. Die von dersel-
ben zum Leihgeding gehaltenen Starosteien und Oeconomien wünscht der König
ein Jahr unvergeben zu gemessen, H. hat durch den Oberkämmerer dem Könige
den Vorschlag machen lassen, diese Gelegenheit zu benutzen, um dem Fürsten
Wischnowitz eine der erledigten StarOvSteien zu conferieren und dem Kf.
Draheim zu tradieren.
PS. Die französische Partei sucht den König bei den vorigen consiliis der
Abdication zu halten, der König lässt sich auch so verlauten, doch glauben die,
welche um ihn sind, dass spätestens in sechs Wochen sich viele Dinge ändern
werden. Zur anderweitigen Heirath werden vorgeschlagen*): die verwittwete
*) H. erwidert 4. Juni, nach Krenski's Aussage sei die Prinzessin erst 13Jahre
alt, zu einer so jungen werde der König sich schwerlich verstehen, wenn die älteste
kur ländische Prinzessin katholisch wäre, so würde der Konig an diese vor allen denken.
3) Vgl. Pufendorf X. § 65 (S. 703).
^ S. über die Sendung des K. Referendarius Andreas Morstein nach Frank-
reich ürk. u. Act. IL S. 432f.
*) Vgl. M^m. de Pomponne IL S. 389. 395; Krebs, Vorgeschichte und Aus-
gang der polnischen Königswahl von 1G69 (Zeitschr. der hislor. Gesellschaft für die
Provinz Posen. IH.) S. 176.
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Sendung Millets. Pläne inbetreff der Verm&blung des Königs. 337
Kaiserin, die verwittwete Königin von Schweden, die älteste Prinzessin
von Curland und die von Tirol.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 16. Mai 1667.
[Audienz beim Könige, dessen Anklagen gegen v. Hoverbeck.]
Et hat heute bei dem Könige Audienz gehabt und nach verrichteter 16. Mai.
Gondolenz demselben den schon durch den 0. Kämmerer gemachten Vorschlag
wegen Draheim wiederholt. Der König Hess sich denselben wohl gefallen,
begehrte aber etwas Zeit zu weiterer Ueberlegung. Als H. dann des durch
Mille t vom französischen Könige verlangten Durchzuges für franzosische
Truppen erwähnte, sagte der König, da man sich dieses Jahr nichts scheine
vom Türken zu befahren zu haben, so erachte er es für unnöthig, sich wegen
des Dnrchlassens zu declarieren, er hätte sich aber nimmer dessen versehen,
dass man ihn mit seinen Ständen zu committieren suchen würde, er hätte H.
immer hoch aestimiert und nicht geglaubt, dass derselbe einige Landboten zu
sich entbieten und dieselben unter Vorzeigung des Originalrescripts des Kf. an-
treiben würde, diese Sache in publice congressu zu exaggerieren. H. erwidert,
er hätte jene Landboten gamicht gekannt, ihnen auch das Rescript des Kf. nicht
gezeigt, dieselben hätten bei dem kaiserlichen Gesandten den Brief des Baron
de Goes gelesen. Was H. durch den O.Kämmerer dem Könige vorgetragen
habe, sei nicht auf Befehl des Kf. sondern aus seiner eigenen Veranlassung ge-
schehen, den Landboten hätte er abgerathen, der Sache in publice congressu zu
gedenken. Der König stellte sich dadurch völlig zufrieden, sagte aber, er hätte
gehört, dass H. an Kf. geschrieben, er, der König, hätte die Tataren ins Land kom-
men lassen. Auch dagegen aber sowie gegen einige andere von Mille t dem hie-
sigen französischen Gesandten gegenüber geäusserte Anklagen gegen H. hat sich
dieser zu rechtfertigen gesucht, und, wie ihm von vertrauter Seite zugekommen
ist, hat der König auch diese Information bei sich stattfinden lassen.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 6./[16.]Mai 1667.
[Zurücksendung eines Schreibens des Königs von Polen.]
Er hat ein königKches Schreiben') erhalten, schickt dasselbe aber wegen 16. Mai.
mangelhafter Titulatur *) zurück ; H. soll dasselbe sowie ein beifolgendes Schrei-
ben an den U.Kanzler abgeben und dabei erinnern, dass künftig keine solche
errores in der Kanzlei begangen würden.
') vom 20. April, s. Zaluski, Epistolae bist -familiäres I. S. 3.
^ In demselben war der Titel von Lauenburg und Butow und die Bezeiclmung
„Bruder^ ausgelassen; schon in dem Schreiben an Gninski (oben S. 327) hatte der
neue K.Ü.Kanzler Olszowski seine Absicht, denselben dem Kf. streitig zu machen,
kundgegeben.
Mater, s. Qesch. d. G. Kurfürsten. XII 22
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338 in. Brandenburg; und Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck an den Kurfliraten. D. Warschau 20. Mai
1667.
[Durch Millet gegen ihn verbreitete Verleumdungen.]
20. Mai. Als er dieser Tage den französischen Gesandten besucht, um demselben
wegen des Todes der Königin zu condolieren, hat derselbe auf Grund zweier
von Millet*) empfangenen Schreiben mit ihm zum höchsten expostnliert, ihm
vorwerfend, er wäre derjenige, welcher dem Kf. widrige Impressionen sowohl
wegen Frankreich als auch wegen dieses Hofes gebe. H. hat auf alle einzelnen
Beschuldigungen eingehend repliciert. Zuletzt wurden sie mit einander wieder
gute Freunde, nur sprach jener seine Verwunderung darüber aus, dass H.'s
Reden mitlfillets Bericht nicht übereinkämen, worauf H. erwiderte, dies könnte
er leicht erklären, wenn er sich dessen heftigen Sinn vorstellte, welcher den
Kf. entweder nicht recht verstanden oder aber in seiner Aufregung im Schreiben
bald was zu-, bald abgethan habe.
Der französische Gesandte hat nach dem Tode der Königin den Muth
sehr fallen lassen, dieses wird hoffentlich noch mehr geschehen, wenn das erste
Leid bei dem Könige vergangen sein wird. Die Franzosen sollen schon, falls
der König wieder zu heirathen gedenken sollte, der Königin jüngste Base'),
welche sehr unruhigen Sinnes sein soll, vorgeschlagen, der König aber, weil sie
sehr jung, sie sofort verworfen haben.
PS. Bei einem Besuche, den er dem V.Kanzler gemacht, hat jener
ihm dieselben Dinge, wie der französische Gesandte, vorgerückt, ebenfalls auf
Grund der Schreiben Millets, er hat aber alles noch viel gründlicher als
jenem gegenüber widerlegt').
Der Kurfarst an v. Hoverbeck. D. Cöln 13./[23.]Mai 1667.
[Anklagen Hillets gegen v. Hoverbeck.]
23. Mai. Millet hat den Ministern des Kf. gegenüber behauptet, H. habe vor mehr
als zwei Jahren dem Bischof von Beziers zu verstehen gegeben, Kf. werde,
wenn Frankreich ihm nur gute Bedingungen offerieren würde, für die fran-
zösischen Pläne gewonnen werden können, und als jener erwidert, Kf. habe
dazu, namentlich Lessein^) gegenüber, garkeine Inclination gezeigt, repliciert.
') S. Urk. U.Act. II. S. 448f.
^ Benedieta Henriette, Tochter des Pfalzgrafen Eduard, geb. 1652, die
spätere Gemahlin des Herzogs Jobann Friedrich von Hannover.
*) Kf. befiehlt H. (d. Cöln 17./27. Mai 1667), sich gegen diese Beschuldigungen
sowohl dem Bischof von B^ziers gegenüber zu verantworten, als auch in einem
französischen Schreiben an jemand seines Hofes, welches Millet gezeigt werden könne,
dasselbe zu thun. H. richtet demzufolge ein solches Schreiben an den Fürsten von
Anhalt.
*) S. Urk. u. Act. IL S. 233ff., IX. S. 599ff.
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Millets Anklagen gegen v. Hoverbeck. 339
dieser hätte keine Avantagen proponiert, wenn dem Kf. vortheilhafte Bedin-
gungen angeboten würden, könnte er leicht anf andere consilia gebracht werden.
Im vorigen Jahre, als Colbert*)" bei Kf. gewesen, hätte H. sich bei Beziers
über diesen beklagt, dass er in jener Sache so wenig Eifer gezeigt, auch der
Königin gerathen, mit Kf. deswegen zu verhandeln, aber Vicquefort*), als
dem Kf. zu odieus, verbeten. Darauf hätte H. der französischen Partei und
dem Hofe wieder dadurch zu guter Hoffnung Anlass gegeben, dass er behauptet,
Kf. hätte dem jungen Freiherrn v. Schwerin') günstige Aufträge an den König
von Frankreich gegeben und gerathen, man möchte nur das tempo in Acht
nehmen und sich des Kf. gänzlich zu versichern bemüht sein. Alles dieses sei
nach und nach von dem Bischof an den Hof und noch unlängst an Millet
nach Hamburg überschrieben worden. Kf. kommen diese Discurse ganz fremd
vor und theilt er sie H. zur Verantwortung mit.
Dieses hat der französische Abgesandte M. de Milet also vor-
gebracht, den 15./[25.] Mai 1667*).
[Anklagen gegen v. Hoverbeck, der Frankreich in Polen zu verdächtigen suche.]
H. Hoverbeck hat zu Warschau ausgebracht: S. C. D. hätten ihn 25. Mai.
wissen lassen, dass M. Milet den Pass für eine französische Armee
durch dero Lande begehret, S. C. D. thäten Ihr bestes, umb eine schrift-
liche Proposition von ihm zu erlangen, damit sie solche hernachgehends in
forma authentica produciren und sie der Republicq vorzeigen, auch da-
durch der Franzosen Intention und Dessein traversiren könnten.
Er [Milet] wäre versichert, dass S. C. D. allzu genereux wäre, der-
gleichen tort seinem Könige zu t'hun und von seinen ministris unterm
Praetext einiger Confidenz eine solche Declaration zu suchen, deren man
sich hernacher solchergestalt missbrauchen konnte. —
Ferner hat H. Hoverbeck denen nunciis zu verstehen geben und
sonsten auch divulgiret, S. C. D. hätten den begehrten Durchmarsch
ganz abgeschlagen und M. Milet hätte darauf gesagt, dass er solchen
mit der französischen armee par force nehmen würde, weswegen S. C. D.
dero Trouppen hätten zusammenrücken lassen, dieses alles wäre bei der
0 S. ebendas. II. S. 298 ff.
>) S. ebendas. IX. S. 566 f.
*) S. unten Abschn. VI.
*) Kf. übersendet (d. Coln 17./27. Mai 1667) H. diese neuen Beschwerden Millets
ober ihn und ermahnt ihn zur Vorsicht in seinen Aeusserungen. H. widerlegt (d.
Warschau 7. Juni 1667) ausführlich diese Verdächtigungen und versichert, er habe sich
bei seiner ganzen Negotiation bemüht, das Dessein des Hofes zu hintertreiben, ohne
sich merken zu lassen, dass Kf. sich demselben direct widersetze.
22*
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340 ni. Brandenburg; und Polen. 1664—1673.
Republicq kund gemacht, umb Frankreich zu denigriren, doch kehrten
sie sich nicht viel daran, weil H. Hoverbeck ein Pole wäre et que les
Polonois estoient tousjours Polonois, qu'il estoit mieux persuad^ de la
generosite de S. A. EL
H. Hoverbeck hätte auch falsch berichtet, dass der Succurs nur
vom König gesucht wäre, weil solches nomine regis et reip. geschehen,
H. Morsteins Instruction vom König und dem Gross Canzler unter-
schrieben und der König in Fr. sich austrucklich vernehmen lassen, dass,
wenn der König oder die Republ. allein Hülfe begehrton, er solche nicht
geben würde.
Baron de Goes hätte an den Key. Residenten dergleichen, wie in
initio, geschrieben, welcher es auch zu Frankreichs desadvantage also
publiciret, jedoch wollte er dieses nicht beeifern. Bat schliesslich, man
sollte doch den Polen nicht trauen pas mesme au castellan de Posnanie.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 27. Mai/[6. Juni]
1667.
[Einfall der Franzosen in die Niederlande. Warnung an die Polen.]
6. Juni. Er solP) bei jetzigen Conjunetaren, da der König von Frankreich in die
Niederlande einfällt^) und diese zu sulijugieren sucht, den Wohlaffectionierten
remonstrieren, was für gefährliche Desseius dieser König habe und wie wenig
man auf seine Zusage und Versicherung bauen könne ; falls die polnische Repu-
blik auch dermaleins von dergleichen Leuten guberniert werden sollte, könnten
sie sich leicht die Rechnung machen, wie es ihnen ergehen würde, wenigstens
-würden sie sicherlich in dergleichen Unruhe und Kriege mit implieiert werden.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck^. D. Cöln 30. Mai/[9. Juni]
1667.
[Eröffnungen Morsteins.]
9. Juni. Der aus Frankreich hier wieder angelangte Referendarius Morst ei n^) hat
1) Vgl. Pufendorf X. § 67 (S. 704).
^ Am 19. Mai war Ludwig XIV. selbst bei der Armee in Amiens erschienen,
Ende des Monats hatten die Feindseligkeiten begonnen.
') Ein Schreiben ganz gleichen Inhaltes ergeht unter demselben Datum auch an
Forst Bogislav R,adziwill.
*) S. Urk. tt. Act. II. S.444. 449. 455., XIV. 1 S. 310; Pufendorf X. §64
(S. 704); Mem. de Pomponne IL S. 428f.
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Moretelns Anbringen in Berlin. 341
sich sehr bemüht, Kf. anter Versicherung grosser Vortheile za überreden, das
französische Dessein in Polen zu secundieren, Kf. hat ihm aber in generalibus
geantwortet, er hielte dieses Dessein ebensowenig an sich für practicabel als
seinen Interessen und denen anderer Benachbarten gemäss, er könnte daher
weder dazu rathen noch helfen. Morst ein hat bei des Kf. ministris ganz frei
erklärt, zwischen den Königen von Frankreich und Polen sei fest abgemacht,
dass letzterer die Krone resignierte und dieselbe auf den Prinzen von Conde
brächte, man wäre dabei der Approbation der meisten Senatoren sicher und
würden die übrigen denselben nolentes volentes folgen müssen, beide Könige
seien so weit bei der Sache engagiert, dass sie salva reputatione nicht einen
Schritt zurück könnten, sondern alles coute qui coute mit Macht und Nachdruck
ausführen müssten. Zu dem Zwecke werde der König von Frankreich Conde
mit m/10 Mann von Dänkirchen nach Danzig gehen lassen, wer alsdann nicht
mit gut einstimmen wollte, wider den würde man mit Macht gehen, doch fürch-
tete man nicht, Opposition zu finden, auch von Grzymultowski nicht; auch
von Schweden meinten sie, dass es dieses Werk befördern würde.
H. soll dieses dem G.Kanzler und anderen Wohlaffectionierten im Ver-
trauen communicieren und mit ihnen überlegen, wie unter solchen Verhältnissen
die Republik bei ihrer Freiheit erhalten werden könne ^).
Pfalzgraf Philipp Wilhelm^) an den Kurfürsten. D. Hambach
28. Juni 1667.
[Eröffnungen Ganmonts.]
— MoDS. Gaumont — [ist] bei mir gewesen und aus Befehlch 28. Juni,
seines Königs sich declariert, dass Ihr. M. Ihren in Polen habenden
ministris anbefohlen hätte, im fall der König in Polen zue anderweiter
Vermählung zue schreiten bedacht wäre, meine Dochter nicht nur zue
proponieren sondern auch zue dessen Befurderung alle mögliche officia
de bonne foy (wie die Formalien waren) ein zue wenden. Wiewohl ich
nun Ursach gehabt, I. M. davor gebührenden Dank zu sagen, so habe
ich doch dabei zu erkennen gegeben, dass meiner Nachrichtung nach
Ihr. M. in Frankreich ministri immerfort den König in Polen zur Re-
signation in favorem des duc d'Anguiens poussieren, welches gleich sie
^) In einem PS. vom 3./13. Juni wird hinzugefügt: „Auch hat der Referendarius
ausdräcklich uns sagen dürfen, dass man das Wahldessein auszufahren gedächte,
sollte man auch unser Preussen, ja noch ein paar ander Palatinate an Schweden,
umb dieselbe zu gewinnen, geben müssen."
*) eigenhändig, üeber diese Wendung in der französischen Politik s. Mem. de
Pomponne II. S. 450ff.; Recueil des Instructions IV. S. XLVI, 85ff.: Hirsch,
Zur Gesch. der polnischen Konigswabl von 1669 S. 12£f.
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342 in. Brandenburg und Polen. 16Ö4— 1673.
bei Lebzeiten der Eönigin nicht erreichen können, also es jetzo viel
schwerer durchtreiben wurden, und ich dahero hoffen wollte, dass Ihre
M. nicht nur in casum matrimonii zue Evitierung des österreichischen
Heiraths, sondern in der Hauptsach selbsten, nämlich in casum abdica-
tionis vel mortis regis Pol., mir mehr favorabel als zuwider fallen und
so das Obligo vollkommen machen wurden, worauf er vermeldet, er
wäre zwar nur auf die Befurderung meiner Dochter Heirath zu decla-
rieren instruiert und hielte er darvor, dass dergleichen declarationes so-
wohl in Polen als bei E. Ld. durch Mons. Milet geschehen wurden, die-
ses wären aber die ersten desmarches, die der König zue meinem
Avantage thäte, und wurde es sich im übrigen vor sich selbsten geben,
sonderlich wenn E. Ld. (als welche mein Interesse in dem Polnischen
Wesen ambrassierten) zeigen wurden, dass solche Declaration ihr lieb
wäre und auch das übrige Hauptwerk bei Ihr. M. in Frankreich weiter
poussierten und Inclination scheinen liessen, in etwas nähere Vertrau-
lichkeit mit Frankreich zu treten, ich möchte diese Declaration E. Ld.
berichten und wurde ein civiles Dankbrieflein von E. Ld. die Sach zue
weitrem gutem Ende incaminieren können. — Nun stell ich dieses alles
zue E. Ld. hocherleuchtem Nachdenken, so viel ich aber abmerken kaun,
wurde bei Frankreich solches sehr consideriert und selbige Krön leicht-
lich zu E. Ld. Intention disponiert werden können, bevorab da sie selber
von ihrem dessein desperieren und furchten, dass durch erfolgende
Heirath mit einer österreichischen Princessin das Erzhaus in Polen vor
sich oder andre einen festen Fuss fassen wurde, wie ich dan die sichere
Nachricht habe, dass in solchem Heiraths werk stark gearbeitet wird,
und bei dessen Fortgang E. Ld. selbst urtheilen werden, dass vor mich
und die Meiuigen wenig Hoffnung mehr übrig sein wird, könnte man
aber in Polen die französische Partei (wan zuvörderst der König durch
E. Ld. vielvermögendes Zuthun auf unsere Seite gebracht) gewunnen
werden, so stunde man desto sichererund wurde vermuthlich Schweden
auch (als da man auf Frankreich grosse Reflexion zu machen scheint)
desto eher sich zue Favor resolvieren. —
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Mittbeilung Pfalz-Neuburgs über das Anbringen Gaumonts. 343
Der KurfÜTBt an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Cöln
10./20. Juli 1667.
[auf das Handschreiben yom 28. Juni. Warnungen vor Frankreich.]
— Ich halte aber ohnmassgeblich dafür, dass E. Ld. grosse Ursach 20. Juli,
haben, in dieser Sache mit Frankreich fürsichtig und mit högster
Behutsamkeit zu gehen, dan es gewiss und unleugbar ist, dass der
König in Frankreich bis dato sowohl in als ausserhalb Polen zu Er-
reichung des alten Zwecks und dem Prinzen de Conde zum besten
einen Weg als den anderen fleissig und eififerig arbeiten lasset. So hat
auch M. Milet gegen mich oder die Meinige noch zur Zeit das ge-
ringste von dergleichen Aenderung nicht erwähnet, sondern bleibet viel-
mehr bis auf diese Stunde dabei, dass der König seine Parole dem
Printzen engagiret und dannenhero für E. L. nicht arbeiten könne, ohner-
achtet ich ihm öfters zu anderer Declaration Anlass gegeben. —
Und ob ich zwar dahin stelle, was des Königs in Frankreich und
seiner ministrorum gute officia und persuasiones beim König in Pohlen
in p.^ matrimonii gelten und gutes effectuiren wurden, wan E. L. ver-
sichert wären, dass solche serio und de bonne foy för dieselbe angewen-
det wurden, so muss ich doch beständig dafür halten, dass] wan die-
jenige, welche bis dato wider des Hofs dessein pro libertatibus et
juribus reip. gestanden, erfahren und sehen sollten, dass Frankreich
E. Ld. recommendirte und partirte, sie daraus die högste ombrage und
Jalousie nehmen und solches consequenter zu E. Ld. sonderbarem Nach-
theil und Schaden gereichen durfte, desswegen dan meines Ermessens
die officia, welche Frankreich in p.<> electionis E. Ld. erzeigen kann,
mehr in Abandonnirung ihres Desseins und dass man E. Ld. nicht ferner
schadet, als in einiger wurklichen Bemühung und Hecommendation be-
stehen musste.
Beifolgt ein Recommendationsschreiben an den König von Frankreich'))
dessen sich zu bedienen dem Pfaizgrafen anbeimgestellt wird.
») d. Cöln a. d. Spree 10./[20.] Juli 1667 (ürk. u. Act. IL S. 456 f.).
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344 ni- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 23. Juli 1667.
[Erklärungen des U.Kanzlers wegen des dem Kf. verweigerten Titels von Lauenburg
und Bätow.]
23. Juli. Der V.Kanzler will sich wegen des Titels von Lauenburg und Bütow *)
nicht bedeuten lassen. Damit aber das Notificationsschreiben von dem Tode
der Kurfürstin') nicht lange unbeantwortet bleibe, hat derselbe das £xpediens
ergriffen, nicht an Kf. sondern an den Oberpräsidenten v. Schwerin zu
schreiben^) und diesem auch das Condolenzschreiben des Königs zuzuschicken,
in welchem die anderen Fehler geändert, aber doch in dem Titel Lauenburg
und Bütow ausgelassen sind, doch will derselbe declarieren, dass der Konig
wohl leiden konnte, dass Kf. sich dieses Titels bediente, den er selbst aber
ihm nicht geben könnte.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 30. Juli 1667.
[Verweigerung der Audienz.]
30. Juli. Als er dieser Tage um Audienz bei dem Könige anhalten lassen, wurde
ihm dieselbe auf gestern Nachmittag angesetzt, nachher aber hat sich der König
mit einem Missverständnis , dass er nämlich nicht ihn, sondern den Neubur-
gischen Gesandten gemeint, entschuldigen lassen, der Audienz halber aber er-
klärt, dass er vor erfolgter Antwort auf die durch den V.Kanzler abgelassenen
und uberschickten Schreiben ihm eine solche nicht ertheilen könne, wobei es
dann wohl bis zur Rückkehr des O.Kämmerers*) oder des Littauischen
G.Kanzlers*) wird verbleiben müssen.
») S. oben S. 337.
^ Die Kurfürstin Luise Henriette war am S.Juni 1667 gestorben.
') In diesem Schreiben (d. Varsoviae 22. Juli 1667) tbeilt derselbe dem 0. Prä-
sidenten mit, der Titel von Lauenburg und Bütow könne dem Kf. nicht gegeben wer-
den, ferner klagt er über die Usurpierung des Weichseltrajects und theilt mit, sein
König wünsche, dass v. Hoverbeck aus Warschau abgerufen und durch einen an-
deren Gesandten ersetzt werde. Schwerin in seiner Antwort (d. Coloniae ad Spream
6./[16.] August 1667) erklärt, Kf. bedaure, dass er zwei an ihn gerichtete Schreiben
des Königs wegen fehlerhafter Titulatur habe zurückweisen müssen, weist dann nach,
dass Kf. mit Recht den Titel von Lauenburg und Bütow zu fordern habe; Kf. müsse
sich beklagen, dass Leute, welche ihm die Freundschaft des Königs missgönnen und
nach Neuerungen streben, sich bemühen, seine Rechte zu kränken. Die Angelegen-
heit wegen der Weichselföhre solle untersucht werden. Zur Abberufung v. Ho v er-
be cks sehe Kf. keine Veranlassung, sollte derselbe etwas gegen die Würde des Königs
und seine Amtspflicht begangen haben, so solle dafür Genugthuung erfolgen, sonst
werde Kf. ihn schützen.
<) Graf Theodor Dönhoff.
*) Christoph Pac.
^
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Verweigerung der Audienz für y. Hoyerbeck. 345
V. Hoverbeck an den Kurflirsten. D. Warschau 6. August
1667.
[Eröffnungen des franzosischen an den neuburgischen Gesandten. Verweigerte
Audienz.]
Der neuburgiscbe Oberkanzler Giese hat ihm gestern mitgetheilt, der 6. Aug.
hiesige französische Gesandte hätte sich bei ihm erkundigt, ob er nicht wüsste,
dass*) M. Ganmont im Namen des franzosischen Königs seinem Herrn hinter-
bracht, der König wünsche, dass der König von Polen wieder heirathe, aber
eine neutrale Prinzessin, nämlich Pfalz-Neuburgs Tochter. Als jener darauf
zugestanden, dass ihm solches vom Hofe gemeldet worden wäre, hätte der Ge-
sandte vielfaltig contestiert, dieses wäre seines Königs ernste Meinung, er selbst
hätte eine Ordre') vom 17. Juli erhalten, diese Sache mit allem Ernst zu trei-
ben, und er wollte mit ihm darin de concert agieren. Giese und ebenso er
selbst zweifeln aber sehr, ob die Sache aufrichtig und nicht etwa nur dahin
angesehen, die Polen mehr und mehr einzuschläfern und Pfalz-Neuburg zur
Prorogation der Rheinischen Allianz und Beförderung anderer französischer In-
teressen williger zu machen. Verdächtig ist besonders, dass der französische
Gesandte G. erzählt hat, der König selbst hätte Neigung zu einer anderweitigen
französischen Heirath und zwar mit einer von den Basen der Königin, er hätte
ihn aber davon abzubringen gesucht und platt erklärt, sein König würde darein
nimmer willigen. Doch hat H. G. gerathen, sich dieser Occasion zu bedienen,
und ihm seine Cooperation zugesagt.
Nachdem er sich bei dem wieder zurückgekehrten O.Kämmerer beschwert,
dass ihm während dessen Abwesenheit vom Könige die nachgesuchte Audienz
verweigert sei, hat ihm dieser heute vom Könige dieselbe Erklärung wie vorhin
über bracht, derselbe müsste vorher auf seine an Kf. abgelassenen Schreiben«)
Antwort haben, und als er gefragt, warum ihm der König die Audienz ver-
weigere, erklärt, des Königs Offens käme hauptsächlich daher, dass*) H. mit
den üebelaffectionierten, besonders dem K.G.Kanzler in vertrauter Verbindung
gestanden und dass von Berlin aus allerhand Dinge nach Schweden gemeldet
seien, welche nur von ihm her hätten nach Berlin kommen können. £r hat da-
gegen remonstriert, mnss es aber vorläufig dabei bewenden lassen.
0 S. oben S. 341.
2) S. Recueil des instructions IV. S. 86ff., nach S.XLV vom 16. Juli.
») S. oben S. 344 Anm. 3.
*) S. oben S. 337.
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346 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 9. August
1667.
[Bemühungen des französischen Gesandten für die Heirath des polnischen Königs mit
der neuburgischen Prinzessin. Ungnade des Königs gegen v. Hoverbeck.]
9. Aug. Deri) französische Gesandte hat Giese erzählt, er habe dem Könige
die Heirath mit der Tochter des Pfalzgrafen vorgeschlagen, er hat auch des
Successes halber grosse Hoffnungen gemacht und sich ansgebeten, dass ihm das
Contrefait übergehen werde, er wolle den Kuppler spielen. Am folgenden Tage
hat derselbe auch ihn, H., besucht, mit ihm von der Sache gesprochen und ihm
einzubilden gesucht, dass es seinem Könige und ihm seihst ein rechter Ernst
damit sei. Auf seine Frage, wie der König die Proposition aufgenommen, er-
widerte er, derselbe bleibe zwar dabei, er wolle nicht heirathen, habe aber doch
hinzugesetzt, wenn sie nicht zu jung wäre. H. hat auch mit dem Primas')
von dieser Sache geredet, derselbe bemerkte, der französische Gesandte habe
auch ihm gegenüber erklärt, dass sein König dieselbe ernstlich meine, seiner
Meinung nach aber würde es bei dieser Proposition nicht bleiben, sondern der
französische Gesandte würde nächstens Ordre erhalten, den Herzog von Neuburg
selbst directe zu proponieren und zur Krone zu befördern, er hoffe dann bei
dieser Gelegenheit der Republik die fremden Curatelen zu entziehen und den
bei den Interregnis zu besorgenden Inconvenientien vorzubeugen, und er erklärte
schliesslich, wie schon früher oft, die Republik würde Kf., wenn er katholisch
wäre, allen anderen vorziehen. Jedenfalls scheint ihm die französische Propo-
sition ganz entgegen und daraus zu schliessen zu sein, dass dieselbe ernstlich
gemeint ist*). Des Königs Ungnade gegen H., behauptete der Primas, komme
daher, weil von des Kf. Hofe, also ohne Zweifel von Millet, hergeschrieben
worden, H. hätte durch seine Berichte verhindert, dass sich Kf. mit Frank-
reich gefügt, denn so oft dort aus des französischen Gesandten Schreiben
etwas von dem Zustande der Republik wäre angezogen worden, sei darauf er-
widert worden, H. hätte das Widerspiel berichtet.
') Vgl. Pufendorf X. § 66 (S. 704).
^ Nicolaus Prazmowski.
^ H. meldet am 13. August, Giese habe bei dem Konige in der Heiraths-
angelegenbeit Audienz gehabt und die Resolution erhalten, die Wunde wäre noch zu
frisch, als dass er jetzt schon auf solche Gedanken kommen könnte, sollte es aber
künftig geschehen, so wollte er die Prinzessin und Allianz mit Pfalz-Neuburg vor
anderen in sonderbare Consideration nehmen. G. baue fest auf die Zusage des fran-
zösischen Gesandten und halte sich des Erfolges fest versichert, er selbst aber habe
noch viele Zweifel bei der Sache. Auch Kf. (d. Potsdam 9./[19.] August 1667)
äussert H. gegenüber den Verdacht, dass diese Recommendation des Pfaizgrafen seitens
Frankreichs nicht ehrlich gemeint sei. Vgl. über jene Audienz Giese 's bei dem
Könige das Schreiben Bonzi's an Hillet vom 29. Juli 1667 (Recueil des in-
structions IV. S. XLVI Anm. 1).
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Franzosische Empfehlung der neuburgisohen Princessin. 347
Memorial, wonach sich unser — Geheimer Secretarius Joachi-
mus Scultetus^) bei dernacher Gross Polen ihm aufgetragenen
Schickung zu achten. D. Peitz 2./[12.] August 1667.
[Dem G.Kanzler zu machende Mittheilungen.]
Er soll sich zum G. Kanzler begeben und demselben mittheilen, vor 12. Aug.
einigen Tagen sei der Abt zu Biesen'^) nebst einigen anderen aus Grosspolen
bei Kf. in Cüstrin gewesen und hätten von ihm zu wissen verlangt, wessen sie
sich zu den Franzosen zu versehen, gegen welche sie eine grosse Animosität
bezeugt. Kf. hat ihnen darauf von der von Frankreich an ihn und andere
deutsche Fürsten gestellten Forderung freien Durchzuges für die nach Polen be-
stimmten Truppen und von Morsteins Discursen Mittheilung gemacht, und als
sie darüber sehr unwillig ihn gebeten, sich ihrer anzunehmen, ihnen dieses zu-
gesagt und ihnen mitgetheilt, dass die zu Cölu versammelten Fürsten') den
Durchzug abgeschlagen und dass er auch hoffe, Schweden von Frankreichs
Seite auf die der Republik zu ziehen; der Tractat, welchen er mit Schweden
abgeschlossen*), würde zwar hin und wieder traduciert, er suche dabei aber
nicht sein Interesse, sondern den Wohlstand der Republik und des gemeinen
Wesens Sicherheit. Die Grosspolen hätten zwar bezeugt, dass sie dermaleins in
casu vacantiae nichts lieber wünschten, als dass Kf. eine Messe hören möchte
und sie ihn zu ihrem Könige haben könnten, er habe ihnen aber gedankt mit
Anführung verschiedener Rationen, warum sie solchenfalls ihre Gedanken auf
ein anderes geeigneteres Subject richten sollten.
Sc. soll sich auch bemühen, den Zwist zwischen dem G. Kanzler und dem
Castellan vonPosen^) zu schlichten, und sich zu diesem Zwecke auch zu die-
sem begeben.
Sc. soll sich auch bei dem G. Kanzler in des Kf. Namen darüber beschweren,
dass dessen Gesandten der französischen Partei zu Liebe die Audienz ver-
weigert werde, und um seinen Rath bitten, wie Kf. sich dabei comportieren
sollte.
^) Der frühere Sekretär v^Hoverbecks, s. oben S. 304.
*) Opalinski, der Bruder des Woiwoden von Kaiisch. Vgl. ürk. u. Act. XIV, 1
S. 328.
3) S. unten Abschn.VI.
*) Der Vertrag vom 22. Juni/ 2. Juli 1667, s. oben S. 196.
5) V. Hoverbeck hatte am 23. Mai gemeldet, der Castellan von Posen Grzy-
multowski habe von den durch den Tod der Königin erledigten Starosteien die von
üist und Schneidemühl erhalten und dadurch den Verdacht seiner bisherigen Partei-
genossen erregt, derselbe habe ihm aber versichert, dass er nach wie vor bei der guten
Partei ausharren werde.
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348 in. Brandenburg und Polen. 1664 —1673.
J. Scultetus an den Kurflirsten. D. Goschlin*)
6./ [16.] August 1667.
16. Aug. Er ist hier bei dem G.Kanzler angekommen und hat demselben, was
ihm Kf. aufgetragen, hinterbracht. Der G. Kanzler äusserte grosse Freude über
des Kf. Wohlwollen gegen die Republik und über den glucklichen Abschluss
der Verhandlungen mit Schweden, er hätte, um sich danach zu erkundigen,
vor einigen Tagen seinen Secretar Woiakowski an Kf. geschickt. Die fran-
zösische Partei sei jetzt zwar nicht mehr so übermüthig wie früher, hielte aber
öfters geheime conventicula und würde ohne Zweifel versuchen, bei dem Be-
gräbnis in Cracau etwas neues der Abdication halber auf die Bahn zu bringen,
er wäre noch sehr zweifelhaft, ob er dorthin gehen sollte, und hätte es auch
vielen polnischen und littauischen Senatoren widerrathen; sollte er sich ent-
schliessen hinzureisen, so wollte er nur bis Czenstochan gehen, daselbst sich am
Podagra krank machen und zusehen, wie die Sache sich anschicke. Ueber die
Verweigerung der Audienz bezeigte er grosses Missfallen, bat aber, Kf. möchte
nicht die Republik das, was der Hof auf Antrieb des französischen Gesandten
auf seinen Kopf thäte, entgelten lassen, an Frankreich könnte er sich am besten
dadurch rächen, dass er durch Connivieren dessen Ausschluss bei der Wahl
durchsetzte; er rieth, Kf. möchte sich deshalb bei den Bischöfen von Gujavien
und Cracau und dem Erzbischof beklagen.
Betreffend seinen Zwist mit dem Castellan von Posen erklärte er, derselbe
sei sehr talentvoll und hätte grossen Anhang bei dem Adel, er könnte demselben
aber in publicis nicht vollkommen trauen, bis er seine begangenen Fehler agno-
scierte und in der That zu erkennen gebe, dass er seine Meinung wieder geän-
dert hätte, bisher hätte er denselben sehr mutabilis gefunden ; dass der Castellan
zu Kf. kommen würde, bezweifelte er, war aber sehr einverstanden damit, dass
sich Sc. zu demselben begebe und ihm dieses vorschlage').
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Potsdam 2./ [12.] September
1667.
[v. Hoverbeck' s Reise nach Cracau.J
12. Sept. Er hat grosses Bedenken, H. bei dieser Bewandnis zum Könige nach
Cracau^) zu senden, da er aber vermuthet, dass eben jetzt dort Dinge passie-
^) Besitzung des G.Kanzlers Lesezynski in der Nabe von Posen.
^ Ein weiterer Bericht des Scultetus ist nicht vorhanden. Kf. theilt 19. August
V. Hoverbeck mit, er habe dem G.Kanzler abermals 1000 Thaler versprochen, wolle
auch durch de Goes den Kaiser ermahnen, denselben zu unterstützen, auch der
Pfalzgraf müsse desgleichen thun.
^ Dort sollte Ende September das Leichenbegängnis der Konigin stattfinden.
Ueber die anfönglicb von französischer Seite gehegte Absicht, dass Conde dort selbst
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Scultetus' Sendung zum G.Kanzler. 349
ren mochten, bei denen seine Gegenwart nöthig, so soll sich H. bis Czenstochau
begeben und von da aus mit einem Confidenten sowohl der gemeinen Sache als
auch der Audienz wegen correspondieren und dabei anzeigen, dass, wenn ihm
die Audienz länger versagt würde, Ef. dieses ahnden müsse').
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln a. d. Spree
6./ [16.] September 1667.
[Mittheilungen des Abtes von Biesen.]
Der Abt von Biesen Opalinski*) ist dieser Tage abermals bei ihm ge- 16. Sept.
wesen und hat vornehmlich angebracht, dass bei der immer mehr drohenden
Türkengefahr die Republik auf Kf. und den von diesem gehofiften Succurs ihre
grösste Zuversicht setze. Kf. hat sich darauf zur Beförderung des Friedens er-
boten, auch im Beisein desselben mit dem kaiserlichen Gesandten davon geredet,
wie darin zu negotiieren wäre, auch versprochen, der Republik mit Rath und
That zu assistieren. Ausserdem erwShnte der Abt, es wäre nöthlg, dass ein
capables Subject von der guten Partei bei der Armee wäre, die Correspondenz
zu unterhalten, die Polen wollten darauf bedacht sein und weitere Vorschläge
machen, endlich meldete er noch, dass Graf Erenski') von seinem Herrn aus
Polen abgerufen sei.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Cracau 20. September
1667.
[Ungünstiger Empfang. Argwohn gegen die Absiebten des Hofes.]
Er hat auf der Reise, etliche Meilen von hier, seinen Secretär mit Schrei- 20. Sept.
ben an die beiden Kanzler, den Hofmarschall und den Gastellan von Posen
hierher vorausgeschickt, um zu erfahren, wie der Hof gesinnt sei. Da die Ant-
worten günstig lauteten, so ist er gestern hier eingetroffen, bat aber heute von
dem G. Kanzler den Bescheid erhalten, da der König ihn nicht unter denen ge-
nannt, die er zum Leichenbegängnis einladen sollte, so hätte er es auch bei
ihm nicht thun können, der König beharre auch dabei, er könnte ihm keine
Audienz ertheilen, bis er auf seine Schreiben vom Kf. Antwort empfangen hätte.
erscheinen und dass bei dieser Gelegenheit dessen Wahl ins Werk gesetzt werden
sollte, 8. Recueil des instrnctions IV. S. 87.
^ Kf. hatte schon am Id. August 1667 sowohl an den Kömg von Polen als auch
an den Erzbischof von Gnesen Prazmowski, den G.Kanzler Lesczynski, den
Bischof von Cracau Trzebicki imd den Bischof von Cujavien Czartoryski
Schreiben erlassen, in denen er über die Verweigerung der von H. erbetenen Audienz
Beschwerde fuhrt.
*) S. oben S. 347.
») S. oben S. 250.
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350 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Wie er durch den Castellan von Posen erfahren, sncht man den Reichs-
antertruchsess Potocki und durch diesen dessen Bruder, den E. Fähndrich,
zn gewinnen, dieses lässt nicht erkennen, dass es mit der Renunciation auf die
vorigen Desseins und dem Vorschlage der neuburgischen Heirath ein rechter
Ernst sei, auch Giese zweifelt daran, da man ihn immer kaltsinniger behandele,
und gedenkt daher abzureisen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 15. October
1667.
[Gehässige Aeusserungen über den Vertrag des Kf. mit Schweden. Umtriebe der fran-
zösischen Partei.]
15. Oct. Nachdem jetzt sowohl publice als privatim von keiner Sache mehr ge-
sprochen wird als von der zwischen Kf. und Schweden zur Aufrechterhaltung
der Freiheiten dieses Reiches abgeschlossenen Allianz^), haben sowohl bei den
Visiten gegen ihn als auch sonst, namentlich in dem Hauptconsilio, die meisten
Bischöfe und Woiwoden dieses Werk mit gar verhassten Worten traduciert und
verlangt, dass der Reichs-Primas im Namen des ganzen Senats ein scharfes
Resentimentschreiben dagegen erliesse und sich darin beklagte, dass sich andere
zu ihren Curatoren aufwerfen und ihnen einen Herren aufdringen wollten, doch
hat man auf die Remonstrationen des Castellans von Posen, des K.G.Kanzlers
und des Littauischen G. Kanzlers davon Abstand genommen. Doch hat die
Gegenpartei sich keineswegs zufrieden gegeben, sondeni wartet nur, bis sie etwa
Schweden, woran stark gearbeitet wird, von Kf. separiert hätten. H. hat
vorläufig, um eine solche Separation möglichst zu verhüten, die Copie der Allianz
noch Niemand mitgetheilt, er schlägt vor, Kf. und Schweden möchten ein Ge-
samtschreiben an den König und an die Stände, womöglich auch an die
Kreise, richten, in dem sie sich beklagten, dass noch vor erfolgter Notification
ihre Intention missdeutet würde, und versicherten, dass alles ohne Präjudiz für
den König und die Stände nur zum Besten derselben gemeint sei.
Trotz der Erklärungen des französischen Gesandten wird an der Krön- und
Littauischen Armee und auch bei dem Adel in den Kreisen stark gearbeitet
und manche von der Sache det Republik abwendig gemacht. Es fehlt, nach-
dem der Kastellan von Posen in Verdacht gerathen «), der guten Partei an einem
Haupte. Der K. G. Kanzler =») ist wohl an treuer Standhaftigkeit und Thätig-
keit nicht zu verbessern, aber er ist leichtgläubig und überlegt nicht gern
dubia oder Difficultäten, es fehlt auch sehr an Gelde.
Der K. G. Kanzler und andere Patrioten dringen in den Kaiser, sich für
Pf alz- Neuburg zu erklären, und hoffen, derselbe werde sich dazu oder
wenigstens zum Eintritt in die mit Schweden abgeschlossene Allianz verstehen,
•) S. oben S. 196.
*) S. oben S. 347.
') Vgl. Recueil des Instructions IV. S. 73f.
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Umtriebe der französischen Partei. 351
H. hat aber an den kaiserlichen Ministern hier und in Gracau gemerkt, dass
solches schwerlich geschehen wird, auch wenn Kf. Hackeberg dorthin mit
drohenden Protestationen abschicken sollte. Gelingt es, den Kaiser zum Beitritt
zu der Allianz zu bewegen, so würden die Geistlichen wohl kein Bedenken
tragen, sich unter deren Protektion zu begeben, während sie, wenn dieselbe
nur aus zwei protestierenden Fürsten bestände, sich dazu nicht verstehen
würden.
Nach G lese 's Mittheilung hat der König von Frankreich seinem Herren
nicht nur zur Heirath sondern auch zur Krone seine officia angeboten, doch ge-
schieht nichts dafür, es wird vielmehr dagegen gearbeitet. Vermuthlich wird
bei herandringender Macht der Tataren undKosacken, zumal da die Armee
ganz abgeschnitten ist und der Feldherr in Podhayce belagert wird^), der
König abdanken, und dann der Primas mit der französischen Partei unter dem
Verwände, dass nur mit Geld die Tataren abzuwehren, solches aber nur von
Frankreich unter der Bedingung der Wahl Co n de 's zu erlangen sei, diese
Wahl durchsetzen. Dagegen sehen die guten Patrioten kein anderes Mittel
als das Generalaufgebot, wozu sie vom Kf. Fussvolk und Dragoner erbitten
wollen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 18. October
1667.
[Vorgange in Cracau. Gerücht von der beabsichtigten Heirath des polnischen Königs
mit der verwittweten Kaiserin. Vorschlage der Wohlgesinnten.]
An dem Leichenbegängnis der Königin*) hat er, obwohl er durch den Pri- 18. Oct.
mas Nachricht erhalten, dem Könige wurde seine Anwesenheit lieb sein, doch,
nachdem er kur? vor dem actus von dem Hofmarschall erfahren, die Bischöfe
wollten nur den Gesandten der gekrönten Häupter den Vortritt lassen, was
gegen allen bisherigen Gebrauch sein würde, nicht Theil genommen, um aber
die Possession des Vorsitzes beizubehalten, hat er sich bei den Banquetten,
welche der K.G.Kanzler und der Woiwode von Cracau gegeben, eingefunden
und dort auch den Vorsitz bekommen.
Von der Heirath des Königs mit der verwittweten Kais er in 2) ist von
keiner von beiden Seiten etwas gesucht oder in Vorschlag gebracht worden,
der kaiserliche Gesandte, Baron v. Meyenberg versichert, dass von Seiten des
Kaisers nur in general terminis ohne Nennung eines subjecti von der Heirath
gesprochen worden und dass Graf Schafgotsch nur das Bild des Kaisers mit
herübergebracht und unter seinem Baldaquin angehangen habe. H. glaubt, dass
') S. Kochowski Ul. S. 286ff.
») S. Kochowski UI. S. 280 ff.
^ S. über dieses Gerächt und die Besorgnisse des Kf. deswegen Urk. u. Act
U. S. 480. Kf. hatte am 22. September, auf Nachrichten von Wien her, deswegen
bei H. angefragt.
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352 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
dar König unverheirathet bleiben wird, da dieses denen, die seiner jetzt ganz
mächtig sind, mehr zu statten kommen würde.
Der Hof gewinnt taglich bei der Armee und nnter den Standen mehr An-
hänger. Der G. Ranz 1er baut vornehmlich auf das, was er Kf. durch Woja-
kowski^) hat mittheilen lassen; nach der Meinung der Wohlgesinnten musste:
1) zu Beibehaltung gewisser subjectorum möglichst bald Geld nach Gracau
oder Breslau geschickt werden,
2) bald eine capable und vertraute Person zur Armee geschickt und be-
ständig daselbst gehalten werden,
3) der Kaiser und Kf. ihre Infanterie an den Grenzen in steter Bereit-
schaft halten. Da man vermuthet, dass die Gegenpartei vermittelst einer un-
vermutheten Abdication und Uebereilung durchzudringen hoffe, wäre Schweden
zu treuer Cooperation zu disponieren; Volk hineinzuführen würde sich wegen
der Tartaren und Türken besser fügen als bloss wegen zu besorgender Oppression
bei der Wahl, worauf die Stockholmische Allianz zielt
0. V. Schwerin an v. Hoverbeck. D. Cöln a. d. Spree
18. /28. October 1667.
[Bemühungen, den Kaiser für Pfalz-Neuburg zu gewinnen. Französische, durch die
Neuburger gemachte Anerbietungen.]
28. Oct. Auf Befehl des nach Potsdam gereisten Kf. hat er H.'s Relation vom
15. Oct. dem kaiserlichen und dem neu burgischen Gesandten mitgetheilt
und zugleich dem ersteren angezeigt, dass sich der Kaiser ohne längeren Ver-
zug für Pfalz- Neu bürg erkl&ren möchte, sonst sei zu fürchten, dass dieser
sich aus Desperation ganz an Frankreich schlagen werde, de Goes hat die
Nachrichten H.'s wegen der Tataren sehr apprehendiert. Die Neuburger
proponieren'), wenn Kf. eine Neutralität 3) versprechen wolle, so wolle Frank-
reich sofort verschaffen, dass der Konig abdicieren und der Herzog succedieren
solle. Wenn die Neutralität einen terminum haben kann und der König sich
mit einem billigmässigen contentieren und Frieden machen will, so könnte es
wohl geschehen, Kf. wünscht, dass der G.Kanzler und andere Patrioten an
den Kaiser schicken und von diesem verlangen, dass er das foedus in Schweden
mit annehme und den Herzog recommendiere, v. BlumenthaP) geht auch
dorthin, solches zu treiben. Kf. hätte gewünscht, dass H. das foedus nur gezeigt
und cum fiducia communiciert hätte, er wird deshalb Ordre ^) erhalten.
») S. oben S. 348.
*) S. ürk. u. Act II. S. 487f.
*) in dem französisch-spanischen Kriege.
*) S. über dessen Sendung uüten Abscbn. IV.
^) Eine solche ergeht an H. am 19./[29.] October.
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Die neuen franzosischen Anträge. 353
O. V. Schwerin an v. Hoverbeck. D. Cöln a. d. Spree
25. October/[4. November] 1667.
[Resolution des Kf. auf die neuen Anträge Millets. H. soll Beziers zum Zusammen-
wirken mit ihm zu bewegen suchen. Scultetus' Sendung.]
Kf. hat*), nachdem der König von Frankreich durch Millet ihm neue 4. Nov.
Propositionen machen lassen, seinen Käthen im Haag befohlen, zwar in den
Allianztraktaten fortzufahren und dieselben dahin zu richten, dass ein armisti-
tium zwischen den in den Niederlanden kriegführenden Parteien abgeschlossen
und darauf die Friedenshandlung fortgesetzt werde, inzwischen jiber die Paciscen-
ten sich in solche Verfassung mit Völkern für das Vorjahr setzen, dass der
Frieden auch dadurch befördert werde, zugleich hat Kf. in einem Postscript
Blaspeil die französischen Propositionen und wohin seine Gedanken dabei
gehen, eröffnet, wonach auch H. sich in seiner Negotiation zu richten haben
wird. Schw. hat Millet ersucht, sofort den Bischof von Beziers aufzufordern,
von nun an in Conformität mit Kf. dort in dem Wahlwerk zu negotiieren.
Millet erklärte darauf, Beziers könnte vor Rückkehr seines nach Paris ge-
schickten Couriers, den der König bis auf erfolgte Resolution des Kf. aufgehalten,
nicht für Pfalz-Neu bürg negotiieren, allein derselbe würde auf sein Zu-
schreiben gewiss die vorige Negotiation innehalten und sich bemühen, H. zur
Audienz zu verhelfen; wegen der Arrierbande versicherte er, dass dabei von
der Abdication und dem Wahlwerk nichts tractiert werden würde. H. soll
seinerseits diese consilia des Kf., von denen derselbe hofft, dass dadurch Polen
zur Ruhe werde gebracht werden, dort aufs beste recommendieren und befördern,
namentlich soll er mit dem Bischof von Beziers hieraus conferieren und als
erste Probe der guten Intention von ihm begehren, dass er ihm beim Könige
Audienz zu Wege bringe, er soll auch mit demselben und anderen dahin reden,
dass die Abdication und Election möglichst bald stattfinde.
Wegen der Geldmittel geschieht sowohl bei dem hiesigen neuburgischen
Residenten als auch bei dem Pfalzgrafen selbst Erinnerung, auch in Schweden
wird die Sache beobachtet werden und Kf. mit dem R. Feldherrn durch jemand
der Seinigen davon vertrauliche Communication pflegen lassen, auch wird Scul -
tetus nächster Tage an den G.Kanzler und den Castellan von Posen ab-
gefertigt werden, um ihnen von dem, was vorgeht, Mittheilung zu machen
und ihre Vorschläge zu vernehmen.
Instruction für den geheimen Secretarius Joachimus Scultetus.
I). Cöln a. d. Spree 26. October/[5. November] 1667.
[Sc. soll dem G.Kanzler die franzosischen Anträge mittheilen und dessen Rath er-
bitten, sich dann auch zum Castellan von Posen begeben.]
Der König von Frankreich hat') durch Millet und andere Kf. ersucht, .0. Nov.
') S. unten Abschn. VI.
^ S. oben S. 352.
Mater, i. Geacli. d. G. Kurfürsten. XIT. 23
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354 Hl. Brandenburg und Polen. 1664 - 1673.
sich bei dem borgundischon Werk neutral zu halten, die Rheinische Allianz auf
einige Jahre zu prorogieren und die Mediation zwischen den beiden im Kriege
begriffenen Kronen zu übernehmen, dagegen sich erboten, von der Beförderung
Conde's abzustehen, vielmehr sich um Beruhigung der Republik und gewünsch-
ten Ausschlag des Electiouswerkes so, wie Kf. selbst nebst seinen guten Freun-
den es begehren wurde, zu bemühen. Dem Kf. ist diese letztere Offerte sehr
nnvermuthet gekommen, doch kann er nicht glauben, dass Betrug oder List
dahinter stecken und der König die blasme auf sich laden sollte, seine könig-
liche parole zu brechen und vor der ganzen Welt seine ünzuverlässigkeit dar-
zuthun. Die Ursachen, die denselben dazu getrieben, könnten sein, dass er
nach dem Tode der Königin sich seines Versprechens, für Conde oder dessen
Sohn zu wirken, für entledigt halten und die Schwierigkeit der Durchsetzung der
Wahl desselben eingesehen haben sollte, dass auch der jetzige Krieg in den
Niederlanden ihm nicht gestatte, so genau wie früher auf das polnische Wesen
Achtung zu geben, und er befürchte, dass die Wahl einen anderen Ausgang
nehmen könnte.
Kf. wünscht nun des G.Kanzlers Meinung zu erfahren, ob und wie man
sich bei diesen Conjuncturen dieses Anerbietens des Königs zu bedienen hätte,
damit er sich in seinen dem Könige zu machenden Vorschlägen danach richten
könne, namentlich: 1) ob der Bischof von Beziers, der sich bisher so odios
gemacht, die Gemüther der Republik wiedergewinnen könnte, ob man also
dessen Verbleiben oder Abschick ung eines anderen zu begehren, 2) ob nicht
der König von Frankreich gegen die Republik und auch gegen seine bis-
herigen Anhänger und den König von Polen deutlich zu erklären hätte, dass
er sie aller ihrer Zusagen für Conde oder Enghien erliesse, und 3) verspreche,
ein der Republik und den Nachbaren anständiges Subjectum zur Krone befördern
zu helfen.
Sollte Sc. merken, dass der G.Kanzler noch zur Beförderung Pfalz-
Neuburgs zur Krone incliniere, so soll er mittheilen, dass der König von
Frankreich Kf. habe versichern lassen, dieses Werk auf alle Weise befordern
zu helfen, und ihm die Gründe vorstellen, derentwegen Kf. dieses für sehr
nützlich halte.
Da der Castellan von Posen auch Sc. aufgefordert hat, auf die Grenze zu
ihm zu kommen, so soll er sich auch zu demselben verfugen und mit ihm
dieses Werk überlegen, doch nichts, was dem Kf. zum Nachtheil gereichen
könnte, gegen ihn erwähnen, wenn er nicht vorher von dem G.Kanzler ver-
nommen, dass jenem vollkommen zu trauen sei.
Joachim Scultetus an den Kurfürsten. D. Driesen
9./[19.] November 1667.
[Verbandlungen mit dem G.Kanzler und dem Castellan von Posen.]
19. Nov. Der G.Kanzler hat auf sein Anbringen erwidert, die französische Offerte
komme ihm sehr verdächtig vor, doch müsse er die Gründe, weswegen Kf. meine.
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Scultetus* Sendung zum G.Kanzler und zum Castellan von Posen. 355
dass Frankreich zur Äenderung seines Sinnes gekommen sein könne, anerkennen.
Er rieth, dass der Bischof von Beziers abberufen werde, billigte die beiden
anderen Vorschläge des Kf., wünschte aber, derselbe möchte noch 3 andere Be-
dingungen hinzufügen : 1) Frankreich müsste die Schrift, welche die verstorbene
Königin in Polen von so vielen Senatoren und Vornehmen für die Wahl Conde's
unterschrieben in Händen gehabt, cassieren und zurückkehren, 2) Räumung
aller in Preussen besetzten Plätae bewirken, 3) keine Armee nach dem Elsass
schicken. Kf. möchte sobald wie möglich jemand nach Frankreich schicken
und diese Sache negotiieren lassen. Er selbst versprach, auch in der Wahlsache
ganz Kf. zu folgen, die Abdankung des Königs nicht mehr zu verhindern und
die Wahl Pfalz-Neuburgs nach Kräften zu befördern; da, wie er durch den
Bischof von Cracau erfahren, der König w^irklich abzudanken wünscht, wollte
er an alle Woiwodschaften schreiben, ihre Deputierten auf künftigem Reichstage
zu beauftragen, den König zu bitten, falls er abzudanken beschlossen habe,
dies legitimo modo zu thun; er wolle sich bemühen, dass auf solchen Fall dem
Könige die Oeconomie Sambor, die jährlich m/150 Gulden einbringe, zum
Unterhalt gegeben würde, Kf. möchte Pfalz-Neuburg bestimmen, demselben
gewisse lustige und anmuthige Oerter in Jülich oder Neu bürg einzuräumen.
Er versichert, dass nicht nur die von der Republik, sondern auch ganz Littauen
mit dem von Kf. zur Krone Empfohlenen zufrieden sein würden. Den Castellan
von Posen erklärte er für ganz unzuverlässig; nach dem Tode der Königin
hätte sich eine Rechnung gefunden, nach der derselbe 6000 Gulden französische
Gelder genommen. Doch sei es nicht räthlich, denselben ganz zu disgustieren.
Sc. ist daher auch beiGrzymultowski gewesen, hat denselben aber nur ge-
fragt, was er dem Kf. wünsche hinterbringen zu lassen, worauf jener erwiderte,
er hätte Kf. warnen wollen, im Fall es zum Generalaufgebot gekommen wäre,
sich bei Zeiten in gute Verfassung zu setzen, wenn er von den grosspolnischen
Woiwodschaften wäre ersucht worden; es wäre ein Glück, dass das Generalauf-
gebot nicht vor sich gegangen, sonst würde der Ilof unfehlbar durchgedrungen
haben, denn der Adel wäre in Haufen geritten, sehr perplex und kleinmüthig
geworden, dass sie bei dieser beschwerlichen Herbstzeit zu Felde ziehen sollten.
Er fürchte, der Hof wolle während des Reichstages doch noch etwas durch die
Tataren und Kosacken tentieren, er wäre daher darauf bedacht, dass auf den
Seymiken etwas gewisses wegen des Generalaufgebots gegen künftigen Frühling
beschlossen werde, man dürfte nicht eher vom Pferde absitzen und nach Hause
zurückkehren, bis das Electionswesen gänzlich zu Ende gebracht wäre. Kf.
möchte sich beim Kaiser bemühen, dass dieser mit in die Liga, welche Kf. mit
Schweden zu gunsten Pfalz-Neuburgs gemacht, trete, bisher incliniere der
Kaiser mehr zum Markgrafen von Baden als zu diesem. Er liofiFe, wenn er mit
Kf. auf Niemeritz' Gütern zusammenkäme, demselben nähere Nachricht ab-
statten zu können.
23^
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356 nr. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 22. November
1667.
[Mittheilungen des französischen Gesandten, Misstrauen gegen Frankreich.]
'22. Nov. Eben zu der Zeit, als er von gar guter Hand Nachricht erlangt, dass der
König gänzlich zur Abdankung resol viert sei,* hat ihm') der französische
Gesandte mitgetheiit, der erwartete Courier^) sei angekommen und er habe
schon Gelegenheit gehabt, dem Könige zu hinterbringen, dass sein König, um
den Ständen und den Nachbaren alle Jalousie zu benehmen, absolute resolviert
hätte, seine vorigen Desseins fahren zu lassen. Auf H.'s Frage, ob diese
Renunciation ganz ohne einige Bedingung wäre, versicherte er, sollte es durch
des Königs Ableben oder Abdication zum Interregnum oder bei dessen Lebzeiten
zu einer Wahl kommen, so würde sein König keinen von seinem' Geblüt recom-
mendieren, sondern einen anderen Fürsten, dessen man sich einigen würde, und
derselbe würde wohl der Herzog zu Neu bürg sein, doch hielte er es nicht
für dienlich, denselben sofort zu nennen, ehe seinetwegen bei den Ständen die
nöthige ünterbauung gemacht wäre. Er würde die Sache mit dem grössten
Eifer betreiben, doch wären dabei nicht geringe Schwierigkeiten, man wüsste
nicht, ob der König sich jetzt so leicht zur Abdication entschliessen möchte,
derselbe habe zwar bei dem Vortrage keine sonderliche Alteration spüren lassen,
aber doch die Resolution auf später verschoben. Auf die Aufforderung, ihm
nun auch besser Vertrauen zu schenken und mit ihm zusammen an dem Werke
zu arbeiten, hat H. sich dazu bereit erklärt, aber gebeten, es nur indessen dahin
zu bringen, dass er, wie Archimedes sagt, einen Fuss, irgendwo sicher zu stehen,
hätte, worauf jener erwiderte, bisher dazu keine Gelegenheit gehabt zu haben.
Der Gesandte meinte, viele, welche früher Pfalz-Neu bürg sich nur deshalb
zugeneigt gezeigt, um das französische Dessein zu traversieren, würden jetzt
wohl zurücktreten, von der Gegenpartei aber viele, wie namentlich der Primas,
ihm nicht folgen wollen. Die Concurrenten, der Sohn des moskowi tischen
Czaren, ein Markgraf von Baden und der vom Hause Oesterreich begünstigte
katholische Herzog von Lüneburg kämen nicht viel in Betracht, ebensowenig
der von dem V.Kanzler vorgeschlagene Fürst von Ostrog'), da der König
CS nicht leiden wollte und möglichst zu verhindern suchen würde, dass ihm ein
Einheimischer succedierte.
Französischerseits werden also sehr schöne Contestationen von AfFectioii
gegen Pfalz -Neuburg und Beförderung des Desseins des Kf. gemacht, doch
will ihm nicht anstehen, dass die königliche Abdication so weit hinausgesetzt
wird, dass Frankreich inzwischen seine Sache in den Niederlanden festsetzen
kann, und zugleich, dass die Verbitterung gegen ihn noch unverändert fort-
') Vgl. Pufendorf X. § G9 (8.705).
») S. oben S. 353.
^ Alexander Ostrogski; vgl. Hirsch, Zur Ges»>h. der polnischen Konigs-
wahl S. 17.
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Eröffnungen des franzosibcben Gesandten. 357
dauert, auch dass der Primas darauf besteht, dass in die Ausschreiben etwas
Verdriessliches von dem schwedischen Bündnis eingerückt werde').
Pfalzgraf Philipp Wilhelm an den Kurfürsten. D. Harabach
7. December 1667.
[Neue französische Anerbietungen. Hoffnung auf günstigen Erfolg.]
Ew. Ld. mag ich vertraulich nit verhalten, wasmassen der Mou- 7. Dec.
sieur de Gomont') gestern allhie ankommen und mir über die vorige
zu meinem Avantage gebrachte Erklärung von neuem versichert, dass
die Cron Frankreich nit allein Ew. Ld. sondern auch mir wegen der
bewussten Polnischen Succession völlige Vergnügungen geben werde,
inmassen Ihre Eon. May. dero zu Warschau anwesenden Gesandten, dem
Bischöfe vonBezieres, hierunter gemessene und ernstliche Ordre zuge-
fertiget, auch der M.' de Lionne ihme Bezieres hierunter laut copei-
licher Abschrift — zugeschrieben, er de Gomont auch mir aus seines
Königs Befelch vorgebracht, dass neben deme er instruirt wäre, meiner
Intention gemäss bem. Bezieres zuzuschreiben, Ihre Eon. May. in
Frankreich auch von dem Printzen von Condee, auch dem Duc
d'Anguien ihre denselben wegen der Polnischer Succession gegebene
paroles wieder zuruckempfangen und sich ferner erkläret hätten, die
über zwei Millionen Polnischer Gulden sich belaufende Königl. Polnische
und nacher Frankreich seither übertragene Praetension vollkommentlich
abzutreten, sobald die Wahl auf mich gefallen sein wird, und über
dieses alles, damit der König in Pohleu desto weniger Ursach haben
möge, seine Abdication zu remoriren, sich vernehmen lassen, dass, wenn
nach solcher Abdication die Respublicque einen anderen als mich zur
Cron erwählen sollte und also der König der ihm solchenfalls vertröste-
ten Einräumung meines Fürstenthumbs Neuburg ad dies vitao nicht
geniessen könnte, Ihre May. in Frankreich ihme alsdann jährlich« m/50
Rthlr. ad dies vitae zu liefern versprechen wollten, wie ich nit zweifele,
dass Monsieur de Milet aus seiner hierüber empfangener Ordre mehrers
0 Auch am 29. November äussert H. dasselbe Misstrauen gegen die französischen
Absichten und wünscht, damit man ins Klare komme, dass bald ein neuburgiscber
Gesandter hier erscheine; Kf. thoilt dem Pfalzgrafen (d. Cöln -7^-j. r— y 1667)
diese Relation H.'s mit und stellt ihm anheim, ob er nicht, wenn es mit Giese zu
lange dauern sollte, Stratman schleunigst nach Polen senden wollte.
•^) S. oben S. 341,
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358 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
umhständlich referiren werde. Gleich ich nun hieraus anders nit abneh-
men kann, als dass alles aufrichtig und dergestalt gemeinet, dass Ihre
Königl. May. in Frankreich das jenige, so von derselben erwartet wird,
zur gnüge praestireu werden, also ersuche Ew. Ld. ich auch, Sie
belieben ihres Orts, da es ihrerseits veranlasst worden, auch accom-
pliren und mithin die in Entstehung dessen besorgete Gelosia und
Aufenthalt abschneiden zu lassen, wie dann, dass solches geschehen
möchte, ich von obged. H. Gomont nicht unklar vernommen habe. —
PS.^) Ich erfreue mich von Herzen, dass diese declarationes und
Königl. Befelch an den H. Besieres also precis sein, dass numchr au
der rechten Intention der Krön Frankreich nicht gezweifelt werden kann,
und also numehr E. Ld. das mit solcher Generosität underfangenes und
so grosser Conduite und Eifer poussiertes Werk zur völligen Perfectiou
zue bringen der Weg völlig eröffnet ist, ich zweifle numehr selbst nicht
an dem erwünschten Effect, zumahlen ich mich E. Ld. hohen Favors
gnugsam versichert weiss, und können E. Ld. versichert sein, dass ich
es umb dieselbe verdienen werde, die Instruction vor Besieres wird
mit negstem zue dero Verbesserung folgen. —
O. V. Schwerin an v. Hoverbeck. D. Cöln a. d. Spree 28. No-
vember/[8. Deceniber] 1667.
[Das Schreiben des Kf. an den König von Polen.]
8. Dec. Die Confcrenzen mit Millet sind fortgesetzt worden und er hat denselben
versichert, dass U. jetzt zu Beziers völliges Vertrauen trüge und mit dem-
selben die bewusste Sache treiben würde. Beigehendes Schreiben an den
König*) ist endlich von dem Kf. ausgewirkt worden; obschon darin nicht das
geringste enthalten, was ihm präjudicieren könnte, ist Kf. doch sehr schwer
dazu zu bringen gewesen und Schw. fürchtet, falls dasselbe nicht den Effect
haben und die Misshelligkeiten heben sollte, so würde es der bewussten Sache
einen grossen Stoss geben und man kein Mittel finden, in der Negotiation fort-
zukommen, doch hofft er, U. werde die Sache so führen, dass das gute Ver-
trauen wiederhergestellt werde, auch Pfalz- Neuburg setzt auf ihn (H.) sein
meistes Vertrauen und hat er, wenn es zum glücklichen Ende gedeihen wird,
an einer Ergötziichkeit nicht zu zweifeln.
') eigenhändig hinzugefügt.
2) S. unten S. 359.
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Schreiben des Kf. an den König. 359
Der Kurfürst an den König von Polen. D. in arce nostra
Colonia ad Spream 29. November/[9. December] 1667^).
[Glückwunsch zum Frieden mit den Tataren. Bitte, Hoverbeck Audienz zu gewähren.]
Postquam singulari gaudio comperimus, Reg."» Maj.*«" V.'"" nuper I). Dec.
houorificam cum Tartaris pepigisse pacem'), temperare nobis neutiquam
potuimus, quin eo nomine Reg." Maj.** V.'*« pro veteri — afFectu atque
studio gratularemur. — Atque ea propter legato nostro — Johanui ab
Hoverbeck mandavimus, ut apud Reg."™ Maj.*«™ V.'»™ istius nostri
gaudii interpretem agat, Eidemque animi nostri sensus pluribus exponat,
quem ut Reg.» Maj.*" V.'» benigniter admittat et audiat eique non secus
ac nobis ipsts integram adhibeat fidem, etiam atque etiam rogamus.
Equidem meminimus, Reg.*° Maj.*«" V."«» alieniore erga praedictum lega-
tum nostrum animo aliquandiu fuisse, cujus tarnen rei causam, quamvis
maxime scire desideraverimus, hactenus non habemus compertum. Quem-
admodum vero nihil unquam aliud in mandatis habuit, quam ut Reg."<^
Maj.^ V."« debitam exhiberet observantiam et bonam illam, quae inter
Eandem et nos intercedit, fiduciam conservaret, ita male nos haberet, si
a praescripta mandatorum formula recessisset. Quicquid autem ejus sit,
speramus, Reg.»™ Maj.^™ V.''*" indulgendo ipsi aditum atque audientiam,
ut vocant, toti ostensurum orbi, quod, si quid forte in legato nostro desi-
derat, nobis id imputatum noiit nee quicquam propterea contra jus gen-
tium et existimationem nostram admittere auimum induxerit. Quo facto
certo statuat Reg.» Maj.^ V.'», ubi legatum nostrum mandati fines ex-
cessisso demonstratum nobis fuerit, operam nos daturos, ut Reg.»^ Maj.^^
V.^ liquide constet, quanti Ejusdem amicitiam faciamus — .
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Cöln a. d. Spree
16./[26.] December 1667.
[Schreiben an den Bischof von Beziers, U. soll sich hüten, dessen Verdacht zu er-
regen.]
Da der Bischof von Beziers es nicht für nötbig hält, dass Kf. ein Schrei- 26. Dec.
ben an den polnischen König richte, so hat er an den Bischof geschrieben und
hofft, derselbe werde H. zur Audienz verhelfen, worauf H. mit allem Respect
und Glimpf versuchen soll, sich wieder in das frühere Vertrauen zu bringen.
') Randbemerkung: Redditum die 15. Junii per legatum Gallicum.
') S. Kocbowskilll. S. 292 ff.
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360 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Millethat ihm vorgetragen, Beziers wönsche nicht, dass H. sich am
das bekümmere, was derselbe mit dem Konige wegen der Abdication ä part
tradieren würde, ihm kommt dieses allerdings bedenklich vor, doch soll
H. darin behutsam gehen und überhaupt zu vermeiden suchen, bei B. Verdacht
zu erregen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warscliau 30. Deeember
1667.
[Der französische Gesandte hat das Schreiben des Kf. an den König übergeben, ihm
wird Audienz gewährt werden.]
30. Dec. Da er ein Schreiben des Kf. an den französischen Gesandten nicht er-
halten, so hat er diesem ehegestern das Schreiben des Kf. an den König ') nebst
der Copie übergeben, unter der Bedingung, dass er es nicht allein nicht über-
geben sollte, ohne vorher die Versicherung erhalten zu haben, dass die Audienz
darauf erfolgen würde, sondern auch dahin trachten wollte, es wieder zurück
zu erhalten. Der Gesandte bat ihm darauf heute angezeigt, dass mit Cooperation
der Frau K.O.Käramerin^) alles zum guten Stande gebracht wäre, der König
wollte ihm Audienz ertheilen, wünschte jedoch, dass der französische Gesandte
mit dabei sein möchte. Dieses hat H. aber abgelehnt, damit es nicht den An-
schein einer Aussöhnung erwecke. Jener versprach, solches zu hinterbringen,
und machte auch Hoffnung, das Schreiben des Kf. zurückzubekommen.
PS. Soeben hat ihm der französische Gesandte mitgetheilt, dass der
König von dessen Begleitung absehen wollte, und dass er die Audienz auf dem
gewöhnlichen Wege durch den K.O.Kämmerer suchen solle.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 3. Januar
1668.
[Audienz beim Könige. Mittbeilungen des französischen Gesandten.]
Jan. Am 31. December hat er bei dem Könige Audienz gehabt. In seinem
Vortrage hat er auf den Rath des französischen Gesandten Pfalz-Neuburgs
und anderer Interessen des Kf. nicht gedacht, es aber per expressum zu anderen
Audienzen reserviert, welche der König ihm zugesagt^).
^) vom 9. December, oben S. 359.
^) Die Gräfin Dönhoff; ober den Einfluss derselben auf den König s. die An-
deutung bei Kochowski 111. S. 284.
') 11. berichtet 20. Januar 1G68 über eine neue Audienz beim Könige, auf wel-
cher er diesem die Angelegenheiten des Kf. für den kommenden Reichstag rccommen-
diert habe. Der König habe sich dazu, namentlich zur Befriedigung wegen Draheim,
sehr geneigt und gegen ihn selbst äusserst gnädig gezeigt.
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T. Hoverbecks Audienz bei dem Könige. 361
Nachdem er dann nicht nur dem französischen Gesandten, sondern auch
dem 0. Kämmerer und dessen Gemahlin für ihre geleisteten Dienste gedankt
und sie des Kf. Gnade und Recommendation bei Pfalz-Neuburg versichert,
zeigten sich dieselben vertraulicher. H. glaubt, dass eine Bezeugung seiner
Zuneigung seitens des Kf. bei denselben nicht übel angewandt sein würde. Um
den Gesandten williger zu dem Wahlnegotium zu machen, hat er ihm die Vor-
theile vorgestellt, welche sowohl sein König als auch er selbst davon zu hoffen,
Pfalz-Neuburg würde ihm zum Cardinalat verhelfen und gewiss auf seinen
Vorschlag einige Prälaturen in den Jülichschen Landen vergeben. Jener gestand
darauf vertraulich, sie würden ihr Werk ohne gewaltsame Mittel nicht ausgeführt
haben, und behauptete, alle Erklärungen, welche der Littauische Feldherr')
gegen den G. Kanzler'-^) bisher gethan, seien mit Vorbewusst des Littauischen
G. Kanzlers^) geschehen, welcher Sache H. näher auf den Grund zu kommen
sich bemühen wird.
Der KurfUröt an v. Hoverbeck. D. Cölri au der Spree
17./[27.] Januar 1668.
[H. soll der Candidatur des moskauiscben Prinzen entgegenwirken. Der Prinz von
Toscana.]
Nachdem der Reichstag*) nunmehr seinen Anfang genommen, soll er überall, 27. Jan.
wo es die Nothdurft erfordern möchte, des Kf. Intention befördern. Da manche
Gemüther sich dem Sohne des Zaren zuneigen, so soll er an allen dienlichen
Orten vorstellen, wie gefährlich es für die Republik sein würde, wenn auch
nur der geringste Willen desfalls bei ihnen verspürt werde, weil dadurch die
Nachbaren, namentlich der türkische Kaiser so alarmiert werden könnten, dass
dadurch die Krone in die grösste Gefahr gerathen könnte. Auch der Kaiser
wird gewiss, wenn er auch nicht für Pfalz-Neuburg mitwirken sollte, wozu
Kf. doch noch einige Hoffnung hat, doch dieses höchst schädliche Werk hindern
helfen. Ausserdem tritt der Sohn des Grossherzogs von Toscana*) als Can-
didat auf, derselbe soll selbst, wenn sein Wechsel von 800000 Rthlr. angekom-
men sein wird, nach Polen kommen wollen und einige am Hofe sehr angesehene
Italiener seine Sache treiben, Kf. wünscht zu wissen, was der kaiserliche und
der französische Gesandte dazu sagen ß).
0 Michael Pac s. oben S. 334.
^ Johann Lesczynski.
») Christoph Pac.
*) Ueber diesen, Knde Januar beginnenden Reichstag s. K och o wsk i 111. S. 305if.
^) Cosimo, ältester Sohn des Grossherzogs Ferdinand 11. von Toscana, geb.
1642.
*) H. berichtet darauf 6. Februar 1668, der französische Gesandte, der ein ge-
borener ünterthan des Grossherzogs und bei diesem und dessen Söhnen in grossem
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362 in. Brandenburg 4ind Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 27. Januar
1668.
[Geneigtheit des Königs zur Abdankung, Vorgänge auf dem Reichstage.]
27. Jan. Der französische Gesandte hat ihm mitgetheilt, dass sowohl sein König
als auch der König von Polen das Project, betreffend die Pensionen des letz-
teren nach erfolgter Ahdication '), gebilligt und dass letzterer erklärt habe, nach
erfolgter Ratification die Ahdication nicht lange verschieben zu wollen, doch wurde
dieselbe wohl erst bald nach dem Reichstage erfolgen.
Trotz seiner und des K.G.Kanzlers Bemühungen haben die Landboten nicht
eher zu Verhandlungen schreiten wollen, bis ihnen der Marschall *) versprochen,
um die Entfernung des französischen Gesandten im Namen der ganzen
Landbotenstube anzuhalten. Sie sind vornehmlich dadurch alarmiert worden,
dass dieser Tage über Wien Nachricht eingekommen, der König von Frank-
reich schlage bei Philippsburg eine Brücke über den Rhein und besetze Erfurt,
woraus sie schliessen, dass er hier C o n d e mit Gewalt einzusetzen beabsichtige.
Einer hat auch des Kf. Neutralitätsligue mit Frankreich sehr invidiose angezogen.
Schliesslich nach langem Debattieren ist es dahin gekommen, dass der Land-
botenmarschall die Entfernung aller fremden Gesandten gefordert hat, welches
aber der König als ein contra jus gentium laufendes Ansuchen usque ad frequen-
tiorem senatum verschoben und darauf in Abwesenheit des G.Kanzlers durch
den K. V. Kanzler die Reichstagspropositiou hat thun lassen , in welcher auch
des Kf. Angelegenheit den Standen recommendiert wird.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 3. Februar
1668.
[Ueble Aussichten auf dem Reichstage. Dem Konig wird gerathen, sich in den Schutz
des Kf. zu begeben.]
3. Febr. Das begehrte coUoquium der Landboten mit dem Senat ist noch nicht be-
willigt worden, sondern man hat inzwischen durch allerhand Privatstreitigkeiten
die Sache aufzuhalten gesucht; hoffentlich werden Expedientia gefunden wcr-
Vertrauen sei, (vgl. Recueil des instructions IV. S. 51) habe ihn versichert,
dass von dort her keine Gefahr drohe, der Prinz selbst habe keine Neigung dazu,
und der Vater sei viel zu genau, um auf etwas Ungewisses viel zu wagen, auch sei
der Vorrath dort nicht so gross, wie man glaube.
0 S. über diese Verhandlungen Krebs, Vorgeschichte und Ausgang der pol-
nischen Konigswahl vom J. 1669 S. 176 f.; der am 9. März 1668 zu Warschau abge-
schlossene Vertrag bei v. Mörner S. 324ff.; Pufendorf X. § 69 (S. 705).
^) CarlCzartoryski, U.Kämmerer von Cracau; s. über diese Streitigkeiten
Kochowskilll. S. 307f.; Pufendorf X. §70 (S. 706) und Beziers' Relation vom
27. Januar 166$ bei Krebs S. 190ff.
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Streitigkeiten auf dem Reichstage. 363
den, um aus dieser Sache mit des Königs und der Gesandten Reputation zu
kommen. Viele ominieren wegen dieser Sache übel vom Schluss des Reichs-
tages. Dem Könige wird von vornehmen und vertrauten Orten an Hand gegeben,
er solle nach zerschlagenem Reichstage seine Retirade nach Marienburg
nehmen und des Kf. Maintenue durch wirkliche üebergabe von Eibin g und
anderen Plätzen suchen, wogegen Kf. nur einen Theil seiner Völker wurde nach
Preussen zu schicken und das Marienburgische Werder so lange zu vertheidigcn
haben, bis die Widersetzlichen wieder in sich gehen und einen anderen Reichs-
tag mit gebührender Submission suchen wurden; H. hat darauf nur erwidert,
Kf. werde den König nicht wider Recht zu gefahren gestatten, er wisse aber
nicht, ob derselbe zu Maintenierung des Marienburgischen Werders jetzt Cavallerie
genug auf den Beinen hätte, worauf ihm geantwortet worden, zu solchem Intent
wäre soviel Cavallerie garnicht erforderlich, Frankreich würde in dieser allen
Potentaten gemeinsamen Sache Kf. gewiss mit Geld an Hand gehen, Kf. hätte
die obgedachten Avantagen voraus und behielte doch immerzu das [Werder] in
Händen, da der König nicht über 600 Mann nach Marienburg bringen wurde.
Er bittet um Instruktion in dieser Sache.
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. in uusrem Amtshause
Quartschen 3./13. Februar 1668.
[auf die Relation vom 3. Februar. Bedingungen, unter denen Kf. es obernebmen
würde, den König zu schützen.]
Kf. beklagt die Vorgänge in Polen sehr, denjenigen, die auf die Remotion 13. Febr.
der fremden Minister so hart dringen, muss deutlich angezeigt werden, dass sie
dadurch Kf. und andere Potentaten auf das höchste beleidigten und da? Reich
in noch grössere Verwirrung als je früher versetzen würden. Sollte dies iiichts
fruchten, so soll er in betreff dessen, was wegen Maintenierung des Königs an
ihn gebracht worden, erklären, dass der König sich auf jenen Fall, und wenn
das Versprochene prästiert, auf Kf. zu verlassen habe, bevor er sich aber ver-
bindlich einlässt, soll er penetrieren: 1) ob man auch Kf. nicht durch dieses
Mittel ausser allem Credit bei der Republik setzen und dann doch wieder das
vorige Dessein ergreifen wolle, 2) ob und was für Gewissheit man geben wolle,
dass ihm Elbing und einige .andere Plätze eingeräumt werden sollten, 3) ob
man auch den G.Kanzler und andere gute Freunde des Kf. zu diesem consilio
mit zuziehen wolle, 4) ob nichts destoweniger der König dabei bleibe, die Ab-
dication werkstellig zu machen, sobald man Gelegenheit ersehen werde, Pf alz -
Neuburg zur Krone zu verhelfen.
Wenn er in diesen Sachen einen guten Grund sieht, so soll er dem Könige
die begehrte Versicherung geben, au den gewünschten Truppen soll es dann
nicht mangeln, doch darf es nur zur Defension des Königs und zu keiner Ge-
walt gegen die Republik eingerichtet werden.
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364 III. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck an den KurfUrsten. D. Warschau 1. März
1668.
[auf des Kf. Rescript vom 3./13. Februar. Der mit dem Könige wegen dessen Be-
schützung abzuschliessende Vertrag.]
I.März. Was den König anbetrifft, so glaubt er penetriert zu haben, dass derselbe
in der Sache aufrichtig verfahre, Andere werden wohl des Kf. Intentionen zu
missdeuten suchen, doch wird auch dem wohl bei Aufrichtung des von dem
Könige gewünschten schriftlichen Aufsatzes vorzukommen sein. Der König
wünscht, dass Kf. ihm, H., zur Aufrichtung eines solchen Tractats Vollmacht
schicke '), derselbe könnte so eingerichtet werden, dass er nur eine Declaration
des Bromberger Tractats wäre. Dass die Assistenz nur zur Defension der Per-
son des Königs eigericlitet werden solle, hat der König aufs neue versichert.
Da alles nur auf den Fall eines Anfstandes, den man doch zu verhüten suchen
will, bedungen werden soll, so ist davon seines Wissens weder dem
G.Kanzler noch sonst jemand ausser dem französischen Gesandten und
Giese Mittheilung gemacht worden, doch kann er bei dem Schluss Aufdrückung
des grossen Kronsiegels verlangen, damit die Sache durch des G.Kanzlers Hände
gehe. Der König wünscht sehr, dass Kf. entweder in jenem Falle oder wenig-
stens nach erfolgter Abdication nach Preussen komme; er selbst wünscht im
Fall der Abdication sich nach des Kf. Herzogthum, auf ein Grenzamt zu be-
geben, aus Furcht, dass die Stände vor erfolgter Wahl wegen alles während
seiner Regierung Vorgefallenen Inquisition anstellen und mit ihm nach dem
englischen oder vielmehr, wie er sagte, teuflischen Exempel verfahren wurden.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 9. März
1668.
[Ende des Reichstages. Abkommen mit Wisniowiecki wegen Einräumung von
Draheim]
O.März. Der Reichstag hat sich ehegestern fruchtlos zerschlagen^), obwohl der
König in der Angelegenheit der fremden Gesandten den Ständen soviel nach-
gegeben hat, dass sie sich über ihn nicht werden beschweren können. Es haben
0 Eine solche sowie eine nähere Instniktion für H. ist d. Cöln a. d. Spree
9./[19.] März 1668 ausgestellt.
^ S. Kochowski III. S. 311. Nach dem Berichte des Danziger Sekretars
A. Stodert an den Ratb von Danzig vom T.März 1668 spricht der Konig am
6., nachdem man bis um Mittemacht vergeblich über das von den Landboten gefor-
derte General aufgebet gestritten, zu denselben: „Meine durch den Kanzler Euch ge-
gebene Declaration habt Ihr entweder nicht verstanden, oder nicht verstehen wollen.
Wohin Ihr mit der auf ungewöhnliche Weise begehrten Expedition zielet, kann ich
nicht errathen. Seid ihr meiner Regierung überdrüssig, so wisset und ^[laubet, dass
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« Zerreissung des Reichstages. 365
aber viele andere Dinge zu dieser Ruptur beigetragen. Doch ist bei dem von
den Landboten gestern und heute ohne Exempel gehaltenen Convent bei weitem
nicht so viel Widerwärtiges vorgekommen, als der König gefürchtet hat, sondern
nur beschlossen worden, den Konig zu bitten, innerhalb 14 Tagen eine Zusam-
menkunft in den Kreisen zur Relation und Beitragung der Armee- Verpflegungs-
gelder abhalten zu lassen und mit dem Tatarenchan auf alle mögliche Weise
gutes Vertrauen zu unterhalten.
Den Fürsten von Wischnowitz*) hat er mit Hülfe des französischen
Gesandten und des O.Kämmerers dahin disponiert, dass er Draheim mit Zu-
stimmung des Königs dem Kf. abtreten will, die Verhandlungen wegen der dafür
von demselben geforderten Discretion haben aber grosse Schwierigkeiten bereitet,
schliesslich ist dieselbe auf m/15 Rthlr. festgesetzt worden, von denen H.
3000 Speciesdukaten , die er auf seine bei der Stadt Danzig stehenden Gelder
aufgenommen, gezahlt und sich für die Zahlung des übrigen verbürgt hat, er
hofft, Kf. werde ihn dafür schadlos halten.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. 1). Warschau 28. März
1668.
[Persönlichkeiten, die für Pfalz-Neuburg wirken sollen. Belohnung des französischen
Gesandten durch die Cardinais würde.]
Vom Erzbischof von Gnesen hat der französische Gesandte die schriftliche 28. März.
Versicherung erhalten, dass er, falls mit Pfalz- Neu bürg kein anderer catho-
lischer Prinz concurrieren würde, demselben vor dem moskowitischen
Czarewitz seine Stimme geben und dessen Wahl befördern, und dass er sol-
chenfalls sich an den früher für die Wahl Conde's versprochenen Avantagen')
vergnügen lassen wolle. Man hofft auch, dass in den Woiwodschaften Cracau
und Sende mir der Woiwode von Cracau, Lubomirski^), nebst seinen Vettern
und dem K.O.Truchsess Wielopolski den Adel auf des Pfalzgrafen Seite
mir nichts liebers sein werde, als Ruhe zu haben, nach welcher mich verlanget. Expe-
ditionen! generalem verwillige ich Euch, wie sie mein seel. H. Vater und ich selbst
vor diesem beliebt, und anders nicht. Stehet Euch diese meine Declaration nicht an,
so lass Euer Marschaick gesegnen und Abschied nehmen.** Weil der Konig in diesem
Punkte nicht nachgiebt, zerschlägt sich der Reichstag am folgenden Nachmittage.
„Man vermuthet indessen, es werden nunmehro destinata abdicationis ihren Effect er-
reichen und deswegen Preussen, vor allen aber Danzig, in Gefahr gesetzt werden".
*) Fürst Demetrius Wisniowiecki (s. oben S. 331), vgl. über die Ver-
handlungen mit demselben Pufendorf X. § 64 (S. 703).
^ Dieselben bestanden nach H.'s Bericht vom 29. März in 30 000 poln. Gulden
nach der Wahl und ebensoviel nach der Krönung und einer jährlichen Pension oder
einem einmaligen Qratial, vgl. über diese ganze Wahlagitation Krebs S. 177 ff. und
Hirsch S. 15f.
^ Alexander Lubomirski, der Bruder des verstorbenen G.Marschalls.
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366 ni. Brandenburg und Polen. Ifi64 — 1673.
bringen werden, ebenso in Grosspolen der K.O.Kanzler und der Castellan
von Posen, inReussen und bei der Armee der K. G. MarsclialP) und der
K, üntertruchsess Potocki, in Prenssen, wenn auch Gninski trotz seiner
Erbietungen nicht recht fortwollte, der pommerellische Woiwode Bakowski').
Den K.U. Feldherrn, Fürsten Dimitr Wischnowitz hofft er durch die Fürsten
von Czartoryski zu gewinnen.
PS. Um den französischen Gesandten williger zu machen, schlägt er
vor, dass Pfalz-Neuburg sich beim Papste um dessen Ernennung zum Car-
dinal bemühe.
V. Iloverbec^k an den Kurfürsten. D. Warschau 14. April
1668.
[Der mit dem Könige abgeschlossene Tractat, Wunsch desselben, während des Inter-
regmims sich nach Königsberg zurückzuziehen.]
14. April. Er übersendet den wegen Maintenierung des Königs aufgerichteten Tractat «),
welcher, um Missdeutungen zu verhüten, als Erneuerung der in den Bromber-
gischen Pacten bedungenen Garantie gefasst ist. Das vom Könige unterschriebene
Exemplar soU der französische Gesandte bis zum Eintreffen der Ratification des
Kf. in deposito behalten. Als Ort, wo er nach seiner Abdication während des
Interregnums sich aufhalten wolle, hat der König Königsberg genannt, er
wünscht aber eine Leibgarde zu behalten und hofft, Kf. werde ihn auch nach
seiner Abdankung ebenso wie hisher tractieren.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. I). Warschau 1. Mai 1668.
[Verhalten des Königs. Die beabsichtigte Senatorenzusammenkunft.]
1. Mai. Dem Könige scheint es mit der Abdication Ernst zu sein, doch gefällt H.
nicht, dass bei der Zusammenkunft zu Biala, wo der König zur Taufe bei dem
Fürsten Rad zi will*) war, der Schluss mehrenthcils dahin ausgefallen, der
König solle nach seiner Rückkehr den Primas, die Bischöfe von Cracau und
Cujavien, die Woiwoden von Culm und Pommerellen nebst allen Reichs-
und Littauischen hohen Aemtern zusammenberufen, um mit denselben zu über-
legen, 'wann und wie er zu abdicieren hätte, da doch alle Ehren halber die
Abdication widerrathen und, wenn der König darauf besteht, die Sache auf den
Reichstag verweisen werden.
') Johann Sobieski.
^) üeber die Verhandlungen mit demselben s. Krebs S. 180f.
') Inhaltsangabe dieses am 10. April 1668 zwischen dem polnischen Könige
inul dem Kf. abgeschlossenen Vertrages bei v. Mörner, S. 327 fc; Pufendorf X.
§ 70 (S. 706).
*) Fürst Michael Radziwill, Littaui scher ü. Feldherr.
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Schutzvertrag zwischen dem Konige und dem Kf. 367
Er arbeitet jetzt auf alle Weise an dem Primas und der Littauischen Kanz
lerin'), doch ohne sicheren Erfolg.
P. de Bonzy, m. Hoverbeck und Giese^) an den Kurfürsten.
Fait k Varsau ce 1. May 1668.
[Form der Abdankung des Königs, an denselben vorauszuzahlende Pachtgelder. Ab-
reise der fremden Gesandten. Gewinnung des Primas und Sobieski^s.]
Nach der Meinung der Gutgesinnten wäre es wünschenswerth, dass die Ab- 1. Mai.
dication des Königs durch, ein Diplom an den Erzbischof und Universale an
das ganze Reich und nicht auf einem Reichstage erfolge. Der König will sich
aber dazu nicht überreden lassen, da er glaubt, dass er mit mehr Ehre auf
einem Reichstage abdanken werde. Jedenfalls muss erst die Rückkehr des
Königs und die Berathung, welche derselbe am 10. Juni mit den hauptsäch-
lichsten Persönlichkeiten über die Form der Abdankung halten will, abgewartet
werden.
Da der schlechte Stand seiner Finanzen den König nöthigen könnte, mit
der Abdication zu warten, bis seine Pächter ihm, was sie ihm für dieses Jahr
schuldig sind, gezahlt haben, diese Verzögerung aber verhütet werden konnte,
wenn ihm eine gewisse Summe vorausgezahlt würde, welche sein Nachfolger
von jenen Pächtern wieder einziehen könnte, so wäre es wünschenswerth, dass
Giese mit den dazu nöthigen Mitteln und Vollmachten versehen wurde.
Sehr wünschenswerth wäre es auch, auf jede mögliche Weise den Erz-
bischof günstig zu stimmen, dass er keine Schwierigkeiten mache, das Ab-
dicationsdiplom anzunehmen und die Wahlversammlung zu berufen, eine Geld-
zahlung an ihn würde daher wohl angewandt sein.
Betreffend die Entfernung der fremden Gesandten, so scheint es, obwohl
die letzten Kreistage sich darüber mehr beruhigt gezeigt haben, doch ange-
messener, dass in der Zwischenzeit zwischen der Abdication und dem Wahltage
der französische und neuburgische Minister, und zwar ohne eine Aufforderung
dazu abzuwarten, abreisen.
Für die Wahl ist das wichtigste, sich schon vor der Abdication Sobieski's
zu versichern').
^) Die Gemahlin des Littauischen Grosskanzlers Chr. Pac, geborene deMailly-
Lascaris.
') Kf. hatte (d. Cöln a. d. Spree 6./[16.] April 1668) den Bischof von Beziers
und den neuburgischen Gesandten Giese aufgefordert, ihm gemeinsam mit v. Hover-
beck über den Stand der Dinge in Polen, namentlich über den Verlauf der Wahl-
angelegenheit zu berichten, woraufhin dann die drei gemeinsamen Relationen derselben
vom 1. und 29. Mai und 19. Juni erfolgen.
^ Kf. in seiner Antwort darauf (d. Cologne sur la Spree 4./[14.] Mai 1668)
äussert sich in allen Punkten zustimmend und wünscht, dass die vom Konige beab-
sichtigte Versammhing der Senatoren verhütet werde.
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368 HI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
P. de Bonzy und Giese an den Kurfürsten. Fait ä Varsau
le 29. May 1668.
[Die Abdankung des Königs.]
29. Mai. Die von dem Könige während seiner Reise auf den 10. Jnni berufene Ver-
sammlung zu hintertreiben ist nicht möglich, ebensowenig, dass die Abdication
auf einem Reichstage erfolge, doch haben sie durch Verhandlungen mit dem
inzwischen zurückgekehrten Könige alles so eingerichtet, dass die Erklärung der
Abdication vor dem 15. August erfolgen wird und die Wahl dann im November
stattfinden kann.
Der Erzbischof erscheint seit einiger Zeit' etwas mehr tractabel; um
Sobieski zu gewinnen, darf Pfalz-Neu bürg kein Mittel sparen, derselbe hat
erklärt, nur durch den französischen Gesandten verhandeln zu wollen, ist jetzt
aber nicht hier.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 16. Juni 1668.
[Rrklärungen des Königs über seine beabsichtigte Abdankung.]
16. Juni. Der König hat am 2./12. Juni den verschriebenen Senatoren und Staats-
ministris ■) seine wegen der Abdication gefasste Resolution durch den G.Kanzler
vortragen lassen, dieselben baten darauf um Frist, um beim Primas zusammen-
zukommen und die Sache zu überlegen, und traten am 13. wieder vor den
König, da dann der Primas, im Namen aller das Wort führend, auf die Kniee
gefallen, viele der anderen den König um die Fussc ^^cfasst und fast alle wei-
nend gebeten, er möchte sich bedenken und die Regierung bis an seinen Tod
fortführen. Der König erwiderte, er hätte sie nicht ad deliberandum , sondern
ad audiendum, was er bei ihm selbst beschlossen, berufen. Gestern liess der
König alle anwesenden publicos ministros zu sich fordern und theilte denselben
seinen Entschluss mit, um ihn ihren Principalen anzuzeigen. Zu H. äusserte er,
er hätte schon 12 Jahre über die Abdication nachgedacht und nur gelegene
Zeit gesucht, um solches Vorhaben ins Werk zu setzen. Die Licenz wäre bei
dem gemeinen Adel zu hoch gestiegen, wie er von einigen Landboten wäre
Öffentlich mit verletzlichen Worten angegriffen worden, hätte sich der Senat
seiner nicht angenommen. Sein Nachfolger wurde wohl schlechte Freude dabei
finden , sein Schwager, der Pfalzgraf, hätte wohl Ursache auch 12 Jahre zu
deliberieren, ob er die Krone anzunehmen hätte. Er bat darauf, Kf. möchte ihm
vergönnen, eine Retirade in seine Lande zu nehmen, denn sollten die Stände in
forma eines Generalaufgebots erscheinen wollen, so wäre er garnicht gemeint,
ihrer abzuwarten, sondern sich zunächst nach Marienburg und dann ferner
weiter zu erheben.
Die Senatoren haben endlich beschlossen, diesen actum pro nullo zu achten
und alles, was dabei vorgegangen, nicht einmal ad referendum zu nehmen. Es
') Vgl. Kochowaki III. S. 312ff.
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Erklärung des Königs wegen der Abdankung. 369
soll ein sechswochentlicher ordinär Reichstag auf den 17./27. Augast ausge-
schrieben und von dem Primas in besonderen Schreiben des hier Vorgefallenen
mit gedacht werden. Sollte man daran festhalten, dass der König die Krone
nicht dem Senat oder den Landboten und dem Senat auf einem Reichstage,
sondern nur den sämtlichen Standen bei einem Generalaufgebot übergehen
könne, so könnte, zumal wenn sich der künftige Reichstag zerschlagen sollte,
das Werk lange trainiert werden. Da also die Abdication jetzt ungewisser ist
denn je, so wäre*) die Verschiehung der Abreise des französischen Gesandten
sehr wünschenswerth.
P. de Bonzy, v. Hoverbeck und v. Giese an den Kurfürsten.
Fait ä Varsau le 19. Juin 1668.
[Berufung des Reichstages. Schwierigkeit, die einflussreichsten Personen zu gewinnen.]
Infolge der Vorgänge auf der Convocation *) hat der König sich entschliessen 19. Juni,
müssen, einen ausserordentlichen Reichstag zu berufen, ohne in dem Ausschreiben
der Abdication zu erwähnen, doch wird der Erzhischof den Instruktionen für die
Kreistage ein Circular hinzufügen, in welchem er den Entschluss des Königs
kundthun wird; sie werden sich bemühen, dass der Reichstag gleich in einen
Wahltag umgewandelt werde.
Nostre grande peiue est de voir G. Marochal, messieurs les Rad-
seuils, le palatin de Cracowie et Chancolicr unid et resolus a ne
traitter point les uns sans los autres et tous par voyes asses diiferentes,
et manquant de pouuoir et de moyens nous ne pouvons que desirer, quo
Ton atache ces messieurs, qui nous paroissent des principaux arbitrcs de
Telection future, — le Roy de Pologne a fait trop d'auances pour le
pouuoir diferer au dela du terme pris, mais il faut tousiours s^attendre a
des embarras et a des longueurs dMnterregne, si on ne conuient avec les
principaux de leurs capitulations, mais leurs demandes sont si grandes
que M. Giese n'est pas en estat d'y satisfaire tout aussitost qu'ils le
desirent. —
*) Schon am 5. Juni hatte H. seinem Verdacht über die Eile, mit derBeziers
abreisen wolle, Ausdruck gegeben, dieselbe, meint er, sei um so aufl^lliger, da zugleich
auch G au m out und M i 1 le t abberufen seien, so dass also, falls die meisten Stände gleich-
sam gegen den Willen des franzosischen Königs Conde wählen sollten, niemand da
sein wurde, um dem zu widersprechen. Vgl. über das von Frankreich bei dieser
Gelegenheit gespielte falsche Spiel Recueil des instructions IV. S. XLVIff.;
Hirsch, Zur Gesch. der polnischen Konigswahl S. 14 f.
'') S. oben S. 'M)S.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 24
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370 IH- Brandenburg und Polen. 1664- 1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. 1). Warschau 7. Juli 1668.
[Besorgnisse in Elbing vor Kf.; Bakowski; der G.Kanzler.]
7. Juli. Der Elbingische Sekretär hat den G. Kanzler im Namen seiner Stadt
ersucht, dieselbe in seine Protection zu nehmen, weil sie die Nachricht hätten,
dass Kf. mit 8000 Mann hereinkäme und willens wäre, sich ihrer durch die
Waffen zu bemächtigen. Da zu besorgen, dass die grosspolnischen Stände, wenn
Kf. mit der Leibgarde zu Ross und Fuss ins Herzogthum gehen wird, alarmiert
werden dürften*), so hat er desswegen bei dem G.Kanzler und dem Castellan
von Posen unterbaut.
Der Woiwode von Pommerellen Bakowski ist durch den französischen
Gesandten und den K.O.Kämmerer bewogen worden, sich für Pfalz-Neuburg
zu erklären, hat auch eine Versicherung künftiger Rccompens angenommen.
Derselbe meint, vor allem müssten die drei grossen preussischen Städte ge-
wonnen werden, Danzig hätte früher ganz Pfalz- Neu bürg angehangen, seit-
dem aber Kf. sich für denselben erklärt und namentlich seitdem Frankreich
und Schweden sich desselben angenommen, seien sie stutzig geworden, er ver-
sprach Kf., wenn derselbe ins Herzogthum käme, in der Gegend von Marien-
werder mit seinem Schwager, dem jungen Grafen Dönhoff, aufzuwarten.
Mit dem K.G.Kanzler, der sich in allem auf des K f. Gnade und Discretion
verlässt, ist er in privatis auch ganz richtig, derselbe gedenkt Woiakowski
zu Kf. zu schicken. H. räth diesen, von dem der G.Kanzler ganz abhängt, durch
ein Gratial zu devincieren.
Des Bischofs von B^ziers bei der Conferenz zu Cöpenick mit
dem H. Überpräsidenten Freih. von Schwerin erinnerte Puncta,
nebenst S". Ch. Ü. Resolution in margine. D. 10./[20.] Juli
1668.
20. Juh*. Al8 auf gnädigsten Befehl S.*" Cf. D. zu Brandenburg — dero Ober-
präsident, Freiherr von Schwerin zu dem frantzösischen Gesandten,
Evesque de Bezieres, welcher aus Polen gekommen, nacher Coppenick
') Auch J. Scultetus, den Kf. damals wieder nach Grosspolen geschickt,
meldet (il. Kadonowiae 21. /31. Juli 1668), auch dort hätten des Kf. Feinde denselben
anzuschwärzen gesucht, auf dem Landtage zu Schroda sei ein Schreiben des Woiwoden
von Marienburg [Stanislaus Dzialinski] verlesen worden, worin dieser vor Kf.,
welcher mit 4000 Mann nach Königsberg gezogen wäre und das Königl. Preussen zu
occupieren beabsichtige, gewarnt habe. Auf dem Landtage selbst habe man sich daran
nicht gekehrt, und der Starost Czarbocki habe jenes Schreiben kurz und schimpf-
lich beantwortet, doch habe bei dem Landadel und der Bürgerschaft von Posen des
Kf. Aufbruch grosso Furcht erregt, so dass die Geistlichen vom Dom und die vor-
nehmsten Burger schon das Kircheiisiiber und ihre werthvollsten Sachen nach Breslau
geflüchtet und er grosse Mühe hätte, ihnen diese Meinung zu benehmen.
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Conferenz mit dem Bischof von ßeziers.
371
geschicket worden, hat jetztged. Gesandter nachfolgende puncta an Seine
Ch. D. zu bringen und dero Sentimenten darüber zu vernehmen begehret:
Seine Churf. D. sein hiemit einig
und halten den Bischof zu Erm-
land hiezu auch am bequemsten,
sonsten würde der Pfaltzgraf auf
einen andern gedenken und könnte
etwan H. Boynenburg') nehmen,
wenn Chur Mayntz damit zufrie-
den, worauf Ihre Fürstl. Dchl. auch
bereits gezielet.
placet et fiet.
placet.
1) Anfanglich erinnert der Ge-
sandte, dass es hochnotig sei, dass
neben Gisen noch ein Gesandter
von Pfalz-Neu bürg geschickt werde,
er hätte deswegen an den Bischof
von Ermland*) geschrieben und
denselben ersuchet, diese Schickung
über sich zu nehmen, von welchem
er Antwort erwartete. Sollte der-
selbe sich dazu nicht erklären
wollen, solchenfalls müsste man auf
einen andern bedacht sein.
2) DemH.Pfaltzgrafenzu rathen,
dass ersieh bei Engelland bemühe,
damit der König einen Gesandten
nacher Pohlen gegen die Wahl sende
und den Pfaltzgr. recommendire und
3) dass selbiger König, welcher
anitzo den grossesten Credit zu Con-
stantinopel hätte, zumahlen der
frantzösische in geraumer Zeit auch
nicht einmal zur Audienz wäre
admittiret worden, beidemTurcken
ein Schreiben an die Republicq zu
Wege brächte, in welchem dieselbe
mit höflichen Worten ohne Be-
drauung, damit es nicht schiene,
als wollte er ihrer Libertät zu nahe
treten, erinnert würde, bei der
künftigen Wahl niemand zum König
zu erwählen, mit welchem der Turck
in erblicher Feindschaft begriffen.
Es müsste aber in Engelandt nicht
') Jobann Stephan Wydzga.
') Der frühere K. Mainzische Minister Johann Christian v. Royneb nrg,
der wirklich nachher als Gesandter des Pfalzg^rafen nach Warschau g-ep^angen isi.,
vgK Guhrauer, Leibnizs deutsche Schriften I. S. 79.
24*
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y
372
III. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
placet und wollen S. Ch. D. solches
mit guter Manier an Schweden
bringen.
Auf dieses vermeinen S. Ch. D.
würde hienegsten, nachdem die
Sache liefe, zu resolviren sein.
placet und wollen S. Ch. D. davon
dem H. Ho verbeck Nachricht
geben.
S. Ch. D. würden ihro dieses
nicht zuwider sein lassen, wofern
man nur versichert wäre, dass diese
Garantie der Republicq nicht zu-
gedacht werden, dass solches kegen
Mos CO angesehen, weil Engel, es
sonsten wegen der Freundschaft,
darin es mit Mosco begriffen, nicht
thun möchte.
4) Schweden dahin zu dispo-
niren, dass sie einige Völker gegen
die Muscowitische Grenze comman-
dirten, damit Fohlen daraus desto
mehr Ombrage wieder Russland fas-
sen und die Wahl des jungen Czaren
dadurch verhindert werden möge.
5) Wofern ja Musskau einen
so grossen Anhang erlangen sollte,
dass man bei der Wahl zu befahren
haben möchte, dass solche auf ihn
fallen dorfte, wäre der König nicht
abgeneigt, wie sehr er auch des
Regierens müde, die Chron lieber
noch etwas zu behalten, als durch
deren Quitirung solche dem Musko-
witer in die Hände zu spielen.
6) Er hätte Schreiben unter-
wegens vom H. de Lionne erhal-
ten, dass derselbe sich mitH. Lee-
rad*) wegen H. Sobieskj^') ver-
glichen und der König dessen desi-
deriis auch verhoffentlich nach Müg-
lichkeit fügen werde, dannenhero
man sich dessen nunmehr desto
mehr zu versichern.
7) Weiln die Fohlen so grosse
Ombrage nehmen, dass so viele
Könige und Fotentaten ihnen den
Pfaltzgrafen recommendiret, als
0 V. Lerodt, damals Gesandter des Pfalzgrafen in Paris.
*-') üeber diese Verhandlungen mit Sobieski s. Krebs S. 178 ff.; Recueil des
Instructions IV. S. 9(Jf.
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Conferenz mit dem Bischof von B^ziers.
373
wider, sondern angenehm sein würde,
wobei doch erinnert worden, dass
S. Ch. D. als ein praecipuus et ju-
ratus reip. foederatus hierin wohl
etwas Speciales mit der Rep. machen
und pacisciren könnten, darin eben
andere Potentaten keinen Theil
hätten.
S. Ch. D. wollen dem H. Hover-
beck hieven Nachricht geben, da-
mit er sich fürzusehen und hiernach
zu achten habe, können auch aus
dem, was bisher vorgegangen, noch
keine Gewissheit haben, dass es
dem keyserl. Hofe ein Ernst sei dem
H. Pfaltzgrafeu F. Dchl. zu helfen.
Desswegen soll Anstalt gemacht
werden. NB. in der Copey, so für
den Herzog von Neub. gemacht
werden soll, diesen Punkt auszu-
lassen.
S. Ch. I). wollen, sobald sie in
Preussen kommen, deswegen Anstalt
machen, und soll H. Hovcrbecken
anbefohlen werden, sie, die Dön-
hoffin, deswegen zu versichern.
wann dadurch ihrer habenden freien
Wahlgerechtigkeit einig Prejuditz
zuwachsen möchte, so vermeinet er,
ob nicht der Rep. von allen denen,
welche hierin concurriret, eine Ga-
rantie offeriret und gegeben werden
möchte, dahin zielend, dass man auf
allen Fall die Republicq bei ihrer
Freiheit und habenden Rechten
schützen wolle.
8) Ob zwar der keyserliche
Minister sich anitzo wegen Pfaltz-
neuburg etwas besser und dass man
zu Wien demselben nicht zuwider
sein würde, erkläret, so vermeinet
er doch nicht, dass es ihm recht
ernst wäre, und würde demnach H.
Ho verbeck zu warnen sein, dass
er sich demselben nicht allzuviel
vertraue, sondern sich mehr als für
diesem fürsehe, damit er nicht
unterm Praetext einer falschen Con-
fidentz alle geheime consilia pene-
trire und dadurch desto grösseren
Schaden hiernegst thun könne.
9) Wegen Draheim wollte er
rathen, dass man das Versprochene ')
zahlete, weil es hernachgehends ein
böses Exempel bei andern machen
möchte, wenn man mit Zahlung der-
gleichenGeldersich so säumigerwiese.
10) Er hielte auch diensamb,
dass der Gräfin von Dönhoff)
das versprochene Praesent gegeben
werde.
0 Den Rest der dem Fürsten Wiszniowiecki zugesagten Summe, s. oben S. 365.
») S. oben S. 360.
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374
III. RranriiMilmig und Polen. 1G64— 1673.
Dieses mit Pfaltz-Nenburg zu
überlegoD und wollen S. Ch. D. die-
selbe dazu rathen.
Wegen der Schuld hätte zwar
II. Morstein nichts zu prätendiren,
S. Ch. D. versicherten sich aber
seiner continuirlichen Affection und
würden ihm sonst solche Gnade da-
hingegen erweisen, welche mehr als
diese unfundirte Prätention austrüge.
S. Ch. D. vermeinen, niemand
wäre dazu besser als der Evesque
de ßeziere s selbsten, wollten auch
an den König in Frankr. schreiben
und denselben ersuchen, ihn wieder
hinzuschicken.
S. Ch. D. wollen desfalls an
Pfaltz - Neuburg Erinnerung thun
lassen.
11) Er hielte besser, dass der
Herzog von Neu bürg gegen die
Wahl wieder zu Düsseldorff wäre,
weil Neuburg nicht so bequem zur
Correspondentz , auch der Keyser,
wenn er der Sache zuwider wäre,
dem Hertzog den Pass in Polen ver-
sperren könnte.
12) Recommendirt er Morstein s
Schuld.
13) Ob aus Frankreich wieder
jemand nach Polen zu senden und
wer?
14) Dem H.Linden') zu Dantzig
einen Befehl vom Hertzog von Neu-
burg zu befordern, dass er alsofort
post abdicationem das Gold, äo
Graf Dönhoff) haben soll, aus-
zahle, weil der Gesandte wüsste,
dass die dazu destinirte Mittel parat
waren. Ih. F. Dchl. würden Ihro
dieses nicht zuwider sein lassen,
wodurch auch dem König ex causis
ein Gefallen geschehen.
■) Adrian v. d. Linde, Danziger Kaufmann, dessen Vormittelung sich sowohl
Kf. als auch der Pfalzgraf bei den Geldzahlungen nach Polen hin bedient haben.
*^) S. den darüber am 2. Juni 1668 durch Giese abgeschlossenen Vertrag bei
Kluczycki, Acta Joanuis Sobieski I. S. 384 ff.
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Forderung der Abreise v. Hoverbccks. 375
Der Knifürst an v. Hoverbeck. D. Cöln 13./[23.] Jnli 1668.
[v. IToverbecks Abreise aus Warschau. Des Kf. Reise nach Preussen. Draheim.]
Er gestattet ihm*), sich jetzt auf seine Güter zu begeben, von wo er in 23. Juli,
wenigen Tagen nach Warschau zurückkehren kann, doch soll er vorher den
König fragen, ob derselbe seine Abreise für rathsam und zuträglich halte, und
selbst überlegen, ob in seiner Abwesenheit der kaiserliche Gesandte oder sonst
jemand böse officia bei der Sache thun werde, wonach er sich zu achten und
seine Sache so anzustellen hat, dass er kurz vor dem Reichstage wieder in
Warschau sein könne ^.
Kf. beabsichtigt, seine Reise nach Preussen in wenigen Tagen anzutreten,
gedenkt aber nur seine Leibgarde, eine Compagnie zu Pf., mitzunehmen, H. soll
dieses bekannt machen.
Wegen Draheims will Kf. Anstalt machen, dass die restierenden Gelder
ehestens ausgezahlt werden, doch soll H. mehrerer Sicherheit halber etwas
davon bis zu wirklicher Tradition behalten.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 25. August
1668.
[Ob der König die Abdication verschieben solle; dessen Rath wegen Draheim.]
In der Abdicationssache sind dem Könige soviele Scrupel moviert worden, 25. Aur|r.
dass er darüber ganz stutzig geworden ist und den französischen Gesandten
herbeiwünscht. Auch H. muss gestehen, dass er lange nicht bei einer Sache
so perplex gewesen. Alle, auf die man einigen Staat macht, prognosticieren,
es sei durchaus keine Apparenz, dass Pfalz-Neuburg zur Krone gelangte,
falls nicht die Abdication auf eine Zeit lang differiert würde, da die Mosco-
witischgesinnten jetzt so überhand genommen, dass man ihnen weder mit
Negociation noch mit den Waffen werde gleichkommen können. Er hat dem
Könige, der gestern mit ihm darüber gesprochen, gesagt, das einzige, was ihm
Nachdenken mache, sei*) die Recrutierung der littauischen Armee und dass sich
') H. hatte am 10. Juli berichtet, dass der Kuuig ihn durch den geistlichen
K.Referendarius Malachowski in der höflichsten Weise habe aufifordern lassen, zu
Facilitierung der Geschäfte ebenso wie der franzosi.sche und neuburgische Gesandte
schon vor Beginn der Seymiken abzureisen; vgl. Pufendorf X. §72 (S. 707).
^ H. erwidert darauf am 4. August, den Widerwärtigen und dem Konige sei es
nicht darum zu thun, ihn vor dem Reichstage, sondern gerade während desselben
von Warschau fernzuhalten, zumal da man versuchen wolle, dort allerhand nachtbeilige
Verordnungen gegen die Evangelischen durchzubringen.
^ Ueber das damalige verdächtige Verhalten des Littauischen G. Feldherrn
Michael Pac und des G.Kanzlers Christoph Pac vergl. Kluczycki I.
S.XXVir, 377.
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376 11'- Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
die Samaitische Ritterschaft der Direction derselben untergebe; wenn es nun
möglich wäre, bei den littauischen und angrenzenden Landboten es dahin zu
richten, dass sie noch vor der Wahl eines Landbotenmarschalls es durchsetzten,
dass die littauische Armee abgedankt und so der Direction des Feldherrn ent-
zogen würde, so würde nichts Considerables der Abdication im Wege stehen
und man zugleich Zeit behalten, weitere Resolution von Kf. einzuholen. Der
Konig liess sich diesen modum, die Stände etwas aufzuhalten, wohl gefallen,
nachher aber hat er es aufgegeben und H. sagen lassen, es werde nicht prac-
ticabel sein, die Abdication aufzuschieben, da die Stände solche Dilation nicht
dulden würden.
Wegen Draheims bleibt der König bei seiner Meinung, Kf. hätte mit
Bedrohung zu verfahren und den Unterstarosten weggehen zu heissen, man
müsste sich selbst helfen, der Fürst*) würde es nicht nur nicht übel nehmen,
sondern es gerne sehen, damit er keine Verantwortung habe. H. bittet um Zu-
sendung der von Gratta vorgeschossenen 19296 Gulden.
PS. Der König hat an den Samaitischen Landföhndrich Gruzewski ein
scharfes Schreiben abgehen lassen, es zur Musterung des Adels nicht kommen
zu lassen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 18. August
1668.
[Beginn des Reichstages. Das Verhalten des kaiserlichen Gesandten]
18. Aug. Bei Menschengedenken ist kein Reichstag zu Anfang so volkreich gewesen
wie dieser^, da alle geglaubt, der König würde den ersten Tag abdicieren und
es werde nur darüber verhandelt werden, ob diese Versammlung gleich in eine Con-
vocation verwandelt oder eine andere ausgeschrieben werden solle. Sein Wunsch
ist, dass bei dieser Zusammenkunft die Abdication erfolge und ein Beschluss
wegen Abdankung der littauischen Armee gefasst werde, die 0 rosspolnischen
und Cracauschen Land boten waren auch dazu ganz bereit, die Littauischen aber
haben, obwohl es ihnen in ihren Instruktionen vorgeschrieben, nichts davon er-
wähnt und so jenen keinen Anlass gegeben, davon zu sprechen.
Obwohl der Vertrag mit Pfalz-Neubu rg») in Wien schon vor 14 Tagen
unterschrieben ist, behauptet der kaiserliche Gesandte doch, keine Ordre vom
Hof erhalten zu haben. Solcher Verzug verschafft wenig gutes, sondern ver-
*) Demetrius Wiszniowiecki.
"0 S. über diesen Reichstag Kochowski UL S. 319 ff.; Pufendorf X, § 73
(S. 707f.).
^) Schon am 21. August hatte H. gemeldet, Giese habe aus Wfen geschrieben,
am 12. August sei der zwischen ihm und den kaiserlichen Kommissaren verglichene
Recess unterschrieben und ihm angezeigt worden, Meyerberg habe Befehl erhalten,
hinfort für Pfalz- Neuburg zu wirken. Vgl Krebs S. 173.
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Beginn des Reichstages. 377
anlasst, dass der Primas, der Littauische G.Kanzler, der K. Hofmarschall und,
wie etliche meinen, auch der K.G.Marschall an sich halten, erwartend, was etwa
auf die Zeitung, dass der junge Herzog von Lothringen') von seinem alten
Vetter zu Beförderung seiner Wahl m/500 Rthlr. erhalten, erfolgen werde. Der
K.V.Kanzler redet alleweg von einem Plasten-), er scheint aber sein Absehen
auf Florenz') gerichtet zu haben.
V. Ho verbeck au den Kurfürsten. D. Warschau 1. September
1668.
[Erklärung des kaiserlichen Gesandten. Vorgänge auf dem Reichstage. Hinneigung
der Evaugeliscben zu Moskau.]
Der kaiserliche Gesandte hat ihm mitgetheilt, dass er am 29. August 1. Sept.
vom Kaiser Befehl erhalten habe, Pfalz-Neu bxirg zu empfehlen und für den-
selben zu wirken. Wie derselbe erzählt, will trotzdem der junge Herzog von
Lothringen, nachdem er von seinem Vetter über m/400 Kronen Wechsel er-
halten, sein Glück versuchen, derselbe soll einen Cavalier Piestrzycki in
seinen Dienst genommen und dieser schon viele Reussische Einsassen auf seine
Seite gebracht haben. Für den jungen Herzog von Florenz negociieren haupt-
sächlich die hiesigen italienischen Kaufleute nebst einem florentinischen Cavalier
Pazzi, der sich an den Littauischen Kanzler hält, und sie haben auch schon
etliche Geistliche gewonnen.
Die am 30. August von dem K.V.Kanzler verlesene Declaration^) hat grosse
Alteration und viel wunderliche Discurse erweckt. Einige schliessen daraus,
der König gedenke garnicht zu abdicieren, andere, er suche die Abdication den
Ständen sehr theuer zu verkaufen, noch andere, er werde damit so lange an
sich zu halten suchen, bis er eine bequeme Zeit ersehe, wen er wolle zum
Successor aufzudringen. Jedenfalls giebt der König mehr denen Gehör, die
rathen, die Abdication zu differieren, sucht aber von ihm und dem Vetter
Giese's vorher eine Versicherung auszuwirken, dass solchen Verschubs unge-
achtet alle im Tractat bedungenen Conditionen dennoch würden gehalten wer-
den, wozu H. sich jedoch nicht verstanden hat.
Die meisten unter den Grosspolnischen wollen sich nicht einmal dazu ver-
stehen, dass sie den König auch nur Ehren halber zu bleiben bitten, noch sol-
ches den anderen verstatten, vorgebend, sie besorgten, der König möchte sich
bedenken und solches acceptieren, sie behaupten auch, nicht bemächtigt zu sein,
das geringste zu des Königs Unterhalt zu willigen, sondern dies könnte erst
0 S. oben S. 298. Vgl. über dessen Throncandidatiir Meraoires de Gaspard
comte de Ghavagnac II. S. Iff.; Krebs S. 170; Hirsch S. 16f.
*0 S. oben S. 356.
3) S. oben S. 361.
*) S. Kochowski III. S. 321.
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378 HI. Brandenburg^ und Polen. 1664 — 1673.
auf der nächsten Versammlung geschehen. Der König aber besteht fest anf
seinen Conditionen ').
Die Gemüther haben sich seit der letzten Convocation ganz geändert, jetzt
werden die für Vaterlandsverräther ausgeschrieen, welche den König bei der
Regierung zu erhalten suchen.
PS. Er hat^) mit einigen evangelischen Landständen zu streiten gehabt,
welche meinen, die Wahl des moskowitischen Zarewitsch werde ihnen und
der Religion zustatten kommen, da in Moscau die Evangelischen nicht nur ge-
duldet, sondern ihnen auch öffentlicher Gottesdienst und honorablo Employs in
Kriegs- und Staatssachen gestattet würden, dagegen sei Pfalz-Neu bürg nicht
nur in seiner Religion eifrig, sondern ganz abergläubisch und lasse sich ganz
von den Jesuiten einnehmen. Er hat sie des Gegentheils versichert.
Der Kurfürst au v. Hoverbeck. U. Marieuwerder 24. August
St. vet. [3. September] 1668.
[Mittheilungen des Abtes von Biesen und Tucholka's.J
3. Sept. Kf. hat auf seiner Herausreise mit dem Abt von Biesen^) und mit Tu-
che Ika*) zu reden Gelegenheit gehabt. Ersterer versicherte, die Grosspolen
würden sich nicht ändern, sondern den 7. Sept. zu Pferde sitzen und der Re-
publik Bestes beobachten, sollte der König seine Meinung ändern und bleiben
wollen, so würden terribilia vorgehen. Auch der Woiwode von Pommerellen
Bakowski'^) wäre auf ihre Seite getreten, er wäre zwar jetzt auf Begehren
nach Warschau gereist, suchte dort aber nur die consilia der Littauer zu pene-
trieren. Auf Moskau würden die Grosspolen nimmer bei der Wahl einige
Reflexion richten, wenn sie sich nur auf einen guten Rücken zu verlassen hätten.
Tucholka dagegen führte ganz andere Meinung und behauptete, der König
würde nicht abdanken, käme es zur Wahl, so hätte die Republik von dem
0 H. meldet am 3. September, nach achttägigem Debattieren, wobei zum öfteren
ganz schimpfliche Worte gegen den König ausgestossen wären, hätten die gross-
polnischen Landboten endlich eingewilligt, dass der König gebeten werde, die Regie-
rung Zeit seines Lebens zu behalten, dieses sei sofort durch den Landbotenmarschall
[Stephan Sarnowski] und durch den Primas geschehen, darauf habe sich der
König durch den V. Kauzler bedanken und versprechen lassen, am nächsten Tage
seinen endlichen Entschluss zu verkündigen. Am 4. Sept. meldet er dann, der
König habe erklärt, bei seinem Entschluss abzudanken zu verharren, in der Hoffnung,
dass die von ihm gestellten Bedingungen bewilligt würden. Vgl. Kochowski
m. S. 322ff.; Krebs S. 177.
2) Vgl. Pufendorf X. § 74, S. 709; Krebs a. a. 0.
3) Opalin Ski. S. oben S. 347.
*) Kämmerer von Marienburg.
^) S. oben S. 366.
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Dio moskowitiscbe ThroncandiJatiir. 379
Sohne des Moskowiters den grössten Vortheil zu erwarten, sie würden nicht
dulden, dass sich Fremde in ihre Sachen mischten. Er hörte gern, dass Kf.
H. ein Creditiv an die Republik mitgegeben, und meinte, es würde daher H.
nicht zugemuthet werden, von Warschau zu ziehen, die Republik würde auch
nicht übel nehmen oder deuten könne, wenn Kf. Pfalz-Neuburg blosserdinge
zum künftigen Könige recommendierte, viele waren aber in dem Verdacht, Kf.
hätte sich mit Schweden verbunden, demselben mit Gewalt zur Krone zu ver-
helfen; er würde in wenig Tagen nach Warschau auf den Reichstag gehen und
wolle dort des Kf. Bestes beobachten und mit 11. gute Correspondenz pflegen.
Kf. hat zu seiner Verwunderung daraus ersehen, dass es auch hier und in
Grosspolen Leute giebt, welche für Mose au inclinieren. H. soll sich gegen
Bakowski und gegen Tucholka vertraulich anstellen und versuchen genau
zu penetrieren, was und mit wem ersterer dort unterhandelt. Etwaigen Impu-
tationen gegen Kf. soll er entgegentreten und des Kf. Willen, der Republik
Bestes zu befördern und besonders die freie Wahl zu conservieren, versichern,
hoflTentlich wird sein weiteres Verbleiben daselbst keine Schwierigkeit haben.
V. Hoverbeck an den Kurflirsten. D. Warschau 8. September
1668.
[Geriiige Aussichten der moskowitiscben Partei. Die Anbänger CondeV Sobieski's
Reise nach Preussen.]
Der päpstliche Nuntius und die Geistlichkeit suchen des Moskowiters 8. Sept.
Faction durch alle ersinnliche Wege zu brechen, dieselbe nimmt auch ab'),
seitdem die Moskowiter haben merken lassen, dass sie durch die vorgeschlagene
Union nicht meinen, sich dem Papst zu submittieren, sondern verlangen, dass
die Päpstlichen zu ihnen, als den älteren, umtreten. Auch der König hat des-
wegen jetzt bessere Hoffnung, nachdem der Zar nicht seinen ältesten Sohn,
sondern den anderen, der noch nicht 8 Jahre alt ist, zur Krone zu erheben
trachtet und sich auch dazu nicht verstehen will, dass derselbe den catholischen
Glauben annehme. Am meisten wird jetzt von Lothringen und Florenz
gesprochen, doch glaubt man, dass der Primas, der K.V.Kanzler, die Herren
Paz und der Reichsschatzmeister (etliche meinen auch, dass der K.G.-
Feldherr mit dabei sei) vor allem versuchen wollen, mit ihrem alten Can-
didatenConde durchzudringen, und erst, wenn dieses misslingen sollte, einem
von den Obgenannten beifallen wollen. Verdächtig ist auch, dass der K.G.Feld-
herr gleich nach erfolgter Ab dication des Königs mit etlichen seiner Vertrauten
unter dem Prätext, seine aus Frankreich kommende Gemahlin zu empfangen,
nach Preussen gehen und in Mewe, Schwetz und bei der Montauschen Spitze
Volk legen will.
') Vgl. Pufendorf X. § 74 (S. 709); Krebs S. 202f.
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380 III. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Der Kurfürst au v. Ho verbeck. D. Königsberg 13. September
1668.
[auf die Relation vom 8. September. H. soll die bisherigen Anhänger der mosko-
witiscben Partei für Pfalz-Neuburg zu gewinnen suchen, mit dem moskowitischen
Gesandten in Verbindung treten. Die Besitznahme von Draheim.]
13. Sept. Da jetzt die moskowitische Partei abzunehmen beginnt, so soll H. darch
zuverlässige Personen die einflussreichsten Mitglieder derselben in Littauen für
die Wahl Pfalz -Neu bürg s zu gewinnen suchen und sie versichern ^ ihre
Dienste sollten wirklich recompensiert werden, Kf. wolle selbst Guarant dafür
sein, 2) soll er den Verdacht, als ob Kf. jemandem mit Gewalt zur Krone zu ver-
helfen gedenke, zu beseitigen suchen. 3) Kf. übersendet ihm ein Schreiben
Nasczokins*), er wünscht, dass H. durch Gelegenheit desselben mit dem
dortigen moskowitischen Gesandten in Correspondenz trete, doch so, dass
er dadurch bei den Polen keinen Verdacht errege; auf Befragen soll er dem-
selben erklären, die beabsichtigte Sendung Dönhoffs^) hätte nur den Zweck
gehabt, die gute Correspondenz und Freundschaft mit dem Zaren zu unterhalten.
4) soll H. sein Gutachten darüber abgeben, ob die Conjuncturen nach geschehener
Abdikation so beschaffen sein mochten, dass die Wahl zu befördern, oder aber
noch etwas zu differieren. 5) Kf. hat Draheim^) am 28. August st v. in
Possess nehmen lassen, es ist ohne die geringste Weitläufigkeit oder Contra-
diction abgegangen; sollte dort deswegen etwas zu des K f. Präjudiz vorkommen,
so soll H. dem entgegenwirken.
') Afauas Laurentewicz Nasczokin (s. ürk. u. Act. VIII. S.74, Hirsch,
Die ersten Anknüpfungen zwischen Brandenburg und Russland unter dem G. Kur-
fürsten II. S. 32f), damals Haupt einer Gesandtschaft, welche der Zar Alezei zu
Verhandlungen mit Polen und Schweden nach Kurland geschickt hatte. Derselbe
schreibt an Kf. (d. Neustadt in Kurland 26. August 1668), der Zar habe ihm befohlen,
mit Kf. zu correspondieren, und bittet ihn, seinem Gesandten in Warschau zu be-
fehlen, mit den dortigen Gesandten des Zaren gute Correspondenz zu pflegen.
'0 Kf. hatte zu Anfang des Jahres 1668 beabsichtigt, eine feierliche Gesandt-
schaft an den Zaren zu schicken, um diesem zu dem Friedensschluss mit Polen zu
gratulieren, seine Bereitwilligkeit, als Vermittler an den bevorstehenden weiteren
Verhandlungen mit Polen wegen eines ewigen Friedens theilzunehmen, auszusprechen
und womöglich den Zaren durch den Hinweis auf die entgegenstehenden Schwierig-
keiten von der polnischen Throncandidatur abzubringen. Kf. hatte dazu den Grafen
Friedrich v. Donhoff bestimmt, da aber die für eine solche grosse Gesandtschaft
nöthigen Geldmittel von der Preussischen Regierung nicht beschafft werden konnten,
so hatte er statt dessen den Hofjunker des Fürsten Radziwill, Arciszewski, im Juli
nach Rossland geschickt, der aber nur bis Kurland kam, dort von Nasczokin lange
aufgehalten wurde und schliesslich, da ihn derselbe nicht nach Russland weiter reisen
lassen wollte, im September zum Kf. zurückkehrte.
3) S. Pufendorf X. § 64 (S. 703); Kochowski 111. S. 342.
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Besitzergreifung von Uraheim. Abdankung des Königs. 381
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 16. September
1668.
[Die Abdankung. Geldzahlung an den Primas und den Starosten von Radom.]
Die Abdikation') ist wirklicli heute Nachmittag 3 Uhr in der Senatoren- 16. Sept.
Stube erfolgt, mit mehrerem Respect als der Reichstag, weil fast alle Anwesende
ihre Wehmath und Leid zu scheiden mit Thränen bezeugt. Es wird jetzt nöthig
sein, je eher je lieber für den Primas') und für den Starosten von Radom^)
etwas zu übermachen, für den ersten einen Wechsel von ein Paar tausend Du-
caten oder wenigstens m/10 Gulden polnisch guter Münze, für den letzteren,
der sehr dürftig und von lothringischer Seite sehr gesucht ist, wenigstens einen
Wechsel auf die ihm bewilligte Pension von 4(X)Rthlr. Nach erfolgter Wahl
würde nicht so gross mehr nöthig sein, mit solcher Pension zu continuieren.
Die Geheimen Käthe an v. Hoverbeck. D. Königsberg
18. September 1668.
[auf die Relation vom 16. Sept. Die zu zahlenden Gelder.]
Stratman^), mit dem sie auf Befehl des Ef. namentlich wegen Beischaffung 18. Sept.
der Gelder communiciert haben ^), versichert, der Pfalzgraf werde die nöthige
Anstalt dazu machen, es würden jetzt schon in Danzig dazu auf ein anderthalb
mal m/100 Rthlr. bereit sein, auch bei allen Posten noch mehr Wechsel dahin
Übermacht; m/10 Rthlr. in gutem Gelde liegen hier bei ihm parat, von denen
Kf. meint, dass m/10 Gulden poln. dem Primas und ehensoviele Sobieski und
») S. Kocbowski III. S. 327ff.; Pufendorf X. § 73 (S. 708).
^) Derselbe hatte, me H. am 23. Juni 1668 meldet, sich zu vertraulicher Corre-
spondenz mit dem Kf. in der Wahlangelegenheit erboten und zu verstehen gegeben,
da ein Interregnum für ihn sehr grosse Spesen nach sich zöge, würde er nicht be-
stehen können, wenn ihm nicht von seinen Patronen und Freunden mit Geld unter
die Arme gegriffen werde.
*) Nicolaus Podlodowski, s. oben S. 324.
*) Schon im Februar 1667 (S. oben S. 330) hatte Pfalzgraf Philipp Wilhelm
seinen Rath Stratman an den Hof des Kf. geschickt, jetzt, September 1668, hatte
er denselben aufs neue dorthin gesendet.
^) Kf. selbst schreibt an den Pfalzgrafen, mit dem er inzwischen auf Grund von
Verhandlungen, welche er seit dem Juli durch Blas peil mit ihm hatte führen lassen,
die neuen Verträge über Ravonstein am I.September 1668 (v. Mörner S. 330ff. s.
ürk. u. Act. XI. S. 738) abgeschlossen hatte, (d. Königsberg 10./20. September 1668),
die Abdikation sei erfolgt, die Dinge in Polen ständen gut, aber es sei nöthig, baares
Geld bei der Hand zu haben, der Pfalzgraf möchte dafür sorgen, dass es an diesem
so hoch nöthigen Requisit nicht fehle, er habe vorläufig dessen Residenten lOOOOTba-
1er vorgeschossen; ebenso meldet er am 26. October, dass er, um Potocki, dereinen
grossen Anhang und Credit bei der Republik habe, zu befriedigen, 12 200 FI. den
Abgesandten desselben avanciert habe.
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^
382 HI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Potocki') angewiesen werden sollen, falls nicht H. glauben sollte, dass dieses
Geld auf andere Weise nützlicher verwandt w-erden könne. Er soll auch mit
Giese darüber reden und diesem berichten, Polanowsky*) und die beiden
Fürsten RadziwilP) würden ihre Gelder zu Danzig empfangen müssen, auch
Graf Dönhoff*) werde dort das versprochene Geld erhalten. H. soll mit den
übrigen, denen noch etwas gegeben werden muss, handeln und einem jeden
nach Proportion der Dienste, die man von ihm zu erwarten, aber immer mit
Zustimmung des jungen Giese, Versicherung thun. H. soll sich auch erkundigen,
auf welche Weise ein jeder sein Geld empfangen wolle, wenigstens müssten sie
gegen Empfang des Wechsels oder der Anweisung einen kleinen Schein oder
Quittung geben. Für den Starosten von Radom*) liegen 200Ducaten bereit
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschan 20. September
1668.
[Verdächtigungen gegen Kf. wegen der Besitzergreifung von Draheim. Neue Auf-
forderung an die fremden Gesandten abzureisen]
20. Sept. Auf die Nachricht von der Besitzergreifung Draheims, die aus Grosspolen
hier erst einige Tage nach der Abdication des Königs eingetroffen, haben nament-
lich die von der Condeschen Faction die Sache sehr exaggeriert % als wenn Kf.
damit nur auf das Interregnum gewartet und bei demselben im Trüben zu fischen
gesucht, er hat dagegen bei dem Erzbischofe, dem Könige, und anderen Sena-
toren und Landboten die nöthigen Vorstellungen gemacht, doch benutzen die
Uebeiaffectionierten den Umstand, dass dieses nicht früher, sondern erst bei
der vorstehenden Abdication geschehen, um Kf. zu verdächtigen, als hätte er
andere gefährliche Desseins vor.
Allen') anwesenden Gesandten und Envoy^s und sogar Sekretaren ist an-
gedeutet w^orden, sie möchten sich, um allen Argwohn der Correspondenz mit
den Ständen zu verhüten, bis zur Election von hinnen erheben. Der kaiser-
») Der K.U.Truchsess Felix Potocki, s. oben 8.366.
^j Alexander Polanowski, Fäbndrich von Sanok.
*) H. hatte am 19. Juni 1668 berichtet, der preussiscbe Statthalter hätte ihm
erklärt, er und sein Vetter, der Woiwode von Wilna [Fürst Michael Radziwill]
ständen von ihren hoben Forderungen ab und wollten mit lOOOOOpoIn. Gulden zu-
frieden sein, doch sollte der Pfalzgraf versichern, jedem von ihnen eine jährliche Pen-
sion von 10 000 Rthlrn. zu zahlen, bis soviel an königlichen Gütern oder Starostoien
erledigt sei, beide verlangten ausserdem, dass in ihren Woiwodschaften keine Charge
anders als auf ihre Recommendation vergeben werde.
*) S. oben S. 374.
^) S. oben S. 381.
6) S. Kochowski III. S. 342; Pufendorf X. § G4 (S. 703); Stoderts Be-
richt an den Danzij^er Rath vom '28. September 1668 (Hirsch, Zur Gesch. der poln.
Königes wähl S. 9;')).
') Vgl. Pufendorf X. § 7i> (S. 707).
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Wahlagitation. Ausweisung der fremden Gesandten. 383
liehe und der moskowiti sehe Gesandte aber haben erklärt, erst ihrer Herren
Befohl abwarten zu müssen, und auch er hat desgleichen gethan. Der König,
der Bischof und der Woiwode von Cracau, sowie der K.Truchsess Potocki
rathen hierzubleiben, der Erzbischof aber droht, wenn die ministri publici nicht
weggehen wollten, nach Lowicz zu gehen, oder, wenn er hierbliebe, wollte er sich
mit allen Anwesenden verbinden, keinen zu sich zu gestatten oder zu sprechen ').
V. Hoverbeck an den KarfUrsten. D. Warschau 26. September
1668.
[Die Condesche Partei. Passendste Verwendung der Geldmittel.]
Er hat viel damit zu thun gehabt, bei den Senatoren und dem Primas zu 26. Sept.
unterbauen, dass der D r ah e im sehen Sache nicht gar zu invidiose in dem Aus-
schreiben afi die Kreistage gedacht werde.
Bei dem Wahlnegotium werden sich viel mehr Schwierigkeiten finden, als
man vermuthet hat, des Moskowiters Partei nimmt zwar merklich ab, doch
ist bei der herrsehenden Verbitterung zu fürchten, dass sie etwas mit Gewalt
tentieren. Die Condesche Faetion hält sehr stark zusammen und hofft, den
Eonig von Frankreich wieder auf die vorigen Gedanken zu bringen, sie ver-
lassen sieh namentlich auf die littauische Armee, hoffen auch den K. Feld-
herrn zu gewinnen, sollen auch Vorhabens sein, durch Fürst B. Radziwill
dem Kf. grosse Avantagen anzubieten. Den Tataren werden jetzt m/100 Rthlr,
gegeben, um mit deren Cooporation den äussersten Versuch zu machen, durch-
zudringen, sollte aber dieses durchaus impracticabel erscheinen, dann erst wollen
sie Pfalz-Neuburg und Lothringen auf die Bahn kommen lassen, die sich
dann gegen einander wiegen und schätzen möchten. Sehr unvortheilhaft ist es,
dass man eben zu dieser Zeit, da am meisten zu arbeiten wäre, die fremden mi-
nistros hin weggeschafft haben will, der kaiserliehe bricht übermorgen von hier auf.
Bei so gestalten Sachen rathen etliche WohlafTectionierte, mit allen
Ausgaben an sich zu halten und sich kegen die Election wohl anzu-
schicken, andre aber, von nun an Freunde zu machen, damit sie sich
nicht anderswo engagiren. Allein ich — wollte wohl der Mittel wegen
vor das beste halten dergestalt, dass bei vorstehender Convocation in
allen Woyewodschaften etwas zur Angab gereicht, zum losdrucken aber
0 Kf. weist H. an (d. Königsberg, 27. September 1668), vorläufig in Warschau zu
bleiben und das Werk unter der Hand weiter zu treiben; am 6. Octob er erlaubt er ihm
abzureisen. Doch ist B. noch bis Ende Oetober in Warschau geblieben (über die Unter-
redung desselben mit dem Danziger Sekretär St oder t, in welcher er darauf hinweist, wie
nothwendig es für Danzig sei, mit Kf. zusammenzuhalten, s. dessen Bericht vom 5. Oetober
bei Hirsch S. 97) ; am 24. Oetober berichtet er von der Reise, von Krczywckoga aus, anKf.
über eine Unterredung, welche er noch in Warschau mit dem moskowitischen Ge-
sandten gehabt.
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?,^A ;,:. h'*i>?.":-z ^r: p ,rt. : -4—5':...
e. VerhaiKlIuiigen während des Interregrnums.
Ht Nieriiirvcz'y an den Kurfürsten. D. Mewe 26. Oetober
1668,
[ErkUnmi^en .Sobieski'*.]
2i'f. Ot:t Kr ^lat dem G,F*:I'3lH'rrn aii«^rinandfrrgesetzt. dass die Vertrage, welche Kf.
7M iiuuiiU'M Nf;ubijr^4 g<'wrhloss<;n, nur auf Erhaltung der freien Wahl zielten
und dann Kf« durch Luhomirski und andere Senatoren und angesehene Adlige
darum n/'MV'.n worden w;i. AI« jener nach den Namen der anderen fragte,
wollte; N. «tie nicht Haaren, bi» er erklärt hätte, wem er bei der Königswahl
wrine Stimme g'hen wurde, S. aber behauptete, er wüsste wohL Labomirski,
der O.Kanzler LcHCzynHki, der Ka.stellan von Posen und Niemiricz hätten
((^^en den König, die Konigin und den ganzen Hof die Oberhand behalten.
Hchlien-^lich verHicherU^j S., er hätte nicht gebilligt, was ihre Gegner gegen sie
gethan hätten, er »ehe bisher in den Handlungen des Kf. nichts, was Polen
und dehHen Freiheit verletzen konnte, d'ou est provenn qall s'est declare
enti<;reuient pour Mr, lo Duo de Neubourg, mais que personne n'en scache
rien dcvant Telection.
') I)ein entMpn'rhcnd rath er am 5. Oetober , auf den bevorstehenden Convo-
rttlloimr^'jrhMtog CriMlitbricfe über c. 200(K)Rthlr. zu schicken, um einige in jeder
WoiwoilHihaft zu gewinnen, für den Wahltag selbst aber mindestens aOOOOORthlr.
beniit zu halten.
''') S. über dcnHolben o!)en S. 248. Kf. hatte Anfang Oetober seinen soeben erst
aus .Schweden zurückgekehrten Gesandten L. G. v. Crockow an den damals in
rrousHon sich aufhaltenden K.G. Feldherrn Sobieski geschickt, um denselben in
Meinem Namen zu !>egrÜHH«n, das Verhalten des Kf., namentlich die Besitznahme von
Drahüim zu rechtfertigen und in der Wablangelegenbeit mit ihm zu verhandeln, hatte
denHclbcn zugU»ich beauftragt, sich auch zu dem Woiwoden von Pommerellen Igna-
tiuH Hakowski, welcher «ich schon früher (s. oben S. iHB, Krebs S. 180) für die
neuburgJHcho Sache hatte gewinnen lassen, zu begeben, und hatte gleichzeitig auch
seinen KrbHchenk Km k t (J ottlieb v. Horstet an den letzteren entsendet, s. die Be-
richte beider vom 14. Octol>er 1()()8 bei Hirsch, Zur Gesch. der poln. Konigswahl
S. I!i7fr. Auf den Wunsch des neuburgischen Gesandten St rat man schickte er
jot/t NiiMnirycz an Sobieski, um demselben die von dem Pfalzgrafen vollzogene
Uiillllcution di's mit dies(Mn abgeschlossenen Vertrages zu überbringen.
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Sendungen des Niemirycz und Scultetus. 385
Memoriale fUr J. Scultetus. Sign. Königsberg 16. November
1668').
[Aufträge an den Erzbischof und an andere polnische Grosse.]
Wenn er angefochten würde, dass er als ein Fremder nicht da sein könnte, IG. Nov.
soll er sagen, dass, wenn er nur die Schreiben an die Republik^) übergeben,
er sofort weg gehen wollte, und wenn man ihn deswegen hart treiben würde,
soll er es auch wirklich thun.
Bei dem Erzbischof soll er sich über die gegen Kf. ausgestreuten Ver-
leumdungen beschweren und bitten, dass dergleichen wenigstens nicht in publico
consessu vorgebracht werde.
Er soll sich um Versöhnung des G.Kanzlers und des Castellans von
Posen bemühen, den Bischöfen von Cracau und Cujaw danken, dass sie
sich des Kf. so treu annehmen, dem Erzbischof auch anzeigen, wenn Fürst
Wischn'owitz'^) so zu schreiben fortfahren würde, so würde Kt den ganzen
Verlauf der Sache der Republik schriftlich darlegen. Jedermann hat er zu ver-
sichern, dass Kf., wenn er erfahren sollte, dass irgend ein Potentat sich mit
Volk nahem würde, dieses der Republik anzeigen und nach Kräften verwehren
würde, er selbst wäre diesmal wider den Gebrauch ohne einiges Volk nach
Preussen gekommen, damit die Republik keine Ombrage davon haben möchte.
Berichte des J. Scultetus aus Warschan 24. November — 18. De-
cember 1668.
Er ist gestern hier angekommen. Auf den Rath des Fürsten Statthalters und 24. Nov.
des Castellans von Posen, bei denen er sich sogleich angemeldet, hat er die
Schreiben des Kf. vorläufig noch zurückbehalten, hat aber heute früh den
Erzbischof besucht, demselben des Kf. Schreiben übergeben und sich wegen
der gegen Kf. ausgestreuten Verleumdungen beschwert; derselbe erklärte, bei
dieser Convocation**) sei in publico consessu nichts davon öffentlich ausgebracht
worden, ausser (iass die Deputierten von der Armee etwas libere wegen der
0 Vgl. Stoderts Relation vom 30. November 16G8 (Hirsch, Zur Gesch. der
poln. Kunigswahl S. 99).
^ Rechtferligungsschreiben betreffend die Besitznahme von Draheim, dieselben
sind in den Akten nicht erhalten.
') Fürst Demetrius Wiszniowiecki, welcher jetzt den mit Kf. woj^en Dra-
heims abgeschlossenen Handel (s. oben S. 3G5) abzuleugnen suchte.
*) Ueber den vom 5. November — 6. December 10(58 tagenden Convocationsreichs-
tag s. ausser dem sehr dürftigen Bericht bei Kochowski III. S. 341 f. jetzt die von
dem Danziger Sekretär Adrian Stodert angefertigten, dem Rathe von Danzig zu-
geschickten Protokolle (Recessus comitiorum convocationis) bei Hirsch a. a. 0.
8. 31 ff. und die Relationen Stoderts aus derselben Zeit el>enda.selbst S. 94 ff.
Mater. %. Gesch. d. O. Kurfürsten. XII. 25
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38f> ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Occupiening Draheims gesprochen, dem aber er und etliche Bischöfe entgegen-
getreten wären ^), auch er rieth ihm, das Schreiben an die Republik vorläufig
zurückzubehalten und erst morgen früh wieder zu ihm zu kommen.
27. Nov. Trotz alles Sträubens der Bischöfe und Senatoren haben doch alle den von
dem Castellan von Lemberg*) vorgeschlagenen Eid*) schwören müssen. Der
Castellan von Posen meint zwar, dass dieser Eid nichtig sei, doch ist es eine
nachtheilige Sache, da der Littauische G.Kanzler, der Hofmarschall und andere
dieselbe benutzen werden, um Pfalz-Neu bürg zu excludieren, der ebenso wie
Gonde per illicita media die Krone affectiert habe. Das Lothringische Interesse
wird hauptsächlich durch die Jesuiten*) getrieben, der Castellan von Posen
räth daher, dass auch Pfalz- Neuburg seine Jesuiten hereinschicken und durch
dieselben eine Gegenfaction machen lassen solle.
29. Nov. Obwohl er sich bei Tage ganz verborgen hält und nur des Nachts , nicht
ohne Lebensgefahr, herumgeht, so hat man doch seiner in der Senatorenstube
bereits gedacht und geschrieen, ihn wegzuschaffen, welches auch nach geendig-
ter Convocation unzweifelhaft geschehen wird, da der Erzbischof alle frem-
den ministros von hinnen wegschaffen und eine Zeit bestimmen soll, gegen
welche sie sich wieder einfinden können.
30. Nov. Er hat mit dem K.O.Kammerherrn*) wegen der Draheimschen Sache
und wie dem Fürsten von Wischnowitz das Maul zu stopfen sei, geredet
Derselbe berichtete, dass er an den Fürsten geschrieben, dessen procedere scharf
getadelt und gedroht habe, während der Convocation Öffentlich den ganzen Her-
gang der Sache und wieviel Geld er schon durch Ho verbeck empfangen,
darzulegen. Doch rieth derselbe, wenn der Fürst schwiege, die Sache nicht
weiter aufzurühren.
Da er gestern erfahren^), die Armee dürfte die Winterquartiere in Gross-
polen erhalten und der G.Feldherr Draheim mit unter die assignationes
rechnen und austheilen, so hat er dagegen bei dem Erzbischof und den
Bischöfen von Cujaw und Cracau Vorstellungen erhoben und erklärt, Kf.
würde das unter keinen Umständen dulden, ebenso hat er deswegen mit dem
Castellan von Posen geredet, derselbe hat Gursinski^) an den Feldherrn
geschickt und von diesem das Versprechen erhalten, dort weder Truppen ein-
zuquartieren noch sonst dem Kf. üngelegenheiten zu bereiten.
G. Dcc. ^1® Convocation ist erst heute um 6 Uhr morgens geschlossen worden,
') S. den Bericht über die Sitzung vom 15. November Recessus comit. S. 3G.
^ Alexander Maximilian Fredro.
3) S.Pufendorf X. §82 (S. 715f.), Recessus comit. S. 34ff., die Eidesformel
ebendaselbst S. 41.
*) S. Stoderts Relation vom 30. November 1G68 (S. 99).
*) Graf Theodor Dönhoff s. ebendas. S. 99.
♦0 S. ebendas. S. lOOf.
^) Andreas Griidzinski. Wojwndo von P(»sen.
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Scultetus' Berichte. 387
beim Schluss soll der G.Feldherr die Frage wegen Draheim')., ob auch dort-
hin Truppen in die "Winterquartiere zu legen, vorgebracht und sollen die meisten
dahin gestimmt haben, man solle Kf. nicht turbieren , sondern jemand an den-
selben schicken, um anzufragen, was wegen Draheim vorgegangen, der Woi-
wode von Lublin Rey hat aber votiert, der Feldherr sollte zwar keine Volker
in die Starostei schicken, aber Brotgeld darauf assignieren, und obwohl der
Erzbischof und andere es dahin gebracht, dass er endlich still geschwiegen,
so fürchtet Sc. doch, der U.Kanzler und andere dem Kf. feindlich Gesinnte
könnten dies benutzen und vielleicht hiervon einen Punkt in die Konstitution
setzen lassen, er wird dem aber vorzubauen versuchen.
PS. Oberstlieutenant Berents, der bei dem Woiwoden von Reussen
Jablonowski und dem G.Marschall grossen Einfluss hat, versichert, dass
letzterer noch die französische Faction treibe, seine Frau und der Schatzmeister
Morst ein hielten ihn ganz gebunden.
Der Kastellan von Posen hat vor seiner gestrigen Abreise ihm und dem 13. Dec.
Neuburgischen Minister mitgetheilt, der Erzbischof und Morst ein wollten
die französische Partei, wenn sie könnten, auch wohl violentis mediis durch-
treiben, doch würden sie es wohl nicht dahin bringen, da der Feldherr selbst
zu zweifeln anfange, auf allen Fall habe er mit den für Pfalz-Neuburg affectio-
nierten Senatoren beschlossen, dass sie zwar zu Anfang der Election hier sein
und derselben beiwohnen wollten, das Generalaufgebot aber in Gross- und Klein-
Polen erst Ende Mai publicieren wollten, damit 'Äu der Zeit, wenn es zum Vo-
tieren käme, der Adel auf den Grenzen bereit stehen und diejenigen, welche
etwa mit Gewalt durchdringen wollten, zurückhalten könnte, schon jetzt sollten
Emissäre in die Woidwodschaften geschickt werden, um dem Adel die Gefahr
von Frankreich zu remonstrieren und die Inclination auf den Pfalzgrafen zu
richten. Der König bemühe sich für jenen bei den Masuren, habe aber auch
von der mala fides des Kaisers gesprochen. Kf. möchte durch seinen Residen-
ten am kaiserl. Hofe remonstrieren lassen, der Castellan und der G.Kanzler
wollten auch zu demselben Zwecke jemand dorthin schicken. Man sollte suchen
durch Beziers Morste in von der französischen Partei abzubringen. Sieben
Bischöfe (von Cujaw, Crakau, Luceorien, Plozko, Posen, Chelm und
Wilde) hätten sich für Pfalz- Neuburgs Wahl erklärt. Die Lothringische
Faction ist zwar noch stark, doch scheint von Senatoren nur der Kastellan
von Lemberg*) derselben anzugehören.
Obwohl der Erzbischof wieder seiner Abreise gedacht und versichert
hat, dass in die ConfÖderation sowohl wegen Draheiras als auch sonst nichts
des Kf. Interessen Präjudicierliches gebracht sei, will er doch sehen hierzublei-
ben, bis dieselbe, die schon in Druck gegeben'), ganz fertig sein wird.
•) S. Stoderts Relation vom 6. December 1GC8 (S. 100).
2) Alex. Maximilian Fredro, s. Stoderts Relation vom 30. November 1G68
(S. 99f.).
3) S. Vol. legura IV. S. lOlöflF.
25*
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388 in* Rrandenbarg and Polen. 1664—1673.
18. Dec. ])eT Koni^';, bei dem er Audienz gehabt nnd den er gebeten, mit dem
Feldherm darüber zu sprechen, das« Draheim nicht von den Soldaten be-
lästigt werde, hat es versprochen; die Wahl, meinte er, warde wohl noch lange
sich hinziehen, namentlich worden sich die von der moskowitischen Partei
dararo bemuhen, damit inzwischen der Zar mit Ueeresmacht einbrechen könnte.
Er wird, sobald er ein Exemplar der anf dem hiesigen Grod niedergelegten
Confocferation (der Dmck wird erst nach Neujahr fertig sein) erhalten hat,
abreisen.
Memorial für den KnrfÜrstl. Hof- und Lesrationsrath Ahas
fc)*"
verns v. Lehndorf. Sign. Königsberg 15. December 1668.
[Aufträge an den Bischof von Ermland.]
15. Doc. Er soll sich zum Bischof von Ermland*) begeben und diesen wegen der
polnischen Angelegenheiten befragen, auch, falls von den Candidaten der pol-
nischen Krone die Rede sein und jener sich nicht von selbst expectorieren
sollte, sondieren, auf welchen Kandidaten der Bischof am meisten incllniere,
und, wenn Pfalz-Neubnrgs Meldung geschehen sollte, denselben empfehlen.
Scliliessiich soll er dem Bischof vorstellen, Kf. schmerze es sehr, dass von
seinen Feinden seine actiones, namentlich die Besitzergreifung von Draheim,
so traduciert würden, und ihn bitten, dem entgegen zu wirken.
A. V. Lehndorf an den Kurfürsten. D. Königsberg 26. December
1668.
[Aeusserungen des Bischofs von Ermland.]
'2(>. Dcc. Der Bischof behauptet, wegen des zu wählenden Subjecti nichts gewisses
determiniert zu haben und auch vorläufig nicht determinieren zu können. Von
domMoscowiter wollte er nichts wissen und meinte, derselbe hätte garkeine
Aussicht. Von Frankreich behauptete er, es habe sich aller Pratension be-
geben und würde regressus nicht gestattet werden. Auch von Lothringen
meinte er, derselbe habe schlechte Aussichten, wohl aber Pfalz-Neuburg,
falls man nur bei den ferneren Proceduren impeccable verfahren werde, es
schade demselben bei dem Adel sehr seine Inclination zu den Jesuiten.
Der Bischof hat sich ligiert mit dem G. Feldherm, dem Woiwoden Ruski')
und anderen reussischen Grandes und dem Woiwoden von Pomm ereilen*), er
') 8. über dessen wechselnde Aufenthaltsorte in dieser Zeit Hirsch S. 94
Anm. 5.
^) Johann Stephan Wydzga.
^) Stanislaus Johann Jablonowski, Woiwode von Reussen.
*) Ijjfnatius Bakowaki, s. oben S. 378f.
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Sendungen Lehndorfs und Scultetus'. 389
hat unter Händen die Historie unsers saeculi; seine Gedaniien stehen nach dem
rothen Hut, er hat nach der Wahl eine Reise nach Rom vor *).
Memoriale, wonach sich Scultetus bei der Negotiation in
Grosspolen zu richten haben wird. Signatiim Königsberg
15. Januar 1669.
[Aufträge an den Castellan von Posen, den G.Kanzler und andere polnische Edel-
leute, bei denen er för den Pfalzgrafen wirken soll.J
(Conc. J. V. Hoverbeck.)
Er soU Pfalz-Neuburg recommendieren und berichten, wie er einen 15. Jan.
oder andern disponiert finden wird. Mit dem Castellan von Posen hat er,
wenn sich derselbe gewlerig zeigt, zu überlegen, wie die anderen Concnrrenten
abzuwehren und des Pfalzgrafen Intention zu befördern sei, insbesondere, wie
der auf der letzten Convocation geleistete Eid') zu divertieren oder wenigstens
es dahin zu bringen sei, dass die letzte Glausul desselben auch auf Lothrin-
gen angezogen werde; wenn so Moscaa, Conde und Lothringen in
gleiche Verdammnis mit Pfalz-Neuburg gesetzt werden, so wird der Eid
letzterem wenig schaden, da jedenfalls die Stände sich selbst deswegen werden
dispensieren müssen. Sie sallen auch überlegen, wie der Castellan von Lern-
berg, Fredro, der sich fräher dem Pfalzgrafen geneigt gezeigt, und der Vicc-
kanzler zu gewinnen seien, ferner soll er letzteren zur Aussöhnung mit dem
G.Kanzler zu bestimmen suchen.
Bei dem G.Kanzler soll er sich um eben diese Aussöhnung bemühen,
ferner soll er ihn, den der kaiserliche Hof durch grosse beneficia zu devincie-
ren gesucht, auf der Seite Pfalz-Neuburgs zu halten versuchen; er soll auch
dessen Gemahlin, sowie die bei ihm einflussreichen Woyakowski, Gorecki,
und Bojanowski zu gewinnen suchen, die beiden letzteren durch ein
paar hundert Ducaten, Woyakowski soll er vom Pfalzgrafen wenigstens
1000 Ducaten und eine Pension, bis er eine vornehme Prälatur erhalten, zu-
sichern.
Auch den bei der Ritterschaft sehr einflussreichen Succamerarius Calissiensis
Krycki^), der früher condeisch, seit der Königin Tod aber sich neutral gehalten,
soll er zu gewinnen suchen, ebenso mit Hülfe des Castellans von Posen die
^} v. Lehndorf wird Ende März 1669 auch zu dem littauiscben G.KanzIerPac
geschickt, um mit demselben wegen der Wablangelegenheit zu verhandeln, er wird
von demselben sehr freundlich empfangen, erhält aber keine bestimmte Erkl&rung;
Pac erklärt, erst in Warschau bei der Wahl selbst näher darüber verhandeln zu
wollen. Vgl. Krebs S. 199. 205.
») S. oben S. 386. Vgl. Pufendorf X. § 82 (S. 716).
') Stanislaus Krzycki.
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390 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Woiwoden von Kaiisch') und Inowlotz*), auch Gorzyuski^) ist beizu-
behalten, um Polanowski*) und andere Häupter der Armee iu Devotion zu
halten und den ihm sehr vertrauten Castellan von Keusch -Lemberg*) zu ge-
winnen. Ferner soll er die Besitzergreifung von Draheim rechtfertigen und
gegen die Ausladung der kurf. Käthe *^) auf das Capturgericht remonstrieren.
J. Scultetus an deu Kurflirsteii. D. Dresdowa 23. Januar
1669.
[Millheilungen Gninski's.]
23. Jan. Er hat unterwegs den Woiwoden von Culm Gninski getroffen, der zu
dem preussischen Seymik nach Graudenz^) reiste, derselbe furchtet, dass das
Wahlwerk noch durch viele Intrigucn werde hingezogen werden, namentlich
durch den Streit zwischen den Pac und RadziwilP), ferner äusserte der-
selbe, er hätte kurz zuvor in Warschau gehört, Kf. finge schon an zu hinken
und suche jetzt mehr das Condesche als Neuburgische Interesse zu befördern,
wogegen er auf das eifrigste protestiert hat. Dann sprach G. davon, dass der
Erzbischof Goiniczewski nach Moscau geschickt, um des Zaren Intention
gegen Polen zu penetrieren, derselbe wäre jetzt zurückgekehrt, hätte aber nicht
penetrieren können, was jener im Schilde führe, er scheine zu lauern und gerne
haben zu wollen, dass die Kepublik ihm jetzt eine Veranlassung zur Ruptur
gebe. Mit dem Vergleich zwischen dem G.Kanzler und dem Castellan von
Posen zeigte er sich, gewiss aus Privatfeindschaft gegen den letzteren, unzu-
frieden.
■) Johann Opaliuski, Stiefbruder des Castellans von Posen.
■■*) Christoph Zegocki.
^) Andreas Grudzinski, Woiwode von Posen.
*) S. oben S. 382.
^) Alex. Maximilian Fredro.
*) Infolge von Grenzstreitigkeiten bei der Besitzergreifung von Draheim hatten
zwei Edelleute aus Grosspolen, v. Manteuffel und v. d. Goltz, den von dem Kf. mit
der Besitzergreifung betrauten Kommissar v. Wedell und Joh. v. Hoverbeck vor
das Capturgericht der Starostei Crone geladen.
0 S. Lenguich, Gesch. der preussischen Lande VIII. S. 6.
^) Derselbe war dadurch entstanden, dass König Johann Kasimir kurz vor
seiner Abdankung die durch den Tod des littauiscben U.Kanzlers Naruszewitz er-
ledigte Würde desselben nicht dem von den Pac begünstigten littauiscben Feld-
schreiber Polubinski, der schon früher die Anwartschaft darauf erbalten, sondern
dem littauischen U.F'eldherrn Michael Radziwill übertragen hatte; schon auf dem
Convocationsreichstage war es deswegen zu heftigen Streitigkeilen gekommen, s.
Uirsch S. 39f. 1(X), Krebs S- 205.
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Scultetus' Berichte. 391
J. Scultetus an den Kurfürsten. U. Goschlin 30. Januar
1669.
[Erklärungen des G.Kanzlers.]
Der G.Kanzler hat ihn versichert, der neuburgischen Sache treu zu sein, 30. Jan.
er wollte aber zu keinem Kriege Veranlassung geben, der Pfalzgraf müsste die
Sache nicht zu furiose treiben; zu einer Versöhnung mit dem Castellan von
Posen, obwohl er über denselben sehr klagte, zeigte er sich geneigt; auch
wegen Hintertreibung des juramenti *) auf dem Kreistage zu Schroda wollte er
sich bemuhen, doch wäre nur Aussicht auf Erfolg, wenn einige Edelleute die
Sache selbst auf die Bahn brächten. Dass Sc. selbst nach Schroda ginge, da-
für war er nicht, sondern rieth, derselbe möchte sich so lange in Posen auf-
halten, er wollte sagen, Sc. sei wegen der Ausladung an v. Hoverbeck und
V. WedelP) an ihn geschickt worden. Auch der G.Kanzler erwähnte, ihm
sei erzählt worden, Kf. hätte gänzlich die französische Partei angenommen und
bemühe sich nur zum Scliein für den Pfalzgrafen; dies Gerücht scheint von der
lothringischen Partei herzurühren**).
IJericlite des J. Scultetus aus Warschau 29. April — 19. Mai
1669.
Der Erzbischof, den er zu Praczmow angetrofTeu, hat den Gesandten 29. April,
des Kf. die Quartiere assigniert, derselbe klagte sehr über die Intriguen und
Widerwärtigkeiten, alles käme von der unglückseligen Abdication des Königs
her, die er immer widerrathcn habe. Er wünsche nur, Kf. entschlösse sich
die Religion zu ändern und selbst als Candidat aufzutreten. Sc. lehnte dies
ab und bat ihn, seinen Favor auf den Pfalzgrafen zu übertragen. Der Erz-
bischof meinte, beide Factionen, die neuburgische und lothringische, würden,
weil beide gleich stark, ihr Ziel nicht erreichen, sondern ein dritter erwählt
werden, was leicht des Zaren Sohn sein könnte, der beim Adel grosse Popu-
larität besitze. Er sprach dann von einem Schreiben des Herzogs von Lothrin-
gen, worin dieser erklärt, dass seine Gesandten den kurfürstlichen nicht weichen
würden. Sc. legte die .Ungereimtheit dieser Forderung dar, jener zeigte sich
parteiisch, erklärte aber schliesslich, es würde schon ein Expedient in der Sache
gefunden werden. Die Sache scheint vom ü. Kanzler und anderen Widersachern
') S. oben S. 386. 389.
») S. oben S. 390.
') Anfang Februar 1669 wird Scultetus noch einmal nach Posen geschickt,
um die Aussöhnung zwischen dem G.Kanzler Leszynski und dem Castellau von
Posen Grzymultowski zustande zu bringen, doch gelingt dieses nicht, vielmehr
wird infolge des zwischen diesen ausbrechenden neuen Streites der Landtag zu Schroda
zerrissen.
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392 nr. Brandenburg und Polen. 1G64— 1673.
des Kf. angelegt zu sein, um gleich zu Anfang der Election die Materie der
Souveränität von Preussen auf die Bahn zu bringen und so Kf. verhasst zu
machen.
Der Gastellan von Posen klagt, dass in Grosspolen die Sache nicht zum
besten laufe und das Generalaufgebot mehr schädlich als nützlich sein dürfte, da
sein Bruder, der Woiwode von Kaiisch'), der das Directorium darüber hätte,
ganz vom Herzog von Lothringen dependierte.
Der G.Kanzler ist nicht dazu zu bewegen, sich mit seinen Gegnern, dem
Erzbischof, Gastellan von Posen und anderen zu vergleichen, sondern will
durchaus den Process gegen Lubomirski gleich zu Anfang der Wahl auf
die Bahn bringen.
Dem französischen Gesandten'') hat Sc. gestern zu Nicporent aufgewartet.
2. 31ai. Heute hat die WahP), nachdem der Krzbischof selbst die Messe gehalten,
ihren Anfang genommen*), die Senatoren haben 5 Stunden in dem auf dem
Felde errichteten Schuppen auf die Landboten gewartet, diese aber haben sich
nicht einigen können, indem die einen gewollt, dass zuerst ein Marschall ge-
wählt werde und man dann zu den Senatoren hineingehe und die Proposition
mit anhöre, die anderen, dass zuerst der Eid von einem jeden geleistet werde;
so hat der vorige Landbotenmarschall die Session bis übermorgen aufgehoben.
3. Mai. Da das von dem Erzbischof den Gesandten des Kf. assignierte Quartier
3 Meilen von der Stadt entfernt und sehr schlecht ist, so hat er es bei dem
Bischof Gembicki^) dahin gebracht, dass dieser seinen Hof Jablonne nebst
dem dabei an der Weichsel liegenden Dorfe denselben einzuräumen versprochen,
derselbe liegt zwei kleine Meilen von Warschau mitten im W^aldo, hart an der
Weichsel, ungefähr eine Meile* von dem Ort, wo die Schlacht gehalten worden.
Nieporent, wo der Kaiserliche, und Bialalenka, wo der Französische
steht, sind nur eine Meile, Radzimin, wo der Schwedische stehen soll, 2 Mei-
len von dort entfernt.
0 Johann Opalinski.
') Der Bischof von Beziers hatte sich nach seiner Rückkehr von Paris und
nachdem er auf der Rückreise bei dem Pfalzgrafen in Neuburg gewesen war, seit dem
November 1C68 auf kurfürstlichem Gebiete, zuerst in Wiidenbruch, dann in Marien-
werder aufgehalten, von dort aus theilt er ara 22. ) ärz 1669 dem Kf. mit, da er an-
gewiesen sei, gemeinschaftlich mit den Gesandten desselben imd denen des Pfalzgrafen
zu handeln, so werde er nicht eher nach Polen abreisen, bis er erfahren, dass diese
unterwegs seien, und erbittet sich nähere Anweisungen ; am 8. April zeigt er dem
Kf. an, dass er, da die Gesandten desselben bald nach Ostern abreisen sollten und
König Johann Casimir mit ihm zu conferieren wünsche, in wenigen Tagen nach
Nieporent abreisen werde.
3) Ueber die Littoratur betreffend diesen Wahlreichstag, namentlich über Za-
wadzki's Hist. arcana s. Hirsch, Zur Gesch. der poln. Königswahl S. 20ff.
'*) S. Recessus comitiorum electionis a. 1669 (Hirsch S. 46).
^) Johann Gemb ick i, Bischof von Plock. Vgl. die Relation Stoderts und
Widers an den Danziger Rath vom 3. Mai 1669 (Hirsch S. 104).
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ScuUetus' Berichte. 393
Heilte ist der K.Truchsess Potocki glücklich zum Landbotenraarschall 9. Mai.
gewählt worden"), obwohl der Erzbischof, Littauische G.Kanzler und K.U.Kanz-
ler sich dem hart widersetzt haben, er hat 926, der Candidat der lothringischen
Partei Pinaseck nur 670 Stimmen erhalten.
Bisher ist nur über den Eid verhandelt worden, die lothringische Partei 13. Mai.
sucht dadurch und nachher durch die Frage wegen der littauischen kleinen
Bulawe die Sache aufzuhalten.
Die, welche Potocki durchgebracht, bravieren damit allzusehr, so dass es
dem Castellan von Posen, dem Woiwoden von Pommerellen und dem
Feldherrn, welcher das meiste dazu gethan, selbst missfallt. Auf deren Ver-
langen hat er dem französischen und neuburgischen ^) Gesandten und auch dem
G.Kanzler zugeredet, ihre Adhaerenten möglichst im Zaum zu halten.
Der G.Kanzler besteht auf dem Generalaufgebot und will, dass die gross-
polnischen Woiwodschaften je eher je lieber sich hieher begeben und die Wahl
beschleunigen sollen, der Woiwode von Pommerellen und der Castellan von
Posen sind aber nicht dafür, dass dieses sobald geschehe, da dieses gerade P a c
Gelegenheit geben würde, die comitia electionis nach seinem Belieben zu schleppen
oder zu abrumpieren, und haben ihn gebeten, dieses dem französischen und
neuburgischen Gesandten vorzustellen.
Das Verhalten des kaiserlichen Gesandten') ist sehr verdächtig; in
dem Hause, wo Sc. wohnt, liegen die lothringischen Gelder, er will sich be-
mühen zu erkunden, an wen dieselben gezahlt werden.
Der K.U.Kanzler laboriert heftig für Lothringen und sucht Kf. zu deni-
gricren, er sucht es durch seine Creaturen dahin zu bringen, dass dem künftigen
Könige die Verpflichtung auferlegt werde, Draheim zu recuperieren. Der junge
Roh de schlägt sich auch zu ihm und will durch ihn seine Sache bei dieser
Wahl vorbringen lassen.
Bisher ist noch immer nur von dem Eide verhandelt worden, die meisten 15. Mai.
fürchten^) eine Doppelwahl, weil die Gemüther so gegeneinander erbittert sind,
dass kein Theil dem andern nachgeben will. Der Castellan von Posen will
nach der grosspolnischen Grenze gehen, um zu verhindern, dass sein Bruder,
der Woiwode von Kali seh, mit dem aufgebotenen Adel hieherkomrae, sondern
auf der Grenze stehen bleibe.
Vorgestern ist Galecki*) ins Collo gekommen und hat dem Kanzler Pac,
dem Woiwoden von Innowladislaw und dem K. Jägermeister ^) öffentlich vor-
') S. Recessus comitiorum S. 48 und Stoderts und Widers Relation vom
10. Mai 166i) (S. 105. 108).
*) Johann Christian v. Boyneburg s. oben S. 371.
^ Graf Christoph Leopold Schaffgotsch, vgl. die Relation Stoderts
und Widers vom 17. Mai 1669 (S. 112) und Krebs S. 198.
*) Vgl. Stoderts und Widers Relation vom 17. Mai (S. Ulf.).
') S. Recessus comitiorum S. 48 ff.
*) Johann Zalecki, Starost von Bromberg.
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394 HL Brandenburg und Polen. 1664—1673.
geworfen, von der Königin französische Gelder genommen und damit die lit-
tauische Armee in die Krön gegen Lubomirski geführt zu haben, worüber
ein solcher Lärm entstanden, dass der Land boten marschall heute schon zum
zweiten Male die Session hat solvieren müssen. Jene glauben, dass Galecki
durch Kf. und Fürst Radziwill dazu angestiftet sei, er sacht ihnen diese
Meinung zu benehmen.
Der Obristleutnant Berendts»), ünterthan des Kf., erbietet sich zu guten
Diensten bei dem G. Feldherrn und bei dem reussischen Woiwoden und bittet
Kf. um ein Privilegium nobilitatis, derselbe berichtet auch, dass der junge Roh de
allerhand Leichtfertigkeiten wider des Kf. Hoheit und Estat auf die Bahn zu
bringen suche, und ist erbötig, denselben ohne gar grosses Aufsehen ins Her-
zogthum bringen zu lassen, wenn man zuvor über Ort und Stelle insgeheim werde
Abrede genommen haben.
18. Mai. Am 16. Nachts sollen 2) der Erzbischof, der G.Feldherr, der reussische
Woiwode, der Woiwode von Kiew*), der K. Fähndrich*) und noch einige an-
dere beim K.Schatzmeister zusammengewesen sein und berathen haben, nament*
lieh ob man Conde inter candidatos nennen, oder seinetwegen jetzt alle Hoff-
nung aufgeben und, wenn dieses, welclier Partei, Lothringen oder Neuburg, man
anhangen solle. Es soll beschlossen sein, noch einmal nach Frankreich zu
schreiben und finalem resolutionem einzuholen, über den anderen Punkt haben
sie sich nicht einigen können.
Der Bischof von Cracau hat wirklich eine Versöhnung zwischen dem
G.Kanzler und dem Castellan von Posen zustande gebracht.
Den Eid zu leisten haben nunmehr alle Woiwodschaften bewilligt und hat
darauf^) der Erzbischof die Proposition gethan und darin besonders erwähnt,
ein Subiectum zu erwählen, welches in gremio ecciesiae erzogen und ein alter
wohl erfahrener Feldherr wäre, was auf Conde gedeutet wird.
19. Mai. Der Castellan von Posen meint gestern in einem langen Gespräch mit dem
Erzbischof das secretura penetriert zu haben, warnt Kf., sich in Acht zu
nehmen, die französische Partei werde ehestens wieder auf die Bahn gebracht
werden, es gingen die subscriptiones heimlich bereits in der Armee herum und
wären die promotores davon diejenigen, welche sich Neutralisten nennten, sie
warteten nur darauf, dass die neuburgische und lothringische Partei aneinander
gerathen und einer dem andern nicht werde weichen wollen, und suchten, weil
ihre Faction verhasst, durch die Armee, zu deren Auszahlung sie eine grosse
Summe bereit hielten, ihr Dessein auszuführen.
Sc. will morgen den Gesandten entgegenreisen.
') S. oben S. 387.
'0 Vgl. die Relation Stoderts und Widers vom 24. Mai (S. 113).
^ Andreas Potocki.
•*) Nieoiaus Sieniawski.
^) S. Recessus comitiorum S. 50, Krebs S. 206 f.
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Scultetus' Berichte. Instruction für v. Uo verbeck und Jena. 395
f. Gesandtschaft v. Hoverbecks und v. Jenas zu dem
Wahlreichstage. Mai — Juli 1669.
Instruction^), wornach sich unsere — Geheime Käthe —
Johan Freiherr von Hoverbeck, unserer Chur Brandenburg
Krb Truchses, und Friederich von Jena bei der Extraordinär
Gesandtschaft auf dem Polnischen Wahltage zu achten haben.
D. Königsberg in Preussen 10. Mai 1669.
[Beförderung der Wahl Pfalz-Neuburgs. Zusammengehen mit dem neuburgischen und
französischen Gesandten. Die preussische Souveränität. Die Besitzergreifung von
Draheim. Das Subsidium.]
(Conc. J. Y. Hoverbeck.)
Directo wegen einiger seiner Interessen etwas zu suchen oder zu uegotiieren, 10. Mai.
hält Kf. bei jetzigen Conjuncturen nicht für gerathen, vielmehr sollen Ges.
sich bemühen, alle Opinion, als suchte Kf. sein Privatinteresse, abzulehnen,
sollte aber etwas vorkommen, weshalb die Republik seiner Assistenz benöthigt
wäre, so würde zu überlegen sein, wie Kf. sich solcher Occasion zu seinem
und seines Hauses Nutzen bedienen könnte.
Der Interessen der Dissidierenden haben sie sich allewege bestmöglichst
anzunehmen, jedoch darin die Krone Schweden vorgehen zu lassen und nichts,
als mit deren Gutfinden, vorzunehmen.
Vor allen Dingen haben sie dahin zu arbeiten, dass Pfalz-Neuburg zur
Krone gelangen möge; um Kf. aus dem Verdacht zu bringen, als suchte er
hierunter mehr sein Interesse als das der Republik, sollen sie die guten Pa-
trioten daran erinnern, dass Kf. nicht aus eigener BeNvegnis, sondern auf ihre,
namentlich Lubomirski 's Ansuchung und Persuasion auf dieses Subjectum ge-
kommen, Lubomirski mit ansehnlichen Geldsummen unter die Arme gegriffen
und, um die Wahl des Pfalzgrafcn zu befördern, mit demselben einen gar un-
vortheil haften Erbvertrag aufgerichtet; die anderen von Kf. und dem Pfalzgrafen
mit Schweden und dem Kaiser aufgerichteten foedera enthielten auch nichts für
die Contrahenten Avantageuses, sondern seien nur dahin gerichtet, dass die
Republik bei ihren Fundamentalsatzungen, namentlich der freien Wahl erhalten
werde. Sie haben die Qualitäten des Pfalzgrafen und die Vortheile, welche
seine Wahl für die Republik haben würde, vorzustellen und sich zu bemühen,
die anderen Concurrenten von ihrem Vornehmen abzubringen.
Sie haben alles mit den Neuburgischen vorher zu überlegen und zu
ProtocoU zu bringen, und durchaus nichts ohne deren Zustimmung vorzunehmen
*) Vgl. Pufendorf X. §83 (S. 716). Das an den Primas gerichtete Creditiv
für die Gesandten d. in arce nostra Regiomontana 24. April lOOO.
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'/MCf IIL HraDdeoborg on.l Polen. 16^—1673.
hfUr #:iriznbriiigf.-n, (:hf:n^o mit dem Französischen sich vertraalich za be-
fif'Ai(:fu mit dem Schwedischen aber nach Gotfinden der Nenbnrgischen.
Anch mit Forst B. Radziwill sollen sie Yertrante Commnnication nnter-
halten,
Sollte etwas ^egen des Kf. Soaverainität versacht werden, so haben sie das-
ftelhe za hintertreiben, and was wegen Nichtinsinalernng der Ewigen Verböndnis
mit der Repnblik vom J. 1657 in die Reichsconstitationen von einigen Wider-
wärtigen eingestrent worden, za widerlegen. Einwänden gegen die Besitzergrei-
fung von Drabeim gegenüber sollen sie sich der gedrnckten Schrift') bedienen.
Sie werden aach darch das Concept des von Ef. nach Abnahme der Hnldignng
von den hiesigen Ständen abgelassenen Schreibens zo erweisen haben, dass Kf.,
obwohl der Casus nicht existiert and ihm von polnischer Seite praestanda nicht
prästiert worden, doch zur Schickang des subsidinm') bereit gewesen.
Der KurfUrt^t an die Gesandten. D. Königsberg 20. Mai
1669.
[(ialccki, Obcrstliouteuant Berendts, Robde,]
l'd Miii. Kr hat mit Missfallen vernommen, dass Galecki') in unbesonnener Weise
den littauischcn G.Ganzlcr Pac öffentlich beschuldigt hat, zumal da derselbe
früher in seinen Diensten gewesen; er hat deshalb selbst an Pac geschrieben.
Den Woiwoden von Ucussen, Jablonowski, und andere Wohlinteutio-
nicrtc sollen sie in ihrem guten Sentiment stärken, ebenso den Obristlieutenant
Berondts*). Kf. will demselben das verlangte Privilegium nobilitatis ertheilen,
hIo sollen ihm dies mittheilen und ihn versichern, dass Kf., wenn er den jungen
11 oh de mit guter Manier in die Grenze des Herzogthums Preussen liefern lassen
konnte, solches mit sonderbaren Gnaden gegen ihn erkennen würde.
') Series et oxamen eorum quac apprehensa anno dni MDCLXVIII mense Auguste
iiomino et mandato Serenissimi Electoris Brandeburgici, in Prussia etc. ducis, Drahi-
moHHiH Capitanoatus possessione acta sunt vel intervenere.
») S. oben wS. 240.
^) S. oben S. 303. Franz Galecki, Schenk von Kiew, war zugleich kurhlrst-
lirhor Kummorjunkcr und war von dem Kf. 16G8 und Anfang 1669 zu ^mehrfachen
Soiuiungon nach Polen, um für die Sache des Pfalzgrafen zu wirken, verwendet
worden.
*) S. oben S. 304,
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Instruction für v. Hoverbeck und Jena. Wahlaussicbten. 397
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D. Ja-
blonia 22. Mai 1669.
[Mittheilungen Boyneburgs. Verdächtiges Verhalten des kaiserlichen und des fran-
zosischen Gesandten. Wahlaussichten.]
Jena') hat den Pfalzneuburgischen, Freih. v. Boynenburg, in einem 22. Mai.
Kloster, zwei Meilen von hier, besucht und von ihm erfahren: 1) man hielte
dafür, dass die meisten Bischöfe*) von Pfalz-Neuburgs Partei wären, 2) den
Casteilanen von Posen 3) und Cracau*) und den Woiwoden von Posen^),
Pommerellen^ und Trocky^) und anderen mehreren wäre zutrauen, 3) der
Erzbischof, der Feldherr, der G.Schatzmeister und welche ihnen mehr
anhängen, hätten noch ihr eigen Wesen, die Bemühungen B.'s Pac zu gewinnen,
seien bisher vergeblich gewesen, der kurfürstl. Kammerjunker Galetzki habe
durch seine Unbesonnenheit dabei einen sehr üblen Dienst gethan, 4) die lothrin-
gische Partei sei über Vermuthen stark und nehme noch immer zu, 5) man
würde sonst dieselbe wenig zu fürchten haben, wenn man nur am kaiser-
lichen Hofe das dem Kurfürsten und Pfalz-Neuburg Versprochene aufrichtig
hielte, man arbeite aber vielmehr für Lothringen, thue für Pfalz-Neuburg
nichts Wirkliches, ausser dass der kaiserl. Gesandte sich äusserlich vernehmen
Hesse, er wäre niemand ausser diesen zu recommendieren befehligt; der Kaiser
lasse das lothringische Regiment, bei dem sich der Herzog befindet, nur eine
Tagereise von Cracau stehen, auch die verwittwete Kaiserin lasse stark für
Lothringen arbeiten^), 6) der Französische mache grosse Contestationen,
habe aber B. viel Ursache zum Argwohn gegeben, da er bisher nicht die ge-
0 Derselbe war am 20., v. Hoverbeck am 21. in Jablona eingetroffen; ersterer
klagt, dass das Quartier viel zu eng sei.
2) Vgl. Krebs S. 197.
*) Christoph Grzymultowski.
*) Stanislaus Warszycki
^) Andreas Grudzinski.
^ Ignatius Bakowski.
0 Nicolaus Stephan Pac.
*) Kf. schreibt an die Gesandten (d. Königsberg 28. Mai 1669), dass man kaiser-
licherseits sich noch immer so partial für Lothringen bezeige, sei ihm sehr unlieb, er
habe dem Baron de Goes deshalb scharf zureden und remonstrieren lassen, der
Kaiser hätte gleichsam den ersten Stein zu diesem Werk gelegt und den Pfalzgrafen
vorgeschlagen, diesem selbst deswegen zu Straubing (s. Urk. u. Act. XI. S. 240)
Versicherung gethan und Kf. durch Li sola (ebendas. S. 490) deswegen zureden lassen,
er konnte nur zum höchsten empfinden, dass man jetzt, wo die Zeit vor der Thür sei,
die gemachten Promessen zu effectuieren, einen anderen Weg gehen und andere Can-
didaten favorisieren wolle, Lothringen werde seinen Zweck nicht erreichen und Kf.
alles, was in seinen Kräften stehe, aufbieten, um dessen Wahl zu hintertreiben, aber
es könnte auf solche Weise ein tertius ins Mittel kommen und die Krone emportieren,
der ebensowenig dem Kaiser wie dem Kf. genehm sein durfte; vgl. Pufendorf X.
§84 (S.717).
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398 JH. Brandenburg und Polen. ir)(>4— 1673.
ringste Wirklichkeit für Pfalz-Neuburg erwiesen. 7) Ihrer Meinung nach wird
wohl Conde bei der Wahl nicht in Vorschlag kommen, wenn aber eine zwie-
fache Wahl erfolgen sollte, wird die Condesohe Partei hervortreten und ihn als
tertium zu Verhütung grösserer Trennung in Vorschlag bringen , man soll sich
auch bemuhen, die Armee dafür zu gewinnen, doch suchen sie dieses zu diver-
tieren, sie hoffen Polanowski') zu gewinnen und dadurch dieses Dessein zu
vereiteln. 8) Wenn der kaiserliche und der französische Hof ihre Ver-
sprechungen hielten, so würde die ganze Negotiation wenig Schwierigkeit haben,
so aber wird zum wenigsten eine zwiefache Wahl zu befahren sein und werden
sie sich wohl mehr vor den vermeintlichen Assistenten als vor jemand anders
vorzusehen haben.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D. Ja-
blona 24. Mai 1669.
[Besprechungen mit Sraogulecki, Zaleski und Bakowski.]
24. Mai. Sie haben heute in dem Camaldulenserkloster mit zwei von den grosspol-
nischen Ständen, dem Starosten von Lipnik Smogulecki und dem Lentzitzi-
schen Landfahndrich Zaleski, conferiert. Nach dem Bericht derselben wären
die von der Con duschen Partei zweifelhaft geworden, hätten sich nun aber
theilweise, namentlich der littauische G.Kanzler und dessen Vetter der
O.Feldherr, für Lothringen erklärt, man müsste aber an dem littauischen
Kanzler arbeiten und ihn womöglich durch den Erzbischof zu gewinnen suchen.
Da Zaleski sich zu dem Sieradischen und nachher zu dem Lentzitzischen Auf-
gebot begiebt, fragte er, ob sie für gut fanden, dass beide Woiwodschaften sich
je eher je lieber nähern sollten, sie haben aber das jenen überlassen und nur darauf
hingewiesen, wenn die Cracauschen und Sendomirschen heranrucken sollten,
würde es auch von jenen nöthig sein. Jene erzählten, dass auch unter ihnen
in Grosspolen sich Trennungen fänden, der Kalischsche O.Kämmerer Xritzki*)
und der Posensche Landfahndrich Przyienski wären gut lothringisch und
dürften noch mehr durch unlängst hingeschickte 90 000 Gulden gewonnen wer-
den. Der unlängst erfolgten Aussöhnung zwischen dem G.Kanzler und dem
Castellan von Posen wollten sie nicht recht trauen, da ersterer ganz von
Oesterreich dependicre, von dem er dieser Tage 6000Rthlr empfangen.
Nachdem jene sich entfernt, kam auf ihr Ersuchen der Woiwode vom Pom-
merellen Bakowski zu ihnen, derselbe sagte, die Sache hätte sich in wenigen
Tagen ganz geändert, da der littauische G.Kanzler und dessen Anhang sich
jetzt offen für den Lothringer erklärt hätten. Der G.Marschall, mit dem
er deswegen expostuliert, dass er ihn und die grosspolnisehen Woiwodschaften,
welche bei ihm zu stehen sich erklärt, so lange in Ungewissheit hielte, hätte
erklärt, er hätte sich zwar früher für die Wahl Conde's bemüht, da er aber
0 S. oben S. 382.
2) Stephan Krzycki.
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Besprechungen mit ßoyneburg, ßakowski u. a. 399
grosse Schwierigkeit sehe, so wolle er sich den anderen Patrioten fügen, aber
doch mit der öffentlichen Erklärung an sich halten, durch welche leicht eine
Trennung veranlasst werden könne, jedenfalls aber habe er gelobt, nicht zu
gestatten, dass der Lothringer zur Krone gelange; die Armee beizubehalten,
könne nur durch Geld geschehen. Bakowski hat sich erboten, für die Aus-
söhnung zwischen den Häusern Ra-dziwill und Paz^) und damit für die Ge-
winnung des littauischen G. Kanzlers zu arbeiten, ebenso an den Häuptern der
Armee. Boineburg hat sich erboten, für Polanowski, dem er vor einigen
Tagen schon 1000 Rthlr. gezahlt, noch 3000 Rthlr. zu zahlen.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablona 25. Mai 1669.
[Mittbeilungen des franzosischen Gesandten.]
Bei einem Besuch, den sie dem französischen Gesandten gemacht, er- 25. Mai.
zählte derselbe, dass er den littauischen G.Kanzler besucht und demselben
Pfalz-Neuburg empfohlen, dass jener aber viele Schwierigkeiten gemacht
hahe; es würde nicht undienlich sein, bei demselben anzufragen, ob, wenn
Fürst Radziwill von dem Qeneralat abstünde, er sich der Partei Pfalz-Neu-
burgs fügen würde, und zugleich an dem Fürsten Radziwill zu arbeiten, dass
er sich zu einem Accommodement fügen möge'). Auch er glaubte, dass die
grösste Gefahr von Lothringen drohe, die Proceduren des kaiserlichen
Gesandten wären sehr verdächtig, der kaiserliche Hof wäre in zwei Parteien ge-
trennt, der Kaiser') und einige Minister hielten es mit Pfalz-Neuburg, die
Kaiserin Leonore und die anderen mit Lothringen; er gestand zu, dass von
dem jungen Herzoge von Lothringen seinem Könige Abtretung von ganz
Lothringen und Vermählung mit einer französischen Dame nach des Königs
Willen angeboten sei*), derselbe habe aber darauf garnicht geantwortet.
') S. oben S. 390. Vgl. Stoderts und Widers Relationen vom 3. Mai (S. 104)
und 17. Mai (S. 112).
*) Kf. weist darauf die Gesandten an (d. Königsberg 28. Mai 1669), die Ver-
söhnung der Radziwill und Pac äusserstem Vermögen nach zu befördern und dahin
zu wirken, dass Fürst Michael R. sich wegen der Unterbulawa gewierig zeige.
') Vgl. Memoires de Chavagnac H. S. 7.
*) Ucber solche durch die Gemahlin Sobieski's geführte Verhandinngen s. Menü
de Chavagnac IL S. SOff.
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400 HI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablonia 27. Mai 1669.
[Verabredungen mit dem französischen und nenburgischen Gesandten.]
27. Mai. Auf ihre Bitte hat sich der franzosische Gesandte erboten, sich zu be-
mühen, von dem Erzbischof und K.G.Marschall die Versicherung zu be-
kommen. In einer heut mit demselben und mit Boineburg gehaltenen Con-
ferenz sind sie dahin übereingekommen, Pfalz-Neuburg vorzuschlagen, dass
er sich nähere, und zwar dass er sich unbekannt mit wenigen in Crossen ein-
finde und dort bis zur Wahl aufhalte, um dann je nach den Umständen sich
entweder von selbst zu der guten Partei zu begeben oder abzuwarten, bis er
von derselben gerufen werde. In der Proposition und Comraendation die Vor-
theile, welche die Republik von Pfalz-Neuburg zu erwarten, zu specificieren,
halten sie nicht für rathsam. Der Gesandte hat sich gegen sie und die Pfalz-
Ncuburgischen so betragen, dass sie nicht die allergeringste Ursache haben,
über ihn Beschw^er zu führen, ob er aber etwas anders im geheimen macht,
müssen sie dahinstellen^). Ueber die Frage, was im Falle einer zwiespältigen
Wahl zu thun sei, erklärte derselbe sich noch nicht für instruiert.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 30. Mai st
novi 1669.
[auf die Relation vom 27. Mai. Aufnahme Pfalz-Neuburgs in Crossen. Verdacht gegen
Frankreich.]
30. Mai. Er ist mit ihren Vorschlägen durchaus einverstanden, will') Pfalz-Neu-
burg in Crossen, so gut es geht, accommodieren, hat nicht allein deswegen
Anstalt gemacht, sondern wird auch Ordre ergchen lassen, dass seine noch in
W^estfalen stehenden Völker sofort aufbrechen und sich den polnischen Grenzen
nähern sollen, Oberst FargelP) soll selbst nach Crossen gehen und eine Com-
pagnie von seinem Regiment dort einquartiert werden.
Inbezug auf Frankreich kommt Kf. verdächtig vor, dass der König dem
Pfalzgrafen eine Geldhülfe verweigert, während er doch Nachricht hat, dass
0 Am 29. Mai melden sie, Beziers habe geäussert, ehe sein Konig den Lothrin-
ger zur Krone gelangen Hesse, wollte er lieber den Moskowiter dazu befördern, der-
selbe habe darüber geklagt, dass man gegen seinen Konig und ihn selbst Misstrauen
hege, niemand würde ihm nachweisen können, dass er nach erfolgter Zusage an
Pfalz-Neuburg für Conde gearbeitet hätte, doch s. Recueil des Instructions
IV. S.XLVIL 91ff.; vgl. die Bemerkungen Stoderts S. 96.
^ S. die Schreiben des Kf. an den Fürsten Johann Georg von Anhalt,
seinen Statthalter in der Mark, vom 30. April und 31. Mai 16G9 bei v. Orlich, Gesch.
des Preussischen Staates II f. S. 178 ff.
^) S. v. Mülverstedt, Gesch. der brandenb. Kriegsmacht unter dem Grossen
Kurfürsten S. 188 ff.: das Regiment desselben stand damals in Frankfurt a. 0.
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Argwohn gegen Frankreich. Anerbietungen des Erzbiscbofs. 401
grosse Summen Geldes aus Frankreich nach Danzig und von dort weiter nach
Polen Übermacht werden, ferner, dass der Gesandte behauptet, auf die Frage,
was bei einer Doppelwahl zu thun sei, nicht instruiert zu sein, obwohl derselbe
darüber schon mit ihm von Marienwerder aus correspondiert und auch mit dem
abgestandenen Könige von Polen communiciert hat. Sie sollen deswegen dem-
selben gebührend remonstrieren, aber sich doch in Acht nehmen, ihm zur
Diffidenz Ursache zu geben.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablona 31. Mai 1669.
[Günstige Erklärungen des Erzbiscbofs. Besorgnis einer Doppel wähl. Der kaiserliche
Gesandte. Potocki.]
Der Erzbischof hat sie durch seinen Bruder, den Abt'), ganz geheim 31. Mai.
versichern lassen, dass er trotz aller grossen Offerten die lothringische Partei
nicht annehmen wolle, sondern Pfalz-Neuburg der Krone anständiger halte,
nur müsste er sicher sein, da Lothringen 6000 Mann in der Nähe haben solle,
wessen man sich von dieser Partei und Kf. zu verlassen, femer hoffte er, falls
er etwa seiner Sicherheit wegen sich in das Herzogthum Preussen begeben
müsste, bei Kf. Schutz zu finden, er ginge jetzt mit sich zu Rathe, ob er nicht
seine Erklärung wider Lothringen öffentlich thun sollte. Sie haben ihm er-
widern lassen, er sollte sich fest versichert halten, dass Kf. die neuburgische Par-
tei nicht verlassen, sondern, dass, wenn die gute Partei oder auch der Erzbischof
ihn ersuchen würde, zu der Republik Bestem eine Armee mit allem Zubehör
fertig sein würde, Kf. würde auch dafür sorgen, dass der Erzbischof nicht nöthig
haben sollte, aus der Krone zu gehen. Jener theilte femer mit, auch der
K.Marschall würde wohl dieser Meinung sein, aber die andere Partei suchte
die Armee und Wisniowietzki') zu gewinnen, worauf sie erwiderten, sie
hofften, es sollten der Armee und einigen Woiwodschaften mit dem ehesten
50000 Rthlr. geschickt werden.
Wegen dieses Geldes haben sie schon vor 3 Tagen mit den Pfalz-Neu-
burgischen geredet, wollen es auch heute noch wiederholen* wenn sie Geld
genug hätten, dürften sie wohl hoffen, eine zweifache Wahl zu verhüten, so aber
sieht es so aus, als ob es zu einer solchen kommen wird, ihrer Meinung nach
ist es hohe Zeit, dass Kf. soviel nur möglich von seiner Miliz zusammenziehe,
denn sie haben nur noch 14 Tage Zeit und die Ihrigen würden dadurch ge-
stärkt und animiert werden, auch die Annäherung des Pfalzgrafen halten sie für
höchst nöthig.
*) Franz Prazmowski, Abt von Sieciechow.
*) Der K.Ü. Feldherr Fürst Demetrius Wisniowiecki, s. Stoderts und
Widers Relation vom 24. Mai (S. 113).
Mater, e. Gescb. d. O. Kurffiraten. XII. 26
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402 in. Brandenburg? und Polen. 1664—1673.
Der kaiserliche Gesandte^) hat sie noch nicht besucht, derselbe thut
nichts für, sondern nur wider Pfalz-Neuburg und alles für Lothringen, am kaiser-
lichen Hofe soll man schon offen sagen, man hoffe die Sache sei in Polen für
Lothringen gemacht; einige meinen, man sei dort mit Schweden im Einver-
ständnis und bliebe deshalb der Schwedische so lange zurück, bis die Sache
meistentheils ausgemacht.
PS. Der littauische 0. Schenk Po tocki hat sie wissen lassen, sein Neffe,
der Woiwode von Kyoff-), verlasse die lothringische Partei und erkläre sich
auf seine Persuasion neuburgisch, er hoffe auch dessen Vetter, den Woiwoden
von Bratzlaff), und denPalatin von Sendomir Koniecpolski*), den Schwie-
gersohn des Fürsten Dimitr Wischnowitz, zu gewinnen.
Der Kurfllrst an die Gesandten. D. Königsberg 1. Juni st. n.
1669.
[Misstrauen gegen Frankreich.]
1. Juni. Er hat von sehr vertrauter Hand Nachricht, dass man in Frankreich doch
noch immer sein Absehen auf die Beförderung Conde's zur polnischen Krone
nehme und beabsichtige, falls Pfalz-Neuburg nicht dazu gelangen sollte,
durch Beziers mit aller Macht für denselben arbeiten zu lassen oder gar ihn
primo loco zu befördern. Man hat auch nicht geleugnet, dass Gelder liieher
aus Frankreich Übermacht worden, doch nur um Conde zu assistieren, falls
Pfalz-Neuburg nicht reüssieren sollte. Es wird auch von einem Tractat
zwischen Frankreich und Lothringen^), dass der junge Herzog, wenn er
zur polnischen Krone käme, sein Successionsrecht an Frankreich cedieren würde,
gesprochen. Sie sollen suchen auf den rechten Grund dieser Gerüchte zu kom-
men, aber ohne dem französischen Gesandten Grund zur Diffidenz zu geben.
Könnte demselben alle Hoffnung wegen des Prinzen von Conde benommen
werden, so dürfte dieses der Sache überaus zuträglich sein.
PS. Er bedauert, aus ihrer Relation vom 29. Mai ersehen -zu haben, dass
der französische Gesandte sich über Diffidenz beklagt und so nachdenkliche
Worte gebraucht hat. Der Marquis de Vaubrun^') hat gestern bei ihm die
erste Audienz gehabt und grosse Contestationen von seines Königs aufrichtiger
Intention gemacht.
PS. 2^). Gleich ietzo, da die Post fortgehen soll, wird uns Eure unter-
') Vgl. Pufendorf X, §85 S 717.
^) Andreas Potock i.
^) Jobann Potocki.
^) Stanislaus Koniecpolski, Starost von Dolina, der Sohn des früheren
Woiwoden von Sendomir Alexander K.
5) S. oben S. 399.
•) S. unten Abschn. Vf.
0 eigenbändig.
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Misstrauen gegen Frankreich. Verhandlungen mit dem Erzbiscbof. 403
thänigste Relation vom 30. May') eingelieffert, und ersehen wir gern daraus,
dass Cond^ anitzo so gut als excludiret sey, Wir haben nunmehr desto
gewissere Hoffnung, Pfaltz Neuburg werde mit Gottes Hülfe reussiren
und Franckreich bey so gestalten Umbständen eintzig und allein hinführe
für Pfaltz Neuburg arbeiten, wozu Ihr dan den Gesanten mit behöriger
Dexterität und guter Manier zu ermahnen.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablona 3. Juni 1669.
[Bemühungen der Cond6*8chen Partei. Neue Botschaften des Erzbischofs.]
Die Sachen sind in diesen letzten Tagen gleichsam in eine Crisis gerathen 3. Juni,
und hat sich namentlich die Gond^'sche Partei bemüht, sich zu stärken und
die Neuburgische zu schwächen. Der Erzbischof hat*) ehegestern Abends
spät Gorzynski zu ihnen geschickt und ihnen mittheilen lassen, die Lothrin-
gische Partei sei sehr stark und wider Neuburg zeigten sicli grosse Difficultäten,
er könnte Kf. nicht rathen, seinen ganzen Staat in Gefalir zu setzen, denn auf
Kf. würde es allein ankommen und er sich keiner anderen Hülfe zu getrösten
haben, Pfalz-Neuburg habe nicht die Mittel, eine Armee zu unterhalten und
dazu noch Geld herznschiessen , solle auch schon selbst am glücklichen Aus-
gange verzweifeln ; er fragte nochmals, was Kf. auf alle Fälle zu thun gemeint,
die mit Schweden aufgerichteten Pacten hätten viel Alteration bei den Stän-
den verursacht. Sie haben erwidert, falls Neubnrg gewählt wurde, hätte sich
sowohl derselbe als die Republik der Hülfe des Kf. zu versichern, derselbe
wurde zu deren Besten eine Armee bei einander halten und damit, wenn es
die Republik begehren würde, bereit sein. Dass der Pfalzgraf auf andere Ge-
danken gerathen, auch Mittel mangeln sollten, davon wüssten sie gerade das
Gegentheil; dass sich Difficultäten finden würden, glaubten sie wohl, aber die-
selben wären so beschaffen, dass, wenn der Erzbischof und einige andere Sena-
toren mit Ernst wollten, dieselben ohne Weiterung und Trennung zu überwin-
den wären, der Erzbischof sollte nur nebst dem Feldherrn und dem Schatz-
meister sich für Neuburg erklären, so würde das Werk schon glücken.
Sie hatten von dieser Materie schon etwas vorher vernommen, der fran-
zösische Gesandte soll in der Nacht mit dem Lothringer zusammen-
gewesen sein und sich auch mit dem Erzbischof und anderen unterredet und
befunden haben, dass Kf. allein ihnen entgegenstände.
Sonntag den 2. Juni hat, während Hoverbeck bei Fürst Radziwill in
Präge war, der Erzbischof den Starosten Lybinsky zu ihnen geschickt, der
Jena gegenuher die Neubnrgische Partei noch schwächer und gefährlicher
') Darin hatten sie über die Vorgänge auf dem Reichstage am 28. und 29. Mai
(s. Zawadzki, Bist, arcana S. r2fr.; Rec. comitiorum S. 55fr.) berichtet
») Vgl. Pufendorf X. § 85 (S. 717).
26*
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404 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
machte, das Unglück schilderte, in welches Kf. sich stürzen wurde, wenn er
um der ganz aussichtslosen Sache des Pfalzgrafen willen seinen ganzen Wohl-
stand in Hazard setzte, Lothringen hätte bereits erklärt, dass, w^enn Pfalz-
Neuburg abstehen wollte, er sich auch seines Interesses bei der Wahl gänz-
lich zu begeben und mit dem Prinzen von Conde zu comportieren resolviert,
auch Kf. würde, wenn er nur wollte, bei der Cond^ 'sehen Partei sein Inter-
esse leicht finden. J. hat sich darauf so gestellt, als ob er alles, was jener
vorgestellt, nicht so gross considerierte oder apprehendierte, die Sachlage als
für den Pfalzgrafen günstiger als für den Lothringer geschildert und zum Schluss
dem Erzbischof vorstellen lassen, ob er es für möglich halte, Conde ohne
Blutvergiessen und ohne gänzlichen Ruin seines Vaterlandes zu wählen. Da die-
ses unmöglich wäre, andererseits aber, wenn er zur Neuburgischen Partei trete,
des Pfalzgrafen Wahl in Frieden und Ruhe geschehen würde, so sei es seine
Pflicht, dieses zu thun und alles andere Absehen fahren zu lassen.
Sie setzten den Discurs w^eiter fort, als aber Lybinsky merkte, dass er
auf keine Weise etwas an ihm gewinnen konnte, sagte er zuletzt, der Erzbischof
Hesse fragen, ob Kf. lieber Conde oder den Lothringer zum Könige haben
wollte, weil man ihm in diesem negotio viel deferieren wurde, worauf J. er-
widert hat, Kf. verlangte weder Conde noch Lothringen, da er glaubte, dass
es nicht zu der Republik Bestem sein würde.
Ew. Churf. I). sehen, wie wunderlich und unbeständig die Sacheo
laufen, und können wir mit Bestand der Wahrheit sagen, dass^ wann auf
Ew. Churf. D. nicht reflectiret wurde, die gute Partei wurde auf sehr
schwachen Füssen stehen, das meiste geschieht für Conde unter der
Hand und halten wir bei so gestalten Sachen die lothringische Partei
nicht so important als die Condeische. Der Kaiserliche saget öffent-
lich, auch selbst zura Neuburgischen, dass er Neuburg recomraendiren
wurde, Lothringen aber könnte er keinen Schaden thun, der Fran-
zösische macht gute Contestationes, hat auch neulich die Sache mit
überleget, wir sehen aber sonsten keinen Effect. Ob die Neuburgisclien
die Noturft an Gelde, das können wir nicht erfahren, sollte das erman-
geln, so müssen wir Ew. Churf. I). unsern Pflichten nach berichten, —
dass wir nicht sehen, wie in dem Werk fortzukommen.
Sie fürchten, dass die Conde'sche Partei, nachdem dieselbe gesehen, dass
sie an ihnen nichts gewinnen können und dass sie ihre Sache noch nicht auf den
rechten Fuss gebracht, den terminus electionis zu abrumpieren oder prorogieren
suchen werde. Mit der öfTentlichen Exclusion Conde 's müssen sie sich vor-
sehen, da sonst zu befurchten ist, dass auch Neuburg und Lothringen zu-
gleich excludiert werden.
Sie haben für 100 Ducaten ein Schreiben^) erworben, welches für ein
^) In demselben (d. Tarnimonti 19. Mai 1669) erklärt Prinz Karl, 42 Stunden
nach Beendigung der Wahl werde er mit 8000 Mann vor Cracau erscheinen und sich
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Wablanssicbten. 405
echtes Original gehalten wird, und dem Erzbischof zugestellt, welcher ver-
sprochen, wenn es wirklich echt ist, es öffentlich vorzubringen, es wird der
lothringischen Partei grossen Schaden und dem Kaiser böse Nachrede machen.
PS. Fürst Radziwill hat H. mitgetheilt, auch er habe sich bemuht, sei-
nen Vetter mit den Pac auszusöhnen, doch wolle sich derselbe durchaus nicht
zur Abtretung der kleinen Bulawe verstehen, der G.Marschall wolle sich
nicht für Pfalz-Neuburg erklären, sondern sich gleich nach den Feiertagen hin-
wegbegeben, doch müsste man versuchen, dessen Frau zu gewinnen, und R. hat
versprochen, selbst mit ihr zu handeln ; der K. ü. Feldherr Fürst Wischnowitz,
der die Armee in favorem Lothringens an sich zu ziehen suche, möchte wohl
durch die bewusste Heirath, wenn soviel Ehegeld dabei wäre, als früher gedacht,
zu gewinnen sein.
J. V. Ho verbeck und Fr. v. Jena an den Kurtliröten. D.
Jablona 8. Juni 1669.
[Die ExcIusioD Conde's. Conferenz mit deia schwedischen Gesandten.]
Nachdem am vergangenen Donnerstag ') die Senatoren nach einander haben 8. Juni,
geloben müssen, Conde nicht in die Wahl zu bringen, müssen sie diesen in
soweit für begraben halten, fürchten aber, dass man nicht unterlassen wird, ihrer
Negotiation Hindemisse in den Weg zu legen, namentlich werden die pacta
gegen Pfalz-Neuburg angeführt, üeber die Exclusion Conde's ist der fran-
zösische Gesandte so alteriert worden, dass') er die ihm auf heute angesetzte
Audienz nicht angenommen hat. Der G.Feldherr soll nach dieser Exclusion
zu Fürst Radziwill gesagt haben: „Nun bin ich Euer.** Der kaiserliche
Gesandte hat^) gestern Audienz gehabt und Pfalz-Neu bürg öffentlich recom-
mendiert, sonst aber nichts überhaupt für denselben gethan.
Mit dem Schwedischen*) haben sie heute in einem Dorfe an dem Bug
auf dessen Begehr geredet, er erklärte, er wäre angewiesen, mit ihnen und den
Neuburgischen vertraulich zu conferieren, und fragte, was er thun sollte, worauf
sie ihn gebeten haben, nach Möglichkeit für Pfalz-Neuh urg zu negotiieren.
Auf seinen Vorschlag, da die Polen von den aufgerichteten pactis so viel Wesen
der Stadt bemächtigen, der türkische Sultan habe dem Fürsten von Siebenbürgen be-
fohlen, ihn zu unterstützen, aus Ungarn würden kaiserliche Truppen herbeieilen, der
Zar habe dem Kaiser versprochen, das Bündnis mit Polen zu brechen u. s. w. Vgl.
H.'s Schreiben an Fürst Anhalt vom 9. Juni (v. Orlich II. S. 22) und über die
gegenseitigen Schmähschriften beider Parteien Stoderts und Widers Relation vom
31. Mai (S. 117), Krebs S. 207 f.
*) G.Juni, s. Zawadzki, Hist. arcana S. 18 ff.; Recessus comit. S. 64 ff.
») S. Zawadzki S. 23; Recessus comit. S. 68.
') S. Zawadzki S. 22; Recessus comit. a a. 0.
♦) Graf Claudius Tott, über dessen Ankunft s. die Relation Stoderts und
Widers vom 7. Juni (S. 118).
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406 in. Brandenburg und Polen. 1664-1673.
machten, dieselben sämtlich za communicieren, haben sie erwidert, darauf nicht
instruiert zu sein, sie hielten es aber für bedenklich, da die malevoli aus allen
Wörtern Gift saugen und, ob die pacta noch so innocent, dennoch viele irren
machen würden.
Die Nenburgischen bestreiten dem französischen Gesandten gegenüber^),
sich über Geldmangel beklagt zu haben.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten, ü.
Jablona 10. Juni 1669.
[Neue Umtriebe der Conde* sehen Partei. Conferenz mit den Häuptern der Neubur-
gischen Partei. Forderungen derselben.]
10. Juni. Die Anhänger Con(U 's sind durch dessen Exclusion nicht gedämpft, sie
suchen Zeit zu gewinnen, machen wegen der Audienzen Verwirrung und suchen
durch solche und andere Ränke den terminum zu abrampieren und die Sache,
wenn ihnen die extrema nicht angehen, zu verschleppen, damit Neuburg und
Lothringen müde werden und ihnen auch der Geldmangel entgegenstehe, die
Pacen und der K.Marschall sollen sich schon zur Abreise anschicken. Da
so eine Scission in Aussiebt steht, haben sie heute früh zu Praga im Beisein
der Nouburgischen mit beiden Fürsten Radziwill, den beiden Sapieha
(der dritte Bruder war nicht dabei, soll aber auch gut sein), dem Castellan von
Posen und Losch-) die Sache überlegt; jene, namentlich der Castellan von
Posen, haben versichert, wenn auch die anderen abrumpierten und davonzögen,
so würden sie sich doch nicht daran kehren, sondern fortfahren. Sie erklärten
aber für nöthig, 1) sowohl im Königreich als auch in Littauen eine Armee zu
bekommen, wozu, wenn nur Geld vorhanden, leicht zu gelangen sei, 2) dass
persona electi durch die Woiwodschaften Posen und Kaiisch nach Cracau käme,
3) müssten sie wissen, ob sie an Kf. einen Kücken haben würden, derselbe
müsste unter dem Namen des electi ihnen Truppen zu Hülfe schicken, und zwar
verlangten sie auf näheres Befragen 4000 z. F. und Dragoner, 1500 oder 2000
Reiter nebst zugehöriger leichter Artiglerie, dazu aber noch 1000 Reiter und
IGOO Dragoner nach Littauen hin. Sie haben auf des Kf. Ratification die 6000
zugesichert, aber erklärt, über alles, namentlich was die 2000 nach Littauen zu
schickenden betreffe, erst referieren zu müssen. Der Neuburgische hat auf
ihr Zureden 12 000 000 Schillinge (= 2ü0000Rthlr.) zugesagt, ihnen aber be-
kannt, dass er soviel Geld nicht parat hätte, worauf sie ihm gesagt, er möchte
nur zu Anfang geben, soviel er hätte.
*) Am 5. Juni hatten H. u. J. berichtet. Beziers habe ihnen gesagt, die Pfalz-
Neuburgischen beklagten sich, sie wurden die Sache aufgeben müssen, sie hätten hier
schon 800üORihlr. ausgegeben, sie würden und konnten auch nichts mehr geben.
^ S oben S. 167. 21)9.
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Conferenz mit den Häuptern der Neuburgischen Partei. Audienz. 407
Sie glauben, dass man mit 6000 Mann, von denen 2000 nach Littaaen zu
schicken wären, zufrieden sein wird, bitten um Resolution.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablona 12. Juni 1669.
[Audienz der Gesandten. Erbietungen des franzosischen Gesandten.]
Gestern Abend 8 Uhr haben sie Audienz^) gehabt. Nachdem sie von dem 12. Juni.
G.Marschall vor dem Collo empfangen und hereingeführt waren, hat H. die
Rede gebalten, welche der Erzbischof beantwortete. Im Collo war eine grosse
Frequenz, aber alles ganz modest und aber die Maassen still, nachher kamen
der Erzbischof, die 'übrigen anwesenden Senatoren und andere und machten
ihnen freundliche Complimente, worauf sie wieder zum Collo herausbegleitet
wurden und dann zurückfuhren. Ihnen sind dieselben Ehren wie dem Kaiser-
lichen erwiesen worden.
Heute ist der französische Gesandte zu ihnen gekommen und hat ihnen
im Original das Schreiben an die Republik vom 14./24. Mai gezeigt, worin stand,
dass der König auf allen Fall dem Conde es inhibieren und ihn nicht aus dem
Reich lassen wollte. Sie haben ihn darauf wegen der Exclusion Conde's zu
beruhigen gesucht, er sagte endlich, nicht über die Exclusion selbst, sondern
über die Form derselben beschwere er sich, wenn man ihm deswegen einige
Reparation thäte, würde er eine Audienz nehmen. Sie versprachen ihm, sich
darum zu bemühen, und baten ihn in seiner Negotiation für Pfalz-Neuburg
fortzufahren, namentlich den Erzbischof, den Feldherm und den Schatzmeister
für denselben zu gewinnen. Er versprach dieses, hoffentlich würden jene nicht
mehr begehren, als ihnen versprochen, er hätte Ordre von seinem König, dem
Pfalzgrafen für diesen Zweck 400 000 Gulden vorzuschiessen , davon würde er
jenen dreien auf ihr Versprochenes die Hälfte geben, wenn sie nur die andere
Hälfte haar oder doch deshalb reale Versicherung bekommen könnten. Sie
versprachen, deswegen mit den Neuburgischen zu reden, und, sollte es man-
geln, an Kf. zu schreiben, der gewiss dafür gutsagen würde. Er rieth auch,
des Feldherrn Liebsten 20000 oder 25 000 Rthlr. haar zu zahlen; er erzählte,
Nenbnrgischerseits wünschte man von seinem Könige 200 000 Rthlr. Vorschnss.
Von dem schwedischen Gesandten behauptete er gehört zu haben, dass der-
selbe dem Erzbischof habe sagen lassen, Schweden sei indifferent, ob Lothringen
oder Neuburg gewählt würde.
Alle Versuche der Gegner, sie einzuschüchtern, sind vergeblich gewesen,
ist es dem Französischen ein rechter Ernst und fehlt es nicht an Geld, so
hoff'en sie*), dass ihre Partei überwiegen und bestehen wird. Morgen ist der
') S. Zawadzki S. 25 (der aber angiebt: qui nimis sero diei veniens nee tarn
frequentibus satellituoi turmis nee tarn copioso senatu et equestri ordine, pluribus
iam dilapsis exceptus est); Rec. comitiorum S. 70.
») Vgl. die Relation Stoderts und Widers vom 13. Juni (S. 122f.).
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408 IH. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
letzte Tag, der Aufbot kommt heran and wird morgen etwa 8000 Mann stark
bei Warschau stehen.
Des Kf. Legationsrath v. Lehndorf*) haben sie gestern vor einem Trupp
halten sehen, Niemeritz*) ist auch hier, sie haben ihn aber noch nicht ge-
sehen, Galetzki^) haben sie ge.stern in Collo angetroffen, v. Brandt*) haben
sie in Warschau gelassen, von wo derselbe ohne Zweifel, was er erfährt, refe-
rieren wird.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 13. Jani
1669.
[Klagen Vaubruns und Erwiderung darauf. Un Zuverlässigkeit B^aiers". Bereitwilligkeit
zur Truppensendung.]
13. Juni. Der französische Envoye*) ist zu ihm gekommen und hat grosse Alte-
ration über Conde's Exclusion bezeugt, nach Beziers' Bericht wurden alle
Condeisch Gesinnten jetzt die Lothringische Partei ergreifen, die Neuburgische
Partei wäre so schlecht, dass, wenn es ad duplicem electionem käme, sie der
Lothringischen, welche der Armee fast versichert wäre, bald cedieren würde.
Kf. hat ihm dagegen remonstrieren lassen, 1) die Exclusion Conde's konnte
den Neuburgischen nicht imputiert werden, sondern rührte notorie von der
Aversion des Adels her, 2) Kf. hoffe gerade, dass dadurch des Pfalzgrafen Par-
tei bedeutenden Vortheil erlangen werde, 3) zu Lothringen würden jene sich
nicht wenden, wenn nur der franzosische König und Beziers sie ersuchen
wollten, sich gegen denselben zu erklären, 4) die Partei der Pac sei nicht so
mächtig, die Radziwiils hätten auch in Littauen eine considerable Partei auf
ihrer Seite.
PS. (auf die Relation vom 10. Juni). Aus Beziers' Comportement ersieht
Kf., dass es demselben mit der Neuhurgischen Partei nie ein rechter Ernst ge-
wesen, sondern er sich unter der Hand für Co n de bemüht hat. Sie sollen den
Condeisch Gesinnten und auch Beziers vorstellen, die Exclusion Conde's
könne den König von Frankreich garnicht choquieren, und denselben keine
Hoffnung machen, dass Kf. sich jemals fürConde erklären würde, andererseits
aber auch keine befugte Ursache zu Klagen geben, sondern alles dissimulieren.
Was Ihr wegen unserer Kriegsvölker mit dem Castellan von Posen
geredet, solches lassen wir uns wohl gefallen, und würde uns sehr lieb
sein, wenu die Polen ihrer Zusage gemäss auf alleu Fall, da gleich die
^) S. oben S. 388, derselbe stand als ObrisÜieutenant in polnischen Diensten.
3) S oben S. 384.
«) S. oben S. 393. 396.
*) Der Kammerjunker Eusebius v. Brandt war schon seit August 1668 der
Gesandtschaft in Warschau beigegeben, s. oben S. 225.
^) Marquis de Vaubrun. s. oben S. 402,
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Die ExclüsiOD Conde's. Günstige Nachrichten Niemiryczs. 409
Lithauer wegziehen sollten, mit der Wahl fortfahren wollten, welches
Ihr zu befordern Euch nach äusserster Möglichkeit angelegen sein lassen
werdet. Ihr könnet sie auch versichern, dass praevia electione Neoburgici
wir demselben aus der Mark Brandenburg mit einem Corpo von 5 ad
6000 Mann mit zubehöriger Artillerie in Polen assistiren, uns auch alhier
in solche Postur setzen würden, dass wir im Fall der Noth mit ein paar
tausent Mann der Sache in Lithauen einen Nachdruck geben könnten.
Die Neuburg i sehen thun gut, die Armee Zugewinnen, werden dasselbe
auch bei der herannahenden Pospolite Ruszenie zu versuchen haben, namentlich
um eine Prorogation der Wahl zu verhüten. Ef. wünscht Nachrichten über den
G.Kanzler.
Wofern man Euch auch von Polnischer Seite sondiren wollte, ob
wir nicht auch der Republicq einige Advantagen oder Commoditäten
versprechen wollten, imfall sie auf unsere Recommendation den Pfaltz-
grafen wähletcn, so könnet Ihr ihnen versprechen, dass wir freilich sol-
ches gern thun, auch nichts, was in unsern Händen und Vermögen wäre,
desfalls abschlagen würden. —
St. Niemirycz an den Kurfürsten. D. de Varsovie 13. Juni
1669.
[Bemühungen, die Häupter der Conde^schen Partei zu gewinnen, glucklicher Erfolg
bei Morstein und Sobieski. Audienzen der verschiedenen Gesandten.]
Apres que M. TArchevesque de Gnezna et autres Senateurs de la 13. Juni.
Faction Franzoise ont estay obliges d'exclur par leurs voixes M. le Prince
de Conde, j'en ay trouvay tous ces dits Messieurs et en rage et en per-
plexion ensemble. Pour les consoler j'ay fort desaprouve TafTaire faite,
(quoy que j'en estoy fort aise et y ay contribue quelque chose) n'ayant
point a mesme temps omis de leur conseiller, qu'ils ne guastasse point
l'interet de la France a cause de l'emportement de la Noblesse Polognoise
contre M. le dit Prince de Conde. Sans perdre donc un moment, j'ay
travaille a rendre M. de Morstein le Grand Tresorier tout-a-fait
du parti de M. le Duc deNeybourg; bref, j'en ay reussi, Dieu mercy,
puis qu'il s'est entierement declare pour ses interests et qui ä fait en-
tendre par moy a Messieurs ses Ambassadeurs, qu'il disposera M. l'Am-
bassadeur de France (non obstant tout ce qu'on a fait contre M. le
Prince de Conde) de faire son mieux pour l'heureuse fin des intentions
du dit M. le Duc de Neubourg, pourvou que Messieurs ses Ambassa-
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410 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
deurs vouIa8se traitter toutte cette affaire par M. le dit Ambassadeur de
France avec cette Faction qui a estayautre foys Francoise. M. le Graod
Mareschal Sobieski') s'est aussi entierement declare pour sa dite Altesse
de Neuboarg y estant poasse par le coDseil de M. le dit Grand Tre-
sorier, qai travaille avec toute soign et activite adresse et credit, qa'il a
parmi cette faction, pour faire reussir les interests de M. le Duc de
Neubourg. Apres cela tout nostre soign est de reunir Messieurs nos
Generaux de Pologne, c'est a dire M. le Grand Mareschal de Pologne et
M. le Prince Demetrius'), ce qu'il s'est fait hier en quelqae fazon,
puis qu'ils se sont abouche chez M. le Mareschal de la Court Branicki^
ayant fait des coropliments Tun a Tautre, ces prelemineres nous dont
esperance, qu'ils seront d'un mesme avis en affaire de Nostre Candidat,
a quoy nous travaillons jour et nuict. Nous n'omettons point aussi a
gagner Messieurs les Paces et y adjutons nostre entier soign et non
sans esperance encor d^en reussir, quoy que fort difficilement. M. le
Vicechancelier de la Couronne et M. Fredro sont les plus opiniatres
et poussent Tinteret de M. le Duc de Lorraine tant qu'ils peuvent, nous
les voulons avoir aussi a pris raisonnable, leur remonstrant, que nous les
estimons fort et ne les mesprisons nullement, enfin nous faisons tout ce
qu'on peut faire pour empescher la double election, la quelle sera par
touttes les apparences et ne manquera point de faire mal a la Pologne.
Gestern Abend ^) haben die Neubargischen Gesandten Audienz gehabt,
dann diejenigen des Herzogs von Carl and, dann die der Tartaren und zu-
letzt die des Herzogs von Lothringen, die ohne Zweifel vom Kaiser unter-
stützt werden, ihr Aufzug war der prächtigste und die Rede, welche ein Abt,
der Gesandte des Herzogs, des Onkels des Candidaten, hielt, war die geschick-
teste von allen und hat grossen Eindruck gemacht. Sie werden dieselbe heute
im einzelnen widerlegen und zeigen, dass schöne Worte Polen nicht in seinen
alten glücklichen Zustand zurückbringen können.
^) Vgl. die Relationen Stoderts und Widers vom 13. und 14. Juni (S. 12'2ff.)
und die Anm. dazu.
^ Fürst Demetrius Wisniowiecki, K.U.Feldherr, s. über ihn ebendas.
S. 121. 124.
3) S. Zawadzki S. 2.5ff.; Pufendorf X. §87 (S. 7l9f.); Reo. comit. S. 70f.
122; Mem. de Cbavagnac II. S. 27 f.
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Versuche, die AnhäDger Conde^s für Pfalz-Neabnrg zu gewinnen. 411
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurflirsten, D.
Jablona 15. Juni 1669.
[Verlängerung des Reichstages. Die Condescbe Partei. Geldmangel bei den Neu-
burgischen ]
Der Termin ist nun bis auf Mittwoch prorogiert') und sagt man noch von 15. Juni,
drei Wochen. Alle ihre Bemöhungen, sich der Conde' sehen zu versichern,
sind vergehlich, man hat ihnen zwar sagen wollen, als wenn sich der Schatz-
meister zu bequemen anschicke, aher sie können dessen nicht gewiss sein,
und es scheint, als wenn die Conde'sche Faction die dritte Partei machen, sich
auf allen Fall als Interponenten angeben und so verhindern wolle, dass sich
kein anderer Theil die Respublica nennen könne, und es ist dieses um so be-
denklicher, als der Erzbischof mit dem Schwedischen gar vertraulich
communicieren soll.
Die Littauer verlangen, um die Neuburgische Partei zu starken und von
der anderen welche an sich zu ziehen, Geld, die Pfalz- Neuburgischen
aber behaupten, jetzt keines geben zu können, ihre ganze Kasse betrage wenig
mehr als 40,000 Rthlr, es werde aber wohl mehr kommen. Unterdessen ver-
stärkt sich der Lothringer, zieht den gemeinen Adel an sich, und wird seine
Rede, welche auch mit Fleiss gemacht, von Jedermann gerühmt.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Praga 18. Juni 1669.
[Verhandlungen mit dem Erzbischof, G. Feldherrn und Schatzmeister. Drohende Hal-
tung der Pospolite.]
Der £rzbischof, der Feldherr und der Schatzmeister haben sich 18. Juni,
zwar für Pfalz-Neuburg erklärt, sie machen es aber sowohl gegenwärtig als
auch künftig, wenn es zur Ruptur kommen sollte, sehr schwer und verlangen
von den Neuburgischen eine Erklärung, ob ihr Herr sufficient sein würde, so-
fort eine ansehnliche Summe zur Aufrichtung einer Armee herzuschicken und
auch den Unterhalt für dieselbe zu verschaflFen. In einer gestern bei dem
Erzbischof mit den Französischen und Neuburgischen abgehaltenen Conferenz
haben sie (Ges.) erklärt, Kf. würde, wenn die Wahl des Pfalzgrafen erfolge
und er von denen der Neubnrgischen Partei oder nur vom Erzbischof, Feld-
herrn und anderen im Namen der Republik ersucht wurde, die versprochenen
Truppen schicken; der Französische erklärte, darauf nicht instruiert zu sein,
doch würde sein König gewiss den Pfalzgrafen, wenn er gewählt würde, mainte-
nieren helfen. Der Neuburgische sagte gar wenig dazu, ohne Zweifel, da
0 S. Zawadaki, S. 30; Recess. ooroit. S..72.
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412 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
er sah, dass die postulata auf allen Fall seinem Herrn allein unmöglich fallen
wurden. Bei dem Feld her rn waren sie allein, derselbe machte gute Con-
testationen, sagte, man wäre der Stadt Cracau und des Schlosses versichert,
auch Warschau wäre besetzt, wenn nur sonst die Mittel bei der Armee nicht
mangelten. Die Neuburger aber haben es nicht, sie sagen, es lägen
100000 Rthlr. zu Breslau, die sind aber nicht hier.
Alles ist hier so verwirrt und confus, sie wissen auch nicht, auf wen sie
mit Bestand Staat machen dürfen, so ist alles intimidiert und ohne Reso-
lution. Die Pospolite') ist gestern rings um das Collum geritten, hat aller-
hand Drohungen ausgestossen und auch mehr als 30 Schüsse hineingethan,
dabei geschrieen, dass sie zwischen gestern und morgen einen König haben und
selbst w^ählen wollten. Alles ist im Flüchten und man fürchtet grosses Un-
glück. Sie werden sehen, ob die Woiwodschaften oder Pospolite in etwas zu
gewinnen, und wenn sie deren versichert sind, dass die Wahl vor sich gehe,
denn sollte die Pospolite unverrichteter Sache wieder abziehen und das Werk
lange verschleppt werden, so würde das neuburgische und lothringische Geld
aufhören und dann die Gonde'sche Partei wieder auferstehen.
P. S. Die Woiwodschaften Cracau, Lublin und Terra Salmensis
sind nun mehrentheils für Neuburg, ihnen fehlt nur Geld, Lothrigen fehlt
es daran nicht, es sollen noch gestern Nacht 400000 Fl. unter dem Aufbot
ausgetheilt worden sein.
V. Ho verbeck an den Kurfürsten. D. Prag 18. Juni 1669.
[Der G.Kanzler. Geldforderungen.]
18. Juni. Der G.Kanzler hält beständig bei der guten Partei, derselbe hat, um der
Conde'schen Faction entgegen zu arbeiten, das grosspolnische Aufbot und auch
das anderer Woiwodschaften veranlasst heranzurücken, was aber viel Cngele-
genheit verursacht, die er mit seinem Anhang nicht abzuwehren vermag. Der
höchste Nachtheil für sie ist, dass jetzt, wo es gleichsam auf dem Losdruck
steht, die Lothringer viel Geld spendieren, die Neuburgischen aber das ihrige
nicht zur Stelle haben. Auch an sie werden Forderungen gestallt, der G.Kanz-
ler verlangt wenigstens 2000 Rthlr., Fürst Radziwill 400 oder 500 Rthlr.
für den Starosten von Bratislaff Piaseczynski und 1000 Gulden für den
Littauischen U.Stallmeister Morst ein, die Neuburgischen wünschen, Kf. möchte
dem Starosten von Radom*) jetzt eine Jahrespension von 200 Ducaten zahlen
lassen.
PS. Der Feldherr hat durch seine Gemahlin mit den drei Potocki
verhandeln lassen, sie verlangen aber baares Geld, 40,000 Rthlr. für sich selbst
^) S. Zawadzki S. 33f.; Rec. comit. S. 14fL und Stoderts und Widers
Relationen vom 14. und 16. Juni (S. r23flF.).
«) S. oben S. 324. 381.
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Die Pospolite ruszenie. Der Ausg^ang der Wahl. 413
und einiges für ihre Freunde. Die Nenbargischen bitten ihn anzufragen , ob
Kf. von den versprochenen lOOOOORthlr. etwa 30000 herschicken möchte').
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. L).
Jablona 19. Juni 1669, die Nacht umb 1 Uhr.
[Die Wahl König Michaels.]
Gleich '0 jetzo umb 12 Chr in der Nacht kommt E. Chf. D. geheimer 19. Juni.
Secretarius Scultetus von Warschau zurücke und berichtet uns, wie
ihm der K.G.Kanzler referiret habe, dass er nicht wusste, wie es mit
dieser Wahl') zugangen sei, es müsse ja Gottes sonderbare Verhängnus
es also regiert haben, dass, da der Bischof von Posen unverhofft den
hymnum zu singen augefangen, alle Woywodschaften zugleich mit gesun-
gen und nach Vollendung desselben sei ein jeglicher Woywod zu dem
Auffboht seiner Woywodschaft (so alle umb das Collo herumbgestanden)
gangen und hätten sich wegen der Election unterredet. Da dann der
Bischof von Posen der Posenschen Woywodschaft den Lothringer
recommendiret und denselben zu nennen begehret hätte, wie ihm aber
sowohl vom Castellan von Posen als auch derselben Woywodschaft
Fendrich Szcorasenski wiedersprochen und der Neuburger genennet
worden, habe der Bischof angefangeu zu reden, wie er woli sehe, dass
von beiden keiner zur Krön gelangen könne, uud dannenhero man noth-
wendig einen Piastum nehmen müsste, welches der Fürst Michel von
Wieschnowitz wäre, worauf also gleich die ganze Woywodschaft ja
geschrien und durchaus davon nicht abstehen wollen.
Der Posuischen Woywodschaft sei gleich die Calisische und andere
Woywodschaften mehr, so dass ihrer 7 gezählet worden, beigefallen und
alle den Piastum genennet, der Cantzler habe sich hierauf aus dem
Collo nach Hause begeben, und meinete, dass der Tumult des folgenden
Tages sich wohl ändern wurde. Indem er aber dieses dem Secretario
*) Kf. erwidert darauf (d. Königsberg 21. Juni 1669), er bemühe sich, auf das
schleunigste 100 000 Fi. aufzubringen, er werde dieselben nach Ortelsburg schicken
und sie könnten dieselben den Neuburgischen auszahlen, der G. Kanzler solle, was er
zu fordern habe, in Danzig ausgezahlt erhalten. £r selbst habe noch immer Hoffnung
auf guten Erfolg, zumal da auf einen grossen Theil des grosspolnischen Aufgebotes
zu rechnen sei.
*) von Scultetus geschrieben.
^ Vgl. Recess. comit. S. 76ff. und die in der Anm. citierte Lltteratur, Stoderts
Relation vom 19. Juni (S. 125), Beziers' Relation vom 21. Juni (Krebs S. 208 ff.).
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414 ni- Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
Sculteto referiret hätt, sei .seioen Brüdern Sohn der Propst vouPiotzko
aus dem CoIIo kommen und habe mitgebracht, das« nunmehr auch alle
andre Woywodschaften sowohl aus der Crohn als auch dem Grossfursten-
thumb Lithauen endlich in Piastum consentiret und den Fürst Michel
zum Könige erwählet hätten, worauf sie dann auch zum Erzbischof ge-
schickt und ihn zur Nomination invitiren lassen, welcher auch bereits
unterwegens gewesen sein und gesagt haben soll, dass, weil Gott es so
wunderbarlich geschickt, so wollt er auch derjenige nicht sein, der sich
alleine der göttlichen Vorsehung widersetzen sollte, im Felde sowohl als
in der Stadt sein ein grosses Geschrei von jung und alt gehöret worden
Vivat Rex Michael.
Nuhmero') haben wir vollige Nachricht, dass der Fürst Michael
durch eine einhellige Wahl, also dass auf der letzt kein einziger zuwider
geblieben, zum Könige in Polen erwählet, auch albereit von dem Erz-
bischoff nominiret und von dem Cron Marschall publiciret, E. Chf. D.
werden erkennen, dass es Gottes wunderbares Werk^ und dass wir hoffen,
weil es Gott nicht anders haben wollen, es solle E. Chf. D. nicht eben
zum Präjudiz gereichen, und ist die Respublica durch dieses subjectum
nicht verstärket worden, sie werden auch durch ihn die Mittel, welche
sie von andern praeteudiret, nicht erlangen und bleiben der Republiq
die schuldig, müssen auch zugleich auf Einrichtung seines Staats bedacht
sein, weil er vor sich von solchen Mitteln nicht ist.
Anfrage, ob sie dem erwählten Könige gratulieren sollen.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablona 21. Juni 1669.
[Der neue König.]
21. Juni. Der neue Konig ist') sobald auf das Schloss begleitet, gestern von vielen
mit mehr denn 100 000 Fl. und acht bespannten Karossen, von dem Feldherm
mit einem Zug spanischer Pferde und etwas Silber beschenkt worden, er ist
gestern hinaus und hat sich gegen Jede Woiwodschaft absonderlich bedankt
Nachdem sie vernommen, dass der Nuntius apostolicus, der kaiserliche, fran-
zösische und schwedische Gesandte den König schon complimentiert, haben sie
sich heute bei demselben anmelden und um Audienz bitten lassen. Es ist zu
verwundern, mit was für Veneration auch die grössten und bei welchen der
0 Dieses Letzte von F. v. Jena's Hand.
') S. Zawadzki S. 46ff.; Recess. comitiorum S. 81 ; Stoderts und Widers
Relation vom 21. Juni (S. I26f.).
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Die Wahl König Michaels. 415
Konig vorher nicht eben in so grosser Consideration gewesen sein mag, den
König ehren, derselbe hat sonst ein gut Lob, dass er fromm, höflich, verstän-
dig und dabei auch nicht ungelehrt, er ist etwas ein kieirier untersetzter Herr
und gehet noch zur Zeit in deutschem Habit. Sogleich bei der Wahl haben
die Wählenden ihm des Moskowiters Tochter zur Gemahlin benannt, doch
werden sowohl der Kaiser als auch Frankreich eine Heirath nach ihrem
Sinne zu befördern suchen.
Der Castellan von Posen hat sich am besten gehalten, er hat aber selb
2 oder 3 nichts vermocht, weil man diejenigen, welche den Piastnm nicht
haben wollen, mit dem Säbel bedroht hat.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 22. Jani
1669.
[auf die Relation Tom 19. Juni. Die Wahl. Abzustattende Gratulation. Vorschläge
für die Vermählung des neuen Königs.]
Wir*) haben aus Euer unterthänigsten Relation vom 19. dieses mit 22. Juni,
mehrem ersehen, wie endlich die Wahl abgelaufen und dass solche auf
den Fürsten Michael Wisniowiecki ausgeschlagen. Wir müssen hier-
unter der Göttlichen Providenz still halten und, weil es dem Allerhöchsten
also gefallen, uns in seinen Willen und die Zeit schicken. — Soviel wir
aus denen Umbstä'nden abnehmen, hat das Pospolite Ruszenie den
grossesten, ja fast einzigen Theil an dieser Wahl gehabt, dass also die-
jenige, welche zu desselben Annäherung gerathen, ja solche wieder ver-
schiedener anderer wollintentionirten Meinung und Gutachten befordert
und darauf gleichsam gedrungen, das meiste bei der Sache gethan, auch
ausser Zweifel solches vorhero unter sich abgeredet, und die Senatoren
es darin sehr versehen, dass sie so geraume Zeit hero nichts gethan,
als sich gezanket und getrennet. Die Oesterreichische und Fran-
zösische sehen auch nun ex eventu, was sie mit ihren fictis in speciem
commendationibus und heimlichen Practiquen ausgerichtet, die Neubur-
gische aber werden verhoffentlich nicht anders als unsere völlige Auf-
richtigkeit und treugemeinten Eifer für ihres Herrn Interesse aus unsrer
Conduite wahrgenommen haben.
Die Gratulation könnet Ihr bei dem neuerwählten Könige aufs beste
und zierlichste in unsrem Namen ablegen und werdet Ihr dabei sehen
und überlegen, wie Ihr mit guter Manier etwas de observantia et adim-
>) Vgl. Pufendorf X. § 88 (8. 721).
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416 in. Brandenburg uDd PoloQ. 1664-1673.
pletioiie Factorum darunter eiulaufeti zu lassen — . Sonsten habt Ihr
annoch beide aldorten zu »ubsistiren und uns mit negstem, wofern es
nicht bereits geschehen, Eure unterthänigste Gedanken von den gegen-
wärtigen Conjuncturen und zwar ein jedweder ä pari zu überschreiben,
auch dabei uuterthänigst zu erinnern, worüber Ihr in ein und anderen
Puncten weiterer Instruction benöhtigot seid. —
PS. 1. Da der neue König noch nicht verheirathet ist, bisher ganz ernstlich
und inständig um die älteste Prinzessin von Kurland') angehalten, auch dabei
der Religion wegen alle annehmlichen Bedingungen angeboten hat, so sollen sie,
falls sie einige Apparenz zum Gelingen sehen, ihr Bestes zu Beförderung der
Sache, doch mit guter Behutsamkeit und Discretion thun; sollten sie keine
Hoffnung dazu vermerken, so sollen sie beobachten, was ihnen in PS. 2 an-
befohlen.
PS. 2. Um das Interesse des Pfalzgrafen zu Neuburg möglichst zu
befördern, sollen sie mit dessen Gesandten überlegen, ob man nicht dem neuen
Könige mit guter Manier zu einer Ueirath mit der ältesten Tochter desselben
rathen und die, welche von ihm und Kf. soviel Geld empfangen, vermögen
könne, dieses Werk zu befördern.
J. V. Hoverbeek und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Jablona 23. Juni 1669.
[Beginnende Reue über die Wahl. Gratulation bei dem Könige.]
23. Juni. Nachdem die Wählenden recht ausgeschlafen und sich besonnen, giebt*)
ein grosser Theil derselben die Reue der geschehenen Wahl an den Tag, und
es scheint so, dass das Vertrauen in dieser Republik nicht das beste sein
wird. Sie haben gestern dem Könige kurz gratuliert, worauf dieser mit wenigen
lateinischen Worten geantwortet, ohne sich in weiteren Discurs einzulassen.
I) Louise Elisabeth, geb. 1646. H. hatte am 23. Mai 1667 dem Kf. gemel-
det, Fürst Michael Wiscbnowitz hätte ihn ersuchen lassen, bei der Herzogin von
Kurland officia anzuwenden, dass er zu der längst gewünschten Allianz mit deren
Hause gelange. H. hatte sich deswegen Ordre erbeten, da die Parteien der Religion
halber ungleich und der Fürst seine Sache wegen der Zamoyskischen Güter (s. darüber
Hirsch S. 55 Anm. 1) noch nicht in sicheren Stand gebracht habe. Kf. hatte darauf
6. Juni geantwortet, H. solle sich genau erkundigen, wie es mit diesen Zamoyskischen
Gütern stehe und welchen Ausgang der Streit darüber wohl nehmen werde, inzwischen
aber den Fürsten bei gutem Willen erhalten.
^ Vgl. die Relationen Stoderts und Widers vom 28. Juni und 2. Juli
(S. 127. 131).
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HeirathsTorscbl&ge ffir den König. Rene über die Wahl. 417
Fürst Rad zi will hat in Collo von seiner Verrichtung bei Kf.*) berichtet,
and sollen Kommissare benannt werden, welche mit ihnen reden sollen. Der
U. Kanzler^ sucht sich sehr an dem König vor anderen zu halten, Kf. hat sich
von demselben wenig gutes zu versehen.
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg^). D. Königs-
berg 15./25.Juni 1669.
[Der Ausgang der Wahl, Ursachen desselben.]
Ew. Ld. ist ausser Zweifel bereits wissend, wie es mit der Pol- 25. Juni.
nischen Wahl jüngster Tagen so ganz unvermuthlich abgelaufen und dass
dieselbe wieder alle Apparenz auf einen Piastum gefallen. Wie herzlich
ich gewunschet, dass Ew. Ld. zu dieser Chron gelangen möchten, wie aaf-
richtig und treulich ich auch darin einige Jahre her gearbeitet, solches
achte ich unnötig Ew. Ld. weitläuftig furzustellen — die göttliche Pro-
videnz hat es aber anders für diesesmal geschicket und der Allerhöchste
nach seinem unwandelbaren Rath einen ganz andern und fast wunder-
lichen eventum dieses Werks verhänget, den keine menschliche Klugheit
vorhersehen oder muthmassen, weiniger verhüten und abwenden können,
in dessen heiligen Willen muss man sich hierunter billig mit behöriger
Resignation schicken. — Nach menschlicher Vernunft und Art von der
Sache zu judiciren, hätte Ew. Ld. die Erreichung des fürgesetzten Zwecks
nicht fehlen können, wenn alle dero Freunde wie mit äusserlichen Wor-
') S. Z a 1 u 8 k i , Epistolae bistorico-familiares I. S. 72f.; Lengnich, Gescb . der
Preussischen Lande VIII. S. 5.
«) Vgl. Stoderts und V^iders Relation Yom 28. Juni (S. 128. 130).
') Derselbe war damals wirklich auf der Reise nach der polnischen Grenze (s.
oben S. 400). Am 27. Juni meldet er dem Kf. von Pfreimbt an der Weiden (in der
Oberpfalz) aus, er habe sich auf den Rath des Kf. und der guten Partei in Polen
mit wenigen Leuten und nur in Postkaleschen nach Grossen aufgemacht, morgen
hoffe er in Eger zu sein, einen geringen Train mit dem Gelde lasse er folgen, um
nöthigenfalls im Felde subsistieren zu können. Am 3. Juli, noch ehe er dieses Schrei-
ben des Kf. erhalten, schreibt er demselben von Cadan bei Leitmeritz aus, er habe
yorgestem bei seiner Ankunft hier Ton Graf Schaffgotsch und seinen Gesandten
die Nachricht erhalten, dass am 19. Juni durch die meisten Stimmen der Woiwod-
schaften Fürst Michael Vischniovitzky zum König erwählt und, obwohl ein Tbeil
der Senatoren damals nicht consentieren wollen, proclamiert worden sei. Er sei
darauf bis heute hier geblieben, ob vielleicht bei solcher Contradiction und Protesta-
tion eine Veränderung vorgefallen, da er aber bisher keine weitere Nachricht erhalten,
wolle er die Rückreise antreten. Er dankt dem Kf. dafür, dass derselbe „mit einer
so unvergleichlichen Generosität seine Promotion poussiert habe".
Mster. s. Gesch. d. Q. Karfüraton. XII. . 27
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418 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
ten also auch mit trengemeintem Eifer und aufrichtigem Herzen für dero
Interesse gearbeitet hätten. Es ist aber mehr als bekannt, was für
Nachtheil und Schaden Ew. Ld. durch die Condeische und Lothringische
factiones und dadurch verursachte Trennung unter denen Senatoribus und
erfolgte studia partium zugezogen worden, sonsten hätten die Senatores
und der Stände Deputirte, welche ganzer sieben Wochen mit unnötigen
Zänkereien und Streitigkeiten vergebens zugebracht, für Ankunft der
postpolite leichtlich sich vereinigen und die Wahl auf Ew. Ld. Person be-
fordert werden können, nunmehr erkennen und (wie ich berichtet werde)
bereuen sie zu spät ihren Fehler, indem sie fast an der Wahl keinen
Theil gehabt, sondern nolentes volentes dem ungestümen und blindem
Eifer der populace folgen müssen, die übrige factiones sehen nun auch,
was sie mit ihren Verwirrungen ausgerichtet — . Bei solchem Compor-
tement hat man leichtlich zu judiciren, was man auf einen und den an-
dern mit Grund und Bestand für Stat zu machen und inskönftige dar-
nach seine mesures zu nehmen, meinestheils muss ich bekennen, dass
ich mich ganz eines andern und bessern zu ihnen versehen, muss es für
jetzo Gott und der Zeit befehlen, und wünsche nochmahlen von Herzen,
dass Ew. Ld. in diese Dinge sich dero fürstlichem und genereusem Ge-
müthe nach schicken und von dem Allerhöchsten mit anderwertigen
Glückseligkeiten — gesegnet und erfreuet werden mögen. —
PS^). Ich hoffe was diesesmahl gefehlet, mit Gottes Hulffe noch
eins in Ew. Ld. Prinzen gelingen werde, und haben Sich Ew. Ld. zu
allen Zeiten meiner unverenderlichen AiTection zu versichern.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Jablona 25. Juni 1669.
[auf das Rescript vom 22. Juni. Die Zustände in Polen ; von dem Ef. dort zu be-
folgende Politik.]
25. Juni. Es sind jetzt in dieser Repablik zwei Parteien, ein Theil der Senatoren 2)
soll sich verglichen haben, dieses Werk auf alle Weise zu hemmen, womöglich
wieder über einen Haufen zu stossen, zu welchem Zweck sie sich nach einem
Rucken und nach Geld umsehen, sie werden wohl Kf. und Pfalz-Neuburg mit
einzuführen und den Schaden und Hass ihnen aufzubürden, in der That aber
das ganze Werk nach dem französischen Interesse und fürCond^ auszuführen
suchen. Die meisten Senatoren ziehen davon und bleiben nicht bei Abhand-
') eigenhändig.
*) S. V. Brandts Relation Tom 3. Juli (v. Orlich II. S. 24) und die Relationen
ebendas. S. 23.
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Gutachten ▼. Jena^s. 419
laDg der pacta conventa, jedenfalls haben sie sich unter einander verglichen,
dass, wenn der König sich an einen machen wollte, sie alle miteinander sich
seiner annehmen wollen. Der Eonig weiss wohl, dass sie malcontent sind, er
mag sich aber aaf das Volk verlassen und wird noch zur Zeit von dem U.Kanz-
ler und dem Littauischen Kanzler Pac regiert, welche beide sehr rachgierig
sein sollen. £s scheint auch, als wenn die Freude und das Frohlocken des
Volkes etwas abnehmen, und ist bei etzlichen die Verbitterung so gross, dass
sie wohl wenig danach fragen durften, wenngleich die Tataren und Kosacken
dazu kämen.
Ef. wird sich auch jetzt so zu betragen haben, dass er keiner Partei, wenn
es erst recht ausbricht, vor der anderen deferiere, sondern sich so anstelle,
dass er sich im Nothfall als Interponent und Mediator zwischen beiden offerie-
ren kann, wobei er Gelegenheit haben wird, seine Sachen in Acht zu nehmen.
Der König kann wohl pro electo rege gehalten werden, und wer weiss, wie
lange es ansteht, dass sich die Malcontenten ändern. In des Kf. Interesse wird
in Acht zu nehmen sein:
1) dass nichts Präjudicierliches in die pacta conventa komme,
2) dass die Draheimsche Sache recht in Acht genommen werde; er fürchtet,
dass V. Hoverbeck und der U.Kanzler, wenn sie zusammenkommen, noch
mehr zerfallen werden, weil jener leugnet, dass ihm H. Geld gegeben habe,
während dieser es behauptet,
8) dass die Brombergischen pacta unangefochten bleiben,
4) dass aus den wegen Pfalz-Neuburg aufgerichteten pactis tiichts
"Widriges gezogen werde. Der U.Kanzler und Pac sind beide nicht des Kf.
Freunde, ersterer soll gesagt haben, man möchte mit Kf. Krieg anfangen, doch
haben sie darüber nichts Sicheres erfahren können. Kf. hat nur auf alles
fleissig Acht geben zu lassen, seine Miliz zu conservieren, auch die in Preussen
stehende womöglich unvermerkt etwas zu verstärken. Bei dieser noch währen-
den Uneinigkeit braucht man sich nicht zu fürchten, doch wäre nöthig, dass
am hiesigen Hofe ein subjectum wäre, dem des Kf. und die polnischen Sachen
bekannt und welcher der Sprache mächtig wäre.
V. Hoverbeck an den Kurflirsten. D. Jablona 26. Juni 1669.
[auf das Rescript vom 22. Juni. Die Zustände in Polen, günstige Aussichten für
den Kf. Der Starost von Radom.]
Der Primas, der K. G.Feldherr, das ganze Haus Potocki, die Woi- 26. Juni,
woden von Reussen und Pommerellen, der K.G.Kanzler, der Castellan
von Posen und viele andere sind mit der Wahl gamicht zufrieden, mögen
wohl gar auf eine Absetzung gehen, andere suchen den König nur durch die
Pacta conventa so zu binden, dass er ihnen durch seine Creaturen nicht zu
schwer fallen könne, etliche aber halten nur an sich, um gesucht zu werden,
und werden, sobald ihnen der geringste Wink der Gnade und künftiger Be-
27*
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420 III. Brandenbarg und Polen. 1664- 1673.
fördening gegeben wird, an der Wahl keinen Mangel mehr finden; daher ist
durchaus nicht zu rathen, sich mit jenen Leuten einzulassen, zumal diese Mal-
contenten doch nur für Cond^ arbeiten wurden.
Für Kf.') hSlt er diese Wahl für besser als irgend eine andere, weil dorch
dieselbe diese benachbarte Republik an Macht und Kräften keinen Zuwachs
erhält, und wird also Kf. und auch dessen Nachkommen derselben Discretion
nicht leben dürfen, wie es vielleicht geschehen wire, wenn Moscau oder Cond^
ihr Intent erreicht hätten. Auch die Ritterschaft wird bald aus dem Traum
kommen und erkennen, dass sie durch diese Wahl viele Vortheile eingebfisst
hat, und dass, da sie zur Krönung, zur Einrichtung eines königlichen Staates
und zum Beilager viel werden hergeben müssen, die Contributionen sich häu-
fen werden. Der König wird also auf die Naehbaren, namentlich auf Kf. reflec-
tieren müssen, und Kf. wird sich gamicht zu movieren, sondern blos zu erwar-
ten haben, was etwa Gott durch die Stände, die Armee oder die benachbarten
barbarischen Völker vornehmen will, auch solchen Falls würde es am sichersten
sein, sich für keine Partei zu erklären, sondern nur zum Mediator anzubieten.
Zwar ist bedenklich, dass der G.Kanzler fast ausgesetzt, dagegen der U.Kanz-
ler im Regiment bestätigt wird und Pac sich mehr und mehr bei dem Könige
insinuiert, doch ist nicht zu zweifeln, dass diese beiden hitzigen Leute durch
ihre consilia den König tiefer einführen als die Republik in Sicherheit setzen
werden.
Die Heirath könnte die Sache in anderen Stand bringen. Zu der Mos-
kowi tischen hat der König keine Neigung, es steht daher auf der 0 öster-
reichischen, für welche Graf Schaf fgot seh stark arbeitet, doch ist zu
hoffen, dass der König von Frankreich dieses mit Geld hintertreiben und
den Senat dazu disponieren wird, dass sie eine neutrale Partei belieben.
H. räth, dem Starosten von Radom*), welcher bei dem Könige in grosser
Gunst steht, da er alle Privatsachen seiner Mutter gefühlt hat, welcher der
König seine ganze Lebenszeit soviel deferiert, als einer, der unter der Zucht
ist, immer nur thun kann, jetzt seine jährliche Pension von 2001>ncaten zu
zu zahlen, derselbe hat auch immer dem jungen Roth entgegengearbeitet
Der Korftirst an die Gesandten. D. Königsberg 30. Jani
1669.
[Verhaltongsbefehle.]
30. Jani. Sie sollen, so lange der Reichstag versammelt ist und die Pacta eonventa
mit dem Könige noch nicht zur Richtigkeit gebracht sind, dort bleiben, aber
wieder in Warschan Quartier nehmen und sich, namentlich Jena, bemühen,
den C.Kanzler zu besserem Verhalten gegen Kf. zu bestimmen, sobald aber
die Pacta eonventa zur Richtigkeit gebracht und die Landboten abgereist sind,
«) Vgl. Pufendorf X, § 89 (S. 721).
>) S. oben S. 324, 412.
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Gntachten t. HoTerbecks. Audienz. 421
können sie ihren Abschied nehmen nnd Easebius y. Brand and den Geh.
Secretar Scultetas, oder wenigstens den ersteren, zu Unterhaltung der Cor-
respondenz zurücklassen, sie sollen auch aus Sparsamkeitsrücksichten ihre Suite
soviel wie möglich einziehen.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D. War-
schau 12. Juli 1669.
[Audienz bei dem Konige.]
Nach langer Verz5gerung0 haben sie endlich gestern bei dem Könige 12. Juli.
Audienz gehabt; derselbe nahm dabei des Kf. Glückwunsch und Erbieten zur
Assistenz zu hohem Dank auf und versicherte, gleich seinen Vorgängern mit
Kf. in Freundschaft leben zu wollen. Das Gespr&ch kam dann auf den alten
Rode, dessen Freilassung der Konig wünschte, wogegen sie vorstellten, dass
derselbe, als ein Rebell, wohl Härteres verdient hätte und dass weder er noch
sein Sohn bisher Reue verspüren Hessen, doch machten sie ihm Hoffnung auf
freies Geleit für den Sohn. In der Aufschrift des Greditivs bemängelte der
König, dass er nicht gleich seinen Vorgängern mit affini et fratri, sondern mit
cognato et foederato angeredet werde, was sie als error cancellariae entschul-
digten.
Auf ihre Mittheilung, dass sie schon Anstalten zum Aufbruch gemacht,
sagte der König, er müsste sie noch einmal sprechen und könnte ihnen noch
keinen Abschied geben.
J. V. Hoverbeck und Fr. v. Jena an den Kurfürsten. D.
Prosehnitz 17. Juli 1669.
[Abschiedsaudienz beim Konige; sie haben wegen Verweigerung des Titels von
Lauenburg und Bütow das Recrediti? nicht angenommen.]
Von der Republik, repräsentiert durch den Erzbischof und den Marschall 17. Juli,
der Ritterschaft, haben sie das R^creditiv^ an Kf. mit dessen vollem Titel er-
halten, bei dem Könige ') haben sie Montag Abend 5 Uhr, doch ohne, dass sie,
wie sie verlangt, mit der königlichen Kutsche abgeholt worden, Abschieds-
audienz gehabt. Der König erklärte sich dabei gegen Kf. gar willfährig, erhob
dann aber Beschwerden gegen denselben 1) wegen der Einnehmung von
Draheim, 2) wegen der Ueberfahrt über die Weichsel, 3) dass Kf. nicht die
nach den Brombergischen Pacten schuldige Hülfe geleistet und sich noch da-
*) Erst am 7. Juli hatte der Reichstag sein Ende genommen und am 8. der
Konig die Pacta conveuta beschworen, s. Recess. comit. S. 93 f.
*) d. VarsoYiae 12. Juli 1669.
•) Vgl. Pufendorf X. § 89 (S. 721f.).
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422 lU. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
zu von den 500 schuldigen Reitern durch eine Privatdeclaration des Königs
Johann Casimir befreien lassen, 4) dass er sich des ihm nicht gebühren-
den Titels von Lauenburg und Bütow bediene. Sie haben auf alle Punkte
so geantwortet, dass der König sie bat, sich in ihrem Logement noch ein wenig
aufzuhalten, er wollte mit den Senatoren nochmals von der Sache reden und
ihnen seine Erklärung zukommen lassen. Abends um 9 Uhr erschien dann
der Culmische Landföhndrich Kochanowskiim Namen des Königs bei ihnen und
zeigte ihnen an, dass derselbe- dem Kf. den Titel von Lauenburg und Bntow
nicht geben könne, und verlangte, dass sie ein Recreditiv, in welchem dieser Titel
nicht enthalten, annehmen sollten, was sie nach vergeblichem Remonstrieren verwei-
gert haben. Sie sind darauf noch an demselben Abend nach Jablona gereist und
haben dort noch den folgenden halben Tag, freilich vergeblich, auf eine ander-
weitige Resolution gewartet. Vor ihrer Abreise haben sie auch den Erz-
bischof, den Littauischen G.Kanzler Pac und den U.Kanzler besucht, sie
glauben, dass Kf. auf ersteren noch Staat machen kann, Pac hat sich auch
ganz willföhrig erboten, der U.Kanzler aber ist nicht zu gewinnen gewesen.')
g. Eusebius v. Brandt in Warschau.
Juli 1669— December 1670-
EuB. V, Brandt*) an den Kurfürsten. D. Warschau 23. Juli
1669.
[Anschläge des U.Kanzlers und Rode's gegen Kf. Der alte Rode ist nicht freizu-
lassen.]
23. Juli. Der U.Kanzler und Roht sollen es dahin gebracht haben, dass man be-
schlossen hat, in des Kf. Titel statt Domini de Lauenburg et Butaw sich des
Wortes Fiduciarii zu gebrauchen. Diese beiden Personen sind stets um den
König und haben allezeit dessen Ohr, und weil der Erzbischof nicht zugegen,
der Kanzler auch als ein alter schwacher Mann gar selten zu Hofe kommt,
lenken sie denselben, wie sie wollen. Wie er von dem G.Kanzler gehört,
ist Roht von dem, was wider des Kf, Interesse hier moviert wird, der An-
fänger, derselbe, da er sich selbst nicht mächtig genug gefühlt, den König zu
überreden, hat sich an den U.Kanzler gehangen, der ohnedem dem Kf. in
allem zuwider ist. Der G.Kanzler meint, wenn er die Briefe') hätte, welche
') H. übersendet (d. Hohenstein 23. Juli 1669) ein ihm in einem Schreiben des
U.Kanzlers zugeschicktes Recreditiv, in welchem dem Kf. allerdings der Titel dominus
von Lauenburg und Bütow aber mit vorgesetztem F. (fiduciarius) gegeben und er statt
des sonst üblichen frater: vicinus genannt wird, und führt Gründe sowohl für die
Ablehnung als auch für die Annahme desselben an.
') S. über denselben oben S. 225.
«) S. V. Baczko, Geschichte Preussens V. Beil. VII u. VIII (S. 482 f.) und
ürk. u. Act. IX. S. 362 f^ 372, 842.
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Umtriebe Rode's u. des ü. Kanzlers. 423
dazumal geschrieben wurden, als H.'s Vater dem vorigen Könige ohne Wissen
der Republik wider Kf. die preussischen Stände aufwiegeln und verbinden
wollen, wollte er dem Könige leichtlich erweisen, dass derselbe ein Verräther
und leichtfertiger Vogel sei. R. hat Weger ^) eine grosse Anzahl Briefe ge-
zeigt, wodurch er sowohl die polnischen als preussischen Stande wider Kf. zu
erregen gesucht, auch eine Rede, welche er beabsichtigt hatte vor der Wahl
dieses Königs in Kollo per modum supplicandi expresse wider des Kf. Recht
in Preussen zu halten, wovon ihm aber sein Herr, der jetzige König, abge-
rathen hat.
Unter diesen Umständen wird es nöthig sein, R.'s Vater desto fester zu
verwahren, der G. Kanzler und die anderen Freunde des Kf. rathen sogar, den-
selben tödten oder wenigstens das Gerücht von seinem Tode aussprengen zu
lassen. Die Freilassung desselben würde nur dazu dienen, den jungen Roht
noch holßlrtiger und die hiesigen Feinde des Kf. noch leichtfertiger zu machen.
Es möchten auch noch wohl in Preussen einige sein, so den Schalk im
Nacken haben, welche hieraus neue Hoifnung, ihre bösen Anschläge ans Licht
zu bringen, schöpfen .würden. Hingegen wird des Kf. Autorität und Recht
desto mehr bestätigt werden, wenn er diesem Rebellen und denen, die ihn
hier defendieren wollen, alle Hoffnung zu seiner Freiheit beschneidet, zumal
dieser Roht sich gar nicht demüthigen will, sondern mit List und Gewalt
durchzudringen vermeint und seinen Vater publice defendiert, dass er wohl und
löblich gethan und pro libertäte Reip. gestritten habe.
Eus. y. Brandt an den Kurfttrsten. D. Warschau 20. August
St. n. 1669.
[Aeusserungen Rode's.]
Gestern ist Roht bei ihm gewesen, hat ihm den Brief eines Cavaliers, 20. Aug.
der in Peiz gewesen, zu lesen gegeben, welcher seinen gefangenen Vater selbst
zwar nicht gesprochen, aber dort von den Leuten aus der Festung vernommen
habe, dass derselbe jetzt viel fester als vorher verwahrt würde, man liesse
niemand mehr zu ihm kommen, er dürfe nicht mehr in die Kirche und auf
dem Wall spazieren gehen, er bekomme nur noch 2, statt früher 6 Gerichte,
und es sei bei harter Strafe verboten worden, ihn wissen zu lassen, dass Fürst
Michael Wischniowietzki zum König erwählt worden sei. R. sagte, er hätte
diesen Brief dem Könige gezeigt, welcher sich darüber sehr alteriert und sich gegen
den U.Kanzler beklagt hätte, dass ihm solches zum Possen geschehe. Dann
klagte R. sehr über sein Unglück, dass ihm nun fast alle Hoffnung zur £nt-
') Derselbe war nach v. Brandts Relation vom 18. Juli Kassenführer bei der
Gesandtschaft des Kf. gewesen, hielt sich jetzt bei ihm in Warschau auf, er war ein
Schulfreund des jüngeren Rode, und v. Br. suchte durch ihn dessen Anschläge zu er-
fahren.
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424 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1678.
ledigung seines Vaters genommen wäre, mengte darein aber so heftige Drohan-
gen, dass der Zweck seines Discurses kaum za penetrieren war. Er sagte, der
Konig würde expresse jemand an Kf. absenden, um für seinen Vater zu inter-
cedieren, wenn dieses nicht helfen sollte, hätte er Mittel sich zu rächen. Da
ihm der König ein Regiment geben wurde, wurde er des H. v. Hoverbeck
an der Grenze gelegene Güter bald finden, ja, falls sein Vater im Geföngnis
stürbe, würde er diesen selbst niederschiessen. Zuletzt brach er heraus, die
preussischen Stände würden dem Kf. nichts bewilligen, weil sie sich auf ihn
verliessen, sie tränken überall seine Gesundheit, noch vor etlichen Tagen sei
ein preussischer Cavalier mitschreiben zu ihm gekommen, bisher hätte er sich
daran nicht kehren wollen; wenn sein Vater losgelassen wurde, dann würde
man sehen können, was er für des Kf. Interesse thnn könnte, es liege nur an
ihm, er könnte ganz Preussen mit einem Worte aufwiegeln und mit einem
Worte wieder stillen, er wollte auch den U.Kanzler auf des Kf. Seite bringen
oder, falls derselbe sich nicht wollte lenken lassen, ihn unschädlich machen.
Als ihm darauf Br. gerathen, wenn das alles in seinen Kräften stände, so
möchte er doch jetzt dergleichen specimina sehen lassen und so Kf. zur Gnade
gegen seinen Vater bewegen, verlangte er, zuerst obligiert zu werden, hernach
könnte er dem Kf. seine Dankbarkeit bezeugen.
Obwohl Br. dem, was jener vorgeschnitten, nur wenig Glauben beimisst
und sich nicht im geringsten merken lässt, dass er auf ihn irgend welche Re-
flexion mache, so glaubt er doch, dass auf denselben ein wachsames Auge zu
halten ist. Denn der König, der U.Kanzler und Roht sind jetzt ein rech-
tes Trifolium und fahren täglich allein zusammen spazieren, verdächtig ist auch
die Vertraulichkeit, in welcher R. mit dem kaiserlichen Gesandten, Grafen
Schaafgotz steht^*
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 4. September
St. n. 1669.
[Der Titel von Lauenburg und Batow. Drohungen Rode's.]
4. Sept. Das Schreiben des Kf. an den König, in welchem derselbe diesem seinen
Aufbruch aus dem Herzogthum Preussen angezeigt, hat er Dienstag übergeben,
der König hat dasselbe sehr freundlich entgegengenommen und sich dabei
mit ihm über verschiedene Punkte unterhalten, unter anderem auch gefragt,
wie es mit Roth im Gefängnis stände, und ob keine Hoffnung zu seiner Be-
freiung wäre, es hätte keine Gefahr, wenn Kf. denselben los Hesse, da er doch
^) Kf. befiehlt in seiner Erwiderung auf diese Relation (d. Königsberg 14./24.
August 1669), v. Br. solle Gelegenheit suchen, im Beisein anderer, die es nöthigeu-
falls bezeugen könnten, Rode auf solche Discurse zu bringen, namentlich seine
Drohworte notieren und darüber umständlich berichten. Sollte er dort etwas den
preussischen Staat Betreffendes erfahren, so solle er davon auch dem preussischen
Statthalter Bericht erstatten.
^
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Rode. Der Titel tob Lauenburg a. BStow. 425
nichts thnn könnte, und den jungen Roth entscholdigt, der nicht ans bösem
Herzen, sondern aas Passion gegen seinen Vater handelte. Da die Antwort des
Königs an den Ef. in der Gancellaria minor aasgefertigt wird, hat er vorzn-
banen gesucht, dass daselbst wegen des Titels von Lauenburg und Bütow
Difficultät gemacht werde, auf seine Veranlassung haben der Erzbischof und
der G.Kanzler an den König geschrieben und diesen gebeten, den Titel des
Schreibens so einrichten zu lassen, dass dasselbe, weil es eine invitatio ad
coronationem wäre, von Kf. gelesen wurde und den Weg zu einer rechten Con-
fidenz und Freundschaft bahnen möchte; er selbst hat deswegen mit dem
U.Kanzler conferiert, aber nichts ausgerichtet'). Derselbe meinte, diese Sache
müsste auf dem künftigen Reichstage, wenn des Kf. Gesandte kämen, auf eine
Kommission, durch welche auch andere Streitigkeiten beigelegt werden könn-
ten, gebracht werden. Der U.Kanzler war sonst gegen ihn sehr höflich und
Hess im geringsten keinen Hass gegen Kf. merken, wiewohl er zu etlichen
Malen auf H. Hoverbeck, den er nicht wohl leiden mag, stichelte.
Roth hat neulich wieder in des Königs anticamera ihm gegenüber über
die Maassen aufgeschnitten, der König würde, so lange sein Vater im Gefängnis
bliebe, mit Kf. in keine Correspondenz treten; falls derselbe dort stürbe, so
wäre ein gewisser Krieg, er wollte mit 2000 Mann ganz Preussen über einen
Haufen werfen, weil ihm alle von Adel anhingen u. s. w. Es wird mit Roth
nicht lange am Hofe Bestand haben, er hat nur noch des Königs Gunst, die
anderen halten ihn alle für einen hoffärtigen Narren, auch mit dem K.U.Kanz-
ler ist er schon zerfallen.
Der Kurfttrst an Eus- v. Brandt. D, WoUup 7- September
1669.
[auf die Relation vom 4. Sept v. Br. soll nach Cracau geben. Der Titel von Lauen-
burg and Bütow.]
— Was nun den Krönungstag betrifft, da ist Dir bewasst^ aas was 7. Sept
Ursachen wir solchen nicht beschicken werden, Du kannst aber für Dich
dahin gehen und gleichsamb en particulier aus Curiosität und incognito
alles, was bei der Krönung fürgehet, observiren.
PS. Auch was Du wegen der Titulatur von Lauenburg und Bütow
erwähnet und sowoU gegen dem Könige als dem Unter-Cantzler gedacht,
0 ▼. Br. berichtet am 10. September, der U.Kanzler habe ihm mitgetheilt, da
▼. HoYerbeck gedroht habe, dass Kf. Briefe, auf denen der Titel von Lauenburg
und Bntow fehle, unerbrocben zurückschicken werde, so wollte er dieses Schreiben
gamicht absenden, sondern zuröckbalten. Er selbst habe es gelesen, der König desi-
deriere darin des Kf. Ambassadeure zum Krönungsreicbstage, damit die zwischen dem-
selben und der Krone noch schwebenden Streitigkeiten dort gänzlich beigelegt
würden.
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426 lU. Brandenburg and Polen. 1664—1678.
daran hastu woU gethan und ferner Gelegenheit zu suchen, jedermännig-
lich zu verstehen zu geben, dass wir uns in diesem Stuck keinen tort
wurden thun lassen, auch keine Briefe annehmen noch erbrechen, worauf
uns nicht unser vollkommener Titul gegeben wird.
Eu8. V. Brandt an den KorfUrsten. D, Cracan 5. Oktober st n.
1669.
[Die Krönung. Beginn des Reichstages.]
5. Okt. £r ist am 21. September hier angekommen, am 27. hat der König seinen
feierlichen Einzag gehalten, der zwar ziemlich fein angeordnet war, aber durch
Unordnung und Gedränge sehr gestört wurde, am 28. erfolgte die Procession
nach der Skalkakirche und am 29. die Krönung^), bei welcher aber auch
schreckliche Unordnung und Gedränge in der Kirche herrschte, ebenso auch bei
dem folgenden Krönnngsmahle. An demselben Tage erhielt auch der König,
als er eben in die Kirche gehen woUte, Zeitung, dass ein Cavalier vom Könige
von Spanien angelangt sei und das goldene Vliess mitgebracht hätte. Am
30. September Hess sich der König von dem Rath und der Bargerschaft schwören
und schlug zwei Datzend Ritter, meist Apotheker, Kaufleute und Handwerker,
bei der Procession streute der K.Schatzmeister die Krönungsmünze unter das
Volk aus.
Am 1. October^) wurde auf dem Schlosse die erste Session des Reichstages
gehalten und H. Krzicky podkomorzy Kalisky, welcher des U.Kanzlers Fac-
tion hält, zum Marschall erwählt, auch ward beschlossen, folgende Punkte in der
Landbotenstube publice nach einander zu proponieren:
1) eine Unterredung wegen Defension des Vaterlandes,
2) Sicherung der Grenzen,
3) Versehung und Munition der Festungen,
4) Bezahlung beiderseits Nationen Armeen,
5) Anordnung der Winterquartiere,
6) wegen der Exorbitantien einen eigenen Reichstag anzusetzen,
7) die Pienipotenz und Information der Gesandten, so nach Moscau gehen
sollen,
8) dass man des Kf. Gesandten Audienz geben und accommodieren wolle,
9) Accommodatio Legati Hispanici et dispositio cerimoniae ad recipiendum
aareum vellus,
10) Ezpostulation wegen Draheim,
') Vgl. Zawadzki S. 69 (Zaluski L S. 184).
^ Vgl. Zawadzki S. 70. Die Danziger Gesandten melden dem Ratb am
2. October, die Wahl Krzycki's sei ex singulari promotione Procancellarii erfolgt.
Ueber Krzycki's Antbeil an der Wahl König Michaels s. Hirsch, Zur Gesch. der
poln. Königswahl S. 78.
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Der Kronnngsreicbsta^. 427
11) Disposition wegen der Mönze,
12) Den Preis der Kaufmannswaaren zu vermindern,
13) eine Festang an der Dniepr anstatt Smolensko zu bauen.
2. October ging nichts anderes vor, als dass sie sich wegen der Logementer
zankten und derhalben eine Revision anstellen Hessen, am 3. wurde der König
in der Senatstnbe durch eine Oraüon vom Landb. Marschall empfangen, und der
Adel zum Handkuss gelassen.
Dass Kf. keinen Gesandten hergeschickt, darüber werden verschiedene
Urtheile gefällt, die Feinde legen es aus, als geschehe es propter contemptum
Regis, die Freunde entschuldigen es mit Hoverbecks Krankheit und des Kf.
Reise, einige aber geben zu verstehen, dass man dem Kf. rechtmässige Ursache
zum zürnen gegeben und ihn nicht wie andere Potentaten auf die Krönung in-
vitiert, was sie dem U.Kanzler allein imputieren.
Der K.Feldherr Sobiesky soll dem Kf. sehr wohl zugethan sein, es
würde nützlich sein, wenn Kf. an denselben schriebe und ihn caressierte, denn
jedermann furchtet ihn.
Ens. V. Brandt an den KnrfQrsten. D. Cracan 12. October
1669.
[Reichstagsverhandlungen.]
Er hat die Schreiben des Kurfürsten ^) an den König, nachdem er lange 12. Okt.
damit aufgehalten worden, erst gestern dem G.Kanzler übergeben können,
welcher sie dann sofort dem Könige überreicht hat. Er hat wegen dieser ver-
schiedenen Aufhaltung auch nur selten in die Landbotenstube gehen und zu-
hören können, doch einen guten Freund ausgefragt, welcher von allem, was
passiert, ein Diarium') hält und ihm dasselbe in der Eile communiciert, auch
künftig für eine Discretion mitzutheilen versprochen hat. Es haben zwar in der
vergangenen Woche einige Senatoren und Landboten sehr hart gegen Kf. gespro-
chen, aber man merkt jetzt, dass die Eroberung von Candia und die drohenden
Briefe des Türken ihnen den Compass verrücket, so dass sie die Segel nach dem
Winde drehen müssen. Daher haben sie die Propositiones geändert, die bran-
denburgischen, preussischen und draheimschen Punkte ausgelassen und dagegen
lauter türkische, tartarische und kosackische hineingerückt, unterschiedliche
lassen auch schon in der Landbotenstube verlauten, man solle mit Kf. in besserer
Vertrautheit leben, und etliche sagen gar, man habe seiner vonnöthen und ihn
um Assistenz wider die Türken anzusprechen.
1) Kf. hatte am 11./21. September v. Br. beauftragt, drei Schreiben dem Könige
KU übergeben und um Antwort zu bitten. Nur von dem einen derselben ist das Gon-
cept erhalten, darin (d. Goloniae ad Spream ll./[21.] September 1669) erklärt Kf.,
da die Lehnserneuerung bei der Krönung nicht erfolgen könne, so werde er nach
Beendigung derselben einen seiner Minister zu diesem Zwecke nach Warschau senden.
^ Bin solches lateinisches Diarium (29. September — 8. November 1669) liegt
den Akten bei.
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428 HI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Die Stände haben sich bereits zu verschiedenen Malen dem KSnige wider-
setzt, 1) als er ihnen dnrch den U.Kanzler anbefohlen, in die Senatsatabe sn
kommen und die propositiones mitanznhören, welches sie durchans nicht eher
haben than wollen, bis sie wegen ihrer Logementer Richtigkeit gemacht, 2) als
der König aaf Einrathen des U.Kanzlers einige Chargen weggegeben, bat man
ihm vorwerfen lassen, er hätte schon wider die pacta conventa gehandelt, und
ihn warnen lassen, 3) ist der Adel deswegen sehr schwierig, dass der K5nig
täglich zu den vornehmen Herren aaf die Banquete geht, weashalb sich schon
einige haben verlauten lassen, sie wollten den Reichstag zerreisaen, weil sie
hier nichts concludierten, sondern die Zeit vergeblich zubrächten.
Eu8. V. Brandt an den Rurfttrsten. D. Cracan 26. October
8t. n. 1669.
[Ungunstiger Verlauf der Reicbstagsverbaudlungen. Ankunft Lionne's.]
26. Oct. Man hat hier schlechte Hoffnung, dass der Reichstag werde zum gewünsch-
ten Ende gebracht werden, viele Senatoren thun, was ihnen möglich ist, um
denselben zu zerreissen, damit der König sehen möge, dass des U.Kanzlers
Rathschläge, denen er allein folgt, schädlich sind, einige derselben, darunter der
Erzbischof, wollen schon abreisen. Die Landboten sind daher so unwillig,
dass sie nichts, was der König auf Anrathen des U. Kanzlers vornimmt, eonsen-
tieren wollen. Erstlich ist die Sache wegen der Vacanzen') noch nicht bei-
gelegt Ferner sucht der U.Kanzler den Danzigern^ ihre privilegia za
') Vgl. Zawadzki S. 73f.
^ Der Danziger Rath hatte eine feierliche Gesandtschaft bestehend aus dem
Burggrafen Gabriel Krumbausen, dem Ratbmann David Preite und dem Syn-
dicus Barth. Francken nach Cracau geschickt, um dem Konige zu gratulieren, die
Bestätigung der Privilegien der Stadt und die Erfüllung einiger schon seit längerer
Zeit von derselben erhobenen Forderungen (s. Hirsch, Zur Gesch. der poln. Königs-
wahl S. 28 f.) durchzusetzen. Bei dem ungünstigen Verlauf aber, welchen die Reichs-
tagsverbandlungen nahmen, konnten die Gesandten diese letzteren gamicbt vorbringen,
auch die Bestätigung der Privilegien stiess auf unerwartete Hindernisse, die Urkunden
lagen schon dem Könige zur Unterschrift vor, da erhob zunächst der Instigator regni
Johann Tonski und dann der U. Kau zier dagegen Einspruch; letzterer erklärte,
nur die älteren Privilegien der Stadt, nicht die neuen von König Jobann Kasimir
derselben verliehenen dörften bestätigt werden, und erhob bei dieser Gelegenheit gegen
die Stadt, welche auf Kosten der Krone ihre Macht immer weiter auszudehnen suche,
die heftigsten Anklagen (s. Zaluski (. S. 180 ff.). Der Rath und dessen Gesandte
aber blieben fest bei ihren Forderungen, verschafften sich die Fürsprache des G. Kanz-
lers, des Erzbiscbofs und anderer Senatoren und wussten es so schliesslich doch
durchzusetzen, dass der Stadt alle ihre Privilegien, auch das am meisten bestrittene
wegen des jus caducorum (s. Hirsch, S. 84) bestätigt wurden. Vgl. Lengnicb,
Gesch. der Preuss. Lande Vlll. S. 2dff., Gralath, Versuch einer Geschichte Dan-
zigs III. (Berlin 1791) S. 45f.
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Der Krönungsreichstftg. 429
schmälern and hat daza dem Könige vorgestellt, dieselben bildeten sich ein,
iura majestatis zu haben. Die Danziger Deputierten aber haben ihm sagen
lassen, sie hätten freilich einige jura mtyestatis, die sie aber nicht yon der
Krone erworben, sondern dieser zugebracht hätten, und die sie ihren Nachkom-
men erhalten wollten, sie haben auch dem Könige durch den G.Kanzler sagen
lassen, wenn sie nicht eine solche Gonfirmation, wie ihre Vorfahren, erhielten,
wollten sie lieber garkeine haben, sie wollten auch nicht länger hier harren,
sondern davonziehen. Aehnliches Hingt er auch mit den anderen preussischen
Städten an, aber der preussische Adel, welcher weiss, dass er ohne die Städte
nicht bestehen kann, nimmt sich ihrer an und droht, falls der König sie nicht
befriedige, den Reichstag zu zerreissen, Die Städte haben auch dem Pomme-
rischen Woiwoden Bakowski 20000 Gulden zu der Gracauischen Reise ge-
geben, damit er sich ihr Interesse desto mehr angelegen sein lasse.
Drittens sind auch viele Landboten öbel*mit dem U.Kanzler zufrieden,
dass er dem Könige wider den Kf. solche consilia giebt, die Kyowschen haben
ihn schon deswegen zur Rede gesetzt und ihm gesagt, sie wollten mit Kf. in
guter Nachbarschaft leben, was auch hochnöthig wäre, wofern man die Ukraine
wiedergewinnen wollte.
Sonst ist auf diesem Reichstage noch keiner von den punctis propositionis
vorgenommen worden, ausser dass man wegen des bösen Geldes auf Boratini ^)
gescholten, man bringt wie bei der letzten Election die Zeit vergebens zu, und
der König soll unter der Hand durch einige Landboten die Sachen so aufhal-
ten lassen, damit die zu den Reichstagsgerichten bestimmte Zeit vorbeigehe
und so die Sache der Samoisky*) gegen seine Mutter nicht vorkomme.
M. de Lionne*) ist als Envoy^ vom Könige von Frankreich hieher ge-
kommen und hat gestern Audienz gehabt; er soll dem Könige zwei Portraits
von gewissen Prinzessinnen mitgebracht haben und der kaiserliche Gesandte
deswegen jaloux zu werden beginnen.
EüB. y. Brandt an den EurfUrsten. D. Cracan 2. November
st n, 1669.
[Die Vota der Senatoren, der K. U. Kanzler.]
Zu glucklicher Schliessung des Reichstages hat man wenig Hoffnung. Diese 2. Not.
"Woche haben die Senatoren^) angefangen, über die puncta propositionis zu
votieren, die meisten aber haben weder votum noch consilium gegeben, sondern
unr lange Reden gehalten, namentlich hat der U.Kanzler in seiner vierstnn-
0 S. Hirsch 8.39.
») S. Hirsch S. 55. 83ff. Vgl. oben S. 416.
*) Louis de Lionne, capitaine des chevaux %er8, Sohn des Ministers, s. Za-
wadzki S. 89 (Zaluski L S. 186), Recueil des Instructions IV. S. 111 ff.
«) Vgl. Za wadzki S. 88 ff. (Zaluski L S. 186).
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430 ni. Brandenburg und Polen. 1664'>-1673.
digen Rede *) nur den König und den Adel gegen den Kf. and die Stadt Danzig
zu verhetzen gesucht. £s hatten aber bereits zuvor die Bischöfe von Cracau
und Gnjavien für Kf. so wohl geredet, dass er keinen besonderen Beifall
fand, auch defendierte hernach der pommerellische Woiwode Bakowski die
Stadt Danzig so, dass alle bekennen mnssten, der U.Kanzler habe ihr Unrecht
gethan.
Es ist wunderbar, dass fast keiner oder doch nur wenige von den Sena-
toren es mit dem U.Kanzler halten nnd er dennoch den König und den gan-
zen Hof regiert, zumal auch die meisten Landboten , namentlich die Kyowschen
auf ihn schelten.
Eus, V. Brandt an den Kurfürsten. D. Cracaa 9. November
1669.
[Rede des G. Kanzlers. Zerreissung des Reicbstages.]
9. Nov. Die vota der Senatoren sind vorigen Montag schon beendet worden, ausser
dem U.Kanzler hat keiner gegen Kf. gesprochen, vielmehr hat der 0. Kanz-
le r*) denselben widerlegt und den Kf. nnd die Stadt Danzig tapfer ver-
theldigt.
Der Reichstag') ist nun gänzlich zerrissen und wenig Hoffnung denselben
zusammen zu leimen. Denn da die Kyowschen Landboten, welche bis Montag
ihre Abfertigung wegen der Vacanzen erwartet, von dem U.Kanzler noch län-
ger aufgehalten worden sind, so hat der Podsedek Kyowsky Olizar vorigen
Dienstag in der Landbotenstube öffentlich protestiert und ist davongegangen
und trotz aller Versuche, ihn zu besänftigen, Mittwoch Nacht heimlich abgereist.
Der König hat ihm zwar einige von seinen Landslenten nachgeschickt, um ihn
zurückzuholen, wozu aber wenig Aussicht ist. Am Hofe mnthmaasst und be-
0 Nach dem Reichstagsprotokoll der Danziger Gesandten bemerkt er in seiner
am 29. Oetober gehaltenen Rede inbetreff des Kf., er sei dessen Freund und zu guter
Nachbarschaft, so weit sein Amt und sein Gewissen es zuliessen, jederzeit bereit,
aber dessen Prätensionen inbetreff des Titels Ton Lauenburg und Bätow liefen contra
dignitatem Reipublicae und er wurde ihm denselben aus seiner Kanzlei nicht geben
lassen, bis er dazu per expressum a tota Republica beordert sei, es mässte deswegen
eine Kommission eingesetzt werden, auf welcher beide Xheile ihre Prätensionen vor-
zubringen hätten, dort werde namentlich auch die widerrechtliche Occupation von
Draheim zur Sprache zu bringen sein.
2) Derselbe rechtfertigt in seiner am 4. November gehaltenen Rede die mit dem
Kf. abgeschlossenen Verträge, dessen Bundesgenossenschaft es hauptsächlich zu dan-
ken sei, dass der Krieg mit Schweden einen verhältnismässig so gunstigen Ausgang
genommen habe. Er weist dann darauf hin, dass dem Kf. auch, als er noch Vasall
der Krone gewesen, der Titel dominus Prussiae gegeben sei, und fragt, wozu es
dienen solle, jetzt deswegen mit ihm Händel anzufangen, zumal da man bei der
drohenden Turkengefahr seine Hülfe bald nöthig haben werde.
») S. Zawadzki S. 97 ff. (Zaluski L S. 189ff.).
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Zerreissn&g des Reichstages. 431
hauptet maD, dass diejenigen, welche gut brandenburgisch seien, den Reichstag
zerrissen hätten und dass er (Brandt) dem Olizar Geld und ein Pferd ge-
geben hätte, welcher Verdacht wohl daher stammt, weil sie beide in demsel-
ben Hause logiert haben. Andere sagen, der franzosische Enyoye habe ihm
50000 Gulden gegeben, damit er wegziehen solle, welches sie daher muthmaassen,
weil er nie zu der Heirath mit der österreichischen Prinzessin*) hat stim-
men wollen. Diese Heirath scheint zurückgehen zu sollen, und man beginnt
wieder stark von der nenburgischen Prinzessin zu reden.
Ena. V. Brandt an den Enrfttrsten. D. Cracau 16. November
1669.
[Auflösung des Reichstages. Bewilligung des Titels von Lauenburg und Bütow.]
Der Reichstag hat sich aufgelöst'), man behauptet jetzt, dass Olizar vom 16. Nov.
K. Feldherrn bestochen worden sei, denselben zu zerreissen.
Der G.Kanzler hat ihm mitgetheilt, dass im Senat nach dreimaliger Be-
rathung beschlossen worden sei, dem Kf. den Titel Domini de Lauenburg et
Bytaw zu geben, und dass der König nun den U.Kanzler beauftragt habe, die
drei Schreiben des Kf. zu beantworten.
Der Kurfürst an König Michael. D. Coloniae ad Spream
10./ [20.] November 1669.
[Glückwunsch zur Krönung. Anfrage wegen der Lehnsemeuerung.]
— quemadmodum iucundissimum, faustissimique ominis nobis argu- 20. Nov.
mentum fuit, quod primis omnium exterorum nobis Electo Poloniae Regi
gratulari literis nostris licuerit, ita omni quoque studio' et alacritate
eodem in coronatioDis comitiis fuDcti fuissemus officio, communibusque
orbis Christiani votis et acclamationibus nostras etiam per legatos so-
ciassemus, verum nescimus quod sinisterius nobis hactenus obstiterit
fatUQO, ut illa felicitate frui non potuerimus literisque nostris, quas non
unas ad Reg.»™ Maj.*^ V.™™ dedimus, nihil quicquam responsi datum
fuerit. NoD equidem Reg.*« M.* VJ^^ hie ullam moram imputamus nee
magis de propenso in dos animo dubitamus, certi a nobis nihil quicquam
0 Die Danziger Gesandten berichten am 13. NoYember, die Heirath des Königs
mit der österreichischen Prinzessin werde für gewiss gehalten, obwohl mit den Ständen
deswegen garuicht communiciert worden sei, woher einige glaubten, dieses negotium
h&tte rupturam comitiorum mit befördert.
^ Am 12. NoYember, s. Zawadzki S. 104f. (Zaluski L S. 191).
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432 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
omissum nullamque officii partem neglectam, qua illum nobis conciliare
— potuerimus; illud autem ab aequanimitate Maj.*** V."« nobis pro-
mittimus, malevolos quosdam et qui Eiusdem nobis (quibus de caosis
Descimus) invident amicitiam, non tantam inventuros fidem, qua labe-
factare beoevolum erga dos animum ulla ratione queant. — Et quamvis
hactenus congratulandi officio per Legates ob causas supramemoratas et
quod a R.^ Maj.^ V." de termino coronationis facti certiores non simus
defungi non potuerimus illudque ad reditum Reg." M.*» V.™« in urbem
Varsaviam differre cogamur, cum nobis non constet an et quantum tem-
poris spacium commoratura sit adhuc Reg.* M." V.'* in regni metropoli,
non possumus tamen quin votivis interea prosequamur acclamationibas
felices inaugurationis Reg." M.^ V."« successus. —
Et quod restat a Reg.» M.*« V.'» denuo*) officiose contendimus, velit
nobis mentem suaro exponere, quo loco et tempore tum Leoburgense Bu-
tovienseque feudum tum foedus perpetuum renovari debitoque iuramento
firmari commode queat. —
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Cracau 23. November
1669.
[Gänstiger Stand der Angelegenheiten des Rf. Der unterbliebene Anschlag auf
Draheim.]
23. Nov. -Des Kf. Affairen gehen jetzt hier gut, in confirmatione juriam generali')
werden die Worte de consolidatione feudi ausgelassen and dagegen andere de
conditione caducitatis hineingesetzt werden. Auch wegen Draheim hat man nun
nichts zu befahren, denn obgleich Fürst Demetrius*) im Eifer und dem
1) Schon am 11./21. September hatte sich Kf. dazu erboten, s. oben S. 427.
^ Kf. hatte (d. Coln 11./21. September 1669) t. Br. beauftragt, dahin zu wirken,
dass in der von dem Könige den Ständen auszustellenden Confirmation ihrer Rechte
der auf das Herzogthum Preussen bezügliche Passus den ver&nderten Verhältnissen
gemäss terändert werde.
') Schon am 17. November hatte v. Br. geschrieben, was wegen Draheims passiert
sei, werde Galecki (s. oben S. 896), welcher zu dem Kf. reise, demselben berichten.
Der Danziger Subsyndicus Adrian Stodert berichtet dem Rathe am 27. December
1669: »Den Anschlag des Fürsten Demiters auf Draheim betreflfende ist es gewiss,
dass ex consilio Procancellarü derselbe beliebet worden, wenn nicht ein gewisser
Officirer Yorgedachten H. U. Feldherrn, so in seiner Jugend einen studiosum abge-
geben und Ihr. Churf. Dchl. Landes Einzügling sein soll, sonst ein resoWirter Soldat,
dessen Namen zu anderer Zeit melde, sich zu dieser Expedition gebrauchen zu lassen
difficultiret, dagegen aber Ihr. Fnrstl. Gn. den hazard und, weil die entreprise unmög-
lich wurde gelingen können, den Schimpf fnrgesteUet, wodurch denn Ihr. Furstl. Gn.
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Beabsichtigter Anschlag gegen Draheim. 433
E. Feldherrn zum Verdrass etwas zu tentieren vorgenommen, haben ihm doch
solches seine eigenen Soldaten widerrathen, namentlich ein Capitain in seiner
Garde Megelin, der aus Spandau gebürtig ist und dem Fürsten einen Abriss ge-
zeigt hat, den er sich ausgedacht, wonach es ein fester, im Wasser gelegener
Platz wäre, worüber der Fürst sehr erschrocken gewesen und auf die geschol-
ten, welche ihm zu solcher Attaque gerathen, und gebeten, darüber still zu
schweigen, worauf jener Megelin geantwortet, es wäre schon zu spät, Ef.
wurde gewiss schon Nachricht davon haben.
Der Kurfürst an Eus. v. Brandt. D. Cöln 29. November/[9. De-
cember] 1669.
[Das Schreiben des Königs. Der Anschlag auf Draheim. Der Ü. Kanzler.]
Er hat das Schreiben des Königs ^) mit der Post erhalten, es ist darin zwar 9. Dec.
der Titel von Lauenburg und Bütow und in der von dem Eönige selbst ge-
schriebenen Courtoisie das "Wort Frater gewesen, sonst aber dieses weder in in-
gressu noch in der üeberschrift gesetzt worden, Br. soll deswegen in der
Eanzlei remonstrieren. Im übrigen aber ist das Schreiben etwas hart einge-
richtet und nicht in solchen terminis, wie zwischen den früheren polnischen
Eonigen und ihm gewöhnlich. Br. soll daher gegen den einen und anderen
bezeugen, dass Ef. zwar solches dem Eönige nicht imputierte, wenn aber damit
fortgefahren würde, auch seinerseits auf gleiche Weise antworten würde*).
bewogen worden, aus Einrathen 1. K. May. das Förnehmen zu unterlassen. — Einige
vom Adel in Grosspolen, die sich zu dieser Partei zu schlagen furhabens gewesen,
haben sich in der Stille beisammen gehalten, endlich aber auch bemerkende, dass Ihr.
Churf. Dchl. den Ort nicht allein mit 100 Mann frischer Besatzung verstärkt, sondern
auch in der Nähe ein Regiment alter Knechte verleget, von einander gangen, wo-
durch dann sothaniges Fümehmen gänzlich nachgeblieben, dessen Ihr. Exe. der
G.Kanzler mit Schreiben vom 13. gewisse Nachricht. Dass nun Ihr. Förstl. Gn. an
einen andern Ort gedenken solle, wird nicht geglaubet. Der Gharf. Resident Mons.
Eusebius Brand ist dieser und anderer Sachen halber bereits von Grakau über
Breslau nach Berlin gangen.''
') D. Oracoviae 31. November 1669, gedruckt, aber ohne Datum, bei Zaluski I.
S. 218f.
^ Kf. schreibt an den K.G.Kanzler (d. Coloniae ad Spream 2./[I2.] December
1669), er habe auf das Schreiben des Königs, von dem er wisse, dass er von anderer
Seite her beeinflusst worden sei, noch nicht geantwortet, um aber der Gerechtigkeit
seiner Sache nicht zu präjudicieren, wolle er ihm dieselbe kurz auseinandersetzen.
Die Lehnsrecognition sei er nicht verpflichtet, bei der Krönung und überhaupt nicht
auf einem Reichstage zu suchen, eine Einladung zur Krönung, von der der König in
seinem Schreiben spreche, habe er nicht erhalten. Bei der Besitzergreifung von Dra-
heim habe er sich seines Rechts bedient. Die Erneuerung der Bromberger Verträge
habe einfach zu geschehen und dürfe durch keine Bedingungen oder Vorwände auf-
geschoben werden. Schon seine Gesandten in Warschau hätten dagegen protestiert,
Unter, s. Gesch. d. G. Kurfürsten. XU. 2Ö
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434 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Es ist dem Kf. lieb, dass Fürst Demetrius^) von den Extremitäten ab-
gestanden und vielmehr seine Freundschaft suchen will, derselbe würde sonst
gefunden haben, dass Kf. auf seiner Hut gestanden und jene vergebens würden
haben abziehen müssen.
Sollte Br. merken, dass der U.Kanzler wirklich sich sein Interesse
wolle treulich angelegen sein lassen, so soll er denselben hinwieder aller Wohl-
gewogenheit, und dass es nicht unerkannt bleiben solle, versichern, widrigen-
falls aber ihm bezeigen, dass Kf. bei seiner gerechten Sache ihm nicht nach-
laufen würde, sondern sich getraue, sich bei dem Seinigen zu conservieren und.
was man ihm schuldig, zu erlangen.
Eus. V. Brandt') an den KnrfÜrsten. D. Warschau 10. Februar
8t. n. 1670.
[Das Schreiben des Königs. Dessen bevorstehende Vermählung.]
10. Febr. Er ist am S.Februar hier angekommen, hat sofort den G.Kanzler be-
sucht und von ihm die Antwort des Königs') auf des Kf. Glückwunschschrei-
ben zur Krönung erhalten. Nur mit Mühe hat der G.Kanzler es hintertrieben,
dass der König nicht darin geschrieben, dem Kf. könnte das Lehn von Lauen-
burg und Bütow nicht eher confirmiert werden, bis alle Differentien zwischen
ihnen beigelegt wären, dagegen hat er nicht verhindern können, dass der König
auf des U.Kanzlers Veranlassung in seiner Unterschrift das Wort frater ausge-
lassen hat.
Br. begiebt sich mit dem Obristleutnant Lehndorf nach Czenstochau^)
zum Könige.
dass durch die pacta conventa seinen Rechten präjudiciert werde, dieselben hätten
fiich bereit erklärt, mit Kommissaren der Republik zu verbandeln, hätten aber ver-
geblich auf eine Aufiforderung dazu vonseiten derselben gewartet und hätten auf die
falschen Anklagen wegen der Occupation von Draheim eine gedruckte Information
verbreitet. Der G.Kanzler möchte dieses alles mit den übrigen Senatoren überlegen
und die Sache dem Könige der Wahrheit gemäss vorstellen.
0 S. oben S. 432.
^ Kf. hatte (d. Cöln -^-^-- — 1669) v. Br. beauftragt, dem Könige, wenn
derselbe nach Warschau gehen sollte, dorthin zu folgen und weitere Ordre abzuwar-
ten, V. Br. scheint sich aber wirklich, wie Stodert berichtet (S. 433) sogleich zum
Kf. zurückbegeben zu haben, und ist erst im Februar 1670 wieder nach Polen zurück-
gekehrt.
^ D. Varsoviae 7. Februar 1670. Der König spricht darin seinen Wunsch aus,
dass die beiderseitigen Prätensionen und Streitigkeiten beigelegt würden, und bezeich-
net den nächsten Reichstag als die für die Lehnserneuerung geeignetste Zeit.
*) Nachdem durch den nach Wien gesandten K.U.Kanzler Olszowski die
wegen der Vermählung König Michaels mit der Schwester Kaiser Leopolds, der Erz-
herzogin Eleonore (geb. 1653) geführten Verhandlungen zum Abschluss gekommen
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Die Lehnserneuerung. Bevorstehende Vermählung des Königs. 435
PS. Der Erzbischof and G.Kanzler gehen nicht mit nach Czensto-
chaQi). Der päpstliche Legat soll daselbst den König trauen, der littauische
Kanzler Paz ist mit vielen Edelleuten dahin gezogen, um die königliche Braut
mit einzuholen; auch der Castellan von Kyow, Starosta Radomsky*), obwohl
ganz contract, ist dahin gegangen.
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Ozenstochowa 20. Fe-
braar 1670.
[Verzögerung der Ankunft der Königin, dadurch veranlasste Gerachte. Pläne des
G.Kanzlers Pac. Unzufriedenheit des Erzbischofs.]
Er hat das Schreiben an den König') noch nicht übergeben können, weil 20. Febr.
dieser die letzten 3 Tage mit grossen Banqueten zugebracht und so der Fast-
nacht Adieu gesagt, die vorgestrige ganze Nacht hat er mit Tanzen zugebracht,
so dass er den gestrigen Tag davon sehr krank gewesen.
Die Königin, welche bereits am 16. dem Könige sollte angetraut werden,
ist noch nicht hier, sie soll noch nicht einmal über die Donau sein, und zwei-
felt man, ob sie vor dem Reichstage herkommen werde. Viele geben vor, die
Ueberfahrer über die Donau seien mit französischem Gelde bestochen, die üeber-
fahrt wegen des grossen Wassers geillhrlich zu machen, andere glauben, da die
Senatoren und Herren, welche mit dieser beschleunigten Heirath nicht zufrieden
sind, an den Kaiser und dessen Räthe geschrieben, man möchte sich nicht prä-
waren (s. Zalnski I. S. 164 fr. 209 f.), war, obwohl der Erzbischof und andere Sena-
toren eine solche Beschleunigung der Vermählung auf das dringendste widerratben
hatten (s. Zaluski I. S. 220 ff.), verabredet worden, dass die Erzherzogin schon am
2. März nach Czenstochau kommen und dass dort das Beilager stattfinden solle. Der
König war schon am 7. Februar dorthin abgereist.
') Stodert meldet dem Danziger Rathe am 10. Januar 1670, der Primas habe
abgesagt, bei der Hochzeit zugegen zu sein, ebenso der G.Kanzler, beide seien
unzufrieden, dass ihnen von allem ex tempestiva communicatione Serenissimi nichts
wissend gemacht werde, und missbilligten sehr maturationem. Der König habe dem
Primas geklagt, der U.Kanzler hätte in diesem Punkte seine Instruktion überschritten,
nach welcher die Copulation nicht vor dem Juni hätte erfolgen sollen.
^ Podlodowski. Stodert meldet 27. Januar 1670: „Starosta Radomski, wel-
cher nunmehr Castellanus Kioviae worden, dürfte Kanzler der Königin werden, dessen
Starostei hat H. Kochanowski erhalten''.
*) D. Coloniae ad Spream 14 /4. Februar 1670. Darin wünscht Kf. dem Konige,
der ihm (d. Varsoviae 13. Januar 1670) seine bevorstehende Vermählung angezeigt
und ihn zu derselben eingeladen hatte, Gluck, bedauert, dass er wegen der weiten
Entfernung und Enge der Zeit nicht zur Vermählungsfeier .selbst Gesandte schicken
könnte, stellt aber das baldige Erscheinen von solchen in Aussicht. Am 14./24. Febr.
weist Kf. die Preussischen Oberräthe an , als Hochzeitsgeschenk für das polnische
Königspaar ein Becken und eine Giesskanne von Gold im Werthe von 5000 Rtbir. zu
bestellen.
28*
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436 IH. Brandenburg und Polen. 1664—1678.
cipitieren, sondern sich vorsehen, dass sie die Prinzessin bei dieser grossen Un-
einigkeit in Polen nicht unglücklich machten, trage man am kaiserlichen Hofe
Bedenken, diese Heirath fortzusetzen, bis man nach geendigtem Reichstage
gesehen, wie der König mit der Hälfte des Senats, die ihm zuwider, und dem
malcontenten Adel zurechtkommt. Es sind auch nicht mehr als 6 oder 7 Se-
natoren hier zugegen und fangen die liier anwesenden Edelleute an, wegzuzie-
hen ^). Auch sonst sehen sehr viel Dinge gefährlich und nach einem innerlichen
Kriege und Confoederation aus. Der Littauische Kanzler Paz hat die Intention,
sich zu einem Herzoge von Littauen zu machen, und soll ihm der König hier-
in fügen, damit er ihm wider seine polnischen Feinde Assistenz leisten möchte,
doch soll der eigene Bruder des Kanzlers dem entgegen sein. Dann hat der
Erzbischof an den Kanzler Paz geschrieben, statt unter der Gewalt der
Freunde des Königs und unter dem rigorosen Regiment der Oesterreicher zu
leben, wollte er mit seinen Adhaerenten sich lieber den Türken ergeben; der
Erzbischof will auch, da der König den Regenten der U.Kanzlei Kocha-
nowsky, der ihm beleidigende Briefe geschrieben, nicht bestraft hat, nach
geendigtem Reichstage eine Synode halten und dort den Bischöfen vorstellen,
dass die ganze Klerisei in ihm, ihrem Haupte, dadurch beschimpft sei.
Ens. y. Brandt an den Karftlrsten. D. Warschau 9. März
1670.
[Beginn des Reichstages, üble Aussichten.]
9. März. Da man mit den Vorbereitungen zum Empfange der herannahenden Kö-
nigin') beschäftigt gewesen, so ist auf den Reichstagssessionen') nichts Son-
derliches vorgegangen, nur dass man einen ungelehrten und groben Littaner^)
zum Marschall erwählt, bei dessen Administration man sich von dem Ausgange
des Reichstages wenig gutes versieht. Die Danziger Secretarii beklagen sich,
0 In einer ausfährlichen Relation vom 4. März ans Warschau schildert v. Br.
die am 26. Februar erfolgte Ankunft der Erzherzogin zu Czenstochau und die Yer-
roäfalungsfeierlichkeiten am folgenden Tage.
^ König Michael war schon am 1. März wieder von Czenstochau abgereist und
am 4. in Warschau eingetroffen, woselbst die Königin erst am 9. ihren Einzug ge-
balten bat.
') Ueber diesen Reichstag, welcher am 5. März 1670 begonnen hatte, s. Za-
wadzki S. Ulff. (Zaluski I. S. 234 ff.).
*) Jobann Kasimir Kierdey, Marschall von Orodno. Stodert berichtet
dem Danziger Ratbe am 7. März: „magna et senatorum et nuntiorum raritas machet,
dass initia comitiorum von privatis dispositionibus poussieret werden, so gar dass
man sich in eligendo Marschaico fast über Vermuthen übereilet und den Kierdey
eben heute mit 40 Stimmen, da der Oginsky eine Stimme weniger gehabt, erwählet.
Dass es nun hoc Marschaico schwer zu negotiiren sein werde, ist mehr denn bekannt. '^
Vgl. auch Lengnich Vlll. S. 30.
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Einzug der Königin. Der Reichstag. 437
dass sie nicht wissen, in welcher Sprache sie mit ihm reden können, weil er
weder die lateinische noch andere versteht, nnd sie aach nicht viel polnisch
können.
Der Erzbischof und der U.Kanzler bleiben beide aus, weil sich jener
vor der neuen Königin, dieser*) aber vor den bösen Edelleuten fürchtet.
Jedermann vermeint, der Reichstag werde nicht bestehen, wiewohl der
König universalia herausgeben will, dass die pospolite Ruszenie fertig stehen
solle, damit sie, sobald derselbe zerreissen möchte, hier erscheinen könne.
Eu8. V. Brandt an den Kurftlrsten. D. Warschau 14. März
8t. n. 1670.
[Vorgänge auf dem Reichstage.]
Am^ vorigen Sonntag [9. M&rz] hat die Königin hier ihren Einzug ge- 14. März,
halten, am folgenden Montag [10. März] wurden alle Landboten bei dem Könige
zum Handknss zugelassen, doch hat es viele Mühe gekostet sie dazu zu ver-
mögen, da viele nicht zugeben wollten, dass man dazu schritte, ehe der Mar-
schall geschworen, dass er nichts in die Constitutionen wollte setzen lassen, als
was von sämmtlichen Landboten beschlossen wäre. Man beschuldigt nämlich
Potocky, den Marschall auf dem Wahltage, dass er eigenmächtig aus den
pactis conventis den Punkt, dass der König ohne des Adels Gonsens nicht hei-
rathen solle, ausgelöscht.
Mittwoch Nachmittag [12. März] gratulierte der Danziger Syndicus') erst
dem Könige und dann der Königin. An demselben Tage hat auch er bei der
Königin Audienz gehabt, derselben des Kf. Schreiben übergeben und dabei
dessen Intention, auf dem Feste durch einen Ambassadeur zu erscheinen, vor-
gestellt, worauf sie sich bedankte.
Von dem Reichstage weiss man nicht, was er für einen Ausgang nehmen
wird, Dienstag und Mittwoch kam es zwischen den Preussen und Grosspolen
zu so heftigen Streitigkeiten, dass man fürchtete, der Reichstag werde zerrissen
werden, nnd der Marschall daher beide Male die Sitzung aufhob, doch haben
sie sich gestern wieder verglichen und darauf zu Verhütung eines solchen Un-
heils alle Landboten einen Eid schwören lassen, doch fürchtet man, es werde
keinen Bestand haben, weil man merkt, dass viele mit französischem Gelde zu
dem Ende bestochen sind, dass sie die Reichstage zerreissen sollen.
') Auch Stodert meldet 7. März, der U.Kanzler sei von Gzenstochau direct
nach Löbau gereist, dem Vorgeben nach, um sich zu erholen, in Wirklichkeit aber
um zu sehen, wie es mit dem Reichstage sich anschicken werde, da er ratione iega-
tionis et negotiationis Viennensis schwere contradictiones befärchte.
*) Vgl. Zawadzki S. lllff.; Leugnich VIU. S. 30f.
') Der Subsyndicus Adrian Stodert; nach dessen Relation vom 14. M&rz er-
folgte die Audienz am 13.
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438 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Eu8. V. Brandt an den KnrfUrsten. D. Warschau 18. März
1670.
[Mittbeilungen Lebndorfs über Kalckstein und Rode.]
18. März. Soeben hat ihm O.Lientenant Lehndorff^ berichtet, derselbe Kalck-
stein^), welchem vom Ef. auferlegt worden, von seinem Gute nicht zu weichen,
sei ans Pretissen hierher gekommen und habe sich bereits bei dem einen nnd
anderen beschwert, als ob Ef. mit ihm zu scharf verfahren lasse, wodurch er
zum wenigsten zu Wege bringen wird, dass einige Landboten, die der Sachen
nicht kundig, deshalb auf dem Reichstage viel Schreiens machen werden.
Er sucht auch durch Roht zum EÖnige zu kommen und Audienz bei demsel-
ben zu erhalten nnd verspricht dabei, dass er der Eönigin auf seine eigene
Unkosten eine Garde aufrichten wolle. L. aber will sich bemühen, dieses alles
zu verhindern, und allen Hofleuten nnd auch dem EÖnige zu vernehmen geben,
was es mit demselben fnr eine Beschaffenheit hahe, auch den Landbotenmar-
schall darüber informieren, damit man ihm keinen Glauben schenke; es haben
auch alle hier in Eonigl. Diensten befindlichen Preussen versprochen, ihm hierin
hülfreiche Hand zu leisten. Br. hält es für wünschenswerth, dass Ef. deswegen
an den Eönig schreibe nnd ihm desselben Practiqnen vorstelle, denn L. ist be-
reit, sobald er des Ef. und des Eonigs Intention wissen wird, denselben am
Kopfe zu nehmen. Roht wird ihm auch schwerlich fügen, denn derselbe macht
jetzt Profession, sich dem Ef. zu accommodieren, und bemüht sich, ihm aufs
beste bei Hofe zur Hand zu gehen.
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 22. März
1670.
[Der Reichstag. Audienz beim Könige. Anerbietungen Kalcksteins.]
22. März. In den Reichstagsaffairen >) ist man diese Woche wenig avanciert, man hat
zwar über viele Sachen disputiert, aber nicht das geringste abgehandelt .oder
geschlossen.
Br. ist vorgestern Abend beim Eönige gewesen und hat demselben das
') Ahasverus v. Lehndorff, s. oben S. 388 und 408.
2) S. PufendorfXI. § 103 (S. 859f.), Droysen III. 3 S, 195ir., Paczkowski,
Der grosse Kurfürst und Christian Ludwig y. Kalckstein (Forsch, zur brandenb. u.
preusslschen Geschichte 11. 2) S. 144ff. Am 9./ 19. März theilt Kf. v. Br. mit, er habe
die Nachricht erhalten, dass Kalckstein aus Preussen entwichen sei, sollte derseltie
nach Warschan kommen, so solle Br. vom Könige dessen Auslieferung fordern, der
G.Kanzler werde ihn gewiss dabei unterstützen.
'^) S. Zawadzki S. 114ff.
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V. Kalckstein in Warschau. 439
Schreiben des Ef. ^), betreffend eonflrmationem pactornm, überreicht. Der König
versicherte darauf, er wollte an Kf. schreiben, derselbe möchte seine Gesandten
nnr gleich nach Beendigung des Reichstages hierher schicken, doch müssten
hernach auch sofort die differentiae vorgenommen und die beiderseitigen Prae-
tensionen untersucht und beigelegt werden. Hernach fragte er nach Roth,
ob keine Hoffnung zu dessen Freilassung wäre, und sagte, er hätte schon längst
ffir denselben intercedieren wollen, wenn er nicht fürchten müsste, dass Ef. es
ihm abschlagen möchte, er würde gern sehen, dass man, wenn die pacta con-
firmieret wurden, desselben gedenke. Br. glaubt, dass es jetzt des Ef. Repu-
tation nicht nachtheilig sein könnte, wenn er demselben Gnade wiederfahren
liesse, da dessen Sohn sich jetzt aufs äusserte demnthigt und accommodiert.
Ealck stein hat durch Roth beim Eönige Andienz zu haben gesacht,
ist aber abgewiesen worden ; heute ist er bei Br. gewesen und hat ihm erzählt,
er hätte") von den preussischen Oberräthen so scharfe Ordre erhalten, dass er
entweder sofort das dem Ef. schuldige Geld zahlen oder gewärtig sein solle?
wieder in Haft genommen zu werden, daher habe er, da er das Geld nicht
habe aufbringen können, entweichen müssen, er hofiPe aber Ef. dadurch nicht
beleidigt zu haben, er wäre bereit, auf dessen Befehl sich in Berlin zu stellen
und einen Fassfall zu thun, er wolle die Summe bezahlen und hätte sich nur
hierher begeben, am seine Schulden einzufordern. Er bat Br., alles an Ef. za
überschreiben, und erbot sich, ihm soviel Geld vorzustrecken, als er nur wollte.
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 3. März st. n.
[April] 1670.
[Günstigere Aussiebten zur Confirmation der Pacten. Dehler Verlauf des Reichstages.
Ealcksteins Auslieferung.]
Obgleich man beabsichtigt hatte, wegen der Confirmation der pacta Diffi- 3. April.
cultät zu machen, hat der G.Eanzler es doch durchgesetzt, dass der Eönig
ihm erlaubt hat zu antworten, Ef. möchte je eher je lieber seine Gesandten ad
confirmanda pacta et ad praestandum homagium herschicken, ein Schreiben'
solches Inhaltes ist schon in der grossen Eanzlei angefertigt worden, und der
Eönig soll sogar wünschen, mit Ef. in eine feste offensive und defensive Allianz
25 Fobruar
*) In demselben (d. Coloniae ad Spream ' -., -— 1670) erklärt Ef. in Er-
[7. MarzJ
widerung des Schreibens des Eonigs vom 7. Februar (8. 434), eine Aufschiebung der
Bestätigung der Pacten bis zur Beilegung der Streitigkeiten entspreche weder diesen
Pacten noch ihrer beiderseitigen Freundschaft, und bittet, ihm inbetreff von Zeit und
Ort Vorschläge zu machen. Die Lehnsrecognition brauche nicht nothwendig auf einem
Reichstage stattzufinden, er würde seine Gesandten jetzt dazu geschickt haben, da
dieselben aber anderweitig abwesend wären, so hoffe er, der Eonig werde diesen Akt
auf eine gelegenere Zeit yerschieben.
2) Vgl. Paczkowski a. a. 0. S. 14üff.
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440 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1678.
zu treten. Der König scheint ans Furcht vor dem Adel diese Resolution ge-
fasst zu haben und solche Allianz wider die Republik selbst angesehen zu seia,
denn die Uneinigkeit unter dem Adel und die Feindschaft gegen den Konig
nimmt von Tage zu Tage zu, daher wollen die Landboten auf dem Reichstage
zu keiner Affaire schreiten, sondern alles mit Fleiss aufhalten unter dem Ver-
wände^), erst mösste der König aller fremden Herren Residenten von sich lassen.
Diese Resolution haben sie gestern gefasst und der Feiertage wegen die Session
bis auf künftigen Mittwoch verschoben. Indem man so alle nöthigen negotia
aufhält, thut man in der Landbotenstube nichts, als dass man des jetzigen
Königs Regierung durchhechelt und lauter Dinge redet, die ihm Verdrnss
machen, daher auch gestern, als man die Frage wegen des Unterhalts der Kö-
nigin ventiliert, die meisten herausgefahren, diejenigen möchten der Königin
Unterhalt verschaffen, welche die Heirath gestiftet hätten. Dieser Widerwillen
rührt zum Theil von dem Missverständnis zwischen dem Könige und dem £rz-
bischof wegen der Kochanowskyschen Affaire') her. Wofern der Erz-
bischof, der Bischof von Cracau, der von Cujaw, der Feldherr und
andere, wie man glaubt, nach den Feiertagen herkommen werden, um diese
Sache zu urgieren, wird hier ein grosser Lärm entstehen, weil Kochanowsky
auch seine Adhaerenten hat, denn man disputiert bereits auf den Banqneten
über diese Sache so scharf, dass es darüber Schläge giebt.
Dem Befehle des Kf. vom 9. März ') wird er sich bemühen nachzukommen,
doch wird es schwer halten, Kalcksteins Auslieferung zu erwirken, da der
König, wenn er auch dazu geneigt sein sollte, nicht wagen wird, es auf dem
Reichstage zu thnn, aus Furcht vor den Landboten, von denen manche K.'s
gute Freunde, andere durch Geld von ihm bestochen sind^).
0 S. Zawadzki S. 120f. Stodert berichtet dem Danziger Rathe am 25. Iflärz:
«Gegenwärtige Reich stagsintriguen sind mit unbegreiflichen mysteriis durchgebends
angeschickt, dass fast niemand, ja selbst diejenigen, yon welchen sie erfunden werden,
solche assequiren mag. Viele scheinen ad nipturam comitionim zu inclinieren, woher
in sessionibus publicis die Zeit fast vergeblich zugebracht wird, gleich als wenn kein
Ernst, etwas zu verrichten. Das wenige, was geschiebt, wird in privat Zusammen-
künften beredet und ausgemacht, so dass man fast allezeit mit fertigen Sachen in
publicis sessionibus erscheint, woselbst man alles wieder umstosst. Die iittauischen
Kxulanten stellen sich difficil und dürften nach vieler Meinung den Reichstag reissen,
oder aber satisfactionem über Gebühr extorquiren. Der König ist deswegen sehr be-
kümmert, verspricht dem Iittauischen G.Kanzler alle nur begehrende Gnade, um durch
dessen Einfluss comitia zu salviren und also per constitutionem in der Regierung
confirmirt zu werden.**
>) S. oben S. 436.
») S. oben S. 438 Anm. 2.
*) V. Br. meldet am 8. April, auch der G.Kanzler ratbe, erst nach Beendigung dei>
Reichstages zu versuchen, die Auslieferung K.'s vom Könige zu erwirken, Kf. möcht«
seine Gesandten sobald wie möglich nach Beendigung des Reichstages hinschicken.
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Wirren auf dem Reichstage, y. Kaick stein. 441
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 12. April
1670.
[Kalckstein. Verschwörung gegen den König; dessen bedrohte Lage.]
Die Kalcksteinsche Sache will er sich um desto mehr angelegen sein 12. April,
lassen, weil dieser sich gegen einige Herren hat verlauten lassen, dass er vor
dem Senat einen Fussfall thun und sich über Gewalt beklagen wolle, wiewohl
ihm solches die meisten und auch der U. Kanzler widerrathen. Br. wurde wenig
Hoffnung haben, in dieser Affaire etwas vom Könige zu erlangen, wenn er
nicht gestern von einem geheimen consilium *) erfahren, welches der Krone den
äussersten Ruin, dem Könige aber den Untergang droht. Die französische Par-
tei hat einem nahen Verwandten Cond^'s, dem Duc de St. Paule, das König-
reich angetragen, derselbe soll sich auch schon aufgemacht haben und in Ham-
burg angekommen sein, von dort soll er über Danzig incognito in dieses Land
kommen, wo ihm sofort der Feldherr die Armee zuführen will, und gedenkt
man, mit Hälfe derselben den König nicht nur zu verjagen, sondern gänzlich
umzubringen, alle vornehmsten Senatoren participieren an diesem Anschlage
and haben allen Adel, der mit dem Könige unzufrieden ist, auf ihrer Seite,
auch die Anhänger des Pfalzgrafen von Neu bürg treten zu ihnen aber, da
man sagt, der Duc de St. Paule wolle dessen Tochter heirathen. Dass es
die Grosspolen und Reussen mit ihnen halten, ist gewiss, der Feldherr und
der Erzbischof haben auch mit französischem Gelde alle teutschen Regi-
menter an sich gezogen, dazu lässt der Feldherr noch immer mehr werben, er
soll schon beinahe 20000 Mann auf den Beinen haben. Der König hat zwar
dieses consilium entdeckt, weiss ihm aber nicht vorzukommen, denn er sieht
sich ganz verlassen und hat von den Senatoren nur den U.Kanzler und den
Littauischen G.Kanzler auf seiner Seite, denen aber auch nicht zu trauen
ist; auf Oesterreich kann er bei dem jetzigen schlechten Zustand in Ungarn
auch nicht rechnen, und wenn er zu der zweifelhaften pospolite ruszenie seine
Zuflucht nehmen wollte, so müsste er befürchten, dass nicht alle Woiwodschaf-
ten mit aufsitzen und, auch wenn dieselbe sich ganz einstellte, sie doch einem
zerbrochenen Rohrstocke gleich sein möchte, welcher dem, der sich darauf zu
^ S. Zawadzki S. 130. Stodert hatte dem Danziger Ratbe schon am 4. April
gemeldet: „Gott verhüte bellum intestinum et ex illo infelix aliquod Interregnum.
Intimare sufficiat, quae exprimere non licet. Gallica factio resnmit nunc quo occultius
tanto periculosius artes. Horret animus recogitare nedum referre Regis dispositiones,
senatus Poloniae cum Landbotenstube machinationes, und lässt es sich an, imminere
huic regno generalem aliquam mutationem,^ am 7. April schreibt er: „In diesen
heiligen Ostertagen bat die Ohrenbeichte wieder seltsame Sachen eröffnet, welche mir
und Beeret. Wieder auf unser höchstes nicht weiter zu berichten vertrauet. Gott setze
Regis Leben und Regierung in bessere Sicherheit, als ihr vielleicht manus sicarii
zugedacht, und am 11. April berichtet er dann Näheres über die Auffindung der
Schrift in der S. Johanniskirche (vgl. Kluczycki I. S. 505 ff.) und über die dadurch
veranlassten Vorgänge im Reichstage.
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442 III. Brandenbarg und Polen. 1664—1673.
steaern gedenkt, selbst die Hand durchbohren dürfte. Daher wird anch auf
dem Reichstage nichts abgehandelt and die Zeit nur mit unnützen Discursen
und mit solchen Dingen, welche dem Könige Verdruss bereiten, zugebracht.
Viele vornehme Cavaliere befinden sich bei dieser Sache sehr embarassiert
und wissen nicht, wo sie sich hinwenden sollen. O.Lieutenant Lehndorff
lässt bei Kf. anfragen, wohin dieser seine Intention bei solchen Conjuncturen
richten wolle ').
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 19. April
1670.
[Ende des Reichstages. Umtriebe des U.Kanzlers. Ratb, während dessen Abwesenheit
die pacta confirmieren zu lassen.]
19. April. Der Reichstag ist allerdings Mittwoch auf Verlangen des Königs auf drei
Tage verlängert worden, das hat aber nur zur Folge gehabt, dass derselbe zer-
rissen worden ist. Denn als am Donnerstage der Adel in die Senatorenstube
gekommen war und der U.Kanzler dort den Brief, den er im Namen des
Königs von Cracau aus an Kf. geschrieben, vorlas und rechtfertigte, protestierte
ein Landbote von der Ukrainischen Grenze Zabokrzicky dagegen feierlich,
dass solche Dinge im Senate, ehe man in der Landboten stube darüber be-
schlossen, deliberiert wurden, das wäre eine oppressio ihrer Libertät, und er
ging schliesslich cum protestatione hinaus. Da er auch gestern nicht wieder-
kommen wollte, kamen zwar die anderen in der Senatorenstnbe zusammen,
hatten aber keine vocem activam, woher man nur berieth, was bei sogestalte-
ten Sachen zu thun sei, und die Landboten dabei dem Könige die heftigsten
Vorwürfe machten, dass er an diesem Unheil Schuld wäre. Man glaubt, dass
heute der Landbotenmarschall dem Könige valedicieren und damit den Reichs-
tag schliessen werde.
Dieses alles zeigt nichts als Krieg und Blutvergiessen an, alle Freunde des
Kf. rathen daher, dass derselbe seine Gesandten so bald als möglich hierher
eilen lasse, um die pacta zu confirmieren. Auch er hält dieses für das beste
Mittel, um dieses Werk zum Effect zu bringen; denn obgleich der U.Kanzler
sich öffentlich für Kf. sehr wohl erklärt, so hat er doch seine heimliche Tücke
nicht lassen können, sondern vorgestern dem Könige gerathen, auf des Kf. Brief
wegen der pacta nichts zu antworten. Der König hat ihm dieses gestern
durch Roth expresse sagen lassen und alle Schuld auf den U.Kanzler ge-
schoben, weil derselbe gedroht, auch von ihm abzutreten, wenn er ihm hierin
nicht folgen würde. Der ü. Kanzler gedenkt aber nach dem Reichstage von
hier fortzureisen, um von den preussischen Städten das homagium zu empfan-
1) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 18./[28] April 1670), er sei noch nicht so in-
formiert, dass er der einen oder anderen Partei beipflichten könnte, zumal da er mit
.der letzten Post die Nachricht erbalten, die ganze Conspiration sei nur erdichtet«
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ZerreiBSong des Reichstages. Consilium postcomitiale. 443
gen, diese Zeit könnte benutzt und die pacta in seiner Abwesenheit confir-
miert werden.
Eu8. V- Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 27. April
1670.
[Beschlösse im consilium postcomitiale. Kaicksteins unverschämtes Treiben.]
Nacb Zerreissnng des Reichstages ^) ist in consilio postcomitiali beschlossen 27. April,
worden, dass ein Universal auf die pospolite ruszenie vor 2 herausgegeben
werden solle, und dass man das dritte, bis es die Noth erfordern sollte, verwah-
ren wolle; indessen sollen am 19. Mai die Seymiken gehalten werden, auf denen
der Adel deliberieren soll, ob sie einen Reichstag oder die pospolite ruszenie
haben wollen; falls sie das erstere belieben sollten, begehrt der Konig, man
möchte ein Mittel erfinden, damit der Reichstag nicht wieder zerreissen mochte.
Bewilligt man die pospolite ruszenie, so wird wohl ein Reichstag im Felde ge-
halten werden. Man giebt auch vor, der König wolle einen Senator sowohl
an. den Feldherm als auch an den Erzbischof absenden. Sonst sieht es in
Polen wunderlich aus, weil der Feldherr und der Ü.Feldherr sehr uneinig
sind ^) und sich die Bauern ') in den Bergen bei Cracau herum bei dreissigtau-
send Mann versammelt haben und grossen Schaden thun sollen.
Sobald Kalckstein^) erfahren, dass Kf. nicht allein seine Guter hat ein-
ziehen lassen, sondern dass auch Br. das ihn betreffende Schreiben des Kf.^)
0 Am 19. April; s. Zawadzki S. 130 (Zaluski I. S. 238) und das Schreiben
des U.Kanzlers Olszowski an Sobieski vom 27. April 1670, sowie dessen Antwort
vom 2. Mai (Kluczycki I. S. 501 ff.). Stodert schreibt dem Danziger Rathe (s.d.
Ende April): „In consilio postcomitiali sind alle Materien ad futura comitia verleget,
denen aber kein terminus gesetzt, sondern I. K. M. frei gelassen pro exigentia auszu-
schreiben; in conventibus postcomitialibns, die 13. Maii gehalten werden sollen, will
rez expeditionem generalem proponiren lassen und secundum pluralitatem concludiren,
insonderheit so die Feldherm an einander gerathen. Stecket Frankreich unter diesem
Wesen, wie man dann solches stark asseveriret, und dass der duc de S. Paul in
Danzig latitiren solle, sind consilia in contrarium nitentium zu schwach, h< Frank-
reich sich aus der Sachen, dürfte alles beigelegt werden. Ita ipse rex sentit, qai
tamen extrema metuit, warumb er contra vota omnium senatoram auf die Expedition
dringet, tanquam unicum remedium sich bei der Crohn zu erhalten".
«) S. Kluczycki I. S. 496. 508.
>) S. Zawadzki S. 115.
*) Nähere Einzelnheiten darüber enthält ein Schreiben v. Brandts an v. Ho ver-
beck von demselben Datum, gedruckt in Forsch, z. br. u. preuss. Gesch. V, 1.
*) D. Coloniae ad Spream 21./[31.] März 1670. Darin ersucht Kf. den König,
Kalckstein, der gegen sein gegebenes Wort Preussen verlassen habe und, wie er
höre, bei dem Könige und den polnischen Grossen üble Gerüchte gegen ihn zu ver-
breiten suche, sobald wie möglich verhaften und nach Preussen zurückbringen zu
lassen.
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444 in. Brandenburg und Polen. 1664^-1673.
dem Könige übergeben hat, ist er zugleich desperat, rasend and katholisch i)
geworden, denn er läuft nicht allein bei den Senatoren mit Lamentieren^
Schreien und Klagen herum, sondern er trägt auch jedem schlechten Kerl, den
er fär einen Edelmann ansieht, seine Sache vor, wobei er immer des Kf.
Person und Reputation mit groben Verleumdungen, Schmäh- und Drohworten
angreift, sogar in des Königs Vorgemach, in Gegenwart vieler Lente, er ruiniert
sich aber hierdurch selbst, denn Br. hat es nicht nur dahin gebracht, dass er
bei den meisten Herren bereits seinen Credit verloren, sondern will auch heute
dem Könige ein Memorial wegen seiner Schmäh- und Drohworte, die er notiert
und über welche er Zeugen fuhren kann, einhändigen. Es haben sich mit K.
auch schon schimpfliche Possen zugetragen. Die hier im königlichen Dienst
stehenden Preussen hatten auf des Obristen Lehndorff Rath zwei Officiere
an ihn abgeschickt und ihm sagen lassen, er solle mit solchen Reden, durch
welche sie des von ihm begangenen Meineides mit beschuldigt würden, einhal-
ten, oder sie würden ihn prügeln lassen. Hierauf hat K. geantwortet: „Was
Ihr Herren, wollt Ihr hier des Kf. Euch annehmen, und seid königliche Offi-
eiere? Komme her, Schreiber, und schreib, was sie reden, ich versichere, sie
sollen übel dabei fahren^, worauf die Officiere ihm gesagt, sie würden nicht
mit der Feder mit ihm fechten oder einen Process mit ihm fahren, sondern
hätten ein Paar Pistolen zu seinen Diensten, und sofern er sich offendiert be-
fände, sollte ihm der geringste unter allen Satisfaction geben. Des Abends
darauf hat Lehndorff dem Könige K.'s ganzen Lebenslauf erzählt, worauf
der König sagte: „Es ist gut, dass ich weiss, dass er ein solcher Vogel ist.^
Vor zwei Tagen folgte K. v. Br. in des Littauischen Kanzlers Behausung nach,
in der Meinung, dass er dort seinetwegen etwas vorbringen wolle, trat ohne
sich vorher anmelden zu lassen den Kanzler, als er aus der Kammer kam.,
an und fing so laut an zu schreien , dass einem die Ohren wehe thaten , seine
Hauptklage war, Kf. hätte ihn deshalb von Weib und Kind verjagt und ihm
seine Güter genommen, weil er allezeit bei der Freiheit des Adels gestanden
und weil er sich zur katholischen Religion bekehrt hätte, welches sehr abge-
schmackt war, da jedermann wusste, dass er den Tag zuvor erst katholisch
geworden. Der Kanzler aber wies ihn kaltsinnig ab und antwortete nur, er
möchte nicht so schreien, weil er solch Geschrei nicht gern hörte und ihn
diese Sache, die er vorbrächte, auch nichts anginge. K. droht, auf die Sey-
miken herum zu reisen und den Adel gegen Kf. aufzuwiegeln, welches aber
Kf. wohl wird verhindern können. Diejenigen, so Kf. wohl wollen, rathen, er
möchte in Preussen über ihn Recht ergehen und ihn hernach in effigie justifi-
cieren lassen, dann würde hier kein Mensch mehr mit ihm umgehen wollen.
») Vgl. Paczkowski a. a. 0. S. 155.
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V. Kalcksteins Treiben. 445
Eu8. V. Brandt an den Karfürsten. D. Warschau 30. April
1670.
[Zutfickweisung der Verleumdungen Kalcksteins, dessen Verbindung mit dem
ü. Kanzler.]
Kalcksteins Behauptung >), dass er, Br., über das gegen ihn ergangene 30. April,
Urtheil gelacht habe, ist eine Verleumdung. K. hat, nachdem er gehört, dass
Br. durch v. Hoverbeck sein Urtheil erfahren, ihn gefragt, was er davon ju-
dicierte, er hat ihm aber auch nicht das geringste Wort darauf geantwortet,
es kann wohl sein, dass er über seine unverschämte und arglistige Frage ge-
lacht hat. Er hat ihm auch nicht nur durch andere sagen lassen, dass er ihn
in lügnerischer Weise verleumdet habe, sondern er will auch, sofern E. wieder
an den Hof kommt, ihm in Gegenwart aller Cavaliere in die Augen sagen, dass
er als ein Verräther und Betrüger solche Dinge von ihm geschrieben.
Das Schlimme ist, dass man hier nicht wie an anderen Höfen Verschwie-
genheit gebjaucht, sondern alles offenbart. Der König hat, bevor er ihm auf
die Forderung der Auslieferung K.^s Resolution ertheilt, dem U.Kanzler da-
von Mittheilung gemacht, dieser hat es wieder K. mitgetheilt und ihn überredet,
sich mit allen seinen Sachen in ein Kloster zu retirieren. Dort ist es unmöglich,
ihn herauszubekommen, wenn er sich nicht selbst herausmacht. Br. will beim
Könige nochmals um Permission anhalten, wenn er sich von neuem zeigen
sollte, ihn festnehmen lassen zu dürfen. Vier Diener K.^s, die angeblich dem-
selben durchgegangen, die er aber vielleicht mit Fleiss fortgeschickt, um etwas
aus Preussen zu holen, hat auf Br.'s Veranlassung Lieutenant Montgommeri,
den G.Miyor Görtzke mit 12 Reitern bis Wildenbnrg geschickt, festge-
nommen').
Eu8. y. Brandt an den KnrfUrsten. D. Warschan 3. Mai st. n.
1670.
[Audienz beim Könige. Gute Absichten desselben, feindliche Gesinnung des
U.Kanzlers, dessen Intriguen mit Kalcksteiu.]
Er hat bei dem Könige in Bialalenka eine überaus günstige Audienz ge- 3. Mai.
habt, derselbe hat ihm zu einer angenehmen Resolution sowohl wegen Kalck-
steins als auch wegen Confirmation der Pacten, wegen des Lehens von Lauen-
') Kalckstein hatte in zwei Briefen an seine Frau behauptet, v. Brandt
hätte über das gegen ihn im Jahre 1668 geföUte Urtheil, welches ihm die Oberräthe
zugeschickt, gelacht und ganz richtig geurtheilt. Diese Briefe waren aufgefangen
worden und Kf. hatte sie v. Br. zugeschickt mit der Aufforderung, sich deswegen zu
verantworten. Vgl. Paczkowski S. 154.
^ Dieselben wurden nach Königsberg gebracht und dort am 10. und 12. Mai
einem Verhör unterworfen, in welchem sie das Treiben K.*s in Warschau in ganz
ähnlicher Weise wie v. Brandt geschildert haben.
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44& ni. Brandenbarg und Polen. 1664—1673.
barg und Bütow und wegen der von Kf. begehrten schriftlichen Antwort ziem-
liche Hoffnung gemacht und ihn auf morgen, um dieselbe zu yernehmen, zu
sich bestellt. Der König versicherte, Kalcksteins Behauptungen, dass er ihm
Versprechungen gemacht, seien erlogen, und als Br. die Auslieferung dessel-
ben verlangte, erwiderte er, er wollte Kf. gern contentieren und dessen Ehre
defendieren, derselbe würde ihm aber wenigstens das Leben salvieren müssen,
weil er hier Zuflucht gesucht, obwohl er (der König) ihn noch nicht in Pro-
tection genommen hätte, doch wollte er auf ein Mittel sinnen, Kf. zu befrie-
digen. Dabei klagte er, man sagte, Kf. hielte es mit seinen Unterthanen, die
jetzt wider ihn wären, und wollte die französische Faction promovieren. Br.
erwiderte, er wüsste davon nichts, und versicherte, dass, wenn der König nur
Kf. in dieser Kalcksteinschen Affaire contentierte und wegen der Gonfirmation
der pacta und Renovation des Lehns keine Difficult&ten mehr wie bisher
machte, derselbe ihm allezeit beistehen würde. Falls man aber diesen üebel-
thäter protegieren und sonst seinem gerechten Suchen kein Genüge thun
wollte, könnte Kf. wohl gezwungen werden, andere consilia zu fassen und eine
andere partie zu ergreifen, worauf der König erwiderte, dass er dem Kf. gern
zu gefallen zu sein und auch die pacta festzuhalten gesonnen wäre, wenn er
dagegen auch nur versichert wäre, dass Kf. es nicht mit seinen Feinden, son-
dern mit ihm beständig halten wollte.
Nachher discurrierte der König noch mit ihm von allerlei Dingen, Hess auch
die Königin hineinkommen, welcher Br. eine reverence machen und die Hand
küssen musste, fing auch mit ihr an zu scherzen und kusste sie mehrmals in
seiner Gegenwart und sagte zu ihm, er sollte dieses dem Kf. schreiben. Aus
diesem allen erhellt, dass der König es gut meint und dass alle Difficultäten
nur von dem U.Kanzler herrühren. In diesen Pfaifen kann sich kein Mensch
finden, er giebt sich öffentlich für des Kf. Freund ans und spricht auch wohl
im Senat für dessen Interesse und thut dennoch ziemlich alles, was er kann,
ihm zuwider. Auch mit dem Könige scheint er es nicht getreulich zu meinen,
weil er, ohne den jetzigen unruhigen Zustand der Krone zu considerieren, alle
benachbarten Herren und Stände zu disgustieren sucht. Er vexiert den Herzog
von Kurland und die Stadt Danzig nach aller Lust, mit Kalckstein
schmiedet er auch ganz thörichte und lächerliche consilia, derselbe solle sich
hier in der Nähe Güter kaufen und hernach sich auf dem Reichstage zum Posel
wählen lassen und dann dort wacker gegen Kf. schreien, K. dagegen hat
ihm als das beste Mittel, die Gemüther in Polen zu vereinigen, gerathen, einen
Krieg gegen Kf. anzufangen; der U.Kanzler hat ihm auch gleich zu Anfang
gerathen, von dem Könige Commissarien zu erbitten, welche seine Sache
hören sollten, und Br. zu eitleren, um das, dessen ihn Kf. beschuldigte, zu be-
weisen. Dieses hat ihm der König selbst gesagt und auch selbst bekannt,
dass dieses ungereimt und expresse wider die pacta liefe.
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Kalckstein u. der U.Kanzler. 447
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschaa 14. Mai
1670.
[Günstige Stimmung des Königs, beabsichtigte Gesandtschaft an Kf. Die Malcon-
tenten. Kalcksteins Entfernung.]
Weil man an diesem Hofe befürchtet, Ef. möchte auf Frankreichs Anhalten 14. Mai.
der dem Könige feindlichen Partei beipflichten, so bemüht man sich dem zuvor-
zukommen und zu dem Ende Kf. aller Möglichkeit nach zu caressieren. Der
König hat daher beschlossen, nicht nur ein Schreiben an Kf. abzufertigen und
dadurch zur Renovation des Lohns von Lauenburg und Bütow den Weg zu
bahnen, sondern auch mit ehestem an Kf. einen Envoy^ abzusenden, welcher
entschuldigen solle, dass er demselben seine Wahl und Krönung bisher nur
durch Schreiben mitgetheilt, und zugleich wegen Ort und Zeit, die pacta zu con-
ürmieren, sich mit ihm vergleichen soll. Der König hat auch einen Brief an
die Seymiken abgehen lassen, in dem er dieses angezeigt hat. Der G.Kanz-
ler hat dem Könige gerathen, H. Morst ein ^), U.Stallmeister von Littanen, an Kf.
abzufertigen, der U.Kanzler aber wollte gern, dass sein Bruder dazu gebraucht
würde, vermuthlich , um so das Werk einigermassen aufzuhalten, derselbe sucht
auch zu verhindern, dass der Brief des Königs an den Kf. abgehe, der G.Kanz-
ler aber will ihn durchaus ausfertigen und morgen Br. zustellen^).
Der K.Schatzmeister') ist bereits in Danzig und bei dem Könige in
^} Felix Morstein, Bruder des K.Schatzmeisters, früher in Diensten des
Fürsten Bogislav Radziwill.
*) V. Br. übersendet am 17. Mai dieses Schreiben. In demselben (d. Yarsoviae
16. Mai 1670) schlägt der König den Juli als Termin für die Lehnsrecognition vor,
sollte etwa eine weitere Hinausscbiebung desselben notbig sein, so werde er durch
einen nächstens zu erwartenden Gesandten Mittbeilung davon machen lassen. Kf.
erwidert darauf (d. Coloniae ad Spream 20./30. Mai 1670), er werde zu jenem Termin
einen Gesandten zur Lehnsrecognition hinschicken, es würde ihm lieb sein, wenn dann
auch die Gonfirmation der Pacten erfolgen konnte.
*) Stodert hatte dem Danziger Rathe schon am 18. April gemeldet, zwischen
dem Könige und dem K.Schatzmeister wären harte Reden gefallen, so dass letzterer
einpacken Hesse, um sich nach Preussen, zuerst nach seiner Starostei Tuchel und dann
nach Danzig zu begeben, es würden sich dort wohl auch mehrere andere einfinden.
Sekretär Wider, der nach Stoderts Abreise in Warschau geblieben war, meldet am
14. Mai, der König habe ihm gesagt, er höre, Danzig wollte sich seinen Feinden an-
schliessen, und dieser Verdacht würde dadurch bestätigt, dass fast alle Malcontenten,
namentlich der K.Schatzmeister, der K.Truchsess (Felix Potocki) und der Woiwode
von Cracau (Alexander Lubomirski) sich dortbin zurückzögen. Auf W.'s be-
ruhigende Versicherungen hin beauftragte ihn der König, dem Rath mitzutheilen , er
sollte auf alle sowohl aus Polen als auch aus anderen Orten einkommende Per-
sonen fleissig vigilieren, namentlich auf Akakia, der von Königsberg 7.urück-
gekommen sein solle. W. fügt hinzu: „Der Hof nimmt alle Zeitung an ohne Unter-
schied und ist insonderheit wiederumb allarmiret worden durch ein Schreiben, so von
Hamburg über Danzig anhero gekommen, in welchem des duc de Longueville An-
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448 III* Brandenburg und Polen. 1664—1673.
überaus grossem Verdacht, besonders weil Aqaaquia') aus Frankreich auch
dagewesen sein soll. Er spielt auch dem Könige einen grossen Possen, weil
er ihm aus dem Schatze keinen Heller will verabfolgen lassen und keinen Sol-
daten über diejenigen, so es mit ihm halten, bezahlt, so dass des Königs Gar-
den in der grössten Noth sind. Der Woiwode von Cracaa Lubomiersky soll
auch nach Danzig unterwegs sein.
Kalckstein hat sich, sobald er durch den U.Kanzler erfahren, dass der
König in consilio beschlossen, ihn vom Hofe zu jagen, aus dem Staube ge-
macht. Einige sagen, er sei im Kloster, andere, er sei zum Fürsten De me-
trin s gegangen, um Kriegsdienste za suchen ').
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 5./15. Mai 1670.
[auf die Relation vom 3. Mai. Beruhigende Versicherungen für den Konig. Auf-
trag, Kalckstein festzunehmen.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
15. Mai. £r soll dem Könige berichten, dass weder aus Polen noch ans Frankreich
an Kf. das allergeringste gebracht sei, dass er wünsche, der König möchte mit
der Republik in gutem Vernehmen bleiben, und seinerseits dazu contribaieren
und mit dem Könige beständige Freundschaft unterhalten wolle, dass er aber
• andererseits erwarte, dass der König durch Extradierung Kalcksteins der
ganzen Welt den Wahn, als wenn er denselben protegieren wolle, benehmen
werde.
PS.'). Auch — haben wir an Lehndorffen*) einigen Vorschlag
kunft daselbst für gewiss gemeldet wird. ~ Eiector Brandenburgicus ist nicht in weni^
Verdacht, man suchet aber nun selbigen in alle Wege zu contentiren, erstlich durch
Abfertigung eines ablegati wegen der Bidgostiensium tractatuum und dann auch per
litteras, welche ehistes Tages expediret werden sollen.**
') Akakia, französischer Agent, schon mehrfach zu Sendungen nach Polen
verwendet, s. Recueil des instructions IV. S. 15fF.; ürk. u. Act. VUl. S. 277ff.
713fF., IX. S. 197.
') V. Br. meldet am 17. Mai, Kalckstein solle wirklich zum Fürsten Wisuio-
wiecki unterwegs sein, er und einige Cavaliere vom Hofe wollten aber frisch hinter-
herschreiben, damit bei der ganzen Armee kund werde, was er für ein Vogel sei; der
Fürst würde ihn wohl, wenn Kf. deswegen an ihn schriebe und ihm einen Recompens
zusagte, herausgeben, zumal da er bei ihm ein gut Stück Geld finden würde.
3) Zum grossen Theii in Chiffern.
*) Kf. schreibt an denselben (d. Cöln 5./ 15. Mai 1670): „Wir haben aus des
V. Brandt unterschiedenen Relationen zu unserm gnädigsten Vergnügen vernommen,
welchergestalt Du Dich unser Interesse insonderheit gegen des Kalcksteins Person
aufs eifrigste angelegen sein lassest, wir wollen solches allezeit mit Gnaden gegen
Dich zu erkennen wissen. Und weilen uns zum höchsten daran gelegen, dass wir des
Kalcksteins mächtig werden mögen, so hastu Dich nochmahlen zu bemühen, dessen
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Befehl zu Kaicksteins Verhaftung. Reunniingende Gerüchte. 449
gethan, wie wir uns des Kaicksteins bemächtigen möchten, woraus er
mit Dir communiciren wird, Du hast ihn unsertwegen zu versichern, dass
wir, wenn er dieses prästirt, es mit sonderbaren Gnaden erkennen wollen.
Sollte sich auch Kalckstein, wenn er angegriffen wird, zur Wehr stellen
oder aber unterwegens die Gefahr sein, dass er wieder befreiet und los-
gemachet werden könnte: auf solchen Fall soll es uns gleich viel gelten,
dass er auch todt geliefert werde, weil er das Leben ohne das ver-
wirket. —
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. I). Warsdiau 24. Mai »t. n.
1670.
[fierucht von feindlichen Absichten des Kf., dadurch verursachte Aufresfung. Vor^ünpfo
auf dem Landtage zu iSchroda. (iilnstige E)rklarwng der meisten Landtage für dei»
Konig. Kalckstein.]
Des Kf. Ordre vom 5./15. Mai, den König seiner beständigen und aufrich- 24. Mai.
tigen Freundschaft zu versichern, hat er gestern friili zu sehr gelegener Zeit
erhalten, da hier überall die Zeitung ausgesprengt ist^), dass Kf. mit seiner
ganzen Armee von 15000 Mann wider Polen im Anzüge wäre und dass dieser
Anmarsch Veranlassung zu der Ermordung des Castellans von Posen auf dem
Seymik zu Srzode gegeben habe. Dieses Geschrei bat hier solche Confusion,
Furcht und Schrecken verursacht, dass man bei Hofe nicht gewusst, wohin
man sich wenden sollen, und desshalb in der Angst die pospolite ruszenie und
Person vom Könige los zu bekommen, oder wiedrigen Falles nebst ßrandten, an
welchen wir ein mebreres geschrieben, zu überlegen, ob man denselben nicht durch
dazue erkaufte Polen, wozu wir das Oeld geben wollen, heimblich in der Nacht weg-
bekommen und in Preussen liefern könnte." An demselben Tage schreibt Kf. auch
an die preussischen Oberrätbe, sie sollten den Process gegen Kalckstein fortsetzen
lassen. »Und weilen wir nicht zweifeln, es werde ihm das Leben aberkannt werden,
seind wir gesonnen, solches in effigie exequiren zu lassen.^
*) Wider schreibt dem Danziger Rathe am 30. Mai 1670: „Die Zeitung von
Anmarschirung Churf. Völker, so nunmebro von allen Seiten bekräftiget wird, bat
hiesigen Hof also intimidiret und eingenommen, dass auch I. Königl. M. dem hier zu-
gegen seienden Cburf. Residenten oder Agenten U. Brandis ungeachtet aller Sin-
ceration und Protestation — scharf zugesprochen und mit diesen Worten von sich
dimittiret: Daferne I. Churf. D. ihr wollten gelüsten lassen, einen unzeitigen Krieg
wider die Crohn anzufangen, selbige sich versichert halten könnte, que la Pologne
sera encore en estat de faire une guerre k desespoir ä Son Altesse Electorale. —
Schrecken und Furcht nimbt alhier fast alle Stunden zu, indem eine böse Zeitung
über die andere wegen Churf. D. von Brandenburg starker Rüstung, französischer in
Curland ausgesetzter Völker, der conföderirten Armee und zum Einfall fertig liegen-
den Tartaren Königl. M. zu Ohren gebracht wird , und dass pro die 20. Junii ein
general Aufstand und Einbruch^ von allen obgesagten Oertem zugleich geschehensoll.''
Mater, i. OMch. d. O. Kurfürsten. XII. 29
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4&Q ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Armee in Littauen aufbieten wollen, damit dieselbe in Preussen fallen mochte.
Er hat sich sofort mit dem Befehl des Rf. zum Könige begeben und hat
demselben, wiewohl mit grosser Mühe, die Fabeln aus dem Sinne geredet.
Derselbe wollte sich erst garuicht überzeugen lassen , sondern regerierte unter
anderem, seine widerwärtigen Unterthanen rühmten sich selbst, Kf. auf ihrer
Seite zu haben, worauf er erwiderte, dieselben sprengten dergleichen Dinge nur
aus, um den König zu schrecken und ihn mit Kf. an einander zu hetzen, um
letzteren hernach auf ihre Seite zu ziehen.
Ob er nun gleich soviel zu Wege gebracht, dass der König die falsche
Opinion von Kf. hat fahren lassen, so kann demselben doch keiner die fran-
zösische Faction hier in Polen, vor der er sich über die Maassen fürchtet, aus
dem Kopfe bringen, besonders weil der Kanzler Patz das Ding noch immer
gefährlicher macht. Es scheint, dass einige Geister den König mit Fleiss
bange machen und confundieren , damit er in der Angst zu ihnen Zuflucht
nehmen und sie ihn nach ihrem Willen führen mögen. Man hat ihn auch be-
reits dahin gebracht, dass er fast keinem seiner Diener mehr traut, auch den
Ob.Lieut. Lehndorf hat Patz in Verdacht gebracht, als ob er dem Könige
zum Schimpf und Nachtheil viele Dinge an des Kf. Hof schriebe, und der König
hat ihn deswegen zur Rede gestellt, er hat sich aber brav verantwortet.
Obgleich der König dem Geschrei von des Kf. feindlichen Anzüge nicht
mehr glaubt, so wird dasselbe doch gewiss durch alle polnischen Landschaften
durchdringen und bei dem Adel viele gefährliche Verwirrung machen, wess-
halb denn gute Wachsamkeit, namentlich in Preussen, vonnöthen; doch hält
er es für ein gute» Zeichen, dass sich die Polen vor Kf. über die Maassen
fürchten.
Wie dem Könige erzählt worden, ist die Sache mit dem Castellan von
Posen*) folgendermaassen zugegangen. Der Bischof von Chelm') soll an den
Adel auf dem Seymik geschrieben haben, dass des Kf. Armee gegen Polen im
Anzüge wäre, als man darüber discurriert, habe der Woiwode von Posen')
einen in Ziffern geschriebenen, von ihm aufgefangenen Brief des K.Schatz-
meisters an den Castellan hervorgezogen. Darauf habe der Adel gegen den
Castellan zu schreien angefangen, derselbe wäre des Kf. guter Freund und
musste von dieser Sache wissen, und von ihm den Schlüssel zu den Ziffern
verlangt, ehe derselbe sich aber dazu resolviert, ob er selbst den Schlüssel
holen oder jemand danach schicken sollte, habe sofort der Woyewod^ic Wyoo-
wratiiawsky ausgerufen: „Wir haben den Practiquen der Senatoren lange ge-
nug zugesehen, lasst uns einmal dieses Joch vom Halse werfen^ und den S&bel
gezogen. Als dieses ein anderer, der nahe beim Castellan gesessen, gesehen,
habe er alsbald den seinigen auch entblösst und demselben vor den Kopf ge-
hauen, worauf ihm sofort auch ein anderer von hinten mit dem obuch in den
Nacken geschlagen, so dass er vom «Stuhl auf die Erde gefallen , wo man ihn
>) Vgl. darüber den Bericht bei Kluczycki L S. ^521ff.
^ Thomas Lezenski.
*) Andreas GrudzinskL
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1
Der Cftstellan von Posen. Rcunruhifrende Gerüchte. 451
dann jämmerlich zugferichtet, und als ihn seine Diener nach Hause hätten brin-
gen wollen, seien sie von anderen Edelleuten, welche gesehen, dass er noch
gelebt, von neuem ä herfallen und so der Castellan vollends hingerichtet wordeo.
Von verschiedenen Seymiken kommt Zeitung, dass der Adel sich nicht
all^n gut fnr den König erklärt, sondern auch in die pospolite ruszenie con-
sentiert und vom Könige begehrt, dass er die nach Danzig gegangenen Herren
dreimal citieren, and faUs sie nicht com{>arieren sollten, ihre Güter confiscieren
lassen möchte. Wenn sich anch die anderen Woiwodschaften so declarieren,
durfte dieser Hof wohl wieder hoflfärtig werden und es also wegen ConfirmatioJi
der Pacten desto härtere Knoten setzen.
Morstein soll übermorgen von hier zu Kf. aufbrechen.
Wo Kalcksteiu geblieben, kann kein Mensch sagen, man weiss nicht,
ob er noch im Kloster oder beim Fürsten Demetrio oder in Sachsen ist.
Eus. V. Brandt an den Kuifiirsten. D. Warschau 30. Mal
1670.
[Fortdauernde bennmhigeude Gerächte. Der C'astellan von Posen. Der Krzbischof.
Morsteins Absendung.]
Das Geschrei von dem feindlichen Anzüge des Kf. hat diese ganze Woche 30. Mai.
angedauert und viel Confusion und Verbitterung verursacht, man hat den König
mit täglich wiederholten Zeitungen davon so überlaufen, dass derselbe nicht ge-
wusst hat, was er glauben solle, zumal da man ihn hat überreden wollen, dass
alles, was von den Differentien zwischen Kf. und dem Hause Braunschweig')
ausgegeben werde, nur ein Prätext sei, um die Völker zusammenzuziehen und
die Polen ex improviso zu überfallen^). Da daneben noch allerhand andere
annütze Fabeln von der Landung von 20 französischen Schiffen in Curland und
von Enthüllungen, welche der Gastellan von Posen vor seinem Tode gemacht,
verbreitet worden, so ist eine solche Furcht durch die ganze Stadt gedrungen, dass
fast jeder darauf bedacht gewesen ist, sich und das Seinige zu retten. Obwohl
nun auf den Bericht der Gesandten von dem grosspolnischen Landtage das Ge-
schrei betreffend den Kf. meistentheils gestillet ist, so lässt man doch nicht
nach, die Gefahr wegen der inneren Unruhe und der französischen Faction je
länger je grösser zu machen, so dass es klärlich zu sehen ist, dass des Königs
^) üeber die Streitigkeiten des Kf. mit den braunschweigischen Herzogen
wegen Reinstein, infolge deren derselbe damals hatte Truppen zusammenziehen lassen
8. Pufendorf XL §46 (S.792f.), v. Borcb, Einfluss des römischen Strafrechts auf
Gefolgschaft und Majestätsverletzung in Deutschland (Wien 1889) S. 12 ff. 35 ff.
') Wider meldet dem Danziger Rathe am 6. Juni, infolge der Zeitung vom
Marsch der kurfürstlichen Volker nach Magdeburg sei auch hier die Furcht gemindert
worden, obwohl die aus Grosspolen Abgeschickten noch gänzlich der Meinung seien,
Kf. habe mit seiner Armee ein Absehen auf die Krone.
29*
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452 ni. Brandeoburgr und Polen. 1664^1673.
Intimi mit Fieiss solche Dinge exaggerieren , um die anderen Senatoren desto
grösserer Untreue zu beschuldigen und bei dem Konige und Adel ganz yerhasst
zu machen und selbst allein die besten Hähne im Korbe zu bleiben.
Die Yom grosspolnischen Landtage hergekommenen Gesandten berichten,
dass der Gastellan von Posen noch lebe und nicht allein gute Hoffnung habe
wieder aufzukommen, sondern auch Willens sei, mit Recht seine Unschuld aus-
zuführen. Da aber in laude dieses Landtages beschlossen, dass der sSmtliche
Adel diejenigen, welche ihn beschSdigt, defendieren wolle, so dürfte er wohl
wider seine Feinde nicht viel ausrichten. Die Beschlüsse sowohl dieses als
auch des Lublinschen Landtages sind für den König sehr günstig. Der Erz-
bischof hat in einem an den Lubliner Landtag gerichteten Schreiben den
König angeklagt, dass er gesagt, er habe cum restrictione mentis geschworen,
und gebeten den König anzuhalten, dass er noch einmal sine restrictione tnen-
tis schwören möge.
Morst ein ist am 27. als Envoy^ an Kf. abgereist und hat seinen Weg
über Königsberg genommen; der U.Kanzler hatte ihm in instructione setzen
wollen, für Kalckstein zu intercedieren, was er aber abgelehnt. Der U.Kanz-
ler hat ihm aber ein Schreiben des Königs nachgeschickt; da Br. vermuthet,
dass darin doch diese Ordre enthalten sei, so will er auf allen Fall an M.
sclireiben und ihn bitten, solche Ordre nicht anzunehmen.
Der Kurfürst an Eus. v. Brandt D. Cöln 26. Mai/[5. Juni]
8t. vet. 1670.
[auf die Relation vom 24. Mai. Dem Könige zu machende Rrklfininpfen. Kalckstein.]
(Conc. 0. V. Schwerin.)
5. Juni. Kf. hat mit Befremden vernommen, dass man sich in Polen über den Marsch
seiner Truppen so allarmiert hat, er hat wegen einiger particulier Ungelegenheit
die ihm mit dem Hause Braunschweig zugestossen *), diesen Marsch zu thun
beordern müssen und hat, weil dieses sich zu gütlicher Hinlegung der DifiTeren-
tien anschickt, denselben bereits contremandiert. v. Br. soll sich darüber be-
schweren, dass man von Kf. so ungleich discurrieren und auf so unbegründete'
Zeitungen hin sofort zu extremen Mitteln schreiten und die pospolite aufbieten
wollen, während Kf. mit der Krone in gutem Vernehmen zu bleiben sich be-
muht und über die zwischen dem Könige und einem Theil der Senatoren ent-
standene Uneinigkeit sich bekümmert. Obwohl ihm von den Ursachen der-
selben bisher niemand das geringste mitgotlieilt hat, so hat er es doch jetzt für
nöthig erachtet, dem Könige seine beständige Freundschaft und gute Zuneigung
bei diesen Troublen zu bezeugen, Br. soll daher eine Audienz bei demselben
nachsuchen und unter Uebergebung des beifolgenden Creditivs demselben vor-
tragen, Kf. habe bisher an nichts erwinden lassen, was den König seiner auf-
') S. oben S. 451.
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Erbieten des Ef. zur Vermittlung. Sendung Morsteins. 453
richtigen Freundschaft versichern konnte, er hätte sich auch durch einige kalt-
sinnige Begegnung und obwohl er gesehen, wie einige, die stets um den König
sind und grossen Credit haben, sich äusserst bemüht, ihm in allen Dingen bei
dem Könige entgegen zu sein, davon nicht abhalten lassen. Er wünsche nichts
mehr, als dass der König sein Reich in Frieden regieren und das höchst-
nöthige Vertrauen mit der Republik wiederherstellen möge und dass er selbst
demselben dazu behülflich sein könnte; wenn ihm nur von demselben einige
Kröfifhung geschähe, woher diese Misshelligkeit entstanden, so wurde er den-
selben sofort aufrichtig wissen lassen, was seine Sentimenten bei dem Werke
seien und, wenn der König es desiderierte, bei denjenigen, mit welchen der-
selbe übel zufrieden, sich bemühen, dass alles Misstrauen aus dem Wege ge-
räumt werde. Kf. hat deswegen auch an den Erzbischof und den G. Kanz-
ler *) geschrieben.
Br. soll nachforschen, wohin Kalckstein gekommen, falls derselbe noch
in Polen sich aufhalten sollte, um seine Extradierung anhalten und den früheren
Befehlen deswegen nachkommen.
PS. Er sendet ihm die Proposition in forma, er soll dieselbe dem Könige
von Wort zu Wort so vortragen, auch dieselbe nachher anderen communicieren,
damit man desto weniger Ombrage darob nehmen und jedermann seine gute
Intention erkennen könne.
Memorial Morsteins. s. l. et d. [Mitte Juni 1670^).]
1) Er soll dem Kf. des Königs Dank Dieses ') ist mit Curialien beant- Juni,
für die Glückwünsche zu seiner Thron- wertet.
erhebung und dessen Wunsch, die
Freundschaft und gute Nachbarschaft
zu befestigen, bezeugen.
2) Der 1. Juli ist als Termin für die Hierauf geantwortet, dass unsere
Recognition des Lohns über Lauenburg Gesandten schon unterwegens wären,
und Bntow festgesetzt, künftig aber
mnss dieselbe gemäss den Bromberger
Verträgen zur Zeit der Krönung er-
folgen.
1) In diesen, auch vom 27. Mai/ 6. Juni datierten Schreiben spricht Kf. sein
Bedauern über die innere Zwietracht in Polen aus und bittet, ihu über die Ursachen
derselben und die Mittel zu ihrer Beruhigung zu unterrichten. Auch an den littauischen
(f. Kanzler Paz ergeht ein Schreiben, in welchem Kf. denselben ersucht, v. Brandt
beim Könige Audienz und gunstige Antwort zu verschaffen, den Konig seiner Freund-
schaft zu versichern und alles zu beseitigen, was von Böswilligen zur Störung der-
selben versucht werde.
*) lieber Morsteins Sendung vgl. die kurze Notiz bei Pufendorf XI. § 11^
(S. 857) ; Morstein war über Königsberg, wo er am 5. Juni eingetroffen war, nach Ber-
lin gereist.
') Diese und die folgenden Randbemerkungeu von 0. v. Schwerins Hand.
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454
III. BFa&d«nbar{r ^^ Pol^n. 1664—1673.
3) Der König ersucht den Ef., seine
nach Warschaa zu sendenden Rathe auch
zur Beilegung der beiderseitigen Prfi-
tensionen und Streitigkeiten zu bevoll-
mächtigen, der König wird Gommissa-
rien dazu bestimmen, gemäss dem Brom-
beiger Vertrage und um dem Artikel
der pacta conventa zu genügen, wonach
alle diese Prätensionen, Zweifel und
Streitigkeiten beendigt werden sollen.
4) Com constet D. Akakiam^)
Ministram Gallicum Regiomonti com
111. DD. Officialibus Serenitatis Suae
agitavisse atque tractavisse de mono-
polio aut potius depositione in illo
emporio aalis, vini et aliarum mer-
cium Gallicarum, praecustodit per
me S. R. Mai. ne quid exinde com-
merciis antiquis Regni Poloniae et
M. D. L. atque civitatum Prussiae
praejudicii afferatur et ne impingatur
60 ipso in Pacta Bidgostensia, quae
ab utrinque expedit confirmari.
5) De Colonello Kalcksteinio
jussit S. R. Mai. ut certiorem reddam
Serenitatem Suam, nihil aliud eum
in Aula Polona tractasse nisi ut in
militia, in qua hactenus Colonelli
munus obiverat, locum obtineret.
Supplicavit idem Sacrae R. M. ut
ejus M.**' interpositione in gratiam
Serenitatis Suae et bona sua redinte-
graretur. Quia vero inter rcgias
virtutes dementia primum locum
sibi vindicat, iDJuuxit mihi S. B. M.
id ipsum tractandum, in tantum ta-
rnen, in quantum delicta Kalck-
steinii sunt veuialia.
Hieraof istgeaDtwortet, dass zwar
unsere Ges. Befehl hätten, derglei-
chen Sachen mit vorzunehmen, aber
durchaus nicht ante pacta renovata,
sondern sobald solche renoviret
wären.
Hievon wäre 8. C. D. nichts wis-
send, wollte umb Information an die
Ober-Räthe schreiben, indessen nichts
verhängen, so zu der Chrou Präju-
ditz gereichen könnte.
Wenn diese Persohn und dessen
leichtfertige Thaten dem Könige be-
kannt, würden I. M. vor denselben
nicht intercediren.
') S. oben S. 448.
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Verhandlungen mit Morstein. Günstige Aufnahme der Anerbietungen des Kf. 456
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 24. Juni st n.
1670.
[Günstige Aufnahme der Anträge des Kf. Besorgnisse des Hofes.]
Die Proposition, welche er in des Kf. Namen gethan*), ist sowohl von dem 24. Juni.
Littauischen Kanzler als auch von dem Ki)nige sehr hoflich nnd dankbar auf-
genommen worden. Letzterer hat ihn beauftragt, sein Creditiv nebst einem Me-
morial von allem dem, was er vorgebracht, dem U.Kanzler zuzustellen, damit
dieser eine Antwort darauf vorbereiten könnte.
Der ü. Kanzler stellt sich jetzt auch über die Maassen gut an. Erschien
allerdings fühlen zu wollen, ob Br. die Zähne wackelten, nnd Zeit zu gewinnen
zu suchen, weil er ihm vorstellte, dass alle Senatoren von hier wegreisten und
desshalb die recognitio feudi bis in den September verschoben werden müsste,'
als aber Br. dagegen protestierte und sagte, des Kf. Commissarien wären schon
unterwegs, lachte er und sagte, er sollte sich nicht bekümmern, er selbst würde
zum wenigsten hier sein. Der König hat auch an einige Senatoren schreiben
lassen, dass sie anstelle der Weggereisten herkommen möchten.
Aus der Ukraine kommen schlimme Zeitungen, dass die Tartaren, an
70000, im Felde stehen und dass die Kosacken die Commission immer aufzu-
halten suchen. Da auch gesagt wird, dass die Armee sich schon confoederiere,
so fürchtet man, sie werde die Kosacken und Tartaren an sich ziehen, welches
man den Malcontenten, namentlich dem Erzbischof, Schuld giebt.
PS. Der König ist so misstrauisch geworden, dass er seine Garden nach
Bylan mitgenommen, die ihn dort bewachen müssen. Die Königin bringt bei
so gestalteten Sachen manche Nacht mit Thränen zu.
Instruction, wornach sich unsere — Geheime Räthe und
Preussischer Hofrichter — Johann Freiherr von Hoverbeck,
unserer Chur Brandenburg Erbtruchsess, und Albrecht von Ostau
bei ihrer Abschickung nacher Warschau zu achten haben.
D. Cöln an der Spree 27. Mai/[6. Juni] 1670').
(Conc. V. Somnitz.)
Sie sollen 3 oder 4 Tage vor dem 1. Juli in Warschau anlangen, dem 6. JunL
Könige bei der Audienz anzeigen, dass sie dazu abgeschickt wären, in des Kf.
') S. oben S. 453.
^ Kf. hatte schon am 21./31.März 1870 v. Hoverbeck mitgetheilt, er habe
Nachricht aus Warschau, dass man dort geneigt sei, die Pacta zu confirfnieren und
die übrigen Prätensionen auszusetzen, v. H. solle sich daher zur Reise dorthin gefasst
machen. H. hatto aber am 8. April geratheu, mit der Abschickung noch zu warten,
da der König eine solche Versicherung noch nicht ausgestellt, vielmehr dem G.Kanz-
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456 ni. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
Namen den pactis in allen Stacken ein Genügen zu thun, über das foedns per-
petaom den Eid in dessen Seele zu schwören und die Herrschaften Lauenbnrg
und Büto zu recognoscieren, und bitten, dass diese Recognition an dem fest-
gesetzten Termin (1. Juli) erfolge. Die Recognition soll nur einer von ihnen,
V. Hoverbeck, verrichten, der dazu Creditiv und Vollmacht erhält. Er hat
dabei darauf zu sehen, dass in allem den pactis nach- und nichts eingegangen
werde, was denselben nicht gemäss.
Wenn er zur Recognition geführt wird, so hat er so kurz wie möglich an-
zuzeigen, dass ei^ im Auftrage des Kf. die Recognition thäte, und zu bitten,
dass ihm gleichfalls iuxta pacta die Renovation und Coniirmation derselben von
dem Könige schriftlich ertheilt werde, des Kf. wegen verspreche er observan-
tiam pactorum und alle Freundschaft, so einem Nachbaren und Bundesgenossen
zustünde. Zu einem mehren hat er sich nicht zu erklären, und also auch nicht
der Wörter iidelitas oder reverentia sich zu gebrauchen, wie denn auch die Ge-
sandten des letzten Herzogs von Pommern 1633 sich zu keiner Fidelität ver-
standen haben. Ausstellung eines Reverses darüber soll er als unnöthig ab-
lehnen, falls aber hart darauf gedrungen werden sollte, so kann er den bei-
liegenden Revers ausantworten.
Eine Kanzleigebühr abzustatten, ist Kf. zwar nicht schuldig, v. H. kann
aber, gleichsam für sich, demjenigen, der die Expedition hat, etwa lOORthlr.
zustellen lassen, demjenigen aber, der das Werk dirigiert (womöglich dem
G. Kanzler) soll er anzeigen, dass Kf., weil er sich oder den Seinigen nicht gern
etwas wider die pacta aufbürden wollte, ihn doch anderweit womit erkennen
wollte, und ihm indessen ein Präsent von 100 Ducaten offerieren.
Sollte auch erwähnt werden, dass bei diesem Werk der polnischen Stände
Autorität oder Anwesenheit nöthig, so hat er dieses als den pactis, dem kÖnigl.
Schreiben und der Observanz nicht gemäss zurückzuweisen.
Betreffend die Renovation und Confirmation perpetui foederis, so wird es
nicht nöthig sein, dass die pacta ganz umgeschrieben werden, und haben sich
die Gesandten, wenn dieses von polnischer Seite gefordert werden sollte, nicht
darauf einzulassen, sondeni sie haben den Eid in des Kf. Seele zu schwören
und so das foedus zu renovieren und zu confirmieren , dazu erhalten sie eine
Vollmacht und die Eidesformel. Sie haben aber nicht eher den Eid zu leisten,
1er hätte mittbeileu lassen, die ConfirDiation der Pacten müsste ausgesetzt werden, bis
alle Schwierigkeiten und Prätensionen gehoben wären. Kf. hatte darauf wirklich die
Sendung vorläufig unterlassen, erst am 20./30. Mai theilt er v. H. sein Schreiben au
den König von demselben Datum (s. oben S. 447 Anm. 2) mit und beauftragt ihn,
gemeinsam mit dem 0. Burggrafen v. Kai nein sich nach Warschau zu begeben; am
27. Mai/ 6. Juni benachrichtigt er ihn, dass statt des 0. Burggrafen der Hofrichter
Albrecht v. Ostau mit ihm nach Warschau gehen solle. Diesen hatte v. H. unter
anderen zu dieser Gesandtschaft vorgeschlajjen und dabei bemerkt, derselbe hätte schon
zu Oliva (s. Urk. u. Act. VIII. S. 685. TIBff.) und zu Pr. Holland (s. IX. S. 77fr.)
mit den Polen tractiert und wäre deren Staats und Maniereu wohl kundig. Die Ge-
sandtHcbaft besieht im gauzen aus 41 Personen mit 31 Pferden. Vgl. für das Folgende
Pufendorf XI. § 1(X). 101 (S. 857f.); Lengnich VIII. S. 36flf.
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Gesandtschaft 7. Hoverbecks u. v. Ostau's. 457
bevor die königl. Deputierten (womöglich der G. Kanzler, der Castellan von
Posen, der Bischof von Ermland und dergleichen wohlaffectionierte Personen)
vorher inxta pacta denselben geleistet haben. In comitiis dergleichen Reno-
vation und Confirmation vorzunehmen ist nicht nöthig, wie es auch die pacta
nicht erfordern, da was die Republik dabei zu thun gehabt, sie per confirma-
tionem comitialem, so vim perpetuae legis hat, schon gethan und das übrige
dem Könige und dem Kf. zusteht.
Sollte auch eingewandt werden, dass einige Zweifel und Schwierigkeiten
occasione pactorum vor der Renovation derselben erledigt werden müssten, so
haben sie anzuzeigen, dass dieses nicht den pactis, welche die Confirmation
schlechterdings erfordern, gemäss, dass solchen Dingen doch wohl durch gütliche
Handlung abzuhelfen und, wenn solches nicht verfangen sollte, das in den
pactis vorgeschriebene Mittel, nämlich die interpositio der Mediatoren und dort
genannter Potentaten, anzuwenden sei ; Kf. werde zu Untersuchung solcher Sachen
sich allezeit bereit und willig finden lassen, und können die Ges. deswegen
einen und anderen von den Senatoren, die desfalls etwas ins Mittel bringen
möchten, bedeuten, aber sie sollen sich vor der Confirmation der Pacten und
ehe Kf. ihnen deswegen gemessenen Befehl ertheilt, nicht in einige hauptsäch-
liche Handlung deswegen einlassen.
V. lloverbeck und v. Ostau an den Kurfürsten. D. Warschau
1. Juli 1670.
[Einholung. Audienz heim Könige und der Königin. Mittheilungen Zebrzydow$ki^s
Conferenz mit den polnischen Deputierten.]
Sie haben sich bis zum 29. Juni in Prag aufhalten müssen wegen Streitig- I.Juli,
keiten inbetreff der Cerimonien bei der Einholung, schliesslich sind sie am 29.
von dem General Bocum und dem Littauischen Referendarius Brostowsky
an der Weichsel empfangen und in der königl. Kutsche in das durch Brandt
für sie gemiethete Logis gebracht worden.
Gestern haben sie beim Könige Audienz gehabt. Derselbe beantwortete
H.'s lateinische Anrede in derselben Sprache sehr höflich, gedachte der Absen-
dnng Mors t eins und dass es am folgenden Tage mit den Ministris Status einer
Conferenz, die dem Recognitionsakt vorangehen müsste, bedürfen werde. Darauf
haben sie auch bei der Königin Audienz gehabt, derselben gratuliert und ihr
das Präsent^) übergeben, sie erwiderte darauf kurz, aber recht höflich und
schicklich. Gegen Abend Hess der U. Kauzler ihnen durch den Canonicus
Caesari unter dem Vorwand seiner Unpässlichkeit Verlegung des Termins vor-
schlagen; nachher erschien im Auftrage desselben ein Canonicus Cracoviensis
H. Zebrzydo wski, der aufs neue erklärte, die vom Könige deputierten Sena-
toren wünschten, dass die Rocogniiion verschoben würde, da in formali et ma-
') S. oben 8. 4;ij.
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456 UI. Brandenbiifg und Po1«d. 1664—1673.
teriali was su bereden w8re, wogegen H. unter Bezugnahme auf die pacta nnd
des Kf. Vollmacht sich zur Recognition erbötig erki&rte, anzeigte, wie die For-
malien und Materialien Mlen und lauten könnten, nnd bat, diesen Termin, wenn
nicht am Vormittag so doch am Nachmittag seinen £ifect erlangen zu lassen.
PS.^) Zebrzydowsky hat zu ihnen beim Abschied gesagt, man erwarte
hier noch eins und anderes aus Preussen vor ihrer Abfertigung, gab dabei zu
verstehen, dass verschiedene Querelen hier eingekommen, und gedachte abson-
derlich desfalls des Obristen Kalck stein. Sie haben darauf erwidert, dass
solche als ganz impertinente nnd hieher garnicht gehörige Dinge von ihnen
keineswegs angehört, erwartet oder admittiert werden könnten, ja dass sie viel-
mehr, wenn man dergleichen auf die Bahn bringen sollte, wegziehen würden.
0. hat wegen Kalcksteins gesagt, derselbe wäre zwar sein Vetter'), aber er
könnte nicht den geringsten Schein absehen, wie derselbe als ein verurtheilter
Malefieant und andere maleferiati oder unzeitig Malcontenten hier in Cousideration
kommen könnten, und sie haben erklärt, den Verträgen gemäss müssten die-
selben ansgefolget werden, Kalckstein wäre ohnedas salvis pactis edictaliter
citiert. Man will zwar sagen, dass der U.Kanzler K. favorisiere, man meint
aber, der König werde deswegen nichts verhängen. Sie werden sich in der-
gleichen nicht einlassen, aber sich bemühen, unvermerkt der Querulanten Namen
und Ursachen zu erforschen.
Es kommt ihnen so vor, als wenn einige, besonders der U.Kanzler, bei
denen die Ausfertigung der negotiorum publicorum, auch ihrer Negotlation steht,
auf die rechte Seite gebracht sein wollten').
PS.^). Da der U.Kanzler wegen eines Anstosses am Schenkel nicht zu
ihnen hat kommen können, so hat sich H. in dessen Quartier zu der Conferenz
eingestellt, wo er alle anwesende Senatores und Officiales vor&nd, von denen
der U.Kanzler freilich behauptete, sie seien nur zufälligerweise und in anderen
Geschäften zu ihm gekommen. Derselbe brachte 4 Punkte vor: 1) wie die
formula recognitionis einzurichten, 2) es dürfte Schwierigkeit abgeben, dass H.
aliein diesen Akt verrichten wollte, da doch nach dem Wortlaut der Pacten
consiliarii aut officiales dazu erfordert wurden, 3) man wäre an diesen Tag
nicht so gebunden, da Kf. in seinem Schreiben die Worte circa primam Jnlü
gebraucht, 4) nach den Pacten müsste der Akt nicht per legatos, sondern per
consiliarios aut officiales verrichtet werden.
0 von V. Ostau's Hand.
^ y. 0 Staues Mutter war eine Schwester des Generals v. Kalckstein, desVaten»
des Obristen, s. Hirsch, Zur Gesch. Chr. L. v. Kalcksteins (Forsch, z. brand. und
preuss. Gesch. 111. 1) S. 252.
") Auch V. Brandt in einer Relation von demselben Tage über dieselben Vor-
gänge bemerkt, der U. Kanzler moviere dieses alles mit Fleiss, bis mau ihm etwas
zusage, und auch der Danziger Sekretär Wider äussert (4. Juli), der U.Kanzler suche
emsig undequaque gravamina geg;en den Kf. zusammeu und verspreche allenthalben
grosse Hülfe, dürfte sich dessen aber wohl zu seinem Yortheil bedienen und, wenn er
a legatis genugsam contentiert sei, den auderen invidiam auf dem flalse lassen.
*) yon V. Hoverbecks Hand. Vgl. Pufendorf XI. § 100 (S. 857).
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Gesandtschaft y. Hoverbecks u. v. Ostau's. 459
Ad 1 zeigte H. eine Formel der Instruktion gemäss tot, die polnischen
Depotierten erklärten dieselbe aber für angenögend und verlangten emen Eid,
welchen die kurfnrstl. Räthe beschwören müssten, dass Kf. den Köoig pro
supremo directo et haereditario domino erkennen und demselben laren und
hold sein wolle. H. erwiderte darauf, dieses wäre ein improprinm fendum und
ausser der Recognition in allem einem allodio gleich, femer zählten die Pacten
von allen Eiden los, jene behaupteten aber, diese Loszählung beziehe sich nur
auf die Person des Kf., nicht aber auf die Räthe, die seinetwegen das Lehn
recognosclerten, was H. aber durch mehrere Gegengründe zu widerlegen suchte.
Bei dem zweiten Punkt hielten sie sich am meisten auf, sie müssten hier
genau nach dem Buchstaben der Pacten gehen, es gereiche zu des Königs Re-
spect, dass die Recognition durch mehr als einen geschehe, sie könnten ohne
Hinterzug an die Stände von ihm allein die Recognition nicht annehmen, oder
er müsste eine andere Vollmacht, auf sie beide lautend, einholen, und dieses
wird, trotz aller Gründe, die H. dagegen angeführt, die grösste Schwierigkeit
machen.
üeber den dritten Punkt konnte es keinen Streit abgeben, da H. von Kf.
nicht in Qualität eines Gesandten, sondern als dessen Rath und Ablegatus her-
geschickt ist. Bei dem vierten konnten sie auch nicht fortkommen, es ist aber
die Bosheit darin zu spuren, dass sie das Werk zu schleppen und dabei noch
dem Kf. oder dessen Dienern die Schuld beizumessen suchen.
Schliesslich wurde alles ad referendum an den König genommen, worauf
H. sagte, das stände ihnen frei, allein die Pacta zu deuten stände einem Theil
nicht zu.
Nachdem die anderen weg waren, fing der U.Kanzler wieder an von
den Prätensionen zu reden, dieselben mussten vor der Beeidigung geschlichtet
werden, und es würde viel Zeit erfordern, ehe man sich über die formula jura-
menti werde einigen können, worauf H. ihm das Nöthige geantwortet hat.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 15. Juli
1670.
[Neue Audienz beim Könige.]
Der König hat sich bei der Audienz sehr gnädig nnd überaus vertraulich 15. Juli,
gezeigt, alles ausführlich berichtet, wie es ihm die Zeit seiner Regierung er-
gangen, was für Schwierigkeiten von Gremonville ') bei der Heirath gemacht
worden, wie sich der eine und der andere Malcontent gegen ihn betragen, und
wie er sein Werk festsetzen, insonderheit aber mit den Nachbaren und in specie
mit Kf. sich in enges Verständnis zu setzen suche. H. hat ihm darauf vor-
gestellt, wie er Kf. bei jetziger Gelegenheit leicht verobligiereh könnte, wenn
er nämlich bei der recognitio feudi das uunothige Scrupulieren abstellte und
*) Französischer Gesandter in Wien.
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460 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
die confirmatio pactorum nicht verzögerte, zumal da dieselbe den Pr&tensionen,
wie gross sie auch wären, nichts benehme. Darauf bat er, dem Kf. zu hinter-
bringen, dass er als ein neuangehender König in vielen Stucken, zumal da sich
soviel Malcontenten erhöben, fast mehr seinen Käthen als seinem Sinne folgen
mässte, dass er aber doch Kf. zufriedenzustellen suchen werde. Wirklich Hess
er, als der U.Kanzler und der Hofmarschall zu ihm kamen, aus der Formnla
recognitionis alles Widrige ausser den Worten supremo et natural! aus, er er-
kundigte sich auch, da ihm von seinen Widerwärtigen vorgeworfen würde, er
wende seine Zeit nicht recht an, danach, wie Kf. seine Stunden abgetheilt hätte,
wollte es sich zum Beispiel nehmen.
V. Hoverbeck und v. üstau an den KnrfUrsten. ü. Warschau
5. Juli 1670.
[Weitere Verhandlungen über die Lehnsrecognition.]
5. Juli. Am 3. kam der U.Kanzler zu ihnen und erklärte, dass der König mit
den Senatoren beschlossen habe, 1) die Frage wegen des Eides der Deputierten
sollte für dieses Mal auf die künftige Erledigung anderer Prätensionen und DüFe-
rentien ausgesetzt, aber darüber eine Attestation ausgestellt werden, 2) den
Pacten gemäss müsste von ihnen beiden die Recognition und zwar 3) nach
einem vorgelegten Concept verrichtet werden. Alles dreies haben sie zurück-
gewiesen und anstelle des vorgelegten Goncepts, welches viele nicht in den
Pacten enthaltene Dinge enthielt, ein anderes übergeben. Schliesslich nach
langen Verhandlungen, bei denen auch der kaiserliche Gesandte v. Meyerberg
zu vermitteln sich bemüht hat, ist es dahin gekommen, dass die Polen ihre
anderen Forderungen aufgegeben aber darauf bestanden haben, dass in das
Project die Worte uti directo domino eingerückt werden, was sie auch endlich
zugestanden haben.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 5. Juli 1670.
[Vorgange bei dem Recognitionsakt. Schwierigkeiten inbetreif der Confirmation der
Pacten.j
O.Juli. Der Recognitionsakt*) hat heute Nachmittag zwischen 6 und 7 Uhr statt-
gefunden, dabei aber erwiderte der U.Kanzler*) auf H.'s kurze Rede in einer
Weise, welche seinen früheren Erbietungen durchaus nicht entsprach, er nannte
den König nicht nur directum, sondern auch naturalem dominum, behielt wei-
1) Vgl. Pufendorf XL § 100 (S. 857), woselbst auch die Recognitionsformel
abgedruckt ist. Die Litterae recoguitionis et renovatiouis feudi (U. 5. Juli 1670) sind
in der Praecustoditio des U.Kanzlers (s. unten) abgedruckt.
^) S. Zaluski 1. S. 416.
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Gesandtschaft ▼. Hovefbecks u. ▼. Ostau's. 461
terer Unterhandlung vor, dass künftig die Recognition durch' mehr als einen
Rath geschehen, dass künftig die recognoscierenden Räthe schwören sollten
u. s.w., worauf H. erwidert hat, er müsse verwahren und ausbedingen, dass
dem Kf. ausser und über den Inhalt der Pacten nichts könne oder solle zu-
gemuthet werden.
Inbetreff der Confirmation der Pacten hat er durch den Hofmarschall er-
fahren, dass man bei der ersten Conferenz ihnen sehr viele Prätensionen ent-
gegen setzen und es dahin werde zu schieben suchen, dass alles an die Stände
auf einen Reichstag verwiesen und die Confirmation auch bis dahin ausgesetzt
würde, der U. Kanzler hätte die Leute dadurch stutzig gemacht, dass er erklärt,
er wollte und würde nicht schwören, wenn es ihm gleich von dem Könige auf-
getragen würde, doch würden sich wohl ein paar Castellane finden, welche des
Königs Befehl in diesem Fall nachleben würden, man wollte auch rationibus
mit ihnen certieren.
Wie dem allen aber, so seh ich doch viel Schwierigkeiten annoch
vor uns, welche man zu widerlegen gnugsame fundamenta vor sich hat,
wenn nur nicht aus dem Herzogthumb (welches wir doch woll bald wer-
den inne werden können) uns Steine in den Weg geworfen werden. —
V. Hoverbeck und v. Ostau an den KnrfUrsten. D. Warschau
8. Juli 1670.
[Audienz beim Konige, dessen Aeusserungen inbetreff der Halcontenton. Hartnäckig-
keit des U.Kanzlers. Rath, denselben durch Bestechung zu gewinnen.]
Am 6. haben sie den Bischof von PI eck*) besucht und gebeten, ihre Sache 8. Juli.
zu befördern, der sich auch dazu bereit erklärte. Am 7. haben sie dann bei
dem Könige Audienz gehabt, derselbe fing, Morsteins Vorbericht in Händen
habend, an von dessen Gesandtschaft, und dass Kf. und dessen Minister sich
wohl gegen denselben betragen, zu reden. Auf H.'s Bitte, dass die litterae re-
cognitionis so, wie der ü. Kanzler sie vorher communiciert, ungeändert bleiben
möchten, erklärte er sich nur im allgemeinen zu guter Bezeugung gegen den
Kf. geneigt, erwähnte dann selbst, dass er gern sehen würde, dass die confir-
matio pactorum je eher, je lieber und noch vor dem Reichstage, auf dem doch
keine Zeit dazu sein würde, geschehe, weswegen er gewisse Personen, um wegen
einiger im Rath vorgebrachten Prätensionen sich mit ihnen zu vernehmen, de-
putieren wollte. Ais sie darauf erklärten, sie seien bereit zur Beschwörung,
die hin und wieder vorgesuchten Prätensionen, welche ex pactis formiert wer-
den wollten, könnten der Confirmation nicht vorgehen, sondern müssten nach
derselben folgen, wenn dieselben beschworen, wäre Kf. bereit, sich deswegen
freundlich und billig zu vernehmen, liess er es auf Vernehmung mit denSena-
V Johann Gembicki.
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462 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
toren ruhen, und als sie ihm vorstellten, dass die Republik und die Senatoren
mit diesem Actus nichts zu thun hätten, erwiderte er, weil die Nobilität oad
Republik ihn auf den Thron erhoben, so sei er denselben einige Dankbarkeit
schuldig, deutete aber an, dass, wenn nur eiil oder zwei Senatoren dieser Sache
nachdrücklichen Beifall gäben, die Opinion, dass die Confirmation den Priiten-
sionen vorgehen solle, obtinieren würde. Er sprach dann selbst von den Mal-
contenten; der Vorladung ') des K.Schatzmeisters und Gastellans vonPosen
auf den Reichstag hätte er sich auf bewegliches Suchen nicht entziehen konneu,
wegen des Erzbischofs Accommodement^ möchte er für seine eigene Person
sich wohl finden lassen, aber in quantum das delictum statum publicum rührte,
da er ihn auf den Kreistagen fälschlich mentalis reservati angegeben '), so musste
er diese Anklage entweder beweisen oder schriftlich oder auf dem Reichstage
mündlich widerrufen. Sie stellten darauf vor, wenn der König sich überwinden
und der Schärfe Gnade vorziehen würde, so würde er seine Autorität und Liebe
mehr als seine Vorfahren vermehren. Wegen des K.G. Feldherrn, sagte der
König, wären zwar viel Reden, aber weil er keine Beweise gegen ihn hätte,
wäre bei ihm gegen denselben auch kein Ungnädiges oder Irreconciliables.
Darauf begaben sie sich zum U.Kanzler, H. bat, dass die litterae recognitionis
in der vorher mitgetheilten Form abgefasst und dass formalia recognitionis und
sein Name ausgelassen werde, und erklärte sie anders nicht annehmen zu kön-
nen, darauf baten sie ihn auch dahin zu wirken, dass die Beschwörung der
Pacten ohne weitere Verzögerung erfolge. Er aber brach heraus, zuerst wären
die beiderseitigen Prätensionen und Differentien abzuthun, differente Dinge konn-
ten nicht beschworen werden, er könnte es nicht in seinem Gewissen und vor
der Republik verantworten, dass die Beeidigung der Abmachung der Differentien
vorangehen sollte, es wäre nicht nöthig, dass von jeder Seite zwei, sondern es
wäre genug, dass einer in animam principis schwöre, wenigstens würde das von
ihrer Seite geschehen n. s. w., und auch nach langem Debattieren war von ihm
weiter nichts zu erreichen, als dass er die rationes zu referieren an sich behalten.
PS. Der kaiserliche Gesandte, der Danziger Subsyndicns und andere haben
gerathen, Kf. möchte den U.Kanzler durch etwas Erkleckliches zu gewinnen
suchen, und auch sie merken, dass es darauf gezielt wird, sie rathen 2000 Du-
caten dazu zu verwenden, doch müsste es ganz geheim und unter der Hand
geschehen ').
^) Dieselbe war auf die Forderung des gprosspolnischen Adels, welcher einen
delator Trombzinski bestellt hatte, geschehen.
») S. oben S. 452.
•) Auch T.Brandt bemerkt in seiner Relation vom 12. Juli, der U.Kanzler,
der allein das Werk aufhalte, werde dasselbe wohl nicht eher befördern, bis er wisse,
dass er Geld bekommen solle, derselbe habe ihm schon durch andere zu verstehen
gegeben, dass er deswegen Gewissheit begehre. Kf. erwidert (d. Potstam 10./20. Juli
1670), sie dürften dem U.Kanzler, wenn derselbe alles zu seiner Satisfaction einrichte,
für jetzt 2000 Ducaten offerieren und für könftig fernere Gevpogenheit veniprecfaen.
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GdsandUchAft y. Hoferbecks u. t. OsUu^a. 46ä
V. Hoverbeck und v. Ostau an den Kurfürsten. D. Warschau
12. Juli 1670.
[Mittheilungen Stodeits. Ihre Bemühungen beim Könige und den Senatoren.]
Zu den hin und her zusammengesuchten Prätensionen ist noch eine hin- 12. Juli,
zugekommen. Am 8. war der nach ihnen eingetroffene Danziger Subsyudicus
Stoddert*) bei ihnen und teilte ihnen mit, neulich, als der U.Kanzler bei
ihnen die Huldigung abgenommen, hätten ohne des Rats und sein Wissen einige
Bürger, die nach Wilda mit Waaren reisen, sich bei demselben wegen des Kö-
nigsberger Stromgeldes beschwert. Der Rat hätte ihn unter anderm auch dieser
Ursache wegen desswegen zu invigilieren hieher geschickt, und er hätte, um
keinen Verdacht zu erregen, beim Könige und beim U.Kanzler auch dieses
Punktes gedacht, da sie sonst sich an Kf. deswegen direct zu wenden beab-
sichtigt, sie bäten, Kf. möchte ihnen dieses nicht übel deuten, sondern, wie
schon früher, von selbst Abhülfe schaffen. Ein Memorial deswegen aber ihnen
zu übergeben, wie sie verlangt, hat er verweigert, da er nur es mündlich an-
zubringen in commissione hätte.
Sie haben die Woiwoden von Lublin und Sendomir, Rei und Tarlo, und
den von Culm') besucht und dieselben günstig zu stimmen sich bemüht, und
wollen auch weiter beim Könige und den Senatoren mit Remonstrieren und
Sollicitieren nicht nachlassen, trotzdem sie sowohl von alten als auch neuen
ihrer Intention zuwiderlaufenden senatus consultis hören').
Morst ein werde berichten, dass Kf. nicht allein rotunde abgeschlagen, die Unter-
suchung der Prätensionen vor Beschworung der Pacta vornehmen zu lassen, sondern
auch, dass er dabei acquiesciert habe.
") Stodert war am 3. Juli in Warschau eingetroffen; in seiner Instmktion
wird ihm von dem Danziger Rathe aufgetragen, sich wegen Aufhebung des Königs-
berger Sti-omgeldes an den ü. Kanzler, welcher seine Unterstützung in dieser Sache
angeboten habe, zu wenden und denselben näher darüber zu informieren; die bran-
denburgiscben Gesandten soll er besuchen, von jener Angelegenheit aber nur, wenn
er danach Ton ihnen gefragt wird, reden und sich behutsam darüber auslassen. Ära
11. Juli berichtet er über eine Unterredung mit dem U.Kanzler, der sich von ihm
über jene Angelegenheit näher informieren lässt und in dem Bemühen, weitere Be-
schwerdepunkte gegen Kf. aufzufinden, sich auch näher nach dem Fillauer Zoll bei
ihm erkundigt, und über seinen Besuch bei den brandenb. Gesandten, welche ihn
schon vorher durch v. Brandt hätten fragen lassen, ob er wirklich, wie ausge-
geben werde, abgeschickt sei, um die Bestätigung der Bromberger Verträge ztt ver-
hindern, und welche sich jetzt von ihm auch über das Königsberger StromgeU, von.
dem sie nichts zu wissen behaupten, hätten informieren lassen; v. Hoverbeck, hätte
dabei bemerkt, die Stadt würde wohlgethan haben, sich wegen dieser Sache direct
an den Kf. zu wenden.
^ Johann Gninski.
3) Bidiliegend das Protokoll einer am 11. Juli im Hause des U. Kanzlers mit
diesem und den Woiwoden von Sendomir, Lublin, Fodiachien (Em er Leb MUczko)
und Culm gehaltenen. Confei-enz^ die-^eui^K erfolglos endigt; die polnischen Kommiswre,
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464 ni- Brandenburg uoii Polen. It;«^— 1673.
V. Hoverber-k nnd v. Ostan an den Knrfnrsten. D. Warschau
14. Jnli 1670.
[Der Primis.]
14. Juli. Der Primas bat dieser Tage seineo vertraatesten Capelian and Kammer-
'»rhreiber zü v. H. gejtchickt and verlangt, die^r sollte eine Teitrante Person
zu ihm schicken, mit welcher er offenherzig reden könnte. Er hat dieses aber
unter dem V^ont^and, dass er jetzt keine dazu geeignete Person bei sich hätte,
abgelehnt und vorgeschlagen, der Primas mochte dnrch ihn, den Kammerschrei-
U'r, oder anf andere Weise mit ihm commanicieren. Er hat demselben darauf
Iterichtet, dass sie bei der letzten Audienz *) dem Konige eine General-Amnestie
anempfohlen hätten, der Konig aber hätte verlangt, der Primas mässte die An-
klage, dass er seine Capitnlation mit einem mental! reservato beschworen, be-
weisen oder sie offientlich widerrufen. Der Kammerschreiber aber meinte, der
Primas wurde sich zu keiner Satisfaction verstehen, denn er könnte mehr als
100 Zengen anführen, auch den König an die näheren Umstände erinnern, die
Hache könnte nur gehoben werden, wenn der König aufs neue ohne Resen-at
die pacta conventa beschwöre, oder die Hand auf die Brust legte und dabei
sagte, dass er solche Worte nicht geredet, oder es dahin richtete, dass ihm, dem
Primas, von der ganzen Republik auferlegt wurde, davon nicht mehr zu sprechen.
Er erkenne den König als seinen Herrn an, wolle ihm auch treu bleiben und für
ihn sein Leben lassen, allein die königliche Capitulation müsste in allen Stucken
gehalten werden und sich derselbe an die Reichssatzungen verbunden achten, fer-
ner mfisste das königliche Haus umschränkt werden, damit es nicht zu mächtig
wurde. Er würde auf den nächsten Reichstag kommen und, wenn man ihn weiter
zu zergen nicht unterlassen würde, wohl ärgere Dinge an den Tag bringen.
Schliesslich hat v. H. soviel penetriert, dass der Primas sich wohl werde
bewegen lassen nach Hofe zu kommen, wenn Kochanowsky auf einige Zeit
entfernt und er vom Könige durch Schreiben eingeladen würde. Auf die Frage,
wie der K. G.Feldherr jetzt sich gegen den Primas und andere seiner Freunde
betrüge, erhielt er die Antwort, der Primas habe in einem halben Jahre kein
Schreiben von demselben gehabt, mit seinen Freunden aber, den Woiwoden von
Kyoff) und Reussen'), dem Reichsfähndrich Sienawski und dem K. Feld-
schreiber Pototzki lebte er in enger Vertraulichkeit*).
nachdem sie vergeblich versucht, die Brandenburgischen zum Nachgeben zu bewegen,
nehmen schliesslich alles ad referendum an den König.
>) S. oben S.461f.
*) Andreas Potocki.
') Stanisiaus Jobann Jablonowski.
*) In einer Relation vom 19. Juli, in welcher er aber eine neue am 17. mit
dem Prälaten des Primas gehaltene Unterredung berichtet, meldet v. H., dieser habe
an Ihn vier Fragen gerichtet: 1) wenn vires viribus würden opponiert sein und der
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Der Primas. Befehl zur Abreise. 465
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Köpenick 13./[23.] Juli
1670.
* [Befehl zur Abreise.]
— Weil dann nun von Euch zur Gnüge vorgestellet worden, war- 23. Juli,
urab die Erörterung der von beiden Theilen habenden Praetensionen der
confirmationi pactorum nicht vorgehen könne, so befehlen wir Euch gnädigst,
im Fall man sich bishero nicht anders darinnen begriffen und Ihr ver-
spüret, dass sie darbei verbleiben wollten, alsofort I. K. M. und denen
Senatoren anzuzeigen, dass, nachdem wir unsers Ortes alles gethan, was
uns vigore pactorum oblieget, wir uns dergestalt nicht länger amusiren
lassen könnten noch wollten, und Ihr dahero Befehl hättet, von dannen
zu ziehen, vorher aber öffentlich zu protestiren, dass die Schuld nicht
an uns, und dass wir alles gethan, worzu uns die pacta verbunden, und
demnach von allen entschuldigt sein wollten, wie wir dann auch ge-
meinet sind, dass Ihr solchem also gehorsambst nachkommen sollet, dann
wir gnug verspüren, weil die Malcontenten sich itzo darumb zu accom-
modiren suchen, weil wir dem Könige eine so beständige Freundschaft
offeriret, dass man dieses am Königl. Hofe missbrauchen und uns so
lange aufhalten wolle, bis nach gütlichem Accommodement der Mal-
contenten sie sich alsdann noch viel widriger gegen uns bezeugen mö-
gen. —
V. Hoverbeck an den Freiherrn v. Schwerin. D. Warschau
2. August 1670.
[Ursachen der ihnen gemachten Schwierigkeiten. Die Lage der Dinge. Verhand-
lungen mit dem Primas. Argwohn wegen der Ankunft Lionnes.]
— Die Difficultäten, so man uns wider alle raison movirt, rühren 2. Aug.
meines wenigen Erachtens vornehmlich daher ^), dass einige von den
Primas nebst den Seinigen an Ef. schicken würde, was für eine Declaration darauf
erfolgen würde. Mit seiner Antwort, Kf. würde, wie bereits durch Schreiben ge-
schehen, sich zur Mediation erbieten, war jener sehr zufrieden; 2) ob sich Oester-
reich darein mischen würde; v. H. erwiderte, dasselbe würde wohl unter der Hand
den Konig unterstützen; 3) wie weit Ef. mit Frankreich verbunden, wovon er
nichts zu sagen gewusst; 4) ob Kf. mit dem Hofe ein sonderlich Bündnis gemacht
und sie demzufolge bei dem U.Eanzler mit 4 Senatoren Rath gehalten, worauf er
erwidert hat, dass nur über die Renovation der Pacten Conferenz gehalten sei.
1) Stodert berichtet dem Danziger Rathe am 17. Juli 1670: „Der H. U.CanzIer
Haler, s. Gesch. d. 0. Kurfürsten. XII. 30
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466 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
preossischen Widerwärtigen dem Hofe die Opinion gesucht beizubringen,
es hafte Sr. Chf. D. Wollfahrt dran, und würden es die Stände nicht
anders ausdeuten, als wenn durch Verzögerung solcher Confirmation die
Souverainität gleichsam einen mächtigen Stoss bekommen hätt, welches
zu verhüten S. Chf. D. von den an die Republique habenden Praeten-
sionen sehr viel nachgeben und dergestalt die Ministri Status, so die
Sach unter Händen haben, sich umb dieselbe hoch zu verdienen Gele-
genheit überkommen würden. Wir extenuiren dakegen diesen actum so
viel als möglich und opponiren ihnen Sr. Chf. D. angeborne Grossmütig-
keit, welche ehe alles über sich gehen lassen als ihr etwas würden ab-
treten lassen, haben auch bereits zu vielen Malen gedräut davon zu
ziehen. Es scheint aber bei jetzigen Conjuncturen nicht, dass man sich
davor fürchte, supponirend, S. Chf. D. hätt sich (umb der Cron willen)
mit Schweden unversöhnlich gemacht, also dass man in casum einer
Ruptur dannenher nichts zu besorgen hab. Hinkegen scheint es, dass
von des Obristen Ealckstein unbesonnen Discursen dannoch nicht wenig
gehaftet, es würden^) auf den Fall, da nur ein corpus von 2000 Mann
ins Herzogthumb gesandt würde, die Leut alle beifallen und also S.
Chf. D. von den Ihrigen nicht weniger in Gefahr als von Fremden
stehen.
Noch zur Zeit können wir nicht penetriren, dass der Hof worauf
anders als auf die Menge der gemeinen Ritterschaft, welche sehr wan-
kelmüthig zu sein pflegt, und die Malcontenten als auf der Armee Con-
foederation und einige von den grossen Herrn geworbene Völker, so sich^
wie uns der Eeyserliche Ablegatus fast zugestanden, auf 4500 Mann be-
laufen, Staat und Hoffnung mache. Weil aber unter denselben viel mit
dem Hofe correspondireo, hat es das Ansehen annoch, dass beide Theil
— aufs Schlipfrige bauen. Die mesnage, deren E. Ex.<^ gedenken, wer-
den wir nach Möglichkeit gebrauchen^ massen ich dann des Primatis
intendiret, per has protractiones et difficultates dem unzufriedenen Adel im Ghurf.
Preussen Muth zu machen, damit er cum gravaminibus pro impugnando absolute do-
minio sich apud Rempublicam geströstend angebe und einfinde, wozu, wie man ver-
nimmt, unruhige Leute sich in der Stille bereits bereden und anschicken sollen. Es
erfolge dergleichen oder nicht, vermeint Procancellarius dennoch mit diesem allen so-
viel zu Wege zu bringen, damit Brandeburgicus aus Beisorge, ne tale quid accidat,
durch freiwillige Behandelung von der Pr&tension auf Elbing und Draheim desto
ehender sich abbringen lasse, ihm aber selbst ein fettes Gel in seine Lampen bei-
se.«
') 8. oben S. 444.
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Scheitern der Verhandlungen. 467
Regni an mich Abgeschickten^) ein solch Recreditiv gegeben, daraus
nichts anders kann abgenommen werden, als dass er sein Unglück ge-
klagt, sehr grosse Facilität dabei gezeugt, und ich mich zur Interposition
anerboten. Sollte man sich der Leut zu bedienen haben, würde was
mehr dazu gethan werden müssen, weil seit der Zeit er nichts mehr
an mich gebracht. Ob die obgedachte Difficultäten von einem andren
alhier viel geltenden Orte fomentirt werden, dasselb können wir noch
zur Zeit eigentlich nicht penetriren, dasselb aber äussert sich nur gar
zu sehr, dass alhier und an demselben Orte des französischen Envoye
de Lionne erschollene Ueberkunft an Sr. Chf. D. Hofe sehr grosse
Ombrage gebe. —
V. Hoverbeck und v. Ostau an den Kurfürsten. D. Warschau
5. August 1670.
[Audienz beim Könige. Fruchtlose Verhandlung mit den Senatoren.]
Am vorigen Sonntag [3. August] haben sie zu Bialolenko bei dem Könige 5. Aug.
Audienz gehabt und nochmals Verrichtung der confirmatio pactorum und ihre
Abfertigung urgiert, der König erwiderte, er müsste auch in dieser Sache cir-
cumspect gehen, wäre aber dem Kf. zu satisfacieren geneigt und wollte sofort
an den U.Kanzler schreiben, dass derselbe samt den anwesenden Senatoren mit
ihnen conferieren und versuchen sollte, ob nicht per media der bisher contro-
vertierten Frage abgeholfen und zur öonfirmation geschritten werden könnte.
Auch die Königin, welche sie baten, ihr Gesuch zu secundieren, hat ihnen
sehr freundlich geantwortet. Gestern hat wirklich der U.Kanzler ein solches
königliches Schreiben erhalten und die Conferenz auf 6 Uhr Nachmittags an-
gesetzt, auch, nachdem ihm durch Brandt die volle Summe der 1000 Ducaten
angeboten worden'^), sich erboten, das Seinige zu thun, so dass sie Mittwoch
würden abreisen können. Die Conferenz aber ist doch fruchtlos verlaufen, da
der Woiwode von Culm trotz der Zureden des U.Kanzlers von seinen alten
Concepten nicht abzubringen war und behauptete, der Senat wäre zu schwach,
und auch der von Sendomir ihm zustimmte. Sie wollen daher, sobald sie
die nöthigen Gelder erhalten, die Protestation einreichen und abreisen.
>) S. oben S. 464.
^ Die Gesandten hatten einerseits durch den von seiner Gesandtschaft nach
Berlin zurückgekehrten Felix Morstein und durch Rode, der sich auch dazu er-
boten, mit dem U.Kanzler selbst, andererseits durch v. Brandt mit einem Vertrauten
desselben, dem Canonicus Wotocki, über die jenem zu zahlende Geldsumme ver-
handeln lassen, derselbe erklärte sich auch anfangs günstig, schliesslich aber sind
diese Verhandlungen doch gescheitert.
30*
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468 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Potstam 29. Juli/[8. August]
1670.
[Befehl zur Abreise und Abfassung einer Recbtfertigungsschrift. Bestechung des
[J.Kanzlers. Mittheilung an die Malcontenten.]
8. Aug. Aus ihren letzten Relationen hat er ersehen, dass man polnischerseits nur
Zeit zu gewinnen und unter allerhand Vorwänden sie aufzuhalten sucht, bis
man sehe, wie es mit den Malcontenten und sonst in der Republik ablaufen
wird, um dann entweder seine Freundschaft zu erhalten zu suchen oder sie
wie bisher zu negligieren.
Sollten sie noch dort sein und nicht mehr als bisher haben ausrichten
können, so sollen sie eine solche Schrift, welche der ganzen Republik vorge-
zeigt werden kann, und worin seine gute Intention und billigmässige desideria
und dass er das, was zur Confirmation und Renovation der Pacten seinerseits
erfordert werden könnte, überflüssig prästiert, klärlich dargelegt wird, abfassen,
und nach Ueberlieferung derselben an den König und einige Senatoren, wie
auch an einige judicia, wie dort gebräuchlich, Abschied nehmen »).
PS. 1. Kf. will geschehen lassen, dass sie den U.Kanzler durch Mor-
ste in zu gewinnen suchen, doch in solcher Weise, dass derselbe nicht nach-
gehends aussprengen könne, Kf. hätte es ihm offeriert. Dass aber sonst jemand
anders dergestalt mit Geld möchte gewonnen werden, dazu kann er sich gar-
nicht resolvieren, um nicht wieder in die vorigen Inconvenientien , alles teuer
zu erkaufen, zu fallen.
PS. 2. Falls Ihr ohne Satisfaction Euch von Warschau zurucke
würdet begeben müssen, befehlen wir Euch gn. darob zu sein, wie Ihr
denea Malcontenten den ganzen Handel mit guter Manier dergestalt an
Hand geben möget, dass sie daraus ein gravamen zu machen Anlass
nehmen, dass nemblich der König in einer so klaren und billigen Sache,
worzu er vermöge der Pacten verbunden, unter allerhand gesuchten Prae-
texten uns gebührende Satisfaction zu geben versaget und also leichtlich
die Republicq dardurch in Weiterungen und Ungelegenheit bringen
möchte. —
A. V. Ostau an den Kurfürsten. D. Warschau 9. August 1670.
[Miltheilungen Rodens über die preussiscben Malcontenten u. die Absichten der Polen.]
9. Äug. Der ü. Kanzler hat ihm zwar den Wunsch, mit ihm allein zu sprechen,
unter dem Verwände, dass H. v. Hoverbeck ihm zu hart, mittheilen lassen,
0 Nach Empfang der Relation vom 5. August weist Kf. (d. Potstam 4./14. August
1670) sie an, keinen Tag länger zu bleiben und das zu ihrer Abreise nothige Geld
vorläufig auf Credit zu nehmen.
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Mittheilungen Rode's. 469
er wird sich aber, wenn sich die Hoffnung zu guter Verrichtung nicht besser
anlässt, darauf nicht einlassen, zumal da der Kammerherr Roh de, der ihn
soeben besucht, ihm mitgetheilt hat, der König, mit dem er wegen Confirmation
der Pacten und ihres Aufbruchs gesprochen, habe sich ungehalten darüber ge-
äussert, dass sie auch die Königin^) veranlasst, sich in diese Angelegenheit zu
mischen, und erklärt, er müsste dabei bleiben, dass erst die Prätensionen ab-
gethan würden.
. Sonst — hat von grosser Devotion gegen E. Chf. D. er Contestation
gemachet, auch S. Kön. Maj. selbst declariret zu haben gesaget, wann
sie mit E. Chf. D. und Preussen, da Gott vor sei, zerfallen mochten,
er alsdann diesen Hof quitiren und bei E. Chf. D. und Preussen, sei-
nem Vaterlande, sein liebstes uffsetzen wollte, mich dabei gebeten, den
Preussen, so sich nach der Appellation hieher sehnen, von solchen Ge-
danken abzureden, denn die justice wäre hier so beschweret, dass man
dafür Scheu zu tragen grosse Ursach, es hätten viel auch vornehme
Preussen dergleichen und anders an ihn vor auch nun geschrieben, dar-
unter auch woll meine Blutsfreunde sein möchten; vorzusehen hätte man
sich, vieler Polen Absehen ginge dahin, das Herzogthumb Preussen in
Starosteien zu verteilen, daraus unschwer zu bedenken, was sie ihres
Orts dabei vor Vorteil, hiegegen seine Landsleute vor Dienstbarkeit und
Praeterirung daraus zu gewarten, — hat dasselbe, was schon vorhero,
er abermal contestiret und wiederholet mit Vorwenden, wie er den
Preussen antwortlich geschrieben, dass dasjenige, was man ihn hier zu
verrichten gebeten, er weder raten noch thun könnte oder wollte, Milde
vor seinen Vater bittende, nicht allein ferner Treue zu E. Chf. D. Dienst,
sondern, wenn er die Gnade und Gelegenheit, deroselben uffzuwarten,
haben möchte, sich hierunter selbst uffrichtig mehr gegen E. Chf. D. zu
expectoriren erboten, ja wäre auch mit E. Chf. D. Zulass willig, sich unter
ihr sesshaftig zu machen. Ich bedankte mich — , meine — Beiratung
war, dass in E. Chf. D. pr. Affairen er bei S. Kön. May. sich ohn
Eifer temperiren, doch mit Manier alle ubele impressiones und Gedanken
deroselben jederzeit zu benehmen sich alle Gelegenheit möchte recom-
mandiret sein lassen — . Dass er die öbelbegriffenen Preussen in schäd-
lichem Fürhaben abgemahnet, wäre ein Stück eines rechtschaffenen Ch.
Erbunterthanen und christlichen preussischen Kindes; wann die, so solche
Lust anhero zu appelliren hätten, nur von den neulichst alhier gerich-
teten Curlandern Information werden nehmen, was sie vor Lust und Vor-
teil dabei gehabet, würde der unzeitige Appetit ihnen wohl vergehen;
0 S. oben S. 467.
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470 ni. Brandenburg nnd Polen. 1664—1673.
dass Ob. Eaickstein mein Blutsfreond, konnte ich nicht verabreden,
aber seine actiones und in was Stande er dadurch geraten, wäre noch
bekannter; ganz inständigst habe mehr als einmal ich ihn auch vertrau-
lich gebeten, mir doch auch die andern und, wo ja nicht alle, doch nur
etzliche der Preussen namkundig zu machen, so desfalls an ihn geschrie-
ben, hat es aber nicht thun wollen. —
Endlich vermeinte er, dass die itzo enervirten Polen, so auch noch
mit sich selbst zu thun, wegen eines Krieges nicht zu consideriren, allein
dass bei besserem Stande und Gelegenheit man uff sich woU durfte Acht
haben müssen. Seines Orts wünschte er, — dass E. Chf. D. dero
Stände in Preussen auch bei gegenwärtigem Landtage mit gnädigster
Resolution zu ihrer und der Lande bessern und festern Sicherheit un-
massgeblich begegnen und dero Wahn, so sich hier uff sie verlassen,
zu Wasser machen möchte. — Mit unserm Uffbruch zu eilen rathet er
und legt alles, was im Reich widrig, dem H. U. Kanzler zu, mit wel-
chem er nicht woU stehet. — Dass er sonst vor die Confirmation und
unsere Negociation eifrig spreche, zeuget ihm H. OberCammerer aus
Liebe zu seines Vaters Befreiung. —
V. Hoverbeck und v. Ostau an den Kurfürsten. D. Prag
16. August 1670.
[Abschiedsaudienz. Das responsum. Geldfordemng des U.Kanzlers.]
16. Aug. Sie haben vom Obristen Dennemarck Vorschüss empfangen, am 14. bei
dem Könige und der Königin Abschiedsaudienz gehabt, am 15. aber erst die
Credentiales *) erhalten. Der König machte zwar auch in dieser Audienz gegen
Kf. grosse Bezeugung, erklärte aber, für dieses Mal nichts bei der Confirmation
thun zu können.
Um das Responsum') haben sie seit dem 23. Juli bei dem U.Kanzler an-
gehalten, endlich heute hat derselbe es ihnen durch den Regenten seiner Kanzlei
Buzinski, begleitet von Morstein, zugeschickt und durch letzteren sich 1000
Dukaten ausgebeten, sie haben ihm aber erwidert, dass Hoverbeck für sich
der Kanzlei 100 Rthlr. zahlen würde, wenn das Wort Pomesaniae') entweder
ganz ausgelassen oder in genügender Weise erläutert würde. Sie haben Brandt
zur Eventualausnahme der literarum recognitionis 100 Ducaten und 100 Thaler
zurückgelassen.
0 D. Varsaviae 14. August 1670.
^ D. ex Gancellaria Regni Yarsaviae 7. August 1670, abgedruckt bei Zaluski
I, S. 252 f.
s) S. über diesen Streitpunkt Pufendorf XI § 101 (S. 858).
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Abreise der Gesandten. Protestschrift. 471
V. Hoverbeck und v. Ostau an den Kurfürsten. D. Prassnitz
20. August 1670.
[Annahme des königl. responsum. Ihre Protestation.]
Obwohl sie gegen das ihnen ertheilte responsum in bescheidener Weise Er- 20. Aug.
innerungen gemacht und von Buczynski selbst Hoffnung erhalten, dass einige
Dinge würden geändert werden, so ist doch alles auf das ärgste ausgedeutet
worden, so dass der U.Kanzler ihnen sagen Hess, weil sie das responsum
verachtet hätten, so möchten sie ohne responsum zurückkehren. Weil aber in
demselben doch einige gute Dinge enthalten sind, die widrigen auch Ef. zum
Beweise dienen können, dass man ihm in vielen Dingen ungerecht sei, so haben
sie, als der U. Kanzler nicht sowohl auf Mors teins und Brandts Vorstellungen
als in Erinnerung, dass H. die Recognitionsformel noch nicht ausgeliefert, ihnen
dasselbe ungeändert zurückgeschickt unter der Bedingung, dass ihm dagegen
die Vollmacht und Recognitionsformel ausgestellt würde, es ad referendum an-
genommen und dafür die von H. unterzeichnete Recognitionsformel ausgeliefert.
Sie haben darauf die von ihnen verfasste schriftliche Protestation in 3 Exem-
plaren an Brandt geschickt, das eine für den V.Kanzler zur Metrica, das
zweite für den König, und das dritte, um es ins Burggericht zu insinuieren.
Sie haben diese Protestation mehr auf sich als auf den Kf. gerichtet, damit Ef.
ungekränkt seiner Rechte freie Hand behalte, falls er darüber mehr zu thnn .
rathsam finden sollte*).
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 23. August
1670.
[Ueberreichung der Protestation. Aeusserungen des U.Kanzlers.]
Von der ihm von den Gesandten zugeschickten Protestation hat er ein 23. Aug.
Exemplar im Burggericht abgegehen, das zweite dem Könige, das dritte dem
U.Kanzler eingehändigt. Der König soll es sehr wohl aufgenommen haben,
der ü. Kanzler aber nahm es sehr übel auf und sagte, er wolle es wider-
legen'), wobei er heftig auf Hoverbeck schalt und diesen unter anderem be-
0 Kf. schreibt den Gesandten (d. Potsdam m o . », i 1670), er habe ihre
^ ^ [9. September] '
Protestation drucken lassen und schicke ihnen einige Exemplare, um dieselben theils
der Preussischen Regierung ad acta zu geben, theils nach Polen, namentlich an ihm
wohlgesinnte proceres zu senden. Die Schrift führt den Titel: Protestatio quam Se-
renissimo ac Potentissimo Regi et inclytae Reipubl. Poloniae legati Electorales Bran-
deburgici Varsavia discedentes sub titulo Praecustoditionis exhiberi curanint. Anno
1670 (14 S. in 4»).
^ Von dieser nachher auch gedruckten Gegenschrift: Praecustoditio Procancel-
larii Regni Poloniae adversus Electoralis Brandeburgicae Deputationis Praecustoditio-
nem etc. D. Varsaviae die 28. Augusti 1670 (wiederabgedruckt, aber ohne die Bei-
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472 in. Bnnde&bwg and Polen. 1664^1673.
scbaldigte, mit dem Erzbischof zosammen gewesen za sein, der ihm gerathen
habe, aof Zerrei.^'sang des kfinftigen Reichstages hinzuwirken. Trotzdem lässt
er sich so an, als ob er nor aaf Gelegenheit warte, da er die pacta ohne Farcht
vor der inridia des Adels confirmieren lassen nnd so die Dnkätle, wie er sagt,
gewinnen könne.
Die Polen verlassen sich anf die Prenssen and auf die Schweden, es
wäre daher gut, wenn Kf. jemand nach Schweden schickte, znmal die Polen
ebendieses beabsichtigen.
Ena. y. Brandt an den KnrfÜrBten. D. Warschau 26. Angnst
1670.
[Uebermuth der Polen.]
26. Aug. Bei den üblen Zeitungen ans der Ukraine und der Absicht der Malcon-
tenten, sich aufs neue zu erheben und mit grosser Assistenz auf den Reichstag
zu kommen, haben die Polen wohl nicht so grosse Ursache zu prahlen und za
drohen, dennoch können sie es nicht lassen. Denn sie theilen bereits das
Herzogtham Preussen in ihren Discursen in Woiwodschaften, Starosteien und
Bisthumer unter sich aus. Das heisst recht die Haut verkaufen, ehe man den
. Bären gefangen. Zerreisst dieser Reichstag aber auch, so werden sie wohl an-
ders sprechen. Man beschuldigt auch des Kf. Gesandten, dass sie vor der Kö-
nigin in der Audienz ein paar Mal das Haupt bedeckt. In der Littauischen
Instruktion beschwert sich der Adel darüber, dass Kf. den Franzosen und Hol-
ländern erlaube, ihr Salz in Königsberg aufeuspeichern , was wider die alten
pacta zwischen Preussen und Littauen laufe.
König Michael von Polen an den Kurfürsten. D. Varsaviae
30. August 1670 0.
[Versprechen, die Pacten auch vor ihrer Beschwörung zu halten.]
30. Aug. Quod confirmationem Pactorum BydgostieDsium, quae Nobis cum
Serenitate Vestra intercedunt, ad breui imminentia Generalia Regoi Nostri
Comitia distulerimus, incongraum esse rebus Serenitatis Vestrae non
lagen bei Zaluski I, S. 254 ff.) übersendet Olszowski am 30. August zwei Exem-
plare an 0. y. Schwerin für diesen selbst und für den Kf.
0 Dabei die Bemerkung: ^Dieses Königliche Poln. Schreiben ist durch den II.
Kochanowsky, Starosten zu Radom, ausgewirket, wofür ihm, wie H. yon Brand
sub dato 30. Augusti berichtet, 200 Ducaten Discretion versprochen und gegebeu.
Weil aber solches Schreiben ungesiegelt war, so ist H. Scultetus zum Gross Canzler
Lesczynski nach Posen geschickt, umb solches aldar siegeln zu lassen.^
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Vorgänge auf dem Reichstage. 473
potest. Interim Serenitatem Vestram certam et Hecuram esse volumus,
Nos ex parte Nostra foedus hoc perpetuum non minus, acsi juramento
confirmatum esset, juraque bonae vicinitatis illibata et illaesa servaturos^
pactaque praedicta utpote per se valida pro juratis habituros, donec per
Deputates solemniori confirmabuntur ritu. —
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 13. Sep-
tember 1670.
[Vorgänge auf dem Reichstage. Kalckstein.]
Montag ist der E.Schatzmeister, der sogleich beim Könige eine lange 13. Sept.
Audienz gehabt, sowie der Castellan von Posen und der Stolnik Coronny*)
hier angekommen. Dienstag den 9. September war die erste Session des Reichs-
tages*), die sich sehr glücklich anliess. Es wurde sogleich zur Marschaliwahl
geschritten und nach kauiji einer Stunde H. Lubomiersky, Starosta Spisky,
gewählt; darauf dem Konige im Senat diese Wahl angezeigt, der sehr daraber
erfreut war, weil man gefürchtet hatte, dass schon bei der Marschallwahl der
Reichstag werde zerrissen werden, und den Adel für den folgenden Tag zum
Handkuss einladen Hess. Dieser Marschall ist dem Kf. sehr zugethan und Br.
hofit, dass derselbe nichts diesem Nachtheiliges werde in die Constitution kom-
men lassen.
Mittwoch den 10. kamen die Landboten in den Senat und wurden zum
Handkuss gelassen, sie forderten darauf vom Könige die dritten vices wegen
der Pospolite ruszenie, welche ihnen auch bewilligt wurden, dieselbe soll gegen
den 2. October parat, aber so lange in den Grenzen einer jeden Woiwodschaft
bleiben, bis die Noth erfordern wurde, sie nach Warschau zu rufen. Das wei-
tere Verlangen, der König solle dem Castellan von Posen und dem K.Schatz-
meister, als reis criminis laesae majestatis et perduellionis, die Stelle im Senat
verbieten, hat derselbe nicht erfüllt, sondern geantwortet, er könnte solches
nicht eher thun, bis dieselben jure convicti wären.
Dienstag den 11. that der Landb. Marschall die Proposition wegen der ab-
zuhandelnden Punkte, dann beschloss man wegen des Castellans von Posen
und des K.Schatzmeisters, dass sie sich so lange des Senats enthalten
sollten, bis sie ihre Sache ausgeführt und ihre Unschuld bewiesen hätten.
Nachdem der König wegen der Krönung der Königin proponieren lassen,
wurde beschlossen, dass dieselbe zu Warschau auf Michaelis vor sich gehen
solle; da man dazu die Kleinodien aus dem Schatze in Cracau vonnöthen hat,
so gab dies Anlass zu der Frage, ob man den K.Schatzmeister dorthin
schicken solle, die meisten verlangten zwar, dass man den Schlüssel ihm ab-
nehmen und einem anderen geben solle, doch nahmen sich auch einige seiner
*} Johann Wielopolski.
») Vgl. Zawadzki S. 145ff., Lengnich VIII, S. 42ff.
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474 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
an, und man glaubt, dass er den Schlüssel behalten wird, zumal der Konig
selbst nicht so scharf wider ihn verfahren will. Der Antrag eines Landboten,
der König sollte an Kf. schreiben, warum derselbe so viele Völker an ihre
Grenzen legte, ob sie sich einiger Feindseligkeit von ihm zu versehen hätten,
wurde nicht beachtet.
Freitag den 12. redete der Chorazy Sendomirsky *) sehr scharf gegen den
Erzbischof und verlangte, dass derselbe sich einstellen und seine Anklagen
gegen den König beweisen solle, als man dann angefangen, von den Vacancen
zu reden, liefen zwar viele ungereimte Dinge mit unter, jedenfalls aber fängt
sich der Reichstag mit gnngsamer Einigkeit des Adels an. Br. freut sich auch
darüber, dass in der Proposition weder der Gonfirmation der Pacten noch der
Praetensionen und Diferentien gedacht wird.
Fürst De metrius wird täglich hier erwartet, Kalckstein wird wohl mit
demselben angezogen kommen, doch ist er bei allen ehrlichen Leuten ruiniert
und darf sowohl bei der Armee als hier keinem Cavalier unter die Augen treten,
er getraut sich daher auch nicht 50 Schritte vom Fürsten wegzumachen. Wenn
man ein paar tausend Thaler hier parat liegen hätte, könnte man sich vielleicht
hier seiner bemächtigen.
Eus. V. Brandt an den KorfttrBten. D. Warschau 18. Sep-
tember 1670.
[Vorgänge auf dem Reichstage. Kalckstein.]
18. Sept. Mit dem Reichstage') lässt es sich noch immer wohl an, wegen der Va-
cancen hat man sich unter den Landboten glücklich verglichen, die Senatoren
haben am 15. begonnen, über die Proposition zu votieren, die Klügsten haben
Mittel vorgeschlagen, um die Zerreissong des Reichstages zu verhindern, nnd
schon am 16. ist man mit den vota zu Ende gekommen.
An demselben Tage ist Kalckstein auf einem Bauerwagen, nur zwei
abgerissene Diener bei sich habend, hier wieder angelangt. Durch ein Schreiben
des Msgors Meglin') und zweier Officiere von des Fürsten Demetrias Leib-
regiment hat Br. erfahren, dass sich K. anfangs durch sein Aufschneiden und
Prahlen bei dem Fürsten in solchen Credit gebracht, dass dieser ihm sein Leib-
regiment hat geben wollen, dass aber sämmtliche Officiere desselben dagegen
protestiert hätten, hernach hätte der Fürst je länger je mehr aus desselben
ungereimten und insolenten Reden abgewonnen, dass es nicht recht mit ihm
sein müsste, und als derselbe Brandts Schreiben *) und die mitgeschickten Acten
erhalten, hat er ihm sagen lassen, dass er sich von seinem Hofe wegpacken
sollte, weil er mit keinem Uebelthäter und Schelm zu thun haben wollte, und
0 Martin Dembicki. Vgl. Zawadzki S. 149.
») Vgl. Zawadzki S. 147f.
<) S. oben S. 433.
<) S. oben S. 448.
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Vorg&nge aaf dem ReicbsUge. y. Kalckstein. 475
hat ihm auch nicht gestattet, mit ihm zusammen nach Warschau zu gehen,
sondern K. hat vorausgehen müssen, er giebt vor, Briefe der Mutter des Königs
an diesen mitgebracht zu haben, was ihm aber niemand glaubt.
An demselben Tage hat man in der Landbotenstube wegen des K.Schatz-
meisters deliberiert, und hat man gesehen, dass die Zahl seiner Anhänger
sich täglich vermehrt, schon über 12 Landboten, darunter namentlich auch der
Chorazy Sendomirsky Dembicki, dem er 1000 Rthlr. verehrt haben soll, haben
dafür gesprochen, dass man ihn nach Cracau senden solle. Bei der folgenden
Verlesung der Senatusconsolta ist am Mittwoch auch ^) die Protestation der Ge-
sandten des Kf. sowie die Reprotestation des U.Kanzlers und die Instruction
Morsteins verlesen worden, der U.Kanzler hat dadurch wider seinen "Willen
dem Kf. einen Vortheil verschafft, denn viele von den verständigen Landboten
haben gesagt, die Protestation wäre höflicher und politischer eingerichtet als
die Reprotestation.
Donnerstag den 17.') haben die Landboten sämmtlich einen scharfen Eid
geschworen, nur das bonum publicum vor Augen haben zu wollen.
An demselben Tage hat Kalckstein ihn auf der Strasse angehalten, sei-
nen Steigbügel geküsst, auch sonst sich sehr demüthig gestellt und ihn gebeten,
dem Kf. zu schreiben, er wäre bereit nach Berlin zu gehen und Kf. zu Füssen
zu fallen, wenn ihn dieser versichern wollte, dass ihm da kein Leid geschehen
sollte, er würde es mit denen, die ihn durch Drohungen gezwungen, aus Preussen
zu entweichen, schon aufnehmen und mit ihnen rechten, weil er versichert
wäre, dass sie hierin mehr gethan, als ihnen vom Kf. befohlen wäre, er hoffte,
wenn Kf. recht davon informiert wäre, würde er ihm das, was er hier aus Un-
geduld und Desperation gesprochen, vergeben. Ob es ihm damit Ernst ist,
weiss Br. nicht, er vermuthet, jener wolle ihn durch solches Reden aufhalten,
damit er ihn indessen frei agieren lasse, das wird aber nicht geschehen '). Wenn
er hier 1000 Thaler hätte, um sie dem Fürsten Demetrius^) im voraus zu
geben, und noch einmal soviel zusagte, so hofft er, derselbe würde ihn dem
Kf. liefern, denn er hat sich selbst dazu angeboten.
Der Erzbischof ist gestern auch mit 400 Reitern angekommen, jetzt wird
der Tanz erst recht angehen, zumal wenn das wahr ist, was man von einer
Confoderation der Armee mit dem Feldherm gegen die Pospolite ruszenie spricht.
0 Vgl. Zawadzki S. 150f.
«) Vgl. Zawadzki S. 152f.
') Der Danziger Subsyndicus Stodert, den der Rath der Stadt zu diesem Reichs-
tage wieder nach Warschau geschickt hatte, berichtet am 19. September: „Der Obrist
Kalckstein ist wieder hier, debacchatur plenis lunis contra Electorem, will den-
selben ad judicia regni ausladen lassen.**
^ So ist statt des von dem Dechiffreur irrthümlich gesetzten Radziwill, wie
schon Paczkowski S. 171 bemerkt hat, zu lesen.
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476 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 28. Sep-
tember 1670.
[Vorgänge anf dem Reichstage. Bedrohliche Aussichten. Anträge des Erzbischofs.
Der holländische Gesandte.]
28. Sept. Der Reichstag beginnt nach der Hand zu hinken, und wofern die Pospolite
ruszenie nicht über Vermuthen einen Schluss herauszwingt, dürfte es noch wohl
schlimmer als mit den beiden vorhergehenden ablaufen.
Bericht über die Vorgänge vom 23. — 26. September').
Am 26. ist Galezki') bei dem Erzbischof gewesen, welcher ihm ver-
traut, auf eine Reconciliation sei nicht zu hoffen, weil man die Senatoren un-
terdrücken und den Malcontenten keinen reputierlichen Vergleich gestatten
wolle, sie wollten deshalb das änsserste wagen und Land und Blut daran-
setzen. Um ihre Sache desto besser auszuführen, wollten sie sich gern mit
dem Kf. verbinden, dieser brauchte nicht zu fürchten, dass sie keine vires
hätten, sie hätten die ganze Armee nebst den Tataren und Kosacken auf ihrer
Seite, die Armee, welcher sich alle Truppen der grossen Herren conjungierten,
hätte sich von neuem pro libertate, pro autoritate senatus, für den Feld-
herrn und für ihre Bezahlung bis auf den letzten Heller verschworen, die-
selbe sollte herkommen und der Pospolite ruszenie das Haupt bieten. Wenn
sie sich alle recht verbunden haben würden, wollte die Armee und der Senat
Gesandte an Kf. schicken und, falls dieser sich mit ihnen verbinden wollte,
wollten sie dafür, dass derselbe helfen wollte, sie bei ihrer Freiheit und Auto-
rität zu erhalten, bis zum letzten Blutstropfen für dessen Recht, das er ver-
möge der Pacten hätte, stehen. In der Nacht ist er selbst mit Galezki bei
dem Erz bis c ho f gewesen, dieser wiederholte das meiste, was er jenem vertraut,
und bat, es dem Ef. zu referieren, namentlich, dass sie diesem die pacta fest
halten wollten, falls er sie bei ihrer Freiheit und Autorität maintenieren wollte.
Er erbot sich auch, mit v. Br. zu correspondieren und dazu gewisse Ziffern mit
ihm zu verabreden.
Ich — halte — dafür, dass, weil sich der Hof auf die schlimme
Seite leget, man zum wenigsten die drei in ihrer Hoffnung zu stärken
habe, damit sie den Muth nicht fallen lassen. Es ist keine RecoDcilia-
tion vor ihnen zu hoffen, und wenn man dieselben jetzo verlassen sollte,
so dass sie zu Kreuze kriechen müssten, würden sie sich offendiret be-
finden und sich hernach zu rächen suchen, und dem Hofe, als welcher
durch Caressen nur hoffärtig gemacht wird, ist ganz nicht zu trauen,
sondern man hat sich vielmehr zu befurchten, dass die Polen, wenn sie
>) S. Zawadzki S. 155ff., Zaluski I, S. 262ff., Lengnich VIII, S. 45ff.
^ S. oben S. 396.
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Vorgänge auf dem Reichstage. Anträge des Erzbischofs. 477
sich vereiDigen sollten, gewiss etwas tentiren würden, weil sie sich auf
die Preussen ganz und gar verlassen und zu dem Ende den Kalkstein
alhier protegieren. Anjetzo haben E. Churf. D. die beste Gelegenheit
ihren Yortheil in Acht zu nehmen, denn es ist hier schlechter beschaffen,
als es jemals gewesen. Jedoch aber wäre hiebei grosse Vorsichtigkeit
zu gebrauchen, dass deroselben Intention alhier nicht zu zeitig kund
würde, sondern die Gemüther bei Hofe noch eine Zeit lang in suspenso
gebalten werden möchten, umb zu sehen, ob die Noth dieselben nicht
werde beten lernen und ob sie nicht selbst in solchem Zustande E.
Churf. D. suchen werden.
Sonnabend Abend ist der Erzbischof davon gezogen, nm der Pospolite
ruszenie bis nach Lowitz entgegen zu gehen, wo er sein Schloss verschanzen
und mit Stücken besetzen, auch Wein and Bier hat anführen lassen, nm die-
selbe zu tractieren und womöglich auf seine Seite zu bekommen. Die Bischöfe
sollen alle wegziehen wollen, auch von dem Schatzmeister zweifelt man, ob er
wiederkommen wird. Die Deputierten aus der Armee haben heute Audienz
gehabt, sie sollen sehr schwere Conditionen begehrt und oppositionem armorum
gedroht haben. Es sieht also wunderlich aus und Br. bittet um Erlaubnis, sich
auf kurze Zeit zu retirieren, wenn es hier bunt über Eck gehen sollte').
Alle Welt ist gespannt auf das Anbringen des holländischen Gesandten <),
der schon 8 Tage incognito hier gewesen ist, weil er hier einen locum com-
mercii begehren wird. Dieses könnte sowohl der Stadt Danzig präjudicieren,
als auch mit der Zeit dem Kf. in seinen Häfen Schaden bringen; wenn Kf. mit
der Stadt Danzig zusammenhielte, könnte es vielleicht verhindert werden.
>) Auch S toder t meldet am 3. October, wegen der Pospolite ruszenie bleibe
alles in Ungewissbeit, das Aufgebot einiger Powiaten wolle sich nicht mit den übrigen
vereinigen, eine Conföderation der Armee sei sicher, dieselbe beabsichtige, falls die
Pospolite sich Warschau nähern sollte, derselben entgegenzuziehen. Der Erzbischof
habe Lowicz befestigt, die Keller aber mit Bier und Wein reichlich versehen, man
meine, es dürften einige von den Hartbeissern umsatteln. „Bei so gestalten Sachen
fluctuat rex, desperat senatus, insolescit die Landbotenstub, omnia in intuto haerent/
^ Johann de Witt, Vetter des holländischen Rathspensionarius. Ueber diese
Gesandtschaft vgl. Wicquefort, Bist, des provinces unies des Pays bas IV, S. 80 f.
Stodert, welcher von dem Danziger Rathe hauptsächlich zu dem Zwecke nach
Warschau geschickt war, nm die Verhandlungen mit demselben zu überwachen und
das Interesse der Stadt dabei zu vertreten, meldet am 29. September, der Qesandte
sei am 21. in Warschau angekommen, derselbe solle beauftragt sein, wegen der Sta-
rostei Putzig und des Hafens Vorschläge zu machen, und zu Facilitierung seiner
Negotiation 20000 Fl. Ung. fär den König bei sich haben.
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478 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 11. October
1670.
[Vorgänge auf dem Reichstage. Process gegen den Castellan Ton Posen. Der
holländische Gesandte. Veränderte Stimmung des Hofes.]
11. Oct. Gestern ist die Sache des Castellans von Posen*) vorgekommen, sein
Plenipotentiarius ist über die Maassen wohl bestanden, derselbe verlangt, dass
der Castellan per decretum losgesprochen werde und dass gegen den Delator
Trombczynski poena talionis ergehe.
Man fürchtet bei Hofe gar sehr, dass Kf. der Malcontenten Seite halte, es
kann dieses nichts schaden, ist vielmehr für des Kf. Affairen günstig, wenn sie
hier inter spem et metnm leben. Der Erzbischof hat erklärt, wenn die Pos-
polite ruszenie ausbliebe, herkommen nnd die Königin krönen zu wollen, er
wird übermorgen hier erwartet.
Der holländische Gesandte') hat endlich nach vierzehntägigem Capito-
lieren nur soviel erhalten, dass ihm der K. Referendarius in einer königlichen
Karosse entgegengesandt worden, um ihn einzuholen. Sein Einzug war recht
dürftig und es hat den K.Referendar sehr verdrossen, dass er auf dessen Be-
grüssungsrede nur geantwortet: Gratias tibi ago maxime pro snscepto labere.
Seine Humeur steht auch sonst den Polen wenig an, und dürfte er deshalb
wohl nicht viel ausrichten, obwohl man sagt, er habe ein Bett von klarem
Elfenbein für die Königin zum Präsent mitgebracht Die Herren Danziger
reissen ihm soviel Possen als sie können*).
Das Blatt hat sich hier wieder gewandt und es scheint, dass man den
Malcontenten wird gute Worte geben müssen, wofern man Frieden und Einig-
keit stiften will, wenn aber einige Favoriten jenes verhindern, dürfte auch
dieses wohl ausbleiben.
Das Schreiben des Königs wegen der Confirmation der Pacten^) hätte er
^) S. Zawadzki S. 384 if. Unter den Anklagepunkten, welche der K.Instigator
Tonski gegen denselben vorbrachte, befand sich auch der, dass er mit dem Kf. in
Correspondenz gestanden hätte. Kf. richtet deswegen (d. Coloniae ad Spream 16./
26. October 1670) ein Schreiben an den König, in welchem er sich darüber beklagt
und bittet, ihm Genugthuung dafür zu verschaffen.
>) S. oben S. 477.
*) V.Brandt meldet am 25. November, der holländische Gesandte suche einen
locum commercii sowohl auf der Nehrung als auch am Dniepr über das Schwarze
Meer zu erlangen, da aber nicht allein Danzig sondern auch Tiele andere dagegen
protestierten, so werde wohl nichts daraus werden. Stodert gelang es nach vielen
Bemühungen endlich am 29. November durch den U.Kanzler eine Abschrift des
von de "Witt vorgelegten Vertragsentwurfes zu erhalten, welche er dem Danziger
Rathe einsendet, es wird darin ein DefensiTbündnis und ein Handels- und Schiffafarts-
tractat proponiert, nach welchem den Unterthanen beider Theile freier Handel in dem
Gebiete des anderen gestattet und von ihnen keine anderen Abgaben als von den
eigenen Unterthanen erhoben werden sollen.
«) S. oben S. 472.
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Holländische Gesandtschaft. Kalckstein auf d. Reichstage. 479
gestern von Koch an ows kl genommen, wenn darin nicht der Titel frater aus-
gelassen wäre, so hat er gebeten, dasselbe ändern zu lassen. Der U.Kanzler
hat ihm heute die Litteras recognitionis gegeBen, auch versprochen, die Pro-
testation in metrica anzunehmen.
Ens. y. Brandt an den EnrfbrBten. D. Warschan 14. October
1670.
[Der Process gegen den Castellan YOn Posen. Kalcksteins Auftreten im Reichstage.]
In der Sache des Gastellans von Posen ist endlich ein Beeret*) gespro- 14. Oct.
chen worden, dass er ad juramentum, er habe an keiner einigen Faction hier
in Polen Theil gehabt, zugelassen werde und dadurch evadieren solle. £r wird
sich aber gewiss weigern, den Eid zu leisten, und sich über Gewalt und un-
recht beklagen, und die Armee, die sich ohnedem confoederiert hat, wird es
gewiss für eine Oppression ansehen.
Kalckstein ist, nachdem er lange hier herumgeschwärmt und überall
Schimpf und Schande davongetragen, aus Desperation gestern Nachmittag in die
Landbotenstube gegangen, hat dort eine Supplication*), die mit Recht eine grobe
Schmähkarte genannt werden kann, eingegeben und sich im Namen aller
preussischen Stände, als ob er von denselben Pienipotenz und Instruktion hätte,
über des Kf. Regiment, ja über Oppression und Grausamkeit beklagt. Darauf
hat zwar der Chorazy Sendomiersky ^) seine Seite gehalten und vom Marschall
verlangt, dass dieses Begehren Kalcksteins mit unter die Praetensionen, welche
auf einer Commission vorgetragen werden sollen, eingerückt werde, aber sowohl
Podkommorzy Kalisky Krzicky als auch Nowoncieysky Starosta Landsko-
ronsky sind dagegen aufgetreten und haben gesagt, es sei vergebens, davon
za reden, weil Kalckstein keine Instruktion von denen hätte, in deren Na-
men er sich beklagte, man konnte auch abgesehen davon seinem petito nicht
deferieren, wenn man nicht die pacta brechen und mit Kf. in Krieg gerathen
wollte, die pacta aber wären nicht allein a Republica festgesetzt und beschwo-
ren, sondern auch durch drei constitutiones regni confirmiert, weswegen sie sich
in diese Sache gamicht einzumischen hätten sondern höchstens bei Kf. deswegen
intercedieren könnten. Als sie hernach herauskamen, hörte 6r. von einem und
anderen sagen, Kalckstein wäre ein Narr und würde endlich gar von Sinnen
kommen. Br. ist heute dieser Sache wegen bei dem Landbotenmarschall ge-
1} Zaluski I, S. 272. Vgl. Zawadzki S. 194ff.
*) Dieselbe führt den Titel: Supplicatio nomine Ducatus Prussiae ad Ordlnem
equestrem alias Supplez Ducatus Prussiae libellus, zugleich hatte er auch dem Könige
eine ähnliche Supplicatio eingereicht; von der letzteren übersendet Stodert am
17. October dem Danziger Rathe eine Abschrift. Ueber den Inhalt derselben s. Pacz-
kowski in Forsch. II, 2 S. 178f.
s) Martin Dembicki.
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480 III. Brandenburg und Polen. 1664-1673.
wesen, derselbe antwortete ihm sehr höflich, lachte über Kalck stein und
sagte, er hätte nicht zu besorgen, dass dessen Begehren in die Constitution
kommen würde.
Auch der Bischof von Cracau, bei dem Kalckstein, ehe er in die
Landbotenstube gegangen, gewesen, um ihm seine Supplication einzuhändigen,
hat ihn in vieler Gegenwart abgewiesen und heftig ausgescholten und auch im
Senat, als man den Castellan von Posen der Correspondenz mit Kf. beschul-
digt, über die Maassen dessen Seite gehalten und gerathen, Kf., an dessen
Freundschaft der Krone viel gelegen sei, nicht zu offendieren.
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 18. October
1670.
[Kalcksteins Schmähschriften, dessen vergebliche weitere Versuche.]
18. Oct. Er übersendet die von Kalckstein dem Könige und dem Landbotenmar-
schall in pleno consessu übergebenen Lästerschriften *), der König ist deswegen
über die Maassen auf K. übel zufrieden und Br. hofft, dass er denselben be-
wegen wird, die Schriften unterdrücken und verbrennen zu lassen; er wird
heute dagegen ein Memorial in Gegenwart omnium trium ordinum in der Se-
natsstube eingeben und glaubt, es würde gut sein, wenn Kf. an den König ein
scharfes Schreiben ergehen Hesse, in welchem er sich darüber beschwerte, dass
man solchen öffentlichen Frevler hier ungestraft gegen ihn calumniieren Hesse,
Sonst hat Kalckstein hier nur wenig Credit. Gestern hat er in der
Landbotenstube öffentlich wider Kf. schmähen und die Polen zum Kriege gegen
denselben bewegen wollen, es haben ihn aber einige Landboten so hart ange-
fahren und confundiert, dass er mit Schimpf und Schande abziehen und sich
verkriechen müssen. Dem Danziger Syndicus *), der es ihm selbst wiedererzählt,
hat er auch die thörichte Proposition gethan, die Danziger sollten ihm nur 25
Feldschlangen und 5 halbe Karthaunen geben, so wollte er schon ein Mittel
finden, um dem Kf. ganz Preussen wiederabzunehmen. Fürst Demetrius,
den er heute hat besuchen wollen, hat ihn auch abweisen lassen. Er giebt
aber sonst überall Geld und gewinnt dadurch einige, die in der Landbotenstube
und im Senat für ihn sprechen; wenn Br. nur tausend Thaler hier in Vorrath
gehabt hätte, hätte er ihn schon gänzHch ruinieren können.
Eus. V. Brandt an den Kurftlrsten. D. Warschau 21. October
1670.
[Verbandlungen im Reichstage über die ConfiriDation der Pacten. Absicht Kalcksteins,
in Preussen einzufallen.]
21. Oct. Sonnabend hat man zwar nach einem scharfen Disput zwischen dem gross-
0 S. oben S. 479.
^ Stodert erwähnt in seinen Berichten an den Danziger Rath davon nichts.
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Vorgänge auf dem Reichstage. 481
bärtigen Chorazy Sendomirsky, welcher auf Kalcksteins Anstiften rieth, die
pacta Bidgostiensia amzastossen und mit Ef. einen öffentlichen Krieg anzufan-
gen, und den vornehmsten Senatoren, welche dem widersprachen, beschlossen,
dass die pacta gestern vor allen anderen Dingen öffentlich in Gegenwart der
ganzen Republik gelesen werden sollten, man hat dieses aber gestern, da einige
vornehme Senatoren darauf hinwiesen, dass, da dieselben einmal vom Könige
und der ganzen Republik beschworen, es zu spät wäre, dieselben zu erörtern
und darüber zu disputieren, unterlassen und nur von sämtlichen Senatoren
und Landboten die vota wegen der Pacten colligiert, da dann die meisten nicht
allein dieselben zu halten und zu confirmieren inständigst angehalten, sondern
auch sonst des Kf. Interesse sehr wohl vertheidigt. So sagte der Bischof von
Cracau: „Ich will nicht mehr sagen als dieses, wofern wir Sr. Churf. D. die
pacta nicht confirmieren wollen, so haben wir mit derselben einen gewissen
Krieg, derhalben bitte ich nicht mehr, als dass diejenigen, so da zu solchem
Kriege rathen, auch Mittel schaffen und Rath geben, wie solcher Krieg anzu-
fangen und auszuführen, denn ich versichere dieselben, dass wir cum poten-
tissimo et semper parato principe zu thun haben^; auch der Bischof von Cu-
j av sagte klar heraus, was zu des Kf. Interesse diente, und gedachte unter an-
derem, es wäre kein Wunder, dass Kf. in einigen Punkten den Pacten nicht
nachgelebt, da man ihm Elbing nicht gegeben, und weil die anderen alle auf
diese Art sprachen und keiner contradicieren konnte, hing Kalckstein über
die Maassen traurig den Kopf und ging aus Desperation davon, weil er es nicht
länger anhören konnte. Der U.Kanzler aber Hess dabei doch seine Tücke
merken und sagte, als er im Namen des Königs das conclusum aussprechen
sollte, dass die pacta billig zu halten und zu confirmieren wären, aber dass
zuvor wegen der Prätensionen und Differentien eine Commission gehalten und
deshalb an Kf. geschrieben werden mosste.
Sonst lässt Kalckstein aus Desperation verlauten, er wolle die Pospolite
ruszenie nach Preussen führen, und obwohl dieses ohne der Republik Consens
nicht geschehen kann, so könnte er doch wohl ein paar tausend Lumpenge-
sindel um zu brennen und zu stehlen ins Land führen, es wird also die Grenze
eiligst versehen werden müssen.
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau s. d.
[24. OctoberO 1670.]
[Vorgänge auf dem Reichstage. Kalcksteins Treiben, Vorschlag, sich desselben zu
bemächtigen.]
Fast alle Senatoren und Landboten haben dahin gestimmt^), dass die mit 24. Oct.
Kf. geschlossenen und beschworenen pacta gehalten und confirmiert werden
0 PaczkowskiS. 184 ^tzt diesen undatierten Brief auf den 25. October, der
Hinweis auf die Reichstagsverhandlungen deutet aber auf den 24.
») Vgl. Zawadzki S. 200 ff.
Matar. s. Qeicb. d. O. KurfursMn. XII. 31
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482 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
sollen, selbst der Bischof von Posen, der doch sonst aller Eyangelischen ab-
gesagter Feind ist, hat dem Chorazy Sendomiersky wacker das obstat gehalten
und ihm ins Gesicht gesagt, er beschuldige Kf. fälschlich der Unterdrückung
der Katholiken.
Da Ealckstein sieht, dass ihm sein leichtfertiges Vorhaben nichts ge-
holfen, sondern dass alle, nachdem sie ihm das Geld abgezwackt, ihn nachmals
für einen Gecken halten und schimpflich tractieren, ist er ganz desparat. Auch
seinen bisherigen Beschützer, den Chorazy Sendomiersky, hat Br. so informiert,
dass derselbe sich schämen müssen, ihn weiter zu protegieren.
Bei so gestalten Sachen hat er mir thörichter Weise von neuem
den accord anbieten lassen und gebeten, ich möchte ihn zufrieden lassen
und nicht weiter verfolgen, so wollte er sich auch Ew. Churf. D. accom-
modieren, Ihr zu Fusse fallen und Sie umb pardon, sofern selbige noch
zu erhalten stunde, unterthänigst anflehen. Ob ich nun schon weiss,
dass es hiermit, nachdem er es so gar grob gemachet, viel zu späte ist,
so habe ich ihm dennoch die Hoffnung nicht ganz benehmen wollen,
damit er sich nicht alsobald nach dem Schlüsse des Reichstages davon
mache, denn solange dieser währet, kann ich nichts wider ihn erhalten,
weil allezeit welche Widerwärtige gefunden werden, so aus Hass und
Missgunst verhindern, dass S^ K. M. Ew. Chf. D. nicht contentieren
mögen. Nach dem Reichstage aber will ich allen Fleiss anwenden, umb
ihn vom Könige heraus zu bekommen, wofern denn solches nicht zu er-
halten stehet, muss man das Werk mit demselben ganz anders angreifen^
und wäre mein unterthänigster Vorschlag, dass man denselben heimlich
bei den Kopf nehmen und des Nachts davon führen liesse. Wozu mir
denn der Obrist Lasky und der Herr Capitain Meglin^), welche ihn
ohnedem bei dem Fürsten Demetrio schon ruinieret, die hülfliche Hand
leisten wollen. Ich zweifle nicht, Ew. Churf. D. würden hiermit gnä-
digst zufrieden sein und es gegen obgemelte Officierer in sonderbaren
Gnaden erkennen. Wo Gott Glück giebet, werden Ew. Churf. D. in kur-
zem von diesem losen Vogel lustige Zeitung hören. Sein Frevel und
unverschämtes Gemüth sein soweit gegangen, dass er vor 3en Tagen
mein Memorial, so ich dem Könige eingehändiget, dem Kron-Referenda-
rius, sobald er es von Sr. Maj. zu lesen empfangen, in pleno consessu
nahe beim königlichen Throne aus der Hand gerissen, so dass ihm dieser
ein Paar Ohrfeigen anbieten müssen, ehe er es ihm wiedergeben wollen.
Wofern nun nicht sonsten etwas dahinter stecket, sollte ihm ja diese
einzige That den Hals brechen.
1) S. oben S. 433. 474.
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Vorgänge auf dem Reichstage. Anschlag gegen Kalckstein. 483
Man hat ^) gestern und vorgestern mit grosser Muhe die Exulanten conten-
tiert, welche gewiss wieder den Reichstag zerrissen hätten, wenn sie nicht auf
die Pospolite ruszenie reflectiert hätten. Daneben hat man ' auch auf Mittel ge-
sonnen, die Armee zu befriedigen und mit Geld für den Winter zu versehen,
man hat sich aber mit den Geistlichen noch nicht vereinigen können.
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 28. October
1670.
[Vorgänge auf dem Reichstage. Anschlag gegen Kalckstein.]
Der Reichstag ist noch immer nicht zu Ende gebracht, gestern') Abend 28. Oct.
hat man sich endlich darüber verglichen, der Armee über 2 Millionen zu zah-
len, wenn die Geistlichen 500,000 Fl. beitragen wollen. Gestern hat auch der
Starost von Radom Rochanowsky dem Erzbischof im Senate öffentlich
abgebeten. Ferner hat man der Königin 200,000 Fl. ad reformationem dotis
bewilligt und ihr einige Starosteien, darunter die Taucheische, zur Versicherung
gegeben. Da man ferner gewisse Zeitung aus der Ukraine hat, dass auf künf-
tiges Frühjahr der Türke diese Krone mit Krieg überziehen wolle, so hat man
beschlossen, die Armee bis an 12,000 Mann zu verstärken, auch andere consilia
pro securitate Reip. gepflogen und sich dabei des Kf. Assistenz getröstet. Die
Dinge liegen für Kf. jetzt sehr günstig. Obwohl man auf einiger vom U.Kanz-
ler angestifteter Landboten Instanz in die Constitution hatte einrücken wollen,
dass vor der Confirmation der Pacten nothwendig eine Commission wegen der
Praetensionen und Differentien vorhergehen sollte, hat er es doch durch fleissi-
ges Anhalten bei dem Landbotenmarschall und den Herren, welche die Consti-
tution aufsetzen, dahin gebracht, dass dieser Punct wegen der Commission ganz
ausgelassen werden soll.
Kalckstein hat von einem Officier, der früher sein Fähndrich gewesen
und welchem er noch 1800 Fl. schuldig ist, im Kloster auf seinem eigenen
Zimmer brave Stösse und Schläge bekommen, und ein Diener, schon der zehnte,
ist ihm mit 1500 Fl. durchgegangen. Der Christ Lacky und Capitain Meglin
haben sich mit Br. fest verbunden, Kalckstein heimlich beim Kopfe zu neh-
men und nach Preussen zu liefern. Diese Officiere haben hier Nachdruck und
werden das Werk, wenn es auch auskäme, auf sich nehmen und ihn von aller
Suspicion frei und schadlos halten können. Kf. wird wohlthun solche Leute,
welche sich seine Ehre und Reputation in fremden Landen getreulich angelegen
sein lassen, zu belohnen, damit man sie auch künftig mehr gebrauchen und
andere lose Vögel sehen mögen, dass grosse Herren lange Hände haben, und
vor dergleichen Beginnen ein Abscheu haben.
PS. Lacky verlangt als Recompens nur, dass ihm das, was Kalckstein
») Vgl. Zawadzki S. 208 ff.
«) Vgl. Zawadzki S. 229 ff.
3V
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484 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
ihm schuldig, gezahlt werde, Meglin, dass Kf. seine arme Matter in Spandau
von der Contribution freimache. Man könnte E. publice ruinieren, wenn er
nicht den U.Kanzler zum Patron hätte, aber bei so gestalten Sachen ist es
unmöglich.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln an der Spree
24. October/[3. November] 1670.
(CoDC. 0. V. Schwerin.)
[auf die Relation vom 24. October. Die Schreiben an den König. Billigung des
Anschlages gegen Kalckstein.]
3. Nov. — Was Kalcksteinen anbelangt, wird Dir nunmehro auch aus
jängstubersandter gnädigsten Instruction und beigefügeten Schreiben^)
wissend sein, was wegen seiner Extradition bei dem Könige zu ver-
richten und abzulegen ist, worauf Du S'. May. Erklärunge zu ge warten
hast. Sollte aber über Verhoffen nichts darauf erfolgen, so befehlen wir
Dir hiemit in Gnaden, dass Du mit den beiden vorgeschlagenen Per-
sonen, als dem Oberst Lack y und Capit. Meglin, bestermassen handelst
und dieselbe versicherst, dass, wenn sie den Kalckstein heimlich beim
Kopfe nehmen und in unsere Gewahrsame liefern könnten, wir solches
dermassen umb sie mit würcklicher Bezeigunge erkennen wollten, dass
sie darob vergnüget sein wurden. —
Eus. V. Brandt an den Knrftirsten. D. Warschau 11. November
1670.
[Gunstige Aussichten. Vorschläge des U.Kanzlers.]
11. Nov. Der Schluss des Reichstages') hat die Uneinigkeit und das Hisstrauen in
dieser Krone nicht nur nicht aufgehoben, sondern man muss befürchten, dass
^) Kf. hatte am 19./29. October v. Br. zwei Schreiben an den König von Polen
zugesandt, in dem ersten (d. Colouiae ad Spream 16./26. October 1670) beschwert sich
Kf. darüber, dass unter den gegen den Castellan von Posen erhobenen Anklagepunkten
sich auch der befunden, dass er mit Kf. in Correspondenz gestanden (s. oben S. 478) ;
in dem zweiten (d. Coloniae ad Spream 19./29. October 1670) beklagt er sich darüber,
dass seine Forderung wegen Auslieferung Kalcksteins nicht erfüllt und dass dieser
infolgedessen noch übermüthiger aufgetreten sei, und verlangt aufs neue auf Grund
des Völkerrechtes, der Pacten und des gemeinsamen Interesses aller Fürsten, dass der-
selbe verhaftet und samt seinen Schriften ihm ausgeliefert werde. Auch an den Erz-
bischof von Gnesen, den Bischof von Cracau, die beiden G.Kanzler und den Fürsten
Demetrius Wisniowiecki hatte Kf. unter demselben Datum Schreiben in eben-
dieser Angelegenheit gerichtet.
') am 1. November, s. Zawadzki S. 256ff.
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Schluss des Reichstages. Schreiben des Kf. an den Konig. 485
es noch ärger werden wird. Man hält allgemein für gewiss, dass die Annee
sich confoederiert habe, ferner dass die Woiwodschaften, deren Seymiken zer-
rissen worden und die daher nicht durch Abgeordnete an diesem Reichstage
Theil genommen, gegen die jetzige Reichsconstitution protestieren. Der Erz-
bischof ist malcontent weggezogen, weil der Konig im letzten Senatuscon-
sulto zu einem Edelmann, der es nachher jenem wiedererzählt, gesagt hat, so
oft er denselben ansehen müsste, trüge sein Herz einen Abscheu vor ihm. Da-
her, da dem Hofe ziemlich bang ist, sind des Kf. Schreiben an den König')
eben recht angekommen, denn wenn dieselben auch nicht zu Wege bringen
werden, dass Kf. völlige Satisfaction erlange, so werden sie hier den Leuten
doch die Augen öffnen und sie bewegen, Kf. in anderen Dingen zu contentieren.
Er glaubt dieses um so mehr, da der U.Kanzler ihn ersucht hat, dem Kf. zu
schreiben, dass die Republik willens wäre, sich gänzlich mit ihm zu verglei-
chen, wenn Kf. nur summarie und ohne Ceremonien mit ihnen handeln wollte.
Die summarische Handlung erklärte er so, dass Kf. Elbing und Draheim wieder-
geben möchte, dann wollten sie dagegen alle Praetensionen , in specie wegen
der Auxiliarvölker, fallen lassen und Kf. die pacta confirmieren, und als Br.
ihm erwiderte, Kf. würde sich vor der Confirmation der Pacten in keine Com-
mission noch Handlung einlassen, erklärte er, dass man auch darin nachgeben
und vor allen Dingen die pacta confirmieren würde, wenn Kf. nur vorher die
Krone versichern wollte, dass er nach der Confirmation einen solchen Vergleich,
wie er denselben erklärt, eingehen wollte. Es scheint, dass sie mit sich wer-
den handeln lassen und dass der U.Kanzler durch solchen Discurs nur hat
daran erinnern wollen, dass jetzt die rechte Zeit sei, ihn zu caressieren und
ihm das zu geben, was ihm früher die Gesandten versprochen. Derselbe hat
ihm auch gesagt, die Republik wolle Kf., nachdem sie sich mit ihm verglichen,
zum Mediator wegen der Differentien mit Moscau erbitten. Als Br. auf Kalck-
steins Auslieferung drängte, entschuldigte jener denselben und sagte, man
müsste mit ihm, als einem irrsinnigen Menschen Geduld haben; er wollte
machen, dass derselbe nichts mehr wider Kf. reden noch schreiben sollte, sein
scriptum wäre auch nicht öffentlich gelesen, sondern supprimiert worden, welches
er aber wider alle experience behauptet.
Eus. V. Brandt au den Kurfürsten. D. Warschau 22. November
1670.
[Erklärungen des Königs. Stand der Dinge.]
Mittwoch [19. November] hat er endlich bei dem Könige Audienz gehabt, 22. Nov.
demselben die zwei Schreiben des Kf. übergeben und ihm eröffnet, was Kf. ihm
mündlich zu sagen aufgetragen. Den ersten Punkt, wegen der Anklage des
Instigator gegen den Castellan von Posen, suchte der König zu entschuldigen,
») s. S. 484.
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486 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
einmal damit, dass nicht der Instigator, sondern ein faror des ganzen grosspol-
nischen Adels daran Schuld trüge, und dass auch Kf. nicht gerne sehe, dass
seine ministri mit auswärtigen Potentaten correspondierten, auf Br.^s Remonstra-
tionen aber erklärte er, dass wegen dieser Sache ein senatusconsultum gehalten
werden sollte. Auf den anderen Punkt wegen Kalckstein sagte der K5nig,
er protegierte denselben keineswegs, konnte ihn aber nicht herausgeben, weil
die Preussen, wenn sie gleich unter des Kf. dominio wären, wenn sie sich in
Polen aufhielten, die polnischen Privilegien genössen, schliesslich erklärte er,
dass auch diese Sache im senatus consilio erörtert werden solle.
Wie ihn Morstein versichert, soll Kalckstein bei Hofe nicht mehr ge-
duldet werden, Br. bemüht sich aber, es noch weiter dahin zu bringen, dass
der König ihm einen Wink gebe, denselben heimlich, dass der U.Kanzler da-
von nicht wisse, beim Kopfe nehmen zu lassen. Die Sachen stehen hier wegen
der Furcht vor den Türken und der noch immer zunehmenden inneren Unei-
nigkeit überaus schlecht, im Senat ist auch beschlossen worden, an Kf. zu
schreiben und ihn um Hülfe wider die Türken zu ersuchen.
Eus. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschau 30. November
1670.
[Die bochmüthige Antwort an Kf. Anzeige von Kalcksteins Entführung. Bitte um
Abberufung. Vergebliche Negotiation des holländischen Gesandten.]
30. Nov. Im Senat sind in betreff der dem Kf. auf seine Schreiben zu ertheilenden
Antwort sehr ungünstige und bochmüthige Beschlüsse gefasst worden'), doch
hat Kf. dieselben fast für nichts zu achten, denn diese Leute stellen sich nur
so kraus und aufgeblasen, innerlich aber sind sie voll Furcht und Angst, und
sie werden jetzt wohl auch die äusserliche Miene sinken lassen, da die Nach-
richten von der Armee sehr gefährlich lauten und auch die Horden alle auf sind.
Das heisset wohl recht: Der im Himmel wohnet, lachet ihr und der
Herr spottet ihr. Sintemahl ihnen alle ihre boshaftige consilia von dem
Allmächtigen hintertrieben worden. Denn der böse Mensch, welchen
man allhier Ew. Churf. D. einzig und allein zum Verdruss und mir per
consequens zur unaussprechlichen Qual geheget, ist nun auch Gott Lob
durch eine glückliche und heimliche entreprise^) von hier fort und (wie
') Vgl. die Antwort König Michaels auf die beiden Schreiben des Kf. d. Var-
saviae 24. November 1670 (Zaiuski I, S. 275flF.)- Gegen die irrige Angabe Pacz-
kowski's (S. 191), dass das Schreiben nicht abgegangen, ein blosser Entwurf geblieben
sei, 8. Hirsch, Zur Gesch. Chr. L. v. Kalcksteins S. 267.
') S. den ausführlichen Bericht v. Brandts über Kalcksteins Entführung vom
30. December 1670 (Forsch, zur brand. u. preuss. Gesch. V, 1); vgl. auch Pufendorf
XI, § 103 (S.8G1); Droysen III, 3 S. 202f.; Paczkowski S. 192ff.
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Entführung Ealcksteins. ' 487
ich zu dem Höchsten meine Zuversicht habe) in Ew. Churf. D. Gewalt
gebracht. Man hat bisher nicht allein sehr trotzig vor denselben ge-
sprochen, sondern auch zuletzt desselben böses Maul zu Verleumdungen
wider Ew. Chf. D. und mich — mit Fleiss gebrauchet. Aber alle, die
solches gethan, seind mit ihm zu Schanden worden, denn das lose Maul
ist nunmehr geknebelt. Wenn ich gesund wäre ^), wollte ich auf den-
selben ein Triumphliedlein tichten und singen, indessen aber danke ich
dem Allmächtigen von Herzen, dass er mich von diesem schädlichen
Kerl erlöset. — Die particularia von diesem glücklichen Anschlage und
Execution seind mir anitzo sowohl wegen meiner gefahrlichen Krank- und
Schwachheit, als auch darum b, dass man der Feder nicht trauen darf,
unmöglich zu schreiben, ich wollte es aber Ew. Churf. D. zu höchster
Vergnügung gerne alles mündlich unterthänigst erzählen, weshalben ich
denn auch Ew. Churf. D. zum andern Male umb eine gnädigste Abfor-
derung auf eine kleine Zeit — anflehe und bitte, dass selbige alsobald
bei Empfang dieses erfolgen möge. Die Ursachen werde ich auch münd-
lich sagen — versichere aber unterdessen Ew. Churf. D. unterthänigst,
dass es vor dero Affairen böchstnöthig, dass ich mündliche Relation thue.
Ich muss auch befürchten, dass, nachdem man heute solche gefahrliche
Zeitungen erhalten, die Suspicion wider Ew. Churf. D. und dero Ministros
dergestalt zunehmen werde, dass ich hier nicht allein nichts ausrichten
würde, sondern auch einen afiront gewärtig sein möchte. —
Er bittet auch um Gredentialien an den Erzbischof und G.Kanzler für
den Fall, dass er diese unterwegs sprechen sollte, damit sie ihm vertrauen, was
sie an Kf. gelangen lassen wollen. Dieses ist hoch von nöthen, weil man bei die-
sem Wesen keinen Posten zu trauen haben wird, denn der Hof wird alle Briefe
intercipieren und wird kein Senator an Kf. schreiben dürfen.
Die Holländer^ haben nicht allein einen locum commercii zwischen
^) V. Brandt hatte vorher an einer Augenkrankheit gelitten und daher die
letzten Berichte nicht selbst schreiben können.
^ S. oben S. 477. Stodert berichtet am 28. November dem Danziger Rathe,
er habe sowohl in der Kammer als auch bei den Senatoren, namentlich dem Littau-
ischen G.Kanzler Paz und dem K.Schatzmeister Morst ein, sowie bei dem kaiserli-
chen Gesandten den sinistris informationibus des holländischen Gesandten, mit denen
derselbe einige fast eingenommen, soweit vorgebaut, dass man zu begreifen ange-
fangen, derselbe intendiere ein mehreres, als man ihm geben konnte. Am 27. hätte
der U.Kanzler in consilio das Project des Gesandten und ein von ihm verfasstes
Gegenproject vorgelesen, der K.Schatzmeister aber hätte durch seinen Widerspruch,
indem er darauf hingewiesen, dass sola fama huius foederis Polen in überseeische
Kriege implicieren wörde, den Beschluss durchgesetzt, den Gesandten sine foedere
nur cum litteris amicitiam et vicinitatem promittentibus zu entlassen.
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488 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Danzig und Pillau begehrt, da sie einen neuen Port zu machen gedacht, son-
dern auch überall an der Weichsel sine inquisitione zu handeln, item mit der
ganzen Flotte in dem neuen Hafen einzulaufen, auch wollten sie Elbing gern
haben, und der holländische Gesandte hat, wenn sie alles erlangten, dem Ko-
nige 150,000 Ducaten, der Königin 5000 und ein elfenbeinern Bette versprochen.
Der König und der ü. Kanzler w^oUten gern Geld streichen, aber die Danziger
verhindern durch die anderen Senatoren altes, der Gesandte ist daher sehr böse
nnd wird in 14 Tagen abziehen.
Die Sache wegen oberwähnter Execution ist sehr heimlich zu halten,
damit es hier nicht auskomme. Ich habe desshalb dem Officierer^) in
Ew. Chf. Dchl. Namen Ordre gegeben, keinen Menschen in Preussen mit
ihm reden zu lassen, damit nicht einer oder der ander etwas her schreibe.
Er soll nur sagen, er habe ihn auf der Preussischen Grenze in Ew. Chf.
Dchl. Gebiet ertappet, und bitte ich Se. Durchl. den H. Statthalter, dass
Sie mir solche Zeitung anhero schreiben, auch den Herrn Fehr an seine
gute Freunde so schreiben lassen wollen '). —
^) Der Rittmeister Hugo Montgommery.
>) In einem undatierten Brief schreibt v. Br. an den kurf. Ratb Fehr in Königs-
berg: Puisque Tentreprise est faite icy en secret avec le mellieur succes du monde,
je vous prie de me mander au plustot par une lettre, que le traitre ayant avance
trop en Prasse pour voir sa femme est tombe entre les mains de M. Mont., et de
faire escrire cela par de gens fideles a Son Alt. El. a Mens. Lefandorf, Dorfler
et d'autres. Ne ditez a personne de la noblesse de quelle fa^on il est pris affinque
Tun et Tautre ne Tescrivent icy. Dem entsprechend schreibt der Preussische Statt-
halter, Herzog Ernst Bogislav von Croy an v. Brandt am 4. December, Kalck-
8t ein sei an der Grenze von einem dort stationierten Officier verhaftet worden, und
auch Kf. theilt (d. Goln ll./l. December 1670) v. Br. mit, dass K. bei dem Versuche
heimlich die preussische Grenze zu passieren verhaftet sei, und dass er entschlossen
sei, das von den Kommissaren gegen denselben gefällte Urtheil exequieren zu lassen.
Am 3. December bittet v. Br. den Herzog von Croy, er mochte des Kf. treuen Die-
nern befehlen, eiligst hieber an ihre Freunde zu schreiben, dass ein Officier von der
littauischen Armee Baum gart, der früher unter K. gedient, nebst anderen seinen
alten Kameraden den Obersten in Herrn Tarasons Hofe, als derselbe ihn (v. Brandt)
besuchen wollen^ aber nicht zu Hause gefunden, überfallen und fortgebracht habe,
denn man stelle hier überaus scharfe Inquisition an und er müsse sehen, ob er sich
mit solcher Zeitung durcbhelfen könne, sonst müsse er durchgehen wie ein Holländer;
wenn Kalckstein selbst solche Zeitung an den U.Kanzler oder an den Bischof
von Posen schriebe, würde es noch besser sein. Wirklich hat sich K. durch den
von dem Herzoge von Croy ihm entgegengeschickten Obersten v. Schöning bewegen
lassen, solche Briefe zu schreiben, s. Paczkowski S. 200 f.
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Entführung Kalcksteins. 489
Eas. y. Brandt an den Kurfürsten. D. Warschan 3. December
1670.
[Untersuchung in der Kalcksteinschen Sache. Absicht t. Brandts sich zu entfernen.
Die letzte neue Lugenschrift Kalcksteins.]
— Man misset alhier Kalksteinen, weiln keiner sagen kann, dass 3. Dec.
er denselben innerhalb vier Tagen gesehen, und auch kein Mensch weiss,
wo er hingekommen. Es werden allerhand ertichtete Reden von ihm
ausgesprenget und bin ich dcsshalben bei dem U.Kanzler, welcher
seinetwegen ganz krank worden, in grosser Suspicion. Wofern er lange
aussen bleibet, dörfte ich seinetwegen woll hier viel Händel haben. Der
König hat mich durch den Herrn General Boccom gestern Nachmittag
desshalb besprechen und mir sagen lassen, man habe ihn bei Poltowska,
weiches 11 Meilen von hier, gesehen, dass er von 12 Ew. Churf. D. Reu-
tern geführet worden, und weiln Ew. Churf. D. den König umb seine
Herausgebung gebeten, verwunderte Se. Maj. sich gar sehr, dass ihn
dieselbe heimlich wegnehmen lassen. Ich bat ihn aber, er möchte mich
bei Sr. Maj. entschuldigen und sagen, dass ich desshalb von Ew. Churf.
D. keine andere Ordre, als seine Herausgebung zu urgieren hätte, und
man wiisste auch wohl, dass ich ohne Ordre nichts thun dörfte. Dar-
auf hat heute der U.Kanzler eine spanisch-polnische Inquisition^) an-
gestellet und in meiner Abwesenheit meinen Wirth und alle desselben
Leute ins Burggerichte citieren lassen, allwo dieselben theils mit Be-
drauung des Henkers, theils bei Verlust aller ihrer Güter, theils auch
bei Vorlegung des Eides einige Lügen, so man ihnen selbst vorgesaget,
so da sein Lebetage nicht erhöret, aus Angst und Forcht zu sagen ge- ^
zwungen worden. Einige hat man auch mit Gelde einzustimmen be-
wogen. Auf solche Weise vermeinet er mir grosse Händel zu machen,
aber der G.Kanzler von Littauen und der K.Schatzmeister stehen
mir bei. Indessen ist doch aber dem Landfrieden nicht zu trauen, weiln
jener mit seinen violentis consiliis wohl durchdringen dörfte. Wess-
halben denn Ew. Churf. D. nicht übel aufnehmen werdeo, dass ich mich
ein wenig retiriere, wofern ich merke, dass man Ew. Chf. D. in meiner
Person zu beleidigen trachten sollte. Denn es ist alles wegen dieses
Kerles in vollem Alarm, welches sich aber wohl verbluten wird, gestalt
denn der König albereit dazu lachet.
Im Senat hat der ü. Kanzler darauf gedrungen, dass man Br. arretieren
sollte, weil aber andere sehr dawider gewesen, hat man endlich beschlossen,
') S. Paczkowski S. 202.
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490 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
dass man die Sache untersuchen und, falls er schuldig befunden werden sollte,
von Kf. seine Abberufung verlangen sollte. Weil aber der ü. Kanzler solche
scharfe Inquisition angestellt, dürfte man bei diesem consilio wohl nicht be-
ruhen.
Es laufe aber mit ihm ab, wie es wolle, so ist es doch gut, dass
man ihn fortgebracht, denn er hatte eben den Tag zuvor recht zu der
Zeit, da Ew. Churf. Dchl. desselben Herausgebung am aller eifrigsten
begehret, litteras protectorias bekommen ^), da sonsten zuvor der König
allezeit gesaget, dass er denselben nicht protegierete, und weiln ihn der
Bischof von Posen auch in sein Haus und an seine Tafel nehmen wollte,
so hätte man ihn hernach sein Lebetage nicht bekommen. —
PS. Nachdem die Declaration der Preussischen Stände') wider den
Kalkstein hier angelanget und publicieret worden, hat der Bösewicht
dawider ein Project') aufgesetzet, in 200 exemplaria, dabei er vorge-
geben, dass dasselbe in Königsberg auf den Gassen gefunden worden,
dessen Inhalt war, als ob ihn gedachte Stände heimlich encouragiereten,
in seinem bösem Werk fortzufahren und sich nicht daran zu kehren,
was sie publice erkläret hätten, weiln sie solches ratione status thuen
müssten, ihm aber zu seiner Zeit schon beispringen wollten.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 28. November/ [8. De-
cember] 1670.
[Ealcksteins Forlfübrung, deswegen zu machende Erklärungen.]
8. Deci — Es wird Dir nunmehr wissend sein *), was maassen der Obrister
Ealckstein nunmehr von dorten weg und in unser Herzogthumb Preus-
>) Vgl. T. Brandts Bericht vom 30. December 1670 (Forsch. V, 1).
^ Der Herzog von Groy hatte am 24. October 1670 dem Kf. gemeldet, da K.
in seinen in Warschau übergebenen Schmähschriften sich als Bevollmächtigten der
preussischen Stände ausgegeben, so habe die Regierung den Ständen davon Mitthei-
lung gemacht und dieselben aufgefordert, ihr Missfallen darüber zu contestieren und
ihn öffentlich zu desavouieren, dieses sei gestern durch eine Deputation derselben ge-
schehen. Vgl. Pufendorf XI, § 103 (S. 861), v. Baczko Gesch. Preussens V, S. 392f.
^ Dem Berichte Stoderts au den Danziger Rath vom 21. November liegen bei:
Literae, quas Kalcksteinius ad se scriptas publicavit (polnisch).
*) Die erste Nachricht von Kalcksteins Entführung hatte Kf. durch ein
Schreiben des Herzogs von Croy (d. Königsberg -;r^ r— 1670) erhalten, in wel-
chem derselbe auf Grund eines am Tage vorher angelangten kurzen Billets Mont-
gommerys, selbst noch ohne Kunde von den näheren Umständen, ihm davon An-
zeige gemacht hatte.
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Entfiibrung Ealcksteins. 491
sen gebracht worden. Nun wollen wir zwar nicht hoffen, dass man
wegen eines so boshaften und grossen Missthäters einig Werk machen
und jemand dessen Entführung empfinden oder anten werde, dafern man
Dich aber doch deswegen besprechen oder diese Action übel nehmen
möchte, solchenfalls hastu gleichsamb für Dich, und als wenn Du dess-
falls von uns noch keine Ordre empfangen, fürzustellen, dass Dir von
dieser Sache nichts bewusst gewesen, ja nicht einmal informiret wärest,
ob das, was mit ihm vorgenommen, auch mit unserm Vorbewusst und
Sefehl geschehen. Du hättest aber das Vertrauen, man würde sich eines
solchen Menschen, der uns nach dem Leben gestanden — keineswegs
annehmen, sondern ihm vielmehr gönnen und billig finden, dass er wegen
seiner bösen und abscheulichen Thaten zu gebührender Strafe gezogen
werde. Wir würden in dergleichen Fällen es gewisslich gegen Ihre E.
M. und die Republicq — ebenso halten. Sonsten hätten wir auch Ihre
E. M. und die proceres Regni in dieser Sache nicht furbeigegangen und
umb die Abfolgung des Ealcksteins bei denselben gebührende Gesinnung
gethan — . Bei denen, so uns affectioniret, hastu zu suchen, dass sie
sich bemühen, der Eönig und andere, so hierüber allarmiret, hierunter
begreifen mögen, damit desto besser Vertrauen zwischen dem Eönig,
Republicq und uns erhalten werden möge. ~
Die prenssischen Regimentsräthe an den König von Polen.
D. Regiomonti 10. December 1670^).
[Wegen Unkenntnis des Sachverhaltes werden sie eine Untersuchung anstellen und
an Kf. berichten.]
— exigebat omnino delictorum atrocitas, ut perduelli pro communi 10. Dec.
summorum principum causa poenae irrogarentur promeritae. Cujus autem
jussu instinctuve, quorumve manu, ubine locorum reus ille facinorum
tot convictus captus fuerit, nos equidem fugit, nisi quod fama de capto
et abducto paucis abhinc diebus hie percrebuerit. De requisitionibus
itaque Sacrae Regiae Maiestatis Vestrae clementissimis et informationem
instituemus et statim ad Ser. Electorem referemus humillime nee dubi-
tamus, Eandem foederatae amicitiae et vicinitatis juriumque observantis-
^) Erwiderung auf ein Schreiben Konig Michaels vom 5. December, in wel-
chem derselbe die Rücklieferung Kaicksteins und Auslieferung oder Bestrafung
deijenigen, von denen derselbe fortgeführt sei, gefordert hatte (Zaluski I, S. 278 f.).
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492 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
simam desideriis S. R. Maiestatis Vestrae ex equo promptissimeque re-
spoDsurum esse. — ^)
Eu8. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Ortelsburg 18. De-
cember 1670.')
[Rath, wie in der Kalcksteinschen Sache zu verfahren.]
18. Dec. — Die Kalksteinische Sache betreflfend, kann ich aus allen ümb-
ständen wahrnehmen, dass kein besser Mittel, den König und die Re-
publik zu begütigen und gute correspondence mit derselben zu erhalten,
sei, als wenn Ew. Chf. D. dabei bleiben, dass Sie ganz und gar von
diesem dessein und execution nichts gewusst, und dass ich lieber alles
über mich nehme, alle Ew. Chf. D. AfTectionierte rahten auch dieses,
weiln sie sehen, dass der König, welcher sich hierdurch oflFendieret be-
findet, und kein ander Mittel Satisfaction zu erlangen hat, gern haben
wolle, dass Ew. Chf. D. darauf beständen, dass es ohne deroselben ordre
geschehen, in Betrachtung, dass Se. Maj. auf solche Weise ihre Repu-
tation ungekränket erhalten können. Dieser Praetext wird auch darumb
desto besser angehen, weil man die Inquisition zu Warschau einzig und
allein wider mich angestellet und nicht einmal wegen der Reuter, so
den Kalkstein genommen, rechte Nachfrage gethan, daher sie nicht ein-
mal recht wissen, was es vor welche gewesen, und bildet man sich noch
ein, dass der Montegommery ein abgedankter Officierer sei. Der Herr
Statthalter und die preussische Regierung schieben alles') auf einen
littauischen Officirer, namens Baumgart, so mit bei der Execution ge-
wesen und bis nach Memel mit gangen, haben auch den Kalkstein da-
') Der Herzog von Croy theilt am 11. December dem Kf. sowohl das Schreiben
Konig Michaels als auch diese Antwort der Preussischen Oberrathe mit und fögt
hinzu, man habe sich allerdings bemüht, die Tbat dem Fähndrich Baum gart (s.
oben S. 488) zuzuschieben, da dieselbe aber in t. Brandts eigener Stube yollfuhrt sei
und derselbe sich darauf von Warschau retiriert habe, so sei es nicht gut möglich,
weiter den wahren Sachverhalt zu verhehlen. Kf. schreibt (d. Cöln 19.79. December
1670) an die Preussische Regierung: „Nun gereichet uns zu sonderbar gnädigstem
Gefallen, dass ihr so mascule geantwortet, wie wir denn auch die Sache also bei dem
Könige repräsentiret, dass es verhoffentlich sein Verbleiben dabei haben wird."
'^ Schon am 7. December hatte v. Brandt dem Kf. von Wildenburg aus ange-
zeigt, dass er, um einen Aflfront zu vermeiden, Warschau verlassen habe. Näheres
s. in seinem Schreiben vom 30. December (Forsch. V, 1).
') S. oben Anm. 1.
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Die Entführung Kaicksteins. 493
hin vermocht, dass er an denU.CanzIer und Bischof von Posen selbst
geschrieben, dass dieser nebst anderen abgedankten Soldaten ihn über-
fallen und beim Kopf genommen, und habe ich solche des Kalksteins
Briefe mit der Post in den meinigen eingeschlossen fortgeschicket, wo-
rauf der beiden eiferigen Herren Bischöfe Resolution erwarten muss.
Dass man sonsten eben wider meine Person, ohne vorhergehendes ein-
ziges Document, solche scharfe Klage angestrenget und so genau inqui-
riret, daran ist keiner schuld als der U.Canzler, der Bischof von Posen
und Roht, denn dass jene beide hierdurch Gelegenheit gesuchet, mich
beim Kopfe zu nehmen und an Kalksteins Stelle festzuhalten, ist publicq
und offenbar, sintemal sie desfalls im höchsten Eifer im Senat geschworen,
dass aber dieser letztere dem König den Rath gegeben, mich so lange
gefangen zu halten, bis man seinen Vater toslassen würde, solches hat
mir der Herr General Major Boccom heimlich im Vertrauen entdecket. —
Der Kurfürst an den König von Polen. D. Coloniae ad
Spream 19./9. December 1670').
[Rechtfertigung derjenigen, welche Kalckstein fortgeführt haben.]
Ex literis Regiae Majestatis Vestrae ad supremos in ducatu nostro 19. Dec.
Prussiae consiliarios exaratis ') perspeximus, Regiam Majestatem Vestram
acerbe admodum, secus ac fore putavimus, de iis conqueri, qui Ealck-
steinium, ubi et quo modo nescimus, captum nostris in ducatu nostro
tradiderunt. Quare non possumus, quin in memoriam Regiae Majestät!
Vestrae revocemus, quo studio eidem per — Eusebium a Brandt sae-
pius et adhuc nuperrime nefarii hujus perduellis flagitia infamiamque re-
praesentari curaverimus — dum id contra ins fasque gentium et pacta
tam antiqua quam nova, quibus utrinque tenemur, hactenus obtinere non
potuerimus. Quae cum ita sint, expendendum Regiae Majestati Vestrae
relfnquimus, quid vindicandis nefariis perditissimi mortalium conatibus
satis dignum statui merito possit, quod non infra meritum et delicto
tam atroci minus congruum videri queat? Quid itidem commune regum
ac principum decus et majestas, quam hie ardelio impune hactenus vel-
licare ac lacessere fuit ausus, requirat? Quid praeterea indissolubilis ille
sacerque amicitiae nexus, qui Regiam Majestatem Vestram Remque pu-
blicam et Nos inter coUigatus est et quem hie nebulo temerario ausu,
0 Vgl. Pufendorf XI, § 104 (S. 862).
'O S. oben S. 491.
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494 HI. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
quantum in se fuit, dissolvere anaisus est, exigat? Confidimus itaque
Regiam Majestatem Vestram eos, qui pio, procal dubio, jastoque zelo
moti sceleratum hunc, nescimus unde et qua ratione, abductum in no-
stram potestatem et custodiam tradiderimt, laude potius regioque favore
quam indignatione vindictaque immerita prosecuturum, imo id ut fiat ab
Eadem amice contendimus, quamvis ne hoc quidem temporis momento,
qui aut quales fueriut, sciamus. Quae omnia Regiae Majestät! Vestrae
praefatus Qoster aulicus a Brandt ex itinere, cujus necessitatem privata
ejus imposuerunt negotia, redux fusius — exponet*). —
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 19./9. December 1670.
[Missbilligunf seiner Abreise von Warschau.]
19. Dcc. Wir haben Deine Relation aus Wildenbergk vom 7. Decemb. st. n.*)
wohl erhalten, aber mit höchstem Missfallen daraus ersehen, dass Du
ohne eintzige Noth und Befehl Dich von Warschau gemachet und daher
Ursache gegeben, dass der König Dich der Flucht, und als wann Du Dich
selber dadurch condemniret hättest, beschuldiget. Wir befehlen Dir
demnach hiemit in Gnaden, Dich wiederumb nacher Warschau zu er-
heben, es wäre denn dass nach Anzeigung des Königes Schreiben die
Captur in Deinem Quartier geschehen, und vorzugeben, dass Du Deiner
Privatgeschäfte halber verreiset gewesen, wie wir uns dann in unserm
Schreiben an den König darauf beziehen, welches Du aus beigefügeter
Abschrift zu ersehen hast. W^ir halten uns versichert, dass Dir nichtes
wiederfahren werde, sehen auch nicht, was sie vor Ursache dazue neh*
men können, und hastu Dich vielemehr zu beschweren, dass Du in des
Königes Schreiben, welches er an unsere Preussische Regierung abge-
lassen, dergestalt angegriffen werdest. Solltest Du aber obenangezogener
Ursache halber selbst nicht hinziehen können, so hastu zu befodem, dass
unser Schreiben wohl übergeben werde. Es ist auch unser gnädigster
Befehl, dass Du vorher umbständlich berichten sollest, wie es mit der
Captur eigentlich zugangen, zumalen wir bisher keine vollständige Nach-
richt davon erhalten*). —
0 Unter demselben Datum schreibt Kf. auch an den Erzbischof von Gnesen,
theilt demselben sein Schreiben an den König mit und bittet ihn, sich der Sache an-
zunehmen.
») S. oben S. 492.
^ Daraufhin erstattet ▼. Br. am 30. December von Königsberg aus den ausfübr-
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Entführung Ealcksteins. 495
Der Kurfürst an den König von Polen. D. In meiner Re-
ßidentz zu Colin an der Spree 22. December 1670 /[l. Januar
167 1]0.
[Versicherung, dass Ealcksteins Entführung ohne sein Wissen und seinen Befehl er-
folgt ist.]
— Dabei betrübet es mich nicht wenig, dass ohne Zweifel aus An- 1. Jan.
Stiftung einiger mir übel aifectionirten mir nicht allein bisher dasjenige
zu der ganzen Welt Verwunderung versaget, was nimmer in Zweifel ge-
zogen werden können, besondern dass auch E. Eönigl. M. in die Opinion
gebracht werden wollen, als hätte ich zu Despect Dero Königlichen Re-
sidentz Ordre gegeben, den Kalkstein von dannen mit Gewalt wegzu-
führen. Nun hat dieser Mensch sich wohl dergestalt an mich vergriffen,
dass mir von niemands verdacht werden können, dessen Extradition von
E. Königl. M. zum öftern zu bitten, wie er denn wohl nicht werth ge-
wesen, dass er alda einigen Schutz gefunden. So viel aber seine Ent-
führung betrifft, ob ich zwar wohl davor halte, dass diejenige, so es
verrichtet, solches aus guter Affection vor mich gethan, so kann ich
liehen Bericht über die Entführung Ealcksteins und die folgenden Ereignisse bis
zu seiner Abreise von VS^arschau, welcher schon in Forsch, zur brand. u. preuss.
Gesch. V, 1 abgedruckt ist. Schon vor dem Eintreffen desselben befiehlt ihm Ef. (d.
Coln ' , Z7:=-, — ), da, wie er von verschiedenen Seiten her vernehme, er bei
2. Januar 1671 '' '
der Sache so conniviert habe, dass der Konig mit einigem Fug sich über ihn zu be-
schweren Ursache habe und vielleicht seine Bestrafung verlangen werde, er solle an
seine Bekannten schreiben, dass er durch diese eigenmächtige That sich in ein grosses
Labyrinth gestürzt habe, weder nach Warschau zurückzukehren noch an den Hof des
Ef. sich zu begeben oder in dessen Landen zu bleiben wage, sondern nach Stettin
(was er auch wirklich in der Stille thun solle) oder nach Hamburg gehen werde.
0 Eigenhändig. In einem vom vorhergehenden Tage datierten Schreiben an
den König erklärt Kf. demselben, indem er ihm ein zweites Exemplar seines vielleicht
verloren gegangenen Schreibens vom 19. December (oben S. 493) zuschickt, er könne
Kalckstein nicht wieder entlassen, dessen Fortführung sei aber ohne seinen Befehl
geschehen und er sei bereit, gegen die Seinigen, wenn sie etwas gegen die Würde
des Königs oder der Republik oder gegen das Völkerrecht begangen hätten, rechtlich
zu verfahren. Vgl. auch das Schreiben 0. v. Schwerins an den Herzog von Croy
vom 30. December 1670 bei v. Orlich I, S. 348. Das Schreiben König Michaels
an den Ef. vom 31. December 1670, in welchem 'er das baldige Erscheinen eines Ge-
sandten ankündigt, v. Brandt die Rückkehr nach Warschau verbietet und sich über-
haupt femer einen ständigen Residenten des Kf. daselbst verbittet, und das eigen-
bändig ausgestellte vom 24. Januar 1671, worin er in freundschaftlichem Tone die
Hoffnung auf Wiederherstellung des freundschaftlichen Verhältnisses ausspricht, s. bei
Zftluski I, S. 279 u. 283.
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496 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
doch E. Eon. M. wohl versichern, dass ich diesen Leuten so wenig Ordre
dazu gegeben, so wenig als ich sie kenne und diese Stunde noch nicht
weiss, wer sie sein und wie es damit hergegangen, wurde mir auch sehr
leid sein, wenn der Brand hierbei etwas unverantwortliches gethan hätte,
und wurde ich nicht unterlassen ihn auf solchen Fall desfalls mit ge-
bührender Strafe anzusehen. —
h, Sendung Opacki's. Februar 1671.
Erstes Memorial Opacki's*) s. d. [Anfang Februar') 1671.]
[Forderung der Zurückgabe Ealcksteins, Bestrafung Brandts, Montgommeri's und der
Soldaten desselben, Auslieferung Baumgarts. Der Konig wird keinen ständigen Re-
sidenten des Ef. in Warschau dulden.]
Febr. — tanto cum maiori nunc dolore grauissimam honoris sui regii et
reipublicae laesionem exponit, per atrocissimum facinus patratum ab
Aulico Camerae et ministro Serenitatis Vestrae Eusebio Brandt, qui
dum tractandorum negotiorum Serenitatis Vestrae causa in Aula Polona
>) Schon am 26. December 1670 hatte Stodert (s. Hirsch S. 271} dem Dan-
ziger Rathe gemeldet, man gedenke den Potkommorzy Warszawsky Opacki an Ef. zu
schicken, doch sei die Sache noch in suspenso; am 2. Januar 1671 meldet ebender-
selbe, das Schreiben des Ef. vom 19. December (oben S. 493) habe verursacht, dass der
schon zur Abreise bereite Opacki auf einige Tage zurückgeblieben, doch solle der-
selbe gleichwohl zum Ef. abreisen. Christoph Wiehert, den Ef. nach v. Brandts
Abreise aus Warschau auf die Empfehlung des Herzogs von Croy mit der Besorgung
seiner dortigen Geschäfte betraut hatte, sendet schon am 11. Januar das Protokoll der
in der Eaicksteinschen Sache geführten Untersuchung, welches Opacki, der heute
oder morgen abreisen werde, mitbringen solle, und berichtet Näheres über den Inhalt
seiner Instruktion. Das Creditiv Eönig Michaels für denselben ist vom 7. Januar 1671,
das Recreditiv des Ef. vom 9. Februar 1671 datiert. Ueber Opacki berichtet Sto-
dert dem Danziger Rathe am 27. Januar 1670, der Hofstaat der Eönigin werde auf
den Rath des U.Eanzlers und aus dessen Creaturen gebildet, Wisenburg und
Opacki, Potkommorzy Warszawsky, welcher eine nahe Blutsfreundin der Littaui-
schen G.Eanzlerin [eine Tochter des Littauischen Schatzmeisters Eirszensteyn]
geheirathet, seien premiers gentilshommes de la chambre geworden. — Ueber die
Verhandlungen mit Opacki vgl. Pufendorf XI, § 104 (S. 862 f.), Paczkowski,
Der grosse Eurfürst u. Gh. L. v. Ealckstein. (Forsch. 111, 2 S. 109.)
2) Nach dem Geheimenrathsprotokoll vom Fo-^k / =j 1671 wird an diesem Tage
das Memorial Opacki's und ein Aufsatz v. Somnitzs, wie dasselbe zu beantworten
sei, verlesen.
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Erstes Memorial Opacki's. 497
in loGO residentiae regiae maneret, Christianum Kaickstein, origine
Dobilem PoIoDum, dictum Stolinski '), inter militaria signa bene Dotura
et de Republica meritum (ideoque equestris ordinis intercessione Regiae
Maiestatis ClemeDtiae supplicantem , quatenus officio et authoritate sua
in S. V. gratiam reponeretur) clandestino modo, dolose ac fraudulenter, in
domo et cubiculo suo, manu propria, cum officiaiibus et militibus ex di-
tionibus S. V. accitis et evocatis, tum cum praedictum Brandt Kaick-
steinius familiariter prout solebat visitaret, proditorie, iniectis per vim
vinculis, intercluso crudeliter ore ferreo obstaculo, revinctis manibus pe-
dibusque, tapetibus involutum, in currum tectum ad id praeparatum in-
iecit ac velocissimo itinere in Prussiam Ducalem subordinatis sub prae-
textu postae equis, dispositisque equitibus, abduci et avehi curavit, ac ipse
tertio post perpetratum facinus die turpi fuga reum se esse demonstravit.
Quo audacissimo et inaudito in aulis principum facinore quoniam
gravissima iniuria affectum se Regia Maiestas sentiat atque ius gentium
cum sit violatum, Reipublicae ac nationis Polonae dignitas ollensa, Ordi-
narius inter Principes tractandi sublatus modus, foederis ac amicitiae
bonaeque correspondenciae interruptus prope nexus, amice requirit Regia
Maiestas, quatenus huic suae ei Reipublicae gravissimae iniuriae hono-
rique iaeso condigna satisfactione a Serenitate Vestra quamprimum hocce
modo consulatur:
Nimirum ut Serenitas Vestra Kalcksteinium in integrum, nempe
in eum statum et locum, in quo antea fuerat, Varsaviam saivum et in-
columem deduci iubeat,
Brandtius violati juris gentium poena condigna puniatur,
Montegomorius et alii milites poena laesae Maiestatis et violatae
securitatis pubiicae atque plagiariorum in iure dcscripta afficiatur,
Bomgardius vexillifer tanquam miles regio sacramento imbutus et
obstrictus Suae Maiestati extradatur.
Et quoniam praedictus Brandt minister Vestrae Serenitatis contra
Maiestatem Regiam, contra ministerii sui honestique viri officium deli-
quit, ideo R. Maiestas a S. Vestra id quoque requirit, ut inposterum ad
Aulam Polonam nuilum mittat ministrum, qui continuo ibi resideat, sed
ut expositis mandatis et peracta negociatione redeat. Quandoquidem R.
Maiestas nulIum simiiiter ministrum in Aula Electorali foveat'). —
0 Diesen Beinameu hatte Kalck stein, nachdem er sich nach Polen geflüchtet,
von einer in Westpreussen begüterten Nebenlinie seines Geschlechtes angenommen.
^ In einem neuen Memorial wird hinzugefügt, Brandt habe Copieen der Briefe
Uat«r. t. Gescb. d. O. Kurfürsten. XII. • 32
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498 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Responsum Suae Serenitatis Electoralis ad memoriale illastris
domini ablegati Suae Regiae Majestatis Poloniae datnm. s. d.
[Anfang Februar 1671.]')
[Kaicksteins Verbrechen. Zusage gerichtlicher Verfolgung Brandts und der anderen
Theilnehmer an der Entführung. Ankündigung einer Gesandtschaft an den König.
Wunsch, auch ferner einen Residenten am polnischen Hofe zu halten.]
Febr. — KalcksteiDÜ causam quod spectat adeo improbus ille, adeo
horrcnda ejus criinina, ut nihil indignius post homines natos acciderc
posset unquam, quam si res illae pessimae res optimas, magnorum dico
regum principumque amicitiam et vicinarum gentium conjunctionem, ullo
modo turbaront.
Äufugit is in Poloniam variorum criminum convictus et condemna-
tus, servus poenae factus, contra juratam fidem, atque aliquot meuses
illic haesit, nihil aliud agens, quam ut atrocissimas calumnias contra
principem suum disseminaret sanctissimique foederis nexum dissolveret.
Et tantum abest, ut supplex venerit, qui in crimine perstitit, imo
ipsa scelerum atrocitate novorum quotidie in ipsa Reip. facie se ip-
sum vicit.
Non erat in loco isto cognoscendum de criminibus ejus. Pacta enim
vel simplices Prussiae incolarum cujuscunque sint originis querelas ad
Screnissimum Electorem, ut supremum Ducalis Borussiae dominum, quae
alium principem aut patronum vi pactorum agnoscere nee debet nee po-
test, remittunt. '
Nee convinci poterat magis reum se laesae majestatis esse quam
illis ipsis nefariis scriptis, quae tum Ordini Equestri tum ipsi Regiae
Majestati exhibuit, quibus principem suum, qui multis ipsum iisque
maximis beneficiis aifecerat, tyrannum proclamare tarn falso quam scele-
rate ausus est.
Ad Polonicae sit originis nihil intererat, nee de eo constat. Constat
et patrem et majores ipsius duces Borussiae in homagiis naturales suos
dominos (haec verba juraraenti sunt) agnovisse, et illorum haeres hie
factus fuit. Quo facinore militari de Republica meritus fuerit, nunquam
innotuit. Hoc in confesso est, et in Polonia illum non cum hostibus sed
des Kf. an den Konig betreffend K.'s Auslieferung verbreitet, dagegen sich unter dem
Vorwande einer Krankheit geweigert, zum U.Kanzler zu kommen und die Antwort
des Königs in Empfang zu nehmen, auch mehrfach, sogar im Vorzimmer des Königs,
beleidigende Worte geäussert.
») Vgl. Pufendorf XI § 104 (S. 863 f.).
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Antwort des Kf. auf Opacki^s Memorial. 499
cum bospitibus suis eorumque pecoribos bellum gessisse, unde quoque
furti, rapinae, vis et concussionum accusatus et condemnatus est.
Gratiam Suae Serenitatis Electoralis quomodo is dici potest quaesi-
visse? qui in Polonia nihil aliud egit, quam ut iram et indignationem
repetitis toties et in ipsis comitiis publicatis calumniis acerbissimis Suae
Serenitatis Electoralis indignationem provocaret? Via ad inferos non ducit
ad coelum. Nee principem sibi conciliat, qui iram acuit.
Sceleratos Serenissimus Elector Serenissimo Poloniae regi, Suae Ma-
jestatis antecessori, nunquam conciliare studuit. Maximorum virorum fa-
tum, qui malis Reipublicae tanquam tempestate aut torrente involuti
atque abrepti fuerant, neque maligno studio quicquam contra Eandem
designarant, miserata quidem est Sua Serenitas Electoralis et, ut idem
Serenissimus Rex faceret, interccssit atque a Sua Regia Majestate non
tam culpae quam infortunii oblivionem impetravit. Id quod publicae
pacis legibus ab omnibus paciscentibus approbatis uti inter magnos prin-
cipes solemne receptum firmatumque.
Nihil tale occurrit in Kalcksteinio sua sponte pessimo et absit, ut
magnis magnae dignationis viris homo sceleratissimus accenseatur.
Neque asylum in Polonia vel quaerere vel sperare poterat. Asylo-
rum enim sanctitas iis, qui non sponte, sed casu, innocenti animo, aber-
rante forte manu, non mali sed infelices male fecerant, securitatem olim
praestabat. Principi suo insidianti aut pacem vicinorum turbanti nee
sanctissimum Dei altare patrocinabatur quondam, nee profanis in fano
receptus erat. Et cum nemo unquam ejusmodi male feriatis favcret sed
quisque suo periculo faveret, deditio sceleratorum locum invenit. Hanc
igitur petit Serenissimus Elector, non obtinet. Interim Warsavia quotidie
afferuntur literae, quibus nuntiatur, et in Regia et in Conventibus Pro-
corum versari et impune versari hominem, qui tam immania et non a
foederatis tantum sed ab omnibus, quibus chara est principum salus,
vindicanda patraret. De scelerato isto quidem nihil sani unquam ex-
spectari poterat. Sed tolerari illum Warsaviae, postquam pactis inter
inclytam Rempublicam et Suam Serenitatem Electoralem ipsisque pacis
Olivensis legibus cautum fuit, ut altera pars alterius honori consuleret
ejusdemque gloriae et securitati studeret, hoc vero erat, quod animum
Suae Serenitatis Electoralis maxime afficiebat, exultante insuper male
feriato isto in dies magis magisque in impunitate sua et nunc ministerio,
nunc protectione Regis se dignatum jactante. Noverat Serenissimus
Elector illum mendaciorum artificem nee oranino nunciis istis fidem ad-
32*
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f>00 11 1. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
hibebat. De Sorenissimo voro Rego et sperabat optima quaeque semper
et uil nisi quod justum esset exspectavit, atque sie nunquam indaxit
animum quicquam in hac causa statuendi, quod mutuae amicitiae prae-
judicarc jure possct.
8i fas est rem felicissimam laetissimamque tristissimae pcssimaeque
miscere, adeo vcl iutcr haec adversa affectum erga Serenissimam Regiam
Majestatem Sua Serenitas Electoralis non mutaverat, ut, cum novo a Deo
ter optimo maximo munero, quodque unice ab ipso votis expetierat, filiola
nimirum rcccus nata donarctur, Suao Majcstatis Regiae Serenissimam
Consortem ad sanctissimum munus, quod in baptismatis sacro ab his
tantum, quos vel maxime veneramur et amamus, peti solet, optimo
animo et studio invitaret. Maie cum genere humano et principum con-
ditione agi reputans, si pessimo cuiquam vel minimum in sanctissimam
principum conjunctionem ad turbandam eam licerot.
Accidit interim, ut Kalcksteinium in terras Serenissimi Electoris
delatum narraretur, sed necdum de facti ratione ejusquo authoribus bona
fide constabat.
Quae cum ita sint, posset Sua Serenitas Electoralis orbi Christiane,
imo ipsi Regiae Majestati Judicium permittere, uter justiorem gravio-
remque conquerendi haberet causam et cujus esset satisfactionem petere.
Qucmadmodum vcro Sua Serenitas Electoralis hactenus aequitate
animi potius quam suo jure usa est, sie absque ulla disceptatione et
mora mandabit suis, ut ßrandium e vestigio in Judicium vocent et in
abductionis illius rationem authoremque omnes accurate inquirant et, uti
delictum merebitur, dignis modis severe vindicetur. De caetero non
autumat Sua Serenitas Electoralis, per ßrandium aut id genus homines
foederum atque amicitiae nexum interrumpi posse. Constringit ille sum-
mos principes populosque, qui quid hie vel ille seeus egerit, atque de-
bebat, praestare non possunt, punire possunt. Idque ut hac in re fiat,
prout aequum est, Sua Serenitas Electoralis curabit^).
') Kf. erlässt wirklich (d. Cöln a. d. Spree f'^'/r^^ 1670) Schreiben sowohl
an die Preiissische als auch an die Noumärkische Regierung, in welchen er dieselben
anweist, gegen y. Brandt, Montgommeri und Raum gart das gerichtliche Ver-
fahren zu eroffnen. Zugleich aber schreibt er an den Herzog von Croy; „Dieweil
wir aber dieses alles bloss zu Ihrer K. M. Satisfaction thun und im übrigen nicht
gcraeinet, wider die benannten Personen dergestalten verfahren zu lassen, so haben
wir solches E. L. zur Nachricht, wiewoll in höchstem geheim, vermelden wollen, und
geruhen dieselbe auch alsofort nach ßmpfahung dieses dem Lieut. Montgommeri
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Antwort des Kf. auf Opacki*s Memorial. 501
Kalcksteinium quod attinet, sicuti Sua Serenitas Electoralis nihil
magis exoptat, quam ut semper S. R. Majestati constet, quo loco ipsius
desideria habeat et quantum istis et honori S. R. M. et Reip. satisfactum
cupiat, ita quam primum per ablegatum suum extraordinarium ^) de Omni-
bus negotii circumstantiis S. R. Majestatem plene informabit, quibus ex-
positis S. S. Electoralis indubitato sibi promittit, S. R. Majestatem ipsam
agnituram, quod S. S. Electoralis non patiatur aliquid in se desiderari,
quod ad S. R. Majestatis satisfactionem spectet et quod constantis amici
foederatique officio sit congruum et conveniens.
Caeterum quoniam reges, priucipes populique aut foedere aut vici-
nitate juncti non modo honorificum sibi sed et utile ac necessarium du-
cunt, si in aulis suis aut in publicis consultationum locis foederatorum
vicinorumve ministri adsint, quibuscum de negotiis rebusque utramque
partem concernentibus agi tractarique possit, ne propter singula negotia
singulas deputationes instituere opus esset, Sua Serenitas Electoralis huic
recepto atque laudabili mori atque instituto, quod per multos abhinc
annos Suae Regiae Majestatis praedecessorum tempore et a Sua Sereni-
tate Electorali observatum est atque ab aliis principibus exteris in Po-
lonia et ipso interregni tempore atque etiamnum observatur, deesse no-
luit. Et quemadmodum Suae Serenitati Electorali gratum foret, si quis
a Regia Majestate deputatus hoc in loco resideret, quicura de salute
publica et communibus negotiis agi posset, ita non displicere posse Suae
Regiae Majestati existimat, si quem suorum in eundem finem ad Aulam
Regiam destinaverit. Neque dubium est, Suam Serenitatem Electoralem
anzudeuten, dass er sieb von dannen heimlich weg und etwan nacher Colberg oder
sonsten an einen anderen Ort begebe und sich daselbst unter einem anderen Namen
auf eine Zeit lang aufhalte." Vgl. über den weiteren Verlauf dieses Scheinprocesses
Pufendorf S. 864, Paczkowski (Forsch. III) S. 1091f.
*) Kf. beabsichtigte damals in der That, v. Somnitz als Gesandten nach War-
schau zu schicken, da derselbe aber erkrankte und zugleich aus Polen die Nachricht
kam, dass der Konig Warschau verlassen und sich zur Armee begeben habe, so un-
terliess er vorläufig die Absendung. Erst am -^r^- — - 1671 befiehlt Kf. von Pots-
dam aus V. Somnitz, da der polnische Hof wieder in Warschau angelangt und die
Schickung dorthin jetzt unumgänglich werkstellig gemacht werden müsse, ihm seine
Gedanken darüber zu eroffnen, die Instruktion und was sonst nöthig sei zu entwerfen
und sich reisefertig zu halten, v. S. fasste darauf das Project einer Instruktion ab
und es wurde im Geh. Rathe darüber berathen, auch jetzt aber wurde die Ausfüh-
rung vertagt und liess Kf. nur am 18./28. April ein Entschuldigungsschreiben an den
polnischen König (s. u. S. 508) abgehen.
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502 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
neque Suam Regiam Majestatem nee Remp. ablegationibus non necessariis
fatigaturum neque inutilibus se ipsum samptibus oneraturum.
Zweites Memorial Opacki's. 8. d. [Anfang Februar 1671].
[Forderung, die beiderseitigen Anspräche und Beschwerden vor Beschwörung der
Verträge durch eine Kommission abthun zu lassen.]
Febr. Post exhibitum nomine Regiae Majestatis — memoriale circa satis-
factionem honoris Rogii laesi per abductionem Kalcksteinii quidqaid
ultra a Regia Majestate clementissime mihi est commissum Serenitati
Vestrae expono:
Flagrantissi me desiderat Regia Majestas, ut iuxta toties repetitas
Poloniae instantias et iuxta normam et praescriptum tractatus Bidgos-
ciensis simulque satisfaciendo articulo Pactorum Conventorum iuramento
Regio firmato, antequam confirmatio iuratoria pactorum Bidgosciensium
fiat, commissio ab utrimque ad sopiendas omnes ab invicem controversias
et praetensiones tarn ex parte Regiae Maiestatis quam ex parte Sereni-
tatis Vestrae quam primum instituatur. Locum istius commissionis
proponit Regia Maiestas in civitate aliqua limitanea Prussiae, praecipue
Prasznicii, vel in aliqua alia, quae opportuna videbitur, de tempore vero
ab utrimque conveniet.
Yalor monetae Polonicae quandoquidem contra pacta per edictum
Electorale^) diminutus est, declarat Regia Maiestas, pari modo valorem
monetae Electoralis diminutum iri.
Quoniam violenta et indecora occupatio Drahimi non legitimo pro-
cedendi gradu ac modo in pactis expresso facta est, ideo restitutionem
eius inhaerendo requisitioni per ducem Radziuilium') a Republica
factae urget Regia Maiestas, ut per hanc satisfactionem redintegretur
honor Reipublicae.
Quae omnia per commissarios ab utrimque deputatos cum plenaria
concludendi potestate, ut et de Eibinga et de no» suppeditatis ad nova
bella Poloniae suppetiis pleno, integre et in perpetuum sopiri possunt. —
') S. Hirsch, Zur Gesch. der polnischen Königswabl S. 108 Anm. 3,
») S. oben S. 417.
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Zweites Memorial Opacki's. Antwort des Kf. 503
Responsum Suae Serenitatis Electoralis ad secandam memo-
riale illnstris domini ablegati Regiae Maiestatis Poloniae.
D. 28. Jannar/[7. Februar] 1671.
[Bereitwilligkeit zu Verhandlungen über die beiderseitigen Ansprüche, aber erst nach
Beschworung der Vertrage.]
Quo tempore et qua ratione renovatio ac confirmatio perpetui foe- 7. Febr.
deris fieri debeat, cum pacta ipsa art. 21 ostendant, Serenitas Sua Elec-
toralis justo tempore legatos suos ad implenda omnia illa, quae de con-
firmatione pactorum in Ulis ipsis constitata sunt, Yarsaviam misit. Et
quamquam Sua Serenitas Electoralis justam conquerendi causam habeat,
quod tum temporis negotium non fuerit confectum, attamen nee deinceps
partibus suis hie ullo unquam modo deerit, sed, quamprimum de die con-
firmationis illius et loco conventum erit, deputatos suos ad locum utrin-
que receptum denuo destinabit.
Contendit itaque a Sua Regia Majestate, ut taudem super die et
loco animum suum quantocyus Suae Screnitati Electorali aperire velit,
ut et ipsa suum declarare atque ita utrinque absque mora statu! queat,
quo negotium hoc adeo necessarium promoveri possit.
Commissionem huic confirmationi praemittendam esse, nee tenor
pactorum, a quibus Suae Serenitati Electorali recedere integrum non est,
requirit nee confirmationis hujus scopo et naturae consentaneum est.
Confirmatio enim et renovatio haec iurata in eum instituta et recepta
est finem, ut statim post electionem in Regno aut successionem in Du-
catu conjunctio utriusque partis et amicitia sine ulia mora in solide lo-
cetur atque deinceps huic veluti fundamento omnia ista snperstruantur,
quae ad incrementum mutui aifectus et concordiae facere unquam pote-
runt. Commissionum alia est ratio et docuit experientia, quomodo istae
aliquando potius ad animos distrahendos aut separandos quam jungendos
faciant.
Confirmatione tamen pactorum facta tantum abest, ut Sua Serenitas
Electoralis super iis, quae moventur, commissionem detrectet, ut primo
quoque a confirmatione die illam per eosdem deputatos suos, special! ad
id negotium a Sua Serenitate Electorali ad sopiendos omnes controver-
sias munitos mandato, aggressura sit.
Atque illic quoque de valore monetae et aliis, quae componenda
erunt, agi poterit, si ita Regiae Majestati visum. Ceterum ad ea, quae
Sua Serenitas Electoralis de moneta Polonica statuit, exemplo magnorum
principum vicinorum et aliis rationibus inducta est. Quales si invenerit
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504 ni. Brandenburfir and Polen. 1(>64->1673.
Saa Regia Majestas in moneta Borassica, imminoi ejus valorem aegre
ferri dod potest. Et erit hoc sine dubio ex re Borassiae Ducalis. Ex-
portatio enim bouae monetae inde tum metuenda non erit.
Drahemium occupando juxta pacta usa est Sua Serenitas Electoralis
jure 8U0 neqoe ullo modo Reipublicae honorem laesit. Expectavit illa
doncc possessionem ingrederetur non tres annos, oti requirebant pacta,
Hcd plus quam ter tres annos. Nee intermissa est solutionis requisitio et
denunciatio, id quod responsoriae Serenissimi Regis Joannis Casimiri
mense Scptembri 1660, postmodum saepius ad Suam Serenitatem Elec-
toralem datae litcrac illnstri domino ablegato monstratae testantur, qui-
bus ob attritas et accisas publici acrarii res (verba sunt literarum Re-
giarum) debitum numerari non posse indicatur. Nee vioienta aut inde-
cora est occupatio ista, quac praestitis pracstandis sine aditione alicujus
officii, ut verba pactorum habcnt, facta est.
De Eibinga, cujus mentionem quoque facit illustris dominus able-
gatus, quae pactis conscntanea sunt, cum jamdudum fieri debuisseut,
tantamque moram Sua Serenitas Electoralis hucusque patienter tulerit,
in suppetiis voro, quas Poloniae Sua Serenitas Electoralis obtulit, nihil
omnino neglexerit, quod pacta desideraverint, gratus equidem ille dies
illucescet Serenissimo Electori, quo elucidari et componi haec omnia
juxta jtdcta possint. —
Drittes Memorial Opacki's. s. d. [Anfang Febrnar 1671].
[Aufbebung der Post von Köni{,'sberg nach Warschau. Verlangen, dass Kf. seinen
Durchzug durch polnisches Gebiet vorher anzeige.]
Febr. Er hat nachträglich Befehl erhalten, dem Kf. anzuzeigen, dass der König die
Post von Königsberg nach Warschau, da sie ^suppeditatione recentium equorum
Ulis, qui Kalcksteiniura abducebant, atque adjunctione novorum equitum
tantopere deliquerit, ut securitatem publicam regni per hoc violaverit" , nicht
länger dulden werde. Da der König erfährt, dass Kf. nach Preussen sich mit
zahlreicheren Truppen als gewöhnlich begeben wolle, so fordert er ihn auf
Grund des 14. Artikels der Bromberger Verträge auf, ihm, wenn er durch kö-
nigliches Gebiet hindurchziehen wolle, dieses vorher anzuzeigen.
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Drittes Memorial Opacki*s. Antwort des Kf. 505
ResponsQm Saae Serenitatis Electoralis ad tertium memoriale
illnstris d. ablegati Regiae Majestatis Poloniae. D. 31. Ja-
nuar/[10. Februar] 1671.
[UnZweckmässigkeit der Aufhebung der Post. Kf. wird in betreff des zu fordernden
Durchzuges den Verträgen nachkommen.]
Equites istos, qui Varsavia Regiomontum literas deferunt, operam 10. Febr.
auxiliumque Ulis, qui KalcksteiDium abdaxerunt, praebuisse recen-
tesque subministrasse equos Suam Serenitatem Electoralem prorsus la-
tet. li tarnen, qui complices fuere, juxta datum jam ante responsum
puniri debent. An vero propterea commoda ista literas deportandi ratio
inter foederatos principes et populos cessare debeat, Sua Serenitas Elec-
toralis Regiae Suae Majestati judicaudum permittit. Agitur hoc impri-
mis tempore inter Regiam Suam Majestatem et Suam Serenitatem Elec-
toralem de conservando et arctius constringendo mutuae amicitiae et
foederum nexu; cui rei nihil aeque inservire poterit quam mutui hujus
commercii conservatio, nihil aeque obesse quam ejus inruptio: quare
illam prae hac Regiae Suae Majestati cordi futuram Sua Serenitas Elec-
toralis certo sibi persuasum habet.
Caeterum si copias militares Sua Serenitas Electoralis per terras
Regiae Suae Majestatis ducere aliquando necessum habuerit, observabit
ea omnino, quae pactorum articulo 14. hac de re constituta sunt^).
') An demselben Tage wird Opacki eine Bescheinigung ausgestellt, dass er
zwei Exemplare des Zeugen verhors über Kalcksteins Entführung in polnischer
Sprache in der kurf. Kanzlei auf deren Verlangen, um sie gegen die Mitschuldigen
zu gebrauchen, zurückgelassen hat. — Ueber die Verhandlungen mit Op. befindet sich
bei den Akten noch folgender Bericht unbekannter Herkunft:
Den 31. Martii hat der Warschauesche Cämmerer H. Opacki Ihrer Kon. M. von
seiner Verrichtung am Churbrandenb. Hofe mundliche Relation getban und waren
damals ex ordine senatorio zugezogen der H. K.U.Kanzler, der H. Woywode von
Sendomirz, der H. Woywode von Lublin, H. Woywode von Pomerellen, H.
K.Schatzmeister.
Nachdem der geistliche Refereudarius Regni das Recreditiv verlesen, fing 0. ex
abrupto an zu reden, er wolle den Konig nicht lange aufhalten, sondern nur das
hinterbringen, was er proponiert hätte und ihm darauf schriftlich geantwortet worden.
Er verlas darauf zuerst das von ihm wegen der Entführung Kalcksteins überreichte
Memorial. „Als sie mir nun auf diesen Punct schriftlich geantwortet, habe ich mich
damit nicht contentiren wollen, sondern gegen den H. Baron von Schwerift, auch
hernach S. Churf. D. also erkläret, dass ich eine solche Resolution und Antwort
nicht annehmen könnte, worauf dieselbige anders eingerichtet, nichts desto weniger
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506 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
i. Sendungen des Scultetus nach Polen. Verhand-
lungen wegen der Türkenhülfe. Februar — Decenaber
1671.
J. Scultetus*) an den Kurfürsten. D. Posen 1./ 11. Februar
1671.
[Mittbeilungen des G.Kanzlers. Aufreizung des Adels durcb den U. Kanzler .3
11. Febr. Der G.Kanzler, der hier gerade das Landgericht hält, ist sehr erfreut
darüber, dass Sc. jetzt, wo der meiste und vornehmste Adel vom Lande der
Gerichte halber hier versammelt ist, hergekommen, da man so die beste Gele-
genheit haben könnte, ihnen die üblen impressiones zu benehmen nnd die Sache
mit Kalckstein zu excusieren.
waren noch einige Worte darinnen verblieben, welche geändert werden müssen.
Nachdem nun solches auf mein inständiges Anhalten geschehen, ward mir dieses Re-
sponsum finaliter in solcher Form vom II. Baron Schwerin durch seinen Secretariu du
zugesandt, welches er original iter producierte.
An^nglich stellete sich der Churfürst sehr hart und sagte unter andern, man
hätte ihm aus Polen geschrieben, dass ich ihm scharf zureden würde. Hierauf ant-
wortete ich: Wann mir auch schon mein gnädigster König und Herr und die ßespu-
blica anbefohlen hätte, E. Chf. D. Krieg anzukündigen, so würde ich solches tbun
müssen, mich aber dennoch dabei solcher Bescheidenheit gebrauchen, dass E. Gh. D.
zu keinem Unwillen gegen mich veranlasset würden. Womit er etwas tractabler wor-
den. Als ich solches gemerket, habe ich mich allerdings frisch und muthig gesteJIet
und sowohl für dem Churfürsten als seinen Käthen zumehrmalen vernehmen lassen,
sie möchten thnn, was sie wollten, und entweder Krieg oder Frieden erwählen, eines
von beiden wäre ich bereit anzunehmen und damit von dannen zu reisen.^
Nachdem jenes Responsum von dem Geistl. Referendar verlesen worden, las 0.
sein zweites und drittes Memorial und verlas darauf der Referendar die darauf gege-
benen Declarationen. „Hierüber machte der H. Opacki seine Auslegungen und brachte
unter andern auch dieses bei, dass sich der Churfürst am allermeisten über den Punct
wegen des Residenten und wegen Abschaffung der Post alterirt und gesagt hätte: Er
müsste es vor ein Zeichen einer öffentlicheu Feindschaft und Hostilität annehmen,
wann man ihm dieser beiden Stücke halber Schwierigkeit machen wollte.*"
*) Joachim Scultetus, jetzt Neumurkiscber Kammermeister, erhält (d. CÖIn
a. d. Spree 7./17. Januar 1671) Befehl, sich zu dem G.Kanzler und dem Erz bi-
sch of zu begeben, denselben Schreiben des Kf. zu übergeben, sich bei ihnen nach
der angeblichen Türkengefahr zu erkundigen und über die vielen Widerwärtigkeiten,
welche Kf. von dem polnischen Hofe erfahre (Verweigerung der Confirmation der
Pacten, Nichtauslieferung Kalcksteins, Verhalten nach dessen Fortführung), Be-
schwerde zu führen und sie zu bitten, dahin zu wirken, dass hinfort anders mit Kf.
verfahren werde und dass das Vertrauen zwischen Kf. und den Grosspolen, welches
der Hof durch verläumderische Darstellung der Kalcksteinschen Sache zu stören suche,
erhaltei> bleibe. Es werden ihm einige Exemplare der von dem Geh. Rath v. Somnitz
verfassten Schrift: Chr. L. Kalcksteinii mores et fatimi mitgegeben, welche er an ge-
eigneten Orten austbeilen soll. S. über Scultetus^ Sendung Paczkowski S. 108.
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Scultetus' Sendung zum G.Kanzler. 507
Er und \dele andere Senatoren hätten ihr Mlsfallen darüber bezeugt, dass
des Kf. Gesandte infectis rebus zurückgeschickt wären, aber der Hof wäre so
suspicax, dass er nur dem Rathe des Littauischen G. Kanzlers und besonders
des ü. Kanzlers folgen wollte, weshalb der Erzbischof und andere treue Pa-
trioten sich vom Hof möglichst retirierten.
Er hätte zur Auslieferung Kalcksteins, und da dieses nicht angenom-
men worden, gerathen, dass derselbe sich vom Hofe weg in eines anderen Po-
tentaten Protection begeben sollte; jetzt hätten der König und der U.Kanzler
an ihn geschrieben, den angeblich dem Könige durch Kalcksteins Fortführung
angethanenen Schimpf zum höchsten exaggeriert und um Rath gefragt, wie
man sich an Kf. rächen könnte. Er hätte geantwortet, was mit K. geschehen,
wäre ihm nicht lieb gewesen zu vernehmen, aber es würde dazu nicht gekom-
men sein, wenn man seinem Rath gefolgt wäre; Krieg mit Kf. desfalls anzu-
fangen, wozu der Littauische G.Kanzler und der K.U.Kanzler stark riethen,
fände er nicht dienlich, zumal da die Türken und Tataren Lust zu haben
schienen, ihnen die Ukraine wegzunehmen, mit denen sie genug zu thun haben
würden.
Dass der K.U.Kanzler durch Schreiben und durch die Geistlichen den
Adel von Kf. zu alienieren und zu erbittern sucht, ist nur allzu wahr; dem
Landadel ist beigebracht worden, Kf. hätte die pacta gebrochen, Kalckstein
ohne einziges vorhergegangenes Erfordern der Republik zum höchsten Despect
aus der königl. Residenz wegnehmen lassen, und es geht schwer, den Leuten
diese Calumnien auszureden.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Ctistrin 26. Februar 1671.
[Weitere Mittbeilungen des G.Kanzlers über die Kalcksteinscbe Angelegenheit, die
Zustände am Hofe, die Unföhigkeit des Königs und die Absiebt, denselben zu ent-
thronen.]
Der G.Kanzler hat ihm gesagt, jetzt wäre nicht mehr der K.Ü.Kanzler 26. Febr.
sondern der Littauische G.Kanzler das Factotum bei Hofe, bei dessen Re-
giment aber würde Kf. ebenso wenig erhalten.
In der Kalcksteinschen Sache wäre dem Hofe die erste Hitze bereits
übergegangen, Kf. möchte K. einen ordentlichen Process machen und einen
Sprach darin ergehen lassen. Anfönglich hätten zwar der Littauische Feldherr
Pac und der K.Ü.Kanzler gerathen, der König sollte sich durch einen Ein-
fall in der Mark oder in Preussen zu revangieren suchen, aber es müsse doch
dem Hofe von Weiterblickenden widerrathen sein, zumal der König anfänglich
dem Gesandten ') mitgegeben, sehr hart bei Kf. zu sprechen, nachher ihm aber
eiligst andere Ordre nachgeschickt hätte. Der König sei von Leibe und von
Gemüth untüchtig zum Regiment, und man ginge nunmehr gänzlich damit um,
denselben zu degradieren und einen anderen zu wählen, auch die Woiwod-
>) Opacki.
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508 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Schäften fingen mehrentheils an zn wanken und des Königs TncapacitSt za bo-
greifen, die Reussische Woiwodschaft würde gegen künftigen Frühling gewiss
rebellieren und vorgeben wollen, sich lieber an die Ottomanische Pforte zo
schlagen als unter einem solchen miserablen und untüchtigen Könige länger zu
leben. Keiner von den Senatoren ginge nach Hofe, ginge aber ja jemand hin,
so geschehe es nur, um auf des Königs Conduite zn sehen, wie er von einem
extreme ins andere fiele und sich prostituierte. All sein Thun und Lassen
würde sowohl von den Grossen als Geringen traduciert und übel gedeutet. Der
kaiserliche Hof beginne auch zu merken, dass es auf die Länge nicht mit dem
Könige dürfte Bestand haben, und suche') den Erzbischof durch das Verspre-
chen einer grossen jährlichen Pension zu bewegen, auf dessen Seite zu treten
und immer bei Hofe zu residieren, derselbe werde aber schwerlich sich dazu
bewegen lassen. Am meisten furchte man, dass Kf. und Schweden sich des
Königs annehmen und seine Degradierung verhindern möchten, man habe daher
beabsichtigt, insgeheim an beide zu schicken. Der Castellan von Posen scheint
in dieser Angelegenheit zu Kf. incognito haben kommen zn wollen, derselbe
hat ihm gesagt, der Erzbischof wünschte sehr ihn zu sprechen, und da Sc.
denselben in Lowitzsch nicht getroffen, erbot er sich selbst nach Petrikau aufs
Tribunal, wohin der Erzbischof in kurzem gehen wollte, zu gehen, mit dem-
selben zu conferieren, dann nach seiner Starostei Schneidemühl zu gehen und
ihn darauf zn einer Zusammenkunft in einem Walde zn bestellen.
Der G.Kanzler hat ihm gesagt, man werde gewiss wieder auf Conde
zielen. Der Erzbischof wird denselben schwerlich aus seinem Herzen lassen,
ebenso hält es der Woiwode von Pommerellen Bakowski, obgleich er sich
äusserlich stellt, als meine er es noch aufrichtig mit Pfalz- Neuburg, in seinem
Herzen mit dem Erzbischof und dem K.G. Feldherrn. Vor Oesterreich fürchten
sie sich nicht gross, sie glauben, dass der Kaiser nicht lange leben wird und
dass die Ungarn und Türken ihm genug zu schaffen geben werden.
Der Kurfürst an König Michael. D. [s. 1.] 18./ [28.] April
1671.
[Entschuldigung des bisherigen Nichterscbeinons der angekündigten Gesandtschaft,
getroffene Maassregelu in der Kalcksteinscbeo Angelegenheit, erneutes Verlangen der
Bestätigung der Vorträge.]
28. April. — Testilicati idein per ablegatum quendam nostrum denuo fuisse-
mus'), nisi de itineribus R. Majestatis Vestrae et institutis et institu-
endis varia ad dos relata fuissent aliaque incidissent impedimenta. Neque
tarnen deinceps affectui studioque nostro erga R. M. V. deerimus sod,
») Vgl. Zaluski I, S. 343f.
«) S. oben S. 501.
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Die Kalcksteinsche Angelegenheit. Erneutes Verlangen d. Bestätig, d. Pacten. 509
quamprimiim id fieri poterit, eidem satisfaciemus. Kalcksteiniani equi-
dem negotii ulteriore discassione ut utrinque fatigemor, nemo aequum
existimabit. Contra eos, qui Kalcksteinium private consilio et ausu
abduxerunt, uti hoc ipsum praedictus d. ablegatus documentis Warsavia
allatis hie manifestavit, id nunc agitur et deinceps in iudiciis statuetur,
quod iuri et R. Maiestatis Vestrae desideriis convenit. Extorris vivit
Brandius et bonis ipsius annotatis causam dicere iuxta iudiciorum or-
dinem non scmel iussus. Sive comparuerit sive emanserit, sententia in
ipsum tandem feretur, quae iuri consentanea. Reliqui facti illius parti-
cipes latent et proinde quod contra latitantes statuendum statuetur. Sic
institiae quando satisfit et R. Majestatis V. voluntati, quae ipsa iustitiae
est regula, sine dubio satisfieri existimamns. Ceterum quoniam foede-
rum confirmatio et unicum et solidum est mutuae amicitiae fundamen-
tum, meminerit R. Majestas V. sine dubio quae de ea re ablegato dicto
exposuimus et saepe alias monuimus, atque eorum R. M. V. rationem
tandem ut habere velit iterum iterumque ab eadem et peramanter con-
tendimus. —
Der Knrflirst an den König von Polen. D. in arce nostra
Potdtamiensi 10. Juni st. v. 1671.
[auf zwei Schreiben vom 9. und 10. Juni 0* Die Forderung des Königs, dass zuerst
die Streitigkeiten beigelegt werden sollen, ist unberechtigt. Bereitwilligkeit zur Sen-
dung von Hülfstruppen. Rechtfertigung des Verfahrens in der Ealcksteinschen Sache.]
— Equidem quomodo ista consistant atque inter se conveniant, 20. Juni,
suppetias nimirum petere aut potius vi foederis exigere et illius ipsius
foederis renovationem et confirmationem — quaesitis praetextibus nulla
iuris ratione differre atque in tempus, quod Commissionem instituendam
sequetur, rejicere, ipsa Regia Maiestas Vestra pro sua prudentia singu-
lari facile deprehendit. Quodnam enim vestigium, quae nota aut quae
litera potius articulo vigesimo primo foederis habetur, qua probari pos-
^) S. dieselben abgedruckt bei Zaluski J, S. 295. In dem ersten beklagt sich
der König über das Verfahren des Kf. in der Kalcksteinscben Angelegenheit (vgl.
darüber auch das Schreiben des U.Kanzlers an Sobieski vom 3. April 1671 bei
Zaluski S. 290 f.) und verlangt, dass vor der Confirmation der Pacten über die Bei-
legung der Streitigkeiten verhandelt werde, in dem zweiten schildert er die drohende
Türkengefahr und verlangt auf Grund der Bromberger Verträge die Sendung von
Hülfstruppen. üeber dieses Antwortschreiben des Kf. s. Paczkowski a. a. 0.
(Forsch. III, S. 111).
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510 ni. Brandenburg nnd Polen. 1664—1673.
sit, dictam Gonfirmationem differendam esse, donec per commisdarios
controversiae, si quae sint, sopitae fuerint? Et si cooiirmatio ista pacto-
rum rerum vicibus, quae inibi describuntur, tantum alligatur camque
iisdem arcte combinatur, quo colore tractatus novi tractatui iam perfecto
contra illius genuinum sensum iuterponi possunt? Patet hinc comparen-
diDationem hanc non a Regiae Maiestatis Vestrae animo, saue re^o,
proficisci, sed esse has artes illorum, qui gratis nobis malevoli, ut aegre
faciant nobis, nee patriae parcunt. — Nunc vero, quando de suppe-
tiis agitur, esset forte qui, si nostro foret loco, adversariorum nostrorum
consiiio utcretur et suppetias post confirmationem pactorum hactenus
nuilo jure intermissam differret. Absit autom is animus a nobis, aliter
longe erga Regiam Maiestatem Vestran) et Renapublicam inclytam affecti
sumus. — Quod si igitur bellum fuerit exortum, uti foedus requirit, non
deerit Reipublicae miles noster auxiliaris, queniadmodum iam ante sem-
per eidem paratus, nunquam vero denegatus fuit. Quod iam pridem tarn
liquide — demonstratum est, ut miremur esse, qui aliis relationibus,
quas nunquam probare poterunt, obstrepere nunc demum non erubescant.
Sustentationem quod spectat, quae virtute foederis militi nostro Ducatum
Borussiae egresso debetur, non dubitamus, Regiam Maiestatem Vestram
suis negotium daturam, ut cum nostris de eadem conveniant. Confidi-
mus vicissim, Regiam Maiestatem Vestram promtitudinem hanc nostram
consideraturam atque ita tum aliis in rebus, quae pactis conveniunt, tum
super confirmatione eorumdem nunc dcmum se declaraturam, ut ultima
huic negotio manus brevi imponi possit. —
De causa Kalckstenii et in literis ad Regiam Maiestatem Vestram
et in response ablegato Eiusdem, non omnino rerum vacuis, uti putamus,
mentem nostram exposuimus abunde. Deditionem scelerati illius certe
a iure gentium non minus ac nobis requisitam a R. M. V. non factam
constat, constat itidem, illi iuri aliud, qualequale illud sit, hoc imprimis
in casu opponi nullo modo posse. Nee minus in confesso est, ipsam il-
lius abductionem a nobis nemini iniunctam, imo iustitiae administratio*
nem contra auctores facti et complices a nobis et promissam et nostris
iniunctam, qui partibus suis hie nullo modo etiamnum desunt. Neque
tarnen intermittemus, quamprimum intellexerimus, Regiam Maiestatem
Vestram in certo consistere loco, eadem de re amplius per Äblegatum
nostrum agere. — ^)
0 Unter demselben Datum schreibt Kf. auch an den Ei*zbischof von Gnesen,
den G.Kanzler und den Bischof von Cracau, theilt denselben seine Antwort an
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Antwort d. Kf. wegen d. Turkenbülfe u. d. Ealcksteinscben Angelegenheit. 511
J. Scnltetns^) an den Knrförsten. D. Wreschne 10./20. Juni
1671.
[Mittbeilungen des G.Kanzlers und des Castellans von Posen. Die Kriegsgefahr
scheint nicht so gross zu sein.]
£r hat dem G.Kanzler und dem Castellan von Posen des Rf. Aufträge 20. Juni,
hinterbracht nnd remonstriert, dass es dem Kf. sehr zum Verdruss gereiche,
dass in dem neulich gehaltenen consilio bellico') einige von einem Einfall in
seine Lande hätten plaudern dürfen. Beide contestierten ihr grosses Missfallen
darüber, sie hätten sogleich deswegen an den Erzbischof geschrieben, aber Kf.
hätte sich daran nicht zu kehren, in libera republica könnte eines Mannes Vo-
tum den Krieg nicht verursachen, die Republik würde auch dieses Jahr wo
nicht mit dem Türken, so doch mit den Tataren und Cosacken genug zu thun
hahen.
den Konig mit und ersucht sie, sieb bei diesem um schleunige Bestätigung der Ver-
träge zu bemühen. — Wiehert berichtet dem Kf. (d. Warschau 11. Juli 1670):
Da der König das jüngste Schreiben des Kf. „was hart geschrieben zu sein'' ur-
theilt, hat, damit derselbe nicht, wenn er auf dasselbe antwortete, sich einiger
harten Worte gebrauchic, der ü. Kanzler ihm durch den Littauischen ü. Stallmeister
Morstein folgende Punkte, um sie zu referieren, mündlich mitthoilen lassen, welche
er, sowie jener sie ihm vorgesagt, stracks notiert hat:
1) Es käme dem Kf. nicht zu, zu urtheilen, wann ein neuer Krieg sein wird,
sondern es wäre Kriegs genug, wenn die ganze Republik sich armierte.
2) Die Pacta konnten keineswegs vor der Commission renoviert werden, weil das
dahin lautende vor dem Reichstage gefasste Senatusconsultum durch den reichstägli-
chen Scbluss nicht gehoben sei, sondern vielmehr in vielen Woiwodschaften appro-
biert sei. In selbiger Commission könne ein Schluss gemacht werden, ob die Satis-
faction wegen der von beiden Tbeilen schwebenden Praetensionen oder die Erneue-
rung der Pacten vorausgehen solle, und daferne Kf. begehre, dass die pacta sollen
renoviert werden, so werde er belieben, zuforderst solchen pactis ein gnügen zu leisten.
3) Die Kurfürstliche Kanzlei brauche sich scharfer Art zu schreiben, die nie-
mand gefallen könne, indem sich dieselbe über des Königs Reichsräthe beschwere,
dass unter denselben einige Malevotenten sein sollten und solche qui, ut aegre faciant
Ser. Electori, propriae patriae non parcunt; Kf. möge keinen derselben für einen Male-
volenten halten, denn, wenn ihre consilia auch nicht immer dem Kf. anständig sein
mögen, so wollen sie doch nicht dem Könige und der Republik übel. Vielmehr
möchte Kf. considerieren, wie wohl ihm seine Räthe wollten, da sie so gerathen, dass
man Kalckstein weggeführt und Kf. mit der Krone in Streit gesetzt habe.
4) Falls Kf. fürchtete, dass seine Leute nicht hier sollten zu essen haben, so hat
sich der U. Kanzler erboten, wenn der Schatz soviel Mittel nicht haben sollte, sie mit
seinen eigenen Mitteln zu unterhalten und der Republik dazu m/20 Rthlr. vorzu-
strecken; er versichere, sobald des Kf. Völker über die Grenze in dieses Reich würden
getreten sein, sollten sie sofort unterhalten werden.
1) Kf. hatte wiederum (d. Potstam 27./17. Mai 1671) Sc. beauftragt, sich zum
G.Kanzler und zum Erzbischof zu begeben.
») Vgl. Kluczycki I, S. 647f.
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512 HI- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Die Reconciliation des Hofes mit Sobieski, die neulich zu Warschau
bei der Hochzeit des U. Feldherrn ') geschehen , sei keineswegs für aufrichtig
und beständig zu schätzen. Weil der Feldherr in consilio bellico sehr auf de^
Königs Gegenwart bei der Armee und Generalexpedition des Adels gegen den
Türken gedrungen und die Gefahr des Erbfeindes sehr gross gemacht, hätte
der Konig den Adel zum dritten Mal aufbieten müssen, er hätte aber in dem
Ausschreiben an die Grosspol^n expresse gesetzt, er sei dazu vom Feldherrn
gezwungen worden, was zur Folge gehabt, dass die beiden grosspolnischen Pa-
latinate beschlossen, persönlich nicht aufzusitzen, und dass sie auf den Feld-
herrn einigen Hass und Suspicion geworfen und glauben, dass er die Türken-
gefahr grösser mache, als sie in Wirklichkeit sei, zumal Schreiben des Gross-
wesirs in Warschau eingelaufen und im Senat verlesen sind, welche mehr von
Confirmation der Pacten als von einem Kriege reden, so dass der König die
Reise nach der Ukraine eingestellt und das Adelsaufgebot widerrufen hat.
Der Kurfürst an den Preussischen Statthalter Herzog von
Croy. D. [Frankfurt a. 0.] 17./[27.] Juli 1671.
[Der polnische Hof ist aufzufordern, Kommissare zu senden und wegen des Unter-
haltes der Hulfstruppen Verabredungen treffen zu lassen.]
27. Juli. Da der König von Polen ihm unlängst Nachricht von der Türkengefahr
gegeben und von ihm nach den Verträgen Hülfe begehrt hat, er auch zu Lei-
stung derselben bereit ist, so soll der Herzog dem U.Kanzler und anderen
ministris am polnischen Hofe dieses mitthcilen und zugleich anzeigen, Kf. sei,
da diese Völker nach den Verträgen mit dem nöthigen Unterhalt zu versehen
seien, gewärtig, dass man zur Abrede darüber Kommissare an die Grenze
schicke. Wegen Conservation der Truppen muss zwischen den beiderseitigen
Kommissaren beständige und richtige Anstalt gemacht werden, eher kann Kf.
dieselben nicht marschieren lassen. Der Herzog soll Vorschläge deswegen und
wegen sofortiger Ersetzung der abgehenden Mannschaft machen*).
1) Am 10. Mai hatte zu Biala die Vermählung des U. Feldherrn Fürsten Deme-
trius Wisniowiecki mit Theophila Ostrogska, Stieftochter des Fürsten Mi-
chael Radziwill, stattgefunden, der auch Johann Sobieski beigewohnt hatte, s.
Zaluski I, S. 288. Kluczycki I, S. 644.
'^ Der Herzog von Croy übersendet 4./14. August die Antwort des U.Kanz-
lers (d. Varsaviae 10. August Kwl) auf sein an denselben gerichtetes Schreiben,
danach werde der König sofort zwei Kommissare, Opacki nach Königsberg und den
Gnesner Canonicus Witwiecki an die Grenze von Masovien schicken. Opacki
kommt darauf wirklich nach Königsberg, mit ihm werden dort am 29. und 30. August
Conferenzen gehalten, deren Ergebnis der nachfolgende Recess vom I.September ist.
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Berichte des Scultetus. 513
J. Scultetus^) an den Kurfürsten. D. Posen 14. August st. n.
1671.
[Mittheilungen des G. Kanzlers.]
Nach der Meinung des G. Kanzlers ist es dem Hofe mit der Confirmierung 14. Aug.
der Pacten') kein rechter Ernst, der K. Schatzmeister Morstein habe ihm ge-
schrieben, jetzt sei davon alles stille und scheine dem Könige, der bei diesem
Generalaufgebot des Adels') einige Turbation und Veränderung fürchte, der
brandenburgische Succurs suspect zu werden, woher man von Seiten des Hofes
wohl schwerlich mehr darauf dringen werde. Weil der Castellan von Posen
auf dem Kreistag zu Schroda einhellig zum Führer dieser Woiwodschaft erwählt
worden sei, wünsche man bei Hofe, dass diese Woiwodschaft nicht aufgesessen
wäre, und habe daher durch den hiesigen Bischof und andere Geistliche aus-
streuen lassen, man müsste an dieser Grenze wohl Acht auf des Kf. starke
Armatur haben, damit, wenn der Adel in der Ukraine wäre, sie nicht indessen
fremde Gäste in ihren Gütern bekämen, welches bei vielen, denen dieser Feldzug
ohnedem beschwerlich gefallen, bald gewirkt hätte. Auf den Rath des G. Kanz-
lers hat sich Sc. selbst auf den Versammlungsplatz des Aufgebots begeben und
dort durch seine Vorstellungen und Versicherungen die meisten zufriedengestellt
Der G.Kanzler und der Castellan, welcher letztere bereits mit dem Adel
dieser Woiwodschaft fortgegangen, rathen dem Kf., mit Offerierung des Succur-
ses stark zu continuieren, wenn auch der Hof denselben nicht gern sehe, würde
es doch bei der Republik sehr dienlich sein.
Recess der zwischen Opacki und den Kurfürstl. Kommissaren
am 29. und 30. August 1671 zu Königsberg geführten Ver-
handlungen. D. Regiomonti 1. September 1671.
1) Die Kommissare erwidern auf Opacki 's Proposition, Kf. sei bereit, den J. Sept.
Pacten gemäss 1500 Fusssoldaten dem Könige zu Hülfe zu schicken, auch noch
^) Kf. hatte demselben 21./31. Juli 1671 befohlen, sich wieder zu dem Q.Kanzler
zu begeben.
') Hoffnung dazu war durch ein Schreiben Opacki's an den O.Präsidenten
V. Schwerin vom 18. Juli 1671 erweckt worden, welcher demselben das Concept
eines im Senate beschlossenen, aber noch nicht ausgefertigten Schreiben Konig Mi-
chaels an Kf. geschickt hatte, worin dieser sich zur Bestätigung der Pacten bereit
erklärt hatte, falls ihm nur Sicherheit gegeben würde, dass die Kommission wegen
Beilegung der Streitigkeiten zur Ausführung komme, ihm wegen der Entführung
Kalcksteins Genugthuung geleistet und die Hülfstruppen sofort geschickt würden.
Op. hatte versichert, dass der Sinn des U.Kanzlers jetzt ganz geändert sei, und hatte
gebeten, dass das ihm früher bei seiner Anwesenheit in Berlin gegebene Versprechen
inbetreff eines durch seine Hände an denselben zu übermittelnden Geldgeschenkes
erfüllt werde.
») Vgl. darüber Lengnich VIII, S. 56f.
Mater, s. Qeacb. d. G. Kurfürsten. XII. 33
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514 ni. Brandenburg and Polen. 1664—1673.
dazu, wenn der Konig und die Republik es wünschten, 500 Reiter, falls die-
selben die Pacten bestätigen und ihm denselben entsprechend Elbiug nebst den
seither daraus bezogenen Einkünften überliefern wollten, er sei auch bereit,
mindestens 200 Dragoner zu schicken, doch dafür dann 300 Fusssoldaten oder
200 Reiter zurückzubehalten. Da Op. erklärt, daraufhin nicht instruiert zu
sein, und bittet, Kf. möchte ausser den 2000 Marin noch mehr Hülfstruppen
schicken, so wird schliesslich verabredet, dass er dem Könige darüber berich-
ten solle.
2) In betreff des Unterhalts der Hülfstruppen erklären die Kurf. Kommis-
sare, Kf. wolle ihnen denselben auf 2 Monate liefern, der König und die Re-
publik aber müssten sich zur Rückerstattung verpflichten; Op. nimmt auch
dieses nur ad referendum.
3) In betreff des weiteren Unterhaltes verlangen die Kurf. Kommissare,
dass derselbe von polnischer Seite jeden Monat im voraus bezahlt werde und
zwar nach der kurfürstl. Verpflegungsordinanz, dass bestimmte Einkünfte dazu
assigniert werden und dass derselbe nur in Silbergeld bezahlt werden sollte;
Op. erbittet sich diese Ordinanz und verspricht, auch darüber dem Könige zu
berichten, erklärt aber, dass polnischerseits der Unterhalt nur so, wie er dort
üblich sei, und in der im Königreiche laufenden Münze bezahlt werden könne.
4) Er verspricht sobald als möglich die polnische Ordinanz inbetreff des
Unterhaltes einzuschicken.
5) Die Kurf. Kommissare verlangen, dass, wenn polnischerseits den Hülfs-
truppen der Unterhalt nicht zur bestimmten Zeit gezahlt werde, dem Befehls-
haber derselben erlaubt sein solle, sich denselben aus den Orten, wo sie ihr
Quartier hätten, zu nehmen; Op. nimmt auch dieses ad referendum.
6) Die Kurf. Kommissare behalten dem Kf. das Recht vor, die Hülfstruppen
zu jeder Zeit zurückrufen zu dürfen, namentlich falls dieselben nicht gebüh-
rend von polnischer Seite unterhalten werden sollten.
7) Dieselben verlangen ferner, dass mit diesen Hülfstruppen ein oder zwei
evangelische Geistliche mitziehen und dass dieselben den Soldaten überall Got-
tesdienst halten dürfen.
8) Kommando und Jurisdiction sollen dem Befehlshaber des Hülfscorps
zustehen, derselbe soll nur dem Könige und den zwei Feldherrn untergeordnet
sein, die Truppen sollen auch die nächste Stelle nach der königl. Garde ein-
nehmen, der Befehlshaber allen deutschen Obersten vorangehen und an allen
Kriegsberathungen, zu denen die übrigen Obersten zugezogen werden, theil-
nehmen.
9) Die Hülfstruppen sollen nicht getrennt werden, immer benachbarte Quar-
tiere beziehen, nicht über Lemberg und Kaminiec hinaus geführt werden, falls
nicht das Heer des Königs weiter vorrückt.
10) Aenderung und Vermehrung der Hülfstruppen über die Zahl von 1500
hinaus behalten die Kommissare dem Kf. vor.
11) Für die Winterquartiere und Ergänzung der Hülfstruppen verlangen
sie Bestimmung eines bestimmten Territoriums.
12) Sie verlangen für dieselben freie Fuhren für Kranke und Lebensmittel.
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Verhandlungen über die Türkenhülfe. 515
13) In betreff der Anslösung der Gefangenen erklärt Op. nichts versprechen
za können.
14) Nach Beendigung des Krieges steht dem Kf. zu, die Truppen zurück-
zurufen.
15) Im Namen des Befehlshahers des Hülfscorps, des Ob.Lieut. Fleming^),
verlangen die Kurf. Kommissare, dass für die einzelnen Monate der Unterhalt
voraus bezahlt und dass dazu ein Zahlmeister bestimmt werde, und dass ihm
zustehen solle, falls der Unterhalt nicht gezahlt wird, denselben an dem Orte,
wo sie sich aufhalten, selbst zu nehmen.
16) Derselbe verlangt für sich allein Ausübung der Jurisdiction über die
Truppen,
17) femer, dass ihm ein polnischer Kommissar beigegeben werde, um die
Tnippen zu führen, für die nothigen Lebensmittel zu sorgen und Preise für zu
verkaufende Dinge festzusetzen.
18) Nach Beendigung des Krieges soll derselbe die Truppen bis an die
preussische Grenze zurückgeleiten, die Truppen sollen nicht mehr als 3 Meilen
täglich marschieren und alle 3 oder 4 Tage einen Ruhetag halten.
Op. verlangt Bestimmung der Zeit, wann die Truppen an der polnischen
Grenze zu Korzella erscheinen sollen, die Kurf. Kommissare erklären, sobald
derselbe die Erklärung des Königs auf die gestellten Forderungen, seinem Ver-
sprechen gemäss höchstens innerhalb 3 Wochen, einsenden werde, sollten die
Truppen an den Ort, wo die Uebergabe derselben erfolgen solle, zwischen Or-
telsburg und Korzella, geschickt werden').
1) Heine Heinrich v. Flemming, seit September 1663 Major in dem Regi-
ment Dönhoff, seit 1665 Oberstlieutenant, Februar 1670 zum Generaladjutanten er-
nannt, s. V. d. Oelsnitz, Gesch. des königl. preussischen ersten InfaDterie-Regiments
S. 112 ff.; V. Mülverstedt, Die brandenb. Kriegsmacht unter dem Grossen Kurfürsten
S. 192 f.
^) Sofort nachdem er über dieses Ergebnis der Verhandlungen mit Opacki
Nachricht erhalten , erlasst Kf. am -=— ^ — -^—r — und dann weiter am 10./20. Sep-
' 7. September ' *^
tember 1671 an den Herzog von Croy die militärischen Ordres: Das Auxiliarcorps
soll aus 1500 Mann besteben, 1000 Fusssoldaten, die aus den in Preussen stehenden
Regimentern zu commandieren sind , 100 Mann zu Pferde von der Compagnie des
Prinzen Friedrich, 100 Dragoner von der Compagnie des Oberstlieutenants Block
und 300 Dragoner aus Pommern von des G. Feldmarschalls Derfflinger Escadron
unter Oberstlieutenant v. d. Marwitz, welche letzteren sofort nach Preussen mar-
schieren sollen. Die Fusssoldaten sollen in zwei Regimenter unter dem zum Obersten
zu ernennenden v. Flemming und dem Obersten v. Schöning getheilt werden,
letzterer soll das Obercommando führen. Vgl. Brandenburgisch-polnische Tür-
kenzüge von 1671—1688 (Kriegsgeschichtliche Einzel Schriften herausgegeben vom
Grossen Generalstabe, Heft 5) S. 3.
.33*
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516 ni. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
J. Scultetus^) an den Kurfürsten. D. Posen 18./28. September
1671.
[Mittheilungen des G.Kanzlers.]
28. Sept. Der G.Kanzler meint, dass jetzt der Hof, weil der Winter vor der Thur,
die Tataren und Cosacken sich auch auf eine Zeit lang zurückgezogen*), nicht
hart mehr auf den Succurs des Kf. dringen werde, zumal sie nicht wüsst^n,
wie derselbe zu unterhalten sei'). Falls der Succurs dieses Jahr nicht w^eiter
urgiert wurde, dürfte man auch die confirmatio pactorum noch wohl eine Zeit
lang differieren. Da aber der von der Pospolite zurückgekommene Adel nicht
gern wieder zu Pferde sitzen und nach der Ukraine gehen w^olle, so wünsche
er, dass dieser Succurs je eher je lieber käme, er wollte daher auf dem am
9. October zu Schroda abzuhaltenden Seymik dieser Woiwodschaft es dahin za
bringen suchen, dass namens der ganzen Woiwodschaft an den König geschrie-
ben und dabei die Confirmation der Pacten urgiert werde. Sc. hat deswegen
auch an den Castellau von Posen, der jetzt bei dem Adel wieder in gutem
Credit ist, geschrieben.
Die Diffidentien zwischen dem Hof und dem mehreren Theil der Senatoren
haben noch nicht abgenommen und ersterer sucht daher den Reichstag möglichst
zu differieren.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Driesen 6. October 1671.
[Mittheilungen des Erzbiscbofs über die Ränke des Hofes gegen Kf., über den König
und dessen Yerderblicbes Regiment. Festhalten des Erzbischofs an der französischen
Partei.]
6. Oct. Von Posen aus hat er sich zu dem Erzbischof begeben, den er auf
seinen Gütern unter Warschau angetroffen. Derselbe erklärte, er fühle sich
1) Kf. hatte denselben (d. Potstam 4./[14.] September 1671) beauftragt, sich wie-
derum zu dem G.Kanzler und dem Erzbischof zu begeben, denselben Schreiben
von ihm zu überreichen, ihnen vorzustellen, wie bereitwillig er sich mit Schickung
des Succurses gezeigt hätte, und sie zu ersuchen, dabin zu wirken, dass auch ihm
gegenüber die Verträge erfüllt würden. Dem G.Kanzler soll er 1000 Rth 1er zustellen.
') Vgl. den Bericht Sobieski's an den König vom 31. August und die In-
struktion desselben für den an den König gesendeten Woiwoden von Reussen Ja-
blonowski vom 4. September 1671 (Kluczycki 1, S. 668. 674).
') Der Herzog von Croy übersendet (d. Königsberg * ^ r-r- — 1671) dem
b. October
Kf. ein Schreiben des U.Kanzlers vom 23. September, in welchem derselbe meldet,
der König erwarte die Hulfstruppen des Kf. erst im nächsten Sommer, dafür aber um
so schneller und zahlreicher und unter ganstigeren Bedingungen ; bald darauf erhält
Kf. auch von dem Woiwoden von Pommerellen Bakowski und von dem Bischof von
Cracau dieselbe Nachricht.
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Berichte des Scultetus. 517
verpflichtet, dem Kf. zu offenbaren, wie falsch nnd sinistre dessen gute Intention
von dem Hofe aufgenommen und heimlich traduciert würde, er hätte ein Schrei-
ben des ü. Kanzlers (der den Konig gleich wie ein Paedagogus seinen Dis-
cipul unter der Ruthe hielte) intercipiert, worin gestanden, der Hof hätte zwar
des Kf. Auxiliarvölker gesucht, aber deren Ankunft zu sehen niemals gewünscht,
man hätte auch nicht gemeint, dass Kf. ante conflrmationem pactorum sich mit
Offerierung der Völker so parat zeigen würde, wiewohl, wenn es nicht die
höchste Noth erforderte, er schon Mittel finden wollte, wie dieser Succurs zu-
rückbleiben möchte. Anderestheils spargierte man durch die Woiwodschaften,
Kf. hätte zwar Hülfe angeboten, aber gefordert, dass ihm zuforderst Elbing tra-
diert und zu der Summe, womit die Republik ihm verhaft, noch 50,000 Thaler
zugeschrieben, auch die Starostei Draheim in perpetuum cediert würde, was
bei dem gemeinen Adel allerhand närrische Reden und Nachdenken verursachte.
Er wolle aber des Kf. Schreiben und gute Tntention nicht allein an alle Bi-
schöfe und Woiwodschaften schicken und durch seine Freunde auf den Sey-
miken den Betrug des Adels revelieren lassen, sondern auch auf dem nächsten
Reichstage das intercipierte Schreiben des U.Kanzlers, der aller dieser Sachen
Autor wäre, öffentlich verlesen lassen und er hoffe ihn so, wo nicht gar zu
ruinieren, doch bei dem meisten Adel in Verdacht und Verachtung zu bringen,
auch dem Könige wollte er dessen betrügliches Gemüth in seinem voto vor-
malen. Kf. möchte nur seine Gesandten auf den Reichstag schicken und be-
ständig auf die Confirmation der Pacten dringen lassen, der Hof werde zwar
wieder Dilation suchen wollen, wie aus der von dem ü. Kanzler den Deputierten
der grosspolnischen Woiwodschaften ertheilten Antwort*) zu ersehen sei, wenn
aber Kf. nur bei der Republik stehen wollte, würde er es schon durch diese
erhalten. Er klagte, dass unter diesem Könige das Reich ganz zu Grunde
gehen und eine mutatio status, davon der ü. Kanzler bereits zu reden sich nicht
scheute, die auch dem Kf. gefährlich sein würde, entstehen würde. Der gemeine
Adel, welcher das Werk nicht begreifen könnte, hätte bisher alles, was vorge-
laufen, approbiert, jetzt aber fingen die vornehmsten an zu merken, wie höchst
schädlich ihnen die Election dieses Königs, der zum Regiment ganz untüchtig,
sei. Ehestens würde wohl eine Confoederation der Armee bestehen, die nicht
weniger der Republik Bestes beobachten werde, Kf. möchte sich das Heil der-
selben mit angelegen sein lassen. Auch der Österreichische Hof hätte unlängst
durch Baron Meyernbeck mit ihm tractieren lassen, sie fanden bei dem Kö-
nige alle nur möglichen Laster, aber nicht die geringste Tugend noch Auf-
richtigkeit des Geraüths, daher sie auch sähen, dass er von der Republik end-
lich werde vom Thron gestossen werden, sie hätten nur dieses dabei bedungen,
1) F. Galeck i meldet dem Kf. (d. in castris ad Bar 12. September 1671), die
infolge des Aufgebotes zu Lublin versammelten grosspolniscben Palatinate hätten
zweimal durch Gesandte von dem Konige Bestätigung der Bromberger Verträge ge-
fordert, die Anhänger des U.Kanzlers im Senate aber hätten dem widersprochen und
letzterer hätte es trotz des Widerspruches des Littauischen G.Kanzlers durchgesetzt,
dass die Entscheidung darüber bis auf den nächsten Reichstag verschoben worden sei.
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518 in. Brandenburg und Polen. 1664-1673.
dass dennoch die Königin Königin in der Cron bliebe, wenn sie coactam vo-
Inntatem oder impotentiam allegierte, sei die Ehe von selbst nichtig, der päpst-
liche Consensus werde leicht zu erhalten sein.
Während der drei Tage, die Sc. bei dem Erzbischof blieb, hat dieser schon
an verschiedene Bischöfe und Woiwodschaften des Kf. wegen geschrieben, sonst
aber hat er mit ihm von nichts anderem discurriert als von Frankreich, dass
nur dort ein tüchtiges Subjectum zu dieser Krone hätte gefunden werden kön-
nen, und zeigte es sich, dass er noch heute so gut französisch ist, als er je
vor der Wahl gewesen.
König Michael an den Kurfürsten. D. Varsaviae 23. No-
vember 1671.
[Bitte, die Hülfssendung zu verschieben. Ueber die neuen Forderungen des Kf. und
die früheren Streitpunkte kann auf dem Reichstage verhandelt werden.]
23. Nov. Anzeige der glücklichen Erfolge in der Ukraine und seiner Rückkehr nach
Warschau. Er hätte, gewünscht, dass die Tnippcn des Kf. Theil an dem Feld-
zuge genommen hätten, aber wegen der vorgerückten Jahreszeit bittet er die
Hülfsleistung bis zum nächsten Sommer zu verschieben, zumal da in den Vor-
schlägen der Kommissare des Kf. sich manches unerwartete finde, das nicht in
den Pacten enthalten und daher reiflicher (Jeberlegung auf dem polnischen
Reichstage bedarf, worüber schon der U.Kanzler an den Preussischen Statthalter
geschrieben. Er erwidert des Kf. Freundschaftsversicherungen, wünscht, dass
aller bisweilen auftauchende Verdacht verschwinden und dass nach Leistung
der Satisfaction für die Wegführung Kalcksteins, Beilegung der Streitigkeiten
durch Kommissare, was zur Zeit des Reichstages bequem geschehen könnte,
und Erneuerung der Pacten ihre Freundschaft noch mehr befestigt werde.
Der Kurfürst an den König von Polen. D. Coloniae ad
Spream 27. November/[7. December] 1671.
[auf das Schreiben vom 23. Nov. Nachweis, dass zwischen ihnen auf dem Reichstage
nichts zu verhandeln ist. Ankündigung der Entsendung y. Hoverbecks.]
7. Dec. Glückwunsch zu den militärischen Erfolgen. Seine Hülfstruppen haben be-
reit gestanden und werden auch weiter bereit stehen.
Kf. weiss nicht, worüber auf dem Reichstage zwischen ihnen beiden zu
verhandeln sein sollte. Die Erneuerung der pacta gehört nicht dorthin, Kf.
hofft, dass der König jetzt endlich die letzte Hand daran anlegen wird. Die
Kalcksteinsche Angelegenheit ist den Justizbeamten übergeben und diese werden
binnen kurzem das ürtheil fällen. Die Vorschläge inbetreff der Unterhaltung
und der Marschordnung der Hülfstruppen bedürfen auch keiner Erörterung auf
dem Reichstage, die wichtigeren Punkte sind schon durch die Pacten festgesetzt
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Berichte des Scultetus. 519
und das übrige kann leicht freundschaftlich verglichen werden. Dass die Er-
örterung der an die Kommissarien verwiesenen Punkte nicht vor Erneuerung
der pacta vorgenommen werden dürfe, ist schon längst von Ef. nachgewiesen
worden. Zur Beilegung der Streitigkeiten nach Erneuerung der Pacten ist Kf.
bereit und hat seinen zur Beschwörung der Pacten beauftragten Kommissar
auch dazu bevollmächtigt, v. Hoverbeck, den er nächstens schicken wird*),
wird Näheres mittheilen.
J. Scultetus^ an den Kurfürsten. D. Schamatulle 2./12. De-
cember 1671.
[Ratbschläge des Castellans von Posen. Der neue Auftrag des Kf.]
Er hat den G.Kanzler, der schon 3 Tage vorher vom Könige nach War- 12. Dec.
schau berufen worden, nicht mehr in Kaiisch gefunden, demselben aber schrift-
lich den Wunsch des Kf. mitgetheilt, dass er seine Reise an den Hof beschleu-
nigen und dort mit v. Hoverbeck überlegen möchte, wie des Kf. Interesse zu
stabilieren und dem Wüthen des ü. Kanzlers, an welchen sich etliche böse
Leute aus Preussen gehangen, zu steuern sei. Darauf hat er sich zum Castellan
von Posen begeben, den er 7 Meilen hinter Kaiisch zu Polnisch Neustadt an-
*) Opacki hatte am 30. October dem Herzoge von Croy geschrieben, wenn Kf.
nicht seinem Versprechen gemäss durch Absendung einer ausserordentlichen Gesandt-
schaft dem Könige Geniigthuung für den durch Kalcksteins Fortführung zuge-
fügten Schimpf leiste, sei auf aufrichtige Freundschaft nicht zu bo£fen. Kf. beauftragt
darauf (d. Coln ^ ' ; 1671) den Herzog zu antworten, er werde, da der Könic:
9. November *
bald nach Warschau kommen und der Reichstag dort bald seinen Anfang nehmen
werde, dorthin Gesandte schicken. An v. Hoverbeck war schon am 9./19. October
der Befehl ergangen, sich zu einer Reise an den polnischen Hof bereit zu halten,
am 6./16. November wird er angewiesen, sich gute Zeit vor dem Beginn des Reichs-
tages in Warschau einzufinden, am 9./19. November, Vorschläge wegen der ihm mit-
zugebenden Instruktion zu machen, v. H. weist nun allerdings (d. Hohenstein 5. De-
cember 1671) darauf hin, aus den an die Seymiken gesendeten Instruktionen gehe
hervor, dass man die Punkte, über welche Kf. bisher nur mit dem Konige zu thun
gehabt, vor den Reichstag zu ziehen und so die Gerechtsame des Kf. der Decision
desselben zu unterwerfen suche, und rath daher, Kf. möchte weder vor noch während
des Reichstages jemand dorthin schicken; so lange man seiner entrathen könnte,
werde schwerlich weder durch Bitten noch durch Geld die Renovation der Pacten zu
erlangen sein, sollte man aber in Noth kommen, so werde man ihn schon suchen.
Kf. erwidert aber (d. Cöin an der Spree 9./ 19. December 1671), er könne keine Ge-
legenheit, sein Interesse und namentlich die Erneuerung der Pacten zu betreiben, vor-
übergehen lassen, die jetzigen Conjuncturen, die Inclination der wohlwollenden Sena-
toren und selbst das Verhalten der feindlichen gäben ihm Anlass, die Sendung mög-
lichst bald auszuführen; v. H. solle sich daher auf die Reise machen.
^) Eine Instruktion desselben liegt nicht bei.
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520 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
getroffen. Auf den ersten Punkt seines Anbringens, ob es rathsam sei, den
ü. Kanzler auf dem künftigen Reichstage öffentlich anzuklagen und alles, was
derselbe bisher gegen Kf. machiniert, vorzustellen, damit er von der Republik
als ein Friedensstörer abgestraft werde, erklärte jener, Kf. hätte dazu Fug und
Recht genug, rieth aber, erst abzuwarten, wie der Reichstag verlaufen würde;
Hesse sich derselbe nicht nach Wunsch des Hofes an, dann möchte der Ge-
sandte, den Kf. möglichst bald dorthin schicken möchte, mit dem Erzbischof,
G. Kanzler und anderen Wohlaffectionierten überlegen, wie diese Klage über den
ü. Kanzler am füglichsten anzustellen sei. Bei dem andern Punkt, ob Kf. bei
sogestalten Sachen nicht bei Zeiten die Guaranteurs anzusprechen hätte, rieth
er auch, zunächst den Ausgang des Reichstages abzuwarten, er wüsste, dass die
Republik das foedus mit Kf. nicht brechen, noch in einen Krieg mit demselben
willigen werde, was geschehe, thäte der U.Kanzler auf seinen eigenen Kopf,
der Erzbischof und andere Senatoren aber würden ihm wohl auf künftigem
Reichstag den Verstand eröffnen.
Als Sc. ihm eröffnete, er hätte Ordre, nach Petrikau zu gehen und dort
nachzuforschen, was am 30. October für ein plenipotentiarius aus Preussen sich
dort eingefunden und ob dessen Name und Supplication nicht in der metrica
ingrossiert wäre, rieth ihm der Castellan davon ab, theilte ihm aber mit, er
würde auf dem bevorstehenden Seymik zu Schroda dieses Jahr über zum Mar-
schall des Tribunals erwählt werden, wohin er dann bald nach dem Fest der
h. Drei Könige zu gehen und bis an den halben Reichstag zu präsidieren ge-
denke, in der Zeit wolle er sich danach erkundigen.
Dann hat er dem Castellan das Schreiben des Kf. an die grosspolnische
Zusammenkunft zu Schroda übergeben, derselbe versprach, dahin zu wirken,
dass die grosspolnischen Landboten beauftragt würden, bei dem Könige um
Confirmierung der Pacta mit Kf. anzuhalten.
Auf der Rückreise hat er das Rescript des Kf. vom 27. November') er-
halten, er wird in folge dessen zu dem Castellan von Posen zurückkehren und
mit demselben den ihm ertheilten Auftrag überlegen.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin 16. December 1671.
[Vorgänge auf dem Landtage zu Schroda.]
16. Dec. Er hat sich nach Schroda zu dem Landtage begeben und nach Besprechung
mit den anwesenden Senatoren und anderen vornehmen Adligen bei der ersten
Session, nachdem ein Verwandter der Woiwoden von Kaiisch und Posen, Miel-
0 Darin wird ihm befohlen, sich auf den grosspolnischen Seymik zu begeben
und dort sich zu bemühen, dass im Gegensatz zu der an denselben geschickten In-
struktion beschlossen werde, den König zu ersuchen, dass er die Confirmation der
Pacten vornehme und den Reichstag damit nicht behellige, sowie sich der Kalckstein-
schcn Angelegenheit, über deren wahre Beschaffenheit er die Anwesenden näher in-
formieren soll, nicht anzunehmen. Vgl. Paczkowski a.a.O. (Forsch. III, S. 108 f.).
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Berichte des Scultetos. 521
scinski zum Marschall gewählt worden, diesen ersucht, des Kf. Begehren an
diese Seymik auf^s favorabelste vorzastellen. Derselbe that dieses auch, als er
aber das Schreiben des Kf. öffnen und öffentlich verlesen wollte, protestierte
dagegen sofort einer, namens Kerski, und erklärte, zuerst müssten der König
und die Republik von Kf. Satisfaction wegen verschiedener Contraventionen,
die er anführte, erhalten. Nachdem man drei Stunden lang darüber disputiert,
ob die Briefe geöffnet werden sollten, setzte es der ü. Kämmerer von Kaiisch
Krzycki durch, dass das Schreiben vom Marschall verlesen und darüber zu
votieren begehrt wurde, da dann die meisten Stimmen dahin gingen, man sollte
Kf. zumal bei dem jetzigen Türkenkrieg nicht disgustieren und daher bei dem
Könige auf dem Reichstage anhalten, dass er die Pacta mit Kf. confirmieren
und alle Missverständnisse aufheben möchte. Der Posnische Landfähndrich
Skoroszewski verlangte, dass die Landboten auch auf dem Reichstage nach-
fragen sollten, wer daran Schuld wäre, dass der von Kf. offerierte Succurs, der
den Sommer in der Ukraine ein grosses hätte verrichten können, nicht wäre
acceptiert worden, und schlug vor, der König sollte die Pacten zwar bald zu
Anfang des Reichstages confirmieren, stantibus comitiis sollte aber auch sofort
die Commission vorgenommen und die Differenzen abgethan werden. Als Kerski
einwarf, der U.Kanzler hätte ihm geschrieben, er wollte auf dem Reichstage
öffentlich remonstrieren, was für nachtheilige Dinge der Republik zuwachsen
würden, wenn der König die pacta sogleich confirmierte, in diesen stände auch,
dass Elbing sogleich nach der Confirmation dem Kf. solle tradiert werden, er-
widerte der Landfähndrich, die Republik hätte pacta confirmata mit Kf. und
dem U.Kanzler stände es nicht zu, allein dieselben über den Haufen zu werfen.
Endlich wurde beikommende Antwort an Kf. *) beschlossen, der Woiwode und
der Castellan versprachen, bei Concipierung der Instruction für die Landboten
diesen Artikel so zu moderieren, dass nichts dem Kf. Präjudicierliches hinein-
gesetzt würde. Wegen Kalcksteins wurde endlich, weil die beim vorigen
Reichstage gewesenen Landboten nicht gestehen wollten, dass ihn die Land-
botenstube in Protection genommen, gamichts erwähnt.
Der Castellan von Posen meint, der König suche, um sich bei den Sena-
toren und Vornehmsten des Reiches formidabel, bei dem gemeinen Adel recom-
mendabel zu machen, auf Antrieb des U.Kanzlers wegen Preussen, was der
vorige König und die Stände weggegeben, wieder zu der Krön zu bringen, und
beide würden, wenn nur der Türkenkrieg es nicht hinderte, sich bemühen, die
Confirmation der Pacten mit Hervorsuchung von allerhand Querelen aufzuschie-
ben; er räth, Kf. möchte nur durch Schreiben oder auf dem Reichstage durch
seine Gesandten beim Könige anfragen, weil er cum Republica pacta confirmata
hätte, ob der König dieselben auch zu confirmieren und zu halten gedächte,
sollte derselbe auf vorhergehender Abschaffung der Differentien bestehen, könnte
^) D. Sredae 17. December 1671; darin erklärt der Marschall Albertus de Mus-
syns Mussynski, die Landboten würden für die Bestätigung der Pacten wirken, sie
hofften aber, Kf. werde darein willigen, dass durch Kommissare beider Tbeile die
Streitigkeiten geschlichtet worden.
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522 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Kf. seine Gesandten noch in währendem Reichstage cnm protestatione zurück-
fordern und sich stellen, als müsste er andere Verfassung machen, dann wurden
vielleicht die Stände aus Furcht vor dem Turkenkriege von selbst in den König
dringen, die Pacta zu confirmieren.
k. Gesandtschaft v. Hoverbecks und v. Tettaus.
December 1671— März 1672.
Instruktion, wornach sich unser — Geheimer Rath Johann
Freiherr v. Hoverbeck und Daniel v. Tettau, Hauptmann zu
Lötzen, Hof- und Legationsrath, bei ihrer itzigen Abschickung
nach Warschau zu richten. D. Cöln an der Spree
9./[19.] December 161V).
(Conc. V. Somnitz.)
[Beschworung der Pacten; vorherige Verhandlungen über die Streitigkeiten sind ab-
zulehnen. Die Kaicksteinsche Angelegenheit.]
19. Dec. 1. Sie sollen baldmöglichst vor dem Reichstage in Warschau eintreffen,
bei der Audienz dem Könige wegen der glücklichen Progressen in der Ukraine
gratulieren, 2. hauptsächlich aber denselben daran erinnern, dass Kf. behufs
Bestätigung der Pacten schon früher eine Gesandtschaft geschickt, und ihn er-
suchen, dieselbe jetzt für sich gehen zu lassen.
3. Sie haben darauf zu achten, dass die von dem Könige deputierten Se-
natoren mit gehöriger Vollmacht versehen und dass solche Senatoren dazu er-
nannt werden, welche keine Widerwärtigkeit gegen Kf. haben verspüren lassen.
Zuerst haben die Königl. Deputierten den Eid (und zwar in derselben Art, wie
König Johann Casimir selbst ihn geschworen) und dann sie denselben abzu-
legen. Dass die pacta umgeschrieben werden, ist nicht nöthig noch thunlich.
An die Stände ist dieses Werkes wegen nichts zu bringen, noch darf die Eides-
leistung, um Präjudiz zu vermeiden, in Gegenwart der Stände geschehen, es
darf aus diesem Conti rmationswerke auch kein casus comitialis gemacht werden.
Sollte von Königl. Seite eingewendet werden, vor der Renovation müssten
erst einige theils fürlängst, theils neuerdings erhobene Zweifel und Schwierig-
keiten gehoben werden, so haben sie dieses aus den v. H. längst bekannten
Gründen, denen sie zu inhärieren haben, abzulehnen, dabei aber zu erklären,
Kf. sei erbötig, sofort nach geschehener Eidesleistung diese Sachen vornehmen
und tractieren zu lassen und sich darin aller Billigkeit nach zu verhalten, auch
sollen sie darauf hinweisen, dass Kf., trotzdem die Renovation der Pacten bisher
nicht geschehen, die erforderten Auxiliarvölker bereit gehalten. Alles dieses
^) Vgl. über diese Gesandtschaft Pufendorf XI, § 105. 106 (S. 664ff.); Pacz-
kowski S. 113ff.
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Instruktion für v. Hoverbeck und v. Tettau. 523
sollen sie nicht nur dem Könige, sondern auch den Senatoren und anderen, die
am Hofe in Consideration stehen, vorstellen, auch kann v. H. die Vollmacht
zur Complanation der Irrungen, die er in Händen hat, vorzeigen.
4. Sollte dieses alles nichts verfangen wollen, so haben sie zu erklären,
dass Kf. die Sache weder auf den Reichstag noch zur Commission vor Be-
schwörung der Pacten wolle kommen lassen, sondern dass dann nichts anderes
übrig sei als die Interposition der Mediatoren und in pactis genannten Poten-
taten zu suchen. Sie haben wegen dieser Interposition des Hofes Meinung zu
vernehmen und dann ihren Abschied zu begehren, in diesem Fall aber mit nö-
thigen Protestationen und Declarationen des Kf. jura zu conservieren.
5. Da auch ohne Zweifel des Kaie kste in sehen Handels und, dass man
eine Abschickung deswegen erwartet, Erwähnung geschehen wird, so sollen sie
dem Könige hinterbringen, dass dessen Reise nach Lemberg diese Absendung
gehindert, im übrigen aber könnte Kf. nicht absehen, was man deswegen an
ihn irgendwie praetendieren könnte. Er habe dem Verlangen des Königs ent-
sprechend den Beschuldigten den Process machen lassen und erwarte täglich
eine sententiam in contumacia. Kf. seinerseits hätte sich darüber zu beschwe-
ren, dass den Pacten entgegen Kalckstein gestattet worden, am Hofe, bei
der Armee und auf dem Reichstage, ja allenthalben die schrecklichsten Läste-
rungen gegen ihn auszustreuen, dass seine Lästerschriften angenommen und
seine Auslieferung verweigert worden ist.
Bei der Königin haben die Gesandten sich auch mittelst beigehenden Cre-
ditives anzugeben und die gewöhnlichen Curialien zu verrichten.
Nach Expedierung der die Confirmation der Pacten betreffenden Sachen hat
V. Tettau zurückzukehren, v. Hoverbeck aber nach erfolgter Confirmation
der Pacten abzuwarten, dass die Aufhelligkeiten vorgenommen werden.
Neben -Instruktion für den v. Hoverbeck. D. Cöln an der
Spree 9./[19.] December 1671.
[Die Prätensionen des Kf., H. soll herauszubekommen suchen, welche Preussen dem
U.Kanzler die Kalcksteinsche Sache recommendiert haben.]
Da man polnischerseits auf Hinlegung der Streitigkeiten dringt, so ist Kf. 19. Dec.
zufrieden, dass dieselben post confirmationem pactorum vorgenommen werden,
und wird ihm dieses hiemit aufgetragen.
Kf. seinerseits prätendiert nur, dass, was wegen Eibin g in den Pacten
geschlossen, exequiert werde, und lässt er dem Könige die Wahl, ob er die
Stadt ihm abtreten oder die auch zu Bromberg aber post pacta gemachte Ab-
rede') belieben wolle.
Da dem Kf. nicht eigentlich bewusst, was man königlicherseits von ihm
praetendiere, so soll er solches vernehmen und darüber berichten, Interim aber
») S. V. Mörner S. 226 (n. 121d).
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524 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
in den schon vorhin movierten Punkten sich nach den früheren Resolutionen
des Kf. richten.
Wenn es bei der Confinnationssache Schwierigkeiten giebt, so soll er von
den wohlaffectionierten Senatoren vernehmen, durch was für Mittel und "Wege
man daraus kommen möchte, auch nachher, wenn es zur Ernennung von Konn-
missaren kommen sollte, sich auf das äusserste bemühen, dass von den Uebel-
wollenden keine dazu genommen werden.
Weiter hat er sich zu bemühen zu erfahren, was für Preusseu sich an
den U.Kanzler gehangen und demselben Kalcksteins Sache recommen-
diert haben, die Nachricht, die Kf. davon erhalten, soll ihm mit ehestem zu-
gesandt werden.
Dem Littauischen G. Kanzler P a c hat er 500 Ducaten zu versprechen und,
sobald er sie erhalten, zu offerieren.
V. Hoverbeck^ an den Kurfürsten. D. Prag S.Januar 1672.
[Verlangen des Königs, schleunigst Hälfstruppen zu senden.]
S.Jan. H. Wyzycky'), welcher jetzt die Armee in der Ukraine commandiert,
hat erklärt, wenn ihm nicht 3000 Mann zu Hülfe geschickt würden, würde er
sich noch diesen Winter zurückziehen müssen, weshalb nach des Kf. Völkern
sehr gelüstert wird und der König ihn noch vor der üeberfahrt und Einholung
hat ersuchen lassen, da die Sache keinen Verzug leiden könnte, in seinem Na-
men den Kf. oder den Herzog von Croy, wenn dieser soweit bevollmächtigt,
zu bitten, anstatt der Fussvölker ihm je eher je lieber 1500 Dragoner zu Hülfe
zu schicken und dieselben so marchieren zu lassen, dass sie höchstens in 4
Wochen in der Ukraine sein könnten. Er hoffe, Kf. werde, wie er früher er-
klärt habe, diesen Völkern 2 Monat Löhnung aus seinem Schatze geben, wegen
fernerer Verpflegung derselben solle auf dem Reichstage aus dem Kronschatze
Vorsehung geschehen.
H. räth, die einmal gewilligte Hülfe nicht zurückzuhalten, aber, da man
Kf. in den Ausschreiben an die Kreise sehr verhasst zu machen gesucht, nicht
ohne Bedingung der eidlichen Renovation der Pacten').
*) Derselbe war vorausgereist, v. Tettau, dessen Ausrüstung sich verzögert
hatte, ist ihm erst Anfang Februar gefolgt.
*) StanislausWyzycki, Fähndrich von Kiew. Vgl. über die bedrohte Lage
in der Ukraine den Brief Sobieski's an den O.Kanzler vom 5. Januar 1672, dessen
Aufruf an die Armee und die Relationen von der Armee bei Kluczycki II, S. 752ff.
^) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 8./ 18. Januar 1672), ihm komme das oftmalige
Variieren wegen des Succurses und, dass der König der Confirmation der Pacten gar-
nicht habe erwähnen lassen, fremd vor, er wolle daher erst weiteren Bericht ab-
warten.
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Hülfsgesucb. Audienz beim Könige. 525
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 12. Januar
1672.
[Audienz beim Könige.]
Bei der Audienz, die er gestern beim Könige gehabt, bezeugte sieb dieser 12. Jan.
sehr höflich, dankte dem Kf. für den bewilligten secours, betreffend die Con-
firmation der Pacten aber sagte er nur, er werde, wie Herkommens, mit den
anwesenden Senatoren davon sprechen und ihn darauf ohne Verzug mit einem
Bescheide versehen lassen. Dann brach er in weitläufige recht studierte und
pathetische Klagen wegen Kalcksteins Entfuhrung aus, versicherte wieder-
holt, es wäre ihm nicht um die Sache selbst zu thun noch um die Person, als
daran ausser der Seel nichts gutes wäre, angesehen er in allen Landen an £hr
banqueroutirt (wie seine Worte waren), sondern dass es zu der Zeit geschehen,
wo er wegen seiner Malcontenten am wehmüthigsten gewesen und wo er die
Seinigen gern hätte sehen lassen, dass er bei den benachbarten Potentaten in
Estim wäre, gerade da wäre ihm solcher Schimpf widerfahren u. s. w. H. hat
darauf seiner Instruktion gemäss geantwortet und das Ausbleiben der angekün-
digten Gesandtschaft damit entschuldigt, dass der König unvermuthet, ohne das
Generalaufgebot abzuwarten, von hier aufgebrochen sei und so seine Person
und zugleich die Republik hazardiert hätte. Diese letzten Worte gefielen dem
Könige so, dass er sie selbst bestätigte, der Aufbruch wäre sine exemplo, seine ^
Vorfahren hätten sich in dergleichen Fällen nicht so in Gefahr begeben, sie
hätten auch als Fremde dem Vaterlande nicht so viel Liebe zugetragen wie er,
der ein Sohn der Republik wäre. Es würde ihm nicht entgegen gewesen sein,
wenn die Entführung nur nicht hier in der Residenz geschehen wäre, wie er's
Brandt unterschiedlich angedeutet, er hätte Kalckstein nie in Protection
genommen, wäre auch bereit gewesen, ihn vom Hofe wegzujagen.
In den folgenden Discursen dissimulierte der König zwar nicht die vor-
stehende Türkengefahr, suchte ihn aber zu überreden, dass alle innerlichen
motus gänzlich gestillt wären, doch gab er zu erkennen, dass er fürchte, der
herannahende Reichstag könnte sich fruchtlos zerschlagen.
V. Hoverbeck an den Kurftirsten. D. Warschau 16. Januar
1672.
[Verschleppung der Confirmation der Pacten. Hoffnung des polnischen Hofes, Preussen
wiederzugewinnen. Gefährdete Lage des Königs.]
Auch jetzt sucht man alle Mittel hervor, um die Confirmation der Pacten 16. Jan.
zu verschleppen und wohl endlich gar zu eludieren. Dazu hat der U.Kanzler
den Umstand benutzt, dass in dem besonderen Creditiv für H., welches der-
selbe dem Könige bei der Audienz übergeben, der Character Legati ausgelassen
ist, und so den König dahin gebracht, dass er der Sache bis zu v. Tettau' s
Ankunft einen Anstand geben will. H. hat den U.Kanzler, da dieser ihn
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526 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
nur privatim empfangen zu wollen erklärt hat, nicht besucht. Dem G.Kanz-
ler, der beabsichtigt, für ihn sowohl in dieser als auch in der Hauptsache za
sprechen, wird die Audienz von Tag zu Tag verschoben, inzwischen wird
Kalcksteins Entführung und, dass dem Könige dafür keine Satisfaction ge-
schehen, fast höher als die türkische Kriegserklärung angezogen. Es scheint
daraus, dass sich der Hof durch die Leute aus Preussen, deren der K.V.
Kanzler in seinem durch Scultetus dem G.Kanzler verdolmetscht zugeschickten
Schreiben an den Bischof von Posen') gedenkt, bethören lässt und noch immer
Concepte formiert, es würden die Malcontenten im Lande, wenn nur der König
die Renovation der Pacten verzögern und dem Werk nicht entgegen sein wollte,
den kurfürstlichen Völkern die Hälse brechen und sich darauf das ganze Land
gutwillig untergeben, dadurch er dann, weil alle Aemter im Lande Oeconomieen
sind, mehr Einkommen, als er jetzt aus der ganzen Krön hat, überkommen und
seinen Ruhm über alle seine Vorfahren erheben würde. H. stellt dem entgegen
aus den Landtagsakten und dem Vereinigten Bedenken der sämtlichen Stände*)
vor, wie von allen und jeden Kalcksteins Proceduren detestiert und gestanden
worden, dass er vorhin rechtmässig zum ewigen Gefängnis verurtheilt worden.
Man sprengt hier wieder aus, die dortigen Stände würden nach geendigtem
Landtage wieder mit ungewilligten Contributionen bedroht.
Die hiesigen Malcontenten sind jetzt um so mehr zu considerieren, da die
auswärtige Gefahr viel grösser ist und sie vorsichtiger gehen und ihr Werk
besser gefasst haben. Hingegen beginnt die flüchtige Liebe des gemeinen Adels
merklich zu erkalten, auch das Vernehmen zwischen dem König und der Kö-
nigin und folgends dem Hause Oesterreich abzunehmen, es bekommt auch der
König sehr oft gar gefährliche Anstösse und kann nicht begreifen, dass seine
AfTection und Deferenz gegen den U.Kanzler ihm fast alle anderen abwendig
macht. Trotz aller Gegenbemühungen des ü. Kanzlers, des Bischofs von Posen
und ihres Anhanges ist doch der Castellan von Posen einhellig von allen De-
putierten zum Marschalck oder Director des Tribunals') gewählt worden; da
dessen nächster Blutsfreund, der Prälat Zboski, zugleich mit Präsident der
Geistlichen ist, so wird er sich wohl zu rächen wissen.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 19. Januar
1672.
[üebermuth des U.Kanzlers. Trotz dessen Abreise will der Konig sich nicht zur
Confirmation der Pacten verstehen. Vorschläge wegen Elbings und Kalcksteins.]
19. Jan. Der U.Kanzler ist so unbeständig, dass er einmal sich aller Sachen ent-
schlagen, bald wieder alles nach seinem Sinn und Willen allein gethan haben
^) Leider ist weder dieses Schreiben selbst in den Akten erhalten noch aus den-
selben Näheres über seinen Inhalt zu ersehen.
^ Gemeint ist das „Vereiifigte Bedenken" der Preussischen Stände vom 23. Sep-
tember 1671 (v. Baczko, Gesch. Preussens V, S. 513ff.).
») S. oben S. 520.
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Verzögerung der Bestätigung der Pacten. Pläne des Hofes. 527
will. Von den anderen Senatoren sagt er: Idem grex sed non idem pastor,
sich allen, die vor ihm ministri status gewesen, vorziehend, vom Könige soll
er oft sagen, wenn nicht alles nach seinem Willen geht, er wäre zum Regieren
ganz nicht geschickt, ja sogar: Poenitet me fecisse hominem. Den 16. ist er
davon gefahren und hat zu seinen Vertrauten gesagt, er gehe nach Löbau und
würde vor dem 5. Februar nicht wiederkommen, da er dann, nachdem alle
würden abvotiert haben, sein votum ablegen und sie alle widerlegen wollte,
doch wird ihm das wohl schwerlich verstattet werden, da es Herkommens ist,
dass die Senatoren nach ihrer Ordnung stimmen und wer fehlt nicht wieder
zugelassen wird. Es wäre gerathen, dort auf die Leute zu achten, welche mit
ihm umgehen werden, da anzunehmen ist, dass er noch mit den in seinem
durch Scultetus mitgetheilten Schreiben angedeuteten Practiken umgeht.
Des U. Kanzlers Abzug sollte ihnen sonst wohl zustatten kommen, wenn
er nur nicht den Konig vorher ganz eingenommen und wohl gar von demselben
die Zusage erhalten hat, aller anderen Erinnerungen ungeachtet an seinem con-
silium festzuhalten. Der Primas, der Bischof von Cracau, angeblich auch
der G.Feldherr und G.Marschall, die beiden G.Kanzler, der K.Schatz-
meister und etliche ganze Kreistage dringen auf die endliche Renovation der
Pacten, es will aber dennoch kein rechter Schluss erfolgen.
Der ü. Kanzler hat H. durch den 0. Kammerherrn Opacki auszuholen
gesucht, er hat ihm vorstellen lassen, der kürzeste und sicherste Weg sei, über-
haupt zu tractieren, und wenn Kf. seine Prätension auf Elbing fallen lassen
wollte, ihrerseits die Subsidia und die anderen Prätensionen auch fallen zu
lassen und auszumachen, dass gegen Erlassung der Elbingischen Summe Kf.
jind die Republik einander nur in den preussischen Landen zu secourieren
hätten. H. bittet um Resolution, in wie weit dieser Vorschlag dem Kf. an-
ständig sein möchte.
PS. 1. Der ü. Kanzler hat sich unterstanden, wider den klaren Buch-
staben des durch Opacki von Königsberg überbrachten Recesses^) an die
Kreistage zu schreiben, Kf. hätte keine Völker geben wollen, wenn ihm nicht
vorher Elbing cum fructibus perceptis et percipiendis tradiert würde.
PS. 2. Etliche Wohlaffectionierte rathen, Kf. möchte, um den König zu
begütigen, Kalckstein wieder in dessen Gewalt liefern, wenn er nur ver-
sichert wäre, dass derselbe sogleich wieder ausgefolgt würde. H. hat dem
widersprochen, bittet aber um Information, ob etwa dem G.Kanzler an die
Hand zu geben wäre, er sollte den König vor sich selbst vertrösten, er traue
ihm wohl so viel zu erhalten, dass K. an die Littauische Grenze gestellt und
gleichsam in des Königs Gewalt geliefert würde gegen Versicherung, dass der-
selbe sofort wieder ausgefolgt werden sollte, da dann von Seiten des Kf. soviel
Volk mitzuschicken sein würde, dass man polnischerseits nicht wider die Zu-
sage handeln könnte 2).
«) S. oben S. 513 ff.
^ Kf. erwidert darauf (d. Cöln a. d. Spree 19./[29.] Januar 1672), auf die El-
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528 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Hoverbeck an den Kurfürsten. D. Warschau 30. Januar
1672.
[Weitere Verzögerung der Confirmation der Pacten. Aeussere und innere Gefahren.]
30. Jan. Der König hat neulich in consilio') so geschickt zu simulieren gewusst,
dass sämtliche anwesende Senatoren geglaubt, es wäre ihm nunmehr mit der
Confirmation der Pacten ein rechter Ernst, nachdem aber noch vor erfolgter
Wahl eines Landbotenmarschalls des ü. Kanzlers Schwager') und andere Hof-
creaturen darauf bestanden, dass vor allen Dingen im Namen der Landboten-
stube an den König geschickt würde, er sollte ja in puncto confirmationis pac-
torum nichts ohne die dritte Ordnung statuieren, sondern des Kf. Gesandte, bis
alle Stände darüber würden vernommen sein, aufhalten, haben sie dessen wahre
Gesinnung erkannt. £inige Verzögerung könnte wohl, zumal da v. Tettau
noch nicht angelangt ist, nichts schaden, aber es macht ihn bedenklich, dass
der König dem G.Kanzler trotz dessen Remonstrationen befohlen hat, den
Punkt der Confirmation in die Reichstagsproposition zu setzen.
Weder der König noch der U.Kanzler bedenken, was für Gefahr ihnen
sowohl innerlich als äusserlich bevorsteht. Von den vornehmen und qualifi-
cierten Subjectis hat sich keiner der Direction der Landbotenstube unternehmen
wollen, weil sie nicht trauen, dass der Reichstag^) bei so heftigen dissidiis der
vornehmsten Häupter werde bestehen können, die Mächtigsten und Ansehnlich-
sten haben sich verbunden zusammenzustehen, bis sie des K. U. Kanzlers Person
und Haus in äussersten Schimpf und Verachtung werden gesetzt haben, und
suchen dessen nicht zahlreiche Anhänger ihm abwendig zu machen.
bingsche Sache solle H. sich vorläufig nicht einlassen, wenn aber die Confirmatiou
der Pacten geschehen sei, wolle er ihn näher instruieren; zur Auslieferung Kalck-
steins könne er sich auf keine Weise verstehen.
^) V. H. hatte am 26. Januar berichtet, ihre Sache Hesse sich jetzt viel besser
an, der Konig hätte in dem gestern gehaltenen consilium, nachdem alle anwesenden
9 Senatoren dafür gestimmt, die Confirmation der Pacten noch vor Beginn des Reichs-
tages vorgehen zu lassen, sich auch damit einverstanden erklärt, doch durfte eine so
wichtige Sache nicht so eilig abgemacht werden, der G.Kanzler sollte zunächst v. H.
bitten, sich zu einer Conferenz wegen Kalcksteins und einiger anderer Punkte
einzufinden.
^ Alexander Zaluski, U.Kämmerer von Rawa, der Vater des Geschichts-
schreibers Andreas Zaluski, vgl. dessen Epistolae historico-familiares I, S. 313;
Lengnich VIII, S. 61.
^ Ueber diesen seit dem 26. Januar abgehaltenen Reichstag vgl. Zawadzki
S. 245flF. (Zaluski 1, S.313flf.), Kluczycki II, S. 757 ff., Lengnich VIII, S. 60ff.
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Verzögerung der Confirmation der Pacten. Neues Hfilfsgesuch. 529
V. Hoverbeck und v. Tettau an den Kurfürsten^). D. War-
schau 22. Februar 1672.
[Qfinstigere Aussiebten. Auftreten Pacs und Erzicki's zu Gunsten des Kf.]
Auf den Rath der Wohlaffectionierten sind sie , zumal da die Sache sich 22. Febr.
von Tag zu Tage besser anzulassen scheint, noch hier geblieben. Der Littauische
G.Kanzler hat den E.U.Kanzler in seinem gestrigen voto') so mortificiert,
dass es selbst dem Bischof von Cracau leid gethan, und sind dem U.Kanz-
ler'), soviel Kf. betrifft, nur zwei Senatoren, die Castellane von Culm und Ka-
mionken beigefallen. In der Session, welche heute in dem Hofe des Primas
im Beisein vieler Senatoren und von über 40 Landboten gehalten wurde und
fast das Ansehen einer Secession vom Könige hatte, hat der U.Kämmerer von
Kaiisch Krzicki sich ebenso wie auf dem Landtage zu Schroda*) dem Kf.
affectioniert gezeigt, auf seinen Antrag hat der Landbotenmarschall versprochen,
in ihrer aller Namen dem Konige zu remonstrieren, dass es garnicht gerathen
sei, des Kf. Gesandte länger aufzuhalten und die Confirmation der Pacten zu
difficultieren.
König Michael von Polen an den Kurfürsten'^). D. Varsaviae
19. März 1672.
[Bitte um Hülfe gegen die Türken.]
Bei der seinem Reiche von den Türken drohenden Gefahr bittet er um 19. März,
die vertragsmässige Sendung ¥on Hülfstruppen. Kf. möchte dieselben Anfang
April von Preussen direct nach Kaminiec Podolski marschieren lassen und
ihnen auf einige Monate Sold mitgeben, auch er, der König, wird nach Mög-
lichkeit für dieselben sorgen^). ^
^ V. Tettau war Anfang Februar in Warschau angekommen, die Verhand-
lungen waren aber von polnischer Seite immer weiter hingezogen worden, so dass
Kf. (d. Coln 19./[29.] Februar 1672) den Gesandten die Weisung ertheilte, falls sie
nicht versichert wären, dass die Bestätigung der Pacten in wenigen Tagen erfolgen
würde, abzureisen, welche Weisung er am ' „ — =— wiederholt.
[8. März]
>) S. Zawadzki S. 249. Lengnich VIII, S. 63f.
') S. über dessen Auslassungen gegen Kf. Zawadzki S. 248 f. (Zaluski I,
S. 314.)
^) S. oben S. 521. Kf. Hess Krzycki zum Dank dafür 200 Ducaten durch die
Gesandten überreichen.
^) Schon am 4. Februar 1672 hatte König Michael ein neues Hülfsgesucb an
den Kf. gerichtet, derselbe hatte darauf erwidert (d. Coloniae 12./22. Februar 1672),
da in diesem Gesuch nicht angegeben werde, auf weichen Grund hin dasselbe ergehe,
so wisse er nicht, was er darauf antworten solle, zur Erfüllung seiner vertragsmäs-
sjgen Verpflichtungen sei er bereit.
^ In einem zweiten Schreiben von demselben Datum (abgedruckt Zaluski I,
llat«r. ■. Gesch. d. O. Karf&rtten. XII. 34
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530 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
V. Ho verbeck und v. Tettau an den Kurfürsten*). D. War-
schau 25. März 1672.
[Die Bestätigung der Pacten.]
25. M&rz. Wie gestern die Renovation der Pacten vor sich gegangen, wird Kf. aas
dem beiliegenden Diarinm') ersehen. Sie haben dabei absichtlich, des Kf.
Ordre gemäss, alle Sollennitäten, die das Ansehen haben konnten, dass sie es-
sential und zur Gültigkeit der Pacten nothwendig wären, um künftiger Fälle
willen zu verhüten gesucht. Sie gedenken ad perpetuam rei memoriam, dass
die Confirmation der Gommission vorgegangen und die Eidesnotul nach des Kf.
Wünschen eingerichtet gewesen, den Recess an das Reichsarchiv zu bringen.
Die Vollmacht, welche der G.Kanzler dem U.Kanzler zur Prüfung zuge-
schickt, hat dieser mit seinem Siegel bedrucken und durch seinen Regenten un-
terschreiben lassen, was ihnen um so lieber ist, da er so gleichsam seine vorigen
Proceduren widerrufen hat. Der König selbst soll ganz beschämt stehen, wenn
er befragt wird, ob ihm die nicht besser und klüger gerathen, welche vorge-
stellt, dass diese Confirmation sogleich nach der Krönung hätte vor sich gehen
sollen.
PS. Der von ihnen aufgesetzte Recess ist ohne Aenderung acceptiert und
heute vollzogen worden.
S. 349 f.) schildert der König näher die Tnrkengefabr und bittet ausser den Vertrags-
massigen Hülfstmppen um weitere Hülfe.
0 Schon am 15. Harz hatten die Gesandten berichtet, dass der U.Kanzler
seinen Widerstand gegen die Erneuerung der Pacten aufgegeben habe, zugleich hatten
sie gemeldet, dass der Reichstag sich zerschlagen (s. Zawadzki S. 265 ff.), dass die
Unzufriedenheit mit dem jetzigen Regiment allgemein sei, dass die einen durch fried-
liche und glimpfliche Mittel eine Veränderung zu erreichen suchten, andere aber auf
gewaltsamem Wege, und dass daher insgeheim private Werbungen angestellt würden.
') Diarium vom 24. März. Morgens 11 Uhr erscheint bei den Gesandten der
Regens Cancellariae minoris Lipski, entschuldigt im Namen des Königs, des Senats
und der Kanzlei die gestrige Verzögerung und bittet, sie möchten jetzt auf das Schloss
kommen und den actus beendigen, die Königl. Deputierten (Opacki und der Castellan
von Wisna Adrian Zochowski) wären dort schon anwesend und der König hätte
sich in allem nach der Gesandten Begehren erklärt. Sie fahren darauf nach dem
Schloss, dort kommen ihnen die Königl. Kommissare entgegen, die beiderseitigen
Vollmachten werden ausgewechselt und darauf schwören zuerst die Königl. Deputierten
und dann die Gesandten des Kf. den beiderseits beliebten, von Lipski vorgesprochenen
Eid auf das Evangelium Johannis cap. 1. Darauf wünschen sie sich Gluck, unter-
zeichnen beiderseits die von den Gesandten aufgerichtete Formel des Recesses über
den actum confirmationis und kehren dann heim. Vgl. Pufendorf XI, § 106
(S. 866 f.).
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Bestätigung der Pacten. Abscbiedsaudienz. 531
V. Hoverbeck und v. Tettau an den Kurfürsten. D. War-
schau 29. März 1672.
[Abschiedsaudienz. Bitte des Königs um Hülfe im Falle eines Aufstandes und um
Duldung der nach Preussen geflüchteten A rianer.]
Bei ihrer Abschiedsaudienz') hat nach den Curialien der Eon ig sie bei 29. M&rz.
Seite genommen und ihnen gesagt, er hoffte, Kf. wurde ihn, falls es hier za
einem Aufstande käme, nicht verlassen, da er glaubte, dass derselbe es seinen
Interessen wenig zuträglich halten werde, ein französisches mit grossem Geld
und Gewalt eingedrungenes Subjectum hier zu sehen und zum Nachbar zu
haben. Doch suchte er seine Perplexität zu dissimulieren und sagte, er hätte
solches nur in eventnm erwähnt, weil er wüsste, dass sehr grosse Summen
Geldes wankten, es werde ihm aber auch nicht an Mitteln mangeln, um sich zu
maintenieren. Darauf bat er, sie möchten dem Kf. die im Herzogthum befind-
lichen Exulanten arianischen Glaubens, denen er der gegen sie gemachten Con-
stitution wegen keinen Schutz leisten könnte, denen er aber aus Mitleid und
wegen ihrer Verwandtschaft mit vornehmen Geschlechtern, insonderheit den
Morstein und den Seinigen, gern geholfen sähe, aufs fleissigste recommendieren,
damit sie länger im Lande geduldet würden. Dann verlangte er wegen der
Kalck stein sehen Sache Satisfaction und bat für Roh de um Gnade.
Nachdem v. Tettau seinen Abschied genommen, erwähnte H. der vom
Könige veranlassten Kommission mit Erbieten, wiewohl solche sonst in loco
tertio vorgenommen worden, für diesmal deren hier abwarten zu wollen. Der
König erklärte, er wolle den Senat darüber vernehmen, es würde wohl genug
sein, dass hier der Anfang gemacht würde, die Handlung könnte hernach auf
eine andere Zeit verlegt werden').
PS. Heute haben sie auch bei der Königin Audienz gehabt.
J. Scultetus^) an den Kurfürsten. D. Warschau 13./23. April
1672.
[Aeusserungen und Gesinnung des G.Kanzlers.]
Er hat den G.Kanzler und auch H. v. Hoverbeck noch hier gefunden, 23. April,
auf dessen Rath den ersteren besucht und zu explorieren gesucht, wohin sein
Sentiment gehe. Der G.Kanzler erklärte zwar als seinen Grundsatz: boni im-
») Vgl. Pufendorf a. a. 0. 8. 867.
^ V. Hoverbeck ist noch länger, bis in den September oder Anfang Oktober
1672 in Warschau geblieben, s. oben S. 234.
») Kf. hatte (d. Coln a. d. Spree '^^^ 1672) Scultetus beauftragt, sich
zunächst wieder zu dem K.G.Kanzler zu begeben und von diesem Näheres über die
polnischen Wirren zu erfahren zu suchen, dann aber auch den Erzbischof und andere
Senatoren, an welche ihn jener weisen wurde, zu sondieren.
34*
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532 in. Brandenburg und Polen. 1664 — 1673.
peratores essent voto expetendi, qualescunque ferendi, er werde nie zur Her-
unterwerfang des Königs Yom Thron rathen, da dadurch die Krone in die Sas-
serste Gefahr wurde gebracht werden, er werde aber in Versuche, den König
zu corrigiercn, stets einstimmen. Sc. glaubt penetriert zn haben, dass derselbe
den König lieber abgeschafft, als länger regieren sehen möchte, dass er aber
motus intemos befürchte, da der König noch viele und zwar ganz Littauen auf
seiner Seite habe, und dass er daher noch keine gewisse Resolution gefasst
habe. Derselbe Hess Kf. bitten, wenn motus zwischen dem Könige und der
Republik entstanden, sich weder selbst einzumischen noch zu gestatten, dass
sich andere benachbarte Potentaten derselben armata mann annähmen.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin 11. Mai 1672.
[Aeusserungen des Erzbiscbofs.]
11. Mai. Da der Erzbischof erklärt hat, garnicht oder erst gegen Ende des Reichs-
tages ^ auf demselben erscheinen zu wollen, so hat er sich zu demselben auf
seine Güter begeben, aber sich wohl in Acht genommen, um nicht ebenso wie
der kaiserliche Gesandte Baron St um dessen Disgust gegen Kf. zu erregen.
So hat er ihm denn für seine Bemühungen um die Confirmation der Pacten
gedankt, ihm die anderen Desiderien des Kf., namentlich die Elbingische Sache
anempfohlen und schliesslich gesagt, Kf. Hesse sich die Gefahr, in die Polen
durch den Türkenkrieg gerathen, sehr zu Herzen gehen und wünsche, dass
durch die Autorität des Erzbischofs alle innerlichen Missverständnisse in der
Krone auf diesem Reichstage gehoben würden, er sei selbst gern bereit, dazu
zu conferieren.
Der Erzbischof erwiderte auf das letztere, es wäre sehr zu wünschen, dass
Kf. seine stattliche Armee nicht gegen Frankreich gebrauchte, sondern znm
Nutzen der RepnbHk nach Polen führte, und als Sc. einwarf, Kf. hätte sich
noch nach keiner Seite hin engagiert, hätte sich auch erboten, der Republik
mehr als 1500 Mann zu Hülfe zu schicken, es sei aber aus Mangel an Geld-
mitteln nicht angenommen worden, antwortete er, dass Kf. noch nicht wider
Frankreich Partei genommen, sei mehr zu wünschen als zu glauben, dass von
polnischer Seite nicht mehr als 1500 Mann gefordert würden, geschehe nach
ihrer alten Gewohnheit, nicht eher fremde Hülfe zu suchen, bis ihnen das
Wasser zum Halse einliefe.
Er fing darauf selbst von dem an, was der kaiserliche Gesandte ihm un-
längst durch den Canonicus Lnpini habe entbieten lassen, dass der Kaiser,
weil er vernehme, dass man den König, seinen Schwager, absetzen wollte, sol-
ches nicht leiden, sondern sich seiner armata manu annehmen wollte nnd zu
dem Zwecke schon 12000 Mann in Schlesien einquartiert hätte, das Haus Oester-
reich suchte hierunter nur die polnische Freiheit zu unterdrücken nnd den
0 Ueber diesen seit dem 18. Mai 1672 abgehaltenen Reichstag s. Zawadzki
S. 277ff. (Zaluski I S. 352ff.); Lengnich Vlll, S. 68ff.; Kluczycki 11, S. 887 ff.
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Berichte des Scultetus. 533
Konig absolut zu machen; am schmerzlichsten hätte ihn betroffen, dass Baron
Stum hinzugesetzt, Kf. hielte es in diesem Stuck auch mit dem Kaiser und
würde socius belli sein. Sc. hat ihm erwidert, er wüsste nicht, was Baron
Stum dem Lupini aus seiner Instruktion') gesagt, er hätte aber von vielen
und auch von diesem selbst gehört, L. müsse ihn nicht recht verstanden haben
oder in seiner Relation an den Erzbischof weiter gegangen sein, denn Stum
hätte des Kf. gamicht Erwähnung gethan, nur in discursu erwähnt, er glaube,
wenn man den König ohne Ursache vom Thron werfen und ein französisches
Snbjectum an dessen Stelle setzen wollte, dürfte weder Kf. noch andere Be-
nachbarte schwerlich dazu still schweigen. Die Furcht, dass die Republik op-
primiert werde, schiene ihm nicht so gross zu sein und werde wohl keiner
von den benachbarten Potentaten das zugeben.
Der Erzbischof aber meinte, er, als Primas und praecipuus custos legum,
hätte Macht und Gewalt, die Könige, wenn sie wider die leges fundamentales
und pacta conventa handelten, zweimal zu mahnen, davon abzustehen, zum
dritten Mal aber ihnen den Gehorsam aufzukündigen, wenn er dies nun thun
sollte und fremde Potentaten solches nicht zugeben wollten, so Messe das der
Republik die Hände binden und sie um die Freiheit bringen.
Es scheint ihm sehr zu Kopf zu gehen, weil ihm und anderen Malcon-
tenten ein Anschlag nach dem anderen misslingt, zumal der gemeine Adel fast
auf allen Kreistagen des Königs Partei gehalten, wozu noch die Confirmation
der Pacten mit Moskau kommt, woher sie nicht wissen, bei welchem Ende
sie's angreifen sollen, weil es fast nirgend mehr sich halten will^.
») Vgl. Zaluski I, S. 342 ff.
*) Scultetus, der im Juni wieder nach Polen wegen Ordnung des Postwesens
geschickt wird, meldet (d. Warschau 5. Juli 1672), der Castellan von Posen, von
dem er Abschied genommen, habe ihn noch nicht fortlassen wollen und ihm den
nunmehr gefassten Entscfaluss der Malcontenten entdeckt, den er dem Kf. aber nur
mündlich mittheilen dürfe. Am 10. Juli berichtet er von ebendorther, der Erzbi-
schof, bei dem er sich auf v. Hoverbecks Veranlassung darüber beschwert, dass
unter den gegen den König aufgestellten gravamina (vgl. Zaluski I, S. 379 ff., Kluc-
zycki II, S. 983 ff.) sich auch manche Punkte befanden, welche den Kf. afficierten
und denselben bei der Republik verhasst machen konnten, hätte erwidert, Kf. brauchte
sich daran nicht zu kehren, sondern sich nur an die pacta zu halten, die Republik
werde dieselben nicht brechen, zumal wenn sich Kf. nicht in die Dinge, welche gegen
dieselben liefen, einmischte. Derselbe hätte dann beklagt, dass Kf. die Wahl Cond^'s
verhindert hätte. Ehe er zusehen sollte, dass sein Vaterland unter diesem Könige
unterginge, wollte er sich lieber einen anderen Protector suchen, das hätte er dem
Könige selbst beim Abschied gesagt. Vgl. über die damaligen Verhandlungen der
Malcontenten mit Frankreich Kluczycki I, S. 387f. II, 1001. 1008. 1011 ff
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534 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
1. Der Türkenkrieg. Mai 1672 —November 1673.
Resolution des KurfUrsten auf das Memorial des polnischen
Gesandten Opacki^). D. Coloniae ad Spream 6./ [16.] Mai
1672.
16. Mai. 1. Op. hat gebeten, Kf. möchte die 1000 Fusssoldaten und 500 Dragoner,
welche er Polen zu Hülfe schicken will, während der ganzen Dauer des Krieges
selbst unterhalten oder eine geringere Anzahl schicken, deren Unterhalt aber
auf sich nehmen. Kf. ist bei dem unruhigen Zustande Deutschlands dazu
nicht im stände, er lässt daher dem Könige die Wahl, ob derselbe nur 500
Dragoner erhalten will, die er 6 Monate lang nach üeberschreitung der Grenze
unterhalten will, oder alle 1500 Mann, für deren Unterhalt er die ersten 2 Mo-
nate sorgen will, doch ohne Präjudiz für die Pacten.
2. Er wird 100 Centner Pulver nach Posen schaffen lassen.
3. Wenn die Gefahr in Deutschland aufhört, ist er bereit, den Wunsch
des Königs inbetreff der Vermehrung der Hülfstruppen zu erfüllen.
4. Er legt dem Gesandten die Postangelegenheit ^) ans Herz und bittet,
der König möchte gestatten und anordnen, dass die kurfürstlichen Postboten
die Briefe direct nach dem Herzogthum Preussen bringen dürften und dieselben
nicht in Danzig oder anderswo im Königlichen Preussen anderen Boten über-
geben müssten').
^) Opacki war Anfang Mai wiederum bei dem Kf. erschienen; in einem unda-
tierten Memorial bittet er, derselbe mochte die Polen zu Hülfe zu schickenden 1000
Mann Fussvolk und 500 Dragoner während der ganzen Dauer des Krieges unterhalten,
die versprochenen 100 Gentner Pulver nach Posen bringen lassen und, falls die tür-
kische Macht den Polen zu schwer fallen sollte, dieselben mit einer grösseren Trup-
penmacht unterstützen. Vgl. über die damals geführten letzten fruchtlosen Verhand-
lungen Polens mit der Pforte Zink eisen, Gesch. d. Osmanischen Reiches V, S. 68 ff.
») Vgl. ürk. u. Akt IX, S. 6 ff und oben S. 504 f., 533.
*) In einer besonderen, von demselben Tage datierten Resolution erklärt sich
Kf. zufrieden, wenn der König oder die Republik, obwohl nach seiner Verpflegungs-
ordnuDg der Unterhalt für die 1500 Mann monatlich 10,062 Rthlr. betragen würde,
denselben monatlich nur 7000 Rthlr. zahlen Hesse. Erst damals ist auf Grund dieser
Resolutionen der Recess wegen der von dem Kf. zu leistenden Türkenhülfe (v. Mör-
ner S. 363, vgl. Kriegsgeschichtliche Einzelschriften V, S. 4f.) ausgefertigt
worden, welcher aber polnischerseits auf den 6./I6. Mai antedatiert, von König Michael
am 17. August, vom Kf. am 27. August 1672 ratificiert worden ist. Vom 4./14. Mai
liegt eine Anweisung des Kf. vor, an Opacki 1000 Rthlr. auszuzahlen.
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Vertrag^ wegen der Tnrkenbnlfe. Verzögerung der Halfssendung. 535
Herzog Ernst Bogislav von Croy an den Kurfürsten. D.
Königsberg 2./ 12. Juli 1672.
[Forderung des Königs von Polen, die Hälfstruppen za schicken. Bedenken gegen
die Erfällung derselben.]
Er hat heute ein Schreiben des Königs von Polen erhalten, worin der 12. Juli,
vollkommene Succurs der 1000 Mann z. F. und 500 Dragoner nebst dem Un-
terhalt der Völker auf 2 Monate verlangt wird. Dieses postulatum kommt sehr
anvermuthet und sehr unbequem, da sie gerade mit der Generalmusterung und
Fortschaffung des Kurprinzlichen Regiments ^) beschäftigt sind. Sie werden sich
dadurch hierin nicht stutzig machen lassen, wie aber Kf. dem Gesuche der
Polen werde willfahren können, ist schwer abzusehen, denn von den hier ste-
henden Truppen zählt das Dönhoffsche Regiment an 1000 Mann, das Neidische
etwas über 400, wenn diese und die Blockschen Dragoner zum Succurs ge-
schickt wurden, so bliebe ausser den Besatzungen in den Festungen, seiner
Garde und den Schliebenschen Dragonern kein Mann im Lande, wozu er bei
jetzigem gefährlichen Zustande gamicht rathen kann, vielmehr schlägt er vor,
Kf. möchte vorläufig nur die 500 Dragoner (400 könnten von den neuangewor-
benen genommen «werden) schicken und wegen des übrigen Succurses aufs
künftige auf mehr erheischenden Nothfall, welcher bisher noch nicht genugsam
vorgestellt ist, Vertröstung thun. Vielleicht steckt hinter diesem ganzen Werk
etwas anderes, nämlich Kf. unter diesem Prätext vom Secours seiner Alliierten
per indirectum abzuhalten, als dass die Gefahr vom Türken eben vor der Hand
80 gross sein sollte.
Der Kurfürst an den Herzog von Croy. D. Cöln 8./18. Juli
1672.
[auf das Schreiben vom 2./12. Juli. Zurücknahme der früheren den Polen gemachten
Anerbietungen. Die SchickuDg des Succurses ist zu verzögern.]
Er hat sich allerdings gegen den König und die Republik den Succurs be- 18. Juli,
treffend zu mehr, als er nach den Pacten verpflichtet ist, erboten, da er aber
sieht, dass seine Willföhrigkeit gemissbraucht wird, so wird er es zumal bei
den veränderten Conjuncturen für diesmal dabei bewenden lassen, das zu lei-
sten, wozu er nach den Pacten verpflichtet' ist, er kann sich daher zu keinen
Dragonern noch Stücken verstehen, auch bei dem erschöpften Zustande seiner
Casse den Truppen die zweimonatliche Verpflegung nicht mitgeben. Der Herzog
soll dieses alles dem Könige und auch Mor stein gebührend vorstellen, es wird
vor allem zu praecavieren sein, dass man die Truppen mit dem gebührenden
Unterhalt versehe.
PS. Die Schickung des Succurses ist also zu verschieben, damit man in-
^) Kf. hatte (d. Cöln 7./17. Juni 1672) den Abmarsch dieses Regiments von
Preussen nach Pommern angeordnet.
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536 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
zwischen Zeit und Gelegenheit habe, die Infanterie so zu verstärken, dass der-
selbe hernächst auf ferneres Erfordern et praestitis praestandis a Republica er-
folgen könne. Bei dem Marsch des Kurprinzlichen Regimentes hat es zu ver-
bleiben.
Herzog Ernst Bogislav von Croy an den Kurfürsten. D.
Königsberg 19./29. Juli 1672. .
[Geßihrliche Lage in Polen. Bedenken, ob der Succurs zu senden ist.]
29. Juli. Die Nachrichten von Annäherung der Türken ^ bestätigen sich, der ü.
Kanzler sucht diese Gelegenheit wieder zum Präjudiz des Kf. zu benutzen,
doch wird die von ihm ins Mittel gebrachte Protestation wohl durch eine ähn-
liche Remanifestation beantwortet und der tort auf die Polen gebracht werden
können.
PS. Er hat mit G.Major Görtzke sowohl die Zeitungen aus Polen als
auch ihre hiesige Beschaffenheit überlegt, sie finden beides sehr geföhrlich, es
dürfte dem Kf. von der Krone sehr verdacht werden, wenn er den in pactis
determinierten Succurs zu senden sich ganz entäussem sollte, andererseits würde
das Land ganz von Truppen entblosst werden, auch die Festungen sind in so
schlechtem Zustande, dass sie im Falle der Noth gar wenig Resistenz werden
thun können*)
Der Kurfürst an den Herzog von Croy und General- Wacht-
meister Görtzken. D. Cöln an der Spree 29. JuIi/[8. August]
1672^).
[Ordre wegen des nach Polen zu sendenden Succurses.]
8. Aug. — wollen solchem nach Ew. Ld. und Ihr nur in Gottes Namen die
Völker zu diesem Succurs nach den polnischen Grenzen commandiren
und dahin mit guter ordre marchiren lassen. Das Commando über die-
selbe soll unserm Obristen Graf Dönhoff^) oder, wofern derselbe sich
») S. Kluczycki 11, S. 1033 f.
') A™ 9—7 r schreibt der Herzog yon Croy dem Kf., er stimme v. Ho ver-
beck s Vorschlägen bei, wenn der Succurs des Kf. ausbliebe, so sei zu fürchten, dass
die Polen dieses übel und daher Gelegenheit nehmen würden, die pacta wieder streitig
zu machen und gar bei günstiger Gelegenheit sie zu infestieren, Kf. möchte daher die
1500 Mann schicken.
') Vgl. Kriegsgeschichtliche Einzelschriften V, S. 5.
*) Graf Friedrich von Don hoff, seit 1. Juni 1668 Oberst des früher von dem
G.Major v. Schwerin befehligten, in Preussen stehenden Infanterieregiments, vgl.
V. d. Oelsnitz, Gesch. des Kon. Preussischen ersten Infanterieregiments S. 117 ff.,
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Ordre wegen des Succurses nach Polen. 537
sobald nicht in Equipage und Postur stellen konnte, unserm Obristen
Flemming aufgetragen und die Völker in 3 Squadronen vertheilet werden,
davon 2 ad eintausend Mann in Fussvölkern und 1 von 500 Köpfen in
Dragonern bestehen sollen, welche letzte von unserm Ob. L. Block com-
mandiret und demselben, weil er öfters krank ist, ein guter erfahrener
Eriegsofficier beigefüget werden, wie dann auch bei den Fussvölkern ein
kriegserfahrener Oberofficirer zu commandiren sein wird. Und weil wir
aus denen von E. L. eingesandten Rollen ersehen, dass die beide Regi-
menter zu Fuss des Obristen Nolden und Graf Dönhoffs in 1462 Ge-
meine ohne die Primeplanen bestehen, so können vom Donhoffischen
Regiment alle Fussvölker ad 1000 Mann an Gemeinen und Officiren com-
mandiret, die benötigte Mannschaft zu Formirung der Squadron Dragoner
aber theils von denen neugeworbenen Dragonern und theils vom Neidi-
schen Regiment genommen und dem Ob. L.Block (dessen Compagnie
Dragoner ganz zu beordern sein wird) zugegeben werden, damit die
ganze Anzahl ad 1500 Mann an Gemeinen und Officiren wirklich auf
den Grenzen gestellet — werden möge. Was wegen der Wagen, Pferde,
Medicamente und Liberey wie auch des zweimonatlichen Soldes halber
für diesem von uns verordnet, dabei hat es allerdings sein Verbleiben
und zweifeln wir nicht, E. L. werden auf alles gebührende Versehung
gethan haben, damit unsere Soldatesque wohl bekleidet auf den Grenzen
sistiret werde und dabei mit allem Zubehör nach Notturft versorget sein
möge. Wegen der Gelder, so für diesem zu behuf dieses Marches von
unserm Heydkampf parat gehalten worden, lassen wir an denselben
nochmalen bei dieser Post beigehende Ordre ergehen und werden hier-
negst E. L. und Eures Berichts und Gutachtens gewertig sein, wie viel
Mannschaft nunmehr noch eigentlich im Lande vorhanden und wie dieser
Abgang durch neue Werbung mit guter tüchtiger Mannschaft zu ersetzen
sein möchte. —
Der Kurfürst an v. Hoverbeck. D. Oöln an der Spree
5./ 15. August 1672.
[Erledigung der Kalcksteinscben Angelegenheit. Bemühung für v. Brandt.]
Eurem unterthänigsten Bericht und Vorschläge, wie die Ealck- 15. Aug.
steinische Sache endlich beizulegen sei, gemäss haben wir das bei-
v. Mülverstedt S. 176. Die vom Kf. für denselben (d. Cöln a. d. Spree 2./[12.] August
1672) ausgestellte Instruktion s. im Auszuge bei y. d. Oelsnitz S. 127 f. .
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538 HL Brandenburg und Polen. 1664—1673.
kommende SchreibeD an den König ^) abgehen lassen, welches ihr gegen
Empfang des versprochenen schriftlichen reversus, dass Ihre Eönigl. Mtt.
des Kalcksteins Lieferung nimmer von uns begehren wolle, gebührend
zu tiberreichen wissen werdet. Wobei ihr auch dann zugleich umb unsers
Cammer Junckers Eusebii von Brandt gänzliche Aussöhnung vermit-
telst des Schreibens, so wir auch desfalls an Ihre Eonigl. Mtt. gerichtet
und der von Brandt euch zusenden wird, ferner zu arbeiten habet. Und
ob wir ihm zwar auf unsers Neumärkischen Cammermeisters Sculteti
Rapport sich zu euch nacher Warschau zu begeben und durch eure
[und] anderer Interposition die Aussöhnung gegenwärtig zu erhalten gnä-
digst vergönnet, so zweifeln wir doch, ob solches itzt alsofort, weil der
König zum Aufbruch sich fertig hält, werde geschehen können und habt
ihr den von Brandt, wenn und wie solches am sichersten und füglich-
sten zu thun sei, zu bescheiden. —
') Dasselbe liegt nicht bei, Näheres ergiebt folgendes Schreiben y. Hoverbecks
an den Herzog von Groy (d. Hohenstein 14. October 1672): Son Alt«. £1«. est bleu
k plaindre en ce que la plus pari des avis qui se donnent et de remonstrances qui
se fönt par un pur zele pour son Service sont pris a contre-sens par de personnes,
qui ont de prejugez, quMls ont formez sans avoir bien approfondy les affaires. Et
sachant bien que mesme V^*^. Alt«, n'a point este exemte par fois de cela, j'ose
(sans comparaison pourtant) suivant le commendement qu'EUe m'en a donne, repre-
senter k Y^. Alt«., quMI y a plus de neuf mois que je fis rapport k S. A. E. d^avoir
dispose le Roy de Poulogne, que pourveu que Sad. Alt«, eut aggreable d'escrire une
lettre, par laquelle Elle tesmoigna, que pour donner k cognoistre combien Elle esti-
moit Sa personne, Elle fairoit une chose, a quoy aucun droit ny raison de bienseance
ne la pouuoit obliger, et commenderoit de liyrer Kalck stein sur ses frontieres,
Elle declareroit en mesme temps par lettres, qu'Elle ne se sentoit pas seulement en-
tierement satisfait mais aussy obligee pour une tolle fa^on d'agir et ne pretendoit
plus quMl fust transport^ du Heu on 11 se trouye. Cela fust pris de teile fa^on,
comme si ie n^avois point convenablement considere les circonstances de la nature
de Taffaire d^une teile importance pour Thonneur et le respect du maistre, de sorte
que i^avais assez k faire en representant les raisons qui m^ayoient porte k un tel
expedient. Mais apres que le Roy estoit desia party de Varsovie il mo vint une
lettre au Roy bien plus ample que ie n^ayois propose sur le suject que dessus, dont
ie n*ay pu me preyaloir n'ayant point d'ordre de suivre le Roy k Tarmee, ni la com-
modite dajuster la minute de la responce avant que de la delivrer. — Vgl. Pacz-
kowski a. a. 0. (Forsch. III, 2 S. 128 f.).
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Versuch zar Beilegung^ der Ealcksteinschen Angelegenheit. 539
V. Hoverbeck an den KnrfUrsten. D. Warschan 27. Angnst
1672.
[auf das Rescript vom 5./ 15. August. Unmöglichkeit, dasselbe yorläufig auszuführen.]
Die beiden Schreiben des Kf. wegen Ealcksteins und Brandts an den 27. Aug.
Konig hat er erst nach dessen Aufbruch von hier erhalten, demselben deswegen
nachzureisen trägt er Bedenken, zumal so lange man wegen langsamen Auf-
bruchs der kurfürstlichen Auxiliarvölker in Bestürzung lebt und allerhand in
diesen Sachen übel gesinnte oder uninformierte Leute bei Hof tagtäglich ein-
kommen. Doch will der gestern von hier abgereiste kaiserliche Gesandte,
Baron von Stum, das Eis zu brechen versuchen und dem Könige vorstellen,
dass der Kaiser in einem solchen Falle mit einer so willfährigen Bezeugung,
als Kf. zu thun geneigt, vollkommen zufrieden sein würde. Die Original-
schreiben selbst hat er noch bei sich behalten, das Kalckstein betreffende
deswegen, weil er vorher wissen und versichert sein muss, mit was FormaHen
der König auf des Kf. Erbietung zu antworten gemeint, das andere aber, weil
der König, welcher glaubt, dass der gegen v. Brandt geführte Process nur
Spiegelfechterei gewesen, wenn von Kf. eher als von Brandt etwas einkäme,
sich härter und widriger als sonst bezeugen dürfte. Er hat daher v. Br.
gerathen, zuvörderst ein Intercessional vom Baron v. Goess an die Königin
auszuwirken und selbst ein Memorial an den König zu überschicken. Sollte
es dann noch nöthig sein, so will er gern bei des Königs Wiederkunft eine
Reise, auch auf der Post, herüberthnn.
Graf F. v. Dönhoff an den Knrfttrsten^). D. Praschnitz
16. September 1672.
[Uebergabe der Truppen an den polnischen Kommissar, erste Märsche, die Pospolite
ruszenie.]
Auf des Kf. Befehl vom 20./30. August ist er, obwohl noch kein Geld, 16. Sept.
Lieberey, Gewehr, Fähnlein, Handmühlen, Feldkasten, Munition von Königsberg
angekommen, doch am 12. bis Willenberg weitermarschiert, nachdem sie dort
die fehlenden Sachen am 13. erhalten, ist am 14. die Uebergabe bei Opalincits
erfolgt. Der polnische Kommissarius ^) hat dabei anfangs verlangt, dass die
Officiere dem Könige einen Eid schwören sollten, ist aber endlich auf seine
und der Kurfürstl. Kommissare Remonstrationen davon abgestanden, darauf
^) Ausser den folgenden einzelnen Berichten des Grafen Dönhoff liegt auch
ein zusammenhängendes Diarium desselben über die ganze Expedition vor, welches
aber auf jenen beniht und nur wenig mehr enthält.
*) Felix Morstein; derselbe bescheinigt (d. Chorzellen 15. September 1672),
dass ihm 1000 Mann z. F. und 500 Dragoner von den kurfürstlichen Kommissaren
übergeben worden sind.
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540 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
sind sie sofort über die Grenze gegangen und haben ihr erstes Quartier auf
polnischem Boden in Chorsellen genommen, sind dann am 15. bis Praschnitz
marschiert, liegen heute hier still, weil die Leute durch viel Wasser marschiert
und sehr ermüdet gewesen.
Die Pospolite*) fängt an sich zu sammeln, es geht damit aber noch ziem-
lich langsam fort. Heute sind deren an 600 hier durchpassiert, welche zwar
meistens Edelleute, aber sehr schlecht montiert gewesen. Einige haben bei ihm
angesprochen und gesagt, sie wollten sich eher zu nichts verstehen, bis der
Eonig völlige Satisfaction erlangt, dagegen ihr äusserstes daran setzen, dass das
Reich wieder zur Ruhe gebracht werde, lieber wollten sie alles auf einmal über
und über gehen lassen, als länger in solchem Zustand wie bisher leben.
Die Gefahr wegen der Türken soll nicht so gross sein, wie spargiert
wird, der König soll sie so gross machen, um die Pospolite zusammenzubringen,
und dessen Widerwärtige lassen die Gefahr gerade im Gegentheil ausstreuen,
weil sie meinen, der Adel werde sich dadurch abschrecken lassen und nicht
zusammenkommen.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Brock 22. Sep-
tember 1672.
[Weitere Märsche. Mangel an Lebensmitteln.]
22. Sept. Sie haben am 19. den Narew passiert, sind jetzt an den Bock gekommen.
Sie fürchten aber, dass ihre Truppen zum Theil ruiniert sein werden, ehe sie
Dienst thun können, da der Eommissarius sie einen Weg führt, wo nichts für
Geld zu haben ist; wegen des Mangels, den die Leute gelitten, sind schon bei
20 zurückgeblieben und durchgegangen. Bisher ist gute Ordnung gehalten
worden, weil aber die Leute unmöglich länger Noth leiden können, so wird
man künftig wohl genöthigt werden zuzugreifen, wo man etwas findet.
Die Pospolite sammelt sich so langsam, dass sie wohl von den ersten sein
werden, die sich bei der Armee einfinden werden.
^) Nachdem der am 18. Mai zusammengetretene Reichstag am 30. Juni zerrissen
worden, war im Senate ausser anderem (s. Zawadzki S. 808 ff., Lengnich VlII,
S. 72) beschlossen worden, den gesamten Adel aufzubieten und sich am 16. August bei
Hrubieszow zum Kriege gerüstet einzufinden, doch hatte sich der Adel erst spät und
in geringer Anzahl auf den Musterplätzen versammelt und sich erst im September
in Bewegung gesetzt, um zu dem Könige, welcher am 10. August yon Warschau
nach Janowiec aufgebrochen war, zu stossen. Vgl. Passeks Denkwürdigkeiten
herausg. von Stenzel S. 350 f.
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Berichte Dönhoffs über d. Feldzug nach Polen. 541
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Wengrow^)
27. September 1672.
[Weiterer Marsch, schlechtes Tractament, Befehl zum Konige zu kommen, Friedens-
unterhandlungen.]
Sie sind gestern hier angekommen; da sie 6 starke Tagemärsche gemacht, 27. Sept.
müssen die Leute hier ein paar Tage ausruhen. Allerorten admiriert man ihre
Leute, aber dabei bleibt es, überall wird ihnen schlechtes Tractament angethan,
so dass sie oft nicht für Geld Brod bekommen, daher werden die Leute sehr
zaghaft und es fangen Krankheiten an.
Dieser Tage kam ein expresser Courier vom Konige, welcher meldete, der
König verlangte sehr ihre Ankunft, weil die geworbene Mannschaft bei ihm nur
in 600 — 700 Mann besteht und er den erwarteten türkischen Grossgesandten mit
ihren Truppen aufzunehmen wünscht, um wenigstens eine Parade machen zu
können. Die Pospolite marschiert sehr langsam, ist ein elendes Volk, das alles
verheert, wo es hinkömmt, so dass sie, je weiter sie kommen, desto schlech-
teres Tractament finden werden. Nach der Aussage jenes Couriers sind*) 3
oder 4 polnische Gesandte an den Grossvezier abgefertigt und soll die Republik
schon resolviert sein, Podolien und die Ukraine und Kaminiec zu cedieren,
wenn sie nur die Reussische Woiwodschaft retten könnte. Es ist nicht zu
glauben, welcher elende Zustand und Schrecken hier ist, alles flüchtet nach
Warschau, Lublin soll ganz verödet sein. Die ganze polnische Artillerie be-
steht in 4 kleinen Regimentstücken.
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin 17./[27.] Sep-
tember 1672.
[Verzweifelte Stimmung des G.Kanzlers, derselbe befürchtet eine Theilung Polens,
räth dem Kf. Grosspolen zu besetzen.]
Auf des Kf. Befehl aus Halberstadt vom 24. August^) hat er sich zu dem 27. Sept
G.Kanzler begeben und demselben angezeigt, Kf. wäre zufrieden, dass der-
selbe sich bei diesem geföhrlichen Zustande in seine Lande retirierte, worauf
derselbe sofort zwei Häuser in Driesen für sich und seine Familie hat miethen
und seine Sachen auf die Festung bringen lassen. Sc. hat den jetzt 69jährigen
Herrn noch nie so rathlos und perplex gefunden*), er klagte unter Thränen,
') östlich von Warschau.
^ Vgl. über diese schon seit Anfang September begonnenen Friedensverhand-
lungen Kluczycki II, S. 1064 ff. und die Relation der polnischen Kommissare ebendas.
5. 1099 ff.
') Derselbe liegt nicht bei.
*) Eine ähnliche verzweifelte Stimmung verrathen die Briefe Sobieski's vom
6. und 17. August 1672 (Kluczycki II, S. 1042. 1051).
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542 III- Brandenburg und Polen. 1664—1673.
dass ihn Gott das grosse Unglück seines Vaterlandes erleben liesse; daza
brächte sie nicht nur die unglückselige Wahl des untüchtigen Königs sondern
auch die überhand genommenen Diffidencien zwischen dem Konige, Erzbischot
G. Feldherrn und anderen Senatoren, er selbst, weil er den Adel bei der Wahl
aufgeboten und dadurch die jfranzösische Faction zu verhüten gesucht hätte,
erkenne sich an dieser unglückseligen Wahl schuldig; nach Schreiben aas
Warschau sei nicht nur Kaminiec^) sondern auch Reusch Lemberg') schon
übergegangen und rückten die Tataren und Kosacken auf Befehl des Grossve-
ziers in zwei Haufen nach Cracau und Samosch voraus, die meisten Grandes
in Reussen und Podolien hätten dem Türken schon gehuldigt. Die ganze
polnische Armee, die der Feldherr bei sich hätte, bestände aus 18 oder 20
Fahnen, welche derselbe, da er dem Könige und der Pospolite nicht tränte,
mehr zu seiner Leibguardia als gegen den Feind gebrauchte, und er suchte die
Conjunction mit dem Könige möglichst zu eviticren. Auch der König aber
scheine des Adels nicht versichert zu sein, da wenigstens der dritte Theil
desselben im Lager nicht erschienen sei, sie erklärten offen, unter und mit
dem Könige wären sie doch verloren, und sie müssten doch endlich in des
Türken oder Franzosen Joch gerathen, sie wollten wenigstens, was ihnen noch
übrig, consumieren. Aus dem Lager des Königs sei der Castellan von Volhy-
nien') zum Gross vezier abgefertigt, um quocunque modo Frieden zu schliessen.
Schuld an diesem Untergange des Reiches sei gutentheils der König und der
österreichische Hof, welcher diesen trotz des Rathes der meisten Senatoren
verhinderte, vor V4 Jahren auf die Aufforderung des Grossveziers eine Gesandt-
schaft zu schicken, weil er gefürchtet, dass sonst der Türke den Malcontenten
in Ungarn Hülfe geleistet hätte, der Kaiser hüte sich auch jetzt, wie der Re-
sident Syri aus Wien schriebe, sehr, den Türken Ombrage zu geben, hätte
der Königin gerathen, sich nicht in seine Erblande sondern nach Thom und
im Nothfall nach Danzig zu retirieren. Der König habe durch Opacki dem
Kaiser als Preis der Hülfe Cracau mit den Reichskleinodien, die Woiwodschaft
Volhynien und Czenstochow angeboten; ob es werde angenommen werden,
werde die Zeit in kurzem lehren, so viel aber wüsste er, dass das Reich
werde dismembriert und zerrissen werden. Sc. sollte insgeheim dem Kf. hin-
terbringen, ob er nicht Grosspolen in seine Protection nehmen and in Posen
eine Garnison legen wollte, er wollte unter der Hand dahin arbeiten, dass die
Stände dieser Woiwodschaft darum anhielten.
Als Sc. erwidert, er könnte nicht wissen, ob Kf. sich dazu entschliessen
würde, da ja der König noch am Leben wäre und Kf., solange derselbe die
pacta hielte, ihm nicht eine Handbreit Landes entziehen würde, Kf. jetzt auch
im Reich in einen gefährlichen Krieg engagiert wäre, fragte er, wenn das
0 Ueber die am 27. August erfolgte Uebergabe von Kaminiec s. den Bericht
bei Kluczycki II, S. 1060ff.
') Ueber das Schicksal dieser Stadt s. das Fragment einer Chronik bei Kluc-
zycki 11, S. 1081.
*) Johann Franz Lubowiecki, vgl. Kluczycki II, S. 1070.
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Scultetus beim G.Kanzler. 543
meiste Theil der Türke und Moskowiter, der Kaiser Kleinpolen and der Schwede
einen Theil, wo nicht ganz Littaoen wegnehmen würde, ob Kf. dabei stille
sitzen und Grosspolen, wenn sie freiwillig seine Protection suchten, sich aus
Händen gehen lassen wollte. Nach Mittheilung Bonkowski's finge selbst
Dan zig an zu fluctuieren und wüsste nicht, ob es sich Dänemark oder Schweden
zum Protector erkiesen sollte.
Der Kurfürst an Scultetus. D. Dudenhoven bei Wezlar im
Hauptquartier 27. 8eptember/[7. October] 1672.
[Dem G. Kanzler zu ertheilende Antwort.]
Sc. soll sich sogleich wieder zu dem G.Kanzler begeben und demselben 7. Oct.
hinterbringen, Kf. glaube, dass, wenn man die leidigen Misshelligkeiten bei
Seite setzen und ein allgemeines Aufgebot bewerkstelligen wollte, man im
Stande sein würde, dem Erbfeind fernere Progressen zu verwehren, auch das
Verlorene vermittelst Assistenz anderer christlichen Potentaten wieder zu recu-
perieren. Sollte er diesen Rath aber für impracticabel oder, dass es nun zu
spät wäre, halten, so soll Sc. ihn versichern, dass Kf., wenn es die unumgäng-
liche Noth und der sämtlichen Einwohner in Grosspolen Schutz erfordern
sollte, sich auch darin nachbarlich erweisen und auf Mittel bedacht sein würde,
eine Besatzung nach Posen zu bringen, doch müsste er 1) darum gebührlich
von den Ständen ersucht, 2) es von dem Könige nicht aufgenommen werden,
als wenn er gegen die pacta handeln wollte, 3) ihm berichtet werden, woher
der Unterhalt zu nehmen. Pulver wolle er sogleich 100 Centner verabfolgen
lassen.
Im übrigen soll Sc. vorstellen, wie hoch Kf. daran gelegen, dass er keine
widerwärtige Nachbaren der Orten bekomme und dass er desfalls mehr auf das
Königl. Preussen als auf Grosspolen zu sehen hätte. Der G.Kanzler möchte
Kf. jedesmal vertraulich wissen lassen, was solcher Sachen halber vorgehe, und
in Danzig präcavieren helfen, dass man sich daselbst mit einer Protection nicht
präcipitiere, wenigstens dass sie, wenn sie mit Dänemark wegen des Schutzes
zur See Tractaten eingehen wollten, dergleichen nicht weniger mit ihm wegen
des Schutzes zu Lande thun möchten. Er möchte Kf. auch rathen, ob derselbe
nicht bei dieser Gelegenheit dahin trachten sollte, Elbing zu bekommen. Kf.
werde gerade mit Rücksicht auf den bedrängten Zustand Polens um so sorg-
fältiger dahin sehen, dass der Frieden dieser Orten desto eher befördert und
ihnen so von anderen christlichen Potentaten Hülfe geleistet werde.
PS. Bevor Sc. dem G. Kanzler des Kf. Meinung wegen des Königl. Preus-
sens und Elbings eröffnet, soll er frageweise dessen Meinung vernehmen, wohin
das Königl. Preussen, wenn etwa eine Dismembration vorgehen sollte, incliniere,
wohin anderer Gedanken desfalls gerichtet seien und ob und auf welche Weise
Kf. sich Elbings zu versichern hätte.
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544 ni. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Königl. Feldlager
unter Gollombie*) 9. October 1672.
[Schlechte Verpflegung, Ankunft im Lager, dortige Zustände, feindliche Absichten des
Adels gegen die Malcontenten.]
9. Oct. Je näher sie zum Lager gekommen , desto schlechtere Lebensmittel haben
sie gefunden, sie haben des Tages 4 bis 5 Meilen marschieren müssen, und
doch öfters an 3 oder 4 Tagen keinen Bissen Brod für Geld bekommen können,
welches theils des ihnen zugeordneten Commissarii übler Conduite, thells den
oft veränderlichen Ordren, welche ihnen vom Könige zugekommen, zuzuschreiben
ist. Trotzdem sind sie am 7. mit completer Mannschaft im Lager angekommen,
er hat bei seiner Ankunft dem Könige die Truppen präsentiert und gebeten,
für deren Conservation zu sorgen. Der König bezeugte sich- mit den Truppen
sehr content und gegen Kf. sehr obligiert, allgemein hat man sie admiriert nnd
gelobt. Auf ihr inständiges Anhalten und das Zureden der Senatoren, nament-
lich des K.Ü. Kanzlers und des Littauischen G.Kanzlers, hat der König ihnen
gestern 2 Vorwerke angewiesen, wo Fourage für ihre Pferde und ungedroschen
Korn vorhanden. Geld zu erhalten aber ist keine Apparence, er bittet daher
um Nachsendung des noch ausstehenden Geldes.
Die Tractaten continuieren noch, ohne dass man weiss, wie weit es damit
gekommen. Das Lager') ist sehr weitläufig, aber wenig Mannschaft darin,
überall ofien und ohne Ordnung, und ist zu verwundern, dass die Tataren nicht
einen Versuch darauf gemacht haben. Die ganze Macht, welche jetzt hier bei-
sammen ist, erstreckt sich nicht über 15000 Mann, es sollen aber noch 15
Woiwodschaften von der Pospolite fehlen. Es ist höchst zu besorgen, dass die
Polen unter sich ein grosses Blutbad anrichten, weil der meiste Adel darauf
dringt, dass die Malcontenten vorgefordert und über sie gerichtet werde, die
"Woiwoden von Krakau») und Sendomir*) aber sind dagegen und verlangen
eine Amnestie. Der ü. Feldherr, des Königs Vetter, ist mediator, hat aber
bisher noch nicht reüssieren können, weswegen er übel zufrieden ist.
PS. Morgen soll ein General Collo von allen Woiwodschaften abgehalten
werden, was allen Grossen sehr zuwider ist, und durfte es daher schwerlich
ohne Blutbad abgehen. Gestern ist im Kriegsrath beschlossen worden, sie so
lange mit Lebensmitteln zu verpflegen, bis zur Zahlung von Geld Anstalt ge-
macht werden könne. Der G.Feldherr ist den mit vielem Raube sich zu-
rückziehenden Tataren nachgeeilt. Mit den Tractaten ist es so weit gekommen,
dass die Türken ihre Forderungen ausser Kaminiec, der ganzen Ukraine nebst
10000 Speciesducaten jährlichen Tribut fallen gelassen haben.
Die vergangene Nacht haben sich alle Malcontenten, welche hier bei dem
>) Golab an der Weichsel, nördl. von Lublin.
') Vgl. Passeks Denkwürdigkeiten berausg. v. Stenzel S. 352ff.
*) Alezander Lubomirski.
*) Johann Tarlo.
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Berichte Dönhoffs aber d. Feldzug nach Polen. 545
Könige gewesen, als der Castellan von Posen, der Stolnik Coronni*), der K.
0. Jfigermeister') und viele andere retiriert, und befürchten etliche Grandes, dass
dieselben, wenn man sie zur Desperation bringt, endlich türkische Protection
annehmen möchten.
Es wird auch nunmehr von keinem Feinde mehr geredet, sondern nur da-
von, wie man die Malcontenten zu des Königs Devotion bringen möchte.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Feldlager Gol-
lombie 14. October 1672.
[Vorgänge im Lager. Die Confoderation gegen die Malcontenten. Absicht des Königs,
das Hülfscorps gegen diese zu verwenden.]
Vorigen Dienstag (11. Oct.) hat man angefangen'), ein General Collo zu 14. Oct
halten, und ist der Pisars Polni Czarnecky zum Marschall gewählt worden.
Gestern ist ein grosser Tumult entstanden. Broniowsky, der früher hei des
Swldersky Gonfoederation Substitut gewesen, ist betrunken gewesen, hat um
Erlaubnis zu reden begehrt und ist, da es ihm wiederholt verweigert worden,
mit Protestation- aus dem Gollo gegangen , darauf aber von der Pospolite ver-
folgt und massacriert worden, wobei man gedroht, dass es allen Verräthem
ebenso gehen solle. Der Feldherr hat von einem Siege, den er über die Ta-
taren erfochten, gemeldet*), trotzdem wird er für einen Verräther des Vater-
landes ausgerufen und will man der Nachricht keinen Glauben beimessen.
Seitdem sie hier sind, will jeder von ihnen Salvegarden haben, und sie haben
auf Befehl des Königs hin und wieder Dragoner commandieren müssen, die sich
dabei so wacker gehalten, dass sie hier in grosse Aestime gekommen.
Die Gonfoederation der Pospolite^) gegen die Malcontenten ist soeben zu-
stande gekommen; morgen nach der Messe sollen die anwesenden Senatoren,
dann die Deputierten von den Woiwodschaften und endlich die ganze gemeine
Pospolite schwören. Ihr Dessein geht dahin, dass sie die Malcontenten nach
dem allerschärfsten Recht verurtheilen und alle ihre Güter confiscieren und der
Republik zu Nutz anwenden wollen. Namentlich sind sie auf den Erzbischof
und den Woiwoden Bonkowsky und auf den Castellan von Krakau^) er-
bittert. Der Feldherr ist in gleicher Verdammnis und andere vornehme
Herren mehr, sie alle sollen durch ein königliches Manifest innerhalb 14 Tagen
^) Johann Wielopolski.
') Johann Zalecki.
3) Vgl. Zawadzki S. 317f.; Zaluski I, S. 404f.; Lengnich VIII, S. 75f.;
P a 8 s e k s Denkwürdigkeiten S. 363 ff.
*) S. Kluczycki II, S. 1082ff., 1090ff.; Zaluski I, S. 399ff.
*) S. Zaluski I, S. 405ff.
^ Stanislaas Warszycki.
Mater, s. Ge«cb. d. O. Karfürsten. XII. 35
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546 nr. ßrandenbnrg und Polen. 1664—1673.
zu erscheinen citiert werden ausser dem "Woiwoden Kiowski»), dem Erzbi-
schof und dem K.Fähnrich*), weiche nicht angenommen werden sollen,
wenn sie auch morgen kommen sollten.
Der U. Kanzler hat öffentlich im Collo vorgebracht, dass die Noth des
Reiches erfordere, ehestes mit den Türken Frieden zu schliessen, doch ist dar-
über noch nichts beschlossen worden.
15. Oct PS. 15. October. Unter der Hand hat er erfahren, dass, wenn der Frieden
ganz richtig, der König sie den ganzen Winter nebst einem Ausschuss von der
Pospolite im Felde wider die Malcontenten gebrauchen will, wodurch die
Truppen ganz ruiniert werden würden, da keine Mittel zu ihrem Unterhalt vor-
handen. Er bittet daher um expresse Ordre, wie er sich, falls der König von
ihm solches begehren sollte, verhalten soll.
Bei allem diesem Wesen ist dem Könige nicht wohl zu Muth, derselbe
hat, weil er eine sonderliche Confidenz in sie setzt, sie fast alle Tage während
des Collo aufziehen lassen, zwar unter dem Prätext, dem moscowitischen Ge-
sandten Ehre zu thun, aber in Wahrheit zu seiner Sicherheit.
Graf F. v. Döhnboff an den Kurfürsten. D. Feldlager bei
Lublin 25. October 1672.
[Harsch nach Lublin, Noth der Truppen, Zustände im Lager, angebliche Gegencon-
föderatioD.]
25. Oct. Sie sind *) mit dem Lager von Golombie aufgebrochen und zwar hat er
beim Könige durchgesetzt, dass sie nicht mit der Pospolite, sondern gesondert,
nur zusammen mit der königl. Garde und der Artillerie (3 6 Pfänder und 4
kleine Regimentsstücke, die, da kein Offizier dabei ist, von dem ältesten Kut-
scher commandiert werden), marschiert sind. Jetzt lagern sie hier bei Lublin,
es ist hier kein Brod und Bier, wie theuer man es auch bezahlen will, zu
haben, ihre Leute haben in etlichen Wochen kein Bier gesehen, auch Fourage
ist sehr schwer zu bekommen; Geld wird ihnen zwar versprochen, es ist aber
garkeine Aussicht, es zu erhalten. Die Pospolite ruiniert das Land ärger als
die Feinde.
Vor einigen Tagen ist beschlossen worden, Fürst Tzarturiski an den
G. Feldherrn abzuschicken und denselben bitten zu lassen, dass er mit seiner
Armee zu der Armee von der Pospolite stossen, auch vergönnen mochte, dass
bei der Armee ein General Collo gehalten werde, doch will weder der Fürst
noch sonst jemand sich zu solcher Gesandtschaft gebrauchen lassen. Die Ge-
müther werden immer mehr verbittert, die Pospolite verwüstet die Guter der
Malcontenten, diese drohen mit künftiger Rache.
0 Andreas Potocki.
*) Nicolaus Sieniawski.
^ Vgl. den Bericht bei Kluczycki II, S. 1122 ff.
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Berichte Dönhoffs über d. Feldzug nach Polen. 547
Vom Preussischen Statthalter haben sie Nachricht, dass sie für die Leute
keine Services bekommen sollen, weil sie solche hier in natura genossen. Aber
dieselben bestehen nur in Wasser, alles ist so theuer, dass ein armer Soldat
unmöglich mit seiner monatlichen Gage reichen kann.
Es geht die Rede, dass ^) die Armee des G. Feldherrn mit den Malcontenten
eine Gegenconfdderation gegen den König geschlossen habe. Wahrscheinlich
wird die Pospolite bald ganz ans einander gehen, das Lager nimmt schon von
Tage zu Tage ab. Der littauische Feldherr Patz ist auch hier, aber ohne
Volk, welches erst nachkommen soll.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Feldlager unter
Lublin 28. October 1672.
[Noth der Truppen.]
Alle seine Bemühungen, vom Konige Geld für seine Truppen zu erhalten, 28. Oet.
sind vergeblich gewesen. Dieselben müssen zu Grunde gehen, wenn sie kein
ander Tractament als Brod und Wasser erhalten. Er bittet daher Kf., dafür
zu sorgen, dass sie ihren Unterhalt aus seinem Lande bekommen. Er hat Yon
dem aus Preussen mitgenommenen Gelde einen guten Theil unter die Leute
austheilen müssen, den Rest wird er nach Möglichkeit menagieren, es wird
aber in die Länge nicht Bestand haben.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurflirsten. D. Feldlager Lublin
5. November 1672.
[Abschluss des Friedens. Noth der Truppen. Verlegenheit des Königs.]
Der Frieden mit den Türken ist geschlossen^), trotzdem liegen sie noch 5. Noy.
hier zu Felde und leiden grosse Noth, die Pferde fangen an zu Grunde zu
gehen und auch die Leute zu erkranken oder durchzugehen.
Es geht ein Geschrei, als wenn der G.Feldherr mit der Armee im Anzug
hieher wäre, daher grosse Furcht entstanden, und fangt man wieder an, sie
sehr zu caressieren, ihnen gute Zahlung und gute Winterquartiere zu verspre-
chen, aber sobald die Gefahr vorbei sein wird, wird man ihrer gering achten.
Dem Könige und dem Conföderationsmarschall ist garnicht wohl bei der Sache
und sie wünschen wohl, dass sie den Bogen nicht so hoch gespannt hätten,
es hat das Ansehen, als ob die Conföderation ganz zergehen und der König
suchen wird, einen Accord zu treffen. Die Pospolite ist fast ganz von einander,
so dass kaum noch 2000 Mann hier stehen.
0 S. Kluczycki II, S. 1122 ff.
») S. Kluczycki II, S. 1099 ff.
35*
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548 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
J. Scultetuö an den Kurfürsten. D. Cüstrin 3,/[13.] November
1672.
[Mittbeilungen des G.Kanzlers. Absichten der Malcontenten.]
13. Nov. Der G.Kanzler, zu dem er sich auf des Kf. Befehl wiederum begeben,
hat ihm auf sein Anbringen geantwortet, wenn die Türken nach der Eroberung
von Kaminiec gleich auf Lemberg, Cracau und Saraosch vorgerückt wären,
hätten sie das Reich wohl schon über den Haufen geworfen, allein das jetzige
procedere des Königs im Lager gegen den Erzbischof und andere proceres
mache sein Gemüth so turbiert, dass er den Turkenkrieg fast aus den Augen
setzte und nur considerierte, was für ein schreckliches bellum intestinum im
Reich entstehen dürfte, da der Erzbischof nach gefölltem Decret ihm schriebe'),
er könne die Tyrannei des Königs nicht länger dulden, sondern müsste die
Confoederation mit dem G. Feldherrn und der Armee ergreifen. Versuche
zu Herstellung der Eintracht seien ganz aussichtslos, der Kaiser hätte sich
schon vergeblich bemüht, die Natur des Königs sei so verkehrt und böse, dass
er nur danach trachte, wie er mehr Misshelligkeiten finde, durch den gemeinen
Adel Statum Reipubl. evertieren und sich, nachdem er die Grossen ans dem
Wege geräumt, absolut machen könnte.
Auf des Kf. Declaration wegen Protection der grosspolnischen Woiwod-
schaften antwortete er, auf den entstehenden Fall werde er schon dahin arbeiten,
dass Kf. von den sämtlichen Ständen durch Deputierte hierzu requiriert und
dass auch sofort gewisse Mittel wegen Unterhaltung der Besatzung vorgeschlagen
würden. Er bat, dass seine Vorschläge in secreto blieben, versprach die ange-
fangene vertrauliche Correspondenz mit dem Littauischen G.Kanzler zu unter-
halten und dessen Absichten zu explorieren, er glaube, dass derselbe das mos-
kowitische Joch für viel härter als das schwedische halte. Bonkowski sei
eines bedenklichen und falschen Gemüthes, dem er nicht trauen könnte, dessen
Intention er aber durch die dritte Hand auszukundschaften suchen werde.
Danzig, obwohl mit dem Hofe nicht content, werde doch wohl noch etwas an
sich halten und den Verlauf der Dinge abwarten. Wegen Elbings rieth er,
möchte Kf. jetzt bei dieser plötzlich entstandenen Unruhe im Reich, da der Adel
noch dem König gewaltig anhinge, nichts movieren.
Der G.Kanzler scheint bei der jetzigen Veränderung des polnischen
Wesens sich selbst noch nicht begreifen, noch weniger ein gewisses consilium
fassen zu können, er sucht den Erzbischof von den Extremitäten abzuhalten,
hat ihm gerathen, sich an den Papst zu wenden und so das durch Faction der
Bischöfe von Posen und Che Im von dem Könige und dem Adel im Felde gegen
ihn gesprochene Decret zu eludieren, er befürchtet aber, dass der Erzbischof
als ein hitziger Mann vielmehr ad extrema incliniere und den Castellan von
Posen zum Haupt der Confoederation zu machen suchen werde. Dieser soll
sich nach Angabe seiner Gemahlin zu Strassburg in Preussen mit dem K. Schatz -
'} Vgl. die Schreiben des Erzbiscbofs bei Zaluski I, S. 387 ff.
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Berichte des ScuHetus u. Dönhoff. 549
meist er und einigen andern befinden nnd beabsichtigen, sich in französische
oder schwedische Protection za begeben.
Sc. hat den G.Kanzler gefragt, wie es käme, dass man jetzt auch von der
schwedischen Protection zu reden anfinge, während doch sonst, auch neulich
noch, von dem Erzbischof und Castellan von Posen von der französischen
die Rede gewesen wäre. Er erwiderte, die ganze Hoffnung des Heils hätte auf
dem duc de Longueville') bestanden, nach dessen Tode aber hätte man sich
noch nicht eines gewissen Snbjecti vereinigen können, man hätte zwar wieder
auf Condö reflectiert, dieser aber hätte sein hohes Alter vorgeschützt, es schiene
daher, dass die Malcontenten in ihren consiliis wegen der Protection hin und
her schweifen mussten^.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Warschau
22. November 1672.
[Abmarsch aus dem Lager, Krankheiten.]
Am 10. sind sie aus dem Lager bei Lublin aufgebrochen, er ist hierher vor- 22. Nov.
ausgereist, um von dem Könige za vernehmen, wie es mit ihrem Unterhalt,
wozu sie bisher noch keinen Heller erhalten, stehe und wozu derselbe sie ver-
wenden wolle. Die Regimenter sind noch znrück, da sie wegen des bösen
Wetters und Weges nicht so stark haben marschieren können. Das schlechte
Wetter hat Krankheiten verursacht, einige, darunter auch Ob.Lieutn. K litzin g,
sind gestorben, doch sind die Truppen noch immer in solchem Stande, um dem
Kf. gute Dienste zu leisten.
Graf F. v. Dönhoff an den Kurfürsten. D. Warschau
29. November 1672.
[Rückkehr nach Preussen.]
Der König hat endlich, nachdem D. ihm wiederholt erklärt hat, dass er 29. Nov.
mit seinen Truppen sich nicht gegen die Malcontenten wollte gebrauchen lassen,
sich zufrieden erklärt, dass sie ihren Marsch wieder nach Preussen nehmen
möchten. Die Truppen sind schon auf dem Marsch dorthin, haben aber viele
Kranken.
Die Gonfoederation der Armee ist nunmehr gewiss geschlossen, der König
0 lieber die Verhandlungen mit demselben s. Kluczycki I, S. 387. 506. If,
S. 1009. 1011 ff. Longueville war in dem Gefecht beim Rheinabergang bei Schen-
kenscbanz am 12. Juni 1672 gefallen, s. Memoires du comte de Guiche S. 398ff.
^ Kf. sendet (d. Rüsselsheim 15./25. November 1672) diese Relation ScuHetus*
den Geh. Räthen in Berlin mit dem Bemerken, weil die Sachen sich nun ein wenig
zur Besserung anliessen, so wolle er dieses Werk etwas ruhen lassen.
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550 ni. Brandenburg und Polen. 1664-1673.
hat ihm selbst das Jarament derselben vorgelesen. Derselbe hat 600 auser-
lesene Eosacken und die 4000 im Kollo zur Verstärkung der Armee bewilligten
Pferde unter Gzarnecki nach Warschau und in die Nähe beordert, um za
seiner Sicherheit während des Reichstages dort zu liegen').
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Posen 2./ 12. Januar 1673.
[Mittbeilungen des G.Kanzlers. Die Pläne der Malcontenten.]
12. Jan. Auf die Ordre der Geh.Räthe*) hat er sich zum G.Kanzler begeben und
bei demselben gegen die Belegung von Draheim mit Winterquartieren remon-
striert, derselbe erklärte darauf, dieses liefe nicht nur wider die pacta, sondern
es wäre auch den Malcontenten, die sich jetzt Rempublicam nennten, durchaus
nicht zuträglich, dem Kf. Offens zu geben, der Erzbischof hätte zwar ungefähr
vor 6 "Wochen an ihn geschrieben, ihm wäre berichtet worden, des Kf. Auii-
liarvölker wären mehr dem Könige contra ipsos, als gegen den Erbfeind zu
Hülfe geschickt worden, er habe ihm aber solchen Scrupel benommen. Der
G.Kanzler hat auf sein Begehren einen Expressen mit Schreiben an den Feld-
herm und Erzbischof geschickt, damit Draheim von Einquartierung befreit,
>) Dönhoff erhält endlich, nachdem er noch lange in Warschau aufgehalten
war, am 9. December seine Depeche (ein Schreiben Konig Michaels an Kf. d. Var-
saTiae 7. December 1672, worin dieser demselben anzeigt, dass das Hfilfscorps zurück-
kehre, und die Hoffnung ausspricht, Kf. werde, falls sein Eeich wieder bedroht werden
sollte, ihm wieder Hülfe senden), holt am 13. die Truppen ein und langt mit den-
selben am 21. in Bartenstein an. Hier erst erhält er eine Ordre des Kf. (d. Haupt-
quartier Rnsselsheim 18./28. November 1672), von dem Konige seine Entlassung zu
erbitten und mit seinen Truppen auf dem geradesten Wege nach der Mark und dann
weiter nach dem Fürsten thum Halberstadt zu marschieren, welcher er naturlich nicht
mehr nachkommen kann, bald darauf trifft eine neue Ordre des Kf. ein (d. Rnssels-
heim 5./1Ö. December 1672), wonach er die Truppen nach Preussen fuhren und dort
neue Ordre erwarten soll. — Der Herzog von Croy meldet dem Kf. (d. Königsberg
30. December 1672), die zurückgekehrten Truppen seien noch 1370 Mann stark, es
seien gute Leute, die, wenn sie sich nur würden ausgeruht haben und wieder mit
Hemden, Schuhen und Strümpfen, woran namentlich die Infanterie grossen Mangel
leide, würden ausgerüstet sein, gute Dienste leisten könnten. Vgl. Kriegsgeschichtl.
Einzelschriften V, S.S.
*) Scultetus hatte nach Empfang eines Schreibens des Gastellans von Posen
vom 24. December 1672, worin ihm dieser angezeigt hatte, dass die conföderierte Ar-
mee, welche eigenmächtig die Winterquartiere im inneren Polen bezogen hatte, auch
in Draheim solche nehmen wollte, bei Fr. v. Jena angefragt, ob er einer neuen Auf-
forderung des G.Kanzlers, zu demselben zu kommen, Folge leisten sollte. Die
Geh. Käthe hatten ihn darauf angewiesen, zu demselben sich zu begeben, dort so
lange die Convocation (der ausserordentliche am 4. Januar zu Warschau zusammen-
getretene Reichstag, s. Zawadzki S. 320f.; Zaluski I, S. 439f.; Lengnich Vlil,
S. 79f.; Kluczycki II, S. 1164 ff.) dauere, zu bleiben und des Kf. Interesse wahrzu-
nehmen.
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Bericht des Scultetus. 551
oder, wenn schon Volker hineingelegt sein sollten, solche bald zurückgefordert
würden. Sc. hat auch den Gastellan von Posen in seinen Gütern gesucht,
derselbe aber war schon mit dem Feldherm nach Lowitsch^) zum Erzbischof
gereist, wohin Sc. nicht ohne besondern Befehl, um nicht Argwohn oder Miss-
deutnng zu verursachen, sich hat begeben wollen, doch hat er auch an den
Gastellan geschrieben.
Der G. Kanzler stellte sich anfangs, als ob er von den Plänen der Malcon-
tenten wenig wisse, schliesslich aber brach er aus, dieselben wollten sich be-
mühen, diese Gonvocation zu. Warschau zu zerschlagen, und sich auf einen
Generalreichstag berufen, der Feldherr und Erzbischof würden prätendieren, im
Reichstage gerichtet zu werden, sie suchten dadurch aber nur Zeit zu gewinnen,
weil sie abermals nach Frankreich geschickt haben und fernere Ordre erwarten').
Der 6. Kanzler meinte, es würde zu einem innerlichen Kriege nicht kommen,
der Feldherr hätte ante praestationem juramenti bei der Gonfoederation bedungen,
kein Blut zu vergiessen, man hätte aber ein Mittel gefunden, den Adel schach-
matt zu machen, dass er nämlich ans Ungeduld und wegen des continuierlichen
Aufsitzens, womit der König sie vexierte, seines Regiments überdrüssig und die
andere Partei ergreifen würde, zumal wenn die Armee die Güter der Halsstar-
rigen vor anderen beschwerte. Auch der G.Kanzler verrieth, dass er parti-
ceps illorum consiliorum sei, er meinte, sie hätten bei dem consilio in Lowitsch
wohl zu überlegen, wie das Werk ausgeführt werden solle, den König einfach
abzusetzen oder zur Abdankung zu zwingen, würde sich nicht wohl practicieren
lassen, da sonst der Kaiser und auch wohl andere Potentaten sich seiner an-
nehmen würden, sein Vorschlag war, einen Dictator zu erwählen (womit er auf
den Feldherrn zielte), dem die Republik und Armee auf eine gewisse Zeit
nicht nur vollkommene Macht und Gewalt auftrüge, Statum pristinum Reipu-
blicae zu restituieren, sondern auch den Krieg wider die Türken zu führen und
pacta mit den Kosacken nnd Tataren sowie mit den Fürsten der Moldau und
Wallache! zu machen.
Die Malcontenten scheinen also jetzt darauf bedacht zu sein, ein Haupt
unter sich aufzuwerfen nnd sich des Königs loszumachen, sie getrauen sich
aber diese Geburt nicht eher zur Welt zu bringen, bis sie den Adel entweder
durch Liebe oder Gewalt auf ihre Seite gebracht haben. Der Feldherr hat
vaifs neue Patente ausgegeben, 12,000 Mann zu werben, soll auch bereits eine
ziemliche Anzahl beisammen haben. Die confoederierte Armee hat indessen
ihre Winterquartiere in Grosspolen in den königlichen und bischöflichen Gütern
bezogen und ruiniert auch die Güter der Edelleute, welche es mit dem Hofe
zu halten scheinen, auf das gründlichste, daher unter diesen grosses Wehklagen
ist und sie nicht gern, obwohl sie vom Könige aufgeboten worden, auf-
sitzen wollen.
^) Ueber die dort geführten Verbandlungen s. Zawadzki S. 321; Zaluski I,
S.420ff.; Kluczycki IT, S. 1208ff.
*) S. das Schreiben Sobieski's an Pomponne vom 30. December 1672 (Kluc-
zycki II, S. 1161 f.).
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552 nr. Brandenburg und Polen. 1664—1678.
Herzog Ernst Bogislav von Croy an den Kurfürsten. D-
Königsberg 14/24 Januar 1673.
[Verdächtiges Verhalten Sobieski's]
24. Jan. In den Tractaten mit den Malcontenten zu Lowicz ist noch wenig vorge-
gangen, und es ist zu glücklichem Ausgang des ganzen Reconciliationswerkes
noch schlechte Apparenz. Der K.Marschall soll dort ankommen, derselbe hat
sich einige Zeit in seiner Starostei Mewe aufgehalten nnd auch das Schloss
dort etwas fortiücieren lassen. Es ist gewiss, dass unter seinen Leuten, auch
wohl von ihm selbst, sehr weitaussehende und gefllhrliche Discurse von dem
polnischen Wesen und sonst geführt worden sind, er soll sogar gesagt haben,
der König müsste vom Thron oder er vom Lehen sein. Unter seinen Leaten
sind auch von Erwartung fremder Völker, die ihnen zu diesem Dessein zu
Hülfe kommen würden, viele Reden gegangen, wie auch von einer Diversion,
welche die Schweden dem Kf. im Reiche machen würden, in Danzig viel
Redens, solches auch vieler Malcontenten Wunsch sein soll, wie denn auch der
Feldherr gegen des Kf. Interesse schlechte Affection verspüret^), auch allerband
böse Zeitungen vom Zustand der Armee des Kf. ausgesprengt und für sicher
gehalten werden*).
J. Scultetus an den Kurfürsten. D. Cüstrin 18. /28. März 1673.
[Assignation auf Draheim.]
28. März. Der G.Kanzler hat ihm die Antwort des Castellans von Posen vom
10. März auf sein Schreiben') zugeschickt, wonach der Feldherr aus Respect
für Kf. und auf sein Anhalten der Armee keine Assignation auf Draheim geben
wolle, gestern aber hat er ein neues Schreiben des G.Kanzlers erhalten, dass
der Feldherr durch Importunität der Armee genöthigt worden, derselben statt
der Winterquartiere eine Assignation von 6000 Fl. auf Draheim zu geben. Der
G.Kanzler will zwar dem Hofe die Schuld beimessen und vermeint es noch
wohl durch den grosspolnischen Adel zu hintertreiben, Sc. aber glaubt, dass
der Feldherr dieses vielmehr auf den Rath der Malcontenten gethan, welche
jetzt nach getroffenem Vergleich äusserst dahin bedacht sein werden, zwischen
Kf. und dem Könige alle gute Vertraulichkeit zu stören und zu hemmen.
Sc. hat sogleich dem Amtmann von Draheim geschrieben, er möchte sich
in Acht nehmen und sofort dem Gouverneur von Colberg Nachricht geben*).
0 Vgl. Sobieski's Brief an Pomponne (Kluczycki II, S. 1162).
2) Am 7./17. März meldet der Herzog, die Warschausche Post bringe den Be-
richt des erfolgten Abschlusses des Reconciliationswerkes, s. darüber Zawadzki
S. 356 ff.; Zaluski I, S. 452ff; Kluczycki II, S. 1241 f.
») S. oben S. 551.
*) Sobieski hatte (d. Warschau 15. März 1673) dem Starosten von Sandeck
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Yerd&cbtigeB Verhalten Sobieski's. Neues Holfsgesuch. 553
König Michael an den Kurfürsten*). D. Varsaviae [s. d.]
Juni 1673.
[Bitte um Sendung der y ertragsmassigen Hülfstruppen und um weiteVe Hülfe.]
Solange Ef. durch den holländisch-französischen Krieg beschäftigt war, hat er Juni,
sich enthalten, von demselben die Sendnng der vertragsmässigen Hülfstmppen
zu verlangen. Da er aber gehört, dass zwischen Frankreich und dem Ef.
Frieden *) geschlossen ist, so bittet er jetzt bei der schweren Gefahr, in welcher
Polen schwebt, die Hülfe zu leisten. Des Kf. Klage wegen Beeinträchtigung
seines Rechts auf Draheim hat damit nichts zu thun, darüber soll mit den
anderen Prätensionen zusammen durch die schon längst von ihm gewünschte
Kommission erkannt werden. Von Leiden, welche die Hulfstrappen des Kf. im
vorigen Jahre auszustehen gehabt hätten, ist ihm nichts bekannt, dieselben sind
reichlich mit Getreide versorgt worden. Er wird sich auf das änsserste bemühen,
dass die jetzt zu schickenden Truppen den nöthigen Unterhalt erhalten.
Hoc vero tempus nanc est, quo Serenitatis Yestrae declarata ali-
quoties') ultro Nobis pro iuuanda summis viribus, etiam octo millium
militum exercitu Polonia propensio et affectus re Ipsa elucescat, cum
legiones et arma in expedito Serenitas Vestra habeat, quas vicini Regni
imo Christianitatis aduersus communem hostem defensioni impendi vere
gloriosum et heroicum fuerit. —
die Anweisung ausgestellt, für seine Compagnie von der Starostei Draheim 6350 Fl.
poln. als Winterbrot zu erheben, da diese, wenn sie auch auf gewisse Art anderweit
in tenutum gegeben worden, von solchen oneribus nicht befreit sei. Der Hauptmann
von Draheim meldet dem Kf. 2./i2. April 1673, zwei polnische Ofüciere seien mit
dieser Anweisung bei ihm erschienen, er habe sie aber abgewiesen und im Falle von
Gewalt mit Gegengewalt gedroht. Es wurden ihm darauf sofort von Colberg 60 Mann
94 llSr7
Verstärkung geschickt. Die Geh. Rathe melden Scultetus (d. Coln r^ a -n ^^'^3),
[tJ. ApnlJ
Kf. habe dem Gouverneur von Colberg befohlen, einige hundert Mann nach Draheim
zu schicken, und wolle, falls polnischerseits damit fortgefahren werde, einen Theil
seiner schon zurückgekehrten Armee dorthin schicken.
*) Schon in einem Schreiben vom 28. März 1673 hatte König Michael den Kf.
ersucht, bei der Polen aufs neue drohenden Kriegsgefahr ihm zu Anfang des Früh-
lings die vertragsmässigen Hülfstmppen zu schicken und denselben auf einige Monate
Geld zum Unterhalt zu geben, Kf. hatte sich darauf (d. Potsdam 2./i2. April 1673)
dazu bereit erklärt, aber sich darüber beklagt, dass in vertragswidriger Weise von
Draheim Abgaben gefordert würden und dass seinen im vorigen Jahre geschickten
Hülfstmppen nicht der vertragsmässige Sold gezahlt und diese dadurch in grosse
Noth gebracht worden seien, und er hatte verlangt, dass zunächst mit polnischen
Kommissaren ein fester Vergleich wegen Zahlung des Soldes an die zu schickenden
Hülfstmppen abgeschlossen werde.
') Der am 6. Juni 1673 abgeschlossene Frieden zu Vossem.
») S. oben S. 327.
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554 ni. Brandenburg nnd Polen. 1664^1673.
Instruktion für den Graf [Friedrich] von Dönhof an den Pol-
nischen G. Feldherrn Sobiewsky. D. Cöln an der Spree
l./ll. Mai 16730.
11. Mai. Er soll sich sogleich zu dem Feldherrn nach Mewe begeben, denselben
der Freundschaft des Kf. versichern und ihm in dessen Namen wegen seiner
glücklichen exploits gegen die Türken im vorigen Jahre und der neulichen
Beruhigung im Königreiche, zu welcher er soviel contribuiert, gratulieren. Kl
bitte ihn um Nachricht, was die Republik von den Türken zu hoffen oder zu
furchten und was daselbst für Anstalt zur Defension gemacht würde. Er soll
vorstellen, wie schlecht des Kf. Auxiliarvölker im verwicbenen Jahre tractieri
wären, trotzdem wäre Kf. erbötig, wenn man sich von Seiten der Republik
hinfort besser erweisen und den pactis ein Genüge thun würde, dieselbe in
solcher Gefahr nicht zu verlassen. Kf. wünsche für seine Söhne das jus indi-
genatus in Polen zu erwerben, bitte den Feldherrn, ihm dabei beförderlich zu
sein, er wollte dafür von seiner Prätension auf Elbing 100,000 Rthlr. zu dessen
Disposition erlassen.
PS. Er soll auch für sich erwähnen, weil Kf. vermuthlich Frieden mit
Frankreich machen würde, so könnte die Krone vielleicht einige Völker von
ihm auf gute conditiones auf eine Zeit lang haben, doch müsste das bald
geschehen.
Relation des Grafen von Dönhoff von seiner Reise zu dem
polnischen G. Feldherrn Sobiewsky, D. Berlin 21./ 11. Juni
1673.
21. Juni. Er ist') am 31. Mai/ 10. Juni in Mewe bei dem G.Feldhern angelangt
und hat am folgenden Tage Gelegenheit gehabt, mit demselben allein zu
«prechen. Nachdem er seine Kommission vorgetragen, erwiderte der Feldherr,
nachdem er sich bedankt, er glaube zwar' nicht, dass noch in diesem Jahre die
Ankunft einer ansehnlichen türkischen Macht zu befürchten, weil man dort nicht
') Der Herzog von Croy hatte dem Kf. (d. Königsberg 11./2I. April 1673) ge- '
schrieben, der Tod des Erzbischofs Prazmowski und die Ernennung des bisherigen
Bischofs von Cujavien Florian Gzartoryski zu dessen Nachfolger (s. Kluczycki
II, S. 1258) werde ohne Zweifel sehr zur Beruhigung Polens dienen. Wünschens*
werth wäre es, dass Kf. Gelegenheit finde und gebrauche, den K. Feldherrn zu bes-
serer Intention gegen ihn zu disponieren, dem Verlauten nach beabsichtige derselbe
nach Mewe zu kommen, das werde vielleicht Gelegenheit dazu bieten.
9) Dönhoffs Reise war dadurch verzögert worden, dass Sobieski sich inzwi-
schen zum Begräbnis des Erzbischofs nach Lowicz begeben hatte, erst nach dessen
Rückkehr nach Mewe reiste D., der sich inzwischen bei seinem Bruder, dem G.Major
Ernst V. Dönhoff, in Wolfersdorf und dann in der Umgegend von Danzig, wo er
Güter kaufen wollte, aufgehalten hatte, dorthin.
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Sendung Dönhoffs zn Sobieski. 556
geglaubt habe, dass der Friede von polnischer Seite nicht länger gehalten wer-
den würde, und daher die Armee entlassen hätte, gegen künftigen Frühling
aber würde das Reich mit grosser Macht angegriffen werden. Die Anstalt znr
Gegenwehr sei so schlecht wie nur möglich, er sei aber nicht Schuld darauf,
er hätte sich mit allem Fleiss bemüht und dem Könige remonstriert, dass er
zur Defension des Reichs gute Anstalt machen möchte, er hätte aber bisher
nichts ausrichten können und es schiene fast, als ob der König dem Reich
nicht vorstehen könnte. Er bat Kf., die Republik in dieser Gefahr nicht zu
verlassen, sondern derselben mit aller Macht zu assistieren. Er betheuerte im
übrigen sehr hoch, dass keine Faction jetzt wider den König vorhanden auch
jetzt kein Subjectum wäre, worauf sie reflectierten.
Dass des Kf. Auxiliarvölker so schlecht tractiert seien, dazu hätte er nichts
contribuiert, er hoffe aber, Kf. werde in seiner angeborenen Generosität und in
Betrachtung der seinem eigenen Lande drohenden Gefahr solches vergessen und
der Krone wieder mit einem ansehnlichen Secours assistieren. Durch üeber-
lassung von Truppen werde Kf. sich die Krone sehr verbindlich machen, er
wolle gleich an den K.U.Kanzler schreiben, dass ehestens ein Envoyö von der
Republik abgefertigt werde, um mit Kf. darüber zu tractieren. Kf. möchte
noch eine Zeit lang warten und seine Truppen nicht congediieren oder an andere
überlassen.
Er meinte, Kf. könnte keine bessere Conjunctur finden, um für seine Prin-
zen das jus indigenatus zu suchen, er wollte sein bestes dazu thun, Kf. möchte
nur bald deshalb jemand nach Warschau abfertigen.
Für die Offerte der 100,000 Rthlr. bedankte er sich, aber nur so obenhin,
und schien es, als ob er keine Reflexion darauf mache und kein Mittel absehe,
dieselben zu seiner Disposition von der Republik zu erhalten. Schliesslich auf
seine Frage, ob er sich auf alles das, was er zur Resolution erhalten, fest zu
verlassen, betheuerte S. dieses sehr hoch, er hat ihm ein Recreditiv') gege-
ben und ihn abgefertigt.
Da der Palatinus Bonkowski anwesend war, hat D. auch ihn besucht,
dieser bat, Kf. möchte doch selbst considerieren, in welchem gefährlichen Stande
sich die Krone befinde , da sie einen solchen König hätte, der dem, Regiment
nicht vorzustehen wisse, Kf. möchte ihnen nur Mittel vorschlagen, wie der
Krone zn helfen, sie wollten alles thun, was Kf. begehrte. Er contestierte im
übrigen sehr hoch, dass jetzt keine Faction unter ihnen wider den König wäre
und dass sie kein Subjectum hätten, auf das sie reflectierten.
0 Vgl. Sobieski's Brief an den Bischof von Cracau vom 5. Juli 1673 (Kluc-
tycki II, 8.1272).
>) D. in arce Mevensi 11. Juni 1673 (Kluczycki II, S. 1268).
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556 ni. Brandenburg and Polen. 1664—1673.
Der Kurfürst an den König von Polen. D. Potstamii
20./[30.] Juni 1673.
[auf das Schreiben Yom Juni. Bedrohte Lage des Kf., Bereitwilligkeit zur Hälfs-
leistung; Verlangen der Abhaltung der Kommission.]
30. Juni. — Hostilitates ex utriusque nostram parte cessare haud difßtemiir,
interea tarnen bella inter alles non cessant et qaaquaversum respicimus
talia Dobis non uno in loco occurrunt pericula, quae varie cavendi ne-
cessitatem nobis imponunt atque milite nostro ita utendum suadent, ut
securitati terrarum nostrarum prospiciatur. Non aberimus tarnen inclyto
Regne et Reipublicae quantum vires opesque nostrae et hie rerum Status
permittet unquam, sicuti iam superiore anno affectum nostrum Stadium-
que erga R. Majestatem Y. et inclytum regnum missis auxiliaribus no-
stris testati sumus, quamquam necesse habeamus conqueri, sustentatio-
nem illis a Rep. uti conveutum praebitam non esse sed argento nostro
illis prospiciendum fuisse. Sed et alia sunt, in quibus ab inclyta Rep.
pactis Bidgostensibus adhuc satisfaciendum, nee diversa illa ab iis, quae
R. Maiestas V. a nobis desiderat. — Omnino itaque necessarium, ut
tandem per commissarios , uti saepius promissum, nunc tandem compo-
nantur. —
Protocoll dessen, so bei der Conferenz zwischen dem Polni-
schen Envoy^ Morsteiu und dem Chnrf. Ober Präsidenten
Freiherrn von Schwerin vorgangen*).
Die 19./29. Julii 1673 hora octava matutina.
29. Juli. Auf Schw.s Bitte wiederholt M. was er in der gestrigen Andienz dem Kf.
auseinandergesetzt: Dank für die voijährige Hülfeleistung, Bitte dem bedrohten
und erschöpften Polen gemäss dem einst Gninski gegenüber gemachten Ver-
sprechen^) 8000 Mann zu Hülfe zu schicken. Schw. erwidert, damals wären
die Zeitumstände ganz andere gewesen, doch verspreche Kf., wenn Polen aufs
neue in einen Türkenkrieg gerathe, demselben die vertragsmässige Hülfe zu
leisten, aber unter der Bedingung, dass dagegen der König und die Republik
die ihnen vertragsmässig obliegenden Verpflichtungen erfüllten, nämlich die
Hülfstruppen mit Sold und Unterhalt versorgten, was im vorigen Jahre nicht
geschehen sei. Bei der bedrohten Lage seiner eigenen Staaten könne Kf. keine
grössere Zahl von Truppen schicken, er könne auch nicht allein eine solche
') V. P. Fuchs' Hand. Konig Michaels Creditiv für Morstein ist Varsaviae
8. Juli 1673 datiert.
») S. oben S. 327. 553.
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Conferenz mit Morstein. 557
Last auf sich nehmen, sondern meine, es müsste auch mit dem Kaiser, dem
Konige von Schweden und dem Moscowit ischen Zaren wegen deren Mit-
wirkung verhandelt werden, er habe darüber auch schon mit dem Kaiser und
den schwedischen Ministern verhandelt und diese seien bereit, darüber weiter
in Warschau verhandeln zu lassen.
M. erwidert darauf, der König erkenne seine Verpflichtung, den kurf. Hülfs-
tnippen Sold und Unterhalt zu liefern an, er sei aber bei dem erschöpften Zu-
stande Polens dazu ausser Stande und bitte daher, dass Kf. wie im vorigen
Jahre seine Truppen auf einige Monate mit Sold versehen möge. Die Verhand-
lungen mit den anderen Mächten würden wohl, weil zu spät, unnütz sein, denn
der Krieg wüthe schon und es sei an demselben garnicht zu zweifeln, es fehle
Polen an Geld, man werde aber künftig besser für den Unterhalt der Truppen
sorgen.
Schw. bringt Beschwerden vor: 1) dass Draheim mit Assignation belegt und
dabei Drohungen gebraucht seien, verlangt, dass das künftig nicht geschehe,
2) verlangt endliche Erfüllung der Bestimmung der Pacten wegen Elbings.
M. erwidert: 1) die Assignation auf Draheim sei ohne Befehl des Königs
irrthümlich erfolgt, solle künftig nicht geschehen. 2) Die Elbinger Angelegen-
heit solle durch eine sogleich nach Herstellung des Friedens und der Ruhe ab-
zuhaltende Kommission beigelegt werden.
Eodem die hora 11"* post meridiem.
Schw. theilt Morstein die Antwort des Kf. mit, die Hülfstruppen ständen
bereit, sollten, sobald der Krieg begonnen hätte, nach Polen marschieren, doch
unter der Bedingung, dass der König für Sold und Unterhalt derselben sorge.
Wegen Vermehrung der Hülfstruppen müsste Kf. nach den mit Schweden ge-
troffenen Verabredungen erst die Ankunft Wrangeis abwarten.
M. bittet, dass Kf. dann wenigstens seinen Hnifstruppen auf 2 Monate Sold
mitgebe, dieselben sofort an die Grenze rücken lasse und eine Quantität
Pulver überlasse.
Schw. übernimmt es, dem Kf. darüber zu berichten '). M. bittet^ dass ihm
dessen Resolution schriftlich ertheilt werde, es wird aber verweigert, da er auch
nichts Schriftliches eingegeben, schriftlich erhält er einen Extract aus dem
Protokoll.
») 0. V. Schwerin schreibt dem Kf. (d. Cüstrin 19./[29.] Juli 1673), er sei
abermal mit Morstein zusammengekommen, derselbe sei mit allem zufrieden, bitte
nur, dass Kf. zu dem einen Monat Sold noch einen hinzuthue und etwas Pulver be-
willige. Von demselben Datum ist das Recreditiv des Kf. für M., vom 28. Juli eine
Ordre des Kf. an Heidekampf, M. ein Präsent von 400 Thalem in Geld oder Sil-
bergeschirr und dessen Sekretär 50 Rthlr. zu zahlen. Am 20./30. Juli ergeht darauf
die Ordre des Kf. an den Herzog von Croy wegen Formierung der 1500 Mann Auxi-
liartruppen, deren Commando der Oberst v. Schoning führen soll, s. Kriegsge-
schichtl. Einzelschriften V, S. 9.
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558 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
F. Morstein an den Freiherrn von Schwerin. D. Regiomonti
15. August 1673.
[Bitte um schleunige Sendung der Hülfstruppen. Versprechen des Kaisers.]
15. Aug. Da das türkische Heer*) schon gegen Lemberg heranzieht und Reussen
verheert, so ist am Kriege nicht zu zweifeln und begehrt Polen die Hülfstrup-
pen des Kf. Er bittet, dass dieselben schnell erscheinen; der Sold für die
weiteren Monate soll gezahlt werden, er hat dafür eine Assecnration des Königs
in Händen und die Versicherung des R. Schatzmeisters, falls nicht Kf. auf die
Verwendung des Kaisers'), der, wie er hört, 100,000 Gulden dazu bestimmt
hat, sie von der Zahlung des Soldes entbinden sollte. Kf. wird hoffentlich mit
noch weiterer Hülfeleistung dem Kaiser und Schweden vorangehen*).
Derselbe an denselben. D. Regiomonti 22. August 1673.
[Die Hülfstruppen. Das Anerbieten des KaisersJ
22. Aug. Er wartet noch in Königsberg auf die Hülfstruppen des Kf. Für die Zah-
lung des Soldes hat. er die Versicherung des Königs und des R.Schatzmeisters
>) Vgl. Kluczycki II, S. 1293ff.
^ Kaiser Leopold schreibt dem Kf. (d. Wien I.August 1673), er habe de
Goes beauftragt, wegen des von selten Polens an ihn gemachten Anbringens mit ihm
zu verhandeln, empfiehlt ihm das Anliegen, welches der König von Polen durch einen
Gesandten an ihn stellen werde, und verspricht, falls Kf. sich über seine Erklärung mit
Polen verständigt und das Werk aggiustiert haben werde, ihm zu Michaelis 100,000
Gulden entrichten zu lassen. Vgl. Pufendorf XI, §107 (S. 867); Urk. n. Akt
XIV, 1. S. 710.
*) Der Herzog von Croy hatte dem Kf. geschrieben (d. Königsberg 8./18. August
1673), er habe wenig Hoffnung, falls nicht vom Kaiser etwas Wirkliches geschehe,
vom polnischen Hofe die nöthige Sicherheit wegen der Verpflegung der Hülfstruppen
zu erhalten, man thue dort so wenig bei der Sache, als wenn dieselbe sie gamichts
anginge. Kf. schreibt darauf an Morstein (d. Coloniae 11./21. August 1673), die
Hülfstruppen ständen marschbereit, aber zuerst müsse für die Soldzahlung an die-
selben sicher gesorgt sein, sobald er von dem Herzoge von Croy Nachricht em-
pfange, dass dieses geschehen sei, sollten die Truppen den Marsch antreten. Unter
demselben Datum ergeht an v. Schön ing die Ordre, das Hülfscorps aus Mannschaften
aller in Preussen befindlichen Regimenter und Dragonercompagnieen zusammenzu-
setzen. Die für denselben am 18./28. August 1673 ausgestellte Instruktion ist in der
Hauptsache nur eine Wiederholung der am 2./12. August 1672 für Graf Dönhoff
ausgestellten (s. oben S. 537), doch enthält sie den Zusatz: „Jedoch hat er sofort,
als es ihm an Unterhalt mangelt und derselbe ihm von den Polen nicht gereichet
wird, bei Ihrer K. M. und dem Feldherm wie auch andern fürnehmen Bedienten der
Republicq sich zu beschweren, dessfals zu protestiren und dass er bei so gestalten
Sachen keine Dienste femer leisten, sondern mit denen ihm anvertrauten Völkern
zurückgehen müsse, anzuzeigen, wie er dann auch solchenfalls seinen Rückmarsch
mit der besten ordre als ihm' möglich werkstellig zu machen' , welcher nachträglich
noch durch eine Nebeninstruktion vom 4./ 14. October bestätigt wird.
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Neue Verhandlungen mit Horstein. 559
und sich selbst als Geissei angeboten. Nachdem der Kaiser durch den von
Wien zurückgekehrten Opacki versprochen hat, 100,000 Gulden an Kf. behufs
Verstärkung seiner Hnlfstruppen zu zahlen, hat ihn der König beauftragt, vor
allem auf Sendung jener 1500 Mann zu dringen und nicht eher sich von hier
zu entfernen, bis deren Abmarsch nach Polen erfolgt ist. Der Sold soll den-
selben von den 100,000 vom Kaiser gelieferten Gulden (monatlich 7000 Rthlr.)
gezahlt werden und den Rest jener Summe soll Kf. auf Vermehrang der Hülfs-
truppen verwenden.
Repetitio propositionis Ablegati Polonici^). 8. d.
Nachdem ihm Kf. auf seine mündliche Proposition geantwortet, dass er Sept.
ausser den im vorigen Juli auf Grund der Bromberger Verträge festgesetzten
Hülfstruppen soviele weitere Truppen schicken wollte, als für die vom Kaiser
versprochenen 100,000 Rbein. Gulden 3 Monate unterhalten werden könnten,
und ihn in betreff der näheren Berechnung und Verabredung an seine Räthe
gewiesen hat, so bittet er auf den ausdrücklichen Befehl des Königs, dass diese
weitere Hülfe nicht in Fussvolk, sondern in Reiterei und zwar möglichst in
Dragonern bestehe.
Da für die 1000 Fusssoldaten und 500 Dragoner als monatlicher Unter-
halt 7000 Rthlr. »21,000 Poln. Gulden festgesetzt sind, so könnten nach dem-
selben Maasstabe für 100,000 Rhein. Gulden =250,000 Pohl. Gulden (abgezogen
42,000 Gulden zweimonatlicher Sold für die Hülfstruppen) 5951 Fusssoldaten
und Dragoner Verstärkung beschafft werden, da aber dafür Dragoner und Reiter
gestellt werden sollen, so müsste die Zahl entsprechend reduciert werden.
Den Oberbefehlshaber des Hülfscorps und die Officiere desselben bittet
er anzuweisen, möglichst schnell den Marsch anzutreten, beim Ueberschreiten
der Grenze in Gegenwart der polnischen Kommissare eine genaue Musterung
Yorzunehmen und ebenso in jedem Monat eine solche zu veranstalten, so dass
der Sold nur für die wirklich vorhandenen Mannschaften gezahlt werde, und
strenge Disciplin zu halten.
Antwort des KnrfÜrBten auf die Proposition Morsteins. D.
Schönbeck 13./[23.] September 1673.
1) Die nach den Pacten zu sendenden Hülfstruppen sollen auf Begehr des 23. Sept.
Königs und Forderung der Kommissare sofort nach Polen marschieren und sich
an der Grenze mustern lassen.
2) Kf. giebt ihnen Sold für einen Monat.
0 König Michael beglaubigt (d. Varsaviae 29. August 1673) Morstein, den
er beauftragt habe, auf Grund der vom Kaiser zugesagten Geldzahlung mit Kf. zu
verhandeln. Das Recreditiv des Kf. ist ausgestellt Potstamii 3./13. September 1673.
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560 in. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
3) Die übrige Zeit hindurch bis zu ihrer Rückkehr an die preussische
Grenze werden der König nnd die Republik ihnen Unterhalt gewähren. In quo
si ulla interveniat mora, liberum erit praefatis copiis, ubi 15 diemm iter in Po-
lonia fecerint atque de congrua sustentatione iisdem non fuerit sufficieoter pro-
spectum, ea qua venerunt via in Borussiam ducalem reverti.
4) Da Hoffnung ist, dass der Kaiser 100,000 Gulden dem Könige und der
Republik zahlen wird, so verspricht Kf. soviel weitere Reiter und Dragoner
oder, wenn es gewünscht wird, Fusssoldaten , als für diese Summe 3 Monate
lang unterhalten werden können, zu schicken, er hat schon einigen Regimen-
tern^) befohlen, aus dem Reich nach Preussen zu marschieren, und G.Wacht-
meister V. Görtzke') zum Befehlshaber derselben bestimmt.
5) Kf. wird seinen Officieren mittheilen, dass sie als monatlichen Unter-
halt für 1500 Mann Fusssoldaten und Dragoner mit 7000 Rthlr. zufrieden
sein sollen.
6) Doch soll daraus kein PrSjudiz für die Pacten gezogen werden.
7) Sollte der Unterhalt für die Truppen nicht gezahlt werden, so dürfen
die Befehlshaber derselben sich diesen an den Orten, wo sie sich befinden, von
den Einwohnern, aber auf gebührende Weise und gegen Quittung, selbst nehmen.
Holz, Heu, Stroh u. s. w. ist von den Einwohnern unentgeltlich zu liefern.
8) Kf. hat das Recht, die Truppen zu jeder Zeit zurückzurufen.
Befehl und Jurisdiction über die Hülfstruppen steht dem Führer und den
Officieren derselben zu, dieselben haben den Rang nach der Königl. Garde, ihre
Obersten vor den übrigen deutschen Obersten. Die Truppen sollen nicht ge-
trennt werden etc.*).
0 Kf. hatte schon im August zuerst das Regiment z. Pf. Kurprinz und dann
auch die Reiterregimenter v. Görtzke und v. Mömer nach Preussen geschickt.
^ Kf. schreibt demselben (d. Oranienburg 4./[14.] September 1673), er beab-
sichtige ihn mit dem ehesten nach Preussen zu schicken und ihm das Gommando
einiger nach Polen zu sendender Auxiliartnippen zu übertragen, er solle sich dazu
bereit halten.
*) Die Geh. R&the übersenden dem Kf (d. Goln 4./[14.] September 1673) das
Protokoll einer mit de Goes wegen der polnischen Sache abgehaltenen Conferenz.
Obwohl derselbe wegen Zahlung der Gelder keine Gewissbeit gegeben, so solle
doch Meinders mit Morstein reden, und sie rathen, die Sache mit demselben
ganz richtig zu machen, damit Polen sehe, dass Kf. bereit gewesen, die Volker zu
senden, und dass, wenn es nicht geschehe, die Schuld nur daran liege, dass das Geld
vom Kaiser nicht gezahlt worden sei. — - Kf. theilt (d. Schön beck 8./ 18. September
1673) dem Herzoge von Croy die Morstein schriftlich ertheilte Resolution mit und
befiehlt, die nöthigen weiteren Truppen (2034 Reiter und 1044 Dragoner) zum Marsch
bereit zu halten. Wegen Gewissheit der Soldzahlung habe ihm Morstein eine bei-
folgende Versicherung des Königs übergeben, welche, sobald dieser seine Erklärung
acceptiert habe, wieder zurückgesandt werden könne. Vgl. Kriegsgesch. Rinzel-
schriften V, S. 9f.
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Verhandlungen wegen der Tnrkenbulfe. 561
Herzog Ernst Bogislav von Croy an den Kurfürsten- D.
Königsberg 17. October 1673-
[Morstein hat noch keine Antwort Tom Könige.]
Er hat mit dem gestern hier angekommenen Morstein wegen des Suc- 17. Oct.
cnrses conferiert und ihm in Gegenwart y. Schönings mitgetheilt, dass die
Trappen zum Marsch hereit ständen und nur das Rendezvous angesetzt und
dieselben dem polnischen Gommissarius aberantwortet zu werden brauchten, der-
selbe erwiderte aber, er hätte von Berlin, Stettin und Danzig aus an den König
berichtet, erwarte aber erst Antwort auf die vom Kf. ertheilte schriftliche Er-
klärung; bevor dieselbe einträfe, könnten die Trappen nicht zum Rendezvous
beordert werden.
Ausser dem mitzugebenden Monatssold sind die Truppen vollständig zum
Marsch bereit
Herzog Ernst Bogislav von Croy an den Kurfürsten. D.
Königsberg 17./27. October 1673.
[Die Polen wollen die Auxiliartruppen nicht mehr haben. Krankheit des Königs.]
Dass die Polen des Kf. Auxiliarvölker jetzt nicht begehren, geht aus bei- 27. Oct.
kommender Copie eines Schreibens des U.Kanzlers an de Goes hervor. £r
lässt daher die Wagen und Pferde wieder in die Aemter gehen').
PS. 1. Von des Königs von Polen ünpässlichkeit *) , welche die letzten
Briefe ziemlich gross und gefährlich gemacht, melden die heute aus Warschau
angelangten relationes nichts.
PS. 2. Privatbriefe aus Warschau melden, dass es sich mit des Königs
24 October
*) Der Herzog von Croy meldet am rr-^i t— 1673, Morstein habe vom
' * ' 3. November
polnischen Hofe Befehl, statt der Auxiliarvölker Zuschub an Geld zu fordern, für
dieses Jahr sei also die Sache wegen des Succurses zu Ende, für das künftige aber
sei sie um so gewisser zu vermuthen, wenn die Polen auf die Türken losgehen und
dieselben so aufs neue reizen sollten.
') Ueber die Erkrankung König Michaels und dessen am 10. November 1673
zu Lemberg erfolgten Tod s. die Schreiben des U.Kanzlers Olszowski vom 30. Oc-
tober, 8. und 10. November bei Zaluski 1, S. 476ff. Vgl. auch Zawadzki S. 404.
Dem Kf. meldet die Preussische Regierung (d. Königsberg 21 ./H- November 1673) auf
Grund der am Tage vorher von Warschau mit einer Extraordinarpost eingetroffenen
Nachricht den Tod des Königs; die officielle Anzeige erhält derselbe durch ein Schreiben
der Königin Eleonore (d. Warschau 18. November 1673), er antwortet darauf (d.
27 November
Cöln a. d. Spree -=^ r — 1673) mit einem Condolenzschreiben , in welchem er
^ 7. December
zugleich die Abordnung eines Gesandten ankündigt; am folgenden Tage wird v. Ho-
V erb eck mit dieser Gesandtschaft beauftragt.
llat«r. I. Gesch. d. O. KarfurBten. XII. 36
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562 IIT. Brandenburg und Polen. 1664—1673.
Unpässlichkeit gebessert, und dass derselbe nicht in Lemberg bleiben, sondern
die Königin in Sambor oder Zplkiew erwarten wird.
F. Morstein an den Kurfürsten. D. Varsaviae 29. October
1673.
[Verlangen von Geldsubsidien.]
29. Oct. Auf der Rückreise zum Könige hat er ein Schreiben des U. Kanzlers aus
dem Lager und einen Befehl des Königs erhalten, wegen der schon za weit
Yorgeschrittenen Jahreszeit nicht weiter die Hülfstruppen des Kf. sondern dafür
Subsidien an Geld zu fordern.
Der Kurfürst an Morstein. D. Coloniae ad Spream 30. Oc-
tober/9. November 1673.
[Verweigerung von Geldsubsidien.]
9. NoY. Seine Truppen haben bereit gestanden und es hat nur an der Republik
gelegen, dieselben schon vor Monaten abzufordern. Zahlung von Geldsubsidien
anstelle derselben gestattet weder die Lage der Dinge und seiner Kasse noch
hat er dazu irgend welche Verpflichtung.
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IV.
Brandenburg und Oesterreich.
1666-1668.
36*
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Einleitung.
Das Verhältnis des Kurfürsten von Brandenbarg zu dem kaiserlichen
Hofe während der ersten sechs Jahre nach dem Olivaer Frieden ist in dem
vorhergehenden 11. Bande dieser Sammlung, namentlich in dem 1. 3. 4. 5.
und 11. Abschnitte desselben zur Darstellung gekommen und werthvolle Er-
gänzungen dazu sind inzwischen in dem die österreichischen Akten enthaltenden
14. Bande durch Mittheilung der Akten der Gesandtschaft Lisola's an den
kurfürstlichen Hof 1663—1664 geliefert worden. Für die folgende, für diesen
Band in Betracht kommende Zeit bis zum Beginn des holländischen Krieges
1672 enthalten die in jenem 14. Bande herausgegebenen Akten der Gesandt-
schaft des Freiherrn de Goess, welcher während dieser ganzen Zeit, vom
Frühjahr 1665 an, mit kurzen Unterbrechungen sich als Bevollmächtigter des
Kaisers an dem Hofe des Kurfürsten aufgehalten hat, ein ungemein reichhaltiges
Quellenmaterial und der Herausgeber hat auch schon in den von ihm hinzuge-
fügten Erläuterungen die Hauptergebnisse aus demselben zusammengestellt und
in lichtvoller Weise die wechselnden Beziehungen beider Hofe zu einander
während jener Zeit dargelegt. Als Ergänzung dazu erscheinen hier die den-
selben Gegenstand betreffenden Materialien, welche in den Akten des Berliner
Geheimen Staatsarchivs enthalten sind. Der dauernde Aufenthalt jenes kaiser-
lichen Gesandten an seinem Hofe, welcher sich dort eine sehr angesehene Stel-
lung zu verschaffen wusste, veranlasste den Kurfürsten, die Verhandlungen mit
dem Wiener Hofe für gewöhnlich nit diesem oder durch denselben führen zu
lassen, schriftliche Aufzeichnungen über die Besprechungen und Gonferenzen,
welche er selbst oder seine Minister mit demselben gehalten haben, scheinen
nur selten gemacht worden zu sein, jedenfalls haben sich solche nur vereinzelt
erhalten. In Wien selbst hat der Kurfürst auch in jenen Jahren seine Inter-
essen durch seinen dortigen Residenten Andreas Neumann vertreten lassen,
derselbe hat aber neben der Berichterstattung über die Vorgänge am kaiserlichen
Hofe nur die laufenden untergeordneten Geschäfte zu besorgen gehabt und seine
allerdings aus dieser ganzen Zeit vorliegenden Berichte dürfen kein höheres Inter-
esse in Anspruch nehmen. Gesandtschaften hat der Kurfürst nur zweimal aus be-
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566 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
sonderer Veranlassung und nur auf kurze Zeit an den kaiserlichen Hof geschickt
Sobald er sich entschlossen hatte, um die französischen Pläne in Polen zu ver-
eiteln, die Throncandidatur des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neubnrg
daselbst zu unterstützen, hatte er versucht, ebenso wie Schweden auch den
Kaiser für die Sache desselben zu gewinnen, und er hatte daher, noch ehe der
förmliche Vertrag mit demselben darüber abgeschlossen war, £rofifhungen in
dieser polnischen Angelegenheit an de Goess*) machen, demselben seinen
Wunsch, des Kaisers Meinung darüber zu vernehmen, ausdrücken und zugleich
ihm andeuten lassen, dass er die Wahl des Pfalzgrafen für die geeignetste und
vortheilhafteste halte. Goess hatte diese Anträge mit grosser Zurückbaitang
aufgenommen, aber sich erboten, dem Kaiser darüber Bericht zu erstatten, und
dieser, welcher von der Throncandidatur des wegen seiner engen Verbindang
mit Frankreich ihm verhassten Pfalzgrafcn nichts wissen wollte, hatte durch
ihn den Bescheid ertheilen lassen^), dass er überhaupt die Vornahme einer
Wahl in Polen hei Lebzeiten des regierenden Königs für unstatthaft halte.
Brandenburgischerseits aber hatte man sich durch diese ablehnende Antwort
nicht abschrecken lassen, sondern bald neue, jenen früheren ähnliche Anträge
an de Goess gemacht, dieser aber, wohl wissend, dass der Kaiser seinen Ent-
schluss nicht ändern würde, war, um nicht ') die damals sehr guten Beziehungen
zwischen seinem Herrn und dem Kurfürsten trüben zu lassen, Verhandlungen
über diese Sache soviel wie möglich ausgewichen. Der Kurfürst beschloss da-
her^), sich direct an den Kaiser zu wenden, und er benutzte die Gelegenheit,
welche ihm die Vermählung desselben darbot, um Ende Dezember 1666 den
jüngeren Freiherrn v. Blumenthal zur Abstattung der Gratulation nach Wien
zu schicken und durch diesen zugleich geheime Verhandlungen mit dem Kaiser
fähren zu lassen, welche darauf zielten, die eigentlichen Absichten desselben
in der polnischen Sache zu ergründen und denselben zu bewegen, dort gemein-
sam mit ihm vorzugehen, die den Plänen des Hofes feindliche Partei zu unter-
stützen, die Throncandidatur des Pfalzgrafen zu befördern und zu diesem
Zwecke auch mit Schweden, welches er nach dem bisherigen Verlaufe der
dort geführten Unterhandlungen für dieselbe gewonnen zu haben glaubte, in
nähere Verbindung zu treten. Obwohl v. Blumenthals Sendung, wie die
nachfolgenden Akten lehren, gänzlich erfolglos war, so hielt der Kurfürst doch
an seinem Plane und auch an der Hoffnung, den Kaiser zur Mitwirkung bei dem-
selben zu bestimmen, fest. Er liess wiederholt*) durch de Goess neue Anträge
deswegen machen, und als dann seit dem Frühjahr 1667 infolge des Angriffs
Ludwigs XIV. gegen die spanischen Niederlande an ihn die Frage herange-
treten war, wie er sich diesem neuen Uebergreifen Frankreichs gegenüber zu
verhalten habe, und er, der anfangs gern bereit war, sich an dem Widerstände,
0 S. ürk. u. Akt. XI, S. 746 ff.; XIV, 1. S. 274.
8) S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 278.
*) S. ebendaselbst S. 279.
*) Vgl. Droysen III, 3. S. 120ff.
») S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 287. 289. 301.
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Einleitung. 567
welchen, wie er voraussetzte, Spanien, der Kaiser und Holland als die n&chst-
betheiligten Mächte demselben entgegensetzen wurden, zu beteiligen, die Erfah-
rung machte, dass ebendiese Mächte zögerten und sich zurückhielten, dass nament-
lich der Kaiser, so lebhafte Vorstellungen er auch demselben durch de Goess
machen Hess, weder sich entschieden gegen Frankreich erklärte noch auch An-
stalten traf, welche die Absicht, gegen dasselbe feindlich yorzugehen, bekundet
hätten, anderecseits Ludwig XIV. ihn durch lockende Anerbietungen auf seine
Seite zu ziehen suchte und schliesslich sich erbot, wenn er in dem Kriege
gegen Spanien sich zur Neutralität verpflichtete, auf seine früheren Absichten
in Polen zu verzichten und mit ihm zusammen dort für den Pfalzgrafen von
Neuburg zu wirken, da beschloss er nochmals durch eine besondere Sendung
nach Wien den Versuch zu machen, die eigentlichen Absichten des Kaisers
kennen zu lernen und sich mit demselben zu verständigen. So sendet er^)
unter dem Vorwande, dem Kaiser zur Geburt seines Sohnes Glück zu wünschen,
V. Blumenthal im November 1667 zum zweiten Male nach Wien mit dem
Auftrage, in den Kaiser zu dringen, mit ihm gemeinschaftliche Sache in Polen
zu machen, femer zu erkunden, ob der Kaiser gewillt sei, zur Unterstützung
Spaniens die Waffen gegen Frankreich zu ergreifen und, falls derselbe sich zu
beidem verstehen sollte, treue Bundesgenossenschaft von seiner Seite zn ver-
sprechen. Auch diese Gesandtschaft ist, wie sich aus den nachfolgenden Akten
ergiebt, ganz erfolglos gewesen, v. Blumenthal überzeugte sich, dass der
Kaiser keineswegs gewillt sei, auf die Pläne des Kurfürsten einzugehen, viel-
mehr durch Unterstützung der Throncandidatur des Herzogs von Lothringen
dieselben zu durchkreuzen suche, und dass von demselben kein thatkräftiges
Auftreten gegen Frankreich zu erwarten sei, und diese Erkenntnis hat dann
wesentlich auf die weiteren Maassnahmen des Kurfürsten, auf den Entschluss,
die französischen Vorschläge anzunehmen, eingewirkt.
Ausser diesen Akten der beiden Gesandtschaften v. Blumenthals ist in
diesem Abschnitt noch, und zwar an erster Stelle, der in seinem Wortlaut bisher
noch nicht bekannte Allianzvertrag zwischen dem Kaiser und dem Kurfürsten
vom 10. Mai 1666 mitgetheilt. Ueber die dem Abschluss desselben vorausge-
henden Verhandlungen sind im Berliner Staatsarchiv keine Akten vorhanden,
doch gewähren auch darüber jetzt die im 14. Bande mitgetheilten österreichischen
Akten Aufklärung. Wir ersehen aus diesen, dass die Anregung zu diesem Bündnisse
von dem Kaiser ausgegangen ist, dass derselbe schon Ende Mai 1665 de Goess
beauftragt hat*), eine Erneuerung und zugleich eine Erweiterung der im Jahre
1658 angesichts des damals bevorstehenden Krieges gegen Schweden abge-
schlossenen Defensivallianz anzutragen, dass derselbe dieses auch wirklich zu
wiederholten Malen gethan aber anfangs die Stimmung dafür am kurfürstlichen
Hofe wenig günstig gefunden hat, da") man dort damals, zumal nach dem
Ausbruch des Münsterschen Krieges, feindliche Absichten der katholischen
1) Vgl. Droysen III, 3. S. U4ff.
9) S. Urk. u. Akt. XIV, L S. 213f.
*) S. ebendas. S. 214. 220. 225. 229. 241. 253.
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568 IV. Brandenburg und Oesterrcich. 1666 — 1668.
Mächte und auch des Kaisers gegen die Protestanten argwöhnte. Erst nachdem
unter Mitwirkung des Kaisers der Münstersche Krieg beigelegt und dadurch jene
Besorgnisse beseitigt waren, hat der Kurfürst der inzwischen mehrfach wieder-
holten Aufforderung des Kaisers Folge geleistet und bald nach dem Abschluss
des Friedens auf de Goess' Wunsch noch dort in Gleve ganz insgeheim den
Oberprasidenten v. Schwerin mit demselben über einen neuen Vertrag ver-
handeln lassen^), und man hat sich um so leichter darüber geeinigt, als
dieser neuen Allianz jene frühere zu Grunde gelegt, die dort speziell auf den
Krieg gegen Schweden gerichteten Bestimmungen verallgemeinert und im übrigen
nur sehr geringfügige Veränderungen gemacht wurden, so dass dieser Vertrag
sehr ähnlich jenen allgemein gehaltenen Defensivallianzen wurde, welche der
Kurfürst in eben derselben Zeit auch mit Schweden und Dänemark
abschloss.
Das Verhältnis des Kurfürsten zu dem Kaiser in den Reichsangelegenheiten
gegenüber den Verhandlungen und Streitigkeiten, welche in den Jahren 1665 bis
1671 mit wachsender Heftigkeit auf dem Regensburger Reichstage geführt wur-
den, ist auch in den österreichischen Akten des 14. Bandes und den dort von
dem Herausgeber denselben beigefügten Erläuterungen vielfach beleuchtet wor-
den, einige Ergänzungen dazu werden die in dem 6. Abschnitte dieses Bandes
mitgetheilten hrandenburgischen Reichstagsakten gewähren.
») S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 260f. 266ff.
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IV. Brandenburg und Oesterreich.
1666—1668.
a. Allianz vom 10. Mai 1666.
Allianzvertrag zwischen dem Kaiser Leopold and dem Kur-
fürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. D. Cleve
10. Mai 1666.
Cum tractatu foederis defensivi^) nona Februarii anni millesimi sex- 10. Mai.
centesimi qainquagesimi octavi inter Plenipotentiarios tunc Sacrae Hun-
gariae et Bohemiae Regiae, nunc etiam Caesareae Maiestatis Serenissimi
Potentissimi et Invictissimi Domini, Domini Leopoldi divina favente
dementia electi Romanorum Imperatoris semper Augusti ex una et Se-
renitatis Suae Electoralis Serenissimi Domini, Domini Friderici 6ui-
lelmi Marchionis Brandenburgensis, Sacri Romani Imperii Archicamerarii
et Principis Electoris ex altera parte concluso ac postea sub dato vi-
gesima septima eiusdem mensis ratificato inter alia art. octavo conven-
tum fuerit, quod id foedus non saltem pendente belle Suecico sed post
pacem confectam per decennium £^b ipso die conclusae pacis numeran-
dum durare, elapso autem decennio illo inter partes de ulteriore foederis
prorogatione iuxta rerum exigentiam conveniri debeat, ac interea tem-
poris ii cum in vicinis utrique parti regionibus ac provinciis tum alibi
exorti sint atque perdurent bellorum motus, ex quibus utrique Paciscen-
tium parti non minora quam tunc incommoda et turbae afferri possint:
Iccirco re inter utriusque partis Plenipotentiarios, videlicet ex parte dic-
tae Sacrae Caesareae nee non Hungariae et Bohemiae Regiae Maiestatis
J) abgedruckt bei y. Morner S. 683 ff. (vgl. S. 229 f.).
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570 IV. Brandenburg und OeBtenreich. 1666—1668.
Illustrissimum et ExcelleDtiBsimum Dominum Johannem liberum Baro-
nem de Goessen, Suae Sacrae Caesareae Maiestatis Gonsiliarium Im-
perii Aulicum, ex parte vero dictae Serenitatis Electoralis admodum
Reverendum, Illustrissimum et Excellentissimum Dominum Ottonem
liberum Baronem a Schwerin, Dominum in Landsberg et Zachan, Suae
Ser. Electoralis Brandeb. Consilii Status intimi Summum Praesidem et
negotiorum feudalium Directorem, Ser. Electricis Brandeb. Capitaneam
in Oranienburg, baereditarium Electoratus Brandeburgensis Camerariam
et Ecclesiae Cathedralis, quae Brandeburgi est, Praepositum, discussa et
considerata, tametsi quidem ex praedicto decennii spatio a die Pacis
Olivae conclusae adhuc aliquot anni supersint, visum tamen fuit in tem-
pore idem foedus non renovare tantum et prorogare verum etiam ad eo
melius avertendas et repellendas hostilitates ad praesentis et futuri tem-
poris necessitates conformare et concludere, prout renovatum, prorogatum,
conformatum et in hunc, qui sequitur, modum conclusum fuit
Primo, Constans erit et inviolabilis inter utramque partem amicitiae
nexus, alter alterius commoda promovere damnaque mutuo avertere ac
reciprocae utilitati et securitati consulere studebit.
Secundo, Si Sacra Caesarea nee non Hungariae Bohemiaeque Regia
Maiestas in Suis Regnis, Statibus ac Provinciis baereditariis in et extra
Imperium sitis, quae in praesenti possidet, vel Sua Serenitas Elector. in
suis Statibus ac Dominus baereditariis, tam extra Imperium quam in
Imperio, sive antiquitus ab ipsa et Praedecessoribus eins possessis, sive
per Pacem Osnabrugensem vel Velavienses vel Bydgostienses vel Oli-
venses Tractatus acquisitis, promissis pactisque quocunque titulo vel
praetextu a quocunque hostiliter impetatur: Tunc Pars altera ad alte-
rius requisitionem quam citissime fieri poterit vel duobus mensibus ad
summum post factam ipsi intimationem tenebitur Parti laesae et grava-
tae realiter subveni're cum certo copiarum numero infra determinando,
quae quidem eins defensioni strenuam navabunt operam ac pro ea mili-
tabunt, quamdiu periculi ingruentis necessitas postulabit et usque dum
pax facta fuerit.
Tertio^), Sacra Caesarea nee non Hungariae et Bohemiae Regia
Maiestas in praememorato defensionis casu Suae Ser. Electorali quatuor
0 Kanzleivermerk : „In der Ratification ist auf Ansuchen des kaiserl. Gesandten
der Anfang von Art. 3 so Yer&ndert worden:
Sacra Caesarea necnon Hungariae et Bohemiae Regia Maiestas in praememorato
defensionis casu Suae Ser. Electorali duo millia equitum et quatuor millia peditum,
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Allianzyertrag y. 10. Mai 1666. 571
millia equitam et dao millia peditum armis et omni militari apparata
et re tormentaria campestri minori, vulgo Regimen ts-Stucke, talibos co-
piis convenienti instructos, Saa Ser. Electoralis autem eodem casu Sa-
crae Caesareae nee non Hungariae et Bohemiae Regiae Maiestati duo
millia equitum et mille quingentos pedites, omni similiter apparatu ne-
cessario proportionabiliter instructos suppeditabunt. Quod si imminenti
iam hosti^ qui alterutram illorum vel utrosque invadere tentet, obviam
eondam sit et foederati vigore haius foederis conianctis viribus contra
euodem egerint, alterutrum autem illorum eodem tempore in proprio
territorio hostiliter invadi vel infestari contingat, non erunt interea ob-
stricti ad submittenda sibi alia vel ulteriora auxilia. Quod si etiam
altemtra partium diversis in locis a diversis hostibus invaderetur, ni-
hilominus pars altera non tenebitur nisi uno in loco et contra unum ex
hostibus promissum auxilium subministrare. Si^) vero bellum cum Tur-
cis ingruat, Sua Ser. Electoralis zelo suo pro defendenda Christianitate
nihil quidem deesse patietur, sed cum in tali necessitate certa auxilia
adversus eosdem Turcas communi Imperii placito decerni soleant, Suaque
Ser. Electoralis tanquam Elector et Princeps Imperii pro rata conferat
ac subveniat, ad ulteriora hoc casu auxilia, de quibus in hoc foedere
agitur, non obligabitur. Tenebitur autem Sua Ser. Electoralis non ob-
stante eo quod hoc art. dicitur, quod una pars alteri non debeat nisi
uno in loco et contra unum ex hostibus promissum auxilium submini-
strare, Suae Caesareae Maiestati, si ab aliquo alibi eodem tempore inva-
deretur, pactum hoc foedere militem auxiliumque praestare. Quod si
etiam flagranti hello cum Turcis, ad quod una cum caeteris Imperii sta-
tibus Sua Ser. Electoralis auxilia sua miserit, eodem tempore Sua Ser.
Electoralis ab aliquo alio hoste in territoriis suis invaderetur, ne tunc
quidem intermittet Caesarea Sua Maiestas, prout Turcici belli moles
patietur, Suae Ser. Electorali pro viribus succurrere.
Quarte, Victualia omnia copiis auxiliaribus eadem ratione, modo et
proportionata quantitate, prout propriis, sumptu illius, pro cuius defen-
sione militabunt, suppeditabuntur idque tam diu dum in ipsius Statibus
pro ipso expeditio illa durabit. Stipendium vero militare quisque suis
copiis solvet, de apparatu autem rei tormentariae campestris minoris,
Sua Ser. Elect. autem eodem casu Suae Caesareae necnon Hungariae et Bohemiae
Regiae Maiestati mille quingentos equites et duo millia peditum suppeditabunt.'' Vgl.
ürk. u. Akt XIV, 1. S. 274. 279.
0 Vgl. ebendas. S. 268 f.
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gnati^dkem DeeeMariam »oo sompta praestabiu
QuiuUjy Copiis iitrio§qoe paitU per atriofiqae ditiooes flecmidaiii r»-
tiofib bellica« exigeotiam liber patebit transitos et lecessos cmn ordi>
naria militia »abnii^teDtia, et necessitate reqaireDte tatos ipsis reoeptos
»ab moeojbfu et tormeotb ciTitatom et fortalitiorain, praemooito tarnen
jo aoteeeMom otroromque Gobematore et eommmiicato cum illo omailio
ac at pericolo cesMOte iterum reeedant, reciproce concedetor, ibidemqoe
contra bofftiom insaltiM protegentur. Contra Tero neotra pars hostibiis
ftopra de^riptM transitam, commeatoiD, statiTa nee nlloin anxUiam di-
recte Tel indirecte per se vel per saos permittet, aed omni conato et
viribti» impediet
8exto, Sine atriasqae partis vel eins Plenipoientiarionim sdtii, eon-
»en«a ac praesentia de paee aat armistitio nnlli tractatos institui, malte
mina« concladi poterant et in Congressibos, qai pro paee institaentor,
qaaelibet pars alterias atilitatem et seearitatem procarare tenebitor.
Septiroo, Darabit hoc foedos non solam pendente termino praedicti
priori« decennii, sed post eins termini lapsam ad alios decem annos iis-
dem, at Hupra, conditionibas com reciproca defensione contra sapra in-
digitatos futoros pacis Bive Monasteriensis sive Olivensis violatores et
com evictione conditionam qaae pacis tractatibos stabilientar. Elapso
aatem praedicto termino prorogato cooveniet inter partes de alteriore
foederis prorogatione iuxta rerum exigentiam.
Octavo, Caetera m cam intentio haias foederis non sit ansam prae-
bere bello, hostilitatibas, tarbis vel offensionibas, vel etiam haec talia
fomentare adeoqae in oallias praeiadiciam, sed in mutaam tantom atri-
usque partis defensionem et seearitatem vel ad avertenda ac repellenda
imminentia ipsis bella, hostilitates, tarbas et offensiones vergat, liber ad
idem omnibus aliis Cbristiani Orbis Regibas, Principibas ac Statibas, si
voluerint, patebit aditus et mutao partium consensu admittentur.
Conclusa faerunt haec omnia inter praememoratos Sacrae Caesareae
Regiaeque Maiostatis et Serenitatis Suae Electoralis Plenipotentiarios
vigore plenae facultatis ac mandatorum a suis PriDcipalibus ipsis con-
cessorum et reciproce commutatorum, quoram tenor infra sequi tur, sab
ratihabitione Suae Caesareae Regiaeque Maiestatis et Ser. Suae Electo-
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Allianzvertrag. Instruction y. Blumenthals. 573
ralis, quas utriusque partis PlenipoteDtiarii intra spatium quinque heb-
domadarum a data huius computandarum extradendas et commutandas
promittant. In quorum fidem praesens hoc instrumentum a praeDomi-
natis Dominis PlenipoteDtiariis subsignatum et sigillis muDitum est
Actum Cliviae die decima Mali anno millesimo sexcentesimo sexa-
gesimo sexto.
Joannes über Baro de Goessen.
Otto 1. B. a Schwerin.
b. Erste Gesandtschaft v. Blumenthals nach Wien.
December 1666 — Februar 1667.
Instruction^), wornach sich unser — Freiherr von Blumen-
thal bei der nacher Wien ihm aufgetragenen Schickung —
zu achten. D. Cöln 16./[26.] December 1666.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Gratulation. Polnische Angelegenheit. Empfehlung der Throncandidatur Pfalz-
Neuburgs. Der Herzog von Sachsen-Lauenburg.]
Er soll sich schleunigst über Breslau nach Wien begeben, dort dem Kaiser 26. Dec.
nnd der Kaiserin zur Heirath^) gratulieren und die Verzögerung mit des Kf.
Beise von Cleve nach der Mark entschuldigen, dann auch die vornehmsten kai-
serlichen Minister, Lobkowitz, Gonzaga und Montecucoli') u. a. besuchen.
In einer besonderen Audienz soll er sodann dem Kaiser die bedrohliche Lage
in Polen vorstellen und denselben bitten, seine Gedanken darüber dem Kf.
zu eröffnen. Sollte der Kaiser sich selbst herauslassen oder jemand von seinen
Ministem darüber mit ihm conferieren lassen, so hat er dabei anfänglich sehr
behutsam zu gehen und sich nur zu bemühen, von der Intention des kaiser-
lichen Hofes eigentliche Nachricht zu erlangen, namentlich inbetreff folgen-
der Punkte:
1) ob man wünsche und befördern helfen wolle, dass der jetzige Reichs-
tag^) wohl abgehe, oder dass derselbe (was den Feinden des polnischen Hofes
das liebste wäre), wieder zerschlagen werde,
2) falls letzteres bei seiner Ankunft in Wien schon geschehen sein sollte,
0 VgL Pufendorf X § 58 (S. 696), Droysen III, 3. S. 120. unter demselben
Datum sind auch die Creditive für v. Bl. an den Kaiser und die Kaiserin ausgestellt.
') 5. December 1666 hatte die Vermählung Kaiser Leopolds mit der spanischen
Prinzessin Margarethe Theresia stattgefunden.
*) An diese drei erhält v. Bl. auch Creditive.
*) S. oben S. 314.
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574 IV. Brandenburg und Oesterreicb. 1666—1668.
was alsdann bei der Sache zu thun sei, damit der Hof nicht alles nach seinem
Willen richte und die französische Wahl mit Gewalt durchzusetzen suche,
3) ob die Nachbaren nicht jetzt solchen Plänen gegenüber mit grösserem
£mst und Nachdruck auftreten müssten,
4) wobei insbesondere Fürst Lubomirski, als das Haupt derer, die es
mit dem Hofe nicht halten, femer auch der Ü.Kanzler»), Fürst Radziwill
u. a. zu considerieren,
6) was man eigentlich von Lubomirski halte, Ef. glaube, derselbe
würde bestandig bleiben, wenn man ihn nur nicht verlassen würde,
7) wenn es mit dem Hofe wieder zn Extremitäten ausschlagen sollte, wie
man sich dabei zu verhalten, ob man sich des Werks mit annehmen wolle ond
auf welche Weise und unter welchem Prätext, ob man hoc casu eine Schickang
thun oder, wenn die Benachbarten um Hülfe imploriert werden sollten, ob und
wie man solche schicken solle. Kf. meine, es dürften dabei keine Mühe und
Unkosten gespart werden,
8) wie der Kaiser zu Schweden stände, ob er mit dieser Krone Verab-
redungen oder pacta wegen der polnischen Sache aufgerichtet hätte oder wünschte,
dass Kf. sich deswegen bemühe, und ob er nicht für nützlich hielte, derselben
einige Inclination, mit ihr eine Allianz abzuschliessen , zu zeigen, um sie da-
durch desto mehr von Frankreich abzuziehen. Sollte man sich dazu geneigt
zeigen, so soll er mittheilen, dass Kf. schon deswegen unter der Hand sich
eine Zeit lang bemühe') und Hoffnung habe, zn reüssieren,
9) welches die Absichten des Kaisers in bezug auf die Wahl seien, ob er
meine, dass
1) bei Lebzeiten des Königs davon nichts femer gehandelt werden, oder,
2) wenn die Königin doch ihr Dessein fortpoussieren wollte, man nicht
sich bemühen sollte, dieses zu verhindern, und ob
3) es nicht dazu und um Polen wieder in Ruhe zu setzen am dienlichsten
wäre, die Wahl vivente rege zu befördern und auch die Republik dazu zu
disponieren,
4) auf welch ein Subject der Kaiser bei der Wahl zielte und
5) ob man sich nicht auf allen Fall wegen eines solchen subjecti ver-
gleichen wolle. Sollte der Kaiser darauf einiger candidatornm Meldung thun,
so hat er wohl darauf zn achten, auf wen der Kaiser hinzielt; sollten es Loth-
ringen^) oder K.Baierns Bruder^) oder der Markgraf zu Baden ^) oder
der Herzog zn Braunschweig ^) sein, so soll er es zwar ad referendum neh-
men, aber bemerken, seiner Meinung nach mangelte es denselben an den noth-
wendigen requisitis, es kämen auch allein zwei Snbjecta, der Herzog zu Neu-
^) Gemeint ist der frühere U.Kanzler, jetzige G.Kanzler Johann Leszynski.
^ S. über v. Grockows Gesandtschaft Urk. u. Akt. IX, S. 742ff.; oben S. 167 ff.
*) Prinz Karl, der Neffe des regierenden Herzogs Karl IV. von Lothringen.
*) Herzog Maximilian Philipp von Baiern, Landgraf von Leuchtenberg.
^) Markgraf Hermann von Baden.
^) Herzog Johann Friedrich von Hannover, vgl. Urk. u. Akt. ZI, S. 566.
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Instruction v. Blnmentbals. 575
bürg und der Dnc d'Enghien eigentlich in Betracht, den letzteren würde
der Kaiser wohl nicht gerne zar Krone befordert sehen, inbetreff des ersteren
hat er daran zu erinnern, dass der Kaiser selbst') früher durch Lisola und
Friquet Kf. habe ermahnen lassen, mit demselben einen Erbvergleich zu
schliessen und ihm zu Erlangung der polnischen Krone gute officia zu leisten,
Kf. habe jetzt mit demselben den Erbvergleich und gute Freundschaft ge-
schlossen; sollte der Kaiser bei seiner früheren Intention verbleiben, so sei Kf.
bereit, mit ihm darüber weiter vertraulich zu correspondieren, er habe sich auch
schon durch de Goess^ dazu erboten und denselben gebeten, dem Kaiser von
allem ausführliche Nachricht zu geben, aber von demselben über des Kaisers
Intention niemals etwas erfahren können, als dass es demselben lieb sein würde,
wenn der Erbvergleich mit dem Pfalzgrafen seinen Fortgang gewinnen möchte,
Kf. glaubt, dass auch des Kaisers Interessen es erforderten, dem Pfalzgrafen
vor anderen zu dieser Krone zu verhelfen, er wüsste auch, dass Schweden
demselben günstig gesinnt sei.
Bei dieser ganzen Handlung hat er sich vorzusehen, dass alles möglichst
im geheimen tractiert werde. Sollten der Kaiser und dessen Minister sich gar-
nicht herauslassen wollen, so hat er zu verstehen zu geben, dass Kf. je nach
Veranlassung der Gonjuncturen in Polen nicht würde so still sitzen können,
sollte er in solchem Falle etwas gegen des Kaisers Intention thun, so würde
ihm deswegen keine Schuld beigemessen werden können. Er soll sich nicht
lange in Wien aufhalten, sondern so bald wie möglich wieder zurückkehren,
aber, wenn er es für dienlich hält, Hackeberg') dort zurücklasssen und bei
dieser Handlung gebrauchen. Neumann*) soll er von der polnischen Sache
nichts mittheilen, sondern ihm gegenüber und sonst insgemein vorgeben, dass
er nur zur Beglückwünschung wegen der Heirath abgeschickt sei. Dagegen
soll er mit dem Pfalzneuburgischen Residenten^) insgeheim vertraulich
communicieren, aber sich vorsehen, dass es nicht esclatiere, und dass es nicht
das Ansehen gewinne, als wenn Kf. mit dem Pfalzgrafen dieser Sache halber
etwas abgeredet habe. Des Kf. Hauptabsicht bei dieser Schickung ist, gründ-
liche eigentliche Nachricht zu erhalten, wohin der Kaiser wegen der polnischen
Händel ziele und was er wegen des Pfalzgrafen für Intention habe, v. Bl. soll
sich bemühen, hierüber nicht allein völlige Information, sondern auch schrift-
lichen Bescheid zu erlangen, er selbst aber soll nichts Schriftliches übergeben.
In Breslau soll er, um Verdacht zu vermeiden, mit Lubomirski selbst
nicht zusammenkommen, demselben aber durch Hackeberg von dem Zweck
seiner Sendung und auf der Rückreise von dem Ergebnis derselben Mitthei-
lung machen lassen.
') S. Urk. u. Akt. XI, S. 490. XIV, 1. S. 137ff.
>) S. ürk. u. Akt. XI, S. 746 ff.; XIV, 1. S. 274f. 279. 283 f.
*) S. oben S. 297 ff.
*) Andreas Neumann, Resident des Kf. in Wien.
») Horst.
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576 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
Den Herzog von Laaenburg^) und dessen Mutter soll er besuchen und
ihm mittheilen, dass Ef. wünsche, in der Angelegenheit, in welcher er neulich
durch den Obristen Mollen sich an ihn gewendet, sich mit ihm person-
lich zu besprechen, Kf. wurde inzwischen überlegen, wie die Sache zu
ihrem beiderseitigen Vergnügen einzurichten. £r soll sich auch erkundigen, ob
Sachsen schon auf die Niedersächsischen Lande einige Hoffnung haben oder
gar schon damit belehnt sein sollte; auch soll er Neu mann bei Beförderang
und Auswirkung der Confirmation des Jülichschen Erbvergleichs assistieren.
C. C. y. Blumentlial an den Kurfürsten. D. Breslau
12./2. Januar 1667.
[Mittheilungen Lubomirski's.]
12. Jan. Er ist gestern hier angelangt, hat sogleich Hackeberg zu Lubomirski
geschickt, welcher eigentlich sehr gewünscht, mit ihm selbst zusammenzukommen,
als er dieses aber abgelehnt, ihm durch jenen hat ausführliche Mittheilung von
dem Einfall der Tataren') in Polen machen und ihn auffordern lassen, diesen
extremen Zustand der Dinge in Polen zu benutzen, um den Kaiser, der sich
bisher beharrlich geweigert, sich für Pfalz-Neuburg categorice zu erklären,
dazu zu bringen, eine absolute Antwort zu crtheilen und mit Schweden, Kf.
und Pfalz- Neu bürg deswegen in eine Ligue zu treten. Gleich nach dem
Einfall der Tataren sei am polnischen Hofe ein consilium secretum pro
moderne more gehalten und in demselben beschlossen worden, Gonde herbei-
zurufen und den König von Frankreich zu bitten, der Protection Polens sich
zu unterziehen. Um diesem allen zuvorzukommen, hafte es an einer wirk-
lichen Zusammensetzung und dass die Masque nunmehr abgethan würde, dieses
konnte füglich auf dem nächsten auf den 7. März berufenen Reichstag geschehen,
welchen der Hof absichtlich so kurz darum angesetzt, damit die von der guten
Partei sich nicht untereinander vernehmen konnten. Daneben wäre ein Gene-
ralaufgebot des Adels erlassen worden, man würde alsdann die Tataren
an der Hand haben und bei den nuntiis jacta semel hac alea nihil inausum
unterlassen, sollten auch derselben viele weggeführt oder massacriert werden.
Der Hof scheine auch lieber einen Theil des Reichs, namentlich in der Ukraine,
den Tataren und vielleicht bald anderen barbarischen Völkern übergeben und
- so nach seinem Intent in kleineren Limiten regieren zu wollen, als von demsel-
ben abzusetzen. Diesem allen gegenüber wäre nöthig, dass sich der Kai-
ser, Schweden und Kf. zu gemeinsamen Schritten vereinigten, durch Ge-
sandtschaften den König abmahnten, die innerliche Unruhe in Polen zu ver-
mehren, zugleich die nöthige Verfassung vornähmen und die nöthigen Geldmittel
') Julius Franz, der letzte Herzog von Sachsen-Lauenburg, welcher sei-
nem 31. Juli 1666 gestorbenen Bruder Franz Erdmann gefolgt war.
^ S. oben S. 315.
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Mittheilungen Lubomirski's. 577
(400,000 Rthlr.) für die Häupter der guten Partei bereit hielten; Rf. möge am
kaiserlichen Hofe und auch beim Pfalzgrafen dahin wirken, es würde auch
nicht daran fehlen, dass dieselben a corpore quodam statuum ad minimum, qui
pro legibus et privilegiis patriae stritten, berufen würden, ausser ihm würden
es der G. Kanzler^), Reichsstallmeister'), Fürst Wisniowitzky'), die Castellane
von Cracau*) und Posen*), der Sohn des G.Feldherm Potocki, in Littauen
die Radzivill, Saphia und andere vornehme Herren sein. Wenn es zu Ex-
tremitäten komme, so sei vor allem nöthig, sich Gracaus zu versichern, das
sollte man ihm überlassen, dazu brauchte er aber 1000 Dragoner und 1000 Reiter.
Näheres wollte er dem Ef. selbst mittheilen, zu dem er sich, sobald er Nachricht
davon, wie es sich in Wien anschickte, erhalten, per posta begeben wolle. Er
erklärte femer, der Kaiser sowohl als Kf. müssten mit Moscau in guter
Freundschaft zu bleiben suchen, zunächst sei eine Abschickung beider dorthin
nöthig, damit der Moscowiter keinen Frieden mit dem polnischen Hofe mache
und so dieser nicht die Armee aus Littauen nach sich ziehen könne.
L. meinte ferner, es würde etwas gegen den Herzog von Curland gemünzt,
und rieth dem Ef., dort zu warnen, dass man auf seiner Hut stände. £r rühmte
den Eifer des Fürsten Radzivill für das gemeine Beste und meinte, derselbe
könnte jetzt dem Ef. mehr Dienste in Littauen als in Preussen leisten, der
Hof habe denselben durch Ernennung Pa es*) zum littauischen Feldherrn und
eines ganz Unbekannten^) zum Unterfeldherm disgustiert.
PS. Nach L.'s Bericht bringt^) der Eaiser die polnischen Sachen nunmehr
in consilio vor, doch werden nur Fürst Lobkowitz, F. Gonzaga, F. Au er s-
berg, Graf Schwarzenberg, Gr. Lamberg und Gr. Sinzendorff zuge-
zogen, vielmals aber fielen darunter Sachen vor, davon niemand als Lobko-
witz und der Secretär Walderode Wissenschaft trügen, er rieth auch, sich
deswegen nur an Lobkowitz zu halten, sonst würde dieser, der sehr jaloux
auf seine Autorität wäre, alles hindern.
^) Johann Leszynski.
^ Alexander Lubomirski, Bruder des G.Marschalls.
') Demetrius Wisniowiecki, Woiwode von Beiz.
*) Stanislaus Warszycki.
*) Christoph Grzymultowski.
^ Michael Pac.
^ HilariusPolubinski, Li ttaui scher Feldschreiber.
') Ueber die damaligen Verhältnisse am Wiener Hofe s. Esaias Pufendorfs
Bericht über Eaiser Leopold, seinen Hof und die österreichische Politik 1671 — 1674
berausg. v. Hei big (Leipzig 1862) S. 58ff.; Wolf, Forst Wenzel Lobkowitz (Wien
1869)8. 67 ff.; Scheichl, Leopold!, und die österreichische Politik während des
Devolutionskrieges (Leipzig 1888) S. Uff.
ll»tor. a. Qeacb. (t O. Karfürsten. XU. 37
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578 IV. Brandenburg und Oesterreicb. 1666^1668.
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Cöln 7./ 17. Januar 1667.
[auf die Relation vom 2./ 12. Januar. Befehl offener vorzugeben, Billigung der Vor-
schläge Lubomirski*s.]
17. Jan. Da inzwischen v. Ho v erb eck') der Königin in Polen ziemiicb weite Ou-
vertüre von dem bewassten Dessein gethan and wahrscheinlich einiges davon
esclatieren wird, so soll BL, wenn er dieses merken wird, aach etwas ofifen-
herziger vorgehen, damit man ohne Weitläufigkeit zur Sache schreite und Kf.
möglichst bald erfahre, was man dort für consilia führe. Sollte man dort in
der bisher contestierten Indifferenz ferner continuieren, so hat er feierlichst zu
bedingen, dass dem Kf. künftig keine Vorwürfe seines Verhaltens in dieser
Sache wegen gemacht werden dürften, Kf. würde dann wohl, um nicht allen
Hass auf sich zu laden, sich mit Frankreich zusammensetzen und dessen
Dessein befördern müssen.
Was Lubomirski wegen der Schickung an die polnischen Stände und
nach Mo sc an vorgeschlagen, damit ist Kf. einverstanden, Bl. soll vernehmen,
wie man dort dazu incliniere und ob man dem kaiserlichen Minister in War-
schau wegen der polnischen Sache Ordre ertheilt habe. Kf. billigt auch L.'s
Vorschlag wegen Cracau und will auch Pfalz-Neuburg die Fortsetzung der
Schickungen nach Wien, Stockholm und Paris und Unterhaltung der guten Cor-
respondenz mit L. anempfehlen, Bl. soll auch den Kaiser zu bewegen snchen,
L. mit Geld zu unterstützen, und sich bemühen, zwischen dem Kaiser und
Schweden gutes Vertrauen zu stiften.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 23./ 13. Januar
1667.
[Audienzen beim Kaiser und der Kaiserin. Beabsichtigte Reise des Kaisers nach Prag.]
23. Jan. Er hat am 21./11. bei dem Kaiser Audienz gehabt und demselben den
Glückwunsch des Kf. zur Vermählung abgestattet; gestern hatte er auch bei
der Kaiserin Audienz, sie stand in spanischer Kleidung, an eine Tafel ange-
lehnt, sie ist blond von Haaren, klein von Statur, aber anmuthigen Gesichtes.
Auch sie schien sein Compliment wohl aufzunehmen, sprach aber so leise, dass
er kein Wort hat verstehen können. Dienstag hofft er abermalige Audienz zu
erhalten und das ihm Aufgetragene zu negotiieren. Der Kaiser beabsichtigt im
Vorjahr eine Reise nach Prag zu thun und Kf. dorthin zu invitieren.
*) S. oben S. 316 ff.
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Audienzen beim Kaiser und der Kaiserin. 579
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Cöln 14/24. Janaar
1667.
[Veränderte Haltung Schwedens und E. Sachsens. Empfehlung einer Allianz mit den
braunschweigi sehen Forsten.]
Infolge der Nachrichten aus Schweden^) weist er ihn an, nicht zu 24. Jan.
weit zu gehen, sondern nur zu erforschen, wohin man am kaiserlichen Hofe
ziele, und sich zu bemühen, dass zwischen dem Kaiser und Schweden eine
nähere Correspondenz, womöglich eine Allianz gestiftet werde.
PS. Er soll einem der vertrautesten rainistri des Kaisers vortragen, dass
die consilia am k. sächsischen Hofe^) sich sehr zu ändern anfingen, und
viele fremde und weitaussehende Dinge darüber spargiert würden. Er soll fra-
gen, ob von dort nicht mehr mit dem Kaiser correspondiert würde und ob man
nicht Mittel hätte, K.Sachsen wieder auf den rechten Weg zu bringen. Falls
man daran zweifelte, so würde der Kaiser wohlthun, das Haus Braunschweig
an sich zu ziehen, wozu jetzt das rechte Tempo wäre, Kf. würde bereit sein,
solches nach Möglichkeit zu secondieren, damit zwischen ihnen allerseits eine
Defensivallianz aufgerichtet würde.
V. Blumenthal au den Kurfürsten. D. Wien 16./26. Januar
1667.
[Nene Audienz beim Kaiser, Gespräch mit Gonzaga. Absichten des Kaisers in der
polnischen Sache.]
Er hat') am 15./25. abermals Audienz beim Kaiser gehabt, in seiner Pro- 26. Jan.
Position die geföhrliche Lage in Polen geschildert, darauf hingewiesen, dass es
jetzt die höchste Zeit sei, die Beförderung eines französischen Fürsten zur pol-
nischen Krone zu verhindern, und den Kaiser gebeten, seine Meinung darüber
kund zu thun, femer das Schreiben des Kf. wegen der tatarischen Irruption
übergeben und dabei erwähnt, dem Kf. wäre die Nachricht zugegangen, dass
dieser Einfall vom Hofe und der Königin selbst veranlasst sei, um so sich um
französische Hülfe bewerben und vermittelst derselben ein französisches Sub-
jectum zur Krone befördern zu können, endlich hat er Gonfirmation des mit
Pfalz -Nenburg abgeschlossenen Erbvergleiches gefordert. Der Kaiser erwi-
derte nur mit allgemeinen Redensarten.
>) S. oben S. 189 ff. und das Rescript an v. Hoverbeck vom 14./24. Januar 1667
S. 320.
^ Ueber die damalige Haltung Kurfürst Johann Georgs II. s. Heibig, Die
diplomatischen Beziehungen Johann Georgs II. von Sachsen zu Frankreich (Archiv f.
d. Sächsische Geschichte I) S. 294 ff.; Auerbach, La diplomatie fran^aise et la cour
de Saxe (Paris 1888) S. 200ff. Vgl. auch ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 288, 293f., 296.
«) Vgl. Urk. u. Akt. XIV, 1. S. 286.
37*
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580 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
Darauf hat er dem Forsten Gonzaga, den er znerst getroffen, Mittheil ang
von seiner Proposition gemacht, derselbe bemerkte, die Königin von Polen
hätte sich bemüht, den Kaiser zu überreden, dass nicht die Tataren sondern
die Türken den letzten Einfall gemacht, und des Kaisers Hülfe dagegen ange-
rufen, hier aber wusste man das Gegentheil, und dass die Königin durch Je-
mand der Ihrigen in Frankreich anhalten lasse, man möchte den König von
Polen zur Abdankung zu gunsten des Herzogs von Enguien bewegen, der
König von Frankreich hätte sich aber dazu nicht verstehen wollen.
So viel ich sonst penetrire, bestehet der Kayser^), wie schon letzt
gemeldet, auf dieser Maxime, es sei bei des Königs Leben von keiner
Wahl zu reden, viel weniger mit den Schweden desshalb etwas zu
überlegen, als von welchen man vermeinet, dass bei Anwesenheit des
Graf Königsmarck') za Paris mit Frankreich etwas bestandiges der
polnischen Affairen halber geschlossen sei. Und glaube ich nicht, dass
man noch zur Zeit intentionirt sei, mit Ernst und Nachdruck sich der
Sache eher anzunehmen, bis man siebet, dass Frankreich armata maoa
den Polen einen König obtrudiren wolle, alsdann will man Gut und Blut
daran wagen, solches zu hindern. —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 30./20. Januar
1667.
[Gonferenz mit den kaiserlichen Ministern. Anträge Gremonville's an Lubomirski.
Candidatur Lothringens. K. Sachsens Allianz mit Schweden.]
30. Jan . Vorgestern hat er erst Gelegenheit gehabt , Lobkowitz, Lambergnnd
Zinzendorff von der bewussten Sache Apertur zu thun. Letzterer*) ist von
grossem Einfluss beim Kaiser und zeigt sich gegen Kf. sehr freundlich gesinnt
Derselbe hat ihm im Vertrauen gesagt, der Kaiser conformiere sich zwar des
Kf. Intention, die Minister aber worden 61. mit dilatorischen Antworten auf-
halten, auch soviel Difficultäten zu Hintertreibung einer gewierigen Resolution
einstreuen, dass der Kaiser nicht wissen wurde, wo ihm der Kopf stehe. Lob-
kowitz wäre zu sehr mit Geschäften überhäuft, Auersperg sehr furchtsam,
da seine Rede immer zu Bolzen gedreht und bisweilen sehr seiner Intention
entgegen interpretiert werde, Schwarzenberg setze seine Meinung so auf
Schrauben, dass sie hin und her gedreht werden könne, Lamberg sei ein
guter, frommer, einfältiger Mann; der, welcher es mit Kf. hielte und dessen
Meinung secundieren würde, wäre Fürst Gonzaga, und darin hat Sinzen-
») S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 278.
^ S. M^m. de Pomponne II, S. 89. 215.
*) Ueber den Hofkaromerpräsidenten Grafen Georg Ludwig Sinzendorf s.
Wolf S. 76f.; Scheichl S. 18.
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Conferenzen mit den kaiserlichen Ministern. 5gl
dorf recht, überhaupt findet Bl. letzteren nicht nur ehrlich, aufrichtig und
gegen Kf. wohl intentioniert, sondern auch sehr capabel.
Gestern liess ihn Lobkowitz Nachmittags zur Conferenz in sein Haus
bitten, wo er ausser demselben auch Gonzaga, Lamberg und Wald er od e
als Protokollführer antraf. Nachdem er auf Lobkowitzs Begehr seinen Vor-
trag wiederholt, sagte derselbe, es wäre bedenklich, sich in dem polnischen
Werk zu präcipitieren , bisher sei beständig die Meinung dahin gegangen, dass
vivente rege von keiner Wahl geredet werden solle, wenn man davon abginge,
werde man auch grossen Hass auf sich laden, der Reichstag in Polen sei vor
der Thür, man würde alsdann ja sehen, wo die Sache hinausliefe und wie
ihnen zu helfen stünde, dazu wäre es Herkommen, dergleichen wichtige Sachen
mit Kurfürsten des Reichs und anderen Ständen vorher zu überlegen. Ob der
Kaiser armis vel consilio der Königin desperata consilia hintertreiben solle,
stände dahin, ersteres würde schwer fallen. Gonzaga meinte, das beste Mittel
sei, den künftigen Reichstag zu dissol vieren , Lamberg, man müsste sich mit
Kf. und Schweden setzen. Bl. erwiderte, er könne nicht einsehen, warum man
die Hände im Schoosse halten und die Königin nach Gefallen wolle agieren
lassen, die Auflösung des bevorstehenden Reichstages könnte nicht schädlich
sein, allein bis dahin still zu sitzen, dürfte nicht rathsam sein, weil jetzt jeder
Tag und Stunde viel auf sich habe. Alles mit den Reichsfürsten zu überlegen,
würde viel Zeit erfordern, die Kurfürsten, welche am Rhein, Mayn, Mosel und
Neckar sässen, würde die polnische Gefahr langsam betreffen, aber zwischen
dem Kaiser, Kf. und anderen Interessierten sei jetzt zu überlegen, wie man die
Lande schützen solle. Schwedens würde man sich bei Zeiten versichern
müssen, um später keine Traversen von dort zu erwarten zu haben, er theilte
mit, dass Kf. sich schon unter der Hand bemühte, dasselbe zu gewinnen, und
damit auch zu reüssieren hoffte.
Hierauf hat mau vom Subjecto, das zur polnischen Krone befördert werden
könnte, geredet und brachen jene, als er sich zuerst zurückhaltend verhielt,
heraus, man sollte nicht hinter dem Berge halten, Hoverbeck*) hätte in Polen
dem Könige, der Königin und dem kaiserlichen Residenten gesagt, Kf. hätte
Pfalz-Neuburg zur Krone zu verhelfen versprochen, der Kaiser hätte daher
nicht nöthig, sich darüber zu erklären, denn wenn er schon einen anderen in
Vorschlag brächte, so hätte doch derselbe von Kf. wenig zu hoffen, der sein
Wort so für Pfalz-Neuburg verpfändet hätte. Er hat darauf bemerkt, wenn
Kf. auf Pfalz-Neuburg reflectierte, so sei dies auf des Kaisers Veranlassung
durch Li sola' s und Friquets Mahnungen geschehen, Kf. wünschte zu wissen,
ob der Kaiser noch bei denselben Gedanken verharrte. Die Commissare ver-
sprachen schliesslich, über diesen Punkt des Kaisers eigentliche Meinung zu
entdecken.
PS. 1. Nach Mittheilung des Secretärs Lubomirski's, Pistritzky, hat vor
einigen Tagen der französische Gesandte Gremonville einen seiner Secretäre
zu demselben geschickt und L. die grössten Anerbietungen machen lassen, wenn
0 S. oben 8.316 ff.
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582 IV. Brandenburg und Oesterreicb. 1666—1668.
derselbe mit Frankreicb einen Tractat abscbliessen wolle, wozu dann Gremon-
ville selbst nach Breslau kommen sollte, derselbe würde ihm, da ja gegen
Condö und £nghien sich so grosse Aversion zeige und auch Nenburg nicht
süffisant sei, ein anderes Snbjectum vorschlagen, welches allen Interessenten
und Benachbarten nicht unangenehm sein wurde. Sollte aber L. sich garnicht
seinem Konige fugen wollen, so möge er wissen, dass der König von Polen
Macht hätte, ihm das Leben nehmen zu lassen, er sässe nicht immer in Breslau.
Bl. ist überzeugt, dass man nicht nur in Frankreich sondern auch hier ein
ander Snbjectum im Kopfe habe, und zwar Lothringen, wodurch der Kaiser
eine Schwester accommodieren nnd sich einen perpetuum aemulnm und Beistand
gegen Frankreich machen, aber auch Frankreich beabsichtigen mag, sich in
dem Besitz von Lothringen zu befestigen.
Mit Schweden ist hier während Balbitzky's Anwesenheit wegen Po-
lens nichts vorgegangen, man scheint hier auch keine grosse Lust zu Schweden
zu haben, sondern man meint, das Werk ohne Schweden mit Kf. allein zu
heben, er wird ihnen aber darüber andere impressiones zu geben sich bemuhen.
PS. 2. Von glaubwürdiger Seite erföhrt er, dass K.Sachsen in der letzt
gemachten AUiance') mit Schweden dieser Krone die ganze Direction in mi-
litaribus und das jus armorum in seinen Landen völlig aufgetragen hat.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 24. Jan./3. Febr.
1667.
[Resolution des Kaisers. Rathschläge Sinzendorfs. Abscbiedsaudienz.]
3. Febr. In einer neuen Conferenz mit den kaiserlichen Kommissaren ist ihm eine
Resolution des Kaisers vorgelesen worden, welche er aber weder copieren
noch selbst hat lesen dürfen. Der Hauptinhalt derselben war'), betreffend das
polnische Wahlnegotium sei der Kaiser immer der Meinung gewesen, bei der
er auch jetzt bleibe, dass bei Lebzeiten des Königs von der Wahl und ebenso-
wenig von einem candidato zu reden sei, weil solches nur eine Veranlassung
zur Wahl gebe, sollte auch von einem anderen desshalb etwas attentiert werden,
so sei der Kaiser fest entschlossen, dagegen alle von Gott verliehenen Kräfte
und Vermögen anzuwenden, um dasselbe zu hindern. Es würde ihm lieb sein,
wenn Schweden und Kf. auch dergleichen thun wollten, er wäre auch froh,
dass Kf. diese Krone unter der Hand in das polnische Werk zu ziehen suche,
auch er wolle ehestens jemand nach Stockholm zu Befestigung guten Vertrauens
und Erhaltung nöthiger Correspondenz schicken.
Die Antwort des Kaisers auf die Anzeige des Königs von Polen von der
tatarischen Irruption ist ihm mitgetheilt und ihm erklärt worden, man wollte
sich auch künftig durch de Goes mit Kf. einer gewissen Art, dem Uebel vor-
») Allian» vom 6. Juli 1666 (Dumont VI, 3. S. 112f.) vgl. Auerbach S. 210f.
>) Vgl. Pufendorf X, § 58 (S. 697). ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 286.
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Die kaiserliche Resolution. Abschiedsandienz. 583
zukommen, vergleichen, auch dem Kf. von dem Anbringen des erwarteten pol-
nischen Gesandten Part geben, der Kaiser hätte auch seinem Gesandten in Con-
stantinopel befohlen, dort die Nothdurft zu beobachten.
Am folgenden Morgen rieth ihm Graf Sinzendorff, mit dem Beichtvater
des Kaisers') wegen der polnischen Affairen zu reden, da man befürchte, dass
durch Zusamdensetzung von Schweden, Sachsen und Kf. die catholische
Religion Gefahr leiden könnte, und daher die Jesuiten den Kaiser dahin brächten,
in dieser Sache so langsam zu gehen, doch hat er dieses abgelehnt. Sinzen-
dorff fugte hinzu, man habe ihm wollen le ver du nez ziehen in Benennung
eines candidati, Pfalz-Neuburg und das Haus Pfalz wären Austriacis zu
verdächtig, ausserdem wären die kaiserlichen ministri einander sehr conträr
und bestünden mehr auf Behauptung ihrer alten Opinionen, als dass sie dem
nachgehen wollten, was des Kaisers Interesse wollte.
Auf Sinzendorffs Rath hat er dem Kaiser bei der Abschiedsaudienz
nochmals umständlich von allem berichtet, der Kaiser sagte darauf, er wollte
nicht hoffen, dass bei dem polnischen Wesen etwas würde verabsäumt werden,
da ja der künftige Reichstag leicht wieder könnte dissolviert werden, wegen
des Tatarischen Einfalles und der Moskowitischen Schickung wollte er des Kf.
Gedanken femer vernehmen lassen. Auch die kaiserlichen ministri halten es
für ganz unnöthig, dass Bl. jemand hier lasse, es könnte alles mit de Goes
abgehandelt werden.
PS.^) Wenn Schweden darüber Ombrage empfindet, dass Pfalz-Neu-
burg sich mit dem Kaiser wegen der polnischen Sache gesetzt und dabei
Frankreich und Schweden negligiert habe, so ist garkein Anlass dazu, ein
solcher Vergleich ist nicht getroffen, vielmehr möchte das Haus Oesterreich,
wenn es nur könnte, den Pfalzgrafen efficaciter und mit allen Kräften von der
polnischen Krone abhalten, da ihm des Hauses Pfalz Grandeur und der mit
Kf. getroffene Vergleich grosses Nachdenken giebt.
Wegen K.Sachsens und des Hauses Braunschweig wird er, obgleich
er schon fast von allen kaiserlichen ministris Abschied genommen, doch noch
versuchen Eröffnung zu thun, man beschwert sich hier aber über das letztere,
dass es sich gegen den vom Kaiser dorthin geschickten Grafen Zinzendorf),
der gestern hieher zurückgekehrt ist, so frigide bezeugt hat.
So eben hat ihm der Sekretär Lubomirski's die betrübte Nachricht von
seinem Herrn*) gebracht.
^) Der Jesuit F. Möller, s. Esaias Pufendorfs Bericht herausg. v. Heibig
S. 76; Wolf S. 67.
') Erwiderung auf das Rescript TOm 14./24. Januar (oben S. 579).
*) Graf Rudolf von Sinzendorf, Vetter des Hofkammerprasidenten, s. über
dessen Mission Kocher, Gesch. von Hannover und Braunschweig 1, S. 495. 509.
*) LubomiVski war von einem Schlaganfall betroffen worden, an dem er am
31. Januar 1667 zu Breslau starb, s. oben S. 322.
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584 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 25. Jan./4. Febr.
1667.
[Mittbeilungen Sinzendorfs und Martinizs.]
4. Febr. Er hat heute mit Zinzendorff von der bewussten Sache go^edet, derselbe
versprach, noch heute dem Kaiser nähere Mittheilung davon zu machen; er
meinte, sein Vetter sei dem Werk nicht gewachsen gewesen, habe ihm einen
blauen Dunst für die Augen machen lassen, der Zellische Gesandte habe zwar
zu Regensburg gegen Dr. Hoc her einige Inclination zur Allianz gezeigt, dabei
aber die conditiones zu wissen begehrt, der Kaiser aber habe bis dato damit
nicht herausgewollt.
Auf Lttbomirski reflectiert man hier nicht mehr und glaubt, dass seine
Krankheit die Adhärenten in Polen so kleinlaut und verzagt gemacht, dass
keiner mehr den Mund aufthun dürfe. Zu Schweden versieht man sich hier
wenig gutes, Graf Martiniz') sagte, die harten Droh werte Balbizky's und
Wrangeis (dass der Kaiser sich Bremens angenommen, sollte den Böhmer-
wald zittern machen')) deuteten darauf hin, dass sie ehestes mit dem Hanse
Oesterreich brechen, die Sache in Polen auch wenig appnyieren, sondern viel-
mehr in allem Bösen connivieren und in währenden Troublen einen Theil von
selbiger Krone an sich zu bringen bemüht sein würden. Martiniz bedauerte
K.Sachsens schädliche consilia und dass ihm Schweden in kurzem das
Messer an die Gurgel setzen werde, indem er diesem eine importante Festung ein-
zuräumen und dadurch den Pass in Böhmen, Schlesien und des Kf. Lande zu
eröffnen gedächte, zu welchem allen er vom H. Administrator') verleitet wäre.
PS. Zinzendorff hat ihm des Kaisers Erklärung zugeschickt, des Inhalts,
derselbe wünsche in der K. Sächsischen Sache ein solch efficax remedinm
zu finden, als ein solch weit aussehendes Wesen apprehendierte , die Brann-
schweigische Allianz wünsche er sehr, hoffe, dass mit des Kf. Zuthun solch
Werk werde gehoben werden, wolle darüber de Goes Ordre ertheilen*).
*) Der böhmische Burggraf Graf Bernhard Ignaz von Martiniz.
^ S. Carlson, Gesch. Schwedens IV, S. 459. Köcher I, S. 502.
^ Herzog August von Sachsen, Administrator von Magdeburg, vgl. Auer-
bach S. 207 ff.; ürk, u. Akt. XIV, 1. S. 293f.
*) S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 289. Wenige Tage darauf ist v. Bl. von Wien
abgereist, am 6./ 16. Februar berichtet er von Schlackewert aus, dass er dort bei dem
Herzoge von Lauenbnrg den Auftrag des Kf. (s. oben S. 576) ausgerichtet und
dass dieser erklärt habe, in kurzem selbst nach Berlin kommen zu wollen. Wie er
hier vernommen, habe K.Sachsen zu dem Ende Burkersrode nach Wien geschickt
(s. Auerbach S. 243 ff.), um dem Kaiser den Abschluss der Allianz mit Schweden
(s. oben S. 582) zu notificieren und zu sincerieren, dass darin nichts enthalten, was
dem Kaiser unlieb oder ihm und dem Reiche zum Nachtheil sein könnte, „allein hier
mag es auch wohl beissen, excusatio non petita est accusatio manifesta*.
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Instruktion y. Blumentbals. 585
c. Zweite Gesandtschaft v. Blumenthals nach Wien.
November 1667 — April 1668.
Instruktion^), wornach sich — unser — Christoff Caspar
Freiherr von Blumenthal — in seiner Verschickung an den
kayserlichen Hof zu achten. D. Cöln an der Spree 30. Oc-
tober/[9. November] 1667.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Gratulation. Aufträge in der polnischen und burgundiscben Sache. Verhalten gegen
y. Hammerstein.]
Er soll dem Kaiser anter Bezugnahme auf das betreffende Schreiben des 9. Nov.
Kf. zur Geburt des Prinzen') gratulieren, ebenso der regierenden und verwitt-
weten Kaiserin.
2) Soll er sich auch bei den kaiserlichen Ministern, an welche ihm Schrei-
ben mitgegeben^), namentlich Fürst Lobkowitz, Gonzaga, Auersberg,
Graf Montecucoli und Zinzendorff angeben.
3) Um die Avantagen, welche Frankreich in Polen erlangt, zu redres-
sieren, soll er bei dem Kaiser und dessen Ministern inständigst anhalten, dass
der Kaiser 1) das Bündnis, welches Kf. mit Schweden aufgerichtet*), mit an-
trete, 2) dem Herzoge von Neuburg verspreche, alle mögliche officia für dessen
Wahl anzuwenden und niemand anders als ihn zu recommendieren , 3) diese
seine Intention einigen Wohlintentionierten in Polen bekannt, mache und seinem
Gesandten in Warschau ^) befehle, auf solchen Fuss seine Negotiation zu richten.
Sollte man hierunter Difficultäten machen, so hat er bei den Conferenzeu, doch
mit gutem Glimpf, anzuzeigen, der Kaiser würde sich und seinem Hause dadurch
am meisten schaden, da so entweder der König von Frankreich mit seinem
Dessein durchdringen oder der Herzog von Neu bürg werde gezwungen werden,
sich an Frankreich zu hängen und durch dessen Assistenz allein die Krone zu
erlangen, auch Kf. selbst würde, wenn der Kaiser bei seiner Indifferenz ver-
harren sollte, genöthigt werden, andere Resolution zu ergreifen, um sein Inte-
resse in Polen nicht zu verscherzen. Sollte ihm vorgehalten werden, dass man
durch dergleichen Declaration der Sache nur schaden würde, wie die franzö-
') Vgl. Pufendorf X, § 46. 59 (S. 683. 697), Droysen III, 3. S. 144. Die
r^ j... «n . j 26. October ^„^„ j x. ^
Greditive ▼. Bl. s smd vom p=-^rr ^—^ 1667 datiert.
[5. November]
^ Er erhält solche färLobkowitz, Gonzaga, Montecuccoli, de Souches
und Sinzendorff.
*) Der am 28. September 1667 geborene Erzherzog Ferdinand Wenzel.
4) yom ^^-^ 1667 s. oben S. 196.
2. Juli
^) Graf Christoph Leopold Schaffgotsch.
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586 IV. Brandenburg und Oesterreich. Iß66— 1668.
sische Partei selbst damit übel angelaufen sei, so hat er auf den unterschied
in dem modo agendi hinzuweisen, Frankreich habe mit Gewalt contra libertatem
regni ingratam personam obtrudieren wollen, dieserhalb aber suche man perso-
nam gratam bonis modis zu recommendieren , das wichtigste jedenfalls wäre,
dass die gute Partei nicht in Ungewissheit gelassen wurde, ob der Kaiser
Schweden und Kf. idem oder diversa Subjecta recommendieren wurden. Kf.
würde in Beförderung eines anderen Subjecti dem Kaiser nicht assistieren
können.
4) Wegen des burgundischen Wesens soll er abwarten, ob der Kaiser
und dessen Minister dasselbe vorbringen werden, falls dieses geschieht, soll er
anzeigen, Kf. hätte sich dieser Sache aus Respect gegen den Kaiser aller Orten
gar eifrig angenommen, die französischen ministri hätten aber alles, was er ver-
traulich eröffiiet, wieder erfahren, so dass der König von Frankreich ihn mit
gar nachdenklichen Worten habe besprechen lassen '), dass er allein den Kaiser
wider dessen Willen zum Kriege animierte, und dabei solche particularia anzu-
zeigen gewusst, dass Kf. sich nicht genug darüber habe verwundem können.
Ferner habe man Kf. trotz seiner vor einigen Monaten an den Markgrafen von
Baden') gethanenen prompten und genereusen Resolution seitdem ohne jede
Nachricht sitzen lassen. Doch soll er versichern, dass Kf. nach Möglich-
keit seine getreue Devotion gegen den Kaiser erweisen werde. Sollte ihm
vorgeworfen werden, obiges wäre nicht die Ursache, warum Kf. nicht mehr so
eifrig wäre, sondern er hätte seine Resolution wegen der ihm gemachten fran-
zösischen Anerbietnngen geändert, so soll er erwidern, solche seien Kf. aller-
dings gemacht worden '), derselbe hätte aber bisher nicht die geringste Reflexion
darauf genommen, sondern nur die Beförderung des Friedens zum Zweck gehabt
und werde sich davon auch nicht divertieren lassen.
In solchen terminis hat er zu bleiben, bis er gesehen: 1) ob man sich in
der polnischen Sache nach des Kf. Wunsch erklärt, 2) ob der Kaiser selbst
die Resolution ergreife, Spanien mit einer bastanten Armee zu assistieren,
3) ob über dem, was von Spanien gegeben werden möchte, auch der Kaiser
selbst ihm einige Assistenz und Advantage zu Ausführung dieses Werkes er-
theilen wolle. Sollte dieses alles geschehen, so soll er versichern, dass Kf.
sich hinwieder so gegen den Kaiser erklären werde, dass dieser daraus seine
beständige Devotion verspüren werde.
Sollte man den Rath des Kf. in dieser burgundischen Sache begehren,
so soll er darauf hinweisen, dass es unter den jetzigen Umständen am dien-
lichsten sein würde, mit Abtretung einiger Oerter Frieden zu machen und sich
darauf gegen solche schleunige Ueberfallung besser in Acht zu nehmen. Weil
der luneburgische Gesandte v. Hammerstein ^) vielleicht auf eine andere
>) S. ürk. u. Akt. II, S. 453. 457 f. 489.
^ S. unten Abschnitt 6.
*) S. Mignet, Negociations relatives k la succession d'Espagne II, S. 280 ff.,
ürk. u. Akt. II, S. 468 ff., oben S. 353.
*) Vgl. über dessen Sendung Köcher I, S. 558 ff. ^
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Instruktion ▼. Blumentbals. 587
Manier in dieser Sache negotiieren und von ihm hegehren sollte, ihn ebenso
zu secundieren, so soll er demselben anzeigen, dass Ef. dieses mit Fleiss thäte,
damit man am kaiserlichen Hofe desto mehr aufgemuntert werde, da er aus der
Experienz wusste, dass je williger man sich erwiese, desto weniger man erhalten
könnte, überdies wären von französischer Seite solche Propositionen geschehen,
welche Kf. zu Erlangung des Friedens für sehr zuträglich halte, so dass es vor-
läufig gerathen sein möchte, bis man dessen besseren Grund hätte, die Sache
in suspenso zu lassen.
ö) Soll er sich für die Augsburgischen Religionsverwandten') verwenden,
6} den Reichshofrath auf schleunige Auszahlung der 2000 Ducaten ver-
trösten,
7) mit dem luoeburgischen Abgesandten v. Hammerstein vertraulich
commnniciefen,
8) die Erhebung des Grafen Georg Friedrich von Waldeck in den
!Furstenstand ') recommendieren,
9) den französischen Gesandten Gremonville der Affection des Ef. gegen
seinen Eönig und, dass er die ihm neulich gemachte Proposition in grosse Gon-
sideration zöge, versichern,
10) V. Bl. erhält die Qualität eines Extraordinari-Deputierten.
11) Mit den ministris des Ef. in Warschan, im Haag und in Frank-
reich soll er fleissig correspondieren ').
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 21. Nov./l. Dec.
1667.
[Mittheilungen v. Hammersteins. Stand der Verhandlungen desselben.]
£r ist gestern hier angekommen. Gestern besuchte ihn v. Hammerstein 1. Dec.
und berichtete zwei notable Dinge, 1) man habe vorgestern aus dem Haag die
gewisse Nachricht vom Schluss des Tractats*) zwischen Spanien und Kf. er-
halten, 2) darauf habe der Kaiser vorgestern resol viert, seine Regimenter (13
0 Ueber die bedrängte Lage derselben s. EsaiasPufendorfs Bericht herausg.
V. Hei big S. 42ff.
*) S. V. Rauch bar, Leben und Thaten des Fürsten Georg Friedrich von Wal-
deck herausg. v. Curtze I, S. 256. Die damaligen Bemühungen waren vergeblich,
erst 1682 wurde der Graf vom Kaiser in den Reicbsfürstenstand erhoben.
*) In einem Rescript vom I1./21. November theilt Kf. v. Bl. mit, er habe Nach-
richt von einem zwischen dem Kaiser, Spanien und Schweden abgeschlossenen
Traktat und wünsche davon eigentliche Nachriebt. Bl. solle sich gegen die kaiser-
lichen Hinister so stellen, als wäre er von der Sache völlig informiert, und auf diese
Weise Näheres zu erfahren suchen. Vgl. Urk. u. Akt. XIV, 1. S. 353. 355.
') Gemeint ist der von Blas peil mit CastelRodrigo zu Brüssel 6. November
1667 abgeschlossene Vertrag, welcher nachher von Kf. nicht ratificiert wurde, s. unten
Abschn. 6.
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588 IV. Brandenburg und Oesterreicb. 16€€— 1668.
z. F. und 11 z. Pf.) um die doppelte Mannschaft zu verstärken. Ist das erste
wahr, so ist an dem zweiten nicht zu zweifeln, doch meldet Blas peil nichts
davon, er bleibt daher bei seiner Instruktion. Hammerstein ^) eilt sehr Ton
hinnen und hat daher, ohne seine Briefe zu berücksichtigen, schon die Aner-
bietungen und Forderungen seiner Principalen mitgetheiit, der hiesige Hof aber
hat sich bisher nur zur Aufrichtung einer Defensivallianz mit dem Hanse Lüne>
bürg bereit erklärt, wozu aber H. wenig Inclination verspüren lassen und sich
defectu mandati entschuldigt hat; derselbe fürchtet, der kaiserliche Hof werde,
wenn der Tractat zwischen Ef. und Spanien richtig sein sollte, sich am die
Freundschaft seiner Principalen nicht mehr so eifrig wie früher bemühen.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 8. Dec./28. Nov.
1667.
[Audienzen. Stand der burgundischen Sache. Rüstungen.]
8. Dec. Nachdem er am 4. December den Kaiser und die regierende sowie die
verwittwete Kaiserin wegen der Geburt des Erzherzogs complimentiert, hat er
vorgestern seine Proposition gethan und zum Bescheid erhalten, dass der Kaiser
ehester Tage jemand der Seinigen committieren wolle, mit ihm deshalb zu
conferieren.
Von dem burgundischen Wesen ist bisher weder von dem Kaiser noch
von dessen Ministris etwas gemeldet worden, er glaubt, je höher Kf. in dieser
Materie den Bogen spanne, desto mehr werde er obtinieren, zumal da mit dem
Hause Lüneburg noch nichts geschlossen ist, ja Hammerstein mit seiner
Negotiation nach Brüssel verwiesen werden dürfte. Fürst Anersperg soll
geäussert haben, der Kaiser habe zu Kf. sich wenig gutes zu versehen, derselbe
würde Frankreich, welches ihm Pommern versprochen, adhaerieren. Von der
Allianz mit Spanien und Schweden will man nichts wissen, der Kaiser
wird lieber sehen, dass Schweden still sitze und sich dieses thener genug
bezahlen lasse, als zugeben, dass es viel agiere.
Die Recrutierung der hiesigen Regimenter hat gleich nach seiner Ankunft
begonnen, es scheint, man habe Kf. animieren und zugleich auf vigoureuse und
nachdrückliche Resolution auch in andern Dingen vertrösten wollen. Zur Wer-
bung der vier nach Mailand bestimmten Regimenter wird jetzt auch um so eif-
riger geschritten, da das Geld dazu vor 3 Tagen aus Spanien angekommen ist.
0 Vgl. Köcher I, S. 559.
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Audienzen. Aeusserangen Gonzaga's und Auerspergs. 589
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien l./H. December
1667.
[Aeusserungen Gonzaga^s und Auerspergs.]
Er hat trotz seiner Bemühungen noch nicht zur Conferenz mit den kaiser- 11. Dec.
liehen ministris gelangen können. Bei dem Fürsten Gonzaga gab es dieser Tage
Gelegenheit, sowohl der Allianz zwischen dem Kaiser, Spanien und Schweden,
als auch des Streites zwischen Graf Schaffgotsch und v. Hoverbeck')
in Cracau zu gedenken. Mit dem ersten wollte jener nicht rotunde heraus,
sagte nur, es werde von dergleichen viel in der Welt geredet, sollte aber das
Haus Oesterreich dermaleins auf den Gedanken gerathen, mit Schweden in
eine beständige Freundschaft zu treten, so geschehe es auf des Kf. Rath, doch
würden die ältesten Freunde immer die liebsten bleiben. Den Präcedenzstreit
entschuldigte er damit, dass man nicht gewusst, dass ein kurfürstlicher Ge-
sandter bei dem Begräbnis in Cracau erscheinen würde, und daher auch
Schaffgotsch auf diesen Fall nicht instruiert hätte.
V. Hammerstein will in wenigen Tagen nach Ungarn reisen, die Grenz-
festungen zu besichtigen, derselbe berichtete aufs neue vom Abschlüsse des
Vertrages zwischen Blaspeil und Castel Rodrigo, doch muss er daran
zweifeln.
PS. Gestern ist er endlich vom Fürsten Auersberg vorgelassen worden,
derselbe empfing ihn im Bette, obwohl er ihn drei Stunden vorher frisch und
gesund gesehen. Er ist der erste, der das burgundische Wesen gereget, und
hat Bl. ihm nach Anleitung seiner Instruktion geantwortet. Von der bewussten
Allianz will A. nichts wissen, von Lubomirski hat er gar andere Gedanken,
als bis dato ihrer viel nicht gehabt, er habe sich selbst und keinen andern zum
König von Polen machen wollen. Bei so gestalteten Sachen, da einer der kai-
serlichen ministrorum, dessen consilia soviel gelten, solche oplniones formiert und
sie vermuthlich weiter gebracht hat, wundert er sich nicht, dass der Kaiser
Lubomirski nicht getraut hat.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D, Wien 4/ 14. December
1667.
[Gespräche mit Gremonville. Gerächte über einen zwischen Blaspeil und Castel Ro-
drigo abgeschlossenen Vertrag. Aussicht zum Frieden zwischen Spanien und Portugal.
Conferenz mit den kaiserlichen Ministem.]
Bei der Langsamkeit und Irresolution des Hofes hat er auf seinen Vortrag 14. Dec,
noch keinen Bescheid erlangt. Gestern hat ihm Gremonville durch seinen
Secretär entbieten lassen, weil er verspürt, dass Bl. alle occasiones, ihn zu
sprechen, evitierte, er aber über importante Sachen mit ihm zu sprechen hätte,
so bäte er ihn, sich in einer Kirche oder Kloster oder wo es sonst geschehen
») S. oben S. 351.
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590 IV. Brandenburg und Oesterreicb. 1666—1668.
könnte, mit ihm zu abouchieren. Er hat darauf geantwortet, dass ihn dieses
sehr befremden müsse, da er ihn noch neulich in Gegenwart des Kaisers ange-
redet und gebeten habe, ihm eine Stunde zur Visite zu bezeichnen. Gr. hat
darauf in einem Billet und auch bald darauf, als er mit ihm in der kaiserlichen
anticamera zusammengetroffen, diesen Verstoss mit einem Irrthum seines Secre-
tärs entschuldigt, er merkt aber wohl, Gr. habe, imfall er den locum tertium
zur Conferenz angenommen, ihn suspect machen wollen. Am Abend kam Gr.
selbst zu ihm, berichtete, man Hesse sich hier öffentlich verlauten, Ef. würde
Spanien zu Dienst seine Truppen ehestens marschieren lassen, weil nun trotz
aller vom Ef. dagegen geschehenen Sincerationen hiesiger Hof auf Kf. als le
brave de TEmpereur poche, so verlapgte er darüber eclaircissement. Nachdem er
aber auf Bl.'s Frage, ob er von seinem Eönige expresse Ordre hätte, dergleichen
zu begehren, dies verneint, er wünsche nur in Confidenz zo vernehmen, wessen
sein König sich zu Kf. zu versehen, hat er ihm auch nur, als aus Confidenz,
mitgetheilt, Kf. wünsche Mittel und Wege zu finden, wie dieser Krieg gestillt
werden könne, das zwischen Kf. und seinem Könige gestiftete Vertrauen würde
hier sehr hoch und für so befestigt gehalten, dass solche Discurse es nicht al-
terieren würden, er sei beauftragt, Gr. zu sagen, dass man die neulich von
seinem Könige geschehene Communication in grosse Consideration ziehe und,
wenn der König derselben einen Nachdruck gebe, auch Kf. sich zu ihrer Zu-
friedenheit bezeigen würde. Gr. schied damit, dem Anschein nach, sehr con-
tent von ihm. Allein heute erwähnte er wieder einer Liaison zwischen Kaiser,
Kf. und einigen anderen considerablen Fürsten im Reiche, welche vielmehr auf
Unterdrückung derer, so nicht allemal dem Kaiser beipflichteten, als auf
Errettung der Hispanischen Niederlande angesehen sei; dieser Hof und
andere, deren Freundschaft sich Kf. versichert hielte, sagten, dass sie nur
auf des Kf. Antrieb fast wider Willen sich vieler Sachen mit annehmen müssten,
ja man habe Nachricht, dass die vom Kf. Spanien neulich angebotene Hülfe
nur darum von Castel Rodrigo refüsiert worden, weil die conditiones allzu
iniquae gewesen. Er hat alles so gut er konnte beantwortet, andere aber ver-
sichern ihn. Blas peil habe 6. November den Tractat abgeschlossen, man
zweifle aber an dessen Ratification, weil der punctus securitatis nicht zu des Kf.
Contento eingerichtet gewesen.
Marquis de G ran a hat ihn heute versichert, Spanien habe sich endlich
entschlossen 0? i^t Portugal als einem König zu tractieren, und die Negotlatioa
dem englischen Gesandten übertragen, man halte daher den Frieden für ge-
schlossen.
PS. Heute hat er mit den kaiserlichen Commissarien, Lobkowitz, Oet-
tingen und Walderode, Conferenz gehalten, diesen nochmals das polnische
Project vorgestellt und das Versprechen, bald des Kaisers Resolution zu em-
pfangen, erhalten.
1) Vgl. Mignet II, S. 571 f. Der Frieden zwischen Spanien und Portugal wurde
am 13. Februar 1668 abgeschlossen.
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Gr^moaville's Mittheilungen. Conferenz mit den kaiserl. MiDistem. 591
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 12. /22. December
1667.
[Neue Gonferenz, Resolution des Kaisers, Blumenthals Erwiderung darauf, sein Urtbeil
über die Sachlage. Das angebliche Bündnis des Kaisers mit Schweden.]
In einer neuen Conferenz hat ihm vorgestern Fürst Lobkowitz die Reso- 22. Dec.
lution des Kaisers i) mitgetheilt , das foedus des Kf. mit Schweden hätte
man gar wohl eingerichtet befanden, allein Baron de Goes>) habe Kf. zu
einem anderen foedere, betreffend die allgemeine Sicherheit und wie etwa die
Niederlande vom totalen Ruin befreit werden könnten, invitiert, weil hierauf
keine Erklärung erfolgt, so bäte man zuvörderst sich hierauf zu erklären,
Schweden sei gleichfalls erbötig, mit dem Kaiser ein foedus aufzurichten.
Betreffend den zweiten Punkt habe man aus Polen Nachricht, dass der König
gesund und zu keiner Abdication zu bewegen sei, Frankreich habe das Des-
sein wegen Beförderung des Prinzen von Cond6 zur Krone gänzlich aufge-
geben, es sei also nicht rathsam, vom Herzog von Neuburg zu sprechen, weil
man den König und die Republik hierdurch irritieren, der widrigen Partei aber
Anlass aufs neue zu briguieren geben werde. Frankreich habe sich durch
Poussierung der Wahl geschadet, das Bündnis zwischen Kf. und Schweden
werde von den Polen gar übel gedeutet und könnte ohne Erweckung grosser
Jalousie nicht auf den Kaiser extendiert werden. Des Herzogs von Neuburg
Person sei zwar dem Kaiser der Verwandschaft, seiner Qualitäten und anderer
Respecten halber nicht unangenehm, er hätte sich aber eine Zeit her so betragen,
dass daraus ein schlechtes Vertrauen zu spüren gewesen, indem er des Kaisers
Interesse auf dem Reichstage in jrielen Sachen gehindert, ja in eine defensive
Allianz mit ihm zu treten recusiert, bald darauf aber ein foedus offensivum')
mit den geistlichen Kurfürsten und dem Bischof von Münster aufgerichtet,
man wünsche aber, dass Kf. den Herzog zu besserem Vertrauen gegen den
Kaiser disponiere, damit dieser künftig Ursache habe, dessen Interesse zu be-
fördern. Die gute Partei in Polen bei gutem Willen zu erhalten, hätte der
Kaiser sich immer bemüht und werde auch femer damit fortfahren.
Bl. hat geantwortet, von dem durch Baron de Goes vorgeschlagenen
foedus sei ihm nichts bekannt, Kf. hätte sich der Rettung der Niederlande zwar
eifrig angenommen, allein die französischen ministri hätten alles, was aus Ver-
trauen eröffnet worden, wieder erfahren, so dass der König dem Kf. reprochiert
habe, er allein animiere den Kaiser gegen seinen Willen zum Kriege, ferner
habe Kf. auf seine an den Markgrafen von Baden gemachte genereuse Reso-
lution keine weitere Nachricht erhalten, so dass derselbe annehmen müsse, man
sei entweder des Friedens gänzlich versichert oder getraue sich dieses Werk
ohne ihn auszuführen, doch sei er, Bl., erbötig, falls noch etwas an Kf. ge-
bracht werden sollte, solches zu referieren. Inbetreff des zweiten Punktes
') abgedruckt ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 362 ff., vgl. Pufendorf X, § 59 (S. 697f.).
») S. ürk. u. Akt, XIV, 1. S. 289. 292. 294. 317. 365.
*) Der Vertrag vom 28. October 1667; s. Mignet II, S. 40.
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592 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
könne er natürlich nicht wissen, wie lange der König von Polen noch zu
leben hätte, man hätte aber Nachricht, dass die Vorboten des Todes, Schwel-
lung der Schenkel, übermässige Hitze gegen die Nacht, Mattigkeit und Assoa-
pissements sich bereits spüren Hessen, von Frankreich versicherte man ihn,
dass es emsiger als je für Conde arbeite. Der Unterschied in dem modo agendi
sei gross, Frankreich habe mit Gewalt contra libertatem Regni ingratnm regem
obtrudieren wollen, dieserseits suche man personam gratam bonis modis zu re-
commendieren. Dass das foedus des Kf. mit Schweden übel gedeutet werde,
dadurch dürfte man sich in seinen guten Intentionen nicht hindern lassen.
Man suche den Polen keinen Herrn zu obtrudieren, sondern halte für rathsam«
weil der König dem Ansehen nach nicht lange leben oder unvermuthet abdi-
cieren möchte, ein gefestetes consilium vor sich zu haben. Das beste Mittel
sei, sich in Zeiten ratione eines Subjecti zu vergleichen, den Herzog von Neu-
burg vor allen andern zur Krone zu befördern und von dieser Intention der
guten Partei bei Zeiten part zu geben. Kf. wüsste nicht, worin der Herzog
gegen den Kaiser pecciert, er glaubte sicher, derselbe werde, falls der Kaiser
ihm zur polnischen Krone verhülfe, dem Erzhause zu ewigen Tagen ohligiert
bleiben, im widrigen Falle würde er sich an Frankreich attachieren und
durch dessen Assistenz allein die Krone zu erlangen sich bemühen.
Lobkowitz bat nochmals beim ersten Punkt um des Kf. Erklärung und
contestierte beim zweiten, dass Pfalz-Neuburg dem Kaiser eben nicht unan-
genehm wäre, man versehe sich aber künftig eines besseren Gomportements.
In Summa, Gnädigster Herr, ich merke wohl, es habe dieser Hof
itzo nichts andres im Kopf als das Niederländische Wesen, und wie
selbige Lande vom französischen Joch zif- befreien sein. Man wird sich
äusserst bemühen, Ew. Churf. D. mit ins Werk zu ziehen, je difficiler
aber Sie sich hierunter erweisen, je besser wird es für dero Interesse
sein und dürfte ich wohl glauben, wann Ew. Chf. D. nur sich zu hichts
eher erklären, bis das Polnische Wesen pro causa sine qua non ge-
setzet, und dergestalt, wie es von mir proponiret, adjustiret worden,
man wurde lieber alles einwilligen als Ew. Chf. D. aus Händen gehen
lassen. Allein nöthig wird es auch sein, dass hiesiges Hofes Verlangen
nach der Pfalzgraf den Kaiser ein gutes Vertrauen tesmoignire und ihm
sein Interesse nachdrücklich und conßdenter recommendire. —
PS. Weil Lobkowitz berichtete, Schweden sei resolviert, mit dem
Kaiser ein foedus einzugehen '), hat er Gelegenheit genommen zu remonstrieren,
dass man bereits vom Schluss desselben Nachricht hätte und die contenta des-
selben erzählt, der Fürst aber betheuerte gar hoch, dass dieses alles er-
dichtet sei.
1) Vgl. über die durch den kaiserlichen Gesandten Basserode in Stockholm
geführten Verbandlungen Carlson IV, S. 500, M^m. de Pomponne II, 8.423,
Urk. u. Akt. XIV, 1. S. 346f. und oben S. 193 ff.
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Nachrichten aber die kaiserliche Politik. 593
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Cöln an der Spree
18. /[28.] December 1667.
[Befehl für Pfalz-Neuburg zu wirken. Verwerfung des Vertrages mit Ca.stel Rodrigo.]
Da man sich am kaiserlichen Hofe etwas difficil erweist, das mit Schwe- 28. Dec.
den aufgerichtete foedus mit anzutreten, so soll Bl. dieses hinfort nicht son-
derlich mehr urgieren, weil sonst der französische Gesandte leicht davon Om-
brage nehmen möchte, dagegen soll er den Punkt wegen des Herzogs von
Neuhurg desto fleissiger vorstellen und sich bemühen, dass der Kaiser sich
für denselben erkläre. Wie die Sache in Polen steht und wie gute Apparenz
dazu ist^), wird er durch v. Hov erbeck erfahren haben. Wegen des angeb-
lich zu Brüssel abgeschlossenen Tractats wird er vorhin schon informiert sein,
wie es damit beschaffen und dass Ef. denselben keineswegs approbieren wird.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien
1. Januar 1668/22. December 1667.
[Unzufriedenheit des kaiserlichen Hofes mit Spanien, Rüstungen, Wunsch den Ef. zu
gewinnen.]
Hiesiger Hof erkennt gar wohl den grossen Fehler, den Spanien darin I.Jan,
begangen, dass es mit Kf. nicht eher geschlossen hat, und sähe gern, dass, wenn
Kf. sich ja nicht eben erklären wollte, nebst dem Kaiser mit Frankreich zu bre-
chen, er wenigstens sich in Postur stellen möge, damit man, wenn die Mediation
unfruchtbar abgehen sollte, denjenigen, der mal a propres opiniatriere, zur raison
bringen könne.
So viel ich sonst penetrire, merke ich wohl, der Kaiser werde bei
den Recruiten es nicht bewenden lassen, sondern noch weiter armieren,
und glaube ich, wenn es noch Zeit wäre, Ew. Churf. D. zu gewinnen,
man würde keine Mühe und Unkosten sparen. Mit der Abschickung
nach Frankreich') ist man gar übel zufrieden und sagt, es haben Ew.
Churf. D. sich an vielen Oertern gewaltig suspect gemacht. Ich aber
hab geantwortet, dass man Ew. Churf. D. tort thue, indem bei ermelter
Abschickung das Absehen auf anders nicht als Erhaltung des Friedens
gerichtet sei. —
0 S. oben S. 359 f.
^ Ueber die Sendung y. PöUnitz's uud Meinders' nach Frankreich s. unten
Abschn. 6.
Mater, s. Ge«eh. d. Q. KorfurBten. XII. 38
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594 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Cöln an der Spree
23. December/[2. Januar] 1668.
[auf die Relation vom 12./22. December. Befehl weiter für Pfalz-Neuburg zu wirken;
7. Bl. soll kaiserliche Bundesanträge zu vermeiden suchen.]
2. Jan. — Wegen des Herzogen von Neuburg habt Ihr immer fernere In-
stanz zu thun, und werden wir nicht unterlassen, an Ihre Ld. zu schrei-
ben, dass Sie jemands der Ihrigen dorthin schicken. Indessen könnet
Ihr Ihre Key. M. immerhin zu versichern fortfahren, dass Sie von Ihrer
Ld. alle begehrende Satisfaction erhalten könne, gestalten Ihre Ld. schon
voren Jahr durch dero Cantzler^) sich dazu offeriren lassen, wann man
nur keyserlicher Seiten sich mit demselben einlassen wollen. So habt
Ihr auch ferner zu versichern, dass man das Werk keineswegs dergestalt
in Polen zu führen gedächte, dass gleichwie die Polen hiebevor sich
über die französische Negotiation sich zu formalisiren Ursach gehabt,
ihnen auch dieselbe hiedurch gegeben, besondern das Werk, falls Ihre
Key. M. nur mit anstehen wollte, dergestalt negotiirt werden sollte, wie
es den Satzungen des Reichs gemäss — ist. Wir erinnern uns zwar,
dass der Baron de Goess') sich gegenst uns vernehmen lassen, welcher
gestalt Ihre Key. M. das mit Chur Sachsen projectirte foedus mit an-
treten, wie auch wohl erwähnet, dass Sie das mit uns hiebevor getrof-
fene und neulich zu Cleve erneuerte foedus auch wohl auf den Burgun-
dischen Kreis extendiren wollten, dass er uns aber einig anderes foedus
angetragen haben sollte, davon ist uns, viel weniger von den Conditionen,
so dazu erfordert, nichts bewusst. Nachdem auch Ihre Key. M. noch
nicht erkläret, ob Sie sich des Burgundischen Wesens mit annehmen
wollen, so ist auch nicht zu vermuthen, dass Sie von solcher Alliance
etwas hätten proponiren lassen. Daferne etwas deswegen wiederumb
vorkommen möchte, habet Ihr zwar nicht zu bezeigen, als wann wir
Aversion dagegen hätten, jedoch habt ihr auch im geringsten keinen
Anlass zu geben, dass man etwas diesfalls an uns gelangen lassen
möchte, weiln Euch bekannt, in was terminis wir mit Frankreich
tractiret. —
0 Franz v. Giese.
*) S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 365. 367.
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Die polnische Sache. Der Herzog Yon Lothringen. 595
V. Blnmentbal an den Kurfürsten, D. Warschau 19./9. Ja-
nuar 1668.
[Audienz beim Kaiser, günstigere Stimmung der Minister für Pfalz-Neuburg. Stel-
lung des Herzogs von Lothringen. Mittheilungen Chavagnacs.]
Er hat vergangenen Montag dem Kaiser Condolenz *) abgelegt und darauf 19. Jan.
auch der polnischen Sache und des von dem Kaiser wegen des burgundischen
Wesens gewünschten Bündnisses entsprechend den ihm in dem Rescript vom
23. December ertheilten Weisungen Erwähnung gethan. Der Kaiser stellte da-
rauf eine neue Conferenz in Aussicht.
Hiesige ministri seind überaus bekümmert*), dass Pfalzgraf zu
Neu bürg nunmehr ohne Zuthun des Kaisers, allein durch Frankreichs
appuy zu der polnischen Krone gelangen dürfte. Den Herzog von Loth-
ringen reserviret man zwar noch in petto, darf aber nicht mit ihm her-
für, und kommt er beim keyserlichen Hofe in solche Consideration, dass
nach dem Tod des Erzherzogen man sich wohl dürfen verlauten lassen,
wenn der Keyser ohne Erben verstürbe, finde man keinen, dem hiesige
Lande mehr zu gönnen stünden und der sie besser meritire, als eben
besagter Herzog.
PS. Generalmjgor C h a v a i g n a c '), des Herzogs von Lothringen Favorit,
hat ihn gestern sondiert, ob denn Kf. mit Pfalz-Neuburg so tief engagiert
wäre, dass man nicht von einem andern Subjecto, von dessen Beförderung er
zehnmal mehr Avantage zu gewarten hätte, sprechen dürfte. Er hätte auch die
Person genannt, wenn sie nicht wären unterbrochen worden. Sicher ist dieses
nicht aus seinem eigenen Köcher gekommen, sondern ihm vielmehr durch einen
der kaiserlichen ministrorum an die Hand gegeben worden.
^) Der neugeborene Erzherzog Ferdinand Wenzel war am 3. Januar 1668
gestorben.
') Schon am 2./12. Januar 1668 hatte v. Bl. berichtet, Lobkowitz habe ihn
gebeten, zu veranlassen, dass Giese nicht nach Warschau sondern sobald wie mög-
lich nach Wien komme, und geäussert, es sei nunc aut nunquam Zeit, den Kaiser
zu pressieren, dass er sich zu Gunsten des Pfalzgrafen erkläre, doch dürfe de Goess
davon nichts erfahren. — 5./15. Januar meldet er: „Ferner — schreibet der Goute
Galeazzo Gualdo anietzo historiam Leopoldi I. Und weil darin Ew. Ghf. D.
ruhmwürdigster Actionen gleichergestalt Erwähnung geschehen soll, so bittet er un-
terthänigst um Communication der hierzu dienlichen Nachrichten.^ Vgl. Droysen,
Beiträge zur Kritik Pufendorfs (Berichte der k. sachs. Gesellsch. d. Wissensch. 1864)
S. 91.
*) S. Hirsch, Zur Gesch. der polnischen Königswahl von 1669 S. 71.
38*
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596 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
y. Blnmentbal an den Kurfttrsten. D. Wien 12./ 22. Januar
1668.
[Uebler Zustand am kaiserlichen Hofe. Negotiation Hammersteins.]
22. Jan. — Auf eine Conferentz habe ich zwar nicht so hart dringen mögen,
weil ich besorgete, man würde dadurch Anlass nehmen, des burgundi-
sehen Werks halber etwas an Ew. Churf. D. zu bringen. Inmittelst
aber thue ich sowohl beim Kaiser und dessen ministris wegen Pfalz-
grafen zu Neuburg nötige Erinnerung. Allein^), gnädigster Herr, des
Kaisers Irresolution und seiner förnehmsten ministrorum Uneinigkeit
ist so gross, dass ich schier nicht mehr weiss, was ich sagen oder
schreiben soll. Der Fürst von Auersberg hat izo*) beim Kaiser einen
solchen Zutritt, dass er alle Abend etliche Stunden lang mit ihm allein
redet, dahero viele Leute glauben, er werde den Fürsten von Lobko-
witz ehest ausm Sattel heben, geschiehet solches, wird Ew. Churf. D.
Recommendation bei währendem ministerio eines so übel gesinnten Die-
ners Pfalz- Neuburg vielmehr suspect machen als helfen. Des Kaisers
Affairen aber kommen, wie man zu sagen pfleget, aus der Triefe in den
Platzregen, dann indem derjenige minister, welcher die bourles mehr als
serieuse affairen liebet'), abgeschaffet wird, nimbt man einen andern an,
welcher tausend dubia vermag zu machen, aber keines zu resolviren.
Gott bessere es und verleibe gute consilia, dann Menschenhände bemühen
sich nicht weiter, dieses aufm Fall stehende Haus zu stützen, sondern
man ist vielmehr bedacht, auf was Art ein jeder das Seinige, wann
alles über ein Haufen gehet, salviren könne.
Hammerstein*) behauptet, bisher nichts geschlossen, sondern vielmehr
Ordre bekommen zu haben, sich wieder nach Hause zu begeben, doch El.
glaubt, dass er seine Principalen gern engagiert sähe und ihnen rathen wird,
vielmehr ein geringes avantage zu acceptieren, als stille zu sitzen. Auf Sab-
sidia ist des Hauses Lüneburg Absehen allein gerichtet, und Spanien wird
wohl endlich solche hergeben müssen, auch Holland soll solche zu continaieren
resolviert sein.
0 Vgl. Wolf S. 185 ff.
') Ueber die damaligen, hauptsächlich durch Auersperg geführten Verhand-
lungen, welche zum Abschluss des geheimen Vertrages des Kaisers mit Ludwig XIV.
vom 19. Januar 1668 fahrten, s. Mignet 11, S. 343 ff.
*) Lobkowitz; vgl. Esaias Pufendorfs Bericht herausg. v. Heibig S. 67.
*) S. Köcher I, S. 570.
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Zustand des kaiserlichen Hofes. Lothrin^sche Anträge. 597
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 29./ 19. Januar
1668.
[Neue Anträge Chavagnacs.]
Cavaignac^) hat ihn gestern besucht und abermal mit grossen Empresse- 29. Jan.
ments gefragt, ob denn Kf. mit Pfalz-Neubarg in dem polnischen Werk so
tief engagiert wäre, dass er nicht mit Hintenansetzung desselben für Loth-
ringen, von dem er zehnmal mehr avantage zu erwarten hätte, sprechen dürfte.
Der Herzog werde die polnische Krone durch Kf. allein zu erlangen
suchen, auch dieselbe zu erlangen keine Mühe noch Kosten sparen, sein Oheim
hätte ihm die nöthigen Geldmittel zugesagt; sollte Kf. nicht darauf eingehen,
so würde er doch mit Hülfe seiner Freunde seine Intention quovis modo zu er-
reichen suchen ; der Herzog würde ihn selbst ersuchen, dieses dem Kf. zu hinter-
bringen, um dieses zu verhüten und demselben alle Hoffnung zu benehmen,
hat er erwidert, dass Kf. nur für Pfalz-Neuburg sprechen und vermuthlich
auf sein Anbringen garnicht antworten würde, er bittet aber Kf. doch, ihn zu in-
struieren, was er dem Herzoge, wenn dieser ihn anreden sollte, antworten soll.
Der Kaiser wird von der Kaiserin heftig geplagt, dem Herzog zur Krone zu
verhelfen und ihn durch eine Heirath mit der ältesten Prinzessin vollkommen
in sein Interesse zu ziehen. Will Kf., dass man des Herzogs Vorschläge höre
und durch dieses Mittel des kaiserlichen Hofes Intention penetriere, so wird
dieses leicht zu erreichen sein und Kf. auch anderen Nutzen daraus ziehen
können ').
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Cöln an der Spree
24. Januar/[3. Februar] 1668.
[Befehl zu weiterer Beförderung der Sache Pfalz-Neuburgs.]
Nachdem Kf. aus seinen bisherigen Relationen ersehen, dass er in der 3. Febr.
Sache des Herzogs von Neuburg bis jetzt nichts ausgerichtet, befiehlt er ihm,
dieses Werk bei dem Kaiser und dessen ministris mit allem Ernst zu poussieren.
Kf. hat auch hier mit de Goess^} davon reden lassen. Sobald v. El. den
geringsten Wink erhalten sollte, dass in der Sache dort etwas Gutes auszu-
richten sei, wird der Pfalzgraf nicht unterlassen, jemand der Seinigen dorthin
zu schicken und sich zu allem zu erklären, was zu des Kaisers Gefallen und
Dienst gereichen könnte, nur in dem burgundischen Werk sind demselben
1) S. oben S. 595.
QQ T&.T)11fl.1*
^ v. Bl. meldet - _ . 1668, gestern habe der Herzog von Lothringen
J. rebruar
selbst mit ihm über dieselbe Sache gesprochen, er habe ihm auf dieselbe Weise wie
Gbavagnac geantwortet. Der kaiserliche Hof bemühe sich, seitdem Frankreich sich
für den Pfalzgrafen erklärt habe, den Konig von Polen zum Heirathen zu bewegen.
») S. ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 369 ff.
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598 IV. Brandenbarg und Oesterreicb. 1666^1668.
jetzt die Hände soweit gebunden, dass er neutral bleiben muss. Noch lieber
würde es dem Kf. sein, wenn de Go es s Vollmacht erhielte, das Werk hier mit
dem anwesenden Neuburgischen minister") zu negotiieren.
V. Bl. soll fleissig Acht auf Fürst Auersbergs Actionen geben und zu er-
fahren suchen, was derselbe von Ef. und dessen Actionen judiciere.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 16./6. Februar
1668.
[Vergeblicbkeit seiner bisherigen Bemühungen für Pfalz-Neuburg. Hoffnungen des
Kaisers auf die Tripelallianz. Angeblicher Brief des Königs von Frankreich an den
Ton England. Auftreten Oessmanns geß:en Kf. auf dem polnischen Reichstag. Mit-
theilung Lilienkrons.]
16. Febr. Es thut ihm leid, dass er bisher den hiesigen Hof zu einer guten Erklärung
für Pfalz-Neuburg nicht hat disponieren können, er hat es an Mühe und
Sorgfalt nicht fehlen lassen, er hat noch vor drei Tagen beim Kaiser um end-
liche Resolution angehalten, ist auch darauf vertröstet worden, aber er hat
Lobkowitz, welcher während des Carnevals den meisten Gesellschaften bis
in die späte Nacht beiwohnt, bis jetzt nicht zu einer Conferenz bringen können.
Dass des Herzogen von Neuburg Fürstl. Durchl. in dem Burgun-
dischen Wesen sich neutral halten, wird meinem Ermessen nach nicht viel
geachtet, weil dem Kaiser durch die zwischen Engelland, Schweden
und Holland gemachte AlIiaDtz*) der Muth sehr gewachsen, indeme er
dafür hält, es sei dieselbe einig und allein ihme und Spanien zum bes-
ten geschlossen, und würde man, imfall der König von Frankreich nicht
zu einem raisonnablen Accommodement sich verstehen wollte, ihn lieber
dazu zwingen als künftig durch Stillsitzen höchst präjudicirliche Con-
questen verhängen. Einmal ist es gewiss, dass diese Alliantz den H.
GremoDville nicht allerdings gefallet, und ist er sehr ungehalten, dass
der Chevalier Tempel nach Schliessung derselben den Herren Staaten
des Königs in Frankreich Brief*) fürzeigen dörfen, worin er Engel-
land animiret, den Holländern auf die Haut zugehen und die Conques-
ten mit ihm zu theilen. Der Franzosen Fürgeben nach soll dieser Brief
zwar ein erdichtetes Wesen und des Herrn Lisola Composition sein,
dennoch aber dem König in Frankreich viel geschadet haben. —
*) Stratmann.
^) Die Tripelallianz vom 23. Januar 1668 (Mignet II, S. 549 ff.).
3) Vgl. Mem. d'Estrades VI, S. 251. Wirklich hatte Ludwig XIV. durch
seinen Gesandten Ruvigny solche Anträge in England machen lassen, s. Mignet
II, S. 545.
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Hoffnungen auf die Tripelallianz. Antrag Gr^monville's. 599
PS. Ein gewisser Fessmann oder Wessmann^) soll gar hart wider
Kf, auf dem polnischen Reichstage gesprochen und dessen dessein, den Herzog
von Neuburg zur Krone zu befördern, mit gar nachdenklichen Worten impro-
biert haben. Da derselbe früher viel mit Lisola umgegangen, ja sogar von
ihm pensiones empfangen haben soll, ist zu vermuthen, dass andere, denen
man es wohl nicht zutrauen sollte, hinter dem Handel stecken und dadurch
des Ef. gute intentiones zu traversieren suchen.
Der dänische Resident Lilienkron hat ihm zu verstehen gegeben, sein
König würde Pfalz-Neuburgs Interesse zu secondieren kein Bedenken tra-
gen, wenn er nur von Kf. vergewissert werden könnte, dass der Pfalzgraf nicht
ihm zum Präjudiz mit Schweden geschlossen habe.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 19./ 9. Februar
1668.
[Antrag Gremonville's.]
Gremonville hat ihn ersucht, bei Kf. anzufragen, ob derselbe es gerne 19. Febr.
sehen wurde, wenn Frankreich den Kaiser poussierte, sich für Pfalz-
Neuburg zu erklären, er hätte zwar von seinem Könige deshalb keinen Be-
fehl, getraute sich aber, solchen zu erhalten*). Gr. hat ihn wieder, was er in
der polnischen Sache eine Zeit her proponiert, fast von Wort zu Wort lesen
lassen.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 13./23. Februar
1668.
[Kaiserliche Resolution. Der Herzog yon Lothringen.]
In der vorgestrigen Conferenz hat er sich darüber beschwert, dass seine 23. Febr.
Propositionen nicht geheim gehalten würden, und dann seine schriftlich abge-
^) V. BI. berichtet 16./26. Februar 1668, nach einem italienischen Schreiben aus
Warschau solle nicht Gessmann (so nennt er ihn hier) sondern Petrikowski
solche Reden auf dem polnischen Reichstage geführt haben, aber — ' „. , Gess-
o. März
mann solle noch jetzt Pension Tom Hause Oesterreich beziehen, wenn derselbe des
Kf. Intention zuwider sein sollte, so thäte er es gewiss dem Kaiser zu gefallen.
^) Kf. erwidert darauf (d. Coln a. d. Spree ' „, - 1668), er halte dieses
[2. März]
nicht für undienlich, doch müsste es auf solche Weise geschehen, dass der Kaiser
dadurch nicht choquiert werde, sondern es so aufnehmen könne, als wenn ihm damit
eine Ehre erwiesen würde, v. BI. berichtet dann aber 5./15. März 1668, es scheine
Gremonville kein Ernst damit zu sein, sondern derselbe habe wohl nur zu wissen
verlangt, was Kf. auf eine solche Proposition antworten werde. Gr. zweifle übrigens
am Success des polnischen negotii.
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600 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
fasste Proposition verlesen, doch hat man dieselbe nicht einmal ad referendum
angenommen, sondern ihm sofort folgende Finalresolution*) des Kaisers mit-
getheilt :
— Das Wahlnegotium betreffend, stehen Ihre Key. M. wie vormals
also auch noch in denen Gedanken, es müsse bei Lebzeiten des jetzt
regierenden Königes keiner zur Cron recommendiret, besondern dessen
Todesfall oder freiwillige Abdication erwartet, der König aber nicht als
ein Pupill, dem man Vormünder setzen müsse, tractiret werden, sollte
aber obiger Fall entstehen, wünscheten Ihre Key. Mt. solch einem Sub-
jecto die Cron, welches zuforderst den Polen selbst, dann auch den be-
nachbarten Interessenten anständig, der auch das mit Ihrer Key. Mt
Ertzhause und selbiger Chron stets gepflogenes nachbarliche Vertrauen
ferner cultivire. Pfaltz-Neuburgs Qualitäten seien Ihrer Key. Mt. be-
kannt und vernehmen Sie gern, dass er der Republic angenehm sei,
würden auch suo tempore hierauf reflectiren, erinnern sich auch dessen,
was Sie kegen ihn sich vormals vernehmen lassen'), würden auch in dieser
Consideration ihm nicht zuwieder sein, ihm zu gefallen aber von Ihren
wolfundirten Maximen und principiis nicht mal ä propos abweichen oder
dieselbe im geringsten verändern. Gestalt dann Ihre Mt. in diesem dero
Fürhaben durch den auf den Semeicken gemachten Schluss, es sei derje-
nige, welcher vivente Rege nur bloss einen recommendire, pro hoste patriae
zu halten, nioht wenig gestärket, und könne man der Polen jetzigen hu-
meur und wie sie leicht zu offendiren sein aus dem, so des Herren von
Hoverbecks Secretario, (wiewohl dieses aus einem Irthumb und weder
auf Befehl des Königs noch der Senatoren geschehen) neulich begegnet
sei, leicht abnehmen. Von dem zwischen der Cron Schweden und Ew.
Chf. D. der polnischen affairen halber aufgerichteten foedere sei weiter
nichts zu sprechen, weil es sowohl bei dem Adel, als anderen mehr
sehr verhasset, Schweden auch nie bezeuget habe, dass es des Keysers
Eintretung verlange, so sei man auch in negotio magis arduo, und wel-
ches mehrer Eilfertigkeit als das polnische Werk bedürfe, mit Ew. Chf.
D. sich zu verbinden gemeinet gewesen, es hätten sich dieselben aber
zu nichts verstehen wollen. Solchem nach möchten Ew. Chf. D. diese
Ihrer Key. Mt. ertheilte Resolution sich nicht befremden lassen, weil es
Ihre Convonienz und Interesse also mit sich bringe^ in andern Dingen
aber wollten Sie mit Ew. Chf. D. heben und legen, es würde auch viel-
*) Vgl. Pufendorf X, § 59 (S. 698), ürk. u. Akt. XIV, 1. S. 377.
*J S. obea S. 575.
^
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Resolution des Kaisers. 601
leicht der Hertzog von Neu bürg tractu temporis seine Intention fuglicher
als jetzo erreichen, gestalt dann der Hoff-Cantzler Hocher expresse sagte,
er halte gewiss dafür, der Eeyser werde sich auch für Pfaltz-Neuburg
erklären, allein man müsse die Zeit erwarten. —
Den Hertzog von Lothringen hab ich dergestalt beschieden, wie
mir Ew. Cfif. D. durch den Freiherrn von Schwerin gnädigst anbefehlen
lassen, es bedankt sich auch derselbe für die obligeante und höfliche
Antwort gebührend, bittet aber, von dieser Materie nichts weiter zu
melden. —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Wien 16./26. Februar
1668.
[Vorschlag, durch Bestechung die Geheimnisse des kaiserlichen Hofes zu erfahren;
Beabsichtigte Sendung nach Moskau.]
Bei voriger Post hätte ich melden sollen, dass eben den Tag des 26. Febr.
Eeysers final Resolution im polnischen negotio erfolget, da dem von
Lothringen Ew. Chf. D. Bescheid ertheilet worden, und scheinet fast,
der Eeyser hab den ihm gegebenen refus revangiren wollen. Hiernegst,
gnädigster Herr, ist nunmehr die Intrigue, vermittelst welcher ich die
importantesten Aflfairen penetriren kann, gemacht, allein es werden dazu
500 Rthlr. erfordert; schicken Ew. Chf. D. aber selbige nicht bald, so
ist alles umbsonst, und kann mir keine Versaumnus beigemessen werden,
dann der Correspondent will dieses commercium länger nicht continuiren,
bis er in des Keysers Dienst getreten, worzu ihm bereits Hoffnung ge-
macht worden. Durch obbesagten Correspondenten erfahre ich bereits
so viel, dass, weil man Lothringen zur Polnischen Erohn nicht verhelfen
will, der Eeyser eher den Mosskowiter als Herzog von Neuburg portiren
werde, gestalt dann einer, wiewohl in der Stille, nach Moskau geschickt
werden soll, umb Anschläge zu geben, wie man einige senatores cor-
rumpiren und zu Beförderung der Mosskowitischen Intention disponiren
könne, worauf dann der Herr Graf Dönhoff^) bei seiner Ankunft daselbst
genaue Achtung wird geben müssen. —
0 S. über dessen beabsichtigte Sendung nach Russland oben S. 380.
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602 IV. Brandenburg und Oesterreich. 1666—1668.
Der Kurfürst an v. Blnmentbal. D. Cöln an der Spree
25. Februar/[6. März] 1668.
[Befehl vorläufig noch dort zu bleiben.]
6. März. — Weil wir aus Euer — Relation ersehen, dass man bei der furge-
wesenen Conferentz Euch fast eine abschlägige Antwort ertheilet, so
hätten wir zwar woll Ursache, Euch sofort zu avociren, aldieweil aber
bei jetzigem Reichstage zu Warschau annoch etwas fürgehen könnte,
welches fernere Handlung und also Euere Gegenwart aldorten erfordern
möchte, als befehlen Wir Euch gnädigst, nur an gehörigen Orten zu ver-
stehen zu geben, wie Ihr in Befehl habet, Euch wiederumb zurück zu
begeben, jedoch habt Ihr keinen Abschied zu nehmen, sondern die von
Euch begehrete Reise nacher Hungarn') zu verrichten, und wenn Euch
nach Euer Wiederkunft kein ander Befehl zukömbt, Euch alsdann nach
genommenen Abscheid anhero aufzumachen. —
Der Kurfürst an v. Blumentbai. D. Cöln an der Spree
16./26. März 1668.
[Befehl sich zu verabschieden.]
26. März. Da er aus seinen Relationen ersehen , dass er jetzt am kaiserlichen Hofe
nichts auszurichten vermag, so soll v. Bl. sich verabschieden and abreisen.
Bei dem Abschiede könntet Ihr dieses wohl unter anderm anziehen,
dass wir uns versichert halten, Ihre Keys. May. würden aus dem Aus-
gang verspüren, dass wir keine andere consilia geführet als so zu dero-
selben und des Reichs Wohlfahrt und Beförderung des Friedens ange-
sehen, und dass es nur einige Uebel wollende dahin gespielet, un-
sere aufrechte Intention, wovon doch Ihre May. schon gute Effecten
gesehen, sinistre auszulegen. Und gleich wie wir nochmahln in getreuer
Devotion verharren würden, also ersuchten wir Ihre May., Sie wollten
Ihre unser Interesse und unser Haus aufs fleissigste recommendiret
sein lassen. —
») V. Bl. hatte 12./22. Januar 1668 berichtet, er beabsichtige mit Graf Sinzen-
dorf und Landmarschall Graf Traun auf dessen drei Meilen von Pressburg entferntes
Gut zu reisen, 5./15. März aber meldet er, dass er diese Reise unterlassen werde,
damit in der polnischen Sache nichts verabsäumt werde.
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Befehl zur Rückkehr. Abschied. 603
V. Blumenthal an den Korfllrsten. D. Wien 28. März/ 7. April
1668.
[Abscbiedsaudienz. Verabschiedung von dem spaniscben Gesandten und Auersperg.]
Bei der Abschieds Audienz, so ich am verwichenen Donnerstag zu 7. April.
Neustadt*) erhalten, contestireten Ihre Keys. Mt. vielfaltig die Aestime,
80 Sie von Ew. Chf. D. hohen Meriten machten, und versicherten dabe-
neben, dass Sie niemaln einigen widrigen Impressionen Raum noch Statt
geben würden, weiln Ew. Chf. D. gute intentiones Ihr zur gnüge bekannt
und Sie dannenhero veranlasset würden, bei diesen gefährlichen Conjunc-
turen mit deroselben vertraulich zu correspondiren.
Er bat aach den spanischen Ambassadeur') besucht und ist von dem-
selben, nachdem er zuvor der Reception halber gewaltig mit ihm bat capitu-
lieren müssen, sehr höflich empfangen worden. Derselbe zeigte ihm den von
Ef. mit Frankreich abgeschlossenen Tractat und beklagte, dass darin stipuliert
sei, Ef. wolle sich der Spanier nicht annehmen, worauf Bl. erwidert hat, dem
Ef. könne nicht zugemuthet werden, sich in einen Erieg zu mischen, der ihn
nichts anginge, und es sei genug, dass man sich die Beförderung eines raison-
nablen Friedens angelegen sein lasse, überdies sei nicht mehr als billig, dass
sich ein vornehmes Glied des Reiches nach dem Haupt reguliere und, wenn
dieses stillstehe, nichts beginne, wodurch das Reich in weitere Weitläufigkeiten
eingeflochten werden könne. Er hatte nämlich erfahren, dass an demselben
Tage in consilio beschlossen worden, dem spanischen Gesandten zwei Ur-
sachen vorzustellen, warum der Eaiser sich Spaniens nicht annehmen könne,
1) weil der Friede mit Portugal*) nicht zu rechter Zeit und da es der Eaiser
gerathen, geschlossen, 2) weil Spanien das Aequivalent*) acceptiert, auch das
erste membrum bereits erwählt und da(lurch bezeugt habe, dass es zum Frieden
incliniere.
Vom Fürsten Auersperg hat er Abschied nehmen wollen, ist aber von
demselben nicht angenommen worden, in der kaiserlichen anticamera aber hat
derselbe ihn angeredet und ihn ersucht, Ef. seiner Dienstwilligkeit zu versichern,
er hat dieses Compliment aber gar kurz beantwortet und könnte es nicht scha-
den, wenn Ef. sich beim Eaiser darüber beschwerte, dass jener seine ministros
so indigne tractiere. Sein Credit beginnt ziemlich abzunehmen, da offenbar
geworden, dass er zwischen beiden Eaiserinnen Feindschaft zu stiften und dass
er den Cardinalshut durch Frankreichs Hülfe zu emportieren gesucht, ferner hat
der spanische Gesandte wahrgenommen, dass Gremonville fünf Mal an einem
Tage zu ihm gekommen ist, was derselbe gewaltig ausgenutzt hat.
1) Das Recreditiv des Eaisers fär v. Blumenthal ist Neustadt 5. April 1668
datiert.
^ Marquis Malagon.
^ S. Mem. de Pomponne H, S. 530f.
*) S. unten Abschn. 6.
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V.
Brandenburg und England.
1664-1669.
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Einleitung.
Die Hoffnung, welche Kurfürst Friedrich Wilhelm nach der Wieder-
herstellung des Stuartschen Königshauses gehegt hatte, mit England, das,
wie er meinte^), mit ihm in der engsten religiösen und politischen Interessen-
gemeinschaft stand und dessen neuen König er sich zu hesonderer Dankbarkeit
verpflichtet glaubte, in eine enge Verbindung zu treten, welche gleichsam eine
Vormauer für den Protestantismus bilden und ihm selbst eine feste Stütze gegen
seine feindlichen Nachbaren gewähren sollte, war nicht in Erfüllung gegangen.
Allerdings war zwischen ihm und König Karl II. am 30. Juli 1661 eine Defen-
sivallianz und damit verbunden ein Handels- und Schiffahrtsvertrag abgeschlos-
sen worden^), aber es stellte sich bald heraus, dass damit nicht dasjenige
erreicht war, was er erstrebt hatte. Die Schwierigkeiten, welche es bereitete,
Karl IL zur üebemahme der Garantie des Olivaer Friedens zu bewegen'),
zeigten, in einem wie engen Kreise sich die auswärtige Politik der englischen
Regierung bewegte, die Plackereien und Gewaltthätigkeiten, welche zu wieder-
holten Malen aus Preussen kommende Schiffe in England zu erleiden hatten,
Hessen erkennen, wie wenig Förderung seiner auf die Hebung von Handel und
Gewerbe in seinen Landen gerichteten Bestrebungen der Kurfürst von der eigen-
nützigen englischen Handelspolitik zu erwarten hatte, femer belehrten denselben
') S. die Instruktion fär den Fürsten Job. Moritz von Nassau und D. Wei-
mann vom 1. Februar 1661 (ürk. u. Akt. IX, S. 499 ff.).
») d. Westminster 20./[30.] Juli 1661 (Pufendorf IX, §27, S. 563 ff.), vgL
ürk. u. Akt. IX, S. 526 ff.
8) Kf. hatte schon 1661 durch Nassau und Weimann den Konig dazu auf-
fordern und dann nach deren Abreise Chr. v. Brandt sich weiter darum bemühen
lassen, aber erst, nachdem englischerseits alle möglichen Bedenken erhoben und
Schwierigkeiten gemacht waren, verstand sich Karl II. dazu. Die betreffende Ur-
kunde trägt zwar, wie auch Pufendorf IX, §28, S. 567 und v. Morner S. 257
aofubren, das Datum des 27. Januar 1663, sie ist aber erst Anfang 1665 (s. unten
V. Brandts Relation vom 3./[l3.] Februar 1665) ausgehändigt worden. Vgl. ürk. u.
Akt. IX, S. 694 f.
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V. Brandenburg und England. 1664—1669.
die sehr eingehenden Berichte, welche er von seinem Residenten am englischen
Hofe, Christoph v. Brandt über die Entwickelang der dortigen inneren
Verhältnisse erhielt'}, dass der König und seine Rathgeber es nicht verstan-
den und auch nicht einmal versuchten, eine Ausgleichung der Gegensätze her-
beizuführen und eine auf das Vertrauen der ganzen Nation gestützte Regie-
rungsgewalt zu begründen, dass vielmehr die schlechte und unredliche Verwal-
tung, die harten Massregeln gegen die Nonconformisten und die sehr bald zu
Tage tretenden katholisierenden Neigungen des Königs in weiten Kreisen eine
wachsende Unzufriedenheit hervorriefen, welche neue innere Kämpfe be-
fürchten Hess.
Zum Theil um dieser inneren Schwierigkeiten leichter Herr zu werden,
unternahm Karl II. 1665 den Krieg gegen Holland, dessen ausgedehnter und
blühender Handel den Neid und die Eifersucht der englischen Nation heraus-
forderte. Beschwerden*), welche von beiden Seiten über ihren Schiffen und
Kaufleuten zugefugte Schädigungen erhoben wurden, dann Feindseligkeiten,
welche von den beiderseitigen grossen Handelscompagnieen in den streitigen
Colonialgebieten , in Nordamerika, Guinea und Indien verübt worden, er-
regten im Laufe des Jahres 1664 in beiden Ländern eine solche Erbitterung
und veranlassten so bedeutende Rüstungen, dass schon damals, obwohl die an-
geknüpften Verhandlungen noch weiter geführt wurden, der baldige Ausbruch
eines grossen Krieges bevorzustehen schien. Zu der Republik der vereinigten
Niederlande stand der brandenburgische Kurfürst, seitdem dort nach der Besei-
tigung der statthalterlichen Würde die holländische Aristokratenpartei, an ihrer
Spitze Johann de Witt, ans Ruder gekommen war, in wenig freundlichem
Verhältnis. Zwar hatte er mit derselben zu Anfang des nordischen Krieges,
im Sommer 1655, als der Schwedenkönig in seinem ersten Siegeslauf ebenso
ihn in dem Besitz seines Herzogthums Preussen wie die Niederlande in ihren
Handelsinteressen an der Ostsee bedrohte, ein Bündnis *) auf 8 Jahre abgeschlos-
sen, allein dasselbe hatte ihm wenig Vortheil gebracht, da die holländische
Regierung im weiteren Verlaufe jenes Krieges so gut wie nichts für ihn ge-
than, vielmehr durch ihr ebenso ängstliches wie eigennütziges Verhalten seine
Erfolge gehemmt hatte, und auch sonst hatte der Kurfürst zu Klagen über die- ,
selbe Grund genug*). Trotz seiner Bemühungen zu Gunsten seines Keffen i
und Mündels, des jungen Prinzen Wilhelm von Oranien, enthielt dieselbe die- i
sem nicht nur jetzt die hohen Würden seiner Vorfahren vor, sondern suchte \
ihn auch für die Zukunft von denselben auszuschliessen, nach wie vor hielten I
holländische Besatzungen die clevischen Festungen des Kurfürsten besetzt, am I
meisten musste denselben das Verfahren der holländischen Regierung in der
») S. Auszüge daraus ürk. u. Akt. IX, S. 693 ff.
*) Vergl. Ranke, Englische Geschichte IV S. 261 ff.; Lefevro Pontalis, Jean
de Witt grand pensionnaire de Hollande 1, S. 319 ff.
3) d. s'Grayenhage 27. Juli 1665 (Aitzema 111, S. 1200 ff., Londorp HI
S. 1005ff, Dumont VI, 2. S. 106ff.), vgl. ürk. u. Akt. IV, S. 112ff
*) Vgl. Droysen III, 3. S. 64ff. i
I
I
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Einleitung. 609
Hofeyserschen Schuldsache erbittern. Obwohl die übrigen niederländischen
Provinzen, obwohl auch Frankreich und Dänemark seine Forderung, dieselbe durch
eine billige Uebereinkunft abzumachen, unterstützten, verweigerte die Provinz
Holland, welche jene Schuldforderung an sich gebracht hatte, eine solche auf
das hartnäckigste, wollte weder die von dem Kurfürsten geltend gemachten
Gegenansprüche anerkennen, noch eine Liquidation zulassen, sie schien die Sache
nur immer länger hinziehen zu wollen, bis die ursprünglich geringe, schon
jetzt auf mehrere Millionen angewachsene Schuld durch Zins und Zinseszins
eine unerschwingliche Höhe erreicht hätte, um dann bei günstiger Gelegenheit
sich als Pfandes dafür des ganzen clevischen Landes bemächtigen zu können. Unter
solchen Umständen war jenes im Sommer 1663 abgelaufene Bündnis nicht er-
neuert worden und der Kurfürst suchte nun die durch den drohenden Ausbruch
des Krieges mit England ihm gebotene günstige Gelegenheit zu seinem Vortheil
zu benutzen. Er hatte keineswegs die Absicht, selbst feindlich gegen die Nie-
derlande vorzugehen, davon hielt ihn schon die Rücksicht auf die Gefahr, in
welche er seine clevischen Lande bringen, und auf die Nachtheile, welche da-
raus der Sache des Prinzen von Oranien erwachsen würden, vor allem aber
die Ueberzeugung zurück, dass, welche Streitigkeiten er auch immer mit der
niederländischen Regierung haben mochte, dennoch in den grossen politischen
and religiösen Fragen die Interessen dieses Staates mit den seinigen zusammen-
fielen, aber er suchte einen stärkeren Druck auf diese Regierung auszuüben,
um dieselbe seinen Forderungen gegenüber gefügiger zu machen, und zur Mit-
wirkung dazu beschloss er die Freundschaft des englischen Königs in Anspruch
zu nehmen. Er schickte daher noch im Sommer 1664 seinen früheren Resi-
denten Christoph v. Brandt, welchen er zu Anfang des Jahres aus England
zurückgerufen hatte, aufs neue in ausserordentlicher Gesandtschaft dorthin unter
dem Verwände, einige Handels- und Schiffahrtsangelegenheiten zu regeln, haupt-
sächlich aber um, falls es wirklich zum Kriege zwischen England und Holland
kommen sollte, von dem Könige das Versprechen zu erlangen, nicht eher Frie-
den zu schliessen, als bis die holländische Regierung sich verpflichtet hätte,
die Hofeysersche Schuldsache seinen Vorschlägen gemäss in billiger Weise zu
erledigen.
Die Akten dieser ersten Gesandtschaft Chr. v. Brandts, dessen
Aufenthalt in England sich bis zum Juni 1665 hingezogen hat, eröffnen die in
diesem Abschnitte zur Veranschaulichung der Beziehungen des Kurfürsten zu
England während der Jahre 1664 bis 1669 zusammengestellten Documente. Sie
zeigen, dass, wenn der Kurfürst sich wirklich der Hoffnung hingegeben hat,
König Karl II. könnte durch Freundschaftsrücksichten und dessen leitender
Minister Lord Clarendon durch das Anerbieten eines bedeutenden Geldge-
schenkes dazu bestimmt werden, Holland gegenüber für seine Interessen einzu-
treten, ohne dass er selbst dafür etwas weiteres zu leisten brauchte, er sich sehr
getäuscht hat. Der König und dessen Minister haben es zwar an Versicherun-
gen ihrer Freundschaft und Dankbarkeit gegen den Kurfürsten nicht fehlen
lassen, aber daneben wurden doch wieder zwei Handelsschiffe des Kurfürsten,
welche in einen englischen Hafen eingelaufen waren, weil man den Verdacht
Mater, e. Gesch. d. O. Karfursten. XII. 39
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610 V. Brandenburg und England. lf>64 — 1669.
hegte, dass sie eigentlich holländisches Eigenthnm seien, festgenommen und
erst in Folge sehr ernster Reclamationen wieder freigegeben, auf v. Brandts
Eröffnungen aber wurde, zumal nachdem im März 1665 wirklich die Krieper-
klärung erfolgt war, erwidert, man könne sich der Sache des Kurfürsten Hol-
land gegenüber nur dann annehmen, wenn dieser seinerseits England in dem
Kriege gegen dasselbe unterstützte, und zwar in der Weise, dass er sich mit
anderen deutschen Fürsten, welche ebenfalls mit den Holländern in Streit lagen,
verbündete und mit ihnen zusammen diese angriffe. A^hnliche Anträge gingen
dem Kurfürsten auch von anderer Seite zu, nämlich von dem Bischof Chris-
tophBernhard von Münster, welcher durch die gewaltthätige und übermüthige
Behandlung, welche er von den Holländern erfahren, erbittert, ebenfalls die Ab-
sicht hegte, diese Gelegenheit zu benutzen, um gegen dieselben vorzugehen,
welcher sich aber von vorneherein mit kriegerischen Plänen trug und zur Mit-
wirkung dabei auch die anderen mit denselben verfeindeten deutschen Forsten,
namentlich den Kurfürsten von Brandenburg und den Pfalzgrafen von Neu-
bürg zu gewinnen suchte. Zu diesem Zwecke hatte der Bischof) schon im
Sommer 1664 diesen beiden Fürsten gegenüber sich erboten, die Streitigkeiten,
welche zwischen ihnen selbst über das Directorium des Westphälischen Kreises
und über die kirchlichen Verhältnisse in den jülich-clevischen Landen schwebten,
zu vermitteln und sie zu Verhandlungen darüber sowie über eine zwischen
ihnen dreien abzuschliessende Defensivallianz aufgefordert. Beide waren darauf
eingegangen und so hatten Ende 1664 und Anfang 1665 Verhandlungen zwischen
dem Bischof und den Bevollmächtigten des Kurfürsten und des Pfalzgrafen statt-
gefunden und es wurden im Februar 1665 die Verträge zu Dorsten') abge-
schlossen, in deren drittem Verabredungen wegen eines gemeinsamen Vorgehens
gegen Holland zunächst auf dem Reichstage vermittelst einer Reichskommission
und, wenn diese Bemühungen vergeblich sein sollten, mit Waffengewalt getroffen
wurden. Doch hat sich der Pfalzgraf, durch Rücksichten auf das mit Holland
verbündete Frankreich gebunden, von vorneherein von diesem Vertrage fem ge-
halten und auch der Kurfürst hat demselben die Ratification verweigert Er
wünschte zwar eine Verbindung mit jenen beiden und mit anderen Fürsten,
welche sich über Unbilden von Seiten der Holländer zu beklagen hatten, er
wünschte auch, dass von Reichs wegen Schritte gethan würden, und hat dafür auf
dem Reichstage wirken lassen, damit auf diese Weise die holländische Regie-
rung zu nachgiebigerem Verhalten bestimmt würde, aber er wollte sich nicht
in den Krieg gegen dieselbe hineinziehen lassen und am wenigsten das Unter-
nehmen des Bischofs von Münster unterstützen, welchem, wie er argwöhnte*),
noch weitere, den protestantischen Interessen feindliche Absichten zu Grunde
lagen. Er hat so die Verbindung mit dem Bischof wieder gelöst und, als dieser
darauf allein vorging, zunächst insgeheim im Juni 1665 mit England ein Bünd-
nis schloss und mit englischem Gelde ein Heer warb, dann im September den
») S. Urk. u. Akt. XI, S. 492ff.
0 a. a. 0. S. 535 ff.
3) S. Urk. u. Akt. XIV, 1. S. 220f., vgl. auch oben S. 567f.
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Einleitung. ßH
Niederlanden den Krieg erklärte und in die ostlichen Provinzen derselben ein-
brach, diese aber, bei dem schlechten Zustande ihrer Landmacht dadurch schwer
bedroht, sich dem Kurfürsten wieder näherten und ihm die Erneuerung der frü-
heren Allianz anboten, da ist er ^) darauf eingegangen. Er hat bei den darüber
geführten Verhandlungen zunächst versucht, sie zur Erfüllung wenigstens eines
Theiles seiner alten Forderungen zu bewegen, schliesslich aber, um trotz des
UebeiwoUens de Witts das Bündnis zu Stande zu bringen, darauf verzichtet
und sich begnügt, in dem am 16. Februar 1666 abgeschlossenen Vertrage, durch
welchen jene frühere Allianz auf 12 Jahre erneuert wurde, sich seine Rechte
auf die clevischen Festungen und weitere Verhandlungen über die Räumung
derselben vorzubehalten, während er in dem gleichzeitig abgeschlossenen, spe-
ciell gegen den Bischof von Münster gerichteten Bündnisvertrage sich gegen
Zahlung von Subsidien verpflichtete, denselben, falls er sich nicht bis zu einer
bestimmten Frist zum Frieden bequemen sollte, anzugreifen. Am englischen
Hofe war man natürlich über dieses Verhalten des Kurfürsten sehr unzufrieden
und man hat einen Versuch gemacht, denselben von der Verbindung mit Holland
abzuhalten und vielmehr zum Eingehen eines neuen Bündnisses gegen dasselbe
zu bestimmen. Zu diesem Zwecke erfolgte die Gesandtschaft des Sir Walter
Vane'), der sich vomDecember 1665 bis gegen Ende Februar 1666 an dem Hof-
lager des Kurfürsten in Gleve aufhielt und sich bemühte, dessen Besorgnisse wegen
der auf die Unterdrückung des Protestantismus gerichteten Absichten des Bischofs
von Münster zu beschwichtigen und ihn durch das Angebot von Subsidien zum
Eingehen einer Allianz gegen Holland oder schliesslich wenigstens zur Neutralität zu
bewegen. Der Kurfürst hat eine Zeit lang geschwankt, wenigstens sich, um von
Holland vortheilhaftere Bedingungen zu erlangen, den Anschein davon gegeben
und die Unterhandlungen hingezogen, schliesslich aber das englische Anerbieten
abgelehnt und das Bündnis mit Holland geschlossen. Dann aber hat er ver-
sucht, womöglich ohne Waffengewalt den Bischof zum Frieden zu bewegen, und
seinen Bemühungen hauptsächlich ist es zu verdanken gewesen, dass sich dieser
entschloss, das Bündnis mit England aufzugeben und den Frieden von Gleve
(18. April 1666) einzugehen. Doch hatte der Kurfürst dabei keineswegs die
Absicht, nun mit England vollständig zu brechen oder auch nur das freund-
schaftliche Verhältnis mit demselben aufzugeben, vielmehr hat er sich bemüht,
dasselbe aufrecht zu erhalten, um auch für die Beendigung des englisch-
holländischen Krieges, welche ihm sowohl im allgemeinen protestantischen In-
teresse als auch namentlich angesichts der immer mehr zu Tage tretenden ehr-
geizigen Absichten Ludwigs XIV. dringend wünschenswerth schien, wirken zu
können. Daher wurde Vane mit einer sehr freundlichen Antwort entlassen
und mit ihm zusammen der Secretär Lucas von Aken nach England ge-
schickt, welcher bei dem Reichskanzler Clarendon das Verfahren des Kur-
fürsten rechtfertigen und dessen Vermittlung zur Stiftung des Friedens mit
Holland anbieten sollte. Obwohl dieser recht ungnädig beschieden wurde, (die
>) S. ürk. u. Akt. III, S. 153 ff., XL S. 625 ff.
•-') S. Urk. u. Akt. XI, S. 675 ff., vgl. XIV, 1. S. 236 ff.
39''
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612 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
auf seine beiden Sendungen bezüglichen Akten sind im Folgenden an zweiter
Stelle mitgetheilt) sandte ihn doch der Kurfürst, der inzwischen den Frieden
mit Münster zu Stande gebracht und darauf bei einem kurzen Besuche in Hol-
land gute Hoffnungen sowohl inbetreff der Sache des Prinzen von Oranien als
auch der Geneigtheit der Holländer zum Frieden geschöpft hatte, Ende Juni
1666 noch einmal nach England, um dem Reichskanzler Mittheilung davon und
von seiner Absicht zu machen, aufs neue v. Brandt dorthin zu schicken,
um seine Friedensvermittlung anzubieten, und zugleich nochmals sein Ver-
halten in dem Mnnsterschen Kriege zu rechtfertigen. Da die Antw^ort Lord
Ciarendons nicht gerade ablehnend lautete, so erhielt wirklich im August 1666
V. Brandt den Auftrag, wieder nach England zu gehen, um dort zum Frieden
zu mahnen, wenn auch nicht gleich die förmliche Vermittlung des Kurfürsten
so doch dessen gute Dienste zur Anbahnung von Friedensverhandlungen anzu-
bieten und nach Möglichkeit dahin zu wirken, dass solche wirklich voi^enommen
würden.
Die Akten dieser zweiten Gesandtschaft v. Brandts, welcher sich
vom September 1666 bis zum Juni des folgenden Jahres in England und dann
noch bis zum August in Holland aufgehalten hat, sind im Folgenden an dritter
Stelle mitgetheilt worden. Derselbe fand zu Anfang für seine Friedensbe-
mühungen einen wenig günstigen Boden, da trotz der, zumal nach dem Brande
Londons, dessen Zeuge er gleich bei seiner Ankunft in England war, hervor-
tretenden Erschöpfung Englands der englische Stolz doch nur unter für Holland
demüthigenden Bedingungen sich za Verhandlungen bequemen wollte, in Hol-
land aber man um so weniger zu solchen bereit war, als dort inzwischen nach
der Entdeckung des Complottes Buats die Partei de Witts um so fester ihr
Regiment begründet hatte und nun die äussersten Anstrengungen machte, um
einen ehrenvollen und vortheil haften Ausgang des Krieges herbeizuführen.
Englischerseits hoffte man anfangs noch immer darauf, Schweden zum Bun-
desgenossen zu gewinnen, und man gab sich nun Mühe, den Kurfürsten zu einer
engeren Allianz mit dieser Macht zu bewegen, um auf diese Weise auch ihn
in ein feindliches Verhältnis zu Holland zu bringen, und da der Kurfürst sich
darauf nicht einliess, sondern sich darauf beschränkte nachzuweisen, dass
er zu Schweden in freundlichen Beziehungen stehe, so blieb sein Ver-
hältnis zu dem englischen Hofe ein sehr kühles. Allmählich jedoch gestal-
teten sich die Verhältnisse günstiger, jene Hoffnungen auf Schweden erwiesen
sich als eitel, die englische Regierung zeigte sich nachgiebiger und ging auf
die von Holland gemachten Friedensanträge ein. Nachdem man sich Ende
März 1667 darüber geeinigt hatte, in Breda die weiteren Verhandlungen zu
führen, und v. Brandt nun aufs neue die Vermittlung des Kurfürsten angeboten
hatte, erklärte man englischerseits, eine förmliche Vermittlerrolle demselben nicht
zugestehen zu können, aber man sprach doch den Wunsch aus, dass derselbe
den Friedenscongress beschicken und seine guten Dienste zur Herbeiführung
des Friedens anwenden möchte. Der Kurfürst hat sich anfänglich trotz des
Zuredens v. Brandts nicht darauf einlassen wollen, nachher aber doch sich dazu
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Einleitung. 613
verstanden 0 und zuerst Blaspeil allein, dann aber anch v. Brandt den Be-
fehl ertheilt, sich mit jenem zusammen nach Breda zu begeben, um an den
Unterhandlungen Theil zu nehmen und dabei zugleich dahin zu wirken, dass
er selbst mit in den Frieden eingeschlossen werde. Brandt ist daher Ende
Juni 1667 nach Holland hinübergegangen, doch konnten die Mittel zur Ausrüs-
tung einer solchen feierlichen Gesandtschaft nicht so schnell beschafft werden,
er reiste daher zunächst privatim nach Breda und erfuhr dort bald, dass der
Abschluss des Friedens unmittelbar bevorstehe. Jene feierliche Gesandtschaft
unterblieb daher ganz und v. Brandt sowie die Gesandten des Kurfürsten im
Haag beschränkten sich darauf, die Einschliessung des Kurfürsten in den am
31. Juli abgeschlossenen Frieden zu Wege zu bringen, welche auch wirklich
nachträglich von Seiten der verschiedenen an diesem Friedensschluss betheiligten
Mächte erfolgt ist.
Inzwischen war der Angriff Ludwigs XIV. auf die spanischen Niederlande
erfolgt und der Mittelpunkt der politischen Interessen ganz Europas geworden.
Der Kurfürst hat erst zu Ende des Jahres, nachdem er, durch üble Erfahrungen
gewarnt, seinen anfanglichen Gedanken, in die Aktion gegen Frankreich einzu-
treten, aufgegeben und sich zum Eingehen auf die von Ludwig XIV. von ihm
geforderte Neutralität verstanden hatte, den Entschluss gefasst, aufs neue
eine Anknüpfung mit England zu versuchen, und so v. Brandt nochmals
dorthin hinübergehen lassen. Die im Folgenden an vierter Stelle mitgetheilten
Akten dieser dritten Gesandtschaft desselben (Januar bis September 1668)
stehen in engstem Zusammenhange mit den in dem folgenden Abschnitte publi-
cierten anderweitigen Aktenstücken aus dieser Zeit und werden dort ihre wei-
tere Erläuterung finden, ebenso das hier zuletzt mitgetheilte Protokoll über
die Verhandlungen mit dem im Juni 1669 in Königsberg erschienenen englischen
Gesandten Silvius, welcher, nachdem die Bemühungen der englischen Regie-
rung bei den Verhandlungen mit v. Brandt, den Kurfürsten zum Beitritt zur
Tripelallianz zu bewegen, vergeblich gewesen waren, einen neuen ebenso erfolg-
losen Versuch gemacht hat, denselben dazu zu bestimmen.
Die Relationen v. Brandts enthalten ausser den Nachrichten über die von
ihm geführten Verhandlungen sowie über die kriegerischen und diplomatischen
Ereignisse auch fortgesetzt sehr eingehende Mittheilungen über die Vorgänge
am englischen Hofe und über die inneren Zustände in England. Bei der Be-
schränktheit des Raumes hat nur sehr weniges davon hier aufgenommen werden
können, der Herausgeber hofft aber anderweitig Gelegenheit zu finden, diese
sehr interessanten und lehrreichen Schilderungen desselben wenigstens theil-
weise zu publicieren.
0 Die von Droysen III, 3. S. 130 (586) angeführte Relation Blaspeils vom
-Ir 1667, wonach de Witt den Wunsch geäussert habe, Kf. mochte Gesandte
30. April
nach Breda schicken, um dort im Interesse Hollands zu wirken, hat der Herausgeber
in den Akten nicht finden können.
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V. Brandenburg und England.
1664—1669.
a. Erste Sendung Christoph v. Brandts.
Juli 1664 — Juni 1665.
Instruction*), wornach sich unser — Geheimer Rath Ch. von
Brand bei der ihm nacher Engelland aufgetragenen Reise zu
achten. D. Cöln an der Spree 8./[18.] Juli 1664.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Handelsangelegenbeiten. v. Br. soll sich bemühen, dass Kf. mit englischer Hälfe ans
der Hofeyserscben Schuldsache komme. Aufträge an den Präsidenten der Gen. Staaten
und die Prinzessin von Uranien.]
18. Juli. Er soll sich förderlichst nach England begeben and, wenn er beim Könige
Audienz erlangt, zufolge seiner früheren Negotiation') um Ausfertigung und
Extradition der königlichen Guarantie über die Olivischen Friedenstractaten, und
zwar so, dass dieselbe dem Tractat ganz conform sei, anhalten.
Betreffend die noch nicht beigelegte Sache der gestrandeten Waaren hat
er darauf zu bestehen, dass dieselbe an Ef. verwiesen werde, und auf die
Inconvenientien hinzuweisen, welche entstehen würden, wenn dieselbe dort und
zwar per modum repressaliorum abgethan würde, Kf. würde dann bei ähnlicher
Gelegenheit eodem modo in Königsberg gegen englische Schiffe procedieren
müssen.
Da Kf. nicht erlangen kann, dass seine neu erbauten Schiffe in England
Fracht einnehmen dürfen, so soll er sich bemühen, dass denselben wenigstens
1) Vgl. Pufendorf X, § 2 (S. 641).
^) Christoph v. Brandt hatte schon von Anfang 1661 an bis zum Januar
1664 sich in England als Resident des Kf. aufgehalten, s. Pufendorf IX, § 28 S. 565f.,
ürk. u. Akt. IX, ö. 693 ff.
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Instruction v. Brandts. 615
ebenso wie den Danzigern verstattet werde, in den Häfen des Königl. Preussen
Waaren einzuladen und solche in die englischen Häfen einzubringen.
Ef. wünscht aus der Staatischen Schuldsache ^), nachdem seine bis-
herigen Versuche, die Provinz Holland auf raisonnablere Gedanken zu bringen,
gescheitert sind, durch den König von England zu kommen. Br. hat seine
Negotiation in diesem Punkte nach den Gonjuncturen einzurichten. Sollte er
merken, dass es zu keinem beständigen Kriege zwischen England und Holland
kommen wird, so muss er sich darin so moderieren, dass letzteres nicht auf
den Gedanken komme, als wolle Kf. sich auf die andere Seite hangen. Sollte
es aber zur öffentlichen Fehde kommen, so soll er sich bemuhen, dass dem Kf.
versprochen werde, nicht eher mit dem Staat Frieden zu machen, bis derselbe
ihm in dieser Sache gerecht geworden, Kf. suche nichts Unbilliges, wolle sich
auch dem Sentiment des Königs unterwerfen. Im Fall sonst hierin nichts
auszurichten, darf er dem Reichskanzler') eine gute Discretion und Recom-
pens versprechen. Kf. hofft nicht, dass man Gegenprätentionen machen, sondern
sich erinnern wird, wie beständig er sich des Königs Interesse angenommen,
auf aUen Fall kann er vernehmen, was prätendiert wird, und darüber berich-
ten. Nöthige Information in dieser Sache soll er sich von Blaspeil ertheilen
lassen.
Auf der Durchreise, soll er sich bei dem Präsidenten der Generalstaaten
angeben und demselben anzeigen, Kf. wünsche, dass die Misshelligkeiten
zwischen England und Holland gütlich beigelegt wurden, und lasse anfragen,
ob es dem Staat annehmlich, dass Kf. in England deswegen gute officia inter-
poniere, derselbe hoffe, man werde ihm in der Schuldsache keine fernere Be-
schwerde zufügen, sondern, wenn man gegen die so hell vorgestellte Liquida-
tion noch etwas einzuwenden vermeine, die Sache zum arbitrio unparteiischer
Potentaten ausstellen, Kf. wolle nicht länger in dieser Unrichtigkeit stecken.
Was in der orani sehen Sache etwa in England zu thun sein sollte, hat
er von der verwittweten Prinzessin von Uranien zu vernehmen, zugleich der-
selben anzuzeigen, dass, wenn die oranischen Räthe fortfahren sollten, dem Kf.
Land und Leute abhändig zu machen, derselbe nicht weiter sich des Prinzen
werde annehmen können.
Den Duc de York hat er im Namen des Kf. zu complimentieren, ebenso
Pfalzgraf Ruprecht, an den ihm ein Schreiben mitgegeben wird.
Da Kf. nicht wünscht, ihn länger dort zu lassen, bis die ihm committierten
Sachen zu Ende gebracht sind, so soll er sich dort nach einem Subjectum
umsehen, dem Kf. dieselben anvertrauen könnte und der auch bei Hofe «inige
adresse und Zutritt hätte.
') Vgl. über diese Hof eyser sehe Schuldsache ürk. u. Akt. IV, S. 9 ff., Droy-
sen lU, 3 S. 65ff.
^ Lord Clarendon, s. über dessen damalige Stellung Ranke, Englische Ge-
schichte IV, S. 251 ff.
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616 V. Brandenburg und England. 1664 — 1669.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Haag 13. August
St. vet. 1664.
[Aufträge und Mittheilungen der Prinzessin von Oranien. Gespräch mit de Witt.]
23. Aug. Die Prinzessin von Oranien hat ihm befohlen, Mr. de Zuylichem'),
welcher sich jetzt wegen des Oranischen Gouvernements in Frankreich und der
Schuldforderang des Prinzen bei dem Könige von England aufliält, in beiden
Stucken Beistand zu leisten und nach dessen Abzüge von dort die Sachen, die
sie ihm auftragen würde, zu betreiben. Sie erklärte, weder sie, noch die ora-
nischen Räthe könnten schlechtes Vertrauen zu Kf. tragen, so dass dieser keine
Ursache gehabt hätte, ein so scharfes Schreiben hieher abgehen zu lassen, sie
hätten nie beabsichtigt, durch verborgene Wege die Geldrische Compromisssache
zu treiben.
Mit dem gegenwärtigen Präsidenten der Gen. Staaten, dem Bürgermeister
von Groningen, hat er auf den Rath der Prinzessin nicht geredet, wohl aber
mit dem Pensionario Witt. Derselbe erklärte*), man wüsste zwar noch von
keinem Kriege zu sagen, wenn aber England fortfahren würde, diesem Staat
über der Linie Öffentlichen Abbruch zu thun, so könnten die Sachen leicht zu
einer Fehde ausschlagen und man würde auf solchen Fall des Kf. gute officia
nicht bei Seite setzen, Goch^) sollte beauftragt werden, mit ihm in England in
guter Correspondenz zu leben. Wegen der Schuldsache liess er sich zwar weit-
läufig aus, blieb aber ganz bei seinen vorigen und der Provinz Holland Senti-
menten.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 2./[12.] Sep-
tember 1664*).
[Audienz beim Könige. Kriegerische Aussichten.]
12. Sept. Er hat noch nicht für rathsam gehalten, mit seiner eigentlichen Negotiation
einen Anfang zu machen, sondern hat *) in der Audienz, die er vor drei Tagen
heim Könige gehabt, nur nach den nöthigen Complimenten zu verstehen ge-
geben, Kf. würde hetrübt darüber sein, wenn es zwischen England und Holland
zum Kriege käme, sollte ein solcher erfolgen, so wünschte er dem Könige guten
Success und hoffte, wenn sich dabei einige gute Gelegenheit ereignen sollte,
sein Interesse mit zu befördern und zu verhindern, dass ihm Unrecht zugefugt
') S. ürk. u. Akt. IX, S. 464.
^ Vgl. Pufendorf X, § 3 S. 642.
^) Michael van Goch, holländischer Gesandter in England.
*) V.Brandt war am c f b^ ^^ London angekommen, liess sich aber in
den ersten Tagen wegen Mangels an guten Kleidern (er hatte Schiffbruch gelitten
und dabei sein Gepäck eingebüsst) noch nicht öffentlich sehen.
') Vgl. Pufendorf X, § 3 S. 642.
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Erste Audienzen. 617
würde, so würde der König dieselbe nicht aus Uandcn lassen, mit der Bitte
ihm zu gestatten, dem Könige an die Hand zu geben, wenn solche Conjunctur
eintreten sollte, welches derselbe ihm auch unter Versicherung beständigster
AfFection zu Kf. freistellte.
Er hat darauf Visiten gemacht und sich auf Kundschaft gelegt und ver-
steht überall, dass so wenig an dem Krieg in Guinea zwischen England und
Holland zu zweifeln, als zu glauben stehe, dass die Gen. Staaten zusehen kön-
nen, dass ihre Westindische Compagnie ganz zu Grunde gerichtet werde. Es ist
sicher, dass Cap Verde*) und andere Porten eingenommen sind und dass man
sie nicht wiedergeben will, ob nun die Holländer das so verdauen werden, da-
von dependiert der Krieg oder Frieden. Ein Zeichen des Krieges ist auch, dass
Pfalzgraf Ruprecht gestern zum General und Admiral in Guinea ernannt
worden ist und dass er, wie man sagt, bald mit einer considerablen Force dort-
hin gehen wird.
Fast überall, wo er hinkommt, fragt man, was Kurfürst mit Holland für
Missverständnis habe, woraus er nichts gutes schliessen kann und daher veran-
lasst wird, desto behutsamer zu gehen.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 29. Sep-
tember/[9. October] 1664.
[Mittheilung seines eigentlichen Auftrages an den König und den Herzog von York.
Bitte um weitere Verbaltun gsbefeble.]
Nachdem er aus der aus dem Haag eingetroffenen Nachricht, dass die Gen. 9- Oet.
Staaten beschlossen haben, ihre nach Guinea bestimmte Flotte durch den Canal
convoyieren zu lassen, und anderen Umständen schliessen müssen, dass die Intri-
guen und Kriegsverfassungen von beiden Seiten zu nichts friedlichem ausschla-
g en werden, hat er sich entschlossen, die bewusste Sache nicht länger anstehen
zu lassen, und hat^) am 21. beim Könige und am 22. bei dem Herzoge von
York Audienz gehabt. Dem Könige erklärte er, dass Kf. die zwischen
England und Holland entstandenen Misshelligkeiten namentlich deshalb mit
Betrübnis vernommen, weil keine bequemere Conjunctur für Frankreich und
Schweden sich ereignen könnnte, ihre Absichten auf Flandern und auf die
Herrschaft der Ostsee auszuführen. Kf. wünschte gern zur Weghebung dieses
ünvernehmens arbeiten zu helfen und bäte den König, bei der Beobachtung
seines Interesses wider Holland auch ein Auge auf die Conservation der spani-
schen Niederlande und der Freiheit der Ostsee zu schlagen. Als der König
ihm darauf den Ursprung und Fortgang der Misshelligkeiten mit Holland aus-
einandergesetzt, sich bei Kf. für sein gutes Erbieten bedankt und gebeten, der-
selbe möchte im Haag durch seine ministros die Inconvenientien des Krieges
») S. Lefevre Pontalis I, S. 326.
«) Vgl. Pufendorf a. a. 0.; Droysen III, 3. S. 71.
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618 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
•
remonstrieren lassen, aber den sinistris interpretationibns , womit man hollandi-
scherseits ihn za beschweren trachte, keinen Glauben schenken, er hoffte, Kf.
wurde, wenn es zum Kriege käme, ihm besser als dem Gegentheil zngetban
verbleiben, hat er erwidert, Kf. müsse beklagen, dass die Sachen zwischen ihm
und Holland nicht so standen, dass der König von ihm viel Wirklichkeiten za
erwarten hätte, und müsse ihn bitten, ihm gegen das Unrecht und die Gewalt,
welche ihm von dort her zugefügt würden, beizustehen und ihn so in den Stand
zu setzen, dass er künftig England wider die Gen. Staaten Assistenz leisten
könnte, und er hat ihm darauf die Schuldsache und das dem Kf. durch Besetzung
der clevischen Plätze zugefügte Unrecht auseinandergesetzt, Kf. müsse befürchten,
man warte in Holland nur darauf, bis die vermeinte Schuld so hoch gestiegen,
dass die Zinsen davon den jährlichen ordinär Geföllen des Herzogthums Cleve
gleich kämen, um dann gänzliche Possession dieses Herzogthums zu ergreifen.
Kf. ersuche daher den König, falls es zwischen ihm und Holland zum Kriege
ausschlagen sollte, nicht eher mit den Gen. Staaten Frieden zu machen, als
bis sie dem Kf. Emmerich, Wesel, Rees, Orsoy, Gennep, Bürich und
Schenckenschanz wirklich evacuiert und die Provinz Holland ihm eine
solenne Declaration, dass sie wegen der 100,000 Rthlr. nichts mehr zu präten-
dieren habe, ausgestellt hätte. Als weitere Motive hat er angeführt, da Nieder-
land an und für sich nicht reich wäre, sondern nur Butter und Käse hervor-
brächte und ohne die Commercien zur See nicht bestehen könnte, so hätte Eng-
land wie auch alle anderen Nachbaren der Holländer dahin zu sehen, dass jene
nicht mehr der angelegenen Provinzen an sich brächten, und dadurch zu mäch-
tig würden, femer, der König hätte sich zu versichern, dass Kf., wenn er des
Streits enthoben wäre und die genannten Plätze wieder unter dem Fusse hielte,
so bereit und geneigt als mächtig genug sein würde, mit England eine offensive
und defensive Allianz zu machen. Der König erwiderte darauf, er wollte sein
äusserstes anwenden, Kf. aus diesem embarras zu helfen, es dependierte aber
vornehmlich von dem Glück der Waffen und von den französischen Intri-
guen, er könnte auch nicht absehen, ob ein europäisches Interesse mit auf die
Bahn kommen möchte, und wenn solches nicht geschehe, würde es desto
schwerer fallen, das Clevische mit einzuschliessen. Er wollte aber sehen, wie
die Sachen sich anliessen, und Kf. nicht vergessen, Br. möchte inzwischen ein
Memorial aufsetzen und ihm überreichen. Er hat erwidert, er hätte keinen
Auftrag, etwas Schriftliches in dieser Sache zu übergeben, wenn dieselbe da-
durch auskäme, so wäre es gewiss um Cleve gethan, und hat den König ge-
beten, nur mit dem Herzoge von York, dem Prinzen Rupert und dem
Reichskanzler darüber zu rathschlagen, was derselbe auch versprach.
Der Herzog von York, dem er Tags darauf ähnliche Eröffnungen machte,
versprach wegen der clevischen Sache grosse Assistenz und penetrierte in die-
selbe weiter als der König.
Br. bittet um Instruktion auf 4 Punkte:
1) ob er wohl gethan, auch wegen Evacution der Plätze anzuhalten, und
ob er darin continuieren soll,
2) ob er es wagen soll, ein Memorial in dieser Sache zu übergeben,
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Eröffnung der Anliegen des Kf. 619
B) was er dem Reichskanzler und Milord Cornbury'), im Fall die
Sache sonst nicht gehen will, offerieren soll,
4) wie er verhüten soll, dass man sich nicht etwa hier dieser Sache be-
diene, um ihre conditiones besser zu machen, und ihn hernach stecken lasse.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 26. October/[5. No-
vember] 1664.
[auf die Relation vom -q— 77-7— ■• Verbaltungsbefehle.]
Er ist damit zufrieden, dass Br. seine Negotiation begonnen hat, und mit 5. Nov.
der Art und Weise, wie dieses geschehen. Br. darf in dieser Sache ein Memo-
rial eingeben, doch darf in demselben von Restitution der Städte keine Meldung
geschehen und ist auch der Punkt der Schnldforderung so einzurichten, dass,
wenn es nicht zur Ruptur kommen oder der Krieg bald niedergelegt werden
sollte, die Staaten nicht Ursache bekommen, ihm vorzuwerfen, als hätte er aus
dieser ihrer Ungelegenheit lucrieren wollen. Kf. ersuche den König um das
Versprechen, diese Sache künftig bei der Friedenshandlung mit unter die Accords-
punkte zu stellen und wie seine eigene Sache mit abhandeln zu lassen, im
Nothfall ist Kf. auch zufrieden, dass der König erkläre, dass bei der Friedens-
handlung die Staaten sich erklären sollen, die Liquidation vor sich gehen zu
lassen und über die Differentien arbitros zu leiden. Sollte der König aber das
Werk nicht so embrassieren wollen, so bäte Kf. ihn dieses offenherzig wissen
zu lassen.
Er soll versichern, dass Kf. zwar dem Könige mit wirklicher Hülfe nicht
beispringen könnte, dass er aber überall dessen Sache zu justificieren und dessen i
Interesse zu befördern sich bemühen, seine Gesandten im Haag dienliche Remon-
strationen thun lassen, endlich, wenn dem Könige damit gedient sein sollte, es
befördern wollte, dass bei den künftigen Friedenstractaten auch das Reich und
in particulari einige Chur- und Fürsten ihr Interesse auf die Bahn brächten.
Wegen des Recompenses für den Reichskanzler oder dessen Sohn erwartet er
nähere Vorschläge.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 28./ 18. No-
vember 1664.
[Absiebten und Stimmung in England gegen Holland. Sein vorsichtiges Verhalten.
Belohnung für Cornbury.]
Dass man es wegen der Restitution der clevischen Plätze bei der blossen 28. Nov.
mündlichen Erwähnung bewenden lasse, scheint um so rathsamer zu sein, weil
mehr und mehr offenbar wird, dass Guinea die Braut ist, worum man tanzt,
0 Der Sohn des R.Kanzlers Clarendon.
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620 V. Brandenburg und England. 1664 — 1669.
und dass die Engländer hoffen, dass, wenn nur die Holländer zwei oder drei
Bataillen verloren, sie sich der Guineischen Küste und des dortigen Handels
begeben werden. Doch besteht eine grosse Verbitterung zwischen beiden Par-
teien und eine offenbare Animosität und Hass gegen das jetzige Gouvernemeiit
in Holland, insonderheit wider den Pensionarium de Witt; sollte deswegen aus
diesem Krieg ein Hauptstreich werden und derselbe so glücklich für England
ablaufen, dass das Gegentheil zu Kreuze kriechen müsste, kann Kf. sich noch
zeitig genug resolvieren, ob er die Restitution nebst Abthuung der Forderung
urgieren will, er will deswegen vor seinem Abzüge mit Cornbury solche Ab-
rede nehmen, damit Kf. verstandigt werde, wann es Zeit sei von dieser und
der andern Sache zu sprechen. Er hat sich bisher sehr vorsichtig gehalten und
sich in nichts herausgelassen, woraus man schliessen könnte, was seines Thuns
hier sei, obwohl die auswärtigen Ministri, namentlich der holländische und dessen
Emissarius Vicquefort sich sehr bemüht, es zu erfahren, er hat allezeit ge-
sagt, Kf. habe ihn nur hieher zurückgeschickt, um einige Sachen, die in seiner
Abwesenheit expediert worden, abzufordern und gänzlichen Abschied von diesem
Hofe zu nehmen, er hat daher auch dem Könige mitgetheilt, dass Kf. ihn wegen
der Sache mit Holland mit einer so schleunigen als gewierigen Antwort zurück-
erwarte und an seiner Stelle nur einen Agenten hier lassen wolle. Er bittet
daher ' um seine baldige Abberufung und um Zusendung der Bestallung für
Amadis v. Wulffen*).
Cornbury^) wird eine bestimmte Summe semel pro semper angenehmer
sein als jährliche Einkünfte eines Amtes, es muss ihm aber nur die Hälfte oder
ein Drittel der früher genannten Summe schriftlich versprochen werden, weil
die Staatische Schuldsache ohne die Restitution der Städte soviel nicht importiert.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 30. December
1664/[9. Januar 1665].
[Audienzen beim Könige und dem Reichskanzler. Gespräch mit Morice, englischer
Vorschlag wegen Bildung einer Liga in Deutschland gegen Holland. Bitte um Ab-
berufung.]
O.Jan. In der Audienz, welche er am 7. bei dem Kon ige hatte'), erklärte dieser,
es würde ohne einen harten Krieg mit Holland nicht abgehen, er hoffe, das
Werk würde femer so von statten gehen, dass er dem Kf. in dessen Anliegen
gegen Holland dienen könnte, er zweifelte nicht, Kf. würde auch seinerseits zu
0 Kf. hatte denselben zu seinem Agenten in England bestimmt, und derselbe
hat dort wirklich in den nächsten Jahren dieses Amt versehen.
^) V. Br. hatte - ' - vorgeschlagen, Cornbury entweder eine gewisse
Summe, etwa 10000 Pfund Sterling (= 45000 Rthlr.), oder eine ansehnliche und nutz-
bare Charge im Uerzogthum Cleve auf Lebenszeit anzubieten.
3) Vgl. Pufendorf X, § 5 8.644.
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Anträge König Earis. 621
Beförderung des gemeinen Interesses mit Hand anlegen. Als 6r. darauf die
Wunsche des Kf. und dessen Erbieten, nach Möglichkeit, wenn auch nicht durch
wirkliche Assistenz, das englische Interesse zu befördern, mitgetheilt hatte,
befahl ihm der König, den Kf. zu versichern, dass er danach trachten wurde,
die Waffen gegen Holland so zu führen, dass er bei darauf erfolgender Friedens-
handlung dem Kf. aus dieser Unrichtigkeit helfen möchte, weil aber alles vom
glücklichen Success des Krieges dependierte und ohne äussersten Zwang von
den Gen. Staaten nichts zu erhalten sein würde, so bemühte er sich an den
meisten Höfen, ihnen desto mehr zu schaffen zu machen, er hoffte, Kf. würde auch
mit Rath und That dazu helfen, derselbe könnte sich ohne Gefahr mit den
Kurfürsten und Fürsten sonderlich im Westfälischen Kreise, die mit Holland
streitig, verbinden und dieses conjunctis consiliis et viribus angreifen, er wollte
diese Liga gern befördern helfen, hätte Down in g*) schon deswegen Ordre ge-
geben und verspräche, ohne ihre Inclusion weder zu tractieren noch zu
schliessen.
Br. erwiderte darauf, es würde schwer sein, soviel Kopfe unter einen Hut
zu bringen, zumal da der Westfälische Kreis in sich selbst uneins, ausser-
dem könnte Kf. ohne augenscheinliche Gefahr sich keines Krieges unterwinden,
die Staatischen Garnisonen in Cleve wären ihm im Wege, er hätte keinen Fuss
auf dem Rhein, seine anderen Lande wären zu weit abgelegen, K.Cöln, Neu-
burg und Münster grenzten nicht so nahe wie er an Holland, könnten daher
den Kopf allezeit aus der Schlinge ziehen und ihn das Bad allein aus-
baden lassen, dazu fingen auch die Schweden wieder an sich zu movieren;
wenn dem Könige aber damit gedient wäre, dass bei dieser Gelegenheit und
künftigen Fried enstractaten das Reich und in particulari einige Kurfürsten und
Fürsten ihr Interesse auf die Bahn brächten, so wollte Kf. solches befördern.
Dieses war dem Könige sehr angenehm und er bat, Kf. möchte sich besonders
bei dem Kaiser und dem Westfälischen Kreise dahin bemühen, erbot sich
auch, zwischen Kf. und Pfalz-Neuburg ein gutes Vernehmen zu stiften, er-
kundigte sich auch, ob die Fortification von Calcar schon zu Ende gebracht
wäre. Als Br. sich darauf entfernen wollte, rief er ihn zurück und befahl ihm,
dem Kf. für gewiss zu versichern, dass er entschlossen wäre, die Waffen mit
Gottes Hülfe so lange zu führen, bis er dem Prinzen von Oranien wieder
aufgeholfen hätte, puis qu'il estoit engage par honneur de prendre en ce poinct
entierement le contrepied de Cromwel, er hätte dieses dem staatischen Am-
bassadeur rundaus zu erkennen gegeben, fragte, wie man am besten den Pen-
sionarius de Witt und seinesgleichen beim Volk in Holland verdächtig machen
könnte, worauf Br. rieth, den Krieg länger zu continuieren und, wenn es eine
Zeit gewährt und die Holländer einige Bataillen und einen guten Theil ihrer
Commercien verloren hätten, kund zu machen, dass de Witt und seine
Adhärenten aus Hass wider den Prinzen zum Krieg incliniert hätten und an
allem Unheil schuldig wären, welchen Vorschlag der König anscheinend
approbierte.
>) Englischer Gesandter in Holland. Vgl. ürk. u. Akt. XI, S. 515.
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622 V. Brandenburg und England. 1664 — 1669.
Da der König von ihm kein Memorial begehrte und er so die Hoffnung
schöpfte, sich vollends mundlich expedieren zu können, so ist er schon am fol-
genden Morgen zu Cornbury gegangen, hat demselben die Ursachen entdeckt,
warum er die ausführliche Unterredung mit dem Reichskanzler jetzt zu hal-
ten wünsche, und ihm die bewusste Obligation überreicht, die derselbe aber
zurückwies , mit der Entschuldigung , Kf. hätte dem Könige soviel gutes gethan,
dass er sich zu gering schätzen müsste, auf solche Art von demselben etwas
zu hoffen, er wollte sich in des Kf. Sachen, namentlich in Brandts Abwesenheit,
sorgfältig und fleissig zeigen und, wenn dieselben nach Wunsch ausschlügen,
dankbar annehmen, was Kf. ihm dann schenken würde. Er beharrte auch, ol>-
gleich Br. ihm die Obligation zum öfteren wieder antrug, bei seiner Weigerung,
doch will Br. ihm dieselbe noch einmal anbieten und, falls er sich nochmals
weigern sollte, dem Reichskanzler davon Mittheilung machen.
Cornbury führte ihn darauf zu dem Reichskanzler, der ihm auch so-
gleich Audienz ertheilte und, nachdem er die Staatische Schuldsache und Eva-
cuation der clevischen Städte recommendiert hatte, erklärte, er wüsste wohl,
was sein König und er dem Kf. schuldig wären, und versicherte, wenn der
Krieg nach Wunsch abliefe, so sollte Kf. vollkommene Vergnügung erhalten,
er müsste aber demselben zwei Dinge vorhersagen : 1) Kf. würde bei künftiger
Friedenshandlung den Sachen, welche die Ehre und das Interesse des Königs,
der englischen Nation und des Prinzen von Oranien beträfen, den Vorzug
lassen müssen, es müsste womöglich das dominium maris britannici und was
daran hinge, der Heringsfang, die Visitation der Schiffe und die Begleitung der-
selben durch den Canal unter englischer Escorte, behauptet werden, femer
könnte der König ohne Versicherungsplätze und ehe er wegen des Ost- und
Westindischen Handels mit Holland Richtigkeit getroffen, keinen Frieden machen;
wegen des Prinzen von Oranien müsste der König nicht nur danach trachten,
das umzustossen, was Crom well gestiftet hätte, sondern auch den Prinzen ganz
in den Sattel zu setzen; 2) Kf. müsste des Handels zwischen England und
Holland sich mit theilhaftig machen, damit der König bei den Tractaten zu
Frankreich, dem Parlament und den Gen. Staaten sagen könnte, dass er enga-
giert wäre, ohne Kf. nicht zu schliessen. Wenn Kf. mit anstehen wollte, so
würde der König auch Ehren halber as a king and a gentleman so fest auf des
Kf. als auf seinem eigenen Interesse bestehen. Auf Br.'s Frage, was er dar-
unter verstände, Kf. solle sich des Handels mit theilhaftig machen, durch öf-
fentlichen Krieg könne solches nicht geschehen, antwortete er, er wüsste dieses
wohl, die Gen. Staaten aber hätten das Reich und etliche Glieder desselben
beleidigt, der Bischof von Münster hätte Lust zum Handel, K. Cöln und
Pfalz-Neuburg würden auch wohl mit an den Tanz zu bringen sein, wenn
Kf. sich mit ihnen conjungieren wollte, würden sie alle gewiss von den Gen.
Staaten vollkommene Satisfaction bekommen, Kf. dürfte sich nicht präcipitieren,
er könnte warten, bis sich England und Holland wirklich bei den Ohren zögen,
alles nach reifer Ueberlegung anfangen und wenigstens sich bemühen, eine Liga
gegen Holland zu machen, damit man sehen könnte, dass er die Hand mit im
Werke hätte. Br. hat ihm darauf die Gefahr, der Kf. sich so aussetzen wurde,
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Besprechung mit Clarendon und Morice. 623
vorgestellt, ihn aber versichert, Kf. würde sonst des Königs Interesse befördern,
namentlich sich bemühen, dass das Reich und in particulari einige Stände des-
selben, die mit Holland nicht wohl ständen, ihr Interesse bei dieser Gelegen-
heit auf die Bahn brächten und dem Könige recommendierten, worauf jener
erwiderte, das wäre der rechte Weg, dadurch könnte der König, der ohne das
beabsichtige, einen ministmm nach Teutschland zu senden, desto füglicher mit
eintreten und zu Beförderung solcher Verbündnus schreiten. Kf. könnte in-
zwischen zusehen, wie der Krieg verlaufe, Cornbury solle mit Br. und
Downing mit des Kf. Ministem im Haag gute Correspondenz pflegen.
Am folgenden Tage hat er auch den Secretarius Morice besucht, der ihm
viel von einem Bündnis des "Westfälischen Kreises gegen Holland vorsagte
und behauptete, Kf. Hesse durch Blaspiel schon daran arbeiten, dem er aber,
da er ihm nicht traut, nur geantwortet hat, Kf. würde versuchen es dahin zu
bringen, dass diejenigen Stände des Reichs, die mit Holland streitig wären,
sich bei dem Könige bei jetziger Conjunctur angeben möchten.
Br. bittet, ihn je eher je lieber von hier abzuberufen, da er doch hier vor-
läufig nichts weiter wird ausrichten können, und um so zu verhüten, dass die
Gen. Staaten Jalousie schöpfen.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
23. Januar/[2. Februar] 1665.
[Die angehaltenen Schiffe des Kf.; seine bisherigen vergeblichen Bemühungen um ihre
Freilassung.]
Aus beiliegendem Schreiben des Lucas Adrian Bock*), das er vorges- 2. Febr.
tem erhalten, wird Kf. ersehen, wie widerlich es demselben mit seinen beiden
Schiffen ergeht. Er ist sofort zum Staatssecretär Morice gegangen, weil dieser
einer von den Commissaren ist, die über die aufgebrachten Schiffe und Güter
sprechen, und hat im Namen des Kf. gegen dieses demselben zugefügte Unrecht
') In demselben (d. Falmouth 15./25. Januar 1665) berichtet derselbe, dass er
auf der Fahrt von Norwegen nach Cadix mit den beiden kurfürstlichen Schiffen
wegen widrigen Windes und Havarie in den Hafen von Falmouth habe einlaufen
müssen, dass aber der dortige Gouverneur in dem Verdacht, dass es holländische
Schiffe wären, sie arretiert hätte, bis er an den Kon ig und den Herzog von York
berichtet und von diesen Antwort erhalten hätte, und bittet, v. Br. möchte sich bei
diesen um ihre Freilassung bemühen. — Nach einem von Joachim Hübner ver-
fassten, vom -—-^f-^— datierten zusammenfassenden Berichte über die Schicksale
3. Mai
der beiden Schiffe waren diese, „das Herzogthura Cleve" und „die Grafschaft Marck"
unter den Kapitänen L. A. Bock und Lorenz Rock am 20./30. November 1664 von
Hörn in Holland nach Norwegen gefahren, hatten dort in Trompsund auf Befehl
des Kf. 4000 Stück Bretter gekauft und eingeladen, waren dann am 4/14. Januar
1665 nach Spanien abgesegelt und am 13./23. Januar in den Hafen von Falmouth
eingelaufen.
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624 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
protestiert, hat aber von ihm zur Antwort erhalten, man hielte sie für hollän-
dische Schiffe, die sich nur mit des Kf. Namen behülfen und ihre Pässe er-
schlichen hätten, man wäre hier gewaltig kitzlich, und er würde den ordent%
liehen Process deswegen in der Admiralität abw^arten müssen. Da ihm be-
kannt, dass man hier auch andere neutrale Schiffe aufgebracht und mit was
für unerdenklichen Ränken man gegen sie und sonst in allen Dingen verfahrt
ist er noch zu einigen gegangen und hat noch härter protestiert. Einige
sind ihm ziemlich begegnet, andere aber fielen mit der Thür ins Haus und
sagten, sie konnten ihm so schlechter Dinge nicht glauben, weil die Ambas-
sadeurs, Residenten und Agenten sich gar oft in dergleichen Durchstechereien
und Unterschleife einmischten; alle wollten schwören, die Holländer ste<?kten
drunter und die Sache müsste aus dem Grunde untersucht werden. Er hat
heute dem Herzoge von York und dem Reichskanzler die Sache vorgetragen,
von dem ersten aber nur eine höfliche dilatorische Antwort erhalten, der
R.Kanzler versprach ihm seine Hülfe und rieth ihm, je eher je besser mit
dem Könige zu sprechen und ein Memorial einzugeben. Bock und der andere
Capitän scheinen sich etwas verschnappt oder in ihren Reden nicht übereinge-
stimmt zu haben, ferner erregt Argwohn, dass die Schiffe in Holland neu ge-
baut und mit holländischen Bootsleuten besetzt sind, dass sie aus Holland
kommen und dass man nicht zusammenreimen kann, dass Kf. sollte Kriegs-
schiffe bauen lassen, um sich derselben als Kaufmannsschiffe zu gebrauchen,
und dass sie noch von keinen k. brandenburgischen Kriegsschiffen gehört haben,
man schliesst daraus, es müssten Holländer sein, zumal da diese vielfach ver-
suchen, sich heimlich um Schottland und durch den Canal zu schleichen, um
ihre Macht in der mittelländischen See und westwärts zu verstärken. Alle
seine Einwendungen dagegen sind umsonst, die Leute sind unglaublich arg-
wöhnisch, daneben ist nicht zu glauben, was für Ungerechtigkeiten und Griffe
in dergleichen Sachen vorkommen. Er räth daher, Kf. möchte eigenhändig an
3en König und Fürst Anhalt an den Herzog von York deswegen mit Benen-
nung der Schiffe und ihres Desseins schreiben, auch durch die geheime Kanzlei
Schreiben an Prinz Ruprecht und an den R.Kanzler ergehen lassen').
Ohr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
30. Januar/[9. Februar] 1665.
[Schwierigkeit, die angehaltenen Schiffe des Kf. frei zu bekommen.]
9. Febr. Auf sein Memorial hat er noch keine Antwort erhalten , unter der Hand
hört er, dass dieses in des Königs innerstem Rathe werde vorgenommen wer-
') Kf. sendet daraufhin (d. Cöln ll./[21.] Februar 1665) an v. Br. sofort eia,
aber der Eile wegen nicht eigenhändiges Schreiben an König Karl, sowie ein
Schreiben des Fürsten von Anhalt an den Herzog von York mit dem Befehl, die-
selben zu übergeben und zu versichern, dass Kf. diese Schiffe auf seine Kosten habe
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Die angehaltenen Schiffe des Kf. 625
den, und ist nur zu wünschen, dass sie von dort nicht an das Gericht der Ad-
miralität transferiert werde. Der Argwohn des ganzen Hofes, dass die Schiffe
einigen Holländern gehören, ist so tief, dass es ihm unmöglich ist, denselben
zu beseitigen. Wenn er auch auf alles nach seinem besten Wissen geantwortet,
fragen sie ihn doch immer, warum Kf. keine Pässe vom Könige auf diese
Schiffe begehrt habe. Gornbury hat ihm vertraulich mitgetheilt, man bilde
sich am Hofe ein, die Prinzessin von Granien stecke mit darunter, diese
hätte einigen Holländern zu gefallen die Pässe von Kf. zu Wege gebracht,
weswegen der König und der Herzog von York übel auf sie zufrieden wären,
und er weiss nicht, was er dem entgegen thun soll.
Es ist eine chatouilleuse Sache, er hat mit Leuten zu thun, bei welchen
immer ein Argwohn aus dem anderen fliesst, sie sind daneben stolz, aufgeblasen
und zugriffisch und das schlimmste ist, dass der Herzog von York darin am
meisten interessiert ist, weil die in den Häfen angehaltenen und preil gemachten
Schiffe ihm zukommen. Er erwartet daher sehnlichst des Kf. eigenhändiges
Schreiben, sollte auch dieses nichts fruchten, so räth er, einen Expressen, etwa
M. Pelnizen*), zu senden, denn er selbst fürchtet, wenn er zu hart sprechen
sollte, sich untüchtig zu machen, dem Kf. in der bewussten Sache Dienste zu
erweisen. Er räth ferner, wenn die Schiffe frei kommen sollten, sie hieher
kommen, hier ihre Ladung verkaufen und dann nach Pillau sich wenden zu
lassen, denn, wenn sie nach der Strasse weiter gehen sollten, so wird man
ihnen immer mit Misstrauen nachsehen und sie werden ausserdem in grosser
Gefahr von den Türken her sein.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 3./[13.] Fe-
bruar 1665.
[Günstige Aussichten auf Freilassung der angehaltenen Schiffe. Garantie des Olivaen-
Friedens. Aeusserongen des R.Kanzlers.]
Der König und der Reichskanzler haben sich der Sache angenommen 13. Febr.
und befohlen, dass man ihm mit aller Höflichkeit begegnen und diese Sache
schleunig erledigen solle, darauf haben denn die Obercommissarien ihren Unter-
commissarien und dem Gouverneur von Falmouth den Befehl zugehen lassen,
die beiden kurfürstl. Capitains frei zu lassen und ihnen frei zu stellen, hierher
zu kommen. Er wird ihnen sogleich schreiben, sie sollten schleunigst mit allen
ihren Briefen und Documenten hieher kommen, er kann sie aber nicht eher als
in 14 Tagen erwarten und ist die Zeit, der gute Wind und die grossen Kosten,
welche die Sache bereiten wird^), zu bedauern. Falls er Schadenersatz fordern
bauen und mit seiuen Waaren beladen lassen und dass sie den Holländern durchaus
nicht zukämen; er hoffe, man werde daraufhin mit der Restituierung derselben keine
Schwierigkeit machen.
^) Der Oberstallmeister des Kf. Gerhard Bernhard v. Pölnitz.
') Nach einer späteren Berechnung v. Br.'s hat derselbe für diese Schiffe 90 Pfund
(405 Rthlr.) vorschiessen müssen.
Mater, s. Gesch. d. 6. KarfQrMen. XII. 40
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626 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
würde, würde man ihn nur auslachen, der französische Gesandte und der
dänische Resident haben in ähnlichen Fällen auch nichts erreichen können.
Die Garantie des Olivischen Friedens hat er nun in Händen, er glaubt
aber, nachdem er bei gegenwärtiger Gonjunctnr erkannt, dass man von diesem
Hof wenig auf Freundschaft und Dankbarkeit zu hoffen, dass Kf. wenig Staat
darauf wird machen können. Auch Dänemark ist darüber, dass dieser Hof
jetzt im Gegensatz zu seinen früheren Erklärungen Schweden die Garantie
des letzten Eopenhagener Friedens angeboten hat, sehr erbittert.
üeber den Reichskanzler hat er sich nicht zu beklagen, in seiner letzten
Audienz vor 3 Tagen redete derselbe noch ziemlich annehmlich von des eng-
lischen Königs und des Kf. gemeinem Interesse wider Holland und bat, Kf.
möchte sich namentlich bemühen, dass die Kurfürsten von Mainz und Trier
mit dem Westfälischen Kreise anstünden. Pfalz-Neu bürg, behauptete
er, negociiere hier nichts, es ginge aber ein Gerücht, dass ein' envoye der drei
geistlichen Kurfürsten hieher unterwegs sei; auf die Conferenz zu Xanten^}
schien er stark zu reflectieren.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln an der Spree
15./[25.] Februar 1665.
[Uebersendung eines eigenhändigen Schreibens an den König wegen Freigebnng der
Schiffe. Androhung von Repressalien.]
25. Febr. Kf. hofft, v. Er. werde sein vor drei Tagen abgelassenes Rescript *) nebst
dem Schreiben an den König erhalten haben und es werde darauf gute Reso-
lution erfolgt sein, er sendet jetzt zum Ueberfluss noch ein eigenhändiges
Schreiben an den König, welches v. Br. übergeben und auf die Restitution der
^chiffe dringen soll.
Dafern aber allen Euren Remonstrationen und angewandten Fleiss
ungeachtet zur Relaxation unsrer Schiffe man sieb nicht verstehen wollte,
so könnet Ihr wohl zu verstehen geben, dass wir hieraus nun gnugsam ver-
spürten, wie man unsere Freundschaft aestimirte, und wir dahero veran-
lasset würden, in unseren consiliis bei itzigen Conjunctureu andere
mesures zu fassen und sehen, wie wir anderwerts unserem Schaden
nachkämen, gestalt wir dann al bereits bei vorgestriger Preussischer
Post ordre dahin ergehen lassen, alle . englische Schiffe und Waaren io
Arrest und Beschlag zu nehmen, welche dann sowohl als die noch künf-
tig da anlangen werden ehe nicht erlassen werden sollen, als bis wir
erfahren, dass man uns die unsrige losgegebeu habe. —
1) S. ürk. u. Akt. XI, S. 519.
^ S. oben S. 624 Anm. 1.
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Freilassung der Schiffe. 627
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 17./27. Fe-
bruar 1665.
[Freilassung der Schiffe. Englische Forderung, dass Kf. gegen Holland vorgebe.]
Des Kf. beide neue Schiffe sind nun soweit wieder frei , dass er morgen 27. Febr.
nur noch um einen Befehl an den Gouverneur von Falmouth, dieselben nicht
aufzuhalten, zu bitten braucht. Der König, Herzog von York, Prinz Rupert
und Staatssecretär Bennet haben des Kf. Pässe und commissiones selbst vor-
genommen, darauf hat der König sogleich befohlen, sie wieder loszugeben, und
der Herzog von York hat von selbst gegen ihn in des Königs Antichambre die
Sache entschuldigt^).
') Die beiden Schiffe haben auch weiter sehr üble Schicksale zu erleiden gehabt.
Nach jenem Berichte Hübners (s. oben S. 623) segelten sie, nachdem v. Brandt ihre
Freilassung bewirkt, am -^-^ — - 1665 von Falmouth ab, kamen glücklich nach Ca-
o. April
dix, verkauften dort die Holzladung, segelten dann nach Alicante, nahmen dort Salz
ein und kehrten nach Gadix zurück. Dort durch ungünstigen Wind aufgehalten nahmen
sie allerhand spanische und flandrische Waaren (Silber, Cochenille, Indigo und Ta-
bak) von einigen flämischen Kaufleuten ein, um dieselben nach Ostende zu bringen,
wurden aber auf der Fahrt dorthin am 21. /31. Juni 1665 an der englischen Küste
bei Lizard von fünf englischen Kreuzern angebalten und nach Plymouth gebracht.
Dort wurden alle Kisten und Kasten versiegelt, die Kapitäne und eine Anzahl Leute
verhört und darauf deren Aussagen nebst allen in den Schiffen und bei jenen gefun-
denen Papieren an den Admiralitätsrath in Salisbury geschickt. Inzwischen hatten
sich die beiden Kapitäne, da v. Brandt nicht mehr in England anwesend war, an
den dänischen Residenten Simon de Petkum gewendet, dieser nahm sich ihrer eifrig
an und bewirkte den Erlass einer königlichen Ordre an die Ober-Commissarien über
die Prisen, die Schiffe mit ihrer Ladung frei zu lassen. Trotzdem wurden sie am
-r-Fi — 7^-r — von zwei Richtern für gute Prisen erklärt, weil sie in Gesellschaft
1. September ^
holländischer Schiffe gesegelt wären und samt den Gütern Unterthanen der Verei-
nigten Provinzen gehörten. Auf erneute Remonstrationen Petkums am Hofe erging
5./15. September von den Königl. Principal -Commissaren der Prisen an die Unter-
Commissare in Plymouth die Ordre, die Schiffe mit dem dem Kf. gehörigen Salze
freizulassen, die anderen Waaren aber sollten condemniert bleiben. Diese Ordre aber
wurde den Kapitänen zunächst garnicht mitgetbeilt und kam, obwohl nun auch der
Agent des Kf. Am. v. Wulffen sich ihrer annahm, nicht zur Ausführung, vielmehr
erging sogar am 11./2I. October ein neues königliches Edict, wonach das Salz in den
Schiffen dort in Plymouth meistbietend verkauft werden sollte; dieses wurde aller-
dings nicht ausgeführt, aber am 5./15. December alle anderen Waaren aus den Schif-
fen genommen und zwei Prisenverwahrern übergeben. Da nun Kapitän Bock und
V. Wulffen einsahen, dass doch in der Sache bei Hofe nichts würde ausgerichtet
werden können, da damals der König Sir Walter Vane (s. Urk. u. Akt. XI, S. 675 ff.)
an Kf. abschickte „und zuvor erwarten wollen, wie es mit dessen Verrichtung ab-
laufen würde**, so machte sich Bock bereit, falls wirklich das kurfürstliche Salz an-
gegriffen werden sollte, sich davon zu machen und dem Kf. Bericht zu erstatten, am
40*
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628 V. Brandenburg nnd RniB:land. 1664 — 1669.
In der Hauptsache, die er zu negotiieren gehabt, geht man hier weiter als
vorher und begehrt von ihm zu wissen, ob Kf. nichts avanciere, ob noch nichts
vorgehe, worauf man sich hier zu verlassen, und ob Kf. nicht bald auf einen
guten Grund nach Cleve kommen werde, so dass ihm Angst und bange wird.
Er bittet um seine schleunige Abberufung, damit Kf. so Zeit gewinne und
später durch ihn oder einen anderen dem Könige kund thun lasse, was er
bei den anderen zu Woge gebracht, und daneben die schon von ihm vorge-
brachten Entschuldigungen und noch andere, Schweden betreffend, allegie-
ren lasse').
b. Sendungen Lucas v. Achens. März — Juli 1666.
Lucas von Achen an den Kurfiirsten. D. Cleve 8. April 1666.
[Erwiderung des englischen G.Kanzlers auf seine Mittbeilungen.]
8. April. Auf Befehl des Kf. vom 10. Februar') hat er sich in der Suite des Che-
valier Sir Walter Vane^) nach England begeben, durch Vane ist er bei dem
G.Kanzler eingeführt worden und hat bei demselben in dessen Gegenwart
1666 wurde ihm aber plötzlich jene königl. Ordre vom 15./25. Sep-
2. Januar
tember zugestellt, „vermuthlich darum, dass der Konigl. Envoye einige Vertröstung
von Verhinderung der Kurfürstl. Allianz mit den Staaten gegeben, wenn die Schiffe
bald relaxiert wurden*' (auch die vom Kf. gegen zwei englische Schiffe angewandten
Repressalien, s. Urk. u. Akt. XI, S. 677, werden wohl mitgewirkt haben), drei Tage
darauf wurden dieselben freigelassen und den Kapitänen gestattet, nach Bezahlung
aller Unkosten abzusegeln, was diese auch am I5./25. Januar tbaten. Sie langten
, ' ^ 1666 auf der Rhede von Ostende an, wurden aber durch Sturm genothigt
1. Februar ' ®
nach Seeland zu segeln, wo sie auf Befehl des kurfürstl. Factors liegen blieben. Der
Schaden, den Kf. auf diese Weise durch die Detention und Spoliiernng der Schiffe
in England erlitten, betrug nach der Berechnung der Kapitäne 237030 Gulden 15 Stü-
ber ohne die aus den Schiffen genommenen spanischen und flämischen Güter.
*) Kf. übersendet an v. Br. (d. Coln an der Spree 7./17. März 1665) zwei Dank-
schreiben an den König und an den R. Kanzler wegen Freilassung .der Schiffe
und befiehlt ihm zurückzukehren. Seine Abreise ist dann aber durch Geldmangel
bis zum Juni verzögert worden; das Recreditiv König Karls II. für ihn ist datiert
Whiteball #\^ 1665.
[4. Juni]
^ Dieses Rescript, welches jedenfalls auch die Instruction für Achen enthalten
hat, fehlt in den Akten, dieselben enthalten aber ein Schreiben des Kf. an den R.
Kanzler Clarendon, worin er bei diesem seinen Sekretär Lucas v. Achen beglau-
bigt, den er nach England schicke, um, bis er einen seiner Räthe an den König
abschicken werde, dem Kanzler die Ursachen seines Tractats mit den Niederlanden
mitzutheilen. Vgl. Pufendorf X, § 19 S. 657 f., Urk. u. Akt. II, S. 356.
») S. Urk. u. Akt. XI, S. 675 ff
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Erste Sendung L. v. Achens. 629
Audienz gehabt. Nachdem er auf Grund seiner Instruktion die Ursachen ange-
führt, warum Kf. nicht länger habe in der Neutralität bleiben können, sondern
bewogen worden, die alte Freundschaft und Alliance mit den Gen. Staaten zu
continuieren ^), und des Kf. Mediation zur Hinlegung der Streitigkeiten zwischen
der Krone England und den Gen. Staaten präsentiert, erwiderte der G.Kanzler, er
könnte nicht verstehen, dass man ihnen schöne Worte gäbe, ihren Feinden aber
Hülfe leistete und gleichwohl vorgeben wollte, dass man die bisher gepflogene
Freundschaft und Allianz nicht verletzt, dieses wären wider einander streitende
Sachen und sollte man die Engländer nicht für so einföltig halten, dass sie
solches nicht begreifen könnten. Sein König hätte zu Kf. das festeste Vertrauen
gehabt, er glaubte, dass derselbe übel gerathen wäre. Er wünschte, W ei mann*),
der die Alliance^) habe machen helfen, lebte noch, er könnte auch wohl spüren,
dass Brand nicht bei Hofe wäre, er hätte dieses alles schon gemuthmasst, als
derselbe abberufen worden sei und Kf. sich bald darauf nach Cleve erhoben
habe, doch hoffte er, Holland würde dereinst Frieden mit England machen, und
würden dann die Alliierten der Holländer die Rechnung, die sie sich gemacht,
vielleicht nicht finden.
Auf die erste angeführte Ursache, dass Kf. Assistenz zu Unterhaltung seiner
Armee nöthig gehabt, erwiderte er nur, es wäre nicht wohl gethan, dass der König
von Spanien dem Kf. nicht die zugesagten 100000 Rthlr. jährlich entrichte*).
Was man wegen des Prinzen von Oranieu vorgebe, wäre von keinem
Gewicht, denn er glaubte, dass diese Allianz mit Holland dem Prinzen mehr
schaden als nützen werde.
Die secrete Intelligenz, welche einige RÖmisch-catholische ^) gehabt, betref-
fend sagte er, dass er solche nicht glauben, noch sich einbilden könnte, dass
man einen Religionskrieg hieraus sollte haben machen wollen. Zudem hätte
nicht sein König den Bischof, sondern dieser den König gesucht und hätte der-
selbe eine gute und gerechte Sache.
Wenn gesagt würde, wenn Kf. die widrige Partei angenommen, so hätte
er in Gefahr gestanden, das Fürstenthum Cleve zu verlieren, so glaube er ge-
rade im Gegentheil, wenn Kf. sich mit England conjungiert hätte, würde er
besser sein Land conserviert und leichter seine dortigen Städte recuperiert
haben, denn was Holland nun gezwungen nicht thäte, würde es hernach, wenn
die Noth vorbei, noch weniger thun.
») Die Allianz mit Holland vom 6./16. Februar 1666 (Dumont VI, 3. S.86ff.),
vgl. ürk. u. Akt. XI, S. 625 ff.
*) Der Clevische Kanzler und Geh. Rath Daniel Weiraann, den Kf. im März
1661 zusammen mit dem Fürsten Johann Moritz von Nassau nach England ge-
schickt hatte (9. ürk. u. Akt. IX, S. 492 ff), derselbe war 29. October 1661 (s. eben-
das. S. 561) gestorben.
3) Die Allianz mit England vom 20. Juli 1661 (Puf endo rf IX, §27S.563ff.),
vgl. Urk. u. Akt, IX, S. 537 ff.
*) S. Urk. u. Akt. XI, S. 299.
*) Vgl. Urk. u. Akt. XIV, 1. S. 221. 224f.
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630 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
Vorher mit Kf. zu communicieren, wäre der Bischof nicht obligiert gewesen;
er könnte nicht sehen, dass es so bald mit dem Bischof gethan sein würde,
man würde die Sache viel schwerer finden, das Reich würde die Unterdrückung
des Bischofs nicht zulassen.
Mit der angebotenen Mediation wäre es jetzt, nachdem Kf. Partei genom-
men und sich zu des Königs Feinden geschlagen, zu spät, er wüsste auch nicht,
wie er solches verstehen sollte, doch würde man sich weiter erklären, wenn
ein Envoye des Kf. wieder nach England kommen und dem Könige fernere
Satisfaction geben würde*).
Lucas von Achen an den Kurfürsten. D. Cleve 8. April 1666.
[Aeusseningen Ciarendons über die Prinzessin von Oranien.]
8. April. Bei seiner Abschiedsaudienz hat ihm der G.Kanzler noch gesagt, er wäre
vom Könige beauftragt mitzutheilen , dass dieser es sehr hoch empfinde, dass
die Prinzessin von Oranien') so unfreundlich mit ihm handelte und ohne mit
ihm zu communicieren sich allein der Sache des Prinzen annehme, sie würde
besser gethan haben, sich mit diesen Händeln garnicht zu befassen, sie würde
erfahren, dass sie des Prinzen Sache nur verschlimmert hätte, denn ohne sein
Zuthun und ausser künftigen Tractaten mit Holland werde der Prinz schwerlich
0 Das Recreditiv Lord Olarendons für L. v. Achen (d. London 7./[17.] März
1666) lautet: Litteras, quas ad me scribere dignata est Celsitudo vestra Electoralis die
19^ Febru., accepi et, quae Dominus Lucas de Acben Gels. \J^ Secretarius Ejusdem
nomine fidei meae commisit, Domino meo Regi diligenter exposui. Sed Gels. Vnm
celare non debeo Ma.i> Suae praeter spem et inopinatum accidisse, ut Gels. V.n Elec-
toralis foedere cum bostibus Belgis jungeretur bellumque inferret confoederato Prin-
cipi Domino Episcopo Monasteriensi, cujus ope Hollandos ad aequas etiam uti-
lesque Gels.°i V.^«« Elect^i conditiones adducere in animo babuit sua Mai.t**, adeoque
non solum amicitiae, quam diu cum Gels.°« V.'^ Elect.ii institutam summa religione
colere nunquam destitit Dominus mens Rex, defuerit, sed etiam Tractatus leges, quem
cum Eadem habet Sua Ma.^* et Ablegati, qui in hac aula olim versatus est, promissa
violaverit. Quod vero allegatur, in rem esse Ser.^i Principis Auriacensis nepotis
quae aguntur, id plane secus esse judicat Sua Ma.*». Sed dudum quae ad Domum
Auriacam attinent inconsulta aliquando et abnuente Sua Ma.t« transiguutur , nee in
ea, quae constituta sunt in Gallia, consensisse Gels.«™ y.ram Elect^eiQ existimat Sua
Ma.*". Haec fusius Gels.»* V."« Elect.i' refert praedictus D. Secretarius, cum quo, ut
mea fert consuetudo, aperte ingenueque egi, optoque, ut consiliarius, quem ad Domi-
num meum Regem ablegaro constituit Gels.«*» \J^ Elect.^i«, meliora et pristinae con-
junctioni magis consentanea apportet, ne Potentissimi Regis Regnique amicitiam fictis
et ad tempus compositis confoederatorum Belgarum blanditiis postbabuisse videatur
Gels.do V.™ Elect.»».
") Die Princesse Douariere Am alle, Grossmutter des Prinzen Wilhelm von
Oranien. S. über die damaligen Schritte derselben in der Vormundscbaftsangele-
genheit Aitzema V, S. 790ff., Wicquefort UI, S. 286flF., Droysen lU, 3. S. 98.
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Zweite Sendung L. y. Acbens. 631
hergestellt werden. Der König glaubte nicht, dass Kf. sich sollte persuadieren lassen,
de Witt und der Prinz konnten sich jemals grundlich versöhnen, noch dass
Kf. in allen Händeln der Prinzessin, welche ihr eigen privat Interesse und nicht
das des Prinzen dabei suche, Part h&tte oder deren Actionen gänzlich billigte,
wiewohl er, der G.Kanzler, sonst glauben müsste, dass sie grosse Influenz in
des Kf. consilium hätte, er wünsche, dass sie zu anderen Zeiten dem Kf. heilsa-
mere consilia geben möchte.
Memoriale, wornach unser — Secretarius Lucas von Aken
sich zu achten. D. Cleve 25. Juni 1666.
[Dem G.Kanzler zu machende Hittbeilungen: Beabsichtigte Sendung v. Brandts nach
England, Friedensvermittluiig, der Prinz und die Prinzessin von Oranien.]
Er soll sich förderlichst nach England begeben, in London angekommen 25. Juni,
sich um Audienz beim G.Kanzler bewerben, vorher aber sich beim Chevalier
Vane angeben, denselben von seiner Gommission unterrichten und dessen Un-
terstützung erbitten.
Dem G.Kanzler hat er Anzeige von dem glücklich abgeschlossenen Frie-
den^) zu machen, durch welchen der Bischof von Münster glücklich den ihm
drohenden Gefahren entronnen und das Reich wieder in Ruhe und Sicherheit
gebracht sei, und ihm mitzutheilen , Kf. betrübe es sehr, dass England und
Holland, die Säulen der wahren reformierten Religion, noch in so heftigem
Kriege gegen einander verharrten, Kf. beabsichtigte, jemand seiner Räthe nach
England zu schicken, um dem Könige die grosse Gefahr, in welche die refor-
mierte Religion und des gemeinen Wesens Wohlfahrt bei Fortsetzung dieses
Krieges gesetzt werde, vorzustellen und seine guten officia anzubieten, v. Brandt,
den er dazn bestimmt, sei bisher anderwärts verwendet gewesen, er habe ihn
aber nun schleunigst hieher beordert, ihn, den Secretarius, habe Kf. vorausge-
schickt, um dort namentlich dem G.Kanzler seine Intention bekannt zu machen.
Kf. hätte aus Holland die gewisse Nachricht, dass nach dem letzten Ren-
contre^ sie zwar überaus starke praeparatoria zu Continuation des Krieges
machten, er merkte aber, wie insgemein grössere Inclination als jemals zum
Frieden wäre. Er soll vorstellen, dass vielleicht niemand ohne weniger Inter-
esse und particular Absehen in dieser Sache arbeiten würde als Kf.
Sollten ihm darauf wie neulich objectiones gemacht und vorgehalten werden,
Kf. hätte mit ihren Feinden enge Allianzen aufgerichtet, so hat er auseinanderzu-
setzen, welche Gründe Kf. zum Abschluss dieser Allianz getrieben hätten,
welche nicht im geringsten wider den König, noch zum Präjudiz seiner Allianz
') Der Friede von Cleve vom 18. April 1666 (Dumont VI, 3. S. 106ff.). Vgl.
ürk. u. Akt. XI, S. 719f.
') Die für die Holländer siegreiche viertägige Seeschlacht vom 11.— 14. Juni
1666. S. Aitzema V, S. 698flf., Wicquefort ÜI, S. 249, Lefevre Pontalis I,
S. 376 ff.
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632 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
mit demselben, sondern nur dahin eingerichtet sei, des Rf. Lande gegen an-
vermuthete Invasionen zn schützen.
Sollte man bezeugen, dass die beabsichtigte Schickung des Kf. ganz anan-
genehm und zuwider sein würde, so hat er vorzustellen, Kf. würde zwar wider
des Königs und des G.Kanzlers Gntfinden sich in die Sache nicht mischen, er
hoffe aber, der König werde seine Offerte nicht ungleich aufnehmen.
Wegen des Prinzen von Oranien hat er zu berichten, dass bald nach
geschlossener Allianz alles sich für denselben besser angelassen, Kf. hätte es
dahin gebracht 0, dass derselbe nicht allein, wie der König es gewünscht, zu
einem Kinde des Staats angenommen, sondern auch gute Hoffnung vorhanden
wäre, dass man ihn in kurzem in den Rath von Staaten bringen und zum Ad-
miral General und General de la Cavallerie machen würde, Kf. hätte deshalb
ohnlängst eine kleine Reise nach Holland*) und mit dem Prinzen eine Tour in
den vornehmsten Staaten gethan, auch die Flotte besichtigt, da er denn allent-
halben überaus grosse Inclination und fast unglaubliche Liebe des gemeinen
Mannes gegen denselben verspürt, er hätte bei dieser Gelegenheit die dem
Prinzen wohlaffectionierte Partei animiert und gemerkt, das dieses alles seinen
Feinden sehr verdrossen, und er hoffe, dass, wenn auch der König dessen In-
teresse secundieren werde, alles weiter wohl gehen und der Prinz in den Stand
und die Würden seiner Vorfahren wiederhergestellt werden würde.
Betreffend die verwittwete Prinzessin von Oranien soll er dem G. Kanzler,
wenn dieser wieder davon Erwähnung thun sollte, berichten, dass Kf. sich in
die Tutel nicht mischte und dahin gestellt sein Hesse, wie diese administriert
würde, dass die Prinzessin aber sonst mit seinen consiliis nichts zn thun hätte
und sich damit nicht bemühte'). *
') S. ober die damaligen Bemühungen des Kf. zu Gunsten des Prinzen von
Oranien: Aitzema V, S. 783. 1006ff., Wicquefort III, S. 285f., Droysen III,
3. S. 93.
^ S. Droysen III, 3. 8. 99, oben S. 127.
^ L. Y. Acheu verunglückte auf der Rückfahrt. Ceber den Erfolg seiner Sendung
belehrt nur das Recreditiv Ciarendons für ihn (d. Londiui 3./[13.] Juli 1666), dessen
Schluss lautet: Quod vero ad destinatam Gel."'« V."« Elect. legationem attinet, etsi
nihil unquam tarn inopinatum Domino meo Regi accidit quam Cels.°*« V.™« Elect
cum bostibus suis conjunctio, tarnen, si animus est amicitiam nuper yiolatam instau-
rare et consilia de publicis commodis conferre, libenter quemcunque delegare visum
fuerit Cels.n» V."« Elect. audiet sua Ma.**» et qua par est benevolentia complectetur,
und ein Schreiben Vane^s aus London vom 17./[27.] August 1666, in welchem dieser
mittheilt, da man hier den Vertrag des Kf. mit Holland als einen Bruch der Allianz
ansehe, so habe er nicht wagen dürfen, dem R. Kanzler von der von Kf. angebo-
tenen Mediation zu sprechen, doch werde die Sendung v. Brandts sowohl dem Kö-
nige als auch dem R.Kanzler angenehm sein.
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Instruction v. Brandts. 633
c. Zweite Sendung Christoph v. Brandts.
August 1666 — August 1667.
Instruction'), wornach sich unser — Geheimer Rath und
Neumärckischer Oantzler Christoff von Brandt zu achten.
D. Cleff 7./17. August 1666.
[Bemühungen um Vermittlung des Friedens zwischen England und Holland, Recht-
fertigung der Politik des Kl]
Er soll möglichst schnell nach England darch Brabant und Flandern, 17. Aug.
damit er die Vereinigten Provinzen nicht berühre, reisen, sobald er am königl.
Hoflager angelangt ist, bei dem Könige, dem Herzog von York, dem Reichs-
kanzler und wo er es sonst für nöthig halten sollte, Audienz suchen und da-
bei vorstellen, Kf. hätte ihn geschickt, um sowohl die grosse Gefahr, worin des
protestierenden und gemeinen Wesens Wohlfahrt und die Sicherheit der Com-
mercien durch fernere Fortsetzung des englisch-holländischen Krieges gestürzt
werde, vor Augen zu stellen als auch seine guten officia zur Beendigung des-
selben anzutragen. Er kann dabei soviel rationes als ihm beifallen werden,
den englischen Hof za friedlichen Gedanken zu bewegen, anführen, hat sich
aber zu hüten, eine Vergleichung zwischen der englischen und holländischen
Macht und wer von beiden den Krieg am besten ausführen werde , anzustellen
und überhaupt seine ganze Negotiation so zu führen, dass es bei den Engländern
nicht scheine, als wenn Kf. mehr auf die holländische als englische Seite
incliniere.
Sollte nun der König darauf einige Begierde zum Frieden spüren lassen
und, wie er bisher gethan, die Schuld der Verzögerung desselben auf die Ge-
neralstaaten werfen, so soll er nicht offenbar machen, dass Kf. über diese Sache
mit den Staaten Correspondenz ^ gepflogen und bei ihnen Geneigtheit zum
') Vgl. Pufendorf X, § 20 S. 658f., Droysen III, 3. S. 125ff.
*) Kf. hatte (d. Cleve 26. Juli 1666) seinem Residenten im Haag Copes An-
zeige von der bevorstehenden Sendung v. Brandts nach England behufs Anbietung
seiner Vermittlung gemacht und ihn angewiesen, da er fürchte, dass, wenn derselbe
auf der Reise dorthin nach dem Haag käme, dieses in England Verdacht erregen
wurde, de Witt Mittheilun^ davon zu machen, von ihm zu vernehmen, ob und was
er zu Beförderung dieses Zweckes an die Hand zu geben hätte, namentlich auch, ob
nicht Kf. ebenso wie Schweden seine Interposition im Haag öffentlich anbieten lassen
sollte und ob derselbe nicht insgeheim mit v. Brandt an einem unverdächtigen Orte
zusammenkommen und darüber weiter berathen wollte. Copes hatte darauf (d. s'Gra-
venhage 18./28.Juli 1666) geantwortet, de Witt hätte sich mit der Mediation des Kf.
einverstanden erklärt, eine Unterredung mit v. Brandt aber für unmöglich erklärt, da,
wenn er sich nur eine Stunde aus dem Haag entfernte, sofort nachgeforscht würde. Be-
sondere Information sei auch nicht nöthig, da man hier in einem besonderen Schrei-
ben dem Könige von England wessen man resolviert sei mitgetbeilt hätte. Er hätte
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634 V- Brandenburg und England. 1664 — 1669.
Frieden gemerkt hätte, noch des Kf. Mediation dem Könige direct ohne Special-
befehl offerieren, sondern nur vorstellen, dass vielleicht niemand mit freieren
Händen ohne particulier Absehen in dieser Sache arbeiten könnte als Kf. , und
bitten, der König möchte sich gegen denselben vertraulich und im geheimen
herauslassen, was für Friedensbedingungen er forderte und wie Kf. dieses in
Holland am besten anbringen könnte. Sollte der König darauf sagen, es stunde
den Staaten besser als ihm an, die ersten Avancen zu thun, und er wünschte
zu vernehmen, wo sie hinaus wollten, so soll er antworten, Kf. hielte dies für
billig, wenn er aber wüsste, wohin der König zielte, so würde er es vielleicht
unter der Hand dahin bringen können, dass die Staaten die erste und eine
desto mehr zum Frieden streckende Proposition öffentlich thäten oder durch ihn
thun Hessen. Er kann daneben sofort einige Vorschläge, als ob sie vom Kf.
herrührten, thun, aber dieselben nach der Erklärung, welche die Staaten den
ministris des Kf. im Haag thun werden, einrichten. Sollte er vernehmen, dass
man sich dort nicht weiter als jüngsthin geschehen herauslassen wollte, so kann
er zwar vernehmen, was der König und dessen ministri von den Vorschlägen
hielten, welche die Staaten schriftlich und die französischen extraordinairen
Ambassadeurs') mündlich gethan, doch den Schein vermeiden, als ob Kf. die-
selben dem englischen Hofe aufdringen wolle. Er hat hauptsächlich dahin za
negociieren, dass man beide kriegenden Theile möglichst bald wegen der Frie-
densconditionen zusammenbringe und die ganze Sache ohne Weitläufigkeit und
womöglich im Pausche hebe, sollte er aber sehen, dass dieses so nicht gehe,
sich bemühen, dass wenigstens der König Bevollmächtigte ernenne, einen be-
quemen unparteiischen Ort (etwa Gleve*^ oder Hamburg, Lübeck, Ant-
werpen, Gent, Brügge; auch mit London würde Kf. einverstanden sein)
erwähle und einen Waffenstillstand beliebe. Da aber nicht zu zweifein, dass
einige, welche die Continuation dieses Seekrieges wünschen, sich bemühen
werden, diese Friedensverhandlung zu hintertreiben, so soll er den englischen
Hof deshalb insgeheim warnen und seine Negotiation um so emsiger betreiben,
damit jene keine Zeit dazu gewinnen , er soll auch nachforschen , wohin unter
andern die Königliche Mutter^) sich durch den Abbe Montaigu oder sonst
zwischen beiden Kronen bearbeitet.
Da Kf. auch fürchtet, dass zwischen England und Schweden^) coUusiones
zu Continuation des Krieges obhanden und dass man englischerseits bei dieser
geratben, Kf. möchte seine Mediation allen interessierten Mächten zugleich ankündigen
und anbieten.
*) üeber die Unterhandlungen, welche Ludwig XIV. 1665 durch den Herzog
von Verneuil, Courtin und Comingues in London hatte fähren lassen, s. Bas-
nage, Annales des Provinces Unies S. 738 f., Wicquefort III, S. 187 ff.
») S. oben S. 129.
') Die in Frankreich lebende Wittwe König Karl I. von England Henriette
Marie. Ueber die unter ihrer Vermittlung in ihrem Palast geführten Verhandlungen
s. Mignet I, S. 480f., M^m. de Pomponne II, S. 162ff.
^) Ueber das damalige Verhältnis zwischen England und Schweden s. M^m.
de Pomponne II, S. 15ff., 91 ff. und oben S. 61 ff.
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Instruction ▼. Brandts. 635
Gelegenheit versuchen wird, Ef. in solche Partei zu ziehen und von den Frie-
densgedanken abzulenken, so soll er sich auf dahin zielende Ouvertüren gar-
nicht einlassen. Sollte er etwa Kaltsinn oder Misstrauen verspüren, oder man
ihm vorwerfen, dass Kf. mit Englands Feinden eine enge Allianz gemacht, so
kann er erwidern, er hätte bei Kf. jetzt ebensolche Affection für England wie
früher gemerkt und müsste daher schliessen, dass des Kf. Intention nicht ge-
wesen, England böse Dienste zu thun, man müsste einen Unterschied zwischen
den Factionen in Holland machen, auf deren eine sowohl der König als auch
das Haus Oranien und Kf. zu reflectieren hätte. Ganz Deutschland danke dem
Kf. wegen dieses Friedens, wenn derselbe nicht dazwischen getreten wäre,
würden die französischen, staatischen und lüneburgischen Truppen den Bischof
von Münster über den Haufen geworfen haben, Kf. habe auch fürchten müssen,
dass der Bischof die englische Allianz missbrauchen und daraus Nutzen zum
Schaden des Kf. ziehen würde. Er kann auch, wenn es sich schickt, weitläu-
figer des Kf. Verhalten nach der dem Secretarius Lucas von Aken^) mitge-
gebenen Instruktion rechtfertigen.
Falls er sieht, dass diese Unterhandlungen fruchtlos sein sollten, so soll er
mit guter Manier seinen Abschied nehmen und zurückkehren').
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten, ü. London 10./[20.] Sep-
tember 1666.
[Gefahrvolle Ueberfahrt. Der Brand von London.]
Er hat Bedenken getragen, mit Sylvius') in des Königs von England 20. Sept.
Yacht überzugehen, ist daher am 30. August von Nieuport im Packetboot abge-
fahren, mit demselben aber französischen Kapern in die Hände gefallen und
dann durch Sturm wieder nach der französischen Küste zurückgetrieben worden,
so ist er erst am 2. September in Dover gelandet und noch in derselben Nacht
hier angekommen. Er ist aber aus dem Wasser ins Feuer gekommen, indem
er diese Stadt ^) in vollen Flammen und in einer unbeschreiblichen Confusion
gefunden. Nur mit Mühe hat er sich vor dem Feuer und des Pöbels Tyrannei,
') S. oben S. 631.
*) Kf. weist (d. Cleve 28. September 1666) v. Brandt an, alle seine Relationen
in duplo einzuschicken, jedoch die eine immer so einzurichten, dass sie den Gen.-
Staaten im Original mitgetheilt werden konnte.
*) Gabriel Silvias, Sohn eines reformierten Predigers in Orange, General-
procurator des dortigen Parlaments, dann in Holland in Diensten der Princesse Dou-
ariere, Theilnehmer an dem Complott Buats, später in englischen Diensten s. Wic-
quefort III, S. 256, Lefevre Pontalis I, S. 390, ürk. u. Akt IX, S. 468. 523f.
^) Ueber den Brand von London am 12. September und den folgenden Tagen
s. Ranke IV, S. 289 ff., Diary and correspondence of S. Pepys (ed. MynorsBright)
IV, S. 65ff. V. Brandt giebt in einer Relation vom 14./24. September eine ausführ-
liche Schilderung desselben.
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636 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
der alle Fremden, in Meinung, dass die Holländer und Franzosen das Feaer an-
gelegt hätten, niederriss und zu Boden schlug, gerettet und er hat sieb, wie
alle anderen ministri publici, auf das Land retirieren müssen. Man schätzt,
dass mehr als 40000 Häuser verbrannt sind, der Jammer, den man hier sieht
ist unaussprechlich, doch hofft er das gute davon, dass London den Kitzel zum
Kriege verlieren wird*).
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. London 27./ 17. Sep-
tember 1666.
[Absiebten des Königs inbetreff der Friedensverhandlungen.]
27. Sept. Er hat den R.Kanzler noch nicht sprechen können.
Weil es aber höchstnöthig und es das Fundament meiner Negotia-
tion ist, dass, eher ich zum KöDigc und Secretarlo Status Mylord Ar-
lingthoD komme, erfahren möge, ob auch der Canzler die Hand mit
in des Buats') Sache gehabt, denn ohne das Ew. Chf. D. solches selbst
gnädigst rathsam gefunden und mir kurz vor meiner Abreise mündlich
anbefohlen, komme ich alhier durch Secretarii Arlingthon Unter-
Secretarium, der mich unter dem Schein voriger Kundschaft besuchet
hat^ in Erfahrung, dass der König in Engelland gänzlich gewiss ist, dass
der Pensionarius de Witte pro continuando belle mit Franckreich zu-
sammen halte, und derowegen vermeine, der Friede müsse auf vorigen
Fuss, wie Buat.thun sollen, in Holland negotiiret werden, sed mutatis
personis. Sonsten vernehme ich auch, dass der König gesagt habe^ weil
er erfahren hätte, dass der Pensionarius de Witte den Frieden nicht
anders als in loco tertio, und der König von Franckreich praecise zu
Paris tractiren wollte, müsste er die Statische Flotte, ehe er weiter vom
Frieden hörete, noch eins schlagen'). —
*) V. Brandt übersendet - t-Jt t.~~ die Rede, welche der Konig im Parla-
4. October *
ment gebalten, und meldet, dass beide Häuser beschlossen b&tten, demselben zu
danken und ihn mit Gut und Blut zu unterstützen, fügt aber hinzu: ,,Sonst aber
kann ich Ew. Chf. D. unterthänigst versichern, dass sowohl der Hof als das Volk des
Kriegs überaus müd ist."
') S. Aitzema V, S. 839ff., Wicquefort III, S. 255f., Lefevre Pontalis I,
S. 389flf.
') V. Br. berichtet 28. September, er habe sicher erfahren, dass die königlichen
ministri wegen Buats Sache uneins seien, dass eine Partei der anderen beimesse,
dass man franzosische hitzige Köpfe dazu gebraucht und dieselbe so gespielt hätte,
als wenn man express beabsichtigt hätte, die gute Partei zu ruinieren und de Witt
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Der Brand von London. Audienzen. g37
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. London 5./lo. October
1666.
[Audienz beim Reichskanzler, dessen Forderung, Kf. solle sich zunächst mit Schweden
verständigen.]
Er kann über die heute beim R.Kanzler gehabte Audienz vorläufig nur 15. Oct.
ganz kurz berichten^). Derselbe hat ihn sehr höflich empfangen, aber ihm un-
zähliges vorgeworfen und daraus geschlossen, dass dem Konige nicht zu ver-
denken wäre, dass er über Kf. Beschwer führte und kein recht vollkommenes
Vertrauen in ihn setzte. Wenn aber des Kf. Vorsatz wäre, sich wieder mit
dem Könige zu verbinden und das so vielföltig und empfindlicher Weise ge-
brochene foedus wieder zu seinen vorigen Kräften zu bringen, so müsste er
mit der Krone Schweden, die bisher ihre Sachen weislich geführt hätte, in
eine nähere Verständnis treten, indessen würden dem Könige des Kf. gute officia
zum Frieden angenehm sein, es wäre auch sein eigenes Interesse, dass
derselbe befördert würde. Wenn Br. bei dem Könige Audienz gehabt,
wollte er weiter mit ihm reden, inzwischen könnte Kf. aus dem Schreiben'),
das die Gen. Staaten durch einen Trompeter an den König gesendet, urtheilen,
wie weit sie noch vom Frieden wären, er hoffte aber, Gott würde Mittel geben,
de Witts Hochmuth zu brechen; solange die Gen. Staaten keine Ambassadeurs
hieher sendeten, wäre es ganz vergebens, an den Frieden zu denken. Zum
Schluss wiederholte er nochmal, wenn Kf. ernstlich begehrte, das Vertrauen des
Königs wiederzugewinnen, so könnte das nur durch eine gute Verständnis mit
Schweden geschehen.
Chr. V. Brandt an den KurfUrsten. D. London 8./[18.] Oc-
tober 1666.
[Audienz beim Könige.]
Er hat soeben bei dem Könige Audienz') gehabt. Nachdem er die 18. Oct.
Complimente abgelegt und die Proposition gethan hatte, hielt sich der König
einen Vortheil zu stiften, Clarendon und Arlington seien hierin einander zu-
wider, dass auch wegen des Krieges und Friedens keine Einigkeit sei, dass ferner
einige königliche ministri es dem Kanzler übel auslegen wollten, dass derselbe den
von Kf. hierher geschickten Sekretär [L. v. Achen, s. oben S. 628 ff.] beide Male zu
sich allein habe kommen lassen und nicht zum Könige gewiesen habe, da doch dieser
damit zufrieden sei. Vermuthlich habe der Kanzler deswegen ihm nicht die ver-
sprochene Audienz gegeben, sondern ihn durch Cornbury bitten lassen, sich sofort
bei dem Secretario mit seinem Croditiv an den König anzugeben und, wenn dieses
geschehen, ihm Nachricht davon zu geben, dann wollte er mit ihm reden.
') Vgl. Pufend orf X, § 21 S. 659. Die ausführliche Relation über diese Audienz
vom 8./ 18. October ist fast ganz in Chiffem geschrieben und nicht dechiffriert.
2) d. la Haye 6. September 1666 (Aitzema V, S. 732f.).
3) Vgl. Pufendorf X, § 21 S. 659.
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638 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
in den Vorwürfen bei weitem nicht so lange auf wie der Reichskanzler,
sondern antwortete nur kurz, er hätte sich zu Kf. eines viel besseren versehen,
als dass sich derselbe in dem Werke zwischen Holland und dem Bischof dem
englischen Interesse so ungeneigt erzeigen sollte, er sehe nicht, wie sich damit
und dem noch währenden Bündnisse des Kf. mit den Gen. Staaten reimen könnte,
dass derselbe mediator sein und den Frieden machen wollte. Er schwieg darauf
und gab so Br. Gelegenheit, des Kf. actiones zu rechtfertigen und ihm zu er-
kennen zu geben, dass Kf. noch zur Zeit nicht die Mediation sondern nur seine
guten officia offerieren liesse, um desto freiere Hand zu behalten. Der Konig
antwortete, in Ansehung dessen, was Kf. für Holland gethan, könnte er zwischen
der Mediation und den guten officiis keinen Unterschied machen, er konnte dem
Kf. sein Interesse in der Friedenshandlung nicht eher in die Hände stellen, bis
derselbe durch eine bessere Verständnis mit der Krone Schweden, die er
wegen ihrer aufrichtigen und zwischen Potentaten gewöhnlichen Bezeigungen
sehr herausstrich, bewiesen hätte, dass er willig wäre, soviel für England zu
thun, als er für Holland gethan hätte; Kf. würde ihn sonderlich obligieren,
wenn er sich wider Schweden der Stadt Bremen nicht annehmen wollte. Er
bezeugte gar hoch, dass er Frieden mit Holland von Herzen wünschte und dass
seine gute Verständnis mit Schweden garnicht zu Verlängerung des Krieges
sondern nur, die Gen. Staaten zu raisonnablen Gedanken zu bringen, angesehen
wäre, denn bisher hätte de Witt alle Mittel und Gelegenheit zum Frieden wo
nicht aus- so doch unterschlagen, und alles, was er vor der Welt wegen des
Friedens gethan, absonderlich die Conferenz zu Paris *), sei eine Spiegelfechterei
gewesen. Wie wenig die Gen. Staaten zum Frieden geneigt wären, zeige sich
auch daraus, dass sie zur Beschleunigung desselben nicht einmal einen Ambas-
sadeur hieher senden wollten, da sie es doch für keine bassesse gehalten, zum
Protector unterschiedene zugleich und nach einander zu schicken und den Frie-
den von ihm zu bitten, worauf Br. sich beschränkt hat zu antworten, auch Kf.
hielte dafür, dass die Gen. Staaten in dem Fall unrecht hätten und dass sie billig
durch ihre Gesandten die ersten avances thun müssten ; Kf. würde, wenn seine
guten officia dem König nur angenehm wären, sich bemühen, auch durch Dro-
hungen die Gen. Staaten dahin zu bringen. Der König machte darauf umschwei-
fende Discurse von den französischen auf die Continuation des Krieges und
Englands und Hollands Abmattung gerichteten Intriguen und de Witts Collu-
sionen mit d'Estrades, woraus Br. schliessen konnte, dass man hier geneigt
sei, den Frieden mit den Gen. Staaten ä part zu schliessen und Frankreich her-
nach allein vorzunehmen.
Br. brachte darauf das Gespräch auf Buats') Hinrichtung. Der König bedau-
erte denselben sehr und sagte : Si ce malheur ne fust pas arrive nous n'aurions
plus besoing de parier de faire la paix, eile serait faite ä Theure que je vous
parle, er hätte zu Kiewit'), gesagt: ceste cruautö, je ne voy point de moyen
>) S. oben S. 634.
^ S. oben S. 636,
*) Johann Kiewit, Rathsherr von Rolterdam, Schwager des Admirals Tromp,
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Audienz beim Könige. 639
de faire la paix si ce n^est que nous continuions a nous rainer jusque ä ce que
V0U8 soyez bien unis en Hollande. Br. benutzte diese Gelegenheit, um zu er-
wähnen, Kf. hätte von Sylvii Corespondenz mit B u a t vollkommene Nachricht,
und bemerkte, dass der König die Friedenspunkte, die Sylvius zuletzt hätte
nach Holland bringen sollen, mit besserer Sicherheit und Reputation dem Kf.
anvertrauen könnte, worauf derselbe erwiderte, wenn Kf. sich so mit Schwe-
den gesetzt haben würde, dass er hoffen könnte, sie würden mit zusammenge-
setzter Macht die Gen. Staaten zur Billigkeit zwingen, dann würde er in Kf.
vollkommenes Vertrauen setzen.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. London
29. October/[8. November] 1666.
[Englische Absichten inbetreff des Kf. und des Friedens. Aeusseruug des Königs
über den Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg. Berichte Carlingfords.]
Auch die Audienz, welche er am 23. bei dem Herzog von York gehabt, S.Not.
hat ihn gelehrt, dass zwischen England und Schweden etwas ohhanden
sein müsse, worauf Dänemark und Holland billig ein wachendes Auge
haben sollen, dass man sich hier mit den schwedischen Gesandten*) beredet
hat, Kf. von HoUand ab und an sich zu ziehen, und dass man daher und nicht
wegen Beförderung des Friedens seine Absendung gerne gesehen. Allerdings
verlangt der Hof und das ganze Land nach Frieden. Das Parlament ist wegen
Anlage der zur Fortsetzung des Krieges bewilligten 180000 Pfund Sterling in
Verlegenheit und Zwietracht, dazu ist grosser Mangel an Schiffsmaterialien, die
Seeleute nehmen ab, London ist nicht mehr zu finden und aller Handel und
Wandel liegt im ganzen Königreich danieder, trotzdem will die englische hu-
meur und politique nicht leiden, die angebotenen Friedensnegotiationen zu be-
fördern, viel weniger den Frieden zu suchen, sondern man bemüht sich, den
Niederlanden einen neuen und stärkeren Feind zu Lande, als der Bischof war,
zu erwecken und sie dadurch zu zwingen, den Frieden von England per legatos
zu begehren und sich von Frankreich abzusondern.
Als er dem Könige neulich das Schreiben des Kf. wegen des Erbvergleichs
mit Pfalz-Neuburg') überreichte, erwiderte derselbe: C'est un grand coup,
que jai souhaitö d'apprendre il y a longtems et dont ceux qui souhaitent la
hatte an Buats Verschwörung Theil genommen und war nach deren Entdeckung
zuerst nach den spanischen Niederlanden und dann nach England entflohen, s.,
Aitzema V, S. 841, Wicquefort III, S. 259, Lefövre Pontalis I, S. 392.
') Georg Fleming und P. J. Goyet; dieselben hatten seit dem Sommer 1666
die Friedensvermittlung angetreten, s. Wicquefort III, 8.281, Mem. de Pom-
ponne II, S. 161.
') Kf. hatte diesen am 9. September 1666 abgeschlossenen Vergleich (s. Urk.
u. Akt. XI, S. 731 ff.) wie anderen Mächten so auch dem Könige von England an-
gezeigt.
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640 V. Brandenburg und En^^Iand. 1664— >1669.
desouion du cercle de Westphalie ne seront pas bien aises. J'en felicite M.
TElecteur de tout mon coeur et voudrois que d'autres affaires, qui Tont oblige a
faire le voyage de Cleves, luy eussent esti aussy avantageuses que cet accom-
modement
Graf Carlingford') hat von Wien hieher berichtet, der Kaiser hätte ^
Kf. die Protection der Stadt Bremen und das absolute Commando über seine
und andere Reichsvölker durch Graf Sintzendorff anbieten lassen, was man
hier ungern vernimmt. Br. räth, falls Kf. etwas wider Schweden vornehmen
wolle, so möchte er seine beiden Schiffe nicht auslaufen lassen, denn er hat auf
sein deswegen eingegebenes Memorial keine Antwort erhalten und fürchtet, Kf.
mochte deswegen wieder einen Verdruss haben.
Der Kurfürst an Chr. v. Brandt. D. Cöln 13./[23.] November
1666.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[auf den Bericht vom 18./8. October. Ablehnung der von England verlangten Ver-
bindung mit Schweden, neues Erbieten zur Vermittelung.]
23. Nov. Rechtfertigung') der Friedensvermittlung zwischen den Staaten und dem
Bischof von Münster.
Wir sind geneigt, dem Könige bei allen Occasionen, sonderlich bei
der Friedenshandlung mit den Staten unsere aufrichtige Freundschaft
zu erweisen und können wir uns garnicht darin richten, dass man be-
gehrt, wir sollen zuforderst uns mit Schweden in eine alliance ein-
lassen, da doch dieselbe^) neulich geschlossen, ratificiret und ausgewech-
selt und a parte der Schweden das geringste seiter nicht an uns gesuchet
ist, und ob wir zwar auf des Reichs Begehren unsere Creishnlfe zu
Rettung der Stadt Brehmen zusammen und in Bereitschaft halten
müssen *), so haben wir uns doch bei solchem Werk dergestalt betragen,
dass die Schweden solches bisher selbst gerühmt haben und wir bis
auf kegenwärtige Stunde mit ihnen in beständiger vertraulicher Freund-
schaft leben. Imfall Ihr nun verspüret, dass man hiermit zufrieden und
man sich unserer angebotenen Mediation gebrauchen will, so habet Ihr
^) S. über dessen damalige Thätigkeit am kaiserlichen Hofe 0. Klopp, Der
Fall des Hauses Stuart II, S. 126 f., 141.
^ S. oben S. 97.
3) Vgl. Pufendorf X, § 21 S. 660.
*) Die Allianz vom 27. März 166G (Pufendorf IX, §70 S. 611 ff.), vgl. ürk.
u. Akt. IX, S. 819.
^) S. oben S. 100 ff.
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VermittluDgSTorscbläge des Ef. 641
ferner fortzufahren und allen möglichsten Fleiss anzuwenden, ob Ihr den
König dahin persuadiren könnet, dass er sich vernehmen lasse, worauf
der Friede zu machen, auf welchen Fall wir uns entbieten, im Haag es
dahin zu befodern^ dass, wann der König zufoderst sich so weit heraus-
gelassen, ein Gesandter nach London geschicket werde. Imfall Ihr aber
verspüren werdet, dass man uns in unserem Staat nachtheilige Älliancen
verwickeln und dadurch uns unseren Alliirten suspect machen will, so
habet Ihr mit guter Manier zu versuchen, dass Ihr dimittiret werdet,
und etwan vorzugeben, dass Eure Briefe nicht überkämen und Ihr daher
Ursach hättet, selbst fiberzureisen. —
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 5./ 15. December 1666.
[Friedensbemühangen.]
Er würde sich gern bemühen, die Gen. Staaten zu einer Abschickung nach 15. Dec.
England zu disponieren, er hat aber bisher garkeine Apparenz dazu gefunden,
dieselben bestehen vielmehr darauf, dass sie von einer solchen Schickung nichts
wissen und auch ohne ihre Mitalliierte sich in keine Friedenshandlung einlassen
wollen. Trotzdem will Kf. seinen Käthen im Haag befehlen, den Versuch zu
machen, die Staaten dahin zu disponieren, dass sie jemand nach England
schicken un.d dem Könige die Ursachen, warum sie dort die Tractaten nicht
vornehmen konnten, vorstellen und ihre Bereitwilligkeit erklären Hessen, an
einen neutralen dritten Ort Gesandte zur Friedenshandlung zu schicken. Sollte
dieser Vorschlag dort angenommen werden, so soll Br. den Käthen des Kf. im
Haag sofort davon Nachricht geben, er soll auch mit den schwedischen Gesand-
ten hieraus communicieren und sie zur Mitwirkung zu disponieren suchen.
PS. Kf. wird seinen Schiffen befehlen, da man so grosse Difficultäten
macht, sie durch den Canal passieren zu lassen, nach Preussen zu gehen.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 2./ [12.] Ja-
nuar 1667.
[Aeusserungen des Reichskanzlers. Grössere Geneigtheit zu FriedensYerhandlungen.]
Der Reichskanzler, den er zu Weihnachten auf seinem Landgut be- 12. Jan.
suchte, hat ihn versichert, dass es dem Könige lieb sein würde zu vernehmen,
dass Kf. mit Schweden so wohl stände, er wollte das Schreiben Wrangeis*)
im Cabinetsrath in Gegenwart Prinz Ruprechts verlesen, der König aber hätte
^) Kf. hatte y. Br. ein Schreiben Wrangeis (d. Habenhausen 6./16. November
1666) zugeschickt, in welchem ihm dieser fär die Sendung seiner Rathe und seine
guten officia bei den dortigen Tractaten gedankt hatte.
Ilator. 1. Geseb. d. G. Kurfuriton. XU. 41
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642 V. Brandenburg und England. 1664 — 1669.
eine neue Jalousie gegen Kf. wegen der neulich mit Dänemark, den Gen. Staa-
ten und Lüneburg geschlossenen Allianz*) geschöpft. Als er Kf. deswegen
rechtfertigen wollte, bat ihn der Kanzler, sich noch ein paar Stunden in seinem
Hause mit ihm lustig zu machen und dann mit ihm zusammen nach London zu
reisen, welches der Ort wäre, von Geschäften zu reden, wenn er dort mit dem
Könige seinetwegen würde geredet haben, hoffte er ihn wieder zu sehen. Bei
der Lustigkeit hat Br. doch soviel herausgebracht, dass man hier, wenn die
Staaten nochmals an den König wegen eines neutralen Orts und behaglicher als
vorhin schrieben, sehen würde, wie der holländische Stylus lautete und ob der
König ohne Verletzung seiner Ehre einen neutralen Ort vorschlagen könnte.
£s wäre aber zu wünschen, dass des Kf. ministri im Haag es dahin bringen
könnten, dass die Staaten deswegen ein sehr höfliches Schreiben an den König,
wenn auch nur durch einen Secretarius oder einen sonstigep Expressen, her-
schickten.
PS. Die Gothenburgische Flotte ist in salvo und, so etwas den Frieden
zurückhält, ist es dieses.
Chn V. Brandt an den Kurfürsten. D. Lenden 18, /[28.] Ja-
nuar 1667.
[Friedensaussichten.]
28. Jan. Das neue Schreiben der Gen. Staaten ') an den König, worin demselben die
Wahl eines neutralen Ortes zu den Tractaten gelassen wird, soll vom Könige
gut aufgenommen und derselbe resolviert sein, einen solchen Ort zu benennen.
Er hat sich bei Arlington und Morice erkundigt, auf welchen Ort der König
wohl zielen möchte, und gefragt, ob Cleve nicht dazu bequem wäre. Obwohl
beide davon nichts wissen wollten, da dort das englische Interesse durch den
Frieden mit Münster ruiniert worden wäre, will er doch mit dem R.Kanzler
darüber sprechen, um wenigstens so zu erforschen, wie tief diesem Hofe jener
Friede noch im Kopfe steckt.
Es ist gut, dass es soweit gekommen ist, und man muss sich bemühen,
dass die plenipotentiarii benannt und ein Stillstand der Waffen beliebt werde.
So lange aber England sich bei Schweden noch um eine Offensivallianz gegen
Holland eifrig bewirbt und Frankreich von Holland zu trennen sucht, wel-
ches der Zweck der Sendung des Grafen von St. Alb ans') nach Paris ist,
steht er stets in Sorgen und hat Kf. um so mehr Ursache, die Gen. Staaten warnen
zu lassen, dass sie keine Gelegenheit, den Frieden zu suchen, verabsäumen m^en.
0 Die Quadrupellianz vom 25. October 1666, s. oben S. 136. Kf. hatte (d.
Sparenberg 5. November 1666) v. Br. beauftragt, dem englischen Könige von dem
Abscbluss derselben Anzeige zu machen.
') d. la Haye 13. Januar 1667 (Aitzema VI, S. 4).
*) S. Mignet I, S. 519, Ranke IV, S. 293ff., M^m. d'Estrades IV, S. 637.
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Argwohn wegen d. Quadrupelallianz. Aassiebt auf Friedensverbandlungen. 643
Chr. V. Brandt an den Kurfttrsten. D. Londen
25. Januar/[4. Februar] 1667.
[Gespräch mit dem R.Kanzler, Widerlegung der Vorwürfe desselben gegen Kf. Das
Schreiben der Gen. Staaten.]
Er hat vor 3 Tagen den R. Kanzler, obwohl derselbe noch am Podagra 4. Febr.
krank ist, aufgesucht und demselben angezeigt, dass Kf. ihm das Original des
Schreibens Wrangeis*) zugesendet habe. Derselbe') wiederholte aber mit
ziemlicher Heftigkeit seine früheren Vorwürfe wegen des Friedens mit Muns-
ter und der Anhaltung der englischen Schiffe in Pillau und hielt ihm dann
die neu liehe Allianz des Kf. mit Dänemark, Holland und Lüneburg') vor,
aus welchem allen er schliessen wollte, dass Kf. die Hände gebunden wären,
etwas für den König zu thun, und dass dieser von Kf. nichts hoffen könnte,
so lange die Princessin von Oranien ihre malice nur dahin anwendete, das
gute Vernehmen zwischen Kf. und dem Könige zu hintertreiben, v. Br. hat da-
rauf die Allianz betreffend darauf hingewiesen, dass Kf. sich derselben nicht
hätte entbrechen können, 1) weil dieselbe ohne ihn würde gemacht sein, 2) weil
er sonst nicht hätte die Hand in des Prinzen von Oranien Affairen behalten
können, 3) weil dessen Freunde ihn darum dringend gebeten hätten, so zu ver-
hindern, dass de Witt sich nicht ganz in Frankreichs Arme werfe, 4) weil
Kf. gesehen, dass diese Allianz Fngland keinen Schaden bringen könnte. Kf.
würde so in Holland desto bessere Dienste thun können, wenn er nur hier ein
gutes Vertrauen verspürte. Darauf fragte jener ydeder, ob, wenn Holland Schwe-
den antasten sollte, Kf. der Schweden Freund sein würde, worauf er erwidert
hat, hierauf könnte zur Zeit weder Kf. und noch weniger er antworten, weil
man von den Absichten Schwedens in dem Fall noch nicht urtheilen könnte.
Schliesslich sagte ihm der R.Kanzler, er könnte ihm zwar jetzt noch nichts
sonderliches sagen, forderte ihn aber auf, ihn öfter als bisher zu besuchen und
inzwischen dem Kf. zu melden, der König wüsste noch nicht, wessen er sich,
weil die Gen. Staaten ihn so verächtlich tractierten, resolvieren würde. Das
Schreiben der Gen. Staaten *) wegen eines neutralen Orts sei allerdings angekom-
men, aber, weil eine Bedingung dabei wäre, noch nicht erbrochen worden. In
der That hat y. Br. erfahren, dass die schwedischen Gesandten zwar eine Gopie
übergeben haben, aber das Original nicht eher übergeben wollen, bis der König
resolviert, den Gen. Staaten ihre Bitte zu gewähren.
0 S. oben S. 641.
«) Vgl. Pufendorf X, § 21 S. 660.
«) S. oben S. 642.
♦) S. oben S. 642, vgl. Aitzema VI, S. 4 ff.
41*
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644 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 8./ [18.] Fe-
bruar 1667.
[Audienz beim Könige, dessen Vorschlag, die Friedensverhandlungen in Holland
führen zu lassen.]
18. Febr. Er hat am 4. beim Könige Audienz gehabt, demselben vorgestellt, dass
Kf. mit Schweden jetzt in so gutem Vernehmen stände wie je, seitdem die
Schweden auf den deutschen Boden gekommen, und durch Wrangeis Schrei-
ben, das er aber nicht aus Händen gegeben, bewiesen, dass Kf. in der Bremi-
schen Sache die schwedische ?artei gehalten, und darauf in ihn gedrungen,
da diese Condition erfüllt wäre, sich herauszulassen, wie Kf. den Frieden mit
Holland befördern könnte. Der König erwiderte darauf, er würde ihm in kur-
zem, wenn er aus Schweden Nachricht hätte, darauf Bescheid sagen. Als v. Er.
darauf bemerkte, er hoffe, der König würde sich auf den letzten Brief der
Gen. Staaten zu einem neutralen Orte resolvieren, fragte ihn der König, was er
davon hielte, wenn er gar seine Gesandten nach Holland^) schickte und die
Tractaten daselbst vornehmen Hesse, und als v. Br. fragte, ob sich der König
schon dazu entschlossen hätte, erwiderte er, er wäre desfalls noch nicht
schlüssig.
V. Br. hält für noth wendig, dass Romswinckel heimlich bei des Kf.
Freunden und de Witts Feinden sich erkundige, ob sie diese Absendung für
gut und zuträglich ansehen, und ihm sogleich Nachricht davon gebe, denn, nach-
dem der König selbst davon ihm Ouvertüre gethan, hat er gute Gelegenheit
weiter zu gehen. Er fürchtet nur, dass man hier nicht etwa dadurch suche
Jalousie zwischen Holland und Frankreich oder divisiones in Holland
anzurichten.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen ll./[21.] Fe-
bruar 1667.
[Verblendung der englischen Regierung inbetreff Schwedens. Sein Verhältnis zu
Lisola und Molina.]
21. Febr. Obwohl der Hof wegen einer englischen Ambassade nach Holland delibe-
riert, bemüht er sich doch, Schweden in eine Defensivallianz gegen Holland
zu engagieren, und es ist unbegreiflich, wie man sich durch die schwedischen
Gesandten in vergeblicher Hoffnung erhalten lässt. Denn obwohl an der Reno-
vation der Allianz zwischen Frankreich und Schweden'), welche, wie man
sagt, auf das polnische Wesen eingerichtet ist, nicht zu zweifeln, bleibt man
') Vgl. darüber Aitzema VI, S. 9ff., Basnage S. 801, Wicquefort III,
S. 299f., Mem. d'Estrades V, 8.43, Mignet I, S. 519, Lefivre Pontalis I,
S. 396.
*) Vgl. über die darüber geführten Verhandlungen M^m. de Pomponne IT,
S. 336 ff.
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Verhältnis Schwedens zu England. 645
doch dabei, Rf. müsse mit Schweden wohl stehen, and so oft der spanische
and oesterreichische Gesandte^) anf ein Bündnis zwischen Spanien und
England wider Frankreich dringen, wird ihnen zur Antwort, das Haus
Oesterreich müsse sich zuvor gegen Schweden recht anschicken und dieses
von Frankreich ab und an sich ziehen, damit die dreifache Allianz zwischen
Schweden, England und Spanien, weswegen Graf Sandwich') von die-
sem Hofe nach Madrid gesandt worden, vermöge der von Palbitzki^) zu Wien
gemachten Ouvertüre wider Frankreich und Holland förderlichst geschlossen
werden möge. Der spanische Ambassadeur und Isola haben daher v. Er.
ersucht, ihnen zu helfen, den R.Kanzler wegen der Schweden zu desabusieren,
er hält dieses aber nicht für rathsam und hat sie dazu vermocht, sich eine
Zeit lang zu stellen, als wenn der Abschluss einer solchen dreifachen Allianz
ihnen angenehm sein würde. Beide gehen mit ihm ebenso aufrichtig wie höf-
lich um, letzterer kann nicht genug rühmen, was für Gnade und Ehre er
von Kf. empfangen^} und wie sehr ihm dessen Person, Gemuth, Gonduite und
ganzer Hof gefallen.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
22. Februar/[4. März] 1667.
[Gespräch mit dem R. Kanzler über Schwedens Haltung in der polnischen Frage. Ver-
handlungen über den Ort für die Friedenstraetaten.]
Er hat erst vorgestern dem R. Kanzler vorstellen können, was ihm Kf. in 4. März,
dem Rescript vom 23. Januar^) wegen der polnischen Sache aufgetragen.
Derselbe erwiderte, Pfalz-Neu bürg hätte dem Könige und ihm angezeigt, dass
Kf. versprochen, ihm eintretenden Falls zu der polnischen Krone zu verhelfen,
sein König sei darüber sehr erfreut und er selbst bitte Kf., bei diesem dem
gemeinen Wesen so zuträglichen Vorsatz zu verharren, man würde hier ihm
*) Graf Moli na und Li sola, vgl. über des letzteren damalige Tbätigkeit in
London M4m. de Pomponne U, S. 367fr., Klopp I, S. 143ff.
») Vgl. Mignet 1, S. 465ff., Klopp I, S. 126f.
3) S. oben S. 582.
<), Vgl. über die Gesandtschaft Lisola's zu Kf. 1663—1664 Urk. u. Akt. XIV,
1. S. 127 ff., dessen bewuaderndes Urtheil über den Kf. S. 172.
^) In demselben hatte Kf. ihn angewiesen, mit dem R.Kanzler von der polni-
schen Sache zu reden, demselben mitzutbeilen, dass Schweden, welches sich vorher
mit ihm zur Beförderung der Candidatur des Pfalzgrafen von Neu bürg verbunden
hätte, jetzt (vgl. oben S. 189 ff.) andere Resolution gefasst zu haben und das franzö-
sische Dessein unterstützen zu wollen scheine. Er solle darauf aufmerksam machen,
wie, wenn Frankreich mit demselben durchdringen sollte, niemand mehr demselben
werde die Balance halten können, was auch England gewiss nicht gern sehen werde,
und darauf dringen, dass englischerseits die dortigen schwedischen Gesandten ermahnt
wurden, Frankreich darin nicht zu assistieren, sondern den Pfalzgrafen zu unter-
stützen.
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646 V. Brandenburg und England. 1664^1669.
treu darin beistehen. Doch hätte er nicht die geringste Anzeigung, dass das
schwedische Absehen auf die Befördening der französischen desseins in Polen
gerichtet sein sollte, er müsste vielmehr das Widerspiel daraus schliessen, dass
die hiesigen schwedischen ministri nicht nur vielfältig die Bereitwilligkeit
Schwedens sich von Frankreich ab und zu Spanien zu wenden versichert, son-
dern auch gegen ihn in den polnischen Affairen so erhebliche rationes, wamm
das schwedische Interesse dort mit dem französischen nicht übereinkäme, vor-
gebracht hätten, dass er ihnen bisher desfalls hätte Glauben zustellen mässen,
doch wollte er dieselben ernstlich warnen und bäte er, Kf. möchte, wenn er
etwas in Erfahrung brächte, wodurch man die Schweden überweisen könnte,
ihm bei Zeiten davon Anzeige machen, sein König wurde es gar übel empfin-
den, wenn Schweden ein anderes thäte, als es hier an den Tag gebe.
Wegen der Tractaten mit Holland sagte er, sein König hätte, um den
Competenzstreit zu töten, durch ein behagliches Schreiben *) zur Bezeugung sei-
ner Friedensliebe den Haag selbst dazu erwählt, wenn die Gen. Staaten solches
beliebten, würden die hiesigen Gesandten bald dahin aufbrechen, Kf. möchte
seine Minister im Haag instruieren, mit denselben gute Freundschaft und Cor-
respondenz zu pflegen und ihnen die Wege zu weisen, wie sie mit den Fried-
liebenden in Holland und den Freunden des Prinzen von Oranien sichere
Communication pflegen könnten, doch hätten die Gesandten expresse Ordre, sich
mit der Prinzessin von Oranien garnicht einzulassen. Sollten aber die Staaten
auch diese Ehre nicht annehmen wollen, so hoife er, Kf. werde erkennen, was
für friedhässige Alliierte er an denselben hätte, und danach seine mesures
nehmen.
PS. Die schwedischen Gesandten haben heute einschreiben der Staa-
ten') übergeben, in welchem diese auf einige ihrer Oerter in Brabant zielen
und vorwenden, dass ihre Alliierten leichter dazu zu disponieren sein wurden.
Man legt es am Hofe als eine von de Witt') herrührende politique aus.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Lenden
22. März/[1. April] 1667.
[VereinbaruDg über den Ort der Friedenstractaten. Gunstige Aussiebten 7.um Frieden.]
I.April. Das Loos zu den Friedenstractaten ist endlich auf Breda gefallen*) und
die hiesigen Bevollmächtigten, Mylord Hollis und Sir William Coventry,
machen sich bereit, dorthin aufzubrechen. Man wünscht hier sehr, dass durch
») d. Whitehall ^~~^~~ 1667 (Aitzema VI, S. 9).
10. Februar ^
*) d. la Haye 24. Februar 1667 (Aitzema VI, S. 14f.).
») S. Wicquefort III, S. 300f., Mem. d'Estrades V, S. 43, Lefevre-Pon-
talis I, S. 396.
*) S. Aitzema VI, S. 12, Wicquefort III, S. 303, Mignet I, S. 525f., Mem.
de Pomponne II, S. 382.
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Die bevorstehenden Friedensverbandlungen.. 547
Ef. in ganz Holland unter den Friedliebenden knnd werde, wie sehr England
zum Frieden geneigt sei. Je dringender die Ursachen^), welche den hiesigen
Hof zum Frieden treiben, von Tage zu Tage werden, um so weniger zweifelt
er am Zustandekommen desselben, doch fürchtet er, dass derselbe kein dauer-
hafter sein werde.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
29. März/[8. April] 1667.
[Verbandlungen mit den englischen Ministern aber Theilnabme des Kf. an den Frie-
densverhandlungen.]
Man trachtet hier danach, den Pensionarius de Witt bei Kf. schwarz zu 8. April,
machen und sich der guten officia des Kf. mehr gegen diesen und die Fried-
hässigen als directe zu Beförderung des Friedens zu bedienen.
Er hat*) gestern und vorgestern dem R.Kanzler sowie den Secretaren
Arlington und Morice vorgestellt, nachdem nun der Ort zu den Tractaten
festgestellt, möchte man nicht länger anstehen, des Kf. offenbare Wohlmeinung
zu embrassieren, falls man demselben nicht Ursache geben wollte, über unver-
diente Hintansetzung und Verachtung sich zu beschweren, worauf alle drei er-
klärt haben, da jetzt hier wenig zu thun sei, sondern entweder zu Breda
alles abgethan oder der Krieg desto länger continuiert werden müsste, würde
es dem Könige sehr angenehm sein, wenn Kf. seine minist^os nach Breda sen-
den und ihnen mitgeben möchte, dass sie mit den englischen Gesandten fleissig
communicieren und die englische Geneigtheit zum Frieden überall kund machen
sollten. Obwohl darauf nicht instruiert, hat er geantwortet, er könnte nicht
sehen, wie Kf. mit Reputation nach Breda senden könnte, wenn seine ministri
nicht von allen interessierten Parteien pro commediatoribus erkannt und ange-
nommen wurden, es stände bei dem Könige damit den Anfang zu machen, weil
Kf. den andern Mächten seine Mediation nicht eher anbieten wollte, bis er ver-
spürt hätte, dass England dieselbe zu acceptieren geneigt wäre, was sie aber
aus verschiedenen Gründen (Kürze der Zeit, Besorgnis Schweden zu offen-
dieren, das allezeit präcaviert hätte, dass ihm keine andere mediatores an die
Seite gesetzt würden, u. s. w.) verweigerten. Er zweifelt daher, ob es für Kf.
reputierlich sein würde, zumal auch die Kosten und die Kürze der Zeit zu be-
rücksichtigen sind.
Chr. V. Brandt an den Kurfttrsten. D. Londen l./[ll.] April
1667.
[Ratb, den Gongress in Breda zu beschicken, jedenfalls ihn von hier abzurufen.]
Nachdem er der Sache näher nachgedacht, zweifelt er fast nicht, dass Kf. 11. April,
jemand von seinen ministris nach Breda senden werde, da man hinfort alle,
1) Vgl. M^m. de Pomponne 11, S. 373f.
>) Vgl. Pufendorf X, § 22 S. 661.
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648 V. Brandenburg und England. 1664 — 1669.
die hier oder in Paris oder im Haag vom Frieden reden sollten, dorthin ver-
weisen wird und, wenn Kf., nachdem man es hier mit Bezeugung so grossen
Vertrauens begehrt, es nicht thun sollte, man dieses hier sehr übel empfinden
wurde. Er hofft, Kf. wird ihm, weil er hier, da die Gemfither noch ganz ver-
bittert waren, wegen des Friedens hat negotiieren müssen, die Ehre gönnen,
dass er, nachdem die gute Verständnis zwischen Kf. und dieser Krone wieder
in Gang gebracht ist, dem Friedensschlüsse in seinem Namen beiwohne. Ef.
kann, auch wenn seine Mediation nicht angenommen wird, mit Reputation and
zu Beförderung des gemeinen Besten seine ministros daselbst haben, znmal
wenn durante negociatione pacis dahin zu bringen stfinde, dass seine Garantie
von allen interessierten Theilen angenommen wurde. Dieses ist der vornehmst«
Punkt, auf welchen des Kf, dahingehende ministri würden instruiert werden
müssen, und der nirgends füglicher als in Breda durchgetrieben werden kann.
Auch wenn Kf. Bedenken tragen sollte, jemand dorthin zu schicken, so ist
seine Abberufung von hier doch hochnöthig. Blaspeil und Romswinckel
schreiben ihm, de Witt glaube, er sei nicht des Friedens sondern anderer auf
ein gutes Verständnis des Kf. mit England zielender Angelegenheiten wegen
hier. Er kann auch leicht absehen, dass, wenn Kf. ihn, bis etwa die Tractaten
fruchtlos abgingen, hier lassen wollte, man ihn hier zu einem engagement gegen
Holland zu bewegen suchen und, wenn Kf. ihn dann abrufe, sich sehr beleidigt
fühlen wird. Auch wenn, falls die Tractaten glücklich ablaufen, zwischen
England und Holland wegen Flanderns etwas geschlossen werden sollte
und man Kf. mit hineinziehen wollte, wäre es für Kf. reputierlicher und nütz-
licher, dass man solches an seinem Hofe suchte, als dass hier davon ge-
sprochen würde.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 5./[15.] April
1667.
[Bitte um Abberufung. Audienz beim Konige, dessen Urtheil über Schwedens Politik
in der polnischen Frage. Urtheil Lisola*s über des Kf. Politik daselbst]
15. April. Von dem spanischen Gesandten') hat er gehört, dass, obgleich der König
von Frankreich die Mediation des Kaisers zurückgewiesen, das Haus Oester-
reich doch jemand, vielleicht Isola nach Breda schicken werde, um so mehr
würde Kf. es thun können. Jedenfalls wünscht v. Br., dass Kf. ihn von hier
abberufe und dies so bald wie möglich den Gen. Staaten mittheilen lasse, da er
fürelitet, t]ass man hier, je nachdem die Tractaten ablaufen, ihm propositiones
tliau wird, die dem Kf. nicht annehmlich sein würden, und da er aus Blas-
l>GiIs mid Romswinckels Schreiben ersieht, dass man in Holland, besonders
de WHt, aus seinem Hiersein schädliche Ombrage schöpft.
Der König, bei dem er gestern Audienz hatte, hat sich wegen dieser
Sache ebenso wie der R.Kanzler, Arlington und Morice geäussert; der-
1) GmfMolina.
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Bitte lim Abberufung. Neigung Englands zum Frieden. 649
selbe machte sich znm Frieden gute Hoffnung und erwiderte auf seine Frage '),
ob er dem schwedischen Gesandten die Beförderung des franzosischen Des-
seins wegen Polen dissuadiert und Pfalz-Neuburgs Interesse recommendiert
hätte, es wäre geschehen; soviel er abnehmen könnte, würde Schweden dem
Herzog von Anguin nicht zur polnischen Krone verhelfen, in Schweden wäre
in Erfahrung gekommen, dass Frankreich dem Kaiser versprochen, wenn
er nicht verhinderte, dass Anguin König in Polen würde, ihm hernach das
Schwedische Pommern einnehmen zu helfen und ihm dasselbe ganz zu lassen.
Lisola sagte ihm bei der Abschiedsvisite ^, er hätte erfahren, was Ho ver-
beck ^ zu Warschau wegen Pfalz-Neuburgs vorgebracht, und legte es dahin
aus, Kf. wolle mit einem Stein drei Würfe thun, die Königin von Polen,
welche immer gesagt hätte, Kf. wäre ein Feind der Succession und wollte sich
mit dem Grossfürsten von Moskau Polen theilen, widerlegen, den Pfalzgrafen
obligieren und gleichwohl dessen Interesse in Polen ruinieren. Nachher sagte
er, Kf. hätte ^), was Hoverbeck darin gethan, desavouiert, welches er mit
seiner gewöhnlichen verständigen und vorsichtigen Gondnite nicht wohl über-
einzustimmen vermeinte.
Chr. V. Brandt an den KurflirBten, D. Londen 8./[18.] April
1667.
[Die jetzige englische Politik und ihre Ursachen.]
Die hiesige Eilfertigkeit zum Frieden ist halb willkürlich und halh ge- 18. April,
zwnngen, denn der König will ^) keine Hanptflotte in See bringen, um das ihm
neulich vom Parlament bewilligte Geld zu sparen, er kann es auch nicht tbun,
weil das meiste Schififsvolk in Kaufschiffen und eine Esquadron von 12 der
besten Kriegsschiffe unter dem Viceadmiral Kemphorn abwesend ist, woher
man wünscht, dass der Friede in Breda, wenn nicht völlig geschlossen, doch
entworfen werden möge, ehe die Flotte von Holland auslaufen, sich vor die
englischen Häfen legen und auf jene Ende Mai oder Anfang Juni zurückkom-
mende Esquadron passen könne. Prinz Ruprecht und General Monk fluchen
darüber, dass der Friede auf solche Weise gemacht wird und dass man bei
währenden Tractaten nicht trachten will, die See zu behaupten; die ministri
Status aber sagen, jene sprächen als Soldaten und man müsste auf die Conse-
quentien sehen, und ist der R. Kanzler derjenige, welcher das ganze Friedens-
werk dirigiert. Zu den Ursachen der jetzigen Lust zum Frieden hieselbst gehört
auch, dass derselbe nicht will, dass der Herzog von York in See gehe, die
') S. oben S. 645 f.
^ Ueber dessen damalige Reise nach Holland s. Klopp I, S. 152 ff.
3) S. oben S. 316 ff.
*) S. oben S. 319 ff.
») Vgl. Ranke IV, S. 306.
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650 V. Brandenburg und England. 1664 — 1669.
vornehmste aber ist, dass Englands inwendiges Geschwor aufbrechen will, Volk
und Parlament so sehr anfangen über Auflagen und Unterdrnckangen zu klagen,
dass er die vorigen rebellischen Zeiten vor der jetzigen preisen darf, daher
würde der König, wenn er die 1 800 000 Pfd. aasgegeben hat, kein Geld mehr
von dem Parlament begehren dürfen, und wenn dieses wieder recht aufsätzig
w^rde, dürfte es dem Reichskanzler nicht besser als Strafford ergehen.
Zwischen England und Schweden scheint verabredet zu sein, die
schwedische Armee im Fürstenthum Bremen zusammenzuhalten ^), bis der Friede
geschlossen, und Holland dadurch zu intimidieren, wie man auch danach ge-
trachtet hat und noch trachtet, durch Kf. und Schweden zugleich den Gen. Staaten
Ombrage zu geben.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln an der Spree
21. April/[1. Mai] 1667.
[auf die Relation vom l./l I.April. Befehl vorläufig dort zu bleiben. Eventuelle Be-
schickung der Friedenstractaten.]
1. Mai. — Nun gereichet uns zwar Eure hierunter bezeugte Sorgfalt und
treuunterthänigster Fleiss zu gnädigstem Gefallen, nachdemmahlen aber
Ihre Kön. M. Bedenken tragen, uns bei dieser Handlung als Mediatoren
zu ad mittlren, wir aber auch anstehen müssen, auf andere Weise dabei
zu erscheinen, zumalen wir ganz keine Ursach sehen, warumb man uns
von der formalen Mediation zu excludiren, denn so wenig Schweden
(womit wir in guter Freundschaft und Correspondenz stehen) als jemand
anders unsers Ermessens solches begehren wird, so linden wir noch zur
Zeit nicht diensamb, Euch von dannen zu avociren, und befehlen Euch
demnach gnädigst, dass Ihr aldorten bis zu unserer ferneren und ander-
weiten Ordre subsistiret; wir wünschen inmittelst, dass es mit den Trac-
taten zu guter und schleuniger Endschaft gelangen möge, und werden
sehen, ob wegen des Kaysers, Spaniens oder einiger ander Poten-
taten, welcher nicht mediator ist, sich einige ministri dabei einfinden
werden, welchenfalls wir auch die unserigen dahin abschicken und ihnen
anbefehlen wollen '), sich zu denenselben zu halten und ihr comportement
0 Ueber die damaligen durch den Speck banseben Handel veranlassten neuen
Streitigkeiten zwischen Schweden und der Stadt Bremen, infolge deren die Armee
Wrangeis bis zum Sommer 1667 in der Nähe der letzteren blieb, s. oben S. 113 ff.
^ Kf. hatte (d. CoIn 10./20. April 1667) Romswiuckel und Copes beschieden,
er halte es nicht für ratbsam, eine formale Mediation zu suchen; da er bisher yon nie-
mand dazu requiriert sei, wolle er nur wie bisher seine guten officia an beiden Orten
interponieren, zu diesem Zwecke solle, wenn die Handlung zu Breda vorgenommen
werden sollte, einer von ihnen dorthin gehen, auch v. Brandt, der während der
Tractaten in London bleiben sollte, sollte dort in demselben Sinne wirken.
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Beschickung des Friedenscongresses durch Kf. 651
nach ihnen zu richten. Dass wir aber, da wir zur formalen Mediation
nicht invitiret worden, unsere Garantie denen partibus paciscentibus
offeriren sollten, desfalls tragen wir billig Bedenken*). —
Chr. V. Brandt an den Kurfllrsten. D. Londen 3./[13.] Mai
1667.
[Verhalten des österreichischen und spanischen Gesandten.]
Die österreichischen und spanischen ministri haben ^) sich hier an- 13. Mai.
fangs bemüht, den Frieden zwischen Holland und England zu befördern, nach-
dem sie aber die Missverständnus zwischen dem König nnd dem Parlament
wahrgenommen und dass dieser Hof dahin trachtet, dass der König des Parla-
ments nicht bedürfen und daher nach Beendigung dieses Krieges sich in keinen
anderen verwickeln möge, ferner dass Spanien entweder garnicht oder doch zu
spät von Holland Assistenz bekommen möchte, weil de Witt Frankreich ganz
anhängt, suchen sie jetzt auf allerlei Manier den Frieden zu verhindern, indem
sie darauf reflectieren, dass, wenn bei continuierendem Kriege England absolute
») Kf. theilt Blaspeil, Romswinckel und Copes (d. Cöln ^^' ^^^ 1667)
«5. Mai
dieses Rescript an ▼. Br. mit und ordnet an, wenn bei den Tractaten zu Breda von
dem Kaiser, Spanien oder anderen Potentaten, die nicht Mediatoren seien, jemand
sich einfinden sollte, so konnte auch einer von ihnen dorthin gehen, die anderen aber
sollten im Haag bleiben und auf das, was dort vorginge, Acht geben. Darauf schreibt
er (d. Lehnin ^ ' ^ .^ 1667) an Blaspeil, er finde es doch rathsam, jemand der
Seinigen zu den Friedensverhandlungen nach Breda zu schicken, zumal in England
dafür gehalten werde, dass er gute officia zur Facilitierung des Friedens werde leisten
können. Bl. solle sich daher als Extraordinargesandter nach Breda begeben, dort
mit den. englischen und anderen Gesandten vertraulich correspondiereu, von allem,
was des Kf. Interesse angeht und was er sonst erfahrt, berichten, sich die Beförderung
des Friedens auf das fieissigste angelegen sein lassen und auch mit v. Brandt und
den Gesandten im Haag communicieren. Wenn es zum Schluss komme, solle er sich
bemühen, dass Kf. mit allen seinen Landen und deren Gommercien so eingeschlossen
werde, dass er der Münsterschen Sache halber, die aber nicht genannt zu werden
brauche, ungefährdet bleibe. Da Kf. gehört, dass einige in der Provinz Holland dahin
inclinierten, dass keine fremden ministri, deren Principalen nicht bei dem Kriege in-
teressiert gewesen, zugelassen würden, so solle er, wenn er sowie Romsw. und Copes
es für rathsam halte, ein beiliegendes Schreiben den Gen. Staaten übergeben, inzwi-
schen aber, wenn er vernehmen sollte, dass andere schon in Breda angelangt seien,
sich dorthin verfügen. Diese Instruktion für Blaspeil theilt Kf. unter demselben
Datum an v. Brandt mit und weist ihn an, die Correspondenz mit demselben sowie
mit den Gesandten im Haag zu continuieren. Vgl. Aitzema VI, S. 28.
^ VgL Pufendorf X, § 22 S. 661. S. auch ürk. u. Akt. XIV, S. 295.
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652 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
Meister zur See bleibe, Frankreich solches sonder Zweifel empfinden mässte, oder
wenn es auch die See nicht ganz behaupten könnte, dass es wenigstens mit Zn-
thuung der spanischen Gallionen genugsam verhindern könnte, dass die franzö-
sische Flotte nicht die spanischen Häfen blocquierte, und dass dann auch der
König von England Spanien zu Lande assistieren oder wenigstens viele voo
seinen Unterthanen, namentlich die catholischen , in spanische Dienste treten
würden. Beide haben sehr offenherzig mit ihm darüber gesprochen, wollten
auch behaupten, des Kf. Interesse erforderte es nicht, dass zwischen England
und Holland Friede würde. Jetzt, da der spanische Ambassadeur sieht, dass
der Friede nicht mehr zu hindern steht, ist er ziemlich kleinlaut, zumal da die
Allianz zwischen Frankreich und Portugal erneuert ist und die französische
Macht sich gegen die spanischen Niederlande moviert, er richtet indessen seine
Negotiation dahin, damit in den Bredaischen Tractaten nichts eingerückt werde,
so England und Holland die Hände binden könne, Spanien in Flandern zu
assistieren.
Der Kurfürst an v. Brandt D. Cöln 7-/[170 Mai 1667.
[Befehl, sich nach Breda zu begeben.]
17. Mai. Wir haben endlich und nach fernerer Ueberlegung der Sachen dien-
samb und gut gefunden, Euch von dannen zu avociren und nacher
Breda gehen zu lassen, zu welchem End wir dann die Vorsehung ge-
than, dass Euch die nötige Gelder aufs schleunigste «^ ausgezahlet
werden sollen, und übersenden Euch daneben hiebei zwei Schreiben an
den König und den Cantzler^), nach deren üeberlieferung Ihr Euren
gebührenden Abscheid zu nehmen, uns und unser Interesse aufs beste
zu recommendiren , den König unserer beständigen Freundschaft und
Dienstfertigkeit zu versichern und darauf Eure Reise nacher Breda für-
derlichst fortzusetzen, woselbst Ihr von unserm Blaspiel unsere gnä-
digste Intention und Willensmeinung mit mehrem werdet zu vernehmen
haben. Insonderheit habt Ihr für Eurer Abreise es dahin äusserster
MügHchkeit nach zu befordern, damit die englische Gesandte solche In-
struction und Befehl bekommen mögen, dass wir und unsere Lande in
den Frieden mit includiret werden mögen. —
1) d. Goln an der Spree 5./15. Mai 1667.
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Abberufung y. Brandts nach Breda. 653
Chr. V. Brandt an den KurfUrsten. D. Londen
24. Mai/[3. Juni] 1667.
[Friedensaussichten. Französische Intriguen. Stimmung in England.]
Man beginnt hier auf die Nachrichten von Holland her in der Hoffnung 3. Juni.
auf Frieden zu wanken, trotzdem bleibt es bei der Resolution, keine Flotte in
See zu schicken, sondern nur die Kaper um so freier schalten zu lassen. Der
König hat den Willen und Ursache alles einzugehen, was den Frieden beschleu-
nigen kann, wenn nur de Witt nicht den Bogen zu hoch spannen mochte.
Dann aber dürften die Gen. Staaten sicli betrogen finden, und je länger sie trai-
nieren, desto mehr Vortheil spielen sie Frankreich in die Hände, welches auch
bei währendem Kriege Mittel genug findet, mit England zu correspondieren,
zumal da ans der alten Königin in England, dem R. Kanzler und Graf
St. Alb an eine Kette worden. Wie Frankreich de Witt mit der Continu-
ation des Krieges flattiert, so caressiert es den Kanzler hier durch die Ver-
sicherung, dass es den Frieden zwischen England und Holland wfinsche, und
hält dadurch beide in seinen Stricken. Der Kanzler fusst sehr auf dem, was
St. Alb an hieher geschrieben, und auf den Versicherungen, welche die fran-
zösischen Gesandten den englischen zu Breda neulich gemacht haben, die spa-
nisch gesinnten ministri dagegen glauben, dass Frankreich dadurch England
betrüge und mit de Witt wegen Verlängerung des Krieges unter einem
Hut spiele.
Des Königs in Frankreich weitanssehendes Dessein *) macht hiesigem
Hofe nicht geringe Ombrage, er wird sich aber Spaniens nicht annehmen,
wenn er dadurch den Frieden mit Holland befördern kann, sollte aber die Ne-
gotiation zu Breda fruchtlos sein, würde es nothwendiger Weise auch wider
des R.Kanzlers Willen auf eine Allianz mit Spanien auslaufen, und könnte der
König die Nation und das Parlament nicht besser als dadurch gewinnen, weil
der Hass gegen Holland abnimmt, gegen Frankreich steigt und die Affec-
tion zu Spanien täglich grösser wird.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Haag 4. Juli st. n. 1667.
[Besprechung mit den englischen Gesandten in Breda.]
Da ') er gemerkt, dass der Geldmangel und die Einrichtung der Equipage 4. Juli.
Blaspeil und ihn noch etwas aufhalten werden, so hat er sich') im voraus
1) Im Mai 1667 hatte Ludwig XIV. (s. unten Abschn. 6) den Angri£f gegen
die spanischen Niederlande begonnen.
*) Y. Br. war Mitte Juni von London abgereist (das Recreditiy Konig Karls
30 M&i
für ihn ist Whitehall 3./[13.] Juni, dasjenige Lord Ciarendons London YFr-i — ö*
[9. Juni]
1667 ausgestellt), am 11. /21. Juni meldet er aus dem Haag, dass er wegen Sturms
erst heute hier angelangt sei und sich nun mit Blas peil bereden wolle, wie ihre
Reise nach Breda zu beschleunigen und ihre Subsistenzmittel zu beschaffen seien.
>) Vgl. Pufendorf X, § 23 (S. 661), Droysen III, 3. S. 130f.
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654 V. Brandenburg un<) England. 1664 — 1669.
nach Breda begeben and dort die englischen Gesandten^) besucht Diesel-
ben haben ihm mitgetheilt, sie hätten von ihrem Könige Befehl, den ministris
des Kf. alle gebührende Ehre zu erweisen und mit ihnen vertraulich umzugehen,
sie wünschten, dass dieselben schon jetzt in Breda wären und dass sie sich
ihres Beistandes erfreuen könnten, zumal da ihnen das Friedenswerk') von
staatischer Seite ziemlich schwer gemacht würde, indem man eine weitläufige
Declaration des Tractats von 1662 begehrte. Sie fingen dann selbst an, von
den Vorgängen auf der Themse') zu sprechen, beklagten sehr, dass England
solchen Schimpf erlitten, und schien es fast, als ob sie die faute auf den Her-
zog von Albemarle legen wollten. Ohwohi kein Stillstand geschlossen wor-
den, hätte man sich in England, da sich alles so wohl zum Frieden angelassen,
eines solchen Angriffs von Seiten der Holländer gamicht versehen, sie hätten
daher wohl geglaubt, dass der König die Friedensgedanken fahren gelassen, sie
hätten aher noch keinen Befehl abzureisen erhalten. Auf seine Frage wegen
der Inclusion des Kf. erwiderten sie, ihnen wäre deswegen nichts in specie
anbefohlen, sie glaabten aber, dass die Inclusion nicht abgeschlagen werden
könnte.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Haag 4/14. Juli 1667.
[Beyorstebender Scbluss der Traetaten. Sein Eotschluss nicht daran Tbeil zu nehmen.
Der Friede wird nicht lange Bestand haben.]
14. Juli. Da Blaspeil, welcher nach Cleve gereist ist, um dort die Mittel zu ihrer
Subsistenz in Breda zu beschaffen, dort erkrankt ist, so ist er noch einmal
nach Breda gereist, um sich mit den englischen und dänischen Ministem zu
unterreden, hat dort aber gemerkt, dass die Sachen schon soweit avanciert
sind*), dass der König von England entweder das ihm vor zwei Tagen zurück-
geschickte Project pure annehmen oder den Krieg continuieren muss. Sie wür-
den also, um den Frieden zu machen, zu spät kommen und es würde ühel
stehen, wenn sie, nachdem die Difficultäten aus dem Wege geräumt, dorthin
ziehen und ihre Creditlve überliefern sollten. Ob die Inclusion des Kf. in den
Frieden von solcher Wichtigkeit sei, dass sie deswegen grosse Unkosten an-
wenden sollten, bezweifelt er auch, er will mit Blaspeil, Romswinckel und
Copes es überlegen.
Endlich^) sehe ich auch nicht, dass dieser Friede lange Bestand
0 HoUis und Goventry.
^ Vgl. aber die Verhandlungen in Breda Aitzema VI, S. 34ff., Basnage
S. 803f., Wicquefort III, S. 304ff., M4m. de Pomponne II, S.433ff., Lefivre
Pontalis I, S. 397 ff.
«) Vgl. Basnage S. 804f., Wicquefort III, S. 309ff, Rauke IV, S.297f.,
Lefevre Pontalis I, S. 400ff.
*) Vgl. J. de Witts Schreiben an Beuningen vom 7. und 14. Juli 1667
(Lettres de Jean de Witt IV, S. 194. 199).
*) Vgl. Pufendorf X, § 28 S. 661.
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Friedensschluss zu Breda. g55
haben werde, denn wie ich an dieser Seiten gewahr werde, dass man
aus Unlust zam Frieden den Bogen aufs höchste spannet, also gibet
England alles nach, umb quovis modo den Frieden zu machen, und bin
ich gewiss, dass es ihn, weil er zu schimpflich und abgedrungen, nicht
lange halten könne. Meines Erachtens gehen zwischen Pensionario de
Witt und Frankreich pro continuando hello gefahrliche Dinge für und
ist die einige Ursache, dass die holländische Flotte wieder höher auf in
die Themss gehen müssen, das Volk in England zu bewegen, dass es
umb Krieg und revanche schreien und fragen möge, warumb das Geld,
so es contribuiret hat, nicht darzu angewandt werde? —
Chr. y. Brandt an den Kurfürsten. D. Breda 22. Jali/1. Aug.
1667.
[Abschluss des Friedens. Die Inclasion des Ef. in denselben.]
Gestern Abend zwischen 6 und 7 Uhr ist der Friede ^) YoUzogen und nn- 1. Aug.
terschrieben worden, die Auswecbslang der Ratificationen soll bis znm 19. An-
gust erfolgen.
Wegen der Inclusion') haben die französischen Ambassadeurs emportiert,
weil sie die dänischen, welche nicht gerne gewollt, dass der Herzog von Hol-
stein und die Stadt Hamburg includiert werden sollten, anf ihre Seite ge-
bracht und dadurch auch die Staaten bewogen, in diesem passu ihrem concluso
zuwider nachzugeben, obwohl die Schwedischen sich bemüht haben, dass Kf.,
K.Pfalz, der Herzog von Holstein und die Hansastädte sofort ebenso wie
Schweden selbst includiert würden, wozu auch die Englischen ganz geneigt
gewesen. Er hat daher wegen der nachträglichen Inclnsion des Kf. ein Project
entworfen und wird dasselbe den plenipotentiariis recommendieren , damit sie
es nebst den unterschriebenen Friedensartikuln an ihre respectiven Höfe schicken,
der K. Pfälzische und andere machen es ebenso').
0 Der FriedensYertrag Tom 31. Juli 1667, abgedruckt Di ar. Europ. XV, Append.
m, LondorplX, S.506ff., Dumont VII, 1. S.44ff. Vgl. Wicquefort HI, S.318flf.,
LefÖTre Pontalis I, S. 408f.
>) Vgl. Pufendorf X, § 24 S. 662.
*) Kf. schreibt an t. Brandt und die Gesandten im Haag (d. Cöln 7./17. August
1667), ibm komme es nur darauf an, Ton England und Holland die Inclusion zu
erlangen, sie sollten sich darum bemühen.
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656 V. Brandenbarg und England. 1664—1669.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Cleff l./H. Aug. 1667.
[Die Inclnsion des Kf. in den Frieden. Verhältnis Englands zu Frankreich. Rath-
schläge Glarendons.]
11. Aug. Er hat das In clasionsproject den englischen, franzosischen und dSni-
schen Gesandten übei^eben, welche sich durchaas dazu bereit erklfirten ') , da
aber wenig Aussicht ist, dass die inclusiones schon mit den Ratificationen zu-
sammen einkommen werden, so hat er nicht länger, um das Eintreffen derselben
abzuwarten, in Breda bleiben wollen, sondern hat sich hieher begeben, am,
nachdem er mit Blas peil über die Münsterschen Werbungen und die Erneue-
rung der Rheinischen Allianz conferiert, zu Kf. zurückzukehren.
Von' den englischen Gesandten hat er') inbetreff der Absichten Eng-
lands wegen der franzosischen Desseins nur herausbringen können, dass
ihr König nichts unlieber sehen würde, als wenn die Spanischen Niederlande
Frankreich ganz zutheil würden, welches zu yerhindem sie desto mehr zum
Frieden mit Holland geeilt hätten, man könnte aber von England nicht verlan-
gen, dass es sofort nach Beendigung des Seekrieges aperto Harte sich in das
Flandrische Wesen mische, zumal da Spanien, der Kaiser und ganz Teutschland in
diesem Kriege nur spectatores gewesen und für England nichts gethan hätten.
Aehnlich haben sich bei seinem Abschiede der König und der Reichskanzler
ausgesprochen, ersterer äusserte, Kf. müsste den Anfang zu einer guten Ver-
fassung im Reiche wider Frankreich machen und die protestierenden Stände
und Schweden an sich ziehen, dann könnte Holland auch nicht still sitzen,
und würde es England nicht zuwider sein, dass Kf. mit den Gen. Staaten ein enges
Bündnis gegen Frankreich mache; der Reichskanzler hat ihm im Vertrauen
mitgetheilt, sein König habe, weil er gesehen, dass man in Holland den Frieden
zu schwer machte, mit Frankreich^) unter der Hand agieren müssen und dem-
selben gegen Restitution der Caribischen Inseln versprochen, in gewisser Zeit in das
Flandrische Wesen sich nicht zu mischen. Derselbe behauptete, Kf. könnte bei
der Sache am meisten thun, rieth sehr, zu versuchen, Schweden von Frank-
reich vollkommen abwendig zu machen und dem Kaiserlichen Hof beizubringen,
Oesterreich und Spanien müssten nur erst trachten, Schweden durch
haar Geld zur Neutralität zu bewegen und nach und nach fester zu verbinden.
*) Die Erklärung König Karl IL von England über die Einscbliessung des Kf.
29 Juli
in den Frieden von Breda ist vom r^— r r? diejenigen König Friedrich III.
[8. August] ' •' «
von Dänemark vom 3./[13.] August, der Gen. Staaten vom 25. August, König Lud-
wig XIV. vom 28. August 1667 datiert; s. Pufendorf X, § 24 S. 662, v. Mörner
S. 317f., 320.
^ VgL Pufendorf X, § 28 S. 665 f.
*} S. Mignet II, S. 4011., Ranke IV, S. 293ff.
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Instruktion y. Brandts. 657
d. Dritte Sendung Christoph v. Brandts^).
November 1667 — September 1668.
Instruction, wornach unBer — Christoff von Brandt in seiner
Verschickung nacher Englandt sich zu achten. D. Cöln an
der Spree 13./[23.] Novemher 1667^.
[Erklärungen, die er in betreff der Stellung des Kf. in der burgundischen Frage zu
machen hat.]
Er soll seine Reise nach England möglichst beschleunigen, bei der ersten 23. Not.
Audienz dem Könige nur zu dem in Breda abgeschlossenen Frieden gratulieren
und mittheilen, dass Kf. ihn gerade jetzt, wo die Sachen ein sehr weites Aus-
sehen gewinnen und es scheint, als wenn es zu einem langwierigen und allge-
meinen Kriege ausschlagen wollte, geschickt habe, in der Hoffnung, dass der
König um so geneigter zu vertraulicher Correspondenz sein würde, im übrigen
aber soll er abwarten, was Kf. ihm, nachdem die Sachen laufen, nach und nach dort
zu verhandeln auftragen wird. Sollte aber der König von ihm zu wissen begeh-
ren, wie Kf. sich bei dem burgundischen Unwesen zu betragen .gedächte, so
soll er antworten, Kf. fürchte zwar sehr, es möchte bei diesem Kriege ein oder
andere Partei zu sehr prävalieren, und derselbe würde sehr ungern sehen, wenn
die spanischen Niederlande gänzlich unter französischen Fuss gebracht werden
sollten, weswegen er gern mit anderen, namentlich mit England, am baldigen
Zustandekommen eines Friedens arbeiten wollte, sonst aber und in Entstehung
eines solchen Friedens hätte Kf. noch keinen Entschluss gefasst und auch nicht
fassen können, zumal er bisher nicht habe erfahren können, was England
und Holland bei dieser Unruhe zu thun gesonnen, und zu seiner Verwunde-
rung wahrgenommen hätte, dass überall so wenig zur Sache gethan würde, er
würde aber, wenn der König ihm seine Sentimente und Intention mittheilen
wollte, seine consilia möglichst danach einrichten, namentlich würde ihm lieb
sein, wenn der König ihm an die Hand geben wollte, wie der Friede zwischen
Frankreich und Spanien am besten zu befördern sein möchte.
Sollten der spanische und oesterreichische Gesandte') wegen des
burgundischen Wesens gegen ihn etwas regen, so soll er ihnen anzeigen,
dass Kf. sich von Anfang an dieser Sache gar eifrig angenommen habe, alle
seine vertraulichen Eröffnungen aber seien*) am französischen Hofe wieder er-
0 Pufendorf bat diese Gesandtschaft v. Brandts gamicht, Droysen 111, 3
S. 144 f. ganz kurz erwähnt.
') Von demselben Datum sind die Creditive an König Karl II., an den Prinzen
Ruprecht und an die Staatssecretäre Arlington und Morice.
^ Moli na und Li sola, welcher letztere im August 1667 wieder nach England
zurückgekehrt war, vgl. Klopp 1, S. 182 ff.
*) Vgl. ürk. u. Akt. II, S. 453f., XIV, 1. S. 341.
Mater, i. Gesch. d. O. Kurfürsten. XII. 42
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658 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
fahren worden, so dass der König von Frankreich ihm habe vorhalten lassen,
dass er allein den Kaiser und andere wider ihren Willen animierte, auf seine
genereuse Erklärung gegen den Markgrafen von Baden^) hätte man, statt das-
jenige zu prästieren, wozu man sich anfönglich erboten, ihn ganz ohne Antwort
sitzen lassen, weswegen Kf. Ursache hätte, in diesem Werke vorsichtig zu gehen.
Er hätte bei seiner Abreise gemerkt, dass Kf. alle seine consilia auf Beförderung
des Friedens gerichtet und dass alle stattlichen von Frankreich ihm ge-
machten Offerten dieselben nicht hintertreiben würden. Er kann, wenn die
Discurse es mitbringen, wohl zu erkennen geben, Kf. halte es für viel dien-
licher mit Abtretung einiger Oerter diesem weitaussehenden Kriege abzuhelfen
und sich hernach gegen dergleichen schleunige Ueberfallung besser in Acht zu
nehmen, als alles auf einen zweifelhaften. Ausgang eines Defensionkrieges in
Ilazard zu stellen. Sollten sie zu wissen begehren, was des Kf. jetzige Absen-
dung nach Frankreich'') bedeute, so kann er ihnen sagen, dass Kf. den bor-
gundischen Frieden und das polnische Werk, wovon v. Blumenthal*) in
Wien tractiert, zu befördern trachte.
Dem französischen Gesandten, Marquis de Ruvigny, soll er sagen, dass
Kf. die neulich von Milet geschehene Proposition ^) in grosse Consideration
ziehe, von ihm sowie von dem spanischen Gesandten hat er zu verneh-
men, auf was für conditiones sie meinten, dass der Friede geschlossen werden
könnte.
Er soll sich sogleich nach seiner Ankunft in London erkundigen, welche
von den ministris jetzt nach der Entsetzung des Grafen von Clarendon*) die
Affairen in Händen hätten, und falls er erfährt, dass dieses die beiden Staats-
secretäre Arlington und Morice wären, sich bei ihnen zu insinuieren und
so des Kf. Sachen durch sie desto glücklicher zu treiben suchen, sollte er aber
dieses nicht erreichen können, soll er es berichten, damit Kf. danach seine
mesures nehmen könne.
Von allem, was dort vorgeht, soll er bei allen Posten berichten, namentlich
die Ursachen, Circumstantien und Consequentien der Remotion des Reichs-
kanzlers, soviel er davon in Erfahrung bringen kann, ausführlich melden.
Mit den ministris des Kf. zu Paris, am kaiserlichen Hofe, in Schweden und im
Haag soll er aus den Sachen, welche das flandrische Wesen betreffen, fleissig
correspondieren.
') S. unten Abschn. 6.
') Die Sendung v. Pöllnitzs und Mein der s\ welche eben damals, Ende No-
vember 1667, nach Frankreich abgingen, s. unten Abschn. 6.
') S. oben S. 5851f.
*) S. ürk. u. Akt. 11, S. 483 ff. und unten Abschn. 6.
^) S. Ranke IV, S. 299 ff.
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Instruktion y. Brandts. Mittbeilungen der Staatssekretäre. 659
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
22. Januar/[1. Februar] 1668.
[Mittheilungen der englischen Staatssekretäre. Die Tripelallianz. Der Vertrag des
Rf. mit Frankreich. Verhandlungen zwischen England, Schweden und Oesterreich.]
Im Haag hatte er erfahren, dass der Herzog von Buckinghami) jetzt der 1. Febr.
vornehmste minister status wäre und dass alle Gesandten sich bei ihm, wie
früher bei dem Reichskanzler, anzugeben hätten. Da derselbe aber wegen eines
Duells, in dem er den Grafen von Schrosbery tötlich verwundet, den Hof
hat vorläufig verlassen müssen, so hat er sich indessen, dass seine Equipage
gegen die königliche Audienz verfertigt wird, bei den beiden Staatssekre-
tären angegeben und ihnen des Kf. Schreiben übergeben, welche sich dafür
sehr bedankten und ihn versicherten, dem Könige wäre seine Ankunft bei
gegenwärtiger Conjunctur, da man entweder den burgundischen Frieden durch
zusammengesetzte consilia machen oder selbigen Krieg durch conjungierte Waffen
hemmen müsste, gar angenehm. Sie versprachen, nach seiner Audienz beim
Konige sich ausführlicher mit ihm einzulassen, fragten aber gleich, ob er Voll-
macht hätte, hier etwas zu schliessen, und wie dem Kf. das Werk gefiele, so
neulich durch den Cavalier Tempel im Haag^) wäre gemacht worden, worauf
er erwidert hat, Kf. hätte ihn abgesendet, um des Königs Sentimente zu ver-
nehmen, und hätte noch nicht wissen können, was im Haag geschlossen wäre.
Er fürchtet, dass man ihm den Haagischen Schluss nur zu bald commnnicieren
und dabei fragen wird, ob Kf. seines Tractats mit Frankreich') ungeachtet
denselben miteingehen und unterschreiben wolle. Diesen Tractat erwähnten
sie nicht, sie haben ihn aber ganz sicherlich; die französischen ministri^) haben
denselben nicht nur durch die ordinär Posten, sondern auch durch extraordinär
Couriers einander zugeschickt. Ob dieses der Abrede mit Milet gemäss ist,
weiss er nicht, da aber Frankreich gewusst, was man aller Orten für eine
starke Reflexion in dem burgundischen Wesen auf Kf. , sonderlich an diesem
Hof, der gut spanisch ist, genommen, so ist es den französischen ministris,
namentlich dem hiesigen nicht zu verdenken, dass sie geeilt haben, mit diesem
Tractat an allen Orten sich zu erheben.
V. Br. hält es daher für nöthig, dem Könige gleich bei der ersten Audienz
den Inhalt dieses Tractats mitzutheilen und zu versichern, dass Kf. noch freie
Hände hätte, den burgundischen Frieden zu befördern.
Graf Do h na' 8^) Ordren sind, seitdem der schwedische Senat unter sich
') Vgl. Ranke IV, S. 342 ff.
') Die am 23. Januar 1668 abgeschlossene sogenannte Tripelallianz (Aitzema
VI, S. 386ff., Dumont VII, 1. S.66ff., Mignet II, S. 549ff.), vgl. Wicquefort III,
S. 385ff., Ranke IV, S. 322ff., Lef^vre Pontalis I, S. 447 ff.
') Der am 15. December 1667 mit Mille t zu Berlin abgeschlossene Vertrag
(Mignet II, S. 296 ff.), vgl. unten Abschn. 6.
*) Vgl. Droysen HI, 3. S. 145.
^) Christoph Delphicus Graf von Dohna war an Stelle des verstorbenen Goyet
42*
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660 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
über dem französischen Interesse uneins worden^), viel pressanter als vorher
gewesen, v. Br. zweifelt nicht, dass das Werk zwischen Schweden, England
und Oesterreich nun mit Macht getrieben wird, und furchtet, dass die dem
Kf. aus Schweden zugekommenen Nachrichten nicht allemal einen guten
Grund gehabt haben.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
31. Januar/[10. Februar] 1668.
[Vorschlag, wie Anträge wegen Beitritts des Ef. zur Tripelallianz zu beantworten
wären. Argwohn des Hofes gegen Kf. wogen dessen Verhältnisses zu Frankreich.]
10. Febr. Wenn er gefragt wird, ob Kf. nicht in die neulich im Haag geschlossene
dreifache Allianz treten wolle, so würde seiner Meinung nach seine Antwort zu
lauten haben, Kf. hätte sich schon längst, bevor er von diesem Bündnis etwas
gewusst, bemüht, den König von Frankreich zum Frieden zu bewegen, und
wollte damit auch ferner fortfahren, bis man denselben klärlich überweisen
könnte, dass er den Frieden hintertriebe, und bis Kf. gesehen, dass andere
Potentaten, n amentlich England, Schwedenund Holland, sich in wirkliche
Postur setzten, ihn zum Frieden zu zwingen, er würde alsdann sich mit bes-
serer Reputation erklären können als jetzt in eine Alliance eintreten, von der
ihm nicht die geringste Ouvertüre gemacht wäre. Es könnte auch angeführt
werden, wie Oesterreich und Spanien fast 4 Monate Kf. ohne Antwort
hätten sitzen lassen, Schweden sich nicht hätte herauslassen wollen und
Holland von seiner ersten Intention so weit zurückgekommen sei, dass es eine
Zeit lang fast geschienen, als ob es gar mit Spanien zerfallen wollte.
Das übelste ist, dass man hier argwöhnt, Kf. werde es bei der Neutralität
nicht lassen, sondern sich mit Frankreich engagieren. Morice sagte ihm
vorgestern, der König hätte gehofft, Kf. würde das Band sein, welches den
Besen zusammenhalten könnte, und sei nun sehr betrübt, dass er Frankreich
die Neutralität zugesagt, hätte auch grosse Ursache zu glauben, dass Kf. sich
durch die französischen Promessen noch weiter würde verleiten lassen. Das Ge-
rücht, dass eine Heirath zwischen dem Kf. und Mademoiselle Montpensier*)
im Vorschlag sei, scheint diesen Argwohn vermehrt zu haben. Er bleibt aber
zum schwedischen Gesandten in England ernannt irorden, war aber zunächst im März
1667 nach Holland gegangen, hatte dort an den Friedensverhandlangen zu Breda und
darauf an den Verhandlungen über die Tripelallianz Theil genommen und war nach
Unterzeichnung derselben nach England gegangen, um hier einem ihm schon im Oc-
tober 1667 ertheilten Auftrage seiner Regierung gemäss für den Abschluss einer Al-
lianz zwischen Schweden und England und ebendieser Mächte mit Oesterreich und
Spanien zu wirken. S. Carlson, Gesch. Schwedens IV, S. 500. 506 f., Mem. de
Pomponne H, S. 441 ff.
») Vgl. Carlson IV, S. 501 ff.; Mem. de Pomponne II, S.474ff., oben S. 205.
^) Anna Marie Louise von Montpensier, Tochter des Herzogs Gaston
von Orleans, des Bruders Ludwig XIIL
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Argwohn gegen Kf. 661
hier dabei , dass er solches nicht glaube. Er bittet ihn zu instruieren, was er
antworten solle, wenn ihm solche Dinge objiciert werden.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln 8./ [18.] Februar 1668.
[auf die Relation vom 77-^1; — T* Rechtfertigung des Vertrages mit Frankreich.
Die Verhandlungen zwischen dem Kaiser und Schweden.]
Ihm ist schon vorher berichtet, dass der Vertrag mit Frankreich übel 18. Febr.
aasgelegt worden, obwohl derselbe gamicht so weit geht me die Haagische
Allianz, in der die Satisfaction für Frankreich benannt und versprochen wird,
Spanien zu zwingen, dieselbe einzugehen, während er sich nur zur Neutralität
verpflichtet hat, falls Frankreich mit billigen Conditionen zufrieden sein würde.
V. Br. soll dieses auch ferner aufs beste interpretieren, die contenta des Trac-
tats dem Könige und dessen Ministem mittheilen und darauf hinweisen, wie
hoch nicht allein dem Kf. sondern auch allen Benachbarten daran gelegen sei,
dass er durch dieses Mittel das französische Dessein in Polen gebrochen habe.
Man kann Kf. auch nicht beschuldigen, dass er nicht habe in die Haagische Al-
Hanz treten wollen, da ihm diese noch nie in forma communiciert worden ist.
Der Tractat zwischen dem Kaiser und Schweden') steht noch in vorigen
terminis, er kann nicht vor dem auf den Juni angesetzten Reichstage geschlos-
sen werden.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 10./[20.] Fe-
bruar 1668.
[Audienz beim Konige. Dessen Aeusserungen über das Verhältnis des Kf. zu Frank-
reich und über die Aussiebten auf gütliche Herstellung des Friedens. Geringe Be-
deutung der Tripelallianz. Innere Wirren in England.]
Vor einigen Tagen hat er beim Könige Audienz gehabt und demselben 20. Febr.
seiner Instruktion gemäss zum Frieden mit Holland gratuliert, ihm den Wunsch
des Kf., wegen Beendigung der Flandrischen Unruhe mit ihm zu communicieren,
kund gethan und ihm nähere Mittheilungen über den mit Frankreich abge-
schlossenen Tractat gemacht. Der König erklärte, er sei von Anbeginn des
Flandrischen Unwesens der Meinung gewesen, dass, so Teutschland zur Hinle-
gnng desselben etwas Nachdrückliches thun sollte, solches nothwendig durch
Kf. geschehen müsste, weswegen er besonderes Verlangen getragen hätte, mit
Kf. zu überlegen, was für eine Conduite bei diesem Werk zu halten sei, er
hoffe, die neulich mit Holland getroffene Allianz*) werde etwas wirken. Dass
Kf. mit Frankreich tractiert, hätte anfangs ein grosses Gerücht verursacht
») S. oben S. 202 ff.
^ Die Tripelallianz.
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662 V. Brandenbarg nnd England. 1664—1669.
ond ihn selbst ziemlich bestürzt gemacht, nachdem ihm aber die Tractaien com-
municiert worden, hätte er sich zufrieden gegeben, nnd ob er wohl wünschte,
dass darin der Neutralität, der Erneuerung der Rheinischen Allianz und der Ver-
wehrung des Durchzuges für nach Flandern bestimmte Hülfstruppen nicht ge-
dacht wäre, so hielte er doch dafür, dass diese Tractaten Kf. nicht zarückhalten
könnten, in die neulich im Haag gemachte Allianz einzutreten, falls nicht Pel-
nitz*) Ordre hätte, in Frankreich weiter zugehen und eine nähere Allianz auf
die Heirath mit Mademoiselle Montpensier') zu gründen, er glaube aber, que
V. Alt. Electorale ne voudroit pas epouser un gensdarme et etablir un autre
empire en sa maison outre le sien propre.
Auf V. Br.'s Frage, ob er Hoffnung hätte, dass der Friede zwischen Frank-
reich und Spanien ohne der Alliierten und Mediatoren Waffen zu machen stünde
nnd ob beide kriegende Parteien sich an die im Haag gemachte Allianz kehren
würden, antwortete der König, er zweifelte nicht, der König von Frankreich
werde den terminum des letzten Martii bis zum letzten Mai verlängern und
Spanien würde sich, nachdem die Grafschaft Burgundien von dem Könige
von Frankreich so gefährlich angegriffen worden'), zu der Alternative verstehen,
und er hoffte so, dass das Werk ohne Zusammensetzung der Waffen geschehen
könnte.
Meines Erniessens — wird diese Ligue, wenn ich den hiesigen Zustand
betrachte, wenig effectuiren, wie dann auch M. de Ruvigny^) mir gesagt
hat, dass, wann sein König ohne das keine Lust zum Frieden hatte,
diese Ligue ihn schwerlich dazu bewegen würde. Es hat das Ansehen,
dass dieser Hof sich selbiger nur bedienen werde, von dem Parlament
Geld zu erhalten, umb damit den König aus seiner grossen Schuldenlast
zu reissen. — Und ist zwischen dem Hof und Parlament ein so schlechtes
Vernehmen*), dass ich fürchte, ich werde Ew. Cf. D. künftig unange-
nehme Dinge berichten müssen, zumahlen da die divisiones und fac-
tiones sowohl am Hofe als im Parlament täglich zunehmen. —
') Der Oberstallmeister des Kf., 0. B. ▼. Pöllnitz, der zusammen mit Mein-
ders nach Frankreich geschickt war, s. unten Abschn. 6.
») S. oben S. 660, vgl. Droysen III, 3. S. 145. 588.
*) üeber die damalige Eroberung' der Franche Comte durch Ludwig XIV.
8. Mignet II, S. 605ff., M^m. de Pomponne II, S. 517ff., Lefevre Pontalis I,
S. 462 f., Sandret, La premiere conquete de la Franche Comte (Revue des questions
bist XXXVIII, S. 166 ff.).
*) Der französische Gesandte in London, s. über dessen damalige Thätigkeit
Mignet III, S. 9ff.
*) Vgl. Ranke IV, S. 346 ff.
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Audienz beim Könige. Ablehnung des Beitritts zur Tripelallianz. 663
Der Kurfürst an Chr. v. Brandt. D. Cöln 15./ [25.] Februar
1668.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[auf die Relation vom 31. Januar. Abzugebende Erklärungen inbetreff des Beitritts
des Ef. zur Tripelallianz und des Verhältnisses desselben zu Frankreich.]
— Wegen der von Euch angeführten Puncten aber, worüber Ihr 25. Febr.
unsere Erklärung gehorsambst bittet, geben wir Euch hiermit in Gnaden
zu vernehmen, dass soviel den ersten anbelanget (was Ihr nämlich zu
sagen, wenn man von Euch zu wissen begehrte, ob wir mit in die neu-
lich im Haag geschlossene dreifache Alliance treten wollten), wir uns
Euer desfalls von daraus gegebenes unvorgreifliches votum allerdings ge-
fallen lassen, also dass wir Euch gnädigst befehlen, dafern dergleichen
Frage an Euch geschehen möchte, auf solche Art und über dem auch
dieses zu antworten, dass wir noch bis auf kegenwärtige Stunde hiezu
nicht, wie es sich gehöret, invitiret noch uns der tractatus in forma com-
municiret, viel weniger von einigen subsidiis etwas promittiret worden.
Was den andern Punct und dasjenige betrifft, so Euch der Secretarius
Status Morice vom Könige gesagt, dass derselbe nicht allein sehr be-
kümmert wäre, weil wir Franckreich die Neutralität versprochen, son-
dern auch aus vielen Ursachen glaubete, dass wir uns von demselben
zu einem näheren engagement würden verleiten lassen, zumahlen er ver-
nommen hätte, dass unsere Gesandten zu Paris ein mehres als was die
Neutralität und Mediation mit sich brächte tractirten, darauf, wie Ihr
bereits mit Bestände und unserer Intention gemäss geantwortet, also
habet Ihr unveränderlich dabei zu verbleiben, und wenn hiemegst
Euch ferner solche Dinge von jemand vorgeworfen würden, ihn gleicher-
massen zu bescheiden und zu versichern, dass wir uns durchaus nicht
weiter engagiren, viel weniger etwas eingehen würden, so die Befode-
runge des Friedens verhindern könnte. Für allen Dingen aber habt Ihr
Euch äusserst zu bemühen, von demjenigen, was man alda vor consilia
führet, zu penetriren, weil fast der ganzen Welt Augen darauf gerichtet
seind. Ihr werdet sonsten wohl schon erfahren haben, dass der Marquis
de Castel Rodrigo sich noch zur Zeit gar schlecht kegen die Stadische
Deputirte erkläret*), daher man noch bis jetzt die Schuld auf Franck-
reich nicht wird wälzen können. —
^) S. Aitzema VI, S, 769, Wicquefort III, S. 393ff., Lefevre Pontalis I,
S. 468,
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664 V. Brandenburg and Rngland. 1664—1669.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 6./[16.] März
1668.
[Stand der Friedensangelegenheit. Besprechung mit Arlington und Lisola.]
16. März. Die Nachricht, dass Castel Rodrigo die Alternative angenommen 0^ hat
hier grosse Freude erregt, doch glaubt niemand, dass Frankreich sich zu dem
Frieden ungezwungen und so leichtlich, wie es immer versprochen hat, ver-
stehen werde, sondern dass es trachte, die drei Haagischen Alliierten zu trennen
und, wo nicht den Krieg zu continuieren, doch die Alternative nach seinem
Sinne zudrehen. Die schwedischen, spanischen und oesterreichischen
ministri stecken jetzt immer zusammen, laut gewisser Nachricht will Schweden
gegen Frankreich agieren, der schwedische Gesandte aber, ob er es gleich seiner
Instraktion gemäss könnte , will nicht schliessen, bis er Briefe aus Schweden
bekommen ^).
Arlington und Lisola wollten vorgestern zu ihm kommen, um aber
nicht bei dem französischen Gesandten Verdacht zu erregen, ist er ihnen zuvor-
gekommen und zu Arlington gegangen, wo er auch den anderen fand. Sie er-
zählten ihm, wie die Sachen zu Brüssel und Paris ständen, deducierten, wie
schwach die Liga wider Frankreich ohne Kf. sein wärde, und drangen sehr
hart darauf, dass Kf. in die Allianz treten möchte. Er hat sich entschuldigt,
dass er von Kf. noch keine Antwort hätte.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen 10. /[20.] April
1668.
[Sein Memoire inbetreff des Eintritts des Kf. in die Tripelallianz. Weigerung Lisola's,
die Pfalzneuburgische Throncandidatur in Wien zu empfehlen. Friedensaussichten.
Röstungen zur See.]
20. April. Er hat die Antwort auf die Frage, ob Kf. in die Haagische Liga treten
wolle, nicht länger zurückhalten können und dieselbe daher jetzt schriftlich
abergeben '),
») S. Aitzema VI, S. 784, Wicquefort III, S. 397, Mignet II, S. €20, Le-
fevre Pontalis I, S. 470.
^) V. Br. berichtet 9./19. März (vgl. Pufendorf X, § 47 S. 685), Dohna habe
ihm mitgetheilt, Biörnclou habe in einem mit letzter Post angekommenen Schreiben
gebilligt, dass er die Ligue auf gewisse Maass unterschrieben, und mit nächster Post
völlige Approbation und weitere Ordre angekündigt. Derselbe habe versichert, Schwe-
den wolle nebst England, Spanien, Holland und den wohlmeinenden Ständen des
Reichs alles thun, um Frankreichs Absicht, diesen Sommer die spanischen Nieder-
lande zu überrumpeln und die interessierten Potentaten durch seine simulierte Be-
gierde zum Frieden einzuschläfern, zu hintertreiben, er habe über Englands Langsam-
keit geklagt, dagegen Hollands Eifer gerühmt. Vgl. Carlson IV, S. 507, Mem. de
Pomponne II, S. 484. 535fr., Wicquefort III, S. 430 ff.
») In einem Memorial vom 10./[20.] April 1668; darin erklärt er, Kf. halte es,
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Audienz beim Konige. 665
Aaf Bitte des Pfalzneaburgischen Gesandten hat der König Lisola
aufgefordert, am kaiserlichen Hofe das neubargische Interesse zu befördern,
derselbe hat es aber, so lange der Pfalzgraf in der feindlichen Haltnng gegen
das Haus Oesterreich verharre, verweigert.
Wie er von dem Könige selbst gehört, hat Castel Rodrigo auf das
Drängen der Gen. Staaten das in Frankreich verfasste Friedensproject angenom-
men. Da auch die zu Paris geführten Unterhandlungen*) einen glücklichen
Ausgang versprechen, so hat man hier gute Hoffnung zum Frieden. Trotzdem ')
wird hier die Armatnr zur See so stark fortgesetzt, als wenn eine feindliche
Flotte vor der Themse läge, und mag wohl die vornehmste Ursache sein, dass
der Herzog von York, ehe der Frieden geschlossen, mit einem guten Prätext
in See gehen und sich als dominus maris sehen lassen will. Wegen des Frie-
dens macht ihm nur einen kleinen Scrupel, dass Frankreich, weil es Arling-
ton nicht gewinnen kann, die Gräfin von Castelmeanei') mit Geschenken
caressiert und ihr sehr nachgeht. Dieses wird auch von anderen für nach-
denklich gehalten und urtheilt man, dass es ein schwacher Hof sei, welcher
durch Kuppler und Maitressen regiert wird.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
27. April/[7. Mai] 1668.
[Anfrage der königl. Societät wegen der von Kf. zu gründen beabsichtigten neuen
Universität. Vorschlag, englische Manufacturisten zur Ansiedlung in der Mark zu
veranlassen.]
PS. Femer — erfordert meine unterthänigste Schuldigkeit Ew. 7. Mai.
Churf. D. zu berichten, dass die hiesige königliche Societät vor wenig
da er nicht zu den Verhandlungen über die Allianz hinzugezogen sei, für angemessen,
erst wenn man deutlich sehen werde, ob Frankreich oder Spanien dem Frieden wider-
strebe, besondere Verträge oder Allianzen mit England, Holland und anderen an
diesem Kriege interessierten Staaten entweder zusammen oder gesondert zu scbliessen,
zumal da er auf diese Weise Bedingungen und Vortbeile werde suchen können, ohne
welche er sich nicht in eine Angelegenheit einlassen könnte, welche ihn wahrschein-
lich in einen langwierigen Krieg verwickeln und von seinen anderen Interessen, na-
mentlich dem polnischen, abziehen würde. Er habe auch Grund, sich nach dem Ver-
halten des Kaisers, der bisher ganz neutral geblieben, zu richten, und er wünsche
auch erst genau zu erfahren, welche Vereinbarungen man mit Schweden wegen dessen
Eintritts in die Ligue getroffen habe, üebrigens sei er bereit, nicht nur als Ver-
mittler Gesandte nach Aachen zu schicken, sondern auch sonst in seinen Bemühungen
für das Zustandekommen des Friedens fortzufahren.
0 S. Aitzema VI, S. 770ff., Mignet II, S. 608 ff., 626ff., Wicquefort HI,
S. 422f., Mem. de Pomponne II, S. 540f., Lefevre Pontalis I, S. 480f.
•^ Vgl. Pufendorf X, § 47 (S. 685).
3) Lady Castelmaine, die Maitresse König Karls II. S. Ranke IV, S. 249.
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666 V. Brandenburg und Eng^Iand. 1664—1669.
Tagen zu mir geschicket und mir sagen lassen, sie hätte aus einem ge-
druckten lateinischen Patent'), so unter Ew. Churf. D. hohem Namen
vorm Jahre ausgangen, gesehen, wie Sie gesonnen, in ihrer Landen einem
eine neue Universität scientiarum artium et gentium aufzurichten und
dieselbe, wie auch die frembde daselbst sich niederlassende herrlich zu
privilegiiren, und sie fünde dieses Vorhaben so woll eingerichtet, so ge-
nereux, rühmlich und nützlich, dass sie ihr vorgenommen hätte, selbiges
alhier im Lande kund zu machen, auch woll gar im Parlament ein and
anders desfalls vortragen zu lassen, wann sie nur zuvor wüsste, erstlich
ob Ew. Churf. D. noch Sinnes wären, dieses Vorhaben werkstellig zu
machen, und fürs andere, an welchem Orte diese Universität angelegt
werden sollte, mit angehängtem bittlichen Ersuchen, dass ich ihr, was
mir davon wissend, entdecken möchte. Ich antwortete nach gebührender
Danksagung denen beiden Abgeschickten, dass der Mann, welchem Ew.
Churf. D. dieses Werk gnädigst aufgetragen hätten, nicht mehr in Dero
Diensten sich befände und ich nicht wissen könnte, ob Sie selbiges je-
mand anders anbefohlen, oder ob es noch seinen Fortgang haben wurde.
Den Ort betreffend, deuchte mich, dass Ew. Churf. D. die Stadt Tan-
germünde, welcher gute und bequeme Situation ich ihnen beschrieb,
dazu destiniret hätten, ich wüsste es aber nicht gewiss und wollte mich
ungesäumt wegen beider Puncten erkundigen und der Societät Machriebt
davon geben. Wie wir weiter in Discours gerieten, gab ich denen Ab-
geschickten unter andern auch zu vernehmen, dass Ew. Churf. D. die von
der englischen Nation vor allen anderen gerne aufnehmen und sie
mit desto bessern Freiheiten und Privilegien versehen würden, wenn
man neben denen literatis auch eine gute Anzahl von englischen Weiss-
gerbern, Handschuhmachern, Lederarbeitern, Strumpfmachem, Parfumeurs,
Messerschmieden, Tuchmachern, Huetmachern und dergleichen dahin
bringen und also die englische Manufacturen daselbst einführen könnte,
worauf sie mir antworteten, dass sich solches aufs wenigste mit der Zeit
woll würde practisiren lassen. Dann die hiesige Nonconformisten,
wodurch sie die eiferige Presbyterianer und Puritaner verstunden, wären
des bischöflichen Kirchenregiments so überdrüssig, dass sie alle begierig
Fourneron, Louise de Keroualle duchesse de Portsmouth (Paris 1886) S. 11 ff., vgl.
auch Mignet III, S. 85.
>) Fundatio novae uniYersitatis Brandenburgicae gentium, scientiarum et artium
d. Coloniae ad Spream 12./[22.] April 1667 (Diar. Europ. XVI, Append. II, S. 11 ff.).
Vgl. Erman, Sur le projet d'une yille savante dans le Brandebourg (Berlin 1792}
S. Uff.
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Anfrage der konigl. Societ&t. 667
sich in die Frembde zu begeben. Wann nun diese Ew. Cf. D. höchst-
rühmliche Intention alhier kund gemacht, würden sich ihrer viel mitein-
ander bereden und sonder Zweifel jemand zu Ew. Cf. D. schicken und mit
deroselben capituliren lassen, da könnton sie dann bedingen oder mit
denen ersten Engländern, so sich nach der Chur branden bürg begeben
möchten, abreden, dass solche Handwerker, wie ich oben gemeldet, da-
hin zu kommen überredet würden, wozu dann auch die Societät alsdann,
soviel sie dabei thuen könnte, helfen würde.
Das Exemplar Ew. Cf. D. Patents, wovon ich oben Erwähnung ge-
than, ist von einem Socinianer zu Hamburg einem alhier sich befin-
denden ebenmässigen Glaubens communiciret worden, und scheinet es, dass
huic haeresi addicti sich mit einzuschleichen ihnen Hoffnung machen,
wie dann woll gar in der königlichen Societät einige Sociniani sein
mögen, so dieses Werk am meisten treiben. Die beide an mich abge-
schickte sagten mir, sie zieleten auf den paragraphum, worinnen
stünde, quod in universitate ista recipientur omnes, qui colunt deum tri-
nam et unum, unsere Theologi pflegen sonst wohl triunum zu setzen,
umb den Socinianern die aequivocationes und ambiguitates zu benehmen,
and dieses wäre leicht zu ändern, wie ich denn auch nicht glaube, dass
Ew. Cf. D. gnädigste Meinung seie, dergleichen haereses zu admittiren.
Der Schwedische Beichsrath Ben Skit^) schrieb vorm Jahre dieses
desseings halber an mich, derselbe hat aber auch nicht die beste Beli-
gion, soviel ich von ihme, als ich vor acht Jahren in Franckreich mit
ihme umbging, vernehmen konnte.
Wann sonst Ew. Cf. D. annoch Vorhabens wären dieses Werk fort-
zusetzen, würde meines unterthänigsten unvorgreiflichen Ermessens rath-
sam sein, dass Sie das vorige Patent mutatis mutandis in folio umb-
drucken und mir ein paar Exemplaria unter Ihrer hohen Hand und
Siegel zufertigen Hessen.
Unter dem Namen der harten Presbyterianer, Puritaner und Indepen-
denten pflegen sich die Quäcker und Anabaptisten alhier zu ver-
stecken, welches Leute sein, so die weltliche hohe Obrigkreit wenig
achten ').
») Bengt Skytte s. Carlson IV, S. 453f., Erman a. a. 0.
^ Kf. erwidert darauf (d. Cöln 7./[17.] Mai 1668): „dleichwie sich aber das
damals vorgewesene desseing der gemachten Hoffnung nach gar nicht wird practisiren
lassen, also habet Ihr nur dieses Werk zu decliniren und dass diese Leute (weil sie
zumalen in der Religion gar nicht richtig, sondern unruhig und aufwieglerisch seind)
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668 V. Brandenbnrg und Eng[1and. 1664 — 1669.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Lenden 8./[18.] Mai
1668.
[Abschluss des Friedens. Beitritt Schwedens zar Tripelallianz. Verhandlungen wegen
der Garantie des Friedens.]
18. Mai. Auf die wegen grossen Sturmes ziemlich spät eingetroffene Nachricht von
der am 2. zu Aachen erfolgten Unterzeichnung des Friedens^) redet der König
hier vom Frieden als von einer ganz gethanenen und vollzogenen Sache, es
wird auch die Seeequipage allmählich eingestellt.
Die beiden holländischen Gesandten') haben ihm solenniter notiiiciert,
dass Schweden nunmehr wirklich in die Haagische Allianz getreten'), sie be-
jahten auch, dass dieser Krone als Subsidien wegen der vergangenen Zeit
m./dOO Rthlr. und aufs zukünftige, so lange der Frieden zwischen Spanien und
Frankreich nicht geschlossen, monatlich m./ 180 Rthlr. vesprochen seien, weiter
aber wollten sie sich nicht herauslassen.
An der Garantie wird hier gearbeitet und man zweifelt nicht, dass Schwe-
den auf dieselben Bedingungen dieselbe miteingehen werde, als es in die
Haagische Allianz getreten. Lisola redet noch froidement von dieser Garantie,
denn er wollte gern eine Defensivallianz zwischen Oesterreich, Spanien.
England, Schweden und Holland machen.
Chr. y. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
22. Mai/[1. Juni] 1668.
[Verlegung der Verhandlungen über die Garantie des Friedens nach Holland. Tod
Dohna^s. Bevorstehende Sendung Silvius' zu Kf.]
I.Juni. Die Handlung wegen der Garantie^) ist abrumpiert und nach Holland
verschoben worden und dürfte hier um so weniger reassumiert werden, weil
der schwedische Gesandte Graf Dohna gestern gestorben ist*). Sein Tod wird
keine Schickung anbero tbun möchten, abzurathen. Daferne Ihr aber sonsten einige
von allerlei Handwerken, welche aufrichtig in der reformirten Religion und auch von
Mitteln wären, dabin disponiren könntet, dass sie sich in diese unsere Lande begeben
wollten, wurde uns solches sehr lieb sein, denen wir auch einige Freiheit zu gönnen
nicht ungeneigt wären.''
1) Der Friedensvertrag (d. Aachen 2. Mai 1668) gedruckt Diar. Europ. XVII.
Append., Aitzema VI, S. 714ff., Dumont VII, 1. S. 89fif.; vgl. Wicquefort III,
S. 425, Mignel II, S. 659, Lefevre Pontalis I, S. 482f.
^ Meerman und Boreel.
3) S. den Vertrag vom 16. Mai 1668 (Aitzema VI, S. 909ff.), vgl. Carlson IV,
S. 507, Mem. de Pomponne II, S. 538. 544, Wicquefort III, S. 434.
*) S. Aitzema VI, S. 402ff., Wicquefort III, S. 436, Lefevre Pontalis U,
S. 13flf.
'") S. Aitzema VI, S. 418.
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Verhandlungen über die Friedensgarantie. 669
wohl eine für Frankreich, welchem diese Garantie garnicht angenehm ist,
avantageuse Verzögerung veranlassen.
Die Gesamtschickung von England und Holland an Ef. wegen £intre-
tnng in die Haagische Allianz hat er indirect verhindert, der König hat aher
beschlossen, wegen der Garantie jemand an Kf. zu schicken, und dazu Mr. Sil -
vius^) erwählt. Da er nicht weiss, was für eine Reflexion Kf. auf diese Ga-
rantie macht, so hat er sich soviel als möglich des Hofes enthalten und bei
allen Gelegenheiten von derselben froidement gesprochen. Silvius will über
Holland reisen, vielleicht wird demselben ein holländischer Gesandter mitge-
geben. Lisola treibt sehr auf diese Schickung und sucht von ihm zu erfahren,
wodurch man Kf. zu dieser Garantie ziehen könne, er hat aber immer geant-
wortet, er wisse es nicht.
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Londen
29. Mai/[8. Juni] 1668.
[Schwierigkeiten inbetreff der Friedensgarantie. Aufschiebung der Sendung Silyius\]
Er hat erfahren:
1) Spanien besteht fest darauf, ehe Schweden mit dem Hause Oester- S.Juni,
reich verbunden und von Frankreich abgewandt, weder die von England
und Holland zu behuf des neulich publicierten Friedens versprochenen Subsi-
dien zu geben noch für künftig zu Befoderung der vorhabenden Garantie andere
Subsidien zuzusagen, obwohl die Staaten vorgeben, dass Castel Rodrigo,
Molina und Gamarra solches mündlich versprochen haben.
2) Um diese Schwierigkeit zu heben, soll Graf Dohna den Tag vor seiner
Krankheit jm Werk begriffen gewesen sein, mit den spanischen und oesterrei-
chischen ministris etwas importantes und mit Passerode^s Negotiation in Stock-
holm übereinstimmendes aufzurichten. Pomponne soll sich dort jetzt bemühen,
die Ratification alles, was Dohna hier unterschrieben, zu hintertreiben.
3) Der König von England und die Gen. Staaten sollen Schweden
durch einen separaten und gar geheimen Artikul die Versicherung gethan haben,
dass, wenn Spanien zu Abstattung jener Subsidien nicht zu bringen sein sollte,
sie demselben dafür gerecht werden wollten, und soll Arlington als ein son-
derbarer Freund des Hauses Oesterreich und der Krone Spanien diesen Artikul
Lisola mitgetheilt haben.
4) Sollen die holländischen Gesandten in dem Argwohn stehen, dass
Castel Rodrigo dem Könige von England geheim versprochen, wenn die
zwischen Oesterreich und Schweden zu Wien und Stockholm schwebende Ne-
gotiation nicht den gewünschten Zweck erreichen und daher Holland und Eng-
land diese Subsidien sollten entrichten müssen, dass dann Spanien England,
aber nicht Holland schadlos halten solle.
») S. oben S. 635.
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670 V. Brandenburg und England. 1664--1669.
5) Dohna im Verein mit dem österreichischen and spanischen Mi-
nister hat darauf gedrungen, dass in der projectierten Garantie nicht nur des
letzten, sondern auch des Munsterschen und Teutschen Friedens gedacht
werde, wozu sich aher die Gen. Staaten bisher nicht haben verstehen wollen.
6) Der österreichische und spanische Gesandte haben sich des Titels einer
Defensivallianz begeben und sind zufrieden, dass eine Garantie aufgerichtet
werde, aber unter der Bedingung, dass Spanien und Oesterreich dieselbe
mit unterzeichnen und dass darin die casus, in welchen man einander as-
sistieren wolle, specificiert werden, namentlich müsste des Westfälischen
Friedens und der beiden Fälle, wenn Frankreich den Pass durch die spani-
schen Niederlande nach Teutschland oder Holland oder sonst begehren sollte
und der König von Spanien mit Tode abginge, Erwähnung geschehen.
In Summa das ganze Werk der Garantie besteht auf der zwischen Oester-
reich und Schweden schwebenden Negociation *) und auf der Versicherung der
schwedischen Subsidien, welche Punkte nunmehr zu Wien, Stockholm, Brüssel
und im Haag getrieben werden müssen.
Bei diesen Verhandlungen über die Garantie reflectiert man sehr auf des
Königs von Spanien Tod, man glaubt, derselbe, jetzt im siebenten Jahre, könne
nicht 10 Jahre alt werden.
Da die Sachen hier ins Stocken gerathen, so wird auch die Absendung an
Kf. verschoben, doch redet man noch zu ihm davon. Wenn Silvius fortgeht,
wird Li sola seine Instruktion machen, und dürfte er zugleich nach dem Haag,
Düsseldorf und Dresden geschickt werden.
Der Kurfürst an v. Brandt. D. Cöln an der Spree
22. Juni/ [2. Juli] 1668.
[auf die Relation vom — ~ - - • Befehl zur Heimkehr.]
1. Juni
2. Juli. Da die Verhandlungen über die Garantie des Friedens in London abrum-
piert sind und es ungewiss ist, wo dieselben wieder reassumiert werden
möchten, so soll v. Br. sich von dem Könige verabschieden und denselben der
beständigen Affection des Kf. versichern, auch dem Grafen Arlington ein bei-
folgendes Schreiben') übergeben und dann mit dem förderlichsten wieder zu-
rückkehren.
0 Ueber den damaligen Stand derselben s. Carlson IV, S. 551, Mem. de
Pomponne II, S. 565, vgl. oben S. 212.
^ In demselben (d. Cologne ^ ' 1668) zeigt er Arlington die Abberu-
fung v. Brandts an, ersucht ihn, denselben genauer inbetreff der Verhandlungen
über die Garantie des Friedens zu unterrichten und ihm künftig weitere Mittheilungen
durch seinen Agenten A. v. Wulffen zukommen zu lassen.
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Abberufang t. Brandts. 671
Chr. V. Brandt an den Kurfürsten. D. Berlin 18./[28.] Sep-
tember 1668.
[Abscbiedsaudienz. Gespräche mit dem Könige und Arlington, deren Bestreben, Kf.
zur Theilnahme an der Garantie des Friedens zu bewegen.]
Er ist*) zwischen Amsterdam und Hamburg durch widrigen Sturm auf- 28. Sept.
gehalten worden, von dort aus aber sogleich mit der Post bieher gereist.
Bei der solennen Abschiedsaudienz*) hat er mit dem Könige von keinen
Affairen reden können, er hat aber am Tage vor seiner Abreise mit demselben
in seiner chambre de lit ausführlich discurriert. Hauptsächlich wünschte der
König von ihm, er möchte den Punkt der Eintretung der Garantie secundieren;
er werde Silvios absenden, um Kf. zu seiner Heirath nochmals zu gratulieren
und ihn einzuladen, in die Garantie einzutreten. Er hat erwidert, Kf. werde
grosses Bedenken tragen, dieses zu thun, wenn nicht alle Mediatoren, die an
dem Aachenschen Frieden gearbeitet, in dieselbe treten sollten, da eine Parti-
culargarantie wohl mehr Gefährlichkeiten haben würde, als wenn man Frank-
reich und Spanien mit einander gewähren Hesse, ausserdem würde weder das
allgemeine noch des Kf. besonderes Interesse leiden, eine Garantie zu machen,
wider die Frankreich etwas einzuwenden hätte; solange Kf. in dem polnischen
Wesen Frankreichs Assistenz vonnöthen hätte, würde er demselben nichts zu-
wider thun.
Arlington hat er nach Bristol folgen müssen, derselbe redete inbetreff
der Garantie ganz wie der König, bemühte sich nur mehr als dieser zu be-
haupten, wie unpracticabel es sein würde, alle mediatores in diese Garantie zu
ziehen. Dann erzählte er ihm, wie England jetzt mit allen christlichen Mächten
stände, Frankreich werde man, wenn Colbert') komme, zu obligieren suchen,
Spanien könnte England als dem schwächeren Theile, so lange es Frieden
hielte, nicht obliegen, mit Schweden stände es besser als je und er wäre ver-
sichert, dass der Reichskanzler^) nicht das umstossen könnte, was der schwe-
dische Senat mit England und Holland geschlossen, Dänemark hätte England
viel zuwider gethan, man würde es aber um Erhaltung des Friedens nicht
rächen, der König hoffte, Kf. werde helfen, dass der Zwist wegen der erhöhten
Zölle abgethan würde; mit Holland suchte man englischerseits in ewiger
Freundschaft zu bleiben, wenn nur die commercia nicht zu neuen Missverständ-
nissen Anlass gäben, er hoffte, Kf. werde sich bemühen, ein gutes Verhältnis
zwischen beiden Mächten zu erhalten. Alle englische reflexiones auf Deutsch-
1) Y. Br. war erst Anfang September von England abgereist, 4./14. September
meldet er vom Haag aus seine dortige Ankunft.
>) am -^±^ 1668.
3. August
*) Charles Marquis deColbert-Croissi, der Bruder des Ministers, erschien
Mitte August 1668 als französischer Gesandter in London, s. Mignet IIl, S. 23 ff.
*) M. G. de la Gardie, Ygl. Carlson IV, S. 509. 525, Mem. de Pomponne
H, S. 552.
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672 V. Brandenburg und England. 1664—1669.
land gingen dahin, wie man mit dem Kaiser und Kf. in gutem Vertrauen leben
möge, und würde man, wenn Kf. jetzt die Garantie mitbelieben wollte, desto
geneigter sein, die zehnjährige Allianz, die Prinz Maurice gemacht^), zu ver-
längern und zu vermehren.
e. Gesandtschaft des Gabriel Silvius zum Kurfiirsten.
Juni 1669.
Protokoll über die mit Silvias geführten Verhandlongen.
17. Juni. Königsberg, 17. Juni Vormittag hat der englische Abgesandte Gabriel
Sylvius*) öffentliche Audienz bei Kf., gratuliert aber nur zur Heirath und
Geburt des Prinzen Philipp Wilhelm*).
20. Juni. 20. Juni hat derselbe particuliere Audienz bei Kf., ladet denselben namens
des Königs von England zur Eintretung in die Tripelallianz ein, Kf. verweist
ihn zur Conferenz und befiehlt dem O.Präsidenten, was er dabei mit ihm
reden solle.
26. Juni. 26. Juni Nachmittags stellt sich derselbe zur Conferenz bei dem O.Prä-
sidenten ein. Nachdem er gebeten, Kf. möchte sich erklären, ob er geneigt
wäre, in die Tripelallianz einzutreten, antwortet der O.Präsident, Kf.
müsste sich vorher informieren, wie die Sache stände, seit der Abreise des Ge-
sandten könnten sich die Sachen geändert haben, zumal da von allen Seiten
versichert würde*), sein König bliebe zwar bei der Tripelallianz, suche diese
aber in vielen Punkten zu restringieren, habe auch neulich mit Frankreich
1) Die Allianz vom 20. Juli 1661. (Pufendorf IX, § 27 S. 563 ff.)
*) S. über denselben oben S. 635. 669, über seine vorhergehende Sendung zu
den braunschweigischen Herzogen Köcher, Die Beziehungen zwischen Frank-
reich u. dem Hause Lüneburg in der Epoche der Tripelallianz (Zeitschr. des histor.
Vereins für Niedersachsen Jahrg. 1886) S. 241 f. Vgl. auch Wicquefort III, S. QO,
Fürst Johann Georg von Anhalt meldet dem Kf. von Berlin aus am 11. ßl. Mai
1669, der englische Envoy^ Silvius sei gestern angelangt; am 21./31. Mai 1669, der-
selbe sei an diesem Tage nach Königsberg weiter gereist, ihm habe er erst gestern
seine Ankunft und bevorstehende Abreise anzeigen und er habe ihn darauf durch
einen Cavalier complimentieren lassen, seine Gemahlin aber habe er besucht und
dabei geäussert, er sei beauftragt, Kf. zu gratulieren und ihn zum Beitritt zur Tri-
pelallianz aufzufordern. Vgl. über die Verbandlungen mit S. Urk. u. Akt. XIV, 1.
S.421f. 424.
^ Kf. hatte sich 14. Juni 1668 mit der verwittweten Herzogin Dorothea von
Celle vermählt, 19. Mai 1669 war ihm von derselben der Markgraf Philipp Wilhelm
geboren worden. Ueber den damaligen Aufenthalt des Kf. in Königsberg s. oben
S. 378 ff.
*) Vgl. Mignet IN, S. 83ff., Ranke IV, S. 358ff.
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Conferenzen mit Silyms. g73
absonderliche Traktaten gemacht, Kf. möchte daher wissen, ob der Gesandte
Vollmacht hätte, mit Kf. hier etwas za schliessen, und ob er die Allianz in
forma aathentica communicieren konnte. Jener antwortete, diese Gerüchte, dass
der Ronig sich geändert hätte und dass nicht mehr Milord Arlington sondern
der Herzog von Buckingham bei den Affairen wäre, seien von Frankreich
ausgesprengt, er hätte noch mit der letzten Post Zeitung erhalten, dass
alles noch im vorigen Zustande wäre. Er hätte keinen Befehl, hier etwas zu
schliessen, sondern nur zu vernehmen, ob Kf. in die Allianz treten wollte, die
Sache könnte dann im Haag in Richtigkeit gebracht werden ; die Communication
des foederis wollte er gern thun, de Witt habe aber behauptet, dass dasselbe
dem Kf. längst communiciert sei. Der O.Präsident erwidert darauf, de Witt
habe zwar') einige Extractus communiciert, man wusste aber, dass auch secreti
articnli') aufgerichtet worden, davon keine Communication geschehen, man
hätte auch anderen grosse Subsidia versprochen, als aber des Kf. ministri des-
wegen Anregung gethan, wäre bei de Witt altum silentium gewesen und er
hätte zu denselben immer so geredet, dass man nicht sonderlich daraus hätte
schliessen können, dass Holland den Kf. in der Allianz begehrte; Kf. möchte
erst wissen, was für Avantage und Zuschub er zu erwarten hätte. Da das Werk
vornehmlich Spanien und die unierten Provinzen anginge, beide Theile aber
ihn bisher sehr indigne tractiert hätten, so müsste er sich in Acht nehmen.
Der Gesandte erwiderte, Kf. möchte nur alles seinem Könige überlassen, der
würde schon dafür sorgen, dass ihm alle gebührende Satisfaction widerfahre.
Der O.Präsident versprach, alles zu referieren.
2. Juli Martis hora 2 pomeridiana. Nachdem der O.Präsident entschul- 2. Juli,
digt, dass man wegen Abwesenheit des Kf. nicht eher zur Gonferenz gekommen,
erklärte er, Kf. könnte sich nicht so ohne weiteres in eine Sache von solcher
Wichtigkeit engagieren, davon ihm so wenig die rechten Umstände als auch der
eigentliche scopus bekannt wäre, denn, wenn auch der Gesandte die Allianz
communiciert hätte, so müsste man auch Communication der geheimen Artikel
desiderieren, femer müsste Kf. wissen, auf welche Weise man ihn zu recipieren
gedächte, da er so wenig pars nude accessoria als andere sein würde, und was
er für Advantagen, Sicherheit und Subsidien zu hoffen hätte. Da der Abge-
sandte darauf nicht instruiert wäre, so müsste er sich schon mit der Erklärung
des Kf. beruhigen, dass derselbe von allen Sachen fernere Information erwarten
und seineu ministris im Haag davon Nachricht und den Befehl geben wollte'),
dass , wenn es dem Könige gefiele , entweder jemand von ihnen nach London
reisen oder dass sie mit Tempi e im Haag darüber weiter conferieren sollten. Der
Abgesandte erklärte sich damit einverstanden, von articulis secretis wüsste er nichts,
der scopus der Allianz sei ex ipso tenore bekannt, er könnte sich nicht einbil-
') S. unten Abscbn. 6.
') S. dieselben bei Aitzema VI, S. 394 f., Mignet II, S. 552 ff.
^ S. das Rescript an Blaspeil und Romswinckel vom ^' .. 1Q69 unten
5. JuU
Abschn. 6.
Mater, z. Oescb. d. O. KurfQriten. XII. 43
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674 V. Brandenburg^ und England. 1664—1669.
den, dass man im Haag des Kf. Accession nicht gern sähe, Temple habe ihm
mit der letzten Post berichtet, de Witt habe ihm gesagt, der Staat würde
herzlich gern sehen, dass Kf. und das Haus Braun schweig in die Allianz
träten, die Landgräfin von Hessen dependierte von Kf. und würde auch wohl
folgen. Wegen der Subsidien meinte er, Holland würde solche wohl geben,
wenn es zur Action käme, dagegen aber wurde ihm remonstriert, dass dann die
2^it zu eng fallen würde, erst neue Werbungen anzufiangen, man müsste die
alten Truppen conservieren, was nicht ohne Subsidien geschehen könnte.
Sil vi US bat darauf um seine Abfertigung, der O.Präsident versprach
dieselbe zu befördern und recommendierte ihm im Namen des Kf. die früher
vom Könige versprochene Translation der englischen curt von Danzig hieben
der Abgesandte erwiderte, das hinge vom Gotfinden der englischen Compagnie
ab, er wollte aber dazu nach Möglichkeit cooperieren, rühmte dabei des Kf,
Gnade und Protection, deren die hier negotiierenden fremden Nationen, beson-
ders die Engländer, genössen.
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VI.
Brandenburg und Frankreich.
(Devolutionskrieg und Tripelallianz.)
1666-1669.
43*
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Einleitung.
Die Versuche, welche Konig Ludwig XIV. in den ersten Jahren seiner
Regierung gemacht hatte, den Kurfürsten von Brandenburg in ähnlicher Weise,
wie ihm dieses mit einem Theile der rheinischen Fürsten und mit Kursachsen
gelungen war, in seine Clientel hineinzuziehen, waren wenig erfolgreich gewesen.
Die Sendung Lesseins' nach Berlin im Jahre 1662 1), welcher den Kurfärsten
bewegen sollte, der Rheinischen Allianz beizutreten und auch in Polen die
französische Throncandidatur zu unterstützen, war gescheitert, da derselbe diese
letztere Zumuthung unbedingt zurückgewiesen hatte. Dann hatte allerdings der
Kurfürst, hauptsächlich um der Gegenwirkung Frankreichs gegen seine Bemü-
hungen, von Polen die Erfüllung der ihm in den Verträgen von Wehlau und
Bromberg gemachten Zusagen zu erlangen, entledigt zu werden, einen Annähe-
rungsversuch durch die Abschicknng v. Blumenthals nach Paris 1663 und 1664
gemacht''), derselbe hatte dahin geführt, dass durch den Vertrag vom 6. März
1664 die 1656 mit Frankreich abgeschlossene Defensivallianz erneuert wurde,
und gemäss seinem dabei gegebenen Versprechen war der Kurfürst im nächsten
Jahre in die Rheinische Allianz eingetreten. Aber dieses Zugeständnis war
damals, wo jene Allianz schon in sich gelockert war, wenig bedenklich, weiter-
gehenden Verpflichtungen inbezug auf die deutschen Angelegenheiten, welche
man anfangs französischerseits gefordert hatte ^), war er ausgewichen und in der
polnischen Frage hatte er sich völlig freie Hand gewahrt, nach wie vor hat er
dort auf das eifrigste den von Frankreich and dem polnischen Hofe verfolgten
Plänen entgegengewirkt. Im Münsterschen Kriege hatte er dann im Einver-
nehmen mit Frankreich gehandelt, Ludwig XIV. hatte ^) den Abschluss seines
Bündnisses mit Holland und nachher das Zustandekommen des Gleveschen
Friedens befordert, auch damals aber war die Politik des Kurfärsten eine selbst-
ständige gewesen, hauptsächlich gerade um zu verhüten, dass die von zwei
0 S. ürk. u. Akt. II, S. 233 ff., IX, S. 599 ff.
«) S. ürk. u. Akt. IX, S. 620 ff
s) S. ebendas. S. 632 ff.
*) S. ürk. u. Akt. II, S. 297 ff., XI, S. 619ff.
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678 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Seiten bedrohten Holländer sich vollständig Frankreich in die Arme werfen
mochten, war er unter so billigen Bedingungen auf die Seite derselben getreten.
Bei allen diesen Gelegenheiten hatte er gezeigt, dass er den Wunsch hege, mit
dem mächtigen französischen Könige in Freundschaft zu leben, dass er bei der
Dürftigkeit seiner finanziellen Mittel für das Angebot französischer Subsidien
durchaus nicht unempfänglich sei, dass er dafür bereit sein würde, den Wün-
schen und Absichten des französischen Königs sich zu fügen, aber freilich nur so-
w^eit, ats es ihm seine Würde und die Interessen seines Staates und des deut-
schen Reiches zu gestatten schienen.
Während jenes Münsterschen Krieges war Ludwig XIV. schon mit einem
anderen Unternehmen beschäftigt, in welchem seine ehrgeizigen Pläne deutlich
zu Tage getreten sind. Schon bei Lebzeiten König Philipp IV. von Spanien
hatte er') den Verzicht, welchen einst seine Gemahlin, dessen älteste Tochter
aus erster Ehe, bei ihrer Vermählung auf ihre Erbrechte geleistet hatte, für an-
gültig erklärt, jetzt, nachdem dieser König (17. September 1665) gestorben und
ihm sein unmündiger Sohn aus zweiter Ehe Karl II. auf dem spanischen Thron
gefolgt war, machte er für seine Gemahlin auf Grund des in einigen niederlän-
dischen Provinzen geltenden sogenannten Devolutionsrechtes Ansprüche auf einen
Theil der spanischen Niederlande, und da diese von dem spanischen Hofe nicht
anerkannt wurden, so traf er insgeheim Vorkehrungen, um sich mit Gewalt in
den Besitz derselben zu setzen. Zu den diplomatischen Vorbereitungen gehörte
vor allem der Versuch, unter den deutschen Fürsten Bundesgenossen zu finden^
welche einem etwaigen Versuch des Kaisers, Spanien zu Hülfe Truppen nach
den Niederlanden zu schicken, entgegentreten sollten. Da die in sich gespaltene
Rheinische Allianz, deren Endtermin herannahte und für deren Verlängerung
sich bei den Theilnehmern wenig Geneigtheit zeigte, dazu den Dienst versagte,
so suchte er durch besondere Verträge diejenigen Mitglieder derselben , deren
Gebiete am Rhein und in unmittelbarer Nachbarschaft der spanischen Nieder-
lande gelegen waren, die Kurfürsten von Mainz und Co In und den Pfalzgrafen
von Neu bürg, an sich zu ketten und Hess zu diesem Zwecke Unterhandlungen
mit denselben durch den schon längst in seinem Solde stehenden Grafen Wil-
helm von Fürstenberg, den Bruder des leitenden Kurcölnischen Ministers,
des Bischofs von Strassburg, Franz Egon von Farstenberg, anknüpfen. Auch
den Kurfürsten von Brandenburg zu gewinnen, wäre ihm sehr erwünscht ge-
wesen, doch ist er diesem gegenüber sehr behutsam und zurückhaltend zu Werke
gegangen. Gelegenheit zur Anknüpfung boten ihm die Verhandlungen, welche
er in der Münsterschen Angelegenheit mit demselben führen Hess. Als er Ende
November 1666 du Moulin zu dem Kurfürsten nach Cleve schickte'), um dem-
selben nähere Eröffnungen wegen der gegen den Bischof zu ergreifenden Mass-
regeln zu machen, beauftragte er denselben zugleich anzukündigen, dass er
') S. Mignet, Negociations relatives ä la succession d^Espagne sous Louis XIV.,
I, 8.71 ff., Ranke, Französische Geschichte III, S. 310 ff., Legrelle, La diplomatie
fran^aise et la succession d^Espagne I.
2) S. ürk. u. Akt. II, S. 309ff.
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Einleitung. 679
bereit sei, mit dem Kurfürsten ein engeres Bündnis anter vortheilbaften Bedin-
gungen abzuschliessen , der Kurfürst aber ging darauf nicht weiter ein, son-
dern gab nur im aligemeinen seine Zuneigung für die Person und die Interessen
des französischen Königs zu erkennen und stellte das Verlangen, ausser von
den Holländern auch von diesem Hülfsgelder für den Münsterschen Krieg zu er-
halten. Ludwig XIV. beauftragte darauf Colbert-Croissi, den er im Januar
1666 in derselben Angelegenheit, um den Kurfürsten zum Abschluss des Bünd-
nisses mit Holland zu treiben, ebendorthin schickte*), diese Forderung abzu-
lehnen und dem Kurfürsten nur in dem Falle Aussicht auf Subsidien zu
eröffnen , wenn er mit Frankreich eine engere Verbindung zu dessen^ eigenem
Vortheil einginge. Der Kurfürst und seine Minister wichen näheren Erörterun-
gen darüber aus, sie erinnerten zur Rechtfertigung jener Geldforderung daran*),
da.ss der König von Frankreich schon im nordischen Kriege hätte Subsidien
anbieten lassen, und warteten im übrigen ab, ob ihnen von französischer Seite
nähere Anträge würden gemacht werden. Dazu schien man dort auch geneigt
zu sein, als der Kurfürst bald darauf, Ende Februar 1666, v. Blumenthal nach
Paris schickte, um dem Könige zum Tode seiner Mutter zu condolieren, da
wurden demselben dort^) unter der Hand Eröffnungen von den Absichten Lud-
wigs auf die spanischen Niederlande gemacht, dem Kurfürsten, falls er ihn da-
bei unterstützte, der Schutz Frankreichs gegen alle seine Feinde und sogar An-
theil an der Beute in Aussicht gestellt und angekündigt, dass Colbert weitere
Verhandlungen deswegen führen sollte, zugleich erhielt der Kurfürst*) zuerst
durch den Kurcölnischen Kanzler Buschmann und dann durch den auch nach
Cleve gekommenen Grafen Fürstenberg Andeutungen über die mit Kurcöln,
Pfalz-Neuburg und anderen Fürsten wegen Bildung einer Union angeknüpften
Verhandlungen. Ende März wurde Colbert von dem Minister Lionne ange-
kündigt^), er werde die weitere Aufgabe erhalten, den mächtigsten Kurfürsten
des Reichs für die französischen Interessen zu gewinnen, und der Kurfürst
selbst hat demselben gegenüber Aeusserungen gethan^), welche denselben offen-
bar zu weiteren Eröffnungen anreizen sollten. Doch hat Ludwig XIV. sich nach-
her anders besonnen, er rief Anfang Mai Colbert ab, ohne dass derselbe weitere
Anträge gemacht hätte, und der Kurfürst hat demselben dann nur, nachdem
er sich von ihm verabschiedet hatte, durch den Oberpräsidenten v. Schwerin
erklären lassen^), wenn er auch nicht in eine engere Verbindung mit dem fran-
zösischen Könige treten sollte, so würde er doch nie einen den Interessen des-
selben entgegenlaufenden Vertrag mit irgend einer anderen Macht abschliessen.
Längere Zeit hat dann der König sich weiterer Verhandlungen mit dem Kur-
')
S. Urk. u. Akt. II, S. 324.
')
S. ebendas. S. 337.
')
S. ürk. u. Akt XI, S. 704.
*)
S. ürk. u. Akt. II, S. 367f., 404.
')
S. ebendas. S. 380.
')
S. ebendas. S. 369, 411 f.
')
S. ebendas. S. 413.
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680 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
fürsten gänzlich enthalten. Die Aussicht, denselben dazu zu gewinnen, sich
als Werkzeug der franzosischen Politik gebrauchen zu lassen, war damals um
so geringer, als Ludwig XIV. inzwischen auf Grund geheimer Verbandlungen
mit dem polnischen Hofe zu dem Entschlüsse gekommen war, zugleich mit dem
Angriff gegen die spanischen Niederlande auch seinen alten Plan, in Polen')
einen französischen Prinzen auf den Thron zu setzen, mit Gewalt durch die
Entsendung eines Heeres, welches im Frühjahr 1667 dort angeblich zur Hülfe-
leistung gegen die aufständischen Unterthanen König Johann Kasimirs oder
gegen die Tataren und Kosacken erscheinen sollte, zur Ausführung zu bringen,
eben jenen Plan, dem der Kurfürst im Bunde mit der dem Hofe feindlichen Partei
in Polen so eifrig und hartnäckig entgegenarbeitete. Hauptsächlich im Hinblick
auf dieses polnische Unternehmen hatte Ludwig XIV. die Gewinnung eines ande-
ren Bundesgenossen, Schwedens, in Aussicht genommen, der neue Gesandte
Pomponne, welchen er Ende 1666 dorthin schickte, sollte') sich bemuhen,
das sehr gelockerte Bündnis mit dieser Macht neu zu befestigen und die schwe-
dische Regierung dahin zu bringen, Frankreich sowohl in den Niederlanden als
auch in Polen zu unterstützen, zu dem ersteren Zwecke eine Diversion gegen
den Kaiser zu unternehmen, zu dem letzteren ihm 3000 Reiter zu überlassen,
welche zu seinen nach Polen zu sendenden Truppen stossen sollten. Gelangen
diese Unterhandlungen ebenso glücklich wie die mit den rheinischen Fürsten,
von denen') Pfalz-Neuburg und Kurcöln noch im Laufe des Jahres 1666,
Kurmaiuz und der inzwischen auch gewonnene Bischof von Münster Anfang
1667 die gewünschten Verträge abschlössen, dann konnte ein Bündnis mit
Brandenburg ebenso überflüssig, wie dessen etwaige Gegnerschaft ungefähr-
lich erscheinen.
Die im Folgenden zusammengestellten Akten sind dazu bestimmt, das Ver-
hältnis des Kurfürsten zu Frankreich und zugleich die weitere Politik dessel-
ben während des Devolutionskrieges und der durch diesen veranlassten Ver-
wickelungen bis zu Anfang des Jahres 1670 zu veranschaulichen. Der erste
Unterabschnitt enthält Ergänzungen zu den oben in Abschnitt 111 mitgetheilten
Dokumenten über seine Thätigkeit in der polnischen Frage. Die Sendung
Pomponne's nach Schweden hatte nicht den von dem König gewünschten Er-
folg gehabt, derselbe hatte*) unerwartete Schwierigkeiten gefunden, in der
polnischen Angelegenheit am wenigsten hatte sich die schwedische Regierung
bereit gezeigt, die französischen Absichten zu unterstützen, dieselbe war viel-
mehr, um die Verwirklichung derselben zu vereiteln, mit dem Kurfürsten in
Verbindung getreten, hatte selbst*) (April 1666) den Vorschlag gemacht, dort
einen anderen Throncandidaten, am liebsten den Pfalzgrafen von Neuburg, zu
•) S. oben S. 308 ff.
^) S. Memoires de Pomponne II, S. 42ff., Recueil des Instructions 11,
S. 72 ff.
») S. Mignet II, S. 23ff.
*) S. Mem. de Pomponne II, S. 75 ff.
5) S. Urk. u. Akt. IX, S. 819,
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Einleitung. 681
unterstützen, die Unterhandlungen, welche der Kurfürst, nachdem er sich mit
dem Pfalzgrafen verständigt hatte, deswegen durch v. Crockow in Stockholm
fuhren Hess*), hatten einen günstigen Fortgang genommen, schwedischerseits
hatte man sich schon im Sommer 1666 bereit erklärt, über die Beförderung
des Pfalzgrafen auf den polnischen Thron einen förmlichen Vertrag mit dem
Kurfürsten abznschliessen , zugleich hatte man voi^eschlagen'), beiderseits so-
wohl in Polen offen für die Sache desselben zu wirken als auch Versuche zu
machen, den Kaiser und auch den König von Frankreich für dieselbe zu ge-
winnen. Der Kurfürst ist trotz anfänglicher Bedenken darauf eingegangen und
hat Ende December 1666, zu derselben Zeit, wo er v. Hoverbeck be-
fahl^), dem polnischen Hofe geeignete Eröffnungen zu machen, und wo er
v. Blumenthal nach Wien abfertigte^), auch dem französischen Könige durch
den schon seit längerer Zeit*) sich in Paris aufhaltenden jüngeren Freiherrn
V. Schwerin, den Sohn des Oberpräsidenten, entsprechende Vorstellungen
machen lassen. Zwar veranlassten ihn die ungünstigen Nachrichten, welche
er unmittelbar darauf durch v. Crockow über die veränderte Haltung der
schwedischen Regierung erhielt*), noch rechtzeitig diesen Befehl zu widerrufen,
aber auf die Kunde von der üblen Aufnahme, welche v. Ho verb eck s Mitthei-
lungen am polnischen Hofe gefunden^), von den Verdächtigungen, welche von
dort her auf Grund» derselben gegen ihn ausgestreut wurden, entschloss er
sich dennoch, gerade um sich gegen diese Anklagen zu rechtfertigen, dem
französischen Könige die beabsichtigten Eröffnungen, nur in noch vorsichtigerer
"Weise machen zu lassen, und so erhielt v. Schwerin im Februar 1667
neue Weisungen. Wie die Relation desselben vom 11. März zeigt, war dieser
Versuch, den König zu einer Aenderung seiner polnischen Politik zu bestimmen,
gänzlich erfolglos, derselbe Hess ihm durch Lionne antworten, vorläufig scheine
es in Polen überhaupt zu keiner Wahl kommen zu sollen, im übrigen hätte er
Conde sein Wort gegeben und würde demgemäss nur für diesen oder dessen
Sohn wirken, er Hess sogar dem Kurfürsten neue Anträge machen, sich mit
ihm zur Beförderung der Throncandidatur desselben zu verbinden. Der Kur-
fürst hat dieselben nicht geradezu zurückgewiesen, er beauftragte v. Schwerin
allerdings nochmals vorzustellen, welche Schwierigkeiten der französischen Thron-
candidatur in Polen, zumal nach den neuesten dortigen Ereignissen entgegen-
ständen, aber er befahl ihm doch anzufragen, ob der König für ihn, der jetzt
^) S. oben S. 168 ff.
'0 S. oben S. 175, 184.
») S. oben S. 311 ff.
*) S. oben S. 573 ff.
*) Irrig giebt Droysen III, 3 S. 119 an, derselbe sei zu diesem Zwecke im
December 1666 nach Paris geschickt worden, er befand sich dort schon im Februar
1666, als sein Schwager v. Blumenthal dort eintraf (Urk. u. Akt. XI, S. 703), im
November 1666 erhielt er den Auftrag (oben S. 106 f.),* in der bremischen Angelegen-
heit dem französischen Könige Eröffnungen zu machen.
^) S. oben S. 189 ff.
0 S. oben S. 316 ff.
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682 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666^1669.
heimkehren sollte, weitere Aufträge liätte, und französischerseits hat man sich
wenigstens den Anschein gegeben'), als ob man darin einen entgegenkomnaeu-
den Schritt des Kurfürsten erblickte. Ludwig XIV. hatte inzwischen mit dem
polnischen Hofe einen neuen Plan verabredet, um die Wahl des Herzogs von
Enghien durchzusetzen, derselbe hatte seine Hülfe gegen die in das Reich
eingefallenen Tataren und gegen die angeblich mit denselben im Bund» stehen-
den Türken angerufen, er hatte diese Hülfe zugesagt, unter diesem Vorwande
sollte jetzt das nach Polen bestimmte Heer dort erscheinen. An die norddeut-
schen Fürsten erging die Aufforderung, diesen Truppen den Durchzug durch
ihr Gebiet zu verstatten, und der Marschall Millet, welcher"^) schon zu Ende
des vorigen Jahres nach Deutschland geschickt war, um in dem bremischen
Streite zu vermitteln, welcher seitdem dort geblieben war und die geheimen
Verhandlungen mit dem Bischof von Münster geführt hatte, wurde zuerst zu
den braunschweigischen Herzogen und dann zu dem brandenburgischeu
Kurfürsten geschickt, um auch von diesem den Durchzug zu verlangen und ihn
zugleich nochmals aufzufordern, zur Erhebung des französischen Prinzen auf den
polnischen Thron mitzuwirken. Aber auch dieses Unternehmen ist nicht zur
Ausführung gekommen, die anderweitigen Massregeln, durch welche der Kur-
fürst dasselbe zu vereiteln gesucht hat, sind oben in Abschnitt iU vorgeführt
worden, über seine Verhandlungen mit Millet liegen die ausführlichen Rela-
tionen desselben im 2. Bande dieser Sammlung vor , im Berliner Geh. Staatsar-
chiv findet sich nur die Resolution , welche der Kf. demselben am 17. Mai er-
theilen Hess, und diese ist hier abgedruckt worden.
Der zweite Unterabschnitt behandelt das Verhalten des brandenburgischen
Kurfürsten inmitten der durch den Devolutionskrieg im Westen Europas entstan-
denen Wirren. Derselbe hat*) von Anfang an sehr wohl die Gefahren gewürdigt,
mit denen die bei dieser Gelegenheit zuerst deutlich hervortretenden ehrgeizigen
Bestrebungen Ludwig XIV. ganz Europa bedrohten, und er hat gewünscht, auch
seinerseits an der Abwendung dieser Gefahren mitzuwirken. Aber er ist der
Meinung gewesen, dass für den Schutz der spanischen Niederlande einzutreten
zunächst Sache derjenigen Mächte sei, welche an der Erhaltung derselben das
nächste Interesse hatten, Spaniens selbst, des Kaisers und der benachbarten
Republik der Vereinigten Niederlande, dass diese daher, wenn sie wünschen
sollten, ihn zur Theilnahme an dem Kriege gegen Frankreich zu gewinnen, vor
allem selbst energisch gegen dasselbe vorgehen und dass sie ihm als Preis für
seine Bundesgenossenschaft besondere Vortheile bieten müssten, dass für ihn
selbst die polnische Frage die bei weitem nähere und wichtigere sei und dass
sein Verhalten in anderen, und so auch in der burgundischen Frage sich haupt-
1) S. die Relationen Millets vom 3. und 11. Mai 1667. (Urk. u. Akt 11,
S. 435. 439 f.)
^ 8. Mignet II, S. 31 ff., oben S. 115.
^ Vgl. die sehr richtigen Mutbmassungen des kaiserlichen Gesandten de Goess
über die voraussichtliche Politik des Kurfürsten in seinen Relationen vom 27. Mai
und 17. Juni 1667 (Urk. u.Akt. XIV, 1 S. 306. 310).
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EinLBitung. 683
sächlich danach zu richten hätte, welche Unterstätzung ihm von der einen oder
der anderen Seite gewährt werden wurde, um das Ziel, welches er dort mit
der Beförderung der Throncandidatur des Pfalzgrafen von Neuburg verfolgte,
die Erhebung eines neutralen, weder von Frankreich noch von Oesterreich ab-
hängigen Königs, zu erreichen. Er hat daher zunächst abgewartet, wie jene
anderen Mächte sich verhaltei^, ob dieselben seine Bundesgenossenschaft suchen
und ob etwa auch Frankreich «ich doch noch bemuhen würde, ihn auf seine
Seite zu ziehen. Er hat darauf ziemlich lange warten müssen. Wie peinlich
ihn das damals aller Welt unbegreiflich erscheinende passive Verhalten des
kaiserlichen Hofes berührt hat, haben schon die im Abschnitt IV mitgetheil-
ten Docnmente gelehrt, auch von französischer Seite her aber sind ihm erst
ziemlich spät Anträge gemacht worden. Allerdings war Miiiet in Berlin ge-
hlieben und hat dort weiter in der polnischen Saöhe unterhandelt, der nieder-
ländischen Sache aber erwähnte derselbe zunächst mit keinem Worte, bei Be-
ginn des Krieges begnügte sich Ludwig XIV. ihm durch seine Gesandtschaft
in Regensburg ein ebensolches Schreiben') wie den übrigen Reichsständen, in
dem er sein Unternehmen rechtfertigte und sie unter drohendem Hinweis auf
die von ihm getroffenen militärischen Vorkehrungen ermahnte, sich ruhig zu ver-
halten, zugehen zu lassen. Erst als der Krieg schon im Gange, schon ein Theil
der flandrischen Festungen von ihm erobert war, Hess er durch Millet dem
Kurfürsten ähnliche Anträge machen wie diejenigen, auf welche die rheinischen
Fürsten und der Bischof von Münster eingegangen waren, er. sollte versprechen,
niemanden den Durchzug durch seine Lande nach den spanischen Niederlanden zu
gestatten und die Rheinische Allianz zu erneuern. Um ihn dazu bereitwilliger zu
machen, hatte Millet zu erklären, sein Konig habe die Absicht, Truppen nach
Polen zu schicken, aufgegeben. Ueber die darauf folgenden Verhandlungen
liegen wieder die im zweiten Bande dieser Sammlung herausgegebenen Relatio-
nen Mille ts aus dem Juni bis November 1667 vor, im Berliner Archiv sind
weitere Aufzeichnungen darüber nicht vorhanden, nur die dilatorische Antwort,
welche der Kurfürst am 30. Juni Millet ertheilt hat, ist hier als Ergänzung zu
jenen französischen* Berichten abgedruckt worden. Früher hat man von anderer
Seite her versucht, mit dem Kurfürsten in Verbindung zu treten, nämlich einer-
seits eine Anzahl deutscher Fürsten, andererseits die holländische Regierung.
Kurfürst Johann Philipp von Mainz*) gehörte zwar seit der Begründung der
Rheinischen Allianz zu der französischen Clientel im Reiche und hatte auch
jetzt auf das Drängen Ludwigs XIV. mit demselben (28. Februar 1667) einen
Vertrag') abgeschlossen, in welchem er sich verpflichtete, im Verein mit Kur-
cöln, Pfalz-Neuburg und Münster kaiserlichen Truppen den Durchzug nach den
Niederlanden zu verwehren und zu diesem Zwecke mit Hülfe französischer
Subsidien Rüstungen zu veranstalten, aber er war doch, seitdem er bei diesen
Verhandlungen die ehrgeizigen Absichten des französischen Königs durchschaut
') S. Mignet 11, S. 139ff.
0 Vgl. Guhrauer, Kur-Mainz in der Epoche von 1672 I, S. 93 ff.
») S. Mignet II, S. 35, Guhrauer I, S. 94,
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684 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
hatte, voll lebhafter Besorgnisse, er wünschte daher, dass der Krieg zwisAen
Frankreich und Spanien verbätet werde, seine Eitelkeit schmeichelte sich mit
der Hoffnung, dass es ihm gelingen könnte, ähnlich wie 1658 bei Gelegenheit
der Kaiserwahl Europa den Frieden zu erhalten, und er beabsichtigte einen
Vermittlungsversuch, zu welchem sich das ganze KurfurstencoUegiam anter sei-
ner Leitung vereinigen sollte. Er wusste für seinen Plan zunächst den in ähn-
licher Lage und in ahnlicher Stimmung befindlichen Johann Georg II. von
Sachsen'), mit dem er im Februar 1667 zu Erfurt eine Zusammenkonfl hielt
zu gewinnen, durch diesen, der schon vorher dnrch die Sendnng seines
Geheimen Rathes v. Gersdorff nach Berlin') nähere Fühlung mit dem hran-
denburgischen Kurfürsten gesucht hatte, Hess er demselben Anfang Mai davon
Mittheilung machen und er ist dann bald darauf unmittelbar mit demselben in
Schriftwechsel getreten. Mit ganz anderen Absichten näherte sich diesem der
Kurfürst Maximilian Heinrich von Cöln. Dieser von den beiden Fürsten-
berg geleitete und durch dieselben ganz in das französische Interesse verstrickte
Fürst') war schon während des bremischen Krieges mit dem brandenbnrgischen
Kurfürsten in Verbindung getreten und hatte dann im März 1667 mit diesem
und den braunschweigischen Herzogen jenes engere Bündnis abgeschlossen, er
bemühte sich jetzt, die Mitglieder dieser Allianz auch in die Verbindung mit
Frankreich hineinzuziehen, und lud sie^) zuerst Anfang Juni zu einer Zusam-
menkunft nach Hameln, dann statt dessen zur Theilnahme an einem Gonvent in
Cöln ein, welchen er mit Kurmainz, Pfalz-Neuburg und Münster verabredet
hatte, um unter dem Vorwande, über das Verlangen Ludwigs XIV., seinen nach
Polen bestimmten Truppen den Durchzug zu gestatten, sich schlüssig zu machen.
mit denselben ein festes Bündnis behufs gemeinsamer Ausführung der Verpflich-
tungen, welche sie einzeln in den mit Frankreich eingegegangenen Verträgen
übernommen hatten, abzusch Hessen, er hoffte so, diesem Bunde eine noch weitere
Ausdehnung zu verschaffen. Zugleich aber wandten sich auch Herzog Georg
Wilhelm von Celle und dessen Bruder, der Bischof Ernst August von
Osnabrück, erschreckt durch das Vorgehen Frankreichs gegen die Nieder-
lande, zugleich in Sorge, dass Schweden diese Gelegenheit Benutzen würde, um
sich an ihnen für ihr Verhalten im bremischen Kriege zu rächen, und auch
beunruhigt durch die Rüstungen, welche ganz in ihrer Nähe der Bischof
von Münster veranstaltete, an den brandenburgiscben Kurfürsten, um sich mit
ihm über ein gemeinschaftliches Handeln zu verständigen. Die Correspondenz
nnd die V^erhandlungen mit jenen Kurfürsten sind in der 2., die mit den braun-
schweigischen Herzogen in der 3. Abtheilung zusammengestellt, darauf folgen
in der vierten die Berichte des im Juni 1667 von dem Kurfürsten zu dem Bischof
*) Vgl. Hei big, Die diplomatischen Beziehungen Johann Georgs II. von Sachsen
zu Frankreich (Archiv f. d. sächsische Geschichte I) S. 294ff., Auerbach, La diplo-
matie fran^aise et la cour de Saxe S. 243 ff.
>) S. Auerbach S. 200f., ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 296ff
') Vgl. Ennen, Frankreich und der Niederrhein I, S. 182ff.
*) S. oben S. 147.
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Einleitung. 885
von Münster geschickten v. Ledebar, welcher denselben, als den Mitdirector
des westfälischen Kreises, zur Berufung eines Kreistages and zur Einstellung
seiner auch das Misstrauen der holländischen Regierung erregenden Rüstungen
auffordern und zugleich versuchen sollte, Näheres über diese Rüstungen und über
die Absichten des Bischofs überhaupt zu erkunden, dann in der 5. Abtheilung
die Berichte Biaspeils und andere auf die Verhandlungen mit dem Pfalzgrafen
Philipp Wilhelm von Neu bürg bezügliche Schriftstücke (April bis September
1667). Dieser Fürst, welcher einerseits mit dem Kurfürsten durch ihre gemein-
schaftlichen Bestrebungen in der polnischen Sache auf das engste verbunden
war, andererseits in der niederländischen Frage sich zum Anschluss an Frank-
reich hatte bewegen lassen, war bemüht, diese seine beiden Bundesgenossen
unter sich und zwar zum Vortheil seiner Sache zu vereinigen, schon Ende April
1667 machte er dem Kurfürsten den Vorschlag, wenn seine damaligen Bemü-
hungen, den Kaiser zur Unterstützung seiner Throncandidatur su bewegen, nicht
glücken sollten, aufs neue zu versuchen, den König von Frankreich, und zwar
durch Concessionen in der niederländischen Angelegenheit, für dieselbe zu ge-
winnen, Mitte Juli theilte er dann dem Kurfürsten mit, dass Ludwig XIV. selbst
ihm dahin gehende Anträge habe machen lassen, und suchte ihn zugleich durch
die Aussicht auf einen Antheil, den sie beide an der niederländischen Beute
erhalten sollten, auf die Erwerbung eines Theiles von Geldern, zur Annahme der-
selben zu bewegen. Der Kurfürst hat schon damals diesen Vorschlag keineswegs
unbedingt zurückgewiesen, er hielt allerdings vor der Hand die französischen An-
erbietungen für trügerisch, warnte den Pfalzgrafen davor und weigerte sich vor-
läufig die Bedingungen, welche Ludwig XIV. von ihm forderte, zu erfüllen, Ende
October liess dann') der Pfalzgraf wieder durch seine Bevollmächtigten Giese
und Stratman dem Kurfürsten ähnliche franzosische Anträge hinterbringen und
er hat durch seine Bemühungen wesentlich dazu beigetragen, dass endlich die
Verständigung desselben mit Frankreich erfolgt ist.
Abtheilung 6 enthält die Verhandlungen mit Holland und zwar gleich
bis zum März 1668. Dort hatte der Angriff Ludwigs XIV. auf die benachbarten
spanischen Niederlande die grösste Beunruhigung erregt. Allerdings kannte man
dort schon längst dessen Absicht, sich dieser Lande zu bemächtigen, 1663 hatte
der König selbst^) durch seinen Gesandten d' Estrad es Unterhandlungen darüber
mit dem Leiter der holländischen Politik, dem Rathspensionar Johann de Witt,
anknüpfen lassen und der Republik, wenn ihn dieselbe bei dem beabsichtigten
Unternehmen unterstützen wollte, einen Antheil an der Beute angeboten, und auf
de Witts Veranlassung waren die Generalstaaten wirklich auf solche Unterhand-
lungen eingegangen. Zwar waren diese zu keinem Abschluss gekommen, doch
hatte der König damals durch d'Estrades versichern lassen, dass er nur im
Verein mit Holland Versuche, sich in den Besitz der spanischen Niederlande zu
setzen, machen werde. Diese Zusage hatte er aber jetzt nicht erfüllt, ohne einen
weiteren Vef'such zur Verständigung mit der holländischen Regierung zu machen,
>) S. Millets Bericht vom 26. October 1667 (Urk. u. Akt. II, S. 487 ff.).
») S. Lefevre Pontalis, Jean de Witt I, S. 293ff.
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ggg VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
hatte er seine Vorbereitungen getroffen und er begnügte sich dann damit *X An-
fang Mai, als seine Truppen schon zum üeberschreilen der Grenze bereit stan-
den, den Generalstaaten seinen Entschluss, die Rechte seiner Gemahlin and
seines Sohnes geltend zu machen, anzuzeigen und auf Grund der Allianz von
1662 ihre Mitwirkung in Anspruch zu nehmen, er versicherte allerdings zn*
gleich, dass er nicht der gesamten Niederlande, sondern nur eines Theiles
derselben und zwar eines nicht an ihrer Grenze gelegenen Stuckes sich zu be-
mächtigen beabsichtige. Dadurch erschreckt und erbittert, vorläufig allein
ausser Stande, der gewaltigen französischen Macht entgegenzutreten, versuchte
die holländische Regierung durch Unterhandlungen den Konig wenigstens zu
einer nachträglichen Verständigung zu bewegen, sie traf aber auch zugleich
Anstalten, um im Nothfalle im Bunde mit anderen Machten seinem Ehrgeiz
Schranken zu setzen, sie beschleunigte daher den Abschluss des Friedens mit
England und suchte Bundesgenossen. Von Anfang an richtete sie ihr Augenmerk
auch auf den Kurfürsten, schon Ende Mai 1667 Hess de Witt denselben durch
seine Gesandten im Haag auffordern, sich mit Holland zu gemeinschaftlichem
Handeln zu verbinden und auch Schweden und die braunschweigischeu
Herzoge heranzuziehen. Der Kurfürst, obwohl gegen de Witt selbst' von tiefem
Missträuen erfüllt, ging, freilich vorsichtig, auf diese Anträge ein und zeigte sich
bereit, ähnlich wie im Münsterschen Kriege, wenn ihm von Holland die nöthigen
Subsidien gezahlt würden, ein grösseres Heer aufzustellen, er wurde dann aber
gleich dadurch stutzig gemacht, dass die holländische Regierung, während sie
sich bemühte, die Truppen der braunschweigischen Herzoge in ihrem Solde zu
behalten, ihm keine Anträge deswegen machte. Erst Mitte Juli knüpfte dieselbe,
erschreckt durch die Höhe der Forderungen, welche Ludwig XIV. als Antwort
auf ihre Vergleichsvorschläge stellte, und auch besorgt gemacht durch die
Rüstungen des Bischofs von Münster, neue Unterhandlungen mit ihm an und
suchte ihn zu einem Angriff gegen diesen letzteren, durch welchen derselbe ent>
waffnet und womöglich selbst gefangen genommen werden sollte, und zu wel-
chem sie ihm jetzt Hülfstruppen und auch -Subsidien in Aussicht stellte, zu be-
wegen, der Kurfürst aber hütete sich wohl, obgleich seine Gesandten im Haag
diese Vorschläge lebhaft befürworteten, so leichthin auf dieselben einzugehen
und sich so den König von Frankreich zum Feinde zu machen, er forderte da-
her vor allem Einigung über die Subsidien und Sicherstellung gegen etwaige
Gefahren, hielt an dieser Forderung, von Holland Subsidien zu erhalten, auch
fest, nachdem ihm von Spanien solche in Aussicht gestellt waren, und zog, da
die holländische Regierung zögerte, darauf einzugehen, auch seinerseits die Un-
terhandlungen in die Länge. Mitte September liess de Witt, dadurch in Sorge
gesetzt, dass er von Ludwig XIV. auf seine neuen Vergleichsvorschläge noch
keine Antwort erhalten hatte, dem Kurfürsten neue Anträge machen, ihn auffor-
dern, sich mit Holland zur Herstellung eines billigen Friedens unter ähnlichen
Bedingungen wie im Münsterschen Kriege zu verbünden. Darauf gii^ der Kur-
fürst ein, liess darüber näher verhandeln, Mitte October wurden die Entwürfe
') S. Mignet II, S. 482 ff., Lefevre Pontalis I, S. 426f.
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Einleitung. 687
zu den abzuschliessenden Verträgen aufgestellt, aber es kam wieder zu kei-
nem Abschluss, da man beiderseits erst das Ergebnis der gleichzeitig mit Spa-
nien geführten Unterhandlungen abwarten wollte und dann die holländische
Regierung, nachdem Ludwig XIV. durch das Anerbieten der Alternative seine
Geneigtheit, unter gemässigten Bedingungen Frieden zu schliessen, kundgegeben
hatte, wieder wegen der Subsidienzahlung Weiterungen machte. Dem Kurfürsten
waren inzwischen durch die Neuburgischen Gesandten und dann auch durch
Millet neue Anerbietungen von Frankreich gemacht worden, er sollte sich ver-
pflichten, in dem niederländischen Kriege neutral zu bleiben, niemanden den Durch-
zug durch sein Gebiet zu verstatten und wieder der Rheinischen Allianz beizu-
treten, dafür versprach Ludwig XIV., seine früheren Pläne in Polen aufzugeben
und dort hinfort für die Wahl des Pfalzgrafen zu wirken. Schon Anfang No-
vember giebt der Kurfürst seinen Gesandten im Haag Nachricht von diesen
Verhandlungen und kündigt ihnen an, dass er wahrscheinlich darauf eingehen
werde, am 15. December schliesst er den Vertrag mit Millet ab, behält sich aber
dabei vor, weiter für die Herstellung des Friedens wirken zu dürfen, und lässt
darauf hin die Verhandlungen mit Holland weiter fortsetzen, dort aber hat
seine Verständigung mit Frankreich den grdssten Argwohn erregt, begierig geht
de Witt jetzt auf die Anträge ein, welche England durch den nach dem Haag
gesendeten Sir William Temple macht, und schliesst, ohne den Kurfürsten zu
den Verhandlungen hinzuzuziehen, mit diesem und dem schwedischen Gesandten,
dem Grafen Dohna, 23. Januar 1668 die Tripelallianz ab, durch welche Frank-
reich sowohl als auch Spanien gezwungen werden sollen, den Frieden auf Grund
der von den Verbündeten gebilligten Alternative zu schliessen. Erst nachträg-
lich wird der Kurfürst aufgefordert, derselben beizutreten, aber gekränkt durch
die ihm gegenüber aufs neue bewiesene Rücksichtslosigkeit und wohl wissend,
wie erbittert Ludwig XIV. auf die Holländer wegen dieses Versuches, ihm
Gesetze vorzuschreiben, ist, geht derselbe darauf nicht ein.
Abtheilung 7 enthält die auf die Verhandlungen mit dem Statthalter der
spanischen Niederlande, dem Marquis Castel Rodrigo, bezüglichen Akten.
Schon vor Beginn des Krieges, Anfang Mai 1667, hatte sich dieser an den Kur-
fürsten gewendet und ihn gebeten, sich der bedrohten Niederlande anzunehmen,
der Kurfürst hatte darauf zunächst nur seine Bereitwilligkeit, im Verein mit den
übrigen Kurfürsten die Vermittlung zu übernehmen, kundgegeben, hatte' dann
aber im Juni seinen Cleveschen Regierungsrath Blas peil, durch den er auch zum
grossen Theil die Verhandlungen mit dem Pfalzgrafen von Neuburg und mit
der holländischen Regierung führen liess, nach Brüssel gehen lassen, nm. die
dortigen Verhältnisse und die Absichten der spanischen Regierung näher zu er-
kunden. Castel Rodrigo sprach demselben gegenüber davon, dass der Kurfürst
an der Spitze einer spanisch-kaiserlich-braunschweigisch-brandenbargischen Armee
gegen Frankreich zu Felde ziehen sollte, seine Aeussemngen waren aber so unbe-
stimmt, dass derselbe garnicht weiter darauf eingegangen ist. Erst als im August
der in spanischen Diensten stehende Markgraf Hermann von Baden bei ihm
in Potsdam erschien, ihn zur Hülfeleistung aufforderte und bei den weiteren Ver-
handlungen die Versicherung gab, dass spanischerseits ernstliche Anstalten zum
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688 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Kriege getroffen wurden, dass auch der Kaiser Hülfe leisten werde, dass Aus-
sicht vorhanden sei, auch Holland, England und Schweden zu Bundesgenossen
zu gewinnen, dass dem Kurfürsten von Spanien Subsidien gezahlt nnd als
Pfand für die früher versprochenen aber nicht gezahlten Hülfsgelder ein Stück
Landes eingeräumt werden sollte, da zeigte sich der Kurfürst, der eben damals
durch die in dem Buche des Parlamentsrathes Aubry enthüllten franzosischen
Absiebten auf die Kaiserwürde und die Hegemonie in Deutschland lebhaft beun-
ruhigt war, bereit, falls jene Bedingungen erfüllt würden, als Bundesgenosse
Spaniens Frankreich entgegenzutreten, nähere Verabredungen wurden getroffen,
der Markgraf übernahm es, dieselben an Gastel Rodrigo zu hinterbringen
und sich von diesem die Vollmacht zu weiteren Verhandlungen ertheilen zu
lassen. Aber erst sehr spät, Anfang October, traf von Brüssel Bescheid ein«,
der allerdings dahin lautete, dass Gastel Rodrigo die Potsdamer Abmachungen
billige, aber weitere Verhandlungen darüber durch den kaiserlichen Gesandten
de Goess führen lassen wolle, und inbetreff der dem Kurfürsten zu zahlenden
Subsidien garkeine sicheren Zusagen enthielt. Obwohl der Kurfürst daraus die
UnZuverlässigkeit der spanischen Anerbietungen erkannte, ging er dennoch nicht
sofort auf die ihm damals von französischer Seite gemachten neuen Anträge ein,
sondern machte zunächst durch die zweite Sendung v. Blumenthals nach
Wien*) noch einen Versuch, den Kaiser zur Unterstützung seiner polnischen
Pläne zu bewegen und Aufklärung über dessen Absichten in der niederländischen
Frage zu erhalten, und Hess zugleich die Unterhandlungen mit Gastel Rodrigo
fortsetzen. Aber jene Gesandtschaft war ganz erfolglos, zu Gastel Rodrigo be-
gab sich im November wieder Blaspeil und dieser hat sich bewegen lassen,
mit demselben eine Allianz abzuschliessen, nach welcher der Kurfürst bis zum
nächsten April auf spanische Kosten 12000 Mann rüsten und, wenn binnen
6 Monaten nicht der Friede auf Grundlage des pyrenäischen Friedens, d. h. der
Zurückgabe aller französischen Eroberungen in den Niederlanden, zustande käme,
mit diesem Heere gegen Frankreich zu Felde ziehen sollte. Doch mahnte ihn
der Kurfürst gleich auf die erste vorläufige Anzeige von diesen Verhandlangen
zur Vorsicht und erklärte, der pyrenäische Friede könnte nicht als Norm gesetzt,
vor allem müsste ihm Sicherheit wegen der Subsidien und der in Aussicht ge-
stellten Satisfaction verschafft und auch Holland zum Bundesgenossen gewonnen
werden, und als ihm dann jene Verträge zugestellt wurden, welche nichts von
dem allen enthielten, hat er einfach die Ratification derselben verweigert
Nachdem er sich dann entschlossen hatte, auf die französischen Anerbietungen
einzugehen und eine Gesandtschaft nach Paris zu schicken, hat er Blaspeil
im Januar 1668 nochmals nach Brüssel gehen lassen, um sein Verfahren zu
rechtfertigen und die spanische Regierung zum Eingehen auf die von Frankreich
angebotenen Friedensbedingungen zu ermahnen.
Die nächsten Abtheilungen 8 — 10 umfassen die Verhandlungen, welche der
Kurfürst, nachdem er durch den Markgrafen von Baden für den Gedanken,
gegen Frankreich aufzutreten, gewonnen war, mit anderen deutschen Fürsten
0 S. oben S. 585 ff.
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Einleitung. 689
geführt hat, zunächst seine Versuche, den Kurfürsten von Sachsen aus der
Abhängigkeit, in welcher sich derselbe bisher von Fraokreich hatte halten las-
sen, zu lösen und zu bewegen, mit ihm gemeinsame Sache zu machen, Versuche,
welche nach anfanglichen, scheinbar glücklichen Erfolgen auf der Zusammen-
kunft zu Zinna (Anfang September 1667) schliesslich doch an der ünent-
schlossenheit und Unbeständigkeit des sächsischen Kurfürsten gescheitert sind,
sodann die Unterhandlungen mit den braunschweigischen Fürsten von Celle
und Osnabrück, welche, von Holland her zum Auftreten gegen Frankreich
aufgereizt, sich ihrerseits bemüht haben, den Kurfürsten und auch den Kaiser
zu Bundesgenossen zu gewinnen (die Mitte October mit dem von jenen Fürsten
nach Berlin geschickten v. Hammerstein getroffenen Abmachungen und dann
die Akten der Gesandtschaft v. d. Gröbens, welchen der Kurfürst im Novem-
ber, nachdem er sich zum Eingehen auf die französischen Anträge entschlossen
hat, zu jenen Fürsten und auch zu Wrangel schickt, um den Wechsel seiner
Politik anzuzeigen und zu rechtfertigen), endlich den vergeblichen Versuch,
welchen der Kurfürst durch die Sendung des baireuthischen Kanzlers v. Stein
im November za dem Kurfürsten Ferdinand Maria von Baiern macht, die-
sen den französischen Einflüssen zu entziehen und zu gemeinsamem Vor-
gehen, zunächst auf dem Reichstage, zu bewegen.
Abtheilung 11 veranschaulicht den Antheil, welchen der Kurfürst, nachdem
er sich Ende Juli 1667 auf eine erneute Einladung vonseiten Kurmainzs und
Kurcölns und auf das Zureden des Pfalzgrafen von Neuburg doch zu der früher
abgelehnten Beschickung des Gölner Conventes entschlossen hat, an den Ver-
handlungen desselben und dem von dort aus gemachten, natürlich ganz wir-
kungslosen Versuche, den Frieden zwischen Frankreich und Spanien zu ver-
mitteln, genommen hat, Abtheilung 12 die Behandlung, welche die burgnndische
Frage auf dem Reichstage zu Regensburg gefunden hat, und das je nach den
verschiedenen Wendungen seiner Politik wechselnde Verhalten des Kurfürsten
dabei.
Abtheilung 13 endlich enthält die Akten der Gesandtschaft v. Pölnitzs
und Meinders', welche der Kurfürst, nachdem er sich zur Annahme der fran-
zösischen Anträge entschlossen hat, Ende November 1667 nach Frankreich ab-
gehen lässt, ursprünglich in der Absicht, durch sie die in Berlin mit Millet
begonnenen Unterhandlungen weiterzuführen, welche er dann aber, nachdem
diese Verhandlungen inzwischen schon in Berlin Ende December zum Abschluss
gekommen sind (Aufzeichnungen darüber sind im Berliner Archiv nicht vor-
handen und auch die darauf bezüglichen Relationen Mille ts haben leider in
Band H nicht publiziert werden können), dazu benutzt, um genauere Kunde
über die eigentlichen Absichten Ludwigs XIV. sowohl in der polnischen als
auch in der niederländischen Frage einzuziehen.
Die letzten drei Unterabschnitte enthalten eine Auswahl aus den im Ber-
liner Archiv befindlichen Materialien, welche das Verhältnis des Kurfürsten
zu Frankreich einerseits und andrerseits zu Holland und dem mit diesem
durch die Tripelallianz verbundenen Mächten von dem Aachener Frieden
an bis zum Anfang des Jahres 1670 beleuchten. In dem ersten sind Aus-
Mater, s. Gesch. d. 6. Kurfürsten. XU. 44
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690 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
zöge aus den Akten der Gesandtschaft v. Blumenthals zusammengestellt,
welchen der Kurfürst im August 1668 zu längerem Aufenthalte nach Paris
schickt, um dort seine Interessen zu vertreten, vornehmlich um sich zu über-
zeugen, ob die Versprechungen Ludwigs XIV. in dej' polnischen Angelegenheit
ernsthaft gemeint sind und wirklich ausgeführt werden. Derselbe wird, nachdem
er anfangs günstige Eindrücke empfangen hat, seit dem März 1669 von immer
sich steigerndem Misstrauen gegen die Ehrlichkeit der französischen Politik er-
füllt, der Kurfürst aber lässt ihn doch, obwohl seine Befürchtungen durch den
Ausgang der polnischen Wahl bestätigt werden, bis zu Ende des Jahres 1669
dort bleiben, um an Ort und Stelle den Gang der französischen Politik, nament-
lich die wachsende Feindschaft gegen Holland zu beobachten. Der vorletzte
Unterabschnitt behandelt die durch wiederholte weitere Versuche Hollands, den
Kurfürsten zum Beitritt zur Tripelallianz zu bewegen, veranlassten Verhand-
lungen, der letzte endlich die leider sehr spärlichen und fragmentariscften Auf-
zeichnungen über die mit dem Marquis de Vaubrnn geführten Verhandlungen,
dessen Entsendung Ludwig XIV. schon im März 1669 dem Kurfürsten hatt4?
ankündigen lassen, welcher dann im Mai sich wirklich zu demselben nach
Königsberg begeben hat, ihm nachher nach Berlin gefolgt ist und sich bis zum
Februar 1670 dort aufgehalten hat. Bei diesen Verhandlungen ist von den
feindlichen Absichten Ludwigs XIV. gegen Holland noch keine Rede, sondern
derselbe bemüht sich, für den Fall des Todes des spanischen Königs sich die
Hülfe des Kurfürsten zur Erwerbung des noch übrigen Theiles der spanischen
Niederlande zu sichern, darauf geht der KurÄrst hauptsächlich aus Erbitterung
über die Rücksichtslosigkeit, mit welcher er vom kaiserlichen Hofe behandelt
wird, ein und schliesst, obwohl ihm nicht in der geforderten Höhe Subsidien
bewilligt werden, die Allianz vom 31. December 1669 mit Ludwig XIV. unter
den von diesem geforderten Bedingungen ab.
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VI. Brandenburg und Frankreich.
(Derolutionskrieg und TripelalUaiiz.)
1666—1669.
a. Verhandlungen wegen der polnischen
Angelegenheit.
1. Anbringen des jüngeren v. Schwerin in Paris.
März — Mai 1667.
Instruction für den Freiherrn v. Schwerin^) zu Paris. D.
Cöln a. d. Spree 19./29. December 16660-
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Er soll sich bemühen, Frankreich von der Throncandidatur Enghiens in t'olen ab-
zubringen und zur Unterstützung derjenigen Pfalz-Neuburgs zu bewegen.]
Er soll bei dem Könige Audienz suchen , demselben vorstellen , dass die 29. Dec.
Unruhen in Polen daher stammten, dass dem Reich wider ihren Willen und
dessen constitutiones ein anderer König, nämlich der Herzog von Anguien,
aufgedrungen werden sollte, und denselben ersuchen, durch seinen Gesandten in
Polen') es dahin zu dirigieren, dass man von solchem Vorhaben abstehe und,
falls der König abdicieren oder die Republik vivente rege einen successorem zu
benennen Ursache bekommen sollte, den Ständen ein solches subjectum re-
') Otto V. Schwerin der jüngere, Sohn des Oberpräsidenten, der sich damals in
Paris aufhielt, s. oben S. 106 f., 187; vgl. über diese demselben anvertraute Unterhand-
lung Pufendorf X, §50 (S. 686f.), Droysen III, 3 S. 319ff., dessen Darstellung
aber hier manche Irrthümer und Ungenauigkeiten enthält; s. auch oben S. 681.
-^ Die Creditive für v. Schwerin an König Ludwig XIV. und Lionne sind
von demselben Datum.
') Pierre de Bonzi, Bischof von Beziers, seit Anfang 1G65 Gesandter am
polnischen Hofe, s. Recueil des instructions IV, S. 51 ff., oben S. 2T2S.
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692 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
commendiere, welches ihnen angenehm und wegen dessen die Benachbarten
keine Ombrage zu nehmen hätten. Sollte der König ihn deswegen an einige
seiner Minister verweisen, so soll er diesen ebendasselbe ausfuhrlicher vorstellen,
aber nichts schriftliches von sich geben.
Sollte nun verneint werden, dass der König sich dieses Werkes anmasste, so
soll er dieses mit Dank acceptieren und den König ersuchen, durch seinen Ge-
sandten seinen dissensum Jedermann kund zu thun, was um so eher geglaubt
werden wurde, wenn der König nebst Schweden und Kf. ein solches subjectum,
wie oben beschrieben, recommendieren wollte.
Im Fall man sich aber bemühen sollte, Kf. zu persuadieren , den Herzog
von Anguien dazu befördern zu helfen, so soll er dieses mit Vorstellung der
Unmöglichkeit, aber auf das glimpflichste, sofort ablehnen. Sollte man be-
haupten, die Sache wäre nicht so schwer, es wären in Polen sehr viele und
vornehme Personen, welche das Werk approbierten, und nur wenige, fast nur
Lubomirski, demselben entgegen, so soll er erklären, diejenigen, die dem
Könige solches aus Polen vorbrächten, berichteten es aus Unerfahrenheit oder
eigenem Interesse, Kf. könnte versichern, es wären dafür nur einige wenige am
Hofe, die auch nicht beständig bleiben würden, wenn es recht zur Sache kom-
men sollte, dagegen wäre im ganzen Königreich ein allgemeiner Unwille und
Verbündnis gegen dieses Vorhaben, so dass, wenn auch Lubomirski abginge
oder zu anderer Meinung gebracht werden könnte, es nicht an anderen Häuptern
gegen dieses Wahlwerk fehlen würde.
Sollte dem Kf. vorgeworfen werden, dass er dieses alles nur dem Kaiser
zu gefallen thäte und mit demselben bereits concertiert hätte, wer zum Könige
gewählt werden sollte, so soll er versichern, dass daran nichts sei, dass Kf. von
des Kaisers Intention nichts weiter wüsste, als dass man Vorhabens sei, sich
gegen die Wahl eines französischen Königs zu setzen.
Sollte er nun merken, dass man von dem Vorhaben abweichen und zu
anderen Gedanken kommen und dagegen begehren würde, dass Kf. sich wegen
eines anderen subjecti herauslassen möchte, so soll er dagegen bitten, man
möchte ihm des Königs Sentiment eröffnen, sollte dieses aber beständig abge-
schlagen und die Benennung von Kf. begehrt werden, so soll er, wenn er ver-
spürt, dass sie es wirklich ernstlich meinen, daraufhinweisen, dass der König
vor 10 Jahren durch d'Avautcour ') Kf. aufgefordert habe, sich mit dem Herzog
von Neuburg zu vergleichen und demselben zur Krone behülflich zu sein,
und vorschlagen, der König möchte zu Gunsten desselben seinen Einflass in
Polen geltend machen, zumal er dadurch auch Schweden verobligieren würde.
Kf. hielte dieses für das einzige Mittel, alles besorgende Unheil in Polen zu
stillen, dem Kaiser die Gelegenheit zu nehmen, einen anderen König seines
Gefallens zu befördern, und dem Könige von Frankreich die £hre zu acquirieren,
dem Reiche einen König zu geben. Sollte man sich dazu verstehen, so soll er
0 Graf Charles d'Avaugour, 1654—56 franzosischer Gesandter bei König
Karl X. Gustav von Schweden, s. Recueil des instructions II, S. 88ff., über
dessen damalige Verhandlungen mit Kf. Urk. u. Akt. II, S. 59 ff.
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Instructionen fär t. Schwerin. 693
im Namen des Kf. fernere vertranliche Communication anbieten, anderenfalls aber
desto bebotsamer gehen.
Mit dem schwedischen Sekretär Paffe ndorff, der dahin beordert ist^),
alles mit ihm zu commnnicieren, soll er, sobald er von demselben vernommen,
dass er daza Instruktion bekommen, alles überlegen und sich mit demselben so
conformieren, dass ibre Negotiation auf dieselbe Art nnd zu demselben Zweck
erfolge, er soll sich auch fleissig erkundigen, ob derselbe auch die Sache ebenso
am Hofe vorstelle und das Werk mit Ernst treibe.
Sollte dort auch ein Gesandter des Herzogs von Neuburg erscheinen, so
soll er auch mit diesem commnnicieren, durch diesen wird er wohl auch am
sichersten den Grund der schwedischen Negotiation und die Intention des fran-
zösischen Hofes erfahren.
Der EurfUrst an den Freiherm v. Schwerin zu Paris. D.
Cöln 9./19. Februar 1667^.
[Dem franzosischen Konige zur Rechtfertigung der polnischen Politik des Kf. zu
machende Hittbeilungen.]
Er hofft, Schw. werde aus den ihm angedeuteten Ursachen') wegen der in 19. Febr.
Schweden vorgegangenen Veränderung*) noch nichts von dem ihm in dem
Rescript vom 19./29. December Aufgetragenen gemeldet haben, nachdem aber
V. Hoverbeck*) beim Konig und der Königin von Polen von diesem Werke einige
Meldung gethan, solches aber von der Königin sehr wider seine Intention gedeutet
und auch nach Frankreich überschrieben worden ist, hält er es für nöthig, dem
Könige von Frankreich die Sache, wie sie beschaffen, vorstellen zu lassen.
Schw. soll daher Audienz suchen und erklären, Kf. hätte vernommen, dass man
zu Warschau überall ausgebe, er beabsichtige den König zur Resignation zu
disponieren und sich selbst oder jemand seiner Freunde der Republik zu obtru-
dieren, Kf. hätte aber nur durch seinen Bedienten dem Könige und der Königin
den kläglichen und bedrohten Zustand der Republik vorstellen und ihnen rathen
lassen, von der Ursache alles Uebels, dem Versuch, der Republik gegen ihre
Constitutionen vivente rege einen anderen König zu obtrudieren, abzulassen,
und falls der König nicht zu erbitten sein sollte, die Regierung weiter zu führen,
ein solches subjectum ins Mittel zu bringen, welches den Polen nicht unange-
nehm und gegen welches auch die Nachbaren keine Ombrage zu nehmen hätten,
und als ein solches den Herzog von Neuburg zu recommendieren. Zugleich
') S. oben S. 184. 186.
') Die neuen Creditive für v. Schwerin an Ludwig XIV. und Lionne von
demselben Datum s. Urk. u. Akt. II, S. 431.
*) Ein davon handelndes vorhergebenäes Schreiben ist in den Akten nicht ent-
halten.
*) S. oben S. 189 ff.
») S. oben S. 316 ff.
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694 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
hätte Kf. ihm befohlen, dasselbe auch dem Ronige von Frankreich vorzniragen;
weil aber in Schweden verabredet worden, dass es zugleich auch von dem
schwedischen Bedienten geschehen sollte, dieser aber solches aus dem Kf. un-
bekannten Ursachen bisher unterlassen, so hätte auch Kf. davon nichts regen
wollen. Der König möchte anderen Berichten darüber keinen Glauben schenken
und versichert sein. Kl wolle gern auch ferner mit ihm hieraus vertrauliche
Correspondenz unterhalten und keinem Candidaten zu jener Krone beforderlich
sein, dem der König entgegen wäre und an dessen Beförderung derselbe nicht
Theil hätte.
Sollten der König oder dessen Minister darauf regerieren, sie hätten Nach-
richt, dass Kf. mit Pfalz-Neuburg der polnischen Krone halber pacta gemacht
hätte, so soll er erwidern, dass Kf. zwar über die Krone Polen keine pacta
machen könnte, er hätte sich aber gerade in Respect des Königs von Frankreich
mit Pfalz-Neuburg der Jfilichschen Lande haibor verglichen *) und wollte diesem,
wenn er nach Anleitung der Reichsconstitutionen zur polnischen Krone gelangen
könnte, dieselbe nicht missgönnen. Er kann dabei die Ursachen, warum auch
der König von Frankreich am besten thun würde, den Pfalzgrafen dazu zu
befördern, aus dem vorigen Rescript anziehen. Sollten der König oder dessen
Minister vorwenden, sie hätten dem Duo d'Anguien diesfalls Zusage gethan,
so soll er erwidern, Kf. habe keine Ursache, demselben die Krone zu missgönnen,
befürchte aber, dass solches wegen der Ombrage anderer Benachbarten ohne
gefährliche Kriege und Zerrüttungen der Krone Polen schwerlich zugehen könnte,
und dieses mit den in eben jenem Rescript enthaltenen Ursachen, aber auf das
glimpflichste, behaupten.
Otto V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Paris IL März 1667.
[auf das Rescript vom 9./19. Februar. Audienz bei dem Könige, Conferenz mit Lioune,
deren Erklärungen in der polnischen Angelegenheit.]
1 1. März. Er hat durch Lionne's Vermittlung in St. Germain bei dem Könige Audienz
gehabt und hat demselben, was ihm Kf. befohlen, vorgetragen, worauf derselbe
erwiderte, er wollte seine Proposition im Rathe erwägen und ihm alsdann Re-
solution zukommen lassen. Nach geendigtem Rathe ist er dann zu Lionne
gegangen und hat demselben die Sache weitläufiger vorgestellt. L. antwortete,
der König befinde, dass es unnöthig wäre, vivente rege um einen andern be-
kümmert zu sein, sonderlich da es nur falsche Gerüchte wären, dass dieser
König die Krone deponieren wollte, und würde es also besser sein, den Abgang
des Königs zu erwarten. Dass Kf. in seiner Consideration sich mit dem Her-
zoge von Neuburg verglichen und demselben zur polnischen Krone helfen
wollte, wäre dem Könige sehr lieb, er hätte auch keine Ursache, demselben
die Krone zu missgönnen, jetzt aber wäre er engagiert, Mr. le Prince oder dem
») S. Urk. u. Akt. XI, S. 762; der vorher mit dem Pfalzgrafen wegen der pol-
nischen Wahl abgeschlossene Vertrag vom 10. Juni 1666 ebendas. S. 748 ff.
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Verhandlungen 0. v. Schwerins In Paris. 695
Duc d^Anguien beforderlich zn sein, er hätte solches dnch bereits dem Herzog
von Neaburg wissen lassen, und weil er seine parole von sich gegeben, könnte
er dieselbe nicht retractieren. Als er darauf bemerkte, der Konig hätte früher durch
Mr. d'AvaucnrtKf. gebeten, dem Herzog von Neuburg zur Krone zu helfen,
und Kf. hätte gemeint, der König würde noch dieselbe Intention haben, erwi-
derte L. gar kurz: distinguenda sunt tempora, jetzt könnte der König niemand
anders als Conde oder Anguien beförderlich sein, und als er darauf die
Schwierigkeiten, welche dem entgegenständen, anführte, wusste jener auf alles
zu antworten und sagte schliesslich, man müsste die Sache anstehen lassen, bis
der König abgegangen wäre, wollte aber Kf. vivente rege Poloniae mit dem
Könige tractieren , wem man zur Krone helfen sollte , so würde dieses dem
Könige sehr lieb sein. Wenn Kf. sich resolvieren wollte, den Duc d 'Anguien
zu favorisieren, so könnte er ihm (Schw.) Instruktion schicken und dem Könige
wissen lassen, was er für Avantage begehrte, dann würde man Mittel suchen,
ihn zu contentieren. Kf. könnte solches ohne Schaden thun, da er hoffentlich
die Hände noch nicht gebunden hätte, er hätte bei einem solchen Tractat sehr
grosse Avantage zu erwarten, man begehrte nicht, dass er sich in einen Krieg
verwickele, sondern dass er nur mit seinem Anhang in Polen sich für Frank-
reich declariere, so würde es gar leicht angehen können.
Der Kurfürst an den jungen Freiherm v. Schwerin in Paris.
D. Cöln 20./30. März 1667.
[auf die Relation vom 11. März. Erwiderung auf die franzosischen Anträge.]
Er soll bei Lionne vermittelst beikommenden Schreibens') anderweite 30. März.
Audienz suchen und demselben hinterbringen, dass Kf. zwar allezeit bereit wäre,
des Königs Desseins zu secundieren, was aber das polnische Werk anlangte,
da wären aufs neue so scharfe oppositiones geschehen, dass man vivente rege
modenio von keinem successore handeln oder reden sollte, dass Kf. keine Ap-
parenz sehe, in diesem negotio unter diesen Verhältnissen etwas Fruchtbarliches
auszurichten, und da er (Schw.) sonst wieder von dannen ziehen würde, so
hätte Kf. ihm befohlen zu vernehmen, ob der König ihm sonst etwas anzubrin-
gen befehlen wollte, Kf. versicherte den König, er würde selbst in der That
erfahren, dass seine Remonstration, was für grosse Inconvenientien sich bei
seinem Vorhaben wegen der Establierung in Polen ereignen würden, nicht ohne
gewissen Grund wären.
Schliesslich soll er versuchen, von des polnischen Abgesandten Morstein^)
Flandlung dort etwas zu penetrierend)
1) d. ran a. d. Spree 20./30. März 1667.
2) S. oben S. 319. 336.
') Weitere Berichte v. Schwerins liegen nicht vor, das Recreditiv Lionne's
für denselben d. St. Germain 2. Mai 1667 s. ürk. u. Akt. II, S. 432.
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696 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
2. Verhandlungen mit Millet in Berlin. Mai 1667,
Resolution des Kurfürsten an Millet 0- D. 7./[17.] Mai 1667.
[Kf. kann französischen Hälfstruppen den Durchzug nach Polen nur gestatten, wenn
alle Reichsstände denselben bewilligen und König und Republik von Polen diese Hülfe
verlangen.]
17. Mai. S. Alt. E. de Brandenbourg ayant appris par la propositioo de
rEnvoye extraordinairo de France Mens, de Milet que le Roy tres
Chrestien — avoit resolu d'envoyer ud corps d'armee en Pologne sur
la requisition que Mens, de Morstein en avait fait demierement au
nom du Roy et de la Republiqae de Pologne contre les invasions des
Turcs et des infidelles et que pour cet eflFet Sa Maj. tres Chrestienne
demandoit le passage libre par les provincos de S. A. EL, Elle ne peut
que louor une passion si extraordinaire et si ardante pour la defense
de la Chrestiente, dont Sa Maj. a desja donne cy devant des preuves si
evidentes en envoyant un secours si puissant et des Forces si consi-
derables en Hongrio, et comme S. A. E. a tousjours souhaitc des occa-
sions pour temoigner effectivement a Sa Maj. le desire qu'EIIe a de
luy rendre Services, ainsy Elle manqucroit encore moins de seconder les
intentions du Roy dans un desscin si glorieux — mais S. A. El. se
trouve Obligo de ropresenter a Sa Maj. que ce n^est pas dans son pou-
voir d'accorder le passage libre a des trouppes estrangeres {)ar Tempire
et que cela dopend du consentement de touts les ostats de l'empire
principalement de ceux qui y sont intcressez, avec lesquels S. A. El. a
desja communique sur ce sujet et en attend au plustost leurs sentiments.
S. A. El. pourroit bien alleguer la crainto et Tapprehension qu'elle peut
avoir des incommoditez quo cette marche fera souifrir ou causera a ses
cstats, mais Elle se fie en cela ä la generosito de sa Maj. et qu'Elle fera
exactement payer tout ce dont ses trouppes auroient besoin pour leur
subsistence, de sorte que S. A. EI. se doclare de vouloir accorder tres
volontiers ce passage ä Tarmee de Sa Maj. tres Chrestienne en cas que
les autres Electeufs Princes et Estats de l'empire ne le refuseront point
et si le Roy et la Republique de Pologne domanderont ce secours, en
quoy il y a Heu de douter fort raisonnablement comme le dit Envoye
Extraordinaire pourra voir plus amplement de la teneur d'une nouvellc
Constitution ^) que le Roy et la Republique a passe ces jours cur cette
») Vgl. ürk. u. Akt. II, S. 432 ff.
3) S. Kochowski III, S. 267f,
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ResolutioD an Millet wegen des Durchzuges nach Polen. 697
matiere doDt S. A. El. a commende de joindre ä celle cy üne copie
au tan t en Polonois comme de la translation qu'on en a fait ä Varsouie.
S. A. EI. ne doute pas que Sa Maj. ne fera les reflexions necessaires
sur cet incident et qu^Elle ne voudra pas envoyer ses trouppes en
Pologne contre le gre des Polonois principalement puisque S. A. El.
auroit alors justement ä craindro qae la Pologne temoigneroit le premier
ressentiment contre les estats de S. A. El. comme ses plus voisins pour
avoir accorde le passage a ces trouppes^).
') Im Goncept steht noch folgender, nach einer Kanzleinotiz nachher fortge-
lassene und Millet nicht mit ausgehändigte Passus: Pour ce qui concerne Pelection,
Sa. Maj. se peut assenrer que S. A. El. ne noiera point ä Sa. Maj. si Elle peut ad-
vancer quelqu'un ä la couronne avec le consentement de la republique et par les
Yoyes accoutumees et conformes aux constitutions du Royaume, puisque S. A. £1.
n'a aucun interest dans cet affaire que de souhaiter la conservation de la liberte des
estats et Tobservation des traittez faits avec la Republique. Au reste Sa Maj. est
tres bien inform^ des dangereuses troubles que cette matiere a jusques icy cause en
Pologne, Elle aura s^eu sans doute aussy que depuis peu de jours on a renouvelle
les anciennes constitutions du Royaume sur ce sujet qui defendent avec toute sorte
de rigueur de penser ä aucune election pendant la vie du Roy regnant. Le Roy a
este mesme oblige de casser et annullir touts les escrits -qui pourroient estre faits
contre cette loix, comme on peut voir assez clairement dans la teneur de la Consti-
tution dont il y a une copie cy jointe en Polonois et Francois. II est bien vray
que sa Maj. proteste de ne pretendre ä faire aucune chose en cette affaire qu^en cas
et k condition que lo Roy serait mort, mais S. A. El. a sujet de proceder avec beau-
coup de provoyance et avec des soins tres exacts en cette matiere, afin que la Re-
publique n^ait aucun sujet de soup^on ou de deffiance de sa conduite, puis qu'EIIe
se trouve allie par un traitte eternel et confirme par des serments avec la Pologne de
sorte qu'Elle doivc eviter tres soigneusemenl tout ce qui pourroit avoir la moindre
apparence de contrevention ou d'infraction du dit traitte. Sa. Maj. se peut au reste
entierement fier k S. A. El. qu'elle ne contribuera jaraais le moindre office dans
Telection pour qui que ce puisse estre qui pourroit avoir des visees ou des desseins
contraires aux interests du Roy lesquels ne luy sont pas moins chers et moins con-
siderables que les siens propres, cömme Elle ne manquera pas de temoigner par des
preuves essentielles aussy souvent que Toccasion s^y presentera.
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698
VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
b. Der Devolutionskrieg.
Verhaudlungen mit Millet. Juni 1667.
Aubriugen des Frantzosiscben
Abgesandten Mon. de Milet*)
den 19./[29.] Junii 1667.
V9. 30. Juni. 1. S. Ch. D. mügten niemand
den Durchzug durch dero Lande
nach Braband verstatten.
Responsum ^) legato Gallico
datum den 20./ [30.] Junii
mündlich per me Fr. Meinders.
1. Dass bis dato solcher Durch-
zug von niemand begehret oder ge-
sonnen, S. Ch. D. wüssten auch
nicht, ob jemand solchen begehren
würde. Sonsten wäre dieses eine
Sache, worin S. Ch. D. für sich und
allein nichts resolviren könnten,
sondern es gehörete dieselbe an
das Rom. Reich und die gesambte
Stände, woselbst es auch Gra-
velle gesucht und zu dem End
ein memoriale zu Regensburg über-
geben. Was nun daselbst verab-
redet und gutgefunden werden
möge, demselben wie auch dem
Instr. P. und denen Reichsconstitutio-
nibus wollten S. Ch. I). sich allezeit
conformiren und sich sonst bei allen
Occurrentzen also comportiren, dass
Ihre Eon. M. daraus keine Par-
tialität zu verspüren haben sollten,
') Ludwig XIV. hatte (d. Charleroy 7. Juin 1667) ein neues Creditiv an den
Kf. für Millet ausgestellt, ..qui vous entretiendra sur d'autres [affaires] de tres grande
coHhideration et qui ont rapport au repos et ä la tranquillite de TEmpire et qui
coucernent Tobservation des traitez de VVestphalie". Kf. hatte laut Präsentationsver-
merk am j—z — 7^ das ihm durch die Gesandten in Regensburg (s. unten deren Re-
lation vom 17./27. Mai) zugegangene Circularschreiben Ludwigs an die deutschen
Reichsstände vom 13. Mai 1667 (Diar. Europ. XVII, S. 463, XX Append. II S. 334f.,
Mignet II, S. 139 ff.) erhalten, seine Antwort darauf (d. Cöln a. d. Spree 5./[l5.] Juni
1667) 8. Urk. u. Akt. II, S. 445 f.
-) Vgl. Mignet IL S. 279, Urk. u. Akt II, S. 4:)lf., XIV, 1 S. 312f.
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YerhaDdlung mit Millet. 699
wie Sio dann sonst auch nicht
hofften dem König zu einiger
Diffidentz Ursach gegeben zu haben.
2. Prorogation der Rhein i- 2. S. Ch. D. wären dazu nicht
sehen Alliantz. ungeneigt, Sie hätten aber^) die
Nachricht erlanget, dass die Chron
Schweden noch ein und andere
Erinnerungen bei der Sache thäte.
So wäre auch wegen Proportion
des Beitrags und sonsten in andern
Punkten noch keine Richtigkeit,
sondern die interessirte Stände
hätten desfalss noch allerhand zu
erinnern.
2. Verhandlungen mit den anderen Kurfürbten.
Mai — Juli 1667.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D.
Dresden 23. April/[3. Mai] 1667.
[Vorschlag K.Mainzs wegen Vermittlung des Kurfurstencollegs.]
Da Kf. neulich mit seinem Geheimenrath v. Gersdorff ^) von der burgun- 3. Mai.
dischen Sache geredet hat, so theilt er ihm mit, dass K.Mainz, mit dem er
kürzlich Gelegenheit gehabt, sich persönlich zn unterreden *), vorgeschlagen, das
Knrfürstencollegium sollte Frankreich und Spanien zu gütlicher Beilegung
ihres Streites wegen der burgundischen Lande ermahnen und seine Interposition
anbieten, zunächst sich aber erboten habe, in der Stille bei K.Trier, Co In
und Baiern zu sondieren, was diese darüber dächten.
Der Kurfürst an den Kurflirsten von Sachsen. D. Cöln
5./[15.] Mai 1667.
[auf das Schreiben vom —^—J^y Zustimmung.]
Er seinerseits ist mit der von K.Mainz vorgeschlagenen Interposition des 15. Mai.
Kurfürstencollegs einverstanden, glaubt aber, dass damit zu eilen sei, da in
Frankreich alles zum Marsch und feindlicher Ueberziehung fertig sein solle.
') S. Urk. u. Akt. XI, S. 472f.
*) S. über dessen Sendung nach Berlin Anfang März 16(>7 Urk. u. Akt. XIV,
1 S. 297if.
') in Erfurt, s. Auerbach S. 250.
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700 ^^' Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
KurftirBt Johann Philipp von Mainz an den Karfttrsten. D.
Erfurt 16. Mai 1667.
[Schreiben Gastel Bodrigo's. Anfrage wegen der in der burgundischen Sache zu er-
greifenden Hassregeln.]
16. Mai. Er übersendet die Abschrift eines an ihn gelangten Schreibens Gaste!
Rodrigo^s*) wegen zu befürchtenden französischen Angriffs auf die Spanischen
Niederlande, bittet Kf., mit dem sowie mit ihren anderen Hitknrfnrsten er da-
rüber communicieren will, ihm mitzntheilen, was er meine, dass zu Verhutaog
noch grösserer Weitläufigkeiten und zu fürchtender Kriegsunruhe im Reich hier-
bei etwa wegen einer gütlichen Interposition oder sonst zu thun sein möchte,
und falls er auch dafür halten sollte, dass zu Regensburg im kurfürstlichen
Rath davon zu reden sei, seine Gesandten deswegen bei Zeiten zu instruieren.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln an der
Spree 15./[26.] Mai 1667.
[auf das Schreiben vom 16. Hai. Vorschlag, K.Mainz solle vorläufig dem Konige Ton
Frankreich Anzeige von dem Anerbieten des kurfärstlichen College zur Vermittlung
machen.]
25. Mai. K.Sachsen wird gewiss mitgetheilt haben, was zwischen ihnen beiden
wegen dieser Sache und der Interposition des Kurfürstlichen GoUegii für Gor-
respondenz gepfiogen ist. Da die Sendung einiger von den in Regensburg be-
findlichen kurfärstlichen Gesandten etwas langsam von statten gehen und das
Werk zu mehrer Verbitterung und Weiterung gerathen mochte , so schlägt er
vor, dass vorher durch ein Schreiben des Kurfürstl. Gollegii dem Konige von
Frankreich die Mediation desselben offeriert werde, dass aber, weil auch
dieses viel Zeit erfordern würde, vorläufig K.Mainz an den König von Frank-
reich schreiben, ihm das Erbieten des Kurfürstl. GoUegii kund machen und ihn
bitten möchte, indessen von der Invasion abzustehen. Seine Gesandten in
Regensburg kann er, da er in der Sache noch nicht informiert ist, vorläufig
0 d. Bruxelles 2. Mai 1667 (Londorp IX, S. 574). Auch Kf. hatte ein ähn-
liches Schreiben Gastel Rodrigo's (d. Bruxelles 5. Mai 1667) erhalten, in welchem
dieser ihm anzeigt, dass Frankreich beabsichtige, das Römische Reich im burgundi-
schen Kreise anzugreifen, und ihn ersucht, sich desselben anzunehmen, namentlich in
Regensburg und beim Kaiser dabin zu wirken, dass demselben im Falle der Gewalt
die Garantie, zu der alle Kreise des Reiches gegenseitig Terpflichtet seien, geleistet
werde. Kf. erwidert darauf (d. Goloniae ad Spream 15./[25.] Mai 1667), er habe seine
Gesandten in Regensburg beauftragt, dabin zu wirken, dass unter Vermittlung der
Kurfürsten sobald wie möglich über diesen Streit gutlich verhandelt werde, und er
habe femer de Goess ersucht, dem Kaiser die Gefabren vorzustellen, welche aus
diesen Wirren dem Reiche drohen, und dessen Hülfe zpr Schlichtung derselben zu
erbitten.
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Correspondenz mit K.Mains. 701
noch nicht darüber instruieren, doch sollen dieselben alles, was za Erhaltung
des Friedens dienen kann, beobachten und befördern^).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Eurfllrsten. D.
Erfurt 27. Mai 1667.
[Anzeige der Sendung Jodoci*s nach Brüssel und Frankreich.]
Mittheilung eines neuen Schreibens Gastel Rodrigo's'). Er hat ob sum- 27. Mai.
mum morae periculum und nachdem er vernommen, dass die französischen
Völker wirklich bereits im Anzug begriffen sind, jemand der Seinen') eilig per
posta nach Brüssel und dann an den französischen Hof abgeschickt, um
die Sache soviel wie möglich zur gütlichen Handlung vermittelst der angeregten
Interposition der Kurfürsten und einiger Fürsten des Reiches bringen zu helfen,
bittet den Kf., ihm seine Meinung mitzutheilen , wie man sich, wenn es zum
wirklichen Congress kommen sollte, zu comportieren hätte ^).
O. W. V. Berlepsch*) an den Kurfürsten. D. Uhrleben
l./[ll.]Juni 1667.
[Beriebt über seine Verhandlungen mit K.Mainz.]
Er ist erst am 28. Mai Vormittags in Erfurt angelangt, als K.Mainz 11. Jnni.
schon im Begriff war abzureisen, hat aber doch gleich bei demselben Audienz
>} Kf. tbeilt an K. Sachsen (d. Cöln a. d. Spree 15./[25.] Mai 1667) das Schreiben
Ton K.Mainz und seine Antwort darauf mit, Kurforst Jobann Georg erwidert dar-
auf (d. Dresden 20./[30.] Mai 1667), er sei ganz derselben Meinung und habe dem-
entsprechend an K.Mainz geantwortet und seine Gesandten in Regensburg instruiert
Auch dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, der ihm (d. Heidelberg 21. Mai
1667) die an ihn ergangenen Schreiben Ludwigs XIV. und CastelRodrigo's mit-
getheilt und ihn um Eröffnung seiner Meinung darüber gebeten hatte, theilt Kf. seine
Antworten an diese beiden sowie seinen Schriftwechsel mit K.Mainz mit.
») d. Bruxelles 14. Mai 1667 (Londorp IX, S. 575).
3) Den Geheimen Ratb Jodoci.
22 Mai
<) Kf. erwidert darauf (d. Coln a. d. Spree rr-^ — rr 1667), er sei mit der K.-
Li. Juni]
Mainziscben Absendung sehr einverstanden; darüber, wie weiter zu verfahren sei,
werde er aber erst, wenn ihm die fundamenta des vermeintlichen Rechts des Königs
von Frankreich auf die spanischen Niederlande bekannt sein würden, antworten
können.
^) Oberst und Scblosshauptmann zu Berlin, s. ürk. u. Akt XI, S. 367 ff.; das
Creditiv für ihn ist Cöln j^ — - 1667 ausgestellt. Vgl. über seine Sendung Pu-
fendorf X, § 34 (S. 673), ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 307 f.
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702 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
erhalten. K.Mainz theilte ihm, nachdem er das Schreiben des Kf. gelesen, betref-
fend den ersten darin enthaltenen Punkt, was der nach Frankreich Abgeschickte
für Relation abgestattet, mit, er habe seinen Rath Jodoci zunächst nach Brüssel
geschickt, um bei dem Gubernator zu vernehmen, ob ihm die Mediation des
gesamten Kurfürstl. Collegii anzunehmen beliebig und zu Antretung der Trac-
taten gnugsame Pienipotenz vorhanden sei, in diesem Falle sollte er weiter
nach Paris gehen, wohin er ihm ein Schreiben an Lionne mitgegeben, darin
er diesem gemeldet, dass man spanischerseits sich zu allem, was raisonnabel,
anerbietig mache, auch die Mediation des Kurfürstl. Collegiums beliebe, und ihn
gebeten, falls auch Frankreich diese admittieren könnte, es bei dem Konige so
einzurichten, dass zuforderst der Curs der Waffen inzwischen cessieren möchte.
Jodoci sei aber zu Brüssel unpass geworden, so dass er dort eine Zeit lang
hätte liegen bleiben müssen, und es sei also noch keine Relation zurückgekom-
men. Betreffend die andere Frage, wie man sich bei den Tractaten, falls solche
beliebt würden, zu betragen, erwiderte er, spanischerseits erbiete man sich zu
billiger Satisfaction inbetreff der nicht gezahlten Mitgift und auch der Interesseu,
dieses gebe schon das medium tractationis. Die Frage wegen der prätendierten
Provinzen wäre etwas schwer, Frankreich wäre hierunter durch das spanische
Testament*) sehr irritiert und seine Postulata gingen etwas weit, doch wollte
er nicht desperieren, wenn die Mediation acceptiert würde, müsste man den
Franzosen tapfer zusprechen lassen und ihnen die Unbilligkeiten unter Augen
stellen. Als er (B.) dabei bemerkte, dergleichen Remonstrationen wurden
einen viel besseren Effect thun, wenn man sich dabei in eine gute Verfitösung
setzte und so etwas Wasser in den Wein mischen könnte, das Haus Braun-
schweig hättet dem Kf. durch einen Expressen andeuten lassen, ihrer Mei-
nung nach sollte sich das ganze Reich in eine considerable Armatur stellen,
damit man mit Nachdruck zu dem Handel sprechen könnte, erwiderte K.Mainz,
auch seine Meinung wäre immer gewesen, man müsste in armata neutralitato
stehen, er wollte auch sofort, soviel das Vermögen seiner Stifter zuliesse, mit
Rüstung neuer Truppen einen Anfang machen. Wie man eigentlich die Trac-
taten mit Frankreich einzurichten und wie weit man demselben Wasser unter
den Wein zu mischen, auch sonst allenthalben bei dem Werk zu procedieren,
das würde auf Communication mit den anderen Kurfürsten bestehen und daher
würde förderlichst, sobald die Antwort aus Frankreich angekommen, eine Zu-
sammenschickung, wozu er Frankfurt a. M. vorschlug, nothwendig sein. Als
B. darauf erwiderte, auch des Kf. Gedanken wären dahin gerichtet, dass man
mit allen Kräften arbeiten sollte, Friede, Ruhe und Einigkeit im Reich zu er-
halten, wenn aber alle gütliche Mittel ausgeschlagen und die bereits grossen
postulata bei etwa glücklichem Erfolge der Waffen so enormiter ex tendiert wer-
den sollten, dass man nicht länger in Ruhe bleiben könnte, so würde die Frage
') Das Testament König Philipps IV. von Spanien vom U.September 1665
(Mignet I, S. 381 ff.).
0 S. Urk. u. Akt. XIV, S. 301). In den Verhandlungen mit Isselstein (s. un-
ten) ist davon nicht die Rede.
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V. Berlepschs Sendung zu K. Mainz. 703
sein, was dann zu thun? Hierauf erseufzte er, schlug die Hände zusammen
und begehrte zu wissen, was Kf. für Nachricht von Schweden hätte. Auf
seine Erwiderung, Kf. hätte ihm ausdrücklich befohlen, im Vertrauen zu hinter-
bringen, er hätte soviel Sicherheit, dass sich Schweden weder in das Nieder-
ländische noch Polnische Wesen für Frankreich interessieren würde, und er
wünschte Nachricht zu haben, ob tC. Mainz gnugsam versichert, dass die Wer-
bungen des Bischofs von Münster^) nur zu solchem Zweck, den man allerseits
vorhätte, nicht aber etwa zu Ausübung einiger Privatvindicta intendiert würden,
so erwiderte er, er hielte nicht davor, dass dergleichen intendiert würde, der
Bischof hätte soviel auf die Finger bekommen, dass er wohl stille sitzen würde,
und da Schweden mit so grosser Armatur und auch andere ihm in der Nähe
stünden, so sei ihm nicht so gross zu verdenken, dass er auch etwas auf die
Beine brächte, Ueber die Nachricht betreff Schwedens zeigte er sich sehr
erfreut, doch meinte er, es wäre noch zu besorgen, wenn der Friede zu Breda
nicht erfolgte, dass sich Schweden etwa von England gegen Holland mochte
aufhetzen lassen, während er sonst gehofft, Holland sollte nebst Schweden
von den französischen postulatis Jalousie nehmen und solche soviel wie möglich
traversieren helfen. Er bemerkte ferner, er musste eilen dem Rheinstrom näher
zu sein, da die Franzosen ziemlich gegen diesen avancierten, Mainz, das er
sonst etlichermassen in Defension gebracht, sei sehr schlecht versehen, er wollte
aber ungesäumt dafür sorgen, dass ausser der Bürgerschaft 2 — 3000 Mann
hinein kämen. Trotz der Eile, in der er war, berührte er doch noch die Frage,
wie man sich dem Kaiser gegenüber bei begehrtem Durchmarsch für seine
Völker zu verhalten haben würde; welches Orts die kaiserliche Armee in einem
Corpo durchpassieren wollte, dort würden die Franzosen (so hätte ihm soeben der
junge Gr a V e 1 1 e ^) zu verstehen gegeben) sedem belli figieren, es würde daher dem
Kaiser vorträglicher sein, wenn seine Truppen nicht in einem geschlossenen
Corpo sondern einzeln, gleichsam Compagnieen- und Truppenweise hinunter ge-
schickt würden. Da er (B.) auf diesen Punkt nicht instruiert war, so hat er
nur erwidert, man würde bei der Zusammenschickung der gesamten Kurfürsten
auch von dieser Materie zu reden haben, worauf ihn K. Mainz mit der Versiche-
rung, dass er ohne vorhergehende Communication nicht das geringste weiter
vornehmen wolle, entliess.
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D.
Schloss Marienberg ob Würtzburg 28. Juni 1667.
[Bisheriges Ergebnis der Sendung Jodoci's. Aufforderung zur Beschickung der Zu-
sammenkunft in CüId.]
Jodoci hat ihm berichtet, dass der König von Frankreich selbst, da 28. Juni.
Lionne krank gewesen, ihm mitgetheilt habe, er sei zu einem Accommodement,
') S. unten.
^ Der Abbe de Gravel, Bruder des franzosischen Gesandten in Regensburg,
seit 1666 französischer Resident bei E. Mainz, s. Gubrauer, Kur-Mainz in der Epoche
von 1672, I, S. 94.
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704 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
wenn Spanien ihm eine raisonnable Satisfaction geben würde, willig und auch
geneigt, mit den Spaniern unter Vermittlung einiger Kur- und Fürsten, wenu
sie anders aus Spanien hierzu Vollmacht erlangen würden, zu unterhandeln.
Er erwartet nun von J. Nachricht, wie sich der spanische Gubemator darauf
gegen ihn erklärt haben wird*). Da ohnedem die der Gefahr am nächsten
gesessenen Kur- und Fürsten beabsichtigen, die Ihrigen in wenig Tagen nach
Co In zusammenzuschicken, um zu conferieren, wie man sich bei diesem Werke
zur Erhaltung von Friede und Ruhe im Reich zu verhalten, und den dort
wartenden Gaumont') wegen des Durchzugs zu bescheiden, und es nothig
sein wird, dort auch von der Ausführung dieser gütlichen Interposition zu
reden, so stellt er anheim, ob Kf. nicht auch jemand der Seinigen dorthin
schicken mochte.
Der Kurfürst an den KurfÜraten von Mainz. D. Cöln
7./[17.]Juli 1667.
[auf das Schreiben vom 28. Juni. Drohende Absichten Frankreichs. Ablehnung der
ßetheiligung an der Zusammenkunft zu Cöln.]
17. Juli. Dank für die Mittheilung der Erklärung des Königs von Frankreich.
Bei vielen verursacht es nicht geringes Nachdenken und Beisorge, dass derselbe
anfänglich nur ein gewisses Theil der hispanischen Niederlande prätendiert hat,
jetzt aber dem Verlaut nach dieselben allesamt und noch wohl andere Pro-
vinzen begehren soll. Diese Sorge wird noch dadurch vergrössert, dass man
jüngsthin zu Paris einen Tractat*) in öffentlichen Druck und zwar cum regio
0 K.Mainz übersendet 6. Juli eine Relation Jodoci*8 (d. Bonn 27. Juni 1667,
Londorp IX, S. 576), Castel Rodrigo habe sofort, nachdem er ihm die franzö-
sische Resolution mitgetheilt, einen Courier nach Spanien geschickt, um sich Vollmacht
zum Verhandeln zu erbitten, welche er dann an K.Hai nz und K.Co In zur Mittbei-
lung an den französischen Hof übersenden wolle; Markgraf Hermann von Baden
habe ihm mitgetheilt, Spanien wäre resolviert» einige ?omehme Plätze in «den Nieder-
landen entweder an die Schweizer oder an einige Kur- und Fürsten des Reiches bis
zur gütlichen oder rechtlichen Beilegung der Streitigkeiten mit Frankreich in Seques-
ter zu geben, auf Fürstenbergs Ratb, welcher meint, Frankreich würde sich darauf
wohl einlassen, habe er an den Markgrafen geschrieben und denselben gebeten, dar-
über mit Castel Rodrigo zu communicieren und dessen Resolution mitzutheilen.
O S. Mignet II, S. 178, die Aufforderung K.Cölns an Kf. zur Beschickung
27. Juni
dieser Zusammenkunft vom 22. Juni und dessen ablehnende Antwort vom - - ..,
s. oben S. 147.
3) S. oben S. 341.
*) Das Buch Aubry's: De jure regis Galliae in totum Imperium, s. über das
Aufsehen, welches dasselbe damals verursacht hat, Urk. u. Akt. II, S. 468, XIV,
S. 352f. G.V.Jena, welcher auf einer Urlaubsreise am 16. August nach Potsdam
kam und am 17. vom Kf. empfangen wurde, berichtet in seinem Diarium, Kf. bitte
mit ihm eine ziemliche Weile von den Affairen geredet und ihm des PAubry fran-
zösischen Tractat, den er aus der Tasche gezogen, gezeigt.
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Correspondenz mit K.Mainz und K.CÖIn. 705
privilegio ausgehen lassen und dadurch der ganzen Welt zu verstehen gegehen,
wohin die Intention gerichtet sei.
Nach Co In wollte er gern einige seiner RSthe schicken, diejenigen aber,
welche er in der Nähe hat, sind mit anderen Verrichtungen distrahiert,
von hierher aber kann er der Kürze der Zeit wegen sobald niemand senden,
zudem wird in wenigen Tagen eine Zusammenschickung in 6 raun schweig')
mit K. Oöln, Braunschweig-Lüneburg und Hessen-Cassel zu diesem
Zweck angestellt werden. Er bittet aber um Mittheilung dessen, was in CÖln
vorgehen wird.
Kurfürst Maximilian Heinrich von Cöln an den Kurfürsten.
D. Bonn 21. Juli 1667.
[auf das Schreiben vom 28. Juni. Mittheilung des auf der Zusammenkunft zu Cöln
Vorgegangenen. Drohende Haltung Schwedens.]
Er bedauert, dass Kf. nicht die Zusammenkunft in Cöln beschickt hat; 21. Juli,
da derselbe einen andern Ort und Zeit dazu vorgeschlagen^), so will er Nico-
lartz dorthin senden. Er theilt mit'):
1) Die in Cöln abgelegte Proposition,
2) Das K. Cölnische, nachher insgesamt beliebte votum,
3) Das Project einer engeren Correspondenz, welches auch angenommen
worden ist, nur dass K. Trier sich noch einige Erinnerungen vorbehalten,
4) Die Antwort, welche dem französischen Envoye de Gaumont wegen
des gesuchten Durchzugs für Truppen nach Polen und wie man sich, wenn
von anderswo her Succnrs nach den Niederlanden geschickt werden sollte, zu
comportieren, ertheilt worden ist.
Er wünscht des Kf. Gedanken darüber sowie wegen der Armatur der
Krone Schweden*) zu vernehmen, von der verlautet, dass sie mit dem Haus
Oesterreich einen gewissen Vergleich aufgerichtet habe; dafern Schweden in
seinen starken und fast schweren praetensionibus gewillfahrt werden sollte, so
ist ein offener Krieg im Reiche zu erwarten.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cüstrin
27. Juli/[6. August] 1667.
[auf das Schreiben vom 21. Juli. Die Zusammenkunft in Braunschweig, Bitte um
nähere Nachrichten über die angebliche feindliche Haltung Schwedens.]
£r hatte eigentlich doch noch D. Bei er beauftragt, nach Cöln zu gehen, 6. Aug.
und derselbe wurde sich auch dort eingefunden haben, wenn man länger bei-
') S. oben S. 155 ff.
») S. oben S. 147.
^ Vgl. Mignet II, S. 178ff., Kocher I, S. 531 ff. und unten de Beyers Rela-
tion vom 2. August 1667.
*) Vgl. über diese Gerüchte Urk. u, Akt. II, S. 458.
Mater, s. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 45
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706 ^'I- Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
sammen geblieben wäre. Er schlägt für die Zusammenkunft in Braun-
schweig') den 12. August als Termin vor. Von dem Dessein der Krone
Schweden ist ihm nichts gewisses bekannt, noch weniger von einem zwi-
schen derselben und dem Hause Oesterreich aufgerichteten Vergleich, er
bittet um nähere Nachrichten darüber, namentlich über die angeblichen
schweren Prätensionen Schwedens').
3. Verhandlungen mit den brannschweigischen
Herzogen. Juni 1667.
Proposition des Majors v. Isselstein und Resolution auf die-
selbe, s. 1. et d. [Anfang Juni 1667].
[Der niederländische Krieg. Drohende Haltung Schwedens. Rastungen des Bischof <i
Ton Münster. Zusammenkunft zu Hameln.]
Juni. Der von den Herzogen von Lüneburg Abgeschickte') hat vorgebracht
post curialia:
1. Dass Frankreich ihnen die Notification wegen des Krieges in Nieder-
land gethan, und des Kf. Gedanken begehrt.
Darauf wäre zu antworten, Kf. hätte zwar von Frankreich noch keine
Notification erhalten, hätte aber trotzdem darüber mit einem Theil seiner Mit-
kurfärsten communiciert und zugleich an die Hand gegeben, dass im Namen
des kurfürstl. Collegii beiden Kronen die Mediation zu oiTerieren, K. Mainz
hätte schon durch einen Expressen angefragt, ob solche Mediation wolle ange-
nommen werden. Zunächst müsste man zu verhüten suchen, dass ohne höchste
Noth sich jemand weiter in die Sache einmischte und dieselbe dadurch
schwerer gemacht würde. Hoffentlich würden die Staaten über diese Sache,
wie der Friede zu erhalten, mit dem Westfälischen und Niedersächsischen
Kreise commonicieren.
2. Weil vermuthlich die Schweden etwas anfangen möchten, wie man
ihnen zu begegnen hätte.
Kf. wäre versichert, dass Schweden hierunter Frankreich nicht
assistieren und sich in dieses Werk nicht mischen würde, er könnte auch nicht
glauben, dass dasselbe mit dem Hause Braunschweig etwas anfangen wollte,
er hätte schon an den Feldherrn deswegen geschrieben, der Resident*) ver-
») S. oben S. 155 ff.
^ K.Cöln theilt dem Kf. 7. August mit, die Zusammenkunft in Göln solle am
20. August fortgesetzt werden, Nicolartz sei von ihm beauftragt, bei der Zusammen-
kunft in Braunsebweig nähere Apertur zu thun.
') Major V. Isselstein; das Creditiv der Herzoge Georg Wilhelm und Ernst
August für denselben ist datiert: Alten Bruchausen I9./[29.J Mai 1667. Vgl. über
die Sendung desselben Kocher I, S. 528 und Urk. u. Akt. XIV, 1 S. 308.
*) V. Wolffrath.
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Sendung t. Isselsieins. 707
sicherte hier, dass dergleichen nicht wahr wäre, es würde gut sein, wenn in
diesen geföhrlichen Zeiten vom Hause Braunschweig Schweden gezeigt würde,
dass man zu Unterhaltung guten Verständnisses begierig wäre.
3. Dass der Bischof von Münster wieder würbe*), welches wider den
Tractat liefe, wie man sich dabei zu verhalten.
Kf. hätte davon keine gewisse Nachricht, sollte es der Fall sein, so hätte
sich Holland darüber zu beschweren, jedoch wollte Kf. an denselben schreiben,
dass seine Werbungen Ombrage geben, und ihn ersuchen, mit allen guten
Frieden und Nachbarschaft zu unterhalten.
4. Dass die Werbungen möchten überall verboten werden.
Kf. hätte dieses schon in seinem Lande gethan und würde seine Gesandten
instruieren, dass Reichsmandate abgingen.
5) Zu Hameln^ würde eine Zusammenkunft sein, Kf. möchte auch
jemand dahin schicken.
Kf. hielte für sehr rathsam, dass Wrangel auch ersucht würde, dahin zu
schicken; wenn dann dem Kf. der Tag und materia tractandi notificiert würde,
wollte er auch jemand hinschicken und zur Erhaltung des Friedens mitwirken').
4. Verhandlungen mit dem Bischof von Münster.
Juni 1667.
Instructio für den H. Drosten Ledeburn an den Herrn Bischof
zu Münster. D. Cöln 27. Mai/[6. Juni] 1667.
[Westfälischer Kreistag. Die niederläudische Sache. Die Werbungen des Bischofs,
Mahnung, sich ruhig zu verhalten.]
Er soll sich zu dem Bischof begeben, demselben, vorstellen , Kf. hielte bei 6. Juni,
der in der Nachbarschaft sich ereignenden Kriegsunruhe für sehr nöthig, dass
sich der Westfälische Kreis in eine Defensions Verfassung setze, und ihn auf-
fordern, mit dem ehesten die Convocation des ganzen Kreises zu befordern, Kf.
wäre versichert, K.Cöln, Pfalz-Neuburg und anderen Kreisständen würde
dieses sehr lieb sein, und er hatte schon Blaspeil deswegen Instruction ge-
geben. Ferner wünsche Kf. des Bischofs Sentimente von dem jetzigen Kriege
in den spanischen Niederlanden und was die Reichsstände dabei zu thun
hätten, zu vernehmen, er soll andeuten, K.Mainz habe zwar Namens des Kur-
coUegs die Mediation dem Könige von Frankreich angeboten, Kf. wüsste aber
^) S. Alpen, De vita et rebus gestis Christophi Bemardi episcopi Monaste-
riensis II, S. 7ff.; Töcking, Geschichte des Stifts Münster unter Christoph Bemard
von Galen S. 160 ff.
2) S. oben S. 147.
^ Die Akten der Gesandtschaft v. d. Goltzs und Reinhardts an die braun-
Schweigischen Herzoge im Juli 1667 s. oben S. 148 ff.
45*
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708 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
noch nicht, wie weit solche angenommen worden. Feraer soll er dem Bischof
vorstellen, dass von dessen Armatur *) unterschiedlich geredet und von franzosi-
scher Seite selbst hehauptet werde, dass dieselbe Frankreich zum hesk^
geschehe, er soll ihn an die Bestimmungen des Clevischen Friedens») erinneni
und ihm mittheilen, Kf. zweifle nicht, er würde zu keiner Ombrage weder den
G.Staaten noch sonst jemand Ursach geben, noch weniger sich in dieses Werk
mischen, sondern vielmehr zur Hinlegung der entstandenen Unruhe beitragen
wollen, da sonst der Westfölische Kreis und das ganze Reich mit hineingezogen
und aufs neue in Kriegsunruhen verwickelt werden würde. Er soll dieses per
gradus, je nachdem sich der Bischof offenherzig äussern wird, anbringen, von
dem, was er zur Resolution erhalten wird, aach Blaspeil Nachricht geben und
sich mit allem Fleiss erkundigen, was an den Werbungen sei.
V. Ledebnr an den Kurfürsten. D. Coesfeld 11./21. Juni 1667.
[Erklärung des Bischofs inbetreff des Westßilischen Kreistages, einer Vereinigung de>
WestfiLliscben Kreises und seiner Werbungen. Erkundigungen über die letzteren.]
21. Juni. £r hat sich hieher zu dem Bischof begeben und von diesem auf seine
Proposition zur Antwort erhalten, er wäre zur Ansetzung eines Kreistages
ganz geneigt, Pfalz-Neuburg würde deswegen auch schon an Kf. geschrieben
haben, zu der mit diesem auf den 4. Juli nach Neuss') angesetzten Oonferenz
wolle auch er Gesandte schicken, um dort wegen Berufung des gesamten
Kreises, etwa auf den 3. August, Abrede zu treffen. Auch dass der Westfä-
lische Kreis sich bei diesen Gonjuncturen in eine Defensionsverfassung setze,
halte er für hochnöthig, er selbst habe zu diesem Zwecke und zu Sicherung
seiner Lande, sonst aber unter keiner anderen Intention bereits einige Werbun-
gen vorgenommen und seine Resolution sei, sowohl den Franzosen über den
Rhein als den Schwedischen durch die Münsterschen Lande zu gehen nicht zu
gestatten. Er hielte für das diensamste, dass bei diesem Kriege die benach-
barten Fürsten sich neutral hielten, und sei auch dazu entschlossen, zwar stände
er mit Frankreich durch die Rheinische Allianz in Bündnis und würde, wenn
auf Grund derselben von ihm Werbung einiger Völker oder Sendung von
Hülfstruppen verlangt würde, solches wohl nicht abschlagen können, er ver-
sichere aber, dass dabei nichts gegen die Reichsconstitutionen vorgenommen
werden solle, er hätte auch bisher nur auf wenige Compagnieen für sein eigen
Geld zu werben Patente ertheilt und wäre diese Werbung nicht so gross, dass
0 S. Alpen II, S. 7 ff., Tücking S. 160ff.
'0 Nach Art. 7 des Cleveschen Friedens vom 18. April 1666 soll der Bischof seine
Truppen entlassen und nur soviel Truppen, als zur Besetzung seiner Festungen und
Sicherung seines Landes nothig sind, höchstens SOOO Mann, behalten und künftig nur
dann weitere Rüstungen veranstalten, wenn die Sicherheit des Reiches und der Kreise
oder diesem Vertrage nicht entgegenstehende Bündnisse es erfordern sollten.
3) Vgl. y. Mörner S. 316f., Tucklng S. 158.
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Sendung v. Ledeburs zum Bischof von Münster. 709
sie bei den Gen. Staaten oder sonst Ombrage verursachen dürfe, er hätte die ihm
durch den Frieden gestattete Zahl von 3500 Mann noch bei weitem nicht and
würde dieselbe auch nicht überschreiten.
Durch Nachforschungen hat v. L. äusserlich vermerkt, dass die angestellte
Werbung vermuthlich Frankreich zum besten gereichen würde, zumal die
angenommenen Officiere ihre Werbegelder innerhalb 3 Wochen zu Frankfurt a.M.
zu empfangen vertröstet worden. Den Gen. Major Feltberg hat der Bischof zu
seinem Gen.Leutnant bestellt, derselbe soll dem Verlaut nach 16 Compagnieen
zu werben Patente empfangen, doch hat er vorerst nur auf 2 Compagnieen
Werbegelder erhalten, ebenso hat der hier zum Commandanten bestellte Oberst
Molle, der ein Regiment zu Fuss werben soll, nur auf eine Compagnie in Ham-
burg zu werben 1000 Rthlr. empfangen und Oberst Anders, der ein Regiment
zu Pferd werben soll, für 2 Compagnieen.
V. Ledebur an den Kurfürsten. D. Osnabrück 13. /23. Juni 1667,
[Weitere Erklärungen des Bischofs. Dessen Rüstungen und Verhältnis zu Frankreich.]
Er hat noch am 11./21. Juni seine Abfertigung') zu Coesfeld erhalten, den 23. Juni.
Kreistag betreffend hat er bei dem Bischof keine grosse Neigung dazu ver-
spürt, die Werbung belangend, hat er zwar bei der letzten Audienz in den
Bischof gedrungen, um zu erforschen, ob derselbe etwa ausser der Rheinischen
noch eine neue Allianz mit Frankreich getroffen und dazu die jetzige Wer-
bung angestellt, er hat aber doch von ihm nicht mehr erfahren können, als dass
die Werbung zu Bewahrung seines Hauses und seiner Lande angesehen wäre.
£r hielte dafür, dass zu mehrerer Sicherheit des Reiches der Kaiser sich des
Handels in den spanischen Niederlanden nicht annehmen und die Reichsstande
solches nicht gestatten sollten, falls aber ein oder ander Reichsstand Spanien
gegen Frankreich Hülfe leisten sollte, würde auch ihm freistehen, Frankreich
vermöge der Allianz zu succurrieren. Er klagte darüber, dass die Holländer
von seiner jetzigen geringen Werbung ein unnöthiges Geschrei machten und
Truppen an seiner Grenze aufstellten, bat, Kf. möchte nicht allem, was von
denselben ausgebreitet worden, Glauben schenken, er gedenke darauf zu ant-
worten und auch Kf. davon Mittheilung zu machen^).
0 Das Recreditiv des Bischofs für v. Ledebur ist St. Lüdtgerspurg 19. Juni
1667 ausgestellt.
') Wirklich richtet Bischof Christoph Bernhard (d. Ludgersburg 22. Juni
1667) an Kf. ein Schreiben, in welchem er unter Bezugnahme auf ein in Abschrift
beigefügtes Schreiben der Gen. Staaten vom 11. Juni und auf seine Antwort darauf
vom 21. Juni sich darüber beklagt, dass diese sich über seine Werbungen, welche
nur zur Sicherung seines Landes und des westfölischen Kreises bestimmt seien, om-
bragierten und an 30 Regimenter in die ihm zunächst gelegenen Orte und Garnisonen
gelegt hätten, und Kf. auffordert, denselben alle widrigen Impressionen zu benehmen
und ihn im Nothfali die Garantie des Cleveschen Friedens geniessen zu lassen. (S.
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710 ^'^ Brandenburgr und Frankreich. 1666—1669.
Auf seine anderweitigen Erkundigungen hat er erfahren, dass Gen.Leat-
nant Feltberg 18 Compagnieen z. F. innerhalb 2 Monaten zu werben beauftragt
ist, Obrist Molle 1000 Mann z. F., Christ Anders ein Regiment z. Pf., Christ
Becker ein Regiment z. F., Obr.Leutnant Speckman eine Sqnadron z. Pf..
Ch. Leutnant Schmid etliche Compagnieen z. F., ausserdem sind noch mehrere
Capitains und Rittmeister angenommen, welche alle ihre Werbegelder über
3 Wochen zu Frankfurt a. M. zu empfangen hingewiesen worden. Mänsterscher-
seits wird zwar behauptet, diese Offiijiere sollten nur Compagnieen werben, wenn
aber das Celd zu Frankfurt angekommen sein wird, so werden gewiss nicht
nur Regimenter ans den Compagnieen gemacht, sondern die Werbung alsdann
noch stärker vorgenommen werden, zumal alle Officiere, welche zu dem Bischof
kommen, von ihm sofort ohne Unterschied angenommen werden.
So viel sonsten die Werbung anreichet, kann ich vor meine Person
nicht anders absehen, als, da Ihr Kön. M. zu Franck reich es bedürfen
und erfordern sollten, Ihr Fürstl. Gn. zu Münster alsdann deroselben
mit Volk succurriren werden. — Ich habe sonst auch von Ihr Fürst).
Go. weil können vermerken, dass Borkeloh Ihr annoch im Sinne
schwebet und Sie solches gerne wiederhätten, auch zu vermuthen, wie
der H. Thumdechen Brabeck gleichfalls der Meinung, dass von Ihr
Kön. M. zu Franckreich Ihr Fürstl. Gn. desfalls etwas versprochen sein
müsse. —
Aitzema VI, S. 349ff.) Die Gen. Staaten hatten ihrerseits (d. Hage 11. Juni 1667)
bei dem Kf. über die Werbungen des Bischofs Beschwerde geführt und seine Assistenz,
um die Einstellung derselben zu bewirken, in Anspruch genommen. Kf. theilt darauf
(d. Cöln 13./23.Juli 1667) den Gen. Staaten das Schreiben des Bischofs mit, richtet
ferner, auch zugleich im Namen des Herzogs Rudolf August von WolffenbütteJ,
der aber (s. oben S. 154) dessen Mitvollziehung ablehnt, ein Abmahnungsschreiben an
den Bischof, sowie Schreiben an das Domcapitel und noch besonders an die Dom-
herren Schmising, Brabeck und Torck, ferner an die Mitgaranten des Cleve-
schen Friedens K.Mainz, K.Cöln, Pfalz-Neuburg, den Bischof von Paderborn
und Herzog Johann Friedrich von Hannover, in denen er diese auffordert, den
Bischof abzumahnen. Dieselben erklären aber in ihren Antworten alle, sie glaubten
nicht, dass die Rüstungen des Bischofs gegen Holland gerichtet seien, sondern nur
zur Landesvertheidigung dienen sollten. W ran gel, an den Kf. sich auch deswegen
gewendet, erwidert (d. Stade fv-t-^f^* 1667): „Ob auch wohl von des Bischofs von
L4. JUllJ
Münster Armatur von allen Orten her ist berichtet worden, dass selbige von franzö-
sischen Geldern geschehe, ja der Bischof von Munster selbst durch den H. Obersten
Molle mir eben selbiges hat notificiren lassen, so muss dennoch bekennen, dass ich
mich bis dato noch nicht habe bereden können, solchem Glauben beizulegen, weiln
ich gänzlich dafür halte, dass hochged. H. Bischof solches nur zum Praetext ge-
brauche und dass es viel ehr spanische als französische Gelder sind, womit er seine
Werbungen fortsetzet"
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Berichte ▼. Ledeburs. 711
V. Ledebur an den Kurfürsten. D. Petershagen 4./[14:.] Juli
1667.
[Die Werbunf^ren des Bischofs von Müaster, dessen Correspondenz mit Schweden.]
Er hat Nachricht erhalten, dass die Werbung z. Pf. etwas wieder eingestellt, 14. Juli.
zu Fuss aber noch fortgesetzt werde, jedoch etwas schläfriger wie vorhin, wie
man merkt, mangelt es sehr an Gelde. Der Bischof zieht seine meisten Völker
jetzt in die Stadt Munster, um die CoadjutorwahP), welche künftigen Dienstag
sein soll, desto besser, wie man sagt, nach Willen zu erlangen, daher präsu-
miert wird, dass theils die Werbung auch darum geschehen sei. Der Bischof
correspondiert sonst viel mit den schwedischen ministris, hat neulich den
Obristen Molle anWrangel gesandt und den schwedischen Residenten zu
Osnabrück nach Sachsenberg zu sich kommen lassen, zu was Ende, kann
man noch nicht erfahren.
5. Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg.
April — September 1667.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 17./27. April
1667.
[Ansichten des Pfalzgrafen über das in der polnischen Angelegenheit einzuschlagende
Verfahren. Sendung Furstenbergs.]
Romswinckel und er werden nebst den Staatischen Deputierten die Acten 27. April,
in der Staatischen Schuldsache ^) nach Mecheln bringen und dort einen guten
Grund zu dem verlangten Ausschlag zu legen sich bemuhen.
In dem polnischen Werk ist der Pfalzgraf noch wohlgemuth, obgleich
er von Leerodt aus Lüttich Nachricht erhalten, dass Schweden sich jetzt in
Frankreich erboten, darüber zu verhandeln. Weit mehr furchtet er, dass der
polnische König auf den Todesfall der Königin zu einer zweiten Ehe schreiten
und entweder Erben erzielen könnte oder dass dann nach seinem Tode die
Polen seine Wittwe an einen verheirathen möchten, dem sie zugleich die Krone
auftrugen. Derselbe hofft im übrigen, wenn man am kaiserlichen Hofe nicht
zurecht kommen sollte (wie denn Giese's') Berichte noch sehr zweifelhaftig
wären), dass bei Frankreich die Sache zu heben und diese Krone zu gewinnen
sein würde, insonderheit wenn man derselben in ihren Concepten wegen der spa-
nischen Niederlande etwas einräumen wollte, was seines Ermessens leicht gesche-
hen könnte. Man müsste aber abwarten und sehen, ob man sich nicht am kai-
0 S. Alpen II, S. Uff., Tücking S. 147 ff.
«) Kf. und die Gen.Staaten waren 1. August 1665 (Londorp IX, S. 414ff.) über-
eingekommen, die Entscheidung der Hoefeyserschen Schuldsache dem Gerichtshofe
von Mecheln zu übertragen.
^) Der Neuburgische Kanzler F r a n z v. G i e s e , der damals nach Wien geschickt war.
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712 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
serlichen Hofe eines näheren bedenken würde, er hätte bereits durch seinen
Residenten Straetman mit Kf. daraus reden lassen, welcher es so gar weit
nicht geworfen. Jedenfalls wird dem Pfalzgrafen von Frankreich noch immer
gute Hoffnung gemacht, wozu auch ohne Zweifel Fürst Wilhelm von Fürs-
tenberg, den er dort getroffen, geholfen. Derselbe lies» sich mit ihm (BL) in
einen weitläufigen Discurs ein und wusste ihm viele particularia von Blumen-
thals Negotiation zu Wien') zu sagen, fragte auch, was Schwerin^ in Frank-
reich auf seine Proposition, die er ihm auch ad longum zu erzählen wassie, für
eine Resolution erlangt, worauf er in genere geantwortet und versichert hat,
Kf. wünschte in dieser Sache mit Frankreich de concert zu gehen. Dieses alles
stand Fürsten borg sichtlich sehr wohl an. Die vornehmste Ursache seiner
Herkunft war sonst *), den Pfalzgrafen zu der vorgeschlagenen engeren Allianz
einiger Kur- und Fürsten, keinen Kriegsvölkem Durchzug zu gestatten, zn be-
wegen; damit der Kaiser nicht vermeinen möchte, dass es auf ihn eben ange-
sehen wäre, sollte man*) Frankreich, welches vorhätte, eine Armee von
13000 Mann zum secours nach Polen zu schicken, zuerst den Pass verweigern.
Der Pfalzgraf aber, wie er ihm gesagt, habe erklärt, alles in Bedenken nehmen,
auch wie es andere machten sehen und sich hernach femer darauf erklären zu
wollen; er werde abwarten, was man am kaiserlichen Hofe ferner machen und
endlich G lese, für einen Abschied geben werde.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 5./15- Juiii 1667.
[Der Antrag Gaumonts, Blaspeil soll in Breda darüber weiter verhandeln.]
15. Juni. Der Pfalzgraf hat ihm durch Straetman Mittheilung von dem neulich
mit dem französischen ministro Gaumont gehaltenen Discurse*) machen lassen,
wonach der König von Frankreich bei diesem niederländischen Wesen nicht
abgeneigt sein würde, von seiner bisherigen Intention, den Prinzen von Conde
zur polnischen Krone zu befördern, abzuweichen und für den Pfalzgrafen gut«
officia in diesem negotio anzuwenden, wenn derselbe sich nur vom kaiserlichen
Hof nicht würde verleiten oder amüsieren lassen.
Wann wir nun wenig Apparentz sehen, dass zu Wien was gutes zu
verrichten, und wir dannenhero vermuten, Ih. Ld. werden dero p.
Gisen von dannen in kurzem avociren, als halten wir dafür, dass zu
Erreichung des bekannten Zwecks nichts dienlicher sein würde, als
wenn man den König in Franc k reich dabei engagyren konnte. Weiln
») S. oben S. 573 fr.
^ S. oben S. 691 ff.
^ Vgl. ürk. u. Akt. II, S. 343.
*) Vgl. das Schreiben Beuningens an de Witt aus Paris vom 6. Mai 1667
(Lettres de Jean de Witt IV, S. 132).
*) Vgl. oben S. 341.
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J
Mittheilungen Pfali-Neuburgs ober französische Antrage. 713
nun bei der Zosammenkunft zu Breda^) von dieser Materie %u reden
Gelegenheit fürfallen kann, als habt Ihr zuvorderst von — dem von
Lerod Ihrer Ld. eigentliche Intention hierüber zu vernehmen und
solchem negst mit guter Manier und Dexteritat Gelegenheit zu suchen,
bei denen daselbst anwesenden französischen ministris, auch woll gar
beim König selbst, wenn er in der Nähe sein möchte, (wozu wir Euch
dann hienegst auf Euren einlangenden unt. Bericht mit benötigtem
Creditif versehen wollen und für dessen Empfang Ihr niemand hievon
das geringste zu melden) zu vernehmen, ob Ihre K. M. sich bei der
jetzigen Veränderung in Polen, und da die Hoffnung für den Printzen
von Conde fast geringer als jemals für diesem, nicht resolviren möchte,
entweder des H. Pfaltzgrafen Ld. durch dero vielgeltende officia und
Recommendation zu solcher Chron zu befordern oder zum weinigsten
dabei keine Verhinderung zu thun und von Recommendirung des Printzen
do Conde abzustehen, wir wollten uns solchenfalls hingegen obligiren,
bei dem Niederländischen Werk nichts zu thun und Ihre K. M. in dero
habenden Desseinen nicht zu verhindern, wie dann auch Ihre K. M.
nicht anders von uns und Ih. Ld. begehret, nur dass auf allen Fall
sowoU wir als Ihre Ld. unsere Sicherheit und was dazu requiriret würde
finden und erlangen möchten, wesshalb es dann hiernegst fernere Ge-
legenheit geben wird, unsere Gedanken zu eröffnen.
Weil auch die Könige in Engelland und Schweden das pol-
nische Wesen gern nach des H. Pfaltzgrafen Ld. Intention befordert
sehen möchten, als werdet Ihr Euch derselben Abgesandten Cooperation
hierunter aufs beste zu bedienen haben, jedoch alles mit solcher Behut-
samkeit und Circumspectiou menagiren, damit die Sache in höchstem
Geheimb gehalten und niemanden davon die geringste Suspicion gegeben
werden möge. —
W. V. Eller') an den Kurfllrsten. D. Düsseldorf 16. Juni 1667.
[Mittheilungen Pfalz-Neuburgs: dessen Vorschlag, Geldern zu erwerben zu suchen.]
Er ist gestern hier angekommen, hat gestern und heute bei dem Herzog 16. Juni.
Audienz gehabt. Derselbe theilte ihn mit, da jetzt keine Zeit verloren werden
') Blas peil hatte von Kf. den Auftrag erhalten, zusammen mit Chr. v. Brandt
an dem Friedenscongress zu Breda Theil zu nehmen, s. oben S. 651 flf.
*) G.Major Wolfgang v. Klier, Kommandant des Sparenberges, Landdrost von
Ravensberg. Weitere Schriftstücke über diese Sendung desselben an Pfalz-Neuburg
liegen nicht vor.
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714 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
därfte, aach die angrenzenden Staaten, K.Cöln nnd Münster, stark rasteten,
wolle er auch etliche Tausend zu Fuss und zu Pferd werben, er gebe ihm ein
Schreiben an Kf. mit, woraus dieser ersehen könnte, dass es hochnöthig w&re,
dass er jemand zu der Conferenz nach Goln schicke, darauf hat ihm der Pfalzgraf
im Vertrauen eröffnet, jedermann könnte sehen, dass am kaiserlichen Hofe
wenig Macht und Eifer sei, die spanischen Niederlande zu retten, ob nicht da-
hin zu denken stunde, dass Kf. und er durch Hülfe von Frankreich das
spanische Gelderland') daraus ziehen könnten, solches stände bei dieser Con-
junctur leicht zu erlangen, es würde doch sonst alles an Frankreich kooimen,
und man vergrösserte dadurch auch die Grenzen des Reichs. Wenn des Kf.
Gedanken dahin gehen sollten, möchte Blaspeil Befehl erhalten, sich mit Le-
rod darüber in Breda zu unterreden und nach Befinden mit demselben zum
König von Frankreich zu gehen, um diese Sache zu schliessen«
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. S'Gravenhage
15./25. Juni 1667.
[auf das Rescript vom 5./ 15. Juni. Bedenken gegen die französischen Vorschläge.]
25. Juni. Der Pfalzgraf hat ihm ebenmässige Nachricht von Gaumonts Anbringen
gegeben und ihn auch wissen lassen, dass er bereits Giese vom kaiserlichen
Hof avociert und nach Warschau, die Condolenz abzulegen, verschickt habe. Zu
dieser schnellen Entschliessung des Pfalzgrafen hat ohne Zweifel der Domherr
V. Lerodt geholfen, welcher nicht allein zumal französisch ist, sondern auch
mit Lyonne noch immer sehr vertraulich correspondiert und jetzt nach dem
Tode des Kanzlers Win ckelhausen niemand am Neuburgischen Hofe hat, der
sich ihm, wie jener zu thun pflegte, mit Nachdruck widersetzen kann. Bl.
furchtet, dass, wie Frankreichs Augenmerk, Polen zu brouillieren , nach Graf
Wilhelm Fürstenbergs eigener Aussage mehr angesehen gewesen, um den
Kaiser, Schweden und Kf. dort zu engagieren als um Conde zu solcher Krone
zu verhelfen, worauf auch ohne Zweifel Morst eins*) neuliche drohende Pro-
position angesehen, ebenso auch die Vertröstung, welche Frankreich jetzt dem
Pfalzgrafen hat machen lassen, dahin angesehen, dass derselbe bei jetziger Con-
junctur nur ferner amüsiert werde und inzwischen der König sein Dessein auf
die spanischen Niederlande ungehindert fortsetzen möge. Trotzdem wird BI.
dem Befehle des Kf. gemäss in Breda mit Lerodt und dem französischen
Gesandten weiter darüber reden.
Indessen — wird — zu erwägen sein, wann gleich Franckreich das-
jenige verspricht, wozu — Gaumont die Hoffnung gegeben, und Ew.
Ch. Dchl. sich hingegen obligiren, bei dem Niederländischen Krieg
stille zu stehen, ob nicht die conditionevS gar zu ungleich sein werden,
0 üeber frühere Absichten des Kf. auf Geldern s. ürk. u. Akt. XI, S. 495.
3) S. oben S. 340 f.
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Die französischeti Anträee. 715
indeme Franckreich den Effect und Genoss von Ew. Chf. Dchl. Stille-
stehen alsbald empfinden wird, auch bereits dadurch, dass Ew. Chf.
Dchl. und Pfaltz Neuburg seine Proposition in so weit in Consideration
gezogen, seinen scopum in Gewinnung der Zeit und Distrahirung deren
CoDsilien zimblichermassen erreichet, hingegen sehr unsicher sein wird,
ob Fr. bei den Fohlen, da der französische Name so sehr verhasset ist,
hinfort etwas gutes werde thun können, wenn es gleich wollte, ja ob es
nicht vielmehr wurde schaden, da man bisher einen andern Weg in
Fehlen gehalten, dabei man sich nicht übel gefunden, und ob nicht
dannenhero besser sein wurde, dass Ew. Chf. Dchl. sich in solcher
Positur und Correspondenz setzten, dass Sie des Königs von Fr. gar zu
weit gehenden Desseinen stellen oder hindern helfen könnten, wann Sie
wollten, welchen falls Ew. Chf. Dchl., wann Ihre genügsame Ursach dazu
gegeben oder Sie sonsten ihre Rechnung dabei finden wurden, eben wohl
ablassen und stille stehen könnten, und wo es nicht auf solche Art ge-
nommen wird, besorge ich sehr, man werde die gute Parthei in diesem
Staat, welche auf Ew. Chf. Dchl. bisher geführcte Maximen ihre Hoffnung
guten Theiles gestellet und in solcher Erwägung bisher sehr offenherzig
mit uns umbgangen ist, für den Kopf stossen und die übelaffectionirte
nur desto mehr dadurch in ihrem bösen Vorsatz stärken^). —
Der KurflirBt an Blaspeil. D. Cöln au der Spree 10./20. Juli
1667.
[Ratbscbläge an Pfalz-Neuburg. Befebl, auf die englischen Gesandten einzuwirken.]
Da Kf. merkt, dass der Pfalzgraf sehr zu der französischen Partei incli- 20. Juli,
niere, und fürchtet, dass Gaumonts Anbringen auf keinem rechten Fundament
bestehe, so hat er ihm geratben, Straetmann nach Dusseldorf kommen und
sich von demselben über die gegenwärtigen Conjuncturen ausfuhrliche Relation
abstatten zu lassen. Auch Bl. soll bei Gelegenheit den Pfalzgrafen warnen,
behutsam zu gehen und sich nicht zu übereilen. Er hat das gewünschte
Recommendationsschreiben an den König von Frankreich^) ausgefertigt, zu-
gleich aber an den Pfalzgrafen geschrieben') und hofft, derselbe wird seinem
wohlmeinenden Rath stattgeben. Bl. soll auch dahin wirken, dass die engli-
0 Kf. erwidert darauf (d. Schönbeck 29. Juni 1667), in der bewussten Sache
sei behutsam zu verfahren und nicht zu eilen, er erwarte fernere Relation, und sendet
ihm ein besonderes Creditiv an den franzosischen Gesandten Courtin.
«) d. Cöln a. d. Spree 10./[20.] Juli 1667 (ürk. u. Akt. II, S. 456 f.).
») S. oben S. 343.
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716 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
sehen Gesandten, auf welche der Pfalzgraf grosse Reflexion nimmt, von dieser
Sache gegen dessen Hinister Erwähnung thun und die allzu grosse deference
oder liaison mit Frankreich widerrathen.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 10, August st.
n. 1667.
[Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Nachrichten aus Holland.]
10. Aug. Er ist bei Pfalz-Neuburg in Hambach gewesen und hat sowohl über
verschiedene andere Dinge (das in Co In Vorgegangene, das polnische Wesen,
den obhandenen Westfälischen Kreistag und die Miinstersche Coadjutor-
wahl) mit demselben gesprochen als auch namentlich nach des Kf. Befehl dem-
selben nachzuweisen gesucht, dass er sich etwas zu weit mit Frankreich en-
gagiert, und was für Ungelegenheiten daraus, selbst in der polnischen Sache, zn
befahren. Der Pfalzgraf aber sustinierte, dass er bei der Handlung zu Co In
den rechten Weg gehalten und ausser den Limiten der Neutralität nicht ge-
schritten wäre, auch Ef. würde wohl thun, sich damit zn vereinbaren, die spa-
nischen Niederlande gingen doch verloren und thäte man darum am besten,
darin so zu verfahren, dass man die Hände mit im Spiel bekäme, die Grandes
in Spanien schienen selbst die Niederlande zu abandonnieren , weil sie nichts
als Schaden und üngelegenheit davon hätten, und worden dieselben gegen
Roussillon und das Versprechen, ihnen Portugal, recnperieren zu helfen, an
Frankreich abtreten. Dem Könige von Frankreich wäre es nicht um die
üniversalmonarchie zu thun, derselbe würde mit einem Theil der Niederlande
und dass nur seine Rebellen nicht wie bisher dorthin ihre Zuflucht nehmen
könnten, zufrieden sein und im übrigen gerne zugeben, dass auch der Kaiser,
England und andere etwas mit davon bekämen, Kf. und er würden hoffent-
lich das Oberquartier von Geldern, das ihnen doch von Gott und Rechtswegen
zukäme'), davon profitieren, zumal da, wie er von dem durchreisenden Mark-
grafen von Baden erfahren, auch die Spanischen dasselbe dem Kf. anpräsen-
tierten ^. Vor Frankreich würde man sich künftig nicht so sehr zu fürchten
haben, der Kaiser nähme sich der Sache wenig an und auch sonst wäre für
Spanien keine Hülfe zu erwarten. Bl. hat alles nach Möglichkeit ordentlich beant-
wortet und angewiesen, dass alle solche Argumente mehr Schein als Grund hätten,
man suchte dem Pfalzgrafen durch dergleichen nichtige Hoffnung, als wenn er von
der Beute geniessen sollte, nur den Appetit dazu zn machen und ihn dadurch
von dem rechten Weg abzuführen, und er hat ihm nachher seine Gedanken schrift-
') Nach dem Tode des letzten Herzogs Karl von Geldern (30. Juni 1538) hatte
auf Grund eines zu Anfang dieses Jahres abgeschlossenen Erbvertrages Herzog Wil-
helm von Jülich und Cleve dort die Regierung angetreten, Kaiser Karl V. aber
hatte ihm das Land streitig gemacht und ihn 1543 mit Waffengewalt genöthigt, auf
Geldern zu verzichten, s. Wenzelburger, Geschichte der Niederlande I, S. 569ff.
O Vgl. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 320, Köcher l, S. 533.
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Verhandlungfen Blaspeils mit Pfalz- Neuburg^. 717
lieh übergeben. Der Pfalzgraf hat die Schrift gelesen und sich nicht mehr so
sehr zuwider sein, sondern endlich yermerken lassen, dass er sich gern auch in
dieser Sache mit Kf. vergleichen möchte, es müsste aber mit guter Manier und
ohne Abbruch der zu Coln gntgefundenen näheren Zusammensetzung*) gesche-
hen; wenn man über 10 oder 12 Tage dort zusammenkäme, konnte weiter da-
von geredet werden, Kf. möchte die Seinigen mit darauf instruieren. Die Sache
ist fast schwer und sieht fremd aus, die zu Cöln gemachte nähere Zusammen-
setzung kommt ohne Zweifel von Frankreich her, die beiden Fürsten berg
haben die Direction davon geführt, man glaubt auch, dass Frankreich die Wer-
begelder zu den 20000 Mann, welche diese Confoederierte zusammenbringen
sollen, hergegeben, K.Baiern und K.Trier sollen auch mit eintreten wollen,
es steht nur zu bedenken, was Schweden, Kf., die Häuser Braunschweig
und Hessen und andere Evangelische dabei thun wollen.
PS. Soeben erhält er Nachricht, dass Frankreich den Staaten habe
anbieten lassen, die spanischen Niederlande nach Inhalt des Vertrages von 1636^
zu theilen, dass Holland nicht ungeneigt dazu sei und dass man schon im
Haag zu deliberieren anfange, ob man nicht in die nächstgelegenen spanischen
Frontierplätze und namentlich in das Oberquartier von Geldern staatische
Völker legen lassen solle.
W. W. Blaapeil an den Kurfürsten. D. Hambach
20./30. August 1667.
[EroiThungen des Pfalzgrafen. Der Westfälische Kreistag.]
Er ist gestern hier angekommen und hat den PfaUgrafen, dem sowohl 30. Aug.
Lerodt über seine französische Negotiation als auch Straetman von seiner
Verrichtung an des Kf. Hof Bericht erstattet haben, in allen Sachen sehr wohl
disponiert gefunden. Derselbe meinte zwar anfangs, dass, um Frankreich eini-
germassen zu obligieren, das nächste sein würde, dass Kf. auf gewisse Maass
und Weise in die Cölnische Confoederatiou mit eintrete') und die Rheinische
^) Der Vertrag zwischen K.Mainz, K. Cöln, Münster und Pfalz-Neuburg
d. Cöln 2. August 1667 (Köcher I, S. 619f.), vgl. Köcher S. 533ff. und unten de
Beyers Relation vom 2. August 1667.
^ Holland hatte mit Frankreich 8. Februar 1635 eine Allianz gegen Spa-
nien abgeschlossen (Aitzema II, S. 94ff.), in welcher eine Theilung der spanischen
Niederlande verabredet wurde, dieselbe wurde im Mai 1636 erneuert; s. Wenzel -
burger II, S. 9301, 937.
^) Blaspeil hatte schon 7./ 17. August dem Kf. berichtet, aus ihm von dem
Pfalzgrafen mitgetheilten Berichten Lerodts sei zu ersehen, dass der König von
Frankreich den Eintritt des Kf. in das Cölnische foedus wünsche, er hatte um schleu-
nigen Bescheid deswegen gebeten und bemerkt, wenn das, was bei diesem foedus anstössig
und anderen Bündnissen des Kf., namentlich mit den Gen. Staaten, zuwider sei, hin weg-
genommen und alles so eingerichtet werden könnte, dass der als Vorwand hinge-
stellte, an und für sich sehr gute Zweck wirklich erreicht werden könnte, so wäre es
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718 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Allianz nebst anderen prorogiere, zuletzt aber meinte er, man werde franzosi-
scberseits auch mit der Neutralität zufrieden sein. Bl. glaubt, es wurde prac-
ticabel sein, falls nicht mit dem Markgrafen von Baden etwas dem hinder-
liches vorgegangen sein sollte, dass man bei gegenwärtiger Kreisversammlung
zu Coln'') es dahin zu richten suche, dass der gesamte Westfälische Kreis
sich mit zur Mediation erbiete, deren Verrichtung den directoribus aufgetragen
und zugleich festgesetzt werde, dass zu Conservierung der Neutralität niemanden,
so lange die Tractaten dauern, Werbungen oder Durchzüge gestattet werden
sollen, jedenfalls müssten des Kf. Abgeordnete mit der nothigen Ordre versehen
werden. Auch der Pfalzgraf ist der Meinung, dass, wenn die Münsters eben
sich noch länger zu suchen machen, der Kreistag doch eröifnet und zur Propo-
sition geschritten werde.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 27. Augu8t/6. September
1667.
[auf die Relation Tom 20./30. August. Misstrauen gegen die französischen Anerbie-
tungen, Bedingungen, unter denen sich Kf. zur Verweigerung des Durchzuges ver-
stehen will. Verträge von Zinna und Braunschweig. Westfälischer Kreistag.]
6. Sept. Er glaubt nicht, dass Frankreich dem Pfalzgrafen in Polen zur Errei-
chung seiner Intention wirkliche Dienste zu leisten vermöge, sondern dass ihm
solche vielmehr schädlich sein werden und dass man durch die vorgeschli^ene
Heirath nur intendiere, die Polen, namentlich die wohlaffectionierten , irre zu
machen und den Pfalzgrafen in das französische Interesse bei diesen Conjunc-
turen zu ziehen, welches auch die Polen genugsam merken. Um aber dem
Pfalzgrafen möglichst zu Willen zu sein, ist Kf. bereit, niemanden, wer er auch
sei, den Durchzug zu verstatten, falls der König von Frankreich sich zu
einem armistitium, etwa bis gegen das Frühjahr, verstehen und dabei keine
raisonnablen Friedensbedingungen ausschlagen will. Auf die Weise, wie man
es in Cöln gemacht, wird nicht der Friede sondern die völlige Subjugation der
spanischen Niederlande und die Ausführung der weitaussehenden französischen
Desseins befordert.
wohl rätblich, dass Kf., nachdem die jetzigen Confoederierten sich Frankreich zu ge-
fallen, wie es scheine, etwas zu weit eingelassen und daher dieses Bündnis nicht
aufzuheben vermögen, sich mit einlassen zu wollen erklärte, zumal die Concepte,
welche ein Theil der Confoederierten ursprünglich gegen die Evangelischen, nament-
lich gegen ndland gehabt, nachgehends durch den Frieden mit England und die
Vereinigung mit Schweden grösstentheils verschwunden seien. Wenn Kf. mit den
Gen. Staaten und anderen Alliierten hieraus communicieren lassen wollte, so würden
diese gewiss damit einverstanden sein und dadurch auch die engere Verfassung,
welche mit den Staaten zu machen man jetzt in Arbeit sei, nicht zurückbleiben.
-0 S. Diar. Europ, XVIII, S. 439, Alpen II, S. 34 ff., Tücking S. 158, unten
V. Spaens und Blaspeils Schreiben vom 12. u. 13. September 1667.
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Verhandlungen Blaspeils mit Pfalz-Neuburgr. 719
PS. Kf. hat sich zu Zinna mit K.Sachsen *) unterredet und hofft den-
selben auf bessere consilia und Gedanken gebracht zu haben, übersendet die
Notul der dort abgeredeten Punkte, dieses ist aber sorgsam za menagieren, da-
mit es nicht vor der Zeit esclatiere. Er übersendet auch das zu Braun -
schweig sub spe rati abgeschlossene foedus^), von dem er aber noch nicht
weiss, ob er es ratificieren wird. Bl. soll mit den anderen zum Kreistage ver-
ordneten Käthen des Kf.^) daraus communicieren , auch es dahin zu befordern
Sachen, dass man trotz der Verzögerungen Münsters zur Proposition schreite.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
6. September st. n. 1667.
[auf das Rescript Yoro 11./21. August. Verhandlungen mit Pfalz -Neu bürg, dessen
VorschlSge.]
Das Rescript hat er erst später erhalten und ist es ihm, als er zu Hambach 6. Sept.
bei Pfaiz-Neuburg gewesen, noch nicht bekannt gewesen, er glaubt aber,
dass das, was dort vorgefallen, dem Zweck des Kf. nicht zuwiderläuft. Der
Pfalzgraf hat ihm zunächst die Gründe angegeben, welche ihn zur Sendung L er od ts
nach Frankreich veranlasst, und ihm erzählt, der König hätte sich nochmals er-
boten, in dem polnischen Werk alles, was man nur begehren würde, zu thun,
Kf. möchte nur sagen, wie er es desiderierte, der König begehrte nichts mehr,
als dass der Pfalzgraf den Kf. bewegen möchte, in die Cölnische Verbündnis
oder Synceration (wie sie genannt wird) mit einzutreten. Bl. hat darauf ebenso,
wie schon vorher Straetman gethan, ihm vorgestellt, warum es Kf. bedenklich
falle, in diese Verbindung mit einsSutreten und die begehrte Prorogation der
Rheinischen Allianz zuzugestehen, schliesslich sind sie auf den Gedanken ge-
kommen, um Frankreich etwas contento zu geben und andererseits sich nicht
zu engagieren, müsste man es auf gegenwärtigem Westfälischen Kreistage
dahin zu richten suchen, dass dieser Kreis, als meist interessierter und nächst-
gelegener, die Mediation zwischen beiden streitenden Kronen mit annehme
und in Ansehung, dass der Winter herannahe, in dem der Kaiser doch schwerlich
Hülfe für Spanien schicken könnte, concludierte, niemand Durchzug, Quartier
oder Werbung zu gestatten. Wenn securitas publica es erfordern sollte, dass
Kf. sich des niederländischen Wesens annehme, so würde er dadurch nicht ge-
hindert, da der Winter herannahte, wo die Mediation tentiert werden sollte,
qua non succedente könnte Kf. thun, was er wollte. So könnte man Frank-
reich endormieren, inzwischen in Polen es dahin bringen, dass Kf. und der
Kaiser dort einen freien Rücken und nicht nöthig hätten, wegen Polen so viel
Volk zu haben. Das beste würde sein, dass Frankreich seinen Gesandten aus
») S. unten.
») S. oben S. 157 ff.
') Die BeyoHmäcbtigten des Kf. auf diesem Kreistage waren der G. Wachtmeister
y. Spaen, Blaspeil, de Beyer und Pagestecber.
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720 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Polen abriefe, dann würde es dort mit der französischen Faction ans sein. Kf.
würde auch unter dem Vorwand der Kreisverfassung sich den Winter darch in
Postur setzen können. Auch dem Kaiser und Spanien könnte dieser Kreis-
beschluss nicht missfallen. Der Pfalzgraf gab dabei genug zu verstehen , dass
er, wenn man Frankreich so aus Polen bringen könnte, nach V^ erlauf
des Winters, und wenn die Mediation keinen Effect hätte, sich mit Kf. in allem
conformieren wollte, doch bat er, dass diese seine Intention wohl mesnagiert
würde, er wollte auch seinem Kanzler davon nichts sagen.
Er erwartet des Kf. Ordre, welche er so einzurichten bittet, dass er das
Original dem Pfalzgrafen vorzeigen kann, inzwischen wird er sowohl hier als
auch im Haag bei den negotiationibus sich nach demRescript vom 11./21. August
richten, er fügt seine Gedanken darüber schriftlich bei.
Der Pfalzgraf meint, dass man de Goess ebenso wenig wie Milet von der
Intention, warum der Kreis seine Mediation offerieren sollte, Mittheilung machen
dürfte, er selbst glaubt aber, mit de Goess müsse darüber communiciert wer-
den, aber lieber nur mundlich, da, wie ihm Graf Sinzendorf hier gesagt,
Frankreich alle consilia des Kaisers erfährt und es sehr nöthig ist, dass dasselbe
wenigstens vorläufig desabusiert werde.
O. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt Landsberg
3./[13.] September 1667.
[Ratb, auf die Vorschläge des Pfalzgrafen einzugeben.]
13. Sept. E. Chfl. I). gnädigHtem Befehl zu gehorsambster Folge habe ich H.
Blasbiels Relation nebenst seinem Bedenken verlesen und erwogen
und befinde anfänglich unvorgreiflich, dass dem H. Baron de Goes nur
generalia aus der Relation communiciret und etwan dieses angezeiget
werde, dass man vorhabe, umb die Sachen in Fohlen in besseren
Stand zu setzen, Frankreich auf die vorgeschlagene Art etwas zu
abusiren, mit Versicherung, dass es nicht weiter gemeint sein sollte.
Mir däucht auch, E. Chfl. D. haben schon von Zinna aus diesen Vor-
schlag etzlicher massen in einem Rescript an H. Blasbieien appro-
biret, welches nachgesehen werden kann. Ich halte auch nicht davor,
dass dieses schaden könne, aber ich besorge, Frankreich werde darauf
nicht trauen und seine consilia desfals in Fohlen nicht änderen, viel
weiniger den Gesandten avociren. E. Chfl. D. seindt ohne das nicht ge-
meinet gewesen, vor künftigem Sommer sich des Werks anzunehmeD,
und weil ich aus dem intercipirten, so der H. von Blumenthal
E. Chfl. D. gezeiget haben wird, nicht anders schliessen kann, dann dass
Frankreich Frieden machen und sich mit einem Theil vergnügen wird,
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Ablehnung des Eintritts in das Cölnische Bündnis. 721
so däucht mir, E. Chfl. D. thäten nicht iibel ihre consilia also zu diri-
giren, dass Sie nicht gar irreconciliabel alda und nicht inutil bei den
Tractaten würden.
Er wird an Blaspeil schreiben, doch wird es auch uöthig sein, dass Kf.
denselben seine "Willensmeinung über alles wissen lasse. Was dieser in seinem
Bedenken erinnert, ist zum Theil schon in Acht genommen, das übrige kann
künftig beobachtet werden.
Der Kurfürat an Blaspeil D. s. 1. 15./[25.] Septenaber 1667,
(Conc. V. Somnitz.)
[Rf. kann in das Cölnische Bündnis nicht eintreten.]
Eure unt. Relation sub dato Cöln den 6. September nebst dem 25. Sept.
beigefügten Bedenken ist uns wohl zugekommen und sollte uns lieb
sein, wann ein Mittel erfunden werden könnte, dadurch wir dieses er-
langen könnten, dass wir bei itzigen Occurrentien auf das polnische
Wesen nicht reflectiren und also des R. Reichs Angelegenheit ohne
einige Hinderung der Gebür respiciren könnten. Als aber bei dem von
Euch wohlmeinentlich fürgeschlagenen modo agendi sehr viel bedenklich
und zu befahren, wann man selbigen beliebte, das Hauptwerk im Reich
auf viele Wege einen Anstoss leiden würde, so sehen wir nicht, wie
wir darin allerdings gehehlen können. Ihr wisset, wie etliche corre-
spondirende Chur und Fürsten zue Cöln über sich genommen^ auch mit
gewapneter Hand zu verwehren, dass aus dem Reich kein Succurs in
den Burgundischen Kreis gehe. W^as uns von dergleichen pacto abhalte
und wie es wieder die Reichs- Verfassungen, auch der Fürsten des Reichs
privilegia anlaufe, ist Euch woll bekannt. Sollten wir nun darin gehehlen,
würden wir bei vielen anderen ungleiche Gedanken erwecken, schädliche
Consequentien im Reiche verhängen, auch selbst nicht absehen, wie es
gegen der Posterität als itzlebenden zu verantworten. Und wie wir nun
ausser solchen Dingen, so dem Yaterlande schädlich, uns zu halten ent-
schlossen, 80 werden wir uns auch zue Franckreich nicht nötigen,
sondern wünschen, dass der König billige conditiones admittiren und
es zu keiner Weiterung kommen möge. Nach solcher Intention und
Absehen haben wir auch die Instruction, so wir an unsere Hagesche
Räthe — senden werden, gerichtet und sehen wir gerne, wenn Ihr ehist
möglich Euch bei ihnen auch einfinden könntet.
Mater, i. Getch. d. 0. Korfüraten. XII. 46
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722 VI. Bruidenbnrg and Frankreich. 1666—1669.
6. Verhandinngen mit Holland. Mai 1667— März 1668.
Romswinckel und Copes an den KorfttrBten. D. Hage
10. Mai/ 30. April 1667.
[Besorgnisse in Holland Tor Frankreich, R. soll die Absiebten Englands zu ergrandeo
suchen.]
10. Mai. — Einige wollen, dass zu Breda') nicht viel zu tractiren und zu
bemitteln übrig, sondern alles schon ajustirt sein solle. Gewiss aber ist
es, dass die französische Desseinen von vielen sehr apprehendirt werden,
und damit Ew. Churf. D. davon einige nähere Umstände wissen mögen,
haben wir nötig erachtet, die Copey des Herrn von Benningen letzten
Briefs') hiebei zu übersenden. Ich, Romswinckel, bin alhier in Ver-
trauen ersucht, durch H. Canzler von Brandt zu penetriren, wie der
König von England die französische Desseines aufnimbt und ob er
nicht geneigt sei, dieselbe zu helfen contreminiren, oder ob sie mit ein-
ander in dem Stuck auch einig sein. —
Blaspeil, Romswinckel and Copes an den Kurfürsten. D.
Hage 14./24. Mai 1667.
[Einscbiiessung des Kf. in den Bredaer Frieden. Eröffnungen de Witts inbetreff des
französischen Angriffs gegen die Niederlande und der Aussöhnung Schwedens mit
Holland und» Lüneburg.]
24. Mai. Sie haben wegen Inclusion des Kf. und seiner Lande in den Bredaischen
Frieden^) mit de Witt und einigen anderen aus dem Staat geredet und alle
sehr geneigt dazu gefunden, dieselben wollen die Sache heute in der Versamm-
lung der Staaten von Holland vortragen.
Im übrigen hat ^). vorerwähnter de Witt uns die Ungelegenheit, so
aus den französischen Waffen zu befahren, mit mehreren sorgfaltig
vorgestellet und gefraget, ob wir nicht wüssten, was Ew. Churf. D.,
welche seines Ermessens vor allen andern Chur- und Fürsten des
Römischen Reichs bei dieser Sache interessiret wären, dabei thun
würden, uns versichernd, dass der Staat die Hände davon nicht abziehen
>) S. oben S. 650 f.
>) d. St. Germain en Laye 29. April 1667, vgl. Lettres de Jean de Witt
IV, S. 116 ff.
') S. oben S. 655 f.
*) Vgl. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 308.
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Holländische Anträge. 723
würde, es wäre denn, dass die Crone Franckreich ein unstreitiges Recht
zu den Hispanischen Niederlanden hätte, welchenfalls dieser Staat in
kraft der französischen Allianz zur Assistenz verbunden sein wurde,
ferner dabei fugend, was desfalls Herrn von Henningen zu Paris
wegen dieses Staats aufgegeben^), und dass man zu Befoderung des
Friedens mit England alle Facilität beibringen und diese Cron dadurch
auf ihre eigene Wohlfart etwas besser, als anitzo geschähe, zu reflectiren
verhoffentlich bewegen wurde. Wir verspurten, dass es ihme recht zu
Herzen ging und antworteten darauf — in specie zu sagen, wohin Ew.
Churf. D. Gedanken gehen möchten, wäre unmuglich, weilen dieselbe
noch kaum wissen könnten, was — Graf d'Estrades alhie vortragen,
oder worauf die Sache eigentlich beruhete, unsere Vermuthung nach
aber wurden wohl Ew. Churf. D. nebens andern Interessirten auf ein
Accomodement bedacht sein. — Er de Witt stellete hierauf weiter
vor erstlich, obs nicht dienlich, dass wir oder andre von Ew. Churf. D.
in Zeiten mit notturftiger Instruction und Vollmacht versehen wurden,
umb, wenn es die Sache also erfordern möchte, mit hiesigem Staat
wegen ihrer beiden gemeines Interesse darüber zu concertiren — und
zweitens, ob man sich bei dieser Gelegenheit der Cron Schweden
nicht zu versichern, welches dann niemand besser als Ew. Churf. D.
wurden thun können. Er wüsste, dass Franckreich sich darumb be-
mühete, bishero aber noch nichts erhalten hätte. Er kam bei dieser
Materie auf die Dififerentien, welche zwischen Schweden und diesem
Staat annoch schweben, sagte aber, dass derselben postulata bisher der-
massen unbillig gewesen, dass man damit nicht fortkommen können, und
wollte der Staat seinen AUiirten die Sache zu dijudiciren gerne in
Hände geben, wenn nur Schweden dazu Lust hätte. Die Gemüther
zwischen Schweden und Läneburg dieneten auch reconciliiret — zu
werden, und vermeinte er, Ew. Churf. D. wurden in ein und anderm viel
gutes thun können, wir möchten es doch in unserm Berichtschreiben
gedenken. —
•) S. de Witts Schreiben an Beuningen vom 19. Mai 1667 (Lettres IV,
S. 144).
46*
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724 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666^1669.
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. Cöln
22. Mai/[1. Juni] 1667.
[auf die Relation vom 14./24. Mai. Geneigtheit zu einer Verständigung mit Holland,
Wunsch, dass dieses sich auch mit Schweden verständige.]
Juni. — So ist uns auch sehr lieb, dass gedachter Rhat Pensionarius
wegen der jetzigen Conjuncturen so vertraulich mit euch communiciret.
Aldieweilen^) derselbe aber für diesem so grosse Ursach gegeben, dass
man in dergleichen Dingen woU einige Difßdentz in ihn zu setzen, so
habt ihr euch gleichwoll hierunter etwas in Acht zu nehmen, damit
nicht alles^ was man mit ihm redet, an Franckreich wieder gebracht
werde. Sollte es ihm aber ein rechter Ernst sein, das jetzige weitaus-
sehende frantzösische Dessein also zu begreifen, dass man sich alier
Orten in Acht zu nehmen und die balance, woran allen statibas so viel
gelegen, zu halten hätte, solchen Falls könnt ihr ihn und andere vom
Staat unserer aufrichtigen Intention versichern und dass, ob wir mit
Franckreich zwar in gutem Vernehmen und Alliantz stunden, auch nicht
Ursach hätten, demselben etwas zu missgönnen, wir uns doch ohne
dessen Ofifension mit andern Benachbarten gern zusammenthun und de
mediis deliberiren wollten, wie der Friede zu unterhalten und zu ver-
hindern, dass nicht eine so grosse Macht zusammengebracht werde, die
Chron Schweden finden wir in dieser Sache gar woll intentioniret
und wird dieselbe zum weinigsten dieses Dessein nicht befordern, wie
uns deswegen starke Versicherung geschehen ist'). Damit man aber
mit denselben hieraus desto vertraulicher communiciren könne, würde
gut sein, wenn ihnen vom Staat einige bessere Satisfaction als bishero
gegeben werden könnte — wie ihr denn ferner desfalls alle gute officia
anzuwenden und dergestalt darin euch zu bearbeiten habet, dass die
schwedische ministri alda unsern Ernst hierunter verspüren mögen '). —
0 Vgl. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 308f.
^ S. oben S. 193.
22 Mai
») Kf. theilt (d. Cöln -^—^ — ^ 1667) Wrangel die Aeusserungen de Witts
zu seinen Gesandten und dessen Erbieten, mit ihm und anderen zu concertieren, nie
man sich dem französischen Dessein auf die spanischen Niederlande gegenüber zu
verhalten habe uud wie diese Unruhe gestillt werden könne, mit, und erklärt, er habe
sich dazu zwar willig erklärt, aber dabei vorgestellt, dass vor allem auch mit
Schweden darüber zu communicieren und diesem alle billige Satisfaction zu leisten
sein werde, und bittet um Nachricht, was er dem Staat für Hoffnung machen und
Schwedens halber versprechen könne und wie der König dieses Werk consideriere.
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Die holl&Ddischen Antr&ge. 725
Zu Hinlegung der Missverstande zwischen Lünenburg und Schweden
thun wir') alles, was möglich ist, hoffen auch, dass solche nicht weiter
einreissen werden, sonderlich da es mit der Bremischen Sache nun-
mehr zur Richtigkeit gekommen. —
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den KnrfUrsten. D.
Hage 4. Juni st. n. 1667.
[Reise nach Mecheln. Rüstungen in Holland, Verhandlungen mit den braunschwei-
gischen Herzogen wegen weiterer Ueberlassung von Truppen. Anfrage wegen der
Zahl der Truppen des Kf. und der braunscbweigischen Herzoge.]
Sie sind mit den Deputierten des Staats endlich in der Hoffeyserschen 4. Juni.
Schuldsache soweit einig geworden, dass sowohl sie als die beiden Pensionarien
von Harlem und Leyden heute nach Mecheln reisen werden. Ueber die fran-
zösischen Fortschritte in den Niederlanden ist man hier sehr bekümmert und
es mag wohl sein, dass die beiden Pensionarien auch deswegen die Reise
nach Brabant unternehmen, um in loco den Zustand des Landes kennen zu ler-
nen. Die Nachrichten Beuningens aus Paris haben Anlass gegeben, nicht
allein die neugeworbene Miliz noch femer in Dienst zu continuieren, sondern auch
in Deliberation zu ziehen, ob man nicht die Lüneburg ischen Truppen weiter
heibehalten und denselben neue subsidia zulegen solle *). Doch hat man zunächst
nur beschlossen, sich zu erkundigen, wie stark dieselben noch sind. Müller')
giebt an, dass sie ohne die Mannschaft der Herzoge von Hannover und Wolffen-
büttel 10000 Mann betragen. Obwohl jetzt, wo die Geldmittel hier so abge-
nommen , wenig Apparenz ist, dass der Staat neue Subsidien geben sollte, wenn
nicht die Susserste Noth ihn dazu drängt, wollen sie doch ein wachendes Auge
darauf halten und zu hindern suchen, dass auf das Haus Braunschweig mehr
Reflexion als auf Kf. genommen werde; dazu müssen sie specifice wissen, was
Kf. für Völker hat oder haben kann, davon sie den Staat auf einen oder andern
Fall versichern könnten, auch wieviel die Lüneburgischen wirklich in Dienst
haben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 5./15.'juni 1667.
[auf die Relation vom 4. Juni. Bestand der Armee des Kf.]
— habt Ihr aus beikommendem Aufsatz zu ersehen, was wir 15. Juni,
ohngefahr an Völkern alsofort ohne unsere ordinari Garnisonen aufbringen
können, wobei Ihr aber zu erwähnen, dass wir im Fall der Noth in gar
Wr. erwidert darauf (d. Stade -r—^r—r--x 1667), er. müsse sich erst in Schweden da-
[6. Juni]
nach erkundigen.
») S. oben S. 148 ff.
») Vgl. Aitzema VI, S. 350, Köcher I, S. 542ff.
') Lorenz Müller, lüneburgischer Gesandter im Haag.
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726 VI. Brandenburg nnd Frankreich. 1666 — 1669.
kurzer Frist, wenn uns nur mit einigen Sabsidien zur Werbung an
Hand gegangen wird, ein corpo von ni/20Mann complet sistiren können^),
gestalt wir dann alle dazu benotigte Generals, Ober und Unter Ofticirer
bereits an der Hand haben und denselben gewisse Wartgelder geben.
So halten wir auch eine complete Feldartillerie mit allen dazu benotigten
Officiren und Bedienten parat, welche alle Stunde marchiren könnte.
Die Lüneburgische Trouppen werden insgemein auf m/9 Mann geschätzet,
jedoch wollen wir uns was eigentlicher darnach erkundigen. —
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. Cöln
15./25. Juni 1667.
[Die Mänslerschen Werbungen. Wunsch nach Subsidien.]
25. Juni. Wegen der verdächtigen Rüstungen des Bischofs von Munster, von dem
behauptet wird, dass er von Frankreich Geld empfangen und zu dessen Diensten
die Werbungen anstelle, hat er Ledebur zu demselben geschickt Mittheilung
seiner deswegen an K.Mainz, K.Cöln, Pfalz-Neuburg, Paderborn und
an die braunschweigischen Herzoge ergangenen Schreiben^.
28. Juni. PS. Cöln 28. Juni 1667: Auch habt Ihr mit einigen uns woll
affectionirten zu reden und zu überlegen, ob der Staat nicht grosse Ur-
sach hätte, bei der wegen Münster und sonsten aufs neue sich er-
eugnenden Gefahr uns nicht weiniger als das Haus Braunschweig zu
consideriren, dem man bishero so ansehnliche subsidia gegeben und
dep Bericht nach annoch continuire, uns aber liesse man die Last der
Armatur, welche uns in die Länge zu schwer fallen würde, allein aufm
Halse. —
')
„Cavallerie stehet in 8 Compagnien, woraus
Eilsofort Regimenter formiret werden
können.
ist stark anitzo an
Gemeinen:
2000
Infanterie: Von der Leibgarde
600
Goltz
1000
Fargel
900
Aus den Churm. Garnisonen
1000
Aus Minden, Lipstadt und Caikar
600
•
in Preussen Fürst Radziwil
800
Gen. Maj. Schwerin
800
Sa.
5700
Dragoner: ' Derffling
300
Fürst Radziwil
200
Sa.
500
8200
V
f>. oben S. 710.
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Bestand der Armee des Kf. Die Manstersche Gefahr. 727
Blaspeil, Romswinckel und Oopes an den Kurftiröten. D.
Hage 6./16. Juli 1667.
[Gespräch mit de Witt über gegen den Bischof von Munster zu ergreifende Mass-
regeln.]
Da sie fürchten, dass der König von Frankreich sich der Armatur des 16. Juli.
Bischofs von Münster nar zur Ausführung seiner grossen Desseins auf Nieder-
land und das Römische Reich, die zu Cöln zusammen ligierten Kur- und Fürsten
sich derselben gegen die Evangelischen, und der Bischof zu Münster, welcher
die Armee en chef commandieren soll, zur Revanche gegen Kf. und diesen Staat
gebrauchen wollen und es also ein lauter Pfaffenwerk damit sei, so haben sie
mit de Witt darüber gesprochen. Derselbe liess einen grossen Ernst und Eifer
gegen den Bischof verspüren, rieth aber, vorläufig erst im Geheimen mit einigen
Deputierten der Staaten von Holland zu conferieren. Obwohl darauf nicht ge-
nägend instruiert, woUen sie doch, falls die Staaten von Holland sollten alsbald
auseinander gehen wollen, eine solche Gonferenz antreten und erbitten nähere
Ordre. Auf dieser Conferenz würde vornehmlich darüber zu verhandeln sein,
1) ob man Grund genug hat, gegen den Bischof vorzugehen, namentlich ob man
ihn genug überführen kann, den Clevischen Tractaten contraveniert zu haben,
2) ob man nicht dem Bischof sofort, ehe er sich in Postur setzen und sich für die
Rheinische Allianz oder für Frankreich erklären kann, den Schlag geben soll und wie
solches am füglichsten und ohne Gefahr zu thun, 8) durch wen die Execntion
geschehen soll, ob es durch jemand füglicher als durch Kf. geschehen könnte,
4) ob nicht die Gen. Staaten und womöglich auch der Kaiser Kf. requirie-
ren sollen, 5) wurde wegen Zahlung von Susidien zu reden sein, sie haben da-
mit schon unter der Hand einen Anfang gemacht und verspürt, dass, wenn
man nur in den andern Punkten einig würde, dieser Punkt sich auch wohl
finden dürfte, zu Werbegeldem aber sehen sie keine Aussicht und ist auch, da
die Finanzen des Staats sehr erschöpft sind, zu besorgen, dass es an nöthigen
Mitteln zu den Subsidien fehlen dürfte, wie auch den Dänischen und Lüne-
burgischen deshalb noch ein grosses an Subsidien restiert').
') In einem Memorial vom 2./12. Juli weist Blas peil näher nach, man müsse
das unbesonnene und ge^rliche Unternehmen des Bischofs von Münster, der viel-
leicht auch Frankreich nur desabnsieren und die mit französischem Gelde geworbene
Armee zur Ausfuhrung seiner fremden Concepte verwenden wolle, zu vereiteln suchen.
Um dazu rechtmässige Befugnis zu haben und Frankreich nicht öffentlich zu cho-
quieren, müsste man ignorieren, dass diese Werbungen Frankreich irgendwie an-
geben, und sich nur auf die offenkundige Gontravention des Cleveschen Friedens be-
rufen. Kf. müsste den Schlag ausführen, er musste als Garant des Friedens von den
Gen. Staaten debite ersucht werden, mau könnte auch versuchen, durch de Goess den
Kaiser, der sich dadurch den Weg eröffnen könnte, einigen Succurs in die spani-
schen Niederlande zu bringen, zu veranlassen, dem Kf. die Execution aufzutragen
und einige von seinen Völkern dazu zu geben; Kf. müsste von seinen, den lünebur-
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728 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
0. V. Schwerin an den Kurfürsten [s. 1. et d.].
[Bedenken gegen das projectierte Unternehmen gegen den Bischof von Münster.]
Ende Juli. Bei des H. Blasbielen consilio habe ich dieses zu erinnerD, dass
der Zweck zwar gut und löblich, die Mittel aber, weil es fast allein anf
S. Chfl. D. ankommen will, schwer und gefährlich, so lange dieselbe,
auf welche es angesehen, S. Chfl. D. nicht desfals ersuchen, subsidia an-
bieten und was sonsten mehr hiebei von nöthen praestiren, so kann ich
nicht achten, dass S. Chfl. D. sich allein umb anderer Wolfahrt willen
hazardiren und incoromodiren sollen. Nachdem auch der Engeische
Friede geschlossen, werden gar gewiss in Ho Hand t andere consilia an
Hand genommen werden, welches man billig zu erwarten. Bei solchen
vorgeschlagenen Entreprisen gehen viele Difficultäten vor und gelingen
selten, wären wir aber dadurch allein eingestiegen, dürften wir auch
allein in der Suppe sitzen bleiben. Wir haben die französische Macht
in der Nähe und also Ursache behutsamb zu gehen, des Bischofes Macht
kann in 3 Monaten so gross nicht werden, dass S. Chfl. D. nicht alsdann
nebenst den Staden und Braunsweig dieselbe sollte dissipiren können.
Indessen nun kann mit selbigen alles überleget werden, wann ich des
General Goltzen') Relation bekomme, werde ich auch mehr Licht hie-
rin haben.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D.
s'Gravenhage 13./23. Juli 1667.
[Conferenz inbetreff des Unternehmens gegen den Bischof von Münster. Ratb, die
Gelegenheit zu benatzen.]
Sie haben in de Witts Hanse mit diesem and den Syndici von Dordrecht,
Harlem, Amsterdam and Alchmar eine Conferenz gehalten and sind übereinge-
gischen und staatiscben Truppen 10 — 12000>[ann dazu zusammenbringen, dieselben
müssten sich an einem bestimmten Platz im Münsterschen vereinigen, dem Bischof
zunächst alle Gonjunction mit seinen anderen neugeworbenen Truppen und mit Fremden
abschneiden, sich wo möglich seiner Person bemächtigen und ihn so lange anhalten,
bis das Domcapitel und die Stände die zur Beruhigung der Nachbaren nothigen Mass-
regeln getroffen hätten. Die Hauptsache sei, das Unternehmen, bis es zur Ausführung
komme, geheim zu halten. Falls Kf. sich dazu entschliessen sollte, so müssten sofort
die Anstalten dazu getroffen und seine ministri im Haag beauftragt werden, dort im
geheimen daran zu arbeiten. Mit den Lüneburgischen jetzt schon daraus zu com-
municieren, dürfte bedenklich sein, es müsste an sie von dem Staat gebracht werden,
bei diesem aber käme es namentlich auf de Witt an, derselbe hätte sich in Privat-
conferenzen so geäussert, dass seine Gedanken mit diesem Vorschlage übereinzukom-
men schienen. Vgl. Droysen lll, 3 S. 131 f.
») S. oben S. US«.
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Das Unternehmen gegen den Bischof y. Münster. 729
kommen, dass es zum höchsten nöthig wäre, dass der Bischof von Münster
durch die Waffen zur raison gebracht würde, und zwar bald, ehe er sich in
Postur gesetzt, welchenfalls Frankreich, Schweden und andere ihm nicht
sowohl würden helfen können, wenn sie gleich wollten; 2) dass man recht-
mässige Reden und Ursachen dazu genug hätte, 3) dass die Sache, um zu ge-
lingen, wohl secretiert werden müsste, 4) dass die Execution dieser grossen
Sache durch niemand besser als durch Kf. würde verrichtet werden können,
5) dass solchenfalls die Gen. Staaten Kf. durch ein ausführliches Schreiben
dazu ersuchen sollten 6) Kf. sollte zwar soviel von seinem Volk, als er unver-
merkt zusammenbringen könnte, gebrauchen, was er aber sonst an Volk und
anderer Nothdurft nöthig hätte, sollte ihm von den Gen. Staaten geschafft wer-
den, 7) wenn Kf. die Sache anständig wäre und die Gen. Staaten dessen Reso-
lution erfahren hätten, sollte von dem Subsidium deliberiert werden, 8) die
Gen. Staaten sollten Kf. nicht nur garantieren, sondern auch mit denen, welche
ihm dieser Sache wegen die allergeringste Ungelegenheit zufügen würden, so-
gleich in Ruptur treten und dieselben für ihre Feinde halten.
Wir unsres wenigen Orts halten sonsten dafür, dass, wo hierinnen
nicht bald versehen wird, ganz Westphalen und die Evangelische laufen
Gefahr, und glauben gänzlich, dass für Ew. Chf. D. kein gewünschter
Occasion fernere Ehre und Ruhm einzulegen, sich bei aller Welt Credit
zu machen, das Evangelische Wesen zu retten, das grosse Concept von
Frankreich zu brechen, Ihre Westphälische Lande in Sicherheit zu
setzen, Ihro und Ihrem Churf. Hause diesen Staat zu devinciren und
endlich dem ganzen Römischen Reich einen Dienst zu thun^ sich eräugen
kann, als diese itzige Conjunctur Ihro an Hand giebt, und vermeinen,
wann der Friede mit Engelland succediret, welches man inmittelst
sehen wird, dass desto weniger Gefahr dabei sein werde, auch weil dem
Kaiser so hoch hieran gelegen, dass es zum wenigsten dahin zu bringen
sein würde, dass derselbe ein Stück Geld darzu gebe. Dergleichen
möchte man auch bei Don Castel Rodrigo tentiren, obgleich die cassa
daselbst schlecht bestellet ist. —
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D.
Newheussgen 23. Juli/ 2. August 1667').
[auf die Relation vom 13./23. Jali. Kf. kann nicht sofort öffentlich gegen Münster vor-
geheD, doch sind die Unterhandlungen fortzusetzen, vor allem auf Subsidien zu dringen.]
Er muss in dieser Sache mit sorgfältiger Behutsamkeit procedieren und 2. Aug.
befürchtet, man suche ihn mit der Krone Frankreich zu verwirren und den
') Auf Grund eines neuen Gutachtens 0. v. Schwerins (d. Alt Landsberg
22. Juli
1667) und eines solchen [s. d.] v. Somnitzs.
[l. August]
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790 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666^1669.
franzosischen König zn persuadieren, als wenn er demselben seine Freunde und
Alliierte zu debauchieren suche und in Verhinderung seiner Desseins mehr Eifer
als die interessierten Parteien zeige, wie ihm solches schon in Wien') und
anderen Orten imputiert wird und auch Milet') hier darüber Beschwerde ge-
führt hat. Sie sollen also das Werk nicht so sehr ihrerseits treiben, sondern
sich mehr von der anderen Seite suchen lassen, damit, wenn es dem Staate ein
Ernst ist, man Ursache habe, gute und ihm annehmliche Bedingungen einzu-
gehen. Zunächst haben sie zu remonstrieren, dass die Staaten bei dieser Sache
viel mehr interessiert seien als Kf., zum andern muss Kf. noch zur Zeit an-
stehen, ob man gnugsame Ursache habe, den Bischof ex capite fractae pacis
anzugreifen; falls Frankreich hinter dem Handel steckt, so wird der Konig,
wenn man auch den Bischof in Zeiten angreift, sich doch seiner annehmen, nnd
würde derjenige, welcher den Bischof angegriffen, die Ruptur mit Frankreich
oder wenigstens bei dem glücklichen Progress der französischen Waffen allerlei
Widerwärtigkeiten zu befahren haben. Im Reich ist man auch auf solchen Fall
keiner Assistenz versichert, es scheinen vielmehr viele Stände mit Munster
gleichmässige Intention zu haben. Kf. aber muss absonderlich auf das pol-
nische Wesen Acht haben nnd muss darauf sehen, dass seine Kräfte nicht
anderwärts gar zu sehr distraliiert werden.
Er meint daher, dass bei der öffentlichen Ruptur noch erhebliche Bedenken
sind, doch sollen angesichts der jetzigen motus die im Haag angefangenen Con-
sultationen fortgesetzt werden, wobei sie die Nothwendigkeit einer guten Ver-
fassung auf allen Seiten, wie auch einer vertraulichen festen Zusammensetzung
vorzustellen und zu erklären haben, dass Kf. sich mit einigen vornehmen und
wohlintentionierten Reichsgliedern in solch Vernehmen, sich selbst auch in
solche Postur zu setzen gedenke, dass die etwa vorseienden schädlichen consilia
und Desseins leichtlich hintertrieben werden können. Dazu bedarf er aber der
Subsidien, nnd es würde vor allen Dingen nöthig sein darauf zn gedenken, wie
ihm hiermit an die Hand gegangen werde; doch haben sie es so zn menagie-
ren, dass er dadurch nicht sofort zur Ruptur mit Münster verbunden werde.
Wegen der Secretierung wird vor allem im Haag Erinnerung zu thun sein. Was
vom Haupt geredet wird, zielt wohl dahin, dass Kf. selbst dieses Werk führen
solle, da er aber leicht, namentlich durch das polnische Wesen, verhindert
werden könnte, sich derends hin zu begeben, so muss davon geredet werden,
wie es alsdann zu halten. Ein Ersuchungsschreiben vom Staat müsste noth-
weodig ergehen, doch damit Kf. nicht allein in Frankreich in Offens gerathe,
iiiüht nur an ihn, sondern auch an das Haus Braunschweig.
l^ie Subsidien müssten von jetzt an erfolgen, damit Kf. sich in Verfassung
stpllon kann. Wegen der vollkommenen Garantie muss das nöthige festgesetzt
werden. Mittheilung von diesem Werke an den kaiserlichen Hof hält Kf.
vortäuflg nicht für rathsam, Gelder zu erlangen ist von daher wenig, von Cas-
ioi Rudrigo garkeine Aussicht.
1) S. ürk. u. Akt. II, S. 453, oben S. 590.
9) S. Urk. u. Akt. II, S. 458.
1
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Ablehnung sofortigen Vorgehens gegen Monster. 731
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
30. Juli/9. August 1667.
[auf das Rescript vom 13./23. Juli. Absichten der Staaten von Holland, Hochmuth
der dortigen Regenten.]
So viel sie unter der Hand verspüren können, wollen die Staaten von 9. Aug.
Holland nur die Halbscheid der vorigen Subsidien ohne Werbegelder offerieren,
dagegen aber versichert sein, dass des Kf. Armee in des Bischofs Land agiere,
denn dieses solle ihr mouvement zu den Tractaten und Subsidien sein. Diese
Herren, sonderlich de Witt, sind, obwohl der König von Frankreich ihnen
so nahe kommt, ebenso hochmuthig, wiewohl gegen sie jetzt viel freundlicher,
so dass sie sich von allen königlichen und fürstlichen ministris viel mehr suchen
lassen, als dieselben suchen wollen. Danach wird Kf. seine mesures zu nehmen
haben. Wenn sie dieses Werk nicht sollten facilitieren helfen, so möchte man
dasselbe hier leicht stecken lassen und auf andere Mittel und Allianzen reflec-
tieren, wiewohl die recht affectionierten solches ungern sehen würden.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Potstam 11./21. August 1667.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Mittheilung der mit dem Markgrafen von Baden geführten Verhandlungen. Verlangen,
auch von Holland Subsidien zu erhalten. Einzuschlagendes Verfahren gegen Münster.]
— Auch lassen wir euch hiemit gnädigst wissen, dass der Marquis 21. Aug.
de Castel Rodrigo den Marggrafen von Baden') zu uns geschicket
und bei uns sehr inständig umb Assistenz wieder Franckreich ange-
halten. Wir haben nicht unterlassen, demselben weitläuftig zu reprae-
seutiren, in was schlechtem Zustand Ihre Sachen stünden und wie grosse
Ursach wir hätten, behutsamb in diesem Werk zu procediren. Endlich
ist unsere Erklärung dahin gangen, dass wir mit einem corpo von 12
ad m/15 Mann der Chrono Hispanien assistiren wollten^ jedoch mit
diesem austrücklichen Beding, 1) dass eine Alliantz zwischen Hi-
spanien, dem Eayser und uns deswegen aufgerichtet und 2) von
Hispanien ehe und bevor wir das geringste thäten mit Werbegeldern
und Subsidien zum Unterhalt unserer armee an Hand gangen, auch 3)
finito belle uns einige Ergetzlichkeit und Satisfaction gegeben, wie nicht
weiniger 4) bei Holland, Engelland und denen Reichs Chur und
Fürsten, insonderheit beim Färstl. Hause Braunschweig fleissig nego-
tiiret werde, damit solche alle dieses Werk mit embrassiren und zu
Rettung der Hispanischen Provincien concurriren. Endlich und für allen
Dingen- möchten wir von der Chron Schweden versichert sein, dass
1) S. unten.
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732 Vr. Brandenburg and Frankreich. 1666—1669.
wir von derselben (wofern sie ja nicht wieder Franckreich warcklich
agiren wollten) nichts wiedriges zu befahren oder auf allen Fall uns
mit solchen Mitteln und Subsidien an Hand gegangen werden solle, da-
mit wir wieder allen feindlichen Angriflf und Ueberfall uns und unsere
Lande schützen könnten.
Alle diese conditiones und was wir sonsten dabei weitläuftig er-
innert, hat gedachter Marggraff approbiret und dabei nichts irraisonables
und unbilliges befunden, ist auch damit per posta zum Marquis ver-
reiset, damit er sich hierüber weiter instruiren lassen könne, und wird
man hiernegst von fernerer Einrichtung des Werkes zu reden haben.
Inmittelst ist gutgefunden und verabredet worden, dass man die Sache
in höchstem geheim halten und der Marggraff fürgeben soll, dass er
nichts bei uns verrichtet und wir ihn mit keiner cathegorischen Er-
klärung versehen. Wir aber haben über uns genommen, dahin bemühet
zu sein, damit einige andere Chur und Fürsten bonis modis mit zum
Handel gebracht und insonderheit das Haus Braunschweig, welches
bereits gute consilia und Intention desfalls führet, mit engagyret
werden möge. Wegen der Rheinischen Chur und Fürsten vermeint
der Marggraff, dass es Hispanien fürträglich sein möchte, dass selbige
sich nicht ins Werk mischten, wofern sie nur eine perfecte und unpar-
theiische Neutralität halten würden. —
Weil nun zu Befoderunge dieses Werks, uud damit wir desto mehr
Mittel haben mögen, solches wohl auszuführen, gut sein würde, dass
ohne die Subsidien, so wir von Spanien zu gewarten, wir auch etwas
von den Staden erlangten, so werdet Ihr solches nunmehr mit desto
grösserm Fleiss zu beobachten und es auf allen Fall dahin zu bringen
beflissen sein, damit wir uns von dorten auch einiger Subsidien zu er-
freuen haben mögen, gleichwohl auch dahin sehen, dass wir nicht ver-
bunden werden, ehe kegen den Bischoff etwas zu tentiren, bis derselbe
entweder sich feindlich kegen Holland oder Spanien erweisen, oder
man aufs weinigste mehr Ursache zu ihm habe als anjetzo.
Wegen des Bischofs zu Münster ist auch weitläuftig geredet, und
vermeinet der Marggraff, es würden noch Mittel vorhanden sein, den-
selben zu gewinnen, weswegen er sich en passant beim Bischof von
Paderborn angeben und uns von seiner Verrichtung Information geben
wird, auf allen Fall aber wird man Wege und Mittel finden, sich des-
falls dermaleins in Sicherheit zu setzen, wozu denn der Staat aldorton
gern, wie euch wissend, contribuiren wird.
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Die Verabredungen mit dem Markgrafen v. Baden. 733
Endlich hat der Marggraff erinnert, dass man von diesem Werk nichts
mit Stephane de Gamarra^) communiciren möchte, und konnte der
Tractat hiemegst etwan zu Antwerpen unterm Praetext, dass man
wegen des Compromisses in der Schuldsache daselbst zu negotiiren
hätte, ferner fortgesetzt werden, und wenn auch in Holland zwischen
uns und dem Staat einige Tractaten vorgingen, wobei jemands von
Spanischer Seite erfodert wurde, so hättet Ihr solches nur dem Marquis
auf Brüssel zu schreiben, welcher alsdann ins geheim jemand hinschicken
würde. —
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
20. /30. August 1667.
[Verhandlungen mit den staatischen Deputierten.]
Sie haben am 25. mit de Witt and den anderen Deputierten der Gen. Staaten 30. Aug.
eine neue Conferenz gehalten, dort die Bedenken des Kf. gegen ein bewaffnetes
Vorgehen gegen Münster vorgestellt und mitgetheilt, dass derselbe siph in die-
ser bedenklichen Sache nicht entschliessen könnte, bevor er von der Contra-
vention des Bischofs, von der Intention des Kaisers und des Hauses Braun-
schweig und was für Subsidien und Assistenz sowie Garantie die Gen. Staaten
prästieren wollten, versichert wäre. Schliesslich haben sie die zwei Fragen
gestellt, ob nicht die Gen. Staaten für rathsam erachteten, dass Kf., wenn die zu
Co In gemachten Tractaten nach seinem und ihrem Interesse redressiert würden,
sich darein begebe, um desto capabler zu sein, zu der gemeinen Sicherheit zu
contribuieren, und falls nicht, was sie meinten, dass sie beiderseits bei diesen
gefährlichen Conjuncturen thun sollten. Nachdem die Deputierten darauf unter
sich deliberiert hatten, erwiderte de Witt, sie könnten nach wie vor nicht
anders urtheilen, als dass Kf. sowohl als auch den Gen. Staaten zum höchsten
daran gelegen, dass die vorgeschlagene Execution gegen den Bischof aufs
schleunigste fortgesetzt würde, nicht nur darum, damit man nicht abermal von
ihm erst bekriegt, sondern auch, damit gegen Frankreich eine Diversion ge-
macht werde. Dass der Bischof contraveniere, sei notoir aus seiner exorbitanten
Armatur, die er in seinen Antworten an Kf. und die Gen. Staaten selbst zuge-
stehe, auch aus der gegenwärtigen Liga zu Cöln, welche sicherlich Frankreich
zum besten angesehen sei. Auf die beiden Fragen gaben sie diese resolutiones,
dass 1) Kf. in die zu Cöln gemachte Liga nicht eingehen könne, wenn sie
schon die conditiones nach seinem Gutfinden redressieren sollten, schon der
einzige Artikul, der den Pass und Repass allen interdiciere, sei sufficient, um
Frankreich zu den spanischen Niederlanden zu verhelfen, 2) kein besseres £x-
pediens wäre, um diese Liga zu resolvieren, als dass Kf. sich mit den Gen. Staa-
ten verbinde, den Bischof ex capite contraventionis et fractae pacis anzugreifen,
') Spanischer Gesandter im Haag.
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734 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 - 1669.
sie zweifelten nicht, der Kaiser nnd das Haus Lüneburg würden ihnen beiden
in diesem Stück beifallen. Die Gen. Staaten würden dazu ein billigmässig sub-
sidium, gebührende Assistenz und Guarantie nicht verweigern, sie müssten aber
vor allem wissen, was Kf. praetendiere. Sie haben dieses ad referendum ge-
nommen, bei den folgenden Discursen aber nur diese kategorische und beharr-
liche Erklärung erhalten, so lange Kf. sich nicht zu einer wirklichen Action
wider den Bischof oder sonst resolviere, könnten die Gen. Staaten kein subsidium
geben. Sonst haben sie wohl vermerkt, dass, ob man wohl das subsidium nicht
hoher als auf zwei Monate setzen wolle, die Gen. Staaten dennoch wohl etwas
mehr thun würden, wenn sie im übrigen ihre Satisfaction haben könnten.
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. Cöln
27. August/6. September 1667,
[auf die Relation vom 20./30. August. Bedingungen, unter denen er sieb mit den
Staaten zum Vorgehen gegen Munster verbinden will.]
6. Sept. Er ersieht aus allem, dass man ihn gegen ein paar Monat Subsidien in eine
öffentliche Ruptur mit dem Bischof von Münster und conseqnenter in einen
Krieg zu verwickeln und solchergestalt sich an dem Bischof zu rächen suche.
Trotz aller Bedenken dagegen erbietet er sich doch, was der Staat begehrt
unter folgenden Gonditionen zu thun:
1) dass der Bischof einer rechten Contravention wider den Clevischen Trac-
tat zur gnüge überfuhrt werden könne,
2) ihm zur Armatur und Unterhalt einer Armee mit nöthigen Subsidien an
Hand gegangen werde,
3) einige von den Mitgaranten, namentlich der Kaiser, das Dessein appro-
bieren, oder es sich nicht zuwider sein lassen,
4) er von Schweden nichts widriges zu befahren, sondern deshalb ausser
aller Sorge sein könne,
5) man auch des Hauses Braunschweig genugsam versichert sei,
6) endlich ihm eine vollkommene Garantie und Schadloshaltung in optima
forma und auf alle Fälle verspreche.
In das jüngst zu Cöln gemachte foedus einzutreten ist Kf. zwar noch nicht
resolviert, zumal er hofft, seine Sicherheit bei diesen gefährlichen Conjuncturen
durch gute Correspondenz mit dem Staat und sonst zu finden, sollte er aber
einigen Fehler oder Mangel verspüren, so wird ihm nicht verdacht werden
können, wenn er alsdann seine Sicherheit auf alle zulässige Mittel und Wege
sucht und nicht wohl von seinen benachbarten Kur- und Fürsten absetzen, am
wenigsten deren Feindschaft auf sich allein laden will.
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Unterhandlungen mit de Witt. 735
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
7./ 17. September 1667.
[Holländische Anträge inbetreff bewaffneter Vermittlung Zwischen Frankreich und
Spanien und gewaltsamen Vorgehens gegen Münster.]
Sie werden jetzt mehr and mehr von einem und anderen der Gen. Staaten 17. Sept.
sondiert, oh sie von Kf. nicht Ordre erhalten, mit ihnen zu concertieren, wie
die gemeinen Interessen erhalten und die spanischen Niederlande gerettet wer-
den möchten. Gestern Abend spät hat der Pensionarius de "Witt sie deswegen
besucht und ihnen den Vorschlag mitgetheilt, Kf. möchte sich mit den Gen. Staaten
und anderen friedliebenden Potentaten in eine considerable Verfassung setzen
und beide streitenden Kronen zu einem Waffenstillstand von einigen Monaten,
um sich darin mit Recht und Billigkeit zu vergleichen, verobligieren , mit dem
Bedinge, wofern eine oder andere Krone sich dazu nicht einlassen wolle, als-
dann der willigen so lange, bis ein christlicher Frieden gemacht, beizustehen,
er hätte mit einigen der vornehmsten Glieder von Holland insgeheim davon ge-
redet und diese hätten seine Discurse so aufgenommen, dass, wenn Kf. sich
resolvieren möchte, diese Sache auf die erwähnte Weise, etwa so wie früher
gegen den Bischof von Münster, in die Hand zu nehmen und mit einer Ar-
mee von m/12 Mann effectuieren zu helfen, Holland geneigt sein würde, darauf,
einzugehen und das dazu erforderte subsidium herzuschiessen, in Meinung, über
dessen Restitution mit Spanien zu handeln. Sie haben zwar erwidert, nicht
instruiert zu sein, sich auf solche Tractaten einzulassen, aber ihm doch die
considerationes und conditiones, welche in dem Rescript des Kf. vom 6. ent-
halten, so weit sie diensam und applicabel, zu Gemüth geführt, de Witt er-
widerte darauf, dass der Bischof den Clevischen Tractaten notorie contraveniere
und es überflüssig wäre, deswegen besondere verificationes beizubringen, 2) sei
der Staat genugsam versichert, dass der Kaiser, Schweden und das Haus
Braun schweig sich des Bischofs nicht annehmen, sondern vielmehr etliche da-
von Kf. und den Gen. Staaten helfen würden, 3) versprächen die Gen. Staaten dem
Kf. eine vollkommene Garantie, 4) wollten sie ihm mit einem nöthigen subsidio
(wovon sie wissen, dass es nicht mehr als zwei Monate sein wird) an Hand
gehen. Fagel') hat ihnen mitgetheilt, die schwedischen ministri hätten sich
unter der Hand vernehmen lassen, zu Rettung der spanischen Niederlande für
ein billiges subsidium Succurs zu senden. Sie haben alles ad referendum ge-
nommen und bitten um des Kf. ordres; die Gen. Staaten werden unzweifelhaft,
wenn Kf. nicht darauf eingehen sollte, andere Engagements suchen oder anneh-
men, was viele Wohlintentionierte nicht gern sehen würden.
W. W. Blaapeil an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
10./ 20. September 1667.
[Aufforderung seitens Hollands zu Unterhandlungen. Absichten de Witts.]
Nachdem auf seine Veranlassung des Kf. Räthe im Haag mit de Witt und 20. Sept.
1) Gaspar Fagel, Griffier der Gen.Staaten.
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736 VI- Brandeaburg und Frankreich. 1666—1669.
anderen wegen einer Verbindung des Kf. mit den Gen. Staaten behufs Rettung
der spanischen Niederlande geredet, haben jene darüber mit ihnen zu tradieren
verlangt und auch ihn ersucht, daran Theil zu nehmen, er wird daher, obwohl
er noch keine Resolution des Kf. auf seinen Bericht vom 6. September erhalten,
sich heute aufmachen und über Bensberg und Cleve nach dem Haag reisen,
de Witt wünscht die Tractaten so einzurichten, dass dadurch die Allianzen
des Kf. und der Gen. Staaten mit Frankreich nicht gebrochen würden, daher
dieselben zu nehmen 1) auf einen 5 oder 6 monatlichen Waffenstillstand, zu dem
man beide Kronen zu disponieren hätte, damit die vorhabende Mediation desto
besser befordert werden möge, 2) Kf. und die Gen. Staaten sollten eine Armee
an den Grenzen der spanischen Niederlande aufstellen, 3) mit dieser erst, wenn
während des Waffenstillstandes kein Friede zustande gekommen, und zwar gegen
denjenigen, welcher den Frieden auf billige conditiones nicht annehmen werde,
operieren, 4) so lange, bis derselbe sich zu einem solchen Frieden bequemt haben
würde. Wenn Kf. damit einverstanden sein und seine Armee wie im Münsterschen
Kriege auf m/12 Mann nehmen wollte, so stünde in Holland zu versuchen,
dass die Staaten ihm die Werbegelder und auch ebensolche Subsidien wie da-
mals gleichsam als Vorschuss zum besten Spaniens hergeben. Da, wie er hört,
Holland beabsichtigt, solchen Vorschuss aus den spanischen Indien wiederzu-
bekommen, so würde es vermuthlich desto liberaler mit ihnen handeln, während
von Spanien, selbst wenn es Kf. noch so viel Geld zusagt, doch nichts zu
bekommen sein wird, auch K.Sachsen würde vielleicht, wenn derselbe 3000
oder 4000 Mann unter Kf. stellen wollte, zu ebensolchen Subsidien verhelfen
und derselbe desto beständiger bei dieser Partei engagiert werden können.
Der Kurftlrst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. [s. l]
15./ [25.] September 1667.
(Conc. V. Somnitz.)
[Bereitwilligkeit zu einer Verbindung mit Holland.]
25. Sept. Eure unterthänigste Relation vom 7. dieses ist uns woll zukommen
und haben daraus ganz gerne vernommen, dass man daselbst mit uns
sich über diesem Wesen in engere Verständnns einlassen will. Ihr habet
dem Pensionario de Witte, absonderlich auch Fagel und denen woll
aifectionirten anzuzeigen, dass wir dazu auch woll geneigt, nur dass die
Sache 1) in secreto gethan, 2) dazu Vollmachten produciret [werden]
möchten, damit wir euch auch versehen wollen, indessen würde man
gleichwoll wegen eines subsidii, wozu wir sofort zu greifen und das wir
zur Werbung anwenden könnteD, zu reden und sich zu erklären haben.
Wir zweifeln nicht, die HH. Staten werden nicht unterlassen zue De-
fension der Oerter, daran ihnen zumahlen gelegen, dem Könige in
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Unterhandlungen mit den holländischen Deputierten. 737
Spanien einige Völker sab quocanque tltulo zu überlassen, wobei ihr
denn die woll affectionirte woll versichern könnet, dass, wann man uns
wegen des beregten subsidii Versicherung gebe, wir einige unser Truppen
der Endes hinauf wollten marchiren lassen, damit sie auf allen Fallen denen
HH. Staaten im Fall der Noth zur Hand stehen möchten. Im übrigen
wollen wir euch mit ehistem mit vollkommener Instruction und Voll-
macht versehen. —
Blaspeil, Romswinckel nnd Copes an den Kurfürsten. D.
s'Gravenhage 17. /27. September 1667.
[Verabredungen mit den staatiscben Deputierten über das abzuschliessende Bündnis.
Friedensbedin^ungen. Subsidien.]
Da dieser Staat bestandig resolviert bleibt, den französischen Desseins sich 27. Sept.
mit anderen zu widersetzen, zwar wegen ihres Retardierens mit Schweden
und Lüneburg*) darüber in Handlung zu treten einen Anfang gemacht, nichts-
destoweniger aber am liebsten mit Kf. vorher etwas beständiges schliessen
wollte, so haben sie mit de Witt und den anderen Deputierten von Holland
darüber weiter im geheimen conferiert und folgende Ingredientien des abzu-
schliessenden Bündnisses verabredet:
1) dass die Confoederierten sich zunächst bemühen sollen, beide Kronen
gütlich zu vergleichen,
2) dieselben zum alsbaldigen Abschluss eines Waffenstillstandes zu be-
wegen,
3) dass die von ihnen vorzustellenden Friedensbedingungen so beschaffen
sein sollen, dass beide Theile sie ohne Nachtheil ihrer Reputation eingehen
können ,
4) dass sie demnächst auf eine solche Garantie bedacht sein und dieselbe
helfen machen sollen, dass beide Kronen sich inskünftig ruhig und friedlich mit
einander begehen,
5) dass sie während dieser Verhandlungen sich neutral halten,
6) wenn aber eine der Kronen sich unwillig erweisen und solche raison-
nablen articulos einzugehen difficultieren sollte, sie dem willigen Theile so lange
beistehen sollen, bis guter und beständiger Friede wird gemacht sein,
7) dass zu solchem Ende Kf. eine Armee wenigstens von m/12 und die
Staaten von m/18 Mann, davon ein Drittel Reiterei, während dieses Winters
auf den Grenzen der spanischen Niederlande, aber auf ihrem eigenen Boden
in guter Bereitschaft halten und damit, wenn es die Noth erfordern sollte, aber
nur zur Beförderung des Friedens, de concert agieren sollen,
8) durch diese Soldaten soll niemand sonst der geringste Schaden zugefügt
werden,
1) S. Kocher I, S. 544 ff.
Mater, s. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 47
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738 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
9) Sollte es zur Action kommen, so werden sie sich zufSrderst vergleichen,
wie die Kriegsoperationen geschehen sollen, und die consilia dahin richten, da-
mit dennoch der Friede so bald wie möglich befördert werde.
Ein solches foedus, glauben sie, könnte männiglichen vorgezeigt werden,
ohne dass der König von Frankreich befugte Ursache haben würde, sich dar-
über zu beschweren, als wenn der Allianz, in welcher er mit Kf. und auch mit
den Staaten steht, zu nahe getreten würde und die Confoederierten der spani-
schen Partei gar zu sehr zugethan wären.
Sie haben aber noch bisher nichts festgesetzt, sondern haben verabredet
erst, wenn sie des Kf. nähere Ordre empfangen haben werden, wieder zusam-
men zu kommen und einen Schluss zu machen.
Die Deputierten meinen, dass, wenn das foedus zustande kommt ^ es sich
nicht schicken würde, sich in eine Mediation zu engagieren, sondern man es
bei blosser Offerierung der Officien bewenden lassen müsste.
Die Friedensbedingungen haben sie zwar vermeint unter sich festzusetzen,
sie aber bisher noch nicht finden können. Sie wünschen des Kf. Intention dar-
über zu wissen, da sie verspürt, dass man von selten der Staaten der gänz-
lichen Meinung ist, dass es Frankreich gar zu disreputierlich sein würde, da es
so grosse advantage hat, nicht etwas davon zu tragen. Sonst sind sie einig
darüber, dass diese Bedingungen nicht in das foedus gesetzt und vorläufig, bis
ein Waffenstillstand zustande gekommen und mit den Friedenstractaten ein guter
Anfang gemacht sein wird, anderen nicht offenbart werden sollen.
Wegen der Subsidien und Werbegelder, glauben sie, wird das beste sein,
darüber absonderlich mit den Gen. Staaten als auch mit Spanien auf die-
selben conditiones, wie früher gegen den Bischof von Münster, sich zu verglei-
chen, so dass Kf. das volle Werbegeld von m/160 Rthlr. (den Lüneburgischen
sind nur m/112 Rthlr. zugestanden worden) und das ganze subsidium, und zwar
auf 8 Monate (ob vielleicht so viel Zeit, die Gute zu tentieren, nöthig wäre)
und die weiteren Conditionen erhielte. Die holländischen Deputierten finden
solches nicht unbillig und erbieten sich, dem Kf. solches Werbegeld und Subsi-
dium, falls Holland an Spanien einige Millionen vorschiessen sollte, worüber
man jetzt verhandelt'), daraus zu entrichten und bei Spanien gute officia des-
wegen anzuwenden. Sie glauben nicht, dass es von spanischer Seite deswegen
Schwierigkeiten geben wird, da der Markgraf von Baden bereits versprochen,
Kf. damit an Hand zu gehen, sie wollen auch nicht eher, bis es wegen dieser
Werbegelder und Subsidien seine Richtigkeit hat, das foedus abschliessen, auch
versuchen, sich mit dem Markgrafen deswegen in loco tertio zu abbouchieren.
Sie wollen auch versuchen es dahin zu bringen, dass Kf. das, was ihm Spanien
bereits schuldig, erhalte, ferner hören, was Kf., wenn die Sache wohl ausschla-
gen sollte, für eine Ergötzlichkeit zu erwarten, und vorschlagen, dass Spanien
auch K.Sachsen und Hessen-Gasse 1 für drei- oder viertausend Mann Sub-
sidien zahle, welche dem Commando des Kf. mit untergeben würden. Sie haben
') Vgl. Mem. d'Estrades VI, S. 63, Mignet II, S. 490. 496. 501f., Wicque-
fort III, S. 335 ff., 461.
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Unterhandlungen mft den holländischen Deputierten. 739
anch die holländischen Deputierten dazu persaadieren wollen, dass die Gen.-
Staaten dem Kf. auch ihrerseits mit einem suhsidium an Hand gehen sollten,
dieselben erklärten aber dazu ausser Stande zu sein, da sie, wenn es dazu
känie, nicht allein ihre Landmiliz, sondern auch eine mächtige Flotte würden
halten müssen').
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D.
Wollup 22. September/[2. October] 1667.
(Conc. V. Somnitz.)
[Instruktion für die Verhandlungen mit Holland.]
Sie sollen die Verhandlung fortsetzen.
Ihr habt aber dabei zuförderst ia Acht zu nehmen 1) wegen der 2. Oet.
Sabsidien zuer Werbung, dass dieselbe ehist lieber gezahlet würden,
und lassen wir es anfänglich bei der summa, so zur Zeit des Münste-
rischen Wesens verglichen worden, also m/160 Rthlr. bewenden.
2) Das übrige könnte auch nach dem itzterwähnten Tractat einge-
richtet werden, jedoch was die officia anbelanget und Friedenshandelung,
könnte es dahin gerichtet werden, dass die General -Staaten dieselbe mit
auf sich nehmen, auch könnten die Kriegsoperationes für dem Frühlinge
nicht angetreten werden.
3) Weil wir auch mit Spanien in Handelung stehen und darauf
billig ein Absehen haben, allermassen wir von Stadischer Seiten nur die
Hälfte des Unterhalts für die Soldatesque bekommen, so werdet ihr bei
der Stadischen Handelung hierauf dergestalt reflectiren, dass in dem
Tractat mit den HH. Staden nichts komme oder fliesse, so jenem mit
Spanien nachteilig sei oder denselben hebe, 2) dass alles in grosser
geheim gehalten werde, denn sollte auskommen, dass wir mit Holland
etwas geschlossen, würde Spanien die Last auf uns und die Staden
ankommen lassen und sich, so gut es könnte, der Subsidien entbrechen,
und ist 3) demnach mit Holland nicht zu schliessen, bis wir mit
Spanien richtig.
Im übrigen werdet ihr den von ßeverning oder wer nach Enge-
landt gehet ersuchen, dass er mit euch und unserem Cantzler Brandt,
') Die Gesandten melden 20./30. September, sie hätten mit de Witt, welcher
schon mehrmals bei ihnen angefragt, ob sie noch keine Ordre erbalten hätten, ver-
abredet, da es hauptsächlich auf die Subsidien ankomme, nach Brabant zu reisen und
deswegen mit dem Markgrafen Ton Baden zu reden, dann aber ehestens sich hier
wieder einzufinden und, falls sie noch keine Ordre von Kf. vorfinden sollten, gleich-
wohl 8ub spe rati abzuschliessen.
47*
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740 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
welchen wir ehistens dahin za schicken gesonnen, vertraulich correspon-
dire, auch werdet ihr euch erkundigen, was der Staat mit den Braun-
schweigischen handele, wie auch, wohin die Tractaten mit Schweden
angesehen, unser Interesse dabei in Acht nehmen und von allem unter-
thänigste Relation nach und nach abstatten. —
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. Cöln
l./[ll.] October 1667.
(Conc. V. Somnitz.)
[auf die Relationen vom 17./27. und 20./30. September. Nähere Instruktion inbetrelT
der mit Holland und Spanien abzuschliessenden Vertrage.]
11. Oct. Er sendet ihnen eine Vollmacht za den Tractaten mit den Gen. Staaten.
Er hält für nöthig, dass zwei Tractate, davon der eine geheim zu halten
wäre, gemacht wurden. Der Ingress zu der ersten Alliance könnte so einge>
richtet werden, dass, nachdem in dem burgundischen Kreise ein öffentlicher
Krieg entstanden, die Alliierten sich zu Beschötzung ihrer Lande zu verbinden
ööthig erachtet hätten und auch andere Potentaten dazu invitieren wollten.
Darauf wäre zu setzen: 1) man wollte in allen dieses Werk angehenden
Dingen nach gemeinem Rathe verfahren, 2) alle guten officia und möglichen
Mittel anwenden, damit zwischen beiden kriegenden Theilen Frieden gestiftet
werde, 3) dazu womöglich ein armistitium zu Wege bringen, 4) auch darauf
bedacht sein, dass der Tractat unverbrüchlich künftig gehalten werde, 5) in-
dessen, da sie nicht wissen können, wie solche ihre gute Intention ausschlagen
möchte, hätten sie zu ihrer und ihrer Lande Sicherheit sich entschlossen,
ein corpus von m/30 Mann (Kf. m/12 und die Gen. Staaten m/18) innerhalb
8 Monaten zusamenzubringen , welche zum obigen Zweck gebraucht und dazu
an die Oerter geführt werden sollten, wo sie zu Erreichung desselben stehen
müssten, 6) beide Theile wollten dieses foederis halber einander eine sichere
Gewähr sein und die Gen. Staaten, wenn Kf. bei dieser Zeit im Reich oder in
Preussen sollte feindlich angegriffen werden, ihm assistieren.
Diese Punkte könnten in den einen Tractat gebracht — werden.
Denn dass man darin set^ete, man wolle die kriegende Theile zum
armistitio oder gewisse conditiones anzunehmen mit den Waffen bringen,
solches möchte nicht sowoll von dem einen als dem andern kriegenden
Theil wie auch von menniglich nicht woll genommen werden. So wäre
auch unnötig und undienlich ferner in diesem Tractat von der Assistenz«
so einem oder andern Theile zu leisten sein möchte, von Verwehrung
der marches etc. etwas zu gedenken, besondern solches alles und was
zu den Kriegsoperationen gehöret, müsste in die secret Articul gebracht
werden. Und weil dann solche Articul einen. Tractat mit Spanien
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Instruction for die Gesandten. 741
präsuppoDiren, so wurde die Nothurft erfordern, das8 man darüber ent-
weder Goniunctim oder ein jedes Theil a part mit Spanien vorhero
richtig wäre, und hielten wir dafür, weil hierunter die interesses nicht
alle gleich, dass ein jeder Theil für sich tractirete. Der Tractat mit
Spanien würde nun den Kriegsoperationibus zuförderst Maass geben,
also dass man danach die secrete Articul einzurichten hätte.
Weil aber diesen Punct belangend des eines oder anderen Theils
oder auch beider Theile interesse und dero Lande Defension erforderen
könnte, dass, unangesohen man mit Spanien nicht allerdings richtig, das
Werk angetreten werden möchte, so wären auf solchen Fall und in dem
reguard auch die conditiones wegen der Kriegsoperationen zu verabreden
und nach obangeregtem Münsterischen Vergleich einzurichten. Wobei
dann der Punct der Subsidien zuvorderst abzuhandeln.
Es ist den Gen. Staaten nochmals vorzustellen, dass sie bei diesem Werk
weit mehr als Kf. interessiert seien, anch fla>s dieser Krietr. wenn es znr Action
kSme. weit nif'hr an Volk und <ield erfordern wiird(\ als der Mnnsters<hi'. Wenn
♦*> srlion bei *W\\ m VJ iMann Mirbe. >o wiir<le der Lnt<M-lialt ders«'ll»en monat-
lirh m 8<) l*thlr. kosten, es ist al>o \v»Miij:sten> auf den .MiitiHifMselH'n Ku>'< /.n
riehten und dahin zu sehen, dass dif m l^i<J Rthlr. W erb»'gehl»^r ehestniiv^ürh
ausgezahlt werden, die aber doch nicht zur Hälfte, um m V2 Manu zu werben,
reichen können.
Wenn aber über allen angewandten Fleiss nicht zu erhalten, dass
die Staaten de proprio was thäten, so könnten wir doch den Tractat
deswegen nicht fahren lassen.
Der Mediation kann sich Kf., nachdem davon zu Cöln lange verhandelt,
nicht entziehen, sonst würde er bei männiglich gross Nachdenken verursachen
und sich zu zeitig bei Frankreich verdächtig machen, er will hierin aber nach
den Conjuncturen verfahren.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
l./ll. October 1667.
[Verhandlungen mit de Witt, dessen Mittheilungfen über den Stand der X'erhandlungen
mit den Lüneburgern und Schweden. Angebliche französische Anerbietungen an
Uolland.]
Romswinckcl ist in Privatgeschäften auf einige Tage nach Cleve gereist; 11. Oct.
inzwischen sind gestern de Witt und ein anderer der Staatischen Deputierten
bei ihm gewesen und haben ihm angedeutet, dass man begierig wäre, sich mit
Kf. zu vereinigen, um den französischen Desseins und hohen Goncepten zu be-
gegnen, und angefragt, ob sie beauftragt wären, darüber mit ihnen in Verhand-
lung zu treten. Als Bl. erklärte, er möchte zunächst gern wissen, was für
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742 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Werbegelder und Sabsidien der Staat dem Kf. geben wärde, wenn er eine
Armee ins Feld bringen sollte, erklärten jene, nicht der Staat, sondern Spanien
hätte diese Kosten zu tragen, sie hätten dieses auch schon den spanischen
ministris, welche hier gewesen, um eine ansehnliche Summe Geldes za credi-
tieren *), gesagt und ihnen bedeutet, sie würden solche Gelder nur zu Bezahlung
der Subsidien an die schwedischen, k. brandenbnrgischen und lüneburgischen
Truppen, wenn sich diese zur Rettung der spanischen Niederlande gebrauchen
lassen sollten, vorschiessen und, dass sie dazu verwendet würden, selbst mit
zusehen, worauf einer derselben, Baron Bergeyck, nach Brüssel gereist, um
von Castel Rodrigo Resolution zu holen, Bl. hat ihnen aber erklärt, der Staat
müsste dabei auch etwas thun. Auf seine Frage, ob der Staat auch mit
Schweden und den Lüneburgern in Handlung stände, erwiderten jene, man
habe sich bisher nur bemüht'^, die braunschweigischen Truppen an Hand
zu halten, mit dem schwedischen Gesandten Grafen Dohna hätten die Depu-
tierten der Provinzen vor einigen Wochen darüber gesprochen, wie man sich
Frankreich gegenüber zu verhalten habe, da man dann beiderseits dafür gehal-
ten, dass man die französischen Desseins zu behindern hätte, und Graf Dohna
versichert hätte, Schweden wünsche hierüber mit den Staaten zu tractieren.
worauf man beiderseits verabredet, Vollmacht dazu einzuholen, worauf es noch
beruhe.
Beuningen wird morgen hier erwartet. Sowohl d'Estrades als auch
Courtin sollen dem Staat Hoffnung gemacht haben, dass Frankreich ihnen,
wenn sie es mit demselben halten wollten, auch ein mehreres von den spani-
schen Niederlanden, als ihre partage bei dem Tractat von 1635') hätte sein
sollen, zulegen würde, ihnen soU aber darauf geantwortet sein, Frankreich müsste
ihnen etwas von dem Seinigen, als Dünkirchen, Gravelingen und Calais präsen-
tieren, dann möchte damit zu handeln sein.
Inmittels finden sich unter den Staaten verschiedene, welchen der-
gleichen propositiones von Frankreich so übel nicht gefallen, und möcht«
es die Sache wohl etwas verstellen, wenn der von Beuningen einige
Versicherung davon mitbrächte. Ich kann nicht anders verspüren, als
dass der Rath Pensionarius de Witt in dieser Sache aufrichtig und
mit grosser Vorsichtigkeit procediret, und glaube gänzlich, er werde sich
durch gute Worte und grosse Promessen von Frankreich nicht bewegen
noch von dem Weg, darauf er anitzo ist, abführen lassen. —
>) S. oben S. 738.
>) S. Aitzema VI, S. 350f., Köcher I, S. 546 ff.
») S. oben S. 717.
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Unterbandlungen mit den holländischen Deputierten. 743
W. W, Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
5./ 15. October 1667.
[Mit de Witt verabredete Vertragsprojecte.]
Von Brüssel ist noch niemand hier gewesen, der Markgraf von Baden 15. Oct.
aber hat ihm geschrieben, er wurde bald Castel Rodrigo's Resolution erhalten,
inzwischen mochte er stille stehen und sich hier in weitere Tractaten nicht einlassen.
Auf de Witts Wunsch aber hat er mit diesem und dem auch dazu deputierten
Tengnagel zu Gellickum gestern aufs neue conferiert und sie haben einige
Punkte, darauf die Tractaten zu machen, entworfen'), ein Project, das den
Provinzen, auch anderen, ja Frankreich vorgezeigt werden kann, und ein anderes,
das zu secretieren und hernach durch einen Nebenartikul zu vollziehen. Das
erstere geht dahin, dass man beide Kronen zu einem sechswöchentlichen Waf-
fenstillstand vom 1. November an obligieren und sich inzwischen mit einer
guten Armee versehen, auch bei den Königen suchen soll, in solcher Zeit
sich in der Güte zu vergleichen. Um dem Rom. Reich und auch dem Kf. freie
Hände zu lassen, hat er beifolgende zweiArtikeP) hineingebracht. Die meiste
Bedenklichkeit dabei ist wohl die, dass die Gen. Staaten nicht wohl sehen, wie
man Frankreich ohne höchsten Offens zum Stillstand wird bringen können,
nachdem es nunmehr conditlones zum Frieden vorgeschlagen.
Das andere Project') geht weiter, soll aber secretiert werden. Bl. räth,
davon Schweden und Braun schweig Eröffnung zu machen, da de Witt
ihn ersucht hat, mit deren hiesigen miuistris daraus zu communicieren, und
aach selbst willens ist, dieses zu thun.
•) Vgl. Köcher I, S. 555.
*) Art. 1 : Kf. und die Gen. Staaten werden, um niemand Ombrage zu geben, ihre
Armeen auf ihrem eigenen Gebiet an bequemen, beiderseits concertierten Orten halten
und niemand mit Durchzügen, Einlogierung odör sonst Schaden zufügen.
Art. 2: Es soll hiedurch nicht im geringsten der Punkt derogiert werden, ob die
entstandenen Streitigkeiten über die spanischen Niederlande an das Rom. Reich ver-
wiesen werden sollen, sondern es soll hierin weder dem Kf., noch andern Gliedern
desselben, auch nicht den beiden Kronen irgendwie präjudiciert werden.
') Nach demselben sollen, falls der Frieden innerhalb 6 Monaten nicht erfolgt,
1) die Alliierten die Sache weiter überlegen, sich dahin vergleichen, wie die noch
übrigen Discrepantien am füglichsten zu dirimieren, dann bei beiden Theilen darauf
dringen, dass sie darin condescendieren, so dass demjenigen Theile, der die von ihnen
vorgeschlagenen Bedingungen refüsieren und dabei bestehen sollte, alle weiteren
guten officia und Bezeugungen der Freundschaft entzogen, dem anderen Theil da-
gegen, welcher sie annehmen würde, alle Favor und Assistenz zugebracht werde,
2) der WaflFenstillstand, so lange sich die Alliierten um Herstellung des Friedens be-
mühen, fortdauern und bei dessen Entstehung derjenige von beiden, welcher sich dazu
geneigt erweisen wird, auf die in der Hauptallianz festgesetzte Weise assistiert werden.
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744 VI. BrandeDborg and FrankreielL 1666—1669.
W. W. Blaspeil an den KnrfUreten. D. s Gravenhage
8./18. October 1667.
[Die französischen VergleichsTorschläge, Aufnahme derselben in Holland. Aeossemog
de Witts.]
18. Oct. Die Proposition, welche Beaningen von dem franzosischen Könige mit-
gebracht'), soll lanten. derselbe sei. nm nicht anderen Ursache zur Eifersucht
zu geben, entschlossen, sich mit demjenigen, was er erobert, zu begnägen und
auf das fibrige zu verzichten, oder, wenn wegen der Situation einige Bedenk-
lirhkf'it dabei sein sollte, Aequivalente, nämlich die F ran che Comte oder
das llerzogthum Luxemburg nebst den Städten und Oertern Chambray,
Air, St. Omeer, Charleroy, Winoxbergen, Dornick und einige andere
dafür anzunehmen. Wenn dem Staate dieses annehmlich, möchte er Spanien da-
zu disponieren, solche redliche Offerte anzunehmen, auch zugleich darauf be-
dacht sein, wie es im Falle des Todes des jetzigen Königs von Spanien zu
halten, damit man alsdann keine n^up rnnihe zu befahren haben möge, \n-
zwiM'h^ii ur»l|p rlfT Köriii: l»i.- /.um 1. März 1^>68 <til]<^ ^itz^n und kein** Oi^rtT
iiM'hr nrr\ty\,'rt']t. Ijii ']t'(\rr iirtliejlt ül«fr <li*»^«'H N'oixhlajf narh .vin^ii .\t-
^•••t»'ii iiihI ♦•* i*t 'All \fr\MiUiWru. da«*^ ^'uh ^o > if lf*. an«h au> dem Staat <^\\^<^
find^'M. w<-l<'li'' ntt>MitIirh ^u^finif* r^Mi. tla» es besser x-in würde. .Spanien zu An-
uehmung solcher Bedingungen quovis meliori modo zu obligieren als etwas
vorzunehmen, wodurch dieser Staat mit Frankreich zerfallen könnte.
Jch will ja Dicht hoffen, da^n diejenige, welche die Sachen alhie
vornem blich maniircn und sich äusserlich von den französischen hohen
Desseinen sehr alien erweisen, dergleichen verborgene Gedanken bei sich
haben und solche Scntimenten und Gerüchte nur sollten ausstreuen, zu
tentircn, wo die Gemüther liegen, und, wann sie dieselbe darnach be-
schaffen finden, ihre mesures in favor von Frankreich nehmen wollen.
PS. Do Witt, mit dem er heute über die französischen Vorschläge ge-
sprochen, sagte ihm, wenn man seinem Rath folgen wollte, so wurde man
Frankreich so lange mit guten Worten und generalen Vertröstungen aufhalten
nuissen, bis die vorhabenden Tractaten richtig und sie allerseits imstande wären,
mit Nachdruck zu reden, so lange solches nicht geschehen, hätte man sich zu
Krankreich nicht zu verschen, dass es von seinen praetensionibus desistieren
würde, man hätte sicli einmal mit guten Worten verführen lassen, müsste aber
nicht abcrmal solche Thorheit begehen.
') Vgl. Mignet II, S. 492ff., Mem. d'Estrades VI, S. 46ff., Wicquefort
III, S. 350, Lefevre Pontalis 1, S. 434f.
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Französische Anträge an Holland. Die Subsidienfrage. 745
Blaspeil und Copes an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
12. /22. October 1667.
[Zogerang von spanischer Seite.]
Des Kf. Rescript vom 1. October*) haben sie am 8./18. erhalten, danach 22. Oct.
discrepieren die angefangenen praeparatoria zur Handlung gar wenig von des Kf.
Intention und wird der Tractat leicht auf solchen Fnss, wie Kf. vorgeschrieben,
zu bringen sein. Es haftet aber das ganze Wei:k an der Approbation, welche
die Staaten nun in die dritte Woche auf die geschehene Negociation etlicher
Gelder von Brössei erwarten, und ist sehr fremd, dass, da die Spanier diese
Negociation so eifrig gesucht und die Staaten von Holland sich so wohl
darauf erklärt haben, jetzt Castel Rodrigo so zurückhält und ebenso auch
der Markgraf von Baden sie nichts weiter wissen lässt und man so die köst-
lichste Zeit hinstreichen lässt und nur Frankreich dadurch Anlass giebt, hier
solchen Handlungen entgegen zu arbeiten.
Sie bitten, es bei der in dem von ihnen einnresohirkten Projeot enthaltenen
Festsetzung^, dass die Tnippen /.>\ei MoiiHtc nach Zahhiii;; der W^M-bey^eMer zu-
-iannnenfrebrafht werden sollen, zu hosen, ausser ah<leren «in'indeii desliall».
weil die Opinion. welche man hier von Kf. h«t. dass er in so kurzer Zeit eine
;^ute Armee auf die Beine bringen könne, das xomeiiniste Kundament ist. auf
dem sie hier bauen und wodurch sie hier Kf. die meisten Dienste thun.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. I).
s'Gravenhage 19. /29. October 1667.
[Schwierigkeit inbetreff der Subsidien.]
Sie haben sich auf das äusserste bemüht, bei der jetzigen Versammlung 29. Oct.
der Staaten von Holland wenigstens vorerst die zwei Monate Subsidien zu er-
halten, aber ausser den schon vorher berichteten Schwierigkeiten noch diese
gefunden, dass, wenn man jetzt Kf. ein subsidium würde zukommen lassen,
England und Spanien sich danach richten und bei der Sache wenig thun
würden, man hat daher Bl. beauftragt, dem Markgrafen von Baden alle Hoff-
nung zu benehmen, dass die Staaten das geringste an Subsidien geben würden,
bis man sehe, wo Spanien hin wolle. Dazu fürchtet Holland, dass, wenn es
an Kf. in Respect der jetzigen Conjuncturen solche geben wurde, auch Schwe-
den und Lüneburg, wenn mit ihnen gehandelt wird, ebendasselbe praeten-
dieren würden.
0 S. oben S. 740.
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74Q TI- ßrand^nbarj; and Frankreich. 1666—1669.
Der Knrftiret an Blaspeil. D. Cöln 22. October/[l. November]
1667.
[Französische Eröffnungen. Bedenken gegen dieselben, Vortheile, welche sie darbieten,
Geneigtheit des Rf., darauf einzugeben.]
1. Nov. Der unlängst hieher zurückgekehrte Straetmann und der auch jüngst
aus Polen hier angekommene Giese haben ') ihn im Namen Pfalz-Neuburgs
ersucht, demselben zu gefallen und zu desto besserer Ausführung des bekannten
polnischen Desseins sich gegen den Konig von Frankreich dahin zu er-
klären, 1) dass er die Rheinische Allianz gleich allen anderen Contrahenten
auf 3 Jahre prolongieren, 2) sich bei dem jetzigen Kriege zwischen Frankreich
und Spanien in ebenderselben Weise, wie die am Rhein correspondierenden
Fürsten neulich zu Coln gegen Ganmont erklärt, neutral erklären und halten,
nämlich dem Kaiser und sonst niemand einige Durchzüge, Quartiere oder
Musterungen in seinen Landen gestatten, 3) die Mediation zur Erlangung des
Friedens übernehmen und befordern wolle. Dagegen wolle der König des
Pfalzgrafen Dessein in Polen auf jede Weise, wie dieser und Kf.es w^ünschen
würden, befordern und Kf. daneben ohne sein Zuthun wieder zu Geldern auf
die Weise verhelfen und auch dabei garantieren, wie er es selbst begehren
möchte. Auch der französische Gesandte Milet^) hat Kf. versichert, dass dieses
alles seines Königs Intention und Willen gemäss und dass er Ordre hätte, dar-
über neben den Neuburgischen Deputierten mit Kf. zu tractieren.
Kf. findet allerdings verschiedene obstacula und Ursachen, welche ihn hier-
unter etwas in suspenso halten, 1) betreffend die Rheinische Allianz, dass
er bisher so beständig erklärt, dieselbe nicht prorogieren zu wollen, auch dem
Kaiser dazu einige Hoffnung gemacht, und dass er wahrgenommen, wie diese
Allianz von Frankreich gemissbraucht und extendiert wftre.
2) Betreffend die Neutralität hat Kf. bis dato an den Rheinischen cor-
respondierenden Fürsten desideriert, dass sie dieselbe durch die Verpflichtung,
dem Kaiser oder wer sonst Truppen nach Niederland schicken wollte, transitum
innoxium contra ins gentium et clarissimas imperii constitutiones zu verwehren,
verletzten, er muss auch besorgen, dass dadurch die gute Confidenz, die bisher
der Kaiser, Spanien, Schweden, das Haus Braunschweig und die
Staaten zu ihm getragen, geschwächt, die mit den Staaten und Spanien ge-
führten Tractaten und die von dort zu erwartenden Subsidien retardiert, wo
nicht abgebrochen werden.
Mit der Mediation möchte es wohl so viel Difficultäten nicht geben and
Kf., obwohl die Staaten von ihm begehrt, sich derselben zu begeben, sich dazu
resolvieren, desfalls eine Schickung sowohl nach Brüssel als nach Paris
zu thun.
Trotzdem findet Kf. verschiedene Ursachen, warum er diese Gelegenheit,
•) S. Urk. u. Akt. II, S. 487 f., oben S. 352f., vgl. Droysen III, 3 S. 143.
») S. Urk. u. Akt. II, S.485. 490.
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Die französischen Anträge an Kf. 747
dem Pfalzgrafen nnd dem Konige von Frankreich einige Gef&Uigkeit zu
erweisen, nicht zu verabsäumen hätte:
1) er kann diesen dadurch einen sonderbaren Dienst und Freundschaft er-
weisen,
2) das polnische Werk dadurch befördern, so dass dieses bis nächsten
Ostern in völlige Richtigkeit kommen kann, dabei auch seine Ansprüche auf
Draheim und £lbing geltend machen und mit dem Pfalzgrafen die Sache
wegen Raven stein in einen besseren Stand zu setzen suchen.
Es kann auch nicht schaden, dass durch dieses Mittel des Kf. Alliierte und
Frennde, von denen er keineswegs abzusetzen oder sonst in anderen Dingen
seine consilia zu ändern gemeint ist, etwas mehr excitiert werden, ihn und seine
Freundschaft besser zu considerieren und ihm mit mehrerer Willfährigkeit und
Wirklichkeit als bisher an Hand zu gehen. Am kaiserlichen Hofe, wo man
bisher alles, was er dort hat negotiieren lassen, so schwer gemacht, wird er
jetzt durch v. BlumenthaP) nochmals die polnische Sache urgieren und zu-
gleich vorstellen lassen, wie er sich gegen Frankreich erklären werde, damit
man nicht nnbegrnndete Ombrage von ihm nehme. Bei Hi Spanien hat Kf.
bisher nichts gespart als magnifica verba, in Brüssel geht alles so langsam und
schwer zu und ist auf das, was dort versprochen wird, wenig Staat zu machen.
In Holland zeigt man zwar grosse Begierde, Kf. in die Gefahr zu engagieren,
erklärt sich aber wegen der Mittel und Subsidien so karg und schlecht, dass
man ihm noch keinen Heller zur Ausfährung dieses für sie so wichtigen Werkes
offeriert hat, zu geschweigen, dass noch in allen Provinzen so viele Leute sind,
welche Frankreich nicht offendieren wollen, ja man de Witts selbst hierin
nicht genügend versichert ist. Schweden wird jedenfalls gern sehen, dass
Frankreich sich für Pfalz-Neuburg in der polnischen Sache erkläre, und werden
dadurch gewiss dort die Tractaten mit Pfalz-Neubur^ zum endlichen Schluss
befördert werden.
Kf. könnte auch durch die niederländische Unruhe verhindert werden, in
Polen mit Nachdruck sein Interesse zu respicieren, er ist daher, wiewohl er
noch nichts gewisses determiniert, viel weniger gegen Milet sich erklärt hat,
fast resolviert, hierin dem Pfalzgrafen zu fügen und mit dessen sowie dem fran-
zösischen Gesandten in Handlung zu treten.
Wegen Prorogation der Rheinischen Allianz hat Kf. kein sonderbares Be-
denken, wenn diese nur nicht so weit ausgedehnt wird, was bei Einrichtung
des Tractats erinnert und clausuliert werden kann, und wird er dieses auch
gegen den Kaiser rechtfertigen können. Die Neutralität gedenkt Kf. nur auf
eine gewisse Zeit, bis gegen den nächsten Sommer, zu restringieren, bis wohin
er doch nichts Wirkliches würde anfangen können, durch die Mediation würde
er sich auch keineswegs so binden, dass er nicht nach Ablauf jenes Termins
freie Hand haben sollte zu thun, was die Sicherheit des Reichs und seines
Staats sowie die Gonjuncturen der Zeit und sein Interesse ihm an die Hand
geben wird.
0 S. oben S. 585 ff.
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748 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Das meiste und vornehmste, was Kf. noch zu bedenken hat and ihm vor-
geworfen werden könnte, möchte sein, wenn er von Spanien Sobsidien em-
pfinge. Es würde dem dadurch begegnet werden können, dass dieselben durch
die Staaten gezahlt würden, doch könnte ihm dieses auch sonst ebensowenig
wie K.Cöln und anderen, welche von Frankreich Subsidien empfangen und sich
dadurch doch nicht zur Mediation und Neutralität incapabel gemacht, verdacht
werden, zumal da ihm Spanien noch ansehnliche Summen schuldig ist.
Bl. hat dieses alles vorläufig aufs höchste zu secretieren und bei der
jetzigen Handlung dort gebührend zu menagieren.
Der Kurfürst an die Haagischen Räthe. D. Cöln
23. üctober/[2. November] 1667.
[auf die Relationen vom l./ll., 5./15. und 8./18. October. Die Subsidienfrage, Be-
denken des Kf, Mahnung zu vorsirbtitrem Verhalten.]
2. Not. Vor allein mn>s d»*r pniirtiis sMb>i«lionim zur Ricbtiffkeit »gebracht und (\a-
uobfu s<»tort Anjitalt /.ur /ahluu;: <lrr.«<ell«<'ii g«'trnftVn wrrdeii; >olltou ihm die.**-
iiirht W\ Zf'iren jfe«:fbpii uphIhu. «lami! er uoch ilieseu Winter die \NVrbunu
tortset/.fMi \i\u\ sich in '^'ebührenile Pn.stur stellen kann. s<» kann er künfti^'en
Sommer mit Nachdruck wenig thun. Falls die Staaten die Werbegeider von
der Summe, welche sie dem Könige von Spanien etwa vorstrecken würden,
decourtieren sollten, so würde Kf. von Spanien wenig zu hoffen haben, er hofft
aber, die Staaten werden wohl bedenken, wie viel mehr sie als er bei dieser
Sache interessiert sind; die Ges. sollen dieses alles de Witt und anderen ge-
bührend remonstrieren, etwas an sich halten und nicht allzu grossen Eifer und
Inclination bei der Sache verspüren lassen, dann werden wohl bessere Erklä-
rungen von jenen erfolgen. Das quantum betreffend will Kf. zufrieden sein, dass
dasselbe auf den Fuss des Münsterschen Tractats gerichtet werde, aber unter
der Voraussetzung, dass er von Spanien wenigstens ebensoviel erhält, denn er
kann keinen Reuter unter 60 und keinen Fusssoldaten unter 20 Rthlr. auf den
niederländischen Grenzen montiert und zum Kriegsdienst geschickt stellen, da
die Werbungen hier in diesen weit abgelegenen Landen angestellt werden
müssen, die Sistierung einer Armee von m/12 Mann kommt ihm also auf
m/400 Rthlr. zu stehen, die monatlichen Ausgaben für eine solche aber auf
m 100 Rthlr., welche Gelder er aus seinen hiesigen fast erschöpften Ländern
nicht ziehen kann.
Für die Aufstellung der Armee muss eine solche Frist bedungen werden,
in welcher es Kf. möglich sein wird, dem Versprochenen nachzukommen, er
braucht wenigstens 2 Monate, um die Soldatesque auf die Beine zu bringen,
und wenigstens einen Monat zum Aufbruch und Marsch, die zwei ersten Monate
können auch nicht eher gerechnet werden, bis er die Subsidien wirklich em-
pfangen hat. Die Subsidien müssen wenigstens zur Hälfte in Hamburg oder
in Gold gezahlt w^erden.
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Bedingunc^en des Kf. für den Tractat mit Holland. 749
PS. Betreffend die übersandten projectierten Artikel so findet Kf. die jet-
zigen von den vorigen s. d. 17./27. September übersandten^) ei nigermassen dis-
crepant, auf letztere möchte eher zu handeln und zu schliessen sein, nur dass
die Garantie für Preussen etwas besser und deutlicher ausgedruckt werden
müsste. Jedenfalls haben sie bei diesem ganzen negotio sich wohl in Acht zu
nehmen, dass nicht Kf. durch diese Handlung gefährdet oder solche von de Witt
zu einem ganz anderen Zweck mit ihm vorgenommen werde. Ihm muss dabei
grosses Nachdenken verursachen, 1) dass sie selbst de Witts nicht gnugsam
versichert und über seine Intention in Zweifel sind, 2) dass, wie dieser selbst
zugestanden, viele in den Niederlanden für Annahme der französischen Propo-
sition sind, 3) dass weder England noch Schweden ihre eigentlichen Inten-
tionen kund geben, 4) dass man auch der Inclination im Reich nicht versichert
ist, 5) noch weniger, ob und was der Kaiser bei dieser Sache mit Nachdruck
thun wird, 6) Kf. kann daher, zumal so lange er nicht bei dem Staat und
Spanien einiger Subsidien sicher ist, nicht den anderen weit mehr als er bei
der Sache interessierten Parteien vorgreifen und ihnen die Bahn brechen, auch
consequenter alle Missgunst und Gefahr auf sich laden, 7) zumal gegenüber
der Macht Frankreichs. Sie sollen daher behutsam in der Sache gehen und
Kf. nicht temere engagieren, zwar die Tractaten fortsetzen und womöglich zum
Schluss bringen, aber dabei seine Sicherheit genügend beobachten und sich
so betragen, dass man ihn mehr suchen als auf seiner Seite das Werk pous-
sieren möge.
Mit den schwedischen und braunschweigischen ministris sowie mit
V. Crockow in Schweden sollen sie wegen dieser Sache vertraulich com-
municieren.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D.
s'Gravenhage 9./ 19. November 1667.
[Verdächtiges Verhalten Hollands. Verabredungen mit Waldeck.]
In ihrer Opinion, dass man dieserseits Frankreich in seinem Vorhaben 19. Nov.
auf die spanischen Niederlande zu favorisieren suche, sind sie dadurch nicht
wenig bestärkt worden, dass de Witt'-^), nachdem er am 6./16. fast drei Stun-
den mit Estrades zusammengewesen, dem spanischen Gesandten erklärt hat,
dieser Staat würde sich bemuhen, den Frieden zwischen beiden Kronen zu be-
fördern, Spanien müsste aber an Frankreich nicht nur die bereits occupierten
Oerter sondern auch noch einige mehr zukommen lassen, oder im Weigerungs-
fall zusehen, dass der Staat, um zum Frieden zu gelangen, Frankreich hiebei
an die Hand ginge. Witt hat zwar den Grafen Waldeck, welcher sich hier
incognito aufhält, persuadieren wollen, dass er es gethan, um die Spanischen
etwas besser aufzumuntern, sie glauben aber nicht, dass dieses der Weg dazu
») S. oben S. 737f.
») S. Estrades' Bericht vom 17. November 1667 (Memoires VI, S. UOff.).
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750 VI. Brandeoburg und Frankreich. 1666 — 1669.
sei, sondern dass die Spanischen dadurch zur Desperation gebracht und bewogen
werden dürften, die Niederlande ganz an Frankreich and £ngland gegen andere
Aeqoiyalente abzutreten. Sollten deswegen zwischen Estrades und Witt, wie
Milet zu verstehen gegeben, absonderliche Handlangen vorgehen, so durfte es
wohl auf die 1635 zwischen Frankreich und diesem Staat berahmte parti^e
abgesehen sein. Bl. hat mit Waldeck, der zu ihm sehr offenherzig war, aus-
führlich darüber geredet, wie das Werk am besten anzugreifen sei, und haben
sie beschlossen darauf zu bestehen: 1) Wenn Kf. und die Herzoge von Lüne-
burg sich der Sache annehmen sollten, so müsste ein jeder nicht weniger als
m/12 Mann zusammenbringen, 2) sie müssten fest zusammenhalten, 3) wenigs-
tens einer von beiden, entweder Spanien oder dieser Staat, müsste ihnen, und
zwar bald, zu jenen Trappen die vollen Werbegelder und hernach die richtigen
monatlichen Subsidien geben, 4) die Friedensbedingungen würden billig mit
dem, welcher Subsidien giebt, zu überlegen sein.
Dieselben an den Kurfürsten. D, s'Gravenhage 12. /22. No-
vember 1667.
[Conferenz mit den schwedischen Gesandten, günstige Aeusserungen derselben.]
22. NoY. Sie haben am 9./19. auch mit den schwedischen ministris^) conferiert
und dabei verspürt, dass Schweden der französischen Partei garnicht zugethan
ist, sondern die Progressen und hohen Desseins Frankreichs fast mehr als je-
mand anders apprehendiert. Die schwedischen ministri haben den mit Walde ck
gemachten Schluss approbiert und darüber sowohl an W ränge 1 als auch nach
Schweden selbst zu berichten versprochen. Sie glauben daher, dass, wenn Kf.
sich mit Schweden und dem braunschweigischen Hause auf die früher
vorgeschlagene Weise zu setzen resol vieren sollte, er unschwer dazu gelangen
würde. Graf Dohna erklärte sich mit Graf Wal deck ganz einverstanden darin,
dass die Rheinische Allianz nicht zu prorogieren sei und dass man vor allem
danach trachten müsse, Frankreich zu bewegen, dass es alles in dem Stande,
wie es vor der Ruptur gewesen, herstellte. Schweden werde seinen Kräften
nach dazu mitwirken, dass gemäss dem Instr. pacis der burgundische Kreis als
Glied des Reiches anerkannt werde. Wenn Frankreich nur das geringste von
seinen jetzigen Conquesten gelassen würde, würde es künftig einen Titul haben,
um auch ebenso den Rest zu praetendieren.
Blaspeil und Romswinckel an den Kurfürsten. D. s'Graven-
hage 19./ 29. November 1667.
[de Witts Vorschlag wegen der Subsidien. Mittbeilungen der WoblaiTectionierten.]
29. Nov. de Witt hat bei den Staaten von Holland daraufgedrungen, dass, weil
Spanien die einmal angebotenen Städte jetzt nicht abtreten wollte, die Staaten
^) Graf Dohna und Fleming.
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Verhandlangen in Holland. 75t
ihnen auch kein Geld vorstrecken, indessen aber, um sich Schwedens, des Kf.
und der Luneburgischen zu yersicfaern, darauf bedacht sein müssten, diese
durch Subsidien zu devincieren und so an der Hand zu halten. Doch wissen
sie nicht, ob es ihm damit ein rechter Ernst ist oder ob er sie nicht unterm
Prätext der Tractaten aufzuhalten sucht. Als sie zuletzt mit de Witt zusammen
waren, war dessen Meinung, dem Ef. nur 2 Monate Subsidien zukommen zu
lassen, soviel aber hoffen sie auch sonst durch die Wohlaffectionierten zu er-
langen. Diese versichern ihnen, so bald Kf. nur sich mit anderen gesetzt und
seine Truppen zusammen habe, werde sich alles wohl schicken und de Witt,
dessen Autorität und Macht man zu beschneiden gedenke, wenig zu sagen
haben, dann werde auch den Spanischen das Nothige zu Zahlung der Subsi-
dien an Kf. und andere auf genügsame Unterpfönder nicht verweigert werden,
Amsterdam würde nimmer die Partei von Frankreich embrassieren und andere
derselben folgen, und die Staaten würden gern sehen, dass alles in den Stand,
wie es vor der Ruptur gewesen, wiederhergestellt werde.
PS. Angabe des Inhalts eines ihnen insgeheim mitgetheilten Projectes
(d. Paris 18, November 1667) eines Tractats zwischen Frankreich und diesem
Staat wegen Herstellung des Friedens^).
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Karfttrsten. D.
s'Gravenhage 9. December st. n. 1667.
[Eröffnungen der Deputierten der Gen. Staaten]
Die Deputierten der Gen. Staaten zu den secreten Sachen sind bei dem schwe- 9. Dec.
dischen Gesandten, bei ihnen und den luneburgischen ministris gewesen,
haben die Verzögerung der mit ihnen wegen Hinlegung des Krieges zwischen
Frankreich und Spanien angefangenen Unterhandlung damit entschuldigt, dass
die Spanischen daran schuldig, indem sie den Staat aufgehalten und endlich
abusiert hätten, dass sie jetzt die Städte und Plätze, welche sie anfänglich für
die von dem Staat ihnen vorzuschiessenden Gelder in Pfandschaft einzuräumen
sich willig erklärt, nicht abtreten, sondern an deren Stelle andere, dem Staat
unannehmliche ünterpfönder vorgeschlagen hätten, der Staat wollte sich daher
mit Spanien nicht weiter einlassen, sondern mit seinen Alliierten auf andere
Mittel, um aus dieser schweren Sache zu kommen, bereden, und die Deputierten
haben sie darauf gefragt, ob sie ihnen einige andere Expedientien vorschlagen
konnten. Als sie darauf ihr Befremden über dieses Verfahren kund gegeben
*) Der nächsten Relation Tom 6. December liegt der Wortlaut desselben (s. Hem.
d'Rstrades VI, S. 132 ff.) bei. Die Gesandten vermutben, dass de Witt, nachdem
er ihre und anderer, namentlich Schwedens Gesinnung ausgeforscht, aber seine Rech-
nung dabei nicht gefunden, die Verbandlungen mit ihnen hingezogen und inzwischen
den Staat durch allerhand Umwege mit Frankreich engagiert habe, dass es auf die
Theilung der spanischen Niederlande abgesehen sei und dass schon jetzt die Gemüther
in Holland unter der Hand darauf vorbereitet würden.
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752 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
und erklärt haben, ohne Befehl des Kf. nichts Neaes' ins Mittel bringen zu
können, schlugen jene, angeblich aus sich selbst, ohne Ordre dazu za haben,
vor, ob nicht auf dieses fundamentum, dass an Frankreich alles dasjenige,
was es jetzt possidiere, gelassen oder ein Aequivalent dafür gegeben werde,
den Frieden zu machen Kf. und andere Potentaten sich mit diesem Staat ver-
binden mochten. Sie haben es ad referendum angenommen und bitten Kf. um
Ordre, wie sie sich auf diese Proposition erklären und ob und worauf sie ihre
hiesige Negotiation mit dem Staat und anderen ministris eigentlich nehmen und
continuieren sollen.
Romswinckel nnd Copes an deo Kurfürsten. D. Hage
7./ 17. December 1667.
[Mittheilungen eines Wohlaffectionierten aber angebliche Verständigung des Kf. mit
Frankreich und über die holländischen Absichten.]
17. Dec. Ein Freund aus der Holländischen Provinz, dem sie ein Memorial, um Sub-
sidien zu erhalten, communiciert, hat ihnen mitgetheilt, er habe gewisse Nach-
richt, dass Kf. in die französische Partei getreten sei, und auf ihre Remonstra-
tionen erwidert, die Absicht des Staates wäre keineswegs, aparte Tractaten ohne
seine Bundesgenossen, namentlich Schweden, Kf. und das Haus Lüneburg
mit jemand an die Hand zu nehmen, auch bei sich selbst keine Friedensbedia-
gungen festzusetzen, sondern dieselben mit ihren Alliierten gesamter Hand za
concertieren, sie hätten auch ihr Absehen mehr auf diese als auf Frankreich,
dessen Macht, Nachbarschaft und Progressen sie billig suspectieren und sich
dagegen versichern müssten. Man werde suchen, das Werk mit den Alliierten
auf vorigen Fuss zu reassumieren, sich mit denselben in die Waffen zu setzen,
über den Unterhalt der Völker zu accommodieren, unterdessen den Stillstand der
Waffen zu befördern, die Sache so gut man können werde zu accordieren und
gegen den Unwilligen nach Befinden zu verfahren; falls Kf. sich von ihnen
separieren und lieber apart mit Frankreich setzen wollte, so müssten sie es
leiden. Sie haben erwidert, sie könnten sich in diese Rede nicht finden, bitten
Kf. um Ordre, wie sie sich verhalten sollen, wenn solche reproches von anderen
vorkommen und sie mit dem Staat und anderen Alliierten auf die erwähnte
Weise zu tractieren veranlasst werden sollten.
Der Kurfllrst an die Gesandten im Haag. D. Cöln
17./[27.] December 1667.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[auf die Relation vom 7./ 17. December. Rechtfertigung des Vertrages mit Frankreich.]
27. Dec. Durch ihre einander widersprechenden Berichte wird Kf. nicht wenig irre
gemacht'). Zwar sind ihm durch den mit Frankreich gemachten Tractat')
1) Vgl. Urk. u. Akt. XIV, 1 S. 362 und unten das Schreiben 0. v. Schwerins
an Meinders vom 10. Januar 1668.
>) Der Vertrag vom 15. December 1667 (Mignet II, S. 296 ff.}.
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Verhandlungen mit Holland. 753
die Hände nicht gebunden, den Frieden auf billige gute conditiones zu befor-
dern, noch weniger hat er sich mit dem einen oder anderen Theil verbunden,
sich der Sachen mit anzunehmen, er wird sich auch nichts mehr als die Beför-
derung des Friedens angelegen sein lassen, hofft dagegen aber, dass sich der
Staat nicht darüber formalisieren und sein Vertrauen gegen ihn verändern
werde, dass er mit Frankreich über gewisse Dinge, welche dem Staat und
niemand präjudicieren können, sondern aus denen dem publico etwas erspriess-
liches zuwachsen soll, sich verglichen. Sie sollen daher bei Gelegenheit an-
fragen, wie und auf was für Bedingungen man vermeine, dass der Friede befördert
werden könne, Ef. wollte sich mit ihnen zu solchem Zweck conformieren und
sich inzwischen wohl hüten, dass er mit Fug keiner Unbeständigkeit in seinen
consiliis beschuldigt werden könne.
Das Memorial sollen sie nicht übergeben, da doch schwerlich subsidia zu
hoffen und dadurch nur bei anderen Misstrauen würde erweckt werden, wenn
aber der Staat solche Tractaten sollte eingehen wollen, dass Kf. Subsidien zur
Erhaltung der Völker und Beförderung des Friedens erhalten könnte und sich
nicht parteiisch machen dürfte, so sollen sie es nicht ausschlagen, aber nicht
durch memorialia dergleichen suchen.
Blaspeil und Copes an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
7. Januar st. n. 1668.
[Holländisches Friedensproject; Rath, auf Grund desselben sich mit Holland zu einigen.]
Am 4. Januar haben namens der zu den secreten Sachen verordneten Staa- 7. Jan.
tischen Deputierten von Henningen und Unckel beifolgendes Concept^) betref-
fend die Beförderung des Friedens Copes eingehändigt, mit welchem 5 Pro- ,'
vinzen einig wären (Seeland und Utrecht, die bisher noch abweichender Mei-
nung wären, würden sich unzweifelhaft auch dazu bequemen) und welches auch
anderen Alliierten des Staates mitgetheilt sei oder werden würde. C. hat mit
den übrigen ministris des Kf., welche damals abwesend waren, darüber confe-
riert und sie haben ihre Gedanken zur Erläuterung in margine notiert. Sie
meinen, da die Zeit so sehr verläuft, so müsse man nothwendig zur Sache thun,
*) Nach diesem zwischen de Witt, Estrades und Fürstenberg verabredeten
Project (s. Mem. d'Estrades VI, S. 192f., 207 f., 211 ff.) sollte Frankreich das
Versprechen geben, Frieden zu schliessen unter Beibehaltung der jetzt von ihm in
den Niederlanden besetzten Plätze oder eines ihm von Spanien dafür zu gebenden
genügenden Ersatzes, nämlich der Städte und Plätze, mit deren Abtretung sich der
König Beuningen gegenüber erklärt hatte zufrieden sein zu wollen. Die Staaten und
ihre Bundesgenossen sollten dem Könige die Versicherung geben, auch Spanien zur
Annahme dieser Bedingungen bewegen zu wollen, dagegen sollte der König von Frank-
reich in einen Waffenstillstand willigen und versprechen, die Waffen nur, wenn man
nach gemeinsamer Uebereinstimmung es nutfaig finde, zu erheben. Alles dieses sollte
sowohl bei Frankreich, als auch bei Spanien und Castel Rodrigo wohl vor-
bereitet werden.
Mater, t, Gesch. d. G. Kurfürsten. XIX. 48
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754 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
und da Frankreich selbst vorgeschlagen, dass es mit dem, was es in der Cam-
pagne des vorigen Sommers erobert, zufrieden sein will, so müsse man dieses
als Fundament setzen und Kf. nebst anderen Alliierten sich mit diesem Staat.
welcher aller Apparenz nach dazu zu bringen sein oder aber die Maske abza-
thun genöthigt sein wird, vereinbaren, 1) dass sie Spanien durch allerhand
zulängliche Mittel den Frieden solchergestalt einzugehen und hemachmals unver-
brüchlich zu halten bewegen und 2) auch dafür sorgen wollten, dass Frank-
reich es dabei bewenden lasse, welches nicht nur durch einige beide Kronen
astringierenden conditiones sondern auch durch kräftige Garantie versichert
werden könnte. Falls nun Schweden, Dänemark, die Kurfürsten und
die Häuser Braunschweig, Hessen-Cassel und andere hierin mit ein-
stimmen und Deputierte dazu bevollmächtigen wollen, so ist nicht zu zweifeln,
dass das ganze Werk sich wohl schicken und bald auf einen anderen Fnss
kommen wird. Da nach den Versicherungen von K.Mainz, Pfalz-Neuburg
und des Bischofs von Strassburg auch der Kaiser nur einen erträglichen
Frieden verlangt, so wurde auch dieser wohl damit zufrieden sein. Diejenigen^
welche ganz die französische Partei halten, scheinen damit umzugehen, dass die
Zusammenkunft der Mediatoren möglichst lange zurückgehalten werde.
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. Cöln
7. Januar st v. 1668.
[auf die Relation vom 7. Januar. Bereitwilligkeit auf Grund des holländischen Frie-
densprojects an den Unterhandlungen Theil zu nehmen.]
17. Jan. Falls die Mittheilungen Beuningens und Onckels wirklich im Namen
* des Staats gemacht sind, sollen sie erklären, dass Kf. über die friedliebende
Intention desselben sehr erfreut und dazu mitzuwirken bereit sei. Da sie auf
eine Zusammenkunft einiger in dieser Sache Correspondierender und deren Ver-
sehung mit genügender Vollmacht zielen, so schickt Kf. zwei Blanquette zu
solchen Vollmachten für den Cleve- und Märkischen Regierungsrath und Amts-
kammerpräsidenten Johann Arnold Freiherm von Quadt znWickradt, Blas-
piel und Romswinckel, welche sie selbst abfassen sollen. Kf. fürchtet
zwar'), der Kaiser und Spanien werden es übel nehmen, dass man ihnen
so gleichsam conditiones obtrudieren wolle, sie sollen auch versichern, dass es
durchaus nicht des Kf. Intention sei, Spanien Offens zu geben, er hoffe aber,
^) An Wrangel, dem er dieses seinen Ministern im Haag zugestellte Friedens-
projeet mittbeilt, schreibt Kf. (d. Cöln 8./[18.] Januar 1668), er fürchte zwar, dass
Spanien es empfinden werde, wenn man ihm so die Friedensbedingungen aufdringen
wolle, er hoffe aber doch, da nicht abzusehen sei, wie es sonst aus diesem Kriege
gelangen konnte, dass es sich fügen werde. Wrangel erwidert (d. Stade 16./[26.] Ja-
nuar 1668), er glaube, dass diese Bedingungen Spanien sehr hart vorkommen und
dass dasselbe lieber die ganzen Niederlande verlieren als sich zur Dismembrierong
derselben verstehen werde.
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Erbieten des Ef. zur Theilnahme an der Friedensvermittelung. 755
bei der Beschaffenheit der Sachen werde Spanien , wenn nicht jetzt so doch
künftig erkennen, dass die, welche ihm dazu gerathen, es gut gemeint, durch die
vorgeschlagene Garantie auch, zu der Kf. nebst den anderen sich erkläre, ihrem
Zweifel, als wenn sie hinfort keines Friedens gesichert sein könnten, genugsam
abgeholfen werden könnte. Da nach K.Mainzs Mittheilung Spanien Aachen
zu den Tractaten beliebt hat und Gastel Rodrigo dorthin schicken will, so
hofft er, man werde desto eher zu dieser Zusammenkunft gerathen können,
will auch durch seine Gesandten in Frankreich sich darum bemühen*).
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
lL/21. Januar 1668.
[Die geheimeD Unterhandlungen Templers. Mittbeilungen Dobna's. Misstrauen gegen Kf.]
Der etwa vor vier Wochen hier gewesene Sir William Tempel ist') 21. Jan.
Dienstag aus England hier wieder angelangt, hat vorgestern öffentliche Audienz
bei den Gen. Staaten, gestern aber mit einigen Deputierten des Staats eine se-
crete Conferenz gehabt. Es wird alles geheim gehalten, soviel sie unter der Hand
haben penetrieren können, soll er beauftragt sein, mit diesem Staat eine nähere
Defensivallianz und zugleich eine absonderliche Verbindung zu Erreichung eines
beständigen Friedens zwischen beiden streitenden Kronen auf Grund der Alter-
native, jedoch, so viel möglich, Spanien zum besten, einzugehen, und soll es in
der gestrigen Conferenz schon so weit gekommen sein, dass man in kurzem
einen gewissen Schluss erwartet.
Der schwedische Gesandte, Graf Dona, der heute oder morgen zusammen
mit V. Brandt nach England zu reisen gedenkt, hat ihnen gegenüber beim
Abschied contestiert, dass sein König ohne engagement sei und sehr gern bei
diesen gefährlichen Lauften sich mit Kf., dem Hause Braunschweig und anderen
wohlin tentionierten Fürsten des Reiches zu verbinden und darauf einen raison-
nablen Frieden zwischen beiden Kronen zu vermitteln wünsche, doch gab er zu
verstehen, dass man am schwedischen Hofe von des Kf. Absendung nach
Paris und den mit Frankreich aufgerichteten Tractaten ganz ombrageux wäre,
und auch sonst verspüren sie je länger je mehr, dass trotz aller ihrer Remon-
strationen man mit ihnen nicht mehr so vertraulich wie früher umgeht und
ihnen reprochiert, dass Kf. sich mit Frankreich engagiert haben solle. Das
frühere Vertrauen wird auch schwerlich zu restabilieren sein, wenn nicht der
Vertrag mit Frankreich candide communiciert und ebenso, wie von England,
Schweden und anderen geschieht, vorgestellt wird, wie Kf. sich über das Frie-
denswerk mit diesem Staat und anderen zu alliieren oder zu verhalten ge-
sinnt sei.
') S. unten das Rescript des Kf. an v. Pollnitz und Meinders vom 7./17. Ja-
nuar 1668.
2) S. Aitzema VI, S.385ff., Wicquefort III, S.385ff., Mignet II, S. 546 ff.,
Leffevre Pontalis I, S. 447 ff.
48*
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756 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Romswinckel nnd Copes an den Kurfürsten. D. Hage
14. /24. Januar 1668.
[Abschluss der Tripelallianz, Anfrage der holländischen Deputierten wegen des Bei-
trittes des Kf.]
24. Jan. Nachdem die Deputierten dieses Staats, welche mit Tempi e in Conferenz
gewesen, Samstag Rapport gethan, haben die Gen. Staaten ohne Einholung der
Provinzialen Advisen sofort beschlossen, mit demselben eine Defensivallianz und
daneben eine absonderliche Verbündnus zu Erhaltung des Friedens zwischen
beiden streitenden Kronen aufzurichten. Darauf hat Graf Dona auf Ansuchen
sowohl Temple's als auch dieses Staats sich bewegen lassen, seine Reise nach
England einige Tage einzustellen, um nicht allein dem Schluss jenes Tractats
beizuwohnen und mit anzutreten, sondern auch, wie es scheint, um einige aus
dem Bredaischen Tractat herrührende Differenzen ajustieren zu helfen, und hat
Herr v. Gellicum, premier von jenen Deputierten, auch Romswinckel ver-
anlasst, noch einige Tage hier zu bleiben, sagend, man würde ihnen von allem
part geben, auch gerne sehen, dass Kf. mit in diese Verbindung eintrete, was
auch Tempi e ebenso wegen seines Königs ihnen zu verstehen gegeben. Ges-
tern Abend sind v. Gellicum und Onckel zu ihnen gekommen, haben ihnen
angezeigt, dass beide Tractaten ') denselben Tag geschlossen nnd unterschrieben
worden, von denen sie ihnen eine Ahschrift versprochen, und gefragt, ob sie
namens des Kf. dieselben mit eingehen könnten. Sie haben erklärt, des Kf.
Ordre einholen zu wollen, inzwischen wird Romsw. heute nach Mecheln reisen.
So viel sie über den Inhalt der beiden Tractaten haben erfahren können, ist
der erste eine Defensivallianz absque circumscriptione loci, temporis et persona-
rnm, das andere ist eine absonderliche Verbindung, um den Frieden zwischen
beiden Kronen nebst anderen Alliierten, welche sich dazu und in jene Allianz
mit einlassen wollen, zu befördern, und zwar auf das Fundament der bekannten
Alternative, doch unter Prorogation des termini pompositionis bis auf den
letzten Mai.
Der Kurflirst an die Extraordinairdepatirten im Haag. D.
Cöln 21./ [31.] Januar 1668.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[auf die Relation vom 14./24. Januar. Kf. will Mittheilung der Tripelallianz und
nähere Erklärungen abwarten; Eröffnungen, die sie Estrades zu machen haben.]
31. Jan. — Ob') wir auch woll wünschen mögen, dass sie euch etwas eher,
weil man schon längst hierüber in Bngelland gearbeitet, hiervon com-
^) S. die beiden Verträge vom 23. Januar 1GG8 (die sogen. Tripelallianz): Dia-
rium Enrop. XVIII. Append. S. 94ff., Londorp IX, S. 647ff., Wicquefort III,
S. 467 ff., Mignet II, S. 549ff.; vgl. Ranke, Französ. Geschichte III, S. 326f., Eng-
lische Gesch. IV, S. 339ff., Lef^vre Pontalis I, S. 458.
^ Vgl. Droysen III, 3 S. 146.
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Die Tripelallianz. Aufforderung an Ef. zum Beitritt. 757
municiret, auch jetzt voll kommen tliche Nachricht gegeben hätten, so
wollen wir dennoch dessen ohnerachtet die aufgerichteten Bündnusse in
copia erwarten und uns alsdann also erklären, dass Engelland und der
Staht daraus urtheilen werden, dass wir nicht weniger als sie den
Frieden zu befordern wünschen, gestalt dann dasjenige, was wir bisher
mit Franckreich tractiret, zu solchem Zweck zielet, und haben wir
solchen Tractat nach Anleitung desjenigen, was ihr ex ore der Herren
Staaten anhero zu unterschiedenen Malen berichtet, dass dieselbige eben
dergleicllen visees hätten, eingegangen. Wegen Communicirung des be-
sagten Tractats wollen wir edch mit ehistem Ordre schicken, was wir
desfalls an unsere Abgesandte nach Paris geschrieben^) — ist aus dem
Beischluss zu ersehen, und könnet ihr indessen dem Comte d'Estrades
in euerem Namen anzeigen, dass dergleichen Eintretung an uns gesonnen
würde, weil ihr nun wüsstet, was wir vor Tractaten mit Franckreich
aufgerichtet, so wurde hierunter nichts ohne Communicirung mit ihnen
und unsere expresse Ordre geschehen, welche ihr noch nicht haben
könntet, weil das foedus in copia noch nicht communiciret worden.
Ihr hieltet aber davor, dass, weil Franckreich die altemativam beliebet
und also nichts wider dessen Willen hierin geschehen könnte, so würde
es Franckreich dienlicher sein, wenn wir mit eintreten und demselben
zum besten die conditiones mit behandeln hülfen, als wenn wir durch
die Exciusion incapable gemachet würden, Franckreich hierunter nützliche
Dienste zu thun. —
J. Copes an den Kurfürsten. D. Hage 4. Februar/ 25. Ja-
nuar 1668.
[Antrag wegen des Beitrittes des Kf. zur Tripelallianz.]
Vorgestern kam H. Onckel im Auftrage der Gen. Staaten zu ihm mit der 25. Jan.
Aufforderung, Kf. mochte der zwischen dem Staat, England und Schweden ab-
geschlossenen Defensionsligue beitreten, auch den König von Dänemark und
die Herzoge von Lüneburg und Osnabrück hätten sie dazu aufgefordert,
und sie würden auch die am Rhein wohnenden Kur- und Fürsten dazu ein-
laden. Er hat es ad referendum angenommen.
') S. unten das Rescript an y. Polin itz und M ein der s von demselben Datum.
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758 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Der Kurflirst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D. Cöln
11. Februar 1668.
[auf Copes' Relation yom 4. Febr. Kf. will Mittheilung der Tripelallianz und nähere
Erklärungen abwarten, Rechtfertigung seines Verhältnisses zu Frankreich.]
11. Febr. Da ihm weder die Allianz selbst in forma, wie es sich gebührt, communi-
ciert, noch angezeigt worden, ob man ihm zur Unterhaltung seiner Völker Sub-
sidien geben wolle, so will er erst die Communication der Allianz und ein
eclaircissement über andere Dinge mehr erwarten. Sie sollen jedermann ver-
sichern, dass er sich gegen Frankreich zu nichts obligiert, das seinen Alli-
ierten irgend ein Präjudiz oder Jalousie erwecken konnte, noch weniger, dass
er gegen jemand etwas thätliches thun wolle. Sollten von der Regierung der-
gleichen Beschuldigungen geschehen, so haben sie sich darüber in seinem
Namen formaliter zu beschweren.
J. Copes an den Kurfürsten. D. Hage 31./ 21. März 1668.
[Kriegerische Aussichten, Verhandlungen Hollands mit Spanien. Misstrauen gegen Rf.]
31. März. Obwohl *) d'Estrades versichert, dass sein König, wenn die Konigin-Regentin
von Spanien am 15. Mai die von Gastel Rodrigo geschehene Option der
Alternative approbiere und ratificiere, bei seiner Proposition verbleiben, den
Frieden machen und selbst die Franche Oomte restituieren werde, glaubt man
hier doch nicht daran, weil der König keinen Waffenstillstand zugestehen will,
seine Kriegsmacht zusammenbringt, am 15. April ins Feld gehen und am 20.
persönlich im Lager sein will, und man glaubt, die Ruptur der Unterhandlungen
und also ein unvermeidliches Engagement mit England und hiesigem Staate und
zwar für Spanien vor Augen zu sehen, daher man ') über das Oberquartier von
Geldern, Rurmund ausgesondert, und Einräumung aller Forteressen im Land
») Vgl. Mem. d'Estrades VI, S. 362ff., Wicquefort III, S. 398f., Lefevre
Pontalisl, 8.472. Copes schreibt dem Freiherm 7. Schwerin 21./31. März 1668:
„Nunmehr lässt es sich hie, wo Gott es nicht sunderlich vorsehet, zur Ruptur an-
sehen. Der Status setzet sich in Positur, lässt Regimenter nach den Flandrischen
auch Münsterischen und Mastrichtschen Frontieren gehen, formirt auch ein ansebent-
liches corpo zur Gampagne. Die General Staaten gedenken an unsem gnädigsten
Herrn, meine hienebenst gehende Relation zeiget der Republicq Ombrage sonderlich
wegen die Rheinische Allianz. Mit dem König in Schweden wird geschlossen, dass
er solle bringen 12 tausend, wovon Keyser, Spanien, Engelland, General Staaten jeder
den vierten Theil bezahlen wolle, sollen aber anstund müssen agiren des que Targeat
sera conte. Wenn der Churfurst zu Brandenburg also gedächte einzutreten, mochten
mit der Zeit bessere conditiones erfolgen, worzu Schweden, Brandenburg, Lü-
neburg müssten cooperiren. Die Zeit wird hie so kurz und kostbar nunmehr ge-
achtet, dass man schwerlich eine vierzehen Tage für Franckreich secur stehet."
2) S. Mem. d'Estrades VI, S. 360f., Mignet II, S. 620, Wicquefort III,
S. 399.
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Kriegerische Aussichten. Misstrauen gegen Ef. 759
und auf der Maas jetzt absolute handelt und bei der Ratification 4 Millionen
Florinen zu erlegen sich veraccordiert hat, welcher Tractat vorgestern schon
dem Marquis nach Brüssel zugesandt worden ist. Man lässt auch ') 7 — 8 Regi-
menter z. F. nach Bergen op Zoom und ebensoviel nach Zütphen, Wesel und
Mastricht gehen, um allerseits ein wachendes Auge zu haben und auf die erste
Nothwendigkeit mit einem Lager im Feld zu stehen. Die Unterhandlungen')
in England über die schwedischen Subsidien und Schwedens Eintritt in
die Tripelallianz dauern fort und nicht ohne Hoffnung auf guten Erfolg.
Es gehen hie die Gedankeu ebenso uff Ew. Churf. D. , als welche
sie ihren sichersten und negstangelegenen auch in der gemeinen Ruhe
und Unruhe viel interessirten Alliirten und Freund ersehen. Es ist
aber uff gestern in der Staatischen Versamblung Ew. Churf. D. mit
Franckreich geschlossenes Tractat verlesen und wie weit es Ew. Churf. D.
freie Hände lasse, überleget worden, da dann der letzte Artikel der an-
stösslichste geurtheilt, so wegen der Ligue des Rhein meldet und wo-
durch Ew. Churf. D. dieselbe Chur- und Fürsten würden müssen helfen
defendiren, deren man sich alhie in soweit misstrauet, dass ihrer etzliche
schon würklich dem Könige von Franckreich Völker zugeschicket haben
und noch femer, wenn^s zum Brechen käme, assistieren würden. Wegen
der Verweigerung des Passes und Werbung der Miliz vermeinet man,
dass Ew. Churf. D. reservationes sie wohl dispensiren würden.
Der Staat hat nun auch erklärt, seine Confoederierten, Dänemark, Kf.
und die Herzoge von Lüneburg und Osnabrück schriftlich zum Eintritt in
die Tripelallianz zu invitieren *). Beverning ist gestern als Plenipotentiarius
nach Aachen gereist, ebenso Herr v. Bergeyck aus Brüssel und auch H. Col-
bert wird schon hin sein.
Die fernere Werbung der 12 000 Mann ist nun hier auch angeordnet wor-
den, 4600 sollen die Lüneburger*) stellen.
0 Ueber die holländischen Rüstungen s.Aitzema VI, S.569ff.,Mem.d'E8tradeB
VI, S. 267fif., 290, 338ff., Wicquefort III, S.400ff., Lefevre Pontalis I, S. 477f.
>) S. Carlson IV, S. 507, Mem. de Pomponne II, S. 535 ff., Lefevre Pon-
talis I, S. 475f.
^ Das Einladungsschreiben an Kf. (d. Haag 30. März 1668) s. Aitzema VI«
S. 860 (von demselben Datum auch an die braunschweigischen Herzoge, s. Köcher
I, S. 591), eine Antwort des Kf. darauf liegt nicht vx)r.
*) S. Köcher I, S.582f., 588ff.
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760 VI. Brandenburg und Frankreich. J666— 1669.
7. Verhandlungen mit Castel Rodrigo.
Juni 1667 — Februar 1668.
Blaspeil und Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage
14./24. Juni 1667 0-
[Besuch bei Castel Rodrigo; dessen Anträge. Mittheiiungen Marsins.]
24. Juni. Sie sind unter dem Prätext, einen Auftrag des Prinzen von Oranieu
auszufuhren, am 2./12. von Mecheln nach Brüssel gereist, haben anfangs Cas-
tel Rodrigo wegen dessen Krankheit nicht sprechen können und sind wieder
nach Mecheln zurückgereist, infolge einer besonderen Aufforderung desselben aber
ist Blaspeil am 5./15. wieder nach Brüssel gereist und hat bei Castel
Rodrigo Audienz gehabt. Erbat demselben mitgetheilt, Kf. wünsche, dass der
zwischen Frankreich und Spanien ausgebrochene Streit in Zeiten und gründlich
accommodiert werde, sei selbst bereit dazu zu contribuieren und wünsche daher
von der Beschaffenheit der Sachen gründlich informiert zu werden, nämlich 1) ob
und wie weit Frankreich in seinen Prätensionen auf die spanischen Nieder-
lande gegründet, 2) ob und wie weit die Niederlande sich selbst helfen
und retten könnton, 3) was für Hülfe sie von anderen erwarteten, 4) wie sie
mit England und Schweden ständen. Hoffentlich würde jetzt der West-
fälische Kreis zusammenkommen, Kf. bemühe sich auch, das Missverstand nis
zwischen Schweden und Lüneburg beizulegen, habe ihnen auch befohlen,
im Haag mit denen, die auf das gemeine Beste sähen, daraus vertraulich zu
communicieren. Damit im Westfälischen Kreise die Sache desto besser beherzigt
werde, wäre zu wünschen, dass der Kaiser Pfalz-Neuburg zu devincieren
suche und dass auch der geringe Missverstand des Marquis mit demselben ans
dem Wege geräumt werde. Castel Rodrigo antwortete ihm sehr weitläufig,
Hess ihm seine Erklärung auch nachher schriftlich geben. Sein Discours ging
in der Hauptsache dahin, dass diejenigen, welche die Sache zu accommodieren
sich bemühen wollton, wohl einig und in Postur sein müssten, um mit Nach-
druck zu reden und mit der That zu Wege zu bringen, was mit Worten nicht
zu erhalten. Wenn Kf. sein Interesse bei der Sache finden könnte und die
Truppen, welche man zusammenbringen würde, als Oberhaupt commandieren
wollte, so würde der Sache bald Rath sein, es würde dann leicht dahin zu
bringen sein, dass der Kaiser und der König von Spanien dem Kf. ihre
Truppen, welche m./40 Mann ausmachen könnten, untergeben, und wenn er von
seinen eigenen und den Lünebnrgischen Völkern noch einige dabei hätte,
so könnte er alles wieder in eine gute Balance bringen. Vor w^enigen Tagen
wären insgeheim Deputierte aus Frankreich bei ihm gewesen, die gewünscht,
dass ein solches Haupt wie Kf. mit einer Armee erschiene, dann könnte sowohl
den von dem Könige unterdrückten Ständen als auch den Hugenotten geholfen
werden. Der Marquis erklärte zum Schluss, es wäre fast keine Hoffnung, die
') Vgl. Pufendorf X, § 30 (S. 669).
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Blaspeils Verhandiung mit Castel Rodrigo. 761
Sache in der Güte za finden, da dem Könige von Frankreich garnicht za
tränen sei.
Da Castel Rodrigo noch unpässlich war, so hat ihn der Graf v. Marzyn ')
zu Tische gebeten, derselbe gestand, wenn Frankreich nicht gezaudert, sondern
sein Dessein sogleich ausgeführt hätte, so würde es keinen Widerstand sondern
alles verschlagen, perplex und in der grössten Confusion gefunden haben, jetzt
aber hätte es soviel Zeit gelassen, dass man Muth geschöpft und alles so ein-
gerichtet, dass man einen förmlichen Krieg würde zu fähren haben.
Protocollum^) von der mit dem Marggraffen von Baden ge-
haltenen Conferenz. [Potsdam 16. — 19. August 1667.]
Ao. 1667 den 6. August kam der Marggraff von Baden^) nacher 16. Aug.
Potstamb geschickt von Don Castel Rodrigo*). Die Proposition be-
stund hauptsachlich darin, dass S. Ch. D. bei» dem jetzfürgangenen
frantzösischen unvermuthlichen Einfall in die Niederlandische Provincien
der Chron Spanien zu deren Rettung Hülf und Assistenz leisten möchte.
S. Ch. D. Hessen darauf den Freihorrn von Schwerin eilig von Lands-
berg, da er mit den Prinzen war, verschreiben und überlegten die
Sache mit demselben, welcher S. Ch. D. weitleuftig furstellete, dass es 18. Aug.
ein Werk von grosser Importanz — wäre, worin billig S. Ch. D. mit
aller Behutsämbkeit zu procediren hätten, damit Sie nicht mal a propos
und wieder dero Interesse in dieses Unwesen mit impliciret werden
möchten. Dann ob zwar S. Ch. D. so woll als dem ganzen Rom. Reich
und allen benachbarten Potentaten daran zum höchsten gelegen wäre,
dass Frankreich sein Intent nicht crreichete und seine bereits habende
formidable Macht noch mehr vergrössere, so wäre doch bei so gestalten
Sachen Hispanien dem Ansehen nach in schlechter Postur, der Frantzosen
Desseine zu hindern oder zu brechen, zu dem hätten S. Ch. D. woll zu
1) Marsin, s. Mignet II, S. 227f.
^ von Meinders' Hand.
^ Hermann von Baden, jÜDgerer Sohn des Markgrafen Wilhelm, von der ka-
iboliscben Linie Baden-Baden, geb. 12. October 1628, ursprünglich für den geistlichen
Stand bestimmt, seit 1661 in spanischen Diensten, hatte 1663 die Hülfstruppen des
burgundischen Kreises im Türkenkriege befehligt und 1665 5000 Mann österreichische
Truppen nach den Niederlanden geführt (s. Allgem. Deutsche Biographie XII,
S. 121 f.). Vgl. über diese Sendung desselben Pufendorf X, §§30. 32 (S. 669 ff.),
Droysen III, 3 S. 134, ürk. u. Akt. II, S. 466, XIV, 1 S. 319ff.
*) Das Oreditiv desselben für. den Markgrafen ist Brüssel 14. Juli 1667, das Re-
creditiv des Kf. Potsdam 10./[20.] Augnst 1667 ausgestellt.
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762 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
bedenken, wie Sie öfters von dem Allerhöchsten mit Leibes Indisposition
heimbgesucht würden und also dem Werck jedesmal nicht den ge-
bührenden Nachtruck würden geben können. Sollten Sie nun einmal
engagiret sein und Ihro dergleichen Krankheit oder sonst etwas Mensch-
liches zustossen, so würde alsdann Ihr Estat und Posterität in die
höchste Gefahr gerathen können. Er bat ferner S. Ch. D., weil es ihm
öfters so unglücklich bei theils seiner Collegen gangen, dass, wenn er
gethan, was S. Ch. D. befohlen, ob er schon wiederrathen, ihm dennoch
desfalls alles imputiret, ja auch diejenige Dinge, so S. Ch. D. mit
grossem Ruhm- und advantage ausgeführet, dennoch übel ausgelegt
worden, und bat, S. Cb. D. möchten aufs weinigste mehr von dero Rhäten
hiezu gebrauchen, insonderheit diejenige, von welchen er versichert wäre,
dass sie dieses Werck wiederrathen würden, damit S. Ch. D. deren
rationes hören möchten.
S. Ch. D. resolvirten dem allem ohnerachtet endlich, dass er, der
Freiherr von Schwerin, nebst mir, Meinders, mit dem Marggraffen in
Conferenz treten, ihm alle bei der Sache furfallende Difficul täten und
Bedenken umbständlich furstellen, und wie er solche ablehnen und be-
antworten würde, vernehmen sollte, versprachen ihm dabei, dass Sie
ihn gegen alle diejenige, so ihn hierunter blasmiron, schützen wollten. —
Eodem die den 8. August Nachmittags hör. 4 verfügte sich der
Freiherr von Schwerin neben mir zum Marggraffen in sein Gemach
und proponirto demselben anfanglich die grosse Gefahr, worin die His-
panische Niederlanden stunden, weil
1) Hispanien in ganz schlechter oder gar keiner Verfassung be-
griffen^
2) keine oder weinig AUiirte hätte, worauf es sich zu verlassen,
3) mit Portugal in einem beschwerlichen Kriege begriffen wäre, —
4) Der König noch minderjährig, und hätte deswegen ein und
ander desto mehr Bedenken, sich in dieses Werck zu mischen,
5) Ihre Key. M. wären bishero ganz still gesessen und hätte man
noch keine Nachricht, ob und was Sie bei der Sache thun wollten,
6) in Hispanien selbst wären interna dissidia, wie man sagte, und
unter denen ministris differente visees und allerhand Jalousie,
7) die meisten Cbur und Fürsten des Reichs wären gut frantzosisch
oder gegen die frantzosische Parthei doch incliniret.
Hingegen hätte sich Franckreich zu diesem Werck mit Geld,
Volck, Alliantzen und allen dergleichen nötigen requisitis fiirlängst
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Conferexuen mit dem Markgrafen y. Baden. 763
praepariret und thäte fast alles nach Belieben, S. Ch. D. begehrten dem-
nach einige Information von der Sache und ob Ihre Fürstl. Gn. über
diese DifGcultäten ihre einig esclaircissement geben könnten, item wie
lang man die Hispanische Provincien noch ohne alle frembde Hülfe zu
mainteniren getraute, damit das Werck nicht irremediabel werden
möchte?
2. Weil auch S. Ch. D« nicht zweifelten, man würde an anderen
Orten auch negotiiren lassen, als verlangten Sie zu vernehmen, was sie
desfalls für Hoffnung hätten und in specie, ob man nicht mit Engel-
land, Holland und Schweden wegen einiger Assistenz tractirete?
3. S. Gh. D. Hülfe würde bei so gestalten Sachen und so laug das
Werck nicht anderergestalt gefasset, denen Hispanischen Provincien
weinig Nutzen schaffen, ihre aber nur grossen Präjuditz, Schaden und
Jalousie verursachen, deswegen S. Ch. D. sich versehen thäten, dass sie
solche noch zur Zeit nicht begehren würden.
4. Auf allen Fall möchten S. Cf. D. woll gern wissen, was Sie von
Hispanien, imfall Sie sich der Sache annehmen möchten, zu gewarten
hätten, und ob Ihre Fürstl. 6n. deswegen etwas in mandatis?
5. S. Ch. D. hielten auch sehr nötig, den keyserlichen Hof dahin
zu bewegen, dass man daselbst das Werck mit grosserm Eifer und Ernst
embrassirte.
6. Insonderheit aber an Schweden fleissig arbeitete und keine
Mühe noch Kosten sparete, dieselbe Chron zu gewinnen. Sollte mans
dahin nicht bringen können, dass Schweden etwas wieder Franckreich
thäte, so möchte man doch zum weinigsten versichert sein, dass sie
sich neutral und aus der Sache hielten.
7. S. Ch. D. hätten auch nicht unterlassen, sobald dieses Feuer an-
gangen, in Holland fleissig zu negotiiren, woselbst Sie dann auch be-
reits einige Inclination pro Hispanis und dass sie nicht gern die Nieder-
lande unter Franckreich gebracht sehen möchten, verspüret, S. Ch. D.
hielten für sehr nötig, dass man bei ihnen fernem Fleiss thäte und sie
in ein und andern Dingen zu obligiren suchte. —
8. So würde auch des Fürstl. Hauses Braunschweig Affection,
welche man bishero daselbst verspüret, beizubehalten sein und solches
von Hispanien bei diesen Conjuncturen menagiret werden müssen, wie
denn auch S. Ch. D. desfalls bis datg und noch immermehr sich fleissig
bemüheten.
9. S. Ch. D. verlangten zu vernehmen, ob man kein Mittel hätte,
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764 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Chur Meyntz and Ch. Colin auf andere consilia und Wege zu bringen,
sonderlich Chur Meyntz, welcher S. Cf. D. deshalber noch allezeit gute
Hoffnung gemacht.
10. Endlich ward gebeten um fleissige Secretirung des ganzen negotii. —
Des Herrn Marggraffen Fnrstl. 6n. antworteten hierauf, dass die
Gefahr, worin die Hispanische Niederlanden stunden, freilich sehr gross
und dorfften dieselbe, wofern keine Hülfe geschehe, endlich von Franck-
reich subjugiret werden. —
2. Zu Alliantzen hätten sie bis dato nicht gelangen können, es
würde aber anitzo darin fleissig gearbeitet,
3. Der Krieg mit Portugal wäre freilich sehr beschwerlich und er-
forderte grosse Spesen, wenn man offensive gehen wollte, man würde aber
zu deren Ersparung defensive gehen — oder vielleicht gar Friede machen.
4. Des Königs Minderjährigkeit würde nicht verhindern, dass man
derselben ohngeachtet nicht gute consilia und resolutiones führen und
nehmen sollte.
5. Ihre Key. M. hätten anfangs Bedenken gehabt, sich ins Werck zu
mischen, weil sie in keiner Verfassung gestanden, anitzo aber würden .sie
thun, was immer möglich, sonderlich wenn S. Cf. D. sich woll erkläreten.
6. In Hispanien wären zwar keine sonderliche dissidia, sondern nur
einige differonte opiniones gewesen, auf was Weise man das Werck
führen sollte, einige, sonderlich die bloss auf der Reiche Spanien Inter-
esse gesehen, hätten zuträglich erachtet, dass man die Niederlanden,
welche doch der Chron keinen Vortheil brächten, ganz den Frantzosen
zu abandonniren und mit denselben hingegen wegen Portugal und
Rouissillon gute Tractaten zu machen hätte, die andere Parthei aber,
welche auf des Hauses Wohlfarth und das gemeine Interesse ihr Ab-
sehen genommen, hätten das contrarium und dass man die Niederlanden
nach äusserster Müglichkeit zu conserviren geflissen sein müsste, susti-
niret, deren Meinung dann auch praevaliret und desfalls eine beständige
Resolution genommen.
7. Man könnte endlich die Rheinische Chur und Fürsten in
der Neutralität bleiben lassen, und hielten Sie solches fast besser, als
dass sie sich pro Hispanis erkläreten, wofern sie nur auch die Neutra-
lität recht observirteu und dem Reich inmittelst die Decision heimge-
stellet sein Hessen, die keyserliche Trouppen durften eben durch ihre
Lande den Pass nicht nehmen, sie begehrten auch vom Keyser keine
Operation in Braband, woselbsten es ihnen auch an Beiscbaffung der
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Conferenzen mit dem Markgrafen 7. Baden. 765
Unterhaltungsmittel ermaogeln möchte, es könnte aber die keyserliche
armee ohne Beröhrung einigen frembden Landes nacher Burgund mar-
chiren und recta von dannen in Franckreich gehen, auch daselbst eine
notabele Diversion machen. — Man wäre auch am key. Hofe ausser
aller Furcht vor den Türken, welche hingegen von denen weitläuftigen
frautzösischen Desseinen grosse ombrage und Jalousie bezeugten. Wie
dem allen, so wäre ihnen ein prompter Succurs sonderlich gegen das
Vorjahr sehr hoch von uöthen, dann sonsten die Niederlande in grosser
Gefahr stehen würden, bis dato hätten die Franzosen nichts occupiret, so
sie würden mainteniren können, wenn sie, Hispanien, nur eine Armee ins
Feld zu bringen vermöchten, zu dem wärens grosse Städte, welche grosse
und starke Garnisonen erforderten und ihre armee sehr schwächen würden.
2. Es würde fleissig so woll mit Schweden, als Engelland und
Holland tractiret und hofften sie wegen der gleichmässigen Interessen
guten E£fect. Engelland hätte schon 3000 Mann gegeben und wäre
woll intentioniret, wohin denn auf des Königs Begehren der Baron
de risola verreiset'), und hofften sie gute Verrichtung. Von Holland
würden sie nur Hülfe an Geld begehren, weil auf ihre Landmiliz kein
sonderbarer Staat zu machen, zu Wasser aber könnte von ihnen neben
Engelland eine grosse Diversion in Franckreich gemacht werden.
3. S. Ch. D. Hülfe allein würde Hispanien woll nicht retten können,
ihr dessein und Meinung aber wäre, dass sie, der Keyser und S. Ch. D.
ein foedus aufzurichten hätten, dabei dann ein jeder sein bestes thun
wurde, diese oder jene Parthei herbeizubringen. S. Ch. D. hätten ausser
Clef f (an dessen Conservation die Herren Staaten nicht weiniger als S. Ch. D.
Selbsten interessiret wären) nichts von den Frantzosen zu befürchten.
ad 4. Sie hofften, S. Ch. D. würden wegen dero bei der Sache con-
currirenden Interessen sich damit vergnügen, wenn Sie ausser Schaden
blieben. L F. 6n. hielten dabei für raisonnable, dass S. Ch. D. nichts
thun müssten, Sie hätten dann würckliche Mittel von Hispanien dazu
in Händen, welche nach Proportion der Hülfe reguliret werden müssten,
und würde man sich desfalls, wenn quaestio an resolviret, nach Billigkeit
und zu S. Ch. D. Satisfaction erklären. Sie vermeinten sonsten, wenn
S. Ch. D. neben Braunschweig ohngeFähr ein corpus ad m/15 Mann
zusammenbrächten, wobei Hispanien etwan m/5 Mann geben wollte, und
könnte man damit per Limburg nacher Metz wärts agiren, auch auf
allen Fall mit dem keyserl. corpo sich conjungiren, doch würde sich
1) S. Klopp, Der Fall des Hauses Stuart I, S. 182 f.
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766 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
solches alles und wie die operationes fcirzanehmen, hiernegst woll finden
und musste davon a parte geredet und gehandelt werden.
ad 6. Wegen Schweden hielten Ihre F. 6n. für allem Ding billig,
dass S. Ch. D. sich desfalls in vollkommene Sicherheit setzten, welche
sie auch bemühet sein müssten, S. Ch. D. zu verschaffen und es dahin
zu bringen, dass sie Schweden gewinnen könnten, woran sie kein Geld
sparen würden, damit man zum weinigsten sich von ihnen nichts
wiedriges zu befahren. — Auf allen Fall und wenn Schweden nicht voll-
kommen zu gewinnen, so möchte Hispanien oder der Keyser in dieser
Gegend ein solches corpo lassen oder soviel Geldmittel als nötig her-
geben, dass, wofern Schweden sich moviren sollte, S. Ch. D. denselben
solche force entgegensetzen könnten, welche zu Defension dero Landen
zureichend wäre.
ad 7. Holland würde seines eigenen Interesse halber nicht stille
stehen, und würde man denselben auch in allen Dingen nach Müglich-
keit fügen, auch es an fleissiger Handlung nicht mangeln lassen, S. Ch. D.
möchten Ihre gute ofücia auch continuiren.
ad. 8. Das Fürstl. Haus Braunschweig wäre auf gutem Wege
und würde S. Ch. D. nicht aus Händen gehen , wie Ihre F. Gn. dann
auch in der Rückreise Ihr bestes thun würden, und von ihren Gesandten
zu Colin gute consilia gemerket hätten.
ad. 9. Man würde hierin das beste thun, auf allen Fall aber ver-
gnügte sich Hispanien, wenn sie nur, wie vorgedacht, eine rechte voll-
kommene Neutralität hielten.
ad 10. An Secretirung des Werkes wäre Hispanien selbsten am
meisten gelegen, I. Fürst. Gn. würden Ihres Orts alles geheimb halten
und sich keines Dinges merken lassen, sondern sich vielmehr beschweren,
dass S. Ch. D. sich zu nichts cathegorice erklären wollen und alles in
suspenso gelassen.
19. Aug. Veneri.s 9. August hora 9. ante meridiem. Als nun des H.
Oberpräsidenten Exe. von diesem allen S^ Ch. D. unterthänigstes Rapport
gethan, sein dieselbe darauf wieder neben mir, Meinders, zu des H.
Marggraffen Frst. Gn. gangen und deroselben wegen S. Ch. D. nachfolgende
Resolution hinterbracht:
1. Es hätten S. Ch. D. so woll die frantzosische Irruption als die
Gefahr, worin die Niederländische Provincien begriffen, ganz ungern ver-
nommen. So bald Sie auch die geringste Nachricht davon empfangen,
hätten Sie nicht unterlassen absque ulla requisitione an verschiedenen
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Couferenzen mit dem Markgrafen v. Baden. 767
Orten, insonderheit aber in Schweden und Holland, wie auch im
Reich pro Hispanis — aller Müglichkeit nach arbeiten zu lassen, worin
Sie ferner auch continuiren wurden.
2. S. Ch. D. wollten nochmahlen treulich geraten und erinnert
haben, dass man sich auf eine gute Summe Geldes gefasset hielte, denn
sonsten nirgends etwas gutes auszurichten, sonderlich bei Schweden,
wofern es aber an den benotigten Geldmitteln nicht ermangelte, würde
noch was gutes zu thun und zu hoffen sein.
3. S. Ch. D. wollten von nun an mit allem Fleiss und Eifer ihre
consilia dahin richten und insonderheit mit dem Keyser, dann ferner
mit Holland und Braunschweig überlegen, wie die Hispanische
Niederlanden gerettet und denselben Assistenz gegeben werden könnte,
Sie wären schon mit zimblicher Anzahl Volk versehen und könnten
deren bald mehr schaffen, wann es nur an den dazu benotigten Mitteln
nicht ermangelte.
4. Und weil dieses ein Werk von grosser Wichtigkeit und Impor-
tanz wäre, woraus vielleicht ein Krieg von vielen Jahren entstehen
könnte, dazu dann ansehnliche Spesen und Geldmittel erfordert würden^
der Gefahr, worin S. Ch. D. sich dadurch setzten, zu geschweigen, so
hofften S. Ch. D., man würde sich hierin specialiter erklären^ worin so-
woll S. Ch. D. Satisfaction und Ergetzlichkeit post bellum als die sub-
sidia durante hello bestehen sollen?
5. Und müssten endlich S. Ch. D. nochmahlen austrücklich Ihre
reserviren, dass dieses alles unverfänglich und nur auf den Fall ge-
meinet, wenn auch andere neben S. Ch. D. das Werk embrassiren und
S. Ch. D. wegen Schweden vollige Sicherheit haben würden.
Responsio Marchionis:
Ad 1 per curialia. —
ad 2. Auf Geldmittel wollten Sie bedacht sein, und repetirten Ih.
F. Gn. wegen Schweden dasjenige, was bereits vorhin erwähnet.
ad. 3. agendo gratias und wüssten Sie, dass S. Ch. D. bereits in
guter Verfassung stünden, auch solche leicht verstärken könnten. Er
verlangte aber, ob S. Ch. D. sich nicht erklären wollten zum foedere
zwischen dem Eeyser, Hispanien und S. Ch. D., worauf sie dann
ihre meiste Hoffnung setzten.
S. Ch. D. würden alsdann bemühet sein. Braunschweig mit dazu
zu bewegen, jedoch dieses alles sub conditione subsidiorum et securitatis
wegen Schweden.
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768 ^I- Brandenbur^r und Frankreich. 1666 —1669.
ad 4. Ih. F. 6n. wären de subsidiis darante bello iDformiret und
müssten solche billig nach Proportion der Hülfe gegeben, auch alles
anticipando füraus gezablet werden, ehe S. Ch. D. etwas thäten, man
konnte desfalls ein Project aufsetzen und es etwan auf den hollaDdlschen
Fuss nehmen, welche S. Ch. D. auch subsidia bezahlet.
Der Freih. v. Schwerin replicirete, dass man so praecise auf das
hollandische Werk nicht gehen könnte, weil
1) die Hollander als Kaufleute genau handelten, Könige und grosse
Herrn nehmen es aber nicht so genau,
2) unter denen Feinden wäre ein grosser Unterscheid, damahlen
hätte mau mit einem geringen Bischof zu thun gehabt, anitzo aber wäre
es auf einen mächtigen König gemeinet.
3) S. Ch. D. hätten mit dem Staat Alliantzen gehabt und wären
ihnen ex foedere zu assistiren schuldig gewesen, dahero Sie auch nicht
mehr als die Hälfte der Unkosten von ihnen empfangen, welches auf
diesen casum nicht appliciret werden könnte.
Man übergab dabei Ihrer F. 6n. ein Project '), was eine armee von
') „Ohnge^rer Ueberscblag (auch von Mein d er s* Hand), was eine Armee von
m/V2 Mann kosten wird:
Werbegeld :
Auf einen jedweden Reuter, ehe und bevor derselbe zu wurcklichen
Diensten mit gebührlicher Montirung und Gewehr sistiret werden kann,
muss zum weinigsten gerechnet werden 60 R. Macht auf 4000 Reuter 240000 R.
Ein jedweder Musquetirer an Werbegeld und mit Gewehr und Liberey
kostet zum weinigsten 20 R. Macht auf 8000 Gemeine 160000 -
Summa der Werbegelder 400000 R.
Unterhalt :
Monatlich. Der Generalstab 5000 R.
Artillerie 4O00 -
Cavallerie
5 Regiments Stäbe, jeden ad aOO R. . . . 1500
^ 40 Prima Planen a 200 R 8000
4000 Gemeine Reuter a 7 R 28000 -
4000 Gemeine in 5 Regi-
menter, jedes ad 8 Com-
pagnien von 100 Gemei-
nen Einspännern.
Infanterie
8000 Gemeine in 8 Regi-
menter, jedes ad 8 Com-
pagnien von 125 Geraei-
nen.
Ad Cassam zu täglichen Ausgaben, Schickungen, Kundschaften, Munition,
Gewehr, Recruten etc. zum weinigsten 5000 •
Summa des monatlichen Unterhalts 87100 ß.
Macht in einem Jahr 1045200 R."
8 Regiments Stäbe a 250 R 2000 -
64 Oompagnien, jede Primeplan a 150 R. . 9600 -
8000 Gemeine, jeder a 3 R 24000 -
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Gonferenzen mit dem Markgrafen v. Baden. 769
15000 Mann an Werbegeldern und monatlichem Unterhalt ohngefähr
würde zu stehen kommen, so dieselbe an sich nahmen und versprachen,
zu Brüssel es weiter zu überlegen und hiernegst fernere Erklärung dar-
über zu thun. Was die Satisfaction finito hello betrifft, hofften Ih. F. Gn.,
S. Ch. D. würden solche so hoch nicht spannen, weil Sie pro honore et
commodo mit interessiret wären. Vielleicht liefe der Krieg auch so,
dass man ab hoste einige Satisfaction erlangen könnte. Auf allen Fall
aber hätten S. Ch. D. bereits ein ansehnliches an rückständigen Sub-
sidien') zu fordern, solche konnten in eine Sum gebracht, etwas dazu
gesetzet und dafür ein Stück Landes loco hypothecae zur Versicherung
S. Ch. D. eingeräumt werden, wozu man in Hispanien sich ehender ver-
stehen würde als zu einer rechten Alienatipn.
Wobei man es dann für diesesmahl bewenden Hesse, bis Ihre F. Gn.
weitere Instruction über ein und anderes erlanget, zu welchem End Sie
schleunigst nacher Brüssel reisen wollten. S. Ch. D. versicherten endlich
Ih. F. Gn., dass Sie sich zu einer Alliantz zwischen dem Eeyser, Hi-
spanien und Ihr verstehen wollten, wenn nur der punctus subsidiorum
zur Richtigkeit gebracht und wegen Schweden Ihro vollenkommene
Sicherheit auf die vorangeregte Manier gegeben würde. Bei Braun-
schweig wollten Ih. F. Gn. en passant zwar Ihr bestes thun, weil sie
sich aber vermuthlich nicht cathegorice erklären würden, so baten Sie,
dass S. Ch. D. daselbst die Handlung bestermassen befordern und dieses
Haus auf gute consilia zu bringen bemühet sein wollten, welches S. Ch. D.
also zu thun versprochen.
Wegen des Bischofs zu Münster ward gut gefunden, dass man
nochmahlen sein bestes zu thun hätte, umb denselben zu gewinnen, und
wollten Ih. F. Gn. zu solchem End en passant den Bischof zu Paderborn
zusprechen und Ihr bestes desfalls thun. Sollte aber solches fehlen, so
müsste man sehen, wie mans mit demselben zu machen, ob man ihn
etwan beim Kopf nehmen oder ihm sonsten auf die Haut gehen könnte
idque sub auspiciis et auctoritate imperii et imperatoris.
Ihre F. Gn. erinnerten endlich, dass den Räthen im Haag befohlen
werden möchte, wenn etwas in Holland fürginge, solches an Gaste 1
Rodrigo zu communiciren, damit Sie eine Person in secreto verordnen
und alles, was tractiret würde, de concert fürgenommen werden möchte.
Dem Stephane de Gamarra hätten Sie Bedenkens in dieser Sache
völlig zu trauen. Dieses letztern Puncts halber und was sonsten passiret,
>) S. ürk. u. Akt XI, S. 298f.
Mater, s. Geacb. d. 0. Karfürsten. XII. 49
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770 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
ward alsofort an H. BlaspieleD summarie geschrieben, wie das Concept
vom 11./21. Aug. ^) mit mehrem nachweiset.
Der Kurfürst an v. Jena und v. Somnitz. D. Potstam
ll./[21.] August 1667').
[Aufforderung zur Abfassung eines Gutachtens.]
21. Aug. Wir lassen Euch hiemit gn. wissen, dass des H. Marggrafen von
Baden Ld. wegen des Marquis de Castel Rodrigo bei uns gewesen
und bei uns sehr inständig angehalten, wir mügten uns doch des Bur
gundischen Werks für Hispanien mit annehmen und solche Provincien
raainteniren und retten helfen. Wie nun dieses ein ganz wichtiges
Werk ist, worin wir uns nicht gern übereilen, sondern mit aller Behut-
samkeit gehen müssen, dannenhero wir auch gn. gutgefunden, von eini-
gen unsern vertrausten Räthen ihr schriftliches unt. Bedenken zu erfor-
dern, als befehlen wir Euch gn., uns solches auf nachgesetzte puncta
gehorsambst zu eröffnen:
1) wer unter denen beiden Königen die gerechteste Sache habe,
und ob die frantzosische Praetensiones wieder Spanien fundiret
oder nicht?
2) was das ganze Rom. Reich bei dieser Sache für Interesse habe
und was für consilia man desfalls zu Regensburg führen müsse.
3) ob das Reich befugt oder schuldig sei, sich in die Sache zu
mischen und den Burgundischen Greis als ein membrum imperii zu
garantiren?
4) was unserm und unsres Hauses Interesse gemäss sei, und ob
wir bei der Sache stille zu sitzen oder uns derselben anzunehmen
hätten, auch welchergestalt, für wen und wie weit? —
Friedrich von Jena an den Kurfürsten. D. Braunschweig
17./[27.] August 1667^).
[auf das Rescript vom 21. August. Gutachten über die von dem Kf. vorgelegten
Fragen.]
27. Aug. ad 1) Ihm sind die fundamenta, welche Spanien und Frankreich
gegen einander führen, nicht bekannt, er hat auch die von beiden Theilen
») S. oben S. 731 ff.
^ Vgl. Pufendorf X, § 31 (S. 670), Droysen III, 3 S. 134.
^) Ueber Fr. v. Jena's damalige Anwesenheit bei der Zusammenkunft in Braun -
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Gutachten Fr. v. Jena's. 771
herausgegebenen Schriften nicht gelesen, er glaubt aber nicht, dass es darauf
viel ankomme und dass ein tertius allemal darauf zu sehen, welches Theil
Recht oder unrecht, sondern welches seinem Interesse, Sicherheit und Staat am
meisten Schaden, Gefahr und künftigen Präjudiz zuzieben kann oder auch be-
reits zuzieht.
ad 2) Das Reich hat zu seinem grossen Schaden erfahren, wie ihm ein
herrlich Stück nach dem andern entzogen und dadurch ein Nasenband über das
andere angelegt, dasselbe sollte einmal aufwachen und nicht zugeben, dass ein
oder der andere Nachbar gar zu mächtig würde. Wenn man aber in dieser
Sache das wahre Interesse des Reiches sieht, wer nimmt sich dessen an? Ver-
schieden sind die Interessen, keiner will den Anfang machen, in summa auf
das Reich ist wenig Staat zu machen. Die Zerrissenheit desselben hat sich
schon in dem Kriege gegen den Türken gezeigt, mit dem kein Stand Gorre-
spondenz oder einige Räthe pensiones und Geschenke genossen, was wird es für
consüia geben, da vornehme Kur- und Fürsten auf etwas andres ihr Absehen
richten und diejenigen, welche an manchen Höfen die Rathschläge regulieren
sollen, grosse pensiones geniessen und auf grössere Geschenke vertröstet werden?
Wenn auch die Sache auf dem Reichstage zur Umfrage kommen sollte, so wer-
den die meisten dahin votieren, weil die Güte ins Mittel kommen, so müsste
man den Ausgang erwarten, unterdessen wäre kein armistitium und die Gefahr
nähme nicht ab sondern zu. Es würde aber doch nicht schaden, wenn der
Kaiser diese Sache mit allen Umstanden dem Reich recommendierte und
man es zur Umfrage brächte, wenigstens würde man hinter eines und des an-
deren Meinung kommen und vielleicht wenigstens mit einigen etwas gutes für
des Reichs Sicherheit machen können.
ad 3) Wann der Burgundische Kreis ein membrum imperii und gleich
anderen membra des Reichs in Instrumente pacis begriffen, so ist kein Zweifel,
dass er auch des Reichs und anderer Mitpaciscenten Garantie geniessen. soll.
ad 4) Ob Kf. bei der Sache stille sitzen oder die Hand mit anschlagen
soll, darüber kann er nicht urtheilen, ehe er mehrere Information erhalten hat,
denn, obgleich das allgemeine und das eigene Interesse Kf. dazu verbünden, so
könnte er doch nach dem, was bei Punkt 1 erinnert, nicht rathen, sich zu en-
gagieren, ehe er die Mittel und consortes wüsste, und wenn er auch diese
wüsste und dafür hielte, dass dann etwas zu wagen, so würde die Sache doch
so zu mesnagiereh sein, dass das Interesse die vornehmste Ursache in des Kf.
Cabinet wäre und bliebe. Kf. wird sich bei einem Theil müssen necessair machen
und ohne gute und grosse conditiones einzusteigen verweigern. Auch bei der
Mediation wird Kf. Behutsamkeit gebrauchen müssen, denn, wenn er sich des
Werkes mit mehr Nachdruck anzunehmen gedächte, so würde die Mediation
zwar von selbst fallen, gegen Kf. aber ein und andere Imputation verursachen.
schweig s. oben S. 156 ff. Er hatte das Rescript des Kf. erst am 16./[26.] August
erhalten, antwortet darauf in aller Eile.
49*
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772 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
L. Ch. V. Somnitz an den Kurfürsten. D. Berlin 21./ [31.] Augast
1667.
[auf das Rescript vom 21. August. Gutachten über die von dem Ef. vorgelegten
Fragen.]
31. Aug. ad 1) Die französischen Scribenten ') haben in ihren Schriften nur zwei-
erlei hauptsächlich tractiert, 1) was für Recht die Königin anf einige niederländische
Provinzen hätte, 2) ob sie und der König demselben mit Bestände hätten renun-
tiieren können, und, da sie beiderseits eidlich renuntiiert, ob sie solchen Eid zu
halten schuldig? Es kommen aber hierbei sehr viele streitige Punkte ins Mittel,
womit er jedoch Kf. nicht aufhalten will, zumal dieses alles nicht ohne genügende
Information erörtert werden könnte. Das aber hält er für offenbar und zu dieser
Sache für genug, dass die französischen Scribenten nicht behaupten können,
1) dass Könige und hohe Potentaten bei ihren Erbtheilnngen oder Aussteuer
ihrer Princessinnen eben das Recht, so unter Privatleuten gilt, in Acht nehmen
müssen, so dass sie durch pacta davon nicht abschreiten könnten, 2) daher be-
stehen die renunciationes, welche nicht nur Princessinnen sondern auch Brüder
und Vettern auf Lande und Leute thun, auf gutem Grunde, sind auch in und
ausserhalb dem Reiche gebräuchlich und in den Rechten gegründet und werden
3) insonderheit für gültig geachtet, wenn sie mit einem körperlichen Eide be-
stätigt sind. Was modum procedendi des Königs von Frankreich anbetrifft,
so ist offenbar, dass eine Königl. Witwe, ein minderjähriger König, ein naher
Blutsfreund, unschuldige Lande und Leute unverwarneter Sache (welches auch
nach dem Recht der Völker nicht sein soll) überzogen sind.
ad 2) Das Reich sinteresse ist: 1) Dass es mit den jetzt von Frank-
reich überzogenen Landen in dem vorigen Stande bleibe, denn, wenn dieselben
noch zu Frankreich kämen, so würde eine solche Macht allen Nachbaren noch
formidabler sein, als sie schon ist. — 2) Der evangelischen Reichsstande
Interesse ist dahin zu sehen, dass die catholischen Kur- und Fürsten sich nicht
mit Frankreich absonderlich verbinden. 3) Das Interesse besteht darin, dass
diese Unruhe möglichst bald durch gütliche Mittel beigelegt werde und zwar
so, dass das beim 1. Punkt erörterte Interesse erhalten werde. 4) Ist dahin zu
sehen, dass die Reichsstände sich nicht trennen, und wäre demnach den CÖl-
ni sehen Correspondierenden wohl vorzuhalten, was an dieser französischen
entreprise hinge. 5) Absonderlich haben die Stände zu Regensburg zu be-
denken und den Cölni sehen Correspondierenden vorzustellen, wie es wider das
Instr. paeis liefe, dem Reiche schimpflich und den Fürsten in ihren Rechten
nachtheilig sei, dass 'der König in Frankreich und dessen Residenten mit einem
Einfall ins Reich drohen, wenn jemand Spanien zu Hülfe kommen wollte, da
solche Uülfeleistung im Instr. paeis den Reichsfürsten zugelassen und auch sonst
ihren Rechten gemäss ist. 5) Namentlich ist den Co huschen Correspondierenden
vorzuhalten, dass sie wider das Reich und ihre eigene Freiheit handelten, wenn
') Vgl. die im Diar. Euro p. XX, Appeud. II zusammengestellten französischen
uud spanischen Streitschriften.
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Gutachten v. Somnitzs. 773
sie mit Frankreich paciscicren, dass sie ohne Unterschied die Spanien zu Hülfe
gehenden Völker repoussieren wollten. 6) Da das Reich sein Interesse mit hlossen
Consnitationen und Remonstrationen nicht erhalten kann, so ist dahin zu sehen,
dass wo möglich namens aller Stände armiert werde, um das Resultat der Con-
sultationen behaupten und des Reichs Wohlfahrt erhalten zu können.
ad 3) In dem Instr. pacis steht nirgends , dass die Verträge des Reichs
mit Burgundien aufgehoben, oder dass der burgundische Kreis aus der Ga-
rantie sollte ausgeschlossen sein. Als vor diesem im burgundischen Kreise
Krieg gefuhrt wurde, suchte Frankreich Spanien in anderen streitigen Dingen
zur raison zu bringen, es wurden aber nicht die Provinzen gar oder zum grössten
Theil gesucht oder erblich prätendiert wie jetzt, es ist also das, was jetzt vor-
geht, ein ganz anderer Fall, worauf bei dem Friedensschluss nicht gedacht ist,
und würde man sonst nicht darein gewilligt haben. Seiner Meinung nach also
ist dem Reich nicht verboten in einem solchem Falle, wie dem jetzigen, wo
Frankreich die Niederlande erblich prätendiert, sein Interesse mit Rath und
That zu maintenieren.
ad 4) Kf. hat 1) mit dem Reich dasselbe Interesse, dass alles in vorigem
Stande bleibe und möglichst verhindert werde, dass eine auswärtige Macht so
hoch getrieben werde, dass sie des Reichs und des Kf. Freiheit nachtheiiig
sein könne. Daher wird 2) nöthig sein, die Einigkeit der Stände zu befördern
zu suchen, 3) wenn dieses nicht geschehen kann, mit den Wohlgesinnten sich
näher zu verbinden, 4) namentlich mit England, Schweden und Däne-
mark de concert zu agieren, 5) was für eine Verfassung bei solchen consiliis
nöthig sein würde, braucht er nicht zu erinnern. 6) In Polen wurde gut sein
es dahin zu richten, dass gutes Vertrauen allenthalben restabiliert würde und
in der Wahlsache keine ernstliche Aenderung eintrete. 7) Da Kf. von Spanien
und Oesterreich gesucht wird, so hat man sich zu versichern, ob Gastel
Rodrigo und die spanische Regentschaft auch befugt sind, bei des Königs
Älinderjährigkeit etwas beständiges abzuhandeln, und dass die Subsidien wirk-
lich erfolgen, ferner würden alle Compaciscenten sich gegen Kf. zur Indemni-
sation verpflichten müssen und wäre bei Abhandlung der Subsidien auf Suble-
vation der geldarmen Lande des Kf. zu sehen, Kf. dürfte auch weder mit dem
Reich noch anderen zu einer öffentlichen Declaration oder feindlichen Handlung
schreiten, ehe er mit den nöthigen Mitteln versehen ist. Der Zweck alles Für-
nehmens müsste sein, das beim 2. und 4. Punkt angezeigte Interesse zu be-
haupten, so gut die Mittel dazu reichen können.
Die Rechtsgelehrten behaupten zwar, man dürfe nicht aus Furcht, dass ein
Nachbar zu mächtig werden möchte, Jemand bekriegen, in diesem Falle aber
sind wir nicht in terminis simplicis metus, sondern Frankreich hat vieles vor-
genommen, das viel weiter geht, so dass die Zergliederung des Reichs schon
wirklich angefangen hat und das befürchtete Unglück zum Theil schon vor-
handen ist.
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774 VI. Brandeaborg und Frankreich. 1666—1669.
Markgraf Hermann von Baden an den Kurfürsten. D.
Brüssel 22. September 1667 0.
[Anzeige, dass die mit ihm getroffenen Abmachungen gebilligt und de Goess zu wei-
teren Verhandlungen bevollmächtigt ist Sein Besuch bei den Inneburgischen Her-
zogen.]
22. Sept. Ich hätte zwar von Herzen gewünschet und verlanget, dass ohne
Zeit Verlierung, so bald nur alhier angelanget, Ew. 6nd. die mit dieser
ordinari sowohl an sie als H. Baron de Goes einkommende expedi-
tiones') überschicken mögen, so hat es aber ehender theils wegen In-
disposition hiesigen General Gubernatoren, Herrn Marquesen de Castel
Rodrigo, theils auch weil der Feind, so ein Zeithero mit seiner ganzen
Armee hier fast vor den Thoren gestanden, uns so viel Zeit nicht zu-
gelassen. Nun aber werden dieselbe sowohl aus dem an Ew. Gnd. von
wohlbesagtem H. Marquesen abgelassenen Schreiben als erwehendem
H. Baron de Goes, deme dessentwegen ausführlich zugeschrieben und
Commission gegeben worden, ersehen und verspüren können, dass man
diesseits, was mit Ew. Gnd. ich abgeredet und verglichen, nicht allein
approbiere, sondern auch mit allem Eifer und Ernst zu schliessen, zum
Stand und in eine rechte Form und Effect zu bringen verlange. Man
erkennet alhier gar wohl, gleich nicht zweifle am Kay. und Eönigl. Hof
Selbsten darfur gehalten wird, dass man Ew. Gnd. mehr als keinem an-
dern in der Welt obligiert ist, und dass alle gute Freund und Effecten,
so wir, bevorab vom Reich, zu gewarten, von deroselben guten, löbl.,
patriotischen, genereusen Exerapel und consiliis ihren Ursprung nehmen.
Desgleichen werden Ew. 6n. auch gewisslich sehen, dass man syncere
in allem mit deroselben handeln und Mittel suchen werde, damit nicht
allein das allgemeine und unser sondern auch Ihr particular Interesse
dardurch befordert werde.
Der Feind hat seit der Eroberung von Lille und dem Rencontre mit ihrer
Cavailerie') unter Marc in und Ligne nichts weiter tentiert und es scheint, als
ob in diesem Jahre beiderseits nichts weiter gesucht, sondern die Winterquar-
tiere werden bezogen werden. Ihr Verlust in jenem Rencontre ist bei weitem
nicht so gross, wie die Franzosen ihn machen, es ist allein ein grosses üeber-
^) Vgl. Pufendorf X, § 32 S. 672.
^) In einem beiliegenden Schreiben (d. Brüssel 21. September 1667) dankt Cas-
tel Rodrigo dem Kf. für die ihm durch den Markgrafen von Baden gemachten
Mittheilungen und zeigt an, dass er ihm weiteres darüber durch de Goess werde
zukommen lassen.
3) S. Diar. Europ. XVIII, S. 397 f., Mignet II, S. 227 f.
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Bescheid des M&rkgrafen t. Baden. 775
sehen und Fehler von ihren Generalen gewesen, wie viele andere Sachen mehr,
so diese Campagne geschehen, er zweifelt daher nicht, dass man künftig andere
Anstalt und Commando einfahren werde, er freut sich, dass die teutschen und
in specie sein und des Herzogs von Holstein Regiment sich so wacker ge-
halten haben.
P.S. Bei meiner Rückreis bin abgeredetermasseD bei denen Herrn
Hertzogen von Lännenburg, so ungefähr 3 Stund weit von Mägden bürg
auf einem Lusthaas sich divertiret, gewesen, dieselbe in bewusster
Sachen ausführlich informiret und für unsere party wohl disponiret ge-
1^.
Blaspeil und Romswiuckel an den Kurfürsten. D. s'Graven-
hage 8. October st. n. 1667').
[Gespräch mit dem Harkgrafen von Baden.]
Sie sind in Mecheln mit dem Markgrafen von Baden zusammengekommen; 8. Oct.
derselbe theilte ihnen mit, Castel Rodrigo hätte die in Potsdam vorgeschla-
genen Bedingungen gebilligt und vor ungefähr 10 Tagen zwei Couriere an den
Kaiser und an Rf. geschickt, dieselben zu ersuchen, Deputierte zu bestellen,
um die zu Potsdam vorgeschlagenen Tractaten zwischen dem Kaiser, Spanien
und Kf. zu adjustieren, er meinte, vom Kaiser würde wohl Monte cuculi
kommen, um zugleich auch aber die Kriegsoperationen zu deliberieren. Sie haben
darauf bemerkt, zunächst müsste vorher ein sicherer Grund gelegt werden und
vor allem Kf. sich mit den Gen. Staaten setzen, der Markgraf wollte davon
aber nichts hören, verlangte, das Rom. Reich müsste über die Differenzen
zwischen beiden Kronen erkennen, auch Frankreich werde zwar ungern sich
dessen Spruch unterwerfen müssen, der Kaiser werde dann die Execution des-
sen, was vom Reich erkannt worden wäre, dem Kf. auftragen und demselben
die Hand darunter so bieten, dass Kf. das Werk ohne seinen Schaden werde
ausfuhren können, erst mussten aber jene Tractaten eine Richtigkeit haben und
Kf. eine Armee von 20 oder 25 tausend Mann beisammen haben; man müsste
Frankreich, ebenso wie dieses es gethan, mit dem Schlag warnen. Sie erwi-
derten, das würde schwer möglich sein, inhaerierten dem, was sie vorher vor-
gestellt, und übergaben ihm einen Aufsatz darüber, um ihn Castel Rodrigo
vorzulegen, der ihnen seine Resolution nach dem Haag zusenden sollte. Sie
') In einem Schreiben an den Freiberrn v. Schwerin von demselben Datum
verweist der Markgraf auf das Schreiben Castel Rodrigo's an den Kf. und fügt in
einem Postscript hinzu: „Was mir der Herr vor meiner Abreis in particular wegen
eines Vorschusses an Geld, so Ihro Gn. dem H. Churfürsten man dieserseits thun
sollte, vermeldet, darvon habe bei wohlgemeltem H. Marquisen Erinnerung gethan,
der ebenmässig resolvirt, eine ansehnliche somme Gelds bei Ankunft ihrer, HH. Com-
roissarien hiesiger Orten deswegen schiessen zu lassen.''
^ Vgl. Pufendorf X, § 40 S. 677,
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776 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
haben mit dem Harkgrafen auch wegen des Werbegeided geredet, aber gemerkt.
dass man spanischerseits nicht sehr liberal sein und es damit schwerlich höher
zn bringen sein wird, als die Gen. Staaten vor einem Jahre an Kf. gegeben. Von
dem Bischof von Münster, meinte er, hätte man nichts zn befahren. Derselbe
hat Bl. ersuchen lassen, ihm bei seiner Rückreise nach C51n zuzusprechen, er
wird darüber des Kf. Befehl erwarten.
Der Kurfürst an Blaspeil, Romswinckel und Copes. D.
Potstam 8./[18.] October 1667*).
(CoDC. V. Somnitz.)
[auf die Relation vom 8. October. Bemerkungen über die Aeusserungen des Markgrr.
V. Baden; vor allem muss we^en der Subsidien Sicherheit geschafft werden.]
18. Oct. Der Markgraf von Baden scheint sich daran gestossen zu haben, dass man
den Tractat zwischen Kf. und den Staaten als ein Principalwerk alle Wege
vorgeschützt. Künftig sollen sie sich den spanischen ministris gegenüber so
declarieren, dass Kf. zwar mit dem Kaiser und Spanien sich zn verbinden
entschlossen, jedoch würde man ohne Zweifel allerseits nöthig achten, mit den
Gen. Staaten gleichfalls zu tractieren.
Ihn befremdet nicht wenig, dass der Harkgraf vorgegeben, Gaste 1 Rodrigo
habe das zu Potsdam Vorgegangene gebilligt, und dass dennoch die Subsidien
difficultiert werden. Ohne den Vorschuss zur Werbung ist ihm das geringste
anzufangen unmöglich und muss er auch inskünftig der Subsidien versichert
sein, sie sollen daher darauf zuforderst die Handlung richten.
Dass man unter sich paciscieren wollte, eine Judicatur unter den streitigen
Parteien zu üben, lässt sich gamicht thun, officia kann man anwenden und,
wenn die nicht verfangen, so versteht sichs was weiter zu thun, und damit
solches recht gethan werde, werden die Interessierten Geld an die Hand zo
schaffen haben.
Bl. kann wohl dem Bischof von Münster zusprechen und seine Intentionen
zu erkunden suchen, von des Kf. consiliis aber hat er ihm nichts zu entdecken.
als was die Mediation anlangt.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Brüssel 6. November
St. n. 1667^).
[Abmachungen mit Castel Rodrigo.]
5. Nov. Auf Aufforderung des Markgrafen von Baden hat er, um mit diesem und
mit Castel Rodrigo selbst zu conferieren, sich nach Brüssel begeben.
0 Vgl. unten S. 791 ff. das Schreiben 0. v. Schwerins an den Kf. vom
7./17. October 1667.
») Vgl. Pufendorf X, § 40 S. 677, Droysen III, 3 S. 138.
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Verhandlungen mit dem Markgr. v. Baden u. Castel Rodrigo. 777
Wir soin nun schon vier Tage in der Arbeit und hoffe ich, dass
wir morgen damit werden fertig sein. Man will an Holland solche
Unterpfande geben, daraas sie sich selbst können bezahlt machen, ihnen
aber Städte einzuräumen oder auch einige Trouppen von ihnen zu
nehmen, IBndet man alhier sehr bedenklich. Man ist zufrieden, dass
nicht allein an Ew. Churf. D. sondern auch mehr andere subsidia ge-
geben werden, als an Schweden, Sachsen, Pfaltzgrafen zu Neuburg,
Haus Braunschweig und Hessen, man will aber auch wissen, was
Spanien dahingegen soll zu hoffen haben, und sein wir darinnen so weit
einig worden, dass Frankreich erst in der Güte oder, wann es darzu
nicht verstehen will, durch die Waffen bewogen werden soll, die Pire-
naeische Tractaten zu redin tegriren, und dass, wann Frankreich in der
Güte darzu zu bringen, Spanien den erlittenen Schaden vorlieb nehmen,
sonsten aber ihm vorbehalten haben will. Hievon aber sollte man einen
absonderlichen Articul machen und denselben bis zu seiner Zeit secre-
tiren. Kompt also das ganze W^erk darauf vornehmlich an, dass Ew.
Chf. D. von nun an darauf bedacht sein, wie man es bei den andern
Alliirten dahin richten, sonderlich bei Schweden und den Fürsten von
Lüneburg, dass sie auch gutfinden und zusagen, mit ihren Armeen
solange cooperiren zu helfen, dass die vorgemelte Tractaten zwischen
Spanien und Frankreich redintegrirt werden. — Bei den Staaten da-
von zu reden würde noch zu praematur sein und nicht verschwiegen
werden können, auch möchte woll daran zu zweifeln sein, ob ihre
Gedanken dahin gehen. Wann wir aber in das Werk selbst erst
hinein kommen und die Staaten sehen, dass die andere Alliirte (welche
die stärkste sein werden) da hinaus wollen, wird es mit ihnen wohl
wenig Difficultät geben. —
P.S. Die Tractaten werden darauf genommen, dass Ew. Chf. D.
mit ihrem armirn allererst im Martio bedürfen fertig zu sein, gegen
welche Zeit aber sie im Clevischen würden stehen müssen^).
') BI. stattet (d. Hage 5./15. November 1667) dem Rf. ausführlichen Bericht über
seine Verhandlungen mit Castel Rodrigo ab und sendet ihm die mit demselben ge-
troffenen Vereinbarungen zur Ratification zu, nämlich einen Vertrag in 11 Artikeln
(1. Kf. soll, um einen dauernden und ehrenhaften Frieden herbeiführen zu helfen,
4000 Reiter und 8000 Fussoldaten bis Ende April zusammenbringen, 2. er soll diese
Truppen 6 Monate, bis Ende October 1668 unterhalten, 3. er wird dieselben in seine
cleve-märkischen Lande führen, wo sie gemustert werden und von wo sie nach Be-
dürfnis sogleich ins Feld sollen geführt werden, 4. der König von Spanien wird ihm
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778 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 6./ 16. November 1667 0.
(CoDc. 0. V. Schwerin.)
[auf die Relation vom 5. November. Vorschriften für die weiteren Verhandlungen
mit Spanien.]
16. Nov. Kf. kann aas seiner Relation nicht abnehmen, dass er das Rescript vom
22. October'^) erhalten, nach diesem hat er sich bei den künftigen Negotiationen
zu achten. Die Sache selbst anbetreffend, so wünscht zwar Kf. Hersteilnng des
Friedens zwischen den beiden kriegführenden Kronen, Bl. hat sich aber ratione
conditionum wohl vorzusehen, denn, wenn Spanien darauf bestehen sollte,
dass alles nach Anleitung der pyrenäiscben Tractaten auf den vorigen Stand
gesetzt werde, worauf Frankreich schwerlich eingehen wird, so würden da-
durch die Friedenstractaten nur schwerer gemacht und leicht das ganze Reich
in einen neuen Krieg verwickelt werden, zumal da auch nach seinem Bericht
die Staaten wohl dahin nicht gehen möchten und dieses ebensowenig von an-
deren, namentlich K.Sachsen und Schweden zu erwarten ist Er soll vor-
dafür dieselbe Summe wie die Gen. Staaten im vorigen Jahre nach dem Vertrage vom
16. Februar 1666 zahlen, 5. die Zahlung soll in Holland oder Antwerpen erfolgen,
für prompte monatliche Zahlung wird Satisfaction und Sicherheit gegeben werden,
das Werbegeld wird gleich nach Auswechslung der Ratificationen, der Sold des ersten
Monats sobald das Heer versammelt ist, bezahlt werden, nachher erfolgt die Zahlung
monatlich praenumerando, 8. wenn es innerhalb der 6 Monate nicht zum Frieden
kommt, so ist Spanien verpflichtet, die Subsidien weiter auf 6 Monate und so lange
der Krieg dauert zu zahlen, 10. Spanien und Kf. können auch andere Fürsten und
Reichsstände zum Beitritt auffordern, die Beitretenden sollen nach Proportion der zu
stellenden Truppen ebensolche Subsidien erbalten, 11. die Ratificationen sind in
6 Wochen auszuwechseln) und 6 Geheimartikel (1. Kf. darf bis zum April sich weiter
um den Frieden bemühen, wenn derselbe bis dahin nicht zustande kommt, ist er ver-
pflichtet, mit seiner Armee gegen Frankreich zu Felde zu ziehen, 2. Spanien willigt
in Wiederherstellung des status vor dem Pyrenäiscben Frieden, wenn aber Frankreich
daraufhin nicht Frieden scbliessen will und man die Waffen gebrauchen muss, so ver-
langt es für sich und seine Bundesgenossen Ersatz der Kriegskosten, 3. wenn andere
Fürsten diesem Vertrage beitreten, sollen sie entsprechende Subsidien erhalten, 4. der
Unterhalt der Truppen soll monatlich bezahlt werden, 5. beide Tbeile verpflichten
sieb, keine Separatverhandlungen mit Frankreich einzugehen, 6. Spanien behält sich
vor, zwei Monate vor Ablauf der 6 Monate die Subsidien kündigen zu dürfen)
d. Bruxelles 6. November 1667, von Castel Rodrigo und Blaspeil unterschrieben,
und 3 nur von dem ersteren unterzeichnete Schriftstücke: 1. Zusicherung der Zahlung
der dem Kf. schon früher versprochenen jährlichen Pension von 100000 Thalem,
2. Freistellung für den Kf., auch mit anderen, namentlich mit den Gen.Staaten, über
die Beförderung des Friedens zu verhandeln, 3. Vorbehalt weiterer Verhandlungen
über Punkte, welche etwa den Intentionen der Princi palen nicht entsprechen sollten.
Vgl. Pufendorf X, §41 S. 678.
») Vgl. Pufendorf X, § 40 S. 678.
») S. oben S. 746 ff.
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Die vop Blaspeil mit Castel Rodrigo abgescblossenen Verträge. 779
schlagen, dass zwar die pyrenäischen Tractaten redintegriert, jedoch ein und an-
dere Oerter für gewisse Geldsammen Frankreich gelassen werden sollen.
Die Snhsidien dürfen nicht anf ungewisses verwiesen, sondern muss ihm
deswegen ganz gewisse und unfehlbare Versicherung gegeben werden. Da Kf.
daneben an den Markgrafen von Baden auch andere postulata, namentlich
wegen einiger Satisfaction gestellt, Bl. davon aber nichts gemeldet hat, so hat
er bei der Handlung desfalls das Interesse des Kf. zu beobachten.
Dass Kf. mit seiner Armee schon im März im Clevischen stehen soll, ist
eine reine Unmöglichkeit, er braucht dazu wenigstens 3 — 4 Monate von £mpfang
der Subsidien an.
Bl. hat sich im übrigen in Acht zu nehmen, mit Spanien das geringste zu
schliessen, wenn nicht vorher oder wenigstens zugleich alles mit den Staaten
adjustiert wird.
Der Kaifürst an Blaspeil. D. Cöln an der Spree
12. /[22.] November 1667^).
[Verwerfung der Ratification der abgeschlossenen Verträge. Ankündigung der Ab-
sendung einer Gesandtschaft nach Frankreich. Befehl, aufs neue nach Brüssel zu
gehen.]
Wir haben Euer unterthänigstes Berichtschreiben vom 5./15. Novem- 22. No^.
ber nebenst demjenigen, so Ihr mit dem Castel Rodrigo zu Brüssel ge-
machet, zwar wohl empfangen, uns aber dabei nicht wenig verwundert, wie
Ihr Euch zu einem dergleichen importirenden Dinge ohne unseren Befehl
induciren lassen. Wir können uns desselben nicht theilhaftig machen, viel
weniger es approbiren, sondern lassen es billig noch zur Zeit dahin ge-
stellet sein, und dieweil wir danebenst sehen, dass aus der Sache mit
Schweden und Kuhrsachsen zu communiciren, Euhrsachsens Ld.
aber sich ehester Tage bei uns einfinden wird '), so wollen wir uns mit
derselben unterreden und Euch sodann darauf unsere Meinung ferner
wissen lassen, unterdessen habet Ihr Euch nach unsern Befehlen, welche
wir an Euch nach und nach tiberschicket und künftig überschicken
werden, eigentlich und gehorsamlich zu richten.
und demnach, wie Euch bekannt, unser einziger Zweck ist, den
Frieden zu befodern, bishero aber wahrgenommen, dass es mit der zu
Cöln eingerichteten Mediation wohl ziemlich langsam daher gehen
I) Vgl. Pufendorf X, § 41 S. 679, Droysen III, 3 S. 141, ürk. u. Akt^
XIV, 1 S. 358 ff.
*) Kurfürst Johann Georg kam Anfang December 1667 mit seiner Gemahlin
zur Theilnahme an der Leichenfeier der Kurfürstin Luise Henriette nach Berlin,
8. Auerbach S. 288 ff., ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 361 f.
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780 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
möchte und dass ein and der ander Cahrfurst und Fürst nichts desto
weniger vor sich absonderliche Schickungen sowohl an den König in
Franckreich als auch nacher Brüssel gethan, so werden wir auch mit
dem förderlichsten unsern Fh. von Polnitz und unsern Meinderss in
Gottes Namen nacher Franckreich abschicken mit diesem Befehl and
Instruction, dass sie unsertwegen bei dem Könige das Friedenswerk
nicht allein in gemein bestermassen recommandiren, sondern auch alle
Mühe und Fleiss anwenden sollen, damit man nicht wie bis dato in
blossen contestationibus verharren, besondern sich etwas specialius her-
auslassen und dergestalt einen rechten Anfang zum Werk machen möge.
Weil wir aber auch nötig erachten, dass von dieser Schickung und
derselben scopo Castel Rodrigo Nachricht habe, als befehlen wir
Euch hiermit, dass Ihr Euch förderlichst nacher Brüssel begebet, ihme
unsertwegen von diesem allen part gebet. Euch auch zugleich bei dem-
selben erkundiget, was denn Spanien eigentlich bei denen vorstehenden
Tractaten und Friedensnegotio für conditiones zu bedingen und auf
welche es etwa beständig zu verharren gemoinet, indem wir nicht dafür
halten könnten, dass diejenigen, welche er Euch angczeiget, zulänglich
und dass es des Königs in Spanien Ernst, darauf zu bestehen, hier-
negst so habt Ihr ihme zugleich zu entdecken, was wir bei dem mit
Euch gemachten Aufsatz zu Brüssel für Gedanken führeten und dass
, wir bei des Herrn Cuhrfürsten zu Sachsen Ld. Anwesenheit mit dero-
selben aus der Sache reden und im übrigen die Handlung mit Spanien
nicht abrumpiren, sondern ferner continuiren lassen wollten. —
23. Nov. P.S. Cöln 13./23. November 1667. Auch haben wir bei der
Cleffischen Post vorgestern die articulos secretos empfangen. Nun ist
Euch gnugsamb bekannt — dass unsere Gedanken einzig und bloss zu
Beförderung eines billigmässigen raisonnablen Friedens gerichtet und wir
keinesweges et non nisi extrema urgente necessitate uns in einige Rriegs-
troublen zu verwickeln gemeinet. — Dannenhero Ihr wohl besser gethan,
dass Ihr so weit, als geschehen, nicht gegangen wäret, zumahlen in denen
secret Articuln wir gegen negstkünftigen Monat Majum würklich zu
agiren und den Frieden auf keine andere Condition, als dass Frankreich
alle occupata restituire, zu schliessen eugagiret werden, beide Dinge sein
für uns sehr gefährlich — . Die Zusage wegen fernerer Subsidien und Zah-
lung desjenigen, so uns rückständig ist, befinden wir in dem Nebenarticulo
mit so generalen und schlechten Worten abgefasset, dass wir uns davon
geringen Effect promittii'cn, welches doch alles wieder dasjenige läuft,
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Verweigerung der Ratification der Verträge. 781
dessen der Marggraff von Baden uns alhie so ausführlich und festiglich
versichert. —
Wir finden daneben desto grössere Bedenken uns in dieser Sache
zu übereilen, weiln die Herren S taten sich noch nirgends hin erkläret
und Eurem eigenen Bericht nach geringe Apparenz und Hoffnung zu Er-
langung einiger Subsidien von denselben vorhanden ist. —
Dieweiln wir nun bei solcher Beschaffenheit die projectirte con-
ditiones und Articulen noch zur Zeit zu approbiren und zu ratificiren
Bedenken tragen, jedoch aber die Handlung mit Spanien — zu continuiren
gemeint sein, als wollet Ihr alsofort nach Empfang dieses Eure Reise
auf Brüssel fortsetzen — und die Notification unser Schickung nacher
Frankreich in solchen terminis zu thun, damit der Marquis keine Jalousie
oder ombrage daraus zu schöpfen Ursach habe, gestalt wir dann auch
nichts zu Paris werden handeln lassen, als was zu Beförderung des
Friedens und also zu der Spanier eigenen Interesse gereichet. Weil
wir auch gut gefunden unsem Abgeordneten zu befehlen, dass sie über
Düsseldorf ihre Reise fortsetzen sollen, als hättet Ihr Euch von
Brüssel dorthin zu begeben oder zu Cleff gewisse Nachricht von ihnen
zu gewarten, zu welcher Zeit sie zu Düsseldorf werden anlangen können,
woselbst Ihr Eure Unterredung am besten werdet anstellen können. —
W. W. BlaspeiU an den Kurfürsten. D. Cleve 18./28. De-
cember 1667.
[Besprechung mit Pollnitz und Meinders. Anfrage wegen der Castel Rodrigo zu
überlebenden Proposition.]
Er ist*) mitPölnitz und Meinders in Düsseldorf zasammengekommen 28. Dec.
und sie haben dort von dem, was Kf. ihnen beiderseitig aufgetragen, ausführlich
geredet, namentlich haben sie überlegt, wie der Kaiser am besten bewogen
werden könnte, Pfalz-Neuburgs Beförderung zur polnischen Krone zu unter-
') Vgl. unten v. Pöllnitzs und Meinders' Relation vom 16./26. December 1667.
— Bl. hatte schon vorher in einem ausführlichen Schreiben an den Kf. (d. s'Graven-*
hage 3. December 1667) sein bisheriges Verhalten bei den Verhandlungen zu recht-
fertigen gesucht. Kf. erwidert darauf (d. Cola 2./[12.] Januar 1668): „Gleichwie wir
uns nun wohl erinnern, dass bei damaligen Conjuncturen und Beschaffenheit der Af-
fairen Ihr Befehl gehabt, dasjenige, was der Margraffvon Baden mit uns zu Potstam
angefangen, fortzusetzen, die Handelung auch unserer damals geführten Intention nicht
entgegen gewesen, also seind wir auch damit gn. zufrieden und habet Ihr Euch an
dem, was andere, denen solches unbekannt ist, etwa davon sagen möchten, nicht
zu kehren.^
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782 V^ Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
stutzen; Bl. schickt nach Verabredung eine Denkschrift deswegen mit Feiner
haben sie es als sehr wünschenswerth erkannt, dass der König von Frankreich
zu Beilegung der Unruhe in den spanischen Niederlanden eine solche Erklärung,
wie in dem mit Milet gemachten Vertrag enthalten, schriftlich von sich gebe,
und glaubt er, dass, wenn eine solche Erklärung nur auf schriftliches Anhalten
der Gesandten zu erlangen wSre, es nicht bedenklich sein wurde, desfalls etwas
Schriftliches zu übergeben. Da auch er zu Brüssel auf das, was dort vorzu-
tragen ist, namentlich wegen f5rdersamer Antretung des Congresses und Addoa-
cierung der vorgeschlagenen Conditionen, eine schriftliche Erklärung Gastet
Rodrigo's nöthig haben wird, so fragt er an, ob er nicht auch die Substanz
seines Vortrags nach Anleitung des Miletschen Tractats schriftlich über-
geben darf.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Brüssel 17. /27. Ja-
nuar 1668.
[Verhandlungen mit Castel Rodrigo, dessen Aeusserungen inbetrelf der Mediation und
der veränderten Politik des Kf.]
27. Jan. Er ist am Abend des 10./20. hier angekommen, hat am 12./22. bei Gas-
tet Rodrigo Audienz gehabt und demselben vorgetragen, Kf. hätte auf die
Versicherung des Königs von Frankreich hin, dass er zum Frieden bereit
wäre, eine Gesandtschaft an denselben geschickt, um eben darauf bei demselben
zu urgieren, ebendeshalb aber auch ihn an den Marquis geschickt, um denselben
namentlich zu ersuchen, es zur Mediation kommen zu lassen, die mediatorea,
welche sich dazu offerierten, anzunehmen, Ort und Zeit des congressus zu be-
nennen, auch, wenn man zusammen wäre, die Friedensbedingungen, welche vorge-
stellt werden sollten, seinerseits adoucieren zu helfen. Er hat dem Marquis
fenier die schädlichen Folgen vorgestellt, welche die Fortsetzung des Krieges
nach sich ziehen würde, sowie die Uebermacht Frankreichs und dass es daher
unter solchen Umständen am dienlichsten sein würde, wohin auch verschiedene
Kur- und Fürsten des Reichs, wie auch Holland zu collimieren schienen, dass
dieser Krieg durch Abtretung einiger Oerter an Frankreich beigelegt würde.
Castel Rodrigo erwiderte, nachdem er des Kf. Sorgfalt und Eifer für das
gemeine Beste hoch gerühmt, Spanien hätte sich von den Kur- und Fürsten
am Rhein eines ganz anderen versehen und konnte nicht begreifen, dass sie zu
Rettung der Niederlande, der Vormauer des Reichs, nicht nur nichts thäten,
sondern sogar noch Frankreich in seinem Vorhaben favorisierten. Frankreichs
Betheuerungen seiner friedfertigen Gesinnung seien nur Worte, die mit der
That nicht übereinkämen, das zeigten schon die conditiones, welche es prae-
scribierte, es suche nur dadurch die Interessierten in Schlaf zu wiegen und ihre
Vereinigung zu hindern, um so seinen Intent ungehindert zu erreichen. Er
wäre sonst willig, die Mediatoren anzunehmen, spanischerseits seien der Papst
und England, womit auch Frankreich zufrieden wäre, bereits acceptiert und
würde man auch gern sehen, dass das römische Reich, welches jetzt %\\
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Neue SenduDg Blaspeils zu Castel RodH^o. 783
Regensburg beisammen wäre, diese Mediation mit antrete, sollte dasselbe
den Kf. nicht deputieren, so wollte er denselben insbesondere mit dazu ersuchen,
eine grössere Zahl Mediatoren würde das Friedenswerk mehr hindern als beför-
dern. Als Ort habe er bereits Aachen erwählt, auch dem Könige von Frank-
reich bereits vor 4 oder 5 "Wochen angezeigt, dass er, wenn derselbe eine Per-
son gleicher Qualität hinschicken wolle, persönlich dorthin gehen wolle, aus der
darauf erfolgten Antwort aber sei auch abzunehmen, dass es dem Könige mit
dieser Handlung kein rechter Ernst sei. Auf seine Frage, ob Spanien nicht
auch die schon von Frankreich angenommene Mediation der zu Co In versam-
melten correspondierenden Kur- und Fürsten annehmen wollte, erwiderte er, er
wüsste von keiner Zusammenkunft im Reich als der zu Regensburg, auf seine wei-
tere Frage wegen der Bedingungen entgegnete er, wenn es zur Mediation käme,
dürfte ebensowenig Frankreich wie Spanien solche vorschreiben, die Alternative
wäre so beschaffen, dass Spanien ebenso nützlich auch den Rest der Nieder-
lande an Frankreich übergeben könnte, doch würde davon zu reden Zeit sein,
wenn die Mediatoren beisammen wären.
PS. Castel Rodrigo hat mit ihm auch von dem zwischen ihnen beiden
concertierten Tractat gesprochen und gefragt, weshalb Kf. seine dem Markgrafen
von Baden gegebene Resolution so schleunig und ohne Warnung geändert.
Als er, Bl., erwidert, nicht Kf., sondern der kaiserliche Hof und Spanien
selbst wären daran Schuld, dass die Sachen nicht auf den Fuss, wie man an-
fänglich beabsichtigt gehabt, genommen wären, Kf. bliebe sonst nach wie vor
resolviert, den Frieden zwischen beiden Kronen nach Möglichkeit zu befördern,
erwiderte er, das Augenmerk sei allerdings dahin gegangen, man hätte aber
doch nicht den modum auf die Weise, nach Wunsch und in Favor Frankreichs,
ändern sollen, spanischerseits sei keine Schuld dazu gegeben, jedenfalls hätte
das polnische Werk dazu geholfen. Er könnte aber nicht glauben, dass Kf.
ganz die französische Partei angenommen hätte, er nähme sich daher immer des
Interesses desselben an, hätte auch jetzt in Mecheln dem Hohen Rath die Sache
desselben recommendiert.
W. W. Blaspeil an den Freiherrn v. Schwerin. D. Brüssel
5./ 15. Februar 1668.
[Ungünstige Aussichten zum Frieden.]
Er hat sich bemüht, den rechten Grund der Sachen, namentlich ob Spa- 15. Febr.
nien Frieden oder Krieg haben wolle, zu ergründen, kann dazu aber nicht ge-
langen, da er keine Nachricht von v. Brandt hat und so nicht weiss, wie
England gesinnt ist. Hier glaubt man, dass England den Krieg gegen Frank-
reich gern fortgesetzt sähe und den neulichen Tractat mit Holland nur darum
gemacht habe, damit die Gen. Staaten sich nicht mit Frankreich verbinden
möchten, inzwischen sei der Tractat so eingerichtet, dass man Frankreich leicht
ins ungleich stellen und selbigem Könige die Ursache sowohl der Continuation
als des Beginns des Krieges imputieren könne. Daher werden die consilia
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784 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
hier mehr zum Erlege als Frieden gerichtet und bleibt man noch immer in dem
Gedanken, auch Kf. zu gewinnen, welchem er wegen des Processes zn Mecheln
nicht sehr widerspricht.
Ich meinestheils halte den Frieden vor desperat, wo der Friede mit
Portugal gemacht wird. Allem Ansehen nach wird man den Marggraff
von Baden annoch nach unserm Hofe schicken. Mein geringer Rath
ist und bleibet, dass Ihre Ch. D. — nur mit Schweden, Chur
Sachsen und Braunschweig steif zusammen halten und den Belgi-
schen Tractat annehmen, wann und wie Schweden thun werden,
inmittelst aber Ihr Interesse in Polen so weit poussiren als thanlich
und Frankreich zwar mesnagiren aber nicht zuviel einräumen. —
8. Verhandlungen mit K.Sachsen. August — No-
vember 1667.
Carl von Stein ^) an den Kurfürsten. D. Freiberg
5./ [15.] August 1667.
[Bereitwilligkeit K. Sachsens zu einer Zusammenkunft mit Kf.; Nothwendigkeit spa-
nischer SubsidieD.]
15. Aug. Er ist am 3. in Dresden angekommen, ist auf die Nachricht, dass der Kur-
fürst sich hier hefinde, demselben hieher nachgereist, hente hier angelangt und
hat des Kf. Verlangen wegen einer Zusammenkunft und vertraulichen Unter-
redung demselben mitgetheilt, der Kurfürst hat sich dazu ganz geneigt erklärt
und als Ort des Kf. Amtshaus Zinne, als Zeit aber den 22. hujus st y. bestimmt,
jedoch erklärt, wenn Kf. die Zusammenkunft noch früher wünschte, seine an-
deren A fairen abbrechen und sich einstellen zu wollen. Er hat auch mit dem
Geh. Rath Heinrich v. Friesen in Dresden davon gesprochen, der auch diese
Zusammenkunft für gut und nothwendig hielt und sie zu beschleunigen rieth,
da von hiesigem Hofe ehestens eine Abordnung an den König von Frankreich
geschehen solle, wozu v. Burckersroth und Obrister Kanne deputiert seien.
Sonsten scheint das ganze Werk und die Inclination dieses Hofes
darinnen zu bestehen (so gegen Ew. Churfl. Dchl. in unterthänigstem
Vertrauen melde), dass, wann Spanien den Beutel aufthun (wie man
denn hoc rerum statu mit dem Geld nicht karg oder sparsam sein soll)
') KdiiyJer des Markgrafen Christian Ernst von Baireutb, welcher als
i'heiriüiigü.'i Mandel des Kf. und Schwiegersohn des Kurfürsten von Sachsen dem
br{iiidt<jibm>ft>$chen und sächsischen Hofe gleich nahe stand und sieb damals schon
^eil ikdj Mär;t 1667 (s. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 299; 11, S. 475. 483) an dem erste-
m
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Zusammenkunft mit K. Sachsen. 785
UDd Chur Sachsen mit ein Tonnen Goldes wird an Hand gehen, die
Partie gar bald gemacht sein dürfte, denn ex parte Frankreich der-
gleichen offerta auf dreimal so viel geschehen sein und zu diesem Ende
ist auch die Abordnung angesehen, worauf Ew. Chfl. Dchl. sicherlich
Reflexion nehmen können, weil ichs von gar gewissen Leuten, denen
zum theils das ganze negotium bekannt, theils auch selbst drin employret
werden, habe.
PS. E.Sachsen hat von ihm begehrt, er solle sich in seiner Suite nach
Zinne begeben, er wird aber erst die Ordre seines Fürsten einholen').
ProtocoUum^) was bei Anwesenheit Chur Sachsens und Chur
Brandenburgs zu Zinna vorgangen Mense Augusti, Anno 1667.
Sabbati die 24. Aug. 1667 hora öpomeridiana proponiert v. Schwerin, 3. Sept.
Kf. hielte vieler Ursachen halber den jetzigen Zustand für viel gefährlicher als
er bei dem 30 jährigen Krieg gewesen. Die Ursachen zu diesem seien 1) causa
religionis, 2) dass man sich der besorgenden spanischen Monarchie opponieren
wollen, gewesen, in dem 1. Punkt schiene jetzt nichts zu besorgen zu sein, be-
treffend des 2. so sei zwar die spanische Macht so gedämpft, dass man von
derselben keine Monarchey oder Apprehension zu besorgen, doch würden die-
jenigen Kur- und Fürsten, welche ihre Libertät liebten und sich nicht einer
andern Direction ergeben wollten, ebenso grosse Ursache haben dahin zu
sehen, dass nicht eine andere aufsteigende Macht ihnen geföbriich würde,
Kf. wäre in desto grösseren Sorgen, weil er sehe, dass ein Theil der Kur-
und Fürsten im Reich selbst solche gefährlichen Desseins befördern wollten, er
hätte zwar gern hieraus mit etzlichon anderen vertrauliche Correspondenz pflegen
wollen, aber verspürt, dass die, welche die Affairen dirigieren, eben diejenigen
gewesen, die Ursach dazu gegeben, und man bei ihnen oft heftigere passiones
gefunden, als an dem Orte selbst, von wannen dieses alles entsteht. Er wollte
doch den Muth darum nicht sinken lassen, hätte auch jetzt um so mehr Ur-
sach, das Werk in Consideration zu ziehen, weil man jetzt in Frankreich die
Masque ganz abgethan, indem dieser Krone weitaussehende Desseins mit des
Königs privilegio in offenem Druck ausgegeben*), woraus leicht zu sehen, was
0 Kf. schreibt an den Hofeaarschall v. Can stein (d. Potsdam 9./[ 19.] August
1667), er gedenke am 17./27. den Kastellan von Posen Grzymultowski in Zehden
zu sprechen und acht Tage später mit K.Sachsen in Zinna zusammenzutreffen,
V. C. solle die dazu nöthigen Anstalten treffen; vgl. auch Urk. u. Akt. II, S. 469.
2) Vgl. Pufendorf X, §35 S. 673; Droysen III, 3 S. 135f.; ürk. u. Akt.
II, S. 471f., 491f., XIV, 1 S. 333 ff.; Helbi g, Die diplomatischen Beziehungen Johann
Georgs II. von Sachsen zu Frankreich (Archiv f. Sächsische Geschichte I) S. 299f.;
Auerbach, La diplomatie fran^aise et la cour de Saxe 1648—1680 S. 272 ff.
3) S. oben S. 704.
Mater, s. Gesch. d. 6. Kurfürsten. Xn. 50
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786 VI. Brandenburgs und Frankreich. 1666—1669.
man künftig zu gewarten. Kf. ersuchte demnach K. Sachsen, mit ihm vertraulieh
zu überlegen und sein Sentiment zu eröffnen, was bei so weit aussehendem
Werk der Krön Frankreich zu thun. Es sei ihm zwar bekannt, dass
K.Sachsen mit Frankreich in Allianz') begriffen, allein wie er ebenso mit
Frankreich alliiert sei *) und nicht die geringste Passion gegen dasselbe habe, so
hoffe er auch, K. Sachsen werde non obstante illo foedere solche consilia eivrei-
fen, wodurch das Römische Reich und andere benachbarte Potentaten bei ihrem
statu erhalten und die balance, worum man es soviel kosten lassen, beibehalten
werde. Er hätte allerdings in der Allianz einige bedenkliche Punkte gefunden.
1) dass"*) der König von Frankreich K.Sachsen und dessen ganzes Haus in
Protection genommen, 2) dass"*) K.Sachsen sowohl im Allianz- als Staatsrate
solche ministros setzen sollte, die dem König angenehm ; das erste hielte er für
contra dignitatem, das zweite contra securitatem; wenn K.Sachsen das oben An-
geführte zu Herzen fassen und sich der bevorstehenden Gefahr des Reichs treu-
lich mit annehmen wollte, so wollte er ihm an Hand geben, wie er mit gutem
Glimpf und so, dass der König von Frankreich keine rechtmässige Ursache der
Offens nehmen könnte, sich aus solchem Werk ^vickeln und wieder freie Hände
bekommen möchte.
H. Frise*) dankt für die vertrauliche Ouvertüre, namentlich dass Kf. ihn
zu dieser Conferenz desideriert habe, er wollte alles seinem Herren referieren.
Gott wäre billig zu danken für diese Zusammenkunft und er wünschte, dass
derselbe dieser beiden Potentaten Herz ferner fest verknüpfen und ihnen heil-
') K.Sachsen hatte mit Ludwig XIV. zu Regensburg 16./26. April 1664 eine
geheime Allianz abgeschlossen, der zu Zwickau 7./17. September 1665 einige Artikel hin-
zugefügt worden waren (Dumont VI, 3 S. 7. 53), vgl. Heibig S. 2931, Auerbach
S. 147. 190.
^ Die Allianz vom 6. März 1664, s. Urk. u. Akt. IX, S. 692.
•'*) Art. 1 der Regensburger Allianz lautet: II y aura k Tavenir une intime,
ferme et constante amitie et une etroite confederation entre Sa Majeste et Son Altesse
Electorale en consequence de laquelle Sa Majeste s'oblige et promet en foi et parole
de Roi d'assister de tont son pouvoir, proteger et defendre la personne, les etats, pays
et peuples de Son Alt. Klect. toutes les fois qu'elle en sera recherch^e dudit Seigneur
Electeur contre tous ceux (sans nul excepter), qui les voudraient attaquer, troubler etc.
*) In den Zwickauer Zusatzartikeln verpflichtet sich R.Sachsen: Comme 11 est
tout k fait important pour le bien de ladite alliance, que les ministres lesqnels y
seront employes soient des personnes bien intentionnees dans lesquelles Sa Majeste
tres Chretienne et Son Alt. Elect. puissent prendre une entiere confiance, Sadite Alt.
Elect. veut bien et promet en foy et parole de Prince n^employer dor^navant dans
tout ce qui regardera ladite alliance que des ministres, qui seront agreables k Sa
Majeste T. Chr. et bien portes k soutenir et k procurer autant qu'il dependra d^eux
les avantages de ladite alliance. Son Alt. Elect. s'oblige aussi de former et d'etablir
un conseil particulier pour y regier et conclure toutes les affaires seit celles qui re-
garderont ladite alliance soit d'autres, qui se traiteront dans les dietes et autres
assemblees de TEmpire oü Sa Maj. T. Chr. se trouvera interessee. Vgl. Auerbach
S. 200 flf.
*) Heinrich V. Friesen, K. Sächsischer Geh.Rath.
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Zusammenkunft zu Zinna. 7g7
same consilia inspirieren wolle. Sie müssten sich beiderseits recht ausbeichten,
ausserdem könnte man keine rechte Resolution fassen, er hoffe, sein Herr würde
offenherzig bekennen, wie weit er mit Frankreich engagiert wäre. Er für seine
Person wäre bisher von allen solchen consiliis excludiert gewesen, weil aber
K.Sachsen ihm jetzt befohlen, mit Schwerin diese Conferenz allein zu halten,
so hätte er um desto mehr zu hoffen, derselbe würde offenherzig gegen ihn
herausgehen.
25. August kommen zwar, da es Sonntag ist, Nachmittags die sächsischen 4. Sept.
Räthe Friesse und Wolff Ramstorff^) mit v. Schwerin zusammen, da sie
aber melden, dass sie noch nicht alles K.Sachsen hätten referieren können, so
wird die Conferenz auf den folgenden Tag verschoben.
26. August. Baron de Friese proponiert: K.Sachsen wollte Ober seine 5. Sept.
consilia lieber von anderen urtheilen lassen als selbst davon sprechen, wäre
sonst in seinem Gewissen versichert, dass er dieselben nie den fremden Kronen
zum besten eingerichtet, wäre auch nochmalen der Intention, alles befördern zu
helfen, was zu Frieden und Sicherheit der teutschen Freiheit und beständigem
Vertrauen mit den Nachbaren dienlich sein möchte. Sein Bündnis mit Frank-
reich, hoffte er, könnte nicht übel ausgelegt werden, weil es nur auf das Instr.
pacis gerichtet und sonst weder zu des Kaisers noch irgend eines Standes Of-
fension angesehen wäre, in diesen Schranken gedächte er auch zu bleiben.
Als er die neue Unruhe in den Spanischen Niederlanden gesehen und vorher
mit K.Mainz und K.Brandenburg Schreiben gewechselt'), wie durch gut-
liche Mittel dieselbe gehoben werden könnte, hätte er beschlossen, eine Ab-
schickung^ an den König zu thun, um seine Interposition anzubieten und ihn zum
Frieden zu disponieren ; falls K. Brandenburg hierüber andere Mittel beiwohnten,
wollte er darüber gern vertraulich communicieren. Für die zwei Erinnerungen
zur französischen Allianz bedankte er sich, müsste aber zur Information be-
richten, dass er gar nicht gemeint wäre, sich in französische Protection oder
gar Depeudenz zu begeben, das Wort bedeute hier nur, dass, wenn K.Sachsen
in seinen Landen angefochten werden sollte, Frankreich schuldig wäre ihn& zu
assistieren. Den zweiten Punkt betreffend hätte er bald gemerkt, dass sich der-
selbe nicht würde practicieren lassen^), K. Mainz hätte es auch erinnert, daher
er seinen Gesandten anbefohlen, solches dem Könige von Frankreich zu remon-
strieren und es dahin zu vermitteln, dass dieser Punkt geändert würde, dabei
wollte er auch beständig verharren und hoffte, K.Brandenburg würde glauben,
dass er so tief mit Frankreich nicht engagiert wäre, als es etwa von anderen
ausgesprengt würde, und sich seiner aufrechten treuen Freundschaft femer ver-
sichert halten.
') V. Wolframsdorff, K. Sächsischer Geh. Rath, s. über ihn Auerbach S. 143.
») S. oben S. 699 ff.
') S. über die Sendung v. Burkersrode's und v. Kanne's Heibig S. 298f.,
Auerbach S. 270ff.
*) Der Allianzrath war allerdings formell eingerichtet, aber nie zu wirklicher
Thätigkeit gekommen. S. Auerbach S. 2(X)ff.
60*
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788 VI. Brandenburor und Frankreich. 1666 — 1669.
Ferner proponiert er, darch ein Schreiben von K.Mainz sei K.Sachsen zu
der Zusammenkunft zu Cöln a. R. eingeladen worden , da auch K.Brandenburg
dieselbe beschickte, bäte er um Information, was daselbst bereits vorgegangen
und wohin Kf. seine Gesandten instruiert hätte. Endlich bittet er, da auf dem
jüngsten Probationstage ihnen «beiden zuwider viel Präjudicierliches in dem
Munzwesen vorgegangen, dass man sich einerlei Meinung und einerlei Art zu
münzen vergleichen möchte.
V. Schwerin übernimmt alles an Kf. zu referieren. Betreffend das Haupt-
werk, wie bei jetzigen Conjuncturen aller Gefahr vorzukommen, hätte Kf., da
K.Sachsen ihn inständigst ersucht, sich specialius darüber herauszulassen, ihm
folgendes vorzustellen befohlen:
1) Da er schon mit K.Mainz und K.Sachsen concertiert, wie durch
gütliche Mittel und durch Interposition des kurfürstl. CoUegii oder einiger Kur-
fürsten dieser Krieg gehoben werden könnte, dieses auch am franzosischen
Hofe bekannt sei, ob nicht K.Sachsen seine Gesandten so lange wollte stille
stehen lassen, bis er die seinigen zugleich mit denselben an den König ab-
schicken könnte, da solches das Vertrauen zwischen ihnen beiden zeigen und
desto mehr Anlass geben würde, die offerierte Mediation zu acceptieren.
2) Da zu fürchten sei, dass Frankreich die gesamten Niederlande unter-
werfen könnte, ehe man zu den Tractaten schritte, ob K.Sachsen nicht für ge-
rathen hielte, dass man bei solcher Abschickung ausdrücklich begehre, dass
Frankreich gegen eine Versicherung, dass man ihm dasjenige, wozu es von
Rechtswegen befugt, verschaffen wollte, mit den Waffen stille stehe und keine
ferneren Progressen mache, mit dem Anhang, das Reich wäre dergestalt dabei
interessiert, dass es widrigenfalls dem Opprimierten die schuldige Hülfe nicht
versagen könnte.
3) Ob K.Sachsen nicht rathsam hielte, damit dieses mit desto mehrer
Sicherheit geschehen könnte, dass ein starkes Bündnis zwischen Kaiser,
Schweden, K.Sachsen, Brandenburg und dem Hause Braunschweig
aufgerichtet würde, Kf. erbiete sich solches zu befördern und halte nicht dafür,
dass dieses dem von ihnen beiden mit Frankreich aufgerichteten Bündnis zu-
widerlaufe, da ein solches Bündnis nur darauf zielen würde, den Frieden zu
erhalten, nicht aber, Frankreich etwas wegzunehmen.
Nachdem beiderseits Räthe ihren Herren Relation abgestattet, kommen sie
nach einer Stunde wieder zusammen. Baron Friese proponiert, der erste Vor-
schlag gefalle K.Sachsen nicht übel, da er aber fürchte, dass seine Gesandten
schon weg waren, so schlage er vor, Kf. möchte die seinigen nachschicken, er
wolle den seinigen befehlen, mit den Gesandten des Kf. das Werk unanimiter
zu befördern. Auch den zweiten Vorschlag wegen des Stillstandes halte
K.Sachsen für sehr gut und hoffe, wenn die Versicherung hinzukäme, dass
dieses zu Facilitierung der Sache helfen würde. Wegen des Anhangs aber müsste
er etwas anstehen, er besorgte, es möchte zu zeitig sein und mehr zu Hinde-
rung als Beförderung des Werkes ausschlagen. Seines Ermessens nach wäre
zuförderst die Interposition allein zu urgieren, alsdann stände es noch allezeit
frei, dergleichen zu thun.
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Zusammenkanft zu Zinna. 789
3) Wegen des Bündnisses könnte er sich erst näher herauslassen, wenn
er darüber informiert würde, auf was conditiones dasselbe gerichtet werden
sollte; er glaubte nicht, dass ihm von jemand verdacht oder gar verwehrt wer-
den könnte, dergleichen focdera zu des Reichs und seinem eigenen Besten ein-
zugehen, da er als ein freier Kurfürst des Reiches solches gar wohl be-
fugt wäre.
V. Schwerin hat dieses ad referendum angenommen und dabei wegen der
Gölnischen Zusammenkunft hinterbrachte bei der vorigen Zusammenkunft sei
daselbst nichts geschlossen, weil sich die meisten gar partial dabei erwiesen
und allein dahin getrachtet, ein solches Bündnis zu machen, dass weder dem
Kaiser noch jemand anders vergönnt werden möchte, den Spaniern Hülfe zu
schicken. Kf. hätte jetzt die Seinigen wieder abgeschickt, jedoch ausdrücklich
instruiert, dass dergleichen Partialität verhindert und weder dem Kaiser noch
einem anderen Stande des Reichs seine gebührende Freiheit beschränkt werde;
es würde ihm sehr lieb sein, wenn K. Sachsen die Seinigen mit gleicher Instruk-
tion auch dahin abfertigen wollte.
Hierauf^) ist nach gethaner Relation von beiderseits Chfl. Dchl. ein
Interimsproject aufgesetzet, so von beiden Churfürsten unterschrieben
werden sollen, und denen Chursächsischen zugestellet worden, dieselblge
haben solches des folgenden Tages als den 27. Aug. früe wiedergebracht, 6. Sept.
einige Erinnerungen hinzugethan und ist solches endlich von beiden
Churfürsten in des Churfürsten von Sachsen Kammer unterschrieben
und gesiegelt, wie solches hiebeigeleget ist^). Darauf ist eine Ordre
ausgerichtet an die Chur S. Abgesandte, dass sie subsistieren sollten,
hiernegst seind Sic zum Früestücke gegangen und hernach in grosser ,
Vertraulichkeit geschieden.
Vertragt) zwischen den Kurfürsten Johann Georg von Sachsen
und Friedrich Wilhelm von Brandenburg. D. Zinna
26. AugU8t/[5. September] 1667.
Zwischen beiderseits Churfürstlichen Durchleuchtigkeiten zu Sachsen 5. Sept.
und Brandenburg ist bei itziger Anwesenheit folgendes beliebet und
beschlossen worden:
') ifon 0. V. Schwerin hinzugefügt.
2) S. unten.
') Schon gedruckt Urk. u. Akt. XIV, 1 S.335f., vgl. Auerbach S. 280. 286;
der ebendaselbst abgeschlossene Vertrag über die Ausmnnzung der Scheidemünze
(d. Zinna f7.-4^^^S 1667) bei Dumont VII, S. 58 (v. Möruer S. 320).
^ [6. September]
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790 VI. Brandenburgr und Frankreich. 1666—1669.
1. Erstlich wollen Se. Churf. Durchlt. zu Sachsen dero nach
Franckreich destinirten Gesandten Befehl thun, dass wo selbiger sie
annoch zu Cöln am Rhein oder der Oerter antreffen würde, doselbst so
lange zu subsistiren, bis Se. Churf. Durchlt. zu Brandenburg auch die
Ihrige mitschickten und die Interposition offeriren lassen könnten.
2. Zum andern erbieten sich beiderseits Churf. Durchleuchtigkeiten
anfänglich den Stillstand der Waffen zu befordern und darbei Frank-
reich zu offeriren ihm, wozu es mit Recht befugt, zu verhelfen.
3. Und damit drittens beiderseits Churfürstliche Durchleuchtig-
keiten die itzige Gefahr desto besser abwenden und selbst deswegen
keine Wiederwertigkeiten zu besorgen haben mögen, so wollen sie unter
sich ein Bfindnus aufrichten, dessen Zweck fürnehmblich sein soll die
Beobachtung des Instrumenti Pacis, die Erhaltung der Chur- und Fürstl.
Freiheit und Sicherheit, auch sonderlich dass das Heil. Rom. Reich bei
seiner löblichen Harmoni, Integrität und Verfassung, auch dessen
Glieder bei Dignität und Würde conserviret werden möchten, welches
Bündnus ehistens in extensa forma aufgesetzt, mit Chur Sachsen pro-
jectsweise vertraulich communicirt und dero wohlmeinenden Erinne-
rungen darbei zu thun Ihr allerdings freigelassen werden solle. Wann
nun von beiderseits Churfürstl. Durchlt. die Conditionen und Puncten
allenthalben richtig gomachot, so soll der Rom. Eeysl. Mait., Krohn
Schweden und dem Fürstl. Hause ßraunschweig wie auch andern
mehr, so solche Intention haben und des Heil. Rom. Reichs Consistenz
und Ruhestand erhalten helfen wollen, mit darzu zu treten frei und
offen gelassen werden.
Signatum unter beider hochstgedachter Churf. Durchleuchtigkeiten
Unterschrift und vorgedruckten Insiegeln zu Zinna den 26. Augusti
Ao. 1667.
Johann Georg Churfürst. Friderich Wilhelm Churfürst.
O. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt Landsberg
6./[16.] September 1667.
[Mittbeilungea v. Friesens, Weisung an v. Mabrenboltz.]
16. Sept. v. Friesen hat abermal an ihn geschrieben, er versichert, dass sein Herr be-
ständig bei den Verabredungen von Zinna verbleibe, und begehrt, die Gesandten
des Kf. möchten angewiesen werden, mit den ihrigen in dem burgundischen
Werk vertraulich zu communicieren. Er hat deswegen an Marenholtz ge-
schrieben. Friesen wünscht auch, dass man sich bemühen möge, K.Baiern auf
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Vertrag von Zinna. Weitere Verbandlungen mit K.Sachsen. 791
einen bessern Weg zu bringen; er hat deshalb auch an Marenholtz geschrie-
ben, soviel möglich bei den K.Bairischen zu tractieren, doch ohne dass es der
Französische erfahre.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Karfllrsten. D.
Dresden 9./[19.] September 1667.
[Anzeige der Beschickung des Cölner Conventes.]
Da K.Mainz, bei welchem seine Gesandten eingesprochen, gemeint, dass 19. Sept.
jetzt mit Particularschickung an sich zu halten, weil vor allen Dingen der Kur-
nnd Fürsten Gedanken wegen einer allgemeinen Schickung durch ihre zu Cöln
anwesenden Gesandten zu vernehmen seien, und ihn nochmals ersucht hat, den
Convent zn beschicken, auch K.Bai ern Gesandte dorthin geschickt und ihn um
Sendung der seinigen ersucht hat, so hat er heute an seine Gesandten den
Befehl abgehen lassen, an dem Convent Theil zu nehmen und mit den Gesandten
des Kf. vertraulich zu communicieren ^).
0. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt Landsberg
7./[17.] October 1667.
[Vorschläge inbetreff des K.Sachsen, K.Mainz, Holland und Spanien gegenüber ein-
zuhaltenden Verfahrens. Blaspeils Reise zu Münster. Angebliche aus Spanien in
Wien angekommene Geldsummen.]
Weil E. Chf. D. selbst gnädigst erinnert, dass man bei Chur 17. Oct.
Sachsen öfters anklopfen müsste, so stelle zu deroselben gnädigstem
Gefallen, ob Sie dessen Handbrieflein etwan auf solche Art als ich un-
massgeblich hier beigeleget ^), beantworten wollen. An den U. Friesen
») Kf. schreibt an 0. v. Schwerin 16./[26.] September 1667, er sollte an
Friesen schreiben, derselbe möchte es dahin richten, dass die K. Sächsischen Ge-
sandten in Cöln der zu Zinna genommenen Abrede gemäss instruiert würden und dass
K.Sachsen sich bemühe, K.Bai ern zu guten consiliis zu disponieren, ferner seine
Vettern, welche auf dem Reichstage in der burgundischen Sache für Neutralität ge-
stimmt, veranlassen, dort pro integritate imperii zu stimmen. — Der baireuthische
Kanzler v. Stein, welcher Anfang Oktober wieder nach Dresden gereist war und
dem auch Kf. Aufträge dorthin ertheilt hatte, bringt ein eigenhändiges Schreiben des
Kurfürsten Johann Georg an Kf. (d. Dresden l./ll. Oktober 1667) zurück, in
welchem dieser auf dessen Bericht verweist und hinzufügt: „versichere E. L., dass
ich jederzeit beharrlichen als ein treuer Churfürst dem Römischen Keyser und der
Churfürstlichen Verein, so ich eidlichen beschworen, steif halten und ohne Falsch
treu verbleiben werde. E. L. lassen sich nicht irren, sondern trauen mir und meinen
Worten.«
2) Fehlt in den Akten.
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792 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
habe ich geschrieben, dassJE. Chf. D. schicken werden '), und weil
Chur Sachsen ein gutes Vertrauen auf Chur Maintz setzet, auch
nicht zu vermuthen, dass ChurM. die jetzige consilia aus Affection,
bosondern vielmehr aus Furcht führe, so würde sehr gut sein, dass
man auch fleissig mit demselben correspondire, würde es ihn nicht
gänzlich abziehen, so würde es doch noch viel, welches sonst erfolgen
könnte, verhindern. Diejenige, gnädigster Herr, so von E. Chf. D. und
ChurSachsen nach Franckreich geschicket werden sollen, werden im Namen
aller der Chur- und Fürsten geschicket, welche jetzt zu Cöln sein, daher
wird von ihnen insgesambt müssen beschlossen werden, wie sie sich
in den Ceremonialibus verhalten sollen, weiln sie aber nur Ablegati sein
werden, können sie nicht leicht verkürzet werden. In des H. Blasbiels
und H. Romswinckels Relation') finde ich grosse Difficultät, dass
man an spanischer Seite ein Misstrauen kegcn die Staaten setzet
und E. Chf. D. gleichwohl ohne diese das Werk mit keiner Sicherheit
antreten können. Würde demnach im Haag dahin zu arbeiten sein,
dass sie von solchen Conditionen abstünden, welche gar zu praejudicir-
lich vor Spanien sein^ und gleichorgestalt müsste zu Brüssel remon-
striret werden, dass sie auf alle conditionos nicht so genau reflectiren
müssten, wenn sie nur ihre Intention, das ist E. Chf. D. und der Staden
Assistenz erhielten. Ich kann aber nicht wohl zusammenreimen, dass
sie schreiben, der Marquis de C. R. habe alles gebilliget, was zu Pots-
tam verabredet, und dennoch wegen der Mittel, welches doch das
nötigste ist, so grosse Difficultät gemachet werde, E. Chf. D. haben
nicht zu viel begehret, man weiss wohl, was zum Kriege gehöret, und
würden E. Chf. D. Lande doch noch genug dazu thun müssen, daher ich
nicht sehe, wie E. Chf. D. hievon etwas remittiren können. Wann der
Marquis de C. R. weggehen und ein ander in seine Stelle kommen
sollte, der noch nicht informiret und des Landes kundig ist, wird es
gewiss nicht ohne Nachtheil und Hinderunge des vorhabenden Werkes
zugchen, wann er aber auch so schlecht alda geliebet und estimiret
wird, möchte sein Verbleiben auch wohl nicht erspriesslich sein. Jedoch
*) Schon 6./ 16. Oktober schlägt v. Schwerin dem Kf., um die Gegen be-
mühungen des franzosischen Residenten in Dresden zu vereiteln und zu bewirken,
dass das zu Zinna Verabredete zu mehrerer Verbindlichkeit gebracht werde, eine
Conferenz von Ministern beider Kurfürsten vor und beantragt, da er selbst jetzt nicht
gut die Prinzen verlassen könne, v. Somnitz unter dem Vorwande, die Leipziger
Messe zu besuchen, dahin gehen zu lassen.
») S. oben S. 775.
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Vorschläge 0. v. Schwerins. 793
däucht mir könnte es nicht schaden, wann E. Chf. D. an den Keyser
schrieben, dass solche Veränderunge schädlich, und Sie daher am spa-
nischen Hofe machen möchten, dass C. R. seinen Abschied nicht erhielte,
es würde doch wohl geschehen, was sie erspriesslich hielten, und B. Chf. D.
hätten ihn hiedurch obligiret und dero Vorsorge zugleich an Spanien
bezeuget, und weil man zu Brüssel mit dem Bischof zu Münster so
wohl zufrieden, so könnten E. Chf. D. dem H. Hammerstein*) solches
zu verstehen geben, damit er desto che von seiner Meinungc ablasse,
und däucht mich, es werde gut sein, dass E. Chf. D. den H. Blasbiel
erlauben dahin zu gehen. Weil aus Wien auch berichtet wird, dass
aus Spanien so grosse Wechsel angekommen, habe ich an H. B. de Goes
geschrieben, er möchte doch erinnern, dass E. Chf. I). auch ein Theil
davon bekommen möchten, habe ihm neulich desfals die Nothwendigkeit
weitläufig vorgestellet. —
Instruction, womit wir Friderich Wilhelm — unsern Gehei-
men Rath — Lorenz ChristoflF von Somnitz — nacher Leipzig
abgefertiget, daselbst mit demjenigen, so von Ohur Sächsischen
Käthen daselbst erscheinen wird, in Conferenz zu treten. . D.
Potstam 9./[19.] October 1667.
[Abzuhaltende Conferenzen über das brandenburg^sche Bündnisproject; Beitritt des
Kaisers, Bemühungen bei K.Mainz, K. Baiern und Münster; Vorsicht gegenüber
K.Mainz; Verhalten gegen Frankreich; Nothwendigkeit einer Kriegsverfassung.]
Nachdem auf der Zusammenkunft zu Zinna mit K.Sachsen eine wiewohl 19. Oct.
kurze doch verbindliche Abrede wegen eines engeren Bündnisses zu Papier ge-
bracht, dabei aber beliebet, dass dieses weiter extendiert und auf diese Occur-
rentien eingerichtet werden sollte, von Kf. auch schon ein Project-") dazu ein-
gesandt worden, soll er mit den K. Sächsischen Deputierten über fernere Adju-
stierung desselben conferieren. Er soll sich bemühen, dass es bei dem Project
in substantialibus verbleiben möge, sollten aber Schwierigkeiten bei den Haupt-
0 S. unten S. 797.
3) S. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 344. v. Friesen schreibt an 0. v. Schwerin
aus Schonfeld — ^—p:^ — , er werde bei seiner morgenden Rückkehr nach Dresden
1. October ^
das ihm zugesandte Vertragsproject seinem Kurfürsten vorlegen; -«- ä k meldet
er, er habe das Project erst heute dem Kurfürsten vorlegen können, derselbe wünsche
Zusammenschickung von Räthen aber, um Aufsehen zu vermeiden, in der Stille,
vielleicbt bei Gelegenheit der bevorstehenden Leipziger Michaelismesse.
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794 VI. Brandenburg? und Frankreich. 1666—1669.
punkten hervortreten und bei der Conferenz nicht gehoben werden können, so
hat er darüber zu berichten und fernere Erklärung abzuwarten.
2. Dass der Kaiser erklärt hat*), wie das Haupt des Reiches so auch
gerne in dieser Gonfoederation sein zu wollen, davon ist nicht eher Erwähnung
zu thun, als wenn man unter einander richtig ist, und kann diese Clausel dabei
gesetzt werden, man wolle dem Kaiser alles hinterbringen, nicht zweifelnd, dass
er als das Haupt des Reiches nicht allein darin gehelen sondern sich auch zur
Assistenz verstehen werde.
3. Es ist auch zu überlegen, wie man zu Folge des 3. Artikels einige
Rcichsstände, wie besonders K.Mainz, K. Baiern und Münster, zu erspriess-
lichen und einmuthigen consiliis bringen könnte. Da eine von Kf. gew^ünschte ')
Zusammenkunft einiger Kurfürsten nicht zu hoffen ist, so wünscht er zu wissen,
was K. Sachsen hierunter für consilia führe.
4. Da, wie bekannt, K.Mainz und andere, etwa aus Furcht, andere Senti-
mente fähren, als das gemeine Interesse erfordern möchte, so wäre zu bedenken,
wie man sich in consiliis zu ihm zu verhalten habe, und auf das Directorinm,
damit es dem Collegio und Publice nicht präjudicierte, desto fleissiger Acht zu
haben, namentlich möchte nicht dienlich sein, ihm Specialvollmachten aufzu-
tragen. K.Sachsen könnte dort und bei K.Bai er n durch Remonstrationen viel
gutes schaffen.
5. Da Kf. auch vermeint, dass K.Sachsen erinnern werde, das Abseheo
auf Frankreich nicht fahren zu lassen, so soll S. bezeugen, dass auch Kf.
den König nicht gern choquieren wolle.
6. Daher sei zunächst die Güte zu versuchen, Kf. sei bereit, jemand der
Seinigen nebst K.Sachsen nach Frankreich abzufertigen, wie solches auch in
Cöln ins Mittel gekomnfen, doch sei
7. nöthig, sich in Verfassung zu setzen, S. soll vernehmen, wohin man
hierunter von jener Seite incliniere, der Haupttractat deswegen aber kann auf
eine anderwärtige Handlung verschoben werden.
L. Ch. V. Somnitz an den Kurfürsten. D. Leipzig 13. /[23.] Oc-
tober 1667.
[Verhandlungen mit v. Friesen über das projectierte Bündnis.]
23. Oet. Er hat gestern H. Heinrich von Friesen hier vorgefunden und hat heute
mit ihm über das Project Conferenz gehalten'). Fr: wünschte, damit weniger
Nachdenken und Aufsehen erregt würde, möchte in dem künftigen Recess die
Convention statt Bündnis eine „nähere vertrauliche Zusammentretung'' genannt
werden, femer zwei Recesse, einer inbetreff der Mediation, vertraulichen Corre-
spondenz und Einmuthigkeit in den consiliis und ein anderer geheimer von der
») S. ürk. u. Akt. XIV, l S. 339.
"0 S. ebendaselbst S. 338.
3) Vgl. Auerbach S. 284; Urk. u. Akt. XIV, 1 S. 349,
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Conferenz in Leipzig. 795
Verfassung und Operation der Waffen gemacht werden. Betreffend den 1. Ar-
tikel, meinte er, wäre zu überlegen, wie man die consilia so zu führen hätte,
dass bei Frankreich nicht unnöthiger Weise Jalousie erweckt würde. Er
hätte daher seinem Kurfürsten gerathen, es in Regensburg bei seinem früher im
kurfürstlichen CoUegium abgegebenen Votum bleiben zu lassen, doch dabei eine
Declaration zu thun, die des Kf. Meinung znstimmig wäre, er wüsste aber nicht,
was Kf. hierunter thun würde. S. erwidert darauf, wenn K.Sachsen fernerhin
in Regensburg so votieren Hesse, wie in des Kf. Namen votiert würde, so
könnte das nicht als eine Aenderung seines Mhereu voti genommen werden,
zumal wenn er declarierte, dass er auf diese Weise dahin wirken wolle, dass
das Kurfürstliche und Fürstliche CoUegium zu einerlei Meinung und conclusum
gelangen möchten, womit Fr. sich einverstanden erklärte.
Zu Art. 3 erinnerte Fr., sein Kurfürst wollte zwar mit seinen Vettern aus
der Sache communicieren , könnte aber nicht eine gänzliche Conformität ver-
heissen, worauf S. erwiderte, der Artikel rede auch nur davon, dass man allen
Fleiss anwenden wollte, und dabei erinnerte, K.Sachsen werde bei K.Mainz viel
Gutes schaffen können.
Der 4. Punkt, sagte Fr., käme seinem Herrn fast bedenklich und unmög-
lich vor, Frankreich hätte viele Oerter im burgundischen Kreise weg, die
würde es nicht abtreten ohne Cession eines anderen Theiles von selbigem Circul,
und zu solchem Kriege sich zu obligieren, dadurch alles in den vorigen Stand ge-
setzt würde, wäre nicht thunlich. Es wurde ihm gezeigt, dass in diesem Articul
nichts gesetzt, als was zu Zinna schon beliebet, wo man sich verglichen, die
Integrität des Römischen Reichs zu maintenieren, und dass andere, die an der
Sache höher interessiert, die Sache mit angreifen würden. Darauf wurden zwei
Vorschläge gemacht, 1) „so gut möglich^ hinzuzusetzen, 2) den Punkt so zu setzen,
dass die Alliierten dahin sehen wollten, dass der bnrgundische Kreis in solchen
Stand gesetzt würde, der dem R.Reich an seinen juribus und Hoheiten un-
schädlich. Bei dem ersten fand Fr. keine Schwierigkeit, bei dem zweiten da-
gegen, der von ihm selbst herrührte, meinte er, man dürfe sich nicht zu einer
solchen Clausul engagieren, die Oestreich dahin ziehen könnte, dass man wider
Willen im Kriege bleiben müsste. Es steht also zu des Kf. Erklärung, was
hierunter zu thun sei. Der Sächsische meinte übrigens, dass dieser 4. und die
folgenden Punkte in den secreten Tractat zu bringen seien.
Der 5. Artikel des Projects, sagte Fr., liefe wider die Allianz seines Herrn
mit Frankreich, doch gestand er, dass diese nicht wider das Reich und das
Vaterland anzuziehen wäre, und meinte, dieser Punkt müsste auch sehr geheim
gehalten werden. Wegen der Zeit, wann die Truppen parat sein müssten, war
er mit dem vorgeschlagenen Vorjahr einverstanden, wegen des Quantum schlug
er zufolge der früher zu Torgau') getroffenen Abrede für jedes Theil 2000 zu
Fuss und 1000 zu Ross vor. Betreffend die Frage der Subsidien erklärte Fr.,
sie müssten wenigstens Werbegelder erhalten, und verlangte deswegen Gewiss-
0 S. ürk. u. Akt. XI, S. 262 ff. Doch waren damals (December 1663) 3000 zu
Fuss und 1000 zu Pferd festgesetzt worden.
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•
796 VI. Brandenburipr und Frankreich. 1666—1669.
heit zu erlangen. Hieran hängt das Werk. Wer K.Sachsen von Frankreich ab-
ziehen will, muss dasjenige thun, wozu sich Frankreich erboten, and wenn man
am kaiserlichen Hofe etwas thun will, ist es hohe Zeit, denn, wie er versteht,
lässt Frankreich an diesem Herrn immerzu arbeiten.
Die Erinnerungen zu den übrigen Artikeln waren unerheblich.
Als er nun vernahm, dass es mit Adjustierung dieses Projects keine
Schwierigkeit haben würde, und vorschlug, diese gleich vorzunehmen, sagte Fr.,
er wäre dazu nicht beauftragt, sein Herr meinte, wenn man länger zusammen-
bliebe, würde der Prätext eines zufälligen Zusammentreffens auf der Messe ces-
sieren, man sollte demnächst wieder zu Wittenberg oder Annaberg znsammen-
kommen und das Werk vollends ausmachen. S. will daher morgen die Rück-
reise antreten
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D.
Dresden 28. October/[7. November] 1667.
[Schwedischer Antrag auf Theilnabme an den Bnndnisverhandlungen.]
7. Nov. Der hiesige schwedische Resident') hat beantragt, nachdem er gehört
dass zu Zinna zwischen ihnen beiden eine nähere Vereinigung zu Erhaltung
des Instr. pacis und des Friedensstandes im Römischen Reich beredet und auch
bedacht sei, dem Kaiser und Schweden den Beitritt freizustellen, es möchte
von diesem Werk seinem Herrn in Zeiten Apertur geschehen, damit derselbe
noch vor gänzlichem Schluss seine auf den gleichen Zweck zielenden Gedanken
beibringen könne. Er ist damit einverstanden, fragt aber an, ob auch bei Kf.
der schwedische Resident ein gleiches Anbringen gethan und was Kf. dazu
meine 2).
Der Kurfürst an den Kurfllrsten von Sachsen. D. Cöln
13./[23.] November 1667.
[Anzeige der Absendung einer Gesandtschaft nach Brüssel und Paris.]
23. Nov. Da er aus dem, was zu Cöln wegen der Mediation vorgegangen, ersehen
hat, dass solches wohl sehr langsam und spät einen erspriesslichen Effect nach
') Grave.
0 Kf. erwidert (d. Cöln 4./ 14. November 1667), auch bei ihm habe der schwe-
dische Resident [v. Wolffrath] dasselbe angebracht, er halte auch dafür, dass vor dem
Schluss der Verhandlungen mit dem Kaiser und Schweden darüber communiciert werde,
und stellt K.Sachsen anheim, ob dieses durch ein Gesamtschreiben und Mittheilung an
den bei ihm befindlichen schwedischen Residenten geschehen, oder ob ihre beider-
seitigen Gesandten in Schweden damit beauftragt werden sollten. — üeber die wei-
■ teren Verhandlungen s. ürk. u. Akt. XVI, 1 S. 361. 366. 376f., Auerbach S. 288 ff.
Zwischen Kf. und K.Sachsen wird die Korrespondenz über das abzuschliessende
Hündnis bis zum Aachener Frieden fortgeführt, nach demselben schreibt v, Friesen
an V. Schwerin (d. Dresden 12./22. Juni 1668), die Aufrichtung eines Bündnisses
scheine vorläufig nicht nöthig.
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Weitere VerhandluDgen mit K.Sachsen. Sendung v. Hammersteins. 797
sich ziehen möchte, so hat er sich nach dem Beispiel anderer Reichsstände
entschlossen, eine Schickung^) nach Brüssel und Paris zu thun, zumal da
er gehört, dass auch K.Sachsen unlängst jemand nach Paris geschickt; er wird
mit ihm darüber weiter commnnicieren ^.
9. Verhandlungen mit den braunschweigischen Her-
zogen. October — December 1667.
Promemoria [v. Hammersteins ^)] dessen, so zu Wien communi
nomine zu erinnern, auch daselbsten sonst etwa vorkommen
möchte s. 1. et d. [October 1667].
1. Vor allen Dingen würde es nöthig sein, dass gleich wie man dafür j^*) „och
hält, dass mit Kf. bereits geschehen sei, auch mit den Fürsten von Osnabrück JchSieS!
und Lüneburg daselbst in bewusster Sache ein Tractat ehest geschlossen und
die Beschleunigung desselben vom k.brandenb. Gesandten^) am kaiserlichen piacet.
Hofe secundiert würde.
2. Nach Abschlnss eines solchen Tractats wäre communi nomine vorzu-
stellen, dass dem Kaiser und den Alliierten zum höchsten daran gelegen sei,
dass nicht Frankreich und dessen Alliierte sich im Winter in Teutschland an
Mannschaft zu stark machten, dass man daher von dem Kaiser Vorschläge vcr- piacet
nehmen wolle, wie dem Werk am besten abzuhelfen.
Falls der Kaiser das im Haag unlängst vorgekommene Münster sehe
Dessein^) billigen und, wenn es mit demselben zur Ruptur kommen und etwa
Frankreich und andere sich des Bischofs annehmen würden, seine Assistenz suppotito
versprechen sollte, ob man nicht, um die Gen. Staaten in das Hauptwerk mitcumCaeaa-
zu ziehen und so einen billigen Frieden desto eher zu befördern, das Werk zu gJ^e^r^M-
nntemehmen dort versprechen wollte. BälSr
') lieber die Gesandtschaft y. Polin itzs und Meinders^ s. unten.
.*%,,* L .tx rr o L /j ^-1 24. December 16()7^ * .. .
0 Kf. schreibt an K.Sachsen (d. Com y^,- - - ,,.^0,-) auf die Anzeige von
' ^ [3. Januar KJGSJ ^
der Sendung v. Gersdorffs und Kanne's über Mainz nach Paris (s. Auerbach
S. 308), er habe Joh. de Beyer dorthin bestimmt, derselbe könne, um nicht einen
Umweg zu machen, nicht auch über Mainz reisen, .solle sich aber jedenfalls in Paris
mit jenen vereinigen, und bittet zu veranlassen, dass in Mainz dessen Namen mit in
die Instruktion gesetzt werde. Vgl. unten die Berichte de Beyers.
') Das Creditiv der Herzoge Georg Wilhelm und Krnst August für den
Geh. Rath und Hofmarschall Franz Christoph v. Hammerstein ist EbstorfT
18./28. September 1667 ausgestellt; vgl. über dessen Sendung nach Berlin Koche»*
1, S. 548 fr.
*) Die Randbemerkungen von v. Somnitzs Hand.
^) C. C. V. Blumenthal s. oben S. 585ff.
6) S. oben S. 727 ff^
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798 VI. BraniJenburg und Frankreich. 1666—1669.
Sollte man aber am kaiserlichen Hofe hiezu keine Lnst haben and andere
Vorschläge zu machen Bedenken tragen, ob dann nicht commoni nomine dort
in Vorschlag zu bringen, der Kaiser möchte durch Patente alle fremde Wer-
piareL bungen im Reich, besonders solche zu Präjudiz des Reiches verbieten und über-
dies an einige Wohlintentionierte, darunter an K.Brandenburg und an die
ptaret. Herzogo Georg Wilhelm und Ernst August commissiones ertheilen, auf
alle fremde Werbungen, besonders im Niedersächsischen und Westfölischen
Kreise ein wachsames Auge zu haben und solche quovis modo zu verfaindem,
dann hätten sie einen titulum und würde in ihrem arbitrio allein stehen, ob
sie jemand, den sie wegen Werbungen für verdächtig hielten, auf die Haut
gehen wollten. Sollte man deswegen mit anderen in Krieg verfallen, so hätte
der Kaiser Hülfe zuzusagen.
3. Wenn von der Kriegsoperation, auch der Zeit des Losbruchs zu Wien
geredet würde, was zu antworten?
4. Was wegen des Commando, wenn etwa die Armee bei einander, wegen
dos kaiserlichen Generalats zu statuieren,
5. Was endlich wegen der Quartiere, Recruiten und Contributionen zu
stabilieren sein möchte?
Ob es nicht an Seiten des Kf. in folgenden Punkten die Meinung habe:
piacet. 1) dass die beiderseitigen Gesandten in Regensburg angewiesen würden,
gemeinschaftlich sowohl in der burgundischen als auch Mediationssache zu
handeln,
piacet 2) abweichende Instructionen an dieselben dem anderen Theile zunächst
mitzutheilen,
piaccu 3) dass die Gesandten dort in der burgundischen Sache sich vorläufig nicht
weiter herausliessen.
4) Ob nicht der Kreistag zu Cöln so lange zu continuieren, bis man sehe,
dSch^diUi^'er ^^ ^^^ Kreisoberstenamt und die der Nach- und Zugeordneten an Evangelische
mit Kuier f^He und solchcnfalls dessen Schluss omnimodo zu befördern, sollten aber Ca-
soiTiret tholici soIche advantage davonziehen, man bedacht sein sollte, dass derselbe dis-
solviert oder verschoben würde*).
Diese punrta<
gehuren ad
tractatum,
belaiiKt^nd
die Opera-
tion der Waf-
fen, Treawe-
Kon man sich
absonderlich
in geheim
und zwar in
Beisein der
vorn«»hni-
8ten Oene-
rals-Perso-
nen «u ver-
gleichen.
') lieber den Verlauf der Verhandlungen v. Hammersteins in Berlin s.
Köcher I, S. 555 ff. Dem mit demselben vereinbarten Allianzproject (d. Potsdam
8./[18.] October 1667, s. ebendas. S. 557f.) ist folgende Bemerkung v. Somnitzs
(Potsdam 9./[19.] October 1667) beigefugt: „Dieses obstehende Project ist mit dem
hraunschweigischen Abgesandten H. von Hammerstein verabredet und concertiret.
Wie solches geschehen, bat er erinnert, dass der Tractat mit l. Kaiserl. M. xuforderst
richtig sein müsste, und weil er izzo an den Kaiserl. Hof ginge, S. Chf. D. auch
dahin schicketen, so wollte er interim dieses Project seiner Herrschaft zusenden und
könnte man zu gänzlicher Volleuziehung etwa bei dem Cburf. Begräbnus ferner
schreiten. Sonsten bat er auch S. Chf. D. ein Memorial praesentiret, so hierbei lieget,
worauf Sie resolviret, wie die marginalia ausweisen."
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Verhandlungen mit den braunschweigiscben Herzogen. 799
Georg Wilhelm und Ernst Angnst, Herzoge zu Braunschweig-
Lüneburg an den Kurfürsten. D. Ebstorff 13. /[23.] October
1667.
[Die abzuscbliessenden Verträge, die Subsidien, Bedenicen gegen die vorgeschlagene
kaiserliche Kommission, Bereitwilligkeit zum Zusammengehen mit Kf. in Regensburg
und Coln.]
Sie sind erbotig den zu Potsdam verabredeten Recess zu ratificieren, so- 23. Oct.
bald sie nur erfahren, wie die Negotiation am kaiserlichen Hofe verlaufen und
dass die Sache dort auch ihre Richtigkeit haben wird. Weil aber folgends
zwischen dem Kaiser, Kf., den Gen. Staaten und ihnen das Hauptwerk wird in
eine verbindliche Form gebracht werden müssen, so haben sie v. Hammerstein
befohlen, sich deswegen und wegen Ort und Zeit der Zusammenkunft mit dem
Gesandten des Kf. und den kaiserlichen Ministern zu verständigen; auch was
mit Oesterreich namentlich der Subsidien halber verhandelt werden wird, ist in
eine förmliche Punctation zu tragen. Sie danken Kf. dafür, dass er sich gegen
V. H. erboten, zu Wien für sie zu Erlangung der Subsidien cooperieren zu
wollen, dass aber die Subsidien nur so lange, bis man zur Action in Feindes
Landen komme, gereicht werden und nachmals bis man wieder in die Quar-
tiere ginge cessieren sollen, ist nicht zureichend.
Betreffend die in Vorschlag gebrachte kaiserliche Rommission zu Abstellung
der fremden Werbungen, so zweifeln sie, ob solche von dem Kaiser ohne Prä-
judiz der Reichsstände und künftige hose Consequenz zu begehren oder von
dem Kaiser für sich allein auszufertigen sei.
Im übrigen haben sie ihre Gesandten in Regensburg und Cöln instruiert,
in der burgundischen und Mediations-Angelegenheit sich mit denen des Kf. zu
conformieren, sind auch damit einverstanden, dass künftig Aenderungen in den
Instructionen oder sonstige wichtige Resolutionen von dem einen Theile dem
andern vertraulich mitgetheilt werden mögen.
Georg Wilhelm und Ernst August, Herzoge von Braunschweig-
Lüneburg an den Kurflirsten. D. Ebstorff 15./ 25. October
1667.
[Wunsch einer Verständigung inbetreff des Vorgehens im Haag und in Cöln.]
Nachdem sie aus dem Haag die Nachricht erhalten, dass man dort^) auf 25. Oct.
Seiten der Gen. Staaten mit dem, was neulich zwischen ihnen in Potsdam
verabredet worden, fast gleichstimmig und begierig sei, deswegen mit Kf. und
ihnen einen Tractat zu schliessen, und dass des Kf. Abgesandter Blas peil
auch dazu schon mit Vollmacht versehen sei, bitten sie Kf. um besserer Con-
formität willen ihnen mitzutheilen , wie Blaspeils Instruction und Vollmacht
») S. oben S. 741 ff.
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800 VI. Brandenburg und Krankreich. 1666—1669.
eingerichtet sei, ferner wie Kf. meine, dass man sich zu Coln wegen der dort
beschlossenen Absendung an den Kaiser und die beiden kriegführenden Kronen
verhalten solle, damit man nicht contraria und auf widrige Manier in derselben
Sache negotiieren lasse, endlich wie der Tractat zwischen Kf. und Spanien
eingerichtet sei oder er denselben einzurichten vermeine').
Instrnctioi), wornach sich unser — Geheimer Rath und lieber
Getreuer Hans Ludewig von der Groben in seiner Schickung
nacher Zell an Herrn Hertzogs George Wilhelms zu Braun-
schweig und Lüneburg Ld, zu achten. D. Oöln an der Spree
2./[12.] November 1667').
(Conc. V. Somnitz.)
[Zu machende Mittheilungen über die französischen Antrüge und des Kf. Meinung
darüber.]
12. Nov. Er soll dem Herzoge und event. dem dort befindlichen Osnabrückscheu
Deputierten mittheilen, der König von Frankreich hätte durch Milet den[i Kf.
vorstellen lassen^), er möchte 1) die Prorogation der Rheinischen Allianz nicht
länger difficultieren , 2) sich verpflichten, in dem gegenwärtigen Kriege in den
spanischen Niederlanden neutral zu bleiben und ebenso wie die zu Cöln ver-
sammelt gewesenen Rheinischen Fürsten Einquartierung, Sammelplätze oder
Durchzüge in seinen Landen nicht zu verstatten, 3) seine officia zur Her-
stellung des Friedens anzuwenden, der König in Frankreich sei zum Frieden
geneigt und werde keine aequas pacis conditiones ausschlagen, dagegen wollte
er von den officiis, welche er bisher dem Prinzen von Conde und Herzog von
Anguyen in Polen geleistet, abstehen und solche dort für Pfalz-Neuburg so,
wie man es selbst begehren würde, employieren. Kf. müsste auch im Interesse
des Reichs auf die Verhältnisse in Polen besondere Rücksicht nehmen und
hielte dafür, dass, wenn Frankreich sich nach seinem Erbieten bei dem Wahl-
werk ferner erzeigen und dazu im burgundischen Wesen aequas pacis conditio-
nes belieben wollte, dass dann es allenthalben zu einem gewünschten Zustande
gelangen würde. Kf. bäte den Herzog, ihm seine Meinung darüber zu eröffnen,
•seine eigenen Gedanken wären betreffend die Rheinische Allianz, man könnte
') Kf. erwidert darauf dem Herzoge Georg Wilhelm (d. Cöln a. d. Spree
,'' ' - , -^ 1667, er beabsichtige eeseu den 11. November einen Gesandten zu
[8. November] ' 6^6
ihm zu schicken, und übersendet ihm vorläufig eine Abschrift der seinen Gesandten
im Haag ertheilten Vollmacht (oben S. 740).
0 Die Creditive für v. d. Groben an die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst
August sowie an Graf Waldeck sind Coln 2./[ 12.] November 1667 ausgestellt; vgl.
über seine Sendung Köcher I, S. 569.
3) S. Mignet II, S. 290, Urk. u. Akt. H, S. 490, oben S. 746f.
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Instruction für v. d. Groben. 801
sich dazü verstehen, das foedus der Gebuhr nach einzurichten und anzunehmen,
wobei dahin zu sehen sein würde, dass nichts darein gesetzt würde, das dem
evangelischen Wesen, dem Reiche und dessen Ständen nachtheilig sein oder
sie in diese oder eine andere Unruhe verwickeln könnte, 2) betreffend die
Neutralität und Verwehrung der marches, so hätte es, wenn der Vergleich hier-
über dem Instr. pacis gemäss eingerichtet werde, garkein Bedenken, dieses pac-
tum de neutralite würde um des gehofften armistitii willen desto eher beliebt
und auf eben einen solchen Termin wie das armistitium determiniert werden
können. Da aber jedermann sich in Verfassung stellt, so würde zu bedingen
sein, dass auch Kf. sich dessen nicht wolle begeben haben, wie er denn ent-
schlossen sei, die Correspondenz mit dem Kaiser, Schweden, England,
K.Sachsen, Braunschweig, Holland und auch die mit letzterem angefan-
gene Handlung zu continuieren, noch auch sonst von seiner bisherigen Conduite
und dem rechten Scopo sich divertieren zu lassen, auch die Verhandlungen mit
den beiden Herzogen, sobald nur der Kaiser und die Gen. Staaten sich erklärt
hätten, fortzusetzen, da diese nur auf den Zweck des Friedens zielen und zu-
forderst dahin gehen, dass derselbe durch mediationes und officia solle befördert
werden. Auf dem Reichstage wollte er künftig, da jetzt mehr Hoffnung zum
Frieden als sonst sei, dahin stimmen, dass die dazu uöthigen officia mit allem
Fleiss angewendet würden.
Sollte man dort an der Aufrichtigkeit der französischen Erklärungen zwei-
feln, so hat er anzuführen, dass man allewege auf seiner Hut stehen und der
angeführten Sicherungsmittel sich keineswegs begeben dürfe.
Kf. stimmt damit überein, dass mit dem Vorschlage wegen der kaiserlichen
Kommission*) zur Hinderung fremder Werbungen angestanden werde.
Er hat auch mit Graf Wald eck von dieser Sache zu reden oder, wenn dieser
nicht anwesend ist, ihm durch einen der Gellischen Räthe davon Mittheilung zu
machen.
H. L. von der Groben an den Kurfürsten. D. Cöln an der
Spree 30. November 1667.
[Verhandlungen mit den Herzogen und den Gellischen Ministern, ihm ertheilte Reso-
lution.]
Er ist am 14. November in Gelle angelangt und hat am folgenden Tage 30. Nov
bei Herzog Georg Wilhelm und dessen Bruder Ernst August Audienz ge-
habt. Auf seine Proposition erwiderte ersterer:
1) Die Rheinische Allianz wäre bereits lange expiriert, wäre auch
nichts nütze gewesen und reimte sich ad statum praesentem nicht mehr, er
hielte für gut, Milet noch etwas aufzuhalten und diesen Punkt anstehen zu
lassen, 2) er hielte für unnöthig, dem Könige von Frankreich zu gefallen eine
Neutralität zu machen oder neutral zu verbleiben, sondern wenn ein jeder
0 S. oben S.798f.
Mater, i. Gesch. d. G. Kurfureten. XJI. 51
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802 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
auf seiner Hut stehen und liberas manus behalten könnte, damit wären er und
sein Bruder wohl zufrieden, der König von Frankreich suche nur Zeit zu ge-
winnen, bis das armistitium zu Ende und er mit einer starken Armee im Felde
stehen und nach seinem Gefallen aller Orten frei agieren könnte.
3) Er hielte für nöthig, dass der Abrede nach gewisse Personen zur Me-
diation abgeschickt wurden, an ihnen sollte es auch nicht fehlen, er zweifelte
aber, ob der König von Frankreich wirklich so friedens begierig wäre.
Der Bischof von Osnabrück sagte, es wäre zwar sehr gut, wenn man die
Schwierigkeit in Polen wegen der Königswahl durch Frankreich heben und Pf alz-
Neuburg zur Krone befördern könnte, er fürchtete aber, dass derselbe bei den
Polen weniger angenehm sein würde, wenn er durch französische officia dazu
sollte gebracht werden. Nachmittags hat er dann noch mit dem Präsidenten
V. Bülow und dem Gross voigt Grapendorff conferiert, ersterer brachte ihm
dann am 15. Morgens ultimam resolutionem seines Herrn, dass nämlich er und
sein Bruder dafür hielten, die Rheinische Allianz sei expiriert, und wenn man
schon zu Regensburg die qnaestio an resolvierte, so würde man doch bei Prüfung
der quaestio quomodo sehen, dass es nicht an der Zeit wäre, doch trüge er
Bedenken, sich darüber so pure gegen Kf. herauszulassen, er müsste nach den
Familienpacten die Sache erst mit Hannover und Wolffenbüttel überlegen,
seine Gesandten könnten, wenn man zu Brannschweig am 28. zusammen-
käme, die Resolution mitbringen und man könnte dort weiter die Sache über-
legen. Auch mit dem Punkt wegen der Neutralität stehe es ebenso und könne
darüber ebenfalls zu Braunschweig mit mehrerer Gewissheit geredet werden.
Die Mediation halte er nicht für undienlich, seine Deputierten seien theils schon
fort, theils reisefertig.
Was der kaiserliche Gesandte, der Graf von Zinzendorf*), dem Herzog
wegen der beiden ersten Punkte für Sentimente inspiriert, war bei den Con-
ferenzen allenthalben zu spüren.
Graf Wal deck war nicht anwesend, das Creditiv für denselben hat er
V. Bülow übergeben, der es auch übernommen, demselben mitzutheilen, was
in dieser Sache vorgelaufen').
H. L. V. d. Groben an den Freiherrn von Schwerin. D. Ham-
burg 22. November/[2. Deeember] 1667.
[Wrangeis Warnungen vor den franzosischen Antr^en.]
2. Dec. Er hat WrangeP) am 20. gesprochen und demselben die ihm aufgetra-
0 S. Kocher I, S. 558.
^ Das Recreditiv Herzog Q e o r g W i 1 h e 1 m s für v. d. G r ö b en ist Celle 15./25. No-
vember 1667 ausgestellt.
^ In einer besonderen Instruction (d. Coln ptt—^t ; — ^ 1667) war v. d.
[9. November]
Groben beauftragt worden, sich auch zu Wränge 1 zu begeben, demselben die
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Berichte v. d. Grobens. 803
genen Pankte Torgetragen. Derselbe erklärte ^), er könnte nicht absehen, wozu
die Rheinische Allianz jemals gedient hfitte oder wozu sie hoc rerum statu
nutzen könnte; er wünschte, dass sie nicht weiter gesucht würde; dass sie von
französischer Seite so sehr begehrt würde, mache ihn besorgt, dass darunter
etwas Gefahrliches stecken müsste, zwar würde Schweden, wenn zu Regensburg
die quaestio quomodo von Snolsky mit den hrandenburgischen Abgesandten
modificiert wäre, sich endlich gern conformieren und von Kf., wenn sie ja nöthig
befunden würde, nicht absetzen, aber sie würden eine solche nachdenkliche
Allianz nicht leicht suadieren, viel weniger urgieren, sondern möglichst unge-
rührt lassen, 2) eine Neutralität hielte er auch nicht für nöthig, denn wenn
dieselbe nach den von Kf. vorgeschlagenen Bedingungen, dass ein jeder liberas
manus behalten sollte, eingerichtet würde, so hätte man dieses schon und dürfte
dem* Kaiser, Spanien und anderen Ständen keine suspiciones machen. Aus dem
armistitio würde schwerlich etwas Wirkliches werden oder es würde doch so
terminiert sein, dass man nur soviel Zeit gewinne, damit der Mai herbeikommen
und der König von Frankreich pro lubito agieren könnte, denn es würden in
Frankreich starke Armaturen gemacht, Cond^ richte ein besonderes corpus,
dessen Intention man nicht wüsste, es solle auch eine Flotte von 80 Schiffen
segelfertig gemacht werden, er könne sich schwerlich einbilden, dass man das
polnische Werk so würde fahren lassen, er traue den französischen Sincerationen
nicht, man suche nur Zeit zu gewinnen. 3) Die Media tionsofficia wären
hochnöthig je eher je lieber vorzunehmen, ihn dauerte nur, dass die Zeit sich
verliefe, und er wünschte, dass Kf. dieselben mit rechtem Nachdruck anfangen
und zum Effect bringen möchte.
Graf Georg Friedrich von Waldeck an den Kurfürsten. D.
Wildungen 29. November/[9. December] 1667.
[Warnung vor einer Aenderung der Politik des Kf.]
Weil ich veraehme, dass E. Chf. D. gnädigst begehren, meine 9. Dec.
Gedanken zu wissen über der von Mons. Milet gethanen Proposition
— Worauf ich nichts anders sagen kann, als wenn E. Chf. D. sicher
gehen wollen, dass sie vorerst sich in Stand zu setzen Ursach haben,
dass Sie ohne Sorge des widrigen Ausgangs der Friedenshandlung ge-
wärtig sein können, und wenn das Fundament der Evangelischen und
französische Proposition mitzutheilen, dessen Gedenken darüber zu vernehmen und,
wenn derselbe es wünsche, ihm die Gedanken des Kf. darüber in ähnlicher Weise
wie den braunschweigischen Herzogen darzulegen, doch wird ihm aufgetragen, behut-
sam vorzugehen, die erste Proposition in ganz generalen terminis zu halten, nur,
wenn Wr. sich vertaulich auslassen wurde, desgleichen zu thun, sonst nur zu ver-
suchen, wegen der Rheinischen Allianz von ihm eine Erklärung zu erhalten.
') Vgl. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 360 f.
51*
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804 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
vieler anderer Sicherheit im Reich, als der Münsterische Friede bestehen
soll, dass keine Infraction dargegen zu approbiren, ja wenn die Grnode
gut gewesen, darauf E. Chf. D. die Verthätigung des Burgundischen
Kreises vor nutz und nöthig erachtet, dass keine Alliance wie die
Rheinische ist einzugehen, dardurch andere gehindert würden die Nieder-
lande zu secouriren, wenn des Reichs und E. Chf. D. neben der ganzen
Nation Ehre und Nutz daran gelegen, dass dasselbe nicht geschmälert
werde, und dass man vor Traiwungen keine Forcht bezeuge, auch durch
leere Worte sich nicht verführen lasse, ja wenn die Schuldigkeit es er-
fordert, den Weg, so E. Chf. D. mit dero Freunden angefangen zu gehen,
anzutreten, so ist kein anderer zu wählen zulässig, auch kein sicherer
zu finden, denn ob schon sich Difficultäten vortringen, seind sie doch
mit Gott durch Fleiss zu überwinden, wenn auf guten Grund mit be-
ständiger Embsigkeit wird gearbeitet, so ist Hoffnung zu gutem Ausgang,
so aber auf Muthmassungen die consilia geftihret werden, ist der Zweifel
des Successes zu gefährlich, die Effecten der vorigen Friedensvertröstungen
sollen von künftigen urtheilen machen, wenn E. Chf. D. die noch appa-
rente gute consilia in Holland neben ihren Freunden zu verstärken sich
angelegen sein lassen und die Armatur widrigen Desseinen zu können
begegnen anstellen und die Complimenta von Mons. Milet mit gleicher
Münz bezahlen, so wird Ehre, Nutz und Gottes Segen daraus erfolgen.
Ich rede wie ein ehrlicher, nicht aber weltweiser Mann. —
PS. Auch — teucht mich, E. Chf. D. vorträglich zu sein, in Polen
die consilia, wie sie bishero gethan, zu continuiren, damit Sie nicht
ihren^ Freunden Jalousie und anderen Muth verursachen').
10. Verhandlung mit K. Baiern. November 1667.
Carl V. Stein ^) an den Kurfürsten. D. Regensburg
7.y[17.] November 1667.
[Bericht über seine Sendung zu K. Baiern, seine vergeblichen Bemühungen, denselben
umzustimmen, Einfluss der französischen Partei.]
17. Nov. Er ist am 2./12. zu Geisenfeld, wo sich der Kurfürst von Baiern aufhielt,
angekommen und hat bei seiner Ankunft erfahren, dass der hiesige französische
0 Vgl. das Schreiben Waldecks an Kf. ganz ähnlichen Inhalts (d. Arolsen
11./21. December 1667) bei Köcher I, S. 569f.
^ S. oben S. 784. Kf. schreibt an den Kurfürsten von Baiern (d. Potsdam
8./[18.] October 1667), durch de Beyer habe er aus Cöln erfahren, dass nach den
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Sendung v. Steins zu K. Baiern. 805
Gesandte GraVel sich auch dort eingefunden. Da der Kurfürst den ganzen
Tag auf der Jagd war, so konnte er erst am folgenden Tage morgens 8 Uhr
Audienz erhalten. Als er vor dem Zimmer des Kurfürsten aufwartete, sah er, dass
Gravel aus demselben herauskam und zu der Kurfürstin ging, um sich zu ver-
abschieden. Nachdem er in seiner Proposition vorgestellt, Kf. hielte zur Be-
ruhigung der im burgundischen Kreise entstandenen Unruhe für gerathen,
dass die von etlichen Kur- und Fürsten bereits übernommene Interposition um
mehrerer Autorität und Nachdrucks willen durch einen allgemeinen Reichsschluss
confirmiert und dass deshalb in Regensburg ein solcher einmüthiger Reichs-
schluss zustande gebracht werde, femer aber, dass diese Interposition nicht nur
in Worten sondern auch in effectu bestehe, dass dem Theile, der schon eine
ziemliche avantage vor sich habe, zugesprochen werde, dass er der Billigkeit
und Raison nach seine Prätensionen dem arbitrio judicis untergeben und sich
nicht selbst Recht zusprechen mochte, da man sonst den beleidigten und gewaltlei-
denden Theil bei dem Seinigen zu schützen und sich seiner nachdrücklich an-
zunehmen gehalten sein würde, wozu nothwendig sei, dass man sich bei Zeiten
in Postur stelle, auch die Kreisverfassungen anordne, erwiderte der Kurfürst,
auch seine consilia seien darauf gerichtet, dass der Friede im Reich und die
allgemeine Securität erhalten werde, das burgundische Wesen betreffend wäre
abzuwarten, was die zu Co In beschlossene Abschickung an beide Hofe aus-
richten würde, der französische Gesandte hätte so grosse Contestationen von der
Friedensbegierde seines Königs gemacht, dass demnach der Frieden durch diese
Mediation, wenn dieselbe nur beschleunigt und das Werk mit Ernst und ohne Par-
tialität ergriffen und der andere Theil mehr Inclination zum Frieden als zum
Kriege verspüren lassen würde, gar bald stabiliert werden könnte. Er hielte
es für sehr gefährlich, wenn man sich von Reichswegen in den Krieg einmengen
wollte, vielmehr hätte man darauf zu denken, wie der Krieg vom Reich abzu-
halten sei, und sich daher in Postur zu setzen. Von Verhandlungen in Re-
gen sburg sei wenig gutes zu erwarten. Die Remonstrationen, die v. St. da-
gegen machte, waren vergebens, schliesslich, nachdem die Unterredung zwei
Stunden gedauert, brach der Kurfürst sie ab mit der Erklärung, es würde noch
besser, als man verhoffte, ablaufen, er zweifelte am Frieden nicht, man müsste
sich nur inmittels vor dem Krieg hüten und zusehen, dass man sich in die
burgundische Unruhe nicht einflechte, er beabsichtige dieses nicht, wohl aber
den Krieg von den Reichsständen abzuhalten, zu diesem Zwecke hätte er die
Werbungen angestellt. Am Abend Hess ihn der am Nachmittag angekommene
Cardinal -Erzbischof von Salzburg^) zu sich rufen, erkundigte sich nach seiner
Verrichtung und erzählte ihm, zu Gravel, den er unterwegs auch getroffen,
Aeusserungen seines dortigen Gesandten v. Kleist derselbe geneigt sei, mit ihm bei
diesen Conjuncturen einmütbige consilia zu führen, er sei dazu bereit und habe den
Culmbachischen Kanzler v. Stein, welcher demselben aufwarten wolle, beauftragt,
ihm seine Intentionen näher zu entdecken. Vgl. Pufendorf. X §34 S. 673.
0 S. über diese Reise desselben zu K. Baiern Meineke, Der Regensburger
Reichstag u. der Devolutionskrieg (Bist. Zeitschr. N. F. XXIV, S. 213 f.)
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806 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
sei der k.bairische Gesandte Mayer, der') sich bisher in den französischen In-
triguen ebensoviel wie Gravel selbst habe gebrauchen lassen, gekommen, beide
würden zasammmen über Nacht in Neastadt verbleiben, woraus er för sich
selbst und ebenso für v. St. eine schlechte Expedition prognosticierte. Wirk-
lich hat er, obwohl er auch am folgenden Tage sowohl bei dem Kurfürsten als
auch bei dem Oberhof marschall Grafen Fürstenberg weitere Instanz that,
nichts ausgerichtet, bei der letzten Audienz, die er am 5. hatte, ertheilte ihm
der Kurfürst die finale Resolution, man sollte der Mediation, in welche er eine
starke Confidenz setzte, ihren Fortgang lassen und des Ausgangs erwarten, da
es sich dann zeigen würde, wer Lust zum Frieden hätte oder nicht, dann wollte
er seine Mesure auch danach zu nehmen wissen. Er hat sich darauf verab-
schiedet und ist mit dem Erzbischof zusammen hieher zurückgereist.
Weiter ist es nicht zu bringen gewesen, denn') die Impressionen, welche
von der Kurfürstin, die sich hauptsächlich bei dem Werk interessiert, und
von dem Grafen von Fürstenberg gemacht werden, sind so stark, dass
alle anderen Remonstrationen dagegen nichts verfangen, doch hat dieses An-
bringen ein ziemliches Nachdenken gemacht. Ein Minister, der mit den fran-
zösischen consiliis nicht einstimmig ist, hat ihm im Vertrauen gesagt, wenn es
zum rechten ernstlichen Handel kommen und der Kaiser wirklichen Succnrs
schicken sollte, dann würde die ganze Landschaft nachdrückliche Erinnerung
thun und dem Kurfürsten den unfehlbaren Ruin des Landes vorstellen, worauf
hoffentlich bessere Gedanken und Resolution erfolgen würden.
11. Der Convent zu Cöln. Gesandtschaft de Beyers
nach Frankreich. Juli 1667 — Juni 1668.
Instructio für H. Beyern^) nach Colin am Rhein. D. Cöln
10./20. Juli 1667.
(Conc. V. Somnitz.)
[Auftrag, nach Cöln sich* zu begeben, dort abzugebende Erklärungen und zu beobach-
tendes Verbalten.]
20. Juli. K.Cöln hat Kf. jüngst aufgefordert*), die von ihm und einigen anderen
Kur- und Fürsten am Rhein verabredete Versammlung zu Cöln, wo berathen
werden sollte, wie das in der Nachbarschaft entstandene Feuer in Zeiten ge-
dämpft und verhütet werden könne, dass das Römische Reich darein verwickelt
») Vgl. Mignet II, S. 255.
''^) Vgl. über die damaligen Verhältnisse am K.bairischen Hofe Recueil des
instructions VII, S. 76f., s. auch Mignet II, S. 621.
') Jobann de Beyer, Clevischer Regierungsrath. Vgl. über seine Sendung
Droysen 111,3 S. 133.
*) S. oben S. 147.
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Instruction ffir de Beyer. 807
werde, zu beschicken, er hat aber den ihm notificierten Termin der Zusammen-
kunft so kurz befunden, dass es keine Möglichkeit gewesen, von hier aus dazu
jemand abzuschicken, und er hat daher K.Cöln ersucht, auf der nach Hameln
oder Braun schweig angesetzten Zusammenkunft mit den Häusern Braun-
schweig und Hessen-Cassel auch darüber verhandeln zu lassen. Nachdem
ihn aber jetzt K.Mainz*) und K.Cöln aufs neue zur Beschickung dieses Tages
invitiert haben, hat er beschlossen, Beyer dorthin abzufertigen. Derselbe soll
sich daher sofort nach Cöln begeben und den dortigen Conferenzen in seinem
I^amen beiwohnen. Kf. kennt zwar die proponenda und deliberanda nicht, auf
jene beiden Hauptpunkte aber hat er zu erklären, dass dem Kf. sehr lieb sein
würde, wenn der in den spanischen Niederlanden entstandene Krieg durch güt-
liche Interposition je eher je lieber gestillt und desfalls beiden Parteien die Me-
diation angetragen würde, ferner dass man unter allen Umständen sich zu be-
mühen habe, dass das Vaterland nicht in diese Unruhe mit eingeflochten, son-
dern der Friede erhalten werde, von Mitteln dazu hielte der Kf. die am besten,
welche in den Reichsconstitntionen und dem Instrumento pacis an die Hand
gegeben würden, über andere Particularsachen wäre er nicht instruiert, wollte
aber alles ad referendum nehmen.
Sollte etwas de prorogatione foederis Rhenani vorkommen, so hat er zwar
der anderen Sentimente zu vernehmen, aber sich defectu mandati zu ent-
schuldigen.
Er soll absonderlich mit dem Neuburgischen Gesandten dort vertraulich
gehen und alles mit demselben in Confldenz communicieren.
Johann de Beyer an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
2. August 1667.
[Vorgänge auf der Conferenz in Coln, Verlegung derselben, Sondervertrag zwischen
K.Mainz, K.Cöln und Pfalz-Neuburg.]
Er ist Sonnabend den 30. Juli hier angelangt und hat die K.Mainz- 2. Aug.
Trier- und Cölnischen, auch den Pfalz-Neuburgiichen Gesandten noch
beisammen gefunden, der Münstersche aber und der Lüneburgische (der
ebenso wie er mit Creditiven versehen, aber zu näherer Conföderation noch
nicht instruiert gewesen) waren schon abgereist, ebenso der französische Envoye
Gaumont; der spanische, der Markgraf von Baden, war noch hier, aber
schon reisefertig, sich zu Kf. zu begeben. Von diesem sowie bei den sonstigen
Visiten hat er erfahren, worauf die bisherigen deliberationes und consilia be-
standen^. Gestern ist man wirklich zur Conferenz geschritten; von den bei
Eröffnung dieser Conferenzen proponierten drei membra 1} Forderung Frank-
0 S. oben S. 703 f.
^ Vgl. über diese Cölner Zusammenkunft Pufendorf X, § 34 (S. 673),
Mignet II, S. 178 ff., Ennen, Frankreich und der Niederrbein I, S. 188f., Köcher I,
S. 531 ff.
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VI. Brandenburg; und Frankreich. 1666—1669.
reich s, ihm den Pass nach Polen zu gestatten und zum spanischen Secoors
keinen Durchzug zu gestatten, 2) vorgeschlagene Mediation zur gutlichen Hin-
legung der nachbarlichen Unruhe, 3) Secnrit&t für die nächstangelegenen kor-
und fürstlichen Länder, war betreffend das erste schon dem franzosischen
Gesandten auf sein Ersuchen und ebenso dem Markgrafen von Baden eine
von dem K. Mainzischen Directorium nomine aliorum ausgefertigte Declaration <)
gegeben worden, wegen der Mediation war schon vorlängst, auch von dem
Lunebargischen Gesandten die quaestio an bejaht und inbetreff der qnaestio
quomodo provisionaliter beschlossen worden, dass an den kaiserlichen, spanischen
und französischen Hof namens der correspondierenden Rur- und Fürsten je eher
je lieber zu schicken wäre, auch die Instruktionen für die Deputierten waren
schon provisionaliter entworfen worden, femer von der Vertheilnng derselben,
wohin die einzelnen zu schicken haben würden, ein Ueberschlag gemacht und
beschlossen worden, dass ein jeder die Spesen dazu für seinen minister selbst
zu beschaffen habe und dass die Instruktionen und Credentialen namens sämtlicher
von dem K. Mainzischen Directorium allein zu unterschreiben seien. Die Dell-
beration darüber ist gestern in seiner Gegenwart resümiert und von ihm alles
ad referendum angenommen worden.
Betreffend das dritte membrum secoritatis hat Kf. das anfängliche von
K.Cöln entworfene Project und das K. Cöinische votum samt der anfanglichen
Proposition schon von dem Bischof von Strassburg, wie ihm dieser erzählt,
zugeschickt erhalten»), er sendet die Pfaiz-Neuburgischen und Münster-
schen Monita dazu mit. Der Pfalz-Neuburgische hat gestern erinnert,
dass die prorogatio foederis Rhenani von hiesigen Tractaten ganz abstrahiert
und zu Regensburg beim Allianzrath gelassen werden möge, K.Trier und auch
der Lüneburgische haben sich in puncto foederis arctioris super quaestione
an bisher defectu mandati noch nicht resolviert, sonst wird es nebst der
Prorogation vom Bischof von Strassburg stark getrieben, auch eine Quoti-
sation der Verfassung ist schon ins Mittel gebracht worden, Pfalz-Neuburg
aber verlangt, dass die Proportion nach der Matrikul genommen werde. Da
K.Trier auf seinem votum bestand und auch er alles nur ad referendum an-
genommen, so wurde beschlossen, am 20. August, zu welcher Zeit der hiehin
ausgeschriebene WestfiOische Kreistag stattfinden würde, wieder zusammenzu-
kommen und inzwischen die Resolution der Principalen einzuholen. Doch ist
von den anderen Gesandten gestern beschlossen worden, inzwischen einen Inte-
rimsrecess pro mutua dcfensione aufzurichten, worüber heute noch Conferenz
gehalten werden wird.
Der kaiserliche Gesandte, Graf von Sinsendorf*), ist zwar hier, hält
sich aber en prive unterm Vorwand, auf seine Relation neue Ordre zu erwarten,
ohne Zweifel um das Auge auf die hiesigen Deliberationen zu haben.
PS. In der heutigen Conferenz haben^), obwohl K.Trier gern gesehen,
1) d. 16. Juli 1667 (Londorp IX, S. 577, Mignet II, S. 178).
2) S. oben S. 705.
») S. Mignet II, S. 174ff., Köcher I, S. 558.
*) Vgl. Köcher I, S. 533f.
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de Beyers Bericht aus Coln. 809
dass mit AdjustieraDg des Hauptrecesses bis zu der Wiederzusammenkunft am
20. August angestanden und unter ihnen inmittelst ein Nebenrecess super mutua
defensione simpliciter abgefasst würde, doch K.Mainz, K.Cöln und Pfalz-
Neuburg beschlossen, den Hauptrecess unter sich mit den monitis zu adju-
stieren und zu unterzeichnen, haben aber auf seine Remonstration, dass, wenn
K.Trier und Kf. sich super quaestione an resolvieren und monita aufgeben
sollten, diese doch dem bereits unterzeichneten Recess nicht inseriert noch dem-
selben angehängt werden könnten, von der Unterzeichnung abgestanden und in-
zwischen unter sich einen Nebenrecess *) aufgerichtet, in welchem sie sich hinc
inde des also beliebten Hauptrecesses und der darin zugesagten mutuellen As-
sistenz versichert und erklärt haben , gegen den 20. August wieder zusammen-
kommen und dann mit der Accession und den monitis, welche von K.Trier,
K.Brandenburg, dem Hause Braunschweig und anderen etwa vorkommen
möchten, denselben völlig zu adjustieren. Darauf sind sie unter der Verabre-
redung, gegen den 20. hier wieder zusammenzukommen, von einander geschieden,
auch er wird vorläufig heimkehren.
Instructio für H. Dr. Beyern nacher der ZuBammenknnfi; zu
Cöln am Rhein. D. Potstam 7./[17.] August 1667.
(Conc. V. Somnitz.)
[Abzugebende Erklärungen inbetreff der Verfassung, der Mediation und der Verlän-
gerung der Rheinischen Allianz.]
Er soll sich gegen den 10./20. wieder in Cöln einfinden und den dortigen 17. Äug.
ferneren Verhandlungen beiwohnen.
1) Betreffend die Verfassung, so hat Kf. in eine solche Verbindung, wie
sie zu Cöln veranlasst, einzutreten grosses Bedenken, da man, um den Zweck der
Negotiation, Erhaltung des Friedens im Reiche und Dämpfung der burgundischen
Unruhe, zu erreichen, in terminis instrumenti pacis bleiben, die Controversen
über dasselbe ratione des Snccurses an das Reich verweisen und indessen keinem
Theile zu nahe treten darf. In der zu Cöln veranlassten Verbindung ist zwar
dieser Streit an das Reich verwiesen, daneben aber festgesetzt, dass die corre-
spondierenden Kur- und Fürsten mit gewehrter Hand die Decision, die sie unter
sich darüber gemacht, bevor deswegen eine Declaration auf dem Reichstage er-
gangen, maintenieren sollen, und es ist zu besorgen, dass darüber nicht allein
die Correspondierenden , sondern auch das ganze Reich in die Unruhe mitge-
zogen werden und darüber auch die Mediation zerfallen möchte. Er soll daher
vor der Gesamtconferenz sich mit den Braun seh weigischen und Hessen-
Casselschen Deputierten zusammen thun, vernehmen, wohin deren Committenten
Intention hierunter gerichtet, ihnen des Kf. Gedanken darüber eröffnen und er-
klären, er hielte zwar eine engere Zusammensetzung bei diesen Lauften für
») d. Coln 2. August 1667 (Köcher I, S. 6 19 f.).
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810 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
nöthig, doch dürfte man sich nicht so, wie zu Göln intendiert worden, einlassen,
gerade zu diesem Zwecke würde Kf. die Zasanunenkunft zu Brannsehweig^)
beschicken und hielte fürs beste, ehe man zu C51n etwas thäte, das Ergebnis
derselben abzuwarten. Er zweifelt nicht, dass jene Gesandten sich hierunter
mit ihm fügen werden, auch mit den K.Trierschen und Pfaiz-Neubur-
gi sehen soll er, wenn er discursweise vernimmt, dass ihre Principalen darin
mit Kf. übereinstimmmen, communicieren. Bei der öffentlichen Conferenz mit
den Correspondierenden hat er zu erklären, dass er zwar wegen Enge der Zeit
nicht völlig instruiert, aber anzuzeigen befehligt sei, Kf, halte zwar eine gate
vertrauliche Zusammensetzung für höchstnöthig, da aber diese Sache das ganze
Reich anginge und mit den gesamten Ständen nicht so schleunig abgehandelt
werden könne, so müsste man billig auf andere kur- und fürstliche Häuser re-
flectieren, und da gerade solcher Reichsangelegenheit halber die Zusammenkunft
zu Braunschweig zwischen K.Göln, Kf., den fürstlichen Häusern Braun-
schweig und Cassel, auch möglich anderen, als Schweden, stattfinde, so
hätte man zunächst, ehe man weiter ginge, die Gedanken dieser Stände zu ver-
nehmen. Dabei hat er zu bestehen und sich in diesem Punkt nicht weiter
auszulassen.
2) Betreffend den Punkt der Mediation, so sieht Kf. nicht ein, da er von
Anfang an die Meinung gehabt, dass das ganze Kurfürstencolleg die Mediation
übernehmen sollte, wie Baiern, Sachsen und Pfalz vorbeizugehen. Da der
König von Frankreich in beikommendem Schreiben an ihn vom 19. Juli^ wohl
leiden will, dass auch andere Fürsten des Reichs sich des Werkes unterziehen,
so hat es deswegen keine Schwierigkeit Beide kriegführende Theile sind zu-
nächst durch Schreiben aufzufordern, die Friedenshandlung zu belieben und dazu
Zeit und Ort zu benennen oder ministros zu Abhandlung solcher Präliminarien
zu committieren, um dieses zu befördern, könnten von allen correspondierenden
Fürsten je ein oder zwei Gesandte an Spanien und an Frankreich gesandt
werden, an den Tractaten selbst aber hätte ein jeder derselben einen der Sei-
nigen Theil nehmen zu lassen, die aber de concert nach einer von allen
beliebten Instruktion zu agieren hätten, u. s. w.
3) Betreffend die Rheinische Allianz, so hat er nach wie vor diesen Punkt
nach Regensburg zu verweisen.
Vor allem hat er darauf zu sehen und dahin zu stimmen, dass die an die
kriegführenden Parteien zu schickenden Gesandten sich aller Partialität enthalten
und dass dieses mit nachdrücklichen Worten in ihre Instruktion gesetzt werde.
Bei Prorogation der Rheinischen Allianz findet Kf. mehr und mehr Bedenken,
er kann sich daher zur Zeit darüber noch nicht weiter erklären.
') S. oben S. 155 ff.
'0 S. ürk. u. Akt. II, S. 462.
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Neue Instruction für de Beyer. Vorschlag ▼. Spaens. 811
Freiherr A. v. Spaen^) an den Oberpräsidenten v. Schwerin.
D. Cöln a. Rhein 12. September 1667.
[Verzögerung des Kreistages, Vorschlag, gegen den Bischof von Münster mit Gewalt
vorzugehen. Die franzosischen Fortschritte in den Niederlanden. Der Bischof von
Strassburg.]
— Die Münsterischen Gesandten') conünuiren noch immerfort 12. Sept.
in ihren unbefugten Proceduren, die Creisproposition durch allerhand
Mittel, die sie erdenken können, aufzuhalten, und geben zu verstehen,
dass sie darzu gar nicht kommen wollen, es sei dann, dass man ihnen
Gehmen abtrete. — Ich persistire noch dabei, was ich in meinem
vorigen geschrieben, nämlich dass es der Bischof zu Münster zu grob
mache und solches zur bösen Consequenz gereichen könne. Der Bischof
zu Münster wird S. Chf. D. in allen dero Desseinen zuwider sein, er
ist ein Feind von S. Chf. D. und wird keine Ruhe haben noch halten,
so lange er lebet oder Macht hat. Derohalben wäre meine Meinung,
dass man ihm also, gleich wie dem Herzogen von Lothringen') ge-
schehen ist, behorete zu verfahren, solchergestalt würde man sich dieses
unruhigen Herrn entschlagen und sicher seine Trouppes «an uns bringen,
und würde das Stift Münster uns gute Quartier und Contribution geben
können. Dieses wäre gar woll zu practiciren, und ob ich woU weiss,
dass Ew. Exe. vielleicht werden urtheilen, solches sein extreme und
vehemente Vorschläge, welches ich dann auch selbst bekennen muss,
allein hierbei ist zu consideriren, dass wir auch wunderliche Zeiten er-
leben und in denselben allerhand gefahrliche und fremde Proceduren
sehen müssen, welchen dann auch durch vorangeregte und dergleichen
extreme Mittel in Zeiten muss vorgebauet werden, sonsten möchte zu
befahren sein, dass die Contagion so weit einreissen dürfte, dass sie
uns ganz verzehren und wegnehmen möchte und wir also an den Fran-
zosen würden sterben müssen. Wann man aber eine solche Resolution
nehmen wollte, so würde es mit Communication der Herren Staten
geschehen müssen, auch, sobald dieser Anschlag ins Werk gerichtet
wäre, dem Keyser umbständlich davon Notification gethan werden.
^) Derselbe war nebst Blaspeil, de Beyer und Pagestecher 7on Ef.
zu dem in Cöln abzuhaltenden Westfölischen Kreistage (s. oben S. 719) deputiert
worden.
2) S. Alpen II, S. 34ff., Tücking S. 158.
^ Vgl. Erdmannsdorffer, Deutsche Geschichte vom Westfälischen Frieden
bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Grosseu I, S. 184 f.
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812 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Ich halte für gewiss, dass solches, wofern wir uns wegen Schweden
nicht zu fürchten haben, za practiciren und hiedurch auch der Friede
zwischen dem König in Spanien und dem König in Franckreich ver-
hoifentlich desto eher zu machen. — Dieses sind also meine unvorgreif-
liehe Gedanken und ist der Herr Blaspeil mit mir hierin einig.
Schliesslich, wie es in Brabant und Flandern zustehet, davon will
ich nichts mehr als dieses melden, dass, wenn der König in Franck-
reich also fortgehet, wir denselben auch bald zum Nachbar haben wer-
den. Ist es denn noch nicht Zeit im Reich aufzuwachen? —
PS. — Der Bischof von Strassburg ist gut französisch und wird
auf allerhand Mittel gedenken, die französischen Desseine zu secundiren.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
3./ 13. September 1667.
[Nachrichten aus Holland. Der Kreistag und der Convent zu Cdln. Befremdliche
Aeusserung des Bischofs von Strassburg.]
13. Sept. Aus dem Haag erhält er Nachricht, dass sowohl 813^) als auch de Witt
begehren, Kf. möchte sich hier nicht in die Cölnische Allianz einlassen und
nicht in der Mediation so engagieren, dass er wider Frankreich nichts soUte
thun können, wenn er gleich wollte, die Gen. Staaten würden deswegen die
Mediation auch declinieren, dazu sie sonst unter der Hand veranlasst wur-
den. Er hat daranf Romswinckel und Copes angewiesen, zu fragen,
' was die Staaten bei Kf. thnn wollten, wenn er die Partei von Spanied nehmen
würde.
In dem Kreiswesen ist es noch nicht zur Proposition gekommen, die M uns-
terschen halten immerhin zurück und machen es ziemlich grob mit ihnen,
ihr Herr scheint Kf. wenig zu considerieren. Auch die Handlung der hier an-
wesenden Kur- und Fürstlichen Abgesandten wird sehr schläfrig fortgesetzt.
Der Bischof von Strassburg sagte ihm neulich in halbem Rausche, er würde
in kurzen Tagen von einer grossen Veränderung hören. Da derselbe mit dem
Kurfürsten über 8 Tage nach Lüttich will, so weiss Bl. nicht, was er daraus
schliessen soll. Münster soll mit Schweden wohl stehen.
*) unaufgelöste Chiffer.
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Kreistag und Conyent zu Coln. 813
Joh. de Beyer') an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
13. September 1667,
[Conferenzen am 7. u. 10. Sept. Eroffiiangen des K.Trierschen Gesandten n. des
Bischofs V. Strassburg.]
In einer Conferenz*) am Mittwoch den 7. hat er, was Kf. ihm in puncto se- 13. Sept.
curitatis und mediationis aufgetragen, den anwesenden Deputierten eröffnet, das
gleiche geschah in einer neuen Conferenz am 10. vonseiten des K.Trierschen
Dr. Buschmann und wurde darauf das Concept eines Schreibens an Spanien
zur Dictatur gebracht. Der Triersche sagte in der öffentlichen Conferenz,
was er ihm schon privatim mitgetheilt, E.Cöln und der Bischof von Strass-
burg hätten seinem Herrn geschrieben, der punctns mediationis sollte hier
allein vorgenommen werden, so dass vielleicht auf die engere Verbündnis so
stark nicht mehr gedrungen werden dürfte, derselbe hat ihm vertraulich eröffnet,
dass K.Trier') bei seiner Intention, in das projectierte foedus nicht einzutreten,
beharre und dass er beauftragt wäre, mit ihm vertraulich zu correspondieren;
K. Baiern wäre durch K.Cöln schon eingenommen und K.Mainz würde viel-
leicht trachten, auch K.Sachsen auf seine principia zu bringen, wenn nicht
das jüngste Abbouchieren^) dem vorgebaut hätte. Der Bischof von Strassburg
hat sich ihm gegenüber mit dem Auftrage, es dem Kf. zu hinterbringen, darüber
beklagt, dass aus den spanischen Quartieren und den Niederlanden her spargiert
^) Laut Relation vom 23. August war derselbe zusammen mit Blaspeil und
Pagesteeber am 18. in Cöln des Kreistages wegen angekommen, hatte dort die
neue Instruction des Kf. vom 7./17. August (oben S. 809) erhalten, aber noch keinen
von den anderen Deputierten vorgefunden.
*) Anwesend sind in dieser Conferenz für K.Mainz v. Schonborn und
Bertram, für K.Cöln der Bischof von Strassburg, für Münster Wiedenbrück,
für Pfalz-Neuburg Y.Kanzler Schnell. Vgl. über diese neuen Verhandlungen
Köcher I, S. 539f.
*} Kurfürst Karl Kaspar von Trier hatte (d. Coblenz 5. August 1667) bei
Kf. angefragt, was derselbe von dem zu Cöln vorgeschlagenen Bündnis halte, und
gebeten, ihre beiderseitigen Gesandten dort vertraulich communicieren zu lassen.
Kf. hatte (d. Potstam 7./[17.] August 1667) dieses zugesagt und auf die erste Anfrage
erwidert: „Und halten wir sonst dafür, dass nöthig sein werde, die consilia und
actiones also einzurichten, damit nicht einem oder andern Theil Ursach zur Jalousie
oder Offension gegeben werden möge, — solchem nach fällt uns nicht wenig bedenk-
lich, dass man sofort den Pass vor den Succurs nach den Niederlanden mit Gewalt
zu verwehren sich verbinden wollte, angesehen dieselbe Sache den burgundischen
Kreis betreffend vor das ganze Reich gehörig und also billig zu verwarten, . auch
nicht wohl von einiger Stände wegen statuiret werden kann, ehe die Sache auf dem
Reichstage debattiret. Inzwischen hätte man sich in den terminis Instrument! pacis
zu halten und zuzusehen, dass durch das Mittel, so man zu Erhaltung Friedens an-
zuwenden gemeinet, nicht Unruhe verursachet werden möge."
*) Die Zusammenkunft zwischen Kf. und K.Sachsen zu Zinna s. oben
S. 785 ff.
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814 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666— 16G9.
werde, E.Cöln hätte sich mit Frankreich derartig verbunden, dass er nicht
mehr könne für unpartheiisch erachtet und daher nicht zur Mediation zugelassen
werden, was durch ein aufgefangenes Memorial Lionne's bewiesen werde.
K.Cöln stände allerdings mit Frankreich in Allianz, diese sei aber schon im
April 1666 '} abgeschlossen und sei eine blosse Defensivailianz, er, der Bischot
habe sich erboten, dieselbe einem Bevollmächtigten Castel Rodrigo's mitzn-
theilen, erbiete sich ebenso gegen Ef. Der König von Frankreich hätte ihnen
zwar seitdem grosse Offerten gemacht, sie hätten sich aber in keine weitere
Verbindung mit demselben eingelassen. Sie hätten das, was jetzt in den
Niederlanden vorgehe, ein ganzes Jahr aufgehalten, der Bruder des Bischofs
sei schon 1665') am kaiserlichen Hof gewesen und hätte dort gute und ehr-
liche Bedingungen zu Verhütung der jetzigen Weiterung vorgeschlagen, der
Kaiser hätte dieser Proposition auch anfänglich das Ohr geliehen, sei aber
nachher von der Kaiserin wieder davon abgebracht worden. Ihre Absicht sei,
den Frieden durch die Mediation zu befördern, um dieser Nachdruck zu geben,
müsste man eine ziemliche Anzahl Völker auf den Beinen haben. Auch andere
Kur- und Fürsten, z. B. Kf., Schweden, Holland und England ständen
mit Frankreich in Allianz und würden darum bei der Mediation nicht refusiert.
Wenn man zu besserer Subsistenz in der Verfassung von einem oder anderen
Subsidien erlangte, so wäre auch dieses nicht zu improbieren, wenn man sie
ohne Gegenobligation annehme. Aehnlich hätte auch Münster auf die Remon-
strationen des Kf. wegen seiner mit französischem Gelde gemachten Werbungen
geantwortet.
Da die erwarteten K.Trierschen, Braunschweigischen und änderen
Gesandten jetzt hier sind und so die von ihm in puncto securitatis vorgescho-
benen Dilationen aus dem Wege geräumt sind, so bittet er um Ordre, wie er
sich in hoc passu publice ferner erklären solle.
W. W. Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cölu am Rhein
10./20. September 1667.
[Mittbeilungen des Bischofs von Strassburg zur Rechtfertigung der Politik K.CöIns;
dessen Absichten. Die K. Sächsischen Gesandten.]
20. Sept. Der Bischof von Strassburg, den er auf seine Veranlassung am 16. auf-
gesucht, hat ihm mitgetheilt, K.Cöln wünsche in der früheren Vertraulichkeit
mit Kf. zu continuieren, demselben werde ungerechter Weise vorgeworfen, dass
er sich zu Nachtheil des R.Reiches engagiert hätte, Castel Rodrigo hätte
aus diesem Grunde dessen Mediation zurückgewiesen auf Grund von intercipierten
') In Wirklichkeit war 22. October 1666 ein geheimes Bündnis zwischen K.Cöln
und Frankreich geschlossen worden, s. Mignet II, S. 28ff., Ennen, Frankreich und
der Niederrhein I, S. 185.
^ S. über diese Sendung des Grafen Wilhelm yon Fürstenberg, welche
aber Anfang 16G7 stattgefunden hatte, Mignet II, S. 324 ff., Ennen S. 190
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Eröffnungen des Bischofs y. Strassburg. 815
Schreiben, diese müssten aber untergeschoben sein, K.Cöln hätte an seinen
Agenten in Brüssel geschrieben, Castel Rodrigo möchte durch eine vertraute
Person ihn die Originale derselben sehen lassen, dafür würde er demslben
auch das Original seiner Tractaten mit Frankreich zeigen. Auch der Markgraf
von Baden hätte am braunschweigischen Hofe und an anderen Orten trefflich
losgezogen und würde vermuthlich auch bei Ef. K.Cöln und ihn selbst nicht
verschont haben, wie er denn von allem, was er wüsste, gern redete, auch bei
seiner Rückkunft sich der bei Kf. gehabten guten Expedition gerühmt und vor-
gegeben hätte, Kf. würde sich bald mit einer ansehnlichen Armee für Spanien
zeigen. K.Cölns Gedanken und Bemühungen wären hauptsächlich dahin ge-
gangen, dem Kriege in den spanischen Niederlanden zuvorzukommen und das
Feuer in der Asche zu dämpfen, er hätte auch dasselbe fast ein Jahr lang
durch seine guten consilia zurückgehalten und würde wohl sein Ziel erreicht
haben, wenn man nar spanischerseits gutem Rath hätte folgen wollen. Sein
Bruder, Landgraf Wilhelm von Fürstenberg, sei deswegen im verwichenen
Vorjahr zu Wien gewesen ^), mit dem Kaiser zu tractieren, und hätte proponiert,
Frankreich würde sich aller seiner Praetensionen begeben und das Haus
Oesterreich sich keiner Widerwärtigkeiten davon in den Niederlanden oder sonst
zu befahren haben, wenn man nur demselben auf den Fall des Todes des jet-
zigen Königs von Spanien die Franche Gomt^ lassen und dessen durch einen
besonderen Vertrag versichern würde. Nur 3 oder 4 am kaiserlichen Hofe
hätten von dieser Negotiation gewusst, man hätte sich mit dem Qrafen auch,
obwohl man ihm anfangs nicht recht getraut, einzulassen angefangen und es
wurde sich alles sehr wohl geschickt haben, wenn nicht der spanische Gesandte
und die Oberkämmerin die ganze Handlung umgestossen und den Kaiser diver-
tiert hätten. K.Cöln hätte natürlich auch auf seiner Lande und Leute Sicher-
heit gedacht und ginge dasjenige, was er mit Frankreich tractiert, hauptsächlich
dahin. Er zeigte ihm die Unterschriften des vom April 1666 datierten Vertrages
und erklärte, K. Cöln wäre erbötig, den ganzen Inhalt dieses Tractates dem Kf.
bekannt zu machen, wenn derselbe einer vertrauten Person diese Commission
auftragen und ihn zugleich versichern wollte, dass dieselbe es bei sich behalten
und ausser Kf. niemand davon etwas offenbaren wolle. Dieser Tractat könnte
nicht hindern, dass K.Cöln alle consilia, welche zum besten des R. Reiches ge-
fasst werden sollten, mit amplectieren sollte.
Bl. hat darauf in genere und mit aller möglichen Behutsamkeit geantwortet,
Kf. würde gern in dem Vertrauen mit K.Cöln continuieren und nicht sowohl
auf die ihm über denselben zukommenden Berichte als auf den Grund der
Sachen sehen, den Markgrafen von Baden hätte Kf. nach seiner Gewohnheit
mit aller Civilität dimittiert, auf seine Proposition aber keine cathegorische
Resolution gegeben, sondern freie Hände bisher behalten.
Der Bischof gestand, dass Frankreich zu den Werbungen der K.Cölnischen
Völker Snbsidien gegeben, doch ohne Condition, so dass K.Cöln die Völker
auch gegen Frankreich, wenn es nicht aequas pacis conditiones annehmen wollte,
J) S. S. 814.
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816 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
gebrauchen konnte. Spanien thäte nichts, um die Niederlande za conservieren,
solchen Leuten wäre schwerlich zu helfen, welche nicht sich selbst helfen
wolll^n, Frankreichs Intention wäre garnicht, die Niederlande alle an sich zu
ziehen, sondern es würde mit einem Theil davon zufrieden sein und andere mit
geniessen lassen. Da man nun endlich sehen sollte, dass die Niederlande nicht
zu retten wären, hätten billig die nächst angelegenen, Kf. und andere, dahin zu
sehen, dass sie nicht ausgeschlossen wurden, man könnte dann dem Konige
von Frankreich terminos stellen und darüber eine solche Garantie machen, dass
er dieselben zu überschreiten und seine Nachbaren zu beunruhigen sich wohl
hüten werde. Doch würde das beste sein, wenn man beide Kronen vergleichen
könnte, die Mediation müsste nur bald fortgesetzt werden.
Bl. meint, es würde gut sein, wenn Kf. aus dieser Veranlassung an K.
Cöln ein freundliches Schreiben richtete und ihn darin ermahnte, nicht nur
wie bisher des Reiches Wohlstand zu beherzigen, sondern auch wohl zuzusehen,
dass nicht die Mittel, welche er dazu ergreife, widrige £ffecte thun mögen.
Des Bischofs von Strassburg Absehen bei dieser Unterredung schien da-
hin zu gehen: 1) K.Göln den Weg, um sich mit Kf. zu setzen, falls seine his-
herigen consilia nicht succedieren sollten, offen zu halten, 2) sich seihst bei
K.Cöln, der glaubt, dass die mit Frankreich geschlossenen Tractaten zu seinem
und des Reiches Besten angesehen, aus allem Verdacht zu halten und denselben
in diesem Glauben zu stärken. Der Bischof scheint selbst keine grosse Hoff-
nung auf die hier entworfene Confoederation zu setzen, da K.Mainz ohne
Zweifel mehr aus Furcht als aus Affection für Frankreich sich mit dahin er-
klärt und vermuthlich, wenn das Werk sich anders schicken sollte, auch andere
Gedanken fassen dürfte; so wird er seinen meisten Rücken an K. Baiern
suchen müssen, dessen Abgesandter v. Kleist heute hier erwartet wird.
PS, Die K. Sächsischen Gesandten v. Burckersrode und Hofmarschall
y. Kanne, die nach Frankreich gehen sollen, halten sich hier noch auf, lehen
mit ihnen in gutem Vertrauen, erwarten nähere Ordre und wollten gern wissen,
ob Kf., wen und wie bald nach Frankreich schicken werde, verlangen sonst
wieder nach Haus.
Joh. de Beyer an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
10./20. September 1667.
[Beriebt über die Conferenzen am 15., 16. u. 17. September.]
20. Sept. In den letzten Conferenzen am 15., 16. und 17. ist nur das Mediationswerk
vorgenommen worden, es sind dort die Schreiben an den Kaiser, Spanien
und Frankreich adjustiert und Vorschläge wegen der Subscription und Be-
siegelung sowie der Versendung derselben gemacht worden, auch wegen Errich-
tung einer gemeinen Gasse zur Bestreitung der durch diese Mediationssache
verursachten Kosten.
Von dem Hause Braunschweig sind jetzt auch einige Deputierte er-
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Berichte de Beyers aus Coln. 817
schienen*), einer von E. Baiern wird auch erwartet. Zwei k. sächsische
Gesandten sind vor einigen Tagen hier angekommen, anfänglich mit Ordre nach
Frankreich zu gehen, wegen erhaltener anderer Ordre aber halten sie sich noch
hier auf^).
Derselbe an den Kurfürsten. D. Oöln am Rhein 17./ 27. Sep-
tember 1667.
[Conferenz am 20. Sept. Vorschlag Furstenbergs wegen der Gesandtschaften, y. Kleist.]
Am 20. hat eine neue Conferenz stattgefunden, an der auch der k.bai- 27. Sept.
rische Deputierte v. Kleist sowie die Zellischen, Calenbergischen und
Wolffenbüttelschen Theil genommen haben, man hat über die Instruktionen
und andere dazu gehörige Sachen berathen, dieselben sind aber noch nicht
adjustiert und über die Subscription ist Streit zwischen den Geistlichen und
Weltlichen. Der Bischof von Strassburg, der mit K.Göln zusammen nach
Lüttich abgereist ist, hat ihm gegenüber den Vorschlag gemacht, K.Göln und
K.Mainz möchten an den Kaiser, K.Trier und K.Baiern nach Spanien,
Kf. und K.Sachsen nach Frankreich schicken und es könnte an jeden
Hof ein Fürstlicher adjungiert werden.
Der K.Bairische v. Kleist hat sich ihm gegenüber zu vertraulicher Corre-
spondenz erboten und seine Devotion gegen Kf. bezeugt.
0. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Alt Landsberg
20./ [30.] September 1667.
[Die Eröffnungen Fürstenbergs, darauf zu ertheilende Antwort. Nothwendigkeit einer
Gesandtschaft nach Wien. Billigung der Vorschläge de Witts.]
PS. — halte unmasgeblich davor, dass, weil der Bischof von St ras- 30. Sept.
bürg sich so vertraulich herausgelassen') und, wie er auch sonst ge-
sinnet sein mag, dennoch viel gutes an die Hand gegeben, solche Cor-
respondenz zu mesnagiren sei und ihm hinwiederumb einige Confidenz
zu bezeugen, welches durch ein Schreiben vorgeschlagener massen an
den Bischof und den Churfürsten mit Bezeugung, dass E. Chf. D. die
gethane Ouvertüre sehr angenehmb wäre, geschehen könnte, und weil
er sich zu der Communication des foederis mit Frankreich erboten,
könnten E. Chf. D. begehren, dass es deroselben in copia zu dero eigenen
0 S. Köcher I, S. 539.
*) K. beauftragt (d. Massin 16./[26.] September 1667) Beyer, mit den K.Sächsi-
schen vertraulich zu communicieren.
3) S. oben S. 814 ff.
ICater. c. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 52
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818 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Hände addressiret würde, mit Versicherunge, dass es niemand commu-
niciret werden sollte, damit auch E. Cbf. D. ihnen destomehr Anlass za
einigem Vertrauen geben, könnten Sie gar wohl ein Misgefallen bezeu-
gen, dass man Spanischer Seiten die ChurCölnsche Mediation ausge-
schlagen, wie mir dann auch nicht deucht, dass Sie hierunter gar wohl
gethan, es würde Frankreich auf solche Art auch anderer Mediation re-
fusiren und also die Tractaten immerhin verhindern können. Indessen,
damit man desto besser wissen könnte, ob auf des Bischofs Anbringen
auch einiges Fundament zu setzen, könnten^) E. Chf. D. am Keyserli-
chen Hofe bekannt machen, was der Graf Wilhelm sich von seiner
Negotiation daselbst rühmet und dass er sich erboten, durch die
FrancheComtedie ganze Sache beizulegen, und vernehmen, ob solches
sich also verhalte. Dass der Markgraf von Baden etwas laut gegangen,
habe ich auch von anderen Orten vernommen und laufet solches aus-
drücklich kegen die Abrede und seine Zusage. Wann aber E. Chf. D.
solches durch Schreiben an ihn ressentirten und man solches vorzeigete,
würde es noch ärger sein und seine Aussage bestärken, deren doch jetzt
von allen nicht mag getrauet werden, daher ich unmasgeblich gnug-
samb ermesse, dass man sich alhie bei dem Baron de 6oes desfals
mündlich beschwere, der mir neulich gesagt, dass seine Relation nacher
Spanien geschicket und von dannen Resolution erwartet würde. Wegen
Abschickung nacher Wien seind allerhand Bedenklichkeiten, sonderlich
dass der Keyser, den es doch hauptsachlich betrifft, so gar kühl in
der Sache ist, wie ich solches noch neulich von dem Baron de Goes
gespüret, und anstatt dass er E. Chf. D. suchen und urgiren sollte, dar-
auf wartet, dass es von deroselben geschehe. Jedennoch wann E. Chf.
D. das Werk anzutreten resolviret sein, sonderlich auf solche Art wie
von dem H. de Witte vorgeschlagen*), so würde es doch wohl sein
müssen, damit man so viel Vortheil als immer müglich am Eeyserl.
Hofe davon ziehe, denn werden E. Chf. D. vorher im Haag schliessen,
so haben Sie hernach alda nichts zu hoffen. Ich wollte doch unterthä-
nigst rathen, dass unter anderm Prätext hingeschicket, der Abgesandte
aber dennoch auf diese Sache instruiret würde, der Person halber, so
hiezu zu gebrauchen, will E. Chf. D. ich meine Gedanken mündlich er-
öffnen. Dass mit dem Feldherrn Wrangel die vertrauliche Correspon-
denz fortgesetzet werde, finde ich sehr rathsamb, denn so viel ich aus
0 S. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 346.
2) S. oben S. 735.
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Vorschläge 0. v. Schwerins. 819
allen Dingen absehen kann, führet derselbe gar gute consilia, hiezu
könnte derselbe gebrauchet werden, welcher nach Franckreich gehen soll.
Sonsten, Gnädigster Herr, gefallt mir der Vorschlag, den der H. de
Witte gethan, wie man das Werk angreifen soll, sehr wohl, können
E. Chf. D. nur die nöthige Subsidia von ihnen erhalten, so könnte ich
nicht widerrathen, dass E. Chf. D. sich mit ihnen einlassen, denn der
Zweck ist löblich, die Art zu procediren billig und kann von keiner
Partei getadelt werden, und würden E. Chf. D. im Reich grossen Beifall
erlangen. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. [s. l]
23. September/ [3, October] 1667.
[Erwiderung auf die Eröffnungen Fürstenbergs.]
Durch Blaspeil hat er erfahren, was der Bischof von Strassburg dem- 3. Oct.
selben wegen K.Cölns aufrichtiger Bemühungen in der burgundischen Sache
und üngegründetheit der Nachrede wegen seiner Allianz mit Frankreich sowie
wegen seines "Wunsches, mit ihm weiter vertrauliche Correspondenz zu unter-
halten, eröffnet hat.
Ohne ist zwar nicht, dass wegen der mit Frankreich aufgerichteten
Alliantz wie auch wegen dessen, so anfangs zue Cöln in puncto securi-
tatis ins Mittel gekommen, hin und her viel ausgesprenget, auch uns
zu Ohren gekommen. Nach dem aber zue E. Ld. gesetzten aufrechten
Vertrauen haben wir uns doch allewege versichert gehalten, E. Ld. keine
andere als dem Vaterlande erspriessliche consilia führen wurden.
Stellen auch zu E. Ld. — Gefallen, ob sie uns, wie des H. Bischoffen
Ld. auch erwähnet, von dem mit Frankreich geschlossenen Tractat in
gutem Vertrauen Nachricht geben und eine Abschrift erteilen wollen.
Wir versichern E. Ld., dass wir selbige dergestalt secretiren, wie sie es
selbst begehren, und blos zue Hintertreibung der oberwähnten Nachrede
gebrauchen werden. Sonsten wollen wir gleich woll nicht hoffen, dass
an Spanischer Seiten man gesinnet sei, bei der Mediation E. Ld. einige
Difficultät und in dem Churf. collegio eine Trennung zu machen, gestalt
wir dann auch deswegen an gehörigen Ort nötige und dienliche Erinne-
rung thuen werden. — ^)
0 Unter demselben Datum richtet Kf. auch ein äbniiches Schreiben an den
Bischof yon Strassburg und beauftragt Blaspeil, dieses Schreiben zu bestellen
und die Correspondenz mit dem Bischof fortzusetzen.
52*
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820 VI- Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Joh. de Beyer an den Kurfürsten. D, Cöln am Rhein
4. October 1667.
[Bericht aber die letzten Conferenzen. Die K. Sächsischen Gesandten. Betrag des
von Kf. zu zahlenden Beitrages.]
4. Oct. In*) der Conferenz am 27. September ist die Schwierigkeit wegen der Sub-
scription ausgeglichen und dann am folgenden Tage über die Eintheilung der
Schickung an die drei Hofe berathen worden. Dem Beschluss, dass je zwei
Kurfürsten und ein Fürst an jeden Hof schicken sollten, gegenüber verlangten
die Fürsten, Münster, Pfalz-Nenburg, Celle, Calenberg und Wolffen-
butteP), entsprechend dem anfänglichen Vorschlag, dass ebensoviel Fürsten
wie Kurfürsten, nämlich je zwei, an jeden Hof schicken sollten, namentlich die
Braunschweigischen haben sich stark dafür interessiert und ist schliesslich am
30. dieser Vorschlag ad referendum angenommen worden, ebenso der wegen
der gemeinen cassa, wogegen auch Widerspruch erhoben wurde. Vorgestern
sind die Schreiben an die drei Hofe nebst den Instruktionen und Credentialen
für die Gesandten') an allerseits Principalen zur Subscription zugesandt worden.
Dieselben sollen zugleich auf einem Zettel die Namen der Gesandten, welche
sie schicken wollen, um diese den Credentialen einzuverleiben, an K.MaiDZ zu-
rückschicken und sich darüber erklären, ob sie nach der Reichsmatrikul zu der
cassa beitragen und ihren Beitrag hieher an die K. Mainzische Gesandtschaft
anschaffen lassen wollen. An der letzten Sitzung haben auch die K. Sächsi-
sch en auf Grund besonderer Vollmacht ihres Herrn Theil genommen. Zu Folge
dem kurfürstlichen Rescript vom 16./26. September ist er gestern bei denselben
gewesen, hat ihnen den Befehl, mit ihnen in vertrauliche Correspondenz zu treten,
bekannt gemacht und, wohin sie incliniert seien, zu sondieren gesucht, dieselben
erklärten, die Rückkehr eines nach Dresden geschickten Kammerdieners zu er-
warten.
PS. Als Beitrag zu den auf 2000 Rthlr. angeschlagenen Spesen für die
Couriere soll jeder der correspondierenden Kur- und Fürsten ein Achtel eines
einfachen Römermonats, also Kf. 228Vj Rthlr. zahlen*).
Joh. de Beyer an den Kurfürsten. D, Göln am Rhein
11. October 1667.
[Versicherungen v. Kleists über die Haltung K. Baiems. Die K. Sächsischen Gesandten
u. deren Aeusserungen.]
11. Oct. Der k.bairische Gesandte v. Kleist, der nach der Aussage des kaiser-
1) Vgl. den Bericht Gaumonts yom 3. October 1667 (Mignet II, S. 269).
») S. Kocher I, S. 539.
^ S. alle diese vom 5. October 1667 ausgestellten Schriftstucke bei Londorp
IX, S. 578 ff.
«) Kf. erklärt sich (d. Göln l./ll. October 1667) dazu bereit und weist das
Geld an.
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de Beyers Berichte ans Cöln. 821
liehen Gesandten zur französischen Partei gehören soll und den er darauf hin
sondiert hat, hehauptet, seinem Herrn geschehe darunter gar ungütlich, und,
nachdem er ihm über die Intention des Kf. auf Grund der Rescripte desselben
vertrauliche Mittheilung gemacht, alles käme mit den consiliis seines Herrn
überein, derselbe wäre noch mit keiner Partei engagiert und er selbst wollte
sich bemühen, dass derselbe auch ferner mit Kf. gleiche consilia führe. Die
K. Sächsischen berichteten Nachricht zu haben, CastelRodrigo habe Befehl
erhalten, nach Spanien zurückzukehren, und Don Juan d^Austria sollte
an seiner Stelle nach den Niederlanden kommen. Dieselben haben ihm
mitgetheilt ^), Burckersrode beabsichtige auf erhaltenen Befehl die Rückreise
anzutreten, Marschall v. Cahn werde vielleicht nach Frankreich gehen und bis
zu solcher Ordre eine Reise nach Holland machen, hier wollten sie die E. Main-
zischen ihnen substituieren. Sie behaupteten, von dem, was bei dem Abbouche-
ment zwischen ihrem Herrn und Kf. vorgefallen, noch keine völlige« Information
zu haben, meinten, man müsste darauf, dass der Kaiser sich so wenig movierte,
ein besonderes Absehen haben und es dürfte wohl bedenklich sein, dass einige
Kur- und Fürsten ohne denselben sich movieren wollten. Nachdem er auf
Grund der Rescripte des Kf. sie auch mit dessen Intention bekannt gemacht,
findet er sie auf denselben principiis, Burkersrode äusserte sogar die
Absicht, nach seiner Rückkehr mit Kf. unter einem Prätext davon weiter zu
reden, doch hat er davon nachhe/ wieder abstrahiert, bis er seines Herrn In-
tention vernommen hätte. Gaumont ist wieder hieher zurückgekehrt, hat dieses
aber weder ihm noch den K. Sächsischen angezeigt.
Joh. de Beyer an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
17. October 1667.
[Weitere Berathungen, Vorschlag, den Congress vorläufig ku vertagen.]
Am 12. wurde über den Extract der spanischen Vollmacht berathen und 17. Oet
endlich beschlossen, vorläufig noch hier zu bleiben und den punctum armistitii
bei der Instruktion zu lassen, K.Cöln könnte unter der Hand ferner sondieren
oder man möchte sehen, wie man es en prive anbrächte. Allerlei Gedanken
und Specnlationen waren privatim über dieses Werk, über jenen Extract und
die proponierte Frage, als ob vielleicht dadurch der Mediation neue obstacula
gemacht werden wollten. Einige meinten, um dieses zu declinieren, sollte man
sich eine Zeit lang, wenn nicht alle, doch die meisten, trennen und abwarten,
was inzwischen mit den Schreiben und Gesandtschaften ausgerichtet werden
würde').
') Vgl. Auerbach 8.303.
^ Kf. erklärt sich (d. Cöln 15./[25.] October 1667) damit einverstanden, dass
die Gesandten sich yorlaufig trennten und Beyer nach Cleve zurückkehre, er be-
dauert, dass der von dem Markgrafen von Baden gemachte Vorschlag (s. oben S. 704),
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822 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D.
Mainz 27. October 1667.
[Jodoci's Bericht aber des Kf. Absichten. Aussicht, dass die Friedensverhandlungen
zustande kommen, Bitte, auch die Gen. Staaten zur Mitwirkung aufzufordern.]
27. Oct. Sein bei Kf. gewesener Rath Jodoci^) hat ihm berichtet, dass dessen
consilia vornehmlich dahin zielen, dass nicht nur der teutsche Frieden und
Freiheit erhalten, sondern auch die in den Niederlanden entstandene Kriegs-
flamme gedämpft werde. Auch er wird sich zu Erreichung dieses Zweckes auf
das äusserste bemuhen. Da der König von Frankreich sich mehr and mehr
zu gutlicher Beilegung dieser Differenzen, auch sogar zu Eingehung eines armi-
stitii geneigt zeigt, auch Castel Rodrigo Vollmacht aus Spanien erhalten
haben soll, so hat man sich vor allem zu bemühen, dass beide Theile za Er-
nennung de^ Orts und der Mediatoren disponiert werden. Er wünscht Nachricht
von dem, was Castel Rodrigo dem Kf. geantwortet hat.
PS. Er fordert Kf. auf, sich bei den Gen. Staaten zu bemühen, dass
diese dahin mitwirken, dass möglichst bald zu Tractaten geschritten and so
durch gütliche Mediation dieser Streit beigelegt werde, bevor die campagne
wieder herbeirückt').
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D.
Dresden 19. /[29.] October 1667.
[Uebersendung der Schriftstücke für die Gesandtschaften. Anfrage inbetreff der Ab-
sichten des Kf.]
29. Oct. Er übersendet die ihm von K.Baiern') zugesandten Vollmachten und In-
struktionen, welche auf dem Cölner Convent für die beabsichtigten Gesandt-
Spanien soUte einige Oerter in Flandern den Richtern in Sequester geben und auch
Frankreich denselben die von ihm occupierten Oerter einräumen, nicht in die In-
29 October
struktion gesetzt ist. Er beauftragt dann ^ ^ seinen Rath und Residenten
® [8. November]
in Düsseldorf Arnold Gisbeit Pagestecher, wenn derselbe vernehmen sollte, dass
einige kur- und fürstliche Räthe zu Vollziehung der Mediation sich wieder in Cöln
einfinden sollten, sich auch dorthin zu begeben und, wenn er es für nöthig befinden
sollte, dass Beyer dorthin komme, es diesem anzuzeigen.
1) S. über dessen Sendung an den Kf. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 338.
^) Kf. erwidert (d. Cöln 2./[12.] November 1667), er bemühe sich schon seit
lange bei den Gen. Staaten darum und werde es auch weiter thun, er sei jetzt in
Deliberation begriffen, ob er nicht zu Beförderung des Friedensnegotii unerwartet
der zu Cöln beschlossenen Abschickung, die sich wohl etwas verzögern würde, eine
besondere Gesandtschaft an den König von Frankreich und Castel Rodrigo
solle abgehen lassen, verspricht weitere Mittheilungen.
^ Auch Kurfürst Ferdinand Maria sendet (d. München 24. October 1667)
dem Kf. die Instruktionen für die Gesandten (s. Diar. Europ. XVI. Append. S. 96 ff.,
Londorp IX, S. 579 ff., Mignet II, S. 270 ff.) zu und ersucht ihn, nicht allein die
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Gorrespondenz mit den anderen Kurfürsten. 823
Schäften an den kaiserlichen Hof und an die beiden kriegfahrenden Parteien
verglichen worden nnd welche er ebenso wie K. Baiern und die geistlichen
Kurfürsten vollzogen hat, und bittet um Nachricht, ob des Kf. Gesandten noch
bei dem Gonvent zu Göln subsistieren und wann und wen Ef. zu der beab-
sichtigten Gesandtschaft senden wolle ^).
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten. D.
Heidelberg 30. November/ [10. December] 1667.
[Bitte, seine Forderungen auf dem Gölner Gonvent zu unterstützen, u. um nähere
Nachricht, was dort vorkommen werde.]
£r hat die von E.Mainz angesonnene Mitvollziehung der Instruktionen 10. Dec.
und Gredentialen für die an Frankreich, Spanien und den Kaiser in puncto
mediationis ahzuschickenden Gesandten unter gewissen reservatis ausgeführt
und rechtfertigt diese reservata^). Er heahsichtigt jetzt, seinen vor etlichen
Wochen nach Cöln geschickten Hofrath v. Galen daselhst noch verbleihen zu
lassen, bittet Kf., seine Gesandten anzuweisen, mit demselben gute Gorrespondenz
zu unterhalten und ihnen die Secundierung dieser reservata anzubefehlen, und
bittet , ihm mitzutheilen , was Kf. , der ja die Seinigen schon längst auf jenem
Gonvent gehabt, meine, dass dort weiter vorkommen möchte, damit er seine
Gesandten um so besser instruieren könne').
Seinigen bei dem Gölner Gonvent, «darauf man nun albereits eine grosse Reflexion
macht", bis zu bestandiger Adjustierung dieses Werkes subsistieren, sondern sie auch
mit den Seinigen vertraulich communicieren zu lassen. Kf. erwidert demselben (d.
Gölna. d. Spr. 2I./[31.] October 1667), er habe seine ministri nur deswegen von
Göln abgerufen, weil die meisten anderen Gesandten sich schon vorher von dort fort-
begeben hätten, ohne die Seinigen wissen zu lassen, wohin und weshalb. Sobald er
vernehmen werde, dass die anderen sich dort wieder einfinden würden, werde er
auch die Seinigen wieder dorthin schicken und ihnen befehlen, mit den K.Bairischen
vertraulich zu communicieren.
0 Kf. erwidert (d. GÖln a. d. Spree 2 1./[31.] October), er habe seine Gesandten
aus Göln abgefordert, werde sie aber, wenn es die Nothdurft erfordern würde, dort-
hin zurückkehren lassen, und verspricht mit ihm weiter darüber zu communicieren.
^ K.Pfalz verlangt, 1) es solle ihm frei stehen, den Gesandten auch jemand
von den Seinigen beizuordnen, 2) keiner von den Gesandten dürfe k part negotiieren,
3) es dürfe dadurch einem etwaigen Reichsschluss nicht präjudiciert werden.
') Kf. erwidert (d. Göln a. d. Spree 9./1 9. December 1667), er wisse nur, dass
die Gesandtschaften dort zusammenkommen und von dort Weiterreisen sollten.
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824 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Job. de BeyerO an den Kurfürsten. D. Cöln 17./27. üe-
cember 1667.
[Verzögerung der Gesandtschaft nach Spanien. Verdächtiges Verhalten Färstenbergs
und Schönborns im Haag. Aeusserungen Gaumonts.]
27. Dec. Er hat mit v. Pelnitz, Blaspeil und Meinders zu Düsseldorf) ge-
redet. Hier ist nur eine Conferenz vorm Fest gehalten worden. Die spanische Ge-
sandtschaft kann noch nicht von der Stelle kommen, da der Osnabrückische
noch erwartet wird und die übrigen erst darüber, ob unterwegs erst Castel
Rodrigo begrnsst werden solle, bei ihren Principalen angefragt haben. Ver-
schiedene der hier anwesenden Gesandten haben allerlei Absehen, dass') der
Bischof von Strassburg und v. Schönborn so lange im Haag gewesen und
dass auch Prinz Wilhelm aus Frankreich dort angelangt sei, ohne dass dem
Convent angezeigt werde, ob und was da etwa die hiesigen Mediationsaffafren
betreffend verhandelt werde. Gaumont ist mitSchönborn sehr familiär und
logiert, in des Bischofs von Strassburg gewöhnlichem Quartier, in der Propstei
zu St. Gereon, er hat zu einigen Gesandten gesagt, sein König hätte aas dem
Römischen Reich nichts zu fürchten, nachdem auch Kf. ihm nun nicht mehr
zuwider sein wurde. Da der K.Sächsische Gesandte schon in Paris sein soll,
vielleicht auch der Pfalz-Neuburgische sich schon dort eingefunden hat, so
bittet er um Ordre, ob er allein dorthin nachreisen soll*).
>) Kf. hatte (d. Cöln 13./[23.] November 1667) denselben angewiesen, sich fertig
zu halten, um mit den K. Sächsischen zusammen die Gesandtschaft nach Frankreich
anzutreten.
'0 S. oben S. 781.
3) S. M^m. d'Estrades VI, S. 178ff., 205. Auch Kurfürst Karl Ludwig von
der Pfalz beschwert sich bei Kf. (d. Heidelberg -^_ ,--,- ) darüber, dass
[7. Januar IbooJ
von K.Cöln und K.Mainz particulare Handlungen in diesem Mediationswerk ohne
Mittheilung an den Convent getrieben seien, namentlich über die Verhandlungen der
beiden Fürstenberg und Scbönborns in Holland und ersucht Kf., darüber auch
in Cöln Beschwerde führen zu lassen. Kf. sagt 8./18. Januar 1668 dieses zu und
theilt mit, dass er deswegen auch an K.Mainz geschrieben habe.
-V «-* .^ .»X 24. December 1667 ,^ ., xr o i ^ « •
*) Kf. theilt — r— ; 77,-^^^ — B. mit, was K.Sachsen wegen der Reise
3. Januar 1668
seiner Gesandten ihm mitgetheilt (s. oben S. 797), und befiehlt ihm, den geradesten
Weg nach Paris zu gehen und es so einzurichten, dass er sich mit den K. Sächsischen
unterwegs oder wenigstens in Paris vereinige, 7./17. Januar 1668 wiederholt er den Be-
fehl, dass Page stech er während Beyers Abwesenheit seine Stelle in Cöln vertreten
solle, und verlangt, dass in Frankreich auf den Waffenstillstand gedrungen werde.
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Berichte de Beyers aus Coln. 825
Kurfürst Maximilian Heinrich von Göln an den Kurfürsten.
D. Bonn 13. Januar 1668.
[auf das Schreiben vom 23. September 1667. Vorschlag zur Reassumieruug der Zu-
sammenkunft in Coln.]
Des Kf. Schreiben ') ist ihm erst vor wenigen Tagen durch den Bischof 13. Jan.
von Strassburg. dem es auf seiner Durchreise von Holland her in Cleve
Blaspeil übergeben, zugekommen. Versicherung seiner guten Absichten für
die Wohlfahrt des Reichs.
Da zu fürchten ist, dass Spanien sein Intent, das Reich mit in diesen
Krieg zu ziehen, erreichen könnte, so muss man auf nachdrückliche Mittel be-
dacht sein, zu einem gütlichen Vergleich zwischen beiden Kronen zu gelangen,
dazu würde sehr dienlich sein, wenn die Versammlung zu Coln reassumiert
würde, um ferner zu deliberieren, nachdem Frankreich auf den Vorschlag
Castel Rodrigo's Aachen zum Ort der Verhandlungen bestinmit'), ob man '
sich nicht dort zusammen thun solle. Durch Spaniens Weigerung, eine andere
Mediation als die des Papstes zuzulassen, braucht man sich nicht irre machen
zu lassen, sondern man hat in loco tractatuum allerseits sich einzufinden
und inmittelst in Cöln zu überlegen, was, falls es zu keinen Tractaten kommen
oder diese unfruchtbar ausschlagen sollten, vonseiten des Reichs oder der be-
nachbarten Kur- und Fürsten für Mittel zu ergreifen, damit man in diesen Krieg
nicht mit involviert werde.
Job. de Beyer an den Kurfürsten. D. Cöln am Rhein
6./ 16. Januar 1668.
[Bevorstehende Abreise. Die Gesandtschaften nach Wien und nach Spanien.]
Er wird heute nach Cleve reisen, um mit v. Spaen wegen Fonmierung 16. Jan.
der Spesen Abrede zu treffen, und er gedenkt Ende dieser oder Anfang der
nächsten Woche über Lüttich nach Sedan zu reisen').
Es gehen 1) nach Wien: wegen K.Mainz v. Greiffenclau, wegen K.Cöln
Dr. Aldenhoven, wegen Münster v. Smiesing, wegen Braunschweig-Calen-
berg Dr. Witte,
2) nach Spanien: wegen K.Trier Freiherr v. Orssbeck, vielleicht auch
Dr. Buschmann, wegen K. Baiern v. Kleist, wegen K.Pfalz Freiherr v. De-
gen feld, wegen Osnabrück v. Pal and, wegen Wolffenbüttel v. Münnig-
hausen*).
0 oben S. 819.
3) Vgl. Mem. d'Estrades VI, S. 201.
^ B. meldet 2 1./31. Januar 1668 von Sedan aus, er sei am 14./24. yon Cleve
abgereist und heute hier angekommen, unterwegs seien die Wege schlecht und un-
sicher gewesen, namentlich zwischen Lattich und hier, er sei auch von spanischen
Parteien angebalten aber auf seine Pässe hin losgelassen worden, von den K. Säch-
sischen habe er keine Nachricht.
*) Die Gesandtschaft nach Frankreich besteht ausser de Beyer aus den K.-
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826 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666^1669.
A. G. Paghstecher an den Kurfürsten. D. Düsseldorf
31./ 21. Januar 1667.
[Die neuen Verhandlungen in Cöln.]
31. Jan. Er hat sich, nachdem Beyer am 6./16. Januar abgereist, nach Co In be-
geben. Da dort aber nur wegen K. Mainz Dr. Bertram, wegen K.Coln
Dr. Quentel und wegen Pfalz-Neubnrg Dr. Hermann i anwesend sind, diese
nur wöchentlich einmal zusammenkommen und wenig Wichtiges zur Deliberation
kommt, so ist er vorläufig wieder zurückgereist*).
Joh. de Beyer an den Kurfürsten. D. Paris 31. Januar/ 10. Fe-
bruar 1668.
[Anwesenheit der übrigen Gesandten ausser den K. Sächsischen, Abwesenheit des
Königs von Frankreich, Schwierigkeiten bei der Unterhandlung.]
10. Febr. Er ist am 28. Januar/ 6. Februar [sie!] hier angekommen, die übrigen De-
putierten von K.Pfalz, Pfalz-Neuburg und Braunschweig-Zelle sind
schon einige Zeit hier anwesend, nur die K. Sächsischen fehlen noch, sie
sind am 24. von Mainz abgereist und wollen sich hier mit ihm vereinigen-).
Der König von Frankreich ist vor 8 Tagen nach der Franche Comte auf-
gebrochen, soll aber Lionne Befehl zurückgelassen haben, die affaires mit
ihnen provisionaliter zu entamieren. Die hauptsächlichste Schwierigkeit bei
den Präliminarien wird in dem armistitio und Prolongation des vorigen termini
bestehen, darauf die im Haag neulich geschlossenen Tractaten') nicht weniger
reflectieren, wozu jedoch der König wenig Incllnation haben soll.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Paris 14./ 24. Februar 1668.
[Audienz bei Lionne, die Frage des Waffenstillstandes.]
24. Febr. Sie habend alle zusammen am 10./20. bei Lionne Audienz gehabt und
ihm die Intention ihrer Principalen auch in specie in puncto armistitii ihrer
Sächsischen v. Gersdorf und v. Kanne, dem K. Pfalzischen v. Spanheim, dem
Pf alz-Neuburgi sehen v. Lerodt und dem Celleschen y. Platen.
0 Kf. beauftragt (d. Cöln 18./[28.] Februar 1668) auf Vorschlag der cletischen
Regierung, um die Zehrungskosten für Pagestecher und eine Kutsche für denselben
zu sparen, seinen Residenten in Cöln Rupert Weiler, sich mit P. zusammen an den
Conferenzen zu betheiligen , derselbe nimmt wirklich zusammen mit dem am 27. Fe-
bruar auf Aufforderung des K. Mainzischen Directoriums nach Cöln zuräckgekebrten
Pagestecher an den weiteren Conferenzen bis Ende März Theil, auf denen aber
nichts Erhebliches vorkommt, Anfang April reist P. wieder nach Düsseldorf zurück.
^ Dieselben trafen am 3./ 13. Februar in Paris ein, s. Auerbach S. 311.
2) Die Tripelallianz, s. oben S. 756.
*) Vgl. Auerbach 8. 311 f.
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Berichte de Beyers aus Paris. 827
Instruktion gemäss eröffnet. Derselbe erwiderte, der König nehme die offerierte
Mediation willig an, sehe ihre Ankunft gern und wolle die Erklärung, welche
er vor angetretener Expedition nach der Franche Gomt^ gethan, auch nach Er-
oberung dieser Provinz wiederholen und bei der vorgeschlagenen Alternative
bis ad ultimum Martii verbleiben. Die vorgeschlagene Suspension der Waffen
aber erachte er mehr für schädlich als vorträglich, weil die Abhandlung eines
Waffenstillstandes mehr Zeit als die Friedenstractaten selbst erfordern würde.
Zu den Tractaten sei Mr. Golbert determiniert, der zu seiner Abreise nichts
als einen Pass aus Niederland erwarte, der König wolle an keinem anderen
Ort als in Deutschland tractieren, obgleich vorgegeben würde, Spanien wollte
CS nur in Rom geschehen lassen. Er erwähnte ferner, er hätte aus Madrid
Nachricht, dass dort auf das aus Cöln abgelassene Schreiben declinando geant-
wortet und die angebotene Mediation höflich abgelehnt wäre, ferner dass die
Alternative nicht von dem Könige, sondern von den Gen. Staaten herkäme. Der
König habe aber die Erklärung, bei der Alternative bis Ende März verbleiben
zu wollen, von sich gegeben, bevor er von der Haagischen Allianz etwas ge-
wusst, und jene Allianz sei dem Könige nicht so gar angenehm. Sie werden
also bei der künftigen Audienz vom König dessen Resolution vernehmen. Einige
seiner Collegen sind der Meinung, falls die surseance der Waffen, wie zu ver-
muthen, difficultiert werden sollte, sei dieselbe nicht stark zu urgieren sondern
zu übergehen, und auch er hat angestanden, dieselbe gemäss dem Rescript vom
8./18. Januar zu urgieren, da die anderen hier anwesenden Gesandten des Kf. ')
dieser Meinung sind, ausserdem die zu erwartende Antwort des Königs delibo-
randa geben und ihnen inzwischen hoffentlich aus Cöln nähere Instruktion
darüber zukommen wird.
Job. de Beyer an den KnrfQrsteii. D. Paris 28. Februar/ 9. März
1668.
[Audienz beim Ronige, Verzögerung der Resolution desselben.]
Am 22./3. haben sie*) beim Könige in Saint Germain Audienz gehabt. 9. März.
Derselbe hörte stehend und mit entblösstem Haupt ihre Proposition an und er-
widerte auf französisch, sie wären ihm willkommen, er nehme die Mediation
ihrer Principalen herzlich gern an, da aber die vorgetragenen Sachen von
mehrem Nachdenken wären, müsste er sich ein wenig Zelt nehmen und würde
ihnen entweder selbst oder durch Lionne Antwort zukommen lassen. Auf
solche aber haben sie bisher vergeblich gewartet, was sie um so mehr befremdet,
da der holländische und englische Gesandte'), die erst nach des Königs
Rückkehr hier angekommen sind, schon eine Resolution erhalten haben und
0 V. Pölinitz und Meinders.
*) Vgl. Auerbach S. 312f.
^ Beuningen und Trevor, s. Mignet II, S. 608ff., Lefevre Pontalis I,
S. 480 f.
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828 Tl. Brandenbarg und Frankreich. 1666—1669.
ihnen ein armistitiam bis Ende März vom Könige bewilligt sein soll. Von dem
Cölnischen Convent haben sie weder nähere Instruktion über den desiderierten
punctum armistitii noch sonst ein Schreiben erbalten. B. bittet um Ordre, wie
er sich verbalten solle, wenn einige von den Deputierten absonderlich revociert
werden sollten, die K.Sächsiscben haben ihm mitgetheilt, in Dresden sei von
einem Mitglied des Cölnischen Convents Instanz gethan, sie zu revocieren ').
Derselbe an den Kurfürsten. D. Paris 13. /23. März 1668.
[Verbandlungen mit Lionne aber den Waffenstillstand.]
23. M&rz. lieber das armistitium haben sie nur mit Lionne vorgestern zu conferieren
Gelegenheit gehabt, derselbe hat ihnen ausführlicb mitgetheilt, was in der letzten
Conferenz mit dem englischen und holländischen Gesandten vorgegangen^«
wie der König sich dort erboten, den Termin zur Annahme der Alternative bis
zum 15. Mai zu verlängern, dass er zwar kein weiteres armistitium bewilligt
aber sich erboten hätte, alle etwa nach Ende März bis zum 15. Mai eroberten
Oerter, wenn Spanien bis dahin den Frieden ratificiert haben würde, wieder
zurückzugeben. Als L. dabei zu verstehen gab, dass der König weder ratione
prolongati termini noch sonst den contenta der Uaagischen Allianz folgen wollte,
damit man nicht meine, dass er dadurch zu seinen Erklärungen bewogen sei,
und sie darauf Instanz machten, dennoch möchte ihren Principalen zu gefallen
das armistitium prorogiert werden, hat er dazu nochmals alle Hoffnung benom-
men, ihnen aber auf ihre Bitte versprochen, dass sie in absonderlicher schrift-
licher Resolution ') alle substantlalia der Erklärung des Königs an die alliierten
ministros erhalten sollten*).
Derselbe an den Kurfürsten. D. Paris 10./ 20. April 1668.
[Abscbiedsaudienzen.]
20. April. Die Aussichten für den Frieden sind günstig. Beim Könige haben sie am
>) Kf. tbeilt (d. Cöln a. d. Spree 4./[14.] März 1668) B. seinen Schriftwechsel
mit K.Sachsen wegen Rückberufung der Gesandten aus Paris mit und befiehlt ihm,
wenn die anderen sich von dort entfernen sollten, ebenfalls abzureisen.
2) S. Mignet 1I,^S. 622f., Wiequefort III, S. 391f., Lefevre Pontalis I,
S. 480f.
3) Diese von Lionne ausgestellte Resolution (d. St. Germain 22. Harz 1668,
abgedruckt Mem. d 'Estrad es VI, S. 347flf.) sendet B. 14./24. März ein.
*) Kf. hatte schon (d. Cöln a. d. Spree 15./[25.] M&rz 1668) an B. geschrieben,
da der Konig sich wegen des Waffenstillstandes ganz favorabel erklärt habe, so be-
dürfe es keines weiteren Sollicitierens deswegen, er solle sogleich nach erhaltener
Demission abreisen, 21. /[31.] März theilt er ihm mit, er halte für ratbsam, dass die
Gesandten aus Paris zurückgefordert, dagegen eine Abordnung von dem Cölner Con-
vent nach Aachen beschlossen werde, und ertheilt unter demselben Datum Page-
stech er die betreffende Ordre.
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Berichte de Beyers aus Paris. 829
7./17. Abschiedsaudienz 0 gehabt, derselbe empfing sie aber diesmal sitzend und
mit bedecktem Haupt wie andere königliche Envoyes, angeblich weil der
dänische Resident ein gleiches Tractament, wie ihnen zu Anfang widerfahren,
verlangt hat. Auf ihren in französischer Sprache gehaltenen Vortrag antwortete
der König, dass er aus sonderbarer Consideration und Ansehen der Kur- und
Fürsten und deren ihm zu danknehmenden Gefallen gereichenden Mediation
demjenigen, was er zu Beförderung des Friedens versprochen, festiglich nachzu-
kommen, sein eigenes Interesse dabei zurückzusetzen, der Christenheit den Frie-
den zu verschaffen und den Kur- und Fürstlichen Häusern alle angenehme
Freundschaft zu bezeugen niemals unterlassen wolle. Desselben Nachmittags
haben sie auch bei der Königin und dem Dauphin das Compliment abgelegt
und sich auch von Lionne und le Tel Her verabschiedet, dagegen haben
sie Colbert dieses Mal nicht sprechen können. Von der Gesandtschaft
nach Spanien haben sie Nachricht vom ' ,... — , dieselbe wird dort ihre
'^ 26. Harz '•
erste Audienz wohl zu der Zeit gehabt haben, wo hier alles soweit resolviert
worden ist*).
A. Gr. Paghstecher an den Kurfürsten. D. Düsseldorf
14./24. April 1668.
[Beschickung des Friedenscongresses zu Aachen.]
Der Bischof von Strass bürg und Herr v. Schönborn') sind schon nach 24. April.
Aachen abgereist und es ist in Cöln proponiert worden, dass auch die anderen
dort anwesenden Deputierten sich dahin begeben sollten. Da er aber zu Cleve
vernommen, dass Kf. *) bereits einige Mitglieder der Clevischen Regierung dort-
hin bestimmt habe, so hat er seine Rückreise nach Cöln vorläufig noch auf-
geschoben.
') Vgl. Auerbach S. 316.
') B. meldet aus Wesel I3./23. Mai 1668, dass er zusammen mit den K. Säch-
sischen am ' . von Paris abgereist ist.
^ Diese nebst dem Münsterschcn Gesandten v. Schmising haben als Vertreter
der Yermitteluden Reichsfursten an dem Aachener Friedenscongress Theil genommen
und sie haben auch das Friedensinstrument mit unterzeichnet.
29. März
*) Kf. hatte ^ ' — r^p 1668 v. Creutzburg, Blaspeil, Romswinckel und
de Beyer beauftragt, sich nach Aachen zu dem Friedenscongress zu begeben und
ihnen eine Instruktion und Creditive an die Gesandten der Principalparteien zuge-
schickt. Auf die Nachricht von dem inzwischen schon erfolgten Zustandekommen des
Friedens befiehlt er Blas peil, der nebst den anderen nach Aachen bestimmten Ge-
sandten von Dusseldorf aus, wohin sie sich zunächst begeben und wo sie den Ab-
schluss des Friedens erfahren hatten, ihm (16./26. April) dieses gemeldet und um
weitere Ordre gebeten hatte, es sollten nur zwei von ihnen nach Aachen gehen, um
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830 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
A. G. Paghstecher an den Kurfürsten. D. Düsseldorf
2./ 12. Juni 1668.
[Verhandlungen zu Cöln wegen der Friedensgarantie.]
12. Juni. Man hat sich zu Goln*) wegen der Garantie nicht einigen können. Einige
haben gemeint, dieser Punkt sei bei dem dortigen Gonvent nur praeparatorie
vorzunehmen und dann an den Kaiser und die gesamten Reichsstande nach
Regensbnrg zu remittieren, andere, derselbe sei nicht in Cöln sondern sofort
in Regensburg zu proponieren, daher ist alles bis zu eines jeden Kur- und
Fürsten näherer Erklärung *) in suspenso gelassen worden, er ist deshalb wieder
abgereist').
12. Der Reichstag zu Regensburg. Mai 1667 — Mai
1668.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
3./ 13. Mai 1667.
[Polnisches Hülfsgesuch.]
1 3. Mai. Die K. Mainzischen Directores zeigten vor etlichen Tagen dem Karfürsten-
coUeg an, dass der polnische Envoye^) bei ihnen gewesen, die dem Eonig-
reiche von den Türken und anderen barbarischen Völkern drohenden Gefahren,
die dasselbe bei seiner inneren Zerrüttung nicht auszuhalten imstande sei, vor-
gestellt und vom Römischen Reiche kräftige Assistenz gebeten, und dass er
„an der Subscription der Tractaten Theil zu nehmen und was zur gänzlichen Voll-
ziehung des Friedensnegotii desideriret werden mochte, zu befördern^. Auch dieses
24. April
ist aber jedenfalls nicht geschehen, da schon am - j^., .— dort die Friedensurkuuden
ausgewechselt waren und darauf der Gongress sich aufgelost hatte.
') P. nimmt seit Anfang Mai wieder an den Verbandlungen zu Cöln Theil, bei
welchen ausser ihm Deputierte von K.Mainz, K.Trier, K.Göln, K. Baiern, Pfalz-
Neuburg imd Osnabrück zugegen sind.
*) Kf. schreibt an K.Pfalz (d. Cöln ' ^ .. 1668) auf eine Anfrage desselben
9. Juli
vom 16./26. Juni, auch er halte eine abermalige Zusammenschickung der bisher cor-
respondierenden Fürsten für unnöthig und habe Pagestecher beauftragt, dabin zu
wirken, dass der Punkt der Garantie nach Regensburg verwiesen werde.
^ R. Weiler meidet (d. Cöln 31. Juli 1668), seit seiner Relation vom-24. Juli
habe keine Conferenz mehr stattgefunden und es werde vermuthlich auch keine mehr
gehalten werden, da K.Bai er n seinen Gesandten abgerufen habe und auch v. Schön-
born in kurzem nach Mainz abreisen werde.
*) S. Gemeiner, Geschichte der öffentlichen Verhandlungen des zu Regensburg
noch fortwährenden Reichstages III, S. 1, der aber irrthümlich augiebt, dass der Erz-
bischof von Gnesen dort als polnischer Gesandter erschienen sei, Tgl. oben S. 315.
n
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Berichte aas Regensbnrg. g31
ihnen anstatt eines Oreditivs ein Schreiben an das Kurfürstliche GoUeg über-
geben hätte. Da die Titulatur desselben aber unrichtig war und das Creditiv,
da Polen von dem ganzen Reiche Hülfe begehrt, dem entsprechend eingerichtet
werden müsste, so wurde das Directorium beauftragt, solches dem Envoye mit
guter Manier zu hinterbringen^).
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
24. Mai/3. Juni 1667.
[Erfolglosigkeit des polnischen Hülfsgesuchs. Des Kf. Gedanken wegen Vermittlung
zwischen Frankreich und Spanien finden Billigung.] *
Der polnische Envoye hat wegen Ermangelung gnugsamer Vollmacht 3. Juni,
seine Werbung nicht ablegen können, ist auch bereits gestern unverrichteter
Dinge abgereist, hat sich auch dem Ansehen und Verlaut nach von den aller-
meisten Ständen keiner Hülfeleistung zu getrösten gehabt.
Von der Ruptur zwischen Frankreich und Spanien'} ist in den Golle-
giis Öffentlich nichts geredet, sie merken aber, dass des Ef. auf Interposition
zielende Gedanken ') von theils andern gleichfalls für das beste angesehen werden.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
31. Mai/ 10. Juni 1667.
[K.Baiems Verlangen, der Kaiser solle sich neutral halten.]
Von den in den niederburgundischen Landen sich hervorthuenden ge- 10. Juni,
fährlichen Conjuncturen ist hier in den Collegiis nichts vorgekommen. Aus
den Privatdiscursen lassen sich, wie in Teutschland gebräuchlich, die studia
1) Kf. schreibt an die Gesandten (d. Coln 13./23. Hai 1667), da er höre, dass
eine polnische Gesandtschaft sich dort angegeben habe und vom Reiche Assistenz
suche, so schicke er ihnen, obwohl er meine, dass diese Hülfe nicht mehr nothig sei,
die ¥on ihm dem bei ihm erschienenen polnischen Gesandten ertheilte Resolution
(s. oben S..327) zu.
^ Die Gesandten hatten I7./27. Mai gemeldet, Gravel habe ihnen ein Schreiben
des Königs von Frankreich an Kf. (d. St. Germain 13. Mai 1667, s. oben S. 698,
Mignet 11, S. 139) samt der gedruckten lateinischen Deductio jurium Christianissi-
mae Reginae in ducatum Brabantiae und dem Briefe des Königs an die Königin von
Spanien zur Beförderung an Kf. zugeschickt
>) Kf. hatte (d. Cöln a. d. Spree 15./[25.] Mai 1667) den Gesandten die Schrei-
ben von K. Mainz und K.Cöln wegen der den burgundischen Landen von Frank-
reich angedrohten Gefahr und seine Antwort darauf (s. oben S. 700) mitgetheilt und
sie angewiesen, seine daraus zu ersehende Resolution dort an allen Orten befördern
zu helfen.
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832 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
partium spüren. Der K.Bairische Gesandte ») hat vorgestern den Oester-
reichischen, die es ad referendum genommen, angezeigt, sein Herr halte, damit
nicht zu mehrer Weitläufigkeit Anlass gegeben werde, für nothig, dass der
Kaiser sich in dieses Werk nicht mesliere, viel weniger Spanien Assistenz leiste,
hingegen wurde Frankreich auch nicht die nahe dem Rheinstrom gelegenen
österreichischen Landschaften incommodieren ').
Der Kurfürst an die Gesandten. D. [s. 1.] 4./[14.] Juni 1667.
[Befehl, für Vermittlung des KurfürstencoIIegs und Erhaltung des Friedens für das
^ Reich zu wirken.]
14. Juni. — Wann der in Brabandt entstandenen Unruhe wegen etwas in
Deliberation kommen sollte, welches Ihr dann auch zu befördern habet,
so habet Ihr nicht allein zur Mediation des Churf. CoUegii zu stimmen,
sondern auch alle fugliche Mittel und Wege, so zu Beibehaltung des R.
Reichs Ruhe und jenes Unwesen zu stillen dienlich sein möchten, mit-
zu belieben'). —
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
2./ 12. Juli 1668.
[Ankunft der burgundischen Gesandten. Aeusserungen der Lüneburger.]
12. Juli. Wegen der niederländischen Unruhe ist noch nichts proponiert. In-
zwischen sind vorigen Sonntag die burgundischen Gesandten, H. Baron de Soye,
ein Abt und Br. Philippi, Senator des Parlaments zu Dole, angekommen.
Die Luneburgischen^) haben ihnen und anderen, zu denen sie ein
gutes Vertrauen haben, vorgestellt, wie ihre Herren erwogen, dass, gleichwie
0 Meyer, 8. Meineke, Der Regensburger Reichstag und der Devolutionskrieg
(Bist. Zeitschr. N. F. XXIV) S. 202, oben S. 806.
^ Der Relation Yom 7./17. Juni liegt das von Gravel an die Reichsstande gerich-
tete Memorial vom 25. Mai 1667 (Diar. Europ. XX, S. 319ff., Londorp IX, S. 551 <f.,
vgl. Mignet II, S. 165 f.), der Relation vom die von Speidel verfasste
o. Juli
Gegenschrift (Refutatio scripti Gallici etc.) nebst Beilagen (Diar. Europ. XVI, S. 19 ff.,
Londorp IX, S. 556 ff.) bei.
*) Kf. schreibt den Gesandten 15./[25.] Juni 1667, auf die von Gravel über-
gebene Deduction, worin behauptet werde, dass das Reich nicht befugt sei, sich des
jetzigen braban tischen Wesens oder des burgundischen Kreises anzunehmen, und auf
das Schreiben Ludwigs XIV. wegen der marches würden sich wohl die burgundi-
schen Gesandten vernehmen lassen und würde wohl, bevor dieses geschehen und die
anwesenden Gesandten darüber Instruction erhalten, darauf nichts Hauptsächliches
resolviert werden können, sie sollten darüber berichten und seine Resolution erwarten.
*) S. Köcher I, S. 529f., Meineke S. 201.
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Berichte aus Regensburg. 833
die burgnndischen Lande einen Kreis des Reichs constituierten and man daher
den darin entstandenen Krieg in Consideration ziehen and sich des Wesens
mehr annehmen müsste, man zum wenigsten an die Könige in Frankreich
und Spanien wie auch an Castel Rodrigo zu schreiben und sie zu ermah-
nen, von den Thätlichkeiten ab- und sich in gütliche Tractaten einzulassen,
auch den Kaiser zu ersuchen hätte, Spanien dazu zu disponieren, hiebei
würden sich auch die Kreise und das Reich in Verfassung und zulängliche
Bereitschaft zu setzen haben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. s. 1. 9./ 19. Juli 1667.
[Befehl, die Meinungen inbetreff der niederländischen Sache und des Cölner Convents
zu sondieren.]
— Bei dem BrabantischeD Wesen habt Ihr der Mediation za 19. Juli.
iDhaeriren, im übrigen aber Euch fleissig zu erkundigen, wohin eines und
anderen Meinung sowohl wegen Verstattung oder Verweigerung der
Durchzüge für einen oder anderen von den kriegenden Theilen als der
von dem burgundischen Kreise gesuchten Assistenz wegen gehe. —
Weil auch über wenig Tagen eine Zusammenkunft etlicher Cuhr-
und Fürsten oder deren Deputierten itzangeregter Sachen halber in
Collen^) soll gehalten werden, so werdet Ihr Euch bemühen, von den
consiliis, so des Orts von einem und andern geführet, dann auch was
zue Regenspurg davon geurteilet werden will, [Nachricht] einzu-
ziehen. —
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten, D. Regenspurg
19./29. Juli 1667.
[Aeusserung des Cardinais von Salzbarg. Meinungen inbetreff der Frage des Durch-
zuges. Antrag E.Baierns. Die kaiserliche Politik.]
Des burgundischen Wesens halber ist dato nichts proponiert, inzwischen 29. Juli,
sondiert der Cardinal zu Salzburg^) die Gemüther und Instruktionen hiesiger
Gesandten. Auch mit ihnen hat er vor einigen Tagen davon geredet, er meinte,
dass, ehe man nicht versichert sei, per majora einen guten zulänglichen Schluss
zu machen, es besser sei zurückzuhalten und an die CoUegia nichts zu bringen.
Von dem Convent zu Co In weiss man noch nichts Näheres. Betreffend die
Verweigerung der Durchzüge so wird der der französischen Völker nach Polen
von den meisten improbiert, von dem der Kaiserlichen nach Brabant meint ein
Theil, dass er mit Fug und Recht nicht zu versagen sei, etliche wenige meinen,
>) S. oben S. 806 ff.
^ S. Hignet II, S. 256, Meineke S. 200r.
Mater, i. Gesch. d. O. Karfursten. XIT. 53
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834 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
es habe sich weder der Kaiser noch das Reich der bargandischen Unmhe an-
zanehmen, and werden die in den französischen und bnrgandischen Schriften
enthaltenen Fragen je nach Inclination und Interesse disputiert.
Der K.Bairische Gesandte Meyer hat') den Ständen der drei corre-
spendierenden, des Fränkischen, Bairischen und Schwäbischen Kreises
vorgeschlagen, mit Zuziehung des Oberrheinischen schriftlich den Kaiser zu
ersuchen, keine Assistenzvolker nach den Niederlanden zu schicken und durch
diese Kreise marschieren zu lassen, und vorgeschlagen, auf eine Verfassung in
diesen Kreisen bedacht zu sein, damit man mit Durchzügen verschont bleibe,
doch ist bisher weder das eine noch das andere zum £ffect gekommen, die
Stände sind deswegen noch nicht versammelt gewesen.
Dieses hören wir oft, wie sich die Leute, dass Key. M. so lange
stille sitzen und dem Dinge von ferne zusehen, hin und wieder ver-
wundern und auf allerhand Suspicion gerathen'). —
V. Mahrenholtz^) an den Kurfürsten. D. Regenspnrg
23. Aagast/2. September 1667.
[Vorsichtige Behandlung der Frage, ob der burgundische Kreis ein Glied des Reiches
sei.]
2. Sept. Ew. Churf. D. gnädigstem Befehl vom 14/24. *) dieses will ich ge-
horsambst nachkommen und, wann von der Assistence, so der Burgun-
dische Kreis von dem Reich als ein Glied desselben anjetzo verlanget,
in denen Collegiis deliberiret werden sollte, meine vota mit solcher Be-
hutsamkeit und Circumspection einrichten und fähren, dass die Krone
Frankreich keine Ombrage daher nehmen könne.
Die burgundische Gesandtschaft hat ihm dieser Tage die erste solenne
Visite gegeben und ihn gebeten, ihr Anliegen dem Kf. zu recommendieren.
0 Vgl. Meineke S. 202.
^ G. V. Jena giebt in seinem Diarium mehrfach seiner Verwunderung aber
die Untb&tigkeit der Bevollmächtigten des Kaisers Ausdruck, so l5./[25.] Juli: »Kais.
Maj., als scheinet, mögen sich in das burgundische Wesen öffentlich und mit der
That zu mischen, ehe Sie einen beliebigen anständigen Reichsschluss haben, anstehen,
welcher weil er langsam erfolgen dürfte, es vor Frankreich gut sein würde, indem
Hispania so geschwinde und allein zu resistiren schwerlich genug ist," vgl. Meineke
S. 200.
*) G. y. Jena hatte ^—^ eine Ürlaubsreise nach Frankfurt a. 0. angetreten,
um dort seine Privatangelegenheiten zu ordnen, und ist erst Anfang Oktober wieder
nach Regensburg zurückgekehrt.
*) Derselbe ist in den Akten nicht vorhanden.
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Berichte aus Regensburg. 835
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Regenspurg 6./ 16. Sep-
tember 1667.
[Berathungen über die burgundische Sache auf dem Reichstage.]
Das burgundische Memorial*) ist dermaleins, nachdem der Erzbiscbof von 16. Sept.
Salzburg als kaiserlicher Kommissarius dieserwegen ein Decret') an das
E. Mainzische Directorium ertheilt, in Umfrage gestellt und fast in einer Session
absolviert worden'). Er hat seine vota in beiden Collegien wie Kf. befohlen
besage der beikommenden Protokolle abgelegt, heute wird über die conclusa
re- und correferiert werden*).
Ans den Protokollen.
Sitzung des Fürstenraths. Montags den 2./12. September 1667.
Salzburg proponiert, die Ansage enthielte allerdings sowohl den 2. und 12. Sept.
11. Punkt in materia commerciorum als auch das am verwichenen Samstag die-
tierte kaiserl. Decret wegen der burgundischen Sache, das Fürstl. Directorium
hielte aber dafür, da die letztere materia von mehrer Importanz, dass diese
jener vorzuziehen und jetzt darüber zu deliberieren sei.
Ehe das Aufrufen erfolgt, verliest zunächst Burgnnd eine lateinische An-
sprache^) betreffend die bei dieser Sache zu berücksichtigenden Erwägungen,
dann begab sich der Burgundische heraus und wurde aufgerufen:
Salzburg: hielte dafür, dass der burgundische Kreis als ein membrum
imperii zu considerieren, man sich auch desselben von Reichs wegen anzunehmen
und auf Mittel und Wege zu gedenken sei, damit forderist der cursus armo-
rum beiderseits sistiert, besagter Kreis wiederum in vorigen friedlichen Stand
gesetzt und das Reich von aller Jalousie befreit bleiben möge.
Bayern, obwohl darauf noch nicht instruiert, erklärt doch, sein Kurfürst
werde zu dem, was dem Instr. pacis gemäss und zur Erhaltung von Friede und Buhe
im Reich gedeihlich, cooperieren; falls die Nachstimmenden oder Kur-, Fürsten
und Stände insgesamt für ein zulängliches Mittel hielten, dass per amicabilem
compositionem oder mediationem der Ruhestand im Reich zu conservieren, so
würde er gern dazu helfen.
Oesterreich schliesst sich dem Salzburgischen votum an.
Magdeburg: Sein Herr wünsche, dass Mittel und Wege gefunden würden,
diesen motibus bei Zeiten abzuhelfen, halte daher dafür, dass von dem Rom.
>) d. Regensbarg 5. Juli 1667 (Diar. Europ. XVI, App. S. 19ff., Londorp
IX, S. 556 ff.).
>) S. Pachner v. Eggenstorff I, S. 297.
«) Vgl. Gemeiner III, S. 22f., Mignet 11, S. 257 ff., Meineke S. 204 ff.,
Auerbach S. 304f.
*) Beiliegend Gravels Schrift: Ulterior ex parte Galliae diluitio etc. (Diar Eur.
XVI, Append. S. 57ff., Londorp IX, S. 565 ff.).
*) S. Diar. Europ. XVI, Append. S. 43ff., Londorp IX, S. 567f.
53*
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836 VL Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Reich an den König von Frankreich ein bewegliches Schreiben abzugeben, in
welchem dieses zugleich seine Mediation offerieren könnte.
Pfalz-Lautern: K.Pfalz meine, da K.Mainz schon die Interposition des
KurfürstencoUegs vorgeschlagen, wäre die Erklärung darauf abzuwarten, doch
wollte er sich mit dem Magdeburgischen votum conformieren , was sonst von
Salzburg und Oesterreich deswegen vorkommen, wolle er referieren und was
ihm darauf befohlen würde, eröffnen.
Bisanz per omnia ut Salzburg et Oesterreich.
Pfalz-Simmern wie Pfalz-Lautem.
Hoch- und Teutschmeister conformiert sich mit Magdeburg und reser-
viert fernere Nothurft.
Pfalz- Neuburg: Es sei auf alle Wege auf eine Interposition zu gütlicher
Hinlegung der Differentien au gedenken, ehe sich das Werk noch mehr erwei-
tere, zumal aus den Deductionen zu vernehmen, dass der König von Frankreich
zu gütlichen Tractaten nicht ungeneigt wäre, sollten von den Nächststimmen den
noch einige gute Mittel in Vorschlag kommen, so wolle er referieren.
Bamberg conformiert sich dem Vorschlage der Mediation und Ablassung
eines Schreibens an den König in Frankreich.
Bremen: Wenn man a parte imperii sich der Sache insoweit anzunehmen
gemeinet, um selbigen circulum als ein von streitigen Parteien, wiewohl diverso
respectu angegebenes und agnoscierendes Mitglied des Reichs wieder in fried-
lichen Stand zu bringen, könne er, obwohl auf diese importante Materie nicht
mit specieller Instruction versehen, versichern, dass sein König neben anderen
Mitständen mit allen guten officiis treulichst dazu cooperieren zu lassen nicht
ermangeln werde.
Wormbs: Obwohl nicht specialiter instruiert, wisse er doch, dass sein
Kurfürst gern sehen würde, dass die Differentien je eher je lieber in Gute bei-
gelegt würden.
Pfalz-Zweybrück: Sei auch nicht instruiert, zweifele jedoch nicht, sein
Fürst werde sich alle gut- und dienliche Mittel mit gefallen lassen , ulteriora
reservando.
Würzburg wie Wormbs. Idem suo loco et ordine wegen Speyer und
Weyssenburg.
Pf. -Veldenz, noch ohne Specialbefehl, sein Fürst werde sich aber ohne
Zweifel dem Vorschlag der Offerierung der Interposition des Reichs con-
formieren.
Eichstett wie Salzburg und Oesterreich. p. Speideln.
S. Altenburg: Wie sich das Reich hiebevor bei dergleichen in den bur-
gundischen Landen vorgegangenen motibus neutral gehalten, so hätte es auch
jetzt zu verbleiben, doch daneben zu trachten, durch Interposition das Feuer zu
dämpfen, vorläufig halte er dazu nicht undienlich, dass die Gemüther durch
Schreiben an beide Kronen präpariert würden.
Speyer tacebat.
S.Coburg wie S. Altenburg.
Strassburg per Nasslern: Müsse sich defectu instructionis entschuldigen.
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Protocoll der Sitzung des Furstenraths. 837
S.Gotha: Eine Mediation solle vom gesamten Reich zwischen beiden
Kronen unternommen werden, was mehr Respect geben würde, als wenn nur
ein and ander Kar-, Fürst und Stand sich interponierte.
Costnitz: Sein Fürst hielte dafür, dass der bnrgandische Kreis als ein
membrum imperii za considerieren und sich dessen anzunehmen, auch alle
Mittel anzuwenden, damit der cursus armorum sistiert und die Sache in der
Gute beigelegt werde,
S.Weymar: Man hätte sich hierin so zu gouvernieren , dass das Reich
nicht in neue Kriege impliciert werde, demnach könnte eine Mediation von dem
gesamten Reich vorgeschlagen oder dem Kurfürstl. Colleg überlassen werden,
dieselbe mit Zuziehung einiger Fürsten und Stände zu übernehmen. Wenn die-
selbe nicht verfangen wollte, so könnte beiden Parteien ein compromisslicher
Austrag ins Mittel gebracht werden.
Augsburg wie Costniz.
S. Eisenach wie S.Gotha u. Weymar.
Hildesheimb wie Strassburg.
Brandenburg-Culmbach: Sei noch ohne Instruktion, halte aber dafür,
sein Fürst werde sich mit denjenigen conformieren , welche dafür halten, dass
man diesen Reichskreis nicht ganz abandonnieren, sondern sich interponieren, an
beide Kronen schreiben, die Mediation zwischen denselben versuchen, inmittelst
aber bei den anderen Kreisen zu einer eventualischen Verfassung alle nothwendige
Anstalt machen, die Kreisämter, wo es noch nicht geschehen, völlig ersetzen
und vornehmlich dahin trachten solle, dass zuforderst ein Waffenstillstand er-
handelt werde.
Paderborn: Sei nicht instruiert, reserviere die Nothdurft.
Brandenburg-Onoltzbach: Sei gleichfalls noch nicht instruiert, erinnere
sich aber aus früheren Rescripten, dass sein Herr Beilegang dieser Dlfferentien
durch eine Interposition wünsche.
Freysingen: Sei auch nicht instruiert, behalte sich also die Nothdurft vor.
Braunschweig-Zell: Er sei nur in antecessum so instruiert, dass sein
Fürst dafür hielte, der Krieg würde nicht allein in einem zu dem Rom. Reich
gehörigen Kreis geführt, sondern könne auch leicht die benachbarten Kreise und
Stände mit ergreifen, Kur-, Fürsten und Stände hätten daher grosse Ursache danach
zu trachten, dass solche Kriegsflamme bei Zeiten gedämpft werde. Er habe des-
wegen schon vor einigen Monaten bei Kur- und Fürsten erinnert, dass im Namen des
gesamten Reichs an die Könige von Frankreich und Hispanien bewegliche Schrei-
ben abzulassen und sie darin zu gütlicher Hinlegung sowohl der Waffen als auch
der Hauptstreitigkeiten angemahnt würden, ferner dass der Kaiser von Reichs wegen
ersucht werde, die Krone Spanien zu bewegen, sich zu billigen Vergleichsmitteln
mit Frankreich zu bequemen, dabei aber die Reichssicherheit nicht gänzlich aus
den Augen zu setzen, sondern danach zu trachten sei, dass die gesamten Kreise
sich in gute Verfassung stellen und dadurch alle Gefahr besser abwenden auch
sonst mit gehörigem Respect und Erspriesslichkeit sich bei beiden Parteien des
Werks annehmen mögen. Dass daneben das gesamte Reich sich der Vermittlung
zwischen beiden Kronen unterziehe, wurde nicht undienlich sein, da aber jetzt
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838 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
summam periculnm in mora nnd solche gemeine Reichshandlang gar zn grosser
Langwierigkeit unterworfen wäre, so erachte er für rathsamer, znnächst nebst
einigen anderen Kur- und Fürsten diese Mediation, falls beide Kronen dazu geneigt
seien , mit zu übernehmen, wozu schon ein Anfang gemacht sei. Er behalte sich
im übrigen vor, nach erhaltener Instruktion die fernere Nothdurft anzuzeigen,
empfehle nochmals die Nassausche Restitutionssache.
Regensburg wie Salzburg.
Braunschweig-Calenberg: Sein Fürst hätte ihn gleich bei Beginn der
burgundischen Unruhe dahin instruiert, im Namen des gesamten Reichs möchten
Schreiben an die Konige von Frankreich und Spanien und an Gastel Rodrigo
abgelassen und dieselben zu gütlicher Beilegung der Streitigkeiten ermahnt,
ferner der Kaiser ersucht werden, Spanien zu ersuchen, sich zu gütlichen Ver-
gleichungsmitteln zu bequemen, femer müsste die Reichssicherheit nicht ausser
Augen gesetzt werden, sondern die gesamten Kreise sich in gute Verfassung stellen.
Sein Herr hätte auch nicht für undienlich gehalten, wenn das gesamte Reich
sich der Vermittlung unterzöge, weil aber damals keine apparence dazu gewesen
nnd gleichwohl periculnm in mora, so hätte er für rathsam erachtet, zunächst
neben einigen Kur- und Fürsten diese Mediation mit zu übernehmen, doch sei
ihm darüber noch weitere Nachricht und Instruction in Aussicht gestellt.
Passau conformiert sich mit Salzburg.
Braunschweig-Grubenhagen wie Calenberg.
Trient wie Salzburg und Oesterreich.
Braunschweig-Wolffenbüttel wiederholt die von dem gesamten Braun-
schweigischen Hause gleich zu Anfang ertheilte, von den beiden versitzenden
braunschweigischen Gesandten proponierte Instruction.
Brixen ist mit Oesterreich und Salzburg dahin einig, dass der burgundische
Kreis als membrum imperii anzusehen und man sich daher dessen anzunehmen
habe, er halte aber dafür, dass vor allem dahin zu sehen, dass durch Mediation
des Reichs die Sache in der Güte beigelegt werde, dass daher an beide Kronen
geschrieben und der Kaiser ersucht werde, die spanische Regierung auf billige
Wege zu leiten; er sei auch mit Vorstimmenden, namentlich mit Oesterreich
und Salzburg einig, dass in dorn Schreiben an Frankreich specialiter zu ge-
denken, die Waffen zu sistieren, und mit Br. Culmbach und Braunschw.Wolffen-
büttel, dass auch auf die Verfassung in den Kreisen zu gedenken.
Halberstadt: Kf. apprehendierte auch diese im burgundischen Kreise
enstandene motus und hielte dafür, dass das Reich bei dieser Occasion des bur-
gundischen Kreises sich billig anzunehmen, damit derselbe als dessen Glied
conserviert, durch Interposition und Mediation der cursus armorum beider Theile
sistiert und Friede und Ruhe gestiftet werde.
Idem wegen Hinterpommern, Minden und Cammin suo loco et
ordine.
Basel wie Strassburg.
Vorpommern wie Bremen, gedachte auch der Nassauschen Restitution.
Münster: Müsse defectum instructionis allegieren, wegen Johanniter-
meist er vergleiche er sich mit Salzburg und Oesterreich.
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Protocoll der Sitzung des Fürstenraths. 839
Hinterpommern vid. Halberstadt.
Ossnabrück wie Zell und Gleichstimmende.
Verden wie Bremen und Vorpommern.
Lüttich wie Strassburg.
Meckelnburg -Schwerin wie Neuburg und Gleichstimmende.
Chur wie Salzburg.
Meckelnburg-Gustrov vacat.
Fulda: Halte dafür, man habe sich des burgundischen Kreises als eines
membri imperii anzunehmen, ratione modi aber erwarte er von den Vorstimmen-
den mehre Specialitäten.
Würtenberg stimmt für unverzügliche Offerierung der Interposition des
Reichs.
Kembten wie Salzburg.
Baden-Baden in simili.
Elwangen wie Costniz und Augspurg.
Baden-Durlach, obwohl nicht speciell instruiert, conformiert sich mit
denen, die ihr Absehen darauf richten, dass das Reich aus den gefährlichen
motibus frei behalten, die Unruhe in Güte beigelegt, danebenst auf die Stände,
die an der Grenze der Gefahr am nächsten, Reflexion genommen werde, begehrt
im übrigen den Sachsen-Altenb. votis anzuhängen, was in den Braunschw. votis
wegen eines Schreibens an den Kaiser gedacht worden.
Johannitermeister tacebat.
Hochberg wie Baden-Durlach.
Murbach und Luders wie Strassburg.
Hessen-Darmstadt ohne specielle Instruction, für gutliche Interposition.
Berchtesgaden wie Strassburg.
Hessen-Oassel, auch ohne Specialinstruction, für gütliche Mediation,
zweifele nicht, seine Fürstin werde sich die dazu vorgeschlagenen media nicht
entgegen sein lassen.
Weissenburg wie Speyer.
S. Lauenburg conformiert sich der von den meisten vorgeschlagenen güt-
lichen Reichsinterposition.
Prüm allegierte defectum instructionis.
Minden vid. Halberstadt.
St ab Ion wie Strassburg.
Savoy p. Bayern, sei nicht instruiert, meine aber, man werde sich die
Mediation nicht entgegen sein lassen.
Corvey wie Münster.
Leuchtenberg wie Bayern, die Mediation als das beste Mittel sei in den
abgehenden Schreiben zu offerieren.
Henneberg, obwohl ohne Specialinstruction, stimmt doch für die vorge-
schlagene gütliche Interposition.
Schwerin wie Meckelnburg-Schwerin , conformiert sich sonst dem Vor-
schlage wegen der Verfassung im Reich und recommendiert die Nassausche
Restitutionssache.
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840 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Ratzeburg wie vorhin.
Hirschfeld wie Hessen-Cassel.
Numeny vacat.
Arenberg wie Salzburg.
Hohenzollern in simili.
Eggenberg wie Salzburg und Oesterreich.
Salm aberat.
Nassau-Hadamar und Siegen aberat.
Nassau-Siegen-Dillenburg und Dietz aberat
Auersperg wie Lobkowitz.
Schwab. Prälaten wie Costnitz.
Schwab. Grafen in simili.
Rheinische Prälaten wie Munster.
Wette rauische Grafen, obwohl nicht speciell instruiert, stimmt für die
gutliche Interposition , unterstätzt das Brannschw. Zellische votum wegen der
Nassanschen Sache.
Fränkische Grafen wie Henneberg.
Westfälische Grafen, obwohl nicht instruiert, conformiert sich doch dem
Auftrag auf Interposition.
Salzburg: Weil die materia wichtig und delicat, wolle man die vota zu
Hause fleissig überlegen und das conclusum danach abfassen.
Sitzung des Kurfürstenraths. Mittwoch den 4./14. September
1667. Praesentibus omnibus legatis Electoralibus excepto Coloniensi.
14. iSept. Chur Mainz proponierte: Demnach der Erzbischof von Salzburg vennoge
des am 7. st.n. an das K. Mainzische Reichsdirectorium ergangenen und darauf
den 10. zur Dictatur gegebenen Decrets das neulich von den burgundischen
Gesandten eingekommene und per dictaturam communicierte Memorial in den
Reichscollegicn vorzustellen erinnert, proponiert man dieses und stellt anheim,
ob den Gesandten sich darüber herauszulassen beliebe.
K.Trier: Obwohl hierauf nicht specialiter instruiert, wüsste er doch, dass
seines Kurfürsten Meinung dahin gerichtet wäre, dass derselbe nichts mehr
verlangte, als dass durch gütliche Composition die Differentien zwischen beiden
kriegenden Theilen ehest beigelegt würden, welches er in antecessum in Er-
wartung ferneren Befehls eröffne.
K.Cöln'), obwohl auf das burgundische Memorial ohne Specialinstrnction,
versichert doch, sein Kurfürst wünschte herzlich, es wäre zwischen beiden
Kronen nicht zu Extremitäten gekommen und es wäre zu deren Verhütung bei
Zeiteo gütliche Handlung angetreten worden; dafem auch bei jetzigem Znstande
zu einem Vergleich zu gerathen, werde derselbe alles Fördersame gern bei-
tragen, was aber in specie vorzunehmen, darüber müsse er Befehl desselben
erwarten. Erinnerte im übrigen an das, was jüngst occasione der in Proposition
gebrachten Legationskosten von ihm erinnert worden, dass nicht allein darüber
') Das schriftliche Votum desselben wird von dem K.Bai rischen verlesen.
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Protocoll der Sitzung des Kurfürstenraths. 841
auf diesem Reichstage die bekannte gehörige Verordnung ergehe, sondern auch
Vorsehung geschehe, dass die zu höchstnothiger Landesdefension erforderlichen
Mittel von den LandstSnden und Unterthanen beigeschafft würden, und bat, diese
Sache je eher je lieber in Proposition zu bringen.
E.Baiern, obwohl auch ohne Specialinstruction, erklärt doch, sein Kur-
fürst sei der Meinung und Intention, dass die Unruhe in den Niederlanden
durch gütliche Mediation und Tractaten beizulegen, dass dieses zu Abschneidung
aller Weiterung dem Werk am dienlichsten sein und dass derselbe alles hierin
thun und sich so erweisen würde, wie es dem Instr. pacis gemäss und zur
Conservation der Ruhe im Reich dienlich sein möge.
K.Sachsen: Da die Vorstimmenden noch ohne Specialinstruction zu sein
erklärten, so hätte er keine Ursache denselben vorzugreifen, sondern wollte
warten, wohin diese Specialinstructionen gerichtet sein würden, doch könnte er
versichern, dass sein Kurfürst nichts mehr wünschte, als dass diese Unruhe
durch gütliche bequeme Mittel beigelegt würde.
K.Brandenburg: Ohne Wiederholung der Proposition hätte man diesseits
vorzustellen, dass gleich wie Kf. für die Wohlfahrt, Ruhe und Sicherheit des
Rom. Reichs sich allezeit sorgfältig erwiesen, also apprehendierte er auch die in
dem burgundischen Kreise enstandenen motus nicht ohne Ursache und hielte
unvorgreiflich davor, dass das Reich bei dieser Occasion des burgundischen
Kreises, damit derselbe als dessen Glied conserviert, durch Interposition und
Mediation des Churf. Collegii der cursus armorum beiderseits sistiert und Friede,
Ruhe und gutes Verständnis daselbst wieder gestiftet werden möchte, sich billig
anzunehmen, wozu er dann das Seinige gern beitragen und treulich coope-
rieren würde.
K.Pfalz: Sein Kurfürst hätte unlängst vernommen, dass K.Mainz schon
an beide kriegende Parteien eine Abschickung werkstellig gemacht und die
Interposition des Kurfürstl. Collegii vorgeschlagen, wollte zuerst erwarten, wie
sich Frankreich desfalls resolvieren und die jetzt noch nicht specialiter instruier-
ten Vorstimmenden sich erklären würden. Zugleich hätte er Befehl vorzustellen,
dass K.Mainz sich geweigert hätte, ein von ihm in seiner particulier, gleich-
wohl in die allgemeine Reichssicherheit mit einlaufenden Angelegenheit ein-
gegebenes Memorial anzunehmen und den Reichsständen zu eröffnen, dass er
daher dieses Memorial habe drucken und unter die Gesandten austheilen lassen
und jetzt das Kurfürstl. Colleg bitte, dass dasselbe in Umfrage gestellt, darüber
ein Conclusum gemacht und dem Kaiser vorgetragen und der darauf folgende
Reichsschluss dem Reichsabschied einverleibt werde.
K.Mainz, obwohl auch auf das burgundische Memorial nicht in specie
instruiert, erklärt doch, sein Herr wünschte nichts mehr, als dass die zwischen
beiden Kronen entstandenen Differentien je eher je besser in Güte beigelegt
wurden, was aber dabei für ein modus zu ergreifen, darüber wollte man der
Vorstimmenden Gedanken erwarten. Betreffend den Anhang im K. Pfälzischen
Votum so sei das K. Pfälzische Memorial nur deswegen zurückgewiesen worden,
weil der Ingress desselben viele Anzüglichkeiten und Invectiven gegen K.Mainz
die Wildfangsstreitigkeiten betreffend dem im Compromiss ausgesprochenen
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842 VI. Brandenburg und Prankreich. 1666—1669.
Laado, durch welches alles aufgehoben, zuwider enthalte und die K.Pf filzi-
schen sich geweigert hätten, denselben zu ändern.
K.Pfalz erwidert darauf , das K.Mainzische Directorium sei verpflichtet
alles, was von den Ständen einkäme, dictieren zu lassen und zu proponieren,
wiederholt daher seine Forderung.
K.Mainz erklärt dagegen, die Sachen, die nicht ad rem gehorten und
contra compromissum liefen, mössten aus dem Memorial gelassen werden. K.Pfalz
bestreitet, dass etwas derartiges darin enthalten, K.Mainz beharrt auf seiner For-
derung.
K.Sachsen und K.Brandenburg sagten hiebei contra ordinem, ihre
Herren sähen gern, dass die Sache proponiert werde, auch K.Bai er n und
K.Trier meinten, K.Mainz gebührte, das Memorial vorzustellen, doch dass das-
selbe zuvor geändert und der Eingang, weil odiosa narratio praeteritorum, aus-
gelassen werde.
K.Pfalz priora ut et K.Mainz und verlas das Kurfnrstl. Conclosnm,
welches nach einigen Erinnerungen für diesmal dahin eingerichtet wurde:
Conclusum'): „Demnach im Churf. Gollegio das von denen Burgundischen
Herrn Gesandten n bergebene und den 5. verwichenen Monats Augusti st n. per
dictatnram publicam communicierte Memoriale proponiert worden, so hat man
dafür gehalten, dass denen zwischen beiden Kronen entstandenen Differentien
durch gütliche Mediation und Tractaten abzuhelfen am besten sein werde. So
viel aber den modum anbetrifft, ist solcher zu weiter Deliberation ausgestellet
verblieben.**
Womit sich der K.Mainz. Director Herr Höttinger hinaus auf den grossen
Saal begab und brachte von da an die HH. Gesandten wiederumb zurück: die
Furstl. Herrn Stände hätten wegen ihres Conclusi sich noch nicht verglichen,
sondern erst Communication begehret.
Sitzung des Fürstenraths: Mittwoch den 4./14. September 1667').
14. Sept Das Conclusum*) in der Burgundischen Sache wurde publiciert:
„Demnach in dem Fürstl. Gollegio das den 5. Augusti nechsthin per dicta-
turam communicierte Burgundische Memorial in die Proposition und Umbfrage
kommen, hat man erachtet, dass gleichwie dem Heyl. Rom. Reich daran gelegen sei,
dass die in dem Burgundischen Kreise entstandene motus je eher je besser wieder
gelegt werden, also man sich auch dieses als ein membrum betreffendes Werks
von Reichs wegen billich anzunehmen habe, gestalt dann für gut befunden und
concludiert worden ist, vermittels einer bei denen interessierten Kronen nomine
imperii anzubieten habenden Reichsinterposition und Mediation dahin zu geden-
ken und Fleiss anwenden zu lassen, damit forderist der cursus armorum zu
beiden Theilen sistiert, die obschwebende Differentien freundlich beigelegt und
gedachtem Burgundischen Kreis sein Ruhe- und Friedenstand wiederbracht
') S. Pachner v. Eggenstorff I, S. 299.
2) \>I. Gemeiner III, S. 23.
3) S. Pachner v. Eggenstorff I, S. 299.
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Reichstagsverhandlungen. 843
werden möge. Wie aber solche jetztmahlige Reichsinterposition und Mediation
würcklich einzurichten, davon 'ist noch weiter zu reden/
Freitag den 6./16, September 16670-
Nachdem inzwischen dieses Gonclusum per dictaturam communiciert worden, 16. Sept.
fragt Salzburg, ob etwas dabei zu erinnern sei.
Magdeburg verlangt, dass der passus: ^man sich auch dieses als ein
membrum imperii betreffenden Werks von Reichs wegen billich anzunehmen
habe^ ausgelassen und dafür „als ist für gut befunden und geschlossen worden,^
ferner dass statt „Reichsinterposition^ „gütliche Reichsinterposition^ gesetzt und,
weil die majora auf Ablassung eines Schreibens ausgefallen, dass auch dieses
mit anzuführen.
Salzburg repliciert darauf und schlägt vor, man solle suchen noch heute
zur Re- und Correlation zu gelangen, dann würde man sehen, wessen die Kur-
fürstlichen entschlosssen, und Gelegenheit haben, von einem und anderen noch
weiter zu reden.
S. Altenburg inhaeriert der Magdeburgischen Erinnerung. Strassburg
repetiert sein voriges votum und meint, man müsse in terminis generalissimis
verbleiben, ulteriora reservando, Hessen-Cassel schlägt eine andere Fassung
des Passus vor, Braudenburg-Culmbach, Halberstadt und Braunschw*
Zelle aber erklären, nichts bei dem Gonclusum zu erinnern zu haben, Salzburg
geht darauf zur Ostfriesländischen und Fürstdnbergischen Introductionssache
über.
üeber eine Weile wird man zur Re- und Correlation in der burgundischen
Sache berufen, beide Gonclusa werden publiciert, darauf auf Wunsch des
K. Mainzischen Directoriums beschlossen, beide zu dictieren.
Sonnabend den 7./17. September 1667*).
Im Fürstenrath wird auf Salzburgs Antrag beschlossen, da das Fürstl. 17. Sept
Gonclusum weitläufiger und von mehreren Specialitäten sei, zu erwarten, wessen
sich die Kurfürstlichen darüber erklären würden. Sachsen- Altenburg wie-
derholt seine gestrigen Erinnerungen, Salzburg aber repliciert wieder darauf,
schliesslich wird dem Vorschlage der Kurfürstlichen entsprechend die Re- und
Gorrelation auf Montag vertagt 0.
0 Vgl. Gemeiner III, S. 23, Mignet ü, S. 258, Meineke S. 210. Im Kur-
fürstenrath fragt an diesem Tage K.Mainz, ob, bevor zur Re- und Gorrelation ge-
schritten werde, gegen das gestrige Gonclusum etwas zu erinnern sei. Obwohl
K.Baiern beantragt, dasselbe etwas ausfuhrlicher zu machen und zu Anfang einzu-
rücken, man sehe gern, dass das Reich bei diesem burgundischen Wesen ausser aller
Gefahr und Unruhe verbleibe und in keinen Krieg impliciert werde, und der K.Main-
zische Director Höttinger sich damit einverstanden erklärt, wird es doch bei dem
Aufsatz gelassen. Darauf erfolgt in einer Zusammenkunft mit den Fürstlichen gegen-
seitige Mittheilung der Gonclusa.
2) Vgl. Gemeiner III, S. 23f., Meineke S. 210f.
') Im Kurfürstenrath erklären an diesem Tage auf die Frage K.Mainz s, ob
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844 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Montag den 9./19. September 1667 >)
19. Sept. treten beide höheren Collegia in dem grossen Saal zusammen, K.Mainz meldet
dort namens des Kurfürstencollegs, man sei beiderseits in genere dahin einig.
dass die Güte zn versuchen, die Fürstlichen hätten zwar mehr Specialitäten.
worauf aber die Kurfürstlichen sich noch zur Zeit nicht instruiert befanden,
hielten gleichwohl dafür, wenn das qnomodo vorkommen würde, dass man ans
der Sache gelangen könne. Von den Fürstlichen wird darauf beschlossen, die
Sache bis zur nächsten Sitzung zu vertagen^.
Der Kurfürst an die Gesandten zn Regensburg. IX Schöne-
beck 8./[18.] September 1667.
[Befehl zu vertraulicher Communication mit den K. Sächsischen, Sondierung der an-
deren Gesandten.]
18. Sept. Demnach bei gegenwärtigen Conjuncturen die Nothurft erfordert, da^
das burgundische Werk in mehrere Consideration gezogen werde, als
befehlen wir Euch hiemit gnädigst, mit denen Chursächsischen da-
selbst subsistirenden Gesandten deshalb vertraulich zu communiciren,
gestalt dann auch dieselbe von Chursachson Ld. Befehl haben'), da«»s
sie dergleichen mit Euch thun sollen. So habet Ihr auch der anderen
Fürsten und Stände Gesandten zu sondiren, wie etwa einer und der
andere solches Werk begreife und was sie für Sentimenten führen, dass
etwa bei der Sache zu thun sei, und uns desfalls ausführlichen Bericht
abzustatten, gestalt Ihr dann inmittels mit denen, die Ihr dem Werke
affectioniret zu sein befindet, vertrauliche Communication zu pflegen^). —
man gemeint sei, sich mit dem Fürstlichen Conclusnm zu vergleichen, Trier, Cöln,
Baiern, Pfalz und Mainz, man könne jetzt aus Mangel an Instruktion nicht weiter,
als in dem Kurfürstl. Conclusum enthalten, gehen, Sachsen, den Vorstimmenden
nicht vorgreifen zu wollen, Brandenburg, es trüge kein Bedenken, sich dem Fürst-
lichen Conclusum zu conformieren. „War also der Scbluss per majora, dass man bei
dem vorigen Kurfürstlichen Conciuso verbliebe." Vgl. Mignet H, S. 259.
0 Vgl. Meineke S. 212.
^ V. Mahrenholtz meldet dem Kf. (d. Regenspurg 13./23. September 1667), die
zu verschiedenen Malen gemachten Versuche, bei der Re- und Gorrelation sich zu ver-
gleichen, seien ohne Erfolg gewesen, da jedes Gollegium auf seinem Conclusum
bestanden.
») Vgl. Auerbach S. 307.
*) Kf. schreibt an dieselben (d. Wolup -j^y^^°° ^^ 1667), da ihm berichtet
werde, der französische Gesandte bemühe sich, dass das Fürstliche Conclusum geän-
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Berichte aus Regensburg. 845
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
11./21. October 1667.
[HinziebuDg der burgundiscben Sache. Verlangen des Kaisers, als König von Böh-
men an den Scblussverbandlangen über die Wahlcapitulation Tbeil zu nehmen.]
Betreffend die Verzögerung der burgundiscben Sache ^) hat ihnen der 21. Oct.
Cardinal von Salzburg vor etlichen Tagen zu verstehen gegeben, er dürfte
dieses Werk nicht eher poussieren, bis er von K.Sachsen und K.Pfalz, an die
er deshalb geschrieben, gute Resolution, die er hoffte, bekommen hätte,
man müsste sich zuvor der Majorität im Kurfürstencolleg zu vergewissern
suchen.
Der K. Sächsische hat zwar neulich Befehl erhalten, mit ihnen wegen
des burgundiscben Wesens vertraulich zu communicieren , ist aber bisher noch
nicht mit Instruction versehen.
Der Kaiser hat') an das Kurfustencolleg (d. Wien 6. October 1667) ge-
langen lassen, dasselbe werde sich erinnern, wie es 1664 bei Verfassung einer
beständigen Capitulatiou für nothwendig erachtet hätte, ehe diese den übrigen
Fürsten und Ständen communiciert werde, sie ihm als König von Böhmen
vorzulegen. Da nun verlaute, dass man in dem Capitulationswesen nahe am
Schlnss stehe, der Kaiser in Sachen, die eine Rom. Königswahl berührten, als
König von Böhmen und Mitkurfürst in dem Kurfürstlichen Rath auch zu er-
scheinen habe, so hätte er in dieser Electionssache Graf Weissenwolff und
Lic. Speidel bevollmächtigt.
Es wurde per majora beschlossen, diese Böhmische Gesandtschaft, da es nur
eine Continuation dessen, so a. 1664 geschehen, sitzend et loco competente an-
zuhören und für diesmal mit einer dilatorischen Antwort, ihr Begehren sollte
den Principalen hinterbracht werden, zu versehen.
Der Kurflirst an die Gesandten. D. Cöln 16./[26.] October
1667.
[Uebertragung der Friedensvermittlung an das ganze Reich.]
Wenn im Fürstenrath deliberiert werden sollte, ob die zu Cöln getriebene 26. OcL
dert werde, so lasse er es bei seiner früheren Instruktion bewenden, und (d. Cöln a. d.
Spree l./[ll.] October 1667), obwohl zu verspüren sei, dass man zu der burgundiscben
Sache viel zu sagen sehr furchtsam sei, so müsse doch die Nothdurft geredet werden,
aber in solchen Formalien, dass dadurch niemand offendiert werden könne.
*) V. Mahrenholtz hatte -j^' .. gemeldet, von dem burgundiscben Wesen
sei in den collegiis nichts weiter vorgekommen, und 4./14. October, der französische
Gesandte zeige sich zwar bei einem und andern Gesandten sehr operos, das Fürstliche
Conclusnm zu invalidieren, es sei aber in beiden Collegien von der Sache nichts vor-
gekommen. Vgl. Meineke S. 212f.
^ S. Gemeiner III, S. 28ff.
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846 VL Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Negotlation wegen der Mediation nicht nach Regensburg gezogen and die Me-
diation namens des ganzen Reiches den kriegenden Theilen offeriert werden
sollte, so sollen sie solches aufs beste secundieren, jedoch davon vorher gegen
niemand etwas vermerken lassen.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
18./ 28. October 1667.
[Untbätigkeit Oesterreichs.]
28. üct. Das burgandische Wesen beraht hier noch in vorigen terminis. Wohl-
und Uebelaffectionierte wundem sich, dass Oesterreich sich der Sache nicht
eifriger annehme ; so lange es sich nicht regte und das Werk mit Ernst angriffe,
wäre anderen in Teutschland nicht zu verdenken, wenn sie nicht die ersten
sein wollten*).
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. October/[2. No-
vember] 1667.
2. Nov. Sie sollen sich in der burgundischen Sache nicht weiter herauslassen, son-
dern der übrigen Meinung vernehmen und darüber referieren.
V. Malirenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regenspurg
22. November/ 2. December 1667.
[Neue Verzögerung der burgundischen Sache.]
2. Dec. Obgleich') vor 8 Tagen beschlossen war, dasburgundische Werk zu reas-
sumieren, hat doch der Cardinal und das Oesterreichische und Salzburgische Di-
rectorium für zuträglicher erachtet, damit zurückzuhalten, zumal sie bei den
eifrigen Bemühungen des französischen Gesandten*) furchten, es möchte das
^) Dieselben melden -t-tt r — » der Cardinal von Salzburg habe an den
4. November
Kaiser geschrieben, wenn er verlangte, dass sich die Stände des Reichs der burgun-
dischen Sache mehr annehmen sollten, so mfisste er selbst einen rechten Ernst ver-
spüren lassen und sich movieren.
*) Schon l./ll. November hatten die Gesandten gemeldet, da die burgundische
Gesandtschaft eine neue Antwortschrift auf das französische Anbringen (d. 4. Novem-
ber 1667, Diar. Europ. XVI, App. S. 57ff.) übergeben, so dürfte die burgundische
Sache wohl reassumiert werden. Ueber die Sitzungen vom 18./28. und 19./29. No-
vember s. Gemeiner III, S. 37 ff., Mignet II, S. 261 ff., Meineke S. 214ff.
^ Gottfr. V.Jena erzahlt in seinem Reichstagsdiarium I4.[24.] November 1667,
Gravel habe ihn besucht und vorgebracht, nach Mille ts Mittheilungen habe Kf. erklärt,
seine hiesigen Gesandten instruieren zu wollen, dass sie nicht wie zuvor votieren
sollten. Gr. habe abermal seines Königs Ernst zum Frieden contestiert, auf die Billig-
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Berichte aus Regensburg. 847
ihnen ziemlich anstandige im Fürstenrath gemachte Gonclusum in Zweifel ge-
zogen werden. Der Kaiser soll Bedenken tragen, sich des Werks nachdrück-
lich anzunehmen, bevor er, was die Reichsstande dabei thun wollen, versichert ist,
diese wieder warten, dass der Kaiser eine den Conjunctnren gem&sse Resolution
fasse, und wundem sich, dass solches nicht vorlängst geschehen.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens-
purg 27.December 1667/6. Januar 1668.
[Neue Aussichten zur Yomabme der burgundiscben Sache. Gesandtschaft an den
Kaiser.]
Sie theilen') ein Schreiben des Königs von Spanien') wegen eiliger 6. Jan.
Hülfeleistung für die burgundischen Lande an die Reichsstände mit.
keit der dem Kf. schon mitgetheilten Friedensbedingungen und darauf, dass diesem
in allem, in specie in rebus polonicis Statisfaction geschehen sei, hingewiesen und
verlangt, dass es bei dem in der burgundischen Sache gemachten Kurfürstlichen
Concluso verbleiben und dieses nicht nach dem Fürstlichen eingerichtet werden sollte.
Er ersuchte ihn auch, befordern zu helfen, dass im Fürstenrathe eine neue Umfrage
angestellt werde, damit sich diejenigen, welche neulich nicht instruiert gewesen, ver-
nehmen lassen konnten, er hoffte, die majora würden nach seinem Verlangen aus-
fallen. (Vgl. Gravels Relation vom 30. November 1667, Mignet II, 8.265, und
dazu Meineke S. 218f.). J. fügt hinzu, Gravel besuche jetzt fast alle Ge-
sandten und bemühe sich, nachdem er erfahren, dass die burgundische Sache reassu-
miert werden solle, dass das Fürstliche Gonclusum geändert werde, die Oesterreicher
dagegen sässen still, nähmen sich der Sache lange nicht so eifrig an, unterbauten
dieselbe nicht auch so, wie Frankreich, an den Höfen, gäben niemandem, auch ihnen
nicht Satisfaction und mit Werbungen und Rüstungen zum Kriege kein Fxempel.
„Und lauten unsere gnädigste Instructiones bei 14 Tagen auch etwas anders als vor-
hin.' 15./25. November berichtet er, er sei nur mit den Oesterreichischen bei dem
Cardinal zur Tafel gewesen, derselbe hätte viel von der burgundischen Sache, den
Bemühungen Gravels und dass viele Gesandten auf eine neue Umfrage im Fürsten-
rath dringen würden, geredet und ihn gefragt, ob er die Sache morgen, wie angesagt
sei, vornehmen sollte. Er hätte erwidert, die Directoren könnten eine neue Umfrage
leicht hindern und es sei besser, wenn man sich eines anderen und widrigeren zu
befahren hätte, alles in statu quo zu lassen, womit der Cardinal sehr zufrieden ge-
wesen sei. „Die Herren Austriaci sagten, Gravel laufe herum als ein brüllender Löwe,
aber warum thun sie es nicht auch? — Die Reichsstädte haben mit den Fürstlichen
geschlossen, die Kurfürstlichen aber bleiben bei der gütlichen Interposition, damit
Frankreich, aber nicht der Kaiser vergnüget.^'
^) Der Relation vom 6./16. December liegt eine Anzahl von K.Mainz zur Dicta-
tur gegebener Actenstücke betreffend die vermittelnde Thätigkeit desselben und des
Cölner Conventes (abgedruckt Diar. Europ. XVI App. S. 62 ff., Londorp IX,
S. 574 ff.), der vom 20./30. December die neue Gegenschrift Gravels gegen die spa-
nische Schrift vom 4. November (d. 16. December 1667, Diar. Europ. XVI, App.
S. 70ff., Londorp IX, S. 570ff.) bei.
') d. Madriti 24. October 1667 (Londorp IX S. 581).
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848 Vr. Brandenburg uivd Frankreich. 1666—1669.
Wie sie vernehmen, ist der Cardinal von Salzbarg und die oesterrei-
chische Gesandtschaft nicht ungeneigt, dieses Werk von neuem, weil unter-
schiedliche darauf gedrungen, im Fürstenrath in Umfrage zu stellen.
Dr. Witte ist als Calenbergischer Gesandter hier angelangt, um zusammen
mit einem K. Mainzischen und dem K.Cölnischen Dr. Aldenhoven nach
Wien zu gehen, um^) dem Kaiser die Beförderung des Friedens zwischen
Frankreich und Spanien einzurathen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. December
1667/9. Januar 1668.
[Beschwerde Millets über ihre Abstimmung.]
9. Jan. Nach Milets Bericht hat Gravel geschrieben, sie hätten beiderseits con-
traria vota geführt und insonderheit im Fürstenrath wäre wegen des burgundi-
schen Kreises nicht so votiert werden, wie Kf. sich hier erklärt hätte, Sie
sollen darüber berichten und, falls es nur ein Missverstand ist, Gravel darüber
informieren.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D.
Regenspurg 10./ 20. Januar 1668.
[auf das Rescript vom 30. December. Rechtfertigung gegen Millets Beschwerde.]
20. Jan. In der burgundischen Sache ist nur eine einzige Session am 2./ 12. Sep-
tember gehalten worden ; da sonst weder ordentlich noch in circulo darüber votiert
worden ist, so können contraria vota darin überhaupt nicht erfolgt sein. Sollten
sie auch nicht in Conformität dessen, so Kf. sich gegen Milet mündlich erklärt,
gestimmt haben, so würden sie doch darum, indem sie solches nicht gewusst,
losgesprochen werden, und wenn auch Gravel dergleichen an sie gebracht, so
hätten sie doch sich nicht danach sondern nach den Rescripten des Kf. achten
müssen. Sie haben auch mit Gravel darüber geredet, der ihm dieses gar leid
sein liess und es mit einem Missverstand, der zwischen ihm und Milet vorge-
gangen, entschuldigte, sich auch erbot, deswegen an denselben zu schreiben.
Der Missverstand ist daher entstanden, dass Milet die abgelegten vota von den
zukünftigen nicht genügend unterschieden hat.
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D.
Regenspurg 28. Februar/9. März 1668.
[Absicht, die burgundische Sache wieder vor den Reichstag zu bringen, Auftrag des
Cardin als von Salzburg.]
9. März. Der Cardinal von Salzburg hat ihnen mitgetheilt, dass er es dahin zu
richten beabsichtige, dass materia securitatis samt den burgundischen Angelegen-
0 S. oben S. 825.
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Berichte aus Regensburg. 849
heiten vorgenommen werde, und hat sie beauftragt zu berichten, er trüge zu
Kf. das Vertrauen, derselbe werde, wie bisher, die Erhaltung der Integrität des
Reichs und was zu des Vaterlandes gemeinem Besten, Ehre und Reputation
gereiche, sich angelegen sein lassen, und er sei versichert, sie würden wenigstens
die am 12. September 1667 abgelegten vota nicht verändern, worauf sie aber
nichts geantwortet haben *).
13. Gesandtschaft v. Fölnitzs und Meinders' nach
Paris. November 1667 — April 1668.
Instruction vor den Herren Oberstalmeister Pelnitz und H.
Rath Meinders nacher Paris ^. D. Cöln an der Spree
ll./[21.] November 1667.
[Forderungen des Kf. in der polnischen Sache, Qegenanerbietungen desselben. Das
Angebot Geldems. Subsidien.]
Sie haben bei dei; Audienz dem Könige vorzustellen, dass Kf., nachdem 21. Nov.
ihm durch den Pfalzneuburgischen Gesandten^) und durch Millet ver-
sichert worden, der König würde, nachdem Kf. sich des burgundischen
Werkes halber auf die von jenen vorgestellten Punkte herauslassen und resol-
vieren würde, sofort und pari passu dessen Absichten in Polen, namentlich
die Wahl Pfalz-Neuburgs zum Könige befördern, sich zu dieser Absendung
entschlossen habe, um dem Könige sein Freude darüber contestieren und einige
Punkte, auf welche Millet specialiter und voUkommentlich zu instruieren wäre,
vorstellen zu lassen. Sie sollen den König bitten, jemand zu verordnen, welcher
mit ihnen darüber conferiere, falls er aber selbst gleich Nachricht davon be-
gehren sollte, ihm je nach seinem Wunsche und den Umständen summarie oder
ausführlich Mittheilung davon machen.
Die Punkte, worüber sie des Königs Erklärung und Instruktion an Millet
begehren sollen, sind:
1) Der König möge sofort seinen Gesandten in Polen Beziers beordern,
nicht nur seine bisherige Negotiation für Conde oder wer es auch sonst sei
1) Kf. erwidert darauf (d. Coln a. d. Spree 7./[17.] März 1668), da Gaste] Ro-
drigo die Alternative angenommen habe, so sei zunächst abzuwarten, wie sich
Frankreich ferner darauf bezeigen werde, und unterdessen zu einer Resolution im
Romischen Reich nicht zu eilen. Je nachdem sich diese Tractaten weiter einlassen
würden, werde er sie mit fernerem Befehl versehen. Die Gesandten melden dann
— j-TT-. — , dass sie von Gravel vor drei Tagen Anzeige von der Unterzeichnung des
Friedens in Aachen erbalten hätten.
^ Vgl. über diese Gesandtschaft Mignet II, S. 195f., Urk. u. Akt XIV, 1
S. 354flF.
») Giese, vgl. ürk. u. Akt. II, S. 488 ff.
Mater, s. Gesch. d. G. Kurfürsten. Xu. 54
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850 VI. Brandenbarg: und Frankreich. 1666—1669.
einzustellen, sondern auch mit Worten und vor allen Dingen mit der That för
des Ef. und des Pfalzgrafen Interesse der Wahl halber zu arbeiten.
2) Der König möge alles anwenden, damit der jetzige Konig sich der
Krone begebe und diese durch ordentliche Wahl an den Pfalzgrafen komme.
3) Der König solle nicht nur selbst von der Negotiation für andere ab-
stehen, sondern auch keinem französischen Prinzen gestatten, dieses Werk
selbst oder durch andere zu hintertreiben oder schwer zu machen.
4) Beziers solle mit den ministris des Kf. und des Pfalzgrafen in Polen
vertraulich communicieren und mit und neben ihnen das Werk betreiben.
5) Der König möge sofort an diesem Werk die Hand dergestalt schlagen
und halten, damit die That und Wirklichkeit zu verspüren und keine Verzöge-
rung dabei vorgehen möge.
6) Mille t solle alsobald hierüber Vollmacht und Instruction erhalten, an
des Kf. Hofe darüber schleunig zu tractieren und zu schliessen.
7) Der König möge sich deutlich gegen den König und die Republik so-
wie gegen die senatores und ministros regni, deren er bisher in dieser Sache
versichert gewesen, erklären, dass er sie ihrer früheren Zusagen wegen Beför-
derung eines französischen Fürsten lossprechen und nicht gestatten wolle, dass
ein französischer Prinz sich auf dergleichen Verpflichtupgen beziehe, sich der-
selben gebrauche, oder deswegen das geringste gegen die Republik oder jemand
vornehme.
Kf. seinerseits dagegen erbietet sich:
1} sich ans dem burgundischen Werke zu halten und sowohl für sich
als auch nebst anderen dahin zu wirken, dass dasselbe noch vor angehender
Campagne in der Güte beigelegt werde, und sich dabei zu bemühen, dass der
König von Frankreich eine billigmässige Satisfaction erhalte.
2) Die Rheinische Allianz zu prorogieren und sich wieder mit in die-
selbe zn begeben, doch dass man sich der Artikel halber vergleiche und
darüber handle, er wolle alles eingehen, was nicht dem Instr. pacis und den
Reichsconstitutionen entgegen. Das erste Anerbieten dürfe aber nicht auf den
Fall gezogen werden, wenn etwa auf dem jetzigen Reichstage zu Regensbnrg
beschlossen werden sollte, dass sich das Reich des burgundischen Kreises an-
nehmen sollte.
Damit Kf. bei der von ihm übernommenen Mediation mit mehr Nachdruck
sprechen und des Königs Intention und zugleich den Frieden befördern könne,
so möchte der König ihm an die Hand geben, worin eigentlich seine desideria
bei der Handlung beständen und was er endlich für sich begehrte und wie Kf.
sich bei der Friedenshandlung zu seinem Besten und zur Wiederherstellung der
Ruhe betragen sollte.
Sollte französischerseits der Vorschläge, welche dem Kf. hier von dem
Pfalzneuburgischen und von Millet wegen Geldern geschehen, und dass
er keinen Durchzug verstatten möchte, gedacht werden, so sollen sie erklären,
das erste wäre eine Sache, wovon, falls es nicht zum Frieden kommen sollte,
zu reden wäre, jetzt möchte davon Abstand genommen werden, zumal da Kf.
keine Gonquesten sondern nur einen beständigen Frieden begehrte, sollte sich
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Instruktion für y. Polnito und Meinders. 851
Spanien opiniatrieren und wider Billigkeit und der Mediatoren Rath den Krieg
continuieren wollen, so würde man sich weiter zu besprechen und andere zu-
reichende Mittel zu Beförderung des Friedens an die Hand zu nehmen haben,
wollte aber der König dem Kf. ohne Obligation einige Geldsubsidien reichen
lassen, so würde er sie mit Dank annehmen. Wegen der Durchmärsche müsste
Kf. der Reichsverfassung nachleben, er würde dieselben durch seine Lande
nicht gestatten, sondern, soviel möglich, hindern.
Da im Januar in Polen ein Reichstag gehalten werden sollte, so müsste
der König, was er in dem Wahlnegotio des Kf. Begehren gemäss zu thun ge-
dächte, bald thun; Beziers wäre, da die meisten von der anderen Partei
grosses Misstrauen gegen ihn bezeugten, abzurufen, sollte gegen Hoverbeck
das gleiche eingewendet werden, so sollen sie erwidern, sie wüssten es zwar
nicht, sie wären aber versichert, Kf. würde alle Hinderungen aus dem Wege
räumen.
Da Kf. sehr viel daran gelegen, so bald wie möglich von ihrer Negotiation
Nachricht zu erhalten, so sollen sie mit allen Posten sowohl über Holland als
auch über Strassburg berichten , mit des Kf . ministris im Haag und in Eng-
land fleissig correspondieren , sich in nichts einlassen, was nicht in dieser In-
struktion ausdrücklich enthalten, sonst aber so viel immer möglich mit allem
Fleiss und Behutsamkeit in die Desseine und Resolutionen zu penetrieren suchen.
Neben-Memorial. D. Cöln 22. November/ 2. December 1667.
[An Pfalz-Neuburg zu machende Mittheilungen. Erläuterung einzelner Punkte.]
Sie sollen unterwegs in Düsseldorf den Pfalzgrafen aufsuchen, dem- 2. Dec.
selben ihre Instruktion communicieren , etwaige Erinnerungen, welche derselbe
machen sollte, dem Kf. mittheilen und dem Pfalzgrafen rathen, mit aller Macht
das Werk in Schweden zu treiben.
Des Kf. Erklärung, er wolle sich aus dem burgundischen Wesen halten,
können sie, wenn es vonnöthen, so explicieren, dass Kf. sich dabei das Wort
Neutralität nicht zuwider sein Hesse und dabei kein ander Bedenken hätte, als
dass es das Ansehen gewinnen könnte, als wäre er bereits im Kriege engagiert
gewesen oder gedächte Hostilitäten vorzunehmen. Im Falle eines einmütbigen
Reichsschlusses könnte sich Kf. einem solchen nicht entziehen, er wollte aber
dazu keine Ursache geben und hätte demgemäss schon seine Gesandten in
Regensburg instruiert.
Sie sollen den König ersuchen, seine früher versprochenen officia wegen
El hing und Draheim nochmals zu reiterieren, ferner, wie die polnische Re-
publik wünsche, dahin zu wirken, dass die französischen Garnisonen aus
Preussen abgeführt und die wegen der Wahl Conde's gegebenen Versiche-
rungen cassiert und zurückgegeben würden.
Sie haben dort nichts schriftlich zu tractieren und weder ihre Proposition
noch sonst etwas schriftlich zu übergeben.
*
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852 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
Mit den zn Paris befindlichen schwedischen, englischen nnd hol-
ländischen Gesandten sollen sie vertraulich communicieren.
Sie sollen auch erinnern, dass der französische Gesandte za Stockholm*)
Befehl erhalte, in diesem Werk dort alle möglichen officia anzuwenden, ferner
haben sie darauf zu dringen, dass Mi 11 et nicht nur sofort die nöthige Vollmacht
und Instruction wegen Schliessung des Tractats erhalte, sondern dass demselben
auch die gewünschte Originalordre an Beziers mitgeschickt würde, wenn nicht
anders so mit dem Befehl, dieselbe nicht eher fortzusenden, bis Ef. aaeb seiner-
seits den Tractat zur Richtigkeit gebracht und ihm genügsame Preaven seiner
beständigen Resolution gegeben hätte.
Y. Pölnitz und ;Meinder8 an den Kurfürsten. D. Düsseldorf
26./ 16. December 1667.
[Mittheilnngen Pfalz-Neuburgs.]
26. Dec. Sie sind am 10./20. hier angelangt und haben, nachdem der Pfalzgraf
am 13./23. von Hambach hieher zurückgekehrt, am 14./24. bei demselben Au-
dienz gehabt.
Der Pfalzgraf, welcher sich dem Kf. namentlich auch wegen des, auch ihnen
inzwischen durch den Freih. v. Schwerin communicierten Tractats mit Milet^
aufs höchste zur Dankbarkeit verpflichtet erklärte, hat ihnen mitgetheilt, was
der König und Lionne an Beziers geschrieben, sowie die für denselben hier
von dem Pfalzgrafen und Gaumont abgefasste Instruction'), welche er schon
durch einen Expressen nach Berlin geschickt hätte. Da sowohl in dieser als in
dem zu Berlin mit Milet aufgerichteten Tractat fast alles enthalten, was sie in
der polnischen Sache zu Paris negotiieren sollten, und fast nichts ausser der
Auswechslung des Tractats übrig ist, so vermuthen sie, des Kf. Ratification
desselben in Paris zu empfangen.
Kanzler Giese wird gleich nach dem Fest nach Warschau abreisen, Graf
Krinsky') ist schon nach Grosspolen voran, nach Schweden will der Pfalzgraf
auf ihr Zureden nochmals Dr. Ehrmann^) schicken.
Kanzler Leer od wird nach Paris gehen, um dort des Pfalzgrafen Affairen
zu beobachten. Betreffend Beziers' Abforderung berichtete der Pfalzgraf, der
König von Frankreich hätte sich dazu pure bereit erklärt, Lionne aber hätte
erinnert, man hätte grosse Ursache sich darin nicht zu übereilen, da B. grosses
Vertrauen bei denen von der französischen Partei und namentlich bei dem
Könige besitze und derselbe sonst vielleicht aus Unmuth über seine Abberufung
^) Pomponne.
^ Der inzwischen am 15. December zu Berlin unterzeichnete Tractat (Mignet
II, S. 296flF., V. Morner S. 321ff.);
8) S. Droysen III, 3 S, 147, 580, vgl. oben S. 357.
*) S. oben S. 250.
*) S. oben S. 204.
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Besprechungen mit Pfalz-Nenburg. g53
vor seiner Abreise von dort noch unter der Hand das Werk erschweren möchte.
Der Pfalzgraf meinte, Hov erbeck und Giese würden wohl merken können,
ob Beziers noch femer in Warschau nützliche Dienste werde leisten können,
im Nothfall könnte man allezeit seine Abberufung betreiben.
PS. Sie haben mit BlaspeiP) weitläufig geredet, derselbe wird morgen
nach Brüssel reisen und meint, Castel Rodrigo werde bei des Kf. Conduite
nicht das geringste zu desiderieren haben und er werde, da seines Wissens noch
niemals an Spanien eine solche Ouvertüre vom Vergleich gebracht, desto will-
kommener sein.
Der Pfalzgraf hat ihnen im tiefsten Vertrauen mitgetheilt, der König von
Polen hätte gegen Beziers contestiert und durch diesen seinem Könige hin-
terbringen lassen, dass ihm unmöglich wäre, die Last der Regierung länger zu
tragen, und er entschlossen sei, die Abdication höchstens bis zu künftigem April
zu verschieben, und hat sie aufgefordert, da man sich doch dieser gleichsam de roi
ä roi geschehenen Declaration nicht gut contra invitum regem bedienen könnte,
sie möchten dem französischen Könige vorstellen, dass er gnugsamen Fug hätte,
daraufhin den König von Polen auf den Effect dieser Declaration zu poussieren.
0. V. Schwerin an Meinders. D. Berlin 30. December
1667 /[9. Januar 1668.]
[Bescheid an Gopes. Forderung französischer Subsidien. Klagen Gremonville*s über
V. Blumenthal. Nachrichten aus Polen und Schweden.]
— Ich schicke ihm hiebe! Abschrift eines Schreibens, so H. Copes 9. Jan.
an mich gethan, auf Befehl S. Chf. D. habe ich darauf geantwortet'),
dass Sie sich zu nichtes resolviren könnten, bis sie alda im Haag etwas
Beständiges arrestiret hätten, dieweil sie ihre Sentimenten so ofte ver-
ändert und dadurch S. Chf. D. nicht wenig wären brouilliret worden.
Er würde wissen, in was terminis S. Chf. D. sich mit F. verglichen.
Wann Hol. die condit. mit Fr. concertiret hätte, und dieselbige raisou-
nabel gefunden, dann das hätte S. Chf. D. in dem Tractat zum Funda-
ment gesetzet, dass Fr. nichts Unbilliges und Uebermässiges begehren
sollten, so könnten S. Chf. D. sich resolviren, dem Staat zu helfen, dass
die Partie obligiret wurde, solche conditiones einzugehen, dann der Friede
wäre so notig und die Anstalt an spanischer Seite so schlecht, dass
man vielleicht einen schlechteren Dienst an Franckreich thäte als an
Spanien, wann man den Frieden auf solche Art machete. Insonderheit
wann es wahr wäre, was die Spanier sagen, dass Franckreich keine
0 S. oben S. 781.
^ Vgl. oben S. 752 f.
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854 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Friede begehret und alles conqueriren wolle. Wann aber die con-
ditiones mit Fr. nicht concertiret wären, so hätten S. Chf. D. gebundene
Hände, weil Sie die Neutralität versprochen. Ueberdem habe ich an
H. Milet sagen müssen^), er möchte nach Hofe schreiben, umb zu
wissen, dass wann S. Chf. D. sich mit dem Staat und anderen alliireten
die mit Fr. concertirte conditiones durchzutreiben verbunden, was
S. Chf. D. desfals von Fr. zu gewarten haben sollte, und ob der König
wol eine gewisse Sum Geldes in etzlichen Jahren zu bezahlen davor
versprechen wollten. S. Chf. D. befahlen, dem H. v. Pelnitze und
Ihm solches auch zu schreiben, damit sie auf allen Fall solches be-
handelten. Ich glaube, wann man m/400 Rthlr. in vier Jahren zu
zahlen verspreche, S. Chf. D. wurden sich contentiren. Mons. Gre-
monville hat') H. v. Blumenthal gedräuet, nach Paris zu schreiben,
dass er alda anders negotiire als wie man hier pacisciret, Mons. Milet
spricht besser davon und urtheilet, dass man nicht tout a la fois habe
changiren wollen, und so ist es auch. Wann da etwas vorkommt, muss
man sie auf die Werke weisen, die wir thun, und dass sie sich nicht
an die Worte eines oder andern Ministri zu kehren haben.
H. Hoverbeck') hat den Tag, wie die Post abgegangen, Audientz
haben sollen. Indessen klaget Beziers sehr über ihn, dass er alles
traversire. Ich hoffe, S. Chf. D. werde jetzt einen andern nebenst ihm
schicken. In Schweden ist^) über das französische Werk in Senatu
grosser Streit gewesen und zwischen dem H. Reichscanzier und
Bierenklow zu Extremitäten ausgeschlagen, aber durch die Königin
wieder beigeleget und wird sehr heimlich gehalten. —
Der Kurfürst an v. Pölnitz und Meinders. D. Cöln
7./[17.] Januar 1668.
[Das holländische Friedensproject. Nachricht aus Polen.]
17. Jan. Er sendet ihnen das seinen ministris im Haag überreichte Project und seine
darauf ertheilte Antwort^), sie sollen sich bei dem Konige oder bei Lionne
erkundigen, ob der König mit diesen Gonditionen, welche mit dem übereinstim-
men, was Milet hier angebracht, einverstanden ist. Kf. glaubt, dass es zu
1) Vgl. Mignet II, S. 292.
^ Vgl. ▼. Blumenthals Relation vom 4./i4. December 1667 oben S. 589f.
') S. oben S. 360.
*) S. Carlson IV, S. 500ff., Mem. de Pomponne II, S. 474ff.
5) S. oben S. 753 f.
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Weitere Anftr&ge an ▼. Polnitz und Meinders. 865
Beförderung des Friedens gereichen würde, wenn seine Räthe bevollmächtigt
wurden, sich hierin den anderen Alliierten za conformieren, und er hofft, dass
der König, wenn auch von Spanien nicht alles und jedes sollte oder könnte
eingegangen werden, darum doch nicht den Frieden zerschlagen lassen sondern
in einem und andern nicht so genau auf den postulatis bestehen wird. Jeden-
falls haben sie zu beobachten, was ihnen y. Schwerin in Ziffern geschrieben.
Beziers hat sich ernstlich bemüht'), Hoverbeck wieder Audienz beim
Könige von Polen zu verstatten, sie sollen des Kf. Dank dafür bezeugen'}.
y. Pölnitz und Meinders an den Knrfllrsten. s. 1. et d.
[Paris 10./20. Januar 1668.]
[Visite bei Lionne. Audienz beim Konige und der Konigin. Der braunschweigische
Gesandte ▼. Platen.]
Sie sind Sonnabend den 4./14. hier angelangt und haben am 6./16. bei 20. Jan.
Lionne die Visite abgelegt, der sie mit der grössten Civilität empfing. Der-
selbe erklärte ganz deutlich, der König wollte noch einen Weg wie den anderen
gern Frieden machen, wenn nur, was freilich nicht der Fall zu sein schiene,
Spanien Lust dazu hätte.
Schliesslich kamen sie auf die polnische Sache und sie nahmen dabei
Gelegenheit zu remonstrieren, wie nöthig und des Königs eigenem Interesse ge-
mäss es sein würde, die Abdication quovis modo zu befördern und sich der
Freundschaft Schwedens zu versichern. Sie wiesen darauf hin, dass Kf.,
wenn er nicht von dort her gesichert wäre, weder in dieser noch in anderen
Sachen frei agieren könnte, zumal auf der anderen Seite Oesterreich sowohl
sein als auch Polens Nachbar sei, welches des Kf. jetzige consilia auf das aus-
serste improbierte und es sehr ungern sehen würde, wenn Pfalz-Neu bürg
durch Frankreich befördert werden sollte. Sie stellten dieses alles so weitläufig
vor, um hiemächst mit desto besserer Manier wegen der Subsidien Anregung
zu thun, begnügten sich aber diesesmal damit, in genere des Kf. Interessen und
die gemeine Wohlfahrt zu recommendieren.
PS. D. ut in litteris Paris 10./20. Januarii 1668. Gestern zwischen 9 und
10 Uhr haben sie bei dem Könige Audienz gehabt, sie wurden durch den
Introducteur des ambassadeurs Bonoeil und dessen aide Giranit in des
0 S. oben S. 360.
^ Kf. beauftragt 19./29. Januar 1668 die Gesandten, sie sollen Anzeige davon
machen, dass Kf., um den Kaiser zur Unterstützung Pfalz-Neuburgs zu bewegen,
eine Gesandtschaft an denselben geschickt habe (s. oben S. 573 ff.), und versichern,
dass dabei nichts, was Frankreich zum Nachtbeil gereichen konnte, versprochen werden
solle; femer sollen sie zu erwirken suchen, dass der König für den Fall, dass es in
Polen zu einer Doppelwahl kommen sollte, zur Unterstützung Pfalz-Neuburgs eine
betrachtliche Geldsumme in Danzig bereit halte, wovon etwa 8000 Mann unterhalten
werden könnten.
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856 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Königs und der Konigin Kutschen aufs Louvre geholt, auf Pölnitz's Proposition
erwiderte der König mit wenigen Worten, dass er gern vernehme, dass Kf.
solche Affection und Aestime gegen ihn bezeuge und sie hieher geschickt hätte,
sie würden aus seinen Actionen nichts andres verspüren, als dass er den Frie-
den verlangte, er wollte des Kf. Schreiben lesen und ihnen eine Zeit bestimmen,
um ihm mit mehreren Umständen des Kf. Sentimente zu entdecken. Nach-
mittags hatten sie bei der Königin Audienz und praesentierten derselben neben
des Kf. Schreiben das Cabinet von Bernstein, welches sehr gefiel, dann be-
grüssten sie auch den Dauphin und die kleine madame.
Der König wird Montag abreisen, wohin, weiss niemand, einige sagen nach
Metz, andere nach der Franche Comte. Bonoeil erzählte ihnen, er hätte neu-
lich auf Befehl des Königs dem Braunschweigischen Envoy^ v. Platen*) an-
zudeuten gehabt, dass der unter dem Vorwand der Gratulation nach Wien
geschickte Hammmerstein dem Kaiser wegen der Herzoge zu Braanschweig
12 000 Mann zur Defension der spanischen Niederlande angeboten habe, was
mit seiner Proposition und Offerten wegen der Mediation garnicht übereinkäme,
der König begehrte zu wissen, was eigentlich die Intention der Herzöge wäre,
damit er seine mesures danach nehmen könnte; falls Hammersteins Aner-
bieten ernstlich wäre, würde er es ressentieren, sollte er auch 16 Millionen
daran wagen, v. Platen hat erwidert, er wüsste davon nichts, es müsste ein
Verstoss sein, er hätte von den Herzogen und ihren Intentionen ganz andere
Nachricht. Nachher ist er bei Lionne gewesen, der ihm etwas gelinder zuge-
redet haben soll.
V. Pölnitz und Meinders an den Kurfürsten. D, Paris
15./25, Januar 1668.
[Die Audienz beim Konige, Anregung der Subsidienfrage. Besuche bei Turenne,
Lionne und Colbert. Lionne^s Beschwerden über Holland und die braimscbweigiscben
Herzoge, Erklärungen inbetreff des Friedens.]
25. Jan. In der Audienz am Sonnabend stellten sie dem Könige, als dieser noch-
mals seine Friedensliebe versicherte, vor, er möchte dem Kf. eine schriftliche,
von ihm unterzeichnete Declaration desfalls ertheilen, damit Kf. so um so mehr
Gelegenheit erhielte, jedermann von dieser seiner Intention zu versichern und
gegentheilige Gerüchte zu widerlegen. Der König erwiderte, es wäre eine Sache
von grosser Consequenz, er wollte darüber nachdenken und ihnen später seine
Erklärung zugehen lassen. Sie kamen dann auf die polnische Sache. Damit,
dass die Abdication des polnischen Königs möglichst bald zu erfolgen habe,
war der König ganz einverstanden und versprach auch, die vom Pfalzgrafen
und Gaumont zu Hambach aufgesetzte Instruction für Beziers'') auszufertigen.
Sie rühmten dabei die guten officia, welche Kf. für Beziers in Polen thun
liesse, und stellten vor, wie grosse Spesen dem Kf. die kostbare Armatur ver-
1) S. Kocher I, S.565ff.
2) S. oben S. 852.
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Audienzen. Besuch bei Turenne und Lionne. 857
ursachte, welche er jetzt um so mehr continuieren müsste, da Oesterreich
und Schweden jedenfalls die Abdication und den glücklichen Snccess dieser
Sache nicht gern der Interposition des Königs zuschreiben, sondern auch ihrer-
seits daran ihre Gloria und ihr Privatinteresse suchen würden; falls der König
dem Kf. dazu mit Subsidien an die Hand gehen wollte, würde er diesen um
so mehr capabel machen, für den vorgesetzten gemeinen Zweck zu wirken, sie
hofften, Kf. würde darin um so mehr Willfährigkeit verspüren, weil er der-
gleichen Offerten von anderen ausgeschlagen. Der König antwortete darauf mit
Lächeln, er wüsste wohl, wie reich und liberal die Spanier immer in Promissen
wären, was aber die wirkliche Zahlung anginge, darin komme ihnen Frank-
reich wohl gleich, er wollte auch hierüber ihnen seine Resolution mittheilen
lassen. Wegen Elbings und Draheims erbot er sich, des Kf. Interesse zu
secundieren; er erklärte schliesslich, er werde Lionne auftragen, ferner mit
ihnen zu reden.
Sonntag besuchte v. P. allein (da M. krank war) Turenne, welcher sich
erbot, ihre Negotiation aufs beste zu recommendieren , und versicherte, die
jetzige Reise des Königs werde das Friedenswerk keineswegs verhindern, man
werde bis zum 1. März bei den offerierten conditionibus , wenn auch Spanien
dieselben noch nicht acceptiert, verbleiben. Montag, den 12./22. besuchten sie
Lionne, derselbe wiederholte die Versicherung wegen des Friedens; mit den
Staaten hätte man die Bedingungen nicht nur concertiert, sondern dieselben
hätten auch versprochen, ihre Waffen mit den französischen zu conjungieren,
um die Spanier zur Annahme dieser Bedingungen zwingen zu helfen. Er rühmte
dabei des Kf. gute Gonduite und franchise und erklärte, der König habe gar-
keine Bedenken, dessen Mediation zu acceptieren, die Staaten aber könnten
nicht mediateurs sein, sondern wären vermöge der Allianz obligiert, alle jura
des Königs zu garantieren und so auch jetzt Frankreich gegen Spanien, falls
es von ihnen begehrt würde, Assistenz zu leisten, dawider sie keine exceptiones
hätten, als dass sie etwa sagen könnten, die jura wären nicht klar genug; falls
sie solches allegierten, würde der König aber anders sprechen und wären Mittel
genug, die Commercien von ihnen aus Frankreich und England zu wenden.
Man hätte auch sonst Ursache genug, sich über ihre Proceduren zu beschweren,
da sie einerseits die Bedingungen mit dem Könige concertiert, bald darauf aber
mit Spanien in eine damit ganz incompatible Handlung getreten und denselben an-
sehnliche Geldmittel zu Fortsetzung des Krieges angeboten. Sie haben es des Kf.
Interessen für zuträglich gehalten, diese Klagen und Beschwerden wider Holland
nicht sonderlich zu refutieren, und haben zu verstehen gegeben, dass man mit
anderen, ja vielleicht mit Kf. auch dergleichen wider einander laufende Hand-
lung gepflogen und ihn gern mit in diese Unruhe hätte implicieren wollen, jetzt
hätten sie, als man ihnen von Schliessung des Tractats und Schickung hieher
Ouvertüre gethan, ihre Displicenz darüber bezeugt, ja sich dessen gar, wie
Blas peil gemeldet, gegen andere zu des Kf. Präjudiz missbraucht. L. impro-
bierte dieses alles sehr und sprach auch seine Unzufriedenheit mit dem Ver-
halten der Herzoge von Braunschweig ans. Er kam dann wieder auf den
Frieden und versicherte, nach des Königs Meinung sollte allen Potentaten und
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858 VI. Brandenbnrg und Frankreich. 1666—1669.
namentlich den Fürsten des Reiches freistehen, bei dieser Handlang zu interve-
nieren und dieselbe zu garantieren, doch müsste die Garantie mutuell und
sowohl auf Frankreich als auf Spanien gerichtet sein, die spanische Gondaite
aber Hesse wenig Inclination zum Frieden erkennen. Als sie dann, wegen Er-
theilung einer schriftlichen Declaration in negotio pacis Anregung thaten, erwi-
derte er, sie sollten alles dieses dem Kf. kuhnlich überschreiben und dieser es
an jedermann als eine bestandige und aufrichtige Intention des Königs bringen.
Es wäre allerdings noch eine Gondition, ohne welche der König den Frieden
nicht machen könnte, n&mlich wegen Portugal, dass Spanien damit deroi a
roi tractieren mnsste, damit stände es aber so, dass man deswegen an gatem
Success des Friedens nicht zweifeln dürfte.
Sie kamen endlich auf die Brüsseler Tractaten^), davon er ansfuhrliche
Wissenschaft zu haben vorgab, lobte aber dabei des Kf. Sincerität, dass er, so-
bald solche Tractaten zu Berlin angekommen, Mi 11 et davon Mittheilnng ge-
macht habe mit Versicherung, .dass Blaspeil, als er den Tractat unterschrieben,
seine Ordre noch nicht gehabt und dass er denselben keineswegs ratificieren
werde. Schliesslich versicherte er ihnen im Auftrage des Königs, dass dieser trotz
seiner jetzt bevorstehenden Reise bei der ihnen einmal erklärten Intention in-
betreff des Friedens und den desfalls offerierten Conditionen verbleiben wurde.
Sie verfügten sich dann zu Golbert und machten demselben ein Gompli-
ment. Sie erachteten diese Visite für um so nöthiger, da man dieses Hannes
Freundschaft sehr nöthig hat, wenn es auf das Geldgeben ankommt.
Der Kurfürst an v^ Pölnitz und Meinders. D. Cöln
21./[31.] Januar 1668.
[Die Tripelallianz. Angeblicher Vertrag zwischen Frankreich und Holland.]
31. Jan. Sie sollen sich erkundigen, ob es Frankreich genehm sein würde, wenn
Kurfürst, wie er im französischen Interesse für gerathen hält, dem zwischen
England und Holland aufgerichteten Bündnisse'), wozu dem Verlant nach
auch Schweden treten will, falls er dazu aufgefordert wird, beitrete.
PS. Sie sollen sich auch erkundigen, wie es mit einem angeblichen ge-
heimen Tractat zwischen Frankreich und den Niederlanden stehe, wonach,
wenn Spanien nicht auf die Friedensbedingungen eingehen sollte, Frankreich
sich gegen Italien wenden, der Staat aber das übrige in den Niederlanden occd-
pieren wolle, und sie sollen dahin trachten, dass darin nichts geschlossen
werde.
») S. oben S. 777f.
>) Die Tripelallianz vom 13./2d. Januar 1668, s. oben S. 756 f.
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Die Tripelallianz. 859
V. Pölnitz und Meinders an den KurfÖrsten. D. Paris
3. Februar/24. Januar 1668.
[Aaswechslung der Ratificationen. Die Tripelallianz. Günstige Erklärungen Lionne^s.
Aeusserungen Pufendorfs.]
Nachdem Leerod hier angekommen und ihnen das Rescript des Kf. 3. Febr.
vom 13. December ') sowie den ratificierten Tractat eingeliefert, haben sie am
31. Jan aar in St. Gennain mit Lionne die Ratificationen des Berliner Tractats
ausgewechselt. Es war eben bei dieser Post aus Holland die Nachricht einge-
kommen, dass Tempel mit den Staaten eine Defensivallianz zu Beförderung
des Friedens so schleunig beschlossen, welches Lionne, wie er äusseriich be-
zeugte, wohl gefiel. Er las ihnen das Schreiben der Staaten ^), in welchem sie
dem König den Schluss dieses Tractats notificiert, vor, welches sehr höflich und
wohl eingerichtet war; L. behauptete, wegen der Alternative hatte es noch seine
Richtigkeit, die Prorogation bis zum 1. Mai werde auch keine Schwierigkeit
machen, wenn nur von Spanien eine zureichende Erklärung inmittels erfolgte.
Wegen der Garantie wird es auch keine Schwierigkeit haben, ob aber der König
sich zum projectierten Waffenstillstand entschliessen wird, steht dahin. Dass
sonst in England von Ruvigni') dergleichen propositiones , wie Tempi e im
Haag vorgegeben und dadurch den Schluss dieses Tractats so geschwind beför-
dert, geschehen sein sollten, wird hier nicht gestanden und dergleichen spar-
gement von Lionne aux artifices der Spanier zugeschrieben.
Dass die Friedensbedingungen zwischen Frankreich und den Staaten vor-
längst concertiert worden, ist ausser Zweifel, sie haben daher Lionne eröffnet^),
Kf. hätte sich gegen die Staaten erklärt, ihnen zu Beförderung des Friedens
auf solche Bedingungen Assistenz zu leisten, auch im Fall der Noth die andere
Partei dazu obligieren zu helfen, womit er sich durchaus einverstanden erklärte.
Auch ihre Mittheilungen wegen v. Hoverbecks und v. Blumenthals nahm
er sehr günstig aaf. Sie empfahlen ihm dann den Punkt der Subsidien und
haben ihm wegen dieses und der übrigen Materien ein Memorial zugesandt.
PS. Sie haben dem hiesigen schwedischen Ministro Puffend orffen die
Visite gegeben, der sie versicherte, Graf Dohna hätte den im Haag zwischen
Holland und England gemachten Tractat mit unterschrieben, man würde sich
in England de modo agendi und anderen specialibus ferner vereinigen und gern
sehen, dass auch andere Potentaten mit dazu treten. Er theilte ihnen femer
mit, dass ihm aus England geschrieben worden, der dortige König hätte ganz
unvermuthlich und ungern vernommen, dass Kf. mit Frankreich in eine neue
Allianz getreten wäre. Sie haben darauf den mit Frankreich geschlossenen
Vertragt) näher erläutert und gerechtfertigt, ihm mitgetheilt, dass Brandt des-
^) Dasselbe befindet sich nicht in den Akten.
^ d. 26. Januar 1668 (Mem. d'Estrades VI, S. 246 f.)
«) S. Mignet II, S.504ff.
*) Vgl. die Rescripte des Kf. vom 7./17. und 19./29. Januar 1668 oben S. 854f.
^) P. hatte ihnen eine mit dem Original durchaus übereinstimmende Copie des-
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860 'VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
wegen an den Konig von England abgeschickt sei, und ihn gebeten, dieses als
Vorbericht anf das, was ihm zugeschrieben worden, zu antworten. Sie haben
dann mit ihm näher von der polnischen Sache geredet, er erklärte, Schweden
wurde in seinen Sentimenten darüber nicht changieren, Lionne hätte ihm aller-
dings vor 3 Tagen vorgehalten, als ob Schweden, seitdem Frankreich sich
für Pfalz-Neuburg erklärt, sich dem äusseren Ansehen nach etwas verändert
hätte, er hätte aber darauf geantwortet, ihm wäre davon nichts bekannt and
wofern ja was sein werde, möchte es vielleicht mehr in modo rei als in re
ipsa sein.
y. Pölnitz und Meinders an den Knrfttrsten. D. Paris
7./ 17. Februar 1668,
[Lionne's Aeussenmgen in betreff des Beitrittes des Kf. zur TripelallianE , des Ver-
haltens Hollands und der Veröffentlichung des mit Ef. abgeschlossenen Vertrages.]
17. Febr. Meinders ist gestern allein, da v. Pölnitz einen Podagraanfall gehabt,
bei Lionne gewesen und hat demselben auf Grund des Kurfnrstl. Rescriptes
vom 21. Januar mitgetheilt, dass Kf. glaube, es wurde dem Könige lieb sein,
wenn er in den Haagischen Tractat mit eintrete. L. antwortete ^), wenn in dem-
selben nichts anderes begriffen wäre, als die Satisfaction, die der König prä-
tendierte, so würde derselbe freilich gern sehen, dass Kf. sich mit darein begebe,
weil aber auch manche Dinge darin enthalten, die der König noch nicht appro-
biert und worüber er seine Erklärung noch nicht gegeben hätte, so würde
es ihm lieb sein, wenn Kf. unter leicht zu findenden Praetexten der Sache
einen Anstand gebe, bis Henningen herkommen und man dessen Anbringen
vernommen haben wurde, vielleicht würde der König alsdann es gern sehen,
wenn Kf. sich mit in dieses Hündnis begebe, ja denselben gar darum ersuchen.
Von dem geheimen Tractat zwischen Frankreich und Holland, dessen Kf.
in jenem Rescript gedacht, betheuerte L., dass ein solcher nicht vorhanden sei.
Mit der Proposition, welche die Staaten in Brüssel wegen des armistitii
gethan*), erklärte er sich nicht zufrieden, da Gaste 1 Rodrigo dasselbe an-
nehmen und daraus Anlass nehmen würde, gegen des französischen Königs
jetzige Conduite auch weiter ungleiche Spargemente zu verbreiten, die Staaten
hätten auch kein Recht sich zu rühmen, dass sie die ersten wären, die sich
dieses Unfugs annähmen.
Dass die Communication des zu Berlin geschlossenen Tractats von Frank-
reich gekommen, wollte er durchaus nicht gestehen, er erklärte sich eifrig
danach erkundigen za wollen, sollte ein französischer Bedienter es geth&n
selben gezeigt, die ihm aus England mitgetheilt sei. Vgl. v. Brandts Relation Tom
f^/^-iL' 1668 oben S. 659.
1. Februar
>) Vgl. Lionne^s Schreiben an Estrades vom 3. Februar 1668 (Mem.
d'Estrades VI, S. 263.)
^ S. LefeTre Pontalis I, S. 468ff.
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Die Tripelallianz. 861
haben, so sollte an ihm ein solches Exempel statuiert werden, dass sich andere
daran spiegeln würden, obwohl an der Sache wenig gelegen und weder der
König noch Kf. wegen der Publication des Tractats einige Scheu zu tragen
hätten.
Der Kurfürst an v. Pölnitz und Meinders. D. Cöln
8./[18.] Februar 1668.
[auf die Relation vom 3. Febr. Des Kf. Beitritt zur Tripelallianz. Weitere Verhal-
tungsbefeble.]
Da Lionne bezeugt, dass die im Haag geschlossenen Tractaten nach des 18. Febr.
Königs Intention eingerichtet sind und ihm auch nicht entgegen sein würde,
dass sich Kf. mit in die Allianz begebe, so hätte Kf. darauf pure seinen ministris
im Haag deswegen Befehl ertheilen können, da er sich aber bei diesem ganzen
Werk so betragen will, dass der König nichts an seinen Actionen zu deside-
rieren haben möge, so will er dessen Resolution hierüber erwarten.
Die Subsidien zu erlangen, würde ihm zwar lieb sein, sollte man aber
deswegen ein mehres, als wozu er sich in dem Tractat verbunden, begehren,
so sollen sie dieselben nicht annehmen.
Was Puffen dorf gegen sie erwähnt und was er von dem Tractat judiciert,
das hat er auch an andere Oerter gelangen lassen und auch der hiesige schwedische
Resident^) hat gleiche Beschwerde geführt, sie sollen fortfahren, ihn darüber
richtiger zu informieren.
Die Festsetzung eines bestimmten Termins, innerhalb dessen Frankreich
erhalten wollte, dass der König von Polen abdicierte, würde sehr wünschens-
werth sein.
Auf eine besondere schriftliche Declaration des Königs wegen des bnrgnn-
dischen Friedens brauchen sie nicht zu dringen, dagegen erwartet Kf., dass sie
die ordres wegen Eibin g und Draheim erhalten werden.
V. Pölnitz und Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
15./25. Februar 1668.
[Unzufriedenheit in Frankreich mit der Tripelallianz.]
Man hat ihnen hier genugsam zu verstehen gegeben, dass man mit der im 25. Febr.
Haag geschlossenen Liga sowohl ratione formae und modi tractandi als materiae
ganz nicht wohl zufrieden ist, und man hat sehr wohl aufgenommen, dass Kf.
Milet erklärt, die Staaten wären zu weit gegangen, und dass er die Secretar-
ticuln"), welche man ihm zugemuthet, nicht approbiert hat, Milet hat sie Lionne
mitgetheilt, der grosses Misfallen darüber bezeugte. Sein König hätte die
1) v. Wolfradt, vgl ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 375.
>) S. Mignet II, S. 551f.
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862 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
höchste Ursache sich darüber zu formalisieren, man wurde es aber für diesmal
dahingestellt sein lassen und ohne alle Animosität und Bitterkeit auf die Sache
selbst und des gemeinen Wesens Wohlfahrt sehen, das übrige würde sich zu
seiner Zeit finden, es wäre dieses nicht das erste Mal, dass dieselben Herren an
Frankreich manquiert hätten*).
V. Pölnitz und Meinders an den Kurflirsten. D. Paris
3. März 1668.
[Unterredung mit Beuningen.]
3. März. Beuningen*) hat ihnen heute von seiner gestrigen Unterredung mit
Lionne berichtet; er meinte, falls Frankreich jetzt nicht bei der AltemaÜTe
bleiben, sondern dieselbe amplieren und mit neuen conditionibus limitieren sollte,
so würde dieses ein gewisses Zeichen sein, dass sie ihre Conquesten weiter zu
poussieren trachten und zum Frieden keine Lust haben, welches er fast furchten
müsste, nachdem der König sich mit so weniger Mühe zum Meister der
Franche Comte gemacht^), ferner nach Discursen Telliers und Tnrenne's
und bei den fortgesetzten franzosischen Rüstungen. Sie haben geantwortet,
dass sie nach den gemachten Erklärungen das nicht glauben könnten, sie wür-
den Montag oder Dienstag zu St. Germain auf die ihnen versprochene schrift-
liche Declaration dringen und hofiPten bald zu penetrieren, was man desfalls für
Intention hätte. Die Sachen stehen also wie vorher. Beuningen fing auch
von der Ligue*) an, alle Kur- und Fürsten des Reichs und besonders Kf. hätten
alle Ursache, in dieselbe zu treten, Kf. würde auch zur Beförderung des Frie-
dens wohl thun, sich etwas mehr in Postur zu setzen. Sie antworteten, Kf.
wäre bereits in solcher Verfassung, dass er nach gebührender Besetzung seiner
Garnisonen 8 — 10000 Mann allezeit ins Feld bringen und solche innerhalb
2 Monaten noch eins so hoch verstärken könnte, Kf. aber hätte gar keine Ur-
sache, sich dieses Unwesens wegen in Unkosten zu stürzen; es hätte auch an
0 Kf. erwidert (d. Coln -^^ f. "^^^ 1668), er verspüre aus allen Umständen,
[10. März]
dass der König in der polnischen Sache rechten Ernst zeige, sie sollen dafür danken
und bitten, dass derselbe Pfalz- Neuburg auch mit Geld schleunigst unterstützen möge.
Da er wünsche, dass wenigstens einer von ihnen ihm schleunige Relation abstatte,
so soll, falls Pölnitz nicht bald gesund werden sollte, Meinders nach erhaltener
Finalresolution auf das schleunigste zurückkehren.
') Vgl. über die Sendung Beuningens und Trevors nach Paris Mignet II,
S. 608£F., Wicquefort 111, S.422ff., Lefevre Pontalis I, S. 471. Meinders hatte,
wie er am 2. März berichtet, den am 26. Februar in Paris angekommenen, aber sich
noch incognito haltenden Beuningen besucht und demselben auf seinen Wunsch
Mittheilungen über den Stand der Dinge, namentlich über die Ursachen der Unzu-
friedenheit Frankreichs mit der Tripelallianz gemacht.
») S. oben S. 826.
*) der Tripellianz.
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Gespräch mit Beaningen. Audienz beim Könige und Lionne. 863
ihm nicht gemangelt, dass die Sachen nicht in anderem Zustand wären, was
B. zugestand und bekannte, man h&tte zu sehr auf die Börse gesehen.
V. Pölnitz und Meinders an den Kurfürsten. D. Paris
28. Februar/9. März 1668.
[Audienz beim Könige, Unterredung mit Lionne.]
Sie haben heute bei dem Konige Audienz gehabt, demselben zu seinen 9. März,
glücklichen Progressen gratuliert und erklärt, Kf. sei versichert, dass er sich
dadurch von seinem einmal gegebenen königlichen Wort und der bisher be-
zeigten Moderation nicht werde abbringen lassen. Der König antwortete darauf
mit grosser Givilität, er freue sich, dass Kf. so gute Sentimente von ihm hätte,
seine actiones und conduite würden denselben allezeit conform sein, sie möchten
sich nicht irre machen lassen, wenn er sich gegen andere Leute, als den von
Böningen und dergleichen nicht so offenherzig erklärte, denn dieselben brächten
allerhand ungereimte Zumuthungen auf die Bahn und wollten alles nach ihrem
Sinn bald auf diese, bald auf jene Manier eingerichtet haben, worin er sich
so nicht schicken könnte, namentlich prätendierte man die von ihm in seinen
Offerten mit höchster Moderation determinierte Zeit nach Belieben zu ändern
und zu prorogieren, er würde zwar allezeit zum Frieden geneigt sein, keines-
wegs aber sich von diesen Leuten Ordre und Gesetze vorschreiben lassen und
noch weniger pour duppe passieren. Sie haben für diesen Beweis der Gon-
fidenz des Königs gegen Kf. gedankt und dann kurz dessen Particularinteresse
recommendiert und um Beschlennlgung ihres Abschieds gebeten.
Lionne, bei dem sie Nachmittag waren, gab dieselben Versicherungen,
erzählte ihnen aber, dass er Fürstenberg und Beuningen gegenüber sich
über die Spanier, dass dieselben so geringen Ernst bei Beförderung des Frie-
dens bezeugten, beschwert und diese dadurch sehr allarmiert hätte. Auch
wegen der polnischen Sache haben sie mit ihm geredet und ihm vorgestellt,
dass, wenn man zu solchen Thätlichkeiten, wie ohnlängst in Warschau vorge-
gangen'), schreiten wollte, es nöthig sein würde, sich mit Volk und Geld in
der Nachbarschaft so gefasst zu halten, dass man allen unvermutheten Schimpf
gebührend vindicieren und den König sowie die Wohlaffectionierten schützen,
anch das bekannte Dessein desto nachdrücklicher ausführen könnte. £r stimmte
damit überein, rieth aber, erst weitere Nachrichten abzuwarten. Mit ihrer Ab-
reise rieth er nicht so sehr zu eilen, sondern erst den Ausgang des Werkes,
welches nun im höchsten crisi bestände, abzuwarten^.
0 S. oben S. 362 f.
') Kf. weist darauf (d. Cöln a. d. Spree 15./[25.] Harz 1668) die Gesandten an,
dem Könige für die bewiesene Confidenz zu danken und vorläafig noch dort zu
bleiben und sich zu bemühen, dass das, wozu der König sich erboten, auch wirklich
prästiert werde, damit anch ein jeder sehe, dass Kf., obgleich er nicht in die Haa-
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864 VI. Brandenburgr und Frankreich. 1666—1669.
V. Pölnitz und Meinders an den Knrfttrsten. D. Paris
20./30. März 1668.
[Abschiedsaudienzen. Erklärungen Lionne's wegen der Subsidien und etwaiger wei-
terer Verbindung mit Ef.]
30. März. Sie haben vorgestern bei dem Könige Abschiedsaudienz gehabt, der sie
sehr gnädig dimittiert hat, und darauf auch von der Königin, vom Danphin«
der kleinen Madame, von Tnrenne, le Tellier, Colbert und Lionne
sich verabschiedet. Letzterer versicherte wiederum, dass man es mit dem
Frieden aufrichtig meine und diesen alle Stunde zu schliessen bereit sei, wenn
man dazu von der anderen Seite gleiche Begierde merken Hesse, Holland und
England aber machten das Werk nur schwer und verwirrt, indem sie*) von
dem König ein armistitium nach dem anderen forderten und von ihm ver-
langten, mit seiner kostbaren Armee in infinitum stille zu sitzen und gegen
Spanien nichts Feindliches vorzunehmen, wodurch Spanien nur Gelegenheit er-
halten, sich zu verstarken und consequenter zu opiniatrieren. Sie schliessen
aus allen Umständen, dass man hier wirklich zum Frieden geneigt ist, haben
deswegen auch eine schriftliche, der den englischen und holländischen Ministris
sowie denen der Cölnischen correspondierenden Fürsten') conforme Declaration ')
erhalten.
PS. Nachdem sie Lionne vor ihrem Abschied wegen der Subsidien für
Kf. nochmals Vorstellungen gemacht, hat derselbe ihnen beim letzten Abschiede
erklärt, es ermangele desfalls dem Könige nicht an gutem Willen, der jetzige
Krieg nöthige ihn aber zu grossen Ausgaben, unterdessen würde man ihnen ein
kleines Präsent*) für Kf. zum Zeichen der sonderbaren Aestime, welche der
König zu dessen Person trüge, mitgeben und daneben dem Kf. in diesem Jahre
50 000 Thaler auszahlen lassen. Sollte es zum Frieden kommen und der Konig
dadurch von den so schweren Ausgaben befreit werden, so würde er nicht unter-
lassen, bessere und fernere Proben von seiner Freundschaft an Kf. zu geben, sollte
man aber zur Fortsetzung des Krieges gezwungen werden, so könnte es auch
zu weiteren liaisons zwischen dem König und Kf. kommen, dabei Kf. sowohl
an Land und Leuten als auch sonst sein Interesse finden würde. Man wollte
eines so geringen halber nicht mit Kf. marchandieren , versicherte sich aber
seiner beständigen Freundschaft und hoffte, er würde in die Haagische Liga
nicht treten, sondern bei der einmal desfalls gethanenen Erklärung verbleiben.
PS. 2. Lionne hat sie versichert, sollte Spanien sich opiniatrieren, es
zu ferneren Weiterungen gelangen und die spanischen Niederlande getheilt
giscbe Ligue getreten, dennoch und zwar mit besserm Erfolg das Friedenswerk zu
befördern sich bemühe.
0 Vgl. über die damaligen Verhandlungen Mignet II, S. 611 ff., Wicquefort
III, S. 391 ff., Lefevre Pontalis I, S. 471 ff.
«) S. oben S. 828.
^ d. St. Germain en Laye 21. März 1668.
*) Dasselbe bestand in einem kostbaren Degen, s. Urk. u. Akt. XIV, 1 S. 284.
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Instruction für v. Blumenthal. 865
werden, so würde der König nur soviel davon praetendieren, als zur nöthigen
Sicherheit seines Königreichs und der Grenzen desselben erfordert würde, das
übrige wollte er England, Holland und anderen Nachbarn überlassen und
er wurde niemand lieber als dem Kf. und Pfalz -Neuburg ein Stück von
Geldern, so ihnen anständig und wohlgelegen, gönnen.
c. Gesandtschaft v, Blumenthals. August 1668 bis
Deeember 1669,
Instruction*), wornach sich unser — Geheimer Rath und
Envoy^ extraordinaire nacher Franckreich Christoff Caspar
Freyherr von Blumenthal — zu achten. D. Cüstrin
13./ [23.] August 1668.
[Gluckwunsch zum Frieden, Erinnerung wegen der versprochenen 50,000 Thaler und
Beantragung weiterer Subsidien. Die polnische Angelegenheit, Gefahr vor dem Mos-
kowiter.]
Er soll seine Reise nach Frankreich mit dem förderlichsten fortsetzen, in 23. Äug.
Paris angekommen zunächst Tu renne und Lionne von der Ursache seiner
Schickung informieren und ihnen des Kf. Interesse recommendieren , bei er-
langter Audienz dem Könige des Kf. Freude über den Friedensschluss aas-
sprechen und anführen, Kf. hätte geglaubt, durch die beschehene schriftliche
Congratulation *) seiner Schuldigkeit kein volles Genügen gethan zu haben, son-
dern hätte zu Contestierung seiner Freude darüber dem Könige durch ihn des-
falls nochmals gebührend congratulieren lassen wollen. Und weil er befehligt
wäre, eine Zeit lang mit des Königs Erlaubnis sich an dessen Hofe aufzuhalten,
damit die so nützliche Gorrespondenz und Communication auch ferner unter-
halten werde, so bäte er, ihm Access bei Hofe und beim Könige zu gönnen
und von dem, was passierte und des gemeinen Wesens Wohlfahrt und Interesse
concernierte, vertraute Communication geben zu lassen.
Da die 50,000 Rthlr., welche der König durch Milet, sowie durch die ,
vorige Gesandtschaft des Kf. ^) diesem gleichsam motu proprio und ohne einzige
Obligation offeriert, noch nicht gezahlt sind, so soll er bei Lionne und Milet
deswegen mit guter Manier und Glimpf Erinnerung thuu, auch, da der König
J) Vgl. Pufendorf X, § 80 (S. 713). Auch über diese Gesandtschaft v. Blu-
men tb als liegt ein ähnliches sorgföltig ausgearbeitetes Journal desselben (24. Sep-
tember 1668— 19. Januar 1670) wie über seine früheren Gesandtschaften (s. Urk. u.
Akt. IX, S. 568) vor. Das Creditiv des Kf. für ihn ist Königsberg 6. September
1668 ausgestellt. Für diese Gesandtschaft werden ihm jährlich 5000 Thaler aus den
Legationsgeldern angewiesen.
») Das Schreiben vom 18./[28.] Mai 1668 s. ürk. u. Akt. II. S. 499f.
») S. oben S. 864.
Mater, s. Gesch. d. Q. Kurfürsten. XII. 55
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866 VI. BrandeDburg und Frankreich. 1666--1669.
ihm aaf eine grössere Summe nach Beendigung des spanischen Krieges Aussicht
gemacht, bei Gelegenheit deswegen bei ebendenselben Anregung thnn und es
dahin zu bringen suchen, dass ihm in gewissen Jahren eine sichere Summe
Geldes, welche nicht geringer als etwa m/400 Rthlr. und in 3 oder 4 Jahren
zu bezahlen sein müsste, gegeben würde. Er kann dabei darauf hinweisen, Kf.
habe bisher zu Regensburg, in Polen, in Holland und an anderen Orten
des Königs Intention secundiert, namentlich sei er trotz aller ihm bis jetzt
offerierten Advantagen und dringender Einladung nicht in die Tripelallianz ge-
treten, habe auch andere, welche darein treten wollen, abgehalten; weil auch
Schweden ein nachdenkliches foedus mit Oesterreich geschlossen*}, so
erfordere sowohl des Königs als auch sein eigenes Interesse, dass Kf. stark
armiert bliebe. Kf. habe auch dem ihm durch Milet mitgetheilten Wunsche
des Königs gemäss K.Sachsen durch eine vertraute Schickung') davon di ver-
tiert, nicht in die jüngstgemachte Österreichische Allianz zu treten, K.Sachsen
habe ihm auch schriftliche Versicherung gegeben, in dieser Sache nicht anders
als praevia communicatione mit ihm zu verfahren.
Die polnische Sache hat er mit besonderem Fleiss zu beobachten, das
meiste müsste noch zur Zeit mit Geld ausgerichtet werden und der König den
Pfalzgrafen, dessen Mittel dazu nicht ausreichten, damit unterstützen. Da aus
verschiedenen Orten, namentlich von Warschau geschrieben wird, dass man
noch immer unter der Hand für C o n d e in Polen arbeite, so soll er sich danach
mit allem Fleiss erkundigen, doch so, dass man nicht Ursache habe, Kf. zu
imputieren, dass er die Versicherungen des Königs in Diffidenz und Zweifel
ziehe, auch soll er zu penetrieren suchen, was man wegen des Moskowiters
für Gedanken habe, und darauf dringen, dass der Bischof von Beziers wieder,
sobald die Zeit es erfordert, als Gesandter nach Polen geschickt werde.
Er hat bei allen Posten fleissig zu berichten, dabei aber nur dasjenige zu
referieren, was in facto vorgeht, mit Anhängung seines iudicii aber behutsam
umzugehen, weil die Erfahrung bezeugt, dass die Briefe oft in Paris selbst
intercipiert und geöffnet werden, und zu geheimen Sachen sich der ihm mit-
gegebenen Ziffer zu bedienen.
P.S. Da der Moskowiter') grossen Anhang in Polen hat und dem ge-
meinen Ruf nach wohl mit einer grossen Armee nach Polen gehen möchte, um
sein Dessein auszuführen, so hat er vom Könige zu vernehmen, wie dieser
meine, dass man einem so gefährlichen competitori mit Nachdruck begegnen
möchte, Kf. zweifelte nicht, der König werde zu diesem Zwecke den Inter-
essierten mit erklecklicher Hülfe an Hand gehen.
») S. oben S. 212f.
^ Vgl. über die Sendung v. Berlepschs nach Dresden Anfang August 1668
Auerbach S. 326.
») S. oben S. 378 f.
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Instruction für ▼. Blumentbal. 867
V. Blnmenthal an den Kurflirsten. D. Paris
2. November/23. October 1668.
[Abreise Beziers', Uebertritt Turenne's. Die französischen Gelder. Günstige Aas-
sichten in Polen für Conde.]
Da ') der König mit dem ganzen Hofstaat künftigen Mittwoch sicher von 2. Noy.
St. Germain zurückkehren wird, so wird er bis dahin hier warten.
Der Bischof von Beziers ist vor nngeföhr 14 Tagen von hier aufge-
brochen und abbouchiert sich zu Neaburg mit dem Herzog. Dass Turenne*)
sich nunmehr zur päpstlichen Religion bekennt, wird Kf. bereits wissen. Er
soll zu einem seiner Gonfidenten dieser Tage gesagt haben, er wünsche, dass
Kf. dieser Sache wegen, wozu er durch Antrieb seines Gewissens veranlasst
worden, keine Diffidenz in ihn setzen, sondern vielmehr glauben wollte, dass
gleichwie durch dieses Mittel des Königs Gonfidenz gegen ihn vermehrt worden,
so er sich derselben zu des Kf. und seines Hauses Dienst und Besten zu prae-
valieren gemeint sei.
Die Gelder, .welche der König in Frankreich durch den Kaufmann
Formont') nach Königsberg übermachen lassen, werden E. Churf. D.
zweifelsohne sein ausgezahlet worden, und will ich bemühet sein, dass
auch der Nachstand mit ehestem erfolge. —
PS. Nachdem der Streit zwischen des Patzen, Sobieskj und
Dönhofs Gemahlin durch den Erzbischof beigeleget worden, sollen ver-
melte Weiber einmüthig vor den Prinzen von Conde sich bearbeiten,
auch so gar, dass ermelter Prinz mit seiner Intention woll durchdringen
dürfte, ob es aber mit des Königs in Frankreich Vorbewusst geschehe,
weiss man noch zur Zeit nicht. Es scheint fast, als komme diese
Nachricht von hoher Hand her, darf mich aber nicht erkühnen, mein
Sentiment sicher zu entdecken.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris
8. November/ 29. October 1668*).
[Frankreich scheint sich aufrichtig für Pfalz-Neuburg zu bemühen. Umtriebe zu-
gunsten des Herzogs Ton Baiern.]
Bis dato muss ich davor halten, es sei Frankreich mit Pfalz- 8. Noy.
Neuburgs Befoderung zur polnischen Krön ein rechter Ernst, denn
') V. Bl. war -r—hi r — 1668 in Paris angekommen.
1. November
^ Vgl. Ramsay, Histoire du Vicomte de Turenne I, S. 422f.
^ S. Pages, Les freres Formont et les relations du Grand Electeur avec la
cour de France (Revue hist. 46, S. 288 ff.).
*) Vgl. Pufendorf X, § 80 S. 713.
55*
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868 ^^' Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
einmal ist Herren Lionne vom Ronige fest eingebunden worden, alles
dasjenige zu thun, was der Baron de Lerode für nöthig und rathsamb
halten wird, und dann auch ist der Euesque de Bezieres beordert,
demjenigen, was Pfalz-Neuburg und Ew. Churf. D. ihm suggeriren werden,
in allem nachzuleben. Dieses ist aber höchst zu beklagen, dass der
König zum Furschub der zweimalhunderttausend Thaler nicht disponiret
werden kann. Allein auch hieraus ist nicht eben eine Aenderung der
guten Intention für den Pfalzgrafen abzunehmen, sondern man muss
vielmehr dergleichen retenue Herrn Colbert, welcher durch Retranchi-
rung ein und anderer, wiewoll zuweilen hochnöthigen Ausgaben sich
beim Könige beliebt zu machen suchet, beimessen.
Beziers' Instruktion verspricht, soviel er hat erfahren können, alles Gute:
da nun auch des Kaisers*) aufrichtige Intention daraus hervorzugehen scheint,
dass er dem Cardinal von Hessen, Protectori der deutschen Nation in Rom,
anbefohlen, den Papst durch alle nur ersinnliche Mittel dazu zu bewegen,
dass er den Herzog von Neuburg der polnischen Republik a rexclusion aller
anderen recommendiere, so ist guter Erfolg zu hoffen, auch Lionne soll
sich gar wohl und aufrichtig erweisen. Gewiss ist, dass der Polen Correspon-
denz mit Conde eine Zeit hero cessiert hat und dass ihm zum besten keine
Wechsel dahin Übermacht worden. Sollte man aber aufs neue damit con-
tinuieren, so will er dieses durch eine Person, die er an der Hand hat und die
mit dem Kaufmann, der die Remissen thut, vielfältig umgeht, leicht erfahren.
Inzwischen muss Pfalz-Neuburg sich wenigstens steilen, als setzte er in
Beziers vollkommenes Vertrauen. Derselbe hat zwar Lionne zu verstehen
gegeben, er sähe gern, dass Gaumont geschickt wurde, L. aber zeigt auch
darin seine Aufrichtigkeit, dass er ihm geschrieben, er habe sich wohl in Acht
nehmen müssen, dass Beziers von diesem Vorschlage nichts erfahren habe,
puis qne ce seroit ruiner les affaires sans ressource.
Die Kurfürstin von Baiern hat vor einiger Zeit an Gremonviile ge-
schrieben, er möchte sich doch nicht eben so sehr angelegen sein lassen, den
Tractat zwischen dem Kaiser und Pfalz-Neuburg zu befordern, bevor er
versichert sei, dass der König für den Herzog aus Baiern, der die Mademoiseile
de Bonllion geheiratet^), etwas zu thun recusiert hätte, und soll dieses auf
Turenne's Anstiften geschehen sein. Nachdem aber der König es rund abge-
schlagen und ihm alle Hoffnung benommen, wird er wohl nichts weiter dem
Pfalzgrafen zum Nachtheil brigieren.
^) Vgl. Krebs, Vorgeschichte und Ausgang der polnischen Eönigswahl von
1669 S. 173, ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 389f.
') Herzog Maximilian Philipp von Baiern, Bruder des Kurfürsten Fer-
dinand Maria, seit 24. Mai 1668 mit Mauritia de la Tour d'Auvergne, Tochter des
Herzogs von Bouillon verm&blt.
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Anscheinend gunstiges Verbalten Frankreichs in d. polnischen Sache. 869
V. Blumenthal an den Kurfttrsten. D. Paris
9. November/30. October 1668.
[Conferenz mit Lionne, dessen Versicherungen zugunsten Pfalz-Neuburgs, Besorgnisse
wegen des Herzogs von Lothringen. Aeusserungen Turenne^s.]
Lionne, mit dem er vorgestern conferiert, versicherte, sein König wolle 9. Nov.
alles, wozu ihn seine kürzliche parole verbände, adimplieren, Beziers sei an-
befohlen worden, des Pfalzgrafen Interesse in allem zu befördern, ja man habe
Sobieski, um ihn für den Pfalzgrafen zu gewinnen, alle Advantagen, die er
begehrt, bewilligt*), aber zu dem Gelde, das der Pfalzgraf begehrte, wüsste er
nicht Rath zu schaffen, er habe zwar früher dazu Hoffnung gemacht, allein man
gebe ja zuweilen solche Vertröstungen zu dem Ende, damit man nicht gar trost-
los gelassen werde. Er sagte weiter, der Herzog von Lothringen'*) mache
ihm jetzt den meisten Kummer, denn derselbe habe, wie Gremonville erkun-
det, eine grosse Summe Geldes beisammen und vermeine dadurch in Polen zu
reüssieren. Ob er dasselbe von Holland, Oesterreich oder einigen Fürsten
des Reiches erhalten, wisse er nicht, jedenfalls aber habe der Herzog mit Ba-
ron de Goes unfern Baden lange conferiert. Bl. hat erwidert, er könnte nicht
absehen, wer demselben mit so vielem Gelde assistierte, als der Herzog Karl
von Lothringen, allein demselben brauche Frankreich nur zu verbieten, sei-
nem neveu hierunter zu assistieren, so habe man deshalb weiter nichts zu
besorgen.
Dreierlei könnte Lerod an Frankreichs guter Intention zweifeln machen:
1) dass man dem Herzoge mit Geld nicht assistieren, 2) Gaumont, in den er
das meiste Vertrauen setzt, nicht nach Polen schicken will, 3) des Herzogs Karls
Brigaen scheut, da es doch nur von Frankreich abhängt, demselben zu unter-
sagen, seinen Neffen in dem polnischen Successionswesen zu appuyieren.
Turenne, den er heute besucht, hat auch gute Vertröstung gegeben, der-
selbe wollte auch den Holländern imputieren, sie portierten Lothringen, über-
haupt scheint man sich eifrig zu bemühen, den Kf. gegen dieselben zu
echauffieren.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 16./ 6. November
1668.
[Audienz beim Könige, dessen Bedenklichkeit, Pfalz-Neuburg mit Geld zu unter-
stützen, sonstige gute Aussichten.]
31. October
Am tq-tö r- bat er bei dem Könige Audienz gehabt, Nachmittags 16. Not.
wurde er zur Königin, dem Dauphin und dem Herzog von Anjou geführt,
zur kleinen Madame aber konnte er ihrer ünpässlichkeit halber nicht kommen.
») Vgl. Krebs S. 178.
^ Prinz Karl Ton Lothringen, Neffe des Herzogs Karl IV. von Lothringen, s.
Krebs S. 170, oben S. 377.
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870 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
l./ll. November hat er bei dem Könige secrete Audienz gehabt, derselbe
antwortete auf seine Proposition, von Anbeginn seiner Regierung hätte er sich
nichts eifriger angelegen sein lassen, als Erfüllung seiner parole und seiner Al-
liierten Wohlfahrt, so hätte er auch eine geraume Zeit Pfalz -Neaburgs In-
teresse in Polen befördert, wovon seine Instruktionen und Befehle an Beziers
Zeugnis ablegten, aber demselben von neuem mit einer considerablen Summe
Geldes zu assistieren, dazu könnte er sich erst nach reiflicher Erwägung ent-
schliessen. Bl. erwiderte, die Sachen in Polen ständen jetzt in crisi, so dass
deren glucklicher oder unglücklicher Success sich nun in kurzem äussern
müsste, das letztere könnte der König dadurch hindern, dass er dem Pfalzgrafen,
der dazu allein nicht im Stande sei, jetzt schleunigst unter die Arme griffe.
Er hätte selbst früher solches zu thun versprochen, wenn der Krieg gegen
Spanien cessierte, und Kf. hoffte, seiner Bitte werde um so eher deferiert wer-
den, wenn der König considerierte, wie er sich eine geraume Zeit her gegen ihn
betragen. Der König erwiderte, er müsste gestehen, dass an des Kf. bisheriger
Bezeigung nichts im geringsten zu desiderieren gewesen, zu mehrerem Gelde
aber könnte er sich so bald nicht resolvieren, doch möchte Bl. ein Memorial
übergeben, was er auch, nachdem er es mit Leerodt concertiert, gethan hat.
Sehr gut wäre es, wenn der König dem Herzog von Lothringen verböte,
seinem neveu Geld vorzuschiessen , dem Prinzen von Conde aber, nichts in
Polen zu briguieren, obwohl dazu nicht grosse Apparenz ist, indem der Prinz
noch neulich einen Kaufmann, der einige Gelder a 2 per conto nach Danzig
zu übermachen erbötig gewesen, abgewiesen. Ermuthigend ist auch Lionne's
Aeusserung zu Leerodt, wenn nur Lothringen nicht König würde « sollte
man alle Schuld Frankreich beimessen und dieses vor der ganzen Welt bla-
mieren, wenn es der Pfalzgraf nicht würde.
PS. Frankreich fürchtet den Muskowiter im geringsten nicht, sondern
meint, die Polen, die von Natur jaloux von ihrer Libertät seien, würden sich
von dem Sohn eines so formidablen Potentaten, zumal da er noch Kind sei,
nicht gouvemieren lassen.
y. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 30./ 20. November
1668.
[Verdächtigungen gegen Holland. Sendung Vaubruns.]
30. Nov. — Im übrigen habe ich vermerket, dass man Ew. Churf. D. gegen
Holland dadurch zu eschauffiren suche, dass es Lothringen zur pol-
nischen Krone verhelfen will, weshalb ich dann Mr. de Lionne zu er-
kennen gegeben, wie ich ebenmässige Zeitung von verschiedenen Orten
erhalten, aber nicht absehen könnte, was hierunter andres gesuchet
werde, als dem König in Frankreich zu missfallen und nicht zu ver-
statten, dass ein Fürst, welcher Frankreich affectioniret ist, zur polni-
schen Eron gelange. Der König habe umb so viel mehr Ursach hieraus
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Audienz beim Könige. Ablehnung eines Geldvorscbusses an Pf. Neuburg. 871
ein poinct d'honneur zu machen und Pfalz- Neu barg mit Gelde und
andern dienlichen officiis ohne weitern Verzug zu secundiren, damit
Holland zu Frankreichs höchster Beschimpfung nicht zu seiner Intention
gelange. —
Den 23./13. dieses ist resolviret worden, den Marquis de Vaubrun
an Ew. Churf. D. abzuschicken, gestalt er dann künftigen Montag von
hinnen über Amsterdam und Hamburg nacher Königsberg gehet. Wie
Mr. de Lionne saget, hat man darumb auf seine Person reflectiret,
weil er von Condition und Ew. Churf. D. schon bekannt ist. 8obald ihm
die restirenden Gelder werden zugestellet sein, will ich von ferneren
Subsidien sprechen, man wird aber schwerlich reussiren, es sei dann,
dass Ew. Churf. D. resolviren, mit Holland zu brechen^). —
y. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris
27. November/ 7. December 1668.
[Bescheid auf seine Forderungen. Einfluss der Nachrichten von Holland her. Rath,
wie Kf. sich dort zu Terhalten habe. Brief Auerspergs.]
Endlich ist ihm der Bescheid sowohl auf sein abergebenes Memorial als 7. Dec.
auch auf die begehrte Assistenz wider Moscau und wegen Gonde's Declaraüon
durch Lionne überbracht worden, des Inhalts, der König könne sich zu dem
Vorschuss der 300000 Rthlr. nicht verstehen, weil er hiebevor grosse Spesen auf
das polnische Werk verwendet, auch von des künftigen Jahres Intraden bereits
4 Millionen consumiert hätte, selbige aber durch eine gute mesnage ersetzt
werden mussten. £s habe auch der Pfalzgraf des Königs Affection so vielfaltig
genossen, dass es scheine, als wenn er selbst ein mehres zu begehren Scheu
tröge und daher sich des Kf. Intercession bediene. Zndem restierten nach
Beziers' calculo dem Pfalzgrafen 7—800000 Rthlr., womit er allemal Loth-
ringen bei der bevorstehenden Wahl zurücksetzen könnte. Des Moskowiters
Dessein auf die polnische Krone, sagte Lionne, würde der König suchen zu
verhindern. Weil aber dadurch leicht ein kostbarer Krieg entstehen könnte,
müsste das Geld gespart und hiemächst denen, die an der Beruhigung Polens
interessiert wären, zum besten angewendet werden. Inmittelst wurde man
sehen, was andere bei dem Werk thäten, und seine mesures danach nehmen.
Die Condesche Declaration würde der König zweifelsohne jetzt von dem
Prinzen zu Versailles begehren.
Bl. hat dagegen remonstriert und ein neues Memorial eingegeben.
Was nun zu dergleichen mehrentheils auf Schrauben gestelleten
Antworten Anlass gegeben hat, kann ich nicht wissen, aus Lionne's
') V. BI. meldet 18./28. December 1668, Vaubruns Absendung werde von
einer Woche zur anderen verzögert, obwohl er mit seiner Equipage länget fertig sei.
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872 VI. Brandenburg nnd Frankreich. 1666—1669.
Discarsen aber merkte ich, man habe Nachricht von der Propositioo, so
der BaroQ de Gent') Ew. Gbf. D. Ministris im Hage gethan, und wer
weiss, ob nicht Pensionarius de Witte selbst sich unter der Hand be-
mühet, dem Eonig in Frankreich die Impression zu geben, sambt wor-
den Ew. Ghf. D. endlich in die Triple Allianz treten, dafür man sich
aber alhier sehr furchtet, und sprach Herr Lionne gestern schon von
einem foedere, so der Tripel Allianz entgegen gesetzet und zwischen
dem König in Frankreich, Daenemarcjc, Ew. Ghf. D., Pfalz Nea-
bürg, Hessen Gassei und denen Förstl. Luneburgischen Häusern
geschlossen werden könnte, worauf ich antwortete, man musste seine
Alliierte zuforderst in solchen Stand setzen, dass man hiernächst ihrer
Freundschaft fnichtbarlich geniessen könnte, — . Ich glaub aber nicht,
dass das Geld erfolge, sondern man wird es anders worauf leihen
müssen. Dafem aber Ew. Ghf. D. Pfalz-Neuburg durch Frankreichs
Hülfe zur Krone helfen wollen, werden der HoHänder Propositiones
wegen Eintretung in die Triple Allianz verworfen, Ew. Ghf. D. Ministris
auch im Haag verboten werden müssen, dergleichen Fürtrag weiter an-
zunehmen. Sollte es auch mit den Franzosen und Holland zur Ruptur
kommen, ehe und bevor das polnische Successionwesen ausgeführet ist,
wird man alhier müssen zu verstehen geben, dass man sich zum wenig-
sten neutral halten wolle, geschieht solches nicht, wird alhier die Diffi-
denz continuiren, das polnische Successionwesen protrahiret und da-
durch Zeit und Occasion verloren werden, Pfalz-Neuburgs Interesse zu
poussiren. —
PS. Auch — kommt hierbei die Abschrift eines Schreibens vom
Fürsten von Auerssberg') an des Pfalz-Neuburgs Beichtvater, woraus
der Effect dessen, was ich ehemals bei meiner Zurückkunft von Wien
Ew. Ghf. D. zu Potstam unterthänigst berichtete '), erhellet, dass nemb-
lich ermelter Fürst des Herrn Gremonville grosser Freund sei, gestalt
er denn anitzo will, dass Monsieur Bezieres, dem, wann das polnische
Successionwesen, wie zu hoffen stehet, weil ablauft, der Ruhm und Dank
allein gebühret, selbigen mit Monsieur Gremonville theile. Wollte
^) S. unten die Relation der kurfürstlichen Gesandten im Haag vom 3. NoTem-
ber 1668.
') Derselbe rätb darin, anstelle Heziers\ dessen Ruckkehr nach Polen nur üble
Folgen für die Sache des Pfalzgrafen haben würde, Gremonville nach Polen geben
zu lassen.
») Vgl. oben S. 603.
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Unwillen in Frankreich über Holland und die Tripelallianz. 873
Gott, der Fürst von Aaerssberg wäre damal, als ich zu Wien war,
so gut Pfalz-Neuburgisch gewesen, als er ietzo zu sein scheinet, so hätte
man viel praestiren können.
Der Kurfürst an v. BliimenthaL D. Königsberg 21. December
1668.
[auf die Relation yom 20./30. November. Kf. wünscht nähere Auskunft über eine
Aeusserung des Königs.]
— Und weil Ihr in Eurer letzten Relation berichtet, der König 21. Dec.
würde sich anderer gestalt zu einigen Subsidien nicht resolviren, als
wann wir mit Holland brechen würden, solches aber eine Sache von
höchster Wichtigkeit ist, weshalb uns niemalen einige Proposition ge-
schehen, wir auch des Königs Intention ganz und gar dabei nicht wissen,
Ihr auch im geringsten nicht gedenket, wie und durch wen Euch solches
angebracht, so könnet Ihr leicht ermessen, dass wir in einem so weit-
aussehenden Werk, so wir unsers bestens halber vielmehr zu hindern
als zu befodern Ursache haben würden, uns nicht übereilen auch nicht
ehe erklären können, bis man uns von allen Umbständen der Sache
ausführlichen Bericht gebe'). —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 21./ 11. December
1668.
[Audienz beim Könige, dessen Erklärungen in der pfälzisch-lothringischen Angelegen-
heit und auf sein Anbringen. Mittheilungen Pufendorfs. Beim Kaiser zu machende
Vorstellungen. Erklärung Gond^'s.]
Bei der secreten Audienz, die er am 16./6. erhalten, hat er dem Könige 21. Dec.
das Schreiben des Kf.') in der Pfälzisch-Lothringischen Sache übergeben
and denselben gebeten, durch seine Intervention diesen Streit beizulegen. Der
König erwiderte, er habe es an Bemühungen deswegen nicht fehlen lassen, alles
käme darauf an, dass K. Pfalz sich nicht zur Abdankung der Truppen ver-
') V. Bl. erwidert (d. Paris l./ll. Januar 1669), die Aeusserung rühre v(m
Turenne her, welcher ihm, als er ihn sondiert, ob Subsidien zu erhalten sein wür-
den, geantwortet habe, der König würde sich dazu nur verstehen, wenn sich Ef. so
wie früher Schweden verpflichte, für Frankreich contra quoscunque zu agieren, zu-
mal bei jetziger Conjunctur, da sich Holland gegen Frankreich so undankbar und
feindlich zeige, was man bei gegebener Occasion zu revanchieren nicht ermangeln
würde.
') d. Königsberg 23. November 1668 (ürk. u. Akt. II, S. öOlf.). Vgl. über
diese Streitigkeiten H ausser, Geschichte der rheinischen Pfalz II, S. 624.
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874 VI. Brandeobar^ wid FnakradL 1€€6— 1669.
ffteben wollte, wenn diese erfolgte, so wäre niebts leichter als Lotbringen
zor raison zu bringen and alles in mbigen Stand zu setzen.
Darauf übergab er dem Könige sein Memorial und macbte ihm noch einmaJ
wegen der Geldassistenz an Pfalz-Neaburg, der Hälfe gegen den Moskowi-
ter nnd der von Conde aaszojstellenden Deciaration Vorstellnngen. In betreff
deh letzteren wies er darauf hin, dass Conde noch immer anter der Hand bri-
giere ond seine Partei verstärke, der Erzbischof habe sich Terlanten lassen^
wenn er anch die Krone im Himmel holen sollte, wollte er keinen damit krö-
nen als allein Conde. Der König erwiderte darauf, er müsste den Vorschub
des Geldes ein für alle Mal abschlagen (es wird daher mit Leerodts Gntfinden
deswegen keine weitere Instanz geschehe«, zumal K. Baiern 200000 Gulden
und dessen Bruder Herzog Maximilian 100000 Gulden gegen Verpfindnng
zweier Aemter hergeben und so dieser Mangel einigermassen ersetzt wird), die
Kxtradiernng der Condeschen Deciaration versprach der König inständigst zu
urgieren, sagend, er hätte Ursache, auf Conde dieser Sache halber gewaltig
ungehalten zu sein. Endlich hat Bl. noch auf Begehren der Landgräfin von
Hessen die Zahlung der restierenden Pensionen und Snbsidien (1100000 Gul-
den), wenigstens allmähliche Abzahlung derselben verlangt, worauf der König
spätere Resolution versprach.
Der schwedische Resident Puffendorff hat ihm den Vortrag, welchen
er hionnc wegen der polnischen Sache gethan, und dessen Antwort (Versiche-
rung, dass der König den Pfalzgrafen totis viribus zur Krone befördern wollc^
mitgethcilt. Die Jalousie aber, welche bei Frankreich jetzt gegen Schweden
wogen drsson enger Verbindung mit Spanien, England und Holland herrscht,
macht ihn fast glauben, die schwedische Recommendation werde hier und an-
derswo Pfalz-Nenburg mehr schaden als nutzen.
Er und Leere dt haben überlegt, ob es nicht zu practicieren sei, dass der
König dem kaiserlichen Residenten') hier reprochieren Hesse, dass Oester-
rcich dem gemachten Tractat zuwider Lothringen unter der Hand portiere
und dadurch Frankreichs gute officia für Pfalz-Neuburg eludiere, sie haben
aber dafür gehalten, dass es besser sei, Gremonville thue dergleichen in
Wien. Dessen Relationen sind sonst noch alle gut und zur Beförderung der
Intention des Pfalzgrafen der Apparenz nach eingerichtet, obgleich derselbe
sonst der verwittweten Kaiserin und per consequens Lothringen sehr zuge-
than ist.
PS. Beifolgend Abschrift der Deciaration Conde's*), welche Beziers in
Polen allen denen, die Kf. und der Pfalzgraf benennen werden, bekannt machen
0 J. F. V. Wicka.
0 In einem Briefe an Beziers: „Je prends aussitost la plume pour obeyr a
Sa M^^ et vous declarer par ces lignes, que je n'aspire pas k la couronne de ce
royaume \k et que me conformant aveuglement aus intentions de Sa Mt« non seule-
ment je trouve bon mais mesme je prie tous mes amis de tourner en faueur et a
Tavantage de M. le Duc de Neubourg toutes les pensees qu'ils pourroient encore con-
server pour moy ou pour ma famille."
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Neue Audienz beim Könige. Befehl, Sabsidien zu verlangen. 875
soll. Mehr ist nicht zu erhalten gewesen, Conde hat sehr fulminiert und
Lionne sagt, es sei ihm sein Lebtage nichts saurer als diese Negotiation
worden.
Der KurfUrst an v. Blumenthal. D. Königsberg 17. /27. De-
cember 1668.
[auf die Relation vom 7. December. Rf. ist der Tripelallianz nicht beigetreten, ver-
langt franzosische Subsidien, mahnt ßl. zur Vorsicht.]
Er hofft, der König werde sich inbetreff der Geldhülfe an Pf alz -Neu bürg 27. Dec.
günstiger erklären.
Bl. soll Lionne mittheilen, dass Kf. ^) von dem Staat und von anderen
stark angemahnt würde, in die Tripelallianz zu treten, dass er aber trotz der
ihm angebotenen grossen Advantagen nur aus Rücksicht auf den König darauf
nicht eingegangen sei, sondern desfalls noch ganz freie Hände habe. Da aher
die durch die Tripelallianz Verbundenen sich in starke Verfassung setzten, sich
auch des Kaisers und Spaniens versichert hielten, auch fast alle mit Kf. und
dessen Landen benachbart seien und er fast mit allen nicht geringe Interessen
hätte, so hoffte er, der König werde ihm nicht nur seine Gedanken über diese
perplexe Conjuncturen eröffnen, sondern ihm auch so zur Hand gehen, dass er
sich in gehörige Postur wider alle befahrende Fälle setzen könne. Auch das
Haus Braunschweig^) werde wegen der Tripelallianz sehr gesucht, es sei
daher nöthig, bei Zeiten zu vigilieren, wenn man es davon abzuhalten gedächte,
wozu Kf. gute Dienste zu leisten wohl Gelegenheit haben würde.
Ihr werdet dieses alles gebührend zu mesnagiren und also furzu-
stellen wissen, dass der König Ursach haben und gewinnen möge, uns
mit Geld beizuspringen, wenn wir ihm schon auf allen Fall nicht würk-
lieh assistiren möchten, welches auch unser Staat gegen die Vereinigte
Niederlanden nicht zulassen will, wie der König solches Selbsten woll
urtheilen kann und sich daran vergnügen wird, dass wir uns nicht in
die Triple Alliantz begeben, weil L K. M. daraus gar gewiss einigen
Nachtheil auch wider unsern Willen empfinden würden, weil aufs wei-
nigste auch andre Häuser mehr unserm Exempel folgen möchten. Weil
wir aber gleichwoll nicht ganz ausser aller Verfassung bleiben können^
so habet Ihr allen Fleiss anzuwenden, dass der König in Betrachtung
obangeführten uns mit Gelde beispringen wollte. —
Im übrigen') wollet Ihr Euch mit üebergebung Eurer Memorialien
0 S. unten.
^ Vgl. Kocher I, S. 591 ff.
>) Schon l./ll. December 1668 hatte Kf. v. Bl. ermahnt, sich in der Sache
Conde' 8 vorzusehen und dieselbe mehr durch Leerodt treiben zu lassen, damit der
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876 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
an M. de Lionne etwas besser forsehen und in Acht nehmen, dann
dasjenige, davon Ihr uns die Copey zugeschicket, also eingerichtet ist.
dass, wenn es die Polen zu sehen bekämen, solches der Sache sehr
schaden wurde. —
V. Blamenthal an den Knrfärsten. D. Paris 18./ 28. December
1668.
[Erbitterung Frankreichs gegen Schweden. Lionne's Vorschlag, Wrangel zur Empö-
rung aufzureizen.]
28. Dec. Man bereuet, wie woll zu spät, dass man Schweden aus Händen
gelassen und dadurch zur Liaison mit Spanien, Engelland und
Holland Anlass gegeben hat. Die Unmöglichkeit aber, dem Werke
zu remediren, gebieret eine grosse Verbitterung gegen selbige Krön, ge-
stalt mich der Herr Lionne gestern fragte, ob denn die öbeln Tracta-
menten, welche der Feldherr Wrangel von den Schweden auf Biören-
klau's Anstiften erlitten, einige Begierde erwecken könnten, sich zum
souverainen Herrn in Pommern zu machen, und wann solches nicht
wäre, ob Ew. Chf. D. ihn nicht auf dergleichen Gedanken bringen könn-
ten. Ich sagte, ich hielte an meinem Orte dafür, der Feldherr werde
seine der Krön geleistete nützliche Dienste lieber unbelohnet dahin
fahren lassen und daneben noch etwas erdulden als seines Königs Estat
dergestalt brouilliren. Zu dem ständen Ew. Chf. D. mit der Krön in
guter Freundschaft und hätten nicht Ursache, dergleichen extrema zu
fomentiren. Monsieur Lionne sagte: Ja, verlasset euch auf der Schwe-
den Freundschaft, sie haben gewiss schon alles vorige vergessen, sie
werden euch abaisiren, wann sie nur können. —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris
1. Februar/22. Januar 1669.
[Beendigung des pfölzisch- lothringischen Streites. Unzufriedenheit mit K.Mainz.
Auszahlung der franzosischen Gelder.]
1. Febr. In dem Kurpfälzisch-lothringischen Streit') hat der König K.Pfalz nicht
allein wider den Ueberfall der lothringischen Alliierten garantiert, sondern auch
Prinz nicht Ursache habe, alles dem Kf. zu imputieren, und die Polen, die ihm schon
vorwürfen, er unterfinge sich, den Vormund der Republik zu spielen, nicht ihm
solches noch mehr reprochierten, wenn er der Republik nicht allein einen candidatum
recommendieren , sondern ihr auch gleichsam per indirectum Ziel und Maass setzen
wollte, wen sie nicht wählen sollte.
0 S. oben S. 878.
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Der k. pfölziscb-lothring. Streit. Erbitterung Frankreichs gegen Schweden. 877
den Herzog von Lothringen zur Abdankung forciert. K.Pfalz kann Kf.
nimmer genug Dank sagen, dass er ihm aus einem so schlimmen Handel
mit solcher Reputation geholfen, denn, wenn es noch vier Wochen angestanden,
hätte Lothringen ihn, welcher nicht mehr als 1000 Pferde und dazu kein Geld
zu Unterhaltung der Truppen ührig gehabt, vollends zu Grunde gerichtet.
Derselbe erkennt dieses auch gar wohl und hat sowohl durch Graf Königs-
marck als durch seinen hiesigen Residenten^) begehren lassen, Kf. dafür zu
danken. Verschiedene Kur- und Fürsten haben dem Könige gratuliert, dass er
diesen Krieg, welcher das ganze Reich in neue Unruhe hätte setzen können,
sopiert habe, er merkt wohl, dass es dem Könige nicht unlieb sein würde, wenn
Kf. desgleichen thäte.
K.Mainz beginnt^ hier in Misscredit zu gerathen, weil er so stark auf
die Reichsverfassu ug, die zu Regensburg resolviert wird, gedrungen hat; Greif-
fenclau soll nach Wien abgeschickt sein, um den Kaiser zu bestimmen, im
polnischen negotio für Pfalz-Neuburg nicht weiter zu agieren.
Des Kf. Gelder hat er nun an eitel escus blancs, welches die beste und
gangbarste Münze ist, erhoben und davon Beeck^) 5000 Rthlr. gezahlt, das
übrige wird mit grosser Sorgfalt beisammen gehalten; er wird nun in ganz
kurzem anfangen, die Subsidien zu sollicitieren.
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Königsberg 25./ 15. Fe-
bruar 1669.
[Befehl, nicht weiter auf Subsidien zu dringen. Die Tripelallianz.]
— Von den Subsidien habt Ihr nun nichts weiter zu gedenken. 25. Febr.
Und weil wir aus dem Haag die gewisse Nachricht erlanget, dass es
mit der triplen Alliantz nunmehr in kurzem zu völliger Richtigkeit
kommen durfte, indem*) die Krön Spanien über sich genommen, der
Krön Schweden m/480 R. Subsidia zu bezahlen, und wir dann auch zu
dieser Alliantz, wie bereits geschehen, gewisslich ferner werden invitiret
werden, so habt Ihr solches alles an gehörigen Orten anzubringen und
nach Erheischung der Conjuncturen Euch dessen zu unserer advantage
aufs beste zu bedienen. —
*) Pawel von Rammingen.
'-0 Vgl. Guhraurer, Kur-Mainz in der Epoche von 1672. I S. 95ff., lU;
Huhn, Geschichte von Lothringen, II, S. 296.
») Jean Beck, Agent des Kf. in Paris, s. ürk. u. Akt. IX, S. 588.
♦) Vgl. Wicquefort III, S. 5fF., Lef^vre Pontalis II, S. 16f.
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878 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 1. März/ 19. Fe-
bruar 1669.
[Misstrauen gegen B^ziers.]
I.März. — Alhier siDceriret man noch immerhin, dass mans mit Neuburg
aufrichtig meine, zu wünschen aber wäre es^ dass Monsieur de Beziers
dem Herzog so viel Freunde acquirirte, als er wohl ehermal dem Prinz
von Conde gethan, wie er dessen Interesse in Polen negotiieren müssen.
So nimbt mich auch nicht wenig Wunder, dass er in seinen Relationen
nicht wichtigere Dinge meldet, denn wenn er seinem Könige keine an-
dern relationes thut, als welche ich zu sehen bekomme, darf er ihm
gewiss den Kopf nicht sehr darüber zerbrechen. —
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Königsberg 8. März 1669.
[Zu machende Mittheilungen über das Verhalten Hollands gegen Kf.]
8. März. Die unfreundlichen Bezeigungen der Staaten sowohl in der Hofeyser-
schen Schuldsache als in der Geldrischen Compromisssache *) zeigen, dass
sie Kf. per indirectum zu der Tripelallianz gleichsam zu forcieren und von der
Freundschaft mit Frankreich abzuziehen suchen. Bl. soll dieses dort mit guter
Manier an dienlichen Orten gleichsam von selbst vorbringen und dabei bemerken,
Kf. zweifle nicht, der König werde ihn auf einen oder anderen Fall hierunter
mit Nachdruck unterstützen. Die Gesandten im Haag sind angewiesen, mit
ihm jedesmal aus diesen Sachen zu commu meieren.
y. Blumenthal an den Kurflirsten. D. Paris 15./ 5. März 1669.
[Vorschlag eines Bündnisses zur Vereitelung der Wahl des Moskowiters. Mitthei-
lungen Pufendorfs.]
15. März. Auf Grund eines Schreibens des Pfalzgrafen an Leetodt hat er anstelle
des letzteren, der durch Krankheit behindert ist, Lionne ersucht, dabin zu
wirken, dass im Fall einer Doppelwahl Frankreich sich mit dem Kaiser,
Schweden und Kf. fest verbinde, um so die gefährlichen Pläne des Mosko-
witers zu hintertreiben, und dass der König denjenigen, auf die er sich in
Polen verlassen könne, beweglich zuschreibe, die Faction Conde*s zu verlas-
sen, da dieser die Krone nicht mehr ambiere und es gern sehen wurde, wenn
seine bisherigen Anhänger sich dem Pfalzgrafen zuwendeten. Lionne antwor-
tete, über eine solche Verbindung habe man sehenden Kaiser sondiert, aber
ihn bisher dazu nicht disponieren können, was er für ein Zeichen hielte, dass
1) Vgl. V7icquefort 111, S. 60f.
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Misstrauen gegen die französische Politik. 879
man noch immer den Prinzen Charles portiere. Auf seine Erwiderung, wenn
der Kaiser sich darauf nicht einlassen wollte, so müsste der König mit Schwe-
den und Kf. hoc in passu bei Zeiten gewisse mesures nehmen, haben sowohl
Lionne als auch Turenne dieses zu befördern versprochen, aber zu verstehen
gegeben, dass, wenn der König sich des Handels wider Moskau annehme, der
Succurs nicht in Geld sondern in Mannschaft bestehen würde. Der zweite
Punkt ist sogleich bewilligt und beschlossen worden, dem Erzbischof, Paz,
Sobieski, Morstein und anderen die Ursachen vorzustellen, welche sie
bewegen sollten, für Pfalz-Neuburg zu operieren.
Den schwedischen Ministrum hat er auch soudiert, ob sein König zu
diesem foedere stimmen würde, und wahrgenommen, dass Schweden Moskau's
Wahl auf jede Weise zu verhindern suchen wird , dass , wenn diese aber nicht
zu befahren, es ihm gleich sein wird, ob Lothringen oder Neu bürg König
werde, manche glauben sogar, dass es Lothringen vorziehen würde.
Gremonville versichert, dass des Pfalzgrafen AfFairen von Tage zu Tage
in besseren Stand gerathen, und behauptet, der Kaiser procediere candide in dem
polnischen Successionswesen. Der Pfalzgraf tröstet Leerodt, dereine Zeit lang
an Frankreichs Intention sehr gezweifelt, und sagt, er sei Frankreichs und des
Kaisers genugsam versichert. Auch Bl. muss bekennen, man habe die Appa-
rencen dergestalt eine Zeit lang salviert, dass; wenn das Werk übel ausschlagen
sollte, man werde gestehen müssen, man sei scharfsinnig und subtil betrogen
worden.
Pufendorf hat ihm berichtet, er hätte mit Lionne wegen der Mosko-
wi tischen Angelegenheit gesprochen und dieser hätte erklärt, Frankreich dürfe
nicht eher gegen den Moskowiter agieren, bevor nicht dem Prinzen Charles
perpetua exclusiva gegeben worden, P. aber meint, eine solche exclusiva werde
den Polen grosse Ombrage geben, und er fragte, ob sich nicht Kf. mit
Schweden allein vergleichen wollte, dem Moskowiter zu resistieren, beide wür-
den auch ohne Frankreichs Zuthun demselben genugsam gewachsen sein. Der-
selbe erzählte auch, Lionne habe zu ihm gesagt, Frankreich werde eher des
Moskowiters als Prinz Charles' Promotion befördern.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 22./ 12. März 1669.
[Lionne's Aeusserungen in betreff der Subsidien, Sendung Vaubruns an Kf., Gerüchte
darüber, dass Frankreich Pfalz-Neuburg nicht ehrlich unterstutze.]
Lionne hat ihm dieser Tage inbetreff der Subsidien gesagt, der König 22. März,
würde dergleichen nicht eben gänzlich abschlagen, wenn er zuvor wüsste, was
er hinwieder von Kf. zu hoffen hätte, um dieses und andere Dinge zu adjustieren,
sollte Marquis de Vaubrun in 8 Tagen seine Reise antreten. Als er darauf er-
widert, er könnte nicht absehen, wie man mit Fug von Kf. mehr fordern könnte,
als er bereits geleistet hätte, und das angeführt, was Kf. neuerdings zu des
Königs Dienst geleistet, mit der hinzugefügten Bemerkung, Kf. lebte dagegen
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880 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
der Zuversicht, der König werde bei vorfallender Occasion solche gute Bezeigung
nicht unerkannt lassen, ihn seinem Versprechen gemäss in nichts geföhrliches
engagieren und er hoffte jetzt^ dass der König die Beförderung Pfalz-Neubnrgs
wirklich zur Ausführung werde zu bringen wissen, überging L. alles das, woraus
er ein meritum machen konnte, fein mit Stillschweigen und versicherte nur
wieder, dass man es mit Pfalz-Neuburg aufrichtig meine und sein Interesse
hautement portieren werde.
Dieser Tage versicherte mich ein fürnehmer Cavalier, Frankreich
meine es mit Pfalz- Neu bürg nicht aufrichtig, sondern werde ihn ge-
wiss betriegen. Wann ich aber frage, wodurch man solches behaupten
will, weiss man mir andres nichts zu sagen, als dass der gemeine Ruf
also gehe. Ich muss aber besorgen, dass diejenigen Leute, welche mir
dergleichen advertissement geben, nicht recht mit der Sache heraus
dürfen. Der Beziers soll mit dem Prinz von Conde vor seiner Ab-
reise von hinnen verschiedene lange Conferenzen gepflogen haben und
sagt man, dass, wenn des Patzen wieder den Beziers bezeugete Ani-
mosität cessire, sei es ein gewisses Zeichen, dass man ihn für Prinz
von Conde und nicht Pfalz-Neuburg zum besten gewonnen habe. Es
wird aber in diesem ganzen negotio nicht darauf ankommen, was Frank-
reich will, sondern was die Polen selbst wollen, und zweifele ich nicht,
Ew. Chf. D. werden bereits in Polen dergestalt unter der Hand das Werk
unterbauen lassen, dass, wenn uns schon Frankreich duppiren wollte,
dennoch Ew. Chf. D. ohne dieser Krön Zuthun vermittelst Assistenz
der guten Patrioten in Polen mit ihrer Parthei durchdringen können. —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 29./ 19. März 1669.
[auf das Rescript vom 8. März. Anerbieten französischen Schutzes gegen Holland.
Graf Harracb. Aeusserungen Lionne's.]
29. März. — obwohl die Hagischen Ministri von der Herren Staaten unfreund-
lichen Bezeigen bis dato nichts gemeldet, hab ich dennoch den Prinz
de Turenne gleichsamb als von mir selbst remonstriret, dass durch
dergleichen Proceduren nichts anders intendiret werde, als Ew. Chf. D.
gleichsam per indirectum zu der Triple Allianz zu forciren und von der
guten Correspondenz mit Frankreich abzuziehen, weil aber vermuthlich
Ihre May. nicht gestatten würde, dass dero Alliirten umb ihrentwillen
ungütlich geschehe, so zweifelte ich nicht, man werde Ew. Churf. D. gegen
die Staaten, im Fall die raison und Billigkeit bei ihnen keine Stat mehr
finden sollte, auf ein oder andern Fall mit Nachdruck appuyren, dessen
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Anerbieten franzosischen Schutzes gegen Holland. Aeusserungen Harrachs. 881
mich auch der Herr Turenne versicherte. Herr Lionne hat dergleichen
im Namen des Königs gethan und zwar mit diesen Worten: Man werde
nimmer zugeben, dass Holland Ew. Chf. I). auf die Füsse trete, sollte es
aber geschehen, möge man Frankreich nur den geringsten Wink geben,
so sollte schon kräftiger Schutz wieder Unrecht und Violenz geleistet
werden. Femer sagte er (Lionne): Euer gnädigster Herr, muss bei Gott
seine Städte (in Cleve) wieder haben und wir müssen den Prinz von
Oranien suchen gross zu machen.
Er hat dem Könige das Schreiben des Kf. ') überreicht und ihm für Be-
förderung des Friedens zwischen K.Pfalz und Lothringen gedankt, auch
wegen des Prinzen Charles und dass man Kf. imputieren wollen, er würde,
wenn er mit Neuburg nicht sollte durchdringen können, Lothringen portie-
ren, mit ihm geredet und ihm alle widrige Impressionen benommen.
Der Graf von Harrach*) hat mir eine Zeit hero nicht wenig Kummer
gemachet, indem er den König sollte versichert haben, Printz Charles
wolle seine Praetension auf Lottringen renuniciiren, wenn man ihm zur
polnischen Krön verhelfe. Ich bin aber numehr ausser Sorge, denn
er hat dergleichen Fürtrag nie gethan, aber wohl an des Marechal de
Bellefond Tafel öffentlich gesagt: Der Kayser werde auf Lottringens
Promotion stets bedacht sein und davon nicht ablassen, da Ihm doch
dieses Hofes übele Inclination für Lottringen wohl wissend ist. Weil
dieser Grat beim Kayser in grossen Gnaden ist, sollte man wohl glauben,
dass ihm dergleichen Discurse von hoher Hand suggeriret worden. Ich
will aber vielmehr glauben, dass er übel von den Affairen informiret
und vielleicht mehr nach seiner Inclination geredet habe. Andere sagen,
es hab ermelter Graf mit dem Könige einen provisional Vergleich wegen
Succession der Spanischen Lande getroffen. Allein er ist, so ein impor-
tantes Werk auszuführen, nicht lange genug hier gewesen und hat mit
denen Ministris nicht gnugsamo Gemeinschaft gehabt.
Nach Lionne 's Bericht haben die Schweizer^) schriftlich versprochen,
sich mit Holland in keine Allianz einzulassen. L. sagte heute, er wolle
100000 Rthlr. wetten, England, Schweden und Holland sollten nicht
drei Monate in Allianz begriffen oder so uneins unter einander sein, dass man
von ihnen nichts widriges befahren dürfe.
Graf Harr ach nahm gestern vom Könige Abschied und reist künftigen
Montag wieder ab.
') d. Königsberg 15./2 5. Februar 1669 (ürk. u. Akt. 11, S. 503f.).
*) Graf Ferdinand Bonaventura Harrach, Oberstal Imeister des Kaisers.
3) Vgl. VVicquefort IV, S. 30f., Lefevre Ponfalis II, S. 9.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XII. 56
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882 V^- Brandeubiirg und Frankreich. 1666—1669.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 26. März/ 5. April
1669.
[Anbringen Montaigu^s. Erklärungen Lionne's und des Königs inbetreff der von den
Holländern besetzten clevischen Plätze.]
5. April, Der englische Gesandt« Montaigu, welcher sich hier noch incoguito auf-
hält, hat den König gestern zum ersten Mal gesprochen. Er dringt sehr auf
die Auswechslung der flandrischen Plätze und begehrt, dass bis dahin die Be-
festigung derselben cessiere, da zu befürchten steht, der König von Frankreich
werde unter dem Prätext der zum Bau aufgewendeten Spesen die Städte in so
hohen Preis setzen, dass es Spanien am Aequivalent ermangeln werde, um sie
wieder an sich zu bringen. Es aigriert aber diese Forderung Frankreich nicht
so sehr gegen England als gegen die Holländer, denen man alles imputiert und
es gewiss nicht schenken wird.
Der H. Lionne wiederholte dieser Tage abermal dasjenige, wovon
in meiner unterth. Relation vom 19./29. März gemeldet worden, und gab
zu verstehen, wenn Ew. Churf. D. Ihre Städte mit Gelde wieder an sich
bringen könnten, würde man sechs Tonnen Goldes nicht ansehen, welches
nicht zu verwerfen stünde, wenn man des Effects, sonder sich in etwas
gefährliches zu engagiren, geniessen könnte. Es scheinet, als verhänge
Gott diese der Franzosen Verbitterung gegen den Staat zweierlei Ur-
sachen halber, einmal, dass dadurch das polnische Succession\^esen einen
guten Success erlange, indem Frankreich, welches izo keinen conside-
rablen Freund als Ew. Churf. D. hat, dero Affection mesnagiren muss und
sie schwerlich düppiren darf. Zweitens, dass Ew. Churf. D., wenn Sie
schon mit Frankreich sich in nichts feindliches wieder Holland engagiren
wollen, dennoch gegen die unbillige praetensiones, so von den Staaten
angestrenget werden, sich Frankreichs kräftigen appuy praevaliren und
durch solches Mittel die so längst erwünschte Hinlegung dieser Streitig-
keiten — erleben sollen. —
Chur Mainz soll bereits von Frankreich sein sondiret worden, ob
er mit in eine Alliantz treten wolle, welche der triplen Ligue entgegen
gesetzet werden könnte, insonderheit wann Ew. Churf. D. mit von der
Partey wären, er soll aber geantwortet haben: Una hirundo non facit
ver. — Nachdem ich dieses geschrieben, komme ich von Hofe, da mich
der König unter währenden Ankleiden zu sich gerufen und befohlen,
zweierlei Ew. Churf. I). zu berichten, einmal, dass Ihro May. deroselben
hohen Dank sagten, dass sie dero Gesandten zu Regenspurg in puncto
der begehrten Inclusion des Burgundischen Circuls in die Reichsguarantie
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Französisches Anerbieten wegen der clevischen Plätze. 883
dergestalt gnädigst rescribiren wollen^), wie es der König verlangt hätte.
Zweitens dass Ihre May. alles dasjenige, so Herr Lionne wegen der
Holländer mit mir vor 8 Tagen geredet, hiermit nochmals confir-
miren.
Der Kurflirst an v. Blumenthal. D. Königsberg 26./ 16. April
1669.
[Die holländischen Garnisonen in den clevischen Festungen. Mahnung zu vorsich-
tigem Verhalten.]
— haben wir aus dem Discours, welchen Ihr mit Mr. de Lionne 26. April,
wegen unsrer von den Niederländischen Vereinigten Provincien besetzten
Städte gehalten, ersehen, dass man dorten in denen Gedanken stehet,
als fih solche unsere Städte mit gewissen Geldern vom Staat belegt
wären und ihnen zur Hypothek hafteten. Es hat aber damit eine ganz
andere Beschaffenheit, allermassen wir denn unserm — Blaspiel gst.
anbefohlen, Euch das ganze Werk mit allen Umbständen ausführlich zu
überschreiben. Sonsten habt Ihr Euch in Euren Discursen woll in Acht
zu nehmen, damit wir in keine Weitläuftigkeit engagiret werden. Zwar
könnet Ihr für Euch woll erwähnen, dass Ihr gnugsamb versichert wäret,
wir würden alles, was in unserm Vermögen wäre, zu Ihrer K. M.
Diensten gern anwenden, Ihr wäret aber sonsten nicht instruiret und
müsstet solchem nach alles nur ad referendum annehmen, dannenhero
Ihr auch desto mehr Ursach eigentlich zu fragen, was man von uns
praetendire? —
') V. Bl. hatte 5./15. Februar 1669 berichtet, Lionne habe ihm gesagt, die
burgundischen Gesandten hätten zu Regensburg bei Gelegenheit der Verhand-
lungen über die Reichssecuritat (vgl. Gemeiner III, S. 148 ff.) aufs neue darum
angebalten, dass der burgundische Kreis in die Reichsgarantie genommen werde,
und als man solches difficultiert, behauptet, das Reich sei zur Inclusion desselben
durch einen Reichsschluss von 1523 verbunden, wogegen aber Baiern und Pfalz-
Neu bürg remonstriert hätten, dass heute nicht allein die Reichsabschiede, sondern
das Instrumentum pacis tanquam basis et fundamentum allegiert werden müsste, und
habe gebeten, Kf. möchte seine Gesandten in Regensburg anweisen, sich auch nicht
zu einem mehreren zu verstehen, als der Münsterische Friedenschluss in hoc passu
besage. Kf. hatte d. 5./ 15. März dieses zugesagt und unter demselben Datum seine
Gesandten in Regensburg beauftragt, ihre vota darin so, wie es dem Instr. pacis
gemäss sei und die Pfalzneuburgischen Gesandten votiert hätten, einzurichten
und dem französischen Gesandten Anzeige davon zu machen.
5C*
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884 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Königsberg 26. April 1669.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Cond^^s Umtriebe in Polen, der Konifs^ soll dagegen mit Entschiedenheit auftreten.
Befehl, in vorsichtiger Weise die franzosischen Absichten zu ergründen. Kf. wird
Conde's Wahl aufs änsserste bekämpfen.]
26. April. Kf. wird von verschiedenen Orten gewarnt*), dass die Partei Conde's sich
täglich verstärke und die considerabelste sei, dass die Aassichten für denselben
gunstig seien und dass er noch vom franzosischen Hofe unter der Hand favorisiert
werde. Bl. soll dieses in geschickter Weise dem König undLionne gegenüber
erwähnen und erklären, Kf. zweifle zwar nicht an des Königs aufrichtiger In-
tention, aber die Noth erfordere, bei diesen Conjuncturen der ganzen Welt dieses
so zu demonstrieren, dass der gewünschte Effect darauf erfolgen möchte, Kf.
hielte dazu für diensam, dass der König beim Papst wider Conde's Beförde-
rung seine Displicenz bezeige und dagegen des Herzogs von Neu bürg Wahl
recommendiere, dass er ferner Conde selbst untersagen Hesse, die Sache nicht
weiter zu poussieren, auch deshalb von ihm eine noch positivere und specialere
Erklärung begehre, sodann, dass der König der ganzen Republik und daneben
einigen unter den Vornehmsten mit etwas nachdenklich vigoureusen ierminis zu
verstehen gebe, dass er gegen Conde's Wahl wäre und demselben diese Krone,
wenn sie ihm auch offeriert würde, nicht gestatten könnte. Der König würde
selbst am besten wissen, wie er seinen in den Berlinischen pactis eingegangenen
Verpflichtungen am kräftigsten Nachdruck geben könne. Es versiere hierunter
seine eigene hohe Reputation, denn, wenn Cond^ zur Krone gelangen sollte, so
würde sich niemand anders einbilden, als dass es durch des Königs Beförderung
geschehen.
So befehlen wir Euch hiemit — alles Ernstes, ohne einzigen Zeit-
verlust Euer Aeusaerstes zu thun, damit das Werk mit Nachdruck
poussiret und zum gewünschten Ausgang beforderet werden möge, inson-
derheit aber habt Ihr nach aller Müglichkeit Euch zu befleissigen, dass
Ihr den eigentlichen Grund der Sache erfahren möget, wie Ihr denn
auch des Prinzen de Conde und seiner Leute menees und comporte-
ment zu observiren und was Ihr in Erfahrung bringet sowoll uns als
dem Kantzier Leerod und von dorten aus directo an des H. Pfalz-
grafen Ld. mit allen Umbständen und Gründen zu berichten, daneben
Euch woU in Acht zu nehmen, dass Ihr nicht Ursach gebt zu glauben,
als ob wir in des Königs oder seiner ministrorum Aufrichtigkeit die ge-
ringste Diffidenz setzten, wobei Ihr aber zu Eurer Nachricht in Acht zu
nehmen, dass, es laufe die Sache wie sie wolle, wir doch nimmermehr
in des Prinzen de Conde Interessen condescendiren noch dessen Wahl
») S. oben S. 394 ff.
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Besorgnisse wegen der Umtriebe fär Conde. gg5
einigermassen befördern können, sondern solche vielmehr so viel uns
möglich behindern werden. —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 30. April/ 10. Mai
1669.
[Mittheilangen Lionne's. Unzufriedenheit mit Beuningen. Geringe Aussiebten Conde's.
Beratbung in St. Germain.]
Lionne hat ihm gestern gesagt, es wären bei letzter Post von Beziers 10. Mai.
keine Schreiben eingekommen, er meint aber, derselbe werde bereits le fer an
feu gelegt haben und zu des Pfalzgrafen avantage alles ausführen. Andere
sustinieren das contrarium, man werde zwar zum Schein das Pfalzneubur-
gische Interesse appnyieren, wenn man aber damit nicht durchzudringen ver-
möchte, Conde zur Krone befördern, damit Lothringen nicht dazu gelange.
Mit Beuningen ist man hier sehr übel zufrieden, weil ihm imputiert
wird 1), er habe eine Medaille machen lassen, auf deren einer Seite sein Bildnis,
auf der anderen zwei Armaden, welche einander Battalie liefern wollen, nebst einer
Sonne, deren Lauf durch Josuam gehemmt wird, geprägt sein soll, mit der In-
schrift: Et stetit sol ad vocem hominis. Lionne soll gesagt haben: Si le roy
mon maistre s^auoit que von Beuningen en fust Tauteur, il le feroit rouer a
coup de bastons, mais la medaille n'a jamais estö faite, quoique d'ailleurs je le
croy assez Bavare pour avoir dit le contenu de la devise. Beuningen aber
hat gegen Pomponne betheuert, dergleichen sei ihm nicht in den Sinn ge-
kommen.
Jedermann erwartet mit Verlangen den Ausgang der polnischen Wahl.
Von Conde scheint nichts zu befahren zu sein, denn, da der König von Polen
bei währender Regierung nebst der Königin und Beziers damit nicht durchzu-
dringen vermocht, was wird jetzt geschehen, wo der König abdiciert, die Königin
gestorben, Beziers Credit merklich abgenommen hat, denjenigen auch, welche
des Condeschen Interesses halber ehemals viel erduldet, es vielleicht bei dieser
Conjunctur sich zu rächen weder am Willen noch an Gelegenheit ermangeln
dürfte? Inmittelst versichert Schweden Pfalz-Neuburg immerhin, er werde
von Frankreich betrogen. ^
PS. Nach Leerods Bericht hat man vorigen Dienstag zu St. Germain mit
Conde und Tu renne überlegt, was zu thun sei, wenn in Polen eine doppelte
Wahl entstehen und ein Theil Conde, ein anderer einen anderen Fürsten
wählen sollte. Turenne soll sich auf das äusserste bemühen, Conde 's Pro-
motion zur Krone zu befördern, nur um ihn von hinnen zu bringen und künftig
des Königs Gnade und Estime mit ihm nicht theilen zu müssen.
0 Vgl. Mignet III, S. 589ff,
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386 VI. Brandenburg und Fjankreich. 1666—1669.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 17./7. Mai 1669.
[auf das Rescript vom 26. April. Mittheilungen an Lionne, dessen Versicherungen.
61. ist überzeugt, dass Frankreich fär Conde*s Wahl wirke u. sich bemühe, Kf. mit
Holland zu entzweien. Nähere Nachrichten über Conde's Treiben.]
17. Mai. Er hat Mittwoch im Beiseln Leerodts Lionne die befohlenen Mitthei-
Inngen in der polnischen Angelegenheit gemacht und denselben gebeten, ein
darauf bezugliches Memorial, das er mit Leerodt concerüert hat, dem Konige
zu überreichen.
Lionne erwiderte, es sei falsch, dass man für Conde briguiere, den Erz-
bischof könne man nicht verhindern zu sagen und zu thun, was er wollte, des
Königs Intention aber sei sincer: le Roi mon maistre observera inviolablement
lo traite fait avec M. TElecteur et n^ cessera pas d'apuyer sincerement les inter-
ests du Duc de Neubourg, et quand son Alt. Elect. croyra cola, eile croyra juste,
mais je ne s^ay si le Roy pourra obliger Mr. le Prince ä la declaration que
vous me venez de demander, wogegen er aber remonstriert hat. Den König
hat er nicht sprechen können, man wünscht Zeit zu gewinnen und zuzusehen,
was etwa künftigen Montag die Post aus Polen bringt; um nichts zu verabsäu-
men, hat er Lionne das Memorial hinterlassen und gebeten, darauf eine
schleunige und gewierige Resolution zu befördern. Er ist überzeugt, dass man
Leerodt und ihm nicht alle Schreiben Beziers' mitgetheilt hat
Soviel sich anitzo äussert, wird Frankreich dem Ansehen nach
Pfalz-Neuburg, in der That aber Prinz von Conde appuyren, bis
man die Unmüglichkeit siebet, mit dieses letzten Partei durchzudringen.
Man setzet ein gewisses Vertrauen in den Erzbischof, Paz, Morstein
und Sobieski, besorget aber dabei, ihre consilia dörften durch den ge-
meinen Adel gewaltig traversiret und ihrer etliche woll gar die Hälse
entzwei geschlagen werden.
Der König caressiert jetzt Conde sehr, ruft ihn während des Ankleidens
oft zu sich und redet mit ihm heimlich. Vorigen Mittwoch geschah dieses
wieder, der Prinz aber schien sehr melancholisch zu sein. Mr. le Duc*) kam
auch dem Könige aufzuwarten, stellte sich vor ßl. und unterhielt sich mit dem
Commandeur du Jar, der Discurs aber hörte bald auf, weil ihm Mr. le Prince
einen Wink gab, da er denn ßl. gewahr winde und bald auf die andere Seite
trat. Des Prinzen Doraestiquen lassen sich auch verlauten, es sei am glück-
lichen Success der polnischen Wahl für ihren Herren nicht zu zweifeln. Dessen
Intrigue wird jetzt dem Abt le Pauimyer anvertraut, mit dem ßl. früher zu
Hannibal Seestets*) Zeit, weil er ihm bedient war, grosse Gemeinschaft ge-
habt, jetzt aber meidet derselbe seine Conversation gewaltig, obwohl er des
öfteren Gelegenheit gesucht, ihn zu sprechen.
*) Der Herzog von Enghien.
2) Dänischer Gesandter in Frankreich 1662 — 1663, s. ürk. u. Akt. IX,
S. 661£f., 725.
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Blumentbals Argwohn gegen die französische Politik. 887
Von Blaspeil hat er Nachricht wegen der von den Holländern hesetzten
Plätze erhalten, Kf. kann versichert sein, dass er durch seine Discurse in nichts
gefährliches engagiert werden soll; freilich hat er diesen Hof bereits vorlängst
disponiert gefanden, Kf. mit den Staaten zu brouillieren , er hat aber die ex-
trema decliniert und nur sondiert, ob man auf einen oder anderen Fall Ef.
appuyren wolle, darauf ist des Königs Erbieten erfolgt. Ohne Zweifel wird
Vaubrun') allen Fleiss anwenden, Kf. mit den Staaten zu brouillieren, schon
die geschriebene Gazette meldet davon. Auch den Bischof von Münster wird
man zu echauffieren suchen, Schmising soll schon hier gesehen worden sein.
PS. Auch sagt man mir gleich itzo, der König in Frankreich
habe mit Prinz von Conde den bei Lebzeiten der Königin in Polen
projectirten Tractat nunmehr geschlossen und darin stipuliret, ihm die
Krön zu Wege zu bringen und alle darzu benöthigte Spesen herzugeben.
Prinz von Conde hercregen verspricht, Chantilly, Tlsle Adam, Momorancy
und Domartiu, so seine Erbgüter sein, dem König in Frankreich einzu-
räumen. So sollen auch des Prinz de Conde Freunde sich bemühet
haben, ihm das emploi, die bretanische Stände zu assembliren, zu
Wege zu bringen, wobei m/750 Rthlr. zu acquiriren sein, ermelter Prinz
aber hat zu verstehen gegeben, er würde — gegen die Zeit wichtigere
Sachen zu thun bekommen. —
Jemand hat Bl. mitgetheilt, es befremde den König sehr, dass er (Bl.)
Pfalz-Neuburgs Interesse mehr als dieser selbst poussiere, er ziehe sich da-
durch grossen Hass zu.
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 21./ 11. Mai 1669').
[Trügerisches Verbalteu Frankreichs. Resolutioa des Königs. Lionne s Aeusserungen
über Vaubruns Mission.]
— Vermeine ich Ew. Chf. D. bereits in meinen vorhergehenden 21. Mai.
Relationen auf einen französischen Betrug praepariret zu haben und
werde damit dem Ansehen nach leider forthin continuiren müssen.
Gestalt ich denn solches zu behaupten nurt dieses anziehen darf, dass
man dasjenige, wodurch Ew. Chf. D. Meinung nach das Pfaltz Neubur-
gische Interesse bei itziger Conjunctur am meisten befodert werden
kann, difficultiret und mich mit dilatorischen Antworten, da doch das
polnische Successionwesen in summa crisi stehet, aufzuhalten gedenket,
die Prinz Condeischen menees in Polen auch, welche so hell und klar
») S. oben S. 871. 879. v. Bl. meldet 16./26. April 1669, Vanbrun sei beute
endlich abgereist, derselbe gehe über Würzburg und Leipzig, solle K.Mainz zur
Prorogierung der Rheiaischen Allianz zu bewegen suchen.
2) Vgl. Pufendorf X § 81, S. 715,
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888 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
ZU Tage scheinen, in faciem leugnet, drittens auch grosse Geldsummen
nach Polen ubermachet, welches, wenn es Pfalz Neuburg zum besten
geschehe, weder mir noch Leerod verholen werden durfte. Und dann
suchet man auch Ew. Chf. D. mit Pfalz Neuburg durch diese Impression
zu brouilliren, sambt trachteten Sie selbst nach der Krön, welches nie
geglaubet worden, so lang man dabei gesagt hat, Ew. Chf. D. erboten
sich päbstisch zu werden. Nun man aber sagt, Sie ambiren die Krön
und suchen zugleich ihre Religion beizubehalten, glaubt es ein jetweder
beständig. Das Pfalz Neuburgische Interesse wird man nicht eher
sincere beforderen, bis alle Hoffnung in Polen für Prinz von Conde
erloschen ist, und es indessen dahin zu richten suchen, dass die Loth-
ringische Partei der Pfalz Nouburgischen eine Zeit lang überlegen
zu sein scheine, damit man Ursache habe zu brechen und zu sagen,
so lange Lothringen ohnmächtig zusein geschienen, haben wir gleiches
Interesse candide befordert, nun wir aber zu befahren haben, da.ss ein
Fürst, welchen Frankreich apprehendiret, zur Krön gelangen dörfte,
müssen wir nolentes volentes Prinz von Condo portiren.
24. Mai. PS. D. Paris 24./14. Mai 1669. Auch — ist endlich heute des
Königs Resolution erfolget und dieses der Inhalt: Es solle Mr. de
Bourlemont des Pfalzgrafen Interesse am päpstlichen Hofe dergestalt
schleunig, wie desideriret worden, recommendiren. Die Declaration
könnten Ihre May. vom Prinz von Conde nicht begehren, er werde sich
auch dazu nimmer verstehen. Der polnischen Republic aber notificiret ')
man bei dieser Post (gestalt ich dann das Schreiben gelesen), dass,
wenn sie schon Conde erwählen, der König doch nimmer zugeben
könne, dass er die Krön annehme, ja er werde ihn auf solchen Fall
nicht ausm Königreich lassen. Hierbei aber ist eine Ordre, die ist
nichts nutze, nämlich es solle Herr Bezieres das Schreiben eher nicht
übergeben, bis er sehe, dass man Prinz Condes Promotion nicht mehr
zu befahren hab, welche zu verhindern der König le tout pour le tout
sein wolle. Ich begehrte hierauf copiam obgemelten Schreibens, welches
Herr Lionne rund abschlug, sagende, es müsse ihm vom Könige erst
befohlen werden.
Als er heute Lionne was in den geschriebenen Zeitungen von Vaubruns
Negotiation gemeldet wird=»), zeigte, erwiderte derselbe lachend, Pomponne
schriebe dergleichen aus dem Haag, Bl. dürfte nun schon glauben, Frankreich
publiciere selbst solche Zeitungen, um Kf. mit den Staaten zu brouillieren und
0 Vgl. Pufendorf X, § 86 S. 718.
^ S. oben S. 887.
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Blumentbals Argwohn. Neue Ordre des Kf. 889
dadarch von dem polnischen Successionswesen abzuziehen. Auf seine Frage,
was denn Frankreich bei diesem Handel begehre, dass Kf. thun solle, erwiderte
L., der König habe bei dem, was er durch Bl. bei dessen Principalen anbringen
lassen, kein Absehen auf sein Interesse gehabt, sondern nur auf des Kf. Satis-
faction und dass er dasjenige recuperiere, was ihm mit Unrecht und Gewalt
vorenthalten werde.
Der Kurfürst au v. Blumenthal. D. Königsberg 28. Mai 1669.
[auf die Relation vom ' ^,-r- • Befehl weiterer Bemühungen im Interesse Pfalz-
10. Mai
Neuburgs. Der wahre Sinn des mit Frankreich abgeschlossenen Vertrages.]
— Ihr habt demnach bei M. de Lionne mit guter Manier und 28. Mai.
behöriger Dexterität, jedoch ohne Bezeugung des geringsten Misstrauens
jedesmal zu erinnern, dass Ihre K. M. und er selbst von Zeit zu Zeit
den Evesque de Bezieres ermahnen möge, mit allem Eifer und Ernst
des Pfalzgrafen bestes zu beobachten, damit der Herzog in Lothringen
nicht endlich praevaliren oder sonst eine unangenehme Parthei zur
Krön gelangen möge. Welchergestalt die Condaeische Faction am nach-
trückjichsten zurückzuhalten, solches würden Ihre K. M. am besten
wissen, wir wären noch immerhin der Meinung, dass sie nimmermehr,
sonderlich da Ihre K. M. sich wieder dieselbe erkläret, reussiren und
diejenige menees und briguen, welche die Condaeischen Äffectionirten
einen Weg als den andern machinirten, nicht so sehr dem Prinzen von
Conde als dem Herzog zu Lothringen zu statten kommen würden,
welcher sich derselben artig zu gebrauchen unS^ seihe 'l'irthel zum Prä-
judiz der Pfalzneuburgischen Interessen bishero dadurch zu stärken
wüsste. Sonsten hoffen wir, Ihr werdet denjenigen, welche sustiniren,
dass der neulich zwischen Ihrer K. M. und uns gemachte Tractat^)
Frankreich zu nichts andres engagyre, als was der Polnischen Freiheit
gemäss sei, und der König freie Hände habe, wofern Pfalzneuburg
nicht durchdringen möchte, den Prinzen de Conde zur Krön zu befor-
dern, diese und dergleichen Gedanken mit gnugsamen Fundament zu
benehmen und aus dem klaren Einhalt des Tractats — zu remonstriren
wissen, dass man zwar beiderseits die iura et libertatem Poloniae nicht
zu kränken gedächte, keinesweges aber zugeben, sondern es vielmehr
durch allerhand Mittel behindern wollte, dass einiger französischer Fürst
^) Der Vertrag Tom 15. December 1667.
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890 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
und in specie der Prinz de Conde oder dessen Herr Sohn, der Duc
d'Anghien zur Krön Polen befordert werden sollte'). —
V. Blumenthal an den Kurfürsten, D. Paris 7. Juni/ 28. Mai
1669.
[Mittheilungen du Mouiins. Aeusserung Pufendorfs.]
7. Juni. Man glaubt, England werde die französische Flotte, im Fall sie nach
Polen geht, nicht durchlassen, sondern sich mit derselben erst herumschlagen.
Der englische Secretaire du commerce du Moulin hat dieser Tage Leerodt
sondiert, ob man seinem Principalen dadurch einen Dienst leisten wurde, du
Moulin ist auch bei ihm gewesen, er hat ihn aber nicht ungestört sprechen
können. Puffcndorff macht so wenig Difficultät, den französischen Betrag zu
verhüten, dass er dem Lionne dieser Tage, als er über die kaiserlichen Mi-
nister, und dass sie nicht candide procedieren, Klage führte, zur Antwort gab:
„Es sein Eure Aflfen, sie haben es von Euch gelernt-).^
Der Kurfürst an v. Blumenthal. D. Königsberg 15./ 25. Juni
1669.
[Der Ausfall der Königswahl in Polen. Ursachen derselben. Bemühungen des eng-
lischen Gesandten, Kf. zum Beitritt zur Tripelallianz zu bewegen.]
25. Juni. Man wird nunmehr ausser Zweifel schon aldorten wissen'), was
') Kf. befiehlt (d. Königsberg 7. Juni 1669) v. Bl, da er grosse Ursache zum
Misstrauen gegen Beziers habe, deswegen bei Lionne zu remonstrieren und bei
diei^em oder dem Könige selbst darum anzuhalten, dass Beziers ernstlichen Befehl
erhalte, mehr für Pfalz-Neuburg und gegen Conde zu arbeiteu. Zugleich theilt
er ihm mit, bei seinen Gesandten (S. oben S. 403f.) sei ein Anwurf gethan, man würde
dem Pfalzgrafen die angewandten Kosten und ausgelegten Gelder, wenn er von seiner
Prätension abstoben und man Conde befördern helfen würde, erstatten, und beauftragt
ihn, sich zu erkundijj^en, ob dem franzosischen Gesandten dergleichen anbefohlen sei.
V. Bl. erwidert (d. Paris I6./26. Juni 1669), auf seine und Leerodts Remonstrationen
sei vom Könige die Antwort erfolgt, derselbe könne nicht glauben, dass Beziers solche
Discurse geführt, an diesen solle aufs neue die Ordre ergehen, sich mit aller nur
ersinnlicben Dexterität zu bemühen, dass der Pfalzgraf zur Krone gelange. Dass
Beziers befehligt sei, dem Pfalzgrafen Erstattung seiner aufgewendeten Kosten an-
zubieten, wolle man nicht gestehen, trotzdem aber sei deutlich, dass Beziers die
Pfeile iiedere, der Erzbischof aber, als dessen andere Hand, sie verschiesse.
^) V. Bl. meldet 21. /31. Mai 1669: „Lionne ist bei den meisten Gonferenzen so
beschambt und embarassirt, weil er wahrnimmt, dass man den Betrug merkt, dass er
bisweilen sich nicht zu finden weiss".
') V. Bl. meldet "-' j-r— > dass er soeben von Lionne, den er zufallig
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Die polnische Königswahl. 891
massen die Polnische WahP) auf einen Piastum namens Fürst Michael
Korybutum Wisniowiesky gefallen und derselbe durch einhelligen
Consens zu solchem Thron erhoben. Negst der göttlichen Providenz
kann man diese ganz unvermuthliche Wahl keiner andern Ursach zu-
schreiben, als dass die Condeische und lotliringische factiones
alles in solche Verwirrung gesetzet, dass dadurch die Neuburgische
Parthei zu ihrem Zweck zu gelangen verhindert und im Senat nichts
anders seiter 7 Wochen fürgangen, als dass man die Zeit mit unnötigen
Zänkereien zugebracht, dannenhero auch derselbe folglich an der Election
weinig Part gehabt und der Generalaufbot oder der Adel das ganze
Werk fast allein befordert und den König gewählet hat. Der Evesque
de Bezieres hat zwar äusserlich von seiner guten Intention allerhand
Versicherung gegeben, aber dabei nicht die geringste Realität erwiesen,
weiniger einen einzigen Condeisch gesinnten zur Neuburgischen Partei
gebracht, gestalt dann noch ipso die electionis die Condeische Faction
neuen Muth und Hoffnung geschöpfet, dass weder Lothringen noch
Neuburg zur Krön gelangen und dadurch Conde wieder aufs Brett
würde gebracht werden. Was man nun von dieser Wahl aldorten
judiciret und wie man insonderheit mit Bezieres Comportement zu-
frieden, solches alles wollet Ihr mit Fleiss ad notam nehmen und zu
penetriren geflissen sein, — wie Ihr denn auch einem und anderem, in-
sonderheit dem de Lionne zu vernehmen zugeben, dass der englische
Abgesandte') bei uns sehr inständig anhielte, wir mügten uns in die
triple Alliantz begeben, und uns desfalls allerhand advantageuse Con-
ditionen anbot«, Ihr wäret aber versichert, dass wir uns in Conside-
ration des Königs darin nicht übereilen, auch nicht unterlassen würden,
dem Marquis de Vaubrun davon Nachricht zu geben, item dass Eurem
Vermuten nach wir Euch ausser Zweifel nunmehr in kurzem von dannen
avociren würden. —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 12./ 2. Juli 1669.
[Aeusserungen Lerodts. Furstenbergs Bemühungen, eine Gegenliga gegen die Tripel-
allianz zustande zu bringen. Bemühen, König Michael mit einer französischen Prin-
zessin zu vermählen. Münze Conde's.]
— werden Ew. Chf. D. nun selbst zweifelsohne wahrgenommen haben, 12. Juli.
getroffen, die am 19. Juni erfolgte Wahl Michael Wisniowiecki's erfahren
habe.
0 S. oben S.413f.
^ SiWius, 8. oben S. 672 ff.
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892 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
wie durch betriegliche negotiatiODes erwähnten Bischofs des Herzogen
von Neu bürg Interesse, da es gleichsam ausser Gefahr zu sein ge-
schienen, zu Grunde gerichtet worden. An diesem Orte ist nun mein
bestes Labsal ein gutes Gewissen, indem ich dasjenige, so ich gewusst,
unverholen von mir geschrieben und zum wenigsten denen Condaeischen
machinationibus soviel möglich im Wege gestanden bin.
Er hat Leerodt gebeten, an sich zu halten, aber derselbe erklärte, er
wolle eher seines Herren Dienst quittieren, als den französischen Betrog ver-
hehlen. Neulich hat derselbe zu Furstenberg gesagt, Beziers habe nicht
allein viele Unwahrheiten hieber geschrieben, sondern auch seines Herrn Bestes
vielmehr gehindert als befordert, darüber brauchte man nur die brandenbni^-
sehen und neuburgiscben Gesandten zu vernehmen. Als Färstenberg erwi-
derte, wenn man den brandenburgischen ministris allemal glauben wollte, hätte
man viel zu thun, weil keinem mehr frei stehe ihrem Herrn zu schreiben, was
sie wollten, als eben ihnen, davon der meiste Theil Frankreich zuwider sei,
sagte er, er wisse solches eben nicht, wolle aber lebenslang rühmen'), mit
welcher Generosität sich Kf. seines Herrn angenommen habe, derselbe sei sein
einziger treuer Freund gewesen, während alle anderen ihn verrathen und ver-
kauft hätten. Fürsten borg ist darauf auf die Tripelallianz gerathen und hat
geforscht, ob nicht Kf. und der Pfalzgraf disponiert werden konnten, in eine
Gegenligue*) zu treten, worauf Leerodt erwiderte, er sei darauf nicht instru-
iert, weil man sich aber in dem polnischen Werke so übel und unverantwort-
lich betragen, habe sein Herr nicht Ursache, zu der begehrten Ligue zu stimmen.
Gourville'), der früher am Hannoverschen Hofe gewesen, führte neulich gegen
H axthausen, der jetzt abgereist ist, ebensolchen Discurs und gewiss wird
auch Vaubrun damit aufgezogen kommen. Wenn Kf. Lust hat, Frankreich zu
mortifi eieren, darf er nur diese Verbindung entweder ganz abschlagen oder
wenigstens differieren, welches bei dieser Conjunctur, da man Holland mit
Gewalt in die Haare will, übel genug wird zustatten kommen. Ein treuer
Diener des Kf. sagte ihm dieser Tage, es käme gewiss in ganz kurzem zum
Kriege mit Holland, Kf. möchte nach den Cle vischen Landen kommen, daselbst
würde er als ein mächtiger Herr sich entweder zu dieser Partei schlagen und
dabei grosse Avantagen finden oder vom Gegentheil recherchiert werden und
Frankreichs grossen und weitlaufenden Desseins mit um so mehr Nachdruck
sich widersetzen können.
Seit eingelaufener Zeitung von der Wahl ist er nicht mit Leerodt an den
Hof gekommen, theils damit sich das Werk verblute, theils auch, weil ihm des
^) S. das Schreiben des Pfalzgrafen an Kf. oben S. 417. Vgl. Pufendorf X,
§ 81 S. 715.
^ Vgl. Urk. u. Akt. XIV, 1 S. 439.
3) Vgl. Kocher, Geschichte von Hannover und Braunscbweig I, S. 574 ff. und
Köcher, Die Beziehungen zwischen Frankreich und dem Hause Braunschweig in
der Epoche der Tripelallianz (Zeitschr. des Histor. Vereins f. Niedersacbsen, Jahrg.
1886) S. 236 ff.
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Französische BemühuDgen, ein Gegenbündnis geg. d. Tripelalliance zu stiften. 893
Ef. Intention bei dieser unvermutheten Conjunctur nicht bekannt ist. Man soll
sich bereits bemühen *), dem neuen Könige eine französischen Dame, die Tochter
der Princesse palatine, zu verheirathen , und in diesem Falle die noch in
Polen vorhandenen Gelder zu Contentierung der Armee und Einwechslung 4er
schJimmen Münze verwenden wollen.
PS. Cond^ hat so gewisse Hoffnung zur polnischen Krone gehabt, dass
er bereits eine Medaille, bei der Krönung auszutheilen, hat anfertigen lassen.
Sie werden jetzt alle supprimiert, doch wird Bl. suchen, eine zu bekommen.
V. Blumenthal an den Kurfllrsten. D. Paris 31./21. Juli 1669.
[Zurückhaltung Lionne^s. Polnische Angelegenheiten. Beziers.]
— Ich erwarte immerhin Ew. Chf. D. gn. ordre, ob ich von hinnen 31. Juli,
reisen oder zu dero Dienst noch etwas alhier verrichten solle. Herr
Lionne sagt mir wegen der Triplen Allianz nicht ein Wort, viel we-
niger, dass man gesonnen sei, durch Subsidien Ew. Chf. D. daraus zu
halten. Ob solches daher röhre, dass Frankreich die Eintretung in
selbiges Foedus für impracticabel hält, weil es ihme einbildet, Ew. Chf. D.
dürften dabei Ihr Conto nicht finden, weiss ich nicht, denn dass es
diesen Leuten indifferent sein sollte, kann ich mir nicht einbilden, son-
dern glaube vielmehr, der Geiz verursache diese Kaltsinnigkeit. Wie
ich vernehme, soll das Fürstl. Haus Lüneburg') dem König zu er-
kennen gegeben haben, es werde in die Triple Allianz treten müssen,
wenn es von hier aus keine Subsidien bekomme, man hat aber zu ver-
stehen gegeben, dass man es wenig achte. —
Soviel die polnische Affairen betrifft, gereuet es Frankreich nicht,
dass Pfalz Neu bürg nicht König in Polen worden, des Bezieres
Conduite aber und dass er die Apparencen nicht besser salviret, wird
improbiret '). So hat man auch gehoffet, er werde durch Geld und
Intrigues den neuen König in Polen auf französische Seite bringen und
') Vgl. oben S. 429.
^) Dieses ist irrig, vielmehr haben die braunschweigiscben Herzoge die ihnen
durch Gourville gemachten französischen Anträge nicht angenommen, s. Köcher
a. a. 0. S. 238 ff.
^} V. Bl. meldet 3./1 3. September, Beziers sei so empfangen worden, als wenn
er Pfalz-Neuburg zum König von Polen gemacht hätte, er sollte jetzt nach Spanien
geschickt werden, und 11./21. September, Beziers sei eine Abtei von 16000 Gulden
Rente conferiert worden, dieses alles aber vergnüge ihn nicht, weil er noch immer
mit dem Cardinalat schwanger gehe, endlich 3./13. December 1669, B. sei Erzbischof
von Toulouse geworden. Vgl. Pufendorf X, § 81 S. 715.
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894 VI. Brandenburg und Prankreich. 1666—1669.
die Heirat mit einer Princessin ausm Hause Oesterreich hindern
können. Anitzo aber zweifelt man am Succes dieses Desseins. —
V. Blnmenthal an den Kurfürsten. D. Paris 22./ 12. November
1669..
[Bevorstehende Sendung Fürstenbergs zu Kf. Feindliche Absichten gegen Holland.]
22. Nov. Der Prinz von Fürsten berg reiset^) mit ehestem über Bonn nach
Berlin; soviel ich penetrire, hat ihm Frankreich committiret, Ew. Chf. D.
gegen Holland zu engagiren. Sollte aber dieses nicht zu erhalten
sein, wird man den Bischof von Münster suchen zu gewinnen und
ihnen denselben über den Hals schicken, gestalt man bereits Graf
Königsmarcken sondiret, ob er sich zu solcher Coöimission wolle ge-
brauchen lassen. In summa man will Holland gern in die Haare und
bemühet sich der Marschalck de Bellefond gewaltig, den König in
Frankreich zu eschaufiiren, weil er durch solches Mittel verhofFet eni-
ployret zu werden. Meines Theils bin ich froh, dass der Prinz de
Fürsteuberg von seiner Negotiation ein mysterium machet und mir
davon nicht die geringste Apertur gethan hat'). —
V. Blumenthal an den Kurfürsten. D. Paris 27./ 17. December
1669.
[Hittheilungen des Pfalzgrafen yon Sulzbacb über Ef.]
27. Dec. Ob ich zwart') vom Herrn Lionne, Prince de Turenne und an-
deren mehr auf grosse Geheimnisse vertröstet worden, ist dennoch die
Entdeckung derselben nicht erfolget, weil der Pfalzgraf von Sulzbach*),
^) lieber diese Sendung Fürstenbergs zu Kf. s. Pufendorf XI, § 16
(S. 750f.), Droysen 111, 3 S. 220f., Urk. u. Akt. XIll S. 5, XIV, 1 S. 439fF.
0 Kf. befiehlt (d. Coln 14./24. November 1669) v. Blumenthal abzureisen und
sendet ihm sein Abberufungsschreiben an den König (Urk. u. Akt. II, S. 504) zu.
2) V. Bl. hatte schon am 11. December bei Konig Ludwig XIV. Abschiedsaudienz
gehabt, wurde dann aber noch aufgehalten, am 20. erhielt er das Präsent des Königs
bestehend in dessen mit Diamanten besetzten Contrefait, am 28. sein Recreditiv (d.
St. Germain en Laye 20. December 1669), noch an demselben Tage trat er seine
Rückreise an und traf 19./29. Januar 1()70 in Berlin ein.
*) Christian August, v. Bl. hatte 10./20. December 1669 gemeldet, derselbe
solle von Frankreich Werbegelder auf 2500 Pferde und 1500 Mann z. F. erhalten
hal)en, die er in den Landen der geistlichen Kurfürsten werben und nachher dem
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Sendung Furstenbergs. Intriguen Pfalz-Sulzbachs. 895
80 mit der Zeit einen zweiten Prince de Fürstenberg abzugeben ver-
meinet, denen ministris die Impression gegeben, sambt würde man Ew.
Chf. D. zu keinem engagement, ja nicht einmal zur Neutralität, imfall
Frankreich kegen die bewussten Leute etwas tentiren sollte, disponiren
können, und weil solches beständig geglaubt wird, zweifele ich, dass
der Prince de Fürstenberg nach Berlin komme, weil Herr Lionne
als sein grosser Freund ihn gerne einer vergeblichen Commission wird
überhoben sehen.
d. Verhandlungen über den Eintritt des Kurfürsten
in die Tripelallianz. November 1668 — April 1670.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurftlrsten. D.
Hage 3. November 1668.
[Holländischer Antrag wegen Beitretens des Kf. zur Tripelallianz.]
Vor drei Tagen hat ihnen Baron de Gent wegen des Staats zu verstehen 3. Nov.
gegeben, seine Principalen wären über die hohen und weitaussehenden Desseins,
welche je länger je mehr bei der Krone Frankreich zu Erweiterung ihrer
Grenzen und Unterdrückung der protestantischen Religion verspürt würden, nicht
wenig bekümmert und wünschten, zumal da Frankreich und Spanien sich
mit einander zu setzen schienen'), worauf ohne Zweifel Pimenteis Negotiation
in Frankreich zielte, Hinzuziehung noch anderer protestierender Potentaten zu
der Tripelallianz, sie hätten bereits die schweizerischen Cantons*) dazu er-
sucht, an deren Willfährigkeit fast nicht zu zweifeln, und auch beschlossen, die
Lüneburgischen Minister, welche selbst zu verstehen gegeben hätten, dass
ihre Principalen sich gern mit dazu einlassen würden, zu ersuchen, desfalls
alle gute officia anzuwenden, sonderlich aber reflectierten sie auf Kf., als
ihren ältesten Alliierten, nächsten Nachbar und mächtigsten unter den Pro-
testierenden im Reich, er wäre beauftragt, mit ihnen darüber zu reden und zu
vernehmen, ob Kf. zum Eintritt geneigt sein würde. Sie haben erwidert, dar-
über nicht instruiert zu sein, wenn sie dem Kf. rathen sollten, müssten sie erst
genauer über die eigentlichen Absichten des Staats, ob derselbe wirklich mit
rechtem Ernst des Kf. Freundschaft begehrte, unterrichtet sein, dabei haben sie
einiges angeführt, was ihnen daran zu zweifeln Ursache gegeben, namentlich
Bischof von Münster zuführen solle. Vgl. über denselben Urk. u. Akt. II, S. 504,
XIV, 1 S. 442.
0 Ueber die damaligen Versuche Ludwigs XIV., sich mit Spanien und auch
mit dem Kaiser zu verständigen und ersteres zur Abtretung der Niederlande, welche
gegen andere an seiner Grenze gelegene Landschaften eingetauscht werden sollten,
zu bewegen s. Mignet III, S. 402flF., Lefevre Pontalis II, S. 22 f.
^ S. Wicquefort IV S. 30f., Lefevre Pontalis II, S. 9.
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896 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666 — 1669.
die nach und nach empfandenen fremden Begegnungen, und darauf hingewieseiL,
wenn man rechte Freundschaft unterhalten wollte, so müsste man ihnen ein
wenig civiler als vorhin begegnen und die etwa noch übrigen Differentien aus
dem Wege zu räumen suchen. Jener entschuldigte darauf das Passierte, be-
theuerte die aufrichtige Intention seiner Principalen und bat sie, dem Kf. seinen
Vortrag favorabiliter zu hinterbringen.
Der KarfUrst an die Gesandten. D. Königsberg 10./20. No-
vember 1668.
[auf die Relation vom 3. November. Bedenken gegen den Eintritt in die Tripelallianz.]
20. Nov. Sie sollen durch Gent oder jemand anders den Staaten mittheilen lassen,
auch er würde nicht unterlassen, alles, was in seinen Kräften stände, zur Eriial-
tung der evangelischen Religion und des Friedens beizutragen, wozu ihn auch
seine zweifache Allianz mit den Staaten und seine Bündnisse mit England
und Schweden verpflichteten, er wäre auch trotz aller darüber verbreiteten
Gerüchte mit Frankreich ausser einer generalen Defensiv- und der sogenannten
Rheinischen Allianz und einem pactum, dass der König von Frankreich von der
Praetension auf die Krone Polen für einen franzosischen Fürsten abstehen
möchte, im geringsten nicht engagiert. Ob aber die Tripelallianz so beschaffen,
dass man hoffen könnte, dadurch jene Ziele zu erreichen, darüber müsste er
noch zur Zeit sein Judicium suspendieren, denn erstlich wäre ihm nicht bewusst,
wohin dieselbe eigentlich gerichtet sei und was ihre conditiones und puncta in
sich begriffen, ferner wären die Dinge, welche zu derselben die Ursache gegeben,
nunmehr, nachdem der Friede zwischen Frankreich und Spanien zustande ge-
kommen, in ganz anderen Zustand gerathen, drittens fürchte er, dass durch
eine solche Liga zwischen den Evangelischen mit gänzlicher Ausschliessung aller
Katholischen diesen letzteren nur unnöthige Jalousie und Veranlassung zu
Gegenbündnissen gegeben werde. Die Gefahr einer Verbindung zwischen
Frankreich und Spanien zum Präjudiz der evangelischen Religion würde
durch die Tripelallianz, welche auf solche Fälle nicht eingerichtet ist, keines-
wegs divertiert werden können, sondern man würde desfalls, wenn dergleichen
vorbanden, auf andere Mittel bedacht sein müssen. Endlich müsste man ihm
rechte Preuven einer beständigen und aufrichtigen Freundschaft erweisen, die
noch zwischen beiden Theilen sich befindenden obstacula aus dem Wege
räumen, namentlich aber sich erklären, da ihn dergleichen foedera zu starker
und kostspieliger Kriegsrüstung obligierten, was er auf allen Fall dagegen
von den Staaten für Sublevation und Subsidien zu Unterhaltung der Solda-
tesque zu gewarten haben sollte.
Sie sollen auch mit v. Blumenthal in Paris aus der Sache correspon-
dieren.
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Verhandlungen über d. Garantie des Friedens. 897
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage 11. De-
cember 1668.
[Ihr abwartendes Verhalten. Verbandlangen wegen eines neuen Bündnisses zwischen
Holland, England, Schweden und Spanien.]
Sie gedenken mit der Beantwortung der Aufforderung zum Eintritt in die 11. Dec.
Tripelallianz so lange, bis man sie suchen wird, einzuhalten und dann darauf
zu bestehen, dass, bevor Kf. sich darüber erklären könne, ihnen alles, was des-
falls zwischen England, Schweden und diesem Staat verhandelt worden ist und
noch wird, mitgetheilt werde, zumal sie unter der Hand vernehmen, dass Eng-
land, Schweden und dieser Staat ^) sich noch näher und fester verbinden
und, um Spanien zu den Subsidien zu obligieren und in ihre Sentimente zu
bringen , nicht allein die Aachenschen sondern auch die Pyrenäischen Tractaten
garantieren wollen.
PS. Sie haben die secreten Artikel*) bekommen, senden sie mit. Nach-
dem der Gubernator ^ der spanischen Niederlande hier angezeigt hat, dass er
Vollmacht erhalten, über die Tripelallianz zu unterhandeln, und darauf Temple
nach Brüssel gereist ist, wird hier die Gonfoederation zwischen Spanien, England,
Schweden und diesem Staat gleichsam für fest und abgeschlossen gehalten, man
zweifelt aber nicht, dass Frankreich eine Gegenconfoderation veranstalten wird.
Sie hoffen nicht übel zu thun, dass sie sich weiter still halten, zumal da sie
nicht mehr gesucht werden.
Ob die Fürsten von Celle and Osnabrück in jene Gonfoederation mit
eintreten werden, darüber haben sie noch keine Gewissheit.
Hlaapeil und Romswinckel an den Kurfürsten. D. Cleve
6./ 16. Januar 1669.
[Beschlüsse der Staaten von Holland, Urtheil über dieselben.]
Aus beifolgender geheimer Resolution der Staaten von Holland^), welche 16. Jan.
Gopes sich verschafft hat, geht hervor:
1) dass dieselben beabsichtigen, sich mit dem Hause Braunschweig
näher zu verbinden und dieses dadurch zur Garantie des Aachenschen Friedens
zu verpflichten.
') Vgl. über diese neuen Verhandlungen Aitzema VI, S. 422 ff., Wicquefort
IV, S. 14ff., Lefevre Pontalis II, S. 16f.
*) Das Project, wie die Ausführung der Garantie des Aachener Friedens ge-
sichert werden sollte, d. Haag 15. October 1668 (Aitzema VI, S. 862f.), vgl.
Wicquefort IV, S. 14, Lefevre Pontalis H, S. 17.
^ Der Gonnetable von Gastilien Don Jnigo Melchior Femandez de Velasco
s. Wicquefort IV, S. 5, Lefevre Pontalis 11, S. 24.
*) vom 20. December 1668, s. Wicquefort IV, S. 5.
Mater, s. Qeich. d. Q. Kurfanten. XII. 57
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898 ^I« Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
2) dass sie auch alle Schweizer Cantons, . sowohl catholische als eräuge-
lische, zur Garantie dieses Friedens und desfalls zum Bündnis mit England,
Schweden und dem Staat zu gewinnen suchen,
3) dass ein Bevollmächtigter des Staats nach Brüssel zum Oouyenienr
abgefertigt werden soll, um mit demselben wegen der an Schweden zu zahlen-
den Subsidien zu verhandeln,
4) dass England, Schweden und der Staat von nun an durch einen ge-
meinen concert die Sachen bei Frankreich dahin zu dirigieren suchen sollen,
dass man auch im Falle des Todes des jetzigen spanischen Königs ohne Hinter-
lassung von Descendenten der Ruhe und des Friedens in den spanischen Nie-
derlanden versichert sei,
5) dass diese drei Staaten von nun an unter sich festsetzen sollen, wie in
solchem Falle allen Th&tlichkeiten und Feindseligkeiten in den spanischen
Niederlanden gesteuert werden könne.
Das erste rührt jedenfalls daher, dass die jetzt in Holland prädominierende
Partei ungern sieht, dass so viele Provinzen, ja die meisten Eingesessenen in
Holland selbst auf Kf. noch immer ihr vornehmstes Absehen und Vertrauen
setzen, und daher andere Potentaten, sonderlich das Haus Braunschweig, in
Consideration zu bringen und dadurch vielleicht eine Trennung zwischen diesem
und Kf. herbeizuführen beabsichtigt; Kf. würde daher Ursache haben, desto
fester mit dem Hause Braunschweig zusammen zu halten, wozu die Tripel-
allianz selbst, sonderlich die ihnen beiden angemuthete Eintretung in dieselbe,
guten Anlass geben könnte.
Der dritte Punkt bereitet ihnen die meiste Bekümmernis, da der Abgesandte
des Staats (wahrscheinlich Beverning) ohne Zweifel beauftragt sein wird, sich
dieser Gelegenheit gegen Kf. zu gebrauchen und die Hofeysersche Schaldsache
bei dem jetzigen neuen Gubemator, dem die Sache und sie selbst noch ganz
unbekannt sind, zu verwirren.
Dass der vierte Punkt einem Monarchen wie dem König von Frankreich,
welcher aller Welt Gesetze geben, aber keine empfangen will, sehr empfindlich
sein wird, ist sicher. Auch für das Römische Reich wäre es sicher das vortheil-
hafteste, wenn die Niederlande in spanischen Händen blieben und Frankreich
bono modo dazu bewogen werden könnte, dagegen nichts zu attentieren, dieser
und der fünfte Punkt könnte sonst dem Kf. und anderen, welche, wenn sie
wegen Eintretung in die Tripelallianz belangt werden. Bedenken tragen sollten,
als Entschuldigung dienen.
Der Kurfürst an Blaspeil und Romswinckel. D. Königsberg
25. Juni/ 5. Juli 1669.
[Die Verbandlungen mit SiWius.]
5. Juli. Er übersendet ihnen eine Abschrift des Protokolls der mit Sylvias*) ge-
führten Verhandlungen, damit sie sich danach richten. Wenn sie mit dem eng-
*) S. oben S. 672 ff.
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Verhalten Temple's. 899
I Ischen Gesandten darüber conferieren, so sollen sie in gleichen terminis gene-
ralibns bleiben und sich vorsehen, dass Kf. nirgends engagiert werde, sondern
freie Hand behalte.
Blaspeil und Romawinckel an den Kurfürsten. D. Cleve
7./ 17. Juli 1669.
[auf das Rescript Tom ' • Schwierigkeit mit Temple zu verhandeln.]
Romsw. wird auf Veranlassung des Prinzen von Oranien noch diese 17. Juli.
Woche nach dem Haag reisen und dann sich dem Befehle des Ef. gemäss verhalten.
Temple ist de Witts familiarissimus, es darf ihm also nichts anvertraut wer-
den, als was man will, dass dieser wisse. Da Temple bisher mit ihnen keine
Commnnication gehalten, sie sich auch bei ihm wegen Ceremonialstreitigkeiten
nicht anmelden können, so müssten, wenn sie mit ihm conferieren sollen, Tem-
peramente aufgefunden werden.
Das Anerbieten des Sylvius, sein König wolle dafür sorgen, dass dem
Kf. von Spanien und Holland Satisfaction widerfahre, halten sie für annehm-
bar und schlagen vor, Chr. v. Brandt dazu zu gebrauchen.
M. Romswinckel an den Kurfürsten. D. Hage 3. / 13. August
1669,
[Verhalten Temple's. Holländische Gesandtschaft nach Polen.]
Er hat sich wegen der Affairen des Prinzen von Oranien noch hier auf- 13. Aug.
halten müssen. Wegen der Tripelallianz ist er noch von niemand angesprochen
worden, vielmehr hat der englische Gesandte Temple, der mit dem Raths-
pensionär de Witt sehr vertraulich correspondiert, neulich sich gegen den
Prinzen von Oranien geäussert, er hätte gewisse Nachricht, dass Kf. sich in
die Tripelallianz nicht begeben werde, da er zu nahe mit Frankreich engagiert
sein solle, was mit de Witts Ausstreuen übereinkommt. Er hat dem Prinzen
erwidert, jene Tractaten würden dem Kf. keineswegs im Wege stehen, sich zu
Conservation der gemeinen Sicherheit mit anderen Potentaten zu vereinigen,
und wenn er darum der Gebühr belangt und gleich wie andere wäre freund-
nachbarlich tractiert worden, so würde er vielleicht mehr als jemand anders
dazu contribuiert haben. In Temple 's Reden könnte er sich nicht finden, da
der bei Kf. gewesene englische envoye Sylvius auf die mit ihm betreffend
die Tripelallianz zu Königsberg gehaltenen Conferenzen einen solchen Abschied
genommen, dass er nicht allein seinem König davon referieren, sondern auch
mit des Kf. ministris im Haag nähere Communication pflegen und zu Erhaltung
der desideria des Kf. alle gute officia anwenden wollte, ohne dass darauf wäh-
rend seiner hiesigen Anwesenheit weder von Temple noch von de Witt ihm
der Tripelallianz wegen das geringste zugemuthet oder gemeldet worden.
57*
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900 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Zu der Gesandtschaft nach Polen*) soll unter anderen Johann de Witt
von Dordrecht in Vorschlag kommen.
Blaspeil nnd Romawinckel an den Kurfürsten. D. Hage
28. September/ 8. October 1669.
[Verzögerung der Verhandlungen über die Tripelallianz.]
8. Oct Wegen der Tripelallianz können sie noch nichts Bestandiges berichten.
Allerdings sollen^ die Gelder, welche Spanien an Schweden für den ersten
Termin za entrichten schuldig ist, zu Amsterdam bereit liegen und sollen auch
wegen der Garantie des Aachenschen Friedens und der von Spanien desiderierten
Versicherung, dass ihm, im Fall der Friede von Frankreich gebrochen werden
sollte, von England, Holland und Schweden mit gewissen forces assistiert
werden solle, einige sehr gute und annehmliche Expedientien in Vorschlag ge-
kommen sein, worauf auch Baron d'Isola') namens des Kaisers mit in die
Tripelallianz sich einzulassen verlauten lässt, doch wird die Vollziehung dieser
wichtigen Sache von Tage zu Tage, jetzt unter dem Verwände der Abwesen-
heit Temple's ausgestellt.
W. W. Blaspeil an den Kurftirsten. D. Cleve 20./30. Oc-
tober 1669.
[Holländische Besorgnisse vor Frankreich, Rüstungen, Intriguen de Witts.]
30. Oct. Ein Bedenken tber des Kf. noch ausstehende Differentien mit dem Staat
wird schwerlich eher gegeben werden können, bevor man nicht weiss, was Kf.
wegen der Tripelallianz resolvieren werde. Der Staat ist vor einigen Monaten
in grosser Furcht wegen der starken franzosischen Armatur zur See anter dem
Duc de Beaufort gewesen, die nachher verschwunden, als diese Flotte mit
den Völkern nach Candia gegangen. Nachdem aber der Duc de Navaille mit
dieser Flotte wieder zurückgekommen und daneben noch eine andere unter dem
Marechal de Bellefonds gerüstet wird, ist man in noch grösserer Sorge. Da
aber die Holländer eine Attaque zu Wasser, sonderlich von den Franzosen,
nicht gross achten würden, wenn sie nicht auch zugleich zu Lande attaquiert
0 S. oben S. 477 f. Schon 20./30. Juli 1669 hatte R. gemeldet, die Staaten von
Holland hätten bei der Generalität eine Sendung nach Polen, um König Michael zu
beglückwünschen, beantragt, und ^— r-^ ; i die Gesandtschaft nach Polen sei auch
von den anderen Staaten gutgefunden, aber noch keine bestimmte Persönlichkeit dazu
ernannt worden.
2) Vgl. Mignet III, S. 282f., Wicquefort IV, S. 16ff., Lefevre Pontalis
II, S. 17 f.
') S. Grossmann, Der kaiserliche Gesandte Franz von Lisola im Haag (Archiv
f. österr. Geschichte LI, 1873) S. 8.
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Schwebende Verhandlungen. Holländische Rüstungen. 901
würden, and wohl wissen, dass ihre Miliz nicht am besten bestellt ist, so
snchen sie sich mit dem Bischof von Münster*), den sie für den einzigen
halten, dessen sich Frankreich gegen sie bedienen konnte, zu befreunden und
eine Armee von guten teutschen Knechten zur Hand zu haben. Daher haben
sie sich gegen den Bischof so nachgiebig gezeigt und deliberieren jetzt, ob sie
ihm nicht eine Allianz und Subsidien anbieten sollen. Eine gute Armee zur
Hand zu haben bemüht sich besonders de Witt'); da die jetzige Miliz dem
Prinzen von Oranien zugethan bleibt, den Feldmarschall Wärt z dagegen, den
er als ein oppositum des Prinzen befordert hat, hasst, so sucht er fremde Offi-
oiere und Soldaten an sich zu ziehen und en campagne zu gebrauchen, hat
sich daher selbst Commission ertheilen lassen, mit denselben zu capitulieren,
und bereits Chouet, der die k. pfalzischen Truppen gegen Lothringen comman-
diert hat, den Grafen von Nassau, der in Lüneburgischen Diensten gestanden,
und andere Ofßciere, die in Deutschland einige Reputation haben, nach dem
Haag berufen; er soll auch bereits mit etlichen eine Eventualcapitulation ge-
schlossen haben, um in gewisser Zeit eine benannte Anzahl teutscher gedienter
Knechte beizuschaffen. So hofft er eine gute Armee zusammenzubringen,
welche von ihm dependiert, und nicht nöthig zu haben, bei Lüneburg oder
anderen gegen Subsidien Assistenz zu suchen. Kf. wird gut thun, sich mit den
Herzogen von Lüneburg, welche gleiches Interesse hiebe! haben, einerlei
Meinung zu vergleichen. De Witt caressiert nur die Lüneburger des Kf. hal-
ber, welchen er fürchtet, und hält ihren Gesandten Müller trefflich bei der
Hand, jene erwähnten consilia aber zeigen, was sie davon gutes zu erwarten
haben werden.
M. Romswinckel aü den Kurfürsten. D. Hage 9./ 19. November
1669.
[Falsche Zeitungsnacbricht über von ihm gemachte Eröffnungen betreffend die Frie-
densgarantie.]
Die aus dem Haag 18. October verbreitete Zeitung, er sollte hier Ouvertüre 19. Nov.
gethan haben, dass Kf. mit gutem Vorbedacht resolviert hätte, die generale
Garantie des Friedens mit anzunehmen, ist vollständig aus der Luft gegriffen.
Er hat dazu weder Ordre gehabt, noch auch ist ihm eine geraume Zeit her dazu
der geringste Anlass gegeben worden, die Unterhandlungen, welche hier eine
geraume Zeit gepflogen sind, um eine beständige Garantie des Friedens einzu-
gehen, sind auch bis jetzt keineswegs zur Perfection gebracht, da der spanische
Gesandte Gamarra noch nicht die desiderierte Satisfaction mitgebracht hat. Er
bedauert um so mehr, in die Hände eines so übel informierten oder intentio-
nierten Correspondenten gefallen zu sein, da bei diesen verdorbenen Conjunc-
turen die Lügen mehr fautores als die Wahrheit finden, und will sich erkundi-
gen, woher diese Nachricht stammt.
0 Vgl. Wiequefort IV, S. 32ff, Lefevre Pontalis II, S. 158.
») S. Lefevre Pontalis U, S. 192ff.
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902 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Blas peil will diese Woche hieher kommen, um mit ihm »u überlegen,
wie neuen Verschleppungsversuchen der Hofeyserschen Schuldsache von Seiten
der Staaten zuvorzukommen sei, sie werden dann auch sich zusammenthnn, nm
dem Befehl des Kf. gemäss über die Differentien zwischen dem Kf. and dem
Staat einen Bericht abzufassen und die Praetensionen des Kf. an den Staat
und deren Fundamente darzulegen.
M. Romswinckel an den Freiherrn von Schwerin. D. Hage
30. Octoher/9. November 1669.
[Mittheilungen Lisola's über günstigen Stand der Verhandlungen über die Tripelallianz
und den bevorstehenden Beitritt des Kaisers, K.Mainzs u. a. zu derselben.]
9. NoY. Der kaiserliche Abgesandte Baron d'Isola hat ihm vor drei Tagen podtzve
versichert und an v. Schw. in specie zu berichten aufgetragen : 1) dass nunmehr ')
die Tripelallianz nach der Rückkehr des spanischen Gesandten von Brüssel
sicherlich geschlossen und vollzogen werden solle, 2) dass er, sobald solches
geschehen, bevollmächtigt sei*), namens des Kaisers darüber gleichfalls mit dem
Staat zu tractieren, 3) dass auch K.Mainz') und einige andere Fürsten des
Reiches sich mit darein begeben und mit dem Kaiser eine absonderliche be-
0 Vgl. Wicquefort IV, S. 18f., Lefevre Pontalis II, S. 18f.
") S. Grossmann, 8.8.
*) Vgl. über K.Mainzs damalige Haltung Guhrauer I, S. 100 f. Kf. schreibt
an denselben (d. Cöln 8./ 18. NoTember 1669), von verschiedenen Seiten her verlaute,
er sei ganzlich entschlossen, in die Tripelallianz einzutreten und auch andere Reichs-
fürsten dazu zu disponieren, und bittet ihn, ihm von seiner Intention und seinen
Sentimenten wegen der Tripelallianz Nachricht zu geben. Kurfürst Johann Philipp
erwidert darauf (d. Marienberg ob Würzburg 4. December 1669), er erwarte zunächst
nähere Nachricht darüber, worauf die Tripelallianz, von der er glaube, dass sie nur
auf Maintenierung und Garantierung des pyren&ischen und aachenschen Friedens ziele,
eigentlich conditioniert sei, durch den an ihn und andere Reichsffirsten unterwegs
befindlichen staatischen Abgesandten H. Brünig zu erhalten, werde dann mit Kf.
weiter darüber communicieren. Darauf schreibt Kf. (d. Cöln 11. /[21.] December 1669),
wenn die Tripelallianz nur auf Erhaltung des pyrenäischen und aachenschen Fried^is
zielte und zu beider Contrahenten reciproquer Sicherheit angesehen wäre, so hätte
jeder Friedliebende Ursache, in dieselbe einzutreten, ihm scheine es aber ein einsei-
tiges und, wie man französi schersei ts behaupte, ausdrücklich gegen Frankreich ge-
richtetes Werk zu sein, so dass man Ursache hätte, in einer so wichtigen Sache be-
hutsam zu sein, übrigens scheine aus der Tripelallianz, da Spanien die Zahlung der
Subsidien an Schweden verweigere, nichts zu werden, er habe noch freie Hand und
werde sich ohne vorhergehende Communication mit K.Mainz in weitaussehende Hand-
lung nicht einlassen, worauf jener 8. Januar 1670 erwidert, sollte sich befinden, dass
die Tripelallianz nicht, wie auch Brüning ihn neuerdings versichert, zur Aufrecht-
haltung des Friedens nach beiden Seiten bin gerichtet, sondern zu Offension Frank-
reichs gemeint sei, so glaube auch er, dass man damit behutsam zu gehen habe,
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Mittbeilungen Lisola^s. Correspondenz mit K.Mainz. 903
standige Verbündnis für die gemeine Sicherheit eingehen würden. Falls Kf.
sich in diese Tractaten and Verbündnisse miteinznlassen geneigt sein sollte, so
sollte er dessen Interesse gern dabei in Acht nehmen und, wie die Formalia
waren: qn'il vouloit tenir une porte ouverte pour Sa Ser.** El. afin d'y pouvoir
entrer. Er fügte hinzu, man hätte das Werk mit Schweden entamieren und
dieses devincieren müssen, um sowohl es selbst, als auch andere, welche
darauf ihr Absehen haben, zu gewinnen^).
Hier wird öffentlich debitiert, Kf. habe sich mit Frankreich in eine nähere
Verbündnis eingelassen.
Er wünscht, dass von Kf. an Stelle des abgelebten Copes') ein anderer
Minister hier angeordnet und er zugleich von den hiesigen Affairen und von
dem grossen Vorschuss der aufgehenden Kosten, den er aus eigenen Mitteln hat
beitragen müssen, verschont werde, bittet um einige haare Geldmittel zu Be-
zahlung seiner Schulden.
Der Kurfürst an Blaspeil und Romswinckel. D. Cöln
19. /29. März 1670.
[Verweigerung des Eintritts in die Tripelallianz.]
— Wegen der triplen Alliantz') ist uns, wie euch bekannt, nie- 29. M&rz.
malen einige ausführliche Commanication noch rechte Proposition ge-
schehen, ihr wisset auch, was wir für Bedenken getragen, uns darin zu
eogagiren, deswegen ihr bei denen desfalls fürkommenden Discursen euch
wohl in Acht zu nehmen und zu unserer Eintretung nicht die geringste
») Kf. schreibt an Blaspeil und Copes (d. Cöln 2./[ 12.] November 1669):
^habet Euch wohl furznsehen, dass Ihr wegen unserer Eintretung in die triple Alliantz
niemanden die geringste Hoffnung machet, weiniger einige Zusage oder Vertröstung
desfalls gebet, sondern Euch dabei dergestalt bezeuget, damit niemand einige affir-
mative oder negative Resolution daraus nehmen möge'', und 8./[18.] November 1669,
sollte Li sola femer der Sache Erwähnung thun, so möchten sie ihn fragen, ob er
vom Kaiser dazu Befehl und Vollmacht hätte, woran Kf. um so mehr zweifle, da de
GoesB von dieser Sache niemals das geringste angebracht hätte.
2) Schon ' „^" 1669 hatte Romsw. dem Kf. angezeigt, dass er von den
7. Mai
Erben des verstorbenen Copes die den Kf. betreffenden Akten abgefordert habe.
*) Romsw. hatte (d. Haag 8./ 18. März 1670) dem Kf. angezeigt, nachdem jetzt
die Tripelallianz soweit vollzogen sei, dass (vgl. Dnmont VII, S. 130) Spanien an
Schweden nicht nur den ersten Termin der Subsidien (200000 Rthlr.) sondern auch
noch zur Ergänzung des streitigen Bankgeldes 20000 Gulden gezahlt, hätte der Prä-
sident der Gen. Staaten ihm angezeigt, der Staat werde dem Kf., dem König von
Dänemark und den Herzogen von Lüneburg alles, was wegen der Tripelallianz
geschlossen, communicieren und dieselben miteinzutreten invitieren. Der kaiserliche
Resident Cramprich habe ihm mitgetheilt, dass er und Li sola die Verhandlungen
wegen der Tripelallianz mit den staatischen Deputierten begonnen hätten.
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904 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
HoifouDg zu machen, auch wenn ihr verspüren würdet, dass der Staat
dieser Ursach halber eine Schickung an uns zu thun geneigt sein und
resolviren möchte, solches nur für euch bonis modis zu divertiren, weil
wir doch nunmehr in dieses foedus salva reputatione nicht eintreten
könnten und ihnen also eine abschlägige Antwort geben und dadurch
anderweit dem Staat habenden Angelegenheiten und Handlungen priju-
diciren möchten'). —
Blaspeil nnd Romawinckel an den Knrfttrsten. D. Hage
21./31. März 1670.
[Mittheilung des Vertragres über die Ausführung der Garantie des Aachener Frieden«L
Ratb, deswegen mit den anderen Mitgliedern der Quadrupelallianz zu communicieren.
Abzuhaltende Gonferenz.]
31. März. Am 15./25. haben vier Deputierte der Gen. Staaten in einer Gonferenz
Romswinckel proponiert, sie wären beauftragt, ihm die zwischen den Königen
von England nnd Schweden nnd dem Staat zu Conservation des Aachen-
schen Friedens geschlossenen, von der Krone Spanien angenoipmenen und
gänzlich perfectionierten Tractaten*'^ mitzutheilen und ihn zu ersuchen, seine
guten Devoiren dazu anzuwenden, dass Kf. sich in dieselben mit einlassen
mochte. Er hat sich dafür bedankt nnd erklärt, zusammen mit Blas peil, der
nächstens herkommen würde, Kf. alles hinterbringen zu wollen. Sie beide
haben dann die Tractaten zusammen verlesen nnd dieselben für Spanien viel
beständiger eingerichtet gefunden, als sie zu Anfang entworfen gewesen. Sie
schlagen vor, Kf. mochte mit Dänemark und den Herzogen von Lüneburg,
deren hiesigen Ministem die Tractaten ebenso und zu demselben Ende mitge-
theilt worden, und mit denen er noch in der Quadrupelallianz begrüfen ist,
aus der Sache communicieren*) und es so einzurichten suchen, dass sie drei
^) Kf. wiederholt (d. Cöln r--^- — rp 1670) seine Ordre wegen der Tripelallianz
und weist sie an, den Gerüchten von dem Abschluss eines Bündnisses seinerseits mit
Frankreich gegenüber dem Staat zu versichern, dass er weder mit Frankreich noch
mit sonst jemand Tractaten oder Bündnisse gemacht habe noch zu machen gedenke,
welche wider seine Allianz mit dem Staat und die nachbarliche Freundschaft laufen
würden.
*) Der Vertrag vom 7. Mai 1669 (Dumont Vll, S. 107f.), vgl. Mignet III,
S. 284, Wicquefort IV, S. 20, Lefevre Pontalis II, S. 19f.
*) Kf. schreibt (d. Cöln -jr-4 — :r- 1670) an den Kurfürsten von CoIn, den
y, Apnl
König von Dänemark, die Herzoge von Braunschweig und den Bischof von
Münster, bittet sie, ihm ihre Sentimente inbetreff des Beitritts zur Tripelallianz zu
eröffnen, nnd theilt ihnen mit, er habe erhebliche Bedenken deswegen und werde sich
nicht ohne Communication mit seinen Alliierten resoWieren, zumal ihm von dieser
Sache nicht die geringste Communication gemacht sei, femer diese Allianz von ver-
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Aufforderung zum Beitritt zum Garantie vertrag. Ablehnung. 905
sich zuvörderst einer Meinung verglichen, damit sowohl Frankreich als auch
der Staat um soviel mehr Reflection auf sie nehmen möge. Inzwischen wollen
sie den Staatischen Deputierten für morgen eine Conferenz vorschlagen und
sie hitten, ihnen die Motive, welche sie, um Kf. dazu zu inducieren, gebrauchen
könnten, an die Hand zu geben, wobei sie wohl Gelegenheit finden werden,
von der Evacuation der Glevischen Städte und anderen Pratensionen des Kf.
zu reden und so zu erfahren, wohin der Staat ziele und was davon Gutes zu
hoffen.
Der Kurfürst an Blaspeil und Romswinckel. D. Cöln
30. März/ 9. April 1670.
[auf die Relation vom 21./31. März. Missbilligung des Verhaltens der Gesandten.
Weigerung, sich in Unterbandlungen über Beitritt zum Garantietractat einzulassen.]
— Da Ihr doch aus unsern verschiedenen — rescriptis Euch er- 9. April,
innern sollen, dass wir vieler Ursachen halber diese Eintretung decli-
niren, weshalber Euch gebühret hätte, solche sofort denen Deputirten
des Staats furzustellen, nicht aber denselben einige Hoffnung zu unserer
Eintretung und viel weniger einigen Anlass zu ferneren Conferenzen und
Fürstellung der Motive, welche uns dazu bewegen konnten, zu machen.
Wie Ihr nun hierin zu weit gangen, also werdet Ihr dahin zu sehen
haben, auf was Art und Weise es aufs beste zu redressiren, und unter
andern dem Staat zu remonstriren , dass wir zwar die mit demselben
habende Allianz sancte observiren und in aller freundnachbarlichen
Correspondenz und gutem Vernehmen wie bishero also auch ferner mit
ihnen zu leben gemeinet, wir müssten aber sehr anstehen und gross
Bedenken haben, uns in eine Sache zu engagiren, daraus bis dato die
geringste Communication mit uns nicht gepflogen, anitzo aber allererst,
da sie zu völliger Richtigkeit gebracht, uns communiciret und wir als
scbiedenen, namentlich von Frankreich, für ein wider diese Krone directo gerichtetes
foedus gehalten werde, worüber er um so weniger mit Bestand urtheilen könnte, da
ihm verschiedene Separatartikel, welche neben dieser Allianz geschlossen sein sollteu,
ganz unbekannt seien. Darauf erwidert Eonig Christian V. von Dänemark (d.
Kopenhagen 9./[19.] April 1670), er theile die Bedenken des Kf. und könne daher
ebenso wenig einen bestimmten Entschluss fassen, Herzog Georg Wilhelm von Celle
(d. Celle 7./[17.] April 1670), er werde nach Ueberlegung mit seinen Brüdern und
Vettern eine Gesamtantwort ertheilen, Kurfürst Maximilian Heinrich von Cöln
(d. Schloss Bruel 25. April 1670), auch er halte mit Kf. dessen Eintritt in die Allianz
für bedenklich, Bischof Christoph Bernhard von Münster (d. Munster 12. Mai 1670),
er trage Bedenken, in diese Allianz zu treten, zumal er sie nicht für beständig halte,
und er habe dementsprechend den zu ihm gesandten staatischen Kommissar Mon-
taigne beschieden.
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906 VI. Brandenburgr and Frankreich. 1666—1669.
eine pars nude accessoria dabei coDsideriret werden wollten. Es wäre
bekannt, was Franck reich ^) dieses foederis halber für Beschwerde ffibre
und es dahin deute, dass es gleichsam wieder sie directo gemacht, so
würde auch von verschiedenen secret Articulen viel geredet, welche ans
nicht communiciret worden, und endlich führet Ihr selbsten an, dass
die Tractaten für Hispanien viel bestandiger eingerichtet sein, woraus
dann deren Partialitat und dass sie mehr die Garantie der Spanischen
Niederlande als des Aachischen Friedensschlusses begreifen, gnagsam
erhellet. Wir wünschen zwar nichts hoher, als dass der gemachte
Friede — beständig bleiben und es zu keiner neuen Ruptur geraten
möge, finden aber keine Ursach, uns umb der Hispanischen Interessen
willen in solches Engagement so temere einzulassen, noch ohne einzige Noth
uns die Chron Franckreich, womit wir auch bekannter massen in foedere
begriifen und in guter Freundschaft und Vernehmen zu leben Ursach,
mit dergleichen Sachen uns zuwieder zu machen. Womach Ihr dann
hinfüro Eure mesures zu nehmen und inskunftige Euch besser furzusehen,
auch unsere an Euch ergangene rescripta fleissig zu beobachten, keines
weges uns aber in dergleichen Sachen ohne ja wieder habenden aus-
trucklichen Befehl zu engagyren habt'). —
e. Gesandtschaft Vaubruns. April 1669 — Februar
1670.
König Ludwig XIV. ^) an den Kurfürsten. D. Paris 15. April
1669.
[Anzeige der Sendung Vaubruns. FreundschaftSTersicberung.]
15. April. Mon frere. Ayant choisy le marquis de Vaubrun*) mar.** de mes
0 S. Mignet III, S. 606.
^ Romsw. entschuldigt darauf (d. Haag 12./22. April 1670) ihr Verbalten, sie
hätten durch die Conferenz einige gute Gründe legen wollen, worauf Rf. mit gutem
Glimpf die Eintretung in die Tripelallianz würde excusieren können, sie hätten auf
dieser Conferenz auch nur die Eyacuation der clevischen Pl&tze und andere Pra-
tensionen des Kf. vorgebracht, jetzt wollten sie sich angelegen sein lassen, die Sache
aufs beste zu redressieren, er hätte dazu schon einen Anfang gemacht und seinen
vertrautesten Freunden einige Ursachen, warum Kf. sich nicht in die Tripelallianz
werde begeben können, vorgestellt.
3) eigenbändig.
*) S. oben S. 871. 887. Das Creditiv Ludwigs XIV. för Vaubrun ist Paris
21. April 1669 ausgestellt. Fürst Johann Georg von Anhalt meidet dem Kf. aus
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Verhandlungen mit Vaubran. 907
camps et armees et gouaerneur de Philippeuille pour lenuoyer aupres
de uoas sar les occurrences presentes, je lay ai commande si expresse-
meDt de uous asseurer de lestime et de la coDsideration que jai pour
uotre personne que ie pouvois m'en reposer entierement sur luy mais
jai bon uoulu uous confirmer moymesme par cette lettre civile de ma
propre main quil ny a rien de plus solide que ces sentimens lä et que
uous pouues en faire estat comme de ma part ie ueux prendre toute
confiance en uotre amitie et laissant Ie surplus a la uiue uoix dudit
marquis lequel ie me promets que uous entendres avec pleine creance
je prie dieu quil uous ayt mon frere en sa ste et digne garde.
Protokoll über die mit dem Marquis de Vaabrun abgehaltenen
Conferenzen s. 1. et d. [Cöln an der Spree 16./ 26. September
—21. September/ l.October 1669.]
DenO 16. September 1669 hora 3 pomer. S. Chf. D. goe- 26. Sept.
digsten Verordnunge zu folge seindt der H. Cantzler Jehna und ich
mit dem frantzösischen Abgesandten Ie Marquis de Vaubrun zusammen
gekommen, da er dann nach Anleitung dessen, was S. Chf. D. mit ihm
zu Königsberg geredet und reden lassen und er darauf an seinen König
geschrieben, hat er proponiret:
1) Wann S. Chf. D. mit dem Könige eine feste und beständige
Freundschaft und Bündnusse eingingen, auf 20 Jahr,
2) Sich aller andern begeben, die da wieder liefen,
3) Sich der triplen alliance enthielten,
4) Die Rheinische alliance weiter befoderten,
ö) Verhinderten, dass der König von Böhmen nicht in die Chfl.
Verein genommen werde, ,
6) Auf den Fall, dass der König von Spanien stürbe, dem Könige
mit einer considerablen armee assistirten in Person,
Berlin s.d. [Mai 1669], der französische Envoye Vaubrun sei vergangenen Montag
den 18./[28.] Abends 7 ühr angekommen, derselbe habe ihn zu sprechen gewänscht,
als er ihm aber durch v. Berlepsch habe anzeigen lassen, er dürfe auf Befehl des
Kf. als dessen Statthalter keinem königlichen envoye cedieren, habe er davon Abstand
genommen und sei schon am nächsten Morgen über Stettin nach Königsberg weiter-
gereist. Vgl. über seine Sendung Droysen III, 3 S. 177f., ürk. u. Akt. XIV, 1
S. 424. 445.
*) Dieser erste Theil von ü. v. Schwerins Hand.
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908 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
7) So wollten Sie bis solcher casus existirete deroselben jährlich
m/40 Rthlr., mit welcher Beneunung der Sum er lange nicht heraus
wollte, auch indem ers sagte ganz roth wardt, assistiren.
8) Po»t casum wollte der König die ganze armee unterhalten.
9) Indessen S. Chf. D. überall in ihrem Interesse assistiren und,
wenn Sie dieser Sache halber gefehret werden sollte, mainteniren.
Hierauf ist ihm mit vielen rationibus gezeiget worden, dass die Sum
garnicht der Last, dem Hasse und der Gefahr, worin S. C. D. sich stecken
würden, proportioniret, auch dem Könige und S. C. D. disreputirlich
wäre über eine solche geringe Sum zu tractiren. Allein wir haben ein
mehrers nicht von ihm erhalten können und hat er immer vermeinet,
S. C. I). sollten die grosseste advantage in des Königs Freundschaft und
nicht in dieser Sum suchen. Wir haben wieder weitläuftig darauf re-
moustriret, dass S. C. D. nicht angemuthet werden könnte, umb dieser
Sache willen die V'ölker zu unterhalten, welche Sie jetzt, weil es Friede
wäre, woll gar abschaffen wollten, und noch dazu den Hass und Miss-
gupst aller Potentaten auf sich zu laden. Es ist endlich diese Sache
bis auf den folgenden Tag diiferiret.
Nachdem^) der Französische Gesandte ungeachtet alles geschehenen
Remonstrirens sich nicht besser erklären wollen und wir daher ohne
Ihrer Chf. D. ferneren gnädigsten special Befehl in der Sache weiter
nicht fortgehen können, so ist gut gefunden, dass ich Friderich von
Jena zu Ihrer Chf. D. reisete und deroselben von allem was passiret
29. Sept. unterthänigste Nachricht gebe. Als ich nun den 19. Septembris zu
Zechlin bei derselbigen angelanget und nicht allein dasjenige, was vor-
hergehend des H. Oberpräsidenten Excellentz geschrieben, gehorsambst
vorgelesen, sondern auch unterthänigst vorgestellet, welchergestalt des
Königs von Frankreich Erbieten der Gefahr und denen Spesen,
worinnen Ihre Churf. D. Dero Staat setzeten und über sich nehmen,
garnicht proportioniret, auch das Werk an sich selbst von grosser Im-
portanz wäre, so haben Sie jedennoch die vorstehende und von dero-
selbst eigenhändig unterschriebene Resolution aufzusetzen befohlen mit
dem Andeuten, dass Sie auf das Geld nicht zu sehen hätten, sondern
sich des Königs in Frankreich Freundschaft recht versichern müssten,
zumahl der Kayscr^) alles vergessen, was Sie an denselbigen gethan,
0 Das Folgende von Fr. ▼. Jena's Hand.
^ Vgl. über die Beschwerden des Kf. über den Kaiser ürk. u. Akt XIV,
1 S. 408. 428 f. und unten das Schreiben des Rf. an 0. v. Schwerin Tom
23. März/[2. April] 1670.
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Verhandlungen mit Vaubrun. 909
tort zufugete und Deroselbigen in keiner Sache Satisfaction geben
wollte. Des andern Morgens frühe haben Sie alles nochmals erwogen, 30. Sept.
seind bei dero Meinung beständig geblieben und dasjenige, was von
deroselben nicht unterschrieben, noch hinzugethan und alles zu secre-
tiren gnädigst befohlen, den 20 Septembris.
Resolution des Kurfürsten. D. Zechlin 19. /[29.] September
1669.
Ihre Chf. D. zu Brandenburg — erklären sich auf vorher gesatzte 29. Sept.
Sache und puncta dahin: Erstlich dass der König in Frankreich sehen
möge, dass Ihre Chf. D. desselben Freundschaft allen anderen fiirzögen,
so wären Sie nochmals gemeinet, mit derselben in nähere Verbündnus
zu treten, und zwar auf negst folgende zehn Jahr.
2) Andere Bundnisse, welche beide Theile aufgerichtet, sollen
dieser gegenwärtigen, so weit sie derselben zuwieder, nichts überall prae-
judiciren;
3) Ihre Chf. D. wollten dem Könige zu gefallen in die triple
Alliantz nicht eintreten,
4) Die Rheinische Alliantz, so viel an Ihr, befodern,
5) Ingleichen dass der König in Böhemb nicht mit in die Chur-
fürstliche Verein genommen würde,
6) Auf den Fall, da der König in Spanien stürbe, und der König
in Frankreich sein Recht mit Waffen ausführen wollte, wollen Ihre
Chf. I). demselben mit zehntausend Mann assistiren, auch da der König
mit zufeld gehet und Ihre Chf. D, ihres Zustandes halber nicht ver-
hindert werde, auch selbst Ihre Armee ins Feld führen,
7) Damit auch der König sehe, dass Ihre Chf. D. desselben Freund-
schaft hoher als Geld achteten, so wollten Sie zufrieden sein, wenn der
König so bald bei der Ratification dieses Tractats hundert oder auch
endlich achtzig tausend Thaler zahle, die künftige Jahr aber bis zu dem
Fall jedes Jahr viertzigtausend Rthaler ohne Aufenthalt erlege, wenn
aber der Fall, dass Ihre Chf. D. die würckliche Hülfe leisten müssen,
entstehet, alsdann begehren Ihre Chf. D. anstatt der Werbegelder nicht
mehr als 100000 Rthlr. und dass der König Ihrer Chf. D. auxiliar
Armee den gewehnlichen Unterhalt und den Sold, so lange Sie in wurck-
licher Assistenz stehen, unweigerlich und richtig reichen lassen.
8) Und weil der König siehet, wie genereux Ihre Chf. D. sich in
allen bezeugen, so begehren Ihre Chf. D., die Sache zwischen Spanien,
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910 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
Oesterreich und dem König werde durch die Gute oder durch Krieg
und darauf erfolgenden Frieden gehoben, dass der König keinen Tractat
eingehe oder Frieden mache, es sei denn Ihrer Chf. D. und deroselben
Staats Sicherheit vollkommentlich beobachtet und dass auf beide Falle
der König Ihr Chf. D. das negst au dero Clevischen Lande gelegenes
Gelderland, als welches ohnedem^) vor diesem zu Cleve gehöret und
de facto genommen, zu Wege bringen und sich ratione quanti in dem
Tractat deutlich erklären und verbänden, wie nicht weniger, dass Ihre
Chf. D. von dem Keyser als Könige in Behemb Ihr Herzogthumb
Jägerndorf oder doch ein rechtmässiges und billiges Aequivalent and
Satisfaction an Land und Leuten vor dasselbe und den bisher entbehr-
ten Nutzen überkommen.
9) Dass der König Ihrer Chf. D. Interesse, Recht und Befugniss
an allen Orten, es sei wo es wolle, beobachten und deroselben auf allen
Fall wurcklich assistiren, auch absonderlich, da Sie dieses Tractats
halber, welcher doch secret gehalten würde, angefochten werden sollten,
getreulich und wurcklich mainteniren wollen. Signatum Zecblin den
19./[29.] Septembris 1669.
Friderich Wilhelm.
30. Sept. Dieweil auch daran zum höchsten gelegen, dass auf solchen Fall
Ihre Chf. D. einen Pass über den Rhein, der Staat aber annoch Höchst-
gedachter Ihrer Chf. D. Vestungen am Rhein inne hat, dieselbige aber
wiederabzutreten schuldig, solchem nach wollen Ihre Chf. D. so bald
von dem Staat derselbigen Restitution und zum wenigsten der Stadt
und Vestung Orsoy begehren. Weil nun solches auch mit zu des
Königs Bestem gereichete, so möchte er Ihre Chf. D. darinnen mit
Nachdruck assistireu und auch solches seinem im Haag subsistirenden
Ambassadeur eigentlich befehlen. Das Geld, welches der König Ihrer
Chf. D. bei der Ratification geben würde, wollten Ihre Chf. D. gleich-
falls zu keinem andern Ende als zu des Königs besten mit anwenden
und in dem Clevischen Calcar und was sonst mehr notig in so einen
Stand bringen, damit man sich auf allen Fall darauf recht zu verlassen.
Dat. ut supra.
Es würde dieses alles auch darumb müssen secretiret und in höchster
Geheim gehalten werden, damit niemand etwas davon erfahre, dann
sonsten wurde man an der andern Seite nicht allein dieser Sache auf
allerlei Weise contreminiren, besondern auch Ihrer Chf. D. absonderlich
1) Vgl. oben S. 716.
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Yerbandlimg^en mit Vaabrun. 911
in der Compromisssache schaden, und demnach Ihre Chf. D. sich in jetzt
gemelter Sache eines guten Urtheils getrösteten, so würde auch der
König auf solchen Fall Ihrer Chf. D. getrealich assistiren, damit das
ürtheil wirklich exequiret und was daraus Ihrer Chf. D. gebühret, die-
selbe darzu auch in der That gelangen mögen. Zechlin den 20./[30.]
Septembris des Morgens früh.
Als*) der Herr Cantzler Jehna den 21. Sept. von S. Chfl. D. mit 1. Oct.
vorhergesetzter Resolution zurücke gekommen, haben wir darauf den
frantzösischen Gesandten veranlasset, sich mit uns im Felde Nachmittage
umb 2 Uhr, da die Printzen auf der Jagd gewesen, zu rencontriren,
welches auch geschehen, wir haben anfanglich anstatt den m/40 Rthlr.
in/50 R. begehret, nachdem aber er sowohl wegen solcher Verhöhung
als auch wegen der m/100 R. zum ersten Termin und der m/150 R.
Werbegelder so überaus grosse Difficultäten gemachet, dass er deutlich
gesaget, wann wir darauf beständen, so würde garnichts aus der Sache
werden, und dass S. C. D. wohl mehr Advantagen aus diesem Tractat
haben würde als sein König, so haben wir declariret, dass S. C. D.
mit 40000 R. zufrieden sein wollte, von dem anderen aber könnten
wir nicht abstehen, die andere conditiones hat er alle beliebet, ausser
dass er gesaget, wegen Gelderland wäre er nicht instruiret, welches
wir also vorgestellet, dass der König solches S. C. D. schon hiebe vor')
auf solche Art offeriren lassen. Er hat begehret, ein Project aufzu-
setzen, welches beliebet, und seind darauf von einander geschieden.
Des^) H. de Vaubrunn Erin- Ihrer Churf. D. zu Branden-
nerungen bei dem lateinischen bürg — darauf erfolgete gnä-
Project*). digste Resolution.
1. Zu setzen, dass, wann gleich Diesen Punct haben Ihre Chf. D. 26. Oct.
einer oder der ander, welcher vor Ihre gnädigst gefallen lassen^).
') Der Schluss wieder yod 0. v. Schwerins Hand.
») S. Mignet II, S. 282f., ürk. u. Akt. II, S. 468, oben S. 850.
') von Fr. y. Jena's Hand.
^) Es liegen zwei verschiedene lateinische Entwürfe zu dem Vertrage vor, schon
der frühere enthält Aenderungen und Zusätze, welche auf Grund dieser Resolutionen
des Ef. hinzugefügt sind.
^) Dem entsprechend ist in dem 4. Artikel des Vertrages der letzte Passus:
Quamvis etiam — protestantibus hinzugefügt worden.
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912
VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
diesem in der RheiDischen Alliantz
gewesen, dieselbe nicht wieder re-
noviren wollte, dass doch Ihre Chf.
D. dessen ungeachtet dieselbige wie-
der erneuem wollten.
2. Dass die Hulife, welche Ihre
Chf. D. versprechen, wieder alle die-
jenigen gemeinet sei, welche dem
Könige in Frankreich sich oppo-
niren, dass er nicht zu seinem Recht
und zu den ihm zustehenden Spa-
nischen Pro vintien kommen möge.
3. Die Summa, nämlich die
m/80Rthlr., welche begehret wür-
den, dass sie sollten zugleich bei
der Extradition der unterschriebenen
Tractate gezahlet werden'), wäre
zu hoch und würde von denen
jährlichen m/40 Rthlr. müssen ab-
gezogen werden.
4. Die hundertundiunfzigtausend
Rthlr., welche auf den entstehenden
Fall zur Werbung gefedert werden,
könnten nicht begehret werden, weil
eben darumb der König jährlich die
m/40 Rthlr. verspreche, damit Ihre
Chf. D. dafür werben könnten, weil
Sie doch zusi wenigsten 6000 Mann
2. Diesen Punct haben Ihre Chf.
D. auch gnädigst placitireL
3. Ihre Chf. D. seind mit denen
gebotenen jährlichen m/40 Rthlr. zu-
frieden, doch dass das erste Jahr
dieselbe doppelt erleget und nicht
abgerechnet werden.
4. Von diesem Punct können
Ihre Chf. D. nicht abstehen, zumal
Sie doch das Geld zu des Königs
Nutzen anwenden, und könnten vor
die summa nicht 3000 Pferde nnd
1000 Mussquetirer geworben werden.
^) In dem ursprünglichen Entwürfe lautete der letzte Tbeil Yon Art. 7 : Vicissim
hoc ipso promittimus, eo ipso die, quo hie praesens tractatus confectus et subscriptos
invicem extradetur, Nos heredes et successores nostros Serenissimo Electori eiusdem
heredibus et successoribus soluturos summam octuaginta millia Imperialium benefido
litteiarum cambii vel Hamburg! vel Lipsiae prout Nobis Visum fuerit. Insuper pro-
mittimus Serenissimo Electori eius heredibus et successoribus singulis annis quamdiu
foedus hoc durat a Nobis heredibus et successoribus nostris quadraginta millia Impe-
rialium absque ulla frustratione et mora vel Hamburg! vel Lipsiae vel, si Serenissimus
Elector voluerit, Parisiis bona fide solutum iri, cum vero, ut in praecedente articulo
habetur, statim cum extraditione tractatus octuaginta millia Imperialium Serenissimo
Electori solvi debeant, ideo primo hujus foederis anno ad solvenda illa quadraginta
millia, quae singulis annis promissa sunt, non tenebimur.
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Verhandlungen mit Vanbrnn.
913
unterhalten und dur noch drei oder
viertausend Mann zu werben hätten.
5. Dass Ihrer Chf. D. Armee
sich vergnügen Hesse, wann sie
ebensoviel Proviant und Sold be-
käme als die Franzosen, und sollten
auch in den Quartieren gleich ge-
halten werden. Ihre Chf. D. möch-
ten versprechen, dass Sie Ihre Armee
nicht ehender abfedern wollten, bis
der König zu demjenigen Recht, so
ihm an die Spanische Niederlande
zustehet, voUkommentlich gelanget.
6. Dass ihm möchte communi-
ciret werden, wie es mit dem Kö-
nige in Schweden gehalten, wann
Ihrer Chf. D. Armee mit desselbigen
conjungiret gewesen, damit sich der
König darauf erklären könne.
7. Ihre Chf. D. möchten deutli-
cher ihr Recht, so sie in Gelder-
land praetendiren, anzeigen und die
Oerter, so Sie begehren, specificiren.
8. Ihre Chf. D. möchten allen
Fleiss anwenden und sich bemuhen,
damit das Haus Braunschweig
und die Frau Landgraf in mit die
Rheinische Allianz renovireten.
9. Der König und Ihre Chf. D. .
möchten gegeneinander versprechen,
5. Ihre Chf. D. seind damit zu>
frieden, nur dass es allemal richtig
geliefert und gegeben werde.
2. Das foedus wurde nur auf
10 Jahr aufgerichtet und stunde zu
beider Theile Gefallen, ob sie vor
Ablauf der 10 Jahr sich weiter ver-
gleichen wollten.
6. Das lassen Ihre Chf. D. gnä-
digst geschehen.
7. Der König könnte ihm refe-
riren lassen, dass Geldern') vor
diesem Ihrer Chf. D. Vorfahren zu*
gehöret und von Carole V. de facto
genommen, dahero Sie wohl das
ganze alsogenannte Oberquartier be-
gehren könnten, Sie wollten sich
aber vergoögen lassen, wann Sie
Geldern, Venlo und Ruhrmund
cum Omnibus pertinentiis bekämen.
8. Das wollen Ihre Chf. D. thun:
9. Damit seind Ihre Chf. D. auch
zufrieden.
1) S. oben S. 716.
Mmter. s. Geseb. d. G. Kurfürsten. ZU,
58
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914
VI. Brandenburg tmd Frankreich. 1666—1669.
dass einer dem andern vertraulich
entdecken wolle, was etwa Könige,
Fürsten und Republiqaen proponiren
möchten, so des Königs oder Ihrer
Chf. D. Interesse entgegen wäre.
10. Ihre Chf. D. möchten ver-
sprechen, dass Sie auf dem Reichs-
tag des Königs Interesse so viel an
Ihr befodem wollten.
11. Dass Ihre Chf. Ü. niemals
willigen wollten, dass das Cuhrfurst-
liche Colleginm mit dem Könige in
Böhemb kein Böndnis eingehe oder
aber derselbe in die Cuhrfurstliche
Verein genommen werde.')
10. Vermöge des instnimenti
pacis und so weit es des Reichs
Interesse nicht zuwider, weil doch
der König paciscens und Gaaraot,
auch vice versa das Reich.
11. Ihre Chf. D. würden und
wollten niemals willigen, dass das
Cuhrfurstliche coUegium ein foedus
mit dem Könige in Böhemb ma-
chete, oder dass er mit in die Cuhr-
furstliche Verein genommen werde.
Potstamb d. 16./[26.] October 1669.
Friderich Wilhelm.
Lionne an 0. v. Schwerin. D. St. Germain 24. Januar 1670.
[Bewilligung einer nachträglichen Forderung wegen Geldems, Interpretation ei^er
Stelle des Vertrages.]
24. Jan. J'ay receu la lettre dont il a plu ä V. E. de me favoriser le 28*
de Tautre mois st. vet. avec la copie de la lettre qu'elle avoit escrite
a M.*" le Marquis de Vaubrun. J'auray le bien de luy dire snr le
*) Das Ergebnis der Verhandlungen mit Vaubrun, über welche sonst keine Auf-
zeichnungen Yon Wichtigkeit yorliegen, ist der am 4. Januar 1670 abgeschlossene, vom
21./31. December 1669 antedatierte Vertrag, jetzt gedruckt bei y. Morner S. 691 ff.
(▼gl. dort S. 335f., Mignet III, S. 286, Droysen III, 3 S. 177, Pages, Les freres
Formont in Revue bist. XLVI, S. 292). Die dort nicht mit abgedruckten, in einem
besonderen Dokumente enthaltenen Secretartikel lauten:
Serenissimus Elector Brandeburgensis promittit se operam omnem daturum, quo
Duces Brunswicences et Lüneburgenses necnon Hassiae Landgram foedus Rhenanum
renoYent
Porro Serenissimus Elector vi Instmmenti pacis in Comitiis Imperii Ghristianis-
simae Regiae Maiestatis res omni favore promovebit
Neque consentiet Serenissimus Elector, ut Gollegium Electorale Regem Bohemiae
in Unionem Electoralem recipiat vel foedus commune cum eo ineat
Das RecreditiT des Ef. für Vaubrun vom Februar 1670 s, Urk, u. Akt II,
8. 505,
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Zusatz zu dem Vertrage u. Erläuterung desselben. 915
premier point qa'elle contient, qa'encore qu^il Dy ait peut eetre point
d'exemple qu'apres des conditions eDtierement ajust^es et un traite signe
OD y ayt retooche et particalierement en un point qui se trouve de pure
grace et qui a este accorde comm'on le demandoit, et qu'encore que Sa
M.** ayt pu facilement cognoistre que quand eile refuseroit Texecution
de cette grace, S. A. E. n'auroit pas voulu pour un si leger interest ar-
rester et bien moins rompre une affaire de si grande consideration,
neanmoins sad.^ M.^ a voulu passer par dessus toutes ces raisons pour
obliger surabondamment sad/ A. E. et a fait adjouster une clause^) ä sa
ratification par laquelle eile luy accorde aui cas mentionnes dans l'ar-
ticle 11" outre les trois places et leurs dependances tout ce qui se trou-
Vera estre de la Gueldre Espagnole au dela de la riviere de Meuse,
ne se reservant plus pour eile que Stevansvest et ce qui se trouvera
au deca de la riviere que Ion scait estre tres peu de chose.
Quant au second point dont V. E. fait encore mention dans sa lettre,
qui est ce mot de totum Belgium ') qui fait de dela quelqne peine, led.
S/ Marquis luy aura souvent dit les raisons invincibles pour lesquelles
par consequent on n'y peut rien changer. J'y adiousteray seulement sur
le doute ou eile tesmoigne d'estre, que si le Roy par exemple cedoit a
d'autres Potentats comme eile fait aujourdhuy a M. TEL quelque portion
petite ou grande des Pays bas, Sa M.^ ne se crut desgagee parla de
son Obligation envers s. A. E. par la raison qu^elle ne possederoit pas
totum Belgium, Sad/ M/^ n'a pas cette Intention la et n'en useroit pas
dans ce cas la de la maniere que V. E. tesmoigne de le craindre, mais
au contraire executeroit le traite de bonne foy et sans chicaner de la
mesme sorte que si au Heu de la clause qua totum Belgium domina-
tioni Gallicae accedat il y avoit qua totum Belgium e dominatione Hi-
spanica subtrahatur. —
F. Meinders an Lionne. D. s. l 6. April/ 27. März 1670,
[Klagen über mangelhafte Zahlung der Subsidien. Bitte um Abhälfe.]
Antwort anf ein Schreiben inbetreff des Prinzen von Snlzbach'). Man 6. April.
ho£ft, dass die, welche von dem Interesse des Kl. an allem, was nur den ge-
>) S. den Zusatz in der Ratification Ludwigs XIV. (d. St Germain 24 Janvier
1670} bei ▼. Hörner S. 696.
•) Art. 11 des Vertrages ebendas. S. 695.
») S. oben S. 894f.
58*
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916 VI. Brandenburg und Frankreich. 1666—1669.
ringsten Anschein haben kann, die Fortsetzung seiner Freundschaft mit dem
Könige zu unterbrechen, andere Impressionen sei es aas Unwissenheit, sei es
aus Bosheit zu machen suchen, bei ihm keinen Glauben finden werden.
Der erste Termin des zu zahlenden Geldes ist nicht mit der von dem Kö-
nige befohlenen Genauigkeit bezahlt, die Wechsel Vaubruns an die Herren
Fromont')in Danzig waren nur angenommen worden unter der Bedingung, dass
die Bezahlung in Reichsthalem oder Ducaten und nicht in polnischer Münze
erfolge. Die Fromonts aber wollen nur polnisches Geld geben, was einen
Verlust von 12—13 pC. verarsachen würde. Bitte, andere Befehle deswegen zu
geben, das beste wäre, das Geld nach Hamburg zu schicken oder es Nicolas
Fromont zu übergeben, welcher auch im vergangenen Jahre die H&Ifte der
damals bezahlten Summe erhalten und hieher geliefert hat*).
0 S. Pages, Les freres Formont et les relations du Grand Biecteur avec U
cour de France (Revue bist XLVI, S. 2Ö8fr.).
*) Auch die weitere Zahlung der Subsidiengeider ist unpünktlich und unter
mannichfachen Schwierigkeiten erfolgt, worüber zahlreiche Schriftstücke von Me In-
ders' Hand, dem diese ganze Angelegenheit übertragen war und der auch diese
Gelder in Empfang nahm und zu verwalten hatte, vorliegen. (Vgl. Pages a.a.O.) Nach
einer von ihm im Januar 1672 dem damals in Berlin befindlichen französischen Ge-
sandten St. G6ran übergebenen Abrechnung waren die beiden ersten Termine (10. Fe-
bruar und 10. August 1670 je 100000 Livres) bezahlt worden, von dem nächsten am
10. Februar 1671 fälligen Termin von 100000 Livres nur 50000 Livres und zwar in
einem erst nächste Ostermesse zu Leipzig zahlbaren Wechsel. Weitere Zahlungen sind
nicht erfolgt. Nach der Schlussabrecbnung Meinders' vom 30. April 1673 hat er em-
pfangen die beiden ersten Termine 200000 Fl. »66 666 Rthlr. 16 Gr. und in Abschlag
des dritten 50000 Fl. = 16 666 Rthlr. 16 Gr., zusammen 83 333 Rthlr. 8 Gr., davon
sind (laut specificierter Rechnung) ausgegeben 78906 Rthlr. 11 Gr., den Rest von
4426 Rthlr. 21 Gr. liefert er damals an den Kf. ab.
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vn.
Eigenhändige Briefe des Kurfürsten an
den Oberpräsidenten Otto v. Schwerin.
1668-1671.
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Yn. Eigenhändige Briefe des Kurftkrsten
an den Oberpräsidenten Otto v. Schwerin.
1668—1671.
Die nachfolgenden 44 bisher angedruckten Schreiben, welche der Earfürst
an den Oberpräsidenten Otto v. Schwerin während der Jahre 1668 — 1671
in Zeiten, wo beide sich nicht an demselben Orte befanden, gerichtet hat, sind
in demselben Bande des Geh. Staatsarchivs enthalten, welchem die im 8. nnd
9. Band dieser Sammlung abgedruckten Briefe an ebendenselben aus den Jahren
1656 — 1657 und 1661 — 1663 entnommen sind und über welchen in Band 9
S. 823 sich nähere Nachrichten finden. Auch diese Briefe, in welchen der
Kurfürst seinem vertrautesten Rathgeber gegenüber ebenso seine häuslichen und
Privatangelegenheiten wie die verschiedenartigsten Fragen der äusseren und inneren
Politik zur Sprache bringt, sind von hohem Interesse. Dieselben sind in der unver-
änderten Orthographie der Originale mitgetheilt. Leider ist ein Theil nicht datiert;
und ist bei einigen eine genauere chronologische Fixierung nicht möglich gewesen,
dieselben erscheinen hier an der Stelle, welche sie im Original einnehmen.
8. 1. et d.
[Ausbleiben der Briefe aus Cassel. Aufzusetzender Revers.] .^^^
Lieber H. Schwerin, von Cassell hab ich diesses mall keine [Anfang.]
Schreiben bekommen vndt vermeindt man, dass wegen des streits So
der Postmeister von Cassell mitt dem von Braunsweig hatt, Selbige zu
Braunsweig sein ligen geblieben, Wan Ihr den Revers aufsetzen woltet,
So bewuste Persohn ^) wegen der Religion mir geben solte, konte ich
*) Dorothea von Holstein - Glücksburg geb. 9. Oetober 1636, Wittwe des
25. März 1665 verstorbeneu Herzogs Christian Ludwig von Braunschweig-Gelle.
Vgl. Pierson, Kurfürstin Dorothea, die Gründerin der Dorotbeenstadt zu Beriiu
(Beriin 1886).
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920 VIT. Briefe des Kurfürsten an Otto ▼. Schwerin. 1668—1671.
selbigen mitt der Mitwochischen post schicken, derhalben begere ich
ahn Euch dass Ihr solchen aufsetzen wollet.
Collen ahn der Spree den 24. Januarii/ [3. Februar] A** 1668.
IftAX [Millets Hittbeilongen über die Allianz zwischen England und Holland.]
3. Febr. Lieber H. von Schwerin')- Ich vberschicke Euch hie bey die
Relation von dem von Pelnitz vndt Menertzen'), es ist gleich itzo
Mona: Miilet') bey mir gewessen, vndt mir des von Strades^) Schrei-
ben gewissen, vndt gehet das gantze Werck der alliance zwischen Eng-
landt vndt Hollandt') auff die Alternatief, Wie Ihme solches De-
Witte versichret hatt, hoffe also es werde baldt Pride werden, welches
Gott geben wolle, in dessen bewahrang ich Euch empfelle, vndt ver-
bleibe
Ewer Alzeitt gnediger
Friderich Wilhelm Churfurst.
Collen ahn der Sprew den 21./[31.] Martii A' 1668.
lAAft [Relation v. Brandts. Das gegen Frankreich einzuhaltende Verfahren.]
31. März. Lieber Herr von Schwerin^, Ich vberschicke euch des von
Brandts^) Schreiben, daraus Ihr ersehen werdet, was für iudicia von
Franckreich gefeldt werden, es scheindt das isola^) seinem alten Ge-
brauch nach suchen wirdt, die Sachen zu verwirren vndt dass er den
Engelischen Hoff anmahne ahn mich zu schreiben, ob ich mich mitt in
die Liga begeben wolte. So lange Franckreich bey eiumall gegebener
paroll beharret kan Ich nicht ersehen, worumb man Mistrauen noch zur
Zeitt auf Ihn setzen solle, solte aber, welches ich nicht hoffe, auch
glaube, Franckreich gegen seine getahne contestation vndt paroUe zu weitt
*) Nach Schwerins Tagebuch reiste derselbe am 3. Februar nach seiner Be-
sitzung Alt-Landsberg ab und kehrte am 5. von dort nach Berlin zurück.
^ S. oben S. 855.
*) Jeure Millet, Hai 1667— Juni 1668 franzosischer Gesandter in Berlin, s.
oben S. 682.
*) Graf d'Estrades, französischer Gesandter im Haag.
^) Die Tripelallianz Tom 23. Januar 1668, s. oben S. 859.
*) Seh. war mit den Prinzen am 29. März nach Alt-Landsberg gereist, wo er
mit denselben bis zum 6. April geblieben ist.
0 S. oben S. 664.
*) Franz ?. Li sola, damals kaiserlicher Gesandter in England.
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Tripelallianz. Verhalten gegen Franckreich. Heirathsangelegenheit. 921
gehen vndt den Krieg cootinuiren wollen, müste man alsdan andere
consilia ergreiffen vndt nehbenst anderen Reichsstenden diesses Werck
schleunig vberlegen, vndt das jenige resolviren was zu berahigung des
reieha dienlich, brandt hatt sehr woll geandtworttet, dass mir das
Schreiben vom Konige nicht vnangenem sein wurde, hidurch wirdt zeitt
gewunnen vndt wir werden inmittels sehen wo das Werck hinnaus
lauffen wirdt. hiemitt Gott befollen, vndt verbleibe etc.
Collen ahn der Sprew den 22. Martii/[1. April] A" 1668.
[Befehl an Schwerin, der geheimen Angelegenheit wegen nach Berlin zu komme^.]
1068,
Lieber Herr Schwerin, Ewer Schreiben ist mir heutte morgen 1. April,
woll zukommen, werde den Dechandt Groben') daferne er alhie zu mir
kommen lassen, sonsten werde ich den Landt Rendtmeister') zu mir
kommen lassen, gestern abendt ist etwas furgelauffen wegen bewuster
geheimen sache vndt der persohn, so ich der feder nicht vertrauen
darff, vndt begere dass Ihr morgen euch alhie bey mir einfinden wollet,
auf das ich euch dauon pardt geben konte, Ihr wollet es so anstellen
auf das Ihr in einem tage hin und her kommen moget, hiemitt Gott
befollen, vndt verbleibe etc.
Schonebeck') den 31. Martii/[10. April] A° 1668.
[Die Schreiben der Prinzessin von Orauien und der Gen. Staaten. Abreise nach
Oranienburg.] ^^^^
Lieber Herr Schwerin, Ich vberschicke Euch hiebey das Schreiben 10. April,
von meiner Schwigerfraw Mutter der Princessin von Oranien, darauss
Ihr ersehen werdet, was Sie wegen der Heiradt mitt einer franschosi-
schen Dame^) meldet, Auch hab Ihr zu ersehen wie man wegen der
Alliance so ich mitt Franckreich gemacht, im hage nicht allerdings zu-
friden ist. Wie Ich vermeine dass das schreiben So die Staadt von
0 Hans Ludwig v. d. Groben, Dechant des Stiftes Brandenburg, kurfurstl.
Geh. Rath, s. Urk. u. Akt X, S. 353 ff.
^ Der Landrentmeister der märkischen Stände v. d. Linde, s. Urk. u. Akt
X, S. 356. 403 tf.
^) Kf. war am 5. April nach Schönebeck gereist, hielt sich dann in und bei
Potsdam auf und kehrte erst am 2. Mai nach Berlin zurück.
*) Vgl. über diese Gerüchte v. Orlich, Friedrich Wilhelm der grosse Kurfürst
S. 51 und oben S. 660. 662.
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922 VII. Briefe des Kurföreten an Otto ▼. Scbwerin. 1668—1671.
HoIIandt ahn mich abgehen lassen^), wider beandtworttet werden soll,
solches wirdt der von Somnitz Euch berichten, mitt welchen Ich dess-
wegen abrede genommen habe, morgen gehe ich geliebte Gott von hinnen
nach Oranienburg, hiemitt thu ich Euch Gottlicher bewahning empfellen
vndt verbleibe etc.
Potzdam den 7./[17.] Aprilis A^ 1668.
taao [Gänstige Nachrichten in der Heirathsangelegenheit, darüber umherlaufende Gerücht«.]
17. April. Lieber Herr von Schwerin, Ich vberschicke euch biebey ein
Schreiben von meiner Schwester der LandtGreffin, darauss Ihr sehen
werdet, das die bewuste persohn einig vndt allein den scruppell wegen
des Nachtmahls hatt, hoffe also es werde Sich zu meinen contento alles
woU schicken, Sie werden beiderseits schon beisammen gewessen sein,
vndt werde ich mitt Verlangen der zukunftigen post erwahrtten, Wen
Ihr mitt den hessischen Secretario *) hettet geredet, wie ich zu die brieffe
von meiner Fraw Schwester der Landt Greffin gelangen kontte, damitt
selbige nicht erst nach Berlin vndt dan wider nach Nellin') gebracht,
sonderen dass ich Sie von Brandenburg auss recta auf Nellin bekommen
möge. Ich hab diesse post vorbei gehen lassen, das ich ahn meiner
Schwiger Fraw Mutter wegen meiner heiradt nichts hab gedencken
wollen, werde es aber mitt negsten thun, auch Ihr die persohn namkundig
machen, den ich besorge es wirdt in der lenge nicht mehr so verschwigen
gehalten werden können, Ihr könt mir euere gedancken hiruber zu wissen
thun. Man ist sehr courios alhie gewessen, ob man mich hette aussiragen
können, Ich bin aber allzeitt dabey geblieben, dass in Franckreich viell geldt
zu bekommen were, darüber ist man sehr in pein, D. Bergias^) hatt
gegen Martits^) gedacht er könne nummer nicht glauben, dass ich eine
Cattollische gemallin nehmen wurde, den dadurch wurde die Kirche leiden,
es ist schade dass es nicht den 1. Aprill gewessen, dass die hofmeisterin*)
vndt D. Bergius diesses aufgebunden worden ist, das beste ist, dass Sie
es nicht alleine sein. Ich hoffe Pelnitz vndt Meiners werden baldt nun
0 Das Schreiben der Qen. Staaten vom 30. März 1668, worin dieselben Kl
zum Beitritt zur Tripelallianz einladen (Aitzema II. 8. 880), s. oben S. 759.
^ Lincker.
^) Besitzung des Kf. in der Nähe von Potsdam.
*) Der Hofprediger Dr. Bergius.
^) Johann Martitz, kfl. Kammerdiener und Geh. Kammersekret&r.
®) Frau V. Götzen.
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Die Helratbsangelegenbeit. Testamentseröfflaung. 928
baldt wider hie sein, hiemit thu ioh Euch Gottlicher bewahrang ge-
treulich befellen, und verbleibe etc.
Potzdam den 8./[18.] Aprilis A*^ 1668-
[Antwort an die Prinzessin von Oranien. Brief beforderung.] _^^
Lieber Herr Schwerin, Ewer Schreiben habe ich heutte woU em- 18. April.
pfangen vndt bedancke mich gegen euch wegen des Wunsches so Ihr
mir thut, Ich hab ein Schreiben aufgesetzet ahn meine Fraw Schwieger
Mutter, dauon ich euch das concept hiebey vberschicke, Ihr kondt dazu
thun was euch deucht, Ich werde aber wartten das schreiben nicht eher
abgehen zu lassen, biss ich bey negster post vollkommene nachricht von
meiner Schwester der Landt Gräffin werde bekommen haben, So begere
Ich auch zu wissen ob Ich den nahmen der person im Schreiben setzen
solle oder nicht, den Fürsten von Anhaldt vndt Seine gemallin*) werde
ich noch ein Zeit lanck bey den glauben lassen, Das der Secretarius
Linker selbst seine brieffe von Brandenburg abholten vndt nach Nellin
bringen werde, ist mir lieb dan mich fangt ahn ein wenig zu verlangen,
wie es mitt aussgebung des Revers abgelauffen sein möge, hiemitt thu
ich Euch Gottlicher bewahrung getreulich befellen, vndt verbleibe etc.
Ihr wollet mir das Schreiben von meiner Fraw Schwester der Landt
Gräffin wider zuschicken.
Nellin den 10./ [20.] Aprilis A' 1668.
[Schreiben der Prinzessin Ton Oranien, Intriguen des Forsten von Anhalt, zu erthei-
lende Antwort.] ^^^^
Lieber Herr Schwerin, gleich itzo diessen abendt spette bekomme 20. April.
Ich diesses einligendes Schreiben von meiner Fraw Schwiger Mutter,
welches mich den nicht wenig befrembdet, vndt sehe ich woll das diesses
Schreiben nicht von Ihr als woll von den Fürsten von Anhaldt her-
ruren thut, vndt es Ihme verdriest, das ich In bey der erofnung des
Testamendts ') aussgeschlossen hab, vndt nicht anders sich zu revangiren
weis, als durch meine Schwiger Mutter, Diesses ist nun zu schlissen,
dass Sie alle gerne die hande in diesser sache haben wollen, vndt mich
^) Henriette Katharina von Oranien, Schwester der yerstorbenen Kur-
forstin, zu deren Leichenbegängnis sie mit ihrem Gemahl Anfang December 1667 nach
Berlin gekommen war.
') Vgl. das Schreiben der Prinzessin von Oranien an Schwerin ?om 13. April
1668 (v. Orlich 111, S. 521), Droysen, Das Testament des Grossen Kurfürsten S. 19.
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924 VII. Briefe des Knrfäraten an Otto v< Schwerin. 1668—1671.
gleichsam vnmundig machen wollen, als ob ich meine Kinder nieht
liebtte, vndt Ihnen das Ihrige verbrechte , Ich werde wider antwortten,
vndt kein bladt für das maull nehmen, vndt bitten, dass man durch
solche leutte so Sich nur vmb das Ihrige bekümmeren solten, keine
bosse impressiones von mir machen lassen wolle, auch Ihnen kein gehör
geben, weill das es solche leutte weren, die nur Ihren nutzen hirin
suchten, vndt ohne das wenig oder gar nichts auff den meinen sehen,
Ihr kundt hiraus leicht erachten, wie mir diesse Schreiben anstendig
gewessen, vndt was für anschlege alda für lengst müssen gemacht sein,
hiemitt thu ich euch Gottlicher bewahrung getreulich befellen vndt ver-
bleibe etc.
Nellin den 12./[22.] Aprilis A^ 1668.
[Günstiger Stand der Beirathsangelegenheit. Antwort an die Prinzessin von Oranian.]
1608.
22. April. Lieber Schwerin Ich hab gleich itzo von meiner Fraw Schwester
der Landt Grefßn, durch Mon: Groben^) empfangen, die andtwordt, die
ich nun so verlangt habe, schicke euch hiebey den Revers*), wie anch
meiner Schwester Schreiben, was für furschlege geschehen, wollet Ihr
vberlegen vndt Ewre gedancken mir alsofordt zu Schreiben, der Revers ist
zwahr nicht wie ich begeret habe, aber Ihr werdet sehen was Sie Sich
gegen meine Schwester apardt erkleret hatt, Darauss ich mntmasse»
mus dass Gott der der Menschen Hände in seiner Hand hatt vndt sel-
bige regiret, er das Ihrige auch zur Wahrheitt vndt rechten erkendtnis
bringen werde, Es wird nuhmer nottig sein alle anstaldt zu machen
damitt es voUendt zur richtigkeitt gelangen möge. Wan die Ghurfiirstin
von Heidelberg') mittkommen solte, so muste man alle anstaldt anch
darzu machen, bitte auch mir Ewere gedancken auffenh^rtzig hiraon zu
>) S. oben S. 921.
') Ein solcher Revers ist nicht erbalten, er ist vielleicht, nachdem die Eurfdrstin
schon im October 1668 zum reformierten Glauben übergetreten war, cassiert worden. In
den Ehepacten d. Grüningen 14./[24.] Juni 1668 (Egl. Hausarchiv) bestätigt dieselbe
„was wir noch neulieber Zeit za Allendorff in Soden bey vorkommenden Religions-
unterschied zu mehrer Befestigung ehelicher Liebe und bestendigen guten Vertrawens
uns derenthalben in einem und anderm, zumahln aber, dass, imfall dem Allerhöchsten
gefällig, uns beyderseits mit Leibeserben zu segenen, solche in keiner andern als der re-
formirten Religion auferzogen werden sollten, absonderlich und in Schriften erkleret*'.
») Charlotte, Schwester des Landgrafen Wilhelm IV. von Hessen-Gaasel, Ge-
mahlin des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, welche, von diesem getrennt,
1663 nach Gassei zurückgekehrt war. S. Urk. u. Akt XI, S. 71 ff.
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Die Heirathsangelegenheit. 925
wissen than, das Schreiben an meiner Schwiger Mutter hab ich 8 tage
zurück gedattiret, vndt schicke solches an Copes vndt lass Ihm Schrei-
ben, es were bey der post vergangen liegen blieben, hiemitt Gottlicher
bewahrung befollen vndt verbleibe etc.
Groben kam eben wie Ich bey der Taffell wahr da die Fürstin
von Anhaldt Sich darüber entsetzte vndt erst gans bleich vndt nach-
mals rodt wahrdt, ich halte dafür dass Sie etwas mercken, vndt nicht
eigendtlich wissen, Ich bleibe bey meiner vorigen Aussage, nach verles-
sung wollet Ihr mir diese beyligende Schreiben wider schicken.
Nellin den 13. /[23.] Aprilis A^ 1668.
[Antwort an die Prinzessin von Oranien. Vorbereitungen znr Heirath, zi> Terscben-
kendes Portrait des Kf.l -«^^
Lieber Herr Schwerin, Ewer Schreiben hab ich nehbenst den anderen 23. April.
Schreiben woll empfangen, Ihr hab sehr woll meiner Schwiger Mutter ge-
antworttet^), beide Schreiben kommen nicht aus Ihren Kocher, sonderen
sein vielleicht hie concipiret worden. Ich will Ihr andtwortten, aber mit aller
bescheidenheitt, Ihr wollet nachsehen lassen, wie viell personen meiner
gemallin laudt den epacten sein gehalten worden, vndt solches mir zu-
schicken, meine Schwester Schreibt mir, dass Sie der bewusten person
Ihr conterfeitt durch Ihren prediger musquelum schicke, es ist der so
des D. Crellii*) tochter trauet, Ihr wollet solches von ihn abforderen,
vndt da es versigeldt mir zuschicken, Sie verlangt nun bey mir zu sein
vndt ich nach Ihr, ahn meine Schwester hab ich geschriben, das ich
gewis den 9. Junii zu Groningen sein wurde, es muss nun bei zeitt an-
staldt dazu gemacht werden, ob es Cansteinen') zu offenbahren stehe ich
sehr ahn, den der wurde es furchte ich lautbahr machen, Ich bitte Euch
auch Ihr wollet den maller blocken zu euch kommen lassen vndt von
Ihn vernehmen, ob er das kleine conterfeitt von mir noch bey Sich
habe, So er dem von Nuernberg, so die Stemppell zur Muntze geschnitten,
geligen hatt, welches Ihr von Ihm abforderen könnet vndt da rup*)
noch zu Berlin ein Gristall darüber machen vndt mitt Demanten vmb-
') Das Schreiben Schwerins an die Prinzessin von Oranien yom 26. April
1668, Erwiderung auf ein Schreiben derselben vom 13. April in der Testamentsange-
legenheit, abgedruckt bei y. Orlich III, S. 522f.
^ Der Hofprediger Dr. Wolfgang Cr eil ins.
*) Der Hofmarscball u. Kammerpräsident Baban v. C ans t ein.
0 Der HoQuwelier Ewald Rupe.
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926 VII. Briefe des Kurfnreten an Otto t. Schwerin. 1668—1671.
fassen lassen, damit man es zum Arrembandt gebrauchen könne, die be-
wuste person hatt sehr instendig meine Schwester die Landt Greffin
darumb ersuchet, wan Rup nicht da were so wollet Ihr bei Menlinck
vernehmen, [ob')] er steine darzu habe, So bitte ich [sie] alsovordt zu
bestellen den ich M[u8cultts] gerne damitt abferttigen wol[te], faiemitt
thu Ich Euch Göttlicher [be]wahrung getreulich befellen vndt verbleibe
Allzeitt etc.
Gleich wie ich diesses schon zu gesigeldt habe bekomme ich Ew.
Schreiben, bedancke mich wegen des Wunsches So Ihr mir za befor-
stehender hayradt thut, der höchste erfülle eueren wünsch. Lieb sollte
mir sein dass Ihr auff ein Tag oder etliche anhero kommen konttet, den
eine vndt andere Sachen vorfallen, darüber ich euer guttachten gerne
vernehmen wolte, wegen der estiftung werde ich ahn meine Schwester
schreiben, damit solche mir zugeschickt werden möge. D. 14. Junii ac-
ceptire ich gern, werde auch schreiben, dass man es in geheim mittden
Bruderen communicire.
Neilin den 15./ [25.] Aprilis A* 1668.
[Musculus* Ankunft. Intrigue des Fürsten von Anhalt. Das Armband. Friedens-
16«8. hoffnungen.]
25. April. Lieber Herr Schwerin, Ewer Schreiben hab ich gesteren spette
empfangen, nehbenst der liste der bedientten, So meiner Gemallin sel-
ligen sein gehalten worden, Ich halte dafür dass musculus nuhmer zu
Berlin wirdt ankommen sein, vndt wolt Ihr das gemelte mitt bringen,
Ich erwahrtte aulTen den Sonnabendt Ewer vndt die kinder mitt. Weill
Ihr vermeinet, das es nocht zu frühe sey einige anstaldt zu Groningen
machen zu lassen, als kan man noch etwas darmitt verziehen, Das meine
Schwiger Fraw Mutter gegen Colombell*) wegen erofnung des testa-
ments geklagt, da ist niehmandt andres schuldt ahn, als der Fürst von
Anhaldt, den ich kan ahn seinen gesiebte erkennen, dass er auch
Schreiben hiruber empfangen hatt, der Pfaltz GrafF*) ziehet diesse Woche
von hin. alhie fengt man ahn etwas nachdenckens von der heiradt zu be-
0 Das Blatt ist am Rande beschädigt.
^) Gabriel Colombel, kurfurstl. Hofmaler.
^ Pfalzgraf Moritz Ludwig Heinrich Ton Simmern» seit 23. September
1666 Gemahl der Prinzessin Marie von Oranien, Schwester der Kurfärstin, war
auch Anfang December 1667 zur Theilnabme an dem Leichenbegängnisse mit seiner
Gemahlin nach Berlin gekommen und reiste erst 28. April 1668 von dort wieder ab.
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Die Heiratbsangelegenheit Aerger ober den Fürsten v. Anhalt. 927
kommeD, in Sonderheit! weill Musculus gekommen ist, dennoch
seindts mutmassungen. Wegen des Arrembandes, sehe ich gerne dass
es hupsse reine dicke steine weren, oder facett steine weren, Ihr könnet
es lassen machen von solchen preis, als da steine zu vorhanden sein.
Das Mens. Milet gutte hofnung zum friden macht, dessen erfreue Ich mich,
Ich hab auch auss des D. Beiers') Relation gutte hofnung geschopffet
Gott verleihe seine gnade darzu. hiemitt thu ich euch Gottlicher be-
wahrung empfellen, vndt verbleibe etc.
8. 1. et d.
[Der Forst und die Fürstin von Anhalt.] ^*««
Lieber herr Schwerin, Was mir die Fürstin von Anhaldt ant- [c. Mai.]
worttet auf mein ahn Ihr abgelassenes Schreiben') hab Ihr auss beikom-
menden zu ersehen, wie auch was der Fürst von Anhaldt schreibet, es
scheindt er will Sich wider insinuiren, Ich werde aber anif mittell be-
dacht sein, damitt Ich seiner loss werde. Seine gemallin scheindt ist
nicht sehr woll damit zufriden, weill Sie so kurtz' drüber hin gehet, Ich
achte es aber nicht, das vngegonntte brott schmeck ahm besten, ist das
alte spruchwordt.
Schonebeck den 15./[25.] Mal) A^ 1668.
[Schwedens Beitritt zur Tripelallianz, Millet zu machende Mittheilungen. Bevor-
stehende Ankunft Burkersrodo^s.] -««j.
Lieber Herr von Schwerin Ich vberschicke Euch was mir heutte 25. Mai.
durch die post zu kommen ist, darauss Ihr werdet zu ersehen haben,
welcher gestaldt die Chron Schweden') mitt in die Alliance mitt Enge-
lan dt und Hol 1 an dt getretten Sein, wie auch was der Schwedische
vndt Hollendische Resident für discurssen zu Coppenhagen gefuhrtt hatt.
Ich iudicir hieuon dass weill Schweden itzo weis dass ich mitt Franck-
reich in gutten vernehmen bin, Sie desswegen Diesse Aliance ingangen
haben, vndt Ihre Schwacheitt da durch be wissen, Darumb wirdt nottig
>) S. oben S. 828.
^ Dasselbe enthielt wahrscheinlich die Anzeige von der bevorstehenden neuen
Vermählung des Kf. Die Fürstin von Anhalt war auch am 28. April von Berlin
abgereist.
>) Ueber den Beitritt Schwedens zur Tripelallianz s. oben S. 756 ff.
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928 VII. Briefe des Kurförsten an Otto ▼. Schwerin. 1668—1671.
sein, mit Mona. Milet hiraass zn commaniciren vndt zo begeren, da
etwa mir hierauss einige vngelegeniieitt entstehen solte, Ich reaolvirdt
were mich ahn des Koniges paroll za halten, welche ich so hoch als
eine Armee estimirte, vndt auff sothanen fall dero Hnlffe gewerttig sein
wolte, Was Berlips^) ahn mich Schreibet, wegen Burckerstroda^
hab Ihr auss selbigen schreiben zn vernehmen, Ich Schreibe vndt befell
Ihn weil! er incognito sein will, das er Ihn anhero bringen solle, Ich
werde Ihme von den 72') Antwortten auf seine commission geben, mich
wundert nicht wenig. Das Pfalz Neuburg sich schon mitt Sackssen
wegen der Succession ingelassen vndt mir hie von keine Nachricht ge-
geben, Ich halte auch dafür dass es den Churfursten lieber sein wirdt
dass ich in selbst hören werde, als durch einen anderen, hiemitt thu ich
Euch etc.
Schonebeck den 17-/[27.] Maij A^ 1668.
[Beabsichtigte Reise des Fürsten von Anhalt, dessen Bereitwilligkeit, wahrend der
Abwesenheit des Kf. in Preussen die Statthalterschaft zu übernehmen. Schreiben der
Prinzessin von Oranien.]
1668.
27. Hai. Lieber Herr Schwerin, Ewer Schreiben hab ich heutte woll em-
pfangen, vndt darauss ersehen, wie dass der Fürst von Anhaldt ahn
Euch geschriben, das er eine reisse vorhabe^) mitt der von Simmeren
nach der Pfaltz zu gehen, auch begert zu wissen ob ich seiner bey dem
beilager von notten hette. Nun kan solches woll ohne seiner verrichtet
werden weill es mir alleine angehet, vndt ich seiner hulffe nicht nottig
habe. Er hat auch gefraget ob ich begertte dass er mir alda aufwaitten
solte, darauf ich Ihme geantworttet, dass ich es in seinen belieben ge-
steldt sein liesse, weiss also nicht, ob er dahin kommen wirdt oder nicht,
sonsten bericht ich Euch das ich es schon mitt Ihn so weitt gebracht, dass
er alhie verbleiben will bis ich Ihn aus Preussen schreiben werde, das er
zu mir kommen solle. Ich gedachte gegen Ihn dass der Pfalss Qraff von
Neuburg') wan ich in Preussen ziehen werde diesser ortten kommen
0 Der Schlosshauptmann Otto v. Berlepsch.
^ Der knrsächsische Geh.Rath v. Burkersrode, s. über dessen damalige Sen-
dung nach Berlin Auerbach S. 320.
*) unaufgetöste Chiffer.
^) S. das Schreiben des Kf. an den Forsten von Anhalt vom 4./[U.] Juni 1668
(Y. Orlich UI, S. 174f.).
») S. oben S. 400. 417.
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Beginnende Aussohnun^^ mit d. Fürsten t. Anhalt. 929
wurde, vndt ich verlegen were, wer Ihn alhie aufwahrtten vndt bewirtten
solte, zu deme ginge ich itzo nach Preussen, Spahr*) were todt, die
milice vndt vestungen musten in acht genommen werden, So erbott er
Sich aUofordt vmb alhie zu verbleiben, diesses ist der anfang, vndt
werde woll weitter kommen, Das meine Kinder nach Tessau gehn selten
finde ich auss gewissen Vrsachen welche ich Euch ins künftige sagen
werde nicht dienlich, zu deme wurden Sie zu viell ahn Ihren studiis
verabsäumen*), Das meine Schwieger Mutter wider so ein hardt Schrei-
ben*) ahn Euch gethan, ersehe ich auss Ewerer relation. Ich glaube
nicht das es auss Ihren Kocher herkommen, sonderen, das es von Fürst
von Anhaldt herrühre, welche gerne die handt mitt ins spiell gehatt
hetten, hiemitt thu ich euch etc.
Ich bin fro das meine Kinder Sich so woll befinden, wollet Sie
meinetwegen grussen.
s. 1. et d.
[Mahnung Millets wegen der Zahlung an Dönhoff. Abreise B^ziers\]
1668.
Mens. Milet; hatt mir heutte berichtet, das dafeme, der Ober [Juni.]
Cammerer Dönhoff*) die verwilligte gelder vom Pfaltz GrafFen bey
der babigation nicht bekommen wurde, zu besorgen stunde, dass aus
dem wercke schwerlich so balde etwas geschehe, sonderen dem Pfaltz
Graffen schedlich sein mochte, derhalben mich ersucht, das ich desshal-
ben ahn den Pfaltz Graffen schreiben mochte, dass er solche gelder
zallen mochte, auch vermeinet Mens: besisers^), das es besser sein
wurde das die gesantten von dannen gingen, Mons: Milet vermeinet
auch das der Bischoff von Besiers uottwendig einen Postridt vber
Dusseldorf nehmen vndt von dannen auff Paris vmb den Konig von allen
wie das werck itzo bestünde rapordt zu thun. Dafeme Ihr vermeinet
konten solche Schreiben ahn Ou erbeck ergehen.
^) Oen. Feldmarschall Otto Christoph t. Sparr war 9. Hai 1668 gestorben.
^) Die Prinzen Karl Emil und Friedrich haben die Zeit Tom 18. Mai bis
28. Juni 1668 zu Alt-Landsberg zugebracht.
») S. Y. Orlich III, S. 523f.
*) S. oben S. 374.
') Pierre de Bonzi, Bischof von Beziers, franzosischer Gesandter in Polen,
s. oben S. 367.
Mat«r. s. 0«8ch. d. 0. Korfürstea. Xll. 59
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980 VII. Briefe des Kurfürsten an Otto v. Schwerin. 1668—1671.
Lebuss den 9./[19.] August A* 1668.
IfiftX ^^^^ '^^^ Warschau angelangtes, v. Hoverbeck yerd&cbtigendes Schreiben.]
19. Aug. Lieber Herr von Schwerin*), Ewer Schreiben hab ich woll erhalten,
nehbenst den in gelegtten Schreiben auss Warschau, welches ich euch hiebey
wider vberschicke, Ich halte dafür Das Diesses ein poll sey, so solches
geschriben, vndt durch den Kayserlichen Meiersberg*) practicirt sey,
erstlich zwischen Euch vndt dem von Ouerbecken Unwillen zu stillten,
zum anderen, auffdass Ouerbeck bey den Pollen destomehr verdechtig
gemacht werden möge, drittens wegen der heiradt, in bey mir in vngnadt
zu bringen, auf dass ich iemanden anderes dahin schicken mochte, dem
der Polnische Staadt nicht so bekandt sey als Ihme, Ihr kontt ench er-
kundigen wer der sey so diesses geschriben, alssdan wirdt man sehen
ob es ein gemachtes Werck sey oder nicht, hiermitt thu ich Euch etc.
8. L et d.
[Bestellung des Yormnndscbaftsraths.]
1668. Lieber H. Schwerin, Den eidt So die vormundtsrahtte ') schweren
sollen solchen hab durchlessen vndt befinde selbigen sehr woll eingesteldt.
0 Der Kurfürst und die Kurfnrstin waren auf der Reise nach Preussen am
7. August von Berlin aufgebrochen und trafen am 11. September in Königsberg ein,
Schwerin blieb vorläufig wegen Krankheit seiner Frau in Berlin zurück und kam
am 17. September in Königsberg an, s. sein Tagebuch (v. Orlich I, S. 618).
') Augustin Freiherr v. Mayernberg, kaiserlicher Gesandter in Polen.
*) Aus der Zeit zwischen dem Tode der Kurfürstin Luise Henriette und der
Wiederrermählung des Kf. sind mehrere Testamentsentwürfe des letzteren (im Kgl.
Hausarchiv) vorbanden. In dem ersten wird im Fall der Minderjährigkeit des Kur-
prinzen die Vormundschaft und Regentschaft dem Statthalter der Kurmark, Fürsten
Johann Georg von Anhalt, und einigen Räthen, welche Kf. in einem besonderen
verschlossenen Zettel benennen wolle, übertragen, diese Stelle ist aber nachher geän-
dert und die Vormundschaft „einigen unsren Rhäten, so wir in einem absonderlichen
verschlossenen Zettel benennen wollen" zugesprochen worden. Dem Testament Tom
27. Januar 1670 (s. Droysen S. 107) bat Kf. folgendes eigenhändiges Codicill hinzu-
gefügt:
„Wan mich der liebe Gott Abforderen wurde, ehe mein Eltister Sohn Regieren
konnte, So hatt meine Gemahlin Als Vormunderin dieienige Rhätte so mir bis an
mein Ende wurcklich gedienett haben. Als Vormundschaft Rähtte zu gebrauchen,
welche Ich dan dazu hiemitt will benandt haben, als wan Sie mitt nahmen genandt
weren, vndt vermahne Sie nochmals auf meiner kinder vndt meines hauses beste
Ihren pflichten nach zu sehen. Auch Sich vntereinander fridtlich zu verhalten, damitt
meinen Kinderen zu schaden wegen Ihrer etwa habenden streittigkeitten kein nach-
theill zuwackssen möge, Aldieweill aber bey solchen verenderungen zum höchsten
nottig ist, das alle Gouverneurs in den vestungen sein, vndt auff alles gute acbtong
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Polnische Angelegenheiten. Yonnundschaftsrath. 931
wegen der benennung der Rahtte, will ich morgen gelibts Gott, selbst
mitt euch darauss reden, welche vndt auffen falle, da ein oder der an-
der abgehen mochte, wider in die Stelle kommen solle, vndt kan solches
alzeitt dabey gelegt werden, Ich hab bedencken einigen Lutterischen
darzu zu nehmen, Ich werde also auff leutte die von der religion sein
gedencken, welches ich euch hin wider zur nachricht hiemitt hab geben
wollen, vndt verbleibe etc.
GrönhoffO den 5. October A^ 1668.
[Rathschläge Niemirycz^s. Sendung nach Grosspolen. Geldzahlungen.] ^^^
Lieber H. Schwerin, Es hat mir H. Nimritz') diese vier persoh- 5. Oct.
nen ') recommendiret, vndt danehbenst versichert, dass selbige, alles dass-
ienige thun wurden für die interesse des hertzogs von Neuburg, vermeinet
aber darbey, dass man einen ieden 1000 fl. Polnischer gülden geben
mochte, diesses ist nun ein geringes, also habt Ihr mitt Stratmannen ^)
zu reden, damitt man diessen leutten solches itzo geben mochte, es sein
leutte die grossen anhang haben, vndt derhalben nicht negligiret werden
müssen, H. Nim ritz rattet auch dass ich einen in Gross Pollen Schicken
solle. So sich nicht für meinen Diener declarire oder aussgebe, er will
im ein Schreiben ahn ob gemeJte mitt geben, damitt Sie wissen mögen
wer er sey. Ich hab im vermocht dass er die instruction aufsetze, welche
Ihr durchsehen vndt da etwas dabey zu Dienst des Hertzogen von Neu-
burgs Euch infallen dabey anhengen, Ihr habt Euch vmb ein subiectum vmb
zu sehen, welchen man trauen, vndt darzu geschickt sey, die kosten
will ich darzu anweissen lassen, er muss aber noch gegen aussgang des
15. diesses in Possen sein, den alsdann die Zusammenkunft alda der
Gross Polnischen Stenden sein wirdt, Mitt H. Stratman must Ihr reden.
haben sollen, So soll der Graff von Donah alzeit in Custrin verbleiben, vndt solchen
ohrdtt woll in acht nehmen, den anderen Gouverneren muss eben dasselbe anbefollen
werden, in allen landen, vndt pletzen, wo gamisonen sein. Datum wie im Testament,
Friderich Wilhelm Churfurst.«
Demselben liegt auch die Eidesnotul für die Räthe bei.
*) Grünhof in Preussen. Kf. hatte (nach Schwerins Tagebuch) mit seiner
Gemahlin 19. September Königsberg verlassen, um an verschiedenen Orten zu jagen,
kehrte am 14. October nach Königsberg zurück.
*) Stephan Niemirycz, U.Kämmerer von Kiew, s. oben S. 248. 384.
') Auf einem beiliegenden Zettel: Mr. Czarnkowski Starosta Osiecki," M.
Smogulecki Starosta Lipinski, M. Pogorzelski Starosta Lowiecki, M. Zaleski
chorazy Lenzycki.
*) Der pfalzneuburgische Geh.Rath Theodor Stratmann, s. oben S. 381.
59*
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932 VIT. Briefe des Kurfürsten an Otto y. Schwerin. 1668—1671.
damitt dass dass ienige So dem Sobeiesky') versprochen gegeben
werde, haben wir den vndt die Gross Polner, darnach wirdt Sich das
andere alles woll schicken, itzo ist die Zeitt dass man den beattell ofne,
den sonsten schwerlich solche gelegene zeitt wider kommen mochte, ich
liege noch zu bette hoffe aber es werde Sich baldt besseren, hiemit tha
ich euch etc.
Nachdem ich alles mitt H. Nimritzen woll vberleget, so finden wir
nicht rahdtsam eine instruction dem ienigen mitt zu geben so nach Possen
verschickt werden solle, nur allein dass er bei obgenantten vieren per-
sonen anhalte das die election ehist geschehen möge, kein creditif darff
man ihme geben, weill Sie solches nicht annehmen durffen, H. Nim-
ritz, will durch denselben Schreiben vndt kan derselbe anhero kommen,
damitt er in desto besser informire.
Wir halten auch dafür dass es besser sey das die election im
Wintter als gegen den Sommer geschehe, weill im Sommer alles was
reitten kan alda zu Warschau sein werde.
Grunhoff den 6. October A" 1668.
^g|.g [Sendung Oelhars nach Grosspolen.]
6. Oct Lieber H. Schwerin, gleich itzo ist gelhar vndt Kirschenstein
von Soldo burttig albie angelangt. Ich hab gelharen die commission
aufgetragen vndt in informiret, dass er sich nicht für meinen Diener
aussgeben solle, sondern dass er zufelliger geschefte ha[l]ben alda zu ver-
richten hette, vndt were Ihme aufgetragen worden, zu vernehmen wie
euer Sohn') Sich in seinen studiren verhielte, dass der Neuburgische
Resident die 4000 fl. zahlen will ist mir lieb, vndt kan gelhar selbige
mitt nehmen vndt sie vnter den vieren theillen, wegen der Reisekosten
hab ich schon verordeoung gemacht, dass daran kein mangell sein wirdt,
H. Nimritz gibet Ihme einige Schreiben mitt ahn die viere, es sein
leutte die einen grossen anhang in Gross Pollen vnter dem Adell haben,
vndt viell guttes thun können, hiemitt thu ich Euch etc.
*) Der polnische G.Feldherr Jobann Sobieski, 8. oben S. 384, Krebs, Vor-
geschichte und Ausgang der polnischen Konigswahl i. J. 1669 (Zeitschr. d. histor.
Gesellsch. f. d. Provinz Posen III) S. 178 ff.
^ Vermuthlicb Schwerins dritter Sohn Friedrich Heinrich, geb. 14. Juli
1654, welcher später in polnische Dienste trat.
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Sendang nach Grosspolen. Conferenz mit Silyius. 933
8. 1. et d.
[Sendung Blaspeils nach Amsterdam. Conferenz mit dem englischen Gesandten.] .^^^
Lieber herr von Schwerin, Meine Gemahlin dringt sehr auff die [Juni.]
abschickung von Blaspeill nach Ambsterdam, vndt sehe gerne das noch
heutte eine conferens mit den Englichen ^) gehalten wurde, auff dass
man Blaspeillen desto besser informiren kontte. Ich werde dem ab-
geschickten sagen lassen, dass er frey mitt euch auss der sache confe-
riren solle, weill ich versichert were das solches verschwigen verbleiben
wurde.
Ruderstorff den 8./ [18.] September A" 1669.
[Rückkehr nach Berlin. Das Schulden werk der Landschaft] ^^^
Lieber herr von Schwerin, Diessen abendt bin ich alhie glucklich 18. Sept.
angelangt'), welches Ich euch hiemitt hab zu wissen thun wollen, vndt
werde morgen glibts Gott erst alhie fruhestucken, Auff dass Ich gegen
drey oder halb 4 in Berlin sein könne, ob nun meine kinder vnterwegenss
oder zum fruhestnck alhie kommen können, vndt ob euer Zustand zu
geben wirdt, solches wollet Ihr mir durch einen expressen zu wissen
thun, Ich vberschicke Euch was auss Pollen mir zukommen ist, wegen
des schulden wercks der Landschaft') werde ich mich mitt euch mundtlich
besprechen vndt Euren verschlag wie man die obligationes in lossen könne
vndt woher die mittel! zu nehmen sein vernehmen, hiemitt Gott be-
follen etc.
Ruderstorff den 9./ [19.] September A" 1669.
[Ursache der schleunigen Rückkehr nach Berlin. Znsammentreffen mit den Kindern.] .^^^
Lieber herr von Schwerin, Ewre beide Schreiben hab ich woll 19. Sept.
erhalten, dass ich meine reisse so schleunig nach Berlin thue, ist die
vrsache dass mein Vetter der Marggraff^) wie auch der Pfaltz Graff von
Snlsbach') zu Berlin sein, Weill der weck für die Pferde bis anhero
zu weitt feldt, so werde ich die kinder bey dem Buxhagen ein stundt
1) Gabriel Silyius, s. oben S. 672ff.
>) auf der Rückreise von Preussen, Schwerin war mit den Prinzen yorausge-
reist.
*) Vgl. ürk. n. Akt. X, S. 410ff.
*) Markgraf Christian Ernst yon Baireuth.
^) Pfalzgraf Christian August yon Snlzbach, s. oben S. 894.
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934 '^n. Briefe des Kurfürsten an Otto v. Schwerin. 1668—1671.
für der Stadt finden, was euere persohn betrift, werde ich zu Berlin er-
wahrtten, da ich dan wegen des So Ihr ahn mich begeret, mundtUch
mitt euch reden wil], inmittels kunnet Ihr Euere coramunion abwahrtteo,
Wo mitt ich Euch etc.
Potzdam den 17./[27.] October A^ 1669.
.««j, [Besuch der Kinder. Weinlese. Fischerei.]
27. Oct. Lieber herr von Schwerin
Ich hoffe das diesses euch bey gesundheitt finden werde, wen oieine
kinder fleissig gestudiret hetten, solte es mir lieb sein vndt erinnere Ich
mich der zusage so ich Ihnen gethan Sie anhero kommen zu lassen,
derhalben so Ihr es rahdtsam befindet, konten Sie auff zukünftigen
Dienstag anhero kommen, Ich hab mitt der weinlesse noch nicht ferttig
werden können, vndt haben mehr als wir vermuttet haben, auss des
Eppingers Teich hab ich 1200 schock Setzlinge gefischet, ich hab aber
keine kaufleutte, kontte Ihr mir etliche zu weissen wurde es mir sehr
lieb sein, hiemit thu ich euch etc.
Meine kinder wollet Ihr meinetwegen grussen.
Potzdam den 23. Martii/[2. April] A^ 16700.
[Unwillen über ein kaiserliches Schreiben. Rode. Die polnischen Forderungen sind
-«^rt zurückzuweisen.!
2. April. Lieber H. von Schwerin, Ich vberschicke Euch hiebey, das
Kayserliche handt Schreiben')) vndt muss gestehen, dass ich mir nieh-
1) Schon von v. Orlich III, S. 207, aber irrthümlich als vom 23. März 1673
mitgetheilt.
^ Kf. hatte sich (d. Königsberg 24. Juni 1669) bei Kaiser Leopold darüber
beschwert, dass dessen Gesandter in Polen, Graf Schaffgotsch, seinen nach dem-
selben dort angelangten Gesandten y. Hoverbeok und Jena die erste Visite sowie
die Oberhand in seinem Logement und das Prädicat Excellenz yerweigert habe, (s.
Pufendorf X, §85 S. 717f., vgl. oben S. 402) und hatte auch bei den übrigen
Kurfürsten über diese Verletzung des durch Kaiser Ferdinand III. eingeführten Ce-
rimoniells Beschwerde geführt. Der Kaiser erwiderte darauf (d. Wien 10. November
1669), nach einem beifolgenden Berichte Schaffgotschs könne er nicht finden, dass
derselbe ungebührlich gehandelt hätte, und beklagte sich seinerseits darüber, dass des
Kf. Gesandte in Regensburg von seinem neuen Principalcommissarius daselbst, dem
Bischof Marquard von Eichstädt, wider das Reichsherkommen die Oberhand und
das Prädicat Excellenz verlangt und, da ihnen dieses nicht bewilligt worden, dem-
selben die Visite verweigert hätten. Der Kurfürst übersandte darauf (d. Cöln 3./[13.] Fe-
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Unwillen aber den Kaiser. Zurückweisung der polnischen Forderungen. 935
mals ein so harttes Schreiben' eingebildet bette, den da ich sattisfaction
wegen des Graff Schafkutzen begert, wie vnbiliig, man mich solcher
gestaldt begegenet, der Teuffell muss alda gantz loss sein, in Yngern
stehen Ihre Sachen sehr schlim, vndt mich disiustirt man, lest mich
Gott leben vndt gesund theitt darbey, So werde ich suchen solches zu
revansiren, denn es ist zu grob, Das ist der danck dass ich Ihme die
Chron aufgesetz habe, die zeitt kan kommen das ich Ihn die ab vndt
einen anderen, der es besser meritirt als er, wider aufsetze. Was Brandt
wegen des Rodens Schreibet^) so muss Ihm befollen werden, dass er
Ihme noch dem Könige keine hofnung mache, dass ich den Yatter loss-
lassen werde, Ich sehe auch man will praetensiones ahn mir bey be-
schwerung der pacten machen, welches man auch bei zeitten abschlagen
muss, den in den pactten von keiner compensation gedacht wird, hiemitt
thu ich Euch etc.
Potzdam den 19./[29.] ApriUs A^ 1670.
ion V. Grockows. Zusammenkunft mit E. Sachsen in Lei
Lieber Herr Schwerin, Ich vberschicke Ihn hiebey des von 29. April.
[Relation v. Grockows. Zusammenkunft mit E. Sachsen in Leipzig.] .
bruar 1670) dem Eaiser einen Gegenbericht y. Hoyerbecks und Jena's, erklärte,
Schaffgotsch hätte „seine unverantwortlichen Proceduren colorieren wollen**, ver-
langte Satisfaction für den ihm durch denselben zugefugten Tort und forderte, der
Eaiser mochte künftig seinen Gesandten anbefehlen, seinen Gesandten dergleichen
Gontroversen nicht zu movieren. Darauf erfolgte ein neues Schreiben Eaiser Leo-
polds (d. Wien 16. März 1670), welches den Ef. so in Harnisch versetzt hat: „Mir
ist Ew. Ld. Schreiben vom 3. Februarii nechsthin sambt dem dabei gefuegten Gegen-
bericht des Freiherrn von Hoverbeck wohl eingeliefert worden. Und muess zwar
meines Orts hinwiderumb dahin gestellt sein lassen, auf was für einem Fundament und
Grund gedachtes von Hoverbecks Relation beruhen mag, will auch darauf nit so
hoch reflectiren, weilen unsere Gesandten gegen einander in contradictoriis besteben
und das uhralte Reichsberkommen in dieser Differenz zwischen beeden Theilen den
Entscheid ohne einzigen Theiles Offension gar klar geben kann." Darauf beklagt er
sich aufs neue über das Verhalten der Gesandten des Ef. in Regensburg gegen den
Bischof von Eichstaedt und bemerkt zum Schluss: „Also lebe ich der beständigen
Zuversicht, Ew. Ld. werden vorbesagte Ihre Gesandten dahin gemessen instruiren und
anweisen, dass sie sich in diesem Fall dem kundbaren Reichsherkommen und mithin
auch andern Churfürstlichen Gesandten allerdings conformiren, mit der Ihnen von
meinentwegen gebenden Gegen Versicherung, dass von meinen Eaiserlichen Commis-
sariis ihnen hinwiederumb dem üblichen stylo imperii gemäss mit beböriger Civilet
begegnet werden solle, wie Ich mich dann auch, wann mir hierinnen gebührende Sa-
tisfaction beschehen sein wird, wegen Ew. Ld. Verlangens solcher Gestalt erklären
will, dass Sie sich zu beschweren nicht Drsach haben werden. **
») S. oben S. 438 f.
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936 VIT. Briefe des Kurfürsten an Otto ▼. Schwerin. 1668—1671.
Erokao') Relation, vndt werde ich mitt Euch wan wir zusammen kom-
men darauss reden, Ich hab gestern von hertzogen von Holstein in
vertrauen verstanden, dass der Baron von 6oss auch nach Leiptzig*)
gehen werde, es scheindt das man alda mich zur tripel Alliance zu be-
wegen suchen werde, oder dass der Kayserliche alda zu penetriren
suchen werde was zwissen Chur Sackssen vndt mir fiirgehen werde,
hiemitt thn ich Euch etc.
Grimnitz den 10./[20.] Maij A^ 1670.
[Aussicht zu gutlichem Ausgleich mit Wolffenbuttel. Sistierung des Marsches der
Truppen.]
1670. ^^ ^
20. Mai. Lieber Herr Schwerin, Aus des hertzogen von Wolffenbattels
Schreiben hab ich ersehen, dass Sie zwahr zum vergleich') incliniren,
auch die interposition von Chur Sackssen annehmen wollen, iedoch
Sich bey der possession manuteniren wollen. Ich hoffe aber sie werden
noch mehr wasser in Ihren wein thun, vndt weill ich sehe, dass mitt
dem marsch der truppen in etwas verzogen werden muss, so bin ich
auch der meinung dass man Sie beordere, auff ienseitt der oder biss
fernere ordre komme zu verbleiben, vndt sich von einander zu iogiren
dan wan sie bey sammen stehen wurde es ohne beschwer des landes
nicht zugehen, es konnte der Generali Adiutant Kallenberg Ihnen ent-
gegen gcHchickt werden, welches Ihr Ihn in meinen nahmen zu befeilen
habt, die guttliche handtlung werde ich nicht aussschlagen, wan man
wegen des schimpfs nur sattisfaction thut. Ich gehe heutte nach
Schonebeck, hiemitt thu ich Euch etc.
Beiliegendes so in zieffern von Krakau wollet Ihr deciferiren lassen
vndt mir alssdan zuschicken.
0 L. Q. V. Grockow war Februar 1670 als Gesandter nach Frankreich ge-
schickt worden, s. ürk. u. Akt. XIII, S. 12.
^ Ueber die im Mai 1670 zwischen Kf. und dem Kurfürsten Johann Georg
yon Sachsen zu Leipzig abgehaltene Zusammenkunft s. Auerbach S. 344, Urk.
u. Akt. XIV, 1 S. 452f.
^ Ueber die damaligen Streitigkeiten des Kf. mit den braunschweigischen
Herzogen über die Grafschaft Reinstein s. Steinhoff, Gesch. der Grafschaft Blanken-
bürg, der Grafschaft Regenstein und des Klosters Michaelstein (Blankenburg u. Qued-
linburg 1891) S. 156 f. Vgl. ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 453 f. und oben S. 451.
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Zusammenkunft mit K. Sachsen. Streit wegen Reinstein. 937
Potzdam den 17. /[27,] Mail A" 1670.
[Ueberscbickte Schreiben, die polnische Angelegenheit.] .^.^
Lieber Herr Schwerin, Ich vberschicke euch hiebey die zwey 27. Mai.
schreiben ahn meinen vetter den Marggraffen welche Ihr alda vberschrei-
ben lassen wollet, die andere schreiben ahn Krakaa vndt Rumbs-
winckell seindt mitt hiebey geschlossen, Carrellen^) wolt Ihr sagen
dass ich es ihn verzeihe, vndt hoffe er werde inskunftige sich enderen.
Die polnische sache ist von grosser wichtigkeitt vndt bedarf woll nach-
gedacht zu werden derhalben man sich nicht vbereillen muss, wen ich
wider nach Berlin komme, wollen wir dar von reden, hiemitt Gott be-
foUen etc.
Potzdam den 8./[18.] Junii A^ 1670.
[Rechnung Battiers und deren Prüfung durch einen Juden.] .^.^v
Lieber herr von Schwerin, Mitt dem concept ahn den hertzogen 18. Juni.
von Croy bin ich gantz einig vndt habe nichts darbey zu erinneren, hie-
bey vberschicke ich euch die rechnung so Battir^) dem Juden zuzu-
stellen verwegert hatt, welche Ihr dan dem Juden zustellen könnet, da-
mitt er sehe ob mer gelder darauss gefallen sein, als Battier berechnet
hatt, er diesse rechnung meiner gemallin zugeschickt, welche mir selbige
gegeben, Ich vernehme auch dass Battier willens ist, dass er abdancken
wolle, vndt heldt es für einen schimpf das der Jude seine rechnung
durchsehen solle, ich hab darauff geantworttet, dass wan ich ahn seiner
stelle were, wolte ich, wan ich in meinem gewissen versichert were,
dass ich nichts veruntreuet hette, zulassen das man nicht allein Juden
sonderen auch andere leutte zu abstattung der rechnung verordnen mochte,
hiebey habt Ihr auch ein Schreiben vom Konige von Dennemarck zu
empfangen, welches mir H. Lincker vberreichet hatt, hiemitt thu ich
Euch etc.
Potzdam den 6./ [16.] Julii A« 1670.
[Die polnische Angelegenheit, keine Nachgiebigkeit. Untersuchung des Tumultes in
Berlin.] j^^^
Lieber herr von Schwerin, Ich vberschicke euch hiebey die Re- 16. Juli.
<) Der Kurprinz Karl Emil.
^ Peter Battier, yon Kf. April 1668 zum Amtskammerrath bestellt.
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938 VII. Briefe des Kurfürsten an Otto ▼. Schwerin. 1668—1671.
latioD auss Warschau '), darauss Ihr ersehen werdet wie die sachen
stehen, Ihr wollet eine andtwort darauff abfassen lassen, vndt darin
muss Ihnen aussdrucklich befollen werden^, das Sie keines weges das
aller geringste nicht nachgeben vndt allein vndt bloss bey die Brom-
bergische pacten verbleiben, denn wo nur das geringste geendert wirdt.
So werden Sie nach meinem Tode meinem Sohne noch mehr zusetzen,
vndt von Ihn forderen, von der ersten belenung so der hertzog von
Preussen bekommen, kan man klerlich sehen wie Sie alzeitt weitter
gangen sein, vndt dafeme Sie grosse difficulteten machen mochten ist
es besser das Sie die gesantten cum protestatione dauon ziehen, den
tumult so in Berlin gewesen hab ich befollen zu vntersuchen, denn es
kan keiner richter von sich selbst sein, haben Sie zu klagen, so sachen
Sie es bey mir, den ich hab niehmanden meines wissens recht versagt,
auss solchen tumult knntte mir selbst vngluck zu wackssen, hiemitt
thu ich euch etc.
Potzdana den 29. Decemb. A** 1670/[8. Januar 1671]-
[Feindliches Verbalten des Königs yon Polen. Groy^s Intercession fnr Ealcksteio.]
1671.
S.Jan. Lieber H. von Schwerin, Ich habe gesteren gar spette die preus-
sische post empfangen vndt des Birnhauers Schreiben durchlessen
vndt darin befunden dass der Konig') einge Schreiben ahn die Stende
in Preussen abgehen lassen wolle, vmb selbige gegen mich zu animiren,
auch Ihnen hulffe verspricht, ob nun diesses gewis stelle ich ahn seinen
ohrdt, es muss aber dem Stadthalter ^) geschriben werden darau£f ein
wachendes äuge zu haben, das die geuatterschaft so vbell aufgenommen
wirdt, ist auch kein zeichen von freundtschaft, Ihr wollet der sache
weitter nachdencken, auifen Sonnabendt werde ich wider reinkommen,
da ich dan das werck erwegen werde, wie man Sich gegen den Eonig
daferne er aus einer mucken einen Elefanten machen will, verhalten
soll, Ich halte festiglich dafür, dass der kayser in diessen werck mitt
spület, ich hoffe aber das der Türkische krieg werde meine Sachen
') Gemeint ist «abrscbeinlich die Relation y. Hoverbecks und t. Ost an 's
vom 1. Juli 1670 (oben S. 457 ff.).
») S. das Rescript vom 13./23. Juli 1670 (oben S. 465).
^ König Micbael von Polen.
*) Der preussiscbe Statthalter Herzog Ernst Bogislav von Croy.
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Besorgnisse vor Polen. 939
wieder gatt machen, der hertzog von Chrau intercediret^) far Kalck-
steinen, welches mich sehr verwundert, da er den Menschen so woU
kennet, hiemitt etc.
Potzdam den 7./[17.] Janaarii A^ 1671.
[Bevorstehende Ankunft in Berlin.]
^ 1671.
Lieber H. von Schwerin, Ew. Schreiben hab ich gleich itzo em- 17. Jan.
pfangen vndt weili H. Schmissing') zu Berlin ankommen, vndt der
Polnische gesantter') alda in zwey tagen erwarttet wirdt, So bin ich
willens Montag geliebts Gott nach Berlin zu gehen vndt darff also
Meinerts nicht hiher kommen, man wirdt auch befeilen müssen das die
post nicht hiher sondern nach Berlin komme, hiemitt Gott befoUen etc.
8. 1. et d.
[Schreiben der Herzogin von Kurland, Krankheit Schwerins.]
Lieber H. von Schwerin 167L
Ich vberschicke Ihme hiemitt die andtwort auff meine beide
Schreiben so ich ahn meine Schwester in Churlandt abgehen lassen,
darauss Ihr sehen werdet, dass man den Landtgraifen*) keine satisfaction
zu thun willens ist, vndt es auif mich ankommen lassen will, den Landt
Graffen zu befridigen, welches mein wille garnicht ist, Ihr wollet selbige
sch[r]eiben durchlessen, vndt ia in acht nehmen, dass Sie in keine andere
hande gelangen, weill es nicht dienet, dass es ausskomme, es ist mir
leidt dass Ihr euch so vbell befindet, sonsten hette ich hiraus mitt euch
geredet, so bald Ihr wider besser werde ich solches mitt euch vber-
legen.
>) S. V. Orlich III, S. 348.
') Der Munstersche Domdecbant Matthias Kor ff v. Schmising, vgl. ober
dessen damalige Sendung nach Berlin Urk. u. Akt. XIV, 1 S. 470f.
») Opacki s. oben S. 496 ff.
*) Landgraf Friedrich von Hessen-Homburg, der sich 23. October 1670
mit der Nichte des Kf., der Prinzessin Luise Elisabeth von Kurland, vermählte,
damals in den Dienst des Kf. trat und von diesem 9. December 1670 zum General
der Cavallerie ernannt wurde, s. Jungfer, Der Prinz von Homburg (Berlin 1890)
S. 40ff.
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940 VII. Briefe des RarföreteD an Otto ▼. Schwerin. 1668—1671.
Potzdam den 4/ [14] Feb. A" 1671.
[HofFnung aaf Beeodigung des Hoxterschen Streites, v. Kreutzberg. Die Cölner
lA^I Angelegenheit]
14. Febr. Lieber Herr von Schwerin, gestern spette hab ich Ewer Schreiben
empfangen, vndt ist mir lieb dass Höchster *) evaquiret wirdt vndt die trac-
taten angehen sollen, Ich hoffe es werde dass diesses neue angefangene
feuer bey zeitten werde geleschet werden, Crakauen') sein Schreiben
habt Ihr hiebey zu empfangen wie auch des Geriken') relation auss
Hamburg, auss beigelegtten Schreiben des von Knisebeck werdet Ihr
ersehen wie es in Francken bey den Marggraffen zugehet, Euere Rela-
tion den von Crentzberg^) betreffendt halte ich dafür das besser sey,
0 Ueber den damaligen Streit des Bischofs Christoph Bernhard Ton Mon-
ster mit der Stadt Höxter und den braunschweigischen Herzogen, welche letz-
tere nnWstützten, s. Tücking, Geschichte des Stifts Monster unter Christoph Bernard
Ton Galen S. 163(r., ürk. u. Akt. XIV, 1 S. 470 ff.
^ Lorenz Georg y. Crockow, damals Gesandter in Paris.
^ Otto ▼. Guericke der jüngere, Resident des Rf. in Hamburg.
*) Johann Arnold Freiherr von Quadt zu Kreuzberg, Clevischer Amts-
kammerpräsident. — Da durch den Erbvergleicb vom 9. September 1666 die kirchlichen
Verbältnisse in den jülich-clevischen Landen nicht yollständig geordnet und Ton den
Evangelischen in Jülich und Berg weitere Klagen über Bedrückung vonseiten der
pfalzneuburgischen Regierung erhoben waren, so hatte Kf. (s. Lehmann, Preussen
u. die katholische Kirche 1, S. 69 ff.) zu Anfang des Jahres 1670 neue Verhandlungen
mit dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm beginnen lassen. Eine C^nferenz hatte in
Duisburg stattgefunden, gegen eine dort verabredete Vereinbarung inbetreff der Immunitat
der Geistlichen aber hatten zuerst die clevischen und nachher auch die märkischen Stande
einen Protest eingereicht (Lehmann a. a. 0. S. 241f.). Kf., sehr ungehalten über diese
Einmischung der Stande, hatte dieselbe nicht nur zurückgewiesen (ebendas. S. 243)
sondern auch die clevische Regierung angewiesen, eine Untersuchung der Sache an-
zustellen, und der von dieser vernommene Landsyndicus Nies s hatte angegeben, dass
ihm von Kreuzberg die Materialien zu jenem Protest an die Hand gegeben seien.
Doch hatte er nachher diese Aussage wieder zurückgenommen, Kr. selbst dieselbe für
unrichtig erklärt und Kf. darauf (d. Potsdam 2./12. August 1670) die Regierung ange-
wiesen, um Weiterungen zu verhüten, die Sache abzuthun. Kr. zu versichern, dass
9 er ihn ausser allem Verdacht und sich seiner Treue und Devotion versichert halte^,
und Niess wegen seiner Unvorsichtigkeit einen Verweis zu ertheilen. Krenzberg
aber hatte sich dabei nicht beruhigt, sondern eine neue Rechtfertigungsschrift einge-
geben, durch welche sich der Statthalter Fürst Moritz von Nassau und der G.Major
V. Spaen schwer beleidigt fühlten. Auf die heftigen Beschwerden derselben hatte
darauf Kf. (d. Coln 9./1 9. November 1670) die clevische Regierung beauftragt, Kreuz -
berg anzuweisen, jenen beiden völlige Satisfaction zu geben, ihn inzwischen aber von
allen seinen Chargen zu suspendieren und ihm zu verbieten, sich an einem Ort, wo der
Statthalter anwesend sei, aufzuhalten. Kr. war darauf zu Ende des Jahres nach
Berlin gekommen, um sich wegen dieser Sache und anderer Anklagen, welche Fürst
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Die Ereuzbergscbe Sache. Unwillen über die preussischen Stände. 94t
dass er fürst Moritzen erst satisfaction thue, vndt wirdt es Sich nicht
schicken dass er ehe audientz habe, insonderheitt weill ihm verbotten
nicht ahn den ohrtt zu kommen wo fürst Moritz ist, zu deme wirdts
besser sein, dass er Sich, wan Fürst Moritz alhie sein wirdt, verantt-
wortte, alssdan kan man Sie beide gegen einander hören, Mich ver-
wundert, dass Crakau in allen Seinen relationen nicht gedencket ob er
mitt Ligene*) wegen der Stadt Collen') geredet habe, vndt wirdt Ihme
nochmals befollen werden müssen, dass er dauon gedencke, vndt dass
es ein grosses aufsehen bey freunden vndt feinden geben werde, hiemitt
Gott befollen etc.
Potzdam den 8./ [18.] Februar A^ 1671.
[Unwillen aber die preussischen Stände und die zur Untersuchung der Eaickstein-
sehen Sache bestellten Kommissare. Befehl, die Tortur vorzunehmen.] ^^„^
Lieber H. von Schwerin, bey inkommender Preussischen post hab 18. Febr.
ich so viell ersehen. Das man') nur auff gutte wortte bestehe, im vbri-
gen aber nichts willigen wolle, derhalben befinde ich für rahdesam dass
man den Lantag aufhebe vndt die Stende von ein ander gehen lasse, in
betrachtung dass solche widerwerttigkeitten mir nuhr von etlichen leutten
welche sich nur damitt herfurthun wollen, herruret, vndt Sich dadurch
grossen creditt bei den stenden machen wollen. Ich werde von tage zu
tage in meiner meinung gestercket, wen ich ansehe dass comportement
der bossen leutte. Ich proteBtire für Gott vndt begere nochmals dass Ihr
Sie für Ihren vngluck warnen damitt Sie denen die daran schuldt nicht
folgen, den ich solche zu seiner zeitt schon zu finden vndt exemplarisch
zu straffen wissen werde. Ihm mittels will ich das ahn die Ober- Rette
Nassau und t. Spaen gegen ihn erhoben hatten, zu rechtfertigen. Zwar hatte er
keine Audienz erlangen können, doch eine Resolution des Kf. (d. Cöln 2./[12.] Januar
1671) erhalten, er solle in seiner schriftlich einzugebenden Verantwortung gebührend
gehört werden, im übrigen aber solle es bei der Verordnung Yom 19. November ver-
bleiben, falls er nicht beweisen könnte, dem Inhalt derselben nachgelebt zu haben.
Darauf gab Kr. eine Rechtfertigungsschrift ein, in der er behauptete, jene Verordnung
nicht übertreten zu haben, und um Restitution und Gewährung einer Audienz bat,
welche Schrift die Geh. Räthe dem Kf. am 12. Febr. einsandten.
') Der französische Minister Lionne.
') Ueber die damaligen Streitigkeiten des Kurfürsten von Cöln mit der Stadt
Cöln s. Ennen, Frankreich u. der Niederrhein I, S. 196 ff., ürk. u. Akt. XIV, 1
S. 470ff.
') Ueber die damaligen preussischen Landtagsverhandlungen s. v. Baczko,
Gesch. Prcussens V, S. 397 ff.
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942 VIT. Briefe des Kurfürsten an Otto t. Schwerin. 1668—1671.
vndt Stadthalter geschriben werde, das Ich als ein Erb vndt Ober herr
solche verordnoDg thun werde wie es des Landes zostandt vndt meines
hausses beste erfordert, vndt Ich für Gott vndt der posteritet veraot-
wortten kan, derhalben ich für gott ansehe, auch schon die orderen ab-
gehen lasse dass einige volcker vorahn nach Preassen gehen, damitt Sie
die nottige execution verrichten, auch das die Milice wegen vnterbaltung
nicht ruiniret werde, In der Kalcksteinischen ') sache, sehe Ich gnogsahm
das die Preussen der Katzen die schelle nicht anhengen wollen, vndt
hette Ich mich von Ober Burggraifen ') vndt D. Lauen*) far anderen
solches nicht versehen, auff diesse ahrdt vndt weisse hab ich Dieners so
vber meine actiones sich gewissen machen vndt mir nicht gehorchen
wollen, da ich doch von Ihnen gehorsahm haben will. Ich begere nicht,
dass Sie wider gewissen handellen sollen, aber was ich im geheimen
Rahtte geresolviret vndt wollbedechtlich geschlossen, will ich exeqairet
haben, Ich sehe auch dass Sie die commissarien so von hinnen gangen^)
ins Buckshorn getriben haben, auch dass der Generali Maior Gotzke*)
irre gemacht worden ist, wie auss beiderseits Schreiben zu ersehen, Ich
lasse es noch bey voriger verordenung bewenden, vndt muss ein harttes
schreiben ') sowoll ahn die commissarien als ahn G. maior Gortzky ab-
gehen, darin wegen der tortur Ihnen nochmals befoUen werde zu ver-
fahren, den Preussischen sowoll als den anderen wirdt auch in gesambt
schreiben ein scharifer verweiss gegeben werden müssen, vndt dass Ich
Ihnen einmahll vndt für alle mahl nochmals befelle, die execution vnge-
seumbt zu verrichten, hiemitt thu Ich euch etc.
') V^l. Paczkowski in Forschungen III S. 419 ff.
^ Der preussische Oberburggraf Albrecbt y. Kai nein, s. über dessen Verbalten
in dem Kalcksteinscben Processe Paczkowski S. 421 ff.
3) Dr. Philipp Laue, Advocatus fisci zu Königsberg. Derselbe hatte den
früheren Process gegen Kalck stein 1667—1668 geführt, war 12. December 1670
vom Kf. zum Mitglied der Kommission ernannt, welche gegen den jetzt yerbafteten
K. aufs neue die Untersuchung führen sollte, war auch mit den übrigen Kommissaren
nach Memel gegangen, hatte aber von dort aus 8. Februar 1671 den Kf. gebeten, ihn
von dieser Aufgabe zu entbinden, da ihn „qualitas accusatoris a iudicio et qualitate
iudicis cognoscentis et exequentis inhabil mache.*'
*) Der Hof- und Kammergerichtsrath Adam Hasso v. Wedel 1 und der Con-
sistorialrath Georg Wilhelm Schar den.
^) Der Gen. Major Joachim Ernst v. Görtzke, Gouverneur von Memei,
ebenfalls Mitglied der Untersuchun^skommission.
^ Ein solches Schreiben erging d. Potsdam I0./[20.] Februar 1671, s. Pacz-
kowski S. 426f.
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Der Eaicksteinsche u. Kreuzbergsche Process. 94B
Ihr kunet diesse meine letzte resolution den alda anwesendeo
Kahtten auch commuDiciren.
Potzdam den 22. Febraar/[4. März] A*^ 1671.
[y. Kreuzberg sind bei seiner Verhaftung alle seine Papiere abzunehmen.] |«^|
Lieber herr von Schwerin, Es ist mir nach Ewerer weckreise in- 4. März,
gefallen, das zu besorgen stehen mochte, dass der von Kreutzberg^),
seine meiste Schreiben bey sich im sacke haben mochte, Also were da-
hin zu sehen, dass man selbige von Ihme nehme, den ich befurchte er
mochte selbige in seinen losament nicht gelassen, sonderen bey sich
tragen, Dahero nottig dass bey seiner verarrestirung man alle brieffe
vndt zedell so er bey sich hatt von Ihme nehme, vndt abfordere, welches
ich euch hiemitt zu wissen thue vndt verbleibe etc.
Potzdam den 24. Februar/[6. März] A" 1671.
[Pabst soll die Ziffern herausgeben, Battiers Flucht nach England.] .^^^
Lieber herr von Schwerin, Ewer Schreiben hab ich diessen morgen 6. März,
woll empfangen vndt darauss ersehen, welcher gestaldt D. Pabst') fur-
gibet, ob hette er die ziefferen verbrandt, welches mir eine grosse mut-
massung verursachet. Als ob ein mehres im Schreiben enthalten, als er
0 S. oben S. 940. Inzwischen hatte Kf. ein Schreiben des Fürsten Moritz von
Nassau (d. Wesel 15./25. Februar 1671) erhalten, in welchem ihm dieser mittheilte,
zuföllig sei ein Schreiben Kreuzbergs an seine Frau in seine Hände gerathen,
welches zeige, dass derselbe seine, des Fürsten, Reise nach Berlin vermittelst seiner
Freunde in den Niederlanden zu verhindern suche, ferner dass derselbe dort einen ge-
fahrlichen Anhang habe und auch mit den clevischen Papisten in geheimem Verkehr ge-
standen habe. Daraufhin befahl Kf. der Clevischen Regierung, alle Papiere Kreuzbergs
mit Beschlag zu belegen, Hess diesen selbst verhaften und nach der Festung Spandau
bringen, theilte den Geh. Rätben in Berlin am 4. März diese Anordnungen mit und be-
auftragte sie, alle in dessen Wohnung befindliche Papiere aufs Schloss in die Kanzlei
bringen zu lassen.
') Dr. Hermann Pabst, clevischer Justizrath, damals als Bevollmächtigter der
clevischen Stände in Berlin. Fürst Moritz von Nassau hatte zusammen mit dem
Schreiben Kreuz bergs an seine Frau auch einen zum Theil chiffrierten Brief Pabsts
betreffend Kr. und Niess in die Hände bekommen und davon dem Kf. Anzeige ge-
macht. Derselbe schreibt (d. Wesel 11. März 1671): „Dr. Pabst zu Berlin ist des Frei-
berm v. Winnenthal wohlbestellter espion, selbiger hat ihn gegen Wille der Städte
mit ungestümen Worten durchgedrungen, wozu der Bürgermeister Die st nicht wenig
geholfen hat.**
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944 VIT. Briefe des Kurfürsten an Otto v. Schwerin. 1668^1671.
aussaget, derhalben were ihme nochmals zu befellen, dass er die ziefferen
ausshandige, zu mallen man solche woll dissiferiren wurde, vndt wen ein
mehres darin gefunden wurde, er eine schwere verantworttang bekommen
wurde, Ich vermuhtte gar gewiss, dass in solchen Schreiben viell nach-
rieht sein wirdt, Ich schicke euch hiebey die zieffer nehbenst seinem
Schreiben wider. Batteier') ist nach Engelandt gangen, were also gutt
dass ahn Konige ein Schreiben gemacht werden möge, ob man ihn alda
aussgeandtwort bekommen könne, mich verlangt was in den Schreiben
so Kreutzberg bey Sich gehabt sein werde, Ihr wollet mir solches za
wissen thun, hiemitt Gott befollen etc.
Potzdam den 25. Febrnar/[7. März] A** 1671.
[Instruktion für Butendach. Das niedersächsiscbe Kreisoberstenamt. Miintangelegen-
1^.. heit. Magdeburger Zoll. y. Ereuzberg.]
7. März. Lieber Herr von Schwerin, Ich hab die instruction des Baden-
dags') nach luneburg verlessen, auch vberschicke ich solche volzogen
wider, bey dem Creis Obristen Ambtte hab ich diesses nur zu erinnem
dass es gutt were dass ein ander als Braunsweig darzu gelangen
mochte, in betrachtung dass die hausser Braunsweig vndt Lüneburg
solches so lange zeitt besessen haben, vndt dahero geleichsam ein recht
machen, als ob es zu Ihren hausse erblich gehortte, Ich pretendire es
nicht, nur halte ich dafür, dass wan Budendach Hertzogen Georg
Wilhelm mein votum gebe, er dabey anfügen solte, dass hiedurch
Ihnen kein recht gegeben wurde, solches bei Ihren hausse stetz zu haben.
Auch hette er zu ahntten, dass man mir das Eayserliche Schreiben so
ahn Creisse abgangen nicht vorhero communiciret hette, damitt Ich meine
gesantten desto besser hette informiren können, vndt dass man verhofte
dass es ins künftige geschehen wurde. Was die verhohung des Reichsthll.
betrift, konte man diese reson beifugen, dass wan der thll. in so gntten
wehrt geschlagen wurde, selbiger aussen reiche verführet, hergegen wan
») S. oben S. 937.
^ Johann Buten dach, Halberstädtischer Vicekanzler. Derselbe war, nachdem
König Karl XI. von Schweden und Herzog Georg Wilhelm Yon Gelle als aus-
schreibende Fürsten des niedersacbsischen Kreises (d. 17./[27.] Januar 1671) den Kf.
zur Beschickung eines auf den 6./16. März zu Luneburg angesetzten Kreistages ein-
geladen hatten, zum Bevollmächtigten auf diesem ernannt worden und die Oeh. Käthe
hatten am 6. März die für denselben entworfene Instruktion dem Kf. zugeschickt
Ebendieselben theilen B. am 7. März zugleich mit der Instruktion die obigen Erinne-
rungen des Kf. zur Nachachtung mit.
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Sendung Butendachs. Der Kreuzbergsche Process. 945
er mehr gelten, wir gutte Rthll. ins Reich bekommen wurden. Wegen
der Zollsache ist es gantz vnuerfenglich, mich wundert aber sehr, wo-
rumb Michell Matteis*) wegen der 4 grossen, so die Stadt Magdeburg
mir von Ihren thll. so sie kraft fridensschlusses vom wiespell nimbt geben,
so grosse difßcultet machet weill solches auch ein altes herkommen ist.
Ich halte aber dafür dass die Cammer solche inkunft gerne in banden
haben wollen, herren Cöppen*) wolt Ihr andeutenn, dass er articullen
auss des von Creutsbergs schreiben aufsetze, welche Ihr als dan im
geheimen Rahdtt durchsehen vndt mir Sie anhero zu durchsehen zu-
schicken wollet, hiemitt thu ich euch etc.
Potzdam den 26- Marti!/ [5. April] A" 1671.
[Köppens Bericht in der Kreuzbergseben Sache. Klage aber Mangel an Verscfawie-
genheit.] ,g^,^
Lieber herr von Schwerin, Was mir H. Koppen') für einen bericht 5. April,
in der Kreutzbergischen sache thut, solches habt Ihr auss beigelechten
seinen Schreiben zu vernehmen, gleichfals auch werdet Ihr ersehen^ wer
der gewesen, so dem von Kreutzberg ^Ues kundt gethan, vndt ist ein
H. vbell dran, wan man dassienigo so im rahtte geredet vndt auss bracht
wirdt erofnet, wie Ihr den auss des Kreutzbergs Schreiben so er ahn
mich thutt solches mit meren werdet vernehmen kunnen, es scheindt
auch das noch mehre sein müssen welche Ihn alle nachrichtunge gegeben
haben, hiemitt Gott befollen etc.
Potzdam den 20. /[30.] Aprilis A^ 1671.
[Ankunft des französischen Gesandten, Schwierigkeit seiner Einquartierung.] ^
Lieber herr Schwerin, Gleichitzo kumpt der Franschosische am- 30. April,
voie*) mitt einer mitt kutzen') anhero, er hatt Sich aber bey mir noch
') Michael Matthias, Hofrentmeister und Hofpostdirektor.
*) Der Geh. Ralh Dr. Johann Koppen.
') Kf. hatte (d. Potsdam 24. März [3. April]) Koppen sowie die Kammerge-
ricbtärätbe D. Esich, v. Hrechem und Almerschen zu Kommissaren eruannt, um
den in Spandau gefangen gehaltenen Kreuzfeld auf gewisse Artikel 'zu befragen.
Das Verhör hatte am 4. April begonnen.
*) Louis de Verjus, s. über dessen damalige Sendung au Kf. Pufendorf XI,
§ 18 (S. 752f.), Urk. u. Akt. H, S. 507, XIV, S. 479ff., Droysen HI, 3 S. 242f.
^) Miethskutsche.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfürsten. XU. GO
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946 VII. Briefe des Kurfürsten an Otto v. Schwerin. 1668—1671.
nicht angeben lassen, es feldt itzo eben in die Feiertage da wir vnsere
devotion alhie verrichten werden, Ich wolte woll dass er hie were, vndt
dass der Obermarschalck ') anhero kerne, wegen des losaments bin ich
bekümmeret, in der Stadt ist es sehr schlegt, aufs haus zu legen ist
bedencklich, wollet mir euere gedancken zu wissen thun, dafeme er
audience begertte wie man Sich zu verhalten habe, thutt mir solches
sofordt zu wissen, hiemitt Gott befollen etc.
Potzdam den 21. Aprili8/[1. Mai] A" 1671.
I^.^l [Proposition des K.Cölnischen Gesandten, mit demselben abzuhaltende Conferenz.1
I.Mai. Lieber herr von Schwerin, Ich vberschicke euch hiebey, das ienige
proiect der Aliiance, vndt wirdt nottig sein, dass Ihr mitt dem Colni-
schen') eine conferentz haltet, man muss sich aber hutten dass man
sich nicht angasire, es ist ein wichtig werck, es gemandt mir ahn die
Berenhaudt die geteiltt wirdt, vndt der behr ist noch nicht gefangen,
ich wolte woll dass man die sache noch aufhalten kuntte, zweifelte aber
sehr daran, so baldt Ihr die conferentz werdet gehalten haben, so wollet
Ihr anhero kommen, der Colnische hatt zwey Punckten darnehben
proponiret, erstlich wegen der Stadt Collen'), der Churfurst will Sich
nicht inlassen für die commissarien so vom Kayser verordnet, biss die
Stadt belobe die Volcker herauss zu schaiTen, vndt dan dass Sie die
neuen fortificationes instellen vndt Ihme was Sie für Alters schuldig
sein prestiren, zum anderen wegen des was zu Regenspurg wegen der
coUecten ^) so man von den Stcnnen nehmen soll, furgefallen, diese zwey
letzt puncten will er dass man sie den Kayserlichen recommendire, hie-
mitt Gott befollen etc.
Potzdam den 27. Aprili8/[6. Mai] A" 1671.
[Dem französischen (Jesandten zu ertheilende Antwort, keine Neutralität, womöglich
ist der (Jesandte aufzuhalten, Schw. u. Somnitz sollen zur Berathung nach Potsdam
|/|^l kommen.]
G.Mai. Lieber herr Schwerin, ich hab gestern spette euer Schreiben er-
*) Kaban v. (^an stein.
■0 Franz Nicolartz, Hildesheimscher Vicekanzler, vgl. über dessen Sendung
Pufendorf XI, § 17 (S. 7jlf.), Urk. u. Akt. XIV, S. 479flf., Droysen HI, 2
S. 242 f.
'') S. obi^n 8.941.
♦) S. Pai-hner v. Eggenstorff I, S. 51 2 ff., Urk. u. Akt. XIV, S. 472. Vgl.
Droysen 111, :5 S. 232ff.
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Verbandlungen mit Nicolartz u. Verjus. 947
halten, vndt darauss ersehen, welcher gestaldt die conferentz mitt dem
franschosischen abgeschicktten ^) abgangen, vndt dass er mitt meiner
resolution nicht fridlich gewessen, sonderen wegen der Neutralitet tracti-
ren wolte, Ich sehe hieraass so viell, das er entlich auff eine cattegorische
erklerung dringen wirdt, vndt mich zu binden durch die Neutralitet dass
ich keine freie hande gehalten soll, Was^) Neutral zu sein ist hab ich
schon vor diessen erfahren, vndt wan man schon die allerbesten condi-
tiones hatt, wirdt man doch vbel tractiret, ich hab auch verschworen
mein lebenlang nicht neutral zu sein, vndt wurde mein gewissen damitt
beschweren, Ich hab diesse gantze nacht wegen diesser wichtigen sache
nicht schlaffen können, vndt hab Gott fleissig angeruffen, mir im sin zu
geben was ich zu thun vndt zu lassen hette, vndt halte dafür, dass am
besten were, den gesantten aufzuhalten, vndt dadurch zeitt zu gewinnen,
vndt zu sehen wie der anfang des krieges ablauffen werde, inmittels
muste man freie hande behalten, vndt in Schweden schicken, mitt dem
Feldtherrn Frangellen erst hirauss communiciren, vndt der Chron
gedancken vernehmen wohin Sie inclinirten, den ich gewis dafür halte,
das Sie gleichwoll dahin sehen werden, dass der Staadt nicht gantz
vberhautfen geworffen werde, sonderen das Evangelische interesse mitt
beobachten werden, wen aber nun der abgeschicktte sich nicht aufhalten
lassen will, wirdt die frage sein was zu thun sey, Ich befinde dahero
nottig das Ihr anhero kommen, auch woU H. Somnitzen mittbringen
kunnet, vmb diesses hohe werck desto besser zu vberlegen, Sumnitz
ist mitt vns einig, dass man Sich in den krieg nicht angasiren solte,
vndt keine pure abschlegige antwortt zu ertheillen, das were woll gutt,
wen man solche finden kuntte, aber Ich sorge er werde sich solcherge-
staldt nicht abferttigen lassen, vndt wirdt noch mehres in commissione
haben, Ich werde dem Wercke noch ferners nachdencken, vndt euerer
alhie erwahrtten, wan Carrell*) gegen Dienstag herkommet, ist es noch
zeitt genug, aldan kan er donnerstag wider nach Berlin gehen, hiemitt
Gott befollen etc.
') Verjus.
2) Diese Stelle ist schon abgedruckt bei v. Orlich, Friedrich Wilhelm der
Grosse Kurfürst S. 118, s. auch Droysen III, 3 S. 243.
^ Der Kurprinz Karl Emil.
f)0*
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948 VII. Briefe des Kurfürsten an Otto t. Schwerin. 1668 — 1671.
Potzdam den 13./[23.] Maii A" 1671.
[Die boll&ndiscbe Proposition, die Frage der Evacuation der clevischen Festungen.
Befehl, mit Pfalz-Neuburg abzuscbliessen.]
1671.
23. Mai. Lieber herr Schwerin, Das Schreiben von H. RumbswinckelT)
hab Ich durchlessen, wie auch Ewere antwordt, dabey ich nichts zu er-
inneren habe, dieweill es nur eine vorantwort ist, ob man bey itzigen
zustandt von evacuation der Stette gedencken solle, bedarf woll einer
sonderbahren deliberation. Ich erinnere mich das bey den tractaten so zu
Cleue furgingen'), Ich vmb orssau anhielte, da hatten Sie auch, ich
mochte doch bey der coniunctur nichts dauon gedencken, wen Sie wider
ruhe hetten, weiten Sie mir volkommene satisfaction thun, wie Sie sich
aber gegen mich nach der zeitt bedragen, solches wirdt Euch annoch
wissendt sein, vndt kumpt mir solche proposition sehr befrembdet für,
vndt nehme es also als wen es Ihnen nunmero gelegen were dauon zu
gedencken, vndt ist dieses kein mittell sich mitt mir in besseren ver-
nehmen vndt alliance zu setzen. Ich vberscbicke euch hiebey auch das
Schreiben vom Pfaltz Graffen von Neuburg'), wen wir Evangelische
von beiden Religionen alles erlangen was wir begeren vndt wünschen
mochten, worumb sollen wir den Romisch CattoUischen nicht auch was
gönnen, zumallen weillen Sie das exercitium religionis frey haben, was
Ihr wolt das euch die leutte nicht thun sollen, das solt Ihr Ihnen auch
nicht thun, derhalben befelle ich euch mitt dem wercke fordt zu fahren,
vndt zu schliessen, welches Ihr denen anderen Rahtten sagen kunnet,
den ich für Gott solches verandtwortten will, weill Ich sehe das seiner
kirche nichts dauon abgehet, sondern viell mehr zuwackssen thutt. hie-
mit thu ich euch etc.
Potzdam den 20./ [30.] Maii A" 1671.
[Von dem Markgrafen von Baireuth zu fordernde Satisfaction. Niemiryczs Nach-
richten aus Polen. Besorgnis vor einem Angriif gegen Reinstein, v. Kreuzbergs
Frau.]
1671.
30. Mai. Lieber herr von Schwerin, Ich hab gestern abend t Ewer Schreiben
^) Matthias Romswinckel, clevischer Vicekanzler, Gesandter im Haag.
2) S. Urk. u. Akt. XI, S. G26ff.
^) Vgl. über die damaligen Verhandlungen mit demselben über die Ordnung der
kirchlichen Verhältnisse in den jülich-clevischen Landen M: Lehmann I, S. 72 ff.
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Verhandlungen mit Holland u. Pfalz-Neuburg. Der Markgr. v. Baireuth. 949
nehbenst des Marggraffen ^) empfangen, des von Knessebecks') schreiben
aber ist nicht dabey gewessen, Auss des Marggraffen Schreiben sehe ich
das er noch recht haben will, dass er euch so hardt angegriffen, vndt
kan ich darauss nicht sehen, dass es ihm leidt, oder durch eine vber-
eillung hergekommen, weill er vermeindt dass er solches gegen einen
privaten woll hette thun kunnen, Ich will nicht allen satisfaction von Ihm
haben, sonderen er muss gestehen dass er euch auch zuviell gethan habe.
0 Markgraf Christian Ernst von Baireuth, das frühere Mandel des Kf., war,
nachdem seine erste Gemahlin Erdmuthe Sophie, Tochter des Kurfürsten Johann
Georg IL von Sachsen, 22. Juni 1670 gestorben war, bevor er eine nach Paris
beabsichtigte Reise antrat, zum Besuch bei Kf. gewesen und hatte hier den Wunsch,
sich mit einer Verwandten desselben wiederzuvermählen, kund gegeben. Kf. hatte
ihm seine Nichte, die zweite Tochter des Herzogs Jacob von Kurland, Charlotte
Sophie (geb. I.September 1651) vorgeschlagen und hatte es auf seinen Wunsch
übernommen, einleitende Schritte in dieser Sache zu thun. Den Markgrafen scheint aber
seine Zusage bald gereut zu haben, schon von Magdeburg aus schrieb er dem Kf.,
er beabsichtige nicht, die ihm vorgeschlagene Prinzessin „an ihrem anderweiten Glück
und Vermählung zu hindern'^, und auf der Weiterreise bei Gelegenheit eines längeren
Besuches in Stuttgart verlobte er sich Anfaäg November daselbst mit der ältesten Tochter
Herzog Eberhards von Würtemberg, Sophie Luise (geb. 18. Februar 1642).
Kf. fühlte sich dadurch sehr gekränkt, theilte dem Herzoge Eberhard auf dessen
Anzeige von der Verlobung das Vorgefallene mit, Hess sich auch durch ein Entschul-
digungsschreiben des Markgrafen nicht begütigen, weigerte sich, als dieser nach seiner
8. Februar 1671 zu Stuttgart erfolgten Vermählung von dort aus seinen Sekretär
Fabri mit einem neuen Schreiben zu ihm sendete, dasselbe anzunehmen und sandte
ihm eine, von diesem Fabri geschriebene, von dem O.Präsidenten v. Schwerin be-
glaubigte Erklärung zu, in welcher er mit den schärfsten Worten sein Verhalten
tadelte und die Hofifnung aussprach, er werde sich nie wieder bei ihm sehen lassen.
Der Markgraf, dadurch seinerseits auf das tiefste beleidigt, Hess jenen Fabri, weil er
sich zum Niederschreiben jener Erklärung hatte gebrauchen lassen, verhaften und
schickte Schwerin eine Erklärung zu, in welcher dieser mit den ärgsten Schimpf-
worten belegt wurde. Kf. schrieb darauf (d. Potstam 27. Februar 1671) an den Her-
zog von Würtemberg, theilte diesem mit, dass er jene beleidigende Erklärung, da
Schwerin nur in seinem Auftrage gehandelt, als gegen ihn selbst gerichtet ansehen
müsse und dafür Satisfaction verlange. Der Markgraf richtete darauf an Herzog
Eberhard ein Schreiben (d. Stuttgart 14./[24.] März 1671), in welchem er erklärte,
es sei durchaus nicht seine Absicht gewesen, den Kf. zu beleidigen, er hoffe, derselbe
werde, was er zu Rettung seines Respects nothgedrungen gegen Schwerin und Fabri
habe vornehmen müssen, nicht wider seine Intention auf sich selbst beziehen und be-
denken, „dass er sich nicht mit dergleichen Verschimpfung, zumal von Privatpersonen
belegen zu lassen schuldig" sei. Dieses Schreiben, welches Herzog Eberhard dem
Kf. zusendete, ist hier gemeint. Kf. hat sich nachher doch begütigen lassen, der
Markgraf dankt ihm (d. Baireuth 12./[22.] Juni 1671) für ein eigenhändiges Schreiben,
durch welches er ihn wieder zu Gnaden angenommen habe.
2) Thomas V. Knesebeck, baireuthischer Geh. Rath.
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950 VII. Briefe des Kurfürsten an Otto v. Schwerin. 1668—1671.
den Ihr nichts als mitt meinen willen vndt vorbewust vndt befell
gethan habet, Desswegen trage ich noch zur zeitt bedencken an Ihn za
schreiben. Wegen Jagerendorff habt Ihr dem Kayserlichen gesantten ')
woll beantworttet, den ich niehmals geldt dafür acceptiren, sondern landt
vndt ieutte begert habe, wegen Collen vndt der Stadt Essen habt Ihr
sehr woll geantworttet, Was Nimritz') mir schreibet hab Ihr auss bey
gelegten Schreiben zu ersehen, dass polnische wollet Ihr verdeutschen
lassen vndt mir wider zuschicken, es wirdt nottig sein, bey negster post
ahn Fürst von Crau') vndt Gortzken*) zu schreiben auff die festen
ortter ein gutt wachendes äuge zu haben, vndt wurde nottig sein in
Gross Pollen ahn vnsere gutte freunde zu schreiben, dass man nicht
verhofte, dass die Republick verstatten wurde das gegen mich so vnge*
buhrlich verfahren wurde, den da es geschehen solte wurde gross Pollen
in eusserste gefahr gesetzet werden. Den ich zu rettung meiner landen
das ienige thun wurde, so mir Gott vndt die natur zugeben wurde, vndt
kunte gross Pollen gar darüber in feuer aufgehen, Das die hertzogen von
Braunsweig, Braunsweig belagert^) haben, ist gar gewis. Ich
sorge Sie werden hernach auff Reinstein gehen, zu besserer Versiche-
rung des ohrts lasse ich behorige ordren abgehen, hiebey vberschicke
ich eine schrift*) so des von Kreutzberg Frau vbergeben hatt, selbige
wirdt dem Fürsten Moritz vndt Spahnen communiciret werden müssen,
die Fraw ist gar des teufTels, vndt sucht nur alles alhie zu brulligiren,
hiemitt thu ich euch etc.
>) J. de Goess, s. Urk. u. Akt. XIV, S. 482.
2) S. oben S. 284, vgl. 506 ff.
3) Herzog Ernst Bogislav von Croy, Stattbalter von Preussen.
*) G.Major Joachim Ernst v. Görtzke, Gouverneur von Memel.
^) S. Havemann, Gesch. der Lande Braunscbweig und Lüneburg II, S. 140 f.
^) Nicht bei den Akten. Fürst Moritz von Nassau hatte (d. Wesel 25. März
U)71) dem Kf. mitgetheilt, dass Frau v. Kreuzberg, obwohl hochschwanger, nach
Berlin gereist sei. Der Fürst war dann selbst nach Berlin gekommen und hatte dort
(Protokoll vom 8./18. April 1671) neue schwere Anklagen gegen Kr. erhoben, darauf
hatte die von dem Kf. eingesetzte Kommission, zu der auch die beiden clevischen Re-
gieruDgsräthe Job. de Beyer und Job. Dietrich J he wen hinzugezogen waren, neue
Verhöre mit Kr. abgehalten, doch kam dabei nichts Erhebliches heraus, Kf. verwies
(d. Cöln a. d. Spr. 10./[20.] Mai 1671) die ganze Sache an das Cleve-Markische Hof-
gericht, und Kreuzberg wurde, nachdem er sich zur Ausstellung eines Reverses be-
quemt hatte, aus der Haft entlassen, erhielt aber seinen Abschied.
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Polnische Anschläge. Belagerung v. Braunschweig. 951
Potzdam den 9./[19.] Jonii A» 1671.
[Hülfsgesuch der braunschweigischen Herzoge.] I«,-I
Lieber herr Schwerin, Gleich itzo bin ich alhie wieder angelangt, 19. Juni.
vndt hab den von Wulffen alhie für mich gefunden, welcher im nahmen
der hertzogen von Braunszweig') 500 Pferde gleich itzo nehbenst
leutte so die Artolerie verstehen begeret, wegen des Chreis Christen
Ambt im Westpfellischen Kreisse, sagt der abgeschickte, hetten S. H.
Ihren gesantten volkommene folmacht aufgetragen, wofür Ich mich be-
dancktte, wegen der Grafschaft Reinsten begertte er im nahmen seiner
H. das ich leutte schicken vndt den ordt benennen mochte wo Ich es
ahm bequemsten halten wurde, so wurden Sie Sich also erkleren, dass
ich darauss ein satsames verg[n]ugen haben wurde. Ich replicirte hirauff,
dass es itzo am fuglichsten sein wurde, da alle die hertzogen beisammen
dar zur stelle, er aber vermeinte, dass itzo so vielle Verhinderungen
wegen der belegerung von Braunszweig weren, vndt vermeinten S. H.
das es im Augusto ahm fuglichsten sein konte, Ich antwortte hirauf
dass mir die zeitt inmittels lang fallen wurde, die sache were So weit-
leuftig nicht, wen man nur mitt claren äugen mein recht ansehen wurde,
so kuntte man leicht auss der sache kommen, hiraus nehme ich, dass
die hertzogen meine hullfe zwahr gerne haben, aber die Reinsteinische
sache troniren, vndt mir nicht gerecht werden wollen, dahero woll zu
vberlegen, ob man Ihnen hulife thun solle oder nicht, vndt ob man H.
Kansteinen nehbenst noch einen andern gleich itzo zu Ihnen schicken
solte, vndt zu begeren die sache erst richtig zu machen, den ich be-
^) Gleich bei Beginn des Unternehmens gegen Braunschweig hatte Herzog
(leorg Wilhelm von Celle (d. 19./[29.] Mai 1671) dem Kf. Anzeige davon gemacht,
um seine Assistenz gebeten und die Abscbickung eines Gesandten angekündigt. Ef.
hatte darauf (d. Potsdam ^-~ — .^ 1671) sich zur Hülfcleistung erboten und, um nähere
Verabredungen zu treffen, obwohl als Gesandter der drei braunschweigischen Herzoge der
Kammerrath Hacke bei ihm erschien, seinen Kammerherrn, den Freiherrn Friedrich
V. Hey den in das Lager derselben vor Braunschweig geschickt, derselbe sollte zu-
gleich auf Beilegung des Reinsteinschen Streites dringen und die Herzoge bitten, auf
dem bevorstehenden Westfälischen Kreistage dahin zu wirken, dass Kf. zum Kreis-
obersten und Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg zum Zu- oder Nachgeord-
neten gewählt oder dass ein jährlicher Wechsel beider Kreisämter zwischen ihnen bei-
den eingeführt werde. Die Herzoge gaben in beiden Punkten günstige Erklärungen
ab und baten Kf., ihnen 400—500 Reiter und gute Artilleriebediente zu schicken,
doch kam es nachher zu der Sendung derselben nicht, da schon am 23. Juni die Stadt
sich den Herzogen ergab.
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952 VIL Briefe des Kurfürsten an Otto v. Schwerin. 1668—1671.
sorge dass Sie, wen die Stadt baldt vbergehen mochte, alssdan für far
[sie!] Regenstoin zu gehen, vndt denselben ohrdtt mitt gewaldt weck zu
nehmen suchen wurde[n], Ihr woldt mir Ewere vndt der anderen Räbdte ge-
dancken darüber zu wissen thun^), was sonsten die Rahte für gedancken
bey diesser Braunschweigischen sache haben, solches habt Ihr auss in
ligenden Ihren Schreiben zu ersehen, hiemitt Gott befollen etc.
Ich werde Euere auff den mittwoch oder donnerstag alhie erwahrtten.
') 0. V. Schwerin erwidert darauf (d. Wulfshagen den ersten Pfingsttag
[11./'21. Juni] 1671): ^Nun muss ich wol bekennen, dass es vor E. Chf. D. zuträg-
licher wäre, wann die Hertzogen diese Stadt nicht hätten, als dass dadurch ihre
Macht zunehme, dass aber E. Chf. D. desfals ihre Freundschaft hindansetzen sollten,
kann ich nicht rahten, denn so gross ist die Ungelegenheit nicht, die E. Chf. l>. zu
besorgen haben, wann die Hertzogen die Stadt besetzen , wodurch ihre Macht auch
wohl in etwas ^etheilet wird, als E. Chf. I). vor sich und denen Evangelischen billig
zu befahren haben, wann sie mit diesem benachbarten considerablen Hause zerfallen
oder auch nur in Misstrauen leben sollten. Aufs weinigste. Gnädigster Herr, kann
ich nimmer rathen, dass E. Chf. [), das principium defendiren sollten, so in dem Gut-
achten [der anderen Geh. Käthe vom 8./ 18. Juni] angezogen wird, als wären die Hert-
zogen nur bcschrenckete Obrigkeit der Stadt, denn E. Chf. D. wissen sich gnädigst
zu erinnern, dass in unserem Raht allezeit sustiniret worden, dass denen Unterthanen
nicht gebühre, dergestalt wieder ihre Obrigkeit zu erhärten. Die Stadt Braunsweig gestehet
gerne, dass sie Unterthanen sein, gehuldiget haben, auch noch ferner huldigen wollen,
nur allein dass sie es nur auf gewisse Maasse sein. Dieses ist es, Gnädigster Herr, wel-
ches E. Chf. D. wehrender dero Regierunge von vielen dero Unterthanen und einigen
Städten vorgehalten worden und fast auf dieselbige Art noch in Preussen geschiehct,
daher dann K. Chf. D. wieder ihr eigenes Interesse thun wurden, wann Sie das ver-
theidigen helfen wollien, dass die Hertzogen nur beschrenckete Obrigkeit sein. Kann
es aber dahin gebracht werden, dass sich die Hertzogen des praesidii in so weit be-
geben, dass sie sich dessen ohne Ursache nicht gebrauchen wollen, so ist es so viel
besser. Dass aber E. Chf. I). die würckliche Hülfe schicken sollten, ehe und bevor sie
sich wegen Kegenstein anschicken, habe ich nimmer gerathen und kann es auch nicht
rathen, und ist E. Chf. 1). gnädigste Intention sehr gut, dass, weil die Hertzogen
zusammen, Sie alsofort jemands dahin schickten und die conditiones, worauf der Ver-
gleich zu machen, mitgeben, indessen könnten E. Chf. D. Anstalt zu der Assistenz
machen. Ist es ihnen ein Ernst, dass sie mit E. Chf. I). sich vergleichen wollen, so
könnten sie leicht dazu kommen und dörffen sich mit der Belagerung nicht ex-
cusiren." —
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Personenverzeichnis.
V. Achen, Lucas, brandenb. Sekretär.
611. 628—632. 635. 637.
Adelaide, Rurfnrstin v. Baiern. 806.
868.
Adolf Johann, Pfalzgraf von Zwei-
bräcken. 211.
Akakia, französ. Agent. 447. 448. 454.
St. AI bans, Graf, englischer Gesandter.
642. 653.
Albern arle, Herzog. 654.
Aldenhoven, Dr. Job. Christ., k.col-
nischer Gesandter. 825. 848.
V. Alefeld, Detlev, dänischer Gesandter.
67. 68. 117. 122. 123.
Alemann, Job. Friedr., Magdeb. Bür-
ger. 33.
— Martin, Magdeb. Rathmann. 33.
Alexei Michailowitsch, Zar v. Moskau.
206. 213. 237. 263. 356. 361. 379.
380. 415. 557. 577. 601. 866. 870.
871. 874. 878. 879.
Almerschen, Kammergericbtsrath. 945.
v.Alvensleben, Magdeb. Geh.Ratb. 23.
Amalie, Prinzessin v. Uranien. 615.
616. 625. 630. 632. 643. 646. 921.
923—929.
Aroerongen, G. Adrian, staatischer
Deputierter. 129. 132.
Anders, Oberst. 709. 710.
Anna Gonzaga, Pfalzgräfin. 893.
Appelbom, schwedischer Gesandter. 05.
132. 135.
Arciszewski. 380.
A r 1 i n g 1 0 n , englischer Staatssek retär.
636. 637. 642. 647. 648. 657. 658.
664. 665. 669—671. 673.
V. Asseburg, Magdeb. Landrath. 29. 53.
Aubry, Pariamen tsrath. 688. 704.
Auersperg, Fürst Johann W., österr.
Minister. 577. 580. 585. 588. 589.
596. 598. 603. 872. 873.
August, Herzog v. Braunschweig-Wolf-
fenbüttel. 5. 6. 26. 27. 40. 90. 127.
August, Herzog v. Holstein, brandenb.
G.Wachtmeister. 7. 38. 51—56. 936.
August, Herzog v. Sachsen, Admini-
strator V. Magdeburg. 3—7. 9. 11-24.
26-32. 35—39. 44. 48—56. 59. 149.
154. 584.
Avaugour, Charles, Graf, franzos. Ge-
sandter. 692. 695.
Badenhausen, R., hessischer Ge-
sandter. 137. 140. 144. 145. 161. 165.
Bakowski, Ignatius, Woiwode v. Pom-
merellen. 315. 366. 370. 378. 379.
384. 388. 393. 397-399. 419. 429.
430. 505. 508. 516. 543. 545. 548.
555.
Barth eis, Martin, Magdeb. Bürger. 34.
Basserode, kaiserl. Gesandter. 193.
198. 199—201. 213. 592. 669.
Battier, Peter, Amtskammerrath. 937.
944.
Baumgart, poln. Fähndrich. 488. 492.
497. 500.
Beaufort, Duc de, franzos. Admiral.
900.
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954
Personenverzeichnis.
Beck, Jean, brandoub. Agent. 877.
Becker, Obrist. 710.
Bellefond, Marschall. 881. 894. 900.
V. Bendieben, Obristlieutenant. 113.
Benedicta Henriette, Herzogin v.
Hannover. 337.
Ben n et, engl. Staatssekretär. 627.
Berendts, poln. Obristlieutenant. 387.
394. 396.
Y. Bergeyck, spanischer Diplomat. 742.
759.
Bergius, Dr., Hofprediger. 922.
▼. Berlepsch, Otto, brandenb. Schloss-
hauptmann. 16. 44. 213. 701—703.
866. 928.
Bertram, k. mainzischer Gesandter.
813. 826.
Beuningen, Conrad, holländ. Ge-
sandter. 82. 125. 127. 128. 712. 722
—725. 742. 744. 753. 754. 827. 828.
860. 862. 863. 885.
Beuteler, Berend, Magdeburger. 25.
V. Beverning, Hieronymus, holländ.
Gesandter. 68. 125. 126. 128. 739.
759. 898.
de Beyer, Johann, Clevischer Regie-
rungsrath. 66. 67. 84-89. 91. 92-97.
102. 104-106. 108-112. 705. 717.
719. 797. 804. 806—817. 820—829.
927. 950.
Bialozor, Bischof v. Wilna. 334.
Bielke, Steen, schwedischer Reichsrath.
46. 47. 192. 199. 207. 209. 213.
Biörnclou, Matthias, schwedischer
Reichsrath. 62. 172-175. 180. 184.
190. 192—195. 197. 199. 207. 209.
212. 213. 664. 854. 876.
Birnhauer. 938.
Blas peil, Werner Wilhelm, brandenb.
Geh.Ralb. 310. 353. 381. 587-590.
612. 615. 623. 651—656. 673. 685.
687. 688. 707. 708. 711—761. 770.
775—784. 792. 793. 799. 811—816.
819. 824. 825. 829. 853. 857. 858.
883. 887. 895-906. 933.
Block, Oberstlieutenant. 515. 537.
— Maler. 925.
V. Blumeuthai, Carl Caspar, brandenb.
Geh.Rath. 51. 52. 101-104. 117. 122.
123. 149. 154. 189. 281. 312. 352.
566. 567. 573—603. 658. 677. 679.
681. 688. 690. 712. 720. .747. 797.
854. 859. 865—896.
V. Blumenthal, Joachim Friedrich,
kaiserl. Kommissar. 3.
Brabeck, Munsterscher Domherr. 710.
Brahe, Peter, schwedischer R.Trucb-
sess. 192.
V. Brandt, Christoph, Neumärkischer
Kanzler, Geh.Rath. 187. 213. 22.5.
607—628. 631—671. 713. 722. 739.
755. 783. 859. 860. 899. 920. 921.
— Eusebius, brandenb. Resident. 225
—408. 421-497. 500. 509. 525. 538.
539. 935.
Branicki, Clemens, polnischer Hof-
marschall. 244. 329. 377. 410.
V. Breche m, Kammergerichtsrath. 945.
Brion, polnischer Oberst. 272.
Broniowski. 545.
Brostowski, littauiscber Referendar! us.
457.
Bruning, H., holländ. Gesandter. 902.
Buat, Henri. 612. 636—639.
Buckingham, Herzog von. 659. 673.
Bülking, Niclas, Magdeb. Bürger. 33.
V. Bülow, P. J., cellischer Geh.Rath.
41. 137. 144. 145. 150. 161. 802.
V. Burckersrode, k. sächsischer Geh.
Rath. 201. 584. 784. 787. 816. 821. 928.
V. Burgsdorf, Conrad, brandenb. Ober-
kämmerer. 4. 149. 154.
Buschmann, k.cölnischer Geh.Rath.
100. 137. 679.
— Dr., k.trierscber Gesandter. 825.
Butendach, Johann, halberstädt. Re-
gierungsrath. 70. 136—146. 162—166.
944.
Buzinski, polnischer Kanzlist. 470.
471.
Boccum, polnischer G.Major. 457. 489.
Bock, Conrad, Magdeb. Bürger. 30. 33.
— Lucas Adrian, Schiflfscapitain. 623.
624. 627.
Boeckell, Martin Dr., schwedischer Ge-
sandter. 162.
Boesecke, Jacob, Magdeburg. Bürger.
30. 34.
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Personenverzeichnis.
955
Boetticher, Dr., Magdeb. Prediger. 50.
Bojanowski. 389.
Bon de, Gustav, schwedischer K.Truch-
sess. 173. 192.
V. Bonin, Georg, brandenb. Geb.Rath.
218. 238-263.
Bonoeil, Introducteur des ambassa-
deurs. 855. 856.
Bonzi, Pierre de, Bischof v. Beziers,
franzos. Gesandter. 205. 223. 272. 280.
290. 293. 294. 308-314. 319. 323.
338. 339. 346. 353—374. 387. 392.
397—415. 691. 849-893. 929.
Boratini, Titus Livius, polnischer
Münzmeister. 429.
Boreel, holländ. Gesandter. 668.
V. Borgsdorff, Magdeb. Domherr. 29.
V. Borstell, Erbschenk. 224. 384.
Bouillon, Herzog von. 868.
Bourlemont, franzos. Gesandter. 888.
V. Boyneburg, Johann, pfalzneuburg.
Gesandter. 371. 393. 397. 399-413.
Caesari, Domherr. 457.
V. Canstein, Raban, brandenb. Amts-
kammerpräsident u. 0. Hofmarschall.
52. 53. 283. 785. 925. 946. 951.
Capauni, Gerhard, Hauptmann. 16. 25.
Carlingford, Graf, englischer Gesand-
ter. 640.
Castelmainej Lady. 665.
Castel Rodrigo, Marquis, Statthalter
der span. Niederlande. 587. 589. 590.
663 — 665. 669. 687. 688. 700—704.
729 — 733. 742. 743. 745. 753. 755.
758. 760—770. 773 — 783. 792. 793.
814. 815. 821. 822. 824. 825. 833.
849. 853. 860.
'Charlotte, Kurfürstin v. d. Pfalz. 924.
— Sophie, Prinzessin v. Kurland. 949.
Chavagnac, Graf Gaspard., kaiserl.
Generalmajor. 595. 597.
Chouet, k. pfalzischer General. 901.
Christian V., König v. Dänemark. 904.
905.
— August, Pfalzgr.v. Sulzbach. 894.
915. 933.
— Ernst, Markgraf v. Baireuth. 784.
933. 937. 949,
Christian Louis, Herzog v. Mecklen-
burg-Schwerin. 298.
— Ludwig, Herzog v. Braunschweig-
Celle. 60. 919.
Christoph Bernhard (v. Galen), Bi-
schof von Münster. 60 — 62. 75. 96.
134. 148. 149. 150. 153. 154. 155.
156. 165. 166. 185. 207. 290. 317.
591. 610. 611. 622. 630. 631. 635.
640. 680. 682. 684. 686. 703. 707—
711. 714. 719. 726 — 736. 738. 760.
776. 793. 794. 811. 812. 814. 820.
887. 894. 901. 904. 905. 940.
Clarendon, Lord, englischer Reichs-
kanzler. 609. 611. 612. 615. 618. 619.
622. 624—626. 628—656. 6.58.
Claudia Felicitas, Erzherzogin v.
Tirol. 337.
Colalto, polnischer Officier. 219. 279
-288. 297. 301.
Colbert, Jean Baptiste, franzos. Mi-
nister. 829. 858. 864. 868.
— Croissi, Charles, franzos. Gesand-
ter. 219. 294. 29.5. 339. 671. 679.
759. 827.
Colombel, Gabriel, Maler. 926.
Comingues, franzos. Gesandter. 634.
Conde, Louis, Prinz. 180. 221. 264.
269. 279. 314. 319. 333. 336. 341.
343. 348. 351. 354. 355. 357. 362.
365. 369. 379. 386. 389. 394. 398.
400. 402-409. 418. 420. 508. 533.
549. 576. 582. 591. 592. 681. 695.
712 — 714. 800. 803. 849. 851. 866.
867. 868. 870. 871. 874. 875. 878.
880. 884—893.
Copes, Johann, brand. Resident. 69. 70.
103. 124. 126. 129 — 134. 633. 650.
651. 654. 722 — 759. 776. 812. 853.
895—903. 925.
Cornbury, Lord. 619. 620. 622. 623.
625. 637.
Cosimo,Prinzv.Toscana. 361.377.379.
Courtin, franzos. Gesandter. 633. 714.
742.
Coventry, William, englischer Ge-
sandter. 646. 654.
Coyet, P., spanischer Gesandter. 639.
659.
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956
PersonenTerzeic bnis.
Crampricb, kaiserl. Resident. 903.
Crellius, Wolfgang, Hofprediger. 025.
V. Orockow, Lorenz Georjj, brandenb.
Gesandter. 6. 16. 17. 71. 79. 82. 83.
90. 162. 167-213. 220. 224. 237. 241.
263. 265. 269. 297. 310. 311. 320.
384. 681. 749. 936. 937. 940. 941.
Crom well, Oliver. 621. 622.
Croy, Ernst Bogislaw, Herzog ▼., Statt-
halter in Preussen. 233. 488. 490. 492.
495. 500. 512. 515. 516. 519. 524.
535. 536. 538. 547. 550. 552. 554.
557. 558. 560. 561. 937-939. 950.
C u n 0 , Hermann, Magdeb. Borger. 30. 33.
Czarbocki. 370.
Czarnecki, Stephan, Woiwode von
Reusseu. 244. 255. 258. 262. 263. 290.
— Stephan, poln. Feldschreiber. 545.550.
Czarnkowski, Starost v. Osieck. 931.
Czartoryski, Florian, Bischof v. Cu-
javien. 348. 349. 366. 385. 386. 430.
440. 481. 554.
— Karl, ü. Kämmerer v. Cracau. 362.
366. 546.
v. I>effenfcld, k. pfalzischer Gesandter.
82:).
Del V ig, schwedischer Oberst. 79.
D ü m b i c k i , Martin, Scndomirscher Fähn-
drich. 474. 475. 479. 481. 482.
Dennemarck, polnischer Oberst. 470.
V. Derfflinger, Georg, brandenburg.
G. Feldmarschall. 515. 726.
Di est, Heinrich, clevischer Bürger-
meister. 943.
Dieterichs, Heinrich, celliscfeer Geh.
Rath. 165.
V. Dobrzenski, Joh. Ulrich, brandenb.
Geh. Rath. 255.
Dönhoff, Graf Ernst, G.Major. 370.554.
— Graf Friedrich, brandenb. Oberst.
234. 235. 380. 536. 537 — 550. 554.
555. 558. 601.
— Graf Theodor, polnischer 0. Käm-
merer. 243. 336. 344. 345. 360. 361.
365. 374. 382. 386. 470. 867. 929.
— Gräfin, O.Kämmerin. 360. 361. 374.
867.
Dohna, Christoph Delphicus, Graf,
schwedischer Gesandter. 78. 180. 204.
205. 659. 664. 668. 669. 670. 688.
742. 750. 755. 756. 859.
Dorfler. 488.
Doroszenko, Kosakenhetman. 233.
Dorothea, Kurfürstin v. Brandenburg.
672. 919-926.
D 0 w n i n g, Georg, englischer Gesandter.
621. 623.
Diirfeldt, Heinrich, Dr., Magdeb. Geh.
Rath. 28. 35-39.
Dzialinski, Stanislaus, Woiwode v.
Marienburg. 370.
Eberhard, Herzog v. Wärtembcrg. 949.
Eden, B., Bremer Syndicus. 83. 111. 174.
Ehrmanns, Tilemann, Pfalz-Neuburg.
Hofrath. 192. 204. 209. 852.
Eleonore, Wittwe Kaiser Ferdinand III.
337. 351. 399. 588.
— Österreich. Erzherzogin, Königin ▼.
Polen. 434-448. 457. 467. 473. 483.
518. 531. 561.
— Magdalene, Pfalznenburgische Pri n-
zessin. 335. 336. 416. 431.
Elisabeth Amalie, PfalzgrSfin v. Neu-
burg. 335.
V. El 1er, Wolfgang, brandenb. Gen.-
Major. 93. 713. 714.
V. Eist, hannoverscher Gesandter 93.
Enghien, Uerzogv. 180. 186.217. 219.
250. 254. 257. 259. 260. 267. 274.
276. 279. 341. 354. 357. 575. 580.
582. 649. 682. 691 — 695. 800. 886.
890.
Erdmuthe Sophie, Markgräfin v. Bai-
reuth. 949.
Ernst, Herzog v. Sachsen-Gotha. 149.
— August, Herzog v. Braunschweig,
Bischof y. Osnabrück. 6. 10. 41. 66.
69. 70. 89. 100. 124. 130. 134. 136.
148. 150. 151. 154. 157. 159. 164.
684. 689. 706. 757. 759. 797 — 802.
897.
Esich, Dr. Kammergericbtsrath. 945.
d' Estrades, Graf, französ. Gesandter.
107. 125. 127. 128. 130. 638. 685.
723. 742. 750. 751. 753. 757. 758.
860. 920.
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Personenverzeichnis.
957
Ä'abri, baireuthischer Sekretär. 949.
Fagel, Gaspar, Griffier der Gen. Staaten.
735. 736.
Fargel, Johann, brandenb. Oberst. 400.
726.
Febr, brandenb. Rath. 488.
Feltberg, Gen. Major. 709. 710.
Ferdinand II., Kaiser. 27.
— 111., Kaiser. 59. 934.
— II., Grossherzog v. To.scana. 361.
— (v. Furstenberg), Bischof v. Paderborn.
710. 732. 769.
— Maria, Kurfürst v. Baiern. 689. 717.
790. 791. 794. 804 — 806. 813. 816.
822. 868. 874.
— Maximilian, Markgraf v. Baden-
Baden. 298.
— Wenzel, österr. Erzherzog. 585. 595.
Fleming, Georg, schwedischer Gesand-
ter. 639. 750.
V. Flemming, Heinrich, brandenb.
Oberstlieutenant. 515. 537.
Formont cFromont), Pariser Banquier.
867. 916.
Francken, Bartholomäus, Danziger
Syndicus. 428.
Franz Erdmann, Herzog v. Sachsen -
Lauenburg. 576.
Fredro, Alex.' Maximilian, Kastellan
V. Lemberg. 386. 389. 390. 410.
Friedrich IIL, König v. Dänemark.
67. 68. 81. 116—123. 656. 757. 759.
— brandenb. Prinz. 515. 929.
— Landgraf von Hessen - Homburg,
brandenb. General. 939.
— Wilhelm, Herzog v. Sachsen- Alten-
burg. 23.
V. Friesen, Heinrich, k. sächsischer
Geh. Rath. 784. 786-788. 790. 791.
793—796.
Friquet, kaiserl. Resident. 575. 581.
F romhold, Johann, brandenb. Geh.
Rath. 4.
Fuchs, Paul, brandenb. Cabinetssecretär.
556.
Fürstenberg, Franz Egon, Graf, Bi-
schof V. Strassburg, k. cölnischer Mi-
nister. 110. 678. 684. 717. 754. 808.
812-819. 824. 825. 829.
Fürstenberg, Wilhelm, Graf, k. cöl-
nischer Gesandter 183. 678. 679. 684.
704. 712. 714. 717. 753. 814. 815.
818. 824. 863. 892. 894. 895.
— Graf, k. bairischer Oberhofmarschall.
806.
Oalecki, Franz, Schenk v. Kiew. 393.
394. 396. 397. 408. 432. 476. 516.
V. Galen, k. pßLlzischer Hofrath. 823.
Gamarra, Don Estevan, spanischer
Gesandter 669. 733. 769. 901.
de la Gardie, Magnus, schwedischer
Reichskanzler. 62. 171—175. 180. 181.
183. 184 — 186. 189. 190. 192. 194.
197. 203. 205-207. 671. 854.
G a u m 0 n t , französ. Gesandter. 34 1 . 345.
357. 369. 704. 705. 712. 714. 715.
746. 807. 808. 821. 824. 852. 856.
868. 869.
Gehl, schwedischer Oberst. 79.
Gelhar. 932.
Gembicki, Johann, Bischof v. Plock.
392. 461.
de Gent, Baron, holländ. Deputierter.
872. 895. 896.
Georg Wilhelm, Herzog v. Braun-
schweig-Lünoburg. 6. 10. 41. 66. 69.
70. 73. 74. 76. 77. 84. 89. 92. 103.
124. 126 — 128. 134. 136. 139. 146.
148. 149. 150. 151. 154. 157. 159.
164. 179. 334. 684. 689. 706. 757. 759.
797—802. 820. 897. 905. 944. 951.
St. Ger an, Graf, französ. Gesandter.
916.
Gericke, Sebastian, Magdeb. Bürger. 33.
V. Gersdorff, k. sächsischer Geh. Rath.
684. 699. 797. 826.
Gessmann, poln. Landbote. 599.
V. Giese, Franz, pfalzneuburg. Kanzler.
223. 345. 346. 350. 351. 357. 364.
367 — 369. 371. 376. 377. 382. 594.
595. 685. 711. 712. 714. 746. 849.
852. 853.
Girault. 855.
G n i n s k i , Johann, ü. Kämmerer v. Pom-
merellen, später Woiwode v. Culm.
193-195. 244. 321. 325 — 329. 337.
366. 390. 463. 467. 556.
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958
Personenverzeichnis.
yan Goch, Michael, holländ. Gesandter.
616.
de Gocss, Joh., kaiserl. Gesandter. 6.
45. 80. 81. 101. 102. 117. 127. 129.
141. 177. 219. 261. 264. 267. 268.
270. 286. 334. 337. 340. 348. 349.
352. 397. 539. 558. 560. 561. 565--
573. 575. 582. 584. 591. 594. 597.
598. 682. 688. 700. 720. 727. 774.
793. 818. 869. 903. 936. 950.
Gorling, brandeob. Archivar. 6.
V. Gortzke, Joachim Ernst, brandenb.
G.Major. 445. 536. 560. 942. 950.
Gutling, Bartbol., Magdeburg. Bärger.
31. 33.
V. Götzen, Frau, Hofmeisterin. 922.
Goinczewski. 390.
V. d. Goltz, Joachim Rüdiger, brandenb.
Gen. Lieutenant. 70. 148-150. 154.
250. 296. 707. 726. 728.
— grosspolnischer Edelmann. 390.
Gonsiewski, littauischer U.Feldherr.
244.
Gonzaga, Fürst Hannibal, kaiserl. Mi-
nister. 573. 577. 580. 581. 585. 589.
Gorecki. 389.
deGourville, hannoverscher Kammer-
herr. 892. 893.
de Grana, Marquis. 590.
V. Grapendorf, IL, cellischer Hofmar-
schall. 41. 93. 161. 164. 165. 802.
Gratta, Franz, polnischer Postmeister.
376.
Grave, schwedischer Resident. 796.
Gravel, Robert, französ. Gesandter. 10.
806. 831. 832. 835. 846-849.
— Abb^, franzos. (Jesandter. 698. 703.
V. Greiffenclau, k. mainzischer Ge-
sandter, 825. 877.
Gremonville, Jacques ßrethel, französ.
Gesandter. 459. 581. 582. 587. 589.
590. 598. 599. 854. 868. 869. 872.
874. 879.
v.d. Groben, Hans Ludwig, brandenb.
Geh. Rath, 689. 800—803. 921. 924.
925.
Grothausen, schwedischer Oberst. 79.
Grudzinski, Andreas, Woiwode v.
Posen. 386. 390. 397. 403. 450.
Gruzewski, Samai tischer Land^n-
drich. 376.
Grzymultowski, Christoph, Castellan
V. Posen. 222. 271 — 282. 303. 306.
311. 322. 323. 329. 331. 333. 334.
341. 347. 348. 350. 353. 354. 366.
384-387. 389—394. 397. 398. 406.
408. 413. 415. 419. 449 — 452. 462.
473 — 480. 484. 485. 508. 511. 513.
516. 519—521. 526. 533. 545. 548—
! 552. 577. 785.
' Gualdo, Galeazzo, Geschichtsschreiber.
595.
V. Guericke, Otto, Bürgermeister v.
I Magdeburg. 26. 29. 30. 37. 39. 42. 43.
i d. jung., brandenb. Resident, 42.
; 940.
1 Guido bald (v. Thun), Erzbischof v.
' Salzburg. 805. 806. 833. 835—849.
i Gulden Stern, Johann, schwedischer
I Hofkanzler 184. 209.
(Gyllenstierna), Castellan v. Danzig.
274.
I
BEabbäus, Christian, schwedischer Re-
I sident. 197. 198. 204.
Hacke, braunschw. Kammerrath. 951.
Hackeberg, Julius. 177. 220. 297 —
304. 351. 575. 576.
Haersolte, holländ. Gesandter. 87.
V. Hammerstoin, Georg Christian,
osnabrückscher Hofmarschall. 92. 161.
586 — 589. 596. 689. 793. 797 — 799.
856.
V. Hardenberg, braunschw. Geb. Ratb.
40. 137.
Harrach, F. B. Graf, kaiserl. O.Stall-
meister. 881.
V. Haxthausen, celliscber Stallmeister.
102. 103. 892.
Hedwig Eleonore, Königin v. Schwe-
den. 337.
— Soptie, Landgräfin v. Hessen-Cassel.
70. 101. 124. 132. 139. 142—144.
146. 148. 154. 157. 159. 164. 674.
874. 913. 914. 922—926.
Hegerlingen, Jörgen, Magdeburger. 25.
V. Heimburg, woIfFenbüttelscher Geh.
Rath. 40. 93. 94. 125. 126. 150.
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Personenverzeichnis.
959
Hell, k.cölnischer Oberst. 104.
Hellwig, Mathias, Magdeburg. Bürger.
26. 31.
Henriette Katharine v. Oranien,
Fürstin v. Anhalt. 923. 925. 927.
- Marie, Konigin v. England. 634. 653.
Hermann« Markgraf y. Raden. 574.
586. 591. 658. 687. 688. 704. 716.
718. 731 — 733. 738. 739. 743. 745.
761 — 770. 774 — 784. 807. 808. 815.
818. 821.
Herrmann, Dr., pfalzneub. Gesandter.
826.
Hermes, bremischer Rathsherr. 109. 137.
Hessen, Cardinal von. 868.
Heydekampf, Chr. Sigismund, bran-
denb. Geh. Kämmerer. 537. 557.
V. Hey den, Friedr., hrandenb. Karamer-
herr. 66. 91-94. 103. 951.
Hey mann, G., celiischer Vicekanzler.
137.
llirschenstierna, Stephan Gambro-
tius, schwedischer Hofrath. 209.
H 1 e b 0 w i c z , Generalstarost in Samaiten.
334.
Hoch er, Paul, osterr. Gesandter. 584.
601.
Höttinger, k. mainzischer Gesandter.
842.
H Ollis, Lord, englischer Gesandter. 646.
654.
Horda, Castellan v. Samaiten. 334.
Hörn, Bengt, schwedischer Reichsrath.
192.
— schwedischer Oberstlieutenant. 79.
Horst, pfalzneuburg. Resident. 575.
V. Hoverbeck, Johann, brandenb. Ge-
sandter. 176. 178. 218—227. 229.234.
238. 240—275. 284. 288—297. 302.
304—307. 310-370. 373-383. 386.
390. 391. 395 — 422. 424. 425. 427.
443. 445. 455 — 471. 519. 522 — 531.
533. 536. 5:^. 539. 561. 578. 581.
589. 593. 600. 649. 681. 693. 851.
853. 854. 855. 859. 929. 930. 934. 935.
Hubner, Joachim. 623. 627.
Hugo, L., hannoverscher Hofrath. 137.
Hyoen, Eberhard, brandenb. Gen. Audi-
teur. 51.
Jablonowski, Stanislaus Johann,
Woiwode v. Reussen. 387. 388. 394.
396. 419. 464. 516.
Jacob, Herzog v. Kurland. 410. 446.
577. 949.
— Herzog v. York. 615. 617. 618. 624.
625. 627. 633. 639. 649. 665.
du Jar, Commandeur. 886.
Iden, Petrus Dr., Magdeb. Gesandter. 26.
V. Jena, Friedrich, brandenb. Geh. Rath.
6. 8. 13. 16. 20. 22-24. 26-32. 34—
39. 48. 50. 52. 53. 65. 73. 74. 101—
104. 117. 122. 123. 128. 155. 156.
161. 162. 170. 174. 224. ^22G. 227.
283. 395-422. 550. 770. 771. 830.
907—911. 934. 935.
— Gottfried, brandenb. Gesandter in
Regensburg. 704. 830—834. 845—848.
Ibewen, Joh. Dietrich, clevischer Re-
gierungsrath. 950.
Joachim Friedrich, Kurfürst von
Brandenburg. 30.
Jodoci, k. Mainzischer Geh. Rath. 701
-704. 822.
Johann Adolf, Herzog v. Holstein-
Plon. 199-203.
Herzog zu Sachsen. 18.
— Friedrich, Herzog v. Hannover.
41. 90. 103. 127. 136. 142. 150. 154.
161 — 163. 298. 337. 356. 574. 710.
820.
— Georg, Fürst v. Anhalt. 52—54.
226. 267. 283. 337. 400. 405. 624.
672. 906. 923-930.
IL, Kurfürst v. Sachsen. 5. 6. 10.
13. 16. 17. 23. 24. 44. 46. 199—203.
248. 254. 258. 264. 265. 306. 579.
582—584. 684. 689. 699-701. 719.
736. 738. 777—780. 784—797. 813.
822. 824. 828. 844. 866. 928. 936.
949.
— — Prinz v. Mecklenburg. 49.
— Kasimir, König v. Polen. 147. 176.
186. 208. 210. 217—224. 236—381.
388. 390. 392. 401. 422. 423. 428.
504. 582. 693. 711. 853. 856.
— Philipp (v. Schönborn), Kurfürst v.
Mainz. 10. 16. 61. 147. 151. 155. 156.
166. 171. 271. 334. 371. 626. 678.
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960
Personenverzeichnis.
680. 683. 699-704. 706. 707. 710.
754. 755. 764. 787. 788. 791. 792.
794. 795. 807-809. 813. 816. 820.
822-824. 831. 877, 882. 887. 902.
Isbrand, holländ. Gesandter. 180.
V. I sei stein, braunschw. übrist- Wacht-
meister. 148. 702. 706.
Juan d^Austria, Don. 821.
Julius Franz, Herzog von Sachsen-
Lauenburg. 576. 584.
y. Kaickstein, Albrecht, General. 458.
— Christian Ludwig, Oberst. 226—232.
289. 438-454. 458. 466. 474-510.
513. 519. 521. 523. 524—527. 531.
537. 538. 939. 942.
Kallenberg, General Adjutant. 936.
V. Kai nein, Albrecht, Oberburggraf.
456. 942.
T. Kanne, k. sächs. Hofmarschall. 23.
24. 784. 787. 797. 816. 821. 826.
Y. Kannenberg, Christoph, Gen. Lieu-
tenant. 49. 50.
Karl V., Kaiser. 716. 913.
— IL, Konig V. England. 371. 607—
674. 722.
— Herzog v. Geldern. 716.
— IV., Herzog V. Lothringen. 298. 811.
869. 870. 874. 877. 881.
— (V.), Herzog v. Lothringen. 177. 298.
300. 377. 379. 388. 389. 391. 392.
397-410. 567. 574. 582. 595. 597.
601. 869. 870. 875. 879. 881. 885—
891.
— X. Gustav, König von Schweden.
5. 60.
— XL, König V. Schweden. 11. 60. 165.
166. 196. 208. 237-239. 758. 944.
— IL, König V. Spanien. 426. 670. 678.
760. 762. 764. 833. 847.
— Emil, brandenb. Kurprinz. 929. 937.
947.
— Kaspar, Kurfürst ▼. Trier. 147. 155.
626. 705. 717. 808. 809. 813.
— Ludwig, Kurfürst v. d. Pfalz. 93.
171. 179—181. 655. 701. 823. 824.
873. 876-881.
V. Katte, Hans, Magdeb. Geh. Rath. 23.
28. 29. 35-39. 48. 51-54. 56.
V. Katte, Magdeb. Landrath. 29.
Kemphorn, englischer AdmiraL 649.
K e r s k i , grosspolnischer Edelmann. 52 1 .
Kierdey, Joh. Kasimir, Marschall v.
Grodno. 436.
K i e w i t , Johann, Rotterdamer Raihsberr.
638.
Kind, Peter, Magdeb. Bürger. 26. 43.
Kinsky, Graf, kaiserL Gesandter. 268.
269. 272. 274.
Kirschenstein, littauischer Schatz-
meister. 496. 932.
K leihe, Dietr. Schweder, schwedischer
Regierungspräsident 41. 47. 65. 66.
74.78.81.82. 96. 97. 105. 127. 168.
V. Kleist, k.bairischer Gesandter. 816.
817. 820. 825. 830.
Klingenberg, dänischer Gesandter.
130-132. 135.
V. Knesebeck, Thomas, baireuthischer
Geh. Rath. 940. 949.
Koch, Dietrich, Magdeb. Consiliarius.
26. 28. 43. 53.
— Valentin, Magdeb. Bürger. 30.
— schwedischer Oberst. 79.
— Magdeb. Obristlieutenant. 25. 26.
Kochanowski, Starost v. Radom. 435.
436. 440. 464. 472. 479. 483.
— Culmiscber Fähndrich. 422.
Köling, Heinrich, Magdeburg. Bürger.
31. 33.
Königsmarck, Graf Otto Wilhelm,
schwedischer Gen. Major. 79. 110. 180.
182. 305. 580. 877. 894.
Koppen, Johann, Dr., brandenb. Geh.
Rath. 945.
Koniecpolski, Alexander, Woiwode
V. Sendomir. 402.
— Stanislaus, Starost v. Dolina. 402.
Kopei, Woiwode v. Plock. 334.
Kram er, Haus, Magdeb. Bürger. 33.
Krause, Matthias, Magdeb. Bürger. 33.
K ren s k i , Graf, pfalzneub. Kammerherr.
250. 303. 304. 330. 336. 349. 852.
V. Kreuzberg, Quadt-Wickrath , Joh.
Arnold, devischer Amtskammerpräsi-
dent. 754. 829. 940-945. 950.
Krumhausen, Gabriel, Danziger Bür-
germeister. 428.
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PersonenTerzeicbnia.
961
Erzycki, Stanislaus, U. Kämmerer v.
Kaiisch. 389. 398. 426. 479. 521. 529.
K ü h I e w e i n , Kilian, Hagdeb. Bürger. 34.
Ij a m b e r g , Graf Job. Maximilian, osterr.
Minister. 577. 580. 581.
y. Landsberg, k. colniscber Landdrost.
104.
Landskoronski, Starost v. Nowosicli.
479.
Langenbeck, bannoverscber Kanzler.
137. 139. 144.
Lasky, polnischer Oberst. 482—484.
Latter mann, schwedischer Gen. Adju-
tant. 79.
Laue, Philipp Dr., Advocatus fisci. 942.
V. Ledebur, Gerhard Job,, brandenb.
Gesandter. 17. 40. 41. 66. 67. 84-89.
91. 92—97. 102. 104-106. 108-112.
149. 707-711. 726.
▼. Lehndorf, Ahasver, poln. Christ-
lieutenant. 224. 388. 389. 408. 434.
438. 442. 444. 448. 450. 488.
Lente, Hugo, dänischer Sekretär. 122.
123.
— Johann, Magdeb. Bürger. 37.
Leopold L, deutscher Kaiser. 6. 10.
11. 12. 16. 19. 22. 44. 45;. 60. 64.
66. 69. 72. 74. 83. 90. 92. 97. 98.
102. 103. 107. 149. 169. 175. 177.
179. 184. 185. 188—190. 202. 206.
212. 213. 220. 256. 264. 270. 277.
289. 300—302. 310. 312. 316. 321.
323. 329. 350—352. 356. 361. 399.
415. 532. 557—560. 565-603. 621.
640. 650. 661. 692. 700. 703. 716.
720. 727. 729. 731—735. 746. 749.
754. 760. 762. 764. 767. 769. 771.
775. 781. 788. 793. 794. 796. 798.
801. 811. 814. 815. 818. 833. 845.
847. 855. 868. 878. 881. 895. 908.
910. 934. 935.
V. Lerodt, pfalz - neuburgischer Ge-
sandter. 372. 711. 713. 714. 717. 719.
826. 862. 869. 868-870. 874. 875.
878. 879. 884-892.
de Lesseins, franzos. Gesandter. 338.
677.
Leszynski, Jobann, poln. ü. Kanzler,
Mater, t, Getcb. d. G. Kurfürsten. XII.
dann K. Grosskanzler. 218. 222. 234.
235. 238. 247-249. 252. 256. 268.
280. 282. 289. 290. 299. 300. 308.
317. 325. 328. 329. 334. 335. 341.
345. 347-355. 361. 366. 370. 384.
385. 389—394. 398. 408. 412. 413.
419. 420. 423. 425. 427. 480. 431. 433
-435. 447. 463. 472. 506-508. 510.
511. 513. 516. 519. 526—528. 530-
532.541-543. 548. 550-552. 574. 577.
— Wenzel, Erzbischof t. Gnesen. 221.
243. 258. 274. 289. 292.
Lezenski, Thomas, Bischof v. Chelm.
278. 807. 450. 548.
Ligne, Fürst von. 774.
Liliehock, schwedischer Gesandter.
178. 184. 299. 300. 304. 305. 313.
314. 316. 320.
Liliencron, dänischer Resident. 599.
Lincker, hessischer Sekretär. 922.923.
937.
V. d. Linde, Adrian, Danziger Kauf-
mann. 374.
— märkischer Landrentmeister. 921.
Lindem an n, Berthold, Magdeb. Bür-
ger. 33.
Lionne, Hugues, franzos. Minister. 106.
107. 357. 372. 679. 691. 693-695.
702. 703. 714. 814. 826-829. 852.
864-895. 914. 915. 941.
— Louis, französ. Gesandter. 429. 467.
L i pski , polnischer Kanzleibeamter. 630.
Y. Lisola,. Franz, kaiserl. Gesandter.
267. 397. 565. 575. 681. 598. 599.
645. 648. 657. 664. 665. 668—670.
765. 900. 902. 903. 920.
Lobkowitz, Wenzel, Fürst, kaiserl.
Minister. 45. 182. 310. 573. 577. 580.
581. 585. 591. 592. 595. 596. 598.
LongueYille, duc de. 234. 259. 447.
549.
Los, Wiadislaus, Truchsess v. Flock.
167. 168. 171. 299. 300. 302. 303.
308. 406.
Lubomirski, Alexander, polnischer
K. Stallmeister, Woiwode v. Gracau.
274. 333. 366. 369. 383. 447. 448.
544. 577. 578.
— Georg, polnischer G.Marschall. 167
61
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962
PeraonenTerzeicbnifl.
-169. 171. 177—179.218—222. 245
-323. 329. 384. 392. 394. 395. 574
-584. 589. 692.
Lubomirski, Hieronymus, Malteser-
ritter. 329.
— Stanislaus, Starost v. Zips. 276. 473.
Lubowiecki, Job. Franz, Castellan v.
Wolbynien 542.
Ludwig, Markgr. ▼. Brandenburg. 53.
306.
— XIV., König V. Frankreich. 10. 11.
61-63. 67. 69. 78. 81. 106-108.
110. 115. 125. 128. 130. 146 — 148.
149. 151. 175. 178. 182. 186. 207.
220. 222. 223. 242. 248. 259. 262.
269. 271. 280. 285. 292. 294. 295.
316. 318. 320. 336. 339 — 341. 343.
351. 353. 354. 357. 358. 362. 383.
420. 566. 567. 576. 580. 598. 612.
634. 636. 653. 656. 658. 662. 677—
916.
— Dauphin. 829. 856. 864. 869.
Ludecke, R., Magdeb. Bürger. 33.
V. Lützow, schwedischer MarschalL 183.
Luise Charlotte, Herzogin y. Kur-
land. 416. 939.
— Elisabeth, Prinzessin y. Kurland.
337. 416. 939.
— Henriette, Kurfürstin y. Branden-
burg. 53. 344. 779. 930.
deLumbres, Antoine, franz. Gesandter.
242. 251. 259.
Lupini, Canooicus. 532. 533.
Lybinsky, Starost. 403.
Macbowski, polnischer Qeneral. 315.
Y. Mabrenhoitz, Kurt Asche, brandenb.
Gesandter. 790. 791. 830—848.
Maiachowski, polnischer K. Referen-
darius. 375.
Malagon, Graf, spanischer Gesandter.
603.
V. Manteuffel. 390.
Margaretha Theresia, Kaiserin. 573.
578. 588. 814.
Marie von Oranien, Pfalzgräfin y. Sim-
mern. 92G. 928.
— Louise, Königin v. Polen. 217—336.
Maria Theresia, Königin y. Frank-
reich. 829. 856. 864. 869.
Marquard, Bischof y. Eicbstidt. 934.
935.
Y. Marsch alck, Georg, schwedisch-
bremisch. Regierungsrath. 86. 164. 165.
Marsin, Graf, 761. 774.
Martitz, Johann, Kammerdiener und
Geh. Kammersekretär. 923.
Marustewicz, littauischer U. Kanzler.
334.
Y. d. Marwitz, brandenb. Gbersth'eute-
nant. 515.
Matthias, Michael, Hofrentmeister u.
Hofpostdirector. 995.
Mauritia de la Tour d^AuYergne, Her-
zogin Y. Baiern. 868.
Maximilian Heinrich, Kurfürst Yon
Cöln. 10. 64. 66. 70. 94. 96. 98. 100.
103. 104. 106. HO. 136. 141 — 143.
147. 149. 153 — 158. 164—166. 181.
207. 334. 622. 678. 680. 684. 704—
707. 710. 714. 764. 806-809. 813—
816. 819. 821. 824. 825. 831. 904,
905. 941. 946.
— Philipp, Herzog y. Baiern. 574.868.
874.
Mayer, k. bairischer Gesandter. 806.
832. 834.
Y. Mayernberg, Augustin, kaiseri. Ge-
sandter. 268. 351. 373. 376. 377. 383.
460. 462. 516. 930.
Meer man, holländ. Gesandter. 668.
Megelin, polnischer Capitain. 433. 474.
482-484.
Meinders, Franz, brandenb. Geb. Se-
kretär. 41. 309. 560. 593. 658. 662.
689. 698. 752. 755. 757. 761. 762.
766. 768. 780. 781. 797. 824. 827.
849—865. 915. 916. 920. 922. 939.
Menlinck, Juwelier. 926.
Michael Wiszniowiecki, König y.
Polen. 218. 224-235. 413-562. 891.
900. 938.
Mierzynski, Johann, Hofrath. 265.
Mi 11 et, Marschall, französ. Gesandter.
108. 113. 115. 146 — 148. 150. 151.
194. 195. 202. 203. 206. 223. 333.
336. 337-339. 342. 343. 346. 354.
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PersonenTerzeichiiis.
963
357. 358. 360. 369. 658. 659. 687.
800-804. 846. 848-850. 852. 854.
858. 861. 865. 866. 920. 927. 929.
Mleczko, Emoricb, Woiwode v. Pod-
lachien. 463.
V. Mörner, Oberförster. 50.
Molina, Graf, spanischer Gesandter.
645. 648. 657. 658. 669. 670.
Molle, Oberst 576. 709—711.
V. Moltcke, Inneburg. Gardecapitain.
103.
Monk, englischer General. 649.
Montaigu, Abbe, englischer Gesandter.
634. 882.
Montecuccoli, Graf Raimund, kaiserl.
F.Marschall. 573. 585. 775.
Montgommeri, Rittmeister. 230. 232.
445. 488. 490. 492. 497. 500.
Montpensier, Anna Marie Louise,
Herzogin y. 660. 662.
Morice, englischer Staatssekretär. 623.
642. 647. 648. 657-660. 663.
Moritz, Forst v. Nassau, Statthalter in
Cleve. 53. 607. 629. 672. 940. 941.
943. 950.
— Ludw. Heinrich, Pfalzgr. v. Simmern.
926.
Morstein, Andreas, polnisch. K.Schatz-
meister. 195. 196. 224. 258. 274. 307—
310. 319. 322. 336. 340. 341. 347.
374. 379. 387. 394. 397. 408—411.
447-451. 473—475. 487. 489. 505.
513. 527. 548. 558. 695. 696. 714.
879. 886.
— Felix , littauischer U. Stallmeister.
229. 235. 261. 302. 412. 447. 452—
457. 461. 463. 467-471. 486. 511.
535. 539. 556—562.
du Moulin, franzos. Gesandter. 678.
— englischer Sekretär. 890.
Müller, P., kaiserl. Beichtvater. 583.
— Lorenz, cellischer Gesandter. 124—
126. 130. 131. 133—135. 725. 901.
— Matthias, Magdeb. Bärger. 26. 31.
— Sebastian, Magdeb. Bürger. 34.
V. Münch hausen, B., wolffenbüttel-
scher Gesandter. 825.
Mummend, Christoph, Magdeb. Bür-
ger. 33.
Musculus, hessischer Hofprediger. 925
—927.
Mussynski, Albert, grosspoln. Edel-
mann. 521.
IVaruszewicz, littauischer U. Kanzler.
390.
Nasczokin, Afanas Laurentewicz, rus-
sischer Gesandter. 380.
Neuhausen, Magdeburger Bürger. 51.
Neu mann, Andreas, brandenb. Resi-
dent. 19. 44-46. 565. 575. 576.
Nicolai, schwedisch-bremisch. Kanzler.
86. 95. 108.
Nicolartz, hildesheimsch. Vicekauzler.
100. 137. 142. 156. 157. 161. 164.
165. 705. 706. 946.
Niemirycz, Stephan, U.Kämmerer v.
Kiew. 224. 248. 249. 254. 257. 260.
265. 276-278. 281. 288. 299. 300.
322. 324. 355. 384. 408-410. 931.
932. 950.
Niess, Johann, clevischer Landsyndicus.
940.
Niewiarowski. 244.
Noaille, Duc de, franzos. Admiral. 900.
Y. Nolde, Levin, brandenb. Oberst 537.
Nolte, Dietrich, Magdeb. Rathmann. 33.
Nostiz, Graf, böhmischer Kanzler. 46.
V. Oelsnitz, Karl Friedr. , brandenb.
Geh.Rath. 265.
Oernsted, Franz Joel, schwedischer
Stoatssekretär. 184. 209.
Oesterreich, Michael, Magdeb. Bürger.
30. 33.
Oettingen, Graf Wolfgang, Reichshof-
rathspräsident. 590.
Oginski, littauischer Landbote. 436.
0 1 i z a r , polnischer Landbote. 430. 43 1 .
Olszowski, Andreas, Bischof v. Gulm,
polnischer E. Unterkanzler. 222. 227.
229. 325. 328. 329. 337. 338. 344.
377—389. 391. 393. 410. 417-448.
452-530. 544. 546. 561. 562.
Opacki, Albert, U.Kämmerer v. War-
schau. 231—233.496—506.512—515.
519. 527. 530. 534. 542. 559.
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964
Personenverzeichnis.
Opalinski, Johann, Woiwode v. Ka-
iisch. 390. 392. 393.
— Abt ▼. Biesen. 347. 349. 378.
Y. Orssbeck, k. trierscher Gesandter.
825.
Y. Ostau, Albrecht, preussiscber Hof-
richter. 229. 455—471.
Ostrogska, Theophila. 512.
Ostrogski, Fürst Alexander. 356.
Otto I., Kaiser. 3.
Pabst, Hermann, Dr., cloYischer Justiz-
rath. 943.
Pac, Christoph, Httauiscber Q.Kanzler.
227. 258. 266. 269. 274. 278. 283.
294. 334. 335. 344. 350. 361. 376.
377. 379. 389. 390. 393. 396. 397—
399. 408. 410. 419—422. 435. 436.
441. 444. 450. 453. 485. 489. 507.
516. 524. 529. 544. 867. 879. 880. 886.
— Michael, Httauiscber 0. Feldherr. 258.
334. 361. 376. 390. 398. 399. 408.
410. 547. 577.
— Nicolaus Stephan, Woiwode v. Trocky.
397.
— littattische G. Kanzlerin. 367. 496.
867.
Pagestecher, Arnold, brandenb. Re-
sident. 719. 811. 813. 822. 824. 826.
828-830.
Y. Pal and, osnabrückscher Gesandter.
825.
Palbitzki, Mathias, schwedischer Ge-
sandter. 46. 92. 177. 182. 237. 243.
251. 258. 265. 269. 274. 289. 302.
582. 584. 645.
Pancratz, kaiserl. Courier. 45.
St. Paul, duc de. 441. 443.
le Panlmyer, Abbi. 886.
Pauschner, kaiserl. Gesandter. 300.
301. 304.
Pawel Y. Rammingen, k. pfälzischer
Resident. 877.
Pazzi, florentinischer Edelmann. 377.
Pcejazecky, Bartholomaeus. 220. 308
-310.
Y. Petkum, Simon, dänischer Resident
627.
Petrikowski, poln. Landbote. 599.
Y. Pfuhl, G. A., brand. G.Wachtmeister.
48—50.
Philipp IV., König y. Spanien. 264.
678. 702.
— Wilhelm, brandenb. Markgraf. 672.
Pfalzgraf y. Neuburg. 67. 71. 90.
134. 147^155. 169-178. 181. 184.
186. 188. 190. 193-212. 219—224.
243. 250. 255. 260. 296-335. 341—
418. 441. 566. 567. 575—601. 610.
622. 626. 639. 645. 649. 678. 680.
685. 692-695. 707. 708. 711—720.
746. 747. 754. 760. 777. 781. 800.
802. 808. 809. 813. 820. 849—893.
928. 929. 931. 940. 948. 951.
Piaseczynski, Starost y. Braclaw. 412.
Pieniazek, Joh. Odrowaz, Starost y.
Oswiecim. 289. 333. 393.
Piestrzycki. 377. 581.
Pimentel, spanischer Gesandter. 895.
Plantin, schwedischer Oberst. 79.
Y. Platen, Claus Ernst, brand. Geh. Rath
u. G.Kriegskommissarius. 6. 11. 13. 14.
16. 20. 22—39. 42. 50. 56. 170. 174.
— F. E., osnabrnckscher Geh. Rath. 150.
179. 188. 199. 826. 856.
Y. Plettenberg, kaiserl. Kommissar.
3. 4. 44. 46.
Y. P 0 d e w i 1 8 , Georg Wilhelm, brandenb.
Kammeijunker. 16. 17. 47. 65. 75.
77. 80.
Y. P ö 1 1 n i t z , Gerh. Bernhard, brandenb.
Oberstallmeister. 593. 625. 658. 662.
689. 755. 757. 780. 781. 797. 824.
827. 849-864. 920. 922.
Podlodowski, Starost y. Radom. 264.
265. 282. 308. 310. 311. 324. 381.
382. 412. 420. 435.
Pogorzelski, Starost y. Lowicz. 931.
Polanowski, Alexander, Fihndrich y.
Sanek. 382. 390. 398. 399.
Polubinski, Hilarius, Httauischer Feld-
schreiber. 334. 390. 577.
Pomponne, Amauld, Marquis de,
französ. Gesandter. 62. 162. 184. 186.
188. 190. 192. 194-198. 201. 203—
206. 280. 669. 680. 852. 885. 888.
Potocki, Andreas, Woiwode y. Kiew.
394. 402. 412. 464. 546.
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Personenverzeichnis.
965
Potocki, Felix, K. ü. Truchsesa. 329.
333. 350. 366. 381—383. 393. 402.
412. 437. 447. 577.
— Johann, Woiwode ▼. Braclaw. 402.
412.
— Stanislaus, polnischer K. Grossfeld-
herr. 221. 241. 245. 278. 295. 304.
306. 308. 328.
— K. Fähndrich. 350. 464.
Pradel, französ. General. 292.
Prazmowski, Franz, Abt v. Siecie-
chow. 401.
— Nicolaus, polnischer K. Grosskanzler,
später Erzbischof v. Gnesen. 222. 224.
238. 243. 247. 248. 250. 252. 254.
255. 257. 258. 266. 269. 289. 292.
307. 346—351. 365-369. 377-383.
385-414. 419. 422. 425. 435-478.
483—485. 494. 507. 508. 510. 511.
516-518. 527. 532. 533. 542. 545—
554. 830. 867. 874. 879. 886. 890.
Preite, David, Danziger Rathmann. 428.
Preussen, Gottfr., brandenb. Kriegs-
Secretarius. 50.
Przedbereski, Woiwode y. Smolensk.
334.
Przysinski, Posenscher Landfähndrich.
398.
Pufendorff, Esaias, schwedischer Se-
kretär. 184. 186. 693. 859. 861. 874.
879. 890.
y. <|uadt 8. Kreuzberg.
Quentel, Dr., k.colnischer Gesandter.
826.
Radzieowski, Hieronymus, K.U.Kanz-
ler. 269.
Radziwill, Fürst Bogislav, Statthalter
in Preussen. 242. 243. 257. 261. 264.
265. 302. 303. 319. 335. 340. 382.
383. 385. 394. 396. 403. 405. 406.
408. 412. 417. 502. 574. 577. 726.
— Fürst Michael, Woiwode v. Wilna,
littanischer U.Feldherr. 366. 382. 390.
399. 405. 406. 408. 512.
V. Rautenstein, pfalz - neuburgischer
Gesandter. 167.
V. Reiffenberg, k. mainzischer Ge^
sandten 271. 273.
Reinhardt, Joh. Georg, brandenb. Hof*
u. Kammergerichtsrath. 70. 148—150.
154. 707.
Rey, Wladislaus, Hofschatzmeister, Woi-
wode Y. Lublin. 254. 258. 387. 463.
505.
Richter, Melchior, Magdeb. Bürger. 30.
Rock, Lorenz, Schiffscapitain. 623. 624.
Rode, (Roth) Hieronymus, Konigsberger
Schoppenmeister. 227. 243. 250. 252.
253. 263. 264. 289. 421. 423. 531.
935.
— d. jüngere, poln. Kammerherr. 227.
289. 293. 394. 396. 420-425. 438.
439. 467. 469. 470. 493. 935.
Romswinckel, Matthias, cleYischer
Vice -Kanzler, brandenb. Gesandter.
69. 70. 103. 124. 126. 129—135. 644.
648. 650. 651. 654. 673. 711. 722—
760. 775. 776. 792. 812. 829. 895—
906. 937. 948.
Rosenstock, Gottfried, Magdeb. Bnt-
germeister. 26. 38. 43. 51. 53.
Rudolf August, Herzog v. Wolffen-
büttel. 41. 103. 148. 150. 151. 154.
157. 159. 162—164. 710. 820. 936.
Rudol ph , Heinrich, Magdeb. Bärger. 31.
Rupe, Ewald, Juwelier. 925. 926.
Ruprecht, Pfalzgraf. 615. 617. 618.
624. 627. 641. 649. 657.
RuYigny, Marquis de, französ. Ge-
sandter. 658. 662. 859.
Sandwich, Graf, englischer Gesandter.
645.
Sapieha, Paul, littanischer G.Feldherr.
259. 282. 334. 406.
Sarnowski, Stephan. 378.
Schaf fgotsch, Chr. Leopold, Graf,
kaiserl. Gesandter. 351. 393. 399. 402.
404. 405. 417. 420. 424. 585. 589.
934. 935.
Scharden, Georg Wilhelm, Gonsisto-
rialrath. 942.
S c h i n c k e , Moritz, Magdeb. Bürger. 33.
Schlüter, Matthias, Magdeb. Bürger. 33.
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966
Personenverzeichnis.
Schlüter, Zacharias, Magdeb. Bürger. 34.
Sc hmid, Johann, brandenb. Oberst. 38.
39. 46. 51. 52.
— Johannes, Hagdeb. Kämmerer. 26.
33. 38. 43.
— münsterscher Oberstlieutenant. 710.
Schmidt, Michael Matthias, brandenb.
Hofbaumeister. 15.
V. Schmising, Matthias, münsterscher
Domherr. 710. 825. 887. 939.
Schnell, Heinr., pfalz-neub.YicekanzIer.
813.
Schnolski, schwedischer Gesandter.
162. 199. 803.
y. Schonborn, k. mainzischer Gesand-
ter. 171. 813. 824. 829. 830.
y. Schöning, Hans Adam, brandenb.
Oberst. 488. 515. 557. 558. 561.
Schröder, Adam, Magdeburg. Burger.
31. 33.
— Christian, Magdeb. Bürger. 33.
V. Schulenburg, Magdeb. Landrath. 29.
y. Schwarzenberg, Graf Job. Adolf,
• österr. Minister. 577. 580. 581.
y. Schwerin, Bogislay, brandenburg.
G.Major. 536. 726.
— Friedr. Heinrich. 932.
— Otto, brandenb. Oberpräsident. 6. 53.
68. 89. 126-129. 267. 283-288. 294.
297. 309. 344. 352. 353. 358. 370. 452.
453. 465. 495. 505. 513. 556-558. 568.
570. 573. 601. 614. 672-674. 679.
720. 728. 729. 752. 758. 761—770.
775. 776. 778. 785-790. 796. 814.
817-819. 852-855. 902. 907-911.
914. 915. 919—952.
— Otto, d. jüngere. 106. 107. 187. 220.
323. 339. 681. 691-695. 712.
Scultetus, Joachim, brandenb. Geb.
Sekretär. 222. 224. 232. 234. 235. 275.
304. 347. 348. 353-355. 370. 385—
395. 413. 414. 421. 472. 506. 507.
511. 513. 516—522. 526. 527. 531 —
533. 538. 541—543. 548-553.
Sehestedt, Hannibal, dänischer Ge-
sandter. 886.
Shrewsbury, Graf. 659.
Sieniawski, Nicolaus, poln. K. Fähn-
drich. 394. 464. 546.
Siesicki, littauischer Küchenmeister.
334.
Sigismund III., Konig v. Polen. 208.
Silyius, Gabriel, englischer Gesandter.
612. 635. 639. 669—674. 891. 898.
899. 933.
Sinzendorf, Graf Georg Ludwig, osterr.
Hofkammerpräsident. 577. 580. 581.
583. 584. 585. 602.
— Graf Rudolf, österr. Gesandter. 101.
105. 107. 111. 583. 640. 720. 801
808.
Skoroszewski, Posenscher Landfthn-
drich. 521.
Skytte, Bengt, schwedischer Reichs-
rath. 667.
Smogulecki, Starost y. Lipnik. 398.
931.
Sohlen, J. F., wolffenbüttelscher Geh.
Rath. 137. 161.
Sobieski, Johann, K. Grossfeldberr.
221. 224. 235. 244. 292. 308. 328.
366—369. 372. 379. 383. 384. 387.
388. 393. 394. 397. 398. 400—414.
419. 427. 431. 440. 441. 443. 462.
464. 509. 512. 516. 524. 527. 542.
544—555. 867. 869. 879. 886. 932.
y.Somnitz, Lorenz Christoph, brandenb.
Geh. Rath. 5. 496. 501. 729. 770. 772.
773. 792—798. 922. 947.
Sonnemann, Ludw., Magdeb. Haupt-
mann. 26. 33.
Sophie Luise, Markgräfin y. Baireuth.
989.
de Souches, Ludwig Graf, kaiserl.
General. 585.
de Soye, spanischer Gesandter. 823.
y. Spaen, Alezander, brandenb. Gen.
Major u. Geh. Rath. 718. 719. 811.
825. 940. 941. 950.
y. Spanheim, k. pfalzischer Gesandter.
826.
y. Sparr, Otto Christoph, brandenb.
G.Feldmarschall. 6. 13 — 15. 17. 18.
23. 37. 38. 42. 46-51. 55. 296. 929.
Spekhan, Statins^ schwedischer Rath.
67. 113—116. 138. 143. 147. 188. 650.
Speckman, münsterscher Oberstlieute-
nant. 710.
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PersonenTerzeichuis.
967
Speidel, Lic, osterr. Gesandter. 832.
845.
Spore ke, braunschweig^. Gesandter. 80.
y. Stein, Karl, bairentbischer Kanzler.
689. 784. 791. 804-806.
Stenbock, G. 0., schwedischer R.Ad-
miral. 173.
Stodert, Adrian, Danziger Sekretär.
364. 383. 385. 447. 462. 463. 465.
475-480. 486. 490. 496.
Stokowski,CastelIany.Oswiecziro. 315.
Straffe rd, Thomas, Graf. 650.
S tratmann, Theodor, pf. neuburgi scher
Geh. Rath. 330. 334. 357. 381. 384.
598. 685. 712. 715. 717. 719. 746. 931.
Y. Stum, kaiserl. Gesandter. 532. 533.
539.
Swidersky. 545.
Syri, poln. Resident. 542.
Szcoracewski, Posenscher Fähndrich.
413.
Tamson, Gastwirtb. 488.
Tarlo, Johann, Woiwode v. Sendomir.
463. 467. 537. 544.
leTellier, französ. Minister. 829. 862.
864. •
Temple, William, englischer Gesandter.
598. 659. 674. 755. 756. 859. 897-
899.
Tengnagel v. Gellicum, holländischer
Deputierter. 743. 755.
Terlon, französ. Gesandter. 62.
Tetera, Kosackenhetman. 273.
v.Tettau, Daniel, Hauptmann v. Lötzen.
234. 522-531.
Thin, englischer Gesandter. 196. 197.
199.
Thomas, Pascha, Magdeburger Bürger.
26. 43.
Tonski, Johann, Instigator regni. 428.
478.
Torck, münsterscher Domherr. 710.
Tornow, Johann, brandenburg. Geh.
Rath. 5.
Tott, Claudius Graf, schwedischer Ge-
sandter. 192. 305. 405. 407. 411.
Traun, Graf, osterr. Landtagsmarschall.
602.
I
Trevor, englischer Gesandter. 827. 828.
, Trombzinski. 462. 478.
{ Trzebicki, Andreas, Bischof v. Era-
' kau. 259. 260. 278. 280. 307. 335.
I 348. 349. 355. 366. 383. 385—387.
I 394. 430. 440. 480. 481. 484. 510.
516. 527. 529.
j Tucholka, Kämmerer ▼. Marienburg.
' 378. 379.
i Turenne, Princede, französ. Marschall.
108. 857. 862. 864. 865. 867. 869.
j 873. 879—881. 885. 894.
V. IJffeln, G.Wachtmeister. 4. 97. 181.
I 183.
y. Ulefeld, Gorfitz, dänischer Reichs-
I hofmeister. 249.
Unckel, holländischer Deputierter. 753.
I 754. 756. 757.
' Vane, Henry. 631.
— Walter, englischer Gesandter. 611.
627. 628. 632.
Vaubrun, Marquis de, französ. Ge-
sandter. 402. 408. 690. 871. 879. 887.
888. 891. 892. 906-916.
Velasco, Don Inigo, Connetable v.
Castilien, Statthalter der span. Nieder-
lande. 897. 898.
V. Velbrück, pfalzneuburg. G.Wacht-
meister. 189. 192.
de Verjus, Louis, französ. Gesandter.
634.
Wachmann, Johann Dr., bremischer
Syndicus. 64. 72. 73. 75. 108. 137.
Wal deck, Georg Friedrich, Graf. 41.
78. 90. 95. 96. 130. 183. 587. 749. 750.
Walderode, osterr. Geh.rats-Sekretär.
577. 581. 590.
V. Waldersdorf, R. Vicekanzler. 46.
Warszycki, Stanislaus, Castellan y.
Krakau. 282. 397. 545. 577.
V. Wedeil, Adam Hasso, Kammerge-
richtsrath. 331. 332. 390. 391. 942.
Weger, brandenburg. Gesandtschafts-
kassierer. 423.
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968
PersonenTerzeichnis.
Weiler, Raprecbt, brandenb. Resident.
826. 830.
Weimann, Daniel, brandenb. Geh.
Ratb, CleTiscber Kanzler. 607. 629.
Weiss enwolff, Graf, osterr. Gesandter.
845.
Wiebert, Christoph, brandenb. Agent.
230. 325. 496. 511.
V. Wicka, J. F., österr. Resident. 874.
Wicquefort, Abraham, cellischer Re-
sident. 130. 293. 339. 620.
Wider, Reinhold, Danziger Sekret&r.
447. 449. 451. 458.
Wiedenbrück, mnnsterscher Gesandter.
813.
Wielopolski, Johann, K. 0. Truchsess.
365. 473. 545.
Wierzbowski, Stephan, Bischof ▼.
Posen. 258. 413. 414. 482. 488. 490.
493. 526. 548.
Wilhelm, Harkgr. y. Baden. 761.
— Herzog v. Jülich-GIeye-Berg. 716.
— III., Prinz ▼. Oranien. 606. 609. 621.
622. 629. 630. 632. 643. 646. 760.
881. 899. 901.
W i 1 k e , Joachim, Magdeb. Bürger. 31 . 33.
Winckel hausen, Job. Heinrich, pfalz-
neub. Kanzler. 714.
T. Winnenthal, Dietr. Karl. 943.
Wiszniowiecki, Demetrius, Fürst, poln.
K.Ü.Feldherr. 221. 223. 303. 328. 331.
332. 336. 365. 366. 373. 376. 385. 386.
401. 402. 405. 410. 432-434. 443.448.
474. 475. 480. 482. 484. 512. 544. 577.
de Witt, Johann, hoUänd. Rathspen-
sion&r. 68 — 70. 82. 125. 127 — 135.
608. 611. 612. 616. 620. 621. 631.
633. 636-638. 643-648. 651-656.
673. 674. 685—687. 712. 722—753.
812. 818. 819. 872. 899. 920.
holländ. Deputierter. 133. 477.
478. 486. 900. 901.
Witwiecki, Gnesner Domherr. 512.
Wladislaw IV., König v. Polen. 208.
Woiakowski. 348. 352. 370. 389.
V. Wolffrath, schwedischer Resident.
197. 198. 203. 706. 796. 861.
V. Wolframsdorf, k.säcbs. Geh. Rath.
787.
Wolfsberg, schwedischer Gesandter. 5.
▼. Wolzogen, k.pfalz. Gesandter. 95.
Wotocki. Canonicus. 467.
Wrangel, Karl Gustav, schwedischer
R. Feldherr. 16. 17. 24. 47. 61-69.
73—116. 124—126. 137. 138. 143.
163. 173. 174. 179—183. 185. 187.
194. .199. 203. 212. 213. 303. 334.
557. 584. 641. 643. 644. 650. 689.
707. 710. 711. 724. 725. 749. 754.
803. 804. 818. 876. 947.
— Waldemar, schwedischer Oberst 79.
Wrede, Matthias, Magdeburg. Bürger.
31. 34.
W ü r t z , schwedischer Feldmarschall. 311.
901.
y. Wulffen, Amadis, brandenb. Agent.
620. 627. 670.
— braunschw. Gesandter. 951.
Wydzga, Job. Stephan, Bischof ▼.
Ermland. 258. 371. 388.
Wyzycki, Stanislaus, Kiewscher Fähn-
drich. 524.
Zabokrcziky, polnischer Landbote.
442.
Zaleski, Johann, Starost v. Bromberg,
K. Jägermeister. 893. 545.
— Lentzizscher Landfthndrich. 398. 931.
Zaluski, Alexander, U. Kämmerer v.
Rawa. 528.
— Andreas, Geschichtsschreiber. 528.
Zamoyski, Johann, Woiwode v. Sen-
domir. 282.
Zboski, Prälat. 526.
Zebrzydowski, K.Schwertträger. 244.
328.
— Gracauer Domherr. 457. 458.
Zegocki, Christoph, Woiwode v. Inno-
wladislaw. 390. 393.
Zochowski, Adrian, Castellan y. Wisna.
530.
Zuylichem, Constantin Huygens. 616.
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