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Full text of "Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg"

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ÜEKÜNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 

ZUR  GESCHICHTE 

DES 

KUEFÜR8TEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBÜRG. 


AUF  VERANLASSUNG  SEINER  HOCHSEUGEN  MAJESTÄT  DES  KAISERS 
FRIEDRICH  ALS  KRONPRINZEN  VON  PREUSSEN. 


ZWÖLFTER  BAND. 


BERLIN. 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER. 
1892. 


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URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 
ZUR  GESCHICHTE  DES 

KÜRFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBÜRG. 


POLITISCHE  VERHANDLUNGEN. 


ACHTER  BAND. 


HERAUSGEGEBEN 


D«-  FERDINAND  HIRSCH, 

PROFESSOR  AM  KömOSTÄDTISCHEN  REALGYMKASIUlf  Zu  BBRUN. 


BERLIN. 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER. 
1892. 


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§ 


et'  ^y/^i^"^ '  / 


HARVARD  COM  PHP  LIBRARY 

JAN  6-1905 

HOHeN'.^0'..i.rr.N  collpction 

C.!."'i'  i^r'  A    0.  <,0OLij\J,ti 


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Vorwort. 


Mit  dem  vorliegenden  Bande  erhält  die  den  politischen 
Verhandlungen  der  Jahre  1660 — 1672  gewidmete  Abtheilung 
dieses  Werkes  ihren  Abschluss.  Entsprechend  dem  in  dem 
9.  und  11.  Bande  dargelegten  Plane  führt  derselbe  zunächst 
die  auf  die  Unterwerfung  Magdeburgs  1666  bezüglichen  Akten 
vor  und  behandelt  dann  in  dem  zweiten  Abschnitt  den  Antheil, 
welchen  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  an  den  durch  den  An- 
griff Schwedens  gegen  die  Stadt  Bremen  veranlassten  nord- 
deutschen Händeln  während  der  Jahre  1665 — 1668  genommen 
hat.  In  dem  umfangreichen  dritten  Abschnitt  werden  die  Be- 
ziehangen  Brandenburgs  zu  Polen  in  den  letzten  Jahren  König 
Johann  Kasimirs  (1664  —  1668),  während  des  Interregnums 
und  während  der  Regierung  König  Michaels  (1669  —  1673) 
dargelegt  Der  vierte  behandelt  die  vergeblichen  Versuche, 
welche  der  Kurfürst  in  den  Jahren  1666 — 1668  gemacht  hat, 
sich  mit  Oesterreich  über  ein  gemeinsames  Vorgehen  in  den 
polnischen  Händeln  und  zugleich  gegenüber  den  in  .dem  An- 
griffe Ludwigs  XIV.  gegen  die  spanischen  Niederlande  zu 
Tage  getretenen  ehrgeizigen  Absichten  des  französischen 
Königs  zu  verständigen.  Der  fünfte  und  der  sechste  Abschnitt 
veranschaulichen  die  Haltung,  welche  der  Kurfürst  inmitten 
der  unter  den  westeuropäischen  Mächten  1669—1672  schwe- 
benden Conflicte,   des  englisch-holländischen  Seekrieges,  des 


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▼1  Vorwort. 

Devolutionskrieges  und  des  seit  dem  Abschlnss  der  Tripel- 
allianz hervortretenden,  sich  mehr  nnd  mehr  verschärfenden 
Gegensatzes  zwischen  Frankreich  nnd  Holland  eingenommen 
hat,  nnd  zwar  ist  der  erstere  speziell  den  Verhandinngen  mit 
England  gewidmet,  während  in  dem  letzteren  gleich  die  mit 
den  verschiedenen  anderen  Mächten  ausserhalb  und  innerhalb 
des  Reiches  geführten  Verhandlungen,  welche  sich  um  den 
Devolutionskrieg  und  die  Tripelallianz  drehen,  im  Zusammen- 
hange vorgeführt  sind.     Da  die  von  Ludwig  XIV.   in  den 
Jahren  1670—1672  gemachten  Versuche,  den  Kurfürsten  zum 
Bundesgenossen  für   den   damals  vorbereiteten   Krieg  gegen 
Holland  zu  gewinnen,  schon  in  dem  13.  Bande  dargelegt  sind, 
so  ist  es  hier  nur  nöthig  gewesen,  die  Verhandlungen  mit  dem- 
selben bis  zum  Abschluss  des  Vertrages  vom  31.  December 
1669  zu  fuhren.    In  dem  letzten  Abschnitte  sind  endlich  wie- 
der die  aus  den  Jahren  1668 — 1671  erhaltenen  vertraulichen 
Schreiben  des  Kurfürsten  an  seinen  vertrautesten  Rathgeber, 
den  Oberpräsidenten  Otto  v.  Schwerin,  in  denen  neben  seinen 
persönlichen  auch  die  verschiedenartigsten  politischen  Ange- 
legenheiten zur  Sprache  kommen   und  welche  höchst  inter- 
essante Einblicke  in  die  Verhältnisse  an  seinem  Hofe  und  in 
die  Sinnesweise  und   die   Anschauungen   des  Kurfürsten  ge- 
währen, mitgetheilt.    Seine  ursprüngliche  Absicht,  ähnlich  wie 
in  dem   11.  Bande  in  einem  besonderen  Abschnitte  die  Ver- 
handlungen des  Regensburger  Reichstages  während  der  Jahre 
1665—1671  und  die  Haltung,  welche  der  brandenburgische 
Kurfürst  in  den  dort  zur  Sprache  kommenden  allgemein  euro- 
päischen sowie  in  den  speziell  deutschen  Fragen  eingenommen 
hat,  vorzuführen,  hat  der  Herausgeber  aus  äusseren  Gründen, 
um  diesen  schon  ziemlich  starken  Band  nicht  noch  mehr  an- 
schwellen zu  lassen,   aufgeben  und  sich  darauf  beschränken 


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Vorwort.  vii 

müssen,  in  einer  Unterabtheilang  des  6.  Abschnittes  die  dnrch 
den  Angriff  Ludwigs  XIV.  auf  die  spanischen  Niederlande  ver- 
anlassten Verhandlungen  des  Reichstages  über  die  burgundische 
Frage  in  den  Jahren  1667  und  1668  darzulegen. 

Ausser  den  Akten  des  Königl.  Geheimen  Staatsarchivs 
zu  Berlin,  von  denen  nur  die  GeheimenrathsprotokoUe,  deren 
Herausgabe  inzwischen  die  Königl.  Archivverwaltung  selbst 
in  Angriff  genommen  hat,  ihm  nicht  zugänglich  gewesen  sind, 
hat  der  Herausgeber  auch  die  Akten  des  Königl.  Staats-  und 
des  Stadtarchivs  zu  Magdeburg  sowie  diejenigen  des  Danziger 
Stadtarchivs  herangezogen.  Erstere  haben  für  den  ersten, 
letztere  für  den  dritten  Abschnitt  werthvoUe  Ergänzungen  ge- 
liefert. Zur  Erläuterung  einiger  in  den  Briefen  des  Kurfürsten 
an  O.  V.  Schwerin  vorkommender  Punkte  haben  auch  die  Akten 
des  Kgl.  Hausarchivs  verwerthet  werden  können.  Den  Vor- 
stehern und  Beamten  dieser  Archive,  welche  in  liebenswür- 
digster und  zuvorkommendster  Weise  ihn  bei  seinen  Arbeiten 
unterstutzt  haben,  namentlich  Herrn  Archivar  Dr.  Meinardus 
hierselbst  sowie  den  Stadtarchivaren  Herrn  Dr.  Dittmar  in 
Magdeburg  und  Herrn  Archidiakonus  Dr.  Bertling  in  Danzig 
erlaubt  sich  der  Herausgeber  auch  an  dieser  Stelle  seinen 
herzlichsten  Dank  auszusprechen. 

Berlin  im  Juli  1892. 

Ferdinand  Hirsch. 


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Inhalt. 


Seitt 

Vorwort V— VII 

Inhalt VIII-X 

I.    Die  Unterwerfun(2f  von  Magdehurf^  1666. 

Einleitung 3 

Acten 8 

II.    Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere 
Vereinigung  zu  Braunschweig  1665 — 1668. 

Einleitung 59 

Acten 72 

a.  Der  bremische  Krieg  72.  b.  Die  Allianz  mit  Däne- 
mark 116.  c.  Die  Quadrupelallianz  124.  d.  Die  engere 
Vereinigung  mit  K.Coln,  den  braunschweigischen  Her- 
zogen, Hessen  -  Cassel  und  Schweden  136.  e.  Gesandt- 
schaft V.  Crockows  in  Stookholm  167. 

III.    Brandenburg  und  Polen  1664—1673. 

Einleitung 217 

Acten 236 

a.  Schriftwechsel  mit  König  Johann  Kasimir  (September 
bis  November  1664)  236.  b.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks 
und  y.  Bonins  (December  1664— Mai  1665}  240.  c.  Ver- 
handlungen mit  Lubomirski  (August  1665  —  Februar 
1666)  276.  d.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  (März  1666 
bis  October  1668)  288.  e.  Verhandlungen  während  des 
Interregnums  384.  f.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  und 
V.  Jena's  zu  dem  Wahlreichstage  (Mai  — Juli  1669)  395. 
g.  Eusebius  v.  Brandt  in  Warschau  (Juli  1669— December 
1670)  422.  h.  Sendung  Opacki's  (Februar  1671)  496. 
i.  Sendungen  des  Scultetus  nach  Polen.     Verhandlungen 


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Inhalt.  IX 

Seite 

wegen  der  Türkenbülfe  (Februar —December  1671)  506. 
k.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  und  v.  Tettau  s  (December 
1671  — März  1672)  522.  1.  Der  Türkenkrieg  (Mai  1672 
bis  November  1673)  534. 

IV.    Brandenburg  und  Oesterreich  1666—1668. 

Einleitung 565 

Acten 569 

a.  Allianz  vom  10.  Mai  1666  569.  b.  Erste  Gesandtschaft 
V.  Blumenthals   nach  Wien   (December    1666  —  Februar 

1667)  573.  c.  Zweite  Gesandtschaft  v.  Blumenthals  nach 
Wien  (November  1667— April  1668)  585. 

V.    Brandenburg  und  England  1664—1669. 

Einleitung 607 

Acten 614 

a.  Erste  Sendung  Christoph  v.  Brandts  (Juli  1664  — Juni 

1665)  614.    b.  Sendungen  Lucas  von  Achens  (März— Juli 

1666)  628.  c.  Zweite  Sendung  Christoph  v.  Brandts 
(August  1666  — August  1667)  633.  d.  Dritte  Sendung 
Christoph     v.     Brandts     (November     1667  —  September 

1668)  657.  e.  Gesandtschaft  des  Gabriel  Silvius  zum 
Kurfürsten  (Juni  1669)  672. 

VI.    Brandenburg  und  Frankreich  (Devolutionskrieg  und  Tripel- 
allianz) 1666—1669. 

Einleitung 677 

Acten 691 

a.  Verhandlungen  wegen  der  polnischen  Angelegenheit. 
1.  Anbringen  des  jüngeren  v.  Schwerin  in  Paris  (März 
bis  Mai  1667)  691.  2.  Verhandlungen  mit  Millet  in  Berlin 
(Mai  1667)  696. 

b.  Der  Devolutionskrieg.  1.  Verhandlungen  mit  Millet 
(Juni  1667)  698.  2.  Verhandlungen  mit  den  anderen 
Kurfürsten  (Mai— Juli  1667)  699.  3.  Verhandlungen  mit 
den  braunschweigiscben  Herzogen  (Juni  1667)  706. 
4.    Verhandlungen  mit  dem  Bischof  von  Münster  (Juni 

1667)  707.  5.  Verhandlungen  mit  Pfijz-Neuburg  (April 
bis  September  1667)  711.  6.  Verhandlungen  mit  Hol- 
land (Mai  1667  — März  1668)  722.  7.  Verhandlungen 
mit  Castel  Rodrigo  (Juni  1667  — Februar  1668)  760. 
8.  Verhandlungen  mit  Kur-Sachsen  (August  —  November 
1667)  784.  9.  Verhandlungen  mit  den  braunschweigiscben 
Herzogen  (October— December  1667)  797.  10.  Verhand- 
lung mit  Kur -Baiern  (November  1667)  804.  11.  Der 
Convent  zu  Coln.  Gesandtschaft  de  Beyers  nach  Frank- 
reich (Juli  1667— Juni  1668)  806.  12.  Der  Reichstag  zu 
Regensburg  (Mai  1667  —  Mai  1668)  830.     13.  Gesandt- 


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X  Inhalt. 

Seite 

Schaft  y.  Pölnitzs  und  Meinders'  nach  Paris  (November 
1667— April  1668)  849. 

c.  Gesandtschaft  v.  Blumenthals  (August   1668— Decem- 
ber  1669)  865. 

d.  Verhandlungen  über   den  Eintritt  des  Kurfürsten  in 
die  Tripelallianz  (November  1668— April  1670)  895. 

e.  Gesandtschaft  Vaubruns  (April  1669— Februar   1670) 
906. 

YII.   Eigenhändige  Briefe  des  Kurfürsten  an  den  Ob  er  Präsidenten 

Otto  ▼.  Schwerin 917 

Personenverzeichnis 953 


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I. 

Die  Unterwerfimg  von  Magdeburg. 

1666. 


M«ter.  c.  Gesch.  d.  O.  KarfurBten.    XI] . 


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Einleitung. 


Durch  den  Westfiilischen  Frieden  war  dem  Kurfürsten  von  Brandenburg 
auch  die  Anwartschaft  auf  das  Erzstift  Magdeburg  zugesprochen  worden*), 
er  sollte  die  Regierung  dort  erst  nach  dem  Tode  oder  Zurücktreten  des  bis- 
herigen Administrators,  des  Herzogs  August  von  Sachsen,  antreten,  aber  die 
Huldigung  sollte  ihm  sogleich  von  dem  Domkapitel,  den  Ständen  und  den  Un- 
terthanen  des  Erzstiftes  geleistet  werden.  Demgemäss  hatte  der  Kurfürst, 
welcher  sich  zu  Anfang  des  Jahres  1650  nach  den  ihm  ebenfalls  durch  den 
Frieden  zuerkannten  Stiftern  Minden  und  Halberstadt  begeben  hatte,  um 
von  denselben  Besitz  zu  ergreifen,  beschlossen,  im  Anschluss  daran  auch  die 
Huldigung  des  Erzstiftes  entgegenzunehmen,  und  hatte  durch  die  ihm  beige- 
gebenen kaiserlichen  Kommissare,  die  Freiherren  v.  Blumenthal  und  v. 
Plettenberg,  das  Domkapitel  und  die  Stände  desselben,  unter  diesen  auch 
die  Stadt  Magdeburg,  behufs  Ableistung  derselben  zum  30.  März  nach  Magde- 
burg selbst  entbieten  lassen.  Die  Stadt  Magdeburg  aber"),  welcher  durch 
das  Friedensinstrument')  der  Genuss  aller  ihrer  Rechte  und  Privilegien,  darunter 
auch  ausdrücklich  des  von  dem  Kaiser  zu  erneuernden  angeblichen  Privilegs 
Kaiser  Otto's  I.  vom  7.  Juni  940,  aus  welchem  sie  ihre  Reichsfreiheit  herleitete, 
zugesagt  worden  war,  welche  darauf  hin  gehofft  hatte,  jetzt  das  Ziel  ihrer  ehr- 


0    Instr.  pacis  Osnabr.  Art.  XL  §  6.  7. 

^  S.  F.  Hirsch,  Der  Grosse  Kurfürst  und  die  Altstadt  Magdeburg  bis  zum  Jahre 
1666  (Forschungen  zur  brandenb.  u.  preussischen  Geschichte.  IV,  2). 

')  Instr.  pacis  Osnabr.  Art.  XI.  §  8 :  Civitati  vero  Magdeburgensi  pristina  sua 
libertas  et  Privilegium  Ottonis  primi  die  septimo  Junii  anno  940,  quod  etiamsi  tem* 
porum  iniuria  deperditum  ad  preces  eiusdem  humiliter  porrigendas  a  Caesarea  Maiestate 
renovabitur,  tum  etiam  Privilegium  muniendi  et  fortificandi  ab  imperatore  Ferdinando 
secundo  coneessum,  quod  cum  omnimoda  iurisdictione  et  proprietate  ad  quadrantem 
milliaris  germanici  extendatur,  sicut  et  reliqua  ilHus  privilegia  et  iura  in  ecclesiasticis 
et  politicis  salva  et  inviolata  maneant  cum  inserta  clausula,  quod  in  praeiudicium 
civitatis  reaedificari  non  debeaut  suburbia. 

1* 


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4  I-     Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

geizigen  Bestrebungen,  die  volle  Reichsunmittelbarkeit,  zu  erlangen,  und  daher 
nach  wie  vor  dem  Administrator  die  Huldigung  verweigert  hatte,  war  nicht  ge- 
neigt gewesen,  sich  dieser  Forderung  zu  fugen,  sie  hatte*)  unter  Hinweis  auf 
das  Ottonische  Privileg,  auf  das  Friedensinstrument  und  darauf,  dass  die 
Verhandlungen  über  die  zwischen  ihr  und  dem  Administrator  sowie  den  Stän- 
den des  Erzstiftes  streitige  Auslegung  der  Bestimmungen  desselben  noch  am 
kaiserlichen  Hofe  schwebten,  bestritten,  dass  sie  überhaupt  zu  den  Ständen  und 
ünterthanen  des  Erzstifts  gehöre,  und  die  Huldigung  abgelehnt.  Verhandlungen, 
welche  der  Kurfürst  damals  durch  seinen  'Oberkämmerer  Conrad  v.  Burgs- 
dorf und  den  Geheimen  Rath  Johann  Fromhold,  welche  sich  zusammen 
mit  dem  einen  kaiserlichen  Kommissar  v.  Plettenberg  in  die  Stadt  begaben, 
mit  dem  Käthe  hatte  führen  lassen,  waren  ganz  erfolglos  gewesen,  auch  die 
Drohung,  welche  seine  Abgesandten  äusserten,  dass  im  Weigerungsfalle  Ge- 
walt würde  angewendet  werden,  hatte  nichts  gefruchtet,  sondern  nur  dahin  ge- 
führt, dass  der  Rath  Vertheidigungsanstalten  traf,  die  Hülfe  der  damals  noch  auf 
dem  Friedensexecutionsconvent  zu  Nürnberg  befindlichen  kaiserlichen  und 
schwedischen  Bevollmächtigten  anrief  und  sich  schliesslich  sogar  weigerte,  den 
Huldigungsakt  überhaupt  innerhalb  ihrer  Mauern  zu  gestatten.  Der  Kurfürst 
hatte  diesen  daher  nach  einem  anderen  Orte,  nach  Gr.  Salze,  verlegen  müssen, 
wo  er  auch*)  am  14.  April,  aber  ohne  dass  die  Stadt  trotz  wiederholter  Auf- 
forderung daran  theilgenommen  hätte,  stattgefunden  hat.  Der  Kurfürst  hat  da- 
mals keine  Gewaltmassregeln  gegen  die  Stadt  versucht,  er  hat  sich  nur  darauf 
beschränkt,  dem  Kaiser  von  dem  Vorgefallenen  Anzeige  zu  machen  und  ihn 
zu  ersuchen,  er  möchte  den  Magdeburgern  befehlen,  das  zu  leisten,  was  der 
Friedensschluss  vorschreibe  und  was  sie  auch  früher  den  Erzbischöfen  geleistet 
hätte.  Er  hat  sich  auch  in  den  nächstfolgenden  Jahren  damit  begnügt,  am 
kaiserlichen  Hofe  und  auf  dem  1653 — 1654  versammelten  Reichstage  den  Be- 
mühungen der  Magdeburger,  die  Anerkennung  ihrer  Reichsunmittelbarkeit  durch- 
zusetzen, entgegenzuwirken.  Erst  zu  Anfang  des  Jahres  1658')  hat  er,  jeden- 
falls veranlasst  durch  die  ihm  damals  von  Schweden  her  drohende  Gefahr, 
einen  neuen  Versuch  gemacht,  die  Stadt  zur  Huldigung  zu  bewegen.  Er  Hess 
dieselbe  zunächst  Mitte  Februar  durch  den  damals  in  seinen  Diensten  stehen- 
den Generalwachtmeister  v.  Uff  ein  zur  Ableistung  derselben  auffordern  und 
schickte  dann,  obwohl  der  Rath  nur  unter  gewissen,  schon  vorher  dem  Admi- 
nistrator gestellten,  aber  von  diesem  nicht  bewilligten  Bedingungen  (Huldigung 
nicht  nach  der  zum  letzten  Male  1579,  sondern  nach  der  bei  der  angeblichen 
ersten  Huldigung  der  Stadt  1333  gebrauchten  Eidesformel  und  Ausstellung  von 
speziellen,  der  Stadt  die  Zusicherungen  des  Friedensinstrumentes  gewährleisten- 
den Reversalen)  sich  dazu  bereit  erklärte  und  Verhandlungen,  welche  derselbe 

')  S.  flertel,  Magdeburg  und  die  Evenlualhuldigung  des  Erzstifts  1650  (Ge- 
schichtsblätter für  Stadt  und  Land  Magdeburg  XV.  S.  130 ff.);  Hirsch  a.  a.  0. 

')  S.  V.  Dreyhaupt,  Ausführliche  diplomatisch-historische  Beschreibung  des 
Saal-Rreyses  I.  S.  451  ff. 

*)    S.  Hirsch  a.  a.  0. 


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.   Einleitung.  5 

darüber  durch  zwei  Ende  März  nach  Berlin  geschickte  Deputierte  führen  iiess, 
ohne  Erfolg  waren,  doch  Anfang  April  die  beiden  Geheimen  Räthe  v.  Somnitz 
und  Tornaw  nach  Magdeburg,  um  die  Huldigung  abzunehmen.  Dieselben 
konnten  aber  nichts  ausrichten,  da  der  Rath  hartnäckig  auf  jenen  auch  von  dem 
Kurfürsten  verworfenen  Bedingungen  bestand,  und  mussten  schliesslich  ohne  Erfolg 
wieder  abreisen.  Der  Rath  aber,  welcher  jetzt  wiederum  von  dem  Kurfürsten  Ge- 
waltmassregeln befürchtete  und  von  denjenigen  Reichsständen,  an  welche  er  sich 
bisher  gewendet  hatte,  den  Hansestädten,  dem  Herzog  von  Braunschweig- 
Wolffenbüttel  und  dem  Kurfürsten  von  Sachsen,  wenig  Unterstützung 
durch  die  That  erwarten  konnte,  rief  die  Verwendung  und  Hülfe  des  Schweden. 
konigs  an  und  König  Karl  Gustav,  welcher  damals  nach  der  glücklichen  Be- 
endigung des  Krieges  gegen  Dänemark  sich  eine  Zeit  lang  mit  dem  Gedanken 
trug,  den  Krieg  in  Deutschland  gegen  Brandenburg  und  Oesterreich  zu  führen, 
ging  wirklich')  darauf  ein  und  Iiess  durch  einen  nach  Magdeburg  geschickten 
Gesandten  Wolfsberg  weitere  Verhandlangen  darüber  führen.  Der  Kurfürst 
aber  hat  sich  damals  wohl  gehütet,  durch  feindliche  Schritte  gegen  Magdeburg 
demselben  einen  gewiss  willkommenen  Anlass  zum  Angriff  gegen  ihn  zu  geben. 
Die  Wendung,  die  bald  darauf  der  Krieg  durch  den  neuen  Angriff  Karl 
Gustavs  gegen  Dänemark  nahm,  hat  dann  Magdeburg  in  den  nächsten  Jahren 
vor  kriegerischen  Verwickelungen  bewahrt  und  der  Kurfürst  hat  auch  nach  dem 
Olivaer  Frieden  noch  mehrere  Jahre  aus  Rücksicht  auf  die  allgemeine  gespannte 
Lage  der  Dinge  im  Reiche  die  Stadt  unbehelligt  gelassen.  Er  ist  zwar  wieder- 
holt*) in  die  weiteren  Streitigkeiten  derselben  mit  dem  Administrator  August 
hineingezogen  worden,  hat  sich  aber  dabei  darauf  beschränkt,  seine  Rechte  zu 
wahren,  hat  sogar,  als  der  Administrator  bei  Gelegenheit  der  Erfurter  Wirren 
1664  und  dann  auch  im  folgenden  Jahre  ihn  zu  gemeinschaftlichem  Vorgehen 
gegen  die  Stadt  aufforderte,  denselben  davon  zurückgehalten. 

Erst  im  Frühjahr  1666  schien  ihm  die  Zeit  gekommen,  gegen  die  Stadt 
einzuschreiten  und  dieselbe  im  Nothfall  mit  Waffengewalt  zur  Unterwerfung  zu 
bringen.  Der  Münstersche  Krieg  hatte')  ihm  Veranlassung  gegeben,  eine 
grössere  Armee  zusammenzubringen  und  selbst  an  der  Spitze  derselben  nach 
seinen  rheinischen  Gebieten  zu  ziehen;  nachdem  dieser  Krieg  durch  den  Frie- 
den zu  Cleve  (19.  April)  glücklich  beendet  war,  schienen  sowohl  die  eigenen 
Besitzungen  des  Kurfürsten  als  auch  das  übrige  Reich  vorläufig  vor  kriegeri- 
schen Verwickelungen  gesichert  und  hatte  der  Kurfürst  seine  Armee  zu  seiner 
Verfügung.  Mit  Frankreich  stand  er  damals  in  freundlichem  Verhältnisse, 
aber  auch  mit  Schweden  hatte  er  sich  inzwischen  ausgesöhnt  und  eben  diese 
Macht,  auf  deren  Fürsprache  und  Unterstützung  sich  die  Magdeburger  bisher 
am  meisten  verlassen  hatten,  war  damals  in  einen  ähnlichen  Streit  mit  der 
Stadt  Bremen*)  verwickelt,   w^elche  ihren  Ansprüchen  gegenüber  die  Reichs- 


')  S.  Hirsch  a.  a.  0. 

»)  S.  Hirsch  a.  a.  0. 

3)  S.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  615ff.:  Hirsch  a.  a.  0. 

*)  S.  unten  Abschn.  2. 


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g  I.    Die  ünterwerfunjB^  toxi  Magdeburg.     1666. 

freiheit  zu  behaupten  suchte,  und  schickte  sich  an,  dieselbe  mit  Waffengewalt 
zu  bezwingen,  musste  aber  befürchten,  bei  einem  Theile  der  deutschen  Fürsten, 
namentlich  bei  den  braunschweigischen  Herzogen,  und  amch  bei  dem 
Kaiser  auf  Widerstand  zu  stossen,  sie  suchte  sich  daher  der  Bundesgenossen- 
schaft des  Kurfürsten  zu  versichern  und  Hess  diesem  geradezu  ^)  em  gemein- 
schaftliches Vorgehen  sowohl  gegen  Bremen  als  auch  gegen  Magdeburg  vor- 
schlagen. Auch  von  anderer  Seite  aber  war  Widerstand  kaum  zu  fürchten,  der 
Herzog  von  Braunschweig-Wolffenbüttel,  bei  dem  die  Stadt  früher 
Schutz  gesucht  hatte,  war,  auch  wenn  er  wirklich  jetzt  Neigung  verspüren 
sollte,  sich  derselben  anzunehmen,  ebenso  wie  seine  Vettern  in  Celle  und 
Hannover  durch  die  bremischen  Händel  behindert,  der  Administrator  August 
hatte  selbst  neuerdings  zu  wiederholten  Malen  den  Kurfürsten  zu  gemeinschaft- 
lichem Einschreiten  gegen  die  widerspänstige  Stadt  aufgefordert,  von  dem  Kur- 
fürsten von  Sachsen  aber,  dem  der  Kurfürst  selbst  Absichten  auf  Magde- 
burg zutraute'),  und  von  dem  Kaiser  war  zwar  vorauszusetzen,  dass  sie  ihm 
einen  Erfolg  gegen  Magdeburg  wenig  gönnen^  nicht  aber,  dass  sie,  zumal  einer 
vollendeten  Thatsache  gegenüber,  ihm  Widerstand  entgegensetzen  würden.  So 
erhielt  denn  der  Feldmarschall  v.  Sparr,  welcher  Ende  Mai  mit  dem  grössten 
Theil  der  Armee  nach  den  Marken  zurückkehrte,  den  geheimen  Befehl,  sich  unter- 
wegs gegen  Magdeburg  zu  wenden,  und  es  wurden  zugleich  die  Geheimen  Räthe 
V.  Platen  und  v.  Jena  ausgesendet,  um  zunächst  mit  dem  Administrator  und 
dann,  womöglich  unter  dessen  Mitwirkung,  mit  der  Stadt  Unterhandlungen  zu 
führen  und  diese  zur  Ableistung  der  Huldigung  und  Aufnahme  einer  kurfürst- 
lichen Besatzung  zu  vermögen,  im  Weigerungsfalle  sollte  die  Armee  mit  Ge- 
walt gegen  die  Stadt  und  gegen  solche,  die  etwa  versuchen  sollten,  derselben 
Hülfe  zu  leisten,  vorgehen.  Der  Plan  zu  dem  Unternehmen  scheint  von  dem 
Kurfürsten  schon  Ende  März  oder  Anfang  April  3),  sobald  sich  die  Aussicht  auf 
eine  friedliche  Beendigung  des  Münsterschen  Streites  eröffnet  hatte,  gefasst  zu 
sein,  die  Ausführung  desselben  wurde  erst  Ende  April,  nachdem  der  Friede 
zustande  gekommen  war,  in  Angriff  genommen*),  das  Geheimnis  ist  nicht  so 
streng  gewahrt  worden,  wie  der  Kurfürst  es  wünschte,  doch  war  die  Ausführung 

^)  S.  unten  v.  Crockows  Relation  aus  Stockholm  vom  23.  Mai  1666.  Vgl. 
Droysen,  Gesch.  der  preuss.  Politik  111.3  S.  101. 

*)  S.  die  Relation  des  kaiserlichen  Gesandten  de  Goess  vom  5.  Juni  1666  (Urk. 
u.  Act.  XIV,  1.  S.  275). 

')  Der  kaiserliche  Gesandte  de  Goess  meldet  schon  14.  April  1666:  „Der  Chur- 
fürst  gestellt  sich  zwar,  dass  er  facta  pace  disarmiren  wolle,  ich  zweifle  aber  doch 
daran;  videtur  quod  coquat  aliquid,  was  es  auch  endlich  sein  mag;  ich  höre  etwas 
susurriren,  als  wann  er  sich  wohl  an  Magdeburg  machen  wollte.  Er  ist  diesen  Leuten 
sehr  feind.«  (S.  263.) 

*)  Als  erste  Dokumente  dafür  liegen  die  Ordre  des  Kf.  vom  7.  April,  durch 
welche  v.  Sparr  nach  Cleve  entboten  wird,  und  ein  Schreiben  des  Oberpräsidenten 
V.  Schwerin  an  den  Archivar  Görling  in  Berlin  vom  20.  April,  in  welchem  diesem 
die  üebersendung  der  auf  die  Magdeburger  Angelegenheit  bezüglichen  Akten  aufgetragen 
wird,  vor. 


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Einleitung.  7 

eine  so  rasche  and  geschickte,  dass  die  Voraussetzungen,  von  denen  man  aus- 
gegangen war,  sich  sämmtlich  erfällt  haben  und  das  Unternehmen,  ohne  dass 
es  zur  Anwendung  von  Gewalt  gekommen  wäre,  von  einem  vollständigen  Er- 
folge gekrönt  worden  ist. 

Die  im  Folgenden  zusammengestellten  Actenstücke  fuhren  den  Verlauf 
dieses  Unternehmens  vor  Augen.  kVusser  den  Materialien  des  Berliner  Geh. 
Staatsarchivs  haben  auch  diejenigen  des  Magdeburger  Stadt-  sowie  die  des  dor- 
tigen Staatsarchivs  verwerthet  werden  können.  Die  ersteren,  die  Rathsproto- 
colle  und  die  Instruktionen  für  die  Magdeburgischen  Deputierten,  lehren  die  Vor- 
gänge in  der  Stadt,  das  Verhalten  des  Raths  und  der  Bürgerschaft  kennen,  von 
den  letzteren  ergänzen  die  Relationen  der  Bevollmächtigten  des  Administrators 
in  sehr  erwünschter  Weise  die  Berichte  der  Gesandten  des  Kurfürsten  über  die 
mit  der  Stadt  geführten  Verhandlungen,  während  andere  Dokumente  das  dop. 
pelte  Nachspiel,  welches  der  Unterwerfung  Magdeburgs  folgte,  die  langwierigen 
und  unerquicklichen  Verhandlungen  mit  dem  Administrator  und  den  Ständen 
des  Erzstifts  über  den  von  diesen  zum  Unterhalt  der  Besatzung  der  Stadt  zu 
zahlenden  Beitrag,  und  den  Streit  über  die  Ernennung  des  Herzogs  August 
von  Holstein  zum  Gouverneur  der  Festung  veranschaulichen. 


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I.  Die  Unterwerf  img  von  Magdeburg.  1666. 


Des  Herrn  von  Jena  Bedenken  auf  einige  von  I.  Churf.  D. 

selbst   geschriebene    Fragen    wegen   der   Stadt  Magdeburg. 

D.  Cleve  30.  April  1666. 

[Beantwortung  der   yom   Kf.  gestellten  Fragen  in  betreff  des  Unternehmens  gegen 

Magdeburg.] 

30.  April.  Ew.  Ch.  D.  gDädigstem  Befehl  zu  gehorsamster  Folge  ist  soviel  ich 
verstehe  mein  —  Bedenken  auf  die  von  Ew.  Ch.  D.  selbst  geschriebene 
und  mir  aufgegebene  Fragen  nachfolgendes: 

Und  zwar  bei  der  ersten  Frage  halte  ich  dafür  ^  dass  zwar  die 
Stadt  Magdeburg  nochmals  in  der  Gute  zu  der  Huldigung  und  vas 
daran  hanget  durch  Schickung  zu  erinnern,  dass  aber  solches  nicht  ehe 
geschehe,  als  wann  die  Armee  in  der  Nähe  und  wann  Ew.  Ch.  D.  albereit 
jenseits  der  Elbe  Posto  gefasset,  auch  sonsten  alle  Zubereitung  —  in 
Bereitschaft  seie,  dan  ich  halte  ferner  dafür,  dass  der  Stadt  nicht  viel 
Zeit  zu  gönnen,  damit  sie  die  Sache  durch  Schickung  und  Sollicitiren 
nicht  weitläufiger  und  schwerer  mache. 

Bei  der  anderen  Frage,  da  glaube  ich  Ew.  Ch.  D.  Intention  sei  bei 
dieser  Sache,  zu  dem  Recht,  so  derselben  an  der  Stadt  Magdeburg  ge- 
bühret, zu  gelangen  und  dann  auch  derselben  künftig  auf  alle  Fälle  ge- 
sichert zu  sein,  ich  glaube  auch  femer,  dass  es  mit  Einnehmung  der 
Guarnison  schwer  daher  gehen  werde,  dabei  aber  gleichwohl  glaube  ich 
auch  dieses,  dass  bei  gegenwärtigen  Conjuncturen  Ew.  Ch.  D.  ein  mehres 
als  sonsten  bei  der  Stadt  zu  erhalten  suchen  müssten  und  könnten,  und 
würden  vielleicht  Ew.  Ch.  D.  bei  diesem  Punct  einige  temperamenta  zu- 
lassen   können,    als   dass   der   Stadt  dabei  auch   einige  Völker  zu  der 


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Gutachten  v.  Jena*s.  9 

Guarnison  za  geben  verstattet,  Ew.  Ch.  D.  aber  die  BestelluDg  des  Com- 
mendanten  allein  gelassen  werde;  wollte  Ew.  Ch.  D.  noch  etwas  mehr 
nachgeben,  so  könnte  der  Commendant  auf  gewisse  Maasse  mit  in  der 
Stadt  Pflicht  stehen  and  die  ganze  Guarnison  gleichfalls  derselben  mit 
schweren;  vielleicht  findeten  sich  bei  Fortgang  der  Sache  mehr  Mittel, 
auf  welche  man  ietzo  nicht  eben  gedenken,  aber  Rechnung  darauf 
machen  kann. 

Zum  dritten  so  bin  ich  der  —  Meinung,  dass  Ew.  Ch.  D.  an  des 
H.  Administrators  F.  D.  zu  schicken,  aber  auch  nicht  ehender  als 
wann  die  Armee  nicht  mehr  weit  von  Magdeburg  und  wann  von  Ew. 
Ch.  D.  die  Anstalt  gemachet,  dass  keine  fremde  Völker  in  Magdeburg 
kommen  können.  —  Des  H.  Administratoris  F.  D.  könnte  vorgestellet 
werden,  dass  ihre  vorhin  bekannt,  wie  .wiederich  sich  die  Stadt  Magde- 
burg nach  geschlossem  Frieden  bezeuget  —  und  sich  fast  embsig  da- 
hin bearbeitet,  damit,  wann  es  ihr  angehen  wollte,  sie  sich  gar  aller 
Subjection  entziehen  könnte,  dieweil  nun  Ew.  Ch.  D.  nicht  gemeinet 
wären,  die  Sache  länger  anstehen  zu  lassen,  so  wären  Sie  ietzo  in  Werk 
begriffen,  die  Huldigung  und  was  davon  dependiret  in  der  Güte  noch- 
mals zu  begehren,  bei  fernerer  Opposition  aber  in  Gottes  Namen  resol- 
viret,  dasjenige,  was  ihre  aus  dem  Friedenschluss  zukäme  —  durch  ihre 
eigene  Execution  zu  erhalten,  —  demnach  aber  auch  Ew.  Ch.  D.  sich 
dabei  erinnerten,  was  I.  F.  D.  an  dem  Herzogthumb  Magdeburg,  bis  sich 
die  Fälle,  welche  in  dem  Friedenschluss  ausgedrücket,  begeben,  zu  ge- 
niessen,  so  versicherten  Ew.  Ch.  D.  I.  F.  D.,  dass  ihre  daran  durch  Ew. 
Ch.  D.  oder  die  Ihrigen  nicht  das  geringste  sollte  entzogen  werden, 
zweifelten  nicht,  I.  F.  D.  wurde  zugleich  ihro  gefallen  lassen,  das  Werk  — 
zu  befodern,  auch  gerne  geschehen  lassen,  dass  Ew.  Ch.  D.  Armee  die 
Magdeburgische  Fürstliche  Aempter  berühre.  Wollte  Ew.  Ch.  D.  nach- 
dem sich  des  H.  Administratoris  F.  D.  bezeugen  ihro  etwas  mehres  ein- 
räumen, so  stünde  es  zu  bedenken  und  müsste  dergestalt  beschaffen  sein, 
dass  es  weiter  nicht  ginge  als  es  einem  usufructuario  gebühret. 

4),  Die  Bürgerschaft  zu  sinceriren,  das  meine  ich  —  sei  wohl 
nöthig,  ich  halte  aber  dafür,  dass  solches  nicht  schriftlich  zu  thun.  — 
Eine  mündliche  Sinceration  würde  zu  wenig  sein  und  keinen  Glauben 
finden,  es  stünde  aber  zu  Ew.  Ch.  D.  gnädigsten  Resolution,  ob  etwa 
demjenigen,  welcher  von  Ew.  Ch.  D.  an  die  Stadt  geschicket  wird,  eine 
Bestätigung  und  Versicherung  ihrer  Privilegien  und  dass  in  Religions- 
sachen keine  Enderung  sollte  gemachet  werden,  unter  Ew.  Ch.  D.  Hand 


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10  I.    Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

und  Siegel  mitgegeben  wurde,  welche  nicht  allein  vorzuzeigen,  sondern 
auch,  da  es  nöthig,  zu  OKtradiren,  und  müsste  —  das  Werk  wohl  über- 
leget werden,  damit  auch  Ew.  Ch.  D.  damit  nicht  präjudiciret  werde. 

Es  würde  auch  —  zum  fünften  nicht  undienlich  sein,  dass  Ew.  Gh. 
D.,  wann  es  rechte  Zeit,  sowohl  Ihrer  Keys.  M.  als  auch  anderen  Po- 
tentaten von  dero  Intention  Apertur  und  Remonstration  thun  Hesse,  ab- 
sonderlich —  sich  dahin  zu  bemühen,  damit  Sie  H.  Hertzog  Georg 
Wilhelms  und  des  H.  Bischofs  zu  Ossnabrugg  FF.  DD.  recht  und  wohl 
versichert,  weil  ich  glauben  muss^  das  F.  Haus  Braunschweig  möchte 
Ew.  Ch.  D.  die  Stadt  Magdeburg  nicht  gerne  gönnen,  und  habe  ich  mir 
wohl  vor  diesem  sagen  lassen,  dass  die  Stadt  Magdeburg  von  der  Krön 
Schweden  eine  absonderliche  Versicherung,  dass  die  Krön  die  Stadt 
auf  solchen  Fall  nicht  lassen  wollte,  hätten  aber  Ew.  Ch.  D.  das  Haus 
Braunschweig,  so  würden  auch  der  Schweden  consilia  desto  schwächer 
werden.  Es  würde  auch  die  Noturft  der  Gesandtschaft  zu  Regensburg 
zu  befehlen  sein,  auch  C.-Cöln,  C.-Maintz,  Newburg  und  Münster 
wo  nicht  gar  zu  gewinnen,  doch  dahin  zu  divertiren  sein,  dass  sie  wie- 
der Ew.  Ch.  D.  Vorhaben  weder  zu  Regensburg  votiren  noch  auch  sonst 
andere  secundiren,  und  zu  solchem  Ende  würde  auch  die  Schickung  an 
Cuhr-Sachsen  zu  thun  sein.  —  Es  würde  auch  —  der  Sache  keinen 
geringen  Vortheil  bringen,  wann  Ew.  Ch.  D.  dieselbe  dem  Könige  in 
Franckreich  dahin  recommendiren  könnten,  dass  sich  derselbe  solcher 
so  weit  mit  annehme,  damit  nicht  allein  auf  dem  Reichstag  und  in  dem 
Alliantzraht  durch  dem  Gravelli^)  dieselbe  secundiret,  sondern  auch  auf 
solche  Art  von  dem  Könige  selbst  an  die  Potentaten  auch  Reichs-Cuhr- 
försten  und  Fürsten  geschrieben  werde. 

Dieses  —  ist  es,  so  auf  Ew.  Ch.  D.  gnädigsten  Befehl  ich  —  mit 
wenigen  anzeigen  soll,  und  weil  ich  zugleich  daraus  sehe,  dass  Ew.  Ch. 
D.  die  Sache  wieder  die  Stadt  Magdeburg  resolviret  und  festgestellet, 
80  wünsche  ich,  dass  der  Allmächtige  gute  Gott  wie  bis  anhero  noch 
ferner  mit  Ew.  Ch.  D.  beständig  sei.  — 


^)    Robert  de  Gravel,  französischer  Gesandter  in  Regensburg. 


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Gutachten  v.  Platens.  11 

Des  Herrn  von  Platen  Gutachten  auf  unterschiedene  puncta 
wegen  der  Stadt  Magdeburg.     D.  Cleve  1.  Mai  1666. 

[Beantwortung   der  von   dem  Kf.    inbetreff  des  Unternehmens  gegen  Magdeburg  ge- 
stellten Fragen.] 

Demnach  Ew.  Ch.  D.  mir  unterschiedene  puncta  bctreiFend  die  Stadt  1.  Mai. 
Magdeburg  zustellen  lassen,  darüber  Ew.  Ch.  D.  mein  —  Gutachten 
schriftlich  zu  ertheilen  mir  gnädigst  anbefohlen,  so  habe  ich  solchem 
gn.  Befehl  schuldigstermassen  nachleben  wollen  und  mit  Fleiss  überleget, 
was  vor  jura  Ew.  Ch.  D.  an  die  Stadt  haben  und  was  Sie  von  der  Stadt 
fodem  und  dieselbe  zu  leisten  schuldig,  als  dem  Fundament,  daraus  die 
mir  zugestellte  puncta  ihre  Erledigung  erlangen  müssen,  und  rühret 
solches  aus  dem  Mönsterischen  und  Ossnabruggischen  Friedenschluss  her, 
da^)  Ew.  Ch.  D.  die  Expectanz  auf  das  Erzstift  Magdeburg  mit  dieser 
Condition  ertheilet,  dass  inmittelst  und  bei  Lebzeiten  des  jetzigen  H. 
Administratoris  F.  D.  das  Capitul  sampt  besagtes  Erzstiftes  Stauden  und 
Unterthanen  gleich  nach  beschlossenem  Frieden  Ew.  Ch.  D.  und  dero 
ganzen  Churf.  Hause  die  Unterthänigkeit,  Pflicht  und  Huldigung  ablegen 
sollen,  dessen  sich  aber  die  Stadt  Magdeburg  bis  dato  verweigert  und 
sich  vielmehr  zu  ihrer  Keys.  M.  und  dero  Reichshofrath  gewendet  und 
unter  dem  Schein,  dass  der  Stadt  ihre  alte  Freiheit  wiedergegeben  und 
das  Privilegium  Ottonianum  renovirt  werden  soll,  sich  ihrer  Schuldigkeit 
zu  entziehen  und  sich  gänzlich  von  dem  Erzstift  zu  eximiren  suchet, 
wodurch  es  dann  auch  dahin  gelanget,  dass  es  uffm  offnen  Reichstag^) 
zur  Umfrage  gestellet  und  I.  Keys.  M.  der  gesampten  Stände  Gutachten 
begehret,  so  auch  erfolget,  und  ist  die  Stadt  ihre  Schuldigkeit  abzulegen 
condemniret,  in  welchen  terminis  es  denn  noch  beruhet,  und  stehet  nun 
nurtt  zu  deliberiren,  wie  die  Stadt  zum  Gehorsam  zu  bringen.  Da  ich 
dann  der  unvorgreiflichen  Meinung  sein  muss,  dass,  ehe  man  ad  arma 
greifen  könne,  man  zufoderst  die  gütliche  Handelung  reassumiren  und 
ob  die  Stadt  in  Güte  ad  praestanda  zu  prästiren  gebracht  werden  könne, 
versuchen  müsste,  —  es  ist  doch  dabei  billig  zu  bedenken,  dass  es  eine 
wichtige  Sache  ist,  daraus  leicht  Weiterung  erfolgen  kann,  dass  es  ohne 
Blutvergiessen  nicht  geschehen  kann,  dass  man  nicht  weiss,  wie  T.Keys. 
M.,  die  Könige  in   Frankreich    und    Schweden   als   mitpaciscircnde 


0    Instr.  pacis  Osnabr.  XI.  §  6.  7.    S.  oben  S.  3. 

^    1654,  8.  Hirsch,  Der  Grosse  Kurfürst  und  die  Altstadt  Magdeburg  bis  1666 
(Forsch,  z.  brand.  u.  preuss.  Gesch.  IV.  2). 


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12  I-     Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

Theile  und  die  beDachbarten  Chur-  und  Fürsten  dabei  gesinnet  sein, 
wobei  ich  mich  erinnere,  dass,  wie  in  a.  1654  die  Sache  im  Fürstenrath 
vorgetragen  ward,  die  Schweden  nicht  votiren  noch  sich  darüber  in  ihren 
votis  herauslassen  wollten*),  — 

Und  diesem  zufolge  befinde  ich  nicht,  wenn  die  Stadt  sich  beque- 
met und  das  juramentum  fidelitatis  et  subjectionis  in  Güte  ableget,  dass 
Ew.  Ch.  D.  noch  zur  Zeit  ein  mehrers,  so  die  andere  Frage  betrifft,  wer- 
den federn  können,  angesehen  das  Instr.  pacis  Ew.  Ch.  D.  ein  mehreres 
nicht  zueignet,  wenn  sich  aber  die  Stadt  opiniatriren  und  es  zu  den 
Waffen  sollte  kommen  lassen^  so  wird  man  auch  wohl  etwas  weiter 
gehen  und  Versicherung,  so  nicht  anders  als  das  praesidium  sein  kann, 
welches  sonst  etlichermassen  der  Stadt  selbst  in  dem  Instr.  pacis  attri- 
buiret  ist,  fodern  können. 

Was  die  dritte  Frage  anlanget,  wird  es  allewege  notig  sein,  dass 
man  vorhero  mit  dem  H.  Administratore  F.D.  daraus  communicire, 
angesehen  Sie  annoch  rechter  Landesherr  sein,  und  kann  mit  der  Stadt 
nichts  angefangen  werden  ohne  Ihr  Zuthun,  und  dass  das  Land  nicht 
etwas  dabei  leiden  sollte,  wenn  man  auch  nurtt  bloss  das  Stro  zu  den 
Baraquen  und  Fourage  vor  die  Pferde  consideriret,  und  wird  sichs,  wenn 
S.  F.  D.  nur  vorerst  damit  einig  sein,  dass  man  die  Stadt  mit  Gewalt 
angreifen  soll,  wegen  des  praesidii  wohl  finden. 

Viertens  ob  hievon  etwas  an  die  Bürger  zu  bringen,  und  wie,  sol- 
ches wird  sich,  wenn  man  die  Handelung  mit  dem  Rath  nurtt  erst  an- 
tritt, wohl  finden.  Es  kann  die  Sache  so  heimlich  nicht  tractiret  wer- 
den, dass  die  Bürgerschaft  davon  nichts  sollte  in  Erfahrung  bringen,  und 
concerniret  die  Sache  vornemblich  die  Bürgerschaft  selber,  ohne  deren 
Vorbewusst  und  Verwilligung  in  effectu  nichts  kann  geschlossen  werden. 

Fünftens  wird  man  aus  dieser  Sache  weder  am  Keys.  Hofe  noch 
bei  andern  Königen,  ßepubliquen  und  Potentaten  etwas  handeln  können, 
ehe  man  die  Stadt  wirklich  investiret  hat,  denn,  wo  man  vorhero  davon 
viel  sagen  wollte,  so  wird  man  sich  die  Sache  schwerer  machen  und  der 
Stadt  auf  ihre  Sicherheit  zu  gedenken  Anlass  geben,  ja  man  wird  mit 
der  Gewalt  nicht  einmal  der  Stadt  drewen  müssen,  ehe  und  bevor  die 
Armee  so  nahe  stehet,  dass  sie  nurtt  bloss  vor  die  Stadt  rücken  darf. 

Wenn  man  aber  die  Stadt  wirklichen  berennet  hat,  alsdann  wird  es 
nicht  allein  I.  Keys.  M.,  sondern  auch  andern  Königen,  Chur-  und  Fürsten 


>)    S.  V.  Meiern,  Regenspurgische  Reichstagshandlungen  I.  S.  lIBOf. 


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Instruction  für  ▼.  Sparr.  13 

ZU  Dotificiren   und    die  Ursach,   so  Ew.  Ch.  D.  zu  dieser  Resolution  be- 
wogen, zu  wissen  zu  thun  sein. 

Und  eben  uff  diese  Maasse  wird  auch  mit  S.  Ch.  D.  zu  Sachsen 
zu  bandeln  sein,  dass  man  derselben  von  der  endlichen  Resolution  nichts 
wissen  lasse,  ehe  und  bevor  man  wirklich  vor  der  Stadt  stehet.  Aber 
ehe  und  bevor  man  hiezu  schreitet,  wird  man  die  impedimenta,  so  da- 
zwischen kommen  können,  und  welche  den.progres  hindern  können,  wohl 
überlegen  und,  wie  dem  zu  begegnen  und  das  Werk  auszuführen,  in  reife 
Consideration  ziehen  müssen. — 


Instruction,  woniach  S.  Ch.  D.  zu  Brandenburg  Geh.  Kriegs- 

rath  und  General -Feldmarschalck  Otto  Chr.  Freiherr  v.  Sparr 

sich  zu  achten.    D.  Cleff  9.  Mai  1666. 

(Conc.  0.  v.  Schwerin.) 

[Gegen  Magdeburg  vorzunehmende  Massregeln,  Beschaffung  der  Kriegsbedürfnisse,  Ab- 
wehr etwaiger  Entsatzversuche,  wie  die  in  der  Stadt  befindliche  Besatzung  zu  beban- 
deln sei.] 

Nachdem  S.  Ch.  D.  —  die  Stadt  Magdeburg  zu  verschiedenen  9.  Mai. 
Malen  erinnern  und  ermahnen  lassen,  die  schuldige  Huldigung  abzulegen, 
die  Stadt  sich  aber  darunter  bishero  immerhin  unter  allerhand  gesuchten 
Prätexten  ihrer  Schuldigkeit  entzogen,  und  dann  S.  Ch.  D.  nicht  gemeinet 
sein,  dieses  Werk  länger  in  suspenso  zu  lassen,  sondern  die  Stadt  ent- 
weder in  der  Güte,  oder  in  Entstehung  derselben  mit  dero  Waffen  zur 
raison  zu  bringen,  als  haben  Sie  dero  Geh.  Käthen,  dem  v.  Platen  und 
dem  V.  Jena,  gnädigst  anbefohlen,  sich  mit  dem  fiirderlichsten  zu  des 
H.  Adroinistratoris  F.D.  zu  begeben  und  deroselben  Sentiment  über 
dieses  Fürhaben  zu  vernehmen,  auch  durch  Fürstellung  allerhand  be- 
wegenden Motiven  dieselbe  dahin  zu  persuadiren,  dass  sie  nicht  aliein 
das  Werk  approbiren,  sondern  auch  dero  Wohlvermogenheit  nach  secun- 
diren  und  zur  Execution  befordern  helfen  mögen.  Von  Hall  haben  wir 
unsern  Geh.  Räthen  in  Befehl  gegeben,  nacher  Magdeburg  zu  gehen 
und  daselbst  sowohl  die  Äblegung  der  Huldigung  als  dass  die  Stadt 
unsere  Garnison  einnehme  zu  urgiren  und  desfalls  sowohl  dem  Magistrat 
als  der  Bürgerschaft  alle  dienliche  persuasiones  und  fundamenta  fürzu- 
stellen. Sollten  sie  nun  zu  beiden  in  der  Güte  nicht  zu  bewegen  sein, 
solchenfalls  hat  unser  Geh.  Eriegsrath  und  G.-Feldmarschalck  die  Stadt 


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14  I*    Die  Unterwerfung  Ton  Magdeburg.    1666. 

mit  denen  in  beigehender  Specification  ^)  benannten  Völkern,  welche  S. 
Ch.  D.  inmittelst  nach  dem  Halberstattschen  und  nach  der  Alten  Mark 
marchiren  lassen  wollen,  es  yerwillige  des  H.  Administrators  F.  D.  in 
dieses  Dessein  oder  nicht,  anzugreifen  und  seiner  habenden  Eriegsexpe- 
rienz  nach  dieselbe  mit  Gewalt  zur  raison  zu  bringen.  —  Auf  was 
Weise  er  nun  dieses  für  die  Hand  zu  nehmen  und  welcher  Gestalt  er 
die  Execution  zu  verrichten, .  solches  erachten  S.  Ch.  D.  unnöthig  ihm 
weitläuftig  furzuschreiben ,  sondern  Sie  lassen  es  seiner  bekannten  Dex- 
terität  und  Kriegsexperienz  anheimbgestellet  sein  und  wollen  dero  Geh. 
Räthen  zu  Colin  an  der  Spree  wie  auch  dero  Pommerschen  und  Halber- 
stättischen Regierung  gnädigst  anbefehlen,  alles,  was  dero  G.-Feldmar- 
schalck  von  denselben  erfordern  und  begehren  wird,  ihm  —  abfolgen  zu 
lassen. 

Die  Artillerey,  welche  hie  gewesen,  nimmt  nicht  allein  der  G.-Feld- 
marschalck  wiederümb  mit  zurück,  sondern  er  hat  auch  daneben  alles 
aus  denen  Chur-Brandenburgischen  Vestungen,  es  sei  an  Stücken,  Mu- 
nition und  wie  es  sonsten  Namen  haben  mag,  nach  seinem  Gutfinden  — 
zu  erfordern  und  sich  dessen  zu  bedienen. 

Sollte  die  Stadt  nun  bei  Fortstellung  der  Attaque  dahin,  wie'  wir 
verhoifen,  gebracht  werden,  dass  sie  sich  accommodlren  müsste,  solchen- 
falls hat  der  G.-Feldmarschalck  den  Accord  neben  unseren  Geh.  Räthen, 
welche  bei  demselben  die  ihnen  mitgegebene  Instruction  zu  beobachten, 
zu  machen  und  denselben  hauptsächlich  dahin  einzurichten,  dass  die 
Stadt  uns  die  schuldige  Huldigung  praestire  und  daneben  unsere  Garnison 
einnehme,  wie  und  welchergestalt  aber  dieser  Accord  in  andern  Stücken 
einzurichten,  desfalls  haben  S.  Ch.  D.  theils  dero  Geh.  Räthen  bereits 
gemessenen  Befehl  gegeben,  theils  wird  man  sich  hierinnen  nach  der 
Zeit  Lauften  und  nachdem  sich  die  Stadt  bald  oder  spät  accommodiret, 
richten  müssen,  zum  Theil  kann  es  auch  auf  S.  Ch.  D.  —  Ratification 
und  Erklärung  ausgesetzet  werden. 

Was  den  Unterhalt  der  Armee  betrifft,  da  ist  S.  Ch.  D.  G.-Com- 
missario ')  bewusst,  welchergestalt  Sie  solchen  angewiesen,  der  dann  auch 
fleissige  Erinnerung    thun    und    Sorge   tragen  wird,    dass  die  assignirte 


')  Eine  solche  liegt  nicht  bei,  vgl.  über  die  zu  dieser  Unternehmung  gegen 
Magdeburg  verwendeten  Truppen  (c.  10250  Mann)  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen 
Kurfürsten  und  ihre  Unterhaltung  während  der  Jahre  1660—1666  (Hist.  Zeitschrift 
N.  F.  XYII)  S.  266.  Der  Kurfürst  selbst  hat  dem  kaiserlichen  Gesandten  die  Zahl 
auf  14,000  angegeben  (Urk.  u.  Act.  XIV,  1.  S.  275). 

*)    Claus  Ernst  v.  Platen. 


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Instruction  für  y.  Span*.  15 

Gelder,  soviel  immer  müglich,  erfolgen  mügen.  Sollte  daran  einiger 
Mangel  erscheinen,  so  wollen  S.  Ch.  D.  sonsten  andere  Mittel  schaffen, 
wie  Sie  dann  auch  in  eventum  ein  ansehnliches  Magazin  in  dero  Fürstenth. 
Halberstat  und  in  der  Nähe  zusammenbringen  lassen.  Dahingegen  wird 
auch  der  6.-Feldmarschalck  geflissen  sein,  gute  und  scharfe  Ordre  zu 
halten,  alle  Plünderung  und  Excessen,  wie  auch  unnöthiges  Ausreiten 
zu  verbieten  —-  wie  er  dann  nicht  weiniger  auf  dem  Marsch  gute  Disci- 
plin  zu  observiren.  — 

Dafern  die  Stadt  einigen  auswärtigen  Succurs  bekommen  und  ihnen 
entweder  einige  Volker  zu  Verstärkung  ihrer  Garnison,  oder  gar  zu  ihrem 
Entsatz  zugesandt  werden  wollten,  solches  hat  der  G.-Feldmarschalck  aufs 
beste  er  kann,  von  wem  auch  solche  Völker  kommen  sollten,  anfanglich 
durch  gütliche  Fürstellungen,  und  wenn  solche  nicht  verfangen  wollen, 
mit  Gewalt  zu  verhindern. 

VTas  an  Holz,  Stroh,  Fourrage  und  dergleichep  vonnöthen,  solches 
muss  aus  denen  dem  Lager  am  nächsten  und  bequemsten  Orten  genom- 
men werden,  und  weil  solches  das  Erzstift  Magdeburg  und  das  Fürsten- 
thumb  Anhalt  sehr  treffen  wird,  so  muss  darunter  solche  Anstalt  ge- 
macht werden,  dass  alles  mit  guter  Ordre  geschehen  und  dasjenige,  was 
weggenommen  wird,  entweder  gezahlt  oder  doch  liquidiret  und  die  ün- 
terthanen  der  Zahlung  halber  versichert  werden  mögen. 

Weil  auch  über  die  Elbe  eine  Schiffbrücke  vonnöthen  sein  wird,  so 
wird  der  Feldmarschalck  dazu  alle  und  jede  auf  der  Elbe,  Havel  und 
Spree  befindliche  Schiffe  (allein  die  Schwedische  Schiffe  ausgenommen) 
gebrauchen,  wegen  Anschaffung  der  dazu  benöthigten  Bretter,  Balken, 
Anker  und  Taue  aber  bei  unserer  Amtskammer  zu  Berlin  wie  auch  bei 
andern  unsem  Bedienten,  wo  dergleichen  vorhanden,  Erinnerung  thun, 
welche  auf  sein  Gesinnen  die  Nothdurft  von  allem  herzugeben  befehliget 
sein.  —  Zu  Verfertigung  der  Brücken  kann  der  Feldmarschalck  S.  Ch. 
D.  Hofbaumeister  Michel  Matthias  Schmidt  verschreiben.  — 

Der  Feldmarschall  soll  mit  den  Geh.  Käthen  alles  jedesmal  communicieren, 
damit  sie  mit  einhelliger  Cooperation  des  Kf.  Interesse  befördern;  er  soll  femer 
zwischen  hier  und  Halberstadt  reitende  Posten  einrichten. 

Wenn  die  Stadt  sich  accommodiret,  kann  ihre  Garnison  und  ge- 
worbene Soldaten  abgedancket  und  was  davon  zu  dienen  Lust  hat  und 
zu  Kriegsdiensten  capabel  ist,  unter  S.  Ch.  D.  Armee  gestecket  werden, 
wie  dann  auch  dem  in  der  Stadt  liegenden  Obristwachtmeister^)   wohl 


0    Befehlshaber  der  magdeburgiscben  Stadt-Soldatesca  war  seit  1658  der  Haupt- 


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16  I.    Die  Unterwerfung:  von  Magdeburg.     1666. 

Versicherung  gegeben  werden  kann,    dass,   wenn  er  Belieben  dazu  hat, 
er  von  S.  Ch.  D.  wieder  accommodiret  werden  soll. 


Instruction,  wonach  sich  unsere  —  Geh.  Räthe  —  Claus  Ernst 

von  Platen   und    Friderich  von  Jena   bei   der   ihnen  nacher 

Halle  zu  des  H.  Administratoris  Ld.   und  nacher  Magdeburg 

aufgetragenen  Schickung  zu  achten.    D.  Cleve  9.  Mai  1666^). 

(Conc.  0.  V.  Schwerin). 

9.  Mai.  Kf.  will  der  Widersetzlichkeit  der  Stadt  Magdeburg  nicht  länger  zu- 
sehen, sondern,  da  er  mit  einer  ziemlichen  Kriegsmacht  versehen  ist,  sie  mit 
gehörigem  Nachdruck  zum  Gehorsam  und  Leistung  ihrer  Pflicht  bringen;  da  er 
aber  hierin  ohne  vorherige  Communication  mit  dem  Administrator  nichts  vor- 
nehmen will,  so  sollen  sie  demselben  dieses  vorstellen  und  ihn  ersuchen,  sich  dieses 
Werkes  mit  anzunehmen,  und  in  Erwägung,  dass  er  es  früher  selbst  so  begehrt*) 
und  dass  alles  zu  seinem  eigenen  Nutzen  und  Interesse  gereiche,  die  Stadt 
zur  raison  bringen  zu  helfen,  namentlich  mit  allerhand  Zuschub  an  Proviant, 
Fourage  und  dergl.  aus  dem  Erzstift  der  Armee  im  Fall  der  Noth  zu 
assistieren.  Kf.  wolle  weder  die  Stadt  in  ihren  Rechten  und  Befugnissen  tur- 
bieren,  noch  viel  weniger  dürfe  der  Administrator  befürchten,  dass  Kf.  Eingriffe 
in  seine  Rechte  zu  thun  gemeint  sei.  Damit  Kf.  aber  seines  Rechtes  hiemächst 
desto  mehr  versichert  sei,  beabsichtige  er  nicht  allein  die  Stadt  zu  Ablegung 
des  juramenti  fidelitatis  et  subjectionis  anzuhalten,  sondern  auch  dieselbe  mit 
seinen  Völkern  zu  besetzen  und  seine  Garnison  darein  zu  bringen.  Wenn  die 
Geh.  Räthe  den  Administrator  dazu  disponiert  vermerken,  so  sollen  sie  ihm  allein 
davon  Apertur  thun  und  ihn  versichern,  dass  dadurch  auch  an  seinem  Recht 
nichts  derogiert,  sondern  vielmehr  ihm  in  künftigen  Fällen  die  Hand  geboten, 
der  Gouverneur  auch  zugleich  in  seine  Pflicht  genommen  werden  sollte,  im  Fall 
er  sich  damit  noch  nicht  vergnügte,  können  sie  weiter  gehen  und  ihm  ver- 
sprechen, dass  die  ganze  Garnison  ihm  mitschwören  solle,  doch  dass  alsdann 
auch  das  Erzstift  zu  Verpflegung  derselben  mit  contribuiere.  Willigt  der  Ad- 
ministrator ein,  dann  haben  die  Geh.  Räthe  sofort  die  ihnen  mitgegebenen 
Schreiben  an  den  Kaiser,  an  K.-Mainz  und  nach  Stockholm  an  v.  Krockow 
abgehen  zii  lassen,  auch  die  Schickungen  an  K.-Sachsen,  die  Herzoge  zu 
Braunschweig  und  den  Feldherrn  Wrangel  mit  den  ihnen  zugestellten 
Creditiven  durch  die  darin  benannten  Subjecta  (nach  Dresden  v.  Berleps, 
an  den  R.feldherm   v.  Podewils,   an   die   Braunschweigischen  Herzoge  nach 


mann  Gerbard  Capauni.  S.  Hoffmann,  Gesch.  der  Stadt  Magdeburg  (2.  Aufl.) 
II.  S.  255. 

»)    Vgl.  Pufendorf  IX.  §  83  S.  628. 

»)  S.  ürk.  u.  Act.  XL  S.  415.  Hirsch,  Der  Grosse  Kurfürst  u.  die  Altstadt 
Magdeburg  (Forsch.  IV.  2). 


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Instruction  far  y.  Platen  und  t.  Jena.  17 

Wolffenbüttel,  Zelle  und  Hannover  v.  Ledebaur)  zu  thun  und  sich  darauf 
selbst  nach  Magdeburg  zu  erheben,  den  Magistrat  nach  Einschickung  des 
Schreibens  des  Ef.  zu  sich  zu  erfordern,  von  demselben  Abstattung  der  Hul- 
digung nach  der  beiliegenden  Formul  zu  begehren  und  ihn  dazu  zu  ermahnen. 
Wenn  nun  solche  geschieht,  so  haben  die  Geh.  R&the  dieselbe  in  kraft  der  hie- 
beigehenden  Vollmacht  und  gegen  Ansantwortung  der  ihnen  mitgegebenen  Re- 
versalen  aufzunehmen,  dabei  aber  zugleich  dem  Magistrat  anzudeuten,  dass  Kf. 
wegen  der  jetzigen  geföhrlichen  Laufte  nach  dem  mit  dem  Administrator  ge- 
machten Vergleich  nothwendig  Garnison  in  die  Stadt  legen  müsste  und  hoffte, 
sie  wurden  dieselbe  williglich  einnehmen,  zumal  ihnen  dadurch  keine  Beschwer 
zuwachsen  sollte.  Kf.  will  auch  endlich,  wenn  es  sonst  in  der  Güte  nicht  an- 
ders zu  erhalten,  gestatten,  dass  der  Gouverneur  vermittelst  eines  Handschlags 
dem  Magistrat  verspreche,  für  der  Stadt  und  der  Bürgerschaft  Bestes,  Beför- 
derung der  Gommercien,  Aufnehmen  und  Wohlfahrt  mit  zu  sorgen  und  dieselbe 
wider  alle  unbillige  Gewalt  aufs  beste  zu  defendieren,  sonst  aber  in  das  Stadt- 
wesen sich  nicht  zu  mischen,  sondern  dessen  Administration  dem  Magistrat  und 
den  dazu  bestellten  Personen  unbeeinträchtigt  zu  lassen.  Sollte  aber  die  Stadt 
sich  der  Huldigung  nach  der  ihnen  mitgegebenen  Formul,  worin  Kf.  in  sub- 
stantiis  keine  Aenderung  gestatten  kann,  entbrechen,  oder  die  Garnison  nicht 
einnehmen  wollen,  so  haben  sie  sofort  den  G.-Feldmarschall  davon  zu  avertieren, 
welcher  alsdann  nach  seiner  in  Händen  habenden  Ordre  zu  verfahren  haben 
wird.  Vor  ihrer  Abreise  aber  haben  sie  der  Bürgerschaft  nochmals  vorzustellen, 
wie  gut  Kf.  es  mit  ihnen  gemeint,  sie  zu  ermahnen,  sich  nicht  wegen  des 
Magistrats  Opiniatrität  in  Gefahr  zu  setzen,  und  ihnen  anzukündigen,  dass  es 
Kf.  nicht  an  Mitteln  ermangele  und  dass,  wenn  er  mit  Gewalt  nach  so  vielen 
angewandten  Kosten  und  Arbejit  die  Stadt  würde  zur  raison  gebracht  haben, 
sie  bei  weitem  nicht  einen  so  guten  Accord  erlangen  und  Kf.  wegen  der  ange- 
wandten Spesen  sich  an  ihnen  erholen  würde. 

Die  Instructionen  derjenigen,  welche  an  K.-Sachsen,  an  die  braun- 
schweigischen  Herzoge  und  an  Wrangel  geschickt  werden,  sollen  die  Geh. 
Räthe  selbst  nach  dieser  Instruction  und  nach  Beschaffenheit  der  Sache,  nament- 
lich nach  des  Administrators  Erklärung  abfassen,  sie  sollen  die  Abschrift  der- 
jenigen für  Podewils  an  Grockow  mittheilen  und  überhaupt  demselben  und 
ebenso  den  Gesandten  in  Regensburg  von  allem  Nachricht  geben.  Dem  G.- 
Feldmarschall  haben  sie  in  allem,  was  zu  Ausführung  dieser  Sache  von  nöthen, 
an  die  Hand  zu  gehen.  ^ 

Sollte  der  Administrator  das  Werk  nicht  approbieren,  so  sollen  sie  ihm 
nochmals  auf  das  beweglichste  zusprechen  und,  wenn  sie  es  nöthig  finden,  ihm 
eine  und  andere  Offerte  thun,  um  ihn  dadurch  in  die  Sache  mit  zu  engagieren, 
nämlich: 

1)  Dass  Kf.  seiner  Gemahlin  nach  seinem  Tode  ein  Amt  von  etwa  2000 
Rthlr.  oder  soviel  gewisse  Renten  ad  dies  vitae  verschreiben, 

2)  seinem  Sohne  die  Belehnung  über  Rosenberg ^)  conferieren, 


')    Nach  dem  Tode  des  letzten  Grafen  von  Barby  war  ein  Theil  der  Güter  des- 

Mater.  s.  Gesch.  d.  O.  Korforstou.    XII.  2 


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18  I.    Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

3)  einem  seiner  Söhne  ein  Canonicat  oder 

4)  gar  die  Domprobstei  geben  wollte. 

Sie  sollen  ihm  diese  Offerten  einzeln,  auch  endlich,  wenn  er  auf  andere 
Weise  nicht  zur  Approbation  zu  bewegen,  alle  zusammen  anpräsentieren.  Sollte 
er  sich  dessen  ungeachtet  nicht  resolvieren  wollen,  so  haben  sie  ihm  endlich  zu 
erklären,  dass  Kf.  die  Sache  nicht  länger  ansehen,  sondern  damit  ein  Ende 
machen  müsste,  dabei  aber  nochmals  zu  contestieren,  dass  Kf.  ihm  in  seiner  Re- 
gierung und  Rechten  in  keinem  zu  nahe  treten  wollte,  wie  sie  auch,  wenn  er 
es  hegehren  würde,  bei  Ablegung  der  Huldigung  es  dahin  zu  befordern  hätten, 
dass,  weil  die  Stadt  ihm  noch  nicht  gehuldigt,  sie  solches  auch  alsdann  ver- 
richten möge. 

Wenn  die  Stadt  sich  mit  Kf.  accommodieren,  aber  mit  dem  Administrator 
sich  nicht  einlassen  will,  so  spllen  sie  hemüht  sein,  die  Sache  und  des  Kf.  In- 
teresse zur  Richtigkeit  zu  hefördern,  sie  sollen  aber  den  Administrator  versichern, 
dass  dadurch  seinen  Rechten  nicht  präjudiciert  sein  solle  und  Kf.  ihm  hiernächst 
zur  Erlangung  seiner  Befugnis  treulich  beistehen  wolle.  Sollte  aber  die  Stadt 
sich  mit  dem  Administrator  allein,  unter  Exclusion  des  Kf.  abfinden  wollen,  so 
sollen  sie  dieses  keineswegs  gestatten,  sondern  alsdann  nach  ihrer  Ordre  gegen 
die  Stadt  verfahren. 

Sollte  die  Stadt  sich  zur  Einnehmung  der  Garnison  in  der  Güte  hewegeu 
lassen,  so  können  sie  mit  ihr  desfalls  einen  Recess  aufrichten  und  versprechen, 
dass  Kf.,  wenn  es  nicht  höher  zu  bringen,  zufrieden  sein  wollte,  wenn  sie  seinem 
Commendanten  eine  freie  Wohnung  und  etwa  auf  ein  paar  hundert  Mann  den 
hehörigen  Unterhalt  oder  was  sie  jetzt  auf  die  Garnison  wenden  müssen,  her- 
zugehen sich  erklärten,  im  übrigen  aber  solle  ihnen  die  Soldatesque  nicht  be- 
schwerlich sein,  für  ihr  Geld  zehren,  ohne  das  Quartier  nichts  prätendieren  und 
dabei  gute  und  scharfe  Ordre  gehalten  werden,  auch  wolle  Kf.  Baracquen  hauen 
lassen,  damit  die  Bürgerschaft  von  der  Einquartierung  desto  weniger  Beschwerde 
empfinden  möge.  Kf.  ist  bereit  der  Stadt  und  insonderheit  der  Kaufleute  und 
Bürgerschaft  Bestes  und  Nahrung  zu  befördern,  auch  ihnen  die  Stapelgerechtig- 
keit, doch  dass  sie  es  nicht  zu  seinem  Nachtheil  und  Präjudiz  gebrauchen,  zu 
confirmieren. 

Bei  Werkstellung  der  Huldigung  sollen  sie  sowohl  in  modo  et  methodo  als 
anderen  dabei  vorfallenden  Sachen  sich  nach  der  früher  üblich  gewesenen  Ob- 
servanz richten  und  sich  danach  in  Hall  erkundigen. 

Von  dem,  was  etwa  verglichen,  wie  von  allem,  was  vorgehen  wird,  haben 
sie  dem  Gen.-Feldmarschall  zu  communicieren,  welcher  auch  die  verglichenen 
puncta  mit  ihnen  zugleich  unterschreiben  kann. 


selben  als  Lehen  an  das  Erzstift  Magdeburg  gefallen;  der  Administrator  hatte  die 
dazu  gehörige  Herrschaft  Rosenberg  seinem  ältesten  Sohne  Johann  Adolf  über- 
tragen und  (d.  Halle  21./31.  November  1659)  den  Kf.  um  Bestätigung  dieser  Schenkung 
ersucht,  Kf.  aber  hatte  damals  (s.  1.  et  d.)  dieselbe  verweigert,  da  die  Domänen  des 
Erzstifts  schon  so  sehr  vermindert  wären. 


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Instruction  für  v.  Platen  und  v.  Jena.  19 

Das  beigefügte  Schreiben  des  Kf.  an  das  Domkapitel  und  die  Landstande  ^ 
sollen  sie  diesen  überliefern  und  zugleich  ihnen  desselben  gute  Intention  und 
was  ihn  zu  dieser  Resolution  wider  die  Stadt  bewogen,  ausführlich  vorstellen. 

Im  übrigen  sollen  sie  an  beiden  Orten  ihre  Handlung  bestermassen  be- 
schleunigen und  sich  nirgends  über  3  oder  4  Tage  aufhalten,  sondern,  wofern 
sie  innerhalb  solcher  Zeit  nicht  einig  würden,  ihren  Abschied  nehmen  und  die 
Execution  des  Desseins  befördern. 


Der  Kurflirst  an  Kaiser  Leopold.    Dat.  Cleff  2./12.  Mai  1666'). 

[Anzeige  der  gegen  Magdeburg  beschlossenen  Maassregeln.] 

Die  Stadt  Magdeburg  hat  sich  bisher  geweigert,  ihm  die  durch  das  Instru-  12.  Mai. 
mentum  pacis  vorgeschriebene  Huldigung  zu  leisten. 

—  Weil  ich  nun  solcher  ihrer  Widersetzlichkeit,  welche  von  Tag 
za  Tag  zugenommen,  und  endlich  so  weit  kommen  könnte,  dass  sie  sich 
ganz  and  gar  aller  schuldigen  Subjection  entziehen  möchten,  länger 
nachzusehen  desto  weniger  diensamb  gefunden,  weil  ich  auch  von  aller- 
hand nachdenklich  und  sowohl  dem  Reich  als  mir  höchst  präjudicirlichen 
Correspondenzen,  welche  die  Stadt  pflegen  soll,  Nachricht  erlanget  und 
dannenhero,  dafern  die  Stadt  sich  nicht  in  der  Güte  accommodiren  und 
praestanda  praestiren  würde,  mit  meiner  auf  den  Beinen  habenden  Kriegs- 
macht dasjenige,  was  mir  und  des  H.  Administratoris  Ld.  von  Rechts 
wegen  competiret,  sowohl  zu  unserer  gemeinen,  als  zu  Ew.  E.  M.  und 
des  h.  Reichs  selbsteigener  Sicherheit  zu  erlangen  und  zu  suchen  ge- 
meinet bin,  so  werden  Ew.  K.  M.  verhoffentlich  solches  nicht  allein  gnä- 
digst approbiren,  sondern  auch  geneigt  sein,  die  Stadt,  welche  ich  sonst  in 
allen  ihren  juribus  und  privilegiis  im  geringsten  nicht  beeinträchtigen 
noch  wider  das  Instr.  pacis  graviren  lassen  werde,  zu  ihrer  Schuldigkeit 
ernstlich  und  nachdrücklich  anzuweisen,  im  Fall  derselben  fernerer  Oppo- 
sition auch  mir  gegen  dieselbe  zu  besserer  Erlangung  meiner  Gerecht- 
same und  Befugniss  kaiserlich  und  gnädigst  zu  assistiren,  auch  wofern  die 


^)  d.  Cleff  2./12.  Mai  1666,  Ef.  theilt  ihnen  darin  mit,  dass  er  beabsichtige,  die 
Stadt  Magdeburg,  im  Notbfall  mit  Gewalt,  zum  Gehorsam  zu  bringen,  und  fordert  sie 
auf,  ihm  bei  Ausföhruug  dieses  Desseins  bebülflich  zu  sein. 

^  Kf.  beauftragt  (d.  Cleve  12.  Mai  1666)  seineu  Residenten  in  Wien  A.  Neu- 
mann, dieses  beifolgende  Schreiben  an  den  Kaiser  zu  befördern  und  bei  den  dortigen 
ministris  die  Sache  zu  recommendieren,  er  beabsichtige  auf  N.'s  neuliche  Erinnerung 
den  Reichshofrath  „mit  einiger  Discretion  zu  regaliren'^  und  werde  nächstens  dazu 
2000  Ducaten  hinschicken,  N.  soll  dieses  an  dienlichen  Orten  mittheilen  und  dabei 
diese  und  andere  Angelegenheiten  recommendieren. 

2* 


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20  I-    I^Jö  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

Stadt  bei  Ew.  K.  M.  oder  dero  Reichshofrath  ihrer  Gewohnheit  nach  ein 
und  anders  wider  mich  klagen  und  suchen  möchte,  sie  damit  ab  und 
zum  schuldigen  Gehorsam  und  Submission  an  mich  verweisen.  — 


Zwischen  des  H.  Administratoris  F.  D,  und  den  KnrfQrstl. 
Abgesandten  HH.  Geheimen  Käthen  dem  von  Platen  und  dem 
von  Jena  zu  Halle  aufgerichtete  Vergleichspuncta  in  puncto 
der  Huldigung  wie  auch  eventualer  Belagerung  und  Besatzung 
der  Alten  Stadt  Magdeburg.     D.  Hall  18./ [28.]  Mai  1666  0- 

28  Mai.  S.  Ch.  D.  ZU  Brandenburg  haben  des  Postulirten  Herrn  Administra- 

toris des  Primat-  und  Erzstifts  Magdeburg  Fürstl.  Durchl.  durch  dero 
endesbenannte  Herrn  Abgesandten  in  freundvetterlichen  Vertrauen  eröflfnen 
lassen,  dass  Sie  die  alte  Stadt  Magdeburg  bei  fernerer  Verweigerung 
ihrer  Schuldigkeit  anderer  gestalt  nicht  als  durch  die  Waffen  zur  Hul- 
digung und  was  davon  dependiret  bringen  könnte,  dannenhero  Sie  durch 
dero  aus  dem  Westphalischen  Creyse  anmarchirende  Armee  auf  solchen 
Fall  gedachte  Stadt  zur  Schuldigkeit  anzuweisen  gemeinet. 

2.  Vorhero  aber  wollten  S.  Ch.  D.  Rath  und  Bürgerschaft  nochmals 
zu  gütlicher  Accommodirung  ermahnen,  desgleichen  des  Herrn  Admi- 
nistratoris Fürstl.  Durchl.  auch  thun  wollen,  und  sollten  beider  Chur-  und 
Fürstl.  Durchl.*®"  Herren  Deputirte  den  22.  Mai  zu  Wanzleben  solche 
Handlung  antreten,  dabei  sie  doch  nicht  über  4  bis  5  Tage  sich  mit  der 
Güte  aufhalten  wollten. 

3.  Die  Güte  soll  auf  Leistung  des  Homagii,  auf  Einnehmung  einer 
Guarnison  und  dass  der  Rath  der  alten  Stadt  Magdeburg  mit  demjenigen«, 
was  in  Ecciesiasticis  und  Politicis  richtig  hergebracht  und  dem  Instru- 
mente pacis  gemäss  ist,  zufrieden  sein  soll,  bestehen. 

4.  Das  Homagium  soll  des  Herrn  Administratoris  F.  D.,  Sie  nehmen 
solches  nun  selbst  oder  durch  Ihre  Abgeordnete  ein,  und  hernach  S'.  Ch. 
D.  zu  Brandenburg,  so  solches  durch  dero  Abgesandten  verrichten  lassen 
wollen,  geleistet  und  zwar  beiderlei  actus  in  einem  Tage  und  alsofort 
auf  einander  verrichtet  und  die  hergebrachte  Reversalen  zuruckgestellet 
werden. 


^)  Inhaltsangabe  bei  Pufendorf  XL  §  83,  S.  628.  Theatrum  Europ.  X. 
S.  162.  Rathmann,  Gesch.  der  Stadt  Magdeburg:  IV.  2  S.  260.  Hoffmann,  Gesch. 
der  Stadt  Magdeburg  III.  S.  284f.,  2.  Aufl.  II.  S.  280f.  (irrthömlich  als  vom  9./ 19.  Mai). 
V.  Morner  S.  280. 


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Vertrag  mit  dem  Administrator.  21 

5.  Die  Gaarnison  soll  nach  BefinduDg  der  Sachen  bestehen  und 
sowohl  dieselbige,  als  auch  der  Commendant  in  S'.  Ch.  D.  und  Fürstl.  D. 
Diensten,  Bestallung  und  Pflichten  sein  und  darinne  stehen  bleiben,  auch 
der  von  S'.  Ch.  D.  zu  Brandenburg  förschlagende  Commendant  eine  dem 
Herrn  Administrator!  nicht  unanständige  Person  sein. 

6.  Was  selbigen  Commendanten  hiernegst  anbefohlen  und  aufge- 
tragen wird,  das  beschieht  mit  beider  hohen  Chur-  und  Fürstlichen  Per- 
sonen Verordnung  und  durch  jedesmalige  vertrauliche  Communication. 

7.  Wie  wegen  Unterhaltung  der  Soldatesque  in  der  Guarnison  es 
zu  halten  und  wovon  selbige  zu  nehmen,  auch  wie  hoch  die  Verpflegung 
zu  setzen,  desfalls  wollen  beide  hohe  Chur-  und  Fürstliche  Personen  sich, 
nachdem  die  Tractaten  laufen,  vereinigen. 

8.  Wegen  Munition  und  Magazin  wollen  sich  beide  hohe  Chur- 
und  Fürstliche  Personen  ebenfalls  hiernegst  vereinigen. 

9.  Und  weiln  inzwischen  die  Churf.  Armee  heranrücket,  so  wird 
sowohl  für  Reuterei  als  Fussvolck  ein  und  das  andere  Lager  vor  der 
alten  Stadt  Magdeburg  abgestochen  werden  müssen. 

10.  Zu  welchem  Ende  und  andern  Behuf  200  Bauren  von  des 
Herrn  Administratoris  F.  D.  aus  dem  Erzstift  gegeben  und  von  S^  Ch. 
D.  zu  Brandenburg  aus  dem  Halberstädtischen  ebenfalls  eine  gute  Zahl 
Bauersleute  gesendet  werden,  die  doch  zu  solcher  Arbeit  und  an  solchen 
Orten,  da  sie  ihres  Lebens  halber  keine  Gefahr  haben,  gebrauchet  wer- 
den sollen. 

11.  Von  denen  Churbrandenburgischen  Völckern  soll  überall  gute 
Ordre  und  Disciplin  gehalten  und  keine  Insolentien  gebrauchet,  oder  da 
sich  deren  begeben,  sofort  exemplarisch  abgestrafet,  auch  denen  Unter- 
thanen  weder  auf  der  Strassen,  auch  Städten  und  Dörfern  nichts  gewalt- 
thätiges  oder  sonsten  abgenommen  werden. 

12.  Da  die  alte  Stadt  Magdeburg  die  Güte  verwerfen  und  die  oben- 
gedachte Conditiones  nicht  annehmen  würde,  wollen  S^.  Ch.  D.  sie  mit 
den  Waffen  darzu  anhalten. 

13.  Es  soll  aber,  es  geschehe  durch  Güte  oder  Waffen,  der  Vertrag 
auch  überall,  wie  der  3.,  4.,  5.,  6.  und  7.  Punct  besaget,  verbleiben. 

14.  S^  Ch.  D.  haben  zu  200  Wispel  Getreidich,  Mehl  zum  Proviant 
und  Magazin  zu  mahlen,  Anstalt  gemacht,  des  H.  Administratoris  F.  D. 
wollen  100  Wispel  ebenfalls  unverlanget  mahlen  und  gen  Wanzleben  an- 
schaffen lassen,  als  woselbst  das  Magazin  sein  soll.  Sollten  diese  300 
Wispel  bei  erlängernden  Belagerung  nicht  zureichend  sein,  wollen  beide 


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22  I-    I>JO  ünterwerfong  von  Magdeburg^.    1666. 

hohe  Chur-  und  Fürstliche  Personen  nach  obiger  Proportion  was  nöthig 
nachschiessen. 

15.  Den  Sold  vor  die  Armee  geben  I.  Ch.  D.  ohne  Zathun  Ihrer 
Fürstl.  D. 

16.  Die  Tractaten  auf  erfolgende  Belagerung  der  alten  Stadt  Magde- 
burg werden  von  beider  hohen  Chur-  und  Fürstl.  Personen  Deputirten 
ebenfalls  conjunctim  bis  zum  Beschluss  continuiret  und  seind  zu  diesem 
Behuf  des  H.  Administratoris  Deputirte  in  der  Nähe. 

17.  Des  Herrn  Administratoris  F.  D.  verwilligen,  dass  dero  Fähren 
von  Acken,  Barby  und  Tucheim  zu  dieser  Belagerung  gebrauchet  werden, 
wollen  wegen  der  Fähre  zu  Schönbeck  auch  bei  dero  Domcapitul  es 
erinnern. 

18.  Was  ausser  denen  Militaribus  bei  der  Guarnison  und  Ver- 
wahrung der  alten  Stadt  Magdeburg,  es  sein  Territorialia,  Politica,  Eccle- 
siastica  oder  anderlei,  so  zu  der  landesförstlichen  Hoheit  gehören,  für- 
kommt, darbei  lassen  S*.  Ch.  D.  auf  die  Uebergabe  der  Stadt  des  Herrn 
Administratoris  F.  D.  alleine  walten  und  nehmen  sich  desselben  Re- 
gierung derer  nicht  an.  Da  auch  dieselbe  zu  gefährlichen  Zeiten  dero 
Residenz  dahin  von  Hall  transferiren  müssten,  bleiben  Sie  dessen  genug- 
sam befugt. 

19.  An  die  Keys.  May.,  die  bei  itzigem  Reichstage  versamblete 
Stände  und  Gesandten  und  an  einige  andere  Könige,  Chur-  und  Fürsten 
wollen  beide  hohe  Chur-  und  Fürstl.  D.  dieser  ihrer  Entschliessung  halber 
nothdürftige  Apertur  abgehen  lassen. 

20.  Auf  erfolgten  Vergleich  oder  Accord  mit  der  Alten  Stadt  Mag- 
deburg und  die  geleistete  Huldigung,  so  längstes  acht  Tage  nach  dem 
Vergleich  oder  Accord  erfolgen  kann  und  soll,  wollen  S*.  Ch.  D.  dero 
sembtliche  Völker  zu  Ross  und  Fuss  sambt  der  Artillerie  aus  dem  Erz- 
stift Magdeburg  mit  guter  Ordre  und  ohne  einige  weitere  Beschwer  oder 
Bequartierung  anders  hin  abführen. 

Dass  dieses  alles  also  abgehandelt  und  ihm  fest  nachgelebet  werden 
soll,  haben  des  Herrn  Administratoris  F.  D.  selbsthändig  und  die  Churf. 
Brandenburg.  Herren  Abgesandten,  die  desfalls  gnugsame  Vollmacht  zu 
haben  bezeuget,  es  vollzogen.  So  geschehen  zu  Hall  den  18.  Maii 
Anno  1666. 

Augustus.  Claus  Ernst  von  Platen. 

Friedrich  von  Jena. 


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Verband luD gen  mit  dem  Administrator.  23 

V.  Platen  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten. 
D.  Halle  19./[29.]  Mai  1666. 

[VerbandliiDgen  mit  dem  Administrator,    Abscfaluss  des  Vertrages.    Erscheinen  eines 
k.-sächsischen  Abgesandten.] 

Sie  sind  Mittwoch  [den  16./26.]  hier  angelangt')  und  haben  Donnerstag  29.  Mai 
noch  vor  der  Tafel  Audienz  gehabt.  Dort  haben  sie  den  Vortrag  in  genere  ge- 
halten und  es  dem  Administrator  anheimgestellt,  ob  er  selbst  mit  ihnen  ferner 
aus  der  Sache  reden  oder  jemand  seiner  Räthe  dazu  deputieren  wolle,  derselbe 
hat  darauf  v.  Alven sieben  und  v.  Katte  zu  ihnen  geschickt.  Da  sie  diese 
gleich  bei  der  ersten  Gonferenz  zu  der  Sache  „halb  dispost**  gefunden  und  durch 
die  gehabte  Conferenz  „mehr  disposter**  von  ihnen  gelassen,  so  haben  sie  mit 
den  Offerten  ganz  an  sich  gehalten.  Bei  den  anderen  Conferenzen  hat  es  zu- 
mal wegen  der  Garnison,  wegen  Zuschiessung  einiges  Proviants  und  Unterhalts 
der  Garnison,  Schwierigkeit  gegeben.  Sie  hätten  sich  auch  wohl  bemühen 
wollen,  ein  mehreres  zu  erreichen,  nachdem  sie  aber  Nachricht  erhalten,  dass 
gestern    spät  per  posta   der  Marschall  von  Dresden^)  angekommen  und  eben 

')  T.  Sparr  meldet  dem  Kf.  am  17.  Mai  von  Lönen  an  der  Lippe  aus,  er  sei 
mit  V.  Platen  und  v.  Jena  heute  dort  eingetroffen;  letztere  melden  (d.  Halberstadt 
15./['25.]  Mai),  sie  seien  dort  gestern  angelangt,  wollten  morgen  nach  Halle  Weiterreisen. 
Unterwegs  hätten  die  Leute  an  allen  Orten  von  dem  Vorhaben  geredet  und  hier  be- 
richte man  auch,  die  Magdeburger  hätten  davon  Nachricht  und  hätten  beschlossen,  sich 
auf  allen  Fall  zur  Gegenwehr  zu  setzen ;  sie  hätten  200  Deicl^gräber  und  andere  Leute 
angenommen,  um  die  Gräben  in  Stand  zu  setzen.  Auch  Ef.  schreibt  an  v.  Jena 
(d.  Cleve  26.  Mai  1666):  „Sonsten  will  von  ein  und  andern  Orten  verlauten,  ob  sollte 
unser  £ucb  bekanntes  Dessein  kundbar  geworden  sein,  dafem  Ihr  nun  solches  ver- 
merken wurdet,  so  hättet  Ihr  die  Vorsehung  zu  thun,  dass  die  Cavailerie  so  viel 
immer  möglich  den  Marsch  beschleunigte  und  den  Ort  berennete,  damit  nichts  ein 
oder  auskommen  könnte."  Dagegen  berichtet  v.  Sparr  am  25.  Mai  von  Lippstadt 
aus,  so  viel  er  vermerken  könnte,  hätten  die  Magdeburger  von  des  Kf.  Dessein  keine 
Nachriebt  gehabt,  auch  bisher  nicht  die  geringste  Verfassung  gemacht,  erst  gestern 
hätten  sie  ihren  bisherigen  Commandanten  wegen  einiger  Suspicion  ab-  und  an  dessen 
Stelle  einen  anderen  gesetzt,  neben  ihm  auch  noch  einen  commandierenden  Officier 
verordnet  und  sie  stellten  sich  nunmehr  an,  als  wollten  sie  eine  Gegenwehr  vornehmen. 

')  Der  K.-sächsische  Hofmarschall  v.  Kanne;  über  seine  Sendung  ist  aus  den 
Acten,  auch  des  Dresdener  Archivs,  nichts  Näheres  zu  ersehen;  der  Administrator 
August  bemerkt  in  einem  Schreiben  an  Kurfürst  Jobann  Georg  vom  28.  Mai/[7.  Juni] 
(Magd.  St.- Archiv),  in  welchem  er  ihm  von  dem  glücklichen  Verlauf  der  Tractaten  mit 
Magdeburg  Anzeige  macht:  „wie  wir  uns  annoch  wohl  erinnern,  was  E.Ld.  —  durch  dero 
Hofmarschalck  —  von  Cannen  kurz  verrückter  Zeit  bei  uns  wegen  des  Gerüchtes 
von  einer  unser  alten  Stadt  Magdeburg  besorgten  Belagerung  anbringen  lassen". 
Kurfürst  Johann  Georg  selbst  tbeilt  dem  Herzoge  von  Sachsen- Altenburg  mit 
(Dresd.  A.),  er  habe  Kanne  zu  dem  Administrator  geschickt,  um  demselben  von  dem 
Vorhaben  des  Kf.  gegen  Magdeburg  Nachricht  zu  geben  und,  „wohin  man  Stifts  wegen 
daselbst  diesfalls  zielen  möchte,  zu  sondiren". 


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24  I-    I^io  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

dieser  Sache  halber  an  den  Administrator  abgeschickt  sei,  haben  sie  es  för  das 
beste  gehalten,  die  Zeit  zn  mesnagieren  und  zu  verbaten,  dass  der  Administrator 
nicht  wieder  irre  gemacht  würde,  daher  auf  die  Sache  gedrungen  und  es  dahin 
gebracht,  dass  beikommende  puncta^)  aufgesetzt  und  sowohl  von  dem  Admi- 
nistrator als  von  ihnen  unterschrieben  worden  sind.  Wegen  des  Unterhalts  der 
Garnison  hat  der  Administrator  sich  erboten,  dass  die  Stadt,  Kf.  und  er  selbst  je 
eine  tertiam  geben  sollten ;  sie  haben  aber  solches  nicht  nachgeben  wollen,  da- 
her steht  es  auf  ferneren  Vergleich,  der  aber,  ehe  die  Garnison  hineinzieht,  ge- 
macht werden  soll,  der  Administrator  wird  deshalb  einige  von  den  Landständen 
verschreiben.  An  den  Rath  und  Innungsmeister  der  Stadt  Magdeburg  haben 
sie  geschrieben')  und  dieselben  auf  den  23.  nach  Wansleben  beschieden,  auch 
in  dem  Schreiben  etwas  von  der  Materie  gedacht,  damit  sie  sich  nicht  mit  der 
Unwissenheit  zu  entschuldigen  und  Zeit  zu  gewinnen  Gelegenheit  haben.  Sie 
selbst  wollen  sich  nunmehr  an  die  Instructionen  machen  und  die  Schickungen 
an  das  Haus  Braunschweig,  an  K.-Sachsen  und  an  Wrangel  befördern. 
Der  Administrator  hat  nach  Unterschrift  der  Punkte  wegen  Rosenberg*)  An- 
suchung thun  lassen,  sie  haben  ihn  aber  damit  an  Kf.  selbst  verwiesen*).  Sie 
erfahren  von  ihm,  dass  der  K.-sächsische  *)  dieser  Sache  halber  abgeschickt, 
dass  sie  deswegen  in  Dresden  alarmiert  seien  und  Nachricht  begehrten,  weil 
leicht  daraus  ein  Feuer  entstehen  und  der  Kreis  in  Ungelegenheit  gerathen 
konnte,  er  h&tte  ihm  aber  von  dem  rechten  Dessein  nichts  gesagt,  sondern  dass 
man  wegen  der  Huldigung  und  was  davon  dependiret,  mit  der  Stadt  handeln 
würde  und  dass  Kf.  jemand  an  K.-Sachsen  zu  senden  beabsichtige,  der  gewiss 
speciellere  Nachricht  bringen  würde. 


*)    Der  vorstehend  abgedrackte  Vergleich  vom  18./28.  Mai. 

>)  D.  Halle  18./28.  Mai  1666:  «Ans  beikommenden  Ihrer  Cb.  D.  —  Schreiben 
haben  die  Herren  zu  ersehen,  was  gestalt  jetzthoch  gedachte  I.  Ch.  D.  uns  gn&digst 
anbefohlen,  eines  und  das  andere  mit  Ihnen  und  gemeiner  Bürgerschaft  abzuthun. 
Wann  dann  unsere  habende  Commission  die  schuldige  Erbhuldigung  und  was  etwa 
mehr  zu  bochstgemelter  Ihrer  Ch.  D.  Sicherheit  erfordert  wird,  betriflPt,  und  diese  Sache 
nunmehro  länger  keinen  Verzag  leidet,  als  ersuchen  wir  die  Herren,  sie  wollen  je- 
mand aus  ihren  Mittel  und  gemeiner  Bürgerschaft  mit  gnugsamer  Instruction  und 
Vollmacht  abfertigen,  dass  dieselbe  den  23.  dieses  gegen  Mittag  zu  Wanssleben  sein, 
dasjenige,  was  wir  ihnen  namens  mehr  hochstgedachter  Ihr.  Ch.  D.  vorzustellen,  an- 
hören und  sich  darauf  hauptsächlich  und  ohne  langen  Verzug  erklären  können." 

»)    S.  oben  S.  17. 

*)  Der  Administrator  schreibt  noch  am  18./28.  Mai  deswegen  an  den  Kf.,  dieser 
willigt  jetzt  ein  und  übersendet  ihm  (d.  Cleve  6./16.  Juli  1666)  die  deswegen  ausge- 
fertigte Confirmationsurkunde. 

»)    S.  oben  S.  23. 


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Vorgänge  in  Magdeburg.  25 

Ans  den  Magdeburgischen  Raths-Protocollen*). 

Den  16./[26.]  Mai  a.  1666. 
Weiln  ietzo  die  Churbrandenb.  Völcker')  von  Cleve  aus  im  Rock-  26.  Mai. 
march  begriffen  und  gefahrliche  Reden  geführet  werden,  als  ist  vermeinet, 
dass  täglich  ein  Viertel  Bürger  auf  die  Wache  ziehen  solle. 

Den  21./[31.]  Mai  a.  1666. 

Ist  veranlasset,    dass    die  Elbe   oberhalb   soll   geschlossen  werden,  31.  Mai. 
welches  den  Fehram btsherren  auffgetragen. 

Dessgleichen  auch  der  Gral  mit  Pfälen  verwahret  werden  soll,  so 
dem  Ziegelambt  auffgetragen. 

Und  ist  für  gut  befunden,  Herrn  Obristleutenant  Kochen  auff  ein 
Zeit  zum  Oberhaubtman  über  die  Bürgerschafft  zu  bestellen,  und  ihm 
monatlich  10  Thlr.  oder  sonst  eine  Discretion  zu  reichen,  demselben 
wäre  auch  ein  Leutenant  zu  adjungiren. 

Herrn  Haubtman  Gerhard  Capauni  ist  auch  angedeutet,  wie  iezo 
der  Stadt  etwas  zugomuthet  würde,  derowegen  Er  seines  Orthes  aller 
Orthen  vermügsame  Anstalt  zu  machen. 

Hierauff  ist  den  Ständen  des  Erb.  Ausschusses')  die  Bestallung  des 
Oberhaubtmanns  und  Leutenants  eröffnet. 

Ist  den  Ständen   auch  angezeigt,    dass    ein  jeder  selbst  auffziehen 


>)  Magdeb.  Stadt-Archiv.  Verg].  H.  Hoff  mann,  Magdeburgs  letztes  Ringen  um 
seine  Reichsfreiheit  (Blätter  f.  Handel,  Gewerbe  und  sociales  Leben  [Beiblatt  zur 
Magdeb.  Zeitung]  1880  N.  21  S.  163ff.) 

^)  Nach  der  Magdeburger  Kämmereirechnung  von  1666  erhält  am  14./24.  März 
Berend  Beuteler,  „wie  er  nacber  Zieser  laufen  mässen  und  wegen  der  Churbrand. 
Artiglerey  Nachricht  einholen  müssen"  20  Gr.  (vergl.  Dittmar,  Neue  Urkunden 
und  Dokumente  über  Otto  v.  Guericke  S.  10),  am  16./26.  Jörgen  Hegerlingen, 
«dass  er  wegen  der  aus  Cleve  zurnckmarchirenden  Brandenb.  Volcker  hin  und  wieder 
bei  Halberstadt  Kundschaft  eingezogen''  15  Gr.  Botenlohn.  Am  21./31.  Mai  erhält 
B.  Beuteler  „abermal,  als  derselbe  umb  Einholung  Nachricht  der  aus  Cleve  an- 
marchirenden  Brandenb.  Armee  zu  Dardessen  und  der  Oerter  ausgesendet*',  1  Rthlr., 
am  26.  Mai/5.  Juni  ein  vom  G.-Lieutenant  Koch  nach  Brandenburg  abgeschickter 
Bote,  „umb  Kundschaft  einzuziehen,  ob  mehr  Volcker  und  Gestnck  von  Berlin  anhero- 
gescbicket  wurden,  und  dass  er  deswegen  etliche  Tage  daberumb  recognosciret"  1  Rthlr. 
18  Gr.,  ein  anderer  auch  deswegen  nach  Brandenburg  geschickter  Bote  15  Gr.,  ein 
nach  Egeln  geschickter  Bote  9  Gr.,  am  2./12.  Juni  zwei  Boten,  welche  nach  Acken 
und  Tangermnnde  geschickt  sind,  „wegen  Nachricht  der  Volcker  und  Gestncke,  so  be- 
sorglicben  von  Berlin  gewesen **,  2  Rthlr.  14  Gr. 

')  Der  in  2  Stände  gesonderte  Ausschuss  von  50  Personen,  welcher  als  Vertreter 
der  Bürgerschaft  dem  Ratbe  von  Magdeburg  zur  Seite  stand,  s.  Hoff  mann,  Gesch. 
der  Stadt  Magdeburg  (2.  Aafl-)  IL  S.  122, 


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26  I.     Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

müsse,  weiln  sich  die  Bürgerschafft  vernehmen  lassen,  die  Aussenblei- 
bende  aus  den  Häussern  zu  holen. 

Es  soll  ein  jeder  Bürger  auch  eingeben,  wie  viel  Mannschaflft  Er  in 
seinem  Hausse. 

Die  Steine  vor  beeden  Thoren,  so  auswertig  liegen,  hereinzuführen, 
darzu  diejenige,  so  Spanuwerk,  zu  gebrauchen. 

Auff  dem  Neuen  Marck  würde  durch  den  H.  Domdechand  und  den 
H.  Möllenvoigt  zu  visitiren  und  Specification  einzuschicken. 

In  prima  clasvse  ist  H.  Oberstleutenant  Koch  beliebet  und  nebst 
ihm  an  statt  Leutenant  Müllers  H.  Haubtman  Sonneman  vorgeschlagen. 

Matthis  Hellwig  ist  zum  Adjutanten  verordnet. 

Dass  ein  jeder  Wasser  ins  Hauss  und  auff  den  Boden  zu  setzen. 

Den  21./[31.]Mai  a.  1666. 

31.  Mai.  Der  präsidierende  Burgermeister    H.  Otto  von  Gu  er  icke    berichtet,    dass 

heute  ein  Trompeter  von  Halle  mit  drei  Schreiben  vom  Kf.,  von  dem  Admi- 
nistrator und  den  Herren  v.  Platen  und  v.  Jena  angekommen,  worin  eine 
Abordnung  nach  Wansleben  erfordert  wird.  Es  wird  beschlossen:  1)  Die  Ab- 
ordnung würde  geschehen  müssen,  2)  es  den  Ständen  vorzutragen,  daneben 
ihnen  mündlich  zu  proponieren,  dass  die  Soldatesque  soviel  möglich  zu  ver- 
stärken'). 

Den  22.  Mai/[1.  Juni]  a.  1666. 

1.  Juni.  Weil  secunda  classis  erinnert,  dass  nicht  so  viele  sondern  nur  4  Personen 

abgeschickt  werden  sollen,  so  beschliesst  der  Rath,  dass  'H.  Bürgermeister  Gott- 
fried Rosenstock,  H.  Consiliarius  D.  Dietrich  Koch  und  H.  Kämmerer  Jo- 
hannes Schmid,  dann  ex  prima  classe  H.  Peter  Kind  und  ex  secunda  H. 
Pascha  Thomas  abgeordnet  werden  sollen.  Der  Ausschuss  stimmt  dem  zu 
und  billigt  auch  die  Instruction  und  die  abgefassten  Schreiben. 


>)  Der  erste  Stand  in  seinem  Votum  vom  21./31.  Hai  conformiert  sich  ganz  mit 
der  Proposition  des  Raths,  auch  mit  der  Abordnung  nach  Wansleben,  macht  ver- 
schiedene Vorschläge  wegen  Sicherung  der  Stadt,  empfiehlt  auch  die  Diener  der  Kanf- 
leute  und  die  Handwerksburschen  in  Pflicht  zu  nehmen,  ferner  die  Sache  durch  Expresse 
an  die  Stadt  Braunschweig  und  den  Herzog  von  Wolffenbüttel  gelangen  zulassen 
und  guten  Rath  einzuziehen;  auch  der  zweite  Stand  erklärt  sich  mit  der  Abordnung 
einverstanden,  meint  aber,  da  dieselbe  ohne  völlige  Instruction  und  bloss  alles  ad 
referendum  anzunehmen  abgeschickt  werde,  so  würden  4  Personen,  2  vom  Rath  und 
2  vom  Ausschuss,  genügen.  Auch  er  macht  verschiedene  Vorschläge  inbetreff  der 
Sicherung  der  Stadt  und  Verstärkung  der  Garnison  und  empflehit  Sendung  nach 
WolflFenböttel  und  Anweisung  an  den  Bevollmächtigten  der  Stadt  in  Regensburg,  Dr. 
P.  Iden,  fleissig  zu  vigilieren  und  an  gehörigen  Orten  das  Beste  der  Stadt  zu  beob- 
achten. 


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Vorgänge  in  der  Stadt.     Instruction  für  die  Deputierten.  27 

Den  23.  Mai/[2.  Juni]  a,  1666 
wird  das  Schreiben  an  den  Herzog  von  Braunschweig 0  verlesen  und  ange-  2.  Juni, 
nommen. 


Instruction  des  Rathes  von  Magdeburg  für  die  Deputierten. 
D.  22.  Mai/[1.  Juni]  1666'). 

Sie  sollen  sich  am  23.  früh  nach  Wantzleben  erheben,  sich  dort  entschul-  1.  Juni, 
digen,  dass  sie  nicht  mit  genügsamer  Instruction  und  Vollmacht  versehen,  da 
die  abgelassenen  Schreiben  gar  generaliter  abgefasst,  dass  daher  nothwendig 
vollständige  Relation  geschehen  müsste.  Wegen  der  begehrten  Huldigung  sollen 
sie  in  antecessum  kurz  vorstellen  1)  den  klaren  Buchstaben  des  Instr.  pacis,  kraft 
dessen  die  Stadt  aller  Huldigung  entnommen  und  in  ihre  uralte  Freiheit  gesetzt 
wäre,  2)  die  vom  Kaiser  verordnete  Commission,  auch  hernach  gegen  Kf.')  1658 
Schrift-  und  mundlich  zu  Ergänzung  des  Vertrauens  und  mit  Begebung  des 
hierunter  zustehenden  Rechts  bereits  gethanene  Erklärung,  3)  die  beim  Reichs- 
tage noch  befindliche,  vom  Administrator  selbst  veranlasste  Litispendenz. 

Sollte  unter  dem  Verwände  mehrerer  Sicherheit  des  Kf.  und  Administrators 
der  Besatzung  im  Vortrage  erwähnt  werden,  so  haben  sie  zu  remonstrieren,  dass 
das  jus  proprii  praesidii  der  Stadt  von  Anbeginn  zugestanden,  nie  bestritten, 
durch  Kaiser  Ferdinand  II.  1628  und  im  Instr.  pacis  ihr  auch  die  Erweiterung 
des  Festungsrechts  zugestanden,  Rath  und  Bürgerschaft  auch  in  unterthänigster 
Devotion  verharren  und  nichts  beginnen  wurden,  was  der  Sicherheit  derselben 
und  ihrer  Treue  und  Reverenz  entgegenstreben  mochte. 

Sollten  nun  ober  das  die  HH.  Abgesandte  einiger  harten  Bedrohungen, 
und  wie  man  die  Stadt  bei  entstehender  gütlicher  Accomodation  so  weil 
zuer  Brbhuldigung  als  andern  Praestationen  armata  manu  zwingen  und 
Döhtigen  würde  sich  verlauten  lassen,  haben  unsere  Deputirte  gar  glimpff- 
lich  zu  regeriren,  wie  E.  E.  Rath  und  gemeine  BürgerschafFt  nicht  hoffen 
wollte,  dass  Ihre  Ch.  D.  als  ein  leutseliger  und  christlicher  Potentat, 
gegen  welchen  die  Stadt  sich  ja  allemahl  unterthänigst  erwiesen,  auch 
ferner  also  zue  erweisen  erbötig,  zue  solchen  Extremitäten  greiffen  und 
das  garaus  machen  würde.  Vielmehr  lebte  man  der  unterthänigsten 
Confideutz,  Ihre  Chur-  und  Fürstl.  Durchl.  würden  äusserst  dahin  trachten, 

')  In  demselben  (d.  23.  Mai/ [2.  Juni]  1666)  wird  Herzog  August  von  dem  Vor- 
gefallenen Mittheilung  gemacht,  die  Befürchtung  ausgesprochen,  dass  die  Stadt  zur 
Huldigung,  Eiunehmung  einer  kurfarstllcben  Besatzung  und  anderen  schweren  praesta- 
tiones  gezwungen  werden  solle,  und  die  Bitte  ausgesprochen,  sich  ihrer  anzunehmen. 
Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhalts  gehen  unter  demselben  Datum  auch  an  die  Städte 
Lübeck,  Hamburg  und  Braunschweig  ab. 

»)    Magdeb.  Stadt-Archiv. 

')     Vgl.  Hirsch,  Der  Grosse  Kurfürst  und  die  Altstadt  Magdeburg  a.  a.  0. 


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28  !•    Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

damit  die  grösseren  theils  annoch  verödete  Stadt  dem  gemeinen  Wesen 
zuem  besten  dermahleins  zue  dero  höchstem  Vergnügen  and  unsterb- 
lichem Nachrahm  refloresciren  möchte. 

Was  sonst  vorkommen  sollte,  darauf  haben  die  Deputierten  nach  ihrer  Dex- 
teritat  und  pro  re  nata  zu  antworten  und  insonderheit  zu  bitten,  dass  ihnen 
Relation  anhero  zu  thun  und  fernere  Resolution  einzuholen  unter  sicherem  Ge- 
leit gestattet  werde. 


Hans  Eatte  und  Heinrich  Dttrfelt')  an  den  Administrator. 
D.  Wanzleben  23.  Mai/ [2.  Juni]  1666^. 

[Bericht  über  die  Verhandlungen  zu  Wanileben.] 

2.  Juni.  Sie  sind  am  22.  Mittags,  die  K.brandenb.  Deputierten  Abends  V«  8  Uhr  hier  an- 

gelangt. Mit  denselben  haben  sie  heute  früh  sich  über  die  Proposition  geeinigt,  als 
dann  die  Magdeburgischen  Deputierten  erschienen,  hat  sogleich  Jena  diesen  die 
von  ihm  schriftlich  aufgesetzte  Proposition  eröffnet  und  darauf  Dr.  Koch  dieselbe 
dahin  beantwortet,  da  das,  was  von  ihnen  gefordert  würde,  ein  ganz  neues  sei, 
auch  solches  aus  dem  Notificationsschreiben  nicht  wohl  abzunehmen  und  sie  sich 
daher  darauf  nicht  hätten  genügend  informieren  können,  so  bäten  sie  um  Dilation, 
um  solches  der  Bürgerschaft  zu  referieren  und  deren  Erklärung  darauf  einzu- 
bringen, auch  ihnen  sicheres  Geleit  zu  geben.  Jena  erwiderte  nach  Unter- 
redung mit  uns:  Man  wollte  ihnen  bis  morgen  Frist  verstatten,  sie  Hessen  alle 
den  Rath  freundlich  grüssen  mit  dem  Ermahnen,  alles  wohl  zu  überlegen,  man 
suche  nichts  mehr,  als  schuldigen  Gehorsam  und  Sicherheit.  Jene  baten,  da 
das  Werk  die  Bürgerschaft  anginge,  4  Tage  um  Dilation,  Jena  aber  erwiderte, 

0  Administrator  August  beauftragt  (d.  Hall  20./[30.]  Mai  1666)  die  Hofräthe 
Hans  Katte  und  Dr.  Heinrich  Dürfeld,  sich  nach  Wanzleben  zu  begeben  und  zu- 
sammen mit  den  k.brandenb.  Abgesandten  den  Magdeburg! sehen  Abgeordneten  eindring- 
lich zuzusprechen,  dass  sie  keine  eztrema  durch  die  Waffen  abwarten,  sondern  sich  zur 
Huldigung  nach  der  Formol  von  1579  und  zur  Einnehmung  der  Garnison  verstehen 
sollten.  Die  Verpflegung  der  Garnison  werde  ein  harter  Punkt  sein,  sie  sollen  darauf 
sehen,  dass  dazu  die  Stadt  vornehmlich  herangezogen  und  die  Landschaft  nicht  zu 
sehr  graviert  werde,  fär  diese  konnte  ohne  einen  allgemeinen  Landtag  nur  eine  In- 
terimsanstalt getroffen  werden  und  habe  er  sämtlichen  Landräthen  befohlen,  zu 
diesem  Zwecke  auch  nach  Wanzleben  zu  kommen.  Sollten  die  gütlichen  Tractaten 
abrumpieren  und  es,  was  sie  aber  nach  äusserster  Möglichkeit  zu  verhindern  haben, 
zu  Thätlichkeiten  kommen,  so  sollen  sie  in  Wanzleben  bleiben,  an  den  nachher  er- 
folgenden Tractaten  Theil  nehmen  und  dabei  namentlich  darauf  sehen,  dass  sobald 
wie  möglich  nach  getroffenem  Vergleich  die  Huldigung  angesetzt  werde.  Beim  Ein- 
zug der  Garnison  haben  sie  neben  den  K. brandenburgischen  den  Commandanten  und 
die  Garnison  in  Pflicht  zu  nehmen.  Nach  abgelegter  Huldigung  haben  sie  darauf  zu 
dringen,  dass  die  K.brandenb.  Völker  mit  guter  Ordnung  und  Disciplin  das  Erzstift 
verlassen. 

^    Magdeb.  Staats-Archiv, 


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Verhandlungen  zu  Wanzleben.  29 

das  wäre  unmöglich,  sie  möchten  fleissig  beten,  dass  ihnen  Gott  ihre  Herzen 
erleuchtete  und  alle  widrigen  impressiones  aus  ihren  Gedanken  nehme,  dann 
würde  sich  alles  leicht  ergeben,  und  weil  man  vernehme,  dass  sie  wenig  an  die 
Bürgerschaft  brächten,  sondern  ihnen  fürgebildet  würde,  als  trachte  man  sie  zu 
Bauern  zu  machen,  so  möchten  sie  alles,  was  vorgegangen,  und  dass  dieses 
wider  die  Intention  der  Fürsten,  referieren  und  ein  anderes  versichern.  Jene 
erwiderten,  die  Bürgerschaft  hätte  einen  Ausschuss  von  30  Mann  bestellt,  denen 
würde  alles  vorgetragen,  und  sie  beabsichtigten,  noch  mehr  aus  der  Bürgerschaft 
zuzunehmen,  beriefen  sich  dann  auf  das  Instr.  pacis  und  dass  die  Sache  an  den. 
Kaiser  und  nach  Regensburg  gezogen  sei,  der  Punkt  wegen  der  Garnison  werde 
der  Gemeine  über  die  Maassen  befremd  vorkommen,  es  wäre  ja  genug,  wenn 
sie  huldigten.  Sie  erwiderten,  die  merita  wären  genugsam  bekannt,  sie  hätten 
keinen  Befehl  sich  einzulassen,  diese  zwei  Punkte  könnten  unmöglich  separiert 
werden,  man  wollte  ihnen  aufs  längste  bis  Freitag  Bedenkzeit  geben,  worauf 
Katte  ihnen  noch  zu  Gemüth  führte,  wie  oft  der  Fürst  sie  zu  ihrer  Schuldigkeit 
angemahnt  und  gütlichen  Vergleich  vorgeschlagen,  es  hätte  nichts  gefruchtet, 
sie  möchten  nochmals  in  sich  schlagen  und  das  letzte  Gnadenzeichen,  das  ihnen 
nochmals  gewiesen  würde,  annehmen.  Als  jene  dann  von  ihren  Privilegien 
geredet  und  wie  die  vorige  Huldigung  ihnen  abgenöthigt,  auch  sie  ausser 
Reichs-  und  Kreissteuem  exemt  seien,  haben  sie  ihnen  alles,  jedes  absonderlich, 
widerlegt  und  erklärt,  davon  sollte  nach  geschehener  Huldigung  und  Kinneh- 
mung  der  Garnison  geredet  werden. 

Darauf  erschienen  die  Landräthe  v.  Katte,  v.  Asseburg  und  v.  Schulen- 
burg und  haben  mit  ihrer  Zustimmung  mit  den  Magdeburgischen  verabredet, 
dass  morgen  die  Landstände  ihre  Werbung,  zu  der  sie  durch  ein  Schreiben  des 
Kf. *)  veranlasst,  bei  sitzendem  Rathe  verrichten  sollten,  auch  v.  Borgs dorff 
wurde  aufgefordert,  wegen  des  Domcapitels  dem  mit  beizuwohnen. 

Ratione  homagii  scheint  nach  dem  Discurs  der  Magdeburger  kein  Bedenken 
zu  sein,  aber  der  Punkt  wegen  der  Garnison  dürfte  die  extrema  veranlassen, 
wiewohl  grosser  Zwiespalt  bereits  sich  mag  spüren  lassen  und  grosse  Ver- 
bitterung wider  0.  Goericke,  welchem  man  jetzt  nicht  mehr  traut  und  ihn 
für  den  Urheber  des  nicht  geleisteten  homagii  hält.  Der  brandenb.  Deputierten 
Intention  geht  dahin,  den  Rath  in  der  Güte  zur  raison  zu  bringen,  daher  sie 
auch  in  die  Proposition  besonders  mit  einzurücken  verlangt,  dass  die  Last  der 
Garnison  nicht  der  Bürgerschaft  allein  verbleiben  soll,  mit  dem  Verstand,  dass 
das  übrige  von  des  Raths  Intraden  erhoben  werden  sollte.  Es  ist  gut,  dass 
die  Landräthe  sich  eingefunden  haben,  da  man  vor  Rückkehr  der  Magdeburger 
von  dem  Unterhalt  der  Garnison  zu  reden  hat,  damit  die  Brandenburgischen  auf 
deren  Lamentation  nicht  bewogen  werden,   ihnen  sofort  ein  gewisses,   wie  sie 


*)  S.  oben  S.  19.  Am  24.  Mai/3.  Juni  erscheinen  wirklich  auf  Aufforderung  des 
Domcapitels  und  der  Landstände  Deputierte  des  Rathes  und  des  Ausschusses  vor  den 
aus  diesen  beiden  Körperschaften  in  der  Stadt  Anwesenden,  denen  letztere  Mittbeilung 
von  dem  machen,  was  Kf.  an  sie  geschrieben,  und  sie  auffordern,  es  nicht  auf  extrema 
ankommen  zu  lassen. 


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30  I-     Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.    1666. 

bereits  auf  350  Mann  zielen,  zu  determinieren  und  zu  versprechen,  und  sodann 
das  übrige  dem  Lande  beizutragen  überlassen. 


Instruction*)  für  die  Magdeburgischen  Deputierten. 
D.  25.  Mai/ [4.  Juni]  1666 0- 

4.  Juni.  1.    Siei  sollen  sich  heute  nach  Wanzleben  begeben  und  dort  vortragen: 

2.  Der  Rath  hätte  mit  höchster  Consternation  vernehmen  müssen,  dass 
ihnen  beigemessen  werden  wollte,  ob  hätte  derselbe  aus  privat  Respect  die 
Bürgerschaft   von   der   schuldigen   Submission   bisher  entzogen,   und  trachtete, 

0    Magdeb.  Stadt-Archiv. 

^)  Nachdem  am  24.  Mai/3.  .luni  die  Magdeburger  Abgesandten  dem  Rathe  und 
dem  Ausschusse,  welche  der  präsidierende  Bürgermeister  0.  v.  Guericke  schon  in 
aller  Frühe  zusammenberufen,  Relation  abgestattet  hatten,  wird  beschlossen,  die  Sache 
der  gemeinen  Bürgerschaft  viertheiisweise  durch  Deputierte  des  Rathes  und  Ausschusses 
vortragen  zu  lassen,  und  ergeht  an  die  Viertheilsherren  der  Befehl,  ihre  Viertbeils- 
verwandten  zu  morgen,  Freitag  früh,  um  5  Uhr  zusammenzuberufen.  Das  Ergebnis 
der  Berathung  in  den  9  Vierteln  ist  folgendes: 

25.  Mai/[4.  Juni]  1666. 

Hermann  Cunoen  Viertel:  haben  sich  einhellig  erklärt,  den  Eid  von  1579, 
wenn  er  nicht  zu  mildern  stunde,  abzuleisten,  in  die  Garnison  aber  könnten  sie  nicht 
willigen,  der  Rath  hätte  sich  deswegen  auf  das  äusserste  zu  bemühen;  sie  ersuchen, 
einen  aus  dem  Viertel  mit  nach  Wanzleben  zu  nehmen. 

Michael  Oesterreichs  Viertel:  zur  Huldigung  konnten  sie  sich  dergestalt  ver- 
stehen, dass  sie  dieselbe  ablegen  wollten,  treu,  hold  und  gehorsam  zu  sein,  die  Gar- 
nison aber  nicht  bewilligen,  zwei  Personen  von  ihnen  (Melchior  Richter  und  Va- 
lentin Koch)  möchten  mit  hinausgeschickt  und  von  den  Abgeordneten  6  Tage  Di- 
lation gesucht  werden. 

Conrad  Bocks  Viertel:  zu  angemutheter  Huldigung  wollten  sie  sich  verstehen, 
die  begehrte  Garnison  aber  könnten  sie  nicht  willigen,  schlugen  Hauptmann  Sonne- 
mann  und  Niclaus  Bülzingen  vor,  aus  welchen  einer  nach  Kloster  Berge  mitzunehmen. 

Jacob  Boeseckens  Viertel: 

1.  Rotte.  Die  Huldigung  könnte  wie  Joach.  Friedrich  geleistet  werden,  die 
Einnahme  der  Garnison  bäten  sie  den  Rath  abzuwenden,  oder,  da  es  ja  nicht  anders 
sein  könnte,  dass  es  möchte  auf  eine  geringe  Anzahl,  als  etwa  a.  46  begehrt  worden, 
behandelt  werden,  im  widrigen  Fall  wollten  sie  sich  wehren. 

2.  Rotte.  Wegen  der  Huldigung  Hessen  sie  es  geschehen,  dass  man  solche  leistete, 
wie  Joach.  Friedrich  geschehen,  da  aber  eine  schärfere  begehrt  wurde,  liessen  sie  sich 
begnügen,  wie  es  Rath  und  Ausschuss  für  gut  erkennen  würden,  wegen  der  Garnison 
conformierten  sie  sich  mit  der  ersten  Rotte  ausser  der  Gegenwehr,  bis  so  lange  sie 
noch  einmal  vernehmen  würden,  wie  weit  es  unsre  Abgeordnete  gebracht  hätten,  je- 
doch dafern  es  nöthig,  währender  Tractaten  sich  zu  wehren,  wollten  sie  es  thun. 

3.  Rotte.  Die  Huldigung  wollten  sie  leisten  wie  sie  gelesen,  wegen  der  Garnison 
stellten  sie  dem  Rathe  anbei  m. 

4.  Rotte.     Die  Huldigung  wollten    sie   eingehen,    in  die  Garuison  könnten  und 


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ßerathungen  in  Magdeburg.  31 

solche  nnr  in  äusserste  Gefahr  und  Unglück  zu  stürzen.  Der  Rath  könnte 
contestieren,  dass  was  bisher  in  der  Huldigungssache  vorgegangen,  communicato 
consilio  und  mit  einmüthiger  Bewilligung  der  Stände  des  Ausschusses,  welche 
der  ganzen  Bürgerschaft  Stelle  und  Stimme  vertreten,  allemal  geschehen,  es 
wären  auch  wie  vorhin  so  auch  1658  alle  Viertel  zur  Deliberation  pro  communi 
salute  gezogen  worden.  Der  Rath  glaube  seinen  Pflichten  bisher  conform  zu 
sein,  hätte  auch  nebst  der  Bürgerschaft  nie  des  Kf.  und  Administrators  Auto- 
rität und  Respect  unglimpflich  zu  berühren  sich  erkühnt,  sondern  der  Kaiserl. 
Commission  und  darauf  bei  jetzigem  allgemeinen  Reichstage  veranlassten  Litis- 
pendenz die  ganze  Sache  und  deren  Event  anheimgegeben. 

3.    Die  Huldigung   wären  Rath    und    Bürgerschaft   gesonnen,   so  wie  sie 
1597  abgeleistet  worden,  dem  Kf.  und  Administrator  abzustatten,  jedoch  dass 


möchten  sie  nicht  willigen,  sondern  sich  lieber,  da  es  der  Rath  für  gut  ansehe,  wehren. 

Barthelmes  Götlings  Viertel:  Consentit  in  hoinagium.  Wegen  der  Besatzung, 
weil  selbige  bei  letzterer  Huldigung  nicht  begehret,  so  hätten  sie  das  Vertrauen,  Kf. 
werde  auf  bittliches  Ansuchen  die  Bürgerschaft  dabei  lassen.  Sie  wollten  jemand  be- 
nennen, der  mit  nach  Wanzleben  reiste  und  anhörte,  was  da  vorgetragen  würde. 

Matthias  Wredens  Viertel:  Die  Huldigung  soll  abgelegt  werden,  dann  hoffen 
sie,  werden  Kf.  und  Administrator  gegen  die  Stadt  so  strenge  und  hart  nicht  ver- 
fahren und  mit  dem  1579  abgelegten  Huldigungseide  sich  begnügen;  im  Notbfall 
kann  in  demselben  auch  das  Wort  „gewärtig''  mit  abgelegt  werden. 

Wegen  der  Besatzung  soll  auf  das  beste  tractiert  und  dieselbe  womöglich  abge- 
wendet werden,  wenn  nicht,  soll  man  sich  bei  den  Tractaten  aufs  äusserste  bemühen, 
dass  es  dabei,  wie  es  a.  1646  von  dem  Administrator  begehrt  worden,  verbleiben 
möchte.  Betreffend  die  jetzige  Garnison  hoffen  sie,  Kf.  und  der  Administrator  wer- 
den die  Stadt  mit  Herausgehung  ihrer  Soldatesca  noch  vor  Ankunft  ihrer  Besatzung 
nicht  so  hart  anstrengen,  dieselbe  könnte  in  deren  Eid  und  Pflicht  genommen,  in  der 
Stadt  und  des  Raths  Pflicht  gelassen  und  soviel  Völker,  damit  die  a.  1646  begehrte 
Anzahl  compliert  würde,  hinzugethan  werden. 

Aus  diesem  Viertel  soll  eine  Person,  wozu  Matthias  He  11  w ig  einhellig  erkiest 
wird,  mit  nach  Wanzleben  geschickt  werden. 

Joachim  Wilkens  Viertel:  es  könnte  wohl  nicht  anders  sein,  denn  die  Hul- 
digung abzulegen,  wegen  Einnehmung  der  Besatzung  aber,  weil  es  eine  weitaus- 
sehende Sache,  könnten  sie  sich  nicht  categorisch  erklären,  indem  ihnen  nicht  wissend, 
wie  man  desfalls  fundieret,  auch  wie  Wall  und  Mauern  beschaffen,  sonst  wäre  der  Rath 
entschuldigt,  dass  er  nicht  mehr  denn  was  zu  gemeiner  Stadt  Besten  angesehen,  bis- 
her gethan. 

Adam  Schröds  Viertel:  zur  Huldigung,  wie  solche  a.  1579  abgelegt,  zumal 
darin  nicht  enthalten,  gewärtig  zu  sein,  wollten  sie  sich  verstehen;  das  begehrte  prae- 
sidium  aber,  weil  es  niemals  gewesen,  könnten  sie  nicht  willigen,  mit  Bitte,  aus  ihrem 
Viertel  zwei  oder  wenigstens  eine  Person  mit  nach  Wanzleben  zu  nehmen,  benannten 
Matthias  Müllern  und  Heinrich  Rudolphen,  aus  welchen  Matthias  Müller  de- 
putieret. 

Heinrich  Kölings  Viertel  bewilligt  die  Huldigung,  der  Einquartierung  halber 
aber  möchte  man  bitten,  sie  zu  verschonen.  (Magdeb.  Stadt-Archiv.  Vergl.  H.  Hoff- 
manu,  Magdeburgs  letztes  Ringen  a.  a.  0.  S.  169  ff.) 


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32  I-     Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

zuvor  zulängliche  reversales  von  beiden  Herrschaften  in  beständigster  Form  und 
mit  Vorbehalt  aller  der  Stadt  sowohl  ab  antiquo  als  ex  instrumento  pacis  zu- 
stehenden Rechte,  Privilegien  und  Freiheiten  ausgereicht  würden. 

4.  Betreffend  die  Einnehmung  der  Besatzung,  so  hätte  kein  Erzbischof  je 
sich  des  juris  praesidii  angemaasst,  dasselbe  sei  ihnen  durch  das  kaiserl.  Pri- 
vileg von  1628  und  den  Friedensschluss  bestätigt  und  vergrössert  worden,  sie 
hofften  also,  Kf.  werde  sich  mit  geschehener  Contestierung  ihrer  Devotion  be- 
gnügen und  nichts  wider  das  uralte  Herkommen  der  Garnison  halber  der  Stadt 
zumuthen. 

5.  Sollte  aber  dieses  nicht  wohl  aufgenommen  und  die  angedrohten  Ex- 
tremitäten wieder  vorgestellt  werden,  so  haben  sie  an  die  Generosität  des  Kf. 
zu  appellieren. 

6.  Sollte  aber  dessen  ungeachtet  auf  die  Besatzung  gedrungen  und  cate- 
gorische  Resolution  begehrt  werden,  haben  sie  sich  höflichst  zu  entschuldigen, 
dass  sie  desfalls  sich  weiter  zu  erklären  nicht  beordert  wären. 

7.  Hiebei  haben  sie  zu  sondieren,  ob  die  Chur-  und  Fürstl.  Abgesandten 
nicht  mit  näherer  Instruction  versehen,  dadurch  das  Werk  etwas  erträglicher 
einzurichten,  sie  haben  sodann  alles  ad  referendum  zu  nehmen  und  um  fernere 
Dilation  zu  bitten,  mit  dem  Versprechen,  man  wurde  diesseits  so  viel  nur  mög- 
lich und  gegen  die  Posterität  verantwortlich  sich  zum  Zweck  legen,  in  der  Zu- 
versicht, Kf.  und  Administrator  würden  hingegen  die  Stadt  nicht  aufs  höchste 
treiben  und  derselben  unerträgliche  conditiones  aufbürden,  man  hoffe  auch,  die 
Abgesandten  würden  alles  hochgeneigt  annehmen  und  es  ad  extrema  nicht 
kommen  lassen,  Rath  und  Bürgerschaft  wären  solches  gegen  sie  mit  angenehmen 
Bezeigungen  jederzeit  zu  verdienen  so  willigst  als  schuldigst. 

8.  Was  sonst  vorkommen  sollte,  werden  sie  pro  re  nata  glimpflich  zu  be- 
antworten und  alles  besorgliche  Unheil  durch  wehmüthige  Vorstellungen  abzu- 
wenden wissen. 


Aus  den  Magdeburger  Raths-ProtokoUen*). 

Den  26.  Mai/[5.  Juni]  1666. 
5.  Juni.  Thaten    die  Herrn  Abgeordneten    in  Kegenwart  der  Stände  des  E. 

Ausschusses,  auch  derjenigen^  so  aus  denen  Viertheilen  deputiret  und 
mit  nacher  Wansloben  geschicket  gewesen^  Relation  und  bestund  dieselbe 
endlich  darin,  dass  die  Guarnisoun  müsste  eingenommen  und  morgen 
Resolution  eingebracht  werden.  Wiewohl  nun  der  Punct  der  Guarnisoun 
sehr  beschwerlich  und  zu  Niederdrückung  der  Stadt  Privilegien  gereichete, 
so  stünde  doch  die  Macht  dar,  welcher  zu  widerstehen  man  nicht  be- 
stand,  alldieweil   die  Bürgerschaft   in  Schrecken  und  sich  nicht  halten 


1)    Magdeb.  Stadt-Archiv.     Vergl.   H.  Hoffmann,   Magdeburgs   letztes    Ringen 
a.  a.  0.  S.  170. 


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Beraihungen  in  Magdeburg.  33 

würde,  daramb  der  Zeit  und  Gewalt  zu  weichen,  welches  denen  Ständen 
des  E.  Ausschusses  proponiret. 

Den  26.  Mai/[5.  Juni]  a.  1666. 

Adam  Schröders  Viertel,  referirt  Herr  Cammerer  Johann  Schmid, 
H.  R.  Lüdecke,  Ehr  Christian  Schröder  und  Matthies  Krause,  dass 
sie  sich  zu  Adam  Schröders  Viertel  auf  das  Seidenkramer  Haus  erhoben 
und  den  Vortrag  gethan,  sie  wären  aber  unter  einander  nicht  einig  ge- 
wesen, darumb  sie  in  Joachim  Wilckens  Viertel  auf  das  Gewandschnei- 
der Haus  gangen.  Bald  hernach  seind  von  dem  Viertel  die  reversales 
gefordert,  ihnen  auch  solche  von  mir  vorgelesen,  und  haben  sie  nachhero 
ihre  Erklärung  [sie!] 

Joachim  Wilckens  Viertel.  H.  Cam.  Johann  Schmid,  H.  R. 
Lüdecke,  Ehr  Christian  Schröder  und  Matthies  Krause  bringen  ein, 
dass  sich  Joachim  Wilckens  Viertel  mit  E.  E.  Rathes  Meinung  verglichen, 
bäten  nur  die  Guarnison  auf  500  oder  600  Mann  wo  müglich  zu  be- 
handien. 

Michael  Oesterreichs  Viertel.  Stellen  die  Tractaten  E.  E.  Rath 
und  E.  Ausschuss  wie  auch  denen  von  der  Bürgerschaft  darzu  geordneten 
auheim  und  übergeben  ihre  Erklärung  schriftlich,  davon  copia  genommen. 

Barthelmes  Göttings  Viertel.  Stellet  es  E.  E.  Rath  und  E.  Aus- 
schuss anheim  und  hätte  das  Vertrauen  zu  demselben,  dass  sie  auf  das 
beste  für  sie  sorgen  würden. 

Heinrich  Kölings  Viertel  hat  ebenergestalt  E.  E.  Rath  und  E. 
Ausschuss  die  Vorsorge  überlassen  und  dabei  erinnert,  dahin  zu  sehen, 
dass  die  Einquartierung  abgewendet  werde. 

Herman  Cunoen  Viertel.  Bringet  Herr  Rathman  Dieterich  Nolte, 
Herr  Rathman  Martin  Aleman,  Ehr  Sebastian  Gericke  und  Ehr  Hans 
Kram  er  in  Gegenwart  der  vom  Viertel  Deputirten,  Christoph  Mum- 
mend und  Matthias  Schlüters  ein,  dass  das  Viertel  E.  E.  Raths  Vor- 
sorge alles  anheim  stellete,  bäte  nur  die  Einquartierung  wo  müglich  ab- 
zuwenden, wo  nicht,  darhin  zu  sehen,  dass  die  Soldatesque  auf  dem 
Wall  so  lang  bleiben  müsste,  bis  die  Baraquen  fertig,  weil  es  Sommer, 
wenn  es  aber  ja  zur  Einquartierung  käme,  dass  dann  die  geringen  für 
den  grossen  nicht  beschweret  würden. 

Conrad  Bocks  Viertel.  H.  D.  Stieler,  H.  R.  Berthold  Linde- 
man.  Ehr  Johann  Friederich  Aleman,  Ehm  Moriz  Schincke  in  Gegen- 
wart der  vom  Viertel  Deputirten,  Herrn  Haubtman  Ludwig  Sonnemanns 
und  Niclaus  Bülkings  referiren,  dass  sie  sich  im  Viertel  endlich  resol- 

llater.  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  3 


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34  I-     Hie  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

viret,  E.  E.  Rath  würde  für  sie  sorgen  und  darhin  trachten,  dass  keine 
Einquartirung  geschehe,  dann  die  Stadt  bei  ihren  Privilegien  und  Nah- 
rung gelassen  werden  mögte. 

Jacob  Böseckens  Viertel.  H.  R.  Martin  Bartheis,  H.  R.  Chi- 
lian  Kühlewein,  Ehr  Sebastian  Müller,  Ehr  Zacharias  Schlüter 
bringen  aus  Böseckens  Viertel  ein,  dass  sie  es  zu  E.  E.  Raths  und  des 
Ausschusses  Vorsorge  und  Behandelung  stelleten,  nur  dass  die  Bürger- 
schaft nicht  gar  unterdrückt  würde. 

Matthias  Wredens  Viertel,  bringen  vorgenannte  Herren  eben  der- 
gleichen Erklärung  aus  diesem  Viertel. 


V.  Platen   und   v.  Jena    an    den    Kurfilrsten.     D.  Wansleben 
26.  Mai/ [5.  Juni]  1666. 

[Verhandlungen  mit  den  städtischen  Deputierten.] 
5.  Juni.  Sie  sind  den  22.  Abends  hier  angelangt.     Als  den  23.  die  Deputierten  der 

Stadt  zu  ihnen  herausgekommen,  haben  sie  ihnen  den  Vortrag  im  Namen  des 
Kf.  und  des  Administrators  im  Beisein  der  Hallischen  Räthe  gethan,  und  nach- 
dem dieselben  geantwortet,  sich  mit  ihnen  in  Discurs  eingelassen,  ihnen  so  viel, 
als  sie  für  nöthig  und  zuträglich  gehalten,  vorgestellt,  auch  befunden,  dass,  ob- 
wohl theils  der  härtesten  dem  eingelangten  Bericht  nach  darunter,  sie  doch 
etwas  „schmiediger"  worden,  sie  nahmen  aber  dazumal  alles  ad  referenduni,  be- 
zeugten grossen  Respect  gegen  Kf.  und  baten  Dilation  auf  4  Tage,  damit  sie 
die  Sache  recht  überlegen  und  ihre  Resolution  zurückbringen  könnten.  Sie 
haben  ihnen  solclie  endlich  auch  bis  Freitag  den  25.  eingeräumt,  mit  dem  aus- 
drücklichen Anhang,  dass,  wenn  sie  alsdann  nicht  zurückkommen  und  gewierige 
Erklärung  nebst  einigen  aus  der  Bürgerschaft  mit  sich  bringen  würden,  sie  das 
nothwendig  zu  Werk  richten  müssten,  was  ihnen  anbefohlen. 

Gestern  Freitag  stellten  sich  jene  wieder  ein,  brachten  9  Personen  aus  der 
Bürgerschaft  mit  sich  und  erklärten,  dass  sie  bereit  wären,  salvis  privilegiis  die 
Huldigung  nach  der  Formul  von  a.  1579  abzulegen,  weil  aber  das  Anmuthen 
wegen  der  Garnison  ausdrücklich  wider  ihre  Privilegia  und  das  Instrumentum 
wäre,  auch  Kf.  sie  vordem  so  fest  sincerieren  lassen,  dass  er  ausser  der  Huldi- 
gung nichts  prätendierte,  so  wollten  sie  hoffen  und  bitten,  man  würde  mit  Ein- 
nehmung der  Garnison  in  sie  nicht  dringen.  Sie  haben  sich  darauf  wegen  der 
Huldigung  nicht  einlassen  noch  ihr  Erbieten  annehmen  wollen,  ehe  der  andere 
Punkt  wegen  der  Garnison  seine  vollkommene  Richtigkeit  hätte;  sie  haben  das, 
was  der.  Rath  von  ihren  Rechten  vorgebracht,  widerlegt,  dann  die  Bürger  an- 
geredet, ihnen  des  Kf.  Intention  und  des  Rathes  Gomportement  dargelegt  und 
dabei  dergleichen  Anführungen  und  Contestationen  gebraucht,  die,  wie  sie  wissen, 
das  Volk  am  meisten  bewegen,  und  ob  jene  gleich  im  Anfang  durch  einen  ihres 
Mittels  anzeigen  Hessen,  dass,  was  der  Rath  vorgebracht,  der  ganzen  Bürger- 
schaft Meinung  wäre,    so  sind  doch  endlich  und   nach  geschehener  nachdrück- 


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Verhandlungen  zu  Wanzleben.  35 

lieber,  doch  ganz  gütiger  Remonstration*)  die  Gemüther  Zusehens  in  etwas  ge- 
ändert, einer  und  der  andere  zu  ihnen  getreten,  von  seiner  Devotion  gegen  Kf. 
contestiert  und  gebeten.  Sie  haben  ihnen  darauf  weiter  ganz  vertraulich  zuge- 
sprochen, dabei  deutlich  angezeigt,  dass  die  Huldigung  und  Einnehmung  der 
Garnison  nicht  zu  trennen,  dass  nicht  die  ganze  Last  des  Unterhalts  auf  die 
Bürgerschaft  kommen,  ihre  Nahrung  nicht  geschmälert  werden,  sondern  Kf.  für 
das  Beste  der  Stadt  sorgen  werde.  Denen  von  dem  Rath  haben  sie  auch  zu- 
gesprochen und  sie  darauf  hingewiesen,  welche  schwere  Verantwortung  sie  auf 
dem  Halse  hätten.  Sie  haben  mit  ihnen  bis  Abends  um  9  Uhr  zu  thun  gehabt, 
so  dass  jene  auch  die  Nacht  hier  bleiben  mussten.  Es  ward  ihnen  ziemlich 
warm  und  sie  baten  Dilation  bis  auf  Montag,  damit  sie  wegen  der  Garnison 
rechte  Resolution  bringen  könnten;  sie  hofften,  Kf.  werde  dieselbe  nicht  so 
pure  begehren,  sondern  einige  conditiones  dabei  zulassen,  zumal  da  er  früher 
nie  ihnen  dergleichen  Anmuthung  gethan.  Sie  aber  haben  erwidert,  das  wäre 
ihre  Schuld,  da  sie  früher  nicht  gehuldigt  hätten,  die  Garnison  mussten  sie  an- 
nehmen, und  könnten  sie  dieselbe  nicht  conditionieren  lassen,  Dilation  könnte 
ihnen  nicht  mehr  verstattet  werden,  weil  die  Armee  in  der  Nähe  und  auf  die 
Weise  nicht  länger  stehen  könnte.  Darauf  sagten  jene,  man  müsste  ja  wissen, 
wie  stark  die  Garnison  und  von  wo  die  Unterhaltung  derselben  herzunehmen, 
was  es  für  ein  Commendant  sein  und  wie  es  mit  den  Schlüsseln  gehalten  wer- 
den sollte,  ob  auch  der  Rath  bei  seiner  Administration  und  Rechten  und  die 
Syndici  und  andere  bei  ihren  Freiheiten  bleiben  sollten,  an  wen  sie  sich  halten 
sollten,  wenn  sie  zwei  Herren  bekämen,  würde  einer  sie  zum  andern  weisen 
und  sie  dergestalt  trostlos  bleiben,  ob  nicht  die  Garnison  mixtum  sein  und  die 
Stadt  mit  daran  participieren  könnte.  Sie  haben  erwidert,  wegen  der  Garnison 
wollten  sie  mit  dem  Feldmarschall  reden,  sie  meinten,  es  würden  1000  Mann 
genug  sein.  Kf.  würde  schon  einen  Commendanten  setzen,  mit  dem  sie  zufrie- 
den sein  könnten;  Kf.  und  der  Administrator  würden  den  Rath  bei  seiner  Ad- 
ministration und  dessen  Consulenten  und  Diener  bei  ihrer  Freiheit  und  Recht 
lassen ;  die  Besatzung  könnte  keineswegs  von  dem  Rath  dependieren,  der  Com- 
mendant aber  sollte  wohl  dem  Rathe  in  die  Hand  versprechen,  für  die  Stadt 
und  der  Bürgerschaft  Wohlfahrt  mit  zu  sorgen  und  dieselbe  gegen  alle  unbillige 
Gewalt  zu  defendieren,  sonst  aber  sich  in  der  Stadt  Wesen  nicht  zu  mischen. 
Sie  hätten  sich  an  Kf.  sowohl  als  an  den  Administrator  zu  halten  und  sich  zu 
Kf.  alles  Schutzes  zu  versehen,  Kf.  werde  den  Administrator  bei  dem  exercitio 
der  landesfiirstlichen  Hoheit  unbeeinträchtigt  lassen. 

Sie  hoffen  soviel  erreicht  zu  haben,  dass  die  neun  anwesenden  Bürger  da- 
hin disponiert  worden  sind,  den  übrigen  in  der  Stadt  gute  Relation  abzustatten. 
Auf  ihr  flehentliches  Bitten  haben    sie  denselben  endlich  bis  morgen,  Sonntag, 

*)  Nach  dem  Bericht  v.  Kattes  und  Dürfeids  an  den  Administrator  vom  26.  Mai/ 
O.Juni  erklarte  Jena,  man  Hesse  ihre  vorgebrachte  Entschuldigung  dahin  gestellt 
sein,  müsste  aber  glauben,  dass  der  Rath  wenn  nicht  directo,  doch  per  indirectum 
sie  von  ihrer  Pflicht  abgehalten  und  sich  mit  allen  Kräften  bemüht,  sich  zu  einer 
Heichsätadt  auf  zu  werfen. 

3* 


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36  T.     Die  Unterwerfung:  von  Magdeburg.     1666. 

Nachmittag,  Bedenkzeit  gegeben  und  sie  werden  sich  dann  nach  Kloster  Bergen 
vor  Magdeburg  begeben,  damit  auf  allen  Fall  die  von  der  Stadt  sobald  wieder 
herein  können  und  sie  Gewissheit  erlangen,  ob  die  Sache  in  der  Güte  zu  heben 
oder  ob  die  Schärfe  vorzunehmen. 


Instruction  für  die  Magdeburgischen  Abgeordneten^). 
D.  27.  Mai/[6.  Juni]  1666. 

G.Juni.  Sie  sollen  sich  noch  heute  nach  Kloster  Berge  begeben  und  sich  gegen 

die  Abgesandten  des  Kf.  und  Administrators  herauslassen,  dass  Rath  und  Bürger- 
schaft die  angebotene  Huld  und  Gnade  mit  nnterthänigstem  Dank  acceptierten 
und  hofften,  es  würden  die  Reversalen,  wie  sie  dieselben  eingerichtet,  beliebt 
werden,  sie  wären  gewillt,  die  Besatzung  einzunehmen,  lebten  aber  des  gehor- 
samen Vertrauens,  Kf.  würde,  wann  die  Gefahr  und  Ursache,  warum  die  Be- 
satzung etwa  erfordert  werden  möchte,  sich  geleget  und  cessierte,  dem  Rathe 
nnd  der  Stadt  wieder  ihr  eigenes  praesidium  gönnen  und  die  Besatzung  abführen 
lassen.  Und  weil  der  Garnison  und  anderer  Punkte  halber  auf  der  Abgesandten 
Zulassen  eine  Punctation  gemacht,  so  sollen  sie  diese  überreichen,  darauf  ge- 
wierige  Erkläning  in  versicherter  Form  verlangen  und  bitten,  dass  Rath  und 
Bürgerschaft  ihrer  weiteren  etwaigen  Beschwerden  halber,  die  wegen  Enge  der 
Zeit  und  in  so  geschwinder  Eile  nicht  erinnert  werden  können,  ffirders  gehört 
würden.  Was  etwa  bei  dem  einen  oder  anderen  Punkt  oder  sonst  vorkommen 
und  etwa  femer  einzuwenden  sein  sollte,  werden  sie  pro  re  nata  mit  gutem 
Glimpf  beobachten. 


V.  Platen  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.  D.  Kloster  Berge 
in  höchster  Eil  den  17.  Mai/[6.  Juni]  Abends  um  11  Uhr  1666. 

[Abschluss  des  Vergleiches.] 
G.  Juni.  —  Heute  haben  wir  uns  alhier  wieder  der  genommenen  Abrede  nach 

mit  ihnen  zusammengethan  und  hat  Gott  der  Allmächtige  Ew.  Ch.  D. 
consilia  dergestalt  gnädigst  gesegnet,  dass  wir  morgen,  geliebt  es  Gott, 
den  Vergleich  in  das  reine  bringen  und  vollziehen,  übermorgen  aber 
darauf  die  Garnison  einziehen  wird.  Gott  hat  auch  dabei  ferner  die 
Gnade  gegeben,  dass  die  Devotion  vor  Ew.  Ch.  D.  über  die  Maassen 
gross  und  dass  wir  Mühe  gehabt  ihnen  zuzureden,  die  Huldigung  auch 
an  des  H.  Administratoris  F.  D.  zu  thun.  Die  Leute  sollten  mehr  ver- 
gnüget sein,  wann  Ew.  Ch.  D.  mit  ihnen  ohne  Zuthun  des  H.  Admi- 
nistratoris F.  D.  handeln  lassen ,   gestalt  wir  dann  auch  mit  denen  Hal- 

1)    Magdeb.  Stadt-Archiv. 


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Verhandlung^en  zu  Kloster  Berge.  37 

lischen  wegen  der  Garnison  und  derselben  Unterhalt  halber  viel  zu  thun 
gehabt,  auch  desshalb  noch  nicht  mit  ihnen  richtig,  gleichwohl  dieser 
Ursachen  wegen  den  Marsch  nicht  aufhalten  wollen,  die  Huldigung  hoffen 
wir  soll,  wills  Gott,  auf  den  Donnerstag  über  vierzehn  Tage  geschehen. 
—  Ew.  Ch.  D.  gratuliren  wir  zu  dieser  abermaligen  glücklichsten  Expe- 
dition und  dass  der  Allerhöchste  der  Leute  Herzen  dergestalt  regiret, 
ehe  sie  die  Armee  und  Macht  gesehen,  von  Grund  unserer  Seelen.  — 
Die  Stadt  giebt  zur  Garnison  monatlich  1200  Thaler  und  zu  soviel  haben 
namens  Ew.  Ch.  D.  wir  uns  auch  erboten,  die  Hallischen  aber  können 
sich  noch  nicht  finden'). 


Aus  den  Magdeburgischen  Raths-Protokollen. 

28.  Mai/[7.  Juni]  1666.  In  Gegenwart  des  Ausschusses  sowie  der  Viertelherren  7.  Juni, 
und  Deputierten  aus  den  Vierteln  wird  die  Relation  erstattet,  darauf  ihnen  an- 
gedeutet, dass  die  consilia  nicht  könnten  so  weitläufig  tractiert  werden,  und  würde 
demnach  von  dem  Rath  und  den  Ständen  des  Ausschusses  die  Sache  zu  be- 
handeln sein,  und  sind  die  Deputierte  damit  deputiert.  Die  Viertelherren  er- 
innerten dabei,  dass  Johann  Lente  nomine  der  Bärgerschaft  bei  der  Handlung 
bleiben  möchte,  es  ist  ihnen  aber  Remonstration  gethan,  dass  solches  nicht  sein 
könnte,  und  waren  die  Stände  damit  einig.  Ferner  wird  beliebt,  die  Abge- 
ordneten des  Rathes  und  Ausschusses  sollten  wieder  nach  Kloster  Berge  reisen 

und  die  Behandlung   thun,    weil   auch' der  H.  Feldmarschall  Sparre   herein- 
kommen würde,  solle  derselbe  beneventiret  werden. 

29.  Mai/[8.  Juni]  1666.  Die  Abgesandten  thaten  fernere  Relation,  und  weil  sie  8.  Juni, 
um  9  wieder  nach  Kloster  Berge  beschieden,  so  ist  beliebt,  dass  sie  im  Namen 
Gottes  sich  dahin  verfügen  und  die  Handlung  zum  Schluss  befördern  mögen. 

Eodem  hora  12.  Der  präsidierende  Bürgermeister  0.  v.  Guericke  re- 
feriert, dass  der  Generalquartiermeister  begehre  1)  einen  Ort,  wo  das  Regiment 
sich  stellen  sollte,  2)  wo  er  den  Proviant  empfangen  würde,  3)  Einräumung 
eines  Thores  begehrt,  denn  es  müsste  an  Kf.  heute  geschrieben  werden,  darbel 

^)  Nach  dem  Bericht  v.  Kattes  und  Dürfeids  an  den  Administrator  vom 
26.  Mai/[5.  Juni]  haben  dieselben  schon  an  diesem  Tage  darüber  einerseits  mit  den 
K. Brandenburgischen,  andererseits  mit  den  anwesenden  Landständen  verhandelt,  erstere 
verlangten,  die  Stadt  sollte  monatlich  LöOO,  die  Landschaft  2000  und  Kf.  500  Rthlr. 
zum  Unterhalt  der  Garnison  geben,  die  Landstände  wollten  sich  aber  nur  zu  1000 
Rthlr.  verstehen,  suchten  auch  mit  v.  Platen  und  Jena  direct  zu  verhandeln,  die 
ihnen  aber  erklärten,  sie  hätten  mit  den  Ständen  nichts  zu  thun,  sondern  nur  mit 
dem  »Administrator  zu  tractieren,  derselbe  würde  deswegen  schon  Verordnung  machen. 
—  Am  27.  Mai/[6.  Juni]  melden  dieselben,  die  Stadt  solle  1200  Rthlr.  geben,  die  Bran- 
denburgischen wollten  1000  Rthlr.  übernehmen,  die  Stände  aber  sich  nicht  zu  mehr 
als  1000  erklären,  die  Brandenburgischen  drängen  hart  auf  sie,  sich  zulänglicher  zu 
erklären,  und  sie  hätten  deswegen  grosse  Beschwerlichkeit. 


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38  I-    t)ie  Unterwerfang  von  Magdeburg.     1666. 

solches  zu  advertieren,  H.  Bürgermeister  Rosen  stock  hätte  aber  sagen  lassen, 
dass  der  Revers  noch  nicht  unterschrieben,  darum  mit  der  Einräumung  des 
Thores  noch  einzuhalten.  Darauf  aber  kam  Kämmerer  Sclimid  herein,  be- 
richtete, H.  V.  Jena  hätte  den  Vergleich  ihnen  zugeschickt,  welchen  sie  durch- 
gelesen und  richtig  befunden,  hätte  auch  versprochen,  dass  er  mundiert,  unter- 
schrieben und  alles  gehalten  werden  solle,  inzwischen  wären  sie  wieder  herein- 
gekommen mit  dem  Verlass,  um  1  Uhr  wieder  dranssen  zu  sein.  Weil  Obrist 
Schmid  jetzt  bei  dem  Regiment  vor  dem  Thor,  meinten  sie,  dass  er  herein- 
genöthigt  werden  möchte,  damit  sie  mit  ihm  reden  könnten,  welches  beliebet, 
ferner  wird  beliebet,  1)  dass  das  Regiment  in  die  Neustadt  geführt,  2)  daselbst 
2000  Pfund  Brot  und  7  Fass  Bier  geliefert  werden  sollen,  3)  die  Einräumung 
des  Thors  könnte  auch  geschehen,  wenn  der  Recess  vollzogen. 

Eod.  circa  horam  sextam  vespertinam  kamen  die  Abgeordneten 
wieder  anhero  und  berichteten,  dass  der  Recess  nunmehr  expedieret  und  eine 
Versicherung  von  den  K. brandenburgischen  Abgesandten  der  Stapelgerechtigkeit 
halber  ausgereicht,  und  ist  hierauf  beliebet  worden,  dass  das  Kröckentho^  ihnen 
eingeräumt  werden  solle,  was  auch  geschehen.  Und  weil  verlauten  wollen,  der 
Herzog  von  Holstein*)  sollte  dahin  bedacht  sein,  Gouverneur  in  der  Festung 
hier  zu  werden,  solches  aber  der  Stadt  beschwerlich  fallen  möchte,  wurde  sol- 
ches durch  eine  Supplik  zu  declinieren  sein,   welche  auch  abzufassen  befohlen. 


V.  Sparr^)  an  den  Kurfürsten.     D.  Ottersleben 
30.  Mai/ [9.  Juni]  1666. 

[Abschluss  des  Vergleichs.     Einzug   der    Besatzung.     Bitte  um   weitere  Verhaltungs- 
befehle.] 

9.  Juni.  Ew.  Ch.  D.  berichte  hiermit  unterthänigst,  dass  wir  den  28.  Mai  st.  v. 

uns  mit  der  Stadt  Magdeburg  auf  so^phe  Weise  in  der  Güte  verglichen, 

*)  Herzog  August  von  Holstein-Plon,  Generalwachtmeister  und  Oberst 
eines  Infanterieregiments,  vgl.  über  denselben  ürk.  u.  Act.  XI.  S.  296,  v.  Mülver- 
stedt,  Die  brandenb.  Kriegsmacht  unter  dem  Gr.  Kurfürsten  S.  250,  Liebe Id  in 
Zeitschr.  für  Schleswig-Holstein-Lauenb.  Gesch.  XVIII.  S.  269ff.  —  Kf.  erwidert  deta- 
selben  (d.  Cleve  6./ 16.  Juni  1666)  auf  ein  Schreiben  vom  27.  Mai,  er  entsinne  sich 
seines  ihm  gegebenen  Versprechens,  wolle  es  erfüllen  und  habe  deswegen  an  G.-Feldm. 
Sparr  Ordre  ertheilt.  In  der  an  v.  Sparr  sowie  an  v.  Platen  und  Jena  ertheilten 
Ordre  (d.  Cleve  12.  Juni  1666)  betreffs  Reduction  der  Armee  (s.  Hirsch  in  Hist.  Zeit- 
schr. N.  F.  XVII.  S.  270)  verfügt  Kf.,  das  Schmidsche  Regiment  solle  wieder  in  die 
Mark  in  seine  früheren  Garnisonen  zurückkehren,  das  Ilolsteinsche  aber  als  Besatzung 
in  Magdeburg  bleiben,  woselbst  er  dem  Herzog  von  Holstein  das  Gouvernement  ver- 
sprochen, Oberst  Schmid  solle  daneben  Commandant  in  der  Stadt  sein. 

2)  V.  Katte  und  Dürfeid  melden  (d.  Magdeb.  29.  Mai/[8.  Juni]  1G66\  sie  iiiitten 
mit  V.  Platen  und  Jena  wegen  des  Abzuges  der  Armee  gesprochen,  hatten  sich 
beute   früh    auch    in    das  Hauptquartier  nach  Gr.-Ottersleben   begeben  und  v.  Sparr 


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Vergleich  mit  Magdeburg.  39 

wie  es  Ew.  Ch.  D.  selbst  begehret,  und  ist  des  Obristen  Schmidts  Re- 
giment den  29.  zur  Besatzung  hineinmarschieret,  allermaassen  Ew.  Ch.  D. 
mir  zu  Cleve  —  anbefohlen.  Ich  wollte  gerne  alsofort  die  Lista  über- 
schicket haben,  was  an  Canons,  auch  Kraut  und  Loth  darin  vorhanden, 
es  ist  mir  aber  die  Zeit  zu  kurz  gefallen  und  soll  demnach  dieselbe  mit 
nächster  Post  erfolgen.  ■—  Weil  auch  hier  weiter  nichts  zu  thun  und 
des  H.  Administratoris  F.  D.  uns  nach  geschehener  Huldigung,  welche 
etwan  14  Tage  anstehen  dürfte,  keine  weitere  Quartiere  verstatten  wollen, 
ich  aber  ohne  Ew.  Ch.  D.  expressen  Befehl  mich  nichts  unterstehen  darf, 
so  wollen  Ew.  Ch.  D.  mir  gnädigst  anbefehlen,  wie  ich  mich  weiter  zu 
verhalten.  — 


V.  Platen  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Kloster  Berge 
vor  Magdeburg  30.  Mai/[9.  Juni]  1666. 

[Der  Vergleich  mit  Magdeburg.     Einzug  der  Besatzung.     Die  Stapelgerechtigkeit.] 

Sie  übersenden  die  Vergleichspuncta ')  und  bitten,  dieselben  zu  ratificieren.  9.  Juni. 
Die  Garnison  sollte  schon  gestern  einziehen,    weil   aber  unmöglich   fiel  wegen 
Enge   der  Zeit    alles,    was    nöthig,    einzurichten,    so  haben    sie   nur   das   eine 
.Thor  und  die  dazugehörige  Post  mit  zwei  Fahnen  Fussvolk  besetzen,  die  übrigen 
aber  in  die  Neustadt  logieren  lassen.    Jetzt  gehen  sie  hin,  nm*^)  den  Comman- 


dazu  zu  bewegen  gesucht,  aber  vergebens,  derselbe  hätte  erklärt,  keine  Ordre  dazu 
zu  haben.  Administrator  August  erwidert  ihnen  darauf  (d.  Halle  30.  Mai/ [9.  Juni] 
1666),  er  sei  darüber  sehr  verwundert,  da  doch  hier  verabredet  worden  sei,  dass  nach 
Accommodierung  der  Stadt  binnen  8  Tagen  längstens  der  Abmarsch  erfolgen  solle, 
und  weist  sie  an,  dort  zu  bleiben  und  sich  zu  bemühen,  dass  das  Land  von  der  un- 
erträglichen Last  der  Einquartierung  befreit  werde:  am  l./ll.  Juni  schreibt  er  an 
Kf.,  beklagt  sich,  dass  die  Armee  noch  nicht  abfgefGhrt  sei,  und  bittet,  sofort  Ordre 
dazu  zu  ertheilen.    (Magdeb.  Staats-Archiv.) 

*)  Der  Vertrag  von  Kloster  Berge  vom  28.  Mai /7.  Juni  1G66,  abgedruckt  bei 
Hoff  mann,  Gesch.  der  Stadt  Magdeburg  III.  S.  289if.  (2.  Aufl.  II.  284  ff ).  Inhalts- 
angabe bei  Rathmann  IV.  S.  262ff.,  v.  Mörner  S.  283fr. 

-)  V.  Katte  und  Dürfeid  melden  dem  Administrator  («1.  Kloster  Berge  31.  Mai/ 
[10.  Juni  1666]),  gestern  habe  die  Vereidigung  des  Schmid'schen  Regiments  auf  dem 
Neuen  Markt  und  darauf  des  Obersten  selbst  in  der  Capitelstube  stattgefunden,  dann  seien 
sie  nach  dem  Rathhause  gefahren,  wo  Obrist  Schmid  dem  Bürgermeister  Gericke 
die  Hand  gegeben  und  versichert  habe,  dass  er  die  commercia  der  Stadt  nicht  hin- 
dern, sondern  befördern  wolle.  Gegen  ihren  Vorschlag,  die  Huldigung  auf  den 
8./18.  Juni  anzusetzen,  hätten  v.  Platen  und  Jena  eingewendet,  es  wurde  ihnen 
sowohl  als  auch  der  Stadt  ungelegen  fallen;  da  dieselben  erklärten,  die  Abführung  der 
Truppen  könnte  doch  nicht  vor  Eintreffen  der  Ordre  des  Kf.  erfolgen,  und  den 
14./24.  Juni  für  die  Hul(Jigung  vorschlugen,  und  da  auch  der  Rath  darum  bat,  so 
hätten  sie  einwilligen  müssen.     Wegen  der  Verpflegung  der  Garnison  hätten  sie  sich 


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40  I-    I)ie  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

danten,  welchen  der  Feldmarschall  auf  des  Kf.  Specialbefehl  bestellt  hat,  und 
mit  dem  die  Stadt  und  Bürgerschaft  sehr  wohl  zufrieden  sein  soll,  in  des  Kf. 
und  des  Administrators  Eid  und  Pflicht  zu  nehmen  und  darauf  sofort  die  völlige 
Garnison  in  die  Stadt  marschieren  zu  lassen.  Die  Huldigung  wird  wohl  Donners- 
tag über  14  Tage  vor  sich  gehen,  die  Magdeburger  sind  jetzt  dazu  jedesmal 
bereit  und  würden  freudiger  sein,  wenn  sie  nur  dem  Kf.  allein  schwören  sollten. 
Ueber  ihre  Niederlage  oder  Staffelgerechtigkeit  haben  sie  ihnen  beikommende 
Versicherung*)  ausgestellt  und  zwar  um  so  mehr,  weil  die  Herren  Hallischen 
die  Magdeburgische  Staffelgerechtigkeit  aus  dieser  Ursach  gerne  zernichtet  sehen, 
damit  sie  zu  Burg  eine  anrichten  und  behaupten  möchten,  welches  doch  ohne 
Zweifel  nicht  allein  der  Stadt  Magdeburg,  sondern  auch  dem  Kf.  und  dessen 
Landen  zum  höchsten  präjudicieren  würde.  Sie  bitten  Kf.,  auch  diese  Ver- 
sicherung zu  ratificieren,  die  Hallischen  haben  deswegen  difficultiert,  sonst  wäre 
es  zugleich  mit  unter  die  Accordspuncta  gekommen.  Die  Landschaft  des  Her- 
zogthums  Magdeburg  hätte  wohl  lieber  gesehen,  dass  die  Stadt  mit  Gewalt 
bezwungen  und  zu  Grunde  gerichtet  wäre,  sie  aber  danken  Gott,  dass  Kf.  ohne 
Blut  und  Weiterung  die  Stadt  zum  Gehorsam  gebracht  hat. 


Gerhardt   Jan    v.  Ledebiir   an    den    Kurfürsten.      D.   Peters- 
hagen  31.  Mai/[10.  Juni]  a.  1666. 

[Bericht  über  seine  Reise  zu  den  braunschweigischen  Herzogen.] 

10.  Juni.  Er  ist,  nachdem  er  von  des  Kf.  Käthen   in  Halberstadt  seine  Instruction  2) 

und  die  Creditive  an  die  Herzoge  zu  Wolffenbüttel,  Zelle  und  Hannover  em- 
pfangen, am  23.  Mai  zunächst  nach  Wolffenbüttel  gereist,  hat  dort  am  folgenden 
Tage,  nachdem  der  Herzog  sich  wegen  Krankheit  entschuldigt,  mit  dessen  Käthen 
Harenberg  und  Heimburg  conferiert  und  am  nächsten  Tage  von  diesen 
die  Kesolution  erhalten,  dass  der  Herzog  dem  Kf.  wie  sonst  so  auch  diesfalls 
alle  Dienste  und  Freundschaft  zu  erweisen  willig  wäre,  da  aber  in  dergleichen 
Fällen  die  consilia  immer  comfcunicato  consilio  von  dem  ganzen  Hause  gefasst 
würden  und  eben  auf  den  28.  Mai  eine  Zusammenkunft  zu  Braunschweig  ^)  an- 
vorläufig dahin  verglichen,  dass  die  Landschaft  1200  Rthlr.  monatlich  dazu  beitragen 
sollte.  (Magdeb.  Staats-Archiv.) 

1)  d.  Kloster  Berge  29.  Mai/[8.  Juni]  1666,  vgl.  oben  S.  38.  Die  Ratification  des 
Kf.  d.  Gleve  16.  Juni  1666. 

■)  In  derselben  (d.  Halberstadt  22.  Mai /[l.  Juni]  1666)  wird  er  angewiesen,  den 
braunschw.  Herzogen  anzuzeigen,  Kf.  und  der  Administrator  hätten  sich  entschlossen, 
noch  einmal  die  Stadt  Magdeburg  durch  gütliche  Mittel  zur  Submission  anzumahnen 
und  dieselbe  ihrer  Privilegien  zu  versichern,  sollte  dieselbe  aber  bei  ihrer  Widersetz- 
lichkeit verharren,  Gewalt  anzuwenden,  Kf.  bäte  die  Herzoge,  sich  davon  keine  widrige 
impressiones  machen  zu  lassen,  die  Stadt  zur  Leistung  der  Schuldigkeit  zu  vermahnen 
und,  im  Falle  es  zu  den  Extremitäten  kommen  sollte,  ihn  zu  unterstutzen,  auch  ihre 
Gesandten  in  Regensburg  dem  entsprechend  zu  instruieren. 

■■')    S.  Köcher,  Gesch.  von  Hannover  und  Braunschweig  I.  S.  465 flf. 


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Sendung  v.  Ledeburs  an  die  braunschweigischen  Herzoge.  4  t 

gesetzt  wäre,  so  sollte  von  dort  aus  die  Erklärung  im  Namen  des  ganzen  Hauses 
dem  Kf.  zugesandt  werden.  Unterdessen  wollten  sie  nicht  unterlassen,  an  die 
Stadt  Magdeburg  ernstliche  Ermahnungsschreiben  zum  Accommodement  und 
Submission  abgehen  zu  lassen,  sie  wünschten,  die  kaiserliche  Coramission  wäre, 
bevor  es  zu  dieser  Execution  gekommen,  vorgenommen  worden,  da  sie  fürch- 
teten, dass  die  Krone  Schweden  dieses  zum  Exempel  nehmen  und  der  Stadt 
Bremen  nicht  ohne  sonderlichen  Nachtheil  des  Niedersächsischen  und  West- 
fölischen  Kreises  sich  zu  bemächtigen  desto  mehr  Anlass  bekommen  würde. 
Der  Schwedische  Abgesandte  Kley')  sei  vorigen  Tages  bei  ihnen  gewesen  und 
hätte  gesagt,  Kf.  hätte  sich  erklärt,  dass  er  ihr  Dessein  mit  Bremen  nicht  hin- 
dern wolle  und  der  Meinung  wäre,  die  Stadt  müsste  das  praedicatura  imme- 
dietatis  fahren  lassen,  welches  sie  nicht  glauben  könnten. 

Nachdem  er  mit  solcher  dilatorischen  Antwort  abgefertigt,  ist  er  nach  Zelle 
gegangen,  ist  aber  auch  nicht  vom  Herzog  Georg  Wilhelm  selbst,  ebenfalls 
wegen  Krankheit,  sondern  von  dessen  Präsident  und  Marschall*)  angenommen, 
mit  gleicher  Resolution  versehen  und  abgefertigt  worden.  Den  Bischof  von  Osna- 
brück und  Graf  Wal  deck  hat  er  nicht  dort  angetroffen,  letzterem  aber  des 
Kf.  Schreiben  nach  seinem  Quartier  bei  Nienburg  zugesandt.  Darauf  ist  er  nach 
Hannover  gereist  und  hat  am  28.  Mai  bei  Herzog  Johann  Friedrich  Audienz 
gehabt,  derselbe  erwiderte  auf  seinen  Vortrag,  er  freue  sich,  dass  Kf.  an  ihn 
noch  dächte  und  ihm  seine  Intention  wegen  Magdeburg  habe  notificieren  lassen, 
er  wolle  die  Stadt  zur  Submission  ermahnen  lassen,  und  weil  zu  Braunschweig 
jetzt  wegen  des  Interesse  des  ganzen  fürstl.  Hauses  conferiert  würde,  so  solle 
diesfalls  auch  die  communicatio  geschehen  und  alsdann  die  resolutio  dem  Kf. 
zugesandt  werden.  Damit  ist  er  abgefertigt  worden,  am  folgenden  Tage  ist  der 
Herzog  zu  seinem  Bruder  nach  Osnabrück  gereist'). 

*)    S.  unten  Abschn.  2. 

")    V.  Bülow  und  v.  Grapendorf. 

3)  V.  Ledebur  meldet  dem  Kf.  (d.  Bielefeld  13 /23.  Juni  1666),  auf  den  ihm 
durch  Meinders  zugegangenen  Befehl  habe  er  sich  zu  dem  Bischof  von  Osnabrück 
nach  Pyrmont  begeben  und  dort  seinen  Auftrag  ausgerichtet,  der  Bischof  habe  sich 
für  die  Anzeige  bedankt  und  seinen  Glückwunsch,  dass  die  Sache  so  glücklich  ge- 
endet, ausgesprochen,  ebenso  die  dort  anwesenden  Graf  Waldeck  und  Herzog  Ru- 
dolf August  von  Wolffenbüttel.  Herzog  Georg  Wilhelm  meldet  in  seinem  Glück- 
wunschschreiben auf  die  Anzeige  des  Kf.  von  der  Unterwerfung  der  Stadt  (d.  Cleve 
22.  Juni  1666),  die  zu  Braunschweig  versammelten  Räthe  hätten  schon  Schreiben  an 
die  Stadt  und  an  Kf.  abgefasst  gehabt,  da  aber  gleich  damals  Nachricht  von  dem 
gütlichen  Accommodement  eingelaufen,    so   seien  dieselben  nicht  abgeschickt  worden. 


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42  !•    I^ie  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

Der  Kurfürst  an  den  Feldmarschall  v.  Sparr.     D.  Cleff 
12.  Juni  1666. 

[Verstärkung  der  Befestigungen  von  Magdeburg.] 
1*2.  Juni.  Weil  wir    dasjenige,    was  zu   Conservation  und  Sicherheit  des  Orts 

von  nöthen  ist,  Eurer  Dexterität  und  Sorgfalt  anheimgestellet  sein  lassen, 
als  werdet  Ihr  darunter  alles  gebührend  an/Aiordnen  und  insonderheit  die 
Anstalt  zu  machen  wissen,  damit')  die  Fortification  in  guten  Stand  ge- 
setzet und  was  schadhaft  oder  zerfallen  ist,  nach  Notturft  repariret  wer- 
den möge.  Insonderheit  hielten  wir  von  nöthen,  dass  die  Zollschanze 
wieder  fortificiret,  auch  das  dagegen  über  liegende  Thor  wohl  verwahret 
würde,  welches  wir  jedoch  Eurem  Gutfinden,  auf  was  Weise  Ihr  solches 
zu  verordnen,-  anheira  gestellet  sein  lassen,  wie  Ihr  dann  auch  mit  un- 
serm  G.-Comm.  Platen  wegen  Anrichtuug  eines  Magazins  zu  reden  und 
desfalls  benöthigte  Anstalt  zu  machen,  nicht  weniger  auch  den  Ort  mit 
Notturft  an  Munition  und  Gewehr  versehen  zu  lassen.  — - 


Otto  V.  Guericke^)  an  den  Kurfürsten.     D.  Hamburg 
2./12,  Juni  1666. 

[Die  Vorgänge  in  Magdeburg.] 
12.  Juui.  Glückwunsch  zur  Besetzung  von  Magdeburg. 

Betreffende  hienechst  die  eigentliche  Bewandnis,  wie  diese  Sache 
succediret,  so  vernehme,  dass  Ew.  Ch.  D.  an  die  Stadt  gethane  gnädigste 
Gesinnen  der  Magistrat  alda  nicht  allein  mit  dem  Ausschuss  der  Bur- 
gerey,  sondern  auch  mit  allen  9  Vierteln,  worein  die  Bürgerschaft  be- 
stehet, communiciret,  reiflich  überleget  und  tractiret  hat,  mein  Vater  hat 
im  Senatu,  als  Director,  das  erste  votum  geführet,  da  er  dann  mit  viel- 
fältige circumstantiis,  manifestis  rationibus,  emergontiis  und  Motiven 
selbiges  dergestalt  unterbauen  und  das  Werk  also  repraesentiren  müssen, 
dass  ihme  nichts  zu  imputiren,  darauf  dann  vollents  der  Magistrat  und 
Ausschuss   die   Erbhuldigung  in   forma    consueta    zu    thun    sich    rotunde 

')  Ueber  die  damals  in  Magdeburg  vorjjenommenen  Befestigunpfsbauten  s.  Holz- 
apfel, Des  Grossen  Kurfürsten  Festung.sbauten  in  Masfdeburg  (Geschichtsblätter  für 
Stadt  und  Land  Magdeburg  XV.  (1880)  S.  21,')  ff.) 

*■')  Der  Sohn  des  Magdeburgisclien  Bürgermeisters,  seit  1663  Resident  des  Kf. 
beim  Niodersächsischen  Kreise  in  Hamburg.  S.  Hoff  mann,  Otto  von  Guericke, 
herausg.  v.  Opel  S.  165. 


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Bericht  0.  v.  Guerickes  jun.  über  die  Vorgänge  in  Magdeburg.  43 

erkläret,  hernachmals  hat  man  mit  den  9  Vierteln  darüber  sonderlich 
tractiret,  als  welche  er  uff  die  Innungshäuser  und  sonst  zusammen  kom- 
men lassen,  in  welches  jedes  ein  Raths-  und  2  Ausschussverwandte  ge- 
schicket worden,  die  ihnen,  was  hierzu  nöthig,  vorgelesen,  da  dann  die 
Burgerey  sich  mit  dem  ersten  voto  conformiret,  aber  die  Besatzung,  die 
Stadt  damit  gnädigst  zu  verschonen,  uffs  höchste  vorzubitten  begehret, 
welches  also  wiederumb  an  die  höchst-  und  hochansehnliche  Herrn  Ge- 
sandten gebracht,  auch  aus  jedem  Viertel  eine  Persohn  mit  ihnen  aus- 
geschicket  worden,  alleine  dieselbe  haben  cathegoricam  resolutionem, 
oder  wieder  davon  ziehen  und  die  Execution  E.  Ch.  D.  in  der  Nähe 
stehenden  vortrefflichen  milice  übergeben  wollen.  Also  seind  der  Stadt 
Abgefertigte  wieder  hineingezogen  und  hat  sich  der  Rath  und  Ausschuss 
Dach  langem  Deliberiren  und  Überlegen  auch  zur  Besatzung  erkläret, 
sofort  ihr  conclusum  den  5.  Junii  als  am  Tag  Bonifacii  st.  n.  an  die 
ganze  Burgerschaft  uflFn  Nachmittag  umb  2  Uhr  (nach  vorigter  Art) 
abgegeben,  da  zwart  in  vielen  Vierteln  gross  Gemurmer  entstanden, 
doch  haben  sie  sich  bedeuten  lassen  und  endlich  mit  dem  Rath  und 
Ausschuss  sich  hierin  auch  conformiret,  unter  welcher  Zeit  man  die 
Garnison  im  Gewehr  stehende  gehabt,  dan  man  nicht  wissen,  was 
etwa  vor  innerliche  motus  und  Tumult  wider  diesen  oder  jenen,  nicht 
nach  ihrem  Willen  votirenden,  entstehen  können,  worauf  sie  in  gesambt 
einige  puncta  aufgesetzet,  so  vorhero  mit  denen  Herren  Gesanten,  ehe 
die  Churfürstl.  Garnison  einzuziehen,  abzuhandeln,  mit  welchen  die  De- 
putirten,  nehmlich  Burgermeister  Rosenstock,  der  Stadt  Consulent 
D.  Koch  und  Kämmerer  Schmidt  (als  vom  Magistrat),  dan  Peter 
Kind  und  Pasche'Thomas  (im  Namen  des  Ausschusses)  nebst  andern 
Personen  aus  den  Vierteln  am  Sonntage  Exaudi  umb  3  Uhr  sich  nach 
Kloster  Berge  zu  die  —  Herrn  Gesanten  verfüget  und  die  Punctation 
mit  Ihnen  überleget,  welche  erst  in  der  Nacht  umb  10  Uhr  wieder  in 
die  Stadt  zurücke  gekommen.  Solche  ihre  zurückbringende  Relation  nun 
zu  vernehmen,  hat  man  am  28.  Maii  st.  vet.  am  Tage  Wilhelmi  den 
Rath,  Ausschuss,  Deputirte  und  Viertelspersonen  umb  6  Uhr  frühe  wie- 
der zu  Rathhause  erfordern  lassen,  da  sie  über  den  halben  Tag  aber- 
mals beisahmen  gewesen.  Inzwischen  die  Leipziger  Post  von  der  abge- 
reiset,  also  dass  davon,  was  ferner  passiret  ist,  nicht  weiter  Nachricht 
bishero  erhalten  können.  — 


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44  I.    Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

Otto  Wilhelm  v.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Magdeburg 

3./[13.]Juni  1666. 

[Bericht  über  seine  Reise  zu  K.-Sachsen.] 

13.  Juni.  Nachdem  ihm  von  des  Kf.  anhero  abgeordneten  Geheimen  Käthen  das 
Creditiv»)  an  K.-Sachsen  und  seine  Instruction  übergeben  worden,  hat  ersieh 
nach  Torgau  begeben,  wo  der  Kurfürst  an  demselben  Tage,  26.  Mai,  angekom- 
men, und  ist  er  noch  an  demselben  Abend  zur  Audienz  aufgeholt  worden. 
Nachdem  er  in  seinem  Vortrag  demselben  mitgetheilt,  dass  Kf.  und  der  Ad- 
ministrator noch  einmal  in  der  Güte  Magdeburg  zu  schuldiger  Submission  er- 
mahnen wollten,  dass  sie  aber,  wenn  die  Stadt  auf  ihrer  Weigerung  beharren 
würde,  genöthigt  sein  würden,  vermittelst  der  auf  den  Beinen  habenden  Miliz 
das  Werk  auf  eine  andere  Art  anzugreifen,  Kf.  bitte,  der  Kurfürst  möchte  dieses 
billige  und  rechtmässige  Unternehmen  secundiercn,  hat  der  Kurfürst  nach  Dank- 
sagung auf  die  Curialien  und  Anerbieten  zu  aller  freundnachbarlichen  Will- 
fährigkeit sich  auch  in  specie  dahin  erklärt,  nicht  allein  bei  diesem  Werk  mit 
seinem  Rath,  sondern  auch  mit  seinen  bei  Händen  habenden  Völkern  und  mit 
einer  guten  Anzahl  von  schweren  Stücken,  wo  es  von  nöthen  sein  sollte,  zu 
assistieren.  Allein  w^ollte  er  erinnert  haben,  man  möchte  der  Stadt  nicht  viel 
weitläuftige  dilationes  einräumen  oder  sich  mit  Tractaten  amüsieren  lassen,  denn 
er  könnte  an  dem  kaiserlichen  Gesandten  v.  Plettenberg  wohl  so  viel  merken, 
dass  man  sich  am  kaiserlichen  Hofe  gar  bald  mit  mandatis  würde  vernehmen 
lassen,  auch  dabei  nicht  gar  ungeme  sehen,  wenn  sich  die  Herren  Schweden 
der  Stadt  annehmen  wollten.  Als  aber  sofort  hierauf  von  dem  Administrator 
die  Notification  eingelaufen,  dass  man  zu  Kloster  Bergen  bereits  zum  völligen 
Schlüsse  gekommen,  ist  der  Kurfürst  dessen  nicht  wejiig  erfreut  gewesen,  wie 
sein  eigenhändiges  Recreditiv  und  Gratulationsschreiben'')  solches  mit  mehrem 
contestieren  wird.  Auch  aus  der  ihm  erwiesenen  Ehre  hat  er  genugsam  ver- 
spürt, dass  die  Notification  sehr  angenehm  und  das  Dessein  keineswegs  zugegen 
gewesen. 

Andr.  Neumann    an    den   Kurfürsten.     D.  Wien  3./[13.]  Juni 

1666. 

[Das  Unternehmen  gegen  Magdeburg,   Besorgnisse   am   kaiserlichen  Hofe  wegen  einer 
Verständigung  des  Kf.  mit  Schweden] 

13.  Juni.  P.  S.     Auch  —  empfange    ich  —  heute  Ew.  Ch.  D.   gnädigstes  Re- 

script    vom    12.  Mali,    sambt    beigeschlossenem    Original    an    Keyserl. 
May.'),  die  Intention  wider  die  Stadt  Magdeburg  betreffend,  und  will  ich 

0     d.  Cleve  15./2r).Mai  KiGG. 

'-')     d.  Torgau  30.  Mai/ [9.  Juni]  16GG.     Kf.   erwidert    darauf  in   einem  eigenhän- 
digen Dankschreiben  (d.  Cleve  23.  Juni  1666). 

^)    S.  oben  S.  19.      Frühere  Nachrichten  über   das  Unternehmen  des  Kf.   gegen 


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Berichte  v.    Berlepschs  und  Neumanns.  45 

dieses  gebührend  übergeben,  auch  bei  den  Keyserlichen  Ministris  Ew. 
Ch.  D.  hohe  Befugnus  aufs  beste  vorstellen  und  verhüten  helfen,  damit 
im  Reichshofrath  nichts  widriges  decretiret  werde.  Sonsten  vernim 
ich  so  viel,  dass  einige  diese  Imprese  nicht  gern  sehen  und  darvor 
halten  wollen,  es  seie  zwischen  Ew.  Ch.  D.  und  der  Cron  Schweden 
ein  gut  Verstendnus  wegen  Bremen,  diesen  Ort  hinübergehenzulassen, 
und  dass  man  auch  Magdeburg,  als  dem  Böhmerland  gelegen,  wohl 
lieber  der  Zeit  in  statu  quo  sehen  möchte.  Wie  nun  was  Bremen  an- 
langt, man  sich  hier  wohl  abusiren  möchte  und  nicht  zu  glauben,  dass 
man  im  Niedersächsischen  Kreise  gern  zugeben  wolle,  diesen  vornehmen 
Ort,  so  vor  ein  alterum  tantum  des  Herzogthumb  Bremen  zu  halten, 
Frembden  zu  überlassen,  also  ist  man  gleichwol  hier  nicht  wenig  be- 
treten, was  zu  thun.  Am  verschienen  Donnerstag  ist  der  Courier  Pan- 
cratz  an  den  Herrn  Baron  de  Geis  spedirt,  dass  er  alle  officia  ein- 
wenden solle,  dieses  dessein  zu  differiren.  Im  Reichshofrath  ist  noch 
nichts  angebracht,  auch  ad  protocollum  rerum  exhibitarum  nichts  kom- 
men, ist  aber  nicht  zu  zweifeln,  die  Magdeburger  werden  ihren  recours 
hieher  nehmen.  Dass  Ew.  Ch.  D.  sich  gnedigst  entschlossen,  den  Reichs- 
hofrath mit  einiger  Discretion  zu  regaliren,  solches  will  ich  gehöriger 
Orten  kundbar  machen,  und  wird  bei  jetziger  Conjunctur  wohl  zu  statten 
kommen.  — 


Andr.  Neumann  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  6./ 16.  Juni 

1666. 

[Audienz  beim  Kaiser  und  dessen  Ministern.    Nachricht  von  der  Unterwerfung  Magde- 
burgs.] 

Er  hat  des  Kf.  Schreiben  an  den  Kaiser  diesem  vorgestern  in  einer  be-  16.  Juni, 
sonderen  Audienz  überreicht,  dabei  zugleich  die  Nichtigkeit  des  erdichteten  pri- 
vilegii  Ottonis  I.  dargelegt  und  den  Kaiser  gegen  Kf.  wohl  affectioniert  gefun- 
den. Das  Schreiben  ist  eben  zur  rechten  Zeit  gekommen,  da  die  Magdeburger 
in  höchster  Stille  praeveniendo  sich  angemeldet  und  auf  ein  protectorium  ge- 
zielet, das  man  aber,  bis  Kf.  auch  Nacliricht  geben  würde,  differiert  hat.  Er 
hat  gleich  nach  der  Audienz  dem  Fürsten  Lobkowitz  aufgewartet,  der  sehr 
gern  vernahm,  dass  von  Kf.  Nachricht  eingelangt,  er  hätte  sich  wohl  einbilden 
können,  dass  man  dieses  Vorhaben  ohne  Notification  nicht  würde  ins  Werk 
setzen,  der  Kaiser  würde  sich  durch  keinen  Respect  von  des  Kf,  Freundschaft 

Magdeburg   hatte   der  Kaiser  von  Cleve  her  durch  seinen   Gesandten  de  Goess  er- 
halten, s.  dessen  Relationen  vom  14.  April  u.  15.  Mai  (ürk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  263.  270  f.) 


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46  I-     t^Je  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

abwendig  machen  la><sen.  Auch  der  R.-Vicekanzler  hat  sich  sehr  wohl  er- 
wiesen, er  sagte,  er  hätte  sich  wohl  Rechnung  machen  können,  dass  es  mit 
den  Magdeburgern  solche  Endschaft  nehmen  würde,  wobei  zu  verspüren  war, 
dass  nicht  sowohl  K.- Sachsen  als  dessen  Minister  diese  Impresa  nicht  gerne 
sehen.  Dem  Grafen  Nostiz  hat  Neumann  remonstriert,  das  Interesse  des 
Königreichs  Böhmen  erforderte  mehr,  dass  dieser  vornehme  F^l])pass  in  befreun- 
deten Händen  bliebe  als  quocnmque  modo  zu  verhelfen,  dass  andere  das  Auge 
darauf  richteten,  welche  ihr  Intent,  alle  teutschc  Seehäfen  und  vornehmste 
Flüsse  direct  oder  indirect  unter  sich  zu  bringen,  bisher  nicht  bergen  können. 
Heute  hat  ihm  bei  Hofe  der  R.-Vicekanzler  gesagt,  dass  die  Magdeburger, 
wie  er  von  dem  K.-Sächsischen  Residenten  erfahren  und  auch  Plettenberg 
gemeldet  hätte,  sich  unterworfen  hätten'). 


V.  Sparr   an  den   Kurfürsten.     D.  Ottersleben  bei  Magdeburg 
6./ [16.]  Juni  1666. 

[Bielke's  Anwesenheit  in  Maijdeburg.] 
Kl.Juni.  —  Ew.  Ch.  I).  gn.  Rescript  vorn  10.  Juni')  st.  n.  habe  ich  well  er- 

halten und  daraus  ersehen,  was  dieselbe  mir  wegen  des  Schwedischen  Ab- 
gesandten gnädigst  anbefohlen.  Worauf  deroselben  ich  berichte,  dass  der 
Herr  Steen  Bielke^)  gestern  incognito  zu  Magdeburg  ankommen  und 
der  Obriste  Schmid,  sobald  er  dessen  inne  worden,  sich  zu  demselben 
verfüget  und  ihme  in  Person  aufgewartet  und  sofort  eine  Schildwache 
vor  dessen  Thür  setzen  lassen,  da  dann  er,  der  Herr  Bielke,  dem 
Obristen  Schmid  einen  Gruss  vor  mich  aufgetragen  und  ihme  zu  er- 
kennen gegeben,  dass  er  wünschte,  mit  mir  bekannt  zu  werden.  Sonsten 
hat  gemeldter  Steen  Bielke  seinen  Wirth  discursweise  gefraget,  wa- 
rumb  die  Stadt  sich  so  leicht  ergeben?  und  sich  dabei  vernehmen  lassen, 
dass  wenn  sie  sich  nur  etwas  gehalten,  sich  bald  würden  Leute  gefun- 
den haben,  so  sich  ihrer  angenommen,  worauf  der  Wirth  geantwortet, 
dass  es  nunmehr  eine  geschehene  Sache,  zu  dem  sei  die  Bürgerschaft 
froh,  dass  sie  einmal  einen  beständigen  Herrn  bekommen.     Dafern  dieses 

*)  Kf.  weist  (d.  Cleve  16./26.  Juni  IGGG)  Neu  mann  an,  sich  zu  erkundigen,  ob 
es  wahr  sei,  dass  der  schwedische  Gesandte  Palbitzki  in  seinem  Vortra^^e  der  Magde- 
burgischen Sache,  als  ob  diis  dort  V'orireganjL^ene  dem  Instr.  pacis  sehr  zuwider  sei, 
erwähnt  habe.  N.  berichtet  darauf  (d.  Wien  4./ 14.  August  KUUJ),  er  habe  davon  nichts 
erfahren  können,  der  R.-Vicekanzler  wolle  nichts  davon  wissen  und  Palbitzki 
selbst  betheuere,  seine  Krone  verlange  mit  Kf.  in  beständiger  Freundschaft  zu  leben. 

'0     Fehlt  in  den  Acten. 

3)  Vgl.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  106f.  Auerbach,  La  diplomatie  fran<^aise 
et  la  cour  de  Saxe  S.  210  f. 


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ßielke  in  Magdeburg.  47 

nicht  geschehen,  würden  sie  noch  allezoit  in  Furcht  stehen  und  jederzeit 
grosser  Anfechtung  gewärtig  sein.  Gestern  Nachmittage  ist  der  Herr 
Steen  Bielke  von  Magdeburg  widerumb  aufgebrochen,  nimbt  seinen 
Weg  auf  Halle,  Dressden  und  dann  ferner  auf  Wien.  — 


G.  V.  Podewils  an  den  Kurfürsten.    D.  Halberstadt  9./[19.]  Juni 

1666. 

[Bericht  über  seine  Reise  zu  Wrangel.] 

Nachdem  er  von  des  Kf.  Abgesandten  zu  Wansleben  26.  Mai/ 5.  Juni  an  19.  Juni, 
den  R.-Feldhemi  Wrangel  abgefertigt  worden'),  hat  er  sofort  die  Reise  ange- 
treten und  ist  30.  Mai/ 9.  Juni  in  Bremervörde  angekommen.  Wrangel  erwi- 
derte auf  seine  Proposition,  weil  ihm  bewusst.  dass  Kf.  in  seinen  Actionen  nichts 
anders  als  was  billig  und  dem  Instr.  pacis  gemäss,  suchte,  und  das  Magdebur- 
gische Wesen  eine  Sache  wäre,  die  sie  nichts  anginge,  wunsclite  er  dem  Kf. 
einen  glücklichen  Ausgang  zu  allen  seinen  Vorhaben,  er  werde  die  Sache  seinem 
Könige  auf  das  beste  recommendieren,  auch  an  den  Gesandten  nach  Reijensbarg 
schreiben,  bat  aber,  Kf.  möchte  wiederum  seinem  Gesandten  in  Regensburg  an- 
befehlen, ilnien  in  der  Bremischen  Sache  behülflich  zu  sein,  und  bedankte  sich 
für  die  gute  Resolution,  die  Kf.  dcsweL^en  an  den  Präsidenten  Kley  ertheilt 
hätte*).  Auch  nach  der  Tafel  sagte  Wrangel,  dass  die  procodure  der  Stadt 
Magdeburg  ihnen  zum  guten  Exempcl  der  Stadt  Bremen  dienen  sollte,  mit 
welcher  sie  nicht  wolil  könnten  zur  Richtigkeit  kommen,  doch  hat  er  unter  der 
Hand  erfahren,  dass  die  Tractaten  schon  auf  friedlichem  Schluss  ständen,  indem 
der  Punkt  Avegeu  der  Immedietät  bis  zum  Regierungsantritt  des  Köni<^s  ausge- 
stellt sei. 

Am  anderen  Tage  hat  er  seine  Abfertigung  erhalten. 


V.  SpaiT  an  den  Kurfürsten.     D.  Hauptquartier  bei  Magdeburg 
13./[23.]  Juni  1666. 

[Vorschläge  für  die  Befestigung  und  Verproviantierung  von  Magdeburg.     Anordnungen 
für  den  Einzug  des  Administrators  und  dessen  Aufenthalt  in  der  Stadt] 

Er  hat  mit  seinem  vorigen  Schreiben  ^)    einen  Abriss  eingesendet ,    woraus  23.  Juni. 
Kf.  hat  ersehen  können,  wie  die  Stadt  inzwischen  beschaffen  und  wie  sie  ins- 
künftige  fortificiert  werden  könne.     Jetzt  schickt  er  einen  anderen  Abriss,   der 

')  Seine  Instruction  (d.  Halberstadt  22.  Mai /[I.Juni]  16G6)  ist  der  für  v.  Le- 
debur  ausgestellten  (oben  S.  40)  ganz  ähnlich. 

'0    S.  unten  Abschn.  2. 

')  Fehlt  in  den  Acten.  Vgl.  über  diese  Neubefestigungen  in  Magdeburg  Holz- 
apfel a.  a.  0.  S.  222. 


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48  I-    Die  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

Unterschied  zwischen  beiden  besteht  darin,  dass  in  dem  ersten  die  Werke  ausser- 
halb der  Stadt  gelegt  sind,  zu  solcher  Arbeit  aber  wird  lange  Zeit  gehören, 
und  wenn  die  Stadt,  ehe  sie  fertig,  angegriffen  werden  sollte,  so  würden  die 
unfertigen  Werke  nur  schädlich  sein.  Nach  dem  zweiten  Abriss  sollen  die  Boll- 
werke an  den  alten  Wall  angeschlossen  werden  und  könnte  auf  solche  Weise, 
wenn  nur  alle  Jahr  ein  Bollwerk  verfertigt  würde ,  die  Stadt  in  10  Jahren  zu 
einer  Realfestung  gebracht  werden.  Kf.  möge  überlegen,  ob  die  Citadelle  zu- 
erst gebaut  und  ob  dieselbe  ober-  oder  unterhalb  der  Stadt  gelegt  und  ob  nicht 
sogleich  zum  Schutz  der  Brücke  die  viereckige  Schanze  über  derselben  angelegt 
werden  solle').  Wenn  ein  paar  halbe  Carthaunen  nebst  ein  paar  12 pfundigen 
Stücken  und  16 — 24  eisernen  Stücken,  welche  etwa  6  oder  8  Pfund  schiessen, 
hineingeschafft  würden,  so  würde  die  Stadt  ziemlich  versehen  sein.  Betreffend 
das  Magazin  würden  für  die  gewöhnliche  Garnison  von  1200  Mann  auf  ein 
halbes  Jahr  300  Wispel,  für  4000  Mann  aber,  welche  mindestens  bei  einer 
formalen  Belagerung  nötliig  wären,  1000  Wispel  erforderlich  sein.  An  Munition 
würde  für  4000  Mann  und  die  Kanonen,  die  darin  sind,  wenigstens  ein  Vorrath 
von  2000  Centnern  Pulver  und  ebensoviel  Lunten  nöthig  sein. 

Heuren  wird  der  H.  Administrator  von  Halle  seinen  Einzug  in  Magde- 
burg halten  niit  600  Pferden,  Edelleuten  und  Edelleute  Diener.  Dagegen 
habe  ich  auch  drei  Regimenter  —  nebst  dem  H.  G. -Wachtmeister 
Pfuehlen  commendiret,  unter  dem  Praetext,  dass  sie  dem  Fürsten  zu 
Ehren  den  Einzug  begleiten  helfen  sollen.  So  lange  der  Fürst  drinnen 
bleibet,  soll  allemal  ein  Regiment  ausserhalb  am  Thore  die  Wache 
haben.  So  werde  ich  auch  die  Thore  also  bewachen,  dass  wir  derselben 
alzeit  mächtig  sein  können,  und  verhoffe  ich,  dass  Ew.  Ch.  D.  auf  solche 
Weise  der  Stadt  woll  versichert  und  ungefahret  sein  werden.  — 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Magdeburg  16. /[26.]  Juni 

1666. 

[Verhandlungen  wegen  der  Huldigung.     Einzug  des  Administrators.     Huldigung.] 

26.  Juni.  Am  12.  und  13.  Jnni  hahen  sie  mit  v.  Katte  wegen  Einrichtung  der  Hul- 

digungsforrael  conferiert.  Obwohl  sie  demselben  remonstrierten,  dass  nothwendig 
dem  Administrator  nach  Anweisung  dos  Friedensschlusses  bis  einer  von  den 
darin  enthaltenen  Fällen  entstünde,  geschworen  werden  müsse,  wollte  er  sich 
dazu  doch  nicht  bequemen,  sondern  erklärte,  sein  Herr  nehme  sich  dieses  sehr 
zu  Gemüthe  und  werde    lieber    zurückgehen  als   so  die  Huldigung  einnehmen. 

')  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleff  23.  Juni  1666),  die  Citadelle  solle  nach  der  Elbe 
wärts,  wo  die  Stadt  am  schwächsten  sei,  angelegt  werden.  Womit  anzufangen  sei,  über- 
lasse er  Spans  Ermessen,  derselbe  solle  dafür  sorgen,  dass,  was  am  nöthigsten  sei,  zu- 
erst gebaut,  und  im  übrigen  vorläufig  die  alten  Festangswerke  nur  ausirebossert  würden. 


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Der  Einzug  des  Administrators  in  Magdeburg.  49 

Als  sie  aber  bei  ihrer  Meinung  bestanden  und  erklärten,  sie  würden  nichts 
desto  weniger  des  Kf.  wegen  die  Huldigung  vor  sich  gehen  lassen,  ist  er  am 
12.  Abends  spät  zu  dem  Administrator  gereist  und  am  13.  zu  rechter  Zeit  wie- 
der hierher  zurückgekehrt,  da  dann  die  beiliegenden  Eidesformeln^)  abgefasst 
worden  sind. 

Am  13.  hielt  der  Administrator  seinen  Einzug-),  sie  nebst  einem  Theil  der 
Generale  des  Kf.  waren  ihm  entgegengefahren  und  geritten,  G.-Major  Pfuhl 
aber  mit  1000  Pferden  etwa  auf  eine  Meile  entgegengezogen.  Da  es  sich  etwas 
verspätete,  so  Hessen  sie  bei  dem  Administrator  anfragen,  wo  sie  demselben  ihre 
Complimente  ablegen  sollten,  worauf  derselbe  ihnen  sagen  Hess,  es  würde  ihm 
lieber  sein,  wenn  sie  dies  in  der  Stadt  thäten.  Darauf  zog  G.-Major  Pfuhl 
mit  seinen  1000  Pferden  voran,  dann  folgten  sie,  darauf  des  Administrators 
Leibgarde  z.  Ross,  darauf  der  Landadel,  dann  einige  Cavaliere  desselben,  dann 
G.-Feldmarschall  v.  Sparr  und  G.-Lientenant  Kannenberg,  dann  zwei  Prinzen, 
dann  Herzog  Johann  Georg  von  Mecklenburg  und  ein  Prinz,  darauf  der 
Administrator  in  Begleitung  von  12  Trabanten,  dann  dessen  Hofcavalliere  und  die 
mit  rothem  Tuch  bezogene  Leibkutsche.  Während  des  Einzuges  wurden  von 
den  Wällen  dreimal  die  Stücke  gelöst  und,  nachdem  der  Administrator  in  das 
für  ihn  auf  dem  Domplatze  bestellte  Haus  abgetreten,  gaben  die  auf  diesem 
Platz  stehenden  Truppen  dreimal  Salve.  Sie  machten  dem  Administrator  vor 
dessen  Gemach  auf  dem  Saal  ein  kurzes  Compliment  und  begaben  sich  dann 
sofort  (es  war  fast  11  Uhr  in  der  Nacht)  in  ihr  Logement. 

Donnerstag  den  14.  begab  sich  der  Administrator  etwa  um  10  Uhr  in  den 
Dom  und  Hess  dort  von  seinem  Hofprediger   die  Huldigungspredigt  verrichten, 

^)    Dieselben  lauten: 

A.  Wir  Bürgermeistere,  Rathmaone,  wie  auch  Innungsmeister  und  alle  Bürger 
gemein  der  Alten  Stadt  Magdeburg  schworen  dem  Hochwürdigsten  Durchlauchtigsten 
Hochgeborenen  Fürsten  und  Herrn,  Herrn  Augusto,  postulirten  Administratori  des 
Primat  und  Erzstifts  Magdeburg,  Herzogen  2u  Sachsen  —  unseren  gnädigsten  lieben 
Herrn,  bei  Zeit  dero  dem  Instrumento  pacis  nach  führenden  fürstlichen  Regierung 
dieses  Erzstiftes  Magdeburg  treu,  hold  und  gehorsam  zu  sein,  Seiner  Fürstl.  Durcbl. 
und  deroselben  Erzstifts  Bestes  zu  thun  und  Schaden  zu  warnen,  als  getreue  Unter- 
tbanen  ihren  rechten  Herrn  von  Recht  pflichtig  sein.  Als  uns  Gott  helfe  und  sein 
beiliges  Wort. 

B.  Wir  Bürgermeistere,  Ratbmanne  und  alle  Bürger  gemein  der  Alten  Stadt 
Magdeburg  schwören  nach  Anweisung  des  Friedenschlusses  in  eventum  dem  Durch- 
lauchtigsten Fürsten  und  Herrn,  Herrn  Friederich  Wilhelm,  Markgrafen  zu  Bran- 
denburg, des  heil.  Rom.  Reichs  Ertz-Kämmerer  und  Churfürsten  —  unseren  gnädigsten 
lieben  Erbherrn  und  dessen  Erben,  Successoren  und  Nachkommen,  Markgrafen  und 
Churfürsten  zu  Brandenburg,  treu,  hold  und  gehorsam  zu  sein,  Ihrer  Churf.  Durchl. 
und  Deroselben  Herzogthumb  Magdeburg  Bestes  zu  thun  und  Schaden  zu  warnen,  als 
getreue  Unterthanen  ihren  rechten  natürlichen  Erbherrn  von  Recht  pflichtig  seindt, 
als  uns  Gott  helfe  und  sein  heiliges  Wort. 

»;  Vergl.  Theatr.  Europ.  X.  S.  162f.,  Hoff  mann,  Gesch.  der  Stadt  Magde- 
burg ni.  S.  295 ff.  (2.  Aufl.  II.  S.  292). 

Mater,  e.  Gesch.  d.  ü.  Kiirrürsieu.    XII.  4 


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50  I-    Diö  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

während  sie  nach  der  St  Ulrichskirche  fuhren,  woD.  Bötticher  gleichfalls  eine 
Huldigungspredigt  hielt.  Auf  ihre  Veranlassung  hat  der  Rath  Kf.,  dessen  Gemahlin, 
Prinzen  und  ganzes  Kurhaus  in  das  Kirchengebet  einschliessen  lassen.  Vor  der 
Predigt  waren  dem  Rath  die  Reversalen')  und  der  von  Kf.  ratificierte  Vergleich*) 
gegen  Ausantwortung  ihrer  Reversalen  zugestellt  worden.  Nach  der  Predigt  um 
12  Uhr  ritt  der  Administrator  nach  dem  zur  Huldigung  bestimmten  Platz,  stieg  auf 
die  vor  dem  Wandschneiderhaus  errichtete,  mit  rothem  Tuch  bekleidete  Buhne 
und  Hess  sofort,  ehe  sie  dazu  kommen  konnten,  mit  dem  Vortrag  den  Anfang 
machen.  Sie  haben  von  den  Fenstern  des  Wandschneiderhauses  aus  die  Ab- 
leistung des  £ides  angehört,  und  nachdem  der  Administrator  sich  in  dasselbe 
Haus  begeben,  haben  sie  sich  auf  die  Bühne  verfügt  und  haben  für  Kf.  vom 
Rath  und  der  ganzen  Bürgerschaft  die  Erbhuldigung  eingenommen.  Auf  dem 
Platz  hielten  400  Reiter  des  Kf.,  welche  mit  dem  Administrator  zugleich  dahin 
kamen,  nach  der  Huldigung  Hessen  sich  die  Heerpauker  und  Trompeter  so 
lange  hören,  bis  sich  (nach  3  Uhr)  der  Administrator  von  dem  Wandschueider- 
haus  nach  seinem  Quartier  begab.  Auf  dem  Wandschneiderhaus  war  von  dem 
Rath  eine  lange  Tafel  mit  köstlichem  Confect  zubereitet,  an  welcher  sich  der 
Administrator,  die  übrigen  fürstlichen  Personen  und  sie  etwa  eine  halbe  Stunde 
niederHessen.  Der  Administrator  hatte  Tags  vorher  sie  und  die  Generale  des 
Kf.  nach  der  Huldigung  zur  Tafel  einladen  lassen,  woselbst  auch  v.  Platen, 
v.  Sparr,  Kannenberg  und  Pfuhl  erschienen  sind,  während  Jena  sich 
entschuldigt  hatte.  Von  des  Kf.  wegen  waren  auf  dem  Brauerhof  zwei  Tafeln 
zubereitet,  an  welchen  des  Kf.  Christen,  ObristHeutenants  und  andere  Cavalliere 
nebst  einigen  aus  dem  Rath  gespeist,  wobei  des  Kf.  Oberförster  v.  Mörner 
das  Marschallamt  versehen^). 

*)  Darin  versichert  Kf.:  „Dass  wir  sie  (Rath  und  Bürgerschaft  von  Magdeburg) 
lassen  sollen  und  wollen  bei  ihrem  Rechte,  bei  ihrer  Freiheit  und  bei  ihrer  Gerechtig- 
keit, die  sie  von  alters  gehabt  haben  bis  an  diesen  Tag  und  nun  noch  darzu  im 
Friedensschlüsse  art.  11  §  9  Civitati  vero  Magdeburgensi  sampt  zugelegten  territorio 
und  was  dem  anhängig  erlanget,  und  seilen  ihnen  halten  ihre  Handfeste  und  ihre 
Briefe,  die  sie  von  Ertzbiscbofen  zu  Magdeburg  haben,  und  sollen  sie  auch  verthetigen, 
beschirmen  und  ihnen  bebüMich  sein  wider  Fürsten  und  Herren  und  wider  männig- 
lich  zu  ihren  Rechten,  wie  ihnen  das  nöthig  ist,  als  ein  Herr  seine  liebe  Manne  und 
Untersassen  verthetigen  und  ihnen  helfen  soll  zu  Recht.*' 

*)    Die  Ratification  des  Kf.  ist  datiert  Cleve  6./[16.]  Juni  1666. 
')    In  der  Magdeburgischen  Kämmerei-Rechnung  von  166G  findet  sich  folgender 
Titel : 

„Ausgabe  von  allerhand  Verehrungen,  so  vor  und  bei  der  Huldijpfung  aufgegangen : 
Dem  Halliscben  Fürstl.  Trompeter,  der  zum  allerersten  mit  Schreiben  an 
£.  E.  lUith  gesandt  worden  wegen  der  Huldigung,  den  22.  Mai     ....  2  Rthlr. 

Sechs  Brandenb.  Constabeln 1 

Dem  Ch.-brandenb.  Kriegs-Secretario  Gottfr.  Preussen  pro  labore,  so  er 
bei  den  Huldigungstractaten  und  in  Ausfertigung  der  desfals  errich- 
teten Capitulation' gehabt,  offeriret  30.  Mai       100 

15.  Junii 50      »- 


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Die  Huldigung.  51 

Hans  Katte  an  den  Administrator.     D.  Cleve  26.  Jnni/[6.  Jnli] 

16660. 

[Beriebt  über  seine  Verbandlungen  mit  dem  Kf.  und  dessen  Rätben.] 

Er  ist  am  16.  von  Halle  abgereist  and,  nachdem  er  Tag  und  Nacht  gereist,  6.  Juli, 
am  23.  früh  in  Cleve  eingetroffen.  Er  hat  gleich  an  demselben  Vormittag 
Audienz  bei  Kf.  gehabt;  derselbe  erwiderte  auf  seinen  Vortrag,  hetreffend  den 
Herzog  von  Holstein  wollte  er  eine  Conferenz  halten  und  zusehen,  wie  weit 
er  dem  Administrator  willfahren  konnte;  wegen  des  Regiments  erwähnte  er, 
er  hätte  nicht  gemeint,  dass  es  demselben  entgegen  sein  würde,  dass  das 
Holsteinische  Regiment  in  die  Stadt  gelegt  würde,  worauf  Katte  antwortete,  an- 
fanglich würde  es  dem  Administrator  wohl  gefallen  haben,  nachdem  es  aber 
einmal  mit  dem  Schmid'schen  Regiment  so  weit  gekommen,  hielte  er  es  nicht 
wohl  für  thunlich,  es  wäre  ihm  um  die  Consequenz  zu  thun.  Kf.  hehielt  ihn 
dann  zur  Tafel  bei  sich,  fing  an  von  der  Huldigung  zu  discurrieren ,  wie  er 
schon  vor  6  Jahren  an  diesem  Werk  gearheitet,  sonderlich  in  Gewinnung  der 
Burger,  gedachte  auch  der  Victorie  der  Holländer*).  Nach  der  Tafel  sprach 
Kf.  dann  noch  mit  ihm  von  dem  Zustand  des  Landes,  beim  Abschied  sagte  er, 
er  werde  das  bei  der  Audienz  ihm  überreichte  Schreiben  des  Administrators 
durchsehen  und  überlegen.  Am  Sonntag  Vormittag  erschien  H.  v.  Biumen- 
thal  bei  ihm,  erklärte,  es  wäre  dem  Kf.  leid,  dass  dem  Administrator  das  dem 
Herzog  von  Holstein  aufgetragene  Gouvernement  entgegen,  er  hätte  solches 
nicht  gemeint,  sonst  wäre  er  auf  die  Gedanken  nicht  gekommen,  well  er  aber 


Des  H.  Feldmarscbalken  Sparren  Ezc.  Trompetern  verehret  Sl.Maii  .    .        12  Rthlr. 
Dem  H.  Obristen  u.  Commendanten  Schmieden  zu  Einrichtung  seiner 

Hansbaltung.  verehret 100 

Dem  H.  Feldmarschalken  Sparren  durch  den  H.  Bürgermeister  Rosen- 
stocken praesentiret  7.  Junii  alhier     500 

29.  October  p.  M.  Neuhausen 500      - 

Dem  H.  General- Auditeur  Eberhard  Hyöen  offeriret  15.  Junii     ....        50 

Dem  H.  C.  Ehr.  v.  J.  18.  Junii 1000      - 

Dem  H.  C.  L.  v.  P.  eod 300      - 

Einem  fiirnehmen  Confidenten  an  den  Churf.  Brand.  Hofe,  der  bei  denen 
zu  Cleve  wegen  gemeiner  Stadt  dieses  Jahrs  vorgewesenen  Sollicita- 
tionen   unsern   Herrn  Abgeordneten   beirätig  gewesen,  offeriret  den 

3.  November 150 

und  an  späterer  Stelle:  „Einigem  hohen  Churf.  Brandenb.  ministro  zu  Er- 
langung dessen  hohe  Confidence  wie  auch  Ihrer  Churf.  D.  Hulde  und 
Gnade  gegen  gemeine  Stadt  zu  Grüningen  überreichen  lassen  und 
offeriret  den  1.  November 400 

0    Magdeb.  Staats-Archiv. 

')    Die  viertägige  Seeschlacht  zwischen  den  Engländern  und  Holländern  an  den 
Dünen  IL— 14.  Juni  1666. 

4* 


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62  I-    I^Je  Uüterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

noch  nicht  absehen  könnte,  was  derselbe  für  Ursachen  dazu  hätte,  so  sollte  er 
sich  danach  erkundigen.  Katte  setzte  ihm  nun  die  schon  bei  der  Audienz 
vorgetragenen  Grunde  nochmals  auseinander  und,  als  Blumenthal  dieselben 
nicht  gelten  lassen  wollte,  erklärte  er,  der  Administrator  wäre  hierin  anderer 
Gedanken,  er  möchte  sich  die  Sache  befohlen  sein  lassen.  Nachmittags  hatte 
er  Audienz  bei  dem  Fürsten  von  Anhalt  und  ersuchte  diesen  um  Assistenz. 
Der  Fürst  sagte,  Kf.  hätte  die  Sache  mit  ihm  besprochen  und  begehrt,  mit  ihm 
daraus  zu  reden.  Kf.  wünschte  des  Administrators  Verlangen  zu  erfüllen,  aber 
er  hätte  dem  Herzog  seine  Parole  gegeben,  könnte  daher  nicht  ohne  Beschimpfung 
wieder  zurück.  Adm.  möchte  sich  es  doch  gefallen  lassen,  der  Herzog  wäre 
ein  Herr,  der  sich  nach  Wunsch  accommodieren  würde,  die  meiste  Zeit  würde 
er  zu  Hofe  bei  Kf.  sein,  er  sollte  sich  auch  mit  einem  Revers  verwandt  machen ; 
es  geschehe  nicht,  um  dem  Administrator  einen  Eingriff  zu  thun ;  wie  würde  es 
sich  fugen,  dass  dessen  Regiment  in  der  Stadt  liege  und  er  davon  gesondert, 
denn  dieses  müsste  zur  Garnison  hinein.  Im  Vertrauen  wollte  er  ihm  sagen, 
es  wäre  von  den  Gesandten  Verstössen  worden,  dieselben  hätten  alles  vor  ihrer 
Abreise  wohl  gewusst,  der  Kanzler  Jena  aber  wäre  dem  Herrn  entgegen,  der 
Feldmarschall  hätte  es  auch  gewusst  und  in  Zeiten  Ordre  gehabt,  das  Holstein- 
sche  Regiment  hineinzulegen,  es  wäre  aber  von  anderen  so  gespielt  worden, 
um  dem  Obristen  Schmid  ein  Regiment  zu  Wege  zu  bringen,  welches  er  doch 
sein  Tag  nicht  erlangen  würde.  Administrator  würde  erkennen,  dass  nunmehr 
nichts  weiter  zu  thun  sei.  Auf  seine  ferneren  Remonstrationen  erbot  er  sich 
nach  Möglichkeit  alles  beizutragen,  schlug  vor,  der  Herzog  möchte  selbst  nach 
Halle  kommen,  man  könnte  dann  versuchen,  ihn  auf  andere  Gedanken  zu 
bringen.  Am  25.  speiste  H.  v.  Canstein  mit  ihm,  mit  dem  er  ausführlich 
über  die  Sache  redete,  derselbe  erkannte  zwar  den  Fehler  und  wie  es  endlich 
wohl  zu  ändern,  gab  aber  schlechte  Hoffnung,  ebenso  v.  Blumen thal.  Er 
will  versuchen,  noch  eine  Audienz  bei  Kf.  zu  erhalten,  wiewohl  er  selbst  mehr 
wünscht  als  hofft,  weil  der  Herzog  von  Holstein  alliier  am  Hofe  einer  Person 
versichert  sein  mag,  bei  der  wohl  das  meiste  besteht. 

Die  Deputierten  der  Stände  sind  noch  nicht  angekommen. 


Hans  Katte  an  den  Administrator.     D.  Hall  5./[15.]  Juli 

16660. 

[Weitere  vergebliche  Verhandlungen.] 

15.  Juli.  Er  hat  bei  Kf.  am  26.  Juni  eine  neue  Audienz  gehabt.    Auf  seine  Bitte  um 

eine  gewierige  Antwort  und  nochmalige  Vorstellungen  erwiderte  Kf.,  es  wäre 
ihm  nie  in  den  Sinn  gekommen,  dem  Administrator  einen  Eingriff  zu  thun, 
demselben  schiene  die  Sache  anders  als  sie  wäre,  er  könnte  sie  daher  wohl 
geschehen  lassen,  er  wurde  wohl  zufrieden  sein,  wenn  er  seine  Antwort  und 
darin  enthaltene  rationes  lesen  würde,  er  meinte  es  in  rechtem  Ernst  mit  dem 

')    Magdeb.  Staats-Arcliiv. 


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Sendung  v.  Katte's  zu  Kf.  53 

Administrator,  wollte  es  nicht  allein  gegen  denselben,  sondern  auch  gegen  dessen 
Kinder  in  der  That  erweisen,  er  hätte  neulich  durch  seine  Gesandten  den  Ad- 
ministrator versichern  lassen,  wusste,  dass  es  demselben  Wohlgefallen,  der  Her- 
zog von  Holstein  sollte  nicht  den  geringsten  Eingriff  thun  und  sich  gegen  den 
Administrator  wie  gegen  ihn  verreversieren,  auch  gar,  wenn  es  begehrt  würde, 
Pflicht  ablegen,  er  wurde  dahin  nicht  als  ein  Fürst,  sondern  als  ein  Gouverneur 
und  Generallieutenant  gesetzt.  Als  Katte  trotzdem  die  Bitte  erneuerte,  Kf. 
möchte  ihm  willfahren,  auch  inzwischen  die  Ordre  wegen  des  Herzogs  und  des 
Regimentes  desselben  nicht  ergehen  lassen,  damit  er  vorher  dem  Administrator 
referieren  könnte,  meldete  Kf..  er  hätte  die  Völker  an  der  Grenze  wegen  der 
Polen  benöthigt,  vertröstete  dennoch  auf  weiteres  Anhalten,  solches  in  Acht  zu 
haben.  Weil  eben  der  v.  Asseburg  mit  dem  Landsyndico  angekommen,  so 
that  er  gleich  der  Verpflegung  Erwähnung,  trug  die  Sache  der  Landschaft  vor 
lind  ersuchte  um  Ausmachung  dieses  Punktes.  Kf.  erklärte  dieses  auch  für 
nöthig  und  forderte  ihn  auf  zu  bleiben,  er  wolle  die  Stände  hören  und  mit 
ihnen  eine  Conferenz  abhalten  lassen,  er  gedachte  dabei  noch,  welchen  sonder- 
lichen Vortheil  die  Stadt  jetzt  erlangt,  sie  hätte  früher  für  den  Unterhalt  der 
Garnison  weit  mehr  thun  müssen,  kam  dann  auf  die  grosse  Menge  Getreides, 
welche  in  der  Stadt  jetzt  sein  sollte,  und  auf  den  Zoll.  Auf  Katte's  Vor- 
stellung wegen  der  Instruction  für  den  Commandanten  erklärte  er,  seines  Wissens 
wäre  sie  schon  vollzogen  und  fortgesandt.  Er  wurde  dann  zur  Tafel  dort  be- 
halten und  erhielt  nachher  durch  Ca n  stein  ein  Schreiben  des  Kf.  Am  Abend 
kam  Jena  mit  Bürgermeister  Rosenstock  und  D.  Koch  an,  letztere  kamen 
am  folgenden  Tage,  den  27.,  zu  ihm  und  verlangten  Nachricht  wegen  des 
Gouverneurs,  worüber  er  ihnen  aber  noch  keine  Gewissheit  berichten  konnte. 
Diesen  Morgen  hatten  die  Deputierten  der  Landschaft  bei  Kf.  und  dem  Fürsten 
von  Anhalt  Audienz,  von  welchen  beiden  sie  gnädige  Vertröstung  erhielten. 
Um  8  Uhr  Abends  kam  H.  v.  Schwerin  mit  den  Prinzen  wieder  von  Utrecht, 
dem  er  sein  Creditiv  zusandte,  aber  trotz  vielfältigen  Erinnems  keine  Antwort 
erhielt.  Um  10  Uhr  kam  der  Landsyndicus  zu  ihm  und  berichtete  über  eine 
Conferenz  mit  Jena,  auf  der  sie  aber  wenig  ausgerichtet. 

Da  er  weiter  keine  Hoffnung  hatte,  so  suchte  er  diesen  Morgen  um  eine 
Abschiedsaudienz  bei  Kf.  nach,  jedoch  mit  der  Absicht,  demselben  noch  einige 
Vorstellungen  wegen  des  Gouvernements  zu  thun;  nachdem  er  Mittags  bei  Fürst 
Moritz  von  Nassau  gespeist,  brachte  ihm  um  halb  3  ein  Laquai  die  Anzeige, 
dass  die  Kurfürstin  eines  jungen  Prinzen  genesen 0;  auch  Jena  kam  zu  ihm, 
berichtete,  er  hätte  mit  Kf.  über  seine  Sache  geredet,  der  ihm  geantwortet  hätte, 
es  hätte  alles  seine  Richtigkeit.  Als  derselbe  hörte,  dass  seine  Expedition  ganz 
fruchtlos  abgegangen,  temoignierte  er  einen  sonderbaren  regret  und  dass  er  sich 
dessen  nicht  versehen,  er  hätte  heute  nur  wenig  mit  Kf.  geredet  und  diesen 
dubieux  gefunden,  rieth  ihm,  beim  Abschied  noch  eine  Instanz  zu  thun.  Ob- 
wohl ihm  der  Fürst  von  Anhalt  melden  Hess,  dass  keine  Aenderung  zu  hoffen, 


1)    Prinz  Ludwig,  geb.  8.  Juli  1666,   gest.  7.  April  1687. 


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54  I*    I^ie  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

hat  er  doch  bei  der  Abschiedsaudienz  bei  Kf.,  zu  der  er  um  9  Uhr  geholt 
wurde,  neue  Vorstellungen  gemacht,  Kf.  antwortete,  er  wollte  bei  Anwesenheit 
seiner  R&the  alles  nochmals  überlegen  und  ihm  seine  Resolution  sofort  werden 
lassen.  Bald  darauf  Hess  ihn  Fürst  Anhalt  in  sein  Gemach  rufen  und  theilte 
ihm  mit,  Kf.  hätte  sein  Anbringen  anderweit  überlegt,  könnte  aber  keine  an- 
dere Resolution  als  vorher  finden,  seine  parole  wäre  so  oft  engagiert,  damit 
aber  der  Administrator  sein  frenndvetterliches  Gemüth  sehen  sollte,  so  wäre  er 
erbötig,  sobald  eine  andere  Occasion  für  den  Herzog  von  Holstein  sich  er- 
eignete, denselben  wieder  fort  zu  nehmen,  es  würde  dann  aber  ein  anderer  in 
die  Stadt  gesetzt  werden  müssen. 

Er  ist  noch  an  demselben  Nachmittag  abgereist  und  heute  wieder  hier  an- 
gelangt. 


Der  Kurfürst  an  den  Administrator  August.     D.  Cleve  5.  Juli 

1666. 

[Rechtfertigung  der  Bestellung  des  Herzogs  von  Holstein  zum  Gouverneur  von  Magde- 
burg.] 

5.  Juli.  —  I^^  ^^^^    sowohl    aus  Ew.  Ld.  an  mich  abgelassenen  —  Hand- 

schreiben als  von  dero  an  mich  abgeschickten  Hofrath  Hanssen  Ratten 
mit  mehrem  vernommen,  welchergestalt  Ew.  Ld.  etwas  ungleich  empfun- 
den, dass  ich  ohne  fürhergegangene  Communication  mit  deroselben  des 
Herzogen  von  Holsteins  Ld.  das  Gouvernement  der  Stadt  Magdeburg 
conferiret  und  dieselbe  dardurch  gleichsamb  Ew.  Ld.  an  die  Seite  ge- 
setzet, mit  angehängter  freund  vetterlicher  Bitte,  es  bei  dem  angestellten 
Commendanten  bewenden  zu  lassen  und  Ew.  Ld.  denen  aufgerichteten 
Accordspunkten  zuwider  dergleichen  Dinge  nicht  zuzumuthen.  Nun 
können  Ew.  Ld.  sich  versichern,  dass  ich  keine  andere  als  diese  bestän- 
dige Intention  habe,  mit  derselben  in  aufrichtigem  Vertrauen  zu  leben 
—  Ew.  Ld.  werden  auch  aus  meinen  bisherigen  Proceduren  verhoffentlich 
nichts  anders  judiciren  und  mir 'das  Zeugnuss  geben,  dass  ich  nicht 
weiniger  für  Ew.  Ld.  Respect  und  Interesse  als  mein  eigenes  gesorget, 
auch  nichts  in  dieser  Sache  fürgenommen,  welches  nicht  auch  zu  Ew. 
Ld.  advantage  und  Nutzen  mit  gerichtet  gewesen  und  woraus  nicht  vor- 
hero  mit  deroselben  aufrichtig  und  offenherzig  communiciret  worden. 
Dannenhero  mich  dann  nicht  weinig  befrembdet,  dass  meine  Räthe  und 
Bediente  von  dieser  Sache  Ew.  Ld.  nichts  gemeldet  haben  sollen,  welches 
ihnen  doch  in  alle  Wege  obgelegen,  anerwogen  denselben  meine  desfalls 
gehabte  Intention  nicht  unbekannt,  worzu  mich  dann  auch  allerhand 
wichtige  Ursachen  bewogen.     Dann  anfanglich  halte  ich  die  Stadt  Mag- 


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Rechtfertigung  der  Einsetzung  des  H.  von  Holstein  zum  Gouverneur  von  M.       55 

debarg  von  der  Importanz,  dass  Dotbwendig  das  Gouvernement  darin 
zwei  Personen  und  hohen  Officieren,  deren  einer  als  Gouverneur,  der 
ander  als  Commendant  den  Ort  beobachte,  aufgetragen  werden  müsse, 
damit  auf  alles  desto  sorgfältigere  Achtung  gegeben  —  werden  möge, 
wie  dann  dergleichen  ins  gemein  bei  allen  fürnehmen  und  viel  impor- 
tirenden  Orten  practizirt  wird  und  ich  es  fast  in  allen  meinen  Festungen 
auch  Selbsten  also  halte.  Wie  ich  nun  unter  meinen  hohen  Officieren 
bei  der  Infanterie  niemand  mehr  übrig  hatte,  der  nicht  bereits  mit  an- 
dern Chargen  und  Gouvemementen  versehen ^  als  eben  des  Herzogen  zu 
Holstein  Ld.,  welche  sich  bishero  in  denen  von  Ihr  bedienten  fümehmen 
Kriegschargen  jedesmal  woll  und  unverweislich  comportiret  und  da- 
neben eine  sonderbare  Inclination  allezeit  gegen  Mich  und  Mein  Chur- 
fürstl.  Haus  bezeuget,  so  habe  ich  keine  Ursach  sehen  können,  warumb 
ich  in  diesem  Fall  Ihre  Ld.  zurücksetzen  und  deroselben  andere  fürziehen 
sollte,  dannenhero  ich  dann  Ihre  Ld.,  die  auch  Ew.  Ld.  mit  naher  An- 
verwandtschaft  zngehören  und  ich  desfals  desto  weiniger  vermuthen 
können,  dass  Ew.  Ld.  solches  einigermassen  zuwieder  sein  sollte,  dieses 
Gouvernement  aus  eigener  Bewegnuss  und  ohne  einzige  Ihre  Bitte  offe- 
riret  und  Meinem  General-Feldmarschall  anbefohlen,  sich  darnach  bei 
glücklich  erfolgter  Reduction  der  Stadt  zu  achten.  Wie  ich  nun  nicht 
anders  vermuthen  können,  als  dass  hieraus  wie  sonsten  aus  allen  an- 
deren Sachen  mit  Ew.  Ld.  communiciret  wäre,  also  gereichet  Mir  zu 
sonderbarem  Missfallen,  dass  solches  meinem  Befehl  gemäss  nicht  ge- 
schehen, Ew.  Ld.  werden  aber  Mir  verhoffentlich  hierunter  nichts  impu- 
tiren,  weiniger  von  Mir  die  Gedanken  oder  Impression  fassen,  sambt 
gedächte  ich  deroselben  in  dero  Regierung  einen  andern  Reichsfürsten 
an  die  Seite  zu  setzen,  dann  des  Herzogs  Ld.  mit  Ew.  Ld.  und  dero 
Regierungssachen  sich  im  geringsten  nicht  zu  bemengen^  weiniger  dero- 
selben einigen  Eintrag  oder  Schmälerung  in  dero  jura  territorialia  und 
landesfurstliche  Hochheit  zu  thun,  sondern  sich  dessen  allen  zu  enthalten 
und  Ew.  Ld.  als  zeitigem  Landsherrn  allen  schuldigen  Respect  zu  er- 
weisen, auch  sich  desfals  mit  einem  unter  fürstlichen  Personen  gebräuch- 
lichen Revers  gegen  Ew.  Ld.  an  Eides  statt  zu  verbinden  von  mir  in- 
struiret  ist.  —  Gestalt  Ich  auch,  wenn  Ich  dessen  nicht  versichert  ge- 
wesen und  Ihr.  Ld.  so  woll  kennete,  nimmermehr  Ihre  diese  Charge 
würde  conferiret  haben,  worzu  Mich  dann  auch  dieses  bewogen,  weil 
ich  dero  Regiment  zu  Fuss  nothwendig  in  die  Stadt  zur  Besatzung  legen, 
das  Schmiedtische   aber  wieder  in  Meine  Churbrandenburgische  Guarni- 


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56  I-    I^ie  Unterwerfung  von  Magdeburg.     1666. 

sonen  und  Festungen ,  als  woraus  solches  genommen '),  wieder  gehen 
lassen  müssen,  da  dann  Ihrer  Ld.  doch  obgelegen,  als  Obristen  and 
Commendanten  Ihres  unterhabenden  Regiments  in  der  Stadt  sich  aufzu- 
halten. Und  kann  im  übrigen  Ihr  Ld.  fürstlicher  Stand  hierin  der  Sache 
nichts  geben  oder  nehmen,  allermassen  Ihre  Ld.  nicht  als  ein  Reichs- 
fürst in  diesem  Werk,  sondern  als  ein  Soldat  und  Mein  6eneral-Lieut> 
nandt  consideriret  werden  müssen.  Ich  hoffe,  Ew.  Ld.  werden  diese 
Beschaffenheit  der  Sache  weil  erwägen,  die  Mich  bewegenden  Ursachen 
—  erheblich  achten  und  Ihro,  zumahlen  dieses  Regiment  alles  dasjenige 
gegen  Ew.  Ld.  praestiren  soll,  was  das  Schmiedtische  gethan,  solches 
alles  mit  gefallen  lassen,  auch  nicht  begehren,  dass  Ich  Meine  einmal 
des  Herzogen  Ld.  gegebene  Churfürstliche  parole  wiederrufen  und  die 
desfals  gemachte  Anstalt  und  ergangene  Ordren  ändern  solle,  welches 
Ich  auch  ohne  die  höchste  confusion  meines  Militz-Estats  nicht  thun 
könnte').  — 

0    Vgl.  Hirsch   in  Bist.  Zeitschr.  XVII.  S.  250,  253;  ▼.  Mülverstedt  S.  414. 

2)  Administrator  August  schreibt  darauf  dem  Kf.  (d.  Halle  14./[24.]  Juli  1666), 
auf  sein  Schreiben  vom  5.  Juli  und  y.  Katte's  Bericht  hin  habe  er  in  des  Berzogs 
von  Bol stein  Gouvernement  eingewilligt,  auch  auf  dessen  Versicherung  bin,  dass  sein 
Regiment  nachtraglich  den  Eid  leisten  werde,  dasselbe  einziehen  lassen,  beklagt  sich 
aber  dann  bitter  darüber,  dass  diese  Eidesleistung  „wegen  gewisser  Ordre  nicht  ange- 
stellt werden  will".  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  25.  Juli/ 4.  August  1666),  diese 
Eidesleistung  und  die  Ausstellung  des  Reverses  von  selten  des  Gouverneurs  solle  so- 
fort erfolgen,  sobald  nur  wegen  der  Verpflegung  der  Garnison  beständige  Richtigkeit 
gemacht  sei.  Die  Streitigkeiten  darüber  haben  dann  bald  darauf  ein  Ende  gefunden. 
Der  Administrator  theilt  (d.  Balle  18./[2S.]  August  1666)  sowohl  dem  Kf.  als  auch 
V.  Platen  mit,  die  Landschaft  habe  auf  dem  Landtage  ad  Interim  bis  zu  des  Kf. 
Wiederkunft  nach  diesen  Landen  monatlich  2000  Thaler  vom  Juni  an  für  die  Magde- 
burgische Garnison  zu  zahlen  eingewilligt,  womit  sich  Kf.  (d.  Cleve  5./15.  September 
1666)  auf  V.  Platen 's  Rath  ebenfalls  ad  Interim  zufrieden  erklärt. 


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IL 

Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupel- 

allianz  und  die  engere  Vereinigung 

zu  Braunschweig.   1665—1668. 


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Einleitung. 


In  ähnlichem  Verhältnis  wie  Magdeburg  zu  dem  Administrator  Angost  und 
dessen  künftigem  Nachfolger,  dem  brandenburgischen  Kurfürsten,  stand  die 
Stadt  Bremen  zu  der  schwedischen  Krone,  seitdem  diese  durch  den  West- 
fälischen Frieden  in  den  Besitz  des  ehemaligen  bremer  Erzstifts  gekommen  war. 
Auch  Bremen  war  ursprunglich  eine  zu  diesem  gehörige  Landstadt,  hatte  aber 
allmählich  eine  sehr  selbständige,  den  freien  Reichsstädten  ähnliche  Stellung  er- 
rungen und  hatte  endlich  durch  kluge  Benutzung  der  Umstände  in  der  letzten 
Periode  des  dreissigjährigen  Krieges  die  volle  Reichsunmittelbarkeit  erlangt. 
Nachdem  sie  schon  1640 ^  von  Kaiser  Ferdinand  III.  zu  dem  Regensburger 
Reichstage  berufen  worden  war  und  unter  den  Reichsstädten  an  demselben  Theil 
genommen  hatte,  war  sie  durch  ein  kaiserliches  Diplom  vom  1.  Juni  1646  für 
eine  von  Alters  her  reichsunmittelbare,  nicht  zu  dem  Erzstift  gehörige  Stadt 
erklärt  worden.  Doch  hatte  dann  Schweden  bei  den  Friedensverhandlungen 
zu  Osnabrück  gegen  die  Anerkennung  der  Reichsunmittelbarkeit  Widerspruch 
erhoben,  in  dem  Friedensinstrument  war  diese  Frage  nicht  entschieden  worden, 
doch  lautete  dasselbe^)  insofern  für  die  Stadt  günstig,  als  es  bestimmte,  dass 
diese  sowie  ihr  Territorium  und  ihre  ünterthanen  in  ihrem  gegenwärtigen 
Rechtszustande  unangefochten  verbleiben  und  etwaige  Streitigkeiten  mit  dem 
Bisthum,  Herzogthum  oder  den  Capiteln,  d.  h.  eben  mit  der  schwedischen  Krone, 
entweder  gütlich  oder  rechtlich  zum  Austrag  gebracht  werden  sollten.  Die 
schwedische  Regierung  aber  hatte  ^)  bald  nach  dem  Abschluss  des  Friedens  den 


^)    S.  Duntze,  Geschichte  der  freien  Stadt  Bremen  IV.  S.  4 ff. 

^  Instr.  pacis  Osnabr.  Art.  X.  §  8:  Civitati  vero  Bremensi  eiusque  territorio  et 
subditis  praesens  suus  Status,  libertas,  iura  et  privilegia  in  ecciesiasticis  et  politicis 
sine  impetitione  relinquantur ;  si  quae  autem  ipsi  cum'  Episcopatu  seu  Ducatu  aut 
Capitulo  sint  aut  imposterum  enascaDtur  controversiae,  eae  vel  componantur  amicabi- 
liter  vel  iure  terminentur  salva  interim  cuique  parti  sua,  quam  obtinet,  possessione. 

•)    S.  Duntze  IV.    S.  40ff.;   Kocher,   Gescbichte   von  Hannover   und   Braun- 


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60       1I^>  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Streit  erneuert  und  von  der  Stadt  die  Huldigung  gefordert,  und  sie  hatte,  da 
diese  hartnäckig  dieselbe  verweigerte  und  kaiserlicher  Einladung  Folge  leistend 
auch  1653  wieder  den  Reichstag  beschickte,  in  demselben  Jahre  Feind- 
seligkeiten beginnen  lassen,  welche  von  der  Stadt  aus  erwidert  wurden.  Der 
Kaiser  und  der  Reichstag  hatten  sich  letzterer  angenommen,  schliesslich  war 
durch  ein  kaiserliches  Mandat  vom  6.  Juli  1654^)  dem  Bischof  von  Munster 
und  dem  Herzog  von  Braunschweig-Celle  die  Kommission  ertheiU  worden, 
beide  Parteien  zur  Einstellung  der  Feindseligkeiten  und  zum  Vergleich  zu  ver- 
mögen, im  Weigerungsfalle  aber  der  Stadt  Hülfe  zu  bringen.  Dadurch  hatte 
sich  freilich  der  neue  schwedische  König  Karl  X.  Gustav  nicht  abschrecken 
lassen,  er  schickte  vielmehr "),  gereizt  durch  die  Keckheit,  mit  welcher  die 
Bremer  zum  Angriff  übergegangen  waren,  um  die  durch  einige  glückliche  Unter- 
nehmungen derselben  verletzte  schwedische  Waffenehre  herzustellen,  Verstärkungen 
und  Hess  die  Bremer  bis  in  die  Stadt  zurücktreiben,  doch  wünschte  er  selbst, 
damals  schon  mit  seinen  polnischen  Plänen  beschäftigt,  eine  baldige  Beendigung 
dieses  Streites.  So  war  es  dem  Kurfürsten  von  Brandenburg'),  welcher 
nebst  den  Hansastädten  Hamburg  und  Lübeck  seine  Vermittlung  anbot, 
gelungen,  zunächst  einen  Waffenstillstand  zustande  zu  bringen,  und  dann  war 
unter  Mithülfe  auch  noch  anderer  Reichsstände  sowie  Hollands  und  Englands 
8.  December  1654  der  Vertrag  von  Stade*)  abgeschlossen  worden,  durch  wel- 
chen die  Erledigung  der  Hauptstreitfrage  über  die  Reichsunmittel barkeit  der 
Stadt  wieder  auf  künftige  Verhandlungen  ausgesetzt  wurde,  diese  aber  im  übrigen 
sich  zu  ziemlich  ungünstigen  Bedingungen,  Leistung  der  Huldigung  an  Schwe- 
den in  der  Form,  wie  sie  dem  letzten  Erzbischof  abgestattet  war,  Uehemahme 
der  Kriegskosten  durch  Zahlung  einer  Geldsumme  und  Abtretung  eines  Stückes 
ihres  Landgebiets,  und  Veroflichtung  die  Hälfte  der  Einnahme  aus  ihrem  übrigen 
Gebiet  an  die  Landeskasse  abzuliefern ,  verstehen  musste;  am  16.  December 
hatte  dann  die  Stadt  wirklich  die  Huldigung  geleistet. 

Allein  bald  kam  es  zu  neuen  Streitigkeiten^);  beiderseits  klagte  man  über 
Contraventionen  und  Uebergriffe,  trotz  des  Protestes  der  schwedischen  Regierung 
leistete  Bremen  als  Reichsstadt  dem  neuen  Kaiser  Leopold  16.  December  1661 
die  Huldigung,  verweigerte  dagegen  den  von  jener  nach  dem  Tode  Karls  X. 
Gustav  für  dessen  minderjährigen  Sohn  Karl  XI.  geforderten  Unterthaneneid 
und  nahm  an  dem  1663  zusammentretenden  Reichstage  Theil.  Verhandlungen, 
welche  im  Frülyahr  1665  angeknüpft  wurden,  waren  ohne  Erfolg,  da  die  Stadt, 
vom  Kaiser  ermuntert,   an   ihrer  Reichsunmittelbarkeit   festhielt  und  sich  zur 

schweig  L  S.  84  ff.  und  für  das  Folgende  überhaupt  die  zusammenfassende  Darstellung 
von  Köcher,  Bremens  Kampf  mit  Schweden  um  seine  Reicbsfreiheit  (Uans'sche  Ge- 
schichtsblätter Jahrg.  1882  S.  87  ff.). 

0    S.  Köcher  L  S.  170. 

»)    S.  Carlson,  Geschichte  Schwedens  IV.  S.  37.     Köcher  L  S.  175. 

*)    S.  ürk.  u.  Act.  VL  S.  618ff. 

*)     Londorp  VII.  S.  963ff;  vgl.  Duntze  IV.  S.  94f.;  Köcher  L  S.  183. 

5)    S.  Carlson  IV.  S.  481  ff.;  Duntze  IV.  S.  111  ff;  Köcher  1.  S.  454 ff. 


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Einleitung^.  61 

Ableistung  der  Huldigung  nur  in  der  im  Stadeschen  Vertrage  vorgeschriebenen 
Form  und  nach  vorhergehender  Abstellung  ihrer  Beschwerden  verstehen  wollte. 
So  begann  man  schwedischerseits  m  Sommer  1665  wieder  mit  Feindseligkeiten, 
bedeutendere  Truppenmassen  wurden  theils  im  Bremischen,  theils  in  Pommern 
angesammelt,  im  October  1665  landete  der  Reichsfeldherr  Graf  Gustav  Wrang el 
in  Pommern  und  zog  im  Januar  1666  mit  den  dortigen  Truppen  nach  dem 
Bremischen.  Er  verlangte  jetzt  von  der  Stadt  Verzicht  auf  die  Reichsunmittel- 
barkeit  und  Aufnahme  einer  schwedischen  Besatzung  und  traf,  während  dar- 
über fruchtlos  verhandelt  wurde,  weitere  Rüstungen,  obwohl  Kaiser  und  Reich 
auf  die  Jlulfsgesuche  der  Stadt  sich  derselben  annahmen  und  ein  kaiserliches 
Decret^)  im  Mai  1666  der  schwedischen  Regierung  das  Vornehmen  von  Thät- 
lichkeiten  als  dem  Friedensinstrument  zuwiderlaufend  untersagte.  Allerdings 
hatte  diese  damals  nicht  die  wirkliche  Absicht,  gegen  Bremen  und  um  Bremens 
willen  in  Deutschland  Krieg  zu  führen,  sondern  sie  verfolgte  mit  der  Aufstel- 
lung dieses  Heeres,  zu  welcher  der  Streit  mit  der  Stadt  nur  den  Vorwand  bot, 
andere  Ziele. 

Im  Frühjahr  1665  hatte  der  englisch-holländische  Seekrieg  be- 
gonnen, an  welchem  seit  dem  Anfang  des  nächsten  Jahres  auch  König  Lud- 
w  i  g  XIV.  von  Frankreich,  nachdem  die  von  ihm  versuchte  Friedensvermittlung 
gescheiten  war,  auf  Grund  des  1662  mit  Holland  abgeschlossenen  Bündnisses 
auf  Seite  der  letzteren  Macht,  freilich  in  sehr  lauer  Weise,  Theil  nahm.  Mit 
England  im  Bunde  war  im  Herbst  1665  der  Bischof  von  Münster  in  die  öst- 
lichen niederländischen  Provinzen  eingefallen  und  hatte  dadurch  dort  solchen 
Schrecken  erregt,  dass  die  niederländische  Regierung  auch  gegen  ihn  die  Hülfe 
Ludwigs  XIV.  in  Anspruch  nahm  und  ausserdem  in  Deutschland  den  Kurfürsten 
von  Brandenburg  und  die  braunschweigischen  Herzoge  zu  Bundesge- 
nossen zu  gewinnen  suchte.  Von  beiden  kriegführenden  Parteien  wurden  die 
nordischen  Mächte,  Schweden  und  Dänemark,  umworben ').  Anfangs  schien 
England  dort  das  Uebergewicht  zu  erlangen.  Schweden,  ungehalten  auf 
die  Holländer  wegen  verschieder  üebergriffe,  welche  sich  diese  in  den  Colonieen 
gegen  schwedische  Schiffe  erlaubt  hatten,  und  begierig,  die  drückenden  Vorrechte, 
welche  dieselben  durch  den  Elbinger  Vertrag  vom  11.  September  1656  und  die 
1660  zu  demselben  aufgestellten  Elucidationen  gewonnen  hatten,  zu  beseitigen, 
ärgerlich  auch  auf  Frankreich,  welches,  seitdem  der  zu  Anfang  des  Jahres  1662 
vereinbarte  Nachtragsartikel  zu  dem  vorjährigen  Vertrage  von  Fontainebleau  von 
der  schwedischen  Regierung  nicht  ratificiert  worden  war,  die  Freundschaft  der- 
selben vernachlässigt,  ohne  vorhergehende  Verständigung  mit  derselben  1662 
mit  Holland,  1663  mit  Dänemark  ein  Bündnis  geschlossen,  1664  den  Kurfürsten 
von  Mainz  gegen  Erfurt  unterstützt  hatte,  schloss  schon  im  März  1665,  noch 
vor  dem  Ausbruch  des  Krieges,  mit  England  ein  Defensivbündnis  und  einen 
Handelsvertrag,  und  im  October  ging  auch  Dänemark  mit  England  eine  Allianz 


^)    S.  Pacbner  v.  Eggenstorff,  Sammlung  der  Reichsschlüsse  I.  S.  220. 
^    S.  Memoires  du  Marquis  de  Pomponne  ed.  Mavidal  IL  S.  14ff.;  Re- 
cueil  des  instrnetions.  IV.  Suede  par  Geffroy  S.  Lllff.  32flr. 


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62       n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadnipelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

ein,  freilich  anter  dem  Vorbehalte,  dass  auch  Schweden  derselben  beitreten 
sollte.  Nach  dem  Ausbruch  des  Krieges  bemuhte  sich  dann  England  Schweden 
zum  Beitritt  zu  diesem  Vertrage  mit  Dänemark  und  zur  Theilnahme  an  dem 
Kriege  gegen  Holland  zu  bewegen,  dem  gegenüber  aber  suchte  nun  Holland 
durch  Zugeständnisse  in  jenen  Handelsfragen  Schweden  zu  versöhnen  und  auf 
seine  Seite  zu  ziehen,  und  diese  Bemühungen  wurden  auch  von  Frankreich 
unterstützt.  Ludwig  XIV.  wünschte  die  alte  enge  Verbindung  mit  Schweden 
wiederherzustellen  und  dieses  zur  Unterstützung  sowohl  seiner  Absichten  auf 
die  spanischen  Niederlande  als  auch  seines  Planes,  in  Polen  einen  französischen 
Prinzen  auf  den  Thron  zu  bringen,  zu  bewegen.  Nachdem  er  darüber  ohne 
Erfolg  durch  seinen  bisherigen  Gesandten  Ter  Ion  in  Stockholm  unterhandelt 
hatte,  schickte  er  Anfang  1666  einen  seiner  tüchtigsten  Diplomaten,  den  Mar- 
quis de  Pomponne  dorthin,  derselbe  sollte  die  schwedische  Regierung  ent- 
weder zu  directer  oder  wenigstens  indirecter  Unterstützung  des  beabsichtigten 
französischen  Angriffs  auf  die  Niederlande  und  zur  Mitwirkung  zu  seinen  pol- 
nischen Plänen  durch  Sendung  eines  Truppencorps  dorthin  zu  bestimmen 
suchen,  ausserdem  die  Aussöhnung  Hollands  mit  Schweden  befordern  und  letz- 
teres bewegen,  entweder  mit  ihm  und  Holland  vereint  England  zum  Frieden 
zu  zwingen  oder  sich  wenigstens  in  diesem  Seekriege  neutral  zu  verhalten,  als 
Preis  dafür  sollte  er  Schweden  Subsidien,  deren  Höhe  je  nach  den  Leistungen, 
zu  denen  sich  dieses  verpflichten  würde,  bemessen  werden  sollte,  anbieten.  Die 
Regentschaft,  welche  damals  in  Schweden  für  den  unmündigen  König  Karl  XI. 
die  Regierung  führte,  hat*)  diese  günstige  Lage  nicht  zu  benutzen  verstanden, 
sie  hat  nicht  eine  kräftige,  zielbewusste  Politik  verfolgt,  sondern  in  sich  uneinig, 
gespalten  namentlich  durch  den  Gegensatz  zwischen  dem  französisch  gesinnten 
Reichskanzler  de  laGardie  und  dem  einer  Verbindung  mit  England  zuneigen- 
den Reichsrath  Biörnklou,  ist  sie  entscheidenden  Entschlüssen  ausgewichen 
und  hat  versucht,  ohne  für  die  eine  oder  die  andere  Partei  wirklich  Leistungen 
zu  übernehmen,  von  beiden  her  Subsidien  einzuernten,  um  so  den  zerrütteten 
Finanzen  abzuhelfen  und  die  Armee,  auf  welcher  Schwedens  Grossmachtstellung 
beruhte,  zu  erhalten.  Daher  wurden  die  Unterhandlungen  sowohl  mit  England 
als  auch  mit  Holland  und  Frankreich  hingezogen,  derweile  aber  jene  Armee  in 
Norddeutschland  bei  Bremen  aufgestellt,  um  den  Schein  zu  erwecken,  als  ob 
man  sich  zum  Eingreifen  in  den  Krieg  anschicke,  und  namentlich  Holland  durch 
die  Besorgnis  vor  einer  etwaigen  Verbindung  der  Truppen  Wrangeis  mit  denen 
des  Bischofs  von  Münster  einzuschüchtern  und  zu  weiteren  Zugeständnissen  zu 
drängen.  Allein  ein  erster  Strich  durch  diese  Rechnung  war,  dass  von  Frank- 
reich befordert  (Februar  1666)  das  Bündnis  des  Kurfürsten  von  Brandenburg 
mit  Holland  gegen  den  Bischof  von  Münster  zustande  kam  und  dass  es  dann 
dem  Kurfürsten,  ohne  zum  Schwerte  greifen  zu  müssen,  gelang,  den  Münster- 
schen  Krieg  durch  den  Frieden  von  Oleve  (18.  April  1666)  zu  beendigen. 
Noch  ungünstiger  für  die  schwedische  Regierung  war,  dass  es  Holland  mit 
Frankreichs  Hülfe  gelang,  Dänemark  von   der  Seite  Englands  abzuziehen 

1)    S.  Carlson  IV.  S.  481ff.;  M^moires  de  Pomponne  11.  S.  49ff. 


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Binleitang.  63 

and  zu  derselben  Zeit,  wo  das  Bändnis  mit  dem  Kurfürsten  zostande  kam,  zam 
Abschlass  eines  Defensiv-  und  Offen sivbündnisses  zu  bewegen,  in  welchem  es 
sich  verpflichtete,  mit  40  Kriegsschiffen  an  dem  Kampfe  gegen  £ngland  theiiza- 
nehmen.  Die  Kunde  davon  erregte*)  in  Schweden  die  grösste  Aufregung,  die 
alte  Eifersucht  gegen  Dfinemark  erwachte,  man  fürchtete  durch  dasselbe  in  den 
Hintergrund  gedrängt  zu  werden,  der  schwedische  Grosskanzler  erklärte,  Schwe- 
den könne  nicht  dulden,  dass  Dänemark  die  Waffen  ergreife,  es  sei  verpflichtet, 
wenn  dasselbe  gegen  England  auftrete,  dieser  Macht  beizustehen.  Zugleich 
wurden  kriegerische  Maassregeln  an  der  Grenze  getroffen  und  Wränge  1  machte 
Miene,  mit  seiner  Armee  in  Holstein  einzufallen.  Doch  kühlte  sich  dieser  krie- 
gerische Eifer,  wenn  er  wirklich  ernst  gemeint  gewesen  war,  bald  wieder  ab. 
Einerseits  nämlich  trafen  Holland  und  Dänemark  Anstalten,  die  ihnen  von 
Schweden  her  drohende  Gefahr  auf  dieselbe  Weise  abzuwehren  wie  vorher  den 
Angriff  des  Bischofs  von  Münster,  nämlich  durch  Verbindung  mit  dem  Kur- 
fürsten von  Brandenburg  und  den  braunschweigischen  Herzogen,  Däne- 
mark bemühte  sich  mit  dem  ersteren  ein  Bündnis  gegen  Schweden  abzuschliessen, 
und  die  holländische  Regierung  suchte  zu  derselben  Zeit,  gleich  nach  dem  Ab- 
schluss  des  Cleveschen  Friedens,  durch  das  Anerbieten  weiterer  Subsidienzah- 
lung  ebendenselben  und  auch  die  braunschweigischen  Herzoge  zum  Abschluss 
eines  neuen  Bündnisses  zugleich  mit  Holland  und  mit  Dänemark,  der  soge- 
nannten Quadrupelallianz'),  zu  bewegen,  welches  sowohl  diesen  beiden 
Mächten  Deckung  gegen  Schweden  gewähren,  als  auch  ein  Gegengewicht  gegen 
Frankreich,  dessen  Bundesgenossenschaft  in  Holland  von  vielen  als  eine  druckende 
Fessel  empfunden  wurde,  bilden  sollte.  Andererseits  bot  Ludwig  XIV.'), 
welcher  das  Zustandekommen  dieser  Allianz  zu  vereiteln  wünschte,  seinen  Ein- 
fluss  sowohl  in  Schweden  als  auch  in  Dänemark  und  in  Holland  auf,  um  ersteres 
zur  Ausstellung  eines  Neutralitätsversprechens  und  die  beiden  letzteren  Mächte 
zur  Annahme  desselben  zu  bewegen,  wirklich  gab  die  schwedische  Regierung 
am  17.  Juli  1666^)  eine  solche  Neutralitätserklärung  ab,  und  wenn  auch  die 
Verhandlungen  mit  Holland  sich  in  die  Länge  zogen,  so  war  doch  die  Gefahr 
eines  Krieges  zwischen  Schweden,  Dänemark  und  Holland  beseitigt.  Jetzt  aller- 
dings entschloss  sich  die  schwedische  Regierung,  in  den  Hoffnungen,  welche 
sie  an  die  kriegerische  Demonstration  in  Norddeutschland  geknüpft  hatte,  be- 
trogen, um  wenigstens  jene  Rüstungen  nicht  ganz  umsonst  gemacht  zu  haben 
nnd  ihre  dadurch  compromittierte  Ehre  zu  retten,  ernstlich  gegen  Bremen  vor- 
zugehen, Anfang  September  schloss^)  Wrangel  die  Stadt  von  allen  Seiten  ein, 
bald  darauf  wurden  die  bisher  noch  immer  fortgesetzten  Unterhandlungen  mit 
derselben  abgebrochen  und  Anfang  October  die  Beschiessung  der  Stadt  begonnen, 


0    S.  Carlson  iV.  S.  485ff.;  M^m.  de  Pomponne  IL  S.  91ff. 
')    S.  Droysen,   Geschichte   der   preussiseben  Politik  in.3  S.  96;    Kocher  L 
S.  459  ff. 

*)    S.  M^m.  de  Pomponne  U.  S.  131ff. 

*)    S.  Carlson  IV.  S.  488.    Mem.  de  Pomponne  IL  S.  198ff. 

^)    S.  Duntze  IV.  S.  165ff.;  Carlson  IV.  S.489f.;  Köcher  L  S.483ff. 


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64        ^^'  ^or  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

aber  der  Moth  und  die  Ansdauer  der  Bremer  wurde  dadurch  nicht  gebrochen 
und  ihre  Hoffnung,  Hülfe  zu  erlangen,  ging  in  Erfüllung.  Auf  Grund  eines 
Reichsgutachtens  vom  18.  September  erliess  der  Kaiser  neue  Abmahnungs- 
schreiben an  die  schwedische  Regierung  und  zugleich  die  Aufforderung  an  die 
schon  früher  zu  Kommissaren  in  dieser  Angelegenheit  bestellten  Reichsstande,  diB 
Stadt  zu  schützen,  und  wenigstens  die  braunschweigischen  Herzoge  und  der 
Kurfürst  von  Coln  zeigten  sich  bereit,  diesen  Auftrag  auszuführen.  Dieselben 
concentrierten  bei  Nienburg  an  der  Weser  ein  Heer,  welches  schon  allein  den 
Truppen  Wrangeis  bedeutend  überlegen  war,  ebendamals  kam  jene  Quadrupel- 
allianz  wirklich  zum  Abschluss,  Holland  schickte  als  Rückhalt  6000  Mann  nach 
Ostfriesland  und  auch  der  Kurfürst  von  Brandenburg  traf  Maassregeln,  um  im 
Nothfall  schnell  eine  grössere  Truppen  zahl  zusammenzubringen.  Unter  diesen 
Umständen  musste  W  ran  gel  den  auf  Frieden  drängenden  Weisungen  seiner 
Regierung  Folge  leisten,  er  verstand  sich  zu  neuen  Unterhandlungen  und  am 
25.  November  wurde  in  seinem  Hauptquartier  zu  Habenhausen  ein  Vertrag 
abgeschlossen,  durch  welchen  die  Stadt  sowohl  die  Landeshoheit  in  ihrem  Gebiet 
als  auch,  so  lange  der  damals  zu  Regensburg  tagende  Reichstag  dauern  würde, 
ihre  Reichsstandschaft  behauptete,  während  dieselbe  nachher  bis  zu  £nde  des 
Jahrhunderts  suspendiert  bleiben  sollte. 

Die  nachfolgenden  Acten  veranschaulichen  den  Antheil,  welchen  der  Kur- 
fürst von  Brandenburg  an  diesen  und  den  sich  daran  anschliessenden  Ereig- 
nissen genommen  hat.  Dieselben  zeigen,  dass  derselbe  auch  hier  ebenso  wie 
bei  den  vorangehenden  Wirren  im  Reich  eine  sehr  vorsichtige,  durchaus  fried- 
liche und  versöhnliche  Politik  getrieben  hat,  dass  er  allerdings  bestrebt  gewesen 
ist,  Uebergriffe  von  Seiten  Schwedens  zu  verhindern,  dass  er  aber  dabei  sich 
sorgsam  bemüht  hat,  einen  gewaltsamen  Zusammenstoss  zu  verhüten  und  so 
einerseits  den  Frieden  im  Reiche,  andererseits  das  freundschaftliche  Verhältnis, 
welches  er  in  den  letzten  Jahren  mit  Schweden  angeknüpft  und  welches  in 
dem  Allianzvertrage  vom  27.  März/6.  April  1666  seinen  formellen  Ausdruck  er- 
halten hatte,  aufrecht  zu  erhalten,  um  so  Schweden,  soviel  an  ihm  It^,  abzu- 
halten, sich  zum  Werkzeug  der  französischen  Politik  machen  zu  lassen,  und  vor 
allem  sich  dessen  Mitwirkung  in  der  polnischen  Frage  zu  sichern.  Eine  erste 
Gruppe  von  Actenstücken  beleuchtet  das  Verhalten  des  Kurfürsten  im  bremi- 
schen Kriege.  Wie  schon  bemerkt,  war  der  Kurfürst  schon  in  dem  früheren 
Kriege  zwischen  Bremen  und  Schweden  1654  als  Vermittler  aufgetreten,  als 
nun  infolge  der  neu  ausgebrochenen  Streitigkeiten  grössere  schwedische  Truppen- 
massen sich  im  Herzogthum  Bremen  ansammelten  und  von  schwedischer  Seite 
mit  Gewaltthätigkeiten  gegen  die  Stadt  begonnen  wurde,  sandte  diese  Anfang 
Juni  1665  ihren  Syndicus  Wachmann  wie  an  andere  benachbarte  Reichsstände 
so  auch  an  den  Kurfürsten  und  Hess  denselben  ersuchen,  sich  ihrer  auf  dem 
Reichstage  und  bei  den  umliegenden  Kreisen  anzunehmen,  damit  das  von  dem 
Kaiser  zu  ihren  Gunsten  an  die  ausschreibenden  Fürsten  derselben  erlassene 
Conservatorium  zur  Ausführung  käme,  und  ihr  im  Nothfall  einige  Truppen  zu 
überlassen.  Der  Kurfürst  ging  darauf  nicht  ein,  sondern  erbot  sich  nur,  bei 
Wraugel  sich  dahin  zu  bemühen,  dass  gegen  die  Stadt  keine  Feindseligkeiten 


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Einleitung.  65 

vorgenommen  wurden,  sich  auch  bei  den  braunschweigischen  Fürsten  für 
dieselbe  zu  verwenden  und  dahin  zu  wirken,  dass  im  Nothfall  die  vom  Kaiser 
zum  Schutz  der  Stadt  angeordneten  Maassregeln  zur  Ausführung  kämen.  Erst 
ziemlich  spät,  Ende  August,  hat  der  Kurfürst  diese  Versprechungen  erfüllt,  er 
hat  an  den  damals  noch  in  Schweden  sich  aufhaltenden  W  ran  gel  geschrie- 
ben und  zugleich  seinen  damals  auf  der  aus  Veranlassung  des  lüneburgischen 
Erbfolgestreites  zu  Hildesheim  abgehaltenen  Versammlung  befindlichen  Ge- 
heimen Rath  V.  Jena  beauftragt,  mit  den  dort  anwesenden  Gesandten  der 
braunschweigischen  Herzoge  über  die  bremische  Sache  zu  verhandeln,  aber 
letzterer  fand  die  Braun  Schweiger  wenig  geneigt,  sich  um  der  Sache  der  Stadt 
willen  mit  Schweden  zu  überwerfen,  und  von  Schweden  her  scheint  er  damals 
garkeine  Antwort  erhalten  zu  haben.  Doch  erschien  im  October  in  Berlin  als 
Abgesandter  der  schwedischen  Regierung  der  Präsident  K 1  e  i  h  e ,  um  dem  Kur- 
fürsten anzuzeigen,  dass  dieselbe  der  drohenden  Zeitumstände  wegen  Wrangel 
mit  4000 — 5000  Mann  nach  ihren  deutschen  Provinzen  schicken  werde,  aber 
nur  um  diese  zu  sichern  und  um  ihren  Friedensbemühungen  grosseren  Nach- 
druck zu  verleihen,  Versicherungen,  welche  von  dem  Kurfürsten  mit  ähnlichen 
allgemein  gehaltenen  Erbietungen,  zur  Aufrechterhaltung  des  Friedens  mitwirken 
zu  wollen,  erwidert  wurden*).  Im  December  wandte  sich  dann  die  durch  die 
fortgesetzten  schwedischen  Rüstungen  geängstigte  Stadt  aufs  neue  an  den  Kur- 
fürsten und  ersuchte  ihn,  ihr  einige  hundert  Mann  zu  überlassen,  sich  beim 
Kaiser  und  beim  Reichstage  ihrer  anzunehmen  und  die  Vermittlung  ihrer  Streitig- 
keiten mit  der  schwedischen  Regierung  in  die  Hand  zu  nehmen.  Auf  das 
erste  liess  sich  der  Kurfürst  wieder  nicht  ein,  dagegeu  schickte  er  Ende  Januar 
1666  seinen  Kammerjunker  v.  Podewils  zu  dem  inzwischen  im  Bremischen 
angelangten  Wrangel,  um  demselben  vertrauliche  Eröffnungen  über  die  da- 
malige durch  den  Münsterschen  Krieg  veranlasste  politische  Lage  und  sein 
eigenes  Verhalten  inmitten  derselben  zu  machen  und  zugleich  ihm  seine  Ver- 
mittlung zur  gütlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten  mit  der  Stadt  anzutragen, 
zugleich  aber  richtete  er  an  den  Rath  von  Bremen  die  ernste  Mahnung,  sich 
seinerseits  versöhnlich  zu  zeigen  und  sich  aller  Eingriffe  in  die  Rechte  der  schwe- 
dischen Krone  zu  enthalten.  Podewils'  Sendung  hatte  keinen  Erfolg,  "Wrangel 
erklärte,  über  das  Anerbieten  des  Kurfürsten  erst  an  seine  Regierung  berichten 
zu  müssen,  doch  erfuhr  Podewils  im  Lager  aus  guter  Quelle,  dass  Schweden 
keinen  offenen  Krieg  beabsichtige.  Als  darauf  aber  der  Streit  sich  verschärfte, 
schwedischerseits  von  der  Stadt  Verzicht  auf  die  Reichsunmittelbarkeit  gefordert 
und  im  Weigerungsfalle  mit  Gewalt  gedroht  wurde,  schickte  der  Kurfürst  Ende 
März  Podewils  zum  zweiten  Male  an  Wrangel,  doch  ohne  einen  günstigeren 
Erfolg  zu  erzielen,  er  erhielt  den  gleichen  Bescheid  wie  eine  cbendamals  zu 
demselben  Zwecke  dort  anwesende  Gesandtschaft  der  braunschweigischen 
Herzoge,  dass  Wrangel  erst  nähere  Weisungen  seiner  Regierung  abwarten  müsse. 


*)  Creditiv  der  schwedischen  Regentschaft  für  It leihe,  d.  Stockholm  12./22.  Aug. 
1665;  Recreditiv  des  Kf.  d.  Coloniae  2./12.  October  16G5;  Resolution  des  Kf.  auf  das 
undatierte  Memorial  Kl  ei  he 's  d.  Cöln  a.  d.  Spree  7./17.  October  16G5. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  (i.  Kurfürsten.    XII.  0 


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66        H.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Bald  darauf,  Anfang  Mai,  erschien  aufs  neue  der  Präsident  der  schwedischen  Re- 
gierung im  Herzogthum  Bremen,  Klei  he,  in  Cleve  beim  Kurfürsten,  um  demselben 
angesichts  des  damals  sehr  gespannten  Verhältnisses  Schwedens  zu  Holland  und 
Dänemark  ein  enges  Zusammengehen  mit  Schweden,  eine  Allianz,  an  der  auch  die 
braunschweigischen  Herzoge  und  Hessen-Cassel  Theil  nehmen  sollten, 
vorzuschlagen  und  auch  in  der  bremischen  Sache,  in  welcher,  wie  bemerkt,  Schwe- 
den damals  nicht  zur  Gewalt  zu  schreiten  beabsichtigte,  seine  Unterstützung 
in  Ansprach  zu  nehmen.  Der  Kurfürst  hat  das  erstere  Ansinnen  in  höflichster 
Form  abgelehnt,  in  der  bremischen  Angelegenheit  scheint  seine  Antwort  (eine 
schriftliche  Resolution  darüber  liegt  nicht  vor)  sehr  entgegenkommend  gelautet, 
aber  doch  keine  bindende  Zusage  enthalten  zu  haben.  W  ran  gel  hat  dieselbe 
so  gedeutet,  als  ob  der  Kurfürst  sich  erboten  habe,  der  Stadt  zu  rathen,  die 
Reichsunmittel barkeit  aufzugeben,  und  falls  dieselbe  bei  ihrer  Weigerung  ver- 
harren wurde,  Schweden  gegen  sie  Hülfe  zu  leisten,  und  hat  daraufhin  (Ende 
Juni)  den  Kurfürsten  aufgefordert,  ohne  ihm  geradezu  die  Vermittlung  zuzu- 
gestehen, Gesandte  an  den  aufs  neue  eröffneten  Verhandlungen  Theil  nehmen 
zu  lassen.  Der  Kurfürst  hat  dem  zunächst  noch  nicht  Folge  geleistet,  als  aber 
Anfang  Juli  von  seilen  des  Kaisers  an  ihn  die  Aufforderung  gelangte,  an  der 
zum  Schutze  Bremens  bestellten  Reichscommission  Theil  zu  nehmen,  und  auch  die 
Stadt  aufs  neue  seine  Hülfe  anrief,  bot  er  in  gleicher  Weise  wie  die  in  derselben 
Lage  befindlichen  braunschweigischen  Herzoge  W ränge  1  und  der  schwe- 
dischen Regierung  an,  statt  es  auf  die  Reichscoramission  ankommen  zu  lassen, 
seine  Vermittlung  anzunehmen.  Dieselben  gingen  darauf  ein,  und  so  schickte 
der  Kurfürst  Ende  Juli  v.  Ledebur  und  Beyer  in  Wrang  eis  Hauptquartier, 
welche  dann  zusammen  mit  den  schon  vorher  angelangten  braunschweigischen 
Gesandten  an  den  bis  Anfang  October  fortgesetzten  Unterhandlungen  Theil  ge- 
nommen haben  und  deren  Berichte  über  den  Verlauf  dieser  Verhandlungen  und 
über  ihre  eigene  vermittelnde  Thätigkeit  Auskunft  ertheilen.  Während  dieser  Zeit 
versuchten  die  braunschweigischen  Fürsten,  von  denen  wenigstens  Georg 
WMhelm  von  Celle  und  Ernst  August  von  Osnabrück  schon  damals  im 
Einverständnis  mit  dem  Kurfürsten  von  Cöln  entschlossen  waren,  falls  die 
Unterhandlungen  scheitern  sollten,  sich  mit  Waffengewalt  der  Stadt  anzunehmen, 
sich  seiner  Mithülfe  zu  vergewissern,  er  wich  dem  aber  vorsichtig  aus,  beschickte 
allerdings  die  von  jenen  vorgeschlagene  Zusammenkunft  in  Bielefeld,  liess 
aber  seinen  Gesandten  v.  Hey  den  nur  weitere  Vermittlung  zusagen,  weiter- 
gehende Schritte  aber  vorläufig  unter  Hinweis  auf  die  Reichscommission  und  die 
übernommene  Vermittlung  ablehnen,  und  dieselbe  Haltung  hat  er  auch  eingenom- 
men, als  nach  dem  Scheitern  der  Verhandlungen  und  dem  Beginn  der  wirklichen 
Belagerung  von  Bremen  der  Kurfürst  von  Cöln,  die  braunschweigischen 
Herzoge  und  auch  der  Kaiser  ihn  zum  feindlichen  Vorgehen  gegen  Schweden 
zu  drängen  suchten,  er  hat  dieses  verweigert,  wieder  vorläufig  nur  weitere  Ver- 
mittlung zugesagt,  aber  allerdings  sich  erboten,  wenn  von  Reichs  wegen  seine 
Hülfe  in  Anspruch  genommen  -werden  sollte,  sein  Contingent  zu  stellen,  und 
falls  jene  Fürsten  von  Schweden  angegriffen  würden,  ihnen  weitere  Hülfe  zu 
leisten.    Er  hat  andererseits  jetzt  an  Wrangel  die  ernste  Mahnung  gerichtet,  die 


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Einleitung.  67 

Feindseligkeiten  einzustellen  und  neue  Unterhandlungen,  an  denen  Theil  zu 
nehmen  er  sich  erbot,  anzuknüpfen,  und  er  hat  auch  Vorkehrungen  getroffen, 
um  im  Nothfall  mit  Waffengewalt  einschreiten  zu  können.  Als  Wrangel  in 
seiner  bedrängten  Lage  dieser  auch  von  den  schon  zum  Losschlagen  bereiten 
braunschweigischeti  Fürsten  an  ihn  gerichteten  Mahnung  Folge  leistete,  hat  der 
Kurfürst  aufs  neue  v.  Ledebur  und  Beyer  zu  ihm  gesendet,  welche  an  den 
folgenden  Verhandlungen  und  dem  Abschluss  des  Habenhausener  Friedens 
Theil  genommen  haben.  Auch  bei  den  neuen  durch  Pöbelexcesse  gegen  den  ehe- 
maligen Bremer  Rathsherrn  Speckhan,  welcher  in  schwedische  Dienste  getreten 
war  und  durch  sein  Erscheinen  in  der  Stadt  den  Zorn  der  Bürgerschaft  reizte, 
hervorgerufenen  Streitigkeiten,  welche  der  schwedischen  Regierung  den  Vor- 
wand boten,  die  Ratification  und  Ausführung  des  Friedens  längere  Zeit  hinaus- 
zuziehen, und  welche  dadurch  noch  ein  drohenderes  Aussehen  gewannen,  dass 
sie  Ludwig  XIV.  die  vorher  durch  den  schnellen  Abschluss  des  Friedens  ent- 
zogene Gelegenheit  boten,  sich  in  diese  Händel  mit  einzumischen,  hat  der  Kur- 
fürst nach  allen  Seiten  liin  zu  begütigen  und  zu  vermitteln  gesucht. 

An  zweiter  Stelle  ist  der  Allianzvertrag  des  Kurfürsten  mit  Dänemark 
vom  23.  Mai  1666  abgedruckt  worden,  lieber  die  demselben  vorausgehenden 
Verhandlungen  sind  im  Berliner  Staatsarchiv  fast  gar  keine  Aufzeichnungen 
erhalten,  aus  dem  wenigen,  was  vorhanden  ist,  ergiebt  sich,  dass  König  Fried- 
rich in.  den  Eiltschluss,  mit  dem  Kurfürsten  in  ein  engeres  Bündnis  zu  treten, 
schon  zu  Anfang  des  Jahres  1666  gefasst  hat,  zu  der  Zeit  als  die  Spannung 
zwischen  ihm  und  Schweden  den  höchsten  Grad  erreicht  hatte  und  er  fürch- 
tete, von  diesem  angegriffen  zu  werden,  dass  die  Reise  seines  Gesandten  v.  Ale- 
feld aber  sich  verzögert  hat  und  dass  derselbe  erst  in  der  ersten  Hälfte  des 
April  an  dem  damaligen  Hoflager  des  Kurfürsten  in  Cleve  eingetroffen  ist.  Es 
ergiebt  sich  ferner,  dass  dieser  allerdings  auf  den  Antrag  des  dänischen  Königs 
eingegangen  ist  und  sich  bereit  gezeigt  hat,  Dänemark  im  Nothfall  gegen  neue 
Vergewaltigungen  von  seiten  Schwedens  zu  schützen,  dass  er  aber  keineswegs 
zu  so  weit  gehenden  Verpflichtungen  sich  hat  verstehen  wollen,  als  von  däni- 
scher Seite  gefordert  wurde ,  dass  die  Verhandlungen  sich  daher  längere  Zeit 
hingezogen  haben  und  zeitweise  durch  die  Abreise  v.  Alefelds  von  Cleve 
unterbrochen  worden  sind.  Die  Hauptschwierigkeiten  wurden  dadurch  bereitet, 
dass  der  Kurfürst  sich  nicht  zu  einem  speciell  gegen  Schweden  gerichteten 
Bündnis,  sondern  nur  ebenso  wie  in  dem  kurz  zuvor  (6.  April)  endlich  mit 
Schweden  abgeschlossenen  Vertrage  zu  einer  ganz  allgemein  gehaltenen  Defen- 
sivallianz verstehen  wollte,  und  dass  er  verlangte,  dass  in  diese  ebenso  wie  aUe 
in  Europa  gelegenen  Besitzungen  des  dänischen  Königs  so  auch  alle  seine,  und 
zwar  speciell  auch  die  Clevischen  und  zugehörigen  Westfälischen  Lande  aufge- 
nommen würden,  über  welche  letzteren  er  eben  im  Begriff  stand,  sich  mit  dem 
Pfalzgrafen  von  Neuburg  definitiv  zu  verständigen,  welche  es  aber  auch  gegen 
die  Ansprüche  der  anderen  Mitbewerber,  darunter  auch  des  Königs  von  Schwe- 
den als  Mitglied  des  Pfalz-Zweibrückischen  Hauses  zu  sichern  galt.  Ende  Mai 
wurde  endlich  ein  den  Forderungen  des  Kurfürsten  entsprechendes  Vertrags- 
project  vereinbart,  dasselbe  wurde  aber  noch  nicht  unterzeichnet,  sondern  Ale- 

5* 


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68        IJ-  Der  bremische  Krieg,  die  Quadnipelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

feld  reiste  mit  demselben  zunächst  nach  Dänemark  zunkk,  erst  nach  einigen 
Monaten  (Ende  Juli)  hat  Köni^^  Friedrich  sicli  zur  Annahme  desselben  bereit 
erklärt,  wieder  aber  erst  geraume  Zeit  später  (im  October)  durch  einen  Secretär 
den  jetzt  von  Ale  feld  unterschriebenen  Vertrag  nach  Cleve  geschickt  und 
jedenfalls  zugleich  mit  den  unter  dem  gleichen  Datum  (23.  September)  ausge- 
stellten Ratificationen  gegen  das  von  den  kurfürstlichen  Kommissaren  unter- 
zeichnete Exemplar  auswechseln  lassen,  also  zu  einer  Zeit,  wo  die  Gefahr  eines 
Krieges  zwischen  Schweden  und  Dänemark  schon  längst  vorübergegangen  war 
und  damit  die  Bedeutung  dieser  Allianz  sich  wesentlich  vermindert  hatte. 

Eine  dritte  Gruppe  von  Actenstücken  betrifft  den  Antheil,  welchen  der  Kur- 
fürst an  den  Verhandlungen  über  die  Quadrupelallianz  genommen  hat. 
"Wie  oben  bemerkt,  wurde  diese  von  der  holländischen  Regierung  zu  derselben 
Zeit  angeregt,  als  sich  Dänemark  um  die  Bundesgenossenschaft  des  Kurfürsten 
bemühte;  auch  sie  sollte  denselben  Zweck  erfüllen;  um  Dänemark  und  Holland 
vor  dem  damals  drohenden  Angriff  Schwedens  zu  sichern,  sollten  die  braun- 
schweigischen  Herzoge  und  der  Kurfürst  ähnlich  wie  im  Münsterschen  Kriege 
gegen  Zahlung  von  Subsidien  ihre  Truppenmacht  hergeben.  Der  Kurfürst,  dem 
es  aus  den  verschiedensten  Gründen  erwünscht  sein  musste,  in  engerer  Verbin- 
dung mit  Holland  zu  bleiben,  ist  auch  auf  diesen  Antrag  eingegangen,  er  hat 
gegenüber  Beverning,  welcher  gleich  nach  dem  Abschluss  des  Cleveschen 
Friedens  ihm  die  ersten  Eröffnungen  darüber  machte,  und  dann  in  einer  Unter- 
redung, welche  er  gelegentlich  eines  kurzen  Abstechers  nach  Holland  im  Mai 
1666  mit  dem  Rathspensionar  de  Witt  hielt,  seine  Bereitwilligkeit  zu  einem 
solchen  neuen  Bündnisse  ausgesprochen  und  dabei  erklärt,  dass  er  Schweden 
gegenüber  freie  Hand  habe,  und  er  hat  dann  durch  den  Oberpräsidenten  v. 
Schwerin,  welcher  länger  in  Holland  zurückblieb,  V^erhandlungen  darüber 
führen  lassen,  aber  freilich  war  es  durchaus  nicht  seine  Absicht,  ein  Bündnis 
der  Art  zu  schliessen,  wie  es  de  Witt  im  Sinne  hatte,  durch  welches  er  eng 
an  die  holländische  Politik  gekettet  und  in  Gefahr  gebracht  worden  wäre,  eher, 
als  es  seine  eigenen  Interessen  erforderten,  mit  Schweden  zu  brechen.  Er  Hess 
daher  trotz  der  Gegenbemühungen  de  Witts  den  Haupttheil  seiner  Armee  aus 
dem  Clevischen  nach  den  Marken  zurückkehren  und  sich  zunächst  gegen  Magde- 
burg wenden  und  zog  die  Verhandlungen  in  die  Länge,  indem  er  einerseits 
jedenfalls  (darüber  sind  wir  nicht  näher  unterrichtet)  Einwendungen  gegen  das 
holländischerseits  vorgelegte  Project  machte,  andererseits  aber  Gegenforderungen 
erhob,  welche  theils  die  Ausführung  gewisser  Versprechungen,  welche  ihm  von 
der  holländischen  Regierung  beim  Abschluss  des  Bündnisses  gegen  den  Bischof 
von  Münster  gemacht  worden  waren,  andererseits  den  alten  Streitpunkt,  die 
Räumung  seiner  von  holländischen  Garnisonen  besetzten  clevischen  Festungen, 
betrafen.  Das  war  der  holländischen  Regierung  natürlich  sehr  unangenehm, 
und  da  dieselbe  auch  bei  den  brau nschweigis oben  Herzogen^),  welche  sich 
weder  unter  sich  über  eine  gemeinsame  Politik  einigen  konnten,  noch  sich  in 
gewissen  Streitpunkten,  die  sie  mit  ihnen  hatte,  gefügig  zeigten,  auf  Schwierig- 

')     S.  Kocher  I.  S.  4«;^ff. 


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Einleitung.  69 

keiten  stiess,  ferner  Frankreich')  dem  Abschluss  dieser  Allianz  entgegen- 
arbeitete und  sich  zu  diesem  Zwecke  bemühte,  Schweden  von  feindlichen 
Schritten  abzuhalten,  ebenso  auch  der  Kaiser*),  welcher  hinter  dieser  Allianz 
eine  französische  Intrigue  witterte,  dieselbe  zu  hintertreiben  suchte,  so  brach 
man  hollandischerseits  die  Unterhandlung  ab  und  ertheilte  auf  jene  Forderungen 
des  Kurfürsten  nicht  einmal  eine  Antwort.  Doch  veranlasste 3)  der  weitere 
Verlauf  der  bremischen  Angelegenheit,  die  Aussicht,  dass  die  seit  Ende  Juli 
neu  begonnenen  Unterhandlungen  zu  keiner  Verständigung  führen  und  dass  es 
bei  Ausführung  der  vom  Kaiser  angeordneten  Reichscommission  zum  Kriege 
mit  Schweden  kommen  würde,  die  Herzoge  von  Celle  und  Osnabrück  im 
August  die  Verhandlungen  über  die  Allianz  zunächst  nur  mit  Holland  und 
Dänemark  wieder  anzuknöpfen,  ein  neuer  Vertragsentwurf  wurde  aufgestellt, 
aber  man  konnte  sich  nicht  einigen,  da  unter  dem  Einfluss  de  Witts  die  hol- 
ländische Regierung  Subsidien  nur  für  den  Fall,  dass  es  wirklich  zum  Kriege 
käme,  und  auch  dann  nicht  bis  zur  Beendigung  desselben,  sondern  nur  auf 
zwei  Jahre  bewilligen  wollte,  und  der  Kurfürst  von  Brandenburg,  dessen 
Gesandt«  im  Haag,  Romswinckel  und  Copes,  erst  nachträglich  zur  Theil- 
nahme  an  diesen  Verhandlungen  aufgefordert  wurden,  lehnte  jetzt  unter  strenger 
Rüge  der  unfreundlichen  Behandlung,  welche  er  von  holländischer  Seite  erfahren 
hatte,  seine  Betheiligung  geradezu  ab.  So  geriethen  die  Verhandlungen  wieder 
ins  Stocken.  Erst  als  nach  dem  Scheitern  der  im  schwedischen  Hauptquartier 
geführten  Verhandlungen  W  ran  gel  die  Belagerung  von  Bremen  begonnen,  die 
braunschweigischen  Fürsten  aber  im  Einverständnis  mit  der  holländischen 
Regierung  sich  entschlossen  hatten,  der  Stadt  Hülfe  zu  bringen,  und  so  der  Krieg 
wirklich  vor  der  Thüre  stand,  kamen  dieselben  wieder  in  Fluss.  Gerade*)  die 
zudringlichen  Gegenbemühungen  von  französischer  Seite  hatten  zur  Folge,  dass 
innerhalb  der  holländischen  Regierung  die  de  Witt  entgegengesetzte  Strömung 
das  Uebergewicht  erhielt,  dass  diese  jetzt  auf  das  Zustandekommen  der  Allianz 
drängte  und  auch  den  Kurfürsten  zu  begütigen  und  heranzuziehen  suchte. 
Durch  eine  Declaration  der  Generalstaaten  vom  4.  October  wurde  demselben 
Erfüllung  der  in  der  früheren  Allianz  «gemachten  Zusagen  und  freundnachbar- 
liche Verhandlungen  über  seine  anderen  Forderungen  versprochen  und  er  zur 
Theilnahme  an  den  Allianzverhandlungen  eingeladen,  jedenfalls  auf  Veranlassung 
der  oranisch  gesinnten  Partei ^)  begab  sich  Romswinckel  zur  Berichterstattung 
nach  Cleve  und  nun  entschloss  sich  der  Kurfürst,  an  dieser  Verbindung,  welche, 
wenn  er  sich  fem  gehalten  hätte,  doch  zu  Stande  gekommen  wäre,  dann  aber 
eine  seinen  Interessen  und  denen  jener  ihm  befreundeten  Partei  zuwiderlaufende 
Richtung  erhalten  hätte,  zu  betheiligen.  Er  schickte  Romswinckel  mit  den 
nöthigen  Instructionen  nach  dem  Haag  zurück,  und  dieser  hat  dann  zusammen 

»)  S.  Memoires  d'Estrades  IV.  S.  387. 

3)  S.  Urk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  277f. 

3)  S.  Köcher  I.  S.  475fF. 

*)  S.  Köcher  1.  S.  497flf. 

*)  Vgl.  Droysen,  Gesch.  der  preussischen  Politik  III.  3.  S.  110. 


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70       I^*  I^er  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

mit  Copes  an  den  Schlussverhandlnngen  Theil  genommen  und,  nachdem  bei 
diesen  die  von  dem  Kurfürsten  zu  dem  früberen  Vertragsentwurf  gemachten 
Ausstellungen  wenigstens  theilweise  berücksichtigt  worden  waren,  die  Qnadrnpel- 
allianz  am  25.  October  mit  unterzeichnet. 

Eine  vierte  Gnippe  von  Actenstücken  beleuchtet  den  Antheil,  welchen  der 
Kurfürst  an  den  von  Ende  1666  bis  Anfang  1668  über  eine  engere  Ver- 
einigung einer  Anzahl  von  norddeutschen  Fürsten  geführten  Verhandlungen 
genommen  hat.  Dieselben  wurden^)  von  den  braunschweigischen  Herzogen 
Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  angeregt,  welche  erschreckt  durch  die 
drohende  Haltung,  welche  Schweden  gleich  nach  dem  Abschluss  des  Haben- 
hausener  Friedens  unter  dem  Vorwande  jenes  Speckhanschen  Handels  annahm, 
und  besorgt  gemacht  durch  die  unfreundliche  und  verdächtige  Haltung,  zu 
welcher  sich  die  holländische  Regierung  durch  den  jetzt  um  so  mehr  zu  Frank- 
reich hinüberneigenden  de  Witt  verleiten  Hess,  von  der  Quadrupelallianz  wenig 
Sicherung  erwarteten  und  statt  dessen  Schutz  gegen  die  schwedischen  Rache- 
gelüste durch  ein  Bündnis  mit  ihren  norddeutschen  Nachbaren,  Kurcöln,  Kur- 
brandenburg und  Hessen-Cassel  zu  finden  sachten.  Der  Kurfürst  ist 
auch  auf  diese  Verhandlungen  eingegangen,  aber  wieder  von  vorneherein  in  der 
Absicht,  nur  dann  in  eine  solche  Verbindung  zu  treten,  wenn  derselben  die 
von  jenen  beabsichtigte  feindliche  Tendenz  gegen  Schweden  genommen  werde, 
und  in  dem  Wunsche,  vielmehr  Schweden  selbst  zur  Theilnahme  an  der- 
selben heranzuziehen  und  so  die  infolge  des  bremischen  Krieges  zurückgeblie- 
bene feindliche  Spannung  in  Norddeutschland  zu  lösen.  Dem  entsprechend  hat 
er  seinen  Gesandten  Butendach  auf  den  zuerst  Ende  December  1666  und 
Anfang  Januar  1667  und  dann  wieder  Ende  Januar  und  Anfang  Februar  1667 
zu  Hildesheim  und  darauf  im  März  zu  Braun  schweig  abgehaltenen  Con- 
ferenzen  wirken  lassen  und  es  durchgesetzt,  dass  das  Bündnis,  welches  dort 
zwischen  ihm,  Kurcöln  und  den  braunschweigischen  Herzogen  am 
15./25.  März  abgeschlossen  wurde,  nur  einen  ganz  allgemein  defensiven  Charakter 
erhielt,  er  hat  sich  dann  bemüht,  die  Schwierigkeiten,  welche  den  Beitritt 
Hessen-Cassels  verzögerten,  zu  beseitigen  und  nach  der  Veränderung,  welche 
die  politischen  Verhältnisse  ganz  Europas  durch  das  Vorgehen  Frankreichs  gegen 
die  spanischen  Niederlande  erfahren  hatte,  durch  die  Absendung  v.  d.  Goltzs 
und  Reinhardts  (Juli  1667)  an  die  braunschweigischen  Herzoge  einer- 
seits eine  Verständigung  mit  denselben  inbetreff  der  Frankreich  gegenüber  einzu- 
nehmenden Haltung,  andererseits  eine  Aussöhnung  derselben  mit  Schweden  an- 
zubahnen. Wenn  auch  jene  Herzoge  sich  damals  noch  sehr  zurückhaltend 
zeigten,  so  hat  er  doch  erreicht,  dass  an  den  neuen  Ende  August  zu  Braun- 
schweig gehaltenen  Conferenzen  auch  ein  schwedischer  Bevollmächtigter 
Theil  nahm  und  dass  in  dem  neuen  dort  am  I.September  abgeschlossenen  Vertrage, 
dessen  Wortlaut  hier  zum  ersten  Male  publiciert  worden  ist,  eine  Stellungnahme 
zu  dem  spanisch-französischen  Conflict  vermieden  wurde.  Weiter  hat  er  dahin 
gewirkt,  dass  die  Bedingungen,  von  denen  Schweden  seinen  Beitritt  zu  dieser 


^)    S.  Köcher  I.  S.  511ff. 


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Einleitung.  71 

Allianz  abhängig  machte,  von  den  Verbündeten  bewilligt  worden  und  dass  so 
Schweden  wirklich  (der  darüber  am  20.  Februar/1.  März  aufgerichtete  Recess 
ist  hier  auch  abgedruckt)  bei  Gelegenheit  einer  neuen  Ende  Februar  und  An- 
fang März  1668  zu  Braunschweig  behufs  Auswechslung  der  Ratificationen 
abgehaltenen  Zusammenkunft  dem  Bündnis  beigetreten  ist. 

Endlich  ist  hier  als  Fortsetzung  der  im  9.  Bande  dieser  Sammlung  über 
die  Gesandtschaft  v.  Crockows  in  Schweden  aus  der  Zeit  vom  December 
1662  bis  zum  April  1666  publicierten  Actenstücke  eine  Auswahl  aus  den  wei- 
teren Relationen  dieses  Gesandten  und  den  an  ihn  ergangenen  Rescripten  des 
Karfürsten  (Mai  1666  —  August  1668)  mitgetheilt  worden.  In  denselben  kom- 
men alle  in  den  früheren  Theilen  dieses  Abschnittes  behandelten  Gegenstände 
zur  Sprache,  zugleich  aber  auch  die  anderen  politischen  Fragen  jener  Zeit,  in 
denen  sich  die  Interessen  Brandenburgs  und  Schwedens  begegneten,  vor  allem 
fortgesetzt  die  polnischen  Verhältnisse  und  zuletzt  auch  der  spanisch- fran- 
zösische Conflict  und  die  an  diesen  sich  anknüpfenden  diplomatischen  Actionen. 
Crockows  Hauptaufgabe  war  es,  dahin  zu  wirken,  dass  Schweden  sich  nicht  zur 
Unterstützung  der  französischen  Pläne,  namentlich  nicht  zur  Beförderung  der  Er- 
hebung eines  französischen  Prinzen  auf  den  polnischen  Thron  bestimmen  lasse,  viel- 
mehr dasselbe  zu  engem  Zusammengehen  mit  Brandenburg  in  Polen  zu  bewegen. 
Das  erstere  wenigstens  hat  er  trotz  aller  Schwankungen  der  schwedischen  Po- 
litik erreicht,  mit  der  Unterzeichnung  des  Vertrages  vom  6./16.  Mai  1668  zwischen 
Schweden,  Brandenburg  und  dem  Pfalzgrafen  von  Neuburg,  (derselbe 
ist  hier  auch  abgedruckt),  durch  welchen  sich  die  beiden  ersten  Mächte  zur 
Beförderung  der  Throncandidatur  des  letzteren  in  Polen  verpflichteten,  über 
dessen  wirkliche  Bedeutung  er  sich  selbst  allerdings  keineswegs  trügerischen 
Illusionen  hingegeben  hat,  findet  seine  dortige  Negotiation  ihren  Abschlnss. 
Seine  Relationen  bilden  so  gewissermassen  die  Brücke,  welche  zu  dem  nächst- 
folgenden und  auch  zu  den  späteren  Abschnitten  dieses  Bandes  hinüberführt, 
zu  denen  allen  dieselben  werthvolle  Ergänzungen  darbieten. 


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II.   Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupel- 
allianz   und    die    engere   Vereinigung    zu 
Braunschweig.    1665 — 1668. 

a.  Der  Bremische  Krieg. 

Die  vier  Haabtpuncta   des   Stadtbrehmischen  Abgeordneten') 
unterthänigst  abgelegter    Proposition   bestehen   hierinne    s.  1. 

et.  d.  [Juni  1665]. 

[Proposition  des  bremischen  Abgesandten  Wachmann.] 

c.lO.Juni.  1.  Kf.  möchte  dahin  wirken,  dass  ein  tapferes  kurfürstliches  Gutachten 
pro  conservatione  civitatis  Bremensis  an  den  Kaiser  förderlichst  erfolge  und 
auch  im  Nothfall  wirklich  ausgeführt  werde. 

2.  Kf.  möchte  als  Mitglied  des  Obersächsischen,  Westfälischen 
und  Niedersächsischen  Kreises  dahin  wirken,  dass  in  omnem  necessitatis 
casum  die  vom  Kaiser  bei  diesen  Kreisen  verordnete  Reichshülfe '^)  wirklich  er- 
folge, falls  dieselbe  sich  aber  verzögere  und  die  Stadt  inzwischen  ad  sustinen- 
dum  primum  impetum  mehr  Völker  als  ihre  eigene  Garnison  bedürfen  sollte, 
derselben  etwa  oOO — 800  Mann  oder  mehr  überlassen  und  deswegen  sofort  die 
nöthige  Ordre  ergehen  lassen. 

^)  Der  Syndicus  D.  Johann  Wachmann;  das  Creditiv  des  Bremer  Rathes  für 
denselben  ist  vom  24.  Mai /[3.  Juni]  1665,  das  Recreditiv  des  Kf.  Cöln  a.  d.  Spree 
6./[16.]  Juni  1665  datiert;  vergl.  über  denselben  Duntze,  Geschichte  der  freien  Stadt 
Bremen  IV.  S.  65  ff.  (irrig  wird  dort  aber  S.  68  diese  Sendung  Wachmanns  an  den 
Kf.  und  andere  benachbarte  Fürsten  in  den  März  1665  gesetzt,  s.  dagegen  schon 
Köcher,  Gesch.  von  Hannover  u.  Braunschweig  I.  S.  456.) 

'0  Schreiben  Kaiser  Leopolds  an  die  kreisausschreibenden  Fürsten  des  ober-, 
niedersächsischen  und  westfälischen  Kreises  d.  Wien  30.  März  1665;  s.  Köcher  I. 
S.  456. 


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Bremisches  Hölfsgesuch.  73 

3.  Kf.  möchte  seine  Gesandtschaft  für  den  nächstkommenden  Nieder- 
sächsischen  Kreistag  dahin  instruieren,  dass  den  kaiserlichen  Schreiben  an 
die  Kreisstände  wegen  Zulassung  Bremens  zu  den  Kreistagen  wirklich  nachge- 
kommen werde. 

4.  Kf.  mochte  wegen  des  Oldenburger  Zolls ^  zufolge  seiner  in  Wien 
eingelegten  Protestation  darauf  halten,  dass  dem  Grafen  von  Oldenburg  nicht 
gestattet  werde,  denselben  an  andere  zu  alienieren,  dass  derselbe  vielmehr  im 
Falle  des  Todes  des  Grafen  für  erloschen  gehalten  und  gänzlich  aufgehoben 
werde. 


Unterthänigstes  Memorial  [Wachmanns]  s.  1.  et  d.  [Juni  1665]. 

[Bitte  um  Erfüllung  der  Versprechungen  des  Kf.] 

1.  S.  Ch.  D.  haben  dem  Brehmischen  Herrn  Abgeordneten  beic.l6.Juni. 
dessen  Abfertigung  gnädigst  versprochen,  an  des  K.  Schwedischen  Reichs- 
feldherrn Graf  Wrangeis  Exe.  ein  Schreiben  ergehen  zu  lassen,  damit 
wieder  die  Stadt  Brehmen  via  facti  nichts  tentiret  werde,  umb  dessen 
Ausfertigung  ged.  H.  Abgeordneter  unterth.  Erinnerung  zu  thun  be- 
gehret,   fiat. 

2.  Wie  auch,  dass  S.  Exe.  der  Herr  von  Jena  instruiret  werden 
möge,  bei  beiden  Förstl.  Braunschweigischen  Lüneburgischen 
Häusern,  insonderheit  aber  (aus  bekannten  Ursachen)  zu  Hannover  bei 
Herzog  George  Wilhelms  F.D.  das  beste  zu  thun, 

1)  pro  admissione  civitatis  Bremensis  ad  sessionem  et  votum  in 
diaetis  circularibus  inferioris  Saxoniae, 

2)  pro  eventuali  assistentia  in  casum  necessitatis,  nach  laut  kaiser- 
licher Schreiben  an  die  drei  Kreise,  aut  saltem  pro  cooperatione 
ad  amoliendam  omnem  vim  armorum.     fiat. 

3)  Dass  S.  Ch.  D.  dergleichen  Schreiben  auch  an  hochged.  Herzogen 
zu  Hannover  Fürstl.  D.  abgehen  zu  lassen  geruhen  wollten'). 


^)  Vgl.  ürk.  u.  Act.  XI.  S.  173;  Kocher  1.  S.  88  und  über  Bremens  Antbeil 
an  diesem  Streite  Duntze  IV.  S.  55ff. 

^  Erst  am  14./24.  August  1665  erlässt  Kf.  ein  Schreiben  an  W ran  gel,  in 
weichem  er  denselben  ersucht,  bei  seiner  jetzigen  Anwesenheit  in  Schweden  dahin  zu 
wirken,  dass  gegen  die  Stadt  Bremen,  welche  sich  zu  aller  Raison  und  Billigkeit  er- 
biete, nichts  via  facti  vorgenommen,  sondern  dieselbe  bei  ihrem  statu  praesenti  nach 
dem  Friedensschluss  und  Stadischen  Vergleich  gelassen  und  die  Streitigkeiten  via 
ordinaria  abgemacht  würden;  gleichzeitig  befiehlt  er  dem  in  Hildesheim  (s.  Urk.  u. 
Act  XI.  S.  584)  befindlichen  Fr.  v.  Jena,  bei  den  braunschweigischen  Herzogen 
die  Sache  der  Stadt  zu  recommendieren. 


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74       II«  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Friedrich  von  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Hildesheim 
22.  August /[l.  September]  1665. 

[Aeusserungen  des  schwedischen  und  der  braunschweigischen  Gesandten  inbetreflf  der 

Bremer  Angelegenheit.] 

1.  Sept.  Er  hat  nichts  verrichten  können,  da  Herzog  Georg  Wilhelm  nach  Oesen 

verreist  ist.  Der  Schwedische*)  zeigt  sich  gegen  ihn  sehr  vertraulich,  hat 
ihm  alle  Beschwerden  der  Krone  gegen  Bremen  gezeigt,  sie  werden  aber  schwer- 
lich in  der  Sache  Interponenten  leiden  und  mit  Bremen  nicht  als  einer  Imme- 
diatstadt  zu  thun  haben  wollen.  Die  braunschweigischen  Minister,  mit 
denen  er  wegen  der  bremischen  Sache  geredet,  meinen,  wegen  Bremens  Ad- 
mission  sei  auf  künftigem  Kreistage  zu  reden,  sonst  würde  man  Schweden  oflfen- 
dieren,  doch  sehen  dieselben  sonst  wohl  ein,  wieviel  dem  Kreise  und  nament- 
lich dem  Hause  Braunschweig  daran  gelegen  ist,  dass  die  Stadt  nicht  unterge- 
bracht werde,  und  sie  wünschen  gütliche  Beilegung  des  Streites.  Auch  er  hat 
dem  bremischen  Syndicus  hier  bei  dessen  Durchreise  gerathen,  die  Stadt  möchte 
suchen  aus  der  Sache  in  der  Güte  zu  kommen.  Der  Schwedische  erklärt 
auch,  die  Krone  möchte  gern  aus  der  Sache  sein,  sie  wollte  der  Stadt  in  ihren 
commerciis  aufhelfen,  müsste  derselben  aber  auf  irgend  eine  Weise  versichert 
sein.  Eine  Besatzung  begehren  sie  nicht,  aber  die  Stadt  solle  sich  der  Imme- 
dietät  begeben. 

Der  Kurfürst  an  den   Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree  25.  Sep- 
tember/[5.  October]  1665'). 

[Die  schwedischen  Röstungen.] 
5.  Oct.  —  Mir  [ist]  gleichergestajt    von    unterschiedenen   Orten    die   Nach- 

richt zugekommen*),  welchergestalt  zwar  die  Chron  Schweden  eine 
ziembliche  Anzahl  Völker  unter  conduite  des  Reichsfeld herrn  Graif 
Wrangel  herausschicke,  dass  sie  aber  und  wo  selbige  angelangt  sein 
solle,  habe  ich  bishero  nicht  erfahren  können,  viel  weiniger  zu  was  Ende 
und  wohin  etwa  ihr  dessein  gerichtet  sei,  so  bald  ich  davon  einige  Ge- 
wissheit  erlange,    will  ich  nicht  unterlassen,  meiner  Schuldigkeit  nach 

^)  Der  schwedische  Regierungspräsident  in  Stade,  Dietrich  Schweder  Klei  he, 
s.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  582 ff. 

')  Antwort  auf  ein  Schreiben  Kaiser  Leopolds  (d.  Salzburg  25.  September 
1665),  in  welchem  derselbe  dem  Kf.  Mittheilung  von  den  ihm  wegen  schwedischer 
Rüstungen  gegen  Bremen  zugegangenen  Nachrichten  macht  und  ihn  ersucht,  ihm 
seine  Meinung  darüber  und  was  zur  Erhaltung  der  Ruhe  im  Reiche  zu  thun  sei,  zu 
eröffnen,  sowie  auch  seine  Gesandten  in  Regensburg  darüber  zu  instruieren. 

')  Vergl.  die  Relation  v.  Crockows  aus  Stockholm  vom  2./12.  August  1665 
(ürk.  U.Act.  IX.  S.  804). 


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Die  schwedischen  Rüstungen.  75 

Ew.  K.  M.  von  allem  gehorsambste  Nachricht  zu  erstatten.  Ich  habe 
sonsten  allemahl  diese  gewisse  Nachricht  gehabt,  dass  die  Chron  Schwe- 
den nicht  gesonnen  gewesen  zu  armiren,  weiniger  einige  Völker  auf  des 
Reiches  Boden  zu  schicken,  sobald  sie  aber  die  starke  Münsterische 
Armatur  vernommen,  haben  sie  zugleich  die  Resolution  ergriffen,  einige 
Völker  herauszuschicken ,  und  ist  mir  nicht  wissend,  ob  sie  einige  Dif- 
ferentien  mit  des  BischofTen  zu  Münster  Ld.  haben^  oder  auch  gar  mit 
dessen  dessein  einig  sein,  viel  weiniger  habe  ich  einigen  gewissen  Grund 
erlangen  können,  dass  sie  wider  die  Stadt  Brehmen  etwas  Thätliches 
vornehmen  sollten,  wiewohl  desfals  von  langer  Zeit  her  starke  Gerüchte 
gegangen.  Sonsten  hat  man  auch  darfnr  gehalten,  als  wenn  sie  sich 
nacher  Polen  derends  wenden  würden.  — 


Bürgermeister  und  Rath  von  Bremen  an  den  Kurfürsten. 
D.  16./[26.]  December  1665. 

[Bitte  nm  Ueberlassung  von  Truppen  and  um  Vermittlung.] 

Sie  erneuern  das  schon  im  Sommer  durch  ihren  Abgesandten  D.  Wacb-  26.  Dec. 
mann»)  dem  Kf.  vorgetragene  Gesuch,  da  alles*)  um  die  Stadt  herum  seitdem 
sich  in  Waffen  gestellt  hat  und  sie  ihre  Garnison  zu  verstärken  wünschen,  Kf. 
möchte  aus  seinen  nächstgelegenen  Garnisonen  300  oder  400  Mann  auf  etliche 
Monate  in  ihre  Dienste  treten  lassen.  Zugleich  ersuchen  sie  Kf.,  beim  Kaiser, 
den  anderen  Kurfürsten  und  deren  Gesandten  in  Regensburg  dahin  zu  wirken, 
dass  die  Stadt  bei  ihrer  Reichsfreiheit  geschützt  werde,  femer  den  Grafen 
Wränge  1  dahin  zu  disponieren,  dass  die  Streitigkeiten  in  Güte  geschlichtet 
würden,  und  selbst  die  Vermittlung  dabei  zu  übernehmen^). 


Instruction,   wornach   sieh  unser  Cammerjuncker  Georg  Wil- 
helm von  Podewilss  —  zu  achten.     D.  Cleve   10./20,  Januar 

1666, 

[Drohende  Aussiebten  durch   den  Mnnsterschen  Krieg.     Anerbieten  des  Kf.  zur  Ver- 
mittlung der  Streitigkeiten  mit  Bremen.     Stand  der  Tractaten  mit  Holland.     Anhalten 

von  Getreide  in  Verden.] 

Er  soll  sich  förderlichst  auf  die  Reise  zu  Graf  Wränge  1  begeben,  welchen  20.  Jan. 


')    S.  oben  S.  72. 

2)    Vgl.  Duntze  IV.  S.  151f.;  Kochet  I.  S.  456f. 

^  In  einem  zweiten  Schreiben  von  demselben  Datum  klagt  der  Bremer  Rath 
über  Sperrung  der  Schiffahrt  auf  der  Weser  durch  den  schwedischen  Zöllner  zu  In- 
schede  und  den  Licenteinnehmer  zu  Verden. 


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76        n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

er  entweder  im  Bremischen  oder  in  Vorpommern  antreffen  wird,  demselben  aus- 
führlich den  Zustand  dieser  Quartiere*)  entdecken,  dass  beide  kriegführende 
Parteien  jetzt  in  den  Winterquartieren  liegen  und  neuerdings  nichts  Hauptsäch- 
liches vorgegangen,  da  aber  zu  Frieden  und  gütlichen  Tractaten  noch  wenig 
Apparenz,  wäre  zu  fürchten,  dass  im  nächsten  Frühling  die  Sache  zu  grossen 
Extremitäten  und  höchst  geföhrlichen  Weiterungen  ausschlagen  und  dass  nicht 
nur  der  Westfälische,  sondern  auch  der  Niedersächsische  Kreis  und  das  ganze 
Römische  Reich  impliciert  werden  möchte,  Kf.  wünsche  daher  Wr.'s  Meinung  zu 
veniehmen,  wie  man  die  gegenwärtige  Unruhe  entweder  durch  gütliche  Mittel 
und  Tractaten  dämpfen  oder  sich  dagegen  sichern  könne,  dass  man  nicht  wider 
seinen  Willen  in  diesen  Krieg  impliciert  werde. 

Ferner  habe  Kf.  vernommen,  es  sollte  im  Bremischen  neue  Unruhe  zu 
besorgen  und  einige  Desseins  wider  die  Stadt  obhanden  sein.  Sollte  die  Krone 
ein  Mecontentement  über  die  Stadt  haben,  so  erbiete  sich  Kf.  zur  Interposition, 
er  wolle  sich  dabei  so  betragen,  dass  die  Stadt  zu  allen  billigen  und  raison- 
nablen  Conditionen  disponiert  werde.  Sollte  Wr.  die  Interposition  damit  ab- 
lehnen, dass  die  Krone  die  Stadt  für  mediat  hielte,  so  soll  er  darauf  erwidern, 
Kf.  stelle  solches  an  seinen  Ort,  es  sei  aber  bekannt,  dass  auch  in  solchem 
Falle  Benachbarte  sich  ins  Mittel  gelegt,  und  würde  dieses  der  Krone  jura  nicht 
kränken.  Sollte  der  Feldherr  versichern,  man  beabsichtige  nichts  Thatsächliches 
wider  die  Stadt  vorzunehmen,  so  hat  er  solches  zu  acceptieren;  sollte,  wie  ge- 
rüchtweise verlautet,  schon  ein  Vergleich  zustande  gebracht  sein,  so  hat  er 
deswegen  zu  gratulieren. 

Sollte  der  Feldherr  sich  nach  des  Kf.  Zustand,  insonderheit  wie  es  mit 
dessen  holländischen  Tractaten-)  stehe,  erkundigen,  so  kann  er  antworten, 
dass  diese  noch  zu  keinem  Schluss  gebracht  seien,  Kf.  hätte  auch  damit  nicht 
sonderlich  eilen  wollen,  da  er  keine  gewisse  Nachricht  von  der  Krone  Schwe- 
den Intention  gehabt,  er  würde  es  als  ein  Zeichen  sonderbarer  Confidenz  auf- 
nehmen, wenn  der  Feldherr  ihm  im  Vertrauen  etwas  davon  entdecken  wollte, 
er  wollte  sich  gern  ihren  consiliis  conformieren,  jedenfalls  mit  Schweden 
Freundschaft  zu  erhalten  beflissen  sein.  Unter  der  Hand  hat  er  sich  auch  zu 
erkundigen,  in  welcher  Postur  man  sich  schwedischerseits  befinde,  wie  viel 
Völker  aus  Schweden  dort  angekommen  seien  oder  noch  erwartet  wurden. 

Er  soll  auch  suchen,  des  Feldherrn  Judicium  von  dem  braunschwei- 
gi sehen  Werke,  ob  derselbe  billige,  dass  Herzog  Georg  Wilhelm  sich  so- 
weit mit  Holland  engagiert'),  zu  erfahren. 

Da  ünterthanen  des  Kf.  wegen  Anhaltung  des  Getreides  in  Verden  Klage 
geführt  haben,  so  soll  er  darauf  dringen,  dass  dieses  abgestellt  und  die  Com- 
mercien  nicht  weiter  behindert  werden. 

^)  lieber  den  damaligen  Stand  des  Münsterschen  Krieges  s.  ürk.  u.  Act.  XL 
S.  682  ff. 

2)     S.  ürk.  u.  Act.  XI.  S.  678 ff. 

2)    a.  a.  0.  S.  635ff ;  Köcher  I.  S.  440ff. 


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Sendung  t.  Podewils'  zu  Wrangel.  77 

Der  Kurfürst  an  die  Stadt  Bremen.     D.  Cleve  17./[27.]  Januar 

1666. 

[auf   das  Schreiben  vom    16.  December.     Abscbickimg  an  Wrangel.    Ermahnung  zu 

versöhnlichem  Verhalten.] 

—  So  haben  wir  Jemand  der  Unsrigen^)  an  den  Reichsfeldherrn  Grafen  27.  Jan. 
Wrangel  abgeschickt,  demselben  die  Gefahr,  welche  dergleichen  Vor- 
haben nach  sich  ziehen  würde,  fürgestellet  und  unsere  Mediation  bei  den 
zwischen  der  Eron  Schweden  und  Euch  etwan  schwebenden  Diiferentien 
wohlmeinend  offerirt.  Ob  und  welcher  Gestalt  dieselbe  nun  beliebet 
und  angenommen  werden  möchte,  solches  stehet  hiernächst  zu  vernehmen. 
Inmittelst  aber  verstehen  wir  uns  auch  zu  Euch,  wollen  Euch  auch  des- 
falls  in  guter  Intention  ermahnet  und  erinnert  haben,  dass  Ihr  alles, 
was  zu  Beibehaltung  des  Glimpfes  und  Eintracht  und  Abwendung  aller 
dergleichen  besorglichen  Anstalt  immer  gereichet,  mit  aller  Sorgfalt  und 
Fleiss  beobachtet,  der  Krön  Schweden  in  den  ihr  zustehenden  iuribus 
und  Befugnissen  keinen  Eintrag  noch  Schmälerung  zufüget,  noch  un- 
nöthige  Streitigkeiten  und  Disputaten  erreget  oder  dazu  Ursach  gebet 
damit  man  auch  am  andern  Theil  dadurch  zu  glimpflichen  consiliis  und 
gelinden  Wegen  bewogen  werden  möge.  Dieweil  wir  auch  auf  diese 
Manier  uns  Eure  Sicherheit  und  Wohlfahrt,  so  viel  an  uns,  zu  befördern 
angelegen  sein  lassen,  so  könnet  Ihr  selbst  urtheilen,  dass  wir  Euch  in 
den  anderen  petitis  nicht  deferiren  oder  uns  anderer  Gestalt  als  auf  diese 
Weise  des  Werks  annehmen  können.  Wegen  beschehener  Anhaltung  des 
Getreides  zu  Verden  haben  sich  auch  unsere  Unterthanen  beschweret, 
und  wollen  wir  bei  dem  Herrn  Grafen  Erinnerung  thun  lassen,  dass 
solche  abgestellet  und  den  Commercien  ihr  freier  Lauf  gelassen  werden 
möge.  — 


G.  V.  Podewils  an  den  Kurfürsten,     [s.  1.  et  d.  Praes.  24.  Fe- 
bruar 1666.] 

[Antwort    Wrangeis.      Aeusserungen   desselben   und    Dohna's    über    die   schwedische 

Politik.] 

Er   ist  am  6.  Februar  zu  Stade  eingetroffen  und  hat  am  7.  bei  Wrangel  24.  Febr. 
Audienz  gehabt.    Derselbe  erwiderte  auf  seine  Proposition,    Schweden  bemühe 
sich,   den  Frieden   im  Römischen  Reich  zu  erhalten   und   neutral  zu  bleiben, 
seiner  Meinung  nach  sei  hochstnöthig,  Herzog  Georg  Wilhelm  von  der  Allianz 


*)    V.  Podewils,  s.  oben  S.  75f. 


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78        II'  I^or  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

mit  den  Staaten  wieder  abzubringen,  da  sonst  der  Bischof  genöthigt  sein  wurde, 
andere  Hülfe  an  sich  zu  ziehen  und  so  den  Krieg  auf  den  Reichsboden  zu 
bringen,  er  wüsste,  dass  man  auf  lüneburgischer  Seite  sehr  zur  Trennung  in- 
clinierte,  es  mangelte  aber  an  guter  Gelegenheit  und  Mitteln,  es  werkstellig  zu 
machen,  des  Grafen  Waldeck  consilia  wären  auch  an  jenem  Hofe  nicht  mehr 
so  angenehm,  als  sie  anfangs  geschienen. 

Die  vom  Kf.  angebotene  Mediation  wegen  der  Stadt  Bremen  nahm  er  ad 
referendum  an  seinen  König  und  bat,  Kf.  mochte  sich  so  lange  gedulden,  bis 
er  deswegen  Antwort  erhalten.     Er  erhob  grosse  Klagen  über  die  Stadt. 

Ihr  angehaltenes  Getreide  sollten  des  Kf.  Unterthanen  richtig  bezahlt  er- 
halten, wenn  sie  sich  nur  zu  Stade  bei  der  Regierung  angeben  wollten;  er  hat 
wohl  merken  können,  dass  es  blos  geschehen,  um  der  Stadt  Bremen  die  Zu- 
fuhr zu  benehmen,  zu  welchem  Zwecke  sie  auch  schon  den  Weserstrom  ge- 
sperrt haben. 

Aus  dem  ihm  nachgeschickten  Schreiben  des  Kf. ')  hat  er  mit  dem  Feld- 
herrn auch  geredet,  derselbe  zeigte  sich  sehr  surpreniert,  dass  dergleichen  Dinge 
aus  Schweden  berichtet  würden,  versicherte,  sein  König  setzte  in  Kf.  keine 
DifPidenz,  er  wolle  dieses  alles  demselben  berichten,  um  soviel  als  möglich  die 
Tractaten  zum  Schluss  zu  befördern.  So  lange  er  in  Schweden  gewesen,  habe 
man  auf  des  Kf.  Person  und  Allianz  mehr  Reflexion  gemacht  als  auf  irgend  einen 
anderen  Potentaten.  Wegen  der  Hildesheimer  Zusammenkunft  würde  Kley*), 
der  schon  auf  der  Rückreise  begriffen,  Gewissheit  mitbringen.  Sonst  hat  er 
bei  dem  Feldherm  und  anderen  wegen  ihrer  bekannten  grossen  Verschwiegen- 
heit nicht  viel  penetrieren  können.  Nur  ergab  sich  aus  Wrangeis  Discursen, 
dass  man  schwedischerseits  mehr  auf  die  englische  als  holländische  Partie  in- 
cliniere.  Als  P.  den  Discurs  auf  die  französische  und  dänische  Allianz  mit 
Holland')  brachte,  äusserte  er,  Frankreich  musste  grosse  Desseins  vorhaben, 
wenn  man  ihm  nicht  im  Anfang  widerstände,  so  dürfte  der  König  wohl  suchen 
den  Rhein  zur  Grenze  gegen  Deutschland  zu  setzen,  weil  auch  Dänemark 
sich  in  diese  Allianz  eingelassen,  so  würden  sie  sich  wohl  auf  die  Länge  nicht 
neutral  halten  können. 

Vom  Grafen  von  Donaw*),  dessen  aufrichtige  Treue  für  Kf.  er  nur  rühmen 
kann,  hat  er  im  Vertrauen  erfahren,  dass  die  schwedischen  Reichsräthe  bei  der 
Minderjährigkeit  des  Königs  nicht  gern  zum  Öffentlichen  Krieg  sich  fesolvieren 
wollten,  sie  hätten  auch  über  diese  Armatur  zu  Anfang  im  höchsten  difficultiert, 
endlich  aber  auf  des  Feldherrn  Versprechen,  sich  so  lange  als  möglich  aus  dem 

0  d.  Cleve  31.  Januar  1666,  durch  welches  ihm  Kf.  aus  Schweden  zugegangene 
Nachrichten,  wahrscheinlich  v.  Crockows  Relation  vom  20./30.  December  16G5  (ürk. 
u.  Act.  IX.  S.  809 f.)  zugesendet  hatte. 

2)    S.  oben  S.  74. 

^  Ueber  diesen  holländisch-dänischen  Allianztractat  vom  11.  Februar  1666  und 
die  dadurch  in  Schweden  erregte  Unzufriedenheit  s.  Mem.  de  Pomponnell. 
S.  91ff.,  Mem.  d'Estrades  IV.  S.  107ff,  oben  S.  63. 

*)     Graf  Christoph  Delphicus  v.  Dohna,  s.  Urk.  u.  Act.  IX.  S.  733. 


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Sendung  v.  Podewils'  zu  Wrangel.  79 

Kriege  zu  halten,  darein  gewilligt.  Dass  die  Tractaten  in  Schweden  mit 
Krockow')  so  langsam  fortgingen,  käme  daher,  dass  derselbe  auf  die  ulti- 
mata  noch  nicht  habe  Resolution  geben  können,  welche  Verzögerung  bei  der 
Krone  einiges  Nachdenken  erregt  habe.  Ihre  Allianzen  betreffend,  stünden  sie 
mit  niemand  so  fest,  dass  sie  nicht  mit  anderen  tractieren  könnten.  Mit  Eng- 
land stünde  man  in  guter  Correspondenz,  es  möchten  wohl  einige  kleine  Dif- 
ferenzen mit  Frankreich  sein,  die  aber  hoffentlich  wieder  würden  gehoben 
werden  *). 


Bürgermeister  und  Rath  von  Bremen  an  den  Kurfürsten. 

D.  16./ [26.]  Februar  1666. 

[auf    das    Schreiben  vom    17.  Januar.    Neue  Verhandlungen,     ßitte  um  Vermittlung 

des  Kf.] 

Versicherung  ihrer  friedlichen  und  versöhnlichen  Absichten.  Sie  haben')  26.  Febr. 
an  Graf  Wrangel  eine  Abschickung  gethan  und  sich  zu  gütlichen  Tractaten 
erboten,  solche  sollen  Montag  den  19.  st.  v.  zu  Stade  angestellt  werden.  Als 
wegen  einiger  Mediatoren  Erwähnung  geschehen,  hat  Wrangel  erklärt, 
darauf  nicht  instruiert  zu  sein,  es  erforderte  fünf  Wochen  Zeit,  bis  er  desfalls 
Antwort  von  Stockholm  haben  könnte,  inmittels  müsse  es  mit  der  Stadt  Bremen 
schon  abgethan  sein.  Sie  haben  sich  darauf,  zumal  da  die  schwedischen  Völker 
zunächst  um  die  Stadt  in  das  Herzogthum  Bremen  verlegt,  die  Reiterwachen 
auf  ihrem  Grund  bis  auf  eine  Viertelmeile  von  der  Stadt  ausgestellt  sind  und 
die  Zufuhr  zu  Wasser  und  Lande    bisher   gesperrt  worden,  entschlossen,  diese 

»)    S.  ürk.  u.  Act.  IX.  S.  803 ff. 

^)     Nach  einem  beiliegenden  Verzeichnis  der  im  Herzogthum  Bremen  stehenden 
Truppen  befinden  sich  dort: 

Obrist  Wrangeis  Regiment  z.  Pf.  1000  M. 

Kochs  -  -    -  800    - 

Des  Feldherm  Leibescadron  Dragoner  400   -  • 

Escadron  des  Feldherrn  z.  Pf.  150   - 

Obrist  Delvigs  Regiment  z.  F.  1000   - 

Grothauseus  Regiment  z.  F.  800   - 

Obristlieutenants  Horns  Escadron  z.  F.  400  - 
ferner  wirbt  Obrist  Gehl  ein  Regiment  z.  Pf.  von  600  M.  und  Graf  Otto  Wilhelm 
Königsmarck  eine  Escadron  z.  Pf.  von  150  M.  Des  Feldherrn  Leibregiment 
(2500  M.)  und  Obrist  Plantins  Reg.  z.  Pf.  (1000  M.)  stehen  in  Pommern,  sollen  aber 
nächsten  Monat  nach  Bremen  kommen,  6000  Finnen  stehen  in  Schonen  marschbereit, 
Gen.-Adjutant  Lattermann  hat  P.  versichert,  er  hätte  in  Schweden  auf  dem  Muster- 
platz gesehen  15  000  z.  Pf..  3000  Dragoner  und  18  000  z.  F.,  ob  es  sich  aber  so  ver- 
balte, will  P.  an  seinen  Ort  gestellt  lassen.  Die  Garnisonen  in  Stade  und  anderen 
Festungen  des  Herzogthums  sind  alle  von  des  Gen.-Majors  Königsmarck  Regiment, 
das  2000  Kopfe  zählt. 

3)    Vgl.  Duntze  IV.  S.  154. 


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80       II-  I^or  bremische  Krieg,  die  Quadnipelallianz  und  die  engere  Verein  igung  etc. 

Tractaten  zunächst  ohne  Mediation  anzutreten,  doch  sich  die  Adhibition  von 
Mediatoren  ausdrücklich  reserviert  und  dadurch  soviel  erreicht,  dass  ad  interim 
die  commercia  in  etwas  wieder  freigegeben  sind.  Sie  bitten  Kf.,  seine  Mediation 
von  selbst  und  gleichsam  proprio  motu  ferner  poussieren  zu  lassen  oder  ihnen 
zu  gestatten,  dass  sie  dieselbe  vorschlagen,  falls  dieselbe  aber  vom  R.Feldherrn 
nicht  angenommen  werden  sollte,  Jemand  seiner  Räthe  zu  committieren ,  der 
sich  ihrer  bei  den  Tractaten  mit  annehmen  möchte,  und  falls  keine  billigen 
Conditionen  zu  erhalten  sein  sollten,  dieser  des  h.  Reichs  Frontierstadt  beizu- 
springen. 

Bürgermeister  und  Rath  von  Bremen  an  den  Kurfürsten. 
D.  23.  Februar /[5.  März]  1666. 

[Die  schwedischen  Forderungen.    Bitte  um  Vermittlung  des  Kf.] 

5.  März.  Ihren  Abgeordneten  ist  zu  Stade  *)  die  Proposition   dahin  eröffnet  worden, 

dass  sie  sich  einfach  der  Reichsimmedietät  begeben  müssten,  wo  nicht,  würden 
die  schwedischen  Truppen  hieher  geführt  werden  und  man  sich  nicht  mehr 
schuldig  erachten,  vias  armorum  et  facti  anstehen  zu  lassen.  Da  daraus  zu  er- 
sehen, dass  sie  ohne  kräftige  hohe  Mediation  in  der  Güte  nichts  ausrichten 
werden,  so  bitten  sie  Kf.,  mit  seiner  Interposition,  und  zwar  von  selbst  geschickt, 
sie  zu  soulagieren,  auch  eventualiter  nachdrückliche  Anstalt  zu  ihrer  Conser- 
vation  zu  treffen  und  sich  auch  auf  dem  Reichstage  ihrer  anzunehmen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  21./[31.]  März  1666. 

[Die  Wiederabreise  des  Gesandten  des  Kf.] 

31.  März.  Sie  danken  dem  Kf.,   dass  er  einen  Gesandten')  an  den  schwedischen  R.- 

Feldherrn geschickt.  Die  Wiederabreise  desselben  wollen  sie  nur  so  deuten, 
dass  derselbe  nöthig  erachtet,  dem  Kf.  mündlichen  Bericht  zu  erstatten,  nicht, 
wie  verlauten  will,  dass  er  nicht  admittiert  worden  sei.  Sie  bitten  Kf.  auf 
allen  Fall  seinen  Gesandten  wieder  abzusenden  und  die  gütliche  Pflege  mit  be- 
fördern zu  lassen. 


>)  Vgl.  über  diese  neuen  Verhandlungen  Diarium  Europ.  XIII.  Append. 
S.  Iff.;  Londorp  IX.  S.  443 ff.;  Duntze  IV.  S.  154f.;  Köcher  I.  S.  457. 

*)  Nach  dem  Geh.  RathsprotocoU  vom  15.  März  wird  an  diesem  Tage  nach  Ver- 
lesung des  Schreibens  des  Bremer  Rathes  [vom  5.  März]  beschlossen,  jemand  an 
Wrangel  abzuschicken.  Näheres  über  diese  netie  Sendung  ist  aus  den  Berliner 
Acten  nicht  zu  ersehen,  nach  Köcher  I.  S.  458,  welcher  sich  auf  den  Bericht  des 
braunschweigischen  Gesandten  Spörcke  stützt,  ist  wieder  v.  Podewils  entsendet 
worden  und  hat  dieselbe  Antwort  wie  die  gleichzeitig  erschienenen  braunschweigi- 
schen Gesandten  erhalten,  Wr.  könne  das  Erbieten  der  Vermittlung  nur  ad  referen- 
dum  annehmen.  Vgl.  auch  den  Bericht  des  kaiserlichen  Gesandten  de  Goess  vom 
15.  Mai  1666  (ürk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  267). 


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Neues  Hulfsgesuch  yon  Selten  Bremens.  81 

S\  Cliurf,  DurchL  auf  des  Königl.  Schwedischen  Präsidenten 
Kleihen  Proposition  Resolutio.     Sign.  Cleve  10.  Mai  1666. 

[Oeneigtbeit   zu   einem   Bündnis.     Schwedische  Vermittlung   in   England.     Bündnis 
Dänemarks  mit  Holland.    Die  Zustände  in  Polen.] 

Kf.  hat  sowohl  von  Klei  he  mündlich  als  auch  aus  dessen  schriftlicher  10.  Hai. 
Proposition ')  vernommen,  was  derselbe  für  Contestationen  wegen  des  Vertrauens 
seines  Königs  zu  Kf.  und  wegen  dessen  Begierde  zur  Erhaltung  des  allgemeinen 
Friedens  gemacht,  auch  was  er  wegen  Aufrichtung  eines  foederis  zwischen 
seinem  Konige,  Kf.,  dem  Hause  Braunschweig-Lüneburg  und  Hessen- 
Gassei,  ferner  wegen  Vermittlung  zu  Hinlegung  des  englischen  Krieges,  wegen 
des  Königs  von  Dänemark  und  der  Polnischen  Unruhe  vorgetragen  hat. 

Kf.  ist  erfreut,  dass  der  König  ein  so  gutes  Urtheil  von  seinen  bei  der 
Münsterschen  Unruhe  geführten  consiliis  fälle  und  dass  derselbe  sich  die 
Erhaltung  des  westfölischen  Friedens  und  der  allgemeinen  Ruhe  angelegen  sein 
lasse,  er  hofft,  dass  um  so  eher  die  vorgeschlagenen^)  tractatus  foederis  unter 
ihnen  beiden  und  den  Häusern  Braunschweig  und  Hessen-Cassel  zu 
guter  Richtigkeit  gelangen  können;  Kf.  will,  nachdem  die  darüber  mit  den 
letzteren  schon  begonnenen  Unterhandlungen  durch  die  Münsterschen  motns 
unterbrochen  sind,  sich  darum  weiter  bemühen.  Da  die  G.-Staaten  auf  gleiche 
Gedanken  gerathen '),  sich  mit  den  Benachbarten  in  eine  Defensivallianz  einzu> 
lassen,  auch  die  Krone  Schweden  gern  darin  begriffen  wissen  wollten,  so  wünscht 
Kf.  des  Feldherrn  Gedanken  darüber  zu  vernehmen. 

Kf.  ist  erfreut,  dass  der  König  eine  Ambassade  nach  England^)  geschickt 
hat  und  sich  dort  um  Vermittlung  des  Friedens  bemüht,  Kf.  erbietet  sich  auch, 
was  in  seinem  Vermögen  sein  wird,  dazu  beizutragen. 

Das  Engagement  des  Königs  von  Dänemark*)  mit  den  Staaten  der  Ver- 
einigten Niederlande  geht,  soviel  Kf.  Nachricht  hat  und  ihm,  namentlich 
von  dem  Könige  von  Frankreich,  versichert  wird,  zu  niemandes,  am  wenig- 
sten der  Krone  Schweden  Offension,  sondern  bezweckt  nur  den  Gewaltsamkeiten 
in  der  See  zn  steuern  und,  soviel  möglich,  während  des  Seekrieges  die  Com- 
mercien  zu  salvieren,  Kf.  hofft  daher,  die  Krone  Schweden  werde  hiervon  keine 


')  Nach  dem  Geh.  Rathsprotocoll  vom  8.  Mai  wird  an  diesem  Tage  die  von 
Kley  eingereichte  Proposition  1)  wegen  einer  Allianz  mit  Schweden,  Braunschweig 
und  Cassel,  2)  wegen  des  englischen  und  staatischen  Krieges,  verlesen.  Vgl.  Pufen- 
d  0  rf  IX.  §  82  S.  625,  der  aber  irrthümlich  dieselbe  vom  23.  Juni  datiert,  und  die 
Relation  de  Goess'  vom  15.  Mai  1666  (ürk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  270). 

*)  Geber  diese,  durch  die  Erfurter  Angelegenheit  veranlassten,  schon  seit  dem 
September  1664  geführten  Allianzverhandlungen  s.  Kocher  I.  S.  337 ff.;  Urk.  u. 
Act.  XL  S.  397.  651. 

*)  Ueber  die  damals  von  holländischer  Seite  gegebene  erste  Anregung  zu  der 
sogen.  Quadrupelallianz  s.  unten. 

*)    S.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  161. 

*)    S.  oben  S.  78. 

Iffttor.  g.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten.    XII.  6 


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82        n*  ^cr  bremische  Krieg,  die  Quadrapelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Ombrage  nehmen.  Sollte  ihm  aber  dennoch  etwas  Speciales  an  die  Hand  ge- 
geben werden  können,  worin  Dänemaric  zu  weit  gegangen  sein  sollte,  so  will 
Kf.  zu  Unterhaltung  fester  Freundschaft  zwischen  den  nordischen  Kronen  alle 
dienliche  remonstrationes  und  officia  anwenden. 

Das  Polnische  Unwesen  betreffend  bezieht  sich  Kf.  auf  dasjenige,  was 
er  hierüber  mit  Kl  ei  he  mündlich  geredet,  woraus  der  Feldherr  verspüren  wird, 
dass  Kf.  gleichen  Zweck  mit  der  Krone  Schweden  führe  und  dabei  nichts  mehr 
wünsche,  denn  dass  die  Krone  Polen  eines  ruhigen  Zustands  gemessen  und 
bei  ihren  privilegiis  und  Libertät  ungekrankt  erhalten  werden  möge. 


Graf  Wrangel  an  den  Kurfürsten.     D.  Verden  16./[26.]  Juni 

1666. 

[Die  Quadrupelallianz.    Des   Kf.  Erklärung  wegen  Bremens.     Zulassung  von    Bevoll- 
mächtigten des  Kf.  und  anderer  Nachbaren  zu  den  Verhandlungen.] 

26.  Juni.  Dank  für  die  dem  Präsidenten  Kleihe  ertheilte  Resolution.  Betreffend 
die  von  den  G. -Staaten  beabsichtigte  Defensivallianz  sowohl  mit  seinem  Könige 
als  auch  mit  Dänemark,  Kf.  und  den  Häusern  Brauni^chweig  und  Hessen- 
Cassel,  so  glaubt  er  nicht,  dass  es  den  G.-Staaten  mit  Gomprehendierung 
seines  Königs  in  dieselbe  ein  rechi«r  Ernst  sei,  dass  vielmehr  es  mit  dieser 
Allianz  ihrerseits  mehr  zu  Erlangung  einer  scheinmässigen  Befugnis,  seinen 
König  dabei  zu  praeterieren  und  im  übrigen  solche  zu  dessen  Gefährde  und  zu 
Schwächung  gutes  Vernehmens  mit  anderen  zu  dirigieren  als  dessen  und  des 
gemeinen  Besten  Sicherheit  und  Frommen  zu  befördern  gemeint  sei,  dass  sein 
König  daher  diese  Allianz  lieber  verhütet  als  befördert  sehen  möchte. 

Sonsten  hat  auch  obgedachter  H.  Praesident  Kleyhen  mir  zu  hin- 
terbringen nicht  vergessen,  wessen  E.  Churf.  D.  gegen  ihn  wegen  der 
Stadt  Bremen  sich  vernehmen  lassen'),  indem  Sie  derselben  in  ihrer 
gepraetendirten  Immedietät  nicht  allein  keinen  Beifall  geben,  sondern  ihr 
vielmehr  gegen  Ihre  Königl.  M.  sich  darin  zu  accommodiren  gerathen 
hätten,  ja  auch  auf  den  Fall  sie  solches  nicht  thun  und  in  ihrer  Opinia- 
trität  —  verharren  würde,  zu  deroselben  würklichen  Assistenz,  wann  sel- 
bige verlanget  werden  sollte,  sich  anerbietig  gemachet.  Wofür  E.  Churf. 
D.  schuldiger  Dank  und  eine  besondere  Obligation  von  meinem  gnä- 
digsten Könige  und  Herrn  billig  gebühre.  —  So  kann  E.  Churf.  D.  ich 
hiemit  auch  wo)l  versichern,  dass  I.  Königl.  M.  gleichergestalt  gegen  die 
Stadt  so  gütig  und  billig  gesinnet  sein,   dass  Sie  wieder  gute  Befugnus 


^)  Vgl.  de  Witts  Schreiben  an  Beuningen  vom  13.  Mai  1666  (Lettres  et  ne- 
gociations  entre  M.  Jean  de  Witt  et  MM.  les  plenipotentiaires  des  provinces  unies 
des  Pais-bas.  III.  S.  438)  und  unten  v.  Crockows  Bericht  vom  23.  Mai/[2.  Juni]  1666. 


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Verbandlangen  mit  Rieihe.  83 

derselben  nichts  werden  zumuthen  oder  angesinnen,  massen  denn  auch 
Ihr.  Königl.  M.  nicht  allein  nicht  zuwider,  sondern  vielmehr  ganz  lieb 
und  angenehmb  sein  wird,  wann  sowohl  E.  Churf.  D.  als  andere  benach- 
barte Fürsten  die  mit  der  Stadt  angefangene  Tractaten  durch  dero  Mi- 
nistros  mit  werden  beiwohnen  lassen  wollen').  — 


Der  KurfUrst  an  Graf  Wrangel     D.  Cleve  3.  Juli  1666. 

[Anerbieten  zur  Vermittlung.] 

Ihm  nebst  anderen  Ständen  ist  eine  Reichscommission ')  zu  gütlicher  Bei-  3.  Juli, 
legung  der  Bremischen  Irrungen  übertragen  worden.  Da  er  nichts  mehr  wünscht, 
als  dass  diese  Sache  ohne  Weiterung  und  Thätlichkeit  zur  Richtigkeit  gebracht 
werde,  und  die  Stadt  Bremen  durch  ihren  hieher  abgeordneten  Syndicus  D- 
Eden^)  ihm  hat  vorstellen  lassen,  welche  Leiden  dieselbe  bei  diesen  Streitig" 
keiten  auszustehen  habe  und  wie  sehnlichst  sie  eine  Beendigung  derselben 
wünsche,  so  fragt  er  an, .  in  welchen  terminis  die  Sache  stehe  und  was  er  etwa 
dazu  thun  könne.  Da  er  vernimmt,  der  König  habe  die  Interposition  des  Hauses 
Braunschweig  angenommen  und  dasselbe  habe  Gesandte  nach  Bremen  ge- 
schickt*), und  da  er  vermuthet,  dergleichen  Privatinterpositionen  möchten  dem- 
selben lieber  sein,  als  dass  die  Reichscommission  ihren  £ffect  erreiche,  so  fragt 
er  an,  ob  Wr.  lieber  sehen  wurde,  wenn  auch  er  für  sich  seine  Mediation  und 
Interposition  anmeldete,  er  hat  deswegen  auch  in  Schweden  angefragt^).  Er . 
versichert,  dass  er  sich  dabei  als  treuer  Alliierter  und  Freund  betragen  werde^ 
und  schlägt  zu  Beförderung  des  gütlichen  Vergleichs  vor,  dass  die  Stadt  in 
ihrem  statu  quo  gelassen,  wider  dieselbe  zu  keinen  ferneren  Thätlichkeiten  ge- 
schritten, auch  was  etwa  vorgenommen  sei,  abgestellt  werde. 


')  In  ganz  ähnlichem  Sinne  hatte  Wr.  auch  (d.  Bremervörde  30.  Mai/ [9.  Juni] 
1666)  an  die  braunschweigiscben  Herzoge  geschrieben,  s.  Köcher  I.  S.  468. 

^  S.  die  Reichsgutachten  vom  14.  und  30.  April  1666  und  das  Schreiben  Kaiser 
Leopolds  vom  4.  Juli  1666  (Pachner  v.  Eggenstorff  I.  S.  203.  214.  230).  Vgl. 
Köcher  I.  S.  468. 

>)  Das  Creditiv  des  Bremer  Käthes  für  denselben  ist  vom  I.Juni,  das  Recreditiv 
des  Kf.  Cleve  13./23.  Juli  1666  datiert,  in  letzterem  zeigt  Rf.  an,  er  habe  zunächst 
die  Wünsche  der  Stadt  durch  ein  besonderes  Schreiben  Wrangel  roitgetheilt,  jetzt 
aber  beschlossen,  nochmals  eine  Schickung  an  denselben  zu  thun  in  der  Hoffnung, 
es  würden  dadurch  die  Streitigkeiten  in  der  Güte  gehoben  werden  können. 

*)    S.  Köcher  I.  S.  470. 

*)    S.  unten  v.  Crockows  Relation  vom  ll./[21.]  Juli  1666. 


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84       II-  I^^r  bremische  Krie;,  die  Qaadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Graf  Wrangel  an  den  Kurfürsten.     D.   Stade   10./[20.]  Jnli 

1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  3.  Juli.    Annahme  der  Vermittlung  des  Kf.] 

20.  Juli.  Bisher   sind')    alle    glimpfliche  Remonstrationen    bei   der   Stadt  Bremen 

erfolglos  gewesen  und  auch  in  den  drei  Wochen,  seitdem  die  Lüneburgische 
Gesandtschaft  erschienen,  ist  nichts  ausgerichtet  woiden.  Dem  Könige  wird  es 
lieb  sein,  wenn  auch  Kf.  seine  gaten  officia  bei  der  Sache  anwenden  wolle, 
zumal  da  derselbe  versichert  sein  kann,  dass  Kf.  in  causa  communi  electorum 
et  principum  die  Stadt  zur  raison  anhalten  werde,  damit  er  nicht  gemüssigt 
werde,  zu  anderen  zulänglichen  Mitteln  zu  greifen  und  die  Stadt  zu  ihrer 
Schuldigkeit  anzuweisen. 


Instruction^,  wornach  sich  unsere  —  Geh,  Cleff-  and  Märki- 
scher auch  Mindischer  Regierungsräthe  und  Director  im  Hof- 
gericht, Drost  zum  Petershagen,  auch  liebe  getreue  G.  J. 
Ledebaur^)  und  Johan  de  Beier^)  unterthänigst  zu  achten. 
D.  Cleff  23.  Juli  1666. 

[Anerbieten    der  Vermittlung  in  der  bremischen  Sache.     VorschlSge  inbetreflf  des  zu 

treffenden  Vergleiches.] 

23.  Juli.  Sie  sollen  sich  zu  Graf  Wrangel  begeben  und  demselben  salva  imperii 
commissione  des  Kf.  Interposition  zur  gütlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten 
mit  Bremen  anbieten. 

lieber  die  Sache  selbst  sollen  sie  sich  von  allen  Parteien  genauer  infor- 
mieren lassen,  namentlich  mit  den  braunschweigischen  Ministern,  weiche 
sie  dort  finden  werden,  daraus  vertraulich  communicieren.  Da  Kf.  Ledebaur 
bereits  nach  Celle  zu  Herzog  Georg  Wilhelm*)  abgefertigt,  so  wird  derselbe 
ohne  Zweifel  alle  nöthige  Nachricht  mitbringen. 

Sie  haben  hauptsächlich  dahin  zu  wirken,  dass  l)  die  Stadt  der  Krone 
gegenüber  den  schuldigen  Respect  erweise  und  keine  Eingriffe  in  die  königliche 
jura  und  Hoheit  sich  erlaube,  2)  dass  dieselbe  in  ihrem  Stande  und  ihren 
Rechten  verbleibe.  Sie  sollen  sich  daher  bei  dem  Feldherrn  erkundigen,  worin 
die  Stadt  dem  Instr.  pacis  und  dem  Stadischen  Vergleich  zuwidergehandelt 
hätte,   und   darüber   der   Stadt   ernstlich   zusprechen  und  sie  von  dergleichen 


')  Vgl.  über  diese  neuen  vergeblichen  Verhandlungen  Duntze  IV.  S.  158 f.; 
Köcher  I.  S.  470f. 

»)    Vgl.  Pufendorf  IX.  §  82.  (S.  625f.) 

^  Ueber  dessen  Sendung  nach  Schweden  im  Jahre  1661  s.  Urk.  u.  Act.  IX. 
S.  733  ff. 

*)    S.  ürk.  u.  Act.  XI.  S.  706. 

5)    S.  Köcher  I.  8.474. 


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Sendung  v.  Ledeburs  und  Beyers.  85 

Contraventionen  abmahnen,  andererseits  aber  auch  dem  Feldherm  vorstellen, 
Kf.  zweifle  nicht,  die  Krone  werde  die  Stadt  vermöge  des  Instr.  pacis  und 
Stadischen  Vergleichs  in  dem  Zustand,  worin  sie  sich  ante  hosce  novissimos 
motas  befunden,  unbeeinträchtigt  lassen,  und  da  die  Stadt  sich  hauptsächlich 
darüber  beschwert,  dass  man  in  ihre  unstreitigen  Güter  und  sogenannte  Gohen 
Kriegsvolker  einquartiert  und  daraus  Contributionen  erhoben  habe,  so  haben  sie 
darauf  zu  dringen,  dass  solche  Thätlichkeiten  eingestellt  und  die  Stadt  mit 
solchen  Beschwerden  verschont  werde. 

Sollte  der  Feldherr  auf  der  bisher  von  der  Stadt  geforderten  Renunciation 
des  Status  immediatus  fest  bestehen,  so  haben  sie  dagegen  anzuführen,  dass 
dieselbe  auf  einigen  Reichstagen  nach  einander  admittiert  worden  und  votum 
et  sessionem  gleich  anderen  Reichsstädten  gehabt,  dass  sie  dem  Kaiser  gehul- 
digt, dagegen  nach  dem  Stadischen  Vergleich  der  Krone  Schweden  nur  ein  Ge- 
lübde zu  Treu  und  Huld  abgestattet,  dass  im  Instr.  pacis  jedem  Theile  seine 
Possession  bis  zu  gütlicher  oder  rechtlicher  Entscheidung  gelassen  und  dass  im 
Stadischen  Recess  der  Stadt  einige  possessio  status  immediati,  der  Krone  aber 
nur  ihre  Rechte  in  genere  vorbehalten  und  die  Immedietät  zu  fernerer  Hand- 
lung ausgesetzt  sei.  Kf.  sei  keineswegs  gemeint,  die  Rechte  der  Krone  Schwe- 
den in  Disputat  zu  ziehen,  und  Hesse  den  Ausgang  der  rechtlichen  Entscheidung 
dahingestellt  sein,  halte  aber  inzwischen  für  nöthig,  einen  billigmässigen  Ver- 
gleich allerhand  extremis  vorzuziehen.  Bei  Einrichtung  dieses  Vergleichs  raüsste 
das  Instr.  pacis  und  der  Stadische  Vergleich  pro  norma  gesetzt,  ein  jeder  in 
dem  jetzigen  Besitzstande  gelassen,  alle  Thätlichkeiten  abgestellt  und  womöglich 
punctus  immediatis  und  andere  im  Stadischen  Vergleich  noch  nicht  entschiedene 
streitige  Punkte  ex  aequo  et  bono  verglichen  werden,  sollte  dieses  aber  nicht 
zu  erreichen  sein,  so  sollen  sie  sich  bemühen,  dass  wegen  solcher  übrig  blei- 
benden Streitigkeiten  man  künftig  nicht  ad  arma  und  anderen  Thätlichkeiten 
schreiten,  sondern  dieselben  salva  cujusque  partis  possessione  bis  zu  anderwei- 
tiger gütlicher  oder  rechtlicher  Entscheidung  ausgesetzt  bleiben  und  die  Inter- 
venienten  Sorge  tragen  sollten,  dass  von  keinem  Theile  etwas  via  facti  atten- 
tiert  werde. 

Sollten  sie  merken,  dass  sich  die  Sache  in  die  Länge  ziehe,  so  sollen  sie 
es  so  einrichten,  dass  sie  mit  gutem  Glimpf  wieder  von  dannen  ziehen  mögen. 
Sie  sollen  fleissig  berichten,  wie  die  Sachen  stehen  und  was  sonst  dort  Neues 
vorgehe,  wie  stark  die  schwedische  Armee  sei,  ob  sie  noch  fernere  Werbung 
vornehmen  oder  mehr  Völker  aus  Schweden  erwarten. 


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86       n.  Der  bremische  Krieg:,  die  QuadrupelalHanz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

V,  Ledebur  und  Beyer*)  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
2./ 12.  August  1666. 

[Audienz   bei  Wrangel.    Gonferenz    mit  den  schwedischen  Deputierten.    Ankunft  in 
Bremen.    Die  schwedische  Armee.    Gerächte  über  feindselige  Absichten  des  Kf.  gegen 

Schweden.] 

12.  Aug.  Sie  sind,  nachdem  sie  in  Verden  erfahren,  dass  zu  Stade  keine  Tractaten 
mehr  stattfinden'),  sondern  der  Feldherr  sich  zu  Bremervörde  befinde,  am 
30.  Jnli/[9.  August]  dort  angelangt,  haben  aber  erst  am  l./[ll.]  August  bei 
Wrangel  Audienz  erhalten.  Derselbe  dankte  dafür,  dass  Kf.  sich  des  Werks 
annehmen  wolle,  erklärte  aber,  der  Stadt  Bremen  wäre  nun  die  Gütlichkeit  6 
Monate  und  länger  offen  gehalten,  weil  sie  sich  aber  in  keinerlei  Wege  an- 
schicken wollte,  so  hoffte  er,  es  wurde  niemand  dem  Könige  verdenken,  dass  er 
sich  dieser  Stadt  wegen  nunmehr  in  bestmöglichste  Sicherheit  setze,  Er  er- 
klärte schliesslich,  er  wolle  dem  Kanzler  Nicolai  und  dem  Regierungsrath 
Marschalck,  die  er  sofort  nach  ihrer  Ankunft  von  Stade  verschrieben,  Ordre 
geben,  mit  ihnen  zu  conferieren,  könnten  sie  die  Stadt  dazu  disponieren,  gut- 
willig der  Immedietät  zu  entsagen,  so  geschehe  dem  Könige  und  der  Krone  ein 
grosser  Dienst.  Sie  haben  darauf  ihrer  Instruction  gemäss  repliciert  und  vorge- 
schlagen, da  die  Krone  auf  Renunciation  der  Immedietät  bestehe,  die  Stadt  hin- 
gegen davon  nicht  weichen  wolle,  ob  dieser  Punkt  nicht  ausgesetzt  und  über 
die  beiden  anderen  Punkte,  Assecu ration  und  prätendierte  Satisfaction,  verhandelt 
werden  könnte.  Wr.  erklärte  aber,  bevor  nicht  die  Immedietät,  als  der  Stein 
des  Anstosses  aus  dem  Wege  geräumt  sei,  wäre  von  den  anderen  nichts  zu 
sagen.  Sie  haben  nachher  mit  dem  Kanzler  und  Regierungsrath  eine  Conferenz 
gehabt,  diese  deducierten  ihnen  aus  zwei  gedruckten  Schriften  die  schwedischen 
Prätensionen,  erklärten,  man  habe  der  Stadt  zu  Stade  endlich  das  altemativum, 
dass  sie  entweder  nudum  titulum  immedietatis  doch  absque  effectibus,  oder 
aber  renunciata  immedietate  einige  effectus  derselben  behalten  möchte,  vorge- 
tragen, ihre  Abgesandten  seien  darauf  nach  Bremen  zurückgekehrt,  um  nähere 
Instruction  einzuholen,  seien  aber  nicht  wiedergekommen,  darauf  seien  die 
Lüneburgischen  Gesandten  zum  Feldherrn  nach  Bremervörde  gekommen 
und  hätten  sich  dann  auch  nach  Bremen  begeben,  denen  man  aufgegeben,  der 
Stadt  dieselbe  Alternative  vorzustellen,  da  diese  aber  in  einer  durch  die  Lüne- 
burger dem  Feldherm  übersandten  Modification  (sie!)  an  der  Immedietät  fest- 
gehalten, so  habe  derselbe  den  Lüneburgem  zurückgeschrieben,  dass  er  bei 
solcher  Beschaffenheit  in  der  Sache  nichts  weiter  thun  und  ohne  die  Renuncia- 
tion sich  nicht  weiter  äussern  könnte.     Sie  haben  darauf  vorgestellt,  wenn  auch 

')  Dieselben  hatten  von  Petershagen  aus  am  26.  Juli/ [5.  August]  dem  Kf.  ge- 
meldet, sie  gedächten  morgen  fortzureisen.  Die  schwedische  Werbung  gehe  über  die 
Maassen  stark  fort,  täglich  kämen  Neugeworbene  zu  Lande  oder  zu  Wasser  hier  vor- 
bei, nach  zuverlässigen  Nachrichten  hätten  die  Schweden  jetzt  im  Herzogthum  Bremen 
12  000  Mann  beisammen. 

-)    S.  über  den  Abbruch  derselben  Kocher  L  S.  471. 


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Verhandlnngfen  mit  Wränge].  87 

dieser  Streit  wegen  der  Immedietät  nicht  in  Gate  zu  lieben,  so  müsste  man 
deswegen  doch  nicht  via  facti  gegen  die  Stadt  verfahren,  sondern  den  Rechts- 
weg einschlagen,  jene  erwiderten,  man  beabsichtige  keineswegs  wegen  der  Im- 
medietät die  Stadt  mit  Waffen  anzugreifen,  sondern  wegen  der  Contraventionen 
müsste  man  endlich,  da  von  der  Güte  nichts  zu  hoffen,  zu  den  Waffen  schreiten, 
und  wäre  die  Renunciation  der  Immedietät  das  einzige  Mittel,  wodurch  die 
Krone  Sicherheit  erlangen  könnte.  Schliesslich  wurde  beschlossen,  dass  die 
Gesandten  sich  nach  Bremen  begeben  und  versuchen  sollten,  wie  weit  sie  es 
dort  bringen  könnten.  Sie  sind  darauf  heute  nach  Bremen  gereist  und  dort 
feierlich  empfangen  worden.  Sie  haben  auch  aus  den  bei  Tafel  geführten  Dis- 
cursen  und  sonst  verspürt,  dass  vielleicht  nicht  mehr  res  integra,  sondern  dass 
nicht  nur  des  Königs  und  der  Krone ,  sondern  auch  der  dazu  gebrauchten  Mi- 
nistrorum  Reputation  darunter  engagiert  sei,  weshalb  sie  nicht  von  der  Renun- 
ciation der  Immedietät  abzustehen  intentioniert  sein  dürften. 

Die  Schweden  haben  grossen  Zulauf,  es  sollen  auch  6000  Manu  herunter 
zu  marschieren  in  Pommern  fertig  stehen,  auch  in  Schweden  Anstalt  zu  weiteren 
Tmppensendungen  gemacht  werden,  so  dass  in  kurzer  Zeit  eine  Armee  von 
m/20  Mann  zusammen  gebracht  werden  könnte.  W  ran  gel  hat  ihnen  erzählt, 
in  Holland  sei  durch  H.  Harschholt ^  Bericht  eingekommen,  dass  Kf.  durch 
Ledebur  beim  Lüneburgischen  Hof  hätte  proponieren  lassen,  er  gedächte  die 
Stadt  zu  manutenieren ;  sie  haben  ihn  dagegen  versichert,  dass  es  nur,  um  der 
Tractaten  jetzigen  Zustand  zu  wissen,  geschehen  sei,  Ledebur  hat  aber  bei 
der  Gelegenheit  auch  zur  Sprache  gebracht,  was  für  fremde  impressiones  von 
Kf.  bei  den  schwedischen  Ministem  in  Schweden  hätten  gemacht  werden  wollen. 
Der  Feldherr  bejahte  dies,  es  sei  sogar  in  offenem  Druck  ausgegangen,  dass  Kf. 
der  Krone  Dänemark  das  Herzogthum  Bremen,  und  dieselbe  hinwiederum 
dem  Kf.  das  Herzogthum  Pommern  hinc  inde  wollten  recuperieren  helfen; 
doch  versicherte  er,  dass  sowohl  der  König  als  auch  er  selbst  von  Kf.  eines 
andern  versichert  wären. 

Da  nicht  zu  hoffen  ist,  dass  durch  gütliche  Tractaten  etwas  Fruchtbarliches 
werde  ausgerichtet  werden  können,  so  fragen  sie  an,  ob  sie  nicht  mit  Glimpf 
anter  dem  Vorgeben,  erst  dem  Kf.  Relation  abstatten  zu  müssen,  zurückkehren 
sollen. 


V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
7./17,  August  1666- 

[Wrangeis  Erklärung.     Stimmung  in  Bremen.] 

Nachdem  Wrangel   in    seiner   am  5./15.  Aug.  eingetroffenen  Antwort    in  17.  Aug. 

die  Abhaltung  neuer  Gonferenzen  zu  Vegesack  gewilligt,  zugleich  aber  erklärt 

hat,  dass  man  schwedischerseits  auf  der  Renunciation  der  Immedietät  bestehen 

werde,  haben  sie  der  Stadt  dieses  und  die  ihr  drohenden  Gefahren  vorgehalten 

^)     Der    holländische  Oberst  Haersolte,    welcher   als   Gesandter  zu  den    lüne- 
burgischen Herzogen  geschickt  war,  s.  Köcher  L  S.  462 ff. 


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88       n.  Der  bremische  Krieg,  die  QuadrupelalliaDZ  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

und  sie  so  super  puncto  iramedietatis  sondiert.  Jene  bleiben  jedoch  beständig 
dabei,  dass  sie  lieber  Ehre,  Leib,  Gut  und  Blut  daransetzen,  ja  alles  verlieren 
wollten  als  der  Immedietat  renuntiieren,  sich  ex  libro  vitae  exterminieren  und 
sich  zu  schwedischen  Unterthanen  machen  zu  lassen.  Sie  wollen  daher  ver- 
suchen, ob  nicht  absque  expressa  et  pura  renuntiatione  die  Stadt  in  statu  quo 
erhalten  und  von  den  drohenden  extremis  befreit  werden  könne. 

In  Bremen  ist  man  der  Meinung,  dass  Ef.  und  andere  benachbarte  Fürsten 
und  Stände  sich,  falls  es  zu  Extremitäten  kommen  sollte,  ihrer  vermittelst  wirk- 
licher Assistenz  annehmen  und  nicht  dulden  werden,  dass  sie  in  schwedische 
Hände  fallen,  sie  haben  viel  zu  thun,  ihnen  solche  eingebildete  Hoffnung  zu 
benehmen  und  sie  dazu  zu  bringen,  sich  mehr  zur  Güte  anzuschicken. 


Der  Kurfürst  an  v.  Ledebur  und  Beyer.    D,  Cleve  8./18.  Aug. 

1666. 

[auf  die  Relation  vom  2./12.  August.    Mahnung  zu  vorsichtigem  Verhalten.] 

18.  Aug.  Den  punctus  immedietatis  anbetreffend,  sollen  sie  ihrer  Instruction  gemäss 
nur  das,  was  ihnen  vom  Feldherm  deswegen  an  die  Hand  gegeben  wird,  der 
Stadt  hinterbringen  und  sich  bemühen,  dass  diese  Sache  zu  beider  Theile  gutem 
Contento  beigelegt  werde,  sich  aber  hüten,  dass  die  Schwedischen  nicht  auf  den 
Gedanken  gebracht  werden,  als  wenn  Rf.  ihnen  ihre  prätendierten  jura  streiten 
oder  missgönnen  wollte,  noch  die  Stadt  sich  beschweren  möge,  als  wenn  er  sie 
wider  ihren  Willen  zur  Renuntiierung  der  Immedietät  obligieren  oder  persua- 
dieren  wolle.  Sollten  sie  und  die  lüneburgischen  Gesandten  zu  der  üeber- 
zeugung  kommen,  dass  nichts  Fruchtbarliches  auszurichten  sei,  so  sollen  sie  mit 
guter  Manier,  ohne  dass  die  Mediation  abgebrochen  werde,  abreisen. 


V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
11./21.  August  1666. 

[Conferenz  zu  Vegesack.] 

21.  Aug.  Auf  der  gestern  mit  den  schwedischen,  lünebnrgischen  und  hamburgischen 
Deputierten  zu  Vegesack  abgehaltenen  Conferenz^)  haben  sie  dem  Wunsche 
der  Bremischen  entsprechend  verlangt,  dass  die  Schwedischen  alle  ihre  desideria 
und  postulata  semel  pro  semper  herausgeben  möchten,  und  dabei  rund  heraus 
gesagt,  die  Stadt  werde  sich  zu  der  puren  Renunciation  der  Immedietat  durch- 
aus nicht  verstehen,  es  könnten  aber  die  jura  et  effectus  derselben  durchgenom- 
men und  gesehen  werden,  was  der  König  ihnen  lassen  und  sie  dagegen  nach- 
geben sollten.    Die  Schwedischen  erklärten  darauf,  dass  sie  zunächst  nur  Ordre 


•)    Vgl.  Köcher  I.  8.475. 


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Gonferenzen  zu  Vegesack.  89 

hätten,  ihren  Vortrag  anzuhören,  doch  glaubten  sie,  dass  der  Feldherr  den  vor- 
geschlagenen modnm  agendi  wohl  placidieren  wörde,  so  dass  die  renunciatio 
immedietaüs  nicht  pura  sondern  qualificata  et  respectu  certorum  actuum  re- 
stricta  sein  würde.  Auch  ihren  weiteren  Vorschlag,  dass  die  quaestio  imme- 
dietatis  auch  ferner  ad  certos  annos  ausgesetzt  und  unterdessen  die  jura  und 
effectus  immedietatis  festgestellt,  auch  in  puncto  assecurationis  solche  media, 
durch  welche  die  bisherige  Diffidenz  beseitigt  würde,  vorgeschlagen  würden, 
nahmen  die  Schwedischen  ad  referendum  und  bemerkten  nur  discursweise, 
dass  sie  die  Versicherung  nicht  in  dem  praesidio  oder  einer  Citadelle  suchen, 
sondern  dass  sich  wohl  andere  media  finden  lassen  würden. 


Dieselben   an   den  Kurfttrsten.     D.    Bremen    16./ 26.  Aognst 

1666. 

[Neue  Gonferenz.    Schwedische  Zugeständnisse.] 

In  einer  gestern  zu  Vegesack  abgehaltenen  neuen  Gonferenz^)  haben  26.  Aug. 
sich  die  Schwedischen  zur  vorläufigen  Aussetzung  der  renunciatio  immedietatis 
verstanden,  doch  ohne  Determinierung  einer  bestimmten  Zeit  und  unter  der 
Bedingung,  dass  auch  von  bremischer  Seite  bis  dahin  alle  seit  1646  angemaassten 
Rechte  und  deren  exercitium  in  suspenso  gelassen  werde.  In  puncto  assecu- 
rationis Hessen  sie  sich  vorerst  die  eidliche  Assecuration  a  senatu  et  civibus 
qua  singulis  gefallen,  doch  solle  der  Gommandant  und  die  Soldatesque  in  der 
Stadt  zwar  von  den  Bremern  eingesetzt,  aber  sowohl  in  des  Königs  als  der 
Stadt  Eid  genommen  werden.  In  betreff  der  Satisfaction  werde  der  König  nicht 
so  genau  Erstattung  für  alle  Gontraventionen  suchen,  wenn  nur  die  Stadt  sich 
im  übrigen  gebührend  anschickte.  Auf  ihr  starkes  Andringen  haben  die  Schwe- 
dischen dann  auch  die  von  bremischer  Seite  übergebene  Modification  punktweise 
durchgelaufen  und  daraus  die  actus  et  effectus  immedietatis  examiniert,  sie  ver- 
langen, dass  sessio  et  votum  auf  Reichs-  und  Kreistagen  in  futurum  suspen- 
diert und  dass  bis  zu  anderweitigem  Vergleich  das  homagium  an  den  Kaiser 
nicht  geleistet  werde,  wegen  der  Immediatcontribution  im  Reich  werde  sich 
wohl  ein  Mittel  finden. 


O.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.    D.  Benrabtt  22.  Angust 

1666. 

[Die  von  den  lüneburgischen  Herzogen  vorgeschlagene  Zusammenkunft.    Empfehlung 
vorsichtigen  Verhaltens  iu  der  Bremer  Angelegenheit] 

Ich   habe    das    von    denen    beiden  Hertzogen  von  Lünenburg   an  22. Aug. 
E.  Ch.  D.  abgelassenes  Schreiben')   verlesen  und   ersehen,  dass  sie  eine 


»)    Vgl,  Köcher  I.  S.  480. 

*)    Die   Herzoge   Georg  Wilhelm  und   Ernst  August  von   Braunschweig- 


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90       If'  I^or  bremische  Krieg,  die  Quadrnpelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

ZasammenschickuQg  der  Rhäte  wegen  der  Bremischen  und  anderen  Sachen 
desideriren,  dabei  aber  garnicht  zu  verstehen  geben,  wohin  sie  etwa 
zielen  mögen.  So  viel  nun  die  Abschickunge  betrifft,  können  E.  Ch.  D. 
ihnen  darin  meines  Ermessens  gar  wohl  fügen,  es  würden  aber  E.  Ch.  D. 
Rhäte  sehr  behutsamb  gehen  müssen,  denn  das  ist  gewiss,  dass  sobald 
E.  Ch.  D.  sich  nur  merken  lassen  werden,  dass  sie  der  Chron  Schwe- 
den in  der  Bremischen  Sache  behinderlich  sein  wolle,  so  wird  alles  das- 
jenige, was  E.  Ch.  D.  bisher  mit  grosser  Muhe  an  der  Schwedischen 
Freundschaft  gebauet,  mit  eins  niederfallen  und  viele  Inconvenientien 
nach  sich  ziehen.  Sehe  auch  nicht,  wie  E.  Ch.  D.  das  bewusste  Werk  *) 
nebst  der  Chron  würde  ausfuhren  können.  Zu  wünschen  wäre  es  wohl, 
dass  die  Chron  von  dieser  Intention  divertiret  werden  könnte,  aber  dass 
sich  E.  Ch.  D.  allein  in  die  Spitze  setzen  sollen,  kann  ich  nicht  rahten. 
Wer  kann  wissen,  ob  es  den  Hertzogen  von  Lünenburg  ein  sehr  grosser 
Ernst  sei,  sich  der  Chron  zu  widersetzen,  und  beständig  bei  der  Reso- 
lution verbleiben  würden,  ich  kann  mir  nicht  einbilden,  dass  der  Herr 
Graf  von  Wal  deck,  welcher  dem  Schwedischen  Interesse  nimmer  ent- 
gegen hält,  es  dazu  werde  kommen  lassen.  E.  Ch.  D.  sehen,  dass  der 
Kaiser  und  die  Staten,  welchen  nicht  weniger  als  E.  Ch.  D.  hieran 
gelegen,  keinen  Undanck  verdienen  wollen,  denen  doch  an  der  Schweden 
Freundschaft  weniger  gelegen  ist,  halte  also  unmassgeblich  davor,  dass 
E.  Ch.  D.  zwar  zu  schicken,  sich  aber  zu  thätliche  Oppositionen  nicht  zu 
verstehen,  besondern  es  damit  zu  decliniren  hätten,  dass,  weil  E.  Ch.  D. 
vom  Kaiser  und  Reich  unter  andern  zum  Commissario  in  dieser  Sache 
verordnet,  dieselbe  auch  überdem  mediatoris  vices  über  sich  genommen, 
es  derselben  nicht  anstehen  würde,  dass  sie  sich  parteilich  in  der  Sache 
erwiesen,  besondern  wäre  zu  erwarten,  wann  die  Schweden  die  Bela- 
gerung beginnen  sollten,  was  der  Kaiser  und  das  Reich  dazu  sagen  und 
hierin  verordnen  würden,  und  weil  die  Hertzogen  der  andern  Sachen 
halber  nichts  gewisses  erwähnen,  so  können  E.  Ch.  D.  Rhäte  nicht  an- 
ders dann  solches  zu  vernehmen  und  zu  referiren  instruiret  werden.  — 


Lüneburg  hatten  (d.  Alten  Bruchausen  6./[16.]  August  1666)  dem  Kf.,  da  zu  gütlicher 
Beilegung  der  Bremischen  Sache  wenig  Aussicht  sei,  eine  Conferenz  zu  Herford  oder 
Bielefeld,  zu  welcher  auch  ihr  Vetter  Herzog  August  und  ihr  Bruder  Herzog  Jo- 
hann Friedrich  hinzugezogen  werden  konnten,  vorgeschlagen,  um  über  diese  und 
auch  über  andere  Angelegenheiten  zu  verhandeln,   vgl.  Kocher  I.  S.  480. 

')    Die  Beförderung  des  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  zur  polnischen  Königskrone, 
s.  unten  v.  Crockows  Relationen  und  Abschnitt  3. 


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Sendung  ▼.  Heidens  nach  Bielefeld.  91 

Instraction,    wonach    sich   Ihrer  Ch.  D.  —  Raht  Friederich 

Freiherr  v.  Heyden   auf   der  mit   den    F;  Brannschweigisch 

Lünenhurgischen  Rfithen  zu  Bielefeld  vorseienden  Conferenz 

zu  achten.    D.  Cleve  23.  August  1666. 

Er  soll  spätestens  am  31.  August  sich  in  Bielefeld  einfinden  und,  nachdem  23.  Aug. 
es  zur  Conferenz  gekommen  ist,  von  den  braunschweigischen  Gesandten 
begehren,  ihm  die  Meinung  ihrer  Herren  inbetrefF  der  bremischen  Sache  mit- 
zutheilen ;  wenn  sie  sich  darauf  herausgelassen,  so  soll  er  erklären,  dass  Kf.  sich 
auch  weiter  bemühen  wolle,  dass  die  Sache  in  der  Güte  beigelegt  werde. 
Hätten  nun  die  Braunschweigischen  in  specie  zugleich  mit  erwähnt,  dass,  wenn 
die  Schweden  ihr  Dessein  auf  die  Stadt  Bremen  mit  Gewalt  auszuführen  ge- 
däcfiten,  man  dazu  nicht  stille  sitzen  und  die  Stadt  nicht  lassen  müsste,  so  soll 
er  erklären,  da  dem  Kf.  nebst  anderen  Ständen  von  Kaiser  und  Reich  in  dieser 
Sache  eine  Commission  aufgetragen  wäre  und  er.  daneben  die  wirkliche  Inter- 
Position  übernommen  hätte,  so  würde  es  sich  für  ihn  nicht  schicken,  sich  weiter 
zu  implicieren  und  dadurch  den  Schweden  Ursache  zu  geben,  ihn  hernachmals 
gleichsam  als  interessiert  und  partialisch  von  dem  ganzen  Werke  zu  excludieren. 
Die  Schweden  hätten  zur  Zeit  noch  nicht  die  Stadt  feindlich  attaqniert,  sollten 
sie  es  wirklich  thun,  so  müsste  man  zunächst  abwarten,  was  hierunter  Kaiser 
und  Reich  für  Anstalt  zu  machen  nöthig  befinden  würden,  Kf.  werde  sich  jedes- 
mal als  ein  getreuer  Stand  des  Reiches  bezeigen. 

Wenn  auch  die  Braunschweigischen  weitere  Instanz  thun  sollten,  hat 
er  doch  allezeit  bei  diesem  zu  verbleiben  und  alles  übrige,  was  vorgebracht 
wird,  es  gehe  die  bremische  oder  eine  andere  Sache  an,  nur  ad  referendum 
anzunehmen. 


V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
22.  August/ 1.  September  1666- 

[Weitere  Conferenzen.    Gefahr  des  Scheiterns   derselben.    Nachrichten  über  das  Ver- 
balten der  lüneburgischen  Herzoge.] 

Obwohl  die  Schwedischen  mit  der  am  18./28.  August  mitgetheilten  1.  Sept. 
Erklärung  der  Bremer')  übel  zufrieden  waren,  sind  die  Unterhandlungen 
doch  fortgesetzt  worden.  Schwedischer  sei  ts  erklärte  man  sich  bereit,  snspen- 
sionem  immedietatis  usque  ad  finem  seculi  zu  determinieren,  verlangte  aber, 
dass  sich  die  Bremer  über  die  3  Punkte  contraventionis,  suspensionis,  und  zwar 
vornehmlich  voti  et  sessionis,  und  assecurationis  kategorisch  erklären  sollten. 
Da  diese  Erklärung,  zumal  in  den  beiden  ersten  Punkten,  ziemlich  widrig  aus- 
fiel und  in  einer  heute  ihnen  durch  die  bremischen  Deputierten  überbrachten 
Erklärung  Magistrat  und  Bürgerschaft  sich  weigern,  in  die  Suspension  exercitii 


0    S.  Köcher  I.  S.  481. 


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92        n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

sesslonis  et  voti  in  comitiis   auch   ad  tempns   determinatnm  einzuwilligen,   so 
fürchten  sie,  dass  die  Tractaten  zn  £nde  gehen  werden. 

P.  S.  Bei  der  vorgestrigen  Conferenz  haben  ihnen  die  schwedischen  Com- 
missare  vertraulich  im  Namen  des  Feldherrn  mitgetheilt  ^),  derselbe  hätte  durch 
den  schwedischen  Gesandten  am  kaiserlichen  Hofe,  Palbitzky,  Nachricht  von 
einem  Schreiben  Herzog  Georg  Wilhelms  an  den  Kaiser  erhalten,  in  wel- 
chem derselbe  erklärt  habe,  im  Fall  der  Kaiser  ihm  den  Rucken  halten  wolle, 
sich  der  Stadt  Bremen  annehmen  zu  wollen.  Sie  haben  mit  dem  lüneburgi- 
schen Gesandten  davon  gesprochen  und  dieser  darauf  den  Schwedischen  er- 
klärt, er  wisse  davon  nichts  und  könne  es  nicht  glauben,  sondern  er  wäre  da- 
hin instruiert,  das  Werk  in  Güte  zu  componieren.  Sie  vernehmen,  dass  hier 
unter  dem  Magistrat  die  Meinung  herrsche,  dass  die  Stadt  vom  Kf.  im  Falle 
der  Noth  sich  wenig  Hülfe  zu  getrosten  hätte,  das  lüneburgische  Haus  aber 
Hesse  sich  ihrer  etwas  besser  angelegen  sein,  sie  hätten  von  ihrem  in  Celle  an- 
wesenden Syndicus  die  Nachricht,  die  Stadt  solle  nur  standhaft  sein  und  von 
der  Immedietät  nicht  weichen« 


Der  Kurfürst  an  v.  Ledebur  und  Beyer.     D.  Cleve  24.  Aug./ 
3.  September  1666. 

[auf  die   Relationen   vom    16./26.   und    18./28.  August.     Vorschlag  einer   Geldabfin- 
dung.] 

3.  Sept.  —  So  hättet  Ihr,  im  Fall  kein  ander  Temperament  absque  praeju- 

dicio  imperii  gefunden  werden  könnte,  dahin  zu  sehen,  ob  die  Sache  bei 
beiden  Theilen  dahin  zu  bringen,  dass  die  Bremer  pro  redimenda  vexa 
der  Cron  Schweden  entweder  semel  per  semper  oder  alle  Jahr  eine 
gewisse  Summe  Geldes  einwilligten,  und  woferne  solches  sowohl  von 
ihnen  gewilliget  als  von  der  Cron  Schweden  acceptirt  werden  und  also 
der  ganze  Handel  geschlichtet  und  alle  praetensiones  von  schwedischer 
Seite  aufgehoben  werden  sollten,  so  seind  wir  alsdann,  weil  solcher  Ver- 
gleich dem  Reich  nicht  präjudicirte,  denselben  zu  guarantiren  nicht  un- 
geneigt. — 


V.  Heiden  an    den   Kurfürsten.      D.   Bielefeld    6.  September 

1666. 

[Bericht  über  die  Zusammenkunft  in  Bielefeld.] 

6.  Sept.  Er  ist  am  31.  Aagust  in  Bielefeld  angekommen,  erst  am  Abend  des  2.  Sep- 

tember aber  ist  der  Osnabrücksche  Abgesandte,  Hofmarschall  v.  Hammerstein 


')    S.  Kocher  I.  S.  482. 


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Conferenz  in  Bielefeld.  93 

angelangt  nnd  hat  ihn  am  folgenden  Tage  besacht;  sie  haben  abgemacht,  dass 
die  Conferenzen  geheim  gehalten  werden  sollten;  derselbe  empfahl  ihm  noch 
2  absonderliche  Angelegenheiten :  1)  die  streitige  Grenzsache  zwischen  Osnabrück 
und  Minden  bei  dem  Dorfe  Löweren,  2)  die  K. pfälzische  Sache ^),  sein  Herr 
hoffe,  dass,  nachdem  die  Lothringer  in  das  Gebiet  von  K.Pfalz  eingefallen, 
Kf.  denselben  securieren  wurde.  An  demselben  Abend  war  der  Hannoversche 
Gesandte  v.  Eist  angekommen;  er  hat  denselben  besucht,  wobei  jener  ihm 
von  dem  ungünstigen  Stand  der  bremischen  Tractaten  berichtete.  Nachdem  am 
3.  Abends  der  Cellische  Gesandte,  Kammerrath  und  Hofmarschall  v.  Grobben- 
dorf f  und  am  folgenden  Morgen  der  Wolffenbüttelsche ,  Oberbergrath  und 
Vicehofmeister  v.  Heimbruck  angelangt,  haben  sie  an  diesem  Tage,  den  4. 
um  10  Uhr  die  erste  Conferenz  in  seinem  Logement  gehalten.  Die  dort  auf  den 
Nachmittag  verabredete  Fortsetzung  wurde  auf  Wunsch  der  Braunschweigischen 
auf  den  folgenden  Tag  verschoben.  Am  5.,  Sonntag,  fuhren  sie  alle  nach  der 
Predigt  auf  Einladung  des  Gen.-Majors  El  1er  nach  Sparemberg,  hielten  dort 
eine  neue  Conferenz,  verabschiedeten  sich  darauf  und  reisten  am  6.  jeder  nach 
Hause. 


Aus  den  Protokollen^). 

1.  Conferenz,   4.  Sept.     Im  Namen  der  Braunschweigischen  weist  der  4.  Sept. 
Wolffenbüttelsche   Abgesandte   darauf    hin,   wie   nöthig  es    sei,    sich    zu 
bereden,  was  auf  den  Fall,  dass  die  gütlichen  Tractaten  mit  Schweden  wegen 
Bremens   erfolglos  abliefen,  zu  thun  sei,   und  schlägt  drei  Fragen  ad  delibe- 
randum  vor: 

1)  Was  bei  diesen  Mediations-Tractaten  femer  vorzunehmen? 

2)  Was  zu  Regensburg  femer  zur  Hand  zu  nehmen? 

3)  Wenn  bei  Schweden  in  der  Gute  nichts  zu  erhalten  sei  ui^  dieses 
Bremen  härter  angreifen  sollte,  was  dann  zu  thun  sei? 

Er  begehrt  darüber  des  Kf.  Sentiment  zu  vernehmen;  H.  aber  seiner  In- 
stmction  gemäss  erklärt,  dazu  nicht  instruiert  zu  sein.  Die  erste  Frage  anbe- 
treffend wünsche  Kf.  die  Verhandlungen  mit  Schweden  continuieren  zu  lassen, 
so  lange  einige  Apparenz  vorhanden;  ihm  sei  von  Kaiser  und  Reich  gewisse 
Commission  aufgetragen,  ehe  von  diesen  nicht  ein  weiteres  in  dieser  Sache  ver- 
ordnet, würde  es  für  ihn  sich  nicht  schicken,  denselben  vorzugreifen  und  den 
Schweden  Anlass  zu  geben,  ihn  nachher  als  interessiert  und  partialisch  von 
dem  ganzen  Handel  zu  excludieren.  Auf  die  anderen  beiden  Fragen  könnte  er 
sich  ob  defectum  instructionis  gamicht  herauslassen,  er  wolle  aber  der  anderen 
Meinung  und  Vorschläge  vernehmen.  Auch  auf  weitere  Aufforderung  beharrt 
er  bei  dieser  Erklärung,  fragt  zugleich  an,  da  in  dem  Fürstl.  Schreiben  auch 
andere  gemeinnützige  Sachen  erwähnt  würden,  ob  sie  ihm  hierüber  Eröffnungen 
machen  wollten. 


0    Vgl.  Häusser,  Gesch.  der  rheinischen  Pfalz  IL  S.  624. 
«)    VgL  Kocher  L  8.480. 


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94       I^-  I^cr  bremische  Kriepf,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc, 

2.  Gonferenz,  5.  Sept.  Der  Woifenbüttelsche  erklärt  yertranlich, 
was  sie  in  commissione  hätten  eröffnen  zu  wollen.  Wegen  des  Bremischen 
Wesens  wünschten  auch  ihre  Fürsten  die  Tractaten  fortzusetzen;  sollte  Schwe- 
den auf  seiner  früheren  Forderung  wegen  Renunciation  der  Immedietät  bestehen, 
so  zweifelten  sie,  ob  es  vor  dem  Reich  verantwortlich  sein  würde,  solches  der 
Stadt  einzurathen,  sie  wünschten  daher  des  Kf.  Meinung  darüber  zu  vernehmen. 
Wenn  Schweden  aber,  wie  es  ja  jetzt  scheine,  auf  die  suspensio  immedietatis 
einginge,  so  hielten  sie  für  nöthig,  der  Stadt  zuzureden,  soviel  möglich  nachzu- 
geben, doch  müsste  dabei  libertas  commerciorum  wohl  beobachtet,  das  praesi- 
dium  der  Stadt  verbleiben  und  auch  sonst  das  Werk  so  abgefasst  werden,  dass 
man  nicht  über  wenig  Jahre  neue  Unruhe  zu  befahren  habe.  Wenn  es  nun 
auf  solche  Weise  zu  einem  gütlichen  Vergleich  kommen  sollte,  wünschten  sie 
zu  vernehmen,  was  des  Kf.  Meinung  inbetreff  der  von  der  Stadt  verlangten 
Garantie  sei;  wenn  Kf.  und  andere  benachbarte  Stände  sich  dazu  bereit  erklär- 
ten, wären  auch  sie  nicht  abgeneigt  dieselbe  zu  übernehmen,  wenn  aber  der 
Vergleich  von  Kaiser  und  Reich  bestätigt  werden  sollte,  ob  dann  noch  diese 
Garantie  nothig  sei? 

Die  Fürsten  seien  bereit,  die  ihnen  von  Kaiser  und  Reich  übertragene  Com- 
mission  auszuführen,  wünschten  aber  zu  wissen,  ob  K.CÖln,  dem  der  Vorsitz 
in  dieser  Commission  übertragen  worden,  deswegen  schon  an  Kf.  etwas  mitge- 
theilt  habe  und  ob  Hoffnung  vorhanden,  dass  Schweden  sich  solcher  Com- 
mission untergeben  werde,  ob  Kf.  meine,  dass  sonst  zu  Regensburg  dieses 
negotii  halber  etwas  nützliches  konnte  negotiiert  werden,  und  was  er  inbetreff 
des  von  der  Stadt  gewünschten,  vom  Reich  an  die  Kommissare  zu  übertragen- 
den Protectorii  meine. 

Die  Fürsten  geben  zu  bedenken,  ob  nicht  nothig,  dass  die  benachbarten 
Fürsten  sich  bemühten,  dass  die  Commercia  nicht  gehemmt  und  die  beiden 
niederen  Kreise  in  beständiger  Ruhe  erhalten  würden,  sie  wollten  ungern  an 
ihnen  etwas  erwinden  lassen,  wenn  nur  Kf.  sie  wissen  lassen  wolle,  wohin 
seine  Intention  ziele. 

Ausser  der  Bremischen  Sache  wünschten  ihre  Fürsteh  mit  Kf .  auch  aus 
dem  jetzigen  Zustande  des  Reiches  vertraulich  zu  communicieren ,  da  dann 
wohl  zu  beklagen,  dass  Zeit  und  Unkosten  also  vergeblich  müssten  angewendet 
werden. 

Sie  hofften,  Kf.  werde  nicht  gemeint  sein,  jura  principum  zu  schmälern, 
sie  Hessen  sich  nicht  in  Gedanken  kommen,  dem  Kurfürstlichen  Gollegio  in 
seinen  wohlhergebrachten  juribus  Eintrag  zu  thun,  es  schiene,  die  Sache  werde 
zu  Regensburg  von  einigen  zu  hitzig  getrieben  und  man  werde  durch  den  bis- 
herigen modum  schwerlich  zu  einem  guten  Ende  gelangen,  es  würde  aber  sehr 
hose  Gonsequenzen  nach  sich  ziehen,  wenn  man  dort  ohne  einen  gewissen 
Schluss  und  ohne  Verfertigung  eines  Reichsabschiedes  von  einander  gehen 
sollte,  sie  wünschten  des  Kf.  Gedanken  auch  hierüber  zu  vernehmen  und  seien 
zu  aller  möglichsten  Cooperation  bereit. 

H.  nimmt  alles  ad  referendum  an. 


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Scheitern  der  Verbandlan^en  mit  Schweden.  95 

V.  Ledebar  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D,  Bremen 
30.  Augn8t/9.  September  1666. 

[Abbrach  der  Tractaten.    Bremische  Erklärung^.     K.pfälzisches  Hilfsgesuch.     Die  Qaa- 

drupeiallianz.] 

Ihre  weiteren  Vermittlungsversuche  sind  vergeblich  gewesen*),  W  ran  gel  9.  Sept. 
hat  ihnen  erklärt,  bis  weitere  Resolution  aus  Schweden  einkäme,  sich  nicht 
weiter  in  Verhandlungen  einlassen  zu  können,  sie  und  die  anderen  Vermittler 
haben  darauf  ihren  Abschied  genommen  und  ihre  Recredentialen  ^)  erhalten. 
Doch  haben  sie  auf  Wrangeis  Wunsch  die  Stadt  noch  einmal  zu  einer  näheren 
Erklärung  in  puncto  suspensionis  aufgefordert,  welche  sie  auch  gestern  erhalten 
des  Inhalts,  dass,  wenn  das  jus  sessionis  et  voti  in  comitiis  der  Stadt  dadurch 
gewahrt  bleibe,  dieselbe  sich  des  facti  comparitionis  auf  gewisse  Jahre  unter 
einigen  näheren  Bedingungen  enthalten  wolle.  Sie  haben  dieselbe  den  schwe- 
dischen Kommissaren  zugeschickt. 

P.  S.  Vorgestern  hat  sich  bei  ihnen  der  K.  pfalzische  Kammerdirector  v. 
Wol zogen  angemeldet  und  ihnen  wegen  des  neulichen  Einfalls  der  Lothringer 
in  K.Pfalz*)  vorgetragen.  Wränge l  hat  zu  Ledebur  gesagt,  er  wolle,  so- 
bald ihm  die  von  Wolzogen  allegierte  Königliche  Ordre  zugestellt  sei,  die  de- 
siderierte  Assistenz  thun,  wenn  nur  auch  andere  Kur-  und  Fürsten  ein  gleiches 
thun  wurden,  da  sonst  die  auf  löOO  Reiter  und  500  Dragoner  bestimmte  schwe- 
dische Hülfe  nicht  viel  werde  nützen  können.  Appelbom  hat  aus  dem 
Haag  den  Abschluss  der  Allianz*)  zwischen  Dänemark,  Kf.,  den  G.Staaten  und 
den  Häusern  Braunschweig-Luneburg  gemeldet.  W  ran  gel  meinte,  Kf.  und 
Hessen-Cassel  trügen  noch  darunter  einiges  Bedenken,  er  scheint  gegen  das 
braunschweigische  Haus  wegen  der  bremischen  Sache  etwas  ombrageus  zu  sein, 
namentlich  gegen  Celle  und  Graf  Wal  deck. 


V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
6./ 16.  September  1666. 

[Zurückweisung   des  Vorschlages   der   Gbidabfindung.    Vorläufiger  Abbruch   der  Ver- 
handlungen.] 

Den  erst  aus  dem  Rescript  des  Kf.  vom  l./ll.  September*)  ihnen  bekannt  16.  Sept. 
gewordenen  Vorschlag  desselben  wegen  einer  Abfindungssumme  haben  sie  vor- 
gestern dem  Kanzler  Nicolai  mitgetheilt,  aber  dazu  garkeine  Apparenz  noch 
Hoffnung  verspüren  können.    Auf  einer  am  3./13.  und  4./14.  zu  Grambke  abge- 


»)  Vgl.  Köcher  I.  S.  481. 

^  d.  Vegesack  25.  August/ [4.  September]  1666. 

^  S.  oben  S.  93. 

*)  S.  unien. 

^)  Gemeint  ist  das  Rescript  vom  24.  August/ 3.  September  1666  oben  S.  92. 


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96       n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

haltenen  Conferenz ')  ist  ihnen  angezeigt  worden,  der  Feldherr  habe  aus  Schwe- 
den Nachricht,  dass  dort  die  bremische  Sache  in  pleno  vorgenommen  und  dar- 
auf der  Präsident  Klei  he  mit  einer  final-  und  kategorischen  Erklärung  hieher 
abgefertigt  werden  solle,  derselbe  werde  etwa  in  3  Wochen  hier  anlangen,  vor 
seiner  Ankunft  könnte  in  den  Tractaten  nichts  Beständiges  geschlossen  werden. 
Sie  halten  es  daher  für  das  rathsamste,  mittlerweile  die  Tractaten  zu  differieren 
und  abzureisen.  Auf  Grund  der  bremischen  Erklärung  haben  sie  gestern  einen 
Waffenstillstand  und  Eröffnung  zweier  Pässe  vorgeschlagen,  fürchten  aber,  dass 
letzteres  nicht  zu  erlangen  sein  wird. 


Dieselben  an   den  Kurfürsten.     D.  Bremen  8./18.  September 

1666. 

[Vergebliche  Conferenzen.     Drohende  Aussichten.] 

18.  Sept  Die  Conferenzen  sind  zwar  fortgesetzt  worden,  aber  ohne  Erfolg,  durch  die 
vorgehenden  Feindseligkeiten')  wird  das  Werk  immer  schwerer  gemacht,  die 
Schwedischen  lassen  es  selbst  ungewiss,  ob  es  wieder  zu  Tractaten  kommen 
werde,  haben  auch  bei  den  Discursen  die  Forderung  renunciandae  immedietatis 
wieder  angeregt,  den  wieder  vorgebrachten  Vorschlag  wegen  einer  Geldabfin- 
dung haben  sie  zurückgewiesen.  Wränge  1  lässt  eifrig  graben  und  schanzen 
und  namentlich  die  Pässe  jenseit  der  Weser  verstärken,  zwei  Schiffbrücken 
werden  ober-  und  unterhalb  der  Stadt  über  die  Weser  geschlagen,  es  sollen 
auch  3  Regimenter  aus  Pommern  im  Anzug  sein. 


Kurfürst  Maximilian  Heinrich  von  Cöln^)  an  den  Knrfttrsten. 
D.  Arnsperg  17.  September  1666. 

[Vorschlag  einer  wegen  der  Bremischen  Sache  zu  haltenden  Zusammenkunft.] 

17.  Sept.  Nachdem  er  erfahren,  dass  W  ran  gel  im  Werk  begriffen  ist,  BreuLeu  mit 
Gewalt  zu  zwingen,  auch  das  kaiserliche  Protectorium  und  Conservatorium  nicht 
angenommen  und  Notarium  insinuantem  fast  schimpflich  tractiert,  bittet  er  Kf., 
ihm  seine  Gedanken  mitzutheilen,  wie  man  sich  bei  so  gestalten  Sachen  zu 
comportieren,  und  ob  er  es  nicht  dienlich  ermesse,  vermittelst  Zusammen- 
schickung ihrer  beider,  des  Hauses  Braunschweig  und  des  Bischofs  von 
Münster  Deputierten  zu  Hildesheim  oder  sonst  an  einem  Ort  an  der  Weser 
eine  Conferenz  darüber  zu  halten,  doch  möge  Kf.  diesen  Vorschlag  so  viel  mög- 
lich geheim  halten  lassen. 


')    Vgl.  Köcher  I.  S.  483. 

»)    S.  Duntze  IV.  S.  160.  165f.;  Kocher  a.  a.  0. 

^    Ueber   die   durch   Graf  Wal  deck    bewirkte  Verbindung   desselben    mit  den 
braunschweigischen  Herzogen  s.  Köcher  I.  S.  482. 


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Abbruch  der  Verhandlungen.  97 

P.  S.    Wrangel  hat  die  Belagerang  Bremens  wirklich  begonnen   und  ist 
dadurch  das  Instr.  pacis  verletzt  worden. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  2.  Oct.  1666. 

[Die  zugunsten  Bremens  getroffenen  Maassregeln.     Aufforderung,  der  Stadt  Hülfe  zu 

leisten.] 

Kf.  wird  das  der  Stadt  Bremen  auf  ihr  Ansuchen  ertheilte  Conservatori-  2.  Oct. 
om  empfangen,  auch  von  seiner  Gesandtschaft  in  Regensburg  erfahren  haben, 
was  die  daselbst  versammelten  Reichsstände  wegen  der  feindlichen  Action 
Schwedens  gegen  die  Stadt  am  18,  September*)  an  den  Kaiser  gelangen  lassen, 
dass  nächst  Auslassung  kaiserlicher  schärferer  Avocatorien  und  Inhibitorien  auch 
die  wirklichen  Mittel  zu  der  Stadt  Behuf  ergriffen  und  Gewalt  mit  Gewalt 
hintertrieben  werden  solle.  Er  hat  darauf)  die  Avocatoria  und  Cohibitoria  und 
auch  an  die  ausschreibenden  Fürsten  des  Nieder-  und  Obersächsischen  und  des 
l^estphälischen  Kreises  die  gewöhnlichen  Auxiliatoria  erlassen  und  ermahnt 
auch  Kf.  in  kraft  ergangenen  Conservatorii,  des  Instrumenti  pacis  und  der  Reichs- 
satznngen,  der  Stadt  in  ihrer  äossersten  Bedrängnis  mit  aller  Macht  zu  Hülfe 
zu  kommen  und  nichts  unversucht  zu  lassen,  wodurch  dieselbe  von  der  feind- 
lichen Gewalt  liberiert  und  dem  Reich  zum  besten  erhalten  werden  möchte'). 


V.  Ledebnr  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D,  Petershagen 
26.  September /6.  October  1666. 

[Gefangennehmung  y.  Uffelns.    Schwedische  Resolution.    Abbruch  der  Verhandlungen.] 

Donnerstag  den  20./30.  September  ist  es  allerdings  zur  Conferenz  gekom-  6.  Oct. 
men,  doch  haben  die  schwedischen  Deputierten  nur  mit  Beyer  (L.  war  durch 
Krankheit  behindert)  über  das  novum  emergens,  des  Gen.-Feldzeugmeisters 
Ufflens^)  Gefangenschaft,  und  die  daher  wider  das  Haus  Braunschweig 
geschöpfte  Ombrage  verhandelt.  Auf  B.'s  Vorschlag  ist  am  folgenden  Tage  die 
Conferenz  mit  allen  anwesenden  Abgesandten  fortgesetzt  worden,  da  dort  aber'^) 
auf  Grund  der  von  Kl  eye  mitgebrachten  Königlichen  Resolution  von  den  Schwe- 
dischen wiederum  renunciatio  immedietatis  pro  securitate  coronae  Suecicae  der 
Stadt  zugemuthet  wurde,  die  Stadt  hingegen  bei  ihrer  früheren  Resolution  ge- 
blieben,  so  hat  man   allerseits   die   Fruchtlosigkeit  weiterer  Tractaten  erkannt 


^)  S.  das  Reicbsgutachten  vom  18.  September  (Pachner  y.  Eggenstorff  1. 
S.  239.) 

>)    S.  Pachner  y.  Eggenstorff  I.  S.  241ff. 

')  In  einem  Schreiben  vom  15.  October  wiederholt  Kaiser  Leopold  diese  Auf- 
forderung. 

*)    Vgl.  Köcher  I.  S.  487 ff. 

5)    Vgl.  Kocher  I.  S.  489. 

Mater.  >.  Geseh.  d.  0.  Kurfürsten.   XIL  7 


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98        ^^'  ^^^  bremische  Krieg,  die  QuadrupelaHianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

and  beschlossen,  zu  den  Principalen  zur  Abstattun^  mündlicher  Relation  zurück- 
zureisen. Sonntag  23.  September/ [3,  October]  hat  die  Stadt  ihnen  durch  ihre 
Deputati  feierlich  die  Abschiedsvisite  geben  lassen,  darauf  sind  sie  vorgestern 
abgereist,  haben  bei  Wrangel  die  Abschiedsaudienz  gehabt  und  sind  auch  von 
diesem  höflich  entlassen  worden.  B.  will  sich  zum  Kf.  begeben,  L.,  weil  noch 
leidend,  in  Petershagen  bleiben. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  Cleve 
8.  October  1666. 

[auf  das  Schreiben    vom    17.  September.     Bereitwilligkeit  zu    einer  Zusammenkunft. 
Vorschlag  in  betreff  der  zunächst  zu  ergreifenden  Maassiegeln.] 

8.  Oct.  Er  ist  zu  der  vorgeschlagenen  Zusammenkunft  in  Hildesheim  bereit  und  wird, 

sobald  ihm  nähere  Mittheilungen  über  die  Zeit  derselben  zugehen  werden,  Ge- 
sandte dorthin  abschicken.  Zunächst  möchte  K.CÖln  in  seinem  und  der  anderen 
vom  Kaiser  bestellten  Kommissare  Namen  ein  Schreiben  an  Wrangel  und  an 
die  Bremische  Regierung  ergehen  lassen,  in  welchem  ihnen  die  kaiserliche  Kom- 
mission mitgethellt  und  sie  der  Nothdurft  nach  erinnert  würden,  er  will  dasselbe 
mitvollziehen. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleff  12.  October  1666. 

[Ablehnung  der  ihm  übertragenen  Kommission  zum  Schutze  Bremens.] 

12.  Oct.  Dank    für   das    vom   Kaiser   an   ihn  und  die  braunschweigischen  Herzoge 

wegen  der  Stadt  Bremen  ausgegangene  Conservatorium  *),  gebe  aber  in  schal- 
digem  Respect  Ew.  K.  M.  —  zu  bedenken  anheimb,  ob  ich  bei  denen 
gegenwärtigen  Conjuncturen  und  insonderheit  bei  denen  noch  währenden 
höchstgefahrlichcn  Troublen  im  benachbarten  Königreich  Polen,  welche 
fast  täglich,  wie  zu  besorgen,  zu  abermaligen  extremis  ausschlagen  wer- 
den, mich  in  diese  Sache  soweit  engagiren  könne,  und  ob  nicht  Ew.  K. 
M.  am  diensambsten  erachten,  dass  ich  meine  meiste  auf  Beinen  habende 
Kriegsmacht  auf  den  Polnischen  Grenzen  einenweg  als  den  andern  stehen 
lassen  und  sorgfältige  Achtung  geben  müsse,  dass  dem  h.  Rom.  Reich 
von  dannen  nicht  einige  Gefahr  zuwachse.  Ich  lebe  der  gehorsam bsten 
Zuversicht,  Ew.  K.  M.  werden  diese  angeführte  Consideration  erheblich 
finden  und  gnädigst  geruhen,  andern  dem  Herzogthumb  Bremen  näher 
gelegenen  und  mit  gebührender  Kriegsmacht  —  versehenen  Reichsständen 
diese  und  dergleichen  commissiones  auftragen,  mich  aber  in  kaiserlichen 
Gnaden  entschuldigt  halten,  dass  ich   mich  so  weit  in  diese  Händel  zu 


J)    S.  oben  S.  97. 


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Die  kaiserliche  Kommission.  99 

vertiefen  and  dadurch  mir  und  meinem  Staat  allerhand  Ungelegeuheiten 
auf  den  Hals  zu  ziehen  Bedenken  tragen  muss.  Inmittelst  werde  ich 
wie  bishero  also  auch  ferner  es  an  meinen  schuldigen  und  möglichen 
officiis  nicht  ermangeln  lassen,  um  diese  Streitigkeiten  vermittelst  güt- 
licher Handlung  beilegen  zu  helfen,  zu  welchem  End  ich  dann  meine 
Räthe  nicht  allein  abermalen  an  den  Schwedischen  Reichsfeldherrn,  son- 
dern auch  nach  der  zu  Hildesheimb  zwischen  denen  Kur-,  Fürsten  und 
Ständen,  an  welche  Ew.  K.  M.  gnädigste  Commission  sub  dato  des  4.  Julii 
jüngsthin  ergangen,  beraumten  Zusammenkunft  abzusenden  und,  so  viel 
an  mir  ist,  —  Fried  und  Ruhe  im  h.  Rom.  Reich  erhalten  helfen 
werde. 


Der  Kurfürst  an  Graf  Wrangel.     D.  Cleve  13.  October  1666. 

[Aufforderung  zur  Aufhebung  der  Belagerung  von  Bremen  und  Wiederaufnahme  der 

Unterhandlungen.] 

Er  hat  mit  grosser  Bestürzung  vernommen,  dass  die  Tractaten  abgebrochen  13.  Oct. 
sind  und  die  Feindseligkeiten  begonnen  haben.  Da  seine  Gesandten  wider  Ver- 
hoffen schon  zurückgekehrt  sind,  so  will  er  das,  was  diese  dem  Feldherrn  hatten 
mändlich  hinterbringen  sollen,  demselben  schriftlich  mittheilen.  Er  hat  es  sich 
bisher  auf  das  eifrigste  angelegen  sein  lassen,  diese  Sache  zu  des  Königs  und 
der  Krone  Schweden  contento  in  der  Güte  zu  vermitteln,  so  dass  ihm  jetzt  fast 
überall,  sonderlich  auf  dem  Reichstag  zu  Regensburg,  vorgeworfen  wird,  als  ob  • 
er  die  Stadt  zu  intimidieren  und  zur  Annahme  unbilliger  und  dem  Reich  selbst 
nachtheiliger  Gonditionen  zu  veranlassen  getrachtet.  Er  will  trotzdem  gern 
darin  fortfahren,  da  er  aber  vernimmt,  dass  nicht  allein  das  Reich  dieser  Sache 
sich  eifrig  annehmen  wolle  und  wegen  der  Assistenz  bereits  ein  Conclusum  zu 
Regensburg  gemacht  sei,  sondern  auch  die  Kreisstände  fast  sehr  darauf  dringen, 
dass  man  quovis  modo  verhüten  solle,  damit  hierdurch  das  Reich  nicht  aufs 
neue  beunruhigt,  nichts  wider  das  Instrumentum  pacis  vorgenommen,  sondern 
die  entstandenen  Differentien  demselben  gemäss  entweder  in  Güte  oder  durch 
den  ordentlichen  Weg  Rechtens  ausgeführt  werden,  zu  geschweigen  mit  was 
für  Augen  die  auswärtigen  Kronen  und  Republiken  dieses  Vorhaben  ansehen, 
so  stellt  Kf.  dem  Feldherm  anheim,  selbst  zu  urtheilen,  ob  er  nicht  Ursache 
habe,  sich  sorgfältig  in  Acht  zu  nehmen  und  sich  so  zu  betragen,  damit  ihm 
nicht  ferner  vorgerückt  werde,  dass  er  allein  sich  den  gemeinen  Reichs-  und 
Kreisconclusis  zu  entziehen  gedächte.  Er  ersucht  ihn  daher,  die  Sache  nicht 
auf  Extremitäten  ankommen  zu  lassen,  sondern  vielmehr  durch  Aufhebung  der 
Belagerung  dem  ganzen  Rom.  Reiche  zu  zeigen,  dass  die  Krone  vielmehr  über 
das  Instrumentum  pacis  halten  denn  zu  neuen  motibus  Anlass  geben  wolle, 
und  die  gütlichen  Tractaten  zu  reassumieren,  wobei  er  ferner  alle  guten  officia 
anzuwenden  bereit  ist. 


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100     II>  Der  bremische  Krieg,  die  QuadrupelalHanz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöhi  an  den  Kurfürsten. 
D.  Arnsperg  13.  October  1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  8.  October.     Aufforderung  zur  Sendung  von  Bevollmächtigten 
nach  Hildesheim  und  zur  Bereithaltung  von  Truppen.] 

13.  Oct.  Auf  Aafforderung  des  Herzogs  Ernst  August,  Bischofs  von  Osnabrück, 

und  der  Brüder  desselben  hat  er  seinen  Geh.  Rath  und  Kanzler  Buschmann 
nach  Hildesheim  gesandt,  um  zusammen  mit  seinem  dortigen  Vicekanzler 
Nicolartz  dort  der  Conferenz  beizuwohnen  und  auf  Gutbefinden  sich  mit  den 
braunschweigischen  Bevollmächtigten  zuWrangel  zu  begeben  und  denselben 
zu  ermahnen,  von  den  Thätlichkeiten  abzustehen,  auch  der  Stadt  Bremen  zu- 
zusprechen, ob  nicht  der  Streit  gütlich  beigelegt  werden  könne.  Er  ersucht 
den  Kf.,  auch  mit  ehestem  jemand  der  Seinigen  dorthin  zu  schicken,  ferner,  wie 
er  selbst  ^)  auf  Ersuchen  der  braunschweigischen  Herzoge  löOO  Mann  z.  F.  u.  R. 
nach  Hildesheim  ziehen  lässt,  ebenso  auch  seinerseits  einige  Mannschaft  in  seine 
an  der  Weser  gelegenen  Plätze  zu  verlegen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  Cleff  20.  Oct 

1666. 

[auf   das  Schreiben    vom    13.  October.    Bereitwilligkeit  zur  Beschickung  der  Hildes- 
heimer  Conferenz.     Militärische  Vorbereitungen.] 

20.  Oct.  Seine  Räthe  werden   sich,  sobald  sie   nochmals  bei  Wrangel  ihr  Bestes 

gethan  und  versucht,  in  Hildesheim  einfinden.  Er  hat  bereits  sowohl  am  Weser- 
strom als  auch  im  Halberstädtischen  soviel  Mannschaft  stehen,  dass  er  auf  allen 
Fall  sowohl  sein  Kreiscontingent  beibringen  als  auch  seinen  Alliierten  und  Freun- 
den, falls  sie  feindlich  angegriffen  werden  sollten,  gebührende  Assistenz  leisten 
kann. 


Graf  Wrangel  an  den  Kurfürsten.     D.  Stade   11./21.  October 

1666. 

[auf  das   Schreiben    vom    3./13.  October.     Einwilligung   in  die  Wiederaufnahme  der 

Unterhandlungen.] 

21.  Oct.  K^'  w^^^  ^ö°   seinen   zurückgekehrten  Abgesandten  erfahren  haben,   dass 

nicht  von  Seiten  des  Königs,  sondern  der  Stadt  Bremen  die  Tractaten  abram- 
piert  worden  sind ;  auch  dass  es  zu  Hostilitäten  gekommen,  hat  die  Stadt  selbst 
verursacht,  indem  sie  auf  die  königlichen  Truppen  zuerst  Feuer  gegeben.  Dass 
nun  diese  Sache  zu  Regensburg  so  hoch  getrieben  wird,  muss  sein  König  dahin 
gestellt  sein  lassen  und  alles  Gott  befehlen,  der  zu  seiner  Zeit  wird  ausfindig 
machen,  „was  unter  dem  Prätext  der  Stadt  Bremen  Reichs  wegen  sich  anzu- 


0    Vgl.  Kocher  I.  S.  493. 


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Gorrenpondenz  mit  K.Coln  und  Wrangel.  101 

nehmen  vor  particnlieres  Interesse  lautieren  und  besorglich  Niemand  als  die 
Evangelische  Partei  mit  gar  zu  später  Reu  treffen  durfte.^  Er  ist ')  nicht  abge- 
neigt, auf  Einrathen  des  Kf.  die  gütlichen  Tractaten  zu  reassumieren,  hat  es 
auch  den  anwesenden  K.Gölnischen  und  Braunschweigischen  Abge- 
sandten'), nachdem  des  Kf.  Schreiben  eingelangt,  zu  verstehen  gegeben;  er  stellt 
dem  Kf.  anheim,  ob  dieser  jemand*  seiner  Räthe  dazu  wieder  abordnen  wolle. 
Er  hat  es  gegen  die  anwesenden  Gesandten  ausdrücklich  bedungen,  dass  er 
ohne  Kf.  und  die  Landgrafin  von  Hessen-Gassel  für  bedenklich  halte  darin 
fortzufahren,  doch  könnten  dieselben  ihm  ihre  Vorschläge  immer  eröffnen.  Die 
Blokade  kann  er  bis  zu  gänzlicher  Vergleichung  der  Sache  ohne  expresse  Ordre 
des  Königs  nicht  aufheben. 


ProtocolP)  der  mit  den  Kaiserlichen  Gesandten*)  wegen  der 

Bremischen  Sache  abgehaltenen  Conferenzen. 

[Cleve  21.— 26.  October.] 

1.  Gonferenz  21.  October  1666.  21.  Oct. 
Legati  Gaesaris  proposuerunt  me  praes.  et  D.  de  Jena:    Des  Kaisers  Ab- 
sehen bei  der  Schickung  des  Grafen  Sinzendorf  ginge   dahin,   dass  derselbe 

Kf.  disponieren  sollte,  sich  nebst  dem  Hause  Braunschweig  der  Stadt  Bre- 
men anzunehmen,  beziehen  sich  auf  die  schriftliche  Proposition  ^). 

2.  Gonferenz  22.  October  1666.  22.  Oct. 
Den  Gesandten  wird  des  Kf.  Bescheid  mitgetheilt:  derselbe  habe  erhebliche 


')  Vgl.  über  die  damalige  Lage  Wrangeis  und  die  ihm  Yon  der  schwedischen 
Regierung  zugegangenen  Befehle  Carlson  IV.  S.  490. 

>)    S.  Köcher  I.  S.  502. 

')    Von  0.  Y.  Blumenthals  Hand. 

^)  Als  kaiserlicher  Gesandter  war  Graf  Sinzendorf  bei  dem  Kf.  erschienen, 
welcher  zusammen  mit  dem  schon  seit  längerer  Zeit  bei  demselben  befindlichen  Baron 
de  Goess  an  den  Gonferenzen theilgenommen  hat.    Vgl.  Urk.  u  Act.  XIV.  1.  8.282. 

^)  In  derselben  wird  nach  Auseinandersetzung  der  Rechtswidrigkeit  des  Ver- 
fahrens Schwedens  in  der  bremischen  Sache  und  der  bisher  von  dem  Kaiser  in  der- 
selben getroffenen  Maassregeln  darauf  hingewiesen,  bevor  man  sich  auf  dem  Reichs- 
tage über  die  zur  Rettung  Bremens  zu  ergreifenden  Maassregeln  vergleiche  und  die 
Nothdurft  beschaffe,  könne  die  Stadt  schon  in  die  Hände  der  Schweden  gerathen  sein, 
und  wird  Kf.  ersucht,  da  ein  eilendes  remedium  nöthig  sei,  dem  Kaiser  seine  Meinung 
über  das,  was  in  dieser  Sache  zu  thun  nöthig  sei,  zu  eröffnen.  Der  Kaiser  lasse  ihm 
das  auf  ihn  und  andere  Fürsten  ausgestellte  conservatorium  (s.  oben  S.  97)  einhän- 
digen und  ihn  ersuchen,  sich  desselben  zusammen  mit  jenen  anderen  Fürsten  zu 
unterfangen  und  sich  dabei  versichert  zu  halten,  dass  der  Kaiser  sich  mit  ihm  und 
allen  anderen,  welche  sich  der  Stadt  annehmen  würden,  über  eine  Generalgarantie 
vergleichen  und  dafür  sorgen  werde,  dass  die  Bxecutionskosten  von  den  Reichsständen 
erstattet  würden. 


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102     n*  Der  bremische  Krie^,  die  Quadrnpelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Ursachen  sich  in  die  Bremische  Sache  nicht  einzumischen,  welche  er  dem  Kaiser 
schriftlich')  eröffnet  hat.  £r  wolle  an  Wrangel  abermals  schreiben  und  ihn 
zur  Aufhebung  der  Blokade  ermahnen,  wenn  dies  nicht  geschehe,  so  werde 
er  Ledebur  und  Beyer  nach  Hildesheim  schicken,  um  dort  mit  den  versam- 
melten Käthen  die  Sache  der  Nothdurft  nach  zu  überlegen.  Unterdessen  käme 
es  zuförderst  auf  das  Haus  Braunschweig,  als  alternierenden  ausschreiben- 
den Fürsten  und  Zugeordneten  an,  Kf.  halte  es  also  für  rathsam,  dass  Sinzen- 
dorf  zu  K.Göln  und  Braun  schweig,  an  die  er  auch  Creditive  habe,  reise, 
im  übrigen  werde  sich  Kf.  den  Reichsconstitutionibus  und  Kreissachen  nicht 
entziehen. 

Darauf  erwidert  de  Goess  eodem  die,  der  Inhalt  des  Schreibens  des  Kf. 
an  den  Kaiser  sei  ihnen  nicht  bekannt,  sie  bäten  um  Abschrift  desselben.  Man 
hätte  um  so  mehr  gehofft,  Kf.  und  das  Haus  Braunschweig  würden  die 
Commission  nicht  von  sich  abbringen,  da  der  Kaiser  sie  für  allen  Schaden  zu 
garantieren  erbÖtig  sei,  die  Commission  auch  auf  Reichskosten  geschehe.  Sollte 
Kf.  deswegen  angefochten  werden,  so  sei  der  Kaiser  ihm  auch  zufolge  der  mit 
ihm  abgeschlossenen  Allianz^)  zu  helfen  schuldig.  Dass  man  sage,  man  wolle 
das  Seinige  pro  rata  beitragen,  das  heisse  soviel,  man  wolle,  dass  Bremen  ver- 
loren gehen  solle.  Kf.  möchte  sich  etwas  näher  herauslassen,  denn,  wenn  der 
Stadt  sollte  geholfen  werden,  müsste  es  schleunig  geschehen.  Der  Kaiser  werde 
auch  die  Hand  mit  Nachdruck  ans  Werk  schlagen,  dafern  Sinzendorf  nur 
mit  guter  Resolution  zurückkäme  und  man  nur  gesonnen  wäre,  einige  andere 
als  die  ordinari  Mittel,  mit  denen  es  langsam  daherginge,  zu  ergreifen. 
Die  Brandenburgischen  nehmen  alles  ad  referendum. 

23.  Oct.  3.  Conferenz  23.  October  1666, 

Kf.  lässt  erklären,  er  hielte  davor,  es  würde  dem  Kaiser  und  dem  Reiche 
schimpf-  und  despectierlich  sein,  Bremen  zu  abandonnieren.  Er  verspricht,  noch- 
mals bei  Wrangel  die  Güte  zu  versuchen  und,  wenn  dieses  nichts  fruchte, 
seine  Gesandten  nach  Hildesheim  zu  schicken,  dieselben  sollten  so  nachdrück- 
lich instruiert  werden,  dass  der  Kaiser  leicht  daraus  abnehmen  könnte,  wie 
Kf.  mit  demselben  in  der  Bremischen  Sache  einerlei  Sentiment  führe,  zumal  da 
der  Kaiser  nur  des  Reiches  Freiheit  und  Reputation  aufrecht  erhalten  wollte, 
indessen  hielte  Kf.  für  nöthig,  einige  Truppen  in  Schlesien  beisammen  zu  halten, 
um  allen  besorglichen  Inconvenientien  fürzukommen. 

Die  Kaiserlichen  Gesandten  fragen  durch  Goess  eodem  die  an,  ob  Kf. 
seinen  Gesandten  nach  Hildesheim  bevollmächtigt,  sich  wegen  der  Auxiliar- 
truppen  herauszulassen,  sie  hofften,  Kf.  werde  vor  Sinzendorfs  Abreise  sich 
etwas  weiter  herauslassen,  zweifelten  auch  nicht,  des  v.  II axthausen')  Com- 
mission würde  in  einem  und  anderen  grosses  Licht  geben. 

26.  Oct.  16./26.  October  wurde  den  Kaiserlichen  Gesandten  durch  mich  und  H. 

Jena  eben  die  Antwort  gegeben,  so  dem  Lüneburgischen  ertheilt  worden, 


»)    S.  oben  S.  98 

=0    Vom  10.  Mai  1666  unten  Abschn.  4,  vgl.  ürk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  267 ff. 

3)    S.  S.  103. 


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Conferenzen  mit  den  kaiserlichen  und  löneburgischen  Gesandten.  103 

mit  diesem  Anhange,  Kf.  hoffe,  der  Kaiser  wurde  glgichermaassen  die  Hand  mit 
Nachdruck  an  das  Bremische  Wesen  schlagen. 


Propositio  Legatorum  Ducum  Bransvicensium  et  Lüneburgen- 
siüm    DD.   Haxthausen    et   Moltken')   14./24.  October  1666. 

Nachdem  dem  Gesandten  des  Kf.  v.  H  e  y  d  e  n  zu  Bielefeld  '^)  in  der  Bre-  24.  Oct. 
mischen  Sache  ein  und  anderes  remonstriert  worden  und  derselbe  damals  alles 
ad  referendum  angenommen,  wollten  die  Herzoge  nun  vernehmen,  was  des  Kf. 
Meinung  bei  dieser  Sache  und  wie  ihr  zu  rathen  sei.  Sie  hätten  gemeint,  da 
periculum  in  mora,  man  müsse  mit  Zuziehung  K.Cölns  jemand  an  den  Schwe- 
dischen R. Feldherrn  abschicken,  hätten  auch  von  dieser  Resolution  dem  Kf. 
part  geben  wollen,  und  weil  man  nicht  versichert,  dass  durch  die  Abschickung 
der  intendierte  Zweck  erreicht  werden  möchte,  so  hätten  sie  bei  Kf.  um  Eröff- 
nung seines  Sentiment«  anhalten  und  sich  erkundigen  wollen,  ob  Kf.  vigore  des 
kaiserlichen  conservatorii  und  ertheilten  mandati  ad  exequendum  das  Werk  mit 
embrassieren  wolle. 

Nachfolgende  Resolution  ist  den  Lüneb.  Gesandten  durch  H. 
Jena  und  mich')  überbracht  worden  den  15./25.  October  1666.  25.  Oct. 

S.  Ch.  D.  wollten  die  Kreishülfe  schicken*),  wenn  sie  requiriret 
würde,  indessen,  begehrte  naan  zu  wissen,  ob  dasjenige,  so  die  Gesandten 
von  wegen  der  Hülfeleistung  erwähnet,  für  ein  Requisit[or]iam  anzu- 
nehmen und  in  wie  viel  Mannschaft  die  Hülfe  bestehen  solle. 

2.  Wollte  S.  Ch.  D.  ihren  Herrn  Principalen,  wenn  sie  umb  der 
Bremischen  Sache  halber  angefochten  würden,  mit  aller  Macht  assistiren, 
weil  aber  S.  Ch.  D.  heute  ausm  Haag  per  expressum  unvermuthet  ad- 
vertiret  worden*),  sambt  wollte  Braunschw.-Celle  S.  Ch.  D.,  dafern  sie  in 
Preussen  attaquiret  werden  sollte,  nicht  assistiren,   die  Ursach  aber  sol- 


')  Vergl.  über  diese  Sendung  Köcher  I.  S.  496;  Instruction  und  Creditiv 
V.  Moltcke's  sind  vom  6./16.  October  ausgestellt.  Inzwischen  hatte  Herzog  Georg 
Wilhelm  (d.  Nienburg  13./[23.] October)  dem  Kf.  mitgetheilt,  er,  sowie  sein  Bruder, 
Herzog  Johann  Friedrich,  und  sein  Vetter,  Herzog  Rudolf  August,  hätten 
ihre  Völker  an  der  Grenze  ihrer  Lande  aufgestellt,  um,  falls  von  W  ran  gel  eine 
widrige  Resolution  erfolge,  der  Stadt  Bremen  Hülfe  zu  leisten,  und  als  Kreisoberster 
des  Niedersächsischen  Kreises  Kf.  als  Mitglied  desselben  aufgefordert,  seine  Kriegs- 
völker nicht  nur  in  guter  Bereitschaft  zu  halten  und  in  die  Nähe  zu  stellen,  sondern 
auch  auf  sein  ferneres  Ersuchen  ihm  zu  Hülfe  zu  schicken. 

»)    S.  oben  S.  93  f. 

*)    e.V.  Blumenthal. 

*)  üeber  die  damaligen  militärischen  Anordnungen  des  Kf.  s.  Hirsch,  Die  Armee 
des  Grossen  Kurf.  (Hist.  Zeitschr.  N  F.  XVII.)  S.  27.5. 

^)    S.  unten  Romswinckels  und  Copes'  Relation  vom  19.  Oetober  1666. 


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104     II>  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

eher  genommen  Resolution  ihr  unbewusst,  so  hofften  S.  Ch.  D.,  man 
werde  sich  anders  und  zwart  dem  in  S.  F.  6n.  zu  Celle  gesetzten  Ver- 
trauen gemäss  erklären. 


25.  Oct.  Der   Ghar-Göliensche   Gesandte,    Landrost   Landsberg*),    ha^t 

den  15./25.  October  folgenden  Vortrag  gethan: 

K.Göln  wünsche  zu  vernehmen,  wie  des  Kaisers  Respect  und  des  Reiches 
Ruhestand  und  Sicherheit  bei  dieser  Kaiserlichen  Gommission  in  der  Bremischen 
Sache  zu  beobachten  sei, 

2)  er  desideriere  des  Kf.  Gutachten  in  causa  Bremensi  auf  den  Fall  die 
gütlichen  Tractaten  nichts  verfangen  wollten,  würde  sich  selbigen  conformieren. 

3)  Nachdem  in  Hildesheim  beschlossen  worden  sei,  dass  die  Principalen 
ihre  Soldatesque  zusammenzogen,  so  Hesse  K.  Cöln  1200  z.  F.  und  300  zu  Pferde 
künftigen  Sonntag  unter  dem  Christen  Hell  nach  der  Weser  marschieren  and 
bäte,  dass  des  Kf.  Trappen  sich  mit  denselben  conjungieren  möchten, 

4)  bäte  er  um  Abschickung  eines  kfl.  Ministri  nach  Hildesheim, 

5)  um  gute  Correspondenz  und  vertrauliche  Communication. 

Item  dafern  Bremen  in  der  Schweden  Hände  gerathen  und  dieselbe  sich 
an  einem  oder  andern  Stande  des  Reichs  revangieren  wollten,  was  alsdann  zu 
thun,  ob  man  nicht  mit  des  Kaisers  und  der  Benachbarten  Hülfe  dahin  zu 
trachten  hätte,  die  Stadt  in  vorigen  Stand  zu  setzen. 

Diese  Resolution  ward  selbigen  Tag  dem  Ghur-Cölnischen 
durch  mich')  und  H.  Jena  überbracht: 

S.  Ch.  D.  bedanketen  sich  für  die  gethane  Abschickung,  rühmeten 
Chur-Cöllens  Sorgfalt,  würden  die  Kreishülfe  schicken  und  S.  Ch.  D.,  da- 
fern sie  des  Bremischen  Wesens  halber  sollte  angefochten  werden,  mit 
aller  Macht  assistiren,  einen  dero  Bedienten  nacher  Hildesheimb  ab- 
schicken, auch  aus  den  fürfallenden  Sachen  mit  Chur-Cöllen  allemal 
freund  Vetter-  und  brüderlich  communiciren. 


Instruction^),  wonach  sich  unsere  —  Gerhard  Jaen  Ledebaur 
und  Johann  de  Beyer  unterthänigst   zu    achten.      D.  Cleve 

24.  October  1666. 

[Aufträge  an  Wränge]  und  eventuell  an  die  zu  Hildesbeim  Versammelten.] 
24.  Oet.         Beide   oder,   wenn   Ledebur  verhindert  ist,   Beyer  allein   sollen   sich 


')    Das  Creditiv  desselben  ist  Himmelport  22.  October  1666  ausgestellt. 
^    C.  T.  Blumenthal. 

')    S.  Pufendorf  IX.  §  82  (S.  626 f.).    Vgr].  de  Goess'  Bericht  an  den  Kaiser 
Tom  3.  Notember  (ürk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  282fF.). 


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Neue  Gesandtschaft  y.  Ledeburs  und  Beyers.  105 

schleunigst  za  Wrangel  begeben  und  demselben  die  gefahrliche  Lage  der 
IMnge  vorstellen.  Der  Kaiser  habe  durch  den  an  ihn  abgeschickten  Grafen 
Sinzendorf^)  Kf.  ermahnt,  sich  der  Bremer  Sache  mit  Nachdruck  anzunehmen 
und  die  Stadt  quovis  modo  retten  zu  helfen,  derselbe  gehe  mit  gleicher  Com- 
mission  auch  an  die  braunschweigi sehen  Herzoge  und  andere  Reichsstände, 
Ef.  müsse  furchten,  Kaiser  und  Reich  möchten  endlich  gar  andere  Resolution  fassen 
und  diese  Commission  solchen  Ständen  übertragen,  welche  die  Execution  der- 
selben nicht  ablehnen  und  nicht  so  behutsam  und  glimpflich,  wie  er,  darin 
procedieren  wurden. 

Welchem  negst  wir  dann  den  Feldherm  nochmaln  zun)  fleissigsten 
ersuchten,  von  den  extremis  and  der  Blocquade  abzustehen  und  raison- 
nable  und  dem  iDStrumento  pacis  gemessene  gütliche  Temperamenta 
nicht  aoszaschlagen ,  die  renanciationem  praetensae  immedietatis  bei 
Seite  zu  setzen  und  in  suspenso  zu  lassen,  auch  die  Tractaten  in  statu 
quo,  wie  sie  vor  des  H.  Präsidenten  KI  eye  Rückkauft  aus  Schweden 
gewesen,  weiter  continuiren  zu  lassen.  — 

Nun  würde  von  den  meisten  Standen  und  fast  an  allen  Orten  dafür 
gehalten,  dass  man  in  Schweden  selbsten')  zu  den  extremis  wider  die 
Stadt  nicht  Belieben  trüge  —  ja  man  hätte  gar  äusserliche  Nachricht, 
dass  dem  Feldherm  Ordre  zugekommen  wäre,  mit  den  Hostilitäten  gegen 
die  Stadt  einzuhalten  und  die  gütliche  Handlung  zu  admittiren,  der 
Feldherr  würde  sich  annoch  erinnern,  mit  was  Fürwand  wir  der  Kronen 
zum  besten  die  Reichscommission  bishero  aufgehalten,  nunmehr  aber 
stünde  solches  nicht  mehr  an  unsern  Kräften  und  könnten  wir  uns  nicht 
entbrechen  unsere  Deputirte  nacher  Hildesheimb,  woselbsten  sich  alle 
diejenige,  welche  von  I.  Kais.  M.  in  der  Commission  ernannt  wären, 
bereits  versammelt  hätten,  —  zu  schicken.  — 

Sollte  sich  nun  der  Feldherr  hierauf  bewegen  lassen,  mit  den  ex- 
tremis einzuhalten,  die  Blocquade  aufzuheben  und  die  gütliche  Tractaten 
wieder  für  die  Hand  zu  nehmen,  so  hätten  unsere  Räthe  solches  nacher 
Hildesheimb  denen  daselbst  versammelten  Deputirten  zu  notificiren  und 
sie  dahin  zu  veranlassen,  dass  sie  sich  auch' alle  oder  zum  weinigsten 
die  Braanschweigischen  bei  dem  Feldherm  zu  Beförderung  der  Trac- 
taten einfinden  möchten.  Würden  unsere  Räthe  aber  nichts  verrichten, 
80  haben  sie  nach  abgelegter  Commission  sich  selbst  alle  beide  oder 
D.  Beyer  allein  nacher  Hildesheimb  zu  verfügen  und  denen  daselbst 
anwesenden    Räthen    von    K.Cöln,    Paderborn,    dem    Fürstl.    Hause 


<)    S.  oben  S.  101. 

*)    Vgl.  Carl 8  on  IV.  S.  490. 


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lOß     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Brauiischweig  und  den  Deputirten  der  Städte  Cöln  und  Lübeck  — 
anzudeuten,  dass,  sobald  wir  von  K.Cölns  Ld.  von  dieser  Zusammen- 
kunft wären  advisiret  worden,  wir  nicht  hätten  unterlassen  wollen,  auch 
die  unseren  darbei  zu  senden,  gestalt  sie  dann  befehliget  wären,  das- 
jenige, was  darbei  förkommen  —  bestes  Fleisses  zu  befördern.  Unseres 
Orts  wären  wir  nicht  allein  erbietig  unser  Contingent  an  Volk  wegen 
Halberstadt  dem  Kreise  beizutragen,  sondern  dafem  auch  ein  oder  ander 
dieser  Sachen  halber  feindlich  angegriffen  werden  sollte,  demselben  treu- 
lich beizuspringen  und  mit  Nachdruck  zu  assistiren,  wohingegen  wir  uns 
auch  auf  allen  Fall  gebührender  Hüifsleistupg  von  ihnen  versehen  thäten. 

Und^)  weil  die  zu  Hildesheimb  versammelt  gewesenen  Kur-  und 
Fürstlichen  Räte -schon  wieder  von  einander,  so  hat  D.  de  Beyer  nach 
abgelegter  Verrichtung  bei  dem  R. Feldherrn  seine  Rückreise  dergestalt 
anzustellen,  damit  er  entweder  S.  Churf.  D.  unterwegens  entgegen  kom- 
men und  mündlich  Relation,  oder,  da  die  Zeit  zu  kurz  fallen  möchte, 
schriftlichen  Bericht  abstatten  könne. 

Ges.  erhalten  auch  ein  Credltiv  an  die  Stadt  Bremen,  sie  sollen  dieselbe 
der  guten  Intention  des  Kf.  und  dass  er  alle  mögliche  officia  zu  ihrer  Rettung 
anwenden  würde,  versichern,  doch  dabei  gebührende  Behutsamkeit  gebrauchen, 
damit  der  Feldherr  daraus  nicht  soup^on  fasse  *'^). 


Der  Kurfürst  an  den  Freiherrn  v.  Schwerin^)  zu  Paris. 
D.  Cleve  26.  October  1666. 

[Die  bremische  Angelegenheit.] 

26.  Oct.  Kr  soll  sich  sogleich  bei  Lionne   anmelden  und   demselben  zu  verstehen 

geben,  Kf.  hätte  schon  längst  mit  dem  Könige  wegen  der  Streitigkeiten  zwischen 
Bremen  und  Schweden  communicieren  wollen,  es  aber  bisher  aufgeschoben, 
da  er  gehofft,  diese  Streitigkeiten  würden  durch  seine  und  anderer  Interponenten 
Mediation  beigelegt  werden.  Nachdem  aber  die  Tractaten  sich  neulich  zer- 
schlagen und  man  bereits  beiderseits  zu  Feindseligkeiten  geschritten  sei,  könne 
er  nicht  länger  unterlassen",  dem  Könige  vorzustellen,  was  für  präjudicierliche 
Weiterungen  daraus  zu  befahren  stünden.  Kf.  hätte  sich  bisher  ungeachtet 
alier  nachtheiligen  Ausdeutungen  bei  der  Sache  so  betragen,  dass  Schweden 
daraus    seine   Freundschaft    und    aufrichtige   Intention  habe  verspüren   können, 

*)  Dieser  letzte  Passus  ist  nachträglich  hinzugefügt.  —  Die  Conferenzen  zu 
Hildesheim  hatten  schon  am  3./1 3.  October  ihr  Ende  erreicht,  s.  Köcher  I.  S.  491. 

-0     Die  Creditive  für  die  Gesandten  sind  Cleve  25.  October  166f)  ausgestellt. 

3)  Otto  V.  Schwerin  der  jüngere,  Sohn  des  Oberpräsidenten.  S.  ürk.  u. 
Act.  IL  S.  421. 


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Anbringen  t.  Schwerins  in  Paris.  107 

was  auch  W  ran  gel  erkannt  and  ihm  dafür  gedankt  habe,  er  wünsche  auch  in 
gntem  Vertrauen  mit  Schweden  zu  verbleiben  und  das  durch  die  letzte  Allianz 
aufgerichtete  Band  der  Vertraulichkeit  zu  verstärken,  es  würde  ihm  daher  herz- 
lich leid  sein,  wenn  er  durch  das  Bremische  Wesen  zu  Actionen,  welche  zu 
widrigen  Impressionen  Anlass  geben  könnten,  verursacht  würde.  Da  aber  das 
Reich  sich  der  Sache  nachdrücklich  anzunehmen  und  die  Stadt  zu  entsetzen 
beschlossen  hat,  auch  der  Kaiser  diese  in  seine  und  des  Reiches  Protection 
genommen  und  zu  dessen  Effectuierung  mandata  conservatoria  an  K.CöIn,  Kf. 
und  die  Herzoge  zu  Braunschweig-Lüneburg,  ferner  mandata  excitatoria 
und  nun  vollends  executorialia  an  den  Niedersächsischen  und  benachbarte  Kreise 
wegen  der  Assistenz  ergehen  lassen,  und  dabei  durch  einen  extraordinären 
Envoye,  den  Grafen  v.  Sintzendorff,  von  ihm  inständig  begehrt  hat,  sich 
dieses  Werkes  nach  Anleitung  der  Reichsconstitutionen  anzunehmen  und  die 
bedrängte  Stadt  zu  retten,  so  stelle  er  dem  Könige  zu  bedenken  anheim,  wie 
unverantvtortlich  es  ihm  gegen  das  Reich  fallen  werde,  wenn  er  sich  diesem 
allgemeinen  Reichsconcluso  zu  entziehen  und  von  den  anderen  Ständen  des 
Reichs  zu  separieren  gedächte,  er  verlangte  daher  von  dem  Könige  in  Confidenz 
zo  vernehmen,  wohin  dessen  Sentiment  bei  dieser  Bewandnis  der  Sachen  gehen 
möchte  *). 


O.  V.  Schwerin  der  jüngere  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
5.  November  1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  26.  Oetober.     Unterredung  mit  Lionne.] 

Er  hat  Lionne  aufgesucht  und  demselben  ausführlich  alles,  was  Kf.  ihm  5.  Nov. 
befohlen,  vorgetragen.  Jener  versprach,  dem  Könige  davon  Bericht  abzustatten, 
und  versicherte  wiederholt,  derselbe  fühle  sich  durch  das  Verfahren  des  Kf. 
ihm  gegenüber  bei  dieser  Gelegenheit  sehr  verpflichtet,  auch  der  König  wünsche, 
dass  der  Frieden  in  Deutschland  erhalten  würde  und  dass  dieser  bremische 
Streit  keine  weitere  Ausdehnung  gewinne,  da,  wenn  man  einmal  das  Schwert 
gezogen  habe,  man  es  nicht  so  bald  wieder  einstecken  würde.  Der  König  wäre 
daher  sehr  erfreut  darüber,  dass  Kf.  die  Vermittlung  übernommen  habe,  man 
kenne  hier  sehr  wohl  seine  Bemühungen,  auch  die  Schweden  hätten  darüber 
ihre  Befriedigung  bezeugt.  Lionne  glaubte  aber,  dass  der  Vergleich  schon 
getroffen  oder  wenigstens  die  Verhandlungen  schon  weit  vorgeschritten  wären, 
und  unterliess  es  daher,  näher  auf  die  Sache  einzugehen,  versprach  nur,  wenn 
er  dem  Könige  Bericht  abgestattet  hätte,  demKf.  zu  antworten.  Auch. auf 
seine  Mittheilungen  inbetreff  des  Vertrages  des  Kf.  mit  Dänemark,  Holland 
und  dem  Hause  Braunschweig  antwortete  L.  nur,  dass  der  König  davon 
schon  durch  d'Estrades  unterrichtet  sei. 


')  In  einem  zweiten  Schreiben  von  demselben  Datum  beauftragt  Kf.  Otto  v. 
Schwerin,  Lionne  den  Abschluss  der  Quadrupel allianz  (s.  unten)  anzuzeigen  und 
zugleich  zu  versichern,  dass  „solches  alles  ohne  einigen  Abbruch  der  mit  dem  Konige 
gemachten  Allianz  wäre". 


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108     11.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Yereinigang  etc. 

Er  hat  heute  auch  Turenne  gesprochen,  dem  er  schon  Mittheilnng  von 
dem,  was  sich  in  der  Bremer  Sache  zugetragen,  gemacht  hatte,  derselbe  ver- 
sprach, wenn  er  etwas  über  die  Gedanken  des  Königs  erfahren  wurde,  es  ihm 
mitzutheilen  ^). 


Joh.  de  Beyer  an  den  Kurftirsten     D.  Bremen 
7.  November/28.  October  1666. 

[Ankunft  im  Hauptquartier.    Verhandlungen;  gunstiger  Stand  derselben.] 
7.  Not.  Wie  wir  hieher  geeilet,  auch  der  dunkelen  Nächte  nicht  geschonet, 

beim  RFeldherm  ankommen  sein,  die  Proposition  gn.  befohlener  Maassen 
abgelegt,  was  wir  zur  Antwort  auf  unsere  abermalige  Instanz  erhalten 
und  Weichergestalt  wir  die  K. Cölnische  und  Fürstl.  Braunschweig- 
Luneburgischen  Herren  Abgesandten  auf  ihrer  Reise  nacher  Hoya 
rescontriret ,  was  mit  ihnen  verlassen,  wie  wir  folgends  in  die  Stadt 
kommen  und  bei  ihnen  auch  den  Fürtrag  gethan  haben,  dasselbe  ist  in 
dem  —  Ledebur  —  mitgegebenen  Protocollo')  begriffen,  dahin  ich  mich 


»)  Ludwig  XIV.  beglaubigt  bei  Kf.  (d.  St.  Germain  en  Laye  10.  Nov.  1666) 
den  Marschall  Hill  et,  welcher  zur  friedlichen  Beilegung  der  bremer  Angelegenheit 
mitwirken  solle.  Das  Antwortschreiben  des  Kf.  vom  15./25.  December  1666  s.  Urk. 
u.  Act.  II.  S.  422f. 

')  Danach  sind  sie  am  23.  October /2.  November  in  Wrangeis  Hauptquartier 
Habenhausen  angekommen  und  haben  sofort  bei  ihm  Audienz  erhalten.  In  seiner 
durch  den  Kanzler  Nicolai  ihnen  mitgetheilten  Antwort  auf  ihre  Proposition  pro- 
testiert derselbe  dagegen,  dass  man  in  Schweden  das,  was  er  in  dieser  Angelegenheit 
tbäte,  nicht  beliebte,  und  theilt  mit,  dass  er,  nachdem  er  von  Schweden  her  nähere  Re- 
solution, namentlich  in  puncto  renunciationis  erhalten,  auf  das  Drängen  der  bei  ihm  er- 
schienenen K  Cölnischen  und  Braunschweigischen  Gesandten  die  Tractaten  habe 
reassumieren  lassen,  doch  habe  er  vor  Ankunft  der  Gesandten  des  Kf.  dieselben  nicht 
zum  Schlüsse  wollen  kommen  lassen.  Man  wäre  jetzt  so  weit  gekommen,  dass,  nach- 
dem der  König  die  Renunciation  der  Immedietät  in  suspenso  gelassen  und  die  Stadt 
sich  wegen  der  Session  und  des  Votum  auf  Reichs-  und  Kreistagen  tn  des  Königs 
contento  erklärt,  nur  noch  inbetreff  des  forum  immediatum  und  des  jus  territoriale 
über  die  vier  Gohen  Differenz  bestehe,  auch  über  die  Satisfactiön  und  Securität  sei 
schon  verhandelt  worden.  Die  K.  Cölnischen  und  Lüneburgischen  Gesandten  wären 
heute  nach  Hoya  gereist,  würden  aber  in  ein  bis  zwei  Tagen  wiederkommen,  er  hoffe, 
es  werde  in  wenigen  Tagen  zum  Schluss  kommen.  Heute  werde  dieser  Angelegenheit 
wegen  eine  vornehme  schwedische  Staatsperson  an  Kf.  abgeschickt  werden.  Nach  der 
Tafel  verlassen  v.  Ledebur  und  Beyer,  da  im  Hauptquartier  keine  Gelegenheit  zu 
logieren  ist,  dasselbe,  um  sich  nach  Bremen  zu  begeben,  treffen  unweit  des  Haupt- 
quartiers mit  den  auf  der  Reise  nach  Hoya  zu  den  dort  anwesenden  Lüneburgischen 
Herzogen  begriffenen  K.-Cölnischen  und  Braunschweig  sehen  Gesandten  zusam- 
men, erhalten  von  diesen  nähere  Mittheilungen  über  die  bisherigen  Verhandlungen  und 
treffen  dann  in  Bremen  ein,  wo  sie  von  den  Deputierten  der  Stadt  Wachmann  und 


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Gesandtschaft  t.  Ledeburs  und  Beyers.  109 

referire.  So  bald  nun  erwähnte  Kur-  und  Förstl.  Herren  Abgesandten 
hier  wieder  angelanget  sein,  haben  wir  nicht  unterlassen  mit  denselben 
zuforderst  und  darauf  gesamter  Hand  mit  den  Bremischen  Deputirten 
in  Conferenz  zu  treten,  auch  des  folgenden  Tags  in  aller  Frühe  uns  nach 
dem  Haubtquartier  zu  erheben,  allda  wir,  falls  die  ultima  Bremensische 
resolutio  nicht  angenommen  und  die  Tractaten  nicht  de  praesenti  ge- 
schlossen werden  könnten,  zuforderst  auf  die  Aufhebung  der  Blocquade 
gedrungen,  und,  der  vorgangen,  zu  allen  fernem  guten  oificiis  uns  aner- 
boten, endlich  so  weit  es  gebracht  haben,  dass  man  sich  alsofort  ans 
Werk  gesetzt  und  Versuch  gethan,  ob  man  eadem  opera  aus  den  Trac- 
taten und  zu  der  Bloquade  Aufheben  gelangen  können,  wie  mein  Collega 
Drost  Ledebur  verhoffentlich  bereits  —  mündlich  berichtet  haben  wird, 
der  vom  Feldherrn  und  uns  seinen  Abschied  zu  der  Zeit  nahm,  als  wir 
uns  zur  Conferenz  wirklich  niedersetzten.  Wir  haben  uns  auch  so  eifrig 
an  dieses  W*erk  gehalten,  dass  wir  vor  Abends  spät  nicht  wieder  in  die 
Stadt  kommen  sein.  Des  folgenden  gestrigen  Tages,  nachdem  wir  zu- 
forderst mit  der  Stadt  abermal  commuuicirt  hatten,  daran  weiter  derge- 
stalt continuiret,  dass  durch  Gottes  Gnade  mit  dem  Feldherrn  wir  gestern 
Abend  quoad  materialia  et  ingredientia  tractatus  ex  membris  renuncia- 
tionis,  satisfactionis  et  assecurationis  principaliora  aus  denen  von  Schwe- 
discher Seiten  zu  Stade  gemachten  Postulatis,  welche  der  Aufhebung 
der  Blocquade  vorhergehen  sollten,  fertig  worden  sein  und  des  Aufsatzes 
stündlich  erwarten,  mit  dem  an  Kön.  Schwed.  Seiten  gethanen  Versichern, 
dass  die  berührten  Articuli  so  bald  nicht  unterzeichnet  sein  würden, 
oder  aber  auch  des  nächstfolgenden  Tages  die  Blocquade  aufgehoben 
sein,  die  Völker  abziehen,  die  occupirte  Pässe  geräumet  und  die  Zufuhr 
zu  Wasser  und  zu  Lande  hinwieder  ungehindert  gelassen  werden  sollte. 

Wann  solche  Articuli  werden  adjustiret  sein,  werden  aus  dem  Sta- 
dischen  Vergleich  noch  eine  oder  andre  Nebenpuncta  vorzunehmen  sein, 
daran  aber  hänget  das  Haubtwerk  zumalen  nicht. 

B.  wartet  mit  Verlangen  auf  Resolution  des  Kf.  über  die  Ledebur  mit- 
gegebenen Punkte,  namentlich  wegen  der  Garantie,  weil  die  Stadt  darauf  sehr 
sehan  wird. 


Hermes  bewillkommt  werden.  Nachdem  am  25,  October/4.  November  die  K.Cölnischen 
und  Lüneburgiscben  von  Hoya  zurückgekehrt  sind,  verabreden  sie  mit  diesen,  da 
▼.  Ledebur  zu  dem  Kf.  nach  Bielefeld  eilt  und  gern  umständlich  Rapport  tbun  will, 
für  den  Nachmittag  eine  Zusammenkunft.  Vgl.  Duntze  IV.  S.  168f.;  Köcher  I. 
S.  502  ff. 


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110     n.  Der  bremische  Krie^,  die  Quadnipelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
31.  October/lO.  November  1666. 

[Unzufriedenheit  der  Bremischen  mit  dem  schwedischen  Project.    Verlangen  der  Auf- 
hebung der  Blokade.    Ledeburs  Zusammentreffen  mit  Konigsmarck.] 

10.  Nov.  Sie  haben ')  das  inzwischen  von  den  Schwedischen  Commissaren  übergebene 

Project  des  Vergleiches  insgesamt  verlesen  und  darauf  den  Deputierten  der 
Stadt  mitgetheilt,  welche  darüber  aber  sehr  perplex  gewesen  und  gebeten  haben, 
sich  mit  dem  Wort  Tractaten  nicht  länger  amüsieren  zu  lassen,  sondern  pure 
die  Aufhebung  der  Blocquade  zu  urgieren.  Sie  haben  darauf  ein  neues  Pro- 
ject entworfen  und  es  der  Stadt  mitgetheilt,  welche  mit  ihren  monitis  heut 
einkommen  ward,  sie  wollen  dann  morgen  darüber  mit  den  Schwedischen  za 
conferieren  suchen  und  also  gesamter  Hand  noch  einmal  darauf  dringen,  dass, 
des  Kf.  Befehl  gemäss,  die  Tractaten  entweder  geschlossen,  oder,  wenn  die- 
selben noch  länger  anstehen  müssten,  die  Blocquade  zuforderst  aufgehoben 
werden  möge,  im  Fall  keines  von  beiden  erhalten  werde,  wollen  die  Gesandten 
alle  abreisen. 

Ledebur  war  mit  deyi  Grafen  Königsmark,  der  dem  Kf.  zu  Hameln 
aufgewartet,  eben  in  Petershagen  angekommen,  als  auch  dessen  Bruder,  der  bei 
dem  König  in  Frankreich*)  gewesen,  dort  ankam,  beide  sind  nach  dem  Schwe- 
dischen Hauptquartier  vorausgeritten  und  er  ist  ihnen  gefolgt  und  hat  bei  dem 
Feldherm  das  angebracht,  was  Kf.  ihm  aufgetragen.  Ks  scheint,  der  Feldherr 
wäre  auch  gern  bald  aus  der  Sache.  — - 


Kurfürst  Maximilian  Henrich  von   Cöln   an   den  Kurfürsten. 
D.  Schloss  Liebenburg  16.  November  1666. 

[Ungünstiger  Stand  der  Verhandlungen  mit  Wrangel.   Weitere  vorzunehmende  Schritte.] 
16.  Nov.  Der  Bischof  von  Strassburg»)  hat  ihm  berichtet,  dass  Kf.  sich  bereiter- 

klärt habe,  die  kaiserliche  Kommission  wegen  Rettung  der  Stadt  Bremen  voll- 
ziehen zu  helfen.  Wrangel  hat  sich  allerdings  aufs  neue  auf  gütliche  Trac- 
taten eingelassen,  ist  dann  aber  mit  einem  Project  herausgekommen,  welches 
der  genommenen  Abrede  ganz  zuwider  ist,  und  es  ist  daher  dahin  gekommen, 
dass  derselbe  sich  entweder  eines  anderen  erklären  oder  dass  der  Entsatz  werde 
vorgenommen  werden  müssen.  Er  hofft,  Kf.  werde  mit  Hand  anlegen,  auch 
mehr  Völker  nach  dem  Niedersächsischen  Kreise  verlegen,  und  fordert  ihn  auf, 
einen  Abgesandten  zu  einer  mit  Münster,  den  braunschweigischen 
Fürsten  und  Hessen-Cassel  zu  Hildesheim  oder  anderswo  abzuhaltenden 
Versammlung  zu  schicken. 


')     S.  über  diese  neuen  Weiterungen  Kocher  I.   S.  507 f. 
2)     S.  Memoires  de  Pomponne  II.  S.  89.  215;  Köcher  I.  S.  507. 
')    K.Cöln  hatte  durch  diesen  (Creditiv  d.  Winzenburg  8.  November  1666)  Kf. 
auf  der  Durchreise  durch  sein  Gebiet  begrussen  lassen. 


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Weitere  Verhandlungen.  111 

V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
7./17.  November  1666. 

[Weitere  Verhandlungen.     Bremens  Wunsch  in  die  Quadrupelallianz  aufgenommen  zu 
werden.     Die  E.Pfölziscbe  Sache.] 

üeber  das  von  den  sämmtlichen  Gesandten  aufgestellte  Project  ist  fleissig  17,  Nor. 
bald  im  Hauptquartier,  bald  in  der  Stadt  conferiert  worden.  Die  Hauptschwie- 
rigkeit macht  noch  die  Einrichtung  des  5.  Artikels,  namentlich  ratione  posses- 
sionis juris  territorial is  in  den  4  Gohen  und  der  von  der  Stadt  verlangten  Ein- 
behaltung der  sonst  im  10.  Artikel  des  Stadeschen  Recesses  der  Konigl.  Rent- 
kamraer  bewilligten  halben  Contribntion  und  der  anch  von  der  Stadt  präten- 
dierten Demolition  der  Burgschanze  sowie,  dass  sie  erst,  nachdem  diese  erfolgt 
sei,  den  Recess  zu  beschwören  habe.  Die  K.Colnischen  und  Luneburgi- 
schen  Abgesandten  sind  vorgestern  nach  Nienburg  gereist  und  heute  zurückge- 
kehrt. Die  dort  anwesenden  Fürsten  und  Gesandten,  auch  der  kaiserliche,  Graf 
Zinzendorf,  haben  das  Vertragsconcept  gebilligt  und  die  Gesandten  instruiert, 
inbetreff  der  Forderungen  der  Stadt  wegen  der  Contribntion  und  der  Rasierung 
der  Burg  sich  nochmals  bei  Wrangel  zu  bemühen,  wenn  dieser  dieselben 
aber  verweigere,  so  seien  diese  zwei  Postulata  nicht  von  der  Wichtigkeit,  dass 
man  darum  im  Teutschen  Reich  einen  blutigen  Krieg  sich  anspinnen  lassen 
sollte,  vielmehr  würde  die  Stadt  sich  zu  diesem  Project  zu  resolvieren  haben. 
Auch  sie  haben  sich  damit  ganz  conformieren  können. 

Die  städtischen  Deputierten  haben  bei  ihnen  angefragt,  ob  sich  die  Stadt 
im  Haag  durch  ihren  mit  Zustimmung  des  Rf.  dorthin  geschickten  Syndicns 
Eden  wegen  Einschliessung  in  die  neu  gemachte  Allianz*)  anmelden  oder  da- 
mit noch  einige  Zeit  warten  solle,  sie  sowie  die  anderen  Gesandten  haben 
dieses  aber  nur  ad  referendum  angenommen,  ebenso  den  von  den  K.Colni- 
schen in  der  K. pfälzischen  Sache  gemachten  Vorschlag,  Wrangel  zu  er- 
suchen, dass  keine  schwedischen  Völker  dorthin  geschickt  wurden. 


V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
14./24.  November  1666. 

[Abschluss  der  Verhandlungen.     Bevorstehende  Unterzeichnung.] 

Nachdem  sie  in  realibus  soweit  avanciert,  dass  sie  der  Stadt  zu  gute  noch  24.  Nov. 
erhalten  haben,  was  dieselbe  wegen  Einbehaltung  der  halben  Contribution  in 
den  4  Gohen  gefordert  und  dass  sie  den  Art.  11  verglichenen  Eid  nicht  eher 
schwören  solle,  bis  die  vom  Könige  desiderierte  willfahrige  Erklärung  wegen 
Demolition  und  Restitution  der  Burg  eingekommen  sei,  haben  die  übrigen  Dif- 
ficultäten  meist  nur  in  Worten  bestanden,  indem  zwischen  beiden  Theilen  wenig 
Vertrauens   und  daher  alles  für  gefährlich  gehalten  wird,  was  von  einem  oder 


')    Die  Quadrupelallianz. 


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112     n.  Der  bremische  Krieg,  die  QaadnipelalliaQZ  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

andern  erinnert  oder  corrigiert  werden  wollen,  endlich  gestern  Abend  ist  das 
Concept  vereinbart  und  zwei  Exemplare  davon  angefertigt  worden,  das  eine  ist 
heute  früh  der  Stadt  zugestellt  worden,  die  Deputierten  derselben  haben  noch 
heute  Abend  erklärt,  dass  sie  dieses  Project  prent  jacet  annähmen,  doch  ober 
einige  Punkte  Attestation  begehrt,  sie  erwarten  demnach  nur  noch,  wann  und 
wo  es  dem  Feldherm  belieben  wird,  dass  die  Unterzeichnung  stattfinde.  Der 
Feldherr  wünschte  wohl  (so  viel  die  Discurse  es  vermerken  lassen),  dass  er 
den  vorigen  Tractaten  hätte  ihren  Fortgang  gewinnen  lassen,  in  Meinung,  da- 
mals wohl  ein  mehrers  als  itzo  von  der  Stadt  erhalten  zu  haben. 

P.  S.  Soeben  haben  sie  durch  einen  schwedischen  Trompeter  Nachricht 
erhalten,  dass  der  Feldherr  morgen  Vormittag  zur  Subscription  der  Tractaten 
im  Hauptquartier  zu  Habenhausen  bestimmt  habe,  auch  dass  zugleich  morgen 
mit  der  Demolition  am  Katten-  und  Wartthurm  der  Anfang  gemacht  werden 
könne. 


V.  Ledebur  und  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Bremen 
17./27.  November  1666. 

[Unterzeichnung   des  Vergleichs.     Verabschiedung  von   Wrangel  und  den   Bremern.] 

27.  Nov.  Sie  sind  am  15./25.  in  das  Hauptquartier  herausgefahren,  dort  ist  der  bei- 

folgende Recess  ^}  allerseits  unterschrieben  und  perfectiert  worden ,  und  sie 
haben  noch  selbigen  Tages  vom  Feldherm  ihren  Abschied  genommen.  Derselbe 
hat  über  diesen  Vergleich  keine  sonderliche  Freude  erwiesen,  auch  weder  über 
Mahlzeit,  noch  auch  bei  ihrem  Abzüge  keine  Freudenzeichen  hören,  die  Stadt 
aber  hat  bei  der  auf  dem  Rathhause  gestern  angestellten  Mahlzeit  mit  Cano- 
nieren  und  sonst  dieselbe  desto  mehr  merken  lassen.  Der  Feldherr  nahm 
Ledebur  bei  Seite  und  fragte,  ob  des  Kf.  Völker,  wie  er  berichtet  wäre,  be- 
reits im  Marsch  begriffen  wären,  worauf  er  aber  geantwortet  hat,  nichts  davon 
zu  wissen.  Diesen  Morgen  haben  die  Stadtdeputierten  bei  ihnen  ihren  Dank 
gegen  Kf.  bezeugt  und  gebeten,  dass  Kf.  wegen  der  Garantie  bei  seiner  einmal 
gegebenen  willfahrigen  Erklärung  bleiben  und  sich  mit  den  anderen  Kur-  und 
Fürsten  super  forma  et  modo  verständigen  möchte.  Sie  gedenken  morgen  ab- 
zureisen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.    Peterahagen  20. /30.  No- 
vember 1666. 

[Abreise  von  Bremen.    Der  französische  und  die  holländischen  Oesandten.] 

30.  Nov.  Sie  sind  Sonntag  den  18./28.  von  Bremen   abgereist;  an  der  Demolierung 

des  Katzenthurms  wurde   schon    durch  von  der  Stadt  dazu  commandierte  Sol- 


0  Der  Vertrag  von  Haben  hausen  vom  15./25.  November  1666,  s.  Diar.  Europ. 
XIV.  Append.  S.  181ff.;  Londorp  IX.  S.  459ff.;  Roller,  Geschichte  von  Bremen 
m.  S.339ff. 


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Der  Frieden  von  Habenbausen.  113 

daten  eifrig  gearbeitet;  das  Rendezvous  der  schwedischen  Truppen  sollte 
Dienstag  zu  Hamelingen  stattfinden  und  sie  von  dort  nach  den  verschiedenen 
ihnen  angewiesenen  Quartieren  ziehen,  es  scheint,  als  ob  die  meisten  Völker 
vorerst  noch  in  den  Herzogthümern  Bremen  und  Verden  sollen  stehen  bleiben. 
Der  französische  Gesandte  Millet')  und  die  Holländischen  sollen  unter- 
wegs sein.  Wahrscheinlich  wurden  die  Tractaten  mehr  Zeit  erfordert  haben 
und  weitläufiger  gewesen  sein,  wenn  diese  Gesandten  vor  deren  Schluss  dazu- 
gekommen wären. 

Bürgermeister  und  Rath  von  Bremen  an  den  Kurflirsten. 
D.  l./[ll.]Deeember  1666. 

[Die  Speckhahnsche  Angelegenheit.    Bitte  um  Verwendung.] 

Sie  wiederholen  ihren  Dank  dafür,  dass  Kf.  ihre  Stadt  aus  den  Widerwärtig-  U-  Dec. 
keiten  und  der  schwedischerseits  gegen  dieselbe  vorgenommenen  Blocquierung 
mittelst  seiner  Interposition  durch  einen  gütlichen  Vergleich  errettet  hat.  Da 
aber  in  diesen  Tagen  in  der  Stadt  etwas  wider  ihren  Willen  vorgegangen*), 
welches  leichtlich  bei  dem  schwedischen  Könige  und  dessen  Ministern  übel  ge- 
nommen, auch  ganz  ungleich  ausgeschrieen  oder  ausgeschrieben  werden  dürfte, 
so  haben  sie  einen  Bericht  des  wahren  Verlaufes  ihrem  an  den  R.  Feldherrn 
W ran  gel  abgeschickten  Obristlieutenant  v.  Bendie  ben  nach  Stade  nachge- 
sandt, haben  denselben  dann  drucken  lassen  und  übersenden  an  Kf.  ein  Exem- 
plar') mit  der  Bitte,  keinem  widrigen  Bericht  Beifall  zu  geben  und  bei  dem 
Könige  und  dem  R.  Feldherrn  das  Werk  dahin  zu  recommendieren,  dass  ihnen 
und  ihrer  unschuldigen  Bürgerschaft  deshalb  keine  Beschwerung  geschehe,  viel 
weniger  der  jüngst  gemachte  Friede  choquiert  werde. 

P.S.  3./[13.]  December  1666.  Da  sie  hören,  dass  Speckhau  sich  auf  das 
äusserste  bemüht,  den  König  und  den  R.  Feldherrn  zur  Ungnade  und  neuem 
Unwillen  zu  commovieren,  so  sind  sie  bewogen  worden,  demselben  die  Larve 
abzuziehen  und  an  den  R.  Feldherrn  ein  abschriftlich  beigelegtes  Schreiben  ab- 
gehen zu  lassen. 


')  Derselbe  meldet  dem  Kf.  von  Bielefeld  aus  2.  December  16G6  seine  Ankunft. 
Kf.  dankt  (d.  Berlin  15./[25.]  December  1666)  Ludwig  XIV.  für  seine  Bemühungen  in 
dieser  Sache  und  für  die  Absendung  Millets  und  bedauert,  dass  derselbe  zu  spät 
gekommen  ist  (Urk.  u.  Act.  IL  S.  422 f.). 

^)  Ueber  diese  neuen,  durch  den  gegen  den  ehemaligen  Bürgermeister,  jetzigen 
schwedischen  Staatsrath  Statins  Speckhahn  7.  December  1666  ausgebrochenen  Volks- 
tumult veranlassten  Händel  s.  Duntze  IV.  S.  171  ff.;  Kocher  L  S.  512. 

')  „Kurzer  Bericht,  was  wegen  des  Königl.  Schwed.  Estats-Raths  Herrn  Statu 
Speckhanen  —  —  in  der  Stadt  Bremen,  sonderiich  in  der  Nacht  vom  27.  auf  den 
28.  November  a.  1666  sich  hat  zugetragen''  (Diar.  Europ.  XIV.  Append.  S.  169.) 

Mater,  c.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsteu.    XII.  8 


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114     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Der  Kurfürst  an  den  Magistrat  zu  Bremen.     D.  Cöln 
8./[18.]  December  1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  11.  Dec.    Mahnung  zur  Bestrafung  der  Cebelthäter.] 

18.  Oec.  Er  hat  nicht  gern  ersehen,  was  mit  Plünderung  des  K.  Schwedischen  Raths 
Speckhan  dort  vorgegangen,  räth  ihnen,  dass  sie  ihre  Displicenz  über  diese 
böse  und  ärgerliche  That  nicht  allein  mit  Worten  und  schriftlich,  sondern  für- 
nehmlich  in  der  That  und  mit  scharfer  Inquisition  gegen  diejenigen,  welche  an 
den  verübten  Insolentien  Theil  haben,  bezeigen,  auch  er  will  nicht  unterlassen, 
was  zu  Beibehaltung  des  Glimpfs  und  Friedens  gereichen  kann. 


Der  Kurfürst  an  Graf  Wrangel.     D.  Cöln  8./[18.]  December 

1666. 

[Die  Speckhahnsche  Sache.    Hoffnung  auf  Erhaltung  des  Friedens.] 

18.  Dec.  Er  hat  sowohl  aus  den  gemeinen  Gerüchten  als  auch  ans  einem  ausführ- 

lichen Schreiben  der  Stadt  Bremen  von  den  Insolentien  erfahren,  welche  dort 
mit  Plünderung  des  Hauses  Speckhans  voi'gegangen.  Er  zweifelt  nicht,  die 
Stadt,  welche  darüber  eine  sonderliche  Displicenz  bezeuge,  werde  scharfe  In- 
quisition anstellen  und  die  Thäter  exemplarisch  bestrafen,  und  hofft,  es  werde 
der  mit  so  grosser  Mühe  jüngsthin  aufgerichtete  Vergleich  dadurch  nicht  alte- 
riert  werden,  sondern  die  Stadt  dem  Könige  und  der  Krone  solche  Satisfaction 
geben,  dass  dieselben  damit  zufrieden  sein  können'). 


Graf  Wrangel  an  den  Kurfürsten.   D.  Stade  19./[29.]  December 

1666. 

[Mitschuld  des  Raths  von  Bremen  an  den  Excessen.] 

29.  Dec.  Der  Rath  von  Bremen  hat  sich  damit  entschuldigen  lassen,  dass  er  den 
am  27.  November  begangenen  Excess  nicht  habe  verhindern  können.  Er  schenkt 
dem  aber  keinen  Glauben,  denn  der  Rath  ist  an  jenem  Abeiid  beisammen  ge- 
wesen und  hätte  viel  leichter  dem  Anfang  steuern  können  als  am  folgenden 
Tage,  wo  der  Pöbel,  als  er  den  Ernst  gesehen,  sich  zurückgezogen  hat.  Dass 
eine  Connivenz  des  Raths  dabei  stattgefunden,  erhellt  auch  daraus,  dass  der- 
selbe in  einem  ausführlichen  Schreiben  des  Speckhan  Persqn  invahiert  und 
dadurch  hat  bezeugen  wollen,  dass  derselbe  ein  solches  um  die  Stadt  wohl 
verdient  hätte.  Er  kann  sich  in  einer  so  wichtigen  und  dem  Könige  nach- 
theiligen Sache  nicht  erklären,  sondern  muss  abwarten,  wie  sie  von  diesem 
werde  aufgenommen  werden. 


^)    Vgl.  das  Rescript  des  Kf.  an  v,  Crockow  vom  8./ 18.  December  1666  unten. 


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Der  Speckhahnsche  Handel.  115 

de  Jeure  Millet^)  an  den  Kurftirsten.     D.  Arsfeld  25.  Jan  vier 

1667. 

[Mahnung,  Bremen  zur  Satisfaction  wegen  des  Speckhabnschen  Handels  zu  bestimmen.] 

Nachdem  infolge  des  Speckhabnschen  Zwischenfalles  sein  König  von  25.  Jan. 
den  braunschweigischen  Herzogen  ersucht  worden  ist,  seine  Vermittlung  fort- 
zusetzen, um  die  Auswechslung  der  Ratificationen  des  Vertrages  zwischen  der 
Krone  Schweden  und  der  Stadt  Bremen  zu  befördern,  und  der  König  ihn  dar- 
auf beauftragt  hat,  zu  diesem  Zwecke  hin  zu  vermitteln,  ersucht  er  den  Kf., 
seinen  Bevollmächtigten  auf  der  Versammlung  zu  Hildes  heim')  zu  befehlen, 
die  Stadt  Bremen  dazu  zu  bestimmen,  dass  sie  der  Krone  Schweden  alle  billige 
Genugthuung  leiste  und  so  die  Auswechslung  jener  Ratificationen  erleichtere^). 


de  Jenre  Millet  an  den  Kurfürsten.     D.  Arsfeld  2.  Avril  1667. 

[Mahnung  zur  Einwirkung  auf  Bremen.] 

Die  Bremer  haben  noch  vor  14  Tagen  Deputierte  zu  Wrangel  geschickt  2.  April, 
nnd  erklärt,  Speckhahn  nur  das  wenige,  was  von  seinen  Sachen  sich  bei  einigen 
bei  der  Plünderung  betheiligten  Privatleuten  wiedergefunden  hat,  nicht  aber 
Ersatz  für  seinen  übrigen  Schaden  erstatten  zu  wollen,  während  sie  früher  sich 
dazu,  sowie  zur  Bestrafung  der  Schuldigen  und  zur  Entschuldigung  gegen  den 
König  erboten  hatten;  er  ersucht  daher  den  Kf.,  sich  bei  der  Stadt  dahin  zu  be- 
mühen, dass  dieselbe  pünktlich  dem,  was  Kf.  selbst  als  billig  befunden.  Genüge 
leiste,  er  selbst  will  sich  bemühen,  bei  Wrangel  und  den  anderen  schwedischen 
Ministem  die  Sache  zu  erleichtern*). 


Der  Kurfürst  an  den  Rath  von  Bremen.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

2./[12.]  April  1667. 

[Neue  Mahnung,  in  der  Speckbahnschen  Sache  Genugthuung  zu  leisten.] 

Die  Krone  Schweden   beschwert  sich  immerhin  über  sie,    auch  andere  12.  April. 
Potentaten,  die  sich  des  Werkes  annehmen,  verdenken  ihnen  nicht  wenig,  dass 
sie  durch  Verweigerung  der  Speckhahn  gebührenden  Satisfaction  die  schliess- 
liche  Execution  des  jüngst  getroffenen  Vergleichs  hindern.     Er  räth  ihnen,  lieber 
wegen  des  dem  Speckhahn   zugefügten  Schadens  raisonnable  Satisfaction  zu 

^)  S.  über  dessen  Thätigkeit  in  dieser  Angelegenheit  Mem.  de  Pomponne  II. 
8.311  ff.;  Köcher  I.  S.  520.  525. 

^    S.  darüber  imten. 

»)  Kf.  erwidert  (d.  Berlin  23.  Januar/[2.  Eebniar]  1667),  er  habe  den  Rath  von 
Bremen  ermahnt,  Schweden  gebührende  Satisfaction  zu  leisten,  und  auch  seine  Be- 
vollmächtigten in  Uildesheim  angewiesen,  sich  um  Beilegung  der  Sache  zu  bemühen. 

*)    Kf.  sagt  (d.  Berlin  2./[12.]  April  1667)  dieses  zu. 

8* 


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116     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

geben,  als  es  auf  die  extrema  ankommen  zu  lassen,  damit  der  mit  so  vieler 
Mühe  soweit  gebrachte  Vergleich  ohne  ferneren  Verzug  seine  völlige  Endschaft 
erreiche. 


Bürgermeister  und  Rath  von  Bremen  an  den  Kurfürsten. 
D.  23.  Mai/ [2.  Juni]  1667. 

[Beendigung  der  Streitigkeiten  mit  Schweden.] 

2.  Juni.  Sie  theilen  mit,   dass   sie  nunmehr  mit  dem  R.  Feldherrn  und  der  Konigl. 

Regierung  der  Herzogthümer  Bremen  und  Verden  nicht  allein  das  Speckhahn- 
sche  Werk  völlig  gehoben  und  verglichen*),  sondern  auch  das  Abbittschreiben  an 
den  König  expediert,  dagegen  die  königliche  Ratification  über  den  Habenhausen- 
schen  Vergleich  durch  ihre  Abgeordneten  zu  Stade  am  15.  in  originali  erhalten 
und  ihre  Ratification  nach  Stade  geschickt  haben.  Sie  danken  dem  Kf.  für 
seinen  Schutz  und  die  ihnen  erwiesene  Gnade. 


b.   Die  Allianz  mit  Dänemark. 

Defensivallianz  zwischen  dem  Könige  Friedrich  III.  von  Däne- 
mark und  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm   von  Brandeu- 
denburg.     D.  Cleve  23.  Mai  1666'). 

23.  Mai.  Nachdem  der  Durchleuchtigste  Grossmächtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 

Friederich  des  Namens  der  Dritte  zue  Dennemarck,  Norwegen,  der 
Wenden  und  Gothen  König  —  und  dann  der  Durchleuchtigste  Fürst  und 
Herr,  Herr  Friederich  Wilhelm,  Marggraflf  zue  Brandenburg,  des 
Heil.  Rom.  Reichs  Ertz-Cämmerer  und  Churfürst  —  sowohl  wegen  der 
bisanhero  zwischen  beiderseits  König-  uud  Churfürstlichen  Häusern  ge- 
pflogenen Freundschaft  und  guten  Vertrauens,  als  auch  der  besorgenden 
Leufften  halber,  dero  Stat,  Erbreichen  und  Landen  verträglich  zue  sein 
ermessen,   dass  vorgemelte  Freundschaft  und  Corrospondentz  durch  eine 

0  In  diesem  Vergleich  (d.  Stade  15./[25.]  Mai  1667)  verpflichtet  sich  der  Rath 
von  Bremen,  unparteiische  Justiz  wider  die  schuldig  befundenen  Personen  mittelst 
Verschickung  der  Acten  an  eine  Juristenfakultät  zu  administrieren  und  deren  Urtheil- 
spruch  zu  exequieren,  ferner  dem  Speckhaho  die  recuperierte  Baarschaft,  Bücher  und 
sonstige  Mobilien  auszuliefern  und  8000  Thaler  Schadenersatz  in  drei  Terminen  zu 
zahlen,  womit  alle  Forderungen  desselben  abgethan  sein  sollen. 

0    Inhaltsangabe:  Pufendorf  X.  §  26  (S.  662f.);  v.  Mörner  S.  281ff. 


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Allianz  mit  Dänemark.  117 

nähere  Zusammensetzung  und  defensive  Bündnus  je  mehr  und  mehr  be- 
festiget und  dergestalt  dero  Erbreiche,  Lande,  Rechte  und  Gerechtigkeiten 
soviel  müglich  auf  alle  unverhoffende  Fälle  in  nötige  Sicherheit  gesetzet 
werden,  zue  Abhandlung  solcher  defensive  Alliantz  auch  uns  dero  Ple- 
nipotentiarien,  und  zwar  Ihre  Königl.  May.  zue  Dennemarck,  Norwegen 
p.  mich  dero  Landrath  und  Amptmann  auf  Flensburg,  Detleffen  von 
Ahlefeld ^),  auf  Haselaw  Rittern,  Ihre  Churförstl.  Durchl.  zue  Branden- 
burg p.  aber  uns  Dero  geheime  Rähte  und  Cämraerer  Christoff 
Casparn  Freiherrn  von  Bluhmenthall,  des  Johanniterordens  Rittern 
und  Cnmptureu  zu  Supplingenb.,  und  Friderich  von  Jena  gnädigst 
verordnet,  so  haben  wir  uns  in  Höchstgedachter  Ihrer  Churfürstl.  Durchl. 
zue  Brandenburg  Residentz  Statt  Cleve  zusammengethan  und  bis  auf 
Ihrer  Eönigl.  May.  und  Ihrer  Churförstl.  Durchl.  gnädigste  Ratification 
folgende  Puncta  mit  einander  abgehandelt  und  geschlossen. 

1.  Solchem  nach  so  soll  zwischen  Ihrer  Königl.  May.  zue  Denne- 
marck, Norwegen  p.  und  Ihrer  Churförstl.  Durchl.  zue  Brandenburg,  wie 
nicht  weniger  dero  beiderseits  Erben  und  Successoren  an  dero  Reiche 
und  Chur  eine  nähere  Vertraulichkeit  und  Freundschaft  und  defensive 
Bundnus  zue  Erhaltung  Friedens,  beider  Theile  Sicherheit  und  dero  er- 
langten und  habenden  Rechten  wieder  alle  und  jede,  wer  die  auch  sein 
möchten,  so  einen  oder  den  andern  paciscirenden  Theil,  dessen  Erbreiche 
und  Lande  feindlich  überziehen  und  angreifen  würden,  hiermit  und  kraft 
dieses  sein  und  von  beiden  hohen  Bundesverwandten  mit  gutem  Glauben 
und  aufrichtig  gehalten  werden. 

2.  Dieweil  aber  diese  Bündnus  zue  keines  Oflfension  oder  Belei- 
digung, sondern  einzig  und  allein  dahin  angesehen,,  damit  Ruhe  und 
Friede  erhalten,  beide  Bundesverwandten,  dero  Successoren  und  Erben, 
auch  alle  dero  Erbreiche,  Lande  und  Leute  in  Sicherheit  und  ausser 
Vergewaltigung  sein  und  bleiben  mögen,  also,  dafern  es  sich  wieder 
Verhoffen  begeben  und  zutragen  sollte,  dass  eines  von  beiden  Bundes- 
verwandten Erbreiche,  Lande,  erhaltene  oder  habende  Rechte  von  jeman- 
den feindlich  angefallen  und  mit  Gewalt  turbiret  würden,  so  soll  das 
andere   dem    beleidigten    Theile    auf  geschehene    und    vorhergegangene 


')  Crediliv  und  Vollmacht  König  Friedrich  III.  für  v.  Ahlefeldt  sind  Kopen- 
hagen 26.  Februar /[8.  März]  1666  datiert,  die  Vollmacht  des  Kf.  für  v.  Blumenthal 
und  Jena  Cleve  12.  April  1666.  Vgl.  über  die  Verhandlungen  mit  v.  Ahlefeldt  die 
Berichte  de  Goess*  an  den  Kaiser  vom  29.  Mai  und  5.  Juni  1666  (Urk.  u.  Act. 
XIV.  1,  S.  272f.  277). 


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118     11.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelalliane  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Notification   schnldig   sein,    wie    in  nachfolgenden  Articuln  deutlich  ge- 
meldet wird. 

3.  In  dieser  defensive  AUiantz  seind  ausdrücklich  eingeschlossen 
und  begriffen  an  Seiten  Ihrer  Königl.  May.  zue  Dennemarck,  Nor- 
wegen, die  Fürstenthömer  Schleswig  Holstein  Königl.  Antheils  wie 
auch  die  Grafschaften  Oldenburg  und  Delmenhorst  und  Pinnen- 
berg nebst  allen  und  jeden  vorgedachter  Erbkönigreiche  und  Fürsten- 
thömer incorporierten  Landen  und  Herrschaften  mit  allen  deren  juribus, 
Regalien,  Höh-  und  Gerechtigkeiten  und  was  Ihre  Königl.  May.  bei  denen 
im  Römischen  Reiche  besitzenden  und  erwartenden  Fürstenthumbern, 
Graf-  und  Herrschaften  und  Ländern  vor  Recht  und  Gerechtigkeit  nach 
Ausweisung  der  Reichsconstitutionen  und  Gesetze  und  des  Westphälischen 
Friedenschlusses  bereits  jetzo  innehaben  und  besitzen,  oder  durch  recht- 
liche Succession  und  sonsten  erwarten. 

An  Seiten  Ihrer  Churf.  Durchl.  zue  Brandenburg  die  Chur  und 
Marck  Brandenburg,  das  Herzogthumb  Preussen  Churfürstl.  Antheils, 
die  Clevische  und  zugehörige  Westphälische  Lande,  das  Herzog- 
thumb Hinterpommern,  die  Fürstenthumber  Halberstatt,  Minden, 
und  C  am  min  nebst  denen  in  ebbemelten  Chur-  und  Fürstenthumbern 
incorporierten  Landen,  Graf-  und  Herrschaften,  mit  allen  deren  juribus, 
Regalien,  Höh-  und  Gerechtigkeiten,  und  was  Ihre  Churf.  Durchl.  bei 
denen  im  Römischen  Reich  besitzenden  oder  erwartenden  Fürsten- 
thumbern, Graf-,  Herrschaften  und  Landen  nach  Ausweisung  der  Reichs- 
constitutionen und  Gesetze  und  des  Westphälischen  Friedenschlusses  be- 
reits jetzo  innehaben  oder  besitzen,  oder  durch  rechtliche  Succession  und 
sonsten  erwarten.  Gestalt  dann  so  viel  die  Lande  betrifft,  welche  im 
Heil.  Rom.  Reich  gelegen,  wie  nicht  weniger  die  Befugnuss,  Recht  und 
Gerechtigkeiten,  so  einem  oder  dem  andern  Theil  aus  denen  Reichs- 
constitutionibus  oder  dem  Westphälischen  Frieden  zustehen  und  compe- 
tiren,  dieses  gegenwärtige  Bundnus  ausdrücklich  auf  mehrgemelten  West- 
phälischen Frieden  mitgegründet  und  gesetzet  ist. 

4.  Wann  es  sich  nun  Zeit  wehrenden  dieses  Bundes  begebe,  dass 
Ihre  Churf.  Durchl.  zue  Brandenburg,  dero  Erben  und  Successoren  im 
vorhergehendem  Articul  benannte  Lande,  Rechte  und  Gerechtigkeiten  von 
Jemand,  wer  der  auch  sein  möchte,  feindlich  angefallen,  überzogen,  oder 
sie  sonsten  darinnen  mit  Gewalt  turbiert  und  beeinträchtiget  würden, 
auf  solchen  Fall  geloben  und  versprechen  Ihre  Königl.  May.  zu  Denne- 
marck, Norwegen  p.    für  sich,    dero  Erben  und   Successoren.    dass    sie 


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Allianz  mit  D&nemark.  119 

innerhalb  dreien  Monaten  von  der  Zeit  an  zu  rechnen,  da  deroselben 
von  Ihrer  Churf.  Durchl.,  dero  Erben  und  Successoren  die  Notification 
gebührlich  geschiehet  und  Sie  requiriret  werden,  deroselben  viertausend 
Mann  zue  Fuess  (oder  da  Ihrer  Churf.  Durchl.  mehr  mit  Reuterei  ge- 
dienet wäre,  anstatt  eintausend  Mann  zue  Fuss  vierhundert  Reuter)  guter, 
tüchtiger  und  bewehrter  Mannschafft  ohne  Seumnus  und  unfehlbar  zu 
schicken  gehalten  sein  wollen.  Und  haben  Ihre  Churf.  Durchl.,  dero 
Erben  und  Successoren,  wann  es  ihnen  also  gefallen  möchte,  dieser  Hülfe 
bis  zue  Ende  des  Krieges  sich  zu  gebrauchen.  Es  versprechen  auch  zu- 
gleich Ihre  Königl.  May.  für  sich,  dero  Erben  und  Successoren,  dass^ 
wenn  die  Hülfe  der  viertausend  Mann,  nachdem  sie  bei  dem  Herren  Re- 
quirenten  ein  Jahr  gewesen  und  gestanden,  in  Abgang  gerathen  sollte, 
sie  dieselbe  nach  Verfliessung  des  Jahres  hinwiederumb  gebührlich  re- 
cinitiren  wollen. 

5.  Gleichergestalt  geloben  und  versprechen  Ihre  Churf.  Durchl.  zue 
Brandenburg  für  sich,  dero  Erben  und  Successoren,  dass  sie  ihrer 
König].  May.  zue  Dennemarck,  Norwegen  p.  dero  Erben  und  Successoren 
nach  geschehener  gebührlicher  Notification  und  Requisition  innerhalb 
dreien  Monaten  viertausend  Mann  zue  Fuesse  (oder  da  Ihrer  Königl. 
May.  mehr  mit  Reuterei  gedient  wäre,  anstatt  eintausend  Mann  zue  Fuess 
vierhundert  Reuter)  guter,  kräftiger  und  bewehrter  Mannschaft,  ohne 
Seumnus  und  unfehlbar  zu  schicken  gehalten  sein  wollen,  dafern  Ihre 
Königl.  May.,  dero  Erbed  und  Successoren  im  dritten  Articul  benannte 
Erbreiche,  Lande,  Rechte  und  Gerechtigkeiten  von  Jemanden,  wer  der 
auch  sein  möchte,  feindlich  angefallen,  überzogen,  oder  sie  sonsten  dar- 
innen mit  Gewalt  turbieret  und  beeinträchtiget  würden.  Und  haben 
sich  Ihre  Königl.  May.,  dero  Erben  und  Successoren,  wann  es  ihnen 
also  gefallen  möchte,  dieser  Hülfe  bis  zue  Ende  des  Krieges  zu  ge- 
brauchen. Es  versprechen  auch  zugleich  Ihre  Churf.  Durchl.  für  sich, 
dero  Erben  und  Successoren,  dass,  wann  die  Hülfe  der  viertausend  Mann, 
nachdem  sie  bei  dem  Herren  Requirenten  ein  Jahr  gewesen  und  ge- 
standen, in  Abgang  gerathen  sollte,  sie  dieselbe  nach  Verfliessung  des 
Jahres  hinwiederumb  gebührlich  recruitiren  wollen. 

6.  Dieweil  aber,  ehe  zum  Kriege  würcklich  geschritten  wird,  billig 
alle  gütliche  Mittel  zuvorhero  zu  versuchen,  als  soll  auch  demjenigen 
Theile,  welches  von  dem  beleidigten  auf  gegenwärtige  Alliantz  und  der 
daraus  schuldigen  Hülffe  requiriret  wird,  frei  stehen  und  zugelassen  sein, 
durch  Schickung,    oder  wie  es  sonsten  vermeinen    möchte,    allen  Fleiss 


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120     H-  I>ör  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

anzuwenden,  damit  der  Beleidiger  und  Invadent  von  der  Gewalt  abstehe 
und  man  nicht  nötig  habe,  demselbigen  die  Waflfen  entgegenzusetzen 
und  dem  beleidigten  Theile  die  versprochene  und  schuldige  Hülfe  wörck- 
lieh  zu  leisten.  Wann  sich  aber  gleichwohl  der  Beleidiger  und  Invadent 
nicht  weisen  lassen  wollte,  und  durch  gütliche  Mittel  zue  keiner  billigen 
und  annehmlichen  Satisfaction^  welches  in  des  beleidigten  Theils  Be- 
lieben stehet,  zu  bringen  wäre,  auf  solchen  Fall  soll  ungeachtet  der 
gütlichen  Handlung,  sobald  die  drei  Monat  verflossen,  die  versprochene 
tlülfe  an  den  bestimbten  Ort  würcklich  gcstellct  und  damit  zugleich  so- 
lange operieret  werden,  bis  der  beleidigte  Theil  billige  Satisfaction  er- 
halten. 

7.  Was  dann  die  Hülfleistung  an  sich  selbst  betrifft,  soll  das  Theil, 
welches  requiriret  ist,  die  Auxiliarvölker  bis  an  des  Requirenten  Grenzen 
mit  Unterhalt  zu  versehen  schuldig  sein.  Sobald  sie  aber  an  des  Re- 
quirenten Grenzen  kommen,  sollen  sie  von  dessen  Commissarien  ange- 
nommen und  von  der  Zeit  an,  solange  sie  bei  dem  Requirenten  bleiben, 
ihnen  gleicher  Unterhalt  in  allen  Stücken  wie  des  Requirenten  Truppen 
gegeben  werden.  Nächst  diesem  so  soll  der  Requirent  Macht  haben  und 
befuget  sein,  die  Auxiliarvölker  sowohl  bei  ihrer  Ankunft  als  auch  nach- 
gehends  durch  seine  Commissarien  mustern  zu  lassen,  auch  bei  ihme 
und  dessen  darzue  bestellten  Generalen  Commissarien  oder  denjenigen, 
so  der  Requirent  dazu  verordnen  wird,  die  Disposition  der  Quartieren 
einzig  und  allein  verbleiben  und  die  Auxiliarvölker  dergleichen  Dispo- 
sition ihnen  gefallen  zu  lassen  gehalten  sein,  des  Soldes  aber  hat  sich 
ein  jedes  Theil  mit  denen  Seinigen  nach  Belieben  zu  vergleichen. 

8.  Im  übrigen  behält  derjenige,  welcher  die  Auxiliarvölker  com- 
mandiret,  auch  die  Jurisdiction  über  dieselbe,  wann  er  sich  gleich  mit 
des  Requirenten  Truppen  conjungieret,  und  soll  von  ihme  gute  Justitz 
gehalten  und  wieder  die  Delinquenten  nach  Anweisung  des  Kriegesrechts 
verfahren  werden.  In  den  Kriegesactionibus  aber  hat  er  des  Requirenten 
oder  dessen  Generals  Ordre,  jedoch  dass  er  zue  allen  Eriegsdeliberatio- 
nibus  mitgezogen  werde,  zu  folgen.  Sonsten  seind  die  Auxiliarvölker  in 
allen  und  jeden  Kriegsdiensten  und  Actionen,  es  sei  zue  W^asser  oder 
zue  Lande,  conjunctim  oder  separatim  (welches  sie  allemahl  gleich  des 
Requirenten  Völkern,  wie  es  der  Requirent  oder  dessen  General  gut  be- 
finden wird,  zu  leisten  schuldig)  sowohl  als  Quartieren  jederzeit  gleich 
zu  tractiren. 

9.  Ferner,  wann  gleich  derjenige,  welcher  Hulffe  schicket,  in  blossen 


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Allianz  mit  Dänemark.  121 

terminis  der  Hfilffeleistung  verbleibot  und  über  dem  nicht  weiter  in  den 
Krieg  implicieret  würd,  so  soll  doch  derjenige,  welchem  die  Hfilffe  ge- 
schicket wird,  mit  dem  Beleidiger  und  Invadenteu  keinen  Tractat,  Friede 
oder  Stillstand  der  Waffen  machen  können,  es  sei  dann,  dass  der  Hölf- 
schickende  nicht  allein  in  solche  Handlung  ausdrücklich  eingeschlossen 
werde,  sondern  auch  seine  vollkommene  Sicherheit  darbei,  ohne  eintzigen 
Anhang  erlange.  Da  aber  der  Hülfleistende  darumb,  dass  er  die  Huire 
geschicket,  mit  dem  Beleidiger  und  Invadenten  oder  jemand  anders  in 
öffentlichen  Krieg  geriethe,  so  soll  kein  Theil  ohne  des  anderen  Rath 
und  ausdrücklicher  Einwilligung  mit  dem  Feinde  in  einige,  auch  nur 
praeliminar  Tractaten  sich  einlassen,  sondern  alles,  was  dessfalls  nöthig, 
mit  beider  Theile  Gutbefinden  und  Consens  dergestalt  negotiieret  und 
tradieret  werden,  damit  beide  Theile  zugleich  dabei  ihre  gnugsame 
Sicherheit  finden  und  haben  mögen. 

10.  Auf  die  Fälle  nun,  da  die  Hülfe  wurklich  zu  schicken  und 
das  Werk  zum  Krieg  ausschlagen  müsse,  oder  aber  auch  wann  nach  ge« 
führetem  Kriege  die  Sache  endlich  durch  einen  Frieden  gehoben  und 
beigeleget  würde,  hat  derjenige,  welcher  vermöge  gegenwärtiger  defen- 
siven Bündnuss  die  Hülfe  leistet,  an  denjenigen,  dem  er  zue  Hülfe  ge- 
kommen, noch  auch  an  desselben  Landen  wegen  aufgewendeter  Unkosten 
oder  erlittenen  Schadens  das  geringste  nicht  zu  praetendiren,  oder  von 
demselbigen  zu  begehren,  ausser  dass  derjenige,  deme  die  Hülfe  zuge- 
schicket,  auf  den  entstehenden  Fall,  kraft  dieser  Bündnus  zue  gleich- 
massiger  versprochener  Hälfleistung,  auf  eben  diese  conditiones  gehalten 
und  verbunden. 

11.  Als  es  sich  auch  begeben  und  zutragen  könnte,  dass  die  in 
gegenwärtiger  defensiv  Alliantz  verschriebene  und  ausgedrückte  Hülfe 
nicht  zureichend  sein  möchte,  so  versprechen  zwar  beide  Theile  hiermit 
einander  mit  mehrer  Macht  zue  assistieren,  doch  dass  bei  solcher  Be- 
gebenheit beide  Theile  zuvorhero  dieser  mehrern  und  stärkeren  Hülfe 
halber  deswegen  absonderlich  handeln  und  sich  desshalb  deutlich  ver- 
gleichen. 

12.  Ferner  ist  auch  verglichen,  dass  alle  und  jede  Länder,  Plätze 
und  Vestungen,  welche  der  Requirent  mit  Zuziehung  der  ihme  zuge- 
schickten auxiliar  Völker  wider  einnehmen  und  occupieren,  oder  von  dem 
Invadenten  gewinnen  und  acquirieren  möchte,  ihme  allein  pleiben  sollen^ 
ohne  dass  der  assistierende  Theil  an  den  assistierten  deswegen  das  ge- 
ringste praetendieren  möge. 


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122     II-  Der  bremische  Krieg,  die  Qoadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

13.  Und  damit  beider  hohen  Confoederiertea  wohlmeinende  Intention 
bei  Aufrichtung  dieser  Bündnus  desto  mehr  herfürblicke,  also  soll  beider- 
seits Alliierten,  dem  Kayser,  Königen,  Fürsten  und  Republiquen  frei- 
stehen, innerhalb  vier  Monaten  mit  darein  zu  treten,  auf  solche  con- 
ditioncs,  wie  man  sich  deswegen  würd  am  besten  vergleichen  können, 
gestalt  dann  gegenwärtige  defensive  Bündnus  denen  mit  ihnen  vorhero 
aufgerichteten  Pacten,  Bündnussen  und  andern  Vergleichen  keineswegs 
praejudicieren  oder  nachtheilig  sein,  sondern  dieselbe  in  ihrer  Kraft  un- 
geschmälert verbleiben  sollen,  jedoch  dass  gegenwärtiger  Bündnus,  da 
in  vorgemelten  deroselben  etwas  entgegengesetzet  wäre,  dadurch  der 
Effect  nicht  benommen,  sondern  dieselbe  verglichenermaassen  unge- 
krencket  verbleibe. 

14.  Diese  Bündnus  soll  von  Dato  auf  acht  nach  einander  folgende 
Jahre  bestehen  und  von  beiden  Theilen  treulich  und  aufrichtig  gehalten 
werden,  nach  Verfliessung  dieser  acht  Jahre  oder  auch  ehe  dieselbe 
verfliessen,  bleibet  es  in  beider  Theile  Gefallen  gestellet,  ob  sie  diese 
Alliantz  erlängern  und  prolongieren  wollen. 

15.  Die  Ratificationes  dieser  obbeschriebenen  und  verglichenen  Ar- 
ticul  sollen  von  Ihrer  Königl.  May.  zue  Dennemarck,  Norwegen  p.  und 
von  Ihrer  Churf.  Durchl.  zue  Brandenburg  p.  innerhalb  vier  Monaten 
von  Dato  an  zu  rechnen  eingeschicket  und  ausgewechselt  werden. 

Dessen  zuo  mehrcr  Urkund  haben  wir  Eingangs  benannte  von 
unsern  hohen  Herren  Principalen  zue  diesem  Tractat  gevollmächtigte 
Commissarii  dieses  eigenhändig  unterschrieben  und  mit  unsem  gewöhn- 
lichen Pittschaften  besiegelt.  So  geschehen  zue  Cleve  den  23.  Maii 
Anno  1666'). 

Detleff  von  Alfeldt.     Christoff  Caspar  Freiherr  von  Blumenthal. 
Frid.  von  Jena. 

0  Vermerk  in  den  Acten:  „Loco  Protocolli  NB.  Die  Allianz  zwischen  Denne- 
marck und  Chur-Brandenburg  ist  zwar  den  23.  Maii  1666  datiret,  als  umb  welche  Zeit 
der  Herr  von  Ahiefeld  von  Cleve  abgereiset,  dieselbe  aber  damals  nicht  unter- 
schrieben, sondern  es  ist  der  Köu.  Dennemärkische  Secretarius  Hugo  Lente  mit 
dem  von  H.  Ahlefeld  unterschriebenen  Exemplar  lange  hernach  nach  Cleve  kommen 
und  dasselbe  gegen  Empfahung  des  von  den  Chur-Brandenb.  IIH.  Pienipotenz ariis 
vollenzogenen  Exemplars  ausgewechselt  zu  Cleve  den  12.  Octobris  1666."  —  Das  Re- 
creditiv  des  Kf.  für  v.  Ahlefeld  ist  Cleve  "22.  Mai/1.  Juni  1666  datiert.  König  Frie- 
drich III.  schreibt  dem  Kf.  (d.  Kopenhagen  20./[30.]  Juli  1666),  Ahiefeld  habe  ihm 
von  seiner  Negociation  Bericht  erstattet,  das  ihm  zugestellte  Project  überreicht  und 
berichtet,  Kf.  beharre  noch  auf  seinen  vorigen  Gedanken  und  begehre,  dass  das  pro- 
jectierte  Bündnis  wider  alle  und  jede  aggressores  insgemein  eingerichtet,  auch   seine 


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Allianz  mit  Dänemark.  123 

Zu  wissen^),  dass,  obwohl  in  dem  8.  Art.  der  heut  dato  zwischen 
Ihrer  Königl.  May.  zu  Dennemarck,  Norwegen  und  Ihrer  Churförstl. 
Durchl.  zu  Brandenburg  durch  dero  respective  darzu  verordnete  Pleni- 
potentiarius  und  Commissarien  aufgerichteten  näheren  Alliance  enthalten, 
dass  das  Commando  über  die  auxiliar  Völcker  jederzeit  bei  dem  Requi- 
renten  oder  dessen  General  sein  soll,  jedoch  beiderseits  verglichen  und 
verabschiedet  worden,  dass  im  Fall  derjenige,  welcher  bei  des  Requi- 
renten  Trouppen  ist,  mit  welchem  sich  die  auxiliar  Völcker  conjungiren 
müssen,  geringere  Charge  bedienete  als  der,  welcher  die  auxiliar  Völcker 
commandiret,  dieser  unter  jenem  zu  stehen  oder  von  demselbigen  einzige 
Ordre  anzunehmen  nicht  schuldig  oder  gehalten  sein  soll.  Urkund  dessen 
haben  wir  in  obgedachter  Alliance  benannte  Plenipotentiarius  und  Com- 
missarien diesen  Nebenarticul  gleichfalls  unterschrieben,  also  dass  der- 
selbe eben  so  gältig  und  kräftig  sein  soll,  als  wäre  er  dem  Haupttractat 
Selbsten  eingerücket  worden.  So  geschehen  zu  Cleve  den  23.  Maii 
Ao.  1666. 

DetlefF  von  Alfeldt.     ChristoflF  Caspar  Freiherr  von  Blumenthal. 
Fridr.   von  Jena. 


Clevischen  Länder  mit  darein  begrifTen  würden.  Er  habe  trotz  vieler  erheblicher  Ur- 
sachen, welche  ihn  davon  abhalten  konnten,  dem  deferiert,  jenes  Project  in  etwas,  doch 
in  keinen  Substantialibus  geändert  und  schicke  es  durch  seinen  Sekretär  Hugo 
Leute  zurück,  nicht  zweifelnd,  dass  auch  Kf.  es  vollziehen  werde.  Kf.  erkhirt  sich 
(d.  Cleve  12.  October  1666)  dazu  bereit.  Seine  Ratification  ist  Cleve  23.  September 
16G6,  die  König  Friedrich^  Copenhagen  23.  September  1666  ausgestellt. 

»)  Actennotiz:  „Cleve  d.  28.  September/8.  October  1666.  Ad  art.  8  declarabatur, 
dass  zwar  derselbe  also  bleiben  möchte,  dass  der  Königliche,  wenn  er  mit  dem  Cuhr- 
förstl.  in  einer  Charge,  ungeachtet  er  die  Charge  nicht  so  lange  als  der  Cuhrf.  be- 
dienet, dem  Cuhrf.  commandiren,  Ihre  Mt.  in  Dennemarck  aber  würde  auf  den  Fall 
der  Conjunction  auch  einen  solchen  Befehlshaber  bestellen,  unter  welchem  der  Cuhrf. 
zu  stehen  kein  rechtmässiges  Bedenken  haben  könnte.  Und  diese  Declaration  nahm 
auch  der  König).  Dennemarkische  Secretarius  Linte  ad  protocollum.'' 


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124     II-    Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelaliianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

c.    Die  Quadrupelallianz. 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm   von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cleff  4.  Mai  1660. 

[Vorschlag  eines  abzuscb liessenden  Bündnisses.] 
4.  Mai.  —  Dieweil  —  die  Sachen  dieserends  nunmehr  zu   völliger  Richtig- 

keit gebracht')  und  dazu  die  einmutige  Conformität  Ew.  Ld.  und  unserer 
consiliorum  und  conduite  nicht  weinig  geholfen,  so  zweifeln  wir  zwar 
nicht,  Ew.  Ld.  werden  ferner  in  guter  vertraulicher  Freundschaft  mit 
uns  zu  beharren  gemeinet  sein.  —  Aldieweil  wir  aber  zu  deren  —  Be- 
festigung auch  zu  Erhaltung  ruhigen  Zustandes  im  Reich,  bevorab  in 
dem  Niedersächsischen  und  Westphälischen  Kreise  kein  bequemeres 
Mittel  erachten,  als  dass  zwischen  Ew.  Ld.  und  uns  eine  engere  und 
nähere  Vereinigung  aufgerichtet  würde,  wozu  Ew.  Ld.  für  diesem  selbst 
Anlass  gegeben,  so  haben  wir  hiemit  Ew.  Ld.  Gutachten  und  Gedanken 
davon  vernehmen  —  wollen.  — 

Er    stellt  anheim,    ob  auch  die  Landgräfin  von  Hessen    und   der  Bischof 
von  Osnabrück  mit  zu  diesem  Werk  invitiert  werden  sollen. 


Romsv^^inckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 

4.  Mai  1666. 

[Mittheilungen  Müllers,    v.  Bevernings  Eröffnungen  wegen  einer  zwischen  den  Staaten, 
Dänemark,  Kf.  und  den  braunschweigischen  Flerzogen  abzuschliessenden  Allianz.] 

4.  Mai.  Der  Lüneburgische  Gesandte  Müller   hat   sie   am  Freitag  besucht,    ihnen 

ein  offenes  Schreiben  seines  Herrn  an  Kf.,  das  ihm  erst  nach  seiner  Abreise 
von  Cleve  zugestellt  worden,  übergeben  und  sie  gebeten,  ihn  zu  entschuldigen, 
dass  er  dasselbe  nicht  habe  persönlich  überreichen  und  die  Ursachen  anführen 
können,  weshalb  sein  Herr  bei  den  jetzigen  gefährlichen  Conjuncturen  nicht 
die  Abdankung  und  Reducierung  seiner  Völker  verfügen  könnte*). 

Ferner  hat  er  uns  dieses  des  Herrn  Wrangeis  copejiiches  Schrei- 
ben') communicirt  und  dabei  angezeigt,  dass,  weilen  von  den  1.  Decemb. 
des  abgewichenen  Jahrs  (da  der  angeregte  conventus  beschrieben)  der 
Zustand  vieler  Sachen  und  sonderlich  zwischen  den  nortschen  Cronen 
und  der  Stadt  Bremen  sich  sehr  geändert  und  dieser  Stat  anitzo  son- 

')     Gemeint  ist  der  am  18.  April  1666  erfolgte  Abschluss  des  Clevischen  Friedens. 

')    S.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  719  Anm.  1. 

^     d.  Bremervörde  29.  März /[8.  April]  1666  s.  Köcher  I.  S.  461  Anm.  4. 


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EroffDUugen  Müllers  und  Bevernings.  125 

derliche  Zuneigung  hätte,  mit  den  Herren  Hertzogen  zu  Braunschweig 
und  Lünenburg  und  andern  benachbarten  Potentaten  und  Fürsten, 
sonderlich  aber  auch  mit  Ew.  Churf.  Dchl.  in  einer  nähern  Verbintnuss 
zu  treten,  worüber  höchstgemelte  Hertzogen  sich  vorhin  beständig  würden 
besprechen  und  vereinigen  müssen,  wozu  dann  auch  Ew.  Churf.  Dchl. 
viel  wurden  contribuiren  können,  so  wollte  Ew.  Churf.  Dchl.  er  unter- 
thänigst  anheimbstellen,  ob  dieselbe  nicht  gnädigst  gutfinden  mogten, 
die  bei  den  Herrn  Wran gel  vorgeschlagene  anderwerthe  Conferentz  (wie 
sein  gnadigster  Herr  gleichfalls  zu  thun  entschlossen)  bono  modo  zu 
decliniren,  bis  dass  man  sehen  mogte,  wie  sich  eine  und  andere  Sachen 
ausschlagen  und  anschicken  würden,  inmaassen  der  Wolffenbüttelsche 
Abgesandter  Herr  Heimeburgh,  welcher  gestern  von  hiernach  Wolffen- 
büttel  ist  verreist,  dieses  also  gänzlich  approbiret.  — 

P.S.  Der  Herr  vonBeverning  hat  uns  gestern  —  Visite  und 
secrete  Ouvertüre  gegeben,  was  massen  er  seine  Gedanken  darüber  hätte 
gehen  lassen,  wie  diese  Provintzien  sich  gegen  alle  auswendige  machi- 
nationes  durch  eine  nähere  uniirte  defensive  Alliance^)  beständiglich 
ivürden  versichern  können,  als  mit  der  Cron  Dännemarcke,  Ew.  Churf. 
Dchl.  und  den  sämptlichen  Fürsten  von  Braunschweig  und  Lünen- 
burg, dass  er  aus  sich  selbst  wohl  einige  generale  Discursen  darüber 
mit  Ew.  Churf.  Dchl.  von  weitem  geführet  —  mit  den  Wolffenbüttel- 
schen  und  Lünenburgischen  Abgesandten,  Herrn  von  Heime  bürg  und 
Herrn  Müllern  das  Werk  etwas  näher  überlegt  und  es  endlich  so  weit 
gebracht,  dass  er  ohne   einige  Maassgebung  unter  der  Hand  davon  ein 


0  Graf  d'Estrades  schreibt  an  Ludwig  XIV.  schon  22.  April  1666  (Me- 
moires  d'Estrades  IV.  S.  239),  de  Witt  habe  ihm  erklärt,  man  dürfe  sich  durch 
Schwedens  Drohungen  nicht  einschüchtern  lassen,  sondern  müsse  Dänemark  gegen 
dasselbe  mit  aller  Macht  unterstützen,  que  pour  cet  effet  il  proposera  ä  MM.  les 
Etats  d'entretenir  encore  pour  quatre  mois  les  troupes  de  TElecteur  deBrandebourg 
et  des  Ducs  deBrunswic,  qu'il  travaillera  k  faire  entrer  ces  princes  dans  une  ligue 
contre  l.i  Su^rfe,  qu'on  tächera  d'en  engager  d'auires  pour  Tattaquer  dans  la  Pome- 
ranie  etc.  De  Witt  selbst  schreibt  an  den  holländischen  Gesandten  in  Paris  Beu- 
ni  ngen  29.  April  1666  (Lettres  et  negociations  entre  M.  Jean  de  Witt  et  MM. 
les  plenipotentiaires  des  provinces  unies  des  Pais  bas  III.  S.  420) :  Je  crois  quMl  est 
de  Tinteret  de  l'Estat  d'engager  s'il  est  possible  TEIecteur  de  Brandebourg  et  les 
Princes  de  Lunebourg  dans  une  plus  etroite  alliance,  qui  tende  ä  se  defendre  et 
se  garantir  Tun  Pautre  et  le  roi  de  Danemark  contre  toutes  les  attaques  auxquelles 
ils  pourroient  etre  exposös  ä  preseut  et  ä  Tavenir;  je  tacherai  d'y  preparer  les  esprits 
et  je  sonhaite  que  vous  me  marquiez  ce  que  vous  en  pensez.  Vgl.  Köcher  I.  S.  459, 
aber  in  der  dort  citierten,  S.  673 ff.  abgedruckten  Relation  Müllers  vom  4./14.  April 
ist  von  dieser  Allianz  noch  nicht  die  Rede. 


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126     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Project  gemachet  und  gemelten  Herrn  von  Heime  bürg,  gestalt  seinem 
gnädigsten  Herrn  zu  hinterbringen,  zugestellt  hätte,  begehrend,  wir 
möchten  nicht  allein  einliegendes  gleichlautendes  Project'),  welches  er 
uns  folgends  geschickt  hat,  Ew.  Churf.  Dchl.  gleichfalls  unterthänigst 
hinterbringen  und  vernehmen,  ob  £w.  Churf.  Dchl.  gnädigst  würden  gut- 
finden können,  darauf  an  diesem  oder  andern  Orte  durch  einige  Gevoll- 
mächtigte  tractiren  zu  lassen,  sondern  auch  bestergestalt  entschuldigen, 
dass  er  die  Freiheit  gebraucht  hätte,  dieses  Concept  ohne  anderen  vor- 
hergehenden Cereraonien  —  zu  entwerfen.  — 


Der  Kurfürst  an  Romawinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
25.  April/ 6.  Mai  1666. 

[auf  die  Relation  vom  4.  Mai.    Geneigtheit  zum  Abscbluss  einer  Allianz.    Schwerins 

Reise  nach  Holland.] 

0.  Mai.  Das  Schreiben  Herzog   Georg  Wilhems   wird   er  von   hier   aus    beant- 

worten, eine  Abschrift  seiner  Antwort  an  W  ran  gel,  der  auch  an  ihn  wegen 
der  am  1.  Mai  abzuhaltenden  Zusammenkunft  geschrieben,  schickt  er  zur  Mit- 
theilung an  Müller  mit 2),  sie  sollen  denselben  versichern,  er  werde  in  dieser 
Sache  nichts  ohne  vorherige  Coramunication  mit  dem  braunschweigischen  Hause 
schliessen. 

P.S.  Auch  —  belangend  die  secrete  Ouvertüre,  so  Euch  der  v.  Be- 
verning  wegen  einer  engeren  Verbindung  gegeben,  könnet  Ihr  demselben 
hinwiederumb  hinterbringen,  dass  wir  noch  bei  der  Intention,  die  wir 
ihm  bei  seiner  Anwesenheit  mündlich  selbst  angedeutet,  beständig  zu 
verbleiben  gesonnen  wären,  dass  wir  uns  nämlich  mit  dem  Staat  und 
andern  Benachbarten  zu  allerseits  Lande  Sicherheit  enger  zu  verbinden 
geneigt,  jedoch  also  daferne  die  H.  Staaten  ihrerseits  sich  auch  derge- 
stalt hierunter  bezeugen  wollen,  damit  wir  ihnen  bei  aller  Begebenheit 
beispringen  könnten.  Und  weil  unser  Oberpräsident,  der  Freiherr 
V.  Schwerin  ehestes  Tages  mit  unsern  Prinzen  nacher  Iselstein  kom- 
men würde,  so  würde  er  sich  dieser  Sache  halber  mit  ihm  an  einem 
oder  andern  Ort  weitläufiger  besprechen  und  von  ihm  unsre  Meinung 
näher  vernehmen  können.  — 


')    Vgl.  Köcher  I.  S.  4G2f. 

^    Vgl.  Kocher  1.  S.  4C1  Anm.  5. 


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Holländisches  Allianzproject.  127 

Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  und  Lüneburg  an 
den  Kurfürsten.     D.  Zell  5./[15.]  Mai  1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  4.  Mai.     Die  von  Kf.    und  von    den  Holhindern    beantragten 

Allianzen.] 

Er  zweifelt  nicht,  des  Kf.  Absehen  bei  der  vorgeschlagenen  näheren  Ver-  15.  Mai. 
einigung  werde  auch  auf  seinen  Vetter  und  Bruder,  die  Herzoge  August  und 
Johann  Friedrich,  gerichtet  sein,  er  wird  daher  deswegen  und  wegen  des 
inzwischen  von  den  Staaten  gemachten  Vorschlages  einer  mit  ihnen  und  an- 
deren benachbarten  Potentaten  aufzurichtenden  Defensiv allianz  mit  ehestem, 
dem  Herkommen  nach,  in  seinem  fürstlichen  Hause  eine  Communication  an- 
stellen *)  und  darauf  dem  Kf.  ihre  Gedanken  darüber  mittheilen,  fragt  inzwischen 
an,  ob  Kf.  meine,  wenn  das  Bündnis  mit  den  Staaten  und  anderen  seinen  Fort- 
gang nehme,  dass  dennoch  die  nähere  Vereinigung  zwischen  ihm  und  dem 
Braanschweigischen  Hause  zu  befestigen  wäre. 


Der  Kurfürst  an  den  Freiherrn  v.  Schwerin.     D.  Amsterdam 
Mittwochs  den  19.  Mai  1666^. 

[Berufung  v.  Schwerins.] 
—  Wir  lassen  Euch  hiemit  gnädigst  wissen,  was  gestalt  wir  gestern  19.  Mai. 
Abend  alhie  angelanget  und  bis  übermorgen  alhio  zu  verbleiben,  alsdann 
früh  von  hie  auf  Vianen  zu  gehen    und   daselbst  Mittag  zu  halten  ent- 

0  Vgl.  über  die  am  9.  Juni  und  den  folgenden  Tagen  zu  ßraunscbweig  abge- 
haltene Conferenz  des  Gesamthauses  Kocher  I.  S.  465 if. 

')  Dieses  einzige  von  dem  Kf.  aus  der  Zeit  seines  damaligen  Aufenthaltes  in 
Holland  herrührende  Schriftstück  befindet  sich  im  Kriegsarchiv  des  Gr.  Generalstabes. 
Nach  de  Goess'  Bericht  an  den  Kaiser  aus  Cleve  vom  29.  Mai  1666  (ürk.  u.  Act. 
XIV.  1,  S.  271)  istKf.  schon  am  22.  Mai  aus  Holland  dorthin  zurückgekehrt.  Ueber  seine 
Unterredung  mit  Job.  de  Witt  berichtet  dieser  selbst  an  Beuningen  19.  Mai  löfUJ 
(Lettres  III.  S.  438  irrthümlich  als  vom  13.  Mai):  Mr.  l'Electeur  de  Brandebourg 
est  arrive  ici  hier  incognito,  j'ai  eu  aujourd'hui  une  longne  Conference  avec  son  Al- 
tesse Electorale  sur  TAlliance  proposee  entre  le  Dannemark,  son  Alt.  Electorale  et  los 
Princes  de  Lunebourg  suivant  le  projet  que  je  vous  ai  envoye,  j'y  ai  trouve  cc 
Prince  tres-dispose,  et  il  me  declara,  qu'il  etoit  deja  engage  par  un  traite  avec  le 
Dannemark  k  assister  cette  couronne  au  cas  que  la  Suede  Tattaquät,  ce  qu'il  avoit 
d^clare  k  Mr.  Cley  Envoye  de  Suede,  et  corarae  Mr.  d'Estrades  m'avoit  dit  hier,  qu'il 
^toit  informe,  que  Mr.  TElecteur  etoit  Obligo  par  un  traite  avec  la  Suede  de  l'assister 
contre  Bremen,  j'en  ai  parle  k  son  Alt.  Elect.  qui  m'a  assure,  qu'il  n'y  etoit  engage 
ni  directement  ni  indirectement  et  qu'il  ne  s'y  engageroit  pas,  quoiqu'il  jugeät  que 
la  ville  de  Bremen  s'en  faisoit  un  peu  trop  acroire  et  qu'elle  portoit  trop  loin  ses 
pretendus  droits  d'exemption  qui  n'etoient  pas  fondez,  et  qu'il  faudroit  faire  ensorte 
que  Bremen  relächät  quelque  chose  de  ses  pretentions  k  condition  qu'on  ne  Tobligeät 


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128     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupel allianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

schlössen  sein.  Wan  wir  dan  mit  Euch  ein  und  anders  zu  sprechen, 
als  wollet  Ihr  Euch  gegen  solche  Zeit  mit  unsern  Kindern  daselbst  eiu- 
finden  und  was  Ihr  etwan  bei  der  Post  an  Briefen  und  neuen  Zeitungen 
empfangen,  mitbringen,  weil  wir  von  der  letzten  Berlinischen  Post  noch 
nichts  erhalten.  — 


Der  Kurftlrst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cleff  16./26.  Mai  1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  15.  Mai.     Trotz   der   projectierten    Quadrupelallianz  Wunsch 
einer  näheren  Verbindung  mit  dem  braunschweigi sehen  Hause.] 

26.  Mai.  Es  ist  ihm   lieb,    dass   der  Herzog   mit   seinen  Brüdern  und  Vettern  coui- 

municieren  will,  sobald  er  ihre  Erklärung  erhalten,  wird  er  seinen  Geheimen 
Rath  V.  Jena  an  den  Herzog  abfertigen  und  es  an  nichts  ermangeln  lassen, 
was  zu  Beförderung  dieses  heilsamen  Werkes  gereichen  kann. 

Es  ist  uns  zwar  das  Project,  dessen  Ew.  Ld.  Meldung  thun,  auch 
von  den  Herrn  General  Staaten  der  Vereinigten  Niederlanden  communi- 
ciret  worden,  wir  halten  aber  dafür,  es  werde  noch  etwas  Zeit  erfordern, 
ehe  solches  zum  Stand  und  völliger  Richtigkeit  gebracht  werden  könne 
und  dass  inmittelst    beiden  Theilen    nützlich  —  sein  werde  sich  derge- 

pas  ä  recevoir  garnison  suedoise.  J'ai  allegue  sur  cela  quelques  considerations  qu'il 
n'est  pas  ,nece8saire  de  vous  repeter  ici,  ce  detail  n'etant  que  pour  vous  aprendre, 
que  Son  Alt.  Elect.  m^a  certifi^  plus  d^une  fois,  qu'eile  n^avoit  meme  jamais  pense  k 
aucun  engagemeut  avec  la  Suede  qui  Tobligeat  ä  Tassister  directoment  ni  indirecte- 
ment  contre  Bremen,  ce  dont  j^ai  sur  le  champ  fait  un  üdele  rapport  ä  Mr.  d'Kstrades. 
Son  Alt.  Elect.  a  dessein  d'aller  demain  ou  apres-demain  voir  la  flotte  de  Leurs 
HH.  PP.  au  Texel  et  ensuite  de  s'en  retourner  k  Cleves.  Graf  d* Estrades  schreibt 
an  Ludwig  XIV.  27.  Mai  1666  (Memoires  IV.  S.  297f.):  Je  ne  svaurois  pas  bien 
juger  k  qui  des  deux,  ou  du  Sieur  van  Beuningen  ou  de  moi,  le  Sieur  de  Wit  a 
deguise  ses  sentimens;  mais  il  est  bien  sur,  quMI  a  fait  tout  son  possible  aupres  de 
TElecteur  de  Brandebourg  pour  faire  rester  son  armee  sur  les  frontieres  jusques  k 
ce  qu'on  ait  vu  clair  aux  affaires  de  Suede,  ce  qu'il  a  refuse,  et  il  envoya  ses  ordres 
ä  son  general  de  marcher  en  Prusse  le  meme  jour  qu^il  partit  de  la  Haye.  II  est 
aussi  vrai  que  depuis  sept  jours  le  dit  Sieur  de  Witt  a  fait  donner  commission  des 
Etats  au  Sieur  de  Beverning  pour  se  trouver  k  Utrecht  k  son  retour  du  Tessel 
pour  lui  proposer  de  nouveau  cette  ligue.  Le  dit  de  Beverning  a  ecrit  que  M.  TEIec- 
teur  y  consentoit  et  avoit  donne  pouvoir  au  Sieur  Schwerin  de  la  conclure;  il  tra- 
vaille  k  present  avec  le  dit  Schwerin  pour  en  dresser  les  articles.  11  est  vrai  aussi 
que  M.  TElecteur  a  dit  au  Sieur  de  Wit,  lorsquMl  le  pressoit  k  la  Haye  de  conclure 
la  ligue  proposee  et  de  retenir  ses  troupes,  que  si  le  Roi  de  Suede  rompoit  contre 
le  Roi  de  Dannemarc,  il  etoit  engage  par  un  traite  de  secourir  le  Dannemarc 
et  qu'il  le  feroit.  Vgl.  auch  de  Witt's  Schreiben  an  Beuningen  vom  27.  Mai 
(S.  453). 


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VerbandluDgen  über  die  Allianz  mit  den  Braunscbw.  u.  über  die  Quadrupelallianz.     129 

stalt   mit   einander   zu    verbinden,    dass    die    übel  Intentionirte  Ursach 
haben  möchten,  darauf  Reflection  zu  nehmen.  — 


O.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Amsterdam  18.  Juni 

1666. 

[Die  Verbandlungen  über  die  Quadrupelallianz.] 
Weil  ich  mich  zur  Ruckreise  fertig  mache,  habe  ich  nicht  Zeit  aus-  18.  Juni, 
führlich  zu  schreiben,  berichte  nur  unt.,  dass  wir*)  unsere  conditiones 
über  das  Project  der  vorgeschlagenen  Allianz  dergestalt  eingerichtet,  dass 
E.  Ch.  D.  zu  aller  Zeit  fort  oder  zurückgehen  können,  glaube  ohne  das 
nicht,  dass  aus  der  Sache  etwas  werden  wird.  Es  ist  hie  eine  treffliche 
allgemeine  Freude  über  die  grosse  Victoria,  die  die  Staaten  erhalten 
haben'),  sie  wenden  jetzt  allen  Fleiss  an,  die  Flotte  geschwinde  wieder 
in  See  zu  bringen.  Meine  Frau  schreibt  mir,  dass  die  Prinzen  sich 
Gott  lob  sehr  wohl  befinden.  — 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
10.  August  1666. 

[Wunscb   in    Holland,    dass    Kf.    den   Frieden    mit   England   vermitteln    möge.     Be- 
mühungen   des   däniscben  Gesandten  um  die  Quadrupelallianz.     Erklärung  de  Witfs 

wegen  der  Subsidien.] 

Der  Rathspensionar   de  Witt')   ist   Sonnabend  Abend  mit  einigen  Depu- 10.  Aug. 
tierten  nach  Seeland  gereist,  um  die  Flotte  allerförderlichst  wieder  in  See  und 
die  Ostindischen  Schiffe,  welche  unterwegs  sein  sollen,  in  Sicherheit  zu  bringen. 

Sie  verspüren  unter  der  Hand  bei  den  meisten  Regenten  und  anderen  Par- 
ticulieren  eine  sonderbare  Inclination  und  Confidenz,  dass  der  Friede  mit  Eng- 
land durch  des  Kf.  Interposition  am  besten  und  schleunigsten  befördert  werden 
sollte,  auch  die  dänischen  Minister  haben  ihnen  dieses  sinceriert  und  als 
Ort  der  Composition  Gleve  vorgeschlagen;  da  die  Engländer  sieb  bei  dem  letzten 


*)  Romswinckel  meldet  (d.  Hage  15.  Juni  166G),  die  von  den  Gen.-Staaten 
bestellten  Kommissare,  Job.  de  Witt  und  Amerongen,  reisten  heute  nach  Amster- 
dam, um  sich  dort  mit  dem  Freiherrn  v.  Schwerin  zu  besprechen,  auch  er  werde 
sich  heute  dorthin  begeben.  Vgl.  de  Goess'  Berichte  vom  5.,  12.  Juni  und  24.  Juli 
1666  (ürk.  u.  Act.  XIV.  1.  S.  276fr.). 

*)  Die  Seeschlacht  an  den  Dünen  vom  11.— 14.  Juni  1666,  s.  Aitzema  V. 
S.  698ff.;  Lefevre  Pontalis,  Jean  de  Witt  I.  S.  377 ff. 

»)    S.  Lefivre-Pontalis  I.  S.  387. 

Mater,  x.  Qesch.  d.  G.  Karfursten.     XII.  9 


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130     '^*  ^^^  bremische  Krieg,  die  Quadnipelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Rencontre')  etwas  revanchiert,  so  konnte  bei  dem  Könige  jetzt  wohl  einige 
nähere  Disposition  zum  Frieden  gefunden  und  zu  dessen  Vermittelung  des  Kf. 
Interposition  vor  allen  anderen  acceptiert  werden.  Die  dänischen  Minister  haben 
ihnen  auch  berichtet,  dass  sie  bei  dem  Staat  zu  Fortsetzung  der  Allianz  und 
Einwilligung  nöthiger  Subsidien  alle  mögliche  Devoiren  angewendet,  der  Raths- 
pensionär  aber  sich  hätte  vernehmen  lassen,  dass  die  Gasse  dergestalt  erschöpft, 
dalSs  der  Staat  jetzt  keine  Subsidien  würde  aufbringen  können.  Damit  gleichwohl 
das  angefangene  gute  Werk  fortgesetzt  werden  möchte,  habe  er  sich  erboten,  den 
Staat  zu  disponieren,  dass  die  Subsidien,  wenn  es  zur  Ruptur  kommen  sollte, 
auf  den  Fuss  wie  vor  diesem  entrichtet  und,  damit  Kf.  inzwischen  nicht  mehr 
Kriegsvölker,  als  er  für  sich  brauchte,  desfalls  zu  unterhalten  nöthig  hätte,  ihm 
von  dem  Staat  in  casum  rupturae  einige  Kriegsvölker  überlassen  werden  möchten. 
Sie  haben  geantwortet,  dass  dieser  Vorschlag  nicht  mit  dem,  was  ihnen  münd- 
und  schriftlich  communiciert,  übereinstimmte  und  dass  sie  keine  Instruction 
hätten,  auf  solche  Weise  zu  tractieren.  Soviel  sie  haben  penetrieren  können, 
hat  de  Witt  angefangen,  diese  Allianz  oder  wenigstens  die  Subsidien  zu  decli- 
nieren,  seitdem  der  König  von  Frankreich  ein  Versicherungsschreiben  an 
d'Estrades  gethan'),  dass  Schweden  während  dieses  Krieges  gegen  Däne- 
mark nichts  Feindliches  anfangen,  sondern  neutral  bleiben  solle;  die  dänischen 
Minister  aber  sagen,  mit  solchem  Schreiben  könnten  ihre  Grenzen  nicht  defen- 
diert  werden,  und  poussieren  die  Allianz. 

Der  Lüneburgische  Gesandte  Müller  dringt')  vornehmlich  darauf,  dass  die 
Subsidien  wenigstens  auf  zwei  Monate  fortgezahlt  und  seines  Herren  Völker 
noch  etwas  in  Ostfriesland  gelassen  werden.  Dienstag  hat^)  de  Witt  mit  Graf 
Waldeck  und  Müller  in  Wicqueforts  Haus  in  der  Stille  conferiert,  Graf 
Waldeck  ist  darauf  sofort  verreist,  auch  Müller  ist  Freitag  nach  einer  Con- 
ferenz  mit  einigen  aus  dem  Staat  nach  Amsterdam  zu  dem  Fürsten  von  Osna- 
brück gefahren*). 


>)  Die  Seeschlacht  vom  4.  August  1666,  s.  Aitzema  V.  S.  729;  Lefevre- 
Pontalis  I.  S.382ff. 

*)  S.  das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  Estrades  vom  16.  Juli  und  dessen 
Schreiben  vom  17.  Juli  (Mem.  IV.  S.  358  ff.). 

»)    S.  Köcher  L  S.  473. 

*)    S.  Köcher  L  S.  475. 

*)  Dieselben  melden  13.  August,  durch  Klingenberg  hätten  sie  erfahren, 
Müller,  der  ihnen  noch  keine  Visite  noch  die  allergeringste  Com munication  gegeben, 
hätte  erklärt,  er  wäre  jetzt  capabel  mit  dem  Staat  auf  den  vorgeschlagenen  Fuss,  dass 
die  Werbe-  und  Subsidiengelder  erst,  wenn  es  zur  Ruptur  kommen  sollte,  von  dem 
Staat  gezahlt  würden,  zu  tractieren. 


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Stocken  der  Allianzverhandlungen.  131 

Der  Karfürst  au  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
14.  August  1666. 

[auf  die  Relation  vom  10.  August.     Zurückweisung  der  holländischen  Vorschläge.] 

—  Nun  können  "»ir  uns  aber  auf  solche  Art,  wann  uns  nicht  als-  14.  Aug. 
bald  Subsidiengelder  zum  Unterhalt  unserer  Völker  gereichet  werden, 
in  keinen  Tractat  einlassen.  Dana,  was  die  Lüneburger  betrifft;,  weil 
dieselbe  bis  auf  diese  Zeit  und  also  ein  ganzes  Jahr  hero  die  Subsidien 
genossen,  darbei  auch  ohne  Zweifel  ferneren  Unterhalt  vor  ihre  Völker 
aus  Ostfriesland  ziehen  werden,  und  es  also  zwischen  uns  und  ihnen  in 
diesem  Stück  gar  eine  andere  Bewandnis  hat,  so  können  wir  uns  nach 
denselben  nicht  reguliren  lassen,  sehen  auch  nichts  warum  wir  bei  so 
gestalten  Sachen  so  eben  auf  diese  Allianz  dringen  sollen.  — 


Ronaswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
17.  August  1666. 

[de  Witt's  Erklärung  wegen  der  Subsidien.] 

Nachdem  de  Witt  Sonnabend  aas  Seeland  hieber  zurückgekehrt  ist,  haben  17.  Aug. 
sie  denselben  am  folgenden  Tage  aufgesucht  und  hat  er  betreffend  des  Kf.  Ab- 
schickung  nach  England  zur  Vermittlung  des  Friedens  erklärt,  dass  dem  Staate 
solche  ganz  lieb  sein  und  derselbe  unter  gewissen  Bedingungen  darauf  eingehen 
würde.  Darauf  fing  er  selbst  von  der  engeren  Allianz  und,  wie  zuträglich  die- 
selbe allen  Theilen  sein  würde,  an  zu  reden,  und  da  sie  erwiderten,  sie  hätten 
auf  die  von  Kf.  gemachten  Vorschläge  noch  keine  nähere  Erklärung  erhalten, 
nur  von  Müller  und  Klingenberg  erfahren,  er  habe  diesen  gesagt,  dass  der 
Staat  die  Subsidiengelder  nicht  eher,  als  wenn  es  in  den  beiden  Jahren  zur 
wirklichen  Ruptur  kommen  sollte,  hergeben  würde,  dieses  sei  aber  discrepant 
von  dem  ihnen  Mitgetheilten  und  Kf.  hätte  ihnen  befohlen,  sich  auf  solche  Art 
in  keine  Tractaten  einzulassen,  so  erklärte  er,  was  jene  Herren  berichtet,  sei 
seine  eigene  und  endliche  Meinung,  er  würde  noch  Mühe  haben,  die  Approbation 
des  Staats  dazu  zu  erhalten,  wenn  Kf.  darauf  die  Tractaten  einzugehen  Be- 
denken trüge,  so  würde  es  besser  sein  davon  nichts  mehr  zureden.  Klingen- 
berg, dem  sie  davon  Mittheilung  gemacht,  war  sehr  unzufrieden  damit  und  bat 
sie,  sich  zu  bemühen,  dass  diese  Tractaten  nicht  abrumpiert  würden.  Müller 
hat  ihnen  nicht  mitgetheilt,  dass  er  befehligt  sei,  auf  jene  Bedingungen  hin 
mit  dem  Staat  abzuscbliessen,  er  scheint  überhaupt  nicht  mit  ihnen  in  allem 
de  concert  gehen  zu  wollen. 


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132     H-  l^cr  bremische  Krieg,  die  Quadnipelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
2.  September  1666. 

[Weigerung,  falls  ihm  nicht  bessere  Bedingungen  be«  illigt  werden,  die  engere  Allianz 

mit  abzuschliessen.] 

2.  Sept.  Er  hat  sich  allerdings  in  die  früheren  Verhandlungen  wegen  der  engeren 

Allianz  mit  eingelassen,  da  er  aber  bisher  nicht  vernommen,  dass  die  Staaten 
anf  seine  verschiedenen  allerbilligsten  Forderungen  irgend  etwas  beschlossen 
haben,  iiberdies  ebenso  wie  zu  Anfang  auch  jetzt  ohne  seine  Zuziehung  das  Pro- 
ject  zu  der  Allianz  mit  den  dänischen  und  luneburgischen  Ministern  con- 
certiert  und  erst  nachträglich  ihm  zugestellt  ist,  ohne  dass  ihm  angewiesen  sei, 
was  eigentlich  der  Zweck  dieser  näheren  Allianz  und  worin  sein  Interesse  be- 
stehe, so  sieht  er  nicht  ein,  weshalb  er  sich  in  ein  so  weitgehendes  Bündnis 
so  schlechter  Dinge  engagieren  und  bei  seinen  Freunden  nicht  weniger  als  bei 
Fremden  ins  Auge  stecken  soll.  Wenn  der  Staat  wünscht,  dass  er  mit  eintrete, 
so  wird  er  ihm  anders  als  bisher  begegnen  und  ihm  die  Sache  so  vorlegen 
müssen,  dass  er  sich  darauf  einzulassen  und  auch  die  Frau  Landgräfin  von 
Hessen  dazu  disponieren  zu  helfen  Ursache  haben  möge.  Sie  sollen  dieses 
dem  Staat  auf  das  glimpflichste  bedeuten,  auch  mit  den  dänischen  und  lüne- 
burgischen Ministem  so  davon  reden,  dass  diese  verspüren,  dass  er  nur  aus 
diesen  Gründen  sich  nicht  in  die  Sache  einlassen  könnte,  sonst  aber  gern  bereit 
sei,  mit  ihren  Principalen  in  dieser  und  anderen  vorfallenden  Sachen  zu  con- 
currieren,  auch  mit  dem  schwedischen  Minister  Appelbom  in  generalibus  doch 
so  davon  reden,  dass  ihm  gleichwohl  künftig  in  diese  Allianz  mit  einzutreten 
unbenommen  bleibe^). 


Instructio  fUr  Herrn  Romswinckel  wegen  der  Allianzsache. 
D.  [Gleve]  13.  October  1666. 

[Bevollmächtigung  zum  Abschluss  der  Allianz.] 

13.  Oct  Nachdem  Kf.  sich  von  Romswinckel  hat  referieren  lassen,  was  die  Gen. 

Staaten   am   4.  geschrieben*),   worin   sie  ihm   namentlich   die  Vorsetzung  der 


>)  Romswinckel  und  Copes  berichten  am  T.September,  auf  ihre  Anzeige, 
dass  sie  wegen  der  Allianzsacbe  Ordre  erbalten,  seien  de  Witt  und  zwei  andere  De- 
putierte zu  ihnen  gekommen,  hätten  aber  alles  nur  ad  referendum  genommen.  Sie 
hätten  auch  mit  Appelbom  und  mit  Klingenberg  von  der  Sache  geredet,  ersterer 
hätte  ihnen  mitgetheilt,  ihm  sei  durch  Amerongen  eine  generale  Notification  von 
der  Allianz  gemacht  und  er  gefragt  worden,  ob  er  Vollmacht  habe  zu  tractieren,  was 
er  verneint  habe,  letzterer  sei  über  ihre  Mittheilung  etwas  alteriert  gewesen  und  hätte 
sie  gebeten,  sich  zu  bemühen,  dass  der  Tractat  zustande  komme,  auch  seinerseits  ver- 
sprochen, sich  zu  bemühen,  dass  dem  Kf.  gebührende  Satisfaction  gegeben  werde. 

»)  S.  die  Declaration  der  G.Staaten  vom  4.  October  1666  (Aitzema  V.  S.  1017). 
Schon  am  28.  September  hatten  Romswinckel  und  Copes  berichtet,  ihnen  sei 
baldige  Resolution  wegen    der  Reglemente   sowie   eine   freundnachbarliche   Erklärung 


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Neue  Verhandlungen.  133 

engeren  Allianz  recommendiort,  erklärt  er  sich  mit  dessen  bisheriger  Negotiierung 
im  Haag  zufrieden  und  befiehlt  ihm,  wieder  dorthin  zurückzukehren  und  zu- 
sammen mit  Copes  die  angefangene  Negotiierung  fortzusetzen.  Die  Allianz 
betreffend  hat  er  den  Gen.-Staaten  oder  deren  Deputierten  sowie  nach  Befinden 
auch  den  dänischen  und  lüneburgischen  Ministris  vorzustellen,  dass  Kf. 
zwar  nicht  ungeneigt  sei,  auf  gewisse  Maass  und  Weise  darin  zu  condescendieren, 
er  wolle  aber  zuforderst  von  den  Staaten  zufolge  der  in  diesem  Jahre  aufgerich- 
teten Allianz  *)  und  ihrer  Erklärung  vom  4.  October  in  puncto  der  Reglementen, 
der  Spoykribben  und  Rang  gebührende  Satisfaction  und  dann  wegen  Evacuation 
der  Clevischen  Städte  eine  nähere  freundnachbarliche  und  begnügliche  Erklärung 
des  aufgerichteten  Secretartikels ')  erwarten,  damit  er  nicht  veranlasst  werde, 
die  von  dem  R5m.  Reiche  vorgeschlagenen  rechtmässigen  Mittel  an  die  Hand 
zu  nehmen.  Unterdessen  aber  soll  R.  nichts  desto  weniger  die  Allianz  auf  des 
Kf.  Ratification  und  mit  Beobachtung  der  zu  den  einzelnen  Artikeln  hier  ge- 
machten Considerationen  *)  concertieren. 


Romswinckel  nnd  Copes  an  den  Karfttrsten.     D.  Hage 
19.  October  1666. 

[Abschluss  der  Quadrupelallianz.] 

Nachdem   sie   gestern  Nacht  hier  angekommen,  haben  sie  sofort  des  Vor-  19.  Oct 
mittags  mit  Klingenberg   und   darauf  den  ganzen  Nachmittag  mit  ebendem- 
selben nnd  Job.  de  Witt,  dem  Rathspensionar  de  Witt  und  Müller  über  die 

wegen  der  gesuchten  Evacuation  der  Clevischen  Städte,  sodann  über  die  Ajustierung 
der  Quadrupelallianz  zugesagt  worden.  Die  Gen.-Staaten  hätten  beschlossen,  der  Krone 
Schweden  ihre  Mediation  inbetreff  der  Differenzen  mit  Bremen  anzubieten  und  des- 
falts  den  Kf.  und  andere  Reichsfürsten  zu  begnissen.    Vgl.  Aitzema  V.  S.  988 f. 

»)    Defensiv-Allianz  vom  6./1 6.  Februar  1666  Art.  XIV.  (Aitzema  V.  S.  999). 

^    Secretartikel  zu  ebendieser  Allianz  ebendaselbst  S.  1006. 

*)  Die  wichtigeren  unter  denselben  sind:  ad  Art.  III.:  Die  Verpflichtung  zur 
gegenseitigen  Vertheidigung  soll  s^ii  die  in  Kuropa  belegenen  Besitzungen  beschränkt 
und  wegen  der  mit  staatischen  Garnisonen  besetzten  Städte  ein  dem  Separatartikel 
der  Allianz  vom  6./1 6.  Februar  entsprechender  Separatartikel  beigefügt  werden;  ad 
Art.  IV.:  Von  den  Staaten  könnten  statt  1800  Reiter  3000  und  statt  3600  Fussknechte 
6000,  jedoch  endlich  6000  insgesamt  (davon  '/a  ^-^  Ross,  Vs  zu  Fuss)  gefordert  werden. 
Nachher  soll  dann  in  Art.  IX.  gesetzt  werden,  dass  Kf  und  die  Lüneburgfischen  Fürsten 
jeder  12000  Mann  nach  Anleitung  der  Verträge  vom  6./ 16.  Februar  1666  und  21.  Sep- 
tember 1665  stellen  sollen  und  dass  statt  des  Bischofs  zu  Münster  der  künftige  aggressor 
oder  aggressores  verstanden  werden,  dieselben  aber  während  dieser  Assistenz  zu 
Leistung  weiterer  Hülfe  vermöge  anderer  Traktaten  nicht  gehalten  sein  sollen;  ad 
Art.  VI.:  Das  dort  Bestimmte  soll  nur  angenommen  werden,  insoweit  es  nach  Inhalt 
der  zwischen  Kf.  und  dem  Hause  Braunschweig  vorangeregten  Tractaten,  welche 
ihre  Kraft  behalten  sollen,  sich  auf  die  künftigen  Fälle  applicieren  lässt;  ad  Art.  XII.: 


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134     U.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Allianz  conferiert')  und  sich  provisionaliter  verglichen;  hätten  sie  sich  nicht 
eingestellt,  so  wäre  die  Allianz  ohne  sie  geschlossen  worden.  Im  übrigen  sind 
die  Bemerkungen  des  Kf.  berücksichtigt  worden ,  auch  Art.  3  ist  danach  re- 
dressiert und  soll  demzufolge  ein  Separatartikel  darüber  ausgefertigt  werden, 
da  aber  Müller  sich  namens  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst 
August  geweigert,  die  Defension  über  des  Kf.  Preassen  anzunehmen,  so  er- 
warten sie  darüber  des  Kf.  Ordre  und  stünde  zu  bedenken,  ob  Kf.  in  diesem 
Fall  wollte  fordern  lassen,  dass  die  G.Staaten  die  Anreitz- und  Subsidlengelder, 
welche  sie  sonst  für  andere  zwölftausend  Mann  den  braunschweigischen  Fürsten 
geben  sollen,  ihm  versprechen  und  existente  casu  geben  sollen.  Art.  4  haben 
sie  nicht  anders  bekommen  können,  Art.  9  ist  nach  vielen  Debatten  zufolge 
ihrer  Nebeninstruction  eingerichtet  worden,  der  Rathspensionar  will  aber  namens 
der  Provinz  Holland  die  Wörter  geduyrende  den  tyt  hier  boven  gemelt  nicht 
passieren  lassen,  und  soll  dem  Kf.  von  dem  Staat  ein  separater  Artikel  betreffend 
die  Anreitzgelder  gegeben  werden. 

Ad  Art.  12  ist  zugestanden,  dass  Pfalz-Neuburg  mit  benannt  werde, 
gegen  den  Bischof  von  Münster  aber  ist  sowohl  vonseiten  der  Staaten  als 
auch  Müllers  widersprochen  worden. 

Sie  bitten  Kf.,  ihnen  bis  Donnerstag  seine  Befehle  zukommen  zu  lasssen, 
da,  wenn  sie  die  Schliessung  der  Allianz  länger  ausstellen  oder  darin  einige 
substantielle  Veränderung  machen  sollten,  die  anderen  Parteien  daraus  Anlass 
nehmen  würden,  dieselbe  unter  sich  allein  zu  unterschreiben. 

So  viel  sie  abnehmen  können,  werden  die  Lüneburg ischen,  sobald 
diese  Allianz  geschlossen  sein  wird,  sich  den  Schweden  widersetzen  und  die 
Stadt  Bremen  zu  assistieren  suchen. 

Man  hat  ihnen  versprochen,  dass  die  Reglementen  förderlichst  abgethan 
und  wegen  der  Speukribbe  und  des  Rangs  gebührende  Satisfaction  gegeben 
werden  solle,  die  gesuchte  Evacuation  der  Clevischen  Städte  aber  wird  nach 
wie  vor  decliniert  und  excusiert. 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
20.  October  1^66. 

[auf  die  Relation  vom  19.  October.    Bemerkungen  zu  dem  AUianztractat.] 
20.  Oct.  —  So  viel  nun  den  vierten  Articul  betrifft,  lassen  wir  solchen  endlich 

dem  Aufsatz  gemäss  passiren,  jedoch  hättet  Ihr  bei  dem  3.  Art.  zu  be- 

Neben  der  Krone  Schweden  und  K.Cöln  sollen  auch  Münster,  Pfalz-Neuburg 
und  Hessen-Cassel  benannt  werden.  In  einer  Nebeninstruction  (d.  Cleve  6./16.  Oc- 
tober 1666)  erklärt  sich  Kf.  zufrieden,  falls  das  bei  Art.  IV.  wegen  Zahl  des  hollän- 
dischen Auxiliarcorps  gemachte  Notatum  nicht  durchzubringen  wäre,  dass  Art.  IX. 
wie  projectiert  adjustiert  werde,  doch  so,  dass  die  Worte  „von  vollkommener  Ruptur" 
entweder  ganz  ausgelassen  oder  doch  gemildert  werden. 
»)    S.  Köcher  I.  S.499f. 


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Weitere  Verhandlangen  und  Abscbluss  der  Quadrupelallianz.  135 

dingen,  dass,  weil  die  Herzoge  zu  Braunschweig  uns  in  Preussen 
zu  assistiren  sich  verweigern,  die  solchenfalls  denselben  von  dem  Staat 
zu  zahlen  schuldigen  Anreitz-  und  Subsidiengelder  Eurem  Fürschlag  ge- 
mäss uns  erlegt  werden.  Bei  dem  9.  Art.  lassen  wir  uns  gnädigst  ge- 
fallen, dass  die  Anreitzgelder  uns  vom  Staat  per  separatum  articulum 
versprochen  und  verschrieben  werden,  jedoch  habt  Ihr  Euch  zu  bemühen^ 
dass  solche  auf  die  Weise  als  im  neulich  gemachten  Vergleich  mit 
Munster  uns  promittiret  werden.  So  habt  Ihr  es  auch  dahin  zu  beför- 
dern^ dass  bei  dem  Schwedischen  Residenten  Appelbaum  communi 
nomine  die  Notification  dieses  Werks  geschehe  und  die  Eron  Schweden 
nochmals  dazu  invitiret  werde.  — 


Romswinckel  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage  23.  October  1666. 

[Vorschlag  zur  Beseitigung  der  noch  den  Abschluss  der  Allianz  verzögernden  Schwierig- 
keiten.] 
Da  der  Rathspensionar  de  Witt  sich  zu  dem  von  ihm  gemachten  Vorschlage  23.  Oct. 
wegen  der  statt  an  die  braunschweigischen  Fürsten  an  Kf.  zu  zahlenden  An- 
reitz- nnd  Subsidiengelder  nicht  verstehen  will  und  Müller  behauptet,  aus- 
drückliche Ordre  von  seinen  Principalen  zu  haben,  die  Defension  von  Preussen 
nicht  anzunehmen,  so  hat  er,  obwohl  sonst  alles  fertig  ist  und  alle  ihn  drängen, 
die  Unterschreibung  der  Tractaten  bis  auf  das  Eintreffen  weiterer  Ordre  des  Kf. 
ausgesetzt.  Er  schlägt  vor,  die  Tractaten  mochten  prout  jacent  von  ihm  und 
Muller  unter  dem  Beding  unterschrieben  werden,  dass  Kf.  und  die  braunschwei- 
gischen Herzoge  sich  wegen  der  Defension  von  Preussen  absonderlich  zu  ver- 
gleichen hätten,  ebenso  wie  Klingenberg  sowohl  wegen  Norwegens, 
dessen  Defension  Müller  ebenfalls  verweigert,  als  auch  wegen  Gleichheit  des 
Succurses,  mit  dem  sein  König  und  Kf.  sich  gegenseitig  zu  assistieren  haben 
würden,  einen  näheren  Vergleich  vorbehalten  hat. 


Der  Kurfilrst  an  Roraswinckel.     I).  Cleve  25.  October  1666» 

[Ermächtigung  zum  Abscbluss  der  Allianz.] 
Er  soll  wegen  Einschliessung  Preussens  in  die  Defension  sich  weiter  25.  Oct. 
bemühen  und  versuchen,  wenigstens  zu  erreichen,  dass  sich  die  Braunschwei- 
gischen, im  Falle  des  Kf.  preussische  Lande  attaquiert  werden,  wenn  sie  dort- 
hin ihre  Auxiliartruppen  zu  schicken  anstehen  sollten,  verpflichten,  eine  Diver- 
sion am  anderen  Orte  in  Teutschland  damit  zu  machen.  Wenn  sie  sich  auch 
dazu  nicht  verstehen  w^ollen,  so  lässt  Kf.  geschehen,  dass  unter  solchem  Reser- 
vat, wie  es  Klingenberg  gethan,  die  Tractaten  geschlossen  und  subscribiert 
werden  *). 


0    An  demselben  Tage  war   schon   die  Allianz  im  Haag  unterzeichnet  worden, 


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136     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Qnadrupelalliftiiz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

d.  Die  engere  Vereinigung  mit  K.Cöln,  den  braun- 
schweigischen  Herzogen,  Hessen-Cassel  und  Schweden. 

Der  Kurfürst  an  den  Vicekanzler  Budendach*).     D.  Cöln 
3./[13.]  December  1666. 

[Instruction  für  die  Zusammenkunft  in  Hildesbeim.] 

13.  Dec.  Nachdem  K.Cöln   and  die  Herzoge  von  Braunschweig*)  ihn  zu  einer 

auf  den  13. December  nach  Hildesheim  angesetzten  Zusammenschickung  ein- 
geladen und  er  Badendach  dorthin  zu  deputieren  beschlossen,  soll  sich  dieser 
dorthin  begeben.  Wenn  die  Proposition  dahin  zielen  sollte,  wie  im  Nieder- 
sächsischen und  Westfälischen  Kreise  und  den  benachbarten  Orten  Friede  und 


Ygl.  Kocher  I.  S.  500f.  S.  die  Quadrupelallianz  vom  15./25.  Oetober  1666  mit  zwei 
Separatartikeln  bei  Aitzema  V.  S.  905ff;  Londorp  IX.  S.  483ff.;  Dumont  VI.3. 
S.  122ff.;  Inhaltsangaben  bei  Pufendorf  X.  §27(8.663);  v.  Mörner  S.  307 ff. 
Die  Ratification  des  Kf.  d.  Sparenberg  6.  November  1666.  Die  weiteren  Verband- 
lungen des  Kf.  mit  den  braunschweigiscben  Herzogen  Georg  Wilhelm  und  Ernst 
August  hatten  zur  Folge,  dass  sich  diese  (d.  Nienburg  29.  Oetober/ [8.  November]  1666) 
erboten:  „dass,  wenn  Ew.  Ld.  innerhalb  den  nächsten  zwei  Jahren  von  der  Gron 
Schweden  in  dero  Herzogtburob  Preussen  occasione  des  jetzigen  Bremischen  Un- 
wesens angegriffen  werden  sollten,  wir  alsdann  derselben  die  Hulffe,  wozu  wir  sonsten 
vermöge  obgemeldter  Alliance  verpflichtet,  zu  schicken,  wann  aber  nach  Beilegung 
jetziger  Bremischen  Unruhe  innerhalb  obbesagten  zweien  Jahren  Ew.  Ld.  von  der 
Gron  Schweden  oder  auch  andern  in  dero  Herzogthumb  Preussen  angegriffen 
wurden,  alsdann  deroselben  auf  Erfordern  mit  40CX)  zu  Fuss  und  2000  zu  Boss  zu 
Hülfe  kommen  und  wegen  des  modi  bei  nächster  Gelegenheit  mit  Ew.  Ld.  uns  weiter 
vernehmen,  auch  unsern  im  Haag  habenden  Käthen  diese  unsere  Erklärung  förder- 
lichst notificieren  lassen  wollen**,  womit  Kf.  (d.  Berlin  9./[19.]  November  1666)  sich  zu- 
friedengestellt erklärt  und  nur  anheimstellt,  darüber  einen  föroiJichen  Recess  abzu- 
fassen, was  aber  nicht  geschehen  zu  sein  scheint. 

')  Johann  Budendach,  Halberstädtischer  Vicekanzler;  seine  Gesandtschaft 
zu  dem  Obersächsischen  Kreistage  zu  Leipzig  im  Juni  1664  s.  Urk.  u.  Act.  XI. 
S.  276  ff. 

*)  Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Goln  hatte  (d.  Hildesheim  3.  December 
1666)  Kf.  zu  Beschickung  der  mit  den  braunschweigiscben  Herzogen  nach  Hildesheim 
verabredeten  Zusammenkunft  aufgefordert,  wo  berathen  werden  solle,  wie  für  die  Zu- 
kunft weitere  Geföhrlicbkeiten  in  der  bremischen  Sache,  nachdem  diese  jetzt  glück- 
lich beigelegt  sei,  verhütet  werden  könnten.  Die  braunschweigiscben  Herzoge 
Georg  Wilhelm,  Johann  Friedrich  und  Ernst  August  hatten  (d.  Nienburg 
22.  November /[2.  December]  1666)  eine  ähnliche  Einladung  au  ihn  ergehen  lassen,  in 
der  als  Zweck  der  Zusammenkunft  angegeben  war  zu  überlegen,  wie,  nachdem 
zwischen  Schweden  und  der  Stadt  Bremen  der  Friede  geschlossen  sei,  in  dem 
Niedersächsischen  und  Westfälischen  Kreise  und  benachbarten  Orten  Friede  und  Ruhe 
erhalten  werden  und  man  wider  alle  schleunigen  Anfälle  sich  in  Sicherheit  setzen 
könne.    Vgl.  Köcher  I.  S.  515. 


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Zusammenkunft  in  Hildesheim.  137 

Ruhe  erhalten  werden  und  man  wider  alle  schleunige  Fälle  sich  nothdarftig  ver- 
wahren könne,  so  soll  er  erklären,  wofern  sich  einige  gefährliche  Extremitäten 
äussern  sollten,  welche  zu  Thätlichkeiten  ausschlagen  könnten,  so  müssten  nicht 
allein  beide  Theile  zu  gutlicher  Composition  ernstlich  ermahnt,  sondern  auch  dem 
Angegriffenen  wirkliche  Hülfe  geleistet  werden.  Die  Determination  der  Hülfe 
mnsste  auf  die  Reichsmatricul  und  nach  Proportion  der  Gefahr  genommen  wer- 
den, auch  jeder  Fürst  in  der  nöthigen  Verfassung  verbleiben;  es  wäre  billig, 
dass  zu  den  dadurch  verursachten  Kosten  auch  die  übrigen  und  geringeren 
Kreisstände  nach  Proportion  beitrügen,  und  könnte  fiberlegt  werden,  wie  es  da- 
hin zu  bringen  sei.    Einen  darüber  aufgesetzten  Recess  darf  er  mitunterschreiben. 

Sollte  aber  sonst  von  anderen  Sachen  etwas  proponiert  werden,  solches  hat 
er  ad  referendum  anzunehmen  und  nur  im  allgemeinen  zu  versichern,  dass  Kf. 
zu  allem,  was  zu  der  beiden  Kreise  Wohlfahrt  gereichen  könne,  gern  mit  bei- 
tragen wolle. 

Er  soll  sich  auch  erkundigen,  ob  man  den  Schweden')  von  dieser  Zu- 
sammenkunft Nachricht  gegeben,  und  erklären,  Kf.  zweifelte  nicht,  man  würde 
dieselben  auch  mit  dazu  einladen,  um  ihnen  nicht  Anlass  zum  Misstrauen  zu 
geben. 

Johann  Budendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Hildesheim 
21./[31.]  Deeember  1666. 

[Bericht  über  die  Zusammenkunft  in  Hildesbeim.] 

Der  bösen  Wege  und  des  heftigen  Schneefalls  wegen  ist  er  erst  vorgestern,  31.  Dec. 
am  19.,  hier  angelangt  und  hat  als  Deputierte  von  K.Cöln  den  Kanzler  Peter 
Buschmann  und  Vicekanzler  Heirich  Franz  Nicolars,  von  Osnabrück 
und  Zelle  den  v.  Bülau  und  Vicekanzler  Heymann,  wegen  Hannoverden 
Kanzler  Langenbeck  und  Hofrath  Hugo,  wegen  Wolfenbüttel  den  Statt- 
halter Hardenberg  und  Rath  Sohlen  und  wegen  Hessen-Cassel  den 
Geh.  Rath  Badenhausen  vorgefunden.  Nachdem  ihn  gestern  früh  Nicolars 
von  dem  in  den  zwei  inzwischen  abgehaltenen  Zusammenkünften  Vorgefallenen 
unterrichtet,  fand  um  8  Uhr  eine  Zusammenkunft  auf  dem  Rathhause  statt, 
dort  legte  Buschmann  an  ihn  die  Proposition  ab:  erster  Zweck  der  Zusam- 
menkunft sei  Befestigung  des  zwischen  dem  R.  Feldherrn  und  der  Stadt  Bremen 
geschlossenen  Friedens,  ob  dazu  die  perpetuatio  oder  continuatio  seu  extensio 
des  Kaiserlichen  Conservatorii  dienlich  erachtet  werden  möchte.  Da  nun  gestern 
Bremische  Deputierte')  erschienen  und  gebeten  hätten,  1)  es  möchte  ihnen 
von  den  Interponenten  die  versprochene  Garantie  des  Vergleichs  schriftlich  er- 
tfaeilt  werden,  2)  dieselben  möchten  sich  dafür  verwenden,  dass  der  14.  Theil 
der  Reichssteuern,  den  sie  nach  dem  3.  Artikel  jenes  Vergleichs  vorläufig  hätten 


0  Kf.  theilt  Wrangel  (d.  Göln  5./[  15.]  Deeember  1066)  mit,  dass  er  die  Zu- 
sammenkunft beschicken  werde,  und  spricht  die  Hoffnung  aus,  dass  auch  wegen  des 
Herzogthums  Bremen  sich  jemand  dort  einfinden  werde. 

*)     Syndikus  Wachmann  und  Ratbsberr  Hermes. 


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138     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereioigung  etc. 

übernehmen  müssen,  von  Kaiser  und  Reich  erlassen  werde,  3)  dieselben  mochten 
sich  in  der  Speckhanschen  Sache  verwenden,  dass  diese  vom  R.Feldherrn 
nicht  so  arg  ausgelegt  und  neue  motus  erregt  würden,  4)  die  Mediation  in  den 
aus  dem  Stadischen  Vergleich  noch  rückstandigen  Punkten  übernehmen  und 
5)  ihnen  rathen,  ob  sie  die  von  den  Niederländern  ihnen  angebotene  Mitgarantie 
annehmen  sollten,  so  sei  mit  Vorbehalt  des  voti  des  Kf.  beschlossen  worden '), 
die  Stadt  Bremen  sollte  die  Ratificationen  des  Vei^leichs  und  die  Garantie 
der  Kur-  und  Fürsten  und  deren  Indemnisation  bei  dem  Kaiser  und  dem  Reiche 
suchen,  würden  sie  nun  dieses  alles  erhalten  und  der  Kaiser  ihnen  oder  anderen 
Kur-  und  Fürsten  die  Continnation  oder  Prorogation  des  Conservatorii  com- 
mittieren,  würde  hoffentlich  keiner  sich  dessen  entziehen,  2)  wegen  Abschrei- 
bung des  sonst  zweifach  von  der  Stadt  zu  tragenden  onus  wolle  man  sich  ver- 
wenden, 3)  in  der  Speckhanschen  Sache  wäre  wünschenswerth  gewesen, 
dass  der  Rath  das  Feuer  in  der  Asche  gedämpft  und  dass  er  in  dem  Schreiben 
an  Wrangel  glimpflicher  gegangen  und  nicht  so  sehr  die  vorigen  actiones 
Speckhans  perstringiert  hätte,  doch  wollte  man,  falls  die  Rädelsführer  ernst- 
lich bestraft,  das  Geraubte  wieder  herbeigeschafft  und  die  Schuldigen  zu  Resti- 
tution alles  Schadens  angehalten  würden,  ihnen  gern  aller  Möglichkeit  nach  be- 
hülflich  sein,  4)  wolle  man,  wenn  die  Ratification  aus  Schweden  erfolgt  und 
die  Speckhansche  Sache  beigelegt  sei,  die  Mediation  übernehmen,  5)  die 
Stadt  solle  sich  erkundigen,  ob  das  holländische  Anerbieten  vom  Kaiser  und 
Reiche  wohl  oder  übel  werde  genommen  werden.  Er  bat  ihn  darauf,  sich 
namens  des  Kf.  herauszulassen,  ob  derselbe  mit  diesem  Beschluss  einig  wäre. 
Er  hat  darauf  erwidert,  er  sei,  da  das  luvitationsschreiben  in  terminis  generali- 
bus  bestünde,  nicht  auf  dergleichen  specielle  Fälle,  sondern  nur  im  allgemeinen 
dahin  instruiert  worden,  dass  Kf.  zu  allem  dem,  was  zu  Versicherung  von  Frie- 
den und  Ruhe  dienen  könnte,  beizutragen  erbötig  wäre,  er  könnte  sich  daher 
nicht  kategorisch  erklären,  aber  sub  spe  rati  mit  den  gefassten  Beschlüssen 
conformieren. 

Darauf  wurde  ihm  das  andere  membrum  propositionis  eröffnet:  Weil  die 
Interponenten  sich  in  Acht  zu  nehmen  hätten,  dass  die  auf  des  Kaisers  und 
Reichs  Befehl  bezeigte  Willfährigkeit  ihnen  keine  Ungelegenheit  zu  Wege  bringe, 
zumal  Schweden  noch  immer  mehr  rüste,  so  wäre  in  Deliberation  gebracht, 
wie  diesem  vorzukommen  ?  Von  der  Rheinischen  Allianz  habe  man  abgesehen 
da  Schweden  und  Frankreich  auch  mit  darin  begriffen  wären  und  da  die 
Erfahrung  lehre,  dass  man  bereits  angefangen  nachzufragen,  ob  dieses  oder 
jenes  auch  zur  Allianz  gehörte  und  casus  foederis  wäre,  und  nöthig  erachtet, 
näher  zusammenzutreten  und  zu  Abwendung  aller  Gefahr  etwa  m/10  zu  Fuss 
und  m/5  zu  Ross  auf  den  Beinen  zu  haben,  womit  alle  anwesenden  Gesandten 
einig,  nur  dass  der  Hessen-Casselsche  sich  ratione  quanti  nicht  habe  her- 
auslassen können.  Er  hat  erwidert,  Kf.  hätte  ihn  auch  •  in  dieser  Beziehung 
nur  in  genere  instruiert,  dass,  falls  es  zu  Extremitäten  kommen  sollte,  man  dem 
Angegriffenen  helfen  sollte,  die  Determination  der  Hülfe  müsste  nach  der  Reichs- 


0    Vgl    Köcher  I.  S.  516. 


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Zusammenkunft  in  Hildesheim.  139 

matrikol  und  der  Grösse  der  Gefahr  genommen  werden,  auch  jeder  Stand  sich 
zur  Leistung  der  Hälfe  parat  halten,  er  glauhe  aber,  dass  es  dem  Kf.  gleich 
sein  werde,  wenn  für  diese  mutuelle  Assistenz  die  vorgeschlagene  Mannschaft 
zum  Fundament  gelegt  würde. 

Die  übrigen  Gesandten  conformierten  sich  darauf  mit  diesem  votum,  die 
K.Cölnischen  aber  protestierten,  dass  nach  der  Reichsmatrikul  sie  zu  hoch 
belegt  wären,  und  verlangten  denselben  Nachlass  wie  in  der  Allianz,  was  aber 
auch  heute  ausgestellt  wurde. 

Id  summa  —  soviel  ich  —  absehen  kann,  zielet  diese  Zusammen- 
kunft nirgend  anders  hin,  als  dass  die  Braunscbweigischen  sich  be- 
fahren, es  dürften  die  Schweden  sich  an  ihnen  wegen  der  der  Stadt 
Bremen  geleisteten  Assistenz  zu  rächen  suchen  und  sie  von  denen 
correspondirenden  Cuhr-  und  Fürsten  ohne  Assistenz  —  gelassen  werden. 

P.  S.  Die  Versammlung  ist  auf  den  13.  Januar  vertagt  worden,  inzwischen 
sollen  die  einzelnen  Gesandten  nähere  Instruction  von  ihren  Principalen  einholen. 


Johann  Badendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Halberätadt 
23.  December  1666 /[2.  Januar  1667]. 

[Vertagung  der  Conferenz.    Weitere  Berathungsgegenstände.] 

Am  21.  December  hat,  nachdem  der  Kanzler  Langenbeck  von  seinem  2.  Jun. 
Herrn  nähere  Instruction  geholt,  doch  noch  eine  neue  Conferenz  stattgefunden, 
doch  ist  dort  auf  seine  Erklärung  hin,  dass  er  ohne  nähere  Instruction  Kf.  zu 
nichts  obligieren,  am  wenigsten  dazu  condescendieren  könne,  dass  gleichsam  ein 
Potentat  ausgekippet  und  zum  Feinde  vor  der  Zeit  erwählt  werden  sollte,  zumal 
Kf.  dafür  gehalten,  es  werde  auch  Schweden  zu  dieser  Versammlung  invitiert 
worden  sein,  die  früher  beschlossene  Vertagung  der  Zusammenkunft  bestätigt 
worden.  Er  erbittet  nun  nähere  Instruction  auch  über  einige  in  Frage  gekom- 
mene Nebenpunkte: 

1)  Inhibierung  der  fremden  Werbungen  im  Reiche, 

2)  des  Weserzolles,  ob  nicht,  um  das  Uebergehen  desselben  an  Schwe- 
den zu  verhüten,  jemand  der  anderen  Kreisstände  zusammen  mit  der 
Stadt  Bremen  denselben  zu  erhandeln  suchen  solle,  die  Braunschweiger 
scheinen  ihn  dem  Herzog  Georg  Wilhelm  vor  anderen  zu  gönnen, 

3)  der  Postsache,  wie  am  besten  die  Reichs-  und  Taxische  mit  der  Kur- 
und  Fürsten  Postmeistern  zu  vergleichen  sein  möchten. 


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140     H-  I^er  bremische  Krieg,  die  Quadrapelallianz  und  die  engere  Vereinigang  etc. 

Der  Kurfürst  an  Job.  Budendach.     D.  Colin  a.  d.  Spree 
l./[ll.]  Januar  1667. 

[Instruction  für  die  neue  Zusammenkunft.] 

11.  Jan.  B.  soll  sich  gegen  den  13.  Januar  wieder  in  Hildesheim  einfinden   und 

den  Conferenzen  beiwohnen.  Kf.  ist  mit  der  vorgeschlagenen  näheren  Zusam- 
mensetzung einverstanden,  doch  ist  dabei  des  Bremischen  Wesens  nicht  aus- 
drücklich zu  gedenken,  sondern  dieselbe  allgemein  auf  alle  Fälle,  wenn  einer 
der  Interessierten  sollte  feindlich  überzogen  werden,  einzurichten.  Die  vorge- 
schlagenen 15  000  Mann  werden  als  Fundament  dieser  Verfassung  zulänglich 
sein,  doch  muss  jeder  die  ihm  zukommende  Mannschaft  immer  wirklich  parat 
halten  und  mit  zunehmender  Gefahr  dieselbe  nach  Proportion  zu  erhohen  schul- 
dig sein.  Die  Eintheilung  der  Quoten  hat  nach  der  Reichs matricul  und  nicht 
nach  einer  anderen  Particularallianz  zu  geschehen,  B.  soll  sich  bemühen,  die 
K.Cölnischen  dahin  zu  disponieren,  dass  sie  für  diesmal  der  Moderation  nicht 
gedenken,  sollte  dieses  aber  nicht  gelingen  und  die  übrigen  E.Göln  dieselbe 
gönnen  wollen,  so  soll  er,  doch  auf  des  Kf.  speciale  Genehmhaltung  und  ohne 
Präjudiz,  einwilligen. 

Fremde  Werbungen  hat  ein  jeder  Herr  in  seinem  Lande  zu  verhindern. 
Den  Oldenburgischen  Weserzoll  zu  erhandeln  hält  Kf.  für  sehr  wunschenswerth 
lind  er  ist  erbötig,  zu  der  Kaufsumme  beizutragen.  Wegen  der  Postangelegen- 
heit ist  Kf.  bisher  nicht  genügend  informiert. 


Johann  Budendach  an  den  KurfUrsten.     D.  Hildesheim 
18./[28.]  Januar  1667. 

[Bericht  über  die  neue  Zusammenkunft.] 

28.  Jan.  Er  ist  am  13.  Januar  hier  angekommen  und  am  15.  sind  die  Berathungen 

wieder  eröffnet  worden »).  Die  quaestio  an  und  das  Quantum  der  m/15  Mann 
wurde  von  allen  angenommen,  nur  Baden  hausen  erklärte,  die  Landgräün  von 
Hessen  vermöchte  während  der  Minorennität  ihres  Sohnes,  zumal  ohne  Con- 
currenz  Hessen-Darmstadts  denselben  nicht  in  neue  Bündnisse  zu  impli- 
cieren,  sollten  aber  die  Schweden  wegen  des  übernommenen  Conservatorii  je- 
mand von  den  Correspondierenden  angreifen,  so  werde  sie  solches  pro  casu 
foederis  der  Rheinischen  Allianz  ansehen  und  Assistenz  leisten.  Da  aber  wegen 
des  Quanti,  nachdem  ein  nach  der  Reichsmatrikul  eingerichtetes  Project  zur 
Deliberation  gekommen,  der  K.  Cölnische  starkauf  Moderation  gedrungen  und 
nur  sub  spe  rati  sich  statt  der  K.Cöln  zustehenden  1861  z.  R.  und  3442  z.  F. 
zu  1400  z.  R.  und  2600  z.  F.  hat  verstehen  wollen,  auch  er  selbst  angestanden 
hat,  das  auf  Kf.  fallende  Quantum,  da  dasselbe  höher  als  alle  braunschweigi- 
schen  Häuser,  anzunehmen  und  den  Befehl  des  Kf.  einzuholen  sich  vorbehalten 


0    Vgl.  Köcher  I.  S.  518f. 


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Neue  Zusammenkunft  zu  Hildesheim.  141 

hat,  so  hat  man  beschlossen,  K.Cölns  und  des  Kf.  Entscheidung  darüber  ab- 
zuwarten, and  ist  inzwischen  zu  anderen  Punkten  geschritten. 

B.  bittet  daher  Kf.  um  nähere  Instruction  wegen  des  von  demselben  zu 
übernehmenden  Quantum,  ferner  wegen  einiger  bei  Ausarbeitung  der  particu- 
iaria  aufgestellter  Fragen,  3)  ob  Kf.,  wenn  die  von  der  Stadt  Bremen  gesuchte 
extensio  conservatorii  vom  Kaiser  erfolgen  sollte,  sich  ferner  damit  belegen 
lassen  wolle,  und  4)  da  K.Cöln  und  die  braunschweigischen  Häuser 
neben  dem  auf  alle  casus  zu  richtenden  Hauptrecess  ein  besonderes  ProtocoU 
wünschen,  in  welchem  die  Zusammensetzung  auf  den  besonderen  Fall,  wenn 
jemand  der  Correspondierenden  wegen  des  übernommenen  Conservatorii  der 
Stadt  Bremen  angegriffen  werden  sollte,  verfertigt  würde,  ob  er  dasselbe  auch 
in  des  Kf.  Namen  unterschreiben  dürfe. 


Der  Kurfürst  an  Johann  Budendach.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
22.  Januar/[1.  Februar]  1667. 

[Die  vom  Kf.  zu  übernehmende  Truppenzabl.    Das  Bündnis  darf  nicht  speciell  gegen 
Schweden  gerichtet  werden.] 

—  Ob  wir  nun  wohl  uns  gefallen  lassen,  dass  man  den  Anschlag  i.  Febr. 
auf  15  000  Mann  machen  wollen,  so  ist')  euch  doch  vorhin  wissend, 
dass,  soviel  das  uns  zugeschriebene  Contingent  an  Mannschaft  betriift, 
wir  schon  in  anderen  Alliancen,  die  auf  eben  denselben  Zweck  abzielen, 
begriffen  sein,  daher  wir  dafür  halten,  dass  bei  dieser  so  eigentlich  auf 
die  Reichsmatrikul  das  Absehen  nicht  könne  genommen  werden,  sondern 
vielmehr  überhaupt  Vergleichung  zu  treffen  sei,  inmaassen  wir  uns  dann, 
gleich  der  Chur-Cöllnische  sub  spe  rati  gethan,  zue  1400  zue  Ross  und 
2600  zue  Fuss  erbieten,  und  diese  Anzahl  werden  wir  allezeit  parat 
halten.  — 

Im  übrigen  befehlen  wir  euch  hiermit  gnädigst,  bei  Einrichtung 
dieser  Alliance  wohl  zu  beobachten  und  zu  erinnern,  dass  darinnen^) 
niemand  in  specie  oder  mit  Namen  möge  genennet  werden,  wider  welchen 
es  angesehen,  sondern  dass  er  (sie!)  bloss  zur  Defension  wider  alle  und 
jede,  so  Unruhe  und  Feindseligkeit  wider  der  Alliirten  Lande,  sie  sein 
in  dem  Westphälischen,  Niedersächsischen  oder  Obersächsischen  Greise 
gelegen,  verüben  und  anstiften  würde,  gemeinet,  damit  die  Cron  Schwe- 
den  nicht  irritiret  werde  noch  eine  ombrage  daher  nehmen  könne,  ge- 


')    Vgl.  den  Bericht  de  Goess'  an  den  Kaiser  vom  18.  Februar  1667  (Urk.  u. 
Act.  XIV.  1,  S.  294). 

>)    S.  ebendas.  S.  288  (7.  Februar). 


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142     11*  I^er  bremische  Krieg,  die  Quadmpelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

stalt  wir  dann  bald  anfangs  erinnert,  dass  die  Cron  Schweden  zu  die- 
sem Convent  mit  invitiret  werden  möchte,  und  eben  darumb  hielten  wir 
dafür,  dass  des  Conservatorii  weder  in  der  Allianznotul  noch  in  einem 
Nebenrecess  oder  Protocoll  zu  gedenken,  viel  weniger  von  dem  transitas 
etwas  abzuhandeln,  dergleichen  ihr  nichts  zu  unterschreiben  habet,  denn 
wir  nicht  gern  etwas  vorgehen  lassen  wollten,  welches  die  Cron  Schwe- 
den dahin  aufnehmen  könnte,  als  wenn  es  wider  sie  angesehen  wäre. 
Wir  können  uns  auch  voritzo  darauf  nicht  resolviren,  ob  wir  angeregtes 
Conservatorium  ferner  über  uns  nehmen  wollten.  — 


Jobann  Budendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Hildesheim 
l./[ll.]  Februar  1667. 

[Bericht  über  die  Verhandlungen.    Weitere  Vertagung  der  Conferenr.] 

11.  Febr.  Er  hat^)  nach  Empfang  der  gewünschten  weiteren  Instruction  am  26.  Jan. 

den  sämtlichen  anwesenden  Gesandten  des  Kf.  Meinung  auf  Grund  derselben 
mitgetheilt.  Da  darauf  der  K.Colnische  Gesandte  sich  mit  noch  nicht  einge- 
troffener Instruction  entschuldigte,  die  Osnabrückschen  und  Lüneburgi- 
schen Gesandten  aber  erklärten,  über  des  Kf.  Erklärung  referieren  zu  müssen, 
und  Nicolars  zu  Herzog  Johann  Friedrich  nach  Hannover  gereist  ist,  so 
wurde  in  den  folgenden  Tagen  nichts  weiter  vorgenommen;  auf  Grund  eines 
inzwischen  angekommenen  Rescriptes  des  Kf.  vom  22.  Januar  hat  er  den  Bre- 
mischen Gesandten  eifrig  zugesprochen,  die  gebührende  Satisfaction  in  der 
Speckbanschen  Angelegenheit  zu  leisten.  Von  dem  am  29.  aus  Hannover  zu- 
rückgekehrten Nicolars  hat  er  erfahren,  dass  dieser  auf  K.Cölns  Befehl  von 
Herzog  Johann  Friedrich  zu  vernehmen  gesucht,  ob  derselbe  damit  zufrie- 
den wäre,  dass  die  beabsichtigte  Zusammensetzung  auf  alle  casus  ohne  beson- 
dere Erwähnung  Schwedens  und  des  Bremischen  Conservatorii  eingerichtet 
würde,  dass  derselbe  aber  wegen  Reflexion  auf  die  vom  Reich  erwartete  Ver- 
längerung des  Conservatorii  und  die  holländische  Allianz  solches  annoch  diffi- 
cultiert  hätte.  Bei  einer  neuen  Zusammenkunft  am  30.  erklärte  der  K.Col- 
nische, noch  immer  ohne  Instruction  zu  sein  und  jetzt  nach  der  k.  branden- 
burgischen Erklärung  sein  früheres  Erbieten  zu  1400  z.  R.  und  2600  z.  F.  zu- 
rückziehen zu  müssen,  und  schlug  eine  weitere  Vertagung  der  Zusammenkunft 
auf  4  Wochen  vor,  womit  die  Braunschweigischen,  welche  erklärten,  un- 
möglich ihrerseits,  da  Cassel  ganz  abginge,  Kf.  nur  4000,  K.Cöln  nur  2000 
Mann  stellen  wolle,  das  ganze  übrige  Contingent  übernehmen  zu  können,  über- 
einstimmten, aber  beantragten,  dass  vermittelst  eines  Schlusses  ad  protocollum 
man  sich  inzwischen  mutuelle  Assistenz  versprechen  solle,  was,  nachdem  er 
sub  spe  rati  eingewilligt,  auch  geschehen  ist.    Darauf  wurden  noch  die  Depu- 


J)    Vgl.  Kocher  I.  S.  519f. 


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Verhandlungen  zu  Hildesheim.  143 

tierten  der  Stadt  Bremen  vorgefordert,  denselben  vorgestellt,  sie  seien  zum 
guten  Theil  schuld  daran,  dass  die  Ratification  des  Habenhaasischen  Vergleichs 
noch  nicht  erfolgt  sei,  sie  sollten  nochmals  eine  Abschickung  an  W  ran  gel 
thun,  um  Extradierung  der  Ratification  nachsuchen  und  sich  dagegen  zur  Leistung 
des  homagii  erbieten,  zugleich  dieselbe  bevollmächtigen,  die  Speckhansche 
Sache  abzuhandeln. 


Der  Kurflirst  an  Budendach.     D.  Cöln  27.  Februai7[9.  März] 

1667^). 

[Vorzuschlagendes  Auskunftsmittel.] 
—  Dieweil  wir  dann  besorgen  müssen,  raan  werde  sich  über  solche  9.  März. 
Proportion  der  Hülfe  bei  diesem  neuen  foedere  nicht  vereinigen  können, 
wir  auch  dafür  halten,  dass  wohl  noch  andere  Difficultäten  mehr  vor- 
gehen dürften,  so  habet  ihr  euch  mit  den  Hessen-Casselschen  Ge- 
sandten desfaUs  zu  bereden,  und  weil  der  Frau  Landgräfin  Ld.  ohne  das 
nicht  grosse  Lust  zu  solchem  foedere  tragen  und  lieber  wollen,  dass  die- 
selben casus,  worauf  man  in  diesem  foedere  zielet,  auch  auf  die  Rei- 
nische Alliantz  gerichtet  werden,  so  könnet  Ihr  es  mit  demselben  dahin 
zu  vermitteln  Euch  angelegen  sein  lassen,  damit  es  von  denen  anderen 
auch  also  beliebet  und  alles  in  die  Reinische  Alliance  gezogen  werde. 
Im  Fall  Ihr  es  aber  dahin  nicht  zu  bringen  vermöchtet,  so  lassen  wir 
es  zwar'dabei,  was  wir  Euch  albereits  rescribiret,  dass  in  Chur-CöUn 
wegen  vorhin  angeführter  Ursache  nicht  weiter  gedrungen  werde,  allein, 
weil  das  Fürstl.  Haus  Braunschweig  diese  Sache  am  allermeisten 
urgii'et  und  es  auch  dasselbe  am  meisten  touchiret,  so  können  wir  nicht 
absehen,  warumb  dasselbe  in  so  schlechter  Proportion  gegen  unsere  Hülfe 
stehen  sollte,  dahero  Ihr  es  zu  remonstriren  habet,  damit  es  auch  weiter 
hinangehe.  — 


0  Schon  am  9./ 19,  Februar  hatte  Kf.  Budendach  beauftragt,  sich  zu  der 
neuen  Conferenz  nach  Braunschweig  zu  begeben,  und  seine  früheren  Verhaltungs- 
befeble  wiederholt,  namentlich  dass  er  nicht  mehr  als  4000  Mann  zu  stellen  habe  und 
dass  das  Bündnis  allgemein  contra  quoscunque  gerichtet  werde.  Sollte  man  zu  der 
Zahl  von  15000  Mann  nicht  gelangen,  so  könnte  auch  ein  geringeres  Quantum  zum 
Fundament  genommen  werden. 


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144     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Johann  Budendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Brannschweig 
9./[19.]März  1667. 

[Bericht  über  die  Conferenzen.] 

19.  März.  Er  hat  sichi)  am  5.  hier  eingestellt  und  die  übrigen  Gesandten  auch  vor- 
gefunden. Der  Hessen-Oasselsche  kam  vor  der  Zusammenkunft  am  7.  zu 
ihm  und  theilte  ihm  mit,  die  Landgräfin  wollte  zu  den  m/15  Mann  beitragen, 
was  ihr  zukäme,  wenn  alle  Mitglieder  der  Rheinischen  Allianz  dabei  concur- 
rierten,  ausser  solcher  Allianz  aber  könnte  und  wollte  sie  sich  nicht  begeben, 
zumal  durch  diese  nähere  Zusammensetzung  etwas  Neues  an  Braunschweig-, 
sonderlich  Calenberg-  und  Cellischer  Seite  gesucht  zu  werden  scheine,  und 
durfte  man,  wenn  dieselbe  festgestellt  sein  sollte,  der  anderen  Prorogation  nicht 
belieben  oder  wenigstens  Frankreich  neue  conditiones  vorschreiben  wollen. 
Auf  der  Zusammenkunft  an  demselben  Tage  erklärte  der  E. Cölnische,  sein 
Herr  conformiere  sich  mit  Kf.  darin,  dass  diese  nähere  Verbindung  nicht  auf 
gewisse  casus  zu  definieren  sei,  er  blieb  bei  den  zu  Hildesheim  beliebten  15  000 
Mann  und  offerierte  dazu  1000  z.  R.  und  3000  z.  F.  B.  hat  darauf  erklärt,  Kf. 
stelle  als  conditio  sine  qua  non,  dass  das  Bündnis  nur  im  allgemeinen  auf 
alle  casus  einiger  Thätlichkeiten  zu  richten,  er  könne  sich  zu  mehr  als  1400 
z.  R.  und  2600  z.  F.  nicht  obligieren.  Osnabrück,  Zell  und  Woiffen- 
büttei  waren  ratione  determinationis  casuum  indifferent,  der  Galenbergische 
Kanzler  Langenbeck  aber  liess  durch  langes  Gerede  erkennen,  wie  ungern 
sein  Herr  sehen  würde,  dass  man  von  dem  speciali  casu  abwiche,  liess  aber 
endlich  diese  Frage  in  suspenso  und  begehrte,  man  sollte  sich  wegen  Einthei- 
lung  des  quanti  vergleichen.  Hessen-Gas  sei  conformierte  sich  ratione  de- 
terminationis casuum  mit  Kf.  und  inhaerierte  der  Rheinischen  Allianz,  auf  welche 
Maas  er  mit  Eintheilung  des  quanti  ferner  nicht  zu  thun  hätte. 

Als  dann  die  Braunschweiger  erklärten,  die  übrigen  7000  Mann  nicht 
übernehmen  zu  können,  und  B.  darauf  bemerkte,  es  könnte  ja  das  quantum  zu- 
nächst geringer  als  15  000  Mann  gesetzt  werden,  erbaten  jene  Frist  bis  zum 
folgenden  Tage.  Am  8.  erklärte  im  Namen  der  Braunschweigischen  v.  Bülau, 
von  den  15000  Mann  könne,  zumal  das  Gerächt  davon  schon  allenthalben  er- 
schallt, nicht  abgegangen  werden,  Kf.  möchte  sich  besser  herauslassen.  Der 
K. Cölnische  erwiderte,  er  wurde  lieber  sehen,  wenn  das  quantum  auf  m/12 
oder  m/13  angesetzt  werde,  als  dass  diese  ganze  nähere  Zusammensetzung  sich 
zerschlüge,  B.  setzte  nochmals  auseinander,  Kf.  könne  sich  zu  mehr  als  4000 
nicht  verstehen,  er  hoffe,  die  Braunschweiger  würden  näher  herbeitreten 
und  sich  so  erklären,  dass  ohne  weitere  Difficultät,  wenn  auch  nicht  zu  dem 
toto  der  m/15,  doch  zu  einem  zureichenden  quanto  zu  gelangen  wäre.  Geschehe 
dieses  nicht  und  könne  man  sich  also  nicht  ohne  Difficultät  über  die  Einthei- 
lung der  Hülfe  vergleichen,  so  habe  er  Befehl,  mit  Hessen-Cassel  umzutreten 
und  zu  votieren,  dass  dieselben  casus,  worauf  man  in  diesem  foedere  ziele,  auf 
die  Rheinische  Allianz  gerichtet  und  alles  in  dieselbe  gezogen  werden  möchte. 

»)     Vgl.  Kocher  I.  S.  521. 


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Verhandlungen  zu  Braanscbweig.  145 

Darauf  begehrten  sie  Zeit  zur  Ueberlegung  bis  Nachmittag  und  erklärten 
dann,  die  Sache  erst  ihren  Herren  berichten  zu  müssen,  von  denen  sie  Montag 
Resolution  zu  erhalten  hoffen. 


Johann  Budendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Braunschweig 
16./[26.]  März  1667. 

[Abschluss  der  Verhandlungen.] 

Am  12.  erklärte*)  v.  Bülau  namens  der  Braunschweigischen  Häuser,  26.  März. 
eine  Verminderung  der  Zahl  von  15000  und  ein  Vergleich  ratione  quanti  per 
specialem  conventionem  ohne  einen  gewissen  Fuss  würde  Schwierigkeiten  ver- 
anlassen, dem  Vorschlag  wegen  der  Rheinischen  Allianz  aber  wolle  man  sich 
gern  accommodieren  und  geschehen  lassen,  dass  sowohl  wegen  des  darin  ent- 
haltenen Simpli  als  auch  sonst  es  lediglich  dabei  sein  Bewenden  habe  bis  in 
den  August,  da  dieses  foedus  zu  Ende  liefe,  gegen  solche  Zeit  würde  sich  dann 
ergeben,  ob  und  wie  dessen  Prorogation  eingerichtet  würde.  Da  aber  inmittelst 
das  Simplum  nicht  zureichen  würde,  so  könnte  mau  sich  vergleichen,  einander 
auf  den  begebenden  Fall  mit  dem  Duplo  zu  assistieren.  Darauf  wurde  der 
K.Cölnische,  der  sich  auch  damit  einverstanden  erklärte,  ersucht,  ein 
Project  zu  fernerer  Ueberlegung  abzufassen,  das  derselbe  auch  am  folgen- 
den Tage  dictierte.  Anstatt  einzelner  monita  reichten  die  Braunschwei- 
gischen einen  anderen  Entwurf  ein,  B.  erhob  gegen  denselben  einige  Ein- 
w^endungen,  namentlich  dass  in  §  5  die  Hülfe  auf  das  Triplum  gerichtet  und  bei 
der  Eintheilung  das  Simplum  des  Kf.  auf  600  z.  R.  und  1200  z.  F.  angesetzt 
sei,  diese  Punkte  wurden  geändert  und  der  darauf  gemachte  neue  Aufsatz  all- 
seitig angenommen^). 

Badenhausen,  der  wegen  Krankheit  an  diesen  Conferenzen  nicht  theil- 
genommen.  erklärte  sich  zwar  damit  einverstanden,  verlangte  aber  Ausstellung 
eines  Reverses,  dass  von  der  Landgräfin  nicht  ein  Höheres  als  sie  vermöge  der 
Rheinischen  Allianz  verpflichtet  wäre,  gefordert  werde.  Als  darauf  die  Braun- 
schweigischen erklärten,  sie  könnten  sich  darauf  ohne  Specialbefehl  nicht 
einlassen,  fühlte  sich  derselbe  dadurch  sehr  beleidigt,  es  kam  zwischen  ihnen 
zu  heftigen  Auseinandersetzungen  und  B.  weigerte  sich^)  trotz  seiner  und  des  K.- 
Cölnischen  Vermittlungsversuchen  den  Recess  zu  unterschreiben,  der  dann  von 
den  anderen  sämmtlich  unterschrieben  wurde. 


>)    Vgl.  Köcher  I.  S.  522. 

')  Die  „engere  Vereinigung*'  d.  Braunschweig  15./25.  März  1667;  Inhaltsangabe 
bei  V.  Mörner  S.  3I3f. 

*)  Im  Vertrauen  theilte  er  Budendach  mit,  dass  der  Landgräfin  der  modus  zwar 
verdriesslich  fallen,  es  ihr  sonst  aber  nicht  unlieb  sein  wurde,  dass  es  sieb  so  ge- 
schickt hätte,  dass  er  sich  der  Unterschreibung  hätte  entziehen  können,  sie  würde  auf 
anderem  Wege  vielleicht  mehr  profitieren. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.     XII.  10 


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146     n*  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Der  Kurftirst*)  an  die  gesammten  Herzoge  von  Braunschweig. 
D.  Berlin  30.  März/[9.  April]  1667. 

[Verwendung  für  die  Berücksichtigung  der  Wünsche  Hessen-Cassels.] 

9.  April.  Durch  Badendach    hat   er    erfahren,    dass   man   zwar  zum  Schluss  und 

ünterschreibung  eines  Recesses  gekommen  ist,  der  Hessen- Casselsche  Ab- 
gesandte denselben  aber  nicht  mitunterschrieben  hat,  da  man  demselben  mit 
dem  desiderierten  Nebenrecess  nicht  willfahren  wollen.  Kf.  hätte  gewünscht, 
dass  dieses  nachbarliche  considerabie  fürstliche  Haus  beibehalten  worden  wäre, 
denn  wenn  auch  die  Landgräfin  die  Mannschaft,  so  nach  Proportion  der  übrigen 
Contrahenton  ihr  zukommt,  nicht  auf  sich  nehmen  will,  so  ist  doch  kein  Zweifel, 
dass,  wenn  die  Noth  es  erforderte,  dieses  fürstliche  Haus  noch  mit  einem  mehreren 
gern  beitreten  würde,  wenn  es  sich  schon  dazu  schriftlich  nicht  verpflichtet 
und  die  Landgräfin  vielleicht  dessen  wegen  der  vormundschaftlichen  Regierung 
Bedenken  gehabt.  Sollte  dasselbe  aber,  nachdem  es  bei  allen  Zusammenkünften 
bisher  die  Seinigen  gehabt,  dahinten  gelassen  werden,  so  hätte  er  solche  Se- 
paration mehr  in  Consideration  zu  nehmen  als  den  Verlust  der  wenigen  Mann- 
schaft. Er  bittet  die  Herzoge,  ihm  ihre  Meinung  zu  eröffnen,  wie  das  Werk  so 
einzurichten,  dass  gutes  Vernehmen  erhalten  und  der  intendierte  Zweck  erreicht 
werde. 


Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  und  Lüneburg  an 
den  Kurfürsten.     D.  Zelle  15./[25.]  April  1667. 

[auf  das  Schreiben  vom  30.  März.     Verständigung  mit  Hessen-Cassel.     Franzosische 

Anträge.] 

25.  April.  I^ass  seine  und  seiner  Brüder  Gesandte  das  im  Namen  der  Landgräfin  von 
Hessen  angebotene,  etwas  geringe  quantum  der  Mannschaft  nicht  sofort  accep- 
tiert  und  den  begehrten  Nebenrecess  nicht  haben  ausfertigen  wollen,  sondern 
diesen  Punkt  ad  referendum  genommen,  kann  ihnen  nicht  verdacht  werden. 
Doch  haben  er  und  seine  Brüder  2)  sofort,  nachdem  sie  sich  darüber  unterein- 
ander verständigt,  der  Landgräfin  eine  zustimmende  Erklärung  zukommen  lassen. 
Wenn  der  zu  erwartende  Aufsatz  des  Nebenrecesses  wird  angelangt  und  ad- 
justiert sein,  wird  man  sich  leicht  wegen  Auswechslung  der  Ratificationen  ver- 
einbaren können. 

P.  S.     Der  König   von  Frankreich  hat **)    durch    seinen  Envoye  M  i  1 1  e  t 

1)  Landgräfin  Hedwig  Sophie  hatte  (d.  Cassel  21./[31.]  März  1667)  dem  Kf. 
ihr  Bedauern  über  die  letzten  Vorgänge  in  Braunschweig  zu  erkennen  gegeben  und 
ihn  gebeten,  sich  beiden  braunschweigischen  Herzogen  zu  verwenden,  dass  diese 
in  den  von  ihr  geforderten  Nebenrecess  einwilligten,  und  seinerseits  vorläufig  den  Kecess 
nicht  zu  ratificieren.  Auch  diese  letztere  Bitte  hat  Kf.  erfüllt,  seine  Ratification  ist 
erst  am  25.  Juli  1667  ausgestellt. 

2)  S.  K Geher  L  S.  523. 
»)     S.  Kocher  I.  S.  527f. 


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Beitritt  Hessen-Cassels.    Franzosische  Anträge.  147 

bei  ihnen  Ansuchung  thun  lassen,  sie  sollten  1)  der  Stadt  Bremen  rathen, 
Schweden  wegen  der  gegen  Speckhahn  verübten  Insolentien  Satisfaction  zu 
geben,  2)  die  Rheinische  Allianz  weiterhin  prorogieren,  3)  zu  Behuf  des  Königs 
von  Polen  wider  die  Türken,  Tataren  und  Cosacken  einige  ihrer  Truppen 
überlassen.  Sie  haben  darauf  erwidert,  das  erste  sei  von  ihnen  schon  geschehen, 
die  Prorogation  der  Allianz  haben  sie  nach  Regensburg  an  die  gesammten 
Alliierten  verwiesen,  wegen  des  dritten  Punktes  wären  sie  nicht  abgeneigt,  dem 
Könige  einige  Truppen  leihweise,  sofern  es  die  Securität  dieses  und  des  West- 
fölischen  Kreises  zuliesse,  und  nur  um  sie  gegen  die  Türken,  Tataren  und  Co- 
sacken zu  gebrauchen,  zu  überlassen,  wesfalls  es  aber  dem  Gesandten  vorläufig 
an  Instruction  ermangelt.  Der  König  von  Frankreich  soll  zugleich  die  Ab- 
sicht haben '),  einige  Völker  aus  Frankreich  durch  das  Römische  Reich  nach 
Polen  zu  führen  und  von  einigen  Ständen  des  Reichs  Durchzug  für  dieselben 
zu  begehren,  etliche  sollen  beabsichtigen,  denselben  zu  verweigern.  Er  bittet, 
Kf.  ihm  mitzutheilen,  was  derselbe  darüber  wüsste  und  dächte'^). 


Kürfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Kurfürsten. 
D.  Bonn  22.  Juni  1667. 

[AuiTorderung  zur  Beschickung  der  Zusammenkunft  in  Cöln.] 

Er  hat  unlängst  *)  dem  Kf.  Mittheilung  gemacht  von  einer  zwischen  einigen  22.  Juni. 
Kur-  und  Fürsten  verabredeten  Zusammenkunft,  für  w^elche  Hameln  als  Ort 
vorgeschlagen,  um  sich  zu  vergleichen,  wie  man  sich  bei  gegenwärtigen  Conjunc- 
turen,  da  fast  aller  Orten  gar  starke  Armaturen  in  Schwung  gehen,  zu  verhalten, 
insonderheit,  wohin  man  sich  gegen  die  Krone  Frankreich  wegen  der  von  der- 
selben bei  verschiedenen  Kur-:  und  Fürsten  begehrten  Verstattung  eines  Durch- 
zuges und  der  Anfrage,  was  man,  falls  andere  Succurs  nach  den  Spanischen 
Niederlanden  sollten  schicken  wollen,  zu  thun  beabsichtige,  zu  erklären  habe. 
Er,  K.Mainz,  K.Trier  und  Pfalz-Neuburg  hätten  verabredet,  zu  diesem 
Z\veck  gegen  den  26.  dieses  Bevollmächtigte  nach  Cöln  zu  schicken,   er  stellt 


*)    S.  darüber  unten  Abschnitt  3. 

^  Kf.  erwidert  darauf  (d.  24.  April/[4.  Mai]  1667),  die  Auswechslung  der  Ratifi- 
cationen des  Braunscbwciger  Vertrages  werde  nun  bald  erfolgen  können;  Millet  sei 
am  21.  bei  ihm  angelangt  und  hätte  auch  an  ihn  ein  ähnliches  Ansinnen  gestellt. 
Er  hätte  darauf  an  Bremen  geschrieben  und  von  dort  solche  Antwort  erhalten^  dass 
er  hoffe,  die  Sache  werde  beigelegt  werden,  wegen  Prorogation  der  Allianz  werde  er 
sich  in  Regensburg  durch  seiue  Gesandten  herauslassen  (s.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  409 ff.), 
inbetreff  des  Durchzugs  der  Truppen  könne  er  ohne  vorhenge  Communication  mit 
den  Benachbarten  und  Interessierten  noch  nichts  resolvieren. 

')  In  einem  Schreiben  vom  10.  Juni.  —  Kf.  erwidert  (d.  Schönbeck  27.  Juni/[7.  Juli] 
1667),  uro  die  Versammlung  in  Cöln  zu  beschicken,  sei  die  Zeit  viel  zu  enge,  und 
fordert  K.Cöln  auf,  gegen  den  20./30.  Juli  Gesandte  nach  Braunschweig  zu 
schicken. 

10* 


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148     I^-  ^^r  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

dem  Kf.  anheim,  ob  derselbe  nicht  anch  Jemand  dorthin  abordnen  wolle,  ohne 
Zweifel  würden  auch  der  Bischof  von  Munster,  die  Herzoge  von  Braun- 
schweig und  die  Landgräfin  von  Hessen  solcher  Zusammenkunft  gern  bei- 
wohnen. Sollte  Kf.  aber  dafürhalten,  dass  anderswo  eine  Zusammenkunft 
zwischen  ihnen  beiden,  den  Herzogen  von  Braunschweig  und  der  Landgräfin 
von  Hessen  anzustellen  sei,  so  ist  er  ebenfalls  dazu  bereit. 


Instruction,  wornach  sich  unsere  —  Geheime-,  Kriegs-,  Hof-, 
Kammergerichts  -  und  Consistorialräthe ,  G  eneral-Lieuteuant, 
Kammerer,  Gouverneur  unserer  beiden  Residentien  und  Haubt- 
mann  zu  Zossen,  auch  liebe  getreue  Joachim  Rudiger  von 
der  Golze  und  Johann  Georg  Reinhardt  gehorsambst  zu 
achten^).     D.  Colin  an  der  Spree  17./[27.]  Juni  1667. 

[Aufträge  an  die  Herzoge  Rudolf  August  und  Georg  Wilhelm   von  Braunschweig.] 

27.  Juni.  Sie  sollen  zuerst  nach  Wolffenbüttel   gehen   und    praemissis  curialibus 

den  Herzog  ersuchen,  dem  Kf.  seine  und  seines  Hauses  Sentimenten  zu  ent- 
decken: 1)  wegen  des  von  dem  französis  chen  Könige  durch  Milet  begehrten 
Durchzuges  für  seine  Armee.  Kf.,  dessen  Antwort  darauf^)  sie  mitzutheilen 
haben,  hätte  zwar  von  einigen  Seiten  die  Nachricht,  das  Fürstl.  Haus  Braun - 
schweig  sollte  nicht  allein  den  Durchzug  zugestanden,  sondern  auch  dem 
Könige  von  Frankreich  daneben  4000  Mann  von  ihrer  Armee  zu  überlassen 
versprochen  haben,  er  könnte  dieses  aber  um  so  weniger  glauben,  da  die  Her- 
zoge Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  ihn  ohnlängst  durch  den  Christen 
Wachtmeister  Iselstein^)  des  contrarii  hätten  versichern  lassen,  es  hätte  dieses 
aber  bei  den  Benachbarten,  namentlich  hei  der  Krone  Schweden  bereits  einige 
ombrage  verursacht.  Kf.  merkte  auch  sonst  mit  Leidwesen,  dass  zwischen 
dieser  und  dem  Fürstl.  Hause  einige  froideur  und  mesintelligence  sich  eine  Zeit 
her  ereignet,  er  hoffte,  es  würde  jetzt,  nachdem  die  Bremische  Sache  zu  völliger 
Richtigkeit  gekommen,  die  vorige  gute  Freundschaft  wieder  erneuert  werrfen, 
er  hiete  seine  guten  officia  dazu  an,  habe  auch  solches  schon  Schweden 
gegenüber  gethan  und  von  diesem  zustimmende  Antwort  erhalten. 

2)  wegen  des  französischen  Einfalls  in  die  Niederlande.  Kf.  hielte 
dafür,  die  Benachbarten,  besonders  die  Eingesessenen  des  Westfälischen  und 
Niedersächsischen  Kreises  hätten  grosse  Ursache,  dieses  Feuer  zu  apprehendieren 
und  auf  Mittel  zu  dessen  Dämpfung  und  auf  ihre  Sicherheit  bedacht  zu  sein,  zu- 
mal da  er  Nachricht  erhalten,  der  Bischof  von  Münster''')  wolle  sich  aufs  neue 

')    Ueber  diese  Gesandtschaft  s.  Köcher  I.  S.  528. 

2)  S.  unten  Abschn.  6. 

3)  S.  Kocher  1.  S.  528;  ürk.  u.  Act.  XIV.  1,  S.  308;  unten  Äbscbn.  6.. 

•*)  S.  Töcking,  Geschichte  des  Stifts  Mfin^^ter  unter  Christoph  Bernard  von 
Galen  S.  161  und  uuten  Abschn.  G. 


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Gesandtschaft  t.  d.  Goltzs  und  Reinhardts.  149 

in  dieses  Werk  mischen  und  sei  im  Begriff,  Werbungen  für  Frankreich  anzu- 
stellen. Die  Gen. Staaten  hätten  deswegen  an  Kf.  geschrieben,  er  hielte  für 
höchstnothig,  dass  auch  der  Herzog  als  Garant  den  Bischof  von  einem  solchen 
Vorhaben,  das  direct  wider  den  letzten  Tractat  liefe  und  wodurch  der  West- 
fälische Kreis  oder  gar  das  ganze  Reich  mit  in  das  Niederländische  Wesen  hin- 
eingezogen werden  könne,  abmahnte  und,  falls  der  Bischof  solcher  Erinnerung 
nicht  Platz  geben  sollte,  andere  nachdrückliche  Mittel  in  Aussicht  stellte.  Sehr 
diensam  wurde  auch  sein,  wenn  das  Fürstl.  Haus  einige  von  seinen  Kriegs- 
völkern gegen  die  Grenze  des  Stifts  einquartieren  und  mit  ihm  zusammen  ein 
gesammtes  Abmahnungsschreiben  an  den  Bischof  und  das  Domcapitel  erlassen 
möchte ; 

3)  wegen  der  von  den  Staaten  beschlossenen*)  Mediation  und  Interpo- 
sition  zwischen  Spanien  und  Frankreich; 

4)  wegen  dessen,  was  K.Cöln  und  Herzog  fernst  zu  Sachsen  an  ihn  ge- 
langen lassen. 

Kf.  wünsche  auch  Beilegung  der  Grenzirrungen  und  bitte  um  Vorschläge 
dazu,  ferner  sollen  sie  empfehlen  Befriedigung  der  Forderungen  der  Erben  des 
seligen  Oberkämmerers  Burgsdorf,  Beförderung  der  Angelegenheit  des  Ad- 
ministrators von  Magdeburg  ratione  voti  und  sessionis  auf  den  Reichstagen 
und  Erfüllung  der  Bitten  des  Freih.  v.  Blumenthal  wegen  der  Komthurei 
Supplinburg. 

Nachher  sollen  sie  auch  zu  Herzog  Georg  Wilhelm  sich  begeben,  ihm 
wegen  Frankreich,  Niederland  und  Münster  ebendasselbe  referieren  und  dessen 
Meinung  darüber  vernehmen. 


Nebeninstruction.     D.  Cöln  an  der  Spree  20./[30.]  Juni  1667. 

Nachdem  Kf.  durch  Ledebaur  vernommen^),  wie  weit  der  Bischof  zu  30.  Juni. 
Münster  die  Rheinische  Allianz  deute,  dass  nämlich  kraft  derselben  die  Alli- 
ierten schuldig  seien,  sich  dem  Kaiser,  wenn  dieser  sich  in  die  Niederländi- 
schen Händel  mischen  und  Kriegsvölker  dahin  senden  wollte,  zu  widersetzen 
und  sogar  dem  Könige  in  Frankreich  zur  Ausführung  dieser  und  dergleichen 
weit  aussehender  Desseine  zu  assistieren,  so  sollen  sie  auch  hieraus  mit  dem 
Herzoge  communicieren.  Kf.  meine,  dass  dieses  alles  dem  Bischöfe  von  Frank- 
reich suggeriert  werde  und  dass  man  daher  grosse  Ursache  hätte,  bei  der  von 
Frankreich  eifrig  betriebenen  Prorogation  der  Allianz  behutsam  zu  gehen  oder, 
was  das  beste  wäre,  dieselbe  gar  zu  unterlassen;  auch  Schweden  habe  wenig 
Lust,  diese  Allianz  weiter  zu  extendieren  oder  zu  continuieren. 


')     S.  unten  Abschn.  6. 
')    S.  unten  Abschn.  6. 


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150     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

V.  d.  Goltz  und  Reinhardt  an  den  Kurfürsten.     I).  beim.  Pir- 
montischen  Sauerbrunnen  im  Dorfe  Löbensen  27.  Juni/[7.  Juli] 

1667. 

[Bericht  über  ihre  Verbandlungen  mit  den  braunscbweigischen  Herzogen.] 

7.  Juli.  In  "Wolffenbü  ttel,  wo  sie  am  22.  angelangt,  haben  sie  erfahren,   dass 

das  ganze  fürstliche  Haus  mit  einem  Theil  ihrer  Geheimen  Räthe  eine  geraume 
Zeit  zu  Pirmondt  versammelt  gewesen.  Sie  sind  sofort  dorthin  weiter  gereist, 
haben  aber  am  24.  in  Hildesheim  erfahren,  dass  Herzog  Johann  Friedrich 
schon  abgereist  sei,  die  anderen  Herzoge  aber  noch  bei  einander  wären.  Sie 
sind  am  25.  Abends  in  Löbensen  angekommen,  wo  ihnen  Quartier  angewiesen 
worden,  am  folgenden  Tage  haben  sie  Vormittag  bei  Herzog  Georg  Wilhelm 
und  Nachmittag  bei  dem  Hause  Wolffenbüttel  Audienz  gehabt.  Ersterer 
erwiderte  auf  ihre  Proposition,  die  ausgesprengte  Rede  vom  Durchzuge  sei 
nichtig,  Milet  hätte  dergleichen  bei  ihnen  nie  gesucht.  Von  Ueberlassung  der 
4000  Mann  ')  hätte  derselbe  etwas  erwähnt,  da  er  aber  keine  Instruction  gehabt, 
wäre  alles  unerörtert  und  unresolviert  geblieben.  Dass  bei  Schweden  sich 
eine  mesintelligence  erblicken  lassen  wolle,  komme  ihm  gar  wunderlich  vor, 
sie  hätten  dazu  keine  Ursach  gegeben,  er  bat,  Kf,  möchte,  wenn  derselbe  etwas 
in  Erfahrung  bringen  könnte,  es  ihm  mittheilen,  sein  Haus  würde  sich  so  be- 
zeigen, dass  auf  demselben  keine  Ursache  zur  mesintelligence  haften  bleiben 
sollte.  Betreffend  den  französischen  Einfall  in  die  Niederlande,  darin 
musste  sehr  behutsam  verfahren  werden.  Dass  Münster  für  Frankreich  werbe, 
wäre  wohlbewusst,  dem  miisste  mit  Güte  und  endlich  mit  Nachdruck  Hinderung 
geschehen,  er  glaube,  der  Bischof  würde  leicht  den  französischen  Werbungen, 
wenn  das  Reich  sich  ihm  widersetzte,  renuntiieren  und  das  Geld  für  sich  be- 
halten. Die  von  den  Staaten  vorgeschlagene  Mediation  zwischen  Spanien 
und  Frankreich  sei  ihm  keineswegs  zuwider.  Herzog  Rudolf  August  er- 
widerte in  ganz  ähnlicher  Weise,  der  Bischof  von  Osnabrück,  Ernst  August, 
den  sie  auch  besuchten,  erwies  sich  in  allem,  was  das  allgemeine  Beste  concer- 
niert,  ganz  willig  und  bereit,  eiferte  höchlichst,  dass  der  Bischof  von  Münster 
im  Reich  die  ersten  motus  verursacht,  man  sollte  ohne  viele  Umschweife  mit 
zureichenden  Mitteln  ihn  dahin  bringen,  dass  er  sich  in  seinen  Grenzen  hielte. 
Am  27.  kamen  der  Cellische  Präsident  v.  Bülau,  der  Wolffenbuttelsche 
Marschall  v.  Heimbruch  und  der  Geheime  Rath  des  Bischofs  von  Osnabrück, 
V.  Platow,  zu  ihnen  und  erklärten  sich  auf  die  einzelnen  Punkte  ihrer  Pro- 
position in  ähnlicher  Weise. 


')     S.  Köcher  1.  S.  .V27f. 


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Gesandtschaft  v.  d.  Gohzs  und  Reinhardts.  151 

Resolution  der  Herzoge  Ernst  August,    Georg  Wilhelm  und 

Rudolf  August  von  Braunschweig.     D.  bei  dem  Pirmontischen 

Sauerbrunnen  27.  Juni/[7.  Juli]  1667. 

—  Die  proponirte  Puncta  betreiffeDd,  bedanken  I.  Fürstl.  Durchl.  7.  Juli, 
sich  zufoderst  freund  vetterlich,  dass  S.  Churförstl.  Durchl.  wohin  dieselbe 
wegen  des  begehrten  Durchzuges  der  französischen  Armee  sich  erklärt, 
auch  wohin  des  Herrn  Churfürsten  zu  Maintz  Gnd.  Gedanken  desfalls 
gerichtet,  in  hergebrachtem  Vertrauen  communiciren  wollen,  vernehmen 
aber  dabei  ganz  ohngerne,  dass  von  I.  Furstl.  Durchl.  dem  frantzösischen 
Abgeordneten  Milet  hiebevor  gegebene  Resolution  ein  ganz  ungleicher 
Bericht  hat  wollen  ausgesprenget  werden,  zumahlen  jetztgedachter  Milet 
in  seinen  für  einiger  Zeit  abgelegten  Propositionen  den  Durchzug  einiger 
frantzösischen  Völcker  nicht  gesuchet  und  deswegen  auch  die  geringste 
Versprechung  nicht  erhalten,  mit  S.  Churf.  Durchl.  sein  I.  Fürstl.  Durchl- 
auch darunter  ganz  einig,  dass  die  polnische  Respublica  zumahlen  bei 
gegenwärtigen  dessen  Zustande  schwerlich  einige  frembde  Hülfe  begehren 
werde.  Ohn  ists  zwar  nicht,  dass  gedachter  Milet  wegen  Ueberlass- 
oder  Herleihunge  einiger  Völcker  Ansuchunge  gethan,  weil  er  aber  dabei 
angeführet,  dass  er  deswegen  Handlunge  zu  pflegen  oder  auch  super  con- 
ditionibus  einen  Schluss  zu  machen  nicht  instruiret,  sondern  dass  dero 
behueif  innerhalb  weinig  Wochen  er  oder  ein  ander  Köuigl.  Frantzösi- 
scher  Minister  mit  völliger  Instruction  sich  wieder  anfinden  würde,  hat 
auch  dieserwegen  keine  categorische  Resolution  abgegeben  werden  können, 
sondern  ist  ged.  Milet  nur  die  V^ertröstung  geschehen,  wann  innerhalb 
der  daroaln  benannten  zimblich  kurzen  Zeit  von  Ihr.  König!.  Majestät 
in  Franckreich  jemand  mit  mehrer  Instruction  ankommen,  die  Ueberlass- 
oder  Herleihung  der  Völker  ferner  urgiren,  dieselbe  auch  bloss  wieder 
Türken,  Tartarn  und  dergleichen  barbarischen  Völker  gebrauchet  werden 
sollten,  und  man  der  übrigen  zum  Theil  bloss  per  discursum  erwähnten 
Conditionen  halber  sich  würde  vergleichen  können,  wären  die  gesambte 
Herrn  Herzogen  zu  Braunschweig  und  Lüneburg  nicht  abgeneigt,  einiger 
Völker  Anleihunge  halber  sich  in  fernere  Tractaten  einzulassen.  Alldie- 
weil aber  obbedeutete  Zeit  fürlängst  vorbei  und  dasieder  keine  weitere 
Anregung  von  seilen  der  Cron  Franckreich  geschehen,  sich  auch  inmittelst 
der  Status  Regni  Poloniae  bekanntermaassen  und  zwar  dergestalt,  wie 
S.  Churf.  Durchl.  in  dero  gedachtem  Milet  hiebevor  abgegebenen  und 
I.  Fürstl.  Durchl.    communicirten    Resolution    mit    mehrerm    angeführet, 


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152     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc 

merklich  geändert,  sonsten  auch  bei  sothanom  Werke,  wie  bereits  er- 
wähnet, lediglich  das  Absehen  auf  Befoderunge  der  Hülfe  wieder  die 
Türken  gerichtet  gewesen,  das  ganze  Werk  auch  in  meris  terminis  einiger 
praeliminar  Tractaten  bestanden  und  dadurch  niemand  weder  in-  noch 
ausserhalb  des  Reichs  praejudiciret  worden,  so  sehen  I.  Fürstl.  Durchl. 
auch  nicht,  wie  dieses  bei  der  Cron  Schweden  oder  auch  sonst  je- 
mandn  einige  Ombrage  habe  verursachen  können. 

Als  negst  diesem  S.  Churf.  Uurchl.  durch  dero  Gesandten  einiger 
froideur  und  mesintelligence,  die  sich  zwischen  der  Cron  Schweden 
und  dem  Fürstl.  Hause  Braunschweig  Lüneburg  eine  Zeit  hero  ereuget 
hätte,  Erwähnung  thun  und  zu  Aufhebung  derselben  dero  Interposition 
und  gute  ofTicia  oiferiren  lassen  wollen,  so  erkennen  I.  Fürstl.  Durchl. 
solches  nicht  minder  mit  freundvetterlichem  Danke,  sein  aber  woll  ver- 
sichert, dass  sie  an  ihrem  Orte  an  beständiger  Conservir-  und  Brhaltunge 
des  aufrechten  Vertrauens  mit  der  Cron  Schweden  niemahln  ichtwas 
haben  erwinden  lassen,  wollen  auch  nicht  hoffen,  dass  dasjenige,  so  in 
dem  abgewichenen  Jahre  aus  Ihr.  Keyserl.  Mayt.  und  des  ganzen  Reichs 
special  Commission  nebst  S.  Churf.  Durchl.  auch  anderer  Chur-  und 
Fürsten  des  Reichs  das  Fürstl.  Haus  Braunschweig  Lüneburg  der  Stadt 
Bremen  halber  übernehmen  müssen,  zu  einiger  mesintelligence  Anlass 
und  Ursache  werde  gegeben  haben,  so  weinig  als  S.  Churf.  Durchl.  und 
die  übrige  zu  der  Bremischen  Sache  mit  committiret  gewesene  Reichs- 
stände  dadurch  in  Missverstandnisse  mit  obgedachter  Cron  Schweden 
gerathen.  Würde  sonst  S.  Churf.  Durchl.  Nachricht  erlanget  haben,  wes- 
halben  die  Cron  Schweden  kegen  dieses  Fürstl.  Haus  sich  mochte  zu 
beschweren  vermeinen  oder  einige  mesintelligence  bei  deroselben  veran- 
lasset wäre,  so  sollte  L  Fürstl.  Durchl.  gar  lieb  sein  solches  mit  ehistem 
zu  vernehmen,  damit  also  sothaner  Missverstand  durch  dienliche  Mittel 
mit  ehistem  beiseit  geräumet  und  die  zwischen  hochermelter  Cron  und 
dem  Fürstl.  Hause  Braunschweig  Lüneburg  zimblich  viel  Jahr  hero  zu 
beider  Theile  Nutzen  gepflogene  freundnachbarliche  Correspoudenz  re- 
dressiret  und  aufrecht  erhalten  werden  müge.  L  Fürstl.  Durchl.  werden 
auch  die  gute  Nachbarschaft  und  Correspondentz  mit  derselben  zu  er- 
halten Ihnen  jederseits  angelegen  sein  lassen. 

Dass  wegen  des  Frantzösischen  Eingangs  in  die  Spanische  Nie- 
derlande die  benachbarte  und  sonderlich  des  Westpfiilischen  und  Nieder- 
sächsischen Creises  Eingesessene  sorgfältig  zu  sein  hohe  Ursach  haben, 
solches  halten  L  F.  D.  zumahl  billig  und  höchstnötig.   Weiln  nun  S.  Ch.  D. 


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Resolution  der  braunscbweigischen  Herzoge.  153 

zu  Colin*)  für  weiniger  Zeit  von  der  in  der  Stadt  Colin  von  einigen 
Chur-  und  Fürsten  beliebeten  Zusammenkunft  Eröffnung  gethan  und  zu- 
gleich dieses  Fürstl.  Haus  dahin  invitiret,  auch  die  gewisse  Nachricht 
erlanget,  dass  S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  ebenmässige  Notifi- 
cation  zugekommen,  so  haben  I.  Fürstl.  Durchl.  hierunter  dem  gemeinen 
Wesen  sich  nicht  entziehen  wollen,  sondern  sofort  etliche  von  deren  Ge- 
heimbten  Räthen  dahin  abgeordnet,  umb  mit  denen  übrigen  daselbst 
anwesenden  Chur-  und  Fürstlichen  Gesandten  reiflich  zu  überlegen,  wie 
und  welchergestalt  vorberürte  Unruhe  zufoders  per  pacißca  media,  als 
wozu  beide  kriegende  Theile  nicht  ungeneigt  zu  sein  sich  vernehmen 
lassen,  je  ehender  je  besser  wieder  gestillet  und  also  dem,  dem  Heil. 
Römischen  Reiche  daraus  besorgenden  Unheil  bei  Zeiten  vorgebauet 
werden  könne,  und  würde  I.  Fürstl.  Durchl.  sonderlich  lieb  sein,  müssten 
sie  es  auch  zu  Erhaltung  des  intendirenden  Zwecks  sehr  dienlich  halten, 
da  Sr.  Churf.  Durchl.  belieben  möchte,  die  Ihrige  dahin  gleichfalls  ab- 
zuordnen. I.  Fürstl.  Durchl.  geben  hiebei  auch  zu  bedenken,  weil  bei 
dieser  Diaet  des  Herrn  Bischofs  zu  Münster  Gesandten  sich  mit  an- 
finden werden,  ob  nicht  daselbst  dessen  bei  den  neuen  angestellten  Wer- 
bungen führende  Intention  am  besten  alda  zu  sondiren  und  zu  überlegen 
sein  wolle,  wie  derselbe  dahin  mit  Nachdruck  zu  erinnern  und  zu  er- 
mahnen, dass  er  für  sich  die  benachbarte  Creyse  auf  keinerlei  W^eise 
in  einige  Unruhe  impliciren  möge,  gestalt  dann  insonderheit  mit  Ihr. 
Churfürstl.  Durchl.  zu  Colin  daraus  würde  zu  communiciren  und  zu  ver- 
nehmen sein,  ob  nicht,  und  zwar  aus  denen  mündlich  angeführten  Con- 
siderationen  ein  solches  Gesamtschreiben,  wie  in  der  Herren  Abgesandten 
ihrer  schriftlich  übergebenen  Proposition  erwähnet  ist,  an  S.  Fürstl.  Gn. 
zu  Münster  abgehen  zu  lassen.  Auf  allen  Fall  sein  sonsten  I.  Fürstl. 
Durchl.  erbötig,  wann  nur  Ihr.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  werden 
belieben,  angeregte  Dehortation  aufsetzen  zu  lassen,  dass  sie  alsdann 
selbiges  mit  voUenziehen,  auch  was  sonsten  zu  zeitiger  Verhütunge  alles 
besorgenden  Unwesens  dienlich  wird  erachtet  werden,  gerne  beitragen 
helfen  wollen.  — 

»)    S.  Köcher  I.  S.  528.  530f.  oben  S.  147. 


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154     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

V.  d.  Goltz  und  Reinhardt  an  den  Kurfürsten.     D.  Magdeburg 

7./[17.]  Juli  1667. 

[Weitere  Verhandlungen  mit  den  braunschweigiscben  Herzogen.] 

17.  Juli.  Am  30.  früh  brachen  die  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst  August 

nach  Walkenried  auf,  am  Abend  vorher  wurde  ihnen  die  vom  27.  Juni  da- 
tierte Resolution  ertheilt,  sie  ist  der  Conferenz  zwar  nicht  in  allen  Punkten 
gleich,  da  bei  der  Eilfertigkeit,  da  die  Räthe  meist  in  procinctu  waren,  einiges 
übergangen  worden  ist,  es  kommt  aber  eigentlich  «auf  die  Cölnische  Tagefahrt 
an,  wohin,  wie  die  braunschweigiscben  Herzoge  glauben,  auch  Kf.  Abgeordnete 
schicken  und  das  übrige  vollends  verhandeln  lassen  wird.  Sollte  es  aber  dem 
Kf.  und  der  Landgräfin  von  Hessen-Cassel  wegen  Enge  der  Zeit  unmöglich 
fallen,  diese  Tagefahrt  besuchen  zu  lassen,  so  wünschen  die  Braunschweiger 
einen  bequemeren  Ort  und  sind  ihre  Deputierten  befehligt,  bei  K.Cöln  Braun- 
schweig vorzuschlagen  und,  wenn  dieses  verweigert  werden  sollte,  sich  mit 
Kf.,  der  Landgräfin  und  anderen  Benachbarten  zu  verständigen.  Auch  über  die 
Rheinische  Allianz  und  die  Münstersche  Sache  wird  in  Cöln  debattiert 
werden. 

Wegen  der  von  dem  Administrator  von  Magdeburg  gesuchten  Session 
machten  weniger  die  Fürsten  als  die  Räthe  Schwierigkeiten  »)»  doch  glauben  sie, 
dass,  wenn  Kf.  die  Sache  ferner  urgieren  wird,  der  Administrator  doch  wohl 
zu  seiner  Intention  gelangen  wird. 

Nach  Abreise  der  beiden  anderen  Herzoge  haben  sie  mit  Herzog  Rudolph 
August  wegen  der  anderen  ihnen  aufgetragenen  Punkte  verhandelt.  Das  pro- 
jectierte  Schreiben  an  den  Bischof  von  Münster  mit  zu  vollziehen,  weigerte 
sich  derselbe,  da  Kf.  darin  assertive  setzte,  der  Bischof  hätte  mit  der  starken 
Verfassung  der  Observanz  des  Vergleichs  zuwider  gehandelt,  worüber  vielleicht 
andere  Garanten  ein  ander  Sentiment  haben  würden,  doch  wollte  er,  wenn  Kf. 
ein  anderweitiges  Abmahnungsschreiben  abfassen  lassen  und  dasselbe  nebst  dem 
Hanse  Braunschweig  vollziehen  wollte,  sich  solches  nicht  zuwider  sein  lassen. 

Wegen  der  Grenzirrungen  erklärte  er  sich  zu  gütlicher  Handlung  bereit, 
wünschte  aber,  dass  die  Zusammenschickung  erst  nach  einigen  Wochen  erfolgte, 
da  er  jetzt  bei  Antritt  seiner  Regierung  so  vielfach  beschäftigt  sei.  Wegen  der 
Burgsdorfschen  Sache  ist  v.  d.  Goltz  einen  leidlichen  Accord  eingegangen, 
auch  die  Erfüllung  der  Wünsche  v.  Blumenthals  haben  sie  wenigstens  theil- 
weise  erlangt. 


')  In  einer  darüber  ausgestellten  Resolution  erklären  die  Herzoge  ihre  Entschei- 
dung vorläufig  aussetzen  zu  müssen,  da  sie  sich  erst  über  die  Sache  aus  den  Aoien 
näher  informieren  und  mit  Herzog  Johann  Friedrich  ijarüber  communiciereu 
müssten- 


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G  esandtschaft  y.  d.  Goltzs  u.  Reinhardts.    Zusammenkunft  in  Braunschweig.         155 

Instruction,  wornach  sich  unser  —  Geheimer  Rath  Friedrich 
von  Jena  bei  der  ihm  nach  Braunschweig  aufgetragenen 
Schickung  zu  achten.     D.  CUstrin  28.  Juli/ [7.  August]  1667. 

Er  soll  am  12.  August  in  Braunschweig  sein  und  dort  erklären,  1)  er  7.  Aug. 
wäre  befehligt,  die  Ratification  des  neulich  in  Braunschweig  aufgerichteten  Recesses 
zu  extradieren,  2)  da  dieser  Vergleich  im  August  expiriert  sei  und  auch  die 
Conjuncturcn  sich  inzwischen  sehr  geändert  hätten,  so  sei  Kf.  zufrieden,  dass 
entweder  dieser  Vergleich  prorogiert  und,  was  nothig,  hineingerückt,  oder  dass 
etwas  neues  nach  Anweisung  der  gegenwärtigen  Conjuncturen  aufgerichtet  würde. 
Sollte  3)  von  dem  K. CÖlnischen  oder  auch  von  den  übrigen  etwas  wegen 
des  neulich  zu  C  öl  n  zwischen  K.Mainz,  Trier,  Co  In,  Münster  und  Pfalz- 
Neu  barg  abgeschlossenen  Tractats  vorgebracht  und  begehrt  werden,  dass  auch 
Kf.  denselben  annehmen  möchte,  so  soll  er  sowohl  in  Privatdiscursen  als  auch 
in  den  öffentlichen  Zusammenkünften  erklären,  Kf.  habe  ihn  darauf  nicht  in- 
struiert, da  ihm  von  K.Cöln  nur  ein  Project  des  Tractats  mitgetheilt,  er  aber 
nicht  zum  Beitritt  zu  demselben  aufgefordert  sei,  ausserdem  sei  man  in  diesem 
Project  des  zwischen  Frankreich  und  Spanien  entstandenen  Krieges, 
Scbickung  der  Hülfe  und  Verweigerung  des  Durchzugs  halber  ziemlich  weit 
gegangen.  4)  Wenn  etwas  Gutes  und  Sicheres  sowohl  für  die  Paciscenten  als 
auch  für  das  Reich  abgeredet  werden  sollte,  so  müsste  freilich  auch  auf  diesen 
Krieg  Reflexion  genommen  werden.  Das  Instr.  pacis  sagte  nun  ausdrücklich^), 
falls  künftig  zwischen  Frankreich  und  Spanien  ein  Krieg  entstehen  sollte,  so 
dürfte  der  Kaiser  und  das  Reich  sich  in  einen  solchen  nicht  einmischen  oder 
Hülfe  schicken,  einem  jeden  einzelnen  Stande  aber  sei  es  freigestellt,  diesem 
oder  jenem  zu  Hülfe  zu  kommen,  diese  Freiheit  dürfe  Niemand  zu  gefallen  re- 
stringiert werden,  Kf.  könne  daher  nicht  sehen,  mit  was  für  Schein  Rechtens 
man    keinem    den  Durchzug    verstatten    wollte*-').     Sollten   die  übrigen  nun  zu 

^)  Instr.  pacis  Monasteriensis,  vgl.  Meineke,  Der  Regensburger  Reichstag  und 
der  Devolutionskrieg  (Hist.  Zeitschr.  N.  F.  XXIV.  S.  194). 

'0  Kf.  schreibt  (d.  Potsdam  10./[m]  August  1667)  an  Fr.  v.  Jena:  „Ihr  werdet 
Euch  annoch  —  erinnern,  was  wegen  der  Burgundischen  Sache  und  ob,  auch 
vi'ie  weit  das  Reich  sich  derselben  anzunehmen  befugt  oder  schuldig  sei,  zu  C östrin 
geredet  worden.  Wie  nun  über  dem  rechten  und  eigentlichen  Verstand  des  instru- 
menti  pacis  allerhand  Disputen  und  Zweifel  entstanden,  und  zwar  die  formalia  des- 
selben primo  intuitu  fast  dahin  zu  gehen  scheinen,  ob  sollte  das  Reich  und  Ihre  Key. 
M.  nicht  befugt  sein,  sich  dieses  Kreises  anzunehmen,  gleichwohl  aber  auch  viele 
rationes  in  contrarium  vorhanden,  woraus  zu  schliessen,  dass  der  Burgundische  Kreis 
ein  Glied  des  Reichs  und  dessen  Garaptie  sich  billig  zu  erfreuen  haben  solle,  so 
wollet  Ihr  Euch  i^ohl  fiirseben,  dass  man  aldorten  nicht  etwas  statuire  oder  decidire, 
wodurch  dieser  Sache  einig  Präjudiz  zuwachsen  oder  der  Decision  des  ganzen  Reichs 
fürgegriffen  werden  könne,  gestalt  Ihr  darin  für  Euch  zu. erwähnen,  dass  Ihr  salva 
imperii  decisione  nicht  anders  vermeinen  und  schliessen  könnet,  als  dass  das  Reich 
gnugsam  befugt,  sich  dieses  Creises  bei  so  beschaffenen  Urabständen  und  in  dem 
jetzigen  casu  anzunehmen.*' 


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156     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

einer  näheren  Zusammensetzung  auf  Grund  des  Instr.  pacis  bereit  sein,  so  soll 
er,  wenn  auch  etwa  der  K.Cölnische  dabei  Bedenken  haben  sollte,  es  mit- 
placitieren  und  vor  allem  dahin  sehen,  dass  in  dem  von  dem  Burgundischen 
Kreise  handelnden  Artikel  nichts  Präjudicierliches  oder  dem  Münsterschen 
Friedensschlüsse  Zuwiderlaufendes  eingerückt  werde.  5)  Wegen  des  quanti 
kann  es  so  wie  in  dem  jetzt  expirierenden  braunschweigischen  Vergleich  ver- 
bleiben. 6)  Nachdem  K.Mainz*)  für  sich  und  andere  die  Interposition  in  dem 
zwischen  Frankreich  und  Spanien  entstandenen  Kriege  angeboten,  Frankreich 
dieselbe  angenommen  hat,  and  ohne  Zweifel  auch  Spanien  sich  eine  solche  ge- 
fallen lassen  wird,  so  ist  in  Regensburg  und  sonst,  wo  es  nöthig,  dahin  zq 
wirken,  dass  je  eher  je  lieber  von  beiden  kriegenden  Theilen  eine  bestandige 
Resolution  der  Mediation,  der  subjectorum,  der  Zeit  und  des  Orts  halber  erfolgen 
möge.  7)  Wegen  Prorogatioq  der  Rheinischen  Allianz  hat  Kf.  schon  in  Regens- 
burg erklären  lassen,  dass,  weil  in  derselben  ihm  präjudicierliche  Dinge  ent- 
halten, weil  ferner  Schweden  sich  darüber  noch  nicht  herausgelassen  und  auch 
bei  dem  quanto  keine  rechte  Proportion  gehalten,  er  sich  vorläufig  darüber 
nicht  erklären  könnte;  bevor  dieses  alles  abgethan  und  die  übrigen  sich  deut- 
lich herausgelassen,  kann  Kf.  sich  auch  nicht  weiter  extendieren. 

8)  Betreffend  die  von  der  Stadt  Bremen  gesuchte  Garantie,  so  hat  die 
Stadt  diese  in  Regensburg  bei  dem  gesammten  Reiche  zu  suchen,  die  begehrte 
Particulargarantie  hält  Kf.  nicht  für  nöthig. 

9)  Wegen  der  Münsterschen  Werbungen*),  wegen  deren  ihn  der  Staat 
auf  Grund  der  von  ihm  mit  übernommenen  Garantie  des  Clevischen  Friedens 
angelangt,  müsse  Kf.  sich  zu  dem  in  demselben  Enthaltenen  erbieten,  er  stelle 
daher  dahin,  ob  die  Anwesenden  ein  gesammtes  Abmahnungsschreiben  oder  aber 
ein  mehreres  beliebten. 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Braunschweig 
15./[25.]  August  1667. 

[Eröffnung  der  Conferenzen.] 

25.  Aug.  Er  ist  den  12.  August  hier  angekommen,  am  14.  fand  eine  Zusammenkunft 

auf  dem  Rathhause  statt,  doch  hat  man  sich  wegen  des  seit  einem  Jahre 
zwischen  Osnabrück  und  Calenberg  entstandenen  Präcedenzstreites '*)  nicht 
gesetzt,  sondern  ist  stehen  geblieben.  Der  K.Cölnische*)  eröffnete  die  Punkte, 
welche  er  in  Deiiberation  zu  bringen  befehligt  sei: 

1)  ob  die  ratificationes   der  nun  expirierten   näheren  Zusammensetzung  zu 
extradieren  ? 

2)  wie  diese  Zusammensetzung  nunmehr  zu  extendieren? 

^)  S.  unten  Abschn.  6. 

*)  S.  oben  S.  148  und  unten  Abschn.  6. 

»)  S.  Köcher  I.  S.  523. 

*)  Der  Vicekanzler  H.  F.  Nicolartz. 


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Zusammenkunft  in  Braunschweig.  157 

3)  wie  der  Friede  im  Reich  zu  erhalten? 

4)  wie  die  Mediation  zwischen  Frankreich  und  Spanien  zu  befördern? 

5)  ob  die  Rheinische  Allianz  zu  prorogieren? 

6)  was  der  Stadt  Bremen  der  gesuchten  Garantie  halber  für  Resolution 
zu  geben? 

Da  die  Versuche,  den  Präcedenzstreit  zu  suspendieren,  vergeblich  waren, 
und  die  Calenbergischen  Räthe  noch  einmal  nach  Hause  gereist  sind,  so  sind 
bis  zu  ihrer  Rückkehr  die  solennen  Zusammenkünfte  eingestellt  worden. 

Er  hofft,  man  werde  sich,  wenn  man  nur  erst  zur  rechten  Conferenz  ge- 
kommen, bald  vergleichen.  Zwar  hat  der  K.Cölnische  im  Discurs  gedacht, 
man  möchte  das  neulich  zu  Cöln  beliebte  Project ')  hier  zum  Fundament  setzen, 
es  wird  aber  wohl  keiner  darauf  eingehen. 


Engere  Vereinigung  zwischen   K.Cöln,   K.Brandenburg,    den 
braunschweigischen  Herzogen  und  Hessen-Cassel.     D.  Braun- 
schweig 22.  August/[1.  September]  1667^). 

Als  der  Herren  Cuhrfürsten  zu  Colin  und  Brandenburg  Cuhrf.  1.  Sept. 
Durchl.  sodann  des  Herrn  Bischoffen  zu  Ossnabrug  und  Herrn  Georg 
Wilhelms  wie  auch  Herrn  Rudolphs  Augusti,  Herzogen  zu  Braun- 
schweig und  Lüneburg,  imgleichen  der  Frau  Landgräfin  und  Regentin 
zu  Hessen- Gasse  11  Fürstl.  Dchl.  wie  vor  diesem  also  auch  absonder- 
lich bei  gegenwertigen  Leuften  und  Conjuncturen  ihre  Rathschläge  und 
Sorgfaltigkeit  vornemlich  mit  dahin  gerichtet  sein  lassen,  wie  dero  von 
Gott  anvertraute  Land  und  Leute  in  beständiger  Ruhe  und  Friede  regieret 
und  erhalten,  von  denenselben  alle  Gefahr  und  Ungelegenheit  abgewendet 
und  wieder  alle  unbillige  Gewalt  mit  Gottes  Hülfe  in  zusammengesetzter 
Vereinigung  geschützet  und  manuteniret  werden  könnten,  und  sie  nun 
dabei  durch  die  Erfahrung  selbst  wahrgenommen,  dass  die  im  Heil.  Rö- 
mischen Reiche  mit  grosser  Mühe  und  vorbedächtlich  gemachte  consti- 
tutiones,  Executionsordnung  und  andere  dergleichen  Mittel  fast  geringen 
Effect  gehabt.  So  haben  sie  dahero  aus  landesfürst-  und  väterlicher 
Vorsorge  hochnötig  erachtet,  wann  sie  nicht  allein  in  der  bisanhero  mit 
einander  aufrichtig  gepflogenen  treuen  Freund-  und  Nachbarschaft  conti- 
nuirten,  sondern  auch  sich  in  eine  nähere  und  vestere  Defensivbündnus 
begeben    und    setzten.     Dahero  dann  Ihre  Cuhr-  und  Fürstliche  Durchl. 


*)     S.  Kocher  I.  S.  534.  619f.;  unten  Abschn.  6. 

^)     HolläDdiscbe    Uebersetzung   Aitzema  VI.    S.  35lf.,    französische    Dumont 
VII.  1.  S.  57.     Inhaltsangabe  v.  Morner  S.  318f. 


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158     II-  I^cr  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

dero  Räthe  allerseits  alhier  in  BrauDschweig  zusammen  geschicket,  welche 
sich  bis  auf  vorgedachter  Ihrer  gnädigster  Principalen  erfolgenden  gDä- 
digsten  Ratification  und  Genehmhaltung  folgendermaassen  mit  einander 
verglichen  und  eine  Defensivallianz  geschlossen: 

1.  Erstlich:  Soll  zwischen  allerseits  Bundsverwandten  eine  auf- 
richtige treugemeinte  Freund-  und  Nachbarschaft  dergestalt  sein  und 
bleiben,  dass  einer  des  andern  Nutzen  und  Bestes  befordern  und  do  er 
etwas,  was  demselben  entgegen,  in  Erfahrung  brächte,  dasselbe  dem- 
jenigen,^ welchen  es  angehet,  in  Zeiten  eröffnen  und  zu  wissen  machen, 
auch  aus  allen  Begebenheiten,  woraus  einige  Weiterung  entstehen  möchte 
und  die  hierin  versprochene  Hülfe  begehret  werden  könnte,  vorhero  zeitig 
mit  einander  communiciren. 

2.  Zum  andern:  Ist  diese  V'ertheidigungs  Allianz  zu  keines  Offension 
am  allerwenigsten  aber  wieder  Ihre  Keyserl.  May.  und  das  Reich,  son- 
dern blos  zu  Beibehalt-  und  Schützung  der  paciscirenden  Lande,  Leute, 
Recht  und  Gerechtigkeit  angesehen  und  gemeinet. 

3.  Für  das  Dritte:  Seind  aller  und  jeder  Bunds  verwandten  Lande, 
welche  sie  gegenwärtig  innehaben  und  besitzen  und  im  Heil.  Römischen 
Reiche  belegen,  in  gegenwärtiger  Bündnus  begriffen,  also  und  dergestalt, 
dass  da  eines  oder  des  andern  Confoederirten  Land  und  Leute  überzogen 
oder  aber  mit  einigen  andern  Gewaltthätigkeiten,  sie  haben  Namen  wie 
sie  wollen,  und  geschehen  auch  von  wem  sie  wollen,  imgleichen  mit 
eigenmächtiger  Einquartierung  oder  denen  Reichsconstitutionibus  und  in- 
strumento  pacis  zuwiederlaufenden  Durchzügen  beschweret  und  dergestalt 
wieder  die  Reichssatzungen,  Executionsordnung,  Instrumentum  pacis  (als 
auf  welche  alle  gegenwärtiges  foedus  gegründet)  und  diese  Bündnus  ver- 
gewaltiget und  beschweret  werden  sollte,  alle  und  jede  übrige  Pacis- 
cirende,  welche  eben  zu  der  Zeit  dergleichen  Gewalt  nicht  leiden,  auf 
des  beleidigten  geschehene  Notification  mit  soviel  Mannschaft  zu  Ross 
und  Fuss  und  in  der  Zeit,  wie  in  folgenden  Articuln  mit  mehrem  deut- 
lich verglichen,  ohne  Seumnus  zu  Hülfe  zu  kommen  und  die  versprochene 
Assistenz  würcklich  zu  leisten,  kraft  dieses  schuldig  und  gehalten  sein 
sollen. 

4.  Damit  man  aber  auch  wissen  möge,  was  jedwedes  Theil  an 
Mannschaft  zu  Ross  und  Fuss  dem  beleidigten  Requirenten  zu  Hülfe 
zu  schicken  habe,  so  ist  für  das  vierte  verglichen,  dass 

Ihre  Cuhrf.  Durchl.  zu  Colin  840  zu  Ross,  1600  zu  Fuss 

V         7>  »        »    Brandenburg  1000    „      „      2000    „      „ 


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Engere  Vereinigung  zu  Braunschweig.  159 

Ihr.  Fürst).  Durchl.  zu  Ossnabrug  100  zu  Ross,  200  zu  Fuss 

ji        „  „        Herzog  Georg  Wilhelm      240  „      „       644  „     „ 

ji        n  7i  n      Rudolff  Augustus  230  ^      „       500  „     „ 

„        „  „zu  Hessen-Cassell  200  „      „      400  „     „ 

in  Bereitschaft  habe  und  auf  den  bedürfenden  Fall  ohne  Saumnus,  wie 
obgemeU,  schicken.  Es  wollen  auch  die  Bundsverwandten  über  diesem 
quanto  noch  die  Hälfte  desselben  parat  halten,  auch  solches  dem  Be- 
finden nach  verhöhn. 

5.  Diese  versprochene  und  verglichene  Hülfe  nun  soll,  für  das  fünfte, 
jedweder  Paciscirender,  nachdem  der  Beleidigte  die  Gefahr  und  würck- 
liehe  Beschwerde  einem  jeden  absonderlich  notificiret  und  derselbe  dar- 
auf a  part  requiriret,  innerhalb  14  Tagen  von  Zeit  der  geschehenen  Re- 
quisition anzurechnen,  ohne  Abgang  und  Saumnus  an  tüchtiger  gewor- 
bener Mannschaft  zu  Ross  und  zu  Fuss  schicken  und  dieselbe  nicht 
ehender  wieder  zurückziehen  oder  abfordern,  es  bedörffe  dann  der  Re- 
quirent  dieselbe  nicht  mehr  oder  aber  der  Schickende  und  zu  Hülfe 
Kommende  würde  selbst  überzogen  und,  wie  vorgedacht,  vergewaltiget 
und  beleidiget. 

6.  Sollte  nun  aber  zum  Sechsten  mehr  als  einer  von  den  Confoe- 
derirten  überzogen  werden  und  Gefahr  leiden,  auf  solchen  Fall  soll  die 
übrige  Bundshülfe  von  den  unbeleidigten  halb  dem  einen  und  die  andere 
Hälfte  dem  andern  beleidigten  auf  Maass  und  Weise  wie  vorgemelt  zu- 
geschicket  werden.  Dieweil  es  sich  aber  begeben  könnte,  dass  eine  der- 
gleichen Hülfe  nicht  zureichend,  auf  solchen  Fall  sollen  die  Bundsver- 
wandten schuldig  sein,  wenn  sie  vorhero  von  dergleichen  casu  und  dop- 
pelter Gefahr  Nachricht  erlanget,  auch  sobald  ohne  Aufenthalt  davon  zu 
consultiren  und  sich  einer  solchen  Anstalt  und  Hülfe  zu  vergleichen, 
welche  zulänglich  und  womit  denen  Nothleidenden  in  der  That  und 
würcklich  geholfen  werden  könne. 

7.  Wann  nun  zum  Siebenden  die  Hülfe  würcklich  geschickt  wird 
und  in  des  Requirenten  Land  oder  bei  dessen  Troupen  anlangen  und 
sich  conjungiren,  von  selber  Zeit  an  hat  und  behält  derjenige,  dem  die 
Hülfe  zugeschickt  wird,  das  Obercommando  und  Direction  in  denen 
Kriegsactionen,  es  würde  in  seinem  oder  in  einem  andern  ausser  der 
Bundsverwandten  Landen  agiret,  doch  hat  er  gleich wol  jedesmal,  wann 
etwas  vorzunehmen,  darüber  gebührend  Kriegsrath  zu  halten. 

8.  Zum  Achten:  Giebt  ein  jedweder  Hülfschickender  soviel  Feld- 
artillerie nebst  der  Zubehör  seinen  Troupen  mit,  als  es  die  Notturft  und 


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160     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Kriegsraison  erfordert.  So  oft  man  aber  schwerer  Stück  benötigt,  giebt 
dieselbe  nebst  der  Zubehör  der  Reqairent,  als  in  dessen  Land  agiret 
wird,  und  in  loco  tertio  derjenige,  welcher  unter  denen  Burdsverwandten 
der  negste,  jedoch  beides  auf  gemeine  Unkosten,  Schaden  und  ungewei- 
gerte  Wiedererstatt-  oder  Bezahlung  der  Vereinigten. 

9.  Die  Jurisdiction  behält  zum  Neunden  eines  jedweden  Bundsver- 
wandten Officier  über  die  Troupen,  welche  er  dem  Requirenten  zu  Hülfe 
führet.  Sollte  aber  ein  Fall  sich  begeben,  welcher  ein  Generalkriegsrecht 
erforderte,  so  seind  auch  zu  demselben  alle  diejenigen  zuzuziehen,  welche 
zu  einem  Generalkriegsrecht  gehören,  und  ist  derjenige  in  demselben 
Praeses,  welcher  vermöge  des  7.  articuli  das  Directorium  führet,  oder 
wann  derjenige,  so  das  Directorium  hat,  nicht  darbei  sein  wollte  oder 
könnte,  der,  welcher  die  höchste  Charge  bedienet. 

10.  Zum  Zehnden  unterhält  zwar  ein  jedweder  Bundsverwandter 
seine  Trouppen,  es  ist  aber  der  Requirent  schuldig,  die  Auxiliarvölker, 
wann  sie  in  seinem  Lande  oder  bei  seinen  Trouppen  kommen,  solange 
sie  unter  seiner  Direction  conjungiret  stehen,  im  einquartieren  und  sonsten 
denen  seinigen  allerdings  gleich  und  nicht  anders  zu  tractiren. 

11.  Damit  es  auch  zum  Elften  bei  erfolgter  Conjunction  unter  denen 
Troupen  keine  Irrung  oder  sonsten  Confusion  verursache,  wollen  die 
Bundsverwandten  sich  allerseits  einer  gewissen  Verpflegungsordonnance 
vergleichen,  nach  welcher  bei  währender  Conjunction  alle  Trouppen 
durchgehends  gleich  tractiret  werden  sollen.  Dieweil  auch  die  Auxiliar- 
völcker  das  Proviant  nicht  zugleich  mit  sich  führen  können,  soll  der 
Requirent  schuldig  sein  selbige,  solange  sie  in  seinen  Landen  stehen, 
mit  nötigem  Proviant  zu  versehen,  welches  ihme  doch  hernachmals  von 
jedem  der  Hölfschickenden  nach  Proportion  in  billigem  Preis  zu  be- 
zahlen und  wieder  zu  ersetzen. 

12.  Für  das  Zwölfte  soll  diese  Defensivbüudnus  von  dato  anzu- 
rechnen drei  nacheinanderfolgende  Jahre  unverbrüchlich  gehalten  werden 
und  bestehen,  dabei  dann  in  der  Confoederirten  freien  Willen  und  Be- 
lieben bleibt,  ob  sie  vor  Ablauf  der  dreien  Jahre  sich  wieder  zusammen- 
thun  oder  die  Ihrigen  zusammenschicken  wollen,  diese  Bündnus  dem 
Befinden  nach  zu  prorogiren. 

13.  Wann  auch  vor  das  Dreizehnde  einige  Bundsverwandten  ausser- 
halb diesem  noch  in  einem  andern  foedere  begriffen,  kraft  welchen  sie 
gleichfalls  einander  die  Hülfe  zu  leisten  schuldig,  so  soll  doch  kein  Theil 
aus  beiden  foederibus,  sondern  nur  aus  einem  die  Assistenz  zu  schicken 


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Engere  Vereinigung  zu  Braunschweig.  161 

gehalten  sein  und  dem  Requirenten  freistehen,  auf  welchen  Bund  er 
seinen  Confoederirten  requiriren  wolle.  Da  auch  etwa  eine  Kreis-  oder 
Reichshulfe  geschickt,  soll  auch  diese  von  dem  quanto  der  Bundshülfe 
abgezogen  werden. 

14.  Und  nachdem  sich  für  das  Vierzehnde  in  der  Nachbarschaft 
ein  oder  andere  gefahrliche  motus  ereuget,  woraus  dem  Heil.  Römischen 
Reiche  gar  leicht  Ungelegenheit  und  Nachtheil  zuwachsen  könnte,  so 
wollen  die  Bundsverwandte  allerseits  auf  dem  annoch  währenden  Reichs- 
tage, so  viel  an  ihnen  ist,  mit  allem  Fleiss  und  Sorgfalt  befordern  helfen, 
damit  der  punctus  securitatis  imperii  bestermaassen  beobachtet  und  da- 
bei nichts  verabsäumet  werde. 

15.  Und  weiln  auch  zum  Funfzehnden  der  Handlung  über  diesen 
engeren  Verein  Herrn  Herzog  Johann  Friederichs  zu  Braunschweig 
Lüneburg  Fürstl.  Durchl.  Gesandten  mit  beigewohnet,  diesen  aufgerich- 
teten Recess  aber  anzunehmen  und  mit  zu  unterschreiben  aus  Mangel 
Specialbefehls  wegen  Sr.  Fürstl.  Durchl.  Abwesenheit  sich  entschuldiget 
und  begehret,  dass  ihren  gnädigsten  Herrn  der  Platz  offen  gelassen  wer- 
den möchte,  als  ist  solches  geschehen  und  Ihrer  Fürstl.  Durchl.  die 
Accession  vorbehalten  worden,  gestalt  dero  Erklärung  darüber  vor  Ab- 
lauf der  Zeit,  welche  in  negstfolgenden  Articul  zu  Einbringung  der  Rati- 
ficationen gesetzet,  soviel  möglich  zu  befordern  dero  Abgesandten  sich 
anheissig  gemachet. 

16.  Für  das  Sechzehnde  ist  verglichen  und  verabredet,  der  gnädigsten 
Principalen  Belieben  nach,  die  ratificationes  über  diesen  Defensivbund 
alhie  in  Braunschweig  den  4./14.  Oetober  negstkünftig  gegen  einander 
auszuwechseln.  Dessen  zu  Uhrkund  ist  dieser  Recess  von  anfangs  Höchst- 
gedachter Ihrer  Cuhrfürst-  und  Fürstlichen  Durchleuchtigkeiten  zusammen- 
geschickten Räthen  unterschrieben  und  besiegelt,  auch  jedwedem  Theil 
ein  gleichlautendes  Exemplar  zugestellet  worden.  So  geschehen  Braun- 
schweig den  22.  Augusti  Ao.  1667. 

Heinrich  Franz         Friderich  von  Georg  Christopf 

Nicolars.  Jena.  von  Hammerstein. 

Paul  Joachim      Hieronymus  von      Joachim  Friderich       Regnerus  Baden- 
von  Bülau.  Grapendorff.  Sohlen.  hausen. 


Mater,  x.  Gesch.  d.  Q.  Karfürsten.    XII.  11 


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162     II*  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Friedrich  y.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Brannschweig 
23.  Augu8t/[2.  September]  1667. 

[Abscbluss  der  neuen  Allianz.    Mittheilungen  des  schwedischen  Gesandten.] 

2.  Sept.  Nachdem   der   Pracedenzstreit   gestillet,    haben  sie  die  engere  Zusammen- 

setzung und  Defensivallianz  vorgenommen  und  beschlossen,  nicht  den  früheren 
Recess  zu  prorogieren,  sondern  etwas  neues  aufzurichten,  und  sie  haben  sich 
endlich  des  beiliegenden  defensiven  Bündnis  verglichen,  Kf.  wird  finden,  dass 
darin  dem  Burgundischen  Werk  und  den  Durchzügen  nichts  präjndiciert  ist. 
Herzog  Johann  Friedrich  wird  diese  Allianz  wohl  annehmen,  die  Wolffen- 
büttelschen  haben  durchaus  Moderation  ihres  Contingents  wollen  und  deswegen 
nicht  unterschrieben,  er  hoflft  aber,  Herzog  Rudolf  August  werde  sich  an 
ihre  Minutien  nicht  kehren  und  den  Recess  mit  belieben  ^). 

Nachdem  heute  die  Nachricht  angelangt,  Pomponne  habe  aus  Stockholm 
geschrieben,  Schweden  habe  sich  zur  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  pure 
erklärt,  hat  er  deswegen  mit  BöckelP)  geredet,  derselbe  meinte,  wenn  sie 
gleich  die  quaestio  an  pure  resolviert  hätten,  so  würden  sie  doch  die  Allianz 
so,  wie  sie  jetzt  abgefasst,  vermuthlich  nicht  pure  prorogieren,  sondern  zufor- 
derst wegen  des  quomodo  sich  vergleichen  und  würde  wohl  Schnolski  mit 
auf  des  Kf.  Gesandte  gewiesen  werden.  Bock  eil  versicherte,  zu  Hamburg 
lägen  m/500  Rthl.  bereit,  die  Krone  kehrte  sich  aber  an  nichts  und  wurde  so 
leicht  keine  Partei  nehmen,  nach  seinen  Discursen  schien  er  auch  nicht  zu  im- 
probieren,  wenn  von  dem  Kaiser  die  Niederlande  sollten  secundiert  werden. 


Instruction  vor  H.  Budendach  nacher  Braunschweig. 

D.  Cöln  a.  d.  Spree  30.  Januar/[9.  Februar]  1668. 

(Conc.  F.  V.  Jena.) 

[Eintritt  Schwedens  in  die  Allianz.     Die  Burgundische  Sache.     Die  Rhetnisebe  Allianz.] 

Febr.  Er  soll  die  Ratificationen  der  am  22.  August  1667  abgeschlossenen  Defen- 

sivallianz auswechseln,  vorher  aber  vernehmen,  auf  welche  Weise  Schweden 
für  seine  Reichslande  beizutreten  wünsche,  ob  ein  absonderlich  Exemplar  des- 
halb zu  machen,  oder  ob  es  durch  einen  aparten  Recess   eintreten  wolle.     Be- 

1)  Derselbe  hat  in  der  Tbat  (d.  Blankenburg  29.  Februar/[10.  März]  1668}  den 
Recess  ratificiert 

*)  Hofrath  D.  Martin  Bo  eck  eil,  der  früher  in  der  Wildfangssache  (s.  ürk.  u. 
Act.  XI.  S.  594)  schwedischer  Compromissarius  gewesen  war.  Jena  hatte  19./29.  Aug. 
gemeldet,  derselbe  habe  sich  als  Abgesandter  wegen  des  Herzogtbums  Bremen  ein- 
gestellt, sei  aber  nur  ad  audiendum  et  referendum  bevollmächtigt,  soviel  er  aus  einer 
Unterredung  mit  demselben  habe  penetrieren  können,  sei  Schweden  mehr  französisch 
als  es  gegen  v.  Crockow  merken  lasse. 


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Instruction  Budendachs.  163 

treffend  die  4  schwedischen  Monita*),  will  Kf.  ad  1  geschehen  lassen,  dass  das 
quantnm  auf  eine  geringere  Proportion  des  Anschlags  als  in  der  Rheinischen 
Allianz  gesetzt  werde,  da  aber  auch  Herzog  Rudolf  August  dasselbe  begehrt, 
so  wäre  billig,  dass  auch  von  des  Kf.  quanto  etwas  nach  Proportion  abgenom- 
men werde,  sollten  aber  Cöln,  Zelle  und  Calenberg  keine  Ermässigung 
begehren,  so  hat  er  es  bei  dem  des  Kf.  bleiben  zu  lassen,  mit  2  und  3  ist  er 
einverstanden,  ad  4  hätten  K.Cöln  und  Schweden  sich  unter  sich  zu  ver- 
einigen. 

Nachdem  Herzog  Johann  Friedrich  sich  ausdrücklich  den  Eintritt  in 
dieses  Bündnis  vorbehalten,  so  hat  er  zu  vernehmen,  auf  welche  Weise  derselbe 
einzutreten  gedenke,  und  in  dieser  Angelegenheit  ebensowenig  wie  in  der  vorigen 
Schwierigkeiten  zu  machen. 

Sollte  etwas  von  der  Burgundischen  Sache  vorkommen,  kann  er  sich 
mit  Mangel  der  Instruction  entschuldigen,  doch  anzeigen,  dass  Kf.  die  zu  Cöln 
beliebte  Mediation  *)  nach  Möglichkeit  beförderte,  dass  sein  dort  gewesener  Rath  ^) 
jetzt  wohl  in  Paris  angelangt  sein  und  dass  Kf.  dem,  was  etwa  von  dem  Reiche 
beschlossen  werden  würde,  sich  nicht  entziehen  würde. 

Sollte  der  Rheinischen  Allianz  und  dass  Kf.  sich  zur  Prorogierung  der- 
selben bereit  erklärt*),  gedacht  werden,  so  kann  er  gleichfalls  berichten,  dass 
er  dieses  Punktes  halber  keinen  Befehl  habe;  Kf.  hat,  nachdem  er  gesehen, 
dass  ein  Theil  der  Kur-  und  Fürsten  sich  dafür  erklärt,  dann  auch  Schweden 
die  quaestio  an  placidiert,  dass  das  Werk  also  nicht  zu  hintertreiben  und  dass 
auf  allen  Fall  in  dem  Reich  mehr  Trennungen  zu  befahren,  sich  auch  wegen  der 
Prorogation  herausgelassen,  doch  dass  man  über  die  puncta  und  Artikel  sich 
zuvor  unterrede  und  dass  nichts  pacisciert  werde,  was  dem  Reich  nachtheilig 
und  präjudicierlich  sein  konnte. 


»)  Kf.  hatte  an  Wrangel  (d.  Cöln  a.  d.  Spr.  23.  October/[2.  November]  1667)  ge- 
schrieben, da  er  von  dem  an  seinem  Hofe  befindlichen  schwedischen  Residenten  er- 
fahren, dass  Schweden  geneigt  sei,  in  die  zu  Braunschweig  abgeschlossene  Defensiv- 
allianz einzutreten,  wenn  nur  zuvor  eine  anderweitige  Zusammenkunft  gehalten  und 
die  schwedischen  Erinnerungen  vernommen  würden,  so  habe  er  die  Abhaltung  einer 
neuen  Zusammenkunft  zu  Braunscbweig  am  28.  November  vorgeschlagen,  und  ihn  er- 
sucht zu  bewirken,  dass  dieselbe  sebwediseberseits  beschickt  werde.  Nachdem  Wrangel 
(d.  Hamburg  7./[17.]  November  1667)  dieses  zugesagt  und  die  schwedischen  Erinner- 
ungen eingeschickt,  aber  gebeten  hatte,  den  Termin  später  anzusetzen,  hatte  Kf.  des- 
wegen an  K.Coln  und  die  anderen  Theiluehmer  geschrieben  und  war  auf  seinen  Vor- 
schlag der  10./20.  Februar  1668  festgesetzt  worden.  Die  schwedischen  Erinnerungen 
s.  bei  Kocher  I.  S.  583f. 

^    S.  unten  Abschn.  6. 

*)    Job.  de  Beyer. 

*)    S.  ürk.  u.  Act.  XI.  S.478f. 


IV 


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164     I^-  ^^^  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Johann  Budendach  an  den  Karfttrsten.     D.  Braonschweig 
14. /[24.]  Februar  1668. 

[Pr&cedenzstreit.    Erklärung  des  schwedischen  Gesandten.] 

24.  Febr.  Er  ist  am  9.  Abends   hier  angekommen,    da  aber  der  Cölnische')  erst 

am  10.  und  der  Schwedische^)  am  11.  angekommen,  so  ist  man  erst  am 
12.  Morgens  9  Uhr  auf  dem  Rathhause  zusammengekommen.  Dort  h&tte^  weil 
der  Präcedenzstreit  zwischen  Osnabrück  und  Calenberg  in  perpetuum  ver- 
glichen, der  Anfang  zur  Conferenz  gemacht  werden  können,  wenn  nicht  der 
Cellische  Grossvogt  v.  Grapendorf,  als  diesmaliger  Osnabrückscher  Gesandter, 
dem  Schwedischen  die  Präcedenz  streitig  gemacht  und  so  einen  Streit  verur- 
sacht hätte,  der  bis  jetzt  nicht  geschlichtet  ist.  Die  Braunschweigischen 
haben  alle  nach  Hofe  referiert  und  erwarten  Resolution,  der  Schwedische 
erklärt,  noch  bis  Montag  warten  zu  wollen,  ob  ein  Temperament  beliebt  würde, 
sonst  sich  mit  dem  K.Cölnischen  über  die  beiden  letzten  Punkte  vollends 
zu  vergleichen,  solches  denen,  die  sich  bereits  zu  diesem  Verbündnis  obligat 
gemacht,  zu  notificieren,  sie  zu  ersuchen,  über  die  beiden  ersten  Punkte  ohne 
seine  Gegenwart  zu  conferieren  und  ihn  mit  Resolution  zu  versehen. 


Recess   ttber   den   Beitritt   Schwedens  zu    der  engeren  Ver- 
einigung zwischen  K.  Cöln,  K.  Brandenburg,  den  braunachwei- 
gischen   Herzogen    und   Hessen  -  Cassel.      D.    Braunschweig 
20.  Februar/ 1.  März  1668. 

I.März.  Zu  wissen  sei  hiermit,    dass,   als    einige  Guhr-  und   Fürsten  des  Heiligen 

Römischen  Reichs,  benanntlich  der  Herren  Cuhrfursten  zu  Colin  und  Bran- 
denburg Churf.  Durchl.,  sodann  des  Herrn  Bischoffen  zu  Oss nabrüg  und 
Herrn  Georg  Wilhelm  wie  auch  Herrn  Rudolph  Augusti  Herzogen  zu 
Braunschweig  und  Lüneburg  imgleichen  der  Frau  Landgräfin  und  Regentin  zu 
Hessen -Cassell  Fürstl.  Durchl.  die  jetzigen  gefährlichen  Conjuncturen  be- 
herziget und  ihre  sorgsame  Gedanken  dahin  gerichtet,  welchergestalt  sie  ihre 
ihnen  von  Gott  anvertraute  Land  und  Leute  für  unbilliger  Gewalt  schützen  und 
bei  Fried  und  Ruh  erhalten  könnten,  und  zu  tahnem  Ende  durch  ihre  gevoU- 
mächtigte  Räthe  und  Gesandten  am  22.  Augusti  des  negstabgelaufenen  1667  teu 
Jahres  sich  einer  Defensionsvereinigung  und  engern  Verbündnus  verglichen,  die- 
selbe auch  in  einem  beständigen  Recess  verfasset,  so  von  Wort  zu  Wort  lautet 
wie  folget  : 

Als  der  Herren  etc.») 


')    Der  Vicekanzler  Nicolars. 

')    Der  bremische  Regierungsrath  v.  Marschall. 

»)    S.  oben  S.  157  ff. 


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Recess  über  den  Beitritt  Schwedens.  165 

Und  dann  Ihre  Königl.  May.  in  Schweden,  als  Herzog  zu  Bremen, 
Vehrden,  Stetin  and  Pommern,  Fürst  za  Rügen  und  Herr  zu  Wissmar 
auf  beschehene  Veranlassung  sich  durch  dero  anhero  abgesandten  Jürgen  Mar- 
schalck  erkl&ret,  dass  Sie  zu  Bezeugung  dero  zu  Beforder-  und  Erhaltung  be- 
standiger Ruhe,  Fried  und  Wohlstand  im  Heil.  Rom.  Reiche,  absonderlich  aber 
dieser  benachbarten  Landen  gerichteten  Intention  wegen  dero  Tentschen  Pro- 
vincen  in  diese  engere  Verein  mit  einzutreten  geneigt  wären  und  wegen  aller 
dero  im  Romischen  Reich  belegenen  Herzog-,  Fürstenthümer  und  Lande  vierhun- 
dert zu  Ross  und  achthundert  zu  Fuss  offeriret,  solches  auch  von  denen  sämt- 
lichen AUiirten  acceptiret  und  angenommen,  dabei  auch  ferner  verabscheidet 
worden,  dass  hinfüro  ohne  expressen  Consens  aller  und  jeder  Confoederirten 
and  in  specie  auch  Ihrer  Eönigl.  May.  in  Schweden  niemand  in  dieses  foedus 
gezogen  und  aufgenommen  werden  solle,  so  sind  darauf  Ihra  Eönigl.  May. 
wegen  aller  dero  im  Heil.  Römischen  Reich  belegenen  Herzog-,  Fürstenthümer 
und  Landen  in  obbenannte  Verfassung  und  Allianz  mitgetreten  und  gebührend 
eingenommen,  und  haben  sich  allerseits  dahin  verbunden,  wie  sie  auch  kraft 
dieses  sich  verbinden  und  anheissig  machen,  dass  sie  einander  nicht  anders,  als 
wären  Ihre  Königl.  May.  von  Anfang  in  solche  Verein  und  Verbündnus  mit  be- 
griffen gewesen,  von  nun  an  assistiren  und,  wie  es  in  oberwähntem  Recess 
enthalten,  die  mutuelle  Hülfe  treulich  leisten  wollen,  gestalt  sie  dann  auch  aller- 
seits versprochen,  Ihrer  gnädigsten  Herren  Principalen  Ratification  über  diesen 
Accessionsrecess  innerhalb  zween  Monaten  beizuschaffen.  Alles  getreulich  ohne 
Gefährde,  ührkundlich  dero  anwesenden  Abgesandten  Unterschrift  und  aufge- 
trnckten  Petschaften.     Geschehen  Braunschweig  den  20.  Februar/1.  Martii  1668. 

Henrich  Franss  Nicolartz.  Jürgen  Marschallck. 

Johan  Butendach. 

Hieronymus  von  Grapendorf. 

Heinrich  Dieterichs. 

Joachim  Friedrich  Sohlen. 

Regnerus  Badenhausen. 


Nebenrecess. 

Zu  wissen  sei  hiermit,  dass,  als  Ihr  Königl.  May.  zu  Schweden  wegen 
dero  im  Heil.  Römischen  Reich  belegenen  Herzogthümer  und  Landen  der  im 
Jahr  1667  den  22.  Augusti  hierselbst  errichteter  Defensivallianz  zugetreten,  da- 
bei aber  einige  reservationes  Ihre  Cuhrf.  Durchl.  zu  CÖlln  betreffende  vorhero 
anzeigen  lassen,  welche  darin  bestehen,  dass  Se.  May.  die  Eventualfeindschaft 
zwischen  Ihr  Cuhrf.  DurchL  zu  Colin  und  des  Herrn  Bischoffen  zu  Münster 
Fr.  Gnd.  ratione  der  Coadjutorwahl  zu  Münster  excipiret,  auch  wegen  dero  Län- 
der Lüttich,  Stablo  und  Berchtesgaden  Ihr  Königl.  May.  zu  keiner 
Assistenz  obligiret  werden  möchten,  und  dann  selbige  dahin  vereinbaret,  dass 
zwam  Ihr  Königl.  May.  sich  deme  nicht  zu  entziehen  begehren,  worzu  sie  ver- 
möge dieses  foederis  sonsten  verbunden.     Wann   aber  dieselbe  Bedenken  ge- 


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166     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

tragen,  im  fall  wegen  berührter  Coadjutoreywahl  eine  unverhoffte  Feindschaft 
zwischen  Ihrer  Cuhrf.  Durclil.  zu  Colin  und  Ihr  Fürstl.  Gud.  zu  Münster 
entstehen  sollte,  sich  einigermaassen  diesertheilen  Streits  theilhaftig  zu  machen, 
als  ist  der  casus  davon  excipiret  und  ausgenommen  worden,  Ihrer  Cuhrf.  Durchl. 
Lande  Lüttich,  Stablo  und  Berchtesgaden  halber  vorgebrachte  Reser- 
vation betreffende,  auch  dahin  verabredet,  dass  Ihr  Königl.  May.  zu  deren  De- 
fension  nicht  verbunden,  hergegen  auch  Ihre  Cuhrf.  Durchl.  wegen  deroselben 
im  Heil.  Römischen  Reich  situirter  Länder  ferner  nicht  als  die  im  Westpfälischen 
und  Niedersächsischen  Craysen  belegen  zu  assistiren  obligirt  sein  sollen.  Der 
Craysen  Hülfe  bleibt  aber  vermöge  deren  Schlüsse  in  ihren  Kräften.  Welches 
allerseits  auf  gnädigste  Ratification  der  hohen  Herren  Principalen,  so  innerhalb 
zween  Monaten  einzubringen,  acceptiret  und  genehm  gehalten  worden.  — 
Geschehen  Braunschweig  den  20.  Febr.  / 1.  Martii  1668. 


Johann  Budendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Braunschweig 
21.  Februar/[2.  März]  1668. 

[Auswechslung  der  Ratificationen.    Beitritt  Schwedens.] 

2.  März.  Gestern  Abend  gar  spät  sind*)  die  Ratificationen  ausgewechselt,  Schwe- 

den wegen  seiner  im  Reich  gelegenen  Lande  in  dieses  foedus  gegen  400  z.  R. 
und  800  z.  F.  miteingenommen  und  betreffend  die  beiden  letzten  Monita  ein 
absonderlicher  Nebenrecess  zwischen  den  E.Gölnischen  und  Bremischen  aufge- 
richtet, aber  von  allen  Anwesenden  unterschrieben  worden;  um  diese  Endschaft 
zu  befördern,  ist  das  bei  der  vorigen  Conferenz  gutgefundene  Temperament 
zwischen  Osnabrück  und  Calenberg  adhibiert  worden. 

Caienberg  begehrte,  K.Mainz  in  dieses  Bündnis  mit  einzunehmen,  worin 
demselben  K.Cöln  und  Hessen-Cassel  assistierten,  von  den  übrigen  aber 
wurde  es  wegen  mangelnder  Instruction  nur  ad  referendum  angenommen,  von 
denselben,  namentlich  den  Calenbergischen,  wurde  hierunter  fernere,  wie 
auch  von  Schweden  die  Erklärung  bedungen,  ob  dasselbe  nicht  in  dieses 
foedus  ohne  Exception  einiger  Lande  mit  eintreten  möchte ;  bis  solches  erfolget, 
haben  die  Calenbergischen  Gesandten,  welche  sich  sonst  auf  die  quaestio  an 
pure  erklärt,  ihrem  Fürsten  die  freie  Hand,  sich  in  diese  Allianz  mit  einzulassen 
oder  daraus  zu  bleiben,  reserviert'). 


•)    Vgl.  Köcher  I.  S.  586f. 

^    Ueber  das  Zurücktreten  desselben  s.  Köcber  I.  S.  587. 


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Zusammenkunft  zu  Braunschweig.    Relationen  v.  Crockows.  t67 

e.    Gesandtschaft  v.  Crockows  in  Stockholm 
1666—1668. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
9./[19.]Mai  1666. 

[Der  Friede    mit  Münster.    Rautenslein.    Ankunft  eines  Abgesandten  Lubomirski's.] 

An  den  Abschluss  des  Münsterschen  Friedens^)  hat  man  hier  bis  znr  19.  Mai. 
letzten  Stande  nicht  glauben  wollen,  man  bezeugt  grosse  Freude  darüber,  dass 
Kf.  die  Ehre  gehabt,  dieses  Werk  zu  heben,  kann  aber  den  Widerwillen  2)  nicht 
verbergen,  welchen  dieser  Frieden  hier  erregt,  da  man  glaubt,  dass  Holland 
dadurch  muthiger  und  difFiciler  gemacht  werde,  ihnen  Satisfaction  zu  geben. 
Der  Pfalz-Neuburgiscbe  Gesandte  Rautenstein')  ist  abgereist,  er  ist  die 
ganze  Zeit  hier  so  krank  gewesen,  dass  er  weder  beim  Könige  noch  bei  sonst 
jemand  von  der  Regierung,  ausser  dem  R. Vicekanzler ,  Audienz  gehabt  hat. 
Neulich  ist  ein  polnischer  Edelmann*)  hier  angelangt,  welcher  auch  draussen 
bei  dem  R.Feldherra  gewesen  ist,  ohne  Zweifel  um  für  Lubomirski  zu  ne- 
gotiieren.  Näheres  hat  er  noch  nicht  erfahren  können,  da  man  hier,  nachdem 
auf  die  wegen  der  polnischen  Sache  gemachten  Eröfbungen^)  noch  keine  Ant- 
wort erfolgt  ist,  sich  auch  gegen  ihn  nicht  herauslässt. 


V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.  D.  Stockholm  23.  Mai/[2.  Juni] 

1666. 

[Der  Abgesandte   Lubomirski's.     Argwohn   Schwedens    wegen   der   Quadrupelailianz. 
Wunsch  mit  Kf.  zusammenzugeben.] 

Wladislaus  Los,  der  Abgesandte  L  u  b  0 m  i  r  s  k  i  's  *) ,   ist  noch  hier,  seine  2.  Juni. 


0  Der  zu  Cleve  am  8./18.  April  1666  abgeschlossene  Friede,  s.  Urk.  u.  Act. 
XI.  S.  720. 

^    Vgl.  Mem.  de  Pomponne  IL  S.  127. 

^  Die  Ankunft  desselben  hatte  er  schon  am  31.  März  (Urk.  u.  Act.  IX.  S.  818) 
gemeldet.  Am  25.  April  berichtet  er,  R.  scheine  nur  beauftragt  zu  sein,  ein  foedus 
pro  securitate  domus  Palatinae  vorzuschlagen,  woraus  aber  nichts  geworden  sei,  da 
Schweden  sich  scheue  in  Deutschland  den  Argwohn  res  novas  moliendi  zu  erregen. 
R.  habe  auch  einen  Anwurf  wegen  Erbandlung  der  Praetension  des  schwedischen 
Königs  auf  die  Jnlichscben  Lande  gemacht,  worauf  man  sich  aber  bei  des  Königs 
Minderjährigkeit  nicht  einlassen  wolle;  auch  de  rebus  polonicis  werde  er  wohl  etwas 
erwähnt  haben,  doch  werde  Schweden  dabei  nur  per  amicabilia  officia  etwas  thun. 

*)    Wladislaus  Los,  s.  unten. 

*)    S.  ürk,  U.Act.  IX.  S.  819. 

^)  Vgl.  M^m.  de  Pomponne  IL  S.  141  ff.  und  unten  Abschn.  III.  Hacke- 
bergs Relation  vom  20.  Juli  1666. 


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168     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrapelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

vornehmste  Verrichtung  soll  sein  zu  sondieren,  ob  Schweden,  wie  der  polnische 
Hof  aussprengt,  eine  Allianz  mit  Frankreich  habe,  durch  welche  es  verpflichtet 
sei,  dem  polnischen  Hof  zu  Erreichung  seiner  Intention  zu  assistieren,  was  far 
Sentimente  Schweden  des  polnischen  Wesens  halber  führe  und  ob  es  sowohl 
freie  Hände  als  auch  Zuneigung  habe,  libertatem  Poloniae  maintenieren  za 
helfen.  Er  hat  nur  von  Lubomirski  ein  Creditiv,  doch  wird  gar  fleissig  mit 
ihm  conferiert,  obwohl  er  selbst  und  auch  die  schwedischen  Ministri  vorgeben, 
dass  er  nur  als  privatus  hier  sei,  um  die  französischen  Gesandten  nicht  zu  sehr 
zu  irritieren.  Die  schwedischen  Ministri  wünschen  des  Kf.  Sentimente  in  der 
polnischen  Sache  zu  erfahren  und  bei  den  gleichen  Interessen  mit  ihm  de  con- 
cert  zu  gehen. 

SoDsten  hat  man  alhie  nicht  ohne  Jalousie  —  vernommeD  die 
Alliance,  welche ^)  zwischen  E.  Ch.  D.,  der  Krön  Dänemark,  Holland. 
Lüneburg  und  Hessen-Cassel  obhanden,  sie  halten  dafür,  dass  selbige 
Allianz  blos  und  allein  getroffen  werde  en  faveur  des  Königs  in  Däne- 
mark und  der  Stadt  Bremen  wider  Schweden  und  wegen  der  un- 
nöthigen  Ombrage,  die  man  gefasset  hätte,  als  wann  Schweden  Desseins 
hätte,  selbige  mit  Krieg  anzugreifen.  H.  Kley')  bat  anhero  referieret, 
dass  E.  Ch.  D.  wegen  der  Stadt  Bremen  ihm  zur  Antwort  gegeben,  dass 
die  Reichsimmedietät  betreffend  I.  K.  M.  Praetensiones  allerdings  fun- 
diret  wären,  das  jus  praesidii  anlangend  hoffeten  E.  Ch.  D.,  dass  I.  K.  M. 
darauf  nicht  bestehen  würden,  könnten  auch  I.  K.  M.  darin  nicht  assistireo, 
die  übrige  Torte,  die  I.  K.  M.  von  der  Stadt  Bremen  gelitten,  wollten 
E.  Ch.  D.  sich  selber  dahin  bemühen,  dass  I.  K.  M.  deshalben  Satis- 
faction  bekommen  möchten,  womit  man  hier  ganz  und  gar  satisfait  ist. 
Man  hat  mir  zum  öftern,  jedoch  en  forme  de  discours  gesaget,  dass, 
wann  E.  Ch.  D.  der  Krön  Schweden  assistiren  wollten,  Bremen  zu 
zwingen,  Schweden  E.  Ch.  D.  hinwiederumb  helfen  wollte,  Magdeburg 
zum  Gehorsam  zu  bringen.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cleff  29.  Mai/8.  Juni  1666. 

[Die    polnische  Angelegenheit.    Kf.  wünscht   sieb    mit  Schweden    zur  Unterstätzung 

Pfalz- Neu burgs  zu  vereinigen.     Der  bevorstehende  V^ergleich  mit  Pfalz-Neuburg.     Das 

Unternehmen  gegen  Magdeburg.] 

8.  Juni.  —  Nachdem    die    Sachen    in  Polen   sich  je  länger  je  gefahrlicher 

anlassen  und  der  Hof  das  Wahlnegotium  quavis  modo  zu  befördern  und 
die  Krön  auf  einen  französischen  Prinzen  zu  bringen  —  sich  äusserst  be- 


0    Die  Qnadrupelallianz,  s.  oben  S.  124 ff.;  Mem.  de  Pomponne  11.  S.  157. 
«)    S.  oben  S.  81. 


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Quadrupelallianz:    Beriebt  Kleibes.    Die  polnische  Angelegenheit.  169 

muhet,  za  Erreichung  solchen  Zwecks  auch  den  Kronmarschall  Lubo- 
mirsky  aufs  heftigste  verfolget  und  sowohl  denselben  als  alle  andere 
Patrioten,  welche  für  die  Freiheit  der  Republik  sprechen  und  diese 
Proceduren  nicht  approbiren  —  wollen,  zu  ruiniren  und  zu  unterdrücken 
suchet,  und  wir  uns  dann  hiebei  zurück  erinnern,  dass  man  von  dieser 
Sache  —  mit  euch  ein  und  anders  geredet*),  auch  sich  zu  vertraulicher 
Communication  gegen  uns  erboten  und  dabei  zu  wissen  begehret,  wohin 
etwa  unsere  Gedanken  zielen  und  wem  mir  hernächst  die  Krön  am 
liebsten  gönnen  möchten,  mit  fernerm  Anhang,  dass  man  daselbsten  auf 
des  H.  Pfalzgrafen  zu  Neu  bürg  Ld.  grosse  Reflection  machte  —  als 
befehlen  wir  euch  gn.,  dass  ihr  euch  zuvorderst  fleissig  und  sorgfaltig 
erkundiget,  ob  man  in  solcher  Intention  annoch  beständig  verharre. 
Wofern  ihr  nun  dessen  genugsam  versichert  sein  werdet,  so  hättet  ihr 
ihnen  zu  vernehmen  zu  geben,  dass  —  wir  der  Sache  fleissig  nachge- 
dacht und,  wofern  es  der  Krön  ein  Ernst  wäre,  uns  darin  mit  derselben 
gänzlich  zu  conformiren  gedächten,  und  weil  man  für  Augen  siehet,  dass 
der  Hof  und  Frankreich  keinen  andern  Zweck  hat,  als  obgedachter- 
maassen  einen  zur  Krön  contra  statuta  et  libertatem  regni  zu  befordern 
und  solches  zu  höchstem  der  Krön  Schweden  und  unserm  Nachtheil, 
anerwogen  man  sich  beiderseits  leichtlich  die  Rechnung  machen  könnte, 
was  die  Nachbarn  von  einem  König,  der  auf  solche  Weise  zur  Krön  ge- 
kommen und  ein  so  mächtiges  Reich  unter  seine  absolute  Gewalt  ge- 
bracht, zu  gewarten  haben  würden,  desswegen  man  sich  allerseits  äusserst 
dahin  zu  bearbeiten,  dass  die  Republik  bei  ihrer  Freiheit  conserviret 
werden  müge,  gleichwohl  aber  die  Sache  nicht  länger  in  dem  jetzigen 
Stande  verbleiben  und,  wenn  man  länger  dabei  still  sitzen  sollte,  in  mora 
periculum  sein  mochte,  zumahlen  es  anitzo  nach  zerschlagenem  Reichs- 
tage alles  auf  die  Extremitäten  anzukommen  schiene.  Solchem  nach 
verlangten  wir  von  der  Krön  zu  vernehmen,  was  sie  bei  so  gestalteten 
Sachen  am  —  diensambsten  erachteten  und  ob  sie  nicht  dafür  hielten, 
dass  man  zu  Abschneidung  aller  Machinationen  —  besser  thun  werde, 
die  Wahl  zu  befordern  und  des  H.  Pfalzgrafen  Person  dabei  zu  recom- 
mendiren,  auch  wenn  die  ordentliche  Wahl  auf  dieselbe  gefallen,  solche 
zum  Effect  und  endlicher  Vollenziehung  bringen  zu  helfen,  und  auf  was 
Weise  und  Wege  dieses  alles  zu  concertiren,  ob  und  was  etwan  von 
diesem  negotio  mit  I.  Kais.  M.  (welche  gleichmässiges  Interesse  bei 
dieser  Sache  hätten)  zu  communiciren,    wie   man  mit  Lubomirsky  zu 

0    S.  ürk.  u.  Act.  IX.  S.  819,  vgl.  oben  S.  167. 


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170     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

handeln  und  welchergestalt  derselbe  dahin  zu  disponiren,  dass  er 
dieses  Dessein  approbire  und  befordern  helfe,  auch  ob  und  wie  man 
demselben  zu  assistiren,  damit  er  vom  Hof  neben  den  andern,  welche 
für  die  Freiheit  der  Republik  annoch  arbeiten,  nicht  gar  unterdrücket 
werde?  Wann  uns  nun  von  allen  diesen  Sachen  der  Krön  Intention 
und  Consilia  im  Vertrauen  eröfihet  wurden,  wollten  wir  uns  nicht  allein 
denselben  gern  conformiren,  sondern  auch,  wann  es  gut  gefunden  werden 
sollte,  darüber  uns  in  einen  Tractat  mit  derselben  einlassen  und  unseres 
Orts  alles  nach  Müglichkeit  befordern  und  zum  Effect  bringen  helfen.  Wir 
wären  anitzo  im  Werk  begriffen^),  mit  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  wegen 
der  Jülischen  Sache  und  insonderheit  wegen  des  Religionwesens  in  diesen 
Landen  und  des  Westphälischen  Kreisdirectorii  halber  uns  in  der  Gute, 
jedoch  absque  praejudicio  tertii,  zu  vergleichen,  damit  diese  Differentien 
bei  dem  andern  Werk  kein  obstaculum  sein  oder  solches  einigermaassen 
hindern  möchten,  wir  hofften  auch  hierin  innerhalb  weinig  Tagen  zur 
Richtigkeit  zu  gelangen,  und  wollten  alsdann  die  Krön  niemand  lieber 
als  diesem  aus  dem  Hause  Pfalz  entsprossenen  Herrn  gönnen,  und  zu- 
gleich mit  der  Krön  Schweden  alle  dienliche  officia  bei  der  Republicq  an- 
wenden, umb  die  Wahl  auf  seine  Person  zu  bringen. 

Ihr  müsset  aber  dieses  alles  mit  höchster  Behutsamkeit  menagiren, 
—  wie  ihr  dann  auch  dasjenige,  was  wir  vom  Vergleich  mit  des  H. 
Pfalzgrafen  Ld.  erwähnet,  wohl  zu  menagiren,  weil  es  vielleicht  aldorten, 
wegen  ihrer  auf  die  Jülische  Succession  habender  Prätension  nicht  an- 
genehm sein  und  sie  diesen  Vergleich  nicht  gern  sehen  mochten.  — 
9.  Juui.  P.  S.     D.  Cleff  9.  Juni  1666.     Auch  werdet   ihr   aus  unserer  Geh. 

Räthe,  des  von  Platen  und  Jena  Schreiben')  mit  mehrerm  ersehen 
haben,  was  wir  wegen  der  Stadt  Magdeburg  für  Resolution  genommen 
und  warumb  wir  unsere  Armee  derends  hin  marschiren  lassen,  wornach 
ihr  euch  dann  gehorsambst  zu  achten. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  2./[12.]  Juni  1666. 

[Verhandlungen  Schwedens   mit  Frankreich    und   Holland.    Unzufriedenheit   über  die 
Quadrupelallianz.     K.  mainzische  Gesandtschaft.] 

12.  Juni.  I^ie  Verhandlungen  der  Schweden  mit  den  holländischen  und  französischen 

Ministris  sind  noch  nicht  zum  Ziele  gekommen,  doch  scheint  es,  dass  Schweden, 

')    S.  ürk.  u.  Act,  XL  S.  731  ff. 
^    S.  oben  S.  16 f. 


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Friedliche  Erklärungen  des  Reichskanzlers.  171 

weil  es  einsieht,  gegen  Holland  und  Dänemark  nichts  tentieren  zu  können, 
suchen  wird,  sich  von  der  englischen  Allianz  abzuziehen  und,  um  dazu  einen 
Prätext  zu  haben  und  zugleich  um  mit  Reputation  aus  dem  Bremischen  Handel 
zu  kommen,  Miene  machen  wird,  mit  Moscau^  etwas  anzufangen\  Die 
projectierte  Allianz  des  Kf.  mit  Dänemark,  Holland  und  dem  Hause  Lüne- 
burg macht  hier  so  grosse  Ombrage,  dass  sie  es  weder  gegen  ihn  noch  gegen 
den  Lüneburgischen  Abgesandten  dissimulieren  können,  sie  glauben,  dass  das 
ganze  Werk  direct  gegen  Schweden  gerichtet  sei,  beschweren  sich  sehr,  dass 
dadurch  Holland  und  Bremen  in  ihrer  Opiniatretät,  ihnen  Satisfaction  zu 
geben,  gestärkt  werden.  Es  ergiebt  sich  ganz  klar  aus  ihren  Discursen,  dass 
es  ihnen  missfällt,  dass  die  evangelischen  Stände  im  Reich  ein  Verbündnis 
machen,  von  welchem  sie  die  Direction  -nicht  haben,  und  in  solche  Postur  sich 
setzen,  dass  sie  sich  selber  schützen  können.  Eine  K. mainzische  Gesandt- 
schaft, der  Baron  v.  Schönborn  und  Truchsess  v.  Wetzhausen,  ist  hier 
angelangt,  sie  haben  ihm  gesagt,  ihr  Anbringen  bestände  nur  darin,  den  König 
zu  ersuchen,  dass  er  das  Compromiss')  wegen  des  Streites  mit  K.Pfalz  auf 
sich  nehme. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
10./[20.]  Juni  1666. 

[Auswechslung   der  Ratificationen.     Friedliche  Erklärungen   des  Reichskanzlers.     Die 
Resolution  an  den  Abgesandten  Lubomirski's.] 

Die  Auswechslung  der  Ratificationen  des  Allianztractats  ^)  wird  in  den  20.  Juni, 
nächsten  Tagen  erfolgen.  Der  Reichskanzler  bezeugt  wegen  des  nunmehr 
gänzlich  vollendeten  Tractats  ein  sonderbares  Vergnügen,  wegen  des  hollän- 
dischen und  dänischen  Wesens  hat  sich  derselbe  ihm  gegenüber  ganz  ähn- 
lich erklärt,  wie  er  schon  neulich  herichtet*),  dass  der  drohende  Krieg  mit 
Moscau  sie  der  Nothwendigkeit  überheben  werde,  sich  in  das  Werk  zwischen 
Holland  und  England  einzumischen,  von  dem  Bremischen  Wesen  redete  er 
so,  dass  der  König  zum  höchsten  wünsche,  amicabili  via  das  Werk  zu  heben, 
und  zu  solchem  Ende  des  Kf.  gute  ofRcia  sich  promittiere,  er  bat  ihn,  express 
zu  referieren,  dass  der  König  zwar  keine  formelle  Mediation  admittieren  könne, 
dennoch  aber  gern  sehen  wollte,  dass  Kf.  durch  seine  Ministros  oder  quavis  alia 
ratione  seine  OfRcia  interponierte ,  damit  der  König  sine  strepitu  armorum  die 
Sache  heben  könnte.  Wegen  der  Pfälzischen  und  Mainzischen  Streitig- 
keit sagte  er,  der  König  werde  zwar  von  K.Pfalz  angereizt,  das  Interesse  des 
Hauses  armis  maintenieren  zu  helfen,  er  werde  sich  aber  bemühen,  die  Sache 
in    der  Güte  beizulegen.    Lubomirski's  Abgesandter*)  ist  wieder  abgereist; 


0  S.  Mem.  de  Pomponne  11.  S.  149ir. 

»)  S.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  593. 

*)  Der  Allianz  vom  27.  März  1666  s.  ürk.  u.  Act.  IX.  8.  819. 

*)  S.  oben. 

A)  S.  oben  S.  167. 


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172        n.  Der  bremische  Krieg,  die  QaadrupelalHanz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

er  hat  eine  Resolution  aus  der  Kanzlei  bekommen,  welche,  wie  man  ihm  be- 
richtet, nur  generale  Contestationen  enthält,  der  König  wolle  sich  bemühen, 
salutem  et  quietem  Poloniae  zu  befordern. 


L    G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
23.  Juni/[3.  Juli]  1666- 

[auf  das  Rescript  vom  29.  Mai/8.  Juni.    Verbandlungen  wegen  der  polnischen  Ange- 
legenheit.   Gunstige  Erklärungen  des  Reichskanzlers.    Die  Bremische  Angelegenheit.] 

3.  Juli.  —    Ob    ich   gleich  versichert  war    sowohl    aus    der   Schwedischen 

Mioistren  als  der  Französischen  Ambassadeurs  Discursen,  dass  man  all- 
hie  noch  stets  in  der  vorigen  Intention  beruhet,  habe  ich  jedennoch  zu 
mehrer  Precaution  diesen  modum  agendi  gebrauchet,  dass  ich  in  den  Cod- 
ferenzen,  welche  ich  bereits  mit  dem  H.  R.Kanzler  und  H.  Biören- 
klow  darüber  gehabt,  nicht  mehr  als  dieses  vorgebracht,  dass  Ew.  Ch. 
D.  mit  grossem  Vergnügen  aus  meinen  Relationen  ersehen,  dass  I.  Kon. 
M.  die  Sachen  in  Polen  so  wohl  erwogen  und  so  heilsame  consilia  da- 
bei führen.  Und  da  sio  darauf  alsofort —  erweisen  wollten,  dass  solche 
ihre  Intention  dem  gemeinen  Besten  gemäss,  fuhr  ich  weiter  fort  und 
declanrte,  dass  Ew.  Ch.  D.  eben  dieselbe  Sentimente  hätte,  that  auch 
diese  Ursach  dazu,  dass,  wenn  ein  König  durch  Oesterreichische  oder 
Französische  Faveur  zu  der  Krone  käme,  wie  es  den  Evangelischen  in 
Polen  gehen  würde  —  contestirte  dabei,  dass  Ew.  Ch.  D.  pro  communi 
causa  ihre  consilia  mit  der  Krön  Schweden  Ämbassade  consocüren 
wollten.  Da  dann  —  der  R.Kanzler  —  weitergegangen  und  selber  vor- 
geschlagen remedium  malorum  praesentium  electionem  novi  regis,  und 
da  ich  darauf  gesaget,  dass  Ew.  Ch.  D.  auch  dieselbe  Meinung  hätten^ 
fragten  alsofort  Ihre  Exe,  wie  E.  Ch.  D.  mit  Pfalz -Neu bürg  stunden 
und  ob  nicht  der  vorhabende  Tractat  seine  Endschaft  gewonnen  und  ob 
nicht  Ew.  Ch.  D.  die  Krön  Polen  Pfalz-Neuburg  gönnen  wollten.  Das 
erste  und  andere  betreffend  sagte  ich,  E.  Ch.  D.  stünden  mit  Pfalz- 
Neu  bürg  in  guter  Correspondenz  und  wären  die  Differenzen  leicht  bei- 
zulegen, wobei  ich  dann  ebensowenig  als  sonst  aus  anderen  Umständen 
und  Discursen  observiren  können,  dass  die  Krön  das  Interesse,  welches 
I.  Kön.  M.  Haus  bei  dem  Vergleich  hat,  sich,  sehr  hoch  angelegen  sein 
lassen,  und  als  ich  sowohl  dieses  letztere  als  auch  weiter  bloss  dis- 
cursive  gedachte,  dass  Pfalz-Neuburg  sowohl  wegen  seinei*  Meriten 
die  Krön  meritiret,  als  auch  sonst  weder  den  Ständen  in  Polen  noch 
den  Nachbarn    solche   considerationes   gebe,    als    die  andern  Candidati, 


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Verhandlungen  wegen  der  Wahl  Pfalz- Neu burgs  in  Polen.  173 

aotworteten  I.  Exe:  Je  souhaitterois  fort,  que  vous  puissiez  dire  cela 
par  ordre,  und  fügten  noch  dieses  dabei,  dass  Pfalz- Neu  bürg  würde 
wohl  bei  Antretung  als  Continuation  dero  Regierung  dankbar  sein,  ver- 
sprachen dabei,  dass,  nachdem  sie  solches  I.  E.  M.  vorgetragen,  weiter 
mit  mir  daraus  zu  reden,  dabei  ichs  also  für  das  erste  Mal  bewenden 
Hess.  Dem  H.  R.Truchsess  und  dem  H.  R.Admiral^)  habe  ich  auch 
einige  Ouvertüre  davon  gethan,  welche,  gleichwohl  sie  alle  zu  selbem 
Werk  incliniren,  also  sagen  sie  hingegen  einmüthig,  dass  I.  K.  M.  sich 
in  nichts  engagiren  können,  ehe  sie  mit  Bremen  richtig  wären,  sie  be- 
gehrten nichts  als  die  Aufhebung  der  Immedietät,  Ew.  Ch.  D.  könnten 
ihr  gar  leicht  mit  der  Stadt  zu  rechte  helfen  und  würden  I.  K.  M.  da- 
durch freie  Hände  machen,  das  gemeine  Interesse  desto  kräftiger  in  Acht 
zu  nehmen.  Es  gehen  bei  heutiger  Post  desswegen  Schreiben  ab  an 
Ew.  Ch.  D. ')  und  das  ganze  Haus  Lüneburg'),  und  sagte  mir  def  H. 
R.Kanzler,  dass  der  H.  R.Feldherr  der  Stadt  mit  mehrerm  Ernst 
zusprechen  würde.  Ich  habe  ihnen  darauf  geantwortet,  es  wäre  solches 
eine  Sache,  die  dem  ganzen  Reiche  anginge,  Ew.  Ch.  D.  könnten  für 
sich  selber  nichts  dabei  statuiren,  auch  nicht  mehr  als  gute  officia  bei- 
tragen. — 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
27.  Juni/[7.  Juli]  1666. 

[Der  Reichskanzler  wünscht  Abscbluss  eines  Vertrages  wegen  der  Wahl   Pfalz-Neu- 
burgs.    Der  glückliche  Ausgang  des  Unternehmens  gegen  Magdeburg.] 

Graf  de  la  Gardie  wünscht,  dass  Kf.  mit  dem  Könige  wegen  der  Wahl  7.  Juli. 
Pfalz-Neuburgs  einen  Tractat  aufrichte  und  dass  Cr.  sich  dazu  Vollmacht 
verschaffe,  zum  Commissar  ist  Berenklau  allein  ernannt  worden,  welches  bei 
geheimen,  importanten  und  angenehmen  Sachen  zu  geschehen  pflegt.  Doch 
scheint  der  Reichskanzler  zu  fürchten,  dass  es  dem  Kf.  nicht  ein  rechter  Ernst 
sei  und  dass  derselbe  vielleicht  später  die  Partei  des  Hofes  nehmen  möchte,  es 
wäre  daher  gut,  wenn  Kf.  deswegen  generaliter  an  Wrangel  schriebe  und 
denselben  ersuchte,  dieses  negotium  hier  zu  recommendieren. 


')    Gustav  B'onde  und  G.  0.  Stenbock. 

')  d.  Stockholm  23.  Juni  1666,  darin  zeigt  die  schwedische  Regentschaft  an,  dass 
sie  wegen  der  fortgesetzten  Insolenz  Bremens  sich  genöthigt  sehe,  der  Stadt  etwas 
näher  zu  treten  und  sie  zunächst  in  ihren  Mauern  einzusperren,  und  ersucht  den  Kf., 
nachdem  er  oft  seine  Cooperation  angeboten,  um  die  Stadt  zur  Gebühr  zu  vermögen, 
sich  deswegen  zu  bemühen  und  darüber  mit  Wrangel  vertraulich  zu  correspondieren. 

»)    S.  Köcher  I.  S.  471. 


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174     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Die  Magdeburgische  Sache  betreffend,  habe  ich  Ew.  Ch.  Durcbl. 
gnädigsten  Befehl  in  einem  Rescripto  vom  9.  Juni  und  des  H.  von  Plate 
und  H.  von  Jehna  Schreiben  und  Instruction  de  dato  Halberstadt  vom 
22.  MaJL  den  20.  Juni  und  zugleich  auch  bei  selbiger  Post  von  Hamburg 
die  Nachricht  erhalten,  dass  die  Sache  gänzlich  gehoben.  —  Ich  habe 
demnach  an  gebührenden  Orten  angebracht,  dass  E.  Ch.  D.  nicht  hätten 
unterlassen  wollen,  I.  K.  Maj.  der  guten  Freundschaft  und  Vertraulichkeit 
nach  solches  dessein  und  alle  dabei  führende  Intentionen  zu  notificiren, 
welches  ich  dann  nicht  würde  unterlassen  haben,  wann  das  Schreiben 
zu  rechte  kommen  wäre,  gebührend  abzulegen.  Der  höchste  Gott  ver- 
leihe Ew.  Ch.  D.  ferner  solches  Gluck,  dass  man  den  Anfang  und  glück- 
liche Vollziehung  dero  desseine  zugleich  bei  einer  Post  erfahre.  Ich 
kann  nicht  anders  von  hier  berichten,  als  dass  sie  sowohl  wie  das  Ge- 
rüchte lief,  dass  E.  Ch.  D.  solches  entrepreniren  wollten,  als  auch  nach- 
mals, da  man  den  Ausschlag  der  Sachen  erfahren  und  ich  solches  — 
notificiret,  Ew.  Ch.  D.  dazu  viel  Glücks  gewünschet,  sie  haben  gar  hoch 
contestiret,  dass  Ihre  Kön.  Maj.  solches  nicht  anders  als  gern  hören 
könnten,  als  eine  Sache,  welche  Ihrer  Kön.  Maj.  zu  keinem  Schaden, 
Ew.  Ch.  D.  aber  zum  Vortheil  gereichete.  Zwar  da  [sie!]  leicht  zu  er- 
messen, dass  sie  gerne,  dass  dergleichen  Städte,  als  welche  in  Kriegs- 
zeiten ihnen  nützlich  sein  können,  ohne  Garnison  blieben,  aber  gleich- 
wohl haben  sie  sich  nicht  das  geringste  merken  lassen,  da  sie  doch  noch 
anizo  wegen  Erfurt  übel  zufrieden  sein,  solches  auch  gegen  die  Chur- 
Maintzische  Abgesandte  nicht  verborgen.  — 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
ll./[21.]  Juli  1666. 

[Schweden   nimmt  die  Vermittlung  des  Rf.  und   der  braunschweigiscben  Herzoge  an, 
ist  bereit,  der  Quadrupelallianz  beizutreten.] 

21.  Juli.  Der  Reichscommission  ^)  will    man    sich   hier    zwar   nicht  entziehen,    lässt 

aber  wohl  merken,  dass  man  dieselbe  nicht  gern  sieht,  dagegen   ist  man  über 
den  Vorschlag  des  Kf.^)  sehr  erfreut,  der  R.Kanzler  bekannte  selbst,  dass  Kf. 

1)  S.  oben  S.  83.  Kf.  hatte  v.  Cr.  (d.  Cleve  9./19.  Juni  1666)  beauftragt  an- 
zuzeigen, dass  ihm  diese  Commission  mit  übertragen  sei. 

^)  Kf.  hatte  3.  Juli  v.  Crockow  die  dem  bremischen  Abgesandten  Eden  er- 
theilte  Resolution  (sie  liegt  den  Acten  nicht  bei,  ihr  Inhalt  aber  ergiebt  sich  aus  dem 
Schreiben  von  demselben  Tage  an  V^rangel  oben  S.  83)  zugeschickt  und  ihn  be- 
auftragt,  dieselbe   der    schwedischen  Regierung   mitzutheilen   und  sich  zu  bemühen. 


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Die  magdeburglsche,  bremer  und  polnische  Angelegenheit.  175 

in  der  That  der  Krone  Bestes  suche.  Doch  hat  er  auf  seine  Bitten  wegen 
Einstellung  der  Thätlichkeiten  nur  die  Zusage  erhalten,  dass  Wränge  1  die 
Stadt  nicht  attaquieren  würde,  die  Blokade  könnte  nicht  aufgehoben  werden, 
der  König  werde  aber  bei  den  Tractaten  zeigen,  dass  er  eine  gütliche  Compo- 
sition  wünsche,  Kf.  und  das  Haus  Lüneburg  möchten  die  Mediation  antreten. 
Gestern  hat  ihm  der  R.Kanzler  gesagt,  sein  König  wolle  in  die  neulich 
von  Holland  projectierte  Allianz  eintreten,  wenn  nur  dieselbe  nicht  direct  gegen 
England  gerichtet  und  Schweden  gegen  Dänemark  garantiert  würde.  Als 
Cr.  seine  Veiwunderung  über  diese  schleunige  Mutation  zu  erkennen  gab, 
äusserte  er,  der  König  wisse  zwar,  dass  das  Absehen  dieser  Allianz  ursprüng- 
lich vornehmlich  gegen  Schweden  gerichtet  gewesen  sei,  njichdem  er  aber  mit 
Bremen  durch  des  Kf.  Zuthun  in  der  Güte  zurecht  zu  kommen  hoffe,  anderer- 
seits auch  der  Welt  genugsam  zu  erkennen  gegeben  habe,  dass  er  nichts  Feind- 
liches gegen  Dänemark  vorhabe,  so  meine  er,  dass  auch  die  sämmtlichen  Contra- 
henten  nur  noch  rationem  pacis  et  quietis  publicae  suchen  würden,  wozu  er 
sich  gern  mit  verbinden  wolle.  Cr.  glaubt  aber,  dass  die  holländische  Victoria  *) 
zu  dieser  Resolution  viel  contribuiert  habe. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  KurfUrsten.     D.  Stockholm 
18./[28.]  Juli  1666. 

[Auswechslung  der  Ratificationen.    Project  eines  Traetats  wegen  der  polnischen  Wahl.] 

Gestern    sind    die  Ratificationen   ausgewechselt  worden,  alle  schwedischen  28.  Juli. 
Minister  bezeugen  über  die  Vollziehung  dieses  Traetats  grosse  Freude. 

Die  polnische  Sache  hat  sich  hisher  daran  gestossen,  dass  man  noch  immer 
gegen  Kf.  Verdacht  hegte  und  dass  de  la  Gardie  im  Gegensatz  zu  BiÖrnklou 
und  Cr.  meinte,  das  Dessein  musste  auch  Frankreich  mitgetheilt,  und  ver- 
sucht werden,  dasselbe  dafür  zu  gewinnen.  Doch  ist  er  endlich  selbst  anderer 
Meinung  geworden,  Cr.  hat  darauf  fleissig  auf  das  Project  gedrungen  und,  nach- 
dem die  von  Pfalz-Neuburg  eingekommenen  Nachrichten  alle  suspiciones 
benommen,  ist  ihm  ein  solches  zugestellt  worden,  welches  aber  nur  dazu  dienen 
soll,  vor  aller  Welt  die  Intention  zu  rechtfertigen.  Das  Dessein  selbst  soll  in 
einem  Articulo  oder  Tractatu  secreto  weiter  concertiert  werden,  darin  soll  ge- 
handelt werden:  1)  de  certa  candidati  persona,  2)  de  modo  recommendandi 
illam  sowohl  bei  dem  Könige  und  den  Ständen  cujusque  factionis  in  Polen 
als  auch  bei  dem  Kaiser  und  dem  Könige  von  Frankreich,  3)  de  modo 
promovendi  et  manutenendi  illam,  si  legitime  a  republica  eligatur  repugnantibus 
tantum  aliquibus  factiosis  et  alicui  illegitime  procedenti  candidato  adhaerentibus 
idque  1)  officiis  amicabilibus  et  reconciliatoriis,  2)  auxiliis  mittendis  pro  legitime 
electo,  3)  wann  'es  nöthig  und  die  Republik  es  begehrte,  efficaciore  succurrere 


dass  seine  Vermittlung  angenommen   und   inzwischen    die  Stadt   mit  Thätlichkeiten 
verschont  werde. 

*)    Die  Seeschlacht  vom  IL— 14.  Juni  1666,  s.  oben  S.  129. 


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176     II-  I^er  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

ei  modo.    Wenn  Cr.  Vollmacht  und  Instruction   hierzu  erhielte  0,   würde  man 
sich  darüber  gar  bald  und  leicht  vergleichen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow,     D.  Cleff  8.  September  1666. 

[auf  die  Relation  vom  18./[28.]  Juli.  Hedenken  gegen  den  schwedischen  Vorschlag, 
Pfalz-Neuburgs  Wahl  offen  dem  Könige  von  Polen  und  der  Republik,  sowie  dem 
Kaiser  zu  recommendieren.     Dem   Konig  von  Frankreich    zu    machende    Eröffnungen. 

Bericht  v.  Hoverbecks.] 

8.  Sept.  —  Nun    haben    wir   zwar    bei    dem    entworfenen  Project  kein  Be- 

denken, weil  »ich  aber  inmittelst  die  Conjuncturen  und  der  Zustand  in 
Polen  sehr  geändert,  so  müsste  unsres  Ermessens  auch  der  Vergleich  in 
etwas  geändert  und  dergestalt  eingerichtet  werden,  dass  er  auf  die 
jetzigen  Zeiten  zu  appliciren  stände.  Was  den  Tractatum  secretum  be- 
trifft, da  ist  euch  aber  alle  puncta  unsere  Intention —  bekannt,  gestalt 
euch  dann  anfänglich  nicht  unbewusst,  wohin  unsere  Gedanken  ratione 
personae  zielen.  Ob  und  welchergestalt  dieselbe  bei  dem  Könige  zu 
recommendiren,  darin  müssen  wir  noch  zur  Zeit  sehr  anstehen  und 
zweifeln,  ob  dergleichen  Recommendation  ihm  einigen  Nutzen  oder  Vor- 
theil  schaffen  würde,  jedoch  könnte  der  König  auch  wohl  endlich  des 
Handels  müde  werden  oder  sonsten  durch  einige  Veränderung  auf  die 
Gedanken  gerathen,  dass  er  von  Beförderung  eines  französischen  Subjecti 
zur  Krön  abstünde,  welchenfalls  ihm  wohl  verschiedene  Ursachen  fürge- 
stellet  werden  könnten,  warurob  er  billig  des  H.  Pfalzgrafen  Person  für 
andern  zur  Succession  zu  recommendiren.  Jedoch  wollen  wir  Ihr.  K.  M. 
Meinung  hierin  vernehmen  und  uns  damit  gern  vereinigen.  Bei  der 
Republik  und  denen  Ständen  öffentlich  die  Person  zu  recommendiren 
möchte  sich  bei  den  jetzigen  Conjuncturen  und  da  man  wider  die  Wahl 
ein  so  hartes  Gesetz')  vom  neuen  bei  dem  jüngsten  Vergleich  gemacht, 
auch  nicht  allerdings  schicken,  inmittels  haben  wir  unserm  Hoverbeck 
gnädigst  befohlen^),  unter  der  Hand  dieses  negotium  ein  und  andern 
Orts  zu  befördern,  welches  I.  K.  M.  dero  Abgesandten  in  Polen  auch 
ausser  Zweifel  befohlen.     Sollte  es  aber,    wie  wohl  zu  vermuthen,  bald 


^)  Kf.  übersendet  an  Cr.  (d.  CJeve  30.  Juli  1666)  eine  Vollmacht  zu  Unterhand- 
lungen; mit  weiterer  Instruction  werde  er  ihn  versehen,  sobald  er  des  Königs  Senti- 
mente  über  jene  Punkte  erfahren  haben  werde,  Cr.  solle  sich  nicht  zu  weit  engagieren, 
bis  Kf.  mit  Pfalz-Neuburg,  der  in  puncto  religionis  sich  sehr  hart  zeige,  (s.  Urk. 
u.  Act.  XI.  S.  734)  einig  sei. 

0    S.  Kochowski,  Annales  Poloniae  III.  S.  246. 

^    S.  das  Rescript  an  denselben  vom  16.  Juni  1666  unten  Abschn.  III. 


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Bedenken  gegen  offene  Empfehlung  Pfalz-Nenburgs.  177 

wiederum b  zu  einer  Ruptur  gerathen,  solchenfalls  könnte  man  wohl  etwas 
mehr  bei  der  Sache  thun  und  alsdann  solche  öffentlich  der  guten  Parthey 
recommendiren  und  sie  in  ihrer  bereits  habenden  guten  Intention  stärken, 
die  dissentientes  aber  mit  Fürstellung  dienlicher  Motiven  und  Persua- 
sionen  zu  gleicher  Meinung  zu  bringen  bemuhet  sein,  auch  sich  alsdann 
des  Werks  weiter  mit  einigem  ferneren  Nachdruck  annehmen,  aller- 
maassen  solches  auch  in  dem  projectirten  Tractat  mit  mehrerm  bereits 
angeführet  ist. 

Ob  das  negotium,  wie  man  aldorten  glauben  will,  beim  Kaiser  so 
leicht  durchzutreiben,  daran  müssen  wir  desswegen  zweifeln,  weil  Pfalz* 
Neu  bürg  selbst  desshalben  noch  keine  beständige  Versicherung  hat. 
Zwar  hat  der  Kaiser  für  diesem  mündlich  dem  H.  Pfalzgrafen  desshalber 
einige  Promessen  gethan,  hernachgehends  auch  durch  particular  Schreiben 
demselben  Vertröstung  geben  lassen,  dass  er  noch  in  derselben  guten 
Intention  continuirte,  es  ist  aber  noch  zur  Zeit  unseres  Wissens  niemand 
von  denen  furnembsten  kaiserlichen  ministris  oder  Räthen,  worauf  man 
sich  zu  verlassen.  Mit  dem  bei  unserm  Hof  sich  aufhaltenden  Baron 
de  Goes  haben  wir  zwar  obiter  per  discursum  aus  dem  Werk  reden 
und,  wohin  I.  Kais.  M.  Gedanken  zieleten,  sondiren  lassen  0,  er  hat  aber 
sehr  grosse  Diffidenz  und  froideur  gegen  den  Pfalzgrafen  behauptet  — 
hat  auch  zwar  über  sich  genommen,  desswegen  an  den  kaiserlichen  Hof 
zu  schreiben,  bis  dato  aber  haben  wir  nichts  weiter  erfahren  noch  einige 
Antwort  erhalten,  welches  uns  dann  billig  gross  Nachdenken  verursachet 
und  Anlass  gegeben,  mit  etwas  Behutsambkeit  in  der  Sache  zu  proce- 
diren;  zumahlen  wir  auch  von  gewisser  Hand  die  Nachricht  erlanget'), 
dass  der  Grossmarschalck  Lubomirsky  ohngeachtet  aller  gehabten  Ad- 
vantagen  —  durch  den  kaiserlichen  bei  ihm  gewesenen  Abgeordneten 
zum  gütlichen  Vergleich,  Submission  und  Abbitt  gegen  den  König  dis- 
poniret  und  persuadiret  worden,  wodurch  wir  fast  auf  die  Gedanken  ge- 
bracht worden,  als  suche  man  am  Kais.  Hofe  nur  Zeit  zu  gewinnen  und 
hab  das  Absehen  entweder  auf  Baiern  oder  Lothringen  gerichtet.  — 
Weil  nun  wegen  I.  K.  M.  ohnlängst  der  Palbitzky  am  kaiserlichen  Hof 
gewesen,  so  verlanget  uns  zu  vernehmen,  was  derselbe  etwan  ausgerichtet 
und  in  Erfahrung  gebracht.  — 

Was  Frankreich  betrifft,  da  halten  wir  nicht  für  dieusamb,  dass 
man  dieses  Uessein  eben  so  gar  heimlich  für  selbige  Krön  halte  und  da- 

1)     S.  üjk.  u.  Act.  Xr.  S.  747 f.;  XIV.  1,  S.  274f. 

*)     S.  Hackebergs  Bericht  vom  20.  Juli  IGGO  unten  Abschn.  III. 

Mater,  t.  Gesch.  d.  O.  Karfürsten.    XII.  12 


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178     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigrun^  etc. 

von  nichts  communicire,  dann  der  König  es  doch  ausser  allen  Zweifel 
erfahren  und  sich  alsdann  wohl  allerhand  und  widrige  impressiones  da- 
von einbilden  lassen  möchte.  Dannenhero  wir  ohnfürgrei flieh  für  dien- 
samb  ermessen,  dass  sowohl  Schweden  als  wir  dem  Könige  gleichsam 
im  Vertrauen  zu  vernehmen  geben,  wie  grosse  Ungelegenheit  und  Gefahr 
wir  beiderseits  als  die  nächsten  Nachbarn  von  Polen  wegen  der  darin 
immerhin  sich  ereugenden  und  fast  täglich  zunehmenden  gefahrlichen 
Conjuncturen  stünden.  —  Weil  nun  alle  diese  Ungelegenheiten  daher 
rühreten,  dass  der  Hof,  oder  vielmehr  die  Königin,  ihren  Vetter  zur  Krön 
befordern  wollte,  die  Republiq  aber  dazu  ganz  nicht  incliniret  wäre,  so 
gebe  man  dem  König  in  Frankreich  zu  bedenken  anheimb,  ob  er  nicht 
besser  thun  würde,  dass,  weil  doch  die  Königin  sich  einzig  auf  seine 
Assistenz  verlasset  und  dadurch  das  Werk  durchzutreiben  vermeinet,  er 
von  dieser  Intention,  im  Fall  er  selbige  gehabt,  zu  Beruhigung  der 
Christenheit  und  zu  Conservation  sowohl  des  Königreichs  Polen  als  der 
Benachbarten  abstehen  und,  wo  nicht  befördern,  doch  geschehen  lassen 
möge,  dass  ein  anderer  ihm  anständiger  Fürst  und  in  specie  Pfaltz- 
Neu  bürg  —  zur  Krön  befordert  werden  möchte.  — 

Dieses  wären  unsere  unvorgreifliche  Gedanken,  wir  verlangten  aber 
Ihr.  K.  M.  hochvernünftige  Sentimenten  von  der  Sache  auch  zu  ver- 
nehmen, mit  denen  wir  uns  gern  conformiren  würden.  Im  übrigen  wird 
man  sich  leicht  vereinigen  können,  wenn  es  so  weit  gebracht  sein  wird, 
dass  die  Wahl  auf  den  H.  Pfaltzgrafen  gefallen  ist,  wie  und  welcherge- 
stalt  derselbe  zu  mainteniren,  unserstheils  sein  wir  erbietig,  alsdann  dem- 
selben mit  einem  considerablen  corpo  zu  assistiren,  welches  die  Krön 
Schweden  verhoffentlich  auch  thun  wird,  und  stellen  wir  in  I.  K.  M. 
Belieben,  ob  man  sich  solcher  Assistenz  halber  anitzo  nur  in  genero 
verbinden,  die  specialia  aber,  wie  stark  dieselbe  sein  und  welchergestalt 
man  die  operationes  anzustellen,  bis  dahin  ausgesetzet  lassen  wolle. 

P.  S.  Hoverbeck  berichtet  aus  Polen,  dass  der  Hof  sich  sehr  bemühe, 
sein  Desseio  durchzuführen  und  auch  Lubomirsky  auf  seine  Seite  zu  bringen, 
dass  der  schwedische  Gesandte  LiiiehÖck  vom  Hofe  sehr  caressiert  werde, 
dass  Lubomirsky  und  seine  Partei  mit  den  Schweden  nicht  wohl  zufrieden 
seien,  dass  der  Abgesandte  zweierlei  Instructionen  habe,  sowohl  auf  den  Fall, 
wann  die  Sache  nach  des  Hofs  Intent  ausschlagen,  als  auch  wann  es  nach  der 
Woiwodschaften  Wunsch  und  Willen  ablaufen  sollte.  Cr.  soll  fleissig  Acht 
geben,  ob  man  auch  in  Schweden  beständig  bei  dem  bekannten  Vorhaben  zu 
verbleiben  gesonnen. 


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Die  polnische  und  bremische  Angelegenheit.  179 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
5./[15.]  September  1666. 

[Stand  der  bremischen  Angelegenheit.     Befürchtungen  wegen  Polen.] 

Man  besteht  hier  in  der  Bremischen  Sache  auf  der  Abolition  der  Im-  15.  Sept. 
medietät;  Cr.  hat  nur  discursweise  seine  Vorstellungen  dagegen  erhoben,  der 
Lüneburgische  Abgesandte  Plate  aber  hat  deutlicher  gesprochen  und  eine  Re- 
solution begehrt,  dieselbe  aber  noch  nicht  erhalten.  Man  ist  hier  dieser  Sache 
halber  mit  Kf.  viel  besser  zufrieden  als  mit  den  Lüneburgern,  man  hat  Nach- 
richt vom  kaiserlichen  Hofe,  Herzog  Georg  Wilhelm  habe  an  den  Kaiser 
geschrieben,  ihm  salutem  civitatis  Bremensis  recommendiert  und  sich  offeriert, 
die  Stadt  zu  secundieren,  Kf.  hätte  auch  dahin  geschriehen,  aber  mit  mehr 
Moderation,  sie  sind  auch  mit  des  Kf.  Gesandten,  welche  in  Bremen  gewesen, 
wohl  content.  Gr.  erwartet  mit  grossem  Verlangen  nähere  Ordre  wegen  des 
anbefohlenen  negotium,  zumal  er  zum  öfteren  darum  befragt  wird.  Man  glaubt 
hier,  der  Friede  in  Polen  werde  nicht  lange  Bestand  haben,  sie  haben  Nach- 
richt, die  Königin  werde  von  ihrem  proposito  nicht  nachlassen,  sie  fürchten 
auf  dem  nächsten  Reichstage  eine  gefährliche  Recidive,  beschuldigen  Lubo- 
mirsky  des  Verrathes. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
17./[27.]  September  1666. 

[Stand    der   bremischen  Angelegenheit.     Nachrichten   über  die  Pläne   des  polnischen 

Hofes.] 

Er  hat  fleissig  den  regierenden  Herren  und  anderen  vornehmen  Ministris  27.  Sept. 
wegen  gütlicher  Beilegung  der  Bremischen  Sache  Vorstellungen  gemacht, 
sie  haben  darauf  geantwortet,  der  König  sei  dazu  bereit,  aber  die  Im  medietät 
müsse  gehoben  werden.  Sie  haben  lange  nicht  gestehen  wollen,  dass  der  R.- 
Feldherr in  suspensionem  renuntiationis  immedietatis  usque  ad  finem  hujus  se- 
culi  consentiert'),  und  es  hat  fast  geschienen,  dass  sie  solche  nicht  allerdings 
approbieren,  wiewohl  sie  jetzt  sich  nicht  anders  merken  lassen,  als  damit  zufrie- 
den zu  sein,  und  sagen,  der  R.-Feldherr  habe  nicht  Ordre,  die  Stadt  mit  Gewalt 
anzugreifen,  sondern  nur  zu  blocquieren.  Vor  einigen  Tagen  ist  ein  Courier  von 
K.Pfalz  angekommen  und  hat'-')  um  schleunigen  Succurs  angehalten,  der  Pfäl- 
zische Minister  ist  schon  abgereist,  er  macht  grosses  Fundament  auf  die  schwe- 
dische Assistenz,  aber  schwedische  Ministri  haben  Cr.  gesagt,  er  habe  keinen 
Tractat  gemacht,  sondern  nur  eine  schriftliche  Resolution  erhalten,  in  welcher  ihm, 
aber  sehr  beschränkt,  Hülfe  gegen  unrechtmässige  Gewalt  versprochen  ist.  Man 
wünscht  hier  lieber,    dass  K.Pfalz  Friedens  halber  etwas  nachgebe  als  durch 

')    S.  oben  S.  91. 

*)    8.  Häusser,  Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  IL  S.  624,  oben  S.  93.  95. 

12* 


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180     If-  l^cr  bremische  Krieg,  die  Qiiadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

garza  grosse  fermete   sich   ein  Unglück  von  den  herumliegenden  Katholischen 
verursache. 

Sie  vermeinen  gewisse  Nachricht  zu  haben,  dass  der  polnische 
Hof,  sehend,  dass  die  Polen  sich  nitsht  wollen  bewegen  lassen,  den  Duc 
d'Anguin  zum  Könige  zu  nehmen,  suchet,  die  Littauer  apart  zu  ge- 
winnen, und  gänzliche  Hoffnung  hat,  dass  selbige  Stände  ihn  zum  Gross- 
forsten  erklären  und  die  Polen  endlich  nachfolgen  werden,  zu  welchem 
Ende  gemeldeter  Duc  künftigen  Frühling  in  einem  oder  anderen  Hafen 
in  Curland  anlanden  würde.  Berenk  lau  hat  von  mir  expres  begehret, 
dass  ich  solches  referiren  möchte,  damit  E.  Ch.  D.  solches  mit  denen  Re- 
lationen, welche  sie  von  selbigen  Orten  haben,  conferiren  und  die  Wahr- 
heit also  erforschen  und  bei  Zeiten  de  remediis  prospiciren  könnten.  Sie 
haben  mir  gesagt,  dass  Graf  Königsmarck  von  Paris  geschrieben,  dass 
der  Prince  de  Conde  noch  neulich  dem  Könige  in  Frankreich  gerathen, 
quavis  ratione  Schweden  wegen  der  Polnischen  Sache  zu  gewinnen,  da- 
bei aber  auch  versichert,  dass  solches  nicht  geschehen  würde,  sondern 
sie  würden  fest  bei  ihrer  Resolution  verbleiben,  und  weil  selbige  Gefahr 
picht  eben  so  nahe  vor  der  Thür,  sondern  erstlich  künftigen  Frühling 
zu  besorgen,  als  hätten  sie  mittlerweile  Zeit  conjunctim  mit  E.  Ch.  1). 
Mittel  und  Woge  zu  ergreifen,  um  die  Gefahr  abzuwenden.  — 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  KnrfÜrsten.     D.  Stockholm 
22.  Septeraber/[2.  Oetober]  1666. 

[auf  das  Rescript  vom  8.  September.     Günstiger  Stand  der  bremischen  Angelegenheit. 
Schweden  will  eventuell  K.Pfalz  unterstützen,  Graf  Dohna  nach  Holland  schicken.] 

2.  Oct.  '  Er  hat  erst  heute  früh  mit  dem  R.Kanzler  conferiert,  kann  darüber  erst 
mit  nächster  Post  Bericht  erstatten,  versichert  aber,  dass  man  hier  beständig 
bei  der  vorigen  Intention  verbleibt.  Das  bremische  Wesen  anlangend,  hat 
der  R.  Kanzler  gesagt,  er  könnte  nicht  exprimieren,  wie  satisfait  der  König  mit 
des  Kf.  officiis  wäre,  sie  hielten  die  Sache  für  gethan,  mit  heutiger  Post  ginge 
an  den  R. Feldherrn  Ordre  ab,  mit  den  Hostilitäten  einzuhalten.  K.Pfalz  wollte 
der  König  ermahnen,  das  Compromiss  fortgehen  zu  lassen  und  einen  Waffen- 
stillstand zu  treffen,  wenn  er  diesem  Wege  folgte,  die  Gegner  sich  dazu  aber 
nicht  verstehen  würden,  so  sei  er  entschlossen,  ihn  nicht  zu  verlassen,  der  R.- 
Feldherr hätte  Ordre,  1500  Reiter  und  500  Dragoner  zu  solchem  Ende  parat  zu 
halten.  Da  die  Verhandlungen  mit  Isbrand  nicht  zur  Einigung  geführt  haben, 
so  gedenkt  Schweden')  einen  letzten  Versuch  zu  machen  und  Graf  Dohua 
nach  Holland  zu  schicken,  um  die  Differenzen  abzuthun,  der  R.Kanzler  hat  ihn 

')     Vgl.  Mem.  de  Pomponne  IL  S.  299f. 


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Die  polnische  und  bremische  Angelegenheit.  181 

beauftragt,  Kf.  zu  ersuchen,  dieses  zu  befördern  und  schon  vorher  unterbauen 
zu  helfen. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     I).  Stot^kholm 
3./[13.]  October  1666. 

[MittheiluDg  des  Erb  Vergleiches  mit  Pfalz-Neuburg.     Bedenkliche  Nachrichten  in  der 

bremischen  Angelegenheit.] 

Er  hat  noch   keine  Resolution   erhalten  können.     Er  bat  den  mit  Pfalz-  13.  Oct. 
Neuburg  geschlossenen  Tractat*)  dem  R.Kanzler  mitgetheilt  und  zugleich  re- 
monstriert, dass  Kf.  darin  den  Prätentionen  des  Königs   kein  Präjudiz  zugefügt 
habe,   es  ist  dies  auch,   soviel  er  hat  merken  können,  wohl  aufgenommen  und 
nichts  dabei  desideriert  worden. 

Ihn  wie  viele  andere  hat  sehr  verwundert,  dass,  obwohl  Zeitung  einge- 
kommen, dass  der  R.Feldherr  sub  spe  rati  mit  Bremen  geschlossen,  und  man 
auch  resolviert,  dasselbe  zu  ratiiicieren,  dennoch  die  dahin  bestimmten  2000  Mann 
in  See  gegangen  sind;  die  schwedischen  Ministri  haben  ihm  auf  seine  Anfrage 
deswegen  geantwortet,  es  wäre  mit  Bremen  noch  nicht  gänzlich  geschlossen, 
man  wisse  auch  nicht,  ob  die  Stadt  dabei  bleiben  wurde,  müsste  auch  auf 
Mittel  sinnen,  im  Fall  der  Noth  K.Pfalz  zu  secondieren,  und  sie  wüssten  auch 
nicht,  wie  sie  es  mit  Holland  hätten. 

Hier  über  Hamburg  eingelaufene  Zeitungen  von  der  Gefangennahme  des 
Gen.-Feldz.  Uffeln'*'),  ferner,  dass  die  Inneburgische  Armee  ein  Lager  unweit 
Bremen  formiert,  und  dass  Kf.  und  K.Cöln^)  in  der  Sache  auch  etwas  thun 
wollten,  haben  hier  grosse  Alteration  verursacht.  Cr.  hat  letzteres  bestmöglichst 
abgelehnt. 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cleff  13.  October  1666. 

[Neue  ßemnhungen,  den  Streit  mit  Bremen  gütlich  beizulegen.     Die  Quadrupelallianz.] 

Nachdem  Kf.  durch  die  gestrige  Post  unvermnthlich  vernommen,  dass  die  13.  Oct. 
Handlung  zu  Bremen  fast  ganz  abgebrochen  und  seine  Gesandten  von  dort 
weggegangen  seien,  hat  er  in  dem  Wunsche,  dass  dieser  Streit  endlich  durch 
gütliche  Mittel  gehoben  werde,  dieselben  aufs  neue  an  den  R.  Feldherrn  gesen- 
det*). Auch  Crockow  soll  die  nöthigen  Vorstellungen  machen,  dass  der  Streit 
beigelegt  und  nicht  durch  Continuation  der  Blocquade  und  andere  Thätlichkeiten 
Anlass  zu  höchstgefährlichen  Troublen  gegeben  werde.  Kf.  verhandelt  schon 
seit  geraumer  Zeit  im  Haag  über  eine  Defensivallianz  mit  Dänemark,  den 
Herzogen  zu  Braunschweig,   Hessen-Cassel   und  dem  Staat*),    auf  sein 


•) 

S.  ürk.  u.  Act.  XI.  S.762. 

") 

S.  oben  S.  97. 

•) 

S.  oben  S.  96.  98.  100. 

*) 

S.  oben  S.  104  ff. 

») 

S.  oben  S.  124  ff. 

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182     n.  Der  bremische  Krieg,  die  QiiftdrupelalHanz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Verlangen  ist  auch  Schweden  znm  Beitritt  aufgefordert  worden,  er  hofft,  dass 
dasselbe  sich  dazu  entschliessen  werde.  Cr.  soll  dieses  dort  remonstrieren  und 
allen  etw^aigen  Verdacht  zu  beseitigen  sich  bemühen. 


L.  Gr.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
6./[16.]  October  1666. 

[Aufregung  über  die  Nachrichten  von  Bremen  her.     Gefahr,  dass  Schweden  sich  ganz 
Frankreich  in  die  Armee  werfen  dürfte.] 

16.  Oct.  —  Nachdem  die  Zeitungen,  derer  ich  in  meinem  letzten  d.d.  3.  Oct. 

gedacht,  continuiret,  kann  ich  nicht  beschreiben  die  Alteration,  welche 
dieselben  verursacht').  Man  hat  niemalen  hier  glauben  wollen,  dass 
der  Kaiser  und  das  Reich  sich  des  Werks  so  sehr  annehmen  würden. 
Wann  ich  solches  und  die  daraus  besorgende  Inconvenientien  remon- 
striret,  haben  sie  mir  geantwortet,  sie  sehen  nicht,  dass  man  weder  zu 
Regensburg  noch  zu  Wien  die  Sache  so  hoch  nehme,  der  Fürst  von 
Lobkowitz  hätte  H.  Palbitzky  geantwortet:  capienti  dabitur.  Sie 
geben  aber  anitzo  die  Schuld  gänzlich  an  Frankreich,  sagen,  dass 
Frankreich  das  Rom.  Reich  und  den  Kaiser  dadurch  wider  Schweden 
aufgehetzet,  dass  Frankreich  überall  vorgegeben,  Schweden  hätte  mit 
Frankreich  eine  sehr  feste  Allianz  geschlossen,  sowohl  wegen  Polen  als 
wegen  des  Burgundischen  Kreises,  und  dass  Graf  Königsmarck  daher 
alle  Monat  zu  Paris  fünfzigtausend  Reichsthaler  empfinge,  welches  alles, 
um  Schweden  überall  verhasst  zu  machen,  von  Frankreich  ausgesprenget 
würde.  Die  Krön  Schweden  hätte  es  so  gut  mit  dem  Römischen  Reich 
vorgehabt,  hätte  sich  in  keine  Allianz  einlassen  wollen,  welche  des 
Reiches  Wohlfahrt  zuwider,  sie  wüssten  gar  wohl  des  Königs  in  Frank- 
reich vaste  Desseine,  das  Rom.  Reich  würde  der  Krön  Schweden  gewiss 
vielleicht  im  kurzen  vonnöthen  haben.  Nun  sie  aber  merketen,  dass 
man  sich  von  Frankreich  so  verleiten  Hesse  und  der  Krön  Schweden 
dergestalt  begegnete,  würden  sie  auch  endlich  andere  Mittel  nehmen 
müssen.  — 

Ich  befinde,  dass')  man  alhie  gar  wohl  wäre  damit  zufrieden  ge- 
wesen (maassen  man  auch  noch  verhoffet,  dass  solches  geschehen  werde), 
dass  die  Sache  auf  die  Manier,  wie  es  der  H.  R.  Feldherr  sub  spe  rati 
angenommen,    beigelegt  werde.  —  Ja  ich  befinde,    dass    man  alhie  be- 

')     Vgl.  Mem.  de  Eomponne  II.  S.  267ff. 

»)    Vgl.  Carlson,  Geschichte  Schwedens  IV.  S.  489f. 


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Aufregung  wegen  der  bremischen  Angelegenheit.  183 

fiirchtet,  dass  der  Graf  Wrangel  möchte,  ehe  er  selbige  Ordre  bekom- 
men, in  einige  Hostilitnteu,  nicht  allein  mit  Bremen,  sondern  auch  mit 
dem  Hause  Lüneburg  sich  eingelassen  haben,  dann  viel  alhie  so  wenig 
die  Continuation  der  Hostilitäten  wider  Bremen  als  auch,  was  er  auf 
der  Elbe  wider  Holland  gethan*),  approbiren.  Gott  gebe,  dass  es  noch 
in  der  Güte  möge  gehoben  werden,  ich  befürchte  sonst,  dass,  wann  es 
zu  einer  Ruptur  kommen  und  Schweden  in  angustias  gerathen  und  de 
ditionibus  germanicis  periclitiren  sollte,  wie  es  wohl  geschehen  dürfte, 
wann  das  Rom.  Reich  einig,  weil  Frankreich  (sie!)  keine  Alliirte  hat, 
dass  sie  alsdann  mit  Frankreich  binden  und  alle  andere  considerationes 
an  die  Seite  setzen  und  mit  Frankreich  in  allen  desseins  sich  verbinden 
möchten.  Noch  zur  Zeit  finde  ich  keine  Inclination  dazu,  wie  ich  dann 
vorgestern  mit  Graf  de  la  Garde  weitläufig  davon  geredet,  aber  eine 
Gefahr  könnte  sie  dazu  bewegen.  Sonsten  muss  ich  gleichwohl  bezeugen, 
dass  sie  mit  E.  Ch.  I).  viel  besser  zufrieden  sein  als  mit  dem  Hause 
Lüneburg,  wiewohl  der  H.  G.Feldz.  von  üffeln  soll  gesaget  [haben], 
dass  E.  Ch.  D.  auch  einige  Truppen  zu  der  Kreisarmee,  welche  zum 
Succurs  der  Stadt  Bremen  sollte  zusammengeführet  werden,  hinzuthun 
würde.  E.  Ch.  D.  Offerten  wegen  Vergleichung  der  Krön  und  der  H. 
Gen. Staaten  hat  man  alhie  sehr  wohl  aufgenommen.  —  Die  nach  Deutsch- 
land destinirten  Völker  haben  noch  vor  wenig  Tagen  in  den  Dahlem 
gelegen  und  hat  der  H.  Marschall  Lutzow,  nachdem  er  alhie  wieder 
angelanget,  seine  Reise  eingestellet.  — 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
17./[27.]  October  1666. 

[Ursachen    der  Verzögerung   der  Verhandlungen,    Schweden  wünscht    zugleich  wegen 
der  Jülichschen  Succession  und  der  polnischen  Angelegenheit  Verträge  zu  schliessen.] 

In  der  ihm  aufgetragenen  Sache  ist  trotz  seiner  Bemühungen  bisher  nichts  27.  Oct. 
weiter  geschehen,  theils  wegen  der  gewöhnlichen  Langsamkeit  dieses  Hofes, 
theils  wegen  der  Besorgnisse,  welche  die  Nachrichten  aus  Deutschland  erregt, 
dass  man  dort  mehr  wider  Schweden  im  Sinne  habe,  als  nur  die  Conservation 
der  Stadt  Bremen.  Man  schreibt  alles  den  französischen  artificiis  zu,  durch 
Graf  Wilhelm  Fürsten bergs  persuasiones  und  französisches  Geld  gewonnen, 
suche  Graf  Waldeck  die  Herzoge  von  Lüneburg  gegen  Schweden  aufzu- 
hetzen,  auch  Fürstenbergs  Reise  nach  Hildesheim   geschehe   aus  keiner 

»)    S.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  24of. 


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184     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

anderen  Ursache,  Frankreich  hoffe,  dass  Schweden  durch  dergleichen  Diflfi- 
cultäten  werde  dahin  gebracht  werden,  seine  Freundschaft  quovis  modo  zu 
suchen.  Ferner  verlangen  der  Reichskanzler  und  Biörenklau,  dass  ent- 
weder vor  oder  zugleich  mit  dieser  Angelegenheit  auch  Verträge  einerseits  mit 
Kf.  und  dem  Pfalzgrafen  wegen  der  Jülich  sehen  Succession,  da  ihr  Konig 
in  dem  abgeschlossenen  Erbvergleich  nicht  so  obligeant  wäre  berücksichtigt 
worden,  wie  sie  hätten  erwarten  dürfen,  andererseits  mit  dem  Pfalzgrafen  wegen 
ihrer  Interessen  in  Polen  für  den  Fall,  dass  derselbe  zur  polnischen  Krone 
kommen  sollte,  abgeschlossen  würden.  Man  ist  hier  nicht  wohl  damit  zufrieden, 
dass  Pfaz-Neuburg  diesen  Hof  so  negligiert  und  niemand  hieher  schickt, 
erwartet  aber,  dass  in  kurzem  jemand  kommen  werde,  und  findet  gut,  den 
Schluss  des  Tractats  wegen  der  Assistenz  bis  dahin  zu  verschieben.  An  Stelle 
Biörnklaus  sind  der  Hofkanzler  Guldenstern  und  der  Secretär  Oerestet  für 
die  Verhandlungen  mit  Cr.  zu  Kommissaren  bestellt  worden,  er  hat  auf  Wunsch 
ein  neues  praesenti  rerum  statui  entsprechendes  Project  entworfen. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     L).  Stockholm 
27.  October/[6.  November]  1666. 

[Uebereinstimmuug  der  schwedischen  Absichten  mit  denen  des  Kf.     Krste  Conferenz.] 

6.  Nov.  Aus  des  R.Kanzlers    und   BiÖrenklaus  Discursen   hat  er   des  Königs 

Sentimente  vernommen,  welche  denen  des  Kf.  durchaus  entsprechen.  Was  mo- 
dum  recommendandi  bei  dem  Könige  und  der  Republik  betrifft,  will  der  König 
Liliehoeck')  befehlen,  sich  wieder  nach  Warschau  zu  begeben  und  solches 
an  gebührenden  Orten,  nämlich  den  Wohlintentionierten  unter  der  Hand,  bei 
begebendem  Fall  aber  der  Republik  öffentlich  und  aufs  beste  zu  recommen- 
diercn.  Was  Frankreich  anlangt,  so  ist  auch  der  König  wie  Kf.  der  Mei- 
nung, man  müsste  die  Sache  eben  so  geheim  nicht  halten,  vielmehr  wollte  man 
durch  den  Secretär  Pnfendorff,  welcher  in  Paris  geblieben,  und  durch  den 
hier  anwesenden  Ambassadeur  M.  de  Pomponne  dem  Könige  alles  gebührend 
vor  Augen  stellen.  Der  R.Kanzler  meinte,  dass  derselbe  damit  übereinstimmen 
werde,  an  hiesigem  Ambassadeur  aber  ist  solches  nicht  zu  merken,  welchen  so- 
wohl Graf  de  la  Gardie  und  Biörnklau  als  auch  auf  deren  Antrieb  er 
selbst  fleissig  doch  so  sondiert  haben,  dass  er  von  dem  vorhabenden  Dessein 
nichts  penetricren  können,  vielmehr  durch  einige  Briefe  persuadiert  das  contra- 
rium  glaubt.  Dem  Kaiser  traut  man  jetzt  hier  auch  nicht;  ein  vornehmer  kai- 
serlicher Minister  soll  gesagt  haben,  dass  derselbe  lieber  sehen  würde,  dass  ein 
französischer  Prinz  zu  der  Krön  käme,  als  dass  er  zwei  benachbarte  Könige 
aus  dem  Hause  Pfalz  hätte.  Heute  hat  die  erste  Conferenz  stattgefunden,  die 
schwedischen  Kommissare  haben  ihre  Vollmacht  produciert  und  Cr.'s  Project 
ad  referendum  angenommen*). 


*)     Der  frühere  schwedische  Gesandte  in  Warschau. 

2)     Kf.  in  seiner  Erwiderung   auf   diese  Relation    (d.  Cleve  25.  November  1666) 


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Die  polnische  und  bremische  Angelegenheit.  185 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
3./[13.]  November  1666. 

[Beruhigende  Erklärungen  Schwedens   in   der  bremischen   Angelegenheit.     Ahschliiss 

der  Quadrupelallianz.] 

Wegen  des  Bremischen  Wesens  bezeugen  alle  Ministri  ein  sonderbares  13.  Nov. 
Vergnügen  sowohl  über  des  Kf.  dranssen  in  Deutschland  bei  diesem  Werk  ge- 
führte Conduite  als  auch  über  die  wohlmeinenden  Vorstellungen,  welche  er  bei 
dem  R. Feldherrn  und  hier  habe  thun  lassen,  sie  hielten  auch  dafür,  dass,  wenn 
nur  die  Stadt  bei  demjenigen  bleiben  wollte,  was  sie  einmal  placitiert,  die 
Sache  bereits  abgethan  sei,  der  R.  Feldherr  hätte  deswegen  gnugsame  reiterierte 
Ordre.  Als  Cr.  dem  Reichskanzler  vorstellte,  dass  man  noch  immer  Praepa- 
ratoria  mache,  Truppen  nach  Deutschland  herüberzuschaffen,  hat  ihm  dieser  er- 
widert, sie  könnten  jetzt  nicht  anders  thun,  da  nicht  allein  ungewiss  sei,  ob 
die  Stadt  Bremen,  nachdem  sie  so  grossen  Support  vermerkt,  bei  den  vorigen 
Offerten  bleiben  würde,  sondern  auch  weil  der  König  grosse  Ursache  hätte,  so- 
wohl vor  dem  Kaiser  als  auch  vor  den  Herzogen  von  Lüneburg  sich  vor- 
zusehen, doch  beabsichtige  man  nicht,  gegen  Jemand  etwas  Feindliches  zu  ten- 
tieren,  sondern  man  werde,  sobald  die  Bremische  Unruhe  gestillt,  die  Völker 
wieder  hereinkommen  lassen.  Die  Nachricht  von  dem  Abschluss  der  Allianz') 
im  Haag  hat  die  hiesigen  Ministri  um  desto  mehr  surprenieret,  weil  sie  ver- 
meint Nachricht  zu  haben,  dass  Kf.  einige  Disguste  wider  Holland  hätte,  die 
Allianz  deswegen  aufhielte  und  mit  dem  Bischof  von  Münster  geheime  Corre- 
spondenz  pflege,  so  dass  sie  sogar  gegen  Cr.  gedacht,  sie  wünschten  des  Kf. 
Sentimente  zu  wissen.  Gleichwohl  haben  sie  eben  so  grosses  Mescontentement 
deshalb  noch  nicht  gezeigt,  mit  dem  R.Kanzler,  der  wieder  aufs  Land  gereist, 
hat  Cr.  darüber  noch  nicht  gesprochen. 


Iheilt  Cr.  die  Antwort  mit,  welche  er  dem  bei  ihm  erschienenen  Abgesandten  Lubo- 
mirski's  ertheilt  hat  (s.  unten  Abschn.  HI.)  und  beauftragt  ihn,  da  er  es  für  nöthig 
halte,  das  Werk  ohne  Zeitverlust  mit  Nachdruck  zu  treiben,  sich  zu  bemühen,  dass 
nicht  nur  der  projectierte  Vergleich  abgeschlossen,  sondern  auch  wegen  der  Special- 
artikel ein  Uebereinkommen  getroffen  werde.  Die  pfalzneuburgische  Gesandtschaft 
werde  wohl  nicht  sobald  in  Schweden  eintreffen,  da  der  Pfalzgraf  zunächst  jemand 
an  Wrangel  schicken  wolle,  Kf.  wünsche,  dass  der  Tractat  zwischen  ihm  und  Schwe- 
den vorher  zum  Abschluss  komme,  halte  es  aber  für  gut,  dass,  wenn  man  in  der 
Hauptsache  einig  sei,  Wrangel  die  nöthige  Vollmacht  und  Instruction  erhalte^  da 
es  vielleicht  nothwendig  sein  würde,  schnelle  Resolution  zu  fassen. 
')    S.  oben  S.  135. 


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186      JI-  I^pr  bremische  Krieji^,  die  QuadnipelalHanz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  KurfUrsten.     D.  Stockholm 
7./[17.]  November  1666. 

[Mittbeilungcn  des  R.Kan/.lers  ober  die  Conferenz   mit  dem  französischen  Gesandten. 
Unzufriedenheit   Schwedens  mit   Pfalz-Neuburg.    Forderungen  in  der  Jülicber  Ange- 
legenheit.] 

17.  Nov.  Der  R.Kanzler  hat  ihm  mi^etheilt,  was  in  einer  Conferenz  zwischen  ihm 
und  dem  französischen  Ambassadeur  vorgefallen*),  in  welcher  dieser  sich 
so  weit  herausgelassen,  dass  sein  König  wegen  der  polnischen  Krone  kein  ander 
Absehen  haben  wurde  als  auf  den  Duc  d'Angaien,  dass  auch  der  König  von 
Polen  anf  diesem  Reichstag  abdiciercn  und  sonder  Zweifel  die  Election  auf 
den  französischen  Prinzen  fallen  würde,  da  aber  vielleicht  eine  österreichische 
oder  andere  Faction  sich  darwider  opponieren  würde,  so  hat  er  inständig  und 
mit  grossen  Promessen  begehrt,  dass  Schweden  nicht  allein  denselben  vorher 
recommendieren,  sondern  auch  raaintenieren  helfen  möchte,  zu  welchem  Ende  er 
siebentausend  Mann  begehrt,  zu  denen  der  König  von  Frankreich  noch  drei- 
tausend wollte  werben  lassen.  Wider  Pfalz-Neuburg  hat  er  insonderheit 
eingewandt,  dass  Kf.  niemals  in  dessen  Wahl  willigen  werde,  wobei  er  trotz 
seiner  Einwendungen  fest  geblieben.  Da  also  hieraus  erhelle,  dass  alle  bis- 
herigen remonstrationes  bei  Frankreich  nichts  operiert,  unterdessen  aber  die 
P^xtremitäten  in  Polen  vor  der  Thür,  halte  er  für  höchstnöthig,  dass  der  König 
und  Kf.  conjunctim  solches  dem  Könige  von  Frankreich  auf  die  Weise,  wie 
Kf.  vorgeschlagen,  nochmal  repräsentierten,  Kf.  möchte  daher  je  eher  je  lieber 
eine  Abschickung  nach  Frankreich  thun,  der  König  würde  dergleichen  thun  oder 
dem  Secretar  Pufendorff  die  Sache  committieren,  mittlerweile  aber  dem  fran- 
zösischen Ambassadeur  eine  ausführliche  Deduction  zustellen.  Als  Cr.  sich 
darüber  beklagte,  dass  dieses  nicht  schon  vor  acht  Wochen  geschehen  sei,  er- 
klärte jener,  man  hätte  nicht  geglaubt,  dass  die  Ruptur  in  Polen  so  nahe  wäre, 
und  beschwerte  sich  darüber,  dass  Pfalz-Neuburg  den  König  so  negligiere 
und  niemand  geschickt  habe,  um  denselben  zu  informieren,  was  für  Appuy  er 
sich  in  Polen  zu  versichern  habe,  und  die  Sache  zu  concertieren.  Betreffend 
die  Jülichsche  Successionssache  erklärte  er,  man  würde  sich  damit  conten- 
tieren,  wenn  nur  Kf.  und  der  Pfalzgraf  des  Königs  Prätention  agnoscieren  und 
versprechen  wollten,  demselben  bei  seiner  Majorennität  pro  quota  billigmässige 
Satisfaction  zu  geben.  Kf.  brauchte  dann  wenig  oder  nichts  dabei  zu  thun,  son- 
dern der  Pfalzgraf  hatte  es  über  sich  zu  nehmen. 


»)     Vgl.  Mem.  de  Poinponne  II.  S.  2ü4ff. 


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Verbandlungen  mit  Frankreich  wegen  der  polnischen  Sache.  ]S7 

Der  KarfUrst  an  v.  Crockow.     D.  Cöln  28.  Nov./[8.  Dec] 

1666. 

[auf   die    Relation   vom    7.  November.    Kf.   will   in  Paris    die   nuthigen   EröfTnungen 
machen  lassen,  sich  mit  Schweden  wegen  der  Jiilicbschen  Sache  vergleichen.    Sendung 

V.  Brandts  nach  London.] 

Kf.  hat  mit  Freuden  vernommen,  dass  Schweden  mit  Frankreich  über  8.  Dec. 
die  polnische  Sache  offenherzig  communicieren  will,  er  will  desgleichen  thun 
und  damit  den  in  Paris  sich  aufhaltenden  Sohn  des  Oberpräsidenten  v.  Schwe- 
rin*) beauftragen.  Cr.  soll  erinnern,  dass  der  Feldherr  dieser  Sache  halber 
ausführliche  Ordre  erhalte,  damit  Kf.  mit  demselben  sich  bereden  und  auf  einen 
oder  anderen  Fall  die  erforderliche  Resolution  fassen  könne.  In  dem  Jülich- 
sehen  Vergleich  sind  des  Königs  und  aller  anderen  Prätendenten  Rechte  so 
reserviert,  dass  ihm  desfalls  nicht  das  geringste  zu  reprochieren  ist,  doch  ist 
Kf.  wegen  Erhaltung  und  Befestigung  der  Freundschaft  nicht  abgeneigt,  sich 
deswegen  mit  dem  Könige  nach  der  Billigkeit  zu  vergleichen.  Cr.  soll  sich  er- 
kundigen, wohin  man  dort  ziele  und  wie  man  meine,  dass  der  Vergleich  so  zu 
machen  stünde,  dass  Kf.  dabei  wenig  oder  nichts  thäte  und  Pfalz-Neuburg 
alles  über  sich  nehme. 

P.  S.  Cr.  soll  im  Vertrauen  mittheilen,  Kf.  sei  zu  Ohren  gekommen  3),  die 
zu  London  anwesenden  schwedischen  Minister  suchten  von  ihm  und  seinen  con- 
siliis  allerhand  ungleiche  impressiones  dem  Könige  und  den  englischen  Ministern 
beizubringen;  Kf.  hätte  v.  Brandt  nur  zu  dem  Zweck  dorthin  abgeschickt, 
um  den  Frieden  zwischen  England  und  den  Staaten  zu  befordern,  es  möchte 
den  dortigen  schwedischen  Ministern  anbefohlen  werden,  denselben  in  seiner 
Negotiation  zu  unterstützen. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
12./[22.]  December  1666. 

[Erbitterung  in  Schweden  über  den  Frieden  mit  Bremen.] 

—  Und  ist  zwar  an  dem,  dass  sie  selbigen  Frieden'),  nachdem  sie  22.  Dec. 
die  gefährliche  Conjunctur  und  das  Ungewitter,  welches  sich  wider  sie 
zusammenzog,  gesehen,  gar  sehr  gewünschet  und  verlanget,  anitzo  aber 
lassen  sie  gnugsam  spüren,  dass  sie  damit  nicht  sehr  satisfait,  sondern 
mehr  intendiret,  als  sie  erhalten,  auch  den  Frieden  gemachet  coacti  ne- 
cessitate  et  injuria  temporum,  welches  man  keine  Difficultät  machet^  klar 
heraus  zu  sagen.  Die  mir  anbefohlene  Gratulation  ist  an  denen  Orten, 
an  welchen  ich  dieselbe  habe  ablegen  können,   zwar  mit  aller  Civilität, 

')    S.  unten  Abschn.  VL 

*)    S.  unten  Abschn.  V. 

•)    Der  Friede  von  Habenhausen  vom  15./25.  November  1666  8.  oben  S.  112. 


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188     II-  I^^r  brenuscbe  Krieg,  die  Quadmpelaliianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

aber  dennoch  gar  kaUsinnig  aufgenommen.  Der  Luneburgische  Abge- 
sandter, welcher  seine  Ordre  eher  als  ich  bekommen  und  also  die  Gluck- 
wünschung  überall  abgoleget,  hat  solches  ebenmässig  befunden,  wie  er 
dann  mit  dem  U.  R.  Kanzler  eine  Conferenz  gehabt,  bei  welcher  gar  harte 
Worte  und  Menacen  (ich  weiss  nicht  cui  bono)  fürgefallen.  Weil  ich 
aber  die  Leute  alhie  einigermaassen  kenne  und  aus  der  Erfahrung,  son- 
derlich aber  dem  Exempel  des  dänischen  Residenten  erlernet,  dass  der- 
gleichen emportements  nur  ex  fervore  animi  herrühren,  mache  ich  so 
grosse  Reflexion  nicht  darauf.  Gott  erhalte  nur  im  Reich,  sonderlich  in 
der  Nachbarschaft  gute  Einigkeit,  sollte  aber,  da  Gott  vor  bewahre,  im 
R.  Reich  eine  Zerrüttung  geschehen  und  die  Nachbaren  sonst  occupiret 
werden,  würden  sie  gcwisslich  nicht  allein  mit  Bremen  wieder  anfangen, 
besondern  auch  an  dem  Hause  Lüneburg  sich  zu  rächen  suchen,  dann 
die  Animosität  ist  überaus  gross.  Ew.  Ch.  Ü.  hiebe!  geführte  Conduite 
haben  sie  noch  bisanhero  sowohl  gegen  mich  als  andere  fremde  Ministros 
und  jedermänniglich  so  hoch  gerühmet,  als  sie  sich  über  Hessen-Cassel 
und  das  Haus  Lüneburg  beschweret.  — 

P.  S.  Die  Ratification  des  Vergleichs  mit  Bremen  wird  verfertiget 
und  soll  mit  ehistem  hinausgeschicket  werden,  die  neulich  daselbst  von 
dem  Pövel  verübte  Insolenzen  ')  werden  zwar  in  Consideration  gezogen, 
aber  doch  nicht  dergestalt,  dass  dieselbe  die  Ratification  einigermaassen 
hindern  könnten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     1).  Cöln  15./[25.]  December 

1666. 

[Crockows   Unterredung    mit    dem    französischen  Gesandten.     Absendung   v.  Blumen- 
thals nach  Wien.     Pfalzncuburgische  Gesandtschaft  nach  Schweden.] 

25.  Dec.  Wir  haben  aus  Eurer  Relation  vom  28.  Nov.  *)  mit  mehrem  ersehen, 

was  zwischen  euch  und  dem  Französischen  Ambassadeur  der  polni- 
schen Sache  halber  für  Discursen  fürgangen.  Nun  können  wir  nicht 
wissen,  was  für  Ursach  oder  auch  nur  scheinbare  Prätexten  denen  Fran- 
zosen Anlass  sollten  gegeben  haben,  in  die  Gedancken  zu  gerathen,  ob 
sollten  wir  und  Pfaltz- Neuburg  mit  Ihrer  Keys.  M.  des  Polnischen 
negotii    halber    auch    das    allergeringste    geschlossen,   ja  nur  concertiret 

')     Ueber  den  Speck  hanschen  Handel  s.  oben  S.  114if. 
^     Dieselbe   ist  fast  ganz  in  unaufgolösten  Ghiffern  geschrieben.    S.  ijber  diese 
Unterredung  Mem.  de  Pomponne  II    S.  297 f. 


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Unzufriedenheit  mit  dem  Habenhausener  Frieden.  189 

haben,  dann  wir  mit  Bestand  der  Wahrheit  asseriren  können,  dass  wir 
noch  bis  auf  diese  Stunde  nicht  wissen,  wohin  Ihrer  Key.  M.  Scnti- 
menten  in  dieser  Sache  zielen,  zu  geschweigen,  dass  wir  uns  bereits  mit 
deroselben  eines  gewissen  scopi  halber  verglichen  haben  sollten;  der 
Schwedische  zu  Wien  annoch  subsistirender  Abgeordneter  wird  nicht 
sagen  noch  berichten  können,  dass  er  das  geringste  iemahln  von  solcher 
Handlung  vernommen,  und  ob  zwar  die  Krön  Schweden  selbst  gut  ge- 
funden, dass  wir  uns  bemühen  sollten,  Ihre  Key.  M.  dahin  zu  bewegen, 
damit  sie  das  bekannte  Dessein  amplectiren  und  befordern  helfen  möchte, 
so  haben  wir  dennoch  bis  dato  angestanden  an  Ihre  Key.  M.  desfalls 
etwas  directo  zu  bringen,  damit  wir  dadurch  zu  keinen  ungleichen  suspi- 
cionibus  Anlass  geben  möchten,  bis  wir  nunmehr  einen  plausiblen  Prä- 
text erlanget,  dass  wir  nacher  Wien  schicken  können  —  und  sein  dem- 
nach im  Werk  begriffen  unsern  Freih.  v.  BlumenthaP)  erster  Tagen 
dorthin  abzufertigen,  damit  er  nicht  allein  Ihrer  Key.  M.  zu  dero  jüngst 
vollbrachtem  Beilager  gratuliren,  sondern  auch,  wohin  dero  Intention  in 
dem  bekannten  Werk  gehe,  pcnetriren  und  dadurch  dasselbe  desto  mehr 
befördern  möge. 

Cr.  soll  sich  bemühen,  solchen  Verdacht  sowohl  dem  französischen  Am- 
bassadeur al3  auch  den  schwedischen  ministris,  im  Fall  dieselben  auch  der- 
gleichen Impressiones  hätten,  zu  benehmen;  er  soll  dem  ersteren  mittheilen, 
dass  Kf.  seinem  Konige  dvirch  einen  seiner  Räthe  seine  Meinung  in  der  polni- 
schen Sache  werde  offenherzig  vorstellen  lassen,  doch  soll  er  vorher  mit  dem 
R.Kanzler  communicieren  und  seinen  Discnrs  so  einrichten,  wie  dieser  es  gut- 
finden und  ihm  rathen  wird.  Der  Abgesandte  Pfalz-Neuburgs  nach  Schwe- 
den, G.Wachtmeister  Veltbrinken  ist  schon  unterwegs. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
23.  December  1666/[2.  Januar  1667]. 

[Veränderte  Haltung  der  schwedischen  Regierung  in  der  polnischen  Angelegenheit.] 

Seitdem  er  hier  in  der  polnischen  Sache  ein  changement,  oder  vielmehr  2.  Jan. 
eine  Kaltsinnigkeit  verspürt,  hat  er  sich  bemüht,  die  Ursachen  dieser  Verän- 
derung und  die  wahre  Beschaffenheit  ihrer  jetzigen  Sentimenten  zu  ergründen. 
Nach  Empfang  der  Rescripte  des  Kf.  vom  25.  und  28.  November  hat  er  sich 
daher  sofort  zum  R.Kanzler  begeben  und  demselben  gesagt,  er  hätte  nun 
vollkommene  Ordre,  dasjenige  zu  vollziehen,  was  vor  einiger  Zeit  von  schwedi- 
scher  Seite  dem   Kf.   vorgeschlagen   worden.    Darauf  antwortete  derselbe,  es 

')    S.  über  derisen  Gesandtschaft  unten  Abschn.  IV. 


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190     n.  Der  breroisebe  Krieg,  die  QuadnipelalHanz  und  die  engere  Vereiniguiig  etc. 

wäre  jetzt  alia  facies  rerum,  denn  1)  Schweden  hätte  jetzt  aus  der  Sache  mit 
Bremen  ersehen,  wessen  es  sich  von  dem  Kaiser  und  dem  Reich  zu  ver- 
lassen. Von  Holland  und  auch  von  Dänemark  hätten  sie  keine  Freundschaft 
zu  vermuthen,  ebensowenig  bezeugte  die  Respublica  in  Polen  solche,  weil  alle 
Landboten  Ordre  gehabt,  der  Allianz  mit  Schweden  zu  widersprechen.  Da 
Schweden  fast  zu  keinem  seiner  Nachbarn  sich  etwas  gutes  zu  versehen,  konnte 
der  König  Frankreich  nicht  choquieren,  sondern  müsste  auf  seine  Sicherheit 
gedenken. 

2)  Pfalz-Neuburg  negligierte  den  König  und  auch  Frankreich  derge- 
stalt, dass  man  daraus  leicht  abnehmen  könnte,  dass  er  schon  mit  dem  Kaiser 
geschlossen,  und  zwar  unter  Conditioneii,  welche  Schweden  zum  Präjudiz  ge- 
reichen. 3)  Was  die  Rempublicam  in  Polen  anginge,  dürfte  vielleicht  maxima 
et  potior  pars  dem  Hofe  adhaerieren,  so  dass  der  König  nicht  Recht  und  Fug 
haben  könnte,  die  Partei  zu  nehmen,  welche  nicht  die  Rempublicam,  sondern 
Secessionem  von  der  Respublica  constitnierte.  "Wenn  also  ein  französischer  König 
debito  modo,  nämlich  durch  Election  des  grössten  und  vornehmsten  Theils  zur 
Krone  käme,  könnte  der  König  sich  nicht  opponieren.  Zudem  hätte  die  Res- 
publica einen  so  grossen  Hass  wider  Schweden,  dass  ihre  officia  daselbst  nicht 
viel  gelten  würden.  ^ 

Cr.'s  Remonstrationen  dagegen  (er  beklagte  sich  namentlich  darüber,  dass 
man  jetzt  gegenüber  allen  früheren  Versicherungen  die  Partei  des  Hofes  für 
die  Respublica  ausgebe)  waren  vergeblich.  Ob  er  nun  wohl  aus  solchen  Dis- 
cursen  des  Grafen  de  la  Gardie  eine  gänzliche  Veränderung  hätte  praesa- 
mieren  sollen,  so  ist  er  doch  der  Meinung  nicht  gewesen  (da  er  weiss,  dass 
derselbe  solche  Impetus  bisweilen  hat,  dass  er  mehr  redet  als  gedenket),  er  hat 
sich  aber  gegen  BiÖrenklau,  seine  Kommissarien  und  andere  so  gestellt,  als 
wenn  er  es  glaubte  und  deshalb  überzeugt  wäre,  dass  man  mit  dem  französi- 
schen Ambassadeur  geschlossen.  Da  sie  nun  solches  leugneten  und  baten,  es 
nicht  zu  glauben,  verlangte  er  von  ihnen  Beweise,  nämlich  dadurch,  dass  man 
den  projectierten  Tractat  vollzöge  und,  da  sie  dem  Wort  Respublica  aequivo- 
cierten,  dass  man  solches  in  dem  Secretartikel  clarissimis  verbis  explicierte  und 
zugleich  de  modo  der  Assistenz  sich  vergliche.  In  einer  Conferenz  haben  sie 
ihm  darauf  jene  Meinung  zu  benehmen  gesucht  und  ihm  nebst  sehr  hohen 
Contestationen  die  schriftliche,  dem  französischen  Gesandten  übergebene  Decla- 
ration*)  vorgelesen,  welche  allerdings  ein  höflicher  refus  der  französischen 
Forderung  ist.  Als  er  dann  weiter  fragte,  ob  sie  den  Tractat  mit  Kf.  vollziehen 
wollten,  refusierten  sie  solches  zwar  nicht,  fragten  aber,  ob  er  nicht  zufrieden 
wäre,  dass  man  das  Project  dem  französischen  Gesandten  communiciere,  stimm- 
ten auf  seine  Einwendungen  allerdings  darin  ein,  dass  der  Secretartikel  nicht 
mit  communiciert  werde,  und  erklärten,  so  bald  sie  des  französischen  Gesandten 
Meinung  vernommen,  sollte  man  wieder  zusammenkommen.  Graf  de  la  Gardie 
hat  ihn  bei  einer  zweiten  Zusammenkunft  versichert,  dass  mit  Frankreich 
nichts  geschlossen  wäre,  wenn  Cr.  wüsste,  was  für  eine  harte  Conferenz  er  am 

I)    Vgl.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  311ff. 


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Veränderte  Haltung^  der  schwedischen  Regierung.  191 

selben  Morgen  mit  dem  Ambassadeur  gehabt,  würde  er  ganz  andere  Opinion 
haben,  und  da  er  auf  das  frühere  Gespräch  verwies,  antwortete  jener,  qu'il 
avoit  pris  plaisir  ä  me  tourmenter  un  peu. 

Aus  diesem  ihrem  Comportement  und  andern  Discursen  und  Con- 
juncturen  kann  ich  anders  nicht  judiciren,  als  dass  sie  zwar  sich  sehr 
hiiten  werden,  Frankreich  zu  choquiren,  und  also,  wo  man  Frank- 
reich nicht  gewinnt,  sich  auf  sie  nicht  zu  verlassen  hat,  gleichwoll 
glaube  ich  ganz  nicht,  dass  sie  jemaln  einen  französischen  König  gern 
in  Polen  sehen  werden,  weniger  sich,  umb  denselben  zu  establiren,  in 
einen  gerährlichen  Krieg  engagiren  —  sondern  auf  beiden  Schultern 
tragen,  den  König  in  Frankreich  unterdessen  flattiren,  umb  dessen  faveur 
und  guarantie  wieder  Holland  und  Dännemark  zu  haben,  den  Ausschlag 
des  Reichstages  zu  Warschau  und  das  Anbringen  des  Pfalz-Neuburgi- 
sehen  Ministri  abwarten  werden.  —  Wie  weit  sich  nun  auf  diese  Leute 
bei  solcher  ihrer  Irresolution  zu  verlassen,  stehet  dahin,  und  wäre  wohl 
zu  wünschen,  dass  das  Rom.  Reich,  dessen  Interesse  so  hoch  dabei  ver- 
siret,  sich  der  Sache  annehme  und  durch  eine  Legation  der  Republicq 
commendirte,  nicht  certum  quoddam  Individuum,  sondern  welcher  ihnen 
von  allen  teutscher  Nation  Fürsten  am  besten  anstünde,  mit  der  Ver- 
sicherung, die  Rempublicam  dabei  zu  guarantiren.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cöln  6./[16.]  Februar 

1667. 

[Unterstützung  der  Neuburgiscben  Anerbietungen.] 

Er  ist  darüber  erfreut,  dass  noch  kein  Schluss  in  der  bewussten  Ange-  IG.  Febr. 
legenheit  mit  Frankreich  gemacht  ist.  Nach  Ankunft  der  Neuburgischen 
Gesandten  wird  hoffentlich  alles  besser  von  statten  gehen.  Sollten  sie  merken, 
dass  die  Handlung  durch  Offerierung  vortheilhafter  Conditionen  werde  befördert 
werden  können,  und  sollte  Schweden  mehr  als  400000  Rthlr.,  worauf  seines 
Wissens  die  Neuburgischen  instruiert  sind,  fordern,  so  ist  er  im  Nothfall  zu- 
frieden'), dass  dieselben  noch  dazu  von  den  ihm  als  Aequivalent  für  Raven- 
stein  versprochenen ')  400  000  Rthlrn.  die  Hälfte  oder  noch  mehr  den  Schweden 
versprechen,  worauf  er  dann  verzichten  will. 


')    S.  Urk.  u.  Act.  XIV.  1,    S.  30G. 
=0    S.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  773. 


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192      II-  r)er  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
6./[16.]  April  1667. 

[Verdächtiges  Verhalten  der  Pfalz-Neuburgischen  und  Schwedischen.     Die  verschiedenen 
Mitglieder  der  schwedischen  Regierung.] 

Iß.  April.  Er  hat  seit  dem  20.  März*)  eines  bösartigen  Fiebers  wegen  nicht  berichten 
können.  Inzwischen  hat  Berenklau  ihm  ein  neues  von  ihm  verfasstes  Pro- 
ject  des  Vertrages  übergeben  und  haben  die  Pfalz-Neuburgischen*),  ob- 
wohl er  es  widerrathen,  den  schwedischen  Kommissaren  den  zwischen  dem  Pfalz- 
grafen und  Kf.  abgeschlossenen  Vertrag ')  mitgetheilt.  Obwohl  ihm  dieses  Ver- 
fahren der  Schweden,  die  ihm  davon  keine  Apertur  gethan,  befremdlich  vor- 
kommt, thut  er  doch  so,  als  wenn  er  ganz  zufrieden  damit  wäre.  Er  fürchtet 
aber,  Schweden  wird  versuchen,  den  zwischen  Pfalz-Neuburg  und  Kf.  aufge- 
richteten Erbvergleich,  dessentwegen  sie  über  den  Pfalzgrafen  sehr  ungehalten 
sind,  zu  durchlöchern. 

Ausser*)  dem  R.Kanzler  und  Berenklau  communiciert  er  auch  viel 
mit  Brahe,  der  nicht  französisch  gesinnt  ist  und  grosse  Autorität  hat.  Bonde 
hat  ähnliche  Maximen,  kümmert  sich  aber  nur  um  seine  Kammersachen,  ist 
seiner  Krankheit  wegen  an  6  Monate  nicht  im  Rath  gewesen  und  wird  seiner 
grossen  ünhöflichkeit  wegen,  und  weil  man  keinen  Discurs  mit  ihm  haben  kann, 
von  fremden  Gesandten  fast  garnicht  besucht.  Auch  der  R.Admiral  lässt 
sich  in  keinen  Discurs  ein  und  dependiert  ganz  von  seinem  Schwager,  dem 
R.Kanzler.  Dieser  hat  mehr  Autorität  als  die  anderen  alle  und  man  wird  von 
allen,  wenn  man  mit  ihnen  redet,  an  denselben  gewiesen,  seine  Autorität  nimmt 
noch  immer  zu,  er  ist  aber  sonst  adeo  lubricae  fidei,  dass  man  sich  auf  ihn 
garnicht  verlassen  kann,  sein  Hochmath  nimmt  auch  mit  seinem  Glück  sehr  zu, 
er  incliniert  sehr  und  noch  mehr  als  früher  zur  französischen  Partei,  der  fran- 
zösische Gesandte  besucht  fast  niemand  als  ihn  und  hat  einen  grossen  Ascendenten 
über  ihn  gewonnen.  Berenklau  ist  nichts  minder  als  französisch  und  hält 
den  R.Kanzler  zurück.  Steno  Bielke,  welcher  grosse  Autorität  hat,  ist 
nun  wieder  hieher  zurückgekehrt,  er  ist  nicht  sehr  französisch.  Bent  Hörn 
und  Graf  Tott  haben  auch  sehr  grosse  Autorität,  dieser  ist  ganz  und  gar  fran- 
zösisch und  hat,  wie  man  sagt,  Pension  von  Frankreich,  der  R.Kanzler  aber 
hat  sie  propter  alias  rationes  ecartiert.  Die  meisten  unter  den  anderen  sind  Pe- 
danei,  ausser  noch  einigen,  welche  von  ihren  eigenen  Sentimenten  dependieren, 
man  kann  aber  auch  von  jenen,  wenn  man  Occasion  hat,  sie  zu  sondieren, 
etwas  erfahren. 


')  Die  vorhergehenden  Relationen  haben,  weil  nicht  dechiffriert,  nicht  mitgetheilt 
werden  können. 

*)  Als  Gesandte  des  Pfalzgrafen  waren  Anfang  März  1667  der  Gen.  Wachtmeister 
V.  Velbrück  und  der  Hofrath  D.  Ehrmans  in  Stockholm  eingetroffen. 

')     Den  Vertrag  vom  10.  .Juni  1666  (Urk.  u.  Act.  XI.  S.  748 ff.). 

*)    Vgl.  die  Schilderung  Pomponne's  in  seinen  Memoiren  (H.  S.  62ff.). 


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Verhandl.  Schwedens  mit  Frankreich  und  den  Pfalz-Neuburgischen  Gesandten.     193 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
13./[23.]  April  1667. 

[Mittheilnngen  ßiomklou^s  über  die  Entschlüsse  der  schwedischen  Re^ernng.] 

Berenk  lau  hat  ihm  mitgetheilt,  dass*)  vor  Weihnachten,  ehe  sich  die  23.  April. 
Regierung  separiert,  über  die  französische  Allianz  stark  deliberiert  worden,  dass 
die  franzosische  Partei  sehr  stark  und  die  Sache  in  summa  crisi  gewesen,  die 
Gegenpartei  aber  hätte  es  dahin  gebracht,  dass  das  negotium,  hls  die  Reichs- 
Täthe  nach  dem  Fest  sich  wieder  versammelten,  verschoben  worden;  da  wäre 
die  Sache  reassumiert  worden  magna  contentione  und  wäre  er  selbst  desshalb 
so  perplex  und  retire  gegen  ihn  gewesen.  Es  wäre  aber  nun  resolviert,  zwar 
zu  Erhaltung  des  Instr.  pacis  und  des  Friedens  im  Rom.  Reich  mit  Frank- 
reich ein  näheres  Bündnis  einzugehen,  aber  weder  wegen  des  Burgundischen 
Kreises  (dazu  sonst  viele  incliniert)  und  noch  weniger  wegen  Polens  mit  Frank- 
reich in  Allianz  zu  treten,  noch  dessen  Desseins  zu  favorisieren.  Es  wäre  zwar 
wegen  des  ersten  Frankreich  Hoffnung  gegeben  worden,  so  lange  die  Sache  mit 
Bremen  gewährt,  nun  aber  werde  nichts  darin  geschehen.  Wegen  Polen 
gieht  er  noch  grosse  Hoffnung  für  Pfalz-Neuburg,  wenn  man  nur  in  der 
Jülichschen  Sache  einig  werden  konnte,  doch  wollen  sie  nicht  damit  heraus, 
was  sie  deswegen  begehren;  die  Neubargischen  Gesandten  haben  erklärt, 
dass  Schw^eden  an  Land  und  Leuten  keine  Satisfaction  zu  hoffen  habe,  dass  aber 
Kf.  und  der  Pfalzgraf  dem  Könige  bei  seiner  Majorennität  eine  Satisfaction  an 
Geld  wollten  widerfahren  lassen. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
18. /[28.]  Mai  1667. 

[Gninski.    Mittheilungen  des  Reichskanzlers.] 

In  der  Neuburgischen  Angelegenheit')  ist  noch  nichts  weiter  geschehen,  28.  Mai. 
in  der  Jülichschen  verlangen  die  Schweden  Erneuerung  der  1610')  zu  Hall 
in  Schwaben   dem   Hause  Zweibrücken    angebotenen   Reversalen.    Am  11.  ist 
Basserode*)  und  am  13.  Gninsky*)  hier  angelangt,  letzterer  communiciert 


»)    Vgl.  Mem.  de  Pomponne  IL  S.  311ff. 

^  Cr.  hatte  i./ll.  Mai  den  ihm  von  Biornklou  übergebenen,  dem  früher  mit- 
getheilten  ganz  ähnlichen  Vertragsentwurf  und  die  Geheimartikel  eingesandt  und  be- 
richtet, B.  sowie  der  R.  Kanzler  hätten,  letzterer  als  conditio  sine  qua  non,  Erklärung 
wegen  der  Satisfaction  für  Jülich  gefordert. 

»)    S.  V.  Morner  S.  46f. 

*)  Kaiserlicher  Gesandter,  s.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  379;  Urk.  u.  Act. 
XIV.  I,  S.  302.  Kf.  beauftragt  v.  Cr.  16./26.  Juli  sich,  doch  behutsam,  damit  Frank- 
reich keine  Jalousie  gegeben  werde,  zu  bemühen,  dass  zwischen  dem  Kaiser  und 
Schweden  Freundschaft  gestiftet  werde. 

*)    Polnischer  Gesandter,  s.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  390 ff. 

Ilat«r.  s.  Qesch.  d.  Q.  Kurfürsten.    XII.  13 


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194     n.  Der  bremische  Krie^,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigang  ete. 

fleissig  mit  dem  franzosischeD  Gesandten.  Cr.  gegenüber,  der  ihn  besucht,  hat 
er  sehr  die  ihm  am  Hofe  des  Kf.  widerfahrene  Ehre  gerühmt,  mit  seiner  Ne- 
gotiation  aber  scheint  er  nicht  zufrieden  zu  sein.  Nach  seinen  Aeusseningen 
über  das  polnische  Wahlnegotium  zu  schliessen,  hat  der  franzosische  Gesandte 
ihm  das  Vertragsproject  mitgetheilt  und  auf  das  übelste  ausgedeutet,  und  ver- 
sucht durch  ihn  dieses  negotium  möglichst  zu  verhindern.  Nach  Angabe  des 
dänischen  Gesandten  hat  man  in  Copeuhagen  dem  Gninsky  eine  dilatorische 
Antwort  gegeben  und  sich  mit  dem  englischen  Kriege  entschuldigt. 

P.  S.  Der  R.Kanzler  hat  ihm  heute  erzählt,  der  französische  Gesandte 
hätte  gestern  in  einer  langen  Conferenz  sich  bemüht,  unser  negotium  zu  hinter- 
treiben, und  versichert,  dass  Frankreich  jetzt  nicht  mehr  daran  dächte,  was  er 
aber  nicht  glaubte,  femer  dass  W ränge  1  Ordre  erhalten  hätte,  das  Schreiben 
des  Kf.  wegen  des  Anbringens  Milets')  zu  beantworten.  Er  fragte,  ob  es 
wahr  sei,  dass  die  Herzoge  von  Lüneburg*)  sich  demselben  gegenüber  erboten, 
Frankreich  nicht  nur  den  Durchzug  zu  gestatten,  sondern  auch  4000  Mann  zu 
überlassen. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
28.  Mai/[7.  Juni]  1667. 

[Verdächtige  Haltung  Schwedens.] 

7.  Juni.  Seit  December  hat  er  wenig  Hoffiiung  gehabt  und  geglaubt,  dass  Schweden 

mit  den  Neuburgischen  Gesandten  nur  tractiere  um  1)  von  denselben  die  Pacta 
zu  erhalten,  welche  der  Pfalzgraf  mit  Kf.  wegen  Polens  aufgerichtet,  2)  von 
Pfalz-Neuburg  einen  Vergleich  in  der  Jülichschen  Sache  zu  erhalten,  durch 
welchen  der  mit  Kf.  abgeschlossene  durchlöchert  würde.  Nachdem  sie  nun  in 
dem  1.  ihrer  Meinung  nach  ihre  Intention  erreicht,  in  dem  2.  aber  alle  Hoff- 
nung verloren,  schienen  sie  es  recht  zu  meinen,  ihr  jetziges  Hinschleppen  aber 
ist  sehr  verdächtig,  sie  haben  keine  weitere  Conferenz  erhalten,  auch  keinen 
von  den  Commissarien  sprechen  können;  Berenklau  versichert,  dass  man  bei 
der  vorigen  Intention  bleibe,  man  müsse  aber  jetzt  die  Sache  anders  hantieren, 
nachdem  dieselbe  in  einen  anderen  Stand  gerathen  per  ultimam  constitutiouem 
contra  electionem  vivente  rege.  Dieses  Tergiversieren  wundert  ihn  um  so  mehr, 
da  jetzt  nach  dem  Tode  der  polnischen  Königin  die  Schweden  selbst  glauben, 
dass  die  französische  Faction  von  sich  selbst  fallen  werde,  so  dass  sie  nicht 
mehr  zu  fürchten  brauchen,  Frankreich  zu  offendieren. 


0    S.  unten  Abschn.  VI. 
2)    S.  oben  S,  150  ff. 


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Verdächtige  Haltung  Schwedens.  195 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
30.  Mai/[9.  Juni]  1667. 

[Gninski.    Schwedens  Verhältnis  zu  Frankreich.    Schwedens  Absichten  bei  den  Ver- 
handlungen wegen  der  polnischen  Sache.] 

Gninsky,  dessen  Proposition  in  petitione  auxilii  gegen  die  Türken  be-  9.  Juni, 
standen,  hat  schon  Resolution  empfangen  und  wird  heute  seine  Abschieds- 
aodienz  haben.  Es  verlautet,  dass  schwedische  Völker  (2000  zu  Fuss  und  eben- 
soviel zu  Pferde)  nach  Deutschland  sollen  hinubergeschickt  werden.  Die  Allianz 
mit  Frankreich  wegen  des  burgundischen  Kreises  ist  bisher  durch  Berenklau 
verhindert  worden,  sollte  Frankreich  und  England  sich  aber  einigen,  so 
ist  sehr  zu  fürchten,  dass  Schweden  Partei  nehmen  wird. 

P.S.  Den  Pf  alz- Neuburgi  sehen  gegenüber  haben  die  schwedischen 
Kommissare  dieselben  dubia  wie  früher  gegen  ihn  wegen  des  veränderten  Za- 
standes  in  Polen  angeführt.  Ihre  Intention  geht  nur  dahin,  einen  Tractat  mit 
Kf.  und  Pfalz-Neuburg  abzuschliessen  pro  manutenenda  constitutione  ultima 
et  übertäte  electionis  contingente  legitime  casu,  daneben  wollen  sie  eine  De- 
claration  an  Pfalz-Neuburg  geben,  dass  sie  existente  casu  electionis  niemand  als 
den  Pfalzgrafen  recommendieren  wollten;  über  die  Assistenz  und  den  modus 
procedendi  wird  also  nichts  näher  bestimmt  werden.  Sie  hoffen  so  existente 
casu  neue  Tractaten  mit  Pfalz-Neuburg  und  alsdann  sowohl  in  der  Jüiichschen 
Sache  als  ratione  Poloniae  das  zu  erhalten,  was  sie  jetzt  nicht  bekommen  können. 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cöln  5./[15.]  Juni  1667. 

[ungünstige  Nachrichten  über  die  Absichten  Schwedens,  Ef.  verlangt  Gewissheit  dar- 
über.] 

Von  verschiedenen  Seiten  her  wird  ihm  mitgetheilt,  dass  Schweden  es  15.  Juni, 
nicht  recht  mit  ihm  meine,  sondern  ihn  nur  zu  amüsieren  und  Zeit  zu  gewinnen 
suche,  sonst  aber  die  französischen  Desseins  zu  befördern  oder  wenigstens  nicht 
zu  verhindern  beabsichtige,  namentlich  behaupten  Millet  und  Morste  in') 
dass  es  nur  in  des  französischen  Königs  Macht  stehe,  Schweden  mit  in  dieses 
Werk  zu  engagieren.  Er  hofft,  diese  Spargimente  werden  ohne  Grund  sein, 
Cr.  soll  aber  auf  einen  Schluss  dringen  und  ausdrücklich  erklären,  Kf.  wolle 
wissen,  wonach  er  seine  consilia  und  mesures  in  dieser  Sache  zu  nehmen  habe. 
Verdächtig  kommt  ihm  auch  vor,  dass  Schweden  ohne  seinen  Vorbewusst  den 
ersten  Tractat  an  Frankreich  mitgetheilt  hat,  wodurch  auch  andere  Nachricht 
davon  erhalten  und  Anlass  genommen  haben,  von  diesem  negotio  allerhand 
sinistra  jndicia  zu  fällen.  Vor  allem  soll  er  sich  erkundigen,  was  man  von 
dem  Vorhaben  des  französischen  Königs,  eine  Flotte  mit  einer  Armee  in  die 
Ostsee  zu  schicken,  meine  und  ob  man  derselben  den  Pass  verstatten  wolle. 


»)    S.    ürk.  u.  Act.  II.    S.441ff.;   Mem.    de   Pomponne  II.    S.  428f.;   unten 
Abscbn.  III  des  Ef.  Schreiben  an  v.  Hoverbeck  vom  20.  Mai/9.  Juni  1667. 

13* 


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196     n.  Der  bremische  Krieg,  die  QuadrupelaUianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
22.  Juni/[2.  Juli]  1667. 

[Verwunderung  der  Schweden  über  Morsteins  Anbringen.    Abscbluss  des  Vertrages.] 

2.  Juli.  Morsteins  Anbringen   ist  hier  am  so  unvermuthlicher  vorgekommen,  da 

man  fest  glaubte,  dass  die  französischen  Desseins  mit  dem  Tode  der  Königin 
gefallen  seien,  und  auch  der  französische  Gesandte  versichert  hatte,  sein  König 
werde  nisi  post  mortem  regis  an  Polen  nicht  mehr  denken.  Auch  die  Nach- 
richten des  schwedischen  Agenten  in  Warschan  lauten  durchaus  übereinstim- 
mend, so  dass  man  sich  hat  überzeugen  müssen,  dass  Frankreich  trotz  der  Con- 
stitution, des  Todes  der  Königin  und  seiner  Versicherungen  das  Werk  mit  Macht 
poussiere.  Auf  Aufforderung  der  Schweden  hat  er  mit  den  Neuburgischen  zu- 
sammen ein  Concept  des  letzten  Artikels  auf  Grundlage  der  Reversalen  von 
1610  abgefasst  und  auf  Vollziehung  des  Tractats  gedrungen,  schlies.slich  haben 
sie,  auch  durch  den  englischen  Gesandten ^)  gedrängt,  ihn  gebeten,  den  Tractat 
aufzusetzen,  er  hat  dieses  gethan,  sein  Concept  ist  paucissimis  mutatis  gestern 
angenommen  worden  und  heute  soll  die  Unterschreibuug  und  Auswechslung  des 
Tractats')  erfolgen.  Weder  er  noch  die  Neuburgischen  haben  gemeint,  dass 
es  so  bald  und  auf  die  Manier  geschehen  würde. 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cöln  10./[20.]  Juli  1667. 

[Genehmigung  des  Tractats.    Bemühungen  Frankreichs  bei  Kf.  und  Pfalz-Neuburg.] 

20.  Juli.  Er  wird  seine  Ratification*)  des  abgeschlossenen  Vertrages  bald  einsenden, 
hofft,  auch  der  andere  Tractat  mit  Pfalz-Neuburg  werde  zum  Abschluss 
kommen. 

Sonsten  lassen  wir  euch  gnädigst  wissen,  dass  Frankreich  sich 
sehr  bemühet,  sowoll  uns  als  Pfaltz  Neuburgs  Ld.  an  sich  zu  ziehen, 
wir  werden  uns  woU  bestmüglichst  fürseheu,  dass  wir  uns  nicht  zu  weit 
engagiren,  haben  aber  ein  und  ander  Ursach,  von  Pfaltz  Neuburg  das 
contrarium  zu  fürchten,  wir  unterlassen  nicht*)  Ihre  Ld.  —  zu  warnen 
und  Ihr  zu  rathen,  dass  Sie  darin  behutsamb  gehen  und  sich  weil  für- 

»)    Thin,  s.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  339.  406. 

')  Der  Vertrag  zwischen  König  Karl  XI.  von  Schweden  und  Kf.  wegeu  gemein- 
samen Vorgehens  bei  der  bevorstehenden  Erledigung  des  polnischen  Thrones  d.  Hol- 
miae  22.  Juni/[2.  JuliJ  1667:  Diar.  Eur.  XVI,  Append.  S.  3ff.;  Londorp  IX. 
S.  494f.  Inhaltsangabe:  Pufendorf  X.  §  56  (S.  694 f.);  v.  Mörner  S.  314f.  Vgl. 
Mem.  de  Pomponne  II.  S.  407.  432. 

»)     Dieselbe  ist  Cöln  16./[26.]  Juli  1667  ausgestellt. 

^)  Vgl.  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  Pfalzgrafen  vom  10./20.  Juli  1667  unten 
Abschn.  III. 


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Vertrag  mit  Schweden  wegen  der  polnischen  Wahl.  197 

sehen  möge  —  es  würde  aber  auch  nicht  undiensarob  sein,  wenn  Ihr 
ein  und  anders  hievon  dem  englischen  ministro  desfalls  an  die  Hand 
gebet,  damit  derselbe  die  Neuburgische  Gesandten  darunter  etwas  zu- 
reden möchte,  weil  wir  wissen,  dass  Pfaltz-Neuburg  Ld.  darauf  sonder- 
bare Reflection  machen  werde;  konnte  von  schwedischen  ministris  des- 
gleichen geschehen,  so  wäre  es  desto  besser,  jedoch  müsstc  alles  ohn- 
vermerket  geschehen,  und  dass  es  von  euch  herkomme,  nicht  soup9on- 
niret  werden.  — 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
20./[30.]  Juli  1667. 

[Verhandlungen  über  die  Jälichscbe  Angelegenheit.] 

Auf  einer  Conferenz,  welche  er  samt  den  nachher  dazugekommenen  Neu-  30.  Juli, 
bnrgischen  Gesandten  am  10.  ipit  dem  R.Kanzler  gehalten,  verlangte 
dieser  agnitionem  juris  des  Königs  auf  die  Jnlichschen  Lande,  und  als  sie  dieses 
verweigerten,  verlangte  er  von  ihnen  einen  Revers,  dass  Kf.  und  Pfalz-Neu- 
bnrg  sich  mit  dem  Könige,  nachdem  derselbe  zur  Majorennitat  gekommen,  auf 
billige  Weise  vergleichen  wollten,  brachte  aber,  als  er  explicieren  wollte,  wie 
solche  Promesse  geschehen  sollte,  es  so  confus  hervor,  dass  sie  ihn  nicht  ver- 
stehen konnten,  versprach,  dann  es  ihnen  schriftlich  durch  Hir schönstem  auf- 
setzen und  zukommen  zu  lassen.  Nachher  aber  hat  er  im  Senat  behauptet, 
sie  hätten  in  seinen  Vorschlag  eingewilligt;  er  scheint  auf  diese  Weise  die  wohl 
Intentionierten  zu  verwirren,  die  Sache  embrouillieren  und  in  Börenklau's 
Abwesenheit  abrumpieren  zu  wollen.  Der  inzwischep  zurückgekehrte  Bö  ren- 
klau hat  vorgestern  eine  neue  Conferenz  veranlasst  und  ihnen  die  Behauptung 
des  Reichskanzlers  mitgetheilt,  sie  haben  sich  darauf  liberrime  verantwortet. 
Die  Kommissare  schlugen  darauf  vor,  die  Artikel  der  Reihe  nach  zu  ajustieren, 
den  letzten  aber  auszusetzen,  bis  von  Habbaeus^)  und  Wolf frath*)  Antwort 
angekommen,  sie  hofften,  Kf.  und  Ffalz-Neuburg  würden  hierin  dem  Könige 
fugen;  sie  haben  ihnen  aber  geantwortet,  das  wäre  ein  ganz  vergeblicher  Auf- 
enthalt. Heute  in  einer  neuen  Conferenz  sind  sie  die  Artikel  durchgegangen, 
doch  ist  des  letzten  nicht  gedacht  worden. 


')    Christian  Habbaeus,  schwedischer  Resident  am  oberen  Rheinstrom. 
*)    Schwedischer  Resident  in  Berlin. 


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198     I^<  ^61*  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
14./[24.]  August  1667. 

[Bereitwilligkeit   Schwedens   zur  Prorogierung   der   Rheinischen    Allianz.     Verbalten 

Pomponne's.] 

24.  Ang.  Der   kaiserliche    Gesandte    hat  sich   sehr   bemüht  zu  verhindern,    dass 

Schweden  Ordre  gebe,  die  Rheinische  Allianz  zu  prorogieren,  trotzdem  ist  ^  die 
Ordre  dazu  abgegangen,  doch  behaupten  die  schwedischen  Minister,  nur  quoad 
quaestionem  an,  wegen  der  quaestio  quomodo  müsste  man  sich  vergleichen  und 
könnte  dabei  was  dem  Reich  präjudicierlich  und  dem  Instr.  pacis  zuwider  aus- 
gelassen werden.  Sie  behaupten  dazu  dadurch  veranlasst  zu  sein,  dass  des  Kf. 
Bevollmächtigter  im  Allianzrath  loco  voti  erklärt,  Kf.  wolle  sich  mit  Schweden 
conformieren,  da  doch  sein  votum  dem  Bremischen  voranginge,  es  schiene  also, 
als  ob  man  allen  ünglimpf  non  prorogati  foederis  auf  Schweden  schieben  wolle, 
dem  hätten  sie  zuvorkommen  müssen,  doch  könnte  alles  bei  der  quaestio  quo- 
modo redressiert  werden. 

Der  französische  Gesandte  ist^),  nachdem  er  von  dem  Abschluss  des 
ersten  foedns  erfahren,  damit  sehr  übel  zuMeden  gewesen,  er  behauptet  jetzt, 
sein  König  wolle  weder  zu  Wasser  noch  zu  Lande  einen  Mann  nach  Polen 
schicken,  er  wolle  dem  polnischen  Könige  von  der  Abdication  ab-  und  zur 
Heirath  mit  der  ältesten  Tochter  Pfalz-Neuburgs  zurathen.  Der  Gesandte  pous- 
siert jetzt  das  vorige  Dessein  nicht  mehr,  sondern  ist  zufrieden,  dass  er  das 
foedus  de  conjunctione  armorum  gehindert,  wie  er  ihm  haud  obscure  zu  ver- 
stehen gegeben. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
28.  August/ [7.  September]  1667. 

[K.  Sächsische  Gesandtschaft.    Verlängerung  der  Rheinischen  Allianz.    Muthmaassliche 

schwedische  Absichten.] 

7.  Sept.  Die  Ratification  des  ersten  Tractats  ist  am  24.  ausgewechselt  worden.    Dass 

der  zweite   sich  zerschlagen'),   ist  sehr  gut,  da,  wenn  er  geschlossen,  derselbe 

»)  Vgl.  ürk.  u.  Act.  XL  S.  474f.  Kf.  hatte  (d.  Coln  20./[30.]  Juni  1667)  v.  Cr. 
angewiesen,  da  Frankreich  die  Rheinische  Allianz  auch  dahin  deuten  wolle,  dass  die 
Alliierten  die  franzosischen  Desseins  in  den  Niederlanden  und  an  anderen  Orten  zu 
befördern  und  etwaige  kaiserliche  Hülfssendungen  dorthin  zu  verhindern  schuldig 
seien,  sich  unter  der  Hand  zu  erkundigen,  was  man  in  Schweden  davon  halte,  und 
vorzustellen,  wie  bedenklich  es  sei,  die  Allianz  zu  prorogieren,  wozu  auch  Schweden 
wenig  Lust  gezeigt  habe. 

»)    S.  Mem.  de  Pomponne  IL  S.  454ff. 

*)  V.  Cr.  hatte  27.  Juli/ [6.  August]  gemeldet,  da  Schweden  inbetreff  des  letzten 
Artikels  sich  nicht  eher  hätte  erklären  wollen,  bis  nähere  Nachrichten  vonUabbaeus 
und  Wolffrath  eingelaufen  wären,  die  Pfalz- Neuburgischen  aber  nicht  länger 
hatten  warten  wollen,   so   sei    man   übereingekommen,   dass   dieser  Artikel  und   der 


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Prorogation  der  Rheia.  Allianz.     Abbruch  der  Verhandl.  mit  Pfalz-Neuburg.     199 

sicher  Frankreich  mitgetheilt  worden  wäre  und  man,  wenn  die  Sache  sich  ge- 
fährlich anlassen  und  es  zu  einem  Kriege  kommen  sollte,  doch  ihrer  Assistenz 
nicht  sicher  wäre.  Ein  Fürst  von  Holstein*)  ist  hier  in  Commission  von 
E.Sachsen  angelangt,  derselbe  hat  ihm  versichert,  dass  K.Sachsen  omnibus 
modis  suchen  würde,  von  Frankreich  sich  zu  detachieren  und  mit  dem  Kaiser 
and  Kf.  in  fester  Freundschaft  zu  hieiben.  Baerenklau  meint,  wenn  auch 
das  foedus  Rhenanum  prorogiert  würde,  so  wurde  doch  dadurch  dem  Reich  kein 
Präjudiz  geschehen,  wenn  nur  die  Clausel  hineingebracht  würde:  salvo  per  om- 
nia  Instrumente  pacis  Westphalicae  omnibusque  ejusdem  articulis  et  clausulis. 
Sie  beschweren  sich  sehr,  dass  des  Kf.  Gesandte  in  Regensburg  alle  Schuld 
non  prorogati  foederis  Rhenani  auf  Schweden  haben  schieben  wollen,  geben 
vor,  dies  sei  die  einzige  Ursache,  warum  sie  in  die  Prorogation  gewilligt  hätten. 
Der  englische  Gesandte  bemüht  sich  auch,  Schweden  von  Frankreich  ab 
and  auf  die  Seite  Spaniens  zu  ziehen.  Wahrscheinlich  wird  Schweden  die 
günstige  Gelegenheit  benutzen  und  vom  Kaiser  die  Stadt  Bremen  fordern. 
Man  hat  hier  Ombrage  von  der  Sendung  Platens*),  den  die  lüneburgi- 
schen Herzoge  nach  Paris  geschickt,  und  glaubt,  dass  diese  Herzoge  die  fran- 
zosische Partei  nehmen  werden. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfttrsten.     D.  Stockholm 
14./[24.]  September  1667. 

[Bereitwilligkeit   Schwedens   zum    Beitritt   zu  der  Braunschweiger  Allianz.    Gerücht 
über  Annahme  des  Generalats  der  Reichsarmee  durch  Kf.] 

Nach  Aussage  der  schwedischen  Minister  will  Schweden  mit  in  die  zu  24.  Sept. 
Braunschweig  abgeschlossene  Allianz')  treten  und  erhält  Snoilsky  Ordre, 
wegen  Prorogierung  der  Rheinischen  Allianz  sich  mit  des  Kf.  Gesandten  zu 
conformieren.  Doch  hat  hier  neue  Ombrage  das  Gerücht  verursacht,  Kf.  habe 
das  Generalat  der  Reichsarmee  acceptiert,  der  kaiserliche  Gesandte  hat  ihm 
berichtet,  dass  sie  sich  seitdem  in  den  Tractaten  sehr  kaltsinnig  erweisen. 


ganze  Tractat  bei  Wrangel  ajustiert  werden  sollte;  21./[31.]  August  hatte  er  dann 
berichtet,  man  sei  übereingekommen,  die  Articuli  secreti  sollten  vollzogen  werden, 
wenn  Kf.  und  der  Pfalzgraf  sich  der  Julichschen  Succession  halber  erklärt  und  man 
darüber  einig  geworden  wäre,  Wrangel  sollte  Ordre  erhalten,  wenn  dieses  geschehen, 
super  quantitate  auxiliorum  et  modo  succurrendi  Pacta  aufzurichten.  Darauf  seien 
am  20./30.  August  die  Pfalzneuburgischen  abgereist. 

')  V.Cr,  meldet  9./19.  October  1667,  der  Fürst  von  Holstein  habe  ihm  die 
Allianz  zwischen  Schweden  und  K.Sachsen  zugestellt  und  ihm  mitgetheilt,  Schwe- 
den sei  unzufrieden  damit,  dass  zwischen  Kf.  und  K.Sachsen  zu  Zinna  (s.  unten 
Abschn.  VI)  etwas  praeliminäriter  verabredet  sei,  Bielke  sollte  hingeschickt  werden, 
um  den  etwaigen  Tractaten  beizuwohnen.     Vgl.  Auerbach  S.  293f. 

»)    S.  Kocher  I.  S.  545. 

»)    S.  oben  S.  157  ff. 


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200     II.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigun«:  «tc. 

Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cöln  an  der  Spree 
l./[ll.]  October  1667. 

[auf  die   Relation    vom   14./24.  September.    Beitritt  Schwedens  zur  Allianz.     Wider- 
legung des  Gerüchtes.] 

11.  Oct.  Schwedens  Eintritt  in  die  Braunschwciger  Allianz  wird  ihm  sehr  lieb  sein, 

doch  müsste  von  ihrer  Seite  deswegen  Ouvertüre  geschehen.  Schweden  scheint 
diese  Allianz  für  verdächtig  zu  halten,  als  wäre  sie  ihm  zuwider,  doch  hat  der 
schwedische  Bevollmächtigte*)  an  den  Verhandlungen  Theil  genommen. 

Was  wegen  des  kaiserlichen  Generalats  dort  gespreuget  ist,  solches 
hat  ganz  keinen  Grund  und  könnet  Ihr  diejenigen,  so  hievon  Meldung 
thun,  deswegen  mit  Bestände  desabusiron.  — 


Der  Kurfürst   an  v.  Crockow.     D.  Cöln  23.  October/[2.  Nov.] 

1667. 

[Verhandlungen  mit  Holland.    Befehl  zum  Abschluss  eines  neuen  Tractats  wegen  der 

polnischen  Sache.] 

23.  Oct.  Kf.  hat  mit  den  Staaten  der  Vereinigten  Niederlande^)  wegen   Bei- 

legung der  Kriegsunruhe  zwischen  Frankreich  und  Spanien  unterhandelt 
und  es  sind  im  Haag  Artikel  darüber  entworfen  und  den  dortigen  schwedi- 
schen und  braunschweigischen  Gesandten  davon  Mittheilung  gemacht  wor- 
den, welche  auch  erklärt  haben,  dass  ihre  Principalen  mit  dazu  zu  treten  ge- 
neigt sein  würden.  Er  soll  mit  den  Gesandten  des  Kf.  im  Haag  deswegen 
communicieren  und  zu  penetrieren  suchen,  was  für  Sentimente  man  in  Schwe- 
den von  diesen  Tractaten  habe. 

P.S.  Er  soll  heiliegende  Schreiben  Pfalz-Neuburgs  an  den  König  und 
einige  Minister  übergeben  und  sich  bemühen,  dass  auch  der  andere  Tractat  zur 
Richtigkeit  gebracht  werde,  Kf.  hofft,  man  werde  nun  mit  seiner  und  des  Pfalz- 
grafen Erklärung  in  der  Jülichschen  Sache  zufrieden  sein.  Die  Adjustierung 
des  Tractats  ist  um  so  nöthiger,  da  bei  den  Einfällen  der  Tataren  und  Kosackeu 
die  in  den  pactis  angeführte  Gefahr  täglich  eintreten  kann. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
6./ [16.]  November  1667. 

[Der  Tractat  Schwedens  mit  K.Sachsen.] 

16.  Not.  I^^s  Project   des  Tractats   zwischen  K.Sachsen  und  Schweden   hat  er 

durch  den  kaiserlichen  Gesandten,  dem  der  Herzog  von  Holstein  dasselbe 


0    D.  Martin  Böckell  s.  oben  S.  162. 
2)    S.  unten  Abschn.  VI. 


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Schwedens  Beitritt  zur  Braunschw.  Allianz.    Mittheil.  d.  Herzogs  v.  Holstein.     201 

mitgetheilt,  erhalten,  derselbe  hat  ihnen  beiden  versprochen,  nichts  ohne  ihre 
Billigung  zu  schliessen.  Die  Schweden  suchen  dadurch  den  Tractat  zwischen 
K.  Sachsen  und  Kf.  zu  hindern  und  sich  beim  Kaiser  desto  considcrabler  zu 
machen,  sie  rühmen  sich,  das  ganze  Haus  Sachsen  mit  sich  zu  bringen.  Was 
K.Sachsen  dabei  gewinnen  will,  kann  er  nicht  absehen,  falls  ihm  nicht  in  einem 
Separatartikel  Antheil  an  den  Subsidien  versprochen  sein  sollte. 

Die  schwedischen  Minister  fragen  ihn  auch  sehr  fleissig,  ob  Kf.  das  Gene- 
ralat  acceptiert,  und  ob  Kf.  mit  dem  Kaiser  geschlossen. 

Der  französische  Gesandte ^  ist  mit  Schweden  wenig  zufrieden,  er 
scheint  überzeugt,  dass  man  von  der  jetzigen  Regierung  keine  mascula  consilia 
noch  vigoureuse  Resolutionen  zu  erwarten  habe. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
9./[19.]  November  1667. 

Auf  seine  Aufforderung  hat  der  Herzog  von  Holstein  auch  ihm  das  Ver-  19-  Nov. 
tragsproject  mitgetheilt  und  ihm  zugleich  vertraulich  eröffnet,  Schweden  hätte 
versprochen,  K.Sachsen  von  den  Subsidien  jährlich  100000  Rthlr.  abzugeben. 
Er  hat  ihm  darauf  freimüthig  dargelegt,  wie  unvortheilhaft  und  demüthigend 
dieser  Vertrag  für  K.Sachsen  sei,  das  sich  dadurch  ganz  in  die  Hände  von 
Schweden  gebe,  jener  schob  die  Schuld  auf  den  kaiserlichen  Hof,  der  K.  Sachsen 
so  gar  ausser  aller  Consideration  gelassen  und  vielfältig  degustiert  habe,  beklagte 
sich  auch,  dass  ihm  in  der  Oldenburgischen  Sache')  keine  Justiz  wider- 
fahren sei,  erklärte  aber  endlich,  nachdem  C.  ihm  auseinandergesetzt,  wie 
wenig  Unterstützung  er  von  schw^edischer  Seite  zu  erwarten  habe  und  wie  viel 
mehr  er  durch  den  Kaiser  und  dessen  Alliierte  werde  erreichen  können,  nicht 
schliessen,  sondern  einen  Courier  heraussenden  und  unter  diesem  Prätext  die 
Sache  so  lange  aufhalten  zu  wollen,  bis  Kf.  die  Tractaten  mit  K.Sachsen  vollziehen 
und  demselben  eine  gleiche  oder  grössere  Avantage  von  dem  Kaiser  offerieren 
könnte  und  durch  Bas  serode 's  Negotiation  der  Schweden  Intent  mehr  zu 
Tage  trete.  Er  rieth,  Kf.  möchte  v.  Burckersrode')  omni  meliori  modo  ca- 
ressieren,  dem  K.Sachsen  am  meisten  deferierte,  und  bat  um  des  Kf.  Unter- 
stützung in  der  Oldenburger  Sache. 


')     Vgl.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.407. 

2)  Vgl.  darüber  ebendaselbst  S.  501  ff.,  Waitz,  Kurze  Schleswig- Holsteinscbe 
Landesgescbicbte  S.  121  ff. 

*)  K. Sächsischer  Geheimerrath,  s.  Heibig,  Die  diplomatischen  Beziehungen  Jo- 
hann Georgs  II.  von  Sachsen  zu  Frankreich  (Archiv  für  die  Sächsische  Gesch.  I. 
S.  294.  298.);    Auerbach  S.  145.  180. 


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202     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
16./[26.]  November  1667. 

[auf  das  Rescript  Yom  33.  October.    Unzufriedenheit  Schwedens   mit   den  Verhand- 
lungen in  Holland.     Verhandlungen  mit  dem  Kaiser.] 

26.  Nov.  Mit  den  in  Holland  gepflogenen  Tractaten  sind  die  Schweden  sehr  wenig 

zufrieden,  sie  glauben,  Kf.  werde  mit  Holland,  den  Herzogen  von  Lüne- 
burg, Hesen-Cassel  und  anderen  Alliierten  eine  starke  Armee  aufstellen 
und  das  Generalat  darüber  führen,  femer  ist  ihre  Animosität  gegen  Holland 
auch  nach  geschlossenem  Tractat  noch  sehr  gross.  An  England,  welches 
ihnen  500000  Rthlr.  zu  zahlen  sich  verpflichtet  hat,  sind  sie  auf  das  engste 
gebunden,  es  ist  also  nur  nöthig,  auf  England  zu  reflectieren. 

Die  Verhandlungen  Schwedens  mit  dem  Kaiser  verheissen  keinen  guten 
Ausgang;  auch  wenn  der  letztere  ihnen  Geld  zahlt,  werden  die  Schweden  nichts 
reelles  leisten,  sondern  suchen  neutralitatem  et  spem  mediationis  pro  beneficio 
zu  imputieren  et  ea  ratione  Geld  zur  Subsistenz  der  Armee  zu  erhalten,  ihre 
Armee  zu  verstärken  und  dadurch,  wenn  Spanien,  das  Reich  und  Frankreich 
in  Krieg  verwickelt,  specie  mediationis  das  arbitrium  rernm  neben  England  zu 
behalten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Crockow.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
29.  November /[9.  December]  1667. 

[Verhandlungen  mit  Millet  und  mit  K.  Sachsen.] 

9.  Dec.  Er  soll  sich   bemühen  in  Erfahrung  zu  bringen,   was  in  der  Verhandlung 

Schwedens  mit  dem  Kaiser  und  mit  K.Sachsen')  vorgeht.  In  der  bur- 
gundischen  Sache  hat  Kf.  früher  mit  dem  Kaiser  und  Spanien  das  Werk 
weiter  zu  bedenken  sich  vorgenommen,  da  er  aber  von  dort  her  keine  bestän- 
dige und  wirkliche  Erklärung  hat  erlangen  können,  vielmehr  gesehen,  dass  man 
auf  kaiserlicher  und  spanischer  Seite  gleichsam  still  gesessen  und  andere  dazu 
zu  ziehen  sich  mit  grosser  Kälte  angelegen  sein  lassen,  Holland  zu  den  ver- 
trösteten Subsidien  sich  nicht  verstehen  wollen,  Spanien  aber  solche  aufzu- 
bringen nicht  im  Stande  oder  nicht  gewillt,  angeblich  auch  zwischen  Frank- 
reich und  Holland  ein  Vertrag  zu  Frankreichs  gunsten  abgeschlossen  ist 
und  auch  zwischen  Frankreich  und  Spanien  unter  der  Hand  Friedensver- 
handlungen stattfinden,  so  hat  er  sich  bewogen  gefunden,  mit  dem  franzosischen 
Gesandten  Millet  einen  Tractat')  verhandeln  zu  lassen,  dass,  wenn  der  König 
von  Frankreich  seine  bi.sherige  Negotiatiou  in  Polen  quittieren  und  seine 
ofFicia  für  Pfalz-Neuburg  anwenden  würde,   Kf.  dagegen  sich  aus  der  bur- 


>)  Cr.  berichtet  12./22.  Febr.  1668,  der  Herzog  von  Holstein  sei  gestern,  nach- 
dem der  Vertrag  zwischen  Schweden  und  K.  Sachsen  geschlossen,  abgereist. 

^  S.  Mignet,  Negociations  relatives  k  la  succession  d'Espagne  II.  S.  296 ff. 
und  unten  Abschn.  III  und  VI. 


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Der  Vertrag  des  Kurforsten  mit  Frankreich.  203 

gandischen  Sache  halten  und  die  Rheinische  Allianz  nach  Vergleichung  ober 
die  Punkte  auf  3  Jahre  prorogieren  wolle.  Er  hat  W  ränge  1  und  dem  schwe- 
dischen Residenten  Mittheilung  davon  gemacht  und  will  auch  weiter  die  ver- 
trauliche Correspondenz  mit  Schweden  unterhalten;  auch  Cr.  soll  sich  demge- 
mäss  dort  betragen,  auch  mit  Pomponne  in  guter  Confidenz  reden  und  ver- 
suchen, von  ihm  Näheres  über  den  Traetat  zwischen  Frankreich  und  dem  Staat 
zu  erfahren.  Wegen  Absendung  der  Schreiben  an  den  Konig  und  an  den  Senat 
in  Polen  soll  er  erinnern  und  zu  erfahren  suchen,  wesshalb  man  schwedischer- 
seits  damit  zurückhalte.  Die  zwischen  Kf.  und  K. Sachsen  angefangene  und 
nochmals  continuierte  Punctation  ist  nur  auf  Defension  ihrer  beiderseitigen 
Lande  angesehen,  ist  aber  noch  nicht  zum  Schluss  gekommen. 

P.  S.  Bei  der  jetzigen  Anwesenheit  K.Sachsens  hat  Kf.  durch  die  Sei- 
nigen mit  den  K. Sächsischen  Geh.  Käthen  auch  wegen  des  Bündnisses,  über 
welches  der  Herzog  von  Holstein  negotiiert  haben  soll,  reden  lassen,  dieselben 
haben  aber  davon  nicht  das  geringste  wissen  wollen  und  versichert,  dass  der 
Herzog  deswegen  nicht  beordert  sei. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
4./[14.]  December  1667. 

[Zurückhaltende  Aeusserungen  des  R.  Kanzlers   über   den  mit  Millet  abgeschlossenen 
Vertrag.    Mittheilungen  des  Herzogs  von  Holstein.] 

Auf  seine  Bitte,  ihm  die  Sentimente  des  Königs  inbetreff  der  Verband-  14.  Dec. 
lungen  des  Kf.  mit  Milet  mitzutheilen,  hat  der  R.Kanzler  endlich  nur  er- 
widert, der  König  billige  die  Forderung  des  Kf.  wegen  Räumung  der  proussi- 
schen  Städte ;  weitere  Versicherung  von  Frankreich  zu  fordern,  sei  nicht  nöthig, 
Bemühungen  Frankreichs  für  Pfalz-Neuburg  würden  demselben  bei  den  Polen 
nur  schädlich  sein;  betreffend  die  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  könnte 
quaestio  an  nicht  präjudicieren,  über  die  quaestio  quomodo  könnte  er  nicht  eher 
sich  resolvieren,  bis  er  sich  mit  anderen  dabei  Interessierten  darüber  berathen; 
auch  über  die  von  Frankreich  geforderte  Neutralität  wollte  er  sich  nicht  weiter 
herauslassen.  Diese  retenue  scheint  aus  dem  Milet  übergebenen,  aber  hier 
nicht  communicierten  Project  herzurühren. 

Er  hat  das  schwedische  dem  kaiserlichen  Gesandten  übergebene  Allianz- 
project  durch  einen  schwedischen  Reichsrath  zu  sehen  bekommen,  nach  dem 
Inhalt  desselben  und  nach  den  Discursen  des  R.Kanzlers  ist  wenig  Hoffnung 
auf  schwedische  Assistenz. 

Nach  Mittheilung  des  Herzogs  von  Holstein  versprechen  die  Schweden, 
K.Sachsen  alle  mögliche  Avantagen  bei  dem  Kaiser  zu  verschaffen,  dem 
Herzoge  selbst,  in  dem  Vertrage  mit  dem  Kaiser  diesen  zu  verpflichten,  dem- 
selben zu  seinem  Rechte  wegen   der  Oldenburgischen  Succession  zu  verhelfen. 


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204     n.  Der  bremische  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
15./[25.]  Januar  1668. 

[Erklärungen  Pomponne's.] 

25.  Jun.  Der  französische  Gesandte  hat*)  der  Konigin  vor  ihrer  Abreise  aufs 
Land  mitgetheilt,  sein  König  stehe  von  seinen  früheren  Intentionen  in  betreff 
des  polnischen  Werkes  ab  und  wolle  alle  möglichen  officia  für  P  falz- Neu - 
bürg  anwenden,  die  schwedischen  Minister  aber  glauben  nicht,  dass  er  es  ernst 
damit  meine,  sondern  dass  er  nur  dieses  semblant  mache,  um  Kf.  und  Pfalz- 
Neu  bürg  durch  diese  Hoffnung  in  sein  Interesse  zu  ziehen.  Ihm  hat  der 
französische  Gesandte  gesagt,  der  Kaiser  und  Spanien  hätten  von  Schweden  für 
die  nächste  Campagne  keine  Assistenz  zu  erwarten,  womit  auch  die  Aussagen 
der  Reichsräthe,  mit  denen  er  gesprochen,  übereinstimmen. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
5./[15.]  Februar  1668. 

[Sendung  £hrman's  zu  neuen  Verhandlungen.    Abschätziges  Urtheil  über  den  Nutzen 

eines  neuen  Vertrages.] 

15.  Febr.  Graf  D oh  na')    hat   den   im  Haag  geschlossenen  Tractat  nicht  mit  unter- 

schrieben, sondern  nur  Schweden  einen  Platz  miteinzutreten  vorbehalten.  Hier 
ist  H.  E h r m a n s  wegen  Pfalz-Neuburg  angekommen,  um  den  hier  projectierten 
Vertrag,  falls  Schweden  mit  dem  von  Habbaeus  gemachten  Project  des  letzten 
Artikels  zufrieden  sei,  zu  vollziehen.  Der  Tractat  wird  nicht  viel  nützen,  da 
Schweden  sich  der  Sache  nicht  mit  Ernst  annnehmen  und  das  negotium  abdicationis 
eher  hindern  als  befördern  wird,  da,  falls  die  Sache  succediert,  es  keinen  Theil 
an  dem  merito  haben  würde.  Er  fürchtet,  wenn  der  Tractat  in  Polen  bekannt 
werden  sollte,  dass  er  dann  wieder  grosse  suspiciones  erregen  würde,  Ehr- 
mans  scheint  auch  mehr  zu  dem  Zweck  hieher  geschickt  zu  sein,  um  diesen 
Hof  bei  Glimpf  zu  erhalten,  damit  derselbe  sich  nicht  beschweren  könne,  ne- 
gligiert  zu  sein,  als  dass  Pfalz-Neu  bürg  ein  grosses  Vertrauen  auf  Schwe- 
den setzen  sollte. 

L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
4./ [14]  März  1668. 

[Bericht  über  eine  abgehaltene  Conferenz.] 

14.  März.  Am  2.  hat  eine  Conferenz  mit  Ehr  maus  und  ihm  stattgefunden,   auf  die 

Erklärung  der  schwedischen  Kommissare  hin,  dass  der  König  entschlossen  sei, 
den  Tractat  zu  vollziehen,   und  es   nur  an   dem   letzten  Artikel   hafte,   über- 

0    S.  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  493. 

2)    S.  Carlson,  Gesch.  Schwedens  IV.  S.  506f.;  Mem.  de  Pomponne  IL  S.514f. 


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Neue  Verbandlungen  mit  Kf.  u.  Pfalz-Neuburg.  205 

gaben  sie  das  zwischen  Kf.  und  Pfalz-Neuburg  vereinbarte  Project.  Als  er  dar- 
auf bat,  die  schwedischen  Kommissare  möchten  sich  herauslassen  über  die 
Mittel,  welche  man  in  Polen  zur  Durchführung  des  Werks  anzuwenden  habe, 
erklärten  jene,  darüber  Hesse  sich  nichts  gewisses  statuieren,  bevor  man  sehe, 
wie  es  mit  dem  Reichstag  abgelaufen,  der  sich  dem  Verlaut  nach  zerschlagen 
haben  solle,  Beziers  müsse  abgerufen  werden,  das  wäre  unicum  medium  pa- 
cificandae  Poloniae,  femer  müsste  man  vorläufig  das  Werk  ruhen  lassen  und 
nicht  den  Polen  durch  eine  Recommendation  Ombrage  geben. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
ll./[21.]März  1668. 

[Bemühungen  Pomponne's.    Neue  schwedische  Absichten  auf  Bremen.} 

Der  R.  Kanzler  wird  heute  hier  erwartet,  es  wird  nun  also  wohP)  eine  21.  Mürz. 
EntSchliessung  über  die  Miteintretung  in  die  Haagische  Allianz  gefasst  werden. 
Der  französische  Gesandte  ist  sehr  thätig,  er  sagt,  er  werde  Explication  des 
Haagischen  Tractats  fordern,  und  glaubt,  Schweden  werde  nicht  so  bald  völlig 
in  denselben  eintreten,  sondern  abwarten,  was  die  Gesandten  von  Holland  und 
England  in  Frankreich  ausrichten  werden,  und,  wenn  Friede  zu  hoffen,  Frank- 
reich nicht  choquieren.  Aus  dem  Discurs  des  englischen  Gesandten  ist  zu 
ersehen,  dass  Graf  Dohna  bei  dem  Könige  von  England  um  Intercession 
beim  Kaiser,  dass  derselbe  Schweden  wegen  Bremen  favorisieren  möge,  an- 
gehalten und  dass  derselbe  dieses  versprochen,  weshalb  Bremen  auf  seiner 
Hut  zu  sein  hat  und  die  Herzoge  von  Lüneburg  in  ihren  Tractaten  mit  dem 
Kaiser  es  zu  praecavieren  haben.  Die  Schweden  bilden  dem  kaiserlichen  und 
englischen  Gesandten  ein,  dass  Kf.  ganz  mit  Frankreich  verknüpft  sei  und 
secretos  articulos  gemacht  habe,  nach  denen  er  Geld  von  Frankreich  erhalte. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 

17./ [27.]  März  1668. 

[Günstiger  Stand  der  Verhandlungen  über  die  polnische  Sache.    Französischer  Vor- 
schlag zur  Verhinderung  der  Wahl  des  Moskowiters.] 

Der  R.Kanzler,  bei  dem  er  und  die  Neuburgischen  Audienz  gehabt,  zeigt  27.  März, 
sich  in  der  polnischen  Sache  sehr  günstig  gestimmt,  eine  Conferenz  ist  in  der- 
selben gehalten  worden,  in  welcher  die  schwedischen  Kommissare  von  ihrer 
früheren  Forderung  abgestanden  sind,  aber  andere  erhoben,  welche  sie  nur  ad 
referendum  angenommen  haben.  Wegen  des  Haagischen  Tractats  ist  noch 
keine  Resolution   gefasst   worden,   der   R.Kanzler  aber  hat  sich  mit  grosser 

')  Ueber  die  damaligen  Zerwürfnisse  innerhalb  der  schwedischen  Regentschaft, 
über  welche  auch  v.  Crockows  Berichte  zahlreiche  Mittheilungen  enthalten,  s.  Carl- 
son  IV.  S.  495ff.;  M^m.  de  Pomponne  II.  S.  474ff. 


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206     H.  Der  bremische  Krieg,  die  Qoadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Verachtung  über  die  Ligue  geäussert  und  des  Kf.  consilia  gebilligt.  Der  fran- 
zosische  Gesandte  hat  ihm  mitgetheilt,  Milet  hätte  ihm  geschrieben,  sein 
König  wäre  geneigt,  mit  Kf.,  Schweden  und  selbst  dem  Kaiser  ad  exclu- 
dendum  Moscum  in  eine  Ligue  zu  treten'),  doch  wäre  es  rathsam,  die  Sache 
so  zu  menagieren,  dass  Schweden,  dem  am  meisten  daran  gelegen,  damit  den 
Anfang  mache. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.    D.  Stockholm 

18. /[2a]  April  1668. 

[Beitritt  Schwedens  zur  Tripelallianz.    Misstrauen  gegen  des  Kf.  Vertrag  mit  Frank- 
reich.] , 

28.  April.  Am  14.  ist  nach  vielen  Delibcrationen  im  Reichsrath  beschlossen  worden, 

in  die  Haagische  Allianz  miteinzutreten*),  der  R.Kanzler  hat  zwar  etwas 
opponiert,  es  aber  doch  geschehen  lassen,  man  scheint  auch  den  Tractat  mit 
dem  Kaiser  vollziehen  zu  wollen.  Mit  des  Kf.  Vertrag  mit  Frankreich') 
sind  sie  noch  übler  zufrieden,  seitdem  sie  kürzlich  eine  Copie  desselben  aus 
England  erhalten,  sie  meinen,  Kf.  habe  sich  nicht  nur  in  geheimen  Artikeln 
Gelder  von  Frankreich,  sondern  auch  grosse  Vortheile  in  Preussen  stipuliert, 
und  habe  nebst  England  secrete  Intelligenz  mit  Frankreich  gegen  Schweden. 
Auch  haben  sie  Nachricht,  dass  Kf.  von  Pfalz-Neuburg  Ravenstein  bekommen, 
welches  ebenfalls  nicht  angenehm  ist.  Viele  behaupten,  Frankreich  meine 
es  mit  Pfalz-Neu  bürg  nicht  ehrlich. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
25.  April/ [5.  Mai]  1668. 

[Abwartende  Haltung  Schwedens.    Voraussichtlich    baldiger   Abscbluss  des  Tractats.] 

5.  Mai.  Es  werden  hier  noch  keine  Anstalten  gemacht,  die  Truppen  überzuschiffen, 

man  scheint  auf  den  Reichstag,  den  Schluss  der  Tractaten  und  die  Auszahlung  der 
Geider  zu  warten,  so  dass  die  schwedischen  Truppen  in  dieser  Campagne  nicht 
grossen  Effect  werden  thun  können.  Schweden  soll  12  000  M.  (7000  z.  F., 
5000  z.  R.)  stellen  und  dafür  monatlich  60000  Rthlr.  erhalten.  Es  ist  aber 
zu  fürchten,  dass  ihre  Absicht  mehr  sei,  im  Reich  gegen  die  Anhänger  Frank- 
reichs als  in  Nioderland  zu  agieren,    wozu    die  Zwistigkeiten  des  Bischofs  von 

')  Kf.  hatte  schon  (d.  Coln  a.  d.  Spree  19./[29.]  Januar  1668)  v.  Cr.  angewiesen, 
in  Schweden  zu  versichern,  dass  er  angesichts  der  eifrigen  Bemühungen  des  Zaren, 
seinem  Sohne  die  polnische  Krone  zu  verschaffen  (s.  unten  Abschn.  III),  dem  nach 
Möglichkeit  entgegenwirken  werde,  und  Schweden  aufzufordern,  ihn  dabei  zu  unter- 
stützen. 

2)    S.  Carlson  IV.  S.  508;  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  535ff. 

3     S.  oben  S.  202. 


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Schweden  o.  die  Tripelallianz.   Abschluss  d.  Vertrages  mit  Kf.  u. Pfalz-Neuburg.     207 

Münster^)  mit  den  Lfinebargischen  Herzogen  und  K.C 51  n  Occasion  geben 
könnten,  wenn  diese  nicht  zeitig  beigelegt  und  im  Westfölischen  Kreise  eine  gute 
Verfassung  gemacht  wird.  Des  Reichskanzlers  Decadence  ist  offenbar,  Steno 
Bielke  und  Biörenklau  regieren  die  Krone  und  von  ihnen  sind  festere  Ent- 
schlüsse zu  erwarten.  Von  den  Schweden  und  den  Pfalz-Neuburgischen  Gesandten 
wird  der  polnische  Tractat  sehr  poussiert,  so  dass  vermuthlich  künftige  Woche 
derselbe  zum  Abschluss  kommen  wird. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfllrsten.     D.  Stockholm 
5./ [15.]  Mai  1668. 

[Unzufriedenheit  Schwedens  mit  dem  Abschluss  des  Aachener  Friedens.] 

Die  unerwartete  Nachricht  vom  Frieden')  hat  hier  wenig  Freude  verur-  15.  Mai. 
sacht,  da  man  durch  die  Resolution,  in  das  Bündnis  gegen  Frankreich  mit  ein- 
zutreten, den  König  von  Frankreich  sehr  choquiert  hat  und,  wenn  nun  durch 
den  Frieden  die  Ligue  aufgehoben  würde,  auf  der  anderen  Seite  keinen  festen 
Rücken  hat  Man  spricht  hier  von  neuen  kriegerischen  Absichten  Frankreichs 
gegen  das  Reich  oder  Holland,  behauptet  auch  gegen  ihn  und  den  Pfalz-Neu- 
burgischen Gesandten,  dasselbe  wolle  nun  seine  Absichten  in  Polen  und  zwar 
im  Einverständnis  mit  Kf.  durchführen.  Um  so  mehr  dringen  die  Schweden  in 
den  kaiserlichen  Gesandten,  um  diesen  zum  Abschluss  zu  bewegen. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfllrsten.     D.  Stockholm 
6./[16.]  Mai  1668. 

[Abschluss  det  Vertrages.] 

Auf  das  Drängen   der   schwedischen  Kommissare   und  des  Pfalz-Neuburgi-  16.  Mai. 
sehen  Gesandten  hat  er  nicht  länger  zögern  können,  so  ist  heute  der  Vertrag') 
abgeschlossen  worden;   der  Artikel  wegen  der  Jülichschen  Sache  ist  nach  des 
Kf.  Befehl  eingerichtet,   die  Form  des  foedus  ist  beibehalten,   aber  alles,    was 
die  Polen  choquieren  könnte,  ausgelassen  oder  geändert  worden. 


0  S.  Tficking,  Geschichte  des  Stifts  Münster  unter  Christoph  Bemard  von 
Galen  S.  152  f. 

*)    Der  Friede  zu  Aachen  vom  2.  Mai  1668. 

')  Cr.  übersendet  denselben  am  9./19.  und  meldet  zugleich,  dass  am  8./18.  auch 
der  Vertrag  Schwedens  mit  dem  Kaiser  (s.  Carl  so  n  IV.  S.  509;  Mem.  de  Pom- 
pe nne  II.  S.  547  ff.)  zustande  gekommen  sei. 


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208     II*  I^^r  bremische  Krieg,  die  Quadrnpelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

Vertrag    zwischen   König  Karl  XI.  von  Schweden,  Knrfürst 

Friedrich  Wilhelm    von  Brandenburg    und    Pfalzgraf  Philipp 

Wilhelm  von  Nenburg.     D.  Holmiae  6./[16.]  Mai  16680- 

IG.  Mai.  Notum  testatumque  sit  omnibus  et  singulis,  qaorum  interest  aut  quomodo- 

libet  interesse  poterit,  quod  cum  Serenissimus  et  Potentissimus  Rex  Sueciae 
et  Serenissimus  Elector  Brandenburg! cus  die  22.  Junii  Anno  praeterito  inter 
sc  foedns  iniverint  de  communicandis  consiliis  et  praestandis  mutuis  officiis  pro 
quiete  et  tranquillitate  Reipubl.  Polonae,  cum  primis  ut,  si  Serenissimus  et  Po- 
tentissimus modernus  Rex  Poloniae  sustineat,  vel  eventualem  Successorem  sibi 
eligi,  vel  alias  Sceptro  se  plane  abdicare,  aut  S.«  Reg.™  Maj.*«™  per  voluntatem 
Dei  inevitabilem  in  fata  concedere  contingat,  tum  S.»  Reg.»  Maj.**8  Sueciae  et  Ser. 
S.»  Electoralis  consilia  invicem  et  operam  sociarent,  quo  eligi  possit  talis  Prin- 
ceps  in  Poloniae  Regem,  qui  cum  ipsis  Polonis  et  Lithuanis,  tum  vicinis  Po- 
testatibus  sit  gratus  et  acceptus,  et  utrique  foederato  negotio  hoc  feliciter  con- 
cluso  Serenissimus  Princeps  ac  Dominus  Dn.  Philippus  Wilhelmus,  Coraos 
Palatinus  ad  Rhenum,  Bavariae,  Juliae,  Cliviae  ac  Montium  Dux,  per  Deputatam 
suum  Ministrum  pluribus  ostenderit,  Serenitatem  S.«™  cum  per  gratissimam 
Jagellonicae  domus,  utpote  cni  per  affinitatem  ex  Matrimonio  cum  Regis  Poloniae 
dudum  defuncti  Sigismundi  III«>  filia  contractam  Ser.t««  S.*  innexa  fuit,  me- 
moriam  generosis  Polonorum  pectoribus  tam  alte  infixam,  tum  etiam  per  re- 
commendationem  eam,  quam  testamento  suo  Rex  üladislaus  IV.  pro  alteme- 
morato  Principe  Palatino  Neoburgico  sibi  in  Regem  surrogando  inseruisse  dici- 
tur,  nee  non  per  biennalem  suam  in  Polonia  praesentiam  ingentem  apud  Polonos 
adeptum  esse  favorem  et  benevolentiam  spemque  exinde  Seren.**  S.««  affulgere 
de  perquam  multonim  ex  Nobilium  ordine  inclinatione  ad  Ser.™  Suam  in  Thro- 
num  Regium  evehendam,  si  modo  Rex  modernus  adhuc  vivus  vel  Successorem 
eventualem  sibi  eligi  pateretur  vel  plane  Sceptrum  deponere  constitueret,  vel, 
quod  Dens  longo  adhuc  tempore  avertat,  in  fata  concederet,  decenter  a  S.*  Reg.* 
M.te  et  SerM  S.»  Elect.*  simul  requirens,  ut  quovis  ex  praememoratis  tribus 
casibus  emergente  Procorum  et  Nobilitatis  Poloniae  et  Lithuaniae  propensioni 
jungerentur  Regius  et  Electoralis  favor,  benevolentia  et  commendatio,  quo  prae- 
primis  apud  Polonos  et  Lithuanos  tum  et  alios  Christianos  Principes,  Poloniae 
et  Lithuaniae  sive  vicinos  sive  alia  ratione  utrique  genti  propitios,  major  Ser,**» 
S.»e  intentioni  concilietur  successus,  ideo  S.*  Reg.»  Maj.*»«  et  Ser.*»»  S.»  Elect^»» 
impensius  considerantes  tam  foederis  inter  se  erecti  conditiones  quam  requisita 
ejus,  qui  illo  Sceptro  digne  et  cum  gentis  utriusque  Polonae  et  Lithuanae  suf- 
fragiis  potiri  potest,  in  omnibus  quadrare  personae,  conditioni  et  qualitatibus 
Ser.  S.»«  Neoburgicae,  in  desiderium  dictae  Ser."«  S.»«  (quod  scilicet  ab  utroque 
foederato  in  Candidatum  Coronae  Polonicae  commendari  velit)  consenserunt, 
constitueruntque  utrinque  Commissarios  plenipotentiarios ,  Nimirum  S.»  Reg.» 
Maj.ta«  Sueciae  Nos  suos  Commissarios   utpote  Me  Suae  Reg.»«  Maj.*»«  Regniquc 

»)     Inhaltsangabe:  Pufendorf  X.  §  57  (S.  695),  v.  Morner  S.  328ff. 


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Vertrag  zwischen  Schweden,  Kf.  u.  Pfalz-Neuburg  wegen  d.  poln.  Konigswahl.     209 

Saeciae  Senatoren!  et  Cancellariae  Consiliarium  Steno  Bielcken,  Liberum 
Baronem  in  Korpo,  Dominam  in  Gerdeholm,  Grösoen  et  Tänga,  et  Me  S.*« 
Reg.*«  Maj.ä«  Regnique  Sneciae  Senatorem  et  Cancellariae  Consiliarium  Mat- 
thiam  Biorneklon,  Haereditarium  Dominum  in  Elmahoif,  Wannestad  et 
Kungshambn,  ut  et  Me  S.»« Reg.»« Maj.«» Cancellarium  Aulicum  Joannem  Gyl- 
lenstierna,  Liberum  Baronem  in  Lundholm,  Dominum  in  Steckö  et  Biorrke- 
sund,  et  Me  S.»™«  Reg.«™»  Maj.*»™  Serenissimi  Regis  et  Serenissimae  Reginae 
a  consiliis  Aulicis  et  secretioribus  Stephanum  Gambrotium  Hirschen- 
stierna  nee  non  Me  S.*«  Rm  Maj.^*  Secretarium  Status  Franciscnm  Joel 
Örnsted,  Haereditarium  in  Schottorp  et  Hoffgarden,  et  Ser.»««  S.*  Electw«  snum 
Consiliarium  Status,  Generosum  et  Nobilissimnm  Dominum  Laurent! um  Ge- 
orgium  de  Krockou,  Haeredit-arium  in  Peest,  Palow  et  Poltzin,  et  Ser.^ 
S.«  Palatina-Neoburgica  suum  secretioris  Consilii,  Cancellariae  et  Camerae  ratio- 
nnm  Consiliarium  Generosum  ac  Clarissimum  Dominum  Tilmannam  Ehr- 
mans  J.  U.  Doct.  plena  potestate  ad  calcem  hujus  Tractatus  adjecta  munitos 
deputarnnt,  qui  congressi  post  habitas  diversas  consnltationes  tandem  in  sequentes 
convenimns  Articulos: 

I.  Qnemadmodum  S.»  Reg.*  Maj.»"  Sveciae  et  Ser.**»  S.«  Elect."«  Branden- 
burgica  in  foedere  inter  se  die  22.  Junii  anni  elapsi  erecto  Art.«  5^  requisita 
quidem  Candidati  a  se  in  Polonia  proponendi  enumerarnnt,  non  tamen  nomen 
ejus  expresserunt,  ita  ex  quo  jam  mutuo  consensu  Ser.n>  Principem  Palatino- 
Neoburgicum  pro  Candidato  ad  Coronam  Polonlae  decenter  commendando  ac- 
ceptarunt,  vigore  hujus  conventiouis  declarant  et  se  iilvicem  mutua  obligatione 
obstringunt,  quod  scilicet  pro  dicta  S.«  Ser.t«  Neoburgica  in  Regem  Poloniae 
eligenda  omnia,  quae  huic  fini  promovendo  excogitari  et  effectni  dari  possint, 
libertati  Reipubl.  convenientia  officia  utrinque  impenderc,  quodque  nulli  alit 
Candidato  ullo  modo  operam  suam  addicere  aut  pro  illo  in  Regem  evehendo 
laborare,  sed  hoc  unum  apud  Senatores  et  Cives  Reipubl.  Polonae  agere  velint, 
ut  Ser.™n«  Princeps  Palatino-Neoburgicus  intentione  et  voto  suo  potiatur. 

II.  Vicissim  Ser.  S.*  Palatino -Neoburgica  promittit  et  spendet,  quod, 
com  focdus  inter  S.™  Reg."»  Maj.«  Sveciae  et  Suam  Ser.™  Elect.  Brandenb.  die 
22.  Junii  A«  1667  hie  Stockholmiae  erectum  in  authentica  forma  et  integrum 
Ser.t*«  S."  Palatino -Neoburgicae  Deputate  Plenipotentiario  sit  communicatnm 
facnltasque  id  perpendendi  etiam  sit  data,  ideo  vigore  hujus  conventionis  omnes 
dicti  foederis  articulos,  tam  quo  ad  scopum  illi  propositum,  nempe  salutem  et 
qaietem  Poloniae  promovendam,  quam  quo  ad  Reipubl.  antiquum  et  genuinum 
statnm,  ut  et  Ordinum  Poloniae  et  Lithnaniae  jura,  libertates  et  consuetudines 
aiiaque  cumprimis  in  hoc  electionis  negotio  observanda  acceptet  et  consequenter 
velit  in  eodem  per  omnia  ita  se  gerere,  ac  si  una  cum  S.»  Reg.*  Maj>  et  Ser.t« 
S.*  Elect.M  Brandenburgica  saepe  dicto  foederi  ipsa  subscripsisset,  et  idem  pro- 
pria  manu  et  ratificatione  roborasset. 

III.  Et  licet  Foederati  nullatenus  in  animo  habeant,  vivente  modemo  Rege 
negotium  Electionis  invito  Rege  et  Repuhlica  ullo  modo  movere,  si  tamen  di- 
ctum negotium  Electionis  aut  in  praesens  aut  deinceps  quovis  tempore  et  quidem 
cum  Ser.  Regis  Poloniae  et  Reipubl.  voluntate  et   assensu   succedat,   foederati 

Mater,  s.  Geteh.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  14 


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210     II-  I^or  bremieche  Krieg,  die  Quadrupelallianz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

etiam  saluti  Poloniae  dictaeque  soae  intentioni  omni  meliori  modo  invigilabant 
et  quidem  hoc  casa  sive  nunc  sive  imposterom  existente  S.»  Reg.  Mig.  Sveciae 
et  Ser.  Elect.  Brandenb.  praehabito  inter  se  commani  consilio  per  Ablegatos  et 
Ministros  saos  conjancta  opera  cumprimis  S.»«  Reg.  Maj.^  tum  etiam  Reipubl. 
Ordinibus  et  Statibus  Regni  sive  in  Comitiis  sive  extra  Comitia  personam  Ser.t*« 
Suae  Palatino-Neobai^cae  omnibus  idoneis  officiis  commendare  et  gratam  acce- 
ptabilemque  reddere  allaborabunt. 

IV.  Comprimis  vero  curae  cordique  erit  Ser."»®  Principi  Neoburgico,  ut 
dum  S.»  Reg.  Maj.*«  Sveciae  et  Ser.**«  S.»  Elect."«  Brandenburgica  juxta  foederis 
inter  se  initi  praescriptnm  et  proxime  praecedentem  Articulum  causam  Principis 
Neoburgici  commendant,  ipse  non  solum  apud  Imperatorem,  Regem  Christianissi« 
mum,  Regem  Poloniae  et  Imperii  Electores  et  Principes  Regno  Poloniae  vici- 
niores,  sed  in  ipsa  etiam  Polonia  et  Lithuania  apud  Senatores  et  Nobilitatem 
rernm  suarum  satagat,  animosque  Interessatorum  quorumcunque  in  sui  et  Domus 
Suae  respective  favorem  et  amorem  quoad  fieri  potest  disponere  aliaboret. 

y.  Et  cum  multum  facere  possit  ad  scopum  Ser.mi  Principis  Palatino-Neo- 
burgici  facilins  obtinendum,  ut  libera  fiat  electio  et  Ordines  Regni  Poloniae  se- 
curitate  Eligendi  gaudeant,  ideo  S.«  Reg.»  Maj>«  Sveciae,  Ser.*"  S.«  Elect.  et 
Ser.*«»  S.»  Neoburgica,  quantum  in  ipsis  erit,  in  tempore  conjunctim  cum  Re- 
publica  laborabnnt,  ut  omnia  impedimenta,  quae  ab  exteris  in  praejudicium  li- 
berae  electionis  injici  poterunt,  e  medio  tollantur. 

VI.  Quod  si  in  futura  Regis  Poloniae  electione  Ser."«»  Palatino-Neobur- 
gicus  secundum  leges  et  Regni  constitutiones  legitime  a  potiori  Reipubl.  parte  ^ 
eligatur  et  tum  externa  aliqua  potestas  in  praejudicium  liberae  et  secundum 
constitutiones  Regni  legitime  factae  Electionis  contra  Ser."  Principem  Neoburgi- 
cum  arma  consiliaque  sociaverit,  in  eum  casum  S.«  Reg.  May.  Sveciae  et  Ser.*» 
S.«  Elect.iis  Brandenburgica  promittunt  se  volle  dictae  Reipubl.  parti,  quae  pro 
Principe  Neoburgico  stat,  et  auxilia  simul  a  S.«  Reg.«  M.*«  et  Ser.*«  S.«  Elect» 
decenter  requirit,  suppetias  ferro,  eo  modo  et  ratione,  prout  imposterum  con- 
venietur. 

VII.  Quod  si  Ser.mot  Princeps  Palatino -Neoburgicus  Dei  Providentia  ad 
Regiam  in  Polonia  dignitatem  evehatnr,  tum  vigore  hujns  conventionis  promittit, 
se  velle  sancte  et  religiöse  primum  servare  pacta,  quae  inter  S."^  Reg.™  Maj.*«°> 
Sveciae,  Ser.««™  modernum   Poloniae  Regem  et  Rempublicam   et   Ser.«™  S.«™ 

Elector.  Brandenburgicam  Olivis  die  23/3  M.   J^  ./  erecta   sunt    quaeque    inde 

dependent,  deinde  protectione  sua  complecti  cum  integres  Coetus,  tum  omnes 
et  singulos  Nobiles  Cives,  incolas  et  Snbditos,  qui  in  Regno  Poloniae  et  Magno 
Ducatn  Lithuaniae  iisqne  annexis  quibuscumque  Provinciis  et  terris  dissidentes 
a  Catholica  Romana  Religione,  et  in  bis  qui  Augustanae  Confessioni  addicti  re- 
periuntur,  quantumqne  in  ipso  erit  curaturus,  ut  dictl  Augustanae  Confessionis 
Consortes  suis  sacris  et  quibuscunque  personis  et  rebus  ad  sacra  pertinentibus 
secundum  leges  et  Constitutiones  Regni  Poloniae  et  cujusque  loci  privilegia,  ut 
et  secundum  supradicta  pacta  pacificatoria  Olivensia  sine  iilla  impetitione  quiete 
et  omni  meliori  modo,  quo  hactenus  gavisi  sunt  aut  jure  gaudere  debent,   im- 


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Vertrag  zwischen  Schweden,  Kf.  u.  Pfalz-Nenburg  wegen  d.  poln.  Konigswahl.     211 

posternm  gaadere  possint,  non  admissis  nee  attentis  contra  hnjns  Articali  clan- 
sulas  et  earam  yaliditatem  ullis  sive  dispensationibus  sive  absolutionibas  sive 
aliis,  qaae  unquam  sob  qnocunqne  praetextu  excogitari  poternnt,  qaibuscanque 
£cclesiasiici8  et  saecularibus  exemptionibus  et  protestationibns. 

VIII.  Cum  etiam  evenire  posset,  ut  non  ipsa  S.»  Ser.««  Palatino-Neobnr- 
gica  sed  unas  ex  ejnsdem  filiis  in  Regem  vel  Snccessorem  Regni  Poloniae  eli- 
geretur,  conventüm  est,  qnod  ea,  qnae  de  S."  Ser.**«  Palatino-Neoburgicae  recom- 
mendatione  in  praemissis  articnlis  disposita  sunt,  etiam  hoc  casu,  si  talis  Electio 
fieret,  qnoad  omnia  et  singula  pnncta  obtinere  et  firmiter  servari  debeant. 

IX.  Et  cum  nomine  S.«  Reg."  M.««  variis  vicibus  postulatum  fuerit,  ut 
eidem  ratione  praetensionis  suae  iu  terras  Juliacenses  et  Clivenses,  quam 
S.«  Reg.«  Maj.tM  legitimam  esse  praetendit,  hoc  tractatu  condigne  satisfieret, 
Sereniss.ornm  Principum  Electoris  Brandenburgici  et  Palatino-Neoburgici  Depu- 
tati  Plenipotentiarii  hac  in  re  ad  demonstrandam  Principum  Suornm  promptitu- 
dinem  et  singularem  propensionem  eorundem  nomine  hoc  articulo  non  modo 
expresse  declarant,  quod  per  transactionem  inter  Ser.«»  Principes  Electorem  Bran- 
denburgicnm  et  Palatino-Neoburgicnm  ratione  terrarum  Juliacensium  Nona  Sep- 
tembris  1666  initam  Juribus  Domus  Bipontinae  (exceptis  üs,  qui  ex  Domo 
Bipontina  per  particularem  transactionem  juri  suo  renunciarunt)  et  consequenter 
S.»«  Reg.»«  M{y."«Sveciae  Eiusdemque  patrui  Seren."*  Principis  Adolphi  Jo- 
annis,  uti  ex  domo  Bipontina  descendentium,  tam  in  possessorio  quam  in  pe- 
titorio,  aliove  quovis  excogitabili  modo,  vel  in  minimo  praejudicatum  non  sit, 
sed  etiam  quod  praedictae  S.»«  Ser.*««  S.*^  Reg.»«  Maj.'»«  ejusdemque  Domini  Pa- 
trui Jus  praetensum  in  praedictas  Juliacenses  eisdemque  cohaerentes  terras,  talo 
scilicet,  quäle  hactenus  et  a  primis  hujus  controversiae  initiis  id  vel  fuit,  vel 
imposterum  esse  poterit,  uti  ab  una  parte,  in  aliquod  jurium,  sive  Brandenbur- 
gensium  sive  Neoburgicorum  praejudicium  non  adanctum  neque  alteratam,  ita 
neqne  ab  altera  in  dispendium  Juris  Domus  Bipontinae  (exceptis  iis  qui  ex 
Domo  Bipontina  per  particularem  transactionem  juri  suo  renuntiarunt)  et  conse- 
quenter S.««  Reg.«»  M.ti«Sveciae  Ejusdemque  Patrui  Sereniss.*  Principis  Adolphi 
Joannis,  uti  ex  Domo  Bipontina  descendentium,  nlla  sui  parte  diminutam  aut 
infirmatum,  eo  quo  par  est  modo,  vigore  hujus  declarationis  robori  suo,  cui 
illud  inititur,  intemeratum  plane  relinquant,  ea  etiam  mente,  ut  cum  ipsamet 
S.  Reg.  Maj.*«  Sveciae  ad  maturiores  aniios  perveniente  de  aequa  S.»«  Maj.**« 
satisfactione  et  tractare  et,  si  fieri  potest,  convenire  velint;  Quamsi  cum  bono 
Deo  eo  res  tunc  dedacta  fuerit,  amicam  transactionem  non  modo  S»  Reg.  Maj.«« 
sed  et  saepius  dictae  S.»'  Ser.*««  aequis  et  juri  Suae  Maj.t*»  Ejusdemque  Domini 
Patrui  congruis  conditionibus  terminari  atque  adimpleri  utrinque  curabunt. 
Qnodsi  vero  istiusmodi  transactio  cum  S.»  Reg.»  Maj.V»  tum  temporis  praeter 
spem  et  opinionem  perfici  non  poterit,  praesens  declaratio  Seren."  Principibas 
Electori  Brandenburgico  et  Palatino -Neoburgico  nuUo  erit  praejudicio,  sicuti  et 
tali  casu  S.  Reg.  Maj.^  ejusdemque  Dn.  Patruo  vigore  Reversalium  A.o  1610 
Hallae  Svevoram  Domui  Bipontinae  datarnm  salvum  et  integrum  relinquetur, 
non  obstante  praedicta  transactione  nuper  inter  praefatos  Ser.«*  Principes  facta 
jus  sunm  omnemque  in  terras  Juliacenses  et  Clivenses  praetensionem  et  actio- 

14» 


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212     n.  Der  bremische  Kriege,  die  Quadnipelalltanz  und  die  engere  Vereinigung  etc. 

nem  tanquam  omnino  intactam  et  intcmeratam  non  secius  ae  si  saepius  dicta 
Transactio  nunquam  intercessisset,  secandum  tenorem  Instrumenti  pacis  West- 
phalicae,  vel  ordinario  processu  coram  Caes.  M.*«  vel  alio  legitime  modo  prosequi, 
quo  casu  Ser.™««  Princeps  Elector  Brandenburgicus  et  Ser.™»«  Princeps  Palatiiio- 
Neobargicus  sub  fide  et  verbo  Principum  tenebuntur  Domui  Bipontinae  et  con- 
sequenter  S.»«  Reg.«  Maj.«»  et  ejusdem  Domino  Patnio  omne  illud,  quod  eisdem 
secundam  unnm  ex  sapra  allegatis  modis  terminandi  nanc  controversiam  com- 
petere  poterit,  sine  ulla  prorsus  contradictione  praestare. 

X.  Durabit  hoc  foedus  usque  ad  proximum  vacantis  Regni  Poloniae  casum 
et  tum  per  iegitimam  Electionem  constitutum  et  finnatum  Poloniae  Regem,  et 
higus  foederis  Ratificationes  intra  trium  Mensium  spatium  hie  Stockholmiae  seu 
apud  Regni  Sveciae  Marschum  Dominum  Gomitem  Wrangelium  commuta- 
buntur. 


L.  G.  V.  Crockow  an  den  Kurfürsten.     D.  Stockholm 
16./[26.]  Mai  1668. 

[Geringe    Aussichten   auf   wirkliche  Unterstätzung   Pfalz>Neuburgs   durch  Schweden. 
Der  Vertrag  Schwedens  mit  dem  Kaiser.] 

26.  Mai.  Die  Schweden  haben  dem  Pfalzgrafen  Hoffnung  gemacht,  ihn  armis  zu 

maintenieren ,  Cr.  glaubt  aber  nicht,  dass  es  ihnen  damit  wirklich  Ernst  sei. 
Sie  haben  den  Tractat  nur  geschlossen ,  weil  sie  von  der  Abdication  und  der 
dem  Pfalzgrafen  günstigen  Stimmung  in  Polen  Nachricht  erhalten  haben.  Um 
den  Pfalzgrafen  gegen  etwaigen  gewaltsamen  Widerstand  von  Moskau  her  zu 
sichern,  müssten  sie  sich  verpflichten,  in  Liefland  ein  Heer  parat  zu  halten, 
das  werden  sie  aber  nie  thun,  so  lange  sie  hoffen  können,  dass  es  im  Rom. 
Reich  Unruhe  setzen  möchte,  durch  welche  sie  Geld  von  Spanien  und  Hol- 
land, die  Stadt  Bremen  und  Quartier  in  Deutschland  bekommen  können. 

In  dem  Vertrag  mit  dem  Kaiser  haben  die  Schweden  entgegen  ihrer 
früheren  Zusage  den  die  polnische  Angelegenheit  betreffenden  Artikel  ausge- 
lassen, sonst  hat  er  von  den  Bedingungen  desselben  noch  erfahren,  dass  der 
kaiserliche  Gesandte  in  ipso  tractatu  100000  und  in  den  Geheimartikeln  noch 
50000  Rthlr.  zugesagt  hat,  Bremen  soll  nicht  erwähnt  sein,  doch  meinen 
einige,  dass  es  in  den  Geheimartikeln  begriffen  sei  und  dass  Schweden  dafür 
Garantie  der  noch  übrigen  spanischen  Niederlande  übernommen  habe. 
Schweden  soll  zu  dem  auf  5  Jahre  abgeschlossenen  Defensivbündnis  5000,  der 
Kaiser  10000  Mann  stellen'). 

')  Gr.  meldet  5./[15.]  Juli  1668,  die  kaiserliche  Ratification  des  Tractates  sei  an- 
gekommen, enthalte  aber  mehrere  Veränderungen,  Biornklou  habe  ihm  vorgeworfen, 
er  hätte  hinausgeschrieben,  Schweden  hätte  durch  diesen  Tractat  Bremen  zu  ge- 
winnen gesucht,  und  dadurch  im  Reiche  grosses  Aufsehen  erregt,  doch  habe  derselbe 
zugestehen  müssen,  dass  darüber  verbandelt  worden  sei  und  der  kaiserliche  Gesandte 
sub  spe  rati  sich  zu  der  Zusage  verstanden  habe,  dass  während  der  30  Jahre,  in 
denen  die  Iromedietät  Bremens  in  suspenso   bleiben  sollte,   der  Kaiser  sich   bemuhen 


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Vertrag  Schwedens  mit  dem  Kaiser.  213 

Der  kaiserliche  Minister  hätte  sich  nicht  zu  übereilen  nöthig  gehabt,  da 
Bielke,  Biörnklou  und  ihre  Partei,  nachdem  ihnen  durch  den  unvermutheten 
Frieden  das  Concept  verrückt  ist,  für  Schweden  eine  anderweitige  Allianz  und 
Sicherheit  suchen  müssen,  um  sich  auf  dem  Reichstage  rechtfertigen  zu  können. 

Cr.  bittet  um  seine  Ruckberufung*). 


solle,  dass  die  Sache  für  Schweden  günstig  entschieden  werde;  22.  Juli/[1.  August] 
übersendet  er  eine  Copie  des  Tractats,  wie  ihn  Basse  rode  unterschrieben,  und  be- 
richtet, was  er  über  den  Inhalt  der  zwei  secreten  Artikel  erfahren;  die  Schweden 
wären  über  die  Aenderungen,  welche  die  Ratification  des  Kaisers  enthielte,  sehr  un- 
zufrieden, würden  aber  wohl,  wenn  der  kaiserliche  Gesandte  fest  bliebe,  nachgeben.  — 
S.  diesen  Tractet  vom  6./16.  Mai  1668  Diar.  Europ.  XVIII,  Appond.  S.  97ff.  und 
über  die  weiteren,  schliesslich  fruchtlosen  Verhandlungen  darüber  Carlson  IV. 
S.  551,  Hern,  de  Pomponne  II.  S.  565,  Esalas  Pufendorfs  Bericht  über  Kaiser 
Leopold  herausg.  von  Heibig  S.  Uff. 

1}  Kf.  erwidert  (d.  Grüningen  11. /[2I.]  Juni  1668),  da  die  Ratificationen  des 
abgeschlossenen  Vertrages  in  Deutschland  bei  Wrangel  ausgewechselt  werden  sollten, 
so  würde  er  dort  seine  Erinnerungen  zu  demselben  anbringen  lassen,  Cr.  wird  auf 
seine  Bitte  abgerufen,  soll  aber  beim  Abschied  versichern,  Kf.  würde  zu  Unterhaltung 
guten  Vertrauens  entweder  ihn  oder  jemand  anders  wieder  hinschicken.  —  Cr.  ist  noch 
bis  Anfang  August  in  Stockholm  geblieben,  am  l./H-  August  hatte  er  seine  Abschieds- 
audienz beim  Könige  und  der  Königin  und  erhielt  deren  Porträts  als  Geschenk  so- 
wie sein  Recreditiv  (d.  in  arce*  nostra  Holmensi  18./[28.]  Juli  1668),  wenige  Tage 
darauf  ist  er  abgereist.  —  Zu  Wrangel  beabsichtigte  Kf.  den  Schlosshauptmann 
0.  W.  V.  Berlepsch  zu  schicken,  welchen  er  in  seiner  Instruction  (d.  Marienwerder 
25.  August /4.  September  1668)  beauftragte,  dort  die  Ratificationen  des  Tractats  (die 
des  Kf.  ist  ausgestellt  Coloniae  ad  Spream  die  20./[30.]  Julii  1668)  auszuwechseln 
und  mit  W.  weitere  Verabredungen  zu  treffen,  wie  das  Werk,  namentlich  gegen- 
über der  von  dem  moskowitischen  Zaren  drohenden  Gefahr  durchzufahren  sei, 
auf  die  Anzeige  Wrangeis  aber,  dass  die  schwedische  Ratification  bei  ihm  noch 
nicht  eingetroffen  sei,  wurde  die  Sendung  aufgeschoben.  Ende  November  erhielt 
v.  Berlepsch  aufs  neue  Befehl,  sich  zu  Wrangel  zu  begeben,  doch  wurde  derselbe 
(d.  Königsberg  8./18.  December  1668)  widerrufen.  Zu  Anfang  des  nächsten  Jahres 
schlug  Kf.  Wrangel  (d.  Königsberg  12./22.  Januar  1669),  da  der  in  Stockholm  ab- 
geschlossene Vertrag  in  Polen  grosse  Jalousie  und  Ombrage  veranlasst  habe,  eine  ge- 
heime Zusammenkunft  zwischen  beiderseitigen  Bevollmächtigten  in  Stettin  oder  Pase- 
walk  vor,  wo  auch  die  Ratificationen  ausgewechselt  werden  könnten,  und  bevollmäch- 
tigte Chr.  V.  Brandt  mit  dieser  Sendung,  als  aber  Wrangel  nach  vorheriger  An- 
frage in  Stockholm  meldete  (d.  Wolgast  8./[18.]  April  16G9),  sein  König  wünsche, 
dass  eine  solche  Unterredung  zu  Warschau  zwischen  ihren  und  dem  Pfalz-Neuburgi- 
schen Gesandten  stattfinde,  beauftragte  er  v.  Brandt  (d.  Königsberg  16./26.  April 
1669),  nur  die  Auswechslung  der  Ratificationen  zustande  zu  bringen,  was  auch,  nach- 
dem dieser  sich  incognito  nach  Stettin  begeben  hatte,  dort  Anfang  Mai  geschehen  ist. 


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III. 

Brandenburg  und  Polen. 
1664-1673. 


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Einleitung. 


Die  Actenstäcke,  welche  in  dem  9.  Bande  dieser  Sammlung  zur  Veran- 
schaulichung der  Beziehungen  zwischen  Brandenburg  und  Polen  während 
der  Jahre  1660 — 1663  mitgetheilt  sind,  haben  gezeigt,  dass  in  dieser  Zeit  das 
Verhältnis  zwischen  den  beiden  vorher  eng  verbundenen  Mächten  allmählich 
ein  immer  kühleres  und  gespannteres  geworden  war.  Um  den  Widerstand  zu 
brechen,  welchen  der  Kurfürst >)  von  Anfang  an  der  von  der  Königin  Marie 
Louise  und  von  deren  Anhängern  betriebeneu  Wahl  eines  französischen  Prin- 
zen zum  Nachfolger  König  Johann  Kasimirs  entgegensetzte,  hatte  der 
polnische  Hof  die  Bemühungen  desselben,  in  den  Genuss  der  ihm  in  den  Ver- 
trägen von  Wehlau  und  Bromberg  gemachten  Zugeständnisse  zu  kommen,  nach 
Möglichkeit  zu  vereiteln  gesacht.  Allerdings  hatte  der  Kurfürst  es  schliess- 
lich doch  durchgesetzt,  dass  polnische  Kommissare  zur  Theilnahme  an  dem 
Acte  der  feierlichen  Huldigung  der  preussischen  Stände  in  Königsberg  erschienen 
und  dass  so  die  langwierigen  Streitigkeiten  über  die  Anerkenung  seiner  Sou- 
veränität in  Preussen  einen  seinen  Wünschen  entsprechenden  Abschluss  fanden, 
aber  nur  durch  die  äusserste  Nachgiebigkeit  in  den  übrigen  Streitfragen  hatte 
er  diesen  Erfolg  erreicht,  den,  wie  er  wohl  wusste,  die  Königin  bis  zuletzt  zu 
hintertreiben  sich  bemüht  hatte.  Auch  in  der  nächstfolgenden  Zeit,  aus  welcher 
die  ersten  in  diesem  Abschnitt  publicierten  Documente  stammen,  hat  diese 
Spannung  fortgedauert.  Voll  Besorgnis  verfolgte  der  Kurfürst  die  Pläne  und 
Versuche  der  Hofpartei,  trotz  des  Widerstandes,  den  sie  bisher  bei  der  Mehr- 
zahl des  polnischen  Adels  gefunden,  jetzt  die  unmittelbare  Erhebung  des  Her- 
zogs von  Enghien,  des  Gemahls  der  Nichte  der  Königin,  auf  den  polnischen 
Thron,  welcher  durch  die  Abdankung  Johann  Kasimirs  erledigt  werden  sollte, 
zu  erreichen,  und  die  zur  Durchführung  dieses  Unternehmens  mit  Frankreich 
und  auch  mit  Schweden  geführten  Unterhandlungen.    Mit  nicht  geringerem 


')  Ueber  die  Politik  des  Kurfürsten  in  dieser  polnischen  Thronfolgefrage  s. 
Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Konigswabl  von  1669  (Zeitschrift  des  West- 
preussischen  Geschichtsvereins,  Heft  25)  S.  5  IT. 


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218  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Argwohn  aber  betrachtete  der  polnische  Hof  die  Verhandlungen,  welche  auch 
der  Kurfürst  seit  Anfang  1663  mit  Schweden  angeknüpft  hatte,  femer  dessen 
neutrale  Stellung  in  dem  noch  fortdauernden  Kriege  mit  Russland  und  die 
Verbindungen,  welche  er  mit  den  Häuptern  der  jener  französischen  Throncan- 
didatur  entgegenwirkenden  Partei  in  Polen,  namentlich  mit  dem  Krongrossmar- 
schall  und  Unterfeldherrn  Georg  Lubomirski  und  dem  Kronunterkanzler 
Johann  Leszynski  unterhielt.  Dieser  misstrauischen  und  feindlichen  Stim- 
mung wurde  dort  um  so  unverhohlener  und  schärfer  Ausdruck  gegeben,  als  es 
dem  Hof  inzwischen  1663  gelungen  war  *),  das  rebellische  Heer  zum  Gehorsam  zu- 
rückzuführen, der  Konig  dann  auf  dem  von  ihm  selbst  geleiteten  Feldzug 
in  der  Ukraine  einige  Erfolge  davongetragen  hatte  und  man  jetzt  hoffte,  durch 
einen  gegen  jenen  Fürsten  Lubomirski  angestrengten  Hochverrathsprocess  mit 
diesem  Führer  auch  die  ganze  Gegenpartei  niederzuwerfen. 

Die  zur  Veranschaulichung  der  Beziehungen  zwischen  Brandenburg  und 
Polen  in  den  nächsten  9  Jahren  (1664 — 1673)  aus  dem  reichhaltigen  Acten- 
materiale  des  Berliner  Geh.  Staatsarchivs  ausgewählten  und  im  Folgenden  zu- 
sammengestellten Documente  zerfallen  in  zwei  Hauptabtheilungen,  von  denen 
die  erste  die  letzten  Regierungsjahre  König  Johann  Kasimirs  und  das  fol 
gende  Interregnum  bis  zur  Wahl  König  Michaels  (1664—1669),  die  zweite 
die  Regierungszeit  dieses  Königs  (1669—1673)  umfasst.  Innerhalb  der  ersteren 
bilden  eine  erste  kleine  Gruppe  die  zwischen  dem  Kurfürsten  und  dem  Könige 
Johann  Kasimir  gewechselten  Schreiben  aus  dem  September  bis  November 
1664,  in  welchen  jene  argwöhnische  Stimmung  und  jene  Gereiztheit,  mit  der 
man  sich  gegenübersteht,  einen  sehr  deutlichen  Ausdruck  findet.  Es  folgen  dann 
die  Acten  der  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  und  v.  Benins,  welche  im  De- 
cember  1664  von  dem  Kurfürsten  nach  Warschau  geschickt  werden,  um  auf 
dem  dort  versammelten  Reichstage  dessen  Verhalten  zu  rechtfertigen,  aufs  neue 
auf  Erfüllung  der  Forderungen  desselben  zu  dringen  und  daneben  den  Stand 
der  Dinge  in  Polen,  namentlich  der  Wahlangelegenheit  zu  beobachten.  Obwohl 
der  Reichstag,  nachdem  es  dem  Hofe  zu  Anfang  gelungen  ist,  die  Verurtheilung 
und  Aechtung  Lubomirskis  durchzusetzen,  schon  Anfang  Januar  1665  zer- 
rissen wird,  bleiben  die  Gesandten  des  Kurfürsten  doch  noch  längere  Zeit  in 
Warschau,  v.  Bonin  bis  Ende  Februar,  v.  Hoverbeck  auch  den  neuen,  Anfang 
März  zusammentretenden  Reichstag  über  und  dann  noch  bis  Anfang  Mai  desselben 
Jahres,  und  wenn  man  sich  auch  polnischerseits  jetzt  ebensowenig  wie  vorher 
zur  Befriedigung  der  Ansprüche  des  Kurfürsten  verstehen  will,  so  erreichen  sie 
durch  ihre  Bemühungen  doch  wenigstens,  dass  die  feindliche  Spannung,  welche 
zeitweise  gedroht  hat,  bis  zum  offenen  Bruche  zu  führen,  wesentlich  nachlässt. 
Zwischen  den  Acten  dieser  Gesandtschaft  sind  eingereiht  einige  Documente,  be- 
treffend die  gleichzeitigen  Verhandlungen  mit  Lubomirski,  welcher  von  seinem 
Zufluchtsorte  in  Schlesien  aus  sich  wiederholt  durch  Briefe  und  Botschaften 
an  den  Kurfürsten  wendet  und  dessen  Hülfe  anruft,  aber  zunächst  nichts  weiter 


*)    S.  Kochowski,  Annales  Poloniae  111.  S.  TOff. 


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Einleitung.  219 

erlangt,  als  dass  dieser  sich  für  ihn  bei  dem  Könige  verwendet,  femer  solche 
betreffend  die  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten  de  Goe«s  (Ende  März  1665) 
aber  die  polnischen  Angelegenheiten  gehaltenen  Besprechungen. 

Im  Mai  1665,  nachdem^)  infolge  von  Lubomirski's  Rückkehr  nach  Polen 
dort  der  Bürgerkrieg  ausgebrochen  und  der  König  zur  Armee  abgegangen  ist, 
verlSsst  v.  Hoverbeck  Warschau,  und  so  bleibt  der  diplomatische  Verkehr 
mit  dem  polnischen  Hofe  bis  zum  März  des  folgenden  Jahres  unterbrochen, 
dagegen  versucht  Lubomirski  in  dieser  Zeit  wieder  mit  dem  Kurfürsten  an- 
zuknüpfen. Unter  den  davon  handelnden  Actenstücken  sind  von  besonderem 
Interesse  die  Aufeeichnungen  über  die  im  Februar  1666  mit  dessen  Abgesandten 
Colalto  geführten  Verhandlungen,  welcher  den  Kurfürsten  näher  über  die  Lage 
der  Dinge  in  Polen  nach  dem  im  November  1665  abgeschlossenen  Frieden, 
aber  die  neuen  Bemühungen  des  Hofes,  die  Wahl  des  Herzogs  von  Enghien 
durchzusetzen,  und  die  Versuche  desselben,  auch  Lubomirski  dafür  zu  ge- 
winnen, unterrichtet  und  von  ihm  eine  Erklärung  darüber,  ob  der  Fürst  bei 
dem  beabsichtigten  weiteren  Widerstände  dagegen  auf  seine  Unterstützung  werde 
rechnen  können,  zu  erhalten  sucht.  Der  Kurfürst,  in  dem  Wunsche  alles 
zu  vermeiden,  was  einen  offenen  Bruch  mit  der  polnischen  Regierung  herbei- 
fahren und  das  wiederhergestellte  gute  Verhältnis  zu  Frankreich  erschüttern 
könnte,  zeigt  sich  wieder  sehr  zurückhaltend,  er  sagt  Lubomirski  nur  seine 
Fürsprache  auf  dem  bevorstehenden  Reichstage  zu  und  vertröstet  ihn  im  übrigen 
auf  eine  demnächst  an  ihn  abzufertigende  Gesandtschaft. 

Der  zum  April  1666  berufene  polnische  Reichstag  giebt  dem  Kurfürsten 
Gelegenheit,  aufs  neue  v.  Hoverbeck  nach  Warschau  za  senden.  Dieser  ist 
dann  von  dieser  Zeit  an,  nur  mit  einer  kurzen  Unterbrechung  im  Sommer  1667, 
bis  in  die  Zeit  des  Interregnums  hinein,  bis  Ende  October  1668,  dort  verblieben, 
und  seine  von  dort  aus  mit  dem  Kurfürsten  geführte  Correspondenz  bildet  den 
Haupttheil  der  aus  dieser  Zeit  mitgetheilten  Actenstficke.  Auf  dem  Reichstage 
selbst,  welcher  wieder  bald,  da  der  König  sich  nicht  zu  der  von  der  Mehrheit 
des  Adels  geforderten  Begnadigung  Lubomirski 's  verstehen  will,  zerrissen 
wird,  kann  v.  Hoverbeck  nichts  ausrichten,  die  Verwendung,  welche  er  im 
Auftrage  des  Kurfürsten  für  Lubomirski  einlegt,  ist  auch  erfolglos,  nachher 
lässt  die  Königin,  in  der  Hoffnung,  dass  der  Kurfürst  sich  durch  den  damals  bei 
ihm  befindlichen  französischen  Gesandten  Golbert-Groissi  für  die  Unter- 
stützung ihrer  Pläne  in  der  Wahlangelegenheit  werde  gewinnen  lassen,  ihm 
Aussichten  auf  Befriedigung  der  Ansprüche  des  Kurfürsten  eröffnen,  allein  der 
Kurfürst  ist  jetzt  um  so  weniger  geneigt,  auf  solche  Anträge  einzugehen,  als  er 
sich  inzwischen  entschlossen  hat^),  auf  einem  ganz  anderen  Wege,  durch  Unter- 
stützung der  Thron candidatur  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg,  eine  seinen  In- 
teressen entsprechende  Lösung  der  polnischen  Thronfolgefrage  zu  versuchen. 
Die  Verhandlungen,  welche  er  schon  seit  dem  Herbst  des  Jahres  1663  mit 
diesem  früher  ihm  bitter  verfeindeten  Fürsten  wegen  einer  Verständigung  über 

»)    S.  Kochowski  IIL  S.  174ff. 

^    S.  Hirsch,  Zur  Geschiebte  der  polnischen  Konigswahl  von  1669  S.  8flp. 


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220  in.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

die  zwischen  ihnen  streitigen  Fragen  angeknüpft  und,  nachdem  dieselben  im 
Jahre  1665  eine  Unterbrechung  erlitten  hatten,  zu  Anfang  des  Jahres  1666 
wieder  erneuert  hat,  sind  im  11.  Bande  dieser  Sammlung  dargelegt  worden. 
Mit  Begierde  war  der  Pfalzgraf  auf  das  Anerbieten  des  Kurfürsten,  gegen  Zu- 
geständnisse in  den  anderen  Streitfragen  seine  auf  die  £rlangung  der  polnischen 
Königskrone  gerichteten  Bemühungen  zu  unterstützen,  eingegangen,  schon  bevor 
man  sich  über  die  anderen  Punkte  vollständig  geeinigt  hatte,  war  am  10.  Juni 
1666  zu  Cleve  ein  Vertrag  unterzeichnet  worden,  in  welchem  sich  der  Kurfürst 
gegen  gewisse  Zugeständnisse  in  der  territorialen  Frage  verpflichtete,  dem  PfaJz- 
grafen  nach  Kräften  zur  £rlangung  der  polnischen  Krone  behülflich  zu  sein, 
namentlich  sich  zu  bemühen,  auch  Lubomirski  und  dessen  Anhänger  für  den- 
selben zu  gewinnen,  im  Fall,  dass  der  Pfalzgraf  gewählt  werden,  aber  Wider- 
stand finden  sollte,  demselben  durch  Sendung  von  Hülfstruppen  beizustehen, 
und  auch  den  Kaiser  sowie  Schweden  zur  Unterstützung  seiner  Throncan- 
didatur  zu  bestimmen,  und  hinfort  zeigt  sich  der  Kurfürst  mit  dem  grössten  Eifer 
nach  den  verschiedensten  Seiten  hin  thätig,  um  wirklich  die  Erhebung  desselben 
auf  den  polnischen  Thron  durchzusetzen.  Die  Verhandlungen,  welche  er  durch 
V.  Crockow  in  Schweden  darüber  sogleich  hat  anknüpfen  und  bis  in  den 
Sommer  1668  hinein  fortführen  lassen,  sind  in  dem  vorhergehenden  Abschnitte  . 
vorgeführt  worden,  die  erst  später,  seit  dem  December  1666,  gemachten  An- 
strengungen, den  Kaiser  für  die  Sache  des  Pfalzgrafen  zu  gewinnen,  und  der 
erste,  im  März  1667  durch  den  jüngeren  v.  Schwerin  gemachte  Versuch,  den 
König  von  Frankreich  auf  dessen  Seite  hinüberzuziehen,  werden  in  dem 
4.  und  6.  Abschnitte  dieses  Bandes  behandelt  werden,  hier,  in  diesem  Abschnitte, 
sind  diejenigen  Actenstücke  zusammengestellt,  welche  die  von  dem  Kurfürsten 
in  Polen  selbst  zur  Erreichung  jenes  Zweckes  aufgewandten  Bemühungen  ver- 
anschaulichen, nämlich  einerseits  die  Verhandlungen  mit  Lubomirski  (die 
Sendung  Hackebergs  an  denselben,  Juli  bis  August  1666,  und  die  mit  dessen 
Abgesandten  Pcejazecky  in  Berlin  im  December  1666  geführten  Unterhand- 
lungen) und  andererseits  die  Thätigkeit,  welche  v.  Hoverbeck  in  Warschau 
entfaltet  hat.  Schon  am  16.  Juni  macht  der  Kurfürst  demselben  Anzeige  von 
dem  mit  dem  Pfalzgrafen  getroffenen  Vergleiche  und  beauftragt  ihn,  für  den- 
selben zu  wirken.  Hoverbeck  ist  damals  gerade  nach  Preussen  gereist,  kehrt 
aber,  nachdem  der  aufs  neue  zwischen  Lubomirski  und  dem  Könige  ausge- 
brochene Krieg  *)  durch  den  Frieden  von  Legonice  beendigt  ist,  im  August  nach 
Warschau  zurück  und  findet  anfangs  den  Hof  in  freundlicherer  Stimmung. 
Aber  schon,  als  er  Ende  October  demselben  oificielle  Anzeige  von  dem  inzwischen 
am  9.  September  zu  Cleve  zwischen  dem  Kurfürsten  und  dem  Pfalzgrafen  ab- 
geschlossenen Erbvergleiclie  macht,  verursacht  er  dadurch  lebhaften  Argwohn, 
und  als  er  dann  im  Januar  1667,  nur  widerwillig  dem  Befehle  des  Kurfürsten 
Folge  leistend,  welcher  auf  die  günstig  lautenden  Nachrichten  v.  Crockows 
aus  Schweden  her  sich  entschlossen  hat,  offen  in  Polen  für  den  Pfalzgrafen 
aufzutreten,  der  Königin  und  dem  Könige  die  Aussichtslosigkeit  ihrer  bisherigen 


')    S.  Koebowski  HI.  S.  2l9ff. 


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Einleitung.  221 

Bemühungen  za  gnnsten  der  französischen  Thron candidatur  vorstellt  und  direct 
den  Pfalzgrafen  als  den  sowohl  von  dem  Kurfürsten  als  auch  von  der  schwe- 
dischen Regierung  gewünschten  Nachfolger  des  Königs  bezeichnet,  erregt  er 
damit  einen  Sturm  des  Unwillens.  Die  Konigin  und  deren  Anhänger  suchen 
jetzt  den  Kurfürsten  zu  verdächtigen,  als  wenn  er  im  Verein  mit  anderen 
Mächten  den  Polen  einen  König  aufzwingen  wolle,  und  der  Kurfürst,  der  sich 
inzwischen  überzeugt  hat,  dass  er  Schwedens  keineswegs  so  sicher  ist,  wie  er 
geglaubt  hat,  hält  es  doch  für  gerathen,  etwas  zurückzuziehen,  er  desavouiert 
Hoverbeck  und  lässt  durch  denselben  erklären,  dass  er  keineswegs  beabsich- 
tige, die  Wahlfreiheit  der  Polen  zu  beeinträchtigen,  und  dass  er  selbst  in  dieser 
Sache  noch  freie  Hände  habe.  Trotzdem  zeigen  die  folgenden  Actenstücke 
den  Kurfürsten  wieder  während  des  ganzen  Jahres  1667  in  den  gespann- 
testen Beziehungen  zu  dem  polnischen  Hofe.  Dieser  betreibt  jetzt,  zumal 
nach  dem  im  Februar  erfolgten  Tode  Lubomirski's,  die  französische  Wahl 
mit  erneutem  Eifer  und  hofft,  da  Lubomirski's  Anhänger  in  ihrem  Wider- 
stände dagegen  verharren,  dieselbe  mit  Gewalt,  vermittelst  eines  unter  dem  Ver- 
wände der  Hnlfeleistung  gegen  die  in  Polen  eingefallenen  Tataren  herbeigerufenen 
französischen  Heeres,  durchzusetzen.  Der  Kurfürst  aber,  der  ebenso  wie  andere 
Reichsfürsten  zum  Schein  auch  um  Hülfe  angegangen  ist,  vereitelt  diesen  An- 
schlag dadurch,  dass  er  sich  zur  Stellung  eines  ganz  unerwartet  hohen  Truppen- 
contingents  erbietet  und  auch  den  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  veranlasst,  Hülfe 
zuzusagen,  zugleich  auch  dadurch,  dass  er  was  ihm  näheres  über  diese  Pläne 
des  polnischen  und  französischen  Hofes  bekannt  wird,  seinen  Freunden  in  Polen 
mittheilt  und  so  deren  Argwohn  und  Eifer  anspornt.  König  Johann  Kasimir 
wiederum  lässt  den  Kurfürsten  seine  Feindschjift  dadurch  empfinden,  dass  er 
nach  dem  im  März  erfolgten  Tode  des  alten  Kongrossfeldherm  Potocki  die 
bisher  in  dessen  Besitz  befindliche  Starostei  Draheim  nicht  gemäss  den  Be- 
stimmungen des  Bromberger  Vertrages  und  früheren  Zusagen  ihm  überlädst, 
sondern  dieselbe  an  den  Kronunterfeldherren  Demetrius  Wiszniowiecki 
vergiebt,  und  der  Kurfürst,  der  anfangs  Anstalten  getroffen  hat,  sich  in  den 
Besitz  der  Starostei  zu  setzen,  steht  davon  doch  vorläufig  ab,  um  nicht  durch 
einen  solchen  Gewaltact  dem  Hofe  Gelegenheit  zu  geben,  ihn  bei  dem  polnischen 
Adel  zu  verdächtigen.  Auch  der  am  10.  Mai  dieses  Jahres  erfolgte  Tod  der 
Königin  Marie  Louise  hat  zunächst  keine  Besserung  in  den  Beziehungen 
beider  Höfe  zur  Folge,  denn  die  Anhänger  der  Königin  setzen  ihre  Bemühungen 
zu  Gunsten  des  Prinzen  Cond6,  den  man  jetzt  statt  seines  Sohnes  zum  Thron- 
candidaten  ausersehen  hat,  fort,  und  ausserdem  gestalten  sich  bei  der  Neube- 
setzung der  vacant  gewordenen  hohen  Kronämter  die  Verhältnisse  am  Hofe  für 
den  Kurfürsten  noch  ungünstiger  als  zuvor.  Nachfolger  Potocki^s  als  Kron- 
grossfeldherr  und  zugleich  Krongrossmarschall  ist  Johann  Sobieski  gewor- 
den, welcher  durch  seine  französische  Gemahlin  gänzlich  in  die  französischen 
Interessen  hineingezogen  ist,  dessen  Nachfolger  als  Kronunterfeldherr  jener  Fürst 
Demetrius  Wiszniowiecki,  dessen  frühere  freundliche  Beziehungen  zu  dem 
Kurfürsten  der  König  gerade  absichtlich  durch  die  Verleihung  von  Draheim  zu 
trüben  versucht  hat,  nach  dem  Tode  Wenzel  Leszynski's  ist  der  bisherige 


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222  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Krongrosskanzler  Nicolaus  Prasmowski  in  die  einflussreiche  Stelle  als  Erz- 
bischof von  Gnesen  und  Primas  des  Reiches  eiogerfickt,  der  sich  voo  je  her 
dem  Kurfürsten  wenig  freundlich  gesinnt  gezeigt  hatte  und  jetzt  auch  für  die 
französische  Partei  gewonnen  war,  dessen  Nachfolger  als  Krongrosskanzler  ist 
der  bisherige  Unterkanzler  Johann  Leszynski  geworden,  der  allerdings 
nach  wie  vor  in  den  engsten  freundlichen  Beziehungen  zu  dem  Kurfürsten 
bleibt,  aber  alt,  kr&nklich  und  wenig  th&tig  am  Hofe  nur  geringen  Einflnss  aus- 
übt und  zurückgedrängt  wird  durch  den  neuen  Unterkanzler,  den  Bischof  von 
Cnlm,  Andreas  Olszowski,  einen  Mann,  zwar  ebenso  eigennützig,  habgierig 
und  bestechlich  wie  die  meisten  anderen  polnischen  Grossen  jener  Zeit,  aber 
von  bedeutenden  Fähigkeiten,  grosser  Thätigkeit  und  Gewandtheit,  dessen  Ehi^ 
geiz  darauf  gerichtet  ist,  die  Macht  und  die  Gerechtsame  der  Krone  nach  allen 
Seiten  hin  wiederherzustellen  und  womöglich  zu  erweitem,  und  der  daher  von 
vorne  herein  dem  Knrfürsten  auf  das  feindlichste  gegenübertritt.  Gleich  nach 
seinem  Amtsantritte  macht  er  demselben  den  Titel  eines  Herrn  von  Lauen- 
bürg  und  Bütow,  welchen  jener,  nachdem  diese  Lande  auf  Grund  der  Brom- 
berger  Verträge  als  Lehen  in  seinen  Besitz  gekommen  waren,  angenommen  und 
den  ihm  auch  der  polnische  Hof  bisher  zugestanden  hatte,  streitig  und  bewirkt  da- 
durch einen  vollständigen  Abbruch  der  diplomatischen  Beziehungen.  Da  der 
Kurfürst  einige  Schreiben  des  Königs,  in  deren  Aufschrift  ihm  jener  Titel  nicht 
gegeben  ist,  zurückweist,  so  verweigert  der  König  unter  dem  Verwände,  erst 
die  Beantwortung  derselben  durch  den  Kurfürsten  abzuwarten,  v.  Hoverbeck 
Ende  Juli  die  nachgesuchte  Audienz  und  verharrt  bei  dieser  Weigerung  bis  zu 
Ende  des  Jahres.  Um  so  enger  sucht  der  Kurfürst  die  dem  Hofe  feindliche 
Partei,  welche  namentlich  in  Grosspolen  zahlreich  uud  mächtig  ist,  mit  sich  zu 
verbinden.  Als  diese  jetzt  in  ihrer  Besorgnis  vor  den  französischen  Anschlägen 
sich  an  ihn  wendet  und  ihm  selbst,  ähnlich  wie  dieses  schon  früher  Lubo- 
mirski*)  gethan  hatte,  die  polnische  Krone  anbietet,  lehnt  er  diese  aller- 
dings ab,  benutzt  aber  die  Gelegenheit,  um  ihr  den  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg 
zu  empfehlen  und  schickt  an  sie,  zuerst  im  August,  und  dann  wieder  im  Novem- 
ber den  in  den  polnischen  Angelegenheiten  wohl  erfahrenen  früheren  Secretär 
Hoverbecks  Joachim  Scultetus,  um  bei  ihr  weiter  für  den  P&lzgrafen  zu 
wirken,  Klage  über  das  feindliche  Verhalten  des  Hofes  zu  führen  und  zugleich 
Streitigkeiten,  welche  unter  ihren  Häuptern,  dem  Grosskanzler  Leszynski 
und  dem  Castellan  von  Posen,  Grzymultowski  ausgebrochen  sind,  zu  schlichten, 
das  zweite  Mal  auch,  um  ihnen  Mittheilungen  von  den  inzwischen  mit  Frank- 
reich begonnenen  Verhandlungen  zu  machen. 

Eine  Aenderung')  in  den  Beziehungen  zwischen  dem  Kurfürsten  und  dem 
polnischen  Hofe  ist  erst  zu  Beginn  des  folgenden  Jahres  1668  eingetreten,  ver- 
anlasst durch  den  inzwischen  erfolgten  Wechsel  in  der  französischen  Politik. 
Derselbe  steht  im  Zusammenhange  mit  dem  damals  von  König  Ludwig  XIV. 

')    S.  Urk.  u.  Act.  IX.  S.  221.  824ff.;  II.  S.  263.    Vgl.  Hirsch,  Zur  Geschichte 
der  polnischen  Konigswahl  von  1669  S.  95. 
»)    Vgl.  Hirsch  a.  a.  0.  S.  12ff. 


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Einleitung.  223 

gemachten  Versuche,  sich  der  spanischen  Niederlande  zu  bemächtigen,  und  wird 
in  diesem  Zusammenhange  in  dem  6.  Abschnitte  dieses  Bandes  besprochen  wer- 
den, hier  genügt  es  zu  erwähnen,  dass  Ludwig,  um  sowohl  den  Pfalzgrafen 
von  Neuburg  ganz  auf  seine  Seite  zu  ziehen,  als  auch  den  Kurfürsten  von 
Brandenburg  abzuhalten,  ihm  bei  diesem  Unternehmen  feindlich  entgegenzu- 
treten, den  Schein  angenommen  hat,  als  ob  er  auf  seine  früheren  Pläne  in 
Polen  verzichte  und  bereit  sei,  jene  beiden  Fürsten  bei  der  Durchführung  der 
dort  von  ihnen  verfolgten  Absichten  zu  unterstützen.  Er  hat  zuerst,  als  bald 
nach  dem  Tode  der  Königin  Marie  Louise  von  verschiedenen  Seiten,  nament- 
lich von  Oesterreich,  Versuche  gemacht  wurden,  König  Johann  Kasimir  zu 
einer  zweiten  Vermählung  zu  bewegen,  durch  seinen  Gesandten  in  Warschau, 
den  Bischof  von  Beziers,  demselben  die  Heirath  mit  der  ältesten  Tochter  des 
Pfalzgrafen  empfehlen  lassen,  hat  dann  aber,  da  der  polnische  König  sich  zu 
einer  solchen  neuen  Heirath  nicht  verstehen  wollte,  zugesagt,  seinen  Einfluss 
in  Polen  aufzubieten,  um  den  König  zur  Abdankung  zu  bewegen  und  die  Wahl 
des  Pfalzgrafen  zu  dessen  Nachfolger  durchzusetzen,  und  er  hat  am  15.  December 
1667  durch  seinen  Gesandten  Mill et  zu  Berlin  mit  dem  Kurfürsten  einen  Ver- 
trag dieses  Inhaltes  abschliessen  lassen.  Die  vertraulichen  Eröffnungen,  welche 
der  Kurfürst  sowohl  dem  Pfalzgrafen  als  auch  v.  Hoverbeck  und  seinen  An- 
hängern in  Polen  über  diese  Verhandlungen  macht,  zeigen,  dass  er  von  vorne 
herein  trotz  aller  Versicherungen  des  französischen  Königs  von  grossem  Miss- 
trauen gegen  die  Aufrichtigkeit  der  Zusagen  desselben  erfüllt  gewesen  ist,  and 
auch  nachher  haben  ebensowenig  er  wie  seine  Gesandten  in  Polen  diese  Besorg- 
nisse aufgegeben,  welche,  wie  dann  nachher  der  Ausgang  der  Sache  gezeigt 
hat,  nur  zu  berechtigt  gewesen  sind>). 

Zunächst  allerdings  hat  der  Kurfürst  günstige  Wirkungen  von  der  an- 
scheinenden Freundschaft  Frankreichs  zu  verspüren  gehabt.  Durch  den 
französischen  Gesandten  lässt  sich  Johann  Kasimir  bewegen,  nachdem  der 
Kurfürst  ihm  durch  einen  freundlich  gehaltenen  Brief  einen  Schritt  entgegen 
gekommen  ist,  am  Bl.  December  1667  v.  Hoverbeck  die  so  lange  verweigerte 
Audienz  zu  ertheilen  und  wieder  in  ein  freundliches  Verhältnis  zu  demselben 
zu  treten,  im  Verein  mit  dem  französischen  Gesandten  verhandeln  dann  v.  Ho  ver- 
beck und  der  Gesandte  des  Pfaizgrafen  v.  Giese  einerseits  mit  dem  Könige, 
der  sich  jetzt  zur  Abdankung  bereit  zeigt,  andererseits  fangen  sie  an,  bei  den 
polnischen  Grossen  für  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  zu  wirken.  Als  dann  auf 
dem  im  Februar  und  Anfang  März  zu  Warschau  versammelten  Reichstage  der 
König  wieder  in  heftige  Streitigkeiten  mit  den  Ständen  geräth,  sucht  derselbe 
sogar  Beistand  bei  dem  Kurfürsten,  und  derselbe  schliesst  wirklich  mit  ihm  in 
Form  einer  Erneuerung  des  Wehlauer  Vertrages  einen  Schutzvertrag  ab,  an- 
dererseits aber  genehmigt  Johann  Kasimir  jetzt,  dass  der  Kurfürst  sich  mit 
dem  Fürsten  Wiszniowiecki  wegen  Ueberlassung  von  Draheim  gegen  eine 
Abfindungssumme  einigt,   und   dass  derselbe  Anfang  September  sich   wirklich 

*)  Vgl.  Recueil  des  instractions  donnees  aux  ambassadeurs  et  ministres  de  France 
IV.  S.  85 fF. 


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224  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

in  den  Besitz  der  Starostoi  setzt.  Auf  dem  im  August  und  September  abge- 
haltenen Reichstage  erfolgt  dann  am  16.  September  die  feierliche  Abdankung 
Johann  Kasimirs  und  es  beginnt  das  Interregnum.  Obwohl  während  des- 
selben fremden  Gesandten  der  Aufenthalt  im  Königreich  nicht  gestattet  war, 
weiss  V.  Hoverbeck  doch  seine  Abreise  bis  Ende  October  zu  verzögern  und 
inzwischen  seine  Thfitigkeit  zu  Gunsten  des  Pfalzgrafen  fortzusetzen.  Ergän- 
zungen zu  seinen  Berichten  haben  hier  aus  den  Materialien  des  Danziger  Stadt- 
archivs, auf  deren  Wichtigkeit  für  die  damalige  polnische  Geschichte  der  Her- 
ausgeber schon  an  einem  anderen  Orte ')  hingewiesen  hat,  in  den  Anmerkungen 
hinzugefügt  werden  können. 

Die  folgenden  Actenstücke  Teranschaulichen  dann  die  eifrige  Thätigkeit,  welche 
der  Kurfürst,  der  sich  selbst  schon  im  September  1668,  um  den  polnischen 
Ereignissen  näher  zu  sein,  nach  Königsberg  begeben  hat,  in  den  letzten  Monaten 
dieses  und  während  der  ersten  Hälfte  des  folgenden  Jahres  zu  Gunsten  seines 
Bundesgenossen,  des  Pfalzgrafen  von  Ne üb nrg,  aufgewendet  hat.  Verschiedene 
Abgesandte,  v.  Crockow,  Niemerycz,  v.  Borstell,  v.  Lehndorf,  Scul- 
tetus  werden  von  ihm  nach  Polen  geschickt,  um  theils  die  schon  früher  durch 
Geldzahlungen  und  Versprechungen  für  denselben  gewonnenen  Magnaten  auf 
dessen  Seite  festzuhalten,  theils  weitere  Anhänger,  namentlich  die  Häupter  der 
früheren  französischen  Partei,  den  Primas,  Sobieski  und  den  Kronschatzmeister 
Mo r stein,  ferner  auch  den  Adel  und  die  Städte  in  dem  Königlichen  Prenssen 
für  denselben  zu  gewinnen.  Unter  den  Berichten  derselben,  von  denen  ein  Theil 
schon  an  anderer  Stelle*)  veröffentlicht  worden  ist,  sind  von  besonderer  Wich- 
tigkeit diejenigen  des  Scultetus,  welcher  zunächst  Ende  November  1668  nach 
Warschau  geschickt  wird,  um  auf  dem  dort  tagenden  Convocationsreichstage  den 
ans  Veranlassung  der  Besitzergreifung  von  Draheim  gegen  den  Kurfürsten  ver- 
breiteten Verdächtigungen  entgegenzuwirken,  und  welcher  Gelegenheit  findet,  bis 
Mitte  December  sich  dort  aufzuhalten  und  auch  in  der  Wahlangelegenheit 
thätig  zu  sein,  welcher  dann  wieder  im  Januar  1669  zu  den  Anhängern  des 
Kurfürsten  in  Grosspolen  geschickt  wird,  endlich  aber,  Ende  April,  beim  Heran- 
nahen des  Wahlreichstages  aufs  neue  nach  Warschau  geht  und  dort  bis  zum 
Eintroffen  der  Gesandten  des  Kurfürsten  dessen  Interessen  wahrnimmt. 

Den  letzten  Theil  dieses  ersten  Hauptabschnittes  bilden  die  aus  der  Corre- 
spondenz  des  Kurfürsten  mit  den  von  ihm  auf  den  Wahlreichstag  geschickten 
Gesandten  v.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  und  auch  mit  dem  Pfalzgrafen 
von  Neuburg  ausgewählten  Stücke.  Dieselben  zeigen,  dass.  so  eifrig  auch 
jene  Gesandten  für  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  thätig  gewesen  sind,  sie  sich  doch 
keineswegs  allzu  sicheren  Hoffnungen  über  das  Gelingen  ihrer  Bemühungen  hin- 
gegeben haben,  ferner,  dass  auch  sie  durch  den  Ausgang  der  Sache,  die  Wahl 
Michael  Wiszniowiecki's,  vollständig  überrascht  worden  sind,  dieselbe  aber 
doch  als  keineswegs  ungünstig  für  die  Interessen  des  Kurfürsten  angesehen 
haben,  und  dass  auch  dieser  selbst,  so  schmerzlich  er  auch  anfangs  durch  das 


*)    Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  König^swahl  von  1669,  S.  22ff. 
>)    a.  a,0.  S.  137ff. 


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Einleitung.  225 

Scheitern  seiner  Pläne  and  namentlich  durch  die  Ursachen,  welchen  er  dasselbe 
hauptsächlich  zugeschrieben  hat,  die  Treulosigkeit  der  kaiserlichen  und  der 
französischen  Politik,  betroffen  worden  ist,  doch  gute  Miene  zum  bösen  Spiel 
gemacht  und  sich  sofort  bemüht  hat,  zu  dem  neuen  Könige  in  ein  freundliches 
Verhältnis  zu  treten.  Für  die  Vorgänge  auf  diesem  Reichstage  und  unmittelbar 
nach  demselben  hat  der  Herausgeber  an  anderer,  schon  mehrfach  genannter 
Stelle  in  den  von  den  Abgesandten  des  Danziger  Rathes  angefertigten  Reichs- 
tagsprotocoUen  und  den  Berichten  derselben  eine  neue  reichhaltige  Quelle  ^)  publi- 
eiert,  auf  welche  hier  in  den  Anmerkungen  verwiesen  worden  ist. 

Der  zweite  Haupttheil  dieses  Abschnittes  umfasst  die  Regierungszeit 
König  Michaeis  (Juni  1669  bis  November  1673).  Zu  Anfang  dieser  Periode 
hat  der  Kurfürst  in  der  Form  des  diplomatischen  Verkehrs  mit  dem  polnischen 
Hofe  eine  Veränderung  eintreten  lassen.  Bisher  hatte  er  immer  nur  aus  be- 
sonderer Veranlassung  einzelne  Gesandtschaften  an  denselben  geschickt,  welche 
allerdings  manchmal,  wie  es  z.  B.  bei  der  vorletzten  Sendung  v.  Hoverbecks 
der  Fall  gewesen  war,  längere  Zeit,  als  der  ursprüngliche  Zweck  ihrer  Sendung 
erfordert  hätte,  sich  dort  aufgehalten,  immer  aber  den  Charakter  ausserordent- 
licher Gesandtschaften  getragen  haben.  In  der  Zwischenzeit,  wo  solche  nicht 
am  Hofe  anwesend  waren,  hat  er  durch  Beamte  niederen  Ranges,  Sekretäre, 
welche  in  Warschau  zurückgelassen  wurden,  sich  Bericht  über  die  dortigen 
Vorgänge  erstatten  lassen.  Jetzt  dagegen  hat  er  hier  ähnlich,  wie  er  dieses 
schon  seit  längerer  Zeit  in  den  Niederlanden  eingeführt  hatte,  einen  ständigen 
Vertreter  höheren  Ranges  bestellt,  welcher  nicht  nur  fortlaufend  solche  Berichte 
einzusenden,  sondern  auch  die  diplomatischen  Geschäfte  am  Hofe  zu  besorgen 
hatte.  Er  bestimmte  dazu  einen  jungen  Diplomaten,  den  er  schon  vorher  dafür 
ausersehen  und  dem  er  eine  besondere  Ausbildung  dazu  hatte  geben  lassen,  Euse- 
bius  v.  Brandt.  Dieser,  der  jüngere  Bruder  des  Geheimen  Rathes  und  Neu- 
märkischen Kanzlers  Christoph  v.  Brandt,  geboren  1642,  hatte  die  Univer- 
sität Frankfurt  a.  0.  besucht''^)  und  dort  neben  juristischen  auch  theologische 
Studien  getrieben.  In  einer  1664  abgehaltenen  theologischen  Disputation  hatte 
er  mit  solcher  Schärfe  den  calvinischen  Standpunkt  verfochten,  dass  der  Kurfürst, 
darüber  ungehalten,  gegen  die  dortige  theologische  Fakultät  eingeschritten  war'). 
Trotzdem  nahm  ihn  der  Kurfürst  bald  darauf  in  seinen  Dienst,  er  schickte  ihn 
zunächst  nach  Polen,  um  die  polnische  Sprache  zu  erlernen,  und  liess  ihn  dann 
seinen  Bruder  Christoph  auf  dessen  Gesandtschaft  nach  England  (September 
1666  — Mai  1667)  und  nachher  (Juni  —  August  1667)  zu  dem  Friedcnscongress 
von  Breda  begleiten.  Er  ernannte  ihn  darauf  zu  seinem  Kammerjunker  und 
schickte  ihn  im  August  1668  wiederum,  um  sich  weiter  in  der  Kenntnis  der 
polnischen  Sprache    und   der   polnischen  Zustände    zu  vervollkommnen,    nach 

^)    Ueber  die  sonstigen  Quellen  und  die  Litteratur  s.  ebendaselbst  S.  20 f. 

')  Schon  1647  war  er  zusammen  mit  drei  älteren  Brüdern  dort  iramatriculiert 
worden,  im  April  1659  hatte  er  die  Universität  wirklich  bezogen  (Friedländer, 
Aeltere  Üniversitäts-Matrikeln  I.  S.  787,  II.  S.  97). 

')     S.  [Schultze],  Preussiscber  Todestempel  S.  13. 

Haler,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  15 


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226  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Polen,  wo  er  zuerst  dem  damals  noch  in  Warschau  befindlichen  Gesandten 
V.  Ho  verbeck  beigehen  wurde,  auch  nach  dessen  Abreise  aber,  anscheinend 
als  Privatmann,  zurückblieh  und  von  Posen  aus  dem  Kurfürsten  Berichte  über 
die  dortigen  Vorgänge  einsandte.  Auf  Befehl  des  Kurfürsten  begab  er  sich  dann 
noch  vor  dem  Beginn  des  Wahlreichstages,  im  April  1G69,  wieder  nach  Warschau, 
wo  er  auch  während  dieses  ganzen  Reichstages,  anscheinend  als  Privatmann, 
sich  aufgehalten  und  es  möglich  gemacht  hat,  sowohl  den  Keichstagssitzungen 
beizuwohnen  als  auch  mit  den  ausserhalb  der  Stadt  in  Jablona  residierenden 
Gesandten  des  Kurfürsten  in  Verkehr  zu  treten,  von  wo  aus  er  dann  ferner 
dem  Kurfürsten  und  auch  dessen  damaligem  Statthalter  in  der  Mark,  dem  Fürsten 
JohannGeorg  von  Anhalt,  Berichte  zugesendet  hat  ^).  Nach  der  Abreise  v.  H  o  - 
verbecks  und  v.  Jena's  von  Warschau  (Mitte  Juli  1669)  blieb  er  auf  Befehl  des 
Kurfürsten  dort  zurück,  um  dessen  Geschäfte  zu  besorgen-),  zunächst  aber  noch  ohne 
officiellen  Charakter.  Er  ist  im  September  dem  neuen  Könige,  als  sich  derselbe 
zur  Krönung  und  dem  sich  an  diese  anschliessenden  Reichstag  nach  Cracau  be- 
gab, dorthin  gefolgt  und  ist  von  dort  aus,  statt,  wie  ihm  befohlen  war,  wieder 
nach  Warschau  zu  gehen,  zu  dem  Kurfürsten  zurückgekehrt,  jedenfalls  um  dem- 
selben von  den  feindlichen  Anschlägen,  welche  damals  in  Polen  gegen  ihn  ge- 
plant wurden,  Bericht  zu  erstatten.  Im  Februar  1670  kehrte  er  nach  Warschau 
zurück,  mit  einem  Creditiv  des  Kurfürsten  versehen,  in  welchem  er  als  dessen 
Geschäftsträger  am  polnischen  Hofe  beglaubigt  wurde •^),  König  Michael  hat  ihn 
als  solchen  ofiiciell  anerkannt^),  und  er  hat  dann  Gelegenheit  gehabt,  inmitten 
der  schwierigen  Verhältnisse,  welche  er  vorfand,  Geschicklichkeit  und  Gewandt- 
heit und  zuletzt  gegenüber  dem  dort  gegen  den  Kurfürsten  auftretenden 
v.  Kalckstein  Verschlagenheit  und  kecke  Entschlossenheit  zu  beweisen.  Seine 
Theilnahme  an  der  Entführung  desselben  hat  dann  freilich  den  polnischen  Hof 
so  gegen  ihn  aufgebracht,  dass  er,  um  der  ihm  drohenden  Verhaftung  zu  ent- 
gehen, sich  entschliessen  musste  (Anfang  December  1670),  sich  aus  Polen  zu 
entfernen. 

Die  Relationen  v.  Brandts  von  Ende  Juli  1669  bis  Anfang  December  1670 
sowie  die  Rescripte  des  Kurfürsten  an  ihn  und  die  in  derselben  Zeit  zwischen 
diesem  und  dem  Könige  Michael  gewechselten  Schreiben  bilden  eine  erste 
Gruppe  innerhalb  dieser  zweiten  Uauptabtheilung.     Benutzt  konnten  für  diese 

')    S.  V.  Orlich  11.  S.  20flf. 

2)  Eus.  V.  Brandt  an  den  Kf.  (d.  Warschau  18.  Juli  1669):  „Dass  Ew.  Chf.  D. 
aus  Gnaden  entschlossen  sein,  mich  zu  dero  Affaiien  alhier  in  Polen  zu  gebrauchen, 
und  desshalben  an  Deroselbcn  Gesandten  gnadigsten  Befehl  ergfehen  lassen,  mich  bei 
ihrer  Abreise  alhier  zu  lassen,  erkenne  ich  in  unterthänigster  Dankbarkeit.** 

3)  Kf.  an  Konig  Michael  (d.  Coloniae  ad  Spreain  4./[14.]  Januar  1670):  Er  hat 
V.Brandt  beauftragt,  ut  R.  M.  Vestrae  aulain  sequatur  atque  ea,  quae  in  rebus 
nostris  ad  Eandero  subinde  deferendis  impoäterum  occurrant,  R.  M.  Vestrae  decen- 
ter  exponat. 

*)  König  Michael  an  den  Kf.  (d.  Varsaviae  8.  März  1670):  non  solum  Nos  illi 
benignos  praestabimus  aures,  verum  quicquid  nomine  eius  postulaverit,  libeoter 
excipiemus. 


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Einleitung.  227 

Zeit  auch  die  Materialien  des  Danziger  Stadtarchivs  werden  und  es  sind  in  den 
Anmerkungen  Auszüge  aus  denselben  zur  Ergänzung  mitgetheilt  worden.  Auch 
in  dieser  Zeit  ist  das  Verhältnis  des  Kurfürsten  zu  dem  polnischen  Hofe  ein 
sehr  gespanntes.  Die  Veranlassung  hierzu  hat  nicht  der  neue  König  selbst  ge- 
geben, derselbe  hat  vielmehr  oft  genug  seine  Geneigtheit  zur  Unterhaltung 
freundschaftlicher  Beziehungen  und  seine  Hochachtung  vor  der  Person  des  Kur- 
fürsten und  der  Regententhätigkeit  desselben  kund  gegeben,  aber  dieser  König 
war  ein  junger  unbedeutender  Mensch  und  daher  gänzlich  von  anderen  abhängig, 
und  die  Verhältnisse  haben  es  dahin  geführt,  dass  von  Anfang  an  gerade  die 
schlimmsten  Feinde,  welche  der  Kurfürst  in  Polen  hatte,  jener  Unterkanzler 
Olszowski,  der  schon  in  der  letzten  Zeit  König  Johann  Kasimirs  ihm  immer 
entgegengewirkt  hatte,  daneben  auch  der  jüngere  Rode,  der  Sohn  des  von  dem 
Kurfürsten  gefangen  gehaltenen  Königsberger  Schöppenmeisters,  welcher  schon 
vor  Michaels  Thronerhebung  in  dessen  Dienst  gestanden  hatte,  jetzt  als  dessen 
Kammerherr  an  den  Hof  kam  und  dort,  freilich  nur  kurze  Zeit,  auch  eine  poli- 
tische Rolle  gespielt  hat,  ferner  der  Littauische  Grosskanzler  Pac,  den  leiten- 
den Einfluss  auf  ihn  ausgeübt  haben.  Auf  Veranlassung  der  beiden  ersteren 
hatte  der  König  schon  in  der  Abschiedsaudienz  v.  Hoverbecks  undv.  Jena's 
verschiedene  alte  Streitpunkte  vorgebracht  und  dem  Kurfürsten  in  dem  für  die- 
selben ausgestellten  Recreditiv  wiederum  nicht  den  Titel:  Herr  von  Lauenburg 
und  Bütow  gegeben,  von  ebendenselben,  die  auch  mit  den  Unzufriedenen 
im  Herzogthum  Preussen  in  enger  Verbindung  stehen,  weiter  aufgereizt,  beharrt 
er  bei  der  Verweigerung  dieses  Titels  und  verlangt  das  Zusammentreten  einer 
Kommission  behufs  Erledigung  jener  Streitpunkte.  Der  Kurfürst  hat  sich  durch 
dieses  unfreundliche,  herausfordernde  Benehmen  nicht  beirren  lassen,  sondern 
demselben  gegenüber  jetzt  wie  in  der  Folge  eine  ebenso  ruhige  wie  feste  Hal- 
tung eingenommen.  Für  ihn  kam  es  vor  allem  darauf  an,  dass  auch  durch  die 
neue  polnische  Regierung  das  staatsrechtliche  Verhältnis  anerkannt  würde,  wel- 
ches durch  die  Wehlau-Bromberger  Verträge  zwischen  ihm,  als  dem  jetzt  sou- 
veränen Herzoge  von  Preussen,  und  der  polnischen  Krone  begründet  worden 
war,  und  auf  die  Erreichung  dieses  Zieles  hat  er  consequent  alle  seine  Anstren- 
gungen gerichtet.  In  jenen  Verträgen  selbst  war')  für  den  Fall  eines  Thron- 
wechsels in  Polen  die  Erledigung  zweier  Akte  vorgeschrieben  worden,  der  Kur- 
fürst hatte  die  Lehen  von  Lauenburg  und  Bütow  zu  recognoscieren  und 
darauf  hin  aufs  neue  die  Belehnung  mit  denselben  zu  empfangen,  beide  Theile 


')  Hauptvertrag  §  21 :  Atque  hoc  foedus  perpetuum,  quotiescunque  novus  rex  Po- 
loniae  electus  fuerit  aut  dux  Prussiae  in  ducatu  saccesserit,  ab  utraque  parte  reno- 
vabitur  confirmabiturque  juramento  desuper  praestito  per  deputatos  in  animam  princi- 
palium  jurantes.  —  Brom  berger  Ratification :  Tenebitur  autem  et  obligatus  esse  debebit 
praefectus  ser.  Elector  ejusque  successores,  ad  singulas  successorum  nostrorum  Regum 
Poloniae  coronationes  consiliarios  aut  officiales  suos  mittere,  qui  hoc  ipsum  jus  feu- 
dale de  praefatis  arcibus  et  oppidis  ad  regnum  nostrum  pertinens  recognoscent  et 
literas  ejus  recognitionis  et  renovationis  feudi,  quae  gratis  illis  debent  dari,  a  novis 
Regibus  acoipient. 

lö* 


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228  Brandenburg  und  Polen.     1604—1673. 

aber  hatten   jene  Wehlaii-Bromberger  Verträge    neu  zu   bestätigen    und  zu  be- 
schwören.    Der   erste  Akt   hätte    eigentlich    bei  Gelegenheit   der  Krönung   des 
neuen  Königs  erfolgen  müssen,  da  der  Kurfürst  aber  zu  dieser  wegen  des  Streites 
um  die  Titelfrage  keine   officielle  Einladung  erhielt,   so  schickte  er  keine  Ge- 
sandtschaft  dazu    nach  Cracau,    sondern  Hess    nur  v.  Brandt   als  Privatmann 
sich  dorthin  begehen,  kündigte  aber  schon  im  voraus  dem  Könige  an,  dass  er, 
da  diesmal  die  Lehnsrecognition  bei  der  Krönung  nicht  erfolgen  könne,   nach 
derselben  einen    Bevollmächtigten    zu   diesem  Zwecke   nach   Warschau    senden 
werde.     Schon    die  Vorgänge    auf  dem    an    die  Krönung   sich  anschliessenden 
Reichstage,  auf  welchem  sowohl  die  über  ihre  Zurücksetzung  erbitterten  hohen 
Würdenträger  und  Magnaten  als  auch  ein  Theil  der  Landboten  heftige  Opposition 
gegen  die  den  Ilof  beherrschende  Clique  und  auch  schon  gegen  den  König  selbst 
erhoben  und  welcher  schliesslich  gesprengt  wurde,  Hessen  erkennen,  dass  der 
Kurfürst  die  Feindschaft  des  polnischen  Hofes  wenig  zu  furchten  brauchte.    In- 
folge des  üblen  Ausganges    dieses  Reichstages    und  der   schon    damals   herauf- 
ziehenden   Gefahr   eines    Türkenkrieges    lenkt   dieser   auch   zunächst   ein    und 
gieht  in    der  Titelfrage    nach.     Darauf  richtet  der  Kurfürst')  ein  freundliches 
Schreiben  an  den  König,  in  welchem  er  denselben  zu  seiner  Krönung  beglück- 
wünscht und  anfragt,  wann  und  wo  derselbe  wünsche,  dass  sowohl  die  Lehnserneue- 
rung als  auch  die  Bestätigung  der  Verträge  vorgenommen  werden  solle.     König 
Michael  erwidert-)  darauf  in  einem  sehr  wenig  freundlich  gehaltenen  Schrei- 
ben, in  welchem  er  sich  zwar  zur  Erfüllung  der  vertragsmässigen  Verpflichtungen 
bereit  erklärt,  aber  verlangt,    dass  zunächst    die  von    beiden   Seiten   erhobenen 
Ansprüche    und  Beschwerden    erledigt   würden  und    dass   zunächst   zu    diesem 
Zwecke  Verhandlungen  geführt  würden.     Davon  aber   will   der  Kurfürst   nichts 
wissen,  und  über  diesen  Punkt  von  hoher  principieller  Bedeutung  kommt  es  nun 
zu  einem  langwierigen  Streite,  in  welchem  der  Kurfürst  mit  der  grössten  Zähig- 
keit seinen  einmal  eingenommenen  Standpunkt  behauptet  hat,  während  der  pol- 
nische Hof,  je  nachdem    sich  die    inneren  und  äusseren  Verhältnisse    günstiger 
oder  ungünstiger  für  ihn  gestalteten,  eine  wechselnde  Haltung  eingenommen  hat 
und  sich  doch  endlich  zur  Nachgiebigkeit  hat  entschliessen  müssen.     Die  durch 
diesen  Streit  herbeigeführte   Spannung  ist  danu  noch  verstärkt  worden   durch 
die  Kalcksteinschc  Angelegenheit-^).     Im  März  1670  kommt  der  preussische 
Edelmann  und  ehemalige  polnische  Oberst  C hristian  Ludwig  v.  Kalckstein, 
welcher  infolge  von  Angebereien  seiner  eigenen  Geschwister  in  Preussen  in  einen 
Hochverrathsproce*«s  verwickelt,  zu  lebenslänglichem  Gefängnis  verurtheilt,  aber 
von  dem  Kurfürsten  gegen  die  Verpflichtung,  eine  Strafsumme  zu  bezahlen  und 
sich  nicht  von  seinen  Gütern  zu  entfernen,  begnadigt  worden  war,  unter  Ver- 

0  S.  unten  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  König  vom   10./20.  November  1669. 

-)  D.  Cracoviae  ;U.  November  \CA\d  (Zaluski,  Epistolae  bist,  familiäres  I. 
S.  218f.). 

3)  Vgl.  darüber  jetzt  Paczkowski,  Der  grosse  Kurfürst  und  Christian  Ludwig 
von  Kalckstein  (Forsch,  zur  brandenh.  und  prcussischen  Geschichte  11,2  S.  103  ff.) 
und  Hirsch,  Zur  Geschichte  Christian  Ludwigs  v.  Kalckstein  (ebendas.  lli,  1  S.  248  ff.). 


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Einleitung.  229 

letzuDg  dieser  Verpflichtung  nach  Warschau,  sucht  aufs  neue  Anstellung  im 
polnischen  Dienste,  erhebt  dort  aber  zugleich  laute  Klagen  sowohl  über  das 
eigene  erlittene  Unrecht,  als  auch  über  das  tyrannische  Regiment,  welches  der 
Kurfürst  in  Preussen  führe,  er  gebehrdet  sich  als  der  Wortführer  der  unter 
diesem  Joche  seufzenden  Preussen  und  sucht  den  König  und  den  polnischen 
Adel  gegen  den  Kurfürsten  aufzureizen.  Der  ünterkanzler,  welcher  in  ihm  ein 
nützliches  Werkzeug  zu  finden  glaubt,  um  dem  Kurfürsten  in  Polen  wie  in 
Preussen  Schwierigkeiten  zu  bereiten,  gewährt  ihm  seinen  Schutz,  dagegen  wir- 
ken ihm  sowohl  v.  Brandt  als  auch  einige  in  polnischem  Dienste  stehende 
preussische  Edelleute  entgegen  und  weisen  auf  seine  wenig  rühmliche  Vergan- 
genheit hin,  der  König,  so  von  zwei  Seiten  her  in  entgegengesetzter  Weise  beein- 
flusst,  zugleich  geängstigt  durch  die  Umtriebe  der  ihm  feindlichen,  auf  seinen 
Sturz  sinnenden  Partei  unter  den  polnischen  Grossen  und  voll  Furcht,  dass 
diese,  die  schon  mit  Frankreich  in  Verbindung  stehen,  auch  bei  dem  Kurfürsten 
Unterstützung  finden  könnten,  zeigt  sich  schwankend,  er  will  sich  zwar  zu  der 
von  dem  Kurfürsten  verlangten  Auslieferung  Kalcksteins  nicht  verstehen,  aber 
er  gewährt  diesem  auch  weder  die  gewünschte  Anstellung  noch  Zutritt  bei  Hofe, 
er  äussert  sich  sogar  (Anfang  Mai  1670)  gegen  v.  Brandt  so,  als  wenn  er  doch 
geneigt  sei,  dem  Verlangen  des  Kurfürsten  sowohl  in  dieser  Angelegenheit  als 
auch  in  der  Frage  der  Confirmation  der  Pacten  zu  willfahren,  er  setzt  dann 
bald  darauf  einen  bestimmten  Termin  für  die  Lehnsrecognition  fest  und  kündigt 
die  Abschickung  eines  Gesandten  an  den  Kurfürsten  an.  Wirklich  kommt  auch, 
nachdem  ein  durch  das  falsche  Gerücht  von  einem  feindlichen  Anzüge  des  Kur- 
fürsten gegen  Polen  verursachter  Zwischenfall  erledigt  ist,  im  Juni  der  dem 
Kurfürsten  wohlgesinnte  littauische  Unterstallmeister  Morstein  nach  Berlin 
und  wenn  derselbe  auch  infolge  eines  ihm  nachträglich  auf  Anstiften  des  Unter- 
kanzlers zugegangenen  Auftrages  für  Kalck stein  Verwendung  einlegen  muss, 
diese  aber  vom  Kurfürsten  kurz  zurückgewiesen  wird,  so  bringt  er  doch  gün- 
stige Eindrücke  von  der  Gesinnung  und  den  Absichten  des  Kurfürsten  nach 
Warschau  zurück,  und  auch  dieser  hält  jetzt  die  Gelegenheit  für  günstig,  um 
am  polnischen  Hofe  die  Bestätigung  der  Verträge  durchzusetzen.  Er  sendet 
daher  Ende  Juni  v.  Ho  verbeck  begleitet  von  dem  preussischen  Hofrichter 
Albrecht  v.  Ostau  nach  Warschau,  um  die  Lehnserneuerung  vorzunehmen 
und  die  Bestätigung  der  Verträge  zu  betreiben.  Die  im  Auszuge  mitgetheilteu 
Akten  dieser  Gesandtschaft  zeigen,  dass  die  Hoffnung  des  Kurfürsten  sich  nicht 
erfüllt  hat.  Inzwischen  hat  nämlich  der  Unterkanzler  seinen  alten  Einfluss  am  Hofe 
wiedererlangt,  auf  sein  Betreiben  werden  den  Gesandten,  schon  ehe  es  wirklich 
zur  Lehnserneuerung  kommt,  alle  möglichen  Schwierigkeiten  in  den  Weg  gelegt, 
als  sie  dann  aber  versuchen,  auch  die  Erneuerung  der  Verträge  durchzusetzen, 
wird  wieder  die  Forderung  erhoben,  dass  erst  die  beiderseitigen  Ansprüche  und 
Beschwerden  erledigt  werden  müssten,  und  sie  müssen  schliesslich  nach  langen 
A^erhandlungen,  nachdem  die  zwischenein  sich  eröffnende  Aussicht,  den  Unter- 
kanzler durch  Bestechung  zu  gewinnen,  nicht  in  Erfüllung  gegangen  ist,  Mitte 
August  unverrichteter  Sache  wieder  abreisen. 

In  den  letzten  Monaten  des  Jahres  1670  spielt  in   der   hier  weiter  mitge- 


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230  III-    Brandenburg  und  Polen.     1664-1673. 

theilten  Corrcspondcnz  v.  Brandts  mit  dem  Kiirfürsteo  wieder  die  Kalck- 
steinsche  Angelegenheit  die  Hauptrolle.  Kalckstein  hat  sich  im  Mai  infolge 
der  damaligen  ungünstigen  Aussichten  aus  Warschau  entfernt,  kehrt  aber  im 
September  dorthin  zurück,  erneuert  auf  dem  damals  dort  versammelten  Reichs- 
tage seine  aufreizende  Thätigkeit,  giebt  sich  geradezu  für  den  Bevollmächtigten 
der  preussischen  Stände  aus  und  überreicht  angeblich  in  deren  Namen  dem 
Könige  und  den  Landboten  Schriften  voll  von  Schmähungen  und  Beschwerden 
über  den  Kurfürsten.  Dieser  bemüht  sich  aufs  neue,  von  dem  polnischen  Könige 
die  Auslieferung  des  Flüchtlings  zu  erwirken,  ermächtigt  aber  zugleich  v.  Brandt, 
den  er  schon  früher  aufgefordert  hat,  denselben  heimlich  nach  Preussen  fort- 
schaffen zu  lassen,  zur  Ausführung  eines  von  jenem  mit  zwei  polnischen  Offi- 
cieren  zu  diesem  Zwecke  verabredeten  Gewaltstreiches.  König  Michael  zeigt 
wieder  dieselbe  schwankende  Haltung  wie  sonst,  er  äussert  sich  anfangs  gegen 
Brandt  günstig,  lasst  sich  dann  aber  doch  wieder  von  dem  ünterkanzler  be- 
stimmen, in  einem  im  hochmüthigsten  Tone  gehaltenen  Schreiben  *)  die  Auslieferung 
Kalcksteins  geradezu  zu  verweigern.  Wenige  Tage  darauf  benutzt  Brandt, 
welcher  jenen  früheren,  mit  den  polnischen  Officieren  verabredeten  Anschlag 
nicht  haJt  ausführen  können,  die  Sorglosigkeit,  in  welche  sich  Kalckstein 
durch  seine  arglistigen  Vorspiegelungen  hat  wiegen  lassen,  um  (28.  November) 
denselben,  allerdings  eigenmächtig 2)  und  ohne  Befehl,  in  seiner  Wohnung  bei 
hellem  lichten  Tage  mit  Hülfe  des  Rittmeisters  Montgommeri  und  einiger 
brandenburgischer  Dragoner,  welche  er  zu  diesem  Zwecke  schon  mehrere  Wochen 
in  seinem  Hause  verborgen  gehalten  hatte,  zu  überfallen  und  nach  Preussen 
fortführen  zu  lassen.  Seine  Versuche,  die  Sache  zu  vertuschen,  wenigstens 
seinen  Antheil  an  der  That  zu  verheimlichen,  gelingen  aber  nicht  und  er  muss, 
um  der  ihm  drohenden  Verhaftung  zu  entgehen,  am  4.  December  Warschau  ver- 
lassen und  sich  nach  Preussen  begeben. 

Mit  seinem  Fortgange  hört  die  Art  des  diplomatischen  Verkehrs,  welche 
zuletzt  zwischen  dem  brandenburgischen  und  dem  polnischen  Hofe  bestanden 
hatte,  auf.  Der  über  Brandts  Benehmen  auf  das  höchste  aufgebrachte  pol- 
nische König  will  weder  diesen  noch  überhaupt  einen  ständigen  Residenten  des 
Kurfürsten  weiter  an  seinem  Hofe  dulden,  hebt  sogar  den  bisher  von  branden- 
burgischen Reitern  versehenen  directen  Postverkehr  zwischen  Warschau  und 
Königsberg  auf.  Der  Kurfürst  muss  so  wieder  einer  Persönlichkeit  untergeord- 
neten Ranges,  Christoph  Wiehert,  die  Erledigung  der  nothwendigsten  Ge- 
schäfte, die  Beförderung  der  Postsachen  und  die  Berichterstattung  über  die  dor- 
tigen Vorgänge,  übertragen,  sein  Verkehr  mit  dem  polnischen  Hofe  aber  wird 
hinfort  nur  durch  Schreiben  oder  durch  besondere  Gesandtschaften  vermittelt. 

Gegenstand  desselben  ist  zunächst  weiter  die  Kalcksteinsche  Angelegenheit. 

')  D.  Varsaviae  24.  November  1670  (Zaluski  I.  S.  275 ff).  Gegen  die  irrige 
Behauptung  Paczkowski 's,  dass  dieses  Schreiben  gar  nicht  abgegangen  sei,  s.  Hirsch 
(Forsch,  z.  brand.  und  preuss.  Gesch.  III,  1  S.  2G7). 

^  S.  Hirsch  a.a.O.  S.  266;  was  Paczkowski  S.  271)  dagegen  anführt,  ist 
nicht  stichhaltig. 


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Einleitung.  231 

In  der  ersten  Aufwallnng  nach  dem  Bekanntwerden  der  Gewaltthat  hat  man*) 
im  Rathe  des  Königs  daran  .gedacht,  Brandt  gefangen  zu  setzen  und  mit  ge- 
waffneter  Hand  den  dem  Könige  und  der  Republik  angethanenen  Schimpf  zu 
rächen,  allein  bei  ruhigerer  üeberlegung  ist  man  sehr  bald  zu  der  Erkenntnis 
gekommen^),  dass  angesichts  der  feindlichen  Haltung  der  Gegner,  welche  der 
Hof  in  Polen  selbst  hatte,  und  der  drohenden  Gefalir  eines  Krieges  mit  den 
Tataren  und  Türken  es  wenig  gerathen  sei,  sich  noch  einen  mächtigen  Feind  auf 
den  Hals  zu  ziehen,  man  lässt  daher  Brandt  abziehen  und  versucht  auf  diplo- 
matischem  Wege  Genugthuung  zu  erlangen.  Der  König  schreibt  zunächst  an 
die  Prenssische  Regierung^)  und  fordert  von  dieser  unter  dem  Ausdruck  der 
lebhaftesten  Entrüstung  über  die  an  Kalckstein  verübte  Gewaltthat  die  Zurück- 
lieferung  desselben  und  die  Auslieferung  oder  gebührende  Bestrafung  der  Thäter, 
und  als  diese  darauf  ausweichend  antwortet,  ihr  sei  über  jene  That  nichts 
Näheres  bekannt,  sie  werde  aber  eine  Untersuchung  anstellen  und  an  den  Kur- 
fürsten berichten,  wird  beschlossen*),  an  diesen  selbst  einen  Gesandten,  den 
Unterkämmerer  von  Warschau  Albert  Opacki,  eine  Creatur  des  Unterkanzlers, 
zu  senden.  Als  derselbe  eben  im  Begriff  ist  abzureisen,  kommt  ein  Schreiben 
des  Kurfürsten  in  Warschau  an,  in  welchem  dieser  sich  bitter  darüber  beklagt, 
dass  seine  Bemühungen,  Kalcksteins  Auslieferung  zu  erlangen,  vergeblich 
gewesen  seien,  die  Fortführung  desselben,  über  deren  nähere  Umstände  er  frei- 
Hch  erklärt  noch  nicht  unterrichtet  zu  sein,  als  eine  von  ihm  wohl  verdiente 
Strafe  rechtfertigt  und  nähere  Mittheilungen  durch  Brandt,  dem  er  gleichzeitig, 
in  der  That  noch  ohne  Kenntnis  von  der  Art',  wie  sich  derselbe  an  der  That 
betheiligt  hat,  nach  Warschau  zurückzukehren  befiehlt,  in  Aussicht  stellt.  Dieses 
Schreiben  erregt  am  Hofe  die  grösste  Bestürzung,  man  besorgt,  dass  der  Kur- 
fürst feindliche  Absichten  hege,  selbst  nach  Preussen  kommen,  gegen  Elbing 
vorgehen  wolle,  man  behält  daher  Opacki  zurück,  lässt  in  Elbing  und  auch 
sonst  im  Königlichen  Preussen  V^ertheidigungsanstalten  treffen,  schickt  dann  aber 
doch  Opacki  nach  Berlin.  Jene  Befürchtungen  erweisen  sich  jedoch  als  unbe- 
gründet, bald  darauf  treffen  zwei  neue  Schreiben  des  Kurfürsten  an  den  König, 
darunter  ein  eigenhändiges  ein,  in  welchen  derselbe  allerdings  erklärt,  dass  er 
Kalckstein  nicht  herausgeben  könne,  aber  auf  das  feierlichste  versichert,  dass 
dessen  Fortführung  ohne  sein  Wissen  und  Willen  erfolgt  sei,  dass  er  noch  im- 
mer keine  nähere  Nachricht  von  dem  Hergange  erhalten  habe,  aber  bereit  sei, 
falls  die  Seinigen,  namentlich  Brandt,  dabei  etwas  „Unverantwortliches"  gethan 
hätten,  dieselben  in  gebührender  Weise  zu  bestrafen.  Diesen  Standpunkt  be- 
hauptet der  Kurfürst  auch  in  den  folgenden  im  Februar  mit  Opacki  geführten 
A^'erhandlungen,    deren  Akten  unten   abgedruckt  sind.     Er  erwidert   auf  dessen 


')    S.  unten  Scultetus'  Relation  vom  11.  Februar  1671. 

'^)    S.  den   Bericht    des  Danziger  Sekretars  Wider    vom    5.  üecember  1670    bei 
Hirsch,  a.  a.  0.  S.  271. 

«)     D.  Varsaviae  5.  December  1670  (Zaluski  I.  S.278f.). 

*)     S.  die  Berichte  des  Danziger  Subsyndicus  Stodert  bei  Hirsch  S.  271. 


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232  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Beschwerden  und  Forderungen '),  dass  der  König  verpflichtet  gewesen  sei,  wegen 
des  verbrecherischen  Treibens  Kaicksteins  denselben  ihm  auszuliefern,  dass 
aber  —  und  dieses  zu  versichern,  war  er  in  der  That  formell  berechtigt')  — 
die  gewaltsame  Fortführung  desselben  nicht  auf  seinen  Befehl  erfolgt  sei,  und 
dass  er  die  Thäter  vor  Gericht  stellen  und  bestrafen  lassen  werde.  Inbetreff 
der  verlangten  Zurück  lief  erang  Kaicksteins  giebt  er  keine  bestimmte  Antwort 
sondern  er  erklärt,  darüber  durch  einen  demnächst  nach  Warschau  zu  schicken- 
den Gesandten  weiter  verhandeln  zu  wollen.  Diese  Zusagen  hat  er  allerdings 
nachher  nicht  gehalten,  gegen  Brandt  und  Montgommeri  hat  er')  nur, 
nachdem  ihnen  Zeit  und  Gelegenheit  gelassen  w^ar,  sich  in  Sicherheit  zu  brin- 
gen, einen  Scheinprocess  führen  lassen  und  jene  angekündigte  Gesandtschaft, 
welche  er  ursprünglich  wirklich  beabsichtigt  hat  abgehen  zu  lassen,  hat  er  zu- 
nächst, da  der  König  Warschau  verlassen  und  sich  zur  Armee  begeben  hatte, 
aufgeschoben  und  nachher  gänzlich  unterlassen,  inzwischen  aber  dem  in  Memel  in 
strengster  Haft  gehaltenen  Kalckstein  den  Process  machen  lassen,  so  dass 
König  Michael  in  der  That  Grund  gehabt  hat,  sich  nachher  immer  dariiber 
zu  beklagen,  dass  ihm  die  versprochene  Genugthunng  nicht  geleistet  sei.  Das 
Verhältnis  des  Kurfürsten  zu  dem  polnischen  Hofe  bleibt  daher,  wenn  auch  der 
letztere  bei  den  inneren  und  äusseren  Gefahren,  die  ihn  fortgesetzt  bedrohen, 
sich  hütet,  es  zu  einem  offenen  Bruche  kommen  zu  lassen,  ein  sehr  gespanntes. 
Eben  desshalb  sucht  der  Kurfürst,  freilich  in  sehr  behutsamer  Weise,  eine  Ver- 
bindung mit  den  Gegnern  des  Hofes  in  Polen  selbst  zu  unterhalten,  namentlich 
um  sich  über  die  Absichten  und  die  Machtmittel  derselben  zu  unterrichten  und 
um  den  Bemühungen  des  Hofes,  den  niederen  Adel  gegen  ihn  einzunehmen  und 
aufzureizen,  entgegenzuwirken.  Diesem  Zwecke  dienen  die  wiederholten  Sen- 
dungen des  Scultetus,  zuerst  im  Februar,  dann  im  Juni,  dann  wieder  im 
August  und  endlich  im  December  1671,  nach  Grosspolen,  dessen  Relationen  in 
chronologischer  Folge  den  übrigen  Aktenstücken  aus  dieser  Zeit  eingereiht  sind. 
Diese  letzteren  betreffen  ausser  der  Kalcksteinschen  Angelegenheit,  welche  fort- 
gesetzt weiter  zur  Sprache  kommt,  hauptsächlich  zwei  Punkte,  die  Bestätigung 
der  Wehlau-Bromberger  Verträge  und  die  Türkenhülfe.  Der  Streit  über  den 
ersten  Gegenstand,  welchen  König  Michael  dadurch  erneuert  hatte,  dass  er 
bei  Gelegenheit  jener  Sendung  Opacki's  durch  diesen  wieder  die  Forderung 
hatte  stellen  lassen,  dass  zunächst  durch  eine  Kommission  die  beiderseitigen 
Ansprüche  und  Beschwerden  erledigt  werden  sollten,  ist  längere  Zeit  ergebnis- 
los, ohne  dass  einer  von  beiden  Theilen  von  seiner  Forderung  zurückgetreten 
wäre,  fortgesetzt  worden,  bis  endlich  die  Türkengefahr  den  polnischen  Hof  zur 
Nachgiebigkeit  genöthigt  hat.  Schon  seit  vielen  Jahren  kämpfte  man  polnischer- 
seits  gegen  die  aufständischen  Kosacken  in  der  Ukraine,  diese  hatten  früher  an 

^)  Dafür,  dass  der  Kurfürst  anfangs  Opacki  in  so  echroffer  Weise  entgegen- 
getreten wäre,  wie  dieses  Pufendorf  XI.  §  1(H  S.  863  erzählt,  haben  sich  in  den 
Akten  keine  Beläge  finden  lassen. 

J)     S.  Hirsch  a.a.O.  S.  26(3 

')    S.  Paczkowski  (Forsoh.  III.  2).  S.  109ff. 


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Einleitung.  233 

Russland  eine  Stütze  gehabt,  hatten  diese  aber,  nachdem  der  polnisch-russisChe 
Krieg  1667  durch  den  Frieden  von  Andrussow  beendigt  und  in  demselben  der 
westlich  vom  Dniepr  gelegene  Theil  der  Ukraine  Polen  zugesprochen  worden  war, 
verloren  und  sich  nun  an  die  Türkei  gewendet,  der  Hetman  Doroszenko 
hatte  die  Oberherrlichkeit  des  Sultans  anerkannt  und  war  dafür  von  diesem  in 
seinen  Schutz  aufgenommen  worden.  König  Michael  aber  wollte  ebensowenig 
wie  sein  Vorgänger  die  Ansprüche  auf  die  Ukraine  aufgeben,  sondern  setzte, 
nachdem  Unterhandlungen,  welche  er  mit  den  Kosacken  angeknüpft  hatte,  ge- 
scheitert waren,  den  Krieg  gegen  dieselben  fort,  obwohl  er  befürchten  mnsste, 
dadurch  auch  den  türkischen  Sultan,  von  dessen  Rüstungen  sich  schon  längst 
beunruhigende  Gerächte  verbreitet  hatten,  zu  Feindseligkeiten  zu  reizen. 
Er  nahm  daher  schon  im  Juni  1670  unter  Hinweis  auf  den  Aufstand  der  Ko- 
sacken und  die  weitere  vom  Orient  her  drohende  Kriegsgefahr  die  vertrags- 
mässige  Hülfe  des  Kurfürsten  in  Anspruch.  In  der  That  war  dieser,  als  Herzog 
von  Preusseii,  durch  die  Wehlau-Bromberger  Verträge  verpflichtet,  dem  Konige 
und  der  Republik  Polen  in  allen  Kriegen,  welche  dieselben  zu  führen  hätten, 
ein  Hülfscorps  von  1500  Mann  Fussvolk  zu  stellen  ^),  welches  aber,  sobald  es  die 
Grenze  überschritten  hatte,  von  Polen  zu  unterhalten  war.  Der  Kurfürst  er- 
widerte darauf,  dass  es  ver^vunderlich  erscheine,  wenn  von  polnischer  Seite  die 
Bestätigung  der  Verträge  unter  nichtigen  Vorwänden  verzögert,  andererseits  aber 
doch  auf  Grund  derselben  seine  Bundeshülfe  in  Anspruch  genommen  werde, 
dass  er  indessen  doch  bereit  sei,  falls  es  wirklich  zum  Kriege  kommen  sollte, 
seine  Truppen  zu  schicken,  er  sprach  zugleich  das  Vertrauen  aus,  dass  wegen 
des  diesen  Truppen  von  Polen  zu  leistenden  Unterhaltes  eine  Vereinbarung  ge- 
troffen und  dass  endlich  an  die  vollständige  Erfüllung  der  Verträge,  namentlich 
an  die  Bestätigung  derselben,  die  letzte  Hand  werde  angelegt  werden.  Der  pol- 
nische Hof  glaubte  damals  wirklich  den  Türkenkrieg  so  nahe  bevorstehend,  dass 
er  auf  eine  erneute  Aufforderung,  welche  der  Kurfürst  durch  seinen  preussischen 
Statthalter,  den  Herzog  von  Croy,  an  ihn  ergehen  Hess,  zuvörderst  wegen  einer 
Vereinbarung  über  den  seinen  Hülfstruppen  zu  liefernden  Unterhalt  Kommissare 
an  die  Grenze  zu  schicken,  Ende  August  jenen  0 pack i  nach  Königsberg  sandte. 
Der  Recess  über  die  zwischen  diesem  und  den  Bevollmächtigten  des  Kurfürsten 
geführten  Unterhandlungen  ist  unten  mitgetheilt,  zu  einer  wirklichen  Ueberein- 
kunft  kam  es  damals  nicht,  da  Opacki  auf  die  von  den  brandenburgischen 
Kommissaren  gestellten  Forderungen  und  Bedingungen  erklärte,  soweit  nicht 
instruiert  zu  sein  und  daher  zunächst  dem  Könige  darüber  berichten  zu  müssen. 
Trotzdem  lässt  der  Kurfürst  sofort  die  nöthigen  Vorbereitungen    treffen,    damit 

')  In  dem  12.  Artikel  des  Hauptvertrages  (P uf endo rf  VI.  §78  8.384)  war  fest 
gesetzt  worden:  Quoties  autem  finito  hoc  belle  novuni  aliquod  aliud  bellum  contra  Ser. 
Regem  ac  Reinpublicam  Poloniae  orietur,  Sua  Serenitas  Electoralis  ejusque  Descendentes 
tenebuntur  mille  quingentos  pedites  et  quingentos  equites  Ser.  Regi  ac  Regne  Poloniae 
subministrare;  quibus  postquam  ex  Ducatu,  Pmssia  Ducalis,  ediicti  fuerint.  Res  Reg- 
numque  Poloniae  sustentationem  subministrabunt.  Durch  die  Specialconvention  wegen 
Elbing  aber  (§81  S.  389)  war  diese  Zahl  um  500  Reiter  vermindert  worden. 


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234  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

1500  Mann,  1000  zu  Fuss,  100  Reiter  und  400  Dragoner,  zum  Abmarsch  bereit 
ständen.  Die  erwartete  Antwort  des  Königs  auf  jene  Forderungen  aber  trifft 
nicht  ein,  am  polnischen  Hofe  ist  man,  nachdem  es  sich  herausgestellt  hat,  dass 
der  türkische  Angriff  noch  nicht  so  unmittelbar  bevorstehe,  und  nachdem  man 
gegen  die  Kosacken  glückliche  Erfolge  errungen  hat,  wieder  anderen  Sinnes 
geworden,  man  ist  jetzt  sehr  wenig  erfreut  über  die  von  dem  Kurfürsten  be- 
kundete Bereitwilligkeit  und  über  den  günstigen  Kindnick,  welchen  dieselbe 
bei  dem  polnischen  Adel  machen  muss,  und  erklärt  daher  schliesslich,  dass  in 
diesem  Jahre  die  Hülfeleistung  noch  nicht  nöthig  sei.  Dem  Kurfürsten  aber  sind 
doch  die  damaligen  Zeitumstände  günstig  genug  erschienen,  um  einen  neuen 
Versuch  zu  machen,  die  Bestätigung  der  Verträge  durchzusetzen,  und  er  sendet 
zu  diesem  Zwecke  zu  Beginn  des  neuen  Jahres  1672  v.  Hoverbeck,  dem 
einige  Wochen  später  auch  der  Hauptmann  von  Lötzen  v.  Tettau  folgt, 
nach  Warschau.  Die  Akten  dieser  Gesandtschaft,  welche  die  aus  dem  Jahre 
1672  mitgetheilten  Schriftstacke  eröffnen,  zeigen,  wie  sehr  man  sich  auch  jetzt 
am  polnischen  Hofe  gesträubt  hat,  dem  Begehren  des  Kurfürsten  zu  willfahren, 
wie  man  daher  die  Verhandlungen  so  lange  als  möglich  hingezogen,  schliesslich 
aber  sich  doch  durch  die  immer  dringenderen  Gefahren  von  aussen  und  innen 
her,  den  jetzt  wirklich  bevorstehenden  Ausbruch  des  Türkenkrieges  und  die 
Umtriebe  der  Malcontenten,  welche  aufs  neue  im  Einvernehmen  mit  Frankreich 
den  Sturz  des  Königs  und  die  Erhebung  eines  französischen  Prinzen,  des  Her- 
zogs von  Longueville,  auf  den  polnischen  Thron  betreiben,  zur  Nachgiebigkeit 
genöthigt  gesehen  hat.  Am  24.  März  erfolgt  die  Beschwörung  der  Verträge, 
V.  Hoverbeck  bleibt  darauf  noch  in  Warschau,  um,  dem  Erbieten  des  Kurfürsten 
gemäss,  nun,  nachdem  jene  Bedingung  erfüllt  ist,  über  die  beiderseitigen  An- 
sprüche und  Beschwerden  in  V^erhandlung  zu  treten.  Seine  Relationen  aus 
dieser  späteren  Zeit  sind  nicht  erhalten,  wie  es  scheint  ist  es  damals,  da  jetzt 
der  Türkenkrieg  alle  anderen  Interessen  in  den  Hintergrund  drängt,  zu  solchen 
Verhandlungen  garnicht  gekommen.  Die  weiteren  Aktenstücke  aus  diesem  Jahre 
beziehen  sich  zunächst  auf  eine  neue  Sendung  des  Scultetus  im  April  1672 
nach  Grosspolen  an  den  Grosskanzler,  deren  Zweck  wieder  ist,  die  Pläne  der 
Malcontenten  kennen  zu  lernen,  sodann  aber  auf  die  weiteren  Verhandlungen 
über  die  Türkenhülfe.  Dieselben  werden  anfangs  sowohl  von  polnischer  Seite 
als  auch  von  dem  Kurfürsten,  welcher  jetzt  im  Begriff  steht  gegen  Frankreich 
zu  Felde  zu  ziehen,  daher  einen  Theil  seiner  bisher  in  Preussen  stehenden 
Truppen  von  dort  abgerufen  hat  und  Bedenken  trägt,  dieses  Land  ganz  von 
Truppen  zu  entblössen,  hingezogen,  endlich  aber  veranlasst  die  schwere  Bedräng- 
nis Polens  durch  das  gewaltige  türkische  Heer,  welches  nach  der  Einnahme  von 
Kaminiec  bis  Lemberg  vorgedrungen  ist,  den  Kurfürsten  doch,  im  September 
ein  Corps  von  1000  Mann  zu  Fuss  und  500  Dragonern  unter  dem  Grafen 
Friedrich  v.  Dönhoff  dem  Könige  zu  Hülfe  zu  senden.  Obwohl  dasselbe  wegen 
des  Friedensschlusses,  zu  dem  sich  dieser  im  November  versteht,  zu  keiner 
Verwendung  im  Felde  kommt,  sondern  nur  in  Folge  der  mangelhaften  Ver- 
pflegung schwer  zu  leiden  hat,  so  sind  doch  die  im  Auszuge  mitgetheilten 
Relationen    Dönhoffs    wegen    der    Nachrichten,    welche    sie    über    die    da- 


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Einleitung.  235 

maligen  Zustände  in  Polen  und  über  die  Vorgänge  im  polnischen  Lager  ent- 
halten, von  grossem  Interesse,  ebenso  die  Berichte  des  wiederum  Ende  September 
üud  dann  noch  einmal  im  November  zu  dem  Grosskanzler  geschickten  Scul- 
tetus,  aus  denen  man  erkennt,  welche  Verzweiflung  sich  damals  in  Polen  der 
Gemüther  bemächtigt  hat,  wie  man  schon  eine  vollständige  Auflösung  und  Theilung 
des  Reiches  furchtet,  wie  der  Kurfürst  aufgefordert  wird,  an  derselben  Theil 
zu  nehmen,  und  wie  derselbe,  obwohl  er  damals  durch  den  französischen  Krieg 
vollauf  beschäftigt  ist,  sich  doch  keineswegs  ganz  ablehnend  gegen  diese  An- 
erbietungen verhalten,  sondern  sein  Augenmerk  auf  die  Erwerbung  des  polnischen 
Preussens  gerichtet  hat. 

Von  den  aus  dem  Jahre  1673  mitgetheilten  Aktenstücken  betreffen  die  ersten 
die  Sendungen  des  Scultetus  zu  dem  Grosskanzler  Lesczynski  im  Januar 
und  des  Grafen  Dönhoff  zu  dem  Grossfeld herrn  Sobieski  im  Mai.  Beide  sind 
dazu  bestimmt,  die  polnischen  Malcontenten ,  welche  sich  inzwischen  zum 
Schein  mit  dem  Hofe  ausgesöhnt  haben,  aber  auf  den  Kurfürsten  wegen  der 
dem  letzteren  geleisteten  Hülfe  argwöhnisch  sind,  von  feindlichen  Schritten 
gegen  denselben  abzuhalten  und  zugleich  deren  jetzige  Absichten  zu  erkunden. 
Die  übrigen  betreffen  die  weiteren  Verhandlungen  über  die  Türkenhülfe.  König 
Michael  hat  sich  entschlossen,  den  ungünstigen  im  vorigen  Jahre  abgeschlosse- 
nen Frieden  nicht  zu  halten,  er  nimmt  daher  schon  im  Juni  aufs  neue  die 
Bundeshülfe  des  Kurfürsten  in  Anspruch,  und  dieser,  der  inzwischen  mit  Frank- 
reich den  Frieden  zu  Vossem  abgeschlossen  hat,  erklärt  sich  nicht  nur  bereit, 
die  vertragsmässige  Zahl  von  Hülfstruppen,  sondern,  nachdem  vom  Kaiser  die 
Zahlung  von  Subsidien  in  Aussicht  gestellt  ist,  noch  ein  grösseres  Hülfscorps 
zu  senden.  Verhandlungen  darüber  werden  zuerst  Ende  Juli  und  dann  wieder 
im  September  mit  dem  als  Gesandter  an  den  Hof  des  Kurfürsten  geschickten 
Morste  in  geführt,  wiederum  aber  zögert  der  polnische  Hof,  sich  auf  die  von 
dem  Kurfürsten  gestellten  Bedingungen  zu  entscheiden,  und  lehnt  schliesslich, 
obwohl  erst  im  Spätherbst  der  anstelle  des  totkranken  Königs  von  Sobieski 
geleitete  Feldzug  begonnen  wird,  die  Hülfe  des  Kurfürsten  ab. 


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III.  Brandenburg  und  Polen.    1664— 16T3. 


a.  Schriftwechsel   mit  König  Johann  Kasimir.     Sep- 
tember—  November  1664. 

Der  Kurfürst   an  den  König  von  Polen.     D.  in   arce  nostra 

Colonia  ad  Spream  16./[26.]  September  1664. 

(Conc.  J.  V.  Ho  verbeck.) 

[Beschwerde  darüber,  dass  der  König  verleumderischen  Gerächten  Glauben  schenke.] 

26.  Sept.  Cum   saepius  Ser.™"«  Reg."  Maj.**  V."  sincerum    nostrum    aiFectum 

factis  probariraus  inaniumque  rumorum  nubes  evidentibus  toties  discusse- 
rimus  expcrimentis,  securiores  utique  conscientia  ejusdem  facti  viximus, 
quam  ut  dubitare  vel  opinari  quidem  contigerit,  Reg.*™  Maj.*®"  V.*"»  eis, 
qui  inter  nos  dissidium  quaerunt,  aures  praebituram  nedum  fidem  daturam 
esse.  Tanto  itaque  magis  aegrcscit  animus,  ubi  haud  incertis  ad  nos 
defertur  authorlbus,  Reg.»™  Maj.*®"»  V.*™  publice  subinde  de  nobis  queri,  quasi 
cum  suis  in  perniciem  Reipublicae  consilia  conferamus  hostibus,  quod  vel 
infimae  sortis  homo  equidera  de  se  dici  aegre  aequo  ferat  animo,  nos 
vero  non  possumus,  quin  dolorem  hisce  nostrum  exaremus,  quod  Reg.* 
Maj.***  V.*  inimicorum  nostrorum  dolis  eousque  se  circumduci  patiatur. 
Speramus  autem,  Reg.*™  Maj.'*™  V.*™  tranquillandis  utrinque  animis  novorura 
nobis  authores  detecturam  rumorum  nee  imposterum  de  nobis  quicquam 
sibi  persuaderi  passuram,  quod  a  probata  a  nobis  amicitia  alienum  no- 
bisque  indignum  sit.  — 


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Gegenseitige  Beschwerden.  237 

König   Joliaiin    Kasimir    an    den   Kurfürsten.     D.  Warsauiae 

17.  October  1664 

[Die    beiderseitigen    Verhandlungen   mit    Schweden.     Beschwerde   über   den  Verdacht 
wegen  Gestattung  des  Durchzuges  der  Tataren.     Des  Kf.  Verbindung  mit  ünterthanen 

des  Königs.] 

Duarum  litterarum  amico  commercio  potiri  dos  fecit  Serenitas  Vestra,  17.  Oct. 
quarum  prima*)  id  postulare  placuit,  ut  in  nouo  hoc  cum  Ser.  rege 
Sueciae  —  foedere,  quod  contra  oommunem  hostem  nostnim  magnum 
videlicet  ducem  Moschorum  Inire  constituimus'),  Ser.***  quoque  V.'~* 
ciusque  dominiorum  condignam  rationem  haberemus,  eidemque  foederi 
Ser.'*"  V/»»n  una  cum  prouinciis  et  dominus  suis  insereremus.  Quod 
ipsum  non  illibenter  (quantum  in  nobis  erit)  praestare  parati  sumus,  ubi 
8er.'"  V.«  ipsa  quoque  nouo  huic  foederi  accedere  et  obligationem  in  so 
.suscipere  uoluerit,  belle  praedictuni  hostem  una  nobiscum  prosequendi 
armisque  mutuis  eundem  ad  aequas  pacis  conditiones  adigendi.  Caeterum 
pacta  haec  foederaque  ista  noua  futura  nihil  antlquis  et  recentibus  prae- 
iudicare  debere  certo  sibi  Ser.*"  V."  persuadeat.  Et  si  in  animum  suum 
talia  passa  est  Ser.*"  V."  induci,  fidei  potius  publicae  ut  insistat  Ser.*" 
V."  (cuius  nunquam  naufragrium  fecimus)  oramus,  quam  maleuolorum 
apocryphis  insimulationibus,  qui  nuper  etiam  falsis  delatis  rumoribus, 
quasi  transitum  liberum  Tartaris  in  prouincias  uicinas  easque  amicas 
concessissemus,  cum  Ser.'«"»  V.""  tum  totum  Imperium  insulso  turbauerant. 
Quanto  iustius  pulsare  animum  nostrum  potuit  immo  debuit  huiusmodi 
suspicio,  dum  nuper  et  forsitan  ad  hunc  usque  diem  per  generosum 
Crocouium')  Ser.'*'  V.™«  Ablegatum  Aula  Suecica  solicitatur  ad  uouanda 
secum  foedera,  de  his  tamen  studiose  reticuimus,  libertati  cuiusvis  id 
relinqui  debere  statuentes,  ut  cuique  jure  suo  uti  integrum  sit  tam  nouos 
facere  amicos  quam  firmare  antiquos,  tanto  vero  magis  confisi  Ser."  V.«*"« 
cum  publice  tum  priuatim  datae  ac  religionis  sacramento  firmatae  fidei, 
quod  in  ulium  eiusdem  praeiudicium  coalescere  debebant  eiusmodi  infecta 
in  huc    usque    foedera.     Quod    attinet    contenta    secundae*)    Ser.'**  V.™« 

1)    Vom  \-{- — —-r—  1664,  in  den  Akten  nicht  erhalten, 
y.  September 

^)  S.  über  die  kurz  vorher  mit  dem  nach  Warschau  geschickten  schwedischen 
Gesandten  Palbitzki  geführten  Unterhandlungen,  welche  schliesslich  erfolglos  geen- 
digt hatten,  Carlson,  Gesch.  Schwedens  IV.  S.  445;    Urk.  u.  Act.  IX.  S.  783flf. 

»)     S.  ürk.  u.  Act.  IX.  S.  733ir. 

*)     Vom  IG  /-iG.  September  1664,  s.  oben  S.  286. 


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238  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

epistolae,  diffiteri  non  possumus,  multa  de  alieno  a  nobis  Ser.*»*  V."«  animo 
circumferri^  id  vero  plus  quam  notum  nobis  esse^  nonnullos  subditorum 
nostrorum  eo  dementiae  venire,  ut  iacta  fiducia  in  praesumpta  Ser.*"  V/»« 
protectione  non  civiles  gerere  et  sumere  animos  audeant.  Verum  ut  hac- 
tenus  foris  domique  rebus  perturbatis  diuinam  fauentem  nobis  t^m  eui- 
dentibus  documentis  exporti  sumus  Prouidentiam,  eidem  plane  confisi 
quosuis  insultus  constanti  animo  ferne  paramus.  — 


Der    Kurfürst    an    den    König   von  Polen.     D.  Coloniae    ad 

Spream    18. /[28.]  November  1664. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[auf  das  Schreiben  vom  17.  Oct.  Rechtfertigung  gegen  die  in  demselben   enthaltenen 
Anklagen  und  Verdächtigungen.] 

28.  Nov.  Responsoriae  Reg.  Maj.*'»  V."®  ad  nos  Varsaviae    die  17°»®  Octobris 

datae  literae,  cum  initio  de  syncero  ejusdem  in  nos  affectu  et  amicitia 
securos  nos  esse  jubeant,  gratissimae  nobis  fuerunt,  nee  minus  tarnen 
easdem  summopere  nos  affecisse  et  commovisse  diffiteri  possumus,  ubi 
iniquos  iuxta  ac  falsos  antehac  de  nobis  vulgatos  rumores  non  omnino 
nullam  apud  Reg.*"»  Maj.*««"  V.'"»  invenisse  fidem  ex  iisdem  percepimus. 
Amoris  et  affectus  Reg."  Maj.*»"  V.'"  erga  nos  testimonium  satis  amplum 
praebet,  quod  inclusionem  nostram  in  novum,  quod  cum  Sueciae  rege 
agitatur,  foedus  non  omnino  rejecerit,  de  quo  negotio  uberius  mentem 
nostram  declarabimus,  ubi  de  eodem  in  proximis  regni  comitiis,  in  quibus 
absque  dubio  de  hoc  negotio  tractabitur,  certiores  facti  fuerimus.  Unicus 
quoque  hie  fuit  literarum,  quas  die  30"*<^  Augusti  ad  Reg.*™  Maj.*«"*  V.*™ 
dedimus,  scopus,  nee  unquam  nobis  in  mentem  venit,  quicquam  a  Reg.* 
Maj.*«  V."  tractatum  vel  actum,  quod  nobis  praejudicio  esse  possit,  eoque 
gravius  tulimus,  non  defuisse  malevolos,  qui  alienum  prorsus  literis  nostris 
affingerent  sensum. 

Quod  de  Tartarorum  per  provincias  Reg.*«  Maj.**»  V."*  in  Imperii 
terras  soliicitato  vel  obtento  iibero  transitu  haud  ita  pridem  divulgatum 
nunciavimus,  in  eo  nihil  omnino  a  nobis  Reg.*«Maj.**  V."«  imputatum 
est  iniquius.  Ut  autem  nostris  propterea  Reg.*"  Maj.*«"  V."™  compella- 
remus  literis,  plures  erant  nobis  causae.  Nee  enim  fas  nobis  erat  officium 
hoc  flagitantibus  illud  a  nobis  S.  Rom.  Imperii  Electoribus  et  Principibus 
denegare  impositaeque  nobis  pro  salute  et  securitate  Imperii  curae  deesse. 
Opinabaraur  praeterea,  Reg."'"  V/*"*  Maj.'«'"  Tartaris  transitum  hunc  propter 


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Rechtfertigung  gegen  die  polnischen  Verdächtigungen.  239 

foedus,  quod  contra  Moscum  Reg.*«Maj.**  V."«  et  Reipublicae  cum  illis 
intercedit,  postulantibus  eo  facilius  majorique  specie  et  gratia  denegare 
potuisse,  quod  Sac."  Caeaareae  Maj.*»»  et  Imperii  statuum  oppositionem 
et  offcDsionem  exinde  Respublica  timeret. 

Factam  a  nobis  aute  biennium  et  quod  excurrit  iu  Sueciam  able- 
gatiooem  quod  attinet,  nihil  certe  causae  est,  quod  ulla  ratione  aDimum 
Reg.»«  Maj.**«  V"«  illa  pulsare  nobisque  alieDiorem  reddere  debeat.  Nihil 
hactenus  ibidem  arcani,  nihil  Reg."  Maj.**  V."«  et  Reipublicae  exitiosi, 
vel  quod  ullo  modo  fraudi  esse  queat  actum  est.  Omnia  potius  in  hunc 
usque  diem  eo  fine  gesta,  ut  publica  tranquill itas  tantaque  mole  stabilita 
pax  illibata  conservaretur.  —  Quam  vero  et  hie  non  defuerimus  officio 
nostro  et  quam  solicita  cura  id  semper  egerimus,  ne  quid  esset,  quod 
vel  umbram  saltem  mutati  in  nobis  vel  alienati  anirai  praebere  posset, 
testari  poterunt  literae  nostrae'),  quas  eodem  tempore,  quo  de  hoc  negotio 
restaurandaque  cum  Ser.™^  Sueciae  rege  amicitia  agi  primum  coeptum 
est,  ad  Reg.»"  Maj.*«"»  V."">  dedimus  quibusque  nihil  aliud  intendimus, 
quam  ut  eidem  constaret,  quam  nihil  nos  eorum,  quae  cum  exteris  et 
vicinis  utrique  parti  statibus  agimus,  ignorare  Reg.»"  Maj.'«"  V.'»™,  quo 
etiaro  affectu  dignitatem  et  amicitiam  ejusdem  colere  statuerimus.  Gra- 
tum  quoque  Reg."«Maj.**  V."«  tum  fuisse  hoc  nostri  -cultus  et  synceri 
animi  officium  testatur  amica  plane  propensique  in  nos  affectus  plena  ex 
arce  Mohilowiensi  die  11°»^  Aprilis  ad  nos  exarata  respousio.  —  Eo  magis 
inexpectatum  nobis  accidit,  quod  ex  fine  literarum  Reg.»'»  Maj.*"  V.™«  per- 
spexerimus,  superesse  adhuc,  qui  cultam  hactenus  syncero  a  nobis  affectu 
—  amicitiam  sinistris  divellere  rumoribus,  suspicionumque  imo  dissi- 
diorum  fomitem  excitare  inter  nos  satagant.  Non  possumus  non  ini- 
quissimo  ferre  animo,  famam  nostram  ab  hujusmodi  criminibus  hactenus 
immunem  a  male  feriatis  calumniatoribus  tam  diris  dilacerari  modis. 
Illud  autem  omnium  nobis  gravissime  accidit,  quod  Reg.»  Maj.*»*  V.'»  ,  cui 
plurimis  documentis  synceritas  nostra  quam  perspectissima  esse  debebat, 
et  quae  callidas  juxta  ac  falsas  inimicorum  nostrorum  technas  toties  ex- 
perta  est,  non  omnem  omnino  illis  jam  fidem  detrahere  vidcatur,  nee  a 
vero  eandem  multum  abesse  putare,  contumaces  regni  subditos  fiducia 
nostrae  protectionis  parum  civiles  gerere  et  sumere  animos.  Verbis  certe 
exprimere  non  possumus,  quem  nobis  dolorem  graves  hae  germanoque 
nostro  candore  et  infucata  mente    penitus  indignao    accusationcs    fuerint 

^     Dieses  Schreiben  ist  ebensowenig  wie  die  Antwort  des  Königs  darauf  in  den 
Akirn  erhalten. 


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240  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1064—1673. 

caasatae.  Cum  itaque  hujusmodi  contra  nos  adinventas  artes  nostramque 
juxta  innoccntiam  Orbi  exponi  tum  nostra  tum  Reg."  Maj.***  V^estrae  et 
Reipublicae  intersit,  etiam  atque  etiam  Reg.""  V.""  Maj.*«"  quo  possu- 
mu8  studio  rogatam  volumus,  velit  uostrae  die  16^  mensis  Septembris 
factae  requisitioni  locum  relinquere  authoremque  et  iuventorem  hujusmodi 
rumorum  nobis  denominare,  ut  integritati  illibatae  hactenus  famac  et  ho- 
noris nostri  consulere  possimus.  — 

b.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  .und  v.  Bonins.     De- 

cember  1664— Mai  1665. 
Instraction,  wonach  sich  unsere  —  Geh.  Käthe  [Joh.  v.  Ho  ver- 
beck und  Georg  v.  Bonin')]  bei  der  Gesandtschaft  auf  den 
gegen  den  26./16.  Noverabris  dieses  Jahres  in  Polen  ange- 
setzten Reichstag  zu  achten  und  ihre  Negociation  allenthalben 
zu  richten  haben  werden.     D.  Cöln.  a.  d.  Spree  2./[12.]  De- 

cember  1664. 
(Conc.  J.  V-  Hoverbeck.) 
12.  Dec.  Sie  sollen   ihre  Reise   nach   Warschau    dergestalt   beschleunigen,    dass  sie 

gegen  Anfang  des  Reichstages')  daselbst  anlangen. 

Sie  sollen  vor  allem  das  zwischen  dem  Konige  und  Kf.  durch  dessen  Feinde 
gestiftete  Misstrauen  zu  beseitigen  sich  bemühen,  zu  dem  Zwecke  bei  der  Privat- 
audienz sowohl  den  König  als  auch  die  Königin  daran  erinnern,  wie  getreu  Kf. 
stets  den  Verträgen  nachgekommen  und  das  Wohl  der  Republik  befördert,  wie 
er  auch  das  Subsidium ')  mit  grosser  Beschwer  seiner  Lande  und  Leute  auf  den 
Beinen  gehalten,  bis  er  aus  des  G.Kanzlers  Schreiben  an  den  V.Kanzler 
ersehen,  dass  es  für  diesmal  wohl  nicht  wurde  begehrt  werden.  Daher  hätte 
ihn  das  letzte  königliche  Schreiben*)  sehr  betrübt.  Sie  können  dasselbe  punc- 
tatim  dergestalt  durchgehen,  dass  sie: 

1)  aus  dem  vom  Kf.  an  den  König  occasione  des  von  dem  Tatarischen 
Khan  durch  Grosspolen  nach  Schlesien  gesuchten  Durchzuges  abgelassenen  Schrei- 

0  Georg  V.  Bon  in,  kurfürsll.  Geb.  Rath,  Knde  1655  zu  einer  Gesandtschaft 
nach  Wien  (s.  ürk,  u.  Akt.  VII.  S.  423 ff.),  Anfang  1656  zu  einer  solchen  nach 
Holland  (ebenda?.  S.  29f.)  verwendet.  —  Vgl.  über  diese  Gesandtschaft  Pufendorf 
IX.  c.  86.  S.  631f. 

''')  S.  über  diesen  am  26.  November  1664  eröffneten  Reichstag  Kocbowski, 
Annales  Poloniae  IIL  S.  153 ff. 

')  Polen  hatte  in  dem  noch  fortwährenden  Kriege  gegen  Russland  auf  Grund 
des  Artikels  12  des  Wehlauer  Vertrages  und  des  vom  Kf.  am  6.  November  16.57  zu 
Bromberg  ausgestellten  Reverses  die  dort  festgesetzte  Bundesbülfe  desselben  in  An- 
spruch genommen. 

*)    S.  oben  S.  238. 


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Instruction  für  ▼.  HoYerbeck  und  t.  Bonin.  241 

ben  dem  Eonige  bedeuten,  dass  dem  Ef.  niemals  in  den  Sinn  gekommen,  der 
König  sollte  einem  solchen  Zumuthen  statt  geben  wollen. 

2)  Kf.  hätte  bei  v.  Crockows  Negotiation  in  Schweden  nicht  weniger  auf 
seiner  Alliierten  wie  auf  sein  eigenes  Interesse  gesehen.  Dass  er,  um  seine  Ga- 
rantie der  schwedischen  zu  proportionieren,  sich  verpflichtet  ^),  Schweden  in  Lief- 
land nur  gegen  die  Paciscentes  Olivae  zu  vertreten,  könne  um  so  weniger  An- 
stoss  erregen,  da  er  dazu  schon  durch  die  Olivaische  General garantie  verpflich- 
tet sei. 

3)  Dass  Kf.  jemals  Unterthanen  des  Königs  in  seinen  Schutz  genommen 
oder  jemand  durch  Schreiben  auf  seine  Protection  vertröstet  und  dadurch  zu 
gefahrlicher  Neuerung  veranlasst  haben  sollte,  werde  sich  niemals  befinden,  und 
geschehe  ihm  sehr  ungütlich,  dass  der  König  ihren  beiderseitigen  Feinden  soviel 
Gehör  gegeben  hätte.  Wenn  Kf.  den  König  nicht  schonen  wollte,  so  würde  er 
vielmehr  Ursache  haben  sich  zu  beschweren,  dass'^  seine  Unterthanen  zur 
Widersetzlichkeit  veranlasst,  den  nach  Preussen  zur  Abnehmung  der  Eventual- 
buldigung  geschickten  Kommissaren  solche  Dinge  in  Instruktion  mitgegeben 
worden,  welche  den  Actum  homagialem  eher  stutzig  machen  als  das  Werk 
hätten  befördern  sollen,  und  dass,  obwohl  die  gegen  ihn  eingegangenen  Ver- 
pflichtungen noch  nicht  erfüllt  wären,  man  ihm  solche  Dinge  abzudringen  ge- 
sucht, dazu  er  nur  reciproce  verbunden  sei.  Kf.  habe  dieses  aber  bisher  ver- 
schmerzt und  hoffe,  der  König  werde  es  dahin  bringen,  dass  ihm  El  hing  über- 
geben und  der  Gemahlin  des  K.  G.  Feldherrn  die  in  den  Reichsconstitutionen  ver- 
schriebene Satisfaction  wegen  Draheim  angewiesen  werde.  Auf  den  zu  er- 
wartenden Einwand,  dass  es  nicht  an  dem  Könige  sondern  an  den  Ständen 
gemangelt,  dass  Kf.  noch  nicht  völlige  Satisfaction  erhalten,  sollen  sie  antworten, 
der  König  sei  supremus  custos  et  executor  pactorum  legumque  publicarum  und 
hätte  Kf.  sich  besonders  über  die  zu  beschweren,  welche  den  König  verleitet 
hätten,  dass  er,  da  Zeit  zu  exequieren  gewesen,  die  Sache  in  Proposition  gebracht 
und  abermal  zur  Umfrage  gestellt  habe,  bis  sich  endlich^)  einige  Widersprecher 
gefunden.  Sollte  der  König  darauf  erwidern,  dass  er  sich  bemüht  habe,  Kf. 
für  El  hing  einen  Abtrag  an  Geld  zuwege  zu  bringen,  und  dass  wirklich  zu 
diesem  Zwecke  eine  Steuer  eingeführt  sei,  so  sollen  sie  erwidern,  dass  auch 
biebei  genugsam  zu  erkennen  gegeben  sei,  wie  geringschätzig  man  Kf.  hielte, 
da  das  von  diesem  Zoll  gefallene  Geld  anderswohin  verwandt  sei. 

Wenn  es  zur  öffentlichen  Proposition  in  consessu  aller  kommen  wird,  sollen 
sie  ausführen,  wie  hoch  sich  Kf.  um  die  Republik  verdient  gemacht  und  wie 
er  dagegen  so  schlecht  wäre  tractiert  worden,  und  versichern,  dass  Kf.  nach  er- 
folgter Satisfaction  seine  Freundschaft  für  die  Republik  bei  allen  Gelegenheiten 
bethätigen  werde.  Daneben  aber  sollen  sie  privatim  die  Wohlaffectionierten  zu 
nachdrücklicher  Cooperation  zu  bestimmen,  die  Widerwärtigen  aber  durch  dien- 
liche Information  auf  andere  Meinung  zu  bringen  sich  bemühen.     Da  auch  der 


')    S.  Urk.  U.Act.  IX.  8.796  f. 
'O    S.  ebendas.  S.  388  ff. 
5)    S.  ebendas.  S.  287. 

Mater,  t.  Oesch.  d.  O.  Kurfürsten.    XII.  16 


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242  in.    Brandenburg  und  Polen.    1 664-- 1673. 

franz 5s is che  König  ^)  dem  Kf.  versprochen  hat,  sich  für  Befriedigung  desselben 
in  der  Elbinger  Sache  zu  bemühen,  so  sollen  sie  sich  der  Assistenz  des  fran- 
zosischen Gesandten'),  aber  nur  bei  dem  Hofe,  bedienen. 

Nach  diesem  Hauptwerk    kann   das    übrige  in  folgende  Klassen  abgetheilt 
werden : 

I.  Was  directo  wegen  unser  zu  suchen  und  zu  negociieren: 

1)  Bestellung  einer  Grenzkommission  oder  wenigstens  einer  Interims- 
kommission. 

2)  Der  Markgrafen  von  Culmbach  und  Anspach  Versammlung  am  Her- 
zogthum  Preussen. 

3)  Ausantwortung  der  nach  Polen  oder  dem  Königlichen  Preussen  geflohenen 
märkischen  oder  pommerschen  Unterthanen. 

4)  Abolition  der  den  Evangelischen  zugefugten  gravaminum  nach  Anleitung 
dessen,  was  ihnen  Fürst  Radzivill  und  andere  Evangelische  an  die 
Hand  geben  werden. 

5)  Beilegung  der  zwischen  beiden  evangelischen  Religionsverwandten  in 
Danzig  entstandenen  Misshelligkeiten. 

6)  Unterstützung  der  Stadt  Thorn')  in  dem  mit  den  Nonnen  daselbst 
schwebenden  Processe. 

7)  Sicherung  der  Marienwerderschen  Niederung  gegen  die  drohende  üeber- 
schwemmung. 

II.  Was  occasione  des  Königl.  Ausschreibens  und  der  Reichs- 
tagsproposition zu  erinnern  und  zu  beobachten: 

1)  Sie  sollen  sich  um  Beschleunigung  der  Friedenstractaten  mit  Mose  au 
bemühen,  auch,  wenn  sie  merken  wurden,  dass  des  Kf.  Mediation  ac- 
ceptiert  werden  möchte,  dieselbe  in  seinem  Namen  anbieten,  wenigstens 
aber  es  dahin  zu  richten  suchen,  dass  Kf.  in  die  Friedenstractaten  mit 
eingeschlossen  werde. 

2)  Wenn  es  zu  einer  Kommission  wegen  des  Münzwesens  kommen  sollte, 
haben  sie  sich  des  hergebrachten  Directorii  dabei  zu  gebrauchen  und 
nicht  zuzugeben,  dass  Kf.  wegen  erlangter  Souverainität  davon  ausge- 
schlossen werde. 

3)  Sollte  occasione  der  neuen  vorstehenden  Werbung  und  Recrutierung  der 
durch  die  letzte  Campagne  ruinierten  Armee  des  Kf.  Landen  etwas  be- 
schwerliches zngemuthet  werden,  so  sollen  sie  erklären,  dass,  bevor  von 
polnischer  Seite  praestanda  präatiert  seien,  Kf.  sich  zu  dergleichen  nicht 
verstehen  könne. 

III.  Was  sonsten  zu  präcavieren: 

1)  Dass  die  preussischen  Stände  nicht  occasione  der  bei  dem  actu  homa- 
giali  versprochenen  Reversalen  etwas  auswirken,  was  den  Verträgen  zu- 


»)    S.  ebendas.  S.  667f. 
*)    de  Lumbres. 

')    S.  Lengnicb,  Gesch.  der  Preussischen  Lande  Kgl.  Polnischen  Antheils  VII. 
S.  267.  271. 


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Instniction  ftir  v.  Hoverbeck  und  y.  Bonin.  243 

wider  sei  oder  zu  Schm&lerung  des  supremi  directiqoe  dominii  dienen 
konnte. 

2)  Dass  des  gewesenen  Königsberger  Schoppenmeisters  Rohde  wegen  auf 
Anhalten  seines  Sohnes  nichts  nachtheiliges  oder  verdriessliches  verordnet 
werde,  vielmehr  sollen  sie  sich  beschweren,  dass  dieser  Mensch  in  seiner 
Widersetzlichkeit  gestärkt  werde. 

3)  Dass  nichts  wider  die  hergebrachte  freie  Flossung  der  Holzwaaren*) 
verordnet  werde. 

4)  Dass  nicht  etwa  einige  beschwerliche  Commission  zur  Grenzziehung  mit 
Grosspolen  in  die  Constitution  komme. 

IV.  zu  hintertreiben: 

1)  dass  wegen  unsers  Pillauschen,  Elbingschen  oder  Labiauschen  Zolles, 
der  Littauer  prätendierten  freien  Durchfahrt  nach  Danzig  noch  auch  des 

Stromgelds  auf  der  Weichsel,   das  wir  von  den  nach  Danzig  gehenden 
Waaren  nehmen  lassen,  etwas  in  die  Constitution  gebracht  werde. 

2)  Dass  der  Stadt  Danzig  das  vor  drei  Jahren  gesuchte  Privileg,  dass  in 
Polen  und  Littauen  nur  mit  dem  Danziger  Siegel  bedruckte  fremde 
Tücher  dürften  eingeführt  werden,  gegeben  werde. 

3)  etwaige  Klagen  über  das  von  des  Kf.  Beamten  zu  Marienwerder  erhobene 
Fährgeld. 

4)  Erneuerung  des  der  Konigsberger Niederlagsgerechtigkeit  zuwiderlaufenden 
vor  dem  Kriege  der  Stadt  Cauen  gegebenen  Niederlagsrechts. 

5)  Neuerungen  in  dem  Danziger  Postwesen. 

6)  Alles,  was  zu  der  Evangelischen  Nachtheil  oder  Beschwer  gereichen  konnte. 

7)  Insgemein  alles,  was  zu  Schmälerung  der  hergebrachten  Freiheit  der 
Republik  ausschlagen  oder  einige  Aenderung  des  jetzigen  Standes  und 
der  Reichsverfassung  nach  sich  ziehen  mochte. 

V.  zu  sondieren  oder  sich  unter  der  Hand  zu  erkundigen: 

1)  Was  des  Moscowi tischen  an  uns  lautenden,  vom  Könige  intercipierten 
und  uns  bisher  vorenthaltenen  Schreibens  Inhalt  sei. 

2)  Wovon  die  ad  archivum  deponierte  Scripta,  deren  Publication  die  Stände 
so  stark  nrgieren,  handeln. 

3)  Ob  eine  Protestation  wegen  der  Lande  Lauenburg  und  Bütow  bei 
dem  Lublinschen  Tribunal  eingegeben  sei. 

4)  Wie  weit  es  Grund  habe,  was  von  der  Alliance  zwischen  Frankreich 
und  Schweden  die  polnische  Wahl  betreffend  ausgebracht  worden. 

5)  Ob  der  polnische  Hof  mit  dem  schwedischen  Envoye  Balbitzky  ins- 
geheim etwas  geschlossen  habe,  wie  weit  und  wohin  solches  gehe. 

6)  Welche  Subjecta  zur  künftigen  Wahl  vornehmlich  in  Consideration  kom- 
men und  was  ein  jedweder  für  Anhang  oder  Behinderung  finden  möchte, 
insonderheit  welche  von  den  Ständen  ihr  Absehen  auf  Pfalz-Neu- 
burg gerichtet. 

')    S.  ürk.  u.  Act.  IX.  S.  4f. 

16* 


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244  ni-    Brandenburg  und  Polen.    1664—1678. 

7)  Ob  und  was  daran  sei,  so  von  des  Königs  vorhabender  Resignation  des 
Reichs  bei  diesem  vorstehenden  Reichstage  geredet  wird. 

8)  Da  es  zur  Aussöhnung  mit  dem  K.  Grossmarsch alck  käme,  ob  der  Wahl 
halber  dabei  etwas  bedungen  worden. 

9)  Ob  des  G.Feldherni  Gemahlin  nicht  dahin  zu  disponieren   sein  möchte, 
Kf.  vermittelst  eines  Recompenses  Draheim  abzutreten. 

VI.  zu  unterbauen  per  indirectum: 
Abfährung  der  Besatzung  aus  El  hing. 

VII.  einige  Particularsachen. 


Der  Kurfürst  an  Fürst  Lubomirski.     D.  ColoDiae  ad  Spream 

21./[31.]  December  1664. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[HoffDung,  da.HS  die  Anklagen  gegen  L.  verleumderisch  seien.    Mahnung,  durch  Unter- 
werfung den  König  zu  besänftigen.] 

31.  Dec.  Ex  variis  hactenus  rumoribus  saepias  ad  Nos  varia  delata  sunt,  quae 

contra  Dil.*"*  V/»"  tentata  actaque  fuerunt,  sed  nomine  nostrorum  per 
aliquod  tempus  in  aula  Reg.**  Maj.^»  praesente,  dubii  haesimus,  quid 
quantumve  fiidei  famae  huic  tribuere  possemus,  eoque  gratius  Nobis  fuit 
veram  rei  aeriem  ex  literis  Dil.*»  V."«  Nissa  die  24^  Decembris  ad  Nos 
exaratis^)  perspicere:  Equidem  fatemur,  quantum  Nobis  de  Dil.*»  V."« 
actionibus  rebusque  gostis  constat,  non  aliter  Nos  judicare  posse,  quam 
Eaodem  sacram  Reg."  Maj.**»  dignitatem,  Reique  publicae  utilitatem  su- 
premam  sibi  semper  legem  habuisse,  eoque  magis  persuasum  habemus, 
iniquis  calumniatorum  artibus  et  insidiia  circumventam  Reg.*"»  Maj.**", 
quam  alioquin  justitiae  studiosam  novimus,  durius  quod  in  Dil.«"  V."™ 
statuisse,  quae  interea  de  constanti  nosträ  in  Eandem  aflfectu  et  officiis 
quam  maxime  secura  esse  potest,  dummodo  nuUo,  ceu  non  dubitamus^ 
fundamento  nixa  sit  accusatio,  quae  in  Reg-^Maj.***  personam  Sacrumque 
ejus  Caput  structas  a  Dil.*  \J*  insidias  nee  famae  hoaorique  praeterea 
Regio  parcitum,  asserit.  Speramus,  haec  et  alia  ejusdem,  quae  feruntur, 
farinae  a  malevolis  famaeque  et  dignitatis  Dil.*»  V."«  invidis  conficta  esse, 
alias  enim,  et  si  quid  ejusmodi  actum  ab  Kadern  fucrit,  vitio  Nobis  verti 
haud  posset,  fidam  et  infucatam  semper  cum  Reg.»  Maj.^*  cultam  amici- 

0  In  demselben  (d.  Nissa  24.  December  1664)  zeigt  L.  dem  Kf.  an,  dass  er  un- 
gerechter Weise  veruriheilt  und  dadurch  gezwungen  worden  sei,  auf  kaiserliches  Gebiet 
zu  flöchten,  und  bittet  um  dessen  Schutz,  lieber  diese  Lubomirskische  Angelegenheit 
ist  neuerdings  eine  polnische  Monographie  von  Czermak  (Sprawa  Lubomirskiego 
w.  r.  1664.    Warschau  1886)  erschienen. 


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Schreiben  des  Kf.  an  Lubomirski.  245 

tiam  foederisque  cum  Eadem  et  Republica  pacti  religionem  aliis  quibus- 
cnmque  Nos  anteponere  rationibus.  Optimum  itaque,  quod  rebus  ita 
comparatis  dare  possemus  Dil.*  V/"  consilium,  hoc  est,  ut  generosi  Regis 
animam  ea,  qua  par  est,  submissione  ad  mitiora  flectere,  iramque  Ejus 
demulcere  studeat,  sin  vero  Reg.*™  Maj.**»"  per  nefarias  callidasque  inimi- 
corum  artes  ad  haec  consilia  perductam  appareat  et  Respublica  in  peri- 
cnlum  libertatis  et  tranquillitatis  publicae  delapsura  videatur,  id  semper 
agemus,  ut  pactis  foederibusque  juramenti  fide  a  Nobis  firmatis  sua  in- 
tegritas  et  ratio  constet,  eoque  omuibus  modis  annitemur,  ut  fidelibus 
patriae  civibus  luimicorum  fraudibus  oppressis  subveniatur  et  publica 
Reipublicae  tranquillitas  illibata  cooservetur,  quemadmodum  de  intentiooe 
hac  nostra  missum  ad  Nos  a  Dil.®  V.'»  officialem  prolixius  certiorem 
fecimus').  — 

V.  Hoverbeck  und  v.  Bonin  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau 
31,  December  1664. 

[Ankunft,  nachgesuchte  Audienz.    Das  Urtheil  gegen  Lubomirski.    Aussicht,  dass  sich 
der  Reichstag  zerschlagen  wird.] 

Sie  sind  wegen  des  tiefen  Schnees  erst  gestern  hier  angelangt,  haben  heute  31.Dec. 
durch  den  K.O. Kämmerer'-^)  um  eine  Privataudienz  bei  dem  Könige  nachge- 
sucht, dieselbe  aber  wegen  eines  Banquets  nicht  erlangen  können.  Es  hat  sie 
befremdet,  dass  der  König  sie  durch  den  O.Kämmerer  hat  fragen  lassen,  ob  sie 
bereits  bei  dem  K.G. Kanzler'^)  gewesen  wären,  wenn  nicht,  so  würde  derselbe 
bei  ihrer  Audienz  zugegen  sein  müssen.  Sie  schliessen  daraus,  dass  entweder 
dem  Könige  ihre  Ankunft  nicht  angenehm  ist,  oder  aber,  dass  derselbe  befürchtet, 
sie  wollten  für  den  K.G.Marschall  sprechen,  worauf  er  ohne  grosse  Alteration 
nicht  antworten  könne,  und  dass  er  daher  wohl  lieber  durch  den  Kanzler  als  in 
eigenem  Namen  mit  ihnen  sprechen  will.  Statthalter  Fürst  Radzi will  ist  auch 
erst  gestern  wieder  hierhergekommen. 

Auf  dem  Reichstage^)  ist  bisher  die  Zeit  fast  nur  mit  dem  zugebracht  wor- 


I)  Unter  demselben  Datum  erlässt  Kf.  ein  Schreiben  an  y.  Hoverbeck  und 
V.  Bonin,  in  welchem  er  diesen  von  dem  Anbringen  Lubomirski's  und  der  dem- 
selben ertheilten  Antwort  Mittheilung  macht  und  sie  beauftragt,  dem  Könige  und  der 
Königin  die  Bitte  und  den  Rath  auszusprechen,  L.  zu  verzeihen,  zugleich  auch  dem 
Erzbischof  und  anderen  patriotischen  Senatoren  und  Landboten  davon  Kenntnis 
zu  geben  und  L.'s  Widersachern  vorzustellen,  in  welches  Unglück  sie  ihr  Vaterland 
stürzen  wurden,  da  jener  jedenfalls  fremde  Hülfe  suchen  und  sich  nicht  so  werde 
iinterdrücken  lassen. 

«)    Qrai  Theodor  Dönhoff. 

*)    Nicolaus  Prazmowski. 

*)    Vgl.  Kochowski,  Annales  Poloniae  III.  S.  153 ff. 


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246  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

den,  was  den  E.G.Marschall  und  dann  die  an  des  Littauischen  Unterfeldherrn 
Gosiewski  Tode  schuldigen  Personen  angeht.  Am  29.  hat  der  Konig  trotz 
aller  Vorstellungen  wider  den  G.  Marschall  ein  Decret  *)  publicieren  lassen,  dass 
derselbe  als  perpetuo  infamis  aller  seiner  Chargen  entsetzt  und  vogelfrei  sein 
und  seine  Güter  dem  Königl.  Fisco  heimfallen  sollen.  Man  hat  auch  sofort 
zur  Vergebung  seiner  Chargen  und  Beneficien  schreiten  wollen,  den  Marschall- 
stab haben  der  Hofmarschall  Branicki  und  der  K. Fähndrich  Sobieski  aus- 
geschlagen, man  vermuthet  aber,  dass  der  K.  Schwertträger  Zebrzydowski'), 
der  selbst  mächtig  und  mit  dem  G.Marschall  in  steter  Feindschaft  gelebt,  ihn 
annehmen  und  die  Starostei  Crackau  dazu  erhalten  wird.  Das  Vicegeneralat  wird 
ohne  Zweifel  Czarnecki  erhalten  und  annehmen.  Die  an  dem  Tode 
Gosiewski 's  Schuldigen  sollen  mit  dem  Schwert  hingerichtet  und  nachher  ge- 
vierteilt werden,  doch  bemühen  sich  viele,  dass  der  gewesene  Präsident  der 
conföderierten  Littauischen  Armee  Niewiarowski  zur  Verbannung  nach  der 
Ukraine  begnadigt  werde. 

Der  Reichstag  steht  jetzt  in  crisi  und  es  wird  sich  übermorgen  zeigen,  ob 
einige  Apparenz  sei,  zum  Schluss  zu  gelangen,  worum  sich  der  Landboten- 
marschall ')  sehr  bemüht,  viele  Landboten  aber  bestehen  darauf,  es  wäre  besser, 
denselben  zerschlagen  zu  lassen,  als  gegen  das  Herkommen  nach  eingelegten 
Protestationen  von  zehn  Landboten  in  den  Konsultationen  fortzufahren. 


V.  Hoverbeck  und  v.  Bonin  an  den  Kurfltrsten.    D.  WarBchau 

8.  Januar  1665. 

[Audienz  beim  Konige  und  der  Konigin.] 

8.  Jan.  Nachdem  sich  der  König   etliche  Male  der  Audienz   halber  entschuldigen 

lassen  und  v.  Bonin  inzwischen  durch  einen  Podagraanfall  bettlägerig  gewor- 
den, ist  Hoverbeck  am  4.  Januar  allein  zur  Audienz  abgeholt  worden.  £r 
hat  dem  König  des  Kf.  Glückwunsch  zu  der  ruhmvollen  Beendigung  des  letzten 
Feidzuges  abgestattet  und  dessen  Hoffnung  ausgesprochen,  der  König  würde  ihn 
seine  Freundschaft  bei  dieser  Negotiation  wirklich  geniessen  lassen,  er  fordere 
nur,  dass  den  beschworenen  Pactis  völliges  Genügen  geschehe. 

Der  König  bedankte  sich  darauf  für  den  Glückwunsch  und  dass  Kf.  Brauns- 
berg herausgegeben  habe,  erklärte  auch,  ihm  gegenüber  sich  wie  ein  Bruder 
bezeigen  zu  wollen,  bei  dem  verworrenen  Zustande  der  Republik  aber  könne 
er,  zumal  wenn  der  Reichstag  sich   zerschlagen   sollte,    für  sich   selbst   nichts 


')  S.  Processus  iudiciarius  in  causa  ill.  et  magn.  Georgio  comiti  in 
Wisnicz  et  Jaroslav  Lubomierski  etc.,  nebst  der  Gegenschrift  desselben:  Publicae 
innocentiae  manifestum  etc.  und  anderen  auf  die  Lubomirskische  Sache  bezüg- 
lichen Flugschriften  im  Appendix  des  D  iarium  Europaeum  XIH.  wiederabgedruckt. 

2)    S.  Kochowski  IlL  S.  164.  274. 

")  Johann  Gninski,  U.Kämmerer  von  Pommerellen  und  Regens  der  Gross- 
kanzlei, später  Hof  Schatzmeister,  seit  1668  Woiwode  von  Culm. 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.     Audienz  beim  Konige.  247 

schaffen,  sie  müssien  es  demnach  bei  der  Eepablik  suchen,  und  würde  er  sein 
Bestes  dabei  thun. 

Auf  H.'s  Einwand,  das  wäre  eben  des  Kf.  Betrübnis,  dass  der  König,  wenn 
es  seine  Interessen  betreffe,  sich  nicht  seiner  Hoheit  und  Gewalt  gebrauchen 
wollte,  sondern  längst  beschlossene  Dinge  aufs  neue  in  Deliberation  stellte,  auf 
Grund  des  Reichstagsschlusses  von  1658  könnte  er  Elbing  dem  Kf.  tradieren, 
erwiderte  der  König,  so  Hesse  sich  wohl  von  einem  reden,  der  die  Sachen  von 
aussen  ansehe,  weil  er  aber  bei  seinen  Polen  so  unglücklich  wäre,  dass  er  ihnen 
fast  nichts  könne  zu  Dank  machen,  so  müsste  er  viel  behutsamer  gehen.  Kf. 
dürfe  sich  keine  Hoffnung  auf  die  Stadt  machen,  die  Stände  würden  in  die 
Tradition  nie  willigen,  die  verschriebene  Summe  aber  oder  doch  einen  grossen 
Theil  derselben  würde  Kf.  wohl  bekommen  haben,  wenn  die  unselige  Confödera- 
tion  nicht  entstanden  wäre,  welche  das  meiste  mit  Gewalt  weggenommen. 
Sollte  der  Reichstag  zum  glücklichen  Schlüsse  kommen,  würden  gewiss  zur 
Bezahlung  der  Schuld  die  Wasserzölle  aufs  neue  bewilligt  werden,  sonst  müssten 
sie  bis  zum  künftigen  Reichstage  warten,  wollten  sie  bei  den  Ständen  etwas 
suchen,  so  müsste  es  bald  geschehen,  da  nur  noch  drei  Tage  bis  zum  Schluss 
oder  Ruptur  übrig  wären. 

Als  H,  erwidert,  Kf.  könne  von  den  Pactis  nicht  abgehen  oder  von  seinem  Recht 
auf  Elbing  abstehen,  sondern  würde  sich  an  den  König  halten,  bis  der  Effect 
dessen,  was  ausbedungen,  erfolge,  erklärt  der  König,  auch  auf  den  FalJ,  dass  der 
Reichstag  sich  zerschlage,  des  Kf.  Satisfaction  nach  Möglichkeit  befördern  zu 
wollen,  und  schlägt  vor,  sie  möchten  ihm  ein  Memorial  übergeben,  das  er  in 
consilio  postcomitiali  den  Senatoren  proponieren  wolle,  die  Wasserzölle  seien 
einmal  zur  Bezahlung  des  Kf.  gewilligt  worden,  da  diese  nicht  erfolgt,  müsste 
man  weiter  damit  continuieren.  Doch  könnte  auch  von  den  Senatoren  dem  Kf. 
vorgeworfen  werden,  dass  er  den  Pactis  kein  Genüge  gethan,  indem  er  nicht 
das  Subsidium  geschickt. 

H.  sucht  dieses  durch  Hinweis  darauf,  dass  das  Subsidium  nach  den  Pactis 
erst  nach  beendigtem  jetzigen  Kriege  zu  leisten  sei,  und  auf  das  Schreiben  des 
G.Kanzlers  an  den  U.Kanzler  ^)  zu  widerlegen.  Der  König  aber  antwortet, 
in  dergleichen  Fällen  hätte  man  sich  nicht  nach  der  Ministrorum  Status  sondern 
nach  der  Herren  eigenen  Schreiben  zu  richten,  die  Deutung  des  Passus  der 
Pacta:  finito  hoc  hello  sei  eine  Calvinische,  da  man  subtilisierte,  er  bliebe  schlecht 
bei  den  Pactis  und  der  einfaltigen  Catholischen  Meinung,  doch  wollte  er  sich 
jetzt  darauf  nicht  weitläufig  einlassen. 

H.  bringt  darauf  die  Sache  wegen  Draheim  vor  und  bittet,  der  König 
möchte  dem  G.  Feldherrn  oder  dessen  Gemahlin  anderweitige  Satisfaction  schaffen, 
der  König  erbietet  sich  dazu,  macht  aber  schlechte  Hoffnung  auf  Success,  weil 
man  es  mit  einem  eigensinnigen  Weibe,  die  dazu  noch  grosse  Factionen  bei  der 
Armee  hätte,  zu  thun  habe.  Beim  Abschiede  endlich  erklärt  H.,  Kf.  sei  sehr 
betrübt,  dass  der  Königsich  beschwert  hätte,  er  correspondierte  mit  seinen  Fein- 
den und  veranlasse  seine  Unterthanen  zum  Aufstande,  nachdem  Kf.  sich  immer 


»)    S.  oben  S.  240. 


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248  Ilf-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

so  freundschaftlich  gegen  ihn  bezeugt  habe.  Der  König  erklärt  darauf,  Kf. 
könne  es  nicht  übel  deuten,  dass  ihm  verschiedene  von  Kf.  mit  seinen  Dienern 
und  Unterthanen  gepflogene  Unterredungen  und  Correspondenzen  Nachdenken 
gemacht,  er  wolle  bei  anderer  Gelegenheit  ausführlich  davon  reden,  doch  glaube 
er,  dass  sich  manche,  namentlich  Lubomirsky,  mehr  gerühmt,  als  in  Wirk, 
lichkeit  gewesen.  H.  erwidert,  dergleichen  würde  sich  gewiss  nicht  befinden 
und  könnte  der  König  dem  Kf.  keine  grössere  Freundschaft  erweisen,  als  wenn 
er  ihm  die  Ansager  solcher  Dinge  namhaft  machte.  Zuletzt  bezeugte  der  König 
grosse  Freude  über  den  gedoppelten  Ehesegen,  den  Gott  dem  Kf.  neulich  ver- 
liehen *),  beklagte  aber  zugleich,  dass  er  dergleichen  nicht  mehr  zu  hoffen  habe. 
Nach  beendigter  Audienz  wird  H.  von  dem  K.Vicekanzler^),  als  der 
Königin  Oberhofmeister  und  Marschall,  zu  dieser  eingeholt.  Nach  den Curialien 
stellt  er  derselben  den  Hauptpunkt  ihrer  Negotiation  vor  mit  dem  Anhange, 
dass  Kf.  sowohl  wegen  der  Versicherung,  welche  sie  bei  H.'s  letzter  Abreise 
gethan,  als  auch  wegen  der  Zusage  des  Königs  von  Frankreich,  des  Kf. 
Interessen  an  diesem  Hof  zu  secundieren,  hoffe,  sie  würden  ohne  Satisfaction 
nicht  von  hinnen  gehen.  Die  Königin  erwidert,  der  König  von  Frankreich 
hätte  keine  Autorität  bei  den  Ständen  dieser  Republik,  bei  ihr  hingegen  sehr 
viel,  Kf.  könnte  aber  in  dem,  was  er  verlange,  nicht  ohne  die  Republik  Satis- 
faction erhalten ;  es  würde  dieses  wohl  accommodiert  werden  können,  nachdem  Kf. 
das  vornehmste,  die  Souverainitat  und  was  zu  deren  Bestätigung  erforderlich, 
erhalten  hätte,  und  sie  war  in  diesem  Punkt  nicht  weiter  zu  bringen,  als  dass 
sie  erklärte,  bei  nächster  Gelegenheit  wieder  darüber  mit  ihnen  conferieren  zu 
wollen.  Sie  bezeugte  ihre  Freude  über  H.'s  Ankunft  und  ihre  Verwunderung, 
dass  dieselbe  so  spät  erfolgt  sei,  und  möchte  sie  es  wohl  dahin  deuten,  als  wenn 
solches  etwa  um  des  Grossmarschalls  Sache  willen  gesehen.  Sie  behauptete, 
alle  erkennten,  dass  Lubomirsky  das  ürtheil  durch  seinen  Hochmath  und  seine 
stetigen  Traductionen  wohl  verdient  hätte.  H.  stellte  dann  auch  ihr  vor,  wie 
tief  Kf.  durch  die  königlichen  Discurse  und  Schreiben,  als  wenn  er  des  Königs 
Unterthanen  zur  Widersetzlichkeit  veranlasst,  betrübt  sei.  Sie  erwiderte,  das 
habe  nicht  soviel  auf  sich,  dass  Kf.  es  dergestalt  zu  beeifern  Ursache  habe. 
Als  der  König  erfahren,  dass  Niemerycz*)  bei  Anwesenheit  des  Kurfürsten  zu 
Sachsen*)  den  nächsten  Zutritt  bei  beiden  Kurfürsten  gehabt,  hätte  er  nichts 


')  Am  19.  November  1664  waren  dem  Kf.  Zwillinge  geboren  worden,  welche 
aber  beide  schon  nach  kurzer  Zeit  gestorben  sind. 

-)     Johann  Leszynski. 

3)  Stephan  Niemirycz,  ü.  Kämmerer  von  Kiew;  derselbe  hatte  wegen  Glau- 
bensverfolgungen sein  Vaterland  verlassen  und  sich  zu  Kf.  begeben,  welcher  ihm  ein 
Gut  in  der  Neuraark,  Neuendorf,  in  Pacht  gegeben  hatte. 

*)  Gemeint  ist  die  Zusammenkunft  zu  Berlin,  Anfang  Mai  1664  (s.  Urk.  u. 
Act.  XI.  S.  271  ff.).  In  einer  Konferenz,  welche  v.  H.  mit  dem  G.  Kanzler  am  29.  Januar 
16G5  abhält,  behauptet  dieser,  Niemirycz  wäre  der  allervertrauteste  Freund  Lubo- 
mirski's  gewesen,  hätte  diesem  alle  seine  Guter  verschrieben,  wäre  dann  unter  dem 
Verwände  eines  exilii  ins  Reich  gegangen  und  bei  der  Zusammenkunft  des  Kf.  mit 
K.Sachsen  zu   den  allergeheimsten  Berathungen  zugezogen  worden,    v.  H.  bestreitet 


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Audienz  bei  der  Königin.     Ende  des  Reichstaf^es.  249 

anderes  vermothen  können,    als  dass  jener  von    dem  G.  Marschali,   als   dessen 
Vertrautester,  sehr  geheime  Commissionen  gehabt  haben  müsse. 

H.  erwidert,  er  habe  davon  nicht  das  geringste  penetrieren  können,  da  er 
doch  vielfältig  mit  ihm  umgegangen.  I^iemerycz  hätte  sich  die  ganze  Zeit, 
als  er  bei  Hof  seines  Arrendecontracts  halber  sich  aufgehalten,  in  keinem  Dinge 
geäussert,  so  Ihren  Majestäten  nachtheilig  sein  könnte.  Sollte  dieses  geschehen 
sein,  so  würde  Kf.  es  nicht  verschwiegen,  sondern  darin  ebenso  wie  bei  des 
dänischen  Reichshofmeisters  Corfitz  v.  Ulefeld ')  Vorträgen  verfahren  haben. 
Diesem  Beispiel  der  Generosität  des  Kf.  gegenüber,  sagte  die  Königin,  könnte 
sie  nichts  erwidern.  Damit  und  mit  Discursen  über  das  Befinden  der  Kurfürstin 
und  den  neuen  £hesegen  endigte  die  Audienz. 


V.  Hoverbeck  an    den  Kurfürsten.     D.   Warschau    8.  Januar 

1665. 

[Auflösung  des  Reichstages,  Verschiebung  der  Angelegenheit  des  Kf.  auf  den  nächsten 

Reichstag.] 

Der  Reichstag  hat  sich  in  der  letzten  Nacht  ganz  fruchtlos,  ohne  dass  irgend  8.  Jan. 
ein  Schluss  erfolgt  wäre,  zerschlagen"),  sie  haben  daher  keine  Hoffnung,  in  dem 
Hauptpunkt  ihrer  Negotiation  etwas  fruchtbarliches  zu  schaffen,  da  alle  Sena- 
toren, welche  sie  besucht,  erklären,  El  hing  als  ein  Schlüssel  des  Landes  könnte 
Kf.  nicht  tradiert  werden,  Geld  zum  Abtrage  sei  jetzt  nicht  vorhanden,  ohne 
Einwilligung  sämtlicher  Stände  dürfe  aber  keine  Contribution  gefordert  wer- 
den, daher  müsse  diese  Sache  bis  zu  künftigem  Reichstage,  den  der  König  gegen 
den  5.  März  aber  nur  auf  zwei  Wochen  (es  würden  aber  wohl  ihrer  Meinung 
nach  zwölf  daraus  werden)  haben  wolle,  verschoben  werden.  Trotzdem  haben 
sie  dem  Könige  vor  angehendem  Rathe  ein  Memorial  übergeben^). 


dieses  und  sagt,  N.  habe  damals  nur  bei  der  Tafel  mit  anderen  Cavaheren  aufgewartet, 
derselbe  habe  sich  durch  ein  Schreiben  der  Königin  bei  Kf.  Zutritt  verschafft  und 
ein  Vorwerk,  darauf  er  die  Arrende  auf  drei  Jahre  vorausbezahlt,  zur  Wohnung  er- 
halten. 

»)    S.  ürk.  u.  Akt.  IX.  S.  717  ff 

'0    S.  Kochowski  III.  S.  157. 

^  Kf.  weist  darauf  (d.  Custrin  9./[19.]  Januar  1665)  die  Gesandten  an,  bis  zum 
*  nächsten  Reichstage  in  Warschau  zu  bleiben  und  ihn  von  allem,  was  in  Polen  vorgehe, 
zu  benachrichtigen.  Dazu  das  PS.:  „Weil  Lubomirsky  uns  persönlich  und  ins- 
geheim zu  sprechen  verlanget,  als  wollet  Ihr  uns  berichten,  was  nach  der  gefälleten 
Sentenz  wider  ihn  derends  weiter  passiret,  ob  sich  niemand  seiner  annimmt,  ob  man 
keine  Nachricht  aldort  habe,  wie  am  Kaiserlichen  Hofe  diese  Sache  genommen  werde, 
was  der  U.Kanzler  für  Sentiment  führe,  wovon  Ihr  uns  nicht  allein  ausführlich  zu 
berichten,  sondern  uns  auch  Eure  fernere  Gedanken  zu  eröffnen,  auch  habt  Ihr  uns 
schleunigst  zu  advisiren,  wann  der  U.Kanzler  verreiset  und  wohin  ersieh  begeben,^ 


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250  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Bonin    an    den  Kurfürsten.     D.  Warschau    6./[16.]  Januar 

1665. 

[Audienz  beim  Ronige.] 

IT).  Jan.  Er  hat  heute  endlich  beim  Könige  Audienz  gehabt,  derselbe  theilte  ihm 

rait,  er  habe  den  G.  Kanzler  und  andere  deputiert,  ihnen  zu  sagen,  was  er  gegen 
Kf.  zu  sprechen  habe,  und  auch  auf  ihr  Suchen  zu  antworten.  Kf.  würde  nicht 
gutfinden,  dass,  wenn  er  in  seinem  Staate  einen  Menschen  hatte,  der  denselben 
brouillieren  wollte,  er  denselben  härten  und  ihm  den  Rücken  zu  halten  versprechen 
wollte.  Als  B.  versichert,  dieser  Verdacht  gegen  den  Kf.  sei  unbegründet,  sagt 
der  König,  er  hätte  Kf.  zu  Bromberg  gesehen,  ihm  alles  gutes  zugetraut,  hätte 
aber  erfahren,  wie  er  nachmals  mit  dem  Marschall,  dem  ü.  Kanzler  und  anderen, 
die  dem  Marschall  angehangen,  unaufhörlich  durch  Hoverbeck,  Goltz  und 
durch  Schreiben  Communication  gehabt.  Vergeblich  remonstriert  B.  dagegen,  der 
König  erklärt  schliesslich,  er  wollte  ein  andermal  mehr  mit  ihm  darüber  sprechen, 
und  er  musste  so  seinen  Abschied  nehmen. 

Die  Commission,  für  den  Marschall  zu  sprechen,  werden  sie  bis  zu  allerletzt 
aufschieben  müssen,  da  sie  ihm  damit  nicht  helfen  werden  und  sich  sonst  in 
ihrer  Negotiation  dadurch  schaden  würden. 

Der  König  beklagte  sich  auch  darüber,  dass  seine  Intercession  für  Roth 
den  er  in  seine  Protection  genommen,  fruchtlos  gewesen. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau    r2./[22.]  Ja- 
nuar 1665. 

[Stand  der  Wahlangelegenheit.] 

22.  Jan.  Wegen  des  Wahlncgotii  kann  er  soviel  abnehmen,  dass  man  sich  wohl  vor 

oder  auch  auf  dem  nächsten  Reichstage  nicht  unterstehen  wird,  diese  Materie 
zu  treiben,  weil  solches  zum  Canonisieren  des  Marschalls  ausschlagen  dürfte. 
Wäre  Pfalz-Neuburg  mit  Kf.  einig,  so  würde  sein  Anhang  wohl  ungleich 
stärker  sein  als  der  des  Duc  d'Anghien,  Kf.  möchte  daher,  wenn  er  es  erst 
seinem  Staat  zuträglich  zu  sein  befinden  werde,  wohl  damit  durchdringen.  In- 
dessen würde  es  auch  nicht  undienlich  sein,  wenn  Kf.  in  Frankreich  erfahren 
könnte,  ob  dem  so  sei,  wie  ein  polnischer  Oberst  Krzecki'),  der  hier  des 
Pfalzgrafen  Inclusion  in  den  Olivischen  Frieden  sucht,  versichert,  dass  der  König 
von  Frankreich  demselben  diese  Krone  vor  andern  gönne. 

Wegen  dessen,  was  zwischen  H.  und  dem  G.  Marschall  vorgegangen,  äussert* 
man  sich  gegen  ihn  allein,  oder  wenn  sie  beide  zusammen  kommen,  garnicht, 
gegen  Bonin    aber  hat   der  König   und   der    französische  Gesandte   darauf  ge- 


^)  Graf  Kreuski,  einer  derjenigen  polnischen  Edelleute,  welche  mit  der  ersten 
Gemahlin  des  Pfalzgrafen,  einer  polnischen  Prinzessin,  an  dessen  Hof  gekommen  und 
auch  später  dort  geblieben  waren;  er  ist  Kammerherr  und  Oberst.  S.  unten  Hacke- 
bergs   Bericht  vom  14.  August  1G66. 


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Stand  der  Wablangelegenheit.  2Ö1 

stichelt,  woraus  er  schliesst,  dass  man  sie  gegen  einander  zu  verhetzen  und  so 
vielleicht  ein  mehres  zu  penetrieren  sucht. 


V.  Bonin  an  den  Knrfttrsten  s.  1.  et  d.  [Warschau  13./ 23.  Ja- 
nuar 1665], 

[Aeusserungen  des  Königs  gegen  den  C.  Kanzler.] 

Der  U.Kanzler  hat  ihnen  gestern  im  Vertrauen  eröffnet,  dass  er  bei  dem  23.  Jan. 
Abschied  den  König  zwei  Dinge  gefragt,  eins,  wie  er  sich  bei  künftigen  Sey- 
miken  und  sonst  wegen  des  Marschalls,  und  das  andere,  wie  er  sich  wegen 
des  Wahlnegotii  nach  des  Königs  Willen  zu  verhalten  habe.  Der  König  hahe 
ihm  geantwortet,  so  viel  das  erste,  den  Marschall,  anlange,  möge  er  verhüten, 
dass  wenn  ja  die  Leute  auf  den  Seymiken  für  denselben  intercedieren  wollten, 
sie  bloss  in  terminis  intercessionis  bleiben  und  nicht  verba  coactiva  brauchen 
möchten.  Was  die  Wahl  anlangt,  hätte  der  König  gesagt:  ^Ich  will  hiemit 
declarieren,  dass  ich  von  der  Wahl  eines  Successoris  bei  meinem  Leben  nicht 
will  gesprochen,  viel  weniger  etwas  dabei  gethan  haben,  und  wenn  es  die  Königin 
schon  wollte  und  suchte,  will  ich  es  doch  durchaus  nicht".  Er  hahe  dabei 
dem  Könige  beigebracht,  dass  diesem  selbst  die  Wahl  eines  Successoris  gamicht 
zuträglich  wäre;  wenn  er  einen  solchen  erwählt  haben  wollte,  so  dürfte  der- 
selbe nicht  älter  als  6  oder  7  Jahre  sein;  der  König  habe  dieses  wohl  ange- 
nommen. 


Der  Kurftirßt    an    die   Gesandten.     D.  Cöln  16./ [26.]  Januar 

1665. 

[Sie  sollen  dort  bleiben,  nameotlich  den  Stand  der  Lubomirskiscben  Sache  zu  ergrün- 
den suchen.     Des  Königs  Aeusseruug  über  Rohde.] 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

Obwohl  Kf.  sieht,  dass  sie  für  diesesmal  wenig  für  ihn  werden  ausrichten  26.  Jan. 
können,  so  soll  doch,  wenn  der  König  dort  bleibt  oder  nur  auf  kurze  Zeit  ver- 
reist, wenigstens  einer  von  ihnen,  wenn  auch  unter  dem  Prätext  der  Unpässlich- 
keit  dortbleiben.  Sie  sollen  sich  dann  nicht  scheuen,  die  ihnen  aufgetragene 
SoUicitation  *)  beim  König,  der  Königin  und  den  anwesenden  Senatoren  mit 
gebührendem  Fleiss  und  Nachdruck  fortzustellen,  ferner,  wenn  Balbitzky=*) 
dahin  kommen  sollte,  auf  seine  Negotiation  gut  Achtung  geben,  ferner,  da  Kf. 
von  einer  Wirkung  der  ihm  zugesagten  französischen  Verwendung  noch  nichts 
verspürt,  den  französischen  Gesandten  deLumbres  darum  ansprechen  und  ihm 
zu  verstehen  geben,  dass  Kf.  sonst  den  König  wieder  aufs  neue  werde  begrüssen 
müssen.     Vor  allem  aber  sollen  sie  sich  bemühen,  den  rechten  Grund  zu  er- 


1)    S.  oben  S.  245  Anm.  1. 

^    Der  schwedische  Gesandte  Mathias  v.  Palbitzki,  s.  oben  S.  237. 


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252  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

fahren,  was  in  der  Krone  vom  Procoss  wider  Lubomirsky  ^^eurtheilt  und  ob 
man's  dabei  so  bewenden  lassen,  oder  sich  einige  finden  werden,  die  etwas  haupt- 
sächliches für  ihn  thun  wollten  und  könnten.  Da  anch  sicher  bald  die  Seymiken 
werden  angestellt  werden,  sollen  sie  suchen  in  Erfahrung  zu  bringen,  wohin 
man  in  dieser  Sache  die  Instruction  richten  werde.  Kf.  ist  verwundert,  dass 
sie  bisher  so  wenig  von  dieser  Sache  geschrieben,  namentlich  nicht,  was  der 
U.Kanzler  darüber  für  Sentimente  führe. 

PS.  Was  der  König  zu  Bon  in  wegen  des  Roth  gedacht*),  kommt  Kf. 
sehr  fremd  vor,  er  kann  dergleichen  niemand  gestatten.  Sie  sollen  sich  daher 
darüber  beim  König  und  den  Senatoren  auf  das  höchste  beschweren  und  vor- 
stellen, wie  hoch  sich  dieser  Roth  an  Kf.,  seinem  Staat,  ja  an  der  Krone  selbst 
vergessen,  indem  er,  soviel  an  ihm,  die  pacta  über  einen  Haufen  zu  werfen  und 
seinen  preussischen  Staat  in  die  höchste  Verwirrung  habe  setzen  wollen.  Kf. 
wollte  sich  daher  nicht  versehen,  dass  man  sich  eines  solchen  Menschen,  gegen 
den  er  gleichwohl  nichts  anderes  vorgenommen,  als  dass  er  sich  seiner  Person 
versichert,  den  pactis  und  der  aufgerichteten  Freundschaft  zuwider  annehmen 
würde. 


Aus  dem  Diarium: 

[Audienz  beim  Könige  und  der  Königin.] 

20.  Jan.  26.  Januar  1665  erhalten   die  Gesandten  Audienz   beim  Könige,    der  am 

folgenden  Tage  eine  Wallfahrt  in  die  Nähe  von  Gnesen  antreten  will,  um  sich 
in  eventum,  wenn  sie  etwa  vor  seiner  Wiederkunft  abreisen  müssten,  von  dem- 
selben zu  verabschieden.  Auf  ihre  Klage  darüber,  dass  sie  in  ihrer  Negotiation 
auf  alle  Punkte  nur  dilatorische  oder  fast  abschlägige  Resolutionen  erhalten, 
entschuldigt  er  sich,  dass  er  wegen  Zerreissung  des  Reichstages  nicht  mehr  hätte 
thun  können,  und  versicherte,  auf  dem  nächsten  Reichstage  sein  Bestes  bei  der 
Sache  thun  zu  wollen.  Darauf  berühren  sie  die  ihnen  vom  Kf.  anbefohlenen 
Punkte,  erstlich  die  Vorenthaltung  der  märkischen  und  pommerschen  entlaufenen 
ünterthanen  und  die  an  den  Grenzen  gegen  des  Kf.  Unterthanen  verübten  Ex- 
cesse,  erklären  aber,  sie  wollten  damit  dem  Könige  nicht  beschwerlich  fallen, 
sie  getrauten  sich  auf  seine  Verordnung  bei  dem  G.Kanzler  die  Sache  zu 
heben;  sie  hätten,  um  allem  Unheil  auf  einmal  abzuhelfen,  danach  getrachtet, 
die  Draheimsche  Sache  zu  Stande  zu  bringen,  desshalb  ein  Ansehnliches  ge- 
boten, auch  gehofft,  der  König  würde  dem  Feldherrn  und  dessen  Gemahlin 
solchen  Abtrag  gethan  haben,  dass  ohne  deren  Widerwillen  sich  Kf.  seines 
Rechtes  gebrauchen  könnte.  Der  König  erwidert  darauf,  man  müsse  damit 
warten,  bis  der  Feldherr  stürbe,  und  erbietet  sich  schliesslich  wegen  der  Grenz- 
verletzungen auf  dem  künftigen  Reichstage  eine  Commission,  oder  schon  vorher 
eine  Interimscommission  zu  bestellen. 

Darauf  thun  die  Gesandten  nach  Inhalt  des  kurf.  Rescripts  vom  21./31.De- 
cember  Vortrag  betreffend  die  Restitution  Lubomirski's.    Der  König  hört  den- 


')    S.  oben  S.  250. 


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Audienz  beim  König  und  der  Konigin.  253 

selben  sehr  gedaldig  an  and  antwortet,  man  wüsste  wohl,  er  sei  von  Natur 
mehr  zur  Güte  als  zur  Schärfe  geneigt,  er  habe  dem  G.Marschall,  obwohl  er 
schon  seit  lange  dessen  unersättliche  Ambition  gemerkt,  viel  Gnade  ervriesen 
und  sich  wohl  30  mal  von  ihm  aussöhnen  lassen.  Nachdem  er  aber  gesehen, 
dass  derselbe  weder  bei  seinen  Worten  noch  Schriften  oder  auch  bei  den  Eiden 
zu  halten,  hatte  er  wider  Willen  zu  anderen  Mitteln  greifen  müssen,  auch  dabei 
aber  hätte  sich  jener  sehr  trotzig  gezeigt,  sich  auf  seinen  Anhang  verlassend, 
wie  es  aber  zum  Process  gekommen,  habe  man  gesehen,  dass  derselbe  sehr 
schlecht  gewesen.  Die  Intercession  nehme  er  von  Kf.  wohl  auf,  könne  derselben 
aber  nicht  deferieren,  bäte  Kf.,  es  ihm  nicht  zu  verdenken  und  nicht  weiter  in 
ihn  zu  dringen.  Zwei  widerwärtige  Vögel  dienten  in  einem  Nest  nicht  zusammen, 
wer  den  Marschall  wollte  in  Polen  revocieren,  müsste  sich  resolvieren,  ihn  vor- 
her zu  proscribieren.  Kf.  möchte  doch  bedenken,  wie  gefährlich  es  sei,  sich 
eines  anderen  Rebellen  anzunehmen.  Weil  Rode  sich  dem  Kf.  widersetzt, 
hielte  dieser  ihn  noch  jetzt  gefangen,  was  wäre  aber  für  ein  Vergleich  zwischen 
diesem  und  dem  Märschall,  der  so  ein  gefährlicher  Mann  sei.  Er  versehe  sich 
vielmehr,  Kf.  werde  ihm  halten,  was  er  zu  Bromberg  mit  einem  Handschlage 
zugesagt,  da  er  auf  seine  Klage,  seine  Polen  wären  wunderlich  und  er  besorgte 
sich  noch  grösserer  Widerwärtigkeiten  von  ihnen,  zur  Antwort  gegeben,  er  wollte 
sich  solchenfalls  seiner  treulich  annehmen.  Als  die  Gesandten  bemerken,  Kf. 
ziehe  mehr  des  Königs  und  des  Reiches  Sicherheit  und  Wohlfahrt,  da  dasselbe 
noch  in  offenem  Kriege  mit  Moscau  stände,  in  Consideration,  meint  der  König, 
es  wurde  desshalb  keine  Gefahr  haben. 

Zuletzt  legen  die  Gesandten  auf  Bitten  der  T  hörn  er  Fürbitte  für  dieselben 
ein,  dass  das  in  dem  Process  derselben  mit  den  Nonnen*)  gefällte  Urteil  ge- 
mildert oder  die  Sache  wieder  zu  gütlicher  Handlung  verwiesen  werde,  der 
König  erklärt  aber,  dass  es  jetzt  nicht  mehr  in  seiner  Macht  stände,  der  Stadt 
in  dem  allergeringsten  zu  fügen. 

Darauf  erhalten  die  Gesandten  auch  Audienz  bei  der  Königin.  Auf  ihre 
Klage,  dass  sie  mit  so  schlechter  Expedition  von  hinnen  reisen  würden,  ant- 
wortet sie  in  derselben  Weise  wie  der  König,  wegen  Draheim  sagte  sie,  der 
Feldherr  sei  wegen  der  Drohung  mit  künftiger  Depossedierung  sehr  alteriert,  und 
es  würde  auch  eine  Ruptur  sein,  wenn  dergleichen  sollte  vorgenommen  werden, 
sie  erkundigt  sich  dann,  wie  hoch  die  Summe  wäre,  welche  auf  Draheim  ver- 
schrieben, und  als  sie  erfährt,  es  seien  ni/120Rthlr.,  behauptet  sie,  man  wäre 
diese  nicht  schuldig,  da  Kf.  die  Völker  nicht  geworben,  und  als  ihr  remonstriert 
wird,  diese  Summe  sei  wegen  Conjunction  der  Waffen  wider  Schweden  und  der 
darauf  gewandten  Kriegskosten  verschrieben  worden,  behauptet  sie,  Kf.  hätte 
den  Feldzug  nicht  zu  der  Zeit,  da  man's  gesucht,  sondern  erst,  wie  man  dessen 
nicht  mehr  vonnöthen,  gethan,  moderiert  sich  aber  schliesslich  und  erklärt,  selbst 
auf  künftigem  Reichstage  mit  des  Feldherm  Gemahlin  darüber  verhandeln  zu 
wollen. 

Auf  die  Proposition  wegen  des  G.Marschalls  fragt  sie  zuerst,  wie  sich  der 


»)    S.  oben  S.  242. 


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254  in.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

König  erklärt  hätte,  sagt  dann,  sie  wollte,  obwohl  sie  der  König  davor  gewarnt, 
auch  jetzt  nicht  unterlassen  für  den  Marschall  zu  bitten,  der  König  wäre  aber 
sehr  hart  und  wollte  sich  durchaus  nicht  lenken  lassen. 

[Conferenz  mit  dem  G.  Kanzler.] 

29.  Jan.  29./19.  Januar  1665.     Conferenz  mit  dem  G.Kanzler. 

Hov.  beschwert  sich  bei  demselben  wegen  der  gegen  ihn  selbst  und  Kf. 
erhobenen  Anklage,  mit  Lubomirsky  in  geheimer  Correspondenz  zn  stehen. 
Er  habe  L.  auf  seinem  Erbgute  Dombrowa  besucht'),  weil  der  Hofschatz- 
meister Rey  dorthin  gereist  sei  und  er  habe  fürchten  müssen,  dass  dieser,  was 
bei  der  Hansdorfischen  Commission  vorgegangen,  dem  Kf.  und  dessen  Com- 
missarien  zum  Nachtheil  berichten  und  L.  einzunehmen  suchen  würde,  zugleich 
weil  er  erfahren,  dass  einige  preussische  Malcontenten  L.  ersucht  hätten,  königliche 
Völker  ins  Land  zu  schicken.  Er  habe  bei  dieser  Gelegenheit  auch  des  G.Mar- 
schalls Meinung  wegen  des  Wahlnegotii  zu  sondieren  gesucht,  jener  habe  sich 
aber  nicht  geäussert,  dass  er  einige  Neuerung  vorhätte  oder  auf  den  Fall  des 
interregni  sich  mit  solchen  Gedanken  trüge,  als  man  nun  davor  hält,  vielmehr 
hätte  er  deduciert,  dass  bei  dem  Zustande  der  Republik  kein  Einheimischer  zur 
Krone  gelangen  könnte. 

Der  G.Kanzler  lässt  sich  darauf  nicht  weiter  ein,  kommt  aber  wieder  auf 
Niemerycz*)  und  dessen  Anwesenheit  bei  der  Zusammenkunft  zwischen  Kf. 
und  K.  S  achsen.  Die  Gesandten  bestreiten,  dass  derselbe  zn  den  Berathungen  zu- 
gezogen worden  sei.  Der  G.  Kanzler  behauptet  dann,  der  König  habe  das  Recht, 
sich,  der  Souverainität  ungekränkt,  der  preussischen  Stände  anzunehmen,  Kf. 
aber  nicht  Lubomirsky's,  wogegen  sie  remonstrieren. 

Sie  kommen  dann  auf  ihre  Geschäfte,  bringen  wieder  die  Draheimsche 
Sache  vor,  als  der  G.  Kanzler  sie  auf  den  nächsten  Reichstag  vertröstet  und  er- 
klärt, er  wolle  sich  bemühen,  dass  sie  mit  guter  Vergnügung  expediert  würden, 
geben  sie  ihm  zu  verstehen,  sie  merkten,  dass  man  sie  nur  hinhalten  wolle,  und 
fordern  ihn  auf,  dahin  zu  wirken,  dass  das  Misstrauen  zwischen  dem  Könige  und 
Kf.  beseitigt  werde.  Er  kommt  dann  auf  die  Wahlsache  zu  sprechen  und  be- 
schuldigt Kf.,  dass  dieser  dem  Hause  Oesterreich  zu  gefallen  die  von  der 
Königin  gewünschte  Wahl  des  duc  d'Anguin  zu  hintertreiben  gesucht  habe. 
Die  Gesandten  bestreiten  dieses,  v.  Bon  in  sagt,  er  sehe  nicht,  was  Kf.  für  Ur- 
sache hätte,  der  Wahl  eines  französischen  Prinzen,  wenn  sie  rechtmässig  und 
ohne  Veränderung  des  Staats  in  der  Republik  erfolge,  zuwider  zu  sein,  Kf.  hätte 
deswegen  freie  Hände  und  wäre  an  Oesterreich  nicht  gebunden,  doch  würde  er 
dem  Kf.  nicht  rathen,  ohne  Ursache  den  Undank  von  Oesterreich  auf  sich  zu 
laden,  auch  v.  Hoverbeck  versichert,  Kf.  habe  mit  Oesterreich  keine  andere  Ver- 
bündnis  als  das  foedus  defensivum,  das  sie  vor  dem  Holstcinschen  Feldzuge  ge- 
schlossen, doch  konnten  sie  merken,  dass  dem  G.Kanzler  dadurch  aller  Zweifel 
nicht  genommen   war.    H.  beschwert  sich  daher  um    so  mehr,   dass   dem  Kf. 


«)    S.  Urk.  u.  Act.  IX.  S.  218flF. 
2)    S.  oben  S.  248. 


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Gonferenx  mit  dem  G.  Kanzler.  255 

ohne  Gnind  viele  Dinge  beigemessen  würden,  so  hätte  man  anf  dem  Reichstage 
1661  vorgeben  dürfen,  er,  H.,  und  Dobrzenski  hätten  m/70Rthlr.  vertheilt, 
um  die  Wahl  bei  Lebzeiten  des  Königs  zu  hintertreiben,  und  noch  jetzt  werde 
behauptet,  dass  Kf.  der  confoederierten  Armee  seine  Protection  versprochen  habe. 
Sie  kommen  darauf  wieder  auf  ihre  Sachen,  klagen  über  die  Grenzver- 
letzungen vom  Drah ei m  sehen  aus  und  verlangen  als  bestes  Mittel  zur  Schlich- 
tung der  Streitigkeiten  die  Auslieferung  der  Starostei  an  Kf.;  der  G.  Kanzler 
dagegen  verlangt,  Kf.  solle  sich  gefasst  halten,  zum  Frühling  das  veraccordierte 
Subsidium  zu  stellen,  und  klagt,  dass  dieses  noch  nicht  bisher  geschehen  sei, 
ferner,  dass  Kf.  durch  Einrichtung  der  Fähre  bei  Mewe^)  in  die  Regalien  des 
Königs  eingriffe,  während  die  Gesandten  behaupten,  eine  Fähre  zu  halten,  sei 
res  meri  arbitrii  und  könne  Kf.  sich  seines  Rechtes  nicht  begeben.  Der  Kanzler 
holt  dann  einige  Schaupfennige,  so  bei  der  Huldigung  ausgeworfen  worden,  und 
von  den  letztgeschlagenen  Oertem  hervor  und  erklärt,  es  habe  dem  Könige  und 
der  Republik  Nachdenken  verursacht,  dass  Kf.  sich  dort  des  Titels  Domini 
supremi  et  haeredis  Prussiae  bediene  und  nicht  einen  Herzogs-  oder  Kurhut,  sondern 
eine  geschlossene  königliche  Krone  darüber  führe;  die  Gesandten  rechtfertigen 
dieses  und  geben  ihrer  Verwunderung  Ausdruck,  dass  man  dergleichen  Dinge 
aus  allen  Winkeln  hervorsuche,  welche  nur  Kf.  alterieren  könnten.  Er  gesteht 
zu,  es  wären  das  Sachen  von  geringer  Tmportance,  zuletzt  fragt  er,  ob  Kf.  ein- 
gewilligt habe,  dass  Pfalz-Neuburg  in  den  Olivischen  Frieden  miteinge- 
schlossen werde,  und  erklärt,  als  die  Gesandten  wegen  der  Versammlungssache 
der  Markgrafen  von  Culmbach  und  Ansbach  erinnern,  diese  Sache 'gehörte 
auf  einen  ordentlichen  Reichstag.  Er  empfiehlt  ihnen  dann  noch  einige  Privat- 
angelegenheiten. Beim  Herausgehen  stellt  er  ihnen  das  Recreditiv  des  Königs 
und  sein  eigenes  zu,  nachher  aber  merken  sie,  dass  bei  dem  Titel  des  Kf. 
Lauenburg  und  Bütow  ausgelassen  sind,  sie  schicken  es  daher  zurück. 


V.  Hoverbeck  an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau  30.  Januar 

1665. 

[Aussichten  Lubomirski^s.     Verbalten  des  Wiener  Hofes.     Ob  Kf.  mit  Lubomirski  eine 
Zusammenkunft  halten  solle.] 

üeber  das  Verfahren  gegen  Lubomirsky  ist  noch  alles  bestürzt.  Weil  30.  Jan. 
aber  alles  unter  dem  Schein  Rechtens  geschehen,  wird  insgemein  dafür  gehalten, 
dass  auch  kein  benachbarter  Potentat  sich  der  Sache  wohl  eher  annehmen 
würde,  bis  die  Sentenz  ex  capite  nullitatis  von  den  Ständen  auf  den  Seymiken 
impugniert  werden  oder  aber  die  Armee  sich  einmischen  würde.  Die  Kosacken 
haben  sich  zwar  verlauten  lassen,  wenn  er  zu  ihnen  käme,  wollten  sie  Czar- 
necki  liefern,  aber  auf  dergleichen  Volk  ist  nicht  wohl  Staat  zu  machen.  Es 
wird  also  wohl  alles  darauf  ankommen,  wie  sich  die  Seymiken  und  der  künftige 
Reichstag  anlassen  werden. 


>)    S.  ürk.  u,  Act.  IX.  S.  5f. 


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256  in«    Brftndenburg  und  Polen.    1664—1673. 

An  den  K.Vicekanzler,  welcher  bereits  vor  acht  Tagen  von  hinnen  nach 
Grosspolen  gegangen,  hat  der  G.Marschall  geschrieben  und  ihm  verwiesen,  dass 
er  durch  seine  consilia,  indem  er  ihn  alle  weg  ermahnt,  sich  dem  Hofe  zu  accom- 
modieren,  ruiniert  wäre.  Dasselbe  hat  zwar  dem  Hofe  nicht  missfallen,  es  hat 
ihm  aber  doch  nicht  mehr  Vertrauen,  als  er  vorhin  gehabt,  gestiftet.  Derselbe 
wollte  wohl  herzlich  gerne  dem  G.Marschall  wieder  aufhelfen,  aber  doch  nicht 
anders,  denn  durch  solche  Mittel,  die  keine  Extremität  nach  sich  ziehen,  aus 
Furcht,  patria  möchte  zerrissen  werden. 

Wie  am  kaiserlichen  Hofe  des  Marschalls  Sache  genommen  werde,  da- 
von wird  ungleich  gesprochen,  bei  Hofe  wird  angegeben,  der  Kaiser  habe  weder 
dem  Marschall  noch  seinem  Sohn  gestatten  wollen  nach  Wien  zu  kommen,  an- 
dere aber  haben  ihm  berichtet,  Lubomirsky's  Sohn  habe  von  Wien  aus  ge- 
schrieben, der  Kaiser  habe  erklärt,  dass  er  nicht  allein  ihn,  sondern  auch  alle  an- 
deren, die  wegen  Maintenicning  der  Freiheit  des  Vaterlandes  leiden  würden,  schützen 
und  nicht  gestatten  wolle,  dass  diese  Krone  unter  einen  absoluten  Dominat  gebracht 
werde,  wesshalb  man  nicht  geringes  Missfallen  gegen  das  Haus  Oesterreich  be- 
zeugt, aus  Furcht,  der  gemeine  Adel  dürfte  hiedurch  um  so  viel  mehr  Muth  zu 
fassen  veranlasst  werden. 

Eine  persönliche  Zusammenkunft  mit  Luboroirsky  würde  Kf.  dienen 
können,  1)  um  der  Krone  Stärke  und  Schwachheit  zu  ersehen,  2)  hinter  die 
consilia  zu  kommen,  welche  hiebevor  gegen  Kf.  geschmiedet  worden,  3)  abzu- 
fragen, welches  die  Malcontenten  in  Preussen  gew^esen,  die  ihn  mit  der  Armee 
ins  Land  gefordert.  Es  würde  aber  weniger  Verdacht  oder  auch  Offens  geben, 
wenn  Kf.  geschehen  Hesse,  dass  er  Öffentlich  komme,  statt  in  geheim,  was  doch 
auch  wohl  gewiss  nicht  würde  verschwiegen  gehalten  werden  können.  Könnte 
aber  beides  mit  Manier  eine  Zeit  lang  aufgehalten  werden,  möchte  es  wohl  am 
dienlichsten  sein,  doch  darf  der  G.Marschall  nicht  auf  die  Gedanken  gebracht 
werden,  als  trüge  man  Scheu  vor  ihm  in  seinem  Unglück. 

Des  künftigen  Reichstags  halber  ist  man  in  grosser  Besorgnis.  Sehr  vor- 
theilhaft  wäre  es,  wenn  Kf.  in  Frankreich  könnte  penetrieren  lassen,  wozu 
man  des  Wahlnegotii  halber  entschlossen  sei;  denn  vielen  kommt  es  vor,  als 
ob  es  nicht  mehr  so  ernstlich  wie  früher  gemeint  sei. 


V.  Bonin  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  30.  Januar  1665. 

[Besorgnis  vor  feindlichen   Absichten  Polens   gegen    Kf.,    dagegen   zu  treflFende  Vor- 

sichtsmaassregeln.      Aussichten    für    den    nächsten    Reichstag.      Aeusserungen     über 

V.  Hoverbeck.     Drohende  Aeusserungen  des  Königs  gegen  den  Kf.J 

30.  Jan.  ^^s  ^^^  kalten  und  unhöflichen  Art,   mit  der   sie  hier   behandelt  werden, 

und  anderen  Dingen  schlicsst  er,  dass  man  nicht  allein  wenig  Freundschaft  und 
Geneigtheit  zu  Kf.  trägt,  sondern  dass  man  entweder  demselben  nichts  gutes 
zutraut,  oder  dass  man  von  ihrer  Seite  etwas  böses  mit  demselben  im  Sinne 
hat.  Er  räth  daher:  1)  mit  dem  G.Marschall  sich  nicht  zu  sehr  zu  vertiefen, 
ihn  aber  auch  nicht  ganz  hülf-  und  trostlos  zu  lassen,  damit,  wenn  man  Gefahr 


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Warnung  vor  feindlichen  Absichten  Polens.  257 

zn  furchten  hätte,  Kf.  nicht  ihre  ganze  Macht  allein  aaf  sich  nehmen  durfte, 
sondern  man  ihnen  die  Köpfe  etwas  von  einander  ziehen  und  den  Polen  mit 
Polen  begegnen  könnte.  Man  musste  ihm  durch  jemand,  aber  nicht  durch 
Niemeritz,  welcher  hier  gar  zu  viel  Wächter  und  Inspectores  hat,  sagen  lassen, 
dass  Kf.,  so  lange  er  in  Polen  als  jure  victus  angesehen  würde  und  keinen  An- 
hang hätte,  nichts  wirkliches  für  ihn  thun  könnte,  wenn  Kf.  aber  sehen  würde, 
dass  ihm  etliche  ehrliche  Leute  aus  seinem  Vaterlande  beifallen  möchten,  die 
er  als  Zeugen  seiner  Unschuld  oder  der  Ungerechtigkeit  des  gegen  ihn  geführ- 
ten Processes  ansehen  könnte,  dann  könnte  er  sich  seiner  annehmen  und  auch 
unter  der  Hand  am  kaiserlichen  Hofe  sein  Interesse  befördern.  Dass  Kf.  ihn 
persönlich  spreche,  widerräth  B.  vor  dem  Reichstage  auf  das  höchste,  sonst  sei 
hier  alle  Güte  verloren  und  würde  keine  Entschuldigung  angenommen.  2)  Kf. 
möchte  sich  bei  seinen  Alliierten  und  3)  bei  den  befreundeten  deutschen  Fürsten 
für  den  Nothfall  nach  Hülfe  umsehen,  4)  suchen,  was  er  noch  mit  seinen  Stän- 
den aller  Orten  in  Unrichtigkeit  hätte,  in  Richtigkeit  zu  bringen,  und  sie  dann 
fragen,  ob  er  sich  in  der  Zeit  der  Noth  auf  sie  verlassen  könnte,  auch  das 
allgemeine  Aufgebot  der  Ritterschaft  vorbereiten. 

V.  Hoverbeck  hält  zwar  dafür,  dass  diese  Besorgnisse  nicht  genugsam 
gegründet  seien,  doch  ist  er  der  Meinung,  dass  zuviel  Vorsicht  nicht  soviel 
schade  wie  zu  wenig. 

Was  ihre  hiesige  Ncgotiation  anbetrifft,  so  meinen  sie  beide,  dass  Kf.  auf 
dem  künftigen  Reichstage  versuchen  müsse,  mit  Geld  etwas  auszurichten.  Er 
glaubt,  der  G.Kanzler  müsse  auf  diese  Weise  gewonnen  werden,  doch  ist  keine 
Hoffnung,  El  hing,  auch  nicht  einmal  Draheim,  höchstens  den  früher  be- 
willigten Zoll  zu  erhalten.  Fürst  Radziwill  und  wohl  auch  andere  sind  der 
Meinung,  dass  Kf.  sich  in  Polen  durch  Frankreich  helfen  und  die  Wahl  des 
duc  d'Enguin  zu  befördern  versprechen  solle,  B.  räth  aber,  jedenfalls  sich  nicht 
dazu  anzubieten,  sondern  so  lauge  zu  warten,  bis  Kf.  gesucht  werde  und  Cou- 
ditionen  machen  könne.  Bei  der  gestrigen  Conferenz  mit  dem  G.Kanzler  be-. 
klagte  sich  Hoverbeck  wegen  des  gegen  ihn  geäusserten  Argwohns^),  als 
wenn  erLubomirsky  aufgereizt  hätte,  und  verantwortete  sich  dagegen  aufs  neue, 
jener  ging  aber  nicht  darauf  ein.  Er  bezeigte  sonst  kein  böses  Gemüth  gegen 
Hoverbeck,  sondern  rühmte  dessen  Kluglieit  und  Geschwindigkeit  und  seine 
Kenntnis  der  polnischen  Verhältnisse.  Auch  der  König  und  die  K  ö  n  i  g  i  n  haben, 
wenn  er  zugegen  gewesen,  nicht  merken  lassen,  dass  sie  Unwillen  gegen  ihn 
hätten,  der  französische  Gesandte  gedachte  einmal,  dass  etliche  Senatoren  viel- 
leicht lieber  einen  anderen  hier  sehen  wurden,  aus  Ursachen,  wie  er  sagte: 
qu'il  faut  qu'ils  soient  toujours  sur  leurs  guardcs  en  parlant  avec  qui  a  trop  de 
cognaissance  de  leurs  affaires,  so  dass  also  an  v.  Hoverbecks  sowohl  Annehm- 
lichkeit als  auch  Tüchtigkeit  sowie  an  seiner  eigenen  Treue  und  Fleiss  nicht 
der  Mangel  ist,  dass  des  Kf.  Sachen  hier  nicht  nach  Wunsch  gerathen. 

Der')  König    hat    Fürst    Radziwils   Edelraann    gesai,'t,    er    wollte 

^    S.  oben  S.  250   254. 

*)     Schon  am  2.  Januar  hatten  v.  H.  und  v.  B.  dem  O.Präsidenten  v.  Schwerin 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsteu.    XII.  17 


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258  III.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

ihm,  wenn  er  kommen  würde,  Briefe  von  Ew.  Clif.  I).  sehen  lassen,  wegen 
welcher  Sie  sich  noch  einmal  auf  grüner  Heide  sprechen  müssten,  als  er 
aber  kommen,  hat  er  davon  keine  weitere  Erwähnung  gethan;  Ihr  Fürst). 
Gn.  wollten  dieses  wohl  nicht  gern  sagen,  könnten  es  gleichwohl  auch 
der  Pflicht  nach  nicht  verschweigen.  Fürst  Radziwil  besorget  auch, 
dass,  wenn  sie  mit  Mosskau  Friede  hätten,  Ew.  Churf.  I).  Gefahr  haben 
möchten;  in  dieser  treuen  Sorg  ist  es  auch,  dass  Fürst  Radziwil  so 
fleissig  rathet,  dass  Ew.  Churf.  D.  auf  den  Frühling  nicht  in  die  Ferne, 
sondern  nach  Preussen  reisen  sollen.  — 


V.  Bonin  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  6.  Februar  n.   st. 

1665'). 

[Stand  der  Wahiangelegenheit.] 

6.  Febr.  Die  Wahiangclcgcnheit  wird  noch  immer  eifrig  betrieben,  die  Koni gin  hat 

sogar  einmal  gesagt,  wenn  dieses  nicht  geschehen  sollte,  würde  sie  dem  Lande 
so  feind  sein,  als  sie  es  bisher  geliebt  hätte,  und  würde  ihr  weniger  leid  sein, 
wenn  sie  das  ganze  Königreich  im  Feuer  sehe.  Die  neben  der  Konigin  die  Wahl 
snchen,  sind  die,  welclie  in  der  Zeit,  ehe  die  Hoffnung  etwa  in  Zweifel  gerathen, 
sich  hierin  zu  dienen  verpflichtet  und  da?'auf  Gnade  und  Beförderung  empfangen 
haben.  Anfangs  war  der  vornehmste  darunter  der  G.Marschall,  welcher  her- 
nach abgegangen,  jetzt  sind  es  der  G.Kanzler,  der  Feldherr  Czarnetzki, 
der  Littauische  O.Kanzler  Paz,  der  Littauische  ünterfeldherr  Paz,  der 
Königin  Kanzler  Rey,  der  Referendarius  Morst  ein,  deren  ein  jeder  wieder 
seinen  Anhang  hat,  die  neben  der  Beförderung  ohne  Zweifel  schon  französisches 
Geld  empfangen  haben  und  beides  ins  künftige  noch  mehr  erwarten.  Der  Erz- 
hischof'-*)  ist  nicht  in  Consideration,  der  Bischof  von  Ermland')  stellt  sich 
auch,  als  ob  er  von  dieser  Partei  sei,  man  consideriert  ihn  auch  wegen  seines 
Verstandes  hoch,  traut  ihm  aber  nicht  sehr,  der  Bischof  von  Posen*)  depen- 

bericbtet,  Fürst  Radzi will  hüttc  ihnen  mitgetheilt,  dass  , man  hier  dem  Kf.  nicht  gut 
und  dass  leichtfertige  Bändel  obhanden  seien*^,  sie  hätten  erfahren,  der  schwedische 
Gesandle  Palbitzki  hätte  hier  bei  einer  Privataudienz  von  sehr  gefahrlichen  Machi- 
nationen des  Kf.  und  K. Sachsens  gegen  des  polnischen  Königs  Staat  und  Person 
gesprochen,  und  am  O.Januar,  durch  Fürst  Radzi  will  hätten  sie  erfahren,  derselbe 
Palbitzki  habe  gesagt,  die  beabsichtigte  Allianz  des  Kf.  mit  Schweden  sei  gegen 
Polen  gerichtet,  es  sei  aber  zu  merken,  dass  er  diesos  „aus  Affecten"  gethan,  da  er 
sich  beschwert  habe,  es  sei  ihm  wegen  einiger  Güter  Unrecht  geschehen. 

')     Vgl.  Pufeudorf  IX.  c.  87  (S.  632f.). 

-)  W.enceslaus  Lesczynski:  vgl.  über  denselben  Ludwigs  XIV.  Instruction 
für  den  Bischof  von  Boziers  vom  26.  December  1G()4  (Rccueil  des  Instructions 
donnees  aux  ambassa-ieurs  de  F*rance  IV.  S.  ßO). 

^     Johann  Stephan  Wydzga,  s.  ebendaselbst  S.  70. 

*)     Steph  an  Wierzbo  wski. 


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Stand  der  Wahlangelegenheit.  259 

diert  vom  Hofe,  ist  aber  sonst  im  Königreich  in  schlechter  Consideration.  Auf 
diesen  und  ihren  Helfershelfern  besteht  das  Wahlnegotium,  doch  meinen  sie  am 
Hofe,  dass  die  Partei  in  Littauen  starker  sei  und  dass,  wenn  sie  nicht  zu 
der  Krone  gelangen  könnten,  sie  versuchen  wollten,  ob  sie  Littauen  von  der 
Krone  trennen  und  schaffen  könnten,  dass  Duc  d'Anguin  zum  Grossfürsten 
erwählt  würde.  Dieses  sind  die  Leute,  die  sowohl  den  Rath  als  auch  die  Miliz 
dirigieren,  und  man  sollte  daher  wohl  meinen,  dass  die  Sache  durch  sie  wohl 
könnte  durchgeführt  werden.  Die  Gegenpartei  aber  meint,  dass  zwar  diese 
Leute  in  gewöhnlichen  Geschäften  stark  und  mächtig  seien,  in  so  extraordinären 
Dingen  aber  seien  sie,  die  Gegenpartei,  viel  stärker,  und  es  befänden  sich  auch 
bei  jener  Partei  Schwachheiten:  1)  der  König  selber  sei  in  seinem  Gemüthe 
zweifelhaft,  und  was  er  hiezu  thue,  geschehe  nur,  um  sich  von  der  Königin  Ruhe 
und  Frieden  zu  verschaffen;  2)  seien  sie  unter  sich  nicht  einig,  ob,  wenn  die 
Sache  nicht  bonis  modis  und  durch  die  Wahl  könnte  zu  Wege  gebracht  werden, 
man  dieselbe  mit  Kriegszwang  suchen  sollte,  3)  sage  man,  der  König  in  Frank- 
reich wolle  zwar  gern  einen  Franzosen  in  diesem  Königreich  haben,  habe  aber 
einige  Bedenken  gegen  den  Duc  d'Anguin,  er  möchte  von  des  Vaters  Natur 
haben  und  sich  ihm  leicht  widersetzen.  Auch  de  Lumbres  war  eine  Zeit  bei 
der  Königin  übel  angeschrieben  und  es  wurde  ihm  vorgeworfen,  dass  er  dem 
Hause  Longueville  viel  mehr  affectioniert  wäre  als  dem  Hause  Cond^. 
Hauptsächlich  aber  fürchtet  man  sich  in  dieser  Sache  vor  dem  gemeinen  Adel, 
so  dass  die  Königin  gemeint,  der  gefährlichste  Griff,  den  der  Marschall  vorgehabt, 
sei  gewesen,  dass  er  sich  zu  der  Wahl  d'Anguins  erboten,  meinend,  dass  wenn 
dieses  Erbieten  angenommen  wäre,  man  sie  bei  dem  ganzen  Lande  würde  ver- 
hasst  gemacht  haben.  Der  Bischof  von  Krakau'),  der  für  einen  sehr  witzigen 
Mann  gehalten  wird,  ist  bisher  der  Sache  offenbar  zuwider  gewesen,  und  meint 
man,  dass  die  meisten  von  der  Geistlichkeit  mit  ihm,  absonderlich  die  Jesuiten, 
stark  zuwider  und  wollen,  nachdem  sie  auf  Kf.  nicht  mehr  gedenken  dürfen, 
den  catholischen  Missethäter  haben,  der  in  Ungarn  gewesen.  Viele,  wo  nicht 
die  meisten  unter  den  Soldaten  sollen  noch  auf  Kf.  gedenken.  Der  G.Feldherr 
in  Littauen,  Sapieha,  soll  auch  eine  gar  starke  Faction  haben,  welche  alle  der 
Wahl  zuwider. 

B.  glaubt  nicht,  dass  Schweden  an  diesem  Orte  einen  französischen  Nach- 
bar wünschen  und  denselben  einzusetzen  sich  bemühen  wird. 

Aus  allem  schliesst  er,  dass  für  Kf.  es  nicht  rathsam  sei,  das  Wahlnegotium 
zu  con sentieren,  noch  weniger  es  zu  befördern. 

Ich  halte  das  ganze  Werk  für  eine  weibisch  Schwachheit  und  Irr- 
tum, und  dass  dieselbe  kluge  Polen,  die  es  mit  zu  befördern  suchen, 
die  Augen  mit  Geld,  Ehr  und  andern  Gutthaten  geblendet  und  der  Ver- 
stand genommen  sei,  —  melde  nur  dieses,  dass  Ew.  Chf.  D.  (aber  in  höch- 
ster geheim,  so  dass  es  bis  hieher  nicht  erschallen  könne)  den  Mar- 
schall, bis  dieser  Reichstag  vorbei,  in  Hoffnung  halte,  aber  wirklich  mit 


*)    Andreas  Trzebicki,  s.  ebendas.  S.  69. 

17^ 


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260  nr.    Brandenburg  und  Polen.     1G64  — 1673. 

ihm  nichts  thun  möge,  dass  man  vorher  sehe,  ob  man  in  unserm  nego- 
tium etwas  ausrichten  könne  oder  nicht*).  — 


Resolution  des  Kurftlrsten  für  den  Abgesandten  Lubomirski's^). 
D.  Coloniae  ad  Spream  7./[l7.]  Februar  1665^. 

[Der  nächste  Reichstag  ist  abzuwarten.     Kf.  wird  sich  für  Lubomirski  verwenden.    Be- 
vorstehende Ankunft  de  Goess\] 

17.  Febi.  Serenitas  Sua  Elect.  invita   plane  porcepit,    quae    hactenns    com  D.  Regni 

Mareschallo  acta  fuerunt,  idque  non  saltom  ob  benevolum  syncenimque,  quo 
hactenns  Regni  Mareschallum  prosecuta  est  affectum,  sed  quod  ingens  etiam 
Polonicae  libertatis  —  detrimentum  imo  generalem  reipublicae  concussionem  civi- 
lesquo  motus  causa  liaec  secum  trahere  posset.  Praeterea  Ser.t«»  S.*  El.*«  non 
miratur,  0.  Regni  Mareschallam  in  iis  quibuscum  coullictatur  augustiis  opem  et 
auxilia  serio  expetere,  gratumque  eidem  accidit,  quod  singnlarem  quoque  prae 
aliis  in  Ser.t«  S.»  EI.»  collocare  fiduciam  videatur.  Cum  vero  praesentis  ratio 
negotii  summam  praecautionem  requirat,  cumprimisque  prospiciendum,  ne  in  re 
tanti  ponderis  et  momenti  praecipitantia  peccetur  vel  aliquid  contra  reip.  ami- 
corumque  Mareschalli  vota  etvolnntatem  agatnr,  consultum  judicat  Ser.t*«  S.»  El.««, 
ut  exigui  temporis  moram  usque  ad  comitia  proxima  patienter  ferat.  Apnd 
Regiam  interea  Majostatora  Ser.™«»  Elector  reiterabit  officia  majorique  quam 
hactenus  cura  restitutionem  D.  Regni  Mareschalli  lataeque  sententiae  abolitionem 
instantius  urgebit,  ncc  minus  Regi  Christianissimo  praegnantos  exponi  rationes 
curabit,  quae  ipsum,  ut  officia  sua  pro  D.  Mareschallo  interponat  et  tranqnillitati 
publicae  ea  ratione  consulat  absque  dubio  raovebunt.    Imprimis  autem  universis 

^)  Ganz  ähnlichen  Inhaltes  ist  ein  Bericht  v.  Hoverbecks  über  dieselbe  An- 
gelegenheit von  demselben  Datum.  Auch  er  glaubt,  dass  der  König  jetzt  nicht  in 
die  Wahl  willigen  wolle,  dass  es  den  Künsten  der  Konigin  aber  doch  gelingen  werde, 
ihn  umzustimmen.  Der  Bischof  von  Krakau  sei  der  Meinung,  der  TTof  werde,  wenn 
der  künftige  Reichstag  zum  Schluss  kommen  sollte,  eine  Zeit  lang  glimpfliche  Mittel 
versuchen  und  zu  dem  Ende  den  Herzog  von  Enghien  ins  Reich  kommen  lassen, 
sollte  aber  der  Reichstag  sich  zerschlagen,  so  werde  man  das  Werk  mit  den  Waffen 
durchzutreiben  suchen.  Pfalz-Neuburg  habe  Anhang  in  Gross-  und  in  Kleinpolen, 
würde  auch  wohl  durchdringen,  wenn  er  mit  Kf.  wohl  stände,  denn  sie  wollten  gern 
so  wählen,  dass  sie  dadurch  weder  mit  Oesterreich  noch  mit  dem  Kf.  in  Krieg 
gcriethen. 

2)  Lubomirski  hatte  nach  Empfang  des  Schreibens  des  Kf.  vom  31.  December 
160)4  (s.  oben  S.  244)  im  Januar  an  denselben  den  U.Kämmerer  von  Kiew  Stephan 
Niemirycz  (s.  oben  S.  248)  gesendet,  jetzt  schickte  er  (Creditiv  d.  Wratislaviae 
7.  Febr.  1G65)  an  denselben  behufs  näherer  Information  Vexilliferum  Praemisliensem ; 
das  Recreditiv  des  Kf  für  denselben  ist  Coloniae  ad  Spream  8./[18.]  Februar  16(15 
datiert.     Vgl.  Pufendorf  IX.  c.  84  (S.  629). 

')  Randbemerkung:  „Diese  Resolution  ist  des  H.  Lubo  rairsky  anhero  geschick- 
ten Bedienten  fürgeiesen  aber  nicht  communiciret  worden  " 


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Resolution  ffir  den  Abgesandten  Lubomirski's.  261 

Regni  statibus  proximis  comitiis  ob  oculos  ponet  ingens  periculura  certamque 
libertatis  patriae  iacturam  ex  iis,  qaae  hactenus  gesta  sunt,  indubie  timendum, 
nisi  communibus  sufiFragiis  remedium  tanto  malo  quaeratur.  Non  videt  Ser.t«» 
S.a  El.*8,  quid  hoc  rernm  statu  ulterins  polliceri  queat,  praesertim  cum  Caes.c* 
S.*  Maj.*»s  ablegare  huius  negotii  gratia  ad  aulam  hanc  electoralem  Baronem  do 
Goes  statuerit;  communicabitur  autera  fideliter,  quicquid  cum  illo  agetur,  nee 
dnbitat  Ser.™»«  Elector,  haud  impatienter  iliud  laturum  D.  Regni  Mareschallum, 
cum  satius  sit  ac  tutias  per  amicabiles  vias  experiri  prius  ejusdem  restitutionem, 
quam  certissimo  remp.  malo  ante  implicari,  quam  de  procerum  ejusdem  voluntate 
et  suffragiis  certior  factus  fuerit.  — 


Der   Kurfürst   an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  10./[20.]  Februar 

1665. 

[auf  die  Relationen  vom  30.  Januar  und  6.  Februar.    Neue  Instruction.] 
(CoDC.  0.  V.  Schwerio.) 

Kf.  kann  aus  den  mit  dem  Reichskanzler  und  anderen  geführten  verdriess-  20.  Febr. 
liehen  Discursen  nicht  anders  abnehmen,  denn  dass  der  König  und  einige  der 
vornehmen  Bedienten  Ursache  an  ihm  suchen  mössten,  er  will  sich  aber  von 
diesen  Imputationen  befreien,  daher  soll  II.  desswegen  besondere  Audienz  be- 
gehren und  dem  Konige  erklären,  es  befremde  Kf.  zum  höchsten,  dergleichen 
falsche  Auflagen  zu  vernehmen,  und  er  müsste  demnach  begehren,  dass  der 
König  ihm  das  Schreiben,  worauf  sich  derselbe  gegen  Fürst  Radziwills 
Bedienten  Morst  ein  bezogen*),  vorzeige  und  die  Personen,  welche  ihm  ein  und 
das  andere  von  Kf.  beigebracht,  benenne,  sonst  müsste  er  auf  dem  nächsten 
Reichstage  hierüber  bei  den  sämtlichen  Ständen  Beschwer  führen  und  dieselben 
ersuchen,  den  König  zu  disponieren,  dass  ihm  darunter  gefügt  würde.  Sollte 
er  es  nicht  erlangen  können,  auch  der  König  den  Vorschlag,  den  er  für  sich  zu 
machen  hat,  dass  dieser  in  einem  Schreiben  an  Kf.  erkläre,  dass  demselben  mit 
diesen  Auflagen  zu  viel, geschehen  und  er  daran  unschuldig  wäre,  verwerfen,  auch 
Vorstellungen  bei  dem  Kanzler,  dem  Erzbischof  und  anderen  vornehmen  ministris 
nichts  fruchten,  dann  soll  H.  bei  nächstem  Reichstage  in  öffentlicher  Audienz 
darüber  Klage  führen  und  denselben  ersuchen,  beim  Könige  es  zu  vermitteln,  dass 
dem  Kf.  das  Fundament  aller  solcher  Beschuldigungen  zu  seiner  Verantwortung 
mitgetheilt  werde. 

Wegen  des  G.Marschalls  hat  Kf.  sein  Judicium  so  lange  suspendiert,  bis 
er  sehe,  ob  die  wider  ihn  gefällte  Sentenz  auf  künftigem  Reichstage  werde  con- 
firmiert  werden,  doch  will  er,  wie  er  dem  Abgesandten  desselben  zugesagt  2), 
noch  einmal  für  denselben  beim  Könige  intercedieren,  H.  soll  daher  nebst 
üeberreichung  eines  zweiten  Schreibens  diese  Intercession  mit  mehrerem  Nach- 
druck als  bisher   ausführen   und  besonders   remonstrieren,    dass  der  König  mit 


')    S.  oben  S.  258. 
*)    S.  oben  S.  260. 


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262  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

der  höchsten  Reputation  aus  dieser  Sache  kommen  könne,  wenn  er  L.  restituierte, 
und  dass  er  andernfalls  sich  selbst  und  das  Reich  in  die  grösste  Gefahr  setzen 
werde.  Sollte  der  König  dem  nicht  deferieren,  so  müsste  Kf.  dieses  alles  den 
Reichsständen  vorstellen  und  sie  zur  Vermittlung  auffordern.  H.  soll  in  der 
That,  wenn  der  König  sich  dazu  nicht  verstehen  sollte,  solches  bei  den  Stän- 
den thun. 

In  des  Kf.  Particularangelegenheiten  soll  H.  in  fleissigem  Sollicitieren  fort-- 
fahren,  sich  auf  keinen  ferneren  Reichstag  vertrösten  lassen  und  ausdrücklich 
andeuten,  dass  Kf.,  wenn  er  jetzt  keine  Satisfaction  erhalte,  solches  nicht  anders, 
als  eine  öffentliche  Contravention  der  Pacten  nehmen  könnte.  Sollte  H.  verspüren, 
dass  durch  Verheissung  eines  mehrem,  als  er  schon  in  Instruktion  hat,  etwas 
merkliches  zu  erreichen  sei,  so  wird  ihm  solches  anheim  gestellt.  Kf.  ist  es 
gleichviel,  ob  er  seine  Satisfaction  durch  Einführung  eines  Wasserzolles  oder 
durch  andere  Mittel  erhält.  Wegen  Draheim  steht  es  in  des  Kf.  freien  Willen, 
es  einzunehmen,  H.  soll  daher  dabei  verbleiben,  dass,  wenn  dem  Feldherrn 
keine  Satisfaction  widerfahre  und  derselbe  sein  Anerbieten  nicht  annehme,  Kf. 
sich  seines  Rechtes  gebrauchen  werde.  An  den  König  von  Frankreich  hat 
Kf.  geschrieben^)  und  er  hofft,  dass  dessen  Gesandter  bald  andere  Ordre  erhal- 
ten werde.  Er  schickt  H.  ein  neues  Credenzschreiben  ^)  und  zwar  nur  für  ihn 
allein,  da  er  vermuthet,  dass  v.  Bonin^)  schon  abgereist  sein  werde. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurflirsten.     D.  Warschau  26.  Februar 

1665. 

[Audienz  beim  Könige.] 

2G.  Febr.  Den  23.  hat  er  beim  Könige  Audienz  gehabt  und  ihn  gebeten,  es   dahin 

zu  richten,  dass  Kf.  ohne  weiteren  Verschub  auf  dem  vorstehenden  Reichstage 

0  S.  das  Schreiben  des  Kf.  an  Ludwig  XIV.  vom  25.  Januar  1665  (ürk.  u. 
Act.  II.  8.304). 

^  d.  Coloniae  ad  Spream  10./20.  Februar  1665;  unter  demselben  Datum  ist  ein 
Schreiben  des  Kf.  an  den  Konig  von  Polen  ausgestellt,  in  welchem  er  sich  darüber 
beklagt,  dass  ihm  trotz  seiner  Bitten  nicht  durch  Mittheilung  des  Briefes  und  Nennung 
der  Personen  die  Möglichkeit,  sich  zu  rechtfertigen,  gegeben  sei,  und  anzeigt,  dass  er 
auch  in  dieser  Angelegenheit  Aufträge  an  v.  Hoverbeck  ertheilt  habe. 

3)  Kf.  hatte  in  einem  Schreiben  vom  J^b""*^-!  ^-  Bonin  angewiesen,  sich 
vorläufig  nach  Pommern  zurückzubegeben,  diesen  Befehl  am  13./23.  Febr.  aber  wider- 
rufen; am  6./16.  März  erneuert  er  denselben,  inzwischen  aber  war  derselbe  schon  ab- 
gereist, am  g  Mai^"  berichtet  er  von  Bublitz  aus  über  seine  Abschiedsaudienz 
beim  Könige  und  der  Königin,  beide  hätten  sich  dabei  ganz  ausnehmend  gnädig  ge- 
zeigt, welcher  Wechsel  in  ihrem  Verhalten  wohl  hauptsächlich  durch  die  Nachricht 
vom  Abschluss  des  Traktats  zwischen  Schweden  und  Russland,  durch  Streitigkeiten 
mit  Frankreich,  den  Tod  Czarnecki's  und  durch  üble  Nachrichten  von  den  Seymiken 
veranlasst  sei. 


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V.  Iloverbecks  Audienz  beim  Konige.  263 

in  seinen  Forderungen  Satisfaction  erlange.  Der  König  erwiderte  sehr  gnädig, 
beklagte  Czarnecki's  Tod').  Als  ihm  H.  vorstellte,  ob  er  sich  nicht  der 
durch  dessen  Tod  erledigten  Starosteien  zur  Befriedigung  des  G.  Feldherrn  und 
so  zur  Beförderung  der  Satisfaction  des  Kf.  bedienen  wolle,  erklärte  er,  dieses 
ginge  nicht,  da  über  dieselben  schon  im  voraus  verfügt  sei.  Als  H.  ihn  darauf 
bat,  den  Verdächtigungen  gegen  Kf.  keinen  Glauben  beizumessen,  sondern,  wenn 
er  Scrupel  hätte,  dieselben  frei  zu  entdecken  und  die  angeblichen  Original- 
schreiben des  Kf.  zu  communicieren,  damit  man  so  auf  den  Grund  der  Sache 
kommen  könne,  wollte  der  König  von  dergleichen  Schreiben  nichts  wissen,  ge- 
stand endlich  doch,  dass  ihm  einiges,  aber  mündlich,  von  Crockows  Tractatcn 
in  Schweden,  darinnen  nachtheilige  Dinge  enthalten,  beigebracht  worden,  worauf 
IL  diese  Tractate  rechtfertigt. 

Der  König  sagte  dann,  da  H.  von  Schreiben  gedacht,  müsste  er  erwähnen, 
dass  ihm  dieser  Tage  eines  aus  Grosspolen  zugekommen,  darinnen  er  berichtet 
werde,  dass  der  G.Marschall  incognito  zu  Kf.  nach  Berlin  gegangen  sei.  H. 
versichert,  dass  er  davon  keine  Nachricht  habe,  und  erklärt,  es  müsse  erdichtet 
sein,  der  König  gestand,  dass  er  es  selbst  nicht  glaube,  da  er  in  jenem  Schrei- 
ben viele  Dinge  gefunden,  von  denen  er  w^isse,  dass  sie  falsch  seien,  so  z.  B. 
es  stünde  darauf,  dass  Kf.  sich  öffentlich  zur  catholischen  Religion  bekennen 
würde,  und  könnte  man  leicht  erachten  warum,  ebendort  werde  auch  gedacht 
von  einigen  Schreiben,  so  an  den  Moscowiter  abgegangen,  welches  er  auch 
nicht  glaubte,  wiewohl  er  vorm  Jahre  gehört,  dass  einige  Correspondenz  durch 
Schreiben,  so  über  Curland  fortgeschickt  worden,  vorgegangen.  H.  antwortet, 
dass,  wenngleich  Kf.  der  Commercien  halber  mit  dem  Moskowiter  Correspon- 
denz unterhielte,  oder  auch  für  Reisende  Intercessionale  ertheilte,  dasselbe  ihm 
keineswegs  verdacht  werden  könnte,  er  könne  aber  versichern,  dass  innerhalb 
der  letzten  anderthalb  Jahre,  da  er  stets  bei  Hofe  gewesen,  auch  dergleichen 
nicht  geschehen  sei.  Der  König  erklärte  darauf,  dass  er  das  ganze  Schreiben 
für  ein  unwerthes  Geschwätz  hielte,  bat  aber,  Kf.  möchte  dem  Marschall  nicht 
trauen,  noch  ihm  Werbungen  in  seinem  Lande  verstatten,  erzählte  darauf  sehr 
weitläufig,  w^ie  derselbe  in  dem  Wahlnegotio  und  gegen  das  Haus  Oesterreich 
verfahren,  „welches  ein  recht  studierter  Discurs  zu  sein  schien". 

Zuletzt  bringt  H.  vor,  es  sei  Kf.  sehr  fremd  vorgekommen,  aus  Benins 
Bericht  zu  erfahren,  dass  der  König  des  R  o  h  d  e  gedacht  und  dabei  erwähnt, 
er  hätte  denselben  in  seine  Protection  genommen,  dieses  könnte  Kf.  niemandem 
gestatten,  da  es  direct  gegen  die  Pakten  und  die  Souverainität  liefe.  Der  König 
wurde  hierüber  wohl  etwas  alteriert,  hörte  es  aber  doch  ganz  geduldig  an  und 
antwortete  ohne  gar  zu  grosse  Emotion,  er  hätte  des  Rohde  gegen  Bon  in  nur 
incidenter  gedacht  und  gesagt,  derselbe  hätte  Protection  bei  ihm  gesucht,  er 
hätte  wohl  seine  Propositionen  angehört,  aber  ihn  niemals  in  seine  Protection 
genommen.  IL  bezeugt  seine  Freude  über  diese  Erklärung,  weist  aber  darauf 
hin,  dass  Rohde  selbst  dem  Kf.  ein  königliches  Originalschreiben  ausgeant- 
wortet, darin  er  ihn  ermahnt,  in  seinem  Vorhaben  fortzufahren.    Des  Schreibens, 


')    S.  Kochowski  IIL  S.  167. 


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264  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

sagte  der  König,  wüsste  er  sich  garnicht  zu  erinnern,  es  musste  in  der  grossen 
Kanzlei  expediert  und  ihm  untergeschoben  sein,  kein  Potentat  könne  vor  der- 
gleichen Uebereilung  gesichert  sein,  und  versprach,  sich  seiner  nicht  anzunehmen, 
bat  aber,  Kf.  möchte  ihn,  wenn  er  ihm  in  Königsberg  nicht  trauen  könnte,  von 
dort  an  einen  anderen  Ort  wegbringen  und  auf  freien  Fuss  setzen.  H.  berichtet, 
dass  Rohde  in  der  Lausitz  nicht  in  einem  Gefängnis  nach  polnischer  Art, 
sondern  in  einem  ehrlichen  Gemach  nur  in  custodia  sei  und  gut  verpflegt  werde, 
er  würde  auch  wohl  mehr  Freiheit  erhalten  haben,*  wenn  er  sich  nicht  so  trotzig 
zeigte.  Der  König  sagt,  er  wolle  dieses  seinem  Sohne,  wenn  dieser  wieder  um 
Intercessionalen  anhalten  würde,  verweisen  und  ihn  zu  schuldigem  Respect  und 
Gehorsam  an  malmen,  sonst  aber  sich  seiner  nicht  annehmen. 


Aus  dem  Diarium. 

ll.iMärz.  11.  März  1665.      Audienz   v.  Hoverbecks    beim  Könige.     Er   erinnert 

denselben  zunächst  an  sein  früheres  Versprechen,  dass  die  Angelegenheiten  des 
Kf.  in  die  Reichstagsproposition  gebracht  und  den  Ständen  auf  das  beste  recom- 
mendiert  werden  sollten,  der  König  sagt  das  auch  aufs  neue  zu.  Dann  ubergiebt 
H.  die  ihm  zugeschickten  Greditive  und  verlangt  auf  Grund  des  Rescripts  vom 
10./20.  Februar*),  dass  der  König  die  Schreiben,  auf  die  er  sich  gegen  Fürst 
Radziwills  Bedienten  bezogen,  vorzeige  und  die  Personen,  die  Kf.  bei  ihm 
verdächtigt  hätten,  benenne,  sonst  müsste  Kf.  auf  dem  Reichstage  bei  den  Stän- 
den Beschwerde  führen. 

Der  König  erklärt,  er  suche  an  Kf.  keine  Ursache,  es  sei  aber  menschlich, 
dass  man  sich  über  widrige  Berichte  alteriere,  so  wäre  ihm  heute  von  dem 
Starosten  von  Radom  Podlodowski*),  der  geradesweges  von  Breslau  von 
Lubomirski  käme,  hinterbracht  worden,  dass  derselbe  sich  vornehmlich  auf 
den  Kaiser,  den  König  von  Hispanien,  den  Kurfürsten  von  Sachsen  und 
Kf.  vorliesse.  Der  Kaiser  gestatte  ihm  Werbungen,  der  König  von  Hispanien 
werde  Geld  schicken,  K.Sachsen  aber  und  K.Brandenburg  wollten  Gross- 
polen und  das  Königl.  Preussen  angreifen,  um  durch  solche  Mittel  einen  Her- 
zog von  Braunschweig  zur  Krone  zu  befördern;  ferner  werde  er  von  Wien 
her  berichtet,  dass  Baron  de  Goes  zu  Kf.  abgeschickt  werden  sollte,  um  zu 
Überlegen,  was  bei  dem  Werke,  so  der  Marschall  vorhätte,  zu  thun  sein  möchte. 
Er,  der  König,  wollte  keinem  Ursache  geben,  sollte  er  aber  zu  hart  gedrungen 
werden,  so  müsste  er  sich  wider  seinen  Willen  zu  wehren  suchen. 


')    S.  oben  S.  261. 

2)  Kf.  schreibt  an  v.  Ho  verbeck  am  3./13.  März,  ihm  sei  referiert  worden,  der 
Starost  von  Radom  sei  bei  Lubomirski  gewesen  und  habe  demselben  namens  der 
Königin  grosse  Advantagen  versprochen,  wenn  er  nur  zu  seiner  Aussöhnung  Conde's 
Intercession  implorieren  und  sich  in  der  Wahlangelegenheit  besser  erzeigen  würde; 
U.  soll  dieses  bei  Gelegenheit  dem  Könige  gegenüber  als  ein  ganz  unglaubliches  und 
böswillig  erfundenes  Gerücht  erwähnen. 


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Nene  Audienz  v.  Hoverbecks  beim  Könige.  265 

H.  weist  darauf  hin,  wie  unwahrscheinlich  jene  Nachrichten  Podlo- 
dowski's  seien,  ebenso  würde  es  wohl  auch  mit  den  anderen  Spargementen 
und  insonderheit  mit  den  Schreiben,  die  dem  Könige  ans  Schweden  zugekommen, 
sich  erweisen,  wenn  er  dieselben  nur  vorzeigen-  wollte.*  Dass  ihm  Schreiben 
zugekommen  wären,  wollte  der  König  durchaus  nicht  gestehen,  mündlich  hätte 
ihm  Balbicki^)  berichtet,  dass  Krokow  nachtheilige  Dinge  für  Polen  nefeo- 
ciierte  und  eine  Garantie  contra  quoscunque  suchte.  Nachdem  H.  diese  Tractaten 
mit  Schweden  gerechtfertigt,  sagt  der  König,  es  hätten  ihm  auch  etliche  geringe 
Dinge  allerhand  Nachdenken  verursacht,  erstens,  dass  Niemerycz-)  sich  bei 
des  Kurfürsten  von  Sachsen  Anwesenheit  sehr  zu  thun  gemacht  hätte.  H. 
erwidert,  derselbe  habe  sich  nur  zufällig  damals  bei  Hofe  eingefunden,  er  hätte 
jenen  Kurfürsten  nur  bei  der  Tafel  zu  sehen  und  seines  "Wissens  gamicht  zu 
sprechen  bekommen,  womit  sich  der  König  zufrieden  stellen  Hess.  Darauf  erwähnt 
der  König  die  Schickung,  die  vorm  Jahr  durch  Kurland  nach  Mo  sc  au  gegangen. 
H.  erwidert,  Kf.  hätte  beabsichtigt,  um,  wie  ihm  in  den  Brombergschen  pactis  ver- 
sprochen worden,  in  den  Moscowitischen  Frieden  als  perpetuus  reipublicae  foede- 
ratus  eingeschlossen  zu  werden,  einen  seiner  Unterthancn,  den  man  den  polnischen 
Oel schnitz  nenne,  zu  den  Friedensverhandlungen  abzuschicken'),  er  selbst  hätte 
die  Instruction  und  Creditive  für  denselben  aufgesetzt,  es  wäre  aber  keines  darunter 
an  den  Zaren,  sondern  nur  an  die  beiderseitigen  Commissarien  gerichtet  gewesen. 
Der  König  erklärt  sich  auch  darüber  zufriedengestellt,  erwähnt  aber,  es  hätte 
ihm  auch  Nachdenken  gemacht,  dass  Kf.  die  in  den  pactis  versprochenen 
1500  Mann  bisher  nicht  geschickt  habe.  Als  H.  auch  dieses  gerechtfertigt,  sagt 
der  König,  er  hätte  nun  alles,  was  ihm  jemals  auf  dem  Herzen  gelegen,  expec- 
toriert,  so  dass  es  nicht  nöthig  wäre,  desshalb  bei  den  Ständen  etwas  zu  suchen, 
wie  er's  denn  auch  nicht  gestatten  könnte.  Er  wollte  Kf.  versichern,  dass  er 
nichts  wider  ihn  habe,  wenn  er  sich  nur  des  Marschalls  nicht  annehme,  denn, 
wenn  solches  geschehe,  müsste  er's  für  eine  grössere  Offens  halten  als  alles  an- 
dere, was  zwischen  ihnen  vorgegangen;  sollte  auch  des  Marschalls  halber  etwas 
an  die  Stände  gebracht  werden,  so  würde  er  es  nicht  anders  als  für  eine  Auf- 
wiegelung oder  Clarigationem  aufnehmen  können.  H.  erwidert,  das  wäre  zu 
weit  gegangen,  wenn  man  des  Kf.  treugemeinte  officia  so  missdenten  wollte,  es 
könnte  Kf.  nicht  verdacht  werden,  wenn  er  dem  Könige  zum  besten  die  Sena- 


0    S.  oben  S.  237. 

2)    S.  oben  S.  248. 

^  Kf.  hatte  allerdings  im  Sommer  1C64  zu  den  damals  zwischen  polnischen  und 
russischen  Kommissaren  geführten  Friedensunterhandlungen  einen  Abgesandten,  ur- 
sprunglich den  im  Dienste  des  Fürsten  Kadziwill  stehenden  Hofrath  JohannMier- 
zynski,  dann  auf  den  Rath  des  Fürsten  den  in  früheren  Jahren  mehrfach  zu  Sen- 
dungen nach  Polen  (S.  ürk.  u.  Act.  I.  S.  197,  265if.,  320 ff.)  verwendeten  Geh.  Rath 
Carl  Friedrich  v.  Oelsnitz,  zu  schicken  beabsichtigt,  diese  Sendung  war  aber 
dann,  weil  inzwischen  jene  Verhandlungen  abgebrochen  worden   waren,  unterblieben. 

Das  für  Mierzynski  ausgestellte  Creditiv  (d.  Cöln  r^^^^  1664)  ist  in  der  That  an 

die  beiderseitigen  Kommissare  gerichtet. 


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266  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

toren  und  Stände  ersuchte,  seine  Intercession  zu  secundieren.  Der  König  be- 
zeugte hierüber  grosse  Alteration  und  stiess  die  Worte  aus,  es  könnte  solches 
nicht  anders  ausgedeutet  werden,. als  dass  man  ihn  für  einen  Tirannen,  dafür 
ihn  der  Marschall  ausschreie,  oder  aber  für  einen  blöden  Herren  hielte,  dem 
man  Vormunder  setzen  wollte  ^  er  würde  aber  wohl  solchem  Vorhaben  zu  be- 
gegnen wissen  und,  da  es  tentiert  würde,  es  für  eine  Clarigation  aufnehmen. 

H.  stellte  darauf  dem  Könige,  obwohl  ihm  dieser  mehrfach  ins  Wort  fiel, 
die  verschiedenen  Motive  und  Rationen  vor,  warum  er  den  Marschall  zu  resti- 
tuieren hätte.  Schliesslich,  um  sich  des  weiteren  Anhaltens  auf  einmal  zu  ent- 
schlagen, wies  der  König  die  Sache  von  sich  ab,  vorgebend,  dass  sie  nunmehr 
nicht  von  ihm  allein  dependierte,  sondern  andere  daran  interessiert  wären.  Ge- 
rade deswegen,  antwortet  H.,  hielte  Kf.  dafür,  dass,  wenn  man  nur  bei  dem 
Könige  einen  Blick  der  Gnade  gespürt  hatte,  die  Interessierten  durch  die  anderen 
zu  einem  Accommodement  zu  disponieren  sein  würden,  und  fährt  fort  in  ihn 
wegen  der  Restitution  Lubomirski's  zu  dringen.  Der  König  sagt  endlich, 
wenn  er  dem  Marschall  sehr  viel  Gnade  erwiese,  würde  doch  solches  nicht  wei- 
ter gehen  als  nur  auf  die  Erbgüter  und  auf  das,  so  er  noch  zur  Zeit  nicht  ver- 
geben, den  Marschallstab  und  das  Generalat  aber  werde  er  ihm  nicht  wieder- 
geben, denn  er  könnte  ihm  weder  auf  Schriften  noch  Eide  trauen. 

H.  begehrt  endlich  zu  wissen,  was  er  denn  an  Kf.  zu  bringen  hätte.  Der 
König  wollte  aber  haben,  er  möchte  mit  der  Relation  noch  etwas  an  sich  halten, 
bis  er's  mit  seinen  Leuten  besser  würde  überlegt  und,  wie  Kf.  zu  beantworten, 
geschlossen  haben  ■). 


V.  Ho  verbeck    an    den  Kurfürsten.      D.*  Warschau    12.  März 

1665. 

[Ergebnis  der  Audienzen  bei  dem  Könige  und  der  Königin  und  der  neuen  Conferenz 

mit  dem  G.Kanzler.] 

12.  Mfirz.  Er  hat  bei  der  Königin^)    und   dann    auch   bei    dem  Könige')  Audienz 

gehabt,  deren  jede  bei  drei  Stunden  gedauert,  heute  auch  mit  dem  G.Kanzler 
alles  überlegt,  der  versprochen,  das  Schreiben  an  den  Kf.  so  einzurichten,  dass 
derselbe  damit  werde  völlig  zufrieden  sein  können^).  Wenn  der  Littauische 
Kanzler^),  der  nur  eitel  Feuer  speit,  sich  nicht  dawider  setzte,  möchte  dem  Kf. 
die  Unterhandlung  zwischen  dem  Hof  und  dem  G.Marschall  deferiert  werden,  damit 
er  dadurch  abgehalten  werde,  sich  mit  demselben  einzulassen.     Es  würde  aber 

')     Den  Inhalt  dieser  Unterredung  giebt  kurz  Pufendorf  IX.  c.  88  S  G33  wieder. 
'^)     Ueber  die  Audienz  bei  derselben  liegt  keine  Aufzeichnung  vor. 
3)     S.  oben  S.  264  flf. 

*)     II.  sendet  am  20^  März  den  Entwurf  eines  solchen  Schreibens  ein,  an  dem  aber 
noch  einiges  geändert  werden  solle. 
5)     Christoph  Paz. 


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Verwendung  für  Lubomirski.  267 

wohl  bedungen  werden,  dass  Kf.  vor  allem  von  ihm  Cavalierparole  nehme,  dass 
er  während  der  Handlung  nichts  machiniere. 


ProtocoUum  was  mit   dem   Kaiserl.   Abgesandten,    H.  Baron 

de  Goiä^)  negotiiret  worden. 

1.  Conferenz*),  gehalten  den  14.  Martii  a  meridie  hora  4. 

[Die  Lubomirskische  Angelegenheit.     Vorgänge  auf  dem  Regeuriburger  Reichstage.] 

F.Anhalt  ersucht  den  Gesandten,  weil  er  nichts  Schriftliches  eingegeben,  24.  März, 
die  dem  Kf.  gethanene  Proposition  kurz  zu  wiederholen.  Derselbe  proponiert 
darauf,  der  Kaiser  habe  sich  bemüht,  den  Plänen  der  Königin  von  Polen,  den 
ducd'Enguin  zur  polnischen  Krone  quovis  modo  zu  befördern  und  demselben 
Oppeln  und  Ratibor  zu  cedieren,  vorzukommen;  er  hätte  gehofft,  nachdem  die 
Confoderation  entstanden,  dass  man  am  polnischen  Hofe  von  diesem  Wahlnegotio 
abstehen  würde,  allein  nach  gestillter  Confoderation  sei  dieses  mehr  als  jemals 
getrieben,  nachdem  die  Königin  sich  vergeblich  bemüht,  Lubomirsky  auf  ihre 
Seite  zu  gewinnen,  hätte  sie  ihn  durch  den  bekannten  Process  zu  verfolgen  ge- 
sucht, so  dass  er  sich  in  des  Kaisers  Lande  habe  retirieren  müssen,  der  Kaiser 
habe  nicht  weniger  thun  können,  als  ihn  tanquam  principem  imperii  et'vasallum 
regni  Hungariae  aufzunehmen,  er  consideriere  aber  nicht  so  sehr  seine  Person 
als  die  allgemeine  Ruhe  und  Unruhe,  so  aus  diesem  Werk  entstehen  könnte, 
bäte  Kf.,  ihm  seine  Sentimente  hiervon  zu  eröffnen. 

Nach  genommenem  Abtritt  antwortet  v.  Schwerin,  Kf.  halte  dieses  pol- 
nische Unwesen,  vornehmlich  das  Wahlnegotium,  von  sehr  hoher  Importanz,  er 
habe  daher  durch  Li  sola,  als  dieser  bei  ihm  gewesen'),  den  Kaiser  ersuchen 
lassen,  ihm  seine  Gedanken  hierüber  zu  eröffnen,  doch  sei  keine  Resolution 
darauf  erfolgt.  Als  nun  inzwischen  gegen  Lubomirsky  so  wunderbarlich 
procediert  worden,  sei  Kf.  entschlossen  gewesen,  deswegen  jemand  an  den 
Kaiser  abzuschicken,  da  er  aber  vernommen,  dass  dieser  Ihre  Exe.  herschicken 
würde,  sei  ihm  solches  um  so  lieber  gewesen.  Weil  nun  Lubomirsky  zu 
verschiedenen  Malen  durch  Schreiben  und  Schickungen  Kf.  versichert,  dass  der 
Kaiser  ihm  bereits  Hülfe  versprochen,  darauf  wirklich  Geld  gezahlt,  Werbungen 
verstattet  und  dieselben  durch  Licentiierung  einiger  Truppen  favorisiert,  so  er- 
suche Kf.  den  Abgesandten-,  ihm  alles,  was  mit  demselben  vorgegangen,  im  Ver- 
trauen zu  eröffnen.  Kf.  habe  bisher  dem  Lubomirsky  keine  andere  Resolution 
ertheilt  als,  dass  er  sich  zuförderst  bei  dem  Könige  in  Polen  per  intercessionem 
seiner  annehmen  wolle;  dieses  sei  auch  geschehen,  da  es  aber  nichts  verfangen, 

*)  Derselbe  war  am  V2.ß2.  März  in  Berlin  angekommen,  hatte  am  23.  bei  dem 
Kf.  Audienz  gehabt;  zu  den  Conferenzen  mit  ihm  waren  vom  Kf.  Fürst  Job.  Georg 
von  Anhalt  und  der  O.Präsident  0.  v.  Schwerin  deputiert  worden.  Vgl.  über 
de  Goess'  Sendung  Urk.  u.  Act.  XL  S.  597;  XIV,  1  S.  199ff. 

>)    Vgl.  Urk.  u.  Act.  XIV,  1  S.  203. 

»)    S.  Urk.  u.  Act.  XL  S.  322ff. 


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268  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664-1673. 

hätte  Kf.  seine  Gesandten  beauftragt,  mit  mehr  Nachdruck  ihre  Intercession  zu 
verrichten  und  dem  Könige  anzudeuten,  wenn  er  darauf  nicht  reflectieren  wurde, 
könne  Kf.  nicht  umhin,  den  Ständen  auf  öffentlichem  Reichstage  vorzustellen, 
was  für  Gefahr  dem  Reiche  daraus  erwachsen  würde,  der  König  habe  sich  hier- 
über sehr  bewegt  gezeigt  und  gesucht,  Kf.  von  solcher  Intention  zu  divertieren, 
dessen  Mediation  zwar  angenommen,  doch  unter  der  Bedingung,  dass  Lubo- 
mirsky  zuförderst  versprechen  sollte,  indessen  nichts  zu  tentieren  und -ausser 
Reichs  zu  bleiben,  er  hatte  auch  zugesagt,  ihm  seine  Erbgüter  und  ausser  der 
Feldherrn-  und  der  Marschallswürde  seine  übrigen  Dignitäten  zu  lassen,  da  aber 
von  dem  Kurfürstl.  Gesandten  dieses  als  nicht  zureichend  nicht  angenommen 
worden,  hätte  der  König  gebeten,  hiervon  keine  Relation  abzustatten,  sondern 
die  eigentliche  Resolution  bei  künftiger  Post  zu  erwarten,  dabei  habe  er  über 
den  Kaiser  und  dessen  Drohungen  geklagt. 

de  Goes  antwortet,  auch  der  Kaiser  hätte  sich  bemüht,  die  Sache  gütr 
lieh  beizulegen,  Lubomirsky  dazu  gerathen  und,  als  er  Graf  Kinsky  und 
nachher  H.  Meyer  an  den  polnischen  Hof  geschickt,  denselben  befohlen,  diese 
Sache  per  amicabilem  compositionem  beilegen  zu  helfen  und  dem  Könige  vor- 
zustellen, dass  es  ihm  garnicht  zuträglich  wäre,  das  Reich  in  einen  neuen  Krieg 
zu  involvieren,  sich  auch  erboten,  dass  Lubomirsky  sich  dergestalt  gegen 
den  König  bezeugen  sollte,  dass  dieser  Ursache  haben  würde,  ihn  wieder  zu 
Gnaden  aufzunehmen;  Kinsky  hätte  Befehl,  deswegen  mit  des  Kf.  Gesandten 
vertraulich  zu  communicieren.  Als  Lubomirsky  vom  Kaiser  begehrt,  er  möchte 
einige  Völker  abdanken,  damit  er  sie  in  seinen  Dienst  ziehen  könnte,  weil  er 
gesonnen  sei,  armatus  in  Polen  zu  ziehen,  hätte  der  Kaiser  ihm  davon  abge- 
rathen,  er  hätte  es  auch  für  besser  gefunden,  dass  der  ü. Kanzler  Graf  Les- 
cinsky,  dem  Lubomirsky  gerathen,  sich  auch  zu  retirieren,  im  Reiche  bliebe. 
Also  sehe  er  gerne,  dass  des  Kf.  consilia  mit  denen  des  Kaisers  ganz  überein- 
kämen. 

Iliemächst  ist  utrinque  von  dem  Zustande  in  Polen  und  durch  was  Mittel 
die  Königin  zu  ihrem  Zweck  zu  gelangen  Hoffnung  haben  könne,  discurriert 
worden,  wie  auch,  ob  es  dem  Könige  ernst  sei,  die  Wahl  zu  befördern,  oder  ob 
er  der  Königin  zu  Gefallen  sich  es  also  nur  annehme. 

Endlich  hat  der  Kais.  Abgesandte  auch  Meldung  gethan,  dass  ein  Theil 
im  Fürstlichen  Collegio  contra  morem  consuetum  andere  Sachen  in  ihren  votis 
berühren  wollten,  als  was  proponiert  worden,  und  gebeten,  Kf.  möchte  seinen 
Gesandten  befehlen,  dass  sie,  wie  bisher,  darüber  hielten,  dass  dergleichen  nicht 
zugelassen  würde,  wie  auch,  wann  wegen  des  Wahltages  etwas  an  Kf.  gebracht 
würde,  solches  mit  dem  Kaiser  zuförderst  zu  communicieren. 

Welches  ad  referendum  angenommen  und  die  Conferenz  hiermit  geendigt 
worden. 


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Conferenz  mit  de  Goeas.  269 

V.  Hoverbeck    an    den  Kurfürsten.      D.   Warschau  24  März 

1665. 

[Das  aufgefangene  moskowitische  Schreiben.    Palbitzki's  Aeusserungen.    Vorgänge  auf 
dem  Reichstag.     Aeusserungen   des    kaiserlichen   Gesandten    in    der  Lubomirskischen 

Sache.] 

Von  dem  Littauischen  G.Kanzler  hat  er  erfahren,  dass  in  der  That  24.  März, 
ein  moscowitisches  Schreiben  0  an  Kf.,  wie  jener  behauptet,  aas  Versehen  aufge- 
fangen sei,  des  Inhalts,  Kf.  möchte  sich  ja  mit  Polen  nicht  einlassen,  sondern 
viel  eher  mit  ihm  zusammenhalten,  weil  die  ungläubigen  Tataren,  durch  welche 
Polen  den  Krieg  führe,  Kf.  und  dessen  Landen  künftig  sehr  schwer  und  gefähr- 
lich fallen  würden.  H.  will  anhalten,  dass  ihm  das  Original  gezeigt  oder  Kf. 
zugesandt  werde.  Sonst  hat  ihm  derselbe  auch  ebendasselbe  bekannt,  was  der 
Konig  von  B  a  1  b  i  c  k  i  's  Traductipnen,  betreffend  des  v.  C  r  o  c  k  o  w  Negotiation  in 
Schweden,  bei  der  Audienz-)  entdeckt  gehabt,  so  dass  daran  nicht  zu  zweifeln 
ist.  Betreffend  die  preussischen  Malcontenten  hat  H.  von  dem  polnischen 
G.Kanzler  nur  herausgebracht,  dass  Bai bicki  gegen  ihn  erwähnt,  Kf.  möchte 
sich  ja  der  polnischen  Rebellen  nicht  zu  eifrig  annehmen,  es  möchten  sich  auch 
wohl  unter  seinen  Unterthanen  mehr  Rohden  finden. 

Den  Reichstag^)  betreffend  ist  noch  nicht  die  geringste  Apparenz,  dass 
er  so  bald  zu  einem  einhelligen  Schluss  könne  gebracht  werden,  da  die  dem 
G.Marschall  Zagethanen  darauf  bestehen,  es  könne  zu  keiner  Sache  geschritten 
werden,  bis  vorher  alle  acta  des  vorigen  Reichstages,  welche  nach  dem  gegen 
die  Deputierung  zu  den  Gerichten  erhobenen  Proteste  einiger  Landboten  vor- 
gegangen, für  nichtig  erkannt  und  cassiert  würden,  wodurch  nicht  nur  des 
G.Marschalls  Restitution,  sondern  auch  zugleich  Abolition  der  Restitution 
Radzieowski's  gesucht  wird.  Der  Hof  aber  will  nicht  allein  dieses  nicht  ge- 
statten, sondern  auch  nicht,  dass  durch  die  sämtlichen  Landboten  in  corpore 
eine  Fürbitte  für  den  G.Marschall  eingelegt  werde,  in  Furcht,  dass  dieses 
namentlich  in  Frankreich  einen  grossen  Stoss  an  der  Reputation  geben  und 
daher  der  König  und  Prinz  Conde  in  Auszahlung  der  Gelder,  darauf  die  Sache 
jetzt  besteht,  desto  säumiger  würden. 

In  den  Consultationen  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten^)  hat  er  diesen 
Lubomirsky  betreffend  dahin  zielend  befunden,  es  dürfte  demselben  nicht 
öffentlich  und  mit  Völkern    geholfen   werden,    damit   nicht   etwa  Frankreich 


^)    S.  oben  S.  243. 

2)    S.  oben  S.  265. 

^  üeber  diesen  am  12.  März  eröffneten  Reichstag  s.  Kochowski  III.  S.  170ff. 
Schon  am  20.  Värz  hatte  H.  über  den  ungünstigen  Verlauf  desselben  berichtet  und 
bemerkt,  er  glaube  nicht,  dass  er  dazu  werde  gelangen  können,  für  Lubomirski  in 
publice  trium  ordinum  consessu  in  des  Kf.  Namen  Intercession  einzulegen,  der  König 
wolle  dieses  durchaus  nicht  gestatten  und  auch  er  selbst  sei  überzeugt,  dass  dadurch 
unter  den  jetzigen  Umständen  mehr  Widerwillen  als  Gutes  werde  verursacht  werden. 

*)    GrafKinsky. 


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270  ni-    Brandenburg  und  Polen.     16G4— 1673. 

und  Schweden  daher  Anlass  nähmen,  sich  mit  in  das  Spiel  zu  mischen,  son- 
dern nur  mit  Geld,  damit  er  Mittel  habe,  ohne  Beschwer  der  polnischen  Stande  5000 
oder  6000  Mann  an  der  Siebenbürgischen  Grenze  zu  verpflegen  und  dadurch 
den  hiesigen  Hof  im  Zwange  zu  halten,  bis  es  etwa  Zeit  sei  zu  agieren.  Als  H. 
ihn  aufgefordert,  diese  Gedanken  dem  Kaiser  zu  überschreiben,  erwiderte  er, 
dass  efs  ohnerfordert  nicht  thun  dürfte.  H.  glaubt  auch,  dass  der  Kaiser  nicht 
gemeint  sei,  durch  Baron  Goes')  dem  Kf.  seine  Gedanken  zu  eröffnen,  sondern 
die  desselben  zu  sondieren,  ehe  er  sich  herauslasse. 


V.  Hoverbeck    an    den   Kurfilraten.     D.    Warschau   27.  März 

1665. 

[Vorgänge  auf  dem  Reichstage.] 

27.  März.  Die  Landboten  sind  vor  dem  Könige  erschienen  und  haben  für  den  G.Mar- 

schall Fürbitte  eingelegt,  der  König  hat  darauf  erwidert,  er  wolle  sich's  über- 
legen und  sich  folgenden  Tags  declarieren.  Darauf  ist  ohne  grosse  Contesta- 
tionen  der  Reichstag  bis  heute  prorogiert  worden,  und  sind  diese  Tage  verschie- 
dene Consultationen  gehalten  worden,  da  aber  die  Landboten  die  Total resti tu tion 
Lubomirski's  verlangen,  der  Hof  aber  nur  durch  eine  Constitution  ihm  Hoff- 
nung machen  will,  zur  königlichen  Gnade  gegen  künftigen  Reichstag  zu  gelan- 
gen unter  der  Bedingung,  dass  er  sich  in  der  Zeit  ausser  Landes  halte,  so  ist 
schlechte  Apparenz  zur  Versöhnung.  Der  König  soll  in  öffentlicher  Session  drei 
aufgefangene  Schreiben  L.'s  haben  vorlesen  und  erklären  lassen,  er  könne  sich 
auf  der  Landboten  Anhalten  hei  so  beschaffenen  Sachen  nicht  erklären,  sondern 
müsse  erst  andere  Zeichen  der  Reue  und  Besserung  des  Marschalls  sehen,  darauf 
sollen  die  Stände  immerfort  mit  einander  contestieren,  indem  die  polnischen  des 
Marschalls  Sache  vor  allen  Dingen  accommodiert  wissen,  die  Littauer  aher  davon, 
als  einem  Privathandel,  der  auf  diesen  Reichstag  garnicht  gehöre,  nicht  wollen 
reden  lassen. 


V.  Hoverbeck    an    den   Kurfürsten.      D.   Waröchau  30.  März 

1665. 

[Zerschlagung  des  Reichstages;  kriegerische  Aussichten:  das  consilium  postcomitiale.] 

30.  März.  Nach  sehr  heftigen  Scenen  hat  sich    am  26.  um  Mitternacht  der  Reichstag 

fruchtlos  zerschlagen'^);  durch  glimpfliche  Mittel  ist  nun  nichts  zu  schaffen, 
sondern  alles  kommt  zu  beiden  Theilen  auf  den  Ausschlag  der  Waffen  an.  H. 
hat  sich  sofort  bei  dem  Könige  und  den  Staatsministris  angegeben  und  sie  an 
ihre  Zusage  erinnert,  dass  sie,  falls  der  Reichstag  sich  zerschlagen  sollte,   des 

»)    S.  oben  S.  267. 

»)    S.  Kochowski  in.  S.  171f. 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.  271 

Kf.  Interessen  auf  dem  consilio  postcomitiali  befördern  wollten,  und  soviel  er- 
halten, dass  des  Kf.  Satisfactionspunkt  unter  die  Deliberanda  gesetzt  wor- 
den ist. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Cöln  20./[30.]  März  1665. 

[Das  Schreiben  des  Königs.     Eröffnungen  v.  Reiffenberga   über  die  französischen  Ab- 
sichten. 

Mit  dem  übersandten  Entwürfe  des  königlichen  Schreibens  ^)  ist  Kf.  wenig  30.  März, 
zufrieden,  namentlich  da  alle  Sincerationen  auf  die  angehängte  Condition  wegen 
des  Lubomirsky  beschränkt  sind. 

Sonsien  lassen  wir  euch  auch  gnädigst  wissen,  dass  ChurMayntz  Ld. 
den  Freiherrn  von  Reiffenberg')  anhero  geschickt,  welcher  uns  unter 
anderen  zu  vernehnaen  gegeben,  dass  Frankreich  alles  thun  würde,  was 
es  vermöchte,  umb  vivente  rege  einen  gewissen  successorera  zu  denorai- 
niren  «nd  damit  nicht  bis  auf  den  Abfall  des  jetzigen  Königs  zu  warten, 
und  ob  wir  ihm  zwar  remonstriren  lassen,  dass  solches  nimmer  zu  er- 
halten sein  würde,  so  hat  er  doch  beständig  asseriret,  dass  der  König 
sich  von  dieser  Intention  nicht  würde  dimoviren  lassen,  wobei  er  aber 
dieses  angezogen,  dass  es  ihm  gleichviel  sein  würde,  wer  die  Pf^rson 
wäre,  wenn  es  nur  durch  seine,  des  Königs,  Beförderung  geschehe  und 
der  künftige  König  es  Frankreich  zu  danken  haben  möchte,  dass  er  zur 
Chron  gelanget.  — 


v.  Hoverbeck    an    den    Kurfürsten.      U.    Warschau   6.  April 

1665. 

[Littauische    Convocation.     Neue  Instruktion    für  die  Commission  zii    den  Friedens- 
tractaten  mit  Russiand.     Ankunft  des  französischen  Gesandten.] 

In  dem  Consilio  postcomitiali  ist  beschlossen  worden,  dass  auf  den  4.  Mai  6.  April, 
eine  Convocation  der  sämtlichen  littauischen  Stände  in  Gegenwart  des  Königs 
solle  gehalten  und  dabei  von  Bezahlungsmitteln  für  die  Armee  und  fernerer 
Verfassung  zu  Fortstellung  des  Krieges  gegen  Moscau  gehandelt  werden,  die 
polnischen  Senatoren,  insonderheit  der  Castellan  von  Posen  Grzy multowski 
haben  vergeblich  dagegen  gesprochen.  Des  Kf.  Satisfaction  haben  alle  für  höchst 
billig  erkannt  und  ist  den  Kanzlern  aufgetragen  worden,  mit  IL  zu  überlegen, 
ob  nicht  auch  ausser  eines  Reichstages  zu  des  Kf.  Befriedigung  Mittel  zu  finden 
sein  möchten. 

Wiewohl  vermöge  der  Landverfassung  keine  Instruction  zu  Friedenstractaten 


')     S.  oben  S.  264. 

2)     S.  ürk.  u.  Act.  XL  S.  417ir. 


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272  Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

anders  als  auf  einem  Reichstage  gemacht  werden  kann,  hat  der  König  doch 
eine  ansehnliche  Anzahl  von  littauischen  Senatoren  und  Landboten  nebst  etlichen 
wenig  polnischen  deputiert,  um  nach  geleistetem  solennen  Eide,  dass  sie  alles 
geheim  halten  wollten,  die  auf  dem  letzten  geschlossenen  Reichstage  den  Com- 
missarien  gegebene  Instruction  zu  moderieren.  H.  hat  davon  soviel  penetriert, 
dass  man  einen  Anstand  auf  20  Jahr  zu  machen  und  auch  wohl  Smolensk  und 
Sewerien  in  der  Moskowiter  Händen  zu  lassen  nachgeben  will.  Sollten  aber 
diese  eine  ansehnliche  Summe  zu  Bezahlung  der  Armee  hergeben  und  societatem 
belli  gegen  des  G.  Marschalls  Anhang  eingehen  wollen,  möchten  sie's  ihnen  auch 
wohl  in  perpetuum  abtreten  und  wohl  gar  Kiew  dazu  lassen. 

Zwischen  den  Völkern  des  Obersten  Brion,  der  mit  seinem  Regiment 
Stadt  und  Schloss  Cracau  besetzt  hält,  und  denen  des  G.Marschalls  soll  es  schon 
unfern  der  schlesischen  Grenze  zu  einem  blutigen  Rencontre  gekommen  sein. 

Der  französische  Extraordinarambassadeur  Bischof  von  Beziers')  befindet 
sich  schon  seit  8  Tagen  in  der  Stadt,  hat  auch  bereits  bei  dem  Könige,  der 
Königin  und  dem  Primas  incognito  Audienz  gehabt,  soll  aber  erst  nach  den 
Feiertagen  seinen  Einzug  halten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Cöln  3./[13.]  April   1665. 

[auf  die  Relation  vom  30.  März.     Neue  Verhaltungsbefehle.] 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

13.  April.  —  weil  wir  daraus  so  viel   ersehen,   dass   die  Sachen  nunmehr  zu 

einer  gefahrlichen  Ruptur  daselbst  gerathen  —  so  habt  ihr  mit  Fleiss 
zu  sondiren,  was  für  Resolution  man  in  den  Woiwodschaften  nehmen, 
insonderheit  auch,  ob  man  auf  die  Gedanken  kommen  möchte,  uns  zu  er- 
suchen, da.ss  wir  uns  des  Werks  zu  der  Chron  Besten  annehmen  möch- 
ten, gestalt  uns  dann  lieb  sein  wird,  wenn  ihr  es  unvermerket  dahin 
bringen  könntet,  dass  solches  geschehe.  Ihr  habt  euch  aber  gegen  den 
keyserlichen  Abgesandten  nicht  merken  zu  lassen,  dass  wir  uns  in  die 
Sache  mischen  wollten,  damit  man  uns  auch  von  der  Seite  hiezu  requi- 
riren  möge.  Sonsten  wollet  ihr  fleissige  Acht  auf  der  Schwedischen 
Negotiation  geben  und  zu  erfahren  geflissen  sein,  ob  Schweden  neben 
Frankreich  etwas  mit  fürzunehmen  intcntioniret,  wie  man  uns  denn 
berichtet,  dass  die  Königin  fürhabend  sein  soll,  Eibingen  und  Marienburg 
an  Schweden  zu  überliefern,  damit  sie  selbiger  Hülfe  zu  Ausführung  ihrer 
Intention  desto  mehr  versichert  sein  möge. 

*)  Pierre  de  Bonzi,  Bischof  Ton  Beziers,  vorher  französischer  Gesandter  in 
Venedig,  s.  über  dessen  Gesandtschaft  nach  Polen  Recueil  des  instructions  IV. 
S.  Ol  ff. 


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Einfall  Lubomirskrs.    Neue  Verwendung  des  £f.  für  denselben.  273 

Lubomirskfs  wegen  will  Kf.  nächstens  einschreiben  an  den  Könige)  ab- 
gehen lassen  und  soll  H.  inzwischen  bei  Gelegenheit  dem  letzteren  nochmals 
des  Kf.  Bereitwilligkeit  zur  Vermittlung  eröffnen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.   Warschau   14.  April 

1665. 

[Furcht  vor  einer  neuen  Confoderation.    Einfall  Lubomirski's.] 

Der  Hof  fürchtet  eine  neue  Confoderation  der  Armee*)  und  bemüht  sich  14.  April, 
vergeblich,  Geld  zur  Bezahlung  derselben  aufzubringen.  Aus  Littauen  sollen 
sich  22  Compagnieen  von  der  Armee  getrennt  und  nach  Brzesc  gewendet  haben, 
man  fürchtet,  dass  sie  sich  zu  der  Kronarmee  begeben  und  die  Confoderation 
verstärken  werden.  Auf  die  Nachricht,  dass  der  G.Marschall  mit  4000 Mann 
ins  Reich  eingefallen ')  und  sich  in  der  Gegend  von  Czenstochau  befinde,  ist  der 
König  heute  von  Nieporent  hieher  zurückgekehrt.  Man  fürchtet,  dass  auch 
Tetera*)  sich  mit  Lubomirski  verbinden  wird,  welchem  nicht  nur  die  ge- 
horsamen, sondern  auch  die  rebellischen  Kosacken  folgen  dürften. 


V.  Hoverbeck   an    den    Kurfürsten.     D.   Warschau  25.  April 

1665. 

[Audienz   beim  Eonige,   Intercession    für  Lubomirski.     Argwohn   des  Königs    wegen 
angeblicher  Rüstungen  des  Kf.    Palbitzki.] 

Der  König  ist  heute  früh  über  die  Weichsel  nach  Biala  fortgegangen.  Bei  25.  April, 
der  gestrigen  Audienz,  auf  der  H.  ihm  zu  der  bevorstehenden  Reise  Glück  ge- 
wünscht, hat  er  Gelegenheit  gehabt,  des  Kf.  Auftrag  wegen  Lubomirsky^)  aus- 
zurichten. Der  König  nahm  den  Rath  zwar  freundlich  als  wohl  gemeint  auf, 
erklärte  aber,  es  wäre  mit  dem  Marschall  in  einem  ganz  anderen  Stande,  als 
sich  derselbe  bei  dem  Kaiser  und  Kf.  gerühmt  hätte,  man  hätte  sich  keiner 
motuum  zu  befahren,  denn  ohne  auswärtige  Hülfe  würde  er,  der  König,  ihm 
und  allen ,  die  sich  seiner  annehmen  wollten ,  genugsam  gewachsen  sein.  Er 
bemerkte,  es  mache  ihm  Nachdenken,  dass,  wie  ihm  ein  vornehmer  polnischer 


0  Kf.  übersendet  ein  solches  an  IT.  am  10./20.  April  mit  dem  Befehl,  dasselbe 
„ohne  einig  Nachsehen  und  es  möge  der  Zustand  der  Sachen  beschaffen  sein  wie  ihm 
wolle",  zu  überliefern  und  dem  Könige  diese  Sache  nochmals  zu  recommendieren.  Von 
Reiffenbergs  Mittheilungen  (s.  oben  S.  271)  solle  er  bei  Gelegenheit  und  behutsam 
den  Wohlaffectionierten  Mittheilung  machen. 

^    S.  Kochowski  III.  S.  173. 

')    S.  Kochowski  III.  S.  174. 

*)    Der  Kosackenhetman. 

^)    S.  oben. 

Mater,  x.  Gesch.  d.  Q.  Kurfürsten.    XTT.  18 


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274  in.    Brandenburg  und  Polen.     1064—1673. 

Beamter  berichtet,  Kf.  seine  Feldartillerie  zum  Feldzage  znrüsten,  auch  seine 
Magazine  und  Zeughäuser  stark  versehen  lasse.  H.  erwidert,  dass  dieses  ganz 
leere  Gerüchte  seien,  Kf.  hielte  seine  Feldartillerie  stets  in  völliger  Bereitschaft, 
so  dass  nur  die  Pferde,  die  auch  immerfort  bereit  standen,  vorzulegen  seien, 
die  Festungen  wären  wenigstens  auf  3  Jahre  mit  Proviant  nnd  Munition  ver- 
sehen, die  Magazine  überfüllt,  die  Besatzungen  so  stark,  dass  Kf.  einen  guten 
Theil  derselben  ohne  Gefahr  herausnehmen  und  ins  Feld  führen  könnte,  auch 
wegen  der  Cavallerie  hätte  Kf.  mit  seinen  Statthaltern  und  Generalen  Capitula- 
tionen  aufgerichtet,  so  dass  es  ihm  nicht  fehlen  könnte,  fünf  auch  wohl  sechs- 
tausend Pferde  innerhalb  zwei  oder  höchstens  drei  Monaten  ins  Feld  zu  bringen 
^Wie  ich  so  frei  sprach,  bestürzten  Sie  drüber  und  Hessen  von  weiteren  Nach- 
fragen ab.** 

H.  hat  Balbitzky')  noch  nicht  besucht,  da  derselbe  ihm  seine  Ankunft 
nicht  angezeigt  hat.  Mehrere  Anzeichen  lassen  darauf  schliessen,  dass  derselbe 
dem  Hofe  nicht  solche  Satisfaction  giebt,  als  man  wohl  verhofft,  und  dass  man 
mit  ihm  nicht  zufrieden  ist.  Der  Hof  scheint  zu  merken,  dass  der  Schweden 
Maximen  und  Principien  nicht  allerdings  mit  den  ihrigen  nnd  den  französischen 
übereinstimmen,  Schweden  soll  auch  durchaus  nicht  anstehen,  dass  mit  Däne- 
mark grosse  Vertraulichkeit  gepflogen  wird. 

PS.  Obwohl  sich  der  König  bei  der  Audienz  so  muthig  bezeugt,  ist  doch 
aus  etlichen  Umständen  abzunehmen,  dass  er  nicht  nur,  um  sich  der  Arbeit  zu 
entheben,  sondern  wohl  vornehmlich,  um  der  Gefahr  zu  entgehen,  die  Reise 
nach  Littauen  beschleunige.  Der  Primas,  der  K.O.Stallmeister'),  des 
G.Marschalls  Bruder,  der  Referendarius  Morstein  und  andere  gehen  mit  der 
Retirade  nach  Danzig  um. 

Der  kaiserliche  Gesandte^)  will  in  wenigen  Tagen  abreisen. 


^)  Derselbe  war  damals  aufs  neue  als  Rchwedischer  Gesandter  in  Warschau  er- 
schienen. H.  hatte  schon  am  18.  April  gemeldet,  derselbe  habe  beim  Konige  Audienz 
gehabt  und  habe  sich  bei  dem  Ca.stel]an  von  Danzig  Guldenstern  über  ihn  beklagt, 
er  hätte  ihn  angegeben,  dass  er  bei  seiner  vorigen  Anwesenheit  dem  Kf.  böse  officia 
geleistet,  weshalb  er  von  seinem  Könige  einen  Verweis  erhalten  hätte.  Am  28.  April 
meldet  H.,  B.  habe  sein  böses  Gemüth  dadurch  kund  gegeben,  dass  er  in  einem 
Memorial  wegen  der  Zölle  oder  Licenten,  mit  denen  Kf.  die  Grosspolen  beschwere, 
Klage  geführt,  der  Littaui  sehe  Kanzler  aber  und  andere,  mit  denen  er,  H.,  davon  ge- 
sprochen, hätten  nur  darüber  gespottet.  „Ich  nehme  es  aber  nicht  anders  auf,  denn 
dass  diesen  Leuten  der  Neue  Graben  missfällt  und  wissen  nicht,  wie  sie  Ew.  Chf.  D. 
Vorhaben  hintertreiben  sollen.** 

*)    Fürst  Alezande  r  Lubomirski. 

^  Graf  Kinsky.  H.  meldet  am  18.  April,  derselbe  hätte  in  einem  Memorial 
gegen  die  Cession  von  Oppeln  und  Ratibor  an  den  Herzog  von  Enghien  protestiert, 
dieser  Protest  werde  die  Königin  höher  offendieren  als  die  Intercession  für  Lubo- 
mirski. 


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Abreise  d.  Königs  nach  Littauen.    Angebl.  Tractat  Polens  mit  Frankreich.  275 

Der  Karfürst  an  v.  Hoverbeck*).     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
13./[23.]  Juni  1665. 

[Gerüchte  über  einen  polnisch-französischen  Tractat] 
Nachdem  uns  von  unterschiedenen  Orten  vertraute  Nachricht  zuge-  23.  Juni, 
kommen,  dass  zwischen  dem  Polnischen  Hof  und  Frankreich  geheime 
Tractaten  obhanden,  kraft  deren  das  König!.  Preussen  an  Frankreich 
übergeben  werden  und  die  Krön  Frankreich  zu  solchem  Ende  ehestens 
eine  Flotte  in  die  Ostsee  schicken  solle,  so  befehlen  wir  Euch  hiermit  gnä- 
digst, auf  alle  dergleichen  Tractaten  nicht  allein  genaue  Achtung  zu  geben, 
sondern  auch,  wenn  Ihr  die  geringste  Apparenz  darvon  verspüren  solltet, 
d^  König  und  andere  getreue  Patrioten  in  unserm  Namen  darvon 
treulich  abzumahnen  und  die  schädliche  Consequentien,  so  daraus  kom- 
men werden,  aufs  beste  vorzustellen.  — 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Hohenstein  5.  Juli  1665. 

[Wahrscheinlichkeit  des  französisch-polnischen  Tractates.] 

Er  hat  keine  bestimmten  Beweise  für  die  Existenz  des  angeblichen  Trac-  5.  Juli, 
tates  zwischen  Polen  und  Frankreich,  hält  diese  Gerüchte  aber  doch  für 
richtig,  denn  wozu  sonst  hätte  man  Marienburg,  Elbing  und  Dirschau  in 
französischer  Leute  oder  doch  solcher  Gewalt  gegeben,  die  nur  ihr  Absehen 
darauf  haben?  Die  Königin  würde  das  Land  auch  in  der  Schweden,  Moskowiter 
oder  Tataren  Hand  geben,  wenn  sie  ihr  Intent  damit  durchzutreiben  sich  ge- 
trauete.  Bei  denen,  die  jetzt  am  Hofe  sind,  ist  dagegen  nicht  zu  unterbauen, 
da  sie  alle  von  demselben  absolut  dependieren,  wenn  Kf.  aber  jemand  hätte, 
der  es  anLubomirski  mit  guter  Manier  bringen  könnte,  würde  es  viel  mehr 
verschlagen,  und  sollte  es  zu  einem  Reichstage  kommen,  so  würde  in  dieser 
Materie  was  Fruchtbarliches  zu  schaffen  sein*^). 


')  H.  hatte  sich  Anfang  Mai  1G65  auf  seine  Güter  in  Preussen  zurückbegeben, 
wo  er  bis  zum  April  des  nächsten  Jahres  g-eblieben  ist.  Er  unterrichtet  von  hier 
aus  fortgesetzt,  hauptsächlich  auf  Grund  der  ihm  von  seinem  in  Warschau  zurückge- 
lassenen Sekretär  Scultetus  zukommenden  Mittheilungen,  den  Kf.  über  die  Vorgänge 
in  Polen. 

*)  H.  meldet  5.  Sept.  von  neuen  Gerüchten  über  Verhandlungen  mit  Frankreich 
wegen  Verpfändung  eines  Theiles  des  Königl.  Preussens  gegen  2  Millionen  poln.  Gul- 
den, doch  stosse  sich  die  Sache  daran,  dass  man  bisher  keine  Mittel  zu  finden  wisse, 
um  nach  Thorn  eine  königliche  Besatzung  zu  legen. 

18* 


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276  III.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

c.  Verhandlungen  mit  Lubomirski.     August  1665  bis 

Februar  1666. 

Georg   Lubomirski   an    den   KnrfLirsten.     D.   in    castris   ad 
Boleslawiec.    27.  August  1665. 

[Anzeige  des  Beginnes  Ton  Unterhandlungen  mit  dem  Hofe.    Bitte  um  Geldbülfe.] 
27.  Aug.  —  hoc  scripsisse  sufficiat,  me  exercitumque'  mihi  assistentem  pacis 

tractatusqae  cum  Regia  Maiestate  fundamenta  iecisse^),  sparsam  quoqae 
per  exercitum  electionis  sive  successionis  post  sera  fata  S.  Regiae  Ma- 
iestatis in  personam  Ducis  Angiensis  quaestionem  nonnullos  eiere  motus: 
quod  me  perculit  graviter  et  eo  magis,  quod  haec  ab  Illustri  D.  Succa- 
merario ')  emanarit  propositio,  unde,  cum  eundom  familiärem  et  domesti- 
cum  Suae  Electoralis  Serenitatis  sciam,  an  hoc  ex  mente  eiusdem  pro- 
cesserit,  cuperem  quantocius  informari.  Mihi  nil  magis  cordi,  quam 
deuota  et  dedita  semel  rationibus  et  interesse  Suae  Serenitatis  vici- 
norumque  et  amicorum  principum  conformare  vota  et  studia.  Unde  licet 
ex  iustis  perimentibusque  causis  eundem  111.  D.  Succamerarium  una  cum 
filio  meo  Capitaneo  Scepusiense ')  ad  Sacram  Reginalem  Maiestatem  ex- 
pediverim,  quid  tameu  ipsis  in  mandatis  dederim  et  ipsi  vicissim  quo- 
modo  circumscripti  a  me,  mitto  in  copia  Suae  Serenitati,  ut  et  mea  s}ii- 
ceritas  et  tota  negotii  constet  Suae  Serenitati  ratio  eiusdemque  mentem 
scire  possim,  quod  obnixe  peto  a  Sua  Serenitate.  Protectionem  vero  a 
Serenitate  Yestra  Electorali  mihi  semel  oblatam  dementem  tum  et  sub- 
sidium  illud  pecuniarium,  cuius  partemlll.  D.Succamerarius  mihi  aduexerat, 
venerabundus  et  grate  accepi,  ita  quoque  eandem  adpraesens  imploro, 
dictique  subsidii  pro  parte  restante  quem  in  locum,  quo  tempore  trans- 
mittere  debeam,  (instante  praesertim  et  urgente  consolationem  exercitu) 
ut  sine  mora  scire  possim,  supplex  a  Vestra  peto  Serenitate*).  — 


0    Ueber  diese  schliesslich  erfolglosen  Verhandlungen  s.  Eoehowski  III.  S.  181  f. 

^)  Stephan  Niemirycz  8.  oben  S.  248.  Von  demselben,  der  sich  seit  Anfang 
Juni  bei  Lubomirski  befindet,  liegen  mehrere  Briefe  aus  dieser  Zeit  an  Rf.  vor, 
in  denen  er  über  die  dortigen  Vorgänge  berichtet.  Am  12.  Juni  schreibt  er  aus  dem 
Lager  bei  Biecz,  L.'s  Heer  zähle  3000  Mann,  auch  habe  sich  der  confoederierte  Theil 
der  polnischen  Armee  für  denselben  erklärt,  doch  glaube  er,  dass  L.,  wenn  die  Re- 
publik und  die  Nachbarn  ihn  nicht  unterstützen  wurden,  mit  dem  Hofe  unter  den  von 
diesem  gestellten  Bedingungen  Frieden  schliessen  werde,  und  auch  er  selbst  habe  ihm 
dazu  gerathen,  da  die  polnischen  Edelleute  lieber  Sklaven  als  Freie  sein  wollten. 

^    Stanislaus  Lubomirski,  Starost  von  Zips. 

*)    Rf.  in  seiner  Antwort   auf  dieses  Schreiben   vom  7.  September  1665    spricht 


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V^erhandlungen  mit  Lubomirski.  277 

Georg    Lubomirski   an    den    Kurfürsten.      D.    in    castris    ad 
Krzepice  30.  August  1665. 

[Schilderung  seiner  bedrängten  Lage,  Bitte  um  Unterstützung.] 

—  Quidquid  aggreditur  exercitus  una  mecum,  cogente  aggreditur  30.  Aug. 
necessitate,  praesertim  cum  nobilitas  armis  et  potentia  Regiae  Maiestatis 
pressa  siae  oppressa  caput  eiferre,  imo  nee  congredi  agereque  rem 
oppressae  Reipublicae  et  propriae  libertatis  dod  audet,  ultione  statim 
seqaente.  Haec  ipsa  Regiae  Maiestatis  potentia  in  dies  crescit  et  augetur, 
meae  vero  et  exercitus  vires  in  dies  aut  minuuntar  aut  in  spe  exterorum 
suffragiorum  propriis  deficientibus  concidunt.  Mihi  quidem  —  dictos 
tractatas  mens  est  trahere  premereque  pro  possibilitate,  ne  quid  erumpat 
tam  patriae  quam  vicinis  praeiudiciosum,  ast  protractio  ista  nonnisi  in 
brevissimum  tempus  deficientibus  mediis  et  suffragiis.  Unde  cum  com- 
munis sit  haec  SerenitAtis  Vestrae  cum  Republica  causa,  obnixe  eandem 
—  rogo,  velit  quantocius  sufTragari  parte  aliqua  exercitus  neruoque. 
Sacra  Caesarea  Maiestas  dudum  id  fecisset,  sed  suam  respicit  Sereni- 
tatem,  ergo  nihil  restat  amplius,  nisi  ut  Serenitas  Yestra  Electoralis,  cuius 
res  vel  maxime  agitur,  hoc  in  negotio  tandem  resolvere  nodum  hunc 
velit  et  adesse  praesenti  patriae  necessitati  missis  copiis  auxiliaribus 
promissoque  neruo,  sine  quibus  nos  impares  hello  cum  simus  (quamuis 
non  temnendas  vires  habemus)  pacisci  omnino  necessum  babebimus,  jam 
vero  si  paciscemur  et  siue  implicite  siue  explicite  inuoluatur  electio,  qua 
non  nisi  mediante  tractatus  perfici  possunt,  si  qua  patriae,  qua  vicinis 
amicisque  principibus  aliquid  sequetur  praeiudiciosi,  aequi  bonique  ut  con- 
snlant  omnes  necesse  erit,  quia  qui  fecit,  quod  potuit,  legem  adimpleuit^). 


nur  seine  Freude  über  den  Beginn  der  Friedensunterhandlungen  und  seine 
Wünsche  für  das  Zustandekommen  derselben  aus.  Unter  demselben  Datum 
schreibt  er  auch  an  König  Johann  Casimir  und  spricht  demselben  seine  Freude 
darüber  aus,  dass  derselbe  Lubomirski  und  dessen  Anhängern  den  Weg  der  Gnade 
eröffnet  habe,  auch  er  selbst  habe  Niemirycz  beim  Abschiede  ermahnt,  man  möge 
sich  aller  gewaltsamen  Massregeln  enthalten  und  lieber  durch  Unterwerfung  die  Gnade 
des  Königs  zu  erlangen  suchen. 

^)    Eine  Antwort  darauf  scheint  von  Seiten  des  Kf.  nicht  erfolgt  zu  sein. 


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278  in.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

Stephan  Niemirycz^)  an  den  Kurfürsten.    D.  devant  Piotrkow 
19.  September  1665. 

[Nene  Unterhandlungen.    Ungünstiges  Urtheil  über  Lubomirski.] 
19.  Sept.  On  commence  icy  a  traiter')  par  M.  le  Grand  General  Potocki,  par 

M.  TEvesque  de  Cracovie')  et  M.  l'Evesque  de  Chelm*)  et  par  les 
Commissaires  de  Tarmee,  qu'ils  iront  dans  le  Camp  de  Sa  Majeste 
aujourdhuy  ou  demain  six  en  nombre,  pour  y  traiter  de  la  paix.  Prae- 
liminaria  haec  sunt:  Le  Roy  veut  qu'on  luy  rend  primierement  tous  les 
prisoniers  petits  et  grands^  drapeaux,  tiinbals,  tiimbours;  pour  les  dra- 
peaux  et  autres  insignia  il  n'y  avoit  aucune  dispute,  mais  pour  les 
prisoniers  on  a  long  temps  dispute,  enfin  M.  le  Grand  Mareschal  a  obtenu 
de  l'armee,  qu'on  les  rendra  devant  le  commencement  de  traitte.  Les 
armees  doivent  camper  pour  le  moins  huict  lieux  l'une  de  Tautre  dans 
des  places  que  Sa  Majeste  ordonnera.  Lubomirsky  a  commence  traitter 
avec  le  Grand  Chancelier  de  Lithuanie')  par  son  cousin,  qui  est  pri- 
sonnier  dans  nostre  armee,  mais  il  sera  trompe*  du  Chancelier.  M.  le 
Grand  Mareschal  se  doit  retirer  dans  la  Silesie  et  de  dela  doit  demander 
la  grace  de  Sa  Majeste  dont  il  est  dejä  fort  content,  ayant  asseurance 
de  ces  Messieurs  deux  Evesques  qu'il  aura  asseurement  la  grace  de  Sa 
Majeste.  Si  Lubomirsky  gaigne,  je  croiray  la  predestination.  II  n'est 
pas  hardy  et  il  repousse  avec  deux  mains  la  fortune.  Quand  il  sera 
hors  du  Royaume  on  le  declarera  pour  un  ennemy  de  la  patrie  et  apres 
ä  la  premi^re  diete  on  fera  Election,  car  le  Roy  veut  quitter  le  sceptre 
asseurement,  c'est  pourquoy  ie  dis  devant  la  faction  de  la  Reyne,  que 
V.  Alt.  n'est  point  contraire  ä  cette  election,  et  devant  Tautre  faction 
autrement,  me  tenant  pour  un  indiiferant,  et  qui  ne  suis  point  oblige  a 
personne  qu'au  Roy  et  a  Testat  de  Pologne.  Vostre  Alt.  El.  en  usera 
comme  Elle  voudra.  Lubomirsky  ne  m'a  point  permis  venir  pour  un 
jour  chez  V.  A.  El.  quoy  que  ie  luy  ay  promis  cy  et  cela  de  V.  A.  El. 
Je  voulus  expliquer  de  bouche  ä  V.  Alt.  El.  ma  fa^on  d'agir  pour  le  Ser- 
vice de  V.  A.  El.,  car  il  est  impossible  d'escrire  tant  en  chifre,  et  sans 
chifres  ie   n'ose   point.     Lubomirsky    m'a  accuse*)  devant  V.  A.  El., 

')  S.  oben  S.  276. 

'-')  üeber  diese  neuen  im  September  nach  der  Niederlage  der  königlichen  Trup- 
pen bei  Czenstochau  angeknüpften  Verhandlungen  s.  Kochowski  III.  S.  193 ff. 

')  Andreas  Trzebicki. 

*)  T  homas  Lezenski. 

^)  Christoph  Pac. 

ß)  S.  oben  S.  276. 


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Verhandlungen  mit  Lubomirski.  .279 

mais  comme  il  n'est  point  secret,  ie  ne  luy  decouvre  pas  mon  aifaire. 
Nostre  armee  ne  veut  point  sortir  de  la  confederation  sans  que  la  Diette 
ne  leurs  asseure  Tamnistie,  cependant  ie  croy  fermement,  qa'ils  cederont 
cela  encor  et  se  contenteront  de  l'asseurance  du  Roy  per  senatus  con- 
sultuzn,  ce  que  ne  les  aydera  point  du  tout,  si  Ie  Roy  les  voudra  chastier.  — 


Georg  Lubomirski  an  den  Kurfürsten.     D.  Vratislaviae 
19.  December  1665. 

[Der  Friedensschluss.  Neue  Befürchtungen.  Bitte  um  des  Kf.  Farsprache.] 
De  pace*)  Poloniae  quoquo  modo  reddita  iam  fama  Serenitati  Vestrae  19.  Dec. 
procul  dubio  attulit.  —  An  vero  haec  stabilis  et  firma  futura  sit,  Comitia 
proximo  Martio  celebranda  sunt  edoctura.  Quamuis  producta  denuo  e 
latebris  odiosa  electionis  materia,  tantorum  seminarium  malorum,  vix 
ominari  de  longa  tranquilitate  concordibusque  comitiis  iubeat.  Me  quod 
attlnet,  gratiam  Suae  Maiestatis,  Domini  mei  clementissimi^  per  instantias 
totius  Reipublicae  imploro  et,  quia  benignissimae  protectionis  Serenitatis 
Vestrae  gratia  semper  glorior,  humillime  peto,  ut  veluti  superioribus 
comitiis  Serenitas  Vestra  apud  Suam  Maiestatem  Dominum  meum  sese 
interponere  in  causa  mea  est  dignata^  ita  etiath  hocce  protectionis  suae 
pondus  addere  non  dedignetur*).  — 


Des  vom  Fürsten  Lubomirsky  Abgeschickten  Collalto^)  An- 
bringen s.  d.  [Februar  1666]. 

[Lage   der  Dinge   in  Polen.    Lubomirski's  Absichten.    Bitte  um  Schutz  und  Unter- 
stützung.    Warnung  vor  Niemirycz.] 

AI  presente   la   repubblica   di    Polonia  e  in    tal    statte    che    senzaFbr.lf)66. 
Tellettione^)  non    pu6  sperare  la  pace,    mentre  la  Maesta   della  Regina 

0  Ueber  diesen  am  8.  November  1665  zu  Palczyn  abgeschlossenen  Vergleich 
s.  Kochowski  III.  S.  203f. 

^  Kf.  in  seiner  Antwort  darauf  (d.  Cliviae  3.  Februar  1668)  dankt  für  die  An- 
zeige und  sagt  seine  Intercession  zu. 

')  Kochowski  III.  S.  182  nennt  unter  Lubomirski's  Anhängern  auch:  Colaltus 
Italus  praeclara  inimperio  perfunctus  militia.  Lubomirski's  Creditiv  für  denselben 
ist  datiert  Breslau  16.  Januar  1666  (praes.  8.  Februar),  das  Recreditiv  des  Kf.  Cleve 
17.  Februar  1666.     Vgl.  über  seine  Sendung  Pufendorf  IX.  c.  85  S.  637. 

*)  Ueber  die  damaligen  Absichten  des  polnischen  Hofes,  mit  Waffengewalt,  mit 
Hülfe  einer  französischen  Armee,  an  deren  Spitze  Conde   und  Engbien   in  Polen 


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280  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

poGGO  fa  ha  mandato  a  sua  Ecc.  il  sig.  Principe  Tultima  dechiaraiione, 
che  se  vole  hauere  la  restitutione  delli  honori  e  la  pace,  bisogna  che 
conceda  detta  eliettione,  ma  piü,  mentre  la  detta  Maestä  vedde,  che  la 
maggior  parte  della  nobilta  e  contraria,  et  teme,  che  in  queste  piccole 
dietine  che  al  presente  si  celebrano  per  tutte  le  prouincie  il  resto  non 
sii  per  unirsi  con  li  palatinati  giä  congionti  col  esercito  confederato  per 
la  libertä  et  leggi  della  repubblica  (mentre  dalli  sopradetti  palatinati  per 
via  di  lettere  sono  giä  invitati  ad  unirsi  insieme),  vole,  che  Sua  Ecc.  il 
sig.  Principe  col  medemo  esercito,  che  ha  sotto  il  suo  commando,  sforzi 
tutti  quelli  che  fossero  contrari  a  detta  ellecione.  La  quäl  cosa  S.  Ecc. 
il  sig.  Principe  per  la  fede  data  alla  patria  per  conservatione  d'amicitia 
et  pace  frä  Principi  confinanti  non  pu6  in  niuno  modo  concederla. 

Mons.  Vescovo  di  Cracovia  ultimamente  ha  scritto  al  s.  Vice- 
canceliere  dimostrandoli,  che  mentre  il  regno  e  cosi  impouerito  bisogna^ 
che  sii  fatta  l'ellecione  per  hauer  la  pace. 

Li  Suecesi  si  sono  dechiarati  per  la  libertä  et  leggi  della  Re- 
pubblica. 

L'ambasciator  di  Moscouia,  che  fü  a  Vienna  s'abocco  col  secretario 
del  £cc.°^^  S.  Principe,  il  quäle  disse,  che  il  suo  signore  non  interpretuava 
in  bene  questa  ellecione. 

L'ambasciator  di  Francia  hora  e  prodigo  piii  del  ordinario  nel 
sborsar  denari  a  soldati  o  pure  doue  vide  esser  necessario  per  spuntar 
li  loro  intenti. 

La  Corte  mentre  vede  le  contrarietä,  che  possono  esser  nell  Ellecione, 
al  presente  fa  levata  di  gente  et  tratta  strettamente  con  tartari  af&nche 
siino  pronti  per  assister  all'  occorenza. 

Sua  Ecc.  il  sig.  Principe  e  giä  resolute  lasciar  tutte  le  pretensioni 
sue  si  delli  honori  come  d'altro  et  piü  presto  viver  vita  esule,  aspettando 
altro  tempo  piü  oportuno,  che  conceder  Tellecione,  solo  suplica  Sua  Sere- 
nitä  Elettorale  che  si  degni  farlo  consapeuole,  se,  quando  il  bisogno  lo 
richiederä,  puo  assicurarsi  d'assistenza  di  Sua  Ser.  Elett.  del  che  hum. 
la  prega. 

Tutto  quelle,  che  fa  Sua  Ecc.  il  s.  Principe,  lo  fä  solo  per  le  raggioni 
sopranominate,  perche  per  il  suo  particolare  ancor  hoggidi  e  in  suo 
pottere  haver  la  quiete,  giä  che  la  Maestä  della  Regina  non  ricerca  altro 
dal  medemo,  solo  che  li  dii  una  carta  rasa  sottoscritta  con  proprio  pugno 


erscheinen  sollten,  die  Wahl  durchzusetzen,  s.  die  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Po  m- 
ponne  vom  19.  December  1665  (Recueil  des  Instructions  IV.  S.  75ff.  94flf.). 


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Sendung  Colalto's.  281 

et  che  mandi  uno  delli  suoi  figlioli  in  Francia,  promettendo  al  detto  sig. 
Principe  ogni  sodisfacione. 

Se  pare  a  Sua  Serenita  Ell.  promouer  qualche  d'uno  a  concorenza 
della  Corte,  potra  conferirlo  con  Sua  Ecc.  il  s.  Principe  per  qualche  altra 
persona. 

AI  8.  Nimiricz,  il  quäle  (non  so  se  Sua  8er.  Ell.  sii  informata) 
doppö  il  giuramento  fatto  al  esercito  procura  di  tirame  parte  in  favore 
della  Corte,  ma  vedendo  che  non  li  riuscivanO  li  di  lui  intenti  come 
voleva,  senza  dir  a  Dio  a  persona  se  ne  parti  et  hora  pubblicamente 
dice  che  bisogna  sii  l'ellecione,  l'ecc  s.  Principe  prega  Sua  Ser.  Ell.  a 
non  farli  sapere  cosa  alcuna  in  questo  negocio,  perche  lui  come  instru- 
mento  della  Regina  subito  lo  paleserebe,  in  altro  poi  sua  Ecc.  prega 
Sua  Ser.  Ell.  voler  prottegerlo  con  le  solite  sue  gratie. 

E  pregata  sua  Ser.  Ell.  dal  ecc.  s.  Principe  che  si  degni  farli  la 
gratia  promessa  e  principalmente  hora  supplica  per  la  medema  gratia, 
mentre  e  esule  et  tutti  li  suoi  boni  rovinati  dal  esercito  inimico. 

Prego  Sua  Ser.  Ell.  che  si  degni  di  darmi  presta  espedicione  et 
secreta  dichiarando  quäl  sii  la  sua  intentione  dalla  quäle  Tecc™^  s.  Prin- 
cipe totalmento  depende  e  senza  il  voler  di  Sua  Ser.  Ell.  non  vol  far 
cosa  alcuna. 


Sachen,   so  mit  des  H.  Lubomirsky  Abgefertigten   zu  reden 
sein^.     [Februar  1666.] 

1)  Was  vor  Senatoren  noch  mit  dem  H.  L.  halten  und   wider  dieFbr.1666. 
Election  sein,  ob  auch  einige  Bischöfe  mit  H.  L.  halten. 

2)  Ob  man  sich  auf  den  Adel  zu  verlassen,  dass  er  beständig  blei- 
ben werde. 

3)  Ob  man   zu  fürchten,    dass  vor   dem  Reichstage  von   dem  Hofe 
noch  etwas  gefahrliches  geschehen  werde. 

4)  Ob  die  Schweden  gewiss  wider  die  Wahl  sein  werden. 

5)  Ob  H.  L.  nicht  auf  einiges  Subjectum  bedacht  sei,  weil  der  König 
der  Krön  los  sein  wolle. 

6)  Ob  H.  L.  noch  einig  eigen  Volk  anf  den  Beinen  habe  und  wie- 
viel dessen  sei. 


^)    von  T.  Blumenthals  Hand. 


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282  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

7)  Ob  wegen  des  Sapia*)  Tod  in  Littauen  auch  einige  Veränderung 
zu  fürchten. 

8)  Ob  die  confoederirte  Armee  noch  bestandig  kegen  die  Wahl  sei. 


Des  Fürst  Lubomirsky  Abgefertigten  Nachricht  auf  die  ihm 
vorgestellten  Fragen.     [Februar  1666.] 

Kbr.  1666.  Ad  1  resp.  Der  Vicekanzler  Leschinsky  halte  es  mit  dem  H.  L. 
wie  auch  der  Castellan  von  Posen*),  auf  dessen  universalen  sich  zwei 
Palatinate  vereiniget,  item  der  Castellan  von  Crackow  Cracofsky')  wie 
auch  Nicolaus  Podlodofsky*).  Die  Bischöfe  seind  nicht  zu  fürchten, 
weil  sie  ohne  den  Adel  nichts  thun  dürfen,  wann  sie  schon  von  ihnen 
selbst  übel  intentioniret  wären. 

Ad.  2.  Es  sei  kein  Zweifel,  sie  werden  ständig  verbleiben,  und  sei 
der  Königin  hiefüro  bange  genug. 

Ad.  3.  Von  dem  H.  Lubomirsky  dependire  die  Armee  und  also 
wurde  derselbe,  wenn  er  etwas  zu  besorgen  hätte,  lieber  fürkommen  und 
den  andern  auf  die  Hand  gehen. 

Ad.  4.  Der  H.  L.  hat  dessen  S.  Chf.  D.  einmal  versichert  und  bleibt 
noch  darbei,  dass  Schweden  sich  für  der  Krön  Polen  Gesetze  und  Frei- 
heit erkläret,  diese  bestehe  aber  darin,  dass  vivente  rege  von  keiner  Wahl 
solle  gesprochen  werden. 

Ad.  5.  Der  Fürst  hab  gesagt,  dass  er  embarassiret  sein  würde, 
wenn  der  König  Krön  und  Scepter  niederlegen  wollte,  wem  er  die  Krön 
am  liebsten  gönnen  wollte,  dennoch  wüsste  er  keinen  bequemeren  als 
S.  Chf.  D.  Ich  antwortete,  solches  hinderte  nebst  andern  Considerationen 
die  Religion.  Sagte  er,  der  Fürst  Samoisky*)  ist  meinem  Herrn  ab- 
gangen, und  an  selbigem  hat  er  viel  verloren. 

Ad.  6.  Er  hab  zwei  Regimenter  Dragoner  von  1200  Mann,  nebst  zwei 
Regimenter  Reuter,  weil  er  aber  diese  letzten  Willens  gewesen  zu  cassiren, 
werde    er  in    deren  Stelle    wiederumb  Dragoner    geworben    haben.     Die 


')    Paul  Sapieha,  Littauischer  G.Feldherr,  war  30.  December  1665  gestorben. 
(Diar.  Europ.  XIV.  S.  31.) 

^    Christoph  Grzymultowski,  vgl.  Kochowski  HI.  S.  199. 

2)    Stanislaus  Warszicki,  vgl.  Kochowski  III.  S.  223. 

*)    Starost  von  Radom. 

*)    Johann  Z am oyski,  Woiwode  von  Sendomir,  war  2.  April  1665  gestorben. 


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Verhandlungen  mit  Colalto.  283 

polnische  Reaterci,  sowohl  von  den  Confoderirten  als  des  H.  Lub.  eigene, 
belaufe  sich  aaf  7000  Mann,  so  alsofort  ins  Feld  gesetzet  werden  können. 

Ad.  7.  Kann  nichts  positive  berichten.  Patz^)  hab  aldorten  etwas 
zu  brouilliren  tentiret,  es  sei  ihm  aber,  soviel  ihm  bewusst,  nicht  ge- 
lungen. 

Ad.  8.  Bis  in  den  Tod.  Dieses  könne  er  umb  so  viel  mehr  mit 
Bestand  der  Wahrheit  sagen,  weil  er,  der  Abgeschickte,  selbst  aus  ihrem 
Mittel  sei. 


Otto  V.  Schwerin^)  an  den  Kurfürsten  s.  1.  et  d.  [Februar  1666]. 

[Rf.  darf  um  Lubomirski*s  willen  keinen  Krieg  anfangen,  der  Verlauf  des  polnischen 
Reichstages  ist  abzuwarten.    Die  Lnbomirski's  Abgesandten   zu  ertheilende  Antwort.] 

Dass  E.  Chf.  D.  dasjenige,  was  mit  H.  Lubomirsky  in  Polen  vor-Fbr.1666. 
gegangen,  wie  sie  sich  dabei  zu  betragen  und  welchergestalt  sie  sich 
auf  dessen  Ansuchen  zu  erklären  in  reife  Deliberation  ziehen  und  des- 
falls  dero  Rhäte  —  Gutachten  in  Gnaden  erfordern,  solches  ist  billig 
E.  Chf.  D.  weitberühmter  Wachsamkeit  und  Sorgfalt  vor  dero  Staats 
Conservation  zuzuschreiben  und  zum  höchsten  zu  rühmen.  —  Damit  ich 
nun  meine  unterthänigste  unvorgreifliche  Gedanken  desto  besser  eröffnen 
könne,  so  halte  ich  meinestheils  nötig  nachfolgende  Fragen  zu  erörtern  — 

1)  ob  dem  H.  Lubomirsky  nicht    anders  denn    durch  auswärtige 
Hülfe  und  Krieg  geholfen  werden  könne, 

2)  ob  des  Reichs  Libertät  verloren  zu  halten^  wenn   der  H.  Lubo- 
mirsky nicht  wieder  in  vorigen  Stand  gesetzt  werden  sollte, 

3)  ob  S.  Chf.  D.  zu  rathen,  sich  seiner  anzunehmen, 

4)  auf  was  Weise  solches  geschehen  solle, 

5)  was  dem  jetzigen  Abgeschickten  vor  Resolution  zu  ertheilen. 
Auf  das  erste  zu  antworten,  so  scheinet,  dass  alles,    was  vor  seine 

Restitution  ohne  starke  Hülfe  und  gewapnete  Hand  zu  thun,  albereit  ge- 
schehen —  welches  alles  aber  so  garnichts  fruchten  wollen,  dass  der 
König  dennoch  unbeweglich  auf  seiner  Meinung  verharret  —  und  weil 
darauf  alle  Chargen  schon  an  andere  vergeben,  Crakow  von  den  König- 
lichen besetzet  und  mehr  dergleichen  Dinge  vorgenommen,    welche  alle 

1)     Der  Littauische  G.Kanzler  Christoph  Pac. 

')  eigenhändig.  Randbemerkung:  Dieses  ist  S.  Chf.  D.  also  in  Kegenwart  des 
Fürsten  von  Anhalt,  H.  Cansteins  und  H.  Kanzler  Jena  vorgelesen.  —  Inhalts- 
angabe dieses  Schreibens,  aber  als  Erwägungen  des  Kf.,  bei  Pufendorf  IX.  c.  65 
S.  630  f. 


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284  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Versöhnlichkeit  ausschliessen,  so  dürfte  wohl  davor  zu  halten  sein,  dass 
in  der  Güte  nichts  mehr  auszurichten  sei.  Wann  ich  aber  —  die  Ur- 
sachen dieser  wider  H.  Lubomirsky  geführten  Procedur  betrachte,  so 
dürfte  ich  wohl  auf  die  Gedanken  geraten,  dass  noch  andere  Wege  sein, 
wodurch  ihm  —  geholfen  werden  könne,  ja  dass  er  gar  leicht  durch 
fremde  Kriegsmacht  seines  Zwecks  verfehlen  könne,  denn  —  ursprünglich 
ist  es  die  Königin  allein,  und  zwar  umb  der  französischen  Wahl  willen, 
die  ihm  diesen  Handel  machet,  und  ob  zwar  der  König  ihr  zu  Gefallen 
hierunter  lebet,  auch  viele  vom  Hofe  sich  hierzu  mit  gebrauchen  lassen, 
so  würde  doch  solches  alles  mit  einmal  fallen,  wenn  die  Königin  mit 
Tode  abgehen  sollte,  indessen  ist  H.  Lubomirsky  als  ein  treuer  Patriot 
schuldig  der  Zeit  zu  weichen  und  lieber  alles  zu  dulden  als  sein  Vater- 
land seines  Unglücks  halber  in  einen  Krieg  zu  stürzen.  Wenn  derselbe 
hierauf  regeriren  wollte,  dass  er  nicht  seinetwegen  besondern  der  polnischen 
Libertät  halber  und  damit  die  Wahl  in  seiner  Abwesenheit  nicht  vor 
sich  gehen  möchte,  dergleichen  vornehme,  so  ist  hierauf  zu  antworten, 
dass  ihn  nicht  zustehe,  solches  ohne  rechtmässige  Requisition  der  übrigen 
Stände  zu  thun.  —  Wann  auch  also  ist,  was  der  H.  v.  Ho  verbeck  oft 

—  constanter  im  Rat  asseriret  hat,  dass  im  geringsten  nicht  zu  fürchten, 
dass  diß  französische  Wahl  mit  gutem  Willen  des  Adels  erhalten  werden 
sollte,  so  sehen  Ew.  Ch.  D.  klärlich,  dass  er,  ehe  —  der  König  gewalt- 
same Mittel  zu  Behauptung  der  Wahl  gebrauchet,  ohne  Ursach  einen 
Krieg  anfangen  und  der  andern  Partei  nur  Anlass  geben  würde  solches 
Wahlwerk,  unterm  Prätext,  dem  Könige  zu  assistiren,  armata  manu  aus- 
zuführen. —  Halte  also  bei  diesem  ersten  Punkt  unvorgreiflich  davor, 
dass  der  H.  Lubomirsky  in  Geduld  abzuwarten,  was  andere  Potentaten 
und  E.  Chf.  D.  Intercessionen  vor  ihm  wirken,  sonderlich  aber  wie  die 
Respubl.  sich  auf  bevorstehendem  Reichstage  seiner  anzunehmen  ge- 
sonnen sei. 

Bei  der  anderen  Frage  scheint  es  gleichergestalt  fast  ausser  Zweifel, 
dass  wann  diese  wider  den  H.  L.  geführte  Procedur  nicht  geahndet  und 
redressiret  werden  sollte,  des  Königes  usurpirte  potestas  dadurch  gleich- 
samb  legitimiret  werden  und  derselbe  immer  weiter  zugreifen  und  hinfüro 
niemand  sich  unterstehen  dörfte,  dem  Könige  zu  widersprechen.     Allein 

—  es  ist  kein  Reich  oder  Land  von  solchen  Satzungen  und  so  grosser 
Libertät,  dass  nicht  zuweilen  ganz  fremde,  ungerechte  und  überaus  grosse 
contraventiones  der  privilegiorum  vorgehen  sollten,  und  folget  doch  darumb 
nicht,  dass  damit  alle  Libertät  aufgehoben,  —  halte  also  —  davor,  dass, 


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Gutachten  0.  v.  Schwerins.  285 

wenngleich  diese  an  H.  L.  verübte  gewaltthätige  Process  nicht  auf  solche 
Art,  als  H.  L.  jetzt  Vorhabens  ist,  gerochen  werden  sollte,  man  eben 
darumb  die  Libertat  des  Reiches  noch  nicht  verloren  schätzen  könne.  — 
So  kann  man  auch  vor  Ausgang  künftigen  Reichstages  nicht  sagen,  ob 
der  Process  rechtmässig  sei  oder  nichts  besondem  es  dependiret  solches 
allein  von  der  Approbation  oder  Improbation  der  Reichsstände. 

Die  dritte  Frage  betreffend,  wenn  man  die  correspondence,  so  zwischen 
E.  Ch.  D.  und  dem  H.  L.  und  seinen  Freunden  gepflogen  und  wie  der 
König  und  Königin  sich  kegen  E.  Chf.  D.  bezeigen,  erwägen  will,  und 
dass  von  dem  Hofe  deroselben  fast  öffentlich  gedräuet,  alle  derselben 
actiones  übel  ausgeleget  und  ihre  auch  in  den  allerbiUigsten  Dingen 
keine  Satisfaction  gegeben  wird,  so  möchte  man  fast  davor  halten,  dass 
hievon  kein  Zweifel  zu  machen.  Aber  —  soviel  mir  von  der  correspon- 
dence bekannt,  ist  dieselbe  dergestalt  nicht  beschaffen,  und  haben  E. 
Chf.  D.  ihm  niemalen  solche  Vertröstung  gegeben,  worauf  er  von  E. 
Chf.  D.  begehren  könnte,  dass  sie  sich  ihm  zum  besten  zu  einem  Krieg 
wider  seinen  König,  welcher  bisher  sustiniret  und  desfalls  einen  ziemblich 
starken  Anhang  hat,  dass  er  justissimas  condemnationis  causas  habe, 
erklären  sollten.  Es  würde  auch  E.  Chf.  D.  nicht  reputirlich  noch  sicher 
genug  sein,  dass  sie  sich  mit  einem  Unterthanen  des  Königs  gleichsamb 
in  ein  foedus  einlassen  sollten,  wenn  auch  H.  L.  verfiele,  so  würde  die 
causa  cessiren  und  E.  Chf.  D.  blos  und  allein  stehen,  die  üble  Zufrieden- 
heit des  Königs  rührt  auch  allein  daher,  dass  er  E.  Chf.  D.  in  den  Ver- 
dacht hält,  als  wollten  sie  sich  des  H.  L.  mit  Gewalt  annehmen  —  und 
zweifle  ich  nicht,  dass  E.  Chf.  D.  gar  leicht  alle  Missverstände  mit  dem 
König  werden  heben  können.  Auf  allen  Fall  wäre  es  doch  E.  Chf.  D. 
viel  zuträglicher  und  sicherer,  dass  der  König  den  Anfang  wider  E.  Chf.  1). 
mit  einiger  Gewalt  mache  — .  E.  Chf.  D.  haben  ferner  —  zu  erwägen, 
was  zum  Kriege  gehöret,  wie  vielerlei  gefährliche  Zufalle  und  diversiones 
dazu  kommen  können,  was  vor  andere  Potentaten,  die  nur  auf  solche 
Occasion  lauern,  zu  E.  Chf.  D.  höchsten  Gefahr  mit  in  dieses  Spiel  kom- 
men würden,  E.  Chf.  D.  würden  die  Republik  durch  solchen  Krieg,  als 
welche  des  Friedens  begierig  und  die  incommoda  belli,  vornehmlich  die 
auswärtige  Völker  sehr  hasset,  zugleich  hoch  offendiren  und  die  Affection 
und  das  Vertrauen,  so  sie  zu  derselben  tragen,  sehr  alieniren,  E.  Chf.  D. 
haben  femer  zu  betrachten,  dass  die  allererst  mit  Frankreich  auf- 
gerichtete Freundschaft  auf  einmal  niederfallen  würde,  weil  es  bekannt, 
mit  was  Eifer  sich  der  König  bisher  dieses  Werks  angenommen,  inson- 


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286  III-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

derheit  wenn  E.  Chf.  D.  nebst  dem  Hause  Oesterreich  dieses  Werk 
beginnen  müssten.  — 

Auf  die  vierte  Frage  nun  zu  antworten,  so  halte  ich  —  davor,  dass, 
damit  £.  Chf.  D.  dem  Vertrauen,  so  der  H.  L.  zu  derselben  traget,  ein 
Onügen  thun  und  anderen  in  der  Republ.  zeigen  mögen,  wie  lieb  E. 
Chf.  D.  die  Conservation  ihrer  Freiheit  sei,  —  E.  Chf.  D.  fernere  Instanz 
mit  nachdrücklichen  Worten  beim  König  sowohl  durch  eigene  Schreiben 
als  auch  durch  die  Gesandten  zu  thun  hätten  —  ferner  meritirte  diese 
Sache  wohl,  dass  E.  Chf.  D.  jemands  in  Frankreich  schickte  und  beim 
Könige  anhielte,  diese  Sache  in  der  Güte  zu  vermitteln,  wobei  dieses 
vorgestellet  werden  könnte,  dass  sonsten  widrigenfalls  das  Haus  Oester- 
reich einen  grossen  Vorteil  daraus  ziehen  würde.  Wann  auch  der  Reichs- 
tag wieder  angehet,  könnten  E.  Chf.  D.  allen  und  jeden  erscheinenden 
Senatoren  und  Landboten  vorstellen  lassen,  was  dem  Reich  hieraus  vor 
Unheil  erwachsen  würde  —  und  dass  sie  demnach  den  König  zur  Sühne 
disponiren  —  möchten.  Würde  durch  dergleichen  Mittel  der  Zweck  er- 
halten, so  hätte  H.  L.  Ursache,  zufrieden  zu  sein,  wann  nicht  und  dass 
das  ganze  Reich  oder  grosseste  Teil  desselben  dem  Könige  beifällt  und 
H.  L.  condemniret,  so  kann  ich  garnicht  absehen,  wie  E.  Chf.  D.  sich  in 
einen  Krieg  impliciren  können,  da  sie  in  ihrem  Gewissen  nicht  versichert 
sein,  dass  er  rechtmässig  sei,  und  da  die  Krone  ohne  Zweifel  sustiniren 
würde,  dass  sie  sich  aufs  weinigste  der  jüngsten  pactorum  verlustig  gemacht 
hätten,  und  würde  sich  E.  Chf.  ß.  keiner  Assistenz  dero  AUiirten  ver- 
trösten können,  weil  ein  jeder  sagen  würde,  E.  Chf.  D.  hätten  den  Anfang 
gemacht  und  Ursache  gegeben.  Sollte  aber  das  Widerspiel  erfolgen  und 
die  Stände  insgesamt  oder  der  grosseste  Teil  derselben  nehme  sich  des 
H.  L.  an  und  improbirte  durch  einen  Reichsschluss  dasjenige,  was  vor- 
gegangen, alsdann  könnten  E.  Chf.  D.  eine  gemeine  Sache  mit  der 
Republ.  machen  und  sich  nach  derselben  richten,  wie  und  auf  was  Art 
dieselbe  ihr  geholfen  wissen  wollte,  und  wann  auch  auf  diese  Weise  der 
Krieg  erfolgen  müsste,  so  rate  ich  doch  — ,  dass  E.  Chf.  1).  erwarten, 
dass  sie  dazu  von  denen,  so  sich  des  Krieges  teilhaftig  machen  wollen, 
sollicitiret  werden,  worann  dann  E.  Ch.  D.  nicht  zu  zweifeln  haben,  damit 
E.  Chf.  D.  dabei  gute  conditiones  machen  mögen.  — 

Und  hieraus  nun  —  können  E.  Chf.  I).  zum  Theil  die  Resolution 
nehmen,  so  sie  dem  Abgeschickten  zu  ertheilen  haben,  insonderheit  dieses 
dabei  anziehen,  dass  ehe  und  bevor  der  Baron  de  Gois,  welcher  dieser 
Sachen  halber  anhero  geschicket,  angekommen  und  des  Kaisers  Meinung 


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Resolution  an  Oolalto.  287 

entdecket,  E.  Chf.  D.  nicht  weiter  gehen  könnten.  Ich  halte  mich  auch 
versichert,  dass  der  H.  L.  mit  solchen  Erklärungen  sehr  wohl  zufrieden 
sein  und  ein  mehrers  mit  raison  nicht  prätendiren  wird.  Ob  auch  gleich 
E.  Chf.  D.  ein  mehrers  vor  ihn  resolviret  hätten,  so  würde  es  doch  nicht 
zu  rathen  sein  zu  melden,  weil  man  gnugsamb  siehet,  dass  nichts  ver- 
schwiegen bleibt,  besondern  der  König  alles  erfahrt.  — 


Resolution    so   deni   Colalti    naUndlich   gegeben^),     s.  1.  et  d. 
[Cleve,  Februar  1666]. 

S.  Chf.  D.  beklagete  gar  sehr,  dass  es  in  Polen  zu  solchen  Extremi-Fbr.1666 
täten  gekommen,  dass  entweder  kein  Friede  zu  hoffen,  oder  in  eine  Wahl 
wider  des  Reichs  Gesetze  und  Freiheit  gewilliget  werden  müsste,  und 
dass  indessen  der  Fürst  Lubomirsky  so  viele  Widerwärtigkeit  leiden 
und  ausstehen  müsste,  und  wünschte  inniglich,  dass  sowohl  der  König 
als  auch  das  Reich  die  Gefahr,  so  ihnen  allerseits  vor  Augen  stünde,  be- 
denken und  die  Erhaltunge  des  Friedens  allein  zum  Zweck  haben  möch- 
ten, S.  Chf.  D.  hätte  bisher  keine,  andere  consilia  gefähret,  denn  das 
Reich  bei  Frieden  und  ihrer  Libertät  erhalten  werden  möchte,  und  sich 
keines  Dinges,  so  dawider  liefe,  theilhaftig  machen  wollen,  müsstcn  aber 
beklagen,  dass  sie  dem  unerachtet  nicht  ohne  Beschuldigung  bleiben 
können,  die  Liebe,  so  S.  Chf.  D.  vor  dieses  Reiches  W^ohlstand  hätten^ 
wäre  so  gross,  dass,  wenn  sie  einigen  Rath  wüssten,  wodurch  dasselbe 
nebst  Conservirung  der  Libertät  bei  Frieden  erhalten  werden  könnte,  sie 
denselben  ungescheut  ertheilen  wollten,  es  möchte  auch  von  einem  oder 
andern  Theil  ausgeleget  werden,  wie  es  immer  wollte,  allein  die  ferne 
Abwesenheit  und  dass  sie  den  Zustand  so  eigentlich  nicht  wissen  könn- 
ten, verhinderte  sie  daran,  denn  ob  ihnen  der  Fürst  einige  Nachricht 
von  dem  Zustande  in  Polen  geben  lasse,  so  wäre  doch  bekannt,  dass 
sich  daselbst  alles  so  geschwinde  änderte,  dass  man  auf  nichts  fest  bauen 
könnte,  wie  denn  schon  nach  des  H.  Colalti  Abreise  sich  viel  geändert, 
S.  Ciif.  D.  wolle  dannenhero  nicht  zweifeln,  es  würden  getreue  Patrioten 
den  besten  Rat  bei  sich  selbst  nehmen  und  denselben  allein  auf  die 
beständige  Wohlfahrt  des  Reiches  fundiren. 

Dass  Sie  sich  von  der  Krön  Schweden  nichts  als  alles  gutes  zu 
getrösten,  vernehmen  S.  Chf.  D.  sehr  gem^  hätte  auch  selbst  bisher  nicht 
anders  vernommen,  und  weil  S.  Chf.  D.  mit  selbiger  Krön  in  vertraulicher 

')    von  O.V.Schwerins  Hand. 


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288  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Freundschaft  stüode,  wollte  sie  ferner  dahin  trachten,  dass  die  Krön 
Schweden  bei  solchem  guten  Vorhaben  verharren  möchte. 

Dass  H.  Nemeritz  sich  nicht  am  besten  betragen  haben  sollte, 
wäre  S.  Chf.  D.  nicht  lieb  zu  vernehmen,  wollten  hoffen,  er  würde  sich 
wieder  begreifen,  denn  er  S.  Chf.  D.  immerhin  starke  Versicherunge  von 
seiner  Beständigkeit  gebe,  doch  wollte  S.  Chf.  D.  dieser  des  Fürsten 
Warnung  eingedenk  verbleiben. 

Der  übrigen  proponirten  Punkten  halber  wollte  S.  Chf.  D.  förderlichst 
jemands  an  den  Fürsten  schicken  und  vertraulich  mit  demselben  daraus 
reden  lassen. 

Wünschte,  dass  derselbe  bei  seinem  Unglück  Standhaftigkeit  und 
Geduld  beweisen  und  auf  Gott  und  des  Königes  Gnade  sein  Vertrauen 
continuiren  wollte. 


d.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks.     März  1666  bis 
October  1668. 

Memorial,  wornach  S/  Churf.  Durchl.  —  Geheimer  Rath  und 
Gesandter  Johan  von  Hoverbeck  —  sich  bei  dem  vorstehen- 
den Reichstage  zu  achten  und  seine  Negociation  einzurichten 
haben  wird').     D.  Cleve  6.  März  1666. 

[Satisfaction  desKf.,  Verwendung  färLubomirski.  Erhaltung  der  Verfassung  derRepublik.] 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

C).  März.  1-  Nachdem  bei  den  zwei  letzten  fruchtlos   zerschlagenen  Reichstagen  von 

den  in  der  Instruktion  vom  December  1664  enthaltenen  Punkten  nur  wenige 
haben  expediert  werden  können,  so  ist  dieser  Instruktion,  soweit  es  bei  jetziger 
Veränderung  in  der  Krone  angehen  wird,  nachzugehen. 

2.  H.  soll  dem  Könige  nochmals  die  Verdienste,  welche  sich  Kf.  um  ihn 
und  die  Republik  erworben,  und  den  schlechten  Dank,  den  er  dafür  erhalten, 
vorstellen  und  verlangen,  dass  Kf.  endlich  nicht  nur  wegen  Elbing,  sondern 
auch  was  ihm  sonst  nach  den  Pakten  zusteht  Satisfaction  erlange. 

3.  Etwaige  Einwendungen  des  Königs  dagegen  hat  er  mit  gebührendem 
Respect  abzulehnen  und  zu  widerlegen.  Sollte  der  König  dagegen  erklären, 
dabin  wirken  zu  wollen,  dass  Kf.  die  auf  Elbing  verschriebene  Summe  ohne 
weiteren  Verzug  ausgezahlt  erhalte,  so  soll  er  bei  dieser  Gelegenheit  sich  für 
die  Begnadigung  des  G.Marschalls  verwenden. 

4.  Da  dem  Kf.  am  meisten  daran  gelegen,  dass  der  Staat  in  Polen  nicht 
geändert,  sondern  die  Republik  bei  ihrer  alten  Verfassung  und  Freiheit  erhalten 

')  Randbemerkung:  Lectum  in  consilio  den  6.  Martii  1666  in  praes.  S.  Churf.  D., 
Fürsten  von  Anhalt,  Graf  von  Donah,  H.  v.  Canstein  und   meiner  0.  v.  Schw. 


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Instruction  für  v.  Uo verbeck.  289 

werde,  so  soll  er  mit  bescheidenen  Erinnerungen  und  guter  Anleitung  bei  recht- 
schaffenen Patrioten  dahin  arbeiten,  namentlich  dass  die  leichte  Münze  abge- 
schafft und  die  Besatzungen  aus  den  preassischen  Städten  abgeführt  würden. 

5.  Sollte  es  zu  einer  öffentlichen  Proposition  bei  allen  Ständen  kommen,  so 
ist  dieselbe  nach  dieser  Instruktion  einzurichten,  vorher  aber  die  Gemüther 
sorgfaltig  zu  präparieren  ^). 


V.  Hoverbeck   an  den   Kurfürsten.     D.    Warschau  11.  April 

1666. 

[Ankunft  in  Warschau.     Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Der  junge  Rohde.    Oberst 

V.  Kalckstein.] 

Wegen  bösen  Weges  ist  er  erst  heute  hier  angelangt.  11.  April. 

Der  LandbotenmarschalP)  hat  zwar  auf  einhelligen  Beschluss  aller  Depu- 
tierten an  den  König  die  Bitte  gerichtet,  derselbe  möchte  vor  allen  Dingen  die 
Republik  in  Ruhe  und  Sicherheit  setzen,  der  König  aber  hat  darauf  auch  nur 
in  generalibus  geantwortet.  Morgen  wird  man  ad  particularia  schreiten  und 
um  des  G.Marschalls  Restitution,  wie  auch  Abführung  der  Besatzungen  anhalten. 

Der  Hof  stellt  an  allen  Orten  grosse  Werbungen  an  und  bezeugt  grossen 
Eifer  bei  seinem  Vorhaben,  will  auch  von  völliger  Aussöhnung  nichts  wissen. 
Die  hieher  berufenen  Regimenter  Brion  und  Bockum  hat  er  auf  das  Ver- 
langen der  Stände  wieder  ins  Ermeländische  zurückgehen,  auch  die  mit  grossem 
Gepränge  aus  dem  Zeughause  aufs  Schloss  gebrachten  Stücke  wieder  abführen 
lassen  müssen. 

Der  junge  Rohde')  befindet  sich  hier  und  hat  bei  den  Ständen  wegen  der 
Verhaftung  seines  Vaters  klagen  wollen,  ist  aber  vom  polnischen  G.Kanzler  ab- 
gewiesen und  sein  Vater  für  einen  Rebellen  gescholten  worden. 

Der  Obriste  Kalckstein*),  des  Generallieutenants  Sohn,   ist  dieser   Tage 

*)  Von  demselben  Datum  sind  die  Creditive  für  v.  Hoverbeck  an  den  Konig 
von  Polen,  die  gesamten  Stände,  den  Erzbischof  von  Gnesen,  den  G.Kanzler  und  den 
U.Kanzler.  Kf.  übersendet  (d.  Cleve  9.  März  166G)  H.  diese  Schreiben  und  theilt  ihm 
mit,  dass  er  ihm  auf  seinen  Wunsch  den  Charakter  eines  legatus  ertheilt  hätte,  er 
sollte  sich,  wenn  die  fremden  Gesandten  von  dem  Reichstage  excludiert  werden  soll- 
ten, nicht  abweisen  lassen,  mit  Palbitzky,  obgleich  derselbe  ihm  das  vorige  Mal 
seine  Ankunft  nicht  habe  mittheilen  lassen,  verkehren,  Lubomirski's  in  den  von 
ihm  selbst  aufgesetzten  terminis  in  seiner  Proposition  Erwähnung  thun,  sollten  aber 
der  Kaiser  und  Schweden  sich  desselben  mit  grosserem  Nachdruck  annehmen,  des- 
gleichen thun. 

*)  Johann  Odrowaz  Pieniazek,  Starost  von  Oswiecim.  Vgl.  über  diesen 
von  Kochowski  garnicht  erwähnten  Reichstag  Diar.  Europ.  XV.  S.  67if.  214 fP. 
Lengnich,  Gesch.  Preussens  VII.  S.  313. 

^)  Der  Sohn  des  vom  Kf.  in  Haft  gehaltenen  Konigsberger  Schöppenmeisters 
Hieronyrous  Rode. 

*)    Christian  Ludwig  v.  Kalckstein,  der  seit  1G61  in  polnischen  Diensten 

Mtttcr.  t.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsleu.    XII.  19 


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290  in.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

hier  gewesen,  wie  er  vorgab,  um  seinen  Abschied  zu  fordern  und  ins  Reich  zu 
gehen,  als  ihn  aber  etliche  Littauer  von  Adel  wegen  verübter  Gewalt  belangen 
wollten,  hat  er  sich  nicht  lange  aufgehalten. 


V.  Hoverbeck    an    den   Kurfürsten.     D.   Warschau  20.  April 

1666. 

[Lage  der  Dinge,  voraussichtliche  Zerreissung  des  Reichstages.    Audienz  beim  Konige.] 

20.  April.  Die  Senatoren,  besonders  die  Staatsministri ,   scheuen  das   Colloquium  mit 

den  Deputierten  der  Ritterschaft  in  Abwesenheit  des  Königs,  weil  sie  furchten, 
es  dürfte  daraus  ein  Blutbad  entstehen.  Die  Deputierten  aber  wünschen  nur 
eine  Aussöhnung,  um  dann  insgesamt  vor  den  König  zu  treten  und  um  Lubo- 
mirsky's  völlige  Restitution  anzuhalten.  Gerade  dieses  aber,  dass  es  das  An- 
sehen gewinne,  als  ob  sich  die  ganze  Republik  desselben  annehme,  suchen  die 
Anhänger  des  Hofes  zu  vereiteln,  da  man  zu  oft,  um  von  Frankreich  desto  eher 
Subsidien  zu  erhalten,  dorthin  geschrieben  hat,  dass  L.  ganz  unter  die  Fasse  ge- 
treten sei  und  man  es  mit  dem  Wahlwerk  so  weit  gebracht  habe,  dass  es  nur 
auf  dem  Losdruck  bestehe. 

Za  einem  glucklichen  Schluss  des  Reichstages  ist  fast  keine  Apparenz. 
Die  Stände  wollen  sich  ohne  vorgehende  Restitution  des  G.Marschalls  dazu  nicht 
verstehen,  der  Hof  bezeugt  zwar  in  publico  und  bei  Privataudienzen  der  vor- 
nehmen Bischöfe,  dass  er  nicht  ungeneigt  sei,  ihm  alles  ausser  dem  Generalat 
wiederzugeben,  in  Wirklichkeit  aber  will  man  ihn  auch  nicht  in  den  adlichen 
Stand  und  seine  Eigengüter  restituieren,  ausser  wenn  er  sich  verreserviere,  zwei 
oder  drei  Jahre  ausserhalb  des  Vaterlandes  zu  leben.  Ausserdem  verlangen  die 
Stände  sofortige  Abschaffung  der  kupfernen  Münze  und  Abführung  der  Be- 
satzungen und  wollen  auch  in  eine  Gontribution  nicht  eher  willigen,  bis  sie  ge- 
sichert seien,  dass  ihre  eigenen  Gelder  nicht  gegen  sie  selbst  werden  employiert 
werden,  welches  alles  den  Interessen  des  Hofes  so  zuwider,  dass  derselbe  lieber 
zwei  Reichstage  zerschlagen  lassen  als  nur  in  eines  dieser  Stücke  willigen  möchte. 
Dazu  wünscht  der  Hof  der  Wahl  wegen  (welches  das  primum  mobile  aller  Con- 
sultationen  ist),  weil  auf  diesem  Reichstage  darüber  bei  Lebzeiten  des  Königs 
keine  Constitution  gemacht  werden  kann,  einen  anderen  in  kurzem  anzusetzen, 
was  nicht  practicabel  sein  würde,  wenn  man  diesen  zu  einem  glücklichen  Schluss 
gedeihen  Hesse.  So  überlegen  beide  Theile,  wie  ihre  Intention  durch  Macht  der 
Waffen  zu  erreichen  sei. 

Er  hat  bei  beiden  Majestäten  Audienz  gehabt  und  auch  die  vornehmsten 
Staatsministri  besucht.  Der  König  bezeugte  sich  in  betreff  der  postulata  des 
Kf.  ganz  willfährig,  die  Instanz  für  den  G.Marschall  nahm  er  zwar  ganz  freund- 
lich und  sogar  ehrerbietig  an,  erklärte  aber,  dass  er  ihm  nicht  eine,  ja  nicht  eine 

gestanden  hatte,jjS.  Hirsch,  Zur  Geschichte  Christian  Ludwig  v.  Kalcksteins  in  For- 
schungen zur  brandenb.  und  preussischen  Geschichte  111,  1  S.  2 18  ff. 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.  291 

halbe  Charge  wiedergeben  könnte,  es  wäre  besser,  sich  jetzt  mit  ihm  zu  ver- 
suchen, wo  er,  der  König,  noch  gutes  Volk  auf  den  Beinen,  feste  Plätze  in 
Händen  und  gute  Freunde  zu  Hülfe  hätte,  als  solches  bis  dahin  zu  sparen  ,  da 
er  von  allem  entblösst  sein  möchte.  Den  Paltzinischen  Frieden  aber,  in  dem 
sich  der  Marschall  aller  solcher  Chargen,  als  man  jetzt  für  ihn  bedingen  wolle, 
gänzlich  begeben,  wollte  er  halten.  Als  H.  die  ihm  in  seiner  früheren  Instruk- 
tion an  die  Hand  gegebenen  Motive  vorbringen  wollte,  bat  ihn  der  König,  damit 
innezuhalten,  weil  ihm  die  Haare  zu  Berge  ständen,  wenn  er  nur  L.'s  Namen 
hörte. 


V.  Ho  verbeck    an    den   Kurfürsten.     D.  Warschau  27.  April 

1666. 

[Ungünstige  Aussichten.    Zwietracht  des  Hofes  und  der  Confoederierten,  beiderseitige 

Absichten.] 

Er  hat  in  des  Kf.  und  dessen  Vaters  Diensten  schon  36  Jahre  den  Reichs- 27.  April, 
tagen  beigewohnt,  aber  niemals  gefunden,  dass  die  Reichssachen  mit  grösserer 
Kaltsinnigkeit  und  Unachtsamkeit  als  bei  dem  jetzigen  tractiert  worden  sind. 
Der  Hof  will  lieber  etliche  Reichstage  zerreissen  lassen  als  den  G.Marschall 
völlig  restituieren,  die  kupferne  Münze  abschaffen  und  die  Besatzungen  aus  den 
Städten  abführen,  die  Stände  aber  wollen  ohne  diese  drei  Stücke  von  keinem 
Schluss  wissen,  und  beide  Theile  suchen  nur  die  Schuld  von  sich  abzuwälzen 
und  dem  anderen  aufzubürden.  Der  Hof  lässt  zwar  zu,  dass  die  unterhandeln- 
den Bischöfe  dem  G.Marschall  die  Restitution  in  den  vorigen  Stand,  in  seine 
Erbgüter  und  die  Woiwodschaft  Sendomir  anbieten,  aber  nur  unter  der  Bedin- 
gung eines  triennalis  exilii.  Die  Majestäten  lassen  auch  verlauten,  sie  könnten 
geschehen  lassen,  dass  die  Stände  der  Wahl  halber  so  scharfe  Constitutionen 
abfassten,  als  sie  nur  wollten,  sie  wären  auch  bereit  die  Besatzungen  abzuführen 
und  die  neugeworbenen  Völker  abzudanken,  aber  nicht  eher,  als  der  Bund 
dissolviert  und  die  Conföderierten  unter  ihren  und  des  G.Feldherm  Gehorsam 
gebracht  seien.  Die  Stände  geben  vor,  durch  Constitutionen  könnte  der  Repu- 
blik keine  genügende  Sicherheit  geschafft  werden,  sie  müssten  ihre  Sicherheit 
contra  arma  armis  suchen  und  dazu  müsste  dem  G.Marschall  das  Generalat 
wiedergegeben  werden. 

Die  unversöhnlichen  Feinde  des  G.Marschalls  suchen  auf  jede  Weise  eine 
Aussöhnung  desselben  mit  dem  Könige  zu  verhüten,  sie  schlagen  vor,  der  König 
möchte  nur  den  Reichstag  sich  zerschlagen  lassen  und  seine  Völker  zusammen- 
ziehen, würde  sich  dann  des  Marschalls  Partei  im  Felde  stärker  als  er  zeigen, 
so  wäre  es  noch  Zeit  genug,  in  die  völlige  Restitution  desselben  zu  willigen, 
wäre  man  ihm  aber  überlegen,  so  könnte  man  ihn  ganz  dämpfen  und  darauf 
mit  der  Wahl  durchdringen. 

Die  Stände  halten  es  für  sich  für  vortheilhafter,  jetzt  als  nach  einigen 
Wochen  von  hier  fort  und  zu  Felde  zu  ziehen,  da  Schweden  wtpigstens  dieses 
Jahr  dem  Hofe    keine  Hülfe   leisten    werde,    ebensowenig   die   Tataren;    von 

19* 


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292  HI.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Kosacken  würde  derselbe  schwerlich  mehr  als  4000  erhalten.  Wenn  dem 
Hof  aber  Zeit  gelassen  werde,  so  würde  er  sich  durch  Werbungen  verstärken, 
die  littauische  Armee  und  auch  die  6000  Mann,  welche  den  G.Staaten  zu  Hülfe 
geschickt  worden'),  jetzt  nach  dem  Abschluss  des  Friedens  mit  dem  Bischof 
von  Munster  heranziehen. 

II.  will  mit  dem  vorgestern  angekommenen  K.V.Kanzler,  welcher  um  das 
Grosse  Siegel  anhält*),  aber  so  thnt,  als  ob  es  ihm  gleich  wäre,  ober  es  erhielte 
oder  nicht,  alles  vertraulich  überlegen. 

PS.  Der  kaiserliche  Gesandte  beabsichtigt  nicht,  des  G.Marschalls  hal- 
ber etwas  in  pleno  consessu  zu  proponiereu,  II.  zweifelt  daher,  was  bei  der 
Sache  zu  thun  sei,  will  es  auch  mit  dem  V.Kanzler  überlegen.  Derselbe  soll 
sich  über  den  G.Marschall  beschweren,  dass  er  zuweilen  zu  viel  nachgebe, 
zuweilen  aber  auch  es  gar  zu  hoch  spanne. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  4.  Mai  1666. 

[Erbietungen  des  französischen  Gesandten.     Audienz  bei  der  Konigin.] 

•t.  Mai.  Um  alle  HofiTnung  auf  Wiedereinsetzung  Lubomirski's  in  das   Generalat 

abzuschneiden,  hat  der  König  vorgestern  dasselbe  Sobieski^)  übertragen,  die 
bisherigen  Unterhändler  verzweifeln  jetzt  und  lassen  die  Hände  sinken,  der 
V.Kanzler  aber,  der  heute  zur  Beerdigung  seines  Bruders,  des  Erzbischofs 
wieder  abreist,  hat  noch  einige  Hoffnung. 

Die  Schreiben  des  Königs  von  Frankreich*)  hat  IL  übergeben,  der  fran- 
zösische Gesandte*)  hat  das  des  Kf.  mit  allerhöchstem  Respect  angenommen 
und  treffliche  Contestationen  seiner  Dienstgewärtigkeit  gethan,  auch  sich  über 
die  Befugnisse  des  Kf.  aus  den  Olivischen  und  Brombergischen  pactis  infor- 
mieren lassen. 

PS.  Heute  hat  er  bei  der  Königin  Audienz  gehabt  und  dieselbe  darauf 
hingewiesen,  dass  sie  aus  dem  Schreiben  des  Königs  von  Frankreich  werde 
•  ersehen  haben,  dass  sie  bei  Beförderung  des  Interesses  des  Kf.  zugleich  das 
jenes  Königs  befördere.  Sie  erwiderte,  daKf.  unlängst  gagen  verschiedene  Per- 
sonen sich  beschwert,  er  wäre  von  ihr  betrogen  worden,  so  müsste  sie,  zumal 
da  sie  in  allem,  dessen  sie  sich  angenommen,  sehr  unglücklich  sei,  Bedenken 
tragen,  des  Kf.  Interesse  zu  treiben,  sie  wolle   aber  dessen  Angelegenheit  mit 


*)  Das  französische  Corps  unter  General  Pradcl,  welches  Ludwig  XIV.  den 
nollandern  gegen  den  Bischof  von  Münster  zu  Hülfe  geschickt  hatte. 

*)  Nach  dem  am  1.  April  1666  erfolgten  Tode  des  Erzbischofs  von  Gnesen 
Wenzel  Lesczynski  war  der  bisherige  G.Kanzler  Nicolaus  Prazmowski  dessen 
Nachfolger  geworden,  s.  Kochowski  III.  S.  220 f. 

')  Der  bisheripre  K. Fähndrich  Johann  Sobieski,  welchem  bald  darauf  auch 
das  durch  Czarnecki's  Tod  eriedigte  Amt  des  K. U. Feldherrn  übertragen  warde. 

*)    S.  Urk»u.  Act.  XL  S.  706. 

^)    Pierre  de  Bonzi,  Bischof  von  Bezier». 


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Zerreissung  des  Reichstages.  293 

ihren  Wiinschen  begleiten.  H.  erwiderte,  Kf.  würde  nach  dem  Respect,  den  er 
den  Damen  zutrage,  solche  Worte  nimmer  gebraucht,  aber  sich  wohl  beklagt 
haben,  dass  sie  sich  seiner  Angelegenheit  nicht  ihrem  Ansehen  und  Vermögen 
gemäss  angenommen  hätte,  an  welcher  Impression  er  wohl  durch  seine  Berichte 
Schuld  habe.  II.  schliesst  aus  diesen  Expostulationen  (welche  doch  bei  Damen 
nicht  so  schlimm  und  nachtheilig  als  wie  Indifferenz  zu  achten),  dass  sie  nicht 
ihm,  sondern  nur  dem  französischen  Gesandten  das  mcritum  gönnen  will.  Im 
Herausgehen  hat  er  in  der  anticamera  diesen  gefunden  und  demselben  das  bei 
der  Audienz  Vorgefallene  berichtet,  der  sich  zu  aller  möglichen  Assistenz  er- 
boten. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  7.  Mai  1666. 

[Auflosung  des  Reichstages,  gegenseitige  Beschuldigungen,  Rüstungen.] 

Wie  sehr  sich  auch  einige  Patrioten  bemüht,  den  jetzigen  Reichstag  zum  7.  Mai. 
glücklichen  Schluss  zu  befördern,  so  hat  sich  derselbe  doch  gestern  fruchtlos 
zerschlagen*).  Der  Hof  misst  die  Schuld  den  Landboten  bei,  welche  dos  G.Mar- 
schalls halber  solche  Dinge  praetendiert  hätten,  welche  ohne  Verletzung  des 
Respects,  ja  ohne  Gefahr  des  Königs  und  des  Staats  nicht  hätten  gewilligt  wer- 
den können,  die  Landboten  dagegen  beschuldigen  den  Hof,  dass  er  die  Repu- 
blik zu  trennen  und  den  Staat  über  einen  Haufen  zu  werfen  gesucht,  indem 
man  in  Abwesenheit  von  14  Woiwodschaften  negotia  publica  tractiert  hätte,  auch 
wären  die  Declarationen  wegen  der  Restitution  des  G.Marschalls  aufschrauben 
gestellt  gewesen. 

Verschiedene  Woiwodschaften  sollen  sich  schon  zum  Feldzuge  rüsten,  der 
Hof  deliberiert  auch  in  consilio  postcomitiali,  wie  aller  Gefahr  vorzubeugen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  17.  Mai  1666. 

[Die  Angebereien  Rohde's  und  Wiequeforts.    Durch  den  französischen  Gesandten  mit- 
getheilte  Aeusserungen  der  Königin.] 

Da,  soviel  er  hat  penetrieren  können,  die  Beschwerden  der  Königin  von  17.  Mai. 
den  Angebereien  des  jungen  Roh  de  und  Wiequeforts  herrühren,  so  hat  er 
um  dergleichen  Impressionen  bei  jetziger  Conjanctur,  da  der  äusserste  Versuch 
geschieht,  vermittelst  der  französischen  Verwendung  dem  Kf.  Satisfaction  durch 
den  Hof  zu  verschaffen,  zu  beseitigen,  den  französischen  Gesandten  darauf 
hingewiesen,  wie  unzuverlässig  die  Berichte  dieser  beiden  Leute  seien.  Der- 
selbe hat  dieses  der  Königin  hinterbracht  und  ihm  bei  der  Revisite  gemeldet, 
dieselbe  habe  ihre  Freude  darüber  geäussert,  dass  sie  an  des  Kf.  Affection  nicht 
zu  verzweifeln  hätte,  ihm  aber  zugleich  vertraulich  mitgetheilt,  es  habe  ausser- 


»)    Vgl.  Diar,  Europ.  XV.  S.  222f.,  Lengnich  VH.  S.  313. 


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294  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

dem  bei  derselben  grosses  Nachdenken  erregt,  dass  nach  Colberts*)  Bericht 
Kf.  sich  wegen  des  Wahlnegotii  sehr  kaltsinnig  gegen  denselben  geäussert  habe. 
Er  hat  geantwortet,  auch  dieses  müsste  auf  einem  Missverständnis  beruhen,  da 
nach  dem  Bericht  des  O.Präsidenten  Colbert  die  polnische  Sache  überhaupt 
garnich t  erwähnt  hätte.  Als  der  f  r  a  n  z  ö  s  i  s  c  h  e  Gesandte  ihm  darauf  vertraulich 
zu  verstehen  gegeben,  dass  Kf.,  wenn  er  sich  des  Wahlwerks  halber  etwas  ge- 
neigter gegen  die  Königin  erklären  wollte,  nicht  nur  völlige  Satisfacti^n  sondern 
auch  noch  andere  grosse  Vortheile  erlangen  könnte,  hat  er  erwidert,  er  könnte 
von  der  Zuneigung  der  Königin  zu  Kf.  nicht  eher  sich  versichern,  bevor  die- 
selbe durch  eine  Wirklichkeit  bezeugt  hätte,  dass  sie  künftig  anders  als  bisher 
zu  verfahren  Vorhabens  sei,  womit  jener  zufrieden  gewesen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  17.  Mai  1666. 

[Couferenz  mit  den  polnischen  Kommissaren.    Geldzahlungen  Frankreichs.] 

17.  Mai.  Am  14.  hat  der  König  mit  ihm  eine  Gonferenz  halten  lassen  über  die  Mittel, 

die  sich  etwa  ausser  eines  Reichstags  zu  Befriedigung  der  Forderungen  des  Kf. 
finden  möchten;  dort  wurden  verschiedene  von  den  schon  1661  vorgebrachten  =) 
Gegenforderungen  wiederholt,  aber  von  ihm  so  widerlegt,  dass  die  polnischen 
Kommissare  endlich  nachgeben  mussten  und  versprachen,  dem  Könige  Bericht 
zu  erstatten  und  anderweit  wieder  zu  conferieren,  er  kann  sich  aber  keine  grosse 
Hoffnung  auf  etwas  Notables  machen^). 

Der  König  von  Frankreich  hat^)  zu  der  letzten  Campagne  IV2  Millionen 
Polnisch  durch  seinen  Gesandten  vorschiessen  lassen,  zu  der  jetzt  bevorstehen- 
den, besonders  um  die  littauische  Armee  zum  Einmarschieren  zu  bewegen,  hat 
der  Gesandte  sich  erboten,  340  000  Gulden  vorzustrecken,  der  Littauische  Kanz- 
ler vorlangt  aber  800000. 


*)  Charles  Colbert-Croissi;  über  dessen  Gesandtschaft  (Ende  Januar  — 
Anfang  Mai  1666)  zum  Kf.  infolge  des  Münsterschen  Krieges  s.  Urk.  u.  Act  IL 
S.  320 ff.  In  den  dort  mitgetbeilten  Berichten  desselben  ist  nur  in  dem  vom  20.  Fe- 
bruar 1666  (S.  356  f.)  von  einem  üospräch  über  die  polnische  Wahlangelegenheit  mit 
dem  O.Präsidenten  v.  Schwerin  die  Rede,  wobei  aber  auch  ein  früheres  Gespräch 
ober  dieselbe  Angelegenheit  mit  dem  Kf.  erwähnt  wird. 

3)    S.  Urk.  u.  Act  IX.  S.  189.  205. 

')  H.  meldet  30.  Mai  von  Vorschlägen  des Littauischen  G.Kanzlers  Pac,  den  Kf. 
durch  Erlass  eines  Tbeiles  der  Subsidien,  Lieferung  von  Salz  und  Zahlung  ?on 
l'/a  Millionen  Schillinge,  die  im  littauischen  Schatze  lägen,  aber  von  der  Armee  nicht 
angenommen  würden,  zu  ihrem  wahren  Geldwerthe  (225  000  Rthlr.)  zu  befriedigen, 
Kf.  weist  (d.  Cleve  10./20.  Juni  1666)  dieselben  zurück. 

*)  Ueber  die  Geldzahlungen  Ludwigs  XIV.  an  Polen  s.  dessen  Instruktion 
für  Millet  vom  25.  November  1664  (Recueil  des  Instructions  IV.  S.  46fr.). 


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Französisch -polnische  Anschläge.  295 

V.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  31.  Mai  1666. 

[Absicht  des  Königs  im  Feldlager  abzudanken,  Verhandlungen  mit  Frankreich.] 
—  von  vertrauter  gewisser  Hand  vernehme,  dass  der  König  in  Polen  31.  Mai. 
viel  eher  als  man  wohl  vermuthe,  und  zwar  sobald  nur  seine  Völker 
werden  zusammengezogen  sein,  im  Feldlager  resigniren  wolle,  da  sich 
dann  niemand  würde  widersetzen  können,  dass  nicht  alsofort  zur  Wahl 
geschritten  werde.  Die  französische  Faction  würde  solchenfalls  wegen 
der  ihr  zu  Dienst  im  Felde  stehenden  Armee  sehr  grossen  Vortheil  vor 
allen  anderen  haben.  Herr  — *)  hat  in  commissis,  umb  eine  fran- 
zösische Armee  zu  sollicitiren,  wann  er  von  den  [Vortheilen]  der  franzö- 
sischen Wahl  kegen  Vertraute  gesprochen,  hat  er  versichert,  dass  ein 
pactum  gemacht,  amissa  zu  recuperiren,  unter  welche  er  Churfürstliches 
Preussen  und  Liefland  vornehmlich  rechnet.  Dieses  ist  wohl  anitzo 
eines  von  den  allerschädlichsten  subjectis,  welches  Gott  stürze.  — 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  7.  Juni  1666. 

[Befriedigung   des  Kf.   vermittelst    einer   französischen  Anleihe.    Massregeln  zur  Be- 
setzung \)raheims.] 

So  lang  als  H.  Colbert^)  sich  an  Ew.  Churf.  D.  Hofe  aufgehalten  7.  Juni, 
und  dieser  Hof  Hoffnung  gehabt,  Ew.  Chf.  D.  in  seine  Interessen  der 
Wahl  halber  zu  engagiren,  ist  es  ihnen,  soviel  als  ich  abmerken  können, 
ein  Ernst  gewesen,  deroselben  nach  Möglichkeit  Satisfaction  zu  schaffen. 
Wie  sie  aber  erfahren,  dass  derselbe  zurückgegangen  sei,  wird  mir  so 
von  dem  französischen  Gesandten  als  Ministris  Status  zu  erkennen  gegeben, 
dass  man  nicht  wisse  sichere  Mittel  zu  finden  als  durch  ein  Anlehn  von 
Frankreich,  dazu  sich  der  König  in  Frankreich  ohne  ein  pactum  der 
hiesigen  Wahl  bloss  vermittelst  einer  engeren  Alliance  mit  Ew.  Chf.  D. 
wohl  würde  willig  finden  lassen.  Dass  ich  also  bei  jetzigem  Zustande, 
da  sich  tagtäglich  die  Sachen  zu  Extremitäten  mehr  und  mehr  anlassen, 
—  nicht  absehen  kann,  wie  durch  meine  Wenigkeit  zu  Ew.  Chf.  D. 
Diensten  etwas  Notables  geschafft  werden  könnte.  — 

FS.  Vor  anderthalb  Jahren  hat  Kf.  im  Rath  geschlossen,  die  Starostei 
Draheim  nach  dem  Tode  des  G. Feldherrn  selbst  einnehmen  zu  lassen.  Da 
dieser  Fall  sich  noch  zutragen  könnte,  während  Kf.  entfernt  ist')  (Potocki  ist 

>)    Die  Chiffer  ist  nicht  aufgelöst. 

^    S.  oben  S.  294. 

^    Kf.  hielt  sich  damals  in  Cleve  auf. 


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296  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

schwer  erkrankt),  so  möge  Kf.  verordnen,  dass  dieser  Schluss  auf  Bericht  von 
hier  unerwartet  fernerer  Ordre  ausgeführt  werde  '). 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cleff  16.  Juni  1666. 

[auf  die  Relation  vom  31.  Mai.     Der  Vergleich   mit  Pfalz-Neuburg.     Beförderung  der 

Wahl  desselben.] 

16.  Juni.  —  weil  wir  daraus  ersehen,  dass  nicht  allein  das  Wahlnegotium  zu 

hogstem  Nachtheil  der  Freiheit  der  Republicq  noch  immerhin  poussiret 
wird,  sondern  auch  dabei  wegen  Recuperirung  der  amissorum  solche 
nachtheilige  und  gefährliche  Desseinen  formiret  werden,  so  habt  Ihr  darauf 
ein  wachendes  Auge  zu  haben  und  unser  Interesse  und  Sicherheit  sorg- 
faltig und  fleissig  zu  beobachten,  auch  alles  widrige  äusserster  Müglich- 
keit  nach  zu  divertiren. 

Sonsten  lassen  wir  euch  auch  gnädigst  wissen,  dass  wir  uns  mit  des 
Herrn  Pfaltzgrafen  zu  Neuburg  Ld.  nunmehr  völlig  verglichen'),  weil 
wir  nun  vernehmen,  dass  man  auf  dieselbe  für  andern  sonderbare  Re- 
flection  anitzo  in  Polen  nehmen  soll,  wir  uns  auch  daneben  erinnern, 
dass  für  diesem  ein  und  andere  Senatoren  uns  zu  verstehen  gegeben, 
dass,  wann  das  obstaculum  wegen  des  Jülischen  Successionsstreits  aus 
dem  Wego  geräumet  wäre,  die  Wahl  für  andern  auf  Jh.  Ld.  wohl  fallen 
möchte,  gestalt  wir  auch  Ihrer  Ld.  die  Chron  für  andern,  jedoch  ver- 
mittelst einer  ordentlichen  Wahl  und  salvis  per  omnia  juribus  et  libor- 
tate  roip.  wohl  gönneten,  so  habt  ihr  mit  Fleiss  zu  sondiren,  was  einer 
oder  ander  hiezu  für  Inclination  habe,  auch  bei  Gelegenheit  Ih.  Ld.  in 
dieser  Sache  alle  gute  und  dienliche  ofücia  zu  prästiren,  auch  weil  wir 
dafür  halten,  dass  verschiedener  und  euch  zum  Theil  schon  bekannter 
Ursachen  halber  uns  und  unserm  Hause  aus  dieser  Sache  ein  sonderbarer 
Vortheil  und  Sicherheit  zuwachsen  könnte,  so  habt  Ihr  hierin  keine 
Arbeit  zu  sparen  —  Ihr  habt  dabei  zu  erwähnen,  dass  wir  dafür  hielten. 


*)  Kf.  in  seiner  Antwort  darauf  (d.  Cleve  23.  Juli  1666)  weist  den  Vorschlag, 
dass  er  Geld  von  Frankreich  erhalten  solle,  zurück.  Wegen  Draheims  solle  H.  ein- 
tretenden Falls  dem  Feldmarschall  Sparr  und  dem  G.Lieutenant  v.  d.  Goltz  Nach- 
richt geben,  ersterer  habe  Befehl,  fnr  den  Fall  der  Noth  einige  Truppen  in  Bereitschaft 
zu  hatten,  letzterer,  sofort  ?on  Draheim  Besitz  zu  ergreifen. 

''')  S.  über  die  damaligen  Verhandlungen  des  Kf.  mit  dem  Pfalzgrafen  Philipp 
Wilhelm  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  732if.,  den  Vertrag  wegen  der  polnischen  Königswabl 
vom  10.  Juni  S.  748 ff.  Vgl.  über  diese  Wendung  in  der  polnischen  Politik  des  Kf. 
Hirsch,  Zur  Geschichte  der  polnischen  Königswahl  von  1669  S.  8f. 


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Der  Vertrag  mit  Pfalz-Neuburg.    Instruction  Hackebergs.  297 

die  Repab)icq  würde  auf  diese  Weise  ihre  Libertät  am  besten  und  sicher- 
sten conserviren,  welche  sonsten  bei  der  frantzösi sehen  Wahl  sehr  peri- 
clitiren  werde,  solche  wäre  auch  der  Chron  Schweden  zuwider,  welche 
hingegen  die  Wahl  des  Herrn  Pfaltzgrafen  approbiren  und  secuudiren 
würde,  wovon  wir  gewisse  Nachricht  hätten*).  So  konnte  auch  der 
Pfaltzgraf  selbst  der  Republicq  mit  einigem  considerablen  Nachtruck  zu 
Hülfe  kommen^  wir  hätten  sonsten  auch  Nachricht,  dass  die  Frantzosen 
eine  Flotte  in  die  Ostsee  gehen  zu  lassen  intendiren.  Ihr  habt  aber 
dieses  alles  aufs  beste  zu  secretiren.  — 


Iiiötructiou^),    wonach  unser  —   Bedienter  JaUas  Hackeberg 
sich  zu  achten.     D.  Cleve  12.  Juni  1666. 

[Aufträge  an  Lubomirski.] 

H.  soll  sich  sofort  nach  Breslau  begeben  and  sich  daselbst  erkundigen,  12.  Juni, 
wo  Labomirsky  sich  aufhält,  sich  aber  nicht  für  einen  Kurförstl.  Be- 
dienten oder  Abgeschickten,  sondern  für  einen  Studenten  oder  Kaufmann  aus- 
geben. Er  soll  dann  sich  zu  L.  begeben,  ihn  allein  zu  sprechen  suchen,  ihm 
selbst  sein  Creditiv  übergeben  und  ihn  ersuchen,  dasjenige,  was  er  ihm  vor- 
bringen werde,  zu  secretieren,  ebenso  wie  Kf.  es  mit  dem,  was  L.  ihm  durch 
seinen  Bedienten  Colalto^)  habe  sagen  lassen,  gehalten  habe. 

Da  Kf.  von  diesem  vernommen,  dass  L.  dafür  halte,  weil  der  König  selbst 
es  so  oft  begehrt,  dass  bei  dessen  Lebzeiten  die  Wahl  geschehen  möchte,  so 
fände  er  zwar  dabei  viele  Inconvenientien ,  doch  könnte  auch  er,  wofern  der 
Hof  darauf  beharrte,  das  projectierte  Dessein  durchzufuhren,  kein  ander  Mittel 
finden,  als  contraria  contrariis  zu  curieren.  H.  solle  daher  von  ihm  vernehmen, 
wohin  man  bei  der  Republik  und  Ständen  hierunter  ziele,  und  wenn  L.  sich 
dahin  äussern  sollte,  dass  der  Republik  am  besten  durch  die  Wahl  zu  helfen, 
auf  was  für  ein  Subjectum  er  am  meisten  reflectierte,  Kf.  seinerseits  bedaure, 
dass  die  indigenae  regni  und  so  auch  er  und  die  Seinigen  per  publicam  regni 
Constitution em  davon  excludiert  wären,  würde  denselben  sonst  diese  Würde  vor 
anderen  gern  gönnen.  Von  einem  französischen  Herren  wollte  man  dem 
Anschein  nach  nicht  gerne  hören,  weil  man  befürchtete,  es  würde  hoc  rerum 
statu  eine  solche  Wahl  der  Freiheit  der  Republik  und  der  gemeinen  Wohlfahrt 
des  Vaterlandes  sely  gefährlich  sein.  Was  die  teut sehen  fürstlichen  Häuser 
betreffe,  so  wären  bei 0 esterreich  keine  Subjecta  vorhanden,  und  wären  also, 

*)  S.  V.  Crockows  Berichte  aus  Stockholm  vom  27.  Februar,  9.  März  und 
14.  April  1666  (ürk.  u.  Act.  IX.  S.  813flf.). 

*)  Derselben  liegt  ein  von  0.  v.  Schwerin  am  27.  Mai  1666  aus  Iselstein  ein- 
geschicktes Memorial  zu  Grunde.  Vgl.  über  Hacke bergs  Sendung,  welche  nach 
Verabredung  mit  Pfalz-Neuburg  geschehen  ist,  Urk.  u.  Act.  XL  S.  744 ff. 

^    S.  oben  S.279f. 


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298  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

welche  dem  Kf.  beigefallen,  noch  äbrig:  1)  der  Herzog  von  Lothringen'),  der- 
selbe werde  aber  als  ein  Vasall  anderer  Potentaten  auf  dieselben  allzu  grosse 
Keilexion  nehmen  müssen,  hätte  auch  nicht  die  nöthigen  Qualitäten  und  £x- 
perienz,  und  auch  die  Krone  Schweden  würde  seine  Wahl  nicht  gern  sehen; 
2)  der  Herzog  zu  Mecklenburg-Schwerin'),  der  aber  ganz  von  Frank- 
reich dependierte,  3;  und  4)  der  Herzog  zu  Braunschweig-Hannover') 
und  der  Markgraf  von  Baden*),  dieselben  wären  ünvermögenheit  halber  zu 
keinen  Fatiguen  und  Travaillen  capabel,  von  dem  Markgrafen  habe  man  es  auch 
übel  empfunden,  dass  er  durch  ein  in  offenem  Druck  ausgegangenes  Scriptum 
sich  selbst  recommendieren  wollen,  5)  der  Pfalzgraf  von  Neuburg.  Sollte  L. 
äussern,  dass  ihm  dieser  am  besten  anständig  wäre,  so  soll  er  erklären,  dass 
auch  Kf.  denselben  wegen  seiner  Qualitäten  und  Experienz  dafür  am  geeignetsten 
hielte,  ausserdem  habe  derselbe  bereits  grosse  Affection  in  Polen,  wäre  schon 
an  das  Jagelionische  Geblüt  verheirathet  gewesen,  stände  wohl  mit  dem  Kaiser 
und  allen  Reichsständen,  hätte  keine  fremde  Dependenz,  jedoch  soviel  Affection 
bei  der  Krone  Frankreich,  dass  der  König  ihm  endlich  diese  Wahl  nicht  miss- 
gönnen werde,  auch  Schweden  würde  ihm,  als  einem  aus  dem  Hause  Pfalz 
entsprossenen,  die  Krone  gewiss  vor  anderen  gönnen.  Derselbe  habe  immer 
grosse  Affection  für  die  polnische  Freiheit  und  Aestim  für  L.'s  Person  gehabt; 
er  hätte  zwar  viele  Kinder,  dieselben  wären  aber  theils  schon  mit  geistlichen 
Beneficien  versehen,  theils  könnte  er  sie  mit  seinen  deutschen  Landen  accommo- 
dieren,  die  ihm  auch  die  Macht  gewährten,  die  etwa  auf  ihn  gefallene  Wahl  zum 
Effect  zu  bringen,  aber  doch  nicht  so  formidabel  wären,  dass  die  Republik  davon 
Ombrage  zu  nehmen  brauchte;  Kf.  habe  auch,  um  derselben  alle  Ombrage  wegen 
der  zwischen  ihnen  beiden  der  Jülichschen  Succession  halber  geführten  Diffe- 
rentien  zu  benehmen,  sich  mit  ihm  gänzlich  verglichen  *)  und  gönne  die  Krone 
niemand  lieber  als  ihm.  Kf.  halte  für  nöthig,  dass  man  auf  alle  Fälle  ratione 
subjecti  sich  vorher  verständigte,  und  wünsche  daher  L.'s  Gedanken  darüber 
zu  erfahren,  femer  wie  dieses  Werk  zu  incaminieren ,  ob  und  mit  wem  des- 
falls  Communication  zu  pflegen  und  ob  auch  Auswärtige  zu  engagieren. 

Sollte  man  nun  auf  des  Pfalzgrafen  Person  vor  anderen  reflectieren  und  die 
Wahl  dann  auf  diesen  fallen,  und  die  Noth  erfordern,  dass  der  Republik  darunter 
wider  diejenigen,  welche  sie  desfalls  beeinträchtigen  wollten,  succnrriert  werden 


0  Prinz  Karl  von  Lothringen,  der  Neffe  des  regierenden  Herzogs  Karl  IV. 
von  Lothringen. 

^    Herzog  Christian  Louis  von  Mecklenburg,  s.  Urk.  u.  Act  IX.  S.  646. 

')  Herzog  Johann  Friedrich  von  Hannover;  über  den  schon  früher  geheg- 
ten Plan,  demselben  die  polnische  Krone  zu  verschaffen,  s.  Urk.  u.  Act  XI.  S.  566, 
Kecueil  des  Instructions  IV.  S.  83. 

*)  Markgraf  Ferdinand  Maximilian  von  Baden-Baden,  s.  Recueil  des 
Instructions  IV.  S.  94. 

^)  Kf.  hatte  schon  in  einem  Schreiben  vom  15.  Mai  1666  Lubomirski  den 
Abschluss  des  Friedens  mit  Münster  und  des  Vergleiches  mit  Pfalz-Neuburg 
angezeigt  und  denselben  um  Nachrichten  über  den  Stand  der  Dinge  in  Polen 
ersucht. 


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Sendung  Hackebergft  zu  Lubomirski.  299 

müsste,  solchenfalls  wollte  Kf.  neben  dem  Pfalzgrafen  derselben  mit  einer  Armee 
von  10,  12  oder  mehr  tausend  Mann  zu  Hülfe  kommen.  Der  Pfalzgraf  hätte 
ihm  auch  versichert,  dass  er  L.  und  dessen  Hause  alle  darunter  prästierende 
Hülfe  nach  seinem  eigenen  Wunsch  vergelten  würde. 

Er  soll  ihm  ferner  melden,  dass  Kf.  ihm  2000Ducaten,  worüber  er  die 
Wechsel  hiebei  auf  Königsberg  und  Danzig  zu  empfangen,  übersende  mit  Ver- 
sicherung, dass  zu  seiner  Subsistenz  ein  mehres  von  ihm  folgen  und  dass  sich 
auch  der  Pfalzgraf  in  diesem  Stück  zu  seinem  Contentement  bezeigen  werde. 

H.  erhält  auch  Creditive  für  den  Unterkanzler  Lesczynski  und  H.  Nie- 
miricz,  soll  aber  erst,  wenn  L.  es  billigt,  mit  denselben  sprechen.  Er  soll 
nichts  Schriftliches  von  sich  geben. 


J.  Hackeberg  an  den  Kurfürsten.     D.  Feldlager  drei  Meilen 
von  Cujaz  10./20.  Juli  1666. 

[Ankunft.     Unterredung  mit  Lubomirski.    Friedensunterhandlungen.] 

Er  ist  glücklich  am  16.  in  Begleitung  Los  che' s*)  im  Lager  eingetroffen,  hat  20.  Juli, 
durch  dessen  Vermittlung  an  demselben  Abend  bei  Lubomirski  Audienz 
gehabt  und  am  folgenden  Tage  demselben  die  befohlenen  Eröffnungen  wegen 
Anstellung  einer  freien  Wahl  gemacht.  L.  antwortete,  dass  ihn  diese  Proposition 
um  so  mehr  freue,  da  der  polnische  Hof  ausgesprengt  habe,  Kf.  habe  sich  mit 
Frankreich  zur  Ausführung  ihrer  Desseins  in  Polen  verbunden,  Kf.  habe  gar 
wohl  penetriert,  wodurch  die  Republik  am  besten  retabliert  werden  könnte,  der 
Hof  betriebe  die  Wahl  noch  immer  mit  Eifer,  wäre  auch  vielleicht  nie  näher 
bei  seinem  Intent  gewesen,  als  jetzt,  da  er  alle  Mittel,  dasselbe  mit  Gewalt 
durchzuführen,  in  Händen  und  von  der  Republik,  die  von  aller  Welt  verlassen 
sei,  wenig  zu  fürchten  habe.  Wenn  sie  nicht  bald  Hülfe  erhielten,  so  würde 
der  Adel,  ermüdet  von  allen  Miserien,  endlich  geschehen  lassen,  was  er  allein 
nicht  ändern  könnte;  es  wäre  nicht  so  schwer,  ihnen  zu  helfen,  Cavallerie 
hätten  sie  genug,  nur  thäten  ihnen  3 — 4000  Dragoner  Noth,  er  hoffe,  Kf.  werde 
ihnen  dazu  verhelfen.  Auf  die  Proposition  könnte  er  nicht  allein  und  sofort 
antworten,  die  Sache  müsste  erst  überlegt  werden,  dazu  brauchte  er  ein  paar 
Tage.  H.  bat,  ihn  nicht  lange  aufzuhalten,  und  beruhigte  ihn  wegen  der  an- 
geblichen Verbindung  des  Kf.  mit  Frankreich;  wegen  der  Assistenz  wäre  Kf. 
von  der  Republik  nie  angesprochen  worden. 


0  Wladislaus  Los,  Truchsess  von  Ploczk  (s.  Koche wski  IIL  S.  171),  Ver- 
trauter Lubomirski' s,  den  dieser  zu  Anfang  des  Jahres  1666  an  den  Pfalzgrafen 
von  Neuburg  und  nach  Schweden  geschickt  hatte.  (S.  Mem.  de  Pomponne  II. 
S.  141  ff.,  oben  S.  167  ff.).  H.  war,  wie  er  aus  Breslau  am  3.  Juli  meldet,  dort  mit  demselben 
zusammengetroffen;  am  16.  Juli  berichtet  er  vom  Lager  4  Meilen  von  Gadiz  aus  über 
das  für  die  königlichen  Truppen  so  unglückliche  und  verlustvolle  Treffen  an  der  Netze 
(8.  Koch 0  wski  III.  S.  232 ff.,  Kluczycki,  Acta  Joannis  Sobieski  I.  S.  245 ff.);  Lubo- 
mirski's  Armee  werde  auf  12  000  Mann  geschätzt,  darunter  ein  gut  Theil  Adlige,  doch 
nur  ein  Regiment  deutsche  Dragoner. 


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300  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Betreffend  die  jetzt  wieder  angeknüpften  Friedenstractaten ')  soll  von  dieser 
Seite  begehrt  werden,  dass  der  König  nochmals  die  Rechte  und  Privilegien  der 
Stände  eidlich  bestätige,  besonders  dass  bei  seinem  Leben  nicht  mehr  von  der 
Wahl  solle  geredet  werden,  und  dass  er  Lubomirsky  per  totum  restituiere, 
woraus  zu  ersehen,  dass  man  zu  der  Wahl  keine  grosse  Lust  hat,  wie  er  auch 
sonst  gemerkt.  Der  König  aber  besteht  darauf,  L.  solle  auf  3  Jahre  ins  £xil 
gehen,  seine  Chargen  verlieren  und  der  Adel  solle  nexui  renuntiieren,  ehe  er  auf 
den  Reichstag  kommt.  Der  kaiserliche  Gesandte')  treibt  sehr  zum  Frieden, 
auch  auf  diese  oder  noch  härtere  Bedingungen,  wie  Lösche  behauptet,  weil 
der  Kaiser  jetzt  der  Wahl  Pfalz-Neuburgs  ganz  zuwider  seL 

Zu  Niemiritz  und  Lesczynskizu  gehen,  hat  L.  ihm  widerrathen,  ersteren 
habe  er  in  der  Wahlsache  nicht  zu  gewinnen  vermocht,  letzterer  sei  auch 
beaucoup  moUifie.  würde  sich  von  allen  Affairen  abthun  und  in  Danzig  in  quiete 
leben,  wohin  er  jetzt  gegangen  wegen  einiger  Gelder,  die  er  von  seinem  Bruder 
geerbt. 


J.  Hackeberg  an  den  Kurfürsten.  D.  Jannowiz  15./25.  Juli  1666. 

[Die  Friedensunterhandlungen.     Neues  Gespräch  mit  Lubomirski,  dessen  ?erdäcbtiges 

Verhalten.] 

.Juli.  Lubomirski   treibt   die   Friedensunterhandlnngen,   wie   er  vorgiebt,    aus 

Vaterlandsliebe,  mit  solchem  Eifer,  dass  er  keine  widrige  Remonstrationen  hören 
will.  Was  aber  sowohl  er,  als  vielmehr  der  Kaiser  darunter  suche  und  ob  sie 
nicht  vieUeicht  den  kurzem  ziehen  dürften,  falls  sie  dadurch  Lothringen  zu 
der  Krone  zu  verhelfen  beabsichtigen,  wird  die  Zeit  aufweisen,  allezeit  macht 
sich  L.  der  äusseren  Apparenz  nach  sehr  verdächtig,  als  wenn  er  schon  in  Frank- 
reichs Interessen  stecke. 

Trotz  vielfachen  Mahnens  hat  er  erst  am  22.  Nachmittags  mit  L.  wieder 
sprechen  können,  derselbe  sagte  zu  ihm:  Nous  parlerons  asteur  de  toutes  choses 
et  vous  dirai  au  premier  lieu,  que  Testat  des  affaires  ne  permette  pas  pour  ä 
present  une  election,  puisque  le  roi  s'est  declare,  quMl  veut  promettre  de  nou- 
veau  par  un  diplome  et  le  confirmer  par  un  serment,  que  durant  sa  vie  il  ne 
scra  plus  parle  d'aucune  election,  et  je  croi,  qu'on  se  contentera  pour  asteur  de 
cela,  puisque  c'est  sur  ce  fondement,  qn'on  va  conclure  la  paix,  qui  est  fort 
necessaire  ä  la  Pologne.  Pourtant  si  le  roi  voulait  de  force  entreprendre  quel- 
que  chose  sur  nos  privileges  et  sur  notrc  liberte,  nous  irons  sans  doute  faire 
une  autre  election.    H.  erwiderte,  Kf.  werde,  wenn  auch  sein  Einrath  dabei  nicht 


0    S.  Kochowski  Hl.  S.  2a9f. 

0  Schon  ?on  Breslau  aus  hatte  U.  am  3.  Juli  berichtet,  der  Kaiser  habe  auf  des 
Königs  Requisition  einen  seiner  Käthe  auf  hiesigem  Amt,  Pauschner,  an  Lubo- 
mirski gesendet,  um  denselben  zum  Accommodement  mit  dem  Hof  zu  ermahnen 
und  die  Mediation  zu  versuchen,  auch  der  schwedische  Gesandte  Liliehoeck  bepaübe 
sich  auf  L.''s  Ansuchen  darum. 


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Hackebergs  Sendung  zu  Lubomjrski.  301 

nöthig  geachtet  worden,  damit  zufrieden  sein,  wenn  nur  dabei  Sicherheit  vor- 
handen ;  der  Konig  könnte  leicht  den  Eid  wieder  brechen  und  Vorwände  finden, 
die  Wahlsache  doch  wieder  auf  die  Bahn  zu  bringen.  L.,  der  jetzt  bei  dem 
Adel  solchen  Credit  habe,  möchte  ihnen  dieses  vorstellen  und  nicht  von  der 
guten  Partei  ahfallen.  Darauf  aber  wurde,  wie  es  schien  verabredetermaassen, 
ihr  Gespräch  durch  den  Eintritt  des  kaiserlichen  Gesandten  unterbrochen.  An 
den  nächsten  Tagen  hat  er  trotz  aller  Bemühungen  L.  nicht  weiter  zu  sprechen 
bekommen.  Als  dann  die  Commissarien  von  dem  Könige  zurückkamen  und  des 
andern  Morgens  dem  Adel  und  der  Armee  im  freien  Felde  Relation  thaten, 
er  auch  vernahm,  dass  der  Friede  so  gut  wie  geschlossen  sei,  wiewohl  der  Adel 
und  die  Annee  ihre  Diffidenz  gegen  L.  an  den  Tag  gehen  und  oflfen  sagen, 
sie  wären  von  ihm  verkauft,  ihrer  viele  auch  darauf  begannen  nach  Hause  zu 
gehen,  hat  er  beschlossen,  des  Kf.  Respect  nicht  weiter  also  zu  prostituieren; 
er  ist  zu  L.  gegangen  und  hat  ihm  mitgetheilt,  dass  er  es  für  unnütz  halte,  sich 
länger  aufzuhalten,  da  der  Friede  so  gut  wie  geschlossen  sei  und  er  wahr- 
genommen, wie  wenig  Reflexion  man  auf  des  Kf.  Abschickung  und  dessen  etwa 
führende  Gedanken  gemacht,  und  daher  abreisen  wolle.  L.  bestritt  allerdings, 
dass  der  Friede  vor  sich  ginge,  hielt  ihn  aber  nicht  weiter  zurück,  rieth  ihm 
aber,  der  Sicherheit  wegen  bei  dem  Heere  zu  bleiben,  bis  es  die  Weichsel  über- 
schritten habe.  H.  will  dies  auch  thnn;  er  ist  zur  Abreise  entschlossen,  da  er 
L.  so  disponiert  gefunden,  dass  er  des  Kf.  Abschickung  so  kalt  angenommen, 
daher  er  nicht  anders  urtheilen  kann,  als  dass  derselbe  entweder  mit  dem  Hofe 
unter  einer  Decke  liege  oder  aber  des  Kaisers  Interessen,  des  Kf.  Intention  zu- 
wider, zu  sehr  amplectiere,  daneben  der  Adel  wegen  des  Friedenswerkes  und 
der  schlechten  Conditionen  denselben  jetzt  so  verdächtig  hält,  dass  er  zweifelt, 
ob  er  jetzt  bei  ihnen  grossen  Credit  finden  wird. 


J.  Hackeberg  an  den  Kurfürsten.  D.  Breslau  3./13.  August  1666. 

[Unterredungen    mit    Lubomirski,    dessen    Erklärungen    zu    gunsten    Pfalz-Neuburgs. 

Mittheilungen  Krenski's.] 

Er  ist  heute  hier  angekommen,  gedenkt  morgen  nach  Cleve  weiter  zu  reisen.  13.  Aug. 
Er  hat  am  28.  Juli  mit  der  Armee  die  Weichsel  passiert  und  hat  am  nächsten 
Tage  seinen  Rückweg  antreten  wollen,  am  Abend  aber  hat  L.  mit  ihm  eine 
Unterredung  gehalten,  versichert,  dass  er  beständig  bei  der  guten  Partei  ver- 
bleiben würde,  und  in  ihn  gedrungen,  da  Kf.  ihm  durch  ColaJto  habe  ver- 
sprechen lassen,  ein  Subject  zur  Krone  vorzuschlagen,  und  H.  sicherlich  darauf 
instruiert  habe,  seine  noch  übrige  Commission  zu  eröffnen.  Er  hat  darauf  auch 
genau  nach  seiner  Instruktion  Pfalz-Neuburg  als  den  geeignetsten  empfohlen. 
Auch  L.  erklärte  sich  für  denselben,  frug  ihn  aber  zunächst  anf  sein  Gewissen, 
ob  auch  alle  Streitigkeiten  zwischen  demselben  und  Kf.  ganz  gehoben  seien, 
und,  nachdem  er  dieses  versichert,  ob  Pfalz- Neuburg  auf  allen  Fall  mit 
Allianzen  versehen  wäre,  und  was  der  Kaiser  und  Schweden   dazu   sagen 


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302  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

wurden.  Auf  das  erste  theilte  H.  ihm  mit,  dass  Kf.  sich  mit  demselben  ver- 
glichen, falls  eine  ordentliche  Wahl  auf  den  Pfalzgrafen  fallen  und  es  nothig 
sein  sollte,  die  Republik  gegen  einige  Beeinträchtigung  wegen  dieser  Wahl  zu 
schützen,  10 — 12  000  Mann  oder  noch  mehr  ihr  zur  Hülfe  zu  schicken.  Wegen 
des  Kaisers  zweifle  er  nicht,  dass  derselbe  dem  Pfalzgrafen  die  Krone  nicht 
missgönnen  werde,  falls  derselbe  nicht  etwa  selbst  jemand  anders  dazu  vor- 
schlüge, wovon  er  noch  nichts  gehört,  worüber  L.  ihm  aber  am  besten  werde 
Eröffnung  thun  können.  Von  Schweden  sei  Kf.  versichert,  dass  es  dem 
Pfalzgrafen  die  Krone  Polen  nicht  missgönnen  werde. 

L.  erklärte  darauf,  Kf.  möchte  sich  seiner  Treue,  bei  der  guten  Partei  zu 
verharren  und  dieses  Intent  zu  Werke  zu  bringen,  gänzlich  versichert  halten 
und  im  übrigen  sich  an  nichts  kehren,  was  auch  für  Zeitungen  und  Geschrei 
von  ihm  käme;  der  polnische  Hof  würde  sich  wohl  bald  mit  ihm  vergleichen, 
das  würde  ihn  aber  nicht  ändern,  Kf.  möge  ihm  verstatten,  weil  das  Gegentheil 
alle  mögliche  finesse  gebrauchte,  dass  auch  er  es  so  mache  und  die  masque 
mit  vornehme,  die  Correspondenz  zwischen  Kf.  und  ihm  sollte  in  Secret  blei- 
ben. Er  hoffe,  dass  er  wegen  der  Wahl  Pfalz-Neuburgs  ehestens  eine 
solche  Ligue  aufrichten  werde,  die  genug  sein  sollte,  dieses  Werk  zu  behaupten, 
er  werde  deswegen  wieder  jemand  nach  Wien,  Schweden,  zu  Kf.  und  dem 
Pfalzgrafen  schicken  und  insonderheit  Lösche  als  Residenten  bei  Kf.  und  dem 
letzteren  lassen,  Kf.  müsste  aber  auch  ferner  Hand  anlegen,  namentlich  Schwe- 
den bei  ihrer  jetzigen  Meinung  zu  gunsten  des  Pfalzgrafen  zu  erhalten  sich 
bemühen  und  am  kaiserlichen  Hofe  desfalls  wirken,  Kf.  möchte  sofort  jetzt,  wo 
Balbitzky  als  schwedischer  Gesandter  am  kaiserlichen  Hofe  wäre,  jemand 
vertrautes  dorthin  senden. 

Als  H.  ihn  dann  fragte,  ob  er  meine,  dass  Fürst  Rad zi will  hierunter  bei 
den  Littauem  zu  statten  kommen  könnte,  bejahte  er  dieses,  da  dessen  Credit 
dort  sehr  gross  sei,  doch  hätte  R.  sich  früher  für  die  französische  Wahl  erklärt 
und  durch  seinen  Residenten  am  Kgl.  Hofe  Mohrstein,  den  Bruder  des 
Sccretarii  status,  würde  ohne  Zweifel  alles  an  die  Königin  auskommen,  daher 
habe  er,  L.,  lange  keine  Correspondenz  mit  ihm  gehalten ;  Kf.  möchte  denselben 
durch  Hoverbeck  sondieren  lassen  und  ihm  Nachricht  geben,  wie  er  befun- 
den worden,  er  würde  doch  bald  nach  Danzig  reisen  müssen  und  dann  mit  jenem 
Abrede  nehmen  können. 

H.  theilte  ihm  darauf  mit,  dass  Pfalz -Neuburg  bereit  sei,  ihm  seine 
Dienste  zu  vergelten,  und  überreichte  ihm  dessen  Schreiben,  L.  zeigte  sich  darüber 
sehr  erfreut. 

Am  31.  forderte  ihn  L.  wieder  zu  sich,  gab  ihm  sein  Recreditiv  und  ein 
Schreiben  an  den  Pfalzgrafen,  sagte  ihm,  man  würde  in  8  Tagen  Frieden  haben '), 
und  rechtfertigte  den  Abschluss  desselben  damit,  dass  das  Land  sehr  ruiniert  sei 

*)  Am  31.  Juli  wurde  zu  Legonice  der  Frieden  abgeschlossen,  s.  Kochowski 
HL  S.  243ff.  Diarium  Europ.  XHL  App.  S.  297 ff.  Lubomirski  zeigt  (d.  Bres- 
lau 25.  August  1660)  dem  Kf.  den  Abschluss  an  und  erklärt,  demselben  nächstens 
durch  einen  Kxprcssen  Näheres  mitt heilen  zu  wollen. 


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Sendung  Hackebergs  an  Lubomirski.  303 

und  sich  bei  den  Seinigen  in  kurzer  Zeit  der  grosste  Mangel  würde  eingestellt 
haben,  er  hätte  den  Adel  nicht  beisammen  halten  können  und  es  hätte  ihm  an 
Infanterie  gemangelt,  so  dass  er  nicht  zur  Bataille  mit  dem  Könige  hätte  kom- 
men und  also  des  Krieges  Ende  nicht  absehen  können,  er  hätte  sich  auf  andere 
innerliche  Hülfe  verlassen,  die  aber  der  Hof  durch  seine  Künste  und  Geld  ihm 
abwendig  gemacht  (worunter  er  auf  Fürst  Wischnowicz^)  zielte,  dem  der 
Hof  40  000  Ungar.  FI.  gesandt,  damit  er  still  sitzen  möchte),  er  werde  sich  be- 
mühen, dem  zu  remedieren  und  sich  auswärtige  Hülfe,  vom  Kaiser  und  Schweden, 
zu  sichern.  Sie  alle  würden  zwar  nach  erfolgtem  Frieden  nach  Hause  gehen 
und  still  sitzen,  allein  7  Palatinate  blieben  mit  ihm  in  fester  Verbindung  und 
würden  sich  bemühen,  allmählich  die  anderen  Palatinate  auf  ihre  Seite  zu  ziehen, 
er  werde  von  diesen  Palatinaten  Vollmacht  erlangen,  die  Ligue  zu  gunsten  des 
Neuburgers  zu  formieren  und  mit  demselben  de  futura  successione  völlig  zu  capi- 
tulieren.  Auch  wieder  Truppen  zu  sammeln  erklärte  er  gamicht  für  schwierig, 
das  machte  ihm  nicht  soviel  Sorge  als  die  grosse  lenteur  bei  dem  kaiserlichen 
Hofe  und  dass  sie  da  so  wenig  was  rechtes  rosolvieren  könnten.  Er  sprach 
die  Hoffnung  aus,  die  Hülfe  vom  Kf.  würde  nicht  eher  kommen,  als  man  sie 
rufen  würde.  Er  kam  dann  auf  seine  eigenen  ganz  ruinierten  Verhältnisse  zu 
sprechen  und  erinnerte  an  die  Versprechungen,  welche  Kf.  ihm  gemacht,  H.  er- 
klärte ihm  darauf,  er  habe  vorläufig  2000  Ducaten  mitgebracht,  welche  zu  seiner 
Disposition  in  Breslau  stünden,  L.  bedankte  sich  dafür  und  bat,  Kf.  möchte  ihn 
auch  ferner  in  seiner  Dürftigkeit  nicht  verlassen,  schlug  vor,  weitere  für  ihn 
bestimmte  Gelder  an  Prinz  Radziwill  auszahlen  zu  lassen. 


P.  S.  Breslau  4./14.  August  1666. 

Er  hat  den  hier  befindlichenGrafen  Crensky  ^),  Pfalz-Neuburgischen  Kammer-  14.  Aug. 
herrn  und  Obristen,  besucht  und  von  demselben  erfahren,  dass  Lösche  dem 
Pfalzgrafen  nicht  allein  die  erste  Vocation  zur  Krone  gebracht,  welche  Lubo- 
mirski namens  der  damaligen  Conföderierten,  der  Castellan  von  Posen')  wegen 
der  Grosspolen  unterschrieben,  sondern  dass  auch  unter  ihnen  schon  verbandelt 
worden,  wie  viel  Volk  und  welche  Summe  Geldes  der  Pfalzgraf  parat  halten 
müsste,  welche  auch  wirklich  von  ihm  parat  gehalten  w^ürden.  Es  sei  verab- 
redet worden,  dass  sie  zum  König  senden,  demselben  die  Contra ventionen,  welche 
durch  die  vorseiende  Wahl  gegen  ihre  Gesetze  begangen  würden,  vorstellen  und 
andeuten  lassen  sollten,  weil  ja  ein  successor  vivo  rege  sein  sollte,  so  wollten 
sie  einen  undzwarPfalz-Neuburghiermit  benennet  haben,  der  Pfalzgraf  sollte 
zu  Behauptung  dieses  Intents  um  Ostern  bereits  seine  Truppen  nach  Polen 
marschieren  lassen,  mit  den  Schweden  aber  wäre  es  so  durchgestellet  gewesen, 
dass  Wrangel  schon  Ordre  gehabt,  seine  Truppen  zu  den  Pfalz-Neuburgischen 


')    Fürst  Demetrius  Wisniowiecki,  Woiwode  von  Beiz. 

»)    S.  oben  S.  250. 

3)     Christoph  Grzymultowski. 


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304  Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

stossen  zu  lassen;  nachgehends  aber  sei  noch  nicht  rathsam  befunden  worden, 
in  der  Sache  auf  die  Weise  zu  verfahren,  sondern  noch  etwas  zu  verzögern; 
inzwischen  aber  sei  der  Pfalzgraf  in  aller  guten  Hoffnung  hingehalten  worden, 
bis  diese  unvermuthete  Zeitung  vom  Frieden  nun  erfolge.  Crensky  sagt,  dass 
er  noch  wenige  Tage  vor  H.'s  Ankunft  im  Lager  auch  dort  gewesen  und  alles 
noch  gut  gefunden,  bis  der  kaiserliche  Gesandte  Pauscher  angekommen,  darauf 
er  eine  so  notable  Aenderung  in  allen  Gemüthem  befunden,  dass  er  sich  auch 
deswegen  öffentlich  beklagt  habe  und  davon  gezogen  wäre.  Sie  hätten  ihm 
dann  aber  durch  einen  Expressen  die  Victoria  bei  Taepadly)  anzeigen  und  ihn 
auffordern  lassen,  sich  bereit  zu  halten,  sie  würden  ihn  ehestens  wieder  an  den 
Pfalzgrafen  senden.  H.  hört  übrigens  in  Breslau,  Crensky  habe  im  Lager  mit 
Reden  oder  sonst  sich  versehen,  weswegen  er  sich  bei  Nacht  habe  salvieren 
müssen. 


J.   Scultetus^)    an   v.  Ho  verbeck.      D.  Warschau    13.  Angust 

1666. 

[Rückkehr  des  Königs.     Unzufriedenheit  der  Königin  mit  dem  Frieden.    Lubomirski's 
Abreise.    Gespräch  mit  Liliehoeck.] 

13.  Aug.  Der  König  ist    am  11.  Abends    hier   angekommen  und,   wie  man   bisher 

ominiert,  von  der  Königin  mit  vielen  Vorwürfen  wiegen  des  disreputierlichen 
Friedens  empfangen  worden.  Am  meisten  wird  dem  Könige  verdacht,  dass  er 
Lubomirski  nach  geschehener  Deprecation ')  mit  den  Worten:  ^Ich  weiss, 
dass  dem  Herrn  so  heiss  gewesen  als  uns"  angeredet  und  so  zu  erkennen  ge- 
geben habe,  dass  er  in  grosser  Gefahr  gestanden  und  gleichsam  den  Frieden  aus 
Noth  habe  machen  müssen.  Lubomirski  soll  disgustiert  von  dem  Könige  weg- 
gegangen sein,  da  man  die  formula  juramenti  nicht  so  gelassen,  als  vorher  ver- 
abredet war.  Die  Einladung  des  G.  Feldherrn  zum  Banquet  hat  er  nicht  an- 
genommen, sondern  ist  sogleich,  von  1000 Pferden  begleitet,  wieder  zurück- 
geritten; hieher  zur  Königin  hat  er  nur  zwei  seiner  Söhne  geschickt,  welche 
gemeldet,  dass  er  schon  nach  Laudshut  verreist  sei  und  in  wenigen  Tagen  die 
Reise  über  "Wien  nach  Italien,  nach  Loreto  antreten  würde. 

Die  meisten  am  Hofe  sagen,  dass  sie  an  diesem  Tractat  zweifeln  und  dass 
die  Ruptur  des  künftigen  Reichstages  denselben  aufheben  und  Anlass  zu  einem 
noch  blutigeren  Kriege  geben  werde. 

Gestern  hat  er  den  schwedischen  Gesandten  Liliehoeck*)  aufgesucht,  um 
zu  penetrieren,  was  derselbe  jetzt  nach  geschlossenem  Frieden  zu  thun  gesonnen 
sei  und  ob  er  den  Reichstag  abwarten  werde.    Jener  sagte,  er  sei   beauftragt. 


»)    S.  oben  S.  299. 

2)  Sekretär  v.  Hoverbecks,  den  dieser,  der  Anfang  Juni  wieder  vorläufig  nach 
Preussen  gegangen  war,  in  Warschau  zurückgelassen  hatte. 

3)  S.  Kochowski  IlL  S.  249f. 

**)     S.  über  dessen  Sendung  nach  Polen  Memoires  de  Pomponnell.  S.  Ulflf. 


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Unzufriedenb.  d.  poln.  Hofes  mit  dem  Friedeu.    Verhältnis  zu  Schweden.  305 

eine  starke  Allianz  mit  dem  Könige  und  der  Republik  aufzurichten,  er  wollte 
jetzt  nach  der  Rückkehr  des  Königs  die  Sache  vorbringen,  sollte  sich  aher  der 
Hof  ferner  so  stellen  wollen,  als  ob  ihm  nicht  viel  daran  gelegen  sei,  wurde  er 
sich  wohl  nicht  lange  aufhalten,  doch  müsste  er  Antwort  auf  seine  Schreiben 
aus  Schweden  abwarten.  Von  diesem  Frieden  glaubte  er,  dass  derselbe  nicht 
lange  bestehen  würde;  er  fragte  Sc,  was  auf  solchen  Fall,  wenn  der  bevor- 
stehende Reichstag  wieder  zerrissen  werden  und  der  Hof  die  Wahl  mit  Gewalt 
durchzusetzen  suchen  sollte,  Kf.  thun  wollte.  Er  hat  erwidert,  er  wüsste  das 
nicht,  glaubte  aber,  Kf.  würde  warten,  was  Schweden  und  andere  Nachbaren 
thun  würden.  L.  antwortete,  Kf.  hätte  vor  allen  Nachbaren  einen  grossen  Vor- 
theil  im  Besitz  von  Memel  und  Pillau,  wenn  Schweden  dieselben  hätte,  dürfte 
es  sich  wohl  bald  erklären,  worauf  er  lachend  erwiderte,  wenn  Kf.  Riga  und 
Liefland  hätte,  dürfte  er  sich  wohl  auch  zu  einer  solchen  Erklärung  finden 
lassen*).  L.  klagte  sonst,  dass  er  von  vielen  Senatoren  sehr  frigide  behandelt 
werde,  und  wünschte  sehr  mit  Hoverbeck  zu  communicieren,- 


V.  Hoverbeck  an  äen  Kurfllrsten.     D.  Warschau  19.  Angust 

1666. 

[Rückkehr  nach  Warschau.    Geheime  Artikel  mit  Lubomirski  scheinen  nicht  abgemacht 
zu  sein.    Verhältnis  Polens  zu  Schweden.] 

Er  ist  hieher  zurückgekehrt  und  hat  sich  bemüht,  zu  ergründen,  ob  etwa  19.  Aug. 
in  dem  neulichen  Friedensschluss  noch  ein  geheimer  Artikel  enthalten,  in  wel- 
chem die  in  dem  Hanptinstrument  nur  der  Gnade  des  Königs  anheimgestellte 
Restitution  Lubomirsky's,  wenigstens  in  gewissen  Stücken,  caviert  wäre  und 
dieser  dagegen  versprochen  hätte,  sich  nicht  zu  widersetzen,  dass  bei  Lebzeiten  des 
Königs  von  einem  successor  gehandelt  werde,  er  hat  aber  nichts  merken  können 
und  glaubt  es  um  so  weniger,  da  die  Forderungen,  welche  L.  durch  seine  Söhne 
hat  vortragen  lassen,  wegen  Restitution  seines  Salzberges  und  der  beiden 
Starosteien  Krakau  und  Chmielnik  abschlägig  beschieden  sind. 

Seit  Schweden  die  Handlung  des  Grafen  Tott  mit  Frankreich  wieder 
umgestossen  und  dagegen  eine  engere  Allianz  mit  England  aufgerichtet,  ist  man 
hier  selir  misstrauisch  gegen  dasselbe  gewesen,  was  durch  das  vorjährige  Schrei- 
ben des  Königs  und  die  mit  Lubomirsky  und  den  Grosspolen  gepflogene 
Correspondenz  noch  vermehrt  worden^),  seitdem  aber  durch  Graf  Königsmarcks 
Sendung')  das  Vertrauen  zwischen  Frankreich  und  Schweden  wiederhergestellt 
ist,  richtet  sich  dieser  Hof  auch  danach  und  caressiert  Liliehoeck  sehr,  da- 


^)  v.  Hoverbeck  bemerkt  dazu,  es  sei  daraus  zu  ersehen,  dass  Schweden  zwar 
das  gemeine  Interesse  bei  dem  Wahlnegotium  gerne  beobachtet  sehen,  aber  die  des- 
wegen vom  Hofe  zu  erwartende  Feindschaft  für  sich  verhüten  und  anderen  aufbürden 
wolle. 

»)    Vgl.  M^m.  de  Pomponne  II.  S.  Ulif. 

»)    S.  ebendaselbst  S.  89. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  20 


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306  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

gegen  klagen  L üb o mir sky 's  Anhänger,  dass  ihnen  Schweden  wirkliche  Assistenz 
versprochen,  als  es  aber  zum  Treffen  hätte  kommen  sollen,  dieselbe  platt  ab- 
geschlagen habe,  und  sie  glauben,  dass  auch  dieser  Gesandte  zwei  conträre 
Ordres  gehabt  habe. 


V.  Hoverbeck    an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau  27.  August 

1666. 

[Audienzen   bei   der  Königin  und    dem  Könige,    gunstige  Erklärungen  des   letzteren. 
Gerüchte  vom  Reichstage.] 

27.  Aug.  Am  21.  August  hat  er  zuerst  bei  der  Königin  und  dann  bei  dem  Könige 

Audienz  gehabt,  wobei  er  denselben  den  Glückwunsch  des  Kf.  zu  dem  abge- 
geschlossenen  Vergleiche  ausgesprochen,  sie  um  Förderung  der  Interessen  des- 
selben gebeten  und  ihnen  die  Geburt  des  Prinzen')  angezeigt  hat.  Von  beiden 
wurde  er  sehr  gnädig  empfangen,  der  König  zeigte  sich  sehr  erfreut  darüber, 
dass  H.  den  Friedensschluss  als  für  ihn  besonders  vortheilhaft  bezeichnet  hatte, 
er  lobte  Lubomirsky,  dass  derselbe  bei  dem  Deprecieren  sich  bescheiden  ge 
zeigt,  klagte  dagegen  über  die  Frechheit  des  Castellans  von  Posen  Grzymol- 
towski.  Wegen  Draheims  bat  er  Kf.  noch  eine  Weile  in  Ruhe  zu  stehen,  der 
Alte ')  könnte  es  ja  nicht  mehr  lange  treiben,  und  nach  dessen  Tode  sollte  Kf. 
unfehlbar  Satisfaction  erhalten,  er  wollte  auch  auf  dem  jetzt  bevorstehenden 
Reichstage  denselben  dahin  zu  disponieren  suchen,  dass  er  gutwillig  abstände, 
wegen  der  Elbingischen  Summe  wollte  er  dem  Kanzler  befehlen,  dass  er  diese 
Sache  sowohl  in  den  Kreisausschreiben  als  auch  in  der  Reichstagsproposition 
den  Ständen  auf  das  beweglichste  vortrüge.  Zum  Schluss  fragte  der  König 
ebenso  wie  vorher  auch  die  Königin  nach  dem  Regensburger  Reichstage,  ob  H. 
davon  gehört,  dass  von  einem  Römischen  Könige  geredet  werde  und  dass 
K.Sachsen  mit  den  Evangelischen  eine  Liga  machen  wollte,  um  durchzusetzen, 
»dass  die  Protestierenden  mit  den  Katholischen  am  Kaiserthum  alternieren  sollten; 
H.  hat  erwidert,  dass  dieses  angesichts  der  Majorität  der  Katholischen  im  Kur- 
fürstencoUegium  schwer  zu  practicieren  sein  würde. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  6.  September 

1666. 

[Neue  Krbietungen  des  Königs.     Unterhandlungen  mit  Lubomirski.] 

6.  Sept.  Der  König,  bei  dem  er  vor  dessen  Abreise  zur  Jagd  eine  neue  Audienz 

gehabt,  hat  sich  dort  aufs  neue  erboten,  des  Kf.  Interessen   auf  dem   nächsten 
Reichstage  zu  befördern,  man  scheint  wirklich  dem  Kf.  zwar  nicht  völlige  Satis- 

*)    des  Prinzen  Ludwig,  geb.  28.  Juni  1666. 
*)    Per  K.G.Feldherr  Stanislaus  Potocki. 


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Freundlicheres  Verhalten  des  Hofes  gegen  Ef.  307 

faction  aber  einen  Theil  seiner  Forderungen  bewilligen  zu  wollen,  um  ihn  da- 
durch von  dem  gefassten  Unwillen  und  Misstrauen  gegen  die  Königin  abzu- 
bringen und  zu  deren  Willen  zu  disponieren.  Aus  des  Königs  Discursen  schliesst 
n.,  dass  derselbe  dem  Frieden  nicht  traut,  sondern  eine  neue  grössere  Con- 
foderation  furchtet  und  an  dem  Schluss  des  Reichstages  zweifelt.  Das  Miss- 
trauen gegen  Lubomirsky  rührt  daher,  dass  derselbe ^)  plötzlich  nach  Breslau 
gereist  ist  und  seinen  Anhängern  geschrieben  hat,  ihre  Truppen  nicht  abzu- 
danken, sondern  mit  denselben  in  seinen  Erbgütern  stehen  zu  bleiben.  Der 
K.  Referendarius  ^)  hat  sich  unter  dem  Vorwande  privater  Geschäfte  auch  dort- 
hin begeben,  ohne  Zweifel  im  Auftrage  der  Königin,  um  durch  das  Anerbieten 
seiner  Salzberge  und  der  Starosteien  Cracau  für  seinen  ältesten  Sohn  und 
Chmielnik  für  ihn  selbst  Lubomirsky  für  die  Partei  der  Königin  zu  gewinnen, 
doch  wird  er  schwerlich,  am  wenigsten  gleich  bei  diesem  ersten  Anwurf,  etwas 
erreichen,  wie  denn  überhaupt  die  Königin  durch  Ungeduld  und  Eilfertigkeit 
meist  ihre  Sachen  verdirbt. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  1.  November 

1666. 

[Aerger  der  Königin  und  der  Anhänger  derselben  über  den  Erbvergleich   mit  Pfalz- 
Neuburg.] 

Er  hat,  um  das  Notificationsschreiben  wegen  des  Erbvergleiches  mit  Pfalz-  l.Nov. 
Neuburg')  zu  übergeben,  bei  dem  Könige  und  der  Königin  Audienz  gehabt; 
beide  sprachen  ihre  Freude  über  denAbschluss  des  Vergleiches  aus,  von  der 
Königin  aber  weiss  er,  dass  sie  sich  nur  dazu  gezwungen,  dass  ihr  seit  langer 
Zeit  nichts  Unangenehmeres  vorgekommen  als  dieses,  und  dass  auch  verschiedene 
Senatoren  je  nach  ihrer  Parteistellung  theils  mit  Freude  theils  mit  Leid  davon 
gesprochen,  dass  Pfalz-Neubnrg  jetzt  erst  als  Candidat  auftreten  könne ^). 


0    S.  Kochowski  III.  S.  252. 

2)  Andreas  Morstein.     Vgl.  Pufendorf  IX.  §91  (S.  635f.). 

3)  Kf.  hatte  (d.  Cleve  14./24.  September  1666)  H.  den  am  9.  September  mit  dem 
Pfalzgrafen  abgeschlossenen  Erbvergleich  (s.  ürk.  u.  Act.  XI.  S.  762)  und  ein  Noti- 
ficationsschreiben an  den  König  zur  Uebergabe  an  den  letzteren  zugeschickt. 

*)  H.  berichtet  am  5.  November,  der  G.Kanzler  hätte  geäussert,  dieser  Vertrag 
wäre  ein  Vorbote  der  künftigen  Wahl,  Kf.  werde  nunmehr  die  polnische  Krone  nie- 
mand lieber  gönnen  als  dem  ihm  jetzt  so  befreundeten  Pfalzgrafen,  und  höhnisch 
hinzugefügt,  man  behaupte,  Kf.  wolle,  um  dessen  Wahl  mit  mehr  Nachdruck  zu  be- 
treiben, zu  dessen  Gunsten  der  Souveränetät  über  Preussen  entsagen.  Am  3.  Decem- 
ber  meldet  er  noch  weiteres  über  dessen  feindselige  Aeusseningen,  auch  die  Bischöfe 
von  Chelm  und  Cracau,  welche  sich  sonst  dem  Pfalzgrafen  günstig  gezeigt,  hätten 
die  Mittheilung  von  dem  Vergleich  sehr  kaltsinnig  aufgenommen,  bei  Hofe  hätte  diese 

20* 


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308  HL   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Memorial  des  von  Lubomirsky  abgeschickten  Secretarius  Bar- 
tholomaeas  Pcejazecky*).     D.  Coloniae  ad  Spream  1.  Decem- 

ber  1666. 

[Mittheilung  der  vom  Hofe  mit  Lnbomirski   wegen  der  französischen  Wahl  geführten 

Verhandlungen.    Anfrage,  ob  der  Reichstag  abgebrochen  und  die  Wahl  Pfalz-Neuburgs 

rorgenommen  werden  solle.    Bitte  um  Hülfe.] 

I.  Dec.  Lubomirski  lässt  dem  Kf.  mittheilen,  die  französische  Partei  betreibe  die 

Wahl  mit  dem  grössten  Eifer,  es  seien  mit  ihm  deswegen*)  drei  Conferenzen 
durch  Mor  stein  und  den  Capitan  von  Rad  cm  gehalten  und  es  sei  ihm  von  dem 
französischen  Gesandten,  dem  Bischof  von  Beziers,  ein  französisch  abgefasster 
Tractat  vorgelegt  worden,  welchen  er,  wenn  Kf.  es  wünscht,  demselben  mit- 
theilen will.  Danach  habe  sich  der  König  von  Polen  entschlossen,  auf  dem 
jetzigen  Reichstage  abzudanken,  unter  der  Bedingung,  dass  ein  Franzose  sein 
Nachfolger  werde ;  L.  solle  sich  durch  diesen  Tractat  verpflichten,  die  Wahl  eines 
Franzosen  mit  allen  Kräften  zu  befördern,  zur  Belohnung  dafür  werde  ihm  ver- 
sprochen: das  Palatinat  Cracau,  das  Obercommando  über  das  Heer,  die  Zurück- 
erstattung der  Salinen  und  einiger  Capitanate,  femer  für  jetzt  100  000  Goldstücke 
und  später  weitere  Summen,  auch  für  seine  Söhne  grosse  Verheissungen ,  Be- 
denkzeit werde  ihm  bis  zum  25.  November  gelassen.  L.  habe  eigentlich  die 
Absicht  gehabt,  die  Franzosen  zu  täuschen,  durch  scheinbare  Zustimmung  und 
Verpflichtung  zur  Beförderung  der  französischen  Wahl  den  König  zur  Abdan- 
kung zu  bewegen  und  dadurch  die  Republik  in  den  Stand  zu  setzen,  einen  ihr 
genehmen  König  zu  wählen.  Da  er  sich  aber  habe  schriftlich  verpflichten  sollen, 
selbst  die  Wahlangelegenheit  wieder  vorzubringen,  und  ihm  dieses  sehr  bedenk- 
lich geschienen,  so  habe  er  es  verweigert  und  dadurch  haben  sich  die  ganzen 
Tractaten  zerschlagen.    Er  bitte  nun  Kf.  um  Rath  und  Hülfe: 

1)  ob  der  Reichstag  abgebrochen  oder  gestattet  werden  solle,  dass  es  zum 
Schlüsse  desselben  komme.  L.  selbst  räth,  ihn  abzubrechen,  sonst  werde  der 
Hof  Steuern  und  die  Befugnis  zum  Münzenschlagen  haben,  in  der  Zwischenzeit 
würden  die  jetzigen  Generale,  Potocki  und  Sobieski,  die  beide  im  fran- 
zösischen Dienste  ständen,  ihr  Ansehen  beim  Heere  befestigen  und  die  gut  ge- 
sinnten Elemente  aus  demselben  entfernen. 


Nachricht  unversöhnlichen  Hass  gegen  Kf.  erzeugt,  man  suche  jetzt  demselben  alles 
mögliche  zuwider  zu  thuu,  so  dass  der  V.Kanzler  ihm  gerathen,  vorläufig  mit  der 
Negotiation  an  sich  zu  halten.    Vgl.  Pufendorf  X.  §  60  (S.  699). 

^}  Lubomirski's  Creditiv  für  denselben  ist  Breslau  27.  November  1666  aus- 
gestellt. Schon  im  October  war  Los  (s.  oben  S.  299)  bei  dem  Kf.  in  Cleve  gewesen, 
wie  das  Creditiv  Lubomirski ^s  für  denselben  (d.  Breslau  14.  September  1666)  und 
das  Recreditiv  des  Kf.  (d.  Cleve  17.  September  1666)  beweisen,  doch  sind  Aufzeich- 
nungen über  die  mit  demselben  geführten  Verhandlungen  nicht  vorhanden.  Auch 
ein  Sohn  Lubomirski's  muss  damals,  wie  ein  Dankschreiben  desselben  (d.  Bensburg 
15.  October  1666)  beweist,  beim  Kf.  und  bei  dem  Pfalzgrafeu  gewesen  sein. 

'0    S.  Pufendorf  IX.  §  91  (S.  635f.). 


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Sendung  Pcejazecky's  zu  Kf.  309 

2)  sofort  bei  Abbreclmng  des  Reichstages  müsse  man  den  französischen 
Anschlägen  entgegentreten  und  zwar  müsse  nach  der  Abdankung  des  Königs, 
zu  welcher  dieser  fest  entschlossen  sei,  die  Erhebung  des  Neuburgers  vorge- 
nommen und  Schweden  mit  dazu  herangezogen  werden.  Ferner  müsste  eine 
Militärconfoederation  geschlossen  werden,  der  sich  auch  der  Adel  anschliessen 
werde. 

Der  Fürst  bitte  Kf.  ihn  zu  unterrichten,  was  er  davon  halte  und  welche 
Hülfe  und  Mitwirkung  von  ihm  zu  erwarten  sei. 


Acta  conferentiae  ^)  mit  des  Fürst  Lubomirsky  Abgeordneten. 

22.  Novembris 
Bei  der   am  k,-j^ r— y  1666  mit  Pcejazecky  gehaltenen  Conferenz  2.  Dec. 

hat  derselbe  anfanglich,  wie  von  ihm  die  communicatio  tractatus  Gallici  begehrt 
ward,  dieselbe  versprochen  und  nähere  Mittheilungen  über  den  Inhalt  desselben 
gemacht,  zugleich  versichert,  dass  trotz  aller  Drohungen  und  Versprechungen 
der  Königin  und  der  Franzosen  der  Fürst  fest  in  seinen  einmal  gefassten  Maximen 
bleibe.  Derselbe  höre  zwar  ihre  Vorschläge  und  conferiere  amice  mit  ihren 
Abgesandten,  aber  nur,  um  desto  besser  ihre  Pläne  kennen  zu  lernen,  man 
möchte  Staat  auf  seine  Beständigkeit  machen,  ehe  sollte  seine  Hand  verdorren, 
als  dass  er  solch  einen  Vergleich  unterschreiben  würde,  doch  müsse  man  sich 
seiner  und  der  guten  Partei  annehmen,  sonst  würde  die  Republik  Noth  leiden 
und  er  selbst  ruiniert  werden,  der  Adel  sei  des  Krieges  überdrüssig  und  würde 
endlich  lieber  in  des  Hofes  Begehren  einwilligen  als  sich  und  das  Ihrige  in  die 
grösste  Gefahr  setzen. 

Wie  ihm  darauf  vorgestellt  wird,  es  wären  von  L.  auch  allerhand  ungleiche 
Sachen  divulgiert,  versichert  er,  dass  man  dergleichen  nur  bei  Hofe  erfinde, 
um  ihn  ausser  Credit  und  in  Verdacht  zu  setzen,  man  könnte  sich  aber  sicher 
auf  ihn  verlassen.  Sonst  wäre  der  König  zwar  zur  Abdication  geneigt,  er  würde 
solche  aber  nicht  thun,  wäre  er  nicht  von  L.  versichert,  dass  derselbe  die  fran- 
zösische Wahl  befördern  würde. 

Auf  dasjenige,  was  er  in  seinem  Memorial  wegen  des  Reichstages  propo- 
nierte,  wird  ihm  erwidert,  auch  Kf.  halte  es  für  besser,  wenn  der  Reichstag  un- 
verrichteter  Sache  sich  zerschlüge.  Es  wird  ferner  de  modo  subveniendi  prin- 
cipi  et  reipublicae  geredet  und  ihm  vorgestellt,  ob  es  nicht  dahin  zu  bringen 
sei,  dass  der  Fürst  soviel  Freunde  und  Patrioten  an  sich  ziehen  könnte,  die 
apud  exteros  etwas  sub  nomine  et  specie  reipublicae  thun  und  Hülfe  suchen 
könnten,  er  erwidert,  dies  könne  und  solle  geschehen  und  solle  Kf.  im  Namen 
der  Republik  um  Hülfe  requiriert  w^erden.  Sie  sind  damit  sehr  zufrieden  und 
eröffnen  ihm  darauf,  dass  Kf.  bereits  seit  lange  mit  Schweden  dieser  Sache 

*)  von  Meinders'  Hand,  welcher  zusammen  mit  dem  O.Präsidenten  v.  Schwerin 
diese  Conferenz  mit  Pcejazecky  gehalten  hat. 


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310  ni.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

halber  tractieren  lasse,  und  lesen  ihm  das  Schwedische  Generalproject ')  vor,  er 
zeigt  sich  darüber  sehr  erfreut,  noch  mehr  über  die  Mittheilung,  dass  Kf.  auch 
mit  Pfalz-Neuburg  wegen  der  polnischen  Sache  einen  Vergleich  gemacht 
und  dass  beide  darin  für  einen  Mann  stehen  würden.  Er  erwähnt  darauf,  der 
Kaiser  schiene  für  Pfalz-Neu  bürg  gute  Intention  zu  haben,  Fürst  Lob- 
kowitz  hätte  gesagt,  er  könne  sich  dessen  fest  versichern,  wofern  er  es  nur 
selbst  an  sich  nicht  ermangeln  Hesse.  Sie  sagen  darauf,  Kf.  wolle  mit  dem 
ehisten  jemand  nach  Wien  schicken,  um  dieses  Werk  zu  secundieren.  Als  sie 
ihm  vorstellen,  ob  es  nicht  besser  wäre,  wenn  L.  in  Polen  wäre,  erklärt  er, 
derselbe  wünsche  dieses  selbst,  er  habe  aber  in  Polen  keine  Sicherheit  und 
dürfe  sich  bei  solchen  Coi^nncturen  nicht  dorthin  wagen. 

Wegen  der  persönlichen  Entrevue  mit  Kf.  sagen  sie,  solche  sei  Kf.  nicht 
zuwider,  wenn  man  etwa  nach  geendigtem  Reichstage  auf  den  Neumärkischen 
Grenzen  zusammenkommen  könnte,  welches  er  mit  demüthigem  Respcct  accep- 
tierte.  Auf  ihre  endliche  Frage,  was  die  Moscowiter  und  Tartaren  von 
dieser  Sache  hielten,  meinte  er,  sie  würden  beide  nicht  gerne  sehen,  dass  ein 
Franzose  zur  Krone  käme'). 


V.  Hoverbeck  an  äen  Kurfürsten.    D.  Warschau  17.  December 

1666. 

[Warnung  vor  Ausführung  der  von  Schweden  gemachten  Vorschläge.] 

17.  Dec.  Die  von  Schweden  intendierte')  öffentliche  Recommendation  des  Pfalz- 

grafen   zur   polnischen  Krone    würde  nicht   nur  diesem,    sondern    auch  denen, 
welche  ihm  patrocinieren,  schädlich  sein,  die  guten  Patrioten,  welche  es  bisher 

0    S.  oben  S.  175. 

^  Laut  einer  Quittung  Pcejazecky's  vom  7.  December  hat  derselbe  von  Kf. 
1000  Ducaten  für  Lubomirski  erhalten.  L.  sendet  dem  Kf.  (d.  Breslau  14.  Decem- 
ber 1666)  den  Vertragsentwurf  (Articles  accordez  entre  la  Ser.  Reine  de  Pologne  et 
de  Suede  et  M.  Tevesque  de  Besiers  —  d'une  part  et  M.  Morstein  Referendaire  du 
Royaume  et  M.  Podolosky  Gouverneur  de  Radom,  plenipotentiaires  de  M.  George  Lubo- 
mirski d'autre  part,  touchant  Telection  d^un  successeur  ä  la  couronne  de  Pologne  d. 
Varsovie  20.  Septembre  1666)  und  einige  Briefe  Morste  ins  im  Original  zu.  Diese 
Originale  sendet  Kf.  (d.  Coloniae  12./[22.]  December  1666)  wieder  an  L.  zurück,  doch 

sind  Abschriften  derselben   zurückbehalten  worden.    Kf.,  der  am  -=-^— ; —   dem 

7.  December 

Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm    von    den  Verhandlungen    mit  Pcejazecky   Nachricht 

gegeben,    schreibt    demselben    (d.    Cöln    12./[22.]  December  1666),    er   werde   durch 

Blas  peil  erfahren,   was  Kf.  von  Lubomirski  wegen  der  zwischen  diesem  und  den 

Franzosen  inbetreff  des  Wahlnegotiums  vorgegangenen  Handlung  erfahren,  er  selbst 

glaube,    dass  man  nach  einer   solchen  Probe   sich  L.^s   fest  zu  versichern    habe  imd 

keine  Apparenz  sei,  dass  derselbe  sich  jemals  werde  vom  Hofe  gewinnen  lassen. 

')    S.  oben  v.  Crockows  Relationen    vom   28.  Juli    und   7.  November   und   das 

Rescript  des  Kf.  an  denselben  vom  8.  September  1666  (S.  175  ff.,  186). 


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V.  Hoverbecks  Warnungen.  311 

für  unstatthaft  erklärt,  dass  vor  erledigtem  Thron  von  einem  Successor  geredet 
oder  gar  gehandelt  werde,  wurden  dadurch  alieniert.  Dass  sich  Frankreich 
auf  andere  Gedanken  sollte  bringen  lassen,  hält  er,  nachdem  es  so  ansehnliche 
Summen  zum  Unterhalt  der  preussischen  Besatzungen  und  zu  den  zwei  letzten 
Campagnen  hergegeben,  für  sehr  unwahrscheinlich,  bei  diesem  Hofe  aber  würde 
auch  ein  Engel  vom  Himmel  in  dieser  Materie  nichts  schaffen  können.  Auf 
Kf.  haben  die  Stände  eine  Zeit  lang  wie  auf  ihren  Schutzherm  gesehen,  gerade 
weil  er  bei  dieser  Sache  kein  besonderes  Interesse  verfolgt,  diesem  aber  würde 
viel  abgehen,  wenn  Kf.  sich  der  ausser  eines  interregni  ganz  fruchtlosen  Recom- 
mendation theilhaftig  machen  wollte. 

Es  will  ihm  auch  nicht  anstehen,  dass  sich  Schweden  erst  des  Subjecti 
halber  mit  Kf.  verbinden  und  dann  erst  durch  den  Feldmarschall  Würtz  ab- 
handeln will,  was  ihr  Interesse  bei  der  Sache  betrifft,  denn,  wenn  dieser  Ver- 
gleich nicht  nach  ihrer  vorgefassten  Meinung  vor  sich  ginge,  könnten  sie  die 
ganze  Sache  übergeben  und,  nachdem  sie  des  Kf.  Intention  und  modum  gerendi 
kennen  gelernt,  zu  dem  Gegentheil,  das  ihnen  wohl  das  ganze  Herzogthum  zum 
Recompens  willigen  dürfte,  übergehen. 

Er  räth  daher,  die  Sache  so  lange  als  möglich  zu  dissimulieren,  inzwischen 
aber  nach  Möglichkeit  zu  unterbauen^). 


Der   Kiirfüret    an    v.  Hoverbeck.     D.  Cölii  24./14.  December 

1666. 

[Dem  Könige,  der  Königin,  dem  französischen  Gesandten  u.  a.  wegen  der  Wahl  eines 
Nachfolgers  zu  machende  Eröffnungen.] 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

Was  uns  bei  der  jüngsten  Post  aus  Schweden*)  wegen  des  Pol-  24.  Dec. 
nischen  Werks  für  Nachricht  zukommen,  solches  thun  wir  euch  hiebei 
gnädigst  communiciren  und  dabei  anbefehlen,  weiln  dieses  Werk  nun- 
mehr so  weit  esclatiret  und  ruchtbar  worden,  auch  der  Orten  Gelegen- 
heit zu  suchen,  mit  guter  Manier  und  so  weit  ihr  es  sowohl  zu  Beför- 
derung der  Sache  als  Beibehaltung  Glimpfs  und  Freundschaft  werdet 
diensamb  ermessen,  ein  und  anders  sowohl  dem  Könige  und  der 
Königinne  selbst  als  auch  dem  französischen  Abgesandten,  wie  auch 
andern  furnehmen  ministris  davon  zu  offenbaren,  damit  man  uns  hier- 
nächst  nicht  reprochiren  möge,  als  wenn  wir  hinter  dem  Könige  und  der 

0  Ganz  ähnliche  Rathschläge  ertheilt  er  in  der  folgenden  Relation  vom  20.  De- 
cember auf  Grund  von  Besprechungen  mit  den Castellanen  von  Posen  und  Radom. 
Vgl.  Pufendorf  X.  §  60  (S.  699). 

2)     S.  V.  Crockows  Relation  vom  7./[17.]  November  1666  oben  S.  186. 


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312  UI.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

Republicq  her  in  dieser  Sache  etwas  gethan  und  dieselbe  ganz  fürbei- 
gegangen,  wie  wir  dann  auch  die  von  Schweden  nacher  Frankreich  ver- 
anlassete  Schickung  werkstellig  zu  machen  im  Werk  begriffen,  ingleichen 
auch  den  Freiherrn  von  Blumenthal  zu  solchem  Zweck  nacher  Wien 
abordnen  werden  — . 

Auf  was  Weise  und  wie  weit  ihr  nun  von  diesem  negotio  bei  ein 
und  anderm  etwas  entdecken  wollet,  solches  müssen  wir  auf  eure  uns 
bekannte  Dexterität  ankommen  lassen  und  werdet  ihr  nach  Veranlassung 
der  Conjuncturen  und  der  Zeitläufte  selbsten  judiciren,  wie  weit  ihr  darin 
zu  gehen,  hauptsächlich  hättet  ihr  euch  gegen  den  König  und  die 
Königin  herauszulassen,  dass  weil  alle  Welt  judicirte,  dass  die  Unruhe 
in  Polen  einzig  und  allein  von  dem  Wahlnegotio  und  dass  man  einen 
frantzösischen  Fürsten  zur  Chron  befordern  wollte,  herrührete  —  also 
könnten  wir  —  nicht  unterlassen,  Ihren  Königl.  Maytt.  offenherzig  für- 
zustellen,  dass  wir  nicht  abzusehen  vermogten,  auf  was  Weise  aus  diesem 
dessein  etwas  gutes  für  jemand  zu  hoffen,  zwar  hielten  wir  nicht  unge- 
reimbt,  sondern  vielmehr  zu  Beruhigung  der  Republicq  und  Erhaltung 
des  gemeinen  Wohlstandes  fürträglich,  ja  nöthig,  dass  man  von  einen 
und  andern  subiectis,  welche  dermaleins  Ihrer  König!.  M.  succediren  und 
der  Republicq  mit  Nutzen  fürstehen  könnte,  bei  Zeiten  rede,  damit  es 
nicht  dermaleins  zum  gefahrlichen  interregno  kommen  möge,  wir  ver- 
meinten aber  dabei  zum  högsten  nöthig  zu  sein,  auf  ein  solches  sub- 
jectum  zu  reflectiren,  welches  beides  der  Republicq  (als  deroselben  man 
billig  in  libera  electione  nichts  fürschreiben  könnte)  und  denen  benach- 
barten Potentaten,  insonderheit  Ihrer  Key.  M.  und  den  Schweden  an- 
ständig wäre.  Wir  könnten  demnach  —  nicht  umbhin,  Ihrer  Königl.  M. 
treulich  und  wohlmeinend  zu  ratheu,  durch  Abandonnirung  dieses  Desseins 
der  Republicq  dermaleins,  ja  ihnen  selbst  Ruhe  zu  schaffen.  Es  würde 
zwar  hin  und  wieder  spargiret,  als  sollte  man  den  Allerchristl.  König 
mit  in  dieses  Dessein  zu  engagiren  suchen,  ja  dass  bereits  zwischen 
demselben,  der  Königinne  und  H.  Lubomirski  einige  Tractaten  desfalls 
entworfen  oder  aufgerichtet  sein,  wir  könnten  aber  solches  nicht  glauben. 
—  Wenn  wir  sonsten  wissen  mögten,  wohin  Ihrer  Königl.  M.  Senti- 
menten  bei  denen  candidatis  gingen,  so  wollten  wir  uns  darin  ganz  nach 
Möglichkeit  ihnen  accommodiren.  —  Bei  dem  frantzösischen  Abge- 
sandten hättet  ihr  sonderlich  dieses  fürzustellen,  in  was  für  Gefahr  und 
unerschwingliche  Kosten  sich  Ihre  K.  M.  durch  dieses  Werk  stecken 
würden,  wenn  sie  sich  darin  einmal  engagirten  —  insonderheit  habt  ihr 


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Neue  Instruction  für  v.  Hoverbeck.  313 

ihm  die  Gedanken  zu  benehmen,  als  wenn  wir  mit  dem  Kaiser  dieses 
Werks  halber  etwas  concertiret  hätten.  — 

Was  ihr  bei  ein  und  andren  ministris  und  Senatoren  von  dieser 
Sache  anzubringen,  solches  stellen  wir  eurem  Gutfinden  anheimb  und 
werdet  ihr  solches  mit  sothaner  Dexterität  zu  thun  geflissen  sein,  damit 
auf  einer  Seite  die  Aflfection  gegen  Pfalz-Neuburg  wie  auch  die  Aver- 
sion gegen  einen  frantzösischen  Prinzen  erhalten  und  vermehret  werde, 
andern theils  auch  es  nicht  das  Ansehen  gewinnen  möge,  als  wenn  wir 
der  Republ.  in  ihrer  freien  Wahl  fürgreifen  oder  uns  in  Dinge,  so  uns 
nicht  angingen,  mischen  wollten  — ^). 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  24.  December 

1666. 

[Besprechung    mit    dem    schwedischen    Gesandten,    dessen    Aufträge.     Bevorstehende 
Sprengung  des  Reichstages.] 

Nachdem  der  Cerimonienstreit  mit  dem  schwedischen  Gesandten  Li  liehe  eck  24.  Dec. 
beigelegt  worden,  haben  sie  sich  gestern  die  Visiten  abgelegt  und  sich  mehrere 
Standen  lang  unterhalten.  Nach  seinen  Auslassungen  scheint  dessen  Commission 
dahin  zu  gehen,  die  Wankenden  zu  stärken  und  den  Kaltsinnigen  Math  zu 
machen,  damit  sie  sich  nicht  zur  Unzeit  accommodieren,  sondern  die  Unruhe 
bis  zum  Interregno  oder  sede  vacante  fomentiert  werde.  Den  ihm  ertheilten 
Auftrag,  die  Wahl  Pfalz-Neuburgs  öffentlich  zu  empfehlen,  bezieht  er  nur 
auf  den  casum  abdicationis.  Wegen  Evacuierung  der  Thorn-  und  Elbingschen 
Besatzung  hat  er  nicht  für  rathsam  gehalten  etwas  anzuregen,  dem  französi- 
schen Gesandten  hat  er,  wie  er  behauptet,  vorgestellt,  dass  es  unmöglich  sein 
würde,  die  Wahl  eines  französischen  subjecti  durchzubringen,  derselbe  hätte 
berichtet,  sie  hielten  sich  der  meisten  Senatoren,  vieler  unter  der  Ritterschaft 

0  Beiliegend:  NB.  Dieses  ist  das  Rescript,  worauf  H.  Hoverbeck  die  Noti- 
ücation  getban. 

Not.  Dass  darin  zu  drei  Malen  in  sein  Gutfinden  gesetzet  wird,  ob  und  wie  weit 
er  einige  Notification  zu  thun,  auch  wem. 

^)  Dass  ihm  befohlen  wird,  er  möchte  des  Königes  und  der  Königinnen  Senti- 
menten  vernehmen,  wohin  sie  wegen  der  Wahl  zieleten,  welches  S.  Chf.  D.  nach  Mög- 
lichkeit secundiren  wollten. 

3)  Es  würde  soviel  von  der  frantzösischen  Wahl  gesprochen  und  dass  man  des- 
falls  Tractaten  gemacht,  S.  Chf.  D.  hofften  nicht,  dass  solches  sich  also  verhielte,  und 
remonstrirten  dabei  die  incommoda. 

4)  Des  Pfaltzgrafen  zu  Neuburg  wird  nicht  mit  einem  Wort  darin  gedacht  (nur 
einmal  in  fine  in  Ziffern)  viel  woniger  darin  befohlen,  dass  man  dessen  Person  recom- 
mendiren  oder  sagen  soll,  es  wären  pacta  mit  ihm  gemacht,  dass  man  in  casu  abdi- 
cationis oder  sonsten  ihm  zur  Cbron  verhelfen  wolle. 


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314  III.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

und  auch  der  Armee  versichert,  er  glaube  aber  nicht,  dass  die  franzosische 
Partei  so  stark  sei. 

Nicht  gefallen  hat  H.,  dass  Liliehoeck  behaupten  wollte,  der  Vorschlag 
wegen  Pfalz-Neuhurgs  sei  zuerst  von  Seiten  des  Kf.  an  seinen  König  gebracht 
worden ')  (sie  scheinen  so  die  Offens  bei  Frankreich  von  sich  ab  und  auf  Kf. 
bringen  zu  wollen'^)),  und  dass  derselbe  nichts  davon  hören  wollte,  schon  so- 
gleich mit  dem  kaiserlichen  Gesandten  zu  verhandeln,  sondern,  wie  in  dem 
Project  angegeben,  erst  nach  Abschhiss  der  Allianz  zwischen  Kf.  und  Schweden 
demselben  sowie  dem  französischen  Gesandten  Notification  thun  will. 

Obwohl  die  Landboten  beschlossen  haben,  auf  den  cum  protestatione  abge- 
zogenen H.  Lukomski  bis  auf  den  letzten  Feiertag  zu  warten,  wird  doch 
der  Reichstag  schon  fast  von  allen  für  zerschlagen  gehalten''). 


Der  Kurfürst    an   v.  Hoverbeck.     D.  Cölii  17. /27.  December 

1666. 

[auf  die  Relation   yom    17.  December.     Erneuter  Befehl,    die  Wahlsache  zu   gunsten 

Pfalz-Neuburgs  zur  Sprache  zu  bringen.] 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

27.  Dec.  H.  wird  aus  dem  Rescript  vom  14./24.  *)  ersehen  haben,  dass  and  wesshalb 

Kf.  dafür  hält,  das  Dessein  dürfe  weder  gegen  Frankreich  noch  gegen  Polen 
länger  dissimuliert  werden.  Ob  und  wie  er  dort  etwas  von  der  Sache  zu  ent- 
decken habe,  soll  er  mit  dem  schwedischen  Gesandten  überlegen.  Wenn  er 
erhebliche  Bedenken  haben  sollte,  gegen  den  König  davon  zu  gedenken,  so  soll 
er  doch  dahin  sehen,  dass  man  keine  Gelegenheit,  den  Pfalzgrafen  bei  den 
Wohlafifectionierten  zu  recommendieren,  verabsäume.  Kf.  glaubt,  wenn  man  er- 
fahren werde,  dass  Pfalz-Neuburg  von  ihm  und  Schweden  unterstützt 
werde,  dass  man  sich  dann  gegen  die  Wahl  des  französischen  Prinzen  desto 
mehr  entgegensetzen  und  desto  grössere  Reflexion  auf  Pfalz- Neu  bürg  nehmen 
werde.  H.  meint  zwar,  es  wäre  besser,  die  Sache  ganz  zu  differieren,  bis  der 
Thron  durch  Resignation  oder  Tod  des  jetzigen  Königs  erledigt  sei,  da  aber 
der  König  seine  Absicht  zu  resignieren  nur,  um  den  Prinzen  von  Conde  oder 
dessen  Sohn  zur  Krone  zu  befördern,  aufgegeben  hat  und,  da  er  dabei  obstacula 
gefunden,  mit  der  Resignation  gewiss  einhalten  wird,  die  Königin  auch  nicht 
ruhen  wird,  ihr  Dessein  zum  Effect  zu  bringen,  und  es  schon  dahin  gebracht 
hat,  dass  die  vornehmsten  Stände,  namentlich  die  Geistlichkeit,  auf  ihre  Seite 
getreten  und  auch  der  Adel  schon  ermüdet  ist  und  lieber  den  Hof  nach  seinem 
Willen  mit  der  Wahl  handeln  lassen  als  sich  wieder  in  die  früheren  Ungelegen- 

0     Vgl    Mem.  de  Pomponne  II.  S.  295f. 
»)     Vgl.  oben  S.  305. 

3)     H.  meldet  am  27.  December,    dass    der  Reichstag    sich    wirklich    zerschlagen 
habe,  vgl.  Kochowski  111.  S.  253. 
*)     oben  S.  311. 


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Erneuter  Befehl  an  v.  Ho  verbeck.  315 

heiten  setzen  lassen  will,  so  hält  Kf.  nicht  für  gerathen,  jetzt  still  zu  sitzen  und 
zu  dissimulieren  und  den  anderen  Theil  allen  Vortheil  wegnehmen  zu  lassen, 
vielmehr  hält  er  es  für  nöthig,  dem  Adel  und  anderen  die  Meinung  zu  benehmen, 
als  wenn  nach  erfolgter  Wahl  eines  französischen  Prinzen  alles  in  der  Republik 
zur  Ruhe  kommen  werde,  ihnen  vielmehr  vorzustellen,  dass  dadurch  das  Uebel 
nur  ärger  werden,  die  Bedrückung  des  Adels  und  der  gemeinen  Freiheit  erst 
recht  angehen  und  das  ganze  Reich  dadurch  in  endliche  Desolation  und  Ruin 
gestürzt  werden  dürfte,  und  zugleich  die  Auswärtigen  sich  um  so  eifriger  der 
Sache  annehmen,  eine  ihnen  so  widerwärtige  Wahl  quovis  modo  zu  hintertreiben 
suchen  und  dass  daraus  endlich  Kriege  und  Extremitäten  entstehen  würden. 

Gegen  Schweden  Misstrauen  zu  hegen,  hat  Kf.  bisher  keinen  Grund, 
er  wünscht  daher,  dass  H.  mit  Zurücksetzung  aller  überflüssigen  Hinderungen 
mit  dem  schwedischen  Gesandten  zusammenkomme  und  vertraulich  communiciere. 

Seine  eigenen  Prätentionen  wünscht  Kf.  jetzt  nicht  mit  besonderem  Eifer 
betreiben  zu  lassen,  wenn  nur  das  Fundament  derselben  fest  bleibt,  da  er  die 
Republik  jetzt  in  solchen  Beschwerden  stecken  sieht,  dass  er  lieber  ihre  Affection 
beibehalten  als  derselben  mit  allzu  rigoureuser  Anmahnung  beschwerlich  fallen  will. 


V.  Hoverbeck   an    den    Kurfürsten.     D.  Warschau  6.  Januar 

1667. 

[Polnisches  Hülfsgesuch  gegen  die  Tataren  und  Türken.] 

Der  König  hat  heute  zu  ihm  zwei  Senatoren,  den  Woiwoden  von  Pom-  6.  Jan. 
m ereilen,  Bakowski,  und  den  Castellan  von  Oschwietzin,  Stokowski,  ge- 
schickt, um  bei  der  von  den  Tataren  und  auch  von  den  Türken  drohenden 
Gefahr*)  des  Kf.  Hülfe  zu  erbitten.  Er  hat  geantwortet,  er  zweifelte  nicht, 
dass  Kf.  dazu  geneigt  sein  würde,  obwohl  ihm  gegenüber  die  Brombergischen 
Pacta  noch  nicht  erfüllt  seien,  zunächst  aber  müsste  demselben  durch  Tradition 
Elbings  Satisfaction  geleistet,  ferner  ihm  Mittel  zur  Verpflegung  seiner  Truppen 
gezeigt  werden,  er  hat  es  dann  aber  übernommen,  dieses  Hülfegesuch  dem  Kf. 
zu  hinterbringen.  Zugleich  ist  ihm  auch  ein  denselben  Gegenstand  betreffendes 
Schreiben  des  Königs^)  an  den  Kf.  eingehändigt  worden »). 


')  Nachdem  die  Tataren  Ende  16G6  in  Podolien  eingefallen  waren  und  dann  ver- 
vereint mit  den  Kosacken  das  in  der  Ukraine  stehende  polnische  Heer  unter  Ma- 
ch owski  vernichtet  hatten,  wurde  für  das  nächste  Jahr  ein  neuer  Einfall  derselben 
und  zugleich  auch  bei  den  bedrohlichen  Rüstungen  in  der  Türkei  ein  Tnrkenkrieg 
gefürchtet,  s.  Kochowski  III.  S.  253 IT. 

'^  D.  Varsoviae  7.  Januar  1667,  darin  wird  Kf.  gebeten,  selbst  Hülfe  zu 
leisten  und  auch  die  Kreise  und  Fürsten  des  Reiches   zur  Ilillfeleistung  zu  bewegen. 

')  Kf.  weist  darauf  H.  an  (d.  Cöln  7./17.  Januar  1667),  gegenüber  der  Forderung 
des  subsidii  weiter  auf  jenen  beiden  Bedingungen  zu  bestehen. 


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316  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664 -- 1673. 

V.   Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.   Warschau  7.  Januar 

1667. 

[Audienz  bei  der  Königin.    Entrüstung  derselben  über  die  ihr  gemaciiten  Eröffnungen, 
ihr  Gespräch  mit  dem  G.Kanzler.] 

7.  Jan.  Auf  Grund  des  Rescripts  vom   14./24.  December')  und  auf  den  Rath  des 

schwedischen  Gesandten  hat  er 2)  zunächst  in  einer  Audienz  der  Konigin 
mitgetheilt,  dass  Schweden  und  Kf.  den  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  zur  polni- 
nischen  Krone  gerne  erhoben  sehen  möchten  und  dass  desshalb  eine  besondere 
Schickung  an  den  König  von  Frankreich  geschehen  würde. 

Ihre  M.  die  Königin  hörten  solchem  alles  dergestalt  an,  dass  sie 
sich  zwungen,  kein  Zeichen  einigen  Widerwillens  an  Gebehrden  zu  geben, 
aus  den  Reden  aber  werden  E.  Ch.  D.  genugsam  abzunehmen  haben,  wie 
sie  dadurch  afficirt  worden.  Zuforderst  bedankten  sie  sich,  dass  es  E. 
Ch.  D.  zu  wissen  machen  wollen,  wunderten  sich  aber  darüber,  dass 
fremde  Potentaten,  als  Schweden,  Brandenburg  und  Frankreich, 
solche  Ding  unternehmen  und  mit  einander  zu  überlegen  sich  anmassten, 
so  den  polnischen  Ständen  allein  zukämen.  Dann  was  hätte  wohl 
Frankreich,  das  so  weit  entlegen,  mit  der  Sach  zu  thun?  Sie  hätte 
sich  alle  weg  gehütet,  dergleichen  an  Fremde  kommen  zu  lassen.  Dass 
E.  Ch.  D.  und  Schweden  der  Sachen  einig  wären,  dasselb  war  sehr 
gut,  man  hätte  es  aber  auch  dem  Rom.  Key ser  (wie  ich  berichtete)  nicht 
vorenthalten  sollen,  dann,  wann  alle  drei  benachbarten  Potentaten  dieser 
Wahl  halber  einig  wären,  würde  solches  umb  so  viel  grösseren  Nach- 
druck haben. 

Als  ich  darauf  zu  erkennen  gab,  dass  es  durchaus  die  Meinung  nicht 
liätte,  die  Stände  in  ihrer  freien  Wahl  zu  beeinträchtigen,  sondern  nur 
allein  officia  zu  leisten,  nach  welchen  denselben  zu  thun  und  zu  lassen, 
wie  sies  gut  finden,  heimb  gestellt  sein  würde.  Ich  könnt  aber  nicht 
wohl  dazu  kommen,  dass  ich  die  sowohl  vor  Ihre  M.*  selbst  als  vor  die 
Republique  führende  gute  Intention  recht  vorgestellt  hätte,  weil  sie  zu 
unterschiedenen  Malen  wiederholte,  dass  sies  gut  finde  und  ihr  ganz  in- 
different sei,  wer  zu  der  Crohn  gelangen  möchte,  ihres  Theils  gedächte 
sie  auf  die  Wahl  nicht  mehr,  der  König  hätt  es  auch  verschworen  und 
würde  gewiss  deswegen  nichts  auf  die  Bahn  bringen,  es  wäre  denn  Sach, 
dass  es  die  Stände  aus    eigner  Beweguuss  movirten.     Der  König  sollte 

0    S.  oben  S.  311  ff. 

2)     Vgl.   Pufeudorf  X.    §  02    (S.  700),     Mem.    de    Pomponne  H.    S.  361, 
Hirsch,  Zur  Gesch.  der  polnischen  Königswahl  von  lGC>y  S.  10 f. 


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V.  Hoverbecks  Audienz  bei  der  Konigin.  317 

wohl  wÜDscheD  jemand  zu  finden,  der  ihm  die  Regierungslast  in  etwas 
enthiebe,  ihr  sollt  auch  wohl  nichts  lieber  sein,  dann  dass  sich  ein  solcher 
finde,  der  vor  den  König  zu  Felde  ziehen  und  der  Republique  bei  vor- 
stehender Noth  und  Gefahr  kegen  des  Türken  überaus  grosse  Macht  mit 
Volk  und  Gelde  helfen  könnte,  dasselb  würde  sich  alles  bei  dem  Her- 
zoge zu  Neuburgk  wohl  finden,  dann  Schweden  und  E.  Chf.  D.  würden 
ihm  mit  allem  aushelfen,  besser  aber  könnt  alles  von  statten  gehen, 
wenn  auch  der  Rom.  Keyser  mit  dazu  gezogen  würde.  Sobald  sie  gehört, 
dass  E.  Ch.  D.  mit  Pfalz-Neuburgk  einen  Erbvergleich  gemacht,  hab 
sie  ihr  wohl  einbilden  können,  dass  secret  Artikel  der  polnischen  Wahl 
halber  dabei  sein  müssten.  Wiewohl  ich  sie  versicherte,  dass  dergleichen 
nicht  vorgangen,  sondern  seit  der  Zeit  erst  E.  Chf.  D.  umb  dero  officia, 
da  es  dermal  einst  dazu  kommen  sollte,  ersucht  worden,  war  ihr  doch 
solches  nicht  aus  dem  Sinn  zu  bringen,  und  gab  sie  vor,  blieb  auch 
beständig  drauf,  sie  wüsste  gar  wohl,  dass  der  Vorschlag  mit  des  H. 
Pfalzgrafen  Person  nicht  von  Schweden  kommen,  sondern  von  E.  Ch.  I). 
an  Schweden  gebracht  worden,  und  dass  nicht  Schweden,  sondern  E.  Chf. 
I).  an  Frankreich  deswegen  schicken  wollte.  —  Zuletzt  bestand  sie  fest 
darauf,  es  stecke  gewiss  der  Herr  Lubomirsky  in  diesem  W^erke  mit, 
so  ich  doch  auch  nicht  zustehen  könnt,  sie  wünschten  aber,  dass  er  dem 
Herzog  zu  Neuburgk  besser  Wort  halte,  als  er  wohl  ihr  gethan.  — 

Auf  etliche  mal  wiederholte  Frag,  was  E.  Chf.  D.  ich  zu  hinter- 
bringen hätt,  erhielt  ich  nichts  anders,  als  dass  sie  sich  der  Nachricht 
halber  bedankte,  brachte  darauf  unterschiedene  Discurse  sowohl  von 
Reichs-  als  auswärtigen  Sachen  auf  die  Bahn.  — 

Wie  schwer  Ihrer  M.',  wie  wohl  sies  so  hoch  dissimulirt,  diese 
Nütification  auf  dem  Herzen  gelegen,  ist  auch  nach  der  Zeit  darob  ab- 
zunehmen gewesen,  dass  sie  also  gleich,  wie  ich  aus  dem  Cabinet  gangen, 
den  Crohn  Grosscantzler^)  zu  sich  erfordert  und  von  demselben  zu 
wissen  begehrt,  ob  in  dem  Wahlnegotio  zwischen  E.  Chf.  D.  und  ihm 
was  vorgangen  war,  als  er  solches  nicht  anders  zugestanden,  dann  dass 
er  nur  der  Zeit  mit  E.  Chf.  D.  von  derselben  geredt,  wie  sie  ihm  eine 
Instruction  unter  der  Hand  gegeben,  dass  er  wegen  des  Churprinzeu 
Dchl.  mit  derselben  handeln  sollt.  Von  dem  Erbvergleich  mit  Pfalz- 
Neuburgk  hätt  E.  Chf.  D.,  nachdem  sie  den  Frieden  zwischen  den 
Niederlanden  und  Bischöfe  von  Münster  gestiftet  gehabt,  ihm  Nach- 

0    Der  bisherige  K.U. Kanzler  Johann  Lesczynski,  der  inzwischen  die  Wurde 
des  G.Kanzlers  erhalten  hatte. 


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318  in»    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

rieht  gegeben,  aber  keiner  Wahldesseine  dabei  gedacht.  Hie  fiel  sie  ihm 
ins  Wort  und  sagte,  nicht  E.  Chf.  D.  sondern  der  König  in  Frankreich 
hätt  denselben  Frieden  gestiftet,  diesem  nach  berichtete  sie,  was  ich 
ausgebracht,  und  verwundert  sich  darüber,  dass  Schweden  und  E.  Chf.  D. 
ihnen  vorgenommen,  den  König  in  Frankreich  auf  Neuburgks  Seite 
zu  bringen,  es  wurden  auch  wohl  der  Reipublicae  Stände  begreifen  kön- 
nen, dass  dieser  Herr  in  der  Noth,  darinnen  sie  sich  befinden,  ihnen 
wenig  oder  nichts  helfen  könnte.  — 


V.  Hoverbeck  an    den  Kurfürsten.     D.  Warschau  10.  Januar 

1667. 

[Klagen  der  Königin.     Audienz  beim  Könige.     Die  Türkenhulfe.     Sendung  Morsteins 
zu  Lubomirski  und  nach  Frankreich.] 

10.  Jan.  So  sehr  auch  die  Konigin  sich  bei  der  ihm  ertheilten  Audienz  gezwungen 

hat,  kein  Zeichen  ihres  Widerwillens  über  die  ihr  gemachte  Notification  zu  geben, 
so  ist  sie  doch  hernach  um  so  heftiger,  sogar  mit  Thränen  losgebrochen.  Sie 
und  die  Beförderer  der  französischen  Wahl  suchen  sich  dadurch  zu  rächen, 
dass  sie  das  zwischen  Kf.  und  Schweden  Vorgegangene  auf  das  ärgste  zu  miss- 
deuten suchen. 

Bei  dem  Konige*)  hat  er  gestern  Audienz  gehabt  und  demselben  auf  das 
glimpflichste  die  Notification  in  der  Form  gemacht,  dass  er  angab,  auf  die 
Kunde  von  der  Absicht  des  Königs,  der  Krone  zu  entsagen,  habe  der  Pfalzgraf 
sich  bei  Schweden  und  dem  Kf.  beworben,  dass  seine  Person  besonders  der 
Republik  bei  der  Wahl  recommendiert  werde,  und  Kf.  hätte  sich  darauf  mit 
Schweden  dahin  geeinigt,  dass  zunächst  die  Sache  mit  dem  Könige  von 
Frankreich  in  gutem  Vertrauen  überlegt,  vor  allem  aber  dem  Könige  und 
der  Königin  mitgetheilt  und  deren  Sentiment  darüber  vernommen  werden 
solle.  Der  König  erwiderte,  er  kenne  den  Pfalzgrafen,  seinen  Schwager,  sehr 
wohl,  er  könne  aber  wegen '  des  Versprechens,  das  er  den  Ständen  der  Wahl 
wegen  gegeben,  die  Sache  nicht  treiben,  es  könnte  auch  dahin  gedeutet  werden, 
als  wenn  man  diesen  nur  darum  proponierte,  damit  es  mit  dem  anderen  durch- 
getrieben werde,  die  Sache  bedürfe  weiteren  Nachdenkens,  es  wäre  daher  nöthig, 
dass  der  Vortrag  schriftlich  übergeben  würde.  Doch  hat  H.  dieses  abgelehnt. 
Der  König  sprach  dann  mit  ihm  wegen  der  Türkenhulfe  und  äusserte, 
er  habe  sich  wohl  gedacht,  dass  H.  mit  der  Forderung  wegen  Elbing  kommen 
würde,  er  könnte  darin  ohne  Consens  der  Stände  nichts  thun,  wollte  aber  bei 
dem  bevorstehenden  Reichstage  des  Kf.  Interessen  nach  Kräften  befördern. 
,  Der  Hof  und    dessen  Vertraute  glauben,   dass  die  jetzige  Conjunctur,    wo 

i  die  Stände  in  ihrer  Noth  fremde  Hülfe  suchen  müssten,   sehr  günstig  sei,    um 

•)     Vgl.  Pufendorf  X.  §  G2  (S.  700f.). 


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y.  Hoverbecks  Audienz  beim  Könige.  319 

die  französische  Wahl  durchzutreiben,  solche  Hülfe  sei  von  niemand  ansehn- 
licher und  auf  generösere  Manier  zu  erwarten  als  von  Frankreich,  das  zwölf- 
oder  fünfzehntausend  Mann  unter  dem  Prinzen  von  Cond^  schicken  und  auch 
wohl  mit  Geld  aushelfen  werde,  während  von  dem  Kaiser,  Schweden  und  Kf. 
keine  Hülfe  zu  erwarten  sei.  Die  dem  Kf.  wohlaffectionierten  Patrioten  wün- 
schen und  rathen  daher,  dass  Kf.  und  die  anderen  Nachbaren,  wenn  Frankreich 
Truppen  schickte,  ebenfalls  solche  möglichst  stark  sendeten,  damit  man  den 
Franzosen  die  Wage  halten  könne.  Man  hofft  auch  noch  im  Gegensatz  zu  dem 
Hofe,  dass  der  türkische  Krieg  werde  vermieden  werden  können.  An  Pfalz- 
Neuburg  soll  wie  an  die  weltlichen  Kurfürsten  der  Vetter  des  Bischofs  von 
Cracau  geschickt  werden,  und  wäre  dem  Pfalzgrafen  zu  rathen,  dass  auch  er 
Hülfe  leistete. 

Zu  der  Gesandtschaft  nach  Frankreich,  welche  Fürst  Radziwill  abgelehnt, 
ist  der  Kronreferendar  Mor stein  ausersehen,  derselbe  nimmt  seinen  Weg  über 
Breslau,  jedenfalls  um  einen  letzten  Versuch  zu  machen,  Lubomirski  zu  ge- 
winnen. Wenn  dieses  nicht  gelingen  sollte,  sagt  der  französische  Gesandte, 
würde  man  ihn  zu  achten  haben,  als  wenn  er  nicht  mehr  unter  den  Lebenden 
wäre,  welche  Worte  von  etlichen  gar  seltsam  wollen  gedeutet  werden. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Cöln  7./[17.]  Januar  1667. 

[auf  die  Relation  vom  7.  Januar.  Mahnung  zu  vorsichtigem  Verhalten.] 
—  Dass^)  Ihr  nun  so  weit  gangen  und  der  Königinnen  ganz  ro-  17.  Jan. 
tunde  zu  erkennen  gegeben,  wir  wollten  Pf altz -Neuburg  gern  zur 
Chron  befordert  sehen,  hätten  uns  desswegen  mit  der  Chron  Schweden 
bereits  verglichen  und  woHten  eo  nomine  eine  Schickung  in  Frank- 
reich thun,  —  solches  müssen  wir  zwar  dahin  gestellet  sein  lassen  und 
dafür  halten,  dass  Ihr  hierunter  nichts  gethan,  als  was  zu  Beförderung 
der  Sache  und  unserer  Euch  bekannten  Intention  erspriesslich  und 
diensamb  gewesen,  wiewohl  Euch  sonsten  bekannt,  dass  solche  von 
Euch  furgegebene  Dinge  theils  noch  zu  keiner  völligen  Richtigkeit  ge- 
bracht, theils  auch  auf  gewisse  conditiones  und  gradus  gerichtet  sein  und 
wir  in  Frankreich  und  zu  Wien  selbst  nicht  eins  sagen  werden,  dass 
wir  uns  mit  Schweden  dergestalt  verglichen  haben  sollten,  sondern 
unsere  Intention  nur  dahin  gehet,  ümb  zu  sondiren,  ob  sie  nicht  selbsten 
auf  des  H.  Pfaltzgrafen  Person  kommen  würden,  auch  endlich  pro  ex- 
tremo  dieses  fürzustellen,  dass  uns  von  beiden  Orten  Ihre  Ld.  selbst  für 
diesem  furgeschlagen  worden,  Ihr  werdet  Euch  aber  hiebei  wohl  in 
Acht  zu  nehmen  wissen,  dass  Ihr  nicht  Anlass  geben  möget,  dass  man 

^)    S.  oben  S.  313  Anm.  1.     Pufendorf  X  §  60  (S.  701). 


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320  IH-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

uns  mit  Fag  dasjenige  reprochire,  was  wir  und  andere  für  diesem  am 
Hofe  getadelt,  und  dass  man  bei  der  Republiq  unsere  bishero  conservirto 
gute  —  Reputation  nicht  schwäche.  —  Es  befrembdet  uns  auch,  dass 
der  Schwedische  Abgeordnete  sich  so  gar  still  bei  dem  Werk  bezeige, 
da  Ihr  bereits  so  weit  gangen,  und  können  nicht  ermessen,  aus  was 
Ursachen  er  so  sehr  an  sich  halte,  ob  etwan  einige  Veränderung  in 
Schweden  in  den  consiliis  furgangen  —  oder  ob  man  uns  alle  Missgunst 
und  böse  Nachrede  allein  auf  den  Hals  zu  reden  suche?  Zum  weinig- 
sten werdet  Ihr  beflissen  sein,  hierin  rechten  und  beständigen  Grund 
zu  erlangen.  — 


Der    Kurfürst    an    v.  Hoverbeck.      D.    Cöln    14./ 24.  Januar 

1667. 

[Nachricbten  aus  Schweden.     Zn  machende  begütigende  Erklärung.] 

24.  Jan.  Mittheilung   der  Nächrichten  v.  Crockows^)  über    die  in  Schweden  ein- 

getretene Sinnesänderung. 

Aus  diesem  allen  sehet  Ihr  nun,  dass  es  besser  gewesen,  wenn  Ihr 
mit  der  an  den  König  und  Königin  gethanen  Proposition  noch  etwas  an 
Euch  gehalten  und  so  weite  Ouvertüre  von  dem  Werk  und  insonderheit 
von  dem  Vergleich  zwischen  uns  und  Schweden,  als  welcher,  wie  Euch 
wohl  bewusst,  noch  nimmer  zu  einiger  Perfection  gekommen,  —  nicht 
gethan  hättet,  nunmehr  aber  und  nachdem  solches  geschehen,  befehlen 
wir  Euch  gnädigst  an,  ein  und  andern  Orten  mit  guter  Manier  und  behoriger 
Dexterität  zu  verstehen  zu  geben,  wir  wären  wegen  des  Herzogs  von 
Neuburg  weder  mit  Schweden  noch  sonst  jemand  engagiret,  alles 
was  wir  gethan  ginge  nur  dahin,  dass  wir  nebst  Schweden  dem  Könige 
von  Frankreich  und  dem  polnischen  Hofe  widerrathen  wollten,  auf  die 
Wahl,  wie  bisher  geschehen,  nicht  zu  dringen  und  dadurch  die  Stände 
zur  Desperation  zu  bringen,  wir  hätten  sonsten  freie  Hände,  diejenige 
consilia  zu  befördern,  so  zu  des  Königes  und  der  Republik  Besten  ge- 
führt würden,  damit  durch  dergleichen  —  Discursen  die  Gemüther 
einigermassen  praepariret  werden  mögen,  dass,  wofern  wir  ja  wegen  der 
Schweden  Aenderung  auch  unsere  consilia  ändern  müssten,  solches  mit 
guter  fa^on  geschehen  —  möge,  dann  Euch  selbsten  bekannt,  dass,  wo- 
fern Schweden   sich    mit  Frankreich    in   diesem  negotium  zu  nach- 

1)    S.  V.  Crockows  Relation  vom  2.  Januar  16G7  oben  S.  189flF. 


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Missbilligimg  des  Verfahrens  v.  Hoverbecks.  321 

drücklicher  Ausführung   dieses  Werkes    einigen  möchte,   wir  auch  nicht 
umhin  können,  auf  andere  mesures  und  consilia  bedacht  zu  sein.  — 


V.  Hoverbeck    an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  4.  Februar 

1665. 

[Audienz  bei  der  Königin,  deren  Aeusseningen   über  die  Empfehlung  Pfalz-Neuburgs 
und  über  die  Turkenhülfe.] 

Infolge  des  ihm  in  dem  Rescript  vom  14./24.  Januar  ertheilten  Auftrages  4.  Febr. 
hat  er  heute  von  der  Königin  eine  neue  Audienz  erbeten  und  derselben  zu- 
nächst mitgetheilt,  Kf.  hoffe  zwar,  dass  der  Türkenkrieg  noch  werde  abgewandt 
werden  können,  sei  aber  im  Nothfall  zur  Hülfeleistung  geneigt,  dann  aler  ihr 
vorgestellt,  wie  unrecht  dem  Kf.  geschehe,  wenn  ihm  vorgeworfen  werde,  er 
wünsche,  mehr  der  Republik  Zergliederung  als  ihr  Aufnehmen,  und  er  hätte, 
nachdem  wegen  Pfalz-Neuburgs  mit  Schweden  schon  völlig  geschlossen  gewesen, 
durch  H.  als  von  einer  Sache,  die  erst  auf  die  Bahn  gebracht  worden  wäre, 
Notification  machen  lassen,  er  könne  versichern,  dass  noch  bis  jetzt  Kf.  sich 
weder  mit  Schweden  noch  mit  sonst  jemand  in  dieser  Sache  engagiert  hätte. 
Die  Königin  erwiderte,  dass  Kf.  mit  Schweden  nicht  engagiert  sei,  wolle  sie  wohl 
glauben,  da  dieses  dasselbe  versichere,  aber  sie  hätte  Nachricht,  dass  Kf.  mit 
dem  Kaiser  darin  einig  sei,  es  würde  aber  dabei  gemeldet,  der  gute  Herzog 
wüsste  selbst  nicht,  wie  ihm  geschehe,  denn  man  gebrauche  sich  zwar  seines 
Namens  und  Person,  um  ein  französisch  Subjectum  zu  excludieren,  es  sei  aber 
auf  einen  anderen  als  auf  ihn  gemeint.  —  Sie  behauptete,  nachdem  Pfalz- 
Neuburg  von  H.  recommendiert  worden,  hätten  sich  alle,  mit  denen  sie  davon 
gesprochen,  so  gezeigt,  dass  sie  daraus  hätte  abnehmen  können,  sie  wären  dem- 
selben zuwider. 

Die  Königin  kam  dann  auf  die  Turkenhülfe  zu  sprechen  und  erklärte 
auf  H.'s  Aeusserung,  er  zweifle  nicht,  dass  Kf.  eine  ansehnliche  Hülfe  schicken 
würde,  wenn  nur  zureichende  Mittel  des  Unterhalts  halber  angeschafft  würden, 
Unterhalt  fordern  sei  so  viel  als  die  Hülfe  gänzlich  abschlagen ,  das  Land  sei 
ganz  erschöpft,  wenn  sich  nicht  ein  so  mitleidiger  christlicher  Potentat  finden 
würde,  der  seine  zu  Hülfe  geschickten  Völker  selbst  mit  Munition  und  Proviant 
bis  zum  neuen  Jahre  versehe,  so  würde  es  in  diesem  Jahre  mit  der  Republik 
ganz  aus  sein.  Der  Hofschatzmeister»)  wird  bei  Kf.  um  3000  Mann  zu  Fuss 
und,  dass  Kf.  dieselben  auf  drei  Monate  selbst  verpflegen  und  mit  Munition  ver- 
sehen möchte,  anhalten. 


0    Johann  Gninski. 


Mater,  s.  Gcacb.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  21 


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322  ni-    Brandenbnrg  und  Polen.    1664—1673. 

Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Cöln  28.  Januar/ 7.  Februar 

1667. 

[Missbilligung  des  Verfahrens  v.  Hoverbecks,  Widerlegung  der  gegen  Kf.  ausgestreuten 
Verdächtigungen.     Der  geheime  Vertrag  mit  Lubomirski.] 

7.  Febr.  H.  wird  selbst  einsehen,  dass  es  besser  gewesen  wäre,  des  von  Kf.  vorge- 

schlagenen subjecti  halber  auf  andere  Weise  als  vermittelst  einer  solchen  so- 
lennellen  Notification  zu  gedenken,  namentlich  dass  er  von  pactis  zwischen 
Kf.  und  Schweden  oder  Pfalz-Neuburg  gesprochen,  ist  ganz  gegen  des 
Kf.  Willen  und  hat  nur  bewirkt,  dass  des  Kf.  Intention  ganz  zur  Unzeit  und 
zu  höchstem  Nachtheil  der  Sache  selbst  ausgebrochen  und  der  anderen  Partei 
desto  mehr  Ursache  und  Praetext  gegeben  worden  ist,  ihre  consilia  ins  Werk  zu 
setzen  und  ihn  zu  verdächtigen.  H.  soll  sich  bemühen,  diese  Verdächtigungen  zu 
diluieren,  daher  an  allen  dienlichen  Orten  erklären,  Kf.  wünsche,  dass  der  König 
noch  lange  regieren  möge,  und  sei  bereit,  wenn  es  einmal  zu  einer  Thronver- 
änderung kommen  sollte ,  die  Republik  bei  ihrer  freien  Wahl ,  ihren  Rechten 
und  Privilegien  conservieren  zu  helfen.  Er  soll  sich  dazu  auch  des  beifolgen- 
den mit  Lubomirski  abgeschlossenen  Traktats')  und  des  Schreibens  Mor- 
st eins,  welches  diesen  Traktat  und  die  dabei  führende  Intention  ausführlich  vor- 
stellt', bedienen.  Die  Originale  beider  Stucke  sind  dem  Kf.  von  Lubomirski 
seihst  mitgetheilt  worden,  Kf.  hat  zwar  demselben  damals  versprochen,  sie 
nicht  zu  divulgieren ,  jetzt  aber  nach  dessen  Tode ')  ist  er  dieser  Zusage  ent- 
schlagen, doch  soll  H.  diese  Sache  nicht  gemein  machen,  sondern  daraus  ein- 
zelnes zur  Rettung  der  Unschuld  des  Kf.'  und  klaren  Demonstration  der  Ab- 
sichten der  anderen  Partei  den  Wohlintentionierten  vorstellen  und  dem  Littaui- 
schen  Kanzler  und  dessen  Genossen  vorhalten,  wie  unrecht  es  sei,  dem  Kf. 
Schuld  zu  geben,  als  wenn  er  dem  Könige  zur  Abdication  gerathen,  und  ihnen 
zu  erklären,  Kf.  beabsichtige  zwar  nicht,  diese  Dinge  zu  divulgieren,  wenn  man 
ihn  aber  auch  ferner  noch  mit  allerhand  unerfindlichen  Auflagen  gravieren  werde, 
so  müsse  er  alles  thun,  damit  seine  gute  Intention  und  Conduite  der  ganzen 
Welt  kund  werde. 


0    S.  oben  S.  310. 

^  Lubomirski  war  am  31.  Januar  1667  zu  Breslau  in  Folge  eines  Schlag- 
anfalls gestorben,  s.  Kochowski  IlL  S.  2G2.  Stephan  Niemirycz  (s.  obenS.248) 
meldet  dem  Kf.  (d.  Breslau  1.  Februar  1667),  L.  sei  gestern  gestorben,  er  habe  dem- 
selben die  Augen  zugedrückt,  nachher  mit  dem  kurz  vorher  angekommenen  Castelian 
von  Posen  Grzymultowski  conferiert  und  diesen  entschlossen  gefunden,  für  die 
Erhaltung  des  Vaterlandes  zu  denken  und  zu  handeln,  er  selbst  werde  bald  mit  Auf- 
trägen desselben  zu  Rf.  kommen. 


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Luboniirski's  Tod.  323 

V.  Hoverbeck    an    den  KarfUrsten.     D.  Warschau  7.  Febraar 

1667. 

[Lubomirski's  Tod.     Gespräch  mit  dem   französischen  Gesandten.    Geföbriicbe  Lage.] 

Nachdem  gestern  die  gewisse  Nachricht  von  Lubomirski's  Tode  ange-  7.  Febr. 
kommen,  hat')  der  Hof  seine  Freude  darüber  offen  kundgegeben,  die  Königin 
hat  sogleich  den  französischen  Gesandten  zu  sich  rufen  lassen.  Nachmittag 
gab  derselbe  ihm  (H.)  die  Revisite,  zeigte  ihm  an,  dass  seinem  Könige  eine 
Prinzessin  geboren  sei,  sprach  dann  von  Lubomirski^s  Tode,  welcher  die 
Republik  wieder  in  Ruhe  setzen  könnte,  und  von  der  beabsichtigten  Sendung 
des  jungen  Freiherrn  von  Schwerin  nach  Paris'),  er  meinte,  Schweden  und 
Kf.  schienen  nicht  sowohl  eine  unversöhnliche  Aversion  gegen  das  französische 
Dessein  zu  hegen,  sondern  nur  zu  glauben,  dass  die  Ausführung  desselben  un- 
möglich sei,  und  er  fragte,  wenn  Schweden  und  Kf.  sich  dem  Hof  und  seinem 
Könige  fugten,  ob  dann  nicht  auch  der  Kaiser  würde  nachgeben  müssen.  H., 
um  ihn  zu  veranlassen,  sich  desto  mehr  herauszulassen,  erwiderte,  er  traute 
diesen  drei  Mächten  viel  zu,  da  sie  aber  doch  sicherlich  nicht  mit  Waffenge- 
walt einen  Successor  aufzudringen  beabsichtigten,  so  wäre  es  auch  nöthig  zu 
wissen,  was  sie  für  Subsidia  hätten  und  worauf  sie  sich  vornehmlich  verliessen. 
Darauf  rühmte  jener  sich,  sie  hätten  die  Geistlichen,  den  ganzen  weltlichen 
Senat  (ausgenommen  etwa  vier),  alle  Feldherren  und  die  Vornehmsten  der 
Armee  für  sich,  er  könnte  das  mit  deren  eigener  Unterschrift  beweisen.  H.  er- 
widerte, darauf  könnte  man  sich  hier  in  Polen,  wo  ein  einziger  einen  ganzen 
Schluss  über  den  Haufen  zu  werfen  imstande  sei,  nicht  verlassen,  es  geschehe 
oft,  dass  solche,  welche  selbst  unterschrieben  hätten,  einen  Widersprecher  an- 
stifteten, und  wies  darauf  hin,  dass  der  gemeine  Adel  bisher  grosse  Aversion 
bei  der  Sache  bezeigt  habe.  Jener  meinte,  das  wäre  nicht  aus  Misstrauen 
gegen  die  Nation,  sondern  nur  aus  Misstrauen  gegen  die  Königin  geschehen, 
und  das  würde,  wenn  es  nur  zum  actu  electionis  käme,  sich  ändern.  Könnte 
Kf.  sich  mit  seinem  Könige  einigen,  so  müsste  bedacht  werden,  wie  alles  zu 
des  Kf.  Ehre,  Sicherheit  und  Satisfaction  eingerichtet  würde,  H.  möchte  dem 
Kf.  dieses  und  in  welchem  Stande  sich  jetzt  die  Sache  befinde  recht  vor- 
stellen. 

H.  ist  in  grosser  Besorgnis.  So  lange  als  möglich,  glaubt  er,  erfordern 
des  Kf.  Interessen,  sich  der  Wahl  eines  französischen  Subjecti  zu  opponieren, 
sollte  aber  Schweden  sich  Frankreich  fügen,  so  sieht  er  grosse  Gefahr. 
Der  Castellan  von  Posen  schreibt  zwar  an  den  G.Kanzler,  er  habe  nicht 
de  republica  zu  desperieren,  doch  fehlen  noch  nähere  Nachrichten. 

Um  das  Concept  des  Hofes,  Kf.  bei  den  Ständen  zu  decreditieren,  zu  ver- 
eiteln, räth  H.,  Kf.  möchte  statt  der  begehrten  3000  Mann  6000  oder  noch 
mehr  anbieten,   aber  unter  einem  so  hohen  Capite,  dem   es  nicht  anständig 


')    Vgl.  Puf  endorf  X.  §  63  (S.  701). 
»)    S.  unten  Abschn.  VI. 

2V 


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324  nr.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

wäre,    unter  polnischen  Feldherren  zu  stehen,  und  unter  dem  Vorwaude,    dass 
sich  grosse  corpora  besser  conservieren  als  kleine. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  18.  Februar 

1667. 

[Dank    des  Königs   für   die   angebotene   Hülfeleistung.    Geschenk   für   Podlodowski. 
Anerbietungen  der  Kosacken.] 

18.  Febr.  Der  König,  dem  er  das  Antwortschreiben  des  Kf. ')  übergeben  und  dessen 

Bereitwilligkeit  zur  Hülfeleistung  angezeigt,  bedankte  sich  sehr  und  erklärte, 
sein  Wunsch  ginge  nur  dahin,  dass  Kf.  seine  Truppen  bereit  hielte,  dieselben 
würden  nicht  vor  dem  Juli  einzumarschieren  brauchen.  Anstatt  des  schwer 
mitzuführenden  Proviants  bat  er,  dass  Kf.  Munition  und  ausser  den  3000  Mann 
zu  Fuss  noch  1000  Reiter  sende. 

PS.  1.  Der  Starost  von  Radom  Podlodowski  2)  hat  ihn  wegen  der  ihm 
versprochenen  200  Ducaten  erinnert,  wenn  derselbe  soll  beibehalten  werden, 
so  muss  das  Geld  ihm  während  des  Reichstages  geschickt  werden,  doch  bittet 
er,  dass  es  im  geheimen  geschehe  und  namentlich  Niemieritz  nichts  davon 
erfahre. 

PS.  2.  Die  Kosacken 3)  haben  sich  zu  verschiedenen  Malen  durch  ihre 
Geistlichen  bei  ihm  angegeben  und  gebeten,  Kf.  möchte  sie  in  seinen  Schutz 
nehmen,  es  solle  ihnen  nichts  lieber  sein,  als  unter  einem  evangelischen  Herren 
zu  sein,  da  sie  den  Päpstischen  durchaus  nicht  trauten.  H.  hat  mit  Fleiss  alle 
Gelegenheit,  sie  zu  sprechen,  verhütet,  zumal  er  gemerkt,  dass  sie  noch  bei 
Lebzeiten  des  Königs  ihr  Vornehmen  ins  Werk  zu  richten  beabsichtigen,  wenn 
er  sie  nur  des  Kf.  Protection  auf  den  Fall  versichern  könnte,  wenn  sie  alles 
bis  nach  Thorn  überwältigt  hätten  <). 


')  d.  Coloniae  ad  Spream  1 4. /24.  Januar  16G7  (gedruckt  bei  Zaluski,  Epistolae 
bistorico-fanaiiiares  I.  S.  99f.},  darin  erklärt  Kf.,  er  glaube  allerdings  nicht,  dass  die 
Gefahr  für  Polen  so  gross  sei,  doch  sei  er  im  Nothfall  zur  Hülfeleistung  bereit,  in  der 
Hoffnung,  der  König  werde  um  so  mehr  dafür  sorgen,  dass  die  zwischen  ihnen  ab- 
geschlossenen Verträge  gehalten  und  ausgeführt  würden,  und  zugleich  in  dem  Ver- 
trauen, dass  die  nothigen  Lebensmittel  für  die  Hülfstruppen  würden  geliefert  werden. 
Betreffend  die  Hülfe  der  Reichsstände  mochte  der  Konig  sich  zunächst  an  den  Kaiser 
wenden. 

*)  H.  hatte  schon  am  10.  December  1666  gerathen,  denselben,  der  auch  vom 
Kaiser  eine  jährliche  Pension  von  2000  Rthlr.  beziehe,  durch  ein  Gratial  von  100  oder 
200  Ducaten  vorläufig  an  der  Hand  zu  halten. 

»)     Vgl.  Pufendorf  X.  §  63  (S.  702). 

*)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  15./25.  Februar  1667),  er  wünsche  nähere  Nach- 
richt, von  wem   und   auf  wessen  Befehl  und    Vollmacht  diese  Anträge  erfolgt  seien, 


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Polnisches  Hülfsgesuch.  325 

Andreas  Olszowski*),  K.U.Kanzler  an  den  Hofschatzmeister 
Gninski.     D.  Warschau  28.  Februar  1667  0. 

[Die  vou  Kf.  angebotene  Hülfe.    Forderung  des  Verziclites  auf  die  Elbingei*  Pfandsumme.] 

Sobald  der  König  von  Krakau  zurückgekommen,  hat  ihm  H.  v.  Hover-  28.  Febr. 
back  einen  Brief  des  Kf. ')  überreicht,  dessen  Copie  beiliegt.  Der  König  kann 
nicht  anders  als  diese  Offerte  mit  Dank  annehmen,  zumal  dieselbe  schon  durch 
ganz  Polen  praeconice  ausgerufen  ist  und  H.  hier  bei  Hof  von  dieser  Favenr 
des  Kf.  viel  Rühmens  macht.  Der  König  befiehlt  daher  Gn.  ex  Senatusconsulto, 
dem  Kf.  für  seine  gute  Affection  zu  danken  und  ihn  zu  bitten,  dass  diese 
Verheissung  möge  werkstellig  gemacht  werden,  jedoch  ohne  Entgeltung  und 
unter  den  in  Gn.'s  suppletoria  instructione  enthaltenen  Bedingungen.  Es  wird 
wohl  ein  grosses  sein,  wenn  ihnen  Kf.  ex  gratuita  liberalitate  subsidia  chari- 
tativa  giebt,  daran  er  sehr  zweifelt  und  es  nicht  eher  glauben  wird,  bis  es  ge- 
schieht. 

Es  wurde  dienlich  sein,  wenn  Kf.  diese  Auxiliarvölker  aus  dem  Herzog- 
thum  Preussen  schickte,  doch  bittet  er,  dass  dieser  Marsch  nicht  auf  Löbau*) 
gerichtet  werde.  Bis  nachKaminiec  hin  sollen  die  Truppen  aus  den  unterwegs 
befindlichen  Magazinen  verpflegt  werden,  von  da  an  aber  werden  sie  von  ihren 
eigenen  Mitteln,  dem  ihnen  ans  der  kurfürstl.  Kammer  auf  6  Monate  zu  zahlen- 
den Solde,  zehren  müssen  und  haben  sie  sich  auf  weiter  nichts  zu  verlassen. 
Ob  Gn.  mit  solcher  Proposition  selbigem  Hofe  angenehm  sein  wird,  kann  er 
nicht  wissen.  Es  folgt  aber  noch  eine  andere,  welche  wohl  noch  mehr  zuwi- 
der sein  dürfte.  Gn.  soll  nach  erhaltener  Declaration  auf  das  Ansuchen  einer 
freigebigen  Hülfe  noch  eine  andere  Function,  und  zwar  cum  titulo  legati  auf 
sich  nehmen  und  Kf.  ersuchen,  dass  er  seine  Praetention  auf  Elbing  oder  viel- 
mehr auf  die  Summe  der  400,000  Rthlr.  abstehen  wolle,  denn  von  Elbing 
muss  nicht  einmal  gedacht  werden.  Gn.  soll  in  seinem  Discurs  (aber  nicht 
schriftlich)  als  raison  anführen,  wenn  Elbing  in  des  Kf.  Hände  käme,  so  müsste 
die  Republik  beständig  Besatzungen  in  Marienburg,  Stuhm,  Dirschau  und  Mewe 
halten,  zudem  würde  das  argwöhnische  Danzig  in  stetem  Alarm  stehen  und 
grosse  Spesen  desshalb  thun  müssen.  Hoverbeck  hat  ihm  zwar,  als  er  in 
discursu  dieses  vorgebracht,  erwidert,  Kf.  wäre  ein  guter  Nachbar  und  Freund 

H.  solle  die  Kosacken  nur  im  allgemeinen  seines  guten  Willens  versichern,  am  lieb- 
sten würde  ihm  sein,  wenn  dieselben  sich  mit  der  Krone  verglichen  und  ihn  zum 
Garanten  des  Vergleiches  begehrten. 

^)  Andreas  Olszowski,  Bischof  von  Culm,  welcher  soeben  anstelle  des  zum 
G.Kanzler  erhobenen  Joh.  Lesczynski  zum  K.U.Kanzler  ernannt  worden  war,  s. 
Kochowski  III.  S.  266. 

*)  Dazu  die  Kanzlei notiz:  „Diese  Abschrift  ist  von  H.  Wiehert  [dem  damaligen 
Residenten  des  Kf.  in  Warschau]  von  Warschau  anhero  im  Januar  1672  übersandt, 
so  wohl  aufzuheben. '^  Die  Instruktion  für  Gninski  s.  Zaluski,  Epistolae  historico- 
familiares  1.  S.  Ulf. 

»)    S.  S.  324  Anm.  1. 

*)    Löbau  in  Westpreussen,  die  Residenz  des  Culmischen  Bischofs. 


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326  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

der  Republik,  von  dem  keine  Gefahr  zu  befürchten  wäre,  er  hat  aber  geant- 
wortet, nach  der  Mode  der  jetzigen  Zeit  mösste  ein  jeder  Potentat  seine  eigene 
Securität  beobachten,  Ef.  machte  es  Schweden  und  dem  Kaiser  gegenüber 
ebenso.  Der  modus  tractandi  wird  darin  bestehen,  dass  Gn.  zunächst  gratuitam 
et  totalem  condonationem  summae  praetensae  verlange  und  dabei  die  erwiesenen 
officia  anführe,  namentlich,  mit  welcher  Candeur  und  Aufrichtigkeit  der  König 
ohne  Tergiversation  dem  Kf.  die  Souveränität  in  Preussen  per  solemiem  com- 
missionem  überlassen  habe,  nicht  allein  ex  obligatione  pactorum  sondern  viel- 
mehr ex  affectu  et  studio  fraterao  gegen  Kf.,  obwohl  er  sowohl  wegen  Brauns- 
bergs als  auch  wegen  der  ausgebliebenen  Hülfe  zu  prätendieren  gehabt  hätte. 

Der  zweite  gradus  tractandi  besteht  darin,  dass  Gn.  für  diese  Summe  die 
Hälfte  der  Subsidien*)  in  perpetunm  abstehen  soll,  worüber  er  eine  Vollmacht 
von  dem  Könige  und  dem  gegenwärtigen  Senat  erhält.  Er  wird  dieser  Nego- 
tiation  halber  eine  Zeit  lang  am  kurfürstl.  Hofe  residieren  müssen  und  schadet 
es  nichts,  wenn  er  deshalb  etwas  später  nach  Schweden  kommen  sollte,  denn 
hierdurch  würde  der  Republik  ein  grosser  Dienst  geschehen.  Man  wird  frei- 
lich wohl  dieses  negotium  zu  vollenden  Hoverbeck  anbefehlen,  doch  weiss 
dieser  bishe?  davon  nichts,  sie  sehen  auch,  dass  derselbe  nicht  candide  geht 
und  nur  sein  datum  darauf  gosetzet  hat,  ihnen  nach  seiner  Art  und  Gewohn- 
heit Elbing  aus  den  Händen  zu  spielen,  woraus  aber  unter  seiner  Amtsführung 
nichts  werden  soll. 

Dafern  nun  der  Churfürst  weder  ohne  Entgelt  noch  für  die  Hälfte 
der  Auxiliarvölker  die  Prätention  auf  Elbing  oder  die  obbenaelte  Geld- 
summe nicht  nachlässt,  so  wird  die  Republik  alsdann  die  Augen  auf- 
thun  und  die  Aifection  in  den  Gemüthern  erkalten,  auch  werden  seine 
Partisanen  den  Credit  verlieren,  endlich  so  wird  auch  die  Republik  auf 
dem  Reichstage  ihr  selbst  diesfalls  Rath  schaffen  müssen,  et  sie  ars 
deludetur  arte.  Auch  wird  von  nöthen  sein,  dass  M.  H.  demselben  Hofe 
zu  verstehen  gebe,  dass  wir  auch  arcaniora  penetriren  und  gar  wohl 
wissen,  wie  dass  der  Churfürst  durch  seinen  Ministrum  Mons.  Krakau 
mit  dem  Könige  in  Schweden  wegen  der  Garantie  in  Preussen  einen 
Tractat  aufgerichtet  und  dergleichen  auch  mit  Dennemark,  Holland  und 
dem  Lüneburgischen  Hause  negotiiren  lasse. 

Die  Pienipotenz  vom  Könige  und  den  Senatoren  soll  Gn.  erst,  wenn  er  bei 
der  anderen  Conferenz  ad  secundum  gradum  instructionis  gekommen,  producieren 
und  sich  dann  herauslassen,  dass  er  in  commissis  habe,  tausend  Mann  gegen  die 
Elbingische  Summe  abzustehen.  Gn.  soll  von  dort  nicht  abreisen,  bis  er  die 
letzte  Proposition  gethan  hat,  obgleich  leicht  zu  ermessen,  dass  man  darauf 
keine  decisive  Antwort  ohne  Zuziehung  Hoverbecks  ertheilen  und  diesen 
beauftragen  wird,  darüber  ultimario  mit  ihnen  in  Warschau  zu  verhandeln. 
Es  kann  auch  nicht  schaden,  dass  dem  Kf.  anzuhören  gegeben  werde,  dass  er. 


J)    S.  oben  S.  240. 


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Sendung  Gninski's.  327 

als  er  per  pacta  Regiomontana  1656^)  vom  Schwedischen  Könige  die  Souverä- 
nität in  Preussen  erhalten,  der  Krone  Schweden  1500  Mann  z.  F.  nnd  500  z.  R. 
versprochen,  die  er  seihst  unterhalten  sollte. 

PS.  Gn.  erhält  ein  zweifaches  Creditiv,  das  eine  mit  dem  Titel  von  Lauen- 
burg und  Bütau,  das  andere  ohne  denselben;  falls  das  letztere  angenommen 
wird,  kann  er  mit  dem  ersteren  zurückhalten,  wo  nicht,  so  kann  er  den  Titel 
ganz  geben,  indessen  wird  er  (der  Kanzler)  in  der  metrica  regni  eine  Mani- 
festation einlegen,  weil  dieser  erzwungene  Titel  in  den  pactis  nicht  zu  finden, 
dass  er  keineswegs  gemeint  sei,  dem  Kf.  über  das,  was  ihm  vermöge  der  pacta 
expresse  zukommt,  ein  jus  oder  speciale  dominium  zu  attribuieren. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Cöln  22.  Februar/[4.  März] 

1667. 

[Verhandlungen  mit  Gninski.] 

Der  polnische  Gesandte  Job.  Gninski')  ist  vorigen  Sonntag  [17./27 Febr.]  22.  Febr. 
hier  angekommen  und  hat  bei  der  am  folgenden  Tage  gethanenen  Proposition ') 
nur  der  Hülfe  wider  den  Türken  gedacht,  dieses  auch  nachher  in  der  Con- 
ferenz  mit  den  Geh.  Käthen  wiederholt,  Kf.  hat  ihm  darauf  beifolgende  Reso- 
lution*) ertheilen  lassen,  er  hat  sich  auf  der  Gonferenz,  als  ihm  mitgetheilt 
worden,  dass  Kf.  sich  zu  einer  so  zahlreichen  Hülfe  erbieten  wolle,  ganz  be- 
stürzt gezeigt,  hat  auch  die  Antwort  darauf  unter  dem  Vorwand,  vorher  seine 
Instruktion  einsehen  zu  müssen,  differiert.    Auf  die  Remonstrationen,  die  Kf. 


*)  In  dem  Labiauer  Vertrage  vom  10./20.  November  1656  hatte  sich  Kf.  dem 
Könige  von  Schweden  gegenüber,  falls  derselbe  in  dem  konigl.  Preussen  angegriffen 
werden  sollte,  zur  Stellung  von  2500  Mann  zu  Fuss  und  1500  Reitern  Sulfstruppen 
auf  eigene  Kosten  verpflichtet. 

*)  V.  Hoverbeck  schreibt  über  denselben  am  17.  Januar  1667:  „dieses  Sub- 
jecti  Qualitäten  seind  ausser  Zweifel  Ew.  Chf.  D.  vorhin  bekannt;  bei  den  Reichs- 
ständen ist  er  vor  allen  anderen  verdächtig  und  verhasst,  bei  dem  Könige  und  Königin 
aber  ist  keiner  iu  grösseren  Gnaden  und  Gstime  als  eben  er.  Was  er  vor  sich  con- 
cipirt,  wird  denen  Kanzlern  schlechterdings  vom  Könige  zum  Siegeln  uberschickt. 
Da  es  Ew.  Chf.  D.  also  gnädigst  gefallig  war,  möcht  es  nicht  undienlich  sein ,  den- 
selben hoch  zu  ehren  und  caressiren,  aber  durcht^us  ihm  nichts  zu  vertrauen,  als  wohl 
des  Hofes  Faction  wissen  mag."  Vgl.  über  diese  Sendung  desselben  Pufendorf  X. 
§  61  (S.  699f.),  Mem.  de  Pomponne  II.  S.  390. 

>)    S.  Zaluski,  Epistolae  historico-familiares  I.  S.  101. 

*)  ebendaselbst  S.  104.  Darin  verspricht  Kf.,  ein  Hülfscorps  von  mindestens 
8000  Mann  zu  schicken,  das  er,  wenn  möglich,  selbst  führen,  dem  er  Sold  auf  3  Mo- 
nate zahlen  und  das  er  auch  mit  der  nöthigen  Artillerie  versehen  werde.  —  Dem  Pfalz- 
grafen von  Neuburg  theilt  Kf.  schon  im  voraus  (d.  Cöln  13./23.  Febr.  i667)  diese 
Offerten,  welche  er  dem  polnischen  Gesandten  machen  wird ,  um  dadurch  ihre  rechte 
Intention  zu  penetrieren,  mit  und  fragt  an,  in  welcher  Starke  derselbe  bei  dieser 
Gelegenheit  erscheinen  könnte. 


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328  ni.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

ihm  wegen  der  nicht  geleisteten  Satisfaction  hat  machen  lassen,  hat  er  zwar 
SQstinieren  wollen,  Kf.  habe  den  pactis  kein  Genügen  geleistet,  es  ist  ihm  aber 
das  contrarium  nachgewiesen  worden. 

Was  Kf.  ihm  wegen  dessen,  was  bei  der  von  H.  abgelegten  Proposition 
vorgegangen'),  hat  remonstrieren  lassen,  hat  er  endlich  alles  mit  einem  Miss- 
verstande entschuldigt  und  versichert,  man  wäre  jetzt  mit  Kf.  ganz  zufrieden 
und  hege  keinen  Argwohn  gegen  ihn.  Bei  einer  gestern  erfolgten  neuen  Audienz 
hat  er  für  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  König  ^)  in  puncto  subsidii  gedankt, 
den  Frieden  mit  Moscau^)  notificiert,  endlich^)  die  Verzögerung  der  Satisfaction 
entschuldigt  und  dabei  gebeten,  Kf.  möchte  solchen  Anspruch  aus  Liebe  gegen 
die  Republik  gar  fahren  lassen,  Kf.  hat  aber  dagegen  remonstriert,  die  Repu- 
blik könnte  ohne  Nachtheil,  ja  zu  ihrem  eigenen  Besten  ihn  contentieren ,  der 
König  und  die  Republik  wären  auch  dazu  geneigt,  und  es  würde  nur  durch 
einige  ihm  üebelaffectionierte  verhindert. 


V.  Hoverbeck    an   den    Kurfürsten.      D.    Warschau  4.  März 

1667. 

[Tod  Potocki's.     Geltendmachung  der  Ansprüche  des  Kf.  auf  Draheim.] 

4.  März.  Der  K.G.Feldherr  Potocki  ist  am  1 2. /22.  Februar  gestorben^),  das  Ober- 

generalat  ist  Sobieski  angetragen  und  derselbe  aufgefordert  worden,  hieher 
zu  kommen,  um  ihn  mit  dem  Fürsten  Dimitr  Wischnowitz  auszusöhnen, 
den  man  durch  die  ünterfeldhermcharge  zu  gewinnen  hofft.  Die  Woiwodschaft 
Cracau  ist  vorlängst  dem  K.Schwertträger  Zebrzydowski  zugesagt  worden, 
man  giebt  aber  zu  verstehen,  dass  der  jetzige  K.  G.  Kanzler  *)  praeferiert  werden 
dürfte,  wenn  er  dagegen  das  Siegel  abgeben  wollte.  Da  H.  bei  beiden  Majestäten 
wegen  ünpässlichkeit  nicht  hat  Audienz  erhalten  können,  so  hat  er  den  fran- 
zösischen Gesandten,  sowie  den  Gross-  und  den  Vice-Kanzler  ersucht,  zu  ver- 
hüten, dass  die  dem  Kf.  zur  Hypothek  verschriebene  Starostei  Draheim  an- 
derweitig vergeben  werde,  die  beiden  ersten  haben  sich  günstig  erklärt,  der 
V.Kanzler')  aber  behauptete,  der  Ort  könne  nicht  ohne  Possessor  sein  und  Kf. 
werde  bar  bezahlt  werden,  worauf  er  geantwortet,  allem  würde  auf  einmal  ab- 
geholfen werden,  wenn  Kf.  sich  seines  Rechtes  gebrauchte,  Kf.  würde,  wenn 
die  Republik  die  Auslösungssumme  herbeischaffte,  den  Ort  wieder  abtreten. 


')    S.  oben  S.  316flF. 

3)    S.  oben  S.  324. 

3)  Am  30.  Januar  1667  war  zu  Ändrussow  der  dreizehnjährige  Stillstand  zwischen 
Polen  und  Russland  abgeschlossen  worden,  s.  Kluczycki,  Acta  Joannis  Sobieski  I. 
S.  564«f. 

*)    S.  Zaluski  I.  S.  102f. 

^)    S.  kochowski  m.  S.  263f.,   Pufendorf  X.  §  64  (S.  702). 

^)    Johann  Lesczynski. 

^)     Andreas  Olszowski,  Bischof  von  Culm. 


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Die  Draheimer  Angelegenheit.  329 

Dem  V.Kanzler  scTieinen  zu  der  Zeit,  da  er  in  Lobau  residiert,  von  den 

preussischen  Malcontenten  allerhand  widrige  Impressionen  wegen  der  jara  des 
Kf.  gegeben  zu  sein. 


V.  Hoverbeck    an    den   Kurfürsten.      D.   Warschau    12.  März 

1667. 

[Krankheit  der  Köuigin.     Unterstützung  der  Anhänger  Lubomirski's  durch  den  Kaiser 

und  Pfalz- Neuburg.] 

Mit  dem  König  hat  es  sich  merklich   gebessert,  bei   der  Königin  aber  12.  März, 
lässt  sich  eine  inflammatio  pulmonum   spüren,  dazu   stete  Mattigkeit  und  eine 
Geschwulst,  die  der  Wassersucht  nicht  unähnlich. 

Der  Castellan  von  Posen ^)  schreibt  an  den  G.Kanzler,  der  Kaiser  sei 
entschlossen,  die  hiesigen  gemeinen  Interessen  nachdrücklich  zu  secundieren. 
Lubomirski  hätte  für  sich  allein  lOOOOORthlr.  jährliche  Pension  und  für 
seinen  geistlichen  Sohn'-*)  zwei  Bisthümer  prätendiert,  er  aber  habe  alles  in  des 
Kaisers  Discretion  gestellt,  darauf  seien  ihm  öOOODucaten  zur  Zehrung  auf 
diesen  Reichstag  geschickt,  für  L.'s  Eidam'),  der  den  vorigen  Reichstag  habe 
zerreissen  lassen,  wären  5000  Rthlr.  verordnet.  Pfalz-Neuburg  habe  ihm, 
dem  Castellan,  lOOODucaten  ins  Haus  geschickt,  wieviel  für  die  Armee  ver- 
ordnet ist,  wird  nicht  gemeldet,  der  Pfalzgraf  wird  wohl  bis  100  000  Ducaten 
hergeben. 

PS.  Der  K.  Hofmarschall ^)  hat  ihm  bei  der  heutige  Revisite  den  Zustand 
der  Königin  als  sehr  gefährlich  geschildert,  die  Aerzte  hofften  noch,  dass  die- 
selbe durch  Genuss  von  Eselsmilch  sich  etwas  werde  erholen  können. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  4./14.  März  1667. 

[Gninski's  letzte  Anträge,  die  darauf  ertheilte  Resolution.    Sendung  Stratmanns  nach 

Polen.] 

H.  erhält  beifolgend  die  dem  Gninski  auf  seine  letzte  Instanz^)  ertheilte  14.  März, 
endliche  Resolution®),   wobei    wir   dann    wahrgenommen,    dass    er    diese 
Sache  fast  mehr  und  fleissiger    als    die  gesuchte  Hülfe  getrieben,    auch 
endlich  soviel  zu  verstehen  gegeben,  dass  er  nichts  anderes  suchte,    als 


0  Christoph  Grzymultowski. 

^)  Der  Malteserritter  Hieronymus  Lubomirski. 

^)  Felix  Potocki,  Sohn  des  verstorbenen  G. Feldherrn  Stanis laus  Potocki. 

*)  Clemens  Branicki. 

*)  S.  Zaluski  I.  S.  106  vom  5.  März. 

^  vom  2./ 12.  iiärz  1667,  darin  wird   die  weitere  Verhandlung  nach  Warschau 
verwiesen. 


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330  III.    Brandenburg  und  Polen.     1064—1673. 

durch  dergleichen  Tractaten  uns  allgemach  an  den  Hof  wieder  zu  en- 
gagiren  und  von  der  Republik  abzuziehen,  wobei  er  dann  auch  die 
Schwäche  des  Hofes  gnugsamb  zu  verstehen  gegeben  und  allerhand 
Advantagen  in  sonderbaren  submissen  tertninis  oflferiret,  wofern  wir  uns 
mit  dem  Hof  und  zwar  cum  utraque  Regia  Maiestate  wieder  reconciliiren 
wollten. 

H.  soll  mit  Graf  Kresky^)  vertraulich  cominunicieren ,  ihm  aber  rathen, 
in  der  Wahlangelegenheit  nicht  zu  weit  zu  gehen.  Pfalz-Neu  bürg  hat  seinen 
Rath  Straetman'-')  zu  Kf.  geschickt,  welcher  sich  zu  dem  bevorstehenden  Reichs- 
tage begeben  und  mit  Kresky  zusammen  dem  Könige  und  der  Republik  Hülfe 
anbieten  soll,  Kf.  wird  mit  demselben  dieses  negotii  halber  die  nöthige  Abrede 
nehmen  und  durch  denselben  H.  seine  eigentliche  Meinung  wissen  lassen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  4y[14.]  März  1667. 

[auf  die  Relation  vom  4.  März.     Besitzergreifung  von  üraheim.     Bedinguugen,   unter 
denen  Kf.  auf  die  Elbinger  Schuld  verzichten  will] 

li.  März.  H.  solP)  bei  dem  König  um  Audienz  anhalten  und  demselben  mittheilen, 

Kf.  hätte  angcordet,  dass  die  Starostei  Draheim  für  ihn  in  Besitz  genommen 
werde,  er  hoffte,  der  Konig  werde  damit  zufrieden  sein  und  ihn  dabei  schützen 
helfen,  auch  soll  er  den  vornehmsten  Ständen  Nachricht  davon  geben  und  diesen 
die  Bewandnis  der  Sache  auseinandersetzen.  Er  beabsichtigt,  nicht  eher  die 
Possession  zu  ergreifen,  bis  er  erfahren,  wie  man  sich  auf  diese  Proposition 
bezeigen  werde;  sollte  er  bei  dem  Könige  keine  Audienz  erhalten,  so  soll  er 
die  Sache  per  memoriale  vorstellen. 

PS.  Aus  den  dem  polnischen  Gesandten  ertheilten  Resolutionen  wird  H. 
ersehen,  dass  Kf.  bereit  ist,  falls  man  wegen  der  Hülfe  und  der  Schuld  ferner 
mit  ihm  zu  handeln  gedenkt,  von  den  auf  Elbing  verschriebenen  m/400 Rthlr. 
drei  Viertel  fallen  zu  lassen  unter  den  Bedingungen: 

1)  dass  die  übrigen  m/100  Rthlr.  zu  den  auf  Draheim  haftenden  m/r20 
geschlagen  und  ihm  dagegen  diese  Starostei  erblich  überlassen  werde, 

2)  dass  ihm  von  den  der  Republik  zu  leistenden  Subsidien  wenigstens  die 
Hälfte  erlassen, 

3)  dass  ihm  und  seinen  Nachkommen  das  Indigenat  conferiert  werde,  worum 
H.  sich  besonders  zu  bemühen  hat, 

4)  dass  im  übrigen  die  pacta  in  plenissimo  robore  bleiben. 

Den  modus  zu  finden,  wie  diese  Handlung  aufs  beste  zu  incaminieren,  wird 
H.  anheimgestellt. 


»)     S.  oben  S.  250. 

2)  S.  ürk.  u.  Act.  XIV.  1  S.  300f. 

3)  Vgl.  Pufendorf  X.  §  64  (S.  702). 


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Die  Draheimer  Angelegenheit.  331 

V.  Hoverbeck    an    den   Kurfürsten.     D.  Warschau    19.  März 

1667. 

[Die  Draheimer  Angelegenheit.] 

Er  hat  bei  dem  Könige  Audienz  gehabt.     Derselbe  nahm   des  Kf.  Reso-  19.  März, 
lution  wegen  der  Türkenhüife  sehr  dankbar  auf,  spracli  aber  den  Wunsch  aus, 
Kf.  möchte    lieber  nur  die  Hälfte   schicken    und    den  Unterhalt   derselben  auf 
6  Monate  auf  sich  nehmen. 

Als  dann  H.  dieDraheimsche  Sache  anregte,  sagte  der  König,  er  wünschte 
gern  Kf.  befriedigt  zu  sehen ,  es  müsste  aber  vorher  mit  mehreren  Senatoren 
überlegt  werden.  Er  beklagte  sich  dann,  dass  H.  mit  dem  Fürsten  Wischno - 
witz')  sonderliche  Confidenz  zu  stiften  gesucht,  mit  demselben  in  dem  Wahl- 
negotio  und  anderen  Sachen  gegen  des  Königs  Interesse  negotiiert  und  ihm  eine 
jährliche  Pension  von  200000  Gulden  angeboten  habe,  gegen  welche  Behaup- 
tungen,  als  unwahr  und  verleumderisch,   H,  auf  das  lebhafteste  protestiert  hat. 

Obwohl  ihm  sowohl  von  einigen  Senatoren  als  auch  vom  Könige  selbst 
Hoffnung  gemacht  worden,  dass  Kf.  wegen  Draheim  Satisfaction  erlangen  würde 
hat  er  doch  sichere  Nachricht,  dass  dasselbe  sowohl  dem  Castellan  von  Posen 
als  auch  dem  Fürsten  Wischnowitz  angetragen  worden  ist;  der  erstere  lässt 
selbst  dem  Kf.  rathen,  sich  je  eher  je  lieber  in  Possession  zu  setzen  -'). 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  18./28.  März  1667. 

[ßescbiuss  der  Besitzergreifung  von  Draheiin.J 

Da  er  ersehen,  dass  man  ihm  die  Starostei  Draheim  nochmals  aus  den  28.  März 
Händen  zu  spielen  sucht,  so  hat  er  nicht  dienlich  gefunden,  mit  der  Besitz- 
ergreifung derselben  länger  anzustehen.  Er  hat  v.  WedeP)  dorthin  abgefertigt, 
sollte  Opposition  dagegen  versucht  werden,  so  wird  er  sich  licitis  et  omni  iure 
permissis  modis  et  mediis  bei  seinem  Recht  zu  maintenieren  suchen,  H.  soll 
dort  sein  Interesse  beobachten  und  allem  Widrigen  begegnen,  namentlich  aber 
bei  der  Republik  auf  allen  Fall  Beistand  suchen. 


*)     Fürst  Demetrius  Wiszniowiecki,  Woiwode  von  Beiz. 

2)  H.  meldet  am  22.  März,  dass  trotz  des  Widerspruches  mehrerer  Landboten 
Draheim  dem  Fürsten  Wiszniowiecki,  obwohl  sich  derselbe  selbst  lange  dagegen 
gesträubt  habe,  übertragen  worden  sei. 

')  Der  Hof-  und  Kammergerichtsrath  Adam  Hassov.  Wedeil  s.  ürk.  u.  Act. 
IX.  S.  54. 


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332  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck   au    den   Kurfürsten.     D.  Warschau  29.  März 

1667. 

[Antwort  des  Königs  auf  die  Anzeige  der  beabsichtigten  Besitzergreifung  von  Draheim.] 

29.  März.  Was  Kf.  ihm  in  dem  Rescript  vom  4./14.  März')  anbefohlen,  hat  er  ver- 

richtet. Der  König')  erwiderte,  wegen  El  hing  könnte  er  nichts  thun,  H.  sollte 
sich  an  die  Stände  halten,  wegen  Draheim  hoffte  er  nicht,  dass  Kf.  ihm  zar 
Beschimpfung  davon  Besitz  ergreifen  werde.  Auf  H.'s  Remonstrationen  erklärte 
er  schliesslich,  er  für  seine  Person  hätte  nichts  gegen  die  Besitzergreifung  ein- 
zuwenden, wusste  aber  der  Sache  nicht  zu  helfen,  da  die  Starostei  dem  Fürsten 
vergeben,  H.  möchte  privatim  mit  den  Ständen  sprechen,  dass  sie  es  nicht  übel 
deuteten.  H.  remonstrierte,  der  König  könnte  wohl  an  den  Fürsten  schreiben, 
dass  er  sich  der  Possession  enthielte  und  andere  Satisfaction  erwarte,  was  er 
auch  zusagte.  H.  kommt  diese  Willfährigkeit  verdächtig  vor,  daWischnowitz 
schon  seine  Leute  mit  einigen  Dragonern  dorthin  geschickt  haben  soll,  doch 
will  er  darum  anhalten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  22.  März/1.  April 

1667. 

[Veränderter  Bescbluss  wegen  Draheims.] 

1.  April.  Obwohl')  er  genugsam  befugt  wäre,   sich   seines  Rechts   an  Draheim  zu 

gebrauchen,  so  will  er  doch  bei  jetzigen  Conjuncturen,  zu  Beibehaltung  des 
Glimpfs  und  der  Stände  Affection  nicht  mehr  bei  der  Sache  thun  als  aus  der 
beifolgenden  Instruction  für  den  dorthin  abgefertigten  Kammerrath  v.  Wedeil*) 
zu  ersehen.  Kf.  erwartet  Nachricht,  ob  H.  wegen  der  auf  Elbing  haftenden 
Summe  die  ihm  jüngst  mitgetheilte '^)  Erklärung  gethan,  und  wie  man  sich 
darauf  resolviert  habe,  er  hat  besonders  dahin  zu  sehen,  dass  auch  die  Repu- 
blik von  des  Kf.  Offerte  Nachricht  und  Information  erhalte®). 


')    S.  oben  S.  330. 

^     Vgl.  Pufendorf  X.  §  64  (S.  702). 

3)     Vgl.  Pufendorf  a.a.O. 

*)    Dieselbe  ist  in  den  Akten  nicht  vorhanden. 

5)    oben  S.  330. 

«)  Kf.  sendet  (d.  Coln  5./15.  April  1667)  H.  die  [fehlende]  Relation  des  nach 
Draheim  geschickten  v.  Wedeil  und  theilt  ihm  mit,  er  habe  demselben  befohlen,  bei 
dem  Gronescben  Landgericht  die  nöthige  Protestation  einzulegen  und  sieb  dann  auf 
den  Landtag  nach  Scbroda  zu  begeben,  um  dort  den  Rath  und  die  Unterstützung  der 
grosspolnischen  Ritterschaft  einzuholen,  Wiszniowiecki's  Diener  in  Draheim  habe 
erklärt,  sein  Herr  werde  leicht  zur  Abtretung  zu  bewegen  sein. 


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Die  Drabeimer  Angelegenheit.  333 

V.  Hoverbeck    an    den  Kurftlrsten.      D.  Warschau   16.  April 

1667. 

[Yerhandlimgen   wegen   der  Wablangelegenheit  auf  dem  Reichstage.    Schreiben  des 

schwedischen  Königs.] 

Der  G.  Kanzler,  der  Castellan  von  Posen,   der  K.  Oberstallmeister')  und  16.  April. 
derK.  üntertruchsess  Potocki*),  haben  dieser  Tage  einander  mit  körperlichen 
Eiden  angelobt,  beisammen  zu  halten  und   in    die   französische  Wahl    nicht  zu 
willigen,    auch  eine  Schrift,   um    andere  zu  verbinden,    unter  einander  aufge- 
richtet. 

Gestern')  hat  der  Starost  von  Oschwietzim  Pieniatek*)  unter  dem 
Schein,  als  wollte  er  des  Hofs  schädlichen  Desseins  durch  eine  scharfe  Constitu- 
tion vorbeugen,  des  Wahlnegotiums  gedacht,  wie  man  meint,  damit  der  Hof  bei 
solcher  Gelegenheit  sondieren  könnte,  wessen  er  sich  zu  versehen  und  wie 
stark  etwa  seine  Partei  sei.  Es  haben  sich  aber  viele  Widersprecher  gefunden 
und  ist  beschlossen  worden,  von  sämmtlichen  Senatoren  einen  Eid  zu  fordern, 
dass  sie  das  Wahlnegotium  jetzt  und  auch  künftig  nicht  treiben  wollten,  wozu 
sich  auch  die  Landboten  bereit  erklärt  haben. 

Ehegestern  ist  der  Schwedische  Gommissarius  wieder  angelangt  und  hat 
dem  Könige  ein  Schreiben  übergeben,  welches  dieser  so  gedeutet,  als  wenn 
Schweden  gegen  alle  und  jeden  Hülfe  angeboten  hätte,  worauf  auch  bei  Hof 
die  Rede  erschollen,  sie  könnten  ihrer  Sache  um  so  mehr  trauen,  da  Schweden 
m/12  Mann  an  Frankreich  zu  überlassen  sich  erboten,  beides  ist  aber  aus  dem 
Schreiben  selbst  garnicht  zu  erzwingen*). 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Magde- 
burg 24.  April /[4.  Mai]  1667. 

[Milets  Anbringen.     Mittheilung  desselben  nach  verschiedenen  Seiten  hin.] 

Ein  französischer  Abgesandter  Mil et  ^)  ist  hier  auf  der  Reise  zu  ihm  gekom-  4.  Mai. 
men   und   hat   namens   seines  Königs    um  Durchzug   für   eine  nach  Polen  be- 
stimmte französische  Armee  unter  Conde's  Führung  gebeten.     Er  wünscht  in 
dieser  auch  mit  Rücksicht   auf  das  bekannte  Dessein  sehr  bedenklichen  Sache 

')     Füret  Alexander  Lubomirski,  Bruder  des  verstorbenen  K.G.Marschalls. 

^    Felix  Potocki,  Schwiegersohn  Georg  Lubomirski's. 

^  Ueber  diese  Vorgänge  auf  dem  seit  dem  7.  März  in  Warschau  tagenden  Reichs- 
tage 8.  Kochowski  III.  S.  267,  über  den  Schluss  des  Reichstages  ebendaselbst 
S.  270. 

*)    Johann  Odrowaz  Pieniazek. 

^)  Ueber  die  damaligen  Verhandlungen  zwischen  Schweden  und  P o  1  e n  s.  M e m. 
de  Pomponne  II.  S.  354ff. 

6)  Vgl.  ürk.  u.  Act.  IL  S.  427 ff.;  Pufendorf  X.  §65  (S.  703);  Hirsch,  Zur 
Gesch.  der  polnischen  Konigswahl  von  1669  S.  12f. ;  unten  Abschn.  VI. 


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334  III-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

des  Pfalzgrafen  Meinung  zu  erfahren.  Er  hat,  um  Zeit  zu  gewinnen,  den  Ge- 
sandten vermocht,  nach  Berlin  zu  gehen  und  dort  auf  ihn  zu  warten,  hat  in- 
zwischen an  verschiedenen  Orten  in  Polen  dieses  Anbringen  bekannt  gemacht, 
welches  den  Wohlafifectionierten  nicht  geringe  Ombrage  machen  und  die- 
selben zu  anderen  und  vigoureusen  Resolutionen  erwecken  dürfte,  er  hat  auch 
deswegen  an  Graf  Wrangel,  den  Herzog  von  Braunschweig-Celle,  sowie 
an  K.  Mainz  und  K.  Cöln  geschrieben,  auch  dem  Baron  de  Goes*),  welcher 
sich  eben,  wie  der  französische  Gesandte  zu  ihm  gekommen,  auch  bei  ihm  be- 
funden, ausführliche  Nachricht  davon  gegeben  und  demselben  dabei  remonstriert, 
wie  grosse  Inconvenientien  dadurch  verursacht  wurden,  dass  man  am  kaiser- 
lichen Hofe  so  retiriert  in  allen  Dingen  ist  und  über  keine  Sache  des  Kaisers 
eigentliche  Sentimenten  eröffnen  will,  was  er  auch  hat  zugestehen  müssen. 

In  Schweden    fangen    die  Sachen    an,    besser   zu   gehen,    Näheres  wird 
Stratman  berichten-). 

V.  Hoverbeck    an    den    Kurfürsten.      D.    Warschau    10.  Mai 

1667. 

[Tod  der  Königin.] 

10.  Mai.  Der  G.  Kanzler    hat  sich    dieser  Tage  dahin  bereden  lassen,  ausführlich 

an  Pfalz- Neu  bürg  zu  schreiben  und  denselben  seiner  Devotion  zu  versichern. 
Nun  steht  es  darauf,  dass  nebst  ihm  und  dem  Castellan  von  Posen  der 
Castellan  von  der  Wilde  und  G.  Feldherr  Pac')  (der  H.  versichert,  dass  er 
mit  seinem  Vetter,  dem  Littauschen  G.  Kanzler  gar  nicht  einig  sei),  der  Ge- 
neral Starost  in  Samaiten  Hlebowicz,  wie  auch  die  Woiwoden  von  Polotzko, 
Kopei,  von  Smolensk,Przedberecki,  der  Castellan  von  Samaiten,  Hör  da,  der 
Littauische  U.Kanzler  Marustewicz,  der  Feldschreiber  Polnbienski,  der 
Littauische  Küchenmeister  Siesicki,  alle  die  Herren  Sapieha  und  des  ver- 
storbenen Bischofs  von  der  Wilde  Bialozoren  Vetter  ein  Bündnis  gegen  des 
Hofs  Vorhaben  und  Praktiken  unterschreiben,  und  werden  ihrer  mehr  wohl 
jetzt  dazu  treten,  nachdem  die  Königin*)  diesen  Morgen  halb  sechs  Uhr  ge- 
storben, worüber  fast  wenig  Betrübnis  sowohl  bei  Hofe  als  bei  den  Standen 
verspürt  wird.  Auch  vom  König  hofft  man,  dass  er  sich  in  kurzem  über  die- 
sen Verlust  trösten  lassen  werde.  Etliche  Tage  aber  dürfte  er  doch  wohl 
dissimulieren  so  in  äusserlichen  Gebehrden  als  in  consiliis,  damit  es  nicht  das 
Ansehen  gewinne,  dass  er  sich  von  der  Verstorbenen  ganz  hätte  regieren  lassen. 
Was  H.  früher  wegen  Draheim  geschrieben,  wird  sich  jetzt  nach  der  Königin 
Tod  desto  besser  und  sicherer  practicieren  lassen. 


0     Vgl.  ürk.  u.  Act.  XIV.  1  S.  .302. 

^)    Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  in  seiner  Antwort  (d.  Grimblingbausen  12. Mai 
16G7)  verweist  auf  seine  Stratman  ertheilten  Auftrage. 

^)    Michael  Pac,  Nachfolger  Sapieba's  als  Littauischer  G. Feldherr. 
*)     S.  Kochowski  III,  S.  272.    Vgl.  Pufendorf  X.  §  65  (S.  703). 


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Sendung  Millets.    Tod  der  Königin.  335 

Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  8./ 18.  Mai  1667. 

[auf   die  Relation   vom  10.  Mai.    Anweisung,    wie    die  durch    den  Tod    der  Konigin 
eingetretene    günstige  Gelegenheit  zu    benutzen  sei.    Empfehlung   der  Pfalz-Neubur- 
gischen Prinzessin.] 

—  zweifelo  nicht,  Ihr  werdet  Euch  dieser  Conjuncturen  in  pflicht-  18.  Mai. 
massiger  Beobachtung  unsers  Interesse  bestermassen  bedienen  und  au 
allen  Orten  was  zu  Beförderung  des  Euch  bekannten  Desseins  gereichen 
kann,  nichts  verabsäumen.  Für  allen  Dingen  hielten  wir  nötig,  jemand 
von  der  contrari  Parthei  zu  gewinnen,  der  beim  König  in  Credit  wäre 
und  durch  welchen  man  Ihrer  K.  M.  Geraüth  allgemehlich  von  der  bis- 
herigen Conduite  ab  und  auf  andere  consilia  bringen  könnte.  Sollte 
man  sich  auf  einigerlei  Manier  des  Litthauschen  Gross  Cantzlers  Pacen 
versichern  können,  würde  solches  ausser  Zweifel  sehr  zuträglich  sein  und 
haben  wir  davon  unsere  Gedanken  auch  an  Fürst  Radzivils  Ld.,  welcher 
nun  aldort  bereits  vielleicht  wird  angelanget  sein,  geschrieben. 

Weil  *)  man  auch  ausser  Zweifel  von  ein  oder  andern  Heirath 
wieder  sprechen  wird,  so  müsstet  Ihr  äusserst  geflissen  sein,  nach  aller 
Möglichkeit  vorbauen  zu  helfen,  damit  Ihrer  K.  M.  Inclination  nicht  an 
einen  solchen  Ort  falle,  davon  man  sich  dergleichen  Widerwärtigkeiten 
als  bisher  zu  befahren  hätte,  könnte  man  durch  einige  Confidenten  und 
Favoriten  des  H.  Pf.  zu  Neuburg  ältiste  Princessin')  in  Vorschlag  brin- 
gen und  dem  König  dazu  einige  Propension  erwecken,  solches  würde  zu 
Erreichung  des  bekannten  Zwecks  am  all  ersichersten  sein.  Es  ist  sel- 
bige Princessin  bereits  ins  16.  Jahr  und  nicht  allein  von  Natur  mit  Ge- 
sundheit, Schönheit  und  andern  Perfectionen  reichlich  begäbet,  sondern 
auch  durch  des  H.  Vätern  sorgfältige  Education  in  Sprachen,  Manieren 
und  andern  fürstlichen  Tugenden  dergestalt  geübet,  dass  ihr  darin  wohl 
weinig  gleichen  möchten.  — 

PS.  Kf.  theilt  ihm  ein  Schreiben  an  den  G.Kanzler  Lescinzky  mit  und 
beauftragt  ihn,  demselben  1000  Rthlr.,  die  er  ihm  zuschickt,  zuzustellen,  ihm 
von  der  dem  Franzosen  ertheilten  Resolution  ^)  Nachricht  zu  geben  und  ihm  zu 
rathen,  dass  er  des  Königs  Gemuth  zu  gewinnen  und  zu  einiger  Confidenz 
zu  bewegen  suchen  möge.    Auch  den  Bischof  von  Cracau  soll  H.  sich  bemuhen 


')    Vgl.  Pufendorf  X.  §  66  (S.  704). 

')  Eleonore  Magdalene  Therese,  älteste  Tochter  des  Pfalzgrafen  aus  seiner 
zweiten  Ehe  mit  Elisabeth  Amalia  von  Hessen-Darmstadt,  geb.  6.  Januar 
1655,  also  damals  eben  erst  12  Jahre  alt. 

»)    S.  ürk.  u.  Act.  11.  8.  432flF. 


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336  III-   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

wieder  zu  gewinnen.    Wegen  der  Heirat  soll  H.  auch    mit  Graf  Kresky  com- 
municieren  *). 


V.  Hoverbeck    an    den    Kurfürsten.     D.   Warschau    13.  Mai 

1667. 

[auf  ein  Rescript    vom  22.  April.     Der   von   Frankreich   geforderte  Durchzug.     Vor- 
schlag wegen  Drabeiros.] 

13.  Mai.  Er  hat^  den  Wohlaffectionierten  von  dem  an  Kf.  gestellten  Verlangen  des 

Königs  von  Frankreich,  einer  französischen  Armee  unter  Conde's  Führung 
den  Durchzug  nach  Polen  zu  gestatten,  Nachricht  gegeben,  dieselben  meinten, 
Kf.  könne  denselben  desshalb  versagen,  weil  man  von  keiner  Türkengefahr 
dieses  Jahr  etwas  wüsste,  sie  wollten  indessen  für  sich  selbst  und  durch  die 
Landboten  insgesamt  darum  anhalten,  dass  der  König  an  Kf.  schriebe,  er  möchte 
den  Pass  nicht  verstatten.  Da  er  von  dem  Könige  wegen  der  Trauer  keine 
Audienz  erhalten  hat,  so  hat  er  durch  den  K.  Oberkämmerer  Grafen  Dönhoff 
demselben  Nachricht  davon  geben  und  anfragen  lassen,  was  der  König  in  sol- 
chem Falle  vom  Kf.  gethan  sehen  möchte,  er  hat  aber  nur  zur  Antwort  er- 
halten, der  König  habe  allerdings,  als  er  von  dem  Türken  überzogen  zu  werden 
gefürchtet,  wie  an  andere  christliche  Potentaten,  so  auch  an  den  König  von 
Frankreich  um  Hülfe  geschickt 3),  wessen  sich  derselbe  darauf  erklärt,  wisse  er 
nicht,  auch  nicht,  wasMillet  bei  Kf.  suchte,  es  wären  aber  diese  und  andere 
Subsidia  nun,  da  der  Krieg  nicht  vor  sich  ginge,  unnöthig. 

Die  Leiche  der  Königin  soll  nach  Cracau  übergeführt  und  dort  im  Sep- 
tember die  solennen  Begräbniscerimonien  abgehalten  werden.  Die  von  dersel- 
ben zum  Leihgeding  gehaltenen  Starosteien  und  Oeconomien  wünscht  der  König 
ein  Jahr  unvergeben  zu  gemessen,  H.  hat  durch  den  Oberkämmerer  dem  Könige 
den  Vorschlag  machen  lassen,  diese  Gelegenheit  zu  benutzen,  um  dem  Fürsten 
Wischnowitz  eine  der  erledigten  StarOvSteien  zu  conferieren  und  dem  Kf. 
Draheim  zu  tradieren. 

PS.  Die  französische  Partei  sucht  den  König  bei  den  vorigen  consiliis  der 
Abdication  zu  halten,  der  König  lässt  sich  auch  so  verlauten,  doch  glauben  die, 
welche  um  ihn  sind,  dass  spätestens  in  sechs  Wochen  sich  viele  Dinge  ändern 
werden.     Zur   anderweitigen  Heirath  werden   vorgeschlagen*):    die  verwittwete 


*)  H.  erwidert  4.  Juni,  nach  Krenski's  Aussage  sei  die  Prinzessin  erst  13Jahre 
alt,  zu  einer  so  jungen  werde  der  König  sich  schwerlich  verstehen,  wenn  die  älteste 
kur ländische  Prinzessin  katholisch  wäre,  so  würde  der  Konig  an  diese  vor  allen  denken. 

3)    Vgl.  Pufendorf  X.  §  65  (S.  703). 

^  S.  über  die  Sendung  des  K. Referendarius  Andreas  Morstein  nach  Frank- 
reich ürk.  u.  Act.  IL  S.  432f. 

*)  Vgl.  M^m.  de  Pomponne  IL  S.  389.  395;  Krebs,  Vorgeschichte  und  Aus- 
gang der  polnischen  Königswahl  von  1G69  (Zeitschr.  der  hislor.  Gesellschaft  für  die 
Provinz  Posen.  IH.)  S.  176. 


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Sendung  Millets.    Pläne  inbetreff  der  Verm&blung  des  Königs.  337 

Kaiserin,   die   verwittwete  Königin  von   Schweden,  die  älteste  Prinzessin 
von  Curland  und  die  von  Tirol. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  16.  Mai  1667. 

[Audienz  beim  Könige,  dessen  Anklagen  gegen  v.  Hoverbeck.] 

Et  hat  heute  bei  dem  Könige  Audienz  gehabt  und  nach  verrichteter  16.  Mai. 
Gondolenz  demselben  den  schon  durch  den  0.  Kämmerer  gemachten  Vorschlag 
wegen  Draheim  wiederholt.  Der  König  Hess  sich  denselben  wohl  gefallen, 
begehrte  aber  etwas  Zeit  zu  weiterer  Ueberlegung.  Als  H.  dann  des  durch 
Mille t  vom  französischen  Könige  verlangten  Durchzuges  für  franzosische 
Truppen  erwähnte,  sagte  der  König,  da  man  sich  dieses  Jahr  nichts  scheine 
vom  Türken  zu  befahren  zu  haben,  so  erachte  er  es  für  unnöthig,  sich  wegen 
des  Dnrchlassens  zu  declarieren,  er  hätte  sich  aber  nimmer  dessen  versehen, 
dass  man  ihn  mit  seinen  Ständen  zu  committieren  suchen  würde,  er  hätte  H. 
immer  hoch  aestimiert  und  nicht  geglaubt,  dass  derselbe  einige  Landboten  zu 
sich  entbieten  und  dieselben  unter  Vorzeigung  des  Originalrescripts  des  Kf.  an- 
treiben würde,  diese  Sache  in  publice  congressu  zu  exaggerieren.  H.  erwidert, 
er  hätte  jene  Landboten  gamicht  gekannt,  ihnen  auch  das  Rescript  des  Kf.  nicht 
gezeigt,  dieselben  hätten  bei  dem  kaiserlichen  Gesandten  den  Brief  des  Baron 
de  Goes  gelesen.  Was  H.  durch  den  O.Kämmerer  dem  Könige  vorgetragen 
habe,  sei  nicht  auf  Befehl  des  Kf.  sondern  aus  seiner  eigenen  Veranlassung  ge- 
schehen, den  Landboten  hätte  er  abgerathen,  der  Sache  in  publice  congressu  zu 
gedenken.  Der  König  stellte  sich  dadurch  völlig  zufrieden,  sagte  aber,  er  hätte 
gehört,  dass  H.  an  Kf.  geschrieben,  er,  der  König,  hätte  die  Tataren  ins  Land  kom- 
men lassen.  Auch  dagegen  aber  sowie  gegen  einige  andere  von  Mille t  dem  hie- 
sigen französischen  Gesandten  gegenüber  geäusserte  Anklagen  gegen  H.  hat  sich 
dieser  zu  rechtfertigen  gesucht,  und,  wie  ihm  von  vertrauter  Seite  zugekommen 
ist,  hat  der  König  auch  diese  Information  bei  sich  stattfinden  lassen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  6./[16.]Mai  1667. 

[Zurücksendung  eines  Schreibens  des  Königs  von  Polen.] 

Er  hat  ein   königKches  Schreiben')  erhalten,  schickt  dasselbe  aber  wegen  16.  Mai. 
mangelhafter  Titulatur  *)  zurück ;  H.  soll  dasselbe  sowie  ein  beifolgendes  Schrei- 
ben an  den  U.Kanzler  abgeben  und  dabei  erinnern,  dass  künftig  keine  solche 
errores  in  der  Kanzlei  begangen  würden. 


')    vom  20.  April,  s.  Zaluski,  Epistolae  bist -familiäres  I.  S.  3. 

^  In  demselben  war  der  Titel  von  Lauenburg  und  Butow  und  die  Bezeiclmung 
„Bruder^  ausgelassen;  schon  in  dem  Schreiben  an  Gninski  (oben  S.  327)  hatte  der 
neue  K.Ü.Kanzler  Olszowski  seine  Absicht,  denselben  dem  Kf.  streitig  zu  machen, 
kundgegeben. 

Mater,  s.  Qesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII  22 


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338  in.    Brandenburg;  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck    an    den    Kurfliraten.      D.    Warschau    20.  Mai 

1667. 

[Durch  Millet  gegen  ihn  verbreitete  Verleumdungen.] 

20.  Mai.  Als  er  dieser  Tage  den  französischen  Gesandten  besucht,  um  demselben 

wegen  des  Todes  der  Königin  zu  condolieren,  hat  derselbe  auf  Grund  zweier 
von  Millet*)  empfangenen  Schreiben  mit  ihm  zum  höchsten  expostnliert,  ihm 
vorwerfend,  er  wäre  derjenige,  welcher  dem  Kf.  widrige  Impressionen  sowohl 
wegen  Frankreich  als  auch  wegen  dieses  Hofes  gebe.  H.  hat  auf  alle  einzelnen 
Beschuldigungen  eingehend  repliciert.  Zuletzt  wurden  sie  mit  einander  wieder 
gute  Freunde,  nur  sprach  jener  seine  Verwunderung  darüber  aus,  dass  H.'s 
Reden  mitlfillets  Bericht  nicht  übereinkämen,  worauf  H.  erwiderte,  dies  könnte 
er  leicht  erklären,  wenn  er  sich  dessen  heftigen  Sinn  vorstellte,  welcher  den 
Kf.  entweder  nicht  recht  verstanden  oder  aber  in  seiner  Aufregung  im  Schreiben 
bald  was  zu-,  bald  abgethan  habe. 

Der  französische  Gesandte  hat  nach  dem  Tode  der  Königin  den  Muth 
sehr  fallen  lassen,  dieses  wird  hoffentlich  noch  mehr  geschehen,  wenn  das  erste 
Leid  bei  dem  Könige  vergangen  sein  wird.  Die  Franzosen  sollen  schon,  falls 
der  König  wieder  zu  heirathen  gedenken  sollte,  der  Königin  jüngste  Base'), 
welche  sehr  unruhigen  Sinnes  sein  soll,  vorgeschlagen,  der  König  aber,  weil  sie 
sehr  jung,  sie  sofort  verworfen  haben. 

PS.  Bei  einem  Besuche,  den  er  dem  V.Kanzler  gemacht,  hat  jener 
ihm  dieselben  Dinge,  wie  der  französische  Gesandte,  vorgerückt,  ebenfalls  auf 
Grund  der  Schreiben  Millets,  er  hat  aber  alles  noch  viel  gründlicher  als 
jenem  gegenüber  widerlegt'). 


Der  Kurfarst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  13./[23.]Mai  1667. 

[Anklagen  Hillets  gegen  v.  Hoverbeck.] 

23.  Mai.  Millet  hat  den  Ministern  des  Kf.  gegenüber  behauptet,  H.  habe  vor  mehr 

als  zwei  Jahren  dem  Bischof  von  Beziers  zu  verstehen  gegeben,  Kf.  werde, 
wenn  Frankreich  ihm  nur  gute  Bedingungen  offerieren  würde,  für  die  fran- 
zösischen Pläne  gewonnen  werden  können,  und  als  jener  erwidert,  Kf.  habe 
dazu,  namentlich  Lessein^)  gegenüber,  garkeine  Inclination  gezeigt,  repliciert. 


')    S.  Urk.  U.Act.  II.  S.  448f. 

^  Benedieta  Henriette,  Tochter  des  Pfalzgrafen  Eduard,  geb.  1652,  die 
spätere  Gemahlin  des  Herzogs  Jobann  Friedrich  von  Hannover. 

*)  Kf.  befiehlt  H.  (d.  Cöln  17./27.  Mai  1667),  sich  gegen  diese  Beschuldigungen 
sowohl  dem  Bischof  von  B^ziers  gegenüber  zu  verantworten,  als  auch  in  einem 
französischen  Schreiben  an  jemand  seines  Hofes,  welches  Millet  gezeigt  werden  könne, 
dasselbe  zu  thun.  H.  richtet  demzufolge  ein  solches  Schreiben  an  den  Fürsten  von 
Anhalt. 

*)    S.  Urk.  u.  Act.  IL  S.  233ff.,  IX.  S.  599ff. 


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Millets  Anklagen  gegen  v.  Hoverbeck.  339 

dieser  hätte  keine  Avantagen  proponiert,  wenn  dem  Kf.  vortheilhafte  Bedin- 
gungen angeboten  würden,  könnte  er  leicht  anf  andere  consilia  gebracht  werden. 
Im  vorigen  Jahre,  als  Colbert*)"  bei  Kf.  gewesen,  hätte  H.  sich  bei  Beziers 
über  diesen  beklagt,  dass  er  in  jener  Sache  so  wenig  Eifer  gezeigt,  auch  der 
Königin  gerathen,  mit  Kf.  deswegen  zu  verhandeln,  aber  Vicquefort*),  als 
dem  Kf.  zu  odieus,  verbeten.  Darauf  hätte  H.  der  französischen  Partei  und 
dem  Hofe  wieder  dadurch  zu  guter  Hoffnung  Anlass  gegeben,  dass  er  behauptet, 
Kf.  hätte  dem  jungen  Freiherrn  v.  Schwerin')  günstige  Aufträge  an  den  König 
von  Frankreich  gegeben  und  gerathen,  man  möchte  nur  das  tempo  in  Acht 
nehmen  und  sich  des  Kf.  gänzlich  zu  versichern  bemüht  sein.  Alles  dieses  sei 
nach  und  nach  von  dem  Bischof  an  den  Hof  und  noch  unlängst  an  Millet 
nach  Hamburg  überschrieben  worden.  Kf.  kommen  diese  Discurse  ganz  fremd 
vor  und  theilt  er  sie  H.  zur  Verantwortung  mit. 


Dieses  hat  der  französische  Abgesandte  M.  de  Milet  also  vor- 
gebracht, den  15./[25.]  Mai  1667*). 

[Anklagen  gegen  v.  Hoverbeck,  der  Frankreich  in  Polen  zu  verdächtigen  suche.] 

H.  Hoverbeck  hat  zu  Warschau  ausgebracht:  S.  C.  D.  hätten  ihn  25.  Mai. 
wissen  lassen,  dass  M.  Milet  den  Pass  für  eine  französische  Armee 
durch  dero  Lande  begehret,  S.  C.  D.  thäten  Ihr  bestes,  umb  eine  schrift- 
liche Proposition  von  ihm  zu  erlangen,  damit  sie  solche  hernachgehends  in 
forma  authentica  produciren  und  sie  der  Republicq  vorzeigen,  auch  da- 
durch der  Franzosen  Intention  und  Dessein  traversiren  könnten. 

Er  [Milet]  wäre  versichert,  dass  S.  C.  D.  allzu  genereux  wäre,  der- 
gleichen tort  seinem  Könige  zu  t'hun  und  von  seinen  ministris  unterm 
Praetext  einiger  Confidenz  eine  solche  Declaration  zu  suchen,  deren  man 
sich  hernacher  solchergestalt  missbrauchen  konnte.  — 

Ferner  hat  H.  Hoverbeck  denen  nunciis  zu  verstehen  geben  und 
sonsten  auch  divulgiret,  S.  C.  D.  hätten  den  begehrten  Durchmarsch 
ganz  abgeschlagen  und  M.  Milet  hätte  darauf  gesagt,  dass  er  solchen 
mit  der  französischen  armee  par  force  nehmen  würde,  weswegen  S.  C.  D. 
dero  Trouppen  hätten  zusammenrücken  lassen,  dieses  alles  wäre  bei  der 


0    S.  ebendas.  II.  S.  298  ff. 

>)    S.  ebendas.  IX.  S.  566  f. 

*)    S.  unten  Abschn.  VI. 

*)  Kf.  übersendet  (d.  Coln  17./27.  Mai  1667)  H.  diese  neuen  Beschwerden  Millets 
ober  ihn  und  ermahnt  ihn  zur  Vorsicht  in  seinen  Aeusserungen.  H.  widerlegt  (d. 
Warschau  7.  Juni  1667)  ausführlich  diese  Verdächtigungen  und  versichert,  er  habe  sich 
bei  seiner  ganzen  Negotiation  bemüht,  das  Dessein  des  Hofes  zu  hintertreiben,  ohne 
sich  merken  zu  lassen,  dass  Kf.  sich  demselben  direct  widersetze. 

22* 


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340  ni.    Brandenburg;  und  Polen.     1664—1673. 

Republicq  kund  gemacht,  umb  Frankreich  zu  denigriren,  doch  kehrten 
sie  sich  nicht  viel  daran,  weil  H.  Hoverbeck  ein  Pole  wäre  et  que  les 
Polonois  estoient  tousjours  Polonois,  qu'il  estoit  mieux  persuad^  de  la 
generosite  de  S.  A.  EL 

H.  Hoverbeck  hätte  auch  falsch  berichtet,  dass  der  Succurs  nur 
vom  König  gesucht  wäre,  weil  solches  nomine  regis  et  reip.  geschehen, 
H.  Morsteins  Instruction  vom  König  und  dem  Gross  Canzler  unter- 
schrieben und  der  König  in  Fr.  sich  austrucklich  vernehmen  lassen,  dass, 
wenn  der  König  oder  die  Republ.  allein  Hülfe  begehrton,  er  solche  nicht 
geben  würde. 

Baron  de  Goes  hätte  an  den  Key.  Residenten  dergleichen,  wie  in 
initio,  geschrieben,  welcher  es  auch  zu  Frankreichs  desadvantage  also 
publiciret,  jedoch  wollte  er  dieses  nicht  beeifern.  Bat  schliesslich,  man 
sollte  doch  den  Polen  nicht  trauen  pas  mesme  au  castellan  de  Posnanie. 


Der  Kurfürst   an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  27.  Mai/[6.  Juni] 

1667. 

[Einfall  der  Franzosen  in  die  Niederlande.    Warnung  an  die  Polen.] 

6.  Juni.  Er  solP)  bei  jetzigen  Conjunetaren,  da  der  König  von  Frankreich  in  die 

Niederlande  einfällt^)  und  diese  zu  sulijugieren  sucht,  den  Wohlaffectionierten 
remonstrieren,  was  für  gefährliche  Desseius  dieser  König  habe  und  wie  wenig 
man  auf  seine  Zusage  und  Versicherung  bauen  könne ;  falls  die  polnische  Repu- 
blik auch  dermaleins  von  dergleichen  Leuten  guberniert  werden  sollte,  könnten 
sie  sich  leicht  die  Rechnung  machen,  wie  es  ihnen  ergehen  würde,  wenigstens 
-würden  sie  sicherlich  in  dergleichen  Unruhe  und  Kriege  mit  implieiert  werden. 


Der  Kurfürst  an   v.  Hoverbeck^.     D.  Cöln  30.  Mai/[9.  Juni] 

1667. 

[Eröffnungen  Morsteins.] 
9.  Juni.  Der  aus  Frankreich  hier  wieder  angelangte  Referendarius  Morst  ei  n^)  hat 


1)    Vgl.  Pufendorf  X.  §  67  (S.  704). 

^  Am  19.  Mai  war  Ludwig  XIV.  selbst  bei  der  Armee  in  Amiens  erschienen, 
Ende  des  Monats  hatten  die  Feindseligkeiten  begonnen. 

')  Ein  Schreiben  ganz  gleichen  Inhaltes  ergeht  unter  demselben  Datum  auch  an 
Forst  Bogislav  R,adziwill. 

*)  S.  Urk.  tt.  Act.  II.  S.444.  449.  455.,  XIV.  1  S.  310;  Pufendorf  X.  §64 
(S.  704);    Mem.  de  Pomponne  IL  S.  428f. 


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Moretelns  Anbringen  in  Berlin.  341 

sich  sehr  bemüht,  Kf.  anter  Versicherung  grosser  Vortheile  za  überreden,  das 
französische  Dessein  in  Polen  zu  secundieren,  Kf.  hat  ihm  aber  in  generalibus 
geantwortet,  er  hielte  dieses  Dessein  ebensowenig  an  sich  für  practicabel  als 
seinen  Interessen  und  denen  anderer  Benachbarten  gemäss,  er  könnte  daher 
weder  dazu  rathen  noch  helfen.  Morst  ein  hat  bei  des  Kf.  ministris  ganz  frei 
erklärt,  zwischen  den  Königen  von  Frankreich  und  Polen  sei  fest  abgemacht, 
dass  letzterer  die  Krone  resignierte  und  dieselbe  auf  den  Prinzen  von  Conde 
brächte,  man  wäre  dabei  der  Approbation  der  meisten  Senatoren  sicher  und 
würden  die  übrigen  denselben  nolentes  volentes  folgen  müssen,  beide  Könige 
seien  so  weit  bei  der  Sache  engagiert,  dass  sie  salva  reputatione  nicht  einen 
Schritt  zurück  könnten,  sondern  alles  coute  qui  coute  mit  Macht  und  Nachdruck 
ausführen  müssten.  Zu  dem  Zwecke  werde  der  König  von  Frankreich  Conde 
mit  m/10  Mann  von  Dänkirchen  nach  Danzig  gehen  lassen,  wer  alsdann  nicht 
mit  gut  einstimmen  wollte,  wider  den  würde  man  mit  Macht  gehen,  doch  fürch- 
tete man  nicht,  Opposition  zu  finden,  auch  von  Grzymultowski  nicht;  auch 
von  Schweden  meinten  sie,  dass  es  dieses  Werk  befördern  würde. 

H.  soll  dieses  dem  G.Kanzler  und  anderen  Wohlaffectionierten  im  Ver- 
trauen communicieren  und  mit  ihnen  überlegen,  wie  unter  solchen  Verhältnissen 
die  Republik  bei  ihrer  Freiheit  erhalten  werden  könne  ^). 


Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Hambach 

28.  Juni  1667. 

[Eröffnungen  Ganmonts.] 
—  MoDS.  Gaumont  —  [ist]  bei  mir  gewesen  und  aus  Befehlch  28.  Juni, 
seines  Königs  sich  declariert,  dass  Ihr.  M.  Ihren  in  Polen  habenden 
ministris  anbefohlen  hätte,  im  fall  der  König  in  Polen  zue  anderweiter 
Vermählung  zue  schreiten  bedacht  wäre,  meine  Dochter  nicht  nur  zue 
proponieren  sondern  auch  zue  dessen  Befurderung  alle  mögliche  officia 
de  bonne  foy  (wie  die  Formalien  waren)  ein  zue  wenden.  Wiewohl  ich 
nun  Ursach  gehabt,  I.  M.  davor  gebührenden  Dank  zu  sagen,  so  habe 
ich  doch  dabei  zu  erkennen  gegeben,  dass  meiner  Nachrichtung  nach 
Ihr.  M.  in  Frankreich  ministri  immerfort  den  König  in  Polen  zur  Re- 
signation in  favorem  des  duc  d'Anguiens  poussieren,  welches  gleich  sie 


^)  In  einem  PS.  vom  3./13.  Juni  wird  hinzugefügt:  „Auch  hat  der  Referendarius 
ausdräcklich  uns  sagen  dürfen,  dass  man  das  Wahldessein  auszufahren  gedächte, 
sollte  man  auch  unser  Preussen,  ja  noch  ein  paar  ander  Palatinate  an  Schweden, 
umb  dieselbe  zu  gewinnen,  geben  müssen." 

*)  eigenhändig,  üeber  diese  Wendung  in  der  französischen  Politik  s.  Mem.  de 
Pomponne  II.  S.  450ff.;  Recueil  des  Instructions  IV.  S.  XLVI,  85ff.:  Hirsch, 
Zur  Gesch.  der  polnischen  Konigswabl  von  1669  S.  12£f. 


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342  in.   Brandenburg  und  Polen.     16Ö4— 1673. 

bei  Lebzeiten  der  Eönigin  nicht  erreichen  können,  also  es  jetzo  viel 
schwerer  durchtreiben  wurden,  und  ich  dahero  hoffen  wollte,  dass  Ihre 
M.  nicht  nur  in  casum  matrimonii  zue  Evitierung  des  österreichischen 
Heiraths,  sondern  in  der  Hauptsach  selbsten,  nämlich  in  casum  abdica- 
tionis  vel  mortis  regis  Pol.,  mir  mehr  favorabel  als  zuwider  fallen  und 
so  das  Obligo  vollkommen  machen  wurden,  worauf  er  vermeldet,  er 
wäre  zwar  nur  auf  die  Befurderung  meiner  Dochter  Heirath  zu  decla- 
rieren  instruiert  und  hielte  er  darvor,  dass  dergleichen  declarationes  so- 
wohl in  Polen  als  bei  E.  Ld.  durch  Mons.  Milet  geschehen  wurden,  die- 
ses wären  aber  die  ersten  desmarches,  die  der  König  zue  meinem 
Avantage  thäte,  und  wurde  es  sich  im  übrigen  vor  sich  selbsten  geben, 
sonderlich  wenn  E.  Ld.  (als  welche  mein  Interesse  in  dem  Polnischen 
Wesen  ambrassierten)  zeigen  wurden,  dass  solche  Declaration  ihr  lieb 
wäre  und  auch  das  übrige  Hauptwerk  bei  Ihr.  M.  in  Frankreich  weiter 
poussierten  und  Inclination  scheinen  liessen,  in  etwas  nähere  Vertrau- 
lichkeit mit  Frankreich  zu  treten,  ich  möchte  diese  Declaration  E.  Ld. 
berichten  und  wurde  ein  civiles  Dankbrieflein  von  E.  Ld.  die  Sach  zue 
weitrem  gutem  Ende  incaminieren  können.  —  Nun  stell  ich  dieses  alles 
zue  E.  Ld.  hocherleuchtem  Nachdenken,  so  viel  ich  aber  abmerken  kaun, 
wurde  bei  Frankreich  solches  sehr  consideriert  und  selbige  Krön  leicht- 
lich  zu  E.  Ld.  Intention  disponiert  werden  können,  bevorab  da  sie  selber 
von  ihrem  dessein  desperieren  und  furchten,  dass  durch  erfolgende 
Heirath  mit  einer  österreichischen  Princessin  das  Erzhaus  in  Polen  vor 
sich  oder  andre  einen  festen  Fuss  fassen  wurde,  wie  ich  dan  die  sichere 
Nachricht  habe,  dass  in  solchem  Heiraths  werk  stark  gearbeitet  wird, 
und  bei  dessen  Fortgang  E.  Ld.  selbst  urtheilen  werden,  dass  vor  mich 
und  die  Meiuigen  wenig  Hoffnung  mehr  übrig  sein  wird,  könnte  man 
aber  in  Polen  die  französische  Partei  (wan  zuvörderst  der  König  durch 
E.  Ld.  vielvermögendes  Zuthun  auf  unsere  Seite  gebracht)  gewunnen 
werden,  so  stunde  man  desto  sichererund  wurde  vermuthlich  Schweden 
auch  (als  da  man  auf  Frankreich  grosse  Reflexion  zu  machen  scheint) 
desto  eher  sich  zue  Favor  resolvieren.  — 


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Mittbeilung  Pfalz-Neuburgs  über  das  Anbringen  Gaumonts.  343 

Der   KurfÜTBt   an   den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Cöln 

10./20.  Juli  1667. 

[auf  das  Handschreiben  yom  28.  Juni.    Warnungen  vor  Frankreich.] 

—  Ich  halte  aber  ohnmassgeblich  dafür,  dass  E.  Ld.  grosse  Ursach  20.  Juli, 
haben,  in  dieser  Sache  mit  Frankreich  fürsichtig  und  mit  högster 
Behutsamkeit  zu  gehen,  dan  es  gewiss  und  unleugbar  ist,  dass  der 
König  in  Frankreich  bis  dato  sowohl  in  als  ausserhalb  Polen  zu  Er- 
reichung des  alten  Zwecks  und  dem  Prinzen  de  Conde  zum  besten 
einen  Weg  als  den  anderen  fleissig  und  eififerig  arbeiten  lasset.  So  hat 
auch  M.  Milet  gegen  mich  oder  die  Meinige  noch  zur  Zeit  das  ge- 
ringste von  dergleichen  Aenderung  nicht  erwähnet,  sondern  bleibet  viel- 
mehr bis  auf  diese  Stunde  dabei,  dass  der  König  seine  Parole  dem 
Printzen  engagiret  und  dannenhero  für  E.  L.  nicht  arbeiten  könne,  ohner- 
achtet  ich  ihm  öfters  zu  anderer  Declaration  Anlass  gegeben.  — 

Und  ob  ich  zwar  dahin  stelle,  was  des  Königs  in  Frankreich  und 
seiner  ministrorum  gute  officia  und  persuasiones  beim  König  in  Pohlen 
in  p.^  matrimonii  gelten  und  gutes  effectuiren  wurden,  wan  E.  L.  ver- 
sichert wären,  dass  solche  serio  und  de  bonne  foy  för  dieselbe  angewen- 
det wurden,  so  muss  ich  doch  beständig  dafür  halten,  dass]  wan  die- 
jenige, welche  bis  dato  wider  des  Hofs  dessein  pro  libertatibus  et 
juribus  reip.  gestanden,  erfahren  und  sehen  sollten,  dass  Frankreich 
E.  Ld.  recommendirte  und  partirte,  sie  daraus  die  högste  ombrage  und 
Jalousie  nehmen  und  solches  consequenter  zu  E.  Ld.  sonderbarem  Nach- 
theil und  Schaden  gereichen  durfte,  desswegen  dan  meines  Ermessens 
die  officia,  welche  Frankreich  in  p.<>  electionis  E.  Ld.  erzeigen  kann, 
mehr  in  Abandonnirung  ihres  Desseins  und  dass  man  E.  Ld.  nicht  ferner 
schadet,  als  in  einiger  wurklichen  Bemühung  und  Hecommendation  be- 
stehen musste. 

Beifolgt  ein  Recommendationsschreiben  an  den  König  von  Frankreich')) 
dessen  sich  zu  bedienen  dem  Pfaizgrafen  anbeimgestellt  wird. 


»)    d.  Cöln  a.  d.  Spree  10./[20.]  Juli  1667  (ürk.  u.  Act.  IL  S.  456 f.). 


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344  ni-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  23.  Juli  1667. 

[Erklärungen  des  U.Kanzlers  wegen  des  dem  Kf.  verweigerten  Titels  von  Lauenburg 

und  Bätow.] 

23.  Juli.  Der  V.Kanzler  will  sich  wegen  des  Titels  von  Lauenburg  und  Bütow  *) 

nicht  bedeuten  lassen.  Damit  aber  das  Notificationsschreiben  von  dem  Tode 
der  Kurfürstin')  nicht  lange  unbeantwortet  bleibe,  hat  derselbe  das  £xpediens 
ergriffen,  nicht  an  Kf.  sondern  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin  zu 
schreiben^)  und  diesem  auch  das  Condolenzschreiben  des  Königs  zuzuschicken, 
in  welchem  die  anderen  Fehler  geändert,  aber  doch  in  dem  Titel  Lauenburg 
und  Bütow  ausgelassen  sind,  doch  will  derselbe  declarieren,  dass  der  Konig 
wohl  leiden  konnte,  dass  Kf.  sich  dieses  Titels  bediente,  den  er  selbst  aber 
ihm  nicht  geben  könnte. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  30.  Juli  1667. 

[Verweigerung  der  Audienz.] 

30.  Juli.  Als  er  dieser  Tage   um  Audienz  bei  dem  Könige  anhalten  lassen,  wurde 

ihm  dieselbe  auf  gestern  Nachmittag  angesetzt,  nachher  aber  hat  sich  der  König 
mit  einem  Missverständnis ,  dass  er  nämlich  nicht  ihn,  sondern  den  Neubur- 
gischen Gesandten  gemeint,  entschuldigen  lassen,  der  Audienz  halber  aber  er- 
klärt, dass  er  vor  erfolgter  Antwort  auf  die  durch  den  V.Kanzler  abgelassenen 
und  uberschickten  Schreiben  ihm  eine  solche  nicht  ertheilen  könne,  wobei  es 
dann  wohl  bis  zur  Rückkehr  des  O.Kämmerers*)  oder  des  Littauischen 
G.Kanzlers*)  wird  verbleiben  müssen. 


»)    S.  oben  S.  337. 

^    Die  Kurfürstin  Luise  Henriette  war  am  S.Juni  1667  gestorben. 

')  In  diesem  Schreiben  (d.  Varsoviae  22.  Juli  1667)  tbeilt  derselbe  dem  0.  Prä- 
sidenten mit,  der  Titel  von  Lauenburg  und  Bütow  könne  dem  Kf.  nicht  gegeben  wer- 
den, ferner  klagt  er  über  die  Usurpierung  des  Weichseltrajects  und  theilt  mit,  sein 
König  wünsche,  dass  v.  Hoverbeck  aus  Warschau  abgerufen  und  durch  einen  an- 
deren Gesandten  ersetzt  werde.  Schwerin  in  seiner  Antwort  (d.  Coloniae  ad  Spream 
6./[16.]  August  1667)  erklärt,  Kf.  bedaure,  dass  er  zwei  an  ihn  gerichtete  Schreiben 
des  Königs  wegen  fehlerhafter  Titulatur  habe  zurückweisen  müssen,  weist  dann  nach, 
dass  Kf.  mit  Recht  den  Titel  von  Lauenburg  und  Bütow  zu  fordern  habe;  Kf.  müsse 
sich  beklagen,  dass  Leute,  welche  ihm  die  Freundschaft  des  Königs  missgönnen  und 
nach  Neuerungen  streben,  sich  bemühen,  seine  Rechte  zu  kränken.  Die  Angelegen- 
heit wegen  der  Weichselföhre  solle  untersucht  werden.  Zur  Abberufung  v.  Ho v er- 
be cks  sehe  Kf.  keine  Veranlassung,  sollte  derselbe  etwas  gegen  die  Würde  des  Königs 
und  seine  Amtspflicht  begangen  haben,  so  solle  dafür  Genugthuung  erfolgen,  sonst 
werde  Kf.  ihn  schützen. 

<)    Graf  Theodor  Dönhoff. 

*)     Christoph  Pac. 


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Verweigerung  der  Audienz  für  y.  Hoyerbeck.  345 

V.  Hoverbeck   an   den  Kurflirsten.    D.  Warschau  6.  August 

1667. 

[Eröffnungen   des   franzosischen   an   den   neuburgischen   Gesandten.     Verweigerte 

Audienz.] 

Der  neuburgiscbe  Oberkanzler  Giese  hat  ihm  gestern  mitgetheilt,  der  6.  Aug. 
hiesige  französische  Gesandte  hätte  sich  bei  ihm  erkundigt,  ob  er  nicht  wüsste, 
dass*)  M.  Ganmont  im  Namen  des  franzosischen  Königs  seinem  Herrn  hinter- 
bracht, der  König  wünsche,  dass  der  König  von  Polen  wieder  heirathe,  aber 
eine  neutrale  Prinzessin,  nämlich  Pfalz-Neuburgs  Tochter.  Als  jener  darauf 
zugestanden,  dass  ihm  solches  vom  Hofe  gemeldet  worden  wäre,  hätte  der  Ge- 
sandte vielfaltig  contestiert,  dieses  wäre  seines  Königs  ernste  Meinung,  er  selbst 
hätte  eine  Ordre')  vom  17.  Juli  erhalten,  diese  Sache  mit  allem  Ernst  zu  trei- 
ben, und  er  wollte  mit  ihm  darin  de  concert  agieren.  Giese  und  ebenso  er 
selbst  zweifeln  aber  sehr,  ob  die  Sache  aufrichtig  und  nicht  etwa  nur  dahin 
angesehen,  die  Polen  mehr  und  mehr  einzuschläfern  und  Pfalz-Neuburg  zur 
Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  und  Beförderung  anderer  französischer  In- 
teressen williger  zu  machen.  Verdächtig  ist  besonders,  dass  der  französische 
Gesandte  G.  erzählt  hat,  der  König  selbst  hätte  Neigung  zu  einer  anderweitigen 
französischen  Heirath  und  zwar  mit  einer  von  den  Basen  der  Königin,  er  hätte 
ihn  aber  davon  abzubringen  gesucht  und  platt  erklärt,  sein  König  würde  darein 
nimmer  willigen.  Doch  hat  H.  G.  gerathen,  sich  dieser  Occasion  zu  bedienen, 
und  ihm  seine  Cooperation  zugesagt. 

Nachdem  er  sich  bei  dem  wieder  zurückgekehrten  O.Kämmerer  beschwert, 
dass  ihm  während  dessen  Abwesenheit  vom  Könige  die  nachgesuchte  Audienz 
verweigert  sei,  hat  ihm  dieser  heute  vom  Könige  dieselbe  Erklärung  wie  vorhin 
über  bracht,  derselbe  müsste  vorher  auf  seine  an  Kf.  abgelassenen  Schreiben«) 
Antwort  haben,  und  als  er  gefragt,  warum  ihm  der  König  die  Audienz  ver- 
weigere, erklärt,  des  Königs  Offens  käme  hauptsächlich  daher,  dass*)  H.  mit 
den  üebelaffectionierten,  besonders  dem  K.G.Kanzler  in  vertrauter  Verbindung 
gestanden  und  dass  von  Berlin  aus  allerhand  Dinge  nach  Schweden  gemeldet 
seien,  welche  nur  von  ihm  her  hätten  nach  Berlin  kommen  können.  £r  hat  da- 
gegen remonstriert,  mnss  es  aber  vorläufig  dabei  bewenden  lassen. 


0  S.  oben  S.  341. 

2)  S.  Recueil  des  instructions  IV.  S.  86ff.,  nach  S.XLV  vom  16.  Juli. 

»)  S.  oben  S.  344  Anm.  3. 

*)  S.  oben  S.  337. 


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346  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck  an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau  9.  August 

1667. 

[Bemühungen  des  französischen  Gesandten  für  die  Heirath  des  polnischen  Königs  mit 
der  neuburgischen  Prinzessin.    Ungnade  des  Königs  gegen  v.  Hoverbeck.] 

9.  Aug.  Deri)  französische  Gesandte  hat  Giese  erzählt,   er  habe  dem  Könige 

die  Heirath  mit  der  Tochter  des  Pfalzgrafen  vorgeschlagen,  er  hat  auch  des 
Successes  halber  grosse  Hoffnungen  gemacht  und  sich  ansgebeten,  dass  ihm  das 
Contrefait  übergehen  werde,  er  wolle  den  Kuppler  spielen.  Am  folgenden  Tage 
hat  derselbe  auch  ihn,  H.,  besucht,  mit  ihm  von  der  Sache  gesprochen  und  ihm 
einzubilden  gesucht,  dass  es  seinem  Könige  und  ihm  seihst  ein  rechter  Ernst 
damit  sei.  Auf  seine  Frage,  wie  der  König  die  Proposition  aufgenommen,  er- 
widerte er,  derselbe  bleibe  zwar  dabei,  er  wolle  nicht  heirathen,  habe  aber  doch 
hinzugesetzt,  wenn  sie  nicht  zu  jung  wäre.  H.  hat  auch  mit  dem  Primas') 
von  dieser  Sache  geredet,  derselbe  bemerkte,  der  französische  Gesandte  habe 
auch  ihm  gegenüber  erklärt,  dass  sein  König  dieselbe  ernstlich  meine,  seiner 
Meinung  nach  aber  würde  es  bei  dieser  Proposition  nicht  bleiben,  sondern  der 
französische  Gesandte  würde  nächstens  Ordre  erhalten,  den  Herzog  von  Neuburg 
selbst  directe  zu  proponieren  und  zur  Krone  zu  befördern,  er  hoffe  dann  bei 
dieser  Gelegenheit  der  Republik  die  fremden  Curatelen  zu  entziehen  und  den 
bei  den  Interregnis  zu  besorgenden  Inconvenientien  vorzubeugen,  und  er  erklärte 
schliesslich,  wie  schon  früher  oft,  die  Republik  würde  Kf.,  wenn  er  katholisch 
wäre,  allen  anderen  vorziehen.  Jedenfalls  scheint  ihm  die  französische  Propo- 
sition ganz  entgegen  und  daraus  zu  schliessen  zu  sein,  dass  dieselbe  ernstlich 
gemeint  ist*).  Des  Königs  Ungnade  gegen  H.,  behauptete  der  Primas,  komme 
daher,  weil  von  des  Kf.  Hofe,  also  ohne  Zweifel  von  Millet,  hergeschrieben 
worden,  H.  hätte  durch  seine  Berichte  verhindert,  dass  sich  Kf.  mit  Frank- 
reich gefügt,  denn  so  oft  dort  aus  des  französischen  Gesandten  Schreiben 
etwas  von  dem  Zustande  der  Republik  wäre  angezogen  worden,  sei  darauf  er- 
widert worden,  H.  hätte  das  Widerspiel  berichtet. 


')    Vgl.  Pufendorf  X.  §  66  (S.  704). 

^    Nicolaus  Prazmowski. 

^  H.  meldet  am  13.  August,  Giese  habe  bei  dem  Konige  in  der  Heiraths- 
angelegenbeit  Audienz  gehabt  und  die  Resolution  erhalten,  die  Wunde  wäre  noch  zu 
frisch,  als  dass  er  jetzt  schon  auf  solche  Gedanken  kommen  könnte,  sollte  es  aber 
künftig  geschehen,  so  wollte  er  die  Prinzessin  und  Allianz  mit  Pfalz-Neuburg  vor 
anderen  in  sonderbare  Consideration  nehmen.  G.  baue  fest  auf  die  Zusage  des  fran- 
zösischen Gesandten  und  halte  sich  des  Erfolges  fest  versichert,  er  selbst  aber  habe 
noch  viele  Zweifel  bei  der  Sache.  Auch  Kf.  (d.  Potsdam  9./[19.]  August  1667) 
äussert  H.  gegenüber  den  Verdacht,  dass  diese  Recommendation  des  Pfaizgrafen  seitens 
Frankreichs  nicht  ehrlich  gemeint  sei.  Vgl.  über  jene  Audienz  Giese 's  bei  dem 
Könige  das  Schreiben  Bonzi's  an  Hillet  vom  29.  Juli  1667  (Recueil  des  in- 
structions  IV.  S.  XLVI  Anm.  1). 


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Franzosische  Empfehlung  der  neuburgisohen  Princessin.  347 

Memorial,  wonach  sich  unser  —  Geheimer  Secretarius  Joachi- 

mus  Scultetus^)  bei  dernacher  Gross  Polen  ihm  aufgetragenen 

Schickung  zu  achten.     D.  Peitz  2./[12.]  August  1667. 

[Dem  G.Kanzler  zu  machende  Mittheilungen.] 

Er  soll  sich  zum  G.  Kanzler  begeben  und  demselben  mittheilen,  vor  12.  Aug. 
einigen  Tagen  sei  der  Abt  zu  Biesen'^)  nebst  einigen  anderen  aus  Grosspolen 
bei  Kf.  in  Cüstrin  gewesen  und  hätten  von  ihm  zu  wissen  verlangt,  wessen  sie 
sich  zu  den  Franzosen  zu  versehen,  gegen  welche  sie  eine  grosse  Animosität 
bezeugt.  Kf.  hat  ihnen  darauf  von  der  von  Frankreich  an  ihn  und  andere 
deutsche  Fürsten  gestellten  Forderung  freien  Durchzuges  für  die  nach  Polen  be- 
stimmten Truppen  und  von  Morsteins  Discursen  Mittheilung  gemacht,  und  als 
sie  darüber  sehr  unwillig  ihn  gebeten,  sich  ihrer  anzunehmen,  ihnen  dieses  zu- 
gesagt und  ihnen  mitgetheilt,  dass  die  zu  Cölu  versammelten  Fürsten')  den 
Durchzug  abgeschlagen  und  dass  er  auch  hoffe,  Schweden  von  Frankreichs 
Seite  auf  die  der  Republik  zu  ziehen;  der  Tractat,  welchen  er  mit  Schweden 
abgeschlossen*),  würde  zwar  hin  und  wieder  traduciert,  er  suche  dabei  aber 
nicht  sein  Interesse,  sondern  den  Wohlstand  der  Republik  und  des  gemeinen 
Wesens  Sicherheit.  Die  Grosspolen  hätten  zwar  bezeugt,  dass  sie  dermaleins  in 
casu  vacantiae  nichts  lieber  wünschten,  als  dass  Kf.  eine  Messe  hören  möchte 
und  sie  ihn  zu  ihrem  Könige  haben  könnten,  er  habe  ihnen  aber  gedankt  mit 
Anführung  verschiedener  Rationen,  warum  sie  solchenfalls  ihre  Gedanken  auf 
ein  anderes  geeigneteres  Subject  richten  sollten. 

Sc.  soll  sich  auch  bemühen,  den  Zwist  zwischen  dem  G.  Kanzler  und  dem 
Castellan  vonPosen^)  zu  schlichten,  und  sich  zu  diesem  Zwecke  auch  zu  die- 
sem begeben. 

Sc.  soll  sich  auch  bei  dem  G.  Kanzler  in  des  Kf.  Namen  darüber  beschweren, 
dass  dessen  Gesandten  der  französischen  Partei  zu  Liebe  die  Audienz  ver- 
weigert werde,  und  um  seinen  Rath  bitten,  wie  Kf.  sich  dabei  comportieren 
sollte. 


^)    Der  frühere  Sekretär  v^Hoverbecks,  s.  oben  S.  304. 

*)  Opalinski,  der  Bruder  des  Woiwoden  von  Kaiisch.  Vgl.  ürk.  u.  Act.  XIV,  1 
S.  328. 

3)    S.  unten  Abschn.VI. 

*)    Der  Vertrag  vom  22.  Juni/ 2.  Juli  1667,  s.  oben  S.  196. 

5)  V.  Hoverbeck  hatte  am  23.  Mai  gemeldet,  der  Castellan  von  Posen  Grzy- 
multowski  habe  von  den  durch  den  Tod  der  Königin  erledigten  Starosteien  die  von 
üist  und  Schneidemühl  erhalten  und  dadurch  den  Verdacht  seiner  bisherigen  Partei- 
genossen erregt,  derselbe  habe  ihm  aber  versichert,  dass  er  nach  wie  vor  bei  der  guten 
Partei  ausharren  werde. 


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348  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664 —1673. 

J.  Scultetus  an  den  Kurflirsten.     D.  Goschlin*) 
6./ [16.]  August  1667. 

16. Aug.  Er  ist  hier  bei  dem  G.Kanzler  angekommen   und   hat  demselben,   was 

ihm  Kf.  aufgetragen,  hinterbracht.  Der  G.  Kanzler  äusserte  grosse  Freude  über 
des  Kf.  Wohlwollen  gegen  die  Republik  und  über  den  glucklichen  Abschluss 
der  Verhandlungen  mit  Schweden,  er  hätte,  um  sich  danach  zu  erkundigen, 
vor  einigen  Tagen  seinen  Secretar  Woiakowski  an  Kf.  geschickt.  Die  fran- 
zösische Partei  sei  jetzt  zwar  nicht  mehr  so  übermüthig  wie  früher,  hielte  aber 
öfters  geheime  conventicula  und  würde  ohne  Zweifel  versuchen,  bei  dem  Be- 
gräbnis in  Cracau  etwas  neues  der  Abdication  halber  auf  die  Bahn  zu  bringen, 
er  wäre  noch  sehr  zweifelhaft,  ob  er  dorthin  gehen  sollte,  und  hätte  es  auch 
vielen  polnischen  und  littauischen  Senatoren  widerrathen;  sollte  er  sich  ent- 
schliessen  hinzureisen,  so  wollte  er  nur  bis  Czenstochan  gehen,  daselbst  sich  am 
Podagra  krank  machen  und  zusehen,  wie  die  Sache  sich  anschicke.  Ueber  die 
Verweigerung  der  Audienz  bezeigte  er  grosses  Missfallen,  bat  aber,  Kf.  möchte 
nicht  die  Republik  das,  was  der  Hof  auf  Antrieb  des  französischen  Gesandten 
auf  seinen  Kopf  thäte,  entgelten  lassen,  an  Frankreich  könnte  er  sich  am  besten 
dadurch  rächen,  dass  er  durch  Connivieren  dessen  Ausschluss  bei  der  Wahl 
durchsetzte;  er  rieth,  Kf.  möchte  sich  deshalb  bei  den  Bischöfen  von  Gujavien 
und  Cracau  und  dem  Erzbischof  beklagen. 

Betreffend  seinen  Zwist  mit  dem  Castellan  von  Posen  erklärte  er,  derselbe 
sei  sehr  talentvoll  und  hätte  grossen  Anhang  bei  dem  Adel,  er  könnte  demselben 
aber  in  publicis  nicht  vollkommen  trauen,  bis  er  seine  begangenen  Fehler  agno- 
scierte  und  in  der  That  zu  erkennen  gebe,  dass  er  seine  Meinung  wieder  geän- 
dert hätte,  bisher  hätte  er  denselben  sehr  mutabilis  gefunden ;  dass  der  Castellan 
zu  Kf.  kommen  würde,  bezweifelte  er,  war  aber  sehr  einverstanden  damit,  dass 
sich  Sc.  zu  demselben  begebe  und  ihm  dieses  vorschlage'). 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.    D.  Potsdam  2./ [12.]  September 

1667. 

[v.  Hoverbeck' s  Reise  nach  Cracau.J 

12.  Sept.  Er  hat   grosses  Bedenken,    H.  bei    dieser  Bewandnis  zum  Könige    nach 

Cracau^)  zu  senden,  da  er  aber  vermuthet,  dass  eben  jetzt  dort  Dinge  passie- 


^)    Besitzung  des  G.Kanzlers  Lesezynski  in  der  Nabe  von  Posen. 

^  Ein  weiterer  Bericht  des  Scultetus  ist  nicht  vorhanden.  Kf.  theilt  19. August 
V.  Hoverbeck  mit,  er  habe  dem  G.Kanzler  abermals  1000 Thaler  versprochen,  wolle 
auch  durch  de  Goes  den  Kaiser  ermahnen,  denselben  zu  unterstützen,  auch  der 
Pfalzgraf  müsse  desgleichen  thun. 

^  Dort  sollte  Ende  September  das  Leichenbegängnis  der  Konigin  stattfinden. 
Ueber  die  anfönglicb  von  französischer  Seite  gehegte  Absicht,  dass  Conde  dort  selbst 


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Scultetus'  Sendung  zum  G.Kanzler.  349 

ren  mochten,  bei  denen  seine  Gegenwart  nöthig,  so  soll  sich  H.  bis  Czenstochau 
begeben  und  von  da  aus  mit  einem  Confidenten  sowohl  der  gemeinen  Sache  als 
auch  der  Audienz  wegen  correspondieren  und  dabei  anzeigen,  dass,  wenn  ihm 
die  Audienz  länger  versagt  würde,  Ef.  dieses  ahnden  müsse'). 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
6./ [16.]  September  1667. 

[Mittheilungen  des  Abtes  von  Biesen.] 

Der  Abt  von  Biesen  Opalinski*)  ist  dieser  Tage  abermals  bei  ihm  ge-  16.  Sept. 
wesen  und  hat  vornehmlich  angebracht,  dass  bei  der  immer  mehr  drohenden 
Türkengefahr  die  Republik  auf  Kf.  und  den  von  diesem  gehofiften  Succurs  ihre 
grösste  Zuversicht  setze.  Kf.  hat  sich  darauf  zur  Beförderung  des  Friedens  er- 
boten, auch  im  Beisein  desselben  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten  davon  geredet, 
wie  darin  zu  negotiieren  wäre,  auch  versprochen,  der  Republik  mit  Rath  und 
That  zu  assistieren.  Ausserdem  erwShnte  der  Abt,  es  wäre  nöthlg,  dass  ein 
capables  Subject  von  der  guten  Partei  bei  der  Armee  wäre,  die  Correspondenz 
zu  unterhalten,  die  Polen  wollten  darauf  bedacht  sein  und  weitere  Vorschläge 
machen,  endlich  meldete  er  noch,  dass  Graf  Erenski')  von  seinem  Herrn  aus 
Polen  abgerufen  sei. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau  20.  September 

1667. 

[Ungünstiger  Empfang.    Argwohn  gegen  die  Absiebten  des  Hofes.] 

Er  hat  auf  der  Reise,  etliche  Meilen  von  hier,  seinen  Secretär  mit  Schrei-  20.  Sept. 
ben  an  die  beiden  Kanzler,  den  Hofmarschall  und  den  Gastellan  von  Posen 
hierher  vorausgeschickt,  um  zu  erfahren,  wie  der  Hof  gesinnt  sei.  Da  die  Ant- 
worten günstig  lauteten,  so  ist  er  gestern  hier  eingetroffen,  bat  aber  heute  von 
dem  G.  Kanzler  den  Bescheid  erhalten,  da  der  König  ihn  nicht  unter  denen  ge- 
nannt, die  er  zum  Leichenbegängnis  einladen  sollte,  so  hätte  er  es  auch  bei 
ihm  nicht  thun  können,  der  König  beharre  auch  dabei,  er  könnte  ihm  keine 
Audienz  ertheilen,  bis  er  auf  seine  Schreiben  vom  Kf.  Antwort  empfangen  hätte. 


erscheinen  und  dass  bei  dieser  Gelegenheit  dessen  Wahl  ins  Werk  gesetzt  werden 
sollte,  8.  Recueil  des  instrnctions  IV.  S.  87. 

^  Kf.  hatte  schon  am  Id.  August  1667  sowohl  an  den  Kömg  von  Polen  als  auch 
an  den  Erzbischof  von  Gnesen  Prazmowski,  den  G.Kanzler  Lesczynski,  den 
Bischof  von  Cracau  Trzebicki  imd  den  Bischof  von  Cujavien  Czartoryski 
Schreiben  erlassen,  in  denen  er  über  die  Verweigerung  der  von  H.  erbetenen  Audienz 
Beschwerde  fuhrt. 

*)    S.  oben  S.  347. 

»)    S.  oben  S.  250. 


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350  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Wie  er  durch  den  Castellan  von  Posen  erfahren,  sncht  man  den  Reichs- 
antertruchsess  Potocki  und  durch  diesen  dessen  Bruder,  den  E.  Fähndrich, 
zn  gewinnen,  dieses  lässt  nicht  erkennen,  dass  es  mit  der  Renunciation  auf  die 
vorigen  Desseins  und  dem  Vorschlage  der  neuburgischen  Heirath  ein  rechter 
Ernst  sei,  auch  Giese  zweifelt  daran,  da  man  ihn  immer  kaltsinniger  behandele, 
und  gedenkt  daher  abzureisen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  15.  October 

1667. 

[Gehässige  Aeusserungen  über  den  Vertrag  des  Kf.  mit  Schweden.    Umtriebe  der  fran- 
zösischen Partei.] 

15.  Oct.  Nachdem  jetzt  sowohl   publice    als  privatim  von  keiner  Sache  mehr  ge- 

sprochen wird  als  von  der  zwischen  Kf.  und  Schweden  zur  Aufrechterhaltung 
der  Freiheiten  dieses  Reiches  abgeschlossenen  Allianz^),  haben  sowohl  bei  den 
Visiten  gegen  ihn  als  auch  sonst,  namentlich  in  dem  Hauptconsilio,  die  meisten 
Bischöfe  und  Woiwoden  dieses  Werk  mit  gar  verhassten  Worten  traduciert  und 
verlangt,  dass  der  Reichs-Primas  im  Namen  des  ganzen  Senats  ein  scharfes 
Resentimentschreiben  dagegen  erliesse  und  sich  darin  beklagte,  dass  sich  andere 
zu  ihren  Curatoren  aufwerfen  und  ihnen  einen  Herren  aufdringen  wollten,  doch 
hat  man  auf  die  Remonstrationen  des  Castellans  von  Posen,  des  K.G.Kanzlers 
und  des  Littauischen  G.  Kanzlers  davon  Abstand  genommen.  Doch  hat  die 
Gegenpartei  sich  keineswegs  zufrieden  gegeben,  sondeni  wartet  nur,  bis  sie  etwa 
Schweden,  woran  stark  gearbeitet  wird,  von  Kf.  separiert  hätten.  H.  hat 
vorläufig,  um  eine  solche  Separation  möglichst  zu  verhüten,  die  Copie  der  Allianz 
noch  Niemand  mitgetheilt,  er  schlägt  vor,  Kf.  und  Schweden  möchten  ein  Ge- 
samtschreiben an  den  König  und  an  die  Stände,  womöglich  auch  an  die 
Kreise,  richten,  in  dem  sie  sich  beklagten,  dass  noch  vor  erfolgter  Notification 
ihre  Intention  missdeutet  würde,  und  versicherten,  dass  alles  ohne  Präjudiz  für 
den  König  und  die  Stände  nur  zum  Besten  derselben  gemeint  sei. 

Trotz  der  Erklärungen  des  französischen  Gesandten  wird  an  der  Krön-  und 
Littauischen  Armee  und  auch  bei  dem  Adel  in  den  Kreisen  stark  gearbeitet 
und  manche  von  der  Sache  det  Republik  abwendig  gemacht.  Es  fehlt,  nach- 
dem der  Kastellan  von  Posen  in  Verdacht  gerathen  «),  der  guten  Partei  an  einem 
Haupte.  Der  K.  G.  Kanzler  =»)  ist  wohl  an  treuer  Standhaftigkeit  und  Thätig- 
keit  nicht  zu  verbessern,  aber  er  ist  leichtgläubig  und  überlegt  nicht  gern 
dubia  oder  Difficultäten,  es  fehlt  auch  sehr  an  Gelde. 

Der  K.  G.  Kanzler  und  andere  Patrioten  dringen  in  den  Kaiser,  sich  für 
Pf  alz- Neuburg  zu  erklären,  und  hoffen,  derselbe  werde  sich  dazu  oder 
wenigstens  zum  Eintritt  in  die  mit  Schweden  abgeschlossene  Allianz  verstehen, 

•)  S.  oben  S.  196. 
*)  S.  oben  S.  347. 
')    Vgl.  Recueil  des  Instructions  IV.  S.  73f. 


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Umtriebe  der  französischen  Partei.  351 

H.  hat  aber  an  den  kaiserlichen  Ministern  hier  und  in  Gracau  gemerkt,  dass 
solches  schwerlich  geschehen  wird,  auch  wenn  Kf.  Hackeberg  dorthin  mit 
drohenden  Protestationen  abschicken  sollte.  Gelingt  es,  den  Kaiser  zum  Beitritt 
zu  der  Allianz  zu  bewegen,  so  würden  die  Geistlichen  wohl  kein  Bedenken 
tragen,  sich  unter  deren  Protektion  zu  begeben,  während  sie,  wenn  dieselbe 
nur  aus  zwei  protestierenden  Fürsten  bestände,  sich  dazu  nicht  verstehen 
würden. 

Nach  G lese 's  Mittheilung  hat  der  König  von  Frankreich  seinem  Herren 
nicht  nur  zur  Heirath  sondern  auch  zur  Krone  seine  officia  angeboten,  doch  ge- 
schieht nichts  dafür,  es  wird  vielmehr  dagegen  gearbeitet.  Vermuthlich  wird 
bei  herandringender  Macht  der  Tataren  undKosacken,  zumal  da  die  Armee 
ganz  abgeschnitten  ist  und  der  Feldherr  in  Podhayce  belagert  wird^),  der 
König  abdanken,  und  dann  der  Primas  mit  der  französischen  Partei  unter  dem 
Verwände,  dass  nur  mit  Geld  die  Tataren  abzuwehren,  solches  aber  nur  von 
Frankreich  unter  der  Bedingung  der  Wahl  Co  n  de 's  zu  erlangen  sei,  diese 
Wahl  durchsetzen.  Dagegen  sehen  die  guten  Patrioten  kein  anderes  Mittel 
als  das  Generalaufgebot,  wozu  sie  vom  Kf.  Fussvolk  und  Dragoner  erbitten 
wollen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  18.  October 

1667. 

[Vorgange  in  Cracau.     Gerücht  von  der  beabsichtigten  Heirath  des  polnischen  Königs 
mit  der  verwittweten  Kaiserin.    Vorschlage  der  Wohlgesinnten.] 

An  dem  Leichenbegängnis  der  Königin*)  hat  er,  obwohl  er  durch  den  Pri-  18.  Oct. 
mas  Nachricht  erhalten,  dem  Könige  wurde  seine  Anwesenheit  lieb  sein,  doch, 
nachdem  er  kur?  vor  dem  actus  von  dem  Hofmarschall  erfahren,  die  Bischöfe 
wollten  nur  den  Gesandten  der  gekrönten  Häupter  den  Vortritt  lassen,  was 
gegen  allen  bisherigen  Gebrauch  sein  würde,  nicht  Theil  genommen,  um  aber 
die  Possession  des  Vorsitzes  beizubehalten,  hat  er  sich  bei  den  Banquetten, 
welche  der  K.G.Kanzler  und  der  Woiwode  von  Cracau  gegeben,  eingefunden 
und  dort  auch  den  Vorsitz  bekommen. 

Von  der  Heirath  des  Königs  mit  der  verwittweten  Kais  er  in  2)  ist  von 
keiner  von  beiden  Seiten  etwas  gesucht  oder  in  Vorschlag  gebracht  worden, 
der  kaiserliche  Gesandte,  Baron  v.  Meyenberg  versichert,  dass  von  Seiten  des 
Kaisers  nur  in  general  terminis  ohne  Nennung  eines  subjecti  von  der  Heirath 
gesprochen  worden  und  dass  Graf  Schafgotsch  nur  das  Bild  des  Kaisers  mit 
herübergebracht  und  unter  seinem  Baldaquin  angehangen  habe.    H.  glaubt,  dass 


')    S.  Kochowski  Ul.  S.  286ff. 

»)    S.  Kochowski  UI.  S.  280 ff. 

^  S.  über  dieses  Gerächt  und  die  Besorgnisse  des  Kf.  deswegen  Urk.  u.  Act 
U.  S.  480.  Kf.  hatte  am  22.  September,  auf  Nachrichten  von  Wien  her,  deswegen 
bei  H.  angefragt. 


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352  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

dar  König  unverheirathet  bleiben  wird,  da  dieses  denen,  die  seiner  jetzt  ganz 
mächtig  sind,  mehr  zu  statten  kommen  würde. 

Der  Hof  gewinnt  taglich  bei  der  Armee  und  nnter  den  Standen  mehr  An- 
hänger. Der  G. Ranz  1er  baut  vornehmlich  auf  das,  was  er  Kf.  durch  Woja- 
kowski^)  hat  mittheilen  lassen;  nach  der  Meinung  der  Wohlgesinnten  musste: 

1)  zu  Beibehaltung  gewisser  subjectorum  möglichst  bald  Geld  nach  Gracau 
oder  Breslau  geschickt  werden, 

2)  bald  eine  capable  und  vertraute  Person  zur  Armee  geschickt  und  be- 
ständig daselbst  gehalten  werden, 

3)  der  Kaiser  und  Kf.  ihre  Infanterie  an  den  Grenzen  in  steter  Bereit- 
schaft halten.  Da  man  vermuthet,  dass  die  Gegenpartei  vermittelst  einer  un- 
vermutheten  Abdication  und  Uebereilung  durchzudringen  hoffe,  wäre  Schweden 
zu  treuer  Cooperation  zu  disponieren;  Volk  hineinzuführen  würde  sich  wegen 
der  Tartaren  und  Türken  besser  fügen  als  bloss  wegen  zu  besorgender  Oppression 
bei  der  Wahl,  worauf  die  Stockholmische  Allianz  zielt 


0.  V.  Schwerin  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
18. /28.  October  1667. 

[Bemühungen,  den  Kaiser  für  Pfalz-Neuburg  zu  gewinnen.    Französische,  durch  die 
Neuburger  gemachte  Anerbietungen.] 

28.  Oct.  Auf  Befehl   des   nach   Potsdam   gereisten  Kf.   hat  er  H.'s  Relation   vom 

15.  Oct.  dem  kaiserlichen  und  dem  neu  burgischen  Gesandten  mitgetheilt 
und  zugleich  dem  ersteren  angezeigt,  dass  sich  der  Kaiser  ohne  längeren  Ver- 
zug für  Pfalz- Neu  bürg  erkl&ren  möchte,  sonst  sei  zu  fürchten,  dass  dieser 
sich  aus  Desperation  ganz  an  Frankreich  schlagen  werde,  de  Goes  hat  die 
Nachrichten  H.'s  wegen  der  Tataren  sehr  apprehendiert.  Die  Neuburger 
proponieren'),  wenn  Kf.  eine  Neutralität  3)  versprechen  wolle,  so  wolle  Frank- 
reich sofort  verschaffen,  dass  der  Konig  abdicieren  und  der  Herzog  succedieren 
solle.  Wenn  die  Neutralität  einen  terminum  haben  kann  und  der  König  sich 
mit  einem  billigmässigen  contentieren  und  Frieden  machen  will,  so  könnte  es 
wohl  geschehen,  Kf.  wünscht,  dass  der  G.Kanzler  und  andere  Patrioten  an 
den  Kaiser  schicken  und  von  diesem  verlangen,  dass  er  das  foedus  in  Schweden 
mit  annehme  und  den  Herzog  recommendiere,  v.  BlumenthaP)  geht  auch 
dorthin,  solches  zu  treiben.  Kf.  hätte  gewünscht,  dass  H.  das  foedus  nur  gezeigt 
und  cum  fiducia  communiciert  hätte,  er  wird  deshalb  Ordre  ^)  erhalten. 


»)  S.  oben  S.  348. 

*)  S.  ürk.  u.  Act  II.  S.  487f. 

*)  in  dem  französisch-spanischen  Kriege. 

*)  S.  über  dessen  Sendung  uüten  Abscbn.  IV. 

^)  Eine  solche  ergeht  an  H.  am  19./[29.]  October. 


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Die  neuen  franzosischen  Anträge.  353 

O.  V.  Schwerin  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
25.  October/[4.  November]  1667. 

[Resolution  des  Kf.  auf  die  neuen  Anträge  Millets.    H.  soll  Beziers  zum  Zusammen- 
wirken mit  ihm  zu  bewegen  suchen.    Scultetus'  Sendung.] 

Kf.  hat*),  nachdem  der  König  von  Frankreich  durch  Millet  ihm  neue  4.  Nov. 
Propositionen  machen  lassen,  seinen  Käthen  im  Haag  befohlen,  zwar  in  den 
Allianztraktaten  fortzufahren  und  dieselben  dahin  zu  richten,  dass  ein  armisti- 
tium  zwischen  den  in  den  Niederlanden  kriegführenden  Parteien  abgeschlossen 
und  darauf  die  Friedenshandlung  fortgesetzt  werde,  inzwischen  jiber  die  Paciscen- 
ten  sich  in  solche  Verfassung  mit  Völkern  für  das  Vorjahr  setzen,  dass  der 
Frieden  auch  dadurch  befördert  werde,  zugleich  hat  Kf.  in  einem  Postscript 
Blaspeil  die  französischen  Propositionen  und  wohin  seine  Gedanken  dabei 
gehen,  eröffnet,  wonach  auch  H.  sich  in  seiner  Negotiation  zu  richten  haben 
wird.  Schw.  hat  Millet  ersucht,  sofort  den  Bischof  von  Beziers  aufzufordern, 
von  nun  an  in  Conformität  mit  Kf.  dort  in  dem  Wahlwerk  zu  negotiieren. 
Millet  erklärte  darauf,  Beziers  könnte  vor  Rückkehr  seines  nach  Paris  ge- 
schickten Couriers,  den  der  König  bis  auf  erfolgte  Resolution  des  Kf.  aufgehalten, 
nicht  für  Pfalz-Neu  bürg  negotiieren,  allein  derselbe  würde  auf  sein  Zu- 
schreiben gewiss  die  vorige  Negotiation  innehalten  und  sich  bemühen,  H.  zur 
Audienz  zu  verhelfen;  wegen  der  Arrierbande  versicherte  er,  dass  dabei  von 
der  Abdication  und  dem  Wahlwerk  nichts  tractiert  werden  würde.  H.  soll 
seinerseits  diese  consilia  des  Kf.,  von  denen  derselbe  hofft,  dass  dadurch  Polen 
zur  Ruhe  werde  gebracht  werden,  dort  aufs  beste  recommendieren  und  befördern, 
namentlich  soll  er  mit  dem  Bischof  von  Beziers  hieraus  conferieren  und  als 
erste  Probe  der  guten  Intention  von  ihm  begehren,  dass  er  ihm  beim  Könige 
Audienz  zu  Wege  bringe,  er  soll  auch  mit  demselben  und  anderen  dahin  reden, 
dass  die  Abdication  und  Election  möglichst  bald  stattfinde. 

Wegen  der  Geldmittel  geschieht  sowohl  bei  dem  hiesigen  neuburgischen 
Residenten  als  auch  bei  dem  Pfalzgrafen  selbst  Erinnerung,  auch  in  Schweden 
wird  die  Sache  beobachtet  werden  und  Kf.  mit  dem  R.  Feldherrn  durch  jemand 
der  Seinigen  davon  vertrauliche  Communication  pflegen  lassen,  auch  wird  Scul - 
tetus  nächster  Tage  an  den  G.Kanzler  und  den  Castellan  von  Posen  ab- 
gefertigt werden,  um  ihnen  von  dem,  was  vorgeht,  Mittheilung  zu  machen 
und  ihre  Vorschläge  zu  vernehmen. 

Instruction  für  den  geheimen  Secretarius  Joachimus  Scultetus. 
I).  Cöln  a.  d.  Spree  26.  October/[5.  November]  1667. 

[Sc.  soll  dem  G.Kanzler    die   franzosischen   Anträge    mittheilen  und    dessen  Rath  er- 
bitten, sich  dann  auch  zum  Castellan  von  Posen  begeben.] 
Der  König  von  Frankreich  hat')  durch  Millet  und  andere  Kf.  ersucht,  .0.  Nov. 

')    S.  unten  Abschn.  VI. 
^    S.  oben  S.  352. 

Mater,  i.  Geacli.  d.  G.  Kurfürsten.    XIT.  23 


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354  Hl.    Brandenburg  und  Polen.     1664  -  1673. 

sich  bei  dem  borgundischon  Werk  neutral  zu  halten,  die  Rheinische  Allianz  auf 
einige  Jahre  zu  prorogieren  und  die  Mediation  zwischen  den  beiden  im  Kriege 
begriffenen  Kronen  zu  übernehmen,  dagegen  sich  erboten,  von  der  Beförderung 
Conde's  abzustehen,  vielmehr  sich  um  Beruhigung  der  Republik  und  gewünsch- 
ten Ausschlag  des  Electiouswerkes  so,  wie  Kf.  selbst  nebst  seinen  guten  Freun- 
den es  begehren  wurde,  zu  bemühen.  Dem  Kf.  ist  diese  letztere  Offerte  sehr 
nnvermuthet  gekommen,  doch  kann  er  nicht  glauben,  dass  Betrug  oder  List 
dahinter  stecken  und  der  König  die  blasme  auf  sich  laden  sollte,  seine  könig- 
liche parole  zu  brechen  und  vor  der  ganzen  Welt  seine  ünzuverlässigkeit  dar- 
zuthun.  Die  Ursachen,  die  denselben  dazu  getrieben,  könnten  sein,  dass  er 
nach  dem  Tode  der  Königin  sich  seines  Versprechens,  für  Conde  oder  dessen 
Sohn  zu  wirken,  für  entledigt  halten  und  die  Schwierigkeit  der  Durchsetzung  der 
Wahl  desselben  eingesehen  haben  sollte,  dass  auch  der  jetzige  Krieg  in  den 
Niederlanden  ihm  nicht  gestatte,  so  genau  wie  früher  auf  das  polnische  Wesen 
Achtung  zu  geben,  und  er  befürchte,  dass  die  Wahl  einen  anderen  Ausgang 
nehmen  könnte. 

Kf.  wünscht  nun  des  G.Kanzlers  Meinung  zu  erfahren,  ob  und  wie  man 
sich  bei  diesen  Conjuncturen  dieses  Anerbietens  des  Königs  zu  bedienen  hätte, 
damit  er  sich  in  seinen  dem  Könige  zu  machenden  Vorschlägen  danach  richten 
könne,  namentlich:  1)  ob  der  Bischof  von  Beziers,  der  sich  bisher  so  odios 
gemacht,  die  Gemüther  der  Republik  wiedergewinnen  könnte,  ob  man  also 
dessen  Verbleiben  oder  Abschick ung  eines  anderen  zu  begehren,  2)  ob  nicht 
der  König  von  Frankreich  gegen  die  Republik  und  auch  gegen  seine  bis- 
herigen Anhänger  und  den  König  von  Polen  deutlich  zu  erklären  hätte,  dass 
er  sie  aller  ihrer  Zusagen  für  Conde  oder  Enghien  erliesse,  und  3)  verspreche, 
ein  der  Republik  und  den  Nachbaren  anständiges  Subjectum  zur  Krone  befördern 
zu  helfen. 

Sollte  Sc.  merken,  dass  der  G.Kanzler  noch  zur  Beförderung  Pfalz- 
Neuburgs  zur  Krone  incliniere,  so  soll  er  mittheilen,  dass  der  König  von 
Frankreich  Kf.  habe  versichern  lassen,  dieses  Werk  auf  alle  Weise  befordern 
zu  helfen,  und  ihm  die  Gründe  vorstellen,  derentwegen  Kf.  dieses  für  sehr 
nützlich  halte. 

Da  der  Castellan  von  Posen  auch  Sc.  aufgefordert  hat,  auf  die  Grenze  zu 
ihm  zu  kommen,  so  soll  er  sich  auch  zu  demselben  verfugen  und  mit  ihm 
dieses  Werk  überlegen,  doch  nichts,  was  dem  Kf.  zum  Nachtheil  gereichen 
könnte,  gegen  ihn  erwähnen,  wenn  er  nicht  vorher  von  dem  G.Kanzler  ver- 
nommen, dass  jenem  vollkommen  zu  trauen  sei. 


Joachim  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Driesen 
9./[19.]  November  1667. 

[Verbandlungen  mit  dem  G.Kanzler  und  dem  Castellan  von  Posen.] 

19.  Nov.  Der  G.Kanzler  hat  auf  sein  Anbringen  erwidert,  die  französische  Offerte 

komme  ihm  sehr  verdächtig  vor,  doch  müsse  er  die  Gründe,  weswegen  Kf.  meine. 


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Scultetus*  Sendung  zum  G.Kanzler  und  zum  Castellan  von  Posen.  355 

dass  Frankreich  zur  Äenderung  seines  Sinnes  gekommen  sein  könne,  anerkennen. 
Er  rieth,  dass  der  Bischof  von  Beziers  abberufen  werde,  billigte  die  beiden 
anderen  Vorschläge  des  Kf.,  wünschte  aber,  derselbe  möchte  noch  3  andere  Be- 
dingungen hinzufügen :  1)  Frankreich  müsste  die  Schrift,  welche  die  verstorbene 
Königin  in  Polen  von  so  vielen  Senatoren  und  Vornehmen  für  die  Wahl  Conde's 
unterschrieben  in  Händen  gehabt,  cassieren  und  zurückkehren,  2)  Räumung 
aller  in  Preussen  besetzten  Plätae  bewirken,  3)  keine  Armee  nach  dem  Elsass 
schicken.  Kf.  möchte  sobald  wie  möglich  jemand  nach  Frankreich  schicken 
und  diese  Sache  negotiieren  lassen.  Er  selbst  versprach,  auch  in  der  Wahlsache 
ganz  Kf.  zu  folgen,  die  Abdankung  des  Königs  nicht  mehr  zu  verhindern  und 
die  Wahl  Pfalz-Neuburgs  nach  Kräften  zu  befördern;  da,  wie  er  durch  den 
Bischof  von  Cracau  erfahren,  der  König  w^irklich  abzudanken  wünscht,  wollte 
er  an  alle  Woiwodschaften  schreiben,  ihre  Deputierten  auf  künftigem  Reichstage 
zu  beauftragen,  den  König  zu  bitten,  falls  er  abzudanken  beschlossen  habe, 
dies  legitimo  modo  zu  thun;  er  wolle  sich  bemühen,  dass  auf  solchen  Fall  dem 
Könige  die  Oeconomie  Sambor,  die  jährlich  m/150  Gulden  einbringe,  zum 
Unterhalt  gegeben  würde,  Kf.  möchte  Pfalz-Neuburg  bestimmen,  demselben 
gewisse  lustige  und  anmuthige  Oerter  in  Jülich  oder  Neu  bürg  einzuräumen. 
Er  versichert,  dass  nicht  nur  die  von  der  Republik,  sondern  auch  ganz  Littauen 
mit  dem  von  Kf.  zur  Krone  Empfohlenen  zufrieden  sein  würden.  Den  Castellan 
von  Posen  erklärte  er  für  ganz  unzuverlässig;  nach  dem  Tode  der  Königin 
hätte  sich  eine  Rechnung  gefunden,  nach  der  derselbe  6000  Gulden  französische 
Gelder  genommen.  Doch  sei  es  nicht  räthlich,  denselben  ganz  zu  disgustieren. 
Sc.  ist  daher  auch  beiGrzymultowski  gewesen,  hat  denselben  aber  nur  ge- 
fragt, was  er  dem  Kf.  wünsche  hinterbringen  zu  lassen,  worauf  jener  erwiderte, 
er  hätte  Kf.  warnen  wollen,  im  Fall  es  zum  Generalaufgebot  gekommen  wäre, 
sich  bei  Zeiten  in  gute  Verfassung  zu  setzen,  wenn  er  von  den  grosspolnischen 
Woiwodschaften  wäre  ersucht  worden;  es  wäre  ein  Glück,  dass  das  Generalauf- 
gebot nicht  vor  sich  gegangen,  sonst  würde  der  Ilof  unfehlbar  durchgedrungen 
haben,  denn  der  Adel  wäre  in  Haufen  geritten,  sehr  perplex  und  kleinmüthig 
geworden,  dass  sie  bei  dieser  beschwerlichen  Herbstzeit  zu  Felde  ziehen  sollten. 
Er  fürchte,  der  Hof  wolle  während  des  Reichstages  doch  noch  etwas  durch  die 
Tataren  und  Kosacken  tentieren,  er  wäre  daher  darauf  bedacht,  dass  auf  den 
Seymiken  etwas  gewisses  wegen  des  Generalaufgebots  gegen  künftigen  Frühling 
beschlossen  werde,  man  dürfte  nicht  eher  vom  Pferde  absitzen  und  nach  Hause 
zurückkehren,  bis  das  Electionswesen  gänzlich  zu  Ende  gebracht  wäre.  Kf. 
möchte  sich  beim  Kaiser  bemühen,  dass  dieser  mit  in  die  Liga,  welche  Kf.  mit 
Schweden  zu  gunsten  Pfalz-Neuburgs  gemacht,  trete,  bisher  incliniere  der 
Kaiser  mehr  zum  Markgrafen  von  Baden  als  zu  diesem.  Er  liofiFe,  wenn  er  mit 
Kf.  auf  Niemeritz'  Gütern  zusammenkäme,  demselben  nähere  Nachricht  ab- 
statten zu  können. 


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356  nr.    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  22.  November 

1667. 

[Mittheilungen  des  französischen  Gesandten,  Misstrauen  gegen  Frankreich.] 

'22.  Nov.  Eben  zu  der  Zeit,  als  er  von  gar  guter  Hand  Nachricht  erlangt,  dass  der 

König  gänzlich  zur  Abdankung  resol viert  sei,*  hat  ihm')  der  französische 
Gesandte  mitgetheiit,  der  erwartete  Courier^)  sei  angekommen  und  er  habe 
schon  Gelegenheit  gehabt,  dem  Könige  zu  hinterbringen,  dass  sein  König,  um 
den  Ständen  und  den  Nachbaren  alle  Jalousie  zu  benehmen,  absolute  resolviert 
hätte,  seine  vorigen  Desseins  fahren  zu  lassen.  Auf  H.'s  Frage,  ob  diese 
Renunciation  ganz  ohne  einige  Bedingung  wäre,  versicherte  er,  sollte  es  durch 
des  Königs  Ableben  oder  Abdication  zum  Interregnum  oder  bei  dessen  Lebzeiten 
zu  einer  Wahl  kommen,  so  würde  sein  König  keinen  von  seinem'  Geblüt  recom- 
mendieren,  sondern  einen  anderen  Fürsten,  dessen  man  sich  einigen  würde,  und 
derselbe  würde  wohl  der  Herzog  zu  Neu  bürg  sein,  doch  hielte  er  es  nicht 
für  dienlich,  denselben  sofort  zu  nennen,  ehe  seinetwegen  bei  den  Ständen  die 
nöthige  ünterbauung  gemacht  wäre.  Er  würde  die  Sache  mit  dem  grössten 
Eifer  betreiben,  doch  wären  dabei  nicht  geringe  Schwierigkeiten,  man  wüsste 
nicht,  ob  der  König  sich  jetzt  so  leicht  zur  Abdication  entschliessen  möchte, 
derselbe  habe  zwar  bei  dem  Vortrage  keine  sonderliche  Alteration  spüren  lassen, 
aber  doch  die  Resolution  auf  später  verschoben.  Auf  die  Aufforderung,  ihm 
nun  auch  besser  Vertrauen  zu  schenken  und  mit  ihm  zusammen  an  dem  Werke 
zu  arbeiten,  hat  H.  sich  dazu  bereit  erklärt,  aber  gebeten,  es  nur  indessen  dahin 
zu  bringen,  dass  er,  wie  Archimedes  sagt,  einen  Fuss,  irgendwo  sicher  zu  stehen, 
hätte,  worauf  jener  erwiderte,  bisher  dazu  keine  Gelegenheit  gehabt  zu  haben. 
Der  Gesandte  meinte,  viele,  welche  früher  Pfalz-Neu  bürg  sich  nur  deshalb 
zugeneigt  gezeigt,  um  das  französische  Dessein  zu  traversieren,  würden  jetzt 
wohl  zurücktreten,  von  der  Gegenpartei  aber  viele,  wie  namentlich  der  Primas, 
ihm  nicht  folgen  wollen.  Die  Concurrenten,  der  Sohn  des  moskowi tischen 
Czaren,  ein  Markgraf  von  Baden  und  der  vom  Hause  Oesterreich  begünstigte 
katholische  Herzog  von  Lüneburg  kämen  nicht  viel  in  Betracht,  ebensowenig 
der  von  dem  V.Kanzler  vorgeschlagene  Fürst  von  Ostrog'),  da  der  König 
CS  nicht  leiden  wollte  und  möglichst  zu  verhindern  suchen  würde,  dass  ihm  ein 
Einheimischer  succedierte. 

Französischerseits  werden  also  sehr  schöne  Contestationen  von  AfFectioii 
gegen  Pfalz -Neuburg  und  Beförderung  des  Desseins  des  Kf.  gemacht,  doch 
will  ihm  nicht  anstehen,  dass  die  königliche  Abdication  so  weit  hinausgesetzt 
wird,  dass  Frankreich  inzwischen  seine  Sache  in  den  Niederlanden  festsetzen 
kann,  und  zugleich,    dass   die  Verbitterung   gegen    ihn  noch    unverändert  fort- 


')     Vgl.  Pufendorf  X.  §  G9  (8.705). 
»)     S.  oben  S.  353. 

^     Alexander  Ostrogski;  vgl.  Hirsch,   Zur  Ges»>h.  der   polnischen  Konigs- 
wahl  S.  17. 


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Eröffnungen  des  franzosibcben  Gesandten.  357 

dauert,  auch  dass  der  Primas  darauf  besteht,  dass  in  die  Ausschreiben  etwas 
Verdriessliches  von  dem  schwedischen  Bündnis  eingerückt  werde'). 


Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  an  den  Kurfürsten.     D.  Harabach 

7.  December  1667. 

[Neue  französische  Anerbietungen.  Hoffnung  auf  günstigen  Erfolg.] 
Ew.  Ld.  mag  ich  vertraulich  nit  verhalten,  wasmassen  der  Mou-  7.  Dec. 
sieur  de  Gomont')  gestern  allhie  ankommen  und  mir  über  die  vorige 
zu  meinem  Avantage  gebrachte  Erklärung  von  neuem  versichert,  dass 
die  Cron  Frankreich  nit  allein  Ew.  Ld.  sondern  auch  mir  wegen  der 
bewussten  Polnischen  Succession  völlige  Vergnügungen  geben  werde, 
inmassen  Ihre  Eon.  May.  dero  zu  Warschau  anwesenden  Gesandten,  dem 
Bischöfe  vonBezieres,  hierunter  gemessene  und  ernstliche  Ordre  zuge- 
fertiget,  auch  der  M.'  de  Lionne  ihme  Bezieres  hierunter  laut  copei- 
licher  Abschrift  —  zugeschrieben,  er  de  Gomont  auch  mir  aus  seines 
Königs  Befelch  vorgebracht,  dass  neben  deme  er  instruirt  wäre,  meiner 
Intention  gemäss  bem.  Bezieres  zuzuschreiben,  Ihre  Eon.  May.  in 
Frankreich  auch  von  dem  Printzen  von  Condee,  auch  dem  Duc 
d'Anguien  ihre  denselben  wegen  der  Polnischer  Succession  gegebene 
paroles  wieder  zuruckempfangen  und  sich  ferner  erkläret  hätten,  die 
über  zwei  Millionen  Polnischer  Gulden  sich  belaufende  Königl.  Polnische 
und  nacher  Frankreich  seither  übertragene  Praetension  vollkommentlich 
abzutreten,  sobald  die  Wahl  auf  mich  gefallen  sein  wird,  und  über 
dieses  alles,  damit  der  König  in  Pohleu  desto  weniger  Ursach  haben 
möge,  seine  Abdication  zu  remoriren,  sich  vernehmen  lassen,  dass,  wenn 
nach  solcher  Abdication  die  Respublicque  einen  anderen  als  mich  zur 
Cron  erwählen  sollte  und  also  der  König  der  ihm  solchenfalls  vertröste- 
ten Einräumung  meines  Fürstenthumbs  Neuburg  ad  dies  vitao  nicht 
geniessen  könnte,  Ihre  May.  in  Frankreich  ihme  alsdann  jährlich«  m/50 
Rthlr.  ad  dies  vitae  zu  liefern  versprechen  wollten,  wie  ich  nit  zweifele, 
dass  Monsieur  de  Milet  aus  seiner  hierüber  empfangener  Ordre  mehrers 

0    Auch  am  29.  November  äussert  H.  dasselbe  Misstrauen  gegen  die  französischen 
Absichten  und  wünscht,    damit  man  ins  Klare  komme,    dass   bald  ein  neuburgiscber 

Gesandter    hier  erscheine;    Kf.  thoilt    dem  Pfalzgrafen   (d.  Cöln  -7^-j. r— y  1667) 

diese  Relation  H.'s  mit  und  stellt  ihm  anheim,  ob  er  nicht,  wenn  es  mit  Giese  zu 
lange  dauern  sollte,  Stratman  schleunigst  nach  Polen  senden  wollte. 
•^)    S.  oben  S.  341, 


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358  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

umhständlich  referiren  werde.  Gleich  ich  nun  hieraus  anders  nit  abneh- 
men kann,  als  dass  alles  aufrichtig  und  dergestalt  gemeinet,  dass  Ihre 
Königl.  May.  in  Frankreich  das  jenige,  so  von  derselben  erwartet  wird, 
zur  gnüge  praestireu  werden,  also  ersuche  Ew.  Ld.  ich  auch,  Sie 
belieben  ihres  Orts,  da  es  ihrerseits  veranlasst  worden,  auch  accom- 
pliren  und  mithin  die  in  Entstehung  dessen  besorgete  Gelosia  und 
Aufenthalt  abschneiden  zu  lassen,  wie  dann,  dass  solches  geschehen 
möchte,  ich  von  obged.  H.  Gomont  nicht  unklar  vernommen  habe.  — 
PS.^)  Ich  erfreue  mich  von  Herzen,  dass  diese  declarationes  und 
Königl.  Befelch  an  den  H.  Besieres  also  precis  sein,  dass  numchr  au 
der  rechten  Intention  der  Krön  Frankreich  nicht  gezweifelt  werden  kann, 
und  also  numehr  E.  Ld.  das  mit  solcher  Generosität  underfangenes  und 
so  grosser  Conduite  und  Eifer  poussiertes  Werk  zur  völligen  Perfectiou 
zue  bringen  der  Weg  völlig  eröffnet  ist,  ich  zweifle  numehr  selbst  nicht 
an  dem  erwünschten  Effect,  zumahlen  ich  mich  E.  Ld.  hohen  Favors 
gnugsam  versichert  weiss,  und  können  E.  Ld.  versichert  sein,  dass  ich 
es  umb  dieselbe  verdienen  werde,  die  Instruction  vor  Besieres  wird 
mit  negstem  zue  dero  Verbesserung  folgen.  — 


O.  V.  Schwerin  an  v.  Hoverbeck.    D.  Cöln  a.  d.  Spree  28.  No- 
vember/[8.  Deceniber]  1667. 

[Das  Schreiben  des  Kf.  an  den  König  von  Polen.] 

8.  Dec.  Die  Confcrenzen  mit  Millet  sind  fortgesetzt  worden  und  er  hat  denselben 

versichert,  dass  U.  jetzt  zu  Beziers  völliges  Vertrauen  trüge  und  mit  dem- 
selben die  bewusste  Sache  treiben  würde.  Beigehendes  Schreiben  an  den 
König*)  ist  endlich  von  dem  Kf.  ausgewirkt  worden;  obschon  darin  nicht  das 
geringste  enthalten,  was  ihm  präjudicieren  könnte,  ist  Kf.  doch  sehr  schwer 
dazu  zu  bringen  gewesen  und  Schw.  fürchtet,  falls  dasselbe  nicht  den  Effect 
haben  und  die  Misshelligkeiten  heben  sollte,  so  würde  es  der  bewussten  Sache 
einen  grossen  Stoss  geben  und  man  kein  Mittel  finden,  in  der  Negotiation  fort- 
zukommen, doch  hofft  er,  U.  werde  die  Sache  so  führen,  dass  das  gute  Ver- 
trauen wiederhergestellt  werde,  auch  Pfalz- Neuburg  setzt  auf  ihn  (H.)  sein 
meistes  Vertrauen  und  hat  er,  wenn  es  zum  glücklichen  Ende  gedeihen  wird, 
an  einer  Ergötziichkeit  nicht  zu  zweifeln. 


')     eigenhändig  hinzugefügt. 
2)    S.  unten  S.  359. 


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Schreiben  des  Kf.  an  den  König.  359 

Der  Kurfürst  an  den  König   von  Polen.     D.  in  arce  nostra 
Colonia  ad  Spream  29.  November/[9.  December]  1667^). 

[Glückwunsch  zum  Frieden  mit  den  Tataren.   Bitte,  Hoverbeck  Audienz  zu  gewähren.] 

Postquam  singulari  gaudio  comperimus,  Reg."»  Maj.*«"  V.'""  nuper  I).  Dec. 
houorificam  cum  Tartaris  pepigisse  pacem'),  temperare  nobis  neutiquam 
potuimus,  quin  eo  nomine  Reg."  Maj.**  V.'*«  pro  veteri  —  afFectu  atque 
studio  gratularemur.  —  Atque  ea  propter  legato  nostro  —  Johanui  ab 
Hoverbeck  mandavimus,  ut  apud  Reg."™  Maj.*«™  V.'»™  istius  nostri 
gaudii  interpretem  agat,  Eidemque  animi  nostri  sensus  pluribus  exponat, 
quem  ut  Reg.»  Maj.*"  V.'»  benigniter  admittat  et  audiat  eique  non  secus 
ac  nobis  ipsts  integram  adhibeat  fidem,  etiam  atque  etiam  rogamus. 
Equidem  meminimus,  Reg.*°  Maj.*«"  V."«»  alieniore  erga  praedictum  lega- 
tum  nostrum  animo  aliquandiu  fuisse,  cujus  tarnen  rei  causam,  quamvis 
maxime  scire  desideraverimus,  hactenus  non  habemus  compertum.  Quem- 
admodum  vero  nihil  unquam  aliud  in  mandatis  habuit,  quam  ut  Reg."<^ 
Maj.^  V."«  debitam  exhiberet  observantiam  et  bonam  illam,  quae  inter 
Eandem  et  nos  intercedit,  fiduciam  conservaret,  ita  male  nos  haberet,  si 
a  praescripta  mandatorum  formula  recessisset.  Quicquid  autem  ejus  sit, 
speramus,  Reg.»™  Maj.^™  V.''*"  indulgendo  ipsi  aditum  atque  audientiam, 
ut  vocant,  toti  ostensurum  orbi,  quod,  si  quid  forte  in  legato  nostro  desi- 
derat,  nobis  id  imputatum  noiit  nee  quicquam  propterea  contra  jus  gen- 
tium et  existimationem  nostram  admittere  auimum  induxerit.  Quo  facto 
certo  statuat  Reg.»  Maj.^  V.'»,  ubi  legatum  nostrum  mandati  fines  ex- 
cessisso  demonstratum  nobis  fuerit,  operam  nos  daturos,  ut  Reg.»^  Maj.^^ 
V.^  liquide  constet,  quanti  Ejusdem  amicitiam  faciamus  — . 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
16./[26.]  December  1667. 

[Schreiben  an  den  Bischof  von  Beziers,    U.  soll  sich  hüten,  dessen  Verdacht  zu  er- 
regen.] 

Da  der  Bischof  von  Beziers  es  nicht  für  nötbig  hält,  dass  Kf.  ein  Schrei-  26.  Dec. 
ben  an  den  polnischen  König  richte,  so  hat  er  an  den  Bischof  geschrieben  und 
hofft,  derselbe  werde  H.  zur  Audienz  verhelfen,  worauf  H.  mit  allem  Respect 
und  Glimpf  versuchen  soll,   sich    wieder  in  das  frühere  Vertrauen  zu  bringen. 

')    Randbemerkung:     Redditum  die  15.  Junii  per  legatum  Gallicum. 
')    S.  Kocbowskilll.  S.  292 ff. 


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360  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Millethat  ihm  vorgetragen,  Beziers  wönsche  nicht,  dass  H.  sich  am 
das  bekümmere,  was  derselbe  mit  dem  Konige  wegen  der  Abdication  ä  part 
tradieren  würde,  ihm  kommt  dieses  allerdings  bedenklich  vor,  doch  soll 
H.  darin  behutsam  gehen  und  überhaupt  zu  vermeiden  suchen,  bei  B.  Verdacht 
zu  erregen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warscliau  30.  Deeember 

1667. 

[Der  französische  Gesandte  hat  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  König  übergeben,  ihm 
wird  Audienz  gewährt  werden.] 

30.  Dec.  Da  er  ein  Schreiben  des  Kf.  an  den  französischen  Gesandten  nicht  er- 

halten, so  hat  er  diesem  ehegestern  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  König ')  nebst 
der  Copie  übergeben,  unter  der  Bedingung,  dass  er  es  nicht  allein  nicht  über- 
geben sollte,  ohne  vorher  die  Versicherung  erhalten  zu  haben,  dass  die  Audienz 
darauf  erfolgen  würde,  sondern  auch  dahin  trachten  wollte,  es  wieder  zurück 
zu  erhalten.  Der  Gesandte  bat  ihm  darauf  heute  angezeigt,  dass  mit  Cooperation 
der  Frau  K.O.Käramerin^)  alles  zum  guten  Stande  gebracht  wäre,  der  König 
wollte  ihm  Audienz  ertheilen,  wünschte  jedoch,  dass  der  französische  Gesandte 
mit  dabei  sein  möchte.  Dieses  hat  H.  aber  abgelehnt,  damit  es  nicht  den  An- 
schein einer  Aussöhnung  erwecke.  Jener  versprach,  solches  zu  hinterbringen, 
und  machte  auch  Hoffnung,  das  Schreiben  des  Kf.  zurückzubekommen. 

PS.  Soeben  hat  ihm  der  französische  Gesandte  mitgetheilt,  dass  der 
König  von  dessen  Begleitung  absehen  wollte,  und  dass  er  die  Audienz  auf  dem 
gewöhnlichen  Wege  durch  den  K.O.Kämmerer  suchen  solle. 


V.  Hoverbeck    an    den   Kurfürsten.     D.    Warschau   3.  Januar 

1668. 

[Audienz  beim  Könige.     Mittbeilungen  des  französischen  Gesandten.] 

Jan.  Am  31.  December  hat  er  bei  dem  Könige   Audienz  gehabt.     In    seinem 

Vortrage  hat  er  auf  den  Rath  des  französischen  Gesandten  Pfalz-Neuburgs 
und  anderer  Interessen  des  Kf.  nicht  gedacht,  es  aber  per  expressum  zu  anderen 
Audienzen  reserviert,  welche  der  König  ihm  zugesagt^). 

^)     vom  9.  December,  oben  S.  359. 

^)  Die  Gräfin  Dönhoff;  ober  den  Einfluss  derselben  auf  den  König  s.  die  An- 
deutung bei  Kochowski  111.  S.  284. 

')  11.  berichtet  20.  Januar  1G68  über  eine  neue  Audienz  beim  Könige,  auf  wel- 
cher er  diesem  die  Angelegenheiten  des  Kf.  für  den  kommenden  Reichstag  rccommen- 
diert  habe.  Der  König  habe  sich  dazu,  namentlich  zur  Befriedigung  wegen  Draheim, 
sehr  geneigt  und  gegen  ihn  selbst  äusserst  gnädig  gezeigt. 


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T.  Hoverbecks  Audienz  bei  dem  Könige.  361 

Nachdem  er  dann  nicht  nur  dem  französischen  Gesandten,  sondern  auch 
dem  0. Kämmerer  und  dessen  Gemahlin  für  ihre  geleisteten  Dienste  gedankt 
und  sie  des  Kf.  Gnade  und  Recommendation  bei  Pfalz-Neuburg  versichert, 
zeigten  sich  dieselben  vertraulicher.  H.  glaubt,  dass  eine  Bezeugung  seiner 
Zuneigung  seitens  des  Kf.  bei  denselben  nicht  übel  angewandt  sein  würde.  Um 
den  Gesandten  williger  zu  dem  Wahlnegotium  zu  machen,  hat  er  ihm  die  Vor- 
theile  vorgestellt,  welche  sowohl  sein  König  als  auch  er  selbst  davon  zu  hoffen, 
Pfalz-Neuburg  würde  ihm  zum  Cardinalat  verhelfen  und  gewiss  auf  seinen 
Vorschlag  einige  Prälaturen  in  den  Jülichschen  Landen  vergeben.  Jener  gestand 
darauf  vertraulich,  sie  würden  ihr  Werk  ohne  gewaltsame  Mittel  nicht  ausgeführt 
haben,  und  behauptete,  alle  Erklärungen,  welche  der  Littauische  Feldherr') 
gegen  den  G.  Kanzler'-^)  bisher  gethan,  seien  mit  Vorbewusst  des  Littauischen 
G. Kanzlers^)  geschehen,  welcher  Sache  H.  näher  auf  den  Grund  zu  kommen 
sich  bemühen  wird. 


Der  KurfUröt  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cölri  au  der  Spree 
17./[27.]  Januar  1668. 

[H.  soll  der  Candidatur  des  moskauiscben  Prinzen    entgegenwirken.     Der  Prinz  von 

Toscana.] 

Nachdem  der  Reichstag*)  nunmehr  seinen  Anfang  genommen,  soll  er  überall,  27.  Jan. 
wo  es  die  Nothdurft  erfordern  möchte,  des  Kf.  Intention  befördern.  Da  manche 
Gemüther  sich  dem  Sohne  des  Zaren  zuneigen,  so  soll  er  an  allen  dienlichen 
Orten  vorstellen,  wie  gefährlich  es  für  die  Republik  sein  würde,  wenn  auch 
nur  der  geringste  Willen  desfalls  bei  ihnen  verspürt  werde,  weil  dadurch  die 
Nachbaren,  namentlich  der  türkische  Kaiser  so  alarmiert  werden  könnten,  dass 
dadurch  die  Krone  in  die  grösste  Gefahr  gerathen  könnte.  Auch  der  Kaiser 
wird  gewiss,  wenn  er  auch  nicht  für  Pfalz-Neuburg  mitwirken  sollte,  wozu 
Kf.  doch  noch  einige  Hoffnung  hat,  doch  dieses  höchst  schädliche  Werk  hindern 
helfen.  Ausserdem  tritt  der  Sohn  des  Grossherzogs  von  Toscana*)  als  Can- 
didat  auf,  derselbe  soll  selbst,  wenn  sein  Wechsel  von  800000  Rthlr.  angekom- 
men sein  wird,  nach  Polen  kommen  wollen  und  einige  am  Hofe  sehr  angesehene 
Italiener  seine  Sache  treiben,  Kf.  wünscht  zu  wissen,  was  der  kaiserliche  und 
der  französische  Gesandte  dazu  sagen  ß). 


0  Michael  Pac  s.  oben  S.  334. 

^  Johann  Lesczynski. 

»)  Christoph  Pac. 

*)  Ueber  diesen,  Knde  Januar  beginnenden  Reichstag  s.  K och o  wsk  i  111.  S.  305if. 

^)  Cosimo,  ältester  Sohn  des  Grossherzogs  Ferdinand  11.  von  Toscana,  geb. 
1642. 

*)  H.  berichtet  darauf  6.  Februar  1668,  der  französische  Gesandte,  der  ein  ge- 
borener ünterthan  des  Grossherzogs  und   bei   diesem  und   dessen  Söhnen    in  grossem 


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362  in.    Brandenburg  4ind  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.   Warschau   27.  Januar 

1668. 

[Geneigtheit  des  Königs  zur  Abdankung,  Vorgänge  auf  dem  Reichstage.] 

27. Jan.  Der  französische  Gesandte  hat  ihm  mitgetheilt,  dass  sowohl  sein  König 

als  auch  der  König  von  Polen  das  Project,  betreffend  die  Pensionen  des  letz- 
teren nach  erfolgter  Ahdication '),  gebilligt  und  dass  letzterer  erklärt  habe,  nach 
erfolgter  Ratification  die  Ahdication  nicht  lange  verschieben  zu  wollen,  doch  wurde 
dieselbe  wohl  erst  bald  nach  dem  Reichstage  erfolgen. 

Trotz  seiner  und  des  K.G.Kanzlers  Bemühungen  haben  die  Landboten  nicht 
eher  zu  Verhandlungen  schreiten  wollen,  bis  ihnen  der  Marschall  *)  versprochen, 
um  die  Entfernung  des  französischen  Gesandten  im  Namen  der  ganzen 
Landbotenstube  anzuhalten.  Sie  sind  vornehmlich  dadurch  alarmiert  worden, 
dass  dieser  Tage  über  Wien  Nachricht  eingekommen,  der  König  von  Frank- 
reich schlage  bei  Philippsburg  eine  Brücke  über  den  Rhein  und  besetze  Erfurt, 
woraus  sie  schliessen,  dass  er  hier  C  o  n  d  e  mit  Gewalt  einzusetzen  beabsichtige. 
Einer  hat  auch  des  Kf.  Neutralitätsligue  mit  Frankreich  sehr  invidiose  angezogen. 
Schliesslich  nach  langem  Debattieren  ist  es  dahin  gekommen,  dass  der  Land- 
botenmarschall die  Entfernung  aller  fremden  Gesandten  gefordert  hat,  welches 
aber  der  König  als  ein  contra  jus  gentium  laufendes  Ansuchen  usque  ad  frequen- 
tiorem  senatum  verschoben  und  darauf  in  Abwesenheit  des  G.Kanzlers  durch 
den  K.  V.  Kanzler  die  Reichstagspropositiou  hat  thun  lassen ,  in  welcher  auch 
des  Kf.  Angelegenheit  den  Standen  recommendiert  wird. 


V.  Hoverbeck  an  den   Kurfürsten.     D.  Warschau  3.  Februar 

1668. 

[Ueble  Aussichten  auf  dem  Reichstage.    Dem  Konig  wird  gerathen,  sich  in  den  Schutz 

des  Kf.  zu  begeben.] 

3.  Febr.  Das  begehrte  coUoquium  der  Landboten  mit  dem  Senat  ist  noch  nicht  be- 

willigt worden,  sondern  man  hat  inzwischen  durch  allerhand  Privatstreitigkeiten 
die  Sache  aufzuhalten  gesucht;  hoffentlich  werden  Expedientia  gefunden  wcr- 


Vertrauen  sei,  (vgl.  Recueil  des  instructions  IV.  S.  51)  habe  ihn  versichert, 
dass  von  dort  her  keine  Gefahr  drohe,  der  Prinz  selbst  habe  keine  Neigung  dazu, 
und  der  Vater  sei  viel  zu  genau,  um  auf  etwas  Ungewisses  viel  zu  wagen,  auch  sei 
der  Vorrath  dort  nicht  so  gross,  wie  man  glaube. 

0  S.  über  diese  Verhandlungen  Krebs,  Vorgeschichte  und  Ausgang  der  pol- 
nischen Konigswahl  vom  J.  1669  S.  176 f.;  der  am  9.  März  1668  zu  Warschau  abge- 
schlossene Vertrag  bei  v.  Mörner  S.  324ff.;  Pufendorf  X.  §  69  (S.  705). 

^)  CarlCzartoryski,  U.Kämmerer  von  Cracau;  s.  über  diese  Streitigkeiten 
Kochowskilll.  S.  307f.;  Pufendorf  X.  §70  (S.  706)  und  Beziers'  Relation  vom 
27.  Januar  166$  bei  Krebs  S.  190ff. 


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Streitigkeiten  auf  dem  Reichstage.  363 

den,  um  aus  dieser  Sache  mit  des  Königs  und  der  Gesandten  Reputation  zu 
kommen.  Viele  ominieren  wegen  dieser  Sache  übel  vom  Schluss  des  Reichs- 
tages. Dem  Könige  wird  von  vornehmen  und  vertrauten  Orten  an  Hand  gegeben, 
er  solle  nach  zerschlagenem  Reichstage  seine  Retirade  nach  Marienburg 
nehmen  und  des  Kf.  Maintenue  durch  wirkliche  üebergabe  von  Eibin g  und 
anderen  Plätzen  suchen,  wogegen  Kf.  nur  einen  Theil  seiner  Völker  wurde  nach 
Preussen  zu  schicken  und  das  Marienburgische  Werder  so  lange  zu  vertheidigcn 
haben,  bis  die  Widersetzlichen  wieder  in  sich  gehen  und  einen  anderen  Reichs- 
tag mit  gebührender  Submission  suchen  wurden;  H.  hat  darauf  nur  erwidert, 
Kf.  werde  den  König  nicht  wider  Recht  zu  gefahren  gestatten,  er  wisse  aber 
nicht,  ob  derselbe  zu  Maintenierung  des  Marienburgischen  Werders  jetzt  Cavallerie 
genug  auf  den  Beinen  hätte,  worauf  ihm  geantwortet  worden,  zu  solchem  Intent 
wäre  soviel  Cavallerie  garnicht  erforderlich,  Frankreich  würde  in  dieser  allen 
Potentaten  gemeinsamen  Sache  Kf.  gewiss  mit  Geld  an  Hand  gehen,  Kf.  hätte 
die  obgedachten  Avantagen  voraus  und  behielte  doch  immerzu  das  [Werder]  in 
Händen,  da  der  König  nicht  über  600  Mann  nach  Marienburg  bringen  wurde. 
Er  bittet  um  Instruktion  in  dieser  Sache. 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  in  uusrem  Amtshause 
Quartschen  3./13.  Februar  1668. 

[auf  die  Relation    vom  3.  Februar.    Bedingungen,   unter   denen  Kf.  es    obernebmen 
würde,  den  König  zu  schützen.] 

Kf.  beklagt  die  Vorgänge  in  Polen  sehr,  denjenigen,  die  auf  die  Remotion  13.  Febr. 
der  fremden  Minister  so  hart  dringen,  muss  deutlich  angezeigt  werden,  dass  sie 
dadurch  Kf.  und  andere  Potentaten  auf  das  höchste  beleidigten  und  da?  Reich 
in  noch  grössere  Verwirrung  als  je  früher  versetzen  würden.  Sollte  dies  iiichts 
fruchten,  so  soll  er  in  betreff  dessen,  was  wegen  Maintenierung  des  Königs  an 
ihn  gebracht  worden,  erklären,  dass  der  König  sich  auf  jenen  Fall,  und  wenn 
das  Versprochene  prästiert,  auf  Kf.  zu  verlassen  habe,  bevor  er  sich  aber  ver- 
bindlich einlässt,  soll  er  penetrieren:  1)  ob  man  auch  Kf.  nicht  durch  dieses 
Mittel  ausser  allem  Credit  bei  der  Republik  setzen  und  dann  doch  wieder  das 
vorige  Dessein  ergreifen  wolle,  2)  ob  und  was  für  Gewissheit  man  geben  wolle, 
dass  ihm  Elbing  und  einige  .andere  Plätze  eingeräumt  werden  sollten,  3)  ob 
man  auch  den  G.Kanzler  und  andere  gute  Freunde  des  Kf.  zu  diesem  consilio 
mit  zuziehen  wolle,  4)  ob  nichts  destoweniger  der  König  dabei  bleibe,  die  Ab- 
dication  werkstellig  zu  machen,  sobald  man  Gelegenheit  ersehen  werde,  Pf  alz - 
Neuburg  zur  Krone  zu  verhelfen. 

Wenn  er  in  diesen  Sachen  einen  guten  Grund  sieht,  so  soll  er  dem  Könige 
die  begehrte  Versicherung  geben,  au  den  gewünschten  Truppen  soll  es  dann 
nicht  mangeln,  doch  darf  es  nur  zur  Defension  des  Königs  und  zu  keiner  Ge- 
walt gegen  die  Republik  eingerichtet  werden. 


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364  III.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck    an    den    KurfUrsten.      D.   Warschau    1.  März 

1668. 

[auf  des  Kf.  Rescript  vom  3./13.  Februar.     Der  mit  dem   Könige  wegen  dessen  Be- 
schützung abzuschliessende  Vertrag.] 

I.März.  Was  den  König  anbetrifft,  so  glaubt  er  penetriert  zu  haben,  dass  derselbe 

in  der  Sache  aufrichtig  verfahre,  Andere  werden  wohl  des  Kf.  Intentionen  zu 
missdeuten  suchen,  doch  wird  auch  dem  wohl  bei  Aufrichtung  des  von  dem 
Könige  gewünschten  schriftlichen  Aufsatzes  vorzukommen  sein.  Der  König 
wünscht,  dass  Kf.  ihm,  H.,  zur  Aufrichtung  eines  solchen  Tractats  Vollmacht 
schicke '),  derselbe  könnte  so  eingerichtet  werden,  dass  er  nur  eine  Declaration 
des  Bromberger  Tractats  wäre.  Dass  die  Assistenz  nur  zur  Defension  der  Per- 
son des  Königs  eigericlitet  werden  solle,  hat  der  König  aufs  neue  versichert. 
Da  alles  nur  auf  den  Fall  eines  Anfstandes,  den  man  doch  zu  verhüten  suchen 
will,  bedungen  werden  soll,  so  ist  davon  seines  Wissens  weder  dem 
G.Kanzler  noch  sonst  jemand  ausser  dem  französischen  Gesandten  und 
Giese  Mittheilung  gemacht  worden,  doch  kann  er  bei  dem  Schluss  Aufdrückung 
des  grossen  Kronsiegels  verlangen,  damit  die  Sache  durch  des  G.Kanzlers  Hände 
gehe.  Der  König  wünscht  sehr,  dass  Kf.  entweder  in  jenem  Falle  oder  wenig- 
stens nach  erfolgter  Abdication  nach  Preussen  komme;  er  selbst  wünscht  im 
Fall  der  Abdication  sich  nach  des  Kf.  Herzogthum,  auf  ein  Grenzamt  zu  be- 
geben, aus  Furcht,  dass  die  Stände  vor  erfolgter  Wahl  wegen  alles  während 
seiner  Regierung  Vorgefallenen  Inquisition  anstellen  und  mit  ihm  nach  dem 
englischen  oder  vielmehr,  wie  er  sagte,  teuflischen  Exempel  verfahren  wurden. 


V.  Hoverbeck    an    den    Kurfürsten.      D.    Warschau    9.  März 

1668. 

[Ende    des    Reichstages.     Abkommen    mit    Wisniowiecki    wegen    Einräumung    von 

Draheim] 

O.März.  Der  Reichstag   hat   sich   ehegestern    fruchtlos   zerschlagen^),    obwohl   der 

König  in  der  Angelegenheit  der  fremden  Gesandten  den  Ständen  soviel  nach- 
gegeben hat,  dass  sie  sich  über  ihn  nicht  werden  beschweren  können.    Es  haben 


0  Eine  solche  sowie  eine  nähere  Instniktion  für  H.  ist  d.  Cöln  a.  d.  Spree 
9./[19.]  März  1668  ausgestellt. 

^  S.  Kochowski  III.  S.  311.  Nach  dem  Berichte  des  Danziger  Sekretars 
A.  Stodert  an  den  Ratb  von  Danzig  vom  T.März  1668  spricht  der  Konig  am 
6.,  nachdem  man  bis  um  Mittemacht  vergeblich  über  das  von  den  Landboten  gefor- 
derte General  aufgebet  gestritten,  zu  denselben:  „Meine  durch  den  Kanzler  Euch  ge- 
gebene Declaration  habt  Ihr  entweder  nicht  verstanden,  oder  nicht  verstehen  wollen. 
Wohin  Ihr  mit  der  auf  ungewöhnliche  Weise  begehrten  Expedition  zielet,  kann  ich 
nicht  errathen.     Seid  ihr  meiner  Regierung  überdrüssig,  so  wisset  und  ^[laubet,  dass 


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«  Zerreissung  des  Reichstages.  365 

aber  viele  andere  Dinge  zu  dieser  Ruptur  beigetragen.  Doch  ist  bei  dem  von 
den  Landboten  gestern  und  heute  ohne  Exempel  gehaltenen  Convent  bei  weitem 
nicht  so  viel  Widerwärtiges  vorgekommen,  als  der  König  gefürchtet  hat,  sondern 
nur  beschlossen  worden,  den  Konig  zu  bitten,  innerhalb  14  Tagen  eine  Zusam- 
menkunft in  den  Kreisen  zur  Relation  und  Beitragung  der  Armee- Verpflegungs- 
gelder abhalten  zu  lassen  und  mit  dem  Tatarenchan  auf  alle  mögliche  Weise 
gutes  Vertrauen  zu  unterhalten. 

Den  Fürsten  von  Wischnowitz*)  hat  er  mit  Hülfe  des  französischen 
Gesandten  und  des  O.Kämmerers  dahin  disponiert,  dass  er  Draheim  mit  Zu- 
stimmung des  Königs  dem  Kf.  abtreten  will,  die  Verhandlungen  wegen  der  dafür 
von  demselben  geforderten  Discretion  haben  aber  grosse  Schwierigkeiten  bereitet, 
schliesslich  ist  dieselbe  auf  m/15  Rthlr.  festgesetzt  worden,  von  denen  H. 
3000  Speciesdukaten ,  die  er  auf  seine  bei  der  Stadt  Danzig  stehenden  Gelder 
aufgenommen,  gezahlt  und  sich  für  die  Zahlung  des  übrigen  verbürgt  hat,  er 
hofft,  Kf.  werde  ihn  dafür  schadlos  halten. 


V.  Hoverbeck    an    den  Kurfürsten.     1).  Warschau    28.  März 

1668. 

[Persönlichkeiten,  die  für  Pfalz-Neuburg  wirken  sollen.     Belohnung  des   französischen 
Gesandten  durch  die  Cardinais  würde.] 

Vom  Erzbischof  von  Gnesen  hat  der  französische  Gesandte  die  schriftliche  28.  März. 
Versicherung  erhalten,  dass  er,  falls  mit  Pfalz- Neu  bürg  kein  anderer  catho- 
lischer  Prinz  concurrieren  würde,  demselben  vor  dem  moskowitischen 
Czarewitz  seine  Stimme  geben  und  dessen  Wahl  befördern,  und  dass  er  sol- 
chenfalls sich  an  den  früher  für  die  Wahl  Conde's  versprochenen  Avantagen') 
vergnügen  lassen  wolle.  Man  hofft  auch,  dass  in  den  Woiwodschaften  Cracau 
und  Sende  mir  der  Woiwode  von  Cracau,  Lubomirski^),  nebst  seinen  Vettern 
und   dem    K.O.Truchsess  Wielopolski    den   Adel    auf  des  Pfalzgrafen  Seite 


mir  nichts  liebers  sein  werde,  als  Ruhe  zu  haben,  nach  welcher  mich  verlanget.  Expe- 
ditionen! generalem  verwillige  ich  Euch,  wie  sie  mein  seel.  H.  Vater  und  ich  selbst 
vor  diesem  beliebt,  und  anders  nicht.  Stehet  Euch  diese  meine  Declaration  nicht  an, 
so  lass  Euer  Marschaick  gesegnen  und  Abschied  nehmen.**  Weil  der  Konig  in  diesem 
Punkte  nicht  nachgiebt,  zerschlägt  sich  der  Reichstag  am  folgenden  Nachmittage. 
„Man  vermuthet  indessen,  es  werden  nunmehro  destinata  abdicationis  ihren  Effect  er- 
reichen und  deswegen  Preussen,  vor  allen  aber  Danzig,  in  Gefahr  gesetzt  werden". 

*)  Fürst  Demetrius  Wisniowiecki  (s.  oben  S.  331),  vgl.  über  die  Ver- 
handlungen mit  demselben  Pufendorf  X.  §  64  (S.  703). 

^  Dieselben  bestanden  nach  H.'s  Bericht  vom  29.  März  in  30  000  poln.  Gulden 
nach  der  Wahl  und  ebensoviel  nach  der  Krönung  und  einer  jährlichen  Pension  oder 
einem  einmaligen  Qratial,  vgl.  über  diese  ganze  Wahlagitation  Krebs  S.  177 ff.  und 
Hirsch  S.  15f. 

^     Alexander  Lubomirski,  der  Bruder  des  verstorbenen  G.Marschalls. 


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366  ni.    Brandenburg  und  Polen.     Ifi64  — 1673. 

bringen  werden,  ebenso  in  Grosspolen  der  K.O.Kanzler  und  der  Castellan 
von  Posen,  inReussen  und  bei  der  Armee  der  K. G. MarsclialP)  und  der 
K, üntertruchsess  Potocki,  in  Prenssen,  wenn  auch  Gninski  trotz  seiner 
Erbietungen  nicht  recht  fortwollte,  der  pommerellische  Woiwode  Bakowski'). 
Den  K.U.  Feldherrn,  Fürsten  Dimitr  Wischnowitz  hofft  er  durch  die  Fürsten 
von  Czartoryski  zu  gewinnen. 

PS.  Um  den  französischen  Gesandten  williger  zu  machen,  schlägt  er 
vor,  dass  Pfalz-Neuburg  sich  beim  Papste  um  dessen  Ernennung  zum  Car- 
dinal bemühe. 


V.  Iloverbec^k    an    den    Kurfürsten.     D.   Warschau   14.  April 

1668. 

[Der  mit  dem  Könige  abgeschlossene  Tractat,  Wunsch  desselben,   während  des  Inter- 
regmims  sich  nach  Königsberg  zurückzuziehen.] 

14.  April.  Er  übersendet  den  wegen  Maintenierung  des  Königs  aufgerichteten  Tractat «), 

welcher,  um  Missdeutungen  zu  verhüten,  als  Erneuerung  der  in  den  Bromber- 
gischen Pacten  bedungenen  Garantie  gefasst  ist.  Das  vom  Könige  unterschriebene 
Exemplar  soU  der  französische  Gesandte  bis  zum  Eintreffen  der  Ratification  des 
Kf.  in  deposito  behalten.  Als  Ort,  wo  er  nach  seiner  Abdication  während  des 
Interregnums  sich  aufhalten  wolle,  hat  der  König  Königsberg  genannt,  er 
wünscht  aber  eine  Leibgarde  zu  behalten  und  hofft,  Kf.  werde  ihn  auch  nach 
seiner  Abdankung  ebenso  wie  hisher  tractieren. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     I).  Warschau  1.  Mai  1668. 

[Verhalten  des  Königs.     Die  beabsichtigte  Senatorenzusammenkunft.] 

1.  Mai.  Dem  Könige  scheint  es  mit  der  Abdication  Ernst  zu  sein,   doch  gefällt  H. 

nicht,  dass  bei  der  Zusammenkunft  zu  Biala,  wo  der  König  zur  Taufe  bei  dem 
Fürsten  Rad zi will*)  war,  der  Schluss  mehrenthcils  dahin  ausgefallen,  der 
König  solle  nach  seiner  Rückkehr  den  Primas,  die  Bischöfe  von  Cracau  und 
Cujavien,  die  Woiwoden  von  Culm  und  Pommerellen  nebst  allen  Reichs- 
und Littauischen  hohen  Aemtern  zusammenberufen,  um  mit  denselben  zu  über- 
legen, 'wann  und  wie  er  zu  abdicieren  hätte,  da  doch  alle  Ehren  halber  die 
Abdication  widerrathen  und,  wenn  der  König  darauf  besteht,  die  Sache  auf  den 
Reichstag  verweisen  werden. 

')    Johann  Sobieski. 

^)    üeber  die  Verhandlungen  mit  demselben  s.  Krebs  S.  180f. 

')  Inhaltsangabe  dieses  am  10.  April  1668  zwischen  dem  polnischen  Könige 
inul  dem  Kf.  abgeschlossenen  Vertrages  bei  v.  Mörner,  S.  327 fc;  Pufendorf  X. 
§  70  (S.  706). 

*)     Fürst  Michael  Radziwill,  Littaui scher  ü.  Feldherr. 


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Schutzvertrag  zwischen  dem  Konige  und  dem  Kf.  367 

Er  arbeitet  jetzt  auf  alle  Weise  an  dem  Primas  und  der  Littauischen  Kanz 
lerin'),  doch  ohne  sicheren  Erfolg. 


P.  de  Bonzy,  m.  Hoverbeck   und  Giese^)  an   den  Kurfürsten. 
Fait  k  Varsau  ce  1.  May  1668. 

[Form  der  Abdankung  des  Königs,  an  denselben  vorauszuzahlende  Pachtgelder.     Ab- 
reise der  fremden  Gesandten.     Gewinnung  des  Primas  und  Sobieski^s.] 

Nach  der  Meinung  der  Gutgesinnten  wäre  es  wünschenswerth,  dass  die  Ab-  1.  Mai. 
dication  des  Königs  durch, ein  Diplom  an  den  Erzbischof  und  Universale  an 
das  ganze  Reich  und  nicht  auf  einem  Reichstage  erfolge.  Der  König  will  sich 
aber  dazu  nicht  überreden  lassen,  da  er  glaubt,  dass  er  mit  mehr  Ehre  auf 
einem  Reichstage  abdanken  werde.  Jedenfalls  muss  erst  die  Rückkehr  des 
Königs  und  die  Berathung,  welche  derselbe  am  10.  Juni  mit  den  hauptsäch- 
lichsten Persönlichkeiten  über  die  Form  der  Abdankung  halten  will,  abgewartet 
werden. 

Da  der  schlechte  Stand  seiner  Finanzen  den  König  nöthigen  könnte,  mit 
der  Abdication  zu  warten,  bis  seine  Pächter  ihm,  was  sie  ihm  für  dieses  Jahr 
schuldig  sind,  gezahlt  haben,  diese  Verzögerung  aber  verhütet  werden  konnte, 
wenn  ihm  eine  gewisse  Summe  vorausgezahlt  würde,  welche  sein  Nachfolger 
von  jenen  Pächtern  wieder  einziehen  könnte,  so  wäre  es  wünschenswerth,  dass 
Giese  mit  den  dazu  nöthigen  Mitteln  und  Vollmachten  versehen  wurde. 

Sehr  wünschenswerth  wäre  es  auch,  auf  jede  mögliche  Weise  den  Erz- 
bischof  günstig  zu  stimmen,  dass  er  keine  Schwierigkeiten  mache,  das  Ab- 
dicationsdiplom  anzunehmen  und  die  Wahlversammlung  zu  berufen,  eine  Geld- 
zahlung an  ihn  würde  daher  wohl  angewandt  sein. 

Betreffend  die  Entfernung  der  fremden  Gesandten,  so  scheint  es,  obwohl 
die  letzten  Kreistage  sich  darüber  mehr  beruhigt  gezeigt  haben,  doch  ange- 
messener, dass  in  der  Zwischenzeit  zwischen  der  Abdication  und  dem  Wahltage 
der  französische  und  neuburgische  Minister,  und  zwar  ohne  eine  Aufforderung 
dazu  abzuwarten,  abreisen. 

Für  die  Wahl  ist  das  wichtigste,  sich  schon  vor  der  Abdication  Sobieski's 
zu  versichern'). 


^)  Die  Gemahlin  des  Littauischen  Grosskanzlers  Chr.  Pac,  geborene  deMailly- 
Lascaris. 

')  Kf.  hatte  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  6./[16.]  April  1668)  den  Bischof  von  Beziers 
und  den  neuburgischen  Gesandten  Giese  aufgefordert,  ihm  gemeinsam  mit  v.  Hover- 
beck über  den  Stand  der  Dinge  in  Polen,  namentlich  über  den  Verlauf  der  Wahl- 
angelegenheit zu  berichten,  woraufhin  dann  die  drei  gemeinsamen  Relationen  derselben 
vom  1.  und  29.  Mai  und  19.  Juni  erfolgen. 

^  Kf.  in  seiner  Antwort  darauf  (d.  Cologne  sur  la  Spree  4./[14.]  Mai  1668) 
äussert  sich  in  allen  Punkten  zustimmend  und  wünscht,  dass  die  vom  Konige  beab- 
sichtigte Versammhing  der  Senatoren  verhütet  werde. 


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368  HI.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

P.  de  Bonzy   und  Giese  an  den  Kurfürsten.     Fait  ä  Varsau 

le  29.  May  1668. 

[Die  Abdankung  des  Königs.] 

29.  Mai.  Die  von  dem  Könige  während  seiner  Reise  auf  den  10.  Jnni  berufene  Ver- 

sammlung zu  hintertreiben  ist  nicht  möglich,  ebensowenig,  dass  die  Abdication 
auf  einem  Reichstage  erfolge,  doch  haben  sie  durch  Verhandlungen  mit  dem 
inzwischen  zurückgekehrten  Könige  alles  so  eingerichtet,  dass  die  Erklärung  der 
Abdication  vor  dem  15.  August  erfolgen  wird  und  die  Wahl  dann  im  November 
stattfinden  kann. 

Der  Erzbischof  erscheint  seit  einiger  Zeit'  etwas  mehr  tractabel;  um 
Sobieski  zu  gewinnen,  darf  Pfalz-Neu  bürg  kein  Mittel  sparen,  derselbe  hat 
erklärt,  nur  durch  den  französischen  Gesandten  verhandeln  zu  wollen,  ist  jetzt 
aber  nicht  hier. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  16.  Juni  1668. 

[Rrklärungen  des  Königs  über  seine  beabsichtigte  Abdankung.] 

16.  Juni.  Der  König  hat  am  2./12.  Juni  den  verschriebenen  Senatoren  und  Staats- 
ministris  ■)  seine  wegen  der  Abdication  gefasste  Resolution  durch  den  G.Kanzler 
vortragen  lassen,  dieselben  baten  darauf  um  Frist,  um  beim  Primas  zusammen- 
zukommen und  die  Sache  zu  überlegen,  und  traten  am  13.  wieder  vor  den 
König,  da  dann  der  Primas,  im  Namen  aller  das  Wort  führend,  auf  die  Kniee 
gefallen,  viele  der  anderen  den  König  um  die  Fussc  ^^cfasst  und  fast  alle  wei- 
nend gebeten,  er  möchte  sich  bedenken  und  die  Regierung  bis  an  seinen  Tod 
fortführen.  Der  König  erwiderte,  er  hätte  sie  nicht  ad  deliberandum ,  sondern 
ad  audiendum,  was  er  bei  ihm  selbst  beschlossen,  berufen.  Gestern  liess  der 
König  alle  anwesenden  publicos  ministros  zu  sich  fordern  und  theilte  denselben 
seinen  Entschluss  mit,  um  ihn  ihren  Principalen  anzuzeigen.  Zu  H.  äusserte  er, 
er  hätte  schon  12  Jahre  über  die  Abdication  nachgedacht  und  nur  gelegene 
Zeit  gesucht,  um  solches  Vorhaben  ins  Werk  zu  setzen.  Die  Licenz  wäre  bei 
dem  gemeinen  Adel  zu  hoch  gestiegen,  wie  er  von  einigen  Landboten  wäre 
Öffentlich  mit  verletzlichen  Worten  angegriffen  worden,  hätte  sich  der  Senat 
seiner  nicht  angenommen.  Sein  Nachfolger  wurde  wohl  schlechte  Freude  dabei 
finden ,  sein  Schwager,  der  Pfalzgraf,  hätte  wohl  Ursache  auch  12  Jahre  zu 
deliberieren,  ob  er  die  Krone  anzunehmen  hätte.  Er  bat  darauf,  Kf.  möchte  ihm 
vergönnen,  eine  Retirade  in  seine  Lande  zu  nehmen,  denn  sollten  die  Stände  in 
forma  eines  Generalaufgebots  erscheinen  wollen,  so  wäre  er  garnicht  gemeint, 
ihrer  abzuwarten,  sondern  sich  zunächst  nach  Marienburg  und  dann  ferner 
weiter  zu  erheben. 

Die  Senatoren  haben  endlich  beschlossen,  diesen  actum  pro  nullo  zu  achten 
und  alles,  was  dabei  vorgegangen,  nicht  einmal  ad  referendum  zu  nehmen.    Es 

')     Vgl.  Kochowaki  III.  S.  312ff. 


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Erklärung  des  Königs  wegen  der  Abdankung.  369 

soll  ein  sechswochentlicher  ordinär  Reichstag  auf  den  17./27.  Augast  ausge- 
schrieben und  von  dem  Primas  in  besonderen  Schreiben  des  hier  Vorgefallenen 
mit  gedacht  werden.  Sollte  man  daran  festhalten,  dass  der  König  die  Krone 
nicht  dem  Senat  oder  den  Landboten  und  dem  Senat  auf  einem  Reichstage, 
sondern  nur  den  sämtlichen  Standen  bei  einem  Generalaufgebot  übergehen 
könne,  so  könnte,  zumal  wenn  sich  der  künftige  Reichstag  zerschlagen  sollte, 
das  Werk  lange  trainiert  werden.  Da  also  die  Abdication  jetzt  ungewisser  ist 
denn  je,  so  wäre*)  die  Verschiehung  der  Abreise  des  französischen  Gesandten 
sehr  wünschenswerth. 


P.  de  Bonzy,  v.  Hoverbeck  und  v.  Giese  an  den  Kurfürsten. 
Fait  ä  Varsau  le  19.  Juin  1668. 

[Berufung  des  Reichstages.    Schwierigkeit,  die  einflussreichsten  Personen  zu  gewinnen.] 

Infolge  der  Vorgänge  auf  der  Convocation *)  hat  der  König  sich  entschliessen  19.  Juni, 
müssen,  einen  ausserordentlichen  Reichstag  zu  berufen,  ohne  in  dem  Ausschreiben 
der  Abdication  zu  erwähnen,  doch  wird  der  Erzhischof  den  Instruktionen  für  die 
Kreistage  ein  Circular  hinzufügen,  in  welchem  er  den  Entschluss  des  Königs 
kundthun  wird;  sie  werden  sich  bemühen,  dass  der  Reichstag  gleich  in  einen 
Wahltag  umgewandelt  werde. 

Nostre  grande  peiue  est  de  voir  G.  Marochal,  messieurs  les  Rad- 
seuils,  le  palatin  de  Cracowie  et  Chancolicr  unid  et  resolus  a  ne 
traitter  point  les  uns  sans  los  autres  et  tous  par  voyes  asses  diiferentes, 
et  manquant  de  pouuoir  et  de  moyens  nous  ne  pouvons  que  desirer,  quo 
Ton  atache  ces  messieurs,  qui  nous  paroissent  des  principaux  arbitrcs  de 
Telection  future,  —  le  Roy  de  Pologne  a  fait  trop  d'auances  pour  le 
pouuoir  diferer  au  dela  du  terme  pris,  mais  il  faut  tousiours  s^attendre  a 
des  embarras  et  a  des  longueurs  dMnterregne,  si  on  ne  conuient  avec  les 
principaux  de  leurs  capitulations,  mais  leurs  demandes  sont  si  grandes 
que  M.  Giese  n'est  pas  en  estat  d'y  satisfaire  tout  aussitost  qu'ils  le 
desirent.  — 


*)  Schon  am  5.  Juni  hatte  H.  seinem  Verdacht  über  die  Eile,  mit  derBeziers 
abreisen  wolle,  Ausdruck  gegeben,  dieselbe,  meint  er,  sei  um  so  aufl^lliger,  da  zugleich 
auch  G  au m  out  und  M i  1  le t  abberufen  seien,  so  dass  also,  falls  die  meisten  Stände  gleich- 
sam gegen  den  Willen  des  franzosischen  Königs  Conde  wählen  sollten,  niemand  da 
sein  wurde,  um  dem  zu  widersprechen.  Vgl.  über  das  von  Frankreich  bei  dieser 
Gelegenheit  gespielte  falsche  Spiel  Recueil  des  instructions  IV.  S.  XLVIff.; 
Hirsch,    Zur  Gesch.  der  polnischen  Konigswahl  S.  14  f. 

'')    S.  oben  S.  'M)S. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  24 


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370  IH-    Brandenburg  und  Polen.     1664-  1673. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     1).  Warschau  7.  Juli  1668. 

[Besorgnisse  in  Elbing  vor  Kf.;  Bakowski;  der  G.Kanzler.] 

7.  Juli.  Der  Elbingische  Sekretär  hat  den  G. Kanzler  im  Namen  seiner  Stadt 

ersucht,  dieselbe  in  seine  Protection  zu  nehmen,  weil  sie  die  Nachricht  hätten, 
dass  Kf.  mit  8000 Mann  hereinkäme  und  willens  wäre,  sich  ihrer  durch  die 
Waffen  zu  bemächtigen.  Da  zu  besorgen,  dass  die  grosspolnischen  Stände,  wenn 
Kf.  mit  der  Leibgarde  zu  Ross  und  Fuss  ins  Herzogthum  gehen  wird,  alarmiert 
werden  dürften*),  so  hat  er  desswegen  bei  dem  G.Kanzler  und  dem  Castellan 
von  Posen  unterbaut. 

Der  Woiwode  von  Pommerellen  Bakowski  ist  durch  den  französischen 
Gesandten  und  den  K.O.Kämmerer  bewogen  worden,  sich  für  Pfalz-Neuburg 
zu  erklären,  hat  auch  eine  Versicherung  künftiger  Rccompens  angenommen. 
Derselbe  meint,  vor  allem  müssten  die  drei  grossen  preussischen  Städte  ge- 
wonnen werden,  Danzig  hätte  früher  ganz  Pfalz- Neu  bürg  angehangen,  seit- 
dem aber  Kf.  sich  für  denselben  erklärt  und  namentlich  seitdem  Frankreich 
und  Schweden  sich  desselben  angenommen,  seien  sie  stutzig  geworden,  er  ver- 
sprach Kf.,  wenn  derselbe  ins  Herzogthum  käme,  in  der  Gegend  von  Marien- 
werder mit  seinem  Schwager,  dem  jungen  Grafen  Dönhoff,  aufzuwarten. 

Mit  dem  K.G.Kanzler,  der  sich  in  allem  auf  des  K f.  Gnade  und Discretion 
verlässt,  ist  er  in  privatis  auch  ganz  richtig,  derselbe  gedenkt  Woiakowski 
zu  Kf.  zu  schicken.  H.  räth  diesen,  von  dem  der  G.Kanzler  ganz  abhängt,  durch 
ein  Gratial  zu  devincieren. 


Des  Bischofs  von  B^ziers  bei  der  Conferenz  zu  Cöpenick  mit 
dem  H.  Überpräsidenten  Freih.  von  Schwerin  erinnerte  Puncta, 
nebenst  S".  Ch.  Ü.  Resolution  in  margine.     D.  10./[20.]  Juli 

1668. 

20.  Juh*.  Al8  auf  gnädigsten  Befehl  S.*"  Cf.  D.  zu  Brandenburg  —  dero  Ober- 

präsident, Freiherr  von  Schwerin  zu  dem  frantzösischen  Gesandten, 
Evesque  de  Bezieres,  welcher  aus  Polen  gekommen,  nacher  Coppenick 

')  Auch  J.  Scultetus,  den  Kf.  damals  wieder  nach  Grosspolen  geschickt, 
meldet  (il.  Kadonowiae  21. /31.  Juli  1668),  auch  dort  hätten  des  Kf.  Feinde  denselben 
anzuschwärzen  gesucht,  auf  dem  Landtage  zu  Schroda  sei  ein  Schreiben  des  Woiwoden 
von  Marienburg  [Stanislaus  Dzialinski]  verlesen  worden,  worin  dieser  vor  Kf., 
welcher  mit  4000  Mann  nach  Königsberg  gezogen  wäre  und  das  Königl.  Preussen  zu 
occupieren  beabsichtige,  gewarnt  habe.  Auf  dem  Landtage  selbst  habe  man  sich  daran 
nicht  gekehrt,  und  der  Starost  Czarbocki  habe  jenes  Schreiben  kurz  und  schimpf- 
lich beantwortet,  doch  habe  bei  dem  Landadel  und  der  Bürgerschaft  von  Posen  des 
Kf.  Aufbruch  grosso  Furcht  erregt,  so  dass  die  Geistlichen  vom  Dom  und  die  vor- 
nehmsten Burger  schon  das  Kircheiisiiber  und  ihre  werthvollsten  Sachen  nach  Breslau 
geflüchtet  und  er  grosse  Mühe  hätte,  ihnen  diese  Meinung  zu  benehmen. 


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Conferenz  mit  dem  Bischof  von  ßeziers. 


371 


geschicket  worden,  hat  jetztged.  Gesandter  nachfolgende  puncta  an  Seine 
Ch.  D.  zu  bringen  und  dero  Sentimenten  darüber  zu  vernehmen  begehret: 


Seine  Churf.  D.  sein  hiemit  einig 
und  halten  den  Bischof  zu  Erm- 
land  hiezu  auch  am  bequemsten, 
sonsten  würde  der  Pfaltzgraf  auf 
einen  andern  gedenken  und  könnte 
etwan  H.  Boynenburg')  nehmen, 
wenn  Chur  Mayntz  damit  zufrie- 
den, worauf  Ihre  Fürstl.  Dchl.  auch 
bereits  gezielet. 


placet  et  fiet. 


placet. 


1)  Anfanglich  erinnert  der  Ge- 
sandte, dass  es  hochnotig  sei,  dass 
neben  Gisen  noch  ein  Gesandter 
von  Pfalz-Neu  bürg  geschickt  werde, 
er  hätte  deswegen  an  den  Bischof 
von  Ermland*)  geschrieben  und 
denselben  ersuchet,  diese  Schickung 
über  sich  zu  nehmen,  von  welchem 
er  Antwort  erwartete.  Sollte  der- 
selbe sich  dazu  nicht  erklären 
wollen,  solchenfalls  müsste  man  auf 
einen  andern  bedacht  sein. 

2)  DemH.Pfaltzgrafenzu  rathen, 
dass  ersieh  bei  Engelland  bemühe, 
damit  der  König  einen  Gesandten 
nacher  Pohlen  gegen  die  Wahl  sende 
und  den  Pfaltzgr.  recommendire  und 

3)  dass  selbiger  König,  welcher 
anitzo  den  grossesten  Credit  zu  Con- 
stantinopel  hätte,  zumahlen  der 
frantzösische  in  geraumer  Zeit  auch 
nicht  einmal  zur  Audienz  wäre 
admittiret  worden,  beidemTurcken 
ein  Schreiben  an  die  Republicq  zu 
Wege  brächte,  in  welchem  dieselbe 
mit  höflichen  Worten  ohne  Be- 
drauung,  damit  es  nicht  schiene, 
als  wollte  er  ihrer  Libertät  zu  nahe 
treten,  erinnert  würde,  bei  der 
künftigen  Wahl  niemand  zum  König 
zu  erwählen,  mit  welchem  der  Turck 
in  erblicher  Feindschaft  begriffen. 
Es  müsste  aber  in  Engelandt  nicht 

')    Jobann  Stephan  Wydzga. 

')  Der  frühere  K. Mainzische  Minister  Johann  Christian  v.  Royneb nrg, 
der  wirklich  nachher  als  Gesandter  des  Pfalzg^rafen  nach  Warschau  g-ep^angen  isi., 
vgK  Guhrauer,  Leibnizs  deutsche  Schriften  I.  S.  79. 

24* 


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y 


372 


III.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 


placet  und  wollen  S.  Ch.  D.  solches 
mit  guter  Manier  an  Schweden 
bringen. 


Auf  dieses  vermeinen  S.  Ch.  D. 
würde  hienegsten,  nachdem  die 
Sache  liefe,  zu  resolviren  sein. 


placet  und  wollen  S.  Ch.  D.  davon 
dem  H.  Ho  verbeck  Nachricht 
geben. 


S.  Ch.  D.  würden  ihro  dieses 
nicht  zuwider  sein  lassen,  wofern 
man  nur  versichert  wäre,  dass  diese 
Garantie   der  Republicq    nicht   zu- 


gedacht werden,  dass  solches  kegen 
Mos  CO  angesehen,  weil  Engel,  es 
sonsten  wegen  der  Freundschaft, 
darin  es  mit  Mosco  begriffen,  nicht 
thun  möchte. 

4)  Schweden  dahin  zu  dispo- 
niren,  dass  sie  einige  Völker  gegen 
die  Muscowitische  Grenze  comman- 
dirten,  damit  Fohlen  daraus  desto 
mehr  Ombrage  wieder  Russland  fas- 
sen und  die  Wahl  des  jungen  Czaren 
dadurch  verhindert  werden  möge. 

5)  Wofern  ja  Musskau  einen 
so  grossen  Anhang  erlangen  sollte, 
dass  man  bei  der  Wahl  zu  befahren 
haben  möchte,  dass  solche  auf  ihn 
fallen  dorfte,  wäre  der  König  nicht 
abgeneigt,  wie  sehr  er  auch  des 
Regierens  müde,  die  Chron  lieber 
noch  etwas  zu  behalten,  als  durch 
deren  Quitirung  solche  dem  Musko- 
witer  in  die  Hände  zu  spielen. 

6)  Er  hätte  Schreiben  unter- 
wegens  vom  H.  de  Lionne  erhal- 
ten, dass  derselbe  sich  mitH.  Lee- 
rad*) wegen  H.  Sobieskj^')  ver- 
glichen und  der  König  dessen  desi- 
deriis  auch  verhoffentlich  nach  Müg- 
lichkeit  fügen  werde,  dannenhero 
man  sich  dessen  nunmehr  desto 
mehr  zu  versichern. 

7)  Weiln  die  Fohlen  so  grosse 
Ombrage  nehmen,  dass  so  viele 
Könige  und  Fotentaten  ihnen  den 
Pfaltzgrafen     recommendiret,      als 


0     V.  Lerodt,  damals  Gesandter  des  Pfalzgrafen  in  Paris. 
*-')     üeber  diese  Verhandlungen  mit  Sobieski  s.  Krebs  S.  178 ff.;  Recueil  des 
Instructions  IV.  S.  9(Jf. 


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Conferenz  mit  dem  Bischof  von  B^ziers. 


373 


wider,  sondern  angenehm  sein  würde, 
wobei  doch  erinnert  worden,  dass 
S.  Ch.  D.  als  ein  praecipuus  et  ju- 
ratus  reip.  foederatus  hierin  wohl 
etwas  Speciales  mit  der  Rep.  machen 
und  pacisciren  könnten,  darin  eben 
andere  Potentaten  keinen  Theil 
hätten. 


S.  Ch.  D.  wollen  dem  H.  Hover- 
beck  hieven  Nachricht  geben,  da- 
mit er  sich  fürzusehen  und  hiernach 
zu  achten  habe,  können  auch  aus 
dem,  was  bisher  vorgegangen,  noch 
keine  Gewissheit  haben,  dass  es 
dem  keyserl.  Hofe  ein  Ernst  sei  dem 
H.  Pfaltzgrafeu  F.  Dchl.  zu  helfen. 


Desswegen  soll  Anstalt  gemacht 
werden.  NB.  in  der  Copey,  so  für 
den  Herzog  von  Neub.  gemacht 
werden  soll,  diesen  Punkt  auszu- 
lassen. 

S.  Ch.  I).  wollen,  sobald  sie  in 
Preussen  kommen,  deswegen  Anstalt 
machen,  und  soll  H.  Hovcrbecken 
anbefohlen  werden,  sie,  die  Dön- 
hoffin,  deswegen  zu  versichern. 


wann  dadurch  ihrer  habenden  freien 
Wahlgerechtigkeit  einig  Prejuditz 
zuwachsen  möchte,  so  vermeinet  er, 
ob  nicht  der  Rep.  von  allen  denen, 
welche  hierin  concurriret,  eine  Ga- 
rantie offeriret  und  gegeben  werden 
möchte,  dahin  zielend,  dass  man  auf 
allen  Fall  die  Republicq  bei  ihrer 
Freiheit  und  habenden  Rechten 
schützen  wolle. 

8)  Ob  zwar  der  keyserliche 
Minister  sich  anitzo  wegen  Pfaltz- 
neuburg  etwas  besser  und  dass  man 
zu  Wien  demselben  nicht  zuwider 
sein  würde,  erkläret,  so  vermeinet 
er  doch  nicht,  dass  es  ihm  recht 
ernst  wäre,  und  würde  demnach  H. 
Ho  verbeck  zu  warnen  sein,  dass 
er  sich  demselben  nicht  allzuviel 
vertraue,  sondern  sich  mehr  als  für 
diesem  fürsehe,  damit  er  nicht 
unterm  Praetext  einer  falschen  Con- 
fidentz  alle  geheime  consilia  pene- 
trire  und  dadurch  desto  grösseren 
Schaden  hiernegst  thun  könne. 

9)  Wegen  Draheim  wollte  er 
rathen,  dass  man  das  Versprochene ') 
zahlete,  weil  es  hernachgehends  ein 
böses  Exempel  bei  andern  machen 
möchte,  wenn  man  mit  Zahlung  der- 
gleichenGeldersich  so  säumigerwiese. 

10)  Er  hielte  auch  diensamb, 
dass  der  Gräfin  von  Dönhoff) 
das  versprochene  Praesent  gegeben 
werde. 


0    Den  Rest  der  dem  Fürsten  Wiszniowiecki  zugesagten  Summe,  s.  oben  S.  365. 
»)    S.  oben  S.  360. 


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374 


III.    RranriiMilmig  und  Polen.     1G64— 1673. 


Dieses  mit  Pfaltz-Nenburg  zu 
überlegoD  und  wollen  S.  Ch.  D.  die- 
selbe dazu  rathen. 


Wegen  der  Schuld  hätte  zwar 
II.  Morstein  nichts  zu  prätendiren, 
S.  Ch.  D.  versicherten  sich  aber 
seiner  continuirlichen  Affection  und 
würden  ihm  sonst  solche  Gnade  da- 
hingegen erweisen,  welche  mehr  als 
diese  unfundirte  Prätention  austrüge. 

S.  Ch.  D.  vermeinen,  niemand 
wäre  dazu  besser  als  der  Evesque 
de  ßeziere  s  selbsten,  wollten  auch 
an  den  König  in  Frankr.  schreiben 
und  denselben  ersuchen,  ihn  wieder 
hinzuschicken. 

S.  Ch.  D.  wollen  desfalls  an 
Pfaltz  -  Neuburg  Erinnerung  thun 
lassen. 


11)  Er  hielte  besser,  dass  der 
Herzog  von  Neu  bürg  gegen  die 
Wahl  wieder  zu  Düsseldorff  wäre, 
weil  Neuburg  nicht  so  bequem  zur 
Correspondentz ,  auch  der  Keyser, 
wenn  er  der  Sache  zuwider  wäre, 
dem  Hertzog  den  Pass  in  Polen  ver- 
sperren könnte. 

12)  Recommendirt  er  Morstein  s 
Schuld. 


13)  Ob  aus  Frankreich  wieder 
jemand  nach  Polen  zu  senden  und 
wer? 


14)  Dem  H.Linden') zu Dantzig 
einen  Befehl  vom  Hertzog  von  Neu- 
burg  zu  befordern,  dass  er  alsofort 
post  abdicationem  das  Gold,  äo 
Graf  Dönhoff)  haben  soll,  aus- 
zahle, weil  der  Gesandte  wüsste, 
dass  die  dazu  destinirte  Mittel  parat 
waren.  Ih.  F.  Dchl.  würden  Ihro 
dieses  nicht  zuwider  sein  lassen, 
wodurch  auch  dem  König  ex  causis 
ein  Gefallen  geschehen. 


■)  Adrian  v.  d.  Linde,  Danziger  Kaufmann,  dessen  Vormittelung  sich  sowohl 
Kf.  als  auch  der  Pfalzgraf  bei  den  Geldzahlungen  nach  Polen  hin  bedient  haben. 

*^)  S.  den  darüber  am  2.  Juni  1668  durch  Giese  abgeschlossenen  Vertrag  bei 
Kluczycki,  Acta  Joanuis  Sobieski  I.  S.  384 ff. 


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Forderung  der  Abreise  v.  Hoverbccks.  375 

Der  Knifürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  13./[23.]  Jnli  1668. 

[v.  IToverbecks  Abreise  aus  Warschau.     Des  Kf.  Reise  nach  Preussen.     Draheim.] 

Er  gestattet  ihm*),  sich  jetzt  auf  seine  Güter  zu  begeben,  von  wo  er  in  23.  Juli, 
wenigen  Tagen  nach  Warschau  zurückkehren  kann,  doch  soll  er  vorher  den 
König  fragen,  ob  derselbe  seine  Abreise  für  rathsam  und  zuträglich  halte,  und 
selbst  überlegen,  ob  in  seiner  Abwesenheit  der  kaiserliche  Gesandte  oder  sonst 
jemand  böse  officia  bei  der  Sache  thun  werde,  wonach  er  sich  zu  achten  und 
seine  Sache  so  anzustellen  hat,  dass  er  kurz  vor  dem  Reichstage  wieder  in 
Warschau  sein  könne  ^. 

Kf.  beabsichtigt,  seine  Reise  nach  Preussen  in  wenigen  Tagen  anzutreten, 
gedenkt  aber  nur  seine  Leibgarde,  eine  Compagnie  zu  Pf.,  mitzunehmen,  H.  soll 
dieses  bekannt  machen. 

Wegen  Draheims  will  Kf.  Anstalt  machen,  dass  die  restierenden  Gelder 
ehestens  ausgezahlt  werden,  doch  soll  H.  mehrerer  Sicherheit  halber  etwas 
davon  bis  zu  wirklicher  Tradition  behalten. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  25.  August 

1668. 

[Ob  der  König  die  Abdication  verschieben  solle;  dessen  Rath  wegen  Draheim.] 

In  der  Abdicationssache  sind  dem  Könige  soviele  Scrupel  moviert  worden,  25.  Aur|r. 
dass  er  darüber  ganz  stutzig  geworden  ist  und  den  französischen  Gesandten 
herbeiwünscht.  Auch  H.  muss  gestehen,  dass  er  lange  nicht  bei  einer  Sache 
so  perplex  gewesen.  Alle,  auf  die  man  einigen  Staat  macht,  prognosticieren, 
es  sei  durchaus  keine  Apparenz,  dass  Pfalz-Neuburg  zur  Krone  gelangte, 
falls  nicht  die  Abdication  auf  eine  Zeit  lang  differiert  würde,  da  die  Mosco- 
witischgesinnten  jetzt  so  überhand  genommen,  dass  man  ihnen  weder  mit 
Negociation  noch  mit  den  Waffen  werde  gleichkommen  können.  Er  hat  dem 
Könige,  der  gestern  mit  ihm  darüber  gesprochen,  gesagt,  das  einzige,  was  ihm 
Nachdenken  mache,  sei*)  die  Recrutierung  der  littauischen  Armee  und  dass  sich 

')  H.  hatte  am  10.  Juli  berichtet,  dass  der  Kuuig  ihn  durch  den  geistlichen 
K.Referendarius  Malachowski  in  der  höflichsten  Weise  habe  aufifordern  lassen,  zu 
Facilitierung  der  Geschäfte  ebenso  wie  der  franzosi.sche  und  neuburgische  Gesandte 
schon  vor  Beginn  der  Seymiken  abzureisen;  vgl.  Pufendorf  X.  §72  (S.  707). 

^  H.  erwidert  darauf  am  4.  August,  den  Widerwärtigen  und  dem  Konige  sei  es 
nicht  darum  zu  thun,  ihn  vor  dem  Reichstage,  sondern  gerade  während  desselben 
von  Warschau  fernzuhalten,  zumal  da  man  versuchen  wolle,  dort  allerhand  nachtbeilige 
Verordnungen  gegen  die  Evangelischen  durchzubringen. 

^  Ueber  das  damalige  verdächtige  Verhalten  des  Littauischen  G.  Feldherrn 
Michael  Pac  und  des  G.Kanzlers  Christoph  Pac  vergl.  Kluczycki  I. 
S.XXVir,  377. 


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376  11'-    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

die  Samaitische  Ritterschaft  der  Direction  derselben  untergebe;  wenn  es  nun 
möglich  wäre,  bei  den  littauischen  und  angrenzenden  Landboten  es  dahin  zu 
richten,  dass  sie  noch  vor  der  Wahl  eines  Landbotenmarschalls  es  durchsetzten, 
dass  die  littauische  Armee  abgedankt  und  so  der  Direction  des  Feldherrn  ent- 
zogen würde,  so  würde  nichts  Considerables  der  Abdication  im  Wege  stehen 
und  man  zugleich  Zeit  behalten,  weitere  Resolution  von  Kf.  einzuholen.  Der 
Konig  liess  sich  diesen  modum,  die  Stände  etwas  aufzuhalten,  wohl  gefallen, 
nachher  aber  hat  er  es  aufgegeben  und  H.  sagen  lassen,  es  werde  nicht  prac- 
ticabel  sein,  die  Abdication  aufzuschieben,  da  die  Stände  solche  Dilation  nicht 
dulden  würden. 

Wegen  Draheims  bleibt  der  König  bei  seiner  Meinung,  Kf.  hätte  mit 
Bedrohung  zu  verfahren  und  den  Unterstarosten  weggehen  zu  heissen,  man 
müsste  sich  selbst  helfen,  der  Fürst*)  würde  es  nicht  nur  nicht  übel  nehmen, 
sondern  es  gerne  sehen,  damit  er  keine  Verantwortung  habe.  H.  bittet  um  Zu- 
sendung der  von  Gratta  vorgeschossenen  19296  Gulden. 

PS.  Der  König  hat  an  den  Samaitischen  Landföhndrich  Gruzewski  ein 
scharfes  Schreiben  abgehen  lassen,  es  zur  Musterung  des  Adels  nicht  kommen 
zu  lassen. 


V.  Hoverbeck    an  den   Kurfürsten.     D.  Warschau  18.  August 

1668. 

[Beginn  des  Reichstages.     Das  Verhalten  des  kaiserlichen  Gesandten] 

18.  Aug.  Bei  Menschengedenken  ist  kein  Reichstag  zu  Anfang  so  volkreich  gewesen 

wie  dieser^,  da  alle  geglaubt,  der  König  würde  den  ersten  Tag  abdicieren  und 
es  werde  nur  darüber  verhandelt  werden,  ob  diese  Versammlung  gleich  in  eine  Con- 
vocation  verwandelt  oder  eine  andere  ausgeschrieben  werden  solle.  Sein  Wunsch 
ist,  dass  bei  dieser  Zusammenkunft  die  Abdication  erfolge  und  ein  Beschluss 
wegen  Abdankung  der  littauischen  Armee  gefasst  werde,  die  0 rosspolnischen 
und  Cracauschen  Land  boten  waren  auch  dazu  ganz  bereit,  die  Littauischen  aber 
haben,  obwohl  es  ihnen  in  ihren  Instruktionen  vorgeschrieben,  nichts  davon  er- 
wähnt und  so  jenen  keinen  Anlass  gegeben,  davon  zu  sprechen. 

Obwohl  der  Vertrag  mit  Pfalz-Neubu  rg»)  in  Wien  schon  vor  14  Tagen 
unterschrieben  ist,  behauptet  der  kaiserliche  Gesandte  doch,  keine  Ordre  vom 
Hof  erhalten  zu  haben.     Solcher  Verzug   verschafft  wenig  gutes,   sondern  ver- 

*)     Demetrius  Wiszniowiecki. 

"0  S.  über  diesen  Reichstag  Kochowski  UL  S.  319 ff.;  Pufendorf  X,  §  73 
(S.  707f.). 

^)  Schon  am  21.  August  hatte  H.  gemeldet,  Giese  habe  aus  Wfen  geschrieben, 
am  12.  August  sei  der  zwischen  ihm  und  den  kaiserlichen  Kommissaren  verglichene 
Recess  unterschrieben  und  ihm  angezeigt  worden,  Meyerberg  habe  Befehl  erhalten, 
hinfort  für  Pfalz- Neuburg  zu  wirken.     Vgl    Krebs  S.  173. 


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Beginn  des  Reichstages.  377 

anlasst,  dass  der  Primas,  der  Littauische  G.Kanzler,  der  K. Hofmarschall  und, 
wie  etliche  meinen,  auch  der  K.G.Marschall  an  sich  halten,  erwartend,  was  etwa 
auf  die  Zeitung,  dass  der  junge  Herzog  von  Lothringen')  von  seinem  alten 
Vetter  zu  Beförderung  seiner  Wahl  m/500  Rthlr.  erhalten,  erfolgen  werde.  Der 
K.V.Kanzler  redet  alleweg  von  einem  Plasten-),  er  scheint  aber  sein  Absehen 
auf  Florenz')  gerichtet  zu  haben. 


V.  Ho  verbeck  au  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  1.  September 

1668. 

[Erklärung  des  kaiserlichen  Gesandten.     Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Hinneigung 
der  Evaugeliscben  zu  Moskau.] 

Der  kaiserliche  Gesandte  hat  ihm  mitgetheilt,  dass  er  am  29.  August  1.  Sept. 
vom  Kaiser  Befehl  erhalten  habe,  Pfalz-Neu bxirg  zu  empfehlen  und  für  den- 
selben zu  wirken.  Wie  derselbe  erzählt,  will  trotzdem  der  junge  Herzog  von 
Lothringen,  nachdem  er  von  seinem  Vetter  über  m/400  Kronen  Wechsel  er- 
halten, sein  Glück  versuchen,  derselbe  soll  einen  Cavalier  Piestrzycki  in 
seinen  Dienst  genommen  und  dieser  schon  viele  Reussische  Einsassen  auf  seine 
Seite  gebracht  haben.  Für  den  jungen  Herzog  von  Florenz  negociieren  haupt- 
sächlich die  hiesigen  italienischen  Kaufleute  nebst  einem  florentinischen  Cavalier 
Pazzi,  der  sich  an  den  Littauischen  Kanzler  hält,  und  sie  haben  auch  schon 
etliche  Geistliche  gewonnen. 

Die  am  30.  August  von  dem  K.V.Kanzler  verlesene  Declaration^)  hat  grosse 
Alteration  und  viel  wunderliche  Discurse  erweckt.  Einige  schliessen  daraus, 
der  König  gedenke  garnicht  zu  abdicieren,  andere,  er  suche  die  Abdication  den 
Ständen  sehr  theuer  zu  verkaufen,  noch  andere,  er  werde  damit  so  lange  an 
sich  zu  halten  suchen,  bis  er  eine  bequeme  Zeit  ersehe,  wen  er  wolle  zum 
Successor  aufzudringen.  Jedenfalls  giebt  der  König  mehr  denen  Gehör,  die 
rathen,  die  Abdication  zu  differieren,  sucht  aber  von  ihm  und  dem  Vetter 
Giese's  vorher  eine  Versicherung  auszuwirken,  dass  solchen  Verschubs  unge- 
achtet alle  im  Tractat  bedungenen  Conditionen  dennoch  würden  gehalten  wer- 
den, wozu  H.  sich  jedoch  nicht  verstanden  hat. 

Die  meisten  unter  den  Grosspolnischen  wollen  sich  nicht  einmal  dazu  ver- 
stehen, dass  sie  den  König  auch  nur  Ehren  halber  zu  bleiben  bitten,  noch  sol- 
ches den  anderen  verstatten,  vorgebend,  sie  besorgten,  der  König  möchte  sich 
bedenken  und  solches  acceptieren,  sie  behaupten  auch,  nicht  bemächtigt  zu  sein, 
das  geringste  zu    des  Königs  Unterhalt   zu  willigen,    sondern  dies  könnte   erst 


0     S.  oben  S.  298.     Vgl.  über  dessen  Throncandidatiir  Meraoires  de  Gaspard 
comte  de  Ghavagnac  II.  S.  Iff.;  Krebs  S.  170;  Hirsch  S.  16f. 
*0    S.  oben  S.  356. 
3)    S.  oben  S.  361. 
*)    S.  Kochowski  III.  S.  321. 


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378  HI.    Brandenburg^  und  Polen.     1664  —  1673. 

auf  der  nächsten  Versammlung  geschehen.  Der  König  aber  besteht  fest  anf 
seinen  Conditionen '). 

Die  Gemüther  haben  sich  seit  der  letzten  Convocation  ganz  geändert,  jetzt 
werden  die  für  Vaterlandsverräther  ausgeschrieen,  welche  den  König  bei  der 
Regierung  zu  erhalten  suchen. 

PS.  Er  hat^)  mit  einigen  evangelischen  Landständen  zu  streiten  gehabt, 
welche  meinen,  die  Wahl  des  moskowitischen  Zarewitsch  werde  ihnen  und 
der  Religion  zustatten  kommen,  da  in  Moscau  die  Evangelischen  nicht  nur  ge- 
duldet, sondern  ihnen  auch  öffentlicher  Gottesdienst  und  honorablo  Employs  in 
Kriegs-  und  Staatssachen  gestattet  würden,  dagegen  sei  Pfalz-Neu  bürg  nicht 
nur  in  seiner  Religion  eifrig,  sondern  ganz  abergläubisch  und  lasse  sich  ganz 
von  den  Jesuiten  einnehmen.     Er  hat  sie  des  Gegentheils  versichert. 


Der  Kurfürst  au  v.  Hoverbeck.    U.  Marieuwerder  24.  August 
St.  vet.  [3.  September]  1668. 

[Mittheilungen  des  Abtes  von  Biesen  und  Tucholka's.J 

3.  Sept.  Kf.  hat  auf  seiner  Herausreise  mit  dem  Abt  von  Biesen^)  und  mit  Tu- 

che Ika*)  zu  reden  Gelegenheit  gehabt.  Ersterer  versicherte,  die  Grosspolen 
würden  sich  nicht  ändern,  sondern  den  7.  Sept.  zu  Pferde  sitzen  und  der  Re- 
publik Bestes  beobachten,  sollte  der  König  seine  Meinung  ändern  und  bleiben 
wollen,  so  würden  terribilia  vorgehen.  Auch  der  Woiwode  von  Pommerellen 
Bakowski'^)  wäre  auf  ihre  Seite  getreten,  er  wäre  zwar  jetzt  auf  Begehren 
nach  Warschau  gereist,  suchte  dort  aber  nur  die  consilia  der  Littauer  zu  pene- 
trieren.  Auf  Moskau  würden  die  Grosspolen  nimmer  bei  der  Wahl  einige 
Reflexion  richten,  wenn  sie  sich  nur  auf  einen  guten  Rücken  zu  verlassen  hätten. 
Tucholka  dagegen  führte  ganz  andere  Meinung  und  behauptete,  der  König 
würde  nicht  abdanken,  käme  es   zur  Wahl,    so   hätte  die  Republik   von   dem 


0  H.  meldet  am  3.  September,  nach  achttägigem  Debattieren,  wobei  zum  öfteren 
ganz  schimpfliche  Worte  gegen  den  König  ausgestossen  wären,  hätten  die  gross- 
polnischen Landboten  endlich  eingewilligt,  dass  der  König  gebeten  werde,  die  Regie- 
rung Zeit  seines  Lebens  zu  behalten,  dieses  sei  sofort  durch  den  Landbotenmarschall 
[Stephan  Sarnowski]  und  durch  den  Primas  geschehen,  darauf  habe  sich  der 
König  durch  den  V. Kauzler  bedanken  und  versprechen  lassen,  am  nächsten  Tage 
seinen  endlichen  Entschluss  zu  verkündigen.  Am  4.  Sept.  meldet  er  dann,  der 
König  habe  erklärt,  bei  seinem  Entschluss  abzudanken  zu  verharren,  in  der  Hoffnung, 
dass  die  von  ihm  gestellten  Bedingungen  bewilligt  würden.  Vgl.  Kochowski 
m.  S.  322ff.;  Krebs  S.  177. 

2)  Vgl.  Pufendorf  X.  §  74,  S.  709;  Krebs  a.  a.  0. 

3)  Opalin  Ski.     S.  oben  S.  347. 
*)     Kämmerer  von  Marienburg. 

^)    S.  oben  S.  366. 


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Dio  moskowitiscbe  ThroncandiJatiir.  379 

Sohne  des  Moskowiters  den  grössten  Vortheil  zu  erwarten,  sie  würden  nicht 
dulden,  dass  sich  Fremde  in  ihre  Sachen  mischten.  Er  hörte  gern,  dass  Kf. 
H.  ein  Creditiv  an  die  Republik  mitgegeben,  und  meinte,  es  würde  daher  H. 
nicht  zugemuthet  werden,  von  Warschau  zu  ziehen,  die  Republik  würde  auch 
nicht  übel  nehmen  oder  deuten  könne,  wenn  Kf.  Pfalz-Neuburg  blosserdinge 
zum  künftigen  Könige  recommendierte,  viele  waren  aber  in  dem  Verdacht,  Kf. 
hätte  sich  mit  Schweden  verbunden,  demselben  mit  Gewalt  zur  Krone  zu  ver- 
helfen; er  würde  in  wenig  Tagen  nach  Warschau  auf  den  Reichstag  gehen  und 
wolle  dort  des  Kf.  Bestes  beobachten  und  mit  11.  gute  Correspondenz  pflegen. 
Kf.  hat  zu  seiner  Verwunderung  daraus  ersehen,  dass  es  auch  hier  und  in 
Grosspolen  Leute  giebt,  welche  für  Mose  au  inclinieren.  H.  soll  sich  gegen 
Bakowski  und  gegen  Tucholka  vertraulich  anstellen  und  versuchen  genau 
zu  penetrieren,  was  und  mit  wem  ersterer  dort  unterhandelt.  Etwaigen  Impu- 
tationen gegen  Kf.  soll  er  entgegentreten  und  des  Kf.  Willen,  der  Republik 
Bestes  zu  befördern  und  besonders  die  freie  Wahl  zu  conservieren,  versichern, 
hoflTentlich  wird  sein  weiteres  Verbleiben  daselbst  keine  Schwierigkeit  haben. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurflirsten.    D.  Warschau  8.  September 

1668. 

[Geriiige  Aussichten   der  moskowitiscben  Partei.     Die   Anbänger  CondeV    Sobieski's 

Reise  nach  Preussen.] 

Der  päpstliche  Nuntius  und  die  Geistlichkeit  suchen  des  Moskowiters  8.  Sept. 
Faction  durch  alle  ersinnliche  Wege  zu  brechen,  dieselbe  nimmt  auch  ab'), 
seitdem  die  Moskowiter  haben  merken  lassen,  dass  sie  durch  die  vorgeschlagene 
Union  nicht  meinen,  sich  dem  Papst  zu  submittieren,  sondern  verlangen,  dass 
die  Päpstlichen  zu  ihnen,  als  den  älteren,  umtreten.  Auch  der  König  hat  des- 
wegen jetzt  bessere  Hoffnung,  nachdem  der  Zar  nicht  seinen  ältesten  Sohn, 
sondern  den  anderen,  der  noch  nicht  8  Jahre  alt  ist,  zur  Krone  zu  erheben 
trachtet  und  sich  auch  dazu  nicht  verstehen  will,  dass  derselbe  den  catholischen 
Glauben  annehme.  Am  meisten  wird  jetzt  von  Lothringen  und  Florenz 
gesprochen,  doch  glaubt  man,  dass  der  Primas,  der  K.V.Kanzler,  die  Herren 
Paz  und  der  Reichsschatzmeister  (etliche  meinen  auch,  dass  der  K.G.- 
Feldherr mit  dabei  sei)  vor  allem  versuchen  wollen,  mit  ihrem  alten  Can- 
didatenConde  durchzudringen,  und  erst,  wenn  dieses  misslingen  sollte,  einem 
von  den  Obgenannten  beifallen  wollen.  Verdächtig  ist  auch,  dass  der  K.G.Feld- 
herr gleich  nach  erfolgter  Ab dication  des  Königs  mit  etlichen  seiner  Vertrauten 
unter  dem  Prätext,  seine  aus  Frankreich  kommende  Gemahlin  zu  empfangen, 
nach  Preussen  gehen  und  in  Mewe,  Schwetz  und  bei  der  Montauschen  Spitze 
Volk  legen  will. 


')     Vgl.  Pufendorf  X.  §  74  (S.  709);  Krebs  S.  202f. 


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380  III.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Der  Kurfürst  au  v.  Ho  verbeck.    D.  Königsberg  13.  September 

1668. 

[auf  die  Relation  vom  8.  September.     H.    soll    die    bisherigen  Anhänger  der   mosko- 

witiscben  Partei   für  Pfalz-Neuburg    zu    gewinnen   suchen,    mit  dem    moskowitischen 

Gesandten  in  Verbindung  treten.    Die  Besitznahme  von  Draheim.] 

13.  Sept.  Da  jetzt  die  moskowitische  Partei  abzunehmen  beginnt,  so  soll  H.  darch 

zuverlässige  Personen  die  einflussreichsten  Mitglieder  derselben  in  Littauen  für 
die  Wahl  Pfalz -Neu  bürg  s  zu  gewinnen  suchen  und  sie  versichern  ^  ihre 
Dienste  sollten  wirklich  recompensiert  werden,  Kf.  wolle  selbst  Guarant  dafür 
sein,  2)  soll  er  den  Verdacht,  als  ob  Kf.  jemandem  mit  Gewalt  zur  Krone  zu  ver- 
helfen gedenke,  zu  beseitigen  suchen.  3)  Kf.  übersendet  ihm  ein  Schreiben 
Nasczokins*),  er  wünscht,  dass  H.  durch  Gelegenheit  desselben  mit  dem 
dortigen  moskowitischen  Gesandten  in  Correspondenz  trete,  doch  so,  dass 
er  dadurch  bei  den  Polen  keinen  Verdacht  errege;  auf  Befragen  soll  er  dem- 
selben erklären,  die  beabsichtigte  Sendung  Dönhoffs^)  hätte  nur  den  Zweck 
gehabt,  die  gute  Correspondenz  und  Freundschaft  mit  dem  Zaren  zu  unterhalten. 
4)  soll  H.  sein  Gutachten  darüber  abgeben,  ob  die  Conjuncturen  nach  geschehener 
Abdikation  so  beschaffen  sein  mochten,  dass  die  Wahl  zu  befördern,  oder  aber 
noch  etwas  zu  differieren.  5)  Kf.  hat  Draheim^)  am  28.  August  st  v.  in 
Possess  nehmen  lassen,  es  ist  ohne  die  geringste  Weitläufigkeit  oder  Contra- 
diction  abgegangen;  sollte  dort  deswegen  etwas  zu  des  K f.  Präjudiz  vorkommen, 
so  soll  H.  dem  entgegenwirken. 


')  Afauas  Laurentewicz  Nasczokin  (s.  ürk.  u.  Act.  VIII.  S.74,  Hirsch, 
Die  ersten  Anknüpfungen  zwischen  Brandenburg  und  Russland  unter  dem  G.  Kur- 
fürsten II.  S.  32f),  damals  Haupt  einer  Gesandtschaft,  welche  der  Zar  Alezei  zu 
Verhandlungen  mit  Polen  und  Schweden  nach  Kurland  geschickt  hatte.  Derselbe 
schreibt  an  Kf.  (d.  Neustadt  in  Kurland  26.  August  1668),  der  Zar  habe  ihm  befohlen, 
mit  Kf.  zu  correspondieren,  und  bittet  ihn,  seinem  Gesandten  in  Warschau  zu  be- 
fehlen, mit  den  dortigen  Gesandten  des  Zaren  gute  Correspondenz  zu  pflegen. 

'0  Kf.  hatte  zu  Anfang  des  Jahres  1668  beabsichtigt,  eine  feierliche  Gesandt- 
schaft an  den  Zaren  zu  schicken,  um  diesem  zu  dem  Friedensschluss  mit  Polen  zu 
gratulieren,  seine  Bereitwilligkeit,  als  Vermittler  an  den  bevorstehenden  weiteren 
Verhandlungen  mit  Polen  wegen  eines  ewigen  Friedens  theilzunehmen,  auszusprechen 
und  womöglich  den  Zaren  durch  den  Hinweis  auf  die  entgegenstehenden  Schwierig- 
keiten von  der  polnischen  Throncandidatur  abzubringen.  Kf.  hatte  dazu  den  Grafen 
Friedrich  v.  Donhoff  bestimmt,  da  aber  die  für  eine  solche  grosse  Gesandtschaft 
nöthigen  Geldmittel  von  der  Preussischen  Regierung  nicht  beschafft  werden  konnten, 
so  hatte  er  statt  dessen  den  Hofjunker  des  Fürsten  Radziwill,  Arciszewski,  im  Juli 
nach  Rossland  geschickt,  der  aber  nur  bis  Kurland  kam,  dort  von  Nasczokin  lange 
aufgehalten  wurde  und  schliesslich,  da  ihn  derselbe  nicht  nach  Russland  weiter  reisen 
lassen  wollte,  im  September  zum  Kf.  zurückkehrte. 

3)    S.  Pufendorf  X.  §  64  (S.  703);  Kochowski  111.  S.  342. 


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Besitzergreifung  von  Uraheim.     Abdankung  des  Königs.  381 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  16.  September 

1668. 

[Die  Abdankung.    Geldzahlung  an  den  Primas  und  den  Starosten  von  Radom.] 

Die  Abdikation')  ist  wirklicli  heute  Nachmittag  3  Uhr  in  der  Senatoren-  16. Sept. 
Stube  erfolgt,  mit  mehrerem  Respect  als  der  Reichstag,  weil  fast  alle  Anwesende 
ihre  Wehmath  und  Leid  zu  scheiden  mit  Thränen  bezeugt.  Es  wird  jetzt  nöthig 
sein,  je  eher  je  lieber  für  den  Primas')  und  für  den  Starosten  von  Radom^) 
etwas  zu  übermachen,  für  den  ersten  einen  Wechsel  von  ein  Paar  tausend  Du- 
caten  oder  wenigstens  m/10  Gulden  polnisch  guter  Münze,  für  den  letzteren, 
der  sehr  dürftig  und  von  lothringischer  Seite  sehr  gesucht  ist,  wenigstens  einen 
Wechsel  auf  die  ihm  bewilligte  Pension  von  4(X)Rthlr.  Nach  erfolgter  Wahl 
würde  nicht  so  gross  mehr  nöthig  sein,  mit  solcher  Pension  zu  continuieren. 


Die  Geheimen  Käthe  an  v.  Hoverbeck.     D.  Königsberg 
18.  September  1668. 

[auf  die  Relation  vom  16.  Sept.     Die  zu  zahlenden  Gelder.] 

Stratman^),  mit  dem  sie  auf  Befehl  des  Ef.  namentlich  wegen  Beischaffung  18.  Sept. 
der  Gelder  communiciert  haben  ^),  versichert,  der  Pfalzgraf  werde  die  nöthige 
Anstalt  dazu  machen,  es  würden  jetzt  schon  in  Danzig  dazu  auf  ein  anderthalb 
mal  m/100  Rthlr.  bereit  sein,  auch  bei  allen  Posten  noch  mehr  Wechsel  dahin 
Übermacht;  m/10  Rthlr.  in  gutem  Gelde  liegen  hier  bei  ihm  parat,  von  denen 
Kf.  meint,  dass  m/10  Gulden  poln.  dem  Primas  und  ehensoviele  Sobieski  und 

»)    S.  Kocbowski  III.  S.  327ff.;  Pufendorf  X.  §  73  (S.  708). 

^)  Derselbe  hatte,  me  H.  am  23.  Juni  1668  meldet,  sich  zu  vertraulicher  Corre- 
spondenz  mit  dem  Kf.  in  der  Wahlangelegenheit  erboten  und  zu  verstehen  gegeben, 
da  ein  Interregnum  für  ihn  sehr  grosse  Spesen  nach  sich  zöge,  würde  er  nicht  be- 
stehen können,  wenn  ihm  nicht  von  seinen  Patronen  und  Freunden  mit  Geld  unter 
die  Arme  gegriffen  werde. 

*)  Nicolaus  Podlodowski,  s.  oben  S.  324. 

*)  Schon  im  Februar  1667  (S.  oben  S.  330)  hatte  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm 
seinen  Rath  Stratman  an  den  Hof  des  Kf.  geschickt,  jetzt,  September  1668,  hatte 
er  denselben  aufs  neue  dorthin  gesendet. 

^)  Kf.  selbst  schreibt  an  den  Pfalzgrafen,  mit  dem  er  inzwischen  auf  Grund  von 
Verhandlungen,  welche  er  seit  dem  Juli  durch  Blas  peil  mit  ihm  hatte  führen  lassen, 
die  neuen  Verträge  über  Ravonstein  am  I.September  1668  (v.  Mörner  S.  330ff.  s. 
ürk.  u.  Act.  XI.  S.  738)  abgeschlossen  hatte,  (d.  Königsberg  10./20.  September  1668), 
die  Abdikation  sei  erfolgt,  die  Dinge  in  Polen  ständen  gut,  aber  es  sei  nöthig,  baares 
Geld  bei  der  Hand  zu  haben,  der  Pfalzgraf  möchte  dafür  sorgen,  dass  es  an  diesem 
so  hoch  nöthigen  Requisit  nicht  fehle,  er  habe  vorläufig  dessen  Residenten  lOOOOTba- 
1er  vorgeschossen;  ebenso  meldet  er  am  26.  October,  dass  er,  um  Potocki,  dereinen 
grossen  Anhang  und  Credit  bei  der  Republik  habe,  zu  befriedigen,  12  200  FI.  den 
Abgesandten  desselben  avanciert  habe. 


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^ 


382  HI.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Potocki')  angewiesen  werden  sollen,  falls  nicht  H.  glauben  sollte,  dass  dieses 
Geld  auf  andere  Weise  nützlicher  verwandt  w-erden  könne.  Er  soll  auch  mit 
Giese  darüber  reden  und  diesem  berichten,  Polanowsky*)  und  die  beiden 
Fürsten  RadziwilP)  würden  ihre  Gelder  zu  Danzig  empfangen  müssen,  auch 
Graf  Dönhoff*)  werde  dort  das  versprochene  Geld  erhalten.  H.  soll  mit  den 
übrigen,  denen  noch  etwas  gegeben  werden  muss,  handeln  und  einem  jeden 
nach  Proportion  der  Dienste,  die  man  von  ihm  zu  erwarten,  aber  immer  mit 
Zustimmung  des  jungen  Giese,  Versicherung  thun.  H.  soll  sich  auch  erkundigen, 
auf  welche  Weise  ein  jeder  sein  Geld  empfangen  wolle,  wenigstens  müssten  sie 
gegen  Empfang  des  Wechsels  oder  der  Anweisung  einen  kleinen  Schein  oder 
Quittung  geben.     Für  den  Starosten  von  Radom*)  liegen   200Ducaten  bereit 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschan  20.  September 

1668. 

[Verdächtigungen    gegen   Kf.    wegen    der  Besitzergreifung   von  Draheim.     Neue  Auf- 
forderung an  die  fremden  Gesandten  abzureisen] 

20.  Sept.  Auf  die  Nachricht  von  der  Besitzergreifung  Draheims,  die  aus  Grosspolen 

hier  erst  einige  Tage  nach  der  Abdication  des  Königs  eingetroffen,  haben  nament- 
lich die  von  der  Condeschen  Faction  die  Sache  sehr  exaggeriert  %  als  wenn  Kf. 
damit  nur  auf  das  Interregnum  gewartet  und  bei  demselben  im  Trüben  zu  fischen 
gesucht,  er  hat  dagegen  bei  dem  Erzbischofe,  dem  Könige,  und  anderen  Sena- 
toren und  Landboten  die  nöthigen  Vorstellungen  gemacht,  doch  benutzen  die 
Uebeiaffectionierten  den  Umstand,  dass  dieses  nicht  früher,  sondern  erst  bei 
der  vorstehenden  Abdication  geschehen,  um  Kf.  zu  verdächtigen,  als  hätte  er 
andere  gefährliche  Desseins  vor. 

Allen')  anwesenden  Gesandten  und  Envoy^s  und  sogar  Sekretaren  ist  an- 
gedeutet w^orden,  sie  möchten  sich,  um  allen  Argwohn  der  Correspondenz  mit 
den  Ständen  zu  verhüten,  bis  zur  Election  von  hinnen  erheben.    Der  kaiser- 


»)     Der  K.U.Truchsess  Felix  Potocki,  s.  oben  8.366. 

^j    Alexander  Polanowski,  Fäbndrich  von  Sanok. 

*)  H.  hatte  am  19.  Juni  1668  berichtet,  der  preussiscbe  Statthalter  hätte  ihm 
erklärt,  er  und  sein  Vetter,  der  Woiwode  von  Wilna  [Fürst  Michael  Radziwill] 
ständen  von  ihren  hoben  Forderungen  ab  und  wollten  mit  lOOOOOpoIn.  Gulden  zu- 
frieden sein,  doch  sollte  der  Pfalzgraf  versichern,  jedem  von  ihnen  eine  jährliche  Pen- 
sion von  10  000  Rthlrn.  zu  zahlen,  bis  soviel  an  königlichen  Gütern  oder  Starostoien 
erledigt  sei,  beide  verlangten  ausserdem,  dass  in  ihren  Woiwodschaften  keine  Charge 
anders  als  auf  ihre  Recommendation  vergeben  werde. 

*)    S.  oben  S.  374. 

^)    S.  oben  S.  381. 

6)  S.  Kochowski  III.  S.  342;  Pufendorf  X.  §  G4  (S.  703);  Stoderts  Be- 
richt an  den  Danzij^er  Rath  vom  '28.  September  1668  (Hirsch,  Zur  Gesch.  der  poln. 
Königes  wähl  S.  9;')). 

')     Vgl.  Pufendorf  X.  §  7i>  (S.  707). 


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Wahlagitation.     Ausweisung  der  fremden  Gesandten.  383 

liehe  und  der  moskowiti sehe  Gesandte  aber  haben  erklärt,  erst  ihrer  Herren 
Befohl  abwarten  zu  müssen,  und  auch  er  hat  desgleichen  gethan.  Der  König, 
der  Bischof  und  der  Woiwode  von  Cracau,  sowie  der  K.Truchsess  Potocki 
rathen  hierzubleiben,  der  Erzbischof  aber  droht,  wenn  die  ministri  publici  nicht 
weggehen  wollten,  nach  Lowicz  zu  gehen,  oder,  wenn  er  hierbliebe,  wollte  er  sich 
mit  allen  Anwesenden  verbinden,  keinen  zu  sich  zu  gestatten  oder  zu  sprechen '). 


V.  Hoverbeck  an  den  KarfUrsten.    D.  Warschau  26.  September 

1668. 

[Die  Condesche  Partei.     Passendste  Verwendung  der  Geldmittel.] 

Er  hat  viel  damit  zu  thun  gehabt,  bei  den  Senatoren  und  dem  Primas  zu  26.  Sept. 
unterbauen,  dass  der  D  r  ah  e  im  sehen  Sache  nicht  gar  zu  invidiose  in  dem  Aus- 
schreiben afi  die  Kreistage  gedacht  werde. 

Bei  dem  Wahlnegotium  werden  sich  viel  mehr  Schwierigkeiten  finden,  als 
man  vermuthet  hat,  des  Moskowiters  Partei  nimmt  zwar  merklich  ab,  doch 
ist  bei  der  herrsehenden  Verbitterung  zu  fürchten,  dass  sie  etwas  mit  Gewalt 
tentieren.  Die  Condesche  Faetion  hält  sehr  stark  zusammen  und  hofft,  den 
Eonig  von  Frankreich  wieder  auf  die  vorigen  Gedanken  zu  bringen,  sie  ver- 
lassen sieh  namentlich  auf  die  littauische  Armee,  hoffen  auch  den  K. Feld- 
herrn zu  gewinnen,  sollen  auch  Vorhabens  sein,  durch  Fürst  B.  Radziwill 
dem  Kf.  grosse  Avantagen  anzubieten.  Den  Tataren  werden  jetzt  m/100  Rthlr, 
gegeben,  um  mit  deren  Cooporation  den  äussersten  Versuch  zu  machen,  durch- 
zudringen, sollte  aber  dieses  durchaus  impracticabel  erscheinen,  dann  erst  wollen 
sie  Pfalz-Neuburg  und  Lothringen  auf  die  Bahn  kommen  lassen,  die  sich 
dann  gegen  einander  wiegen  und  schätzen  möchten.  Sehr  unvortheilhaft  ist  es, 
dass  man  eben  zu  dieser  Zeit,  da  am  meisten  zu  arbeiten  wäre,  die  fremden  mi- 
nistros  hin  weggeschafft  haben  will,  der  kaiserliehe  bricht  übermorgen  von  hier  auf. 

Bei  so  gestalten  Sachen  rathen  etliche  WohlafTectionierte,  mit  allen 
Ausgaben  an  sich  zu  halten  und  sich  kegen  die  Election  wohl  anzu- 
schicken, andre  aber,  von  nun  an  Freunde  zu  machen,  damit  sie  sich 
nicht  anderswo  engagiren.  Allein  ich  —  wollte  wohl  der  Mittel  wegen 
vor  das  beste  halten  dergestalt,  dass  bei  vorstehender  Convocation  in 
allen  Woyewodschaften  etwas  zur  Angab  gereicht,  zum  losdrucken  aber 

0  Kf.  weist  H.  an  (d.  Königsberg,  27.  September  1668),  vorläufig  in  Warschau  zu 
bleiben  und  das  Werk  unter  der  Hand  weiter  zu  treiben;  am  6.  Octob er  erlaubt  er  ihm 
abzureisen.  Doch  ist  B.  noch  bis  Ende  Oetober  in  Warschau  geblieben  (über  die  Unter- 
redung desselben  mit  dem  Danziger  Sekretär  St  oder  t,  in  welcher  er  darauf  hinweist,  wie 
nothwendig  es  für  Danzig  sei,  mit  Kf.  zusammenzuhalten,  s.  dessen  Bericht  vom  5.  Oetober 
bei  Hirsch  S. 97) ;  am  24. Oetober  berichtet  er  von  der  Reise,  von  Krczywckoga  aus,  anKf. 
über  eine  Unterredung,  welche  er  noch  in  Warschau  mit  dem  moskowitischen  Ge- 
sandten gehabt. 


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e.     VerhaiKlIuiigen  während  des  Interregrnums. 

Ht  Nieriiirvcz'y  an  den   Kurfürsten.     D.  Mewe  26.  Oetober 

1668, 

[ErkUnmi^en  .Sobieski'*.] 

2i'f.  Ot:t  Kr  ^lat  dem  G,F*:I'3lH'rrn  aii«^rinandfrrgesetzt.  dass  die  Vertrage,  welche  Kf. 

7M  iiuuiiU'M  Nf;ubijr^4  g<'wrhloss<;n,  nur  auf  Erhaltung  der  freien  Wahl  zielten 
und  dann  Kf«  durch  Luhomirski  und  andere  Senatoren  und  angesehene  Adlige 
darum  n/'MV'.n  worden  w;i.  AI«  jener  nach  den  Namen  der  anderen  fragte, 
wollte;  N.  «tie  nicht  Haaren,  bi»  er  erklärt  hätte,  wem  er  bei  der  Königswahl 
wrine  Stimme  g'hen  wurde,  S.  aber  behauptete,  er  wüsste  wohL  Labomirski, 
der  O.Kanzler  LcHCzynHki,  der  Ka.stellan  von  Posen  und  Niemiricz  hätten 
((^^en  den  König,  die  Konigin  und  den  ganzen  Hof  die  Oberhand  behalten. 
Hchlien-^lich  verHicherU^j  S.,  er  hätte  nicht  gebilligt,  was  ihre  Gegner  gegen  sie 
gethan  hätten,  er  »ehe  bisher  in  den  Handlungen  des  Kf.  nichts,  was  Polen 
und  dehHen  Freiheit  verletzen  konnte,  d'ou  est  provenn  qall  s'est  declare 
enti<;reuient  pour  Mr,  lo  Duo  de  Neubourg,  mais  que  personne  n'en  scache 
rien  dcvant  Telection. 


')  I)ein  entMpn'rhcnd  rath  er  am  5.  Oetober ,  auf  den  bevorstehenden  Convo- 
rttlloimr^'jrhMtog  CriMlitbricfe  über  c.  200(K)Rthlr.  zu  schicken,  um  einige  in  jeder 
WoiwoilHihaft  zu  gewinnen,  für  den  Wahltag  selbst  aber  mindestens  aOOOOORthlr. 
beniit  zu  halten. 

''')  S.  über  dcnHolben  o!)en  S.  248.  Kf.  hatte  Anfang  Oetober  seinen  soeben  erst 
aus  .Schweden  zurückgekehrten  Gesandten  L.  G.  v.  Crockow  an  den  damals  in 
rrousHon  sich  aufhaltenden  K.G. Feldherrn  Sobieski  geschickt,  um  denselben  in 
Meinem  Namen  zu  !>egrÜHH«n,  das  Verhalten  des  Kf.,  namentlich  die  Besitznahme  von 
Drahüim  zu  rechtfertigen  und  in  der  Wablangelegenbeit  mit  ihm  zu  verhandeln,  hatte 
denHclbcn  zugU»ich  beauftragt,  sich  auch  zu  dem  Woiwoden  von  Pommerellen  Igna- 
tiuH  Hakowski,  welcher  «ich  schon  früher  (s.  oben  S.  iHB,  Krebs  S.  180)  für  die 
neuburgJHcho  Sache  hatte  gewinnen  lassen,  zu  begeben,  und  hatte  gleichzeitig  auch 
seinen  KrbHchenk  Km k t  (J ottlieb  v.  Horstet  an  den  letzteren  entsendet,  s.  die  Be- 
richte beider  vom  14.  Octol>er  1()()8  bei  Hirsch,  Zur  Gesch.  der  poln.  Konigswahl 
S.  I!i7fr.  Auf  den  Wunsch  des  neuburgischen  Gesandten  St  rat  man  schickte  er 
jot/t  NiiMnirycz  an  Sobieski,  um  demselben  die  von  dem  Pfalzgrafen  vollzogene 
Uiillllcution  di's  mit  dies(Mn  abgeschlossenen  Vertrages  zu  überbringen. 


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Sendungen  des  Niemirycz  und  Scultetus.  385 

Memoriale  fUr  J.  Scultetus.     Sign.  Königsberg  16.  November 

1668'). 

[Aufträge  an  den  Erzbischof  und  an  andere  polnische  Grosse.] 

Wenn  er  angefochten  würde,  dass  er  als  ein  Fremder  nicht  da  sein  könnte,  IG.  Nov. 
soll  er  sagen,  dass,    wenn  er  nur  die  Schreiben  an    die  Republik^)   übergeben, 
er  sofort  weg  gehen  wollte,  und  wenn  man  ihn  deswegen  hart  treiben  würde, 
soll  er  es  auch  wirklich  thun. 

Bei  dem  Erzbischof  soll  er  sich  über  die  gegen  Kf.  ausgestreuten  Ver- 
leumdungen beschweren  und  bitten,  dass  dergleichen  wenigstens  nicht  in  publico 
consessu  vorgebracht  werde. 

Er  soll  sich  um  Versöhnung  des  G.Kanzlers  und  des  Castellans  von 
Posen  bemühen,  den  Bischöfen  von  Cracau  und  Cujaw  danken,  dass  sie 
sich  des  Kf.  so  treu  annehmen,  dem  Erzbischof  auch  anzeigen,  wenn  Fürst 
Wischn'owitz'^)  so  zu  schreiben  fortfahren  würde,  so  würde  Kt  den  ganzen 
Verlauf  der  Sache  der  Republik  schriftlich  darlegen.  Jedermann  hat  er  zu  ver- 
sichern, dass  Kf.,  wenn  er  erfahren  sollte,  dass  irgend  ein  Potentat  sich  mit 
Volk  nahem  würde,  dieses  der  Republik  anzeigen  und  nach  Kräften  verwehren 
würde,  er  selbst  wäre  diesmal  wider  den  Gebrauch  ohne  einiges  Volk  nach 
Preussen  gekommen,  damit  die  Republik  keine  Ombrage  davon  haben   möchte. 


Berichte  des  J.  Scultetus  aus  Warschan  24.  November — 18.  De- 

cember  1668. 

Er  ist  gestern  hier  angekommen.  Auf  den  Rath  des  Fürsten  Statthalters  und  24.  Nov. 
des  Castellans  von  Posen,  bei  denen  er  sich  sogleich  angemeldet,  hat  er  die 
Schreiben  des  Kf.  vorläufig  noch  zurückbehalten,  hat  aber  heute  früh  den 
Erzbischof  besucht,  demselben  des  Kf.  Schreiben  übergeben  und  sich  wegen 
der  gegen  Kf.  ausgestreuten  Verleumdungen  beschwert;  derselbe  erklärte,  bei 
dieser  Convocation**)  sei  in  publico  consessu  nichts  davon  öffentlich  ausgebracht 
worden,    ausser  (iass  die  Deputierten    von   der  Armee   etwas  libere   wegen  der 

0  Vgl.  Stoderts  Relation  vom  30.  November  16G8  (Hirsch,  Zur  Gesch.  der 
poln.  Kunigswahl  S.  99). 

^  Rechtferligungsschreiben  betreffend  die  Besitznahme  von  Draheim,  dieselben 
sind  in  den  Akten  nicht  erhalten. 

')  Fürst  Demetrius  Wiszniowiecki,  welcher  jetzt  den  mit  Kf.  woj^en  Dra- 
heims  abgeschlossenen  Handel  (s.  oben  S.  3G5)  abzuleugnen  suchte. 

*)  Ueber  den  vom  5.  November — 6.  December  10(58  tagenden  Convocationsreichs- 
tag  s.  ausser  dem  sehr  dürftigen  Bericht  bei  Kochowski  III.  S.  341  f.  jetzt  die  von 
dem  Danziger  Sekretär  Adrian  Stodert  angefertigten,  dem  Rathe  von  Danzig  zu- 
geschickten Protokolle  (Recessus  comitiorum  convocationis)  bei  Hirsch  a.  a.  0. 
8.  31  ff.  und  die  Relationen  Stoderts  aus  derselben  Zeit  el>enda.selbst  S.  94 ff. 

Mater.  %.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten.     XII.  25 


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38f>  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Occupiening  Draheims  gesprochen,  dem  aber  er  und  etliche  Bischöfe  entgegen- 
getreten wären  ^),  auch  er  rieth  ihm,  das  Schreiben  an  die  Republik  vorläufig 
zurückzubehalten  und  erst  morgen  früh  wieder  zu  ihm  zu  kommen. 

27.  Nov.  Trotz  alles  Sträubens  der  Bischöfe  und  Senatoren  haben  doch  alle  den  von 

dem  Castellan  von  Lemberg*)  vorgeschlagenen  Eid*)  schwören  müssen.  Der 
Castellan  von  Posen  meint  zwar,  dass  dieser  Eid  nichtig  sei,  doch  ist  es  eine 
nachtheilige  Sache,  da  der  Littauische  G.Kanzler,  der  Hofmarschall  und  andere 
dieselbe  benutzen  werden,  um  Pfalz-Neu  bürg  zu  excludieren,  der  ebenso  wie 
Gonde  per  illicita  media  die  Krone  affectiert  habe.  Das  Lothringische  Interesse 
wird  hauptsächlich  durch  die  Jesuiten*)  getrieben,  der  Castellan  von  Posen 
räth  daher,  dass  auch  Pfalz- Neuburg  seine  Jesuiten  hereinschicken  und  durch 
dieselben  eine  Gegenfaction  machen  lassen  solle. 

29.  Nov.  Obwohl  er  sich  bei  Tage  ganz  verborgen  hält  und  nur  des  Nachts ,  nicht 

ohne  Lebensgefahr,  herumgeht,  so  hat  man  doch  seiner  in  der  Senatorenstube 
bereits  gedacht  und  geschrieen,  ihn  wegzuschaffen,  welches  auch  nach  geendig- 
ter  Convocation  unzweifelhaft  geschehen  wird,  da  der  Erzbischof  alle  frem- 
den ministros  von  hinnen  wegschaffen  und  eine  Zeit  bestimmen  soll,  gegen 
welche  sie  sich  wieder  einfinden  können. 

30.  Nov.  Er  hat  mit  dem  K.O.Kammerherrn*)  wegen  der  Draheimschen  Sache 

und  wie  dem  Fürsten  von  Wischnowitz  das  Maul  zu  stopfen  sei,  geredet 
Derselbe  berichtete,  dass  er  an  den  Fürsten  geschrieben,  dessen  procedere  scharf 
getadelt  und  gedroht  habe,  während  der  Convocation  Öffentlich  den  ganzen  Her- 
gang der  Sache  und  wieviel  Geld  er  schon  durch  Ho  verbeck  empfangen, 
darzulegen.  Doch  rieth  derselbe,  wenn  der  Fürst  schwiege,  die  Sache  nicht 
weiter  aufzurühren. 

Da  er  gestern  erfahren^),  die  Armee  dürfte  die  Winterquartiere  in  Gross- 
polen erhalten  und  der  G.Feldherr  Draheim  mit  unter  die  assignationes 
rechnen  und  austheilen,  so  hat  er  dagegen  bei  dem  Erzbischof  und  den 
Bischöfen  von  Cujaw  und  Cracau  Vorstellungen  erhoben  und  erklärt,  Kf. 
würde  das  unter  keinen  Umständen  dulden,  ebenso  hat  er  deswegen  mit  dem 
Castellan  von  Posen  geredet,  derselbe  hat  Gursinski^)  an  den  Feldherrn 
geschickt  und  von  diesem  das  Versprechen  erhalten,  dort  weder  Truppen  ein- 
zuquartieren noch  sonst  dem  Kf.  üngelegenheiten  zu  bereiten. 

G.  Dcc.  ^1®  Convocation   ist   erst   heute   um  6  Uhr   morgens   geschlossen  worden, 

')  S.  den  Bericht  über  die  Sitzung  vom  15.  November  Recessus  comit.  S.  3G. 

^  Alexander  Maximilian  Fredro. 

3)  S.Pufendorf  X.  §82  (S.  715f.),  Recessus  comit.  S.  34ff.,  die  Eidesformel 
ebendaselbst  S.  41. 

*)  S.  Stoderts  Relation  vom  30.  November  1G68  (S.  99). 

*)  Graf  Theodor  Dönhoff  s.  ebendas.  S.  99. 

♦0  S.  ebendas.  S.  lOOf. 

^)  Andreas  Griidzinski.  Wojwndo  von  P(»sen. 


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Scultetus'  Berichte.  387 

beim  Schluss  soll  der  G.Feldherr  die  Frage  wegen  Draheim').,  ob  auch  dort- 
hin Truppen  in  die  "Winterquartiere  zu  legen,  vorgebracht  und  sollen  die  meisten 
dahin  gestimmt  haben,  man  solle  Kf.  nicht  turbieren ,  sondern  jemand  an  den- 
selben schicken,  um  anzufragen,  was  wegen  Draheim  vorgegangen,  der  Woi- 
wode  von  Lublin  Rey  hat  aber  votiert,  der  Feldherr  sollte  zwar  keine  Volker 
in  die  Starostei  schicken,  aber  Brotgeld  darauf  assignieren,  und  obwohl  der 
Erzbischof  und  andere  es  dahin  gebracht,  dass  er  endlich  still  geschwiegen, 
so  fürchtet  Sc.  doch,  der  U.Kanzler  und  andere  dem  Kf.  feindlich  Gesinnte 
könnten  dies  benutzen  und  vielleicht  hiervon  einen  Punkt  in  die  Konstitution 
setzen  lassen,  er  wird  dem  aber  vorzubauen  versuchen. 

PS.  Oberstlieutenant  Berents,  der  bei  dem  Woiwoden  von  Reussen 
Jablonowski  und  dem  G.Marschall  grossen  Einfluss  hat,  versichert,  dass 
letzterer  noch  die  französische  Faction  treibe,  seine  Frau  und  der  Schatzmeister 
Morst  ein  hielten  ihn  ganz  gebunden. 

Der  Kastellan  von  Posen  hat  vor  seiner  gestrigen  Abreise  ihm  und  dem  13.  Dec. 
Neuburgischen  Minister  mitgetheilt,  der  Erzbischof  und  Morst  ein  wollten 
die  französische  Partei,  wenn  sie  könnten,  auch  wohl  violentis  mediis  durch- 
treiben, doch  würden  sie  es  wohl  nicht  dahin  bringen,  da  der  Feldherr  selbst 
zu  zweifeln  anfange,  auf  allen  Fall  habe  er  mit  den  für  Pfalz-Neuburg  affectio- 
nierten  Senatoren  beschlossen,  dass  sie  zwar  zu  Anfang  der  Election  hier  sein 
und  derselben  beiwohnen  wollten,  das  Generalaufgebot  aber  in  Gross-  und  Klein- 
Polen  erst  Ende  Mai  publicieren  wollten,  damit  'Äu  der  Zeit,  wenn  es  zum  Vo- 
tieren käme,  der  Adel  auf  den  Grenzen  bereit  stehen  und  diejenigen,  welche 
etwa  mit  Gewalt  durchdringen  wollten,  zurückhalten  könnte,  schon  jetzt  sollten 
Emissäre  in  die  Woidwodschaften  geschickt  werden,  um  dem  Adel  die  Gefahr 
von  Frankreich  zu  remonstrieren  und  die  Inclination  auf  den  Pfalzgrafen  zu 
richten.  Der  König  bemühe  sich  für  jenen  bei  den  Masuren,  habe  aber  auch 
von  der  mala  fides  des  Kaisers  gesprochen.  Kf.  möchte  durch  seinen  Residen- 
ten am  kaiserl.  Hofe  remonstrieren  lassen,  der  Castellan  und  der  G.Kanzler 
wollten  auch  zu  demselben  Zwecke  jemand  dorthin  schicken.  Man  sollte  suchen 
durch  Beziers  Morste  in  von  der  französischen  Partei  abzubringen.  Sieben 
Bischöfe  (von  Cujaw,  Crakau,  Luceorien,  Plozko,  Posen,  Chelm  und 
Wilde)  hätten  sich  für  Pfalz- Neuburgs  Wahl  erklärt.  Die  Lothringische 
Faction  ist  zwar  noch  stark,  doch  scheint  von  Senatoren  nur  der  Kastellan 
von  Lemberg*)  derselben  anzugehören. 

Obwohl  der  Erzbischof  wieder  seiner  Abreise  gedacht  und  versichert 
hat,  dass  in  die  ConfÖderation  sowohl  wegen  Draheiras  als  auch  sonst  nichts 
des  Kf.  Interessen  Präjudicierliches  gebracht  sei,  will  er  doch  sehen  hierzublei- 
ben, bis  dieselbe,  die  schon  in  Druck  gegeben'),  ganz  fertig  sein  wird. 


•)    S.  Stoderts  Relation  vom  6.  December  1GC8  (S.  100). 

2)  Alex.  Maximilian  Fredro,  s.  Stoderts  Relation  vom  30.  November  1G68 
(S.  99f.). 

3)  S.  Vol.  legura  IV.  S.  lOlöflF. 

25* 


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388  in*    Rrandenbarg  and  Polen.     1664—1673. 

18.  Dec.  ])eT  Koni^';,  bei  dem  er  Audienz  gehabt  nnd  den  er  gebeten,  mit  dem 
Feldherm  darüber  zu  sprechen,  das«  Draheim  nicht  von  den  Soldaten  be- 
lästigt werde,  hat  es  versprochen;  die  Wahl,  meinte  er,  warde  wohl  noch  lange 
sich  hinziehen,  namentlich  worden  sich  die  von  der  moskowitischen  Partei 
dararo  bemuhen,  damit  inzwischen  der  Zar  mit  Ueeresmacht  einbrechen  könnte. 
Er  wird,  sobald  er  ein  Exemplar  der  anf  dem  hiesigen  Grod  niedergelegten 
Confocferation  (der  Dmck  wird  erst  nach  Neujahr  fertig  sein)  erhalten  hat, 
abreisen. 


Memorial  für  den  KnrfÜrstl.  Hof-  und  Lesrationsrath  Ahas 


fc)*" 


verns  v.  Lehndorf.     Sign.  Königsberg  15.  December  1668. 

[Aufträge  an  den  Bischof  von  Ermland.] 

15.  Doc.  Er  soll  sich  zum  Bischof  von  Ermland*)  begeben  und  diesen  wegen  der 
polnischen  Angelegenheiten  befragen,  auch,  falls  von  den  Candidaten  der  pol- 
nischen Krone  die  Rede  sein  und  jener  sich  nicht  von  selbst  expectorieren 
sollte,  sondieren,  auf  welchen  Kandidaten  der  Bischof  am  meisten  incllniere, 
und,  wenn  Pfalz-Neubnrgs  Meldung  geschehen  sollte,  denselben  empfehlen. 
Scliliessiich  soll  er  dem  Bischof  vorstellen,  Kf.  schmerze  es  sehr,  dass  von 
seinen  Feinden  seine  actiones,  namentlich  die  Besitzergreifung  von  Draheim, 
so  traduciert  würden,  und  ihn  bitten,  dem  entgegen  zu  wirken. 


A.  V.  Lehndorf  an  den  Kurfürsten.    D.  Königsberg  26.  December 

1668. 

[Aeusserungen  des  Bischofs  von  Ermland.] 

'2(>.  Dcc.  Der  Bischof  behauptet,  wegen  des  zu  wählenden  Subjecti  nichts  gewisses 
determiniert  zu  haben  und  auch  vorläufig  nicht  determinieren  zu  können.  Von 
domMoscowiter  wollte  er  nichts  wissen  und  meinte,  derselbe  hätte  garkeine 
Aussicht.  Von  Frankreich  behauptete  er,  es  habe  sich  aller  Pratension  be- 
geben und  würde  regressus  nicht  gestattet  werden.  Auch  von  Lothringen 
meinte  er,  derselbe  habe  schlechte  Aussichten,  wohl  aber  Pfalz-Neuburg, 
falls  man  nur  bei  den  ferneren  Proceduren  impeccable  verfahren  werde,  es 
schade  demselben  bei  dem  Adel  sehr  seine  Inclination  zu  den  Jesuiten. 

Der  Bischof  hat  sich  ligiert  mit  dem  G. Feldherm,  dem  Woiwoden  Ruski') 
und  anderen  reussischen  Grandes  und  dem  Woiwoden  von  Pomm ereilen*),  er 

')    8.   über   dessen   wechselnde    Aufenthaltsorte    in   dieser    Zeit   Hirsch  S.  94 
Anm.  5. 

^)    Johann  Stephan  Wydzga. 

^)    Stanislaus  Johann  Jablonowski,  Woiwode  von  Reussen. 

*)     Ijjfnatius  Bakowaki,  s.  oben  S.  378f. 


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Sendungen  Lehndorfs  und  Scultetus'.  389 

hat  unter  Händen  die  Historie  unsers  saeculi;  seine  Gedaniien  stehen  nach  dem 
rothen  Hut,  er  hat  nach  der  Wahl  eine  Reise  nach  Rom  vor  *). 


Memoriale,    wonach    sich    Scultetus    bei    der  Negotiation    in 
Grosspolen    zu    richten   haben   wird.      Signatiim  Königsberg 

15.  Januar  1669. 

[Aufträge  an  den  Castellan  von  Posen,   den  G.Kanzler  und  andere  polnische  Edel- 
leute,  bei  denen  er  för  den  Pfalzgrafen  wirken  soll.J 

(Conc.  J.  V.  Hoverbeck.) 

Er  soU  Pfalz-Neuburg  recommendieren  und  berichten,  wie  er  einen  15.  Jan. 
oder  andern  disponiert  finden  wird.  Mit  dem  Castellan  von  Posen  hat  er, 
wenn  sich  derselbe  gewlerig  zeigt,  zu  überlegen,  wie  die  anderen  Concnrrenten 
abzuwehren  und  des  Pfalzgrafen  Intention  zu  befördern  sei,  insbesondere,  wie 
der  auf  der  letzten  Convocation  geleistete  Eid')  zu  divertieren  oder  wenigstens 
es  dahin  zu  bringen  sei,  dass  die  letzte  Glausul  desselben  auch  auf  Lothrin- 
gen angezogen  werde;  wenn  so  Moscaa,  Conde  und  Lothringen  in 
gleiche  Verdammnis  mit  Pfalz-Neuburg  gesetzt  werden,  so  wird  der  Eid 
letzterem  wenig  schaden,  da  jedenfalls  die  Stände  sich  selbst  deswegen  werden 
dispensieren  müssen.  Sie  sallen  auch  überlegen,  wie  der  Castellan  von  Lern- 
berg,  Fredro,  der  sich  fräher  dem  Pfalzgrafen  geneigt  gezeigt,  und  der  Vicc- 
kanzler  zu  gewinnen  seien,  ferner  soll  er  letzteren  zur  Aussöhnung  mit  dem 
G.Kanzler  zu  bestimmen  suchen. 

Bei  dem  G.Kanzler  soll  er  sich  um  eben  diese  Aussöhnung  bemühen, 
ferner  soll  er  ihn,  den  der  kaiserliche  Hof  durch  grosse  beneficia  zu  devincie- 
ren  gesucht,  auf  der  Seite  Pfalz-Neuburgs  zu  halten  versuchen;  er  soll  auch 
dessen  Gemahlin,  sowie  die  bei  ihm  einflussreichen  Woyakowski,  Gorecki, 
und  Bojanowski  zu  gewinnen  suchen,  die  beiden  letzteren  durch  ein 
paar  hundert  Ducaten,  Woyakowski  soll  er  vom  Pfalzgrafen  wenigstens 
1000  Ducaten  und  eine  Pension,  bis  er  eine  vornehme  Prälatur  erhalten,  zu- 
sichern. 

Auch  den  bei  der  Ritterschaft  sehr  einflussreichen  Succamerarius  Calissiensis 
Krycki^),  der  früher  condeisch,  seit  der  Königin  Tod  aber  sich  neutral  gehalten, 
soll  er  zu   gewinnen   suchen,  ebenso  mit  Hülfe  des  Castellans  von  Posen   die 


^}  v.  Lehndorf  wird  Ende  März  1669  auch  zu  dem  littauiscben  G.KanzIerPac 
geschickt,  um  mit  demselben  wegen  der  Wablangelegenheit  zu  verhandeln,  er  wird 
von  demselben  sehr  freundlich  empfangen,  erhält  aber  keine  bestimmte  Erkl&rung; 
Pac  erklärt,  erst  in  Warschau  bei  der  Wahl  selbst  näher  darüber  verhandeln  zu 
wollen.    Vgl.  Krebs  S.  199.  205. 

»)    S.  oben  S.  386.    Vgl.  Pufendorf  X.  §  82    (S.  716). 

')    Stanislaus  Krzycki. 


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390  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Woiwoden  von  Kaiisch')  und  Inowlotz*),  auch  Gorzyuski^)  ist  beizu- 
behalten, um  Polanowski*)  und  andere  Häupter  der  Armee  iu  Devotion  zu 
halten  und  den  ihm  sehr  vertrauten  Castellan  von  Keusch -Lemberg*)  zu  ge- 
winnen. Ferner  soll  er  die  Besitzergreifung  von  Draheim  rechtfertigen  und 
gegen  die  Ausladung  der  kurf.  Käthe  *^)  auf  das  Capturgericht  remonstrieren. 


J.  Scultetus    an    deu    Kurflirsteii.      D.    Dresdowa   23.  Januar 

1669. 

[Millheilungen  Gninski's.] 

23.  Jan.  Er  hat  unterwegs  den  Woiwoden   von   Culm   Gninski    getroffen,    der    zu 

dem  preussischen  Seymik  nach  Graudenz^)  reiste,  derselbe  furchtet,  dass  das 
Wahlwerk  noch  durch  viele  Intrigucn  werde  hingezogen  werden,  namentlich 
durch  den  Streit  zwischen  den  Pac  und  RadziwilP),  ferner  äusserte  der- 
selbe, er  hätte  kurz  zuvor  in  Warschau  gehört,  Kf.  finge  schon  an  zu  hinken 
und  suche  jetzt  mehr  das  Condesche  als  Neuburgische  Interesse  zu  befördern, 
wogegen  er  auf  das  eifrigste  protestiert  hat.  Dann  sprach  G.  davon,  dass  der 
Erzbischof  Goiniczewski  nach  Moscau  geschickt,  um  des  Zaren  Intention 
gegen  Polen  zu  penetrieren,  derselbe  wäre  jetzt  zurückgekehrt,  hätte  aber  nicht 
penetrieren  können,  was  jener  im  Schilde  führe,  er  scheine  zu  lauern  und  gerne 
haben  zu  wollen,  dass  die  Kepublik  ihm  jetzt  eine  Veranlassung  zur  Ruptur 
gebe.  Mit  dem  Vergleich  zwischen  dem  G.Kanzler  und  dem  Castellan  von 
Posen  zeigte  er  sich,  gewiss  aus  Privatfeindschaft  gegen  den  letzteren,  unzu- 
frieden. 


■)     Johann  Opaliuski,  Stiefbruder  des  Castellans  von  Posen. 

■■*)     Christoph  Zegocki. 

^)     Andreas  Grudzinski,  Woiwode  von  Posen. 

*)    S.  oben  S.  382. 

^)     Alex.  Maximilian  Fredro. 

*)  Infolge  von  Grenzstreitigkeiten  bei  der  Besitzergreifung  von  Draheim  hatten 
zwei  Edelleute  aus  Grosspolen,  v.  Manteuffel  und  v.  d.  Goltz,  den  von  dem  Kf.  mit 
der  Besitzergreifung  betrauten  Kommissar  v.  Wedell  und  Joh.  v.  Hoverbeck  vor 
das  Capturgericht  der  Starostei  Crone  geladen. 

0    S.  Lenguich,  Gesch.  der  preussischen  Lande  VIII.  S.  6. 

^)  Derselbe  war  dadurch  entstanden,  dass  König  Johann  Kasimir  kurz  vor 
seiner  Abdankung  die  durch  den  Tod  des  littauiscben  U.Kanzlers  Naruszewitz  er- 
ledigte Würde  desselben  nicht  dem  von  den  Pac  begünstigten  littauiscben  Feld- 
schreiber Polubinski,  der  schon  früher  die  Anwartschaft  darauf  erbalten,  sondern 
dem  littauischen  U.F'eldherrn  Michael  Radziwill  übertragen  hatte;  schon  auf  dem 
Convocationsreichstage  war  es  deswegen  zu  heftigen  Streitigkeilen  gekommen,  s. 
Uirsch  S.  39f.  1(X),  Krebs  S- 205. 


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Scultetus'  Berichte.  391 

J.  Scultetus    an    den    Kurfürsten.      U.    Goschlin    30.  Januar 

1669. 

[Erklärungen  des  G.Kanzlers.] 

Der  G.Kanzler  hat  ihn  versichert,  der  neuburgischen  Sache  treu  zu  sein,  30.  Jan. 
er  wollte  aber  zu  keinem  Kriege  Veranlassung  geben,  der  Pfalzgraf  müsste  die 
Sache  nicht  zu  furiose  treiben;  zu  einer  Versöhnung  mit  dem  Castellan  von 
Posen,  obwohl  er  über  denselben  sehr  klagte,  zeigte  er  sich  geneigt;  auch 
wegen  Hintertreibung  des  juramenti  *)  auf  dem  Kreistage  zu  Schroda  wollte  er 
sich  bemuhen,  doch  wäre  nur  Aussicht  auf  Erfolg,  wenn  einige  Edelleute  die 
Sache  selbst  auf  die  Bahn  brächten.  Dass  Sc.  selbst  nach  Schroda  ginge,  da- 
für war  er  nicht,  sondern  rieth,  derselbe  möchte  sich  so  lange  in  Posen  auf- 
halten, er  wollte  sagen,  Sc.  sei  wegen  der  Ausladung  an  v.  Hoverbeck  und 
V.  WedelP)  an  ihn  geschickt  worden.  Auch  der  G.Kanzler  erwähnte,  ihm 
sei  erzählt  worden,  Kf.  hätte  gänzlich  die  französische  Partei  angenommen  und 
bemühe  sich  nur  zum  Scliein  für  den  Pfalzgrafen;  dies  Gerücht  scheint  von  der 
lothringischen  Partei  herzurühren**). 


IJericlite   des  J.  Scultetus  aus  Warschau  29.  April  —  19.  Mai 

1669. 

Der  Erzbischof,  den  er  zu  Praczmow  angetrofTeu,  hat  den  Gesandten  29.  April, 
des  Kf.  die  Quartiere  assigniert,  derselbe  klagte  sehr  über  die  Intriguen  und 
Widerwärtigkeiten,  alles  käme  von  der  unglückseligen  Abdication  des  Königs 
her,  die  er  immer  widerrathcn  habe.  Er  wünsche  nur,  Kf.  entschlösse  sich 
die  Religion  zu  ändern  und  selbst  als  Candidat  aufzutreten.  Sc.  lehnte  dies 
ab  und  bat  ihn,  seinen  Favor  auf  den  Pfalzgrafen  zu  übertragen.  Der  Erz- 
bischof meinte,  beide  Factionen,  die  neuburgische  und  lothringische,  würden, 
weil  beide  gleich  stark,  ihr  Ziel  nicht  erreichen,  sondern  ein  dritter  erwählt 
werden,  was  leicht  des  Zaren  Sohn  sein  könnte,  der  beim  Adel  grosse  Popu- 
larität besitze.  Er  sprach  dann  von  einem  Schreiben  des  Herzogs  von  Lothrin- 
gen, worin  dieser  erklärt,  dass  seine  Gesandten  den  kurfürstlichen  nicht  weichen 
würden.  Sc.  legte  die  .Ungereimtheit  dieser  Forderung  dar,  jener  zeigte  sich 
parteiisch,  erklärte  aber  schliesslich,  es  würde  schon  ein  Expedient  in  der  Sache 
gefunden  werden.    Die  Sache  scheint  vom  ü.  Kanzler  und  anderen  Widersachern 


')    S.  oben  S.  386.  389. 

»)    S.  oben  S.  390. 

')  Anfang  Februar  1669  wird  Scultetus  noch  einmal  nach  Posen  geschickt, 
um  die  Aussöhnung  zwischen  dem  G.Kanzler  Leszynski  und  dem  Castellau  von 
Posen  Grzymultowski  zustande  zu  bringen,  doch  gelingt  dieses  nicht,  vielmehr 
wird  infolge  des  zwischen  diesen  ausbrechenden  neuen  Streites  der  Landtag  zu  Schroda 
zerrissen. 


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392  nr.    Brandenburg  und  Polen.     1G64— 1673. 

des  Kf.  angelegt  zu  sein,  um  gleich  zu  Anfang  der  Election  die  Materie  der 
Souveränität  von  Preussen  auf  die  Bahn  zu  bringen  und  so  Kf.  verhasst  zu 
machen. 

Der  Gastellan  von  Posen  klagt,  dass  in  Grosspolen  die  Sache  nicht  zum 
besten  laufe  und  das  Generalaufgebot  mehr  schädlich  als  nützlich  sein  dürfte,  da 
sein  Bruder,  der  Woiwode  von  Kaiisch'),  der  das  Directorium  darüber  hätte, 
ganz  vom  Herzog  von  Lothringen  dependierte. 

Der  G.Kanzler  ist  nicht  dazu  zu  bewegen,  sich  mit  seinen  Gegnern,  dem 
Erzbischof,  Gastellan  von  Posen  und  anderen  zu  vergleichen,  sondern  will 
durchaus  den  Process  gegen  Lubomirski  gleich  zu  Anfang  der  Wahl  auf 
die  Bahn  bringen. 

Dem  französischen  Gesandten'')  hat  Sc.  gestern  zu  Nicporent  aufgewartet. 

2.  31ai.  Heute  hat  die  WahP),  nachdem  der  Krzbischof  selbst  die  Messe  gehalten, 

ihren  Anfang  genommen*),  die  Senatoren  haben  5  Stunden  in  dem  auf  dem 
Felde  errichteten  Schuppen  auf  die  Landboten  gewartet,  diese  aber  haben  sich 
nicht  einigen  können,  indem  die  einen  gewollt,  dass  zuerst  ein  Marschall  ge- 
wählt werde  und  man  dann  zu  den  Senatoren  hineingehe  und  die  Proposition 
mit  anhöre,  die  anderen,  dass  zuerst  der  Eid  von  einem  jeden  geleistet  werde; 
so  hat  der  vorige  Landbotenmarschall  die  Session    bis  übermorgen  aufgehoben. 

3.  Mai.  Da  das   von    dem  Erzbischof   den  Gesandten   des  Kf.    assignierte  Quartier 

3  Meilen  von  der  Stadt  entfernt  und  sehr  schlecht  ist,  so  hat  er  es  bei  dem 
Bischof  Gembicki^)  dahin  gebracht,  dass  dieser  seinen  Hof  Jablonne  nebst 
dem  dabei  an  der  Weichsel  liegenden  Dorfe  denselben  einzuräumen  versprochen, 
derselbe  liegt  zwei  kleine  Meilen  von  Warschau  mitten  im  W^aldo,  hart  an  der 
Weichsel,  ungefähr  eine  Meile*  von  dem  Ort,  wo  die  Schlacht  gehalten  worden. 
Nieporent,  wo  der  Kaiserliche,  und  Bialalenka,  wo  der  Französische 
steht,  sind  nur  eine  Meile,  Radzimin,  wo  der  Schwedische  stehen  soll,  2  Mei- 
len von  dort  entfernt. 

0    Johann  Opalinski. 

')  Der  Bischof  von  Beziers  hatte  sich  nach  seiner  Rückkehr  von  Paris  und 
nachdem  er  auf  der  Rückreise  bei  dem  Pfalzgrafen  in  Neuburg  gewesen  war,  seit  dem 
November  1C68  auf  kurfürstlichem  Gebiete,  zuerst  in  Wiidenbruch,  dann  in  Marien- 
werder aufgehalten,  von  dort  aus  theilt  er  ara  22.  )  ärz  1669  dem  Kf.  mit,  da  er  an- 
gewiesen sei,  gemeinschaftlich  mit  den  Gesandten  desselben  imd  denen  des  Pfalzgrafen 
zu  handeln,  so  werde  er  nicht  eher  nach  Polen  abreisen,  bis  er  erfahren,  dass  diese 
unterwegs  seien,  und  erbittet  sich  nähere  Anweisungen ;  am  8.  April  zeigt  er  dem 
Kf.  an,  dass  er,  da  die  Gesandten  desselben  bald  nach  Ostern  abreisen  sollten  und 
König  Johann  Casimir  mit  ihm  zu  conferieren  wünsche,  in  wenigen  Tagen  nach 
Nieporent  abreisen  werde. 

3)  Ueber  die  Littoratur  betreffend  diesen  Wahlreichstag,  namentlich  über  Za- 
wadzki's  Hist.  arcana  s.  Hirsch,  Zur  Gesch.  der  poln.  Königswahl  S.  20ff. 

'*)     S.  Recessus  comitiorum  electionis  a.  1669  (Hirsch  S.  46). 

^)  Johann  Gemb ick i,  Bischof  von  Plock.  Vgl.  die  Relation  Stoderts  und 
Widers  an  den  Danziger  Rath  vom  3.  Mai  1669  (Hirsch  S.  104). 


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ScuUetus'  Berichte.  393 

Heilte   ist   der    K.Truchsess  Potocki   glücklich   zum   Landbotenraarschall  9.  Mai. 
gewählt  worden"),  obwohl  der  Erzbischof,  Littauische  G.Kanzler  und  K.U.Kanz- 
ler sich  dem  hart  widersetzt  haben,  er  hat  926,  der  Candidat  der  lothringischen 
Partei  Pinaseck  nur  670  Stimmen  erhalten. 

Bisher  ist  nur  über  den  Eid  verhandelt  worden,    die    lothringische  Partei  13.  Mai. 
sucht   dadurch  und    nachher  durch    die  Frage    wegen    der   littauischen  kleinen 
Bulawe  die  Sache  aufzuhalten. 

Die,  welche  Potocki  durchgebracht,  bravieren  damit  allzusehr,  so  dass  es 
dem  Castellan  von  Posen,  dem  Woiwoden  von  Pommerellen  und  dem 
Feldherrn,  welcher  das  meiste  dazu  gethan,  selbst  missfallt.  Auf  deren  Ver- 
langen hat  er  dem  französischen  und  neuburgischen  ^)  Gesandten  und  auch  dem 
G.Kanzler  zugeredet,  ihre  Adhaerenten  möglichst  im  Zaum  zu  halten. 

Der  G.Kanzler  besteht  auf  dem  Generalaufgebot  und  will,  dass  die  gross- 
polnischen Woiwodschaften  je  eher  je  lieber  sich  hieher  begeben  und  die  Wahl 
beschleunigen  sollen,  der  Woiwode  von  Pommerellen  und  der  Castellan  von 
Posen  sind  aber  nicht  dafür,  dass  dieses  sobald  geschehe,  da  dieses  gerade  P  a  c 
Gelegenheit  geben  würde,  die  comitia  electionis  nach  seinem  Belieben  zu  schleppen 
oder  zu  abrumpieren,  und  haben  ihn  gebeten,  dieses  dem  französischen  und 
neuburgischen  Gesandten  vorzustellen. 

Das  Verhalten  des  kaiserlichen  Gesandten')  ist  sehr  verdächtig;  in 
dem  Hause,  wo  Sc.  wohnt,  liegen  die  lothringischen  Gelder,  er  will  sich  be- 
mühen zu  erkunden,  an  wen  dieselben  gezahlt  werden. 

Der  K.U.Kanzler  laboriert  heftig  für  Lothringen  und  sucht  Kf.  zu  deni- 
gricren,  er  sucht  es  durch  seine  Creaturen  dahin  zu  bringen,  dass  dem  künftigen 
Könige  die  Verpflichtung  auferlegt  werde,  Draheim  zu  recuperieren.  Der  junge 
Roh  de  schlägt  sich  auch  zu  ihm  und  will  durch  ihn  seine  Sache  bei  dieser 
Wahl  vorbringen  lassen. 

Bisher  ist  noch  immer  nur  von  dem  Eide  verhandelt  worden,  die  meisten  15.  Mai. 
fürchten^)  eine  Doppelwahl,  weil  die  Gemüther  so  gegeneinander  erbittert  sind, 
dass  kein  Theil  dem  andern  nachgeben  will.  Der  Castellan  von  Posen  will 
nach  der  grosspolnischen  Grenze  gehen,  um  zu  verhindern,  dass  sein  Bruder, 
der  Woiwode  von  Kali  seh,  mit  dem  aufgebotenen  Adel  hieherkomrae,  sondern 
auf  der  Grenze  stehen  bleibe. 

Vorgestern  ist  Galecki*)  ins  Collo  gekommen  und  hat  dem  Kanzler  Pac, 
dem  Woiwoden  von  Innowladislaw  und  dem  K. Jägermeister ^)  öffentlich  vor- 

')  S.  Recessus  comitiorum  S.  48  und  Stoderts  und  Widers  Relation  vom 
10.  Mai  166i)  (S.  105.  108). 

*)    Johann  Christian  v.  Boyneburg  s.  oben  S.  371. 

^  Graf  Christoph  Leopold  Schaffgotsch,  vgl.  die  Relation  Stoderts 
und  Widers  vom  17.  Mai  1669  (S.  112)  und  Krebs  S.  198. 

*)    Vgl.  Stoderts  und  Widers  Relation  vom  17.  Mai  (S.  Ulf.). 

')    S.  Recessus  comitiorum  S.  48  ff. 

*)    Johann  Zalecki,  Starost  von  Bromberg. 


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394  HL    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

geworfen,  von  der  Königin  französische  Gelder  genommen  und  damit  die  lit- 
tauische  Armee  in  die  Krön  gegen  Lubomirski  geführt  zu  haben,  worüber 
ein  solcher  Lärm  entstanden,  dass  der  Land  boten  marschall  heute  schon  zum 
zweiten  Male  die  Session  hat  solvieren  müssen.  Jene  glauben,  dass  Galecki 
durch  Kf.  und  Fürst  Radziwill  dazu  angestiftet  sei,  er  sacht  ihnen  diese 
Meinung  zu  benehmen. 

Der  Obristleutnant  Berendts»),  ünterthan  des  Kf.,  erbietet  sich  zu  guten 
Diensten  bei  dem  G.  Feldherrn  und  bei  dem  reussischen  Woiwoden  und  bittet 
Kf.  um  ein  Privilegium  nobilitatis,  derselbe  berichtet  auch,  dass  der  junge  Roh  de 
allerhand  Leichtfertigkeiten  wider  des  Kf.  Hoheit  und  Estat  auf  die  Bahn  zu 
bringen  suche,  und  ist  erbötig,  denselben  ohne  gar  grosses  Aufsehen  ins  Her- 
zogthum  bringen  zu  lassen,  wenn  man  zuvor  über  Ort  und  Stelle  insgeheim  werde 
Abrede  genommen  haben. 

18.  Mai.  Am  16.  Nachts  sollen 2)   der  Erzbischof,    der  G.Feldherr,    der   reussische 

Woiwode,  der  Woiwode  von  Kiew*),  der  K. Fähndrich*)  und  noch  einige  an- 
dere beim  K.Schatzmeister  zusammengewesen  sein  und  berathen  haben,  nament* 
lieh  ob  man  Conde  inter  candidatos  nennen,  oder  seinetwegen  jetzt  alle  Hoff- 
nung aufgeben  und,  wenn  dieses,  welclier  Partei,  Lothringen  oder  Neuburg,  man 
anhangen  solle.  Es  soll  beschlossen  sein,  noch  einmal  nach  Frankreich  zu 
schreiben  und  finalem  resolutionem  einzuholen,  über  den  anderen  Punkt  haben 
sie  sich  nicht  einigen  können. 

Der  Bischof  von  Cracau  hat  wirklich  eine  Versöhnung  zwischen  dem 
G.Kanzler  und  dem  Castellan  von  Posen  zustande  gebracht. 

Den  Eid  zu  leisten  haben  nunmehr  alle  Woiwodschaften  bewilligt  und  hat 
darauf^)  der  Erzbischof  die  Proposition  gethan  und  darin  besonders  erwähnt, 
ein  Subiectum  zu  erwählen,  welches  in  gremio  ecciesiae  erzogen  und  ein  alter 
wohl  erfahrener  Feldherr  wäre,  was  auf  Conde  gedeutet  wird. 

19.  Mai.  Der  Castellan  von  Posen  meint  gestern  in  einem  langen  Gespräch  mit  dem 

Erzbischof  das  secretura  penetriert  zu  haben,  warnt  Kf.,  sich  in  Acht  zu 
nehmen,  die  französische  Partei  werde  ehestens  wieder  auf  die  Bahn  gebracht 
werden,  es  gingen  die  subscriptiones  heimlich  bereits  in  der  Armee  herum  und 
wären  die  promotores  davon  diejenigen,  welche  sich  Neutralisten  nennten,  sie 
warteten  nur  darauf,  dass  die  neuburgische  und  lothringische  Partei  aneinander 
gerathen  und  einer  dem  andern  nicht  werde  weichen  wollen,  und  suchten,  weil 
ihre  Faction  verhasst,  durch  die  Armee,  zu  deren  Auszahlung  sie  eine  grosse 
Summe  bereit  hielten,  ihr  Dessein  auszuführen. 
Sc.  will  morgen  den  Gesandten  entgegenreisen. 


')  S.  oben  S.  387. 

'0  Vgl.  die  Relation  Stoderts  und  Widers  vom  24.  Mai  (S.  113). 

^  Andreas  Potocki. 

•*)  Nieoiaus  Sieniawski. 

^)  S.  Recessus  comitiorum  S.  50,  Krebs  S.  206 f. 


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Scultetus'  Berichte.     Instruction  für  v.  Uo verbeck  und  Jena.  395 


f.  Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  und  v.  Jenas  zu  dem 
Wahlreichstage.     Mai — Juli  1669. 

Instruction^),  wornach  sich  unsere  —  Geheime  Käthe  — 
Johan  Freiherr  von  Hoverbeck,  unserer  Chur  Brandenburg 
Krb  Truchses,  und  Friederich  von  Jena  bei  der  Extraordinär 
Gesandtschaft  auf  dem  Polnischen  Wahltage  zu  achten  haben. 
D.  Königsberg  in  Preussen  10.  Mai  1669. 

[Beförderung  der  Wahl  Pfalz-Neuburgs.    Zusammengehen  mit  dem  neuburgischen  und 
französischen    Gesandten.     Die    preussische  Souveränität.      Die    Besitzergreifung    von 

Draheim.     Das  Subsidium.] 

(Conc.  J.  Y.   Hoverbeck.) 

Directo  wegen  einiger  seiner  Interessen  etwas  zu  suchen  oder  zu  uegotiieren,  10.  Mai. 
hält  Kf.  bei  jetzigen  Conjuncturen  nicht  für  gerathen,  vielmehr  sollen  Ges. 
sich  bemühen,  alle  Opinion,  als  suchte  Kf.  sein  Privatinteresse,  abzulehnen, 
sollte  aber  etwas  vorkommen,  weshalb  die  Republik  seiner  Assistenz  benöthigt 
wäre,  so  würde  zu  überlegen  sein,  wie  Kf.  sich  solcher  Occasion  zu  seinem 
und  seines  Hauses  Nutzen  bedienen  könnte. 

Der  Interessen  der  Dissidierenden  haben  sie  sich  allewege  bestmöglichst 
anzunehmen,  jedoch  darin  die  Krone  Schweden  vorgehen  zu  lassen  und  nichts, 
als  mit  deren  Gutfinden,  vorzunehmen. 

Vor  allen  Dingen  haben  sie  dahin  zu  arbeiten,  dass  Pfalz-Neuburg  zur 
Krone  gelangen  möge;  um  Kf.  aus  dem  Verdacht  zu  bringen,  als  suchte  er 
hierunter  mehr  sein  Interesse  als  das  der  Republik,  sollen  sie  die  guten  Pa- 
trioten daran  erinnern,  dass  Kf.  nicht  aus  eigener  BeNvegnis,  sondern  auf  ihre, 
namentlich  Lubomirski 's  Ansuchung  und  Persuasion  auf  dieses  Subjectum  ge- 
kommen, Lubomirski  mit  ansehnlichen  Geldsummen  unter  die  Arme  gegriffen 
und,  um  die  Wahl  des  Pfalzgrafcn  zu  befördern,  mit  demselben  einen  gar  un- 
vortheil haften  Erbvertrag  aufgerichtet;  die  anderen  von  Kf.  und  dem  Pfalzgrafen 
mit  Schweden  und  dem  Kaiser  aufgerichteten  foedera  enthielten  auch  nichts  für 
die  Contrahenten  Avantageuses,  sondern  seien  nur  dahin  gerichtet,  dass  die 
Republik  bei  ihren  Fundamentalsatzungen,  namentlich  der  freien  Wahl  erhalten 
werde.  Sie  haben  die  Qualitäten  des  Pfalzgrafen  und  die  Vortheile,  welche 
seine  Wahl  für  die  Republik  haben  würde,  vorzustellen  und  sich  zu  bemühen, 
die  anderen  Concurrenten  von  ihrem  Vornehmen  abzubringen. 

Sie  haben  alles  mit  den  Neuburgischen  vorher  zu  überlegen  und  zu 
ProtocoU  zu  bringen,  und  durchaus  nichts  ohne  deren  Zustimmung  vorzunehmen 

*)  Vgl.  Pufendorf  X.  §83  (S.  716).  Das  an  den  Primas  gerichtete  Creditiv 
für  die  Gesandten  d.  in  arce  nostra  Regiomontana  24.  April  lOOO. 


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'/MCf  IIL    HraDdeoborg  on.l  Polen.     16^—1673. 

hfUr  #:iriznbriiigf.-n,  (:hf:n^o  mit  dem  Französischen  sich  vertraalich  za  be- 
fif'Ai(:fu  mit  dem  Schwedischen  aber   nach  Gotfinden  der  Nenbnrgischen. 

Anch  mit  Forst  B.  Radziwill  sollen  sie  Yertrante  Commnnication  nnter- 
halten, 

Sollte  etwas  ^egen  des  Kf.  Soaverainität  versacht  werden,  so  haben  sie  das- 
ftelhe  za  hintertreiben,  and  was  wegen  Nichtinsinalernng  der  Ewigen  Verböndnis 
mit  der  Repnblik  vom  J.  1657  in  die  Reichsconstitationen  von  einigen  Wider- 
wärtigen eingestrent  worden,  za  widerlegen.  Einwänden  gegen  die  Besitzergrei- 
fung von  Drabeim  gegenüber  sollen  sie  sich  der  gedrnckten  Schrift')  bedienen. 
Sie  werden  aach  darch  das  Concept  des  von  Ef.  nach  Abnahme  der  Hnldignng 
von  den  hiesigen  Ständen  abgelassenen  Schreibens  zo  erweisen  haben,  dass  Kf., 
obwohl  der  Casus  nicht  existiert  and  ihm  von  polnischer  Seite  praestanda  nicht 
prästiert  worden,  doch  zur  Schickang  des  subsidinm')  bereit  gewesen. 


Der    KurfUrt^t    an    die    Gesandten.     D.   Königsberg    20.  Mai 

1669. 

[(ialccki,  Obcrstliouteuant  Berendts,  Robde,] 

l'd  Miii.  Kr  hat  mit  Missfallen  vernommen,  dass  Galecki')  in  unbesonnener  Weise 

den  littauischcn  G.Ganzlcr  Pac  öffentlich  beschuldigt  hat,  zumal  da  derselbe 
früher  in  seinen  Diensten  gewesen;  er  hat  deshalb  selbst  an  Pac  geschrieben. 
Den  Woiwoden  von  Ucussen,  Jablonowski,  und  andere  Wohlinteutio- 
nicrtc  sollen  sie  in  ihrem  guten  Sentiment  stärken,  ebenso  den  Obristlieutenant 
Berondts*).  Kf.  will  demselben  das  verlangte  Privilegium  nobilitatis  ertheilen, 
hIo  sollen  ihm  dies  mittheilen  und  ihn  versichern,  dass  Kf.,  wenn  er  den  jungen 
11  oh  de  mit  guter  Manier  in  die  Grenze  des  Herzogthums  Preussen  liefern  lassen 
konnte,  solches  mit  sonderbaren  Gnaden  gegen  ihn  erkennen  würde. 


')  Series  et  oxamen  eorum  quac  apprehensa  anno  dni  MDCLXVIII  mense  Auguste 
iiomino  et  mandato  Serenissimi  Electoris  Brandeburgici,  in  Prussia  etc.  ducis,  Drahi- 
moHHiH  Capitanoatus  possessione  acta  sunt  vel  intervenere. 

»)    S.  oben  wS.  240. 

^)  S.  oben  S.  303.  Franz  Galecki,  Schenk  von  Kiew,  war  zugleich  kurhlrst- 
lirhor  Kummorjunkcr  und  war  von  dem  Kf.  16G8  und  Anfang  1669  zu  ^mehrfachen 
Soiuiungon  nach  Polen,  um  für  die  Sache  des  Pfalzgrafen  zu  wirken,  verwendet 
worden. 

*)    S.  oben  S.  304, 


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Instruction  für  v.  Hoverbeck  und  Jena.     Wahlaussicbten.  397 

J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Ja- 
blonia  22.  Mai  1669. 

[Mittheilungen  Boyneburgs.    Verdächtiges  Verhalten    des  kaiserlichen  und    des  fran- 
zosischen Gesandten.     Wahlaussichten.] 

Jena')  hat  den  Pfalzneuburgischen,  Freih.  v.  Boynenburg,  in  einem  22.  Mai. 
Kloster,  zwei  Meilen  von  hier,  besucht  und  von  ihm  erfahren:  1)  man  hielte 
dafür,  dass  die  meisten  Bischöfe*)  von  Pfalz-Neuburgs  Partei  wären,  2)  den 
Casteilanen  von  Posen 3)  und  Cracau*)  und  den  Woiwoden  von  Posen^), 
Pommerellen^  und  Trocky^)  und  anderen  mehreren  wäre  zutrauen,  3)  der 
Erzbischof,  der  Feldherr,  der  G.Schatzmeister  und  welche  ihnen  mehr 
anhängen,  hätten  noch  ihr  eigen  Wesen,  die  Bemühungen  B.'s  Pac  zu  gewinnen, 
seien  bisher  vergeblich  gewesen,  der  kurfürstl.  Kammerjunker  Galetzki  habe 
durch  seine  Unbesonnenheit  dabei  einen  sehr  üblen  Dienst  gethan,  4)  die  lothrin- 
gische Partei  sei  über  Vermuthen  stark  und  nehme  noch  immer  zu,  5)  man 
würde  sonst  dieselbe  wenig  zu  fürchten  haben,  wenn  man  nur  am  kaiser- 
lichen Hofe  das  dem  Kurfürsten  und  Pfalz-Neuburg  Versprochene  aufrichtig 
hielte,  man  arbeite  aber  vielmehr  für  Lothringen,  thue  für  Pfalz-Neuburg 
nichts  Wirkliches,  ausser  dass  der  kaiserl.  Gesandte  sich  äusserlich  vernehmen 
Hesse,  er  wäre  niemand  ausser  diesen  zu  recommendieren  befehligt;  der  Kaiser 
lasse  das  lothringische  Regiment,  bei  dem  sich  der  Herzog  befindet,  nur  eine 
Tagereise  von  Cracau  stehen,  auch  die  verwittwete  Kaiserin  lasse  stark  für 
Lothringen  arbeiten^),  6)  der  Französische  mache  grosse  Contestationen, 
habe  aber  B.  viel  Ursache  zum  Argwohn  gegeben,  da  er  bisher  nicht  die  ge- 

0  Derselbe  war  am  20.,  v.  Hoverbeck  am  21.  in  Jablona  eingetroffen;  ersterer 
klagt,  dass  das  Quartier  viel  zu  eng  sei. 

2)    Vgl.  Krebs  S.  197. 

*)    Christoph  Grzymultowski. 

*)    Stanislaus  Warszycki 

^)    Andreas  Grudzinski. 

^    Ignatius  Bakowski. 

0    Nicolaus  Stephan  Pac. 

*)  Kf.  schreibt  an  die  Gesandten  (d.  Königsberg  28.  Mai  1669),  dass  man  kaiser- 
licherseits  sich  noch  immer  so  partial  für  Lothringen  bezeige,  sei  ihm  sehr  unlieb,  er 
habe  dem  Baron  de  Goes  deshalb  scharf  zureden  und  remonstrieren  lassen,  der 
Kaiser  hätte  gleichsam  den  ersten  Stein  zu  diesem  Werk  gelegt  und  den  Pfalzgrafen 
vorgeschlagen,  diesem  selbst  deswegen  zu  Straubing  (s.  Urk.  u.  Act.  XI.  S.  240) 
Versicherung  gethan  und  Kf.  durch  Li  sola  (ebendas.  S.  490)  deswegen  zureden  lassen, 
er  konnte  nur  zum  höchsten  empfinden,  dass  man  jetzt,  wo  die  Zeit  vor  der  Thür  sei, 
die  gemachten  Promessen  zu  effectuieren,  einen  anderen  Weg  gehen  und  andere  Can- 
didaten  favorisieren  wolle,  Lothringen  werde  seinen  Zweck  nicht  erreichen  und  Kf. 
alles,  was  in  seinen  Kräften  stehe,  aufbieten,  um  dessen  Wahl  zu  hintertreiben,  aber 
es  könnte  auf  solche  Weise  ein  tertius  ins  Mittel  kommen  und  die  Krone  emportieren, 
der  ebensowenig  dem  Kaiser  wie  dem  Kf.  genehm  sein  durfte;  vgl.  Pufendorf  X. 
§84  (S.717). 


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398  JH.    Brandenburg  und  Polen.     ir)(>4— 1673. 

ringste  Wirklichkeit  für  Pfalz-Neuburg  erwiesen.  7)  Ihrer  Meinung  nach  wird 
wohl  Conde  bei  der  Wahl  nicht  in  Vorschlag  kommen,  wenn  aber  eine  zwie- 
fache Wahl  erfolgen  sollte,  wird  die  Condesohe  Partei  hervortreten  und  ihn  als 
tertium  zu  Verhütung  grösserer  Trennung  in  Vorschlag  bringen ,  man  soll  sich 
auch  bemuhen,  die  Armee  dafür  zu  gewinnen,  doch  suchen  sie  dieses  zu  diver- 
tieren,  sie  hoffen  Polanowski')  zu  gewinnen  und  dadurch  dieses  Dessein  zu 
vereiteln.  8)  Wenn  der  kaiserliche  und  der  französische  Hof  ihre  Ver- 
sprechungen hielten,  so  würde  die  ganze  Negotiation  wenig  Schwierigkeit  haben, 
so  aber  wird  zum  wenigsten  eine  zwiefache  Wahl  zu  befahren  sein  und  werden 
sie  sich  wohl  mehr  vor  den  vermeintlichen  Assistenten  als  vor  jemand  anders 
vorzusehen  haben. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Ja- 
blona  24.  Mai  1669. 

[Besprechungen  mit  Sraogulecki,  Zaleski  und  Bakowski.] 

24.  Mai.  Sie  haben  heute  in  dem  Camaldulenserkloster  mit  zwei  von   den  grosspol- 

nischen Ständen,  dem  Starosten  von  Lipnik  Smogulecki  und  dem  Lentzitzi- 
schen  Landfahndrich  Zaleski,  conferiert.  Nach  dem  Bericht  derselben  wären 
die  von  der  Con duschen  Partei  zweifelhaft  geworden,  hätten  sich  nun  aber 
theilweise,  namentlich  der  littauische  G.Kanzler  und  dessen  Vetter  der 
O.Feldherr,  für  Lothringen  erklärt,  man  müsste  aber  an  dem  littauischen 
Kanzler  arbeiten  und  ihn  womöglich  durch  den  Erzbischof  zu  gewinnen  suchen. 
Da  Zaleski  sich  zu  dem  Sieradischen  und  nachher  zu  dem  Lentzitzischen  Auf- 
gebot begiebt,  fragte  er,  ob  sie  für  gut  fanden,  dass  beide  Woiwodschaften  sich 
je  eher  je  lieber  nähern  sollten,  sie  haben  aber  das  jenen  überlassen  und  nur  darauf 
hingewiesen,  wenn  die  Cracauschen  und  Sendomirschen  heranrucken  sollten, 
würde  es  auch  von  jenen  nöthig  sein.  Jene  erzählten,  dass  auch  unter  ihnen 
in  Grosspolen  sich  Trennungen  fänden,  der  Kalischsche  O.Kämmerer  Xritzki*) 
und  der  Posensche  Landfahndrich  Przyienski  wären  gut  lothringisch  und 
dürften  noch  mehr  durch  unlängst  hingeschickte  90  000  Gulden  gewonnen  wer- 
den. Der  unlängst  erfolgten  Aussöhnung  zwischen  dem  G.Kanzler  und  dem 
Castellan  von  Posen  wollten  sie  nicht  recht  trauen,  da  ersterer  ganz  von 
Oesterreich  dependicre,  von  dem  er  dieser  Tage  6000Rthlr  empfangen. 

Nachdem  jene  sich  entfernt,  kam  auf  ihr  Ersuchen  der  Woiwode  vom  Pom- 
merellen  Bakowski  zu  ihnen,  derselbe  sagte,  die  Sache  hätte  sich  in  wenigen 
Tagen  ganz  geändert,  da  der  littauische  G.Kanzler  und  dessen  Anhang  sich 
jetzt  offen  für  den  Lothringer  erklärt  hätten.  Der  G.Marschall,  mit  dem 
er  deswegen  expostuliert,  dass  er  ihn  und  die  grosspolnisehen  Woiwodschaften, 
welche  bei  ihm  zu  stehen  sich  erklärt,  so  lange  in  Ungewissheit  hielte,  hätte 
erklärt,    er  hätte  sich  zwar   früher   für   die  Wahl  Conde's   bemüht,    da  er  aber 

0    S.  oben  S.  382. 

2)     Stephan  Krzycki. 


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Besprechungen  mit  ßoyneburg,  ßakowski  u.  a.  399 

grosse  Schwierigkeit  sehe,  so  wolle  er  sich  den  anderen  Patrioten  fügen,  aber 
doch  mit  der  öffentlichen  Erklärung  an  sich  halten,  durch  welche  leicht  eine 
Trennung  veranlasst  werden  könne,  jedenfalls  aber  habe  er  gelobt,  nicht  zu 
gestatten,  dass  der  Lothringer  zur  Krone  gelange;  die  Armee  beizubehalten, 
könne  nur  durch  Geld  geschehen.  Bakowski  hat  sich  erboten,  für  die  Aus- 
söhnung zwischen  den  Häusern  Ra-dziwill  und  Paz^)  und  damit  für  die  Ge- 
winnung des  littauischen  G.  Kanzlers  zu  arbeiten,  ebenso  an  den  Häuptern  der 
Armee.  Boineburg  hat  sich  erboten,  für  Polanowski,  dem  er  vor  einigen 
Tagen  schon  1000  Rthlr.  gezahlt,  noch  3000  Rthlr.  zu  zahlen. 


J.  V.  Hoverbeck    und    Fr.  v.  Jena    an    den  Kurfürsten.     D. 
Jablona  25.  Mai  1669. 

[Mittbeilungen  des  franzosischen  Gesandten.] 

Bei  einem  Besuch,  den  sie  dem  französischen  Gesandten  gemacht,  er-  25.  Mai. 
zählte  derselbe,  dass  er  den  littauischen  G.Kanzler  besucht  und  demselben 
Pfalz-Neuburg  empfohlen,  dass  jener  aber  viele  Schwierigkeiten  gemacht 
hahe;  es  würde  nicht  undienlich  sein,  bei  demselben  anzufragen,  ob,  wenn 
Fürst  Radziwill  von  dem  Qeneralat  abstünde,  er  sich  der  Partei  Pfalz-Neu- 
burgs  fügen  würde,  und  zugleich  an  dem  Fürsten  Radziwill  zu  arbeiten,  dass 
er  sich  zu  einem  Accommodement  fügen  möge').  Auch  er  glaubte,  dass  die 
grösste  Gefahr  von  Lothringen  drohe,  die  Proceduren  des  kaiserlichen 
Gesandten  wären  sehr  verdächtig,  der  kaiserliche  Hof  wäre  in  zwei  Parteien  ge- 
trennt, der  Kaiser')  und  einige  Minister  hielten  es  mit  Pfalz-Neuburg,  die 
Kaiserin  Leonore  und  die  anderen  mit  Lothringen;  er  gestand  zu,  dass  von 
dem  jungen  Herzoge  von  Lothringen  seinem  Könige  Abtretung  von  ganz 
Lothringen  und  Vermählung  mit  einer  französischen  Dame  nach  des  Königs 
Willen  angeboten  sei*),  derselbe  habe  aber  darauf  garnicht  geantwortet. 


')  S.  oben  S.  390.  Vgl.  Stoderts  und  Widers  Relationen  vom  3.  Mai  (S.  104) 
und  17.  Mai  (S.  112). 

*)  Kf.  weist  darauf  die  Gesandten  an  (d.  Königsberg  28.  Mai  1669),  die  Ver- 
söhnung der  Radziwill  und  Pac  äusserstem  Vermögen  nach  zu  befördern  und  dahin 
zu  wirken,  dass  Fürst  Michael  R.  sich  wegen  der  Unterbulawa  gewierig  zeige. 

')     Vgl.  Memoires  de  Chavagnac  H.  S.  7. 

*)  Ucber  solche  durch  die  Gemahlin  Sobieski's  geführte  Verhandinngen  s.  Menü 
de  Chavagnac  IL  S.  SOff. 


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400  HI.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

J.  V.  Hoverbeck    und    Fr.  v.  Jena    an    den   Kurfürsten.     D. 
Jablonia  27.  Mai  1669. 

[Verabredungen  mit  dem  französischen  und  nenburgischen  Gesandten.] 

27.  Mai.  Auf  ihre  Bitte  hat  sich  der  franzosische  Gesandte  erboten,    sich  zu  be- 

mühen, von  dem  Erzbischof  und  K.G.Marschall  die  Versicherung  zu  be- 
kommen. In  einer  heut  mit  demselben  und  mit  Boineburg  gehaltenen  Con- 
ferenz  sind  sie  dahin  übereingekommen,  Pfalz-Neuburg  vorzuschlagen,  dass 
er  sich  nähere,  und  zwar  dass  er  sich  unbekannt  mit  wenigen  in  Crossen  ein- 
finde und  dort  bis  zur  Wahl  aufhalte,  um  dann  je  nach  den  Umständen  sich 
entweder  von  selbst  zu  der  guten  Partei  zu  begeben  oder  abzuwarten,  bis  er 
von  derselben  gerufen  werde.  In  der  Proposition  und  Comraendation  die  Vor- 
theile,  welche  die  Republik  von  Pfalz-Neuburg  zu  erwarten,  zu  specificieren, 
halten  sie  nicht  für  rathsam.  Der  Gesandte  hat  sich  gegen  sie  und  die  Pfalz- 
Ncuburgischen  so  betragen,  dass  sie  nicht  die  allergeringste  Ursache  haben, 
über  ihn  Beschw^er  zu  führen,  ob  er  aber  etwas  anders  im  geheimen  macht, 
müssen  sie  dahinstellen^).  Ueber  die  Frage,  was  im  Falle  einer  zwiespältigen 
Wahl  zu  thun  sei,  erklärte  derselbe  sich  noch  nicht  für  instruiert. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg  30.  Mai  st 

novi  1669. 

[auf  die  Relation  vom  27.  Mai.    Aufnahme  Pfalz-Neuburgs  in  Crossen.   Verdacht  gegen 

Frankreich.] 

30.  Mai.  Er  ist  mit  ihren  Vorschlägen  durchaus  einverstanden,   will')  Pfalz-Neu- 

burg in  Crossen,  so  gut  es  geht,  accommodieren,  hat  nicht  allein  deswegen 
Anstalt  gemacht,  sondern  wird  auch  Ordre  ergchen  lassen,  dass  seine  noch  in 
W^estfalen  stehenden  Völker  sofort  aufbrechen  und  sich  den  polnischen  Grenzen 
nähern  sollen,  Oberst  FargelP)  soll  selbst  nach  Crossen  gehen  und  eine  Com- 
pagnie  von  seinem  Regiment  dort  einquartiert  werden. 

Inbezug  auf  Frankreich  kommt  Kf.  verdächtig  vor,  dass  der  König  dem 
Pfalzgrafen    eine   Geldhülfe    verweigert,    während  er   doch  Nachricht  hat,  dass 


0  Am  29.  Mai  melden  sie,  Beziers  habe  geäussert,  ehe  sein  Konig  den  Lothrin- 
ger zur  Krone  gelangen  Hesse,  wollte  er  lieber  den  Moskowiter  dazu  befördern,  der- 
selbe habe  darüber  geklagt,  dass  man  gegen  seinen  Konig  und  ihn  selbst  Misstrauen 
hege,  niemand  würde  ihm  nachweisen  können,  dass  er  nach  erfolgter  Zusage  an 
Pfalz-Neuburg  für  Conde  gearbeitet  hätte,  doch  s.  Recueil  des  Instructions 
IV.  S.XLVIL  91ff.;  vgl.  die  Bemerkungen  Stoderts  S.  96. 

^  S.  die  Schreiben  des  Kf.  an  den  Fürsten  Johann  Georg  von  Anhalt, 
seinen  Statthalter  in  der  Mark,  vom  30.  April  und  31. Mai  16G9  bei  v.  Orlich,  Gesch. 
des  Preussischen  Staates  II  f.  S.  178  ff. 

^)  S.  v.  Mülverstedt,  Gesch.  der  brandenb.  Kriegsmacht  unter  dem  Grossen 
Kurfürsten  S.  188 ff.:  das  Regiment  desselben  stand  damals  in  Frankfurt  a.  0. 


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Argwohn  gegen  Frankreich.    Anerbietungen  des  Erzbiscbofs.  401 

grosse  Summen  Geldes  aus  Frankreich  nach  Danzig  und  von  dort  weiter  nach 
Polen  Übermacht  werden,  ferner,  dass  der  Gesandte  behauptet,  auf  die  Frage, 
was  bei  einer  Doppelwahl  zu  thun  sei,  nicht  instruiert  zu  sein,  obwohl  derselbe 
darüber  schon  mit  ihm  von  Marienwerder  aus  correspondiert  und  auch  mit  dem 
abgestandenen  Könige  von  Polen  communiciert  hat.  Sie  sollen  deswegen  dem- 
selben gebührend  remonstrieren,  aber  sich  doch  in  Acht  nehmen,  ihm  zur 
Diffidenz  Ursache  zu  geben. 


J.  V.  Hoverbeck    und    Fr.  v.  Jena    an    den   Kurfürsten.     D. 
Jablona  31.  Mai  1669. 

[Günstige  Erklärungen  des  Erzbiscbofs.     Besorgnis  einer  Doppel  wähl.    Der  kaiserliche 

Gesandte.     Potocki.] 

Der  Erzbischof  hat  sie  durch  seinen  Bruder,  den  Abt'),  ganz  geheim  31.  Mai. 
versichern  lassen,  dass  er  trotz  aller  grossen  Offerten  die  lothringische  Partei 
nicht  annehmen  wolle,  sondern  Pfalz-Neuburg  der  Krone  anständiger  halte, 
nur  müsste  er  sicher  sein,  da  Lothringen  6000  Mann  in  der  Nähe  haben  solle, 
wessen  man  sich  von  dieser  Partei  und  Kf.  zu  verlassen,  femer  hoffte  er,  falls 
er  etwa  seiner  Sicherheit  wegen  sich  in  das  Herzogthum  Preussen  begeben 
müsste,  bei  Kf.  Schutz  zu  finden,  er  ginge  jetzt  mit  sich  zu  Rathe,  ob  er  nicht 
seine  Erklärung  wider  Lothringen  öffentlich  thun  sollte.  Sie  haben  ihm  er- 
widern lassen,  er  sollte  sich  fest  versichert  halten,  dass  Kf.  die  neuburgische  Par- 
tei nicht  verlassen,  sondern,  dass,  wenn  die  gute  Partei  oder  auch  der  Erzbischof 
ihn  ersuchen  würde,  zu  der  Republik  Bestem  eine  Armee  mit  allem  Zubehör 
fertig  sein  würde,  Kf.  würde  auch  dafür  sorgen,  dass  der  Erzbischof  nicht  nöthig 
haben  sollte,  aus  der  Krone  zu  gehen.  Jener  theilte  femer  mit,  auch  der 
K.Marschall  würde  wohl  dieser  Meinung  sein,  aber  die  andere  Partei  suchte 
die  Armee  und  Wisniowietzki')  zu  gewinnen,  worauf  sie  erwiderten,  sie 
hofften,  es  sollten  der  Armee  und  einigen  Woiwodschaften  mit  dem  ehesten 
50000  Rthlr.  geschickt  werden. 

Wegen  dieses  Geldes  haben  sie  schon  vor  3  Tagen  mit  den  Pfalz-Neu- 
burgischen geredet,  wollen  es  auch  heute  noch  wiederholen*  wenn  sie  Geld 
genug  hätten,  dürften  sie  wohl  hoffen,  eine  zweifache  Wahl  zu  verhüten,  so  aber 
sieht  es  so  aus,  als  ob  es  zu  einer  solchen  kommen  wird,  ihrer  Meinung  nach 
ist  es  hohe  Zeit,  dass  Kf.  soviel  nur  möglich  von  seiner  Miliz  zusammenziehe, 
denn  sie  haben  nur  noch  14  Tage  Zeit  und  die  Ihrigen  würden  dadurch  ge- 
stärkt und  animiert  werden,  auch  die  Annäherung  des  Pfalzgrafen  halten  sie  für 
höchst  nöthig. 

*)    Franz  Prazmowski,  Abt  von  Sieciechow. 

*)  Der  K.Ü. Feldherr  Fürst  Demetrius  Wisniowiecki,  s.  Stoderts  und 
Widers  Relation  vom  24.  Mai  (S.  113). 

Mater,  e.  Gescb.  d.  O.  Kurffiraten.    XII.  26 


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402  in.    Brandenburg?  und  Polen.     1664—1673. 

Der  kaiserliche  Gesandte^)  hat  sie  noch  nicht  besucht,  derselbe  thut 
nichts  für,  sondern  nur  wider  Pfalz-Neuburg  und  alles  für  Lothringen,  am  kaiser- 
lichen Hofe  soll  man  schon  offen  sagen,  man  hoffe  die  Sache  sei  in  Polen  für 
Lothringen  gemacht;  einige  meinen,  man  sei  dort  mit  Schweden  im  Einver- 
ständnis und  bliebe  deshalb  der  Schwedische  so  lange  zurück,  bis  die  Sache 
meistentheils  ausgemacht. 

PS.  Der  littauische  0.  Schenk  Po tocki  hat  sie  wissen  lassen,  sein  Neffe, 
der  Woiwode  von  Kyoff-),  verlasse  die  lothringische  Partei  und  erkläre  sich 
auf  seine  Persuasion  neuburgisch,  er  hoffe  auch  dessen  Vetter,  den  Woiwoden 
von  Bratzlaff),  und  denPalatin  von  Sendomir  Koniecpolski*),  den  Schwie- 
gersohn des  Fürsten  Dimitr  Wischnowitz,  zu  gewinnen. 


Der  Kurfllrst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  1.  Juni  st.  n. 

1669. 

[Misstrauen  gegen  Frankreich.] 

1.  Juni.  Er  hat  von  sehr  vertrauter  Hand  Nachricht,  dass  man  in  Frankreich  doch 

noch  immer  sein  Absehen  auf  die  Beförderung  Conde's  zur  polnischen  Krone 
nehme  und  beabsichtige,  falls  Pfalz-Neuburg  nicht  dazu  gelangen  sollte, 
durch  Beziers  mit  aller  Macht  für  denselben  arbeiten  zu  lassen  oder  gar  ihn 
primo  loco  zu  befördern.  Man  hat  auch  nicht  geleugnet,  dass  Gelder  liieher 
aus  Frankreich  Übermacht  worden,  doch  nur  um  Conde  zu  assistieren,  falls 
Pfalz-Neuburg  nicht  reüssieren  sollte.  Es  wird  auch  von  einem  Tractat 
zwischen  Frankreich  und  Lothringen^),  dass  der  junge  Herzog,  wenn  er 
zur  polnischen  Krone  käme,  sein  Successionsrecht  an  Frankreich  cedieren  würde, 
gesprochen.  Sie  sollen  suchen  auf  den  rechten  Grund  dieser  Gerüchte  zu  kom- 
men, aber  ohne  dem  französischen  Gesandten  Grund  zur  Diffidenz  zu  geben. 
Könnte  demselben  alle  Hoffnung  wegen  des  Prinzen  von  Conde  benommen 
werden,  so  dürfte  dieses  der  Sache  überaus  zuträglich  sein. 

PS.  Er  bedauert,  aus  ihrer  Relation  vom  29.  Mai  ersehen  -zu  haben,  dass 
der  französische  Gesandte  sich  über  Diffidenz  beklagt  und  so  nachdenkliche 
Worte  gebraucht  hat.  Der  Marquis  de  Vaubrun^')  hat  gestern  bei  ihm  die 
erste  Audienz  gehabt  und  grosse  Contestationen  von  seines  Königs  aufrichtiger 
Intention  gemacht. 

PS.  2^).  Gleich  ietzo,  da  die  Post  fortgehen  soll,  wird  uns  Eure  unter- 

')  Vgl.  Pufendorf  X,  §85  S    717. 

^)  Andreas  Potock  i. 

^)  Jobann  Potocki. 

^)  Stanislaus  Koniecpolski,  Starost  von  Dolina,  der  Sohn  des  früheren 
Woiwoden  von  Sendomir  Alexander  K. 

5)  S.  oben  S.  399. 

•)  S.  unten  Abschn.  Vf. 

0  eigenbändig. 


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Misstrauen  gegen  Frankreich.    Verhandlungen  mit  dem  Erzbiscbof.  403 

thänigste  Relation  vom  30.  May')  eingelieffert,  und  ersehen  wir  gern  daraus, 
dass  Cond^  anitzo  so  gut  als  excludiret  sey,  Wir  haben  nunmehr  desto 
gewissere  Hoffnung,  Pfaltz  Neuburg  werde  mit  Gottes  Hülfe  reussiren 
und  Franckreich  bey  so  gestalten  Umbständen  eintzig  und  allein  hinführe 
für  Pfaltz  Neuburg  arbeiten,  wozu  Ihr  dan  den  Gesanten  mit  behöriger 
Dexterität  und  guter  Manier  zu  ermahnen. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Jablona  3.  Juni  1669. 

[Bemühungen  der  Cond6*8chen  Partei.     Neue  Botschaften  des  Erzbischofs.] 

Die  Sachen  sind  in  diesen  letzten  Tagen  gleichsam  in  eine  Crisis  gerathen  3.  Juni, 
und  hat  sich  namentlich  die  Gond^'sche  Partei  bemüht,  sich  zu  stärken  und 
die  Neuburgische  zu  schwächen.  Der  Erzbischof  hat*)  ehegestern  Abends 
spät  Gorzynski  zu  ihnen  geschickt  und  ihnen  mittheilen  lassen,  die  Lothrin- 
gische Partei  sei  sehr  stark  und  wider  Neuburg  zeigten  sicli  grosse  Difficultäten, 
er  könnte  Kf.  nicht  rathen,  seinen  ganzen  Staat  in  Gefalir  zu  setzen,  denn  auf 
Kf.  würde  es  allein  ankommen  und  er  sich  keiner  anderen  Hülfe  zu  getrösten 
haben,  Pfalz-Neuburg  habe  nicht  die  Mittel,  eine  Armee  zu  unterhalten  und 
dazu  noch  Geld  herznschiessen ,  solle  auch  schon  selbst  am  glücklichen  Aus- 
gange verzweifeln ;  er  fragte  nochmals,  was  Kf.  auf  alle  Fälle  zu  thun  gemeint, 
die  mit  Schweden  aufgerichteten  Pacten  hätten  viel  Alteration  bei  den  Stän- 
den verursacht.  Sie  haben  erwidert,  falls  Neubnrg  gewählt  wurde,  hätte  sich 
sowohl  derselbe  als  die  Republik  der  Hülfe  des  Kf.  zu  versichern,  derselbe 
wurde  zu  deren  Besten  eine  Armee  bei  einander  halten  und  damit,  wenn  es 
die  Republik  begehren  würde,  bereit  sein.  Dass  der  Pfalzgraf  auf  andere  Ge- 
danken gerathen,  auch  Mittel  mangeln  sollten,  davon  wüssten  sie  gerade  das 
Gegentheil;  dass  sich  Difficultäten  finden  würden,  glaubten  sie  wohl,  aber  die- 
selben wären  so  beschaffen,  dass,  wenn  der  Erzbischof  und  einige  andere  Sena- 
toren mit  Ernst  wollten,  dieselben  ohne  Weiterung  und  Trennung  zu  überwin- 
den wären,  der  Erzbischof  sollte  nur  nebst  dem  Feldherrn  und  dem  Schatz- 
meister sich  für  Neuburg  erklären,  so  würde  das  Werk  schon  glücken. 

Sie  hatten  von  dieser  Materie  schon  etwas  vorher  vernommen,  der  fran- 
zösische Gesandte  soll  in  der  Nacht  mit  dem  Lothringer  zusammen- 
gewesen sein  und  sich  auch  mit  dem  Erzbischof  und  anderen  unterredet  und 
befunden  haben,  dass  Kf.  allein  ihnen  entgegenstände. 

Sonntag  den  2.  Juni  hat,  während  Hoverbeck  bei  Fürst  Radziwill  in 
Präge  war,  der  Erzbischof  den  Starosten  Lybinsky  zu  ihnen  geschickt,  der 
Jena   gegenuher   die    Neubnrgische   Partei    noch   schwächer   und   gefährlicher 


')     Darin  hatten  sie  über  die  Vorgänge  auf  dem  Reichstage  am  28.  und  29.  Mai 
(s.  Zawadzki,  Bist,  arcana  S.  r2fr.;  Rec.  comitiorum  S.  55fr.)  berichtet 
»)     Vgl.  Pufendorf  X.  §  85  (S.  717). 

26* 


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404  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

machte,  das  Unglück  schilderte,  in  welches  Kf.  sich  stürzen  wurde,  wenn  er 
um  der  ganz  aussichtslosen  Sache  des  Pfalzgrafen  willen  seinen  ganzen  Wohl- 
stand in  Hazard  setzte,  Lothringen  hätte  bereits  erklärt,  dass,  w^enn  Pfalz- 
Neuburg  abstehen  wollte,  er  sich  auch  seines  Interesses  bei  der  Wahl  gänz- 
lich zu  begeben  und  mit  dem  Prinzen  von  Conde  zu  comportieren  resolviert, 
auch  Kf.  würde,  wenn  er  nur  wollte,  bei  der  Cond^ 'sehen  Partei  sein  Inter- 
esse leicht  finden.  J.  hat  sich  darauf  so  gestellt,  als  ob  er  alles,  was  jener 
vorgestellt,  nicht  so  gross  considerierte  oder  apprehendierte,  die  Sachlage  als 
für  den  Pfalzgrafen  günstiger  als  für  den  Lothringer  geschildert  und  zum  Schluss 
dem  Erzbischof  vorstellen  lassen,  ob  er  es  für  möglich  halte,  Conde  ohne 
Blutvergiessen  und  ohne  gänzlichen  Ruin  seines  Vaterlandes  zu  wählen.  Da  die- 
ses unmöglich  wäre,  andererseits  aber,  wenn  er  zur  Neuburgischen  Partei  trete, 
des  Pfalzgrafen  Wahl  in  Frieden  und  Ruhe  geschehen  würde,  so  sei  es  seine 
Pflicht,  dieses  zu  thun  und  alles  andere  Absehen  fahren  zu  lassen. 

Sie  setzten  den  Discurs  w^eiter  fort,  als  aber  Lybinsky  merkte,  dass  er 
auf  keine  Weise  etwas  an  ihm  gewinnen  konnte,  sagte  er  zuletzt,  der  Erzbischof 
Hesse  fragen,  ob  Kf.  lieber  Conde  oder  den  Lothringer  zum  Könige  haben 
wollte,  weil  man  ihm  in  diesem  negotio  viel  deferieren  wurde,  worauf  J.  er- 
widert hat,  Kf.  verlangte  weder  Conde  noch  Lothringen,  da  er  glaubte,  dass 
es  nicht  zu  der  Republik  Bestem  sein  würde. 

Ew.  Churf.  I).  sehen,  wie  wunderlich  und  unbeständig  die  Sacheo 
laufen,  und  können  wir  mit  Bestand  der  Wahrheit  sagen,  dass^  wann  auf 
Ew.  Churf.  D.  nicht  reflectiret  wurde,  die  gute  Partei  wurde  auf  sehr 
schwachen  Füssen  stehen,  das  meiste  geschieht  für  Conde  unter  der 
Hand  und  halten  wir  bei  so  gestalten  Sachen  die  lothringische  Partei 
nicht  so  important  als  die  Condeische.  Der  Kaiserliche  saget  öffent- 
lich, auch  selbst  zura  Neuburgischen,  dass  er  Neuburg  recomraendiren 
wurde,  Lothringen  aber  könnte  er  keinen  Schaden  thun,  der  Fran- 
zösische macht  gute  Contestationes,  hat  auch  neulich  die  Sache  mit 
überleget,  wir  sehen  aber  sonsten  keinen  Effect.  Ob  die  Neuburgisclien 
die  Noturft  an  Gelde,  das  können  wir  nicht  erfahren,  sollte  das  erman- 
geln, so  müssen  wir  Ew.  Churf.  I).  unsern  Pflichten  nach  berichten,  — 
dass  wir  nicht  sehen,  wie  in  dem  Werk  fortzukommen. 

Sie  fürchten,  dass  die  Conde'sche  Partei,  nachdem  dieselbe  gesehen,  dass 
sie  an  ihnen  nichts  gewinnen  können  und  dass  sie  ihre  Sache  noch  nicht  auf  den 
rechten  Fuss  gebracht,  den  terminus  electionis  zu  abrumpieren  oder  prorogieren 
suchen  werde.  Mit  der  öfTentlichen  Exclusion  Conde 's  müssen  sie  sich  vor- 
sehen, da  sonst  zu  befurchten  ist,  dass  auch  Neuburg  und  Lothringen  zu- 
gleich excludiert  werden. 

Sie    haben   für  100  Ducaten    ein  Schreiben^)    erworben,    welches   für   ein 


^)    In  demselben  (d.  Tarnimonti  19.  Mai  1669)  erklärt  Prinz  Karl,   42  Stunden 
nach  Beendigung  der  Wahl  werde  er  mit  8000  Mann  vor  Cracau  erscheinen  und  sich 


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Wablanssicbten.  405 

echtes  Original  gehalten  wird,  und  dem  Erzbischof  zugestellt,  welcher  ver- 
sprochen, wenn  es  wirklich  echt  ist,  es  öffentlich  vorzubringen,  es  wird  der 
lothringischen  Partei  grossen  Schaden  und  dem  Kaiser  böse  Nachrede  machen. 
PS.  Fürst  Radziwill  hat  H.  mitgetheilt,  auch  er  habe  sich  bemuht,  sei- 
nen Vetter  mit  den  Pac  auszusöhnen,  doch  wolle  sich  derselbe  durchaus  nicht 
zur  Abtretung  der  kleinen  Bulawe  verstehen,  der  G.Marschall  wolle  sich 
nicht  für  Pfalz-Neuburg  erklären,  sondern  sich  gleich  nach  den  Feiertagen  hin- 
wegbegeben, doch  müsste  man  versuchen,  dessen  Frau  zu  gewinnen,  und  R.  hat 
versprochen,  selbst  mit  ihr  zu  handeln ;  der  K. ü. Feldherr  Fürst  Wischnowitz, 
der  die  Armee  in  favorem  Lothringens  an  sich  zu  ziehen  suche,  möchte  wohl 
durch  die  bewusste  Heirath,  wenn  soviel  Ehegeld  dabei  wäre,  als  früher  gedacht, 
zu  gewinnen  sein. 


J.  V.  Ho  verbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurtliröten.     D. 
Jablona  8.  Juni  1669. 

[Die  ExcIusioD  Conde's.     Conferenz  mit  deia  schwedischen  Gesandten.] 

Nachdem  am  vergangenen  Donnerstag ')  die  Senatoren  nach  einander  haben  8.  Juni, 
geloben  müssen,  Conde  nicht  in  die  Wahl  zu  bringen,  müssen  sie  diesen  in 
soweit  für  begraben  halten,  fürchten  aber,  dass  man  nicht  unterlassen  wird,  ihrer 
Negotiation  Hindemisse  in  den  Weg  zu  legen,  namentlich  werden  die  pacta 
gegen  Pfalz-Neuburg  angeführt,  üeber  die  Exclusion  Conde's  ist  der  fran- 
zösische Gesandte  so  alteriert  worden,  dass')  er  die  ihm  auf  heute  angesetzte 
Audienz  nicht  angenommen  hat.  Der  G.Feldherr  soll  nach  dieser  Exclusion 
zu  Fürst  Radziwill  gesagt  haben:  „Nun  bin  ich  Euer.**  Der  kaiserliche 
Gesandte  hat^)  gestern  Audienz  gehabt  und  Pfalz-Neu  bürg  öffentlich  recom- 
mendiert,  sonst  aber  nichts  überhaupt  für  denselben  gethan. 

Mit  dem  Schwedischen*)  haben  sie  heute  in  einem  Dorfe  an  dem  Bug 
auf  dessen  Begehr  geredet,  er  erklärte,  er  wäre  angewiesen,  mit  ihnen  und  den 
Neuburgischen  vertraulich  zu  conferieren,  und  fragte,  was  er  thun  sollte,  worauf 
sie  ihn  gebeten  haben,  nach  Möglichkeit  für  Pfalz-Neuh  urg  zu  negotiieren. 
Auf  seinen  Vorschlag,  da  die  Polen  von  den  aufgerichteten  pactis  so  viel  Wesen 

der  Stadt  bemächtigen,  der  türkische  Sultan  habe  dem  Fürsten  von  Siebenbürgen  be- 
fohlen, ihn  zu  unterstützen,  aus  Ungarn  würden  kaiserliche  Truppen  herbeieilen,  der 
Zar  habe  dem  Kaiser  versprochen,  das  Bündnis  mit  Polen  zu  brechen  u.  s.  w.  Vgl. 
H.'s  Schreiben  an  Fürst  Anhalt  vom  9.  Juni  (v.  Orlich  II.  S.  22)  und  über  die 
gegenseitigen  Schmähschriften  beider  Parteien  Stoderts  und  Widers  Relation  vom 
31.  Mai  (S.  117),  Krebs  S.  207 f. 

*)    G.Juni,  s.  Zawadzki,  Hist.  arcana  S.  18 ff.;  Recessus  comit.  S.  64 ff. 

»)    S.  Zawadzki  S.  23;     Recessus  comit.  S.  68. 

')    S.  Zawadzki  S.  22;     Recessus  comit.  a  a.  0. 

♦)  Graf  Claudius  Tott,  über  dessen  Ankunft  s.  die  Relation  Stoderts  und 
Widers  vom  7.  Juni  (S.  118). 


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406  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664-1673. 

machten,  dieselben  sämtlich  za  communicieren,  haben  sie  erwidert,  darauf  nicht 
instruiert  zu  sein,  sie  hielten  es  aber  für  bedenklich,  da  die  malevoli  aus  allen 
Wörtern  Gift  saugen  und,  ob  die  pacta  noch  so  innocent,  dennoch  viele  irren 
machen  würden. 

Die  Nenburgischen  bestreiten  dem  französischen  Gesandten  gegenüber^), 
sich  über  Geldmangel  beklagt  zu  haben. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten,     ü. 
Jablona  10.  Juni  1669. 

[Neue  Umtriebe  der  Conde* sehen   Partei.     Conferenz  mit  den  Häuptern   der  Neubur- 
gischen Partei.     Forderungen  derselben.] 

10.  Juni.  Die  Anhänger  Con(U 's  sind  durch   dessen  Exclusion  nicht  gedämpft,   sie 

suchen  Zeit  zu  gewinnen,  machen  wegen  der  Audienzen  Verwirrung  und  suchen 
durch  solche  und  andere  Ränke  den  terminum  zu  abrampieren  und  die  Sache, 
wenn  ihnen  die  extrema  nicht  angehen,  zu  verschleppen,  damit  Neuburg  und 
Lothringen  müde  werden  und  ihnen  auch  der  Geldmangel  entgegenstehe,  die 
Pacen  und  der  K.Marschall  sollen  sich  schon  zur  Abreise  anschicken.  Da 
so  eine  Scission  in  Aussiebt  steht,  haben  sie  heute  früh  zu  Praga  im  Beisein 
der  Nouburgischen  mit  beiden  Fürsten  Radziwill,  den  beiden  Sapieha 
(der  dritte  Bruder  war  nicht  dabei,  soll  aber  auch  gut  sein),  dem  Castellan  von 
Posen  und  Losch-)  die  Sache  überlegt;  jene,  namentlich  der  Castellan  von 
Posen,  haben  versichert,  wenn  auch  die  anderen  abrumpierten  und  davonzögen, 
so  würden  sie  sich  doch  nicht  daran  kehren,  sondern  fortfahren.  Sie  erklärten 
aber  für  nöthig,  1)  sowohl  im  Königreich  als  auch  in  Littauen  eine  Armee  zu 
bekommen,  wozu,  wenn  nur  Geld  vorhanden,  leicht  zu  gelangen  sei,  2)  dass 
persona  electi  durch  die  Woiwodschaften  Posen  und  Kaiisch  nach  Cracau  käme, 
3)  müssten  sie  wissen,  ob  sie  an  Kf.  einen  Kücken  haben  würden,  derselbe 
müsste  unter  dem  Namen  des  electi  ihnen  Truppen  zu  Hülfe  schicken,  und  zwar 
verlangten  sie  auf  näheres  Befragen  4000  z.  F.  und  Dragoner,  1500  oder  2000 
Reiter  nebst  zugehöriger  leichter  Artiglerie,  dazu  aber  noch  1000  Reiter  und 
IGOO  Dragoner  nach  Littauen  hin.  Sie  haben  auf  des  Kf.  Ratification  die  6000 
zugesichert,  aber  erklärt,  über  alles,  namentlich  was  die  2000  nach  Littauen  zu 
schickenden  betreffe,  erst  referieren  zu  müssen.  Der  Neuburgische  hat  auf 
ihr  Zureden  12  000  000  Schillinge  (=  2ü0000Rthlr.)  zugesagt,  ihnen  aber  be- 
kannt, dass  er  soviel  Geld  nicht  parat  hätte,  worauf  sie  ihm  gesagt,  er  möchte 
nur  zu  Anfang  geben,  soviel  er  hätte. 


*)  Am  5.  Juni  hatten  H.  u.  J.  berichtet.  Beziers  habe  ihnen  gesagt,  die  Pfalz- 
Neuburgischen  beklagten  sich,  sie  wurden  die  Sache  aufgeben  müssen,  sie  hätten  hier 
schon  800üORihlr.  ausgegeben,  sie  würden  und  konnten  auch  nichts  mehr  geben. 

^     S    oben  S.  167.  21)9. 


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Conferenz  mit  den  Häuptern  der  Neuburgischen  Partei.    Audienz.  407 

Sie  glauben,  dass  man  mit  6000  Mann,  von  denen  2000  nach  Littaaen  zu 
schicken  wären,  zufrieden  sein  wird,  bitten  um  Resolution. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Jablona  12.  Juni  1669. 

[Audienz  der  Gesandten.    Erbietungen  des  franzosischen  Gesandten.] 

Gestern  Abend  8 Uhr  haben  sie  Audienz^)  gehabt.  Nachdem  sie  von  dem  12.  Juni. 
G.Marschall  vor  dem  Collo  empfangen  und  hereingeführt  waren,  hat  H.  die 
Rede  gebalten,  welche  der  Erzbischof  beantwortete.  Im  Collo  war  eine  grosse 
Frequenz,  aber  alles  ganz  modest  und  aber  die  Maassen  still,  nachher  kamen 
der  Erzbischof,  die 'übrigen  anwesenden  Senatoren  und  andere  und  machten 
ihnen  freundliche  Complimente,  worauf  sie  wieder  zum  Collo  herausbegleitet 
wurden  und  dann  zurückfuhren.  Ihnen  sind  dieselben  Ehren  wie  dem  Kaiser- 
lichen erwiesen  worden. 

Heute  ist  der  französische  Gesandte  zu  ihnen  gekommen  und  hat  ihnen 
im  Original  das  Schreiben  an  die  Republik  vom  14./24.  Mai  gezeigt,  worin  stand, 
dass  der  König  auf  allen  Fall  dem  Conde  es  inhibieren  und  ihn  nicht  aus  dem 
Reich  lassen  wollte.  Sie  haben  ihn  darauf  wegen  der  Exclusion  Conde's  zu 
beruhigen  gesucht,  er  sagte  endlich,  nicht  über  die  Exclusion  selbst,  sondern 
über  die  Form  derselben  beschwere  er  sich,  wenn  man  ihm  deswegen  einige 
Reparation  thäte,  würde  er  eine  Audienz  nehmen.  Sie  versprachen  ihm,  sich 
darum  zu  bemühen,  und  baten  ihn  in  seiner  Negotiation  für  Pfalz-Neuburg 
fortzufahren,  namentlich  den  Erzbischof,  den  Feldherm  und  den  Schatzmeister 
für  denselben  zu  gewinnen.  Er  versprach  dieses,  hoffentlich  würden  jene  nicht 
mehr  begehren,  als  ihnen  versprochen,  er  hätte  Ordre  von  seinem  König,  dem 
Pfalzgrafen  für  diesen  Zweck  400  000  Gulden  vorzuschiessen ,  davon  würde  er 
jenen  dreien  auf  ihr  Versprochenes  die  Hälfte  geben,  wenn  sie  nur  die  andere 
Hälfte  haar  oder  doch  deshalb  reale  Versicherung  bekommen  könnten.  Sie 
versprachen,  deswegen  mit  den  Neuburgischen  zu  reden,  und,  sollte  es  man- 
geln, an  Kf.  zu  schreiben,  der  gewiss  dafür  gutsagen  würde.  Er  rieth  auch, 
des  Feldherrn  Liebsten  20000  oder  25  000  Rthlr.  haar  zu  zahlen;  er  erzählte, 
Nenbnrgischerseits  wünschte  man  von  seinem  Könige  200  000  Rthlr.  Vorschnss. 
Von  dem  schwedischen  Gesandten  behauptete  er  gehört  zu  haben,  dass  der- 
selbe dem  Erzbischof  habe  sagen  lassen,  Schweden  sei  indifferent,  ob  Lothringen 
oder  Neuburg  gewählt  würde. 

Alle  Versuche  der  Gegner,  sie  einzuschüchtern,  sind  vergeblich  gewesen, 
ist  es  dem  Französischen  ein  rechter  Ernst  und  fehlt  es  nicht  an  Geld,  so 
hoff'en  sie*),  dass  ihre  Partei  überwiegen  und  bestehen   wird.    Morgen  ist  der 

')  S.  Zawadzki  S.  25  (der  aber  angiebt:  qui  nimis  sero  diei  veniens  nee  tarn 
frequentibus  satellituoi  turmis  nee  tarn  copioso  senatu  et  equestri  ordine,  pluribus 
iam  dilapsis  exceptus  est);  Rec.  comitiorum  S.  70. 

»)    Vgl.  die  Relation  Stoderts  und  Widers  vom  13.  Juni  (S.  122f.). 


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408  IH.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

letzte  Tag,  der  Aufbot  kommt  heran  and  wird  morgen  etwa  8000  Mann  stark 
bei  Warschau  stehen. 

Des  Kf.  Legationsrath  v.  Lehndorf*)  haben  sie  gestern  vor  einem  Trupp 
halten  sehen,  Niemeritz*)  ist  auch  hier,  sie  haben  ihn  aber  noch  nicht  ge- 
sehen, Galetzki^)  haben  sie  ge.stern  in  Collo  angetroffen,  v.  Brandt*)  haben 
sie  in  Warschau  gelassen,  von  wo  derselbe  ohne  Zweifel,  was  er  erfährt,  refe- 
rieren wird. 


Der   Kurfürst    an    die    Gesandten.     D.  Königsberg   13.  Jani 

1669. 

[Klagen  Vaubruns  und  Erwiderung  darauf.   Un Zuverlässigkeit  B^aiers".    Bereitwilligkeit 

zur  Truppensendung.] 

13.  Juni.  Der  französische  Envoye*)  ist  zu  ihm  gekommen   und  hat  grosse  Alte- 

ration über  Conde's  Exclusion  bezeugt,  nach  Beziers'  Bericht  wurden  alle 
Condeisch  Gesinnten  jetzt  die  Lothringische  Partei  ergreifen,  die  Neuburgische 
Partei  wäre  so  schlecht,  dass,  wenn  es  ad  duplicem  electionem  käme,  sie  der 
Lothringischen,  welche  der  Armee  fast  versichert  wäre,  bald  cedieren  würde. 
Kf.  hat  ihm  dagegen  remonstrieren  lassen,  1)  die  Exclusion  Conde's  konnte 
den  Neuburgischen  nicht  imputiert  werden,  sondern  rührte  notorie  von  der 
Aversion  des  Adels  her,  2)  Kf.  hoffe  gerade,  dass  dadurch  des  Pfalzgrafen  Par- 
tei bedeutenden  Vortheil  erlangen  werde,  3)  zu  Lothringen  würden  jene  sich 
nicht  wenden,  wenn  nur  der  franzosische  König  und  Beziers  sie  ersuchen 
wollten,  sich  gegen  denselben  zu  erklären,  4)  die  Partei  der  Pac  sei  nicht  so 
mächtig,  die  Radziwiils  hätten  auch  in  Littauen  eine  considerable  Partei  auf 
ihrer  Seite. 

PS.  (auf  die  Relation  vom  10.  Juni).  Aus  Beziers'  Comportement  ersieht 
Kf.,  dass  es  demselben  mit  der  Neuhurgischen  Partei  nie  ein  rechter  Ernst  ge- 
wesen, sondern  er  sich  unter  der  Hand  für  Co  n de  bemüht  hat.  Sie  sollen  den 
Condeisch  Gesinnten  und  auch  Beziers  vorstellen,  die  Exclusion  Conde's 
könne  den  König  von  Frankreich  garnicht  choquieren,  und  denselben  keine 
Hoffnung  machen,  dass  Kf.  sich  jemals  fürConde  erklären  würde,  andererseits 
aber  auch  keine  befugte  Ursache  zu  Klagen  geben,  sondern  alles  dissimulieren. 
Was  Ihr  wegen  unserer  Kriegsvölker  mit  dem  Castellan  von  Posen 
geredet,  solches  lassen  wir  uns  wohl  gefallen,  und  würde  uns  sehr  lieb 
sein,  wenu  die  Polen  ihrer  Zusage  gemäss  auf  alleu  Fall,   da  gleich  die 


^)    S.  oben  S.  388,  derselbe  stand  als  ObrisÜieutenant  in  polnischen  Diensten. 
3)    S    oben  S.  384. 
«)    S.  oben  S.  393.  396. 

*)     Der  Kammerjunker  Eusebius  v.  Brandt  war  schon   seit  August  1668  der 
Gesandtschaft  in  Warschau  beigegeben,  s.  oben  S.  225. 
^)     Marquis  de  Vaubrun.  s.  oben  S.  402, 


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Die  ExclüsiOD  Conde's.     Günstige  Nachrichten  Niemiryczs.  409 

Lithauer  wegziehen  sollten,  mit  der  Wahl  fortfahren  wollten,  welches 
Ihr  zu  befordern  Euch  nach  äusserster  Möglichkeit  angelegen  sein  lassen 
werdet.  Ihr  könnet  sie  auch  versichern,  dass  praevia  electione  Neoburgici 
wir  demselben  aus  der  Mark  Brandenburg  mit  einem  Corpo  von  5  ad 
6000  Mann  mit  zubehöriger  Artillerie  in  Polen  assistiren,  uns  auch  alhier 
in  solche  Postur  setzen  würden,  dass  wir  im  Fall  der  Noth  mit  ein  paar 
tausent  Mann  der  Sache  in  Lithauen  einen  Nachdruck  geben  könnten. 

Die  Neuburg  i  sehen  thun  gut,  die  Armee  Zugewinnen,  werden  dasselbe 
auch  bei  der  herannahenden  Pospolite  Ruszenie  zu  versuchen  haben,  namentlich 
um  eine  Prorogation  der  Wahl  zu  verhüten.  Ef.  wünscht  Nachrichten  über  den 
G.Kanzler. 

Wofern  man  Euch  auch  von  Polnischer  Seite  sondiren  wollte,  ob 
wir  nicht  auch  der  Republicq  einige  Advantagen  oder  Commoditäten 
versprechen  wollten,  imfall  sie  auf  unsere  Recommendation  den  Pfaltz- 
grafen  wähletcn,  so  könnet  Ihr  ihnen  versprechen,  dass  wir  freilich  sol- 
ches gern  thun,  auch  nichts,  was  in  unsern  Händen  und  Vermögen  wäre, 
desfalls  abschlagen  würden.  — 


St.  Niemirycz  an   den  Kurfürsten.     D.  de  Varsovie   13.  Juni 

1669. 

[Bemühungen,    die  Häupter   der  Conde^schen  Partei  zu  gewinnen,    glucklicher  Erfolg 
bei  Morstein  und  Sobieski.    Audienzen  der  verschiedenen  Gesandten.] 

Apres  que  M.  TArchevesque  de  Gnezna  et  autres  Senateurs  de  la  13.  Juni. 
Faction  Franzoise  ont  estay  obliges  d'exclur  par  leurs  voixes  M.  le  Prince 
de  Conde,  j'en  ay  trouvay  tous  ces  dits  Messieurs  et  en  rage  et  en  per- 
plexion  ensemble.  Pour  les  consoler  j'ay  fort  desaprouve  TafTaire  faite, 
(quoy  que  j'en  estoy  fort  aise  et  y  ay  contribue  quelque  chose)  n'ayant 
point  a  mesme  temps  omis  de  leur  conseiller,  qu'ils  ne  guastasse  point 
l'interet  de  la  France  a  cause  de  l'emportement  de  la  Noblesse  Polognoise 
contre  M.  le  dit  Prince  de  Conde.  Sans  perdre  donc  un  moment,  j'ay 
travaille  a  rendre  M.  de  Morstein  le  Grand  Tresorier  tout-a-fait 
du  parti  de  M.  le  Duc  deNeybourg;  bref,  j'en  ay  reussi,  Dieu  mercy, 
puis  qu'il  s'est  entierement  declare  pour  ses  interests  et  qui  ä  fait  en- 
tendre  par  moy  a  Messieurs  ses  Ambassadeurs,  qu'il  disposera  M.  l'Am- 
bassadeur  de  France  (non  obstant  tout  ce  qu'on  a  fait  contre  M.  le 
Prince  de  Conde)  de  faire  son  mieux  pour  l'heureuse  fin  des  intentions 
du  dit  M.  le  Duc  de  Neubourg,  pourvou  que  Messieurs  ses  Ambassa- 


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410  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

deurs  vouIa8se  traitter  toutte  cette  affaire  par  M.  le  dit  Ambassadeur  de 
France  avec  cette  Faction  qui  a  estayautre  foys  Francoise.  M.  le  Graod 
Mareschal  Sobieski')  s'est  aussi  entierement  declare  pour  sa  dite  Altesse 
de  Neuboarg  y  estant  poasse  par  le  coDseil  de  M.  le  dit  Grand  Tre- 
sorier,  qai  travaille  avec  toute  soign  et  activite  adresse  et  credit,  qa'il  a 
parmi  cette  faction,  pour  faire  reussir  les  interests  de  M.  le  Duc  de 
Neubourg.  Apres  cela  tout  nostre  soign  est  de  reunir  Messieurs  nos 
Generaux  de  Pologne,  c'est  a  dire  M.  le  Grand  Mareschal  de  Pologne  et 
M.  le  Prince  Demetrius'),  ce  qu'il  s'est  fait  hier  en  quelqae  fazon, 
puis  qu'ils  se  sont  abouche  chez  M.  le  Mareschal  de  la  Court  Branicki^ 
ayant  fait  des  coropliments  Tun  a  Tautre,  ces  prelemineres  nous  dont 
esperance,  qu'ils  seront  d'un  mesme  avis  en  affaire  de  Nostre  Candidat, 
a  quoy  nous  travaillons  jour  et  nuict.  Nous  n'omettons  point  aussi  a 
gagner  Messieurs  les  Paces  et  y  adjutons  nostre  entier  soign  et  non 
sans  esperance  encor  d^en  reussir,  quoy  que  fort  difficilement.  M.  le 
Vicechancelier  de  la  Couronne  et  M.  Fredro  sont  les  plus  opiniatres 
et  poussent  Tinteret  de  M.  le  Duc  de  Lorraine  tant  qu'ils  peuvent,  nous 
les  voulons  avoir  aussi  a  pris  raisonnable,  leur  remonstrant,  que  nous  les 
estimons  fort  et  ne  les  mesprisons  nullement,  enfin  nous  faisons  tout  ce 
qu'on  peut  faire  pour  empescher  la  double  election,  la  quelle  sera  par 
touttes  les  apparences  et  ne  manquera  point  de  faire  mal  a  la  Pologne. 
Gestern  Abend ^)  haben  die  Neubargischen  Gesandten  Audienz  gehabt, 
dann  diejenigen  des  Herzogs  von  Carl  and,  dann  die  der  Tartaren  und  zu- 
letzt die  des  Herzogs  von  Lothringen,  die  ohne  Zweifel  vom  Kaiser  unter- 
stützt werden,  ihr  Aufzug  war  der  prächtigste  und  die  Rede,  welche  ein  Abt, 
der  Gesandte  des  Herzogs,  des  Onkels  des  Candidaten,  hielt,  war  die  geschick- 
teste von  allen  und  hat  grossen  Eindruck  gemacht.  Sie  werden  dieselbe  heute 
im  einzelnen  widerlegen  und  zeigen,  dass  schöne  Worte  Polen  nicht  in  seinen 
alten  glücklichen  Zustand  zurückbringen  können. 


^)  Vgl.  die  Relationen  Stoderts  und  Widers  vom  13.  und  14.  Juni  (S.  12'2ff.) 
und  die  Anm.  dazu. 

^  Fürst  Demetrius  Wisniowiecki,  K.U.Feldherr,  s.  über  ihn  ebendas. 
S.  121.  124. 

3)  S.  Zawadzki  S.  2.5ff.;  Pufendorf  X.  §87  (S.  7l9f.);  Reo.  comit.  S.  70f. 
122;  Mem.  de  Cbavagnac  II.  S.  27 f. 


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Versuche,  die  AnhäDger  Conde^s  für  Pfalz-Neabnrg  zu  gewinnen.  411 

J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurflirsten,     D. 
Jablona  15.  Juni  1669. 

[Verlängerung   des  Reichstages.    Die  Condescbe  Partei.    Geldmangel   bei   den  Neu- 
burgischen ] 

Der  Termin  ist  nun  bis  auf  Mittwoch  prorogiert')  und  sagt  man  noch  von  15.  Juni, 
drei  Wochen.  Alle  ihre  Bemöhungen,  sich  der  Conde' sehen  zu  versichern, 
sind  vergehlich,  man  hat  ihnen  zwar  sagen  wollen,  als  wenn  sich  der  Schatz- 
meister zu  bequemen  anschicke,  aher  sie  können  dessen  nicht  gewiss  sein, 
und  es  scheint,  als  wenn  die  Conde'sche  Faction  die  dritte  Partei  machen,  sich 
auf  allen  Fall  als  Interponenten  angeben  und  so  verhindern  wolle,  dass  sich 
kein  anderer  Theil  die  Respublica  nennen  könne,  und  es  ist  dieses  um  so  be- 
denklicher, als  der  Erzbischof  mit  dem  Schwedischen  gar  vertraulich 
communicieren  soll. 

Die  Littauer  verlangen,  um  die  Neuburgische  Partei  zu  starken  und  von 
der  anderen  welche  an  sich  zu  ziehen,  Geld,  die  Pfalz- Neuburgischen 
aber  behaupten,  jetzt  keines  geben  zu  können,  ihre  ganze  Kasse  betrage  wenig 
mehr  als  40,000  Rthlr,  es  werde  aber  wohl  mehr  kommen.  Unterdessen  ver- 
stärkt sich  der  Lothringer,  zieht  den  gemeinen  Adel  an  sich,  und  wird  seine 
Rede,  welche  auch  mit  Fleiss  gemacht,  von  Jedermann  gerühmt. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Praga  18.  Juni  1669. 

[Verhandlungen  mit  dem  Erzbischof,  G.  Feldherrn  und  Schatzmeister.     Drohende  Hal- 
tung der  Pospolite.] 

Der  £rzbischof,  der  Feldherr  und  der  Schatzmeister  haben  sich  18.  Juni, 
zwar  für  Pfalz-Neuburg  erklärt,  sie  machen  es  aber  sowohl  gegenwärtig  als 
auch  künftig,  wenn  es  zur  Ruptur  kommen  sollte,  sehr  schwer  und  verlangen 
von  den  Neuburgischen  eine  Erklärung,  ob  ihr  Herr  sufficient  sein  würde,  so- 
fort eine  ansehnliche  Summe  zur  Aufrichtung  einer  Armee  herzuschicken  und 
auch  den  Unterhalt  für  dieselbe  zu  verschaflFen.  In  einer  gestern  bei  dem 
Erzbischof  mit  den  Französischen  und  Neuburgischen  abgehaltenen  Conferenz 
haben  sie  (Ges.)  erklärt,  Kf.  würde,  wenn  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  erfolge 
und  er  von  denen  der  Neubnrgischen  Partei  oder  nur  vom  Erzbischof,  Feld- 
herrn und  anderen  im  Namen  der  Republik  ersucht  wurde,  die  versprochenen 
Truppen  schicken;  der  Französische  erklärte,  darauf  nicht  instruiert  zu  sein, 
doch  würde  sein  König  gewiss  den  Pfalzgrafen,  wenn  er  gewählt  würde,  mainte- 
nieren  helfen.    Der  Neuburgische  sagte  gar  wenig  dazu,  ohne  Zweifel,    da 


0     S.  Zawadaki,  S.  30;  Recess.  ooroit.  S..72. 


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412  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

er  sah,  dass  die  postulata  auf  allen  Fall  seinem  Herrn  allein  unmöglich  fallen 
wurden.  Bei  dem  Feld  her rn  waren  sie  allein,  derselbe  machte  gute  Con- 
testationen,  sagte,  man  wäre  der  Stadt  Cracau  und  des  Schlosses  versichert, 
auch  Warschau  wäre  besetzt,  wenn  nur  sonst  die  Mittel  bei  der  Armee  nicht 
mangelten.  Die  Neuburger  aber  haben  es  nicht,  sie  sagen,  es  lägen 
100000  Rthlr.  zu  Breslau,  die  sind  aber  nicht  hier. 

Alles  ist  hier  so  verwirrt  und  confus,  sie  wissen  auch  nicht,  auf  wen  sie 
mit  Bestand  Staat  machen  dürfen,  so  ist  alles  intimidiert  und  ohne  Reso- 
lution. Die  Pospolite')  ist  gestern  rings  um  das  Collum  geritten,  hat  aller- 
hand Drohungen  ausgestossen  und  auch  mehr  als  30  Schüsse  hineingethan, 
dabei  geschrieen,  dass  sie  zwischen  gestern  und  morgen  einen  König  haben  und 
selbst  w^ählen  wollten.  Alles  ist  im  Flüchten  und  man  fürchtet  grosses  Un- 
glück. Sie  werden  sehen,  ob  die  Woiwodschaften  oder  Pospolite  in  etwas  zu 
gewinnen,  und  wenn  sie  deren  versichert  sind,  dass  die  Wahl  vor  sich  gehe, 
denn  sollte  die  Pospolite  unverrichteter  Sache  wieder  abziehen  und  das  Werk 
lange  verschleppt  werden,  so  würde  das  neuburgische  und  lothringische  Geld 
aufhören  und  dann  die  Gonde'sche  Partei  wieder  auferstehen. 

P.  S.  Die  Woiwodschaften  Cracau,  Lublin  und  Terra  Salmensis 
sind  nun  mehrentheils  für  Neuburg,  ihnen  fehlt  nur  Geld,  Lothrigen  fehlt 
es  daran  nicht,  es  sollen  noch  gestern  Nacht  400000  Fl.  unter  dem  Aufbot 
ausgetheilt  worden  sein. 


V.  Ho  verbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Prag  18.  Juni  1669. 

[Der  G.Kanzler.     Geldforderungen.] 

18.  Juni.  Der  G.Kanzler  hält  beständig  bei  der  guten  Partei,  derselbe  hat,  um  der 

Conde'schen  Faction  entgegen  zu  arbeiten,  das  grosspolnische  Aufbot  und  auch 
das  anderer  Woiwodschaften  veranlasst  heranzurücken,  was  aber  viel  Cngele- 
genheit  verursacht,  die  er  mit  seinem  Anhang  nicht  abzuwehren  vermag.  Der 
höchste  Nachtheil  für  sie  ist,  dass  jetzt,  wo  es  gleichsam  auf  dem  Losdruck 
steht,  die  Lothringer  viel  Geld  spendieren,  die  Neuburgischen  aber  das  ihrige 
nicht  zur  Stelle  haben.  Auch  an  sie  werden  Forderungen  gestallt,  der  G.Kanz- 
ler verlangt  wenigstens  2000  Rthlr.,  Fürst  Radziwill  400  oder  500  Rthlr. 
für  den  Starosten  von  Bratislaff  Piaseczynski  und  1000  Gulden  für  den 
Littauischen  U.Stallmeister  Morst  ein,  die  Neuburgischen  wünschen,  Kf.  möchte 
dem  Starosten  von  Radom*)  jetzt  eine  Jahrespension  von  200  Ducaten  zahlen 
lassen. 

PS.     Der  Feldherr   hat   durch    seine  Gemahlin    mit   den   drei  Potocki 
verhandeln  lassen,  sie  verlangen  aber  baares  Geld,  40,000  Rthlr.  für  sich  selbst 


^)    S.  Zawadzki    S.  33f.;    Rec.  comit.  S.  14fL    und  Stoderts   und   Widers 
Relationen  vom  14.  und  16.  Juni  (S.  r23flF.). 
«)    S.  oben  S.  324.  381. 


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Die  Pospolite  ruszenie.     Der  Ausg^ang  der  Wahl.  413 

und  einiges  für  ihre  Freunde.     Die  Nenbargischen    bitten    ihn  anzufragen ,   ob 
Kf.  von  den  versprochenen  lOOOOORthlr.  etwa  30000  herschicken  möchte'). 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     L). 
Jablona  19.  Juni  1669,  die  Nacht  umb  1  Uhr. 

[Die  Wahl  König  Michaels.] 

Gleich  '0  jetzo  umb  12  Chr  in  der  Nacht  kommt  E.  Chf.  D.  geheimer  19.  Juni. 
Secretarius  Scultetus  von  Warschau  zurücke  und  berichtet  uns,  wie 
ihm  der  K.G.Kanzler  referiret  habe,  dass  er  nicht  wusste,  wie  es  mit 
dieser  Wahl')  zugangen  sei,  es  müsse  ja  Gottes  sonderbare  Verhängnus 
es  also  regiert  haben,  dass,  da  der  Bischof  von  Posen  unverhofft  den 
hymnum  zu  singen  augefangen,  alle  Woywodschaften  zugleich  mit  gesun- 
gen und  nach  Vollendung  desselben  sei  ein  jeglicher  Woywod  zu  dem 
Auffboht  seiner  Woywodschaft  (so  alle  umb  das  Collo  herumbgestanden) 
gangen  und  hätten  sich  wegen  der  Election  unterredet.  Da  dann  der 
Bischof  von  Posen  der  Posenschen  Woywodschaft  den  Lothringer 
recommendiret  und  denselben  zu  nennen  begehret  hätte,  wie  ihm  aber 
sowohl  vom  Castellan  von  Posen  als  auch  derselben  Woywodschaft 
Fendrich  Szcorasenski  wiedersprochen  und  der  Neuburger  genennet 
worden,  habe  der  Bischof  angefangeu  zu  reden,  wie  er  woli  sehe,  dass 
von  beiden  keiner  zur  Krön  gelangen  könne,  uud  dannenhero  man  noth- 
wendig  einen  Piastum  nehmen  müsste,  welches  der  Fürst  Michel  von 
Wieschnowitz  wäre,  worauf  also  gleich  die  ganze  Woywodschaft  ja 
geschrien  und  durchaus  davon  nicht  abstehen  wollen. 

Der  Posuischen  Woywodschaft  sei  gleich  die  Calisische  und  andere 
Woywodschaften  mehr,  so  dass  ihrer  7  gezählet  worden,  beigefallen  und 
alle  den  Piastum  genennet,  der  Cantzler  habe  sich  hierauf  aus  dem 
Collo  nach  Hause  begeben,  und  meinete,  dass  der  Tumult  des  folgenden 
Tages  sich  wohl  ändern   wurde.     Indem  er  aber  dieses  dem  Secretario 

*)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Königsberg  21.  Juni  1669),  er  bemühe  sich,  auf  das 
schleunigste  100  000  Fi.  aufzubringen,  er  werde  dieselben  nach  Ortelsburg  schicken 
und  sie  könnten  dieselben  den  Neuburgischen  auszahlen,  der  G. Kanzler  solle,  was  er 
zu  fordern  habe,  in  Danzig  ausgezahlt  erhalten.  £r  selbst  habe  noch  immer  Hoffnung 
auf  guten  Erfolg,  zumal  da  auf  einen  grossen  Theil  des  grosspolnischen  Aufgebotes 
zu  rechnen  sei. 

*)     von  Scultetus  geschrieben. 

^  Vgl.  Recess.  comit.  S.  76ff.  und  die  in  der  Anm.  citierte  Lltteratur,  Stoderts 
Relation  vom  19.  Juni  (S.  125),  Beziers'  Relation  vom  21.  Juni  (Krebs  S.  208 ff.). 


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414  ni-    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

Sculteto  referiret  hätt,  sei  .seioen  Brüdern  Sohn  der  Propst  vouPiotzko 
aus  dem  CoIIo  kommen  und  habe  mitgebracht,  das«  nunmehr  auch  alle 
andre  Woywodschaften  sowohl  aus  der  Crohn  als  auch  dem  Grossfursten- 
thumb  Lithauen  endlich  in  Piastum  consentiret  und  den  Fürst  Michel 
zum  Könige  erwählet  hätten,  worauf  sie  dann  auch  zum  Erzbischof  ge- 
schickt und  ihn  zur  Nomination  invitiren  lassen,  welcher  auch  bereits 
unterwegens  gewesen  sein  und  gesagt  haben  soll,  dass,  weil  Gott  es  so 
wunderbarlich  geschickt,  so  wollt  er  auch  derjenige  nicht  sein,  der  sich 
alleine  der  göttlichen  Vorsehung  widersetzen  sollte,  im  Felde  sowohl  als 
in  der  Stadt  sein  ein  grosses  Geschrei  von  jung  und  alt  gehöret  worden 
Vivat  Rex  Michael. 

Nuhmero')  haben  wir  vollige  Nachricht,  dass  der  Fürst  Michael 
durch  eine  einhellige  Wahl,  also  dass  auf  der  letzt  kein  einziger  zuwider 
geblieben,  zum  Könige  in  Polen  erwählet,  auch  albereit  von  dem  Erz- 
bischoff nominiret  und  von  dem  Cron  Marschall  publiciret,  E.  Chf.  D. 
werden  erkennen,  dass  es  Gottes  wunderbares  Werk^  und  dass  wir  hoffen, 
weil  es  Gott  nicht  anders  haben  wollen,  es  solle  E.  Chf.  D.  nicht  eben 
zum  Präjudiz  gereichen,  und  ist  die  Respublica  durch  dieses  subjectum 
nicht  verstärket  worden,  sie  werden  auch  durch  ihn  die  Mittel,  welche 
sie  von  andern  praeteudiret,  nicht  erlangen  und  bleiben  der  Republiq 
die  schuldig,  müssen  auch  zugleich  auf  Einrichtung  seines  Staats  bedacht 
sein,  weil  er  vor  sich  von  solchen  Mitteln  nicht  ist. 

Anfrage,  ob  sie  dem  erwählten  Könige  gratulieren  sollen. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Jablona  21.  Juni  1669. 

[Der  neue  König.] 
21.  Juni.  Der  neue  Konig  ist')  sobald  auf  das  Schloss  begleitet,  gestern  von  vielen 
mit  mehr  denn  100  000  Fl.  und  acht  bespannten  Karossen,  von  dem  Feldherm 
mit  einem  Zug  spanischer  Pferde  und  etwas  Silber  beschenkt  worden,  er  ist 
gestern  hinaus  und  hat  sich  gegen  Jede  Woiwodschaft  absonderlich  bedankt 
Nachdem  sie  vernommen,  dass  der  Nuntius  apostolicus,  der  kaiserliche,  fran- 
zösische und  schwedische  Gesandte  den  König  schon  complimentiert,  haben  sie 
sich  heute  bei  demselben  anmelden  und  um  Audienz  bitten  lassen.  Es  ist  zu 
verwundern,    mit   was   für  Veneration   auch  die  grössten  und  bei  welchen  der 


0    Dieses  Letzte  von  F.  v.  Jena's  Hand. 

')    S.  Zawadzki  S.  46ff.;  Recess.  comitiorum  S.  81 ;    Stoderts  und  Widers 
Relation  vom  21.  Juni  (S.  I26f.). 


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Die  Wahl  König  Michaels.  415 

Konig  vorher  nicht  eben  in  so  grosser  Consideration  gewesen  sein  mag,  den 
König  ehren,  derselbe  hat  sonst  ein  gut  Lob,  dass  er  fromm,  höflich,  verstän- 
dig und  dabei  auch  nicht  ungelehrt,  er  ist  etwas  ein  kieirier  untersetzter  Herr 
und  gehet  noch  zur  Zeit  in  deutschem  Habit.  Sogleich  bei  der  Wahl  haben 
die  Wählenden  ihm  des  Moskowiters  Tochter  zur  Gemahlin  benannt,  doch 
werden  sowohl  der  Kaiser  als  auch  Frankreich  eine  Heirath  nach  ihrem 
Sinne  zu  befördern  suchen. 

Der  Castellan  von  Posen  hat  sich  am  besten  gehalten,  er  hat  aber  selb 
2  oder  3  nichts  vermocht,  weil  man  diejenigen,  welche  den  Piastnm  nicht 
haben  wollen,  mit  dem  Säbel  bedroht  hat. 


Der  Kurfürst   an    die    Gesandten.     D.  Königsberg    22.  Jani 

1669. 

[auf  die  Relation  Tom  19.  Juni.    Die  Wahl.    Abzustattende  Gratulation.     Vorschläge 
für  die  Vermählung  des  neuen  Königs.] 

Wir*)  haben  aus  Euer  unterthänigsten  Relation  vom  19.  dieses  mit  22.  Juni, 
mehrem  ersehen,  wie  endlich  die  Wahl  abgelaufen  und  dass  solche  auf 
den  Fürsten  Michael  Wisniowiecki  ausgeschlagen.  Wir  müssen  hier- 
unter der  Göttlichen  Providenz  still  halten  und,  weil  es  dem  Allerhöchsten 
also  gefallen,  uns  in  seinen  Willen  und  die  Zeit  schicken.  —  Soviel  wir 
aus  denen  Umbstä'nden  abnehmen,  hat  das  Pospolite  Ruszenie  den 
grossesten,  ja  fast  einzigen  Theil  an  dieser  Wahl  gehabt,  dass  also  die- 
jenige, welche  zu  desselben  Annäherung  gerathen,  ja  solche  wieder  ver- 
schiedener anderer  wollintentionirten  Meinung  und  Gutachten  befordert 
und  darauf  gleichsam  gedrungen,  das  meiste  bei  der  Sache  gethan,  auch 
ausser  Zweifel  solches  vorhero  unter  sich  abgeredet,  und  die  Senatoren 
es  darin  sehr  versehen,  dass  sie  so  geraume  Zeit  hero  nichts  gethan, 
als  sich  gezanket  und  getrennet.  Die  Oesterreichische  und  Fran- 
zösische sehen  auch  nun  ex  eventu,  was  sie  mit  ihren  fictis  in  speciem 
commendationibus  und  heimlichen  Practiquen  ausgerichtet,  die  Neubur- 
gische aber  werden  verhoffentlich  nicht  anders  als  unsere  völlige  Auf- 
richtigkeit und  treugemeinten  Eifer  für  ihres  Herrn  Interesse  aus  unsrer 
Conduite  wahrgenommen  haben. 

Die  Gratulation  könnet  Ihr  bei  dem  neuerwählten  Könige  aufs  beste 
und  zierlichste  in  unsrem  Namen  ablegen  und  werdet  Ihr  dabei  sehen 
und  überlegen,  wie  Ihr  mit  guter  Manier  etwas  de  observantia  et  adim- 


>)    Vgl.  Pufendorf  X.  §  88  (8.  721). 


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416  in.   Brandenburg  uDd  PoloQ.     1664-1673. 

pletioiie  Factorum  darunter  eiulaufeti  zu  lassen  — .  Sonsten  habt  Ihr 
annoch  beide  aldorten  zu  »ubsistiren  und  uns  mit  negstem,  wofern  es 
nicht  bereits  geschehen,  Eure  unterthänigste  Gedanken  von  den  gegen- 
wärtigen Conjuncturen  und  zwar  ein  jedweder  ä  pari  zu  überschreiben, 
auch  dabei  uuterthänigst  zu  erinnern,  worüber  Ihr  in  ein  und  anderen 
Puncten  weiterer  Instruction  benöhtigot  seid.  — 

PS.  1.  Da  der  neue  König  noch  nicht  verheirathet  ist,  bisher  ganz  ernstlich 
und  inständig  um  die  älteste  Prinzessin  von  Kurland')  angehalten,  auch  dabei 
der  Religion  wegen  alle  annehmlichen  Bedingungen  angeboten  hat,  so  sollen  sie, 
falls  sie  einige  Apparenz  zum  Gelingen  sehen,  ihr  Bestes  zu  Beförderung  der 
Sache,  doch  mit  guter  Behutsamkeit  und  Discretion  thun;  sollten  sie  keine 
Hoffnung  dazu  vermerken,  so  sollen  sie  beobachten,  was  ihnen  in  PS.  2  an- 
befohlen. 

PS.  2.  Um  das  Interesse  des  Pfalzgrafen  zu  Neuburg  möglichst  zu 
befördern,  sollen  sie  mit  dessen  Gesandten  überlegen,  ob  man  nicht  dem  neuen 
Könige  mit  guter  Manier  zu  einer  Ueirath  mit  der  ältesten  Tochter  desselben 
rathen  und  die,  welche  von  ihm  und  Kf.  soviel  Geld  empfangen,  vermögen 
könne,  dieses  Werk  zu  befördern. 


J.  V.  Hoverbeek  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Jablona  23.  Juni  1669. 

[Beginnende  Reue  über  die  Wahl.     Gratulation  bei  dem  Könige.] 

23.  Juni.  Nachdem  die  Wählenden  recht  ausgeschlafen   und    sich  besonnen,   giebt*) 

ein  grosser  Theil  derselben  die  Reue  der  geschehenen  Wahl  an  den  Tag,  und 
es  scheint  so,  dass  das  Vertrauen  in  dieser  Republik  nicht  das  beste  sein 
wird.  Sie  haben  gestern  dem  Könige  kurz  gratuliert,  worauf  dieser  mit  wenigen 
lateinischen  Worten  geantwortet,  ohne  sich  in  weiteren  Discurs  einzulassen. 


I)  Louise  Elisabeth,  geb.  1646.  H.  hatte  am  23.  Mai  1667  dem  Kf.  gemel- 
det, Fürst  Michael  Wiscbnowitz  hätte  ihn  ersuchen  lassen,  bei  der  Herzogin  von 
Kurland  officia  anzuwenden,  dass  er  zu  der  längst  gewünschten  Allianz  mit  deren 
Hause  gelange.  H.  hatte  sich  deswegen  Ordre  erbeten,  da  die  Parteien  der  Religion 
halber  ungleich  und  der  Fürst  seine  Sache  wegen  der  Zamoyskischen  Güter  (s.  darüber 
Hirsch  S.  55  Anm.  1)  noch  nicht  in  sicheren  Stand  gebracht  habe.  Kf.  hatte  darauf 
6.  Juni  geantwortet,  H.  solle  sich  genau  erkundigen,  wie  es  mit  diesen  Zamoyskischen 
Gütern  stehe  und  welchen  Ausgang  der  Streit  darüber  wohl  nehmen  werde,  inzwischen 
aber  den  Fürsten  bei  gutem  Willen  erhalten. 

^  Vgl.  die  Relationen  Stoderts  und  Widers  vom  28.  Juni  und  2.  Juli 
(S.  127.  131). 


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HeirathsTorscbl&ge  ffir  den  König.    Rene  über  die  Wahl.  417 

Fürst  Rad zi will  hat  in  Collo  von  seiner  Verrichtung  bei  Kf.*)  berichtet, 
and  sollen  Kommissare  benannt  werden,  welche  mit  ihnen  reden  sollen.  Der 
U. Kanzler^  sucht  sich  sehr  an  dem  König  vor  anderen  zu  halten,  Kf.  hat  sich 
von  demselben  wenig  gutes  zu  versehen. 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg^).    D.  Königs- 
berg 15./25.Juni  1669. 

[Der  Ausgang  der  Wahl,  Ursachen  desselben.] 
Ew.  Ld.  ist  ausser  Zweifel  bereits  wissend,  wie  es  mit  der  Pol-  25.  Juni. 
nischen  Wahl  jüngster  Tagen  so  ganz  unvermuthlich  abgelaufen  und  dass 
dieselbe  wieder  alle  Apparenz  auf  einen  Piastum  gefallen.  Wie  herzlich 
ich  gewunschet,  dass  Ew.  Ld.  zu  dieser  Chron  gelangen  möchten,  wie  aaf- 
richtig  und  treulich  ich  auch  darin  einige  Jahre  her  gearbeitet,  solches 
achte  ich  unnötig  Ew.  Ld.  weitläuftig  furzustellen  —  die  göttliche  Pro- 
videnz  hat  es  aber  anders  für  diesesmal  geschicket  und  der  Allerhöchste 
nach  seinem  unwandelbaren  Rath  einen  ganz  andern  und  fast  wunder- 
lichen eventum  dieses  Werks  verhänget,  den  keine  menschliche  Klugheit 
vorhersehen  oder  muthmassen,  weiniger  verhüten  und  abwenden  können, 
in  dessen  heiligen  Willen  muss  man  sich  hierunter  billig  mit  behöriger 
Resignation  schicken.  —  Nach  menschlicher  Vernunft  und  Art  von  der 
Sache  zu  judiciren,  hätte  Ew.  Ld.  die  Erreichung  des  fürgesetzten  Zwecks 
nicht  fehlen  können,  wenn  alle  dero  Freunde  wie  mit  äusserlichen  Wor- 


')  S.  Z a  1  u 8 k i ,  Epistolae  bistorico-familiares  I.  S.  72f.;  Lengnich,  Gescb .  der 
Preussischen  Lande  VIII.  S.  5. 

«)    Vgl.  Stoderts  und  V^iders  Relation  Yom  28.  Juni  (S.  128.  130). 

')  Derselbe  war  damals  wirklich  auf  der  Reise  nach  der  polnischen  Grenze  (s. 
oben  S.  400).  Am  27.  Juni  meldet  er  dem  Kf.  von  Pfreimbt  an  der  Weiden  (in  der 
Oberpfalz)  aus,  er  habe  sich  auf  den  Rath  des  Kf.  und  der  guten  Partei  in  Polen 
mit  wenigen  Leuten  und  nur  in  Postkaleschen  nach  Grossen  aufgemacht,  morgen 
hoffe  er  in  Eger  zu  sein,  einen  geringen  Train  mit  dem  Gelde  lasse  er  folgen,  um 
nöthigenfalls  im  Felde  subsistieren  zu  können.  Am  3.  Juli,  noch  ehe  er  dieses  Schrei- 
ben des  Kf.  erhalten,  schreibt  er  demselben  von  Cadan  bei  Leitmeritz  aus,  er  habe 
yorgestem  bei  seiner  Ankunft  hier  Ton  Graf  Schaffgotsch  und  seinen  Gesandten 
die  Nachricht  erhalten,  dass  am  19.  Juni  durch  die  meisten  Stimmen  der  Woiwod- 
schaften Fürst  Michael  Vischniovitzky  zum  König  erwählt  und,  obwohl  ein  Tbeil 
der  Senatoren  damals  nicht  consentieren  wollen,  proclamiert  worden  sei.  Er  sei 
darauf  bis  heute  hier  geblieben,  ob  vielleicht  bei  solcher  Contradiction  und  Protesta- 
tion eine  Veränderung  vorgefallen,  da  er  aber  bisher  keine  weitere  Nachricht  erhalten, 
wolle  er  die  Rückreise  antreten.  Er  dankt  dem  Kf.  dafür,  dass  derselbe  „mit  einer 
so  unvergleichlichen  Generosität  seine  Promotion  poussiert  habe". 

Mster.  s.  Gesch.  d.  Q.  Karfüraton.    XII.  .  27 


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418  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

ten  also  auch  mit  trengemeintem  Eifer  und  aufrichtigem  Herzen  für  dero 
Interesse  gearbeitet  hätten.  Es  ist  aber  mehr  als  bekannt,  was  für 
Nachtheil  und  Schaden  Ew.  Ld.  durch  die  Condeische  und  Lothringische 
factiones  und  dadurch  verursachte  Trennung  unter  denen  Senatoribus  und 
erfolgte  studia  partium  zugezogen  worden,  sonsten  hätten  die  Senatores 
und  der  Stände  Deputirte,  welche  ganzer  sieben  Wochen  mit  unnötigen 
Zänkereien  und  Streitigkeiten  vergebens  zugebracht,  für  Ankunft  der 
postpolite  leichtlich  sich  vereinigen  und  die  Wahl  auf  Ew.  Ld.  Person  be- 
fordert werden  können,  nunmehr  erkennen  und  (wie  ich  berichtet  werde) 
bereuen  sie  zu  spät  ihren  Fehler,  indem  sie  fast  an  der  Wahl  keinen 
Theil  gehabt,  sondern  nolentes  volentes  dem  ungestümen  und  blindem 
Eifer  der  populace  folgen  müssen,  die  übrige  factiones  sehen  nun  auch, 
was  sie  mit  ihren  Verwirrungen  ausgerichtet  — .  Bei  solchem  Compor- 
tement  hat  man  leichtlich  zu  judiciren,  was  man  auf  einen  und  den  an- 
dern mit  Grund  und  Bestand  für  Stat  zu  machen  und  inskönftige  dar- 
nach seine  mesures  zu  nehmen,  meinestheils  muss  ich  bekennen,  dass 
ich  mich  ganz  eines  andern  und  bessern  zu  ihnen  versehen,  muss  es  für 
jetzo  Gott  und  der  Zeit  befehlen,  und  wünsche  nochmahlen  von  Herzen, 
dass  Ew.  Ld.  in  diese  Dinge  sich  dero  fürstlichem  und  genereusem  Ge- 
müthe  nach  schicken  und  von  dem  Allerhöchsten  mit  anderwertigen 
Glückseligkeiten  —  gesegnet  und  erfreuet  werden  mögen.  — 

PS^).  Ich  hoffe  was  diesesmahl  gefehlet,  mit  Gottes  Hulffe  noch 
eins  in  Ew.  Ld.  Prinzen  gelingen  werde,  und  haben  Sich  Ew.  Ld.  zu 
allen  Zeiten  meiner  unverenderlichen  AiTection  zu  versichern. 


Fr.  V.  Jena  an   den  Kurfürsten.     D.  Jablona  25.  Juni  1669. 

[auf  das  Rescript  vom  22.  Juni.    Die  Zustände  in  Polen ;  von  dem  Ef.  dort  zu  be- 
folgende Politik.] 

25.  Juni.  Es  sind  jetzt  in  dieser  Repablik  zwei  Parteien,  ein  Theil  der  Senatoren 2) 

soll  sich  verglichen  haben,  dieses  Werk  auf  alle  Weise  zu  hemmen,  womöglich 
wieder  über  einen  Haufen  zu  stossen,  zu  welchem  Zweck  sie  sich  nach  einem 
Rucken  und  nach  Geld  umsehen,  sie  werden  wohl  Kf.  und  Pfalz-Neuburg  mit 
einzuführen  und  den  Schaden  und  Hass  ihnen  aufzubürden,  in  der  That  aber 
das  ganze  Werk  nach  dem  französischen  Interesse  und  fürCond^  auszuführen 
suchen.    Die  meisten  Senatoren  ziehen  davon  und    bleiben   nicht  bei  Abhand- 

')    eigenhändig. 

*)    S.  V.  Brandts  Relation  Tom  3.  Juli  (v.  Orlich  II.  S.  24)  und  die  Relationen 
ebendas.  S.  23. 


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Gutachten  ▼.  Jena^s.  419 

laDg  der  pacta  conventa,  jedenfalls  haben  sie  sich  unter  einander  verglichen, 
dass,  wenn  der  König  sich  an  einen  machen  wollte,  sie  alle  miteinander  sich 
seiner  annehmen  wollen.  Der  Eonig  weiss  wohl,  dass  sie  malcontent  sind,  er 
mag  sich  aber  aaf  das  Volk  verlassen  und  wird  noch  zur  Zeit  von  dem  U.Kanz- 
ler und  dem  Littauischen  Kanzler  Pac  regiert,  welche  beide  sehr  rachgierig 
sein  sollen.  £s  scheint  auch,  als  wenn  die  Freude  und  das  Frohlocken  des 
Volkes  etwas  abnehmen,  und  ist  bei  etzlichen  die  Verbitterung  so  gross,  dass 
sie  wohl  wenig  danach  fragen  durften,  wenngleich  die  Tataren  und  Kosacken 
dazu  kämen. 

Ef.  wird  sich  auch  jetzt  so  zu  betragen  haben,  dass  er  keiner  Partei,  wenn 
es  erst  recht  ausbricht,  vor  der  anderen  deferiere,  sondern  sich  so  anstelle, 
dass  er  sich  im  Nothfall  als  Interponent  und  Mediator  zwischen  beiden  offerie- 
ren kann,  wobei  er  Gelegenheit  haben  wird,  seine  Sachen  in  Acht  zu  nehmen. 
Der  König  kann  wohl  pro  electo  rege  gehalten  werden,  und  wer  weiss,  wie 
lange  es  ansteht,  dass  sich  die  Malcontenten  ändern.  In  des  Kf.  Interesse  wird 
in  Acht  zu  nehmen  sein: 

1)  dass  nichts  Präjudicierliches  in  die  pacta  conventa  komme, 

2)  dass  die  Draheimsche  Sache  recht  in  Acht  genommen  werde;  er  fürchtet, 
dass  V.  Hoverbeck  und  der  U.Kanzler,  wenn  sie  zusammenkommen,  noch 
mehr  zerfallen  werden,  weil  jener  leugnet,  dass  ihm  H.  Geld  gegeben  habe, 
während  dieser  es  behauptet, 

8)  dass  die  Brombergischen  pacta  unangefochten  bleiben, 
4)  dass  aus  den  wegen  Pfalz-Neuburg  aufgerichteten  pactis  tiichts 
"Widriges  gezogen  werde.  Der  U.Kanzler  und  Pac  sind  beide  nicht  des  Kf. 
Freunde,  ersterer  soll  gesagt  haben,  man  möchte  mit  Kf.  Krieg  anfangen,  doch 
haben  sie  darüber  nichts  Sicheres  erfahren  können.  Kf.  hat  nur  auf  alles 
fleissig  Acht  geben  zu  lassen,  seine  Miliz  zu  conservieren,  auch  die  in  Preussen 
stehende  womöglich  unvermerkt  etwas  zu  verstärken.  Bei  dieser  noch  währen- 
den Uneinigkeit  braucht  man  sich  nicht  zu  fürchten,  doch  wäre  nöthig,  dass 
am  hiesigen  Hofe  ein  subjectum  wäre,  dem  des  Kf.  und  die  polnischen  Sachen 
bekannt  und  welcher  der  Sprache  mächtig  wäre. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurflirsten.     D.  Jablona  26.  Juni  1669. 

[auf  das  Rescript  vom  22.  Juni.    Die   Zustände   in  Polen,   günstige  Aussichten  für 
den  Kf.    Der  Starost  von  Radom.] 

Der  Primas,  der  K.  G.Feldherr,  das  ganze  Haus  Potocki,  die  Woi-  26.  Juni, 
woden  von  Reussen  und  Pommerellen,  der  K.G.Kanzler,  der  Castellan 
von  Posen  und  viele  andere  sind  mit  der  Wahl  gamicht  zufrieden,  mögen 
wohl  gar  auf  eine  Absetzung  gehen,  andere  suchen  den  König  nur  durch  die 
Pacta  conventa  so  zu  binden,  dass  er  ihnen  durch  seine  Creaturen  nicht  zu 
schwer  fallen  könne,  etliche  aber  halten  nur  an  sich,  um  gesucht  zu  werden, 
und  werden,   sobald  ihnen   der  geringste  Wink  der  Gnade  und  künftiger  Be- 

27* 


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420  III.   Brandenbarg  und  Polen.     1664- 1673. 

fördening  gegeben  wird,  an  der  Wahl  keinen  Mangel  mehr  finden;  daher  ist 
durchaus  nicht  zu  rathen,  sich  mit  jenen  Leuten  einzulassen,  zumal  diese  Mal- 
contenten  doch  nur  für  Cond^  arbeiten  wurden. 

Für  Kf.')  hSlt  er  diese  Wahl  für  besser  als  irgend  eine  andere,  weil  dorch 
dieselbe  diese  benachbarte  Republik  an  Macht  und  Kräften  keinen  Zuwachs 
erhält,  und  wird  also  Kf.  und  auch  dessen  Nachkommen  derselben  Discretion 
nicht  leben  dürfen,  wie  es  vielleicht  geschehen  wire,  wenn  Moscau  oder  Cond^ 
ihr  Intent  erreicht  hätten.  Auch  die  Ritterschaft  wird  bald  aus  dem  Traum 
kommen  und  erkennen,  dass  sie  durch  diese  Wahl  viele  Vortheile  eingebfisst 
hat,  und  dass,  da  sie  zur  Krönung,  zur  Einrichtung  eines  königlichen  Staates 
und  zum  Beilager  viel  werden  hergeben  müssen,  die  Contributionen  sich  häu- 
fen werden.  Der  König  wird  also  auf  die  Naehbaren,  namentlich  auf  Kf.  reflec- 
tieren  müssen,  und  Kf.  wird  sich  gamicht  zu  movieren,  sondern  blos  zu  erwar- 
ten haben,  was  etwa  Gott  durch  die  Stände,  die  Armee  oder  die  benachbarten 
barbarischen  Völker  vornehmen  will,  auch  solchen  Falls  würde  es  am  sichersten 
sein,  sich  für  keine  Partei  zu  erklären,  sondern  nur  zum  Mediator  anzubieten. 
Zwar  ist  bedenklich,  dass  der  G.Kanzler  fast  ausgesetzt,  dagegen  der  U.Kanz- 
ler im  Regiment  bestätigt  wird  und  Pac  sich  mehr  und  mehr  bei  dem  Könige 
insinuiert,  doch  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  diese  beiden  hitzigen  Leute  durch 
ihre  consilia  den  König  tiefer  einführen  als  die  Republik  in  Sicherheit  setzen 
werden. 

Die  Heirath  könnte  die  Sache  in  anderen  Stand  bringen.  Zu  der  Mos- 
kowi tischen  hat  der  König  keine  Neigung,  es  steht  daher  auf  der  0 öster- 
reichischen, für  welche  Graf  Schaf fgot seh  stark  arbeitet,  doch  ist  zu 
hoffen,  dass  der  König  von  Frankreich  dieses  mit  Geld  hintertreiben  und 
den  Senat  dazu  disponieren  wird,  dass  sie  eine  neutrale  Partei  belieben. 

H.  räth,  dem  Starosten  von  Radom*),  welcher  bei  dem  Könige  in  grosser 
Gunst  steht,  da  er  alle  Privatsachen  seiner  Mutter  gefühlt  hat,  welcher  der 
König  seine  ganze  Lebenszeit  soviel  deferiert,  als  einer,  der  unter  der  Zucht 
ist,  immer  nur  thun  kann,  jetzt  seine  jährliche  Pension  von  2001>ncaten  zu 
zu  zahlen,  derselbe  hat  auch  immer  dem  jungen  Roth  entgegengearbeitet 


Der  Korftirst   an   die   Gesandten.     D.  Königsberg  30.  Jani 

1669. 

[Verhaltongsbefehle.] 

30.  Jani.  Sie  sollen,  so  lange  der  Reichstag  versammelt  ist  und  die  Pacta  eonventa 

mit  dem  Könige  noch  nicht  zur  Richtigkeit  gebracht  sind,  dort  bleiben,  aber 
wieder  in  Warschan  Quartier  nehmen  und  sich,  namentlich  Jena,  bemühen, 
den  C.Kanzler  zu  besserem  Verhalten  gegen  Kf.  zu  bestimmen,  sobald  aber 
die  Pacta  eonventa  zur  Richtigkeit  gebracht  und  die  Landboten  abgereist  sind, 

«)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  89  (S.  721). 
>)    S.  oben  S.  324,  412. 


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Gntachten  t.  HoTerbecks.    Audienz.  421 

können  sie  ihren  Abschied  nehmen  nnd  Easebius  y.  Brand  and  den  Geh. 
Secretar  Scultetas,  oder  wenigstens  den  ersteren,  zu  Unterhaltung  der  Cor- 
respondenz  zurücklassen,  sie  sollen  auch  aus  Sparsamkeitsrücksichten  ihre  Suite 
soviel  wie  möglich  einziehen. 


J.  V.  Hoverbeck  und  Fr.  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  War- 
schau 12.  Juli  1669. 

[Audienz  bei  dem  Konige.] 

Nach  langer  Verz5gerung0  haben  sie  endlich  gestern  bei  dem  Könige  12.  Juli. 
Audienz  gehabt;  derselbe  nahm  dabei  des  Kf.  Glückwunsch  und  Erbieten  zur 
Assistenz  zu  hohem  Dank  auf  und  versicherte,  gleich  seinen  Vorgängern  mit 
Kf.  in  Freundschaft  leben  zu  wollen.  Das  Gespr&ch  kam  dann  auf  den  alten 
Rode,  dessen  Freilassung  der  Konig  wünschte,  wogegen  sie  vorstellten,  dass 
derselbe,  als  ein  Rebell,  wohl  Härteres  verdient  hätte  und  dass  weder  er  noch 
sein  Sohn  bisher  Reue  verspüren  Hessen,  doch  machten  sie  ihm  Hoffnung  auf 
freies  Geleit  für  den  Sohn.  In  der  Aufschrift  des  Greditivs  bemängelte  der 
König,  dass  er  nicht  gleich  seinen  Vorgängern  mit  affini  et  fratri,  sondern  mit 
cognato  et  foederato  angeredet  werde,  was  sie  als  error  cancellariae  entschul- 
digten. 

Auf  ihre  Mittheilung,  dass  sie  schon  Anstalten  zum  Aufbruch  gemacht, 
sagte  der  König,  er  müsste  sie  noch  einmal  sprechen  und  könnte  ihnen  noch 
keinen  Abschied  geben. 


J.  V.  Hoverbeck   und    Fr.  v.  Jena  an   den    Kurfürsten.    D. 
Prosehnitz  17.  Juli  1669. 

[Abschiedsaudienz  beim   Konige;   sie  haben  wegen   Verweigerung   des    Titels   von 
Lauenburg  und  Bütow  das  Recrediti?  nicht  angenommen.] 

Von  der  Republik,  repräsentiert  durch  den  Erzbischof  und  den  Marschall  17.  Juli, 
der  Ritterschaft,  haben  sie  das  R^creditiv^  an  Kf.  mit  dessen  vollem  Titel  er- 
halten, bei  dem  Könige ')  haben  sie  Montag  Abend  5  Uhr,  doch  ohne,  dass  sie, 
wie  sie  verlangt,  mit  der  königlichen  Kutsche  abgeholt  worden,  Abschieds- 
audienz gehabt.  Der  König  erklärte  sich  dabei  gegen  Kf.  gar  willfährig,  erhob 
dann  aber  Beschwerden  gegen  denselben  1)  wegen  der  Einnehmung  von 
Draheim,  2)  wegen  der  Ueberfahrt  über  die  Weichsel,  3)  dass  Kf.  nicht  die 
nach  den  Brombergischen  Pacten  schuldige  Hülfe  geleistet  und  sich  noch  da- 


*)    Erst   am  7.  Juli  hatte   der  Reichstag   sein  Ende   genommen  und   am  8.  der 
Konig  die  Pacta  conveuta  beschworen,  s.  Recess.  comit.  S.  93  f. 
*)    d.  VarsoYiae  12.  Juli  1669. 
•)     Vgl.  Pufendorf  X.  §  89  (S.  721f.). 


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422  lU.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

zu  von  den  500  schuldigen  Reitern  durch  eine  Privatdeclaration  des  Königs 
Johann  Casimir  befreien  lassen,  4)  dass  er  sich  des  ihm  nicht  gebühren- 
den  Titels  von  Lauenburg  und  Bütow  bediene.  Sie  haben  auf  alle  Punkte 
so  geantwortet,  dass  der  König  sie  bat,  sich  in  ihrem  Logement  noch  ein  wenig 
aufzuhalten,  er  wollte  mit  den  Senatoren  nochmals  von  der  Sache  reden  und 
ihnen  seine  Erklärung  zukommen  lassen.  Abends  um  9  Uhr  erschien  dann 
der  Culmische  Landföhndrich  Kochanowskiim  Namen  des  Königs  bei  ihnen  und 
zeigte  ihnen  an,  dass  derselbe-  dem  Kf.  den  Titel  von  Lauenburg  und  Bntow 
nicht  geben  könne,  und  verlangte,  dass  sie  ein  Recreditiv,  in  welchem  dieser  Titel 
nicht  enthalten,  annehmen  sollten,  was  sie  nach  vergeblichem  Remonstrieren  verwei- 
gert haben.  Sie  sind  darauf  noch  an  demselben  Abend  nach  Jablona  gereist  und 
haben  dort  noch  den  folgenden  halben  Tag,  freilich  vergeblich,  auf  eine  ander- 
weitige Resolution  gewartet.  Vor  ihrer  Abreise  haben  sie  auch  den  Erz- 
bischof, den  Littauischen  G.Kanzler  Pac  und  den  U.Kanzler  besucht,  sie 
glauben,  dass  Kf.  auf  ersteren  noch  Staat  machen  kann,  Pac  hat  sich  auch 
ganz  willföhrig  erboten,  der  U.Kanzler  aber  ist  nicht  zu  gewinnen  gewesen.') 


g.    Eusebius  v.  Brandt  in  Warschau. 
Juli  1669— December  1670- 

EuB.  V,  Brandt*)   an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  23.  Juli 

1669. 

[Anschläge   des  U.Kanzlers   und  Rode's  gegen  Kf.    Der   alte  Rode   ist  nicht  freizu- 
lassen.] 

23.  Juli.  Der  U.Kanzler  und  Roht  sollen  es  dahin  gebracht  haben,  dass  man  be- 

schlossen hat,  in  des  Kf.  Titel  statt  Domini  de  Lauenburg  et  Butaw  sich  des 
Wortes  Fiduciarii  zu  gebrauchen.  Diese  beiden  Personen  sind  stets  um  den 
König  und  haben  allezeit  dessen  Ohr,  und  weil  der  Erzbischof  nicht  zugegen, 
der  Kanzler  auch  als  ein  alter  schwacher  Mann  gar  selten  zu  Hofe  kommt, 
lenken  sie  denselben,  wie  sie  wollen.  Wie  er  von  dem  G.Kanzler  gehört, 
ist  Roht  von  dem,  was  wider  des  Kf,  Interesse  hier  moviert  wird,  der  An- 
fänger, derselbe,  da  er  sich  selbst  nicht  mächtig  genug  gefühlt,  den  König  zu 
überreden,  hat  sich  an  den  U.Kanzler  gehangen,  der  ohnedem  dem  Kf.  in 
allem  zuwider  ist.  Der  G.Kanzler  meint,  wenn  er  die  Briefe')  hätte,  welche 


')  H.  übersendet  (d.  Hohenstein  23.  Juli  1669)  ein  ihm  in  einem  Schreiben  des 
U.Kanzlers  zugeschicktes  Recreditiv,  in  welchem  dem  Kf.  allerdings  der  Titel  dominus 
von  Lauenburg  und  Bütow  aber  mit  vorgesetztem  F.  (fiduciarius)  gegeben  und  er  statt 
des  sonst  üblichen  frater:  vicinus  genannt  wird,  und  führt  Gründe  sowohl  für  die 
Ablehnung  als  auch  für  die  Annahme  desselben  an. 

')    S.  über  denselben  oben  S.  225. 

«)  S.  V.  Baczko,  Geschichte  Preussens  V.  Beil.  VII  u.  VIII  (S.  482 f.)  und 
ürk.  u.  Act.  IX.  S.  362 f^  372,  842. 


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Umtriebe  Rode's  u.  des  ü.  Kanzlers.  423 

dazumal  geschrieben  wurden,  als  H.'s  Vater  dem  vorigen  Könige  ohne  Wissen 
der  Republik  wider  Kf.  die  preussischen  Stände  aufwiegeln  und  verbinden 
wollen,  wollte  er  dem  Könige  leichtlich  erweisen,  dass  derselbe  ein  Verräther 
und  leichtfertiger  Vogel  sei.  R.  hat  Weger ^)  eine  grosse  Anzahl  Briefe  ge- 
zeigt, wodurch  er  sowohl  die  polnischen  als  preussischen  Stande  wider  Kf.  zu 
erregen  gesucht,  auch  eine  Rede,  welche  er  beabsichtigt  hatte  vor  der  Wahl 
dieses  Königs  in  Kollo  per  modum  supplicandi  expresse  wider  des  Kf.  Recht 
in  Preussen  zu  halten,  wovon  ihm  aber  sein  Herr,  der  jetzige  König,  abge- 
rathen  hat. 

Unter  diesen  Umständen  wird  es  nöthig  sein,  R.'s  Vater  desto  fester  zu 
verwahren,  der  G.  Kanzler  und  die  anderen  Freunde  des  Kf.  rathen  sogar,  den- 
selben tödten  oder  wenigstens  das  Gerücht  von  seinem  Tode  aussprengen  zu 
lassen.  Die  Freilassung  desselben  würde  nur  dazu  dienen,  den  jungen  Roht 
noch  holßlrtiger  und  die  hiesigen  Feinde  des  Kf.  noch  leichtfertiger  zu  machen. 

Es  möchten  auch  noch  wohl  in  Preussen  einige  sein,  so  den  Schalk  im 
Nacken  haben,  welche  hieraus  neue  Hoifnung,  ihre  bösen  Anschläge  ans  Licht 
zu  bringen,  schöpfen  .würden.  Hingegen  wird  des  Kf.  Autorität  und  Recht 
desto  mehr  bestätigt  werden,  wenn  er  diesem  Rebellen  und  denen,  die  ihn 
hier  defendieren  wollen,  alle  Hoffnung  zu  seiner  Freiheit  beschneidet,  zumal 
dieser  Roht  sich  gar  nicht  demüthigen  will,  sondern  mit  List  und  Gewalt 
durchzudringen  vermeint  und  seinen  Vater  publice  defendiert,  dass  er  wohl  und 
löblich  gethan  und  pro  libertäte  Reip.  gestritten  habe. 


Eus.  y.  Brandt  an  den  Kurfttrsten.    D.  Warschau  20.  August 

St.  n.  1669. 

[Aeusserungen  Rode's.] 

Gestern  ist  Roht  bei  ihm  gewesen,  hat  ihm  den  Brief  eines  Cavaliers,  20.  Aug. 
der  in  Peiz  gewesen,  zu  lesen  gegeben,  welcher  seinen  gefangenen  Vater  selbst 
zwar  nicht  gesprochen,  aber  dort  von  den  Leuten  aus  der  Festung  vernommen 
habe,  dass  derselbe  jetzt  viel  fester  als  vorher  verwahrt  würde,  man  liesse 
niemand  mehr  zu  ihm  kommen,  er  dürfe  nicht  mehr  in  die  Kirche  und  auf 
dem  Wall  spazieren  gehen,  er  bekomme  nur  noch  2,  statt  früher  6  Gerichte, 
und  es  sei  bei  harter  Strafe  verboten  worden,  ihn  wissen  zu  lassen,  dass  Fürst 
Michael  Wischniowietzki  zum  König  erwählt  worden  sei.  R.  sagte,  er  hätte 
diesen  Brief  dem  Könige  gezeigt,  welcher  sich  darüber  sehr  alteriert  und  sich  gegen 
den  U.Kanzler  beklagt  hätte,  dass  ihm  solches  zum  Possen  geschehe.  Dann 
klagte  R.  sehr  über  sein  Unglück,  dass  ihm  nun  fast  alle  Hoffnung  zur  £nt- 


')  Derselbe  war  nach  v.  Brandts  Relation  vom  18.  Juli  Kassenführer  bei  der 
Gesandtschaft  des  Kf.  gewesen,  hielt  sich  jetzt  bei  ihm  in  Warschau  auf,  er  war  ein 
Schulfreund  des  jüngeren  Rode,  und  v.  Br.  suchte  durch  ihn  dessen  Anschläge  zu  er- 
fahren. 


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424  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1678. 

ledigung  seines  Vaters  genommen  wäre,  mengte  darein  aber  so  heftige  Drohan- 
gen,  dass  der  Zweck  seines  Discurses  kaum  za  penetrieren  war.  Er  sagte,  der 
Konig  würde  expresse  jemand  an  Kf.  absenden,  um  für  seinen  Vater  zu  inter- 
cedieren,  wenn  dieses  nicht  helfen  sollte,  hätte  er  Mittel  sich  zu  rächen.  Da 
ihm  der  König  ein  Regiment  geben  wurde,  wurde  er  des  H.  v.  Hoverbeck 
an  der  Grenze  gelegene  Güter  bald  finden,  ja,  falls  sein  Vater  im  Geföngnis 
stürbe,  würde  er  diesen  selbst  niederschiessen.  Zuletzt  brach  er  heraus,  die 
preussischen  Stände  würden  dem  Kf.  nichts  bewilligen,  weil  sie  sich  auf  ihn 
verliessen,  sie  tränken  überall  seine  Gesundheit,  noch  vor  etlichen  Tagen  sei 
ein  preussischer  Cavalier  mitschreiben  zu  ihm  gekommen,  bisher  hätte  er  sich 
daran  nicht  kehren  wollen;  wenn  sein  Vater  losgelassen  wurde,  dann  würde 
man  sehen  können,  was  er  für  des  Kf.  Interesse  thnn  könnte,  es  liege  nur  an 
ihm,  er  könnte  ganz  Preussen  mit  einem  Worte  aufwiegeln  und  mit  einem 
Worte  wieder  stillen,  er  wollte  auch  den  U.Kanzler  auf  des  Kf.  Seite  bringen 
oder,  falls  derselbe  sich  nicht  wollte  lenken  lassen,  ihn  unschädlich  machen. 
Als  ihm  darauf  Br.  gerathen,  wenn  das  alles  in  seinen  Kräften  stände,  so 
möchte  er  doch  jetzt  dergleichen  specimina  sehen  lassen  und  so  Kf.  zur  Gnade 
gegen  seinen  Vater  bewegen,  verlangte  er,  zuerst  obligiert  zu  werden,  hernach 
könnte  er  dem  Kf.  seine  Dankbarkeit  bezeugen. 

Obwohl  Br.  dem,  was  jener  vorgeschnitten,  nur  wenig  Glauben  beimisst 
und  sich  nicht  im  geringsten  merken  lässt,  dass  er  auf  ihn  irgend  welche  Re- 
flexion mache,  so  glaubt  er  doch,  dass  auf  denselben  ein  wachsames  Auge  zu 
halten  ist.  Denn  der  König,  der  U.Kanzler  und  Roht  sind  jetzt  ein  rech- 
tes Trifolium  und  fahren  täglich  allein  zusammen  spazieren,  verdächtig  ist  auch 
die  Vertraulichkeit,  in  welcher  R.  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten,  Grafen 
Schaafgotz  steht^* 


Eu8.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  4.  September 

St.  n.  1669. 

[Der  Titel  von  Lauenburg  und  Batow.    Drohungen  Rode's.] 

4.  Sept.  Das  Schreiben  des  Kf.  an  den  König,  in  welchem  derselbe  diesem  seinen 

Aufbruch  aus  dem  Herzogthum  Preussen  angezeigt,  hat  er  Dienstag  übergeben, 
der  König  hat  dasselbe  sehr  freundlich  entgegengenommen  und  sich  dabei 
mit  ihm  über  verschiedene  Punkte  unterhalten,  unter  anderem  auch  gefragt, 
wie  es  mit  Roth  im  Gefängnis  stände,  und  ob  keine  Hoffnung  zu  seiner  Be- 
freiung wäre,  es  hätte  keine  Gefahr,  wenn  Kf.  denselben  los  Hesse,  da  er  doch 


^)  Kf.  befiehlt  in  seiner  Erwiderung  auf  diese  Relation  (d.  Königsberg  14./24. 
August  1669),  v.  Br.  solle  Gelegenheit  suchen,  im  Beisein  anderer,  die  es  nöthigeu- 
falls  bezeugen  könnten,  Rode  auf  solche  Discurse  zu  bringen,  namentlich  seine 
Drohworte  notieren  und  darüber  umständlich  berichten.  Sollte  er  dort  etwas  den 
preussischen  Staat  Betreffendes  erfahren,  so  solle  er  davon  auch  dem  preussischen 
Statthalter  Bericht  erstatten. 


^ 


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Rode.    Der  Titel  tob  Lauenburg  a.  BStow.  425 

nichts  thnn  könnte,  und  den  jungen  Roth  entscholdigt,  der  nicht  ans  bösem 
Herzen,  sondern  aas  Passion  gegen  seinen  Vater  handelte.  Da  die  Antwort  des 
Königs  an  den  Ef.  in  der  Gancellaria  minor  aasgefertigt  wird,  hat  er  vorzn- 
banen  gesucht,  dass  daselbst  wegen  des  Titels  von  Lauenburg  und  Bütow 
Difficultät  gemacht  werde,  auf  seine  Veranlassung  haben  der  Erzbischof  und 
der  G.Kanzler  an  den  König  geschrieben  und  diesen  gebeten,  den  Titel  des 
Schreibens  so  einrichten  zu  lassen,  dass  dasselbe,  weil  es  eine  invitatio  ad 
coronationem  wäre,  von  Kf.  gelesen  wurde  und  den  Weg  zu  einer  rechten  Con- 
fidenz  und  Freundschaft  bahnen  möchte;  er  selbst  hat  deswegen  mit  dem 
U.Kanzler  conferiert,  aber  nichts  ausgerichtet').  Derselbe  meinte,  diese  Sache 
müsste  auf  dem  künftigen  Reichstage,  wenn  des  Kf.  Gesandte  kämen,  auf  eine 
Kommission,  durch  welche  auch  andere  Streitigkeiten  beigelegt  werden  könn- 
ten, gebracht  werden.  Der  U.Kanzler  war  sonst  gegen  ihn  sehr  höflich  und 
Hess  im  geringsten  keinen  Hass  gegen  Kf.  merken,  wiewohl  er  zu  etlichen 
Malen  auf  H.  Hoverbeck,  den  er  nicht  wohl  leiden  mag,  stichelte. 

Roth  hat  neulich  wieder  in  des  Königs  anticamera  ihm  gegenüber  über 
die  Maassen  aufgeschnitten,  der  König  würde,  so  lange  sein  Vater  im  Gefängnis 
bliebe,  mit  Kf.  in  keine  Correspondenz  treten;  falls  derselbe  dort  stürbe,  so 
wäre  ein  gewisser  Krieg,  er  wollte  mit  2000  Mann  ganz  Preussen  über  einen 
Haufen  werfen,  weil  ihm  alle  von  Adel  anhingen  u.  s.  w.  Es  wird  mit  Roth 
nicht  lange  am  Hofe  Bestand  haben,  er  hat  nur  noch  des  Königs  Gunst,  die 
anderen  halten  ihn  alle  für  einen  hoffärtigen  Narren,  auch  mit  dem  K.U.Kanz- 
ler ist  er  schon  zerfallen. 


Der  Kurfttrst  an  Eus-  v.  Brandt.     D,  WoUup   7-  September 

1669. 

[auf  die  Relation  vom  4.  Sept    v.  Br.  soll  nach  Cracau  geben.    Der  Titel  von  Lauen- 
burg and  Bütow.] 

—  Was  nun  den  Krönungstag  betrifft,  da  ist  Dir  bewasst^  aas  was  7.  Sept 
Ursachen  wir  solchen  nicht  beschicken  werden,  Du  kannst  aber  für  Dich 
dahin  gehen  und  gleichsamb  en  particulier  aus  Curiosität  und  incognito 
alles,  was  bei  der  Krönung  fürgehet,  observiren. 

PS.     Auch  was  Du  wegen  der  Titulatur  von  Lauenburg  und  Bütow 
erwähnet  und  sowoU  gegen  dem  Könige  als  dem  Unter-Cantzler  gedacht, 


0  ▼.  Br.  berichtet  am  10.  September,  der  U.Kanzler  habe  ihm  mitgetheilt,  da 
▼.  HoYerbeck  gedroht  habe,  dass  Kf.  Briefe,  auf  denen  der  Titel  von  Lauenburg 
und  Bntow  fehle,  unerbrocben  zurückschicken  werde,  so  wollte  er  dieses  Schreiben 
gamicht  absenden,  sondern  zuröckbalten.  Er  selbst  habe  es  gelesen,  der  König  desi- 
deriere  darin  des  Kf.  Ambassadeure  zum  Krönungsreicbstage,  damit  die  zwischen  dem- 
selben und  der  Krone  noch  schwebenden  Streitigkeiten  dort  gänzlich  beigelegt 
würden. 


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426  lU.   Brandenburg  and  Polen.    1664—1678. 

daran  hastu  woU  gethan  und  ferner  Gelegenheit  zu  suchen,  jedermännig- 
lich  zu  verstehen  zu  geben,  dass  wir  uns  in  diesem  Stuck  keinen  tort 
wurden  thun  lassen,  auch  keine  Briefe  annehmen  noch  erbrechen,  worauf 
uns  nicht  unser  vollkommener  Titul  gegeben  wird. 


Eu8.  V.  Brandt  an  den  KorfUrsten.    D,  Cracan  5.  Oktober  st  n. 

1669. 

[Die  Krönung.    Beginn  des  Reichstages.] 

5.  Okt.  £r  ist  am  21.  September  hier  angekommen,  am  27.  hat  der  König  seinen 

feierlichen  Einzag  gehalten,  der  zwar  ziemlich  fein  angeordnet  war,  aber  durch 
Unordnung  und  Gedränge  sehr  gestört  wurde,  am  28.  erfolgte  die  Procession 
nach  der  Skalkakirche  und  am  29.  die  Krönung^),  bei  welcher  aber  auch 
schreckliche  Unordnung  und  Gedränge  in  der  Kirche  herrschte,  ebenso  auch  bei 
dem  folgenden  Krönnngsmahle.  An  demselben  Tage  erhielt  auch  der  König, 
als  er  eben  in  die  Kirche  gehen  woUte,  Zeitung,  dass  ein  Cavalier  vom  Könige 
von  Spanien  angelangt  sei  und  das  goldene  Vliess  mitgebracht  hätte.  Am 
30.  September  Hess  sich  der  König  von  dem  Rath  und  der  Bargerschaft  schwören 
und  schlug  zwei  Datzend  Ritter,  meist  Apotheker,  Kaufleute  und  Handwerker, 
bei  der  Procession  streute  der  K.Schatzmeister  die  Krönungsmünze  unter  das 
Volk  aus. 

Am  1.  October^)  wurde  auf  dem  Schlosse  die  erste  Session  des  Reichstages 
gehalten  und  H.  Krzicky  podkomorzy  Kalisky,  welcher  des  U.Kanzlers  Fac- 
tion  hält,  zum  Marschall  erwählt,  auch  ward  beschlossen,  folgende  Punkte  in  der 
Landbotenstube  publice  nach  einander  zu  proponieren: 

1)  eine  Unterredung  wegen  Defension  des  Vaterlandes, 

2)  Sicherung  der  Grenzen, 

3)  Versehung  und  Munition  der  Festungen, 

4)  Bezahlung  beiderseits  Nationen  Armeen, 

5)  Anordnung  der  Winterquartiere, 

6)  wegen  der  Exorbitantien  einen  eigenen  Reichstag  anzusetzen, 

7)  die  Pienipotenz  und  Information  der  Gesandten,  so  nach  Moscau  gehen 
sollen, 

8)  dass  man  des  Kf.  Gesandten  Audienz  geben  und  accommodieren  wolle, 

9)  Accommodatio  Legati  Hispanici  et  dispositio  cerimoniae  ad  recipiendum 
aareum  vellus, 

10)  Ezpostulation  wegen  Draheim, 


')    Vgl.  Zawadzki  S.  69  (Zaluski  L  S.  184). 

^  Vgl.  Zawadzki  S.  70.  Die  Danziger  Gesandten  melden  dem  Ratb  am 
2.  October,  die  Wahl  Krzycki's  sei  ex  singulari  promotione  Procancellarii  erfolgt. 
Ueber  Krzycki's  Antbeil  an  der  Wahl  König  Michaels  s.  Hirsch,  Zur  Gesch.  der 
poln.  Königswahl  S.  78. 


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Der  Kronnngsreicbsta^.  427 

11)  Disposition  wegen  der  Mönze, 

12)  Den  Preis  der  Kaufmannswaaren  zu  vermindern, 

13)  eine  Festang  an  der  Dniepr  anstatt  Smolensko  zu  bauen. 

2.  October  ging  nichts  anderes  vor,  als  dass  sie  sich  wegen  der  Logementer 
zankten  und  derhalben  eine  Revision  anstellen  Hessen,  am  3.  wurde  der  König 
in  der  Senatstnbe  durch  eine  Oraüon  vom  Landb.  Marschall  empfangen,  und  der 
Adel  zum  Handkuss  gelassen. 

Dass  Kf.  keinen  Gesandten  hergeschickt,  darüber  werden  verschiedene 
Urtheile  gefällt,  die  Feinde  legen  es  aus,  als  geschehe  es  propter  contemptum 
Regis,  die  Freunde  entschuldigen  es  mit  Hoverbecks  Krankheit  und  des  Kf. 
Reise,  einige  aber  geben  zu  verstehen,  dass  man  dem  Kf.  rechtmässige  Ursache 
zum  zürnen  gegeben  und  ihn  nicht  wie  andere  Potentaten  auf  die  Krönung  in- 
vitiert,  was  sie  dem  U.Kanzler  allein  imputieren. 

Der  K.Feldherr  Sobiesky  soll  dem  Kf.  sehr  wohl  zugethan  sein,  es 
würde  nützlich  sein,  wenn  Kf.  an  denselben  schriebe  und  ihn  caressierte,  denn 
jedermann  furchtet  ihn. 


Ens.  V.  Brandt   an   den  KnrfQrsten.     D.   Cracan   12.  October 

1669. 

[Reichstagsverhandlungen.] 

Er  hat  die  Schreiben  des  Kurfürsten  ^)  an  den  König,  nachdem  er  lange  12.  Okt. 
damit  aufgehalten  worden,  erst  gestern  dem  G.Kanzler  übergeben  können, 
welcher  sie  dann  sofort  dem  Könige  überreicht  hat.  Er  hat  wegen  dieser  ver- 
schiedenen Aufhaltung  auch  nur  selten  in  die  Landbotenstube  gehen  und  zu- 
hören können,  doch  einen  guten  Freund  ausgefragt,  welcher  von  allem,  was 
passiert,  ein  Diarium')  hält  und  ihm  dasselbe  in  der  Eile  communiciert,  auch 
künftig  für  eine  Discretion  mitzutheilen  versprochen  hat.  Es  haben  zwar  in  der 
vergangenen  Woche  einige  Senatoren  und  Landboten  sehr  hart  gegen  Kf.  gespro- 
chen, aber  man  merkt  jetzt,  dass  die  Eroberung  von  Candia  und  die  drohenden 
Briefe  des  Türken  ihnen  den  Compass  verrücket,  so  dass  sie  die  Segel  nach  dem 
Winde  drehen  müssen.  Daher  haben  sie  die  Propositiones  geändert,  die  bran- 
denburgischen, preussischen  und  draheimschen  Punkte  ausgelassen  und  dagegen 
lauter  türkische,  tartarische  und  kosackische  hineingerückt,  unterschiedliche 
lassen  auch  schon  in  der  Landbotenstube  verlauten,  man  solle  mit  Kf.  in  besserer 
Vertrautheit  leben,  und  etliche  sagen  gar,  man  habe  seiner  vonnöthen  und  ihn 
um  Assistenz  wider  die  Türken  anzusprechen. 


1)  Kf.  hatte  am  11./21.  September  v.  Br.  beauftragt,  drei  Schreiben  dem  Könige 
KU  übergeben  und  um  Antwort  zu  bitten.  Nur  von  dem  einen  derselben  ist  das  Gon- 
cept  erhalten,  darin  (d.  Goloniae  ad  Spream  ll./[21.]  September  1669)  erklärt  Kf., 
da  die  Lehnserneuerung  bei  der  Krönung  nicht  erfolgen  könne,  so  werde  er  nach 
Beendigung  derselben  einen  seiner  Minister  zu  diesem  Zwecke  nach  Warschau  senden. 

^  Bin  solches  lateinisches  Diarium  (29.  September  —  8.  November  1669)  liegt 
den  Akten  bei. 


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428  HI.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Die  Stände  haben  sich  bereits  zu  verschiedenen  Malen  dem  KSnige  wider- 
setzt, 1)  als  er  ihnen  dnrch  den  U.Kanzler  anbefohlen,  in  die  Senatsatabe  sn 
kommen  und  die  propositiones  mitanznhören,  welches  sie  durchans  nicht  eher 
haben  than  wollen,  bis  sie  wegen  ihrer  Logementer  Richtigkeit  gemacht,  2)  als 
der  König  aaf  Einrathen  des  U.Kanzlers  einige  Chargen  weggegeben,  bat  man 
ihm  vorwerfen  lassen,  er  hätte  schon  wider  die  pacta  conventa  gehandelt,  und 
ihn  warnen  lassen,  3)  ist  der  Adel  deswegen  sehr  schwierig,  dass  der  K5nig 
täglich  zu  den  vornehmen  Herren  aaf  die  Banquete  geht,  weashalb  sich  schon 
einige  haben  verlauten  lassen,  sie  wollten  den  Reichstag  zerreisaen,  weil  sie 
hier  nichts  concludierten,  sondern  die  Zeit  vergeblich  zubrächten. 


Eu8.  V.  Brandt   an    den  Rurfttrsten.     D.  Cracan  26.  October 

8t.  n.  1669. 

[Ungunstiger  Verlauf  der  Reicbstagsverbaudlungen.    Ankunft  Lionne's.] 

26.  Oct.  Man  hat  hier  schlechte  Hoffnung,  dass  der  Reichstag  werde  zum  gewünsch- 

ten Ende  gebracht  werden,  viele  Senatoren  thun,  was  ihnen  möglich  ist,  um 
denselben  zu  zerreissen,  damit  der  König  sehen  möge,  dass  des  U.Kanzlers 
Rathschläge,  denen  er  allein  folgt,  schädlich  sind,  einige  derselben,  darunter  der 
Erzbischof,  wollen  schon  abreisen.  Die  Landboten  sind  daher  so  unwillig, 
dass  sie  nichts,  was  der  König  auf  Anrathen  des  U.  Kanzlers  vornimmt,  eonsen- 
tieren wollen.  Erstlich  ist  die  Sache  wegen  der  Vacanzen')  noch  nicht  bei- 
gelegt    Ferner  sucht  der    U.Kanzler   den   Danzigern^  ihre  privilegia  za 


')    Vgl.  Zawadzki  S.  73f. 

^  Der  Danziger  Rath  hatte  eine  feierliche  Gesandtschaft  bestehend  aus  dem 
Burggrafen  Gabriel  Krumbausen,  dem  Ratbmann  David  Preite  und  dem  Syn- 
dicus  Barth.  Francken  nach  Cracau  geschickt,  um  dem  Konige  zu  gratulieren,  die 
Bestätigung  der  Privilegien  der  Stadt  und  die  Erfüllung  einiger  schon  seit  längerer 
Zeit  von  derselben  erhobenen  Forderungen  (s.  Hirsch,  Zur  Gesch.  der  poln.  Königs- 
wahl  S.  28  f.)  durchzusetzen.  Bei  dem  ungünstigen  Verlauf  aber,  welchen  die  Reichs- 
tagsverbandlungen  nahmen,  konnten  die  Gesandten  diese  letzteren  gamicbt  vorbringen, 
auch  die  Bestätigung  der  Privilegien  stiess  auf  unerwartete  Hindernisse,  die  Urkunden 
lagen  schon  dem  Könige  zur  Unterschrift  vor,  da  erhob  zunächst  der  Instigator  regni 
Johann  Tonski  und  dann  der  U.  Kau  zier  dagegen  Einspruch;  letzterer  erklärte, 
nur  die  älteren  Privilegien  der  Stadt,  nicht  die  neuen  von  König  Jobann  Kasimir 
derselben  verliehenen  dörften  bestätigt  werden,  und  erhob  bei  dieser  Gelegenheit  gegen 
die  Stadt,  welche  auf  Kosten  der  Krone  ihre  Macht  immer  weiter  auszudehnen  suche, 
die  heftigsten  Anklagen  (s.  Zaluski  (.  S.  180 ff.).  Der  Rath  und  dessen  Gesandte 
aber  blieben  fest  bei  ihren  Forderungen,  verschafften  sich  die  Fürsprache  des  G.  Kanz- 
lers, des  Erzbiscbofs  und  anderer  Senatoren  und  wussten  es  so  schliesslich  doch 
durchzusetzen,  dass  der  Stadt  alle  ihre  Privilegien,  auch  das  am  meisten  bestrittene 
wegen  des  jus  caducorum  (s.  Hirsch,  S.  84)  bestätigt  wurden.  Vgl.  Lengnicb, 
Gesch.  der  Preuss.  Lande  Vlll.  S.  2dff.,  Gralath,  Versuch  einer  Geschichte  Dan- 
zigs  III.  (Berlin  1791)  S.  45f. 


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Der  Krönungsreichstftg.  429 

schmälern  and  hat  daza  dem  Könige  vorgestellt,  dieselben  bildeten  sich  ein, 
iura  majestatis  zu  haben.  Die  Danziger  Deputierten  aber  haben  ihm  sagen 
lassen,  sie  hätten  freilich  einige  jura  mtyestatis,  die  sie  aber  nicht  yon  der 
Krone  erworben,  sondern  dieser  zugebracht  hätten,  und  die  sie  ihren  Nachkom- 
men erhalten  wollten,  sie  haben  auch  dem  Könige  durch  den  G.Kanzler  sagen 
lassen,  wenn  sie  nicht  eine  solche  Gonfirmation,  wie  ihre  Vorfahren,  erhielten, 
wollten  sie  lieber  garkeine  haben,  sie  wollten  auch  nicht  länger  hier  harren, 
sondern  davonziehen.  Aehnliches  Hingt  er  auch  mit  den  anderen  preussischen 
Städten  an,  aber  der  preussische  Adel,  welcher  weiss,  dass  er  ohne  die  Städte 
nicht  bestehen  kann,  nimmt  sich  ihrer  an  und  droht,  falls  der  König  sie  nicht 
befriedige,  den  Reichstag  zu  zerreissen,  Die  Städte  haben  auch  dem  Pomme- 
rischen  Woiwoden  Bakowski  20000  Gulden  zu  der  Gracauischen  Reise  ge- 
geben, damit  er  sich  ihr  Interesse  desto  mehr  angelegen  sein  lasse. 

Drittens  sind  auch  viele  Landboten  öbel*mit  dem  U.Kanzler  zufrieden, 
dass  er  dem  Könige  wider  den  Kf.  solche  consilia  giebt,  die  Kyowschen  haben 
ihn  schon  deswegen  zur  Rede  gesetzt  und  ihm  gesagt,  sie  wollten  mit  Kf.  in 
guter  Nachbarschaft  leben,  was  auch  hochnöthig  wäre,  wofern  man  die  Ukraine 
wiedergewinnen  wollte. 

Sonst  ist  auf  diesem  Reichstage  noch  keiner  von  den  punctis  propositionis 
vorgenommen  worden,  ausser  dass  man  wegen  des  bösen  Geldes  auf  Boratini  ^) 
gescholten,  man  bringt  wie  bei  der  letzten  Election  die  Zeit  vergebens  zu,  und 
der  König  soll  unter  der  Hand  durch  einige  Landboten  die  Sachen  so  aufhal- 
ten lassen,  damit  die  zu  den  Reichstagsgerichten  bestimmte  Zeit  vorbeigehe 
und  so  die  Sache  der  Samoisky*)  gegen  seine  Mutter  nicht  vorkomme. 

M.  de  Lionne*)  ist  als  Envoy^  vom  Könige  von  Frankreich  hieher  ge- 
kommen und  hat  gestern  Audienz  gehabt;  er  soll  dem  Könige  zwei  Portraits 
von  gewissen  Prinzessinnen  mitgebracht  haben  und  der  kaiserliche  Gesandte 
deswegen  jaloux  zu  werden  beginnen. 


EüB.  y.  Brandt  an  den  EurfUrsten.    D.  Cracan  2.  November 

st  n,  1669. 

[Die  Vota  der  Senatoren,  der  K.  U.  Kanzler.] 

Zu  glucklicher  Schliessung  des  Reichstages  hat  man  wenig  Hoffnung.    Diese  2.  Not. 
"Woche   haben   die  Senatoren^)  angefangen,   über  die   puncta   propositionis   zu 
votieren,  die  meisten  aber  haben  weder  votum  noch  consilium  gegeben,  sondern 
unr  lange  Reden  gehalten,    namentlich  hat  der  U.Kanzler  in  seiner  vierstnn- 


0    S.  Hirsch  8.39. 

»)    S.  Hirsch  S.  55.  83ff.    Vgl.  oben  S.  416. 

*)    Louis  de  Lionne,  capitaine  des  chevaux  %er8,  Sohn  des  Ministers,  s.  Za- 
wadzki  S.  89  (Zaluski  L  S.  186),  Recueil  des  Instructions  IV.  S.  111  ff. 
«)    Vgl.  Za wadzki  S.  88 ff.  (Zaluski  L  S.  186). 


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430  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664'>-1673. 

digen  Rede  *)  nur  den  König  und  den  Adel  gegen  den  Kf.  and  die  Stadt  Danzig 
zu  verhetzen  gesucht.  £s  hatten  aber  bereits  zuvor  die  Bischöfe  von  Cracau 
und  Gnjavien  für  Kf.  so  wohl  geredet,  dass  er  keinen  besonderen  Beifall 
fand,  auch  defendierte  hernach  der  pommerellische  Woiwode  Bakowski  die 
Stadt  Danzig  so,  dass  alle  bekennen  mnssten,  der  U.Kanzler  habe  ihr  Unrecht 
gethan. 

Es  ist  wunderbar,  dass  fast  keiner  oder  doch  nur  wenige  von  den  Sena- 
toren es  mit  dem  U.Kanzler  halten  nnd  er  dennoch  den  König  und  den  gan- 
zen Hof  regiert,  zumal  auch  die  meisten  Landboten ,  namentlich  die  Kyowschen 
auf  ihn  schelten. 


Eus,  V.  Brandt  an  den   Kurfürsten.     D.  Cracaa  9.  November 

1669. 

[Rede  des  G.  Kanzlers.    Zerreissung  des  Reicbstages.] 

9.  Nov.  Die  vota  der  Senatoren  sind  vorigen  Montag  schon  beendet  worden,  ausser 

dem  U.Kanzler  hat  keiner  gegen  Kf.  gesprochen,  vielmehr  hat  der  0. Kanz- 
le r*)  denselben  widerlegt  und  den  Kf.  nnd  die  Stadt  Danzig  tapfer  ver- 
theldigt. 

Der  Reichstag')  ist  nun  gänzlich  zerrissen  und  wenig  Hoffnung  denselben 
zusammen  zu  leimen.  Denn  da  die  Kyowschen  Landboten,  welche  bis  Montag 
ihre  Abfertigung  wegen  der  Vacanzen  erwartet,  von  dem  U.Kanzler  noch  län- 
ger aufgehalten  worden  sind,  so  hat  der  Podsedek  Kyowsky  Olizar  vorigen 
Dienstag  in  der  Landbotenstube  öffentlich  protestiert  und  ist  davongegangen 
und  trotz  aller  Versuche,  ihn  zu  besänftigen,  Mittwoch  Nacht  heimlich  abgereist. 
Der  König  hat  ihm  zwar  einige  von  seinen  Landslenten  nachgeschickt,  um  ihn 
zurückzuholen,   wozu  aber  wenig  Aussicht  ist.    Am  Hofe  mnthmaasst  und  be- 

0  Nach  dem  Reichstagsprotokoll  der  Danziger  Gesandten  bemerkt  er  in  seiner 
am  29.  Oetober  gehaltenen  Rede  inbetreff  des  Kf.,  er  sei  dessen  Freund  und  zu  guter 
Nachbarschaft,  so  weit  sein  Amt  und  sein  Gewissen  es  zuliessen,  jederzeit  bereit, 
aber  dessen  Prätensionen  inbetreff  des  Titels  Ton  Lauenburg  und  Bätow  liefen  contra 
dignitatem  Reipublicae  und  er  wurde  ihm  denselben  aus  seiner  Kanzlei  nicht  geben 
lassen,  bis  er  dazu  per  expressum  a  tota  Republica  beordert  sei,  es  mässte  deswegen 
eine  Kommission  eingesetzt  werden,  auf  welcher  beide  Xheile  ihre  Prätensionen  vor- 
zubringen hätten,  dort  werde  namentlich  auch  die  widerrechtliche  Occupation  von 
Draheim  zur  Sprache  zu  bringen  sein. 

2)  Derselbe  rechtfertigt  in  seiner  am  4.  November  gehaltenen  Rede  die  mit  dem 
Kf.  abgeschlossenen  Verträge,  dessen  Bundesgenossenschaft  es  hauptsächlich  zu  dan- 
ken sei,  dass  der  Krieg  mit  Schweden  einen  verhältnismässig  so  gunstigen  Ausgang 
genommen  habe.  Er  weist  dann  darauf  hin,  dass  dem  Kf.  auch,  als  er  noch  Vasall 
der  Krone  gewesen,  der  Titel  dominus  Prussiae  gegeben  sei,  und  fragt,  wozu  es 
dienen  solle,  jetzt  deswegen  mit  ihm  Händel  anzufangen,  zumal  da  man  bei  der 
drohenden  Turkengefahr  seine  Hülfe  bald  nöthig  haben  werde. 

»)    S.  Zawadzki  S.  97 ff.  (Zaluski  L  S.  189ff.). 


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Zerreissn&g  des  Reichstages.  431 

hauptet  maD,  dass  diejenigen,  welche  gut  brandenburgisch  seien,  den  Reichstag 
zerrissen  hätten  und  dass  er  (Brandt)  dem  Olizar  Geld  und  ein  Pferd  ge- 
geben hätte,  welcher  Verdacht  wohl  daher  stammt,  weil  sie  beide  in  demsel- 
ben Hause  logiert  haben.  Andere  sagen,  der  franzosische  Enyoye  habe  ihm 
50000  Gulden  gegeben,  damit  er  wegziehen  solle,  welches  sie  daher  muthmaassen, 
weil  er  nie  zu  der  Heirath  mit  der  österreichischen  Prinzessin*)  hat  stim- 
men wollen.  Diese  Heirath  scheint  zurückgehen  zu  sollen,  und  man  beginnt 
wieder  stark  von  der  nenburgischen  Prinzessin  zu  reden. 


Ena.  V.  Brandt  an  den  Enrfttrsten.    D.  Cracau  16.  November 

1669. 

[Auflösung  des  Reichstages.    Bewilligung  des  Titels  von  Lauenburg  und  Bütow.] 

Der  Reichstag  hat  sich  aufgelöst'),  man  behauptet  jetzt,  dass  Olizar  vom  16.  Nov. 
K. Feldherrn  bestochen  worden  sei,  denselben  zu  zerreissen. 

Der  G.Kanzler  hat  ihm  mitgetheilt,  dass  im  Senat  nach  dreimaliger  Be- 
rathung  beschlossen  worden  sei,  dem  Kf.  den  Titel  Domini  de  Lauenburg  et 
Bytaw  zu  geben,  und  dass  der  König  nun  den  U.Kanzler  beauftragt  habe,  die 
drei  Schreiben  des  Kf.  zu  beantworten. 


Der  Kurfürst   an   König   Michael.     D.  Coloniae  ad  Spream 
10./ [20.]  November  1669. 

[Glückwunsch  zur  Krönung.  Anfrage  wegen  der  Lehnsemeuerung.] 
—  quemadmodum  iucundissimum,  faustissimique  ominis  nobis  argu-  20.  Nov. 
mentum  fuit,  quod  primis  omnium  exterorum  nobis  Electo  Poloniae  Regi 
gratulari  literis  nostris  licuerit,  ita  omni  quoque  studio' et  alacritate 
eodem  in  coronatioDis  comitiis  fuDcti  fuissemus  officio,  communibusque 
orbis  Christiani  votis  et  acclamationibus  nostras  etiam  per  legatos  so- 
ciassemus,  verum  nescimus  quod  sinisterius  nobis  hactenus  obstiterit 
fatUQO,  ut  illa  felicitate  frui  non  potuerimus  literisque  nostris,  quas  non 
unas  ad  Reg.»™  Maj.*^  V.™™  dedimus,  nihil  quicquam  responsi  datum 
fuerit.  NoD  equidem  Reg.*«  M.*  VJ^^  hie  ullam  moram  imputamus  nee 
magis  de  propenso  in  dos  animo  dubitamus,  certi  a  nobis  nihil  quicquam 


0  Die  Danziger  Gesandten  berichten  am  13.  NoYember,  die  Heirath  des  Königs 
mit  der  österreichischen  Prinzessin  werde  für  gewiss  gehalten,  obwohl  mit  den  Ständen 
deswegen  garuicht  communiciert  worden  sei,  woher  einige  glaubten,  dieses  negotium 
h&tte  rupturam  comitiorum  mit  befördert. 

^    Am  12.  NoYember,  s.  Zawadzki  S.  104f.  (Zaluski  L  S.  191). 


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432  ni.  Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

omissum  nullamque  officii  partem  neglectam,  qua  illum  nobis  conciliare 
—  potuerimus;  illud  autem  ab  aequanimitate  Maj.***  V."«  nobis  pro- 
mittimus,  malevolos  quosdam  et  qui  Eiusdem  nobis  (quibus  de  caosis 
Descimus)  invident  amicitiam,  non  tantam  inventuros  fidem,  qua  labe- 
factare  beoevolum  erga  dos  animum  ulla  ratione  queant.  —  Et  quamvis 
hactenus  congratulandi  officio  per  Legates  ob  causas  supramemoratas  et 
quod  a  R.^  Maj.^  V."  de  termino  coronationis  facti  certiores  non  simus 
defungi  non  potuerimus  illudque  ad  reditum  Reg."  M.*»  V.™«  in  urbem 
Varsaviam  differre  cogamur,  cum  nobis  non  constet  an  et  quantum  tem- 
poris  spacium  commoratura  sit  adhuc  Reg.*  M."  V.'*  in  regni  metropoli, 
non  possumus  tamen  quin  votivis  interea  prosequamur  acclamationibas 
felices  inaugurationis  Reg."  M.^  V."«  successus.  — 

Et  quod  restat  a  Reg.»  M.*«  V.'»  denuo*)  officiose  contendimus,  velit 
nobis  mentem  suaro  exponere,  quo  loco  et  tempore  tum  Leoburgense  Bu- 
tovienseque  feudum  tum  foedus  perpetuum  renovari  debitoque  iuramento 
firmari  commode  queat.  — 


Eu8.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Cracau  23.  November 

1669. 

[Gänstiger   Stand   der   Angelegenheiten  des   Rf.     Der   unterbliebene   Anschlag   auf 

Draheim.] 

23.  Nov.  -Des  Kf.  Affairen  gehen  jetzt  hier  gut,  in  confirmatione  juriam  generali') 
werden  die  Worte  de  consolidatione  feudi  ausgelassen  and  dagegen  andere  de 
conditione  caducitatis  hineingesetzt  werden.  Auch  wegen  Draheim  hat  man  nun 
nichts  zu  befahren,    denn   obgleich   Fürst   Demetrius*)   im  Eifer  und   dem 


1)    Schon  am  11./21.  September  hatte  sich  Kf.  dazu  erboten,  s.  oben  S.  427. 

^  Kf.  hatte  (d.  Coln  11./21.  September  1669)  t.  Br.  beauftragt,  dahin  zu  wirken, 
dass  in  der  von  dem  Könige  den  Ständen  auszustellenden  Confirmation  ihrer  Rechte 
der  auf  das  Herzogthum  Preussen  bezügliche  Passus  den  ver&nderten  Verhältnissen 
gemäss  terändert  werde. 

')  Schon  am  17.  November  hatte  v.  Br.  geschrieben,  was  wegen  Draheims  passiert 
sei,  werde  Galecki  (s.  oben  S.  896),  welcher  zu  dem  Kf.  reise,  demselben  berichten. 
Der  Danziger  Subsyndicus  Adrian  Stodert  berichtet  dem  Rathe  am  27.  December 
1669:  »Den  Anschlag  des  Fürsten  Demiters  auf  Draheim  betreflfende  ist  es  gewiss, 
dass  ex  consilio  Procancellarü  derselbe  beliebet  worden,  wenn  nicht  ein  gewisser 
Officirer  Yorgedachten  H.  U. Feldherrn,  so  in  seiner  Jugend  einen  studiosum  abge- 
geben und  Ihr.  Churf.  Dchl.  Landes  Einzügling  sein  soll,  sonst  ein  resoWirter  Soldat, 
dessen  Namen  zu  anderer  Zeit  melde,  sich  zu  dieser  Expedition  gebrauchen  zu  lassen 
difficultiret,  dagegen  aber  Ihr.  Fnrstl.  Gn.  den  hazard  und,  weil  die  entreprise  unmög- 
lich wurde  gelingen  können,  den  Schimpf  fnrgesteUet,  wodurch  denn  Ihr.  Furstl.  Gn. 


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Beabsichtigter  Anschlag  gegen  Draheim.  433 

E. Feldherrn  zum  Verdrass  etwas  zu  tentieren  vorgenommen,  haben  ihm  doch 
solches  seine  eigenen  Soldaten  widerrathen,  namentlich  ein  Capitain  in  seiner 
Garde  Megelin,  der  aus  Spandau  gebürtig  ist  und  dem  Fürsten  einen  Abriss  ge- 
zeigt hat,  den  er  sich  ausgedacht,  wonach  es  ein  fester,  im  Wasser  gelegener 
Platz  wäre,  worüber  der  Fürst  sehr  erschrocken  gewesen  und  auf  die  geschol- 
ten, welche  ihm  zu  solcher  Attaque  gerathen,  und  gebeten,  darüber  still  zu 
schweigen,  worauf  jener  Megelin  geantwortet,  es  wäre  schon  zu  spät,  Ef. 
wurde  gewiss  schon  Nachricht  davon  haben. 


Der  Kurfürst  an  Eus.  v.  Brandt.    D.  Cöln  29.  November/[9.  De- 

cember]  1669. 

[Das  Schreiben  des  Königs.     Der  Anschlag  auf  Draheim.     Der  Ü.  Kanzler.] 

Er  hat  das  Schreiben  des  Königs  ^)  mit  der  Post  erhalten,  es  ist  darin  zwar  9.  Dec. 
der  Titel  von  Lauenburg  und  Bütow  und  in  der  von  dem  Eönige  selbst  ge- 
schriebenen Courtoisie  das  "Wort  Frater  gewesen,  sonst  aber  dieses  weder  in  in- 
gressu  noch  in  der  üeberschrift  gesetzt  worden,  Br.  soll  deswegen  in  der 
Eanzlei  remonstrieren.  Im  übrigen  aber  ist  das  Schreiben  etwas  hart  einge- 
richtet und  nicht  in  solchen  terminis,  wie  zwischen  den  früheren  polnischen 
Eonigen  und  ihm  gewöhnlich.  Br.  soll  daher  gegen  den  einen  und  anderen 
bezeugen,  dass  Ef.  zwar  solches  dem  Eönige  nicht  imputierte,  wenn  aber  damit 
fortgefahren  würde,  auch  seinerseits  auf  gleiche  Weise  antworten  würde*). 

bewogen  worden,  aus  Einrathen  1.  K.  May.  das  Förnehmen  zu  unterlassen.  —  Einige 
vom  Adel  in  Grosspolen,  die  sich  zu  dieser  Partei  zu  schlagen  furhabens  gewesen, 
haben  sich  in  der  Stille  beisammen  gehalten,  endlich  aber  auch  bemerkende,  dass  Ihr. 
Churf.  Dchl.  den  Ort  nicht  allein  mit  100  Mann  frischer  Besatzung  verstärkt,  sondern 
auch  in  der  Nähe  ein  Regiment  alter  Knechte  verleget,  von  einander  gangen,  wo- 
durch dann  sothaniges  Fümehmen  gänzlich  nachgeblieben,  dessen  Ihr.  Exe.  der 
G.Kanzler  mit  Schreiben  vom  13.  gewisse  Nachricht.  Dass  nun  Ihr.  Förstl.  Gn.  an 
einen  andern  Ort  gedenken  solle,  wird  nicht  geglaubet.  Der  Gharf.  Resident  Mons. 
Eusebius  Brand  ist  dieser  und  anderer  Sachen  halber  bereits  von  Grakau  über 
Breslau  nach  Berlin  gangen.'' 

')  D.  Oracoviae  31.  November  1669,  gedruckt,  aber  ohne  Datum,  bei  Zaluski  I. 
S.  218f. 

^  Kf.  schreibt  an  den  K.G.Kanzler  (d.  Coloniae  ad  Spream  2./[I2.]  December 
1669),  er  habe  auf  das  Schreiben  des  Königs,  von  dem  er  wisse,  dass  er  von  anderer 
Seite  her  beeinflusst  worden  sei,  noch  nicht  geantwortet,  um  aber  der  Gerechtigkeit 
seiner  Sache  nicht  zu  präjudicieren,  wolle  er  ihm  dieselbe  kurz  auseinandersetzen. 
Die  Lehnsrecognition  sei  er  nicht  verpflichtet,  bei  der  Krönung  und  überhaupt  nicht 
auf  einem  Reichstage  zu  suchen,  eine  Einladung  zur  Krönung,  von  der  der  König  in 
seinem  Schreiben  spreche,  habe  er  nicht  erhalten.  Bei  der  Besitzergreifung  von  Dra- 
heim habe  er  sich  seines  Rechts  bedient.  Die  Erneuerung  der  Bromberger  Verträge 
habe  einfach  zu  geschehen  und  dürfe  durch  keine  Bedingungen  oder  Vorwände  auf- 
geschoben werden.    Schon  seine  Gesandten  in  Warschau  hätten  dagegen  protestiert, 

Unter,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XU.  2Ö 


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434  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Es  ist  dem  Kf.  lieb,  dass  Fürst  Demetrius^)  von  den  Extremitäten  ab- 
gestanden und  vielmehr  seine  Freundschaft  suchen  will,  derselbe  würde  sonst 
gefunden  haben,  dass  Kf.  auf  seiner  Hut  gestanden  und  jene  vergebens  würden 
haben  abziehen  müssen. 

Sollte  Br.  merken,  dass  der  U.Kanzler  wirklich  sich  sein  Interesse 
wolle  treulich  angelegen  sein  lassen,  so  soll  er  denselben  hinwieder  aller  Wohl- 
gewogenheit, und  dass  es  nicht  unerkannt  bleiben  solle,  versichern,  widrigen- 
falls aber  ihm  bezeigen,  dass  Kf.  bei  seiner  gerechten  Sache  ihm  nicht  nach- 
laufen würde,  sondern  sich  getraue,  sich  bei  dem  Seinigen  zu  conservieren  und. 
was  man  ihm  schuldig,  zu  erlangen. 


Eus.  V.  Brandt')  an  den  KnrfÜrsten.    D.  Warschau  10.  Februar 

8t.  n.  1670. 

[Das  Schreiben  des  Königs.     Dessen  bevorstehende  Vermählung.] 

10.  Febr.  Er  ist  am  S.Februar  hier    angekommen,    hat   sofort  den  G.Kanzler  be- 

sucht und  von  ihm  die  Antwort  des  Königs')  auf  des  Kf.  Glückwunschschrei- 
ben zur  Krönung  erhalten.  Nur  mit  Mühe  hat  der  G.Kanzler  es  hintertrieben, 
dass  der  König  nicht  darin  geschrieben,  dem  Kf.  könnte  das  Lehn  von  Lauen- 
burg  und  Bütow  nicht  eher  confirmiert  werden,  bis  alle  Differentien  zwischen 
ihnen  beigelegt  wären,  dagegen  hat  er  nicht  verhindern  können,  dass  der  König 
auf  des  U.Kanzlers  Veranlassung  in  seiner  Unterschrift  das  Wort  frater  ausge- 
lassen hat. 

Br.  begiebt  sich  mit  dem  Obristleutnant  Lehndorf  nach  Czenstochau^) 
zum  Könige. 

dass  durch  die  pacta  conventa  seinen  Rechten  präjudiciert  werde,  dieselben  hätten 
fiich  bereit  erklärt,  mit  Kommissaren  der  Republik  zu  verbandeln,  hätten  aber  ver- 
geblich auf  eine  Aufiforderung  dazu  vonseiten  derselben  gewartet  und  hätten  auf  die 
falschen  Anklagen  wegen  der  Occupation  von  Draheim  eine  gedruckte  Information 
verbreitet.  Der  G.Kanzler  möchte  dieses  alles  mit  den  übrigen  Senatoren  überlegen 
und  die  Sache  dem  Könige  der  Wahrheit  gemäss  vorstellen. 
0    S.  oben  S.  432. 

^    Kf.  hatte  (d.  Cöln  -^-^-- —  1669)  v.  Br.  beauftragt,  dem  Könige,   wenn 

derselbe  nach  Warschau  gehen  sollte,  dorthin  zu  folgen  und  weitere  Ordre  abzuwar- 
ten, V.  Br.  scheint  sich  aber  wirklich,  wie  Stodert  berichtet  (S.  433)  sogleich  zum 
Kf.  zurückbegeben  zu  haben,  und  ist  erst  im  Februar  1670  wieder  nach  Polen  zurück- 
gekehrt. 

^  D.  Varsoviae  7.  Februar  1670.  Der  König  spricht  darin  seinen  Wunsch  aus, 
dass  die  beiderseitigen  Prätensionen  und  Streitigkeiten  beigelegt  würden,  und  bezeich- 
net den  nächsten  Reichstag  als  die  für  die  Lehnserneuerung  geeignetste  Zeit. 

*)  Nachdem  durch  den  nach  Wien  gesandten  K.U.Kanzler  Olszowski  die 
wegen  der  Vermählung  König  Michaels  mit  der  Schwester  Kaiser  Leopolds,  der  Erz- 
herzogin Eleonore  (geb.  1653)   geführten  Verhandlungen  zum  Abschluss  gekommen 


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Die  Lehnserneuerung.    Bevorstehende  Vermählung  des  Königs.  435 

PS.  Der  Erzbischof  and  G.Kanzler  gehen  nicht  mit  nach  Czensto- 
chaQi).  Der  päpstliche  Legat  soll  daselbst  den  König  trauen,  der  littauische 
Kanzler  Paz  ist  mit  vielen  Edelleuten  dahin  gezogen,  um  die  königliche  Braut 
mit  einzuholen;  auch  der  Castellan  von  Kyow,  Starosta  Radomsky*),  obwohl 
ganz  contract,  ist  dahin  gegangen. 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Ozenstochowa  20.  Fe- 

braar  1670. 

[Verzögerung   der  Ankunft   der  Königin,   dadurch   veranlasste  Gerachte.    Pläne   des 
G.Kanzlers  Pac.    Unzufriedenheit  des  Erzbischofs.] 

Er  hat  das  Schreiben  an  den  König')  noch  nicht  übergeben  können,  weil  20.  Febr. 
dieser  die  letzten  3  Tage  mit  grossen  Banqueten  zugebracht  und  so  der  Fast- 
nacht Adieu  gesagt,  die  vorgestrige  ganze  Nacht  hat  er  mit  Tanzen  zugebracht, 
so  dass  er  den  gestrigen  Tag  davon  sehr  krank  gewesen. 

Die  Königin,  welche  bereits  am  16.  dem  Könige  sollte  angetraut  werden, 
ist  noch  nicht  hier,  sie  soll  noch  nicht  einmal  über  die  Donau  sein,  und  zwei- 
felt man,  ob  sie  vor  dem  Reichstage  herkommen  werde.  Viele  geben  vor,  die 
Ueberfahrer  über  die  Donau  seien  mit  französischem  Gelde  bestochen,  die  üeber- 
fahrt  wegen  des  grossen  Wassers  geillhrlich  zu  machen,  andere  glauben,  da  die 
Senatoren  und  Herren,  welche  mit  dieser  beschleunigten  Heirath  nicht  zufrieden 
sind,  an  den  Kaiser  und  dessen  Räthe  geschrieben,  man  möchte  sich  nicht  prä- 


waren (s.  Zalnski  I.  S.  164  fr.  209  f.),  war,  obwohl  der  Erzbischof  und  andere  Sena- 
toren eine  solche  Beschleunigung  der  Vermählung  auf  das  dringendste  widerratben 
hatten  (s.  Zaluski  I.  S.  220 ff.),  verabredet  worden,  dass  die  Erzherzogin  schon  am 
2.  März  nach  Czenstochau  kommen  und  dass  dort  das  Beilager  stattfinden  solle.  Der 
König  war  schon  am  7.  Februar  dorthin  abgereist. 

')  Stodert  meldet  dem  Danziger  Rathe  am  10.  Januar  1670,  der  Primas  habe 
abgesagt,  bei  der  Hochzeit  zugegen  zu  sein,  ebenso  der  G.Kanzler,  beide  seien 
unzufrieden,  dass  ihnen  von  allem  ex  tempestiva  communicatione  Serenissimi  nichts 
wissend  gemacht  werde,  und  missbilligten  sehr  maturationem.  Der  König  habe  dem 
Primas  geklagt,  der  U.Kanzler  hätte  in  diesem  Punkte  seine  Instruktion  überschritten, 
nach  welcher  die  Copulation  nicht  vor  dem  Juni  hätte  erfolgen  sollen. 

^  Podlodowski.  Stodert  meldet  27.  Januar  1670:  „Starosta  Radomski,  wel- 
cher nunmehr  Castellanus  Kioviae  worden,  dürfte  Kanzler  der  Königin  werden,  dessen 
Starostei  hat  H.  Kochanowski  erhalten''. 

*)  D.  Coloniae  ad  Spream  14  /4.  Februar  1670.  Darin  wünscht  Kf.  dem  Konige, 
der  ihm  (d.  Varsoviae  13.  Januar  1670)  seine  bevorstehende  Vermählung  angezeigt 
und  ihn  zu  derselben  eingeladen  hatte,  Gluck,  bedauert,  dass  er  wegen  der  weiten 
Entfernung  und  Enge  der  Zeit  nicht  zur  Vermählungsfeier  .selbst  Gesandte  schicken 
könnte,  stellt  aber  das  baldige  Erscheinen  von  solchen  in  Aussicht.  Am  14./24.  Febr. 
weist  Kf.  die  Preussischen  Oberräthe  an ,  als  Hochzeitsgeschenk  für  das  polnische 
Königspaar  ein  Becken  und  eine  Giesskanne  von  Gold  im  Werthe  von  5000  Rtbir.  zu 
bestellen. 

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436  IH.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1678. 

cipitieren,  sondern  sich  vorsehen,  dass  sie  die  Prinzessin  bei  dieser  grossen  Un- 
einigkeit in  Polen  nicht  unglücklich  machten,  trage  man  am  kaiserlichen  Hofe 
Bedenken,  diese  Heirath  fortzusetzen,  bis  man  nach  geendigtem  Reichstage 
gesehen,  wie  der  König  mit  der  Hälfte  des  Senats,  die  ihm  zuwider,  und  dem 
malcontenten  Adel  zurechtkommt.  Es  sind  auch  nicht  mehr  als  6  oder  7  Se- 
natoren hier  zugegen  und  fangen  die  liier  anwesenden  Edelleute  an,  wegzuzie- 
hen ^).  Auch  sonst  sehen  sehr  viel  Dinge  gefährlich  und  nach  einem  innerlichen 
Kriege  und  Confoederation  aus.  Der  Littauische  Kanzler  Paz  hat  die  Intention, 
sich  zu  einem  Herzoge  von  Littauen  zu  machen,  und  soll  ihm  der  König  hier- 
in fügen,  damit  er  ihm  wider  seine  polnischen  Feinde  Assistenz  leisten  möchte, 
doch  soll  der  eigene  Bruder  des  Kanzlers  dem  entgegen  sein.  Dann  hat  der 
Erzbischof  an  den  Kanzler  Paz  geschrieben,  statt  unter  der  Gewalt  der 
Freunde  des  Königs  und  unter  dem  rigorosen  Regiment  der  Oesterreicher  zu 
leben,  wollte  er  mit  seinen  Adhaerenten  sich  lieber  den  Türken  ergeben;  der 
Erzbischof  will  auch,  da  der  König  den  Regenten  der  U.Kanzlei  Kocha- 
nowsky,  der  ihm  beleidigende  Briefe  geschrieben,  nicht  bestraft  hat,  nach 
geendigtem  Reichstage  eine  Synode  halten  und  dort  den  Bischöfen  vorstellen, 
dass  die  ganze  Klerisei  in  ihm,  ihrem  Haupte,  dadurch  beschimpft  sei. 


Ens.  y.  Brandt    an    den    Karftlrsten.    D.   Warschau   9.  März 

1670. 

[Beginn  des  Reichstages,  üble  Aussichten.] 

9.  März.  Da  man  mit  den  Vorbereitungen  zum  Empfange  der   herannahenden  Kö- 

nigin') beschäftigt  gewesen,  so  ist  auf  den  Reichstagssessionen')  nichts  Son- 
derliches vorgegangen,  nur  dass  man  einen  ungelehrten  und  groben  Littaner^) 
zum  Marschall  erwählt,  bei  dessen  Administration  man  sich  von  dem  Ausgange 
des  Reichstages  wenig  gutes  versieht.    Die  Danziger  Secretarii  beklagen  sich, 

0  In  einer  ausfährlichen  Relation  vom  4.  März  ans  Warschau  schildert  v.  Br. 
die  am  26.  Februar  erfolgte  Ankunft  der  Erzherzogin  zu  Czenstochau  und  die  Yer- 
roäfalungsfeierlichkeiten  am  folgenden  Tage. 

^  König  Michael  war  schon  am  1.  März  wieder  von  Czenstochau  abgereist  und 
am  4.  in  Warschau  eingetroffen,  woselbst  die  Königin  erst  am  9.  ihren  Einzug  ge- 
balten bat. 

')  Ueber  diesen  Reichstag,  welcher  am  5.  März  1670  begonnen  hatte,  s.  Za- 
wadzki  S.  Ulff.  (Zaluski  I.  S.  234 ff.). 

*)  Jobann  Kasimir  Kierdey,  Marschall  von  Orodno.  Stodert  berichtet 
dem  Danziger  Ratbe  am  7.  März:  „magna  et  senatorum  et  nuntiorum  raritas  machet, 
dass  initia  comitiorum  von  privatis  dispositionibus  poussieret  werden,  so  gar  dass 
man  sich  in  eligendo  Marschaico  fast  über  Vermuthen  übereilet  und  den  Kierdey 
eben  heute  mit  40  Stimmen,  da  der  Oginsky  eine  Stimme  weniger  gehabt,  erwählet. 
Dass  es  nun  hoc  Marschaico  schwer  zu  negotiiren  sein  werde,  ist  mehr  denn  bekannt. '^ 
Vgl.  auch  Lengnich  Vlll.  S.  30. 


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Einzug  der  Königin.     Der  Reichstag.  437 

dass  sie  nicht  wissen,  in  welcher  Sprache  sie  mit  ihm  reden  können,  weil  er 
weder  die  lateinische  noch  andere  versteht,  nnd  sie  aach  nicht  viel  polnisch 
können. 

Der  Erzbischof  und  der  U.Kanzler  bleiben  beide  aus,  weil  sich  jener 
vor  der  neuen  Königin,  dieser*)  aber  vor  den  bösen  Edelleuten  fürchtet. 

Jedermann  vermeint,  der  Reichstag  werde  nicht  bestehen,  wiewohl  der 
König  universalia  herausgeben  will,  dass  die  pospolite  Ruszenie  fertig  stehen 
solle,  damit  sie,  sobald  derselbe  zerreissen  möchte,  hier  erscheinen  könne. 


Eu8.  V.  Brandt  an   den  Kurftlrsten.     D.  Warschau    14.  März 

8t.  n.  1670. 

[Vorgänge  auf  dem  Reichstage.] 

Am^  vorigen  Sonntag  [9.  M&rz]  hat  die  Königin  hier  ihren  Einzug  ge-  14.  März, 
halten,  am  folgenden  Montag  [10.  März]  wurden  alle  Landboten  bei  dem  Könige 
zum  Handknss  zugelassen,  doch  hat  es  viele  Mühe  gekostet  sie  dazu  zu  ver- 
mögen, da  viele  nicht  zugeben  wollten,  dass  man  dazu  schritte,  ehe  der  Mar- 
schall geschworen,  dass  er  nichts  in  die  Constitutionen  wollte  setzen  lassen,  als 
was  von  sämmtlichen  Landboten  beschlossen  wäre.  Man  beschuldigt  nämlich 
Potocky,  den  Marschall  auf  dem  Wahltage,  dass  er  eigenmächtig  aus  den 
pactis  conventis  den  Punkt,  dass  der  König  ohne  des  Adels  Gonsens  nicht  hei- 
rathen  solle,  ausgelöscht. 

Mittwoch  Nachmittag  [12.  März]  gratulierte  der  Danziger  Syndicus')  erst 
dem  Könige  und  dann  der  Königin.  An  demselben  Tage  hat  auch  er  bei  der 
Königin  Audienz  gehabt,  derselben  des  Kf.  Schreiben  übergeben  und  dabei 
dessen  Intention,  auf  dem  Feste  durch  einen  Ambassadeur  zu  erscheinen,  vor- 
gestellt, worauf  sie  sich  bedankte. 

Von  dem  Reichstage  weiss  man  nicht,  was  er  für  einen  Ausgang  nehmen 
wird,  Dienstag  und  Mittwoch  kam  es  zwischen  den  Preussen  und  Grosspolen 
zu  so  heftigen  Streitigkeiten,  dass  man  fürchtete,  der  Reichstag  werde  zerrissen 
werden,  nnd  der  Marschall  daher  beide  Male  die  Sitzung  aufhob,  doch  haben 
sie  sich  gestern  wieder  verglichen  und  darauf  zu  Verhütung  eines  solchen  Un- 
heils alle  Landboten  einen  Eid  schwören  lassen,  doch  fürchtet  man,  es  werde 
keinen  Bestand  haben,  weil  man  merkt,  dass  viele  mit  französischem  Gelde  zu 
dem  Ende  bestochen  sind,  dass  sie  die  Reichstage  zerreissen  sollen. 


')  Auch  Stodert  meldet  7.  März,  der  U.Kanzler  sei  von  Gzenstochau  direct 
nach  Löbau  gereist,  dem  Vorgeben  nach,  um  sich  zu  erholen,  in  Wirklichkeit  aber 
um  zu  sehen,  wie  es  mit  dem  Reichstage  sich  anschicken  werde,  da  er  ratione  iega- 
tionis  et  negotiationis  Viennensis  schwere  contradictiones  befärchte. 

*)    Vgl.  Zawadzki  S.  lllff.;  Leugnich  VIU.  S.  30f. 

')  Der  Subsyndicus  Adrian  Stodert;  nach  dessen  Relation  vom  14.  M&rz  er- 
folgte die  Audienz  am  13. 


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438  in.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

Eu8.  V.  Brandt  an  den  KnrfUrsten.    D.  Warschau   18.  März 

1670. 

[Mittbeilungen  Lebndorfs  über  Kalckstein  und  Rode.] 

18.  März.  Soeben  hat  ihm  O.Lientenant  Lehndorff^  berichtet,    derselbe  Kalck- 

stein^), welchem  vom  Ef.  auferlegt  worden,  von  seinem  Gute  nicht  zu  weichen, 
sei  ans  Pretissen  hierher  gekommen  und  habe  sich  bereits  bei  dem  einen  nnd 
anderen  beschwert,  als  ob  Ef.  mit  ihm  zu  scharf  verfahren  lasse,  wodurch  er 
zum  wenigsten  zu  Wege  bringen  wird,  dass  einige  Landboten,  die  der  Sachen 
nicht  kundig,  deshalb  auf  dem  Reichstage  viel  Schreiens  machen  werden. 
Er  sucht  auch  durch  Roht  zum  EÖnige  zu  kommen  und  Audienz  bei  demsel- 
ben zu  erhalten  nnd  verspricht  dabei,  dass  er  der  Eönigin  auf  seine  eigene 
Unkosten  eine  Garde  aufrichten  wolle.  L.  aber  will  sich  bemühen,  dieses  alles 
zu  verhindern,  und  allen  Hofleuten  nnd  auch  dem  EÖnige  zu  vernehmen  geben, 
was  es  mit  demselben  fnr  eine  Beschaffenheit  hahe,  auch  den  Landbotenmar- 
schall darüber  informieren,  damit  man  ihm  keinen  Glauben  schenke;  es  haben 
auch  alle  hier  in  Eonigl.  Diensten  befindlichen  Preussen  versprochen,  ihm  hierin 
hülfreiche  Hand  zu  leisten.  Br.  hält  es  für  wünschenswerth,  dass  Ef.  deswegen 
an  den  Eönig  schreibe  nnd  ihm  desselben  Practiqnen  vorstelle,  denn  L.  ist  be- 
reit, sobald  er  des  Ef.  und  des  Eonigs  Intention  wissen  wird,  denselben  am 
Kopfe  zu  nehmen.  Roht  wird  ihm  auch  schwerlich  fügen,  denn  derselbe  macht 
jetzt  Profession,  sich  dem  Ef.  zu  accommodieren,  und  bemüht  sich,  ihm  aufs 
beste  bei  Hofe  zur  Hand  zu  gehen. 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  22.  März 

1670. 

[Der  Reichstag.     Audienz  beim  Könige.     Anerbietungen  Kalcksteins.] 

22.  März.  In  den  Reichstagsaffairen  >)  ist  man  diese  Woche  wenig  avanciert,  man  hat 

zwar  über  viele  Sachen  disputiert,    aber   nicht   das  geringste  abgehandelt  .oder 
geschlossen. 

Br.  ist  vorgestern  Abend  beim  Eönige   gewesen  und  hat  demselben  das 


')    Ahasverus  v.  Lehndorff,  s.  oben  S.  388  und  408. 

2)  S.  PufendorfXI.  §  103  (S.  859f.),  Droysen  III.  3  S,  195ir.,  Paczkowski, 
Der  grosse  Kurfürst  und  Christian  Ludwig  y.  Kalckstein  (Forsch,  zur  brandenb.  u. 
preusslschen  Geschichte  11.  2)  S.  144ff.  Am  9./ 19.  März  theilt  Kf.  v.  Br.  mit,  er  habe 
die  Nachricht  erhalten,  dass  Kalckstein  aus  Preussen  entwichen  sei,  sollte  derseltie 
nach  Warschan  kommen,  so  solle  Br.  vom  Könige  dessen  Auslieferung  fordern,  der 
G.Kanzler  werde  ihn  gewiss  dabei  unterstützen. 

'^)    S.  Zawadzki  S.  114ff. 


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V.  Kalckstein  in  Warschau.  439 

Schreiben  des  Ef.  ^),  betreffend  eonflrmationem  pactornm,  überreicht.  Der  König 
versicherte  darauf,  er  wollte  an  Kf.  schreiben,  derselbe  möchte  seine  Gesandten 
nnr  gleich  nach  Beendigung  des  Reichstages  hierher  schicken,  doch  müssten 
hernach  auch  sofort  die  differentiae  vorgenommen  und  die  beiderseitigen  Prae- 
tensionen  untersucht  und  beigelegt  werden.  Hernach  fragte  er  nach  Roth, 
ob  keine  Hoffnung  zu  dessen  Freilassung  wäre,  und  sagte,  er  hätte  schon  längst 
ffir  denselben  intercedieren  wollen,  wenn  er  nicht  fürchten  müsste,  dass  Ef.  es 
ihm  abschlagen  möchte,  er  würde  gern  sehen,  dass  man,  wenn  die  pacta  con- 
firmieret  wurden,  desselben  gedenke.  Br.  glaubt,  dass  es  jetzt  des  Ef.  Repu- 
tation nicht  nachtheilig  sein  könnte,  wenn  er  demselben  Gnade  wiederfahren 
liesse,  da  dessen  Sohn  sich  jetzt  aufs  äusserte  demnthigt  und  accommodiert. 

Ealck stein  hat  durch  Roth  beim  Eönige  Andienz  zu  haben  gesacht, 
ist  aber  abgewiesen  worden ;  heute  ist  er  bei  Br.  gewesen  und  hat  ihm  erzählt, 
er  hätte")  von  den  preussischen  Oberräthen  so  scharfe  Ordre  erhalten,  dass  er 
entweder  sofort  das  dem  Ef.  schuldige  Geld  zahlen  oder  gewärtig  sein  solle? 
wieder  in  Haft  genommen  zu  werden,  daher  habe  er,  da  er  das  Geld  nicht 
habe  aufbringen  können,  entweichen  müssen,  er  hofiPe  aber  Ef.  dadurch  nicht 
beleidigt  zu  haben,  er  wäre  bereit,  auf  dessen  Befehl  sich  in  Berlin  zu  stellen 
und  einen  Fassfall  zu  thun,  er  wolle  die  Summe  bezahlen  und  hätte  sich  nur 
hierher  begeben,  am  seine  Schulden  einzufordern.  Er  bat  Br.,  alles  an  Ef.  za 
überschreiben,  und  erbot  sich,  ihm  soviel  Geld  vorzustrecken,  als  er  nur  wollte. 


Eu8.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  3.  März  st.  n. 

[April]  1670. 

[Günstigere  Aussiebten  zur  Confirmation  der  Pacten.    Dehler  Verlauf  des  Reichstages. 

Ealcksteins  Auslieferung.] 

Obgleich  man  beabsichtigt  hatte,  wegen  der  Confirmation  der  pacta  Diffi-  3.  April. 
cultät  zu  machen,  hat  der  G.Eanzler  es  doch  durchgesetzt,  dass  der  Eönig 
ihm  erlaubt  hat  zu  antworten,  Ef.  möchte  je  eher  je  lieber  seine  Gesandten  ad 
confirmanda  pacta  et  ad  praestandum  homagium  herschicken,  ein  Schreiben' 
solches  Inhaltes  ist  schon  in  der  grossen  Eanzlei  angefertigt  worden,  und  der 
Eönig  soll  sogar  wünschen,  mit  Ef.  in  eine  feste  offensive  und  defensive  Allianz 


25   Fobruar 
*)    In  demselben  (d.  Coloniae  ad  Spream      '   -.,    -—  1670)  erklärt  Ef.  in  Er- 

[7.  MarzJ 

widerung  des  Schreibens  des  Eonigs  vom  7.  Februar  (8.  434),  eine  Aufschiebung  der 

Bestätigung  der  Pacten  bis  zur  Beilegung  der  Streitigkeiten  entspreche  weder  diesen 

Pacten  noch  ihrer  beiderseitigen  Freundschaft,  und  bittet,  ihm  inbetreff  von  Zeit  und 

Ort  Vorschläge  zu  machen.    Die  Lehnsrecognition  brauche  nicht  nothwendig  auf  einem 

Reichstage  stattzufinden,   er  würde  seine  Gesandten  jetzt  dazu  geschickt  haben,   da 

dieselben  aber  anderweitig  abwesend  wären,  so  hoffe  er,  der  Eonig  werde  diesen  Akt 

auf  eine  gelegenere  Zeit  yerschieben. 

2)     Vgl.  Paczkowski  a.  a.  0.  S.  14üff. 


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440  ni.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1678. 

zu  treten.  Der  König  scheint  ans  Furcht  vor  dem  Adel  diese  Resolution  ge- 
fasst  zu  haben  und  solche  Allianz  wider  die  Republik  selbst  angesehen  zu  seia, 
denn  die  Uneinigkeit  unter  dem  Adel  und  die  Feindschaft  gegen  den  Konig 
nimmt  von  Tage  zu  Tage  zu,  daher  wollen  die  Landboten  auf  dem  Reichstage 
zu  keiner  Affaire  schreiten,  sondern  alles  mit  Fleiss  aufhalten  unter  dem  Ver- 
wände^), erst  mösste  der  König  aller  fremden  Herren  Residenten  von  sich  lassen. 
Diese  Resolution  haben  sie  gestern  gefasst  und  der  Feiertage  wegen  die  Session 
bis  auf  künftigen  Mittwoch  verschoben.  Indem  man  so  alle  nöthigen  negotia 
aufhält,  thut  man  in  der  Landbotenstube  nichts,  als  dass  man  des  jetzigen 
Königs  Regierung  durchhechelt  und  lauter  Dinge  redet,  die  ihm  Verdrnss 
machen,  daher  auch  gestern,  als  man  die  Frage  wegen  des  Unterhalts  der  Kö- 
nigin ventiliert,  die  meisten  herausgefahren,  diejenigen  möchten  der  Königin 
Unterhalt  verschaffen,  welche  die  Heirath  gestiftet  hätten.  Dieser  Widerwillen 
rührt  zum  Theil  von  dem  Missverständnis  zwischen  dem  Könige  und  dem  £rz- 
bischof  wegen  der  Kochanowskyschen  Affaire')  her.  Wofern  der  Erz- 
bischof, der  Bischof  von  Cracau,  der  von  Cujaw,  der  Feldherr  und 
andere,  wie  man  glaubt,  nach  den  Feiertagen  herkommen  werden,  um  diese 
Sache  zu  urgieren,  wird  hier  ein  grosser  Lärm  entstehen,  weil  Kochanowsky 
auch  seine  Adhaerenten  hat,  denn  man  disputiert  bereits  auf  den  Banqneten 
über  diese  Sache  so  scharf,  dass  es  darüber  Schläge  giebt. 

Dem  Befehle  des  Kf.  vom  9.  März ')  wird  er  sich  bemühen  nachzukommen, 
doch  wird  es  schwer  halten,  Kalcksteins  Auslieferung  zu  erwirken,  da  der 
König,  wenn  er  auch  dazu  geneigt  sein  sollte,  nicht  wagen  wird,  es  auf  dem 
Reichstage  zu  thnn,  aus  Furcht  vor  den  Landboten,  von  denen  manche  K.'s 
gute  Freunde,  andere  durch  Geld  von  ihm  bestochen  sind^). 


0  S.  Zawadzki  S.  120f.  Stodert  berichtet  dem  Danziger  Rathe  am  25.  Iflärz: 
«Gegenwärtige  Reich stagsintriguen  sind  mit  unbegreiflichen  mysteriis  durchgebends 
angeschickt,  dass  fast  niemand,  ja  selbst  diejenigen,  yon  welchen  sie  erfunden  werden, 
solche  assequiren  mag.  Viele  scheinen  ad  nipturam  comitionim  zu  inclinieren,  woher 
in  sessionibus  publicis  die  Zeit  fast  vergeblich  zugebracht  wird,  gleich  als  wenn  kein 
Ernst,  etwas  zu  verrichten.  Das  wenige,  was  geschiebt,  wird  in  privat  Zusammen- 
künften beredet  und  ausgemacht,  so  dass  man  fast  allezeit  mit  fertigen  Sachen  in 
publicis  sessionibus  erscheint,  woselbst  man  alles  wieder  umstosst.  Die  iittauischen 
Kxulanten  stellen  sich  difficil  und  dürften  nach  vieler  Meinung  den  Reichstag  reissen, 
oder  aber  satisfactionem  über  Gebühr  extorquiren.  Der  König  ist  deswegen  sehr  be- 
kümmert, verspricht  dem  Iittauischen  G.Kanzler  alle  nur  begehrende  Gnade,  um  durch 
dessen  Einfluss  comitia  zu  salviren  und  also  per  constitutionem  in  der  Regierung 
confirmirt  zu  werden.** 

>)    S.  oben  S.  436. 

»)    S.  oben  S.  438  Anm.  2. 

*)  V.  Br.  meldet  am  8.  April,  auch  der  G.Kanzler  ratbe,  erst  nach  Beendigung  dei> 
Reichstages  zu  versuchen,  die  Auslieferung  K.'s  vom  Könige  zu  erwirken,  Kf.  möcht« 
seine  Gesandten  sobald  wie  möglich  nach  Beendigung  des  Reichstages  hinschicken. 


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Wirren  auf  dem  Reichstage,    y.  Kaick stein.  441 

Eu8.  V.  Brandt  an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau   12.  April 

1670. 

[Kalckstein.    Verschwörung  gegen  den  König;  dessen  bedrohte  Lage.] 

Die  Kalcksteinsche  Sache  will  er  sich  um  desto  mehr  angelegen  sein  12. April, 
lassen,  weil  dieser  sich  gegen  einige  Herren  hat  verlauten  lassen,  dass  er  vor 
dem  Senat  einen  Fussfall  thun  und  sich  über  Gewalt  beklagen  wolle,  wiewohl 
ihm  solches  die  meisten  und  auch  der  U.  Kanzler  widerrathen.  Br.  wurde  wenig 
Hoffnung  haben,  in  dieser  Affaire  etwas  vom  Könige  zu  erlangen,  wenn  er 
nicht  gestern  von  einem  geheimen  consilium  *)  erfahren,  welches  der  Krone  den 
äussersten  Ruin,  dem  Könige  aber  den  Untergang  droht.  Die  französische  Par- 
tei hat  einem  nahen  Verwandten  Cond^'s,  dem  Duc  de  St.  Paule,  das  König- 
reich angetragen,  derselbe  soll  sich  auch  schon  aufgemacht  haben  und  in  Ham- 
burg angekommen  sein,  von  dort  soll  er  über  Danzig  incognito  in  dieses  Land 
kommen,  wo  ihm  sofort  der  Feldherr  die  Armee  zuführen  will,  und  gedenkt 
man,  mit  Hälfe  derselben  den  König  nicht  nur  zu  verjagen,  sondern  gänzlich 
umzubringen,  alle  vornehmsten  Senatoren  participieren  an  diesem  Anschlage 
and  haben  allen  Adel,  der  mit  dem  Könige  unzufrieden  ist,  auf  ihrer  Seite, 
auch  die  Anhänger  des  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  treten  zu  ihnen  aber,  da 
man  sagt,  der  Duc  de  St.  Paule  wolle  dessen  Tochter  heirathen.  Dass  es 
die  Grosspolen  und  Reussen  mit  ihnen  halten,  ist  gewiss,  der  Feldherr  und 
der  Erzbischof  haben  auch  mit  französischem  Gelde  alle  teutschen  Regi- 
menter an  sich  gezogen,  dazu  lässt  der  Feldherr  noch  immer  mehr  werben,  er 
soll  schon  beinahe  20000  Mann  auf  den  Beinen  haben.  Der  König  hat  zwar 
dieses  consilium  entdeckt,  weiss  ihm  aber  nicht  vorzukommen,  denn  er  sieht 
sich  ganz  verlassen  und  hat  von  den  Senatoren  nur  den  U.Kanzler  und  den 
Littauischen  G.Kanzler  auf  seiner  Seite,  denen  aber  auch  nicht  zu  trauen 
ist;  auf  Oesterreich  kann  er  bei  dem  jetzigen  schlechten  Zustand  in  Ungarn 
auch  nicht  rechnen,  und  wenn  er  zu  der  zweifelhaften  pospolite  ruszenie  seine 
Zuflucht  nehmen  wollte,  so  müsste  er  befürchten,  dass  nicht  alle  Woiwodschaf- 
ten mit  aufsitzen  und,  auch  wenn  dieselbe  sich  ganz  einstellte,  sie  doch  einem 
zerbrochenen  Rohrstocke  gleich  sein  möchte,   welcher  dem,  der  sich  darauf  zu 

^  S.  Zawadzki  S.  130.  Stodert  hatte  dem  Danziger  Ratbe  schon  am  4.  April 
gemeldet:  „Gott  verhüte  bellum  intestinum  et  ex  illo  infelix  aliquod  Interregnum. 
Intimare  sufficiat,  quae  exprimere  non  licet.  Gallica  factio  resnmit  nunc  quo  occultius 
tanto  periculosius  artes.  Horret  animus  recogitare  nedum  referre  Regis  dispositiones, 
senatus  Poloniae  cum  Landbotenstube  machinationes,  und  lässt  es  sich  an,  imminere 
huic  regno  generalem  aliquam  mutationem,^  am  7.  April  schreibt  er:  „In  diesen 
heiligen  Ostertagen  bat  die  Ohrenbeichte  wieder  seltsame  Sachen  eröffnet,  welche  mir 
und  Beeret.  Wieder  auf  unser  höchstes  nicht  weiter  zu  berichten  vertrauet.  Gott  setze 
Regis  Leben  und  Regierung  in  bessere  Sicherheit,  als  ihr  vielleicht  manus  sicarii 
zugedacht,  und  am  11.  April  berichtet  er  dann  Näheres  über  die  Auffindung  der 
Schrift  in  der  S.  Johanniskirche  (vgl.  Kluczycki  I.  S.  505 ff.)  und  über  die  dadurch 
veranlassten  Vorgänge  im  Reichstage. 


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442  III.    Brandenbarg  und  Polen.     1664—1673. 

steaern  gedenkt,  selbst  die  Hand  durchbohren  dürfte.  Daher  wird  anch  auf 
dem  Reichstage  nichts  abgehandelt  and  die  Zeit  nur  mit  unnützen  Discursen 
und  mit  solchen  Dingen,  welche  dem  Könige  Verdruss  bereiten,  zugebracht. 

Viele  vornehme  Cavaliere  befinden  sich  bei  dieser  Sache  sehr  embarassiert 
und  wissen  nicht,  wo  sie  sich  hinwenden  sollen.  O.Lieutenant  Lehndorff 
lässt  bei  Kf.  anfragen,  wohin  dieser  seine  Intention  bei  solchen  Conjuncturen 
richten  wolle '). 


Eu8.  V.  Brandt  an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau   19.  April 

1670. 

[Ende  des  Reichstages.    Umtriebe  des  U.Kanzlers.    Ratb,  während  dessen  Abwesenheit 
die  pacta  confirmieren  zu  lassen.] 

19.  April.  Der  Reichstag  ist  allerdings  Mittwoch  auf  Verlangen  des  Königs  auf  drei 
Tage  verlängert  worden,  das  hat  aber  nur  zur  Folge  gehabt,  dass  derselbe  zer- 
rissen worden  ist.  Denn  als  am  Donnerstage  der  Adel  in  die  Senatorenstube 
gekommen  war  und  der  U.Kanzler  dort  den  Brief,  den  er  im  Namen  des 
Königs  von  Cracau  aus  an  Kf.  geschrieben,  vorlas  und  rechtfertigte,  protestierte 
ein  Landbote  von  der  Ukrainischen  Grenze  Zabokrzicky  dagegen  feierlich, 
dass  solche  Dinge  im  Senate,  ehe  man  in  der  Landboten stube  darüber  be- 
schlossen, deliberiert  wurden,  das  wäre  eine  oppressio  ihrer  Libertät,  und  er 
ging  schliesslich  cum  protestatione  hinaus.  Da  er  auch  gestern  nicht  wieder- 
kommen wollte,  kamen  zwar  die  anderen  in  der  Senatorenstnbe  zusammen, 
hatten  aber  keine  vocem  activam,  woher  man  nur  berieth,  was  bei  sogestalte- 
ten  Sachen  zu  thun  sei,  und  die  Landboten  dabei  dem  Könige  die  heftigsten 
Vorwürfe  machten,  dass  er  an  diesem  Unheil  Schuld  wäre.  Man  glaubt,  dass 
heute  der  Landbotenmarschall  dem  Könige  valedicieren  und  damit  den  Reichs- 
tag schliessen  werde. 

Dieses  alles  zeigt  nichts  als  Krieg  und  Blutvergiessen  an,  alle  Freunde  des 
Kf.  rathen  daher,  dass  derselbe  seine  Gesandten  so  bald  als  möglich  hierher 
eilen  lasse,  um  die  pacta  zu  confirmieren.  Auch  er  hält  dieses  für  das  beste 
Mittel,  um  dieses  Werk  zum  Effect  zu  bringen;  denn  obgleich  der  U.Kanzler 
sich  öffentlich  für  Kf.  sehr  wohl  erklärt,  so  hat  er  doch  seine  heimliche  Tücke 
nicht  lassen  können,  sondern  vorgestern  dem  Könige  gerathen,  auf  des  Kf.  Brief 
wegen  der  pacta  nichts  zu  antworten.  Der  König  hat  ihm  dieses  gestern 
durch  Roth  expresse  sagen  lassen  und  alle  Schuld  auf  den  U.Kanzler  ge- 
schoben, weil  derselbe  gedroht,  auch  von  ihm  abzutreten,  wenn  er  ihm  hierin 
nicht  folgen  würde.  Der  ü. Kanzler  gedenkt  aber  nach  dem  Reichstage  von 
hier  fortzureisen,  um  von  den  preussischen  Städten  das  homagium  zu  empfan- 


1)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  18./[28]  April  1670),  er  sei  noch  nicht  so  in- 
formiert, dass  er  der  einen  oder  anderen  Partei  beipflichten  könnte,  zumal  da  er  mit 
.der  letzten  Post  die  Nachricht  erbalten,  die  ganze  Conspiration  sei  nur  erdichtet« 


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ZerreiBSong  des  Reichstages.    Consilium  postcomitiale.  443 

gen,  diese  Zeit  könnte   benutzt  und  die  pacta  in  seiner  Abwesenheit  confir- 
miert  werden. 


Eu8.  V-  Brandt  an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau  27.  April 

1670. 

[Beschlösse  im  consilium  postcomitiale.    Kaicksteins  unverschämtes  Treiben.] 

Nacb  Zerreissnng  des  Reichstages  ^)  ist  in  consilio  postcomitiali  beschlossen  27.  April, 
worden,  dass  ein  Universal  auf  die  pospolite  ruszenie  vor  2  herausgegeben 
werden  solle,  und  dass  man  das  dritte,  bis  es  die  Noth  erfordern  sollte,  verwah- 
ren wolle;  indessen  sollen  am  19.  Mai  die  Seymiken  gehalten  werden,  auf  denen 
der  Adel  deliberieren  soll,  ob  sie  einen  Reichstag  oder  die  pospolite  ruszenie 
haben  wollen;  falls  sie  das  erstere  belieben  sollten,  begehrt  der  Konig,  man 
möchte  ein  Mittel  erfinden,  damit  der  Reichstag  nicht  wieder  zerreissen  mochte. 
Bewilligt  man  die  pospolite  ruszenie,  so  wird  wohl  ein  Reichstag  im  Felde  ge- 
halten werden.  Man  giebt  auch  vor,  der  König  wolle  einen  Senator  sowohl 
an.  den  Feldherm  als  auch  an  den  Erzbischof  absenden.  Sonst  sieht  es  in 
Polen  wunderlich  aus,  weil  der  Feldherr  und  der  Ü.Feldherr  sehr  uneinig 
sind  ^)  und  sich  die  Bauern ')  in  den  Bergen  bei  Cracau  herum  bei  dreissigtau- 
send  Mann  versammelt  haben  und  grossen  Schaden  thun  sollen. 

Sobald  Kalckstein^)  erfahren,  dass  Kf.  nicht  allein  seine  Guter  hat  ein- 
ziehen lassen,   sondern  dass  auch  Br.  das  ihn  betreffende  Schreiben  des  Kf.^) 


0  Am  19.  April;  s.  Zawadzki  S.  130  (Zaluski  I.  S.  238)  und  das  Schreiben 
des  U.Kanzlers  Olszowski  an  Sobieski  vom  27.  April  1670,  sowie  dessen  Antwort 
vom  2.  Mai  (Kluczycki  I.  S.  501  ff.).  Stodert  schreibt  dem  Danziger  Rathe  (s.d. 
Ende  April):  „In  consilio  postcomitiali  sind  alle  Materien  ad  futura  comitia  verleget, 
denen  aber  kein  terminus  gesetzt,  sondern  I.  K.  M.  frei  gelassen  pro  exigentia  auszu- 
schreiben; in  conventibus  postcomitialibns,  die  13.  Maii  gehalten  werden  sollen,  will 
rez  expeditionem  generalem  proponiren  lassen  und  secundum  pluralitatem  concludiren, 
insonderheit  so  die  Feldherm  an  einander  gerathen.  Stecket  Frankreich  unter  diesem 
Wesen,  wie  man  dann  solches  stark  asseveriret,  und  dass  der  duc  de  S.  Paul  in 
Danzig  latitiren  solle,  sind  consilia  in  contrarium  nitentium  zu  schwach,  h&lt  Frank- 
reich sich  aus  der  Sachen,  dürfte  alles  beigelegt  werden.  Ita  ipse  rex  sentit,  qai 
tamen  extrema  metuit,  warumb  er  contra  vota  omnium  senatoram  auf  die  Expedition 
dringet,  tanquam  unicum  remedium  sich  bei  der  Crohn  zu  erhalten". 

«)    S.  Kluczycki  I.  S.  496.  508. 

>)    S.  Zawadzki  S.  115. 

*)  Nähere  Einzelnheiten  darüber  enthält  ein  Schreiben  v.  Brandts  an  v.  Ho  ver- 
beck von  demselben  Datum,  gedruckt  in  Forsch,  z.  br.  u.  preuss.  Gesch.  V,  1. 

*)  D.  Coloniae  ad  Spream  21./[31.]  März  1670.  Darin  ersucht  Kf.  den  König, 
Kalckstein,  der  gegen  sein  gegebenes  Wort  Preussen  verlassen  habe  und,  wie  er 
höre,  bei  dem  Könige  und  den  polnischen  Grossen  üble  Gerüchte  gegen  ihn  zu  ver- 
breiten suche,  sobald  wie  möglich  verhaften  und  nach  Preussen  zurückbringen  zu 
lassen. 


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444  in.   Brandenburg  und  Polen.    1664^-1673. 

dem  Könige  übergeben  hat,  ist  er  zugleich  desperat,  rasend  and  katholisch i) 
geworden,  denn  er  läuft  nicht  allein  bei  den  Senatoren  mit  Lamentieren^ 
Schreien  und  Klagen  herum,  sondern  er  trägt  auch  jedem  schlechten  Kerl,  den 
er  fär  einen  Edelmann  ansieht,  seine  Sache  vor,  wobei  er  immer  des  Kf. 
Person  und  Reputation  mit  groben  Verleumdungen,  Schmäh-  und  Drohworten 
angreift,  sogar  in  des  Königs  Vorgemach,  in  Gegenwart  vieler  Lente,  er  ruiniert 
sich  aber  hierdurch  selbst,  denn  Br.  hat  es  nicht  nur  dahin  gebracht,  dass  er 
bei  den  meisten  Herren  bereits  seinen  Credit  verloren,  sondern  will  auch  heute 
dem  Könige  ein  Memorial  wegen  seiner  Schmäh-  und  Drohworte,  die  er  notiert 
und  über  welche  er  Zeugen  fuhren  kann,  einhändigen.  Es  haben  sich  mit  K. 
auch  schon  schimpfliche  Possen  zugetragen.  Die  hier  im  königlichen  Dienst 
stehenden  Preussen  hatten  auf  des  Obristen  Lehndorff  Rath  zwei  Officiere 
an  ihn  abgeschickt  und  ihm  sagen  lassen,  er  solle  mit  solchen  Reden,  durch 
welche  sie  des  von  ihm  begangenen  Meineides  mit  beschuldigt  würden,  einhal- 
ten, oder  sie  würden  ihn  prügeln  lassen.  Hierauf  hat  K.  geantwortet:  „Was 
Ihr  Herren,  wollt  Ihr  hier  des  Kf.  Euch  annehmen,  und  seid  königliche  Offi- 
eiere?  Komme  her,  Schreiber,  und  schreib,  was  sie  reden,  ich  versichere,  sie 
sollen  übel  dabei  fahren^,  worauf  die  Officiere  ihm  gesagt,  sie  würden  nicht 
mit  der  Feder  mit  ihm  fechten  oder  einen  Process  mit  ihm  fahren,  sondern 
hätten  ein  Paar  Pistolen  zu  seinen  Diensten,  und  sofern  er  sich  offendiert  be- 
fände, sollte  ihm  der  geringste  unter  allen  Satisfaction  geben.  Des  Abends 
darauf  hat  Lehndorff  dem  Könige  K.'s  ganzen  Lebenslauf  erzählt,  worauf 
der  König  sagte:  „Es  ist  gut,  dass  ich  weiss,  dass  er  ein  solcher  Vogel  ist.^ 
Vor  zwei  Tagen  folgte  K.  v.  Br.  in  des  Littauischen  Kanzlers  Behausung  nach, 
in  der  Meinung,  dass  er  dort  seinetwegen  etwas  vorbringen  wolle,  trat  ohne 
sich  vorher  anmelden  zu  lassen  den  Kanzler,  als  er  aus  der  Kammer  kam., 
an  und  fing  so  laut  an  zu  schreien ,  dass  einem  die  Ohren  wehe  thaten ,  seine 
Hauptklage  war,  Kf.  hätte  ihn  deshalb  von  Weib  und  Kind  verjagt  und  ihm 
seine  Güter  genommen,  weil  er  allezeit  bei  der  Freiheit  des  Adels  gestanden 
und  weil  er  sich  zur  katholischen  Religion  bekehrt  hätte,  welches  sehr  abge- 
schmackt war,  da  jedermann  wusste,  dass  er  den  Tag  zuvor  erst  katholisch 
geworden.  Der  Kanzler  aber  wies  ihn  kaltsinnig  ab  und  antwortete  nur,  er 
möchte  nicht  so  schreien,  weil  er  solch  Geschrei  nicht  gern  hörte  und  ihn 
diese  Sache,  die  er  vorbrächte,  auch  nichts  anginge.  K.  droht,  auf  die  Sey- 
miken  herum  zu  reisen  und  den  Adel  gegen  Kf.  aufzuwiegeln,  welches  aber 
Kf.  wohl  wird  verhindern  können.  Diejenigen,  so  Kf.  wohl  wollen,  rathen,  er 
möchte  in  Preussen  über  ihn  Recht  ergehen  und  ihn  hernach  in  effigie  justifi- 
cieren  lassen,  dann  würde  hier  kein  Mensch  mehr  mit  ihm  umgehen  wollen. 


»)    Vgl.  Paczkowski  a.  a.  0.  S.  155. 


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V.  Kalcksteins  Treiben.  445 

Eu8.  V.  Brandt  an  den  Karfürsten.     D.  Warschau   30.  April 

1670. 

[Zutfickweisung   der   Verleumdungen    Kalcksteins,    dessen   Verbindung   mit  dem 

ü.  Kanzler.] 

Kalcksteins  Behauptung >),  dass  er,  Br.,  über  das  gegen  ihn  ergangene  30. April, 
Urtheil  gelacht  habe,  ist  eine  Verleumdung.  K.  hat,  nachdem  er  gehört,  dass 
Br.  durch  v.  Hoverbeck  sein  Urtheil  erfahren,  ihn  gefragt,  was  er  davon  ju- 
dicierte,  er  hat  ihm  aber  auch  nicht  das  geringste  Wort  darauf  geantwortet, 
es  kann  wohl  sein,  dass  er  über  seine  unverschämte  und  arglistige  Frage  ge- 
lacht hat.  Er  hat  ihm  auch  nicht  nur  durch  andere  sagen  lassen,  dass  er  ihn 
in  lügnerischer  Weise  verleumdet  habe,  sondern  er  will  auch,  sofern  E.  wieder 
an  den  Hof  kommt,  ihm  in  Gegenwart  aller  Cavaliere  in  die  Augen  sagen,  dass 
er  als  ein  Verräther  und  Betrüger  solche  Dinge  von  ihm  geschrieben. 

Das  Schlimme  ist,  dass  man  hier  nicht  wie  an  anderen  Höfen  Verschwie- 
genheit gebjaucht,  sondern  alles  offenbart.  Der  König  hat,  bevor  er  ihm  auf 
die  Forderung  der  Auslieferung  K.^s  Resolution  ertheilt,  dem  U.Kanzler  da- 
von Mittheilung  gemacht,  dieser  hat  es  wieder  K.  mitgetheilt  und  ihn  überredet, 
sich  mit  allen  seinen  Sachen  in  ein  Kloster  zu  retirieren.  Dort  ist  es  unmöglich, 
ihn  herauszubekommen,  wenn  er  sich  nicht  selbst  herausmacht.  Br.  will  beim 
Könige  nochmals  um  Permission  anhalten,  wenn  er  sich  von  neuem  zeigen 
sollte,  ihn  festnehmen  lassen  zu  dürfen.  Vier  Diener  K.^s,  die  angeblich  dem- 
selben durchgegangen,  die  er  aber  vielleicht  mit  Fleiss  fortgeschickt,  um  etwas 
aus  Preussen  zu  holen,  hat  auf  Br.'s  Veranlassung  Lieutenant  Montgommeri, 
den  G.Miyor  Görtzke  mit  12  Reitern  bis  Wildenbnrg  geschickt,  festge- 
nommen'). 


Eu8.  y.  Brandt  an  den  KnrfUrsten.    D.  Warschan  3.  Mai  st.  n. 

1670. 

[Audienz  beim  Könige.    Gute  Absichten  desselben,  feindliche  Gesinnung  des 
U.Kanzlers,  dessen  Intriguen  mit  Kalcksteiu.] 

Er  hat  bei  dem  Könige  in  Bialalenka  eine  überaus  günstige  Audienz  ge-  3.  Mai. 
habt,  derselbe  hat  ihm  zu  einer  angenehmen  Resolution  sowohl  wegen  Kalck- 
steins als  auch  wegen  Confirmation  der  Pacten,  wegen  des  Lehens  von  Lauen- 


')  Kalckstein  hatte  in  zwei  Briefen  an  seine  Frau  behauptet,  v.  Brandt 
hätte  über  das  gegen  ihn  im  Jahre  1668  geföUte  Urtheil,  welches  ihm  die  Oberräthe 
zugeschickt,  gelacht  und  ganz  richtig  geurtheilt.  Diese  Briefe  waren  aufgefangen 
worden  und  Kf.  hatte  sie  v.  Br.  zugeschickt  mit  der  Aufforderung,  sich  deswegen  zu 
verantworten.    Vgl.  Paczkowski  S.  154. 

^  Dieselben  wurden  nach  Königsberg  gebracht  und  dort  am  10.  und  12.  Mai 
einem  Verhör  unterworfen,  in  welchem  sie  das  Treiben  K.*s  in  Warschau  in  ganz 
ähnlicher  Weise  wie  v.  Brandt  geschildert  haben. 


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44&  ni.    Brandenbarg  und  Polen.     1664—1673. 

barg  und  Bütow  und  wegen  der  von  Kf.  begehrten  schriftlichen  Antwort  ziem- 
liche Hoffnung  gemacht  und  ihn  auf  morgen,  um  dieselbe  zu  yernehmen,  zu 
sich  bestellt.  Der  König  versicherte,  Kalcksteins  Behauptungen,  dass  er  ihm 
Versprechungen  gemacht,  seien  erlogen,  und  als  Br.  die  Auslieferung  dessel- 
ben verlangte,  erwiderte  er,  er  wollte  Kf.  gern  contentieren  und  dessen  Ehre 
defendieren,  derselbe  würde  ihm  aber  wenigstens  das  Leben  salvieren  müssen, 
weil  er  hier  Zuflucht  gesucht,  obwohl  er  (der  König)  ihn  noch  nicht  in  Pro- 
tection genommen  hätte,  doch  wollte  er  auf  ein  Mittel  sinnen,  Kf.  zu  befrie- 
digen. Dabei  klagte  er,  man  sagte,  Kf.  hielte  es  mit  seinen  Unterthanen,  die 
jetzt  wider  ihn  wären,  und  wollte  die  französische  Faction  promovieren.  Br. 
erwiderte,  er  wüsste  davon  nichts,  und  versicherte,  dass,  wenn  der  König  nur 
Kf.  in  dieser  Kalcksteinschen  Affaire  contentierte  und  wegen  der  Gonfirmation 
der  pacta  und  Renovation  des  Lehns  keine  Difficult&ten  mehr  wie  bisher 
machte,  derselbe  ihm  allezeit  beistehen  würde.  Falls  man  aber  diesen  üebel- 
thäter  protegieren  und  sonst  seinem  gerechten  Suchen  kein  Genüge  thun 
wollte,  könnte  Kf.  wohl  gezwungen  werden,  andere  consilia  zu  fassen  und  eine 
andere  partie  zu  ergreifen,  worauf  der  König  erwiderte,  dass  er  dem  Kf.  gern 
zu  gefallen  zu  sein  und  auch  die  pacta  festzuhalten  gesonnen  wäre,  wenn  er 
dagegen  auch  nur  versichert  wäre,  dass  Kf.  es  nicht  mit  seinen  Feinden,  son- 
dern mit  ihm  beständig  halten  wollte. 

Nachher  discurrierte  der  König  noch  mit  ihm  von  allerlei  Dingen,  Hess  auch 
die  Königin  hineinkommen,  welcher  Br.  eine  reverence  machen  und  die  Hand 
küssen  musste,  fing  auch  mit  ihr  an  zu  scherzen  und  kusste  sie  mehrmals  in 
seiner  Gegenwart  und  sagte  zu  ihm,  er  sollte  dieses  dem  Kf.  schreiben.  Aus 
diesem  allen  erhellt,  dass  der  König  es  gut  meint  und  dass  alle  Difficultäten 
nur  von  dem  U.Kanzler  herrühren.  In  diesen  Pfaifen  kann  sich  kein  Mensch 
finden,  er  giebt  sich  öffentlich  für  des  Kf.  Freund  ans  und  spricht  auch  wohl 
im  Senat  für  dessen  Interesse  und  thut  dennoch  ziemlich  alles,  was  er  kann, 
ihm  zuwider.  Auch  mit  dem  Könige  scheint  er  es  nicht  getreulich  zu  meinen, 
weil  er,  ohne  den  jetzigen  unruhigen  Zustand  der  Krone  zu  considerieren,  alle 
benachbarten  Herren  und  Stände  zu  disgustieren  sucht.  Er  vexiert  den  Herzog 
von  Kurland  und  die  Stadt  Danzig  nach  aller  Lust,  mit  Kalckstein 
schmiedet  er  auch  ganz  thörichte  und  lächerliche  consilia,  derselbe  solle  sich 
hier  in  der  Nähe  Güter  kaufen  und  hernach  sich  auf  dem  Reichstage  zum  Posel 
wählen  lassen  und  dann  dort  wacker  gegen  Kf.  schreien,  K.  dagegen  hat 
ihm  als  das  beste  Mittel,  die  Gemüther  in  Polen  zu  vereinigen,  gerathen,  einen 
Krieg  gegen  Kf.  anzufangen;  der  U.Kanzler  hat  ihm  auch  gleich  zu  Anfang 
gerathen,  von  dem  Könige  Commissarien  zu  erbitten,  welche  seine  Sache 
hören  sollten,  und  Br.  zu  eitleren,  um  das,  dessen  ihn  Kf.  beschuldigte,  zu  be- 
weisen. Dieses  hat  ihm  der  König  selbst  gesagt  und  auch  selbst  bekannt, 
dass  dieses  ungereimt  und  expresse  wider  die  pacta  liefe. 


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Kalckstein  u.  der  U.Kanzler.  447 

Eus.  V.  Brandt    an    den    Kurfürsten.     D.  Warschaa    14.  Mai 

1670. 

[Günstige  Stimmung  des  Königs,   beabsichtigte  Gesandtschaft  an  Kf.     Die  Malcon- 
tenten.    Kalcksteins  Entfernung.] 

Weil  man  an  diesem  Hofe  befürchtet,  Ef.  möchte  auf  Frankreichs  Anhalten  14.  Mai. 
der  dem  Könige  feindlichen  Partei  beipflichten,  so  bemüht  man  sich  dem  zuvor- 
zukommen und  zu  dem  Ende  Kf.  aller  Möglichkeit  nach  zu  caressieren.  Der 
König  hat  daher  beschlossen,  nicht  nur  ein  Schreiben  an  Kf.  abzufertigen  und 
dadurch  zur  Renovation  des  Lohns  von  Lauenburg  und  Bütow  den  Weg  zu 
bahnen,  sondern  auch  mit  ehestem  an  Kf.  einen  Envoy^  abzusenden,  welcher 
entschuldigen  solle,  dass  er  demselben  seine  Wahl  und  Krönung  bisher  nur 
durch  Schreiben  mitgetheilt,  und  zugleich  wegen  Ort  und  Zeit,  die  pacta  zu  con- 
ürmieren,  sich  mit  ihm  vergleichen  soll.  Der  König  hat  auch  einen  Brief  an 
die  Seymiken  abgehen  lassen,  in  dem  er  dieses  angezeigt  hat.  Der  G.Kanz- 
ler hat  dem  Könige  gerathen,  H.  Morst  ein  ^),  U.Stallmeister  von  Littanen,  an  Kf. 
abzufertigen,  der  U.Kanzler  aber  wollte  gern,  dass  sein  Bruder  dazu  gebraucht 
würde,  vermuthlich ,  um  so  das  Werk  einigermassen  aufzuhalten,  derselbe  sucht 
auch  zu  verhindern,  dass  der  Brief  des  Königs  an  den  Kf.  abgehe,  der  G.Kanz- 
ler aber  will  ihn  durchaus  ausfertigen  und  morgen  Br.  zustellen^). 

Der  K.Schatzmeister')  ist  bereits  in  Danzig  und  bei  dem  Könige  in 


^}  Felix  Morstein,  Bruder  des  K.Schatzmeisters,  früher  in  Diensten  des 
Fürsten  Bogislav  Radziwill. 

*)  V.  Br.  übersendet  am  17.  Mai  dieses  Schreiben.  In  demselben  (d.  Yarsoviae 
16.  Mai  1670)  schlägt  der  König  den  Juli  als  Termin  für  die  Lehnsrecognition  vor, 
sollte  etwa  eine  weitere  Hinausscbiebung  desselben  notbig  sein,  so  werde  er  durch 
einen  nächstens  zu  erwartenden  Gesandten  Mittbeilung  davon  machen  lassen.  Kf. 
erwidert  darauf  (d.  Coloniae  ad  Spream  20./30.  Mai  1670),  er  werde  zu  jenem  Termin 
einen  Gesandten  zur  Lehnsrecognition  hinschicken,  es  würde  ihm  lieb  sein,  wenn  dann 
auch  die  Gonfirmation  der  Pacten  erfolgen  konnte. 

*)  Stodert  hatte  dem  Danziger  Rathe  schon  am  18.  April  gemeldet,  zwischen 
dem  Könige  und  dem  K.Schatzmeister  wären  harte  Reden  gefallen,  so  dass  letzterer 
einpacken  Hesse,  um  sich  nach  Preussen,  zuerst  nach  seiner  Starostei  Tuchel  und  dann 
nach  Danzig  zu  begeben,  es  würden  sich  dort  wohl  auch  mehrere  andere  einfinden. 
Sekretär  Wider,  der  nach  Stoderts  Abreise  in  Warschau  geblieben  war,  meldet  am 
14.  Mai,  der  König  habe  ihm  gesagt,  er  höre,  Danzig  wollte  sich  seinen  Feinden  an- 
schliessen,  und  dieser  Verdacht  würde  dadurch  bestätigt,  dass  fast  alle  Malcontenten, 
namentlich  der  K.Schatzmeister,  der  K.Truchsess  (Felix  Potocki)  und  der  Woiwode 
von  Cracau  (Alexander  Lubomirski)  sich  dortbin  zurückzögen.  Auf  W.'s  be- 
ruhigende Versicherungen  hin  beauftragte  ihn  der  König,  dem  Rath  mitzutheilen ,  er 
sollte  auf  alle  sowohl  aus  Polen  als  auch  aus  anderen  Orten  einkommende  Per- 
sonen fleissig  vigilieren,  namentlich  auf  Akakia,  der  von  Königsberg  7.urück- 
gekommen  sein  solle.  W.  fügt  hinzu:  „Der  Hof  nimmt  alle  Zeitung  an  ohne  Unter- 
schied und  ist  insonderheit  wiederumb  allarmiret  worden  durch  ein  Schreiben,  so  von 
Hamburg  über  Danzig  anhero  gekommen,  in  welchem  des  duc  de  Longueville  An- 


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448  III*   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

überaus  grossem  Verdacht,  besonders  weil  Aqaaquia')  aus  Frankreich  auch 
dagewesen  sein  soll.  Er  spielt  auch  dem  Könige  einen  grossen  Possen,  weil 
er  ihm  aus  dem  Schatze  keinen  Heller  will  verabfolgen  lassen  und  keinen  Sol- 
daten über  diejenigen,  so  es  mit  ihm  halten,  bezahlt,  so  dass  des  Königs  Gar- 
den in  der  grössten  Noth  sind.  Der  Woiwode  von  Cracaa  Lubomiersky  soll 
auch  nach  Danzig  unterwegs  sein. 

Kalckstein  hat  sich,  sobald  er  durch  den  U.Kanzler  erfahren,  dass  der 
König  in  consilio  beschlossen,  ihn  vom  Hofe  zu  jagen,  aus  dem  Staube  ge- 
macht. Einige  sagen,  er  sei  im  Kloster,  andere,  er  sei  zum  Fürsten  De  me- 
trin s  gegangen,  um  Kriegsdienste  za  suchen '). 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  5./15.  Mai  1670. 

[auf  die  Relation   vom    3.  Mai.     Beruhigende  Versicherungen   für  den  Konig.     Auf- 
trag, Kalckstein  festzunehmen.] 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

15.  Mai.  £r  soll  dem  Könige  berichten,  dass  weder  aus  Polen  noch  ans  Frankreich 

an  Kf.  das  allergeringste  gebracht  sei,  dass  er  wünsche,  der  König  möchte  mit 
der  Republik  in  gutem  Vernehmen  bleiben,  und  seinerseits  dazu  contribaieren 
und  mit  dem  Könige  beständige  Freundschaft  unterhalten  wolle,  dass  er  aber 
•  andererseits  erwarte,  dass  der  König  durch  Extradierung  Kalcksteins  der 
ganzen  Welt  den  Wahn,  als  wenn  er  denselben  protegieren  wolle,  benehmen 
werde. 

PS.').     Auch  —  haben  wir  an  Lehndorffen*)   einigen  Vorschlag 


kunft  daselbst  für  gewiss  gemeldet  wird.  ~  Eiector  Brandenburgicus  ist  nicht  in  weni^ 
Verdacht,  man  suchet  aber  nun  selbigen  in  alle  Wege  zu  contentiren,  erstlich  durch 
Abfertigung  eines  ablegati  wegen  der  Bidgostiensium  tractatuum  und  dann  auch  per 
litteras,  welche  ehistes  Tages  expediret  werden  sollen.** 

')  Akakia,  französischer  Agent,  schon  mehrfach  zu  Sendungen  nach  Polen 
verwendet,  s.  Recueil  des  instructions  IV.  S.  15fF.;  ürk.  u.  Act.  VUl.  S.  277ff. 
713fF.,  IX.  S.  197. 

')  V.  Br.  meldet  am  17. Mai,  Kalckstein  solle  wirklich  zum  Fürsten  Wisuio- 
wiecki  unterwegs  sein,  er  und  einige  Cavaliere  vom  Hofe  wollten  aber  frisch  hinter- 
herschreiben, damit  bei  der  ganzen  Armee  kund  werde,  was  er  für  ein  Vogel  sei;  der 
Fürst  würde  ihn  wohl,  wenn  Kf.  deswegen  an  ihn  schriebe  und  ihm  einen  Recompens 
zusagte,  herausgeben,  zumal  da  er  bei  ihm  ein  gut  Stück  Geld  finden  würde. 

3)    Zum  grossen  Theii  in  Chiffern. 

*)  Kf.  schreibt  an  denselben  (d.  Cöln  5./ 15.  Mai  1670):  „Wir  haben  aus  des 
V.  Brandt  unterschiedenen  Relationen  zu  unserm  gnädigsten  Vergnügen  vernommen, 
welchergestalt  Du  Dich  unser  Interesse  insonderheit  gegen  des  Kalcksteins  Person 
aufs  eifrigste  angelegen  sein  lassest,  wir  wollen  solches  allezeit  mit  Gnaden  gegen 
Dich  zu  erkennen  wissen.  Und  weilen  uns  zum  höchsten  daran  gelegen,  dass  wir  des 
Kalcksteins  mächtig  werden  mögen,  so  hastu  Dich  nochmahlen  zu  bemühen,  dessen 


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Befehl  zu  Kaicksteins  Verhaftung.     Reunniingende  Gerüchte.  449 

gethan,  wie  wir  uns  des  Kaicksteins  bemächtigen  möchten,  woraus  er 
mit  Dir  communiciren  wird,  Du  hast  ihn  unsertwegen  zu  versichern,  dass 
wir,  wenn  er  dieses  prästirt,  es  mit  sonderbaren  Gnaden  erkennen  wollen. 
Sollte  sich  auch  Kalckstein,  wenn  er  angegriffen  wird,  zur  Wehr  stellen 
oder  aber  unterwegens  die  Gefahr  sein,  dass  er  wieder  befreiet  und  los- 
gemachet  werden  könnte:  auf  solchen  Fall  soll  es  uns  gleich  viel  gelten, 
dass  er  auch  todt  geliefert  werde,  weil  er  das  Leben  ohne  das  ver- 
wirket. — 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    I).  Warsdiau  24.  Mai  »t.  n. 

1670. 

[fierucht  von  feindlichen  Absichten  des  Kf.,  dadurch  verursachte  Aufresfung.  Vor^ünpfo 
auf  dem  Landtage   zu  iSchroda.     (iilnstige   E)rklarwng  der   meisten  Landtage    für   dei» 

Konig.     Kalckstein.] 

Des  Kf.  Ordre  vom  5./15.  Mai,  den  König  seiner  beständigen  und  aufrich-  24.  Mai. 
tigen  Freundschaft  zu  versichern,  hat  er  gestern  friili  zu  sehr  gelegener  Zeit 
erhalten,  da  hier  überall  die  Zeitung  ausgesprengt  ist^),  dass  Kf.  mit  seiner 
ganzen  Armee  von  15000  Mann  wider  Polen  im  Anzüge  wäre  und  dass  dieser 
Anmarsch  Veranlassung  zu  der  Ermordung  des  Castellans  von  Posen  auf  dem 
Seymik  zu  Srzode  gegeben  habe.  Dieses  Geschrei  bat  hier  solche  Confusion, 
Furcht  und  Schrecken  verursacht,  dass  man  bei  Hofe  nicht  gewusst,  wohin 
man  sich  wenden  sollen,  und  desshalb  in  der  Angst  die  pospolite  ruszenie  und 

Person  vom  Könige  los  zu  bekommen,  oder  wiedrigen  Falles  nebst  ßrandten,  an 
welchen  wir  ein  mebreres  geschrieben,  zu  überlegen,  ob  man  denselben  nicht  durch 
dazue  erkaufte  Polen,  wozu  wir  das  Oeld  geben  wollen,  heimblich  in  der  Nacht  weg- 
bekommen und  in  Preussen  liefern  könnte."  An  demselben  Tage  schreibt  Kf.  auch 
an  die  preussischen  Oberrätbe,  sie  sollten  den  Process  gegen  Kalckstein  fortsetzen 
lassen.  »Und  weilen  wir  nicht  zweifeln,  es  werde  ihm  das  Leben  aberkannt  werden, 
seind  wir  gesonnen,  solches  in  effigie  exequiren  zu  lassen.^ 

*)  Wider  schreibt  dem  Danziger  Rathe  am  30.  Mai  1670:  „Die  Zeitung  von 
Anmarschirung  Churf.  Völker,  so  nunmebro  von  allen  Seiten  bekräftiget  wird,  bat 
hiesigen  Hof  also  intimidiret  und  eingenommen,  dass  auch  I.  Königl.  M.  dem  hier  zu- 
gegen seienden  Cburf.  Residenten  oder  Agenten  U.  Brandis  ungeachtet  aller  Sin- 
ceration  und  Protestation  —  scharf  zugesprochen  und  mit  diesen  Worten  von  sich 
dimittiret:  Daferne  I.  Churf.  D.  ihr  wollten  gelüsten  lassen,  einen  unzeitigen  Krieg 
wider  die  Crohn  anzufangen,  selbige  sich  versichert  halten  könnte,  que  la  Pologne 
sera  encore  en  estat  de  faire  une  guerre  k  desespoir  ä  Son  Altesse  Electorale.  — 
Schrecken  und  Furcht  nimbt  alhier  fast  alle  Stunden  zu,  indem  eine  böse  Zeitung 
über  die  andere  wegen  Churf.  D.  von  Brandenburg  starker  Rüstung,  französischer  in 
Curland  ausgesetzter  Völker,  der  conföderirten  Armee  und  zum  Einfall  fertig  liegen- 
den Tartaren  Königl.  M.  zu  Ohren  gebracht  wird ,  und  dass  pro  die  20.  Junii  ein 
general  Aufstand  und  Einbruch^ von  allen  obgesagten  Oertem  zugleich  geschehensoll.'' 
Mater,  i.  OMch.  d.  O.  Kurfürsten.    XII.  29 


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4&Q  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Armee  in  Littauen  aufbieten  wollen,  damit  dieselbe  in  Preussen  fallen  mochte. 
Er  hat  sich  sofort  mit  dem  Befehl  des  Rf.  zum  Könige  begeben  und  hat 
demselben,  wiewohl  mit  grosser  Mühe,  die  Fabeln  aus  dem  Sinne  geredet. 
Derselbe  wollte  sich  erst  garuicht  überzeugen  lassen ,  sondern  regerierte  unter 
anderem,  seine  widerwärtigen  Unterthanen  rühmten  sich  selbst,  Kf.  auf  ihrer 
Seite  zu  haben,  worauf  er  erwiderte,  dieselben  sprengten  dergleichen  Dinge  nur 
aus,  um  den  König  zu  schrecken  und  ihn  mit  Kf.  an  einander  zu  hetzen,  um 
letzteren  hernach  auf  ihre  Seite  zu  ziehen. 

Ob  er  nun  gleich  soviel  zu  Wege  gebracht,  dass  der  König  die  falsche 
Opinion  von  Kf.  hat  fahren  lassen,  so  kann  demselben  doch  keiner  die  fran- 
zösische Faction  hier  in  Polen,  vor  der  er  sich  über  die  Maassen  fürchtet,  aus 
dem  Kopfe  bringen,  besonders  weil  der  Kanzler  Patz  das  Ding  noch  immer 
gefährlicher  macht.  Es  scheint,  dass  einige  Geister  den  König  mit  Fleiss 
bange  machen  und  confundieren ,  damit  er  in  der  Angst  zu  ihnen  Zuflucht 
nehmen  und  sie  ihn  nach  ihrem  Willen  führen  mögen.  Man  hat  ihn  auch  be- 
reits dahin  gebracht,  dass  er  fast  keinem  seiner  Diener  mehr  traut,  auch  den 
Ob.Lieut.  Lehndorf  hat  Patz  in  Verdacht  gebracht,  als  ob  er  dem  Könige 
zum  Schimpf  und  Nachtheil  viele  Dinge  an  des  Kf.  Hof  schriebe,  und  der  König 
hat  ihn  deswegen  zur  Rede  gestellt,  er  hat  sich  aber  brav  verantwortet. 

Obgleich  der  König  dem  Geschrei  von  des  Kf.  feindlichen  Anzüge  nicht 
mehr  glaubt,  so  wird  dasselbe  doch  gewiss  durch  alle  polnischen  Landschaften 
durchdringen  und  bei  dem  Adel  viele  gefährliche  Verwirrung  machen,  wess- 
halb  denn  gute  Wachsamkeit,  namentlich  in  Preussen,  vonnöthen;  doch  hält 
er  es  für  ein  gute»  Zeichen,  dass  sich  die  Polen  vor  Kf.  über  die  Maassen 
fürchten. 

Wie  dem  Könige  erzählt  worden,  ist  die  Sache  mit  dem  Castellan  von 
Posen*)  folgendermaassen  zugegangen.  Der  Bischof  von  Chelm')  soll  an  den 
Adel  auf  dem  Seymik  geschrieben  haben,  dass  des  Kf.  Armee  gegen  Polen  im 
Anzüge  wäre,  als  man  darüber  discurriert,  habe  der  Woiwode  von  Posen') 
einen  in  Ziffern  geschriebenen,  von  ihm  aufgefangenen  Brief  des  K.Schatz- 
meisters an  den  Castellan  hervorgezogen.  Darauf  habe  der  Adel  gegen  den 
Castellan  zu  schreien  angefangen,  derselbe  wäre  des  Kf.  guter  Freund  und 
musste  von  dieser  Sache  wissen,  und  von  ihm  den  Schlüssel  zu  den  Ziffern 
verlangt,  ehe  derselbe  sich  aber  dazu  resolviert,  ob  er  selbst  den  Schlüssel 
holen  oder  jemand  danach  schicken  sollte,  habe  sofort  der  Woyewod^ic  Wyoo- 
wratiiawsky  ausgerufen:  „Wir  haben  den  Practiquen  der  Senatoren  lange  ge- 
nug zugesehen,  lasst  uns  einmal  dieses  Joch  vom  Halse  werfen^  und  den  S&bel 
gezogen.  Als  dieses  ein  anderer,  der  nahe  beim  Castellan  gesessen,  gesehen, 
habe  er  alsbald  den  seinigen  auch  entblösst  und  demselben  vor  den  Kopf  ge- 
hauen, worauf  ihm  sofort  auch  ein  anderer  von  hinten  mit  dem  obuch  in  den 
Nacken  geschlagen,  so  dass  er  vom  «Stuhl  auf  die  Erde  gefallen ,   wo  man  ihn 

>)    Vgl.  darüber  den  Bericht  bei  Kluczycki  L  S.  ^521ff. 
^    Thomas  Lezenski. 
*)    Andreas  GrudzinskL 


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Der  Cftstellan  von  Posen.     Rcunruhifrende  Gerüchte.  451 

dann  jämmerlich  zugferichtet,  und  als  ihn  seine  Diener  nach  Hause  hätten  brin- 
gen wollen,  seien  sie  von  anderen  Edelleuten,  welche  gesehen,  dass  er  noch 
gelebt,  von  neuem  ä herfallen  und  so  der  Castellan  vollends  hingerichtet  wordeo. 

Von  verschiedenen  Seymiken  kommt  Zeitung,  dass  der  Adel  sich  nicht 
all^n  gut  fnr  den  König  erklärt,  sondern  auch  in  die  pospolite  ruszenie  con- 
sentiert  und  vom  Könige  begehrt,  dass  er  die  nach  Danzig  gegangenen  Herren 
dreimal  citieren,  and  faUs  sie  nicht  com{>arieren  sollten,  ihre  Güter  confiscieren 
lassen  möchte.  Wenn  sich  anch  die  anderen  Woiwodschaften  so  declarieren, 
durfte  dieser  Hof  wohl  wieder  hoflfärtig  werden  und  es  also  wegen  ConfirmatioJi 
der  Pacten  desto  härtere  Knoten  setzen. 

Morstein  soll  übermorgen  von  hier  zu  Kf.  aufbrechen. 

Wo  Kalcksteiu  geblieben,  kann  kein  Mensch  sagen,  man  weiss  nicht, 
ob  er  noch  im  Kloster  oder  beim  Fürsten  Demetrio  oder  in  Sachsen  ist. 


Eus.  V.  Brandt   an    den   Kuifiirsten.     D.   Warschau   30.  Mal 

1670. 

[Fortdauernde  bennmhigeude  Gerächte.     Der  C'astellan  von  Posen.     Der  Krzbischof. 

Morsteins  Absendung.] 

Das  Geschrei  von  dem  feindlichen  Anzüge  des  Kf.  hat  diese  ganze  Woche  30.  Mai. 
angedauert  und  viel  Confusion  und  Verbitterung  verursacht,  man  hat  den  König 
mit  täglich  wiederholten  Zeitungen  davon  so  überlaufen,  dass  derselbe  nicht  ge- 
wusst  hat,  was  er  glauben  solle,  zumal  da  man  ihn  hat  überreden  wollen,  dass 
alles,  was  von  den  Differentien  zwischen  Kf.  und  dem  Hause  Braunschweig') 
ausgegeben  werde,  nur  ein  Prätext  sei,  um  die  Völker  zusammenzuziehen  und 
die  Polen  ex  improviso  zu  überfallen^).  Da  daneben  noch  allerhand  andere 
annütze  Fabeln  von  der  Landung  von  20  französischen  Schiffen  in  Curland  und 
von  Enthüllungen,  welche  der  Gastellan  von  Posen  vor  seinem  Tode  gemacht, 
verbreitet  worden,  so  ist  eine  solche  Furcht  durch  die  ganze  Stadt  gedrungen,  dass 
fast  jeder  darauf  bedacht  gewesen  ist,  sich  und  das  Seinige  zu  retten.  Obwohl 
nun  auf  den  Bericht  der  Gesandten  von  dem  grosspolnischen  Landtage  das  Ge- 
schrei betreffend  den  Kf.  meistentheils  gestillet  ist,  so  lässt  man  doch  nicht 
nach,  die  Gefahr  wegen  der  inneren  Unruhe  und  der  französischen  Faction  je 
länger  je  grösser  zu  machen,  so  dass  es  klärlich  zu  sehen  ist,  dass  des  Königs 


^)  üeber  die  Streitigkeiten  des  Kf.  mit  den  braunschweigischen  Herzogen 
wegen  Reinstein,  infolge  deren  derselbe  damals  hatte  Truppen  zusammenziehen  lassen 
8.  Pufendorf  XL  §46  (S.792f.),  v.  Borcb,  Einfluss  des  römischen  Strafrechts  auf 
Gefolgschaft  und  Majestätsverletzung  in  Deutschland  (Wien  1889)  S.  12  ff.  35  ff. 

')  Wider  meldet  dem  Danziger  Rathe  am  6.  Juni,  infolge  der  Zeitung  vom 
Marsch  der  kurfürstlichen  Volker  nach  Magdeburg  sei  auch  hier  die  Furcht  gemindert 
worden,  obwohl  die  aus  Grosspolen  Abgeschickten  noch  gänzlich  der  Meinung  seien, 
Kf.  habe  mit  seiner  Armee  ein  Absehen  auf  die  Krone. 

29* 


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452  ni.    Brandeoburgr  und  Polen.     1664^1673. 

Intimi  mit  Fieiss  solche  Dinge  exaggerieren ,  um  die  anderen  Senatoren  desto 
grösserer  Untreue  zu  beschuldigen  und  bei  dem  Konige  und  Adel  ganz  yerhasst 
zu  machen  und  selbst  allein  die  besten  Hähne  im  Korbe  zu  bleiben. 

Die  Yom  grosspolnischen  Landtage  hergekommenen  Gesandten  berichten, 
dass  der  Gastellan  von  Posen  noch  lebe  und  nicht  allein  gute  Hoffnung  habe 
wieder  aufzukommen,  sondern  auch  Willens  sei,  mit  Recht  seine  Unschuld  aus- 
zuführen. Da  aber  in  laude  dieses  Landtages  beschlossen,  dass  der  sSmtliche 
Adel  diejenigen,  welche  ihn  beschSdigt,  defendieren  wolle,  so  dürfte  er  wohl 
wider  seine  Feinde  nicht  viel  ausrichten.  Die  Beschlüsse  sowohl  dieses  als 
auch  des  Lublinschen  Landtages  sind  für  den  König  sehr  günstig.  Der  Erz- 
bischof hat  in  einem  an  den  Lubliner  Landtag  gerichteten  Schreiben  den 
König  angeklagt,  dass  er  gesagt,  er  habe  cum  restrictione  mentis  geschworen, 
und  gebeten  den  König  anzuhalten,  dass  er  noch  einmal  sine  restrictione  tnen- 
tis  schwören  möge. 

Morst  ein  ist  am  27.  als  Envoy^  an  Kf.  abgereist  und  hat  seinen  Weg 
über  Königsberg  genommen;  der  U.Kanzler  hatte  ihm  in  instructione  setzen 
wollen,  für  Kalckstein  zu  intercedieren,  was  er  aber  abgelehnt.  Der  U.Kanz- 
ler hat  ihm  aber  ein  Schreiben  des  Königs  nachgeschickt;  da  Br.  vermuthet, 
dass  darin  doch  diese  Ordre  enthalten  sei,  so  will  er  auf  allen  Fall  an  M. 
sclireiben  und  ihn  bitten,  solche  Ordre  nicht  anzunehmen. 


Der  Kurfürst  an  Eus.  v.  Brandt     D.  Cöln  26.  Mai/[5.  Juni] 

8t.  vet.  1670. 

[auf  die  Relation  vom  24.  Mai.    Dem  Könige  zu  machende  Rrklfininpfen.    Kalckstein.] 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

5.  Juni.  Kf.  hat  mit  Befremden  vernommen,  dass  man  sich  in  Polen  über  den  Marsch 

seiner  Truppen  so  allarmiert  hat,  er  hat  wegen  einiger  particulier  Ungelegenheit 
die  ihm  mit  dem  Hause  Braunschweig  zugestossen  *),  diesen  Marsch  zu  thun 
beordern  müssen  und  hat,  weil  dieses  sich  zu  gütlicher  Hinlegung  der  DifiTeren- 
tien  anschickt,  denselben  bereits  contremandiert.  v.  Br.  soll  sich  darüber  be- 
schweren, dass  man  von  Kf.  so  ungleich  discurrieren  und  auf  so  unbegründete' 
Zeitungen  hin  sofort  zu  extremen  Mitteln  schreiten  und  die  pospolite  aufbieten 
wollen,  während  Kf.  mit  der  Krone  in  gutem  Vernehmen  zu  bleiben  sich  be- 
muht und  über  die  zwischen  dem  Könige  und  einem  Theil  der  Senatoren  ent- 
standene Uneinigkeit  sich  bekümmert.  Obwohl  ihm  von  den  Ursachen  der- 
selben bisher  niemand  das  geringste  mitgotlieilt  hat,  so  hat  er  es  doch  jetzt  für 
nöthig  erachtet,  dem  Könige  seine  beständige  Freundschaft  und  gute  Zuneigung 
bei  diesen  Troublen  zu  bezeugen,  Br.  soll  daher  eine  Audienz  bei  demselben 
nachsuchen  und  unter  Uebergebung  des  beifolgenden  Creditivs  demselben  vor- 
tragen, Kf.  habe  bisher  an  nichts  erwinden  lassen,  was  den  König  seiner  auf- 

')    S.  oben  S.  451. 


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Erbieten  des  Ef.  zur  Vermittlung.    Sendung  Morsteins.  453 

richtigen  Freundschaft  versichern  konnte,  er  hätte  sich  auch  durch  einige  kalt- 
sinnige  Begegnung  und  obwohl  er  gesehen,  wie  einige,  die  stets  um  den  König 
sind  und  grossen  Credit  haben,  sich  äusserst  bemüht,  ihm  in  allen  Dingen  bei 
dem  Könige  entgegen  zu  sein,  davon  nicht  abhalten  lassen.  Er  wünsche  nichts 
mehr,  als  dass  der  König  sein  Reich  in  Frieden  regieren  und  das  höchst- 
nöthige  Vertrauen  mit  der  Republik  wiederherstellen  möge  und  dass  er  selbst 
demselben  dazu  behülflich  sein  könnte;  wenn  ihm  nur  von  demselben  einige 
Kröfifhung  geschähe,  woher  diese  Misshelligkeit  entstanden,  so  wurde  er  den- 
selben sofort  aufrichtig  wissen  lassen,  was  seine  Sentimenten  bei  dem  Werke 
seien  und,  wenn  der  König  es  desiderierte,  bei  denjenigen,  mit  welchen  der- 
selbe übel  zufrieden,  sich  bemühen,  dass  alles  Misstrauen  aus  dem  Wege  ge- 
räumt werde.  Kf.  hat  deswegen  auch  an  den  Erzbischof  und  den  G. Kanz- 
ler *)  geschrieben. 

Br.  soll  nachforschen,  wohin  Kalckstein  gekommen,  falls  derselbe  noch 
in  Polen  sich  aufhalten  sollte,  um  seine  Extradierung  anhalten  und  den  früheren 
Befehlen  deswegen  nachkommen. 

PS.  Er  sendet  ihm  die  Proposition  in  forma,  er  soll  dieselbe  dem  Könige 
von  Wort  zu  Wort  so  vortragen,  auch  dieselbe  nachher  anderen  communicieren, 
damit  man  desto  weniger  Ombrage  darob  nehmen  und  jedermann  seine  gute 
Intention  erkennen  könne. 


Memorial  Morsteins.  s.  l.  et  d.     [Mitte  Juni  1670^).] 

1)  Er  soll  dem  Kf.  des  Königs  Dank  Dieses ')  ist  mit  Curialien  beant-  Juni, 
für  die  Glückwünsche  zu  seiner  Thron-      wertet. 

erhebung  und  dessen  Wunsch,  die 
Freundschaft  und  gute  Nachbarschaft 
zu  befestigen,  bezeugen. 

2)  Der  1.  Juli  ist  als  Termin  für  die  Hierauf  geantwortet,  dass  unsere 
Recognition  des  Lohns  über  Lauenburg  Gesandten  schon  unterwegens  wären, 
und   Bntow   festgesetzt,    künftig   aber 

mnss  dieselbe  gemäss  den  Bromberger 
Verträgen  zur  Zeit  der  Krönung  er- 
folgen. 


1)  In  diesen,  auch  vom  27.  Mai/ 6.  Juni  datierten  Schreiben  spricht  Kf.  sein 
Bedauern  über  die  innere  Zwietracht  in  Polen  aus  und  bittet,  ihu  über  die  Ursachen 
derselben  und  die  Mittel  zu  ihrer  Beruhigung  zu  unterrichten.  Auch  an  den  littauischen 
(f. Kanzler  Paz  ergeht  ein  Schreiben,  in  welchem  Kf.  denselben  ersucht,  v.  Brandt 
beim  Könige  Audienz  und  gunstige  Antwort  zu  verschaffen,  den  Konig  seiner  Freund- 
schaft zu  versichern  und  alles  zu  beseitigen,  was  von  Böswilligen  zur  Störung  der- 
selben versucht  werde. 

*)  lieber  Morsteins  Sendung  vgl.  die  kurze  Notiz  bei  Pufendorf  XI.  §  11^ 
(S.  857) ;  Morstein  war  über  Königsberg,  wo  er  am  5.  Juni  eingetroffen  war,  nach  Ber- 
lin gereist. 

')     Diese  und  die  folgenden  Randbemerkungeu  von  0.  v.  Schwerins  Hand. 


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454 


III.   BFa&d«nbar{r  ^^  Pol^n.    1664—1673. 


3)  Der  König  ersucht  den  Ef.,  seine 
nach  Warschaa  zu  sendenden  Rathe  auch 
zur  Beilegung  der  beiderseitigen  Prfi- 
tensionen  und  Streitigkeiten  zu  bevoll- 
mächtigen, der  König  wird  Gommissa- 
rien  dazu  bestimmen,  gemäss  dem  Brom- 
beiger Vertrage  und  um  dem  Artikel 
der  pacta  conventa  zu  genügen,  wonach 
alle  diese  Prätensionen,  Zweifel  und 
Streitigkeiten  beendigt  werden  sollen. 

4)  Com  constet  D.  Akakiam^) 
Ministram  Gallicum  Regiomonti  com 
111.  DD.  Officialibus  Serenitatis  Suae 
agitavisse  atque  tractavisse  de  mono- 
polio  aut  potius  depositione  in  illo 
emporio  aalis,  vini  et  aliarum  mer- 
cium  Gallicarum,  praecustodit  per 
me  S.  R.  Mai.  ne  quid  exinde  com- 
merciis  antiquis  Regni  Poloniae  et 
M.  D.  L.  atque  civitatum  Prussiae 
praejudicii  afferatur  et  ne  impingatur 
60  ipso  in  Pacta  Bidgostensia,  quae 
ab  utrinque  expedit  confirmari. 

5)  De  Colonello  Kalcksteinio 
jussit  S.  R.  Mai.  ut  certiorem  reddam 
Serenitatem  Suam,  nihil  aliud  eum 
in  Aula  Polona  tractasse  nisi  ut  in 
militia,  in  qua  hactenus  Colonelli 
munus  obiverat,  locum  obtineret. 
Supplicavit  idem  Sacrae  R.  M.  ut 
ejus  M.**'  interpositione  in  gratiam 
Serenitatis  Suae  et  bona  sua  redinte- 
graretur.  Quia  vero  inter  rcgias 
virtutes  dementia  primum  locum 
sibi  vindicat,  iDJuuxit  mihi  S.  B.  M. 
id  ipsum  tractandum,  in  tantum  ta- 
rnen, in  quantum  delicta  Kalck- 
steinii  sunt  veuialia. 


Hieraof  istgeaDtwortet,  dass  zwar 
unsere  Ges.  Befehl  hätten,  derglei- 
chen Sachen  mit  vorzunehmen,  aber 
durchaus  nicht  ante  pacta  renovata, 
sondern  sobald  solche  renoviret 
wären. 


Hievon  wäre  8.  C.  D.  nichts  wis- 
send, wollte  umb  Information  an  die 
Ober-Räthe  schreiben,  indessen  nichts 
verhängen,  so  zu  der  Chrou  Präju- 
ditz  gereichen  könnte. 


Wenn  diese  Persohn  und  dessen 
leichtfertige  Thaten  dem  Könige  be- 
kannt, würden  I.  M.  vor  denselben 
nicht  intercediren. 


')    S.  oben  S.  448. 


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Verhandlungen  mit  Morstein.    Günstige  Aufnahme  der  Anerbietungen  des  Kf.     456 

Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  24.  Juni  st  n. 

1670. 

[Günstige  Aufnahme  der  Anträge  des  Kf.     Besorgnisse  des  Hofes.] 

Die  Proposition,  welche  er  in  des  Kf.  Namen  gethan*),  ist  sowohl  von  dem  24.  Juni. 
Littauischen  Kanzler  als  auch  von  dem  Ki)nige  sehr  hoflich  nnd  dankbar  auf- 
genommen worden.    Letzterer  hat  ihn  beauftragt,  sein  Creditiv  nebst  einem  Me- 
morial von  allem  dem,  was  er  vorgebracht,  dem  U.Kanzler  zuzustellen,   damit 
dieser  eine  Antwort  darauf  vorbereiten  könnte. 

Der  ü.  Kanzler  stellt  sich  jetzt  auch  über  die  Maassen  gut  an.  Erschien 
allerdings  fühlen  zu  wollen,  ob  Br.  die  Zähne  wackelten,  nnd  Zeit  zu  gewinnen 
zu  suchen,  weil  er  ihm  vorstellte,  dass  alle  Senatoren  von  hier  wegreisten  und 
desshalb  die  recognitio  feudi  bis  in  den  September  verschoben  werden  müsste,' 
als  aber  Br.  dagegen  protestierte  und  sagte,  des  Kf.  Commissarien  wären  schon 
unterwegs,  lachte  er  und  sagte,  er  sollte  sich  nicht  bekümmern,  er  selbst  würde 
zum  wenigsten  hier  sein.  Der  König  hat  auch  an  einige  Senatoren  schreiben 
lassen,  dass  sie  anstelle  der  Weggereisten  herkommen  möchten. 

Aus  der  Ukraine  kommen  schlimme  Zeitungen,  dass  die  Tartaren,  an 
70000,  im  Felde  stehen  und  dass  die  Kosacken  die  Commission  immer  aufzu- 
halten suchen.  Da  auch  gesagt  wird,  dass  die  Armee  sich  schon  confoederiere, 
so  fürchtet  man,  sie  werde  die  Kosacken  und  Tartaren  an  sich  ziehen,  welches 
man  den  Malcontenten,  namentlich  dem  Erzbischof,  Schuld  giebt. 

PS.  Der  König  ist  so  misstrauisch  geworden,  dass  er  seine  Garden  nach 
Bylan  mitgenommen,  die  ihn  dort  bewachen  müssen.  Die  Königin  bringt  bei 
so  gestalteten  Sachen  manche  Nacht  mit  Thränen  zu. 


Instruction,    wornach    sich   unsere    —    Geheime  Räthe    und 

Preussischer  Hofrichter  —  Johann  Freiherr  von  Hoverbeck, 

unserer  Chur  Brandenburg  Erbtruchsess,  und  Albrecht  von  Ostau 

bei    ihrer  Abschickung   nacher  Warschau    zu  achten   haben. 

D.  Cöln  an  der  Spree  27.  Mai/[6.  Juni]  1670'). 

(Conc.  V.  Somnitz.) 

Sie  sollen  3  oder  4  Tage   vor   dem    1.  Juli   in  Warschau   anlangen,   dem  6.  JunL 
Könige  bei  der  Audienz  anzeigen,  dass  sie  dazu  abgeschickt  wären,  in  des  Kf. 

')    S.  oben  S.  453. 

^  Kf.  hatte  schon  am  21./31.März  1870  v.  Hoverbeck  mitgetheilt,  er  habe 
Nachricht  aus  Warschau,  dass  man  dort  geneigt  sei,  die  Pacta  zu  confirfnieren  und 
die  übrigen  Prätensionen  auszusetzen,  v.  H.  solle  sich  daher  zur  Reise  dorthin  gefasst 
machen.  H.  hatto  aber  am  8.  April  geratheu,  mit  der  Abschickung  noch  zu  warten, 
da  der  König  eine  solche  Versicherung  noch  nicht  ausgestellt,  vielmehr  dem  G.Kanz- 


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456  ni.   Brandenburg  und  Polen.    1664  —  1673. 

Namen  den  pactis  in  allen  Stacken  ein  Genügen  zu  thun,  über  das  foedns  per- 
petaom  den  Eid  in  dessen  Seele  zu  schwören  und  die  Herrschaften  Lauenbnrg 
und  Büto  zu  recognoscieren,  und  bitten,  dass  diese  Recognition  an  dem  fest- 
gesetzten Termin  (1.  Juli)  erfolge.  Die  Recognition  soll  nur  einer  von  ihnen, 
V.  Hoverbeck,  verrichten,  der  dazu  Creditiv  und  Vollmacht  erhält.  Er  hat 
dabei  darauf  zu  sehen,  dass  in  allem  den  pactis  nach-  und  nichts  eingegangen 
werde,  was  denselben  nicht  gemäss. 

Wenn  er  zur  Recognition  geführt  wird,  so  hat  er  so  kurz  wie  möglich  an- 
zuzeigen, dass  ei^  im  Auftrage  des  Kf.  die  Recognition  thäte,  und  zu  bitten, 
dass  ihm  gleichfalls  iuxta  pacta  die  Renovation  und  Coniirmation  derselben  von 
dem  Könige  schriftlich  ertheilt  werde,  des  Kf.  wegen  verspreche  er  observan- 
tiam  pactorum  und  alle  Freundschaft,  so  einem  Nachbaren  und  Bundesgenossen 
zustünde.  Zu  einem  mehren  hat  er  sich  nicht  zu  erklären,  und  also  auch  nicht 
der  Wörter  iidelitas  oder  reverentia  sich  zu  gebrauchen,  wie  denn  auch  die  Ge- 
sandten des  letzten  Herzogs  von  Pommern  1633  sich  zu  keiner  Fidelität  ver- 
standen haben.  Ausstellung  eines  Reverses  darüber  soll  er  als  unnöthig  ab- 
lehnen, falls  aber  hart  darauf  gedrungen  werden  sollte,  so  kann  er  den  bei- 
liegenden Revers  ausantworten. 

Eine  Kanzleigebühr  abzustatten,  ist  Kf.  zwar  nicht  schuldig,  v.  H.  kann 
aber,  gleichsam  für  sich,  demjenigen,  der  die  Expedition  hat,  etwa  lOORthlr. 
zustellen  lassen,  demjenigen  aber,  der  das  Werk  dirigiert  (womöglich  dem 
G.  Kanzler)  soll  er  anzeigen,  dass  Kf.,  weil  er  sich  oder  den  Seinigen  nicht  gern 
etwas  wider  die  pacta  aufbürden  wollte,  ihn  doch  anderweit  womit  erkennen 
wollte,  und  ihm  indessen  ein  Präsent  von  100  Ducaten  offerieren. 

Sollte  auch  erwähnt  werden,  dass  bei  diesem  Werk  der  polnischen  Stände 
Autorität  oder  Anwesenheit  nöthig,  so  hat  er  dieses  als  den  pactis,  dem  kÖnigl. 
Schreiben  und  der  Observanz  nicht  gemäss  zurückzuweisen. 

Betreffend  die  Renovation  und  Confirmation  perpetui  foederis,  so  wird  es 
nicht  nöthig  sein,  dass  die  pacta  ganz  umgeschrieben  werden,  und  haben  sich 
die  Gesandten,  wenn  dieses  von  polnischer  Seite  gefordert  werden  sollte,  nicht 
darauf  einzulassen,  sondeni  sie  haben  den  Eid  in  des  Kf.  Seele  zu  schwören 
und  so  das  foedus  zu  renovieren  und  zu  confirmieren ,  dazu  erhalten  sie  eine 
Vollmacht  und  die  Eidesformel.     Sie  haben  aber  nicht  eher  den  Eid  zu  leisten, 


1er  hätte  mittbeileu  lassen,  die  ConfirDiation  der  Pacten  müsste  ausgesetzt  werden,  bis 
alle  Schwierigkeiten  und  Prätensionen  gehoben  wären.  Kf.  hatte  darauf  wirklich  die 
Sendung  vorläufig  unterlassen,  erst  am  20./30.  Mai  theilt  er  v.  H.  sein  Schreiben  au 
den  König  von  demselben  Datum  (s.  oben  S.  447  Anm.  2)  mit  und  beauftragt  ihn, 
gemeinsam  mit  dem  0.  Burggrafen  v.  Kai  nein  sich  nach  Warschau  zu  begeben;  am 
27.  Mai/ 6.  Juni  benachrichtigt  er  ihn,  dass  statt  des  0. Burggrafen  der  Hofrichter 
Albrecht  v.  Ostau  mit  ihm  nach  Warschau  gehen  solle.  Diesen  hatte  v.  H.  unter 
anderen  zu  dieser  Gesandtschaft  vorgeschlajjen  und  dabei  bemerkt,  derselbe  hätte  schon 
zu  Oliva  (s.  Urk.  u.  Act.  VIII.  S.  685.  TIBff.)  und  zu  Pr.  Holland  (s.  IX.  S.  77fr.) 
mit  den  Polen  tractiert  und  wäre  deren  Staats  und  Maniereu  wohl  kundig.  Die  Ge- 
sandtHcbaft  besieht  im  gauzen  aus  41  Personen  mit  31  Pferden.  Vgl.  für  das  Folgende 
Pufendorf  XI.  §  1(X).  101  (S.  857f.);  Lengnich  VIII.  S.  36flf. 


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Gesandtschaft  7.  Hoverbecks  u.  v.  Ostau's.  457 

bevor  die  königl.  Deputierten  (womöglich  der  G.  Kanzler,  der  Castellan  von 
Posen,  der  Bischof  von  Ermland  und  dergleichen  wohlaffectionierte  Personen) 
vorher  inxta  pacta  denselben  geleistet  haben.  In  comitiis  dergleichen  Reno- 
vation und  Confirmation  vorzunehmen  ist  nicht  nöthig,  wie  es  auch  die  pacta 
nicht  erfordern,  da  was  die  Republik  dabei  zu  thun  gehabt,  sie  per  confirma- 
tionem  comitialem,  so  vim  perpetuae  legis  hat,  schon  gethan  und  das  übrige 
dem  Könige  und  dem  Kf.  zusteht. 

Sollte  auch  eingewandt  werden,  dass  einige  Zweifel  und  Schwierigkeiten 
occasione  pactorum  vor  der  Renovation  derselben  erledigt  werden  müssten,  so 
haben  sie  anzuzeigen,  dass  dieses  nicht  den  pactis,  welche  die  Confirmation 
schlechterdings  erfordern,  gemäss,  dass  solchen  Dingen  doch  wohl  durch  gütliche 
Handlung  abzuhelfen  und,  wenn  solches  nicht  verfangen  sollte,  das  in  den 
pactis  vorgeschriebene  Mittel,  nämlich  die  interpositio  der  Mediatoren  und  dort 
genannter  Potentaten,  anzuwenden  sei ;  Kf.  werde  zu  Untersuchung  solcher  Sachen 
sich  allezeit  bereit  und  willig  finden  lassen,  und  können  die  Ges.  deswegen 
einen  und  anderen  von  den  Senatoren,  die  desfalls  etwas  ins  Mittel  bringen 
möchten,  bedeuten,  aber  sie  sollen  sich  vor  der  Confirmation  der  Pacten  und 
ehe  Kf.  ihnen  deswegen  gemessenen  Befehl  ertheilt,  nicht  in  einige  hauptsäch- 
liche Handlung  deswegen  einlassen. 


V.  lloverbeck  und  v.  Ostau  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau 

1.  Juli  1670. 

[Einholung.     Audienz  heim  Könige  und  der  Königin.    Mittheilungen  Zebrzydow$ki^s 
Conferenz  mit  den  polnischen  Deputierten.] 

Sie  haben  sich  bis  zum  29.  Juni  in  Prag  aufhalten  müssen  wegen  Streitig-  I.Juli, 
keiten  inbetreff  der  Cerimonien  bei  der  Einholung,  schliesslich  sind  sie  am  29. 
von  dem  General  Bocum  und  dem   Littauischen  Referendarius  Brostowsky 
an  der  Weichsel  empfangen   und  in  der  königl.  Kutsche   in  das   durch  Brandt 
für  sie  gemiethete  Logis  gebracht  worden. 

Gestern  haben  sie  beim  Könige  Audienz  gehabt.  Derselbe  beantwortete 
H.'s  lateinische  Anrede  in  derselben  Sprache  sehr  höflich,  gedachte  der  Absen- 
dnng  Mors t eins  und  dass  es  am  folgenden  Tage  mit  den  Ministris  Status  einer 
Conferenz,  die  dem  Recognitionsakt  vorangehen  müsste,  bedürfen  werde.  Darauf 
haben  sie  auch  bei  der  Königin  Audienz  gehabt,  derselben  gratuliert  und  ihr 
das  Präsent^)  übergeben,  sie  erwiderte  darauf  kurz,  aber  recht  höflich  und 
schicklich.  Gegen  Abend  Hess  der  U. Kauzler  ihnen  durch  den  Canonicus 
Caesari  unter  dem  Vorwand  seiner  Unpässlichkeit  Verlegung  des  Termins  vor- 
schlagen; nachher  erschien  im  Auftrage  desselben  ein  Canonicus  Cracoviensis 
H.  Zebrzydo  wski,  der  aufs  neue  erklärte,  die  vom  Könige  deputierten  Sena- 
toren wünschten,  dass  die  Rocogniiion  verschoben  würde,  da  in  formali  et  ma- 

')    S.  oben  8.  4;ij. 


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456  UI.   Brandenbiifg  und  Po1«d.    1664—1673. 

teriali  was  su  bereden  w8re,  wogegen  H.  unter  Bezugnahme  auf  die  pacta  nnd 
des  Kf.  Vollmacht  sich  zur  Recognition  erbötig  erki&rte,  anzeigte,  wie  die  For- 
malien und  Materialien  Mlen  und  lauten  könnten,  nnd  bat,  diesen  Termin,  wenn 
nicht  am  Vormittag  so  doch  am  Nachmittag  seinen  £ifect  erlangen  zu  lassen. 

PS.^)  Zebrzydowsky  hat  zu  ihnen  beim  Abschied  gesagt,  man  erwarte 
hier  noch  eins  und  anderes  aus  Preussen  vor  ihrer  Abfertigung,  gab  dabei  zu 
verstehen,  dass  verschiedene  Querelen  hier  eingekommen,  und  gedachte  abson- 
derlich desfalls  des  Obristen  Kalck stein.  Sie  haben  darauf  erwidert,  dass 
solche  als  ganz  impertinente  nnd  hieher  garnicht  gehörige  Dinge  von  ihnen 
keineswegs  angehört,  erwartet  oder  admittiert  werden  könnten,  ja  dass  sie  viel- 
mehr, wenn  man  dergleichen  auf  die  Bahn  bringen  sollte,  wegziehen  würden. 
0.  hat  wegen  Kalcksteins  gesagt,  derselbe  wäre  zwar  sein  Vetter'),  aber  er 
könnte  nicht  den  geringsten  Schein  absehen,  wie  derselbe  als  ein  verurtheilter 
Malefieant  und  andere  maleferiati  oder  unzeitig  Malcontenten  hier  in  Cousideration 
kommen  könnten,  und  sie  haben  erklärt,  den  Verträgen  gemäss  müssten  die- 
selben ansgefolget  werden,  Kalckstein  wäre  ohnedas  salvis  pactis  edictaliter 
citiert.  Man  will  zwar  sagen,  dass  der  U.Kanzler  K.  favorisiere,  man  meint 
aber,  der  König  werde  deswegen  nichts  verhängen.  Sie  werden  sich  in  der- 
gleichen nicht  einlassen,  aber  sich  bemühen,  unvermerkt  der  Querulanten  Namen 
und  Ursachen  zu  erforschen. 

Es  kommt  ihnen  so  vor,  als  wenn  einige,  besonders  der  U.Kanzler,  bei 
denen  die  Ausfertigung  der  negotiorum  publicorum,  auch  ihrer  Negotlation  steht, 
auf  die  rechte  Seite  gebracht  sein  wollten'). 

PS.^).  Da  der  U.Kanzler  wegen  eines  Anstosses  am  Schenkel  nicht  zu 
ihnen  hat  kommen  können,  so  hat  sich  H.  in  dessen  Quartier  zu  der  Conferenz 
eingestellt,  wo  er  alle  anwesende  Senatores  und  Officiales  vor&nd,  von  denen 
der  U.Kanzler  freilich  behauptete,  sie  seien  nur  zufälligerweise  und  in  anderen 
Geschäften  zu  ihm  gekommen.  Derselbe  brachte  4  Punkte  vor:  1)  wie  die 
formula  recognitionis  einzurichten,  2)  es  dürfte  Schwierigkeit  abgeben,  dass  H. 
aliein  diesen  Akt  verrichten  wollte,  da  doch  nach  dem  Wortlaut  der  Pacten 
consiliarii  aut  officiales  dazu  erfordert  wurden,  3)  man  wäre  an  diesen  Tag 
nicht  so  gebunden,  da  Kf.  in  seinem  Schreiben  die  Worte  circa  primam  Jnlü 
gebraucht,  4)  nach  den  Pacten  müsste  der  Akt  nicht  per  legatos,  sondern  per 
consiliarios  aut  officiales  verrichtet  werden. 


0    von  V.  Ostau's  Hand. 

^  y.  0 Staues  Mutter  war  eine  Schwester  des  Generals  v.  Kalckstein,  desVaten» 
des  Obristen,  s.  Hirsch,  Zur  Gesch.  Chr.  L.  v.  Kalcksteins  (Forsch,  z.  brand.  und 
preuss.  Gesch.  111.  1)  S.  252. 

")  Auch  V.  Brandt  in  einer  Relation  von  demselben  Tage  über  dieselben  Vor- 
gänge bemerkt,  der  U. Kanzler  moviere  dieses  alles  mit  Fleiss,  bis  mau  ihm  etwas 
zusage,  und  auch  der  Danziger  Sekretär  Wider  äussert  (4.  Juli),  der  U.Kanzler  suche 
emsig  undequaque  gravamina  geg;en  den  Kf.  zusammeu  und  verspreche  allenthalben 
grosse  Hülfe,  dürfte  sich  dessen  aber  wohl  zu  seinem  Yortheil  bedienen  und,  wenn  er 
a  legatis  genugsam  contentiert  sei,  den  auderen  invidiam  auf  dem  flalse  lassen. 

*)    yon  V.  Hoverbecks  Hand.     Vgl.  Pufendorf  XI.  §  100  (S.  857). 


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Gesandtschaft  y.  Hoverbecks  u.  v.  Ostau's.  459 

Ad  1  zeigte  H.  eine  Formel  der  Instruktion  gemäss  tot,  die  polnischen 
Depotierten  erklärten  dieselbe  aber  für  angenögend  und  verlangten  emen  Eid, 
welchen  die  kurfnrstl.  Räthe  beschwören  müssten,  dass  Kf.  den  Köoig  pro 
supremo  directo  et  haereditario  domino  erkennen  und  demselben  laren  und 
hold  sein  wolle.  H.  erwiderte  darauf,  dieses  wäre  ein  improprinm  fendum  und 
ausser  der  Recognition  in  allem  einem  allodio  gleich,  femer  zählten  die  Pacten 
von  allen  Eiden  los,  jene  behaupteten  aber,  diese  Loszählung  beziehe  sich  nur 
auf  die  Person  des  Kf.,  nicht  aber  auf  die  Räthe,  die  seinetwegen  das  Lehn 
recognosclerten,  was  H.  aber  durch  mehrere  Gegengründe  zu  widerlegen  suchte. 

Bei  dem  zweiten  Punkt  hielten  sie  sich  am  meisten  auf,  sie  müssten  hier 
genau  nach  dem  Buchstaben  der  Pacten  gehen,  es  gereiche  zu  des  Königs  Re- 
spect,  dass  die  Recognition  durch  mehr  als  einen  geschehe,  sie  könnten  ohne 
Hinterzug  an  die  Stände  von  ihm  allein  die  Recognition  nicht  annehmen,  oder 
er  müsste  eine  andere  Vollmacht,  auf  sie  beide  lautend,  einholen,  und  dieses 
wird,  trotz  aller  Gründe,  die  H.  dagegen  angeführt,  die  grösste  Schwierigkeit 
machen. 

üeber  den  dritten  Punkt  konnte  es  keinen  Streit  abgeben,  da  H.  von  Kf. 
nicht  in  Qualität  eines  Gesandten,  sondern  als  dessen  Rath  und  Ablegatus  her- 
geschickt ist.  Bei  dem  vierten  konnten  sie  auch  nicht  fortkommen,  es  ist  aber 
die  Bosheit  darin  zu  spuren,  dass  sie  das  Werk  zu  schleppen  und  dabei  noch 
dem  Kf.  oder  dessen  Dienern  die  Schuld  beizumessen  suchen. 

Schliesslich  wurde  alles  ad  referendum  an  den  König  genommen,  worauf 
H.  sagte,  das  stände  ihnen  frei,  allein  die  Pacta  zu  deuten  stände  einem  Theil 
nicht  zu. 

Nachdem  die  anderen  weg  waren,  fing  der  U.Kanzler  wieder  an  von 
den  Prätensionen  zu  reden,  dieselben  mussten  vor  der  Beeidigung  geschlichtet 
werden,  und  es  würde  viel  Zeit  erfordern,  ehe  man  sich  über  die  formula  jura- 
menti  werde  einigen  können,  worauf  H.  ihm  das  Nöthige  geantwortet  hat. 


V.  Hoverbeck    an   den    Kurfürsten.     D.  Warschau    15.  Juli 

1670. 

[Neue  Audienz  beim  Könige.] 

Der  König  hat  sich  bei  der  Audienz  sehr  gnädig  nnd  überaus  vertraulich  15.  Juli, 
gezeigt,  alles  ausführlich  berichtet,  wie  es  ihm  die  Zeit  seiner  Regierung  er- 
gangen, was  für  Schwierigkeiten  von  Gremonville ')  bei  der  Heirath  gemacht 
worden,  wie  sich  der  eine  und  der  andere  Malcontent  gegen  ihn  betragen,  und 
wie  er  sein  Werk  festsetzen,  insonderheit  aber  mit  den  Nachbaren  und  in  specie 
mit  Kf.  sich  in  enges  Verständnis  zu  setzen  suche.  H.  hat  ihm  darauf  vor- 
gestellt, wie  er  Kf.  bei  jetziger  Gelegenheit  leicht  verobligiereh  könnte,  wenn 
er  nämlich  bei    der  recognitio    feudi  das    uunothige  Scrupulieren    abstellte  und 

*)    Französischer  Gesandter  in  Wien. 


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460  ni.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

die  confirmatio  pactorum  nicht  verzögerte,  zumal  da  dieselbe  den  Pr&tensionen, 
wie  gross  sie  auch  wären,  nichts  benehme.  Darauf  bat  er,  dem  Kf.  zu  hinter- 
bringen, dass  er  als  ein  neuangehender  König  in  vielen  Stucken,  zumal  da  sich 
soviel  Malcontenten  erhöben,  fast  mehr  seinen  Käthen  als  seinem  Sinne  folgen 
mässte,  dass  er  aber  doch  Kf.  zufriedenzustellen  suchen  werde.  Wirklich  Hess 
er,  als  der  U.Kanzler  und  der  Hofmarschall  zu  ihm  kamen,  aus  der  Formnla 
recognitionis  alles  Widrige  ausser  den  Worten  supremo  et  natural!  aus,  er  er- 
kundigte sich  auch,  da  ihm  von  seinen  Widerwärtigen  vorgeworfen  würde,  er 
wende  seine  Zeit  nicht  recht  an,  danach,  wie  Kf.  seine  Stunden  abgetheilt  hätte, 
wollte  es  sich  zum  Beispiel  nehmen. 


V.  Hoverbeck  und  v.  üstau  an  den  KnrfUrsten.    ü.  Warschau 

5.  Juli  1670. 

[Weitere  Verhandlungen  über  die  Lehnsrecognition.] 

5.  Juli.  Am  3.  kam  der  U.Kanzler  zu  ihnen  und   erklärte,   dass  der  König  mit 

den  Senatoren  beschlossen  habe,  1)  die  Frage  wegen  des  Eides  der  Deputierten 
sollte  für  dieses  Mal  auf  die  künftige  Erledigung  anderer  Prätensionen  und  DüFe- 
rentien  ausgesetzt,  aber  darüber  eine  Attestation  ausgestellt  werden,  2)  den 
Pacten  gemäss  müsste  von  ihnen  beiden  die  Recognition  und  zwar  3)  nach 
einem  vorgelegten  Concept  verrichtet  werden.  Alles  dreies  haben  sie  zurück- 
gewiesen und  anstelle  des  vorgelegten  Goncepts,  welches  viele  nicht  in  den 
Pacten  enthaltene  Dinge  enthielt,  ein  anderes  übergeben.  Schliesslich  nach 
langen  Verhandlungen,  bei  denen  auch  der  kaiserliche  Gesandte  v.  Meyerberg 
zu  vermitteln  sich  bemüht  hat,  ist  es  dahin  gekommen,  dass  die  Polen  ihre 
anderen  Forderungen  aufgegeben  aber  darauf  bestanden  haben,  dass  in  das 
Project  die  Worte  uti  directo  domino  eingerückt  werden,  was  sie  auch  endlich 
zugestanden  haben. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  5.  Juli  1670. 

[Vorgange  bei  dem  Recognitionsakt.    Schwierigkeiten  inbetreif  der  Confirmation  der 

Pacten.j 

O.Juli.  Der  Recognitionsakt*)  hat  heute  Nachmittag  zwischen  6  und  7  Uhr  statt- 

gefunden, dabei  aber  erwiderte  der  U.Kanzler*)  auf  H.'s  kurze  Rede  in  einer 
Weise,  welche  seinen  früheren  Erbietungen  durchaus  nicht  entsprach,  er  nannte 
den  König  nicht  nur  directum,  sondern  auch  naturalem  dominum,   behielt  wei- 


1)  Vgl.  Pufendorf  XL  §  100  (S.  857),  woselbst  auch  die  Recognitionsformel 
abgedruckt  ist.  Die  Litterae  recoguitionis  et  renovatiouis  feudi  (U.  5.  Juli  1670)  sind 
in  der  Praecustoditio  des  U.Kanzlers  (s.  unten)  abgedruckt. 

^)    S.  Zaluski  1.  S.  416. 


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Gesandtschaft  ▼.  Hovefbecks  u.  ▼.  Ostau's.  461 

terer  Unterhandlung  vor,  dass  künftig  die  Recognition  durch'  mehr  als  einen 
Rath  geschehen,  dass  künftig  die  recognoscierenden  Räthe  schwören  sollten 
u.  s.w.,  worauf  H.  erwidert  hat,  er  müsse  verwahren  und  ausbedingen,  dass 
dem  Kf.  ausser  und  über  den  Inhalt  der  Pacten  nichts  könne  oder  solle  zu- 
gemuthet  werden. 

Inbetreff  der  Confirmation  der  Pacten  hat  er  durch  den  Hofmarschall  er- 
fahren, dass  man  bei  der  ersten  Conferenz  ihnen  sehr  viele  Prätensionen  ent- 
gegen setzen  und  es  dahin  werde  zu  schieben  suchen,  dass  alles  an  die  Stände 
auf  einen  Reichstag  verwiesen  und  die  Confirmation  auch  bis  dahin  ausgesetzt 
würde,  der  U.  Kanzler  hätte  die  Leute  dadurch  stutzig  gemacht,  dass  er  erklärt, 
er  wollte  und  würde  nicht  schwören,  wenn  es  ihm  gleich  von  dem  Könige  auf- 
getragen würde,  doch  würden  sich  wohl  ein  paar  Castellane  finden,  welche  des 
Königs  Befehl  in  diesem  Fall  nachleben  würden,  man  wollte  auch  rationibus 
mit  ihnen  certieren. 

Wie  dem  allen  aber,  so  seh  ich  doch  viel  Schwierigkeiten  annoch 
vor  uns,  welche  man  zu  widerlegen  gnugsame  fundamenta  vor  sich  hat, 
wenn  nur  nicht  aus  dem  Herzogthumb  (welches  wir  doch  woll  bald  wer- 
den inne  werden  können)  uns  Steine  in   den  Weg  geworfen  werden.  — 


V.  Hoverbeck  und  v.  Ostau  an  den  KnrfUrsten.    D.  Warschau 

8.  Juli  1670. 

[Audienz  beim  Konige,  dessen  Aeusserungen  inbetreff  der  Halcontenton.    Hartnäckig- 
keit des  U.Kanzlers.    Rath,  denselben  durch  Bestechung  zu  gewinnen.] 

Am  6.  haben  sie  den  Bischof  von  PI  eck*)  besucht  und  gebeten,  ihre  Sache  8.  Juli. 
zu  befördern,  der  sich  auch  dazu  bereit  erklärte.  Am  7.  haben  sie  dann  bei 
dem  Könige  Audienz  gehabt,  derselbe  fing,  Morsteins  Vorbericht  in  Händen 
habend,  an  von  dessen  Gesandtschaft,  und  dass  Kf.  und  dessen  Minister  sich 
wohl  gegen  denselben  betragen,  zu  reden.  Auf  H.'s  Bitte,  dass  die  litterae  re- 
cognitionis  so,  wie  der  ü.  Kanzler  sie  vorher  communiciert,  ungeändert  bleiben 
möchten,  erklärte  er  sich  nur  im  allgemeinen  zu  guter  Bezeugung  gegen  den 
Kf.  geneigt,  erwähnte  dann  selbst,  dass  er  gern  sehen  würde,  dass  die  confir- 
matio  pactorum  je  eher,  je  lieber  und  noch  vor  dem  Reichstage,  auf  dem  doch 
keine  Zeit  dazu  sein  würde,  geschehe,  weswegen  er  gewisse  Personen,  um  wegen 
einiger  im  Rath  vorgebrachten  Prätensionen  sich  mit  ihnen  zu  vernehmen,  de- 
putieren wollte.  Ais  sie  darauf  erklärten,  sie  seien  bereit  zur  Beschwörung, 
die  hin  und  wieder  vorgesuchten  Prätensionen,  welche  ex  pactis  formiert  wer- 
den wollten,  könnten  der  Confirmation  nicht  vorgehen,  sondern  müssten  nach 
derselben  folgen,  wenn  dieselben  beschworen,  wäre  Kf.  bereit,  sich  deswegen 
freundlich  und  billig  zu  vernehmen,  liess  er  es  auf  Vernehmung  mit  denSena- 

V    Johann  Gembicki. 


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462  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

toren  ruhen,  und  als  sie  ihm  vorstellten,  dass  die  Republik  und  die  Senatoren 
mit  diesem  Actus  nichts  zu  thun  hätten,  erwiderte  er,  weil  die  Nobilität  oad 
Republik  ihn  auf  den  Thron  erhoben,  so  sei  er  denselben  einige  Dankbarkeit 
schuldig,  deutete  aber  an,  dass,  wenn  nur  eiil  oder  zwei  Senatoren  dieser  Sache 
nachdrücklichen  Beifall  gäben,  die  Opinion,  dass  die  Confirmation  den  Priiten- 
sionen  vorgehen  solle,  obtinieren  würde.  Er  sprach  dann  selbst  von  den  Mal- 
contenten;  der  Vorladung ')  des  K.Schatzmeisters  und  Gastellans  vonPosen 
auf  den  Reichstag  hätte  er  sich  auf  bewegliches  Suchen  nicht  entziehen  konneu, 
wegen  des  Erzbischofs  Accommodement^ möchte  er  für  seine  eigene  Person 
sich  wohl  finden  lassen,  aber  in  quantum  das  delictum  statum  publicum  rührte, 
da  er  ihn  auf  den  Kreistagen  fälschlich  mentalis  reservati  angegeben '),  so  musste 
er  diese  Anklage  entweder  beweisen  oder  schriftlich  oder  auf  dem  Reichstage 
mündlich  widerrufen.  Sie  stellten  darauf  vor,  wenn  der  König  sich  überwinden 
und  der  Schärfe  Gnade  vorziehen  würde,  so  würde  er  seine  Autorität  und  Liebe 
mehr  als  seine  Vorfahren  vermehren.  Wegen  des  K.G. Feldherrn,  sagte  der 
König,  wären  zwar  viel  Reden,  aber  weil  er  keine  Beweise  gegen  ihn  hätte, 
wäre  bei  ihm  gegen  denselben  auch  kein  Ungnädiges  oder  Irreconciliables. 
Darauf  begaben  sie  sich  zum  U.Kanzler,  H.  bat,  dass  die  litterae  recognitionis 
in  der  vorher  mitgetheilten  Form  abgefasst  und  dass  formalia  recognitionis  und 
sein  Name  ausgelassen  werde,  und  erklärte  sie  anders  nicht  annehmen  zu  kön- 
nen, darauf  baten  sie  ihn  auch  dahin  zu  wirken,  dass  die  Beschwörung  der 
Pacten  ohne  weitere  Verzögerung  erfolge.  Er  aber  brach  heraus,  zuerst  wären 
die  beiderseitigen  Prätensionen  und  Differentien  abzuthun,  differente  Dinge  konn- 
ten nicht  beschworen  werden,  er  könnte  es  nicht  in  seinem  Gewissen  und  vor 
der  Republik  verantworten,  dass  die  Beeidigung  der  Abmachung  der  Differentien 
vorangehen  sollte,  es  wäre  nicht  nöthig,  dass  von  jeder  Seite  zwei,  sondern  es 
wäre  genug,  dass  einer  in  animam  principis  schwöre,  wenigstens  würde  das  von 
ihrer  Seite  geschehen  n.  s.  w.,  und  auch  nach  langem  Debattieren  war  von  ihm 
weiter  nichts  zu  erreichen,  als  dass  er  die  rationes  zu  referieren  an  sich  behalten. 
PS.  Der  kaiserliche  Gesandte,  der  Danziger  Subsyndicns  und  andere  haben 
gerathen,  Kf.  möchte  den  U.Kanzler  durch  etwas  Erkleckliches  zu  gewinnen 
suchen,  und  auch  sie  merken,  dass  es  darauf  gezielt  wird,  sie  rathen  2000  Du- 
caten  dazu  zu  verwenden,  doch  müsste  es  ganz  geheim  und  unter  der  Hand 
geschehen '). 


^)  Dieselbe  war  auf  die  Forderung  des  gprosspolnischen  Adels,  welcher  einen 
delator  Trombzinski  bestellt  hatte,  geschehen. 

»)    S.  oben  S.  452. 

•)  Auch  T.Brandt  bemerkt  in  seiner  Relation  vom  12.  Juli,  der  U.Kanzler, 
der  allein  das  Werk  aufhalte,  werde  dasselbe  wohl  nicht  eher  befördern,  bis  er  wisse, 
dass  er  Geld  bekommen  solle,  derselbe  habe  ihm  schon  durch  andere  zu  verstehen 
gegeben,  dass  er  deswegen  Gewissheit  begehre.  Kf.  erwidert  (d.  Potstam  10./20.  Juli 
1670),  sie  dürften  dem  U.Kanzler,  wenn  derselbe  alles  zu  seiner  Satisfaction  einrichte, 
für  jetzt  2000  Ducaten  offerieren   und  für  könftig  fernere  Gevpogenheit  veniprecfaen. 


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GdsandUchAft  y.  Hoferbecks  u.  t.  OsUu^a.  46ä 

V.  Hoverbeck  und  v.  Ostau  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau 

12.  Juli  1670. 

[Mittheilungen  Stodeits.  Ihre  Bemühungen  beim  Könige  und  den  Senatoren.] 
Zu  den  hin  und  her  zusammengesuchten  Prätensionen  ist  noch  eine  hin-  12.  Juli, 
zugekommen.  Am  8.  war  der  nach  ihnen  eingetroffene  Danziger  Subsyudicus 
Stoddert*)  bei  ihnen  und  teilte  ihnen  mit,  neulich,  als  der  U.Kanzler  bei 
ihnen  die  Huldigung  abgenommen,  hätten  ohne  des  Rats  und  sein  Wissen  einige 
Bürger,  die  nach  Wilda  mit  Waaren  reisen,  sich  bei  demselben  wegen  des  Kö- 
nigsberger Stromgeldes  beschwert.  Der  Rat  hätte  ihn  unter  anderm  auch  dieser 
Ursache  wegen  desswegen  zu  invigilieren  hieher  geschickt,  und  er  hätte,  um 
keinen  Verdacht  zu  erregen,  beim  Könige  und  beim  U.Kanzler  auch  dieses 
Punktes  gedacht,  da  sie  sonst  sich  an  Kf.  deswegen  direct  zu  wenden  beab- 
sichtigt, sie  bäten,  Kf.  möchte  ihnen  dieses  nicht  übel  deuten,  sondern,  wie 
schon  früher,  von  selbst  Abhülfe  schaffen.  Ein  Memorial  deswegen  aber  ihnen 
zu  übergeben,  wie  sie  verlangt,  hat  er  verweigert,  da  er  nur  es  mündlich  an- 
zubringen in  commissione  hätte. 

Sie  haben  die  Woiwoden  von  Lublin  und  Sendomir,  Rei  und  Tarlo,  und 
den  von  Culm')  besucht  und  dieselben  günstig  zu  stimmen  sich  bemüht,  und 
wollen  auch  weiter  beim  Könige  und  den  Senatoren  mit  Remonstrieren  und 
Sollicitieren  nicht  nachlassen,  trotzdem  sie  sowohl  von  alten  als  auch  neuen 
ihrer  Intention  zuwiderlaufenden  senatus  consultis  hören'). 

Morst  ein  werde  berichten,  dass  Kf.  nicht  allein  rotunde  abgeschlagen,  die  Unter- 
suchung der  Prätensionen  vor  Beschworung  der  Pacta  vornehmen  zu  lassen,  sondern 
auch,  dass  er  dabei  acquiesciert  habe. 

")  Stodert  war  am  3.  Juli  in  Warschau  eingetroffen;  in  seiner  Instmktion 
wird  ihm  von  dem  Danziger  Rathe  aufgetragen,  sich  wegen  Aufhebung  des  Königs- 
berger  Sti-omgeldes  an  den  ü. Kanzler,  welcher  seine  Unterstützung  in  dieser  Sache 
angeboten  habe,  zu  wenden  und  denselben  näher  darüber  zu  informieren;  die  bran- 
denburgiscben  Gesandten  soll  er  besuchen,  von  jener  Angelegenheit  aber  nur,  wenn 
er  danach  Ton  ihnen  gefragt  wird,  reden  und  sich  behutsam  darüber  auslassen.  Ära 
11.  Juli  berichtet  er  über  eine  Unterredung  mit  dem  U.Kanzler,  der  sich  von  ihm 
über  jene  Angelegenheit  näher  informieren  lässt  und  in  dem  Bemühen,  weitere  Be- 
schwerdepunkte gegen  Kf.  aufzufinden,  sich  auch  näher  nach  dem  Fillauer  Zoll  bei 
ihm  erkundigt,  und  über  seinen  Besuch  bei  den  brandenb.  Gesandten,  welche  ihn 
schon  vorher  durch  v.  Brandt  hätten  fragen  lassen,  ob  er  wirklich,  wie  ausge- 
geben werde,  abgeschickt  sei,  um  die  Bestätigung  der  Bromberger  Verträge  ztt  ver- 
hindern, und  welche  sich  jetzt  von  ihm  auch  über  das  Königsberger  StromgeU,  von. 
dem  sie  nichts  zu  wissen  behaupten,  hätten  informieren  lassen;  v.  Hoverbeck,  hätte 
dabei  bemerkt,  die  Stadt  würde  wohlgethan  haben,  sich  wegen  dieser  Sache  direct 
an  den  Kf.  zu  wenden. 

^    Johann  Gninski. 

3)  Bidiliegend  das  Protokoll  einer  am  11.  Juli  im  Hause  des  U.  Kanzlers  mit 
diesem  und  den  Woiwoden  von  Sendomir,  Lublin,  Fodiachien  (Em  er  Leb  MUczko) 
und  Culm  gehaltenen.  Confei-enz^  die-^eui^K  erfolglos  endigt;  die  polnischen  Kommiswre, 


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464  ni-    Brandenburg  uoii  Polen.     It;«^— 1673. 

V.  Hoverber-k  nnd  v.  Ostan  an  den  Knrfnrsten.    D.  Warschau 

14.  Jnli  1670. 

[Der  Primis.] 

14.  Juli.  Der  Primas  bat  dieser  Tage  seineo  vertraatesten  Capelian  and  Kammer- 

'»rhreiber  zü  v.  H.  gejtchickt  and  verlangt,  die^r  sollte  eine  Teitrante  Person 
zu  ihm  schicken,  mit  welcher  er  offenherzig  reden  könnte.  Er  hat  dieses  aber 
unter  dem  V^ont^and,  dass  er  jetzt  keine  dazu  geeignete  Person  bei  sich  hätte, 
abgelehnt  und  vorgeschlagen,  der  Primas  mochte  dnrch  ihn,  den  Kammerschrei- 
U'r,  oder  anf  andere  Weise  mit  ihm  commanicieren.  Er  hat  demselben  darauf 
Iterichtet,  dass  sie  bei  der  letzten  Audienz  *)  dem  Konige  eine  General-Amnestie 
anempfohlen  hätten,  der  Konig  aber  hätte  verlangt,  der  Primas  mässte  die  An- 
klage, dass  er  seine  Capitnlation  mit  einem  mental!  reservato  beschworen,  be- 
weisen oder  sie  offientlich  widerrufen.  Der  Kammerschreiber  aber  meinte,  der 
Primas  wurde  sich  zu  keiner  Satisfaction  verstehen,  denn  er  könnte  mehr  als 
100  Zengen  anführen,  auch  den  König  an  die  näheren  Umstände  erinnern,  die 
Hache  könnte  nur  gehoben  werden,  wenn  der  König  aufs  neue  ohne  Resen-at 
die  pacta  conventa  beschwöre,  oder  die  Hand  auf  die  Brust  legte  und  dabei 
sagte,  dass  er  solche  Worte  nicht  geredet,  oder  es  dahin  richtete,  dass  ihm,  dem 
Primas,  von  der  ganzen  Republik  auferlegt  wurde,  davon  nicht  mehr  zu  sprechen. 
Er  erkenne  den  König  als  seinen  Herrn  an,  wolle  ihm  auch  treu  bleiben  und  für 
ihn  sein  Leben  lassen,  allein  die  königliche  Capitulation  müsste  in  allen  Stucken 
gehalten  werden  und  sich  derselbe  an  die  Reichssatzungen  verbunden  achten,  fer- 
ner mfisste  das  königliche  Haus  umschränkt  werden,  damit  es  nicht  zu  mächtig 
wurde.  Er  würde  auf  den  nächsten  Reichstag  kommen  und,  wenn  man  ihn  weiter 
zu  zergen  nicht  unterlassen  würde,  wohl  ärgere  Dinge  an  den  Tag  bringen. 

Schliesslich  hat  v.  H.  soviel  penetriert,  dass  der  Primas  sich  wohl  werde 
bewegen  lassen  nach  Hofe  zu  kommen,  wenn  Kochanowsky  auf  einige  Zeit 
entfernt  und  er  vom  Könige  durch  Schreiben  eingeladen  würde.  Auf  die  Frage, 
wie  der  K.  G.Feldherr  jetzt  sich  gegen  den  Primas  und  andere  seiner  Freunde 
betrüge,  erhielt  er  die  Antwort,  der  Primas  habe  in  einem  halben  Jahre  kein 
Schreiben  von  demselben  gehabt,  mit  seinen  Freunden  aber,  den  Woiwoden  von 
Kyoff)  und  Reussen'),  dem  Reichsfähndrich  Sienawski  und  dem  K. Feld- 
schreiber Pototzki  lebte  er  in  enger  Vertraulichkeit*). 


nachdem  sie  vergeblich  versucht,  die  Brandenburgischen  zum  Nachgeben  zu  bewegen, 
nehmen  schliesslich  alles  ad  referendum  an  den  König. 

>)    S.  oben  S.461f. 

*)    Andreas  Potocki. 

')    Stanisiaus  Jobann  Jablonowski. 

*)  In  einer  Relation  vom  19.  Juli,  in  welcher  er  aber  eine  neue  am  17.  mit 
dem  Prälaten  des  Primas  gehaltene  Unterredung  berichtet,  meldet  v.  H.,  dieser  habe 
an  Ihn  vier  Fragen  gerichtet:    1)  wenn  vires  viribus  würden  opponiert  sein  und  der 


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Der  Primas.    Befehl  zur  Abreise.  465 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Köpenick  13./[23.]  Juli 

1670. 

*  [Befehl  zur  Abreise.] 

—  Weil  dann  nun  von  Euch  zur  Gnüge  vorgestellet  worden,  war-  23.  Juli, 
urab  die  Erörterung  der  von  beiden  Theilen  habenden  Praetensionen  der 
confirmationi  pactorum  nicht  vorgehen  könne,  so  befehlen  wir  Euch  gnädigst, 
im  Fall  man  sich  bishero  nicht  anders  darinnen  begriffen  und  Ihr  ver- 
spüret, dass  sie  darbei  verbleiben  wollten,  alsofort  I.  K.  M.  und  denen 
Senatoren  anzuzeigen,  dass,  nachdem  wir  unsers  Ortes  alles  gethan,  was 
uns  vigore  pactorum  oblieget,  wir  uns  dergestalt  nicht  länger  amusiren 
lassen  könnten  noch  wollten,  und  Ihr  dahero  Befehl  hättet,  von  dannen 
zu  ziehen,  vorher  aber  öffentlich  zu  protestiren,  dass  die  Schuld  nicht 
an  uns,  und  dass  wir  alles  gethan,  worzu  uns  die  pacta  verbunden,  und 
demnach  von  allen  entschuldigt  sein  wollten,  wie  wir  dann  auch  ge- 
meinet sind,  dass  Ihr  solchem  also  gehorsambst  nachkommen  sollet,  dann 
wir  gnug  verspüren,  weil  die  Malcontenten  sich  itzo  darumb  zu  accom- 
modiren  suchen,  weil  wir  dem  Könige  eine  so  beständige  Freundschaft 
offeriret,  dass  man  dieses  am  Königl.  Hofe  missbrauchen  und  uns  so 
lange  aufhalten  wolle,  bis  nach  gütlichem  Accommodement  der  Mal- 
contenten sie  sich  alsdann  noch  viel  widriger  gegen  uns  bezeugen  mö- 
gen. — 


V.  Hoverbeck   an  den  Freiherrn  v.  Schwerin.     D.  Warschau 

2.  August  1670. 

[Ursachen   der   ihnen   gemachten    Schwierigkeiten.    Die  Lage   der  Dinge.    Verhand- 
lungen mit  dem  Primas.    Argwohn  wegen  der  Ankunft  Lionnes.] 

—  Die  Difficultäten,   so  man  uns  wider  alle  raison  movirt,   rühren  2.  Aug. 
meines    wenigen  Erachtens    vornehmlich    daher ^),    dass  einige  von  den 


Primas  nebst  den  Seinigen  an  Ef.  schicken  würde,  was  für  eine  Declaration  darauf 
erfolgen  würde.  Mit  seiner  Antwort,  Kf.  würde,  wie  bereits  durch  Schreiben  ge- 
schehen, sich  zur  Mediation  erbieten,  war  jener  sehr  zufrieden;  2)  ob  sich  Oester- 
reich  darein  mischen  würde;  v.  H.  erwiderte,  dasselbe  würde  wohl  unter  der  Hand 
den  Konig  unterstützen;  3)  wie  weit  Ef.  mit  Frankreich  verbunden,  wovon  er 
nichts  zu  sagen  gewusst;  4)  ob  Kf.  mit  dem  Hofe  ein  sonderlich  Bündnis  gemacht 
und  sie  demzufolge  bei  dem  U.Eanzler  mit  4  Senatoren  Rath  gehalten,  worauf  er 
erwidert  hat,  dass  nur  über  die  Renovation  der  Pacten  Conferenz  gehalten  sei. 

1)    Stodert  berichtet  dem  Danziger  Rathe  am  17.  Juli  1670:  „Der  H.  U.CanzIer 

Haler,  s.  Gesch.  d.  0.  Kurfürsten.    XII.  30 


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466  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

preossischen  Widerwärtigen  dem  Hofe  die  Opinion  gesucht  beizubringen, 
es  hafte  Sr.  Chf.  D.  Wollfahrt  dran,  und  würden  es  die  Stände  nicht 
anders  ausdeuten,  als  wenn  durch  Verzögerung  solcher  Confirmation  die 
Souverainität  gleichsam  einen  mächtigen  Stoss  bekommen  hätt,  welches 
zu  verhüten  S.  Chf.  D.  von  den  an  die  Republique  habenden  Praeten- 
sionen  sehr  viel  nachgeben  und  dergestalt  die  Ministri  Status,  so  die 
Sach  unter  Händen  haben,  sich  umb  dieselbe  hoch  zu  verdienen  Gele- 
genheit überkommen  würden.  Wir  extenuiren  dakegen  diesen  actum  so 
viel  als  möglich  und  opponiren  ihnen  Sr.  Chf.  D.  angeborne  Grossmütig- 
keit,  welche  ehe  alles  über  sich  gehen  lassen  als  ihr  etwas  würden  ab- 
treten lassen,  haben  auch  bereits  zu  vielen  Malen  gedräut  davon  zu 
ziehen.  Es  scheint  aber  bei  jetzigen  Conjuncturen  nicht,  dass  man  sich 
davor  fürchte,  supponirend,  S.  Chf.  D.  hätt  sich  (umb  der  Cron  willen) 
mit  Schweden  unversöhnlich  gemacht,  also  dass  man  in  casum  einer 
Ruptur  dannenher  nichts  zu  besorgen  hab.  Hinkegen  scheint  es,  dass 
von  des  Obristen  Ealckstein  unbesonnen  Discursen  dannoch  nicht  wenig 
gehaftet,  es  würden^)  auf  den  Fall,  da  nur  ein  corpus  von  2000  Mann 
ins  Herzogthumb  gesandt  würde,  die  Leut  alle  beifallen  und  also  S. 
Chf.  D.  von  den  Ihrigen  nicht  weniger  in  Gefahr  als  von  Fremden 
stehen. 

Noch  zur  Zeit  können  wir  nicht  penetriren,  dass  der  Hof  worauf 
anders  als  auf  die  Menge  der  gemeinen  Ritterschaft,  welche  sehr  wan- 
kelmüthig  zu  sein  pflegt,  und  die  Malcontenten  als  auf  der  Armee  Con- 
foederation  und  einige  von  den  grossen  Herrn  geworbene  Völker,  so  sich^ 
wie  uns  der  Eeyserliche  Ablegatus  fast  zugestanden,  auf  4500  Mann  be- 
laufen, Staat  und  Hoffnung  mache.  Weil  aber  unter  denselben  viel  mit 
dem  Hofe  correspondireo,  hat  es  das  Ansehen  annoch,  dass  beide  Theil 
—  aufs  Schlipfrige  bauen.  Die  mesnage,  deren  E.  Ex.<^  gedenken,  wer- 
den wir  nach  Möglichkeit  gebrauchen^   massen  ich  dann  des  Primatis 


intendiret,  per  has  protractiones  et  difficultates  dem  unzufriedenen  Adel  im  Ghurf. 
Preussen  Muth  zu  machen,  damit  er  cum  gravaminibus  pro  impugnando  absolute  do- 
minio  sich  apud  Rempublicam  geströstend  angebe  und  einfinde,  wozu,  wie  man  ver- 
nimmt, unruhige  Leute  sich  in  der  Stille  bereits  bereden  und  anschicken  sollen.  Es 
erfolge  dergleichen  oder  nicht,  vermeint  Procancellarius  dennoch  mit  diesem  allen  so- 
viel zu  Wege  zu  bringen,  damit  Brandeburgicus  aus  Beisorge,  ne  tale  quid  accidat, 
durch  freiwillige  Behandelung  von  der  Pr&tension  auf  Elbing  und  Draheim  desto 
ehender  sich  abbringen  lasse,  ihm  aber  selbst  ein  fettes  Gel  in  seine  Lampen  bei- 
se.« 
')    8.  oben  S.  444. 


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Scheitern  der  Verhandlungen.  467 

Regni  an  mich  Abgeschickten^)  ein  solch  Recreditiv  gegeben,  daraus 
nichts  anders  kann  abgenommen  werden,  als  dass  er  sein  Unglück  ge- 
klagt, sehr  grosse  Facilität  dabei  gezeugt,  und  ich  mich  zur  Interposition 
anerboten.  Sollte  man  sich  der  Leut  zu  bedienen  haben,  würde  was 
mehr  dazu  gethan  werden  müssen,  weil  seit  der  Zeit  er  nichts  mehr 
an  mich  gebracht.  Ob  die  obgedachte  Difficultäten  von  einem  andren 
alhier  viel  geltenden  Orte  fomentirt  werden,  dasselb  können  wir  noch 
zur  Zeit  eigentlich  nicht  penetriren,  dasselb  aber  äussert  sich  nur  gar 
zu  sehr,  dass  alhier  und  an  demselben  Orte  des  französischen  Envoye 
de  Lionne  erschollene  Ueberkunft  an  Sr.  Chf.  D.  Hofe  sehr  grosse 
Ombrage  gebe.  — 


V.  Hoverbeck  und  v.  Ostau  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau 

5.  August  1670. 

[Audienz  beim  Könige.    Fruchtlose  Verhandlung  mit  den  Senatoren.] 

Am  vorigen  Sonntag  [3.  August]  haben  sie  zu  Bialolenko  bei  dem  Könige  5.  Aug. 
Audienz  gehabt  und  nochmals  Verrichtung  der  confirmatio  pactorum  und  ihre 
Abfertigung  urgiert,  der  König  erwiderte,  er  müsste  auch  in  dieser  Sache  cir- 
cumspect  gehen,  wäre  aber  dem  Kf.  zu  satisfacieren  geneigt  und  wollte  sofort 
an  den  U.Kanzler  schreiben,  dass  derselbe  samt  den  anwesenden  Senatoren  mit 
ihnen  conferieren  und  versuchen  sollte,  ob  nicht  per  media  der  bisher  contro- 
vertierten  Frage  abgeholfen  und  zur  öonfirmation  geschritten  werden  könnte. 
Auch  die  Königin,  welche  sie  baten,  ihr  Gesuch  zu  secundieren,  hat  ihnen 
sehr  freundlich  geantwortet.  Gestern  hat  wirklich  der  U.Kanzler  ein  solches 
königliches  Schreiben  erhalten  und  die  Conferenz  auf  6  Uhr  Nachmittags  an- 
gesetzt, auch,  nachdem  ihm  durch  Brandt  die  volle  Summe  der  1000  Ducaten 
angeboten  worden'^),  sich  erboten,  das  Seinige  zu  thun,  so  dass  sie  Mittwoch 
würden  abreisen  können.  Die  Conferenz  aber  ist  doch  fruchtlos  verlaufen,  da 
der  Woiwode  von  Culm  trotz  der  Zureden  des  U.Kanzlers  von  seinen  alten 
Concepten  nicht  abzubringen  war  und  behauptete,  der  Senat  wäre  zu  schwach, 
und  auch  der  von  Sendomir  ihm  zustimmte.  Sie  wollen  daher,  sobald  sie 
die  nöthigen  Gelder  erhalten,  die  Protestation  einreichen  und  abreisen. 


>)    S.  oben  S.  464. 

^  Die  Gesandten  hatten  einerseits  durch  den  von  seiner  Gesandtschaft  nach 
Berlin  zurückgekehrten  Felix  Morstein  und  durch  Rode,  der  sich  auch  dazu  er- 
boten, mit  dem  U.Kanzler  selbst,  andererseits  durch  v.  Brandt  mit  einem  Vertrauten 
desselben,  dem  Canonicus  Wotocki,  über  die  jenem  zu  zahlende  Geldsumme  ver- 
handeln lassen,  derselbe  erklärte  sich  auch  anfangs  günstig,  schliesslich  aber  sind 
diese  Verhandlungen  doch  gescheitert. 

30* 


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468  ni.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Potstam  29.  Juli/[8.  August] 

1670. 

[Befehl   zur   Abreise   und   Abfassung   einer   Recbtfertigungsschrift.     Bestechung    des 
[J.Kanzlers.     Mittheilung  an  die  Malcontenten.] 

8.  Aug.  Aus  ihren  letzten  Relationen  hat  er  ersehen,  dass  man  polnischerseits  nur 

Zeit  zu  gewinnen  und  unter  allerhand  Vorwänden  sie  aufzuhalten  sucht,  bis 
man  sehe,  wie  es  mit  den  Malcontenten  und  sonst  in  der  Republik  ablaufen 
wird,  um  dann  entweder  seine  Freundschaft  zu  erhalten  zu  suchen  oder  sie 
wie  bisher  zu  negligieren. 

Sollten  sie  noch  dort  sein  und  nicht  mehr  als  bisher  haben  ausrichten 
können,  so  sollen  sie  eine  solche  Schrift,  welche  der  ganzen  Republik  vorge- 
zeigt werden  kann,  und  worin  seine  gute  Intention  und  billigmässige  desideria 
und  dass  er  das,  was  zur  Confirmation  und  Renovation  der  Pacten  seinerseits 
erfordert  werden  könnte,  überflüssig  prästiert,  klärlich  dargelegt  wird,  abfassen, 
und  nach  Ueberlieferung  derselben  an  den  König  und  einige  Senatoren,  wie 
auch  an  einige  judicia,  wie  dort  gebräuchlich,  Abschied  nehmen »). 

PS.  1.  Kf.  will  geschehen  lassen,  dass  sie  den  U.Kanzler  durch  Mor- 
ste in  zu  gewinnen  suchen,  doch  in  solcher  Weise,  dass  derselbe  nicht  nach- 
gehends  aussprengen  könne,  Kf.  hätte  es  ihm  offeriert.  Dass  aber  sonst  jemand 
anders  dergestalt  mit  Geld  möchte  gewonnen  werden,  dazu  kann  er  sich  gar- 
nicht  resolvieren,  um  nicht  wieder  in  die  vorigen  Inconvenientien ,  alles  teuer 
zu  erkaufen,  zu  fallen. 

PS.  2.  Falls  Ihr  ohne  Satisfaction  Euch  von  Warschau  zurucke 
würdet  begeben  müssen,  befehlen  wir  Euch  gn.  darob  zu  sein,  wie  Ihr 
denea  Malcontenten  den  ganzen  Handel  mit  guter  Manier  dergestalt  an 
Hand  geben  möget,  dass  sie  daraus  ein  gravamen  zu  machen  Anlass 
nehmen,  dass  nemblich  der  König  in  einer  so  klaren  und  billigen  Sache, 
worzu  er  vermöge  der  Pacten  verbunden,  unter  allerhand  gesuchten  Prae- 
texten  uns  gebührende  Satisfaction  zu  geben  versaget  und  also  leichtlich 
die  Republicq  dardurch  in  Weiterungen  und  Ungelegenheit  bringen 
möchte.  — 


A.  V.  Ostau  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  9.  August  1670. 

[Miltheilungen  Rodens  über  die  preussiscben  Malcontenten  u.  die  Absichten  der  Polen.] 

9.  Äug.  Der  ü. Kanzler  hat  ihm  zwar  den  Wunsch,   mit  ihm  allein  zu  sprechen, 

unter  dem  Verwände,  dass  H.  v.  Hoverbeck  ihm  zu  hart,  mittheilen  lassen, 


0  Nach  Empfang  der  Relation  vom  5.  August  weist  Kf.  (d.  Potstam  4./14.  August 
1670)  sie  an,  keinen  Tag  länger  zu  bleiben  und  das  zu  ihrer  Abreise  nothige  Geld 
vorläufig  auf  Credit  zu  nehmen. 


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Mittheilungen  Rode's.  469 

er  wird  sich  aber,  wenn  sich  die  Hoffnung  zu  guter  Verrichtung  nicht  besser 
anlässt,  darauf  nicht  einlassen,  zumal  da  der  Kammerherr  Roh  de,  der  ihn 
soeben  besucht,  ihm  mitgetheilt  hat,  der  König,  mit  dem  er  wegen  Confirmation 
der  Pacten  und  ihres  Aufbruchs  gesprochen,  habe  sich  ungehalten  darüber  ge- 
äussert, dass  sie  auch  die  Königin^)  veranlasst,  sich  in  diese  Angelegenheit  zu 
mischen,  und  erklärt,  er  müsste  dabei  bleiben,  dass  erst  die  Prätensionen  ab- 
gethan  würden. 

.  Sonst  —  hat  von  grosser  Devotion  gegen  E.  Chf.  D.  er  Contestation 
gemachet,  auch  S.  Kön.  Maj.  selbst  declariret  zu  haben  gesaget,  wann 
sie  mit  E.  Chf.  D.  und  Preussen,  da  Gott  vor  sei,  zerfallen  mochten, 
er  alsdann  diesen  Hof  quitiren  und  bei  E.  Chf.  D.  und  Preussen,  sei- 
nem Vaterlande,  sein  liebstes  uffsetzen  wollte,  mich  dabei  gebeten,  den 
Preussen,  so  sich  nach  der  Appellation  hieher  sehnen,  von  solchen  Ge- 
danken abzureden,  denn  die  justice  wäre  hier  so  beschweret,  dass  man 
dafür  Scheu  zu  tragen  grosse  Ursach,  es  hätten  viel  auch  vornehme 
Preussen  dergleichen  und  anders  an  ihn  vor  auch  nun  geschrieben,  dar- 
unter auch  woll  meine  Blutsfreunde  sein  möchten;  vorzusehen  hätte  man 
sich,  vieler  Polen  Absehen  ginge  dahin,  das  Herzogthumb  Preussen  in 
Starosteien  zu  verteilen,  daraus  unschwer  zu  bedenken,  was  sie  ihres 
Orts  dabei  vor  Vorteil,  hiegegen  seine  Landsleute  vor  Dienstbarkeit  und 
Praeterirung  daraus  zu  gewarten,  —  hat  dasselbe,  was  schon  vorhero, 
er  abermal  contestiret  und  wiederholet  mit  Vorwenden,  wie  er  den 
Preussen  antwortlich  geschrieben,  dass  dasjenige,  was  man  ihn  hier  zu 
verrichten  gebeten,  er  weder  raten  noch  thun  könnte  oder  wollte,  Milde 
vor  seinen  Vater  bittende,  nicht  allein  ferner  Treue  zu  E.  Chf.  D.  Dienst, 
sondern,  wenn  er  die  Gnade  und  Gelegenheit,  deroselben  uffzuwarten, 
haben  möchte,  sich  hierunter  selbst  uffrichtig  mehr  gegen  E.  Chf.  D.  zu 
expectoriren  erboten,  ja  wäre  auch  mit  E.  Chf.  D.  Zulass  willig,  sich  unter 
ihr  sesshaftig  zu  machen.  Ich  bedankte  mich  — ,  meine  —  Beiratung 
war,  dass  in  E.  Chf.  D.  pr.  Affairen  er  bei  S.  Kön.  May.  sich  ohn 
Eifer  temperiren,  doch  mit  Manier  alle  ubele  impressiones  und  Gedanken 
deroselben  jederzeit  zu  benehmen  sich  alle  Gelegenheit  möchte  recom- 
mandiret  sein  lassen — .  Dass  er  die  öbelbegriffenen  Preussen  in  schäd- 
lichem Fürhaben  abgemahnet,  wäre  ein  Stück  eines  rechtschaffenen  Ch. 
Erbunterthanen  und  christlichen  preussischen  Kindes;  wann  die,  so  solche 
Lust  anhero  zu  appelliren  hätten,  nur  von  den  neulichst  alhier  gerich- 
teten Curlandern  Information  werden  nehmen,  was  sie  vor  Lust  und  Vor- 
teil   dabei  gehabet,    würde  der  unzeitige  Appetit  ihnen  wohl  vergehen; 


0    S.  oben  S.  467. 


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470  ni.  Brandenburg  nnd  Polen.    1664—1673. 

dass  Ob.  Eaickstein  mein  Blutsfreond,  konnte  ich  nicht  verabreden, 
aber  seine  actiones  und  in  was  Stande  er  dadurch  geraten,  wäre  noch 
bekannter;  ganz  inständigst  habe  mehr  als  einmal  ich  ihn  auch  vertrau- 
lich gebeten,  mir  doch  auch  die  andern  und,  wo  ja  nicht  alle,  doch  nur 
etzliche  der  Preussen  namkundig  zu  machen,  so  desfalls  an  ihn  geschrie- 
ben, hat  es  aber  nicht  thun  wollen.  — 

Endlich  vermeinte  er,  dass  die  itzo  enervirten  Polen,  so  auch  noch 
mit  sich  selbst  zu  thun,  wegen  eines  Krieges  nicht  zu  consideriren,  allein 
dass  bei  besserem  Stande  und  Gelegenheit  man  uff  sich  woU  durfte  Acht 
haben  müssen.  Seines  Orts  wünschte  er,  —  dass  E.  Chf.  D.  dero 
Stände  in  Preussen  auch  bei  gegenwärtigem  Landtage  mit  gnädigster 
Resolution  zu  ihrer  und  der  Lande  bessern  und  festern  Sicherheit  un- 
massgeblich begegnen  und  dero  Wahn,  so  sich  hier  uff  sie  verlassen, 
zu  Wasser  machen  möchte.  —  Mit  unserm  Uffbruch  zu  eilen  rathet  er 
und  legt  alles,  was  im  Reich  widrig,  dem  H.  U. Kanzler  zu,  mit  wel- 
chem er  nicht  woU  stehet.  —  Dass  er  sonst  vor  die  Confirmation  und 
unsere  Negociation  eifrig  spreche,  zeuget  ihm  H.  OberCammerer  aus 
Liebe  zu  seines  Vaters  Befreiung.  — 


V.  Hoverbeck   und   v.  Ostau   an   den  Kurfürsten.     D.   Prag 

16.  August  1670. 

[Abschiedsaudienz.    Das  responsum.    Geldfordemng  des  U.Kanzlers.] 

16.  Aug.  Sie  haben  vom  Obristen  Dennemarck  Vorschüss  empfangen,  am  14.  bei 

dem  Könige  und  der  Königin  Abschiedsaudienz  gehabt,  am  15.  aber  erst  die 
Credentiales  *)  erhalten.  Der  König  machte  zwar  auch  in  dieser  Audienz  gegen 
Kf.  grosse  Bezeugung,  erklärte  aber,  für  dieses  Mal  nichts  bei  der  Confirmation 
thun  zu  können. 

Um  das  Responsum')  haben  sie  seit  dem  23.  Juli  bei  dem  U.Kanzler  an- 
gehalten, endlich  heute  hat  derselbe  es  ihnen  durch  den  Regenten  seiner  Kanzlei 
Buzinski,  begleitet  von  Morstein,  zugeschickt  und  durch  letzteren  sich  1000 
Dukaten  ausgebeten,  sie  haben  ihm  aber  erwidert,  dass  Hoverbeck  für  sich 
der  Kanzlei  100  Rthlr.  zahlen  würde,  wenn  das  Wort  Pomesaniae')  entweder 
ganz  ausgelassen  oder  in  genügender  Weise  erläutert  würde.  Sie  haben  Brandt 
zur  Eventualausnahme  der  literarum  recognitionis  100  Ducaten  und  100  Thaler 
zurückgelassen. 


0    D.  Varsaviae  14.  August  1670. 

^    D.  ex  Gancellaria  Regni  Yarsaviae  7.  August  1670,  abgedruckt  bei  Zaluski 
I,  S.  252  f. 

s)    S.  über  diesen  Streitpunkt  Pufendorf  XI  §  101  (S.  858). 


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Abreise  der  Gesandten.    Protestschrift.  471 

V.  Hoverbeck  und  v.  Ostau  an  den  Kurfürsten.    D.  Prassnitz 

20.  August  1670. 

[Annahme  des  königl.  responsum.    Ihre  Protestation.] 

Obwohl  sie  gegen  das  ihnen  ertheilte  responsum  in  bescheidener  Weise  Er-  20.  Aug. 
innerungen  gemacht  und  von  Buczynski  selbst  Hoffnung  erhalten,  dass  einige 
Dinge  würden  geändert  werden,  so  ist  doch  alles  auf  das  ärgste  ausgedeutet 
worden,  so  dass  der  U.Kanzler  ihnen  sagen  Hess,  weil  sie  das  responsum 
verachtet  hätten,  so  möchten  sie  ohne  responsum  zurückkehren.  Weil  aber  in 
demselben  doch  einige  gute  Dinge  enthalten  sind,  die  widrigen  auch  Ef.  zum 
Beweise  dienen  können,  dass  man  ihm  in  vielen  Dingen  ungerecht  sei,  so  haben 
sie,  als  der  U. Kanzler  nicht  sowohl  auf  Mors teins  und  Brandts  Vorstellungen 
als  in  Erinnerung,  dass  H.  die  Recognitionsformel  noch  nicht  ausgeliefert,  ihnen 
dasselbe  ungeändert  zurückgeschickt  unter  der  Bedingung,  dass  ihm  dagegen 
die  Vollmacht  und  Recognitionsformel  ausgestellt  würde,  es  ad  referendum  an- 
genommen und  dafür  die  von  H.  unterzeichnete  Recognitionsformel  ausgeliefert. 
Sie  haben  darauf  die  von  ihnen  verfasste  schriftliche  Protestation  in  3  Exem- 
plaren an  Brandt  geschickt,  das  eine  für  den  V.Kanzler  zur  Metrica,  das 
zweite  für  den  König,  und  das  dritte,  um  es  ins  Burggericht  zu  insinuieren. 
Sie  haben  diese  Protestation  mehr  auf  sich  als  auf  den  Kf.  gerichtet,  damit  Ef. 
ungekränkt  seiner  Rechte  freie  Hand  behalte,  falls  er  darüber  mehr  zu  thnn  . 
rathsam  finden  sollte*). 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  23.  August 

1670. 

[Ueberreichung  der  Protestation.    Aeusserungen  des  U.Kanzlers.] 

Von  der  ihm  von  den  Gesandten  zugeschickten  Protestation  hat  er  ein  23.  Aug. 
Exemplar  im  Burggericht  abgegehen,  das  zweite  dem  Könige,  das  dritte  dem 
U.Kanzler  eingehändigt.    Der  König  soll  es  sehr  wohl  aufgenommen  haben, 
der  ü. Kanzler  aber  nahm  es  sehr  übel  auf  und  sagte,    er  wolle  es  wider- 
legen'), wobei  er  heftig  auf  Hoverbeck  schalt  und  diesen  unter  anderem  be- 


0    Kf.  schreibt  den  Gesandten  (d.  Potsdam  m  o    .     »,    i  1670),   er  habe  ihre 
^  ^  [9.  September]  ' 

Protestation  drucken  lassen  und  schicke  ihnen  einige  Exemplare,  um  dieselben  theils 

der  Preussischen  Regierung  ad  acta  zu  geben,  theils  nach  Polen,  namentlich  an  ihm 

wohlgesinnte  proceres  zu  senden.    Die  Schrift  führt  den  Titel:  Protestatio  quam  Se- 

renissimo  ac  Potentissimo  Regi  et  inclytae  Reipubl.  Poloniae  legati  Electorales  Bran- 

deburgici  Varsavia  discedentes  sub  titulo  Praecustoditionis  exhiberi  curanint.    Anno 

1670  (14  S.  in  4»). 

^    Von  dieser  nachher  auch  gedruckten  Gegenschrift:    Praecustoditio  Procancel- 

larii  Regni  Poloniae  adversus  Electoralis  Brandeburgicae  Deputationis  Praecustoditio- 

nem  etc.    D.  Varsaviae  die  28.  Augusti  1670  (wiederabgedruckt,   aber  ohne  die  Bei- 


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472  in.  Bnnde&bwg  and  Polen.    1664^1673. 

scbaldigte,  mit  dem  Erzbischof  zosammen  gewesen  za  sein,  der  ihm  gerathen 
habe,  aof  Zerrei.^'sang  des  kfinftigen  Reichstages  hinzuwirken.  Trotzdem  lässt 
er  sich  so  an,  als  ob  er  nor  aaf  Gelegenheit  warte,  da  er  die  pacta  ohne  Farcht 
vor  der  inridia  des  Adels  confirmieren  lassen  nnd  so  die  Dnkätle,  wie  er  sagt, 
gewinnen  könne. 

Die  Polen  verlassen  sich  anf  die  Prenssen  and  auf  die  Schweden,  es 
wäre  daher  gut,  wenn  Kf.  jemand  nach  Schweden  schickte,  znmal  die  Polen 
ebendieses  beabsichtigen. 


Ena.  y.  Brandt  an  den  KnrfÜrBten.    D.  Warschau  26.  Angnst 

1670. 

[Uebermuth  der  Polen.] 

26.  Aug.  Bei   den   üblen  Zeitungen    ans   der  Ukraine    und  der  Absicht  der  Malcon- 

tenten,  sich  aufs  neue  zu  erheben  und  mit  grosser  Assistenz  auf  den  Reichstag 
zu  kommen,  haben  die  Polen  wohl  nicht  so  grosse  Ursache  zu  prahlen  und  za 
drohen,  dennoch  können  sie  es  nicht  lassen.  Denn  sie  theilen  bereits  das 
Herzogtham  Preussen  in  ihren  Discursen  in  Woiwodschaften,  Starosteien  und 
Bisthumer  unter  sich  aus.  Das  heisst  recht  die  Haut  verkaufen,  ehe  man  den 
.  Bären  gefangen.  Zerreisst  dieser  Reichstag  aber  auch,  so  werden  sie  wohl  an- 
ders sprechen.  Man  beschuldigt  auch  des  Kf.  Gesandten,  dass  sie  vor  der  Kö- 
nigin in  der  Audienz  ein  paar  Mal  das  Haupt  bedeckt.  In  der  Littauischen 
Instruktion  beschwert  sich  der  Adel  darüber,  dass  Kf.  den  Franzosen  und  Hol- 
ländern erlaube,  ihr  Salz  in  Königsberg  aufeuspeichern ,  was  wider  die  alten 
pacta  zwischen  Preussen  und  Littauen  laufe. 


König  Michael  von  Polen  an  den  Kurfürsten.     D.  Varsaviae 

30.  August  1670  0. 

[Versprechen,  die  Pacten  auch  vor  ihrer  Beschwörung  zu  halten.] 

30.  Aug.  Quod    confirmationem  Pactorum   BydgostieDsium,    quae  Nobis    cum 

Serenitate  Vestra  intercedunt,  ad  breui  imminentia  Generalia  Regoi  Nostri 
Comitia   distulerimus,    incongraum    esse    rebus  Serenitatis  Vestrae    non 

lagen  bei  Zaluski  I,  S.  254 ff.)  übersendet  Olszowski  am  30.  August  zwei  Exem- 
plare an  0.  y.  Schwerin  für  diesen  selbst  und  für  den  Kf. 

0  Dabei  die  Bemerkung:  ^Dieses  Königliche  Poln.  Schreiben  ist  durch  den  II. 
Kochanowsky,  Starosten  zu  Radom,  ausgewirket,  wofür  ihm,  wie  H.  yon  Brand 
sub  dato  30.  Augusti  berichtet,  200  Ducaten  Discretion  versprochen  und  gegebeu. 
Weil  aber  solches  Schreiben  ungesiegelt  war,  so  ist  H.  Scultetus  zum  Gross Canzler 
Lesczynski  nach  Posen  geschickt,  umb  solches  aldar  siegeln  zu  lassen.^ 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.  473 

potest.  Interim  Serenitatem  Vestram  certam  et  Hecuram  esse  volumus, 
Nos  ex  parte  Nostra  foedus  hoc  perpetuum  non  minus,  acsi  juramento 
confirmatum  esset,  juraque  bonae  vicinitatis  illibata  et  illaesa  servaturos^ 
pactaque  praedicta  utpote  per  se  valida  pro  juratis  habituros,  donec  per 
Deputates  solemniori  confirmabuntur  ritu.  — 


Eus.  V.  Brandt  an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau  13.  Sep- 
tember 1670. 

[Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Kalckstein.] 

Montag  ist  der  E.Schatzmeister,  der  sogleich  beim  Könige  eine  lange  13.  Sept. 
Audienz  gehabt,  sowie  der  Castellan  von  Posen  und  der  Stolnik  Coronny*) 
hier  angekommen.  Dienstag  den  9.  September  war  die  erste  Session  des  Reichs- 
tages*), die  sich  sehr  glücklich  anliess.  Es  wurde  sogleich  zur  Marschaliwahl 
geschritten  und  nach  kauiji  einer  Stunde  H.  Lubomiersky,  Starosta  Spisky, 
gewählt;  darauf  dem  Konige  im  Senat  diese  Wahl  angezeigt,  der  sehr  daraber 
erfreut  war,  weil  man  gefürchtet  hatte,  dass  schon  bei  der  Marschallwahl  der 
Reichstag  werde  zerrissen  werden,  und  den  Adel  für  den  folgenden  Tag  zum 
Handkuss  einladen  Hess.  Dieser  Marschall  ist  dem  Kf.  sehr  zugethan  und  Br. 
hofit,  dass  derselbe  nichts  diesem  Nachtheiliges  werde  in  die  Constitution  kom- 
men lassen. 

Mittwoch  den  10.  kamen  die  Landboten  in  den  Senat  und  wurden  zum 
Handkuss  gelassen,  sie  forderten  darauf  vom  Könige  die  dritten  vices  wegen 
der  Pospolite  ruszenie,  welche  ihnen  auch  bewilligt  wurden,  dieselbe  soll  gegen 
den  2.  October  parat,  aber  so  lange  in  den  Grenzen  einer  jeden  Woiwodschaft 
bleiben,  bis  die  Noth  erfordern  wurde,  sie  nach  Warschau  zu  rufen.  Das  wei- 
tere Verlangen,  der  König  solle  dem  Castellan  von  Posen  und  dem  K.Schatz- 
meister, als  reis  criminis  laesae  majestatis  et  perduellionis,  die  Stelle  im  Senat 
verbieten,  hat  derselbe  nicht  erfüllt,  sondern  geantwortet,  er  könnte  solches 
nicht  eher  thun,  bis  dieselben  jure  convicti  wären. 

Dienstag  den  11.  that  der  Landb.  Marschall  die  Proposition  wegen  der  ab- 
zuhandelnden Punkte,  dann  beschloss  man  wegen  des  Castellans  von  Posen 
und  des  K.Schatzmeisters,  dass  sie  sich  so  lange  des  Senats  enthalten 
sollten,  bis  sie  ihre  Sache  ausgeführt  und  ihre  Unschuld  bewiesen  hätten. 
Nachdem  der  König  wegen  der  Krönung  der  Königin  proponieren  lassen, 
wurde  beschlossen,  dass  dieselbe  zu  Warschau  auf  Michaelis  vor  sich  gehen 
solle;  da  man  dazu  die  Kleinodien  aus  dem  Schatze  in  Cracau  vonnöthen  hat, 
so  gab  dies  Anlass  zu  der  Frage,  ob  man  den  K.Schatzmeister  dorthin 
schicken  solle,  die  meisten  verlangten  zwar,  dass  man  den  Schlüssel  ihm  ab- 
nehmen und  einem  anderen  geben  solle,  doch  nahmen  sich  auch  einige  seiner 


*}    Johann  Wielopolski. 

»)    Vgl.  Zawadzki  S.  145ff.,  Lengnich  VIII,  S.  42ff. 


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474  in.  Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

an,  und  man  glaubt,  dass  er  den  Schlüssel  behalten  wird,  zumal  der  Konig 
selbst  nicht  so  scharf  wider  ihn  verfahren  will.  Der  Antrag  eines  Landboten, 
der  König  sollte  an  Kf.  schreiben,  warum  derselbe  so  viele  Völker  an  ihre 
Grenzen  legte,  ob  sie  sich  einiger  Feindseligkeit  von  ihm  zu  versehen  hätten, 
wurde  nicht  beachtet. 

Freitag  den  12.  redete  der  Chorazy  Sendomirsky  *)  sehr  scharf  gegen  den 
Erzbischof  und  verlangte,  dass  derselbe  sich  einstellen  und  seine  Anklagen 
gegen  den  König  beweisen  solle,  als  man  dann  angefangen,  von  den  Vacancen 
zu  reden,  liefen  zwar  viele  ungereimte  Dinge  mit  unter,  jedenfalls  aber  fängt 
sich  der  Reichstag  mit  gnngsamer  Einigkeit  des  Adels  an.  Br.  freut  sich  auch 
darüber,  dass  in  der  Proposition  weder  der  Gonfirmation  der  Pacten  noch  der 
Praetensionen  und  Diferentien  gedacht  wird. 

Fürst  De metrius  wird  täglich  hier  erwartet,  Kalckstein  wird  wohl  mit 
demselben  angezogen  kommen,  doch  ist  er  bei  allen  ehrlichen  Leuten  ruiniert 
und  darf  sowohl  bei  der  Armee  als  hier  keinem  Cavalier  unter  die  Augen  treten, 
er  getraut  sich  daher  auch  nicht  50  Schritte  vom  Fürsten  wegzumachen.  Wenn 
man  ein  paar  tausend  Thaler  hier  parat  liegen  hätte,  könnte  man  sich  vielleicht 
hier  seiner  bemächtigen. 


Eus.  V.  Brandt  an  den  KorfttrBten.     D.  Warschau  18.  Sep- 
tember 1670. 

[Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Kalckstein.] 

18.  Sept.  Mit  dem  Reichstage')  lässt  es  sich  noch  immer  wohl  an,  wegen  der  Va- 
cancen hat  man  sich  unter  den  Landboten  glücklich  verglichen,  die  Senatoren 
haben  am  15.  begonnen,  über  die  Proposition  zu  votieren,  die  Klügsten  haben 
Mittel  vorgeschlagen,  um  die  Zerreissong  des  Reichstages  zu  verhindern,  nnd 
schon  am  16.  ist  man  mit  den  vota  zu  Ende  gekommen. 

An  demselben  Tage  ist  Kalckstein  auf  einem  Bauerwagen,  nur  zwei 
abgerissene  Diener  bei  sich  habend,  hier  wieder  angelangt.  Durch  ein  Schreiben 
des  Msgors  Meglin')  und  zweier  Officiere  von  des  Fürsten  Demetrias  Leib- 
regiment  hat  Br.  erfahren,  dass  sich  K.  anfangs  durch  sein  Aufschneiden  und 
Prahlen  bei  dem  Fürsten  in  solchen  Credit  gebracht,  dass  dieser  ihm  sein  Leib- 
regiment hat  geben  wollen,  dass  aber  sämmtliche  Officiere  desselben  dagegen 
protestiert  hätten,  hernach  hätte  der  Fürst  je  länger  je  mehr  aus  desselben 
ungereimten  und  insolenten  Reden  abgewonnen,  dass  es  nicht  recht  mit  ihm 
sein  müsste,  und  als  derselbe  Brandts  Schreiben  *)  und  die  mitgeschickten  Acten 
erhalten,  hat  er  ihm  sagen  lassen,  dass  er  sich  von  seinem  Hofe  wegpacken 
sollte,  weil  er  mit  keinem  Uebelthäter  und  Schelm  zu  thun  haben  wollte,  und 


0  Martin  Dembicki.    Vgl.  Zawadzki  S.  149. 

»)  Vgl.  Zawadzki  S.  147f. 

<)  S.  oben  S.  433. 

<)  S.  oben  S.  448. 


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Vorg&nge  aaf  dem  ReicbsUge.    y.  Kalckstein.  475 

hat  ihm  auch  nicht  gestattet,  mit  ihm  zusammen  nach  Warschau  zu  gehen, 
sondern  K.  hat  vorausgehen  müssen,  er  giebt  vor,  Briefe  der  Mutter  des  Königs 
an  diesen  mitgebracht  zu  haben,  was  ihm  aber  niemand  glaubt. 

An  demselben  Tage  hat  man  in  der  Landbotenstube  wegen  des  K.Schatz- 
meisters deliberiert,  und  hat  man  gesehen,  dass  die  Zahl  seiner  Anhänger 
sich  täglich  vermehrt,  schon  über  12  Landboten,  darunter  namentlich  auch  der 
Chorazy  Sendomirsky  Dembicki,  dem  er  1000  Rthlr.  verehrt  haben  soll,  haben 
dafür  gesprochen,  dass  man  ihn  nach  Cracau  senden  solle.  Bei  der  folgenden 
Verlesung  der  Senatusconsolta  ist  am  Mittwoch  auch  ^)  die  Protestation  der  Ge- 
sandten des  Kf.  sowie  die  Reprotestation  des  U.Kanzlers  und  die  Instruction 
Morsteins  verlesen  worden,  der  U.Kanzler  hat  dadurch  wider  seinen  "Willen 
dem  Kf.  einen  Vortheil  verschafft,  denn  viele  von  den  verständigen  Landboten 
haben  gesagt,  die  Protestation  wäre  höflicher  und  politischer  eingerichtet  als 
die  Reprotestation. 

Donnerstag  den  17.')  haben  die  Landboten  sämmtlich  einen  scharfen  Eid 
geschworen,  nur  das  bonum  publicum  vor  Augen  haben  zu  wollen. 

An  demselben  Tage  hat  Kalckstein  ihn  auf  der  Strasse  angehalten,  sei- 
nen Steigbügel  geküsst,  auch  sonst  sich  sehr  demüthig  gestellt  und  ihn  gebeten, 
dem  Kf.  zu  schreiben,  er  wäre  bereit  nach  Berlin  zu  gehen  und  Kf.  zu  Füssen 
zu  fallen,  wenn  ihn  dieser  versichern  wollte,  dass  ihm  da  kein  Leid  geschehen 
sollte,  er  würde  es  mit  denen,  die  ihn  durch  Drohungen  gezwungen,  aus  Preussen 
zu  entweichen,  schon  aufnehmen  und  mit  ihnen  rechten,  weil  er  versichert 
wäre,  dass  sie  hierin  mehr  gethan,  als  ihnen  vom  Kf.  befohlen  wäre,  er  hoffte, 
wenn  Kf.  recht  davon  informiert  wäre,  würde  er  ihm  das,  was  er  hier  aus  Un- 
geduld und  Desperation  gesprochen,  vergeben.  Ob  es  ihm  damit  Ernst  ist, 
weiss  Br.  nicht,  er  vermuthet,  jener  wolle  ihn  durch  solches  Reden  aufhalten, 
damit  er  ihn  indessen  frei  agieren  lasse,  das  wird  aber  nicht  geschehen ').  Wenn 
er  hier  1000  Thaler  hätte,  um  sie  dem  Fürsten  Demetrius^)  im  voraus  zu 
geben,  und  noch  einmal  soviel  zusagte,  so  hofft  er,  derselbe  würde  ihn  dem 
Kf.  liefern,  denn  er  hat  sich  selbst  dazu  angeboten. 

Der  Erzbischof  ist  gestern  auch  mit  400 Reitern  angekommen,  jetzt  wird 
der  Tanz  erst  recht  angehen,  zumal  wenn  das  wahr  ist,  was  man  von  einer 
Confoderation  der  Armee  mit  dem  Feldherm  gegen  die  Pospolite  ruszenie  spricht. 


0    Vgl.  Zawadzki  S.  150f. 

«)    Vgl.  Zawadzki  S.  152f. 

')  Der  Danziger  Subsyndicus  Stodert,  den  der  Rath  der  Stadt  zu  diesem  Reichs- 
tage wieder  nach  Warschau  geschickt  hatte,  berichtet  am  19.  September:  „Der  Obrist 
Kalckstein  ist  wieder  hier,  debacchatur  plenis  lunis  contra  Electorem,  will  den- 
selben ad  judicia  regni  ausladen  lassen.** 

^  So  ist  statt  des  von  dem  Dechiffreur  irrthümlich  gesetzten  Radziwill,  wie 
schon  Paczkowski  S.  171  bemerkt  hat,  zu  lesen. 


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476  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Eus.  V.  Brandt   an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau  28.  Sep- 
tember 1670. 

[Vorgänge   anf  dem  Reichstage.    Bedrohliche  Aussichten.    Anträge   des  Erzbischofs. 
Der  holländische  Gesandte.] 

28.  Sept.  Der  Reichstag  beginnt  nach  der  Hand  zu  hinken,  und  wofern  die  Pospolite 

ruszenie  nicht  über  Vermuthen  einen  Schluss  herauszwingt,  dürfte  es  noch  wohl 
schlimmer  als  mit  den  beiden  vorhergehenden  ablaufen. 

Bericht  über  die  Vorgänge  vom  23. — 26.  September'). 

Am  26.  ist  Galezki')  bei  dem  Erzbischof  gewesen,  welcher  ihm  ver- 
traut, auf  eine  Reconciliation  sei  nicht  zu  hoffen,  weil  man  die  Senatoren  un- 
terdrücken und  den  Malcontenten  keinen  reputierlichen  Vergleich  gestatten 
wolle,  sie  wollten  deshalb  das  änsserste  wagen  und  Land  und  Blut  daran- 
setzen. Um  ihre  Sache  desto  besser  auszuführen,  wollten  sie  sich  gern  mit 
dem  Kf.  verbinden,  dieser  brauchte  nicht  zu  fürchten,  dass  sie  keine  vires 
hätten,  sie  hätten  die  ganze  Armee  nebst  den  Tataren  und  Kosacken  auf  ihrer 
Seite,  die  Armee,  welcher  sich  alle  Truppen  der  grossen  Herren  conjungierten, 
hätte  sich  von  neuem  pro  libertate,  pro  autoritate  senatus,  für  den  Feld- 
herrn und  für  ihre  Bezahlung  bis  auf  den  letzten  Heller  verschworen,  die- 
selbe sollte  herkommen  und  der  Pospolite  ruszenie  das  Haupt  bieten.  Wenn 
sie  sich  alle  recht  verbunden  haben  würden,  wollte  die  Armee  und  der  Senat 
Gesandte  an  Kf.  schicken  und,  falls  dieser  sich  mit  ihnen  verbinden  wollte, 
wollten  sie  dafür,  dass  derselbe  helfen  wollte,  sie  bei  ihrer  Freiheit  und  Auto- 
rität zu  erhalten,  bis  zum  letzten  Blutstropfen  für  dessen  Recht,  das  er  ver- 
möge der  Pacten  hätte,  stehen.  In  der  Nacht  ist  er  selbst  mit  Galezki  bei 
dem  Erz  bis c ho  f  gewesen,  dieser  wiederholte  das  meiste,  was  er  jenem  vertraut, 
und  bat,  es  dem  Ef.  zu  referieren,  namentlich,  dass  sie  diesem  die  pacta  fest 
halten  wollten,  falls  er  sie  bei  ihrer  Freiheit  und  Autorität  maintenieren  wollte. 
Er  erbot  sich  auch,  mit  v.  Br.  zu  correspondieren  und  dazu  gewisse  Ziffern  mit 
ihm  zu  verabreden. 

Ich  —  halte  —  dafür,  dass,  weil  sich  der  Hof  auf  die  schlimme 
Seite  leget,  man  zum  wenigsten  die  drei  in  ihrer  Hoffnung  zu  stärken 
habe,  damit  sie  den  Muth  nicht  fallen  lassen.  Es  ist  keine  RecoDcilia- 
tion  vor  ihnen  zu  hoffen,  und  wenn  man  dieselben  jetzo  verlassen  sollte, 
so  dass  sie  zu  Kreuze  kriechen  müssten,  würden  sie  sich  offendiret  be- 
finden und  sich  hernach  zu  rächen  suchen,  und  dem  Hofe,  als  welcher 
durch  Caressen  nur  hoffärtig  gemacht  wird,  ist  ganz  nicht  zu  trauen, 
sondern  man  hat  sich  vielmehr  zu  befurchten,  dass  die  Polen,  wenn  sie 


>)    S.  Zawadzki  S.  155ff.,  Zaluski  I,  S.  262ff.,  Lengnich  VIII,  S.  45ff. 
^    S.  oben  S.  396. 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Anträge  des  Erzbischofs.  477 

sich  vereiDigen  sollten,  gewiss  etwas  tentiren  würden,  weil  sie  sich  auf 
die  Preussen  ganz  und  gar  verlassen  und  zu  dem  Ende  den  Kalkstein 
alhier  protegieren.  Anjetzo  haben  E.  Churf.  D.  die  beste  Gelegenheit 
ihren  Yortheil  in  Acht  zu  nehmen,  denn  es  ist  hier  schlechter  beschaffen, 
als  es  jemals  gewesen.  Jedoch  aber  wäre  hiebei  grosse  Vorsichtigkeit 
zu  gebrauchen,  dass  deroselben  Intention  alhier  nicht  zu  zeitig  kund 
würde,  sondern  die  Gemüther  bei  Hofe  noch  eine  Zeit  lang  in  suspenso 
gebalten  werden  möchten,  umb  zu  sehen,  ob  die  Noth  dieselben  nicht 
werde  beten  lernen  und  ob  sie  nicht  selbst  in  solchem  Zustande  E. 
Churf.  D.  suchen  werden. 

Sonnabend  Abend  ist  der  Erzbischof  davon  gezogen,  nm  der  Pospolite 
ruszenie  bis  nach  Lowitz  entgegen  zu  gehen,  wo  er  sein  Schloss  verschanzen 
und  mit  Stücken  besetzen,  auch  Wein  and  Bier  hat  anführen  lassen,  nm  die- 
selbe zu  tractieren  und  womöglich  auf  seine  Seite  zu  bekommen.  Die  Bischöfe 
sollen  alle  wegziehen  wollen,  auch  von  dem  Schatzmeister  zweifelt  man,  ob  er 
wiederkommen  wird.  Die  Deputierten  aus  der  Armee  haben  heute  Audienz 
gehabt,  sie  sollen  sehr  schwere  Conditionen  begehrt  und  oppositionem  armorum 
gedroht  haben.  Es  sieht  also  wunderlich  aus  und  Br.  bittet  um  Erlaubnis,  sich 
auf  kurze  Zeit  zu  retirieren,  wenn  es  hier  bunt  über  Eck  gehen  sollte'). 

Alle  Welt  ist  gespannt  auf  das  Anbringen  des  holländischen  Gesandten <), 
der  schon  8  Tage  incognito  hier  gewesen  ist,  weil  er  hier  einen  locum  com- 
mercii  begehren  wird.  Dieses  könnte  sowohl  der  Stadt  Danzig  präjudicieren, 
als  auch  mit  der  Zeit  dem  Kf.  in  seinen  Häfen  Schaden  bringen;  wenn  Kf.  mit 
der  Stadt  Danzig  zusammenhielte,  könnte  es  vielleicht  verhindert  werden. 


>)  Auch  S toder t  meldet  am  3.  October,  wegen  der  Pospolite  ruszenie  bleibe 
alles  in  Ungewissbeit,  das  Aufgebot  einiger  Powiaten  wolle  sich  nicht  mit  den  übrigen 
vereinigen,  eine  Conföderation  der  Armee  sei  sicher,  dieselbe  beabsichtige,  falls  die 
Pospolite  sich  Warschau  nähern  sollte,  derselben  entgegenzuziehen.  Der  Erzbischof 
habe  Lowicz  befestigt,  die  Keller  aber  mit  Bier  und  Wein  reichlich  versehen,  man 
meine,  es  dürften  einige  von  den  Hartbeissern  umsatteln.  „Bei  so  gestalten  Sachen 
fluctuat  rex,  desperat  senatus,  insolescit  die  Landbotenstub,  omnia  in  intuto  haerent/ 

^  Johann  de  Witt,  Vetter  des  holländischen  Rathspensionarius.  Ueber  diese 
Gesandtschaft  vgl.  Wicquefort,  Bist,  des  provinces  unies  des  Pays  bas  IV,  S.  80 f. 
Stodert,  welcher  von  dem  Danziger  Rathe  hauptsächlich  zu  dem  Zwecke  nach 
Warschau  geschickt  war,  nm  die  Verhandlungen  mit  demselben  zu  überwachen  und 
das  Interesse  der  Stadt  dabei  zu  vertreten,  meldet  am  29.  September,  der  Qesandte 
sei  am  21.  in  Warschau  angekommen,  derselbe  solle  beauftragt  sein,  wegen  der  Sta- 
rostei  Putzig  und  des  Hafens  Vorschläge  zu  machen,  und  zu  Facilitierung  seiner 
Negotiation  20000  Fl.  Ung.  fär  den  König  bei  sich  haben. 


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478  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Eu8.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  11.  October 

1670. 

[Vorgänge    auf   dem   Reichstage.     Process    gegen   den    Castellan   Ton    Posen.      Der 
holländische  Gesandte.    Veränderte  Stimmung  des  Hofes.] 

11.  Oct.  Gestern   ist   die  Sache   des  Castellans  von  Posen*)  vorgekommen,    sein 

Plenipotentiarius  ist  über  die  Maassen  wohl  bestanden,  derselbe  verlangt,  dass 
der  Castellan  per  decretum  losgesprochen  werde  und  dass  gegen  den  Delator 
Trombczynski  poena  talionis  ergehe. 

Man  fürchtet  bei  Hofe  gar  sehr,  dass  Kf.  der  Malcontenten  Seite  halte,  es 
kann  dieses  nichts  schaden,  ist  vielmehr  für  des  Kf.  Affairen  günstig,  wenn  sie 
hier  inter  spem  et  metnm  leben.  Der  Erzbischof  hat  erklärt,  wenn  die  Pos- 
polite  ruszenie  ausbliebe,  herkommen  nnd  die  Königin  krönen  zu  wollen,  er 
wird  übermorgen  hier  erwartet. 

Der  holländische  Gesandte')  hat  endlich  nach  vierzehntägigem  Capito- 
lieren  nur  soviel  erhalten,  dass  ihm  der  K. Referendarius  in  einer  königlichen 
Karosse  entgegengesandt  worden,  um  ihn  einzuholen.  Sein  Einzug  war  recht 
dürftig  und  es  hat  den  K.Referendar  sehr  verdrossen,  dass  er  auf  dessen  Be- 
grüssungsrede  nur  geantwortet:  Gratias  tibi  ago  maxime  pro  snscepto  labere. 
Seine  Humeur  steht  auch  sonst  den  Polen  wenig  an,  und  dürfte  er  deshalb 
wohl  nicht  viel  ausrichten,  obwohl  man  sagt,  er  habe  ein  Bett  von  klarem 
Elfenbein  für  die  Königin  zum  Präsent  mitgebracht  Die  Herren  Danziger 
reissen  ihm  soviel  Possen  als  sie  können*). 

Das  Blatt  hat  sich  hier  wieder  gewandt  und  es  scheint,  dass  man  den 
Malcontenten  wird  gute  Worte  geben  müssen,  wofern  man  Frieden  und  Einig- 
keit stiften  will,  wenn  aber  einige  Favoriten  jenes  verhindern,  dürfte  auch 
dieses  wohl  ausbleiben. 

Das  Schreiben  des  Königs  wegen  der  Confirmation  der  Pacten^)  hätte  er 


^)  S.  Zawadzki  S.  384  if.  Unter  den  Anklagepunkten,  welche  der  K.Instigator 
Tonski  gegen  denselben  vorbrachte,  befand  sich  auch  der,  dass  er  mit  dem  Kf.  in 
Correspondenz  gestanden  hätte.  Kf.  richtet  deswegen  (d.  Coloniae  ad  Spream  16./ 
26.  October  1670)  ein  Schreiben  an  den  König,  in  welchem  er  sich  darüber  beklagt 
und  bittet,  ihm  Genugthuung  dafür  zu  verschaffen. 

>)    S.  oben  S.  477. 

*)  V.Brandt  meldet  am  25.  November,  der  holländische  Gesandte  suche  einen 
locum  commercii  sowohl  auf  der  Nehrung  als  auch  am  Dniepr  über  das  Schwarze 
Meer  zu  erlangen,  da  aber  nicht  allein  Danzig  sondern  auch  Tiele  andere  dagegen 
protestierten,  so  werde  wohl  nichts  daraus  werden.  Stodert  gelang  es  nach  vielen 
Bemühungen  endlich  am  29.  November  durch  den  U.Kanzler  eine  Abschrift  des 
von  de  "Witt  vorgelegten  Vertragsentwurfes  zu  erhalten,  welche  er  dem  Danziger 
Rathe  einsendet,  es  wird  darin  ein  DefensiTbündnis  und  ein  Handels-  und  Schiffafarts- 
tractat  proponiert,  nach  welchem  den  Unterthanen  beider  Theile  freier  Handel  in  dem 
Gebiete  des  anderen  gestattet  und  von  ihnen  keine  anderen  Abgaben  als  von  den 
eigenen  Unterthanen  erhoben  werden  sollen. 

«)    S.  oben  S.  472. 


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Holländische  Gesandtschaft.    Kalckstein  auf  d.  Reichstage.  479 

gestern  von  Koch  an  ows  kl  genommen,  wenn  darin  nicht  der  Titel  frater  aus- 
gelassen wäre,  so  hat  er  gebeten,  dasselbe  ändern  zu  lassen.  Der  U.Kanzler 
hat  ihm  heute  die  Litteras  recognitionis  gegeBen,  auch  versprochen,  die  Pro- 
testation in  metrica  anzunehmen. 


Ens.  y.  Brandt  an  den  EnrfbrBten.    D.  Warschan  14.  October 

1670. 

[Der  Process  gegen  den  Castellan  YOn  Posen.    Kalcksteins  Auftreten  im  Reichstage.] 

In  der  Sache  des  Gastellans  von  Posen  ist  endlich  ein  Beeret*)  gespro-  14.  Oct. 
chen  worden,  dass  er  ad  juramentum,  er  habe  an  keiner  einigen  Faction  hier 
in  Polen  Theil  gehabt,  zugelassen  werde  und  dadurch  evadieren  solle.  £r  wird 
sich  aber  gewiss  weigern,  den  Eid  zu  leisten,  und  sich  über  Gewalt  und  un- 
recht beklagen,  und  die  Armee,  die  sich  ohnedem  confoederiert  hat,  wird  es 
gewiss  für  eine  Oppression  ansehen. 

Kalckstein  ist,  nachdem  er  lange  hier  herumgeschwärmt  und  überall 
Schimpf  und  Schande  davongetragen,  aus  Desperation  gestern  Nachmittag  in  die 
Landbotenstube  gegangen,  hat  dort  eine  Supplication*),  die  mit  Recht  eine  grobe 
Schmähkarte  genannt  werden  kann,  eingegeben  und  sich  im  Namen  aller 
preussischen  Stände,  als  ob  er  von  denselben  Pienipotenz  und  Instruktion  hätte, 
über  des  Kf.  Regiment,  ja  über  Oppression  und  Grausamkeit  beklagt.  Darauf 
hat  zwar  der  Chorazy  Sendomiersky  ^)  seine  Seite  gehalten  und  vom  Marschall 
verlangt,  dass  dieses  Begehren  Kalcksteins  mit  unter  die  Praetensionen,  welche 
auf  einer  Commission  vorgetragen  werden  sollen,  eingerückt  werde,  aber  sowohl 
Podkommorzy  Kalisky  Krzicky  als  auch  Nowoncieysky  Starosta  Landsko- 
ronsky  sind  dagegen  aufgetreten  und  haben  gesagt,  es  sei  vergebens,  davon 
za  reden,  weil  Kalckstein  keine  Instruktion  von  denen  hätte,  in  deren  Na- 
men er  sich  beklagte,  man  konnte  auch  abgesehen  davon  seinem  petito  nicht 
deferieren,  wenn  man  nicht  die  pacta  brechen  und  mit  Kf.  in  Krieg  gerathen 
wollte,  die  pacta  aber  wären  nicht  allein  a  Republica  festgesetzt  und  beschwo- 
ren, sondern  auch  durch  drei  constitutiones  regni  confirmiert,  weswegen  sie  sich 
in  diese  Sache  gamicht  einzumischen  hätten  sondern  höchstens  bei  Kf.  deswegen 
intercedieren  könnten.  Als  sie  hernach  herauskamen,  hörte  6r.  von  einem  und 
anderen  sagen,  Kalckstein  wäre  ein  Narr  und  würde  endlich  gar  von  Sinnen 
kommen.    Br.  ist  heute  dieser  Sache  wegen  bei  dem  Landbotenmarschall  ge- 


1}    Zaluski  I,  S.  272.    Vgl.  Zawadzki  S.  194ff. 

*)  Dieselbe  führt  den  Titel:  Supplicatio  nomine  Ducatus  Prussiae  ad  Ordlnem 
equestrem  alias  Supplez  Ducatus  Prussiae  libellus,  zugleich  hatte  er  auch  dem  Könige 
eine  ähnliche  Supplicatio  eingereicht;  von  der  letzteren  übersendet  Stodert  am 
17.  October  dem  Danziger  Rathe  eine  Abschrift.  Ueber  den  Inhalt  derselben  s.  Pacz- 
kowski  in  Forsch.  II,  2  S.  178f. 

s)    Martin  Dembicki. 


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480  III.   Brandenburg  und  Polen.     1664-1673. 

wesen,  derselbe  antwortete  ihm  sehr  höflich,  lachte  über  Kalck stein  und 
sagte,  er  hätte  nicht  zu  besorgen,  dass  dessen  Begehren  in  die  Constitution 
kommen  würde. 

Auch  der  Bischof  von  Cracau,  bei  dem  Kalckstein,  ehe  er  in  die 
Landbotenstube  gegangen,  gewesen,  um  ihm  seine  Supplication  einzuhändigen, 
hat  ihn  in  vieler  Gegenwart  abgewiesen  und  heftig  ausgescholten  und  auch  im 
Senat,  als  man  den  Castellan  von  Posen  der  Correspondenz  mit  Kf.  beschul- 
digt, über  die  Maassen  dessen  Seite  gehalten  und  gerathen,  Kf.,  an  dessen 
Freundschaft  der  Krone  viel  gelegen  sei,  nicht  zu  offendieren. 


Eu8.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  18.  October 

1670. 

[Kalcksteins  Schmähschriften,  dessen  vergebliche  weitere  Versuche.] 

18.  Oct.  Er  übersendet  die  von  Kalckstein  dem  Könige  und  dem  Landbotenmar- 

schall in  pleno  consessu  übergebenen  Lästerschriften  *),  der  König  ist  deswegen 
über  die  Maassen  auf  K.  übel  zufrieden  und  Br.  hofft,  dass  er  denselben  be- 
wegen wird,  die  Schriften  unterdrücken  und  verbrennen  zu  lassen;  er  wird 
heute  dagegen  ein  Memorial  in  Gegenwart  omnium  trium  ordinum  in  der  Se- 
natsstube eingeben  und  glaubt,  es  würde  gut  sein,  wenn  Kf.  an  den  König  ein 
scharfes  Schreiben  ergehen  Hesse,  in  welchem  er  sich  darüber  beschwerte,  dass 
man  solchen  öffentlichen  Frevler  hier  ungestraft  gegen  ihn  calumniieren  Hesse, 
Sonst  hat  Kalckstein  hier  nur  wenig  Credit.  Gestern  hat  er  in  der 
Landbotenstube  öffentlich  wider  Kf.  schmähen  und  die  Polen  zum  Kriege  gegen 
denselben  bewegen  wollen,  es  haben  ihn  aber  einige  Landboten  so  hart  ange- 
fahren und  confundiert,  dass  er  mit  Schimpf  und  Schande  abziehen  und  sich 
verkriechen  müssen.  Dem  Danziger  Syndicus  *),  der  es  ihm  selbst  wiedererzählt, 
hat  er  auch  die  thörichte  Proposition  gethan,  die  Danziger  sollten  ihm  nur  25 
Feldschlangen  und  5  halbe  Karthaunen  geben,  so  wollte  er  schon  ein  Mittel 
finden,  um  dem  Kf.  ganz  Preussen  wiederabzunehmen.  Fürst  Demetrius, 
den  er  heute  hat  besuchen  wollen,  hat  ihn  auch  abweisen  lassen.  Er  giebt 
aber  sonst  überall  Geld  und  gewinnt  dadurch  einige,  die  in  der  Landbotenstube 
und  im  Senat  für  ihn  sprechen;  wenn  Br.  nur  tausend  Thaler  hier  in  Vorrath 
gehabt  hätte,  hätte  er  ihn  schon  gänzHch  ruinieren  können. 

Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurftlrsten.    D.  Warschau  21.  October 

1670. 

[Verbandlungen  im  Reichstage  über  die  ConfiriDation  der  Pacten.    Absicht  Kalcksteins, 

in  Preussen  einzufallen.] 

21.  Oct.  Sonnabend  hat  man  zwar  nach  einem  scharfen  Disput  zwischen  dem  gross- 

0    S.  oben  S.  479. 

^    Stodert  erwähnt  in  seinen  Berichten  an  den  Danziger  Rath  davon  nichts. 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.  481 

bärtigen  Chorazy  Sendomirsky,  welcher  auf  Kalcksteins  Anstiften  rieth,  die 
pacta  Bidgostiensia  amzastossen  und  mit  Ef.  einen  öffentlichen  Krieg  anzufan- 
gen, und  den  vornehmsten  Senatoren,  welche  dem  widersprachen,  beschlossen, 
dass  die  pacta  gestern  vor  allen  anderen  Dingen  öffentlich  in  Gegenwart  der 
ganzen  Republik  gelesen  werden  sollten,  man  hat  dieses  aber  gestern,  da  einige 
vornehme  Senatoren  darauf  hinwiesen,  dass,  da  dieselben  einmal  vom  Könige 
und  der  ganzen  Republik  beschworen,  es  zu  spät  wäre,  dieselben  zu  erörtern 
und  darüber  zu  disputieren,  unterlassen  und  nur  von  sämtlichen  Senatoren 
und  Landboten  die  vota  wegen  der  Pacten  colligiert,  da  dann  die  meisten  nicht 
allein  dieselben  zu  halten  und  zu  confirmieren  inständigst  angehalten,  sondern 
auch  sonst  des  Kf.  Interesse  sehr  wohl  vertheidigt.  So  sagte  der  Bischof  von 
Cracau:  „Ich  will  nicht  mehr  sagen  als  dieses,  wofern  wir  Sr.  Churf.  D.  die 
pacta  nicht  confirmieren  wollen,  so  haben  wir  mit  derselben  einen  gewissen 
Krieg,  derhalben  bitte  ich  nicht  mehr,  als  dass  diejenigen,  so  da  zu  solchem 
Kriege  rathen,  auch  Mittel  schaffen  und  Rath  geben,  wie  solcher  Krieg  anzu- 
fangen und  auszuführen,  denn  ich  versichere  dieselben,  dass  wir  cum  poten- 
tissimo  et  semper  parato  principe  zu  thun  haben^;  auch  der  Bischof  von  Cu- 
j  av  sagte  klar  heraus,  was  zu  des  Kf.  Interesse  diente,  und  gedachte  unter  an- 
derem, es  wäre  kein  Wunder,  dass  Kf.  in  einigen  Punkten  den  Pacten  nicht 
nachgelebt,  da  man  ihm  Elbing  nicht  gegeben,  und  weil  die  anderen  alle  auf 
diese  Art  sprachen  und  keiner  contradicieren  konnte,  hing  Kalckstein  über 
die  Maassen  traurig  den  Kopf  und  ging  aus  Desperation  davon,  weil  er  es  nicht 
länger  anhören  konnte.  Der  U.Kanzler  aber  Hess  dabei  doch  seine  Tücke 
merken  und  sagte,  als  er  im  Namen  des  Königs  das  conclusum  aussprechen 
sollte,  dass  die  pacta  billig  zu  halten  und  zu  confirmieren  wären,  aber  dass 
zuvor  wegen  der  Prätensionen  und  Differentien  eine  Commission  gehalten  und 
deshalb  an  Kf.  geschrieben  werden  mosste. 

Sonst  lässt  Kalckstein  aus  Desperation  verlauten,  er  wolle  die  Pospolite 
ruszenie  nach  Preussen  führen,  und  obwohl  dieses  ohne  der  Republik  Consens 
nicht  geschehen  kann,  so  könnte  er  doch  wohl  ein  paar  tausend  Lumpenge- 
sindel um  zu  brennen  und  zu  stehlen  ins  Land  führen,  es  wird  also  die  Grenze 
eiligst  versehen  werden  müssen. 


Eus.    V.   Brandt    an    den    Kurfürsten.      D.    Warschau    s.    d. 
[24.  OctoberO  1670.] 

[Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Kalcksteins  Treiben,   Vorschlag,   sich  desselben  zu 

bemächtigen.] 

Fast  alle  Senatoren  und  Landboten  haben  dahin  gestimmt^),   dass  die  mit  24.  Oct. 
Kf.   geschlossenen   und  beschworenen   pacta  gehalten  und  confirmiert  werden 


0    PaczkowskiS.  184  ^tzt  diesen  undatierten  Brief  auf  den  25.  October,  der 
Hinweis  auf  die  Reichstagsverhandlungen  deutet  aber  auf  den  24. 
»)    Vgl.  Zawadzki  S.  200 ff. 

Matar.  s.  Qeicb.  d.  O.  KurfursMn.    XII.  31 


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482  ni.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

sollen,  selbst  der  Bischof  von  Posen,  der  doch  sonst  aller  Eyangelischen  ab- 
gesagter Feind  ist,  hat  dem  Chorazy  Sendomiersky  wacker  das  obstat  gehalten 
und  ihm  ins  Gesicht  gesagt,  er  beschuldige  Kf.  fälschlich  der  Unterdrückung 
der  Katholiken. 

Da  Ealckstein  sieht,  dass  ihm  sein  leichtfertiges  Vorhaben  nichts  ge- 
holfen, sondern  dass  alle,  nachdem  sie  ihm  das  Geld  abgezwackt,  ihn  nachmals 
für  einen  Gecken  halten  und  schimpflich  tractieren,  ist  er  ganz  desparat.  Auch 
seinen  bisherigen  Beschützer,  den  Chorazy  Sendomiersky,  hat  Br.  so  informiert, 
dass  derselbe  sich  schämen  müssen,  ihn  weiter  zu  protegieren. 

Bei   so  gestalten  Sachen  hat  er  mir  thörichter  Weise  von  neuem 
den  accord  anbieten  lassen  und  gebeten,  ich  möchte  ihn  zufrieden  lassen 
und  nicht  weiter  verfolgen,  so  wollte  er  sich  auch  Ew.  Churf.  D.  accom- 
modieren,  Ihr  zu  Fusse  fallen  und  Sie  umb  pardon,  sofern  selbige  noch 
zu   erhalten   stunde,    unterthänigst  anflehen.     Ob  ich  nun  schon  weiss, 
dass  es  hiermit,  nachdem  er  es  so  gar  grob  gemachet,  viel  zu  späte  ist, 
so   habe   ich  ihm  dennoch  die  Hoffnung  nicht  ganz  benehmen  wollen, 
damit  er  sich  nicht  alsobald  nach  dem  Schlüsse  des  Reichstages  davon 
mache,  denn  solange  dieser  währet,  kann  ich  nichts  wider  ihn  erhalten, 
weil  allezeit  welche  Widerwärtige  gefunden   werden,    so  aus  Hass  und 
Missgunst   verhindern,    dass   S^  K.  M.    Ew.  Chf.  D.  nicht  contentieren 
mögen.    Nach  dem  Reichstage  aber  will  ich  allen  Fleiss  anwenden,  umb 
ihn  vom  Könige  heraus  zu  bekommen,  wofern  denn  solches  nicht  zu  er- 
halten stehet,  muss  man  das  Werk  mit  demselben  ganz  anders  angreifen^ 
und  wäre  mein  unterthänigster  Vorschlag,  dass  man  denselben  heimlich 
bei  den  Kopf  nehmen  und  des  Nachts  davon  führen  liesse.     Wozu  mir 
denn  der  Obrist  Lasky   und  der  Herr  Capitain  Meglin^),    welche  ihn 
ohnedem  bei  dem  Fürsten  Demetrio  schon  ruinieret,  die  hülfliche  Hand 
leisten  wollen.     Ich  zweifle  nicht,    Ew.  Churf.  D.   würden  hiermit  gnä- 
digst  zufrieden   sein  und  es  gegen  obgemelte  Officierer   in  sonderbaren 
Gnaden  erkennen.    Wo  Gott  Glück  giebet,  werden  Ew.  Churf.  D.  in  kur- 
zem  von  diesem  losen  Vogel  lustige  Zeitung  hören.     Sein  Frevel  und 
unverschämtes  Gemüth    sein    soweit   gegangen,    dass  er  vor  3en  Tagen 
mein  Memorial,  so  ich  dem  Könige  eingehändiget,  dem  Kron-Referenda- 
rius,  sobald  er  es  von  Sr.  Maj.  zu  lesen  empfangen,  in  pleno  consessu 
nahe  beim  königlichen  Throne  aus  der  Hand  gerissen,  so  dass  ihm  dieser 
ein  Paar  Ohrfeigen  anbieten  müssen,  ehe  er  es  ihm  wiedergeben  wollen. 
Wofern  nun  nicht  sonsten  etwas  dahinter  stecket,   sollte  ihm  ja  diese 
einzige  That  den  Hals  brechen. 


1)    S.  oben  S.  433.  474. 


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Vorgänge  auf  dem  Reichstage.     Anschlag  gegen  Kalckstein.  483 

Man  hat  ^)  gestern  und  vorgestern  mit  grosser  Muhe  die  Exulanten  conten- 
tiert,  welche  gewiss  wieder  den  Reichstag  zerrissen  hätten,  wenn  sie  nicht  auf 
die  Pospolite  ruszenie  reflectiert  hätten.  Daneben  hat  man '  auch  auf  Mittel  ge- 
sonnen, die  Armee  zu  befriedigen  und  mit  Geld  für  den  Winter  zu  versehen, 
man  hat  sich  aber  mit  den  Geistlichen  noch  nicht  vereinigen  können. 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  28.  October 

1670. 

[Vorgänge  auf  dem  Reichstage.    Anschlag  gegen  Kalckstein.] 

Der  Reichstag  ist  noch  immer  nicht  zu  Ende  gebracht,  gestern')  Abend  28.  Oct. 
hat  man  sich  endlich  darüber  verglichen,  der  Armee  über  2  Millionen  zu  zah- 
len, wenn  die  Geistlichen  500,000  Fl.  beitragen  wollen.  Gestern  hat  auch  der 
Starost  von  Radom  Rochanowsky  dem  Erzbischof  im  Senate  öffentlich 
abgebeten.  Ferner  hat  man  der  Königin  200,000  Fl.  ad  reformationem  dotis 
bewilligt  und  ihr  einige  Starosteien,  darunter  die  Taucheische,  zur  Versicherung 
gegeben.  Da  man  ferner  gewisse  Zeitung  aus  der  Ukraine  hat,  dass  auf  künf- 
tiges Frühjahr  der  Türke  diese  Krone  mit  Krieg  überziehen  wolle,  so  hat  man 
beschlossen,  die  Armee  bis  an  12,000  Mann  zu  verstärken,  auch  andere  consilia 
pro  securitate  Reip.  gepflogen  und  sich  dabei  des  Kf.  Assistenz  getröstet.  Die 
Dinge  liegen  für  Kf.  jetzt  sehr  günstig.  Obwohl  man  auf  einiger  vom  U.Kanz- 
ler angestifteter  Landboten  Instanz  in  die  Constitution  hatte  einrücken  wollen, 
dass  vor  der  Confirmation  der  Pacten  nothwendig  eine  Commission  wegen  der 
Praetensionen  und  Differentien  vorhergehen  sollte,  hat  er  es  doch  durch  fleissi- 
ges  Anhalten  bei  dem  Landbotenmarschall  und  den  Herren,  welche  die  Consti- 
tution aufsetzen,  dahin  gebracht,  dass  dieser  Punct  wegen  der  Commission  ganz 
ausgelassen  werden  soll. 

Kalckstein  hat  von  einem  Officier,  der  früher  sein  Fähndrich  gewesen 
und  welchem  er  noch  1800  Fl.  schuldig  ist,  im  Kloster  auf  seinem  eigenen 
Zimmer  brave  Stösse  und  Schläge  bekommen,  und  ein  Diener,  schon  der  zehnte, 
ist  ihm  mit  1500  Fl.  durchgegangen.  Der  Christ  Lacky  und  Capitain  Meglin 
haben  sich  mit  Br.  fest  verbunden,  Kalckstein  heimlich  beim  Kopfe  zu  neh- 
men und  nach  Preussen  zu  liefern.  Diese  Officiere  haben  hier  Nachdruck  und 
werden  das  Werk,  wenn  es  auch  auskäme,  auf  sich  nehmen  und  ihn  von  aller 
Suspicion  frei  und  schadlos  halten  können.  Kf.  wird  wohlthun  solche  Leute, 
welche  sich  seine  Ehre  und  Reputation  in  fremden  Landen  getreulich  angelegen 
sein  lassen,  zu  belohnen,  damit  man  sie  auch  künftig  mehr  gebrauchen  und 
andere  lose  Vögel  sehen  mögen,  dass  grosse  Herren  lange  Hände  haben,  und 
vor  dergleichen  Beginnen  ein  Abscheu  haben. 

PS.    Lacky  verlangt  als  Recompens  nur,  dass  ihm  das,  was  Kalckstein 


»)    Vgl.  Zawadzki  S.  208 ff. 
«)    Vgl.  Zawadzki  S.  229 ff. 

3V 


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484  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

ihm  schuldig,  gezahlt  werde,  Meglin,  dass  Kf.  seine  arme  Matter  in  Spandau 
von  der  Contribution  freimache.  Man  könnte  E.  publice  ruinieren,  wenn  er 
nicht  den  U.Kanzler  zum  Patron  hätte,  aber  bei  so  gestalten  Sachen  ist  es 
unmöglich. 

Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.    Cöln  an  der  Spree 

24.  October/[3.  November]  1670. 

(CoDC.  0.  V.  Schwerin.) 

[auf  die  Relation   vom    24.  October.     Die  Schreiben   an   den  König.    Billigung   des 

Anschlages  gegen  Kalckstein.] 

3.  Nov.  —  Was  Kalcksteinen   anbelangt,    wird  Dir  nunmehro  auch  aus 

jängstubersandter  gnädigsten  Instruction  und  beigefügeten  Schreiben^) 
wissend  sein,  was  wegen  seiner  Extradition  bei  dem  Könige  zu  ver- 
richten und  abzulegen  ist,  worauf  Du  S'.  May.  Erklärunge  zu  ge warten 
hast.  Sollte  aber  über  Verhoffen  nichts  darauf  erfolgen,  so  befehlen  wir 
Dir  hiemit  in  Gnaden,  dass  Du  mit  den  beiden  vorgeschlagenen  Per- 
sonen, als  dem  Oberst  Lack y  und  Capit.  Meglin,  bestermassen  handelst 
und  dieselbe  versicherst,  dass,  wenn  sie  den  Kalckstein  heimlich  beim 
Kopfe  nehmen  und  in  unsere  Gewahrsame  liefern  könnten,  wir  solches 
dermassen  umb  sie  mit  würcklicher  Bezeigunge  erkennen  wollten,  dass 
sie  darob  vergnüget  sein  wurden.  — 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Knrftirsten.    D.  Warschau  11.  November 

1670. 

[Gunstige  Aussichten.    Vorschläge  des  U.Kanzlers.] 

11.  Nov.  Der  Schluss    des  Reichstages')   hat  die  Uneinigkeit  und  das  Hisstrauen  in 

dieser  Krone  nicht  nur  nicht  aufgehoben,   sondern  man  muss  befürchten,   dass 


^)  Kf.  hatte  am  19./29.  October  v.  Br.  zwei  Schreiben  an  den  König  von  Polen 
zugesandt,  in  dem  ersten  (d.  Colouiae  ad  Spream  16./26.  October  1670)  beschwert  sich 
Kf.  darüber,  dass  unter  den  gegen  den  Castellan  von  Posen  erhobenen  Anklagepunkten 
sich  auch  der  befunden,  dass  er  mit  Kf.  in  Correspondenz  gestanden  (s.  oben  S.  478) ; 
in  dem  zweiten  (d.  Coloniae  ad  Spream  19./29.  October  1670)  beklagt  er  sich  darüber, 
dass  seine  Forderung  wegen  Auslieferung  Kalcksteins  nicht  erfüllt  und  dass  dieser 
infolgedessen  noch  übermüthiger  aufgetreten  sei,  und  verlangt  aufs  neue  auf  Grund 
des  Völkerrechtes,  der  Pacten  und  des  gemeinsamen  Interesses  aller  Fürsten,  dass  der- 
selbe verhaftet  und  samt  seinen  Schriften  ihm  ausgeliefert  werde.  Auch  an  den  Erz- 
bischof von  Gnesen,  den  Bischof  von  Cracau,  die  beiden  G.Kanzler  und  den  Fürsten 
Demetrius  Wisniowiecki  hatte  Kf.  unter  demselben  Datum  Schreiben  in  eben- 
dieser  Angelegenheit  gerichtet. 

')    am  1.  November,  s.  Zawadzki  S.  256ff. 


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Schluss  des  Reichstages.    Schreiben  des  Kf.  an  den  Konig.  485 

es  noch  ärger  werden  wird.  Man  hält  allgemein  für  gewiss,  dass  die  Annee 
sich  confoederiert  habe,  ferner  dass  die  Woiwodschaften,  deren  Seymiken  zer- 
rissen worden  und  die  daher  nicht  durch  Abgeordnete  an  diesem  Reichstage 
Theil  genommen,  gegen  die  jetzige  Reichsconstitution  protestieren.  Der  Erz- 
bischof  ist  malcontent  weggezogen,  weil  der  Konig  im  letzten  Senatuscon- 
sulto  zu  einem  Edelmann,  der  es  nachher  jenem  wiedererzählt,  gesagt  hat,  so 
oft  er  denselben  ansehen  müsste,  trüge  sein  Herz  einen  Abscheu  vor  ihm.  Da- 
her, da  dem  Hofe  ziemlich  bang  ist,  sind  des  Kf.  Schreiben  an  den  König') 
eben  recht  angekommen,  denn  wenn  dieselben  auch  nicht  zu  Wege  bringen 
werden,  dass  Kf.  völlige  Satisfaction  erlange,  so  werden  sie  hier  den  Leuten 
doch  die  Augen  öffnen  und  sie  bewegen,  Kf.  in  anderen  Dingen  zu  contentieren. 
Er  glaubt  dieses  um  so  mehr,  da  der  U.Kanzler  ihn  ersucht  hat,  dem  Kf.  zu 
schreiben,  dass  die  Republik  willens  wäre,  sich  gänzlich  mit  ihm  zu  verglei- 
chen, wenn  Kf.  nur  summarie  und  ohne  Ceremonien  mit  ihnen  handeln  wollte. 
Die  summarische  Handlung  erklärte  er  so,  dass  Kf.  Elbing  und  Draheim  wieder- 
geben möchte,  dann  wollten  sie  dagegen  alle  Praetensionen ,  in  specie  wegen 
der  Auxiliarvölker,  fallen  lassen  und  Kf.  die  pacta  confirmieren,  und  als  Br. 
ihm  erwiderte,  Kf.  würde  sich  vor  der  Confirmation  der  Pacten  in  keine  Com- 
mission  noch  Handlung  einlassen,  erklärte  er,  dass  man  auch  darin  nachgeben 
und  vor  allen  Dingen  die  pacta  confirmieren  würde,  wenn  Kf.  nur  vorher  die 
Krone  versichern  wollte,  dass  er  nach  der  Confirmation  einen  solchen  Vergleich, 
wie  er  denselben  erklärt,  eingehen  wollte.  Es  scheint,  dass  sie  mit  sich  wer- 
den handeln  lassen  und  dass  der  U.Kanzler  durch  solchen  Discurs  nur  hat 
daran  erinnern  wollen,  dass  jetzt  die  rechte  Zeit  sei,  ihn  zu  caressieren  und 
ihm  das  zu  geben,  was  ihm  früher  die  Gesandten  versprochen.  Derselbe  hat 
ihm  auch  gesagt,  die  Republik  wolle  Kf.,  nachdem  sie  sich  mit  ihm  verglichen, 
zum  Mediator  wegen  der  Differentien  mit  Moscau  erbitten.  Als  Br.  auf  Kalck- 
steins  Auslieferung  drängte,  entschuldigte  jener  denselben  und  sagte,  man 
müsste  mit  ihm,  als  einem  irrsinnigen  Menschen  Geduld  haben;  er  wollte 
machen,  dass  derselbe  nichts  mehr  wider  Kf.  reden  noch  schreiben  sollte,  sein 
scriptum  wäre  auch  nicht  öffentlich  gelesen,  sondern  supprimiert  worden,  welches 
er  aber  wider  alle  experience  behauptet. 


Eus.  V.  Brandt  au  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  22.  November 

1670. 

[Erklärungen  des  Königs.    Stand  der  Dinge.] 

Mittwoch  [19.  November]  hat  er  endlich  bei  dem  Könige  Audienz  gehabt,  22.  Nov. 
demselben  die  zwei  Schreiben  des  Kf.  übergeben  und  ihm  eröffnet,  was  Kf.  ihm 
mündlich   zu   sagen  aufgetragen.     Den   ersten  Punkt,   wegen   der  Anklage  des 
Instigator  gegen  den  Castellan  von  Posen,  suchte  der  König  zu  entschuldigen, 


»)    s.  S.  484. 


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486  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

einmal  damit,  dass  nicht  der  Instigator,  sondern  ein  faror  des  ganzen  grosspol- 
nischen  Adels  daran  Schuld  trüge,  und  dass  auch  Kf.  nicht  gerne  sehe,  dass 
seine  ministri  mit  auswärtigen  Potentaten  correspondierten,  auf  Br.^s  Remonstra- 
tionen aber  erklärte  er,  dass  wegen  dieser  Sache  ein  senatusconsultum  gehalten 
werden  sollte.  Auf  den  anderen  Punkt  wegen  Kalckstein  sagte  der  K5nig, 
er  protegierte  denselben  keineswegs,  konnte  ihn  aber  nicht  herausgeben,  weil 
die  Preussen,  wenn  sie  gleich  unter  des  Kf.  dominio  wären,  wenn  sie  sich  in 
Polen  aufhielten,  die  polnischen  Privilegien  genössen,  schliesslich  erklärte  er, 
dass  auch  diese  Sache  im  senatus  consilio  erörtert  werden  solle. 

Wie  ihn  Morstein  versichert,  soll  Kalckstein  bei  Hofe  nicht  mehr  ge- 
duldet werden,  Br.  bemüht  sich  aber,  es  noch  weiter  dahin  zu  bringen,  dass 
der  König  ihm  einen  Wink  gebe,  denselben  heimlich,  dass  der  U.Kanzler  da- 
von nicht  wisse,  beim  Kopfe  nehmen  zu  lassen.  Die  Sachen  stehen  hier  wegen 
der  Furcht  vor  den  Türken  und  der  noch  immer  zunehmenden  inneren  Unei- 
nigkeit überaus  schlecht,  im  Senat  ist  auch  beschlossen  worden,  an  Kf.  zu 
schreiben  und  ihn  um  Hülfe  wider  die  Türken  zu  ersuchen. 


Eus.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  30.  November 

1670. 

[Die  bochmüthige  Antwort  an  Kf.    Anzeige  von  Kalcksteins  Entführung.    Bitte  um 
Abberufung.    Vergebliche  Negotiation  des  holländischen  Gesandten.] 

30.  Nov.  Im  Senat  sind  in  betreff  der  dem  Kf.  auf  seine  Schreiben  zu  ertheilenden 

Antwort  sehr  ungünstige  und  bochmüthige  Beschlüsse  gefasst  worden'),  doch 
hat  Kf.  dieselben  fast  für  nichts  zu  achten,  denn  diese  Leute  stellen  sich  nur 
so  kraus  und  aufgeblasen,  innerlich  aber  sind  sie  voll  Furcht  und  Angst,  und 
sie  werden  jetzt  wohl  auch  die  äusserliche  Miene  sinken  lassen,  da  die  Nach- 
richten von  der  Armee  sehr  gefährlich  lauten  und  auch  die  Horden  alle  auf  sind. 
Das  heisset  wohl  recht:  Der  im  Himmel  wohnet,  lachet  ihr  und  der 
Herr  spottet  ihr.  Sintemahl  ihnen  alle  ihre  boshaftige  consilia  von  dem 
Allmächtigen  hintertrieben  worden.  Denn  der  böse  Mensch,  welchen 
man  allhier  Ew.  Churf.  D.  einzig  und  allein  zum  Verdruss  und  mir  per 
consequens  zur  unaussprechlichen  Qual  geheget,  ist  nun  auch  Gott  Lob 
durch  eine  glückliche  und  heimliche  entreprise^)  von  hier  fort  und  (wie 


')  Vgl.  die  Antwort  König  Michaels  auf  die  beiden  Schreiben  des  Kf.  d.  Var- 
saviae  24.  November  1670  (Zaiuski  I,  S.  275flF.)-  Gegen  die  irrige  Angabe  Pacz- 
kowski's  (S.  191),  dass  das  Schreiben  nicht  abgegangen,  ein  blosser  Entwurf  geblieben 
sei,  8.  Hirsch,  Zur  Gesch.  Chr.  L.  v.  Kalcksteins  S.  267. 

')  S.  den  ausführlichen  Bericht  v.  Brandts  über  Kalcksteins  Entführung  vom 
30.  December  1670  (Forsch,  zur  brand.  u.  preuss.  Gesch.  V,  1);  vgl.  auch  Pufendorf 
XI,  §  103  (S.8G1);  Droysen  III,  3  S.  202f.;  Paczkowski  S.  192ff. 


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Entführung  Ealcksteins.     '  487 

ich  zu  dem  Höchsten  meine  Zuversicht  habe)  in  Ew.  Churf.  D.  Gewalt 
gebracht.  Man  hat  bisher  nicht  allein  sehr  trotzig  vor  denselben  ge- 
sprochen, sondern  auch  zuletzt  desselben  böses  Maul  zu  Verleumdungen 
wider  Ew.  Chf.  D.  und  mich  —  mit  Fleiss  gebrauchet.  Aber  alle,  die 
solches  gethan,  seind  mit  ihm  zu  Schanden  worden,  denn  das  lose  Maul 
ist  nunmehr  geknebelt.  Wenn  ich  gesund  wäre  ^),  wollte  ich  auf  den- 
selben ein  Triumphliedlein  tichten  und  singen,  indessen  aber  danke  ich 
dem  Allmächtigen  von  Herzen,  dass  er  mich  von  diesem  schädlichen 
Kerl  erlöset.  —  Die  particularia  von  diesem  glücklichen  Anschlage  und 
Execution  seind  mir  anitzo  sowohl  wegen  meiner  gefahrlichen  Krank-  und 
Schwachheit,  als  auch  darum b,  dass  man  der  Feder  nicht  trauen  darf, 
unmöglich  zu  schreiben,  ich  wollte  es  aber  Ew.  Churf.  D.  zu  höchster 
Vergnügung  gerne  alles  mündlich  unterthänigst  erzählen,  weshalben  ich 
denn  auch  Ew.  Churf.  D.  zum  andern  Male  umb  eine  gnädigste  Abfor- 
derung  auf  eine  kleine  Zeit  —  anflehe  und  bitte,  dass  selbige  alsobald 
bei  Empfang  dieses  erfolgen  möge.  Die  Ursachen  werde  ich  auch  münd- 
lich sagen  —  versichere  aber  unterdessen  Ew.  Churf.  D.  unterthänigst, 
dass  es  vor  dero  Affairen  böchstnöthig,  dass  ich  mündliche  Relation  thue. 
Ich  muss  auch  befürchten,  dass,  nachdem  man  heute  solche  gefahrliche 
Zeitungen  erhalten,  die  Suspicion  wider  Ew.  Churf.  D.  und  dero  Ministros 
dergestalt  zunehmen  werde,  dass  ich  hier  nicht  allein  nichts  ausrichten 
würde,  sondern  auch  einen  afiront  gewärtig  sein  möchte.  — 

Er  bittet  auch  um  Gredentialien  an  den  Erzbischof  und  G.Kanzler  für 
den  Fall,  dass  er  diese  unterwegs  sprechen  sollte,  damit  sie  ihm  vertrauen,  was 
sie  an  Kf.  gelangen  lassen  wollen.  Dieses  ist  hoch  von  nöthen,  weil  man  bei  die- 
sem Wesen  keinen  Posten  zu  trauen  haben  wird,  denn  der  Hof  wird  alle  Briefe 
intercipieren  und  wird  kein  Senator  an  Kf.  schreiben  dürfen. 

Die  Holländer^   haben   nicht   allein    einen   locum  commercii  zwischen 


^)  V.  Brandt  hatte  vorher  an  einer  Augenkrankheit  gelitten  und  daher  die 
letzten  Berichte  nicht  selbst  schreiben  können. 

^  S.  oben  S.  477.  Stodert  berichtet  am  28.  November  dem  Danziger  Rathe, 
er  habe  sowohl  in  der  Kammer  als  auch  bei  den  Senatoren,  namentlich  dem  Littau- 
ischen  G.Kanzler  Paz  und  dem  K.Schatzmeister  Morst  ein,  sowie  bei  dem  kaiserli- 
chen Gesandten  den  sinistris  informationibus  des  holländischen  Gesandten,  mit  denen 
derselbe  einige  fast  eingenommen,  soweit  vorgebaut,  dass  man  zu  begreifen  ange- 
fangen, derselbe  intendiere  ein  mehreres,  als  man  ihm  geben  konnte.  Am  27.  hätte 
der  U.Kanzler  in  consilio  das  Project  des  Gesandten  und  ein  von  ihm  verfasstes 
Gegenproject  vorgelesen,  der  K.Schatzmeister  aber  hätte  durch  seinen  Widerspruch, 
indem  er  darauf  hingewiesen,  dass  sola  fama  huius  foederis  Polen  in  überseeische 
Kriege  implicieren  wörde,  den  Beschluss  durchgesetzt,  den  Gesandten  sine  foedere 
nur  cum  litteris  amicitiam  et  vicinitatem  promittentibus  zu  entlassen. 


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488  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Danzig  und  Pillau  begehrt,  da  sie  einen  neuen  Port  zu  machen  gedacht,  son- 
dern auch  überall  an  der  Weichsel  sine  inquisitione  zu  handeln,  item  mit  der 
ganzen  Flotte  in  dem  neuen  Hafen  einzulaufen,  auch  wollten  sie  Elbing  gern 
haben,  und  der  holländische  Gesandte  hat,  wenn  sie  alles  erlangten,  dem  Ko- 
nige 150,000  Ducaten,  der  Königin  5000  und  ein  elfenbeinern  Bette  versprochen. 
Der  König  und  der  ü. Kanzler  w^oUten  gern  Geld  streichen,  aber  die  Danziger 
verhindern  durch  die  anderen  Senatoren  altes,  der  Gesandte  ist  daher  sehr  böse 
nnd  wird  in  14  Tagen  abziehen. 

Die  Sache  wegen  oberwähnter  Execution  ist  sehr  heimlich  zu  halten, 
damit  es  hier  nicht  auskomme.  Ich  habe  desshalb  dem  Officierer^)  in 
Ew.  Chf.  Dchl.  Namen  Ordre  gegeben,  keinen  Menschen  in  Preussen  mit 
ihm  reden  zu  lassen,  damit  nicht  einer  oder  der  ander  etwas  her  schreibe. 
Er  soll  nur  sagen,  er  habe  ihn  auf  der  Preussischen  Grenze  in  Ew.  Chf. 
Dchl.  Gebiet  ertappet,  und  bitte  ich  Se.  Durchl.  den  H.  Statthalter,  dass 
Sie  mir  solche  Zeitung  anhero  schreiben,  auch  den  Herrn  Fehr  an  seine 
gute  Freunde  so  schreiben  lassen  wollen ').  — 


^)    Der  Rittmeister  Hugo  Montgommery. 

>)  In  einem  undatierten  Brief  schreibt  v.  Br.  an  den  kurf.  Ratb  Fehr  in  Königs- 
berg: Puisque  Tentreprise  est  faite  icy  en  secret  avec  le  mellieur  succes  du  monde, 
je  vous  prie  de  me  mander  au  plustot  par  une  lettre,  que  le  traitre  ayant  avance 
trop  en  Prasse  pour  voir  sa  femme  est  tombe  entre  les  mains  de  M.  Mont.,  et  de 
faire  escrire  cela  par  de  gens  fideles  a  Son  Alt.  El.  a  Mens.  Lefandorf,  Dorfler 
et  d'autres.  Ne  ditez  a  personne  de  la  noblesse  de  quelle  fa^on  il  est  pris  affinque 
Tun  et  Tautre  ne  Tescrivent  icy.  Dem  entsprechend  schreibt  der  Preussische  Statt- 
halter, Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy  an  v.  Brandt  am  4.  December,  Kalck- 
8t ein  sei  an  der  Grenze  von  einem  dort  stationierten  Officier  verhaftet  worden,  und 
auch  Kf.  theilt  (d.  Goln  ll./l.  December  1670)  v.  Br.  mit,  dass  K.  bei  dem  Versuche 
heimlich  die  preussische  Grenze  zu  passieren  verhaftet  sei,  und  dass  er  entschlossen 
sei,  das  von  den  Kommissaren  gegen  denselben  gefällte  Urtheil  exequieren  zu  lassen. 
Am  3.  December  bittet  v.  Br.  den  Herzog  von  Croy,  er  mochte  des  Kf.  treuen  Die- 
nern befehlen,  eiligst  hieber  an  ihre  Freunde  zu  schreiben,  dass  ein  Officier  von  der 
littauischen  Armee  Baum  gart,  der  früher  unter  K.  gedient,  nebst  anderen  seinen 
alten  Kameraden  den  Obersten  in  Herrn  Tarasons  Hofe,  als  derselbe  ihn  (v.  Brandt) 
besuchen  wollen^  aber  nicht  zu  Hause  gefunden,  überfallen  und  fortgebracht  habe, 
denn  man  stelle  hier  überaus  scharfe  Inquisition  an  und  er  müsse  sehen,  ob  er  sich 
mit  solcher  Zeitung  durcbhelfen  könne,  sonst  müsse  er  durchgehen  wie  ein  Holländer; 
wenn  Kalckstein  selbst  solche  Zeitung  an  den  U.Kanzler  oder  an  den  Bischof 
von  Posen  schriebe,  würde  es  noch  besser  sein.  Wirklich  hat  sich  K.  durch  den 
von  dem  Herzoge  von  Croy  ihm  entgegengeschickten  Obersten  v.  Schöning  bewegen 
lassen,  solche  Briefe  zu  schreiben,  s.  Paczkowski  S.  200 f. 


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Entführung  Kalcksteins.  489 

Eas.  y.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschan  3.  December 

1670. 

[Untersuchung  in  der  Kalcksteinschen  Sache.    Absicht  t.  Brandts  sich  zu  entfernen. 
Die  letzte  neue  Lugenschrift  Kalcksteins.] 

—  Man  misset  alhier  Kalksteinen,  weiln  keiner  sagen  kann,  dass  3.  Dec. 
er  denselben  innerhalb  vier  Tagen  gesehen,  und  auch  kein  Mensch  weiss, 
wo  er  hingekommen.  Es  werden  allerhand  ertichtete  Reden  von  ihm 
ausgesprenget  und  bin  ich  dcsshalben  bei  dem  U.Kanzler,  welcher 
seinetwegen  ganz  krank  worden,  in  grosser  Suspicion.  Wofern  er  lange 
aussen  bleibet,  dörfte  ich  seinetwegen  woll  hier  viel  Händel  haben.  Der 
König  hat  mich  durch  den  Herrn  General  Boccom  gestern  Nachmittag 
desshalb  besprechen  und  mir  sagen  lassen,  man  habe  ihn  bei  Poltowska, 
weiches  11  Meilen  von  hier,  gesehen,  dass  er  von  12  Ew.  Churf.  D.  Reu- 
tern geführet  worden,  und  weiln  Ew.  Churf.  D.  den  König  umb  seine 
Herausgebung  gebeten,  verwunderte  Se.  Maj.  sich  gar  sehr,  dass  ihn 
dieselbe  heimlich  wegnehmen  lassen.  Ich  bat  ihn  aber,  er  möchte  mich 
bei  Sr.  Maj.  entschuldigen  und  sagen,  dass  ich  desshalb  von  Ew.  Churf. 
D.  keine  andere  Ordre,  als  seine  Herausgebung  zu  urgieren  hätte,  und 
man  wiisste  auch  wohl,  dass  ich  ohne  Ordre  nichts  thun  dörfte.  Dar- 
auf hat  heute  der  U.Kanzler  eine  spanisch-polnische  Inquisition^)  an- 
gestellet  und  in  meiner  Abwesenheit  meinen  Wirth  und  alle  desselben 
Leute  ins  Burggerichte  citieren  lassen,  allwo  dieselben  theils  mit  Be- 
drauung  des  Henkers,  theils  bei  Verlust  aller  ihrer  Güter,  theils  auch 
bei  Vorlegung  des  Eides  einige  Lügen,  so  man  ihnen  selbst  vorgesaget, 
so   da  sein  Lebetage  nicht  erhöret,   aus  Angst  und  Forcht  zu  sagen  ge-  ^ 

zwungen  worden.  Einige  hat  man  auch  mit  Gelde  einzustimmen  be- 
wogen. Auf  solche  Weise  vermeinet  er  mir  grosse  Händel  zu  machen, 
aber  der  G.Kanzler  von  Littauen  und  der  K.Schatzmeister  stehen 
mir  bei.  Indessen  ist  doch  aber  dem  Landfrieden  nicht  zu  trauen,  weiln 
jener  mit  seinen  violentis  consiliis  wohl  durchdringen  dörfte.  Wess- 
halben  denn  Ew.  Churf.  D.  nicht  übel  aufnehmen  werdeo,  dass  ich  mich 
ein  wenig  retiriere,  wofern  ich  merke,  dass  man  Ew.  Chf.  D.  in  meiner 
Person  zu  beleidigen  trachten  sollte.  Denn  es  ist  alles  wegen  dieses 
Kerles  in  vollem  Alarm,  welches  sich  aber  wohl  verbluten  wird,  gestalt 
denn  der  König  albereit  dazu  lachet. 

Im  Senat  hat  der  ü. Kanzler  darauf  gedrungen,   dass  man  Br.  arretieren 
sollte,   weil  aber  andere  sehr  dawider  gewesen,   hat  man  endlich  beschlossen, 


')    S.  Paczkowski  S.  202. 


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490  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

dass  man  die  Sache  untersuchen  und,  falls  er  schuldig  befunden  werden  sollte, 
von  Kf.  seine  Abberufung  verlangen  sollte.  Weil  aber  der  ü.  Kanzler  solche 
scharfe  Inquisition  angestellt,  dürfte  man  bei  diesem  consilio  wohl  nicht  be- 
ruhen. 

Es  laufe  aber  mit  ihm  ab,  wie  es  wolle,  so  ist  es  doch  gut,  dass 
man  ihn  fortgebracht,  denn  er  hatte  eben  den  Tag  zuvor  recht  zu  der 
Zeit,  da  Ew.  Churf.  Dchl.  desselben  Herausgebung  am  aller  eifrigsten 
begehret,  litteras  protectorias  bekommen  ^),  da  sonsten  zuvor  der  König 
allezeit  gesaget,  dass  er  denselben  nicht  protegierete,  und  weiln  ihn  der 
Bischof  von  Posen  auch  in  sein  Haus  und  an  seine  Tafel  nehmen  wollte, 
so  hätte  man  ihn  hernach  sein  Lebetage  nicht  bekommen.  — 

PS.  Nachdem  die  Declaration  der  Preussischen  Stände')  wider  den 
Kalkstein  hier  angelanget  und  publicieret  worden,  hat  der  Bösewicht 
dawider  ein  Project')  aufgesetzet,  in  200  exemplaria,  dabei  er  vorge- 
geben, dass  dasselbe  in  Königsberg  auf  den  Gassen  gefunden  worden, 
dessen  Inhalt  war,  als  ob  ihn  gedachte  Stände  heimlich  encouragiereten, 
in  seinem  bösem  Werk  fortzufahren  und  sich  nicht  daran  zu  kehren, 
was  sie  publice  erkläret  hätten,  weiln  sie  solches  ratione  status  thuen 
müssten,  ihm  aber  zu  seiner  Zeit  schon  beispringen  wollten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.    D.  Cöln  28.  November/ [8.  De- 

cember]  1670. 

[Ealcksteins  Forlfübrung,  deswegen  zu  machende  Erklärungen.] 
8.  Deci  —  Es  wird  Dir  nunmehr  wissend  sein  *),  was  maassen  der  Obrister 

Ealckstein  nunmehr  von  dorten  weg  und  in  unser  Herzogthumb  Preus- 

>)    Vgl.  T.  Brandts  Bericht  vom  30.  December  1670  (Forsch.  V,  1). 

^  Der  Herzog  von  Groy  hatte  am  24.  October  1670  dem  Kf.  gemeldet,  da  K. 
in  seinen  in  Warschau  übergebenen  Schmähschriften  sich  als  Bevollmächtigten  der 
preussischen  Stände  ausgegeben,  so  habe  die  Regierung  den  Ständen  davon  Mitthei- 
lung gemacht  und  dieselben  aufgefordert,  ihr  Missfallen  darüber  zu  contestieren  und 
ihn  öffentlich  zu  desavouieren,  dieses  sei  gestern  durch  eine  Deputation  derselben  ge- 
schehen.  Vgl.  Pufendorf  XI,  §  103  (S.  861),  v.  Baczko  Gesch.  Preussens  V,  S.  392f. 

^  Dem  Berichte  Stoderts  au  den  Danziger  Rath  vom  21.  November  liegen  bei: 
Literae,  quas  Kalcksteinius  ad  se  scriptas  publicavit  (polnisch). 

*)    Die    erste    Nachricht    von    Kalcksteins    Entführung    hatte   Kf.    durch    ein 

Schreiben  des  Herzogs  von  Croy  (d.  Königsberg  -;r^ r—  1670)  erhalten,  in  wel- 
chem derselbe  auf  Grund  eines  am  Tage  vorher  angelangten  kurzen  Billets  Mont- 
gommerys,  selbst  noch  ohne  Kunde  von  den  näheren  Umständen,  ihm  davon  An- 
zeige gemacht  hatte. 


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Entfiibrung  Ealcksteins.  491 

sen  gebracht  worden.  Nun  wollen  wir  zwar  nicht  hoffen,  dass  man 
wegen  eines  so  boshaften  und  grossen  Missthäters  einig  Werk  machen 
und  jemand  dessen  Entführung  empfinden  oder  anten  werde,  dafern  man 
Dich  aber  doch  deswegen  besprechen  oder  diese  Action  übel  nehmen 
möchte,  solchenfalls  hastu  gleichsamb  für  Dich,  und  als  wenn  Du  dess- 
falls  von  uns  noch  keine  Ordre  empfangen,  fürzustellen,  dass  Dir  von 
dieser  Sache  nichts  bewusst  gewesen,  ja  nicht  einmal  informiret  wärest, 
ob  das,  was  mit  ihm  vorgenommen,  auch  mit  unserm  Vorbewusst  und 
Sefehl  geschehen.  Du  hättest  aber  das  Vertrauen,  man  würde  sich  eines 
solchen  Menschen,  der  uns  nach  dem  Leben  gestanden  —  keineswegs 
annehmen,  sondern  ihm  vielmehr  gönnen  und  billig  finden,  dass  er  wegen 
seiner  bösen  und  abscheulichen  Thaten  zu  gebührender  Strafe  gezogen 
werde.  Wir  würden  in  dergleichen  Fällen  es  gewisslich  gegen  Ihre  E. 
M.  und  die  Republicq  —  ebenso  halten.  Sonsten  hätten  wir  auch  Ihre 
E.  M.  und  die  proceres  Regni  in  dieser  Sache  nicht  furbeigegangen  und 
umb  die  Abfolgung  des  Ealcksteins  bei  denselben  gebührende  Gesinnung 
gethan  — .  Bei  denen,  so  uns  affectioniret,  hastu  zu  suchen,  dass  sie 
sich  bemühen,  der  Eönig  und  andere,  so  hierüber  allarmiret,  hierunter 
begreifen  mögen,  damit  desto  besser  Vertrauen  zwischen  dem  Eönig, 
Republicq  und  uns  erhalten  werden  möge.  ~ 


Die  prenssischen  Regimentsräthe  an  den  König  von  Polen. 
D.  Regiomonti  10.  December  1670^). 

[Wegen  Unkenntnis  des  Sachverhaltes  werden  sie  eine  Untersuchung  anstellen  und 

an  Kf.  berichten.] 

—  exigebat  omnino  delictorum  atrocitas,  ut  perduelli  pro  communi  10.  Dec. 
summorum  principum  causa  poenae  irrogarentur  promeritae.  Cujus  autem 
jussu  instinctuve,  quorumve  manu,  ubine  locorum  reus  ille  facinorum 
tot  convictus  captus  fuerit,  nos  equidem  fugit,  nisi  quod  fama  de  capto 
et  abducto  paucis  abhinc  diebus  hie  percrebuerit.  De  requisitionibus 
itaque  Sacrae  Regiae  Maiestatis  Vestrae  clementissimis  et  informationem 
instituemus  et  statim  ad  Ser.  Electorem  referemus  humillime  nee  dubi- 
tamus,  Eandem  foederatae  amicitiae  et  vicinitatis  juriumque  observantis- 


^)  Erwiderung  auf  ein  Schreiben  Konig  Michaels  vom  5.  December,  in  wel- 
chem derselbe  die  Rücklieferung  Kaicksteins  und  Auslieferung  oder  Bestrafung 
deijenigen,  von  denen  derselbe  fortgeführt  sei,  gefordert  hatte  (Zaluski  I,  S.  278 f.). 


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492  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

simam  desideriis  S.  R.  Maiestatis  Vestrae  ex  equo  promptissimeque  re- 
spoDsurum  esse.  —  ^) 


Eu8.  V.  Brandt    an   den  Kurfürsten.     D.  Ortelsburg   18.  De- 

cember  1670.') 

[Rath,  wie  in  der  Kalcksteinschen  Sache  zu  verfahren.] 

18.  Dec.  —  Die  Kalksteinische  Sache  betreflfend,    kann  ich  aus  allen  ümb- 

ständen  wahrnehmen,  dass  kein  besser  Mittel,  den  König  und  die  Re- 
publik zu  begütigen  und  gute  correspondence  mit  derselben  zu  erhalten, 
sei,  als  wenn  Ew.  Chf.  D.  dabei  bleiben,  dass  Sie  ganz  und  gar  von 
diesem  dessein  und  execution  nichts  gewusst,  und  dass  ich  lieber  alles 
über  mich  nehme,  alle  Ew.  Chf.  D.  AfTectionierte  rahten  auch  dieses, 
weiln  sie  sehen,  dass  der  König,  welcher  sich  hierdurch  oflFendieret  be- 
findet, und  kein  ander  Mittel  Satisfaction  zu  erlangen  hat,  gern  haben 
wolle,  dass  Ew.  Chf.  D.  darauf  beständen,  dass  es  ohne  deroselben  ordre 
geschehen,  in  Betrachtung,  dass  Se.  Maj.  auf  solche  Weise  ihre  Repu- 
tation ungekränket  erhalten  können.  Dieser  Praetext  wird  auch  darumb 
desto  besser  angehen,  weil  man  die  Inquisition  zu  Warschau  einzig  und 
allein  wider  mich  angestellet  und  nicht  einmal  wegen  der  Reuter,  so 
den  Kalkstein  genommen,  rechte  Nachfrage  gethan,  daher  sie  nicht  ein- 
mal recht  wissen,  was  es  vor  welche  gewesen,  und  bildet  man  sich  noch 
ein,  dass  der  Montegommery  ein  abgedankter  Officierer  sei.  Der  Herr 
Statthalter  und  die  preussische  Regierung  schieben  alles')  auf  einen 
littauischen  Officirer,  namens  Baumgart,  so  mit  bei  der  Execution  ge- 
wesen und  bis  nach  Memel  mit  gangen,  haben  auch  den  Kalkstein  da- 


')  Der  Herzog  von  Croy  theilt  am  11.  December  dem  Kf.  sowohl  das  Schreiben 
Konig  Michaels  als  auch  diese  Antwort  der  Preussischen  Oberrathe  mit  und  fögt 
hinzu,  man  habe  sich  allerdings  bemüht,  die  Tbat  dem  Fähndrich  Baum  gart  (s. 
oben  S.  488)  zuzuschieben,  da  dieselbe  aber  in  t.  Brandts  eigener  Stube  yollfuhrt  sei 
und  derselbe  sich  darauf  von  Warschau  retiriert  habe,  so  sei  es  nicht  gut  möglich, 
weiter  den  wahren  Sachverhalt  zu  verhehlen.  Kf.  schreibt  (d.  Cöln  19.79.  December 
1670)  an  die  Preussische  Regierung:  „Nun  gereichet  uns  zu  sonderbar  gnädigstem 
Gefallen,  dass  ihr  so  mascule  geantwortet,  wie  wir  denn  auch  die  Sache  also  bei  dem 
Könige  repräsentiret,  dass  es  verhoffentlich  sein  Verbleiben  dabei  haben  wird." 

'^  Schon  am  7.  December  hatte  v.  Brandt  dem  Kf.  von  Wildenburg  aus  ange- 
zeigt, dass  er,  um  einen  Aflfront  zu  vermeiden,  Warschau  verlassen  habe.  Näheres 
s.  in  seinem  Schreiben  vom  30.  December  (Forsch.  V,  1). 

')    S.  oben  Anm.  1. 


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Die  Entführung  Kaicksteins.  493 

hin  vermocht,  dass  er  an  denU.CanzIer  und  Bischof  von  Posen  selbst 
geschrieben,  dass  dieser  nebst  anderen  abgedankten  Soldaten  ihn  über- 
fallen und  beim  Kopf  genommen,  und  habe  ich  solche  des  Kalksteins 
Briefe  mit  der  Post  in  den  meinigen  eingeschlossen  fortgeschicket,  wo- 
rauf der  beiden  eiferigen  Herren  Bischöfe  Resolution  erwarten  muss. 
Dass  man  sonsten  eben  wider  meine  Person,  ohne  vorhergehendes  ein- 
ziges Document,  solche  scharfe  Klage  angestrenget  und  so  genau  inqui- 
riret,  daran  ist  keiner  schuld  als  der  U.Canzler,  der  Bischof  von  Posen 
und  Roht,  denn  dass  jene  beide  hierdurch  Gelegenheit  gesuchet,  mich 
beim  Kopfe  zu  nehmen  und  an  Kalksteins  Stelle  festzuhalten,  ist  publicq 
und  offenbar,  sintemal  sie  desfalls  im  höchsten  Eifer  im  Senat  geschworen, 
dass  aber  dieser  letztere  dem  König  den  Rath  gegeben,  mich  so  lange 
gefangen  zu  halten,  bis  man  seinen  Vater  toslassen  würde,  solches  hat 
mir  der  Herr  General  Major  Boccom  heimlich  im  Vertrauen  entdecket.  — 


Der  Kurfürst   an    den  König   von  Polen.     D.   Coloniae  ad 
Spream  19./9.  December  1670'). 

[Rechtfertigung  derjenigen,  welche  Kalckstein  fortgeführt  haben.] 

Ex  literis  Regiae  Majestatis  Vestrae  ad  supremos  in  ducatu  nostro  19.  Dec. 
Prussiae  consiliarios  exaratis ')  perspeximus,  Regiam  Majestatem  Vestram 
acerbe  admodum,  secus  ac  fore  putavimus,  de  iis  conqueri,  qui  Ealck- 
steinium,  ubi  et  quo  modo  nescimus,  captum  nostris  in  ducatu  nostro 
tradiderunt.  Quare  non  possumus,  quin  in  memoriam  Regiae  Majestät! 
Vestrae  revocemus,  quo  studio  eidem  per — Eusebium  a  Brandt  sae- 
pius  et  adhuc  nuperrime  nefarii  hujus  perduellis  flagitia  infamiamque  re- 
praesentari  curaverimus  —  dum  id  contra  ins  fasque  gentium  et  pacta 
tam  antiqua  quam  nova,  quibus  utrinque  tenemur,  hactenus  obtinere  non 
potuerimus.  Quae  cum  ita  sint,  expendendum  Regiae  Majestati  Vestrae 
relfnquimus,  quid  vindicandis  nefariis  perditissimi  mortalium  conatibus 
satis  dignum  statui  merito  possit,  quod  non  infra  meritum  et  delicto 
tam  atroci  minus  congruum  videri  queat?  Quid  itidem  commune  regum 
ac  principum  decus  et  majestas,  quam  hie  ardelio  impune  hactenus  vel- 
licare  ac  lacessere  fuit  ausus,  requirat?  Quid  praeterea  indissolubilis  ille 
sacerque  amicitiae  nexus,  qui  Regiam  Majestatem  Vestram  Remque  pu- 
blicam  et  Nos  inter  coUigatus  est  et  quem  hie  nebulo  temerario  ausu, 

0    Vgl.  Pufendorf  XI,  §  104  (S.  862). 
'O    S.  oben  S.  491. 


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494  HI.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

quantum  in  se  fuit,  dissolvere  anaisus  est,  exigat?  Confidimus  itaque 
Regiam  Majestatem  Vestram  eos,  qui  pio,  procal  dubio,  jastoque  zelo 
moti  sceleratum  hunc,  nescimus  unde  et  qua  ratione,  abductum  in  no- 
stram  potestatem  et  custodiam  tradiderimt,  laude  potius  regioque  favore 
quam  indignatione  vindictaque  immerita  prosecuturum,  imo  id  ut  fiat  ab 
Eadem  amice  contendimus,  quamvis  ne  hoc  quidem  temporis  momento, 
qui  aut  quales  fueriut,  sciamus.  Quae  omnia  Regiae  Majestät!  Vestrae 
praefatus  Qoster  aulicus  a  Brandt  ex  itinere,  cujus  necessitatem  privata 
ejus  imposuerunt  negotia,  redux  fusius  —  exponet*).  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  19./9.  December  1670. 

[Missbilligunf  seiner  Abreise  von  Warschau.] 
19.  Dcc.  Wir  haben  Deine  Relation  aus  Wildenbergk  vom  7.  Decemb.  st.  n.*) 

wohl  erhalten,  aber  mit  höchstem  Missfallen  daraus  ersehen,  dass  Du 
ohne  eintzige  Noth  und  Befehl  Dich  von  Warschau  gemachet  und  daher 
Ursache  gegeben,  dass  der  König  Dich  der  Flucht,  und  als  wann  Du  Dich 
selber  dadurch  condemniret  hättest,  beschuldiget.  Wir  befehlen  Dir 
demnach  hiemit  in  Gnaden,  Dich  wiederumb  nacher  Warschau  zu  er- 
heben, es  wäre  denn  dass  nach  Anzeigung  des  Königes  Schreiben  die 
Captur  in  Deinem  Quartier  geschehen,  und  vorzugeben,  dass  Du  Deiner 
Privatgeschäfte  halber  verreiset  gewesen,  wie  wir  uns  dann  in  unserm 
Schreiben  an  den  König  darauf  beziehen,  welches  Du  aus  beigefügeter 
Abschrift  zu  ersehen  hast.  W^ir  halten  uns  versichert,  dass  Dir  nichtes 
wiederfahren  werde,  sehen  auch  nicht,  was  sie  vor  Ursache  dazue  neh* 
men  können,  und  hastu  Dich  vielemehr  zu  beschweren,  dass  Du  in  des 
Königes  Schreiben,  welches  er  an  unsere  Preussische  Regierung  abge- 
lassen, dergestalt  angegriffen  werdest.  Solltest  Du  aber  obenangezogener 
Ursache  halber  selbst  nicht  hinziehen  können,  so  hastu  zu  befodem,  dass 
unser  Schreiben  wohl  übergeben  werde.  Es  ist  auch  unser  gnädigster 
Befehl,  dass  Du  vorher  umbständlich  berichten  sollest,  wie  es  mit  der 
Captur  eigentlich  zugangen,  zumalen  wir  bisher  keine  vollständige  Nach- 
richt davon  erhalten*).  — 


0  Unter  demselben  Datum  schreibt  Kf.  auch  an  den  Erzbischof  von  Gnesen, 
theilt  demselben  sein  Schreiben  an  den  König  mit  und  bittet  ihn,  sich  der  Sache  an- 
zunehmen. 

»)    S.  oben  S.  492. 

^    Daraufhin  erstattet  ▼.  Br.  am  30.  December  von  Königsberg  aus  den  ausfübr- 


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Entführung  Ealcksteins.  495 

Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  In  meiner  Re- 
ßidentz  zu  Colin  an  der  Spree  22.  December  1670 /[l.  Januar 

167 1]0. 

[Versicherung,  dass  Ealcksteins  Entführung  ohne  sein  Wissen  und  seinen  Befehl  er- 
folgt ist.] 

—  Dabei  betrübet  es  mich  nicht  wenig,  dass  ohne  Zweifel  aus  An-  1.  Jan. 
Stiftung  einiger  mir  übel  aifectionirten  mir  nicht  allein  bisher  dasjenige 
zu  der  ganzen  Welt  Verwunderung  versaget,  was  nimmer  in  Zweifel  ge- 
zogen werden  können,  besondern  dass  auch  E.  Eönigl.  M.  in  die  Opinion 
gebracht  werden  wollen,  als  hätte  ich  zu  Despect  Dero  Königlichen  Re- 
sidentz  Ordre  gegeben,  den  Kalkstein  von  dannen  mit  Gewalt  wegzu- 
führen. Nun  hat  dieser  Mensch  sich  wohl  dergestalt  an  mich  vergriffen, 
dass  mir  von  niemands  verdacht  werden  können,  dessen  Extradition  von 
E.  Königl.  M.  zum  öftern  zu  bitten,  wie  er  denn  wohl  nicht  werth  ge- 
wesen, dass  er  alda  einigen  Schutz  gefunden.  So  viel  aber  seine  Ent- 
führung betrifft,  ob  ich  zwar  wohl  davor  halte,  dass  diejenige,  so  es 
verrichtet,    solches   aus   guter  Affection    vor  mich  gethan,    so  kann  ich 


liehen  Bericht  über  die  Entführung  Ealcksteins  und  die  folgenden  Ereignisse  bis 
zu  seiner  Abreise  von  VS^arschau,  welcher  schon  in  Forsch,  zur  brand.  u.  preuss. 
Gesch.  V,  1  abgedruckt  ist.    Schon  vor  dem  Eintreffen  desselben  befiehlt  ihm  Ef.  (d. 

Coln       '    , Z7:=-, — ),  da,  wie  er  von  verschiedenen  Seiten  her  vernehme,  er  bei 

2.  Januar  1671    ''       ' 

der  Sache  so  conniviert  habe,  dass  der  Konig  mit  einigem  Fug  sich  über  ihn  zu  be- 
schweren Ursache  habe  und  vielleicht  seine  Bestrafung  verlangen  werde,  er  solle  an 
seine  Bekannten  schreiben,  dass  er  durch  diese  eigenmächtige  That  sich  in  ein  grosses 
Labyrinth  gestürzt  habe,  weder  nach  Warschau  zurückzukehren  noch  an  den  Hof  des 
Ef.  sich  zu  begeben  oder  in  dessen  Landen  zu  bleiben  wage,  sondern  nach  Stettin 
(was  er  auch  wirklich  in  der  Stille  thun  solle)  oder  nach  Hamburg  gehen  werde. 

0  Eigenhändig.  In  einem  vom  vorhergehenden  Tage  datierten  Schreiben  an 
den  König  erklärt  Kf.  demselben,  indem  er  ihm  ein  zweites  Exemplar  seines  vielleicht 
verloren  gegangenen  Schreibens  vom  19.  December  (oben  S.  493)  zuschickt,  er  könne 
Kalckstein  nicht  wieder  entlassen,  dessen  Fortführung  sei  aber  ohne  seinen  Befehl 
geschehen  und  er  sei  bereit,  gegen  die  Seinigen,  wenn  sie  etwas  gegen  die  Würde 
des  Königs  oder  der  Republik  oder  gegen  das  Völkerrecht  begangen  hätten,  rechtlich 
zu  verfahren.  Vgl.  auch  das  Schreiben  0.  v.  Schwerins  an  den  Herzog  von  Croy 
vom  30.  December  1670  bei  v.  Orlich  I,  S.  348.  Das  Schreiben  König  Michaels 
an  den  Ef.  vom  31.  December  1670,  in  welchem 'er  das  baldige  Erscheinen  eines  Ge- 
sandten ankündigt,  v.  Brandt  die  Rückkehr  nach  Warschau  verbietet  und  sich  über- 
haupt femer  einen  ständigen  Residenten  des  Kf.  daselbst  verbittet,  und  das  eigen- 
bändig ausgestellte  vom  24.  Januar  1671,  worin  er  in  freundschaftlichem  Tone  die 
Hoffnung  auf  Wiederherstellung  des  freundschaftlichen  Verhältnisses  ausspricht,  s.  bei 
Zftluski  I,  S.  279  u.  283. 


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496  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

doch  E.  Eon.  M.  wohl  versichern,  dass  ich  diesen  Leuten  so  wenig  Ordre 
dazu  gegeben,  so  wenig  als  ich  sie  kenne  und  diese  Stunde  noch  nicht 
weiss,  wer  sie  sein  und  wie  es  damit  hergegangen,  wurde  mir  auch  sehr 
leid  sein,  wenn  der  Brand  hierbei  etwas  unverantwortliches  gethan  hätte, 
und  wurde  ich  nicht  unterlassen  ihn  auf  solchen  Fall  desfalls  mit  ge- 
bührender Strafe  anzusehen.  — 


h,     Sendung  Opacki's.     Februar  1671. 
Erstes  Memorial  Opacki's*)  s.  d.  [Anfang  Februar')  1671.] 

[Forderung  der  Zurückgabe  Ealcksteins,  Bestrafung  Brandts,  Montgommeri's  und  der 
Soldaten  desselben,  Auslieferung  Baumgarts.     Der  Konig  wird  keinen  ständigen  Re- 
sidenten des  Ef.  in  Warschau  dulden.] 

Febr.  —  tanto  cum  maiori  nunc  dolore  grauissimam  honoris  sui  regii  et 

reipublicae  laesionem  exponit,  per  atrocissimum  facinus  patratum  ab 
Aulico  Camerae  et  ministro  Serenitatis  Vestrae  Eusebio  Brandt,  qui 
dum  tractandorum  negotiorum  Serenitatis  Vestrae  causa  in  Aula  Polona 


>)  Schon  am  26.  December  1670  hatte  Stodert  (s.  Hirsch  S.  271}  dem  Dan- 
ziger  Rathe  gemeldet,  man  gedenke  den  Potkommorzy  Warszawsky  Opacki  an  Ef.  zu 
schicken,  doch  sei  die  Sache  noch  in  suspenso;  am  2.  Januar  1671  meldet  ebender- 
selbe, das  Schreiben  des  Ef.  vom  19.  December  (oben  S.  493)  habe  verursacht,  dass  der 
schon  zur  Abreise  bereite  Opacki  auf  einige  Tage  zurückgeblieben,  doch  solle  der- 
selbe gleichwohl  zum  Ef.  abreisen.  Christoph  Wiehert,  den  Ef.  nach  v.  Brandts 
Abreise  aus  Warschau  auf  die  Empfehlung  des  Herzogs  von  Croy  mit  der  Besorgung 
seiner  dortigen  Geschäfte  betraut  hatte,  sendet  schon  am  11.  Januar  das  Protokoll  der 
in  der  Eaicksteinschen  Sache  geführten  Untersuchung,  welches  Opacki,  der  heute 
oder  morgen  abreisen  werde,  mitbringen  solle,  und  berichtet  Näheres  über  den  Inhalt 
seiner  Instruktion.  Das  Creditiv  Eönig  Michaels  für  denselben  ist  vom  7.  Januar  1671, 
das  Recreditiv  des  Ef.  vom  9.  Februar  1671  datiert.  Ueber  Opacki  berichtet  Sto- 
dert dem  Danziger  Rathe  am  27.  Januar  1670,  der  Hofstaat  der  Eönigin  werde  auf 
den  Rath  des  U.Eanzlers  und  aus  dessen  Creaturen  gebildet,  Wisenburg  und 
Opacki,  Potkommorzy  Warszawsky,  welcher  eine  nahe  Blutsfreundin  der  Littaui- 
schen  G.Eanzlerin  [eine  Tochter  des  Littauischen  Schatzmeisters  Eirszensteyn] 
geheirathet,  seien  premiers  gentilshommes  de  la  chambre  geworden.  —  Ueber  die 
Verhandlungen  mit  Opacki  vgl.  Pufendorf  XI,  §  104  (S.  862 f.),  Paczkowski, 
Der  grosse  Eurfürst  u.  Gh.  L.  v.  Ealckstein.    (Forsch.  111,  2  S.  109.) 

2)    Nach  dem  Geheimenrathsprotokoll  vom  Fo-^k  / =j  1671  wird  an  diesem  Tage 

das  Memorial  Opacki's  und  ein  Aufsatz  v.  Somnitzs,  wie  dasselbe  zu  beantworten 
sei,  verlesen. 


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Erstes  Memorial  Opacki's.  497 

in  loGO  residentiae  regiae  maneret,  Christianum  Kaickstein,  origine 
Dobilem  PoIoDum,  dictum  Stolinski '),  inter  militaria  signa  bene  Dotura 
et  de  Republica  meritum  (ideoque  equestris  ordinis  intercessione  Regiae 
Maiestatis  ClemeDtiae  supplicantem ,  quatenus  officio  et  authoritate  sua 
in  S.  V.  gratiam  reponeretur)  clandestino  modo,  dolose  ac  fraudulenter,  in 
domo  et  cubiculo  suo,  manu  propria,  cum  officiaiibus  et  militibus  ex  di- 
tionibus  S.  V.  accitis  et  evocatis,  tum  cum  praedictum  Brandt  Kaick- 
steinius  familiariter  prout  solebat  visitaret,  proditorie,  iniectis  per  vim 
vinculis,  intercluso  crudeliter  ore  ferreo  obstaculo,  revinctis  manibus  pe- 
dibusque,  tapetibus  involutum,  in  currum  tectum  ad  id  praeparatum  in- 
iecit  ac  velocissimo  itinere  in  Prussiam  Ducalem  subordinatis  sub  prae- 
textu  postae  equis,  dispositisque  equitibus,  abduci  et  avehi  curavit,  ac  ipse 
tertio  post  perpetratum  facinus  die  turpi  fuga  reum  se  esse  demonstravit. 

Quo  audacissimo  et  inaudito  in  aulis  principum  facinore  quoniam 
gravissima  iniuria  affectum  se  Regia  Maiestas  sentiat  atque  ius  gentium 
cum  sit  violatum,  Reipublicae  ac  nationis  Polonae  dignitas  ollensa,  Ordi- 
narius inter  Principes  tractandi  sublatus  modus,  foederis  ac  amicitiae 
bonaeque  correspondenciae  interruptus  prope  nexus,  amice  requirit  Regia 
Maiestas,  quatenus  huic  suae  ei  Reipublicae  gravissimae  iniuriae  hono- 
rique  iaeso  condigna  satisfactione  a  Serenitate  Vestra  quamprimum  hocce 
modo  consulatur: 

Nimirum  ut  Serenitas  Vestra  Kalcksteinium  in  integrum,  nempe 
in  eum  statum  et  locum,  in  quo  antea  fuerat,  Varsaviam  saivum  et  in- 
columem  deduci  iubeat, 

Brandtius  violati  juris  gentium  poena  condigna  puniatur, 

Montegomorius  et  alii  milites  poena  laesae  Maiestatis  et  violatae 
securitatis  pubiicae  atque  plagiariorum  in  iure  dcscripta  afficiatur, 

Bomgardius  vexillifer  tanquam  miles  regio  sacramento  imbutus  et 
obstrictus  Suae  Maiestati  extradatur. 

Et  quoniam  praedictus  Brandt  minister  Vestrae  Serenitatis  contra 
Maiestatem  Regiam,  contra  ministerii  sui  honestique  viri  officium  deli- 
quit,  ideo  R.  Maiestas  a  S.  Vestra  id  quoque  requirit,  ut  inposterum  ad 
Aulam  Polonam  nuilum  mittat  ministrum,  qui  continuo  ibi  resideat,  sed 
ut  expositis  mandatis  et  peracta  negociatione  redeat.  Quandoquidem  R. 
Maiestas  nulIum  simiiiter  ministrum  in  Aula  Electorali  foveat').  — 


0    Diesen  Beinameu  hatte  Kalck stein,  nachdem  er  sich  nach  Polen  geflüchtet, 
von  einer  in  Westpreussen  begüterten  Nebenlinie  seines  Geschlechtes  angenommen. 
^    In  einem  neuen  Memorial  wird  hinzugefügt,  Brandt  habe  Copieen  der  Briefe 

Uat«r.  t.  Gescb.  d.  O.  Kurfürsten.    XII.  •  32 


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498  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Responsum  Suae  Serenitatis  Electoralis  ad  memoriale  illastris 

domini  ablegati  Suae  Regiae  Majestatis  Poloniae  datnm.    s.  d. 

[Anfang  Februar  1671.]') 

[Kaicksteins  Verbrechen.     Zusage  gerichtlicher  Verfolgung  Brandts  und  der  anderen 

Theilnehmer  an   der  Entführung.     Ankündigung   einer  Gesandtschaft  an   den  König. 

Wunsch,  auch  ferner  einen  Residenten  am  polnischen  Hofe  zu  halten.] 

Febr.  —  KalcksteiDÜ    causam   quod   spectat  adeo  improbus  ille,   adeo 

horrcnda  ejus  criinina,  ut  nihil  indignius  post  homines  natos  acciderc 
posset  unquam,  quam  si  res  illae  pessimae  res  optimas,  magnorum  dico 
regum  principumque  amicitiam  et  vicinarum  gentium  conjunctionem,  ullo 
modo  turbaront. 

Äufugit  is  in  Poloniam  variorum  criminum  convictus  et  condemna- 
tus,  servus  poenae  factus,  contra  juratam  fidem,  atque  aliquot  meuses 
illic  haesit,  nihil  aliud  agens,  quam  ut  atrocissimas  calumnias  contra 
principem   suum   disseminaret  sanctissimique  foederis  nexum  dissolveret. 

Et  tantum  abest,  ut  supplex  venerit,  qui  in  crimine  perstitit,  imo 
ipsa  scelerum  atrocitate  novorum  quotidie  in  ipsa  Reip.  facie  se  ip- 
sum  vicit. 

Non  erat  in  loco  isto  cognoscendum  de  criminibus  ejus.  Pacta  enim 
vel  simplices  Prussiae  incolarum  cujuscunque  sint  originis  querelas  ad 
Screnissimum  Electorem,  ut  supremum  Ducalis  Borussiae  dominum,  quae 
alium  principem  aut  patronum  vi  pactorum  agnoscere  nee  debet  nee  po- 
test,  remittunt.  ' 

Nee  convinci  poterat  magis  reum  se  laesae  majestatis  esse  quam 
illis  ipsis  nefariis  scriptis,  quae  tum  Ordini  Equestri  tum  ipsi  Regiae 
Majestati  exhibuit,  quibus  principem  suum,  qui  multis  ipsum  iisque 
maximis  beneficiis  aifecerat,  tyrannum  proclamare  tarn  falso  quam  scele- 
rate  ausus  est. 

Ad  Polonicae  sit  originis  nihil  intererat,  nee  de  eo  constat.  Constat 
et  patrem  et  majores  ipsius  duces  Borussiae  in  homagiis  naturales  suos 
dominos  (haec  verba  juraraenti  sunt)  agnovisse,  et  illorum  haeres  hie 
factus  fuit.  Quo  facinore  militari  de  Republica  meritus  fuerit,  nunquam 
innotuit.    Hoc  in  confesso  est,  et  in  Polonia  illum  non  cum  hostibus  sed 

des  Kf.  an  den  Konig  betreffend  K.'s  Auslieferung  verbreitet,  dagegen  sich  unter  dem 
Vorwande  einer  Krankheit  geweigert,  zum  U.Kanzler  zu  kommen  und  die  Antwort 
des  Königs  in  Empfang  zu  nehmen,  auch  mehrfach,  sogar  im  Vorzimmer  des  Königs, 
beleidigende  Worte  geäussert. 

»)     Vgl.  Pufendorf  XI  §  104  (S.  863 f.). 


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Antwort  des  Kf.  auf  Opacki^s  Memorial.  499 

cum  bospitibus  suis  eorumque  pecoribos  bellum  gessisse,  unde  quoque 
furti,  rapinae,  vis  et  concussionum  accusatus  et  condemnatus  est. 

Gratiam  Suae  Serenitatis  Electoralis  quomodo  is  dici  potest  quaesi- 
visse?  qui  in  Polonia  nihil  aliud  egit,  quam  ut  iram  et  indignationem 
repetitis  toties  et  in  ipsis  comitiis  publicatis  calumniis  acerbissimis  Suae 
Serenitatis  Electoralis  indignationem  provocaret?  Via  ad  inferos  non  ducit 
ad  coelum.     Nee  principem  sibi  conciliat,  qui  iram  acuit. 

Sceleratos  Serenissimus  Elector  Serenissimo  Poloniae  regi,  Suae  Ma- 
jestatis  antecessori,  nunquam  conciliare  studuit.  Maximorum  virorum  fa- 
tum,  qui  malis  Reipublicae  tanquam  tempestate  aut  torrente  involuti 
atque  abrepti  fuerant,  neque  maligno  studio  quicquam  contra  Eandem 
designarant,  miserata  quidem  est  Sua  Serenitas  Electoralis  et,  ut  idem 
Serenissimus  Rex  faceret,  interccssit  atque  a  Sua  Regia  Majestate  non 
tam  culpae  quam  infortunii  oblivionem  impetravit.  Id  quod  publicae 
pacis  legibus  ab  omnibus  paciscentibus  approbatis  uti  inter  magnos  prin- 
cipes  solemne  receptum  firmatumque. 

Nihil  tale  occurrit  in  Kalcksteinio  sua  sponte  pessimo  et  absit,  ut 
magnis  magnae  dignationis  viris  homo  sceleratissimus  accenseatur. 

Neque  asylum  in  Polonia  vel  quaerere  vel  sperare  poterat.  Asylo- 
rum  enim  sanctitas  iis,  qui  non  sponte,  sed  casu,  innocenti  animo,  aber- 
rante  forte  manu,  non  mali  sed  infelices  male  fecerant,  securitatem  olim 
praestabat.  Principi  suo  insidianti  aut  pacem  vicinorum  turbanti  nee 
sanctissimum  Dei  altare  patrocinabatur  quondam,  nee  profanis  in  fano 
receptus  erat.  Et  cum  nemo  unquam  ejusmodi  male  feriatis  favcret  sed 
quisque  suo  periculo  faveret,  deditio  sceleratorum  locum  invenit.  Hanc 
igitur  petit  Serenissimus  Elector,  non  obtinet.  Interim  Warsavia  quotidie 
afferuntur  literae,  quibus  nuntiatur,  et  in  Regia  et  in  Conventibus  Pro- 
corum versari  et  impune  versari  hominem,  qui  tam  immania  et  non  a 
foederatis  tantum  sed  ab  omnibus,  quibus  chara  est  principum  salus, 
vindicanda  patraret.  De  scelerato  isto  quidem  nihil  sani  unquam  ex- 
spectari  poterat.  Sed  tolerari  illum  Warsaviae,  postquam  pactis  inter 
inclytam  Rempublicam  et  Suam  Serenitatem  Electoralem  ipsisque  pacis 
Olivensis  legibus  cautum  fuit,  ut  altera  pars  alterius  honori  consuleret 
ejusdemque  gloriae  et  securitati  studeret,  hoc  vero  erat,  quod  animum 
Suae  Serenitatis  Electoralis  maxime  afficiebat,  exultante  insuper  male 
feriato  isto  in  dies  magis  magisque  in  impunitate  sua  et  nunc  ministerio, 
nunc  protectione  Regis  se  dignatum  jactante.  Noverat  Serenissimus 
Elector  illum  mendaciorum  artificem  nee  oranino  nunciis  istis  fidem  ad- 

32* 


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f>00  11 1.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

hibebat.  De  Sorenissimo  voro  Rego  et  sperabat  optima  quaeque  semper 
et  uil  nisi  quod  justum  esset  exspectavit,  atque  sie  nunquam  indaxit 
animum  quicquam  in  hac  causa  statuendi,  quod  mutuae  amicitiae  prae- 
judicarc  jure  possct. 

8i  fas  est  rem  felicissimam  laetissimamque  tristissimae  pcssimaeque 
miscere,  adeo  vcl  iutcr  haec  adversa  affectum  erga  Serenissimam  Regiam 
Majestatem  Sua  Serenitas  Electoralis  non  mutaverat,  ut,  cum  novo  a  Deo 
ter  optimo  maximo  munero,  quodque  unice  ab  ipso  votis  expetierat,  filiola 
nimirum  rcccus  nata  donarctur,  Suao  Majcstatis  Regiae  Serenissimam 
Consortem  ad  sanctissimum  munus,  quod  in  baptismatis  sacro  ab  his 
tantum,  quos  vel  maxime  veneramur  et  amamus,  peti  solet,  optimo 
animo  et  studio  invitaret.  Maie  cum  genere  humano  et  principum  con- 
ditione  agi  reputans,  si  pessimo  cuiquam  vel  minimum  in  sanctissimam 
principum  conjunctionem  ad  turbandam  eam  licerot. 

Accidit  interim,  ut  Kalcksteinium  in  terras  Serenissimi  Electoris 
delatum  narraretur,  sed  necdum  de  facti  ratione  ejusquo  authoribus  bona 
fide  constabat. 

Quae  cum  ita  sint,  posset  Sua  Serenitas  Electoralis  orbi  Christiane, 
imo  ipsi  Regiae  Majestati  Judicium  permittere,  uter  justiorem  gravio- 
remque  conquerendi  haberet  causam  et  cujus  esset  satisfactionem  petere. 

Qucmadmodum  vcro  Sua  Serenitas  Electoralis  hactenus  aequitate 
animi  potius  quam  suo  jure  usa  est,  sie  absque  ulla  disceptatione  et 
mora  mandabit  suis,  ut  ßrandium  e  vestigio  in  Judicium  vocent  et  in 
abductionis  illius  rationem  authoremque  omnes  accurate  inquirant  et,  uti 
delictum  merebitur,  dignis  modis  severe  vindicetur.  De  caetero  non 
autumat  Sua  Serenitas  Electoralis,  per  ßrandium  aut  id  genus  homines 
foederum  atque  amicitiae  nexum  interrumpi  posse.  Constringit  ille  sum- 
mos  principes  populosque,  qui  quid  hie  vel  ille  seeus  egerit,  atque  de- 
bebat,  praestare  non  possunt,  punire  possunt.  Idque  ut  hac  in  re  fiat, 
prout  aequum  est,  Sua  Serenitas  Electoralis  curabit^). 


')    Kf.  erlässt  wirklich  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  f'^'/r^^  1670)  Schreiben  sowohl 

an  die  Preiissische  als  auch  an  die  Noumärkische  Regierung,  in  welchen  er  dieselben 
anweist,  gegen  y.  Brandt,  Montgommeri  und  Raum  gart  das  gerichtliche  Ver- 
fahren zu  eroffnen.  Zugleich  aber  schreibt  er  an  den  Herzog  von  Croy;  „Dieweil 
wir  aber  dieses  alles  bloss  zu  Ihrer  K.  M.  Satisfaction  thun  und  im  übrigen  nicht 
gcraeinet,  wider  die  benannten  Personen  dergestalten  verfahren  zu  lassen,  so  haben 
wir  solches  E.  L.  zur  Nachricht,  wiewoll  in  höchstem  geheim,  vermelden  wollen,  und 
geruhen   dieselbe  auch   alsofort  nach  ßmpfahung  dieses  dem  Lieut.  Montgommeri 


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Antwort  des  Kf.  auf  Opacki*s  Memorial.  501 

Kalcksteinium  quod  attinet,  sicuti  Sua  Serenitas  Electoralis  nihil 
magis  exoptat,  quam  ut  semper  S.  R.  Majestati  constet,  quo  loco  ipsius 
desideria  habeat  et  quantum  istis  et  honori  S.  R.  M.  et  Reip.  satisfactum 
cupiat,  ita  quam  primum  per  ablegatum  suum  extraordinarium  ^)  de  Omni- 
bus negotii  circumstantiis  S.  R.  Majestatem  plene  informabit,  quibus  ex- 
positis  S.  S.  Electoralis  indubitato  sibi  promittit,  S.  R.  Majestatem  ipsam 
agnituram,  quod  S.  S.  Electoralis  non  patiatur  aliquid  in  se  desiderari, 
quod  ad  S.  R.  Majestatis  satisfactionem  spectet  et  quod  constantis  amici 
foederatique  officio  sit  congruum  et  conveniens. 

Caeterum  quoniam  reges,  priucipes  populique  aut  foedere  aut  vici- 
nitate  juncti  non  modo  honorificum  sibi  sed  et  utile  ac  necessarium  du- 
cunt,  si  in  aulis  suis  aut  in  publicis  consultationum  locis  foederatorum 
vicinorumve  ministri  adsint,  quibuscum  de  negotiis  rebusque  utramque 
partem  concernentibus  agi  tractarique  possit,  ne  propter  singula  negotia 
singulas  deputationes  instituere  opus  esset,  Sua  Serenitas  Electoralis  huic 
recepto  atque  laudabili  mori  atque  instituto,  quod  per  multos  abhinc 
annos  Suae  Regiae  Majestatis  praedecessorum  tempore  et  a  Sua  Sereni- 
tate  Electorali  observatum  est  atque  ab  aliis  principibus  exteris  in  Po- 
lonia  et  ipso  interregni  tempore  atque  etiamnum  observatur,  deesse  no- 
luit.  Et  quemadmodum  Suae  Serenitati  Electorali  gratum  foret,  si  quis 
a  Regia  Majestate  deputatus  hoc  in  loco  resideret,  quicura  de  salute 
publica  et  communibus  negotiis  agi  posset,  ita  non  displicere  posse  Suae 
Regiae  Majestati  existimat,  si  quem  suorum  in  eundem  finem  ad  Aulam 
Regiam  destinaverit.    Neque  dubium  est,  Suam  Serenitatem  Electoralem 


anzudeuten,  dass  er  sieb  von  dannen  heimlich  weg  und  etwan  nacher  Colberg  oder 
sonsten  an  einen  anderen  Ort  begebe  und  sich  daselbst  unter  einem  anderen  Namen 
auf  eine  Zeit  lang  aufhalte."  Vgl.  über  den  weiteren  Verlauf  dieses  Scheinprocesses 
Pufendorf  S.  864,  Paczkowski  (Forsch.  III)  S.  1091f. 

*)  Kf.  beabsichtigte  damals  in  der  That,  v.  Somnitz  als  Gesandten  nach  War- 
schau zu  schicken,  da  derselbe  aber  erkrankte  und  zugleich  aus  Polen  die  Nachricht 
kam,  dass  der  Konig  Warschau  verlassen  und  sich  zur  Armee  begeben  habe,  so  un- 

terliess  er  vorläufig  die  Absendung.  Erst  am  -^r^- — -  1671  befiehlt  Kf.  von  Pots- 
dam aus  V.  Somnitz,  da  der  polnische  Hof  wieder  in  Warschau  angelangt  und  die 
Schickung  dorthin  jetzt  unumgänglich  werkstellig  gemacht  werden  müsse,  ihm  seine 
Gedanken  darüber  zu  eroffnen,  die  Instruktion  und  was  sonst  nöthig  sei  zu  entwerfen 
und  sich  reisefertig  zu  halten,  v.  S.  fasste  darauf  das  Project  einer  Instruktion  ab 
und  es  wurde  im  Geh.  Rathe  darüber  berathen,  auch  jetzt  aber  wurde  die  Ausfüh- 
rung vertagt  und  liess  Kf.  nur  am  18./28.  April  ein  Entschuldigungsschreiben  an  den 
polnischen  König  (s.  u.  S.  508)  abgehen. 


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502  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

neque  Suam  Regiam  Majestatem  nee  Remp.  ablegationibus  non  necessariis 
fatigaturum  neque  inutilibus  se  ipsum  samptibus  oneraturum. 


Zweites  Memorial  Opacki's.     8.  d.  [Anfang  Februar  1671]. 

[Forderung,    die    beiderseitigen   Anspräche   und  Beschwerden    vor  Beschwörung    der 
Verträge  durch  eine  Kommission  abthun  zu  lassen.] 

Febr.  Post  exhibitum  nomine  Regiae  Majestatis  —  memoriale  circa  satis- 

factionem  honoris  Rogii  laesi  per  abductionem  Kalcksteinii  quidqaid 
ultra  a  Regia  Majestate  clementissime  mihi  est  commissum  Serenitati 
Vestrae  expono: 

Flagrantissi me  desiderat  Regia  Majestas,  ut  iuxta  toties  repetitas 
Poloniae  instantias  et  iuxta  normam  et  praescriptum  tractatus  Bidgos- 
ciensis  simulque  satisfaciendo  articulo  Pactorum  Conventorum  iuramento 
Regio  firmato,  antequam  confirmatio  iuratoria  pactorum  Bidgosciensium 
fiat,  commissio  ab  utrimque  ad  sopiendas  omnes  ab  invicem  controversias 
et  praetensiones  tarn  ex  parte  Regiae  Maiestatis  quam  ex  parte  Sereni- 
tatis  Vestrae  quam  primum  instituatur.  Locum  istius  commissionis 
proponit  Regia  Maiestas  in  civitate  aliqua  limitanea  Prussiae,  praecipue 
Prasznicii,  vel  in  aliqua  alia,  quae  opportuna  videbitur,  de  tempore  vero 
ab  utrimque  conveniet. 

Yalor  monetae  Polonicae  quandoquidem  contra  pacta  per  edictum 
Electorale^)  diminutus  est,  declarat  Regia  Maiestas,  pari  modo  valorem 
monetae  Electoralis  diminutum  iri. 

Quoniam  violenta  et  indecora  occupatio  Drahimi  non  legitimo  pro- 
cedendi  gradu  ac  modo  in  pactis  expresso  facta  est,  ideo  restitutionem 
eius  inhaerendo  requisitioni  per  ducem  Radziuilium')  a  Republica 
factae  urget  Regia  Maiestas,  ut  per  hanc  satisfactionem  redintegretur 
honor  Reipublicae. 

Quae  omnia  per  commissarios  ab  utrimque  deputatos  cum  plenaria 
concludendi  potestate,  ut  et  de  Eibinga  et  de  no»  suppeditatis  ad  nova 
bella  Poloniae  suppetiis  pleno,  integre  et  in  perpetuum  sopiri  possunt.  — 


')     S.  Hirsch,  Zur  Gesch.  der  polnischen  Königswabl  S.  108  Anm.  3, 
»)     S.  oben  S.  417. 


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Zweites  Memorial  Opacki's.    Antwort  des  Kf.  503 

Responsum  Suae  Serenitatis  Electoralis  ad  secandam  memo- 

riale  illnstris  domini  ablegati  Regiae  Maiestatis  Poloniae. 

D.  28.  Jannar/[7.  Februar]  1671. 

[Bereitwilligkeit  zu  Verhandlungen  über  die  beiderseitigen  Ansprüche,  aber  erst  nach 
Beschworung  der  Vertrage.] 

Quo  tempore  et  qua  ratione  renovatio  ac  confirmatio  perpetui  foe-  7.  Febr. 
deris  fieri  debeat,  cum  pacta  ipsa  art.  21  ostendant,  Serenitas  Sua  Elec- 
toralis  justo  tempore  legatos  suos  ad  implenda  omnia  illa,  quae  de  con- 
firmatione  pactorum  in  Ulis  ipsis  constitata  sunt,  Yarsaviam  misit.  Et 
quamquam  Sua  Serenitas  Electoralis  justam  conquerendi  causam  habeat, 
quod  tum  temporis  negotium  non  fuerit  confectum,  attamen  nee  deinceps 
partibus  suis  hie  ullo  unquam  modo  deerit,  sed,  quamprimum  de  die  con- 
firmationis  illius  et  loco  conventum  erit,  deputatos  suos  ad  locum  utrin- 
que  receptum  denuo  destinabit. 

Contendit  itaque  a  Sua  Regia  Majestate,  ut  taudem  super  die  et 
loco  animum  suum  quantocyus  Suae  Screnitati  Electorali  aperire  velit, 
ut  et  ipsa  suum  declarare  atque  ita  utrinque  absque  mora  statu!  queat, 
quo  negotium  hoc  adeo  necessarium  promoveri  possit. 

Commissionem  huic  confirmationi  praemittendam  esse,  nee  tenor 
pactorum,  a  quibus  Suae  Serenitati  Electorali  recedere  integrum  non  est, 
requirit  nee  confirmationis  hujus  scopo  et  naturae  consentaneum  est. 
Confirmatio  enim  et  renovatio  haec  iurata  in  eum  instituta  et  recepta 
est  finem,  ut  statim  post  electionem  in  Regno  aut  successionem  in  Du- 
catu  conjunctio  utriusque  partis  et  amicitia  sine  ulia  mora  in  solide  lo- 
cetur  atque  deinceps  huic  veluti  fundamento  omnia  ista  snperstruantur, 
quae  ad  incrementum  mutui  aifectus  et  concordiae  facere  unquam  pote- 
runt.  Commissionum  alia  est  ratio  et  docuit  experientia,  quomodo  istae 
aliquando  potius  ad  animos  distrahendos  aut  separandos  quam  jungendos 
faciant. 

Confirmatione  tamen  pactorum  facta  tantum  abest,  ut  Sua  Serenitas 
Electoralis  super  iis,  quae  moventur,  commissionem  detrectet,  ut  primo 
quoque  a  confirmatione  die  illam  per  eosdem  deputatos  suos,  special!  ad 
id  negotium  a  Sua  Serenitate  Electorali  ad  sopiendos  omnes  controver- 
sias  munitos  mandato,  aggressura  sit. 

Atque  illic  quoque  de  valore  monetae  et  aliis,  quae  componenda 
erunt,  agi  poterit,  si  ita  Regiae  Majestati  visum.  Ceterum  ad  ea,  quae 
Sua  Serenitas  Electoralis  de  moneta  Polonica  statuit,  exemplo  magnorum 
principum  vicinorum  et  aliis  rationibus  inducta  est.    Quales  si  invenerit 


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504  ni.    Brandenburfir  and  Polen.     1(>64->1673. 

Saa  Regia  Majestas  in  moneta  Borassica,  imminoi  ejus  valorem  aegre 
ferri  dod  potest.  Et  erit  hoc  sine  dubio  ex  re  Borassiae  Ducalis.  Ex- 
portatio  enim  bouae  monetae  inde  tum  metuenda  non  erit. 

Drahemium  occupando  juxta  pacta  usa  est  Sua  Serenitas  Electoralis 
jure  8U0  neqoe  ullo  modo  Reipublicae  honorem  laesit.  Expectavit  illa 
doncc  possessionem  ingrederetur  non  tres  annos,  oti  requirebant  pacta, 
Hcd  plus  quam  ter  tres  annos.  Nee  intermissa  est  solutionis  requisitio  et 
denunciatio,  id  quod  responsoriae  Serenissimi  Regis  Joannis  Casimiri 
mense  Scptembri  1660,  postmodum  saepius  ad  Suam  Serenitatem  Elec- 
toralem  datae  litcrac  illnstri  domino  ablegato  monstratae  testantur,  qui- 
bus  ob  attritas  et  accisas  publici  acrarii  res  (verba  sunt  literarum  Re- 
giarum)  debitum  numerari  non  posse  indicatur.  Nee  vioienta  aut  inde- 
cora  est  occupatio  ista,  quac  praestitis  pracstandis  sine  aditione  alicujus 
officii,  ut  verba  pactorum  habcnt,  facta  est. 

De  Eibinga,  cujus  mentionem  quoque  facit  illustris  dominus  able- 
gatus,  quae  pactis  conscntanea  sunt,  cum  jamdudum  fieri  debuisseut, 
tantamque  moram  Sua  Serenitas  Electoralis  hucusque  patienter  tulerit, 
in  suppetiis  voro,  quas  Poloniae  Sua  Serenitas  Electoralis  obtulit,  nihil 
omnino  neglexerit,  quod  pacta  desideraverint,  gratus  equidem  ille  dies 
illucescet  Serenissimo  Electori,  quo  elucidari  et  componi  haec  omnia 
juxta  jtdcta  possint.  — 


Drittes  Memorial  Opacki's.     s.  d.  [Anfang  Febrnar  1671]. 

[Aufbebung   der  Post  von  Köni{,'sberg   nach  Warschau.     Verlangen,    dass  Kf.  seinen 
Durchzug  durch  polnisches  Gebiet  vorher  anzeige.] 

Febr.  Er  hat  nachträglich  Befehl  erhalten,  dem  Kf.  anzuzeigen,  dass  der  König  die 

Post  von  Königsberg  nach  Warschau,  da  sie  ^suppeditatione  recentium  equorum 
Ulis,  qui  Kalcksteiniura  abducebant,  atque  adjunctione  novorum  equitum 
tantopere  deliquerit,  ut  securitatem  publicam  regni  per  hoc  violaverit" ,  nicht 
länger  dulden  werde.  Da  der  König  erfährt,  dass  Kf.  nach  Preussen  sich  mit 
zahlreicheren  Truppen  als  gewöhnlich  begeben  wolle,  so  fordert  er  ihn  auf 
Grund  des  14.  Artikels  der  Bromberger  Verträge  auf,  ihm,  wenn  er  durch  kö- 
nigliches Gebiet  hindurchziehen  wolle,  dieses  vorher  anzuzeigen. 


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Drittes  Memorial  Opacki*s.     Antwort  des  Kf.  505 

ResponsQm  Saae  Serenitatis  Electoralis  ad  tertium  memoriale 
illnstris   d.  ablegati  Regiae  Majestatis  Poloniae.     D.  31.  Ja- 
nuar/[10.  Februar]  1671. 

[UnZweckmässigkeit  der  Aufhebung  der  Post.    Kf.   wird  in  betreff  des  zu  fordernden 
Durchzuges  den  Verträgen  nachkommen.] 

Equites  istos,  qui  Varsavia  Regiomontum  literas  deferunt,  operam  10.  Febr. 
auxiliumque  Ulis,  qui  KalcksteiDium  abdaxerunt,  praebuisse  recen- 
tesque  subministrasse  equos  Suam  Serenitatem  Electoralem  prorsus  la- 
tet.  li  tarnen,  qui  complices  fuere,  juxta  datum  jam  ante  responsum 
puniri  debent.  An  vero  propterea  commoda  ista  literas  deportandi  ratio 
inter  foederatos  principes  et  populos  cessare  debeat,  Sua  Serenitas  Elec- 
toralis Regiae  Suae  Majestati  judicaudum  permittit.  Agitur  hoc  impri- 
mis  tempore  inter  Regiam  Suam  Majestatem  et  Suam  Serenitatem  Elec- 
toralem de  conservando  et  arctius  constringendo  mutuae  amicitiae  et 
foederum  nexu;  cui  rei  nihil  aeque  inservire  poterit  quam  mutui  hujus 
commercii  conservatio,  nihil  aeque  obesse  quam  ejus  inruptio:  quare 
illam  prae  hac  Regiae  Suae  Majestati  cordi  futuram  Sua  Serenitas  Elec- 
toralis certo  sibi  persuasum  habet. 

Caeterum  si  copias  militares  Sua  Serenitas  Electoralis  per  terras 
Regiae  Suae  Majestatis  ducere  aliquando  necessum  habuerit,  observabit 
ea  omnino,  quae  pactorum  articulo  14.  hac  de  re  constituta  sunt^). 


')  An  demselben  Tage  wird  Opacki  eine  Bescheinigung  ausgestellt,  dass  er 
zwei  Exemplare  des  Zeugen verhors  über  Kalcksteins  Entführung  in  polnischer 
Sprache  in  der  kurf.  Kanzlei  auf  deren  Verlangen,  um  sie  gegen  die  Mitschuldigen 
zu  gebrauchen,  zurückgelassen  hat.  —  Ueber  die  Verhandlungen  mit  Op.  befindet  sich 
bei  den  Akten  noch  folgender  Bericht  unbekannter  Herkunft: 

Den  31.  Martii  hat  der  Warschauesche  Cämmerer  H.  Opacki  Ihrer  Kon.  M.  von 
seiner  Verrichtung  am  Churbrandenb.  Hofe  mundliche  Relation  getban  und  waren 
damals  ex  ordine  senatorio  zugezogen  der  H.  K.U.Kanzler,  der  H.  Woywode  von 
Sendomirz,  der  H.  Woywode  von  Lublin,  H.  Woywode  von  Pomerellen,  H. 
K.Schatzmeister. 

Nachdem  der  geistliche  Refereudarius  Regni  das  Recreditiv  verlesen,  fing  0.  ex 
abrupto  an  zu  reden,  er  wolle  den  Konig  nicht  lange  aufhalten,  sondern  nur  das 
hinterbringen,  was  er  proponiert  hätte  und  ihm  darauf  schriftlich  geantwortet  worden. 
Er  verlas  darauf  zuerst  das  von  ihm  wegen  der  Entführung  Kalcksteins  überreichte 
Memorial.  „Als  sie  mir  nun  auf  diesen  Punct  schriftlich  geantwortet,  habe  ich  mich 
damit  nicht  contentiren  wollen,  sondern  gegen  den  H.  Baron  von  Schwerift,  auch 
hernach  S.  Churf.  D.  also  erkläret,  dass  ich  eine  solche  Resolution  und  Antwort 
nicht  annehmen  könnte,   worauf  dieselbige  anders  eingerichtet,   nichts  desto  weniger 


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506  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

i.  Sendungen  des  Scultetus  nach  Polen.  Verhand- 
lungen wegen  der  Türkenhülfe.    Februar — Decenaber 

1671. 

J.  Scultetus*)  an  den  Kurfürsten.     D.  Posen  1./ 11.  Februar 

1671. 

[Mittbeilungen  des  G.Kanzlers.    Aufreizung  des  Adels  durcb  den  U. Kanzler .3 
11.  Febr.  Der  G.Kanzler,   der  hier  gerade   das  Landgericht  hält,   ist  sehr  erfreut 

darüber,  dass  Sc.  jetzt,  wo  der  meiste  und  vornehmste  Adel  vom  Lande  der 
Gerichte  halber  hier  versammelt  ist,  hergekommen,  da  man  so  die  beste  Gele- 
genheit haben  könnte,  ihnen  die  üblen  impressiones  zu  benehmen  nnd  die  Sache 
mit  Kalckstein  zu  excusieren. 

waren  noch  einige  Worte  darinnen  verblieben,  welche  geändert  werden  müssen. 
Nachdem  nun  solches  auf  mein  inständiges  Anhalten  geschehen,  ward  mir  dieses  Re- 
sponsum  finaliter  in  solcher  Form  vom  II.  Baron  Schwerin  durch  seinen  Secretariu du 
zugesandt,  welches  er  original iter  producierte. 

An^nglich  stellete  sich  der  Churfürst  sehr  hart  und  sagte  unter  andern,  man 
hätte  ihm  aus  Polen  geschrieben,  dass  ich  ihm  scharf  zureden  würde.  Hierauf  ant- 
wortete ich:  Wann  mir  auch  schon  mein  gnädigster  König  und  Herr  und  die  ßespu- 
blica  anbefohlen  hätte,  E.  Chf.  D.  Krieg  anzukündigen,  so  würde  ich  solches  tbun 
müssen,  mich  aber  dennoch  dabei  solcher  Bescheidenheit  gebrauchen,  dass  E.  Gh.  D. 
zu  keinem  Unwillen  gegen  mich  veranlasset  würden.  Womit  er  etwas  tractabler  wor- 
den. Als  ich  solches  gemerket,  habe  ich  mich  allerdings  frisch  und  muthig  gesteJIet 
und  sowohl  für  dem  Churfürsten  als  seinen  Käthen  zumehrmalen  vernehmen  lassen, 
sie  möchten  thnn,  was  sie  wollten,  und  entweder  Krieg  oder  Frieden  erwählen,  eines 
von  beiden  wäre  ich  bereit  anzunehmen  und  damit  von  dannen  zu  reisen.^ 

Nachdem  jenes  Responsum  von  dem  Geistl.  Referendar  verlesen  worden,  las  0. 
sein  zweites  und  drittes  Memorial  und  verlas  darauf  der  Referendar  die  darauf  gege- 
benen Declarationen.  „Hierüber  machte  der  H.  Opacki  seine  Auslegungen  und  brachte 
unter  andern  auch  dieses  bei,  dass  sich  der  Churfürst  am  allermeisten  über  den  Punct 
wegen  des  Residenten  und  wegen  Abschaffung  der  Post  alterirt  und  gesagt  hätte:  Er 
müsste  es  vor  ein  Zeichen  einer  öffentlicheu  Feindschaft  und  Hostilität  annehmen, 
wann  man  ihm  dieser  beiden  Stücke  halber  Schwierigkeit  machen  wollte.*" 

*)  Joachim  Scultetus,  jetzt  Neumurkiscber  Kammermeister,  erhält  (d.  CÖIn 
a.  d.  Spree  7./17.  Januar  1671)  Befehl,  sich  zu  dem  G.Kanzler  und  dem  Erz  bi- 
sch of  zu  begeben,  denselben  Schreiben  des  Kf.  zu  übergeben,  sich  bei  ihnen  nach 
der  angeblichen  Türkengefahr  zu  erkundigen  und  über  die  vielen  Widerwärtigkeiten, 
welche  Kf.  von  dem  polnischen  Hofe  erfahre  (Verweigerung  der  Confirmation  der 
Pacten,  Nichtauslieferung  Kalcksteins,  Verhalten  nach  dessen  Fortführung),  Be- 
schwerde zu  führen  und  sie  zu  bitten,  dahin  zu  wirken,  dass  hinfort  anders  mit  Kf. 
verfahren  werde  und  dass  das  Vertrauen  zwischen  Kf.  und  den  Grosspolen,  welches 
der  Hof  durch  verläumderische  Darstellung  der  Kalcksteinschen  Sache  zu  stören  suche, 
erhaltei>  bleibe.  Es  werden  ihm  einige  Exemplare  der  von  dem  Geh.  Rath  v.  Somnitz 
verfassten  Schrift:  Chr.  L.  Kalcksteinii  mores  et  fatimi  mitgegeben,  welche  er  an  ge- 
eigneten Orten  austbeilen  soll.    S.  über  Scultetus^  Sendung  Paczkowski  S.  108. 


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Scultetus'  Sendung  zum  G.Kanzler.  507 

Er  und  \dele  andere  Senatoren  hätten  ihr  Mlsfallen  darüber  bezeugt,  dass 
des  Kf.  Gesandte  infectis  rebus  zurückgeschickt  wären,  aber  der  Hof  wäre  so 
suspicax,  dass  er  nur  dem  Rathe  des  Littauischen  G.  Kanzlers  und  besonders 
des  ü.  Kanzlers  folgen  wollte,  weshalb  der  Erzbischof  und  andere  treue  Pa- 
trioten sich  vom  Hof  möglichst  retirierten. 

Er  hätte  zur  Auslieferung  Kalcksteins,  und  da  dieses  nicht  angenom- 
men worden,  gerathen,  dass  derselbe  sich  vom  Hofe  weg  in  eines  anderen  Po- 
tentaten Protection  begeben  sollte;  jetzt  hätten  der  König  und  der  U.Kanzler 
an  ihn  geschrieben,  den  angeblich  dem  Könige  durch  Kalcksteins  Fortführung 
angethanenen  Schimpf  zum  höchsten  exaggeriert  und  um  Rath  gefragt,  wie 
man  sich  an  Kf.  rächen  könnte.  Er  hätte  geantwortet,  was  mit  K.  geschehen, 
wäre  ihm  nicht  lieb  gewesen  zu  vernehmen,  aber  es  würde  dazu  nicht  gekom- 
men sein,  wenn  man  seinem  Rath  gefolgt  wäre;  Krieg  mit  Kf.  desfalls  anzu- 
fangen, wozu  der  Littauische  G.Kanzler  und  der  K.U.Kanzler  stark  riethen, 
fände  er  nicht  dienlich,  zumal  da  die  Türken  und  Tataren  Lust  zu  haben 
schienen,  ihnen  die  Ukraine  wegzunehmen,  mit  denen  sie  genug  zu  thun  haben 
würden. 

Dass  der  K.U.Kanzler  durch  Schreiben  und  durch  die  Geistlichen  den 
Adel  von  Kf.  zu  alienieren  und  zu  erbittern  sucht,  ist  nur  allzu  wahr;  dem 
Landadel  ist  beigebracht  worden,  Kf.  hätte  die  pacta  gebrochen,  Kalckstein 
ohne  einziges  vorhergegangenes  Erfordern  der  Republik  zum  höchsten  Despect 
aus  der  königl.  Residenz  wegnehmen  lassen,  und  es  geht  schwer,  den  Leuten 
diese  Calumnien  auszureden. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.    D.  Ctistrin  26.  Februar  1671. 

[Weitere  Mittbeilungen  des  G.Kanzlers  über  die  Kalcksteinscbe  Angelegenheit,   die 
Zustände  am  Hofe,   die  Unföhigkeit  des  Königs  und  die  Absiebt,   denselben  zu  ent- 
thronen.] 

Der  G.Kanzler  hat  ihm  gesagt,  jetzt  wäre  nicht  mehr  der  K.Ü.Kanzler  26.  Febr. 
sondern  der  Littauische  G.Kanzler  das  Factotum  bei  Hofe,  bei  dessen  Re- 
giment aber  würde  Kf.  ebenso  wenig  erhalten. 

In  der  Kalcksteinschen  Sache  wäre  dem  Hofe  die  erste  Hitze  bereits 
übergegangen,  Kf.  möchte  K.  einen  ordentlichen  Process  machen  und  einen 
Sprach  darin  ergehen  lassen.  Anfönglich  hätten  zwar  der  Littauische  Feldherr 
Pac  und  der  K.Ü.Kanzler  gerathen,  der  König  sollte  sich  durch  einen  Ein- 
fall in  der  Mark  oder  in  Preussen  zu  revangieren  suchen,  aber  es  müsse  doch 
dem  Hofe  von  Weiterblickenden  widerrathen  sein,  zumal  der  König  anfänglich 
dem  Gesandten ')  mitgegeben,  sehr  hart  bei  Kf.  zu  sprechen,  nachher  ihm  aber 
eiligst  andere  Ordre  nachgeschickt  hätte.  Der  König  sei  von  Leibe  und  von 
Gemüth  untüchtig  zum  Regiment,  und  man  ginge  nunmehr  gänzlich  damit  um, 
denselben  zu  degradieren  und  einen  anderen   zu   wählen,   auch  die  Woiwod- 


>)    Opacki. 


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508  in.  Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Schäften  fingen  mehrentheils  an  zn  wanken  und  des  Königs  TncapacitSt  za  bo- 
greifen, die  Reussische  Woiwodschaft  würde  gegen  künftigen  Frühling  gewiss 
rebellieren  und  vorgeben  wollen,  sich  lieber  an  die  Ottomanische  Pforte  zo 
schlagen  als  unter  einem  solchen  miserablen  und  untüchtigen  Könige  länger  zu 
leben.  Keiner  von  den  Senatoren  ginge  nach  Hofe,  ginge  aber  ja  jemand  hin, 
so  geschehe  es  nur,  um  auf  des  Königs  Conduite  zn  sehen,  wie  er  von  einem 
extreme  ins  andere  fiele  und  sich  prostituierte.  All  sein  Thun  und  Lassen 
würde  sowohl  von  den  Grossen  als  Geringen  traduciert  und  übel  gedeutet.  Der 
kaiserliche  Hof  beginne  auch  zu  merken,  dass  es  auf  die  Länge  nicht  mit  dem 
Könige  dürfte  Bestand  haben,  und  suche')  den  Erzbischof  durch  das  Verspre- 
chen einer  grossen  jährlichen  Pension  zu  bewegen,  auf  dessen  Seite  zu  treten 
und  immer  bei  Hofe  zu  residieren,  derselbe  werde  aber  schwerlich  sich  dazu 
bewegen  lassen.  Am  meisten  furchte  man,  dass  Kf.  und  Schweden  sich  des 
Königs  annehmen  und  seine  Degradierung  verhindern  möchten,  man  habe  daher 
beabsichtigt,  insgeheim  an  beide  zu  schicken.  Der  Castellan  von  Posen  scheint 
in  dieser  Angelegenheit  zu  Kf.  incognito  haben  kommen  zn  wollen,  derselbe 
hat  ihm  gesagt,  der  Erzbischof  wünschte  sehr  ihn  zu  sprechen,  und  da  Sc. 
denselben  in  Lowitzsch  nicht  getroffen,  erbot  er  sich  selbst  nach  Petrikau  aufs 
Tribunal,  wohin  der  Erzbischof  in  kurzem  gehen  wollte,  zu  gehen,  mit  dem- 
selben zu  conferieren,  dann  nach  seiner  Starostei  Schneidemühl  zu  gehen  und 
ihn  darauf  zn  einer  Zusammenkunft  in  einem  Walde  zn  bestellen. 

Der  G.Kanzler  hat  ihm  gesagt,  man  werde  gewiss  wieder  auf  Conde 
zielen.  Der  Erzbischof  wird  denselben  schwerlich  aus  seinem  Herzen  lassen, 
ebenso  hält  es  der  Woiwode  von  Pommerellen  Bakowski,  obgleich  er  sich 
äusserlich  stellt,  als  meine  er  es  noch  aufrichtig  mit  Pfalz- Neuburg,  in  seinem 
Herzen  mit  dem  Erzbischof  und  dem  K.G.  Feldherrn.  Vor  Oesterreich  fürchten 
sie  sich  nicht  gross,  sie  glauben,  dass  der  Kaiser  nicht  lange  leben  wird  und 
dass  die  Ungarn  und  Türken  ihm  genug  zu  schaffen  geben  werden. 


Der  Kurfürst   an   König  Michael.     D.    [s.  1.]   18./ [28.]  April 

1671. 

[Entschuldigung  des  bisherigen  Nichterscbeinons  der  angekündigten  Gesandtschaft, 
getroffene  Maassregelu  in  der  Kalcksteinscbeo  Angelegenheit,  erneutes  Verlangen  der 

Bestätigung  der  Vorträge.] 

28.  April.  —  Testilicati  idein   per  ablegatum  quendam  nostrum  denuo  fuisse- 

mus'),  nisi  de  itineribus  R.  Majestatis  Vestrae  et  institutis  et  institu- 
endis  varia  ad  dos  relata  fuissent  aliaque  incidissent  impedimenta.  Neque 
tarnen   deinceps   affectui  studioque  nostro  erga  R.  M.  V.   deerimus  sod, 

»)    Vgl.  Zaluski  I,  S.  343f. 
«)    S.  oben  S.  501. 


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Die  Kalcksteinsche  Angelegenheit.     Erneutes  Verlangen  d.  Bestätig,  d.  Pacten.     509 

quamprimiim  id  fieri  poterit,  eidem  satisfaciemus.  Kalcksteiniani  equi- 
dem  negotii  ulteriore  discassione  ut  utrinque  fatigemor,  nemo  aequum 
existimabit.  Contra  eos,  qui  Kalcksteinium  private  consilio  et  ausu 
abduxerunt,  uti  hoc  ipsum  praedictus  d.  ablegatus  documentis  Warsavia 
allatis  hie  manifestavit,  id  nunc  agitur  et  deinceps  in  iudiciis  statuetur, 
quod  iuri  et  R.  Maiestatis  Vestrae  desideriis  convenit.  Extorris  vivit 
Brandius  et  bonis  ipsius  annotatis  causam  dicere  iuxta  iudiciorum  or- 
dinem  non  scmel  iussus.  Sive  comparuerit  sive  emanserit,  sententia  in 
ipsum  tandem  feretur,  quae  iuri  consentanea.  Reliqui  facti  illius  parti- 
cipes  latent  et  proinde  quod  contra  latitantes  statuendum  statuetur.  Sic 
institiae  quando  satisfit  et  R.  Majestatis  V.  voluntati,  quae  ipsa  iustitiae 
est  regula,  sine  dubio  satisfieri  existimamns.  Ceterum  quoniam  foede- 
rum  confirmatio  et  unicum  et  solidum  est  mutuae  amicitiae  fundamen- 
tum,  meminerit  R.  Majestas  V.  sine  dubio  quae  de  ea  re  ablegato  dicto 
exposuimus  et  saepe  alias  monuimus,  atque  eorum  R.  M.  V.  rationem 
tandem  ut  habere  velit  iterum  iterumque  ab  eadem  et  peramanter  con- 
tendimus.  — 


Der  Knrflirst  an   den  König   von  Polen.     D.  in  arce  nostra 
Potdtamiensi  10.  Juni  st.  v.  1671. 

[auf  zwei  Schreiben  vom  9.  und  10.  Juni  0*  Die  Forderung  des  Königs,  dass  zuerst 
die  Streitigkeiten  beigelegt  werden  sollen,  ist  unberechtigt.  Bereitwilligkeit  zur  Sen- 
dung von  Hülfstruppen.    Rechtfertigung  des  Verfahrens  in  der  Ealcksteinschen  Sache.] 

—  Equidem  quomodo  ista  consistant  atque  inter  se  conveniant,  20.  Juni, 
suppetias  nimirum  petere  aut  potius  vi  foederis  exigere  et  illius  ipsius 
foederis  renovationem  et  confirmationem  —  quaesitis  praetextibus  nulla 
iuris  ratione  differre  atque  in  tempus,  quod  Commissionem  instituendam 
sequetur,  rejicere,  ipsa  Regia  Maiestas  Vestra  pro  sua  prudentia  singu- 
lari  facile  deprehendit.  Quodnam  enim  vestigium,  quae  nota  aut  quae 
litera  potius  articulo  vigesimo  primo  foederis  habetur,  qua  probari  pos- 


^)  S.  dieselben  abgedruckt  bei  Zaluski  J,  S.  295.  In  dem  ersten  beklagt  sich 
der  König  über  das  Verfahren  des  Kf.  in  der  Kalcksteinscben  Angelegenheit  (vgl. 
darüber  auch  das  Schreiben  des  U.Kanzlers  an  Sobieski  vom  3.  April  1671  bei 
Zaluski  S.  290  f.)  und  verlangt,  dass  vor  der  Confirmation  der  Pacten  über  die  Bei- 
legung der  Streitigkeiten  verhandelt  werde,  in  dem  zweiten  schildert  er  die  drohende 
Türkengefahr  und  verlangt  auf  Grund  der  Bromberger  Verträge  die  Sendung  von 
Hülfstruppen.  üeber  dieses  Antwortschreiben  des  Kf.  s.  Paczkowski  a.  a.  0. 
(Forsch.  III,  S.  111). 


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510  ni.    Brandenburg  nnd  Polen.     1664—1673. 

sit,    dictam    Gonfirmationem   differendam   esse,    donec  per  commisdarios 
controversiae,  si  quae  sint,  sopitae  fuerint?  Et  si  cooiirmatio  ista  pacto- 
rum  rerum   vicibus,    quae  inibi  describuntur,    tantum  alligatur  camque 
iisdem  arcte  combinatur,  quo  colore  tractatus  novi  tractatui  iam  perfecto 
contra  illius  genuinum  sensum  iuterponi  possunt?    Patet  hinc  comparen- 
diDationem    hanc   non  a  Regiae  Maiestatis  Vestrae   animo,    saue   re^o, 
proficisci,  sed  esse  has  artes  illorum,  qui  gratis  nobis  malevoli,  ut  aegre 
faciant   nobis,    nee   patriae   parcunt.  —  Nunc   vero,    quando  de   suppe- 
tiis  agitur,  esset  forte  qui,  si  nostro  foret  loco,  adversariorum  nostrorum 
consiiio    utcretur   et    suppetias    post  confirmationem   pactorum   hactenus 
nuilo  jure  intermissam  differret.     Absit  autom  is  animus  a  nobis,  aliter 
longe  erga  Regiam  Maiestatem  Vestran)  et  Renapublicam  inclytam  affecti 
sumus.  —  Quod  si  igitur  bellum  fuerit  exortum,  uti  foedus  requirit,  non 
deerit  Reipublicae  miles  noster  auxiliaris,  queniadmodum  iam  ante  sem- 
per  eidem  paratus,  nunquam  vero  denegatus  fuit.    Quod  iam  pridem  tarn 
liquide  —  demonstratum   est,    ut  miremur   esse,    qui   aliis  relationibus, 
quas  nunquam  probare  poterunt,  obstrepere  nunc  demum  non  erubescant. 
Sustentationem  quod  spectat,  quae  virtute  foederis  militi  nostro  Ducatum 
Borussiae  egresso  debetur,  non  dubitamus,  Regiam  Maiestatem  Vestram 
suis  negotium  daturam,    ut  cum  nostris  de  eadem  conveniant.     Confidi- 
mus  vicissim,  Regiam  Maiestatem  Vestram  promtitudinem  hanc  nostram 
consideraturam  atque  ita  tum  aliis  in  rebus,  quae  pactis  conveniunt,  tum 
super  confirmatione  eorumdem  nunc  dcmum  se  declaraturam,   ut  ultima 
huic  negotio  manus  brevi  imponi  possit.  — 

De  causa  Kalckstenii  et  in  literis  ad  Regiam  Maiestatem  Vestram 
et  in  response  ablegato  Eiusdem,  non  omnino  rerum  vacuis,  uti  putamus, 
mentem  nostram  exposuimus  abunde.  Deditionem  scelerati  illius  certe 
a  iure  gentium  non  minus  ac  nobis  requisitam  a  R.  M.  V.  non  factam 
constat,  constat  itidem,  illi  iuri  aliud,  qualequale  illud  sit,  hoc  imprimis 
in  casu  opponi  nullo  modo  posse.  Nee  minus  in  confesso  est,  ipsam  il- 
lius abductionem  a  nobis  nemini  iniunctam,  imo  iustitiae  administratio* 
nem  contra  auctores  facti  et  complices  a  nobis  et  promissam  et  nostris 
iniunctam,  qui  partibus  suis  hie  nullo  modo  etiamnum  desunt.  Neque 
tarnen  intermittemus,  quamprimum  intellexerimus,  Regiam  Maiestatem 
Vestram  in  certo  consistere  loco,  eadem  de  re  amplius  per  Äblegatum 
nostrum  agere.  — ^) 


0    Unter  demselben  Datum  schreibt  Kf.  auch  an  den  Ei*zbischof  von  Gnesen, 
den  G.Kanzler  und  den  Bischof  von  Cracau,   theilt  denselben  seine  Antwort  an 


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Antwort  d.  Kf.  wegen  d.  Turkenbülfe  u.  d.  Ealcksteinscben  Angelegenheit.     511 

J.  Scnltetns^)  an  den  Knrförsten.     D.  Wreschne  10./20.  Juni 

1671. 

[Mittbeilungen  des  G.Kanzlers  und  des  Castellans  von  Posen.    Die  Kriegsgefahr 
scheint  nicht  so  gross  zu  sein.] 

£r  hat  dem  G.Kanzler  und  dem  Castellan  von  Posen  des  Rf.  Aufträge  20.  Juni, 
hinterbracht  nnd  remonstriert,  dass  es  dem  Kf.  sehr  zum  Verdruss  gereiche, 
dass  in  dem  neulich  gehaltenen  consilio  bellico')  einige  von  einem  Einfall  in 
seine  Lande  hätten  plaudern  dürfen.  Beide  contestierten  ihr  grosses  Missfallen 
darüber,  sie  hätten  sogleich  deswegen  an  den  Erzbischof  geschrieben,  aber  Kf. 
hätte  sich  daran  nicht  zu  kehren,  in  libera  republica  könnte  eines  Mannes  Vo- 
tum den  Krieg  nicht  verursachen,  die  Republik  würde  auch  dieses  Jahr  wo 
nicht  mit  dem  Türken,  so  doch  mit  den  Tataren  und  Cosacken  genug  zu  thun 
hahen. 


den  Konig  mit  und  ersucht  sie,  sieb  bei  diesem  um  schleunige  Bestätigung  der  Ver- 
träge zu  bemühen.  —  Wiehert  berichtet  dem  Kf.  (d.  Warschau  11.  Juli  1670): 

Da  der  König  das  jüngste  Schreiben  des  Kf.  „was  hart  geschrieben  zu  sein''  ur- 
theilt,  hat,  damit  derselbe  nicht,  wenn  er  auf  dasselbe  antwortete,  sich  einiger 
harten  Worte  gebrauchic,  der  ü. Kanzler  ihm  durch  den  Littauischen  ü. Stallmeister 
Morstein  folgende  Punkte,  um  sie  zu  referieren,  mündlich  mitthoilen  lassen,  welche 
er,  sowie  jener  sie  ihm  vorgesagt,  stracks  notiert  hat: 

1)  Es  käme  dem  Kf.  nicht  zu,  zu  urtheilen,  wann  ein  neuer  Krieg  sein  wird, 
sondern  es  wäre  Kriegs  genug,  wenn  die  ganze  Republik  sich  armierte. 

2)  Die  Pacta  konnten  keineswegs  vor  der  Commission  renoviert  werden,  weil  das 
dahin  lautende  vor  dem  Reichstage  gefasste  Senatusconsultum  durch  den  reichstägli- 
chen Scbluss  nicht  gehoben  sei,  sondern  vielmehr  in  vielen  Woiwodschaften  appro- 
biert sei.  In  selbiger  Commission  könne  ein  Schluss  gemacht  werden,  ob  die  Satis- 
faction  wegen  der  von  beiden  Tbeilen  schwebenden  Praetensionen  oder  die  Erneue- 
rung der  Pacten  vorausgehen  solle,  und  daferne  Kf.  begehre,  dass  die  pacta  sollen 
renoviert  werden,  so  werde  er  belieben,  zuforderst  solchen  pactis  ein  gnügen  zu  leisten. 

3)  Die  Kurfürstliche  Kanzlei  brauche  sich  scharfer  Art  zu  schreiben,  die  nie- 
mand gefallen  könne,  indem  sich  dieselbe  über  des  Königs  Reichsräthe  beschwere, 
dass  unter  denselben  einige  Malevotenten  sein  sollten  und  solche  qui,  ut  aegre  faciant 
Ser.  Electori,  propriae  patriae  non  parcunt;  Kf.  möge  keinen  derselben  für  einen  Male- 
volenten  halten,  denn,  wenn  ihre  consilia  auch  nicht  immer  dem  Kf.  anständig  sein 
mögen,  so  wollen  sie  doch  nicht  dem  Könige  und  der  Republik  übel.  Vielmehr 
möchte  Kf.  considerieren,  wie  wohl  ihm  seine  Räthe  wollten,  da  sie  so  gerathen,  dass 
man  Kalckstein  weggeführt  und  Kf.  mit  der  Krone  in  Streit  gesetzt  habe. 

4)  Falls  Kf.  fürchtete,  dass  seine  Leute  nicht  hier  sollten  zu  essen  haben,  so  hat 
sich  der  U.  Kanzler  erboten,  wenn  der  Schatz  soviel  Mittel  nicht  haben  sollte,  sie  mit 
seinen  eigenen  Mitteln  zu  unterhalten  und  der  Republik  dazu  m/20  Rthlr.  vorzu- 
strecken; er  versichere,  sobald  des  Kf.  Völker  über  die  Grenze  in  dieses  Reich  würden 
getreten  sein,  sollten  sie  sofort  unterhalten  werden. 

1)    Kf.  hatte  wiederum  (d.  Potstam  27./17.  Mai  1671)  Sc.   beauftragt,   sich  zum 
G.Kanzler  und  zum  Erzbischof  zu  begeben. 
»)    Vgl.  Kluczycki  I,  S.  647f. 


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512  HI-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Die  Reconciliation  des  Hofes  mit  Sobieski,  die  neulich  zu  Warschau 
bei  der  Hochzeit  des  U.  Feldherrn ')  geschehen ,  sei  keineswegs  für  aufrichtig 
und  beständig  zu  schätzen.  Weil  der  Feldherr  in  consilio  bellico  sehr  auf  de^ 
Königs  Gegenwart  bei  der  Armee  und  Generalexpedition  des  Adels  gegen  den 
Türken  gedrungen  und  die  Gefahr  des  Erbfeindes  sehr  gross  gemacht,  hätte 
der  Konig  den  Adel  zum  dritten  Mal  aufbieten  müssen,  er  hätte  aber  in  dem 
Ausschreiben  an  die  Grosspol^n  expresse  gesetzt,  er  sei  dazu  vom  Feldherrn 
gezwungen  worden,  was  zur  Folge  gehabt,  dass  die  beiden  grosspolnischen  Pa- 
latinate  beschlossen,  persönlich  nicht  aufzusitzen,  und  dass  sie  auf  den  Feld- 
herrn einigen  Hass  und  Suspicion  geworfen  und  glauben,  dass  er  die  Türken- 
gefahr  grösser  mache,  als  sie  in  Wirklichkeit  sei,  zumal  Schreiben  des  Gross- 
wesirs in  Warschau  eingelaufen  und  im  Senat  verlesen  sind,  welche  mehr  von 
Confirmation  der  Pacten  als  von  einem  Kriege  reden,  so  dass  der  König  die 
Reise  nach  der  Ukraine  eingestellt  und  das  Adelsaufgebot  widerrufen  hat. 


Der  Kurfürst    an    den   Preussischen  Statthalter  Herzog   von 
Croy.     D.  [Frankfurt  a.  0.]  17./[27.]  Juli  1671. 

[Der  polnische  Hof  ist  aufzufordern,   Kommissare  zu  senden  und  wegen  des  Unter- 
haltes der  Hulfstruppen  Verabredungen  treffen  zu  lassen.] 

27.  Juli.  Da  der  König  von  Polen  ihm  unlängst  Nachricht  von  der  Türkengefahr 

gegeben  und  von  ihm  nach  den  Verträgen  Hülfe  begehrt  hat,  er  auch  zu  Lei- 
stung derselben  bereit  ist,  so  soll  der  Herzog  dem  U.Kanzler  und  anderen 
ministris  am  polnischen  Hofe  dieses  mitthcilen  und  zugleich  anzeigen,  Kf.  sei, 
da  diese  Völker  nach  den  Verträgen  mit  dem  nöthigen  Unterhalt  zu  versehen 
seien,  gewärtig,  dass  man  zur  Abrede  darüber  Kommissare  an  die  Grenze 
schicke.  Wegen  Conservation  der  Truppen  muss  zwischen  den  beiderseitigen 
Kommissaren  beständige  und  richtige  Anstalt  gemacht  werden,  eher  kann  Kf. 
dieselben  nicht  marschieren  lassen.  Der  Herzog  soll  Vorschläge  deswegen  und 
wegen  sofortiger  Ersetzung  der  abgehenden  Mannschaft  machen*). 


1)  Am  10.  Mai  hatte  zu  Biala  die  Vermählung  des  U.  Feldherrn  Fürsten  Deme- 
trius  Wisniowiecki  mit  Theophila  Ostrogska,  Stieftochter  des  Fürsten  Mi- 
chael Radziwill,  stattgefunden,  der  auch  Johann  Sobieski  beigewohnt  hatte,  s. 
Zaluski  I,  S.  288.     Kluczycki  I,  S.  644. 

'^  Der  Herzog  von  Croy  übersendet  4./14.  August  die  Antwort  des  U.Kanz- 
lers (d.  Varsaviae  10.  August  Kwl)  auf  sein  an  denselben  gerichtetes  Schreiben, 
danach  werde  der  König  sofort  zwei  Kommissare,  Opacki  nach  Königsberg  und  den 
Gnesner  Canonicus  Witwiecki  an  die  Grenze  von  Masovien  schicken.  Opacki 
kommt  darauf  wirklich  nach  Königsberg,  mit  ihm  werden  dort  am  29.  und  30.  August 
Conferenzen  gehalten,  deren  Ergebnis  der  nachfolgende  Recess  vom  I.September  ist. 


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Berichte  des  Scultetus.  513 

J.  Scultetus^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Posen  14.  August  st.  n. 

1671. 

[Mittheilungen  des  G. Kanzlers.] 

Nach  der  Meinung  des  G.  Kanzlers  ist  es  dem  Hofe  mit  der  Confirmierung  14.  Aug. 
der  Pacten')  kein  rechter  Ernst,  der  K. Schatzmeister  Morstein  habe  ihm  ge- 
schrieben, jetzt  sei  davon  alles  stille  und  scheine  dem  Könige,  der  bei  diesem 
Generalaufgebot  des  Adels')  einige  Turbation  und  Veränderung  fürchte,  der 
brandenburgische  Succurs  suspect  zu  werden,  woher  man  von  Seiten  des  Hofes 
wohl  schwerlich  mehr  darauf  dringen  werde.  Weil  der  Castellan  von  Posen 
auf  dem  Kreistag  zu  Schroda  einhellig  zum  Führer  dieser  Woiwodschaft  erwählt 
worden  sei,  wünsche  man  bei  Hofe,  dass  diese  Woiwodschaft  nicht  aufgesessen 
wäre,  und  habe  daher  durch  den  hiesigen  Bischof  und  andere  Geistliche  aus- 
streuen lassen,  man  müsste  an  dieser  Grenze  wohl  Acht  auf  des  Kf.  starke 
Armatur  haben,  damit,  wenn  der  Adel  in  der  Ukraine  wäre,  sie  nicht  indessen 
fremde  Gäste  in  ihren  Gütern  bekämen,  welches  bei  vielen,  denen  dieser  Feldzug 
ohnedem  beschwerlich  gefallen,  bald  gewirkt  hätte.  Auf  den  Rath  des  G.  Kanz- 
lers hat  sich  Sc.  selbst  auf  den  Versammlungsplatz  des  Aufgebots  begeben  und 
dort  durch  seine  Vorstellungen  und  Versicherungen  die  meisten  zufriedengestellt 

Der  G.Kanzler  und  der  Castellan,  welcher  letztere  bereits  mit  dem  Adel 
dieser  Woiwodschaft  fortgegangen,  rathen  dem  Kf.,  mit  Offerierung  des  Succur- 
ses  stark  zu  continuieren,  wenn  auch  der  Hof  denselben  nicht  gern  sehe,  würde 
es  doch  bei  der  Republik  sehr  dienlich  sein. 


Recess  der  zwischen  Opacki  und  den  Kurfürstl.  Kommissaren 
am  29.  und  30.  August  1671  zu  Königsberg  geführten  Ver- 
handlungen.    D.  Regiomonti  1.  September  1671. 

1)  Die  Kommissare  erwidern  auf  Opacki 's  Proposition,  Kf.  sei  bereit,  den  J.  Sept. 
Pacten  gemäss  1500  Fusssoldaten  dem  Könige  zu  Hülfe  zu  schicken,  auch  noch 


^)  Kf.  hatte  demselben  21./31.  Juli  1671  befohlen,  sich  wieder  zu  dem  Q.Kanzler 
zu  begeben. 

')  Hoffnung  dazu  war  durch  ein  Schreiben  Opacki's  an  den  O.Präsidenten 
V.  Schwerin  vom  18.  Juli  1671  erweckt  worden,  welcher  demselben  das  Concept 
eines  im  Senate  beschlossenen,  aber  noch  nicht  ausgefertigten  Schreiben  Konig  Mi- 
chaels an  Kf.  geschickt  hatte,  worin  dieser  sich  zur  Bestätigung  der  Pacten  bereit 
erklärt  hatte,  falls  ihm  nur  Sicherheit  gegeben  würde,  dass  die  Kommission  wegen 
Beilegung  der  Streitigkeiten  zur  Ausführung  komme,  ihm  wegen  der  Entführung 
Kalcksteins  Genugthuung  geleistet  und  die  Hülfstruppen  sofort  geschickt  würden. 
Op.  hatte  versichert,  dass  der  Sinn  des  U.Kanzlers  jetzt  ganz  geändert  sei,  und  hatte 
gebeten,  dass  das  ihm  früher  bei  seiner  Anwesenheit  in  Berlin  gegebene  Versprechen 
inbetreff  eines  durch  seine  Hände  an  denselben  zu  übermittelnden  Geldgeschenkes 
erfüllt  werde. 

»)    Vgl.  darüber  Lengnich  VIII,  S.  56f. 

Mater,  s.  Qeacb.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  33 


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514  ni.   Brandenburg  and  Polen.     1664—1673. 

dazu,  wenn  der  Konig  und  die  Republik  es  wünschten,  500  Reiter,  falls  die- 
selben die  Pacten  bestätigen  und  ihm  denselben  entsprechend  Elbiug  nebst  den 
seither  daraus  bezogenen  Einkünften  überliefern  wollten,  er  sei  auch  bereit, 
mindestens  200  Dragoner  zu  schicken,  doch  dafür  dann  300  Fusssoldaten  oder 
200  Reiter  zurückzubehalten.  Da  Op.  erklärt,  daraufhin  nicht  instruiert  zu 
sein,  und  bittet,  Kf.  möchte  ausser  den  2000  Marin  noch  mehr  Hülfstruppen 
schicken,  so  wird  schliesslich  verabredet,  dass  er  dem  Könige  darüber  berich- 
ten solle. 

2)  In  betreff  des  Unterhalts  der  Hülfstruppen  erklären  die  Kurf.  Kommis- 
sare, Kf.  wolle  ihnen  denselben  auf  2  Monate  liefern,  der  König  und  die  Re- 
publik aber  müssten  sich  zur  Rückerstattung  verpflichten;  Op.  nimmt  auch 
dieses  nur  ad  referendum. 

3)  In  betreff  des  weiteren  Unterhaltes  verlangen  die  Kurf.  Kommissare, 
dass  derselbe  von  polnischer  Seite  jeden  Monat  im  voraus  bezahlt  werde  und 
zwar  nach  der  kurfürstl.  Verpflegungsordinanz,  dass  bestimmte  Einkünfte  dazu 
assigniert  werden  und  dass  derselbe  nur  in  Silbergeld  bezahlt  werden  sollte; 
Op.  erbittet  sich  diese  Ordinanz  und  verspricht,  auch  darüber  dem  Könige  zu 
berichten,  erklärt  aber,  dass  polnischerseits  der  Unterhalt  nur  so,  wie  er  dort 
üblich  sei,  und  in  der  im  Königreiche  laufenden  Münze  bezahlt  werden  könne. 

4)  Er  verspricht  sobald  als  möglich  die  polnische  Ordinanz  inbetreff  des 
Unterhaltes  einzuschicken. 

5)  Die  Kurf.  Kommissare  verlangen,  dass,  wenn  polnischerseits  den  Hülfs- 
truppen der  Unterhalt  nicht  zur  bestimmten  Zeit  gezahlt  werde,  dem  Befehls- 
haber derselben  erlaubt  sein  solle,  sich  denselben  aus  den  Orten,  wo  sie  ihr 
Quartier  hätten,  zu  nehmen;  Op.  nimmt  auch  dieses  ad  referendum. 

6)  Die  Kurf.  Kommissare  behalten  dem  Kf.  das  Recht  vor,  die  Hülfstruppen 
zu  jeder  Zeit  zurückrufen  zu  dürfen,  namentlich  falls  dieselben  nicht  gebüh- 
rend von  polnischer  Seite  unterhalten  werden  sollten. 

7)  Dieselben  verlangen  ferner,  dass  mit  diesen  Hülfstruppen  ein  oder  zwei 
evangelische  Geistliche  mitziehen  und  dass  dieselben  den  Soldaten  überall  Got- 
tesdienst halten  dürfen. 

8)  Kommando  und  Jurisdiction  sollen  dem  Befehlshaber  des  Hülfscorps 
zustehen,  derselbe  soll  nur  dem  Könige  und  den  zwei  Feldherrn  untergeordnet 
sein,  die  Truppen  sollen  auch  die  nächste  Stelle  nach  der  königl.  Garde  ein- 
nehmen, der  Befehlshaber  allen  deutschen  Obersten  vorangehen  und  an  allen 
Kriegsberathungen,  zu  denen  die  übrigen  Obersten  zugezogen  werden,  theil- 
nehmen. 

9)  Die  Hülfstruppen  sollen  nicht  getrennt  werden,  immer  benachbarte  Quar- 
tiere beziehen,  nicht  über  Lemberg  und  Kaminiec  hinaus  geführt  werden,  falls 
nicht  das  Heer  des  Königs  weiter  vorrückt. 

10)  Aenderung  und  Vermehrung  der  Hülfstruppen  über  die  Zahl  von  1500 
hinaus  behalten  die  Kommissare  dem  Kf.  vor. 

11)  Für  die  Winterquartiere  und  Ergänzung  der  Hülfstruppen  verlangen 
sie  Bestimmung  eines  bestimmten  Territoriums. 

12)  Sie  verlangen  für  dieselben  freie  Fuhren  für  Kranke  und  Lebensmittel. 


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Verhandlungen  über  die  Türkenhülfe.  515 

13)  In  betreff  der  Anslösung  der  Gefangenen  erklärt  Op.  nichts  versprechen 
za  können. 

14)  Nach  Beendigung  des  Krieges  steht  dem  Kf.  zu,  die  Truppen  zurück- 
zurufen. 

15)  Im  Namen  des  Befehlshahers  des  Hülfscorps,  des  Ob.Lieut.  Fleming^), 
verlangen  die  Kurf.  Kommissare,  dass  für  die  einzelnen  Monate  der  Unterhalt 
voraus  bezahlt  und  dass  dazu  ein  Zahlmeister  bestimmt  werde,  und  dass  ihm 
zustehen  solle,  falls  der  Unterhalt  nicht  gezahlt  wird,  denselben  an  dem  Orte, 
wo  sie  sich  aufhalten,  selbst  zu  nehmen. 

16)  Derselbe  verlangt  für  sich  allein  Ausübung  der  Jurisdiction  über  die 
Truppen, 

17)  femer,  dass  ihm  ein  polnischer  Kommissar  beigegeben  werde,  um  die 
Tnippen  zu  führen,  für  die  nothigen  Lebensmittel  zu  sorgen  und  Preise  für  zu 
verkaufende  Dinge  festzusetzen. 

18)  Nach  Beendigung  des  Krieges  soll  derselbe  die  Truppen  bis  an  die 
preussische  Grenze  zurückgeleiten,  die  Truppen  sollen  nicht  mehr  als  3  Meilen 
täglich  marschieren  und  alle  3  oder  4  Tage  einen  Ruhetag  halten. 

Op.  verlangt  Bestimmung  der  Zeit,  wann  die  Truppen  an  der  polnischen 
Grenze  zu  Korzella  erscheinen  sollen,  die  Kurf.  Kommissare  erklären,  sobald 
derselbe  die  Erklärung  des  Königs  auf  die  gestellten  Forderungen,  seinem  Ver- 
sprechen gemäss  höchstens  innerhalb  3  Wochen,  einsenden  werde,  sollten  die 
Truppen  an  den  Ort,  wo  die  Uebergabe  derselben  erfolgen  solle,  zwischen  Or- 
telsburg  und  Korzella,  geschickt  werden'). 


1)  Heine  Heinrich  v.  Flemming,  seit  September  1663  Major  in  dem  Regi- 
ment Dönhoff,  seit  1665  Oberstlieutenant,  Februar  1670  zum  Generaladjutanten  er- 
nannt, s.  V.  d.  Oelsnitz,  Gesch.  des  königl.  preussischen  ersten  InfaDterie-Regiments 
S.  112 ff.;  V.  Mülverstedt,  Die  brandenb.  Kriegsmacht  unter  dem  Grossen  Kurfürsten 
S.  192  f. 

^)    Sofort  nachdem   er  über    dieses  Ergebnis   der  Verhandlungen  mit  Opacki 

Nachricht  erhalten ,   erlasst  Kf.  am  -=— ^ — -^—r —  und  dann  weiter  am  10./20.  Sep- 
'  7.  September  '  *^ 

tember  1671  an  den  Herzog  von  Croy  die  militärischen  Ordres:  Das  Auxiliarcorps 
soll  aus  1500  Mann  besteben,  1000  Fusssoldaten,  die  aus  den  in  Preussen  stehenden 
Regimentern  zu  commandieren  sind ,  100  Mann  zu  Pferde  von  der  Compagnie  des 
Prinzen  Friedrich,  100  Dragoner  von  der  Compagnie  des  Oberstlieutenants  Block 
und  300  Dragoner  aus  Pommern  von  des  G. Feldmarschalls  Derfflinger  Escadron 
unter  Oberstlieutenant  v.  d.  Marwitz,  welche  letzteren  sofort  nach  Preussen  mar- 
schieren sollen.  Die  Fusssoldaten  sollen  in  zwei  Regimenter  unter  dem  zum  Obersten 
zu  ernennenden  v.  Flemming  und  dem  Obersten  v.  Schöning  getheilt  werden, 
letzterer  soll  das  Obercommando  führen.  Vgl.  Brandenburgisch-polnische  Tür- 
kenzüge von  1671—1688  (Kriegsgeschichtliche  Einzel  Schriften  herausgegeben  vom 
Grossen  Generalstabe,  Heft  5)  S.  3. 

.33* 


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516  ni.  Brandenburg  und  Polen.  1664  —  1673. 

J.  Scultetus^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Posen  18./28.  September 

1671. 

[Mittheilungen  des  G.Kanzlers.] 

28.  Sept.  Der  G.Kanzler  meint,  dass  jetzt  der  Hof,  weil  der  Winter  vor  der  Thur, 

die  Tataren  und  Cosacken  sich  auch  auf  eine  Zeit  lang  zurückgezogen*),  nicht 
hart  mehr  auf  den  Succurs  des  Kf.  dringen  werde,  zumal  sie  nicht  wüsst^n, 
wie  derselbe  zu  unterhalten  sei').  Falls  der  Succurs  dieses  Jahr  nicht  w^eiter 
urgiert  wurde,  dürfte  man  auch  die  confirmatio  pactorum  noch  wohl  eine  Zeit 
lang  differieren.  Da  aber  der  von  der  Pospolite  zurückgekommene  Adel  nicht 
gern  wieder  zu  Pferde  sitzen  und  nach  der  Ukraine  gehen  w^olle,  so  wünsche 
er,  dass  dieser  Succurs  je  eher  je  lieber  käme,  er  wollte  daher  auf  dem  am 
9.  October  zu  Schroda  abzuhaltenden  Seymik  dieser  Woiwodschaft  es  dahin  za 
bringen  suchen,  dass  namens  der  ganzen  Woiwodschaft  an  den  König  geschrie- 
ben und  dabei  die  Confirmation  der  Pacten  urgiert  werde.  Sc.  hat  deswegen 
auch  an  den  Castellau  von  Posen,  der  jetzt  bei  dem  Adel  wieder  in  gutem 
Credit  ist,  geschrieben. 

Die  Diffidentien  zwischen  dem  Hof  und  dem  mehreren  Theil  der  Senatoren 
haben  noch  nicht  abgenommen  und  ersterer  sucht  daher  den  Reichstag  möglichst 
zu  differieren. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Driesen  6.  October  1671. 

[Mittheilungen  des  Erzbiscbofs  über  die  Ränke  des  Hofes  gegen  Kf.,  über  den  König 
und  dessen  Yerderblicbes  Regiment.     Festhalten  des  Erzbischofs  an  der  französischen 

Partei.] 

6.  Oct.  Von  Posen    aus  hat  er  sich  zu  dem  Erzbischof  begeben,   den  er  auf 

seinen  Gütern    unter  Warschau   angetroffen.    Derselbe  erklärte,   er  fühle  sich 

1)  Kf.  hatte  denselben  (d.  Potstam  4./[14.]  September  1671)  beauftragt,  sich  wie- 
derum zu  dem  G.Kanzler  und  dem  Erzbischof  zu  begeben,  denselben  Schreiben 
von  ihm  zu  überreichen,  ihnen  vorzustellen,  wie  bereitwillig  er  sich  mit  Schickung 
des  Succurses  gezeigt  hätte,  und  sie  zu  ersuchen,  dabin  zu  wirken,  dass  auch  ihm 
gegenüber  die  Verträge  erfüllt  würden.    Dem  G.Kanzler  soll  er  1000  Rth  1er  zustellen. 

')  Vgl.  den  Bericht  Sobieski's  an  den  König  vom  31.  August  und  die  In- 
struktion desselben  für  den  an  den  König  gesendeten  Woiwoden  von  Reussen  Ja- 
blonowski  vom  4.  September  1671  (Kluczycki  1,  S.  668.  674). 

')     Der  Herzog  von  Croy    übersendet  (d.  Königsberg      *   ^  r-r- —    1671)   dem 

b.  October 

Kf.  ein  Schreiben  des  U.Kanzlers  vom  23.  September,  in  welchem  derselbe  meldet, 

der  König  erwarte  die  Hulfstruppen  des  Kf.  erst  im  nächsten  Sommer,  dafür  aber  um 

so  schneller  und  zahlreicher  und  unter  ganstigeren  Bedingungen ;   bald  darauf  erhält 

Kf.  auch  von  dem  Woiwoden  von  Pommerellen  Bakowski  und  von  dem  Bischof  von 

Cracau  dieselbe  Nachricht. 


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Berichte  des  Scultetus.  517 

verpflichtet,  dem  Kf.  zu  offenbaren,  wie  falsch  nnd  sinistre  dessen  gute  Intention 
von  dem  Hofe  aufgenommen  und  heimlich  traduciert  würde,  er  hätte  ein  Schrei- 
ben des  ü. Kanzlers  (der  den  Konig  gleich  wie  ein  Paedagogus  seinen  Dis- 
cipul  unter  der  Ruthe  hielte)  intercipiert,  worin  gestanden,  der  Hof  hätte  zwar 
des  Kf.  Auxiliarvölker  gesucht,  aber  deren  Ankunft  zu  sehen  niemals  gewünscht, 
man  hätte  auch  nicht  gemeint,  dass  Kf.  ante  conflrmationem  pactorum  sich  mit 
Offerierung  der  Völker  so  parat  zeigen  würde,  wiewohl,  wenn  es  nicht  die 
höchste  Noth  erforderte,  er  schon  Mittel  finden  wollte,  wie  dieser  Succurs  zu- 
rückbleiben möchte.  Anderestheils  spargierte  man  durch  die  Woiwodschaften, 
Kf.  hätte  zwar  Hülfe  angeboten,  aber  gefordert,  dass  ihm  zuforderst  Elbing  tra- 
diert und  zu  der  Summe,  womit  die  Republik  ihm  verhaft,  noch  50,000  Thaler 
zugeschrieben,  auch  die  Starostei  Draheim  in  perpetuum  cediert  würde,  was 
bei  dem  gemeinen  Adel  allerhand  närrische  Reden  und  Nachdenken  verursachte. 
Er  wolle  aber  des  Kf.  Schreiben  und  gute  Tntention  nicht  allein  an  alle  Bi- 
schöfe und  Woiwodschaften  schicken  und  durch  seine  Freunde  auf  den  Sey- 
miken  den  Betrug  des  Adels  revelieren  lassen,  sondern  auch  auf  dem  nächsten 
Reichstage  das  intercipierte  Schreiben  des  U.Kanzlers,  der  aller  dieser  Sachen 
Autor  wäre,  öffentlich  verlesen  lassen  und  er  hoffe  ihn  so,  wo  nicht  gar  zu 
ruinieren,  doch  bei  dem  meisten  Adel  in  Verdacht  und  Verachtung  zu  bringen, 
auch  dem  Könige  wollte  er  dessen  betrügliches  Gemüth  in  seinem  voto  vor- 
malen. Kf.  möchte  nur  seine  Gesandten  auf  den  Reichstag  schicken  und  be- 
ständig auf  die  Confirmation  der  Pacten  dringen  lassen,  der  Hof  werde  zwar 
wieder  Dilation  suchen  wollen,  wie  aus  der  von  dem  ü.  Kanzler  den  Deputierten 
der  grosspolnischen  Woiwodschaften  ertheilten  Antwort*)  zu  ersehen  sei,  wenn 
aber  Kf.  nur  bei  der  Republik  stehen  wollte,  würde  er  es  schon  durch  diese 
erhalten.  Er  klagte,  dass  unter  diesem  Könige  das  Reich  ganz  zu  Grunde 
gehen  und  eine  mutatio  status,  davon  der  ü.  Kanzler  bereits  zu  reden  sich  nicht 
scheute,  die  auch  dem  Kf.  gefährlich  sein  würde,  entstehen  würde.  Der  gemeine 
Adel,  welcher  das  Werk  nicht  begreifen  könnte,  hätte  bisher  alles,  was  vorge- 
laufen, approbiert,  jetzt  aber  fingen  die  vornehmsten  an  zu  merken,  wie  höchst 
schädlich  ihnen  die  Election  dieses  Königs,  der  zum  Regiment  ganz  untüchtig, 
sei.  Ehestens  würde  wohl  eine  Confoederation  der  Armee  bestehen,  die  nicht 
weniger  der  Republik  Bestes  beobachten  werde,  Kf.  möchte  sich  das  Heil  der- 
selben mit  angelegen  sein  lassen.  Auch  der  Österreichische  Hof  hätte  unlängst 
durch  Baron  Meyernbeck  mit  ihm  tractieren  lassen,  sie  fanden  bei  dem  Kö- 
nige alle  nur  möglichen  Laster,  aber  nicht  die  geringste  Tugend  noch  Auf- 
richtigkeit des  Geraüths,  daher  sie  auch  sähen,  dass  er  von  der  Republik  end- 
lich werde  vom  Thron  gestossen  werden,  sie  hätten  nur  dieses  dabei  bedungen, 


1)  F.  Galeck i  meldet  dem  Kf.  (d.  in  castris  ad  Bar  12.  September  1671),  die 
infolge  des  Aufgebotes  zu  Lublin  versammelten  grosspolniscben  Palatinate  hätten 
zweimal  durch  Gesandte  von  dem  Konige  Bestätigung  der  Bromberger  Verträge  ge- 
fordert, die  Anhänger  des  U.Kanzlers  im  Senate  aber  hätten  dem  widersprochen  und 
letzterer  hätte  es  trotz  des  Widerspruches  des  Littauischen  G.Kanzlers  durchgesetzt, 
dass  die  Entscheidung  darüber  bis  auf  den  nächsten  Reichstag  verschoben  worden  sei. 


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518  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664-1673. 

dass  dennoch  die  Königin  Königin  in  der  Cron  bliebe,  wenn  sie  coactam  vo- 
Inntatem  oder  impotentiam  allegierte,  sei  die  Ehe  von  selbst  nichtig,  der  päpst- 
liche Consensus  werde  leicht  zu  erhalten  sein. 

Während  der  drei  Tage,  die  Sc.  bei  dem  Erzbischof  blieb,  hat  dieser  schon 
an  verschiedene  Bischöfe  und  Woiwodschaften  des  Kf.  wegen  geschrieben,  sonst 
aber  hat  er  mit  ihm  von  nichts  anderem  discurriert  als  von  Frankreich,  dass 
nur  dort  ein  tüchtiges  Subjectum  zu  dieser  Krone  hätte  gefunden  werden  kön- 
nen, und  zeigte  es  sich,  dass  er  noch  heute  so  gut  französisch  ist,  als  er  je 
vor  der  Wahl  gewesen. 


König  Michael    an    den  Kurfürsten.     D.    Varsaviae   23.  No- 
vember 1671. 

[Bitte,  die  Hülfssendung  zu  verschieben.    Ueber  die  neuen  Forderungen  des  Kf.  und 
die  früheren  Streitpunkte  kann  auf  dem  Reichstage  verhandelt  werden.] 

23.  Nov.  Anzeige  der  glücklichen  Erfolge  in  der  Ukraine  und  seiner  Rückkehr  nach 

Warschau.  Er  hätte,  gewünscht,  dass  die  Tnippcn  des  Kf.  Theil  an  dem  Feld- 
zuge genommen  hätten,  aber  wegen  der  vorgerückten  Jahreszeit  bittet  er  die 
Hülfsleistung  bis  zum  nächsten  Sommer  zu  verschieben,  zumal  da  in  den  Vor- 
schlägen der  Kommissare  des  Kf.  sich  manches  unerwartete  finde,  das  nicht  in 
den  Pacten  enthalten  und  daher  reiflicher  (Jeberlegung  auf  dem  polnischen 
Reichstage  bedarf,  worüber  schon  der  U.Kanzler  an  den  Preussischen  Statthalter 
geschrieben.  Er  erwidert  des  Kf.  Freundschaftsversicherungen,  wünscht,  dass 
aller  bisweilen  auftauchende  Verdacht  verschwinden  und  dass  nach  Leistung 
der  Satisfaction  für  die  Wegführung  Kalcksteins,  Beilegung  der  Streitigkeiten 
durch  Kommissare,  was  zur  Zeit  des  Reichstages  bequem  geschehen  könnte, 
und  Erneuerung  der  Pacten  ihre  Freundschaft  noch  mehr  befestigt  werde. 


Der  Kurfürst   an    den  König   von  Polen.     D.   Coloniae    ad 
Spream  27.  November/[7.  December]  1671. 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  Nov.  Nachweis,  dass  zwischen  ihnen  auf  dem  Reichstage 
nichts  zu  verhandeln  ist.    Ankündigung  der  Entsendung  y.  Hoverbecks.] 

7.  Dec.  Glückwunsch  zu  den  militärischen  Erfolgen.    Seine  Hülfstruppen  haben  be- 

reit gestanden  und  werden  auch  weiter  bereit  stehen. 

Kf.  weiss  nicht,  worüber  auf  dem  Reichstage  zwischen  ihnen  beiden  zu 
verhandeln  sein  sollte.  Die  Erneuerung  der  pacta  gehört  nicht  dorthin,  Kf. 
hofft,  dass  der  König  jetzt  endlich  die  letzte  Hand  daran  anlegen  wird.  Die 
Kalcksteinsche  Angelegenheit  ist  den  Justizbeamten  übergeben  und  diese  werden 
binnen  kurzem  das  ürtheil  fällen.  Die  Vorschläge  inbetreff  der  Unterhaltung 
und  der  Marschordnung  der  Hülfstruppen  bedürfen  auch  keiner  Erörterung  auf 
dem  Reichstage,  die  wichtigeren  Punkte  sind  schon  durch  die  Pacten  festgesetzt 


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Berichte  des  Scultetus.  519 

und  das  übrige  kann  leicht  freundschaftlich  verglichen  werden.  Dass  die  Er- 
örterung der  an  die  Kommissarien  verwiesenen  Punkte  nicht  vor  Erneuerung 
der  pacta  vorgenommen  werden  dürfe,  ist  schon  längst  von  Ef.  nachgewiesen 
worden.  Zur  Beilegung  der  Streitigkeiten  nach  Erneuerung  der  Pacten  ist  Kf. 
bereit  und  hat  seinen  zur  Beschwörung  der  Pacten  beauftragten  Kommissar 
auch  dazu  bevollmächtigt,  v.  Hoverbeck,  den  er  nächstens  schicken  wird*), 
wird  Näheres  mittheilen. 


J.  Scultetus^  an  den  Kurfürsten.     D.  Schamatulle  2./12.  De- 

cember  1671. 

[Ratbschläge  des  Castellans  von  Posen.    Der  neue  Auftrag  des  Kf.] 

Er  hat  den  G.Kanzler,  der  schon  3  Tage  vorher  vom  Könige  nach  War-  12.  Dec. 
schau  berufen  worden,  nicht  mehr  in  Kaiisch  gefunden,  demselben  aber  schrift- 
lich den  Wunsch  des  Kf.  mitgetheilt,  dass  er  seine  Reise  an  den  Hof  beschleu- 
nigen und  dort  mit  v.  Hoverbeck  überlegen  möchte,  wie  des  Kf.  Interesse  zu 
stabilieren  und  dem  Wüthen  des  ü.  Kanzlers,  an  welchen  sich  etliche  böse 
Leute  aus  Preussen  gehangen,  zu  steuern  sei.  Darauf  hat  er  sich  zum  Castellan 
von  Posen  begeben,  den  er  7  Meilen  hinter  Kaiisch  zu  Polnisch  Neustadt  an- 


*)  Opacki  hatte  am  30.  October  dem  Herzoge  von  Croy  geschrieben,  wenn  Kf. 
nicht  seinem  Versprechen  gemäss  durch  Absendung  einer  ausserordentlichen  Gesandt- 
schaft dem  Könige  Geniigthuung  für  den  durch  Kalcksteins  Fortführung  zuge- 
fügten Schimpf  leiste,  sei  auf  aufrichtige  Freundschaft  nicht  zu  bo£fen.    Kf.  beauftragt 

darauf  (d.  Coln   ^   ' ; 1671)  den  Herzog  zu  antworten,  er  werde,  da  der  Könic: 

9.  November  * 

bald  nach  Warschau  kommen  und  der  Reichstag  dort  bald  seinen  Anfang  nehmen 
werde,  dorthin  Gesandte  schicken.  An  v.  Hoverbeck  war  schon  am  9./19.  October 
der  Befehl  ergangen,  sich  zu  einer  Reise  an  den  polnischen  Hof  bereit  zu  halten, 
am  6./16.  November  wird  er  angewiesen,  sich  gute  Zeit  vor  dem  Beginn  des  Reichs- 
tages in  Warschau  einzufinden,  am  9./19.  November,  Vorschläge  wegen  der  ihm  mit- 
zugebenden Instruktion  zu  machen,  v.  H.  weist  nun  allerdings  (d.  Hohenstein  5.  De- 
cember  1671)  darauf  hin,  aus  den  an  die  Seymiken  gesendeten  Instruktionen  gehe 
hervor,  dass  man  die  Punkte,  über  welche  Kf.  bisher  nur  mit  dem  Konige  zu  thun 
gehabt,  vor  den  Reichstag  zu  ziehen  und  so  die  Gerechtsame  des  Kf.  der  Decision 
desselben  zu  unterwerfen  suche,  und  rath  daher,  Kf.  möchte  weder  vor  noch  während 
des  Reichstages  jemand  dorthin  schicken;  so  lange  man  seiner  entrathen  könnte, 
werde  schwerlich  weder  durch  Bitten  noch  durch  Geld  die  Renovation  der  Pacten  zu 
erlangen  sein,  sollte  man  aber  in  Noth  kommen,  so  werde  man  ihn  schon  suchen. 
Kf.  erwidert  aber  (d.  Cöin  an  der  Spree  9./ 19.  December  1671),  er  könne  keine  Ge- 
legenheit, sein  Interesse  und  namentlich  die  Erneuerung  der  Pacten  zu  betreiben,  vor- 
übergehen lassen,  die  jetzigen  Conjuncturen,  die  Inclination  der  wohlwollenden  Sena- 
toren und  selbst  das  Verhalten  der  feindlichen  gäben  ihm  Anlass,  die  Sendung  mög- 
lichst bald  auszuführen;  v.  H.  solle  sich  daher  auf  die  Reise  machen. 
^)    Eine  Instruktion  desselben  liegt  nicht  bei. 


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520  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

getroffen.  Auf  den  ersten  Punkt  seines  Anbringens,  ob  es  rathsam  sei,  den 
ü. Kanzler  auf  dem  künftigen  Reichstage  öffentlich  anzuklagen  und  alles,  was 
derselbe  bisher  gegen  Kf.  machiniert,  vorzustellen,  damit  er  von  der  Republik 
als  ein  Friedensstörer  abgestraft  werde,  erklärte  jener,  Kf.  hätte  dazu  Fug  und 
Recht  genug,  rieth  aber,  erst  abzuwarten,  wie  der  Reichstag  verlaufen  würde; 
Hesse  sich  derselbe  nicht  nach  Wunsch  des  Hofes  an,  dann  möchte  der  Ge- 
sandte, den  Kf.  möglichst  bald  dorthin  schicken  möchte,  mit  dem  Erzbischof, 
G.  Kanzler  und  anderen  Wohlaffectionierten  überlegen,  wie  diese  Klage  über  den 
ü.  Kanzler  am  füglichsten  anzustellen  sei.  Bei  dem  andern  Punkt,  ob  Kf.  bei 
sogestalten  Sachen  nicht  bei  Zeiten  die  Guaranteurs  anzusprechen  hätte,  rieth 
er  auch,  zunächst  den  Ausgang  des  Reichstages  abzuwarten,  er  wüsste,  dass  die 
Republik  das  foedus  mit  Kf.  nicht  brechen,  noch  in  einen  Krieg  mit  demselben 
willigen  werde,  was  geschehe,  thäte  der  U.Kanzler  auf  seinen  eigenen  Kopf, 
der  Erzbischof  und  andere  Senatoren  aber  würden  ihm  wohl  auf  künftigem 
Reichstag  den  Verstand  eröffnen. 

Als  Sc.  ihm  eröffnete,  er  hätte  Ordre,  nach  Petrikau  zu  gehen  und  dort 
nachzuforschen,  was  am  30.  October  für  ein  plenipotentiarius  aus  Preussen  sich 
dort  eingefunden  und  ob  dessen  Name  und  Supplication  nicht  in  der  metrica 
ingrossiert  wäre,  rieth  ihm  der  Castellan  davon  ab,  theilte  ihm  aber  mit,  er 
würde  auf  dem  bevorstehenden  Seymik  zu  Schroda  dieses  Jahr  über  zum  Mar- 
schall des  Tribunals  erwählt  werden,  wohin  er  dann  bald  nach  dem  Fest  der 
h.  Drei  Könige  zu  gehen  und  bis  an  den  halben  Reichstag  zu  präsidieren  ge- 
denke, in  der  Zeit  wolle  er  sich  danach  erkundigen. 

Dann  hat  er  dem  Castellan  das  Schreiben  des  Kf.  an  die  grosspolnische 
Zusammenkunft  zu  Schroda  übergeben,  derselbe  versprach,  dahin  zu  wirken, 
dass  die  grosspolnischen  Landboten  beauftragt  würden,  bei  dem  Könige  um 
Confirmierung  der  Pacta  mit  Kf.  anzuhalten. 

Auf  der  Rückreise  hat  er  das  Rescript  des  Kf.  vom  27.  November')  er- 
halten, er  wird  in  folge  dessen  zu  dem  Castellan  von  Posen  zurückkehren  und 
mit  demselben  den  ihm  ertheilten  Auftrag  überlegen. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.    D.  Cüstrin  16.  December  1671. 

[Vorgänge  auf  dem  Landtage  zu  Schroda.] 

16.  Dec.  Er  hat  sich  nach  Schroda  zu  dem  Landtage  begeben  und  nach  Besprechung 

mit  den  anwesenden  Senatoren  und  anderen  vornehmen  Adligen  bei  der  ersten 
Session,  nachdem  ein  Verwandter  der  Woiwoden  von  Kaiisch  und  Posen,  Miel- 

0  Darin  wird  ihm  befohlen,  sich  auf  den  grosspolnischen  Seymik  zu  begeben 
und  dort  sich  zu  bemühen,  dass  im  Gegensatz  zu  der  an  denselben  geschickten  In- 
struktion beschlossen  werde,  den  König  zu  ersuchen,  dass  er  die  Confirmation  der 
Pacten  vornehme  und  den  Reichstag  damit  nicht  behellige,  sowie  sich  der  Kalckstein- 
schcn  Angelegenheit,  über  deren  wahre  Beschaffenheit  er  die  Anwesenden  näher  in- 
formieren soll,  nicht  anzunehmen.    Vgl.  Paczkowski  a.a.O.  (Forsch.  III,  S.  108 f.). 


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Berichte  des  Scultetos.  521 

scinski  zum  Marschall  gewählt  worden,  diesen  ersucht,  des  Kf.  Begehren  an 
diese  Seymik  auf^s  favorabelste  vorzastellen.  Derselbe  that  dieses  auch,  als  er 
aber  das  Schreiben  des  Kf.  öffnen  und  öffentlich  verlesen  wollte,  protestierte 
dagegen  sofort  einer,  namens  Kerski,  und  erklärte,  zuerst  müssten  der  König 
und  die  Republik  von  Kf.  Satisfaction  wegen  verschiedener  Contraventionen, 
die  er  anführte,  erhalten.  Nachdem  man  drei  Stunden  lang  darüber  disputiert, 
ob  die  Briefe  geöffnet  werden  sollten,  setzte  es  der  ü. Kämmerer  von  Kaiisch 
Krzycki  durch,  dass  das  Schreiben  vom  Marschall  verlesen  und  darüber  zu 
votieren  begehrt  wurde,  da  dann  die  meisten  Stimmen  dahin  gingen,  man  sollte 
Kf.  zumal  bei  dem  jetzigen  Türkenkrieg  nicht  disgustieren  und  daher  bei  dem 
Könige  auf  dem  Reichstage  anhalten,  dass  er  die  Pacta  mit  Kf.  confirmieren 
und  alle  Missverständnisse  aufheben  möchte.  Der  Posnische  Landfähndrich 
Skoroszewski  verlangte,  dass  die  Landboten  auch  auf  dem  Reichstage  nach- 
fragen sollten,  wer  daran  Schuld  wäre,  dass  der  von  Kf.  offerierte  Succurs,  der 
den  Sommer  in  der  Ukraine  ein  grosses  hätte  verrichten  können,  nicht  wäre 
acceptiert  worden,  und  schlug  vor,  der  König  sollte  die  Pacten  zwar  bald  zu 
Anfang  des  Reichstages  confirmieren,  stantibus  comitiis  sollte  aber  auch  sofort 
die  Commission  vorgenommen  und  die  Differenzen  abgethan  werden.  Als  Kerski 
einwarf,  der  U.Kanzler  hätte  ihm  geschrieben,  er  wollte  auf  dem  Reichstage 
öffentlich  remonstrieren,  was  für  nachtheilige  Dinge  der  Republik  zuwachsen 
würden,  wenn  der  König  die  pacta  sogleich  confirmierte,  in  diesen  stände  auch, 
dass  Elbing  sogleich  nach  der  Confirmation  dem  Kf.  solle  tradiert  werden,  er- 
widerte der  Landfähndrich,  die  Republik  hätte  pacta  confirmata  mit  Kf.  und 
dem  U.Kanzler  stände  es  nicht  zu,  allein  dieselben  über  den  Haufen  zu  werfen. 
Endlich  wurde  beikommende  Antwort  an  Kf.  *)  beschlossen,  der  Woiwode  und 
der  Castellan  versprachen,  bei  Concipierung  der  Instruction  für  die  Landboten 
diesen  Artikel  so  zu  moderieren,  dass  nichts  dem  Kf.  Präjudicierliches  hinein- 
gesetzt würde.  Wegen  Kalcksteins  wurde  endlich,  weil  die  beim  vorigen 
Reichstage  gewesenen  Landboten  nicht  gestehen  wollten,  dass  ihn  die  Land- 
botenstube in  Protection  genommen,  gamichts  erwähnt. 

Der  Castellan  von  Posen  meint,  der  König  suche,  um  sich  bei  den  Sena- 
toren und  Vornehmsten  des  Reiches  formidabel,  bei  dem  gemeinen  Adel  recom- 
mendabel  zu  machen,  auf  Antrieb  des  U.Kanzlers  wegen  Preussen,  was  der 
vorige  König  und  die  Stände  weggegeben,  wieder  zu  der  Krön  zu  bringen,  und 
beide  würden,  wenn  nur  der  Türkenkrieg  es  nicht  hinderte,  sich  bemühen,  die 
Confirmation  der  Pacten  mit  Hervorsuchung  von  allerhand  Querelen  aufzuschie- 
ben; er  räth,  Kf.  möchte  nur  durch  Schreiben  oder  auf  dem  Reichstage  durch 
seine  Gesandten  beim  Könige  anfragen,  weil  er  cum  Republica  pacta  confirmata 
hätte,  ob  der  König  dieselben  auch  zu  confirmieren  und  zu  halten  gedächte, 
sollte  derselbe  auf  vorhergehender  Abschaffung  der  Differentien  bestehen,  könnte 


^)  D.  Sredae  17.  December  1671;  darin  erklärt  der  Marschall  Albertus  de  Mus- 
syns  Mussynski,  die  Landboten  würden  für  die  Bestätigung  der  Pacten  wirken,  sie 
hofften  aber,  Kf.  werde  darein  willigen,  dass  durch  Kommissare  beider  Tbeile  die 
Streitigkeiten  geschlichtet  worden. 


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522  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Kf.  seine  Gesandten  noch  in  währendem  Reichstage  cnm  protestatione  zurück- 
fordern und  sich  stellen,  als  müsste  er  andere  Verfassung  machen,  dann  wurden 
vielleicht  die  Stände  aus  Furcht  vor  dem  Turkenkriege  von  selbst  in  den  König 
dringen,  die  Pacta  zu  confirmieren. 


k.     Gesandtschaft  v.  Hoverbecks  und  v.  Tettaus. 
December  1671— März  1672. 

Instruktion,   wornach   sich  unser  —  Geheimer  Rath  Johann 

Freiherr  v.  Hoverbeck  und  Daniel  v.  Tettau,  Hauptmann  zu 

Lötzen,  Hof-  und  Legationsrath,  bei  ihrer  itzigen  Abschickung 

nach  Warschau  zu  richten.     D.  Cöln  an  der  Spree 

9./[19.]  December  161V). 

(Conc.  V.  Somnitz.) 

[Beschworung  der  Pacten;   vorherige  Verhandlungen  über  die  Streitigkeiten  sind  ab- 
zulehnen.   Die  Kaicksteinsche  Angelegenheit.] 

19.  Dec.  1.     Sie  sollen  baldmöglichst  vor   dem  Reichstage  in  Warschau  eintreffen, 

bei  der  Audienz  dem  Könige  wegen  der  glücklichen  Progressen  in  der  Ukraine 
gratulieren,  2.  hauptsächlich  aber  denselben  daran  erinnern,  dass  Kf.  behufs 
Bestätigung  der  Pacten  schon  früher  eine  Gesandtschaft  geschickt,  und  ihn  er- 
suchen, dieselbe  jetzt  für  sich  gehen  zu  lassen. 

3.  Sie  haben  darauf  zu  achten,  dass  die  von  dem  Könige  deputierten  Se- 
natoren mit  gehöriger  Vollmacht  versehen  und  dass  solche  Senatoren  dazu  er- 
nannt werden,  welche  keine  Widerwärtigkeit  gegen  Kf.  haben  verspüren  lassen. 
Zuerst  haben  die  Königl.  Deputierten  den  Eid  (und  zwar  in  derselben  Art,  wie 
König  Johann  Casimir  selbst  ihn  geschworen)  und  dann  sie  denselben  abzu- 
legen. Dass  die  pacta  umgeschrieben  werden,  ist  nicht  nöthig  noch  thunlich. 
An  die  Stände  ist  dieses  Werkes  wegen  nichts  zu  bringen,  noch  darf  die  Eides- 
leistung, um  Präjudiz  zu  vermeiden,  in  Gegenwart  der  Stände  geschehen,  es 
darf  aus  diesem  Conti rmationswerke  auch  kein  casus  comitialis  gemacht  werden. 

Sollte  von  Königl.  Seite  eingewendet  werden,  vor  der  Renovation  müssten 
erst  einige  theils  fürlängst,  theils  neuerdings  erhobene  Zweifel  und  Schwierig- 
keiten gehoben  werden,  so  haben  sie  dieses  aus  den  v.  H.  längst  bekannten 
Gründen,  denen  sie  zu  inhärieren  haben,  abzulehnen,  dabei  aber  zu  erklären, 
Kf.  sei  erbötig,  sofort  nach  geschehener  Eidesleistung  diese  Sachen  vornehmen 
und  tractieren  zu  lassen  und  sich  darin  aller  Billigkeit  nach  zu  verhalten,  auch 
sollen  sie  darauf  hinweisen,  dass  Kf.,  trotzdem  die  Renovation  der  Pacten  bisher 
nicht  geschehen,   die  erforderten  Auxiliarvölker  bereit   gehalten.    Alles  dieses 

^)  Vgl.  über  diese  Gesandtschaft  Pufendorf  XI,  §  105.  106  (S.  664ff.);  Pacz- 
kowski  S.  113ff. 


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Instruktion  für  v.  Hoverbeck  und  v.  Tettau.  523 

sollen  sie  nicht  nur  dem  Könige,  sondern  auch  den  Senatoren  und  anderen,  die 
am  Hofe  in  Consideration  stehen,  vorstellen,  auch  kann  v.  H.  die  Vollmacht 
zur  Complanation  der  Irrungen,  die  er  in  Händen  hat,  vorzeigen. 

4.  Sollte  dieses  alles  nichts  verfangen  wollen,  so  haben  sie  zu  erklären, 
dass  Kf.  die  Sache  weder  auf  den  Reichstag  noch  zur  Commission  vor  Be- 
schwörung der  Pacten  wolle  kommen  lassen,  sondern  dass  dann  nichts  anderes 
übrig  sei  als  die  Interposition  der  Mediatoren  und  in  pactis  genannten  Poten- 
taten zu  suchen.  Sie  haben  wegen  dieser  Interposition  des  Hofes  Meinung  zu 
vernehmen  und  dann  ihren  Abschied  zu  begehren,  in  diesem  Fall  aber  mit  nö- 
thigen  Protestationen  und  Declarationen  des  Kf.  jura  zu  conservieren. 

5.  Da  auch  ohne  Zweifel  des  Kaie  kste  in  sehen  Handels  und,  dass  man 
eine  Abschickung  deswegen  erwartet,  Erwähnung  geschehen  wird,  so  sollen  sie 
dem  Könige  hinterbringen,  dass  dessen  Reise  nach  Lemberg  diese  Absendung 
gehindert,  im  übrigen  aber  könnte  Kf.  nicht  absehen,  was  man  deswegen  an 
ihn  irgendwie  praetendieren  könnte.  Er  habe  dem  Verlangen  des  Königs  ent- 
sprechend den  Beschuldigten  den  Process  machen  lassen  und  erwarte  täglich 
eine  sententiam  in  contumacia.  Kf.  seinerseits  hätte  sich  darüber  zu  beschwe- 
ren, dass  den  Pacten  entgegen  Kalckstein  gestattet  worden,  am  Hofe,  bei 
der  Armee  und  auf  dem  Reichstage,  ja  allenthalben  die  schrecklichsten  Läste- 
rungen gegen  ihn  auszustreuen,  dass  seine  Lästerschriften  angenommen  und 
seine  Auslieferung  verweigert  worden  ist. 

Bei  der  Königin  haben  die  Gesandten  sich  auch  mittelst  beigehenden  Cre- 
ditives  anzugeben  und  die  gewöhnlichen  Curialien  zu  verrichten. 

Nach  Expedierung  der  die  Confirmation  der  Pacten  betreffenden  Sachen  hat 
V.  Tettau  zurückzukehren,  v.  Hoverbeck  aber  nach  erfolgter  Confirmation 
der  Pacten  abzuwarten,  dass  die  Aufhelligkeiten  vorgenommen  werden. 


Neben -Instruktion  für  den  v.  Hoverbeck.     D.  Cöln  an  der 
Spree  9./[19.]  December  1671. 

[Die  Prätensionen  des  Kf.,   H.  soll  herauszubekommen  suchen,  welche  Preussen  dem 
U.Kanzler  die  Kalcksteinsche  Sache  recommendiert  haben.] 

Da  man  polnischerseits  auf  Hinlegung  der  Streitigkeiten  dringt,  so  ist  Kf.  19.  Dec. 
zufrieden,   dass  dieselben  post  confirmationem  pactorum  vorgenommen  werden, 
und  wird  ihm  dieses  hiemit  aufgetragen. 

Kf.  seinerseits  prätendiert  nur,  dass,  was  wegen  Eibin g  in  den  Pacten 
geschlossen,  exequiert  werde,  und  lässt  er  dem  Könige  die  Wahl,  ob  er  die 
Stadt  ihm  abtreten  oder  die  auch  zu  Bromberg  aber  post  pacta  gemachte  Ab- 
rede') belieben  wolle. 

Da  dem  Kf.  nicht  eigentlich  bewusst,  was  man  königlicherseits  von  ihm 
praetendiere,  so  soll  er  solches  vernehmen  und  darüber  berichten,  Interim  aber 


»)    S.  V.  Mörner  S.  226  (n.  121d). 


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524  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

in  den  schon  vorhin  movierten  Punkten  sich  nach  den  früheren  Resolutionen 
des  Kf.  richten. 

Wenn  es  bei  der  Confinnationssache  Schwierigkeiten  giebt,  so  soll  er  von 
den  wohlaffectionierten  Senatoren  vernehmen,  durch  was  für  Mittel  und  "Wege 
man  daraus  kommen  möchte,  auch  nachher,  wenn  es  zur  Ernennung  von  Konn- 
missaren  kommen  sollte,  sich  auf  das  äusserste  bemühen,  dass  von  den  Uebel- 
wollenden  keine  dazu  genommen  werden. 

Weiter  hat  er  sich  zu  bemühen  zu  erfahren,  was  für  Preusseu  sich  an 
den  U.Kanzler  gehangen  und  demselben  Kalcksteins  Sache  recommen- 
diert  haben,  die  Nachricht,  die  Kf.  davon  erhalten,  soll  ihm  mit  ehestem  zu- 
gesandt werden. 

Dem  Littauischen  G.  Kanzler  P  a  c  hat  er  500  Ducaten  zu  versprechen  und, 
sobald  er  sie  erhalten,  zu  offerieren. 


V.  Hoverbeck^  an  den  Kurfürsten.     D.  Prag  S.Januar  1672. 

[Verlangen  des  Königs,  schleunigst  Hälfstruppen  zu  senden.] 

S.Jan.  H.  Wyzycky'),    welcher  jetzt   die  Armee  in  der  Ukraine  commandiert, 

hat  erklärt,  wenn  ihm  nicht  3000  Mann  zu  Hülfe  geschickt  würden,  würde  er 
sich  noch  diesen  Winter  zurückziehen  müssen,  weshalb  nach  des  Kf.  Völkern 
sehr  gelüstert  wird  und  der  König  ihn  noch  vor  der  üeberfahrt  und  Einholung 
hat  ersuchen  lassen,  da  die  Sache  keinen  Verzug  leiden  könnte,  in  seinem  Na- 
men den  Kf.  oder  den  Herzog  von  Croy,  wenn  dieser  soweit  bevollmächtigt, 
zu  bitten,  anstatt  der  Fussvölker  ihm  je  eher  je  lieber  1500  Dragoner  zu  Hülfe 
zu  schicken  und  dieselben  so  marchieren  zu  lassen,  dass  sie  höchstens  in  4 
Wochen  in  der  Ukraine  sein  könnten.  Er  hoffe,  Kf.  werde,  wie  er  früher  er- 
klärt habe,  diesen  Völkern  2  Monat  Löhnung  aus  seinem  Schatze  geben,  wegen 
fernerer  Verpflegung  derselben  solle  auf  dem  Reichstage  aus  dem  Kronschatze 
Vorsehung  geschehen. 

H.  räth,  die  einmal  gewilligte  Hülfe  nicht  zurückzuhalten,  aber,  da  man 
Kf.  in  den  Ausschreiben  an  die  Kreise  sehr  verhasst  zu  machen  gesucht,  nicht 
ohne  Bedingung  der  eidlichen  Renovation  der  Pacten'). 


*)  Derselbe  war  vorausgereist,  v.  Tettau,  dessen  Ausrüstung  sich  verzögert 
hatte,  ist  ihm  erst  Anfang  Februar  gefolgt. 

*)  StanislausWyzycki,  Fähndrich  von  Kiew.  Vgl.  über  die  bedrohte  Lage 
in  der  Ukraine  den  Brief  Sobieski's  an  den  O.Kanzler  vom  5.  Januar  1672,  dessen 
Aufruf  an  die  Armee  und  die  Relationen  von  der  Armee  bei  Kluczycki  II,  S.  752ff. 

^)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  8./ 18.  Januar  1672),  ihm  komme  das  oftmalige 
Variieren  wegen  des  Succurses  und,  dass  der  König  der  Confirmation  der  Pacten  gar- 
nicht  habe  erwähnen  lassen,  fremd  vor,  er  wolle  daher  erst  weiteren  Bericht  ab- 
warten. 


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Hülfsgesucb.     Audienz  beim  Könige.  525 

V.  Hoverbeck   an   den  Kurfürsten.     D.  Warschau  12.  Januar 

1672. 

[Audienz  beim  Könige.] 

Bei  der  Audienz,  die  er  gestern  beim  Könige  gehabt,  bezeugte  sieb  dieser  12.  Jan. 
sehr  höflich,  dankte  dem  Kf.  für  den  bewilligten  secours,  betreffend  die  Con- 
firmation  der  Pacten  aber  sagte  er  nur,  er  werde,  wie  Herkommens,  mit  den 
anwesenden  Senatoren  davon  sprechen  und  ihn  darauf  ohne  Verzug  mit  einem 
Bescheide  versehen  lassen.  Dann  brach  er  in  weitläufige  recht  studierte  und 
pathetische  Klagen  wegen  Kalcksteins  Entfuhrung  aus,  versicherte  wieder- 
holt, es  wäre  ihm  nicht  um  die  Sache  selbst  zu  thun  noch  um  die  Person,  als 
daran  ausser  der  Seel  nichts  gutes  wäre,  angesehen  er  in  allen  Landen  an  £hr 
banqueroutirt  (wie  seine  Worte  waren),  sondern  dass  es  zu  der  Zeit  geschehen, 
wo  er  wegen  seiner  Malcontenten  am  wehmüthigsten  gewesen  und  wo  er  die 
Seinigen  gern  hätte  sehen  lassen,  dass  er  bei  den  benachbarten  Potentaten  in 
Estim  wäre,  gerade  da  wäre  ihm  solcher  Schimpf  widerfahren  u.  s.  w.  H.  hat 
darauf  seiner  Instruktion  gemäss  geantwortet  und  das  Ausbleiben  der  angekün- 
digten Gesandtschaft  damit  entschuldigt,  dass  der  König  unvermuthet,  ohne  das 
Generalaufgebot  abzuwarten,  von  hier  aufgebrochen  sei  und  so  seine  Person 
und  zugleich  die  Republik  hazardiert  hätte.  Diese  letzten  Worte  gefielen  dem 
Könige  so,  dass  er  sie  selbst  bestätigte,  der  Aufbruch  wäre  sine  exemplo,  seine  ^ 
Vorfahren  hätten  sich  in  dergleichen  Fällen  nicht  so  in  Gefahr  begeben,  sie 
hätten  auch  als  Fremde  dem  Vaterlande  nicht  so  viel  Liebe  zugetragen  wie  er, 
der  ein  Sohn  der  Republik  wäre.  Es  würde  ihm  nicht  entgegen  gewesen  sein, 
wenn  die  Entführung  nur  nicht  hier  in  der  Residenz  geschehen  wäre,  wie  er's 
Brandt  unterschiedlich  angedeutet,  er  hätte  Kalckstein  nie  in  Protection 
genommen,  wäre  auch  bereit  gewesen,  ihn  vom  Hofe  wegzujagen. 

In  den  folgenden  Discursen  dissimulierte  der  König  zwar  nicht  die  vor- 
stehende Türkengefahr,  suchte  ihn  aber  zu  überreden,  dass  alle  innerlichen 
motus  gänzlich  gestillt  wären,  doch  gab  er  zu  erkennen,  dass  er  fürchte,  der 
herannahende  Reichstag  könnte  sich  fruchtlos  zerschlagen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurftirsten.     D.   Warschau  16.  Januar 

1672. 

[Verschleppung  der  Confirmation  der  Pacten.    Hoffnung  des  polnischen  Hofes,  Preussen 
wiederzugewinnen.     Gefährdete  Lage  des  Königs.] 

Auch  jetzt  sucht  man  alle  Mittel  hervor,  um  die  Confirmation  der  Pacten  16.  Jan. 
zu  verschleppen  und  wohl  endlich  gar  zu  eludieren.  Dazu  hat  der  U.Kanzler 
den  Umstand  benutzt,  dass  in  dem  besonderen  Creditiv  für  H.,  welches  der- 
selbe dem  Könige  bei  der  Audienz  übergeben,  der  Character  Legati  ausgelassen 
ist,  und  so  den  König  dahin  gebracht,  dass  er  der  Sache  bis  zu  v.  Tettau' s 
Ankunft  einen  Anstand  geben  will.     H.   hat  den  U.Kanzler,   da  dieser  ihn 


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526  in.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

nur  privatim  empfangen  zu  wollen  erklärt  hat,  nicht  besucht.  Dem  G.Kanz- 
ler, der  beabsichtigt,  für  ihn  sowohl  in  dieser  als  auch  in  der  Hauptsache  za 
sprechen,  wird  die  Audienz  von  Tag  zu  Tag  verschoben,  inzwischen  wird 
Kalcksteins  Entführung  und,  dass  dem  Könige  dafür  keine  Satisfaction  ge- 
schehen, fast  höher  als  die  türkische  Kriegserklärung  angezogen.  Es  scheint 
daraus,  dass  sich  der  Hof  durch  die  Leute  aus  Preussen,  deren  der  K.V. 
Kanzler  in  seinem  durch  Scultetus  dem  G.Kanzler  verdolmetscht  zugeschickten 
Schreiben  an  den  Bischof  von  Posen')  gedenkt,  bethören  lässt  und  noch  immer 
Concepte  formiert,  es  würden  die  Malcontenten  im  Lande,  wenn  nur  der  König 
die  Renovation  der  Pacten  verzögern  und  dem  Werk  nicht  entgegen  sein  wollte, 
den  kurfürstlichen  Völkern  die  Hälse  brechen  und  sich  darauf  das  ganze  Land 
gutwillig  untergeben,  dadurch  er  dann,  weil  alle  Aemter  im  Lande  Oeconomieen 
sind,  mehr  Einkommen,  als  er  jetzt  aus  der  ganzen  Krön  hat,  überkommen  und 
seinen  Ruhm  über  alle  seine  Vorfahren  erheben  würde.  H.  stellt  dem  entgegen 
aus  den  Landtagsakten  und  dem  Vereinigten  Bedenken  der  sämtlichen  Stände*) 
vor,  wie  von  allen  und  jeden  Kalcksteins  Proceduren  detestiert  und  gestanden 
worden,  dass  er  vorhin  rechtmässig  zum  ewigen  Gefängnis  verurtheilt  worden. 
Man  sprengt  hier  wieder  aus,  die  dortigen  Stände  würden  nach  geendigtem 
Landtage  wieder  mit  ungewilligten  Contributionen  bedroht. 

Die  hiesigen  Malcontenten  sind  jetzt  um  so  mehr  zu  considerieren,  da  die 
auswärtige  Gefahr  viel  grösser  ist  und  sie  vorsichtiger  gehen  und  ihr  Werk 
besser  gefasst  haben.  Hingegen  beginnt  die  flüchtige  Liebe  des  gemeinen  Adels 
merklich  zu  erkalten,  auch  das  Vernehmen  zwischen  dem  König  und  der  Kö- 
nigin und  folgends  dem  Hause  Oesterreich  abzunehmen,  es  bekommt  auch  der 
König  sehr  oft  gar  gefährliche  Anstösse  und  kann  nicht  begreifen,  dass  seine 
AfTection  und  Deferenz  gegen  den  U.Kanzler  ihm  fast  alle  anderen  abwendig 
macht.  Trotz  aller  Gegenbemühungen  des  ü. Kanzlers,  des  Bischofs  von  Posen 
und  ihres  Anhanges  ist  doch  der  Castellan  von  Posen  einhellig  von  allen  De- 
putierten zum  Marschalck  oder  Director  des  Tribunals')  gewählt  worden;  da 
dessen  nächster  Blutsfreund,  der  Prälat  Zboski,  zugleich  mit  Präsident  der 
Geistlichen  ist,  so  wird  er  sich  wohl  zu  rächen  wissen. 


V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.   Warschau  19.  Januar 

1672. 

[üebermuth    des   U.Kanzlers.     Trotz    dessen  Abreise  will   der  Konig  sich  nicht  zur 
Confirmation  der  Pacten  verstehen.    Vorschläge  wegen  Elbings  und  Kalcksteins.] 

19.  Jan.  Der  U.Kanzler  ist  so  unbeständig,  dass  er  einmal  sich  aller  Sachen  ent- 

schlagen,  bald  wieder  alles  nach  seinem  Sinn  und  Willen  allein  gethan  haben 


^)  Leider  ist  weder  dieses  Schreiben  selbst  in  den  Akten  erhalten  noch  aus  den- 
selben Näheres  über  seinen  Inhalt  zu  ersehen. 

^  Gemeint  ist  das  „Vereiifigte  Bedenken"  der  Preussischen  Stände  vom  23.  Sep- 
tember 1671  (v.  Baczko,  Gesch.  Preussens  V,  S.  513ff.). 

»)    S.  oben  S.  520. 


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Verzögerung  der  Bestätigung  der  Pacten.    Pläne  des  Hofes.  527 

will.  Von  den  anderen  Senatoren  sagt  er:  Idem  grex  sed  non  idem  pastor, 
sich  allen,  die  vor  ihm  ministri  status  gewesen,  vorziehend,  vom  Könige  soll 
er  oft  sagen,  wenn  nicht  alles  nach  seinem  Willen  geht,  er  wäre  zum  Regieren 
ganz  nicht  geschickt,  ja  sogar:  Poenitet  me  fecisse  hominem.  Den  16.  ist  er 
davon  gefahren  und  hat  zu  seinen  Vertrauten  gesagt,  er  gehe  nach  Löbau  und 
würde  vor  dem  5.  Februar  nicht  wiederkommen,  da  er  dann,  nachdem  alle 
würden  abvotiert  haben,  sein  votum  ablegen  und  sie  alle  widerlegen  wollte, 
doch  wird  ihm  das  wohl  schwerlich  verstattet  werden,  da  es  Herkommens  ist, 
dass  die  Senatoren  nach  ihrer  Ordnung  stimmen  und  wer  fehlt  nicht  wieder 
zugelassen  wird.  Es  wäre  gerathen,  dort  auf  die  Leute  zu  achten,  welche  mit 
ihm  umgehen  werden,  da  anzunehmen  ist,  dass  er  noch  mit  den  in  seinem 
durch  Scultetus  mitgetheilten  Schreiben  angedeuteten  Practiken  umgeht. 

Des  U. Kanzlers  Abzug  sollte  ihnen  sonst  wohl  zustatten  kommen,  wenn 
er  nur  nicht  den  Konig  vorher  ganz  eingenommen  und  wohl  gar  von  demselben 
die  Zusage  erhalten  hat,  aller  anderen  Erinnerungen  ungeachtet  an  seinem  con- 
silium  festzuhalten.  Der  Primas,  der  Bischof  von  Cracau,  angeblich  auch 
der  G.Feldherr  und  G.Marschall,  die  beiden  G.Kanzler,  der  K.Schatz- 
meister und  etliche  ganze  Kreistage  dringen  auf  die  endliche  Renovation  der 
Pacten,  es  will  aber  dennoch  kein  rechter  Schluss  erfolgen. 

Der  ü. Kanzler  hat  H.  durch  den  0. Kammerherrn  Opacki  auszuholen 
gesucht,  er  hat  ihm  vorstellen  lassen,  der  kürzeste  und  sicherste  Weg  sei,  über- 
haupt zu  tractieren,  und  wenn  Kf.  seine  Prätension  auf  Elbing  fallen  lassen 
wollte,  ihrerseits  die  Subsidia  und  die  anderen  Prätensionen  auch  fallen  zu 
lassen  und  auszumachen,  dass  gegen  Erlassung  der  Elbingischen  Summe  Kf. 
jind  die  Republik  einander  nur  in  den  preussischen  Landen  zu  secourieren 
hätten.  H.  bittet  um  Resolution,  in  wie  weit  dieser  Vorschlag  dem  Kf.  an- 
ständig sein  möchte. 

PS.  1.  Der  ü. Kanzler  hat  sich  unterstanden,  wider  den  klaren  Buch- 
staben des  durch  Opacki  von  Königsberg  überbrachten  Recesses^)  an  die 
Kreistage  zu  schreiben,  Kf.  hätte  keine  Völker  geben  wollen,  wenn  ihm  nicht 
vorher  Elbing  cum  fructibus  perceptis  et  percipiendis  tradiert  würde. 

PS.  2.  Etliche  Wohlaffectionierte  rathen,  Kf.  möchte,  um  den  König  zu 
begütigen,  Kalckstein  wieder  in  dessen  Gewalt  liefern,  wenn  er  nur  ver- 
sichert wäre,  dass  derselbe  sogleich  wieder  ausgefolgt  würde.  H.  hat  dem 
widersprochen,  bittet  aber  um  Information,  ob  etwa  dem  G.Kanzler  an  die 
Hand  zu  geben  wäre,  er  sollte  den  König  vor  sich  selbst  vertrösten,  er  traue 
ihm  wohl  so  viel  zu  erhalten,  dass  K.  an  die  Littauische  Grenze  gestellt  und 
gleichsam  in  des  Königs  Gewalt  geliefert  würde  gegen  Versicherung,  dass  der- 
selbe sofort  wieder  ausgefolgt  werden  sollte,  da  dann  von  Seiten  des  Kf.  soviel 
Volk  mitzuschicken  sein  würde,  dass  man  polnischerseits  nicht  wider  die  Zu- 
sage handeln  könnte  2). 


«)    S.  oben  S.  513  ff. 

^    Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  19./[29.]  Januar  1672),   auf  die  El- 


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528  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

V.  Hoverbeck  an  den  Kurfürsten.     D.   Warschau  30.  Januar 

1672. 

[Weitere  Verzögerung  der  Confirmation  der  Pacten.    Aeussere  und  innere  Gefahren.] 

30.  Jan.  Der  König  hat  neulich  in  consilio')  so  geschickt  zu  simulieren  gewusst, 

dass  sämtliche  anwesende  Senatoren  geglaubt,  es  wäre  ihm  nunmehr  mit  der 
Confirmation  der  Pacten  ein  rechter  Ernst,  nachdem  aber  noch  vor  erfolgter 
Wahl  eines  Landbotenmarschalls  des  ü. Kanzlers  Schwager')  und  andere  Hof- 
creaturen  darauf  bestanden,  dass  vor  allen  Dingen  im  Namen  der  Landboten- 
stube an  den  König  geschickt  würde,  er  sollte  ja  in  puncto  confirmationis  pac- 
torum  nichts  ohne  die  dritte  Ordnung  statuieren,  sondern  des  Kf.  Gesandte,  bis 
alle  Stände  darüber  würden  vernommen  sein,  aufhalten,  haben  sie  dessen  wahre 
Gesinnung  erkannt.  £inige  Verzögerung  könnte  wohl,  zumal  da  v.  Tettau 
noch  nicht  angelangt  ist,  nichts  schaden,  aber  es  macht  ihn  bedenklich,  dass 
der  König  dem  G.Kanzler  trotz  dessen  Remonstrationen  befohlen  hat,  den 
Punkt  der  Confirmation  in  die  Reichstagsproposition  zu  setzen. 

Weder  der  König  noch  der  U.Kanzler  bedenken,  was  für  Gefahr  ihnen 
sowohl  innerlich  als  äusserlich  bevorsteht.  Von  den  vornehmen  und  qualifi- 
cierten  Subjectis  hat  sich  keiner  der  Direction  der  Landbotenstube  unternehmen 
wollen,  weil  sie  nicht  trauen,  dass  der  Reichstag^)  bei  so  heftigen  dissidiis  der 
vornehmsten  Häupter  werde  bestehen  können,  die  Mächtigsten  und  Ansehnlich- 
sten haben  sich  verbunden  zusammenzustehen,  bis  sie  des  K.  U.  Kanzlers  Person 
und  Haus  in  äussersten  Schimpf  und  Verachtung  werden  gesetzt  haben,  und 
suchen  dessen  nicht  zahlreiche  Anhänger  ihm  abwendig  zu  machen. 


bingsche  Sache  solle  H.  sich  vorläufig  nicht  einlassen,  wenn  aber  die  Confirmatiou 
der  Pacten  geschehen  sei,  wolle  er  ihn  näher  instruieren;  zur  Auslieferung  Kalck- 
steins  könne  er  sich  auf  keine  Weise  verstehen. 

^)  V.  H.  hatte  am  26.  Januar  berichtet,  ihre  Sache  Hesse  sich  jetzt  viel  besser 
an,  der  Konig  hätte  in  dem  gestern  gehaltenen  consilium,  nachdem  alle  anwesenden 
9  Senatoren  dafür  gestimmt,  die  Confirmation  der  Pacten  noch  vor  Beginn  des  Reichs- 
tages vorgehen  zu  lassen,  sich  auch  damit  einverstanden  erklärt,  doch  durfte  eine  so 
wichtige  Sache  nicht  so  eilig  abgemacht  werden,  der  G.Kanzler  sollte  zunächst  v.  H. 
bitten,  sich  zu  einer  Conferenz  wegen  Kalcksteins  und  einiger  anderer  Punkte 
einzufinden. 

^  Alexander  Zaluski,  U.Kämmerer  von  Rawa,  der  Vater  des  Geschichts- 
schreibers Andreas  Zaluski,  vgl.  dessen  Epistolae  historico-familiares  I,  S.  313; 
Lengnich  VIII,  S.  61. 

^  Ueber  diesen  seit  dem  26.  Januar  abgehaltenen  Reichstag  vgl.  Zawadzki 
S.  245flF.  (Zaluski  1,  S.313flf.),  Kluczycki  II,  S.  757 ff.,  Lengnich  VIII,  S.  60ff. 


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Verzögerung  der  Confirmation  der  Pacten.    Neues  Hfilfsgesuch.  529 

V.  Hoverbeck  und  v.  Tettau  an  den  Kurfürsten^).     D.  War- 
schau 22.  Februar  1672. 

[Qfinstigere  Aussiebten.    Auftreten  Pacs  und  Erzicki's  zu  Gunsten  des  Kf.] 

Auf  den  Rath  der  Wohlaffectionierten  sind  sie ,  zumal  da  die  Sache  sich  22.  Febr. 
von  Tag  zu  Tage  besser  anzulassen  scheint,  noch  hier  geblieben.  Der  Littauische 
G.Kanzler  hat  den  E.U.Kanzler  in  seinem  gestrigen  voto')  so  mortificiert, 
dass  es  selbst  dem  Bischof  von  Cracau  leid  gethan,  und  sind  dem  U.Kanz- 
ler'), soviel  Kf.  betrifft,  nur  zwei  Senatoren,  die  Castellane  von  Culm  und  Ka- 
mionken beigefallen.  In  der  Session,  welche  heute  in  dem  Hofe  des  Primas 
im  Beisein  vieler  Senatoren  und  von  über  40  Landboten  gehalten  wurde  und 
fast  das  Ansehen  einer  Secession  vom  Könige  hatte,  hat  der  U.Kämmerer  von 
Kaiisch  Krzicki  sich  ebenso  wie  auf  dem  Landtage  zu  Schroda*)  dem  Kf. 
affectioniert  gezeigt,  auf  seinen  Antrag  hat  der  Landbotenmarschall  versprochen, 
in  ihrer  aller  Namen  dem  Konige  zu  remonstrieren,  dass  es  garnicht  gerathen 
sei,  des  Kf.  Gesandte  länger  aufzuhalten  und  die  Confirmation  der  Pacten  zu 
difficultieren. 


König  Michael  von  Polen  an  den  Kurfürsten'^).    D.  Varsaviae 

19.  März  1672. 

[Bitte  um  Hülfe  gegen  die  Türken.] 

Bei  der  seinem  Reiche  von  den  Türken  drohenden  Gefahr  bittet  er  um  19.  März, 
die  vertragsmässige  Sendung  ¥on  Hülfstruppen.    Kf.  möchte  dieselben  Anfang 
April  von  Preussen   direct   nach  Kaminiec  Podolski   marschieren   lassen   und 
ihnen  auf  einige  Monate  Sold  mitgeben,  auch  er,  der  König,  wird  nach  Mög- 
lichkeit für  dieselben  sorgen^).  ^ 


^  V.  Tettau  war  Anfang  Februar  in  Warschau  angekommen,  die  Verhand- 
lungen waren  aber  von  polnischer  Seite  immer  weiter  hingezogen  worden,  so  dass 
Kf.  (d.  Coln  19./[29.]  Februar  1672)  den  Gesandten  die  Weisung  ertheilte,  falls  sie 
nicht  versichert  wären,   dass  die  Bestätigung  der  Pacten  in  wenigen  Tagen  erfolgen 

würde,  abzureisen,  welche  Weisung  er  am      '    „ — =—  wiederholt. 

[8.  März] 

>)    S.  Zawadzki  S.  249.    Lengnich  VIII,  S.  63f. 

')  S.  über  dessen  Auslassungen  gegen  Kf.  Zawadzki  S.  248 f.  (Zaluski  I, 
S.  314.) 

^)  S.  oben  S.  521.  Kf.  Hess  Krzycki  zum  Dank  dafür  200  Ducaten  durch  die 
Gesandten  überreichen. 

^)  Schon  am  4.  Februar  1672  hatte  König  Michael  ein  neues  Hülfsgesucb  an 
den  Kf.  gerichtet,  derselbe  hatte  darauf  erwidert  (d.  Coloniae  12./22.  Februar  1672), 
da  in  diesem  Gesuch  nicht  angegeben  werde,  auf  weichen  Grund  hin  dasselbe  ergehe, 
so  wisse  er  nicht,  was  er  darauf  antworten  solle,  zur  Erfüllung  seiner  vertragsmäs- 
sjgen  Verpflichtungen  sei  er  bereit. 

^    In  einem  zweiten  Schreiben  von  demselben  Datum  (abgedruckt  Zaluski  I, 

llat«r.  ■.  Gesch.  d.  O.  Karf&rtten.    XII.  34 


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530  in.    Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

V.  Ho  verbeck  und  v.  Tettau  an  den  Kurfürsten*).     D.   War- 
schau 25.  März  1672. 

[Die  Bestätigung  der  Pacten.] 

25.  M&rz.  Wie  gestern   die  Renovation  der  Pacten  vor  sich  gegangen,  wird  Kf.  aas 

dem  beiliegenden  Diarinm')  ersehen.  Sie  haben  dabei  absichtlich,  des  Kf. 
Ordre  gemäss,  alle  Sollennitäten,  die  das  Ansehen  haben  konnten,  dass  sie  es- 
sential  und  zur  Gültigkeit  der  Pacten  nothwendig  wären,  um  künftiger  Fälle 
willen  zu  verhüten  gesucht.  Sie  gedenken  ad  perpetuam  rei  memoriam,  dass 
die  Confirmation  der  Gommission  vorgegangen  und  die  Eidesnotul  nach  des  Kf. 
Wünschen  eingerichtet  gewesen,  den  Recess  an  das  Reichsarchiv  zu  bringen. 
Die  Vollmacht,  welche  der  G.Kanzler  dem  U.Kanzler  zur  Prüfung  zuge- 
schickt, hat  dieser  mit  seinem  Siegel  bedrucken  und  durch  seinen  Regenten  un- 
terschreiben lassen,  was  ihnen  um  so  lieber  ist,  da  er  so  gleichsam  seine  vorigen 
Proceduren  widerrufen  hat.  Der  König  selbst  soll  ganz  beschämt  stehen,  wenn 
er  befragt  wird,  ob  ihm  die  nicht  besser  und  klüger  gerathen,  welche  vorge- 
stellt, dass  diese  Confirmation  sogleich  nach  der  Krönung  hätte  vor  sich  gehen 
sollen. 

PS.    Der  von  ihnen  aufgesetzte  Recess  ist  ohne  Aenderung  acceptiert  und 
heute  vollzogen  worden. 


S.  349  f.)  schildert  der  König  näher  die  Tnrkengefabr  und  bittet  ausser  den  Vertrags- 
massigen  Hülfstmppen  um  weitere  Hülfe. 

0  Schon  am  15.  Harz  hatten  die  Gesandten  berichtet,  dass  der  U.Kanzler 
seinen  Widerstand  gegen  die  Erneuerung  der  Pacten  aufgegeben  habe,  zugleich  hatten 
sie  gemeldet,  dass  der  Reichstag  sich  zerschlagen  (s.  Zawadzki  S.  265 ff.),  dass  die 
Unzufriedenheit  mit  dem  jetzigen  Regiment  allgemein  sei,  dass  die  einen  durch  fried- 
liche und  glimpfliche  Mittel  eine  Veränderung  zu  erreichen  suchten,  andere  aber  auf 
gewaltsamem  Wege,  und  dass  daher  insgeheim  private  Werbungen  angestellt  würden. 

')  Diarium  vom  24.  März.  Morgens  11  Uhr  erscheint  bei  den  Gesandten  der 
Regens  Cancellariae  minoris  Lipski,  entschuldigt  im  Namen  des  Königs,  des  Senats 
und  der  Kanzlei  die  gestrige  Verzögerung  und  bittet,  sie  möchten  jetzt  auf  das  Schloss 
kommen  und  den  actus  beendigen,  die  Königl.  Deputierten  (Opacki  und  der  Castellan 
von  Wisna  Adrian  Zochowski)  wären  dort  schon  anwesend  und  der  König  hätte 
sich  in  allem  nach  der  Gesandten  Begehren  erklärt.  Sie  fahren  darauf  nach  dem 
Schloss,  dort  kommen  ihnen  die  Königl.  Kommissare  entgegen,  die  beiderseitigen 
Vollmachten  werden  ausgewechselt  und  darauf  schwören  zuerst  die  Königl.  Deputierten 
und  dann  die  Gesandten  des  Kf.  den  beiderseits  beliebten,  von  Lipski  vorgesprochenen 
Eid  auf  das  Evangelium  Johannis  cap.  1.  Darauf  wünschen  sie  sich  Gluck,  unter- 
zeichnen beiderseits  die  von  den  Gesandten  aufgerichtete  Formel  des  Recesses  über 
den  actum  confirmationis  und  kehren  dann  heim.  Vgl.  Pufendorf  XI,  §  106 
(S.  866  f.). 


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Bestätigung  der  Pacten.     Abscbiedsaudienz.  531 

V.  Hoverbeck  und  v.  Tettau   an  den  Kurfürsten.     D.   War- 
schau 29.  März  1672. 

[Abschiedsaudienz.    Bitte  des  Königs  um  Hülfe  im  Falle  eines  Aufstandes  und  um 
Duldung  der  nach  Preussen  geflüchteten  A rianer.] 

Bei  ihrer  Abschiedsaudienz')  hat  nach  den  Curialien  der  Eon  ig  sie  bei  29.  M&rz. 
Seite  genommen  und  ihnen  gesagt,  er  hoffte,  Kf.  wurde  ihn,  falls  es  hier  za 
einem  Aufstande  käme,  nicht  verlassen,  da  er  glaubte,  dass  derselbe  es  seinen 
Interessen  wenig  zuträglich  halten  werde,  ein  französisches  mit  grossem  Geld 
und  Gewalt  eingedrungenes  Subjectum  hier  zu  sehen  und  zum  Nachbar  zu 
haben.  Doch  suchte  er  seine  Perplexität  zu  dissimulieren  und  sagte,  er  hätte 
solches  nur  in  eventnm  erwähnt,  weil  er  wüsste,  dass  sehr  grosse  Summen 
Geldes  wankten,  es  werde  ihm  aber  auch  nicht  an  Mitteln  mangeln,  um  sich  zu 
maintenieren.  Darauf  bat  er,  sie  möchten  dem  Kf.  die  im  Herzogthum  befind- 
lichen Exulanten  arianischen  Glaubens,  denen  er  der  gegen  sie  gemachten  Con- 
stitution wegen  keinen  Schutz  leisten  könnte,  denen  er  aber  aus  Mitleid  und 
wegen  ihrer  Verwandtschaft  mit  vornehmen  Geschlechtern,  insonderheit  den 
Morstein  und  den  Seinigen,  gern  geholfen  sähe,  aufs  fleissigste  recommendieren, 
damit  sie  länger  im  Lande  geduldet  würden.  Dann  verlangte  er  wegen  der 
Kalck  stein  sehen  Sache  Satisfaction  und  bat  für  Roh  de  um  Gnade. 

Nachdem  v.  Tettau  seinen  Abschied  genommen,  erwähnte  H.  der  vom 
Könige  veranlassten  Kommission  mit  Erbieten,  wiewohl  solche  sonst  in  loco 
tertio  vorgenommen  worden,  für  diesmal  deren  hier  abwarten  zu  wollen.  Der 
König  erklärte,  er  wolle  den  Senat  darüber  vernehmen,  es  würde  wohl  genug 
sein,  dass  hier  der  Anfang  gemacht  würde,  die  Handlung  könnte  hernach  auf 
eine  andere  Zeit  verlegt  werden'). 

PS.    Heute  haben  sie  auch  bei  der  Königin  Audienz  gehabt. 


J.  Scultetus^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Warschau  13./23.  April 

1672. 

[Aeusserungen  und  Gesinnung  des  G.Kanzlers.] 

Er  hat  den  G.Kanzler  und  auch  H.  v.  Hoverbeck  noch  hier  gefunden,  23.  April, 
auf  dessen  Rath  den  ersteren  besucht  und  zu  explorieren  gesucht,   wohin  sein 
Sentiment  gehe.    Der  G.Kanzler  erklärte  zwar  als  seinen  Grundsatz:   boni  im- 


»)    Vgl.  Pufendorf  a.  a.  0.  8.  867. 

^    V.  Hoverbeck  ist  noch  länger,  bis  in  den  September  oder  Anfang  Oktober 
1672  in  Warschau  geblieben,  s.  oben  S.  234. 

»)    Kf.  hatte  (d.  Coln  a.  d.  Spree       '^^^    1672)  Scultetus  beauftragt,   sich 

zunächst  wieder  zu  dem  K.G.Kanzler  zu  begeben  und  von  diesem  Näheres  über  die 
polnischen  Wirren  zu  erfahren  zu  suchen,  dann  aber  auch  den  Erzbischof  und  andere 
Senatoren,  an  welche  ihn  jener  weisen  wurde,  zu  sondieren. 

34* 


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532  in.    Brandenburg  und  Polen.     1664  —  1673. 

peratores  essent  voto  expetendi,  qualescunque  ferendi,  er  werde  nie  zur  Her- 
unterwerfang  des  Königs  Yom  Thron  rathen,  da  dadurch  die  Krone  in  die  Sas- 
serste  Gefahr  wurde  gebracht  werden,  er  werde  aber  in  Versuche,  den  König 
zu  corrigiercn,  stets  einstimmen.  Sc.  glaubt  penetriert  zn  haben,  dass  derselbe 
den  König  lieber  abgeschafft,  als  länger  regieren  sehen  möchte,  dass  er  aber 
motus  intemos  befürchte,  da  der  König  noch  viele  und  zwar  ganz  Littauen  auf 
seiner  Seite  habe,  und  dass  er  daher  noch  keine  gewisse  Resolution  gefasst 
habe.  Derselbe  Hess  Kf.  bitten,  wenn  motus  zwischen  dem  Könige  und  der 
Republik  entstanden,  sich  weder  selbst  einzumischen  noch  zu  gestatten,  dass 
sich  andere  benachbarte  Potentaten  derselben  armata  mann  annähmen. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin  11.  Mai  1672. 

[Aeusserungen  des  Erzbiscbofs.] 

11.  Mai.  Da  der  Erzbischof  erklärt  hat,  garnicht  oder  erst  gegen  Ende  des  Reichs- 

tages ^  auf  demselben  erscheinen  zu  wollen,  so  hat  er  sich  zu  demselben  auf 
seine  Güter  begeben,  aber  sich  wohl  in  Acht  genommen,  um  nicht  ebenso  wie 
der  kaiserliche  Gesandte  Baron  St  um  dessen  Disgust  gegen  Kf.  zu  erregen. 
So  hat  er  ihm  denn  für  seine  Bemühungen  um  die  Confirmation  der  Pacten 
gedankt,  ihm  die  anderen  Desiderien  des  Kf.,  namentlich  die  Elbingische  Sache 
anempfohlen  und  schliesslich  gesagt,  Kf.  Hesse  sich  die  Gefahr,  in  die  Polen 
durch  den  Türkenkrieg  gerathen,  sehr  zu  Herzen  gehen  und  wünsche,  dass 
durch  die  Autorität  des  Erzbischofs  alle  innerlichen  Missverständnisse  in  der 
Krone  auf  diesem  Reichstage  gehoben  würden,  er  sei  selbst  gern  bereit,  dazu 
zu  conferieren. 

Der  Erzbischof  erwiderte  auf  das  letztere,  es  wäre  sehr  zu  wünschen,  dass 
Kf.  seine  stattliche  Armee  nicht  gegen  Frankreich  gebrauchte,  sondern  znm 
Nutzen  der  RepnbHk  nach  Polen  führte,  und  als  Sc.  einwarf,  Kf.  hätte  sich 
noch  nach  keiner  Seite  hin  engagiert,  hätte  sich  auch  erboten,  der  Republik 
mehr  als  1500  Mann  zu  Hülfe  zu  schicken,  es  sei  aber  aus  Mangel  an  Geld- 
mitteln nicht  angenommen  worden,  antwortete  er,  dass  Kf.  noch  nicht  wider 
Frankreich  Partei  genommen,  sei  mehr  zu  wünschen  als  zu  glauben,  dass  von 
polnischer  Seite  nicht  mehr  als  1500  Mann  gefordert  würden,  geschehe  nach 
ihrer  alten  Gewohnheit,  nicht  eher  fremde  Hülfe  zu  suchen,  bis  ihnen  das 
Wasser  zum  Halse  einliefe. 

Er  fing  darauf  selbst  von  dem  an,  was  der  kaiserliche  Gesandte  ihm  un- 
längst durch  den  Canonicus  Lnpini  habe  entbieten  lassen,  dass  der  Kaiser, 
weil  er  vernehme,  dass  man  den  König,  seinen  Schwager,  absetzen  wollte,  sol- 
ches nicht  leiden,  sondern  sich  seiner  armata  manu  annehmen  wollte  nnd  zu 
dem  Zwecke  schon  12000  Mann  in  Schlesien  einquartiert  hätte,  das  Haus  Oester- 
reich   suchte   hierunter  nur   die  polnische  Freiheit   zu   unterdrücken  nnd  den 

0  Ueber  diesen  seit  dem  18.  Mai  1672  abgehaltenen  Reichstag  s.  Zawadzki 
S.  277ff.  (Zaluski  I  S.  352ff.);    Lengnich  Vlll,  S.  68ff.;    Kluczycki  11,  S.  887 ff. 


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Berichte  des  Scultetus.  533 

Konig  absolut  zu  machen;  am  schmerzlichsten  hätte  ihn  betroffen,  dass  Baron 
Stum  hinzugesetzt,  Kf.  hielte  es  in  diesem  Stuck  auch  mit  dem  Kaiser  und 
würde  socius  belli  sein.  Sc.  hat  ihm  erwidert,  er  wüsste  nicht,  was  Baron 
Stum  dem  Lupini  aus  seiner  Instruktion')  gesagt,  er  hätte  aber  von  vielen 
und  auch  von  diesem  selbst  gehört,  L.  müsse  ihn  nicht  recht  verstanden  haben 
oder  in  seiner  Relation  an  den  Erzbischof  weiter  gegangen  sein,  denn  Stum 
hätte  des  Kf.  gamicht  Erwähnung  gethan,  nur  in  discursu  erwähnt,  er  glaube, 
wenn  man  den  König  ohne  Ursache  vom  Thron  werfen  und  ein  französisches 
Snbjectum  an  dessen  Stelle  setzen  wollte,  dürfte  weder  Kf.  noch  andere  Be- 
nachbarte schwerlich  dazu  still  schweigen.  Die  Furcht,  dass  die  Republik  op- 
primiert  werde,  schiene  ihm  nicht  so  gross  zu  sein  und  werde  wohl  keiner 
von  den  benachbarten  Potentaten  das  zugeben. 

Der  Erzbischof  aber  meinte,  er,  als  Primas  und  praecipuus  custos  legum, 
hätte  Macht  und  Gewalt,  die  Könige,  wenn  sie  wider  die  leges  fundamentales 
und  pacta  conventa  handelten,  zweimal  zu  mahnen,  davon  abzustehen,  zum 
dritten  Mal  aber  ihnen  den  Gehorsam  aufzukündigen,  wenn  er  dies  nun  thun 
sollte  und  fremde  Potentaten  solches  nicht  zugeben  wollten,  so  Messe  das  der 
Republik  die  Hände  binden  und  sie  um  die  Freiheit  bringen. 

Es  scheint  ihm  sehr  zu  Kopf  zu  gehen,  weil  ihm  und  anderen  Malcon- 
tenten  ein  Anschlag  nach  dem  anderen  misslingt,  zumal  der  gemeine  Adel  fast 
auf  allen  Kreistagen  des  Königs  Partei  gehalten,  wozu  noch  die  Confirmation 
der  Pacten  mit  Moskau  kommt,  woher  sie  nicht  wissen,  bei  welchem  Ende 
sie's  angreifen  sollen,  weil  es  fast  nirgend  mehr  sich  halten  will^. 


»)    Vgl.  Zaluski  I,  S.  342 ff. 

*)  Scultetus,  der  im  Juni  wieder  nach  Polen  wegen  Ordnung  des  Postwesens 
geschickt  wird,  meldet  (d.  Warschau  5.  Juli  1672),  der  Castellan  von  Posen,  von 
dem  er  Abschied  genommen,  habe  ihn  noch  nicht  fortlassen  wollen  und  ihm  den 
nunmehr  gefassten  Entscfaluss  der  Malcontenten  entdeckt,  den  er  dem  Kf.  aber  nur 
mündlich  mittheilen  dürfe.  Am  10.  Juli  berichtet  er  von  ebendorther,  der  Erzbi- 
schof, bei  dem  er  sich  auf  v.  Hoverbecks  Veranlassung  darüber  beschwert,  dass 
unter  den  gegen  den  König  aufgestellten  gravamina  (vgl.  Zaluski  I,  S.  379 ff.,  Kluc- 
zycki  II,  S.  983 ff.)  sich  auch  manche  Punkte  befanden,  welche  den  Kf.  afficierten 
und  denselben  bei  der  Republik  verhasst  machen  konnten,  hätte  erwidert,  Kf.  brauchte 
sich  daran  nicht  zu  kehren,  sondern  sich  nur  an  die  pacta  zu  halten,  die  Republik 
werde  dieselben  nicht  brechen,  zumal  wenn  sich  Kf.  nicht  in  die  Dinge,  welche  gegen 
dieselben  liefen,  einmischte.  Derselbe  hätte  dann  beklagt,  dass  Kf.  die  Wahl  Cond^'s 
verhindert  hätte.  Ehe  er  zusehen  sollte,  dass  sein  Vaterland  unter  diesem  Könige 
unterginge,  wollte  er  sich  lieber  einen  anderen  Protector  suchen,  das  hätte  er  dem 
Könige  selbst  beim  Abschied  gesagt.  Vgl.  über  die  damaligen  Verhandlungen  der 
Malcontenten  mit  Frankreich  Kluczycki  I,  S.  387f.  II,  1001.  1008.  1011  ff 


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534  ni.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 


1.     Der  Türkenkrieg.     Mai   1672 —November   1673. 

Resolution  des  KurfUrsten  auf  das  Memorial  des  polnischen 
Gesandten  Opacki^).     D.   Coloniae   ad  Spream   6./ [16.]  Mai 

1672. 

16.  Mai.  1.    Op.  hat  gebeten,  Kf.  möchte  die  1000  Fusssoldaten  und  500  Dragoner, 

welche  er  Polen  zu  Hülfe  schicken  will,  während  der  ganzen  Dauer  des  Krieges 
selbst  unterhalten  oder  eine  geringere  Anzahl  schicken,  deren  Unterhalt  aber 
auf  sich  nehmen.  Kf.  ist  bei  dem  unruhigen  Zustande  Deutschlands  dazu 
nicht  im  stände,  er  lässt  daher  dem  Könige  die  Wahl,  ob  derselbe  nur  500 
Dragoner  erhalten  will,  die  er  6  Monate  lang  nach  üeberschreitung  der  Grenze 
unterhalten  will,  oder  alle  1500  Mann,  für  deren  Unterhalt  er  die  ersten  2  Mo- 
nate sorgen  will,  doch  ohne  Präjudiz  für  die  Pacten. 

2.  Er  wird  100  Centner  Pulver  nach  Posen  schaffen  lassen. 

3.  Wenn  die  Gefahr  in  Deutschland  aufhört,  ist  er  bereit,  den  Wunsch 
des  Königs  inbetreff  der  Vermehrung  der  Hülfstruppen  zu  erfüllen. 

4.  Er  legt  dem  Gesandten  die  Postangelegenheit  ^)  ans  Herz  und  bittet, 
der  König  möchte  gestatten  und  anordnen,  dass  die  kurfürstlichen  Postboten 
die  Briefe  direct  nach  dem  Herzogthum  Preussen  bringen  dürften  und  dieselben 
nicht  in  Danzig  oder  anderswo  im  Königlichen  Preussen  anderen  Boten  über- 
geben müssten'). 


^)  Opacki  war  Anfang  Mai  wiederum  bei  dem  Kf.  erschienen;  in  einem  unda- 
tierten Memorial  bittet  er,  derselbe  mochte  die  Polen  zu  Hülfe  zu  schickenden  1000 
Mann  Fussvolk  und  500  Dragoner  während  der  ganzen  Dauer  des  Krieges  unterhalten, 
die  versprochenen  100  Gentner  Pulver  nach  Posen  bringen  lassen  und,  falls  die  tür- 
kische Macht  den  Polen  zu  schwer  fallen  sollte,  dieselben  mit  einer  grösseren  Trup- 
penmacht unterstützen.  Vgl.  über  die  damals  geführten  letzten  fruchtlosen  Verhand- 
lungen Polens  mit  der  Pforte  Zink  eisen,  Gesch.  d.  Osmanischen  Reiches  V,  S.  68 ff. 

»)    Vgl.  ürk.  u.  Akt  IX,  S.  6  ff  und  oben  S.  504  f.,  533. 

*)  In  einer  besonderen,  von  demselben  Tage  datierten  Resolution  erklärt  sich 
Kf.  zufrieden,  wenn  der  König  oder  die  Republik,  obwohl  nach  seiner  Verpflegungs- 
ordnuDg  der  Unterhalt  für  die  1500  Mann  monatlich  10,062  Rthlr.  betragen  würde, 
denselben  monatlich  nur  7000  Rthlr.  zahlen  Hesse.  Erst  damals  ist  auf  Grund  dieser 
Resolutionen  der  Recess  wegen  der  von  dem  Kf.  zu  leistenden  Türkenhülfe  (v.  Mör- 
ner  S.  363,  vgl.  Kriegsgeschichtliche  Einzelschriften  V,  S.  4f.)  ausgefertigt 
worden,  welcher  aber  polnischerseits  auf  den  6./I6.  Mai  antedatiert,  von  König  Michael 
am  17.  August,  vom  Kf.  am  27.  August  1672  ratificiert  worden  ist.  Vom  4./14.  Mai 
liegt  eine  Anweisung  des  Kf.  vor,  an  Opacki  1000  Rthlr.  auszuzahlen. 


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Vertrag^  wegen  der  Tnrkenbnlfe.    Verzögerung  der  Halfssendung.  535 

Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy  an  den  Kurfürsten.     D. 
Königsberg  2./ 12.  Juli  1672. 

[Forderung  des  Königs  von  Polen,   die  Hälfstruppen  za  schicken.    Bedenken  gegen 

die  Erfällung  derselben.] 

Er  hat  heute  ein  Schreiben  des  Königs  von  Polen  erhalten,  worin  der  12.  Juli, 
vollkommene  Succurs  der  1000  Mann  z.  F.  und  500  Dragoner  nebst  dem  Un- 
terhalt der  Völker  auf  2  Monate  verlangt  wird.  Dieses  postulatum  kommt  sehr 
anvermuthet  und  sehr  unbequem,  da  sie  gerade  mit  der  Generalmusterung  und 
Fortschaffung  des  Kurprinzlichen  Regiments  ^)  beschäftigt  sind.  Sie  werden  sich 
dadurch  hierin  nicht  stutzig  machen  lassen,  wie  aber  Kf.  dem  Gesuche  der 
Polen  werde  willfahren  können,  ist  schwer  abzusehen,  denn  von  den  hier  ste- 
henden Truppen  zählt  das  Dönhoffsche  Regiment  an  1000  Mann,  das  Neidische 
etwas  über  400,  wenn  diese  und  die  Blockschen  Dragoner  zum  Succurs  ge- 
schickt wurden,  so  bliebe  ausser  den  Besatzungen  in  den  Festungen,  seiner 
Garde  und  den  Schliebenschen  Dragonern  kein  Mann  im  Lande,  wozu  er  bei 
jetzigem  gefährlichen  Zustande  gamicht  rathen  kann,  vielmehr  schlägt  er  vor, 
Kf.  möchte  vorläufig  nur  die  500  Dragoner  (400  könnten  von  den  neuangewor- 
benen genommen  «werden)  schicken  und  wegen  des  übrigen  Succurses  aufs 
künftige  auf  mehr  erheischenden  Nothfall,  welcher  bisher  noch  nicht  genugsam 
vorgestellt  ist,  Vertröstung  thun.  Vielleicht  steckt  hinter  diesem  ganzen  Werk 
etwas  anderes,  nämlich  Kf.  unter  diesem  Prätext  vom  Secours  seiner  Alliierten 
per  indirectum  abzuhalten,  als  dass  die  Gefahr  vom  Türken  eben  vor  der  Hand 
80  gross  sein  sollte. 


Der  Kurfürst  an  den  Herzog  von  Croy.     D.  Cöln  8./18.  Juli 

1672. 

[auf  das  Schreiben  vom  2./12.  Juli.    Zurücknahme  der  früheren  den  Polen  gemachten 
Anerbietungen.    Die  SchickuDg  des  Succurses  ist  zu  verzögern.] 

Er  hat  sich  allerdings  gegen  den  König  und  die  Republik  den  Succurs  be-  18.  Juli, 
treffend  zu  mehr,  als  er  nach  den  Pacten  verpflichtet  ist,  erboten,  da  er  aber 
sieht,  dass  seine  Willföhrigkeit  gemissbraucht  wird,  so  wird  er  es  zumal  bei 
den  veränderten  Conjuncturen  für  diesmal  dabei  bewenden  lassen,  das  zu  lei- 
sten, wozu  er  nach  den  Pacten  verpflichtet' ist,  er  kann  sich  daher  zu  keinen 
Dragonern  noch  Stücken  verstehen,  auch  bei  dem  erschöpften  Zustande  seiner 
Casse  den  Truppen  die  zweimonatliche  Verpflegung  nicht  mitgeben.  Der  Herzog 
soll  dieses  alles  dem  Könige  und  auch  Mor stein  gebührend  vorstellen,  es  wird 
vor  allem  zu  praecavieren  sein,  dass  man  die  Truppen  mit  dem  gebührenden 
Unterhalt  versehe. 

PS.    Die  Schickung  des  Succurses  ist  also  zu  verschieben,  damit  man  in- 


^)    Kf.   hatte    (d.  Cöln  7./17.  Juni  1672)   den  Abmarsch   dieses  Regiments   von 
Preussen  nach  Pommern  angeordnet. 


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536  ni.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

zwischen  Zeit  und  Gelegenheit  habe,  die  Infanterie  so  zu  verstärken,  dass  der- 
selbe hernächst  auf  ferneres  Erfordern  et  praestitis  praestandis  a  Republica  er- 
folgen könne.  Bei  dem  Marsch  des  Kurprinzlichen  Regimentes  hat  es  zu  ver- 
bleiben. 


Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy  an  den  Kurfürsten.     D. 
Königsberg  19./29.  Juli  1672. . 

[Geßihrliche  Lage  in  Polen.    Bedenken,  ob  der  Succurs  zu  senden  ist.] 

29.  Juli.  Die  Nachrichten  von  Annäherung  der  Türken ^  bestätigen  sich,   der  ü. 

Kanzler  sucht  diese  Gelegenheit  wieder  zum  Präjudiz  des  Kf.  zu  benutzen, 
doch  wird  die  von  ihm  ins  Mittel  gebrachte  Protestation  wohl  durch  eine  ähn- 
liche Remanifestation  beantwortet  und  der  tort  auf  die  Polen  gebracht  werden 
können. 

PS.  Er  hat  mit  G.Major  Görtzke  sowohl  die  Zeitungen  aus  Polen  als 
auch  ihre  hiesige  Beschaffenheit  überlegt,  sie  finden  beides  sehr  geföhrlich,  es 
dürfte  dem  Kf.  von  der  Krone  sehr  verdacht  werden,  wenn  er  den  in  pactis 
determinierten  Succurs  zu  senden  sich  ganz  entäussem  sollte,  andererseits  würde 
das  Land  ganz  von  Truppen  entblosst  werden,  auch  die  Festungen  sind  in  so 
schlechtem  Zustande,  dass  sie  im  Falle  der  Noth  gar  wenig  Resistenz  werden 
thun  können*) 

Der  Kurfürst  an  den  Herzog  von  Croy  und  General- Wacht- 
meister Görtzken.     D.  Cöln  an  der  Spree  29.  JuIi/[8.  August] 

1672^). 

[Ordre  wegen  des  nach  Polen  zu  sendenden  Succurses.] 

8.  Aug.  —  wollen  solchem  nach  Ew.  Ld.  und  Ihr  nur  in  Gottes  Namen  die 

Völker  zu  diesem  Succurs  nach  den  polnischen  Grenzen  commandiren 
und  dahin  mit  guter  ordre  marchiren  lassen.  Das  Commando  über  die- 
selbe soll   unserm  Obristen  Graf  Dönhoff^)  oder,   wofern  derselbe  sich 


»)    S.  Kluczycki  11,  S.  1033 f. 

')  A™  9—7 r  schreibt  der  Herzog  yon  Croy  dem  Kf.,  er  stimme  v.  Ho  ver- 
beck s  Vorschlägen  bei,  wenn  der  Succurs  des  Kf.  ausbliebe,  so  sei  zu  fürchten,  dass 
die  Polen  dieses  übel  und  daher  Gelegenheit  nehmen  würden,  die  pacta  wieder  streitig 
zu  machen  und  gar  bei  günstiger  Gelegenheit  sie  zu  infestieren,  Kf.  möchte  daher  die 
1500  Mann  schicken. 

')    Vgl.  Kriegsgeschichtliche  Einzelschriften  V,  S.  5. 

*)  Graf  Friedrich  von  Don  hoff,  seit  1.  Juni  1668  Oberst  des  früher  von  dem 
G.Major  v.  Schwerin  befehligten,  in  Preussen  stehenden  Infanterieregiments,  vgl. 
V.  d.  Oelsnitz,   Gesch.  des  Kon.  Preussischen   ersten  Infanterieregiments  S.  117  ff., 


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Ordre  wegen  des  Succurses  nach  Polen.  537 

sobald  nicht  in  Equipage  und  Postur  stellen  konnte,  unserm  Obristen 
Flemming  aufgetragen  und  die  Völker  in  3  Squadronen  vertheilet  werden, 
davon  2  ad  eintausend  Mann  in  Fussvölkern  und  1  von  500  Köpfen  in 
Dragonern  bestehen  sollen,  welche  letzte  von  unserm  Ob.  L.  Block  com- 
mandiret  und  demselben,  weil  er  öfters  krank  ist,  ein  guter  erfahrener 
Eriegsofficier  beigefüget  werden,  wie  dann  auch  bei  den  Fussvölkern  ein 
kriegserfahrener  Oberofficirer  zu  commandiren  sein  wird.  Und  weil  wir 
aus  denen  von  E.  L.  eingesandten  Rollen  ersehen,  dass  die  beide  Regi- 
menter zu  Fuss  des  Obristen  Nolden  und  Graf  Dönhoffs  in  1462  Ge- 
meine ohne  die  Primeplanen  bestehen,  so  können  vom  Donhoffischen 
Regiment  alle  Fussvölker  ad  1000  Mann  an  Gemeinen  und  Officiren  com- 
mandiret,  die  benötigte  Mannschaft  zu  Formirung  der  Squadron  Dragoner 
aber  theils  von  denen  neugeworbenen  Dragonern  und  theils  vom  Neidi- 
schen Regiment  genommen  und  dem  Ob. L.Block  (dessen  Compagnie 
Dragoner  ganz  zu  beordern  sein  wird)  zugegeben  werden,  damit  die 
ganze  Anzahl  ad  1500  Mann  an  Gemeinen  und  Officiren  wirklich  auf 
den  Grenzen  gestellet  —  werden  möge.  Was  wegen  der  Wagen,  Pferde, 
Medicamente  und  Liberey  wie  auch  des  zweimonatlichen  Soldes  halber 
für  diesem  von  uns  verordnet,  dabei  hat  es  allerdings  sein  Verbleiben 
und  zweifeln  wir  nicht,  E.  L.  werden  auf  alles  gebührende  Versehung 
gethan  haben,  damit  unsere  Soldatesque  wohl  bekleidet  auf  den  Grenzen 
sistiret  werde  und  dabei  mit  allem  Zubehör  nach  Notturft  versorget  sein 
möge.  Wegen  der  Gelder,  so  für  diesem  zu  behuf  dieses  Marches  von 
unserm  Heydkampf  parat  gehalten  worden,  lassen  wir  an  denselben 
nochmalen  bei  dieser  Post  beigehende  Ordre  ergehen  und  werden  hier- 
negst  E.  L.  und  Eures  Berichts  und  Gutachtens  gewertig  sein,  wie  viel 
Mannschaft  nunmehr  noch  eigentlich  im  Lande  vorhanden  und  wie  dieser 
Abgang  durch  neue  Werbung  mit  guter  tüchtiger  Mannschaft  zu  ersetzen 
sein  möchte.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Hoverbeck.     D.  Oöln  an  der  Spree 
5./ 15.  August  1672. 

[Erledigung  der  Kalcksteinscben  Angelegenheit.     Bemühung  für  v.  Brandt.] 
Eurem    unterthänigsten  Bericht   und  Vorschläge,    wie   die  Ealck-  15.  Aug. 
steinische  Sache  endlich  beizulegen  sei,    gemäss  haben  wir  das  bei- 

v.  Mülverstedt  S.  176.    Die  vom  Kf.  für  denselben  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  2./[12.]  August 
1672)  ausgestellte  Instruktion  s.  im  Auszuge  bei  y.  d.  Oelsnitz  S.  127 f.  . 


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538  HL   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

kommende  SchreibeD  an  den  König  ^)  abgehen  lassen,  welches  ihr  gegen 
Empfang  des  versprochenen  schriftlichen  reversus,  dass  Ihre  Eönigl.  Mtt. 
des  Kalcksteins  Lieferung  nimmer  von  uns  begehren  wolle,  gebührend 
zu  tiberreichen  wissen  werdet.  Wobei  ihr  auch  dann  zugleich  umb  unsers 
Cammer  Junckers  Eusebii  von  Brandt  gänzliche  Aussöhnung  vermit- 
telst des  Schreibens,  so  wir  auch  desfalls  an  Ihre  Eonigl.  Mtt.  gerichtet 
und  der  von  Brandt  euch  zusenden  wird,  ferner  zu  arbeiten  habet.  Und 
ob  wir  ihm  zwar  auf  unsers  Neumärkischen  Cammermeisters  Sculteti 
Rapport  sich  zu  euch  nacher  Warschau  zu  begeben  und  durch  eure 
[und]  anderer  Interposition  die  Aussöhnung  gegenwärtig  zu  erhalten  gnä- 
digst vergönnet,  so  zweifeln  wir  doch,  ob  solches  itzt  alsofort,  weil  der 
König  zum  Aufbruch  sich  fertig  hält,  werde  geschehen  können  und  habt 
ihr  den  von  Brandt,  wenn  und  wie  solches  am  sichersten  und  füglich- 
sten  zu  thun  sei,  zu  bescheiden.  — 


')  Dasselbe  liegt  nicht  bei,  Näheres  ergiebt  folgendes  Schreiben  y.  Hoverbecks 
an  den  Herzog  von  Groy  (d.  Hohenstein  14.  October  1672):  Son  Alt«.  £1«.  est  bleu 
k  plaindre  en  ce  que  la  plus  pari  des  avis  qui  se  donnent  et  de  remonstrances  qui 
se  fönt  par  un  pur  zele  pour  son  Service  sont  pris  a  contre-sens  par  de  personnes, 
qui  ont  de  prejugez,  quMls  ont  formez  sans  avoir  bien  approfondy  les  affaires.  Et 
sachant  bien  que  mesme  V^*^.  Alt«,  n'a  point  este  exemte  par  fois  de  cela,  j'ose 
(sans  comparaison  pourtant)  suivant  le  commendement  qu'EUe  m'en  a  donne,  repre- 
senter  k  Y^.  Alt«.,  quMI  y  a  plus  de  neuf  mois  que  je  fis  rapport  k  S.  A.  E.  d^avoir 
dispose  le  Roy  de  Poulogne,  que  pourveu  que  Sad.  Alt«,  eut  aggreable  d'escrire  une 
lettre,  par  laquelle  Elle  tesmoigna,  que  pour  donner  k  cognoistre  combien  Elle  esti- 
moit  Sa  personne,  Elle  fairoit  une  chose,  a  quoy  aucun  droit  ny  raison  de  bienseance 
ne  la  pouuoit  obliger,  et  commenderoit  de  liyrer  Kalck stein  sur  ses  frontieres, 
Elle  declareroit  en  mesme  temps  par  lettres,  qu'Elle  ne  se  sentoit  pas  seulement  en- 
tierement  satisfait  mais  aussy  obligee  pour  une  tolle  fa^on  d'agir  et  ne  pretendoit 
plus  quMl  fust  transport^  du  Heu  on  11  se  trouye.  Cela  fust  pris  de  teile  fa^on, 
comme  si  ie  n^avois  point  convenablement  considere  les  circonstances  de  la  nature 
de  Taffaire  d^une  teile  importance  pour  Thonneur  et  le  respect  du  maistre,  de  sorte 
que  i^avais  assez  k  faire  en  representant  les  raisons  qui  m^ayoient  porte  k  un  tel 
expedient.  Mais  apres  que  le  Roy  estoit  desia  party  de  Varsovie  il  mo  vint  une 
lettre  au  Roy  bien  plus  ample  que  ie  n^ayois  propose  sur  le  suject  que  dessus,  dont 
ie  n*ay  pu  me  preyaloir  n'ayant  point  d'ordre  de  suivre  le  Roy  k  Tarmee,  ni  la  com- 
modite  dajuster  la  minute  de  la  responce  avant  que  de  la  delivrer.  —  Vgl.  Pacz- 
kowski  a.  a.  0.  (Forsch.  III,  2  S.  128 f.). 


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Versuch  zar  Beilegung^  der  Ealcksteinschen  Angelegenheit.  539 

V.  Hoverbeck  an  den  KnrfUrsten.     D.  Warschan  27.  Angnst 

1672. 

[auf  das  Rescript  vom  5./ 15.  August.    Unmöglichkeit,  dasselbe  yorläufig  auszuführen.] 

Die  beiden  Schreiben  des  Kf.  wegen  Ealcksteins  und  Brandts  an  den  27.  Aug. 
Konig  hat  er  erst  nach  dessen  Aufbruch  von  hier  erhalten,  demselben  deswegen 
nachzureisen  trägt  er  Bedenken,  zumal  so  lange  man  wegen  langsamen  Auf- 
bruchs der  kurfürstlichen  Auxiliarvölker  in  Bestürzung  lebt  und  allerhand  in 
diesen  Sachen  übel  gesinnte  oder  uninformierte  Leute  bei  Hof  tagtäglich  ein- 
kommen.  Doch  will  der  gestern  von  hier  abgereiste  kaiserliche  Gesandte, 
Baron  von  Stum,  das  Eis  zu  brechen  versuchen  und  dem  Könige  vorstellen, 
dass  der  Kaiser  in  einem  solchen  Falle  mit  einer  so  willfährigen  Bezeugung, 
als  Kf.  zu  thun  geneigt,  vollkommen  zufrieden  sein  würde.  Die  Original- 
schreiben selbst  hat  er  noch  bei  sich  behalten,  das  Kalckstein  betreffende 
deswegen,  weil  er  vorher  wissen  und  versichert  sein  muss,  mit  was  FormaHen 
der  König  auf  des  Kf.  Erbietung  zu  antworten  gemeint,  das  andere  aber,  weil 
der  König,  welcher  glaubt,  dass  der  gegen  v.  Brandt  geführte  Process  nur 
Spiegelfechterei  gewesen,  wenn  von  Kf.  eher  als  von  Brandt  etwas  einkäme, 
sich  härter  und  widriger  als  sonst  bezeugen  dürfte.  Er  hat  daher  v.  Br. 
gerathen,  zuvörderst  ein  Intercessional  vom  Baron  v.  Goess  an  die  Königin 
auszuwirken  und  selbst  ein  Memorial  an  den  König  zu  überschicken.  Sollte 
es  dann  noch  nöthig  sein,  so  will  er  gern  bei  des  Königs  Wiederkunft  eine 
Reise,  auch  auf  der  Post,  herüberthnn. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Knrfttrsten^).     D.  Praschnitz 
16.  September  1672. 

[Uebergabe  der  Truppen  an  den  polnischen  Kommissar,  erste  Märsche,  die  Pospolite 

ruszenie.] 

Auf  des  Kf.  Befehl  vom  20./30.  August  ist  er,  obwohl  noch  kein  Geld,  16.  Sept. 
Lieberey,  Gewehr,  Fähnlein,  Handmühlen,  Feldkasten,  Munition  von  Königsberg 
angekommen,  doch  am  12.  bis  Willenberg  weitermarschiert,  nachdem  sie  dort 
die  fehlenden  Sachen  am  13.  erhalten,  ist  am  14.  die  Uebergabe  bei  Opalincits 
erfolgt.  Der  polnische  Kommissarius ^)  hat  dabei  anfangs  verlangt,  dass  die 
Officiere  dem  Könige  einen  Eid  schwören  sollten,  ist  aber  endlich  auf  seine 
und   der  Kurfürstl.   Kommissare  Remonstrationen   davon   abgestanden,   darauf 


^)  Ausser  den  folgenden  einzelnen  Berichten  des  Grafen  Dönhoff  liegt  auch 
ein  zusammenhängendes  Diarium  desselben  über  die  ganze  Expedition  vor,  welches 
aber  auf  jenen  beniht  und  nur  wenig  mehr  enthält. 

*)  Felix  Morstein;  derselbe  bescheinigt  (d.  Chorzellen  15.  September  1672), 
dass  ihm  1000  Mann  z.  F.  und  500  Dragoner  von  den  kurfürstlichen  Kommissaren 
übergeben  worden  sind. 


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540  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

sind  sie  sofort  über  die  Grenze  gegangen  und  haben  ihr  erstes  Quartier  auf 
polnischem  Boden  in  Chorsellen  genommen,  sind  dann  am  15.  bis  Praschnitz 
marschiert,  liegen  heute  hier  still,  weil  die  Leute  durch  viel  Wasser  marschiert 
und  sehr  ermüdet  gewesen. 

Die  Pospolite*)  fängt  an  sich  zu  sammeln,  es  geht  damit  aber  noch  ziem- 
lich langsam  fort.  Heute  sind  deren  an  600  hier  durchpassiert,  welche  zwar 
meistens  Edelleute,  aber  sehr  schlecht  montiert  gewesen.  Einige  haben  bei  ihm 
angesprochen  und  gesagt,  sie  wollten  sich  eher  zu  nichts  verstehen,  bis  der 
Eonig  völlige  Satisfaction  erlangt,  dagegen  ihr  äusserstes  daran  setzen,  dass  das 
Reich  wieder  zur  Ruhe  gebracht  werde,  lieber  wollten  sie  alles  auf  einmal  über 
und  über  gehen  lassen,  als  länger  in  solchem  Zustand  wie  bisher  leben. 

Die  Gefahr  wegen  der  Türken  soll  nicht  so  gross  sein,  wie  spargiert 
wird,  der  König  soll  sie  so  gross  machen,  um  die  Pospolite  zusammenzubringen, 
und  dessen  Widerwärtige  lassen  die  Gefahr  gerade  im  Gegentheil  ausstreuen, 
weil  sie  meinen,  der  Adel  werde  sich  dadurch  abschrecken  lassen  und  nicht 
zusammenkommen. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurfürsten.     D.  Brock  22.  Sep- 
tember 1672. 

[Weitere  Märsche.    Mangel  an  Lebensmitteln.] 

22.  Sept.  Sie  haben  am  19.  den  Narew  passiert,  sind  jetzt  an  den  Bock  gekommen. 

Sie  fürchten  aber,  dass  ihre  Truppen  zum  Theil  ruiniert  sein  werden,  ehe  sie 
Dienst  thun  können,  da  der  Eommissarius  sie  einen  Weg  führt,  wo  nichts  für 
Geld  zu  haben  ist;  wegen  des  Mangels,  den  die  Leute  gelitten,  sind  schon  bei 
20  zurückgeblieben  und  durchgegangen.  Bisher  ist  gute  Ordnung  gehalten 
worden,  weil  aber  die  Leute  unmöglich  länger  Noth  leiden  können,  so  wird 
man  künftig  wohl  genöthigt  werden  zuzugreifen,  wo  man  etwas  findet. 

Die  Pospolite  sammelt  sich  so  langsam,  dass  sie  wohl  von  den  ersten  sein 
werden,  die  sich  bei  der  Armee  einfinden  werden. 


^)  Nachdem  der  am  18.  Mai  zusammengetretene  Reichstag  am  30.  Juni  zerrissen 
worden,  war  im  Senate  ausser  anderem  (s.  Zawadzki  S.  808 ff.,  Lengnich  VlII, 
S.  72)  beschlossen  worden,  den  gesamten  Adel  aufzubieten  und  sich  am  16.  August  bei 
Hrubieszow  zum  Kriege  gerüstet  einzufinden,  doch  hatte  sich  der  Adel  erst  spät  und 
in  geringer  Anzahl  auf  den  Musterplätzen  versammelt  und  sich  erst  im  September 
in  Bewegung  gesetzt,  um  zu  dem  Könige,  welcher  am  10.  August  yon  Warschau 
nach  Janowiec  aufgebrochen  war,  zu  stossen.  Vgl.  Passeks  Denkwürdigkeiten 
herausg.  von  Stenzel  S.  350 f. 


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Berichte  Dönhoffs  über  d.  Feldzug  nach  Polen.  541 

Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurfürsten.     D.  Wengrow^) 
27.  September  1672. 

[Weiterer  Marsch,  schlechtes  Tractament,  Befehl  zum  Konige  zu  kommen,  Friedens- 
unterhandlungen.] 

Sie  sind  gestern  hier  angekommen;  da  sie  6  starke  Tagemärsche  gemacht,  27.  Sept. 
müssen  die  Leute  hier  ein  paar  Tage  ausruhen.     Allerorten  admiriert  man  ihre 
Leute,  aber  dabei  bleibt  es,  überall  wird  ihnen  schlechtes  Tractament  angethan, 
so  dass  sie  oft  nicht  für  Geld  Brod  bekommen,   daher  werden  die  Leute  sehr 
zaghaft  und  es  fangen  Krankheiten  an. 

Dieser  Tage  kam  ein  expresser  Courier  vom  Konige,  welcher  meldete,  der 
König  verlangte  sehr  ihre  Ankunft,  weil  die  geworbene  Mannschaft  bei  ihm  nur 
in  600 — 700  Mann  besteht  und  er  den  erwarteten  türkischen  Grossgesandten  mit 
ihren  Truppen  aufzunehmen  wünscht,  um  wenigstens  eine  Parade  machen  zu 
können.  Die  Pospolite  marschiert  sehr  langsam,  ist  ein  elendes  Volk,  das  alles 
verheert,  wo  es  hinkömmt,  so  dass  sie,  je  weiter  sie  kommen,  desto  schlech- 
teres Tractament  finden  werden.  Nach  der  Aussage  jenes  Couriers  sind*)  3 
oder  4  polnische  Gesandte  an  den  Grossvezier  abgefertigt  und  soll  die  Republik 
schon  resolviert  sein,  Podolien  und  die  Ukraine  und  Kaminiec  zu  cedieren, 
wenn  sie  nur  die  Reussische  Woiwodschaft  retten  könnte.  Es  ist  nicht  zu 
glauben,  welcher  elende  Zustand  und  Schrecken  hier  ist,  alles  flüchtet  nach 
Warschau,  Lublin  soll  ganz  verödet  sein.  Die  ganze  polnische  Artillerie  be- 
steht in  4  kleinen  Regimentstücken. 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.     D.  Cüstrin   17./[27.]  Sep- 
tember 1672. 

[Verzweifelte   Stimmung   des  G.Kanzlers,   derselbe  befürchtet  eine  Theilung  Polens, 
räth  dem  Kf.  Grosspolen  zu  besetzen.] 

Auf  des  Kf.  Befehl  aus  Halberstadt  vom  24.  August^)  hat  er  sich  zu  dem  27.  Sept 
G.Kanzler  begeben  und  demselben  angezeigt,  Kf.  wäre  zufrieden,  dass  der- 
selbe sich  bei  diesem  geföhrlichen  Zustande  in  seine  Lande  retirierte,  worauf 
derselbe  sofort  zwei  Häuser  in  Driesen  für  sich  und  seine  Familie  hat  miethen 
und  seine  Sachen  auf  die  Festung  bringen  lassen.  Sc.  hat  den  jetzt  69jährigen 
Herrn  noch  nie  so  rathlos  und  perplex  gefunden*),   er  klagte  unter  Thränen, 

')    östlich  von  Warschau. 

^    Vgl.  über  diese  schon  seit  Anfang  September  begonnenen  Friedensverhand- 
lungen Kluczycki  II,  S.  1064 ff.  und  die  Relation  der  polnischen  Kommissare  ebendas. 

5.  1099  ff. 

')    Derselbe  liegt  nicht  bei. 

*)     Eine  ähnliche  verzweifelte  Stimmung  verrathen  die  Briefe  Sobieski's  vom 

6.  und  17.  August  1672  (Kluczycki  II,  S.  1042.  1051). 


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542  III-    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

dass  ihn  Gott  das  grosse  Unglück  seines  Vaterlandes  erleben  liesse;  daza 
brächte  sie  nicht  nur  die  unglückselige  Wahl  des  untüchtigen  Königs  sondern 
auch  die  überhand  genommenen  Diffidencien  zwischen  dem  Konige,  Erzbischot 
G.  Feldherrn  und  anderen  Senatoren,  er  selbst,  weil  er  den  Adel  bei  der  Wahl 
aufgeboten  und  dadurch  die  jfranzösische  Faction  zu  verhüten  gesucht  hätte, 
erkenne  sich  an  dieser  unglückseligen  Wahl  schuldig;  nach  Schreiben  aas 
Warschau  sei  nicht  nur  Kaminiec^)  sondern  auch  Reusch  Lemberg')  schon 
übergegangen  und  rückten  die  Tataren  und  Kosacken  auf  Befehl  des  Grossve- 
ziers  in  zwei  Haufen  nach  Cracau  und  Samosch  voraus,  die  meisten  Grandes 
in  Reussen  und  Podolien  hätten  dem  Türken  schon  gehuldigt.  Die  ganze 
polnische  Armee,  die  der  Feldherr  bei  sich  hätte,  bestände  aus  18  oder  20 
Fahnen,  welche  derselbe,  da  er  dem  Könige  und  der  Pospolite  nicht  tränte, 
mehr  zu  seiner  Leibguardia  als  gegen  den  Feind  gebrauchte,  und  er  suchte  die 
Conjunction  mit  dem  Könige  möglichst  zu  eviticren.  Auch  der  König  aber 
scheine  des  Adels  nicht  versichert  zu  sein,  da  wenigstens  der  dritte  Theil 
desselben  im  Lager  nicht  erschienen  sei,  sie  erklärten  offen,  unter  und  mit 
dem  Könige  wären  sie  doch  verloren,  und  sie  müssten  doch  endlich  in  des 
Türken  oder  Franzosen  Joch  gerathen,  sie  wollten  wenigstens,  was  ihnen  noch 
übrig,  consumieren.  Aus  dem  Lager  des  Königs  sei  der  Castellan  von  Volhy- 
nien')  zum  Gross vezier  abgefertigt,  um  quocunque  modo  Frieden  zu  schliessen. 
Schuld  an  diesem  Untergange  des  Reiches  sei  gutentheils  der  König  und  der 
österreichische  Hof,  welcher  diesen  trotz  des  Rathes  der  meisten  Senatoren 
verhinderte,  vor  V4  Jahren  auf  die  Aufforderung  des  Grossveziers  eine  Gesandt- 
schaft zu  schicken,  weil  er  gefürchtet,  dass  sonst  der  Türke  den  Malcontenten 
in  Ungarn  Hülfe  geleistet  hätte,  der  Kaiser  hüte  sich  auch  jetzt,  wie  der  Re- 
sident Syri  aus  Wien  schriebe,  sehr,  den  Türken  Ombrage  zu  geben,  hätte 
der  Königin  gerathen,  sich  nicht  in  seine  Erblande  sondern  nach  Thom  und 
im  Nothfall  nach  Danzig  zu  retirieren.  Der  König  habe  durch  Opacki  dem 
Kaiser  als  Preis  der  Hülfe  Cracau  mit  den  Reichskleinodien,  die  Woiwodschaft 
Volhynien  und  Czenstochow  angeboten;  ob  es  werde  angenommen  werden, 
werde  die  Zeit  in  kurzem  lehren,  so  viel  aber  wüsste  er,  dass  das  Reich 
werde  dismembriert  und  zerrissen  werden.  Sc.  sollte  insgeheim  dem  Kf.  hin- 
terbringen, ob  er  nicht  Grosspolen  in  seine  Protection  nehmen  and  in  Posen 
eine  Garnison  legen  wollte,  er  wollte  unter  der  Hand  dahin  arbeiten,  dass  die 
Stände  dieser  Woiwodschaft  darum  anhielten. 

Als  Sc.  erwidert,  er  könnte  nicht  wissen,  ob  Kf.  sich  dazu  entschliessen 
würde,  da  ja  der  König  noch  am  Leben  wäre  und  Kf.,  solange  derselbe  die 
pacta  hielte,  ihm  nicht  eine  Handbreit  Landes  entziehen  würde,  Kf.  jetzt  auch 
im  Reich   in   einen  gefährlichen  Krieg   engagiert  wäre,   fragte  er,   wenn  das 

0  Ueber  die  am  27.  August  erfolgte  Uebergabe  von  Kaminiec  s.  den  Bericht 
bei  Kluczycki  II,  S.  1060ff. 

')  Ueber  das  Schicksal  dieser  Stadt  s.  das  Fragment  einer  Chronik  bei  Kluc- 
zycki 11,  S.  1081. 

*)    Johann  Franz  Lubowiecki,  vgl.  Kluczycki  II,  S.  1070. 


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Scultetus  beim  G.Kanzler.  543 

meiste  Theil  der  Türke  und  Moskowiter,  der  Kaiser  Kleinpolen  and  der  Schwede 
einen  Theil,  wo  nicht  ganz  Littaoen  wegnehmen  würde,  ob  Kf.  dabei  stille 
sitzen  und  Grosspolen,  wenn  sie  freiwillig  seine  Protection  suchten,  sich  aus 
Händen  gehen  lassen  wollte.  Nach  Mittheilung  Bonkowski's  finge  selbst 
Dan  zig  an  zu  fluctuieren  und  wüsste  nicht,  ob  es  sich  Dänemark  oder  Schweden 
zum  Protector  erkiesen  sollte. 


Der  Kurfürst  an  Scultetus.     D.   Dudenhoven  bei  Wezlar  im 
Hauptquartier  27.  8eptember/[7.  October]  1672. 

[Dem  G.  Kanzler  zu  ertheilende  Antwort.] 

Sc.  soll  sich  sogleich  wieder  zu  dem  G.Kanzler  begeben  und  demselben  7. Oct. 
hinterbringen,  Kf.  glaube,  dass,  wenn  man  die  leidigen  Misshelligkeiten  bei 
Seite  setzen  und  ein  allgemeines  Aufgebot  bewerkstelligen  wollte,  man  im 
Stande  sein  würde,  dem  Erbfeind  fernere  Progressen  zu  verwehren,  auch  das 
Verlorene  vermittelst  Assistenz  anderer  christlichen  Potentaten  wieder  zu  recu- 
perieren.  Sollte  er  diesen  Rath  aber  für  impracticabel  oder,  dass  es  nun  zu 
spät  wäre,  halten,  so  soll  Sc.  ihn  versichern,  dass  Kf.,  wenn  es  die  unumgäng- 
liche Noth  und  der  sämtlichen  Einwohner  in  Grosspolen  Schutz  erfordern 
sollte,  sich  auch  darin  nachbarlich  erweisen  und  auf  Mittel  bedacht  sein  würde, 
eine  Besatzung  nach  Posen  zu  bringen,  doch  müsste  er  1)  darum  gebührlich 
von  den  Ständen  ersucht,  2)  es  von  dem  Könige  nicht  aufgenommen  werden, 
als  wenn  er  gegen  die  pacta  handeln  wollte,  3)  ihm  berichtet  werden,  woher 
der  Unterhalt  zu  nehmen.  Pulver  wolle  er  sogleich  100  Centner  verabfolgen 
lassen. 

Im  übrigen  soll  Sc.  vorstellen,  wie  hoch  Kf.  daran  gelegen,  dass  er  keine 
widerwärtige  Nachbaren  der  Orten  bekomme  und  dass  er  desfalls  mehr  auf  das 
Königl.  Preussen  als  auf  Grosspolen  zu  sehen  hätte.  Der  G.Kanzler  möchte 
Kf.  jedesmal  vertraulich  wissen  lassen,  was  solcher  Sachen  halber  vorgehe,  und 
in  Danzig  präcavieren  helfen,  dass  man  sich  daselbst  mit  einer  Protection  nicht 
präcipitiere,  wenigstens  dass  sie,  wenn  sie  mit  Dänemark  wegen  des  Schutzes 
zur  See  Tractaten  eingehen  wollten,  dergleichen  nicht  weniger  mit  ihm  wegen 
des  Schutzes  zu  Lande  thun  möchten.  Er  möchte  Kf.  auch  rathen,  ob  derselbe 
nicht  bei  dieser  Gelegenheit  dahin  trachten  sollte,  Elbing  zu  bekommen.  Kf. 
werde  gerade  mit  Rücksicht  auf  den  bedrängten  Zustand  Polens  um  so  sorg- 
fältiger dahin  sehen,  dass  der  Frieden  dieser  Orten  desto  eher  befördert  und 
ihnen  so  von  anderen  christlichen  Potentaten  Hülfe  geleistet  werde. 

PS.  Bevor  Sc.  dem  G.  Kanzler  des  Kf.  Meinung  wegen  des  Königl.  Preus- 
sens  und  Elbings  eröffnet,  soll  er  frageweise  dessen  Meinung  vernehmen,  wohin 
das  Königl.  Preussen,  wenn  etwa  eine  Dismembration  vorgehen  sollte,  incliniere, 
wohin  anderer  Gedanken  desfalls  gerichtet  seien  und  ob  und  auf  welche  Weise 
Kf.  sich  Elbings  zu  versichern  hätte. 


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544  ni.    Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurfürsten.    D.  Königl.  Feldlager 
unter  Gollombie*)  9.  October  1672. 

[Schlechte  Verpflegung,  Ankunft  im  Lager,  dortige  Zustände,  feindliche  Absichten  des 
Adels  gegen  die  Malcontenten.] 

9.  Oct.  Je  näher  sie  zum  Lager  gekommen ,   desto  schlechtere  Lebensmittel  haben 

sie  gefunden,  sie  haben  des  Tages  4  bis  5  Meilen  marschieren  müssen,  und 
doch  öfters  an  3  oder  4  Tagen  keinen  Bissen  Brod  für  Geld  bekommen  können, 
welches  theils  des  ihnen  zugeordneten  Commissarii  übler  Conduite,  thells  den 
oft  veränderlichen  Ordren,  welche  ihnen  vom  Könige  zugekommen,  zuzuschreiben 
ist.  Trotzdem  sind  sie  am  7.  mit  completer  Mannschaft  im  Lager  angekommen, 
er  hat  bei  seiner  Ankunft  dem  Könige  die  Truppen  präsentiert  und  gebeten, 
für  deren  Conservation  zu  sorgen.  Der  König  bezeugte  sich- mit  den  Truppen 
sehr  content  und  gegen  Kf.  sehr  obligiert,  allgemein  hat  man  sie  admiriert  nnd 
gelobt.  Auf  ihr  inständiges  Anhalten  und  das  Zureden  der  Senatoren,  nament- 
lich des  K.Ü. Kanzlers  und  des  Littauischen  G.Kanzlers,  hat  der  König  ihnen 
gestern  2  Vorwerke  angewiesen,  wo  Fourage  für  ihre  Pferde  und  ungedroschen 
Korn  vorhanden.  Geld  zu  erhalten  aber  ist  keine  Apparence,  er  bittet  daher 
um  Nachsendung  des  noch  ausstehenden  Geldes. 

Die  Tractaten  continuieren  noch,  ohne  dass  man  weiss,  wie  weit  es  damit 
gekommen.  Das  Lager')  ist  sehr  weitläufig,  aber  wenig  Mannschaft  darin, 
überall  ofien  und  ohne  Ordnung,  und  ist  zu  verwundern,  dass  die  Tataren  nicht 
einen  Versuch  darauf  gemacht  haben.  Die  ganze  Macht,  welche  jetzt  hier  bei- 
sammen ist,  erstreckt  sich  nicht  über  15000  Mann,  es  sollen  aber  noch  15 
Woiwodschaften  von  der  Pospolite  fehlen.  Es  ist  höchst  zu  besorgen,  dass  die 
Polen  unter  sich  ein  grosses  Blutbad  anrichten,  weil  der  meiste  Adel  darauf 
dringt,  dass  die  Malcontenten  vorgefordert  und  über  sie  gerichtet  werde,  die 
"Woiwoden  von  Krakau»)  und  Sendomir*)  aber  sind  dagegen  und  verlangen 
eine  Amnestie.  Der  ü. Feldherr,  des  Königs  Vetter,  ist  mediator,  hat  aber 
bisher  noch  nicht  reüssieren  können,  weswegen  er  übel  zufrieden  ist. 

PS.  Morgen  soll  ein  General  Collo  von  allen  Woiwodschaften  abgehalten 
werden,  was  allen  Grossen  sehr  zuwider  ist,  und  durfte  es  daher  schwerlich 
ohne  Blutbad  abgehen.  Gestern  ist  im  Kriegsrath  beschlossen  worden,  sie  so 
lange  mit  Lebensmitteln  zu  verpflegen,  bis  zur  Zahlung  von  Geld  Anstalt  ge- 
macht werden  könne.  Der  G.Feldherr  ist  den  mit  vielem  Raube  sich  zu- 
rückziehenden Tataren  nachgeeilt.  Mit  den  Tractaten  ist  es  so  weit  gekommen, 
dass  die  Türken  ihre  Forderungen  ausser  Kaminiec,  der  ganzen  Ukraine  nebst 
10000  Speciesducaten  jährlichen  Tribut  fallen  gelassen  haben. 

Die  vergangene  Nacht  haben  sich  alle  Malcontenten,  welche  hier  bei  dem 


>)  Golab  an  der  Weichsel,  nördl.  von  Lublin. 

')  Vgl.  Passeks  Denkwürdigkeiten  berausg.  v.  Stenzel  S.  352ff. 

*)  Alezander  Lubomirski. 

*)  Johann  Tarlo. 


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Berichte  Dönhoffs  aber  d.  Feldzug  nach  Polen.  545 

Könige  gewesen,  als  der  Castellan  von  Posen,  der  Stolnik  Coronni*),  der  K. 
0.  Jfigermeister')  und  viele  andere  retiriert,  und  befürchten  etliche  Grandes,  dass 
dieselben,  wenn  man  sie  zur  Desperation  bringt,  endlich  türkische  Protection 
annehmen  möchten. 

Es  wird  auch  nunmehr  von  keinem  Feinde  mehr  geredet,  sondern  nur  da- 
von, wie  man  die  Malcontenten  zu  des  Königs  Devotion  bringen  möchte. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an   den  Kurfürsten.     D.   Feldlager  Gol- 
lombie  14.  October  1672. 

[Vorgänge  im  Lager.    Die  Confoderation  gegen  die  Malcontenten.    Absicht  des  Königs, 
das  Hülfscorps  gegen  diese  zu  verwenden.] 

Vorigen  Dienstag  (11.  Oct.)  hat  man  angefangen'),  ein  General  Collo  zu  14.  Oct 
halten,  und  ist  der  Pisars  Polni  Czarnecky  zum  Marschall  gewählt  worden. 
Gestern  ist  ein  grosser  Tumult  entstanden.  Broniowsky,  der  früher  hei  des 
Swldersky  Gonfoederation  Substitut  gewesen,  ist  betrunken  gewesen,  hat  um 
Erlaubnis  zu  reden  begehrt  und  ist,  da  es  ihm  wiederholt  verweigert  worden, 
mit  Protestation-  aus  dem  Gollo  gegangen ,  darauf  aber  von  der  Pospolite  ver- 
folgt und  massacriert  worden,  wobei  man  gedroht,  dass  es  allen  Verräthem 
ebenso  gehen  solle.  Der  Feldherr  hat  von  einem  Siege,  den  er  über  die  Ta- 
taren erfochten,  gemeldet*),  trotzdem  wird  er  für  einen  Verräther  des  Vater- 
landes ausgerufen  und  will  man  der  Nachricht  keinen  Glauben  beimessen. 
Seitdem  sie  hier  sind,  will  jeder  von  ihnen  Salvegarden  haben,  und  sie  haben 
auf  Befehl  des  Königs  hin  und  wieder  Dragoner  commandieren  müssen,  die  sich 
dabei  so  wacker  gehalten,  dass  sie  hier  in  grosse  Aestime  gekommen. 

Die  Gonfoederation  der  Pospolite^)  gegen  die  Malcontenten  ist  soeben  zu- 
stande gekommen;  morgen  nach  der  Messe  sollen  die  anwesenden  Senatoren, 
dann  die  Deputierten  von  den  Woiwodschaften  und  endlich  die  ganze  gemeine 
Pospolite  schwören.  Ihr  Dessein  geht  dahin,  dass  sie  die  Malcontenten  nach 
dem  allerschärfsten  Recht  verurtheilen  und  alle  ihre  Güter  confiscieren  und  der 
Republik  zu  Nutz  anwenden  wollen.  Namentlich  sind  sie  auf  den  Erzbischof 
und  den  Woiwoden  Bonkowsky  und  auf  den  Castellan  von  Krakau^)  er- 
bittert. Der  Feldherr  ist  in  gleicher  Verdammnis  und  andere  vornehme 
Herren  mehr,  sie  alle  sollen  durch  ein  königliches  Manifest  innerhalb  14  Tagen 


^)  Johann  Wielopolski. 

')  Johann  Zalecki. 

3)  Vgl.  Zawadzki  S.  317f.;    Zaluski  I,  S.  404f.;   Lengnich  VIII,  S.  75f.; 
P  a  8  s  e  k  s  Denkwürdigkeiten  S.  363  ff. 

*)  S.  Kluczycki  II,  S.  1082ff.,  1090ff.;  Zaluski  I,  S.  399ff. 

*)  S.  Zaluski  I,  S.  405ff. 

^  Stanislaas  Warszycki. 

Mater,  s.  Ge«cb.  d.  O.  Karfürsten.    XII.  35 


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546  nr.    ßrandenbnrg  und  Polen.    1664—1673. 

zu  erscheinen  citiert  werden  ausser  dem  "Woiwoden  Kiowski»),  dem  Erzbi- 
schof und  dem  K.Fähnrich*),  weiche  nicht  angenommen  werden  sollen, 
wenn  sie  auch  morgen  kommen  sollten. 

Der  U. Kanzler  hat  öffentlich  im  Collo  vorgebracht,   dass  die  Noth  des 
Reiches  erfordere,  ehestes  mit  den  Türken  Frieden  zu  schliessen,  doch  ist  dar- 
über noch  nichts  beschlossen  worden. 
15.  Oct  PS.     15.  October.    Unter  der  Hand  hat  er  erfahren,  dass,  wenn  der  Frieden 

ganz  richtig,  der  König  sie  den  ganzen  Winter  nebst  einem  Ausschuss  von  der 
Pospolite  im  Felde  wider  die  Malcontenten  gebrauchen  will,  wodurch  die 
Truppen  ganz  ruiniert  werden  würden,  da  keine  Mittel  zu  ihrem  Unterhalt  vor- 
handen. Er  bittet  daher  um  expresse  Ordre,  wie  er  sich,  falls  der  König  von 
ihm  solches  begehren  sollte,  verhalten  soll. 

Bei  allem  diesem  Wesen  ist  dem  Könige  nicht  wohl  zu  Muth,  derselbe 
hat,  weil  er  eine  sonderliche  Confidenz  in  sie  setzt,  sie  fast  alle  Tage  während 
des  Collo  aufziehen  lassen,  zwar  unter  dem  Prätext,  dem  moscowitischen  Ge- 
sandten Ehre  zu  thun,  aber  in  Wahrheit  zu  seiner  Sicherheit. 


Graf  F.  v.  Döhnboff  an  den  Kurfürsten.     D.   Feldlager  bei 
Lublin  25.  October  1672. 

[Harsch  nach  Lublin,  Noth  der  Truppen,  Zustände  im  Lager,   angebliche  Gegencon- 

föderatioD.] 

25.  Oct.  Sie  sind  *)  mit  dem  Lager  von  Golombie  aufgebrochen  und  zwar  hat  er 

beim  Könige  durchgesetzt,  dass  sie  nicht  mit  der  Pospolite,  sondern  gesondert, 
nur  zusammen  mit  der  königl.  Garde  und  der  Artillerie  (3  6  Pfänder  und  4 
kleine  Regimentsstücke,  die,  da  kein  Offizier  dabei  ist,  von  dem  ältesten  Kut- 
scher commandiert  werden),  marschiert  sind.  Jetzt  lagern  sie  hier  bei  Lublin, 
es  ist  hier  kein  Brod  und  Bier,  wie  theuer  man  es  auch  bezahlen  will,  zu 
haben,  ihre  Leute  haben  in  etlichen  Wochen  kein  Bier  gesehen,  auch  Fourage 
ist  sehr  schwer  zu  bekommen;  Geld  wird  ihnen  zwar  versprochen,  es  ist  aber 
garkeine  Aussicht,  es  zu  erhalten.  Die  Pospolite  ruiniert  das  Land  ärger  als 
die  Feinde. 

Vor  einigen  Tagen  ist  beschlossen  worden,  Fürst  Tzarturiski  an  den 
G. Feldherrn  abzuschicken  und  denselben  bitten  zu  lassen,  dass  er  mit  seiner 
Armee  zu  der  Armee  von  der  Pospolite  stossen,  auch  vergönnen  mochte,  dass 
bei  der  Armee  ein  General  Collo  gehalten  werde,  doch  will  weder  der  Fürst 
noch  sonst  jemand  sich  zu  solcher  Gesandtschaft  gebrauchen  lassen.  Die  Ge- 
müther werden  immer  mehr  verbittert,  die  Pospolite  verwüstet  die  Guter  der 
Malcontenten,  diese  drohen  mit  künftiger  Rache. 


0    Andreas  Potocki. 

*)    Nicolaus  Sieniawski. 

^    Vgl.  den  Bericht  bei  Kluczycki  II,  S.  1122 ff. 


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Berichte  Dönhoffs  über  d.  Feldzug  nach  Polen.  547 

Vom  Preussischen  Statthalter  haben  sie  Nachricht,  dass  sie  für  die  Leute 
keine  Services  bekommen  sollen,  weil  sie  solche  hier  in  natura  genossen.  Aber 
dieselben  bestehen  nur  in  Wasser,  alles  ist  so  theuer,  dass  ein  armer  Soldat 
unmöglich  mit  seiner  monatlichen  Gage  reichen  kann. 

Es  geht  die  Rede,  dass  ^)  die  Armee  des  G.  Feldherrn  mit  den  Malcontenten 
eine  Gegenconfdderation  gegen  den  König  geschlossen  habe.  Wahrscheinlich 
wird  die  Pospolite  bald  ganz  ans  einander  gehen,  das  Lager  nimmt  schon  von 
Tage  zu  Tage  ab.  Der  littauische  Feldherr  Patz  ist  auch  hier,  aber  ohne 
Volk,  welches  erst  nachkommen  soll. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurfürsten.     D.  Feldlager  unter 
Lublin  28.  October  1672. 

[Noth  der  Truppen.] 

Alle  seine  Bemühungen,  vom  Konige  Geld  für  seine  Truppen  zu  erhalten,  28.  Oet. 
sind  vergeblich  gewesen.  Dieselben  müssen  zu  Grunde  gehen,  wenn  sie  kein 
ander  Tractament  als  Brod  und  Wasser  erhalten.  Er  bittet  daher  Kf.,  dafür 
zu  sorgen,  dass  sie  ihren  Unterhalt  aus  seinem  Lande  bekommen.  Er  hat  Yon 
dem  aus  Preussen  mitgenommenen  Gelde  einen  guten  Theil  unter  die  Leute 
austheilen  müssen,  den  Rest  wird  er  nach  Möglichkeit  menagieren,  es  wird 
aber  in  die  Länge  nicht  Bestand  haben. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurflirsten.     D.  Feldlager  Lublin 

5.  November  1672. 

[Abschluss  des  Friedens.    Noth  der  Truppen.    Verlegenheit  des  Königs.] 

Der  Frieden  mit  den  Türken  ist  geschlossen^),   trotzdem  liegen  sie  noch  5.  Noy. 
hier  zu  Felde  und  leiden  grosse  Noth,  die  Pferde  fangen  an  zu  Grunde  zu 
gehen  und  auch  die  Leute  zu  erkranken  oder  durchzugehen. 

Es  geht  ein  Geschrei,  als  wenn  der  G.Feldherr  mit  der  Armee  im  Anzug 
hieher  wäre,  daher  grosse  Furcht  entstanden,  und  fangt  man  wieder  an,  sie 
sehr  zu  caressieren,  ihnen  gute  Zahlung  und  gute  Winterquartiere  zu  verspre- 
chen, aber  sobald  die  Gefahr  vorbei  sein  wird,  wird  man  ihrer  gering  achten. 
Dem  Könige  und  dem  Conföderationsmarschall  ist  garnicht  wohl  bei  der  Sache 
und  sie  wünschen  wohl,  dass  sie  den  Bogen  nicht  so  hoch  gespannt  hätten, 
es  hat  das  Ansehen,  als  ob  die  Conföderation  ganz  zergehen  und  der  König 
suchen  wird,  einen  Accord  zu  treffen.  Die  Pospolite  ist  fast  ganz  von  einander, 
so  dass  kaum  noch  2000  Mann  hier  stehen. 


0    S.  Kluczycki  II,  S.  1122 ff. 
»)    S.  Kluczycki  II,  S.  1099 ff. 

35* 


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548  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

J.  Scultetuö  an  den  Kurfürsten.    D.  Cüstrin  3,/[13.]  November 

1672. 

[Mittbeilungen  des  G.Kanzlers.    Absichten  der  Malcontenten.] 

13.  Nov.  Der  G.Kanzler,  zu  dem  er  sich  auf  des  Kf.  Befehl  wiederum  begeben, 

hat  ihm  auf  sein  Anbringen  geantwortet,  wenn  die  Türken  nach  der  Eroberung 
von  Kaminiec  gleich  auf  Lemberg,  Cracau  und  Saraosch  vorgerückt  wären, 
hätten  sie  das  Reich  wohl  schon  über  den  Haufen  geworfen,  allein  das  jetzige 
procedere  des  Königs  im  Lager  gegen  den  Erzbischof  und  andere  proceres 
mache  sein  Gemüth  so  turbiert,  dass  er  den  Turkenkrieg  fast  aus  den  Augen 
setzte  und  nur  considerierte,  was  für  ein  schreckliches  bellum  intestinum  im 
Reich  entstehen  dürfte,  da  der  Erzbischof  nach  gefölltem  Decret  ihm  schriebe'), 
er  könne  die  Tyrannei  des  Königs  nicht  länger  dulden,  sondern  müsste  die 
Confoederation  mit  dem  G. Feldherrn  und  der  Armee  ergreifen.  Versuche 
zu  Herstellung  der  Eintracht  seien  ganz  aussichtslos,  der  Kaiser  hätte  sich 
schon  vergeblich  bemüht,  die  Natur  des  Königs  sei  so  verkehrt  und  böse,  dass 
er  nur  danach  trachte,  wie  er  mehr  Misshelligkeiten  finde,  durch  den  gemeinen 
Adel  Statum  Reipubl.  evertieren  und  sich,  nachdem  er  die  Grossen  ans  dem 
Wege  geräumt,  absolut  machen  könnte. 

Auf  des  Kf.  Declaration  wegen  Protection  der  grosspolnischen  Woiwod- 
schaften antwortete  er,  auf  den  entstehenden  Fall  werde  er  schon  dahin  arbeiten, 
dass  Kf.  von  den  sämtlichen  Ständen  durch  Deputierte  hierzu  requiriert  und 
dass  auch  sofort  gewisse  Mittel  wegen  Unterhaltung  der  Besatzung  vorgeschlagen 
würden.  Er  bat,  dass  seine  Vorschläge  in  secreto  blieben,  versprach  die  ange- 
fangene vertrauliche  Correspondenz  mit  dem  Littauischen  G.Kanzler  zu  unter- 
halten und  dessen  Absichten  zu  explorieren,  er  glaube,  dass  derselbe  das  mos- 
kowitische  Joch  für  viel  härter  als  das  schwedische  halte.  Bonkowski  sei 
eines  bedenklichen  und  falschen  Gemüthes,  dem  er  nicht  trauen  könnte,  dessen 
Intention  er  aber  durch  die  dritte  Hand  auszukundschaften  suchen  werde. 
Danzig,  obwohl  mit  dem  Hofe  nicht  content,  werde  doch  wohl  noch  etwas  an 
sich  halten  und  den  Verlauf  der  Dinge  abwarten.  Wegen  Elbings  rieth  er, 
möchte  Kf.  jetzt  bei  dieser  plötzlich  entstandenen  Unruhe  im  Reich,  da  der  Adel 
noch  dem  König  gewaltig  anhinge,  nichts  movieren. 

Der  G.Kanzler  scheint  bei  der  jetzigen  Veränderung  des  polnischen 
Wesens  sich  selbst  noch  nicht  begreifen,  noch  weniger  ein  gewisses  consilium 
fassen  zu  können,  er  sucht  den  Erzbischof  von  den  Extremitäten  abzuhalten, 
hat  ihm  gerathen,  sich  an  den  Papst  zu  wenden  und  so  das  durch  Faction  der 
Bischöfe  von  Posen  und  Che  Im  von  dem  Könige  und  dem  Adel  im  Felde  gegen 
ihn  gesprochene  Decret  zu  eludieren,  er  befürchtet  aber,  dass  der  Erzbischof 
als  ein  hitziger  Mann  vielmehr  ad  extrema  incliniere  und  den  Castellan  von 
Posen  zum  Haupt  der  Confoederation  zu  machen  suchen  werde.  Dieser  soll 
sich  nach  Angabe  seiner  Gemahlin  zu  Strassburg  in  Preussen  mit  dem  K.  Schatz - 

'}     Vgl.  die  Schreiben  des  Erzbiscbofs  bei  Zaluski  I,  S.  387 ff. 


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Berichte  des  ScuHetus  u.  Dönhoff.  549 

meist  er  und  einigen  andern  befinden   nnd  beabsichtigen,  sich  in  französische 
oder  schwedische  Protection  za  begeben. 

Sc.  hat  den  G.Kanzler  gefragt,  wie  es  käme,  dass  man  jetzt  auch  von  der 
schwedischen  Protection  zu  reden  anfinge,  während  doch  sonst,  auch  neulich 
noch,  von  dem  Erzbischof  und  Castellan  von  Posen  von  der  französischen 
die  Rede  gewesen  wäre.  Er  erwiderte,  die  ganze  Hoffnung  des  Heils  hätte  auf 
dem  duc  de  Longueville')  bestanden,  nach  dessen  Tode  aber  hätte  man  sich 
noch  nicht  eines  gewissen  Snbjecti  vereinigen  können,  man  hätte  zwar  wieder 
auf  Condö  reflectiert,  dieser  aber  hätte  sein  hohes  Alter  vorgeschützt,  es  schiene 
daher,  dass  die  Malcontenten  in  ihren  consiliis  wegen  der  Protection  hin  und 
her  schweifen  mussten^. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
22.  November  1672. 

[Abmarsch  aus  dem  Lager,  Krankheiten.] 

Am  10.  sind  sie  aus  dem  Lager  bei  Lublin  aufgebrochen,  er  ist  hierher  vor-  22.  Nov. 
ausgereist,  um  von  dem  Könige  za  vernehmen,  wie  es  mit  ihrem  Unterhalt, 
wozu  sie  bisher  noch  keinen  Heller  erhalten,  stehe  und  wozu  derselbe  sie  ver- 
wenden wolle.  Die  Regimenter  sind  noch  znrück,  da  sie  wegen  des  bösen 
Wetters  und  Weges  nicht  so  stark  haben  marschieren  können.  Das  schlechte 
Wetter  hat  Krankheiten  verursacht,  einige,  darunter  auch  Ob.Lieutn.  K litzin g, 
sind  gestorben,  doch  sind  die  Truppen  noch  immer  in  solchem  Stande,  um  dem 
Kf.  gute  Dienste  zu  leisten. 


Graf  F.  v.  Dönhoff  an  den  Kurfürsten.     D.  Warschau 
29.  November  1672. 

[Rückkehr  nach  Preussen.] 

Der   König  hat  endlich,   nachdem  D.  ihm  wiederholt  erklärt  hat,  dass  er  29.  Nov. 
mit  seinen  Truppen  sich  nicht  gegen  die  Malcontenten  wollte  gebrauchen  lassen, 
sich    zufrieden   erklärt,   dass   sie  ihren  Marsch  wieder  nach  Preussen  nehmen 
möchten.    Die  Truppen  sind  schon  auf  dem  Marsch  dorthin,  haben  aber  viele 
Kranken. 

Die  Gonfoederation  der  Armee  ist  nunmehr  gewiss  geschlossen,  der  König 


0  lieber  die  Verhandlungen  mit  demselben  s.  Kluczycki  I,  S.  387.  506.  If, 
S.  1009.  1011  ff.  Longueville  war  in  dem  Gefecht  beim  Rheinabergang  bei  Schen- 
kenscbanz  am  12.  Juni  1672  gefallen,  s.  Memoires  du  comte  de  Guiche  S.  398ff. 

^  Kf.  sendet  (d.  Rüsselsheim  15./25.  November  1672)  diese  Relation  ScuHetus* 
den  Geh.  Räthen  in  Berlin  mit  dem  Bemerken,  weil  die  Sachen  sich  nun  ein  wenig 
zur  Besserung  anliessen,  so  wolle  er  dieses  Werk  etwas  ruhen  lassen. 


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550  ni.   Brandenburg  und  Polen.    1664-1673. 

hat  ihm  selbst  das  Jarament  derselben  vorgelesen.  Derselbe  hat  600  auser- 
lesene Eosacken  und  die  4000  im  Kollo  zur  Verstärkung  der  Armee  bewilligten 
Pferde  unter  Gzarnecki  nach  Warschau  und  in  die  Nähe  beordert,  um  za 
seiner  Sicherheit  während  des  Reichstages  dort  zu  liegen'). 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.    D.  Posen  2./ 12.  Januar  1673. 

[Mittbeilungen  des  G.Kanzlers.    Die  Pläne  der  Malcontenten.] 

12.  Jan.  Auf  die  Ordre  der  Geh.Räthe*)  hat  er  sich  zum  G.Kanzler  begeben  und 

bei  demselben  gegen  die  Belegung  von  Draheim  mit  Winterquartieren  remon- 
striert, derselbe  erklärte  darauf,  dieses  liefe  nicht  nur  wider  die  pacta,  sondern 
es  wäre  auch  den  Malcontenten,  die  sich  jetzt  Rempublicam  nennten,  durchaus 
nicht  zuträglich,  dem  Kf.  Offens  zu  geben,  der  Erzbischof  hätte  zwar  ungefähr 
vor  6  "Wochen  an  ihn  geschrieben,  ihm  wäre  berichtet  worden,  des  Kf.  Auii- 
liarvölker  wären  mehr  dem  Könige  contra  ipsos,  als  gegen  den  Erbfeind  zu 
Hülfe  geschickt  worden,  er  habe  ihm  aber  solchen  Scrupel  benommen.  Der 
G.Kanzler  hat  auf  sein  Begehren  einen  Expressen  mit  Schreiben  an  den  Feld- 
herm   und   Erzbischof  geschickt,   damit  Draheim  von  Einquartierung   befreit, 


>)  Dönhoff  erhält  endlich,  nachdem  er  noch  lange  in  Warschau  aufgehalten 
war,  am  9.  December  seine  Depeche  (ein  Schreiben  Konig  Michaels  an  Kf.  d.  Var- 
saTiae  7.  December  1672,  worin  dieser  demselben  anzeigt,  dass  das  Hfilfscorps  zurück- 
kehre, und  die  Hoffnung  ausspricht,  Kf.  werde,  falls  sein  Eeich  wieder  bedroht  werden 
sollte,  ihm  wieder  Hülfe  senden),  holt  am  13.  die  Truppen  ein  und  langt  mit  den- 
selben am  21.  in  Bartenstein  an.  Hier  erst  erhält  er  eine  Ordre  des  Kf.  (d.  Haupt- 
quartier Rnsselsheim  18./28.  November  1672),  von  dem  Konige  seine  Entlassung  zu 
erbitten  und  mit  seinen  Truppen  auf  dem  geradesten  Wege  nach  der  Mark  und  dann 
weiter  nach  dem  Fürsten thum  Halberstadt  zu  marschieren,  welcher  er  naturlich  nicht 
mehr  nachkommen  kann,  bald  darauf  trifft  eine  neue  Ordre  des  Kf.  ein  (d.  Rnssels- 
heim 5./1Ö.  December  1672),  wonach  er  die  Truppen  nach  Preussen  fuhren  und  dort 
neue  Ordre  erwarten  soll.  —  Der  Herzog  von  Croy  meldet  dem  Kf.  (d.  Königsberg 
30.  December  1672),  die  zurückgekehrten  Truppen  seien  noch  1370  Mann  stark,  es 
seien  gute  Leute,  die,  wenn  sie  sich  nur  würden  ausgeruht  haben  und  wieder  mit 
Hemden,  Schuhen  und  Strümpfen,  woran  namentlich  die  Infanterie  grossen  Mangel 
leide,  würden  ausgerüstet  sein,  gute  Dienste  leisten  könnten.  Vgl.  Kriegsgeschichtl. 
Einzelschriften  V,  S.S. 

*)  Scultetus  hatte  nach  Empfang  eines  Schreibens  des  Gastellans  von  Posen 
vom  24.  December  1672,  worin  ihm  dieser  angezeigt  hatte,  dass  die  conföderierte  Ar- 
mee, welche  eigenmächtig  die  Winterquartiere  im  inneren  Polen  bezogen  hatte,  auch 
in  Draheim  solche  nehmen  wollte,  bei  Fr.  v.  Jena  angefragt,  ob  er  einer  neuen  Auf- 
forderung des  G.Kanzlers,  zu  demselben  zu  kommen,  Folge  leisten  sollte.  Die 
Geh.  Käthe  hatten  ihn  darauf  angewiesen,  zu  demselben  sich  zu  begeben,  dort  so 
lange  die  Convocation  (der  ausserordentliche  am  4.  Januar  zu  Warschau  zusammen- 
getretene Reichstag,  s.  Zawadzki  S.  320f.;  Zaluski  I,  S.  439f.;  Lengnich  Vlil, 
S.  79f.;  Kluczycki  II,  S.  1164  ff.)  dauere,  zu  bleiben  und  des  Kf.  Interesse  wahrzu- 
nehmen. 


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Bericht  des  Scultetus.  551 

oder,  wenn  schon  Volker  hineingelegt  sein  sollten,  solche  bald  zurückgefordert 
würden.  Sc.  hat  auch  den  Gastellan  von  Posen  in  seinen  Gütern  gesucht, 
derselbe  aber  war  schon  mit  dem  Feldherm  nach  Lowitsch^)  zum  Erzbischof 
gereist,  wohin  Sc.  nicht  ohne  besondern  Befehl,  um  nicht  Argwohn  oder  Miss- 
deutnng  zu  verursachen,  sich  hat  begeben  wollen,  doch  hat  er  auch  an  den 
Gastellan  geschrieben. 

Der  G. Kanzler  stellte  sich  anfangs,  als  ob  er  von  den  Plänen  der  Malcon- 
tenten  wenig  wisse,  schliesslich  aber  brach  er  aus,  dieselben  wollten  sich  be- 
mühen, diese  Gonvocation  zu. Warschau  zu  zerschlagen,  und  sich  auf  einen 
Generalreichstag  berufen,  der  Feldherr  und  Erzbischof  würden  prätendieren,  im 
Reichstage  gerichtet  zu  werden,  sie  suchten  dadurch  aber  nur  Zeit  zu  gewinnen, 
weil  sie  abermals  nach  Frankreich  geschickt  haben  und  fernere  Ordre  erwarten'). 
Der  6.  Kanzler  meinte,  es  würde  zu  einem  innerlichen  Kriege  nicht  kommen, 
der  Feldherr  hätte  ante  praestationem  juramenti  bei  der  Gonfoederation  bedungen, 
kein  Blut  zu  vergiessen,  man  hätte  aber  ein  Mittel  gefunden,  den  Adel  schach- 
matt zu  machen,  dass  er  nämlich  ans  Ungeduld  und  wegen  des  continuierlichen 
Aufsitzens,  womit  der  König  sie  vexierte,  seines  Regiments  überdrüssig  und  die 
andere  Partei  ergreifen  würde,  zumal  wenn  die  Armee  die  Güter  der  Halsstar- 
rigen vor  anderen  beschwerte.  Auch  der  G.Kanzler  verrieth,  dass  er  parti- 
ceps  illorum  consiliorum  sei,  er  meinte,  sie  hätten  bei  dem  consilio  in  Lowitsch 
wohl  zu  überlegen,  wie  das  Werk  ausgeführt  werden  solle,  den  König  einfach 
abzusetzen  oder  zur  Abdankung  zu  zwingen,  würde  sich  nicht  wohl  practicieren 
lassen,  da  sonst  der  Kaiser  und  auch  wohl  andere  Potentaten  sich  seiner  an- 
nehmen würden,  sein  Vorschlag  war,  einen  Dictator  zu  erwählen  (womit  er  auf 
den  Feldherrn  zielte),  dem  die  Republik  und  Armee  auf  eine  gewisse  Zeit 
nicht  nur  vollkommene  Macht  und  Gewalt  auftrüge,  Statum  pristinum  Reipu- 
blicae  zu  restituieren,  sondern  auch  den  Krieg  wider  die  Türken  zu  führen  und 
pacta  mit  den  Kosacken  nnd  Tataren  sowie  mit  den  Fürsten  der  Moldau  und 
Wallache!  zu  machen. 

Die  Malcontenten  scheinen  also  jetzt  darauf  bedacht  zu  sein,  ein  Haupt 
unter  sich  aufzuwerfen  nnd  sich  des  Königs  loszumachen,  sie  getrauen  sich 
aber  diese  Geburt  nicht  eher  zur  Welt  zu  bringen,  bis  sie  den  Adel  entweder 
durch  Liebe  oder  Gewalt  auf  ihre  Seite  gebracht  haben.  Der  Feldherr  hat 
vaifs  neue  Patente  ausgegeben,  12,000  Mann  zu  werben,  soll  auch  bereits  eine 
ziemliche  Anzahl  beisammen  haben.  Die  confoederierte  Armee  hat  indessen 
ihre  Winterquartiere  in  Grosspolen  in  den  königlichen  und  bischöflichen  Gütern 
bezogen  und  ruiniert  auch  die  Güter  der  Edelleute,  welche  es  mit  dem  Hofe 
zu  halten  scheinen,  auf  das  gründlichste,  daher  unter  diesen  grosses  Wehklagen 
ist  und  sie  nicht  gern,  obwohl  sie  vom  Könige  aufgeboten  worden,  auf- 
sitzen wollen. 


^)  Ueber  die  dort  geführten  Verbandlungen  s.  Zawadzki  S.  321;  Zaluski  I, 
S.420ff.;  Kluczycki  IT,  S.  1208ff. 

*)  S.  das  Schreiben  Sobieski's  an  Pomponne  vom  30.  December  1672  (Kluc- 
zycki II,  S.  1161  f.). 


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552  nr.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1678. 

Herzog   Ernst  Bogislav   von  Croy   an    den  Kurfürsten.      D- 
Königsberg  14/24  Januar  1673. 

[Verdächtiges  Verhalten  Sobieski's] 

24.  Jan.  In  den  Tractaten  mit  den  Malcontenten  zu  Lowicz  ist  noch  wenig  vorge- 

gangen, und  es  ist  zu  glücklichem  Ausgang  des  ganzen  Reconciliationswerkes 
noch  schlechte  Apparenz.    Der  K.Marschall  soll  dort  ankommen,  derselbe  hat 
sich   einige  Zeit  in  seiner  Starostei  Mewe   aufgehalten  nnd  auch   das   Schloss 
dort  etwas  fortiücieren  lassen.     Es  ist  gewiss,  dass  unter  seinen  Leuten,  auch 
wohl  von  ihm  selbst,  sehr  weitaussehende  und   gefllhrliche  Discurse  von  dem 
polnischen  Wesen  und  sonst  geführt  worden  sind,  er  soll  sogar  gesagt  haben, 
der  König  müsste  vom  Thron  oder  er  vom  Lehen  sein.    Unter  seinen  Leaten 
sind   auch  von   Erwartung  fremder  Völker,   die  ihnen   zu   diesem  Dessein    zu 
Hülfe  kommen  würden,  viele  Reden  gegangen,  wie  auch  von  einer  Diversion, 
welche   die   Schweden   dem   Kf.  im   Reiche   machen  würden,  in   Danzig   viel 
Redens,  solches  auch  vieler  Malcontenten  Wunsch  sein  soll,  wie  denn  auch  der 
Feldherr  gegen  des  Kf.  Interesse  schlechte  Affection  verspüret^),  auch  allerband 
böse  Zeitungen  vom  Zustand  der  Armee  des  Kf.  ausgesprengt  und  für  sicher 
gehalten  werden*). 


J.  Scultetus  an  den  Kurfürsten.    D.  Cüstrin  18. /28.  März  1673. 

[Assignation  auf  Draheim.] 

28.  März.  Der   G.Kanzler   hat  ihm   die   Antwort   des  Castellans  von  Posen   vom 

10.  März  auf  sein  Schreiben')  zugeschickt,  wonach  der  Feldherr  aus  Respect 
für  Kf.  und  auf  sein  Anhalten  der  Armee  keine  Assignation  auf  Draheim  geben 
wolle,  gestern  aber  hat  er  ein  neues  Schreiben  des  G.Kanzlers  erhalten,  dass 
der  Feldherr  durch  Importunität  der  Armee  genöthigt  worden,  derselben  statt 
der  Winterquartiere  eine  Assignation  von  6000  Fl.  auf  Draheim  zu  geben.  Der 
G.Kanzler  will  zwar  dem  Hofe  die  Schuld  beimessen  und  vermeint  es  noch 
wohl  durch  den  grosspolnischen  Adel  zu  hintertreiben,  Sc.  aber  glaubt,  dass 
der  Feldherr  dieses  vielmehr  auf  den  Rath  der  Malcontenten  gethan,  welche 
jetzt  nach  getroffenem  Vergleich  äusserst  dahin  bedacht  sein  werden,  zwischen 
Kf.  und  dem  Könige  alle  gute  Vertraulichkeit  zu  stören  und  zu  hemmen. 

Sc.  hat  sogleich  dem  Amtmann  von  Draheim  geschrieben,  er  möchte  sich 
in  Acht  nehmen  und  sofort  dem  Gouverneur  von  Colberg  Nachricht  geben*). 


0     Vgl.  Sobieski's  Brief  an  Pomponne  (Kluczycki  II,  S.  1162). 

2)  Am  7./17.  März  meldet  der  Herzog,  die  Warschausche  Post  bringe  den  Be- 
richt des  erfolgten  Abschlusses  des  Reconciliationswerkes,  s.  darüber  Zawadzki 
S.  356 ff.;  Zaluski  I,  S.  452ff;  Kluczycki  II,  S.  1241  f. 

»)    S.  oben  S.  551. 

*)    Sobieski  hatte  (d.  Warschau   15.  März  1673)  dem  Starosten  von  Sandeck 


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Yerd&cbtigeB  Verhalten  Sobieski's.    Neues  Holfsgesuch.  553 

König  Michael   an   den  Kurfürsten*).     D.  Varsaviae  [s.  d.] 

Juni  1673. 

[Bitte  um  Sendung  der  y ertragsmassigen  Hülfstruppen  und  um  weiteVe  Hülfe.] 

Solange  Ef.  durch  den  holländisch-französischen  Krieg  beschäftigt  war,  hat  er  Juni, 
sich  enthalten,  von  demselben  die  Sendnng  der  vertragsmässigen  Hülfstmppen 
zu  verlangen.  Da  er  aber  gehört,  dass  zwischen  Frankreich  und  dem  Ef. 
Frieden  *)  geschlossen  ist,  so  bittet  er  jetzt  bei  der  schweren  Gefahr,  in  welcher 
Polen  schwebt,  die  Hülfe  zu  leisten.  Des  Kf.  Klage  wegen  Beeinträchtigung 
seines  Rechts  auf  Draheim  hat  damit  nichts  zu  thun,  darüber  soll  mit  den 
anderen  Prätensionen  zusammen  durch  die  schon  längst  von  ihm  gewünschte 
Kommission  erkannt  werden.  Von  Leiden,  welche  die  Hulfstrappen  des  Kf.  im 
vorigen  Jahre  auszustehen  gehabt  hätten,  ist  ihm  nichts  bekannt,  dieselben  sind 
reichlich  mit  Getreide  versorgt  worden.  Er  wird  sich  auf  das  änsserste  bemühen, 
dass  die  jetzt  zu  schickenden  Truppen  den  nöthigen  Unterhalt  erhalten. 

Hoc  vero  tempus  nanc  est,  quo  Serenitatis  Yestrae  declarata  ali- 
quoties')  ultro  Nobis  pro  iuuanda  summis  viribus,  etiam  octo  millium 
militum  exercitu  Polonia  propensio  et  affectus  re  Ipsa  elucescat,  cum 
legiones  et  arma  in  expedito  Serenitas  Vestra  habeat,  quas  vicini  Regni 
imo  Christianitatis  aduersus  communem  hostem  defensioni  impendi  vere 
gloriosum  et  heroicum  fuerit.  — 


die  Anweisung  ausgestellt,  für  seine  Compagnie  von  der  Starostei  Draheim  6350  Fl. 
poln.  als  Winterbrot  zu  erheben,  da  diese,  wenn  sie  auch  auf  gewisse  Art  anderweit 
in  tenutum  gegeben  worden,  von  solchen  oneribus  nicht  befreit  sei.  Der  Hauptmann 
von  Draheim  meldet  dem  Kf.  2./i2.  April  1673,  zwei  polnische  Ofüciere  seien  mit 
dieser  Anweisung  bei  ihm  erschienen,  er  habe  sie  aber  abgewiesen  und  im  Falle  von 
Gewalt  mit  Gegengewalt  gedroht.    Es  wurden  ihm  darauf  sofort  von  Colberg  60  Mann 

94   llSr7 
Verstärkung  geschickt.    Die  Geh.  Rathe  melden  Scultetus  (d.  Coln  r^   a     -n  ^^'^3), 

[tJ.  ApnlJ 

Kf.  habe  dem  Gouverneur  von  Colberg  befohlen,  einige  hundert  Mann  nach  Draheim 
zu  schicken,  und  wolle,  falls  polnischerseits  damit  fortgefahren  werde,  einen  Theil 
seiner  schon  zurückgekehrten  Armee  dorthin  schicken. 

*)  Schon  in  einem  Schreiben  vom  28.  März  1673  hatte  König  Michael  den  Kf. 
ersucht,  bei  der  Polen  aufs  neue  drohenden  Kriegsgefahr  ihm  zu  Anfang  des  Früh- 
lings die  vertragsmässigen  Hülfstmppen  zu  schicken  und  denselben  auf  einige  Monate 
Geld  zum  Unterhalt  zu  geben,  Kf.  hatte  sich  darauf  (d.  Potsdam  2./i2.  April  1673) 
dazu  bereit  erklärt,  aber  sich  darüber  beklagt,  dass  in  vertragswidriger  Weise  von 
Draheim  Abgaben  gefordert  würden  und  dass  seinen  im  vorigen  Jahre  geschickten 
Hülfstmppen  nicht  der  vertragsmässige  Sold  gezahlt  und  diese  dadurch  in  grosse 
Noth  gebracht  worden  seien,  und  er  hatte  verlangt,  dass  zunächst  mit  polnischen 
Kommissaren  ein  fester  Vergleich  wegen  Zahlung  des  Soldes  an  die  zu  schickenden 
Hülfstmppen  abgeschlossen  werde. 

')    Der  am  6.  Juni  1673  abgeschlossene  Frieden  zu  Vossem. 

»)    S.  oben  S.  327. 


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554  ni.    Brandenburg  nnd  Polen.    1664^1673. 

Instruktion  für  den  Graf  [Friedrich]  von  Dönhof  an  den  Pol- 
nischen G.  Feldherrn  Sobiewsky.     D.  Cöln  an  der  Spree 
l./ll.  Mai  16730. 

11.  Mai.  Er  soll  sich  sogleich  zu  dem  Feldherrn  nach  Mewe  begeben,  denselben 

der  Freundschaft  des  Kf.  versichern  und  ihm  in  dessen  Namen  wegen  seiner 
glücklichen  exploits  gegen  die  Türken  im  vorigen  Jahre  und  der  neulichen 
Beruhigung  im  Königreiche,  zu  welcher  er  soviel  contribuiert,  gratulieren.  Kl 
bitte  ihn  um  Nachricht,  was  die  Republik  von  den  Türken  zu  hoffen  oder  zu 
furchten  und  was  daselbst  für  Anstalt  zur  Defension  gemacht  würde.  Er  soll 
vorstellen,  wie  schlecht  des  Kf.  Auxiliarvölker  im  verwicbenen  Jahre  tractieri 
wären,  trotzdem  wäre  Kf.  erbötig,  wenn  man  sich  von  Seiten  der  Republik 
hinfort  besser  erweisen  und  den  pactis  ein  Genüge  thun  würde,  dieselbe  in 
solcher  Gefahr  nicht  zu  verlassen.  Kf.  wünsche  für  seine  Söhne  das  jus  indi- 
genatus  in  Polen  zu  erwerben,  bitte  den  Feldherrn,  ihm  dabei  beförderlich  zu 
sein,  er  wollte  dafür  von  seiner  Prätension  auf  Elbing  100,000  Rthlr.  zu  dessen 
Disposition  erlassen. 

PS.  Er  soll  auch  für  sich  erwähnen,  weil  Kf.  vermuthlich  Frieden  mit 
Frankreich  machen  würde,  so  könnte  die  Krone  vielleicht  einige  Völker  von 
ihm  auf  gute  conditiones  auf  eine  Zeit  lang  haben,  doch  müsste  das  bald 
geschehen. 


Relation  des  Grafen  von  Dönhoff  von  seiner  Reise  zu  dem 
polnischen  G.  Feldherrn  Sobiewsky,     D.  Berlin  21./ 11.  Juni 

1673. 

21.  Juni.  Er  ist')  am  31.  Mai/ 10.  Juni  in  Mewe  bei  dem  G.Feldhern  angelangt 

und  hat  am  folgenden  Tage  Gelegenheit  gehabt,  mit  demselben  allein  zu 
«prechen.  Nachdem  er  seine  Kommission  vorgetragen,  erwiderte  der  Feldherr, 
nachdem  er  sich  bedankt,  er  glaube  zwar' nicht,  dass  noch  in  diesem  Jahre  die 
Ankunft  einer  ansehnlichen  türkischen  Macht  zu  befürchten,  weil  man  dort  nicht 

')  Der  Herzog  von  Croy  hatte  dem  Kf.  (d.  Königsberg  11./2I.  April  1673)  ge-  ' 
schrieben,  der  Tod  des  Erzbischofs  Prazmowski  und  die  Ernennung  des  bisherigen 
Bischofs  von  Cujavien  Florian  Gzartoryski  zu  dessen  Nachfolger  (s.  Kluczycki 
II,  S.  1258)  werde  ohne  Zweifel  sehr  zur  Beruhigung  Polens  dienen.  Wünschens* 
werth  wäre  es,  dass  Kf.  Gelegenheit  finde  und  gebrauche,  den  K. Feldherrn  zu  bes- 
serer Intention  gegen  ihn  zu  disponieren,  dem  Verlauten  nach  beabsichtige  derselbe 
nach  Mewe  zu  kommen,  das  werde  vielleicht  Gelegenheit  dazu  bieten. 

9)  Dönhoffs  Reise  war  dadurch  verzögert  worden,  dass  Sobieski  sich  inzwi- 
schen zum  Begräbnis  des  Erzbischofs  nach  Lowicz  begeben  hatte,  erst  nach  dessen 
Rückkehr  nach  Mewe  reiste  D.,  der  sich  inzwischen  bei  seinem  Bruder,  dem  G.Major 
Ernst  V.  Dönhoff,  in  Wolfersdorf  und  dann  in  der  Umgegend  von  Danzig,  wo  er 
Güter  kaufen  wollte,  aufgehalten  hatte,  dorthin. 


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Sendung  Dönhoffs  zn  Sobieski.  556 

geglaubt  habe,  dass  der  Friede  von  polnischer  Seite  nicht  länger  gehalten  wer- 
den würde,  und  daher  die  Armee  entlassen  hätte,  gegen  künftigen  Frühling 
aber  würde  das  Reich  mit  grosser  Macht  angegriffen  werden.  Die  Anstalt  znr 
Gegenwehr  sei  so  schlecht  wie  nur  möglich,  er  sei  aber  nicht  Schuld  darauf, 
er  hätte  sich  mit  allem  Fleiss  bemüht  und  dem  Könige  remonstriert,  dass  er 
zur  Defension  des  Reichs  gute  Anstalt  machen  möchte,  er  hätte  aber  bisher 
nichts  ausrichten  können  und  es  schiene  fast,  als  ob  der  König  dem  Reich 
nicht  vorstehen  könnte.  Er  bat  Kf.,  die  Republik  in  dieser  Gefahr  nicht  zu 
verlassen,  sondern  derselben  mit  aller  Macht  zu  assistieren.  Er  betheuerte  im 
übrigen  sehr  hoch,  dass  keine  Faction  jetzt  wider  den  König  vorhanden  auch 
jetzt  kein  Subjectum  wäre,  worauf  sie  reflectierten. 

Dass  des  Kf.  Auxiliarvölker  so  schlecht  tractiert  seien,  dazu  hätte  er  nichts 
contribuiert,  er  hoffe  aber,  Kf.  werde  in  seiner  angeborenen  Generosität  und  in 
Betrachtung  der  seinem  eigenen  Lande  drohenden  Gefahr  solches  vergessen  und 
der  Krone  wieder  mit  einem  ansehnlichen  Secours  assistieren.  Durch  üeber- 
lassung  von  Truppen  werde  Kf.  sich  die  Krone  sehr  verbindlich  machen,  er 
wolle  gleich  an  den  K.U.Kanzler  schreiben,  dass  ehestens  ein  Envoyö  von  der 
Republik  abgefertigt  werde,  um  mit  Kf.  darüber  zu  tractieren.  Kf.  möchte 
noch  eine  Zeit  lang  warten  und  seine  Truppen  nicht  congediieren  oder  an  andere 
überlassen. 

Er  meinte,  Kf.  könnte  keine  bessere  Conjunctur  finden,  um  für  seine  Prin- 
zen das  jus  indigenatus  zu  suchen,  er  wollte  sein  bestes  dazu  thun,  Kf.  möchte 
nur  bald  deshalb  jemand  nach  Warschau  abfertigen. 

Für  die  Offerte  der  100,000  Rthlr.  bedankte  er  sich,  aber  nur  so  obenhin, 
und  schien  es,  als  ob  er  keine  Reflexion  darauf  mache  und  kein  Mittel  absehe, 
dieselben  zu  seiner  Disposition  von  der  Republik  zu  erhalten.  Schliesslich  auf 
seine  Frage,  ob  er  sich  auf  alles  das,  was  er  zur  Resolution  erhalten,  fest  zu 
verlassen,  betheuerte  S.  dieses  sehr  hoch,  er  hat  ihm  ein  Recreditiv')  gege- 
ben und  ihn  abgefertigt. 

Da  der  Palatinus  Bonkowski  anwesend  war,  hat  D.  auch  ihn  besucht, 
dieser  bat,  Kf.  möchte  doch  selbst  considerieren,  in  welchem  gefährlichen  Stande 
sich  die  Krone  befinde ,  da  sie  einen  solchen  König  hätte,  der  dem,  Regiment 
nicht  vorzustehen  wisse,  Kf.  möchte  ihnen  nur  Mittel  vorschlagen,  wie  der 
Krone  zn  helfen,  sie  wollten  alles  thun,  was  Kf.  begehrte.  Er  contestierte  im 
übrigen  sehr  hoch,  dass  jetzt  keine  Faction  unter  ihnen  wider  den  König  wäre 
und  dass  sie  kein  Subjectum  hätten,  auf  das  sie  reflectierten. 


0    Vgl.  Sobieski's  Brief  an  den  Bischof  von  Cracau  vom  5.  Juli  1673  (Kluc- 
tycki  II,  8.1272). 

>)    D.  in  arce  Mevensi  11.  Juni  1673  (Kluczycki  II,  S.  1268). 


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556  ni.   Brandenburg  and  Polen.    1664—1673. 

Der  Kurfürst  an  den  König  von  Polen.     D.  Potstamii 
20./[30.]  Juni  1673. 

[auf  das  Schreiben  Yom  Juni.    Bedrohte  Lage  des  Kf.,   Bereitwilligkeit  zur  Hälfs- 
leistung;  Verlangen  der  Abhaltung  der  Kommission.] 

30.  Juni.  —  Hostilitates  ex  utriusque  nostram  parte  cessare  haud  difßtemiir, 

interea  tarnen  bella  inter  alles  non  cessant  et  qaaquaversum  respicimus 
talia  Dobis  non  uno  in  loco  occurrunt  pericula,  quae  varie  cavendi  ne- 
cessitatem  nobis  imponunt  atque  milite  nostro  ita  utendum  suadent,  ut 
securitati  terrarum  nostrarum  prospiciatur.  Non  aberimus  tarnen  inclyto 
Regne  et  Reipublicae  quantum  vires  opesque  nostrae  et  hie  rerum  Status 
permittet  unquam,  sicuti  iam  superiore  anno  affectum  nostrum  Stadium- 
que  erga  R.  Majestatem  Y.  et  inclytum  regnum  missis  auxiliaribus  no- 
stris  testati  sumus,  quamquam  necesse  habeamus  conqueri,  sustentatio- 
nem  illis  a  Rep.  uti  conveutum  praebitam  non  esse  sed  argento  nostro 
illis  prospiciendum  fuisse.  Sed  et  alia  sunt,  in  quibus  ab  inclyta  Rep. 
pactis  Bidgostensibus  adhuc  satisfaciendum,  nee  diversa  illa  ab  iis,  quae 
R.  Maiestas  V.  a  nobis  desiderat.  —  Omnino  itaque  necessarium,  ut 
tandem  per  commissarios ,  uti  saepius  promissum,  nunc  tandem  compo- 
nantur.  — 


Protocoll  dessen,  so  bei  der  Conferenz  zwischen  dem  Polni- 
schen   Envoy^  Morsteiu    und    dem  Chnrf.  Ober  Präsidenten 
Freiherrn  von  Schwerin  vorgangen*). 

Die  19./29.  Julii  1673  hora  octava  matutina. 
29.  Juli.  Auf  Schw.s  Bitte  wiederholt  M.  was  er  in  der  gestrigen  Andienz  dem  Kf. 

auseinandergesetzt:  Dank  für  die  voijährige  Hülfeleistung,  Bitte  dem  bedrohten 
und  erschöpften  Polen  gemäss  dem  einst  Gninski  gegenüber  gemachten  Ver- 
sprechen^) 8000  Mann  zu  Hülfe  zu  schicken.  Schw.  erwidert,  damals  wären 
die  Zeitumstände  ganz  andere  gewesen,  doch  verspreche  Kf.,  wenn  Polen  aufs 
neue  in  einen  Türkenkrieg  gerathe,  demselben  die  vertragsmässige  Hülfe  zu 
leisten,  aber  unter  der  Bedingung,  dass  dagegen  der  König  und  die  Republik 
die  ihnen  vertragsmässig  obliegenden  Verpflichtungen  erfüllten,  nämlich  die 
Hülfstruppen  mit  Sold  und  Unterhalt  versorgten,  was  im  vorigen  Jahre  nicht 
geschehen  sei.  Bei  der  bedrohten  Lage  seiner  eigenen  Staaten  könne  Kf.  keine 
grössere  Zahl  von  Truppen  schicken,   er  könne   auch  nicht  allein  eine  solche 


')    V.  P.  Fuchs'  Hand.    Konig  Michaels  Creditiv  für  Morstein  ist  Varsaviae 
8.  Juli  1673  datiert. 

»)    S.  oben  S.  327.  553. 


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Conferenz  mit  Morstein.  557 

Last  auf  sich  nehmen,  sondern  meine,  es  müsste  auch  mit  dem  Kaiser,  dem 
Konige  von  Schweden  und  dem  Moscowit ischen  Zaren  wegen  deren  Mit- 
wirkung verhandelt  werden,  er  habe  darüber  auch  schon  mit  dem  Kaiser  und 
den  schwedischen  Ministern  verhandelt  und  diese  seien  bereit,  darüber  weiter 
in  Warschau  verhandeln  zu  lassen. 

M.  erwidert  darauf,  der  König  erkenne  seine  Verpflichtung,  den  kurf.  Hülfs- 
tnippen  Sold  und  Unterhalt  zu  liefern  an,  er  sei  aber  bei  dem  erschöpften  Zu- 
stande Polens  dazu  ausser  Stande  und  bitte  daher,  dass  Kf.  wie  im  vorigen 
Jahre  seine  Truppen  auf  einige  Monate  mit  Sold  versehen  möge.  Die  Verhand- 
lungen mit  den  anderen  Mächten  würden  wohl,  weil  zu  spät,  unnütz  sein,  denn 
der  Krieg  wüthe  schon  und  es  sei  an  demselben  garnicht  zu  zweifeln,  es  fehle 
Polen  an  Geld,  man  werde  aber  künftig  besser  für  den  Unterhalt  der  Truppen 
sorgen. 

Schw.  bringt  Beschwerden  vor:  1)  dass  Draheim  mit  Assignation  belegt  und 
dabei  Drohungen  gebraucht  seien,  verlangt,  dass  das  künftig  nicht  geschehe, 
2)  verlangt  endliche  Erfüllung  der  Bestimmung  der  Pacten  wegen  Elbings. 

M.  erwidert:  1)  die  Assignation  auf  Draheim  sei  ohne  Befehl  des  Königs 
irrthümlich  erfolgt,  solle  künftig  nicht  geschehen.  2)  Die  Elbinger  Angelegen- 
heit solle  durch  eine  sogleich  nach  Herstellung  des  Friedens  und  der  Ruhe  ab- 
zuhaltende Kommission  beigelegt  werden. 

Eodem  die  hora  11"*  post  meridiem. 

Schw.  theilt  Morstein  die  Antwort  des  Kf.  mit,  die  Hülfstruppen  ständen 
bereit,  sollten,  sobald  der  Krieg  begonnen  hätte,  nach  Polen  marschieren,  doch 
unter  der  Bedingung,  dass  der  König  für  Sold  und  Unterhalt  derselben  sorge. 
Wegen  Vermehrung  der  Hülfstruppen  müsste  Kf.  nach  den  mit  Schweden  ge- 
troffenen Verabredungen  erst  die  Ankunft  Wrangeis  abwarten. 

M.  bittet,  dass  Kf.  dann  wenigstens  seinen  Hnifstruppen  auf  2  Monate  Sold 
mitgebe,  dieselben  sofort  an  die  Grenze  rücken  lasse  und  eine  Quantität 
Pulver  überlasse. 

Schw.  übernimmt  es,  dem  Kf.  darüber  zu  berichten ').  M.  bittet^  dass  ihm 
dessen  Resolution  schriftlich  ertheilt  werde,  es  wird  aber  verweigert,  da  er  auch 
nichts  Schriftliches  eingegeben,  schriftlich  erhält  er  einen  Extract  aus  dem 
Protokoll. 


»)  0.  V.  Schwerin  schreibt  dem  Kf.  (d.  Cüstrin  19./[29.]  Juli  1673),  er  sei 
abermal  mit  Morstein  zusammengekommen,  derselbe  sei  mit  allem  zufrieden,  bitte 
nur,  dass  Kf.  zu  dem  einen  Monat  Sold  noch  einen  hinzuthue  und  etwas  Pulver  be- 
willige. Von  demselben  Datum  ist  das  Recreditiv  des  Kf.  für  M.,  vom  28.  Juli  eine 
Ordre  des  Kf.  an  Heidekampf,  M.  ein  Präsent  von  400  Thalem  in  Geld  oder  Sil- 
bergeschirr und  dessen  Sekretär  50  Rthlr.  zu  zahlen.  Am  20./30.  Juli  ergeht  darauf 
die  Ordre  des  Kf.  an  den  Herzog  von  Croy  wegen  Formierung  der  1500  Mann  Auxi- 
liartruppen,  deren  Commando  der  Oberst  v.  Schoning  führen  soll,  s.  Kriegsge- 
schichtl.  Einzelschriften  V,  S.  9. 


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558  in.   Brandenburg  und  Polen.    1664—1673. 

F.  Morstein  an  den  Freiherrn  von  Schwerin.     D.  Regiomonti 

15.  August  1673. 

[Bitte  um  schleunige  Sendung  der  Hülfstruppen.    Versprechen  des  Kaisers.] 

15.  Aug.  Da  das  türkische    Heer*)   schon  gegen  Lemberg  heranzieht  und  Reussen 

verheert,  so  ist  am  Kriege  nicht  zu  zweifeln  und  begehrt  Polen  die  Hülfstrup- 
pen des  Kf.  Er  bittet,  dass  dieselben  schnell  erscheinen;  der  Sold  für  die 
weiteren  Monate  soll  gezahlt  werden,  er  hat  dafür  eine  Assecnration  des  Königs 
in  Händen  und  die  Versicherung  des  R. Schatzmeisters,  falls  nicht  Kf.  auf  die 
Verwendung  des  Kaisers'),  der, wie  er  hört,  100,000  Gulden  dazu  bestimmt 
hat,  sie  von  der  Zahlung  des  Soldes  entbinden  sollte.  Kf.  wird  hoffentlich  mit 
noch  weiterer  Hülfeleistung  dem  Kaiser  und  Schweden  vorangehen*). 


Derselbe  an  denselben.     D.  Regiomonti  22.  August  1673. 

[Die  Hülfstruppen.    Das  Anerbieten  des  KaisersJ 

22.  Aug.  Er  wartet  noch  in  Königsberg  auf  die  Hülfstruppen  des  Kf.    Für  die  Zah- 

lung des  Soldes  hat. er  die  Versicherung  des  Königs  und  des  R.Schatzmeisters 


>)    Vgl.  Kluczycki  II,  S.  1293ff. 

^  Kaiser  Leopold  schreibt  dem  Kf.  (d.  Wien  I.August  1673),  er  habe  de 
Goes  beauftragt,  wegen  des  von  selten  Polens  an  ihn  gemachten  Anbringens  mit  ihm 
zu  verhandeln,  empfiehlt  ihm  das  Anliegen,  welches  der  König  von  Polen  durch  einen 
Gesandten  an  ihn  stellen  werde,  und  verspricht,  falls  Kf.  sich  über  seine  Erklärung  mit 
Polen  verständigt  und  das  Werk  aggiustiert  haben  werde,  ihm  zu  Michaelis  100,000 
Gulden  entrichten  zu  lassen.  Vgl.  Pufendorf  XI,  §107  (S.  867);  Urk.  n.  Akt 
XIV,  1.  S.  710. 

*)  Der  Herzog  von  Croy  hatte  dem  Kf.  geschrieben  (d.  Königsberg  8./18.  August 
1673),  er  habe  wenig  Hoffnung,  falls  nicht  vom  Kaiser  etwas  Wirkliches  geschehe, 
vom  polnischen  Hofe  die  nöthige  Sicherheit  wegen  der  Verpflegung  der  Hülfstruppen 
zu  erhalten,  man  thue  dort  so  wenig  bei  der  Sache,  als  wenn  dieselbe  sie  gamichts 
anginge.  Kf.  schreibt  darauf  an  Morstein  (d.  Coloniae  11./21.  August  1673),  die 
Hülfstruppen  ständen  marschbereit,  aber  zuerst  müsse  für  die  Soldzahlung  an  die- 
selben sicher  gesorgt  sein,  sobald  er  von  dem  Herzoge  von  Croy  Nachricht  em- 
pfange, dass  dieses  geschehen  sei,  sollten  die  Truppen  den  Marsch  antreten.  Unter 
demselben  Datum  ergeht  an  v.  Schön ing  die  Ordre,  das  Hülfscorps  aus  Mannschaften 
aller  in  Preussen  befindlichen  Regimenter  und  Dragonercompagnieen  zusammenzu- 
setzen. Die  für  denselben  am  18./28.  August  1673  ausgestellte  Instruktion  ist  in  der 
Hauptsache  nur  eine  Wiederholung  der  am  2./12.  August  1672  für  Graf  Dönhoff 
ausgestellten  (s.  oben  S.  537),  doch  enthält  sie  den  Zusatz:  „Jedoch  hat  er  sofort, 
als  es  ihm  an  Unterhalt  mangelt  und  derselbe  ihm  von  den  Polen  nicht  gereichet 
wird,  bei  Ihrer  K.  M.  und  dem  Feldherm  wie  auch  andern  fürnehmen  Bedienten  der 
Republicq  sich  zu  beschweren,  dessfals  zu  protestiren  und  dass  er  bei  so  gestalten 
Sachen  keine  Dienste  femer  leisten,  sondern  mit  denen  ihm  anvertrauten  Völkern 
zurückgehen  müsse,  anzuzeigen,  wie  er  dann  auch  solchenfalls  seinen  Rückmarsch 
mit  der  besten  ordre  als  ihm'  möglich  werkstellig  zu  machen' ,  welcher  nachträglich 
noch  durch  eine  Nebeninstruktion  vom  4./ 14.  October  bestätigt  wird. 


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Neue  Verhandlungen  mit  Horstein.  559 

und  sich  selbst  als  Geissei  angeboten.  Nachdem  der  Kaiser  durch  den  von 
Wien  zurückgekehrten  Opacki  versprochen  hat,  100,000  Gulden  an  Kf.  behufs 
Verstärkung  seiner  Hnlfstruppen  zu  zahlen,  hat  ihn  der  König  beauftragt,  vor 
allem  auf  Sendung  jener  1500  Mann  zu  dringen  und  nicht  eher  sich  von  hier 
zu  entfernen,  bis  deren  Abmarsch  nach  Polen  erfolgt  ist.  Der  Sold  soll  den- 
selben von  den  100,000  vom  Kaiser  gelieferten  Gulden  (monatlich  7000  Rthlr.) 
gezahlt  werden  und  den  Rest  jener  Summe  soll  Kf.  auf  Vermehrang  der  Hülfs- 
truppen  verwenden. 


Repetitio  propositionis  Ablegati  Polonici^).     8.  d. 

Nachdem  ihm  Kf.  auf  seine  mündliche  Proposition  geantwortet,  dass  er  Sept. 
ausser  den  im  vorigen  Juli  auf  Grund  der  Bromberger  Verträge  festgesetzten 
Hülfstruppen  soviele  weitere  Truppen  schicken  wollte,  als  für  die  vom  Kaiser 
versprochenen  100,000  Rbein.  Gulden  3  Monate  unterhalten  werden  könnten, 
und  ihn  in  betreff  der  näheren  Berechnung  und  Verabredung  an  seine  Räthe 
gewiesen  hat,  so  bittet  er  auf  den  ausdrücklichen  Befehl  des  Königs,  dass  diese 
weitere  Hülfe  nicht  in  Fussvolk,  sondern  in  Reiterei  und  zwar  möglichst  in 
Dragonern  bestehe. 

Da  für  die  1000  Fusssoldaten  und  500  Dragoner  als  monatlicher  Unter- 
halt 7000  Rthlr. »21,000  Poln.  Gulden  festgesetzt  sind,  so  könnten  nach  dem- 
selben Maasstabe  für  100,000  Rhein.  Gulden =250,000  Pohl.  Gulden  (abgezogen 
42,000  Gulden  zweimonatlicher  Sold  für  die  Hülfstruppen)  5951  Fusssoldaten 
und  Dragoner  Verstärkung  beschafft  werden,  da  aber  dafür  Dragoner  und  Reiter 
gestellt  werden  sollen,  so  müsste  die  Zahl  entsprechend  reduciert  werden. 

Den  Oberbefehlshaber  des  Hülfscorps  und  die  Officiere  desselben  bittet 
er  anzuweisen,  möglichst  schnell  den  Marsch  anzutreten,  beim  Ueberschreiten 
der  Grenze  in  Gegenwart  der  polnischen  Kommissare  eine  genaue  Musterung 
Yorzunehmen  und  ebenso  in  jedem  Monat  eine  solche  zu  veranstalten,  so  dass 
der  Sold  nur  für  die  wirklich  vorhandenen  Mannschaften  gezahlt  werde,  und 
strenge  Disciplin  zu  halten. 


Antwort  des  KnrfÜrBten  auf  die  Proposition  Morsteins.     D. 
Schönbeck  13./[23.]  September  1673. 

1)  Die  nach  den  Pacten  zu  sendenden  Hülfstruppen  sollen  auf  Begehr  des  23.  Sept. 
Königs  und  Forderung  der  Kommissare  sofort  nach  Polen  marschieren  und  sich 

an  der  Grenze  mustern  lassen. 

2)  Kf.  giebt  ihnen  Sold  für  einen  Monat. 


0  König  Michael  beglaubigt  (d.  Varsaviae  29.  August  1673)  Morstein,  den 
er  beauftragt  habe,  auf  Grund  der  vom  Kaiser  zugesagten  Geldzahlung  mit  Kf.  zu 
verhandeln.    Das  Recreditiv  des  Kf.  ist  ausgestellt  Potstamii  3./13.  September  1673. 


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560  in.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

3)  Die  übrige  Zeit  hindurch  bis  zu  ihrer  Rückkehr  an  die  preussische 
Grenze  werden  der  König  nnd  die  Republik  ihnen  Unterhalt  gewähren.  In  quo 
si  ulla  interveniat  mora,  liberum  erit  praefatis  copiis,  ubi  15  diemm  iter  in  Po- 
lonia  fecerint  atque  de  congrua  sustentatione  iisdem  non  fuerit  sufficieoter  pro- 
spectum,  ea  qua  venerunt  via  in  Borussiam  ducalem  reverti. 

4)  Da  Hoffnung  ist,  dass  der  Kaiser  100,000  Gulden  dem  Könige  und  der 
Republik  zahlen  wird,  so  verspricht  Kf.  soviel  weitere  Reiter  und  Dragoner 
oder,  wenn  es  gewünscht  wird,  Fusssoldaten ,  als  für  diese  Summe  3  Monate 
lang  unterhalten  werden  können,  zu  schicken,  er  hat  schon  einigen  Regimen- 
tern^) befohlen,  aus  dem  Reich  nach  Preussen  zu  marschieren,  und  G.Wacht- 
meister V.  Görtzke')  zum  Befehlshaber  derselben  bestimmt. 

5)  Kf.  wird  seinen  Officieren  mittheilen,  dass  sie  als  monatlichen  Unter- 
halt für  1500  Mann  Fusssoldaten  und  Dragoner  mit  7000  Rthlr.  zufrieden 
sein  sollen. 

6)  Doch  soll  daraus  kein  PrSjudiz  für  die  Pacten  gezogen  werden. 

7)  Sollte  der  Unterhalt  für  die  Truppen  nicht  gezahlt  werden,  so  dürfen 
die  Befehlshaber  derselben  sich  diesen  an  den  Orten,  wo  sie  sich  befinden,  von 
den  Einwohnern,  aber  auf  gebührende  Weise  und  gegen  Quittung,  selbst  nehmen. 
Holz,  Heu,  Stroh  u.  s.  w.  ist  von  den  Einwohnern  unentgeltlich  zu  liefern. 

8)  Kf.  hat  das  Recht,  die  Truppen  zu  jeder  Zeit  zurückzurufen. 

Befehl  und  Jurisdiction  über  die  Hülfstruppen  steht  dem  Führer  und  den 
Officieren  derselben  zu,  dieselben  haben  den  Rang  nach  der  Königl.  Garde,  ihre 
Obersten  vor  den  übrigen  deutschen  Obersten.  Die  Truppen  sollen  nicht  ge- 
trennt werden  etc.*). 


0  Kf.  hatte  schon  im  August  zuerst  das  Regiment  z.  Pf.  Kurprinz  und  dann 
auch  die  Reiterregimenter  v.  Görtzke  und  v.  Mömer  nach  Preussen  geschickt. 

^  Kf.  schreibt  demselben  (d.  Oranienburg  4./[14.]  September  1673),  er  beab- 
sichtige ihn  mit  dem  ehesten  nach  Preussen  zu  schicken  und  ihm  das  Gommando 
einiger  nach  Polen  zu  sendender  Auxiliartnippen  zu  übertragen,  er  solle  sich  dazu 
bereit  halten. 

*)  Die  Geh.  R&the  übersenden  dem  Kf  (d.  Goln  4./[14.]  September  1673)  das 
Protokoll  einer  mit  de  Goes  wegen  der  polnischen  Sache  abgehaltenen  Conferenz. 
Obwohl  derselbe  wegen  Zahlung  der  Gelder  keine  Gewissbeit  gegeben,  so  solle 
doch  Meinders  mit  Morstein  reden,  und  sie  rathen,  die  Sache  mit  demselben 
ganz  richtig  zu  machen,  damit  Polen  sehe,  dass  Kf.  bereit  gewesen,  die  Volker  zu 
senden,  und  dass,  wenn  es  nicht  geschehe,  die  Schuld  nur  daran  liege,  dass  das  Geld 
vom  Kaiser  nicht  gezahlt  worden  sei.  — -  Kf.  theilt  (d.  Schön beck  8./ 18.  September 
1673)  dem  Herzoge  von  Croy  die  Morstein  schriftlich  ertheilte  Resolution  mit  und 
befiehlt,  die  nöthigen  weiteren  Truppen  (2034  Reiter  und  1044  Dragoner)  zum  Marsch 
bereit  zu  halten.  Wegen  Gewissheit  der  Soldzahlung  habe  ihm  Morstein  eine  bei- 
folgende Versicherung  des  Königs  übergeben,  welche,  sobald  dieser  seine  Erklärung 
acceptiert  habe,  wieder  zurückgesandt  werden  könne.  Vgl.  Kriegsgesch.  Rinzel- 
schriften  V,  S.  9f. 


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Verhandlungen  wegen  der  Tnrkenbulfe.  561 

Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy  an  den  Kurfürsten-     D. 
Königsberg  17.  October  1673- 

[Morstein  hat  noch  keine  Antwort  Tom  Könige.] 

Er  hat  mit  dem  gestern  hier  angekommenen  Morstein  wegen  des  Suc-  17.  Oct. 
cnrses  conferiert  und  ihm  in  Gegenwart  y.  Schönings  mitgetheilt,  dass  die 
Trappen  zum  Marsch  hereit  ständen  und  nur  das  Rendezvous  angesetzt  und 
dieselben  dem  polnischen  Gommissarius  aberantwortet  zu  werden  brauchten,  der- 
selbe erwiderte  aber,  er  hätte  von  Berlin,  Stettin  und  Danzig  aus  an  den  König 
berichtet,  erwarte  aber  erst  Antwort  auf  die  vom  Kf.  ertheilte  schriftliche  Er- 
klärung; bevor  dieselbe  einträfe,  könnten  die  Trappen  nicht  zum  Rendezvous 
beordert  werden. 

Ausser  dem  mitzugebenden  Monatssold  sind  die  Truppen  vollständig  zum 
Marsch  bereit 


Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy  an  den  Kurfürsten.     D. 
Königsberg  17./27.  October  1673. 

[Die  Polen  wollen  die  Auxiliartruppen  nicht  mehr  haben.    Krankheit  des  Königs.] 

Dass  die  Polen  des  Kf.  Auxiliarvölker  jetzt  nicht  begehren,  geht  aus  bei-  27.  Oct. 
kommender  Copie  eines  Schreibens  des  U.Kanzlers  an  de  Goes  hervor.    £r 
lässt  daher  die  Wagen  und  Pferde  wieder  in  die  Aemter  gehen'). 

PS.  1.  Von  des  Königs  von  Polen  ünpässlichkeit  *) ,  welche  die  letzten 
Briefe  ziemlich  gross  und  gefährlich  gemacht,  melden  die  heute  aus  Warschau 
angelangten  relationes  nichts. 

PS.  2.    Privatbriefe  aus  Warschau  melden,   dass   es   sich  mit  des  Königs 


24  October 

*)    Der  Herzog  von  Croy  meldet  am  rr-^i t—    1673,  Morstein  habe  vom 

'  *  '  3.  November 

polnischen  Hofe  Befehl,  statt  der  Auxiliarvölker  Zuschub  an  Geld  zu  fordern,  für 
dieses  Jahr  sei  also  die  Sache  wegen  des  Succurses  zu  Ende,  für  das  künftige  aber 
sei  sie  um  so  gewisser  zu  vermuthen,  wenn  die  Polen  auf  die  Türken  losgehen  und 
dieselben  so  aufs  neue  reizen  sollten. 

')  Ueber  die  Erkrankung  König  Michaels  und  dessen  am  10.  November  1673 
zu  Lemberg  erfolgten  Tod  s.  die  Schreiben  des  U.Kanzlers  Olszowski  vom  30.  Oc- 
tober, 8.  und  10.  November  bei  Zaluski  1,  S.  476ff.  Vgl.  auch  Zawadzki  S.  404. 
Dem  Kf.  meldet  die  Preussische  Regierung  (d.  Königsberg  21  ./H-  November  1673)  auf 
Grund  der  am  Tage  vorher  von  Warschau  mit  einer  Extraordinarpost  eingetroffenen 
Nachricht  den  Tod  des  Königs;  die  officielle  Anzeige  erhält  derselbe  durch  ein  Schreiben 
der  Königin  Eleonore  (d.  Warschau  18.  November  1673),   er  antwortet  darauf  (d. 

27  November 

Cöln  a.  d.  Spree  -=^ r —  1673)  mit  einem  Condolenzschreiben ,  in  welchem  er 

^         7.  December 

zugleich  die  Abordnung  eines  Gesandten  ankündigt;  am  folgenden  Tage  wird  v.  Ho- 

V erb  eck  mit  dieser  Gesandtschaft  beauftragt. 

llat«r.  I.  Gesch.  d.  O.  KarfurBten.    XII.  36 


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562  IIT.   Brandenburg  und  Polen.     1664—1673. 

Unpässlichkeit  gebessert,  und  dass  derselbe  nicht  in  Lemberg  bleiben,  sondern 
die  Königin  in  Sambor  oder  Zplkiew  erwarten  wird. 


F.  Morstein   an   den  Kurfürsten.     D.  Varsaviae  29.  October 

1673. 

[Verlangen  von  Geldsubsidien.] 

29.  Oct.  Auf  der  Rückreise  zum  Könige  hat  er  ein  Schreiben  des  U.  Kanzlers  aus 
dem  Lager  und  einen  Befehl  des  Königs  erhalten,  wegen  der  schon  za  weit 
Yorgeschrittenen  Jahreszeit  nicht  weiter  die  Hülfstruppen  des  Kf.  sondern  dafür 
Subsidien  an  Geld  zu  fordern. 


Der  Kurfürst  an  Morstein.     D.  Coloniae  ad  Spream  30.  Oc- 
tober/9.  November  1673. 

[Verweigerung  von  Geldsubsidien.] 

9.  NoY.  Seine  Truppen   haben  bereit  gestanden  und  es  hat  nur  an  der  Republik 

gelegen,  dieselben  schon  vor  Monaten  abzufordern.  Zahlung  von  Geldsubsidien 
anstelle  derselben  gestattet  weder  die  Lage  der  Dinge  und  seiner  Kasse  noch 
hat  er  dazu  irgend  welche  Verpflichtung. 


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IV. 

Brandenburg  und  Oesterreich. 
1666-1668. 


36* 


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Einleitung. 


Das  Verhältnis  des  Kurfürsten  von  Brandenbarg  zu  dem  kaiserlichen 
Hofe  während  der  ersten  sechs  Jahre  nach  dem  Olivaer  Frieden  ist  in  dem 
vorhergehenden  11.  Bande  dieser  Sammlung,  namentlich  in  dem  1.  3.  4.  5. 
und  11.  Abschnitte  desselben  zur  Darstellung  gekommen  und  werthvolle  Er- 
gänzungen dazu  sind  inzwischen  in  dem  die  österreichischen  Akten  enthaltenden 
14.  Bande  durch  Mittheilung  der  Akten  der  Gesandtschaft  Lisola's  an  den 
kurfürstlichen  Hof  1663—1664  geliefert  worden.  Für  die  folgende,  für  diesen 
Band  in  Betracht  kommende  Zeit  bis  zum  Beginn  des  holländischen  Krieges 
1672  enthalten  die  in  jenem  14.  Bande  herausgegebenen  Akten  der  Gesandt- 
schaft des  Freiherrn  de  Goess,  welcher  während  dieser  ganzen  Zeit,  vom 
Frühjahr  1665  an,  mit  kurzen  Unterbrechungen  sich  als  Bevollmächtigter  des 
Kaisers  an  dem  Hofe  des  Kurfürsten  aufgehalten  hat,  ein  ungemein  reichhaltiges 
Quellenmaterial  und  der  Herausgeber  hat  auch  schon  in  den  von  ihm  hinzuge- 
fügten Erläuterungen  die  Hauptergebnisse  aus  demselben  zusammengestellt  und 
in  lichtvoller  Weise  die  wechselnden  Beziehungen  beider  Hofe  zu  einander 
während  jener  Zeit  dargelegt.  Als  Ergänzung  dazu  erscheinen  hier  die  den- 
selben Gegenstand  betreffenden  Materialien,  welche  in  den  Akten  des  Berliner 
Geheimen  Staatsarchivs  enthalten  sind.  Der  dauernde  Aufenthalt  jenes  kaiser- 
lichen Gesandten  an  seinem  Hofe,  welcher  sich  dort  eine  sehr  angesehene  Stel- 
lung zu  verschaffen  wusste,  veranlasste  den  Kurfürsten,  die  Verhandlungen  mit 
dem  Wiener  Hofe  für  gewöhnlich  nit  diesem  oder  durch  denselben  führen  zu 
lassen,  schriftliche  Aufzeichnungen  über  die  Besprechungen  und  Gonferenzen, 
welche  er  selbst  oder  seine  Minister  mit  demselben  gehalten  haben,  scheinen 
nur  selten  gemacht  worden  zu  sein,  jedenfalls  haben  sich  solche  nur  vereinzelt 
erhalten.  In  Wien  selbst  hat  der  Kurfürst  auch  in  jenen  Jahren  seine  Inter- 
essen durch  seinen  dortigen  Residenten  Andreas  Neumann  vertreten  lassen, 
derselbe  hat  aber  neben  der  Berichterstattung  über  die  Vorgänge  am  kaiserlichen 
Hofe  nur  die  laufenden  untergeordneten  Geschäfte  zu  besorgen  gehabt  und  seine 
allerdings  aus  dieser  ganzen  Zeit  vorliegenden  Berichte  dürfen  kein  höheres  Inter- 
esse in  Anspruch  nehmen.    Gesandtschaften  hat  der  Kurfürst  nur  zweimal  aus  be- 


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566  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

sonderer  Veranlassung  und  nur  auf  kurze  Zeit  an  den  kaiserlichen  Hof  geschickt 
Sobald  er  sich  entschlossen  hatte,  um  die  französischen  Pläne  in  Polen  zu  ver- 
eiteln, die  Throncandidatur  des  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neubnrg 
daselbst  zu  unterstützen,  hatte  er  versucht,  ebenso  wie  Schweden  auch  den 
Kaiser  für  die  Sache  desselben  zu  gewinnen,  und  er  hatte  daher,  noch  ehe  der 
förmliche  Vertrag  mit  demselben  darüber  abgeschlossen  war,  £rofifhungen  in 
dieser  polnischen  Angelegenheit  an  de  Goess*)  machen,  demselben  seinen 
Wunsch,  des  Kaisers  Meinung  darüber  zu  vernehmen,  ausdrücken  und  zugleich 
ihm  andeuten  lassen,  dass  er  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  für  die  geeignetste  und 
vortheilhafteste  halte.  Goess  hatte  diese  Anträge  mit  grosser  Zurückbaitang 
aufgenommen,  aber  sich  erboten,  dem  Kaiser  darüber  Bericht  zu  erstatten,  und 
dieser,  welcher  von  der  Throncandidatur  des  wegen  seiner  engen  Verbindang 
mit  Frankreich  ihm  verhassten  Pfalzgrafcn  nichts  wissen  wollte,  hatte  durch 
ihn  den  Bescheid  ertheilen  lassen^),  dass  er  überhaupt  die  Vornahme  einer 
Wahl  in  Polen  hei  Lebzeiten  des  regierenden  Königs  für  unstatthaft  halte. 
Brandenburgischerseits  aber  hatte  man  sich  durch  diese  ablehnende  Antwort 
nicht  abschrecken  lassen,  sondern  bald  neue,  jenen  früheren  ähnliche  Anträge 
an  de  Goess  gemacht,  dieser  aber,  wohl  wissend,  dass  der  Kaiser  seinen  Ent- 
schluss  nicht  ändern  würde,  war,  um  nicht ')  die  damals  sehr  guten  Beziehungen 
zwischen  seinem  Herrn  und  dem  Kurfürsten  trüben  zu  lassen,  Verhandlungen 
über  diese  Sache  soviel  wie  möglich  ausgewichen.  Der  Kurfürst  beschloss  da- 
her^), sich  direct  an  den  Kaiser  zu  wenden,  und  er  benutzte  die  Gelegenheit, 
welche  ihm  die  Vermählung  desselben  darbot,  um  Ende  Dezember  1666  den 
jüngeren  Freiherrn  v.  Blumenthal  zur  Abstattung  der  Gratulation  nach  Wien 
zu  schicken  und  durch  diesen  zugleich  geheime  Verhandlungen  mit  dem  Kaiser 
fähren  zu  lassen,  welche  darauf  zielten,  die  eigentlichen  Absichten  desselben 
in  der  polnischen  Sache  zu  ergründen  und  denselben  zu  bewegen,  dort  gemein- 
sam mit  ihm  vorzugehen,  die  den  Plänen  des  Hofes  feindliche  Partei  zu  unter- 
stützen, die  Throncandidatur  des  Pfalzgrafen  zu  befördern  und  zu  diesem 
Zwecke  auch  mit  Schweden,  welches  er  nach  dem  bisherigen  Verlaufe  der 
dort  geführten  Unterhandlungen  für  dieselbe  gewonnen  zu  haben  glaubte,  in 
nähere  Verbindung  zu  treten.  Obwohl  v.  Blumenthals  Sendung,  wie  die 
nachfolgenden  Akten  lehren,  gänzlich  erfolglos  war,  so  hielt  der  Kurfürst  doch 
an  seinem  Plane  und  auch  an  der  Hoffnung,  den  Kaiser  zur  Mitwirkung  bei  dem- 
selben zu  bestimmen,  fest.  Er  liess  wiederholt*)  durch  de  Goess  neue  Anträge 
deswegen  machen,  und  als  dann  seit  dem  Frühjahr  1667  infolge  des  Angriffs 
Ludwigs  XIV.  gegen  die  spanischen  Niederlande  an  ihn  die  Frage  herange- 
treten war,  wie  er  sich  diesem  neuen  Uebergreifen  Frankreichs  gegenüber  zu 
verhalten  habe,  und  er,  der  anfangs  gern  bereit  war,  sich  an  dem  Widerstände, 

0  S.  ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  746 ff.;  XIV,  1.  S.  274. 

8)  S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  278. 

*)  S.  ebendaselbst  S.  279. 

*)  Vgl.  Droysen  III,  3.  S.  120ff. 

»)  S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  287.  289.  301. 


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Einleitung.  567 

welchen,  wie  er  voraussetzte,  Spanien,  der  Kaiser  und  Holland  als  die  n&chst- 
betheiligten  Mächte  demselben  entgegensetzen  wurden,  zu  beteiligen,  die  Erfah- 
rung machte,  dass  ebendiese  Mächte  zögerten  und  sich  zurückhielten,  dass  nament- 
lich der  Kaiser,  so  lebhafte  Vorstellungen  er  auch  demselben  durch  de  Goess 
machen  Hess,  weder  sich  entschieden  gegen  Frankreich  erklärte  noch  auch  An- 
stalten traf,  welche  die  Absicht,  gegen  dasselbe  feindlich  yorzugehen,  bekundet 
hätten,  anderecseits  Ludwig  XIV.  ihn  durch  lockende  Anerbietungen  auf  seine 
Seite  zu  ziehen  suchte  und  schliesslich  sich  erbot,  wenn  er  in  dem  Kriege 
gegen  Spanien  sich  zur  Neutralität  verpflichtete,  auf  seine  früheren  Absichten 
in  Polen  zu  verzichten  und  mit  ihm  zusammen  dort  für  den  Pfalzgrafen  von 
Neuburg  zu  wirken,  da  beschloss  er  nochmals  durch  eine  besondere  Sendung 
nach  Wien  den  Versuch  zu  machen,  die  eigentlichen  Absichten  des  Kaisers 
kennen  zu  lernen  und  sich  mit  demselben  zu  verständigen.  So  sendet  er^) 
unter  dem  Vorwande,  dem  Kaiser  zur  Geburt  seines  Sohnes  Glück  zu  wünschen, 
V.  Blumenthal  im  November  1667  zum  zweiten  Male  nach  Wien  mit  dem 
Auftrage,  in  den  Kaiser  zu  dringen,  mit  ihm  gemeinschaftliche  Sache  in  Polen 
zu  machen,  femer  zu  erkunden,  ob  der  Kaiser  gewillt  sei,  zur  Unterstützung 
Spaniens  die  Waffen  gegen  Frankreich  zu  ergreifen  und,  falls  derselbe  sich  zu 
beidem  verstehen  sollte,  treue  Bundesgenossenschaft  von  seiner  Seite  zn  ver- 
sprechen. Auch  diese  Gesandtschaft  ist,  wie  sich  aus  den  nachfolgenden  Akten 
ergiebt,  ganz  erfolglos  gewesen,  v.  Blumenthal  überzeugte  sich,  dass  der 
Kaiser  keineswegs  gewillt  sei,  auf  die  Pläne  des  Kurfürsten  einzugehen,  viel- 
mehr durch  Unterstützung  der  Throncandidatur  des  Herzogs  von  Lothringen 
dieselben  zu  durchkreuzen  suche,  und  dass  von  demselben  kein  thatkräftiges 
Auftreten  gegen  Frankreich  zu  erwarten  sei,  und  diese  Erkenntnis  hat  dann 
wesentlich  auf  die  weiteren  Maassnahmen  des  Kurfürsten,  auf  den  Entschluss, 
die  französischen  Vorschläge  anzunehmen,  eingewirkt. 

Ausser  diesen  Akten  der  beiden  Gesandtschaften  v.  Blumenthals  ist  in 
diesem  Abschnitt  noch,  und  zwar  an  erster  Stelle,  der  in  seinem  Wortlaut  bisher 
noch  nicht  bekannte  Allianzvertrag  zwischen  dem  Kaiser  und  dem  Kurfürsten 
vom  10.  Mai  1666  mitgetheilt.  Ueber  die  dem  Abschluss  desselben  vorausge- 
henden Verhandlungen  sind  im  Berliner  Staatsarchiv  keine  Akten  vorhanden, 
doch  gewähren  auch  darüber  jetzt  die  im  14.  Bande  mitgetheilten  österreichischen 
Akten  Aufklärung.  Wir  ersehen  aus  diesen,  dass  die  Anregung  zu  diesem  Bündnisse 
von  dem  Kaiser  ausgegangen  ist,  dass  derselbe  schon  Ende  Mai  1665  de  Goess 
beauftragt  hat*),  eine  Erneuerung  und  zugleich  eine  Erweiterung  der  im  Jahre 
1658  angesichts  des  damals  bevorstehenden  Krieges  gegen  Schweden  abge- 
schlossenen Defensivallianz  anzutragen,  dass  derselbe  dieses  auch  wirklich  zu 
wiederholten  Malen  gethan  aber  anfangs  die  Stimmung  dafür  am  kurfürstlichen 
Hofe  wenig  günstig  gefunden  hat,  da")  man  dort  damals,  zumal  nach  dem 
Ausbruch    des   Münsterschen  Krieges,    feindliche   Absichten   der  katholischen 


1)    Vgl.  Droysen  III,  3.  S.  U4ff. 

9)    S.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  L  S.  213f. 

*)    S.  ebendas.  S.  214.  220.  225.  229.  241.  253. 


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568  IV.    Brandenburg  und  Oesterrcich.     1666  —  1668. 

Mächte  und  auch  des  Kaisers  gegen  die  Protestanten  argwöhnte.  Erst  nachdem 
unter  Mitwirkung  des  Kaisers  der  Münstersche  Krieg  beigelegt  und  dadurch  jene 
Besorgnisse  beseitigt  waren,  hat  der  Kurfürst  der  inzwischen  mehrfach  wieder- 
holten Aufforderung  des  Kaisers  Folge  geleistet  und  bald  nach  dem  Abschluss 
des  Friedens  auf  de  Goess'  Wunsch  noch  dort  in  Gleve  ganz  insgeheim  den 
Oberprasidenten  v.  Schwerin  mit  demselben  über  einen  neuen  Vertrag  ver- 
handeln lassen^),  und  man  hat  sich  um  so  leichter  darüber  geeinigt,  als 
dieser  neuen  Allianz  jene  frühere  zu  Grunde  gelegt,  die  dort  speziell  auf  den 
Krieg  gegen  Schweden  gerichteten  Bestimmungen  verallgemeinert  und  im  übrigen 
nur  sehr  geringfügige  Veränderungen  gemacht  wurden,  so  dass  dieser  Vertrag 
sehr  ähnlich  jenen  allgemein  gehaltenen  Defensivallianzen  wurde,  welche  der 
Kurfürst  in  eben  derselben  Zeit  auch  mit  Schweden  und  Dänemark 
abschloss. 

Das  Verhältnis  des  Kurfürsten  zu  dem  Kaiser  in  den  Reichsangelegenheiten 
gegenüber  den  Verhandlungen  und  Streitigkeiten,  welche  in  den  Jahren  1665  bis 
1671  mit  wachsender  Heftigkeit  auf  dem  Regensburger  Reichstage  geführt  wur- 
den, ist  auch  in  den  österreichischen  Akten  des  14.  Bandes  und  den  dort  von 
dem  Herausgeber  denselben  beigefügten  Erläuterungen  vielfach  beleuchtet  wor- 
den, einige  Ergänzungen  dazu  werden  die  in  dem  6.  Abschnitte  dieses  Bandes 
mitgetheilten  hrandenburgischen  Reichstagsakten  gewähren. 

»)    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  260f.  266ff. 


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IV.    Brandenburg  und  Oesterreich. 
1666—1668. 


a.     Allianz  vom  10.  Mai  1666. 

Allianzvertrag  zwischen  dem  Kaiser  Leopold  and  dem  Kur- 
fürsten Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg.     D.  Cleve 

10.  Mai  1666. 

Cum  tractatu  foederis  defensivi^)  nona  Februarii  anni  millesimi  sex-  10.  Mai. 
centesimi  qainquagesimi  octavi  inter  Plenipotentiarios  tunc  Sacrae  Hun- 
gariae  et  Bohemiae  Regiae,  nunc  etiam  Caesareae  Maiestatis  Serenissimi 
Potentissimi  et  Invictissimi  Domini,  Domini  Leopoldi  divina  favente 
dementia  electi  Romanorum  Imperatoris  semper  Augusti  ex  una  et  Se- 
renitatis  Suae  Electoralis  Serenissimi  Domini,  Domini  Friderici  6ui- 
lelmi  Marchionis  Brandenburgensis,  Sacri  Romani  Imperii  Archicamerarii 
et  Principis  Electoris  ex  altera  parte  concluso  ac  postea  sub  dato  vi- 
gesima  septima  eiusdem  mensis  ratificato  inter  alia  art.  octavo  conven- 
tum  fuerit,  quod  id  foedus  non  saltem  pendente  belle  Suecico  sed  post 
pacem  confectam  per  decennium  £^b  ipso  die  conclusae  pacis  numeran- 
dum  durare,  elapso  autem  decennio  illo  inter  partes  de  ulteriore  foederis 
prorogatione  iuxta  rerum  exigentiam  conveniri  debeat,  ac  interea  tem- 
poris  ii  cum  in  vicinis  utrique  parti  regionibus  ac  provinciis  tum  alibi 
exorti  sint  atque  perdurent  bellorum  motus,  ex  quibus  utrique  Paciscen- 
tium  parti  non  minora  quam  tunc  incommoda  et  turbae  afferri  possint: 
Iccirco  re  inter  utriusque  partis  Plenipotentiarios,  videlicet  ex  parte  dic- 
tae  Sacrae  Caesareae  nee  non  Hungariae  et  Bohemiae  Regiae  Maiestatis 

J)    abgedruckt  bei  y.  Morner  S.  683 ff.  (vgl.  S.  229 f.). 


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570  IV.   Brandenburg  und  OeBtenreich.    1666—1668. 

Illustrissimum  et  ExcelleDtiBsimum  Dominum  Johannem  liberum  Baro- 
nem  de  Goessen,  Suae  Sacrae  Caesareae  Maiestatis  Gonsiliarium  Im- 
perii  Aulicum,  ex  parte  vero  dictae  Serenitatis  Electoralis  admodum 
Reverendum,  Illustrissimum  et  Excellentissimum  Dominum  Ottonem 
liberum  Baronem  a  Schwerin,  Dominum  in  Landsberg  et  Zachan,  Suae 
Ser.  Electoralis  Brandeb.  Consilii  Status  intimi  Summum  Praesidem  et 
negotiorum  feudalium  Directorem,  Ser.  Electricis  Brandeb.  Capitaneam 
in  Oranienburg,  baereditarium  Electoratus  Brandeburgensis  Camerariam 
et  Ecclesiae  Cathedralis,  quae  Brandeburgi  est,  Praepositum,  discussa  et 
considerata,  tametsi  quidem  ex  praedicto  decennii  spatio  a  die  Pacis 
Olivae  conclusae  adhuc  aliquot  anni  supersint,  visum  tamen  fuit  in  tem- 
pore idem  foedus  non  renovare  tantum  et  prorogare  verum  etiam  ad  eo 
melius  avertendas  et  repellendas  hostilitates  ad  praesentis  et  futuri  tem- 
poris  necessitates  conformare  et  concludere,  prout  renovatum,  prorogatum, 
conformatum  et  in  hunc,  qui  sequitur,  modum  conclusum  fuit 

Primo,  Constans  erit  et  inviolabilis  inter  utramque  partem  amicitiae 
nexus,  alter  alterius  commoda  promovere  damnaque  mutuo  avertere  ac 
reciprocae  utilitati  et  securitati  consulere  studebit. 

Secundo,  Si  Sacra  Caesarea  nee  non  Hungariae  Bohemiaeque  Regia 
Maiestas  in  Suis  Regnis,  Statibus  ac  Provinciis  baereditariis  in  et  extra 
Imperium  sitis,  quae  in  praesenti  possidet,  vel  Sua  Serenitas  Elector.  in 
suis  Statibus  ac  Dominus  baereditariis,  tam  extra  Imperium  quam  in 
Imperio,  sive  antiquitus  ab  ipsa  et  Praedecessoribus  eins  possessis,  sive 
per  Pacem  Osnabrugensem  vel  Velavienses  vel  Bydgostienses  vel  Oli- 
venses  Tractatus  acquisitis,  promissis  pactisque  quocunque  titulo  vel 
praetextu  a  quocunque  hostiliter  impetatur:  Tunc  Pars  altera  ad  alte- 
rius requisitionem  quam  citissime  fieri  poterit  vel  duobus  mensibus  ad 
summum  post  factam  ipsi  intimationem  tenebitur  Parti  laesae  et  grava- 
tae  realiter  subveni're  cum  certo  copiarum  numero  infra  determinando, 
quae  quidem  eins  defensioni  strenuam  navabunt  operam  ac  pro  ea  mili- 
tabunt,  quamdiu  periculi  ingruentis  necessitas  postulabit  et  usque  dum 
pax  facta  fuerit. 

Tertio^),    Sacra  Caesarea   nee   non  Hungariae   et  Bohemiae  Regia 
Maiestas  in  praememorato  defensionis  casu  Suae  Ser.  Electorali  quatuor 


0  Kanzleivermerk :  „In  der  Ratification  ist  auf  Ansuchen  des  kaiserl.  Gesandten 
der  Anfang  von  Art.  3  so  Yer&ndert  worden: 

Sacra  Caesarea  necnon  Hungariae  et  Bohemiae  Regia  Maiestas  in  praememorato 
defensionis  casu  Suae  Ser.  Electorali  duo  millia  equitum  et  quatuor  millia  peditum, 


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Allianzyertrag  y.  10.  Mai  1666.  571 

millia  equitam  et  dao  millia  peditum  armis  et  omni  militari  apparata 
et  re  tormentaria  campestri  minori,  vulgo  Regimen ts-Stucke,  talibos  co- 
piis  convenienti  instructos,  Saa  Ser.  Electoralis  autem  eodem  casu  Sa- 
crae  Caesareae  nee  non  Hungariae  et  Bohemiae  Regiae  Maiestati  duo 
millia  equitum  et  mille  quingentos  pedites,  omni  similiter  apparatu  ne- 
cessario  proportionabiliter  instructos  suppeditabunt.  Quod  si  imminenti 
iam  hosti^  qui  alterutram  illorum  vel  utrosque  invadere  tentet,  obviam 
eondam  sit  et  foederati  vigore  haius  foederis  conianctis  viribus  contra 
euodem  egerint,  alterutrum  autem  illorum  eodem  tempore  in  proprio 
territorio  hostiliter  invadi  vel  infestari  contingat,  non  erunt  interea  ob- 
stricti  ad  submittenda  sibi  alia  vel  ulteriora  auxilia.  Quod  si  etiam 
altemtra  partium  diversis  in  locis  a  diversis  hostibus  invaderetur,  ni- 
hilominus  pars  altera  non  tenebitur  nisi  uno  in  loco  et  contra  unum  ex 
hostibus  promissum  auxilium  subministrare.  Si^)  vero  bellum  cum  Tur- 
cis  ingruat,  Sua  Ser.  Electoralis  zelo  suo  pro  defendenda  Christianitate 
nihil  quidem  deesse  patietur,  sed  cum  in  tali  necessitate  certa  auxilia 
adversus  eosdem  Turcas  communi  Imperii  placito  decerni  soleant,  Suaque 
Ser.  Electoralis  tanquam  Elector  et  Princeps  Imperii  pro  rata  conferat 
ac  subveniat,  ad  ulteriora  hoc  casu  auxilia,  de  quibus  in  hoc  foedere 
agitur,  non  obligabitur.  Tenebitur  autem  Sua  Ser.  Electoralis  non  ob- 
stante  eo  quod  hoc  art.  dicitur,  quod  una  pars  alteri  non  debeat  nisi 
uno  in  loco  et  contra  unum  ex  hostibus  promissum  auxilium  submini- 
strare, Suae  Caesareae  Maiestati,  si  ab  aliquo  alibi  eodem  tempore  inva- 
deretur, pactum  hoc  foedere  militem  auxiliumque  praestare.  Quod  si 
etiam  flagranti  hello  cum  Turcis,  ad  quod  una  cum  caeteris  Imperii  sta- 
tibus  Sua  Ser.  Electoralis  auxilia  sua  miserit,  eodem  tempore  Sua  Ser. 
Electoralis  ab  aliquo  alio  hoste  in  territoriis  suis  invaderetur,  ne  tunc 
quidem  intermittet  Caesarea  Sua  Maiestas,  prout  Turcici  belli  moles 
patietur,  Suae  Ser.  Electorali  pro  viribus  succurrere. 

Quarte,  Victualia  omnia  copiis  auxiliaribus  eadem  ratione,  modo  et 
proportionata  quantitate,  prout  propriis,  sumptu  illius,  pro  cuius  defen- 
sione  militabunt,  suppeditabuntur  idque  tam  diu  dum  in  ipsius  Statibus 
pro  ipso  expeditio  illa  durabit.  Stipendium  vero  militare  quisque  suis 
copiis  solvet,    de   apparatu   autem  rei  tormentariae  campestris  minoris, 


Sua  Ser.  Elect.   autem   eodem    casu  Suae  Caesareae  necnon  Hungariae  et  Bohemiae 
Regiae  Maiestati  mille  quingentos  equites  et  duo  millia  peditum  suppeditabunt.''    Vgl. 
ürk.  u.  Akt  XIV,  1.  S.  274.  279. 
0    Vgl.  ebendas.  S.  268  f. 


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rr.    2nsAm\fsi%  ni  OeitmcK^     16^-5— IfÄ 


▼ol^ro  B<f:m<!DU'Stoeke.  pro  expeditionibfis  cuspeftrib« 
«/^f^.«  MK>  «umpto  proridMv  übi  irero  locas  iliquis  appafBaadi»  Tel 
propagiuu>dQii  erit.  tone  ea  pars,  pro  qoa  bellam  geretnr,  toroMiiU  wbmt 
U/r%  appafatomqoe  eia^lem  tcrrmentariae  ad  oppognatiofieai  Tel  propo- 
gnati^dkem  DeeeMariam  »oo  sompta  praestabiu 

QuiuUjy  Copiis  iitrio§qoe  paitU  per  atriofiqae  ditiooes  flecmidaiii  r»- 
tiofib  bellica«  exigeotiam  liber  patebit  transitos  et  lecessos  cmn  ordi> 
naria  militia  »abnii^teDtia,  et  necessitate  reqaireDte  tatos  ipsis  reoeptos 
»ab  moeojbfu  et  tormeotb  ciTitatom  et  fortalitiorain,  praemooito  tarnen 
jo  aoteeeMom  otroromque  Gobematore  et  eommmiicato  cum  illo  omailio 
ac  at  pericolo  cesMOte  iterum  reeedant,  reciproce  concedetor,  ibidemqoe 
contra  bofftiom  insaltiM  protegentur.  Contra  Tero  neotra  pars  hostibiis 
ftopra  de^riptM  transitam,  commeatoiD,  statiTa  nee  nlloin  anxUiam  di- 
recte  Tel  indirecte  per  se  vel  per  saos  permittet,  aed  omni  conato  et 
viribti»  impediet 

8exto,  Sine  atriasqae  partis  vel  eins  Plenipoientiarionim  sdtii,  eon- 
»en«a  ac  praesentia  de  paee  aat  armistitio  nnlli  tractatos  institui,  malte 
mina«  concladi  poterant  et  in  Congressibos,  qai  pro  paee  institaentor, 
qaaelibet  pars  alterias  atilitatem  et  seearitatem  procarare  tenebitor. 

Septiroo,  Darabit  hoc  foedos  non  solam  pendente  termino  praedicti 
priori«  decennii,  sed  post  eins  termini  lapsam  ad  alios  decem  annos  iis- 
dem,  at  Hupra,  conditionibas  com  reciproca  defensione  contra  sapra  in- 
digitatos  futoros  pacis  Bive  Monasteriensis  sive  Olivensis  violatores  et 
com  evictione  conditionam  qaae  pacis  tractatibos  stabilientar.  Elapso 
aatem  praedicto  termino  prorogato  cooveniet  inter  partes  de  alteriore 
foederis  prorogatione  iuxta  rerum  exigentiam. 

Octavo,  Caetera  m  cam  intentio  haias  foederis  non  sit  ansam  prae- 
bere  bello,  hostilitatibas,  tarbis  vel  offensionibas,  vel  etiam  haec  talia 
fomentare  adeoqae  in  oallias  praeiadiciam,  sed  in  mutaam  tantom  atri- 
usque  partis  defensionem  et  seearitatem  vel  ad  avertenda  ac  repellenda 
imminentia  ipsis  bella,  hostilitates,  tarbas  et  offensiones  vergat,  liber  ad 
idem  omnibus  aliis  Cbristiani  Orbis  Regibas,  Principibas  ac  Statibas,  si 
voluerint,  patebit  aditus  et  mutao  partium  consensu  admittentur. 

Conclusa  faerunt  haec  omnia  inter  praememoratos  Sacrae  Caesareae 
Regiaeque  Maiostatis  et  Serenitatis  Suae  Electoralis  Plenipotentiarios 
vigore  plenae  facultatis  ac  mandatorum  a  suis  PriDcipalibus  ipsis  con- 
cessorum  et  reciproce  commutatorum,  quoram  tenor  infra  sequi tur,  sab 
ratihabitione  Suae  Caesareae  Regiaeque  Maiestatis  et  Ser.  Suae  Electo- 


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Allianzvertrag.    Instruction  y.  Blumenthals.  573 

ralis,  quas  utriusque  partis  PlenipoteDtiarii  intra  spatium  quinque  heb- 
domadarum  a  data  huius  computandarum  extradendas  et  commutandas 
promittant.  In  quorum  fidem  praesens  hoc  instrumentum  a  praeDomi- 
natis  Dominis  PlenipoteDtiariis  subsignatum  et  sigillis  muDitum  est 

Actum  Cliviae  die  decima  Mali  anno  millesimo  sexcentesimo  sexa- 
gesimo  sexto. 

Joannes  über  Baro  de  Goessen. 
Otto  1.  B.  a  Schwerin. 


b.     Erste  Gesandtschaft  v.  Blumenthals  nach  Wien. 
December  1666  — Februar  1667. 

Instruction^),   wornach  sich  unser  —  Freiherr  von  Blumen- 
thal  bei  der  nacher  Wien  ihm  aufgetragenen  Schickung  — 
zu  achten.     D.  Cöln  16./[26.]  December  1666. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Gratulation.    Polnische  Angelegenheit.    Empfehlung  der  Throncandidatur  Pfalz- 

Neuburgs.    Der  Herzog  von  Sachsen-Lauenburg.] 

Er  soll  sich  schleunigst  über  Breslau  nach  Wien  begeben,  dort  dem  Kaiser  26.  Dec. 
nnd  der  Kaiserin  zur  Heirath^)  gratulieren  und  die  Verzögerung  mit  des  Kf. 
Beise  von  Cleve  nach  der  Mark  entschuldigen,  dann  auch  die  vornehmsten  kai- 
serlichen Minister,  Lobkowitz,  Gonzaga  und  Montecucoli')  u.  a.  besuchen. 
In  einer  besonderen  Audienz  soll  er  sodann  dem  Kaiser  die  bedrohliche  Lage 
in  Polen  vorstellen  und  denselben  bitten,  seine  Gedanken  darüber  dem  Kf. 
zu  eröffnen.  Sollte  der  Kaiser  sich  selbst  herauslassen  oder  jemand  von  seinen 
Ministem  darüber  mit  ihm  conferieren  lassen,  so  hat  er  dabei  anfänglich  sehr 
behutsam  zu  gehen  und  sich  nur  zu  bemühen,  von  der  Intention  des  kaiser- 
lichen Hofes  eigentliche  Nachricht  zu  erlangen,  namentlich  inbetreff  folgen- 
der Punkte: 

1)  ob  man  wünsche  und  befördern  helfen  wolle,  dass  der  jetzige  Reichs- 
tag^) wohl  abgehe,  oder  dass  derselbe  (was  den  Feinden  des  polnischen  Hofes 
das  liebste  wäre),  wieder  zerschlagen  werde, 

2)  falls  letzteres  bei  seiner  Ankunft  in  Wien  schon  geschehen  sein  sollte, 


0  VgL  Pufendorf  X  §  58  (S.  696),  Droysen  III,  3.  S.  120.  unter  demselben 
Datum  sind  auch  die  Creditive  für  v.  Bl.  an  den  Kaiser  und  die  Kaiserin  ausgestellt. 

')  5.  December  1666  hatte  die  Vermählung  Kaiser  Leopolds  mit  der  spanischen 
Prinzessin  Margarethe  Theresia  stattgefunden. 

*)    An  diese  drei  erhält  v.  Bl.  auch  Creditive. 

*)    S.  oben  S.  314. 


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574  IV.   Brandenburg  und  Oesterreicb.     1666—1668. 

was  alsdann  bei  der  Sache  zu  thun  sei,  damit  der  Hof  nicht  alles  nach  seinem 
Willen  richte  und  die  französische  Wahl  mit  Gewalt  durchzusetzen  suche, 

3)  ob  die  Nachbaren  nicht  jetzt  solchen  Plänen  gegenüber  mit  grösserem 
£mst  und  Nachdruck  auftreten  müssten, 

4)  wobei  insbesondere  Fürst  Lubomirski,  als  das  Haupt  derer,  die  es 
mit  dem  Hofe  nicht  halten,  femer  auch  der  Ü.Kanzler»),  Fürst  Radziwill 
u.  a.  zu  considerieren, 

6)  was  man  eigentlich  von  Lubomirski  halte,  Ef.  glaube,  derselbe 
würde  bestandig  bleiben,  wenn  man  ihn  nur  nicht  verlassen  würde, 

7)  wenn  es  mit  dem  Hofe  wieder  zn  Extremitäten  ausschlagen  sollte,  wie 
man  sich  dabei  zu  verhalten,  ob  man  sich  des  Werks  mit  annehmen  wolle  ond 
auf  welche  Weise  und  unter  welchem  Prätext,  ob  man  hoc  casu  eine  Schickang 
thun  oder,  wenn  die  Benachbarten  um  Hülfe  imploriert  werden  sollten,  ob  und 
wie  man  solche  schicken  solle.  Kf.  meine,  es  dürften  dabei  keine  Mühe  und 
Unkosten  gespart  werden, 

8)  wie  der  Kaiser  zu  Schweden  stände,  ob  er  mit  dieser  Krone  Verab- 
redungen oder  pacta  wegen  der  polnischen  Sache  aufgerichtet  hätte  oder  wünschte, 
dass  Kf.  sich  deswegen  bemühe,  und  ob  er  nicht  für  nützlich  hielte,  derselben 
einige  Inclination,  mit  ihr  eine  Allianz  abzuschliessen ,  zu  zeigen,  um  sie  da- 
durch desto  mehr  von  Frankreich  abzuziehen.  Sollte  man  sich  dazu  geneigt 
zeigen,  so  soll  er  mittheilen,  dass  Kf.  schon  deswegen  unter  der  Hand  sich 
eine  Zeit  lang  bemühe')  und  Hoffnung  habe,  zn  reüssieren, 

9)  welches  die  Absichten  des  Kaisers  in  bezug  auf  die  Wahl  seien,  ob  er 
meine,  dass 

1)  bei  Lebzeiten  des  Königs  davon  nichts  femer  gehandelt  werden,  oder, 

2)  wenn  die  Königin  doch  ihr  Dessein  fortpoussieren  wollte,  man  nicht 
sich  bemühen  sollte,  dieses  zu  verhindern,  und  ob 

3)  es  nicht  dazu  und  um  Polen  wieder  in  Ruhe  zu  setzen  am  dienlichsten 
wäre,  die  Wahl  vivente  rege  zu  befördern  und  auch  die  Republik  dazu  zu 
disponieren, 

4)  auf  welch  ein  Subject  der  Kaiser  bei  der  Wahl  zielte  und 

5)  ob  man  sich  nicht  auf  allen  Fall  wegen  eines  solchen  subjecti  ver- 
gleichen wolle.  Sollte  der  Kaiser  darauf  einiger  candidatornm  Meldung  thun, 
so  hat  er  wohl  darauf  zn  achten,  auf  wen  der  Kaiser  hinzielt;  sollten  es  Loth- 
ringen^) oder  K.Baierns  Bruder^)  oder  der  Markgraf  zu  Baden ^)  oder 
der  Herzog  zn  Braunschweig ^)  sein,  so  soll  er  es  zwar  ad  referendum  neh- 
men, aber  bemerken,  seiner  Meinung  nach  mangelte  es  denselben  an  den  noth- 
wendigen  requisitis,  es  kämen  auch  allein  zwei  Snbjecta,  der  Herzog  zu  Neu- 


^)  Gemeint  ist  der  frühere  U.Kanzler,  jetzige  G.Kanzler  Johann  Leszynski. 

^  S.  über  v.  Grockows  Gesandtschaft  Urk.  u.  Akt.  IX,  S.  742ff.;  oben  S.  167 ff. 

*)  Prinz  Karl,  der  Neffe  des  regierenden  Herzogs  Karl  IV.  von  Lothringen. 

*)  Herzog  Maximilian  Philipp  von  Baiern,  Landgraf  von  Leuchtenberg. 

^)  Markgraf  Hermann  von  Baden. 

^)  Herzog  Johann  Friedrich  von  Hannover,  vgl.  Urk.  u.  Akt.  ZI,  S.  566. 


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Instruction  v.  Blnmentbals.  575 

bürg  und  der  Dnc  d'Enghien  eigentlich  in  Betracht,  den  letzteren  würde 
der  Kaiser  wohl  nicht  gerne  zar  Krone  befordert  sehen,  inbetreff  des  ersteren 
hat  er  daran  zu  erinnern,  dass  der  Kaiser  selbst')  früher  durch  Lisola  und 
Friquet  Kf.  habe  ermahnen  lassen,  mit  demselben  einen  Erbvergleich  zu 
schliessen  und  ihm  zu  Erlangung  der  polnischen  Krone  gute  officia  zu  leisten, 
Kf.  habe  jetzt  mit  demselben  den  Erbvergleich  und  gute  Freundschaft  ge- 
schlossen; sollte  der  Kaiser  bei  seiner  früheren  Intention  verbleiben,  so  sei  Kf. 
bereit,  mit  ihm  darüber  weiter  vertraulich  zu  correspondieren,  er  habe  sich  auch 
schon  durch  de  Goess^  dazu  erboten  und  denselben  gebeten,  dem  Kaiser  von 
allem  ausführliche  Nachricht  zu  geben,  aber  von  demselben  über  des  Kaisers 
Intention  niemals  etwas  erfahren  können,  als  dass  es  demselben  lieb  sein  würde, 
wenn  der  Erbvergleich  mit  dem  Pfalzgrafen  seinen  Fortgang  gewinnen  möchte, 
Kf.  glaubt,  dass  auch  des  Kaisers  Interessen  es  erforderten,  dem  Pfalzgrafen 
vor  anderen  zu  dieser  Krone  zu  verhelfen,  er  wüsste  auch,  dass  Schweden 
demselben  günstig  gesinnt  sei. 

Bei  dieser  ganzen  Handlung  hat  er  sich  vorzusehen,  dass  alles  möglichst 
im  geheimen  tractiert  werde.  Sollten  der  Kaiser  und  dessen  Minister  sich  gar- 
nicht  herauslassen  wollen,  so  hat  er  zu  verstehen  zu  geben,  dass  Kf.  je  nach 
Veranlassung  der  Gonjuncturen  in  Polen  nicht  würde  so  still  sitzen  können, 
sollte  er  in  solchem  Falle  etwas  gegen  des  Kaisers  Intention  thun,  so  würde 
ihm  deswegen  keine  Schuld  beigemessen  werden  können.  Er  soll  sich  nicht 
lange  in  Wien  aufhalten,  sondern  so  bald  wie  möglich  wieder  zurückkehren, 
aber,  wenn  er  es  für  dienlich  hält,  Hackeberg')  dort  zurücklasssen  und  bei 
dieser  Handlung  gebrauchen.  Neumann*)  soll  er  von  der  polnischen  Sache 
nichts  mittheilen,  sondern  ihm  gegenüber  und  sonst  insgemein  vorgeben,  dass 
er  nur  zur  Beglückwünschung  wegen  der  Heirath  abgeschickt  sei.  Dagegen 
soll  er  mit  dem  Pfalzneuburgischen  Residenten^)  insgeheim  vertraulich 
communicieren,  aber  sich  vorsehen,  dass  es  nicht  esclatiere,  und  dass  es  nicht 
das  Ansehen  gewinne,  als  wenn  Kf.  mit  dem  Pfalzgrafen  dieser  Sache  halber 
etwas  abgeredet  habe.  Des  Kf.  Hauptabsicht  bei  dieser  Schickung  ist,  gründ- 
liche eigentliche  Nachricht  zu  erhalten,  wohin  der  Kaiser  wegen  der  polnischen 
Händel  ziele  und  was  er  wegen  des  Pfalzgrafen  für  Intention  habe,  v.  Bl.  soll 
sich  bemühen,  hierüber  nicht  allein  völlige  Information,  sondern  auch  schrift- 
lichen Bescheid  zu  erlangen,  er  selbst  aber  soll  nichts  Schriftliches  übergeben. 

In  Breslau  soll  er,  um  Verdacht  zu  vermeiden,  mit  Lubomirski  selbst 
nicht  zusammenkommen,  demselben  aber  durch  Hackeberg  von  dem  Zweck 
seiner  Sendung  und  auf  der  Rückreise  von  dem  Ergebnis  derselben  Mitthei- 
lung machen  lassen. 


')  S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  490.  XIV,  1.  S.  137ff. 

>)  S.  ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  746 ff.;  XIV,  1.  S.  274f.  279.  283 f. 

*)  S.  oben  S.  297  ff. 

*)  Andreas  Neumann,  Resident  des  Kf.  in  Wien. 

»)  Horst. 


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576  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

Den  Herzog  von  Laaenburg^)  und  dessen  Mutter  soll  er  besuchen  und 
ihm  mittheilen,  dass  Ef.  wünsche,  in  der  Angelegenheit,  in  welcher  er  neulich 
durch  den  Obristen  Mollen  sich  an  ihn  gewendet,  sich  mit  ihm  person- 
lich zu  besprechen,  Kf.  wurde  inzwischen  überlegen,  wie  die  Sache  zu 
ihrem  beiderseitigen  Vergnügen  einzurichten.  £r  soll  sich  auch  erkundigen,  ob 
Sachsen  schon  auf  die  Niedersächsischen  Lande  einige  Hoffnung  haben  oder 
gar  schon  damit  belehnt  sein  sollte;  auch  soll  er  Neu  mann  bei  Beförderang 
und  Auswirkung  der  Confirmation  des  Jülichschen  Erbvergleichs  assistieren. 


C.  C.  y.  Blumentlial  an  den  Kurfürsten.     D.  Breslau 
12./2.  Januar  1667. 

[Mittheilungen  Lubomirski's.] 

12.  Jan.  Er  ist  gestern  hier  angelangt,  hat  sogleich  Hackeberg  zu  Lubomirski 
geschickt,  welcher  eigentlich  sehr  gewünscht,  mit  ihm  selbst  zusammenzukommen, 
als  er  dieses  aber  abgelehnt,  ihm  durch  jenen  hat  ausführliche  Mittheilung  von 
dem  Einfall  der  Tataren')  in  Polen  machen  und  ihn  auffordern  lassen,  diesen 
extremen  Zustand  der  Dinge  in  Polen  zu  benutzen,  um  den  Kaiser,  der  sich 
bisher  beharrlich  geweigert,  sich  für  Pfalz-Neuburg  categorice  zu  erklären, 
dazu  zu  bringen,  eine  absolute  Antwort  zu  crtheilen  und  mit  Schweden,  Kf. 
und  Pfalz- Neu  bürg  deswegen  in  eine  Ligue  zu  treten.  Gleich  nach  dem 
Einfall  der  Tataren  sei  am  polnischen  Hofe  ein  consilium  secretum  pro 
moderne  more  gehalten  und  in  demselben  beschlossen  worden,  Gonde  herbei- 
zurufen und  den  König  von  Frankreich  zu  bitten,  der  Protection  Polens  sich 
zu  unterziehen.  Um  diesem  allen  zuvorzukommen,  hafte  es  an  einer  wirk- 
lichen Zusammensetzung  und  dass  die  Masque  nunmehr  abgethan  würde,  dieses 
konnte  füglich  auf  dem  nächsten  auf  den  7.  März  berufenen  Reichstag  geschehen, 
welchen  der  Hof  absichtlich  so  kurz  darum  angesetzt,  damit  die  von  der  guten 
Partei  sich  nicht  untereinander  vernehmen  konnten.  Daneben  wäre  ein  Gene- 
ralaufgebot des  Adels  erlassen  worden,  man  würde  alsdann  die  Tataren 
an  der  Hand  haben  und  bei  den  nuntiis  jacta  semel  hac  alea  nihil  inausum 
unterlassen,  sollten  auch  derselben  viele  weggeführt  oder  massacriert  werden. 
Der  Hof  scheine  auch  lieber  einen  Theil  des  Reichs,  namentlich  in  der  Ukraine, 
den  Tataren  und  vielleicht  bald  anderen  barbarischen  Völkern  übergeben  und 
-  so  nach  seinem  Intent  in  kleineren  Limiten  regieren  zu  wollen,  als  von  demsel- 
ben abzusetzen.  Diesem  allen  gegenüber  wäre  nöthig,  dass  sich  der  Kai- 
ser, Schweden  und  Kf.  zu  gemeinsamen  Schritten  vereinigten,  durch  Ge- 
sandtschaften den  König  abmahnten,  die  innerliche  Unruhe  in  Polen  zu  ver- 
mehren, zugleich  die  nöthige  Verfassung  vornähmen  und  die  nöthigen  Geldmittel 


')    Julius  Franz,  der  letzte  Herzog  von  Sachsen-Lauenburg,  welcher  sei- 
nem 31.  Juli  1666  gestorbenen  Bruder  Franz  Erdmann  gefolgt  war. 
^    S.  oben  S.  315. 


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Mittheilungen  Lubomirski's.  577 

(400,000  Rthlr.)  für  die  Häupter  der  guten  Partei  bereit  hielten;  Rf.  möge  am 
kaiserlichen  Hofe  und  auch  beim  Pfalzgrafen  dahin  wirken,  es  würde  auch 
nicht  daran  fehlen,  dass  dieselben  a  corpore  quodam  statuum  ad  minimum,  qui 
pro  legibus  et  privilegiis  patriae  stritten,  berufen  würden,  ausser  ihm  würden 
es  der  G. Kanzler^),  Reichsstallmeister'),  Fürst  Wisniowitzky'),  die  Castellane 
von  Cracau*)  und  Posen*),  der  Sohn  des  G.Feldherm  Potocki,  in  Littauen 
die  Radzivill,  Saphia  und  andere  vornehme  Herren  sein.  Wenn  es  zu  Ex- 
tremitäten komme,  so  sei  vor  allem  nöthig,  sich  Gracaus  zu  versichern,  das 
sollte  man  ihm  überlassen,  dazu  brauchte  er  aber  1000  Dragoner  und  1000  Reiter. 
Näheres  wollte  er  dem  Ef.  selbst  mittheilen,  zu  dem  er  sich,  sobald  er  Nachricht 
davon,  wie  es  sich  in  Wien  anschickte,  erhalten,  per  posta  begeben  wolle.  Er 
erklärte  femer,  der  Kaiser  sowohl  als  Kf.  müssten  mit  Moscau  in  guter 
Freundschaft  zu  bleiben  suchen,  zunächst  sei  eine  Abschickung  beider  dorthin 
nöthig,  damit  der  Moscowiter  keinen  Frieden  mit  dem  polnischen  Hofe  mache 
und  so  dieser  nicht  die  Armee  aus  Littauen  nach  sich  ziehen  könne. 

L.  meinte  ferner,  es  würde  etwas  gegen  den  Herzog  von  Curland  gemünzt, 
und  rieth  dem  Ef.,  dort  zu  warnen,  dass  man  auf  seiner  Hut  stände.  £r  rühmte 
den  Eifer  des  Fürsten  Radzivill  für  das  gemeine  Beste  und  meinte,  derselbe 
könnte  jetzt  dem  Ef.  mehr  Dienste  in  Littauen  als  in  Preussen  leisten,  der 
Hof  habe  denselben  durch  Ernennung  Pa es*)  zum  littauischen  Feldherrn  und 
eines  ganz  Unbekannten^)  zum  Unterfeldherm  disgustiert. 

PS.  Nach  L.'s  Bericht  bringt^)  der  Eaiser  die  polnischen  Sachen  nunmehr 
in  consilio  vor,  doch  werden  nur  Fürst  Lobkowitz,  F.  Gonzaga,  F.  Au  er s- 
berg,  Graf  Schwarzenberg,  Gr.  Lamberg  und  Gr.  Sinzendorff  zuge- 
zogen, vielmals  aber  fielen  darunter  Sachen  vor,  davon  niemand  als  Lobko- 
witz und  der  Secretär  Walderode  Wissenschaft  trügen,  er  rieth  auch,  sich 
deswegen  nur  an  Lobkowitz  zu  halten,  sonst  würde  dieser,  der  sehr  jaloux 
auf  seine  Autorität  wäre,  alles  hindern. 


^)    Johann  Leszynski. 

^    Alexander  Lubomirski,  Bruder  des  G.Marschalls. 

')    Demetrius  Wisniowiecki,  Woiwode  von  Beiz. 

*)    Stanislaus  Warszycki. 

*)    Christoph  Grzymultowski. 

^    Michael  Pac. 

^    HilariusPolubinski,  Li ttaui scher  Feldschreiber. 

')  Ueber  die  damaligen  Verhältnisse  am  Wiener  Hofe  s.  Esaias  Pufendorfs 
Bericht  über  Eaiser  Leopold,  seinen  Hof  und  die  österreichische  Politik  1671 — 1674 
berausg.  v.  Hei  big  (Leipzig  1862)  S.  58ff.;  Wolf,  Forst  Wenzel  Lobkowitz  (Wien 
1869)8.  67  ff.;  Scheichl,  Leopold!,  und  die  österreichische  Politik  während  des 
Devolutionskrieges  (Leipzig  1888)  S.  Uff. 

ll»tor.  a.  Qeacb.  (t  O.  Karfürsten.    XU.  37 


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578  IV.    Brandenburg  und  Oesterreicb.     1666^1668. 


Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.    D.  Cöln  7./ 17.  Januar  1667. 

[auf  die  Relation   vom  2./ 12.  Januar.     Befehl  offener  vorzugeben,  Billigung  der  Vor- 
schläge Lubomirski*s.] 

17.  Jan.  Da  inzwischen  v.  Ho  v  erb  eck')  der  Königin  in  Polen  ziemiicb  weite  Ou- 

vertüre von  dem  bewassten  Dessein  gethan  and  wahrscheinlich  einiges  davon 
esclatieren  wird,  so  soll  BL,  wenn  er  dieses  merken  wird,  aach  etwas  ofifen- 
herziger  vorgehen,  damit  man  ohne  Weitläufigkeit  zur  Sache  schreite  und  Kf. 
möglichst  bald  erfahre,  was  man  dort  für  consilia  führe.  Sollte  man  dort  in 
der  bisher  contestierten  Indifferenz  ferner  continuieren,  so  hat  er  feierlichst  zu 
bedingen,  dass  dem  Kf.  künftig  keine  Vorwürfe  seines  Verhaltens  in  dieser 
Sache  wegen  gemacht  werden  dürften,  Kf.  würde  dann  wohl,  um  nicht  allen 
Hass  auf  sich  zu  laden,  sich  mit  Frankreich  zusammensetzen  und  dessen 
Dessein  befördern  müssen. 

Was  Lubomirski  wegen  der  Schickung  an  die  polnischen  Stände  und 
nach  Mo  sc  an  vorgeschlagen,  damit  ist  Kf.  einverstanden,  Bl.  soll  vernehmen, 
wie  man  dort  dazu  incliniere  und  ob  man  dem  kaiserlichen  Minister  in  War- 
schau wegen  der  polnischen  Sache  Ordre  ertheilt  habe.  Kf.  billigt  auch  L.'s 
Vorschlag  wegen  Cracau  und  will  auch  Pfalz-Neuburg  die  Fortsetzung  der 
Schickungen  nach  Wien,  Stockholm  und  Paris  und  Unterhaltung  der  guten  Cor- 
respondenz  mit  L.  anempfehlen,  Bl.  soll  auch  den  Kaiser  zu  bewegen  snchen, 
L.  mit  Geld  zu  unterstützen,  und  sich  bemühen,  zwischen  dem  Kaiser  und 
Schweden  gutes  Vertrauen  zu  stiften. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.   Wien  23./ 13.  Januar 

1667. 

[Audienzen  beim  Kaiser  und  der  Kaiserin.    Beabsichtigte  Reise  des  Kaisers  nach  Prag.] 

23.  Jan.  Er  hat  am  21./11.  bei  dem  Kaiser  Audienz   gehabt  und  demselben  den 

Glückwunsch  des  Kf.  zur  Vermählung  abgestattet;  gestern  hatte  er  auch  bei 
der  Kaiserin  Audienz,  sie  stand  in  spanischer  Kleidung,  an  eine  Tafel  ange- 
lehnt, sie  ist  blond  von  Haaren,  klein  von  Statur,  aber  anmuthigen  Gesichtes. 
Auch  sie  schien  sein  Compliment  wohl  aufzunehmen,  sprach  aber  so  leise,  dass 
er  kein  Wort  hat  verstehen  können.  Dienstag  hofft  er  abermalige  Audienz  zu 
erhalten  und  das  ihm  Aufgetragene  zu  negotiieren.  Der  Kaiser  beabsichtigt  im 
Vorjahr  eine  Reise  nach  Prag  zu  thun  und  Kf.  dorthin  zu  invitieren. 


*)    S.  oben  S.  316  ff. 


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Audienzen  beim  Kaiser  und  der  Kaiserin.  579 

Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.     D.  Cöln  14/24.  Janaar 

1667. 

[Veränderte  Haltung  Schwedens  und  E.  Sachsens.    Empfehlung  einer  Allianz  mit  den 
braunschweigi sehen  Forsten.] 

Infolge    der  Nachrichten   aus  Schweden^)   weist   er   ihn    an,   nicht   zu  24.  Jan. 
weit  zu  gehen,  sondern  nur  zu  erforschen,  wohin  man  am  kaiserlichen  Hofe 
ziele,   und   sich  zu  bemühen,  dass  zwischen   dem  Kaiser  und  Schweden  eine 
nähere  Correspondenz,  womöglich  eine  Allianz  gestiftet  werde. 

PS.  Er  soll  einem  der  vertrautesten  rainistri  des  Kaisers  vortragen,  dass 
die  consilia  am  k. sächsischen  Hofe^)  sich  sehr  zu  ändern  anfingen,  und 
viele  fremde  und  weitaussehende  Dinge  darüber  spargiert  würden.  Er  soll  fra- 
gen, ob  von  dort  nicht  mehr  mit  dem  Kaiser  correspondiert  würde  und  ob  man 
nicht  Mittel  hätte,  K.Sachsen  wieder  auf  den  rechten  Weg  zu  bringen.  Falls 
man  daran  zweifelte,  so  würde  der  Kaiser  wohlthun,  das  Haus  Braunschweig 
an  sich  zu  ziehen,  wozu  jetzt  das  rechte  Tempo  wäre,  Kf.  würde  bereit  sein, 
solches  nach  Möglichkeit  zu  secondieren,  damit  zwischen  ihnen  allerseits  eine 
Defensivallianz  aufgerichtet  würde. 


V.  Blumenthal  au  den  Kurfürsten.     D.  Wien   16./26.  Januar 

1667. 

[Nene  Audienz  beim  Kaiser,   Gespräch  mit  Gonzaga.    Absichten  des  Kaisers  in  der 

polnischen  Sache.] 

Er  hat')  am  15./25.  abermals  Audienz  beim  Kaiser  gehabt,  in  seiner  Pro-  26.  Jan. 
Position  die  geföhrliche  Lage  in  Polen  geschildert,  darauf  hingewiesen,  dass  es 
jetzt  die  höchste  Zeit  sei,  die  Beförderung  eines  französischen  Fürsten  zur  pol- 
nischen Krone  zu  verhindern,  und  den  Kaiser  gebeten,  seine  Meinung  darüber 
kund  zu  thun,  femer  das  Schreiben  des  Kf.  wegen  der  tatarischen  Irruption 
übergeben  und  dabei  erwähnt,  dem  Kf.  wäre  die  Nachricht  zugegangen,  dass 
dieser  Einfall  vom  Hofe  und  der  Königin  selbst  veranlasst  sei,  um  so  sich  um 
französische  Hülfe  bewerben  und  vermittelst  derselben  ein  französisches  Sub- 
jectum  zur  Krone  befördern  zu  können,  endlich  hat  er  Gonfirmation  des  mit 
Pfalz -Nenburg  abgeschlossenen  Erbvergleiches  gefordert.  Der  Kaiser  erwi- 
derte nur  mit  allgemeinen  Redensarten. 


>)  S.  oben  S.  189 ff.  und  das  Rescript  an  v.  Hoverbeck  vom  14./24.  Januar  1667 
S.  320. 

^  Ueber  die  damalige  Haltung  Kurfürst  Johann  Georgs  II.  s.  Heibig,  Die 
diplomatischen  Beziehungen  Johann  Georgs  II.  von  Sachsen  zu  Frankreich  (Archiv  f. 
d.  Sächsische  Geschichte  I)  S.  294 ff.;  Auerbach,  La  diplomatie  fran^aise  et  la  cour 
de  Saxe  (Paris  1888)  S.  200ff.    Vgl.  auch  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  288,  293f.,  296. 

«)    Vgl.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  286. 

37* 


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580  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.    1666—1668. 

Darauf  hat  er  dem  Forsten  Gonzaga,  den  er  znerst  getroffen,  Mittheil ang 
von  seiner  Proposition  gemacht,  derselbe  bemerkte,  die  Königin  von  Polen 
hätte  sich  bemüht,  den  Kaiser  zu  überreden,  dass  nicht  die  Tataren  sondern 
die  Türken  den  letzten  Einfall  gemacht,  und  des  Kaisers  Hülfe  dagegen  ange- 
rufen,  hier  aber  wusste  man  das  Gegentheil,  und  dass  die  Königin  durch  Je- 
mand der  Ihrigen  in  Frankreich  anhalten  lasse,  man  möchte  den  König  von 
Polen  zur  Abdankung  zu  gunsten  des  Herzogs  von  Enguien  bewegen,  der 
König  von  Frankreich  hätte  sich  aber  dazu  nicht  verstehen  wollen. 

So  viel  ich  sonst  penetrire,  bestehet  der  Kayser^),  wie  schon  letzt 
gemeldet,  auf  dieser  Maxime,  es  sei  bei  des  Königs  Leben  von  keiner 
Wahl  zu  reden,  viel  weniger  mit  den  Schweden  desshalb  etwas  zu 
überlegen,  als  von  welchen  man  vermeinet,  dass  bei  Anwesenheit  des 
Graf  Königsmarck')  za  Paris  mit  Frankreich  etwas  bestandiges  der 
polnischen  Affairen  halber  geschlossen  sei.  Und  glaube  ich  nicht,  dass 
man  noch  zur  Zeit  intentionirt  sei,  mit  Ernst  und  Nachdruck  sich  der 
Sache  eher  anzunehmen,  bis  man  siebet,  dass  Frankreich  armata  maoa 
den  Polen  einen  König  obtrudiren  wolle,  alsdann  will  man  Gut  und  Blut 
daran  wagen,  solches  zu  hindern.  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.   Wien  30./20.  Januar 

1667. 

[Gonferenz   mit   den   kaiserlichen   Ministern.     Anträge  Gremonville's   an  Lubomirski. 
Candidatur  Lothringens.    K.  Sachsens  Allianz  mit  Schweden.] 

30.  Jan .  Vorgestern  hat  er  erst  Gelegenheit  gehabt ,   Lobkowitz,   Lambergnnd 

Zinzendorff  von  der  bewussten  Sache  Apertur  zu  thun.  Letzterer*)  ist  von 
grossem  Einfluss  beim  Kaiser  und  zeigt  sich  gegen  Kf.  sehr  freundlich  gesinnt 
Derselbe  hat  ihm  im  Vertrauen  gesagt,  der  Kaiser  conformiere  sich  zwar  des 
Kf.  Intention,  die  Minister  aber  worden  61.  mit  dilatorischen  Antworten  auf- 
halten, auch  soviel  Difficultäten  zu  Hintertreibung  einer  gewierigen  Resolution 
einstreuen,  dass  der  Kaiser  nicht  wissen  wurde,  wo  ihm  der  Kopf  stehe.  Lob- 
kowitz wäre  zu  sehr  mit  Geschäften  überhäuft,  Auersperg  sehr  furchtsam, 
da  seine  Rede  immer  zu  Bolzen  gedreht  und  bisweilen  sehr  seiner  Intention 
entgegen  interpretiert  werde,  Schwarzenberg  setze  seine  Meinung  so  auf 
Schrauben,  dass  sie  hin  und  her  gedreht  werden  könne,  Lamberg  sei  ein 
guter,  frommer,  einfältiger  Mann;  der,  welcher  es  mit  Kf.  hielte  und  dessen 
Meinung  secundieren  würde,    wäre  Fürst  Gonzaga,   und  darin  hat  Sinzen- 

»)    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  278. 
^    S.  M^m.  de  Pomponne  II,  S.  89.  215. 

*)    Ueber  den  Hofkaromerpräsidenten   Grafen  Georg  Ludwig  Sinzendorf  s. 
Wolf  S.  76f.;  Scheichl  S.  18. 


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Conferenzen  mit  den  kaiserlichen  Ministern.  5gl 

dorf  recht,   überhaupt  findet  Bl.  letzteren  nicht  nur  ehrlich,    aufrichtig  und 
gegen  Kf.  wohl  intentioniert,  sondern  auch  sehr  capabel. 

Gestern  liess  ihn  Lobkowitz  Nachmittags  zur  Conferenz  in  sein  Haus 
bitten,  wo  er  ausser  demselben  auch  Gonzaga,  Lamberg  und  Wald  er  od  e 
als  Protokollführer  antraf.  Nachdem  er  auf  Lobkowitzs  Begehr  seinen  Vor- 
trag wiederholt,  sagte  derselbe,  es  wäre  bedenklich,  sich  in  dem  polnischen 
Werk  zu  präcipitieren ,  bisher  sei  beständig  die  Meinung  dahin  gegangen,  dass 
vivente  rege  von  keiner  Wahl  geredet  werden  solle,  wenn  man  davon  abginge, 
werde  man  auch  grossen  Hass  auf  sich  laden,  der  Reichstag  in  Polen  sei  vor 
der  Thür,  man  würde  alsdann  ja  sehen,  wo  die  Sache  hinausliefe  und  wie 
ihnen  zu  helfen  stünde,  dazu  wäre  es  Herkommen,  dergleichen  wichtige  Sachen 
mit  Kurfürsten  des  Reichs  und  anderen  Ständen  vorher  zu  überlegen.  Ob  der 
Kaiser  armis  vel  consilio  der  Königin  desperata  consilia  hintertreiben  solle, 
stände  dahin,  ersteres  würde  schwer  fallen.  Gonzaga  meinte,  das  beste  Mittel 
sei,  den  künftigen  Reichstag  zu  dissol vieren ,  Lamberg,  man  müsste  sich  mit 
Kf.  und  Schweden  setzen.  Bl.  erwiderte,  er  könne  nicht  einsehen,  warum  man 
die  Hände  im  Schoosse  halten  und  die  Königin  nach  Gefallen  wolle  agieren 
lassen,  die  Auflösung  des  bevorstehenden  Reichstages  könnte  nicht  schädlich 
sein,  allein  bis  dahin  still  zu  sitzen,  dürfte  nicht  rathsam  sein,  weil  jetzt  jeder 
Tag  und  Stunde  viel  auf  sich  habe.  Alles  mit  den  Reichsfürsten  zu  überlegen, 
würde  viel  Zeit  erfordern,  die  Kurfürsten,  welche  am  Rhein,  Mayn,  Mosel  und 
Neckar  sässen,  würde  die  polnische  Gefahr  langsam  betreffen,  aber  zwischen 
dem  Kaiser,  Kf.  und  anderen  Interessierten  sei  jetzt  zu  überlegen,  wie  man  die 
Lande  schützen  solle.  Schwedens  würde  man  sich  bei  Zeiten  versichern 
müssen,  um  später  keine  Traversen  von  dort  zu  erwarten  zu  haben,  er  theilte 
mit,  dass  Kf.  sich  schon  unter  der  Hand  bemühte,  dasselbe  zu  gewinnen,  und 
damit  auch  zu  reüssieren  hoffte. 

Hierauf  hat  mau  vom  Subjecto,  das  zur  polnischen  Krone  befördert  werden 
könnte,  geredet  und  brachen  jene,  als  er  sich  zuerst  zurückhaltend  verhielt, 
heraus,  man  sollte  nicht  hinter  dem  Berge  halten,  Hoverbeck*)  hätte  in  Polen 
dem  Könige,  der  Königin  und  dem  kaiserlichen  Residenten  gesagt,  Kf.  hätte 
Pfalz-Neuburg  zur  Krone  zu  verhelfen  versprochen,  der  Kaiser  hätte  daher 
nicht  nöthig,  sich  darüber  zu  erklären,  denn  wenn  er  schon  einen  anderen  in 
Vorschlag  brächte,  so  hätte  doch  derselbe  von  Kf.  wenig  zu  hoffen,  der  sein 
Wort  so  für  Pfalz-Neuburg  verpfändet  hätte.  Er  hat  darauf  bemerkt,  wenn 
Kf.  auf  Pfalz-Neuburg  reflectierte,  so  sei  dies  auf  des  Kaisers  Veranlassung 
durch  Li  sola' s  und  Friquets  Mahnungen  geschehen,  Kf.  wünschte  zu  wissen, 
ob  der  Kaiser  noch  bei  denselben  Gedanken  verharrte.  Die  Commissare  ver- 
sprachen schliesslich,  über  diesen  Punkt  des  Kaisers  eigentliche  Meinung  zu 
entdecken. 

PS.  1.  Nach  Mittheilung  des  Secretärs  Lubomirski's,  Pistritzky,  hat  vor 
einigen  Tagen  der  französische  Gesandte  Gremonville  einen  seiner  Secretäre 
zu  demselben  geschickt  und  L.  die  grössten  Anerbietungen  machen  lassen,  wenn 


0    S.  oben  8.316  ff. 


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582  IV.    Brandenburg  und  Oesterreicb.     1666—1668. 

derselbe  mit  Frankreicb  einen  Tractat  abscbliessen  wolle,  wozu  dann  Gremon- 
ville  selbst  nach  Breslau  kommen  sollte,  derselbe  würde  ihm,  da  ja  gegen 
Condö  und  £nghien  sich  so  grosse  Aversion  zeige  und  auch  Nenburg  nicht 
süffisant  sei,  ein  anderes  Snbjectum  vorschlagen,  welches  allen  Interessenten 
und  Benachbarten  nicht  unangenehm  sein  wurde.  Sollte  aber  L.  sich  garnicht 
seinem  Konige  fugen  wollen,  so  möge  er  wissen,  dass  der  König  von  Polen 
Macht  hätte,  ihm  das  Leben  nehmen  zu  lassen,  er  sässe  nicht  immer  in  Breslau. 

Bl.  ist  überzeugt,  dass  man  nicht  nur  in  Frankreich  sondern  auch  hier  ein 
ander  Snbjectum  im  Kopfe  habe,  und  zwar  Lothringen,  wodurch  der  Kaiser 
eine  Schwester  accommodieren  nnd  sich  einen  perpetuum  aemulnm  und  Beistand 
gegen  Frankreich  machen,  aber  auch  Frankreich  beabsichtigen  mag,  sich  in 
dem  Besitz  von  Lothringen  zu  befestigen. 

Mit  Schweden  ist  hier  während  Balbitzky's  Anwesenheit  wegen  Po- 
lens nichts  vorgegangen,  man  scheint  hier  auch  keine  grosse  Lust  zu  Schweden 
zu  haben,  sondern  man  meint,  das  Werk  ohne  Schweden  mit  Kf.  allein  zu 
heben,  er  wird  ihnen  aber  darüber  andere  impressiones  zu  geben  sich  bemuhen. 

PS.  2.  Von  glaubwürdiger  Seite  erföhrt  er,  dass  K.Sachsen  in  der  letzt 
gemachten  AUiance')  mit  Schweden  dieser  Krone  die  ganze  Direction  in  mi- 
litaribus  und  das  jus  armorum  in  seinen  Landen  völlig  aufgetragen  hat. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  24.  Jan./3.  Febr. 

1667. 

[Resolution  des  Kaisers.    Rathschläge  Sinzendorfs.    Abscbiedsaudienz.] 

3.  Febr.  In  einer  neuen  Conferenz  mit  den  kaiserlichen  Kommissaren  ist  ihm  eine 

Resolution  des  Kaisers  vorgelesen  worden,  welche  er  aber  weder  copieren 
noch  selbst  hat  lesen  dürfen.  Der  Hauptinhalt  derselben  war'),  betreffend  das 
polnische  Wahlnegotium  sei  der  Kaiser  immer  der  Meinung  gewesen,  bei  der 
er  auch  jetzt  bleibe,  dass  bei  Lebzeiten  des  Königs  von  der  Wahl  und  ebenso- 
wenig von  einem  candidato  zu  reden  sei,  weil  solches  nur  eine  Veranlassung 
zur  Wahl  gebe,  sollte  auch  von  einem  anderen  desshalb  etwas  attentiert  werden, 
so  sei  der  Kaiser  fest  entschlossen,  dagegen  alle  von  Gott  verliehenen  Kräfte 
und  Vermögen  anzuwenden,  um  dasselbe  zu  hindern.  Es  würde  ihm  lieb  sein, 
wenn  Schweden  und  Kf.  auch  dergleichen  thun  wollten,  er  wäre  auch  froh, 
dass  Kf.  diese  Krone  unter  der  Hand  in  das  polnische  Werk  zu  ziehen  suche, 
auch  er  wolle  ehestens  jemand  nach  Stockholm  zu  Befestigung  guten  Vertrauens 
und  Erhaltung  nöthiger  Correspondenz  schicken. 

Die  Antwort  des  Kaisers  auf  die  Anzeige  des  Königs  von  Polen  von  der 
tatarischen  Irruption  ist  ihm  mitgetheilt  und  ihm  erklärt  worden,  man  wollte 
sich  auch  künftig  durch  de  Goes  mit  Kf.  einer  gewissen  Art,  dem  Uebel  vor- 


»)    Allian»  vom  6.  Juli  1666  (Dumont  VI,  3.  S.  112f.)  vgl.  Auerbach  S.  210f. 
>)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  58  (S.  697).    ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  286. 


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Die  kaiserliche  Resolution.    Abschiedsandienz.  583 

zukommen,  vergleichen,  auch  dem  Kf.  von  dem  Anbringen  des  erwarteten  pol- 
nischen Gesandten  Part  geben,  der  Kaiser  hätte  auch  seinem  Gesandten  in  Con- 
stantinopel  befohlen,  dort  die  Nothdurft  zu  beobachten. 

Am  folgenden  Morgen  rieth  ihm  Graf  Sinzendorff,  mit  dem  Beichtvater 
des  Kaisers')  wegen  der  polnischen  Affairen  zu  reden,  da  man  befürchte,  dass 
durch  Zusamdensetzung  von  Schweden,  Sachsen  und  Kf.  die  catholische 
Religion  Gefahr  leiden  könnte,  und  daher  die  Jesuiten  den  Kaiser  dahin  brächten, 
in  dieser  Sache  so  langsam  zu  gehen,  doch  hat  er  dieses  abgelehnt.  Sinzen- 
dorff fugte  hinzu,  man  habe  ihm  wollen  le  ver  du  nez  ziehen  in  Benennung 
eines  candidati,  Pfalz-Neuburg  und  das  Haus  Pfalz  wären  Austriacis  zu 
verdächtig,  ausserdem  wären  die  kaiserlichen  ministri  einander  sehr  conträr 
und  bestünden  mehr  auf  Behauptung  ihrer  alten  Opinionen,  als  dass  sie  dem 
nachgehen  wollten,  was  des  Kaisers  Interesse  wollte. 

Auf  Sinzendorffs  Rath  hat  er  dem  Kaiser  bei  der  Abschiedsaudienz 
nochmals  umständlich  von  allem  berichtet,  der  Kaiser  sagte  darauf,  er  wollte 
nicht  hoffen,  dass  bei  dem  polnischen  Wesen  etwas  würde  verabsäumt  werden, 
da  ja  der  künftige  Reichstag  leicht  wieder  könnte  dissolviert  werden,  wegen 
des  Tatarischen  Einfalles  und  der  Moskowitischen  Schickung  wollte  er  des  Kf. 
Gedanken  femer  vernehmen  lassen.  Auch  die  kaiserlichen  ministri  halten  es 
für  ganz  unnöthig,  dass  Bl.  jemand  hier  lasse,  es  könnte  alles  mit  de  Goes 
abgehandelt  werden. 

PS.^)  Wenn  Schweden  darüber  Ombrage  empfindet,  dass  Pfalz-Neu- 
burg sich  mit  dem  Kaiser  wegen  der  polnischen  Sache  gesetzt  und  dabei 
Frankreich  und  Schweden  negligiert  habe,  so  ist  garkein  Anlass  dazu,  ein 
solcher  Vergleich  ist  nicht  getroffen,  vielmehr  möchte  das  Haus  Oesterreich, 
wenn  es  nur  könnte,  den  Pfalzgrafen  efficaciter  und  mit  allen  Kräften  von  der 
polnischen  Krone  abhalten,  da  ihm  des  Hauses  Pfalz  Grandeur  und  der  mit 
Kf.  getroffene  Vergleich  grosses  Nachdenken  giebt. 

Wegen  K.Sachsens  und  des  Hauses  Braunschweig  wird  er,  obgleich 
er  schon  fast  von  allen  kaiserlichen  ministris  Abschied  genommen,  doch  noch 
versuchen  Eröffnung  zu  thun,  man  beschwert  sich  hier  aber  über  das  letztere, 
dass  es  sich  gegen  den  vom  Kaiser  dorthin  geschickten  Grafen  Zinzendorf), 
der  gestern  hieher  zurückgekehrt  ist,  so  frigide  bezeugt  hat. 

So  eben  hat  ihm  der  Sekretär  Lubomirski's  die  betrübte  Nachricht  von 
seinem  Herrn*)  gebracht. 


^)  Der  Jesuit  F.  Möller,  s.  Esaias  Pufendorfs  Bericht  herausg.  v.  Heibig 
S.  76;  Wolf  S.  67. 

')     Erwiderung  auf  das  Rescript  TOm  14./24.  Januar  (oben  S.  579). 

*)  Graf  Rudolf  von  Sinzendorf,  Vetter  des  Hofkammerprasidenten,  s.  über 
dessen  Mission  Kocher,  Gesch.  von  Hannover  und  Braunschweig  1,  S.  495.  509. 

*)  LubomiVski  war  von  einem  Schlaganfall  betroffen  worden,  an  dem  er  am 
31.  Januar  1667  zu  Breslau  starb,  s.  oben  S.  322. 


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584  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  25.  Jan./4.  Febr. 

1667. 

[Mittbeilungen  Sinzendorfs  und  Martinizs.] 

4.  Febr.  Er  hat  heute  mit  Zinzendorff  von  der  bewussten  Sache  go^edet,  derselbe 

versprach,  noch  heute  dem  Kaiser  nähere  Mittheilung  davon  zu  machen;  er 
meinte,  sein  Vetter  sei  dem  Werk  nicht  gewachsen  gewesen,  habe  ihm  einen 
blauen  Dunst  für  die  Augen  machen  lassen,  der  Zellische  Gesandte  habe  zwar 
zu  Regensburg  gegen  Dr.  Hoc  her  einige  Inclination  zur  Allianz  gezeigt,  dabei 
aber  die  conditiones  zu  wissen  begehrt,  der  Kaiser  aber  habe  bis  dato  damit 
nicht  herausgewollt. 

Auf  Lttbomirski  reflectiert  man  hier  nicht  mehr  und  glaubt,  dass  seine 
Krankheit  die  Adhärenten  in  Polen  so  kleinlaut  und  verzagt  gemacht,  dass 
keiner  mehr  den  Mund  aufthun  dürfe.  Zu  Schweden  versieht  man  sich  hier 
wenig  gutes,  Graf  Martiniz')  sagte,  die  harten  Droh  werte  Balbizky's  und 
Wrangeis  (dass  der  Kaiser  sich  Bremens  angenommen,  sollte  den  Böhmer- 
wald zittern  machen'))  deuteten  darauf  hin,  dass  sie  ehestes  mit  dem  Hanse 
Oesterreich  brechen,  die  Sache  in  Polen  auch  wenig  appnyieren,  sondern  viel- 
mehr in  allem  Bösen  connivieren  und  in  währenden  Troublen  einen  Theil  von 
selbiger  Krone  an  sich  zu  bringen  bemüht  sein  würden.  Martiniz  bedauerte 
K.Sachsens  schädliche  consilia  und  dass  ihm  Schweden  in  kurzem  das 
Messer  an  die  Gurgel  setzen  werde,  indem  er  diesem  eine  importante  Festung  ein- 
zuräumen und  dadurch  den  Pass  in  Böhmen,  Schlesien  und  des  Kf.  Lande  zu 
eröffnen  gedächte,  zu  welchem  allen  er  vom  H.  Administrator')  verleitet  wäre. 

PS.  Zinzendorff  hat  ihm  des  Kaisers  Erklärung  zugeschickt,  des  Inhalts, 
derselbe  wünsche  in  der  K. Sächsischen  Sache  ein  solch  efficax  remedinm 
zu  finden,  als  ein  solch  weit  aussehendes  Wesen  apprehendierte ,  die  Brann- 
schweigische Allianz  wünsche  er  sehr,  hoffe,  dass  mit  des  Kf.  Zuthun  solch 
Werk  werde  gehoben  werden,  wolle  darüber  de  Goes  Ordre  ertheilen*). 


*)     Der  böhmische  Burggraf  Graf  Bernhard  Ignaz  von  Martiniz. 

^    S.  Carlson,  Gesch.  Schwedens  IV,  S.  459.     Köcher  I,  S.  502. 

^  Herzog  August  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg,  vgl.  Auer- 
bach S.  207 ff.;  ürk,  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  293f. 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  289.  Wenige  Tage  darauf  ist  v.  Bl.  von  Wien 
abgereist,  am  6./ 16.  Februar  berichtet  er  von  Schlackewert  aus,  dass  er  dort  bei  dem 
Herzoge  von  Lauenbnrg  den  Auftrag  des  Kf.  (s.  oben  S.  576)  ausgerichtet  und 
dass  dieser  erklärt  habe,  in  kurzem  selbst  nach  Berlin  kommen  zu  wollen.  Wie  er 
hier  vernommen,  habe  K.Sachsen  zu  dem  Ende  Burkersrode  nach  Wien  geschickt 
(s.  Auerbach  S.  243 ff.),  um  dem  Kaiser  den  Abschluss  der  Allianz  mit  Schweden 
(s.  oben  S.  582)  zu  notificieren  und  zu  sincerieren,  dass  darin  nichts  enthalten,  was 
dem  Kaiser  unlieb  oder  ihm  und  dem  Reiche  zum  Nachtheil  sein  könnte,  „allein  hier 
mag  es  auch  wohl  beissen,  excusatio  non  petita  est  accusatio  manifesta*. 


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Instruktion  y.  Blumentbals.  585 

c.  Zweite  Gesandtschaft  v.  Blumenthals  nach  Wien. 
November  1667  — April  1668. 

Instruktion^),    wornach    sich  —  unser  —   Christoff  Caspar 

Freiherr  von  Blumenthal  —  in  seiner  Verschickung  an  den 

kayserlichen  Hof  zu  achten.     D.  Cöln  an  der  Spree  30.  Oc- 

tober/[9.  November]  1667. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Gratulation.    Aufträge  in  der  polnischen  und  burgundiscben  Sache.    Verhalten  gegen 

y.  Hammerstein.] 

Er  soll  dem  Kaiser   anter  Bezugnahme   auf  das  betreffende  Schreiben  des  9.  Nov. 
Kf.  zur  Geburt  des  Prinzen')  gratulieren,  ebenso  der  regierenden  und  verwitt- 
weten  Kaiserin. 

2)  Soll  er  sich  auch  bei  den  kaiserlichen  Ministern,  an  welche  ihm  Schrei- 
ben mitgegeben^),  namentlich  Fürst  Lobkowitz,  Gonzaga,  Auersberg, 
Graf  Montecucoli  und  Zinzendorff  angeben. 

3)  Um  die  Avantagen,  welche  Frankreich  in  Polen  erlangt,  zu  redres- 
sieren, soll  er  bei  dem  Kaiser  und  dessen  Ministern  inständigst  anhalten,  dass 
der  Kaiser  1)  das  Bündnis,  welches  Kf.  mit  Schweden  aufgerichtet*),  mit  an- 
trete, 2)  dem  Herzoge  von  Neuburg  verspreche,  alle  mögliche  officia  für  dessen 
Wahl  anzuwenden  und  niemand  anders  als  ihn  zu  recommendieren ,  3)  diese 
seine  Intention  einigen  Wohlintentionierten  in  Polen  bekannt,  mache  und  seinem 
Gesandten  in  Warschau  ^)  befehle,  auf  solchen  Fuss  seine  Negotiation  zu  richten. 
Sollte  man  hierunter  Difficultäten  machen,  so  hat  er  bei  den  Conferenzeu,  doch 
mit  gutem  Glimpf,  anzuzeigen,  der  Kaiser  würde  sich  und  seinem  Hause  dadurch 
am  meisten  schaden,  da  so  entweder  der  König  von  Frankreich  mit  seinem 
Dessein  durchdringen  oder  der  Herzog  von  Neu  bürg  werde  gezwungen  werden, 
sich  an  Frankreich  zu  hängen  und  durch  dessen  Assistenz  allein  die  Krone  zu 
erlangen,  auch  Kf.  selbst  würde,  wenn  der  Kaiser  bei  seiner  Indifferenz  ver- 
harren sollte,  genöthigt  werden,  andere  Resolution  zu  ergreifen,  um  sein  Inte- 
resse in  Polen  nicht  zu  verscherzen.  Sollte  ihm  vorgehalten  werden,  dass  man 
durch  dergleichen  Declaration  der  Sache  nur   schaden  würde,  wie  die  franzö- 


')    Vgl.  Pufendorf  X,   §  46.  59  (S.  683.  697),   Droysen  III,  3.  S.  144.     Die 

r^    j...  «n      .  j  26.  October     ^„^„  j  x.    ^ 

Greditive  ▼.  Bl.  s  smd  vom  p=-^rr ^—^  1667  datiert. 

[5.  November] 

^    Er  erhält  solche  färLobkowitz,  Gonzaga,  Montecuccoli,  de  Souches 

und  Sinzendorff. 

*)    Der  am  28.  September  1667  geborene  Erzherzog  Ferdinand  Wenzel. 

4)    yom  ^^-^  1667  s.  oben  S.  196. 
2.  Juli 

^)    Graf  Christoph  Leopold  Schaffgotsch. 


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586  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.    Iß66— 1668. 

sische  Partei  selbst  damit  übel  angelaufen  sei,  so  hat  er  auf  den  unterschied 
in  dem  modo  agendi  hinzuweisen,  Frankreich  habe  mit  Gewalt  contra  libertatem 
regni  ingratam  personam  obtrudieren  wollen,  dieserhalb  aber  suche  man  perso- 
nam  gratam  bonis  modis  zu  recommendieren ,  das  wichtigste  jedenfalls  wäre, 
dass  die  gute  Partei  nicht  in  Ungewissheit  gelassen  wurde,  ob  der  Kaiser 
Schweden  und  Kf.  idem  oder  diversa  Subjecta  recommendieren  wurden.  Kf. 
würde  in  Beförderung  eines  anderen  Subjecti  dem  Kaiser  nicht  assistieren 
können. 

4)  Wegen  des  burgundischen  Wesens  soll  er  abwarten,  ob  der  Kaiser 
und  dessen  Minister  dasselbe  vorbringen  werden,  falls  dieses  geschieht,  soll  er 
anzeigen,  Kf.  hätte  sich  dieser  Sache  aus  Respect  gegen  den  Kaiser  aller  Orten 
gar  eifrig  angenommen,  die  französischen  ministri  hätten  aber  alles,  was  er  ver- 
traulich eröffiiet,  wieder  erfahren,  so  dass  der  König  von  Frankreich  ihn  mit 
gar  nachdenklichen  Worten  habe  besprechen  lassen '),  dass  er  allein  den  Kaiser 
wider  dessen  Willen  zum  Kriege  animierte,  und  dabei  solche  particularia  anzu- 
zeigen gewusst,  dass  Kf.  sich  nicht  genug  darüber  habe  verwundem  können. 
Ferner  habe  man  Kf.  trotz  seiner  vor  einigen  Monaten  an  den  Markgrafen  von 
Baden')  gethanenen  prompten  und  genereusen  Resolution  seitdem  ohne  jede 
Nachricht  sitzen  lassen.  Doch  soll  er  versichern,  dass  Kf.  nach  Möglich- 
keit seine  getreue  Devotion  gegen  den  Kaiser  erweisen  werde.  Sollte  ihm 
vorgeworfen  werden,  obiges  wäre  nicht  die  Ursache,  warum  Kf.  nicht  mehr  so 
eifrig  wäre,  sondern  er  hätte  seine  Resolution  wegen  der  ihm  gemachten  fran- 
zösischen Anerbietnngen  geändert,  so  soll  er  erwidern,  solche  seien  Kf.  aller- 
dings gemacht  worden '),  derselbe  hätte  aber  bisher  nicht  die  geringste  Reflexion 
darauf  genommen,  sondern  nur  die  Beförderung  des  Friedens  zum  Zweck  gehabt 
und  werde  sich  davon  auch  nicht  divertieren  lassen. 

In  solchen  terminis  hat  er  zu  bleiben,  bis  er  gesehen:  1)  ob  man  sich  in 
der  polnischen  Sache  nach  des  Kf.  Wunsch  erklärt,  2)  ob  der  Kaiser  selbst 
die  Resolution  ergreife,  Spanien  mit  einer  bastanten  Armee  zu  assistieren, 
3)  ob  über  dem,  was  von  Spanien  gegeben  werden  möchte,  auch  der  Kaiser 
selbst  ihm  einige  Assistenz  und  Advantage  zu  Ausführung  dieses  Werkes  er- 
theilen  wolle.  Sollte  dieses  alles  geschehen,  so  soll  er  versichern,  dass  Kf. 
sich  hinwieder  so  gegen  den  Kaiser  erklären  werde,  dass  dieser  daraus  seine 
beständige  Devotion  verspüren  werde. 

Sollte  man  den  Rath  des  Kf.  in  dieser  burgundischen  Sache  begehren, 
so  soll  er  darauf  hinweisen,  dass  es  unter  den  jetzigen  Umständen  am  dien- 
lichsten sein  würde,  mit  Abtretung  einiger  Oerter  Frieden  zu  machen  und  sich 
darauf  gegen  solche  schleunige  Ueberfallung  besser  in  Acht  zu  nehmen.  Weil 
der   luneburgische  Gesandte   v.  Hammerstein  ^)   vielleicht   auf  eine   andere 


>)    S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  453.  457 f.  489. 
^    S.  unten  Abschnitt  6. 

*)    S.  Mignet,    Negociations  relatives  k  la  succession  d'Espagne  II,   S.  280  ff., 
ürk.  u.  Akt.  II,  S.  468 ff.,  oben  S.  353. 

*)    Vgl.  über  dessen  Sendung  Köcher  I,  S.  558  ff.  ^ 


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Instruktion  ▼.  Blumentbals.  587 

Manier  in  dieser  Sache  negotiieren  und  von  ihm  hegehren  sollte,  ihn  ebenso 
zu  secundieren,  so  soll  er  demselben  anzeigen,  dass  Ef.  dieses  mit  Fleiss  thäte, 
damit  man  am  kaiserlichen  Hofe  desto  mehr  aufgemuntert  werde,  da  er  aus  der 
Experienz  wusste,  dass  je  williger  man  sich  erwiese,  desto  weniger  man  erhalten 
könnte,  überdies  wären  von  französischer  Seite  solche  Propositionen  geschehen, 
welche  Kf.  zu  Erlangung  des  Friedens  für  sehr  zuträglich  halte,  so  dass  es  vor- 
läufig gerathen  sein  möchte,  bis  man  dessen  besseren  Grund  hätte,  die  Sache 
in  suspenso  zu  lassen. 

ö)  Soll  er  sich  für  die  Augsburgischen  Religionsverwandten')  verwenden, 
6}  den   Reichshofrath  auf  schleunige  Auszahlung  der  2000  Ducaten  ver- 
trösten, 

7)  mit  dem  luoeburgischen  Abgesandten  v.  Hammerstein  vertraulich 
commnniciefen, 

8)  die  Erhebung  des  Grafen  Georg  Friedrich  von  Waldeck  in  den 
!Furstenstand ')  recommendieren, 

9)  den  französischen  Gesandten  Gremonville  der  Affection  des  Ef.  gegen 
seinen  Eönig  und,  dass  er  die  ihm  neulich  gemachte  Proposition  in  grosse  Gon- 
sideration  zöge,  versichern, 

10)  V.  Bl.  erhält  die  Qualität  eines  Extraordinari-Deputierten. 

11)  Mit  den  ministris  des  Ef.  in  Warschan,  im  Haag  und  in  Frank- 
reich soll  er  fleissig  correspondieren '). 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  21.  Nov./l.  Dec. 

1667. 

[Mittheilungen  v.  Hammersteins.    Stand  der  Verhandlungen  desselben.] 

£r  ist  gestern  hier  angekommen.     Gestern  besuchte  ihn  v.  Hammerstein  1.  Dec. 
und  berichtete  zwei  notable  Dinge,  1)  man  habe  vorgestern  aus  dem  Haag  die 
gewisse  Nachricht  vom  Schluss  des  Tractats*)  zwischen  Spanien  und  Kf.  er- 
halten, 2)  darauf  habe  der  Kaiser  vorgestern  resol viert,  seine  Regimenter  (13 


0  Ueber  die  bedrängte  Lage  derselben  s.  EsaiasPufendorfs  Bericht  herausg. 
V.  Hei  big  S.  42ff. 

*)  S.  V.  Rauch  bar,  Leben  und  Thaten  des  Fürsten  Georg  Friedrich  von  Wal- 
deck herausg.  v.  Curtze  I,  S.  256.  Die  damaligen  Bemühungen  waren  vergeblich, 
erst  1682  wurde  der  Graf  vom  Kaiser  in  den  Reicbsfürstenstand  erhoben. 

*)  In  einem  Rescript  vom  I1./21.  November  theilt  Kf.  v.  Bl.  mit,  er  habe  Nach- 
richt von  einem  zwischen  dem  Kaiser,  Spanien  und  Schweden  abgeschlossenen 
Traktat  und  wünsche  davon  eigentliche  Nachriebt.  Bl.  solle  sich  gegen  die  kaiser- 
lichen Hinister  so  stellen,  als  wäre  er  von  der  Sache  völlig  informiert,  und  auf  diese 
Weise  Näheres  zu  erfahren  suchen.    Vgl.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  353.  355. 

')  Gemeint  ist  der  von  Blas  peil  mit  CastelRodrigo  zu  Brüssel  6.  November 
1667  abgeschlossene  Vertrag,  welcher  nachher  von  Kf.  nicht  ratificiert  wurde,  s.  unten 
Abschn.  6. 


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588  IV.    Brandenburg  und  Oesterreicb.     16€€— 1668. 

z.  F.  und  11  z.  Pf.)  um  die  doppelte  Mannschaft  zu  verstärken.  Ist  das  erste 
wahr,  so  ist  an  dem  zweiten  nicht  zu  zweifeln,  doch  meldet  Blas  peil  nichts 
davon,  er  bleibt  daher  bei  seiner  Instruktion.  Hammerstein ^)  eilt  sehr  Ton 
hinnen  und  hat  daher,  ohne  seine  Briefe  zu  berücksichtigen,  schon  die  Aner- 
bietungen und  Forderungen  seiner  Principalen  mitgetheiit,  der  hiesige  Hof  aber 
hat  sich  bisher  nur  zur  Aufrichtung  einer  Defensivallianz  mit  dem  Hanse  Lüne> 
bürg  bereit  erklärt,  wozu  aber  H.  wenig  Inclination  verspüren  lassen  und  sich 
defectu  mandati  entschuldigt  hat;  derselbe  fürchtet,  der  kaiserliche  Hof  werde, 
wenn  der  Tractat  zwischen  Ef.  und  Spanien  richtig  sein  sollte,  sich  am  die 
Freundschaft  seiner  Principalen  nicht  mehr  so  eifrig  wie  früher  bemühen. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  8.  Dec./28.  Nov. 

1667. 

[Audienzen.    Stand  der  burgundischen  Sache.    Rüstungen.] 

8.  Dec.  Nachdem  er  am  4.  December  den  Kaiser  und  die  regierende  sowie  die 

verwittwete  Kaiserin  wegen  der  Geburt  des  Erzherzogs  complimentiert,  hat  er 
vorgestern  seine  Proposition  gethan  und  zum  Bescheid  erhalten,  dass  der  Kaiser 
ehester  Tage  jemand  der  Seinigen  committieren  wolle,  mit  ihm  deshalb  zu 
conferieren. 

Von  dem  burgundischen  Wesen  ist  bisher  weder  von  dem  Kaiser  noch 
von  dessen  Ministris  etwas  gemeldet  worden,  er  glaubt,  je  höher  Kf.  in  dieser 
Materie  den  Bogen  spanne,  desto  mehr  werde  er  obtinieren,  zumal  da  mit  dem 
Hause  Lüneburg  noch  nichts  geschlossen  ist,  ja  Hammerstein  mit  seiner 
Negotiation  nach  Brüssel  verwiesen  werden  dürfte.  Fürst  Anersperg  soll 
geäussert  haben,  der  Kaiser  habe  zu  Kf.  sich  wenig  gutes  zu  versehen,  derselbe 
würde  Frankreich,  welches  ihm  Pommern  versprochen,  adhaerieren.  Von  der 
Allianz  mit  Spanien  und  Schweden  will  man  nichts  wissen,  der  Kaiser 
wird  lieber  sehen,  dass  Schweden  still  sitze  und  sich  dieses  thener  genug 
bezahlen  lasse,  als  zugeben,  dass  es  viel  agiere. 

Die  Recrutierung  der  hiesigen  Regimenter  hat  gleich  nach  seiner  Ankunft 
begonnen,  es  scheint,  man  habe  Kf.  animieren  und  zugleich  auf  vigoureuse  und 
nachdrückliche  Resolution  auch  in  andern  Dingen  vertrösten  wollen.  Zur  Wer- 
bung der  vier  nach  Mailand  bestimmten  Regimenter  wird  jetzt  auch  um  so  eif- 
riger geschritten,  da  das  Geld  dazu  vor  3  Tagen  aus  Spanien  angekommen  ist. 


0    Vgl.  Köcher  I,  S.  559. 


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Audienzen.    Aeusserangen  Gonzaga's  und  Auerspergs.  589 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  l./H.  December 

1667. 

[Aeusserungen  Gonzaga^s  und  Auerspergs.] 

Er  hat  trotz  seiner  Bemühungen  noch  nicht  zur  Conferenz  mit  den  kaiser-  11.  Dec. 
liehen  ministris  gelangen  können.  Bei  dem  Fürsten  Gonzaga  gab  es  dieser  Tage 
Gelegenheit,  sowohl  der  Allianz  zwischen  dem  Kaiser,  Spanien  und  Schweden, 
als  auch  des  Streites  zwischen  Graf  Schaffgotsch  und  v.  Hoverbeck') 
in  Cracau  zu  gedenken.  Mit  dem  ersten  wollte  jener  nicht  rotunde  heraus, 
sagte  nur,  es  werde  von  dergleichen  viel  in  der  Welt  geredet,  sollte  aber  das 
Haus  Oesterreich  dermaleins  auf  den  Gedanken  gerathen,  mit  Schweden  in 
eine  beständige  Freundschaft  zu  treten,  so  geschehe  es  auf  des  Kf.  Rath,  doch 
würden  die  ältesten  Freunde  immer  die  liebsten  bleiben.  Den  Präcedenzstreit 
entschuldigte  er  damit,  dass  man  nicht  gewusst,  dass  ein  kurfürstlicher  Ge- 
sandter bei  dem  Begräbnis  in  Cracau  erscheinen  würde,  und  daher  auch 
Schaffgotsch  auf  diesen  Fall  nicht  instruiert  hätte. 

V.  Hammerstein  will  in  wenigen  Tagen  nach  Ungarn  reisen,  die  Grenz- 
festungen zu  besichtigen,  derselbe  berichtete  aufs  neue  vom  Abschlüsse  des 
Vertrages  zwischen  Blaspeil  und  Castel  Rodrigo,  doch  muss  er  daran 
zweifeln. 

PS.  Gestern  ist  er  endlich  vom  Fürsten  Auersberg  vorgelassen  worden, 
derselbe  empfing  ihn  im  Bette,  obwohl  er  ihn  drei  Stunden  vorher  frisch  und 
gesund  gesehen.  Er  ist  der  erste,  der  das  burgundische  Wesen  gereget,  und 
hat  Bl.  ihm  nach  Anleitung  seiner  Instruktion  geantwortet.  Von  der  bewussten 
Allianz  will  A.  nichts  wissen,  von  Lubomirski  hat  er  gar  andere  Gedanken, 
als  bis  dato  ihrer  viel  nicht  gehabt,  er  habe  sich  selbst  und  keinen  andern  zum 
König  von  Polen  machen  wollen.  Bei  so  gestalteten  Sachen,  da  einer  der  kai- 
serlichen ministrorum,  dessen  consilia  soviel  gelten,  solche  oplniones  formiert  und 
sie  vermuthlich  weiter  gebracht  hat,  wundert  er  sich  nicht,  dass  der  Kaiser 
Lubomirski  nicht  getraut  hat. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D,  Wien  4/ 14.  December 

1667. 

[Gespräche  mit  Gremonville.    Gerächte  über  einen  zwischen  Blaspeil  und  Castel  Ro- 
drigo abgeschlossenen  Vertrag.    Aussicht  zum  Frieden  zwischen  Spanien  und  Portugal. 
Conferenz  mit  den  kaiserlichen  Ministem.] 

Bei  der  Langsamkeit  und  Irresolution  des  Hofes  hat  er  auf  seinen  Vortrag  14.  Dec, 
noch  keinen  Bescheid  erlangt.     Gestern  hat  ihm  Gremonville  durch  seinen 
Secretär  entbieten   lassen,  weil  er  verspürt,  dass  Bl.  alle  occasiones,  ihn  zu 
sprechen,  evitierte,  er  aber  über  importante  Sachen  mit  ihm  zu  sprechen  hätte, 
so  bäte  er  ihn,  sich  in  einer  Kirche  oder  Kloster  oder  wo  es  sonst  geschehen 


»)    S.  oben  S.  351. 


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590  IV.    Brandenburg  und  Oesterreicb.     1666—1668. 

könnte,  mit  ihm  zu  abouchieren.  Er  hat  darauf  geantwortet,  dass  ihn  dieses 
sehr  befremden  müsse,  da  er  ihn  noch  neulich  in  Gegenwart  des  Kaisers  ange- 
redet und  gebeten  habe,  ihm  eine  Stunde  zur  Visite  zu  bezeichnen.  Gr.  hat 
darauf  in  einem  Billet  und  auch  bald  darauf,  als  er  mit  ihm  in  der  kaiserlichen 
anticamera  zusammengetroffen,  diesen  Verstoss  mit  einem  Irrthum  seines  Secre- 
tärs  entschuldigt,  er  merkt  aber  wohl,  Gr.  habe,  imfall  er  den  locum  tertium 
zur  Conferenz  angenommen,  ihn  suspect  machen  wollen.  Am  Abend  kam  Gr. 
selbst  zu  ihm,  berichtete,  man  Hesse  sich  hier  öffentlich  verlauten,  Ef.  würde 
Spanien  zu  Dienst  seine  Truppen  ehestens  marschieren  lassen,  weil  nun  trotz 
aller  vom  Ef.  dagegen  geschehenen  Sincerationen  hiesiger  Hof  auf  Kf.  als  le 
brave  de  TEmpereur  poche,  so  verlapgte  er  darüber  eclaircissement.  Nachdem  er 
aber  auf  Bl.'s  Frage,  ob  er  von  seinem  Eönige  expresse  Ordre  hätte,  dergleichen 
zu  begehren,  dies  verneint,  er  wünsche  nur  in  Confidenz  zo  vernehmen,  wessen 
sein  König  sich  zu  Kf.  zu  versehen,  hat  er  ihm  auch  nur,  als  aus  Confidenz, 
mitgetheilt,  Kf.  wünsche  Mittel  und  Wege  zu  finden,  wie  dieser  Krieg  gestillt 
werden  könne,  das  zwischen  Kf.  und  seinem  Könige  gestiftete  Vertrauen  würde 
hier  sehr  hoch  und  für  so  befestigt  gehalten,  dass  solche  Discurse  es  nicht  al- 
terieren  würden,  er  sei  beauftragt,  Gr.  zu  sagen,  dass  man  die  neulich  von 
seinem  Könige  geschehene  Communication  in  grosse  Consideration  ziehe  und, 
wenn  der  König  derselben  einen  Nachdruck  gebe,  auch  Kf.  sich  zu  ihrer  Zu- 
friedenheit bezeigen  würde.  Gr.  schied  damit,  dem  Anschein  nach,  sehr  con- 
tent von  ihm.  Allein  heute  erwähnte  er  wieder  einer  Liaison  zwischen  Kaiser, 
Kf.  und  einigen  anderen  considerablen  Fürsten  im  Reiche,  welche  vielmehr  auf 
Unterdrückung  derer,  so  nicht  allemal  dem  Kaiser  beipflichteten,  als  auf 
Errettung  der  Hispanischen  Niederlande  angesehen  sei;  dieser  Hof  und 
andere,  deren  Freundschaft  sich  Kf.  versichert  hielte,  sagten,  dass  sie  nur 
auf  des  Kf.  Antrieb  fast  wider  Willen  sich  vieler  Sachen  mit  annehmen  müssten, 
ja  man  habe  Nachricht,  dass  die  vom  Kf.  Spanien  neulich  angebotene  Hülfe 
nur  darum  von  Castel  Rodrigo  refüsiert  worden,  weil  die  conditiones  allzu 
iniquae  gewesen.  Er  hat  alles  so  gut  er  konnte  beantwortet,  andere  aber  ver- 
sichern ihn.  Blas  peil  habe  6.  November  den  Tractat  abgeschlossen,  man 
zweifle  aber  an  dessen  Ratification,  weil  der  punctus  securitatis  nicht  zu  des  Kf. 
Contento  eingerichtet  gewesen. 

Marquis  de  G ran a  hat  ihn  heute  versichert,  Spanien  habe  sich  endlich 
entschlossen  0?  i^t  Portugal  als  einem  König  zu  tractieren,  und  die  Negotlatioa 
dem  englischen  Gesandten  übertragen,  man  halte  daher  den  Frieden  für  ge- 
schlossen. 

PS.  Heute  hat  er  mit  den  kaiserlichen  Commissarien,  Lobkowitz,  Oet- 
tingen  und  Walderode,  Conferenz  gehalten,  diesen  nochmals  das  polnische 
Project  vorgestellt  und  das  Versprechen,  bald  des  Kaisers  Resolution  zu  em- 
pfangen, erhalten. 


1)    Vgl.  Mignet  II,  S.  571  f.    Der  Frieden  zwischen  Spanien  und  Portugal  wurde 
am  13.  Februar  1668  abgeschlossen. 


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Gr^moaville's  Mittheilungen.    Conferenz  mit  den  kaiserl.  MiDistem.  591 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  12. /22.  December 

1667. 

[Neue  Gonferenz,  Resolution  des  Kaisers,  Blumenthals  Erwiderung  darauf,  sein  Urtbeil 
über  die  Sachlage.    Das  angebliche  Bündnis  des  Kaisers  mit  Schweden.] 

In  einer  neuen  Conferenz  hat  ihm  vorgestern  Fürst  Lobkowitz  die  Reso-  22.  Dec. 
lution  des  Kaisers i)  mitgetheilt ,  das  foedus  des  Kf.  mit  Schweden  hätte 
man  gar  wohl  eingerichtet  befanden,  allein  Baron  de  Goes>)  habe  Kf.  zu 
einem  anderen  foedere,  betreffend  die  allgemeine  Sicherheit  und  wie  etwa  die 
Niederlande  vom  totalen  Ruin  befreit  werden  könnten,  invitiert,  weil  hierauf 
keine  Erklärung  erfolgt,  so  bäte  man  zuvörderst  sich  hierauf  zu  erklären, 
Schweden  sei  gleichfalls  erbötig,  mit  dem  Kaiser  ein  foedus  aufzurichten. 
Betreffend  den  zweiten  Punkt  habe  man  aus  Polen  Nachricht,  dass  der  König 
gesund  und  zu  keiner  Abdication  zu  bewegen  sei,  Frankreich  habe  das  Des- 
sein  wegen  Beförderung  des  Prinzen  von  Cond6  zur  Krone  gänzlich  aufge- 
geben, es  sei  also  nicht  rathsam,  vom  Herzog  von  Neuburg  zu  sprechen,  weil 
man  den  König  und  die  Republik  hierdurch  irritieren,  der  widrigen  Partei  aber 
Anlass  aufs  neue  zu  briguieren  geben  werde.  Frankreich  habe  sich  durch 
Poussierung  der  Wahl  geschadet,  das  Bündnis  zwischen  Kf.  und  Schweden 
werde  von  den  Polen  gar  übel  gedeutet  und  könnte  ohne  Erweckung  grosser 
Jalousie  nicht  auf  den  Kaiser  extendiert  werden.  Des  Herzogs  von  Neuburg 
Person  sei  zwar  dem  Kaiser  der  Verwandschaft,  seiner  Qualitäten  und  anderer 
Respecten  halber  nicht  unangenehm,  er  hätte  sich  aber  eine  Zeit  her  so  betragen, 
dass  daraus  ein  schlechtes  Vertrauen  zu  spüren  gewesen,  indem  er  des  Kaisers 
Interesse  auf  dem  Reichstage  in  jrielen  Sachen  gehindert,  ja  in  eine  defensive 
Allianz  mit  ihm  zu  treten  recusiert,  bald  darauf  aber  ein  foedus  offensivum') 
mit  den  geistlichen  Kurfürsten  und  dem  Bischof  von  Münster  aufgerichtet, 
man  wünsche  aber,  dass  Kf.  den  Herzog  zu  besserem  Vertrauen  gegen  den 
Kaiser  disponiere,  damit  dieser  künftig  Ursache  habe,  dessen  Interesse  zu  be- 
fördern. Die  gute  Partei  in  Polen  bei  gutem  Willen  zu  erhalten,  hätte  der 
Kaiser  sich  immer  bemüht  und  werde  auch  femer  damit  fortfahren. 

Bl.  hat  geantwortet,  von  dem  durch  Baron  de  Goes  vorgeschlagenen 
foedus  sei  ihm  nichts  bekannt,  Kf.  hätte  sich  der  Rettung  der  Niederlande  zwar 
eifrig  angenommen,  allein  die  französischen  ministri  hätten  alles,  was  aus  Ver- 
trauen eröffnet  worden,  wieder  erfahren,  so  dass  der  König  dem  Kf.  reprochiert 
habe,  er  allein  animiere  den  Kaiser  gegen  seinen  Willen  zum  Kriege,  ferner 
habe  Kf.  auf  seine  an  den  Markgrafen  von  Baden  gemachte  genereuse  Reso- 
lution keine  weitere  Nachricht  erhalten,  so  dass  derselbe  annehmen  müsse,  man 
sei  entweder  des  Friedens  gänzlich  versichert  oder  getraue  sich  dieses  Werk 
ohne  ihn  auszuführen,  doch  sei  er,  Bl.,  erbötig,  falls  noch  etwas  an  Kf.  ge- 
bracht  werden   sollte,   solches  zu  referieren.     Inbetreff  des    zweiten  Punktes 


')    abgedruckt  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  362 ff.,  vgl.  Pufendorf  X,  §  59  (S.  697f.). 
»)    S.  ürk.  u.  Akt,  XIV,  1.  S.  289.  292.  294.  317.  365. 
*)    Der  Vertrag  vom  28.  October  1667;  s.  Mignet  II,  S.  40. 


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592  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

könne  er  natürlich  nicht  wissen,  wie  lange  der  König  von  Polen  noch  zu 
leben  hätte,  man  hätte  aber  Nachricht,  dass  die  Vorboten  des  Todes,  Schwel- 
lung der  Schenkel,  übermässige  Hitze  gegen  die  Nacht,  Mattigkeit  und  Assoa- 
pissements  sich  bereits  spüren  Hessen,  von  Frankreich  versicherte  man  ihn, 
dass  es  emsiger  als  je  für  Conde  arbeite.  Der  Unterschied  in  dem  modo  agendi 
sei  gross,  Frankreich  habe  mit  Gewalt  contra  libertatem  Regni  ingratnm  regem 
obtrudieren  wollen,  dieserseits  suche  man  personam  gratam  bonis  modis  zu  re- 
commendieren.  Dass  das  foedus  des  Kf.  mit  Schweden  übel  gedeutet  werde, 
dadurch  dürfte  man  sich  in  seinen  guten  Intentionen  nicht  hindern  lassen. 
Man  suche  den  Polen  keinen  Herrn  zu  obtrudieren,  sondern  halte  für  rathsam« 
weil  der  König  dem  Ansehen  nach  nicht  lange  leben  oder  unvermuthet  abdi- 
cieren  möchte,  ein  gefestetes  consilium  vor  sich  zu  haben.  Das  beste  Mittel 
sei,  sich  in  Zeiten  ratione  eines  Subjecti  zu  vergleichen,  den  Herzog  von  Neu- 
burg  vor  allen  andern  zur  Krone  zu  befördern  und  von  dieser  Intention  der 
guten  Partei  bei  Zeiten  part  zu  geben.  Kf.  wüsste  nicht,  worin  der  Herzog 
gegen  den  Kaiser  pecciert,  er  glaubte  sicher,  derselbe  werde,  falls  der  Kaiser 
ihm  zur  polnischen  Krone  verhülfe,  dem  Erzhause  zu  ewigen  Tagen  ohligiert 
bleiben,  im  widrigen  Falle  würde  er  sich  an  Frankreich  attachieren  und 
durch  dessen  Assistenz  allein  die  Krone  zu  erlangen  sich  bemühen. 

Lobkowitz  bat  nochmals  beim  ersten  Punkt  um  des  Kf.  Erklärung  und 
contestierte  beim  zweiten,  dass  Pfalz-Neuburg  dem  Kaiser  eben  nicht  unan- 
genehm wäre,  man  versehe  sich  aber  künftig  eines  besseren  Gomportements. 

In  Summa,  Gnädigster  Herr,  ich  merke  wohl,  es  habe  dieser  Hof 
itzo  nichts  andres  im  Kopf  als  das  Niederländische  Wesen,  und  wie 
selbige  Lande  vom  französischen  Joch  zif- befreien  sein.  Man  wird  sich 
äusserst  bemühen,  Ew.  Churf.  D.  mit  ins  Werk  zu  ziehen,  je  difficiler 
aber  Sie  sich  hierunter  erweisen,  je  besser  wird  es  für  dero  Interesse 
sein  und  dürfte  ich  wohl  glauben,  wann  Ew.  Chf.  D.  nur  sich  zu  hichts 
eher  erklären,  bis  das  Polnische  Wesen  pro  causa  sine  qua  non  ge- 
setzet, und  dergestalt,  wie  es  von  mir  proponiret,  adjustiret  worden, 
man  wurde  lieber  alles  einwilligen  als  Ew.  Chf.  D.  aus  Händen  gehen 
lassen.  Allein  nöthig  wird  es  auch  sein,  dass  hiesiges  Hofes  Verlangen 
nach  der  Pfalzgraf  den  Kaiser  ein  gutes  Vertrauen  tesmoignire  und  ihm 
sein  Interesse  nachdrücklich  und  conßdenter  recommendire.  — 

PS.  Weil  Lobkowitz  berichtete,  Schweden  sei  resolviert,  mit  dem 
Kaiser  ein  foedus  einzugehen '),  hat  er  Gelegenheit  genommen  zu  remonstrieren, 
dass  man  bereits  vom  Schluss  desselben  Nachricht  hätte  und  die  contenta  des- 
selben erzählt,  der  Fürst  aber  betheuerte  gar  hoch,  dass  dieses  alles  er- 
dichtet sei. 


1)  Vgl.  über  die  durch  den  kaiserlichen  Gesandten  Basserode  in  Stockholm 
geführten  Verbandlungen  Carlson  IV,  S.  500,  M^m.  de  Pomponne  II,  8.423, 
Urk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  346f.  und  oben  S.  193 ff. 


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Nachrichten  aber  die  kaiserliche  Politik.  593 

Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.     D.  Cöln  an  der  Spree 
18. /[28.]  December  1667. 

[Befehl  für  Pfalz-Neuburg  zu  wirken.    Verwerfung  des  Vertrages  mit  Ca.stel  Rodrigo.] 

Da  man  sich  am  kaiserlichen  Hofe  etwas  difficil  erweist,  das  mit  Schwe-  28.  Dec. 
den  aufgerichtete  foedus  mit  anzutreten,  so  soll  Bl.  dieses  hinfort  nicht  son- 
derlich mehr  urgieren,  weil  sonst  der  französische  Gesandte  leicht  davon  Om- 
brage  nehmen  möchte,  dagegen  soll  er  den  Punkt  wegen  des  Herzogs  von 
Neuhurg  desto  fleissiger  vorstellen  und  sich  bemühen,  dass  der  Kaiser  sich 
für  denselben  erkläre.  Wie  die  Sache  in  Polen  steht  und  wie  gute  Apparenz 
dazu  ist^),  wird  er  durch  v.  Hov erbeck  erfahren  haben.  Wegen  des  angeb- 
lich zu  Brüssel  abgeschlossenen  Tractats  wird  er  vorhin  schon  informiert  sein, 
wie  es  damit  beschaffen  und  dass  Ef.  denselben  keineswegs  approbieren  wird. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
1.  Januar  1668/22.  December  1667. 

[Unzufriedenheit  des  kaiserlichen  Hofes  mit  Spanien,  Rüstungen,  Wunsch  den  Ef.  zu 

gewinnen.] 

Hiesiger  Hof  erkennt  gar  wohl  den  grossen  Fehler,  den  Spanien  darin  I.Jan, 
begangen,  dass  es  mit  Kf.  nicht  eher  geschlossen  hat,  und  sähe  gern,  dass,  wenn 
Kf.  sich  ja  nicht  eben  erklären  wollte,  nebst  dem  Kaiser  mit  Frankreich  zu  bre- 
chen, er  wenigstens  sich  in  Postur  stellen  möge,  damit  man,  wenn  die  Mediation 
unfruchtbar  abgehen  sollte,  denjenigen,  der  mal  a  propres  opiniatriere,  zur  raison 
bringen  könne. 

So  viel  ich  sonst  penetrire,  merke  ich  wohl,  der  Kaiser  werde  bei 
den  Recruiten  es  nicht  bewenden  lassen,  sondern  noch  weiter  armieren, 
und  glaube  ich,  wenn  es  noch  Zeit  wäre,  Ew.  Churf.  D.  zu  gewinnen, 
man  würde  keine  Mühe  und  Unkosten  sparen.  Mit  der  Abschickung 
nach  Frankreich')  ist  man  gar  übel  zufrieden  und  sagt,  es  haben  Ew. 
Churf.  D.  sich  an  vielen  Oertern  gewaltig  suspect  gemacht.  Ich  aber 
hab  geantwortet,  dass  man  Ew.  Churf.  D.  tort  thue,  indem  bei  ermelter 
Abschickung  das  Absehen  auf  anders  nicht  als  Erhaltung  des  Friedens 
gerichtet  sei.  — 


0    S.  oben  S.  359  f. 

^    Ueber  die  Sendung  y.  PöUnitz's  uud  Meinders'  nach  Frankreich  s.  unten 
Abschn.  6. 

Mater,  s.  Ge«eh.  d.  Q.  KorfurBten.    XII.  38 


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594  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.    D.  Cöln  an  der  Spree 
23.  December/[2.  Januar]  1668. 

[auf  die  Relation  vom  12./22.  December.    Befehl  weiter  für  Pfalz-Neuburg  zu  wirken; 
7.  Bl.  soll  kaiserliche  Bundesanträge  zu  vermeiden  suchen.] 

2.  Jan.  —  Wegen  des  Herzogen  von  Neuburg  habt  Ihr  immer  fernere  In- 

stanz zu  thun,  und  werden  wir  nicht  unterlassen,  an  Ihre  Ld.  zu  schrei- 
ben,    dass  Sie  jemands  der  Ihrigen  dorthin  schicken.     Indessen  könnet 
Ihr  Ihre  Key.  M.  immerhin  zu  versichern  fortfahren,  dass  Sie  von  Ihrer 
Ld.  alle  begehrende  Satisfaction  erhalten  könne,  gestalten  Ihre  Ld.  schon 
voren  Jahr  durch  dero  Cantzler^)  sich  dazu  offeriren  lassen,    wann  man 
nur  keyserlicher  Seiten  sich  mit  demselben  einlassen  wollen.     So  habt 
Ihr  auch  ferner  zu  versichern,  dass  man  das  Werk  keineswegs  dergestalt 
in  Polen   zu   führen    gedächte,    dass  gleichwie  die  Polen  hiebevor  sich 
über   die    französische  Negotiation    sich  zu  formalisiren  Ursach  gehabt, 
ihnen  auch  dieselbe  hiedurch  gegeben,  besondern  das  Werk,  falls  Ihre 
Key.  M.  nur  mit  anstehen  wollte,  dergestalt  negotiirt  werden  sollte,  wie 
es  den  Satzungen  des  Reichs  gemäss  —  ist.     Wir  erinnern  uns  zwar, 
dass  der  Baron  de  Goess')  sich  gegenst  uns  vernehmen  lassen,  welcher 
gestalt  Ihre  Key.  M.  das  mit  Chur  Sachsen  projectirte  foedus  mit  an- 
treten, wie  auch  wohl  erwähnet,  dass  Sie  das  mit  uns  hiebevor  getrof- 
fene und  neulich  zu  Cleve  erneuerte  foedus  auch  wohl  auf  den  Burgun- 
dischen Kreis  extendiren  wollten,  dass  er  uns  aber  einig  anderes  foedus 
angetragen  haben  sollte,  davon  ist  uns,  viel  weniger  von  den  Conditionen, 
so  dazu  erfordert,    nichts  bewusst.     Nachdem  auch  Ihre  Key.  M.  noch 
nicht   erkläret,    ob  Sie  sich  des  Burgundischen  Wesens  mit  annehmen 
wollen,    so  ist  auch  nicht  zu  vermuthen,  dass  Sie  von  solcher  Alliance 
etwas    hätten    proponiren    lassen.     Daferne   etwas   deswegen  wiederumb 
vorkommen  möchte,    habet  Ihr  zwar  nicht  zu   bezeigen,   als  wann  wir 
Aversion  dagegen   hätten,   jedoch  habt  ihr  auch  im  geringsten    keinen 
Anlass   zu   geben,    dass    man    etwas    diesfalls    an   uns  gelangen  lassen 
möchte,    weiln    Euch    bekannt,    in    was    terminis    wir   mit    Frankreich 
tractiret.  — 


0    Franz  v.  Giese. 

*)    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  365.  367. 


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Die  polnische  Sache.    Der  Herzog  Yon  Lothringen.  595 

V.  Blnmentbal  an  den  Kurfürsten,     D.  Warschau  19./9.  Ja- 
nuar 1668. 

[Audienz  beim  Kaiser,   günstigere  Stimmung  der  Minister  für  Pfalz-Neuburg.    Stel- 
lung des  Herzogs  von  Lothringen.    Mittheilungen  Chavagnacs.] 

Er  hat  vergangenen  Montag  dem  Kaiser  Condolenz  *)  abgelegt  und  darauf  19.  Jan. 
auch  der  polnischen  Sache  und  des  von  dem  Kaiser  wegen  des  burgundischen 
Wesens  gewünschten  Bündnisses  entsprechend  den  ihm  in  dem  Rescript  vom 
23.  December  ertheilten  Weisungen  Erwähnung  gethan.    Der  Kaiser  stellte  da- 
rauf eine  neue  Conferenz  in  Aussicht. 

Hiesige  ministri  seind  überaus  bekümmert*),  dass  Pfalzgraf  zu 
Neu  bürg  nunmehr  ohne  Zuthun  des  Kaisers,  allein  durch  Frankreichs 
appuy  zu  der  polnischen  Krone  gelangen  dürfte.  Den  Herzog  von  Loth- 
ringen reserviret  man  zwar  noch  in  petto,  darf  aber  nicht  mit  ihm  her- 
für,  und  kommt  er  beim  keyserlichen  Hofe  in  solche  Consideration,  dass 
nach  dem  Tod  des  Erzherzogen  man  sich  wohl  dürfen  verlauten  lassen, 
wenn  der  Keyser  ohne  Erben  verstürbe,  finde  man  keinen,  dem  hiesige 
Lande  mehr  zu  gönnen  stünden  und  der  sie  besser  meritire,  als  eben 
besagter  Herzog. 

PS.  Generalmjgor  C h a v a i g n a c '),  des  Herzogs  von  Lothringen  Favorit, 
hat  ihn  gestern  sondiert,  ob  denn  Kf.  mit  Pfalz-Neuburg  so  tief  engagiert 
wäre,  dass  man  nicht  von  einem  andern  Subjecto,  von  dessen  Beförderung  er 
zehnmal  mehr  Avantage  zu  gewarten  hätte,  sprechen  dürfte.  Er  hätte  auch  die 
Person  genannt,  wenn  sie  nicht  wären  unterbrochen  worden.  Sicher  ist  dieses 
nicht  aus  seinem  eigenen  Köcher  gekommen,  sondern  ihm  vielmehr  durch  einen 
der  kaiserlichen  ministrorum  an  die  Hand  gegeben  worden. 


^)  Der  neugeborene  Erzherzog  Ferdinand  Wenzel  war  am  3.  Januar  1668 
gestorben. 

')  Schon  am  2./12.  Januar  1668  hatte  v.  Bl.  berichtet,  Lobkowitz  habe  ihn 
gebeten,  zu  veranlassen,  dass  Giese  nicht  nach  Warschau  sondern  sobald  wie  mög- 
lich nach  Wien  komme,  und  geäussert,  es  sei  nunc  aut  nunquam  Zeit,  den  Kaiser 
zu  pressieren,  dass  er  sich  zu  Gunsten  des  Pfalzgrafen  erkläre,  doch  dürfe  de  Goess 
davon  nichts  erfahren.  —  5./15.  Januar  meldet  er:  „Ferner  —  schreibet  der  Goute 
Galeazzo  Gualdo  anietzo  historiam  Leopoldi  I.  Und  weil  darin  Ew.  Ghf.  D. 
ruhmwürdigster  Actionen  gleichergestalt  Erwähnung  geschehen  soll,  so  bittet  er  un- 
terthänigst  um  Communication  der  hierzu  dienlichen  Nachrichten.^  Vgl.  Droysen, 
Beiträge  zur  Kritik  Pufendorfs  (Berichte  der  k.  sachs.  Gesellsch.  d.  Wissensch.  1864) 
S.  91. 

*)    S.  Hirsch,  Zur  Gesch.  der  polnischen  Königswahl  von  1669  S.  71. 

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596  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

y.  Blnmentbal  an  den  Kurfttrsten.     D.   Wien  12./ 22.  Januar 

1668. 

[Uebler  Zustand  am  kaiserlichen  Hofe.    Negotiation  Hammersteins.] 
22.  Jan.  —  Auf  eine  Conferentz  habe  ich  zwar  nicht  so  hart  dringen  mögen, 

weil  ich  besorgete,  man  würde  dadurch  Anlass  nehmen,  des  burgundi- 
sehen  Werks  halber  etwas  an  Ew.  Churf.  D.  zu  bringen.  Inmittelst 
aber  thue  ich  sowohl  beim  Kaiser  und  dessen  ministris  wegen  Pfalz- 
grafen zu  Neuburg  nötige  Erinnerung.  Allein^),  gnädigster  Herr,  des 
Kaisers  Irresolution  und  seiner  förnehmsten  ministrorum  Uneinigkeit 
ist  so  gross,  dass  ich  schier  nicht  mehr  weiss,  was  ich  sagen  oder 
schreiben  soll.  Der  Fürst  von  Auersberg  hat  izo*)  beim  Kaiser  einen 
solchen  Zutritt,  dass  er  alle  Abend  etliche  Stunden  lang  mit  ihm  allein 
redet,  dahero  viele  Leute  glauben,  er  werde  den  Fürsten  von  Lobko- 
witz  ehest  ausm  Sattel  heben,  geschiehet  solches,  wird  Ew.  Churf.  D. 
Recommendation  bei  währendem  ministerio  eines  so  übel  gesinnten  Die- 
ners Pfalz- Neuburg  vielmehr  suspect  machen  als  helfen.  Des  Kaisers 
Affairen  aber  kommen,  wie  man  zu  sagen  pfleget,  aus  der  Triefe  in  den 
Platzregen,  dann  indem  derjenige  minister,  welcher  die  bourles  mehr  als 
serieuse  affairen  liebet'),  abgeschaffet  wird,  nimbt  man  einen  andern  an, 
welcher  tausend  dubia  vermag  zu  machen,  aber  keines  zu  resolviren. 
Gott  bessere  es  und  verleibe  gute  consilia,  dann  Menschenhände  bemühen 
sich  nicht  weiter,  dieses  aufm  Fall  stehende  Haus  zu  stützen,  sondern 
man  ist  vielmehr  bedacht,  auf  was  Art  ein  jeder  das  Seinige,  wann 
alles  über  ein  Haufen  gehet,  salviren  könne. 

Hammerstein*)  behauptet,  bisher  nichts  geschlossen,  sondern  vielmehr 
Ordre  bekommen  zu  haben,  sich  wieder  nach  Hause  zu  begeben,  doch  El. 
glaubt,  dass  er  seine  Principalen  gern  engagiert  sähe  und  ihnen  rathen  wird, 
vielmehr  ein  geringes  avantage  zu  acceptieren,  als  stille  zu  sitzen.  Auf  Sab- 
sidia  ist  des  Hauses  Lüneburg  Absehen  allein  gerichtet,  und  Spanien  wird 
wohl  endlich  solche  hergeben  müssen,  auch  Holland  soll  solche  zu  continaieren 
resolviert  sein. 


0    Vgl.  Wolf  S.  185 ff. 

')  Ueber  die  damaligen,  hauptsächlich  durch  Auersperg  geführten  Verhand- 
lungen, welche  zum  Abschluss  des  geheimen  Vertrages  des  Kaisers  mit  Ludwig  XIV. 
vom  19.  Januar  1668  fahrten,  s.  Mignet  11,  S.  343 ff. 

*)    Lobkowitz;  vgl.  Esaias  Pufendorfs  Bericht  herausg.  v.  Heibig  S.  67. 

*)    S.  Köcher  I,  S.  570. 


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Zustand  des  kaiserlichen  Hofes.    Lothrin^sche  Anträge.  597 

V.  Blumenthal   an   den  Kurfürsten.     D.  Wien  29./ 19.  Januar 

1668. 

[Neue  Anträge  Chavagnacs.] 

Cavaignac^)  hat  ihn  gestern  besucht  und  abermal  mit  grossen  Empresse-  29.  Jan. 
ments  gefragt,  ob  denn  Kf.  mit  Pfalz-Neubarg  in  dem  polnischen  Werk  so 
tief  engagiert  wäre,  dass  er  nicht  mit  Hintenansetzung  desselben  für  Loth- 
ringen, von  dem  er  zehnmal  mehr  avantage  zu  erwarten  hätte,  sprechen  dürfte. 
Der  Herzog  werde  die  polnische  Krone  durch  Kf.  allein  zu  erlangen 
suchen,  auch  dieselbe  zu  erlangen  keine  Mühe  noch  Kosten  sparen,  sein  Oheim 
hätte  ihm  die  nöthigen  Geldmittel  zugesagt;  sollte  Kf.  nicht  darauf  eingehen, 
so  würde  er  doch  mit  Hülfe  seiner  Freunde  seine  Intention  quovis  modo  zu  er- 
reichen suchen ;  der  Herzog  würde  ihn  selbst  ersuchen,  dieses  dem  Kf.  zu  hinter- 
bringen, um  dieses  zu  verhüten  und  demselben  alle  Hoffnung  zu  benehmen, 
hat  er  erwidert,  dass  Kf.  nur  für  Pfalz-Neuburg  sprechen  und  vermuthlich 
auf  sein  Anbringen  garnicht  antworten  würde,  er  bittet  aber  Kf.  doch,  ihn  zu  in- 
struieren, was  er  dem  Herzoge,  wenn  dieser  ihn  anreden  sollte,  antworten  soll. 
Der  Kaiser  wird  von  der  Kaiserin  heftig  geplagt,  dem  Herzog  zur  Krone  zu 
verhelfen  und  ihn  durch  eine  Heirath  mit  der  ältesten  Prinzessin  vollkommen 
in  sein  Interesse  zu  ziehen.  Will  Kf.,  dass  man  des  Herzogs  Vorschläge  höre 
und  durch  dieses  Mittel  des  kaiserlichen  Hofes  Intention  penetriere,  so  wird 
dieses  leicht  zu  erreichen  sein  und  Kf.  auch  anderen  Nutzen  daraus  ziehen 
können '). 


Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.     D.  Cöln  an  der  Spree 
24.  Januar/[3.  Februar]  1668. 

[Befehl  zu  weiterer  Beförderung  der  Sache  Pfalz-Neuburgs.] 

Nachdem  Kf.  aus  seinen  bisherigen  Relationen  ersehen,  dass  er  in  der  3.  Febr. 
Sache  des  Herzogs  von  Neuburg  bis  jetzt  nichts  ausgerichtet,  befiehlt  er  ihm, 
dieses  Werk  bei  dem  Kaiser  und  dessen  ministris  mit  allem  Ernst  zu  poussieren. 
Kf.  hat  auch  hier  mit  de  Goess^}  davon  reden  lassen.  Sobald  v.  El.  den 
geringsten  Wink  erhalten  sollte,  dass  in  der  Sache  dort  etwas  Gutes  auszu- 
richten sei,  wird  der  Pfalzgraf  nicht  unterlassen,  jemand  der  Seinigen  dorthin 
zu  schicken  und  sich  zu  allem  zu  erklären,  was  zu  des  Kaisers  Gefallen  und 
Dienst  gereichen  könnte,  nur  in  dem  burgundischen  Werk  sind  demselben 


1)    S.  oben  S.  595. 

QQ     T&.T)11fl.1* 

^    v.  Bl.  meldet    -  _  . 1668,  gestern  habe  der  Herzog  von  Lothringen 

J.  rebruar 

selbst  mit  ihm  über  dieselbe  Sache  gesprochen,  er  habe  ihm  auf  dieselbe  Weise  wie 

Gbavagnac  geantwortet.    Der  kaiserliche  Hof  bemühe  sich,  seitdem  Frankreich  sich 

für  den  Pfalzgrafen  erklärt  habe,  den  Konig  von  Polen  zum  Heirathen  zu  bewegen. 

»)    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  369 ff. 


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598  IV.    Brandenbarg  und  Oesterreicb.     1666^1668. 

jetzt  die  Hände  soweit  gebunden,  dass  er  neutral  bleiben  muss.  Noch  lieber 
würde  es  dem  Kf.  sein,  wenn  de  Go es s  Vollmacht  erhielte,  das  Werk  hier  mit 
dem  anwesenden  Neuburgischen  minister")  zu  negotiieren. 

V.  Bl.  soll  fleissig  Acht  auf  Fürst  Auersbergs  Actionen  geben  und  zu  er- 
fahren suchen,  was  derselbe  von  Ef.  und  dessen  Actionen  judiciere. 


V.  Blumenthal    an   den  Kurfürsten.     D.   Wien  16./6.  Februar 

1668. 

[Vergeblicbkeit    seiner   bisherigen  Bemühungen   für  Pfalz-Neuburg.     Hoffnungen  des 
Kaisers  auf  die  Tripelallianz.     Angeblicher  Brief  des  Königs  von  Frankreich  an  den 
Ton  England.     Auftreten  Oessmanns   geß:en  Kf.  auf  dem  polnischen  Reichstag.     Mit- 
theilung Lilienkrons.] 

16.  Febr.  Es  thut  ihm  leid,  dass  er  bisher  den  hiesigen  Hof  zu  einer  guten  Erklärung 

für  Pfalz-Neuburg  nicht  hat  disponieren  können,  er  hat  es  an  Mühe  und 
Sorgfalt  nicht  fehlen  lassen,  er  hat  noch  vor  drei  Tagen  beim  Kaiser  um  end- 
liche Resolution  angehalten,  ist  auch  darauf  vertröstet  worden,  aber  er  hat 
Lobkowitz,  welcher  während  des  Carnevals  den  meisten  Gesellschaften  bis 
in  die  späte  Nacht  beiwohnt,  bis  jetzt  nicht  zu  einer  Conferenz  bringen  können. 
Dass  des  Herzogen  von  Neuburg  Fürstl.  Durchl.  in  dem  Burgun- 
dischen  Wesen  sich  neutral  halten,  wird  meinem  Ermessen  nach  nicht  viel 
geachtet,  weil  dem  Kaiser  durch  die  zwischen  Engelland,  Schweden 
und  Holland  gemachte  AlIiaDtz*)  der  Muth  sehr  gewachsen,  indeme  er 
dafür  hält,  es  sei  dieselbe  einig  und  allein  ihme  und  Spanien  zum  bes- 
ten geschlossen,  und  würde  man,  imfall  der  König  von  Frankreich  nicht 
zu  einem  raisonnablen  Accommodement  sich  verstehen  wollte,  ihn  lieber 
dazu  zwingen  als  künftig  durch  Stillsitzen  höchst  präjudicirliche  Con- 
questen  verhängen.  Einmal  ist  es  gewiss,  dass  diese  Alliantz  den  H. 
GremoDville  nicht  allerdings  gefallet,  und  ist  er  sehr  ungehalten,  dass 
der  Chevalier  Tempel  nach  Schliessung  derselben  den  Herren  Staaten 
des  Königs  in  Frankreich  Brief*)  fürzeigen  dörfen,  worin  er  Engel- 
land animiret,  den  Holländern  auf  die  Haut  zugehen  und  die  Conques- 
ten  mit  ihm  zu  theilen.  Der  Franzosen  Fürgeben  nach  soll  dieser  Brief 
zwar  ein  erdichtetes  Wesen  und  des  Herrn  Lisola  Composition  sein, 
dennoch  aber  dem  König  in  Frankreich  viel  geschadet  haben.  — 


*)    Stratmann. 

^)    Die  Tripelallianz  vom  23.  Januar  1668  (Mignet  II,  S.  549  ff.). 

3)  Vgl.  Mem.  d'Estrades  VI,  S.  251.  Wirklich  hatte  Ludwig  XIV.  durch 
seinen  Gesandten  Ruvigny  solche  Anträge  in  England  machen  lassen,  s.  Mignet 
II,  S.  545. 


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Hoffnungen  auf  die  Tripelallianz.    Antrag  Gr^monville's.  599 

PS.  Ein  gewisser  Fessmann  oder  Wessmann^)  soll  gar  hart  wider 
Kf,  auf  dem  polnischen  Reichstage  gesprochen  und  dessen  dessein,  den  Herzog 
von  Neuburg  zur  Krone  zu  befördern,  mit  gar  nachdenklichen  Worten  impro- 
biert  haben.  Da  derselbe  früher  viel  mit  Lisola  umgegangen,  ja  sogar  von 
ihm  pensiones  empfangen  haben  soll,  ist  zu  vermuthen,  dass  andere,  denen 
man  es  wohl  nicht  zutrauen  sollte,  hinter  dem  Handel  stecken  und  dadurch 
des  Ef.  gute  intentiones  zu  traversieren  suchen. 

Der  dänische  Resident  Lilienkron  hat  ihm  zu  verstehen  gegeben,  sein 
König  würde  Pfalz-Neuburgs  Interesse  zu  secondieren  kein  Bedenken  tra- 
gen, wenn  er  nur  von  Kf.  vergewissert  werden  könnte,  dass  der  Pfalzgraf  nicht 
ihm  zum  Präjudiz  mit  Schweden  geschlossen  habe. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.   Wien   19./ 9.  Februar 

1668. 

[Antrag  Gremonville's.] 

Gremonville  hat  ihn  ersucht,  bei  Kf.  anzufragen,  ob  derselbe  es  gerne  19.  Febr. 
sehen  wurde,  wenn  Frankreich  den  Kaiser  poussierte,  sich  für  Pfalz- 
Neuburg  zu  erklären,  er  hätte  zwar  von  seinem  Könige  deshalb  keinen  Be- 
fehl, getraute  sich  aber,  solchen  zu  erhalten*).  Gr.  hat  ihn  wieder,  was  er  in 
der  polnischen  Sache  eine  Zeit  her  proponiert,  fast  von  Wort  zu  Wort  lesen 
lassen. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  13./23.  Februar 

1668. 

[Kaiserliche  Resolution.    Der  Herzog  yon  Lothringen.] 

In  der  vorgestrigen  Conferenz  hat  er  sich  darüber  beschwert,  dass  seine  23.  Febr. 
Propositionen  nicht  geheim  gehalten  würden,  und  dann  seine  schriftlich  abge- 


^)    V.  BI.  berichtet  16./26.  Februar  1668,  nach  einem  italienischen  Schreiben  aus 
Warschau   solle   nicht   Gessmann   (so  nennt  er  ihn  hier)    sondern  Petrikowski 

solche  Reden  auf  dem  polnischen  Reichstage  geführt  haben,  aber  — '    „. ,  Gess- 

o.  März 

mann  solle  noch  jetzt  Pension  Tom  Hause  Oesterreich  beziehen,  wenn  derselbe  des 

Kf.  Intention  zuwider  sein  sollte,  so  thäte  er  es  gewiss  dem  Kaiser  zu  gefallen. 

^)    Kf.  erwidert  darauf  (d.  Coln  a.  d.  Spree      '    „,    -     1668),   er  halte  dieses 

[2.  März] 

nicht  für  undienlich,    doch  müsste  es  auf  solche  Weise  geschehen,   dass  der  Kaiser 

dadurch  nicht  choquiert  werde,  sondern  es  so  aufnehmen  könne,  als  wenn  ihm  damit 

eine  Ehre  erwiesen  würde,   v.  BI.  berichtet  dann  aber  5./15.  März  1668,   es  scheine 

Gremonville  kein  Ernst  damit  zu  sein,  sondern  derselbe  habe  wohl  nur  zu  wissen 

verlangt,  was  Kf.  auf  eine  solche  Proposition  antworten  werde.    Gr.  zweifle  übrigens 

am  Success  des  polnischen  negotii. 


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600  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

fasste  Proposition  verlesen,  doch  hat  man  dieselbe  nicht  einmal  ad  referendum 
angenommen,  sondern  ihm  sofort  folgende  Finalresolution*)  des  Kaisers  mit- 
getheilt : 

—  Das  Wahlnegotium  betreffend,  stehen  Ihre  Key.  M.  wie  vormals 
also  auch  noch  in  denen  Gedanken,  es  müsse  bei  Lebzeiten  des  jetzt 
regierenden  Königes  keiner  zur  Cron  recommendiret,  besondern  dessen 
Todesfall  oder  freiwillige  Abdication  erwartet,  der  König  aber  nicht  als 
ein  Pupill,  dem  man  Vormünder  setzen  müsse,  tractiret  werden,  sollte 
aber  obiger  Fall  entstehen,  wünscheten  Ihre  Key.  Mt.  solch  einem  Sub- 
jecto  die  Cron,  welches  zuforderst  den  Polen  selbst,  dann  auch  den  be- 
nachbarten Interessenten  anständig,  der  auch  das  mit  Ihrer  Key.  Mt 
Ertzhause  und  selbiger  Chron  stets  gepflogenes  nachbarliche  Vertrauen 
ferner  cultivire.  Pfaltz-Neuburgs  Qualitäten  seien  Ihrer  Key.  Mt.  be- 
kannt und  vernehmen  Sie  gern,  dass  er  der  Republic  angenehm  sei, 
würden  auch  suo  tempore  hierauf  reflectiren,  erinnern  sich  auch  dessen, 
was  Sie  kegen  ihn  sich  vormals  vernehmen  lassen'),  würden  auch  in  dieser 
Consideration  ihm  nicht  zuwieder  sein,  ihm  zu  gefallen  aber  von  Ihren 
wolfundirten  Maximen  und  principiis  nicht  mal  ä  propos  abweichen  oder 
dieselbe  im  geringsten  verändern.  Gestalt  dann  Ihre  Mt.  in  diesem  dero 
Fürhaben  durch  den  auf  den  Semeicken  gemachten  Schluss,  es  sei  derje- 
nige, welcher  vivente  Rege  nur  bloss  einen  recommendire,  pro  hoste  patriae 
zu  halten,  nioht  wenig  gestärket,  und  könne  man  der  Polen  jetzigen  hu- 
meur  und  wie  sie  leicht  zu  offendiren  sein  aus  dem,  so  des  Herren  von 
Hoverbecks  Secretario,  (wiewohl  dieses  aus  einem  Irthumb  und  weder 
auf  Befehl  des  Königs  noch  der  Senatoren  geschehen)  neulich  begegnet 
sei,  leicht  abnehmen.  Von  dem  zwischen  der  Cron  Schweden  und  Ew. 
Chf.  D.  der  polnischen  affairen  halber  aufgerichteten  foedere  sei  weiter 
nichts  zu  sprechen,  weil  es  sowohl  bei  dem  Adel,  als  anderen  mehr 
sehr  verhasset,  Schweden  auch  nie  bezeuget  habe,  dass  es  des  Keysers 
Eintretung  verlange,  so  sei  man  auch  in  negotio  magis  arduo,  und  wel- 
ches mehrer  Eilfertigkeit  als  das  polnische  Werk  bedürfe,  mit  Ew.  Chf. 
D.  sich  zu  verbinden  gemeinet  gewesen,  es  hätten  sich  dieselben  aber 
zu  nichts  verstehen  wollen.  Solchem  nach  möchten  Ew.  Chf.  D.  diese 
Ihrer  Key.  Mt.  ertheilte  Resolution  sich  nicht  befremden  lassen,  weil  es 
Ihre  Convonienz  und  Interesse  also  mit  sich  bringe^  in  andern  Dingen 
aber  wollten  Sie  mit  Ew.  Chf.  D.  heben  und  legen,  es  würde  auch  viel- 

*)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  59  (S.  698),  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  377. 
*J    S.  obea  S.  575. 


^ 


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Resolution  des  Kaisers.  601 

leicht  der  Hertzog  von  Neu  bürg  tractu  temporis  seine  Intention  fuglicher 
als  jetzo  erreichen,  gestalt  dann  der  Hoff-Cantzler  Hocher  expresse  sagte, 
er  halte  gewiss  dafür,  der  Eeyser  werde  sich  auch  für  Pfaltz-Neuburg 
erklären,  allein  man  müsse  die  Zeit  erwarten.  — 

Den  Hertzog  von  Lothringen  hab  ich  dergestalt  beschieden,  wie 
mir  Ew.  Cfif.  D.  durch  den  Freiherrn  von  Schwerin  gnädigst  anbefehlen 
lassen,  es  bedankt  sich  auch  derselbe  für  die  obligeante  und  höfliche 
Antwort  gebührend,  bittet  aber,  von  dieser  Materie  nichts  weiter  zu 
melden.  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  16./26.  Februar 

1668. 

[Vorschlag,   durch  Bestechung   die  Geheimnisse   des  kaiserlichen  Hofes   zu  erfahren; 
Beabsichtigte  Sendung  nach  Moskau.] 

Bei  voriger  Post  hätte  ich  melden  sollen,  dass  eben  den  Tag  des  26.  Febr. 
Eeysers  final  Resolution  im  polnischen  negotio  erfolget,  da  dem  von 
Lothringen  Ew.  Chf.  D.  Bescheid  ertheilet  worden,  und  scheinet  fast, 
der  Eeyser  hab  den  ihm  gegebenen  refus  revangiren  wollen.  Hiernegst, 
gnädigster  Herr,  ist  nunmehr  die  Intrigue,  vermittelst  welcher  ich  die 
importantesten  Aflfairen  penetriren  kann,  gemacht,  allein  es  werden  dazu 
500  Rthlr.  erfordert;  schicken  Ew.  Chf.  D.  aber  selbige  nicht  bald,  so 
ist  alles  umbsonst,  und  kann  mir  keine  Versaumnus  beigemessen  werden, 
dann  der  Correspondent  will  dieses  commercium  länger  nicht  continuiren, 
bis  er  in  des  Keysers  Dienst  getreten,  worzu  ihm  bereits  Hoffnung  ge- 
macht worden.  Durch  obbesagten  Correspondenten  erfahre  ich  bereits 
so  viel,  dass,  weil  man  Lothringen  zur  Polnischen  Erohn  nicht  verhelfen 
will,  der  Eeyser  eher  den  Mosskowiter  als  Herzog  von  Neuburg  portiren 
werde,  gestalt  dann  einer,  wiewohl  in  der  Stille,  nach  Moskau  geschickt 
werden  soll,  umb  Anschläge  zu  geben,  wie  man  einige  senatores  cor- 
rumpiren  und  zu  Beförderung  der  Mosskowitischen  Intention  disponiren 
könne,  worauf  dann  der  Herr  Graf  Dönhoff^)  bei  seiner  Ankunft  daselbst 
genaue  Achtung  wird  geben  müssen.  — 


0    S.  über  dessen  beabsichtigte  Sendung  nach  Russland  oben  S.  380. 


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602  IV.    Brandenburg  und  Oesterreich.     1666—1668. 

Der  Kurfürst  an  v.  Blnmentbal.     D.  Cöln  an  der  Spree 
25.  Februar/[6.  März]  1668. 

[Befehl  vorläufig  noch  dort  zu  bleiben.] 
6.  März.  —  Weil  wir  aus  Euer  —  Relation  ersehen,  dass  man  bei  der  furge- 

wesenen  Conferentz  Euch  fast  eine  abschlägige  Antwort  ertheilet,  so 
hätten  wir  zwar  woll  Ursache,  Euch  sofort  zu  avociren,  aldieweil  aber 
bei  jetzigem  Reichstage  zu  Warschau  annoch  etwas  fürgehen  könnte, 
welches  fernere  Handlung  und  also  Euere  Gegenwart  aldorten  erfordern 
möchte,  als  befehlen  Wir  Euch  gnädigst,  nur  an  gehörigen  Orten  zu  ver- 
stehen zu  geben,  wie  Ihr  in  Befehl  habet,  Euch  wiederumb  zurück  zu 
begeben,  jedoch  habt  Ihr  keinen  Abschied  zu  nehmen,  sondern  die  von 
Euch  begehrete  Reise  nacher  Hungarn')  zu  verrichten,  und  wenn  Euch 
nach  Euer  Wiederkunft  kein  ander  Befehl  zukömbt,  Euch  alsdann  nach 
genommenen  Abscheid  anhero  aufzumachen.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Blumentbai.     D.  Cöln  an  der  Spree 
16./26.  März  1668. 

[Befehl  sich  zu  verabschieden.] 

26.  März.  Da  er  aus  seinen  Relationen  ersehen ,   dass  er  jetzt  am  kaiserlichen  Hofe 

nichts  auszurichten  vermag,  so  soll  v.  Bl.  sich  verabschieden  and  abreisen. 

Bei  dem  Abschiede  könntet  Ihr  dieses  wohl  unter  anderm  anziehen, 
dass  wir  uns  versichert  halten,  Ihre  Keys.  May.  würden  aus  dem  Aus- 
gang verspüren,  dass  wir  keine  andere  consilia  geführet  als  so  zu  dero- 
selben  und  des  Reichs  Wohlfahrt  und  Beförderung  des  Friedens  ange- 
sehen, und  dass  es  nur  einige  Uebel wollende  dahin  gespielet,  un- 
sere aufrechte  Intention,  wovon  doch  Ihre  May.  schon  gute  Effecten 
gesehen,  sinistre  auszulegen.  Und  gleich  wie  wir  nochmahln  in  getreuer 
Devotion  verharren  würden,  also  ersuchten  wir  Ihre  May.,  Sie  wollten 
Ihre  unser  Interesse  und  unser  Haus  aufs  fleissigste  recommendiret 
sein  lassen.  — 


»)  V.  Bl.  hatte  12./22.  Januar  1668  berichtet,  er  beabsichtige  mit  Graf  Sinzen- 
dorf  und  Landmarschall  Graf  Traun  auf  dessen  drei  Meilen  von  Pressburg  entferntes 
Gut  zu  reisen,  5./15.  März  aber  meldet  er,  dass  er  diese  Reise  unterlassen  werde, 
damit  in  der  polnischen  Sache  nichts  verabsäumt  werde. 


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Befehl  zur  Rückkehr.    Abschied.  603 

V.  Blumenthal  an  den  Korfllrsten.    D.  Wien  28.  März/ 7.  April 

1668. 

[Abscbiedsaudienz.    Verabschiedung  von  dem  spaniscben  Gesandten  und  Auersperg.] 

Bei  der  Abschieds  Audienz,  so  ich  am  verwichenen  Donnerstag  zu  7.  April. 
Neustadt*)  erhalten,  contestireten  Ihre  Keys.  Mt.  vielfaltig  die  Aestime, 
80  Sie  von  Ew.  Chf.  D.  hohen  Meriten  machten,  und  versicherten  dabe- 
neben,  dass  Sie  niemaln  einigen  widrigen  Impressionen  Raum  noch  Statt 
geben  würden,  weiln  Ew.  Chf.  D.  gute  intentiones  Ihr  zur  gnüge  bekannt 
und  Sie  dannenhero  veranlasset  würden,  bei  diesen  gefährlichen  Conjunc- 
turen  mit  deroselben  vertraulich  zu  correspondiren. 

Er  bat  aach  den  spanischen  Ambassadeur')  besucht  und  ist  von  dem- 
selben, nachdem  er  zuvor  der  Reception  halber  gewaltig  mit  ihm  bat  capitu- 
lieren  müssen,  sehr  höflich  empfangen  worden.  Derselbe  zeigte  ihm  den  von 
Ef.  mit  Frankreich  abgeschlossenen  Tractat  und  beklagte,  dass  darin  stipuliert 
sei,  Ef.  wolle  sich  der  Spanier  nicht  annehmen,  worauf  Bl.  erwidert  hat,  dem 
Ef.  könne  nicht  zugemuthet  werden,  sich  in  einen  Erieg  zu  mischen,  der  ihn 
nichts  anginge,  und  es  sei  genug,  dass  man  sich  die  Beförderung  eines  raison- 
nablen  Friedens  angelegen  sein  lasse,  überdies  sei  nicht  mehr  als  billig,  dass 
sich  ein  vornehmes  Glied  des  Reiches  nach  dem  Haupt  reguliere  und,  wenn 
dieses  stillstehe,  nichts  beginne,  wodurch  das  Reich  in  weitere  Weitläufigkeiten 
eingeflochten  werden  könne.  Er  hatte  nämlich  erfahren,  dass  an  demselben 
Tage  in  consilio  beschlossen  worden,  dem  spanischen  Gesandten  zwei  Ur- 
sachen vorzustellen,  warum  der  Eaiser  sich  Spaniens  nicht  annehmen  könne, 
1)  weil  der  Friede  mit  Portugal*)  nicht  zu  rechter  Zeit  und  da  es  der  Eaiser 
gerathen,  geschlossen,  2)  weil  Spanien  das  Aequivalent*)  acceptiert,  auch  das 
erste  membrum  bereits  erwählt  und  da(lurch  bezeugt  habe,  dass  es  zum  Frieden 
incliniere. 

Vom  Fürsten  Auersperg  hat  er  Abschied  nehmen  wollen,  ist  aber  von 
demselben  nicht  angenommen  worden,  in  der  kaiserlichen  anticamera  aber  hat 
derselbe  ihn  angeredet  und  ihn  ersucht,  Ef.  seiner  Dienstwilligkeit  zu  versichern, 
er  hat  dieses  Compliment  aber  gar  kurz  beantwortet  und  könnte  es  nicht  scha- 
den, wenn  Ef.  sich  beim  Eaiser  darüber  beschwerte,  dass  jener  seine  ministros 
so  indigne  tractiere.  Sein  Credit  beginnt  ziemlich  abzunehmen,  da  offenbar 
geworden,  dass  er  zwischen  beiden  Eaiserinnen  Feindschaft  zu  stiften  und  dass 
er  den  Cardinalshut  durch  Frankreichs  Hülfe  zu  emportieren  gesucht,  ferner  hat 
der  spanische  Gesandte  wahrgenommen,  dass  Gremonville  fünf  Mal  an  einem 
Tage  zu  ihm  gekommen  ist,  was  derselbe  gewaltig  ausgenutzt  hat. 


1)  Das  Recreditiv   des  Eaisers  fär  v.  Blumenthal  ist  Neustadt  5.  April  1668 
datiert. 

^  Marquis  Malagon. 

^  S.  Mem.  de  Pomponne  H,  S.  530f. 

*)  S.  unten  Abschn.  6. 


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V. 

Brandenburg  und  England. 
1664-1669. 


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Einleitung. 


Die  Hoffnung,  welche  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  nach  der  Wieder- 
herstellung des  Stuartschen  Königshauses  gehegt  hatte,  mit  England,  das, 
wie  er  meinte^),  mit  ihm  in  der  engsten  religiösen  und  politischen  Interessen- 
gemeinschaft stand  und  dessen  neuen  König  er  sich  zu  hesonderer  Dankbarkeit 
verpflichtet  glaubte,  in  eine  enge  Verbindung  zu  treten,  welche  gleichsam  eine 
Vormauer  für  den  Protestantismus  bilden  und  ihm  selbst  eine  feste  Stütze  gegen 
seine  feindlichen  Nachbaren  gewähren  sollte,  war  nicht  in  Erfüllung  gegangen. 
Allerdings  war  zwischen  ihm  und  König  Karl  II.  am  30.  Juli  1661  eine  Defen- 
sivallianz und  damit  verbunden  ein  Handels-  und  Schiffahrtsvertrag  abgeschlos- 
sen worden^),  aber  es  stellte  sich  bald  heraus,  dass  damit  nicht  dasjenige 
erreicht  war,  was  er  erstrebt  hatte.  Die  Schwierigkeiten,  welche  es  bereitete, 
Karl  IL  zur  üebemahme  der  Garantie  des  Olivaer  Friedens  zu  bewegen'), 
zeigten,  in  einem  wie  engen  Kreise  sich  die  auswärtige  Politik  der  englischen 
Regierung  bewegte,  die  Plackereien  und  Gewaltthätigkeiten,  welche  zu  wieder- 
holten Malen  aus  Preussen  kommende  Schiffe  in  England  zu  erleiden  hatten, 
Hessen  erkennen,  wie  wenig  Förderung  seiner  auf  die  Hebung  von  Handel  und 
Gewerbe  in  seinen  Landen  gerichteten  Bestrebungen  der  Kurfürst  von  der  eigen- 
nützigen englischen  Handelspolitik  zu  erwarten  hatte,  femer  belehrten  denselben 


')  S.  die  Instruktion  fär  den  Fürsten  Job.  Moritz  von  Nassau  und  D.  Wei- 
mann  vom  1.  Februar  1661  (ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  499 ff.). 

»)  d.  Westminster  20./[30.]  Juli  1661  (Pufendorf  IX,  §27,  S.  563 ff.),  vgL 
ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  526 ff. 

8)  Kf.  hatte  schon  1661  durch  Nassau  und  Weimann  den  Konig  dazu  auf- 
fordern und  dann  nach  deren  Abreise  Chr.  v.  Brandt  sich  weiter  darum  bemühen 
lassen,  aber  erst,  nachdem  englischerseits  alle  möglichen  Bedenken  erhoben  und 
Schwierigkeiten  gemacht  waren,  verstand  sich  Karl  II.  dazu.  Die  betreffende  Ur- 
kunde trägt  zwar,  wie  auch  Pufendorf  IX,  §28,  S.  567  und  v.  Morner  S.  257 
aofubren,  das  Datum  des  27.  Januar  1663,  sie  ist  aber  erst  Anfang  1665  (s.  unten 
V.  Brandts  Relation  vom  3./[l3.]  Februar  1665)  ausgehändigt  worden.  Vgl.  ürk.  u. 
Akt.  IX,  S.  694 f. 


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V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

die  sehr  eingehenden  Berichte,  welche  er  von  seinem  Residenten  am  englischen 
Hofe,  Christoph  v.  Brandt  über  die  Entwickelang  der  dortigen  inneren 
Verhältnisse  erhielt'},  dass  der  König  und  seine  Rathgeber  es  nicht  verstan- 
den und  auch  nicht  einmal  versuchten,  eine  Ausgleichung  der  Gegensätze  her- 
beizuführen und  eine  auf  das  Vertrauen  der  ganzen  Nation  gestützte  Regie- 
rungsgewalt  zu  begründen,  dass  vielmehr  die  schlechte  und  unredliche  Verwal- 
tung, die  harten  Massregeln  gegen  die  Nonconformisten  und  die  sehr  bald  zu 
Tage  tretenden  katholisierenden  Neigungen  des  Königs  in  weiten  Kreisen  eine 
wachsende  Unzufriedenheit  hervorriefen,  welche  neue  innere  Kämpfe  be- 
fürchten Hess. 

Zum  Theil  um  dieser  inneren  Schwierigkeiten  leichter  Herr  zu  werden, 
unternahm  Karl  II.  1665  den  Krieg  gegen  Holland,  dessen  ausgedehnter  und 
blühender  Handel  den  Neid  und  die  Eifersucht  der  englischen  Nation  heraus- 
forderte. Beschwerden*),  welche  von  beiden  Seiten  über  ihren  Schiffen  und 
Kaufleuten  zugefugte  Schädigungen  erhoben  wurden,  dann  Feindseligkeiten, 
welche  von  den  beiderseitigen  grossen  Handelscompagnieen  in  den  streitigen 
Colonialgebieten ,  in  Nordamerika,  Guinea  und  Indien  verübt  worden,  er- 
regten im  Laufe  des  Jahres  1664  in  beiden  Ländern  eine  solche  Erbitterung 
und  veranlassten  so  bedeutende  Rüstungen,  dass  schon  damals,  obwohl  die  an- 
geknüpften Verhandlungen  noch  weiter  geführt  wurden,  der  baldige  Ausbruch 
eines  grossen  Krieges  bevorzustehen  schien.  Zu  der  Republik  der  vereinigten 
Niederlande  stand  der  brandenburgische  Kurfürst,  seitdem  dort  nach  der  Besei- 
tigung der  statthalterlichen  Würde  die  holländische  Aristokratenpartei,  an  ihrer 
Spitze  Johann  de  Witt,  ans  Ruder  gekommen  war,  in  wenig  freundlichem 
Verhältnis.  Zwar  hatte  er  mit  derselben  zu  Anfang  des  nordischen  Krieges, 
im  Sommer  1655,  als  der  Schwedenkönig  in  seinem  ersten  Siegeslauf  ebenso 
ihn  in  dem  Besitz  seines  Herzogthums  Preussen  wie  die  Niederlande  in  ihren 
Handelsinteressen  an  der  Ostsee  bedrohte,  ein  Bündnis  *)  auf  8  Jahre  abgeschlos- 
sen, allein  dasselbe  hatte  ihm  wenig  Vortheil  gebracht,  da  die  holländische 
Regierung  im  weiteren  Verlaufe  jenes  Krieges  so  gut  wie  nichts  für  ihn  ge- 
than,  vielmehr  durch  ihr  ebenso  ängstliches  wie  eigennütziges  Verhalten  seine 
Erfolge  gehemmt  hatte,  und  auch  sonst  hatte  der  Kurfürst  zu  Klagen  über  die-  , 

selbe  Grund   genug*).     Trotz   seiner  Bemühungen   zu   Gunsten   seines  Keffen  i 

und  Mündels,  des  jungen  Prinzen  Wilhelm  von  Oranien,  enthielt  dieselbe  die-  i 

sem  nicht  nur  jetzt  die  hohen  Würden   seiner  Vorfahren  vor,  sondern  suchte  \ 

ihn  auch  für  die  Zukunft  von  denselben  auszuschliessen,  nach  wie  vor  hielten  I 

holländische  Besatzungen  die  clevischen  Festungen  des   Kurfürsten  besetzt,  am  I 

meisten  musste  denselben  das  Verfahren  der  holländischen  Regierung  in  der 

»)    S.  Auszüge  daraus  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  693 ff. 

*)    Vergl.  Ranke,  Englische  Geschichte  IV  S.  261  ff.;  Lefevro  Pontalis,  Jean 
de  Witt  grand  pensionnaire  de  Hollande  1,  S.  319  ff. 

3)    d.  s'Grayenhage   27.  Juli   1665   (Aitzema  111,   S.  1200 ff.,    Londorp    HI 
S.  1005ff,  Dumont  VI,  2.  S.  106ff.),  vgl.  ürk.  u.  Akt.  IV,  S.  112ff 

*)    Vgl.  Droysen  III,  3.  S.  64ff.  i 

I 
I 


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Einleitung.  609 

Hofeyserschen  Schuldsache  erbittern.  Obwohl  die  übrigen  niederländischen 
Provinzen,  obwohl  auch  Frankreich  und  Dänemark  seine  Forderung,  dieselbe  durch 
eine  billige  Uebereinkunft  abzumachen,  unterstützten,  verweigerte  die  Provinz 
Holland,  welche  jene  Schuldforderung  an  sich  gebracht  hatte,  eine  solche  auf 
das  hartnäckigste,  wollte  weder  die  von  dem  Kurfürsten  geltend  gemachten 
Gegenansprüche  anerkennen,  noch  eine  Liquidation  zulassen,  sie  schien  die  Sache 
nur  immer  länger  hinziehen  zu  wollen,  bis  die  ursprünglich  geringe,  schon 
jetzt  auf  mehrere  Millionen  angewachsene  Schuld  durch  Zins  und  Zinseszins 
eine  unerschwingliche  Höhe  erreicht  hätte,  um  dann  bei  günstiger  Gelegenheit 
sich  als  Pfandes  dafür  des  ganzen  clevischen  Landes  bemächtigen  zu  können.  Unter 
solchen  Umständen  war  jenes  im  Sommer  1663  abgelaufene  Bündnis  nicht  er- 
neuert worden  und  der  Kurfürst  suchte  nun  die  durch  den  drohenden  Ausbruch 
des  Krieges  mit  England  ihm  gebotene  günstige  Gelegenheit  zu  seinem  Vortheil 
zu  benutzen.  Er  hatte  keineswegs  die  Absicht,  selbst  feindlich  gegen  die  Nie- 
derlande vorzugehen,  davon  hielt  ihn  schon  die  Rücksicht  auf  die  Gefahr,  in 
welche  er  seine  clevischen  Lande  bringen,  und  auf  die  Nachtheile,  welche  da- 
raus der  Sache  des  Prinzen  von  Oranien  erwachsen  würden,  vor  allem  aber 
die  Ueberzeugung  zurück,  dass,  welche  Streitigkeiten  er  auch  immer  mit  der 
niederländischen  Regierung  haben  mochte,  dennoch  in  den  grossen  politischen 
and  religiösen  Fragen  die  Interessen  dieses  Staates  mit  den  seinigen  zusammen- 
fielen, aber  er  suchte  einen  stärkeren  Druck  auf  diese  Regierung  auszuüben, 
um  dieselbe  seinen  Forderungen  gegenüber  gefügiger  zu  machen,  und  zur  Mit- 
wirkung dazu  beschloss  er  die  Freundschaft  des  englischen  Königs  in  Anspruch 
zu  nehmen.  Er  schickte  daher  noch  im  Sommer  1664  seinen  früheren  Resi- 
denten Christoph  v.  Brandt,  welchen  er  zu  Anfang  des  Jahres  aus  England 
zurückgerufen  hatte,  aufs  neue  in  ausserordentlicher  Gesandtschaft  dorthin  unter 
dem  Verwände,  einige  Handels-  und  Schiffahrtsangelegenheiten  zu  regeln,  haupt- 
sächlich aber  um,  falls  es  wirklich  zum  Kriege  zwischen  England  und  Holland 
kommen  sollte,  von  dem  Könige  das  Versprechen  zu  erlangen,  nicht  eher  Frie- 
den zu  schliessen,  als  bis  die  holländische  Regierung  sich  verpflichtet  hätte, 
die  Hofeysersche  Schuldsache  seinen  Vorschlägen  gemäss  in  billiger  Weise  zu 
erledigen. 

Die  Akten  dieser  ersten  Gesandtschaft  Chr.  v.  Brandts,  dessen 
Aufenthalt  in  England  sich  bis  zum  Juni  1665  hingezogen  hat,  eröffnen  die  in 
diesem  Abschnitte  zur  Veranschaulichung  der  Beziehungen  des  Kurfürsten  zu 
England  während  der  Jahre  1664  bis  1669  zusammengestellten  Documente.  Sie 
zeigen,  dass,  wenn  der  Kurfürst  sich  wirklich  der  Hoffnung  hingegeben  hat, 
König  Karl  II.  könnte  durch  Freundschaftsrücksichten  und  dessen  leitender 
Minister  Lord  Clarendon  durch  das  Anerbieten  eines  bedeutenden  Geldge- 
schenkes dazu  bestimmt  werden,  Holland  gegenüber  für  seine  Interessen  einzu- 
treten, ohne  dass  er  selbst  dafür  etwas  weiteres  zu  leisten  brauchte,  er  sich  sehr 
getäuscht  hat.  Der  König  und  dessen  Minister  haben  es  zwar  an  Versicherun- 
gen ihrer  Freundschaft  und  Dankbarkeit  gegen  den  Kurfürsten  nicht  fehlen 
lassen,  aber  daneben  wurden  doch  wieder  zwei  Handelsschiffe  des  Kurfürsten, 
welche  in  einen  englischen  Hafen   eingelaufen  waren,  weil   man   den  Verdacht 

Mater,  e.  Gesch.  d.  O.  Karfursten.    XII.  39 


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610  V.    Brandenburg  und  England.     lf>64  — 1669. 

hegte,   dass  sie  eigentlich  holländisches  Eigenthnm  seien,   festgenommen  und 
erst  in  Folge  sehr  ernster  Reclamationen  wieder  freigegeben,   auf  v.  Brandts 
Eröffnungen  aber  wurde,  zumal  nachdem  im   März  1665  wirklich  die  Krieper- 
klärung  erfolgt  war,  erwidert,   man  könne  sich  der  Sache  des  Kurfürsten  Hol- 
land gegenüber  nur  dann  annehmen,  wenn  dieser  seinerseits  England  in  dem 
Kriege  gegen  dasselbe  unterstützte,  und  zwar  in  der  Weise,  dass  er  sich  mit 
anderen  deutschen  Fürsten,  welche  ebenfalls  mit  den  Holländern  in  Streit  lagen, 
verbündete  und  mit  ihnen  zusammen  diese  angriffe.    A^hnliche  Anträge  gingen 
dem  Kurfürsten  auch  von  anderer  Seite  zu,  nämlich  von  dem  Bischof  Chris- 
tophBernhard  von  Münster,  welcher  durch  die  gewaltthätige  und  übermüthige 
Behandlung,  welche  er  von  den  Holländern  erfahren,  erbittert,  ebenfalls  die  Ab- 
sicht hegte,   diese   Gelegenheit  zu  benutzen,    um  gegen  dieselben  vorzugehen, 
welcher  sich  aber  von  vorneherein  mit  kriegerischen  Plänen  trug  und  zur  Mit- 
wirkung dabei  auch  die  anderen  mit  denselben  verfeindeten  deutschen  Forsten, 
namentlich  den  Kurfürsten  von  Brandenburg  und  den  Pfalzgrafen  von  Neu- 
bürg  zu  gewinnen  suchte.    Zu  diesem  Zwecke  hatte  der  Bischof)  schon  im 
Sommer  1664  diesen  beiden  Fürsten  gegenüber  sich  erboten,  die  Streitigkeiten, 
welche  zwischen  ihnen  selbst  über  das  Directorium  des  Westphälischen  Kreises 
und  über  die  kirchlichen  Verhältnisse  in  den  jülich-clevischen  Landen  schwebten, 
zu  vermitteln   und  sie  zu  Verhandlungen  darüber  sowie    über  eine   zwischen 
ihnen  dreien  abzuschliessende  Defensivallianz  aufgefordert.    Beide  waren  darauf 
eingegangen  und  so  hatten  Ende  1664  und  Anfang  1665  Verhandlungen  zwischen 
dem  Bischof  und  den  Bevollmächtigten  des  Kurfürsten  und  des  Pfalzgrafen  statt- 
gefunden  und   es   wurden  im  Februar  1665  die  Verträge  zu  Dorsten')  abge- 
schlossen, in  deren  drittem  Verabredungen  wegen  eines  gemeinsamen  Vorgehens 
gegen  Holland  zunächst  auf  dem  Reichstage  vermittelst  einer  Reichskommission 
und,  wenn  diese  Bemühungen  vergeblich  sein  sollten,  mit  Waffengewalt  getroffen 
wurden.    Doch  hat  sich  der  Pfalzgraf,  durch  Rücksichten  auf  das  mit  Holland 
verbündete  Frankreich  gebunden,  von  vorneherein  von  diesem  Vertrage  fem  ge- 
halten und  auch  der  Kurfürst  hat  demselben  die  Ratification  verweigert     Er 
wünschte  zwar  eine  Verbindung  mit  jenen  beiden  und  mit  anderen  Fürsten, 
welche  sich  über  Unbilden  von  Seiten   der  Holländer  zu  beklagen  hatten,  er 
wünschte  auch,  dass  von  Reichs  wegen  Schritte  gethan  würden,  und  hat  dafür  auf 
dem  Reichstage  wirken  lassen,  damit  auf  diese  Weise  die  holländische  Regie- 
rung zu   nachgiebigerem  Verhalten   bestimmt  würde,  aber  er  wollte  sich  nicht 
in  den  Krieg  gegen  dieselbe  hineinziehen  lassen  und  am  wenigsten  das  Unter- 
nehmen des  Bischofs  von  Münster  unterstützen,  welchem,  wie  er  argwöhnte*), 
noch  weitere,  den  protestantischen  Interessen  feindliche  Absichten  zu  Grunde 
lagen.    Er  hat  so  die  Verbindung  mit  dem  Bischof  wieder  gelöst  und,  als  dieser 
darauf  allein  vorging,  zunächst  insgeheim  im  Juni  1665  mit  England  ein  Bünd- 
nis schloss  und  mit  englischem  Gelde  ein  Heer  warb,  dann  im  September  den 

»)    S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  492ff. 

0    a.  a.  0.  S.  535  ff. 

3)    S.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  220f.,  vgl.  auch  oben  S.  567f. 


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Einleitung.  ßH 

Niederlanden  den  Krieg  erklärte  und  in  die  ostlichen  Provinzen  derselben  ein- 
brach, diese  aber,  bei  dem  schlechten  Zustande  ihrer  Landmacht  dadurch  schwer 
bedroht,  sich  dem  Kurfürsten  wieder  näherten  und  ihm  die  Erneuerung  der  frü- 
heren Allianz  anboten,  da  ist  er  ^)  darauf  eingegangen.  Er  hat  bei  den  darüber 
geführten  Verhandlungen  zunächst  versucht,  sie  zur  Erfüllung  wenigstens  eines 
Theiles  seiner  alten  Forderungen  zu  bewegen,  schliesslich  aber,  um  trotz  des 
UebeiwoUens  de  Witts  das  Bündnis  zu  Stande  zu  bringen,  darauf  verzichtet 
und  sich  begnügt,  in  dem  am  16.  Februar  1666  abgeschlossenen  Vertrage,  durch 
welchen  jene  frühere  Allianz  auf  12  Jahre  erneuert  wurde,  sich  seine  Rechte 
auf  die  clevischen  Festungen  und  weitere  Verhandlungen  über  die  Räumung 
derselben  vorzubehalten,  während  er  in  dem  gleichzeitig  abgeschlossenen,  spe- 
ciell  gegen  den  Bischof  von  Münster  gerichteten  Bündnisvertrage  sich  gegen 
Zahlung  von  Subsidien  verpflichtete,  denselben,  falls  er  sich  nicht  bis  zu  einer 
bestimmten  Frist  zum  Frieden  bequemen  sollte,  anzugreifen.  Am  englischen 
Hofe  war  man  natürlich  über  dieses  Verhalten  des  Kurfürsten  sehr  unzufrieden 
und  man  hat  einen  Versuch  gemacht,  denselben  von  der  Verbindung  mit  Holland 
abzuhalten  und  vielmehr  zum  Eingehen  eines  neuen  Bündnisses  gegen  dasselbe 
zu  bestimmen.  Zu  diesem  Zwecke  erfolgte  die  Gesandtschaft  des  Sir  Walter 
Vane'),  der  sich  vomDecember  1665  bis  gegen  Ende  Februar  1666  an  dem  Hof- 
lager des  Kurfürsten  in  Gleve  aufhielt  und  sich  bemühte,  dessen  Besorgnisse  wegen 
der  auf  die  Unterdrückung  des  Protestantismus  gerichteten  Absichten  des  Bischofs 
von  Münster  zu  beschwichtigen  und  ihn  durch  das  Angebot  von  Subsidien  zum 
Eingehen  einer  Allianz  gegen  Holland  oder  schliesslich  wenigstens  zur  Neutralität  zu 
bewegen.  Der  Kurfürst  hat  eine  Zeit  lang  geschwankt,  wenigstens  sich,  um  von 
Holland  vortheilhaftere  Bedingungen  zu  erlangen,  den  Anschein  davon  gegeben 
und  die  Unterhandlungen  hingezogen,  schliesslich  aber  das  englische  Anerbieten 
abgelehnt  und  das  Bündnis  mit  Holland  geschlossen.  Dann  aber  hat  er  ver- 
sucht, womöglich  ohne  Waffengewalt  den  Bischof  zum  Frieden  zu  bewegen,  und 
seinen  Bemühungen  hauptsächlich  ist  es  zu  verdanken  gewesen,  dass  sich  dieser 
entschloss,  das  Bündnis  mit  England  aufzugeben  und  den  Frieden  von  Gleve 
(18.  April  1666)  einzugehen.  Doch  hatte  der  Kurfürst  dabei  keineswegs  die 
Absicht,  nun  mit  England  vollständig  zu  brechen  oder  auch  nur  das  freund- 
schaftliche Verhältnis  mit  demselben  aufzugeben,  vielmehr  hat  er  sich  bemüht, 
dasselbe  aufrecht  zu  erhalten,  um  auch  für  die  Beendigung  des  englisch- 
holländischen Krieges,  welche  ihm  sowohl  im  allgemeinen  protestantischen  In- 
teresse als  auch  namentlich  angesichts  der  immer  mehr  zu  Tage  tretenden  ehr- 
geizigen Absichten  Ludwigs  XIV.  dringend  wünschenswerth  schien,  wirken  zu 
können.  Daher  wurde  Vane  mit  einer  sehr  freundlichen  Antwort  entlassen 
und  mit  ihm  zusammen  der  Secretär  Lucas  von  Aken  nach  England  ge- 
schickt, welcher  bei  dem  Reichskanzler  Clarendon  das  Verfahren  des  Kur- 
fürsten rechtfertigen  und  dessen  Vermittlung  zur  Stiftung  des  Friedens  mit 
Holland  anbieten  sollte.    Obwohl  dieser  recht  ungnädig  beschieden  wurde,  (die 


>)    S.  ürk.  u.  Akt.  III,  S.  153 ff.,  XL  S.  625 ff. 

•-')     S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  675 ff.,  vgl.  XIV,  1.  S.  236  ff. 


39'' 


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612  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

auf  seine  beiden  Sendungen  bezüglichen  Akten  sind  im  Folgenden  an  zweiter 
Stelle  mitgetheilt)  sandte  ihn  doch  der  Kurfürst,  der  inzwischen  den  Frieden 
mit  Münster  zu  Stande  gebracht  und  darauf  bei  einem  kurzen  Besuche  in  Hol- 
land gute  Hoffnungen  sowohl  inbetreff  der  Sache  des  Prinzen  von  Oranien  als 
auch  der  Geneigtheit  der  Holländer  zum  Frieden  geschöpft  hatte,  Ende  Juni 
1666  noch  einmal  nach  England,  um  dem  Reichskanzler  Mittheilung  davon  und 
von  seiner  Absicht  zu  machen,  aufs  neue  v.  Brandt  dorthin  zu  schicken, 
um  seine  Friedensvermittlung  anzubieten,  und  zugleich  nochmals  sein  Ver- 
halten in  dem  Mnnsterschen  Kriege  zu  rechtfertigen.  Da  die  Antw^ort  Lord 
Ciarendons  nicht  gerade  ablehnend  lautete,  so  erhielt  wirklich  im  August  1666 
V.  Brandt  den  Auftrag,  wieder  nach  England  zu  gehen,  um  dort  zum  Frieden 
zu  mahnen,  wenn  auch  nicht  gleich  die  förmliche  Vermittlung  des  Kurfürsten 
so  doch  dessen  gute  Dienste  zur  Anbahnung  von  Friedensverhandlungen  anzu- 
bieten und  nach  Möglichkeit  dahin  zu  wirken,  dass  solche  wirklich  voi^enommen 
würden. 

Die  Akten  dieser  zweiten  Gesandtschaft  v.  Brandts,  welcher  sich 
vom  September  1666  bis  zum  Juni  des  folgenden  Jahres  in  England  und  dann 
noch  bis  zum  August  in  Holland  aufgehalten  hat,  sind  im  Folgenden  an  dritter 
Stelle   mitgetheilt  worden.     Derselbe    fand   zu  Anfang    für   seine   Friedensbe- 
mühungen einen  wenig  günstigen  Boden,  da  trotz  der,  zumal  nach  dem  Brande 
Londons,   dessen  Zeuge  er  gleich  bei  seiner  Ankunft  in  England  war,  hervor- 
tretenden Erschöpfung  Englands  der  englische  Stolz  doch  nur  unter  für  Holland 
demüthigenden  Bedingungen  sich  za  Verhandlungen  bequemen  wollte,  in  Hol- 
land aber  man  um  so  weniger  zu  solchen  bereit  war,  als  dort  inzwischen  nach 
der  Entdeckung  des  Complottes  Buats  die  Partei  de  Witts  um  so  fester  ihr 
Regiment  begründet  hatte  und  nun  die  äussersten  Anstrengungen  machte,  um 
einen    ehrenvollen    und   vortheil haften   Ausgang    des   Krieges   herbeizuführen. 
Englischerseits  hoffte  man  anfangs  noch  immer  darauf,  Schweden  zum  Bun- 
desgenossen zu  gewinnen,  und  man  gab  sich  nun  Mühe,  den  Kurfürsten  zu  einer 
engeren  Allianz  mit  dieser  Macht  zu  bewegen,   um  auf  diese  Weise  auch  ihn 
in  ein  feindliches  Verhältnis  zu  Holland  zu  bringen,  und  da  der  Kurfürst  sich 
darauf  nicht   einliess,    sondern    sich   darauf  beschränkte   nachzuweisen,   dass 
er    zu   Schweden    in    freundlichen   Beziehungen    stehe,    so    blieb    sein   Ver- 
hältnis  zu    dem   englischen   Hofe   ein  sehr  kühles.    Allmählich  jedoch  gestal- 
teten sich  die  Verhältnisse  günstiger,  jene  Hoffnungen  auf  Schweden  erwiesen 
sich  als  eitel,  die  englische  Regierung  zeigte  sich  nachgiebiger  und  ging  auf 
die   von   Holland    gemachten   Friedensanträge   ein.     Nachdem  man  sich  Ende 
März   1667    darüber  geeinigt  hatte,  in  Breda  die  weiteren  Verhandlungen  zu 
führen,  und  v.  Brandt  nun  aufs  neue  die  Vermittlung  des  Kurfürsten  angeboten 
hatte,  erklärte  man  englischerseits,  eine  förmliche  Vermittlerrolle  demselben  nicht 
zugestehen  zu  können,  aber  man  sprach  doch  den  Wunsch  aus,  dass  derselbe 
den  Friedenscongress   beschicken  und  seine  guten  Dienste  zur  Herbeiführung 
des  Friedens   anwenden  möchte.     Der  Kurfürst  hat  sich   anfänglich  trotz  des 
Zuredens  v.  Brandts  nicht  darauf  einlassen  wollen,  nachher  aber  doch  sich  dazu 


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Einleitung.  613 

verstanden 0  und  zuerst  Blaspeil  allein,  dann  aber  anch  v.  Brandt  den  Be- 
fehl ertheilt,  sich  mit  jenem  zusammen  nach  Breda  zu  begeben,  um  an  den 
Unterhandlungen  Theil  zu  nehmen  und  dabei  zugleich  dahin  zu  wirken,  dass 
er  selbst  mit  in  den  Frieden  eingeschlossen  werde.  Brandt  ist  daher  Ende 
Juni  1667  nach  Holland  hinübergegangen,  doch  konnten  die  Mittel  zur  Ausrüs- 
tung einer  solchen  feierlichen  Gesandtschaft  nicht  so  schnell  beschafft  werden, 
er  reiste  daher  zunächst  privatim  nach  Breda  und  erfuhr  dort  bald,  dass  der 
Abschluss  des  Friedens  unmittelbar  bevorstehe.  Jene  feierliche  Gesandtschaft 
unterblieb  daher  ganz  und  v.  Brandt  sowie  die  Gesandten  des  Kurfürsten  im 
Haag  beschränkten  sich  darauf,  die  Einschliessung  des  Kurfürsten  in  den  am 
31.  Juli  abgeschlossenen  Frieden  zu  Wege  zu  bringen,  welche  auch  wirklich 
nachträglich  von  Seiten  der  verschiedenen  an  diesem  Friedensschluss  betheiligten 
Mächte  erfolgt  ist. 

Inzwischen  war  der  Angriff  Ludwigs  XIV.  auf  die  spanischen  Niederlande 
erfolgt  und  der  Mittelpunkt  der  politischen  Interessen  ganz  Europas  geworden. 
Der  Kurfürst  hat  erst  zu  Ende  des  Jahres,  nachdem  er,  durch  üble  Erfahrungen 
gewarnt,  seinen  anfanglichen  Gedanken,  in  die  Aktion  gegen  Frankreich  einzu- 
treten, aufgegeben  und  sich  zum  Eingehen  auf  die  von  Ludwig  XIV.  von  ihm 
geforderte  Neutralität  verstanden  hatte,  den  Entschluss  gefasst,  aufs  neue 
eine  Anknüpfung  mit  England  zu  versuchen,  und  so  v.  Brandt  nochmals 
dorthin  hinübergehen  lassen.  Die  im  Folgenden  an  vierter  Stelle  mitgetheilten 
Akten  dieser  dritten  Gesandtschaft  desselben  (Januar  bis  September  1668) 
stehen  in  engstem  Zusammenhange  mit  den  in  dem  folgenden  Abschnitte  publi- 
cierten  anderweitigen  Aktenstücken  aus  dieser  Zeit  und  werden  dort  ihre  wei- 
tere Erläuterung  finden,  ebenso  das  hier  zuletzt  mitgetheilte  Protokoll  über 
die  Verhandlungen  mit  dem  im  Juni  1669  in  Königsberg  erschienenen  englischen 
Gesandten  Silvius,  welcher,  nachdem  die  Bemühungen  der  englischen  Regie- 
rung bei  den  Verhandlungen  mit  v.  Brandt,  den  Kurfürsten  zum  Beitritt  zur 
Tripelallianz  zu  bewegen,  vergeblich  gewesen  waren,  einen  neuen  ebenso  erfolg- 
losen Versuch  gemacht  hat,  denselben  dazu  zu  bestimmen. 

Die  Relationen  v.  Brandts  enthalten  ausser  den  Nachrichten  über  die  von 
ihm  geführten  Verhandlungen  sowie  über  die  kriegerischen  und  diplomatischen 
Ereignisse  auch  fortgesetzt  sehr  eingehende  Mittheilungen  über  die  Vorgänge 
am  englischen  Hofe  und  über  die  inneren  Zustände  in  England.  Bei  der  Be- 
schränktheit des  Raumes  hat  nur  sehr  weniges  davon  hier  aufgenommen  werden 
können,  der  Herausgeber  hofft  aber  anderweitig  Gelegenheit  zu  finden,  diese 
sehr  interessanten  und  lehrreichen  Schilderungen  desselben  wenigstens  theil- 
weise  zu  publicieren. 


0    Die  von  Droysen  III,  3.  S.  130  (586)  angeführte  Relation  Blaspeils  vom 
-Ir  1667,  wonach  de  Witt  den  Wunsch  geäussert  habe,  Kf.  mochte  Gesandte 


30.  April 

nach  Breda  schicken,  um  dort  im  Interesse  Hollands  zu  wirken,  hat  der  Herausgeber 

in  den  Akten  nicht  finden  können. 


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V.    Brandenburg  und  England. 
1664—1669. 


a.     Erste  Sendung  Christoph  v.  Brandts. 
Juli  1664  — Juni  1665. 

Instruction*),  wornach  sich  unser  —  Geheimer  Rath  Ch.  von 

Brand  bei  der  ihm  nacher  Engelland  aufgetragenen  Reise  zu 

achten.     D.  Cöln  an  der  Spree  8./[18.]  Juli  1664. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Handelsangelegenbeiten.    v.  Br.  soll  sich  bemühen,  dass  Kf.  mit  englischer  Hälfe  ans 

der  Hofeyserscben  Schuldsache  komme.    Aufträge  an  den  Präsidenten  der  Gen.  Staaten 

und  die  Prinzessin  von  Uranien.] 

18.  Juli.  Er  soll  sich  förderlichst  nach  England  begeben  and,  wenn  er  beim  Könige 

Audienz  erlangt,  zufolge  seiner  früheren  Negotiation')  um  Ausfertigung  und 
Extradition  der  königlichen  Guarantie  über  die  Olivischen  Friedenstractaten,  und 
zwar  so,  dass  dieselbe  dem  Tractat  ganz  conform  sei,  anhalten. 

Betreffend  die  noch  nicht  beigelegte  Sache  der  gestrandeten  Waaren  hat 
er  darauf  zu  bestehen,  dass  dieselbe  an  Ef.  verwiesen  werde,  und  auf  die 
Inconvenientien  hinzuweisen,  welche  entstehen  würden,  wenn  dieselbe  dort  und 
zwar  per  modum  repressaliorum  abgethan  würde,  Kf.  würde  dann  bei  ähnlicher 
Gelegenheit  eodem  modo  in  Königsberg  gegen  englische  Schiffe  procedieren 
müssen. 

Da  Kf.  nicht  erlangen  kann,  dass  seine  neu  erbauten  Schiffe  in  England 
Fracht  einnehmen  dürfen,  so  soll  er  sich  bemühen,  dass  denselben   wenigstens 


1)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  2  (S.  641). 

^)  Christoph  v.  Brandt  hatte  schon  von  Anfang  1661  an  bis  zum  Januar 
1664  sich  in  England  als  Resident  des  Kf.  aufgehalten,  s.  Pufendorf  IX,  §  28  S.  565f., 
ürk.  u.  Akt.  IX,  ö.  693  ff. 


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Instruction  v.  Brandts.  615 

ebenso  wie  den  Danzigern  verstattet  werde,  in  den  Häfen  des  Königl.  Preussen 
Waaren  einzuladen  und  solche  in  die  englischen  Häfen  einzubringen. 

Ef.  wünscht  aus  der  Staatischen  Schuldsache ^),  nachdem  seine  bis- 
herigen Versuche,  die  Provinz  Holland  auf  raisonnablere  Gedanken  zu  bringen, 
gescheitert  sind,  durch  den  König  von  England  zu  kommen.  Br.  hat  seine 
Negotiation  in  diesem  Punkte  nach  den  Gonjuncturen  einzurichten.  Sollte  er 
merken,  dass  es  zu  keinem  beständigen  Kriege  zwischen  England  und  Holland 
kommen  wird,  so  muss  er  sich  darin  so  moderieren,  dass  letzteres  nicht  auf 
den  Gedanken  komme,  als  wolle  Kf.  sich  auf  die  andere  Seite  hangen.  Sollte 
es  aber  zur  öffentlichen  Fehde  kommen,  so  soll  er  sich  bemuhen,  dass  dem  Kf. 
versprochen  werde,  nicht  eher  mit  dem  Staat  Frieden  zu  machen,  bis  derselbe 
ihm  in  dieser  Sache  gerecht  geworden,  Kf.  suche  nichts  Unbilliges,  wolle  sich 
auch  dem  Sentiment  des  Königs  unterwerfen.  Im  Fall  sonst  hierin  nichts 
auszurichten,  darf  er  dem  Reichskanzler')  eine  gute  Discretion  und  Recom- 
pens  versprechen.  Kf.  hofft  nicht,  dass  man  Gegenprätentionen  machen,  sondern 
sich  erinnern  wird,  wie  beständig  er  sich  des  Königs  Interesse  angenommen, 
auf  aUen  Fall  kann  er  vernehmen,  was  prätendiert  wird,  und  darüber  berich- 
ten. Nöthige  Information  in  dieser  Sache  soll  er  sich  von  Blaspeil  ertheilen 
lassen. 

Auf  der  Durchreise,  soll  er  sich  bei  dem  Präsidenten  der  Generalstaaten 
angeben  und  demselben  anzeigen,  Kf.  wünsche,  dass  die  Misshelligkeiten 
zwischen  England  und  Holland  gütlich  beigelegt  wurden,  und  lasse  anfragen, 
ob  es  dem  Staat  annehmlich,  dass  Kf.  in  England  deswegen  gute  officia  inter- 
poniere,  derselbe  hoffe,  man  werde  ihm  in  der  Schuldsache  keine  fernere  Be- 
schwerde zufügen,  sondern,  wenn  man  gegen  die  so  hell  vorgestellte  Liquida- 
tion noch  etwas  einzuwenden  vermeine,  die  Sache  zum  arbitrio  unparteiischer 
Potentaten  ausstellen,  Kf.  wolle  nicht  länger  in  dieser  Unrichtigkeit  stecken. 

Was  in  der  orani sehen  Sache  etwa  in  England  zu  thun  sein  sollte,  hat 
er  von  der  verwittweten  Prinzessin  von  Uranien  zu  vernehmen,  zugleich  der- 
selben anzuzeigen,  dass,  wenn  die  oranischen  Räthe  fortfahren  sollten,  dem  Kf. 
Land  und  Leute  abhändig  zu  machen,  derselbe  nicht  weiter  sich  des  Prinzen 
werde  annehmen  können. 

Den  Duc  de  York  hat  er  im  Namen  des  Kf.  zu  complimentieren,  ebenso 
Pfalzgraf  Ruprecht,  an  den  ihm  ein  Schreiben  mitgegeben  wird. 

Da  Kf.  nicht  wünscht,  ihn  länger  dort  zu  lassen,  bis  die  ihm  committierten 
Sachen  zu  Ende  gebracht  sind,  so  soll  er  sich  dort  nach  einem  Subjectum 
umsehen,  dem  Kf.  dieselben  anvertrauen  könnte  und  der  auch  bei  Hofe  «inige 
adresse  und  Zutritt  hätte. 


')  Vgl.  über  diese  Hof eyser sehe  Schuldsache  ürk.  u.  Akt.  IV,  S.  9  ff.,  Droy- 
sen  lU,  3  S.  65ff. 

^  Lord  Clarendon,  s.  über  dessen  damalige  Stellung  Ranke,  Englische  Ge- 
schichte IV,  S.  251  ff. 


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616  V.    Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Haag  13.  August 

St.  vet.  1664. 

[Aufträge  und  Mittheilungen  der  Prinzessin  von  Oranien.    Gespräch  mit  de  Witt.] 

23.  Aug.  Die  Prinzessin  von  Oranien    hat   ihm   befohlen,    Mr.   de  Zuylichem'), 

welcher  sich  jetzt  wegen  des  Oranischen  Gouvernements  in  Frankreich  und  der 
Schuldforderang  des  Prinzen  bei  dem  Könige  von  England  aufliält,  in  beiden 
Stucken  Beistand  zu  leisten  und  nach  dessen  Abzüge  von  dort  die  Sachen,  die 
sie  ihm  auftragen  würde,  zu  betreiben.  Sie  erklärte,  weder  sie,  noch  die  ora- 
nischen Räthe  könnten  schlechtes  Vertrauen  zu  Kf.  tragen,  so  dass  dieser  keine 
Ursache  gehabt  hätte,  ein  so  scharfes  Schreiben  hieher  abgehen  zu  lassen,  sie 
hätten  nie  beabsichtigt,  durch  verborgene  Wege  die  Geldrische  Compromisssache 
zu  treiben. 

Mit  dem  gegenwärtigen  Präsidenten  der  Gen.  Staaten,  dem  Bürgermeister 
von  Groningen,  hat  er  auf  den  Rath  der  Prinzessin  nicht  geredet,  wohl  aber 
mit  dem  Pensionario  Witt.  Derselbe  erklärte*),  man  wüsste  zwar  noch  von 
keinem  Kriege  zu  sagen,  wenn  aber  England  fortfahren  würde,  diesem  Staat 
über  der  Linie  Öffentlichen  Abbruch  zu  thun,  so  könnten  die  Sachen  leicht  zu 
einer  Fehde  ausschlagen  und  man  würde  auf  solchen  Fall  des  Kf.  gute  officia 
nicht  bei  Seite  setzen,  Goch^)  sollte  beauftragt  werden,  mit  ihm  in  England  in 
guter  Correspondenz  zu  leben.  Wegen  der  Schuldsache  liess  er  sich  zwar  weit- 
läufig aus,  blieb  aber  ganz  bei  seinen  vorigen  und  der  Provinz  Holland  Senti- 
menten. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  2./[12.]  Sep- 
tember 1664*). 

[Audienz  beim  Könige.     Kriegerische  Aussichten.] 

12.  Sept.  Er  hat  noch  nicht  für  rathsam  gehalten,  mit  seiner  eigentlichen  Negotiation 

einen  Anfang  zu  machen,  sondern  hat  *)  in  der  Audienz,  die  er  vor  drei  Tagen 
heim  Könige  gehabt,  nur  nach  den  nöthigen  Complimenten  zu  verstehen  ge- 
geben, Kf.  würde  hetrübt  darüber  sein,  wenn  es  zwischen  England  und  Holland 
zum  Kriege  käme,  sollte  ein  solcher  erfolgen,  so  wünschte  er  dem  Könige  guten 
Success  und  hoffte,  wenn  sich  dabei  einige  gute  Gelegenheit  ereignen  sollte, 
sein  Interesse  mit  zu  befördern  und  zu  verhindern,  dass  ihm  Unrecht  zugefugt 


')    S.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  464. 

^     Vgl.  Pufendorf  X,  §  3  S.  642. 

^)    Michael  van  Goch,  holländischer  Gesandter  in  England. 

*)    V.Brandt  war  am       c    f     b^  ^^  London  angekommen,  liess  sich  aber  in 

den  ersten   Tagen   wegen  Mangels   an  guten  Kleidern   (er  hatte  Schiffbruch  gelitten 
und  dabei  sein  Gepäck  eingebüsst)  noch  nicht  öffentlich  sehen. 
')    Vgl.  Pufendorf  X,  §  3  S.  642. 


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Erste  Audienzen.  617 

würde,  so  würde  der  König  dieselbe  nicht  aus  Uandcn  lassen,  mit  der  Bitte 
ihm  zu  gestatten,  dem  Könige  an  die  Hand  zu  geben,  wenn  solche  Conjunctur 
eintreten  sollte,  welches  derselbe  ihm  auch  unter  Versicherung  beständigster 
AfFection  zu  Kf.  freistellte. 

Er  hat  darauf  Visiten  gemacht  und  sich  auf  Kundschaft  gelegt  und  ver- 
steht überall,  dass  so  wenig  an  dem  Krieg  in  Guinea  zwischen  England  und 
Holland  zu  zweifeln,  als  zu  glauben  stehe,  dass  die  Gen.  Staaten  zusehen  kön- 
nen, dass  ihre  Westindische  Compagnie  ganz  zu  Grunde  gerichtet  werde.  Es  ist 
sicher,  dass  Cap  Verde*)  und  andere  Porten  eingenommen  sind  und  dass  man 
sie  nicht  wiedergeben  will,  ob  nun  die  Holländer  das  so  verdauen  werden,  da- 
von dependiert  der  Krieg  oder  Frieden.  Ein  Zeichen  des  Krieges  ist  auch,  dass 
Pfalzgraf  Ruprecht  gestern  zum  General  und  Admiral  in  Guinea  ernannt 
worden  ist  und  dass  er,  wie  man  sagt,  bald  mit  einer  considerablen  Force  dort- 
hin gehen  wird. 

Fast  überall,  wo  er  hinkommt,  fragt  man,  was  Kurfürst  mit  Holland  für 
Missverständnis  habe,  woraus  er  nichts  gutes  schliessen  kann  und  daher  veran- 
lasst wird,  desto  behutsamer  zu  gehen. 


Chr.    V.  Brandt   an    den   Kurfürsten.      D.    Londen    29.  Sep- 
tember/[9.  October]  1664. 

[Mittheilung  seines  eigentlichen  Auftrages  an  den  König  und  den  Herzog  von  York. 
Bitte  um  weitere  Verbaltun  gsbefeble.] 

Nachdem  er  aus  der  aus  dem  Haag  eingetroffenen  Nachricht,  dass  die  Gen.  9-  Oet. 
Staaten  beschlossen  haben,  ihre  nach  Guinea  bestimmte  Flotte  durch  den  Canal 
convoyieren  zu  lassen,  und  anderen  Umständen  schliessen  müssen,  dass  die  Intri- 
guen  und  Kriegsverfassungen  von  beiden  Seiten  zu  nichts  friedlichem  ausschla- 
g  en  werden,  hat  er  sich  entschlossen,  die  bewusste  Sache  nicht  länger  anstehen 
zu  lassen,  und  hat^)  am  21.  beim  Könige  und  am  22.  bei  dem  Herzoge  von 
York  Audienz  gehabt.  Dem  Könige  erklärte  er,  dass  Kf.  die  zwischen 
England  und  Holland  entstandenen  Misshelligkeiten  namentlich  deshalb  mit 
Betrübnis  vernommen,  weil  keine  bequemere  Conjunctur  für  Frankreich  und 
Schweden  sich  ereignen  könnnte,  ihre  Absichten  auf  Flandern  und  auf  die 
Herrschaft  der  Ostsee  auszuführen.  Kf.  wünschte  gern  zur  Weghebung  dieses 
ünvernehmens  arbeiten  zu  helfen  und  bäte  den  König,  bei  der  Beobachtung 
seines  Interesses  wider  Holland  auch  ein  Auge  auf  die  Conservation  der  spani- 
schen Niederlande  und  der  Freiheit  der  Ostsee  zu  schlagen.  Als  der  König 
ihm  darauf  den  Ursprung  und  Fortgang  der  Misshelligkeiten  mit  Holland  aus- 
einandergesetzt, sich  bei  Kf.  für  sein  gutes  Erbieten  bedankt  und  gebeten,  der- 
selbe möchte  im  Haag  durch  seine  ministros  die  Inconvenientien  des  Krieges 

»)    S.  Lefevre  Pontalis  I,  S.  326. 

«)    Vgl.  Pufendorf  a.  a.  0.;  Droysen  III,  3.  S.  71. 


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618  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

• 

remonstrieren  lassen,  aber  den  sinistris  interpretationibns ,  womit  man  hollandi- 
scherseits  ihn  za  beschweren  trachte,  keinen  Glauben  schenken,  er  hoffte,  Kf. 
wurde,  wenn  es  zum  Kriege  käme,  ihm  besser  als  dem  Gegentheil  zngetban 
verbleiben,  hat  er  erwidert,  Kf.  müsse  beklagen,  dass  die  Sachen  zwischen  ihm 
und  Holland  nicht  so  standen,  dass  der  König  von  ihm  viel  Wirklichkeiten  za 
erwarten  hätte,  und  müsse  ihn  bitten,  ihm  gegen  das  Unrecht  und  die  Gewalt, 
welche  ihm  von  dort  her  zugefügt  würden,  beizustehen  und  ihn  so  in  den  Stand 
zu  setzen,  dass  er  künftig  England  wider  die  Gen.  Staaten  Assistenz  leisten 
könnte,  und  er  hat  ihm  darauf  die  Schuldsache  und  das  dem  Kf.  durch  Besetzung 
der  clevischen  Plätze  zugefügte  Unrecht  auseinandergesetzt,  Kf.  müsse  befürchten, 
man  warte  in  Holland  nur  darauf,  bis  die  vermeinte  Schuld  so  hoch  gestiegen, 
dass  die  Zinsen  davon  den  jährlichen  ordinär  Geföllen  des  Herzogthums  Cleve 
gleich  kämen,  um  dann  gänzliche  Possession  dieses  Herzogthums  zu  ergreifen. 
Kf.  ersuche  daher  den  König,  falls  es  zwischen  ihm  und  Holland  zum  Kriege 
ausschlagen  sollte,  nicht  eher  mit  den  Gen.  Staaten  Frieden  zu  machen,  als 
bis  sie  dem  Kf.  Emmerich,  Wesel,  Rees,  Orsoy,  Gennep,  Bürich  und 
Schenckenschanz  wirklich  evacuiert  und  die  Provinz  Holland  ihm  eine 
solenne  Declaration,  dass  sie  wegen  der  100,000  Rthlr.  nichts  mehr  zu  präten- 
dieren habe,  ausgestellt  hätte.  Als  weitere  Motive  hat  er  angeführt,  da  Nieder- 
land an  und  für  sich  nicht  reich  wäre,  sondern  nur  Butter  und  Käse  hervor- 
brächte und  ohne  die  Commercien  zur  See  nicht  bestehen  könnte,  so  hätte  Eng- 
land wie  auch  alle  anderen  Nachbaren  der  Holländer  dahin  zu  sehen,  dass  jene 
nicht  mehr  der  angelegenen  Provinzen  an  sich  brächten,  und  dadurch  zu  mäch- 
tig würden,  femer,  der  König  hätte  sich  zu  versichern,  dass  Kf.,  wenn  er  des 
Streits  enthoben  wäre  und  die  genannten  Plätze  wieder  unter  dem  Fusse  hielte, 
so  bereit  und  geneigt  als  mächtig  genug  sein  würde,  mit  England  eine  offensive 
und  defensive  Allianz  zu  machen.  Der  König  erwiderte  darauf,  er  wollte  sein 
äusserstes  anwenden,  Kf.  aus  diesem  embarras  zu  helfen,  es  dependierte  aber 
vornehmlich  von  dem  Glück  der  Waffen  und  von  den  französischen  Intri- 
guen,  er  könnte  auch  nicht  absehen,  ob  ein  europäisches  Interesse  mit  auf  die 
Bahn  kommen  möchte,  und  wenn  solches  nicht  geschehe,  würde  es  desto 
schwerer  fallen,  das  Clevische  mit  einzuschliessen.  Er  wollte  aber  sehen,  wie 
die  Sachen  sich  anliessen,  und  Kf.  nicht  vergessen,  Br.  möchte  inzwischen  ein 
Memorial  aufsetzen  und  ihm  überreichen.  Er  hat  erwidert,  er  hätte  keinen 
Auftrag,  etwas  Schriftliches  in  dieser  Sache  zu  übergeben,  wenn  dieselbe  da- 
durch auskäme,  so  wäre  es  gewiss  um  Cleve  gethan,  und  hat  den  König  ge- 
beten, nur  mit  dem  Herzoge  von  York,  dem  Prinzen  Rupert  und  dem 
Reichskanzler  darüber  zu  rathschlagen,  was  derselbe  auch  versprach. 

Der  Herzog  von  York,  dem  er  Tags  darauf  ähnliche  Eröffnungen  machte, 
versprach  wegen  der  clevischen  Sache  grosse  Assistenz  und  penetrierte  in  die- 
selbe weiter  als  der  König. 

Br.  bittet  um  Instruktion  auf  4  Punkte: 

1)  ob  er  wohl  gethan,  auch  wegen  Evacution  der  Plätze  anzuhalten,  und 
ob  er  darin  continuieren  soll, 

2)  ob  er  es  wagen  soll,  ein  Memorial  in  dieser  Sache  zu  übergeben, 


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Eröffnung  der  Anliegen  des  Kf.  619 

B)  was  er  dem  Reichskanzler  und  Milord  Cornbury'),  im  Fall  die 
Sache  sonst  nicht  gehen  will,  offerieren  soll, 

4)  wie  er  verhüten  soll,  dass  man  sich  nicht  etwa  hier  dieser  Sache  be- 
diene, um  ihre  conditiones   besser  zu  machen,  und  ihn  hernach  stecken  lasse. 


Der  Kurfürst   an   v.  Brandt.     D.    Cöln    26.  October/[5.  No- 
vember] 1664. 

[auf  die  Relation  vom  -q— 77-7— ■•     Verbaltungsbefehle.] 

Er  ist  damit  zufrieden,  dass  Br.  seine  Negotiation  begonnen  hat,  und  mit  5.  Nov. 
der  Art  und  Weise,  wie  dieses  geschehen.  Br.  darf  in  dieser  Sache  ein  Memo- 
rial eingeben,  doch  darf  in  demselben  von  Restitution  der  Städte  keine  Meldung 
geschehen  und  ist  auch  der  Punkt  der  Schnldforderung  so  einzurichten,  dass, 
wenn  es  nicht  zur  Ruptur  kommen  oder  der  Krieg  bald  niedergelegt  werden 
sollte,  die  Staaten  nicht  Ursache  bekommen,  ihm  vorzuwerfen,  als  hätte  er  aus 
dieser  ihrer  Ungelegenheit  lucrieren  wollen.  Kf.  ersuche  den  König  um  das 
Versprechen,  diese  Sache  künftig  bei  der  Friedenshandlung  mit  unter  die  Accords- 
punkte  zu  stellen  und  wie  seine  eigene  Sache  mit  abhandeln  zu  lassen,  im 
Nothfall  ist  Kf.  auch  zufrieden,  dass  der  König  erkläre,  dass  bei  der  Friedens- 
handlung die  Staaten  sich  erklären  sollen,  die  Liquidation  vor  sich  gehen  zu 
lassen  und  über  die  Differentien  arbitros  zu  leiden.  Sollte  der  König  aber  das 
Werk  nicht  so  embrassieren  wollen,  so  bäte  Kf.  ihn  dieses  offenherzig  wissen 
zu  lassen. 

Er  soll  versichern,  dass  Kf.  zwar  dem  Könige  mit  wirklicher  Hülfe  nicht 
beispringen  könnte,  dass  er  aber  überall  dessen  Sache  zu  justificieren  und  dessen  i 

Interesse  zu  befördern  sich  bemühen,  seine  Gesandten  im  Haag  dienliche  Remon- 
strationen thun  lassen,  endlich,  wenn  dem  Könige  damit  gedient  sein  sollte,  es 
befördern  wollte,  dass  bei  den  künftigen  Friedenstractaten  auch  das  Reich  und 
in  particulari  einige  Chur-  und  Fürsten  ihr  Interesse  auf  die  Bahn  brächten. 
Wegen  des  Recompenses  für  den  Reichskanzler  oder  dessen  Sohn  erwartet  er 
nähere  Vorschläge. 


Chr.   V.  Brandt   an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  28./ 18.  No- 
vember 1664. 

[Absiebten  und  Stimmung  in  England   gegen  Holland.    Sein  vorsichtiges  Verhalten. 

Belohnung  für  Cornbury.] 

Dass  man  es  wegen  der  Restitution  der  clevischen  Plätze  bei  der  blossen  28.  Nov. 
mündlichen  Erwähnung  bewenden  lasse,  scheint  um  so  rathsamer  zu  sein,  weil 
mehr  und  mehr  offenbar  wird,  dass  Guinea  die  Braut  ist,  worum  man  tanzt, 

0    Der  Sohn  des  R.Kanzlers  Clarendon. 


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620  V.    Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

und  dass  die  Engländer  hoffen,  dass,  wenn  nur  die  Holländer  zwei  oder  drei 
Bataillen  verloren,  sie  sich  der  Guineischen  Küste  und  des  dortigen  Handels 
begeben  werden.  Doch  besteht  eine  grosse  Verbitterung  zwischen  beiden  Par- 
teien und  eine  offenbare  Animosität  und  Hass  gegen  das  jetzige  Gouvernemeiit 
in  Holland,  insonderheit  wider  den  Pensionarium  de  Witt;  sollte  deswegen  aus 
diesem  Krieg  ein  Hauptstreich  werden  und  derselbe  so  glücklich  für  England 
ablaufen,  dass  das  Gegentheil  zu  Kreuze  kriechen  müsste,  kann  Kf.  sich  noch 
zeitig  genug  resolvieren,  ob  er  die  Restitution  nebst  Abthuung  der  Forderung 
urgieren  will,  er  will  deswegen  vor  seinem  Abzüge  mit  Cornbury  solche  Ab- 
rede nehmen,  damit  Kf.  verstandigt  werde,  wann  es  Zeit  sei  von  dieser  und 
der  andern  Sache  zu  sprechen.  Er  hat  sich  bisher  sehr  vorsichtig  gehalten  und 
sich  in  nichts  herausgelassen,  woraus  man  schliessen  könnte,  was  seines  Thuns 
hier  sei,  obwohl  die  auswärtigen  Ministri,  namentlich  der  holländische  und  dessen 
Emissarius  Vicquefort  sich  sehr  bemüht,  es  zu  erfahren,  er  hat  allezeit  ge- 
sagt, Kf.  habe  ihn  nur  hieher  zurückgeschickt,  um  einige  Sachen,  die  in  seiner 
Abwesenheit  expediert  worden,  abzufordern  und  gänzlichen  Abschied  von  diesem 
Hofe  zu  nehmen,  er  hat  daher  auch  dem  Könige  mitgetheilt,  dass  Kf.  ihn  wegen 
der  Sache  mit  Holland  mit  einer  so  schleunigen  als  gewierigen  Antwort  zurück- 
erwarte und  an  seiner  Stelle  nur  einen  Agenten  hier  lassen  wolle.  Er  bittet 
daher  '  um  seine  baldige  Abberufung  und  um  Zusendung  der  Bestallung  für 
Amadis  v.  Wulffen*). 

Cornbury^)  wird  eine  bestimmte  Summe  semel  pro  semper  angenehmer 
sein  als  jährliche  Einkünfte  eines  Amtes,  es  muss  ihm  aber  nur  die  Hälfte  oder 
ein  Drittel  der  früher  genannten  Summe  schriftlich  versprochen  werden,  weil 
die  Staatische  Schuldsache  ohne  die  Restitution  der  Städte  soviel  nicht  importiert. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Londen  30.  December 
1664/[9.  Januar  1665]. 

[Audienzen  beim  Könige  und  dem  Reichskanzler.     Gespräch  mit  Morice,    englischer 
Vorschlag  wegen  Bildung  einer  Liga  in  Deutschland  gegen  Holland.    Bitte  um  Ab- 
berufung.] 

O.Jan.  In  der  Audienz,  welche  er  am  7.  bei  dem  Kon  ige  hatte'),  erklärte  dieser, 

es  würde  ohne  einen  harten  Krieg  mit  Holland  nicht  abgehen,  er  hoffe,  das 
Werk  würde  femer  so  von  statten  gehen,  dass  er  dem  Kf.  in  dessen  Anliegen 
gegen  Holland  dienen  könnte,  er  zweifelte  nicht,  Kf.  würde  auch  seinerseits  zu 

0    Kf.  hatte  denselben  zu  seinem  Agenten  in  England  bestimmt,  und  derselbe 
hat  dort  wirklich  in  den  nächsten  Jahren  dieses  Amt  versehen. 

^)    V.  Br.  hatte  -    '  -     vorgeschlagen,   Cornbury  entweder  eine  gewisse 

Summe,  etwa  10000  Pfund  Sterling  (=  45000  Rthlr.),  oder  eine  ansehnliche  und  nutz- 
bare Charge  im  Uerzogthum  Cleve  auf  Lebenszeit  anzubieten. 
3)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  5  8.644. 


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Anträge  König  Earis.  621 

Beförderung  des  gemeinen  Interesses  mit  Hand  anlegen.  Als  6r.  darauf  die 
Wunsche  des  Kf.  und  dessen  Erbieten,  nach  Möglichkeit,  wenn  auch  nicht  durch 
wirkliche  Assistenz,  das  englische  Interesse  zu  befördern,  mitgetheilt  hatte, 
befahl  ihm  der  König,  den  Kf.  zu  versichern,  dass  er  danach  trachten  wurde, 
die  Waffen  gegen  Holland  so  zu  führen,  dass  er  bei  darauf  erfolgender  Friedens- 
handlung dem  Kf.  aus  dieser  Unrichtigkeit  helfen  möchte,  weil  aber  alles  vom 
glücklichen  Success  des  Krieges  dependierte  und  ohne  äussersten  Zwang  von 
den  Gen. Staaten  nichts  zu  erhalten  sein  würde,  so  bemühte  er  sich  an  den 
meisten  Höfen,  ihnen  desto  mehr  zu  schaffen  zu  machen,  er  hoffte,  Kf.  würde  auch 
mit  Rath  und  That  dazu  helfen,  derselbe  könnte  sich  ohne  Gefahr  mit  den 
Kurfürsten  und  Fürsten  sonderlich  im  Westfälischen  Kreise,  die  mit  Holland 
streitig,  verbinden  und  dieses  conjunctis  consiliis  et  viribus  angreifen,  er  wollte 
diese  Liga  gern  befördern  helfen,  hätte  Down  in  g*)  schon  deswegen  Ordre  ge- 
geben und  verspräche,  ohne  ihre  Inclusion  weder  zu  tractieren  noch  zu 
schliessen. 

Br.  erwiderte  darauf,  es  würde  schwer  sein,  soviel  Kopfe  unter  einen  Hut 
zu  bringen,  zumal  da  der  Westfälische  Kreis  in  sich  selbst  uneins,  ausser- 
dem könnte  Kf.  ohne  augenscheinliche  Gefahr  sich  keines  Krieges  unterwinden, 
die  Staatischen  Garnisonen  in  Cleve  wären  ihm  im  Wege,  er  hätte  keinen  Fuss 
auf  dem  Rhein,  seine  anderen  Lande  wären  zu  weit  abgelegen,  K.Cöln,  Neu- 
burg und  Münster  grenzten  nicht  so  nahe  wie  er  an  Holland,  könnten  daher 
den  Kopf  allezeit  aus  der  Schlinge  ziehen  und  ihn  das  Bad  allein  aus- 
baden lassen,  dazu  fingen  auch  die  Schweden  wieder  an  sich  zu  movieren; 
wenn  dem  Könige  aber  damit  gedient  wäre,  dass  bei  dieser  Gelegenheit  und 
künftigen  Fried enstractaten  das  Reich  und  in  particulari  einige  Kurfürsten  und 
Fürsten  ihr  Interesse  auf  die  Bahn  brächten,  so  wollte  Kf.  solches  befördern. 
Dieses  war  dem  Könige  sehr  angenehm  und  er  bat,  Kf.  möchte  sich  besonders 
bei  dem  Kaiser  und  dem  Westfälischen  Kreise  dahin  bemühen,  erbot  sich 
auch,  zwischen  Kf.  und  Pfalz-Neuburg  ein  gutes  Vernehmen  zu  stiften,  er- 
kundigte sich  auch,  ob  die  Fortification  von  Calcar  schon  zu  Ende  gebracht 
wäre.  Als  Br.  sich  darauf  entfernen  wollte,  rief  er  ihn  zurück  und  befahl  ihm, 
dem  Kf.  für  gewiss  zu  versichern,  dass  er  entschlossen  wäre,  die  Waffen  mit 
Gottes  Hülfe  so  lange  zu  führen,  bis  er  dem  Prinzen  von  Oranien  wieder 
aufgeholfen  hätte,  puis  qu'il  estoit  engage  par  honneur  de  prendre  en  ce  poinct 
entierement  le  contrepied  de  Cromwel,  er  hätte  dieses  dem  staatischen  Am- 
bassadeur rundaus  zu  erkennen  gegeben,  fragte,  wie  man  am  besten  den  Pen- 
sionarius  de  Witt  und  seinesgleichen  beim  Volk  in  Holland  verdächtig  machen 
könnte,  worauf  Br.  rieth,  den  Krieg  länger  zu  continuieren  und,  wenn  es  eine 
Zeit  gewährt  und  die  Holländer  einige  Bataillen  und  einen  guten  Theil  ihrer 
Commercien  verloren  hätten,  kund  zu  machen,  dass  de  Witt  und  seine 
Adhärenten  aus  Hass  wider  den  Prinzen  zum  Krieg  incliniert  hätten  und  an 
allem  Unheil  schuldig  wären,  welchen  Vorschlag  der  König  anscheinend 
approbierte. 


>)    Englischer  Gesandter  in  Holland.  Vgl.  ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  515. 


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622  V.    Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

Da  der  König  von  ihm  kein  Memorial  begehrte  und  er  so  die  Hoffnung 
schöpfte,  sich  vollends  mundlich  expedieren  zu  können,  so  ist  er  schon  am  fol- 
genden Morgen  zu  Cornbury  gegangen,  hat  demselben  die  Ursachen  entdeckt, 
warum  er  die  ausführliche  Unterredung  mit  dem  Reichskanzler  jetzt  zu  hal- 
ten  wünsche,  und  ihm  die  bewusste  Obligation  überreicht,  die  derselbe  aber 
zurückwies ,  mit  der  Entschuldigung ,  Kf.  hätte  dem  Könige  soviel  gutes  gethan, 
dass  er  sich  zu  gering  schätzen  müsste,  auf  solche  Art  von  demselben  etwas 
zu  hoffen,  er  wollte  sich  in  des  Kf.  Sachen,  namentlich  in  Brandts  Abwesenheit, 
sorgfältig  und  fleissig  zeigen  und,  wenn  dieselben  nach  Wunsch  ausschlügen, 
dankbar  annehmen,  was  Kf.  ihm  dann  schenken  würde.  Er  beharrte  auch,  ol>- 
gleich  Br.  ihm  die  Obligation  zum  öfteren  wieder  antrug,  bei  seiner  Weigerung, 
doch  will  Br.  ihm  dieselbe  noch  einmal  anbieten  und,  falls  er  sich  nochmals 
weigern  sollte,  dem  Reichskanzler  davon  Mittheilung  machen. 

Cornbury  führte  ihn  darauf  zu  dem  Reichskanzler,  der  ihm  auch  so- 
gleich Audienz  ertheilte  und,  nachdem  er  die  Staatische  Schuldsache  und  Eva- 
cuation  der  clevischen  Städte  recommendiert  hatte,  erklärte,  er  wüsste  wohl, 
was  sein  König  und  er  dem  Kf.  schuldig  wären,  und  versicherte,  wenn  der 
Krieg  nach  Wunsch  abliefe,  so  sollte  Kf.  vollkommene  Vergnügung  erhalten, 
er  müsste  aber  demselben  zwei  Dinge  vorhersagen :  1)  Kf.  würde  bei  künftiger 
Friedenshandlung  den  Sachen,  welche  die  Ehre  und  das  Interesse  des  Königs, 
der  englischen  Nation  und  des  Prinzen  von  Oranien  beträfen,  den  Vorzug 
lassen  müssen,  es  müsste  womöglich  das  dominium  maris  britannici  und  was 
daran  hinge,  der  Heringsfang,  die  Visitation  der  Schiffe  und  die  Begleitung  der- 
selben durch  den  Canal  unter  englischer  Escorte,  behauptet  werden,  femer 
könnte  der  König  ohne  Versicherungsplätze  und  ehe  er  wegen  des  Ost-  und 
Westindischen  Handels  mit  Holland  Richtigkeit  getroffen,  keinen  Frieden  machen; 
wegen  des  Prinzen  von  Oranien  müsste  der  König  nicht  nur  danach  trachten, 
das  umzustossen,  was  Crom  well  gestiftet  hätte,  sondern  auch  den  Prinzen  ganz 
in  den  Sattel  zu  setzen;  2)  Kf.  müsste  des  Handels  zwischen  England  und 
Holland  sich  mit  theilhaftig  machen,  damit  der  König  bei  den  Tractaten  zu 
Frankreich,  dem  Parlament  und  den  Gen.  Staaten  sagen  könnte,  dass  er  enga- 
giert wäre,  ohne  Kf.  nicht  zu  schliessen.  Wenn  Kf.  mit  anstehen  wollte,  so 
würde  der  König  auch  Ehren  halber  as  a  king  and  a  gentleman  so  fest  auf  des 
Kf.  als  auf  seinem  eigenen  Interesse  bestehen.  Auf  Br.'s  Frage,  was  er  dar- 
unter verstände,  Kf.  solle  sich  des  Handels  mit  theilhaftig  machen,  durch  öf- 
fentlichen Krieg  könne  solches  nicht  geschehen,  antwortete  er,  er  wüsste  dieses 
wohl,  die  Gen.  Staaten  aber  hätten  das  Reich  und  etliche  Glieder  desselben 
beleidigt,  der  Bischof  von  Münster  hätte  Lust  zum  Handel,  K. Cöln  und 
Pfalz-Neuburg  würden  auch  wohl  mit  an  den  Tanz  zu  bringen  sein,  wenn 
Kf.  sich  mit  ihnen  conjungieren  wollte,  würden  sie  alle  gewiss  von  den  Gen. 
Staaten  vollkommene  Satisfaction  bekommen,  Kf.  dürfte  sich  nicht  präcipitieren, 
er  könnte  warten,  bis  sich  England  und  Holland  wirklich  bei  den  Ohren  zögen, 
alles  nach  reifer  Ueberlegung  anfangen  und  wenigstens  sich  bemühen,  eine  Liga 
gegen  Holland  zu  machen,  damit  man  sehen  könnte,  dass  er  die  Hand  mit  im 
Werke  hätte.    Br.  hat  ihm  darauf  die  Gefahr,  der  Kf.  sich  so  aussetzen  wurde, 


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Besprechung  mit  Clarendon  und  Morice.  623 

vorgestellt,  ihn  aber  versichert,  Kf.  würde  sonst  des  Königs  Interesse  befördern, 
namentlich  sich  bemühen,  dass  das  Reich  und  in  particulari  einige  Stände  des- 
selben, die  mit  Holland  nicht  wohl  ständen,  ihr  Interesse  bei  dieser  Gelegen- 
heit auf  die  Bahn  brächten  und  dem  Könige  recommendierten,  worauf  jener 
erwiderte,  das  wäre  der  rechte  Weg,  dadurch  könnte  der  König,  der  ohne  das 
beabsichtige,  einen  ministmm  nach  Teutschland  zu  senden,  desto  füglicher  mit 
eintreten  und  zu  Beförderung  solcher  Verbündnus  schreiten.  Kf.  könnte  in- 
zwischen zusehen,  wie  der  Krieg  verlaufe,  Cornbury  solle  mit  Br.  und 
Downing  mit  des  Kf.  Ministem  im  Haag  gute  Correspondenz  pflegen. 

Am  folgenden  Tage  hat  er  auch  den  Secretarius  Morice  besucht,  der  ihm 
viel  von  einem  Bündnis  des  "Westfälischen  Kreises  gegen  Holland  vorsagte 
und  behauptete,  Kf.  Hesse  durch  Blaspiel  schon  daran  arbeiten,  dem  er  aber, 
da  er  ihm  nicht  traut,  nur  geantwortet  hat,  Kf.  würde  versuchen  es  dahin  zu 
bringen,  dass  diejenigen  Stände  des  Reichs,  die  mit  Holland  streitig  wären, 
sich  bei  dem  Könige  bei  jetziger  Conjunctur  angeben  möchten. 

Br.  bittet,  ihn  je  eher  je  lieber  von  hier  abzuberufen,  da  er  doch  hier  vor- 
läufig nichts  weiter  wird  ausrichten  können,  und  um  so  zu  verhüten,  dass  die 
Gen.  Staaten  Jalousie  schöpfen. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
23.  Januar/[2.  Februar]  1665. 

[Die  angehaltenen  Schiffe  des  Kf.;  seine  bisherigen  vergeblichen  Bemühungen  um  ihre 

Freilassung.] 

Aus  beiliegendem  Schreiben  des  Lucas  Adrian  Bock*),   das  er  vorges-  2.  Febr. 
tem  erhalten,  wird  Kf.  ersehen,  wie  widerlich  es  demselben  mit  seinen  beiden 
Schiffen  ergeht.    Er  ist  sofort  zum  Staatssecretär  Morice  gegangen,  weil  dieser 
einer  von  den  Commissaren  ist,  die  über  die  aufgebrachten  Schiffe  und  Güter 
sprechen,  und  hat  im  Namen  des  Kf.  gegen  dieses  demselben  zugefügte  Unrecht 


')  In  demselben  (d.  Falmouth  15./25.  Januar  1665)  berichtet  derselbe,  dass  er 
auf  der  Fahrt  von  Norwegen  nach  Cadix  mit  den  beiden  kurfürstlichen  Schiffen 
wegen  widrigen  Windes  und  Havarie  in  den  Hafen  von  Falmouth  habe  einlaufen 
müssen,  dass  aber  der  dortige  Gouverneur  in  dem  Verdacht,  dass  es  holländische 
Schiffe  wären,  sie  arretiert  hätte,  bis  er  an  den  Kon  ig  und  den  Herzog  von  York 
berichtet  und  von  diesen  Antwort  erhalten  hätte,  und  bittet,  v.  Br.  möchte  sich  bei 
diesen  um  ihre  Freilassung  bemühen.  —  Nach   einem    von  Joachim  Hübner  ver- 

fassten,   vom  -—-^f-^—  datierten   zusammenfassenden  Berichte   über   die  Schicksale 
3.  Mai 

der  beiden  Schiffe  waren  diese,  „das  Herzogthura  Cleve"  und  „die  Grafschaft  Marck" 

unter  den  Kapitänen  L.  A.  Bock  und  Lorenz  Rock  am  20./30.  November  1664  von 

Hörn  in  Holland  nach  Norwegen  gefahren,   hatten  dort  in  Trompsund  auf  Befehl 

des  Kf.  4000  Stück  Bretter  gekauft  und  eingeladen,   waren  dann  am  4/14.  Januar 

1665  nach  Spanien  abgesegelt  und  am  13./23.  Januar  in  den  Hafen  von  Falmouth 

eingelaufen. 


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624  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

protestiert,  hat  aber  von  ihm  zur  Antwort  erhalten,  man  hielte  sie  für  hollän- 
dische Schiffe,  die  sich  nur  mit  des  Kf.  Namen  behülfen  und  ihre  Pässe  er- 
schlichen hätten,  man  wäre  hier  gewaltig  kitzlich,  und  er  würde  den  ordent% 
liehen  Process  deswegen  in  der  Admiralität  abw^arten  müssen.  Da  ihm  be- 
kannt, dass  man  hier  auch  andere  neutrale  Schiffe  aufgebracht  und  mit  was 
für  unerdenklichen  Ränken  man  gegen  sie  und  sonst  in  allen  Dingen  verfahrt 
ist  er  noch  zu  einigen  gegangen  und  hat  noch  härter  protestiert.  Einige 
sind  ihm  ziemlich  begegnet,  andere  aber  fielen  mit  der  Thür  ins  Haus  und 
sagten,  sie  konnten  ihm  so  schlechter  Dinge  nicht  glauben,  weil  die  Ambas- 
sadeurs, Residenten  und  Agenten  sich  gar  oft  in  dergleichen  Durchstechereien 
und  Unterschleife  einmischten;  alle  wollten  schwören,  die  Holländer  ste<?kten 
drunter  und  die  Sache  müsste  aus  dem  Grunde  untersucht  werden.  Er  hat 
heute  dem  Herzoge  von  York  und  dem  Reichskanzler  die  Sache  vorgetragen, 
von  dem  ersten  aber  nur  eine  höfliche  dilatorische  Antwort  erhalten,  der 
R.Kanzler  versprach  ihm  seine  Hülfe  und  rieth  ihm,  je  eher  je  besser  mit 
dem  Könige  zu  sprechen  und  ein  Memorial  einzugeben.  Bock  und  der  andere 
Capitän  scheinen  sich  etwas  verschnappt  oder  in  ihren  Reden  nicht  übereinge- 
stimmt zu  haben,  ferner  erregt  Argwohn,  dass  die  Schiffe  in  Holland  neu  ge- 
baut und  mit  holländischen  Bootsleuten  besetzt  sind,  dass  sie  aus  Holland 
kommen  und  dass  man  nicht  zusammenreimen  kann,  dass  Kf.  sollte  Kriegs- 
schiffe bauen  lassen,  um  sich  derselben  als  Kaufmannsschiffe  zu  gebrauchen, 
und  dass  sie  noch  von  keinen  k.  brandenburgischen  Kriegsschiffen  gehört  haben, 
man  schliesst  daraus,  es  müssten  Holländer  sein,  zumal  da  diese  vielfach  ver- 
suchen, sich  heimlich  um  Schottland  und  durch  den  Canal  zu  schleichen,  um 
ihre  Macht  in  der  mittelländischen  See  und  westwärts  zu  verstärken.  Alle 
seine  Einwendungen  dagegen  sind  umsonst,  die  Leute  sind  unglaublich  arg- 
wöhnisch, daneben  ist  nicht  zu  glauben,  was  für  Ungerechtigkeiten  und  Griffe 
in  dergleichen  Sachen  vorkommen.  Er  räth  daher,  Kf.  möchte  eigenhändig  an 
3en  König  und  Fürst  Anhalt  an  den  Herzog  von  York  deswegen  mit  Benen- 
nung der  Schiffe  und  ihres  Desseins  schreiben,  auch  durch  die  geheime  Kanzlei 
Schreiben  an  Prinz  Ruprecht  und  an  den  R.Kanzler  ergehen  lassen'). 


Ohr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
30.  Januar/[9.  Februar]  1665. 

[Schwierigkeit,  die  angehaltenen  Schiffe  des  Kf.  frei  zu  bekommen.] 

9.  Febr.  Auf  sein  Memorial  hat  er  noch  keine  Antwort  erhalten ,  unter  der  Hand 

hört  er,  dass  dieses  in  des  Königs  innerstem  Rathe  werde  vorgenommen  wer- 


')  Kf.  sendet  daraufhin  (d.  Cöln  ll./[21.]  Februar  1665)  an  v.  Br.  sofort  eia, 
aber  der  Eile  wegen  nicht  eigenhändiges  Schreiben  an  König  Karl,  sowie  ein 
Schreiben  des  Fürsten  von  Anhalt  an  den  Herzog  von  York  mit  dem  Befehl,  die- 
selben zu  übergeben  und  zu  versichern,  dass  Kf.  diese  Schiffe  auf  seine  Kosten  habe 


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Die  angehaltenen  Schiffe  des  Kf.  625 

den,  und  ist  nur  zu  wünschen,  dass  sie  von  dort  nicht  an  das  Gericht  der  Ad- 
miralität transferiert  werde.  Der  Argwohn  des  ganzen  Hofes,  dass  die  Schiffe 
einigen  Holländern  gehören,  ist  so  tief,  dass  es  ihm  unmöglich  ist,  denselben 
zu  beseitigen.  Wenn  er  auch  auf  alles  nach  seinem  besten  Wissen  geantwortet, 
fragen  sie  ihn  doch  immer,  warum  Kf.  keine  Pässe  vom  Könige  auf  diese 
Schiffe  begehrt  habe.  Gornbury  hat  ihm  vertraulich  mitgetheilt,  man  bilde 
sich  am  Hofe  ein,  die  Prinzessin  von  Granien  stecke  mit  darunter,  diese 
hätte  einigen  Holländern  zu  gefallen  die  Pässe  von  Kf.  zu  Wege  gebracht, 
weswegen  der  König  und  der  Herzog  von  York  übel  auf  sie  zufrieden  wären, 
und  er  weiss  nicht,  was  er  dem  entgegen  thun  soll. 

Es  ist  eine  chatouilleuse  Sache,  er  hat  mit  Leuten  zu  thun,  bei  welchen 
immer  ein  Argwohn  aus  dem  anderen  fliesst,  sie  sind  daneben  stolz,  aufgeblasen 
und  zugriffisch  und  das  schlimmste  ist,  dass  der  Herzog  von  York  darin  am 
meisten  interessiert  ist,  weil  die  in  den  Häfen  angehaltenen  und  preil  gemachten 
Schiffe  ihm  zukommen.  Er  erwartet  daher  sehnlichst  des  Kf.  eigenhändiges 
Schreiben,  sollte  auch  dieses  nichts  fruchten,  so  räth  er,  einen  Expressen,  etwa 
M.  Pelnizen*),  zu  senden,  denn  er  selbst  fürchtet,  wenn  er  zu  hart  sprechen 
sollte,  sich  untüchtig  zu  machen,  dem  Kf.  in  der  bewussten  Sache  Dienste  zu 
erweisen.  Er  räth  ferner,  wenn  die  Schiffe  frei  kommen  sollten,  sie  hieher 
kommen,  hier  ihre  Ladung  verkaufen  und  dann  nach  Pillau  sich  wenden  zu 
lassen,  denn,  wenn  sie  nach  der  Strasse  weiter  gehen  sollten,  so  wird  man 
ihnen  immer  mit  Misstrauen  nachsehen  und  sie  werden  ausserdem  in  grosser 
Gefahr  von  den  Türken  her  sein. 


Chr.   V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  3./[13.]  Fe- 
bruar 1665. 

[Günstige  Aussichten  auf  Freilassung  der  angehaltenen  Schiffe.     Garantie  des  Olivaen- 
Friedens.    Aeusserongen  des  R.Kanzlers.] 

Der  König  und  der  Reichskanzler  haben  sich  der  Sache  angenommen  13.  Febr. 
und  befohlen,  dass  man  ihm  mit  aller  Höflichkeit  begegnen  und  diese  Sache 
schleunig  erledigen  solle,  darauf  haben  denn  die  Obercommissarien  ihren  Unter- 
commissarien und  dem  Gouverneur  von  Falmouth  den  Befehl  zugehen  lassen, 
die  beiden  kurfürstl.  Capitains  frei  zu  lassen  und  ihnen  frei  zu  stellen,  hierher 
zu  kommen.  Er  wird  ihnen  sogleich  schreiben,  sie  sollten  schleunigst  mit  allen 
ihren  Briefen  und  Documenten  hieher  kommen,  er  kann  sie  aber  nicht  eher  als 
in  14  Tagen  erwarten  und  ist  die  Zeit,  der  gute  Wind  und  die  grossen  Kosten, 
welche  die  Sache  bereiten  wird^),  zu  bedauern.   Falls  er  Schadenersatz  fordern 


bauen  und  mit  seiuen  Waaren  beladen  lassen  und  dass  sie  den  Holländern  durchaus 
nicht  zukämen;  er  hoffe,  man  werde  daraufhin  mit  der  Restituierung  derselben  keine 
Schwierigkeit  machen. 

^)    Der  Oberstallmeister  des  Kf.  Gerhard  Bernhard  v.  Pölnitz. 

')  Nach  einer  späteren  Berechnung  v.  Br.'s  hat  derselbe  für  diese  Schiffe  90  Pfund 
(405  Rthlr.)  vorschiessen  müssen. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  6.  KarfQrMen.    XII.  40 


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626  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

würde,  würde  man  ihn  nur  auslachen,  der  französische  Gesandte  und  der 
dänische  Resident  haben  in  ähnlichen  Fällen  auch  nichts  erreichen  können. 

Die  Garantie  des  Olivischen  Friedens  hat  er  nun  in  Händen,  er  glaubt 
aber,  nachdem  er  bei  gegenwärtiger  Gonjunctnr  erkannt,  dass  man  von  diesem 
Hof  wenig  auf  Freundschaft  und  Dankbarkeit  zu  hoffen,  dass  Kf.  wenig  Staat 
darauf  wird  machen  können.  Auch  Dänemark  ist  darüber,  dass  dieser  Hof 
jetzt  im  Gegensatz  zu  seinen  früheren  Erklärungen  Schweden  die  Garantie 
des  letzten  Eopenhagener  Friedens  angeboten  hat,  sehr  erbittert. 

üeber  den  Reichskanzler  hat  er  sich  nicht  zu  beklagen,  in  seiner  letzten 
Audienz  vor  3  Tagen  redete  derselbe  noch  ziemlich  annehmlich  von  des  eng- 
lischen Königs  und  des  Kf.  gemeinem  Interesse  wider  Holland  und  bat,  Kf. 
möchte  sich  namentlich  bemühen,  dass  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Trier 
mit  dem  Westfälischen  Kreise  anstünden.  Pfalz-Neu  bürg,  behauptete 
er,  negociiere  hier  nichts,  es  ginge  aber  ein  Gerücht,  dass  ein'  envoye  der  drei 
geistlichen  Kurfürsten  hieher  unterwegs  sei;  auf  die  Conferenz  zu  Xanten^} 
schien  er  stark  zu  reflectieren. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  an  der  Spree 
15./[25.]  Februar  1665. 

[Uebersendung  eines  eigenhändigen  Schreibens  an  den  König  wegen  Freigebnng  der 
Schiffe.     Androhung  von  Repressalien.] 

25.  Febr.  Kf.  hofft,  v.  Er.  werde  sein  vor  drei  Tagen  abgelassenes  Rescript  *)  nebst 

dem  Schreiben  an  den  König  erhalten  haben  und  es  werde  darauf  gute  Reso- 
lution  erfolgt   sein,    er   sendet  jetzt   zum  Ueberfluss   noch   ein   eigenhändiges 
Schreiben  an  den  König,  welches  v.  Br.  übergeben  und  auf  die  Restitution  der 
^chiffe  dringen  soll. 

Dafern  aber  allen  Euren  Remonstrationen  und  angewandten  Fleiss 
ungeachtet  zur  Relaxation  unsrer  Schiffe  man  sieb  nicht  verstehen  wollte, 
so  könnet  Ihr  wohl  zu  verstehen  geben,  dass  wir  hieraus  nun  gnugsam  ver- 
spürten, wie  man  unsere  Freundschaft  aestimirte,  und  wir  dahero  veran- 
lasset würden,  in  unseren  consiliis  bei  itzigen  Conjunctureu  andere 
mesures  zu  fassen  und  sehen,  wie  wir  anderwerts  unserem  Schaden 
nachkämen,  gestalt  wir  dann  al bereits  bei  vorgestriger  Preussischer 
Post  ordre  dahin  ergehen  lassen,  alle .  englische  Schiffe  und  Waaren  io 
Arrest  und  Beschlag  zu  nehmen,  welche  dann  sowohl  als  die  noch  künf- 
tig da  anlangen  werden  ehe  nicht  erlassen  werden  sollen,  als  bis  wir 
erfahren,  dass  man  uns  die  unsrige  losgegebeu  habe.  — 


1)    S.  ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  519. 
^    S.  oben  S.  624  Anm.  1. 


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Freilassung  der  Schiffe.  627 

Chr.   V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen   17./27.  Fe- 
bruar 1665. 

[Freilassung  der  Schiffe.    Englische  Forderung,  dass  Kf.  gegen  Holland  vorgebe.] 

Des  Kf.  beide  neue  Schiffe  sind  nun  soweit  wieder  frei ,  dass  er  morgen  27.  Febr. 
nur  noch  um  einen  Befehl  an  den  Gouverneur  von  Falmouth,  dieselben  nicht 
aufzuhalten,  zu  bitten  braucht.  Der  König,  Herzog  von  York,  Prinz  Rupert 
und  Staatssecretär  Bennet  haben  des  Kf.  Pässe  und  commissiones  selbst  vor- 
genommen, darauf  hat  der  König  sogleich  befohlen,  sie  wieder  loszugeben,  und 
der  Herzog  von  York  hat  von  selbst  gegen  ihn  in  des  Königs  Antichambre  die 
Sache  entschuldigt^). 


')    Die  beiden  Schiffe  haben  auch  weiter  sehr  üble  Schicksale  zu  erleiden  gehabt. 
Nach  jenem  Berichte  Hübners  (s.  oben  S.  623)  segelten  sie,  nachdem  v.  Brandt  ihre 

Freilassung  bewirkt,  am  -^-^ — -  1665  von  Falmouth  ab,  kamen  glücklich  nach  Ca- 
o.  April 

dix,  verkauften  dort  die  Holzladung,  segelten  dann  nach  Alicante,  nahmen  dort  Salz 
ein  und  kehrten  nach  Gadix  zurück.  Dort  durch  ungünstigen  Wind  aufgehalten  nahmen 
sie  allerhand  spanische  und  flandrische  Waaren  (Silber,  Cochenille,  Indigo  und  Ta- 
bak) von  einigen  flämischen  Kaufleuten  ein,  um  dieselben  nach  Ostende  zu  bringen, 
wurden  aber  auf  der  Fahrt  dorthin  am  21. /31.  Juni  1665  an  der  englischen  Küste 
bei  Lizard  von  fünf  englischen  Kreuzern  angebalten  und  nach  Plymouth  gebracht. 
Dort  wurden  alle  Kisten  und  Kasten  versiegelt,  die  Kapitäne  und  eine  Anzahl  Leute 
verhört  und  darauf  deren  Aussagen  nebst  allen  in  den  Schiffen  und  bei  jenen  gefun- 
denen Papieren  an  den  Admiralitätsrath  in  Salisbury  geschickt.  Inzwischen  hatten 
sich  die  beiden  Kapitäne,  da  v.  Brandt  nicht  mehr  in  England  anwesend  war,  an 
den  dänischen  Residenten  Simon  de  Petkum  gewendet,  dieser  nahm  sich  ihrer  eifrig 
an  und  bewirkte  den  Erlass  einer  königlichen  Ordre  an  die  Ober-Commissarien  über 
die  Prisen,   die  Schiffe  mit  ihrer  Ladung  frei  zu  lassen.    Trotzdem   wurden  sie  am 

-r-Fi — 7^-r —   von   zwei  Richtern   für  gute  Prisen  erklärt,    weil  sie  in  Gesellschaft 
1.  September  ^ 

holländischer  Schiffe  gesegelt  wären  und  samt  den  Gütern  Unterthanen  der  Verei- 
nigten Provinzen  gehörten.  Auf  erneute  Remonstrationen  Petkums  am  Hofe  erging 
5./15.  September  von  den  Königl.  Principal -Commissaren  der  Prisen  an  die  Unter- 
Commissare  in  Plymouth  die  Ordre,  die  Schiffe  mit  dem  dem  Kf.  gehörigen  Salze 
freizulassen,  die  anderen  Waaren  aber  sollten  condemniert  bleiben.  Diese  Ordre  aber 
wurde  den  Kapitänen  zunächst  garnicht  mitgetbeilt  und  kam,  obwohl  nun  auch  der 
Agent  des  Kf.  Am.  v.  Wulffen  sich  ihrer  annahm,  nicht  zur  Ausführung,  vielmehr 
erging  sogar  am  11./2I.  October  ein  neues  königliches  Edict,  wonach  das  Salz  in  den 
Schiffen  dort  in  Plymouth  meistbietend  verkauft  werden  sollte;  dieses  wurde  aller- 
dings nicht  ausgeführt,  aber  am  5./15.  December  alle  anderen  Waaren  aus  den  Schif- 
fen genommen  und  zwei  Prisenverwahrern  übergeben.  Da  nun  Kapitän  Bock  und 
V.  Wulffen  einsahen,  dass  doch  in  der  Sache  bei  Hofe  nichts  würde  ausgerichtet 
werden  können,  da  damals  der  König  Sir  Walter  Vane  (s.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  675 ff.) 
an  Kf.  abschickte  „und  zuvor  erwarten  wollen,  wie  es  mit  dessen  Verrichtung  ab- 
laufen würde**,  so  machte  sich  Bock  bereit,  falls  wirklich  das  kurfürstliche  Salz  an- 
gegriffen werden  sollte,  sich  davon  zu  machen  und  dem  Kf.  Bericht  zu  erstatten,  am 

40* 


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628  V.    Brandenburg  nnd  RniB:land.     1664  —  1669. 

In  der  Hauptsache,  die  er  zu  negotiieren  gehabt,  geht  man  hier  weiter  als 
vorher  und  begehrt  von  ihm  zu  wissen,  ob  Kf.  nichts  avanciere,  ob  noch  nichts 
vorgehe,  worauf  man  sich  hier  zu  verlassen,  und  ob  Kf.  nicht  bald  auf  einen 
guten  Grund  nach  Cleve  kommen  werde,  so  dass  ihm  Angst  und  bange  wird. 
Er  bittet  um  seine  schleunige  Abberufung,  damit  Kf.  so  Zeit  gewinne  und 
später  durch  ihn  oder  einen  anderen  dem  Könige  kund  thun  lasse,  was  er 
bei  den  anderen  zu  Woge  gebracht,  und  daneben  die  schon  von  ihm  vorge- 
brachten Entschuldigungen  und  noch  andere,  Schweden  betreffend,  allegie- 
ren lasse'). 


b.     Sendungen  Lucas  v.  Achens.     März  —  Juli  1666. 
Lucas  von  Achen  an  den  Kurfiirsten.    D.  Cleve  8.  April  1666. 

[Erwiderung  des  englischen  G.Kanzlers  auf  seine  Mittbeilungen.] 

8.  April.  Auf  Befehl  des  Kf.  vom  10.  Februar')  hat  er  sich  in  der  Suite  des  Che- 

valier Sir  Walter  Vane^)  nach  England  begeben,  durch  Vane  ist  er  bei  dem 
G.Kanzler    eingeführt  worden    und  hat  bei  demselben  in  dessen  Gegenwart 


1666    wurde  ihm   aber  plötzlich  jene  königl.  Ordre  vom   15./25.  Sep- 


2.  Januar 

tember  zugestellt,  „vermuthlich  darum,  dass  der  Konigl.  Envoye  einige  Vertröstung 
von  Verhinderung  der  Kurfürstl.  Allianz  mit  den  Staaten  gegeben,  wenn  die  Schiffe 
bald  relaxiert  wurden*'  (auch  die  vom  Kf.  gegen  zwei  englische  Schiffe  angewandten 
Repressalien,  s.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  677,  werden  wohl  mitgewirkt  haben),  drei  Tage 
darauf  wurden  dieselben  freigelassen  und  den  Kapitänen  gestattet,  nach  Bezahlung 
aller  Unkosten    abzusegeln,    was   diese  auch  am  I5./25.  Januar  tbaten.     Sie  langten 

,   '     ^ 1666  auf  der  Rhede  von  Ostende  an,  wurden  aber  durch  Sturm  genothigt 

1.  Februar  '  ® 

nach  Seeland  zu  segeln,  wo  sie  auf  Befehl  des  kurfürstl.  Factors  liegen  blieben.  Der 
Schaden,  den  Kf.  auf  diese  Weise  durch  die  Detention  und  Spoliiernng  der  Schiffe 
in  England  erlitten,  betrug  nach  der  Berechnung  der  Kapitäne  237030  Gulden  15  Stü- 
ber  ohne  die  aus  den  Schiffen  genommenen  spanischen  und  flämischen  Güter. 

*)  Kf.  übersendet  an  v.  Br.  (d.  Coln  an  der  Spree  7./17.  März  1665)  zwei  Dank- 
schreiben an  den  König  und  an  den  R.  Kanzler  wegen  Freilassung  .der  Schiffe 
und  befiehlt  ihm  zurückzukehren.  Seine  Abreise  ist  dann  aber  durch  Geldmangel 
bis   zum  Juni   verzögert   worden;    das  Recreditiv  König  Karls  II.    für  ihn   ist  datiert 

Whiteball  #\^  1665. 
[4.  Juni] 

^  Dieses  Rescript,  welches  jedenfalls  auch  die  Instruction  für  Achen  enthalten 
hat,  fehlt  in  den  Akten,  dieselben  enthalten  aber  ein  Schreiben  des  Kf.  an  den  R. 
Kanzler  Clarendon,  worin  er  bei  diesem  seinen  Sekretär  Lucas  v.  Achen  beglau- 
bigt, den  er  nach  England  schicke,  um,  bis  er  einen  seiner  Räthe  an  den  König 
abschicken  werde,  dem  Kanzler  die  Ursachen  seines  Tractats  mit  den  Niederlanden 
mitzutheilen.     Vgl.  Pufendorf  X,  §  19  S.  657  f.,  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  356. 

»)    S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  675 ff 


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Erste  Sendung  L.  v.  Achens.  629 

Audienz  gehabt.  Nachdem  er  auf  Grund  seiner  Instruktion  die  Ursachen  ange- 
führt, warum  Kf.  nicht  länger  habe  in  der  Neutralität  bleiben  können,  sondern 
bewogen  worden,  die  alte  Freundschaft  und  Alliance  mit  den  Gen.  Staaten  zu 
continuieren  ^),  und  des  Kf.  Mediation  zur  Hinlegung  der  Streitigkeiten  zwischen 
der  Krone  England  und  den  Gen. Staaten  präsentiert,  erwiderte  der  G.Kanzler,  er 
könnte  nicht  verstehen,  dass  man  ihnen  schöne  Worte  gäbe,  ihren  Feinden  aber 
Hülfe  leistete  und  gleichwohl  vorgeben  wollte,  dass  man  die  bisher  gepflogene 
Freundschaft  und  Allianz  nicht  verletzt,  dieses  wären  wider  einander  streitende 
Sachen  und  sollte  man  die  Engländer  nicht  für  so  einföltig  halten,  dass  sie 
solches  nicht  begreifen  könnten.  Sein  König  hätte  zu  Kf.  das  festeste  Vertrauen 
gehabt,  er  glaubte,  dass  derselbe  übel  gerathen  wäre.  Er  wünschte,  W  ei  mann*), 
der  die  Alliance^)  habe  machen  helfen,  lebte  noch,  er  könnte  auch  wohl  spüren, 
dass  Brand  nicht  bei  Hofe  wäre,  er  hätte  dieses  alles  schon  gemuthmasst,  als 
derselbe  abberufen  worden  sei  und  Kf.  sich  bald  darauf  nach  Cleve  erhoben 
habe,  doch  hoffte  er,  Holland  würde  dereinst  Frieden  mit  England  machen,  und 
würden  dann  die  Alliierten  der  Holländer  die  Rechnung,  die  sie  sich  gemacht, 
vielleicht  nicht  finden. 

Auf  die  erste  angeführte  Ursache,  dass  Kf.  Assistenz  zu  Unterhaltung  seiner 
Armee  nöthig  gehabt,  erwiderte  er  nur,  es  wäre  nicht  wohl  gethan,  dass  der  König 
von  Spanien  dem  Kf.  nicht  die  zugesagten  100000  Rthlr.  jährlich  entrichte*). 

Was  man  wegen  des  Prinzen  von  Oranieu  vorgebe,  wäre  von  keinem 
Gewicht,  denn  er  glaubte,  dass  diese  Allianz  mit  Holland  dem  Prinzen  mehr 
schaden  als  nützen  werde. 

Die  secrete  Intelligenz,  welche  einige  RÖmisch-catholische  ^)  gehabt,  betref- 
fend sagte  er,  dass  er  solche  nicht  glauben,  noch  sich  einbilden  könnte,  dass 
man  einen  Religionskrieg  hieraus  sollte  haben  machen  wollen.  Zudem  hätte 
nicht  sein  König  den  Bischof,  sondern  dieser  den  König  gesucht  und  hätte  der- 
selbe eine  gute  und  gerechte  Sache. 

Wenn  gesagt  würde,  wenn  Kf.  die  widrige  Partei  angenommen,  so  hätte 
er  in  Gefahr  gestanden,  das  Fürstenthum  Cleve  zu  verlieren,  so  glaube  er  ge- 
rade im  Gegentheil,  wenn  Kf.  sich  mit  England  conjungiert  hätte,  würde  er 
besser  sein  Land  conserviert  und  leichter  seine  dortigen  Städte  recuperiert 
haben,  denn  was  Holland  nun  gezwungen  nicht  thäte,  würde  es  hernach,  wenn 
die  Noth  vorbei,  noch  weniger  thun. 


»)  Die  Allianz  mit  Holland  vom  6./16.  Februar  1666  (Dumont  VI,  3.  S.86ff.), 
vgl.  ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  625 ff. 

*)  Der  Clevische  Kanzler  und  Geh.  Rath  Daniel  Weiraann,  den  Kf.  im  März 
1661  zusammen  mit  dem  Fürsten  Johann  Moritz  von  Nassau  nach  England  ge- 
schickt hatte  (9.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  492 ff),  derselbe  war  29.  October  1661  (s.  eben- 
das.  S.  561)  gestorben. 

3)  Die  Allianz  mit  England  vom  20.  Juli  1661  (Puf endo rf  IX,  §27S.563ff.), 
vgl.  Urk.  u.  Akt,  IX,  S.  537 ff. 

*)    S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  299. 

*)    Vgl.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1.  S.  221.  224f. 


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630  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

Vorher  mit  Kf.  zu  communicieren,  wäre  der  Bischof  nicht  obligiert  gewesen; 
er  könnte  nicht  sehen,  dass  es  so  bald  mit  dem  Bischof  gethan  sein  würde, 
man  würde  die  Sache  viel  schwerer  finden,  das  Reich  würde  die  Unterdrückung 
des  Bischofs  nicht  zulassen. 

Mit  der  angebotenen  Mediation  wäre  es  jetzt,  nachdem  Kf.  Partei  genom- 
men und  sich  zu  des  Königs  Feinden  geschlagen,  zu  spät,  er  wüsste  auch  nicht, 
wie  er  solches  verstehen  sollte,  doch  würde  man  sich  weiter  erklären,  wenn 
ein  Envoye  des  Kf.  wieder  nach  England  kommen  und  dem  Könige  fernere 
Satisfaction  geben  würde*). 


Lucas  von  Achen  an  den  Kurfürsten.    D.  Cleve  8.  April  1666. 

[Aeusseningen  Ciarendons  über  die  Prinzessin  von  Oranien.] 

8.  April.  Bei  seiner  Abschiedsaudienz  hat  ihm  der  G.Kanzler  noch  gesagt,  er  wäre 

vom  Könige  beauftragt  mitzutheilen ,  dass  dieser  es  sehr  hoch  empfinde,  dass 
die  Prinzessin  von  Oranien')  so  unfreundlich  mit  ihm  handelte  und  ohne  mit 
ihm  zu  communicieren  sich  allein  der  Sache  des  Prinzen  annehme,  sie  würde 
besser  gethan  haben,  sich  mit  diesen  Händeln  garnicht  zu  befassen,  sie  würde 
erfahren,  dass  sie  des  Prinzen  Sache  nur  verschlimmert  hätte,  denn  ohne  sein 
Zuthun  und  ausser  künftigen  Tractaten  mit  Holland  werde  der  Prinz  schwerlich 


0  Das  Recreditiv  Lord  Olarendons  für  L.  v.  Achen  (d.  London  7./[17.]  März 
1666)  lautet:  Litteras,  quas  ad  me  scribere  dignata  est  Celsitudo  vestra  Electoralis  die 
19^  Febru.,  accepi  et,  quae  Dominus  Lucas  de  Acben  Gels.  \J^  Secretarius  Ejusdem 
nomine  fidei  meae  commisit,  Domino  meo  Regi  diligenter  exposui.  Sed  Gels.  Vnm 
celare  non  debeo  Ma.i>  Suae  praeter  spem  et  inopinatum  accidisse,  ut  Gels.  V.n  Elec- 
toralis foedere  cum  bostibus  Belgis  jungeretur  bellumque  inferret  confoederato  Prin- 
cipi  Domino  Episcopo  Monasteriensi,  cujus  ope  Hollandos  ad  aequas  etiam  uti- 
lesque  Gels.°i  V.^««  Elect^i  conditiones  adducere  in  animo  babuit  sua  Mai.t**,  adeoque 
non  solum  amicitiae,  quam  diu  cum  Gels.°«  V.'^  Elect.ii  institutam  summa  religione 
colere  nunquam  destitit  Dominus  mens  Rex,  defuerit,  sed  etiam  Tractatus  leges,  quem 
cum  Eadem  habet  Sua  Ma.^*  et  Ablegati,  qui  in  hac  aula  olim  versatus  est,  promissa 
violaverit.  Quod  vero  allegatur,  in  rem  esse  Ser.^i  Principis  Auriacensis  nepotis 
quae  aguntur,  id  plane  secus  esse  judicat  Sua  Ma.*».  Sed  dudum  quae  ad  Domum 
Auriacam  attinent  inconsulta  aliquando  et  abnuente  Sua  Ma.t«  transiguutur ,  nee  in 
ea,  quae  constituta  sunt  in  Gallia,  consensisse  Gels.«™  y.ram  Elect^eiQ  existimat  Sua 
Ma.*".  Haec  fusius  Gels.»*  V."«  Elect.i'  refert  praedictus  D.  Secretarius,  cum  quo,  ut 
mea  fert  consuetudo,  aperte  ingenueque  egi,  optoque,  ut  consiliarius,  quem  ad  Domi- 
num meum  Regem  ablegaro  constituit  Gels.«*»  \J^  Elect.^i«,  meliora  et  pristinae  con- 
junctioni  magis  consentanea  apportet,  ne  Potentissimi  Regis  Regnique  amicitiam  fictis 
et  ad  tempus  compositis  confoederatorum  Belgarum  blanditiis  postbabuisse  videatur 
Gels.do  V.™  Elect.»». 

")  Die  Princesse  Douariere  Am  alle,  Grossmutter  des  Prinzen  Wilhelm  von 
Oranien.  S.  über  die  damaligen  Schritte  derselben  in  der  Vormundscbaftsangele- 
genheit  Aitzema  V,  S.  790ff.,  Wicquefort  UI,  S.  286flF.,  Droysen  lU,  3.  S.  98. 


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Zweite  Sendung  L.  y.  Acbens.  631 

hergestellt  werden.  Der  König  glaubte  nicht,  dass  Kf.  sich  sollte  persuadieren  lassen, 
de  Witt  und  der  Prinz  konnten  sich  jemals  grundlich  versöhnen,  noch  dass 
Kf.  in  allen  Händeln  der  Prinzessin,  welche  ihr  eigen  privat  Interesse  und  nicht 
das  des  Prinzen  dabei  suche,  Part  h&tte  oder  deren  Actionen  gänzlich  billigte, 
wiewohl  er,  der  G.Kanzler,  sonst  glauben  müsste,  dass  sie  grosse  Influenz  in 
des  Kf.  consilium  hätte,  er  wünsche,  dass  sie  zu  anderen  Zeiten  dem  Kf.  heilsa- 
mere consilia  geben  möchte. 


Memoriale,    wornach  unser  —  Secretarius  Lucas  von  Aken 
sich  zu  achten.     D.  Cleve  25.  Juni  1666. 

[Dem  G.Kanzler  zu  machende  Hittbeilungen:  Beabsichtigte  Sendung  v.  Brandts  nach 
England,  Friedensvermittluiig,  der  Prinz  und  die  Prinzessin  von  Oranien.] 

Er  soll  sich  förderlichst  nach  England  begeben,   in  London   angekommen  25.  Juni, 
sich  um  Audienz  beim  G.Kanzler  bewerben,  vorher  aber  sich  beim  Chevalier 
Vane  angeben,  denselben  von  seiner  Gommission  unterrichten  und  dessen  Un- 
terstützung erbitten. 

Dem  G.Kanzler  hat  er  Anzeige  von  dem  glücklich  abgeschlossenen  Frie- 
den^) zu  machen,  durch  welchen  der  Bischof  von  Münster  glücklich  den  ihm 
drohenden  Gefahren  entronnen  und  das  Reich  wieder  in  Ruhe  und  Sicherheit 
gebracht  sei,  und  ihm  mitzutheilen ,  Kf.  betrübe  es  sehr,  dass  England  und 
Holland,  die  Säulen  der  wahren  reformierten  Religion,  noch  in  so  heftigem 
Kriege  gegen  einander  verharrten,  Kf.  beabsichtigte,  jemand  seiner  Räthe  nach 
England  zu  schicken,  um  dem  Könige  die  grosse  Gefahr,  in  welche  die  refor- 
mierte Religion  und  des  gemeinen  Wesens  Wohlfahrt  bei  Fortsetzung  dieses 
Krieges  gesetzt  werde,  vorzustellen  und  seine  guten  officia  anzubieten,  v.  Brandt, 
den  er  dazn  bestimmt,  sei  bisher  anderwärts  verwendet  gewesen,  er  habe  ihn 
aber  nun  schleunigst  hieher  beordert,  ihn,  den  Secretarius,  habe  Kf.  vorausge- 
schickt, um  dort  namentlich  dem  G.Kanzler  seine  Intention  bekannt  zu  machen. 
Kf.  hätte  aus  Holland  die  gewisse  Nachricht,  dass  nach  dem  letzten  Ren- 
contre^  sie  zwar  überaus  starke  praeparatoria  zu  Continuation  des  Krieges 
machten,  er  merkte  aber,  wie  insgemein  grössere  Inclination  als  jemals  zum 
Frieden  wäre.  Er  soll  vorstellen,  dass  vielleicht  niemand  ohne  weniger  Inter- 
esse und  particular  Absehen  in  dieser  Sache  arbeiten  würde  als  Kf. 

Sollten  ihm  darauf  wie  neulich  objectiones  gemacht  und  vorgehalten  werden, 
Kf.  hätte  mit  ihren  Feinden  enge  Allianzen  aufgerichtet,  so  hat  er  auseinanderzu- 
setzen, welche  Gründe  Kf.  zum  Abschluss  dieser  Allianz  getrieben  hätten, 
welche  nicht  im  geringsten  wider  den  König,  noch  zum  Präjudiz  seiner  Allianz 


')  Der  Friede  von  Cleve  vom  18.  April  1666  (Dumont  VI,  3.  S.  106ff.).  Vgl. 
ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  719f. 

')  Die  für  die  Holländer  siegreiche  viertägige  Seeschlacht  vom  11.— 14.  Juni 
1666.  S.  Aitzema  V,  S.  698flf.,  Wicquefort  ÜI,  S.  249,  Lefevre  Pontalis  I, 
S.  376  ff. 


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632  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

mit  demselben,  sondern  nur  dahin  eingerichtet  sei,  des  Rf.  Lande  gegen  an- 
vermuthete  Invasionen  zn  schützen. 

Sollte  man  bezeugen,  dass  die  beabsichtigte  Schickung  des  Kf.  ganz  anan- 
genehm und  zuwider  sein  würde,  so  hat  er  vorzustellen,  Kf.  würde  zwar  wider 
des  Königs  und  des  G.Kanzlers  Gntfinden  sich  in  die  Sache  nicht  mischen,  er 
hoffe  aber,  der  König  werde  seine  Offerte  nicht  ungleich  aufnehmen. 

Wegen  des  Prinzen  von  Oranien  hat  er  zu  berichten,  dass  bald  nach 
geschlossener  Allianz  alles  sich  für  denselben  besser  angelassen,  Kf.  hätte  es 
dahin  gebracht 0,  dass  derselbe  nicht  allein,  wie  der  König  es  gewünscht,  zu 
einem  Kinde  des  Staats  angenommen,  sondern  auch  gute  Hoffnung  vorhanden 
wäre,  dass  man  ihn  in  kurzem  in  den  Rath  von  Staaten  bringen  und  zum  Ad- 
miral  General  und  General  de  la  Cavallerie  machen  würde,  Kf.  hätte  deshalb 
ohnlängst  eine  kleine  Reise  nach  Holland*)  und  mit  dem  Prinzen  eine  Tour  in 
den  vornehmsten  Staaten  gethan,  auch  die  Flotte  besichtigt,  da  er  denn  allent- 
halben überaus  grosse  Inclination  und  fast  unglaubliche  Liebe  des  gemeinen 
Mannes  gegen  denselben  verspürt,  er  hätte  bei  dieser  Gelegenheit  die  dem 
Prinzen  wohlaffectionierte  Partei  animiert  und  gemerkt,  das  dieses  alles  seinen 
Feinden  sehr  verdrossen,  und  er  hoffe,  dass,  wenn  auch  der  König  dessen  In- 
teresse secundieren  werde,  alles  weiter  wohl  gehen  und  der  Prinz  in  den  Stand 
und  die  Würden  seiner  Vorfahren  wiederhergestellt  werden  würde. 

Betreffend  die  verwittwete  Prinzessin  von  Oranien  soll  er  dem  G. Kanzler, 
wenn  dieser  wieder  davon  Erwähnung  thun  sollte,  berichten,  dass  Kf.  sich  in 
die  Tutel  nicht  mischte  und  dahin  gestellt  sein  Hesse,  wie  diese  administriert 
würde,  dass  die  Prinzessin  aber  sonst  mit  seinen  consiliis  nichts  zn  thun  hätte 
und  sich  damit  nicht  bemühte').  * 


')  S.  ober  die  damaligen  Bemühungen  des  Kf.  zu  Gunsten  des  Prinzen  von 
Oranien:  Aitzema  V,  S.  783.  1006ff.,  Wicquefort  III,  S.  285f.,  Droysen  III, 
3.  S.  93. 

^    S.  Droysen  III,  3.  8.  99,  oben  S.  127. 

^  L.  Y.  Acheu  verunglückte  auf  der  Rückfahrt.  Ceber  den  Erfolg  seiner  Sendung 
belehrt  nur  das  Recreditiv  Ciarendons  für  ihn  (d.  Londiui  3./[13.]  Juli  1666),  dessen 
Schluss  lautet:  Quod  vero  ad  destinatam  Gel."'«  V."«  Elect.  legationem  attinet,  etsi 
nihil  unquam  tarn  inopinatum  Domino  meo  Regi  accidit  quam  Cels.°*«  V.™«  Elect 
cum  bostibus  suis  conjunctio,  tarnen,  si  animus  est  amicitiam  nuper  yiolatam  instau- 
rare  et  consilia  de  publicis  commodis  conferre,  libenter  quemcunque  delegare  visum 
fuerit  Cels.n»  V."«  Elect.  audiet  sua  Ma.**»  et  qua  par  est  benevolentia  complectetur, 
und  ein  Schreiben  Vane^s  aus  London  vom  17./[27.]  August  1666,  in  welchem  dieser 
mittheilt,  da  man  hier  den  Vertrag  des  Kf.  mit  Holland  als  einen  Bruch  der  Allianz 
ansehe,  so  habe  er  nicht  wagen  dürfen,  dem  R. Kanzler  von  der  von  Kf.  angebo- 
tenen Mediation  zu  sprechen,  doch  werde  die  Sendung  v.  Brandts  sowohl  dem  Kö- 
nige als  auch  dem  R.Kanzler  angenehm  sein. 


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Instruction  v.  Brandts.  633 

c.     Zweite  Sendung  Christoph  v.  Brandts. 
August  1666  — August  1667. 

Instruction'),    wornach    sich    unser  —  Geheimer   Rath   und 

Neumärckischer   Oantzler    Christoff  von  Brandt    zu    achten. 

D.  Cleff  7./17.  August  1666. 

[Bemühungen  um  Vermittlung  des  Friedens  zwischen  England  und  Holland,    Recht- 
fertigung der  Politik  des  Kl] 

Er  soll  möglichst  schnell  nach  England  darch  Brabant  und  Flandern,  17.  Aug. 
damit  er  die  Vereinigten  Provinzen  nicht  berühre,  reisen,  sobald  er  am  königl. 
Hoflager  angelangt  ist,  bei  dem  Könige,  dem  Herzog  von  York,  dem  Reichs- 
kanzler und  wo  er  es  sonst  für  nöthig  halten  sollte,  Audienz  suchen  und  da- 
bei vorstellen,  Kf.  hätte  ihn  geschickt,  um  sowohl  die  grosse  Gefahr,  worin  des 
protestierenden  und  gemeinen  Wesens  Wohlfahrt  und  die  Sicherheit  der  Com- 
mercien  durch  fernere  Fortsetzung  des  englisch-holländischen  Krieges  gestürzt 
werde,  vor  Augen  zu  stellen  als  auch  seine  guten  officia  zur  Beendigung  des- 
selben anzutragen.  Er  kann  dabei  soviel  rationes  als  ihm  beifallen  werden, 
den  englischen  Hof  za  friedlichen  Gedanken  zu  bewegen,  anführen,  hat  sich 
aber  zu  hüten,  eine  Vergleichung  zwischen  der  englischen  und  holländischen 
Macht  und  wer  von  beiden  den  Krieg  am  besten  ausführen  werde ,  anzustellen 
und  überhaupt  seine  ganze  Negotiation  so  zu  führen,  dass  es  bei  den  Engländern 
nicht  scheine,  als  wenn  Kf.  mehr  auf  die  holländische  als  englische  Seite 
incliniere. 

Sollte  nun  der  König  darauf  einige  Begierde  zum  Frieden  spüren  lassen 
und,  wie  er  bisher  gethan,  die  Schuld  der  Verzögerung  desselben  auf  die  Ge- 
neralstaaten werfen,  so  soll  er  nicht  offenbar  machen,  dass  Kf.  über  diese  Sache 
mit  den  Staaten  Correspondenz  ^  gepflogen   und    bei   ihnen   Geneigtheit  zum 


')    Vgl.  Pufendorf  X,  §  20  S.  658f.,  Droysen  III,  3.  S.  125ff. 

*)  Kf.  hatte  (d.  Cleve  26.  Juli  1666)  seinem  Residenten  im  Haag  Copes  An- 
zeige von  der  bevorstehenden  Sendung  v.  Brandts  nach  England  behufs  Anbietung 
seiner  Vermittlung  gemacht  und  ihn  angewiesen,  da  er  fürchte,  dass,  wenn  derselbe 
auf  der  Reise  dorthin  nach  dem  Haag  käme,  dieses  in  England  Verdacht  erregen 
wurde,  de  Witt  Mittheilun^  davon  zu  machen,  von  ihm  zu  vernehmen,  ob  und  was 
er  zu  Beförderung  dieses  Zweckes  an  die  Hand  zu  geben  hätte,  namentlich  auch,  ob 
nicht  Kf.  ebenso  wie  Schweden  seine  Interposition  im  Haag  öffentlich  anbieten  lassen 
sollte  und  ob  derselbe  nicht  insgeheim  mit  v.  Brandt  an  einem  unverdächtigen  Orte 
zusammenkommen  und  darüber  weiter  berathen  wollte.  Copes  hatte  darauf  (d.  s'Gra- 
venhage  18./28.Juli  1666)  geantwortet,  de  Witt  hätte  sich  mit  der  Mediation  des  Kf. 
einverstanden  erklärt,  eine  Unterredung  mit  v.  Brandt  aber  für  unmöglich  erklärt,  da, 
wenn  er  sich  nur  eine  Stunde  aus  dem  Haag  entfernte,  sofort  nachgeforscht  würde.  Be- 
sondere Information  sei  auch  nicht  nöthig,  da  man  hier  in  einem  besonderen  Schrei- 
ben  dem  Könige  von  England  wessen  man  resolviert  sei  mitgetbeilt  hätte.    Er  hätte 


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634  V-   Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

Frieden  gemerkt  hätte,  noch  des  Kf.  Mediation  dem  Könige  direct  ohne  Special- 
befehl offerieren,  sondern  nur  vorstellen,  dass  vielleicht  niemand  mit  freieren 
Händen  ohne  particulier  Absehen  in  dieser  Sache  arbeiten  könnte  als  Kf. ,  und 
bitten,  der  König  möchte  sich  gegen   denselben  vertraulich  und  im  geheimen 
herauslassen,  was  für  Friedensbedingungen  er  forderte  und  wie  Kf.  dieses  in 
Holland  am  besten  anbringen  könnte.    Sollte  der  König  darauf  sagen,  es  stunde 
den  Staaten  besser  als  ihm  an,  die  ersten  Avancen  zu  thun,  und  er  wünschte 
zu  vernehmen,  wo  sie  hinaus  wollten,  so  soll  er  antworten,  Kf.  hielte  dies  für 
billig,  wenn  er  aber  wüsste,  wohin  der  König  zielte,  so  würde  er  es  vielleicht 
unter   der  Hand   dahin  bringen  können,  dass  die  Staaten  die  erste  und  eine 
desto  mehr  zum  Frieden  streckende  Proposition  öffentlich  thäten  oder  durch  ihn 
thun  Hessen.    Er  kann  daneben  sofort  einige  Vorschläge,  als  ob  sie  vom  Kf. 
herrührten,  thun,  aber  dieselben  nach  der  Erklärung,  welche  die  Staaten  den 
ministris  des  Kf.  im  Haag  thun  werden,  einrichten.     Sollte  er  vernehmen,  dass 
man  sich  dort  nicht  weiter  als  jüngsthin  geschehen  herauslassen  wollte,  so  kann 
er  zwar  vernehmen,  was  der  König  und  dessen  ministri  von  den  Vorschlägen 
hielten,  welche    die  Staaten    schriftlich    und  die  französischen  extraordinairen 
Ambassadeurs')  mündlich  gethan,  doch  den  Schein  vermeiden,  als  ob  Kf.  die- 
selben dem  englischen  Hofe  aufdringen  wolle.    Er  hat  hauptsächlich  dahin  za 
negociieren,  dass  man  beide  kriegenden  Theile  möglichst  bald  wegen  der  Frie- 
densconditionen  zusammenbringe  und  die  ganze  Sache  ohne  Weitläufigkeit  und 
womöglich  im  Pausche  hebe,  sollte  er  aber  sehen,  dass  dieses   so  nicht  gehe, 
sich  bemühen,  dass  wenigstens  der  König  Bevollmächtigte  ernenne,  einen  be- 
quemen unparteiischen  Ort  (etwa  Gleve*^  oder  Hamburg,  Lübeck,    Ant- 
werpen, Gent,  Brügge;   auch  mit  London  würde  Kf.  einverstanden  sein) 
erwähle  und  einen  Waffenstillstand  beliebe.    Da  aber  nicht  zu  zweifein,  dass 
einige,  welche    die  Continuation   dieses  Seekrieges  wünschen,   sich   bemühen 
werden,  diese  Friedensverhandlung  zu  hintertreiben,  so  soll  er  den  englischen 
Hof  deshalb  insgeheim  warnen  und  seine  Negotiation  um  so  emsiger  betreiben, 
damit  jene  keine  Zeit  dazu  gewinnen ,  er  soll  auch  nachforschen ,  wohin  unter 
andern    die  Königliche  Mutter^)  sich  durch  den  Abbe  Montaigu  oder  sonst 
zwischen  beiden  Kronen  bearbeitet. 

Da  Kf.  auch  fürchtet,  dass  zwischen  England  und  Schweden^)  coUusiones 
zu  Continuation  des  Krieges  obhanden  und  dass  man  englischerseits  bei  dieser 


geratben,  Kf.  möchte  seine  Mediation  allen  interessierten  Mächten  zugleich  ankündigen 
und  anbieten. 

*)  üeber  die  Unterhandlungen,  welche  Ludwig  XIV.  1665  durch  den  Herzog 
von  Verneuil,  Courtin  und  Comingues  in  London  hatte  fähren  lassen,  s.  Bas- 
nage, Annales  des  Provinces  Unies  S.  738 f.,  Wicquefort  III,  S.  187 ff. 

»)    S.  oben  S.  129. 

')  Die  in  Frankreich  lebende  Wittwe  König  Karl  I.  von  England  Henriette 
Marie.  Ueber  die  unter  ihrer  Vermittlung  in  ihrem  Palast  geführten  Verhandlungen 
s.  Mignet  I,  S.  480f.,  M^m.  de  Pomponne  II,  S.  162ff. 

^)  Ueber  das  damalige  Verhältnis  zwischen  England  und  Schweden  s.  M^m. 
de  Pomponne  II,  S.  15ff.,  91  ff.  und  oben  S.  61  ff. 


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Instruction  ▼.  Brandts.  635 

Gelegenheit  versuchen  wird,  Ef.  in  solche  Partei  zu  ziehen  und  von  den  Frie- 
densgedanken abzulenken,  so  soll  er  sich  auf  dahin  zielende  Ouvertüren  gar- 
nicht  einlassen.  Sollte  er  etwa  Kaltsinn  oder  Misstrauen  verspüren,  oder  man 
ihm  vorwerfen,  dass  Kf.  mit  Englands  Feinden  eine  enge  Allianz  gemacht,  so 
kann  er  erwidern,  er  hätte  bei  Kf.  jetzt  ebensolche  Affection  für  England  wie 
früher  gemerkt  und  müsste  daher  schliessen,  dass  des  Kf.  Intention  nicht  ge- 
wesen, England  böse  Dienste  zu  thun,  man  müsste  einen  Unterschied  zwischen 
den  Factionen  in  Holland  machen,  auf  deren  eine  sowohl  der  König  als  auch 
das  Haus  Oranien  und  Kf.  zu  reflectieren  hätte.  Ganz  Deutschland  danke  dem 
Kf.  wegen  dieses  Friedens,  wenn  derselbe  nicht  dazwischen  getreten  wäre, 
würden  die  französischen,  staatischen  und  lüneburgischen  Truppen  den  Bischof 
von  Münster  über  den  Haufen  geworfen  haben,  Kf.  habe  auch  fürchten  müssen, 
dass  der  Bischof  die  englische  Allianz  missbrauchen  und  daraus  Nutzen  zum 
Schaden  des  Kf.  ziehen  würde.  Er  kann  auch,  wenn  es  sich  schickt,  weitläu- 
figer des  Kf.  Verhalten  nach  der  dem  Secretarius  Lucas  von  Aken^)  mitge- 
gebenen Instruktion  rechtfertigen. 

Falls  er  sieht,  dass  diese  Unterhandlungen  fruchtlos  sein  sollten,  so  soll  er 
mit  guter  Manier  seinen  Abschied  nehmen  und  zurückkehren'). 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten,    ü.  London  10./[20.]  Sep- 
tember 1666. 

[Gefahrvolle  Ueberfahrt.     Der  Brand  von  London.] 

Er  hat  Bedenken  getragen,  mit  Sylvius')  in  des  Königs  von  England  20.  Sept. 
Yacht  überzugehen,  ist  daher  am  30.  August  von  Nieuport  im  Packetboot  abge- 
fahren, mit  demselben  aber  französischen  Kapern  in  die  Hände  gefallen  und 
dann  durch  Sturm  wieder  nach  der  französischen  Küste  zurückgetrieben  worden, 
so  ist  er  erst  am  2.  September  in  Dover  gelandet  und  noch  in  derselben  Nacht 
hier  angekommen.  Er  ist  aber  aus  dem  Wasser  ins  Feuer  gekommen,  indem 
er  diese  Stadt  ^)  in  vollen  Flammen  und  in  einer  unbeschreiblichen  Confusion 
gefunden.    Nur  mit  Mühe  hat  er  sich  vor  dem  Feuer  und  des  Pöbels  Tyrannei, 

')    S.  oben  S.  631. 

*)  Kf.  weist  (d.  Cleve  28.  September  1666)  v.  Brandt  an,  alle  seine  Relationen 
in  duplo  einzuschicken,  jedoch  die  eine  immer  so  einzurichten,  dass  sie  den  Gen.- 
Staaten  im  Original  mitgetheilt  werden  konnte. 

*)  Gabriel  Silvias,  Sohn  eines  reformierten  Predigers  in  Orange,  General- 
procurator  des  dortigen  Parlaments,  dann  in  Holland  in  Diensten  der  Princesse  Dou- 
ariere,  Theilnehmer  an  dem  Complott  Buats,  später  in  englischen  Diensten  s.  Wic- 
quefort  III,  S.  256,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  390,  ürk.  u.  Akt  IX,  S.  468.  523f. 

^)  Ueber  den  Brand  von  London  am  12.  September  und  den  folgenden  Tagen 
s.  Ranke  IV,  S.  289 ff.,  Diary  and  correspondence  of  S.  Pepys  (ed.  MynorsBright) 
IV,  S.  65ff.  V.  Brandt  giebt  in  einer  Relation  vom  14./24.  September  eine  ausführ- 
liche Schilderung  desselben. 


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636  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

der  alle  Fremden,  in  Meinung,  dass  die  Holländer  und  Franzosen  das  Feaer  an- 
gelegt hätten,  niederriss  und  zu  Boden  schlug,  gerettet  und  er  hat  sieb,  wie 
alle  anderen  ministri  publici,  auf  das  Land  retirieren  müssen.  Man  schätzt, 
dass  mehr  als  40000  Häuser  verbrannt  sind,  der  Jammer,  den  man  hier  sieht 
ist  unaussprechlich,  doch  hofft  er  das  gute  davon,  dass  London  den  Kitzel  zum 
Kriege  verlieren  wird*). 

Chr.   V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  London  27./ 17.  Sep- 
tember 1666. 

[Absiebten  des  Königs  inbetreff  der  Friedensverhandlungen.] 
27.  Sept.  Er  hat  den  R.Kanzler  noch  nicht  sprechen  können. 

Weil  es  aber  höchstnöthig  und  es  das  Fundament  meiner  Negotia- 
tion  ist,  dass,  eher  ich  zum  KöDigc  und  Secretarlo  Status  Mylord  Ar- 
lingthoD  komme,  erfahren  möge,  ob  auch  der  Canzler  die  Hand  mit 
in  des  Buats')  Sache  gehabt,  denn  ohne  das  Ew.  Chf.  D.  solches  selbst 
gnädigst  rathsam  gefunden  und  mir  kurz  vor  meiner  Abreise  mündlich 
anbefohlen,  komme  ich  alhier  durch  Secretarii  Arlingthon  Unter- 
Secretarium,  der  mich  unter  dem  Schein  voriger  Kundschaft  besuchet 
hat^  in  Erfahrung,  dass  der  König  in  Engelland  gänzlich  gewiss  ist,  dass 
der  Pensionarius  de  Witte  pro  continuando  belle  mit  Franckreich  zu- 
sammen halte,  und  derowegen  vermeine,  der  Friede  müsse  auf  vorigen 
Fuss,  wie  Buat.thun  sollen,  in  Holland  negotiiret  werden,  sed  mutatis 
personis.  Sonsten  vernehme  ich  auch,  dass  der  König  gesagt  habe^  weil 
er  erfahren  hätte,  dass  der  Pensionarius  de  Witte  den  Frieden  nicht 
anders  als  in  loco  tertio,  und  der  König  von  Franckreich  praecise  zu 
Paris  tractiren  wollte,  müsste  er  die  Statische  Flotte,  ehe  er  weiter  vom 
Frieden  hörete,  noch  eins  schlagen').  — 


*)     V.  Brandt  übersendet  -  t-Jt  t.~~  die  Rede,  welche  der  Konig  im  Parla- 
4.  October  * 

ment  gebalten,    und  meldet,    dass  beide  Häuser  beschlossen  b&tten,    demselben   zu 

danken  und  ihn  mit  Gut  und  Blut  zu   unterstützen,   fügt  aber  hinzu:    ,,Sonst  aber 

kann  ich  Ew.  Chf.  D.  unterthänigst  versichern,  dass  sowohl  der  Hof  als  das  Volk  des 

Kriegs  überaus  müd  ist." 

')  S.  Aitzema  V,  S.  839ff.,  Wicquefort  III,  S.  255f.,  Lefevre  Pontalis  I, 
S.  389flf. 

')  V.  Br.  berichtet  28.  September,  er  habe  sicher  erfahren,  dass  die  königlichen 
ministri  wegen  Buats  Sache  uneins  seien,  dass  eine  Partei  der  anderen  beimesse, 
dass  man  franzosische  hitzige  Köpfe  dazu  gebraucht  und  dieselbe  so  gespielt  hätte, 
als  wenn  man  express  beabsichtigt  hätte,  die  gute  Partei  zu  ruinieren  und  de  Witt 


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Der  Brand  von  London.     Audienzen.  g37 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  London  5./lo.  October 

1666. 

[Audienz  beim  Reichskanzler,  dessen  Forderung,  Kf.  solle  sich  zunächst  mit  Schweden 

verständigen.] 

Er  kann  über  die  heute  beim  R.Kanzler  gehabte  Audienz  vorläufig  nur  15.  Oct. 
ganz  kurz  berichten^).  Derselbe  hat  ihn  sehr  höflich  empfangen,  aber  ihm  un- 
zähliges vorgeworfen  und  daraus  geschlossen,  dass  dem  Konige  nicht  zu  ver- 
denken wäre,  dass  er  über  Kf.  Beschwer  führte  und  kein  recht  vollkommenes 
Vertrauen  in  ihn  setzte.  Wenn  aber  des  Kf.  Vorsatz  wäre,  sich  wieder  mit 
dem  Könige  zu  verbinden  und  das  so  vielföltig  und  empfindlicher  Weise  ge- 
brochene foedus  wieder  zu  seinen  vorigen  Kräften  zu  bringen,  so  müsste  er 
mit  der  Krone  Schweden,  die  bisher  ihre  Sachen  weislich  geführt  hätte,  in 
eine  nähere  Verständnis  treten,  indessen  würden  dem  Könige  des  Kf.  gute  officia 
zum  Frieden  angenehm  sein,  es  wäre  auch  sein  eigenes  Interesse,  dass 
derselbe  befördert  würde.  Wenn  Br.  bei  dem  Könige  Audienz  gehabt, 
wollte  er  weiter  mit  ihm  reden,  inzwischen  könnte  Kf.  aus  dem  Schreiben'), 
das  die  Gen. Staaten  durch  einen  Trompeter  an  den  König  gesendet,  urtheilen, 
wie  weit  sie  noch  vom  Frieden  wären,  er  hoffte  aber,  Gott  würde  Mittel  geben, 
de  Witts  Hochmuth  zu  brechen;  solange  die  Gen. Staaten  keine  Ambassadeurs 
hieher  sendeten,  wäre  es  ganz  vergebens,  an  den  Frieden  zu  denken.  Zum 
Schluss  wiederholte  er  nochmal,  wenn  Kf.  ernstlich  begehrte,  das  Vertrauen  des 
Königs  wiederzugewinnen,  so  könnte  das  nur  durch  eine  gute  Verständnis  mit 
Schweden  geschehen. 


Chr.    V.  Brandt  an  den  KurfUrsten.     D.  London  8./[18.]  Oc- 
tober 1666. 

[Audienz  beim  Könige.] 

Er   hat   soeben    bei    dem    Könige    Audienz')    gehabt.     Nachdem   er  die  18.  Oct. 
Complimente  abgelegt  und  die  Proposition  gethan  hatte,  hielt  sich  der  König 

einen  Vortheil  zu  stiften,  Clarendon  und  Arlington  seien  hierin  einander  zu- 
wider, dass  auch  wegen  des  Krieges  und  Friedens  keine  Einigkeit  sei,  dass  ferner 
einige  königliche  ministri  es  dem  Kanzler  übel  auslegen  wollten,  dass  derselbe  den 
von  Kf.  hierher  geschickten  Sekretär  [L.  v.  Achen,  s.  oben  S.  628 ff.]  beide  Male  zu 
sich  allein  habe  kommen  lassen  und  nicht  zum  Könige  gewiesen  habe,  da  doch  dieser 
damit  zufrieden  sei.  Vermuthlich  habe  der  Kanzler  deswegen  ihm  nicht  die  ver- 
sprochene Audienz  gegeben,  sondern  ihn  durch  Cornbury  bitten  lassen,  sich  sofort 
bei  dem  Secretario  mit  seinem  Croditiv  an  den  König  anzugeben  und,  wenn  dieses 
geschehen,  ihm  Nachricht  davon  zu  geben,  dann  wollte  er  mit  ihm  reden. 

')    Vgl.  Pufend  orf  X,  §  21  S.  659.    Die  ausführliche  Relation  über  diese  Audienz 
vom  8./ 18.  October  ist  fast  ganz  in  Chiffem  geschrieben  und  nicht  dechiffriert. 

2)  d.  la  Haye  6.  September  1666  (Aitzema  V,  S.  732f.). 

3)  Vgl.  Pufendorf  X,  §  21  S.  659. 


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638  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

in   den  Vorwürfen   bei  weitem  nicht  so  lange  auf  wie  der  Reichskanzler, 
sondern  antwortete  nur  kurz,  er  hätte  sich  zu  Kf.  eines  viel  besseren  versehen, 
als  dass  sich  derselbe  in  dem  Werke  zwischen  Holland  und  dem  Bischof  dem 
englischen  Interesse  so  ungeneigt  erzeigen  sollte,  er  sehe  nicht,  wie  sich  damit 
und  dem  noch  währenden  Bündnisse  des  Kf.  mit  den  Gen.  Staaten  reimen  könnte, 
dass  derselbe  mediator  sein  und  den  Frieden  machen  wollte.   Er  schwieg  darauf 
und  gab  so  Br.  Gelegenheit,    des  Kf.  actiones  zu  rechtfertigen  und  ihm  zu  er- 
kennen zu  geben,  dass  Kf.  noch  zur  Zeit  nicht  die  Mediation  sondern  nur  seine 
guten  officia  offerieren  liesse,   um  desto  freiere  Hand  zu  behalten.    Der  Konig 
antwortete,  in  Ansehung  dessen,  was  Kf.  für  Holland  gethan,  könnte  er  zwischen 
der  Mediation  und  den  guten  officiis  keinen  Unterschied  machen,  er  konnte  dem 
Kf.  sein  Interesse  in  der  Friedenshandlung  nicht  eher  in  die  Hände  stellen,  bis 
derselbe   durch  eine  bessere  Verständnis   mit   der  Krone   Schweden,  die  er 
wegen   ihrer  aufrichtigen   und  zwischen  Potentaten   gewöhnlichen   Bezeigungen 
sehr  herausstrich,  bewiesen  hätte,  dass  er  willig  wäre,  soviel  für  England  zu 
thun,  als  er  für  Holland  gethan  hätte;   Kf.  würde  ihn  sonderlich   obligieren, 
wenn  er  sich  wider  Schweden  der  Stadt  Bremen  nicht  annehmen  wollte.     Er 
bezeugte  gar  hoch,  dass  er  Frieden  mit  Holland  von  Herzen  wünschte  und  dass 
seine  gute  Verständnis  mit  Schweden  garnicht  zu  Verlängerung  des  Krieges 
sondern  nur,  die  Gen.  Staaten  zu  raisonnablen  Gedanken  zu  bringen,  angesehen 
wäre,  denn  bisher  hätte  de  Witt  alle  Mittel  und  Gelegenheit  zum  Frieden  wo 
nicht  aus-  so  doch  unterschlagen,   und  alles,  was  er  vor  der  Welt  wegen  des 
Friedens  gethan,  absonderlich  die  Conferenz  zu  Paris  *),  sei  eine  Spiegelfechterei 
gewesen.     Wie  wenig  die  Gen. Staaten  zum  Frieden  geneigt  wären,   zeige  sich 
auch  daraus,  dass  sie  zur  Beschleunigung  desselben  nicht  einmal  einen  Ambas- 
sadeur hieher  senden  wollten,  da  sie  es  doch  für  keine  bassesse  gehalten,  zum 
Protector  unterschiedene  zugleich  und  nach  einander  zu  schicken  und  den  Frie- 
den von  ihm  zu  bitten,  worauf  Br.  sich  beschränkt  hat  zu  antworten,  auch  Kf. 
hielte  dafür,  dass  die  Gen.  Staaten  in  dem  Fall  unrecht  hätten  und  dass  sie  billig 
durch  ihre  Gesandten  die  ersten  avances  thun  müssten ;  Kf.  würde,  wenn  seine 
guten  officia  dem  König  nur  angenehm  wären,  sich  bemühen,  auch  durch  Dro- 
hungen die  Gen.  Staaten  dahin  zu  bringen.    Der  König  machte  darauf  umschwei- 
fende Discurse  von  den  französischen  auf  die  Continuation  des  Krieges  und 
Englands  und  Hollands  Abmattung  gerichteten  Intriguen  und  de  Witts  Collu- 
sionen  mit  d'Estrades,  woraus  Br.  schliessen  konnte,  dass  man  hier  geneigt 
sei,  den  Frieden  mit  den  Gen.  Staaten  ä  part  zu  schliessen  und  Frankreich  her- 
nach allein  vorzunehmen. 

Br.  brachte  darauf  das  Gespräch  auf  Buats')  Hinrichtung.  Der  König  bedau- 
erte denselben  sehr  und  sagte :  Si  ce  malheur  ne  fust  pas  arrive  nous  n'aurions 
plus  besoing  de  parier  de  faire  la  paix,  eile  serait  faite  ä  Theure  que  je  vous 
parle,  er  hätte  zu  Kiewit'),  gesagt:  ceste  cruautö,  je  ne  voy  point  de  moyen 


>)  S.  oben  S.  634. 
^  S.  oben  S.  636, 
*)    Johann  Kiewit,  Rathsherr  von  Rolterdam,  Schwager  des  Admirals  Tromp, 


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Audienz  beim  Könige.  639 

de  faire  la  paix  si  ce  n^est  que  nous  continuions  a  nous  rainer  jusque  ä  ce  que 
V0U8  soyez  bien  unis  en  Hollande.  Br.  benutzte  diese  Gelegenheit,  um  zu  er- 
wähnen, Kf.  hätte  von  Sylvii  Corespondenz  mit  B  u a t  vollkommene  Nachricht, 
und  bemerkte,  dass  der  König  die  Friedenspunkte,  die  Sylvius  zuletzt  hätte 
nach  Holland  bringen  sollen,  mit  besserer  Sicherheit  und  Reputation  dem  Kf. 
anvertrauen  könnte,  worauf  derselbe  erwiderte,  wenn  Kf.  sich  so  mit  Schwe- 
den gesetzt  haben  würde,  dass  er  hoffen  könnte,  sie  würden  mit  zusammenge- 
setzter Macht  die  Gen. Staaten  zur  Billigkeit  zwingen,  dann  würde  er  in  Kf. 
vollkommenes  Vertrauen  setzen. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  London 
29.  October/[8.  November]  1666. 

[Englische  Absichten  inbetreff  des  Kf.  und  des  Friedens.    Aeusseruug  des  Königs 
über  den  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg.    Berichte  Carlingfords.] 

Auch  die  Audienz,  welche  er  am  23.  bei  dem  Herzog  von  York  gehabt,  S.Not. 
hat  ihn  gelehrt,  dass  zwischen  England  und  Schweden  etwas  ohhanden 
sein  müsse,  worauf  Dänemark  und  Holland  billig  ein  wachendes  Auge 
haben  sollen,  dass  man  sich  hier  mit  den  schwedischen  Gesandten*)  beredet 
hat,  Kf.  von  HoUand  ab  und  an  sich  zu  ziehen,  und  dass  man  daher  und  nicht 
wegen  Beförderung  des  Friedens  seine  Absendung  gerne  gesehen.  Allerdings 
verlangt  der  Hof  und  das  ganze  Land  nach  Frieden.  Das  Parlament  ist  wegen 
Anlage  der  zur  Fortsetzung  des  Krieges  bewilligten  180000  Pfund  Sterling  in 
Verlegenheit  und  Zwietracht,  dazu  ist  grosser  Mangel  an  Schiffsmaterialien,  die 
Seeleute  nehmen  ab,  London  ist  nicht  mehr  zu  finden  und  aller  Handel  und 
Wandel  liegt  im  ganzen  Königreich  danieder,  trotzdem  will  die  englische  hu- 
meur  und  politique  nicht  leiden,  die  angebotenen  Friedensnegotiationen  zu  be- 
fördern, viel  weniger  den  Frieden  zu  suchen,  sondern  man  bemüht  sich,  den 
Niederlanden  einen  neuen  und  stärkeren  Feind  zu  Lande,  als  der  Bischof  war, 
zu  erwecken  und  sie  dadurch  zu  zwingen,  den  Frieden  von  England  per  legatos 
zu  begehren  und  sich  von  Frankreich  abzusondern. 

Als  er  dem  Könige  neulich  das  Schreiben  des  Kf.  wegen  des  Erbvergleichs 
mit  Pfalz-Neuburg')  überreichte,  erwiderte  derselbe:  C'est  un  grand  coup, 
que  jai  souhaitö  d'apprendre  il  y  a  longtems  et  dont  ceux  qui  souhaitent  la 


hatte  an  Buats  Verschwörung  Theil  genommen  und  war  nach  deren  Entdeckung 
zuerst  nach  den  spanischen  Niederlanden  und  dann  nach  England  entflohen,  s., 
Aitzema  V,  S.  841,  Wicquefort  III,  S.  259,  Lefövre  Pontalis  I,  S.  392. 

')  Georg  Fleming  und  P.  J.  Goyet;  dieselben  hatten  seit  dem  Sommer  1666 
die  Friedensvermittlung  angetreten,  s.  Wicquefort  III,  8.281,  Mem.  de  Pom- 
ponne  II,  S.  161. 

')  Kf.  hatte  diesen  am  9.  September  1666  abgeschlossenen  Vergleich  (s.  Urk. 
u.  Akt.  XI,  S.  731  ff.)  wie  anderen  Mächten  so  auch  dem  Könige  von  England  an- 
gezeigt. 


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640  V.    Brandenburg  und  En^^Iand.    1664— >1669. 

desouion  du  cercle  de  Westphalie  ne  seront  pas  bien  aises.  J'en  felicite  M. 
TElecteur  de  tout  mon  coeur  et  voudrois  que  d'autres  affaires,  qui  Tont  oblige  a 
faire  le  voyage  de  Cleves,  luy  eussent  esti  aussy  avantageuses  que  cet  accom- 
modement 

Graf  Carlingford')  hat  von  Wien  hieher  berichtet,  der  Kaiser  hätte ^ 
Kf.  die  Protection  der  Stadt  Bremen  und  das  absolute  Commando  über  seine 
und  andere  Reichsvölker  durch  Graf  Sintzendorff  anbieten  lassen,  was  man 
hier  ungern  vernimmt.  Br.  räth,  falls  Kf.  etwas  wider  Schweden  vornehmen 
wolle,  so  möchte  er  seine  beiden  Schiffe  nicht  auslaufen  lassen,  denn  er  hat  auf 
sein  deswegen  eingegebenes  Memorial  keine  Antwort  erhalten  und  fürchtet,  Kf. 
mochte  deswegen  wieder  einen  Verdruss  haben. 


Der  Kurfürst  an  Chr.  v.  Brandt.    D.  Cöln  13./[23.]  November 

1666. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 
[auf  den  Bericht  vom    18./8.  October.     Ablehnung  der  von  England  verlangten  Ver- 
bindung mit  Schweden,  neues  Erbieten  zur  Vermittelung.] 

23.  Nov.  Rechtfertigung')  der  Friedensvermittlung  zwischen  den  Staaten  und  dem 

Bischof  von  Münster. 

Wir  sind  geneigt,  dem  Könige  bei  allen  Occasionen,  sonderlich  bei 
der  Friedenshandlung  mit  den  Staten  unsere  aufrichtige  Freundschaft 
zu  erweisen  und  können  wir  uns  garnicht  darin  richten,  dass  man  be- 
gehrt, wir  sollen  zuforderst  uns  mit  Schweden  in  eine  alliance  ein- 
lassen, da  doch  dieselbe^)  neulich  geschlossen,  ratificiret  und  ausgewech- 
selt und  a  parte  der  Schweden  das  geringste  seiter  nicht  an  uns  gesuchet 
ist,  und  ob  wir  zwar  auf  des  Reichs  Begehren  unsere  Creishnlfe  zu 
Rettung  der  Stadt  Brehmen  zusammen  und  in  Bereitschaft  halten 
müssen  *),  so  haben  wir  uns  doch  bei  solchem  Werk  dergestalt  betragen, 
dass  die  Schweden  solches  bisher  selbst  gerühmt  haben  und  wir  bis 
auf  kegenwärtige  Stunde  mit  ihnen  in  beständiger  vertraulicher  Freund- 
schaft leben.  Imfall  Ihr  nun  verspüret,  dass  man  hiermit  zufrieden  und 
man  sich  unserer  angebotenen  Mediation  gebrauchen  will,  so  habet  Ihr 

^)  S.  über  dessen  damalige  Thätigkeit  am  kaiserlichen  Hofe  0.  Klopp,  Der 
Fall  des  Hauses  Stuart  II,  S.  126  f.,  141. 

^    S.  oben  S.  97. 

3)     Vgl.  Pufendorf  X,  §  21  S.  660. 

*)  Die  Allianz  vom  27.  März  166G  (Pufendorf  IX,  §70  S.  611  ff.),  vgl.  ürk. 
u.  Akt.  IX,  S.  819. 

^)    S.  oben  S.  100  ff. 


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VermittluDgSTorscbläge  des  Ef.  641 

ferner  fortzufahren  und  allen  möglichsten  Fleiss  anzuwenden,  ob  Ihr  den 
König  dahin  persuadiren  könnet,  dass  er  sich  vernehmen  lasse,  worauf 
der  Friede  zu  machen,  auf  welchen  Fall  wir  uns  entbieten,  im  Haag  es 
dahin  zu  befodern^  dass,  wann  der  König  zufoderst  sich  so  weit  heraus- 
gelassen, ein  Gesandter  nach  London  geschicket  werde.  Imfall  Ihr  aber 
verspüren  werdet,  dass  man  uns  in  unserem  Staat  nachtheilige  Älliancen 
verwickeln  und  dadurch  uns  unseren  Alliirten  suspect  machen  will,  so 
habet  Ihr  mit  guter  Manier  zu  versuchen,  dass  Ihr  dimittiret  werdet, 
und  etwan  vorzugeben,  dass  Eure  Briefe  nicht  überkämen  und  Ihr  daher 
Ursach  hättet,  selbst  fiberzureisen.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  5./ 15.  December  1666. 

[Friedensbemühangen.] 

Er  würde  sich  gern  bemühen,  die  Gen.  Staaten  zu  einer  Abschickung  nach  15.  Dec. 
England  zu  disponieren,  er  hat  aber  bisher  garkeine  Apparenz  dazu  gefunden, 
dieselben  bestehen  vielmehr  darauf,  dass  sie  von  einer  solchen  Schickung  nichts 
wissen  und  auch  ohne  ihre  Mitalliierte  sich  in  keine  Friedenshandlung  einlassen 
wollen.  Trotzdem  will  Kf.  seinen  Käthen  im  Haag  befehlen,  den  Versuch  zu 
machen,  die  Staaten  dahin  zu  disponieren,  dass  sie  jemand  nach  England 
schicken  un.d  dem  Könige  die  Ursachen,  warum  sie  dort  die  Tractaten  nicht 
vornehmen  konnten,  vorstellen  und  ihre  Bereitwilligkeit  erklären  Hessen,  an 
einen  neutralen  dritten  Ort  Gesandte  zur  Friedenshandlung  zu  schicken.  Sollte 
dieser  Vorschlag  dort  angenommen  werden,  so  soll  Br.  den  Käthen  des  Kf.  im 
Haag  sofort  davon  Nachricht  geben,  er  soll  auch  mit  den  schwedischen  Gesand- 
ten hieraus  communicieren  und  sie  zur  Mitwirkung  zu  disponieren  suchen. 

PS.    Kf.  wird  seinen  Schiffen  befehlen,    da  man  so   grosse  Difficultäten 
macht,  sie  durch  den  Canal  passieren  zu  lassen,  nach  Preussen  zu  gehen. 


Chr.   V.  Brandt  an   den  Kurfürsten.     D.   Londen  2./ [12.]  Ja- 
nuar 1667. 

[Aeusserungen   des  Reichskanzlers.    Grössere  Geneigtheit  zu  FriedensYerhandlungen.] 

Der  Reichskanzler,   den  er  zu  Weihnachten  auf  seinem  Landgut  be-  12.  Jan. 
suchte,  hat  ihn  versichert,  dass  es  dem  Könige  lieb  sein  würde  zu  vernehmen, 
dass  Kf.  mit  Schweden  so  wohl  stände,  er  wollte  das  Schreiben  Wrangeis*) 
im  Cabinetsrath  in  Gegenwart  Prinz  Ruprechts  verlesen,  der  König  aber  hätte 

^)  Kf.  hatte  y.  Br.  ein  Schreiben  Wrangeis  (d.  Habenhausen  6./16.  November 
1666)  zugeschickt,  in  welchem  ihm  dieser  fär  die  Sendung  seiner  Rathe  und  seine 
guten  officia  bei  den  dortigen  Tractaten  gedankt  hatte. 

Ilator.  1.  Geseb.  d.  G.  Kurfuriton.    XU.  41 


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642  V.    Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

eine  neue  Jalousie  gegen  Kf.  wegen  der  neulich  mit  Dänemark,  den  Gen. Staa- 
ten und  Lüneburg  geschlossenen  Allianz*)  geschöpft.  Als  er  Kf.  deswegen 
rechtfertigen  wollte,  bat  ihn  der  Kanzler,  sich  noch  ein  paar  Stunden  in  seinem 
Hause  mit  ihm  lustig  zu  machen  und  dann  mit  ihm  zusammen  nach  London  zu 
reisen,  welches  der  Ort  wäre,  von  Geschäften  zu  reden,  wenn  er  dort  mit  dem 
Könige  seinetwegen  würde  geredet  haben,  hoffte  er  ihn  wieder  zu  sehen.  Bei 
der  Lustigkeit  hat  Br.  doch  soviel  herausgebracht,  dass  man  hier,  wenn  die 
Staaten  nochmals  an  den  König  wegen  eines  neutralen  Orts  und  behaglicher  als 
vorhin  schrieben,  sehen  würde,  wie  der  holländische  Stylus  lautete  und  ob  der 
König  ohne  Verletzung  seiner  Ehre  einen  neutralen  Ort  vorschlagen  könnte. 
£s  wäre  aber  zu  wünschen,  dass  des  Kf.  ministri  im  Haag  es  dahin  bringen 
könnten,  dass  die  Staaten  deswegen  ein  sehr  höfliches  Schreiben  an  den  König, 
wenn  auch  nur  durch  einen  Secretarius  oder  einen  sonstigep  Expressen,  her- 
schickten. 

PS.    Die  Gothenburgische  Flotte  ist  in  salvo  und,   so  etwas  den  Frieden 
zurückhält,  ist  es  dieses. 


Chn  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Lenden  18, /[28.]  Ja- 
nuar 1667. 

[Friedensaussichten.] 

28.  Jan.  Das  neue  Schreiben  der  Gen.  Staaten ')  an  den  König,  worin  demselben  die 

Wahl  eines  neutralen  Ortes  zu  den  Tractaten  gelassen  wird,  soll  vom  Könige 
gut  aufgenommen  und  derselbe  resolviert  sein,  einen  solchen  Ort  zu  benennen. 
Er  hat  sich  bei  Arlington  und  Morice  erkundigt,  auf  welchen  Ort  der  König 
wohl  zielen  möchte,  und  gefragt,  ob  Cleve  nicht  dazu  bequem  wäre.  Obwohl 
beide  davon  nichts  wissen  wollten,  da  dort  das  englische  Interesse  durch  den 
Frieden  mit  Münster  ruiniert  worden  wäre,  will  er  doch  mit  dem  R.Kanzler 
darüber  sprechen,  um  wenigstens  so  zu  erforschen,  wie  tief  diesem  Hofe  jener 
Friede  noch  im  Kopfe  steckt. 

Es  ist  gut,  dass  es  soweit  gekommen  ist,  und  man  muss  sich  bemühen, 
dass  die  plenipotentiarii  benannt  und  ein  Stillstand  der  Waffen  beliebt  werde. 
So  lange  aber  England  sich  bei  Schweden  noch  um  eine  Offensivallianz  gegen 
Holland  eifrig  bewirbt  und  Frankreich  von  Holland  zu  trennen  sucht,  wel- 
ches der  Zweck  der  Sendung  des  Grafen  von  St.  Alb  ans')  nach  Paris  ist, 
steht  er  stets  in  Sorgen  und  hat  Kf.  um  so  mehr  Ursache,  die  Gen.  Staaten  warnen 
zu  lassen,  dass  sie  keine  Gelegenheit,  den  Frieden  zu  suchen,  verabsäumen  m^en. 


0  Die  Quadrupellianz  vom  25.  October  1666,  s.  oben  S.  136.  Kf.  hatte  (d. 
Sparenberg  5.  November  1666)  v.  Br.  beauftragt,  dem  englischen  Könige  von  dem 
Abscbluss  derselben  Anzeige  zu  machen. 

')    d.  la  Haye  13.  Januar  1667  (Aitzema  VI,  S.  4). 

*)    S.  Mignet  I,  S.  519,  Ranke  IV,  S.  293ff.,  M^m.  d'Estrades  IV,  S.  637. 


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Argwohn  wegen  d.  Quadrupelallianz.    Aassiebt  auf  Friedensverbandlungen.  643 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfttrsten.     D.  Londen 
25.  Januar/[4.  Februar]  1667. 

[Gespräch  mit  dem  R.Kanzler,   Widerlegung  der  Vorwürfe  desselben  gegen  Kf.     Das 
Schreiben  der  Gen.  Staaten.] 

Er  hat  vor  3  Tagen  den  R.  Kanzler,  obwohl  derselbe  noch  am  Podagra  4.  Febr. 
krank  ist,  aufgesucht  und  demselben  angezeigt,  dass  Kf.  ihm  das  Original  des 
Schreibens  Wrangeis*)  zugesendet  habe.  Derselbe')  wiederholte  aber  mit 
ziemlicher  Heftigkeit  seine  früheren  Vorwürfe  wegen  des  Friedens  mit  Muns- 
ter und  der  Anhaltung  der  englischen  Schiffe  in  Pillau  und  hielt  ihm  dann 
die  neu  liehe  Allianz  des  Kf.  mit  Dänemark,  Holland  und  Lüneburg')  vor, 
aus  welchem  allen  er  schliessen  wollte,  dass  Kf.  die  Hände  gebunden  wären, 
etwas  für  den  König  zu  thun,  und  dass  dieser  von  Kf.  nichts  hoffen  könnte, 
so  lange  die  Princessin  von  Oranien  ihre  malice  nur  dahin  anwendete,  das 
gute  Vernehmen  zwischen  Kf.  und  dem  Könige  zu  hintertreiben,  v.  Br.  hat  da- 
rauf die  Allianz  betreffend  darauf  hingewiesen,  dass  Kf.  sich  derselben  nicht 
hätte  entbrechen  können,  1)  weil  dieselbe  ohne  ihn  würde  gemacht  sein,  2)  weil 
er  sonst  nicht  hätte  die  Hand  in  des  Prinzen  von  Oranien  Affairen  behalten 
können,  3)  weil  dessen  Freunde  ihn  darum  dringend  gebeten  hätten,  so  zu  ver- 
hindern, dass  de  Witt  sich  nicht  ganz  in  Frankreichs  Arme  werfe,  4)  weil 
Kf.  gesehen,  dass  diese  Allianz  Fngland  keinen  Schaden  bringen  könnte.  Kf. 
würde  so  in  Holland  desto  bessere  Dienste  thun  können,  wenn  er  nur  hier  ein 
gutes  Vertrauen  verspürte.  Darauf  fragte  jener  ydeder,  ob,  wenn  Holland  Schwe- 
den  antasten  sollte,  Kf.  der  Schweden  Freund  sein  würde,  worauf  er  erwidert 
hat,  hierauf  könnte  zur  Zeit  weder  Kf.  und  noch  weniger  er  antworten,  weil 
man  von  den  Absichten  Schwedens  in  dem  Fall  noch  nicht  urtheilen  könnte. 
Schliesslich  sagte  ihm  der  R.Kanzler,  er  könnte  ihm  zwar  jetzt  noch  nichts 
sonderliches  sagen,  forderte  ihn  aber  auf,  ihn  öfter  als  bisher  zu  besuchen  und 
inzwischen  dem  Kf.  zu  melden,  der  König  wüsste  noch  nicht,  wessen  er  sich, 
weil  die  Gen.  Staaten  ihn  so  verächtlich  tractierten,  resolvieren  würde.  Das 
Schreiben  der  Gen.  Staaten  *)  wegen  eines  neutralen  Orts  sei  allerdings  angekom- 
men, aber,  weil  eine  Bedingung  dabei  wäre,  noch  nicht  erbrochen  worden.  In 
der  That  hat  y.  Br.  erfahren,  dass  die  schwedischen  Gesandten  zwar  eine  Gopie 
übergeben  haben,  aber  das  Original  nicht  eher  übergeben  wollen,  bis  der  König 
resolviert,  den  Gen.  Staaten  ihre  Bitte  zu  gewähren. 


0    S.  oben  S.  641. 

«)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  21  S.  660. 

«)    S.  oben  S.  642. 

♦)    S.  oben  S.  642,  vgl.  Aitzema  VI,  S.  4 ff. 

41* 


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644  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  8./ [18.]  Fe- 
bruar 1667. 

[Audienz    beim  Könige,   dessen   Vorschlag,   die  Friedensverhandlungen   in   Holland 

führen  zu  lassen.] 

18.  Febr.  Er  hat  am  4.  beim  Könige  Audienz  gehabt,   demselben  vorgestellt,  dass 

Kf.  mit  Schweden  jetzt  in  so  gutem  Vernehmen  stände  wie  je,  seitdem  die 
Schweden  auf  den  deutschen  Boden  gekommen,  und  durch  Wrangeis  Schrei- 
ben, das  er  aber  nicht  aus  Händen  gegeben,  bewiesen,  dass  Kf.  in  der  Bremi- 
schen Sache  die  schwedische  ?artei  gehalten,  und  darauf  in  ihn  gedrungen, 
da  diese  Condition  erfüllt  wäre,  sich  herauszulassen,  wie  Kf.  den  Frieden  mit 
Holland  befördern  könnte.  Der  König  erwiderte  darauf,  er  würde  ihm  in  kur- 
zem, wenn  er  aus  Schweden  Nachricht  hätte,  darauf  Bescheid  sagen.  Als  v.  Er. 
darauf  bemerkte,  er  hoffe,  der  König  würde  sich  auf  den  letzten  Brief  der 
Gen.  Staaten  zu  einem  neutralen  Orte  resolvieren,  fragte  ihn  der  König,  was  er 
davon  hielte,  wenn  er  gar  seine  Gesandten  nach  Holland^)  schickte  und  die 
Tractaten  daselbst  vornehmen  Hesse,  und  als  v.  Br.  fragte,  ob  sich  der  König 
schon  dazu  entschlossen  hätte,  erwiderte  er,  er  wäre  desfalls  noch  nicht 
schlüssig. 

V.  Br.  hält  für  noth wendig,  dass  Romswinckel  heimlich  bei  des  Kf. 
Freunden  und  de  Witts  Feinden  sich  erkundige,  ob  sie  diese  Absendung  für 
gut  und  zuträglich  ansehen,  und  ihm  sogleich  Nachricht  davon  gebe,  denn,  nach- 
dem der  König  selbst  davon  ihm  Ouvertüre  gethan,  hat  er  gute  Gelegenheit 
weiter  zu  gehen.  Er  fürchtet  nur,  dass  man  hier  nicht  etwa  dadurch  suche 
Jalousie  zwischen  Holland  und  Frankreich  oder  divisiones  in  Holland 
anzurichten. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  ll./[21.]  Fe- 
bruar 1667. 

[Verblendung   der   englischen    Regierung   inbetreff  Schwedens.     Sein  Verhältnis   zu 

Lisola  und  Molina.] 

21.  Febr.  Obwohl  der  Hof  wegen  einer  englischen  Ambassade  nach  Holland  delibe- 

riert,  bemüht  er  sich  doch,  Schweden  in  eine  Defensivallianz  gegen  Holland 
zu  engagieren,  und  es  ist  unbegreiflich,  wie  man  sich  durch  die  schwedischen 
Gesandten  in  vergeblicher  Hoffnung  erhalten  lässt.  Denn  obwohl  an  der  Reno- 
vation der  Allianz  zwischen  Frankreich  und  Schweden'),  welche,  wie  man 
sagt,  auf  das  polnische  Wesen  eingerichtet  ist,  nicht  zu  zweifeln,  bleibt  man 


')  Vgl.  darüber  Aitzema  VI,  S.  9ff.,  Basnage  S.  801,  Wicquefort  III, 
S.  299f.,  Mem.  d'Estrades  V,  8.43,  Mignet  I,  S.  519,  Lefivre  Pontalis  I, 
S.  396. 

*)  Vgl.  über  die  darüber  geführten  Verhandlungen  M^m.  de  Pomponne  IT, 
S.  336  ff. 


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Verhältnis  Schwedens  zu  England.  645 

doch  dabei,  Rf.  müsse  mit  Schweden  wohl  stehen,  and  so  oft  der  spanische 
and  oesterreichische  Gesandte^)  anf  ein  Bündnis  zwischen  Spanien  und 
England  wider  Frankreich  dringen,  wird  ihnen  zur  Antwort,  das  Haus 
Oesterreich  müsse  sich  zuvor  gegen  Schweden  recht  anschicken  und  dieses 
von  Frankreich  ab  und  an  sich  ziehen,  damit  die  dreifache  Allianz  zwischen 
Schweden,  England  und  Spanien,  weswegen  Graf  Sandwich')  von  die- 
sem Hofe  nach  Madrid  gesandt  worden,  vermöge  der  von  Palbitzki^)  zu  Wien 
gemachten  Ouvertüre  wider  Frankreich  und  Holland  förderlichst  geschlossen 
werden  möge.  Der  spanische  Ambassadeur  und  Isola  haben  daher  v.  Er. 
ersucht,  ihnen  zu  helfen,  den  R.Kanzler  wegen  der  Schweden  zu  desabusieren, 
er  hält  dieses  aber  nicht  für  rathsam  und  hat  sie  dazu  vermocht,  sich  eine 
Zeit  lang  zu  stellen,  als  wenn  der  Abschluss  einer  solchen  dreifachen  Allianz 
ihnen  angenehm  sein  würde.  Beide  gehen  mit  ihm  ebenso  aufrichtig  wie  höf- 
lich um,  letzterer  kann  nicht  genug  rühmen,  was  für  Gnade  und  Ehre  er 
von  Kf.  empfangen^}  und  wie  sehr  ihm  dessen  Person,  Gemuth,  Gonduite  und 
ganzer  Hof  gefallen. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
22.  Februar/[4.  März]  1667. 

[Gespräch  mit  dem  R.  Kanzler  über  Schwedens  Haltung  in  der  polnischen  Frage.    Ver- 
handlungen über  den  Ort  für  die  Friedenstraetaten.] 

Er  hat  erst  vorgestern  dem  R. Kanzler  vorstellen  können,  was  ihm  Kf.  in  4.  März, 
dem  Rescript  vom  23.  Januar^)  wegen  der  polnischen  Sache  aufgetragen. 
Derselbe  erwiderte,  Pfalz-Neu  bürg  hätte  dem  Könige  und  ihm  angezeigt,  dass 
Kf.  versprochen,  ihm  eintretenden  Falls  zu  der  polnischen  Krone  zu  verhelfen, 
sein  König  sei  darüber  sehr  erfreut  und  er  selbst  bitte  Kf.,  bei  diesem  dem 
gemeinen  Wesen  so  zuträglichen  Vorsatz  zu  verharren,   man  würde  hier  ihm 


*)  Graf  Moli  na  und  Li  sola,  vgl.  über  des  letzteren  damalige  Tbätigkeit  in 
London  M4m.  de  Pomponne  U,  S.  367fr.,  Klopp  I,  S.  143ff. 

»)    Vgl.  Mignet  1,  S.  465ff.,  Klopp  I,  S.  126f. 

3)    S.  oben  S.  582. 

<),  Vgl.  über  die  Gesandtschaft  Lisola's  zu  Kf.  1663—1664  Urk.  u.  Akt.  XIV, 
1.  S.  127  ff.,  dessen  bewuaderndes  Urtheil  über  den  Kf.  S.  172. 

^)  In  demselben  hatte  Kf.  ihn  angewiesen,  mit  dem  R.Kanzler  von  der  polni- 
schen Sache  zu  reden,  demselben  mitzutbeilen,  dass  Schweden,  welches  sich  vorher 
mit  ihm  zur  Beförderung  der  Candidatur  des  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  verbunden 
hätte,  jetzt  (vgl.  oben  S.  189  ff.)  andere  Resolution  gefasst  zu  haben  und  das  franzö- 
sische Dessein  unterstützen  zu  wollen  scheine.  Er  solle  darauf  aufmerksam  machen, 
wie,  wenn  Frankreich  mit  demselben  durchdringen  sollte,  niemand  mehr  demselben 
werde  die  Balance  halten  können,  was  auch  England  gewiss  nicht  gern  sehen  werde, 
und  darauf  dringen,  dass  englischerseits  die  dortigen  schwedischen  Gesandten  ermahnt 
wurden,  Frankreich  darin  nicht  zu  assistieren,  sondern  den  Pfalzgrafen  zu  unter- 
stützen. 


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646  V.    Brandenburg  und  England.     1664^1669. 

treu  darin  beistehen.  Doch  hätte  er  nicht  die  geringste  Anzeigung,  dass  das 
schwedische  Absehen  auf  die  Befördening  der  französischen  desseins  in  Polen 
gerichtet  sein  sollte,  er  müsste  vielmehr  das  Widerspiel  daraus  schliessen,  dass 
die  hiesigen  schwedischen  ministri  nicht  nur  vielfältig  die  Bereitwilligkeit 
Schwedens  sich  von  Frankreich  ab  und  zu  Spanien  zu  wenden  versichert,  son- 
dern auch  gegen  ihn  in  den  polnischen  Affairen  so  erhebliche  rationes,  wamm 
das  schwedische  Interesse  dort  mit  dem  französischen  nicht  übereinkäme,  vor- 
gebracht hätten,  dass  er  ihnen  bisher  desfalls  hätte  Glauben  zustellen  mässen, 
doch  wollte  er  dieselben  ernstlich  warnen  und  bäte  er,  Kf.  möchte,  wenn  er 
etwas  in  Erfahrung  brächte,  wodurch  man  die  Schweden  überweisen  könnte, 
ihm  bei  Zeiten  davon  Anzeige  machen,  sein  König  wurde  es  gar  übel  empfin- 
den, wenn  Schweden  ein  anderes  thäte,  als  es  hier  an  den  Tag  gebe. 

Wegen  der  Tractaten  mit  Holland  sagte  er,  sein  König  hätte,  um  den 
Competenzstreit  zu  töten,  durch  ein  behagliches  Schreiben  *)  zur  Bezeugung  sei- 
ner Friedensliebe  den  Haag  selbst  dazu  erwählt,  wenn  die  Gen. Staaten  solches 
beliebten,  würden  die  hiesigen  Gesandten  bald  dahin  aufbrechen,  Kf.  möchte 
seine  Minister  im  Haag  instruieren,  mit  denselben  gute  Freundschaft  und  Cor- 
respondenz  zu  pflegen  und  ihnen  die  Wege  zu  weisen,  wie  sie  mit  den  Fried- 
liebenden in  Holland  und  den  Freunden  des  Prinzen  von  Oranien  sichere 
Communication  pflegen  könnten,  doch  hätten  die  Gesandten  expresse  Ordre,  sich 
mit  der  Prinzessin  von  Oranien  garnicht  einzulassen.  Sollten  aber  die  Staaten 
auch  diese  Ehre  nicht  annehmen  wollen,  so  hoife  er,  Kf.  werde  erkennen,  was 
für  friedhässige  Alliierte  er  an  denselben  hätte,  und  danach  seine  mesures 
nehmen. 

PS.  Die  schwedischen  Gesandten  haben  heute  einschreiben  der  Staa- 
ten') übergeben,  in  welchem  diese  auf  einige  ihrer  Oerter  in  Brabant  zielen 
und  vorwenden,  dass  ihre  Alliierten  leichter  dazu  zu  disponieren  sein  wurden. 
Man  legt  es  am  Hofe  als  eine  von  de  Witt')  herrührende  politique  aus. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Lenden 
22.  März/[1.  April]  1667. 

[VereinbaruDg  über  den  Ort  der  Friedenstractaten.    Gunstige  Aussiebten  7.um  Frieden.] 

I.April.  Das  Loos  zu  den  Friedenstractaten  ist  endlich  auf  Breda  gefallen*)  und 

die   hiesigen  Bevollmächtigten,   Mylord  Hollis    und  Sir  William  Coventry, 
machen  sich  bereit,  dorthin  aufzubrechen.     Man  wünscht  hier  sehr,  dass  durch 


»)    d.  Whitehall   ^~~^~~  1667  (Aitzema  VI,  S.  9). 
10.  Februar  ^ 

*)    d.  la  Haye  24.  Februar  1667  (Aitzema  VI,  S.  14f.). 

»)  S.  Wicquefort  III,  S.  300f.,  Mem.  d'Estrades  V,  S.  43,  Lefevre-Pon- 
talis  I,  S.  396. 

*)  S.  Aitzema  VI,  S.  12,  Wicquefort  III,  S.  303,  Mignet  I,  S.  525f.,  Mem. 
de  Pomponne  II,  S.  382. 


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Die  bevorstehenden  Friedensverbandlungen..  547 

Ef.  in  ganz  Holland  unter  den  Friedliebenden  knnd  werde,  wie  sehr  England 
zum  Frieden  geneigt  sei.  Je  dringender  die  Ursachen^),  welche  den  hiesigen 
Hof  zum  Frieden  treiben,  von  Tage  zu  Tage  werden,  um  so  weniger  zweifelt 
er  am  Zustandekommen  desselben,  doch  fürchtet  er,  dass  derselbe  kein  dauer- 
hafter sein  werde. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 

29.  März/[8.  April]  1667. 

[Verbandlungen  mit  den  englischen  Ministern  aber  Theilnabme  des  Kf.  an  den  Frie- 
densverhandlungen.] 

Man  trachtet  hier  danach,  den  Pensionarius  de  Witt  bei  Kf.  schwarz  zu  8.  April, 
machen  und  sich  der  guten  officia  des   Kf.  mehr  gegen  diesen  und  die  Fried- 
hässigen  als  directe  zu  Beförderung  des  Friedens  zu  bedienen. 

Er  hat*)  gestern  und  vorgestern  dem  R.Kanzler  sowie  den  Secretaren 
Arlington  und  Morice  vorgestellt,  nachdem  nun  der  Ort  zu  den  Tractaten 
festgestellt,  möchte  man  nicht  länger  anstehen,  des  Kf.  offenbare  Wohlmeinung 
zu  embrassieren,  falls  man  demselben  nicht  Ursache  geben  wollte,  über  unver- 
diente Hintansetzung  und  Verachtung  sich  zu  beschweren,  worauf  alle  drei  er- 
klärt haben,  da  jetzt  hier  wenig  zu  thun  sei,  sondern  entweder  zu  Breda 
alles  abgethan  oder  der  Krieg  desto  länger  continuiert  werden  müsste,  würde 
es  dem  Könige  sehr  angenehm  sein,  wenn  Kf.  seine  minist^os  nach  Breda  sen- 
den und  ihnen  mitgeben  möchte,  dass  sie  mit  den  englischen  Gesandten  fleissig 
communicieren  und  die  englische  Geneigtheit  zum  Frieden  überall  kund  machen 
sollten.  Obwohl  darauf  nicht  instruiert,  hat  er  geantwortet,  er  könnte  nicht 
sehen,  wie  Kf.  mit  Reputation  nach  Breda  senden  könnte,  wenn  seine  ministri 
nicht  von  allen  interessierten  Parteien  pro  commediatoribus  erkannt  und  ange- 
nommen wurden,  es  stände  bei  dem  Könige  damit  den  Anfang  zu  machen,  weil 
Kf.  den  andern  Mächten  seine  Mediation  nicht  eher  anbieten  wollte,  bis  er  ver- 
spürt hätte,  dass  England  dieselbe  zu  acceptieren  geneigt  wäre,  was  sie  aber 
aus  verschiedenen  Gründen  (Kürze  der  Zeit,  Besorgnis  Schweden  zu  offen- 
dieren,  das  allezeit  präcaviert  hätte,  dass  ihm  keine  andere  mediatores  an  die 
Seite  gesetzt  würden,  u.  s.  w.)  verweigerten.  Er  zweifelt  daher,  ob  es  für  Kf. 
reputierlich  sein  würde,  zumal  auch  die  Kosten  und  die  Kürze  der  Zeit  zu  be- 
rücksichtigen sind. 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfttrsten.     D.  Londen  l./[ll.]  April 

1667. 

[Ratb,  den  Gongress  in  Breda  zu  beschicken,  jedenfalls  ihn  von  hier  abzurufen.] 

Nachdem  er  der  Sache  näher  nachgedacht,  zweifelt  er  fast  nicht,  dass  Kf.  11.  April, 
jemand  von  seinen  ministris  nach  Breda  senden  werde,  da  man  hinfort  alle, 

1)    Vgl.  M^m.  de  Pomponne  11,  S.  373f. 
>)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  22  S.  661. 


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648  V.    Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

die  hier  oder  in  Paris  oder  im  Haag  vom  Frieden  reden  sollten,  dorthin  ver- 
weisen wird  und,  wenn  Kf.,  nachdem  man  es  hier  mit  Bezeugung  so  grossen 
Vertrauens  begehrt,  es  nicht  thun  sollte,  man  dieses  hier  sehr  übel  empfinden 
wurde.  Er  hofft,  Kf.  wird  ihm,  weil  er  hier,  da  die  Gemfither  noch  ganz  ver- 
bittert waren,  wegen  des  Friedens  hat  negotiieren  müssen,  die  Ehre  gönnen, 
dass  er,  nachdem  die  gute  Verständnis  zwischen  Kf.  und  dieser  Krone  wieder 
in  Gang  gebracht  ist,  dem  Friedensschlüsse  in  seinem  Namen  beiwohne.  Ef. 
kann,  auch  wenn  seine  Mediation  nicht  angenommen  wird,  mit  Reputation  and 
zu  Beförderung  des  gemeinen  Besten  seine  ministros  daselbst  haben,  znmal 
wenn  durante  negociatione  pacis  dahin  zu  bringen  stfinde,  dass  seine  Garantie 
von  allen  interessierten  Theilen  angenommen  wurde.  Dieses  ist  der  vornehmst« 
Punkt,  auf  welchen  des  Kf,  dahingehende  ministri  würden  instruiert  werden 
müssen,  und  der  nirgends  füglicher  als  in  Breda  durchgetrieben  werden  kann. 
Auch  wenn  Kf.  Bedenken  tragen  sollte,  jemand  dorthin  zu  schicken,  so  ist 
seine  Abberufung  von  hier  doch  hochnöthig.  Blaspeil  und  Romswinckel 
schreiben  ihm,  de  Witt  glaube,  er  sei  nicht  des  Friedens  sondern  anderer  auf 
ein  gutes  Verständnis  des  Kf.  mit  England  zielender  Angelegenheiten  wegen 
hier.  Er  kann  auch  leicht  absehen,  dass,  wenn  Kf.  ihn,  bis  etwa  die  Tractaten 
fruchtlos  abgingen,  hier  lassen  wollte,  man  ihn  hier  zu  einem  engagement  gegen 
Holland  zu  bewegen  suchen  und,  wenn  Kf.  ihn  dann  abrufe,  sich  sehr  beleidigt 
fühlen  wird.  Auch  wenn,  falls  die  Tractaten  glücklich  ablaufen,  zwischen 
England  und  Holland  wegen  Flanderns  etwas  geschlossen  werden  sollte 
und  man  Kf.  mit  hineinziehen  wollte,  wäre  es  für  Kf.  reputierlicher  und  nütz- 
licher, dass  man  solches  an  seinem  Hofe  suchte,  als  dass  hier  davon  ge- 
sprochen würde. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  5./[15.]  April 

1667. 

[Bitte  um  Abberufung.    Audienz  beim  Konige,  dessen  Urtheil  über  Schwedens  Politik 
in  der  polnischen  Frage.     Urtheil  Lisola*s  über  des  Kf.  Politik  daselbst] 

15.  April.  Von  dem  spanischen  Gesandten')  hat  er  gehört,  dass,  obgleich  der  König 

von  Frankreich  die  Mediation  des  Kaisers  zurückgewiesen,  das  Haus  Oester- 
reich  doch  jemand,  vielleicht  Isola  nach  Breda  schicken  werde,  um  so  mehr 
würde  Kf.  es  thun  können.  Jedenfalls  wünscht  v.  Br.,  dass  Kf.  ihn  von  hier 
abberufe  und  dies  so  bald  wie  möglich  den  Gen.  Staaten  mittheilen  lasse,  da  er 
fürelitet,  t]ass  man  hier,  je  nachdem  die  Tractaten  ablaufen,  ihm  propositiones 
tliau  wird,  die  dem  Kf.  nicht  annehmlich  sein  würden,  und  da  er  aus  Blas- 
l>GiIs  mid  Romswinckels  Schreiben  ersieht,  dass  man  in  Holland,  besonders 
de  WHt,  aus  seinem  Hiersein  schädliche  Ombrage  schöpft. 

Der  König,   bei  dem  er  gestern  Audienz  hatte,   hat  sich  wegen  dieser 
Sache  ebenso  wie  der  R.Kanzler,  Arlington  und  Morice  geäussert;  der- 


1)    GmfMolina. 


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Bitte  lim  Abberufung.     Neigung  Englands  zum  Frieden.  649 

selbe  machte  sich  znm  Frieden  gute  Hoffnung  und  erwiderte  auf  seine  Frage '), 
ob  er  dem  schwedischen  Gesandten  die  Beförderung  des  franzosischen  Des- 
seins  wegen  Polen  dissuadiert  und  Pfalz-Neuburgs  Interesse  recommendiert 
hätte,  es  wäre  geschehen;  soviel  er  abnehmen  könnte,  würde  Schweden  dem 
Herzog  von  Anguin  nicht  zur  polnischen  Krone  verhelfen,  in  Schweden  wäre 
in  Erfahrung  gekommen,  dass  Frankreich  dem  Kaiser  versprochen,  wenn 
er  nicht  verhinderte,  dass  Anguin  König  in  Polen  würde,  ihm  hernach  das 
Schwedische  Pommern  einnehmen  zu  helfen  und  ihm  dasselbe  ganz  zu  lassen. 
Lisola  sagte  ihm  bei  der  Abschiedsvisite  ^,  er  hätte  erfahren,  was  Ho  ver- 
beck ^  zu  Warschau  wegen  Pfalz-Neuburgs  vorgebracht,  und  legte  es  dahin 
aus,  Kf.  wolle  mit  einem  Stein  drei  Würfe  thun,  die  Königin  von  Polen, 
welche  immer  gesagt  hätte,  Kf.  wäre  ein  Feind  der  Succession  und  wollte  sich 
mit  dem  Grossfürsten  von  Moskau  Polen  theilen,  widerlegen,  den  Pfalzgrafen 
obligieren  und  gleichwohl  dessen  Interesse  in  Polen  ruinieren.  Nachher  sagte 
er,  Kf.  hätte ^),  was  Hoverbeck  darin  gethan,  desavouiert,  welches  er  mit 
seiner  gewöhnlichen  verständigen  und  vorsichtigen  Gondnite  nicht  wohl  über- 
einzustimmen vermeinte. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  KurflirBten,     D.  Londen  8./[18.]  April 

1667. 

[Die  jetzige  englische  Politik  und  ihre  Ursachen.] 

Die  hiesige  Eilfertigkeit  zum  Frieden  ist  halb  willkürlich  und  halh  ge-  18.  April, 
zwnngen,  denn  der  König  will  ^)  keine  Hanptflotte  in  See  bringen,  um  das  ihm 
neulich  vom  Parlament  bewilligte  Geld  zu  sparen,  er  kann  es  auch  nicht  tbun, 
weil  das  meiste  Schififsvolk  in  Kaufschiffen  und  eine  Esquadron  von  12  der 
besten  Kriegsschiffe  unter  dem  Viceadmiral  Kemphorn  abwesend  ist,  woher 
man  wünscht,  dass  der  Friede  in  Breda,  wenn  nicht  völlig  geschlossen,  doch 
entworfen  werden  möge,  ehe  die  Flotte  von  Holland  auslaufen,  sich  vor  die 
englischen  Häfen  legen  und  auf  jene  Ende  Mai  oder  Anfang  Juni  zurückkom- 
mende Esquadron  passen  könne.  Prinz  Ruprecht  und  General  Monk  fluchen 
darüber,  dass  der  Friede  auf  solche  Weise  gemacht  wird  und  dass  man  bei 
währenden  Tractaten  nicht  trachten  will,  die  See  zu  behaupten;  die  ministri 
Status  aber  sagen,  jene  sprächen  als  Soldaten  und  man  müsste  auf  die  Conse- 
quentien  sehen,  und  ist  der  R. Kanzler  derjenige,  welcher  das  ganze  Friedens- 
werk dirigiert.  Zu  den  Ursachen  der  jetzigen  Lust  zum  Frieden  hieselbst  gehört 
auch,  dass  derselbe  nicht  will,  dass  der  Herzog  von  York  in  See  gehe,  die 


')  S.  oben  S.  645  f. 

^  Ueber  dessen  damalige  Reise  nach  Holland  s.  Klopp  I,  S.  152 ff. 

3)  S.  oben  S.  316  ff. 

*)  S.  oben  S.  319  ff. 

»)  Vgl.  Ranke  IV,  S.  306. 


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650  V.    Brandenburg  und  England.     1664  —  1669. 

vornehmste  aber  ist,  dass  Englands  inwendiges  Geschwor  aufbrechen  will,  Volk 
und  Parlament  so  sehr  anfangen  über  Auflagen  und  Unterdrnckangen  zu  klagen, 
dass  er  die  vorigen  rebellischen  Zeiten  vor  der  jetzigen  preisen  darf,  daher 
würde  der  König,  wenn  er  die  1  800  000  Pfd.  aasgegeben  hat,  kein  Geld  mehr 
von  dem  Parlament  begehren  dürfen,  und  wenn  dieses  wieder  recht  aufsätzig 
w^rde,  dürfte  es  dem  Reichskanzler  nicht  besser  als  Strafford  ergehen. 

Zwischen  England  und  Schweden  scheint  verabredet  zu  sein,  die 
schwedische  Armee  im  Fürstenthum  Bremen  zusammenzuhalten  ^),  bis  der  Friede 
geschlossen,  und  Holland  dadurch  zu  intimidieren,  wie  man  auch  danach  ge- 
trachtet hat  und  noch  trachtet,  durch  Kf.  und  Schweden  zugleich  den  Gen.  Staaten 
Ombrage  zu  geben. 

Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  an  der  Spree 
21.  April/[1.  Mai]  1667. 

[auf  die  Relation  vom  l./l I.April.    Befehl  vorläufig  dort  zu  bleiben.    Eventuelle  Be- 
schickung der  Friedenstractaten.] 

1.  Mai.  —  Nun  gereichet  uns  zwar  Eure  hierunter   bezeugte  Sorgfalt   und 

treuunterthänigster  Fleiss  zu  gnädigstem  Gefallen,  nachdemmahlen  aber 
Ihre  Kön.  M.  Bedenken  tragen,  uns  bei  dieser  Handlung  als  Mediatoren 
zu  ad  mittlren,  wir  aber  auch  anstehen  müssen,  auf  andere  Weise  dabei 
zu  erscheinen,  zumalen  wir  ganz  keine  Ursach  sehen,  warumb  man  uns 
von  der  formalen  Mediation  zu  excludiren,  denn  so  wenig  Schweden 
(womit  wir  in  guter  Freundschaft  und  Correspondenz  stehen)  als  jemand 
anders  unsers  Ermessens  solches  begehren  wird,  so  linden  wir  noch  zur 
Zeit  nicht  diensamb,  Euch  von  dannen  zu  avociren,  und  befehlen  Euch 
demnach  gnädigst,  dass  Ihr  aldorten  bis  zu  unserer  ferneren  und  ander- 
weiten Ordre  subsistiret;  wir  wünschen  inmittelst,  dass  es  mit  den  Trac- 
taten  zu  guter  und  schleuniger  Endschaft  gelangen  möge,  und  werden 
sehen,  ob  wegen  des  Kaysers,  Spaniens  oder  einiger  ander  Poten- 
taten, welcher  nicht  mediator  ist,  sich  einige  ministri  dabei  einfinden 
werden,  welchenfalls  wir  auch  die  unserigen  dahin  abschicken  und  ihnen 
anbefehlen  wollen '),  sich  zu  denenselben  zu  halten  und  ihr  comportement 

0  Ueber  die  damaligen  durch  den  Speck  banseben  Handel  veranlassten  neuen 
Streitigkeiten  zwischen  Schweden  und  der  Stadt  Bremen,  infolge  deren  die  Armee 
Wrangeis  bis  zum  Sommer  1667  in  der  Nähe  der  letzteren  blieb,  s.  oben  S.  113 ff. 

^  Kf.  hatte  (d.  CoIn  10./20.  April  1667)  Romswiuckel  und  Copes  beschieden, 
er  halte  es  nicht  für  ratbsam,  eine  formale  Mediation  zu  suchen;  da  er  bisher  yon  nie- 
mand dazu  requiriert  sei,  wolle  er  nur  wie  bisher  seine  guten  officia  an  beiden  Orten 
interponieren,  zu  diesem  Zwecke  solle,  wenn  die  Handlung  zu  Breda  vorgenommen 
werden  sollte,  einer  von  ihnen  dorthin  gehen,  auch  v.  Brandt,  der  während  der 
Tractaten  in  London  bleiben  sollte,  sollte  dort  in  demselben  Sinne  wirken. 


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Beschickung  des  Friedenscongresses  durch  Kf.  651 

nach  ihnen  zu  richten.  Dass  wir  aber,  da  wir  zur  formalen  Mediation 
nicht  invitiret  worden,  unsere  Garantie  denen  partibus  paciscentibus 
offeriren  sollten,  desfalls  tragen  wir  billig  Bedenken*).  — 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfllrsten.     D.  Londen   3./[13.]  Mai 

1667. 

[Verhalten  des  österreichischen  und  spanischen  Gesandten.] 

Die  österreichischen  und  spanischen  ministri  haben ^)  sich  hier  an-  13.  Mai. 
fangs  bemüht,  den  Frieden  zwischen  Holland  und  England  zu  befördern,  nach- 
dem sie  aber  die  Missverständnus  zwischen  dem  König  nnd  dem  Parlament 
wahrgenommen  und  dass  dieser  Hof  dahin  trachtet,  dass  der  König  des  Parla- 
ments nicht  bedürfen  und  daher  nach  Beendigung  dieses  Krieges  sich  in  keinen 
anderen  verwickeln  möge,  ferner  dass  Spanien  entweder  garnicht  oder  doch  zu 
spät  von  Holland  Assistenz  bekommen  möchte,  weil  de  Witt  Frankreich  ganz 
anhängt,  suchen  sie  jetzt  auf  allerlei  Manier  den  Frieden  zu  verhindern,  indem 
sie  darauf  reflectieren,  dass,  wenn  bei  continuierendem  Kriege  England  absolute 


»)    Kf.  theilt  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  (d.  Cöln   ^^'  ^^^    1667) 

«5.  Mai 

dieses  Rescript  an  ▼.  Br.  mit  und  ordnet  an,  wenn  bei  den  Tractaten  zu  Breda  von 

dem  Kaiser,   Spanien  oder  anderen  Potentaten,    die  nicht  Mediatoren  seien,  jemand 

sich  einfinden  sollte,  so  konnte  auch  einer  von  ihnen  dorthin  gehen,  die  anderen  aber 

sollten  im  Haag  bleiben  und  auf  das,  was  dort  vorginge,  Acht  geben.    Darauf  schreibt 

er  (d.  Lehnin  ^    '  ^  .^    1667)  an  Blaspeil,   er  finde  es  doch  rathsam,  jemand  der 

Seinigen  zu  den  Friedensverhandlungen  nach  Breda  zu  schicken,  zumal  in  England 
dafür  gehalten  werde,  dass  er  gute  officia  zur  Facilitierung  des  Friedens  werde  leisten 
können.  Bl.  solle  sich  daher  als  Extraordinargesandter  nach  Breda  begeben,  dort 
mit  den.  englischen  und  anderen  Gesandten  vertraulich  correspondiereu,  von  allem, 
was  des  Kf.  Interesse  angeht  und  was  er  sonst  erfahrt,  berichten,  sich  die  Beförderung 
des  Friedens  auf  das  fieissigste  angelegen  sein  lassen  und  auch  mit  v.  Brandt  und 
den  Gesandten  im  Haag  communicieren.  Wenn  es  zum  Schluss  komme,  solle  er  sich 
bemühen,  dass  Kf.  mit  allen  seinen  Landen  und  deren  Gommercien  so  eingeschlossen 
werde,  dass  er  der  Münsterschen  Sache  halber,  die  aber  nicht  genannt  zu  werden 
brauche,  ungefährdet  bleibe.  Da  Kf.  gehört,  dass  einige  in  der  Provinz  Holland  dahin 
inclinierten,  dass  keine  fremden  ministri,  deren  Principalen  nicht  bei  dem  Kriege  in- 
teressiert gewesen,  zugelassen  würden,  so  solle  er,  wenn  er  sowie  Romsw.  und  Copes 
es  für  rathsam  halte,  ein  beiliegendes  Schreiben  den  Gen. Staaten  übergeben,  inzwi- 
schen aber,  wenn  er  vernehmen  sollte,  dass  andere  schon  in  Breda  angelangt  seien, 
sich  dorthin  verfügen.  Diese  Instruktion  für  Blaspeil  theilt  Kf.  unter  demselben 
Datum  an  v.  Brandt  mit  und  weist  ihn  an,  die  Correspondenz  mit  demselben  sowie 
mit  den  Gesandten  im  Haag  zu  continuieren.     Vgl.  Aitzema  VI,  S.  28. 

^    VgL  Pufendorf  X,  §  22  S.  661.    S.  auch  ürk.  u.  Akt.  XIV,  S.  295. 


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652  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

Meister  zur  See  bleibe,  Frankreich  solches  sonder  Zweifel  empfinden  mässte,  oder 
wenn  es  auch  die  See  nicht  ganz  behaupten  könnte,  dass  es  wenigstens  mit  Zn- 
thuung  der  spanischen  Gallionen  genugsam  verhindern  könnte,  dass  die  franzö- 
sische Flotte  nicht  die  spanischen  Häfen  blocquierte,  und  dass  dann  auch  der 
König  von  England  Spanien  zu  Lande  assistieren  oder  wenigstens  viele  voo 
seinen  Unterthanen,  namentlich  die  catholischen ,  in  spanische  Dienste  treten 
würden.  Beide  haben  sehr  offenherzig  mit  ihm  darüber  gesprochen,  wollten 
auch  behaupten,  des  Kf.  Interesse  erforderte  es  nicht,  dass  zwischen  England 
und  Holland  Friede  würde.  Jetzt,  da  der  spanische  Ambassadeur  sieht,  dass 
der  Friede  nicht  mehr  zu  hindern  steht,  ist  er  ziemlich  kleinlaut,  zumal  da  die 
Allianz  zwischen  Frankreich  und  Portugal  erneuert  ist  und  die  französische 
Macht  sich  gegen  die  spanischen  Niederlande  moviert,  er  richtet  indessen  seine 
Negotiation  dahin,  damit  in  den  Bredaischen  Tractaten  nichts  eingerückt  werde, 
so  England  und  Holland  die  Hände  binden  könne,  Spanien  in  Flandern  zu 
assistieren. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt    D.  Cöln  7-/[170  Mai  1667. 

[Befehl,  sich  nach  Breda  zu  begeben.] 

17.  Mai.  Wir  haben  endlich  und  nach  fernerer  Ueberlegung  der  Sachen  dien- 

samb  und  gut  gefunden,  Euch  von  dannen  zu  avociren  und  nacher 
Breda  gehen  zu  lassen,  zu  welchem  End  wir  dann  die  Vorsehung  ge- 
than,  dass  Euch  die  nötige  Gelder  aufs  schleunigste  «^  ausgezahlet 
werden  sollen,  und  übersenden  Euch  daneben  hiebei  zwei  Schreiben  an 
den  König  und  den  Cantzler^),  nach  deren  üeberlieferung  Ihr  Euren 
gebührenden  Abscheid  zu  nehmen,  uns  und  unser  Interesse  aufs  beste 
zu  recommendiren ,  den  König  unserer  beständigen  Freundschaft  und 
Dienstfertigkeit  zu  versichern  und  darauf  Eure  Reise  nacher  Breda  für- 
derlichst  fortzusetzen,  woselbst  Ihr  von  unserm  Blaspiel  unsere  gnä- 
digste Intention  und  Willensmeinung  mit  mehrem  werdet  zu  vernehmen 
haben.  Insonderheit  habt  Ihr  für  Eurer  Abreise  es  dahin  äusserster 
MügHchkeit  nach  zu  befordern,  damit  die  englische  Gesandte  solche  In- 
struction und  Befehl  bekommen  mögen,  dass  wir  und  unsere  Lande  in 
den  Frieden  mit  includiret  werden  mögen.  — 


1)    d.  Goln  an  der  Spree  5./15.  Mai  1667. 


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Abberufung  y.  Brandts  nach  Breda.  653 

Chr.  V.  Brandt  an  den  KurfUrsten.     D.  Londen 
24.  Mai/[3.  Juni]  1667. 

[Friedensaussichten.    Französische  Intriguen.    Stimmung  in  England.] 

Man  beginnt  hier  auf  die  Nachrichten  von  Holland  her  in  der  Hoffnung  3.  Juni. 
auf  Frieden  zu  wanken,  trotzdem  bleibt  es  bei  der  Resolution,  keine  Flotte  in 
See  zu  schicken,  sondern  nur  die  Kaper  um  so  freier  schalten  zu  lassen.  Der 
König  hat  den  Willen  und  Ursache  alles  einzugehen,  was  den  Frieden  beschleu- 
nigen kann,  wenn  nur  de  Witt  nicht  den  Bogen  zu  hoch  spannen  mochte. 
Dann  aber  dürften  die  Gen.  Staaten  sicli  betrogen  finden,  und  je  länger  sie  trai- 
nieren, desto  mehr  Vortheil  spielen  sie  Frankreich  in  die  Hände,  welches  auch 
bei  währendem  Kriege  Mittel  genug  findet,  mit  England  zu  correspondieren, 
zumal  da  ans  der  alten  Königin  in  England,  dem  R. Kanzler  und  Graf 
St.  Alb  an  eine  Kette  worden.  Wie  Frankreich  de  Witt  mit  der  Continu- 
ation  des  Krieges  flattiert,  so  caressiert  es  den  Kanzler  hier  durch  die  Ver- 
sicherung, dass  es  den  Frieden  zwischen  England  und  Holland  wfinsche,  und 
hält  dadurch  beide  in  seinen  Stricken.  Der  Kanzler  fusst  sehr  auf  dem,  was 
St.  Alb  an  hieher  geschrieben,  und  auf  den  Versicherungen,  welche  die  fran- 
zösischen Gesandten  den  englischen  zu  Breda  neulich  gemacht  haben,  die  spa- 
nisch gesinnten  ministri  dagegen  glauben,  dass  Frankreich  dadurch  England 
betrüge  und  mit  de  Witt  wegen  Verlängerung  des  Krieges  unter  einem 
Hut  spiele. 

Des  Königs  in  Frankreich  weitanssehendes  Dessein  *)  macht  hiesigem 
Hofe  nicht  geringe  Ombrage,  er  wird  sich  aber  Spaniens  nicht  annehmen, 
wenn  er  dadurch  den  Frieden  mit  Holland  befördern  kann,  sollte  aber  die  Ne- 
gotiation  zu  Breda  fruchtlos  sein,  würde  es  nothwendiger  Weise  auch  wider 
des  R.Kanzlers  Willen  auf  eine  Allianz  mit  Spanien  auslaufen,  und  könnte  der 
König  die  Nation  und  das  Parlament  nicht  besser  als  dadurch  gewinnen,  weil 
der  Hass  gegen  Holland  abnimmt,  gegen  Frankreich  steigt  und  die  Affec- 
tion  zu  Spanien  täglich  grösser  wird. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Haag  4.  Juli  st.  n.  1667. 

[Besprechung  mit  den  englischen  Gesandten  in  Breda.] 

Da ')  er  gemerkt,  dass  der  Geldmangel  und  die  Einrichtung  der  Equipage  4.  Juli. 
Blaspeil  und  ihn  noch  etwas  aufhalten  werden,  so  hat  er  sich')  im  voraus 

1)    Im  Mai  1667   hatte  Ludwig  XIV.  (s.  unten  Abschn.  6)  den  Angri£f  gegen 
die  spanischen  Niederlande  begonnen. 

*)    Y.  Br.   war  Mitte  Juni  von  London  abgereist  (das  Recreditiy  Konig  Karls 

30  M&i 

für  ihn  ist  Whitehall  3./[13.]  Juni,   dasjenige  Lord  Ciarendons  London  YFr-i — ö* 

[9.  Juni] 

1667  ausgestellt),   am   11. /21.  Juni  meldet  er  aus  dem  Haag,    dass  er  wegen  Sturms 

erst  heute  hier  angelangt  sei  und  sich  nun  mit  Blas  peil  bereden  wolle,   wie  ihre 

Reise  nach  Breda  zu  beschleunigen  und  ihre  Subsistenzmittel  zu  beschaffen  seien. 

>)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  23  (S.  661),  Droysen  III,  3.  S.  130f. 


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654  V.    Brandenburg  un<)  England.     1664  —  1669. 

nach  Breda  begeben  and  dort  die  englischen  Gesandten^)  besucht  Diesel- 
ben haben  ihm  mitgetheilt,  sie  hätten  von  ihrem  Könige  Befehl,  den  ministris 
des  Kf.  alle  gebührende  Ehre  zu  erweisen  und  mit  ihnen  vertraulich  umzugehen, 
sie  wünschten,  dass  dieselben  schon  jetzt  in  Breda  wären  und  dass  sie  sich 
ihres  Beistandes  erfreuen  könnten,  zumal  da  ihnen  das  Friedenswerk')  von 
staatischer  Seite  ziemlich  schwer  gemacht  würde,  indem  man  eine  weitläufige 
Declaration  des  Tractats  von  1662  begehrte.  Sie  fingen  dann  selbst  an,  von 
den  Vorgängen  auf  der  Themse')  zu  sprechen,  beklagten  sehr,  dass  England 
solchen  Schimpf  erlitten,  und  schien  es  fast,  als  ob  sie  die  faute  auf  den  Her- 
zog von  Albemarle  legen  wollten.  Ohwohi  kein  Stillstand  geschlossen  wor- 
den, hätte  man  sich  in  England,  da  sich  alles  so  wohl  zum  Frieden  angelassen, 
eines  solchen  Angriffs  von  Seiten  der  Holländer  gamicht  versehen,  sie  hätten 
daher  wohl  geglaubt,  dass  der  König  die  Friedensgedanken  fahren  gelassen,  sie 
hätten  aher  noch  keinen  Befehl  abzureisen  erhalten.  Auf  seine  Frage  wegen 
der  Inclusion  des  Kf.  erwiderten  sie,  ihnen  wäre  deswegen  nichts  in  specie 
anbefohlen,  sie  glaabten  aber,  dass  die  Inclusion  nicht  abgeschlagen  werden 
könnte. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Haag  4/14.  Juli  1667. 

[Beyorstebender  Scbluss  der  Traetaten.    Sein  Eotschluss  nicht  daran  Tbeil  zu  nehmen. 
Der  Friede  wird  nicht  lange  Bestand  haben.] 

14.  Juli.  Da  Blaspeil,  welcher  nach  Cleve  gereist  ist,  um  dort  die  Mittel  zu  ihrer 

Subsistenz  in  Breda  zu  beschaffen,  dort  erkrankt  ist,  so  ist  er  noch  einmal 
nach  Breda  gereist,  um  sich  mit  den  englischen  und  dänischen  Ministem  zu 
unterreden,  hat  dort  aber  gemerkt,  dass  die  Sachen  schon  soweit  avanciert 
sind*),  dass  der  König  von  England  entweder  das  ihm  vor  zwei  Tagen  zurück- 
geschickte Project  pure  annehmen  oder  den  Krieg  continuieren  muss.  Sie  wür- 
den also,  um  den  Frieden  zu  machen,  zu  spät  kommen  und  es  würde  ühel 
stehen,  wenn  sie,  nachdem  die  Difficultäten  aus  dem  Wege  geräumt,  dorthin 
ziehen  und  ihre  Creditlve  überliefern  sollten.  Ob  die  Inclusion  des  Kf.  in  den 
Frieden  von  solcher  Wichtigkeit  sei,  dass  sie  deswegen  grosse  Unkosten  an- 
wenden sollten,  bezweifelt  er  auch,  er  will  mit  Blaspeil,  Romswinckel  und 
Copes  es  überlegen. 

Endlich^)  sehe   ich  auch   nicht,    dass  dieser  Friede  lange  Bestand 


0    HoUis  und  Goventry. 

^  Vgl.  aber  die  Verhandlungen  in  Breda  Aitzema  VI,  S.  34ff.,  Basnage 
S.  803f.,  Wicquefort  III,  S.  304ff.,  M4m.  de  Pomponne  II,  S.433ff.,  Lefivre 
Pontalis  I,  S.  397  ff. 

«)  Vgl.  Basnage  S.  804f.,  Wicquefort  III,  S.  309ff,  Rauke  IV,  S.297f., 
Lefevre  Pontalis  I,  S.  400ff. 

*)  Vgl.  J.  de  Witts  Schreiben  an  Beuningen  vom  7.  und  14.  Juli  1667 
(Lettres  de  Jean  de  Witt  IV,  S.  194.  199). 

*)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  28  S.  661. 


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Friedensschluss  zu  Breda.  g55 

haben  werde,  denn  wie  ich  an  dieser  Seiten  gewahr  werde,  dass  man 
aus  Unlust  zam  Frieden  den  Bogen  aufs  höchste  spannet,  also  gibet 
England  alles  nach,  umb  quovis  modo  den  Frieden  zu  machen,  und  bin 
ich  gewiss,  dass  es  ihn,  weil  er  zu  schimpflich  und  abgedrungen,  nicht 
lange  halten  könne.  Meines  Erachtens  gehen  zwischen  Pensionario  de 
Witt  und  Frankreich  pro  continuando  hello  gefahrliche  Dinge  für  und 
ist  die  einige  Ursache,  dass  die  holländische  Flotte  wieder  höher  auf  in 
die  Themss  gehen  müssen,  das  Volk  in  England  zu  bewegen,  dass  es 
umb  Krieg  und  revanche  schreien  und  fragen  möge,  warumb  das  Geld, 
so  es  contribuiret  hat,  nicht  darzu  angewandt  werde?  — 


Chr.  y.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Breda  22.  Jali/1.  Aug. 

1667. 

[Abschluss  des  Friedens.    Die  Inclasion  des  Ef.  in  denselben.] 

Gestern  Abend  zwischen  6  und  7  Uhr  ist  der  Friede  ^)  YoUzogen  und  nn-  1.  Aug. 
terschrieben  worden,  die  Auswecbslang  der  Ratificationen  soll  bis  znm  19.  An- 
gust  erfolgen. 

Wegen  der  Inclusion')  haben  die  französischen  Ambassadeurs  emportiert, 
weil  sie  die  dänischen,  welche  nicht  gerne  gewollt,  dass  der  Herzog  von  Hol- 
stein und  die  Stadt  Hamburg  includiert  werden  sollten,  anf  ihre  Seite  ge- 
bracht und  dadurch  auch  die  Staaten  bewogen,  in  diesem  passu  ihrem  concluso 
zuwider  nachzugeben,  obwohl  die  Schwedischen  sich  bemüht  haben,  dass  Kf., 
K.Pfalz,  der  Herzog  von  Holstein  und  die  Hansastädte  sofort  ebenso  wie 
Schweden  selbst  includiert  würden,  wozu  auch  die  Englischen  ganz  geneigt 
gewesen.  Er  hat  daher  wegen  der  nachträglichen  Inclnsion  des  Kf.  ein  Project 
entworfen  und  wird  dasselbe  den  plenipotentiariis  recommendieren ,  damit  sie 
es  nebst  den  unterschriebenen  Friedensartikuln  an  ihre  respectiven  Höfe  schicken, 
der  K. Pfälzische  und  andere  machen  es  ebenso'). 


0  Der  FriedensYertrag  Tom  31.  Juli  1667,  abgedruckt  Di ar.  Europ.  XV,  Append. 
m,  LondorplX,  S.506ff.,  Dumont  VII,  1.  S.44ff.  Vgl.  Wicquefort  HI,  S.318flf., 
LefÖTre  Pontalis  I,  S.  408f. 

>)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  24  S.  662. 

*)  Kf.  schreibt  an  t.  Brandt  und  die  Gesandten  im  Haag  (d.  Cöln  7./17.  August 
1667),  ibm  komme  es  nur  darauf  an,  Ton  England  und  Holland  die  Inclusion  zu 
erlangen,  sie  sollten  sich  darum  bemühen. 


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656  V.    Brandenbarg  und  England.     1664—1669. 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleff  l./H.  Aug.  1667. 

[Die  Inclnsion   des  Kf.  in   den  Frieden.    Verhältnis  Englands  zu  Frankreich.     Rath- 

schläge  Glarendons.] 

11.  Aug.  Er  hat  das  In clasionsproject  den  englischen,  franzosischen  und  dSni- 

schen  Gesandten  übei^eben,  welche  sich  durchaas  dazu  bereit  erklfirten ') ,  da 
aber  wenig  Aussicht  ist,  dass  die  inclusiones  schon  mit  den  Ratificationen  zu- 
sammen einkommen  werden,  so  hat  er  nicht  länger,  um  das  Eintreffen  derselben 
abzuwarten,  in  Breda  bleiben  wollen,  sondern  hat  sich  hieher  begeben,  am, 
nachdem  er  mit  Blas  peil  über  die  Münsterschen  Werbungen  und  die  Erneue- 
rung der  Rheinischen  Allianz  conferiert,  zu  Kf.  zurückzukehren. 

Von' den  englischen  Gesandten  hat  er')  inbetreff  der  Absichten  Eng- 
lands wegen  der  franzosischen  Desseins  nur  herausbringen  können,  dass 
ihr  König  nichts  unlieber  sehen  würde,  als  wenn  die  Spanischen  Niederlande 
Frankreich  ganz  zutheil  würden,  welches  zu  yerhindem  sie  desto  mehr  zum 
Frieden  mit  Holland  geeilt  hätten,  man  könnte  aber  von  England  nicht  verlan- 
gen, dass  es  sofort  nach  Beendigung  des  Seekrieges  aperto  Harte  sich  in  das 
Flandrische  Wesen  mische,  zumal  da  Spanien,  der  Kaiser  und  ganz  Teutschland  in 
diesem  Kriege  nur  spectatores  gewesen  und  für  England  nichts  gethan  hätten. 
Aehnlich  haben  sich  bei  seinem  Abschiede  der  König  und  der  Reichskanzler 
ausgesprochen,  ersterer  äusserte,  Kf.  müsste  den  Anfang  zu  einer  guten  Ver- 
fassung im  Reiche  wider  Frankreich  machen  und  die  protestierenden  Stände 
und  Schweden  an  sich  ziehen,  dann  könnte  Holland  auch  nicht  still  sitzen, 
und  würde  es  England  nicht  zuwider  sein,  dass  Kf.  mit  den  Gen.  Staaten  ein  enges 
Bündnis  gegen  Frankreich  mache;  der  Reichskanzler  hat  ihm  im  Vertrauen 
mitgetheilt,  sein  König  habe,  weil  er  gesehen,  dass  man  in  Holland  den  Frieden 
zu  schwer  machte,  mit  Frankreich^)  unter  der  Hand  agieren  müssen  und  dem- 
selben gegen  Restitution  der  Caribischen  Inseln  versprochen,  in  gewisser  Zeit  in  das 
Flandrische  Wesen  sich  nicht  zu  mischen.  Derselbe  behauptete,  Kf.  könnte  bei 
der  Sache  am  meisten  thun,  rieth  sehr,  zu  versuchen,  Schweden  von  Frank- 
reich vollkommen  abwendig  zu  machen  und  dem  Kaiserlichen  Hof  beizubringen, 
Oesterreich  und  Spanien  müssten  nur  erst  trachten,  Schweden  durch 
haar  Geld  zur  Neutralität  zu  bewegen  und  nach  und  nach  fester  zu  verbinden. 


*)     Die  Erklärung  König  Karl  IL  von  England  über  die  Einscbliessung  des  Kf. 

29  Juli 

in  den  Frieden   von  Breda  ist  vom  r^— r r?    diejenigen  König  Friedrich  III. 

[8.  August]  '        •'      « 

von  Dänemark  vom  3./[13.]  August,  der  Gen.  Staaten  vom  25.  August,  König  Lud- 
wig XIV.  vom  28.  August  1667  datiert;  s.  Pufendorf  X,  §  24  S.  662,  v.  Mörner 
S.  317f.,  320. 

^    VgL  Pufendorf  X,  §  28  S.  665 f. 

*}    S.  Mignet  II,  S.  4011.,  Ranke  IV,  S.  293ff. 


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Instruktion  y.  Brandts.  657 


d.     Dritte  Sendung  Christoph  v.  Brandts^). 
November  1667  — September  1668. 

Instruction,  wornach  unBer  —  Christoff  von  Brandt  in  seiner 

Verschickung  nacher  Englandt  sich  zu  achten.     D.  Cöln  an 

der  Spree  13./[23.]  Novemher  1667^. 

[Erklärungen,  die  er  in  betreff  der  Stellung  des  Kf.  in  der  burgundischen  Frage  zu 

machen  hat.] 

Er  soll  seine  Reise  nach  England  möglichst  beschleunigen,  bei  der  ersten  23.  Not. 
Audienz  dem  Könige  nur  zu  dem  in  Breda  abgeschlossenen  Frieden  gratulieren 
und  mittheilen,  dass  Kf.  ihn  gerade  jetzt,  wo  die  Sachen  ein  sehr  weites  Aus- 
sehen gewinnen  und  es  scheint,  als  wenn  es  zu  einem  langwierigen  und  allge- 
meinen Kriege  ausschlagen  wollte,  geschickt  habe,  in  der  Hoffnung,  dass  der 
König  um  so  geneigter  zu  vertraulicher  Correspondenz  sein  würde,  im  übrigen 
aber  soll  er  abwarten,  was  Kf.  ihm,  nachdem  die  Sachen  laufen,  nach  und  nach  dort 
zu  verhandeln  auftragen  wird.  Sollte  aber  der  König  von  ihm  zu  wissen  begeh- 
ren, wie  Kf.  sich  bei  dem  burgundischen  Unwesen  zu  betragen  .gedächte,  so 
soll  er  antworten,  Kf.  fürchte  zwar  sehr,  es  möchte  bei  diesem  Kriege  ein  oder 
andere  Partei  zu  sehr  prävalieren,  und  derselbe  würde  sehr  ungern  sehen,  wenn 
die  spanischen  Niederlande  gänzlich  unter  französischen  Fuss  gebracht  werden 
sollten,  weswegen  er  gern  mit  anderen,  namentlich  mit  England,  am  baldigen 
Zustandekommen  eines  Friedens  arbeiten  wollte,  sonst  aber  und  in  Entstehung 
eines  solchen  Friedens  hätte  Kf.  noch  keinen  Entschluss  gefasst  und  auch  nicht 
fassen  können,  zumal  er  bisher  nicht  habe  erfahren  können,  was  England 
und  Holland  bei  dieser  Unruhe  zu  thun  gesonnen,  und  zu  seiner  Verwunde- 
rung wahrgenommen  hätte,  dass  überall  so  wenig  zur  Sache  gethan  würde,  er 
würde  aber,  wenn  der  König  ihm  seine  Sentimente  und  Intention  mittheilen 
wollte,  seine  consilia  möglichst  danach  einrichten,  namentlich  würde  ihm  lieb 
sein,  wenn  der  König  ihm  an  die  Hand  geben  wollte,  wie  der  Friede  zwischen 
Frankreich  und  Spanien  am  besten  zu  befördern  sein  möchte. 

Sollten  der  spanische  und  oesterreichische  Gesandte')  wegen  des 
burgundischen  Wesens  gegen  ihn  etwas  regen,  so  soll  er  ihnen  anzeigen, 
dass  Kf.  sich  von  Anfang  an  dieser  Sache  gar  eifrig  angenommen  habe,  alle 
seine  vertraulichen  Eröffnungen  aber  seien*)  am  französischen  Hofe  wieder  er- 


0  Pufendorf  bat  diese  Gesandtschaft  v.  Brandts  gamicht,  Droysen  111,  3 
S.  144  f.  ganz  kurz  erwähnt. 

')  Von  demselben  Datum  sind  die  Creditive  an  König  Karl  II.,  an  den  Prinzen 
Ruprecht  und  an  die  Staatssecretäre  Arlington  und  Morice. 

^  Moli  na  und  Li  sola,  welcher  letztere  im  August  1667  wieder  nach  England 
zurückgekehrt  war,  vgl.  Klopp  1,  S.  182  ff. 

*)    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  453f.,  XIV,  1.  S.  341. 

Mater,  i.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten.    XII.  42 


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658  V.    Brandenburg  und  England.    1664—1669. 

fahren  worden,  so  dass  der  König  von  Frankreich  ihm  habe  vorhalten  lassen, 
dass  er  allein  den  Kaiser  und  andere  wider  ihren  Willen  animierte,  auf  seine 
genereuse  Erklärung  gegen  den  Markgrafen  von  Baden^)  hätte  man,  statt  das- 
jenige zu  prästieren,  wozu  man  sich  anfönglich  erboten,  ihn  ganz  ohne  Antwort 
sitzen  lassen,  weswegen  Kf.  Ursache  hätte,  in  diesem  Werke  vorsichtig  zu  gehen. 
Er  hätte  bei  seiner  Abreise  gemerkt,  dass  Kf.  alle  seine  consilia  auf  Beförderung 
des  Friedens  gerichtet  und  dass  alle  stattlichen  von  Frankreich  ihm  ge- 
machten Offerten  dieselben  nicht  hintertreiben  würden.  Er  kann,  wenn  die 
Discurse  es  mitbringen,  wohl  zu  erkennen  geben,  Kf.  halte  es  für  viel  dien- 
licher mit  Abtretung  einiger  Oerter  diesem  weitaussehenden  Kriege  abzuhelfen 
und  sich  hernach  gegen  dergleichen  schleunige  Ueberfallung  besser  in  Acht  zu 
nehmen,  als  alles  auf  einen  zweifelhaften.  Ausgang  eines  Defensionkrieges  in 
Ilazard  zu  stellen.  Sollten  sie  zu  wissen  begehren,  was  des  Kf.  jetzige  Absen- 
dung nach  Frankreich'')  bedeute,  so  kann  er  ihnen  sagen,  dass  Kf.  den  bor- 
gundischen  Frieden  und  das  polnische  Werk,  wovon  v.  Blumenthal*)  in 
Wien  tractiert,  zu  befördern  trachte. 

Dem  französischen  Gesandten,  Marquis  de  Ruvigny,  soll  er  sagen,  dass 
Kf.  die  neulich  von  Milet  geschehene  Proposition  ^)  in  grosse  Consideration 
ziehe,  von  ihm  sowie  von  dem  spanischen  Gesandten  hat  er  zu  verneh- 
men, auf  was  für  conditiones  sie  meinten,  dass  der  Friede  geschlossen  werden 
könnte. 

Er  soll  sich  sogleich  nach  seiner  Ankunft  in  London  erkundigen,  welche 
von  den  ministris  jetzt  nach  der  Entsetzung  des  Grafen  von  Clarendon*)  die 
Affairen  in  Händen  hätten,  und  falls  er  erfährt,  dass  dieses  die  beiden  Staats- 
secretäre  Arlington  und  Morice  wären,  sich  bei  ihnen  zu  insinuieren  und 
so  des  Kf.  Sachen  durch  sie  desto  glücklicher  zu  treiben  suchen,  sollte  er  aber 
dieses  nicht  erreichen  können,  soll  er  es  berichten,  damit  Kf.  danach  seine 
mesures  nehmen  könne. 

Von  allem,  was  dort  vorgeht,  soll  er  bei  allen  Posten  berichten,  namentlich 
die  Ursachen,  Circumstantien  und  Consequentien  der  Remotion  des  Reichs- 
kanzlers, soviel  er  davon  in  Erfahrung  bringen  kann,  ausführlich  melden. 
Mit  den  ministris  des  Kf.  zu  Paris,  am  kaiserlichen  Hofe,  in  Schweden  und  im 
Haag  soll  er  aus  den  Sachen,  welche  das  flandrische  Wesen  betreffen,  fleissig 
correspondieren. 


')  S.  unten  Abschn.  6. 

')  Die  Sendung  v.  Pöllnitzs  und  Mein  der  s\  welche  eben  damals,  Ende  No- 
vember 1667,  nach  Frankreich  abgingen,  s.  unten  Abschn.  6. 
')  S.  oben  S.  5851f. 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  11,  S.  483 ff.  und  unten  Abschn.  6. 

^)  S.  Ranke  IV,  S.  299  ff. 


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Instruktion  y.  Brandts.    Mittbeilungen  der  Staatssekretäre.  659 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
22.  Januar/[1.  Februar]  1668. 

[Mittheilungen  der  englischen   Staatssekretäre.     Die  Tripelallianz.    Der  Vertrag  des 
Rf.    mit  Frankreich.    Verhandlungen  zwischen  England,   Schweden  und  Oesterreich.] 

Im  Haag  hatte  er  erfahren,  dass  der  Herzog  von  Buckinghami)  jetzt  der  1.  Febr. 
vornehmste  minister  status  wäre  und  dass  alle  Gesandten  sich  bei  ihm,  wie 
früher  bei  dem  Reichskanzler,  anzugeben  hätten.  Da  derselbe  aber  wegen  eines 
Duells,  in  dem  er  den  Grafen  von  Schrosbery  tötlich  verwundet,  den  Hof 
hat  vorläufig  verlassen  müssen,  so  hat  er  sich  indessen,  dass  seine  Equipage 
gegen  die  königliche  Audienz  verfertigt  wird,  bei  den  beiden  Staatssekre- 
tären angegeben  und  ihnen  des  Kf.  Schreiben  übergeben,  welche  sich  dafür 
sehr  bedankten  und  ihn  versicherten,  dem  Könige  wäre  seine  Ankunft  bei 
gegenwärtiger  Conjunctur,  da  man  entweder  den  burgundischen  Frieden  durch 
zusammengesetzte  consilia  machen  oder  selbigen  Krieg  durch  conjungierte  Waffen 
hemmen  müsste,  gar  angenehm.  Sie  versprachen,  nach  seiner  Audienz  beim 
Konige  sich  ausführlicher  mit  ihm  einzulassen,  fragten  aber  gleich,  ob  er  Voll- 
macht hätte,  hier  etwas  zu  schliessen,  und  wie  dem  Kf.  das  Werk  gefiele,  so 
neulich  durch  den  Cavalier  Tempel  im  Haag^)  wäre  gemacht  worden,  worauf 
er  erwidert  hat,  Kf.  hätte  ihn  abgesendet,  um  des  Königs  Sentimente  zu  ver- 
nehmen, und  hätte  noch  nicht  wissen  können,  was  im  Haag  geschlossen  wäre. 
Er  fürchtet,  dass  man  ihm  den  Haagischen  Schluss  nur  zu  bald  commnnicieren 
und  dabei  fragen  wird,  ob  Kf.  seines  Tractats  mit  Frankreich')  ungeachtet 
denselben  miteingehen  und  unterschreiben  wolle.  Diesen  Tractat  erwähnten 
sie  nicht,  sie  haben  ihn  aber  ganz  sicherlich;  die  französischen  ministri^)  haben 
denselben  nicht  nur  durch  die  ordinär  Posten,  sondern  auch  durch  extraordinär 
Couriers  einander  zugeschickt.  Ob  dieses  der  Abrede  mit  Milet  gemäss  ist, 
weiss  er  nicht,  da  aber  Frankreich  gewusst,  was  man  aller  Orten  für  eine 
starke  Reflexion  in  dem  burgundischen  Wesen  auf  Kf. ,  sonderlich  an  diesem 
Hof,  der  gut  spanisch  ist,  genommen,  so  ist  es  den  französischen  ministris, 
namentlich  dem  hiesigen  nicht  zu  verdenken,  dass  sie  geeilt  haben,  mit  diesem 
Tractat  an  allen  Orten  sich  zu  erheben. 

V.  Br.  hält  es  daher  für  nöthig,  dem  Könige  gleich  bei  der  ersten  Audienz 
den  Inhalt  dieses  Tractats  mitzutheilen  und  zu  versichern,  dass  Kf.  noch  freie 
Hände  hätte,  den  burgundischen  Frieden  zu  befördern. 

Graf  Do h na' 8^)  Ordren  sind,   seitdem  der  schwedische  Senat  unter  sich 

')    Vgl.  Ranke  IV,  S.  342 ff. 

')  Die  am  23.  Januar  1668  abgeschlossene  sogenannte  Tripelallianz  (Aitzema 
VI,  S.  386ff.,  Dumont  VII,  1.  S.66ff.,  Mignet  II,  S.  549ff.),  vgl.  Wicquefort  III, 
S.  385ff.,  Ranke  IV,  S.  322ff.,  Lef^vre  Pontalis  I,  S.  447 ff. 

')  Der  am  15.  December  1667  mit  Mille t  zu  Berlin  abgeschlossene  Vertrag 
(Mignet  II,  S.  296 ff.),  vgl.  unten  Abschn.  6. 

*)    Vgl.  Droysen  HI,  3.  S.  145. 

^)    Christoph  Delphicus  Graf  von  Dohna  war  an  Stelle  des  verstorbenen  Goyet 

42* 


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660  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

über  dem  französischen  Interesse  uneins  worden^),  viel  pressanter  als  vorher 
gewesen,  v.  Br.  zweifelt  nicht,  dass  das  Werk  zwischen  Schweden,  England 
und  Oesterreich  nun  mit  Macht  getrieben  wird,  und  furchtet,  dass  die  dem 
Kf.  aus  Schweden  zugekommenen  Nachrichten  nicht  allemal  einen  guten 
Grund  gehabt  haben. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
31.  Januar/[10.  Februar]  1668. 

[Vorschlag,   wie   Anträge  wegen  Beitritts  des  Ef.  zur  Tripelallianz   zu   beantworten 
wären.     Argwohn  des  Hofes  gegen  Kf.  wogen  dessen  Verhältnisses  zu  Frankreich.] 

10.  Febr.  Wenn  er  gefragt  wird,  ob  Kf.  nicht  in  die  neulich  im  Haag  geschlossene 

dreifache  Allianz  treten  wolle,  so  würde  seiner  Meinung  nach  seine  Antwort  zu 
lauten  haben,  Kf.  hätte  sich  schon  längst,  bevor  er  von  diesem  Bündnis  etwas 
gewusst,  bemüht,  den  König  von  Frankreich  zum  Frieden  zu  bewegen,  und 
wollte  damit  auch  ferner  fortfahren,  bis  man  denselben  klärlich  überweisen 
könnte,  dass  er  den  Frieden  hintertriebe,  und  bis  Kf.  gesehen,  dass  andere 
Potentaten,  n  amentlich  England,  Schwedenund  Holland,  sich  in  wirkliche 
Postur  setzten,  ihn  zum  Frieden  zu  zwingen,  er  würde  alsdann  sich  mit  bes- 
serer Reputation  erklären  können  als  jetzt  in  eine  Alliance  eintreten,  von  der 
ihm  nicht  die  geringste  Ouvertüre  gemacht  wäre.  Es  könnte  auch  angeführt 
werden,  wie  Oesterreich  und  Spanien  fast  4  Monate  Kf.  ohne  Antwort 
hätten  sitzen  lassen,  Schweden  sich  nicht  hätte  herauslassen  wollen  und 
Holland  von  seiner  ersten  Intention  so  weit  zurückgekommen  sei,  dass  es  eine 
Zeit  lang  fast  geschienen,  als  ob  es  gar  mit  Spanien  zerfallen  wollte. 

Das  übelste  ist,  dass  man  hier  argwöhnt,  Kf.  werde  es  bei  der  Neutralität 
nicht  lassen,  sondern  sich  mit  Frankreich  engagieren.  Morice  sagte  ihm 
vorgestern,  der  König  hätte  gehofft,  Kf.  würde  das  Band  sein,  welches  den 
Besen  zusammenhalten  könnte,  und  sei  nun  sehr  betrübt,  dass  er  Frankreich 
die  Neutralität  zugesagt,  hätte  auch  grosse  Ursache  zu  glauben,  dass  Kf.  sich 
durch  die  französischen  Promessen  noch  weiter  würde  verleiten  lassen.  Das  Ge- 
rücht, dass  eine  Heirath  zwischen  dem  Kf.  und  Mademoiselle  Montpensier*) 
im  Vorschlag  sei,  scheint  diesen  Argwohn  vermehrt  zu  haben.     Er  bleibt  aber 

zum  schwedischen  Gesandten  in  England  ernannt  irorden,  war  aber  zunächst  im  März 
1667  nach  Holland  gegangen,  hatte  dort  an  den  Friedensverhandlangen  zu  Breda  und 
darauf  an  den  Verhandlungen  über  die  Tripelallianz  Theil  genommen  und  war  nach 
Unterzeichnung  derselben  nach  England  gegangen,  um  hier  einem  ihm  schon  im  Oc- 
tober  1667  ertheilten  Auftrage  seiner  Regierung  gemäss  für  den  Abschluss  einer  Al- 
lianz zwischen  Schweden  und  England  und  ebendieser  Mächte  mit  Oesterreich  und 
Spanien  zu  wirken.  S.  Carlson,  Gesch.  Schwedens  IV,  S.  500.  506 f.,  Mem.  de 
Pomponne  H,  S.  441  ff. 

»)     Vgl.  Carlson  IV,  S.  501  ff.;  Mem.  de  Pomponne  II,  S.474ff.,  oben  S.  205. 

^)  Anna  Marie  Louise  von  Montpensier,  Tochter  des  Herzogs  Gaston 
von  Orleans,  des  Bruders  Ludwig  XIIL 


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Argwohn  gegen  Kf.  661 

hier  dabei ,  dass  er  solches  nicht  glaube.    Er  bittet  ihn  zu  instruieren,  was  er 
antworten  solle,  wenn  ihm  solche  Dinge  objiciert  werden. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  8./ [18.]  Februar  1668. 

[auf  die  Relation  vom  77-^1; — T*     Rechtfertigung  des  Vertrages  mit  Frankreich. 

Die  Verhandlungen  zwischen  dem  Kaiser  und  Schweden.] 

Ihm  ist  schon  vorher  berichtet,  dass  der  Vertrag  mit  Frankreich  übel  18.  Febr. 
aasgelegt  worden,  obwohl  derselbe  gamicht  so  weit  geht  me  die  Haagische 
Allianz,  in  der  die  Satisfaction  für  Frankreich  benannt  und  versprochen  wird, 
Spanien  zu  zwingen,  dieselbe  einzugehen,  während  er  sich  nur  zur  Neutralität 
verpflichtet  hat,  falls  Frankreich  mit  billigen  Conditionen  zufrieden  sein  würde. 
V.  Br.  soll  dieses  auch  ferner  aufs  beste  interpretieren,  die  contenta  des  Trac- 
tats  dem  Könige  und  dessen  Ministem  mittheilen  und  darauf  hinweisen,  wie 
hoch  nicht  allein  dem  Kf.  sondern  auch  allen  Benachbarten  daran  gelegen  sei, 
dass  er  durch  dieses  Mittel  das  französische  Dessein  in  Polen  gebrochen  habe. 
Man  kann  Kf.  auch  nicht  beschuldigen,  dass  er  nicht  habe  in  die  Haagische  Al- 
Hanz  treten  wollen,  da  ihm  diese  noch  nie  in  forma  communiciert  worden  ist. 
Der  Tractat  zwischen  dem  Kaiser  und  Schweden')  steht  noch  in  vorigen 
terminis,  er  kann  nicht  vor  dem  auf  den  Juni  angesetzten  Reichstage  geschlos- 
sen werden. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen   10./[20.]  Fe- 
bruar 1668. 

[Audienz  beim  Konige.    Dessen  Aeusserungen  über  das  Verhältnis  des  Kf.  zu  Frank- 
reich  und   über  die  Aussiebten   auf  gütliche  Herstellung  des  Friedens.     Geringe  Be- 
deutung der  Tripelallianz.    Innere  Wirren  in  England.] 

Vor  einigen  Tagen  hat  er  beim  Könige  Audienz  gehabt  und  demselben  20.  Febr. 
seiner  Instruktion  gemäss  zum  Frieden  mit  Holland  gratuliert,  ihm  den  Wunsch 
des  Kf.,  wegen  Beendigung  der  Flandrischen  Unruhe  mit  ihm  zu  communicieren, 
kund  gethan  und  ihm  nähere  Mittheilungen  über  den  mit  Frankreich  abge- 
schlossenen Tractat  gemacht.  Der  König  erklärte,  er  sei  von  Anbeginn  des 
Flandrischen  Unwesens  der  Meinung  gewesen,  dass,  so  Teutschland  zur  Hinle- 
gnng  desselben  etwas  Nachdrückliches  thun  sollte,  solches  nothwendig  durch 
Kf.  geschehen  müsste,  weswegen  er  besonderes  Verlangen  getragen  hätte,  mit 
Kf.  zu  überlegen,  was  für  eine  Conduite  bei  diesem  Werk  zu  halten  sei,  er 
hoffe,  die  neulich  mit  Holland  getroffene  Allianz*)  werde  etwas  wirken.  Dass 
Kf.  mit   Frankreich  tractiert,  hätte  anfangs  ein  grosses  Gerücht  verursacht 


»)    S.  oben  S.  202  ff. 
^    Die  Tripelallianz. 


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662  V.    Brandenbarg  nnd  England.    1664—1669. 

ond  ihn  selbst  ziemlich  bestürzt  gemacht,  nachdem  ihm  aber  die  Tractaien  com- 
municiert  worden,  hätte  er  sich  zufrieden  gegeben,  nnd  ob  er  wohl  wünschte, 
dass  darin  der  Neutralität,  der  Erneuerung  der  Rheinischen  Allianz  und  der  Ver- 
wehrung  des  Durchzuges  für  nach  Flandern  bestimmte  Hülfstruppen  nicht  ge- 
dacht wäre,  so  hielte  er  doch  dafür,  dass  diese  Tractaten  Kf.  nicht  zarückhalten 
könnten,  in  die  neulich  im  Haag  gemachte  Allianz  einzutreten,  falls  nicht  Pel- 
nitz*)  Ordre  hätte,  in  Frankreich  weiter  zugehen  und  eine  nähere  Allianz  auf 
die  Heirath  mit  Mademoiselle  Montpensier')  zu  gründen,  er  glaube  aber,  que 
V.  Alt.  Electorale  ne  voudroit  pas  epouser  un  gensdarme  et  etablir  un  autre 
empire  en  sa  maison  outre  le  sien  propre. 

Auf  V.  Br.'s  Frage,  ob  er  Hoffnung  hätte,  dass  der  Friede  zwischen  Frank- 
reich und  Spanien  ohne  der  Alliierten  und  Mediatoren  Waffen  zu  machen  stünde 
nnd  ob  beide  kriegende  Parteien  sich  an  die  im  Haag  gemachte  Allianz  kehren 
würden,  antwortete  der  König,  er  zweifelte  nicht,  der  König  von  Frankreich 
werde  den  terminum  des  letzten  Martii  bis  zum  letzten  Mai  verlängern  und 
Spanien  würde  sich,  nachdem  die  Grafschaft  Burgundien  von  dem  Könige 
von  Frankreich  so  gefährlich  angegriffen  worden'),  zu  der  Alternative  verstehen, 
und  er  hoffte  so,  dass  das  Werk  ohne  Zusammensetzung  der  Waffen  geschehen 
könnte. 

Meines  Erniessens  —  wird  diese  Ligue,  wenn  ich  den  hiesigen  Zustand 
betrachte,  wenig  effectuiren,  wie  dann  auch  M.  de  Ruvigny^)  mir  gesagt 
hat,  dass,  wann  sein  König  ohne  das  keine  Lust  zum  Frieden  hatte, 
diese  Ligue  ihn  schwerlich  dazu  bewegen  würde.  Es  hat  das  Ansehen, 
dass  dieser  Hof  sich  selbiger  nur  bedienen  werde,  von  dem  Parlament 
Geld  zu  erhalten,  umb  damit  den  König  aus  seiner  grossen  Schuldenlast 
zu  reissen.  —  Und  ist  zwischen  dem  Hof  und  Parlament  ein  so  schlechtes 
Vernehmen*),  dass  ich  fürchte,  ich  werde  Ew.  Cf.  D.  künftig  unange- 
nehme Dinge  berichten  müssen,  zumahlen  da  die  divisiones  und  fac- 
tiones  sowohl  am  Hofe  als  im  Parlament  täglich  zunehmen.  — 


')  Der  Oberstallmeister  des  Kf.,  0.  B.  ▼.  Pöllnitz,  der  zusammen  mit  Mein- 
ders  nach  Frankreich  geschickt  war,  s.  unten  Abschn.  6. 

»)    S.  oben  S.  660,  vgl.  Droysen  III,  3.  S.  145.  588. 

*)  üeber  die  damalige  Eroberung' der  Franche  Comte  durch  Ludwig  XIV. 
8.  Mignet  II,  S.  605ff.,  M^m.  de  Pomponne  II,  S.  517ff.,  Lefevre  Pontalis  I, 
S.  462 f.,  Sandret,  La  premiere  conquete  de  la  Franche  Comte  (Revue  des  questions 
bist  XXXVIII,  S.  166  ff.). 

*)  Der  französische  Gesandte  in  London,  s.  über  dessen  damalige  Thätigkeit 
Mignet  III,  S.  9ff. 

*)    Vgl.  Ranke  IV,  S.  346 ff. 


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Audienz  beim  Könige.     Ablehnung  des  Beitritts  zur  Tripelallianz.  663 

Der  Kurfürst  an  Chr.  v.  Brandt.     D.  Cöln  15./ [25.]  Februar 

1668. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[auf   die  Relation   vom   31.  Januar.    Abzugebende  Erklärungen  inbetreff  des  Beitritts 

des  Ef.  zur  Tripelallianz  und  des  Verhältnisses  desselben  zu  Frankreich.] 

—  Wegen  der  von  Euch  angeführten  Puncten  aber,  worüber  Ihr  25.  Febr. 
unsere  Erklärung  gehorsambst  bittet,  geben  wir  Euch  hiermit  in  Gnaden 
zu  vernehmen,  dass  soviel  den  ersten  anbelanget  (was  Ihr  nämlich  zu 
sagen,  wenn  man  von  Euch  zu  wissen  begehrte,  ob  wir  mit  in  die  neu- 
lich im  Haag  geschlossene  dreifache  Alliance  treten  wollten),  wir  uns 
Euer  desfalls  von  daraus  gegebenes  unvorgreifliches  votum  allerdings  ge- 
fallen lassen,  also  dass  wir  Euch  gnädigst  befehlen,  dafern  dergleichen 
Frage  an  Euch  geschehen  möchte,  auf  solche  Art  und  über  dem  auch 
dieses  zu  antworten,  dass  wir  noch  bis  auf  kegenwärtige  Stunde  hiezu 
nicht,  wie  es  sich  gehöret,  invitiret  noch  uns  der  tractatus  in  forma  com- 
municiret,  viel  weniger  von  einigen  subsidiis  etwas  promittiret  worden. 
Was  den  andern  Punct  und  dasjenige  betrifft,  so  Euch  der  Secretarius 
Status  Morice  vom  Könige  gesagt,  dass  derselbe  nicht  allein  sehr  be- 
kümmert wäre,  weil  wir  Franckreich  die  Neutralität  versprochen,  son- 
dern auch  aus  vielen  Ursachen  glaubete,  dass  wir  uns  von  demselben 
zu  einem  näheren  engagement  würden  verleiten  lassen,  zumahlen  er  ver- 
nommen hätte,  dass  unsere  Gesandten  zu  Paris  ein  mehres  als  was  die 
Neutralität  und  Mediation  mit  sich  brächte  tractirten,  darauf,  wie  Ihr 
bereits  mit  Bestände  und  unserer  Intention  gemäss  geantwortet,  also 
habet  Ihr  unveränderlich  dabei  zu  verbleiben,  und  wenn  hiemegst 
Euch  ferner  solche  Dinge  von  jemand  vorgeworfen  würden,  ihn  gleicher- 
massen  zu  bescheiden  und  zu  versichern,  dass  wir  uns  durchaus  nicht 
weiter  engagiren,  viel  weniger  etwas  eingehen  würden,  so  die  Befode- 
runge  des  Friedens  verhindern  könnte.  Für  allen  Dingen  aber  habt  Ihr 
Euch  äusserst  zu  bemühen,  von  demjenigen,  was  man  alda  vor  consilia 
führet,  zu  penetriren,  weil  fast  der  ganzen  Welt  Augen  darauf  gerichtet 
seind.  Ihr  werdet  sonsten  wohl  schon  erfahren  haben,  dass  der  Marquis 
de  Castel  Rodrigo  sich  noch  zur  Zeit  gar  schlecht  kegen  die  Stadische 
Deputirte  erkläret*),  daher  man  noch  bis  jetzt  die  Schuld  auf  Franck- 
reich nicht  wird  wälzen  können.  — 


^)    S.  Aitzema  VI,  S,  769,  Wicquefort  III,  S.  393ff.,   Lefevre  Pontalis  I, 
S.  468, 


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664  V.    Brandenburg  and  Rngland.     1664—1669. 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen  6./[16.]  März 

1668. 

[Stand  der  Friedensangelegenheit.     Besprechung  mit  Arlington  und  Lisola.] 

16.  März.  Die  Nachricht,  dass  Castel  Rodrigo  die  Alternative  angenommen  0^  hat 

hier  grosse  Freude  erregt,  doch  glaubt  niemand,  dass  Frankreich  sich  zu  dem 
Frieden  ungezwungen  und  so  leichtlich,  wie  es  immer  versprochen  hat,  ver- 
stehen werde,  sondern  dass  es  trachte,  die  drei  Haagischen  Alliierten  zu  trennen 
und,  wo  nicht  den  Krieg  zu  continuieren,  doch  die  Alternative  nach  seinem 
Sinne  zudrehen.  Die  schwedischen,  spanischen  und  oesterreichischen 
ministri  stecken  jetzt  immer  zusammen,  laut  gewisser  Nachricht  will  Schweden 
gegen  Frankreich  agieren,  der  schwedische  Gesandte  aber,  ob  er  es  gleich  seiner 
Instraktion  gemäss  könnte ,  will  nicht  schliessen,  bis  er  Briefe  aus  Schweden 
bekommen  ^). 

Arlington  und  Lisola  wollten  vorgestern  zu  ihm  kommen,  um  aber 
nicht  bei  dem  französischen  Gesandten  Verdacht  zu  erregen,  ist  er  ihnen  zuvor- 
gekommen und  zu  Arlington  gegangen,  wo  er  auch  den  anderen  fand.  Sie  er- 
zählten ihm,  wie  die  Sachen  zu  Brüssel  und  Paris  ständen,  deducierten,  wie 
schwach  die  Liga  wider  Frankreich  ohne  Kf.  sein  wärde,  und  drangen  sehr 
hart  darauf,  dass  Kf.  in  die  Allianz  treten  möchte.  Er  hat  sich  entschuldigt, 
dass  er  von  Kf.  noch  keine  Antwort  hätte. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.    D.  Londen  10. /[20.]  April 

1668. 

[Sein  Memoire  inbetreff  des  Eintritts  des  Kf.  in  die  Tripelallianz.    Weigerung  Lisola's, 
die  Pfalzneuburgische  Throncandidatur   in  Wien  zu  empfehlen.    Friedensaussichten. 

Röstungen  zur  See.] 

20.  April.  Er  hat  die  Antwort  auf  die   Frage,  ob  Kf.  in  die  Haagische  Liga  treten 

wolle,  nicht  länger  zurückhalten  können  und  dieselbe  daher  jetzt  schriftlich 
abergeben '), 

»)  S.  Aitzema  VI,  S.  784,  Wicquefort  III,  S.  397,  Mignet  II,  S.  €20,  Le- 
fevre  Pontalis  I,  S.  470. 

^)  V.  Br.  berichtet  9./19.  März  (vgl.  Pufendorf  X,  §  47  S.  685),  Dohna  habe 
ihm  mitgetheilt,  Biörnclou  habe  in  einem  mit  letzter  Post  angekommenen  Schreiben 
gebilligt,  dass  er  die  Ligue  auf  gewisse  Maass  unterschrieben,  und  mit  nächster  Post 
völlige  Approbation  und  weitere  Ordre  angekündigt.  Derselbe  habe  versichert,  Schwe- 
den wolle  nebst  England,  Spanien,  Holland  und  den  wohlmeinenden  Ständen  des 
Reichs  alles  thun,  um  Frankreichs  Absicht,  diesen  Sommer  die  spanischen  Nieder- 
lande zu  überrumpeln  und  die  interessierten  Potentaten  durch  seine  simulierte  Be- 
gierde zum  Frieden  einzuschläfern,  zu  hintertreiben,  er  habe  über  Englands  Langsam- 
keit geklagt,  dagegen  Hollands  Eifer  gerühmt.  Vgl.  Carlson  IV,  S.  507,  Mem.  de 
Pomponne  II,  S.  484.  535fr.,  Wicquefort  III,  S.  430 ff. 

»)     In  einem  Memorial  vom  10./[20.]  April  1668;    darin  erklärt  er,  Kf.  halte  es, 


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Audienz  beim  Konige.  665 

Aaf  Bitte  des  Pfalzneaburgischen  Gesandten  hat  der  König  Lisola 
aufgefordert,  am  kaiserlichen  Hofe  das  neubargische  Interesse  zu  befördern, 
derselbe  hat  es  aber,  so  lange  der  Pfalzgraf  in  der  feindlichen  Haltnng  gegen 
das  Haus  Oesterreich  verharre,  verweigert. 

Wie  er  von  dem  Könige  selbst  gehört,  hat  Castel  Rodrigo  auf  das 
Drängen  der  Gen. Staaten  das  in  Frankreich  verfasste  Friedensproject  angenom- 
men. Da  auch  die  zu  Paris  geführten  Unterhandlungen*)  einen  glücklichen 
Ausgang  versprechen,  so  hat  man  hier  gute  Hoffnung  zum  Frieden.  Trotzdem ') 
wird  hier  die  Armatnr  zur  See  so  stark  fortgesetzt,  als  wenn  eine  feindliche 
Flotte  vor  der  Themse  läge,  und  mag  wohl  die  vornehmste  Ursache  sein,  dass 
der  Herzog  von  York,  ehe  der  Frieden  geschlossen,  mit  einem  guten  Prätext 
in  See  gehen  und  sich  als  dominus  maris  sehen  lassen  will.  Wegen  des  Frie- 
dens macht  ihm  nur  einen  kleinen  Scrupel,  dass  Frankreich,  weil  es  Arling- 
ton  nicht  gewinnen  kann,  die  Gräfin  von  Castelmeanei')  mit  Geschenken 
caressiert  und  ihr  sehr  nachgeht.  Dieses  wird  auch  von  anderen  für  nach- 
denklich gehalten  und  urtheilt  man,  dass  es  ein  schwacher  Hof  sei,  welcher 
durch  Kuppler  und  Maitressen  regiert  wird. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
27.  April/[7.  Mai]  1668. 

[Anfrage  der  königl.  Societät  wegen  der  von  Kf.  zu  gründen  beabsichtigten  neuen 
Universität.    Vorschlag,    englische  Manufacturisten  zur  Ansiedlung  in  der  Mark  zu 

veranlassen.] 

PS.     Femer   —    erfordert  meine  unterthänigste   Schuldigkeit   Ew.  7.  Mai. 
Churf.  D.  zu  berichten,  dass  die  hiesige  königliche  Societät  vor  wenig 


da  er  nicht  zu  den  Verhandlungen  über  die  Allianz  hinzugezogen  sei,  für  angemessen, 
erst  wenn  man  deutlich  sehen  werde,  ob  Frankreich  oder  Spanien  dem  Frieden  wider- 
strebe, besondere  Verträge  oder  Allianzen  mit  England,  Holland  und  anderen  an 
diesem  Kriege  interessierten  Staaten  entweder  zusammen  oder  gesondert  zu  scbliessen, 
zumal  da  er  auf  diese  Weise  Bedingungen  und  Vortbeile  werde  suchen  können,  ohne 
welche  er  sich  nicht  in  eine  Angelegenheit  einlassen  könnte,  welche  ihn  wahrschein- 
lich in  einen  langwierigen  Krieg  verwickeln  und  von  seinen  anderen  Interessen,  na- 
mentlich dem  polnischen,  abziehen  würde.  Er  habe  auch  Grund,  sich  nach  dem  Ver- 
halten des  Kaisers,  der  bisher  ganz  neutral  geblieben,  zu  richten,  und  er  wünsche 
auch  erst  genau  zu  erfahren,  welche  Vereinbarungen  man  mit  Schweden  wegen  dessen 
Eintritts  in  die  Ligue  getroffen  habe,  üebrigens  sei  er  bereit,  nicht  nur  als  Ver- 
mittler Gesandte  nach  Aachen  zu  schicken,  sondern  auch  sonst  in  seinen  Bemühungen 
für  das  Zustandekommen  des  Friedens  fortzufahren. 

0  S.  Aitzema  VI,  S.  770ff.,  Mignet  II,  S.  608 ff.,  626ff.,  Wicquefort  HI, 
S.  422f.,  Mem.  de  Pomponne  II,  S.  540f.,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  480f. 

•^     Vgl.  Pufendorf  X,  §  47  (S.  685). 

3)    Lady  Castelmaine,    die  Maitresse  König  Karls  II.    S.  Ranke  IV,  S.  249. 


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666  V.    Brandenburg  und  Eng^Iand.    1664—1669. 

Tagen  zu  mir  geschicket  und  mir  sagen  lassen,  sie  hätte  aus  einem  ge- 
druckten   lateinischen   Patent'),  so  unter  Ew.  Churf.  D.  hohem    Namen 
vorm  Jahre  ausgangen,  gesehen,  wie  Sie  gesonnen,  in  ihrer  Landen  einem 
eine   neue  Universität  scientiarum  artium  et  gentium  aufzurichten  und 
dieselbe,  wie  auch  die  frembde  daselbst  sich  niederlassende  herrlich  zu 
privilegiiren,  und  sie  fünde  dieses  Vorhaben  so  woll  eingerichtet,  so  ge- 
nereux,  rühmlich  und  nützlich,  dass  sie  ihr  vorgenommen  hätte,  selbiges 
alhier  im  Lande  kund  zu  machen,  auch  woll  gar  im  Parlament  ein  and 
anders  desfalls  vortragen  zu  lassen,  wann  sie  nur  zuvor  wüsste,  erstlich 
ob  Ew.  Churf.  D.  noch  Sinnes  wären,    dieses  Vorhaben    werkstellig    zu 
machen,  und  fürs  andere,  an  welchem  Orte  diese  Universität  angelegt 
werden  sollte,  mit  angehängtem  bittlichen  Ersuchen,  dass  ich  ihr,   was 
mir  davon  wissend,  entdecken  möchte.    Ich  antwortete  nach  gebührender 
Danksagung  denen  beiden  Abgeschickten,  dass  der  Mann,  welchem  Ew. 
Churf.  D.  dieses  Werk  gnädigst  aufgetragen  hätten,  nicht  mehr  in  Dero 
Diensten  sich  befände  und  ich  nicht  wissen  könnte,  ob  Sie  selbiges  je- 
mand anders  anbefohlen,  oder  ob  es  noch  seinen  Fortgang  haben  wurde. 
Den  Ort  betreffend,  deuchte  mich,  dass  Ew.  Churf.  D.  die  Stadt  Tan- 
germünde,  welcher  gute  und  bequeme  Situation  ich  ihnen  beschrieb, 
dazu  destiniret  hätten,  ich  wüsste  es  aber  nicht  gewiss  und  wollte  mich 
ungesäumt  wegen  beider  Puncten  erkundigen  und  der  Societät  Machriebt 
davon  geben.     Wie  wir  weiter  in  Discours  gerieten,  gab  ich  denen  Ab- 
geschickten unter  andern  auch  zu  vernehmen,  dass  Ew.  Churf.  D.  die  von 
der   englischen    Nation    vor    allen   anderen    gerne    aufnehmen  und    sie 
mit   desto  bessern  Freiheiten    und    Privilegien   versehen  würden,    wenn 
man  neben  denen  literatis  auch  eine  gute  Anzahl  von  englischen  Weiss- 
gerbern, Handschuhmachern,  Lederarbeitern,  Strumpfmachem,  Parfumeurs, 
Messerschmieden,    Tuchmachern,    Huetmachern    und   dergleichen    dahin 
bringen  und  also  die  englische  Manufacturen  daselbst  einführen  könnte, 
worauf  sie  mir  antworteten,  dass  sich  solches  aufs  wenigste  mit  der  Zeit 
woll  würde  practisiren   lassen.     Dann  die  hiesige  Nonconformisten, 
wodurch  sie  die  eiferige  Presbyterianer  und  Puritaner  verstunden,  wären 
des  bischöflichen  Kirchenregiments  so  überdrüssig,  dass  sie  alle  begierig 


Fourneron,  Louise  de  Keroualle  duchesse  de  Portsmouth  (Paris  1886)  S.  11  ff.,  vgl. 
auch  Mignet  III,  S.  85. 

>)  Fundatio  novae  uniYersitatis  Brandenburgicae  gentium,  scientiarum  et  artium 
d.  Coloniae  ad  Spream  12./[22.]  April  1667  (Diar.  Europ.  XVI,  Append.  II,  S.  11  ff.). 
Vgl.  Erman,  Sur  le  projet  d'une  yille  savante  dans  le  Brandebourg  (Berlin  1792} 
S.  Uff. 


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Anfrage  der  konigl.  Societ&t.  667 

sich  in  die  Frembde  zu  begeben.  Wann  nun  diese  Ew.  Cf.  D.  höchst- 
rühmliche  Intention  alhier  kund  gemacht,  würden  sich  ihrer  viel  mitein- 
ander bereden  und  sonder  Zweifel  jemand  zu  Ew.  Cf.  D.  schicken  und  mit 
deroselben  capituliren  lassen,  da  könnton  sie  dann  bedingen  oder  mit 
denen  ersten  Engländern,  so  sich  nach  der  Chur  branden  bürg  begeben 
möchten,  abreden,  dass  solche  Handwerker,  wie  ich  oben  gemeldet,  da- 
hin zu  kommen  überredet  würden,  wozu  dann  auch  die  Societät  alsdann, 
soviel  sie  dabei  thuen  könnte,  helfen  würde. 

Das  Exemplar  Ew.  Cf.  D.  Patents,  wovon  ich  oben  Erwähnung  ge- 
than,  ist  von  einem  Socinianer  zu  Hamburg  einem  alhier  sich  befin- 
denden ebenmässigen  Glaubens  communiciret  worden,  und  scheinet  es,  dass 
huic  haeresi  addicti  sich  mit  einzuschleichen  ihnen  Hoffnung  machen, 
wie  dann  woll  gar  in  der  königlichen  Societät  einige  Sociniani  sein 
mögen,  so  dieses  Werk  am  meisten  treiben.  Die  beide  an  mich  abge- 
schickte sagten  mir,  sie  zieleten  auf  den  paragraphum,  worinnen 
stünde,  quod  in  universitate  ista  recipientur  omnes,  qui  colunt  deum  tri- 
nam  et  unum,  unsere  Theologi  pflegen  sonst  wohl  triunum  zu  setzen, 
umb  den  Socinianern  die  aequivocationes  und  ambiguitates  zu  benehmen, 
and  dieses  wäre  leicht  zu  ändern,  wie  ich  denn  auch  nicht  glaube,  dass 
Ew.  Cf.  D.  gnädigste  Meinung  seie,  dergleichen  haereses  zu  admittiren. 
Der  Schwedische  Beichsrath  Ben  Skit^)  schrieb  vorm  Jahre  dieses 
desseings  halber  an  mich,  derselbe  hat  aber  auch  nicht  die  beste  Beli- 
gion,  soviel  ich  von  ihme,  als  ich  vor  acht  Jahren  in  Franckreich  mit 
ihme  umbging,  vernehmen  konnte. 

Wann  sonst  Ew.  Cf.  D.  annoch  Vorhabens  wären  dieses  Werk  fort- 
zusetzen, würde  meines  unterthänigsten  unvorgreiflichen  Ermessens  rath- 
sam  sein,  dass  Sie  das  vorige  Patent  mutatis  mutandis  in  folio  umb- 
drucken  und  mir  ein  paar  Exemplaria  unter  Ihrer  hohen  Hand  und 
Siegel  zufertigen  Hessen. 

Unter  dem  Namen  der  harten  Presbyterianer,  Puritaner  und  Indepen- 
denten  pflegen  sich  die  Quäcker  und  Anabaptisten  alhier  zu  ver- 
stecken, welches  Leute  sein,  so  die  weltliche  hohe  Obrigkreit  wenig 
achten '). 


»)    Bengt  Skytte  s.  Carlson  IV,  S.  453f.,  Erman  a.  a.  0. 

^  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  7./[17.]  Mai  1668):  „dleichwie  sich  aber  das 
damals  vorgewesene  desseing  der  gemachten  Hoffnung  nach  gar  nicht  wird  practisiren 
lassen,  also  habet  Ihr  nur  dieses  Werk  zu  decliniren  und  dass  diese  Leute  (weil  sie 
zumalen  in  der  Religion  gar  nicht  richtig,  sondern  unruhig  und  aufwieglerisch  seind) 


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668  V.   Brandenbnrg  und  Eng[1and.     1664  —  1669. 

Chr.   V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.   Lenden  8./[18.]  Mai 

1668. 

[Abschluss  des  Friedens.    Beitritt  Schwedens  zar  Tripelallianz.    Verhandlungen  wegen 
der  Garantie  des  Friedens.] 

18.  Mai.  Auf  die  wegen  grossen  Sturmes   ziemlich  spät  eingetroffene  Nachricht  von 

der  am  2.  zu  Aachen  erfolgten  Unterzeichnung  des  Friedens^)  redet  der  König 
hier  vom  Frieden  als  von  einer  ganz  gethanenen  und  vollzogenen  Sache,  es 
wird  auch  die  Seeequipage  allmählich  eingestellt. 

Die  beiden  holländischen  Gesandten')  haben  ihm  solenniter  notiiiciert, 
dass  Schweden  nunmehr  wirklich  in  die  Haagische  Allianz  getreten'),  sie  be- 
jahten auch,  dass  dieser  Krone  als  Subsidien  wegen  der  vergangenen  Zeit 
m./dOO  Rthlr.  und  aufs  zukünftige,  so  lange  der  Frieden  zwischen  Spanien  und 
Frankreich  nicht  geschlossen,  monatlich  m./ 180  Rthlr.  vesprochen  seien,  weiter 
aber  wollten  sie  sich  nicht  herauslassen. 

An  der  Garantie  wird  hier  gearbeitet  und  man  zweifelt  nicht,  dass  Schwe- 
den auf  dieselben  Bedingungen  dieselbe  miteingehen  werde,  als  es  in  die 
Haagische  Allianz  getreten.  Lisola  redet  noch  froidement  von  dieser  Garantie, 
denn  er  wollte  gern  eine  Defensivallianz  zwischen  Oesterreich,  Spanien. 
England,  Schweden  und  Holland  machen. 


Chr.  y.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
22.  Mai/[1.  Juni]  1668. 

[Verlegung  der  Verhandlungen  über  die  Garantie  des  Friedens  nach  Holland.    Tod 
Dohna^s.     Bevorstehende  Sendung  Silvius'  zu  Kf.] 

I.Juni.  Die   Handlung  wegen  der  Garantie^)  ist   abrumpiert  und  nach  Holland 

verschoben  worden  und  dürfte  hier  um  so  weniger  reassumiert  werden,  weil 
der  schwedische  Gesandte  Graf  Dohna  gestern  gestorben  ist*).    Sein  Tod  wird 

keine  Schickung  anbero  tbun  möchten,  abzurathen.  Daferne  Ihr  aber  sonsten  einige 
von  allerlei  Handwerken,  welche  aufrichtig  in  der  reformirten  Religion  und  auch  von 
Mitteln  wären,  dabin  disponiren  könntet,  dass  sie  sich  in  diese  unsere  Lande  begeben 
wollten,  wurde  uns  solches  sehr  lieb  sein,  denen  wir  auch  einige  Freiheit  zu  gönnen 
nicht  ungeneigt  wären.'' 

1)  Der  Friedensvertrag  (d.  Aachen  2.  Mai  1668)  gedruckt  Diar.  Europ.  XVII. 
Append.,  Aitzema  VI,  S.  714ff.,  Dumont  VII,  1.  S.  89fif.;  vgl.  Wicquefort  III, 
S.  425,  Mignel  II,  S.  659,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  482f. 

^    Meerman  und  Boreel. 

3)  S.  den  Vertrag  vom  16.  Mai  1668  (Aitzema  VI,  S.  909ff.),  vgl.  Carlson  IV, 
S.  507,  Mem.  de  Pomponne  II,  S.  538.  544,  Wicquefort  III,  S.  434. 

*)  S.  Aitzema  VI,  S.  402ff.,  Wicquefort  III,  S.  436,  Lefevre  Pontalis  U, 
S.  13flf. 

'")    S.  Aitzema  VI,  S.  418. 


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Verhandlungen  über  die  Friedensgarantie.  669 

wohl  eine  für  Frankreich,  welchem  diese  Garantie  garnicht  angenehm  ist, 
avantageuse  Verzögerung  veranlassen. 

Die  Gesamtschickung  von  England  und  Holland  an  Ef.  wegen  £intre- 
tnng  in  die  Haagische  Allianz  hat  er  indirect  verhindert,  der  König  hat  aher 
beschlossen,  wegen  der  Garantie  jemand  an  Kf.  zu  schicken,  und  dazu  Mr.  Sil - 
vius^)  erwählt.  Da  er  nicht  weiss,  was  für  eine  Reflexion  Kf.  auf  diese  Ga- 
rantie macht,  so  hat  er  sich  soviel  als  möglich  des  Hofes  enthalten  und  bei 
allen  Gelegenheiten  von  derselben  froidement  gesprochen.  Silvius  will  über 
Holland  reisen,  vielleicht  wird  demselben  ein  holländischer  Gesandter  mitge- 
geben. Lisola  treibt  sehr  auf  diese  Schickung  und  sucht  von  ihm  zu  erfahren, 
wodurch  man  Kf.  zu  dieser  Garantie  ziehen  könne,  er  hat  aber  immer  geant- 
wortet, er  wisse  es  nicht. 


Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Londen 
29.  Mai/[8.  Juni]  1668. 

[Schwierigkeiten  inbetreff  der  Friedensgarantie.    Aufschiebung  der  Sendung  Silyius\] 

Er  hat  erfahren: 

1)  Spanien  besteht  fest  darauf,  ehe  Schweden  mit  dem  Hause  Oester-  S.Juni, 
reich   verbunden  und  von  Frankreich   abgewandt,  weder  die  von  England 

und  Holland  zu  behuf  des  neulich  publicierten  Friedens  versprochenen  Subsi- 
dien  zu  geben  noch  für  künftig  zu  Befoderung  der  vorhabenden  Garantie  andere 
Subsidien  zuzusagen,  obwohl  die  Staaten  vorgeben,  dass  Castel  Rodrigo, 
Molina  und  Gamarra  solches  mündlich  versprochen  haben. 

2)  Um  diese  Schwierigkeit  zu  heben,  soll  Graf  Dohna  den  Tag  vor  seiner 
Krankheit  jm  Werk  begriffen  gewesen  sein,  mit  den  spanischen  und  oesterrei- 
chischen  ministris  etwas  importantes  und  mit  Passerode^s  Negotiation  in  Stock- 
holm übereinstimmendes  aufzurichten.  Pomponne  soll  sich  dort  jetzt  bemühen, 
die  Ratification  alles,  was  Dohna  hier  unterschrieben,  zu  hintertreiben. 

3)  Der  König  von  England  und  die  Gen. Staaten  sollen  Schweden 
durch  einen  separaten  und  gar  geheimen  Artikul  die  Versicherung  gethan  haben, 
dass,  wenn  Spanien  zu  Abstattung  jener  Subsidien  nicht  zu  bringen  sein  sollte, 
sie  demselben  dafür  gerecht  werden  wollten,  und  soll  Arlington  als  ein  son- 
derbarer Freund  des  Hauses  Oesterreich  und  der  Krone  Spanien  diesen  Artikul 
Lisola  mitgetheilt  haben. 

4)  Sollen  die  holländischen  Gesandten  in  dem  Argwohn  stehen,  dass 
Castel  Rodrigo  dem  Könige  von  England  geheim  versprochen,  wenn  die 
zwischen  Oesterreich  und  Schweden  zu  Wien  und  Stockholm  schwebende  Ne- 
gotiation  nicht  den  gewünschten  Zweck  erreichen  und  daher  Holland  und  Eng- 
land diese  Subsidien  sollten  entrichten  müssen,  dass  dann  Spanien  England, 
aber  nicht  Holland  schadlos  halten  solle. 


»)    S.  oben  S.  635. 


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670  V.    Brandenburg  und  England.     1664--1669. 

5)  Dohna  im  Verein  mit  dem  österreichischen  and  spanischen  Mi- 
nister hat  darauf  gedrungen,  dass  in  der  projectierten  Garantie  nicht  nur  des 
letzten,  sondern  auch  des  Munsterschen  und  Teutschen  Friedens  gedacht 
werde,  wozu  sich  aher  die  Gen.  Staaten  bisher  nicht  haben  verstehen  wollen. 

6)  Der  österreichische  und  spanische  Gesandte  haben  sich  des  Titels  einer 
Defensivallianz  begeben  und  sind  zufrieden,  dass  eine  Garantie  aufgerichtet 
werde,  aber  unter  der  Bedingung,  dass  Spanien  und  Oesterreich  dieselbe 
mit  unterzeichnen  und  dass  darin  die  casus,  in  welchen  man  einander  as- 
sistieren wolle,  specificiert  werden,  namentlich  müsste  des  Westfälischen 
Friedens  und  der  beiden  Fälle,  wenn  Frankreich  den  Pass  durch  die  spani- 
schen Niederlande  nach  Teutschland  oder  Holland  oder  sonst  begehren  sollte 
und  der  König  von  Spanien  mit  Tode  abginge,  Erwähnung  geschehen. 

In  Summa  das  ganze  Werk  der  Garantie  besteht  auf  der  zwischen  Oester- 
reich und  Schweden  schwebenden  Negociation  *)  und  auf  der  Versicherung  der 
schwedischen  Subsidien,  welche  Punkte  nunmehr  zu  Wien,  Stockholm,  Brüssel 
und  im  Haag  getrieben  werden  müssen. 

Bei  diesen  Verhandlungen  über  die  Garantie  reflectiert  man  sehr  auf  des 
Königs  von  Spanien  Tod,  man  glaubt,  derselbe,  jetzt  im  siebenten  Jahre,  könne 
nicht  10  Jahre  alt  werden. 

Da  die  Sachen  hier  ins  Stocken  gerathen,  so  wird  auch  die  Absendung  an 
Kf.  verschoben,  doch  redet  man  noch  zu  ihm  davon.  Wenn  Silvius  fortgeht, 
wird  Li  sola  seine  Instruktion  machen,  und  dürfte  er  zugleich  nach  dem  Haag, 
Düsseldorf  und  Dresden  geschickt  werden. 


Der  Kurfürst  an  v.  Brandt.     D.  Cöln  an  der  Spree 
22.  Juni/ [2.  Juli]  1668. 

[auf  die  Relation  vom  —  ~   -  -  •     Befehl  zur  Heimkehr.] 
1.  Juni 

2.  Juli.  Da  die  Verhandlungen  über  die  Garantie  des  Friedens  in  London  abrum- 

piert  sind  und  es  ungewiss  ist,  wo  dieselben  wieder  reassumiert  werden 
möchten,  so  soll  v.  Br.  sich  von  dem  Könige  verabschieden  und  denselben  der 
beständigen  Affection  des  Kf.  versichern,  auch  dem  Grafen  Arlington  ein  bei- 
folgendes Schreiben')  übergeben  und  dann  mit  dem  förderlichsten  wieder  zu- 
rückkehren. 


0    Ueber  den  damaligen  Stand    derselben  s.  Carlson  IV,  S.  551,    Mem.  de 
Pomponne  II,  S.  565,  vgl.  oben  S.  212. 

^    In  demselben  (d.  Cologne  ^  '  1668)  zeigt  er  Arlington  die  Abberu- 

fung  v.  Brandts  an,  ersucht  ihn,  denselben  genauer  inbetreff  der  Verhandlungen 
über  die  Garantie  des  Friedens  zu  unterrichten  und  ihm  künftig  weitere  Mittheilungen 
durch  seinen  Agenten  A.  v.  Wulffen  zukommen  zu  lassen. 


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Abberufang  t.  Brandts.  671 

Chr.  V.  Brandt  an  den  Kurfürsten.     D.  Berlin  18./[28.]  Sep- 
tember 1668. 

[Abscbiedsaudienz.    Gespräche  mit  dem  Könige  und  Arlington,  deren  Bestreben,  Kf. 
zur  Theilnahme  an  der  Garantie  des  Friedens  zu  bewegen.] 

Er    ist*)  zwischen  Amsterdam  und  Hamburg  durch  widrigen  Sturm  auf-  28.  Sept. 
gehalten  worden,  von  dort  aus  aber  sogleich  mit  der  Post  bieher  gereist. 

Bei  der  solennen  Abschiedsaudienz*)  hat  er  mit  dem  Könige  von  keinen 
Affairen  reden  können,  er  hat  aber  am  Tage  vor  seiner  Abreise  mit  demselben 
in  seiner  chambre  de  lit  ausführlich  discurriert.  Hauptsächlich  wünschte  der 
König  von  ihm,  er  möchte  den  Punkt  der  Eintretung  der  Garantie  secundieren; 
er  werde  Silvios  absenden,  um  Kf.  zu  seiner  Heirath  nochmals  zu  gratulieren 
und  ihn  einzuladen,  in  die  Garantie  einzutreten.  Er  hat  erwidert,  Kf.  werde 
grosses  Bedenken  tragen,  dieses  zu  thun,  wenn  nicht  alle  Mediatoren,  die  an 
dem  Aachenschen  Frieden  gearbeitet,  in  dieselbe  treten  sollten,  da  eine  Parti- 
culargarantie  wohl  mehr  Gefährlichkeiten  haben  würde,  als  wenn  man  Frank- 
reich und  Spanien  mit  einander  gewähren  Hesse,  ausserdem  würde  weder  das 
allgemeine  noch  des  Kf.  besonderes  Interesse  leiden,  eine  Garantie  zu  machen, 
wider  die  Frankreich  etwas  einzuwenden  hätte;  solange  Kf.  in  dem  polnischen 
Wesen  Frankreichs  Assistenz  vonnöthen  hätte,  würde  er  demselben  nichts  zu- 
wider thun. 

Arlington  hat  er  nach  Bristol  folgen  müssen,  derselbe  redete  inbetreff 
der  Garantie  ganz  wie  der  König,  bemühte  sich  nur  mehr  als  dieser  zu  be- 
haupten, wie  unpracticabel  es  sein  würde,  alle  mediatores  in  diese  Garantie  zu 
ziehen.  Dann  erzählte  er  ihm,  wie  England  jetzt  mit  allen  christlichen  Mächten 
stände,  Frankreich  werde  man,  wenn  Colbert')  komme,  zu  obligieren  suchen, 
Spanien  könnte  England  als  dem  schwächeren  Theile,  so  lange  es  Frieden 
hielte,  nicht  obliegen,  mit  Schweden  stände  es  besser  als  je  und  er  wäre  ver- 
sichert, dass  der  Reichskanzler^)  nicht  das  umstossen  könnte,  was  der  schwe- 
dische Senat  mit  England  und  Holland  geschlossen,  Dänemark  hätte  England 
viel  zuwider  gethan,  man  würde  es  aber  um  Erhaltung  des  Friedens  nicht 
rächen,  der  König  hoffte,  Kf.  werde  helfen,  dass  der  Zwist  wegen  der  erhöhten 
Zölle  abgethan  würde;  mit  Holland  suchte  man  englischerseits  in  ewiger 
Freundschaft  zu  bleiben,  wenn  nur  die  commercia  nicht  zu  neuen  Missverständ- 
nissen Anlass  gäben,  er  hoffte,  Kf.  werde  sich  bemühen,  ein  gutes  Verhältnis 
zwischen  beiden  Mächten  zu  erhalten.    Alle  englische  reflexiones  auf  Deutsch- 


1)  Y.  Br.  war  erst  Anfang  September  von  England  abgereist,  4./14.  September 
meldet  er  vom  Haag  aus  seine  dortige  Ankunft. 

>)    am  -^±^  1668. 
3.  August 

*)  Charles  Marquis  deColbert-Croissi,  der  Bruder  des  Ministers,  erschien 
Mitte  August  1668  als  französischer  Gesandter  in  London,  s.  Mignet  IIl,  S.  23 ff. 

*)  M.  G.  de  la  Gardie,  Ygl.  Carlson  IV,  S. 509.  525,  Mem.  de  Pomponne 
H,  S.  552. 


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672  V.    Brandenburg  und  England.     1664—1669. 

land  gingen  dahin,  wie  man  mit  dem  Kaiser  und  Kf.  in  gutem  Vertrauen  leben 
möge,  und  würde  man,  wenn  Kf.  jetzt  die  Garantie  mitbelieben  wollte,  desto 
geneigter  sein,  die  zehnjährige  Allianz,  die  Prinz  Maurice  gemacht^),  zu  ver- 
längern und  zu  vermehren. 


e.    Gesandtschaft  des  Gabriel  Silvius  zum  Kurfiirsten. 

Juni  1669. 

Protokoll  über  die  mit  Silvias  geführten  Verhandlongen. 

17.  Juni.  Königsberg,  17.  Juni  Vormittag  hat  der  englische  Abgesandte  Gabriel 
Sylvius*)  öffentliche  Audienz  bei  Kf.,  gratuliert  aber  nur  zur  Heirath  und 
Geburt  des  Prinzen  Philipp  Wilhelm*). 

20.  Juni.  20.  Juni  hat  derselbe  particuliere  Audienz  bei  Kf.,  ladet  denselben  namens 

des  Königs  von  England  zur  Eintretung  in  die  Tripelallianz  ein,  Kf.  verweist 
ihn  zur  Conferenz  und  befiehlt  dem  O.Präsidenten,  was  er  dabei  mit  ihm 
reden  solle. 

26.  Juni.  26.  Juni  Nachmittags  stellt  sich  derselbe  zur  Conferenz  bei  dem  O.Prä- 

sidenten ein.  Nachdem  er  gebeten,  Kf.  möchte  sich  erklären,  ob  er  geneigt 
wäre,  in  die  Tripelallianz  einzutreten,  antwortet  der  O.Präsident,  Kf. 
müsste  sich  vorher  informieren,  wie  die  Sache  stände,  seit  der  Abreise  des  Ge- 
sandten könnten  sich  die  Sachen  geändert  haben,  zumal  da  von  allen  Seiten 
versichert  würde*),  sein  König  bliebe  zwar  bei  der  Tripelallianz,  suche  diese 
aber  in  vielen  Punkten   zu  restringieren,  habe  auch  neulich  mit  Frankreich 


1)    Die  Allianz  vom  20.  Juli  1661.    (Pufendorf  IX,  §  27  S.  563 ff.) 

*)  S.  über  denselben  oben  S.  635.  669,  über  seine  vorhergehende  Sendung  zu 
den  braunschweigischen  Herzogen  Köcher,  Die  Beziehungen  zwischen  Frank- 
reich u.  dem  Hause  Lüneburg  in  der  Epoche  der  Tripelallianz  (Zeitschr.  des  histor. 
Vereins  für  Niedersachsen  Jahrg.  1886)  S.  241  f.  Vgl.  auch  Wicquefort  III,  S.  QO, 
Fürst  Johann  Georg  von  Anhalt  meldet  dem  Kf.  von  Berlin  aus  am  11. ßl.  Mai 
1669,  der  englische  Envoy^  Silvius  sei  gestern  angelangt;  am  21./31.  Mai  1669,  der- 
selbe sei  an  diesem  Tage  nach  Königsberg  weiter  gereist,  ihm  habe  er  erst  gestern 
seine  Ankunft  und  bevorstehende  Abreise  anzeigen  und  er  habe  ihn  darauf  durch 
einen  Cavalier  complimentieren  lassen,  seine  Gemahlin  aber  habe  er  besucht  und 
dabei  geäussert,  er  sei  beauftragt,  Kf.  zu  gratulieren  und  ihn  zum  Beitritt  zur  Tri- 
pelallianz aufzufordern.  Vgl.  über  die  Verbandlungen  mit  S.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1. 
S.421f.  424. 

^  Kf.  hatte  sich  14.  Juni  1668  mit  der  verwittweten  Herzogin  Dorothea  von 
Celle  vermählt,  19.  Mai  1669  war  ihm  von  derselben  der  Markgraf  Philipp  Wilhelm 
geboren  worden.  Ueber  den  damaligen  Aufenthalt  des  Kf.  in  Königsberg  s.  oben 
S.  378  ff. 

*)    Vgl.  Mignet  IN,  S.  83ff.,  Ranke  IV,  S.  358ff. 


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Conferenzen  mit  Silyms.  g73 

absonderliche  Traktaten  gemacht,  Kf.  möchte  daher  wissen,  ob  der  Gesandte 
Vollmacht  hätte,  mit  Kf.  hier  etwas  za  schliessen,  und  ob  er  die  Allianz  in 
forma  aathentica  communicieren  konnte.  Jener  antwortete,  diese  Gerüchte,  dass 
der  Ronig  sich  geändert  hätte  und  dass  nicht  mehr  Milord  Arlington  sondern 
der  Herzog  von  Buckingham  bei  den  Affairen  wäre,  seien  von  Frankreich 
ausgesprengt,  er  hätte  noch  mit  der  letzten  Post  Zeitung  erhalten,  dass 
alles  noch  im  vorigen  Zustande  wäre.  Er  hätte  keinen  Befehl,  hier  etwas  zu 
schliessen,  sondern  nur  zu  vernehmen,  ob  Kf.  in  die  Allianz  treten  wollte,  die 
Sache  könnte  dann  im  Haag  in  Richtigkeit  gebracht  werden ;  die  Communication 
des  foederis  wollte  er  gern  thun,  de  Witt  habe  aber  behauptet,  dass  dasselbe 
dem  Kf.  längst  communiciert  sei.  Der  O.Präsident  erwidert  darauf,  de  Witt 
habe  zwar')  einige  Extractus  communiciert,  man  wusste  aber,  dass  auch  secreti 
articnli')  aufgerichtet  worden,  davon  keine  Communication  geschehen,  man 
hätte  auch  anderen  grosse  Subsidia  versprochen,  als  aber  des  Kf.  ministri  des- 
wegen Anregung  gethan,  wäre  bei  de  Witt  altum  silentium  gewesen  und  er 
hätte  zu  denselben  immer  so  geredet,  dass  man  nicht  sonderlich  daraus  hätte 
schliessen  können,  dass  Holland  den  Kf.  in  der  Allianz  begehrte;  Kf.  möchte 
erst  wissen,  was  für  Avantage  und  Zuschub  er  zu  erwarten  hätte.  Da  das  Werk 
vornehmlich  Spanien  und  die  unierten  Provinzen  anginge,  beide  Theile  aber 
ihn  bisher  sehr  indigne  tractiert  hätten,  so  müsste  er  sich  in  Acht  nehmen. 
Der  Gesandte  erwiderte,  Kf.  möchte  nur  alles  seinem  Könige  überlassen,  der 
würde  schon  dafür  sorgen,  dass  ihm  alle  gebührende  Satisfaction  widerfahre. 
Der  O.Präsident  versprach,  alles  zu  referieren. 

2.  Juli  Martis  hora  2  pomeridiana.  Nachdem  der  O.Präsident  entschul-  2.  Juli, 
digt,  dass  man  wegen  Abwesenheit  des  Kf.  nicht  eher  zur  Gonferenz  gekommen, 
erklärte  er,  Kf.  könnte  sich  nicht  so  ohne  weiteres  in  eine  Sache  von  solcher 
Wichtigkeit  engagieren,  davon  ihm  so  wenig  die  rechten  Umstände  als  auch  der 
eigentliche  scopus  bekannt  wäre,  denn,  wenn  auch  der  Gesandte  die  Allianz 
communiciert  hätte,  so  müsste  man  auch  Communication  der  geheimen  Artikel 
desiderieren,  femer  müsste  Kf.  wissen,  auf  welche  Weise  man  ihn  zu  recipieren 
gedächte,  da  er  so  wenig  pars  nude  accessoria  als  andere  sein  würde,  und  was 
er  für  Advantagen,  Sicherheit  und  Subsidien  zu  hoffen  hätte.  Da  der  Abge- 
sandte darauf  nicht  instruiert  wäre,  so  müsste  er  sich  schon  mit  der  Erklärung 
des  Kf.  beruhigen,  dass  derselbe  von  allen  Sachen  fernere  Information  erwarten 
und  seineu  ministris  im  Haag  davon  Nachricht  und  den  Befehl  geben  wollte'), 
dass ,  wenn  es  dem  Könige  gefiele ,  entweder  jemand  von  ihnen  nach  London 
reisen  oder  dass  sie  mit  Tempi e  im  Haag  darüber  weiter  conferieren  sollten.  Der 
Abgesandte  erklärte  sich  damit  einverstanden,  von  articulis  secretis  wüsste  er  nichts, 
der  scopus  der  Allianz  sei  ex  ipso  tenore  bekannt,  er  könnte  sich  nicht  einbil- 


')    S.  unten  Abscbn.  6. 

')    S.  dieselben  bei  Aitzema  VI,  S.  394 f.,  Mignet  II,  S.  552 ff. 

^    S.  das  Rescript  an  Blaspeil  und  Romswinckel  vom     ^'      ..     1Q69  unten 

5.  JuU 
Abschn.  6. 

Mater,  z.  Oescb.  d.  O.  KurfQriten.    XII.  43 


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674  V.    Brandenburg^  und  England.    1664—1669. 

den,  dass  man  im  Haag  des  Kf.  Accession  nicht  gern  sähe,  Temple  habe  ihm 
mit  der  letzten  Post  berichtet,  de  Witt  habe  ihm  gesagt,  der  Staat  würde 
herzlich  gern  sehen,  dass  Kf.  und  das  Haus  Braun  schweig  in  die  Allianz 
träten,  die  Landgräfin  von  Hessen  dependierte  von  Kf.  und  würde  auch  wohl 
folgen.  Wegen  der  Subsidien  meinte  er,  Holland  würde  solche  wohl  geben, 
wenn  es  zur  Action  käme,  dagegen  aber  wurde  ihm  remonstriert,  dass  dann  die 
2^it  zu  eng  fallen  würde,  erst  neue  Werbungen  anzufiangen,  man  müsste  die 
alten  Truppen  conservieren,  was  nicht  ohne  Subsidien  geschehen  könnte. 

Sil  vi  US  bat  darauf  um  seine  Abfertigung,  der  O.Präsident  versprach 
dieselbe  zu  befördern  und  recommendierte  ihm  im  Namen  des  Kf.  die  früher 
vom  Könige  versprochene  Translation  der  englischen  curt  von  Danzig  hieben 
der  Abgesandte  erwiderte,  das  hinge  vom  Gotfinden  der  englischen  Compagnie 
ab,  er  wollte  aber  dazu  nach  Möglichkeit  cooperieren,  rühmte  dabei  des  Kf, 
Gnade  und  Protection,  deren  die  hier  negotiierenden  fremden  Nationen,  beson- 
ders die  Engländer,  genössen. 


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VI. 

Brandenburg  und  Frankreich. 

(Devolutionskrieg  und  Tripelallianz.) 

1666-1669. 


43* 


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Einleitung. 


Die  Versuche,  welche  Konig  Ludwig  XIV.  in  den  ersten  Jahren  seiner 
Regierung  gemacht  hatte,  den  Kurfürsten  von  Brandenburg  in  ähnlicher  Weise, 
wie  ihm  dieses  mit  einem  Theile  der  rheinischen  Fürsten  und  mit  Kursachsen 
gelungen  war,  in  seine  Clientel  hineinzuziehen,  waren  wenig  erfolgreich  gewesen. 
Die  Sendung  Lesseins'  nach  Berlin  im  Jahre  1662 1),  welcher  den  Kurfärsten 
bewegen  sollte,  der  Rheinischen  Allianz  beizutreten  und  auch  in  Polen  die 
französische  Throncandidatur  zu  unterstützen,  war  gescheitert,  da  derselbe  diese 
letztere  Zumuthung  unbedingt  zurückgewiesen  hatte.  Dann  hatte  allerdings  der 
Kurfürst,  hauptsächlich  um  der  Gegenwirkung  Frankreichs  gegen  seine  Bemü- 
hungen, von  Polen  die  Erfüllung  der  ihm  in  den  Verträgen  von  Wehlau  und 
Bromberg  gemachten  Zusagen  zu  erlangen,  entledigt  zu  werden,  einen  Annähe- 
rungsversuch durch  die  Abschicknng  v.  Blumenthals  nach  Paris  1663  und  1664 
gemacht''),  derselbe  hatte  dahin  geführt,  dass  durch  den  Vertrag  vom  6.  März 
1664  die  1656  mit  Frankreich  abgeschlossene  Defensivallianz  erneuert  wurde, 
und  gemäss  seinem  dabei  gegebenen  Versprechen  war  der  Kurfürst  im  nächsten 
Jahre  in  die  Rheinische  Allianz  eingetreten.  Aber  dieses  Zugeständnis  war 
damals,  wo  jene  Allianz  schon  in  sich  gelockert  war,  wenig  bedenklich,  weiter- 
gehenden Verpflichtungen  inbezug  auf  die  deutschen  Angelegenheiten,  welche 
man  anfangs  französischerseits  gefordert  hatte  ^),  war  er  ausgewichen  und  in  der 
polnischen  Frage  hatte  er  sich  völlig  freie  Hand  gewahrt,  nach  wie  vor  hat  er 
dort  auf  das  eifrigste  den  von  Frankreich  and  dem  polnischen  Hofe  verfolgten 
Plänen  entgegengewirkt.  Im  Münsterschen  Kriege  hatte  er  dann  im  Einver- 
nehmen mit  Frankreich  gehandelt,  Ludwig  XIV.  hatte ^)  den  Abschluss  seines 
Bündnisses  mit  Holland  und  nachher  das  Zustandekommen  des  Gleveschen 
Friedens  befordert,  auch  damals  aber  war  die  Politik  des  Kurfärsten  eine  selbst- 
ständige gewesen,  hauptsächlich  gerade   um  zu  verhüten,  dass  die  von  zwei 

0  S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  233 ff.,  IX,  S.  599 ff. 

«)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  620 ff 

s)  S.  ebendas.  S.  632  ff. 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  297 ff.,  XI,  S.  619ff. 


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678  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Seiten  bedrohten  Holländer  sich  vollständig  Frankreich  in  die  Arme  werfen 
mochten,  war  er  unter  so  billigen  Bedingungen  auf  die  Seite  derselben  getreten. 
Bei  allen  diesen  Gelegenheiten  hatte  er  gezeigt,  dass  er  den  Wunsch  hege,  mit 
dem  mächtigen  französischen  Könige  in  Freundschaft  zu  leben,  dass  er  bei  der 
Dürftigkeit  seiner  finanziellen  Mittel  für  das  Angebot  französischer  Subsidien 
durchaus  nicht  unempfänglich  sei,  dass  er  dafür  bereit  sein  würde,  den  Wün- 
schen und  Absichten  des  französischen  Königs  sich  zu  fügen,  aber  freilich  nur  so- 
w^eit,  ats  es  ihm  seine  Würde  und  die  Interessen  seines  Staates  und  des  deut- 
schen Reiches  zu  gestatten  schienen. 

Während  jenes  Münsterschen  Krieges  war  Ludwig  XIV.  schon  mit  einem 
anderen  Unternehmen  beschäftigt,  in  welchem  seine  ehrgeizigen  Pläne  deutlich 
zu  Tage  getreten  sind.  Schon  bei  Lebzeiten  König  Philipp  IV.  von  Spanien 
hatte  er')  den  Verzicht,  welchen  einst  seine  Gemahlin,  dessen  älteste  Tochter 
aus  erster  Ehe,  bei  ihrer  Vermählung  auf  ihre  Erbrechte  geleistet  hatte,  für  an- 
gültig erklärt,  jetzt,  nachdem  dieser  König  (17.  September  1665)  gestorben  und 
ihm  sein  unmündiger  Sohn  aus  zweiter  Ehe  Karl  II.  auf  dem  spanischen  Thron 
gefolgt  war,  machte  er  für  seine  Gemahlin  auf  Grund  des  in  einigen  niederlän- 
dischen Provinzen  geltenden  sogenannten  Devolutionsrechtes  Ansprüche  auf  einen 
Theil  der  spanischen  Niederlande,  und  da  diese  von  dem  spanischen  Hofe  nicht 
anerkannt  wurden,  so  traf  er  insgeheim  Vorkehrungen,  um  sich  mit  Gewalt  in 
den  Besitz  derselben  zu  setzen.  Zu  den  diplomatischen  Vorbereitungen  gehörte 
vor  allem  der  Versuch,  unter  den  deutschen  Fürsten  Bundesgenossen  zu  finden^ 
welche  einem  etwaigen  Versuch  des  Kaisers,  Spanien  zu  Hülfe  Truppen  nach 
den  Niederlanden  zu  schicken,  entgegentreten  sollten.  Da  die  in  sich  gespaltene 
Rheinische  Allianz,  deren  Endtermin  herannahte  und  für  deren  Verlängerung 
sich  bei  den  Theilnehmern  wenig  Geneigtheit  zeigte,  dazu  den  Dienst  versagte, 
so  suchte  er  durch  besondere  Verträge  diejenigen  Mitglieder  derselben ,  deren 
Gebiete  am  Rhein  und  in  unmittelbarer  Nachbarschaft  der  spanischen  Nieder- 
lande gelegen  waren,  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Co  In  und  den  Pfalzgrafen 
von  Neu  bürg,  an  sich  zu  ketten  und  Hess  zu  diesem  Zwecke  Unterhandlungen 
mit  denselben  durch  den  schon  längst  in  seinem  Solde  stehenden  Grafen  Wil- 
helm von  Fürstenberg,  den  Bruder  des  leitenden  Kurcölnischen  Ministers, 
des  Bischofs  von  Strassburg,  Franz  Egon  von  Farstenberg,  anknüpfen.  Auch 
den  Kurfürsten  von  Brandenburg  zu  gewinnen,  wäre  ihm  sehr  erwünscht  ge- 
wesen, doch  ist  er  diesem  gegenüber  sehr  behutsam  und  zurückhaltend  zu  Werke 
gegangen.  Gelegenheit  zur  Anknüpfung  boten  ihm  die  Verhandlungen,  welche 
er  in  der  Münsterschen  Angelegenheit  mit  demselben  führen  Hess.  Als  er  Ende 
November  1666  du  Moulin  zu  dem  Kurfürsten  nach  Cleve  schickte'),  um  dem- 
selben nähere  Eröffnungen  wegen  der  gegen  den  Bischof  zu  ergreifenden  Mass- 
regeln  zu  machen,   beauftragte  er   denselben   zugleich  anzukündigen,   dass  er 

')  S.  Mignet,  Negociations  relatives  ä  la  succession  d^Espagne  sous  Louis  XIV., 
I,  8.71  ff.,  Ranke,  Französische  Geschichte  III,  S.  310 ff.,  Legrelle,  La  diplomatie 
fran^aise  et  la  succession  d^Espagne  I. 

2)    S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  309ff. 


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Einleitung.  679 

bereit  sei,  mit  dem  Kurfürsten  ein  engeres  Bündnis  anter  vortheilbaften  Bedin- 
gungen abzuschliessen ,  der  Kurfürst  aber  ging  darauf  nicht  weiter  ein,  son- 
dern gab  nur  im  aligemeinen  seine  Zuneigung  für  die  Person  und  die  Interessen 
des  französischen  Königs  zu  erkennen  und  stellte  das  Verlangen,  ausser  von 
den  Holländern  auch  von  diesem  Hülfsgelder  für  den  Münsterschen  Krieg  zu  er- 
halten. Ludwig  XIV.  beauftragte  darauf  Colbert-Croissi,  den  er  im  Januar 
1666  in  derselben  Angelegenheit,  um  den  Kurfürsten  zum  Abschluss  des  Bünd- 
nisses mit  Holland  zu  treiben,  ebendorthin  schickte*),  diese  Forderung  abzu- 
lehnen und  dem  Kurfürsten  nur  in  dem  Falle  Aussicht  auf  Subsidien  zu 
eröffnen ,  wenn  er  mit  Frankreich  eine  engere  Verbindung  zu  dessen^  eigenem 
Vortheil  einginge.  Der  Kurfürst  und  seine  Minister  wichen  näheren  Erörterun- 
gen darüber  aus,  sie  erinnerten  zur  Rechtfertigung  jener  Geldforderung  daran*), 
da.ss  der  König  von  Frankreich  schon  im  nordischen  Kriege  hätte  Subsidien 
anbieten  lassen,  und  warteten  im  übrigen  ab,  ob  ihnen  von  französischer  Seite 
nähere  Anträge  würden  gemacht  werden.  Dazu  schien  man  dort  auch  geneigt 
zu  sein,  als  der  Kurfürst  bald  darauf,  Ende  Februar  1666,  v.  Blumenthal  nach 
Paris  schickte,  um  dem  Könige  zum  Tode  seiner  Mutter  zu  condolieren,  da 
wurden  demselben  dort^)  unter  der  Hand  Eröffnungen  von  den  Absichten  Lud- 
wigs auf  die  spanischen  Niederlande  gemacht,  dem  Kurfürsten,  falls  er  ihn  da- 
bei unterstützte,  der  Schutz  Frankreichs  gegen  alle  seine  Feinde  und  sogar  An- 
theil  an  der  Beute  in  Aussicht  gestellt  und  angekündigt,  dass  Colbert  weitere 
Verhandlungen  deswegen  führen  sollte,  zugleich  erhielt  der  Kurfürst*)  zuerst 
durch  den  Kurcölnischen  Kanzler  Buschmann  und  dann  durch  den  auch  nach 
Cleve  gekommenen  Grafen  Fürstenberg  Andeutungen  über  die  mit  Kurcöln, 
Pfalz-Neuburg  und  anderen  Fürsten  wegen  Bildung  einer  Union  angeknüpften 
Verhandlungen.  Ende  März  wurde  Colbert  von  dem  Minister  Lionne  ange- 
kündigt^), er  werde  die  weitere  Aufgabe  erhalten,  den  mächtigsten  Kurfürsten 
des  Reichs  für  die  französischen  Interessen  zu  gewinnen,  und  der  Kurfürst 
selbst  hat  demselben  gegenüber  Aeusserungen  gethan^),  welche  denselben  offen- 
bar zu  weiteren  Eröffnungen  anreizen  sollten.  Doch  hat  Ludwig  XIV.  sich  nach- 
her anders  besonnen,  er  rief  Anfang  Mai  Colbert  ab,  ohne  dass  derselbe  weitere 
Anträge  gemacht  hätte,  und  der  Kurfürst  hat  demselben  dann  nur,  nachdem 
er  sich  von  ihm  verabschiedet  hatte,  durch  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin 
erklären  lassen^),  wenn  er  auch  nicht  in  eine  engere  Verbindung  mit  dem  fran- 
zösischen Könige  treten  sollte,  so  würde  er  doch  nie  einen  den  Interessen  des- 
selben entgegenlaufenden  Vertrag  mit  irgend  einer  anderen  Macht  abschliessen. 
Längere  Zeit  hat  dann   der  König  sich  weiterer  Verhandlungen  mit  dem  Kur- 


') 

S.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  324. 

') 

S.  ebendas.  S.  337. 

') 

S.  ürk.  u.  Akt  XI,  S.  704. 

*) 

S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  367f.,  404. 

') 

S.  ebendas.  S.  380. 

') 

S.  ebendas.  S.  369,  411  f. 

') 

S.  ebendas.  S.  413. 

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680  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

fürsten  gänzlich  enthalten.    Die  Aussicht,  denselben  dazu  zu  gewinnen,    sich 
als  Werkzeug  der  franzosischen  Politik  gebrauchen   zu  lassen,  war  damals  um 
so  geringer,  als  Ludwig  XIV.  inzwischen  auf  Grund  geheimer  Verbandlungen 
mit  dem  polnischen  Hofe  zu  dem  Entschlüsse  gekommen  war,  zugleich  mit  dem 
Angriff  gegen  die  spanischen  Niederlande  auch  seinen  alten  Plan,  in  Polen') 
einen  französischen  Prinzen   auf  den  Thron  zu  setzen,  mit  Gewalt  durch    die 
Entsendung  eines  Heeres,  welches  im  Frühjahr  1667  dort  angeblich  zur  Hülfe- 
leistung  gegen  die  aufständischen  Unterthanen  König  Johann  Kasimirs  oder 
gegen  die  Tataren  und  Kosacken  erscheinen  sollte,  zur  Ausführung  zu  bringen, 
eben  jenen  Plan,  dem  der  Kurfürst  im  Bunde  mit  der  dem  Hofe  feindlichen  Partei 
in  Polen  so  eifrig  und  hartnäckig  entgegenarbeitete.    Hauptsächlich  im  Hinblick 
auf  dieses  polnische  Unternehmen  hatte  Ludwig  XIV.  die  Gewinnung  eines  ande- 
ren Bundesgenossen,  Schwedens,  in  Aussicht  genommen,  der  neue  Gesandte 
Pomponne,   welchen  er  Ende   1666  dorthin  schickte,  sollte')  sich  bemuhen, 
das  sehr  gelockerte  Bündnis  mit  dieser  Macht  neu  zu  befestigen  und  die  schwe- 
dische Regierung  dahin  zu  bringen,  Frankreich  sowohl  in  den  Niederlanden  als 
auch  in  Polen  zu  unterstützen,  zu  dem  ersteren  Zwecke  eine  Diversion  gegen 
den  Kaiser  zu  unternehmen,  zu  dem  letzteren   ihm   3000  Reiter  zu  überlassen, 
welche  zu  seinen  nach  Polen  zu  sendenden  Truppen  stossen  sollten.    Gelangen 
diese  Unterhandlungen  ebenso  glücklich  wie  die  mit  den  rheinischen  Fürsten, 
von  denen')  Pfalz-Neuburg  und  Kurcöln  noch  im  Laufe  des  Jahres   1666, 
Kurmaiuz  und  der  inzwischen  auch  gewonnene  Bischof  von  Münster  Anfang 
1667    die   gewünschten  Verträge    abschlössen,   dann    konnte    ein   Bündnis    mit 
Brandenburg  ebenso  überflüssig,  wie  dessen  etwaige  Gegnerschaft  ungefähr- 
lich erscheinen. 

Die  im  Folgenden  zusammengestellten  Akten  sind  dazu  bestimmt,  das  Ver- 
hältnis des  Kurfürsten  zu  Frankreich  und  zugleich  die  weitere  Politik  dessel- 
ben während  des  Devolutionskrieges  und  der  durch  diesen  veranlassten  Ver- 
wickelungen bis  zu  Anfang  des  Jahres  1670  zu  veranschaulichen.  Der  erste 
Unterabschnitt  enthält  Ergänzungen  zu  den  oben  in  Abschnitt  111  mitgetheilten 
Dokumenten  über  seine  Thätigkeit  in  der  polnischen  Frage.  Die  Sendung 
Pomponne's  nach  Schweden  hatte  nicht  den  von  dem  König  gewünschten  Er- 
folg gehabt,  derselbe  hatte*)  unerwartete  Schwierigkeiten  gefunden,  in  der 
polnischen  Angelegenheit  am  wenigsten  hatte  sich  die  schwedische  Regierung 
bereit  gezeigt,  die  französischen  Absichten  zu  unterstützen,  dieselbe  war  viel- 
mehr, um  die  Verwirklichung  derselben  zu  vereiteln,  mit  dem  Kurfürsten  in 
Verbindung  getreten,  hatte  selbst*)  (April  1666)  den  Vorschlag  gemacht,  dort 
einen  anderen  Throncandidaten,  am  liebsten  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg,  zu 


•)    S.  oben  S.  308  ff. 

^)    S.  Memoires  de  Pomponne  II,  S.  42ff.,    Recueil  des  Instructions  11, 
S.  72  ff. 

»)    S.  Mignet  II,  S.  23ff. 

*)     S.  Mem.  de  Pomponne  II,  S.  75 ff. 

5)    S.  Urk.  u.  Akt.  IX,  S.  819, 


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Einleitung.  681 

unterstützen,  die  Unterhandlungen,  welche  der  Kurfürst,  nachdem  er  sich  mit 
dem  Pfalzgrafen  verständigt  hatte,  deswegen  durch  v.  Crockow  in  Stockholm 
fuhren  Hess*),  hatten  einen  günstigen  Fortgang  genommen,  schwedischerseits 
hatte  man   sich  schon  im  Sommer  1666  bereit  erklärt,  über  die  Beförderung 
des  Pfalzgrafen  auf  den  polnischen  Thron  einen  förmlichen  Vertrag  mit  dem 
Kurfürsten   abznschliessen ,  zugleich  hatte  man  voi^eschlagen'),  beiderseits  so- 
wohl in  Polen  offen  für  die  Sache  desselben  zu  wirken  als  auch  Versuche  zu 
machen,  den  Kaiser  und  auch  den  König  von  Frankreich  für  dieselbe  zu  ge- 
winnen.   Der  Kurfürst  ist  trotz  anfänglicher  Bedenken  darauf  eingegangen  und 
hat   Ende    December  1666,    zu    derselben    Zeit,    wo   er  v.  Hoverbeck    be- 
fahl^),  dem    polnischen  Hofe   geeignete  Eröffnungen   zu   machen,   und  wo  er 
v.  Blumenthal  nach  Wien  abfertigte^),  auch  dem  französischen  Könige  durch 
den  schon   seit  längerer  Zeit*)   sich  in  Paris  aufhaltenden  jüngeren  Freiherrn 
V.  Schwerin,   den   Sohn    des   Oberpräsidenten,  entsprechende   Vorstellungen 
machen  lassen.     Zwar  veranlassten    ihn   die    ungünstigen   Nachrichten,   welche 
er   unmittelbar   darauf  durch  v.  Crockow   über   die  veränderte   Haltung   der 
schwedischen  Regierung  erhielt*),  noch  rechtzeitig  diesen  Befehl  zu  widerrufen, 
aber  auf  die  Kunde  von  der  üblen  Aufnahme,  welche  v.  Ho verb eck s  Mitthei- 
lungen am  polnischen  Hofe  gefunden^),  von  den  Verdächtigungen,  welche  von 
dort    her  auf  Grund» derselben  gegen  ihn  ausgestreut   wurden,  entschloss   er 
sich   dennoch,    gerade   um  sich  gegen  diese  Anklagen   zu  rechtfertigen,  dem 
französischen  Könige  die  beabsichtigten  Eröffnungen,  nur  in  noch  vorsichtigerer 
"Weise   machen   zu    lassen,   und    so    erhielt  v.  Schwerin    im   Februar  1667 
neue  Weisungen.     Wie  die  Relation  desselben  vom  11.  März  zeigt,  war  dieser 
Versuch,  den  König  zu  einer  Aenderung  seiner  polnischen  Politik  zu  bestimmen, 
gänzlich  erfolglos,  derselbe  Hess  ihm  durch  Lionne  antworten,  vorläufig  scheine 
es  in  Polen  überhaupt  zu  keiner  Wahl  kommen  zu  sollen,  im  übrigen  hätte  er 
Conde  sein  Wort  gegeben  und  würde  demgemäss  nur  für  diesen  oder  dessen 
Sohn  wirken,  er  Hess  sogar  dem  Kurfürsten  neue  Anträge  machen,   sich  mit 
ihm  zur  Beförderung  der  Throncandidatur  desselben  zu  verbinden.    Der  Kur- 
fürst hat  dieselben  nicht  geradezu  zurückgewiesen,  er  beauftragte  v.  Schwerin 
allerdings  nochmals  vorzustellen,  welche  Schwierigkeiten  der  französischen  Thron- 
candidatur in  Polen,  zumal  nach  den  neuesten   dortigen  Ereignissen  entgegen- 
ständen, aber  er  befahl  ihm  doch  anzufragen,  ob  der  König  für  ihn,  der  jetzt 

^)    S.  oben  S.  168  ff. 

'0    S.  oben  S.  175,  184. 

»)    S.  oben  S.  311  ff. 

*)    S.  oben  S.  573  ff. 

*)  Irrig  giebt  Droysen  III,  3  S.  119  an,  derselbe  sei  zu  diesem  Zwecke  im 
December  1666  nach  Paris  geschickt  worden,  er  befand  sich  dort  schon  im  Februar 
1666,  als  sein  Schwager  v.  Blumenthal  dort  eintraf  (Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  703),  im 
November  1666  erhielt  er  den  Auftrag  (oben  S.  106  f.),*  in  der  bremischen  Angelegen- 
heit dem  französischen  Könige  Eröffnungen  zu  machen. 

^)    S.  oben  S.  189  ff. 

0    S.  oben  S.  316  ff. 


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682  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666^1669. 

heimkehren  sollte,  weitere  Aufträge  liätte,  und  französischerseits  hat  man  sich 
wenigstens  den  Anschein  gegeben'),  als  ob  man  darin  einen  entgegenkomnaeu- 
den  Schritt  des  Kurfürsten  erblickte.  Ludwig  XIV.  hatte  inzwischen  mit  dem 
polnischen  Hofe  einen  neuen  Plan  verabredet,  um  die  Wahl  des  Herzogs  von 
Enghien  durchzusetzen,  derselbe  hatte  seine  Hülfe  gegen  die  in  das  Reich 
eingefallenen  Tataren  und  gegen  die  angeblich  mit  denselben  im  Bund»  stehen- 
den Türken  angerufen,  er  hatte  diese  Hülfe  zugesagt,  unter  diesem  Vorwande 
sollte  jetzt  das  nach  Polen  bestimmte  Heer  dort  erscheinen.  An  die  norddeut- 
schen Fürsten  erging  die  Aufforderung,  diesen  Truppen  den  Durchzug  durch 
ihr  Gebiet  zu  verstatten,  und  der  Marschall  Millet,  welcher"^)  schon  zu  Ende 
des  vorigen  Jahres  nach  Deutschland  geschickt  war,  um  in  dem  bremischen 
Streite  zu  vermitteln,  welcher  seitdem  dort  geblieben  war  und  die  geheimen 
Verhandlungen  mit  dem  Bischof  von  Münster  geführt  hatte,  wurde  zuerst  zu 
den  braunschweigischen  Herzogen  und  dann  zu  dem  brandenburgischeu 
Kurfürsten  geschickt,  um  auch  von  diesem  den  Durchzug  zu  verlangen  und  ihn 
zugleich  nochmals  aufzufordern,  zur  Erhebung  des  französischen  Prinzen  auf  den 
polnischen  Thron  mitzuwirken.  Aber  auch  dieses  Unternehmen  ist  nicht  zur 
Ausführung  gekommen,  die  anderweitigen  Massregeln,  durch  welche  der  Kur- 
fürst dasselbe  zu  vereiteln  gesucht  hat,  sind  oben  in  Abschnitt  iU  vorgeführt 
worden,  über  seine  Verhandlungen  mit  Millet  liegen  die  ausführlichen  Rela- 
tionen desselben  im  2.  Bande  dieser  Sammlung  vor ,  im  Berliner  Geh.  Staatsar- 
chiv findet  sich  nur  die  Resolution ,  welche  der  Kf.  demselben  am  17.  Mai  er- 
theilen  Hess,  und  diese  ist  hier  abgedruckt  worden. 

Der  zweite  Unterabschnitt  behandelt  das  Verhalten  des  brandenburgischen 
Kurfürsten  inmitten  der  durch  den  Devolutionskrieg  im  Westen  Europas  entstan- 
denen Wirren.  Derselbe  hat*)  von  Anfang  an  sehr  wohl  die  Gefahren  gewürdigt, 
mit  denen  die  bei  dieser  Gelegenheit  zuerst  deutlich  hervortretenden  ehrgeizigen 
Bestrebungen  Ludwig  XIV.  ganz  Europa  bedrohten,  und  er  hat  gewünscht,  auch 
seinerseits  an  der  Abwendung  dieser  Gefahren  mitzuwirken.  Aber  er  ist  der 
Meinung  gewesen,  dass  für  den  Schutz  der  spanischen  Niederlande  einzutreten 
zunächst  Sache  derjenigen  Mächte  sei,  welche  an  der  Erhaltung  derselben  das 
nächste  Interesse  hatten,  Spaniens  selbst,  des  Kaisers  und  der  benachbarten 
Republik  der  Vereinigten  Niederlande,  dass  diese  daher,  wenn  sie  wünschen 
sollten,  ihn  zur  Theilnahme  an  dem  Kriege  gegen  Frankreich  zu  gewinnen,  vor 
allem  selbst  energisch  gegen  dasselbe  vorgehen  und  dass  sie  ihm  als  Preis  für 
seine  Bundesgenossenschaft  besondere  Vortheile  bieten  müssten,  dass  für  ihn 
selbst  die  polnische  Frage  die  bei  weitem  nähere  und  wichtigere  sei  und  dass 
sein  Verhalten  in  anderen,  und  so  auch  in  der  burgundischen  Frage  sich  haupt- 

1)  S.  die  Relationen  Millets  vom  3.  und  11.  Mai  1667.  (Urk.  u.  Akt  11, 
S.  435.  439  f.) 

^    8.  Mignet  II,  S.  31  ff.,  oben  S.  115. 

^  Vgl.  die  sehr  richtigen  Mutbmassungen  des  kaiserlichen  Gesandten  de  Goess 
über  die  voraussichtliche  Politik  des  Kurfürsten  in  seinen  Relationen  vom  27.  Mai 
und  17.  Juni  1667  (Urk.  u.Akt.  XIV,  1  S.  306.  310). 


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EinLBitung.  683 

sächlich  danach  zu  richten  hätte,  welche  Unterstätzung  ihm  von  der  einen  oder 
der  anderen  Seite  gewährt  werden  wurde,  um  das  Ziel,  welches  er  dort  mit 
der  Beförderung  der  Throncandidatur  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg  verfolgte, 
die  Erhebung  eines  neutralen,  weder  von  Frankreich  noch  von  Oesterreich  ab- 
hängigen Königs,  zu  erreichen.  Er  hat  daher  zunächst  abgewartet,  wie  jene 
anderen  Mächte  sich  verhaltei^,  ob  dieselben  seine  Bundesgenossenschaft  suchen 
und  ob  etwa  auch  Frankreich  «ich  doch  noch  bemuhen  würde,  ihn  auf  seine 
Seite  zu  ziehen.  Er  hat  darauf  ziemlich  lange  warten  müssen.  Wie  peinlich 
ihn  das  damals  aller  Welt  unbegreiflich  erscheinende  passive  Verhalten  des 
kaiserlichen  Hofes  berührt  hat,  haben  schon  die  im  Abschnitt  IV  mitgetheil- 
ten  Docnmente  gelehrt,  auch  von  französischer  Seite  her  aber  sind  ihm  erst 
ziemlich  spät  Anträge  gemacht  worden.  Allerdings  war  Miiiet  in  Berlin  ge- 
hlieben und  hat  dort  weiter  in  der  polnischen  Saöhe  unterhandelt,  der  nieder- 
ländischen Sache  aber  erwähnte  derselbe  zunächst  mit  keinem  Worte,  bei  Be- 
ginn des  Krieges  begnügte  sich  Ludwig  XIV.  ihm  durch  seine  Gesandtschaft 
in  Regensburg  ein  ebensolches  Schreiben')  wie  den  übrigen  Reichsständen,  in 
dem  er  sein  Unternehmen  rechtfertigte  und  sie  unter  drohendem  Hinweis  auf 
die  von  ihm  getroffenen  militärischen  Vorkehrungen  ermahnte,  sich  ruhig  zu  ver- 
halten, zugehen  zu  lassen.  Erst  als  der  Krieg  schon  im  Gange,  schon  ein  Theil 
der  flandrischen  Festungen  von  ihm  erobert  war,  Hess  er  durch  Millet  dem 
Kurfürsten  ähnliche  Anträge  machen  wie  diejenigen,  auf  welche  die  rheinischen 
Fürsten  und  der  Bischof  von  Münster  eingegangen  waren,  er.  sollte  versprechen, 
niemanden  den  Durchzug  durch  seine  Lande  nach  den  spanischen  Niederlanden  zu 
gestatten  und  die  Rheinische  Allianz  zu  erneuern.  Um  ihn  dazu  bereitwilliger  zu 
machen,  hatte  Millet  zu  erklären,  sein  Konig  habe  die  Absicht,  Truppen  nach 
Polen  zu  schicken,  aufgegeben.  Ueber  die  darauf  folgenden  Verhandlungen 
liegen  wieder  die  im  zweiten  Bande  dieser  Sammlung  herausgegebenen  Relatio- 
nen Mille ts  aus  dem  Juni  bis  November  1667  vor,  im  Berliner  Archiv  sind 
weitere  Aufzeichnungen  darüber  nicht  vorhanden,  nur  die  dilatorische  Antwort, 
welche  der  Kurfürst  am  30.  Juni  Millet  ertheilt  hat,  ist  hier  als  Ergänzung  zu 
jenen  französischen*  Berichten  abgedruckt  worden.  Früher  hat  man  von  anderer 
Seite  her  versucht,  mit  dem  Kurfürsten  in  Verbindung  zu  treten,  nämlich  einer- 
seits eine  Anzahl  deutscher  Fürsten,  andererseits  die  holländische  Regierung. 
Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz*)  gehörte  zwar  seit  der  Begründung  der 
Rheinischen  Allianz  zu  der  französischen  Clientel  im  Reiche  und  hatte  auch 
jetzt  auf  das  Drängen  Ludwigs  XIV.  mit  demselben  (28.  Februar  1667)  einen 
Vertrag')  abgeschlossen,  in  welchem  er  sich  verpflichtete,  im  Verein  mit  Kur- 
cöln,  Pfalz-Neuburg  und  Münster  kaiserlichen  Truppen  den  Durchzug  nach  den 
Niederlanden  zu  verwehren  und  zu  diesem  Zwecke  mit  Hülfe  französischer 
Subsidien  Rüstungen  zu  veranstalten,  aber  er  war  doch,  seitdem  er  bei  diesen 
Verhandlungen  die  ehrgeizigen  Absichten  des  französischen  Königs  durchschaut 

')    S.  Mignet  11,  S.  139ff. 

0     Vgl.  Guhrauer,  Kur-Mainz  in  der  Epoche  von  1672  I,  S.  93 ff. 

»)    S.  Mignet  II,  S.  35,  Guhrauer  I,  S.  94, 


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684  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

hatte,  voll  lebhafter  Besorgnisse,  er  wünschte  daher,  dass  der  Krieg  zwisAen 
Frankreich  und  Spanien  verbätet  werde,  seine  Eitelkeit  schmeichelte  sich    mit 
der  Hoffnung,  dass  es  ihm  gelingen  könnte,  ähnlich  wie  1658  bei  Gelegenheit 
der  Kaiserwahl  Europa  den  Frieden   zu    erhalten,  und  er  beabsichtigte  einen 
Vermittlungsversuch,  zu  welchem  sich  das  ganze  KurfurstencoUegiam  anter  sei- 
ner Leitung  vereinigen  sollte.    Er  wusste  für  seinen  Plan  zunächst  den  in  ähn- 
licher Lage  und  in  ahnlicher  Stimmung  befindlichen  Johann  Georg  II.  von 
Sachsen'),  mit  dem  er  im  Februar  1667  zu  Erfurt  eine  Zusammenkonfl  hielt 
zu    gewinnen,    durch    diesen,    der   schon   vorher   dnrch   die   Sendnng    seines 
Geheimen  Rathes  v.  Gersdorff  nach  Berlin')  nähere  Fühlung  mit  dem  hran- 
denburgischen  Kurfürsten  gesucht  hatte,  Hess  er  demselben  Anfang  Mai  davon 
Mittheilung  machen  und  er  ist  dann  bald  darauf  unmittelbar  mit  demselben  in 
Schriftwechsel  getreten.    Mit  ganz  anderen  Absichten   näherte  sich  diesem  der 
Kurfürst  Maximilian  Heinrich  von  Cöln.    Dieser  von  den  beiden  Fürsten- 
berg  geleitete  und  durch  dieselben  ganz  in  das  französische  Interesse  verstrickte 
Fürst')  war  schon  während  des  bremischen  Krieges  mit  dem  brandenbnrgischen 
Kurfürsten   in  Verbindung  getreten  und  hatte  dann  im  März  1667  mit  diesem 
und  den  braunschweigischen  Herzogen  jenes  engere  Bündnis  abgeschlossen,   er 
bemühte  sich  jetzt,  die  Mitglieder  dieser  Allianz  auch  in  die  Verbindung  mit 
Frankreich  hineinzuziehen,    und  lud  sie^)  zuerst  Anfang  Juni  zu  einer  Zusam- 
menkunft nach  Hameln,  dann  statt  dessen  zur  Theilnahme  an  einem  Gonvent  in 
Cöln  ein,  welchen  er  mit  Kurmainz,  Pfalz-Neuburg  und  Münster  verabredet 
hatte,  um  unter  dem  Vorwande,  über  das  Verlangen  Ludwigs  XIV.,  seinen  nach 
Polen  bestimmten  Truppen  den  Durchzug  zu  gestatten,  sich  schlüssig  zu  machen. 
mit  denselben  ein  festes  Bündnis  behufs  gemeinsamer  Ausführung  der  Verpflich- 
tungen,  welche  sie  einzeln  in  den  mit  Frankreich   eingegegangenen  Verträgen 
übernommen  hatten,  abzusch Hessen,  er  hoffte  so,  diesem  Bunde  eine  noch  weitere 
Ausdehnung  zu  verschaffen.    Zugleich  aber  wandten  sich  auch  Herzog  Georg 
Wilhelm  von  Celle   und  dessen   Bruder,   der  Bischof  Ernst  August  von 
Osnabrück,   erschreckt   durch  das  Vorgehen  Frankreichs  gegen   die  Nieder- 
lande, zugleich  in  Sorge,  dass  Schweden  diese  Gelegenheit  Benutzen  würde,  um 
sich    an   ihnen  für  ihr  Verhalten  im  bremischen  Kriege  zu  rächen,   und  auch 
beunruhigt   durch    die    Rüstungen,   welche   ganz   in   ihrer   Nähe   der   Bischof 
von  Münster  veranstaltete,  an  den  brandenburgiscben  Kurfürsten,  um  sich  mit 
ihm  über  ein  gemeinschaftliches  Handeln  zu  verständigen.    Die  Correspondenz 
nnd  die  V^erhandlungen  mit  jenen  Kurfürsten  sind  in  der  2.,  die  mit  den  braun- 
schweigischen Herzogen  in  der  3.  Abtheilung  zusammengestellt,  darauf  folgen 
in  der  vierten  die  Berichte  des  im  Juni  1667  von  dem  Kurfürsten  zu  dem  Bischof 


*)  Vgl.  Hei  big,  Die  diplomatischen  Beziehungen  Johann  Georgs  II.  von  Sachsen 
zu  Frankreich  (Archiv  f.  d.  sächsische  Geschichte  I)  S.  294ff.,  Auerbach,  La  diplo- 
matie  fran^aise  et  la  cour  de  Saxe  S.  243  ff. 

>)    S.  Auerbach  S.  200f.,  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  296ff 

')    Vgl.  Ennen,  Frankreich  und  der  Niederrhein  I,  S.  182ff. 

*)    S.  oben  S.  147. 


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Einleitung.  885 

von  Münster  geschickten  v.  Ledebar,  welcher  denselben,  als  den  Mitdirector 
des  westfälischen  Kreises,  zur  Berufung  eines  Kreistages  and  zur  Einstellung 
seiner  auch  das  Misstrauen  der  holländischen  Regierung  erregenden  Rüstungen 
auffordern  und  zugleich  versuchen  sollte,  Näheres  über  diese  Rüstungen  und  über 
die  Absichten  des  Bischofs  überhaupt  zu  erkunden,  dann  in  der  5.  Abtheilung 
die  Berichte  Biaspeils  und  andere  auf  die  Verhandlungen  mit  dem  Pfalzgrafen 
Philipp  Wilhelm  von  Neu  bürg  bezügliche  Schriftstücke  (April  bis  September 
1667).  Dieser  Fürst,  welcher  einerseits  mit  dem  Kurfürsten  durch  ihre  gemein- 
schaftlichen Bestrebungen  in  der  polnischen  Sache  auf  das  engste  verbunden 
war,  andererseits  in  der  niederländischen  Frage  sich  zum  Anschluss  an  Frank- 
reich hatte  bewegen  lassen,  war  bemüht,  diese  seine  beiden  Bundesgenossen 
unter  sich  und  zwar  zum  Vortheil  seiner  Sache  zu  vereinigen,  schon  Ende  April 
1667  machte  er  dem  Kurfürsten  den  Vorschlag,  wenn  seine  damaligen  Bemü- 
hungen, den  Kaiser  zur  Unterstützung  seiner  Throncandidatur  su  bewegen,  nicht 
glücken  sollten,  aufs  neue  zu  versuchen,  den  König  von  Frankreich,  und  zwar 
durch  Concessionen  in  der  niederländischen  Angelegenheit,  für  dieselbe  zu  ge- 
winnen, Mitte  Juli  theilte  er  dann  dem  Kurfürsten  mit,  dass  Ludwig  XIV.  selbst 
ihm  dahin  gehende  Anträge  habe  machen  lassen,  und  suchte  ihn  zugleich  durch 
die  Aussicht  auf  einen  Antheil,  den  sie  beide  an  der  niederländischen  Beute 
erhalten  sollten,  auf  die  Erwerbung  eines  Theiles  von  Geldern,  zur  Annahme  der- 
selben zu  bewegen.  Der  Kurfürst  hat  schon  damals  diesen  Vorschlag  keineswegs 
unbedingt  zurückgewiesen,  er  hielt  allerdings  vor  der  Hand  die  französischen  An- 
erbietungen für  trügerisch,  warnte  den  Pfalzgrafen  davor  und  weigerte  sich  vor- 
läufig die  Bedingungen,  welche  Ludwig  XIV.  von  ihm  forderte,  zu  erfüllen,  Ende 
October  liess  dann')  der  Pfalzgraf  wieder  durch  seine  Bevollmächtigten  Giese 
und  Stratman  dem  Kurfürsten  ähnliche  franzosische  Anträge  hinterbringen  und 
er  hat  durch  seine  Bemühungen  wesentlich  dazu  beigetragen,  dass  endlich  die 
Verständigung  desselben  mit  Frankreich  erfolgt  ist. 

Abtheilung  6  enthält  die  Verhandlungen  mit  Holland  und  zwar  gleich 
bis  zum  März  1668.  Dort  hatte  der  Angriff  Ludwigs  XIV.  auf  die  benachbarten 
spanischen  Niederlande  die  grösste  Beunruhigung  erregt.  Allerdings  kannte  man 
dort  schon  längst  dessen  Absicht,  sich  dieser  Lande  zu  bemächtigen,  1663  hatte 
der  König  selbst^)  durch  seinen  Gesandten  d' Estrad  es  Unterhandlungen  darüber 
mit  dem  Leiter  der  holländischen  Politik,  dem  Rathspensionar  Johann  de  Witt, 
anknüpfen  lassen  und  der  Republik,  wenn  ihn  dieselbe  bei  dem  beabsichtigten 
Unternehmen  unterstützen  wollte,  einen  Antheil  an  der  Beute  angeboten,  und  auf 
de  Witts  Veranlassung  waren  die  Generalstaaten  wirklich  auf  solche  Unterhand- 
lungen eingegangen.  Zwar  waren  diese  zu  keinem  Abschluss  gekommen,  doch 
hatte  der  König  damals  durch  d'Estrades  versichern  lassen,  dass  er  nur  im 
Verein  mit  Holland  Versuche,  sich  in  den  Besitz  der  spanischen  Niederlande  zu 
setzen,  machen  werde.  Diese  Zusage  hatte  er  aber  jetzt  nicht  erfüllt,  ohne  einen 
weiteren  Vef'such  zur  Verständigung  mit  der  holländischen  Regierung  zu  machen, 

>)    S.  Millets  Bericht  vom  26.  October  1667  (Urk.  u.  Akt.  II,  S.  487 ff.). 
»)    S.  Lefevre  Pontalis,  Jean  de  Witt  I,  S.  293ff. 


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ggg  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

hatte  er  seine  Vorbereitungen  getroffen  und  er  begnügte  sich  dann  damit  *X  An- 
fang Mai,  als  seine  Truppen  schon  zum  üeberschreilen  der  Grenze  bereit  stan- 
den,  den  Generalstaaten  seinen  Entschluss,   die  Rechte  seiner  Gemahlin    and 
seines  Sohnes  geltend  zu  machen,   anzuzeigen  und  auf  Grund  der  Allianz  von 
1662   ihre  Mitwirkung  in  Anspruch  zu  nehmen,    er  versicherte  allerdings  zn* 
gleich,   dass   er  nicht  der  gesamten  Niederlande,   sondern  nur  eines  Theiles 
derselben  und  zwar  eines  nicht  an  ihrer  Grenze  gelegenen  Stuckes  sich  zu   be- 
mächtigen   beabsichtige.      Dadurch   erschreckt   und   erbittert,    vorläufig    allein 
ausser  Stande,  der  gewaltigen  französischen  Macht  entgegenzutreten,  versuchte 
die   holländische  Regierung   durch  Unterhandlungen   den  Konig  wenigstens   zu 
einer  nachträglichen  Verständigung  zu   bewegen,   sie  traf  aber  auch  zugleich 
Anstalten,   um  im  Nothfalle  im  Bunde  mit  anderen  Machten  seinem  Ehrgeiz 
Schranken  zu  setzen,  sie  beschleunigte  daher  den  Abschluss  des  Friedens  mit 
England  und  suchte  Bundesgenossen.    Von  Anfang  an  richtete  sie  ihr  Augenmerk 
auch  auf  den  Kurfürsten,  schon  Ende  Mai  1667  Hess  de  Witt  denselben  durch 
seine  Gesandten  im  Haag  auffordern,  sich  mit  Holland  zu  gemeinschaftlichem 
Handeln  zu  verbinden  und  auch  Schweden  und  die  braunschweigischeu 
Herzoge  heranzuziehen.    Der  Kurfürst,  obwohl  gegen  de  Witt  selbst' von  tiefem 
Missträuen  erfüllt,  ging,  freilich  vorsichtig,  auf  diese  Anträge  ein  und  zeigte  sich 
bereit,  ähnlich  wie  im  Münsterschen  Kriege,  wenn  ihm  von  Holland  die  nöthigen 
Subsidien  gezahlt  würden,  ein  grösseres  Heer  aufzustellen,  er  wurde  dann  aber 
gleich  dadurch  stutzig  gemacht,   dass  die  holländische  Regierung,   während  sie 
sich  bemühte,  die  Truppen  der  braunschweigischen  Herzoge  in  ihrem  Solde  zu 
behalten,  ihm  keine  Anträge  deswegen  machte.    Erst  Mitte  Juli  knüpfte  dieselbe, 
erschreckt  durch  die  Höhe  der  Forderungen,  welche  Ludwig  XIV.  als  Antwort 
auf  ihre  Vergleichsvorschläge   stellte,   und   auch   besorgt   gemacht  durch   die 
Rüstungen  des  Bischofs  von  Münster,  neue  Unterhandlungen  mit  ihm  an  und 
suchte  ihn  zu  einem  Angriff  gegen  diesen  letzteren,  durch  welchen  derselbe  ent> 
waffnet  und  womöglich  selbst  gefangen  genommen  werden  sollte,  und  zu  wel- 
chem sie  ihm  jetzt  Hülfstruppen  und  auch  -Subsidien  in  Aussicht  stellte,  zu  be- 
wegen, der  Kurfürst  aber  hütete  sich  wohl,  obgleich  seine  Gesandten  im  Haag 
diese  Vorschläge  lebhaft  befürworteten,   so  leichthin  auf  dieselben  einzugehen 
und  sich  so  den  König  von  Frankreich  zum  Feinde  zu  machen,  er  forderte  da- 
her vor  allem  Einigung  über  die  Subsidien  und  Sicherstellung  gegen  etwaige 
Gefahren,  hielt  an  dieser  Forderung,  von  Holland  Subsidien  zu  erhalten,  auch 
fest,  nachdem  ihm  von  Spanien  solche  in  Aussicht  gestellt  waren,  und  zog,  da 
die  holländische  Regierung  zögerte,  darauf  einzugehen,  auch  seinerseits  die  Un- 
terhandlungen in  die  Länge.    Mitte  September  liess  de  Witt,  dadurch  in  Sorge 
gesetzt,  dass  er  von  Ludwig  XIV.  auf  seine  neuen  Vergleichsvorschläge  noch 
keine  Antwort  erhalten  hatte,  dem  Kurfürsten  neue  Anträge  machen,  ihn  auffor- 
dern, sich  mit  Holland  zur  Herstellung  eines  billigen  Friedens  unter  ähnlichen 
Bedingungen  wie  im  Münsterschen  Kriege  zu  verbünden.    Darauf  gii^  der  Kur- 
fürst ein,  liess  darüber  näher  verhandeln,  Mitte  October  wurden  die  Entwürfe 

')    S.  Mignet  II,  S.  482 ff.,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  426f. 


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Einleitung.  687 

zu  den  abzuschliessenden  Verträgen  aufgestellt,   aber  es  kam  wieder  zu  kei- 
nem Abschluss,  da  man  beiderseits  erst  das  Ergebnis  der  gleichzeitig  mit  Spa- 
nien   geführten  Unterhandlungen    abwarten  wollte  und  dann  die  holländische 
Regierung,  nachdem  Ludwig  XIV.  durch  das  Anerbieten  der  Alternative  seine 
Geneigtheit,  unter  gemässigten  Bedingungen  Frieden  zu  schliessen,  kundgegeben 
hatte,  wieder  wegen  der  Subsidienzahlung  Weiterungen  machte.    Dem  Kurfürsten 
waren  inzwischen   durch  die  Neuburgischen  Gesandten  und  dann  auch  durch 
Millet  neue  Anerbietungen  von  Frankreich  gemacht  worden,  er  sollte  sich  ver- 
pflichten, in  dem  niederländischen  Kriege  neutral  zu  bleiben,  niemanden  den  Durch- 
zug durch  sein  Gebiet  zu  verstatten  und  wieder  der  Rheinischen  Allianz  beizu- 
treten, dafür  versprach  Ludwig  XIV.,  seine  früheren  Pläne  in  Polen  aufzugeben 
und  dort  hinfort  für  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  zu  wirken.    Schon  Anfang  No- 
vember giebt   der  Kurfürst  seinen  Gesandten  im  Haag  Nachricht  von  diesen 
Verhandlungen  und  kündigt  ihnen  an,    dass  er  wahrscheinlich  darauf  eingehen 
werde,  am  15.  December  schliesst  er  den  Vertrag  mit  Millet  ab,  behält  sich  aber 
dabei  vor,  weiter  für  die  Herstellung  des  Friedens  wirken  zu  dürfen,  und  lässt 
darauf  hin   die  Verhandlungen  mit  Holland  weiter  fortsetzen,   dort  aber  hat 
seine  Verständigung  mit  Frankreich  den  grdssten  Argwohn  erregt,  begierig  geht 
de  Witt  jetzt  auf  die  Anträge  ein,  welche  England  durch  den  nach  dem  Haag 
gesendeten  Sir  William  Temple  macht,  und  schliesst,  ohne  den  Kurfürsten  zu 
den  Verhandlungen  hinzuzuziehen,  mit  diesem  und  dem  schwedischen  Gesandten, 
dem  Grafen  Dohna,  23.  Januar  1668  die  Tripelallianz  ab,  durch  welche  Frank- 
reich sowohl  als  auch  Spanien  gezwungen  werden  sollen,  den  Frieden  auf  Grund 
der  von  den  Verbündeten  gebilligten  Alternative  zu  schliessen.    Erst  nachträg- 
lich wird  der  Kurfürst  aufgefordert,  derselben  beizutreten,  aber  gekränkt  durch 
die  ihm  gegenüber  aufs  neue  bewiesene  Rücksichtslosigkeit  und  wohl  wissend, 
wie  erbittert  Ludwig  XIV.  auf  die  Holländer  wegen  dieses  Versuches,   ihm 
Gesetze  vorzuschreiben,  ist,  geht  derselbe  darauf  nicht  ein. 

Abtheilung  7  enthält  die  auf  die  Verhandlungen  mit  dem  Statthalter  der 
spanischen  Niederlande,  dem  Marquis  Castel  Rodrigo,  bezüglichen  Akten. 
Schon  vor  Beginn  des  Krieges,  Anfang  Mai  1667,  hatte  sich  dieser  an  den  Kur- 
fürsten gewendet  und  ihn  gebeten,  sich  der  bedrohten  Niederlande  anzunehmen, 
der  Kurfürst  hatte  darauf  zunächst  nur  seine  Bereitwilligkeit,  im  Verein  mit  den 
übrigen  Kurfürsten  die  Vermittlung  zu  übernehmen,  kundgegeben,  hatte' dann 
aber  im  Juni  seinen  Cleveschen  Regierungsrath  Blas  peil,  durch  den  er  auch  zum 
grossen  Theil  die  Verhandlungen  mit  dem  Pfalzgrafen  von  Neuburg  und  mit 
der  holländischen  Regierung  führen  liess,  nach  Brüssel  gehen  lassen,  nm.  die 
dortigen  Verhältnisse  und  die  Absichten  der  spanischen  Regierung  näher  zu  er- 
kunden. Castel  Rodrigo  sprach  demselben  gegenüber  davon,  dass  der  Kurfürst 
an  der  Spitze  einer  spanisch-kaiserlich-braunschweigisch-brandenbargischen  Armee 
gegen  Frankreich  zu  Felde  ziehen  sollte,  seine  Aeussemngen  waren  aber  so  unbe- 
stimmt, dass  derselbe  garnicht  weiter  darauf  eingegangen  ist.  Erst  als  im  August 
der  in  spanischen  Diensten  stehende  Markgraf  Hermann  von  Baden  bei  ihm 
in  Potsdam  erschien,  ihn  zur  Hülfeleistung  aufforderte  und  bei  den  weiteren  Ver- 
handlungen die  Versicherung  gab,  dass  spanischerseits  ernstliche  Anstalten  zum 


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688  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Kriege  getroffen  wurden,  dass  auch  der  Kaiser  Hülfe  leisten  werde,   dass  Aus- 
sicht vorhanden  sei,  auch  Holland,  England  und  Schweden   zu  Bundesgenossen 
zu   gewinnen,   dass   dem  Kurfürsten   von  Spanien  Subsidien  gezahlt  nnd   als 
Pfand  für  die  früher  versprochenen  aber  nicht  gezahlten  Hülfsgelder  ein  Stück 
Landes  eingeräumt  werden  sollte,  da  zeigte  sich  der  Kurfürst,  der  eben  damals 
durch  die  in  dem  Buche  des  Parlamentsrathes  Aubry  enthüllten  franzosischen 
Absiebten  auf  die  Kaiserwürde  und  die  Hegemonie  in  Deutschland  lebhaft  beun- 
ruhigt war,  bereit,  falls  jene  Bedingungen   erfüllt  würden,  als  Bundesgenosse 
Spaniens  Frankreich  entgegenzutreten,  nähere  Verabredungen  wurden  getroffen, 
der  Markgraf  übernahm  es,   dieselben  an  Gastel  Rodrigo  zu  hinterbringen 
und  sich  von   diesem   die  Vollmacht  zu  weiteren  Verhandlungen  ertheilen  zu 
lassen.    Aber  erst  sehr  spät,   Anfang  October,  traf  von  Brüssel  Bescheid  ein«, 
der  allerdings  dahin  lautete,  dass  Gastel  Rodrigo  die  Potsdamer  Abmachungen 
billige,  aber  weitere  Verhandlungen  darüber  durch  den  kaiserlichen  Gesandten 
de  Goess  führen  lassen  wolle,  und  inbetreff  der  dem  Kurfürsten  zu  zahlenden 
Subsidien  garkeine  sicheren  Zusagen  enthielt.    Obwohl  der  Kurfürst  daraus  die 
UnZuverlässigkeit  der  spanischen  Anerbietungen  erkannte,  ging  er  dennoch  nicht 
sofort  auf  die  ihm  damals  von  französischer  Seite  gemachten  neuen  Anträge  ein, 
sondern  machte   zunächst   durch  die  zweite  Sendung  v.  Blumenthals  nach 
Wien*)  noch  einen  Versuch,    den  Kaiser  zur  Unterstützung  seiner  polnischen 
Pläne  zu  bewegen  und  Aufklärung  über  dessen  Absichten  in  der  niederländischen 
Frage  zu  erhalten,  und  Hess  zugleich  die  Unterhandlungen  mit  Gastel  Rodrigo 
fortsetzen.    Aber  jene  Gesandtschaft  war  ganz  erfolglos,  zu  Gastel  Rodrigo  be- 
gab sich  im  November  wieder  Blaspeil  und  dieser  hat  sich  bewegen  lassen, 
mit  demselben  eine  Allianz  abzuschliessen,  nach  welcher  der  Kurfürst  bis  zum 
nächsten  April   auf  spanische  Kosten  12000  Mann    rüsten    und,  wenn   binnen 
6  Monaten  nicht  der  Friede  auf  Grundlage  des  pyrenäischen  Friedens,  d.  h.  der 
Zurückgabe  aller  französischen  Eroberungen  in  den  Niederlanden,  zustande  käme, 
mit  diesem  Heere  gegen  Frankreich  zu  Felde  ziehen  sollte.    Doch  mahnte  ihn 
der  Kurfürst  gleich  auf  die  erste  vorläufige  Anzeige  von  diesen  Verhandlangen 
zur  Vorsicht  und  erklärte,  der  pyrenäische  Friede  könnte  nicht  als  Norm  gesetzt, 
vor  allem  müsste  ihm  Sicherheit  wegen  der  Subsidien  und  der  in  Aussicht  ge- 
stellten Satisfaction  verschafft  und  auch  Holland  zum  Bundesgenossen  gewonnen 
werden,  und  als  ihm  dann  jene  Verträge  zugestellt  wurden,  welche  nichts  von 
dem   allen   enthielten,   hat  er   einfach    die   Ratification  derselben  verweigert 
Nachdem  er  sich  dann  entschlossen  hatte,  auf  die  französischen  Anerbietungen 
einzugehen   und  eine  Gesandtschaft  nach  Paris  zu  schicken,  hat  er  Blaspeil 
im  Januar  1668  nochmals  nach   Brüssel  gehen  lassen,  um  sein  Verfahren  zu 
rechtfertigen  und  die  spanische  Regierung  zum  Eingehen  auf  die  von  Frankreich 
angebotenen  Friedensbedingungen  zu  ermahnen. 

Die  nächsten  Abtheilungen  8 — 10  umfassen  die  Verhandlungen,  welche  der 
Kurfürst,  nachdem  er  durch  den  Markgrafen  von  Baden  für  den  Gedanken, 
gegen  Frankreich  aufzutreten,  gewonnen  war,  mit  anderen  deutschen  Fürsten 


0    S.  oben  S.  585  ff. 


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Einleitung.  689 

geführt  hat,  zunächst  seine  Versuche,  den  Kurfürsten  von  Sachsen  aus  der 
Abhängigkeit,  in  welcher  sich  derselbe  bisher  von  Fraokreich  hatte  halten  las- 
sen, zu  lösen  und  zu  bewegen,  mit  ihm  gemeinsame  Sache  zu  machen,  Versuche, 
welche  nach  anfanglichen,  scheinbar  glücklichen  Erfolgen  auf  der  Zusammen- 
kunft zu  Zinna  (Anfang  September  1667)  schliesslich  doch  an  der  ünent- 
schlossenheit  und  Unbeständigkeit  des  sächsischen  Kurfürsten  gescheitert  sind, 
sodann  die  Unterhandlungen  mit  den  braunschweigischen  Fürsten  von  Celle 
und  Osnabrück,  welche,  von  Holland  her  zum  Auftreten  gegen  Frankreich 
aufgereizt,  sich  ihrerseits  bemüht  haben,  den  Kurfürsten  und  auch  den  Kaiser 
zu  Bundesgenossen  zu  gewinnen  (die  Mitte  October  mit  dem  von  jenen  Fürsten 
nach  Berlin  geschickten  v.  Hammerstein  getroffenen  Abmachungen  und  dann 
die  Akten  der  Gesandtschaft  v.  d.  Gröbens,  welchen  der  Kurfürst  im  Novem- 
ber, nachdem  er  sich  zum  Eingehen  auf  die  französischen  Anträge  entschlossen 
hat,  zu  jenen  Fürsten  und  auch  zu  Wrangel  schickt,  um  den  Wechsel  seiner 
Politik  anzuzeigen  und  zu  rechtfertigen),  endlich  den  vergeblichen  Versuch, 
welchen  der  Kurfürst  durch  die  Sendung  des  baireuthischen  Kanzlers  v.  Stein 
im  November  za  dem  Kurfürsten  Ferdinand  Maria  von  Baiern  macht,  die- 
sen den  französischen  Einflüssen  zu  entziehen  und  zu  gemeinsamem  Vor- 
gehen, zunächst  auf  dem  Reichstage,  zu  bewegen. 

Abtheilung  11  veranschaulicht  den  Antheil,  welchen  der  Kurfürst,  nachdem 
er  sich  Ende  Juli  1667  auf  eine  erneute  Einladung  vonseiten  Kurmainzs  und 
Kurcölns  und  auf  das  Zureden  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg  doch  zu  der  früher 
abgelehnten  Beschickung  des  Gölner  Conventes  entschlossen  hat,  an  den  Ver- 
handlungen desselben  und  dem  von  dort  aus  gemachten,  natürlich  ganz  wir- 
kungslosen Versuche,  den  Frieden  zwischen  Frankreich  und  Spanien  zu  ver- 
mitteln, genommen  hat,  Abtheilung  12  die  Behandlung,  welche  die  burgnndische 
Frage  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  gefunden  hat,  und  das  je  nach  den 
verschiedenen  Wendungen  seiner  Politik  wechselnde  Verhalten  des  Kurfürsten 
dabei. 

Abtheilung  13  endlich  enthält  die  Akten  der  Gesandtschaft  v.  Pölnitzs 
und  Meinders',  welche  der  Kurfürst,  nachdem  er  sich  zur  Annahme  der  fran- 
zösischen Anträge  entschlossen  hat,  Ende  November  1667  nach  Frankreich  ab- 
gehen lässt,  ursprünglich  in  der  Absicht,  durch  sie  die  in  Berlin  mit  Millet 
begonnenen  Unterhandlungen  weiterzuführen,  welche  er  dann  aber,  nachdem 
diese  Verhandlungen  inzwischen  schon  in  Berlin  Ende  December  zum  Abschluss 
gekommen  sind  (Aufzeichnungen  darüber  sind  im  Berliner  Archiv  nicht  vor- 
handen und  auch  die  darauf  bezüglichen  Relationen  Mille ts  haben  leider  in 
Band  H  nicht  publiziert  werden  können),  dazu  benutzt,  um  genauere  Kunde 
über  die  eigentlichen  Absichten  Ludwigs  XIV.  sowohl  in  der  polnischen  als 
auch  in  der  niederländischen  Frage  einzuziehen. 

Die  letzten  drei  Unterabschnitte  enthalten  eine  Auswahl  aus  den  im  Ber- 
liner Archiv  befindlichen  Materialien,  welche  das  Verhältnis  des  Kurfürsten 
zu  Frankreich  einerseits  und  andrerseits  zu  Holland  und  dem  mit  diesem 
durch  die  Tripelallianz  verbundenen  Mächten  von  dem  Aachener  Frieden 
an  bis  zum  Anfang  des  Jahres  1670  beleuchten.  In  dem  ersten  sind  Aus- 
Mater,  s.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XU.  44 


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690  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

zöge  aus  den  Akten  der  Gesandtschaft  v.  Blumenthals  zusammengestellt, 
welchen  der  Kurfürst  im  August  1668  zu  längerem  Aufenthalte  nach  Paris 
schickt,  um  dort  seine  Interessen  zu  vertreten,  vornehmlich  um  sich  zu  über- 
zeugen, ob  die  Versprechungen  Ludwigs  XIV.  in  dej'  polnischen  Angelegenheit 
ernsthaft  gemeint  sind  und  wirklich  ausgeführt  werden.  Derselbe  wird,  nachdem 
er  anfangs  günstige  Eindrücke  empfangen  hat,  seit  dem  März  1669  von  immer 
sich  steigerndem  Misstrauen  gegen  die  Ehrlichkeit  der  französischen  Politik  er- 
füllt, der  Kurfürst  aber  lässt  ihn  doch,  obwohl  seine  Befürchtungen  durch  den 
Ausgang  der  polnischen  Wahl  bestätigt  werden,  bis  zu  Ende  des  Jahres  1669 
dort  bleiben,  um  an  Ort  und  Stelle  den  Gang  der  französischen  Politik,  nament- 
lich die  wachsende  Feindschaft  gegen  Holland  zu  beobachten.  Der  vorletzte 
Unterabschnitt  behandelt  die  durch  wiederholte  weitere  Versuche  Hollands,  den 
Kurfürsten  zum  Beitritt  zur  Tripelallianz  zu  bewegen,  veranlassten  Verhand- 
lungen, der  letzte  endlich  die  leider  sehr  spärlichen  und  fragmentariscften  Auf- 
zeichnungen über  die  mit  dem  Marquis  de  Vaubrnn  geführten  Verhandlungen, 
dessen  Entsendung  Ludwig  XIV.  schon  im  März  1669  dem  Kurfürsten  hatt4? 
ankündigen  lassen,  welcher  dann  im  Mai  sich  wirklich  zu  demselben  nach 
Königsberg  begeben  hat,  ihm  nachher  nach  Berlin  gefolgt  ist  und  sich  bis  zum 
Februar  1670  dort  aufgehalten  hat.  Bei  diesen  Verhandlungen  ist  von  den 
feindlichen  Absichten  Ludwigs  XIV.  gegen  Holland  noch  keine  Rede,  sondern 
derselbe  bemüht  sich,  für  den  Fall  des  Todes  des  spanischen  Königs  sich  die 
Hülfe  des  Kurfürsten  zur  Erwerbung  des  noch  übrigen  Theiles  der  spanischen 
Niederlande  zu  sichern,  darauf  geht  der  KurÄrst  hauptsächlich  aus  Erbitterung 
über  die  Rücksichtslosigkeit,  mit  welcher  er  vom  kaiserlichen  Hofe  behandelt 
wird,  ein  und  schliesst,  obwohl  ihm  nicht  in  der  geforderten  Höhe  Subsidien 
bewilligt  werden,  die  Allianz  vom  31.  December  1669  mit  Ludwig  XIV.  unter 
den  von  diesem  geforderten  Bedingungen  ab. 


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VI.    Brandenburg  und  Frankreich. 

(Derolutionskrieg  und  TripelalUaiiz.) 

1666—1669. 


a.     Verhandlungen  wegen  der  polnischen 
Angelegenheit. 

1.     Anbringen  des  jüngeren  v.  Schwerin  in  Paris. 
März  — Mai  1667. 

Instruction    für    den   Freiherrn    v.  Schwerin^)   zu   Paris.     D. 
Cöln  a.  d.  Spree  19./29.  December  16660- 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 
[Er  soll  sich   bemühen,   Frankreich  von  der  Throncandidatur  Enghiens  in  t'olen  ab- 
zubringen und  zur  Unterstützung  derjenigen  Pfalz-Neuburgs  zu  bewegen.] 

Er  soll  bei  dem  Könige  Audienz  suchen ,  demselben  vorstellen ,  dass  die  29.  Dec. 
Unruhen  in  Polen  daher  stammten,  dass  dem  Reich  wider  ihren  Willen  und 
dessen  constitutiones  ein  anderer  König,  nämlich  der  Herzog  von  Anguien, 
aufgedrungen  werden  sollte,  und  denselben  ersuchen,  durch  seinen  Gesandten  in 
Polen')  es  dahin  zu  dirigieren,  dass  man  von  solchem  Vorhaben  abstehe  und, 
falls  der  König  abdicieren  oder  die  Republik  vivente  rege  einen  successorem  zu 
benennen  Ursache  bekommen  sollte,    den  Ständen  ein  solches  subjectum  re- 


')  Otto  V.  Schwerin  der  jüngere,  Sohn  des  Oberpräsidenten,  der  sich  damals  in 
Paris  aufhielt,  s.  oben  S.  106 f.,  187;  vgl.  über  diese  demselben  anvertraute  Unterhand- 
lung Pufendorf  X,  §50  (S.  686f.),  Droysen  III,  3  S.  319ff.,  dessen  Darstellung 
aber  hier  manche  Irrthümer  und  Ungenauigkeiten  enthält;  s.  auch  oben  S.  681. 

-^  Die  Creditive  für  v.  Schwerin  an  König  Ludwig  XIV.  und  Lionne  sind 
von  demselben  Datum. 

')  Pierre  de  Bonzi,  Bischof  von  Beziers,  seit  Anfang  1G65  Gesandter  am 
polnischen  Hofe,  s.  Recueil  des  instructions  IV,  S.  51  ff.,  oben  S.  2T2S. 

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692  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

commendiere,  welches  ihnen  angenehm  und  wegen  dessen  die  Benachbarten 
keine  Ombrage  zu  nehmen  hätten.  Sollte  der  König  ihn  deswegen  an  einige 
seiner  Minister  verweisen,  so  soll  er  diesen  ebendasselbe  ausfuhrlicher  vorstellen, 
aber  nichts  schriftliches  von  sich  geben. 

Sollte  nun  verneint  werden,  dass  der  König  sich  dieses  Werkes  anmasste,  so 
soll  er  dieses  mit  Dank  acceptieren  und  den  König  ersuchen,  durch  seinen  Ge- 
sandten seinen  dissensum  Jedermann  kund  zu  thun,  was  um  so  eher  geglaubt 
werden  wurde,  wenn  der  König  nebst  Schweden  und  Kf.  ein  solches  subjectum, 
wie  oben  beschrieben,  recommendieren  wollte. 

Im  Fall  man  sich  aber  bemühen  sollte,  Kf.  zu  persuadieren ,  den  Herzog 
von  Anguien  dazu  befördern  zu  helfen,  so  soll  er  dieses  mit  Vorstellung  der 
Unmöglichkeit,  aber  auf  das  glimpflichste,  sofort  ablehnen.  Sollte  man  be- 
haupten, die  Sache  wäre  nicht  so  schwer,  es  wären  in  Polen  sehr  viele  und 
vornehme  Personen,  welche  das  Werk  approbierten,  und  nur  wenige,  fast  nur 
Lubomirski,  demselben  entgegen,  so  soll  er  erklären,  diejenigen,  die  dem 
Könige  solches  aus  Polen  vorbrächten,  berichteten  es  aus  Unerfahrenheit  oder 
eigenem  Interesse,  Kf.  könnte  versichern,  es  wären  dafür  nur  einige  wenige  am 
Hofe,  die  auch  nicht  beständig  bleiben  würden,  wenn  es  recht  zur  Sache  kom- 
men sollte,  dagegen  wäre  im  ganzen  Königreich  ein  allgemeiner  Unwille  und 
Verbündnis  gegen  dieses  Vorhaben,  so  dass,  wenn  auch  Lubomirski  abginge 
oder  zu  anderer  Meinung  gebracht  werden  könnte,  es  nicht  an  anderen  Häuptern 
gegen  dieses  Wahlwerk  fehlen  würde. 

Sollte  dem  Kf.  vorgeworfen  werden,  dass  er  dieses  alles  nur  dem  Kaiser 
zu  gefallen  thäte  und  mit  demselben  bereits  concertiert  hätte,  wer  zum  Könige 
gewählt  werden  sollte,  so  soll  er  versichern,  dass  daran  nichts  sei,  dass  Kf.  von 
des  Kaisers  Intention  nichts  weiter  wüsste,  als  dass  man  Vorhabens  sei,  sich 
gegen  die  Wahl  eines  französischen  Königs  zu  setzen. 

Sollte  er  nun  merken,  dass  man  von  dem  Vorhaben  abweichen  und  zu 
anderen  Gedanken  kommen  und  dagegen  begehren  würde,  dass  Kf.  sich  wegen 
eines  anderen  subjecti  herauslassen  möchte,  so  soll  er  dagegen  bitten,  man 
möchte  ihm  des  Königs  Sentiment  eröffnen,  sollte  dieses  aber  beständig  abge- 
schlagen und  die  Benennung  von  Kf.  begehrt  werden,  so  soll  er,  wenn  er  ver- 
spürt, dass  sie  es  wirklich  ernstlich  meinen,  daraufhinweisen,  dass  der  König 
vor  10  Jahren  durch  d'Avautcour ')  Kf.  aufgefordert  habe,  sich  mit  dem  Herzog 
von  Neuburg  zu  vergleichen  und  demselben  zur  Krone  behülflich  zu  sein, 
und  vorschlagen,  der  König  möchte  zu  Gunsten  desselben  seinen  Einflass  in 
Polen  geltend  machen,  zumal  er  dadurch  auch  Schweden  verobligieren  würde. 
Kf.  hielte  dieses  für  das  einzige  Mittel,  alles  besorgende  Unheil  in  Polen  zu 
stillen,  dem  Kaiser  die  Gelegenheit  zu  nehmen,  einen  anderen  König  seines 
Gefallens  zu  befördern,  und  dem  Könige  von  Frankreich  die  £hre  zu  acquirieren, 
dem  Reiche  einen  König  zu  geben.    Sollte  man  sich  dazu  verstehen,  so  soll  er 


0  Graf  Charles  d'Avaugour,  1654—56  franzosischer  Gesandter  bei  König 
Karl  X.  Gustav  von  Schweden,  s.  Recueil  des  instructions  II,  S.  88ff.,  über 
dessen  damalige  Verhandlungen  mit  Kf.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  59 ff. 


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Instructionen  fär  t.  Schwerin.  693 

im  Namen  des  Kf.  fernere  vertranliche  Communication  anbieten,  anderenfalls  aber 
desto  bebotsamer  gehen. 

Mit  dem  schwedischen  Sekretär  Paffe ndorff,  der  dahin  beordert  ist^), 
alles  mit  ihm  zu  commnnicieren,  soll  er,  sobald  er  von  demselben  vernommen, 
dass  er  daza  Instruktion  bekommen,  alles  überlegen  und  sich  mit  demselben  so 
conformieren,  dass  ibre  Negotiation  auf  dieselbe  Art  nnd  zu  demselben  Zweck 
erfolge,  er  soll  sich  auch  fleissig  erkundigen,  ob  derselbe  auch  die  Sache  ebenso 
am  Hofe  vorstelle  und  das  Werk  mit  Ernst  treibe. 

Sollte  dort  auch  ein  Gesandter  des  Herzogs  von  Neuburg  erscheinen,  so 
soll  er  auch  mit  diesem  commnnicieren,  durch  diesen  wird  er  wohl  auch  am 
sichersten  den  Grund  der  schwedischen  Negotiation  und  die  Intention  des  fran- 
zösischen Hofes  erfahren. 


Der  EurfUrst   an  den  Freiherm  v.  Schwerin  zu  Paris.     D. 
Cöln  9./19.  Februar  1667^. 

[Dem   franzosischen  Konige   zur   Rechtfertigung   der   polnischen  Politik   des  Kf.   zu 

machende  Hittbeilungen.] 

Er  hofft,  Schw.  werde  aus  den  ihm  angedeuteten  Ursachen')  wegen  der  in  19.  Febr. 
Schweden  vorgegangenen  Veränderung*)  noch  nichts  von  dem  ihm  in  dem 
Rescript  vom  19./29.  December  Aufgetragenen  gemeldet  haben,  nachdem  aber 
V.  Hoverbeck*)  beim  Konig  und  der  Königin  von  Polen  von  diesem  Werke  einige 
Meldung  gethan,  solches  aber  von  der  Königin  sehr  wider  seine  Intention  gedeutet 
und  auch  nach  Frankreich  überschrieben  worden  ist,  hält  er  es  für  nöthig,  dem 
Könige  von  Frankreich  die  Sache,  wie  sie  beschaffen,  vorstellen  zu  lassen. 
Schw.  soll  daher  Audienz  suchen  und  erklären,  Kf.  hätte  vernommen,  dass  man 
zu  Warschau  überall  ausgebe,  er  beabsichtige  den  König  zur  Resignation  zu 
disponieren  und  sich  selbst  oder  jemand  seiner  Freunde  der  Republik  zu  obtru- 
dieren,  Kf.  hätte  aber  nur  durch  seinen  Bedienten  dem  Könige  und  der  Königin 
den  kläglichen  und  bedrohten  Zustand  der  Republik  vorstellen  und  ihnen  rathen 
lassen,  von  der  Ursache  alles  Uebels,  dem  Versuch,  der  Republik  gegen  ihre 
Constitutionen  vivente  rege  einen  anderen  König  zu  obtrudieren,  abzulassen, 
und  falls  der  König  nicht  zu  erbitten  sein  sollte,  die  Regierung  weiter  zu  führen, 
ein  solches  subjectum  ins  Mittel  zu  bringen,  welches  den  Polen  nicht  unange- 
nehm und  gegen  welches  auch  die  Nachbaren  keine  Ombrage  zu  nehmen  hätten, 
und  als  ein  solches  den  Herzog  von  Neuburg  zu  recommendieren.    Zugleich 


')  S.  oben  S.  184.  186. 

')  Die  neuen  Creditive  für  v.  Schwerin  an  Ludwig  XIV.  und  Lionne  von 
demselben  Datum  s.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  431. 

*)  Ein  davon  handelndes  vorhergebenäes  Schreiben  ist  in  den  Akten  nicht  ent- 
halten. 

*)  S.  oben  S.  189  ff. 

»)  S.  oben  S.  316  ff. 


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694  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

hätte  Kf.  ihm  befohlen,  dasselbe  auch  dem  Ronige  von  Frankreich  vorzniragen; 
weil  aber  in  Schweden  verabredet  worden,  dass  es  zugleich  auch  von  dem 
schwedischen  Bedienten  geschehen  sollte,  dieser  aber  solches  aus  dem  Kf.  un- 
bekannten Ursachen  bisher  unterlassen,  so  hätte  auch  Kf.  davon  nichts  regen 
wollen.  Der  König  möchte  anderen  Berichten  darüber  keinen  Glauben  schenken 
und  versichert  sein.  Kl  wolle  gern  auch  ferner  mit  ihm  hieraus  vertrauliche 
Correspondenz  unterhalten  und  keinem  Candidaten  zu  jener  Krone  beforderlich 
sein,  dem  der  König  entgegen  wäre  und  an  dessen  Beförderung  derselbe  nicht 
Theil  hätte. 

Sollten  der  König  oder  dessen  Minister  darauf  regerieren,  sie  hätten  Nach- 
richt, dass  Kf.  mit  Pfalz-Neuburg  der  polnischen  Krone  halber  pacta  gemacht 
hätte,  so  soll  er  erwidern,  dass  Kf.  zwar  über  die  Krone  Polen  keine  pacta 
machen  könnte,  er  hätte  sich  aber  gerade  in  Respect  des  Königs  von  Frankreich 
mit  Pfalz-Neuburg  der  Jfilichschen  Lande  haibor  verglichen  *)  und  wollte  diesem, 
wenn  er  nach  Anleitung  der  Reichsconstitutionen  zur  polnischen  Krone  gelangen 
könnte,  dieselbe  nicht  missgönnen.  Er  kann  dabei  die  Ursachen,  warum  auch 
der  König  von  Frankreich  am  besten  thun  würde,  den  Pfalzgrafen  dazu  zu 
befördern,  aus  dem  vorigen  Rescript  anziehen.  Sollten  der  König  oder  dessen 
Minister  vorwenden,  sie  hätten  dem  Duo  d'Anguien  diesfalls  Zusage  gethan, 
so  soll  er  erwidern,  Kf.  habe  keine  Ursache,  demselben  die  Krone  zu  missgönnen, 
befürchte  aber,  dass  solches  wegen  der  Ombrage  anderer  Benachbarten  ohne 
gefährliche  Kriege  und  Zerrüttungen  der  Krone  Polen  schwerlich  zugehen  könnte, 
und  dieses  mit  den  in  eben  jenem  Rescript  enthaltenen  Ursachen,  aber  auf  das 
glimpflichste,  behaupten. 


Otto  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  IL  März  1667. 

[auf  das  Rescript  vom  9./19.  Februar.    Audienz  bei  dem  Könige,  Conferenz  mit  Lioune, 
deren  Erklärungen  in  der  polnischen  Angelegenheit.] 

1 1.  März.  Er  hat  durch  Lionne's  Vermittlung  in  St.  Germain  bei  dem  Könige  Audienz 

gehabt  und  hat  demselben,  was  ihm  Kf.  befohlen,  vorgetragen,  worauf  derselbe 
erwiderte,  er  wollte  seine  Proposition  im  Rathe  erwägen  und  ihm  alsdann  Re- 
solution zukommen  lassen.  Nach  geendigtem  Rathe  ist  er  dann  zu  Lionne 
gegangen  und  hat  demselben  die  Sache  weitläufiger  vorgestellt.  L.  antwortete, 
der  König  befinde,  dass  es  unnöthig  wäre,  vivente  rege  um  einen  andern  be- 
kümmert zu  sein,  sonderlich  da  es  nur  falsche  Gerüchte  wären,  dass  dieser 
König  die  Krone  deponieren  wollte,  und  würde  es  also  besser  sein,  den  Abgang 
des  Königs  zu  erwarten.  Dass  Kf.  in  seiner  Consideration  sich  mit  dem  Her- 
zoge von  Neuburg  verglichen  und  demselben  zur  polnischen  Krone  helfen 
wollte,  wäre  dem  Könige  sehr  lieb,  er  hätte  auch  keine  Ursache,  demselben 
die  Krone  zu  missgönnen,  jetzt  aber  wäre  er  engagiert,  Mr.  le  Prince  oder  dem 


»)     S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  762;  der  vorher  mit  dem  Pfalzgrafen  wegen  der  pol- 
nischen Wahl  abgeschlossene  Vertrag  vom  10.  Juni  1666  ebendas.  S.  748  ff. 


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Verhandlungen  0.  v.  Schwerins  In  Paris.  695 

Duc  d^Anguien  beforderlich  zn  sein,  er  hätte  solches  dnch  bereits  dem  Herzog 
von  Neaburg  wissen  lassen,  und  weil  er  seine  parole  von  sich  gegeben,  könnte 
er  dieselbe  nicht  retractieren.  Als  er  darauf  bemerkte,  der  Konig  hätte  früher  durch 
Mr.  d'AvaucnrtKf.  gebeten,  dem  Herzog  von  Neuburg  zur  Krone  zu  helfen, 
und  Kf.  hätte  gemeint,  der  König  würde  noch  dieselbe  Intention  haben,  erwi- 
derte L.  gar  kurz:  distinguenda  sunt  tempora,  jetzt  könnte  der  König  niemand 
anders  als  Conde  oder  Anguien  beförderlich  sein,  und  als  er  darauf  die 
Schwierigkeiten,  welche  dem  entgegenständen,  anführte,  wusste  jener  auf  alles 
zu  antworten  und  sagte  schliesslich,  man  müsste  die  Sache  anstehen  lassen,  bis 
der  König  abgegangen  wäre,  wollte  aber  Kf.  vivente  rege  Poloniae  mit  dem 
Könige  tractieren ,  wem  man  zur  Krone  helfen  sollte ,  so  würde  dieses  dem 
Könige  sehr  lieb  sein.  Wenn  Kf.  sich  resolvieren  wollte,  den  Duc  d 'Anguien 
zu  favorisieren,  so  könnte  er  ihm  (Schw.)  Instruktion  schicken  und  dem  Könige 
wissen  lassen,  was  er  für  Avantage  begehrte,  dann  würde  man  Mittel  suchen, 
ihn  zu  contentieren.  Kf.  könnte  solches  ohne  Schaden  thun,  da  er  hoffentlich 
die  Hände  noch  nicht  gebunden  hätte,  er  hätte  bei  einem  solchen  Tractat  sehr 
grosse  Avantage  zu  erwarten,  man  begehrte  nicht,  dass  er  sich  in  einen  Krieg 
verwickele,  sondern  dass  er  nur  mit  seinem  Anhang  in  Polen  sich  für  Frank- 
reich declariere,  so  würde  es  gar  leicht  angehen  können. 


Der  Kurfürst  an  den  jungen  Freiherm  v.  Schwerin  in  Paris. 
D.  Cöln  20./30.  März  1667. 

[auf  die  Relation  vom  11.  März.     Erwiderung  auf  die  franzosischen  Anträge.] 

Er  soll  bei  Lionne  vermittelst  beikommenden  Schreibens')  anderweite  30.  März. 
Audienz  suchen  und  demselben  hinterbringen,  dass  Kf.  zwar  allezeit  bereit  wäre, 
des  Königs  Desseins  zu  secundieren,  was  aber  das  polnische  Werk  anlangte, 
da  wären  aufs  neue  so  scharfe  oppositiones  geschehen,  dass  man  vivente  rege 
modenio  von  keinem  successore  handeln  oder  reden  sollte,  dass  Kf.  keine  Ap- 
parenz  sehe,  in  diesem  negotio  unter  diesen  Verhältnissen  etwas  Fruchtbarliches 
auszurichten,  und  da  er  (Schw.)  sonst  wieder  von  dannen  ziehen  würde,  so 
hätte  Kf.  ihm  befohlen  zu  vernehmen,  ob  der  König  ihm  sonst  etwas  anzubrin- 
gen befehlen  wollte,  Kf.  versicherte  den  König,  er  würde  selbst  in  der  That 
erfahren,  dass  seine  Remonstration,  was  für  grosse  Inconvenientien  sich  bei 
seinem  Vorhaben  wegen  der  Establierung  in  Polen  ereignen  würden,  nicht  ohne 
gewissen  Grund  wären. 

Schliesslich  soll  er  versuchen,  von  des  polnischen  Abgesandten  Morstein^) 
Flandlung  dort  etwas  zu  penetrierend) 


1)  d.  ran  a.  d.  Spree  20./30.  März  1667. 

2)  S.  oben  S.  319.  336. 

')     Weitere  Berichte  v.  Schwerins  liegen  nicht  vor,  das  Recreditiv  Lionne's 
für  denselben  d.  St.  Germain  2.  Mai  1667  s.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  432. 


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696  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

2.     Verhandlungen  mit  Millet  in  Berlin.     Mai  1667, 
Resolution  des  Kurfürsten  an  Millet  0-     D.  7./[17.]  Mai  1667. 

[Kf.  kann  französischen  Hälfstruppen  den  Durchzug  nach  Polen  nur  gestatten,  wenn 
alle  Reichsstände  denselben  bewilligen  und  König  und  Republik  von  Polen  diese  Hülfe 

verlangen.] 

17.  Mai.  S.  Alt.  E.    de  Brandenbourg    ayant   appris   par   la  propositioo    de 

rEnvoye  extraordinairo  de  France  Mens,  de  Milet  que  le  Roy  tres 
Chrestien  —  avoit  resolu  d'envoyer  ud  corps  d'armee  en  Pologne  sur 
la  requisition  que  Mens,  de  Morstein  en  avait  fait  demierement  au 
nom  du  Roy  et  de  la  Republiqae  de  Pologne  contre  les  invasions  des 
Turcs  et  des  infidelles  et  que  pour  cet  eflFet  Sa  Maj.  tres  Chrestienne 
demandoit  le  passage  libre  par  les  provincos  de  S.  A.  EL,  Elle  ne  peut 
que  louor  une  passion  si  extraordinaire  et  si  ardante  pour  la  defense 
de  la  Chrestiente,  dont  Sa  Maj.  a  desja  donne  cy  devant  des  preuves  si 
evidentes  en  envoyant  un  secours  si  puissant  et  des  Forces  si  consi- 
derables  en  Hongrio,  et  comme  S.  A.  E.  a  tousjours  souhaitc  des  occa- 
sions  pour  temoigner  effectivement  a  Sa  Maj.  le  desire  qu'EIIe  a  de 
luy  rendre  Services,  ainsy  Elle  manqucroit  encore  moins  de  seconder  les 
intentions  du  Roy  dans  un  desscin  si  glorieux  —  mais  S.  A.  El.  se 
trouve  Obligo  de  ropresenter  a  Sa  Maj.  que  ce  n^est  pas  dans  son  pou- 
voir  d'accorder  le  passage  libre  a  des  trouppes  estrangeres  {)ar  Tempire 
et  que  cela  dopend  du  consentement  de  touts  les  ostats  de  l'empire 
principalement  de  ceux  qui  y  sont  intcressez,  avec  lesquels  S.  A.  El.  a 
desja  communique  sur  ce  sujet  et  en  attend  au  plustost  leurs  sentiments. 
S.  A.  El.  pourroit  bien  alleguer  la  crainto  et  Tapprehension  qu'elle  peut 
avoir  des  incommoditez  quo  cette  marche  fera  souifrir  ou  causera  a  ses 
cstats,  mais  Elle  se  fie  en  cela  ä  la  generosito  de  sa  Maj.  et  qu'Elle  fera 
exactement  payer  tout  ce  dont  ses  trouppes  auroient  besoin  pour  leur 
subsistence,  de  sorte  que  S.  A.  EI.  se  doclare  de  vouloir  accorder  tres 
volontiers  ce  passage  ä  Tarmee  de  Sa  Maj.  tres  Chrestienne  en  cas  que 
les  autres  Electeufs  Princes  et  Estats  de  l'empire  ne  le  refuseront  point 
et  si  le  Roy  et  la  Republique  de  Pologne  domanderont  ce  secours,  en 
quoy  il  y  a  Heu  de  douter  fort  raisonnablement  comme  le  dit  Envoye 
Extraordinaire  pourra  voir  plus  amplement  de  la  teneur  d'une  nouvellc 
Constitution  ^)  que  le  Roy  et  la  Republique  a  passe  ces  jours  cur  cette 


»)    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  432 ff. 
3)    S.  Kochowski  III,  S.  267f, 


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ResolutioD  an  Millet  wegen  des  Durchzuges  nach  Polen.  697 

matiere  doDt  S.  A.  El.  a  commende  de  joindre  ä  celle  cy  üne  copie 
au  tan  t  en  Polonois  comme  de  la  translation  qu'on  en  a  fait  ä  Varsouie. 
S.  A.  EI.  ne  doute  pas  que  Sa  Maj.  ne  fera  les  reflexions  necessaires 
sur  cet  incident  et  qu^Elle  ne  voudra  pas  envoyer  ses  trouppes  en 
Pologne  contre  le  gre  des  Polonois  principalement  puisque  S.  A.  El. 
auroit  alors  justement  ä  craindro  qae  la  Pologne  temoigneroit  le  premier 
ressentiment  contre  les  estats  de  S.  A.  El.  comme  ses  plus  voisins  pour 
avoir  accorde  le  passage  a  ces  trouppes^). 


')  Im  Goncept  steht  noch  folgender,  nach  einer  Kanzleinotiz  nachher  fortge- 
lassene und  Millet  nicht  mit  ausgehändigte  Passus:  Pour  ce  qui  concerne  Pelection, 
Sa.  Maj.  se  peut  assenrer  que  S.  A.  El.  ne  noiera  point  ä  Sa.  Maj.  si  Elle  peut  ad- 
vancer  quelqu'un  ä  la  couronne  avec  le  consentement  de  la  republique  et  par  les 
Yoyes  accoutumees  et  conformes  aux  constitutions  du  Royaume,  puisque  S.  A.  £1. 
n'a  aucun  interest  dans  cet  affaire  que  de  souhaiter  la  conservation  de  la  liberte  des 
estats  et  Tobservation  des  traittez  faits  avec  la  Republique.  Au  reste  Sa  Maj.  est 
tres  bien  inform^  des  dangereuses  troubles  que  cette  matiere  a  jusques  icy  cause  en 
Pologne,  Elle  aura  s^eu  sans  doute  aussy  que  depuis  peu  de  jours  on  a  renouvelle 
les  anciennes  constitutions  du  Royaume  sur  ce  sujet  qui  defendent  avec  toute  sorte 
de  rigueur  de  penser  ä  aucune  election  pendant  la  vie  du  Roy  regnant.  Le  Roy  a 
este  mesme  oblige  de  casser  et  annullir  touts  les  escrits  -qui  pourroient  estre  faits 
contre  cette  loix,  comme  on  peut  voir  assez  clairement  dans  la  teneur  de  la  Consti- 
tution dont  il  y  a  une  copie  cy  jointe  en  Polonois  et  Francois.  II  est  bien  vray 
que  sa  Maj.  proteste  de  ne  pretendre  ä  faire  aucune  chose  en  cette  affaire  qu^en  cas 
et  k  condition  que  lo  Roy  serait  mort,  mais  S.  A.  El.  a  sujet  de  proceder  avec  beau- 
coup  de  provoyance  et  avec  des  soins  tres  exacts  en  cette  matiere,  afin  que  la  Re- 
publique n^ait  aucun  sujet  de  soup^on  ou  de  deffiance  de  sa  conduite,  puis  qu'EIIe 
se  trouve  allie  par  un  traitte  eternel  et  confirme  par  des  serments  avec  la  Pologne  de 
sorte  qu'Elle  doivc  eviter  tres  soigneusemenl  tout  ce  qui  pourroit  avoir  la  moindre 
apparence  de  contrevention  ou  d'infraction  du  dit  traitte.  Sa.  Maj.  se  peut  au  reste 
entierement  fier  k  S.  A.  El.  qu'elle  ne  contribuera  jaraais  le  moindre  office  dans 
Telection  pour  qui  que  ce  puisse  estre  qui  pourroit  avoir  des  visees  ou  des  desseins 
contraires  aux  interests  du  Roy  lesquels  ne  luy  sont  pas  moins  chers  et  moins  con- 
siderables  que  les  siens  propres,  cömme  Elle  ne  manquera  pas  de  temoigner  par  des 
preuves  essentielles  aussy  souvent  que  Toccasion  s^y  presentera. 


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698 


VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 


b.     Der  Devolutionskrieg. 
Verhaudlungen  mit  Millet.     Juni  1667. 


Aubriugen  des  Frantzosiscben 

Abgesandten   Mon.  de  Milet*) 

den  19./[29.]  Junii  1667. 

V9.  30.  Juni.  1.  S.  Ch.  D.  mügten  niemand 
den  Durchzug  durch  dero  Lande 
nach  Braband  verstatten. 


Responsum  ^)    legato    Gallico 

datum    den   20./ [30.]  Junii 

mündlich  per  me  Fr.  Meinders. 

1.  Dass  bis  dato  solcher  Durch- 
zug von  niemand  begehret  oder  ge- 
sonnen, S.  Ch.  D.  wüssten  auch 
nicht,  ob  jemand  solchen  begehren 
würde.  Sonsten  wäre  dieses  eine 
Sache,  worin  S.  Ch.  D.  für  sich  und 
allein  nichts  resolviren  könnten, 
sondern  es  gehörete  dieselbe  an 
das  Rom.  Reich  und  die  gesambte 
Stände,  woselbst  es  auch  Gra- 
velle  gesucht  und  zu  dem  End 
ein  memoriale  zu  Regensburg  über- 
geben. Was  nun  daselbst  verab- 
redet und  gutgefunden  werden 
möge,  demselben  wie  auch  dem 
Instr.  P.  und  denen  Reichsconstitutio- 
nibus  wollten  S.  Ch.  I).  sich  allezeit 
conformiren  und  sich  sonst  bei  allen 
Occurrentzen  also  comportiren,  dass 
Ihre  Eon.  M.  daraus  keine  Par- 
tialität  zu  verspüren  haben  sollten, 


')  Ludwig  XIV.  hatte  (d.  Charleroy  7.  Juin  1667)  ein  neues  Creditiv  an  den 
Kf.  für  Millet  ausgestellt,  ..qui  vous  entretiendra  sur  d'autres  [affaires]  de  tres  grande 
coHhideration  et  qui  ont  rapport  au  repos  et  ä  la  tranquillite  de  TEmpire  et  qui 
coucernent  Tobservation  des  traitez  de  VVestphalie".  Kf.  hatte  laut  Präsentationsver- 
merk am  j—z — 7^  das  ihm  durch  die  Gesandten  in  Regensburg  (s.  unten  deren  Re- 
lation vom  17./27.  Mai)  zugegangene  Circularschreiben  Ludwigs  an  die  deutschen 
Reichsstände  vom  13.  Mai  1667  (Diar.  Europ.  XVII,  S.  463,  XX  Append.  II  S.  334f., 
Mignet  II,  S.  139 ff.)  erhalten,  seine  Antwort  darauf  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  5./[l5.]  Juni 
1667)  8.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  445 f. 

-)    Vgl.  Mignet  IL  S.  279,  Urk.  u.  Akt  II,  S.  4:)lf.,  XIV,  1  S.  312f. 


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YerhaDdlung  mit  Millet.  699 

wie    Sio    dann    sonst    auch    nicht 

hofften     dem     König     zu     einiger 

Diffidentz  Ursach  gegeben  zu  haben. 

2.    Prorogation     der     Rhein i-  2.    S.  Ch.  D.   wären  dazu  nicht 

sehen  Alliantz.  ungeneigt,    Sie    hätten    aber^)   die 

Nachricht  erlanget,  dass  die  Chron 
Schweden  noch  ein  und  andere 
Erinnerungen  bei  der  Sache  thäte. 
So  wäre  auch  wegen  Proportion 
des  Beitrags  und  sonsten  in  andern 
Punkten  noch  keine  Richtigkeit, 
sondern  die  interessirte  Stände 
hätten  desfalss  noch  allerhand  zu 
erinnern. 

2.     Verhandlungen  mit  den  anderen  Kurfürbten. 

Mai  — Juli  1667. 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D. 

Dresden  23.  April/[3.  Mai]  1667. 

[Vorschlag  K.Mainzs  wegen  Vermittlung  des  Kurfurstencollegs.] 
Da  Kf.  neulich  mit  seinem  Geheimenrath  v.  Gersdorff  ^)  von  der  burgun-  3.  Mai. 
dischen  Sache  geredet  hat,  so  theilt  er  ihm  mit,  dass  K.Mainz,  mit  dem  er 
kürzlich  Gelegenheit  gehabt,  sich  persönlich  zn  unterreden *),  vorgeschlagen,  das 
Knrfürstencollegium  sollte  Frankreich  und  Spanien  zu  gütlicher  Beilegung 
ihres  Streites  wegen  der  burgundischen  Lande  ermahnen  und  seine  Interposition 
anbieten,  zunächst  sich  aber  erboten  habe,  in  der  Stille  bei  K.Trier,  Co  In 
und  Baiern  zu  sondieren,  was  diese  darüber  dächten. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurflirsten  von  Sachsen.     D.  Cöln 
5./[15.]  Mai  1667. 

[auf  das  Schreiben  vom  —^—J^y  Zustimmung.] 

Er  seinerseits  ist  mit  der  von  K.Mainz  vorgeschlagenen  Interposition   des  15.  Mai. 
Kurfürstencollegs  einverstanden,    glaubt  aber,  dass  damit  zu   eilen  sei,  da  in 
Frankreich  alles  zum  Marsch  und  feindlicher  Ueberziehung  fertig  sein  solle. 


')    S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  472f. 

*)    S.  über  dessen  Sendung  nach  Berlin  Anfang  März  16(>7  Urk.  u.  Akt.  XIV, 
1  S.  297if. 

')    in  Erfurt,  s.  Auerbach  S.  250. 


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700  ^^'   Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

KurftirBt  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Karfttrsten.     D. 
Erfurt  16.  Mai  1667. 

[Schreiben  Gastel  Bodrigo's.    Anfrage  wegen  der  in  der  burgundischen  Sache  zu  er- 
greifenden Hassregeln.] 

16.  Mai.  Er  übersendet  die  Abschrift  eines  an  ihn  gelangten  Schreibens  Gaste! 
Rodrigo^s*)  wegen  zu  befürchtenden  französischen  Angriffs  auf  die  Spanischen 
Niederlande,  bittet  Kf.,  mit  dem  sowie  mit  ihren  anderen  Hitknrfnrsten  er  da- 
rüber communicieren  will,  ihm  mitzntheilen,  was  er  meine,  dass  zu  Verhutaog 
noch  grösserer  Weitläufigkeiten  und  zu  fürchtender  Kriegsunruhe  im  Reich  hier- 
bei etwa  wegen  einer  gütlichen  Interposition  oder  sonst  zu  thun  sein  möchte, 
und  falls  er  auch  dafür  halten  sollte,  dass  zu  Regensburg  im  kurfürstlichen 
Rath  davon  zu  reden  sei,  seine  Gesandten  deswegen  bei  Zeiten  zu  instruieren. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln  an  der 
Spree  15./[26.]  Mai  1667. 

[auf  das  Schreiben  vom  16.  Hai.  Vorschlag,  K.Mainz  solle  vorläufig  dem  Konige  Ton 
Frankreich  Anzeige  von  dem  Anerbieten  des  kurfärstlichen  College  zur  Vermittlung 

machen.] 

25.  Mai.  K.Sachsen  wird  gewiss  mitgetheilt  haben,  was  zwischen  ihnen  beiden 

wegen  dieser  Sache  und  der  Interposition  des  Kurfürstlichen  GoUegii  für  Gor- 
respondenz  gepfiogen  ist.  Da  die  Sendung  einiger  von  den  in  Regensburg  be- 
findlichen kurfärstlichen  Gesandten  etwas  langsam  von  statten  gehen  und  das 
Werk  zu  mehrer  Verbitterung  und  Weiterung  gerathen  mochte ,  so  schlägt  er 
vor,  dass  vorher  durch  ein  Schreiben  des  Kurfürstl.  Gollegii  dem  Konige  von 
Frankreich  die  Mediation  desselben  offeriert  werde,  dass  aber,  weil  auch 
dieses  viel  Zeit  erfordern  würde,  vorläufig  K.Mainz  an  den  König  von  Frank- 
reich schreiben,  ihm  das  Erbieten  des  Kurfürstl.  GoUegii  kund  machen  und  ihn 
bitten  möchte,  indessen  von  der  Invasion  abzustehen.  Seine  Gesandten  in 
Regensburg  kann  er,  da  er  in  der  Sache  noch  nicht  informiert  ist,  vorläufig 


0  d.  Bruxelles  2.  Mai  1667  (Londorp  IX,  S.  574).  Auch  Kf.  hatte  ein  ähn- 
liches Schreiben  Gastel  Rodrigo's  (d.  Bruxelles  5.  Mai  1667)  erhalten,  in  welchem 
dieser  ihm  anzeigt,  dass  Frankreich  beabsichtige,  das  Römische  Reich  im  burgundi- 
schen Kreise  anzugreifen,  und  ihn  ersucht,  sich  desselben  anzunehmen,  namentlich  in 
Regensburg  und  beim  Kaiser  dabin  zu  wirken,  dass  demselben  im  Falle  der  Gewalt 
die  Garantie,  zu  der  alle  Kreise  des  Reiches  gegenseitig  Terpflichtet  seien,  geleistet 
werde.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Goloniae  ad  Spream  15./[25.]  Mai  1667),  er  habe  seine 
Gesandten  in  Regensburg  beauftragt,  dabin  zu  wirken,  dass  unter  Vermittlung  der 
Kurfürsten  sobald  wie  möglich  über  diesen  Streit  gutlich  verhandelt  werde,  und  er 
habe  femer  de  Goess  ersucht,  dem  Kaiser  die  Gefabren  vorzustellen,  welche  aus 
diesen  Wirren  dem  Reiche  drohen,  und  dessen  Hülfe  zpr  Schlichtung  derselben  zu 
erbitten. 


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Correspondenz  mit  K.Mains.  701 

noch  nicht  darüber  instruieren,  doch  sollen  dieselben  alles,  was  za  Erhaltung 
des  Friedens  dienen  kann,  beobachten  und  befördern^). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Eurfllrsten.     D. 
Erfurt  27.  Mai  1667. 

[Anzeige  der  Sendung  Jodoci*s  nach  Brüssel  und  Frankreich.] 

Mittheilung  eines  neuen  Schreibens  Gastel  Rodrigo's').  Er  hat  ob  sum-  27.  Mai. 
mum  morae  periculum  und  nachdem  er  vernommen,  dass  die  französischen 
Völker  wirklich  bereits  im  Anzug  begriffen  sind,  jemand  der  Seinen')  eilig  per 
posta  nach  Brüssel  und  dann  an  den  französischen  Hof  abgeschickt,  um 
die  Sache  soviel  wie  möglich  zur  gütlichen  Handlung  vermittelst  der  angeregten 
Interposition  der  Kurfürsten  und  einiger  Fürsten  des  Reiches  bringen  zu  helfen, 
bittet  den  Kf.,  ihm  seine  Meinung  mitzutheilen ,  wie  man  sich,  wenn  es  zum 
wirklichen  Congress  kommen  sollte,  zu  comportieren  hätte  ^). 


O.  W.  V.  Berlepsch*)  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben 
l./[ll.]Juni  1667. 

[Beriebt  über  seine  Verhandlungen  mit  K.Mainz.] 

Er  ist   erst    am  28.  Mai  Vormittags  in    Erfurt  angelangt,  als  K.Mainz  11.  Jnni. 
schon  im  Begriff  war  abzureisen,   hat  aber  doch  gleich  bei  demselben  Audienz 


>}  Kf.  tbeilt  an  K.  Sachsen  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  15./[25.]  Mai  1667)  das  Schreiben 
Ton  K.Mainz  und  seine  Antwort  darauf  mit,  Kurforst  Jobann  Georg  erwidert  dar- 
auf (d.  Dresden  20./[30.]  Mai  1667),  er  sei  ganz  derselben  Meinung  und  habe  dem- 
entsprechend an  K.Mainz  geantwortet  und  seine  Gesandten  in  Regensburg  instruiert 
Auch  dem  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz,  der  ihm  (d.  Heidelberg  21.  Mai 
1667)  die  an  ihn  ergangenen  Schreiben  Ludwigs  XIV.  und  CastelRodrigo's  mit- 
getheilt  und  ihn  um  Eröffnung  seiner  Meinung  darüber  gebeten  hatte,  theilt  Kf.  seine 
Antworten  an  diese  beiden  sowie  seinen  Schriftwechsel  mit  K.Mainz  mit. 

»)    d.  Bruxelles  14.  Mai  1667  (Londorp  IX,  S.  575). 

3)    Den  Geheimen  Ratb  Jodoci. 

22  Mai 

<)    Kf.  erwidert  darauf  (d.  Coln  a.  d.  Spree  rr-^ — rr  1667),  er  sei  mit  der  K.- 
Li. Juni] 

Mainziscben  Absendung   sehr   einverstanden;   darüber,   wie  weiter  zu  verfahren  sei, 

werde  er  aber  erst,  wenn  ihm  die  fundamenta  des  vermeintlichen  Rechts  des  Königs 

von   Frankreich   auf  die   spanischen  Niederlande   bekannt   sein    würden,   antworten 

können. 

^)    Oberst  und  Scblosshauptmann  zu  Berlin,  s.  ürk.  u.  Akt  XI,  S.  367 ff.;  das 

Creditiv  für  ihn  ist  Cöln  j^ — -  1667  ausgestellt.     Vgl.  über  seine  Sendung  Pu- 

fendorf  X,  §  34  (S.  673),  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  307 f. 


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702  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

erhalten.    K.Mainz  theilte  ihm,  nachdem  er  das  Schreiben  des  Kf.  gelesen,  betref- 
fend den  ersten  darin  enthaltenen  Punkt,  was  der  nach  Frankreich  Abgeschickte 
für  Relation  abgestattet,  mit,  er  habe  seinen  Rath  Jodoci  zunächst  nach  Brüssel 
geschickt,  um  bei  dem  Gubernator  zu  vernehmen,    ob  ihm  die  Mediation   des 
gesamten  Kurfürstl.  Collegii  anzunehmen   beliebig  und  zu  Antretung  der  Trac- 
taten    gnugsame  Pienipotenz   vorhanden   sei,    in  diesem  Falle  sollte  er  weiter 
nach  Paris  gehen,  wohin  er  ihm  ein  Schreiben  an  Lionne  mitgegeben,  darin 
er  diesem  gemeldet,  dass  man  spanischerseits  sich  zu   allem,  was  raisonnabel, 
anerbietig  mache,  auch  die  Mediation  des  Kurfürstl.  Collegiums  beliebe,  und  ihn 
gebeten,  falls  auch  Frankreich  diese  admittieren  könnte,  es  bei  dem  Konige  so 
einzurichten,  dass  zuforderst  der  Curs  der  Waffen  inzwischen  cessieren  möchte. 
Jodoci  sei  aber  zu  Brüssel  unpass  geworden,  so  dass  er  dort  eine  Zeit  lang 
hätte  liegen  bleiben  müssen,  und  es  sei  also  noch  keine  Relation  zurückgekom- 
men.    Betreffend  die  andere  Frage,  wie  man  sich  bei  den  Tractaten,  falls  solche 
beliebt  würden,  zu  betragen,  erwiderte  er,  spanischerseits  erbiete  man  sich  zu 
billiger  Satisfaction  inbetreff  der  nicht  gezahlten  Mitgift  und  auch  der  Interesseu, 
dieses  gebe  schon  das  medium  tractationis.    Die  Frage  wegen  der  prätendierten 
Provinzen  wäre  etwas  schwer,  Frankreich  wäre  hierunter  durch  das  spanische 
Testament*)  sehr  irritiert  und  seine  Postulata  gingen  etwas  weit,  doch  wollte 
er   nicht   desperieren,   wenn  die  Mediation  acceptiert  würde,   müsste  man  den 
Franzosen  tapfer  zusprechen  lassen  und  ihnen   die  Unbilligkeiten  unter  Augen 
stellen.     Als   er   (B.)   dabei    bemerkte,    dergleichen    Remonstrationen    wurden 
einen  viel  besseren  Effect  thun,  wenn  man  sich  dabei  in  eine  gute  Verfitösung 
setzte  und  so  etwas  Wasser  in  den  Wein  mischen  könnte,   das  Haus  Braun- 
schweig  hättet  dem  Kf.  durch  einen  Expressen  andeuten  lassen,  ihrer  Mei- 
nung  nach  sollte  sich  das   ganze  Reich  in  eine  considerable  Armatur  stellen, 
damit  man  mit  Nachdruck  zu  dem  Handel  sprechen  könnte,  erwiderte  K.Mainz, 
auch   seine  Meinung  wäre  immer  gewesen,  man  müsste  in  armata  neutralitato 
stehen,  er  wollte  auch  sofort,  soviel  das  Vermögen  seiner  Stifter  zuliesse,  mit 
Rüstung  neuer  Truppen  einen  Anfang  machen.    Wie  man  eigentlich  die  Trac- 
taten mit  Frankreich  einzurichten   und  wie  weit  man  demselben  Wasser  unter 
den  Wein  zu  mischen,  auch  sonst  allenthalben  bei  dem  Werk  zu  procedieren, 
das  würde  auf  Communication  mit  den  anderen  Kurfürsten  bestehen  und  daher 
würde  förderlichst,  sobald  die  Antwort  aus  Frankreich  angekommen,  eine  Zu- 
sammenschickung, wozu  er  Frankfurt  a.  M.  vorschlug,  nothwendig  sein.     Als 
B.  darauf  erwiderte,  auch  des  Kf.  Gedanken  wären  dahin  gerichtet,  dass  man 
mit  allen  Kräften  arbeiten  sollte,   Friede,  Ruhe   und  Einigkeit  im  Reich  zu  er- 
halten, wenn    aber  alle  gütliche  Mittel  ausgeschlagen    und  die  bereits   grossen 
postulata  bei  etwa  glücklichem  Erfolge  der  Waffen  so  enormiter  ex  tendiert  wer- 
den sollten,  dass  man  nicht  länger  in  Ruhe  bleiben  könnte,  so  würde  die  Frage 


')  Das  Testament  König  Philipps  IV.  von  Spanien  vom  U.September  1665 
(Mignet  I,  S.  381  ff.). 

0  S.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  S.  301).  In  den  Verhandlungen  mit  Isselstein  (s.  un- 
ten) ist  davon  nicht  die  Rede. 


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V.  Berlepschs  Sendung  zu  K.  Mainz.  703 

sein,  was  dann  zu  thun?  Hierauf  erseufzte  er,  schlug  die  Hände  zusammen 
und  begehrte  zu  wissen,  was  Kf.  für  Nachricht  von  Schweden  hätte.  Auf 
seine  Erwiderung,  Kf.  hätte  ihm  ausdrücklich  befohlen,  im  Vertrauen  zu  hinter- 
bringen, er  hätte  soviel  Sicherheit,  dass  sich  Schweden  weder  in  das  Nieder- 
ländische noch  Polnische  Wesen  für  Frankreich  interessieren  würde,  und  er 
wünschte  Nachricht  zu  haben,  ob  tC. Mainz  gnugsam  versichert,  dass  die  Wer- 
bungen des  Bischofs  von  Münster^)  nur  zu  solchem  Zweck,  den  man  allerseits 
vorhätte,  nicht  aber  etwa  zu  Ausübung  einiger  Privatvindicta  intendiert  würden, 
so  erwiderte  er,  er  hielte  nicht  davor,  dass  dergleichen  intendiert  würde,  der 
Bischof  hätte  soviel  auf  die  Finger  bekommen,  dass  er  wohl  stille  sitzen  würde, 
und  da  Schweden  mit  so  grosser  Armatur  und  auch  andere  ihm  in  der  Nähe 
stünden,  so  sei  ihm  nicht  so  gross  zu  verdenken,  dass  er  auch  etwas  auf  die 
Beine  brächte,  Ueber  die  Nachricht  betreff  Schwedens  zeigte  er  sich  sehr 
erfreut,  doch  meinte  er,  es  wäre  noch  zu  besorgen,  wenn  der  Friede  zu  Breda 
nicht  erfolgte,  dass  sich  Schweden  etwa  von  England  gegen  Holland  mochte 
aufhetzen  lassen,  während  er  sonst  gehofft,  Holland  sollte  nebst  Schweden 
von  den  französischen  postulatis  Jalousie  nehmen  und  solche  soviel  wie  möglich 
traversieren  helfen.  Er  bemerkte  ferner,  er  musste  eilen  dem  Rheinstrom  näher 
zu  sein,  da  die  Franzosen  ziemlich  gegen  diesen  avancierten,  Mainz,  das  er 
sonst  etlichermassen  in  Defension  gebracht,  sei  sehr  schlecht  versehen,  er  wollte 
aber  ungesäumt  dafür  sorgen,  dass  ausser  der  Bürgerschaft  2 — 3000  Mann 
hinein  kämen.  Trotz  der  Eile,  in  der  er  war,  berührte  er  doch  noch  die  Frage, 
wie  man  sich  dem  Kaiser  gegenüber  bei  begehrtem  Durchmarsch  für  seine 
Völker  zu  verhalten  haben  würde;  welches  Orts  die  kaiserliche  Armee  in  einem 
Corpo  durchpassieren  wollte,  dort  würden  die  Franzosen  (so  hätte  ihm  soeben  der 
junge  Gr a  V e  1 1  e ^)  zu  verstehen  gegeben)  sedem  belli  figieren,  es  würde  daher  dem 
Kaiser  vorträglicher  sein,  wenn  seine  Truppen  nicht  in  einem  geschlossenen 
Corpo  sondern  einzeln,  gleichsam  Compagnieen-  und  Truppenweise  hinunter  ge- 
schickt würden.  Da  er  (B.)  auf  diesen  Punkt  nicht  instruiert  war,  so  hat  er 
nur  erwidert,  man  würde  bei  der  Zusammenschickung  der  gesamten  Kurfürsten 
auch  von  dieser  Materie  zu  reden  haben,  worauf  ihn  K.  Mainz  mit  der  Versiche- 
rung, dass  er  ohne  vorhergehende  Communication  nicht  das  geringste  weiter 
vornehmen  wolle,  entliess. 

Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz   an  den  Kurfürsten.     D. 
Schloss  Marienberg  ob  Würtzburg  28.  Juni  1667. 

[Bisheriges  Ergebnis  der  Sendung  Jodoci's.     Aufforderung  zur  Beschickung  der  Zu- 
sammenkunft in  CüId.] 
Jodoci  hat  ihm  berichtet,  dass  der  König  von  Frankreich  selbst,  da  28.  Juni. 
Lionne  krank  gewesen,  ihm  mitgetheilt  habe,  er  sei  zu  einem  Accommodement, 

')    S.  unten. 

^  Der  Abbe  de  Gravel,  Bruder  des  franzosischen  Gesandten  in  Regensburg, 
seit  1666  französischer  Resident  bei  E.  Mainz,  s.  Gubrauer,  Kur-Mainz  in  der  Epoche 
von  1672,  I,  S.  94. 


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704  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

wenn  Spanien  ihm  eine  raisonnable  Satisfaction  geben  würde,  willig  und  auch 
geneigt,  mit  den  Spaniern  unter  Vermittlung  einiger  Kur-  und  Fürsten,  wenu 
sie  anders  aus  Spanien  hierzu  Vollmacht  erlangen  würden,  zu  unterhandeln. 
Er  erwartet  nun  von  J.  Nachricht,  wie  sich  der  spanische  Gubemator  darauf 
gegen  ihn  erklärt  haben  wird*).  Da  ohnedem  die  der  Gefahr  am  nächsten 
gesessenen  Kur-  und  Fürsten  beabsichtigen,  die  Ihrigen  in  wenig  Tagen  nach 
Co  In  zusammenzuschicken,  um  zu  conferieren,  wie  man  sich  bei  diesem  Werke 
zur  Erhaltung  von  Friede  und  Ruhe  im  Reich  zu  verhalten,  und  den  dort 
wartenden  Gaumont')  wegen  des  Durchzugs  zu  bescheiden,  und  es  nothig 
sein  wird,  dort  auch  von  der  Ausführung  dieser  gütlichen  Interposition  zu 
reden,  so  stellt  er  anheim,  ob  Kf.  nicht  auch  jemand  der  Seinigen  dorthin 
schicken  mochte. 

Der  Kurfürst  an  den  KurfÜraten  von  Mainz.     D.  Cöln 
7./[17.]Juli  1667. 

[auf  das  Schreiben  vom  28.  Juni.     Drohende  Absichten  Frankreichs.     Ablehnung  der 
ßetheiligung  an  der  Zusammenkunft  zu  Cöln.] 

17.  Juli.  Dank  für   die  Mittheilung  der    Erklärung  des    Königs  von  Frankreich. 

Bei  vielen  verursacht  es  nicht  geringes  Nachdenken  und  Beisorge,  dass  derselbe 
anfänglich  nur  ein  gewisses  Theil  der  hispanischen  Niederlande  prätendiert  hat, 
jetzt  aber  dem  Verlaut  nach  dieselben  allesamt  und  noch  wohl  andere  Pro- 
vinzen begehren  soll.  Diese  Sorge  wird  noch  dadurch  vergrössert,  dass  man 
jüngsthin  zu  Paris  einen  Tractat*)  in  öffentlichen   Druck   und  zwar  cum  regio 


0  K.Mainz  übersendet  6.  Juli  eine  Relation  Jodoci*8  (d.  Bonn  27.  Juni  1667, 
Londorp  IX,  S.  576),  Castel  Rodrigo  habe  sofort,  nachdem  er  ihm  die  franzö- 
sische Resolution  mitgetheilt,  einen  Courier  nach  Spanien  geschickt,  um  sich  Vollmacht 
zum  Verhandeln  zu  erbitten,  welche  er  dann  an  K.Hai nz  und  K.Co  In  zur  Mittbei- 
lung  an  den  französischen  Hof  übersenden  wolle;  Markgraf  Hermann  von  Baden 
habe  ihm  mitgetheilt,  Spanien  wäre  resolviert»  einige  ?omehme  Plätze  in  «den  Nieder- 
landen entweder  an  die  Schweizer  oder  an  einige  Kur-  und  Fürsten  des  Reiches  bis 
zur  gütlichen  oder  rechtlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten  mit  Frankreich  in  Seques- 
ter zu  geben,  auf  Fürstenbergs  Ratb,  welcher  meint,  Frankreich  würde  sich  darauf 
wohl  einlassen,  habe  er  an  den  Markgrafen  geschrieben  und  denselben  gebeten,  dar- 
über mit  Castel  Rodrigo  zu  communicieren  und  dessen  Resolution  mitzutheilen. 

O    S.  Mignet  II,  S.  178,   die  Aufforderung  K.Cölns    an  Kf.    zur  Beschickung 

27.  Juni 
dieser   Zusammenkunft  vom  22.  Juni   und  dessen    ablehnende   Antwort  vom  -    -    .., 

s.  oben  S.  147. 

3)    S.  oben  S.  341. 

*)  Das  Buch  Aubry's:  De  jure  regis  Galliae  in  totum  Imperium,  s.  über  das 
Aufsehen,  welches  dasselbe  damals  verursacht  hat,  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  468,  XIV, 
S.  352f.  G.V.Jena,  welcher  auf  einer  Urlaubsreise  am  16.  August  nach  Potsdam 
kam  und  am  17.  vom  Kf.  empfangen  wurde,  berichtet  in  seinem  Diarium,  Kf.  bitte 
mit  ihm  eine  ziemliche  Weile  von  den  Affairen  geredet  und  ihm  des  PAubry  fran- 
zösischen Tractat,  den  er  aus  der  Tasche  gezogen,  gezeigt. 


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Correspondenz  mit  K.Mainz  und  K.CÖIn.  705 

privilegio  ausgehen  lassen  und  dadurch  der  ganzen  Welt  zu  verstehen  gegehen, 
wohin  die  Intention  gerichtet  sei. 

Nach  Co  In  wollte  er  gern  einige  seiner  RSthe  schicken,  diejenigen  aber, 
welche  er  in  der  Nähe  hat,  sind  mit  anderen  Verrichtungen  distrahiert, 
von  hierher  aber  kann  er  der  Kürze  der  Zeit  wegen  sobald  niemand  senden, 
zudem  wird  in  wenigen  Tagen  eine  Zusammenschickung  in  6  raun  schweig') 
mit  K.  Oöln,  Braunschweig-Lüneburg  und  Hessen-Cassel  zu  diesem 
Zweck  angestellt  werden.  Er  bittet  aber  um  Mittheilung  dessen,  was  in  CÖln 
vorgehen  wird. 

Kurfürst  Maximilian  Heinrich  von  Cöln   an  den  Kurfürsten. 
D.  Bonn  21.  Juli  1667. 

[auf  das  Schreiben   vom  28.  Juni.     Mittheilung  des  auf  der  Zusammenkunft  zu  Cöln 
Vorgegangenen.    Drohende  Haltung  Schwedens.] 

Er  bedauert,  dass  Kf.  nicht  die  Zusammenkunft  in  Cöln  beschickt  hat;  21.  Juli, 
da  derselbe  einen  andern  Ort  und  Zeit  dazu  vorgeschlagen^),  so  will  er  Nico- 
lartz  dorthin  senden.     Er  theilt  mit'): 

1)  Die  in  Cöln  abgelegte  Proposition, 

2)  Das  K.  Cölnische,  nachher  insgesamt  beliebte  votum, 

3)  Das  Project  einer  engeren  Correspondenz,  welches  auch  angenommen 
worden  ist,  nur  dass  K.  Trier  sich  noch  einige  Erinnerungen  vorbehalten, 

4)  Die  Antwort,  welche  dem  französischen  Envoye  de  Gaumont  wegen 
des  gesuchten  Durchzugs  für  Truppen  nach  Polen  und  wie  man  sich,  wenn 
von  anderswo  her  Succnrs  nach  den  Niederlanden  geschickt  werden  sollte,  zu 
comportieren,  ertheilt  worden  ist. 

Er  wünscht  des  Kf.  Gedanken  darüber  sowie  wegen  der  Armatur  der 
Krone  Schweden*)  zu  vernehmen,  von  der  verlautet,  dass  sie  mit  dem  Haus 
Oesterreich  einen  gewissen  Vergleich  aufgerichtet  habe;  dafern  Schweden  in 
seinen  starken  und  fast  schweren  praetensionibus  gewillfahrt  werden  sollte,  so 
ist  ein  offener  Krieg  im  Reiche  zu  erwarten. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  Cüstrin 
27.  Juli/[6.  August]  1667. 

[auf  das  Schreiben   vom  21.  Juli.    Die  Zusammenkunft  in  Braunschweig,    Bitte  um 
nähere  Nachrichten  über  die  angebliche  feindliche  Haltung  Schwedens.] 

£r  hatte  eigentlich  doch  noch  D.  Bei  er  beauftragt,  nach  Cöln  zu  gehen,  6.  Aug. 
und  derselbe  wurde  sich  auch  dort  eingefunden  haben,  wenn  man  länger  bei- 


')    S.  oben  S.  155  ff. 
»)    S.  oben  S.  147. 

^    Vgl.  Mignet  II,  S.  178ff.,  Kocher  I,  S.  531  ff.  und  unten  de  Beyers  Rela- 
tion vom  2.  August  1667. 

*)     Vgl.  über  diese  Gerüchte  Urk.  u,  Akt.  II,  S.  458. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  45 


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706  ^'I-    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

sammen  geblieben  wäre.  Er  schlägt  für  die  Zusammenkunft  in  Braun- 
schweig')  den  12.  August  als  Termin  vor.  Von  dem  Dessein  der  Krone 
Schweden  ist  ihm  nichts  gewisses  bekannt,  noch  weniger  von  einem  zwi- 
schen derselben  und  dem  Hause  Oesterreich  aufgerichteten  Vergleich,  er 
bittet  um  nähere  Nachrichten  darüber,  namentlich  über  die  angeblichen 
schweren  Prätensionen  Schwedens'). 


3.    Verhandlungen  mit  den  brannschweigischen 
Herzogen.    Juni  1667. 

Proposition  des  Majors  v.  Isselstein  und  Resolution  auf  die- 
selbe,   s.  1.  et  d.  [Anfang  Juni  1667]. 

[Der  niederländische  Krieg.     Drohende  Haltung  Schwedens.     Rastungen  des  Bischof <i 
Ton  Münster.     Zusammenkunft  zu  Hameln.] 

Juni.  Der   von   den   Herzogen  von  Lüneburg  Abgeschickte')  hat  vorgebracht 

post  curialia: 

1.  Dass  Frankreich  ihnen  die  Notification  wegen  des  Krieges  in  Nieder- 
land gethan,  und  des  Kf.  Gedanken  begehrt. 

Darauf  wäre  zu  antworten,  Kf.  hätte  zwar  von  Frankreich  noch  keine 
Notification  erhalten,  hätte  aber  trotzdem  darüber  mit  einem  Theil  seiner  Mit- 
kurfärsten  communiciert  und  zugleich  an  die  Hand  gegeben,  dass  im  Namen 
des  kurfürstl.  Collegii  beiden  Kronen  die  Mediation  zu  oiTerieren,  K.  Mainz 
hätte  schon  durch  einen  Expressen  angefragt,  ob  solche  Mediation  wolle  ange- 
nommen werden.  Zunächst  müsste  man  zu  verhüten  suchen,  dass  ohne  höchste 
Noth  sich  jemand  weiter  in  die  Sache  einmischte  und  dieselbe  dadurch 
schwerer  gemacht  würde.  Hoffentlich  würden  die  Staaten  über  diese  Sache, 
wie  der  Friede  zu  erhalten,  mit  dem  Westfälischen  und  Niedersächsischen 
Kreise  commonicieren. 

2.  Weil  vermuthlich  die  Schweden  etwas  anfangen  möchten,  wie  man 
ihnen  zu  begegnen  hätte. 

Kf.  wäre  versichert,  dass  Schweden  hierunter  Frankreich  nicht 
assistieren  und  sich  in  dieses  Werk  nicht  mischen  würde,  er  könnte  auch  nicht 
glauben,  dass  dasselbe  mit  dem  Hause  Braunschweig  etwas  anfangen  wollte, 
er  hätte  schon  an    den  Feldherrn  deswegen    geschrieben,    der   Resident*)  ver- 


»)    S.  oben  S.  155  ff. 

^  K.Cöln  theilt  dem  Kf.  7.  August  mit,  die  Zusammenkunft  in  Göln  solle  am 
20.  August  fortgesetzt  werden,  Nicolartz  sei  von  ihm  beauftragt,  bei  der  Zusammen- 
kunft in  Braunsebweig  nähere  Apertur  zu  thun. 

')  Major  V.  Isselstein;  das  Creditiv  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst 
August  für  denselben  ist  datiert:  Alten  Bruchausen  I9./[29.J  Mai  1667.  Vgl.  über 
die  Sendung  desselben  Kocher  I,  S.  528  und  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  308. 

*)    V.  Wolffrath. 


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Sendung  t.  Isselsieins.  707 

sicherte  hier,  dass  dergleichen  nicht  wahr  wäre,  es  würde  gut  sein,  wenn  in 
diesen  geföhrlichen  Zeiten  vom  Hause  Braunschweig  Schweden  gezeigt  würde, 
dass  man  zu  Unterhaltung  guten  Verständnisses  begierig  wäre. 

3.  Dass  der  Bischof  von  Münster  wieder  würbe*),  welches  wider  den 
Tractat  liefe,  wie  man  sich  dabei  zu  verhalten. 

Kf.  hätte  davon  keine  gewisse  Nachricht,  sollte  es  der  Fall  sein,  so  hätte 
sich  Holland  darüber  zu  beschweren,  jedoch  wollte  Kf.  an  denselben  schreiben, 
dass  seine  Werbungen  Ombrage  geben,  und  ihn  ersuchen,  mit  allen  guten 
Frieden  und  Nachbarschaft  zu  unterhalten. 

4.  Dass  die  Werbungen  möchten  überall  verboten  werden. 

Kf.  hätte  dieses  schon  in  seinem  Lande  gethan  und  würde  seine  Gesandten 
instruieren,  dass  Reichsmandate  abgingen. 

5)  Zu  Hameln^  würde  eine  Zusammenkunft  sein,  Kf.  möchte  auch 
jemand  dahin  schicken. 

Kf.  hielte  für  sehr  rathsam,  dass  Wrangel  auch  ersucht  würde,  dahin  zu 
schicken;  wenn  dann  dem  Kf.  der  Tag  und  materia  tractandi  notificiert  würde, 
wollte  er  auch  jemand  hinschicken  und  zur  Erhaltung  des  Friedens  mitwirken'). 


4.     Verhandlungen  mit  dem  Bischof  von  Münster. 

Juni  1667. 

Instructio  für  den  H.  Drosten  Ledeburn  an  den  Herrn  Bischof 
zu  Münster.     D.  Cöln  27.  Mai/[6.  Juni]  1667. 

[Westfälischer  Kreistag.     Die   niederläudische  Sache.    Die  Werbungen  des  Bischofs, 
Mahnung,  sich  ruhig  zu  verhalten.] 

Er  soll  sich  zu  dem  Bischof  begeben,  demselben,  vorstellen ,  Kf.  hielte  bei  6.  Juni, 
der  in  der  Nachbarschaft  sich  ereignenden  Kriegsunruhe  für  sehr  nöthig,  dass 
sich  der  Westfälische  Kreis  in  eine  Defensions Verfassung  setze,  und  ihn  auf- 
fordern, mit  dem  ehesten  die  Convocation  des  ganzen  Kreises  zu  befordern,  Kf. 
wäre  versichert,  K.Cöln,  Pfalz-Neuburg  und  anderen  Kreisständen  würde 
dieses  sehr  lieb  sein,  und  er  hatte  schon  Blaspeil  deswegen  Instruction  ge- 
geben. Ferner  wünsche  Kf.  des  Bischofs  Sentimente  von  dem  jetzigen  Kriege 
in  den  spanischen  Niederlanden  und  was  die  Reichsstände  dabei  zu  thun 
hätten,  zu  vernehmen,  er  soll  andeuten,  K.Mainz  habe  zwar  Namens  des  Kur- 
coUegs  die  Mediation  dem  Könige  von  Frankreich  angeboten,  Kf.  wüsste  aber 


^)  S.  Alpen,  De  vita  et  rebus  gestis  Christophi  Bemardi  episcopi  Monaste- 
riensis  II,  S.  7ff.;  Töcking,  Geschichte  des  Stifts  Münster  unter  Christoph  Bemard 
von  Galen  S.  160  ff. 

2)    S.  oben  S.  147. 

^  Die  Akten  der  Gesandtschaft  v.  d.  Goltzs  und  Reinhardts  an  die  braun- 
Schweigischen  Herzoge  im  Juli  1667  s.  oben  S.  148  ff. 

45* 


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708  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

noch  nicht,  wie  weit  solche  angenommen  worden.  Feraer  soll  er  dem  Bischof 
vorstellen,  dass  von  dessen  Armatur  *)  unterschiedlich  geredet  und  von  franzosi- 
scher Seite  selbst  hehauptet  werde,  dass  dieselbe  Frankreich  zum  hesk^ 
geschehe,  er  soll  ihn  an  die  Bestimmungen  des  Clevischen  Friedens»)  erinneni 
und  ihm  mittheilen,  Kf.  zweifle  nicht,  er  würde  zu  keiner  Ombrage  weder  den 
G.Staaten  noch  sonst  jemand  Ursach  geben,  noch  weniger  sich  in  dieses  Werk 
mischen,  sondern  vielmehr  zur  Hinlegung  der  entstandenen  Unruhe  beitragen 
wollen,  da  sonst  der  Westfölische  Kreis  und  das  ganze  Reich  mit  hineingezogen 
und  aufs  neue  in  Kriegsunruhen  verwickelt  werden  würde.  Er  soll  dieses  per 
gradus,  je  nachdem  sich  der  Bischof  offenherzig  äussern  wird,  anbringen,  von 
dem,  was  er  zur  Resolution  erhalten  wird,  aach  Blaspeil  Nachricht  geben  und 
sich  mit  allem  Fleiss  erkundigen,  was  an  den  Werbungen  sei. 


V.  Ledebnr  an  den  Kurfürsten.    D.  Coesfeld  11./21.  Juni  1667. 

[Erklärung  des  Bischofs  inbetreff  des  Westßilischen  Kreistages,  einer  Vereinigung  de> 
WestfiLliscben  Kreises  und  seiner  Werbungen.     Erkundigungen  über  die  letzteren.] 

21.  Juni.  £r   hat   sich   hieher   zu  dem  Bischof  begeben  und  von  diesem  auf  seine 

Proposition  zur  Antwort  erhalten,  er  wäre  zur  Ansetzung  eines  Kreistages 
ganz  geneigt,  Pfalz-Neuburg  würde  deswegen  auch  schon  an  Kf.  geschrieben 
haben,  zu  der  mit  diesem  auf  den  4.  Juli  nach  Neuss')  angesetzten  Oonferenz 
wolle  auch  er  Gesandte  schicken,  um  dort  wegen  Berufung  des  gesamten 
Kreises,  etwa  auf  den  3.  August,  Abrede  zu  treffen.  Auch  dass  der  Westfä- 
lische Kreis  sich  bei  diesen  Gonjuncturen  in  eine  Defensionsverfassung  setze, 
halte  er  für  hochnöthig,  er  selbst  habe  zu  diesem  Zwecke  und  zu  Sicherung 
seiner  Lande,  sonst  aber  unter  keiner  anderen  Intention  bereits  einige  Werbun- 
gen vorgenommen  und  seine  Resolution  sei,  sowohl  den  Franzosen  über  den 
Rhein  als  den  Schwedischen  durch  die  Münsterschen  Lande  zu  gehen  nicht  zu 
gestatten.  Er  hielte  für  das  diensamste,  dass  bei  diesem  Kriege  die  benach- 
barten Fürsten  sich  neutral  hielten,  und  sei  auch  dazu  entschlossen,  zwar  stände 
er  mit  Frankreich  durch  die  Rheinische  Allianz  in  Bündnis  und  würde,  wenn 
auf  Grund  derselben  von  ihm  Werbung  einiger  Völker  oder  Sendung  von 
Hülfstruppen  verlangt  würde,  solches  wohl  nicht  abschlagen  können,  er  ver- 
sichere aber,  dass  dabei  nichts  gegen  die  Reichsconstitutionen  vorgenommen 
werden  solle,  er  hätte  auch  bisher  nur  auf  wenige  Compagnieen  für  sein  eigen 
Geld  zu  werben  Patente  ertheilt  und  wäre  diese  Werbung  nicht  so  gross,  dass 


0    S.  Alpen  II,  S.  7 ff.,  Tücking  S.  160ff. 

'0  Nach  Art.  7  des  Cleveschen  Friedens  vom  18.  April  1666  soll  der  Bischof  seine 
Truppen  entlassen  und  nur  soviel  Truppen,  als  zur  Besetzung  seiner  Festungen  und 
Sicherung  seines  Landes  nothig  sind,  höchstens  SOOO  Mann,  behalten  und  künftig  nur 
dann  weitere  Rüstungen  veranstalten,  wenn  die  Sicherheit  des  Reiches  und  der  Kreise 
oder  diesem  Vertrage  nicht  entgegenstehende  Bündnisse  es  erfordern  sollten. 

3)    Vgl.  y.  Mörner  S.  316f.,  Tucklng  S.  158. 


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Sendung  v.  Ledeburs  zum  Bischof  von  Münster.  709 

sie  bei  den  Gen.  Staaten  oder  sonst  Ombrage  verursachen  dürfe,  er  hätte  die  ihm 
durch  den  Frieden  gestattete  Zahl  von  3500  Mann  noch  bei  weitem  nicht  and 
würde  dieselbe  auch  nicht  überschreiten. 

Durch  Nachforschungen  hat  v.  L.  äusserlich  vermerkt,  dass  die  angestellte 
Werbung  vermuthlich  Frankreich  zum  besten  gereichen  würde,  zumal  die 
angenommenen  Officiere  ihre  Werbegelder  innerhalb  3  Wochen  zu  Frankfurt  a.M. 
zu  empfangen  vertröstet  worden.  Den  Gen. Major  Feltberg  hat  der  Bischof  zu 
seinem  Gen.Leutnant  bestellt,  derselbe  soll  dem  Verlaut  nach  16  Compagnieen 
zu  werben  Patente  empfangen,  doch  hat  er  vorerst  nur  auf  2  Compagnieen 
Werbegelder  erhalten,  ebenso  hat  der  hier  zum  Commandanten  bestellte  Oberst 
Molle,  der  ein  Regiment  zu  Fuss  werben  soll,  nur  auf  eine  Compagnie  in  Ham- 
burg zu  werben  1000  Rthlr.  empfangen  und  Oberst  Anders,  der  ein  Regiment 
zu  Pferd  werben  soll,  für  2  Compagnieen. 


V.  Ledebur  an  den  Kurfürsten.    D.  Osnabrück  13. /23.  Juni  1667, 

[Weitere  Erklärungen  des  Bischofs.    Dessen  Rüstungen  und  Verhältnis  zu  Frankreich.] 

Er  hat  noch  am  11./21.  Juni  seine  Abfertigung')  zu  Coesfeld  erhalten,  den  23.  Juni. 
Kreistag  betreffend  hat  er  bei  dem  Bischof  keine  grosse  Neigung  dazu  ver- 
spürt, die  Werbung  belangend,  hat  er  zwar  bei  der  letzten  Audienz  in  den 
Bischof  gedrungen,  um  zu  erforschen,  ob  derselbe  etwa  ausser  der  Rheinischen 
noch  eine  neue  Allianz  mit  Frankreich  getroffen  und  dazu  die  jetzige  Wer- 
bung angestellt,  er  hat  aber  doch  von  ihm  nicht  mehr  erfahren  können,  als  dass 
die  Werbung  zu  Bewahrung  seines  Hauses  und  seiner  Lande  angesehen  wäre. 
£r  hielte  dafür,  dass  zu  mehrerer  Sicherheit  des  Reiches  der  Kaiser  sich  des 
Handels  in  den  spanischen  Niederlanden  nicht  annehmen  und  die  Reichsstande 
solches  nicht  gestatten  sollten,  falls  aber  ein  oder  ander  Reichsstand  Spanien 
gegen  Frankreich  Hülfe  leisten  sollte,  würde  auch  ihm  freistehen,  Frankreich 
vermöge  der  Allianz  zu  succurrieren.  Er  klagte  darüber,  dass  die  Holländer 
von  seiner  jetzigen  geringen  Werbung  ein  unnöthiges  Geschrei  machten  und 
Truppen  an  seiner  Grenze  aufstellten,  bat,  Kf.  möchte  nicht  allem,  was  von 
denselben  ausgebreitet  worden,  Glauben  schenken,  er  gedenke  darauf  zu  ant- 
worten und  auch  Kf.  davon  Mittheilung  zu  machen^). 


0  Das  Recreditiv  des  Bischofs  für  v.  Ledebur  ist  St.  Lüdtgerspurg  19.  Juni 
1667  ausgestellt. 

')  Wirklich  richtet  Bischof  Christoph  Bernhard  (d.  Ludgersburg  22.  Juni 
1667)  an  Kf.  ein  Schreiben,  in  welchem  er  unter  Bezugnahme  auf  ein  in  Abschrift 
beigefügtes  Schreiben  der  Gen.  Staaten  vom  11.  Juni  und  auf  seine  Antwort  darauf 
vom  21.  Juni  sich  darüber  beklagt,  dass  diese  sich  über  seine  Werbungen,  welche 
nur  zur  Sicherung  seines  Landes  und  des  westfölischen  Kreises  bestimmt  seien,  om- 
bragierten  und  an  30  Regimenter  in  die  ihm  zunächst  gelegenen  Orte  und  Garnisonen 
gelegt  hätten,  und  Kf.  auffordert,  denselben  alle  widrigen  Impressionen  zu  benehmen 
und  ihn  im  Nothfali  die  Garantie  des  Cleveschen  Friedens  geniessen  zu  lassen.    (S. 


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710  ^'^    Brandenburgr  und  Frankreich.     1666—1669. 

Auf  seine  anderweitigen  Erkundigungen  hat  er  erfahren,  dass  Gen.Leat- 
nant  Feltberg  18  Compagnieen  z.  F.  innerhalb  2  Monaten  zu  werben  beauftragt 
ist,  Obrist  Molle  1000  Mann  z.  F.,  Christ  Anders  ein  Regiment  z.  Pf.,  Christ 
Becker  ein  Regiment  z.  F.,  Obr.Leutnant  Speckman  eine  Sqnadron  z.  Pf.. 
Ch. Leutnant  Schmid  etliche  Compagnieen  z.  F.,  ausserdem  sind  noch  mehrere 
Capitains  und  Rittmeister  angenommen,  welche  alle  ihre  Werbegelder  über 
3  Wochen  zu  Frankfurt  a.  M.  zu  empfangen  hingewiesen  worden.  Mänsterscher- 
seits  wird  zwar  behauptet,  diese  Offiijiere  sollten  nur  Compagnieen  werben,  wenn 
aber  das  Celd  zu  Frankfurt  angekommen  sein  wird,  so  werden  gewiss  nicht 
nur  Regimenter  ans  den  Compagnieen  gemacht,  sondern  die  Werbung  alsdann 
noch  stärker  vorgenommen  werden,  zumal  alle  Officiere,  welche  zu  dem  Bischof 
kommen,  von  ihm  sofort  ohne  Unterschied  angenommen  werden. 

So  viel  sonsten  die  Werbung  anreichet,  kann  ich  vor  meine  Person 
nicht  anders  absehen,  als,  da  Ihr  Kön.  M.  zu  Franck reich  es  bedürfen 
und  erfordern  sollten,  Ihr  Fürstl.  Gn.  zu  Münster  alsdann  deroselben 
mit  Volk  succurriren  werden.  —  Ich  habe  sonst  auch  von  Ihr  Fürst). 
Go.  weil  können  vermerken,  dass  Borkeloh  Ihr  annoch  im  Sinne 
schwebet  und  Sie  solches  gerne  wiederhätten,  auch  zu  vermuthen,  wie 
der  H.  Thumdechen  Brabeck  gleichfalls  der  Meinung,  dass  von  Ihr 
Kön.  M.  zu  Franckreich  Ihr  Fürstl.  Gn.  desfalls  etwas  versprochen  sein 
müsse.  — 


Aitzema  VI,  S.  349ff.)  Die  Gen.  Staaten  hatten  ihrerseits  (d.  Hage  11.  Juni  1667) 
bei  dem  Kf.  über  die  Werbungen  des  Bischofs  Beschwerde  geführt  und  seine  Assistenz, 
um  die  Einstellung  derselben  zu  bewirken,  in  Anspruch  genommen.  Kf.  theilt  darauf 
(d.  Cöln  13./23.Juli  1667)  den  Gen.  Staaten  das  Schreiben  des  Bischofs  mit,  richtet 
ferner,  auch  zugleich  im  Namen  des  Herzogs  Rudolf  August  von  WolffenbütteJ, 
der  aber  (s.  oben  S.  154)  dessen  Mitvollziehung  ablehnt,  ein  Abmahnungsschreiben  an 
den  Bischof,  sowie  Schreiben  an  das  Domcapitel  und  noch  besonders  an  die  Dom- 
herren Schmising,  Brabeck  und  Torck,  ferner  an  die  Mitgaranten  des  Cleve- 
schen  Friedens  K.Mainz,  K.Cöln,  Pfalz-Neuburg,  den  Bischof  von  Paderborn 
und  Herzog  Johann  Friedrich  von  Hannover,  in  denen  er  diese  auffordert,  den 
Bischof  abzumahnen.  Dieselben  erklären  aber  in  ihren  Antworten  alle,  sie  glaubten 
nicht,  dass  die  Rüstungen  des  Bischofs  gegen  Holland  gerichtet  seien,  sondern  nur 
zur  Landesvertheidigung  dienen  sollten.     W  ran  gel,  an  den  Kf.  sich  auch  deswegen 

gewendet,   erwidert  (d.  Stade  fv-t-^f^*  1667):    „Ob  auch  wohl  von  des  Bischofs  von 

L4.  JUllJ 

Münster  Armatur  von  allen  Orten  her  ist  berichtet  worden,  dass  selbige  von  franzö- 
sischen Geldern  geschehe,  ja  der  Bischof  von  Munster  selbst  durch  den  H.  Obersten 
Molle  mir  eben  selbiges  hat  notificiren  lassen,  so  muss  dennoch  bekennen,  dass  ich 
mich  bis  dato  noch  nicht  habe  bereden  können,  solchem  Glauben  beizulegen,  weiln 
ich  gänzlich  dafür  halte,  dass  hochged.  H.  Bischof  solches  nur  zum  Praetext  ge- 
brauche und  dass  es  viel  ehr  spanische  als  französische  Gelder  sind,  womit  er  seine 
Werbungen  fortsetzet" 


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Berichte  ▼.  Ledeburs.  711 

V.  Ledebur  an  den  Kurfürsten.     D.  Petershagen  4./[14:.]  Juli 

1667. 

[Die  Werbunf^ren  des  Bischofs  von  Müaster,  dessen  Correspondenz  mit  Schweden.] 

Er  hat  Nachricht  erhalten,  dass  die  Werbung  z.  Pf.  etwas  wieder  eingestellt,  14.  Juli. 
zu  Fuss  aber  noch  fortgesetzt  werde,  jedoch  etwas  schläfriger  wie  vorhin,  wie 
man  merkt,  mangelt  es  sehr  an  Gelde.  Der  Bischof  zieht  seine  meisten  Völker 
jetzt  in  die  Stadt  Munster,  um  die  CoadjutorwahP),  welche  künftigen  Dienstag 
sein  soll,  desto  besser,  wie  man  sagt,  nach  Willen  zu  erlangen,  daher  präsu- 
miert wird,  dass  theils  die  Werbung  auch  darum  geschehen  sei.  Der  Bischof 
correspondiert  sonst  viel  mit  den  schwedischen  ministris,  hat  neulich  den 
Obristen  Molle  anWrangel  gesandt  und  den  schwedischen  Residenten  zu 
Osnabrück  nach  Sachsenberg  zu  sich  kommen  lassen,  zu  was  Ende,  kann 
man  noch  nicht  erfahren. 


5.     Verhandlungen  mit  Pfalz-Neuburg. 
April  — September  1667. 

W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  17./27.  April 

1667. 

[Ansichten  des  Pfalzgrafen  über  das  in  der  polnischen  Angelegenheit  einzuschlagende 
Verfahren.    Sendung  Furstenbergs.] 

Romswinckel  und  er  werden  nebst  den  Staatischen  Deputierten  die  Acten  27.  April, 
in  der  Staatischen  Schuldsache  ^)  nach  Mecheln  bringen  und  dort  einen  guten 
Grund  zu  dem  verlangten  Ausschlag  zu  legen  sich  bemuhen. 

In  dem  polnischen  Werk  ist  der  Pfalzgraf  noch  wohlgemuth,  obgleich 
er  von  Leerodt  aus  Lüttich  Nachricht  erhalten,  dass  Schweden  sich  jetzt  in 
Frankreich  erboten,  darüber  zu  verhandeln.  Weit  mehr  furchtet  er,  dass  der 
polnische  König  auf  den  Todesfall  der  Königin  zu  einer  zweiten  Ehe  schreiten 
und  entweder  Erben  erzielen  könnte  oder  dass  dann  nach  seinem  Tode  die 
Polen  seine  Wittwe  an  einen  verheirathen  möchten,  dem  sie  zugleich  die  Krone 
auftrugen.  Derselbe  hofft  im  übrigen,  wenn  man  am  kaiserlichen  Hofe  nicht 
zurecht  kommen  sollte  (wie  denn  Giese's')  Berichte  noch  sehr  zweifelhaftig 
wären),  dass  bei  Frankreich  die  Sache  zu  heben  und  diese  Krone  zu  gewinnen 
sein  würde,  insonderheit  wenn  man  derselben  in  ihren  Concepten  wegen  der  spa- 
nischen Niederlande  etwas  einräumen  wollte,  was  seines  Ermessens  leicht  gesche- 
hen könnte.    Man  müsste  aber  abwarten  und  sehen,  ob  man  sich  nicht  am  kai- 


0    S.  Alpen  II,  S.  Uff.,  Tücking  S.  147 ff. 

«)  Kf.  und  die  Gen.Staaten  waren  1.  August  1665  (Londorp  IX,  S.  414ff.)  über- 
eingekommen, die  Entscheidung  der  Hoefeyserschen  Schuldsache  dem  Gerichtshofe 
von  Mecheln  zu  übertragen. 

^)    Der  Neuburgische  Kanzler  F  r  a n  z  v.  G  i  e  s  e ,  der  damals  nach  Wien  geschickt  war. 


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712  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

serlichen  Hofe  eines  näheren  bedenken  würde,  er  hätte  bereits  durch  seinen 
Residenten  Straetman  mit  Kf.  daraus  reden  lassen,  welcher  es  so  gar  weit 
nicht  geworfen.  Jedenfalls  wird  dem  Pfalzgrafen  von  Frankreich  noch  immer 
gute  Hoffnung  gemacht,  wozu  auch  ohne  Zweifel  Fürst  Wilhelm  von  Fürs- 
tenberg, den  er  dort  getroffen,  geholfen.  Derselbe  lies»  sich  mit  ihm  (BL)  in 
einen  weitläufigen  Discurs  ein  und  wusste  ihm  viele  particularia  von  Blumen- 
thals Negotiation  zu  Wien')  zu  sagen,  fragte  auch,  was  Schwerin^  in  Frank- 
reich auf  seine  Proposition,  die  er  ihm  auch  ad  longum  zu  erzählen  wassie,  für 
eine  Resolution  erlangt,  worauf  er  in  genere  geantwortet  und  versichert  hat, 
Kf.  wünschte  in  dieser  Sache  mit  Frankreich  de  concert  zu  gehen.  Dieses  alles 
stand  Fürsten  borg  sichtlich  sehr  wohl  an.  Die  vornehmste  Ursache  seiner 
Herkunft  war  sonst *),  den  Pfalzgrafen  zu  der  vorgeschlagenen  engeren  Allianz 
einiger  Kur-  und  Fürsten,  keinen  Kriegsvölkem  Durchzug  zu  gestatten,  zn  be- 
wegen; damit  der  Kaiser  nicht  vermeinen  möchte,  dass  es  auf  ihn  eben  ange- 
sehen wäre,  sollte  man*)  Frankreich,  welches  vorhätte,  eine  Armee  von 
13000  Mann  zum  secours  nach  Polen  zu  schicken,  zuerst  den  Pass  verweigern. 
Der  Pfalzgraf  aber,  wie  er  ihm  gesagt,  habe  erklärt,  alles  in  Bedenken  nehmen, 
auch  wie  es  andere  machten  sehen  und  sich  hernach  femer  darauf  erklären  zu 
wollen;  er  werde  abwarten,  was  man  am  kaiserlichen  Hofe  ferner  machen  und 
endlich  G lese,  für  einen  Abschied  geben  werde. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  5./15- Juiii  1667. 

[Der  Antrag  Gaumonts,  Blaspeil  soll  in  Breda  darüber  weiter  verhandeln.] 

15.  Juni.  Der  Pfalzgraf  hat  ihm  durch  Straetman  Mittheilung  von  dem  neulich 

mit  dem  französischen  ministro  Gaumont  gehaltenen  Discurse*)  machen  lassen, 
wonach  der  König  von  Frankreich  bei  diesem  niederländischen  Wesen  nicht 
abgeneigt  sein  würde,  von  seiner  bisherigen  Intention,  den  Prinzen  von  Conde 
zur  polnischen  Krone  zu  befördern,  abzuweichen  und  für  den  Pfalzgrafen  gut« 
officia  in  diesem  negotio  anzuwenden,  wenn  derselbe  sich  nur  vom  kaiserlichen 
Hof  nicht  würde  verleiten  oder  amüsieren  lassen. 

Wann  wir  nun  wenig  Apparentz  sehen,  dass  zu  Wien  was  gutes  zu 
verrichten,  und  wir  dannenhero  vermuten,  Ih.  Ld.  werden  dero  p. 
Gisen  von  dannen  in  kurzem  avociren,  als  halten  wir  dafür,  dass  zu 
Erreichung  des  bekannten  Zwecks  nichts  dienlicher  sein  würde,  als 
wenn  man  den  König  in  Franc k reich  dabei  engagyren  konnte.     Weiln 


»)  S.  oben  S.  573  fr. 
^  S.  oben  S.  691  ff. 
^    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  343. 

*)     Vgl.  das  Schreiben  Beuningens  an  de  Witt  aus  Paris  vom  6.  Mai  1667 
(Lettres  de  Jean  de  Witt  IV,  S.  132). 
*)    Vgl.  oben  S.  341. 


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J 


Mittheilungen  Pfali-Neuburgs  ober  französische  Antrage.  713 

nun  bei  der  Zosammenkunft  zu  Breda^)  von  dieser  Materie  %u  reden 
Gelegenheit  fürfallen  kann,  als  habt  Ihr  zuvorderst  von  —  dem  von 
Lerod  Ihrer  Ld.  eigentliche  Intention  hierüber  zu  vernehmen  und 
solchem  negst  mit  guter  Manier  und  Dexteritat  Gelegenheit  zu  suchen, 
bei  denen  daselbst  anwesenden  französischen  ministris,  auch  woll  gar 
beim  König  selbst,  wenn  er  in  der  Nähe  sein  möchte,  (wozu  wir  Euch 
dann  hienegst  auf  Euren  einlangenden  unt.  Bericht  mit  benötigtem 
Creditif  versehen  wollen  und  für  dessen  Empfang  Ihr  niemand  hievon 
das  geringste  zu  melden)  zu  vernehmen,  ob  Ihre  K.  M.  sich  bei  der 
jetzigen  Veränderung  in  Polen,  und  da  die  Hoffnung  für  den  Printzen 
von  Conde  fast  geringer  als  jemals  für  diesem,  nicht  resolviren  möchte, 
entweder  des  H.  Pfaltzgrafen  Ld.  durch  dero  vielgeltende  officia  und 
Recommendation  zu  solcher  Chron  zu  befordern  oder  zum  weinigsten 
dabei  keine  Verhinderung  zu  thun  und  von  Recommendirung  des  Printzen 
do  Conde  abzustehen,  wir  wollten  uns  solchenfalls  hingegen  obligiren, 
bei  dem  Niederländischen  Werk  nichts  zu  thun  und  Ihre  K.  M.  in  dero 
habenden  Desseinen  nicht  zu  verhindern,  wie  dann  auch  Ihre  K.  M. 
nicht  anders  von  uns  und  Ih.  Ld.  begehret,  nur  dass  auf  allen  Fall 
sowoU  wir  als  Ihre  Ld.  unsere  Sicherheit  und  was  dazu  requiriret  würde 
finden  und  erlangen  möchten,  wesshalb  es  dann  hiernegst  fernere  Ge- 
legenheit geben  wird,  unsere  Gedanken  zu  eröffnen. 

Weil  auch  die  Könige  in  Engelland  und  Schweden  das  pol- 
nische Wesen  gern  nach  des  H.  Pfaltzgrafen  Ld.  Intention  befordert 
sehen  möchten,  als  werdet  Ihr  Euch  derselben  Abgesandten  Cooperation 
hierunter  aufs  beste  zu  bedienen  haben,  jedoch  alles  mit  solcher  Behut- 
samkeit und  Circumspectiou  menagiren,  damit  die  Sache  in  höchstem 
Geheimb  gehalten  und  niemanden  davon  die  geringste  Suspicion  gegeben 
werden  möge.  — 


W.  V.  Eller')  an  den  Kurfllrsten.    D.  Düsseldorf  16.  Juni  1667. 

[Mittheilungen  Pfalz-Neuburgs:  dessen  Vorschlag,  Geldern  zu  erwerben  zu  suchen.] 

Er  ist  gestern  hier  angekommen,  hat  gestern  und  heute  bei  dem  Herzog  16.  Juni. 
Audienz  gehabt.    Derselbe  theilte  ihn  mit,  da  jetzt  keine  Zeit  verloren  werden 


')  Blas  peil  hatte  von  Kf.  den  Auftrag  erhalten,  zusammen  mit  Chr.  v.  Brandt 
an  dem  Friedenscongress  zu  Breda  Theil  zu  nehmen,  s.  oben  S.  651  flf. 

*)  G.Major  Wolfgang  v.  Klier,  Kommandant  des  Sparenberges,  Landdrost  von 
Ravensberg.  Weitere  Schriftstücke  über  diese  Sendung  desselben  an  Pfalz-Neuburg 
liegen  nicht  vor. 


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714  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666  —  1669. 

därfte,  aach  die  angrenzenden  Staaten,  K.Cöln  nnd  Münster,  stark  rasteten, 
wolle  er  auch  etliche  Tausend  zu  Fuss  und  zu  Pferd  werben,  er  gebe  ihm  ein 
Schreiben  an  Kf.  mit,  woraus  dieser  ersehen  könnte,  dass  es  hochnöthig  w&re, 
dass  er  jemand  zu  der  Conferenz  nach  Goln  schicke,  darauf  hat  ihm  der  Pfalzgraf 
im  Vertrauen  eröffnet,  jedermann  könnte  sehen,  dass  am  kaiserlichen  Hofe 
wenig  Macht  und  Eifer  sei,  die  spanischen  Niederlande  zu  retten,  ob  nicht  da- 
hin zu  denken  stunde,  dass  Kf.  und  er  durch  Hülfe  von  Frankreich  das 
spanische  Gelderland')  daraus  ziehen  könnten,  solches  stände  bei  dieser  Con- 
junctur  leicht  zu  erlangen,  es  würde  doch  sonst  alles  an  Frankreich  kooimen, 
und  man  vergrösserte  dadurch  auch  die  Grenzen  des  Reichs.  Wenn  des  Kf. 
Gedanken  dahin  gehen  sollten,  möchte  Blaspeil  Befehl  erhalten,  sich  mit  Le- 
rod  darüber  in  Breda  zu  unterreden  und  nach  Befinden  mit  demselben  zum 
König  von  Frankreich  zu  gehen,  um  diese  Sache  zu  schliessen« 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  S'Gravenhage 
15./25.  Juni  1667. 

[auf   das  Rescript  vom  5./ 15.  Juni.     Bedenken  gegen   die  französischen  Vorschläge.] 

25.  Juni.  Der  Pfalzgraf  hat  ihm  ebenmässige  Nachricht  von  Gaumonts  Anbringen 

gegeben  und  ihn  auch  wissen  lassen,  dass  er  bereits  Giese  vom  kaiserlichen 
Hof  avociert  und  nach  Warschau,  die  Condolenz  abzulegen,  verschickt  habe.  Zu 
dieser  schnellen  Entschliessung  des  Pfalzgrafen  hat  ohne  Zweifel  der  Domherr 
V.  Lerodt  geholfen,  welcher  nicht  allein  zumal  französisch  ist,  sondern  auch 
mit  Lyonne  noch  immer  sehr  vertraulich  correspondiert  und  jetzt  nach  dem 
Tode  des  Kanzlers  Win ckelhausen  niemand  am  Neuburgischen  Hofe  hat,  der 
sich  ihm,  wie  jener  zu  thun  pflegte,  mit  Nachdruck  widersetzen  kann.  Bl. 
furchtet,  dass,  wie  Frankreichs  Augenmerk,  Polen  zu  brouillieren ,  nach  Graf 
Wilhelm  Fürstenbergs  eigener  Aussage  mehr  angesehen  gewesen,  um  den 
Kaiser,  Schweden  und  Kf.  dort  zu  engagieren  als  um  Conde  zu  solcher  Krone 
zu  verhelfen,  worauf  auch  ohne  Zweifel  Morst  eins*)  neuliche  drohende  Pro- 
position angesehen,  ebenso  auch  die  Vertröstung,  welche  Frankreich  jetzt  dem 
Pfalzgrafen  hat  machen  lassen,  dahin  angesehen,  dass  derselbe  bei  jetziger  Con- 
junctur  nur  ferner  amüsiert  werde  und  inzwischen  der  König  sein  Dessein  auf 
die  spanischen  Niederlande  ungehindert  fortsetzen  möge.  Trotzdem  wird  BI. 
dem  Befehle  des  Kf.  gemäss  in  Breda  mit  Lerodt  und  dem  französischen 
Gesandten  weiter  darüber  reden. 

Indessen  —  wird  —  zu  erwägen  sein,  wann  gleich  Franckreich  das- 
jenige verspricht,  wozu  —  Gaumont  die  Hoffnung  gegeben,  und  Ew. 
Ch.  Dchl.  sich  hingegen  obligiren,  bei  dem  Niederländischen  Krieg 
stille  zu  stehen,  ob  nicht  die  conditionevS  gar  zu  ungleich  sein  werden, 

0    üeber  frühere  Absichten  des  Kf.  auf  Geldern  s.  ürk.  u.  Akt.  XI,    S.  495. 
3)    S.  oben  S.  340  f. 


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Die  französischeti  Anträee.  715 

indeme  Franckreich  den  Effect  und  Genoss  von  Ew.  Chf.  Dchl.  Stille- 
stehen alsbald  empfinden  wird,  auch  bereits  dadurch,  dass  Ew.  Chf. 
Dchl.  und  Pfaltz  Neuburg  seine  Proposition  in  so  weit  in  Consideration 
gezogen,  seinen  scopum  in  Gewinnung  der  Zeit  und  Distrahirung  deren 
CoDsilien  zimblichermassen  erreichet,  hingegen  sehr  unsicher  sein  wird, 
ob  Fr.  bei  den  Fohlen,  da  der  französische  Name  so  sehr  verhasset  ist, 
hinfort  etwas  gutes  werde  thun  können,  wenn  es  gleich  wollte,  ja  ob  es 
nicht  vielmehr  wurde  schaden,  da  man  bisher  einen  andern  Weg  in 
Fehlen  gehalten,  dabei  man  sich  nicht  übel  gefunden,  und  ob  nicht 
dannenhero  besser  sein  wurde,  dass  Ew.  Chf.  Dchl.  sich  in  solcher 
Positur  und  Correspondenz  setzten,  dass  Sie  des  Königs  von  Fr.  gar  zu 
weit  gehenden  Desseinen  stellen  oder  hindern  helfen  könnten,  wann  Sie 
wollten,  welchen  falls  Ew.  Chf.  Dchl.,  wann  Ihre  genügsame  Ursach  dazu 
gegeben  oder  Sie  sonsten  ihre  Rechnung  dabei  finden  wurden,  eben  wohl 
ablassen  und  stille  stehen  könnten,  und  wo  es  nicht  auf  solche  Art  ge- 
nommen wird,  besorge  ich  sehr,  man  werde  die  gute  Parthei  in  diesem 
Staat,  welche  auf  Ew.  Chf.  Dchl.  bisher  geführcte  Maximen  ihre  Hoffnung 
guten  Theiles  gestellet  und  in  solcher  Erwägung  bisher  sehr  offenherzig 
mit  uns  umbgangen  ist,  für  den  Kopf  stossen  und  die  übelaffectionirte 
nur  desto  mehr  dadurch  in  ihrem  bösen  Vorsatz  stärken^).  — 


Der  KurflirBt  an  Blaspeil.    D.  Cöln  au  der  Spree  10./20.  Juli 

1667. 

[Ratbscbläge  an  Pfalz-Neuburg.     Befebl,   auf  die  englischen  Gesandten  einzuwirken.] 

Da  Kf.  merkt,  dass  der  Pfalzgraf  sehr  zu  der  französischen  Partei  incli-  20.  Juli, 
niere,  und  fürchtet,  dass  Gaumonts  Anbringen  auf  keinem  rechten  Fundament 
bestehe,  so  hat  er  ihm  geratben,  Straetmann  nach  Dusseldorf  kommen  und 
sich  von  demselben  über  die  gegenwärtigen  Conjuncturen  ausfuhrliche  Relation 
abstatten  zu  lassen.  Auch  Bl.  soll  bei  Gelegenheit  den  Pfalzgrafen  warnen, 
behutsam  zu  gehen  und  sich  nicht  zu  übereilen.  Er  hat  das  gewünschte 
Recommendationsschreiben  an  den  König  von  Frankreich^)  ausgefertigt,  zu- 
gleich aber  an  den  Pfalzgrafen  geschrieben')  und  hofft,  derselbe  wird  seinem 
wohlmeinenden  Rath  stattgeben.     Bl.  soll  auch  dahin  wirken,   dass  die  engli- 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Schönbeck  29.  Juni  1667),  in  der  bewussten  Sache 
sei  behutsam  zu  verfahren  und  nicht  zu  eilen,  er  erwarte  fernere  Relation,  und  sendet 
ihm  ein  besonderes  Creditiv  an  den  franzosischen  Gesandten  Courtin. 

«)    d.  Cöln  a.  d.  Spree  10./[20.]  Juli  1667  (ürk.  u.  Akt.  II,  S.  456 f.). 

»)    S.  oben  S.  343. 


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716  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

sehen  Gesandten,  auf  welche  der  Pfalzgraf  grosse  Reflexion  nimmt,  von  dieser 
Sache  gegen  dessen  Hinister  Erwähnung  thun  und  die  allzu  grosse  deference 
oder  liaison  mit  Frankreich  widerrathen. 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  10,  August  st. 

n.  1667. 

[Verhandlungen  mit  Pfalz-Neuburg.     Nachrichten  aus  Holland.] 

10.  Aug.  Er  ist  bei  Pfalz-Neuburg  in   Hambach  gewesen   und  hat  sowohl  über 

verschiedene  andere  Dinge  (das  in  Co  In  Vorgegangene,  das  polnische  Wesen, 
den  obhandenen  Westfälischen  Kreistag  und  die  Miinstersche  Coadjutor- 
wahl)  mit  demselben  gesprochen  als  auch  namentlich  nach  des  Kf.  Befehl  dem- 
selben nachzuweisen  gesucht,  dass  er  sich  etwas  zu  weit  mit  Frankreich  en- 
gagiert, und  was  für  Ungelegenheiten  daraus,  selbst  in  der  polnischen  Sache,  zn 
befahren.  Der  Pfalzgraf  aber  sustinierte,  dass  er  bei  der  Handlung  zu  Co  In 
den  rechten  Weg  gehalten  und  ausser  den  Limiten  der  Neutralität  nicht  ge- 
schritten wäre,  auch  Ef.  würde  wohl  thun,  sich  damit  zn  vereinbaren,  die  spa- 
nischen Niederlande  gingen  doch  verloren  und  thäte  man  darum  am  besten, 
darin  so  zu  verfahren,  dass  man  die  Hände  mit  im  Spiel  bekäme,  die  Grandes 
in  Spanien  schienen  selbst  die  Niederlande  zu  abandonnieren ,  weil  sie  nichts 
als  Schaden  und  üngelegenheit  davon  hätten,  und  worden  dieselben  gegen 
Roussillon  und  das  Versprechen,  ihnen  Portugal,  recnperieren  zu  helfen,  an 
Frankreich  abtreten.  Dem  Könige  von  Frankreich  wäre  es  nicht  um  die 
üniversalmonarchie  zu  thun,  derselbe  würde  mit  einem  Theil  der  Niederlande 
und  dass  nur  seine  Rebellen  nicht  wie  bisher  dorthin  ihre  Zuflucht  nehmen 
könnten,  zufrieden  sein  und  im  übrigen  gerne  zugeben,  dass  auch  der  Kaiser, 
England  und  andere  etwas  mit  davon  bekämen,  Kf.  und  er  würden  hoffent- 
lich das  Oberquartier  von  Geldern,  das  ihnen  doch  von  Gott  und  Rechtswegen 
zukäme'),  davon  profitieren,  zumal  da,  wie  er  von  dem  durchreisenden  Mark- 
grafen von  Baden  erfahren,  auch  die  Spanischen  dasselbe  dem  Kf.  anpräsen- 
tierten ^.  Vor  Frankreich  würde  man  sich  künftig  nicht  so  sehr  zu  fürchten 
haben,  der  Kaiser  nähme  sich  der  Sache  wenig  an  und  auch  sonst  wäre  für 
Spanien  keine  Hülfe  zu  erwarten.  Bl.  hat  alles  nach  Möglichkeit  ordentlich  beant- 
wortet und  angewiesen,  dass  alle  solche  Argumente  mehr  Schein  als  Grund  hätten, 
man  suchte  dem  Pfalzgrafen  durch  dergleichen  nichtige  Hoffnung,  als  wenn  er  von 
der  Beute  geniessen  sollte,  nur  den  Appetit  dazu  zn  machen  und  ihn  dadurch 
von  dem  rechten  Weg  abzuführen,  und  er  hat  ihm  nachher  seine  Gedanken  schrift- 


')  Nach  dem  Tode  des  letzten  Herzogs  Karl  von  Geldern  (30.  Juni  1538)  hatte 
auf  Grund  eines  zu  Anfang  dieses  Jahres  abgeschlossenen  Erbvertrages  Herzog  Wil- 
helm von  Jülich  und  Cleve  dort  die  Regierung  angetreten,  Kaiser  Karl  V.  aber 
hatte  ihm  das  Land  streitig  gemacht  und  ihn  1543  mit  Waffengewalt  genöthigt,  auf 
Geldern  zu  verzichten,  s.  Wenzelburger,  Geschichte  der  Niederlande  I,  S.  569ff. 

O    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  320,  Köcher  l,  S.  533. 


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Verhandlungfen  Blaspeils  mit  Pfalz- Neuburg^.  717 

lieh  übergeben.  Der  Pfalzgraf  hat  die  Schrift  gelesen  und  sich  nicht  mehr  so 
sehr  zuwider  sein,  sondern  endlich  yermerken  lassen,  dass  er  sich  gern  auch  in 
dieser  Sache  mit  Kf.  vergleichen  möchte,  es  müsste  aber  mit  guter  Manier  und 
ohne  Abbruch  der  zu  Coln  gntgefundenen  näheren  Zusammensetzung*)  gesche- 
hen; wenn  man  über  10  oder  12  Tage  dort  zusammenkäme,  konnte  weiter  da- 
von geredet  werden,  Kf.  möchte  die  Seinigen  mit  darauf  instruieren.  Die  Sache 
ist  fast  schwer  und  sieht  fremd  aus,  die  zu  Cöln  gemachte  nähere  Zusammen- 
setzung kommt  ohne  Zweifel  von  Frankreich  her,  die  beiden  Fürsten berg 
haben  die  Direction  davon  geführt,  man  glaubt  auch,  dass  Frankreich  die  Wer- 
begelder zu  den  20000  Mann,  welche  diese  Confoederierte  zusammenbringen 
sollen,  hergegeben,  K.Baiern  und  K.Trier  sollen  auch  mit  eintreten  wollen, 
es  steht  nur  zu  bedenken,  was  Schweden,  Kf.,  die  Häuser  Braunschweig 
und  Hessen  und  andere  Evangelische  dabei  thun  wollen. 

PS.  Soeben  erhält  er  Nachricht,  dass  Frankreich  den  Staaten  habe 
anbieten  lassen,  die  spanischen  Niederlande  nach  Inhalt  des  Vertrages  von  1636^ 
zu  theilen,  dass  Holland  nicht  ungeneigt  dazu  sei  und  dass  man  schon  im 
Haag  zu  deliberieren  anfange,  ob  man  nicht  in  die  nächstgelegenen  spanischen 
Frontierplätze  und  namentlich  in  das  Oberquartier  von  Geldern  staatische 
Völker  legen  lassen  solle. 


W.  W.  Blaapeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Hambach 
20./30.  August  1667. 

[EroiThungen  des  Pfalzgrafen.     Der  Westfälische  Kreistag.] 

Er  ist  gestern  hier  angekommen  und  hat  den  PfaUgrafen,  dem  sowohl  30.  Aug. 
Lerodt  über  seine  französische  Negotiation  als  auch  Straetman  von  seiner 
Verrichtung  an  des  Kf.  Hof  Bericht  erstattet  haben,  in  allen  Sachen  sehr  wohl 
disponiert  gefunden.  Derselbe  meinte  zwar  anfangs,  dass,  um  Frankreich  eini- 
germassen  zu  obligieren,  das  nächste  sein  würde,  dass  Kf.  auf  gewisse  Maass 
und  Weise  in  die  Cölnische  Confoederatiou  mit  eintrete')  und  die  Rheinische 


^)  Der  Vertrag  zwischen  K.Mainz,  K.  Cöln,  Münster  und  Pfalz-Neuburg 
d.  Cöln  2.  August  1667  (Köcher  I,  S.  619f.),  vgl.  Köcher  S.  533ff.  und  unten  de 
Beyers  Relation  vom  2.  August  1667. 

^  Holland  hatte  mit  Frankreich  8.  Februar  1635  eine  Allianz  gegen  Spa- 
nien abgeschlossen  (Aitzema  II,  S.  94ff.),  in  welcher  eine  Theilung  der  spanischen 
Niederlande  verabredet  wurde,  dieselbe  wurde  im  Mai  1636  erneuert;  s.  Wenzel - 
burger  II,  S.  9301,  937. 

^)  Blaspeil  hatte  schon  7./ 17.  August  dem  Kf.  berichtet,  aus  ihm  von  dem 
Pfalzgrafen  mitgetheilten  Berichten  Lerodts  sei  zu  ersehen,  dass  der  König  von 
Frankreich  den  Eintritt  des  Kf.  in  das  Cölnische  foedus  wünsche,  er  hatte  um  schleu- 
nigen Bescheid  deswegen  gebeten  und  bemerkt,  wenn  das,  was  bei  diesem  foedus  anstössig 
und  anderen  Bündnissen  des  Kf.,  namentlich  mit  den  Gen.  Staaten,  zuwider  sei,  hin  weg- 
genommen und  alles  so  eingerichtet  werden  könnte,  dass  der  als  Vorwand  hinge- 
stellte, an  und  für  sich  sehr  gute  Zweck  wirklich  erreicht  werden  könnte,  so  wäre  es 


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718  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Allianz  nebst  anderen  prorogiere,  zuletzt  aber  meinte  er,  man  werde  franzosi- 
scberseits  auch  mit  der  Neutralität  zufrieden  sein.  Bl.  glaubt,  es  wurde  prac- 
ticabel  sein,  falls  nicht  mit  dem  Markgrafen  von  Baden  etwas  dem  hinder- 
liches vorgegangen  sein  sollte,  dass  man  bei  gegenwärtiger  Kreisversammlung 
zu  Coln'')  es  dahin  zu  richten  suche,  dass  der  gesamte  Westfälische  Kreis 
sich  mit  zur  Mediation  erbiete,  deren  Verrichtung  den  directoribus  aufgetragen 
und  zugleich  festgesetzt  werde,  dass  zu  Conservierung  der  Neutralität  niemanden, 
so  lange  die  Tractaten  dauern,  Werbungen  oder  Durchzüge  gestattet  werden 
sollen,  jedenfalls  müssten  des  Kf.  Abgeordnete  mit  der  nothigen  Ordre  versehen 
werden.  Auch  der  Pfalzgraf  ist  der  Meinung,  dass,  wenn  die  Münsters  eben 
sich  noch  länger  zu  suchen  machen,  der  Kreistag  doch  eröifnet  und  zur  Propo- 
sition geschritten  werde. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  27.  Augu8t/6.  September 

1667. 

[auf  die  Relation  Tom  20./30.  August.    Misstrauen  gegen  die  französischen  Anerbie- 
tungen,    Bedingungen,   unter  denen  sich  Kf.  zur  Verweigerung  des  Durchzuges  ver- 
stehen will.     Verträge  von  Zinna  und  Braunschweig.    Westfälischer  Kreistag.] 

6.  Sept.  Er  glaubt  nicht,   dass  Frankreich   dem  Pfalzgrafen  in  Polen  zur  Errei- 

chung seiner  Intention  wirkliche  Dienste  zu  leisten  vermöge,  sondern  dass  ihm 
solche  vielmehr  schädlich  sein  werden  und  dass  man  durch  die  vorgeschli^ene 
Heirath  nur  intendiere,  die  Polen,  namentlich  die  wohlaffectionierten ,  irre  zu 
machen  und  den  Pfalzgrafen  in  das  französische  Interesse  bei  diesen  Conjunc- 
turen  zu  ziehen,  welches  auch  die  Polen  genugsam  merken.  Um  aber  dem 
Pfalzgrafen  möglichst  zu  Willen  zu  sein,  ist  Kf.  bereit,  niemanden,  wer  er  auch 
sei,  den  Durchzug  zu  verstatten,  falls  der  König  von  Frankreich  sich  zu 
einem  armistitium,  etwa  bis  gegen  das  Frühjahr,  verstehen  und  dabei  keine 
raisonnablen  Friedensbedingungen  ausschlagen  will.  Auf  die  Weise,  wie  man 
es  in  Cöln  gemacht,  wird  nicht  der  Friede  sondern  die  völlige  Subjugation  der 
spanischen  Niederlande  und  die  Ausführung  der  weitaussehenden  französischen 
Desseins  befordert. 


wohl  rätblich,  dass  Kf.,  nachdem  die  jetzigen  Confoederierten  sich  Frankreich  zu  ge- 
fallen, wie  es  scheine,  etwas  zu  weit  eingelassen  und  daher  dieses  Bündnis  nicht 
aufzuheben  vermögen,  sich  mit  einlassen  zu  wollen  erklärte,  zumal  die  Concepte, 
welche  ein  Theil  der  Confoederierten  ursprünglich  gegen  die  Evangelischen,  nament- 
lich gegen  ndland  gehabt,  nachgehends  durch  den  Frieden  mit  England  und  die 
Vereinigung  mit  Schweden  grösstentheils  verschwunden  seien.  Wenn  Kf.  mit  den 
Gen. Staaten  und  anderen  Alliierten  hieraus  communicieren  lassen  wollte,  so  würden 
diese  gewiss  damit  einverstanden  sein  und  dadurch  auch  die  engere  Verfassung, 
welche  mit  den  Staaten  zu  machen  man  jetzt  in  Arbeit  sei,  nicht  zurückbleiben. 

-0    S.  Diar.  Europ, XVIII,  S.  439,  Alpen  II,  S.  34 ff.,  Tücking  S.  158,  unten 
V.  Spaens  und  Blaspeils  Schreiben  vom  12.  u.  13.  September  1667. 


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Verhandlungen  Blaspeils  mit  Pfalz-Neuburgr.  719 

PS.  Kf.  hat  sich  zu  Zinna  mit  K.Sachsen *)  unterredet  und  hofft  den- 
selben auf  bessere  consilia  und  Gedanken  gebracht  zu  haben,  übersendet  die 
Notul  der  dort  abgeredeten  Punkte,  dieses  ist  aber  sorgsam  za  menagieren,  da- 
mit es  nicht  vor  der  Zeit  esclatiere.  Er  übersendet  auch  das  zu  Braun - 
schweig  sub  spe  rati  abgeschlossene  foedus^),  von  dem  er  aber  noch  nicht 
weiss,  ob  er  es  ratificieren  wird.  Bl.  soll  mit  den  anderen  zum  Kreistage  ver- 
ordneten Käthen  des  Kf.^)  daraus  communicieren ,  auch  es  dahin  zu  befordern 
Sachen,  dass  man  trotz  der  Verzögerungen  Münsters  zur  Proposition  schreite. 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
6.  September  st.  n.  1667. 

[auf  das  Rescript  Yoro    11./21.  August.     Verhandlungen   mit  Pfalz -Neu bürg,   dessen 

VorschlSge.] 

Das  Rescript  hat  er  erst  später  erhalten  und  ist  es  ihm,  als  er  zu  Hambach  6.  Sept. 
bei  Pfaiz-Neuburg  gewesen,  noch  nicht  bekannt  gewesen,  er  glaubt  aber, 
dass  das,  was  dort  vorgefallen,  dem  Zweck  des  Kf.  nicht  zuwiderläuft.  Der 
Pfalzgraf  hat  ihm  zunächst  die  Gründe  angegeben,  welche  ihn  zur  Sendung  L  er  od  ts 
nach  Frankreich  veranlasst,  und  ihm  erzählt,  der  König  hätte  sich  nochmals  er- 
boten, in  dem  polnischen  Werk  alles,  was  man  nur  begehren  würde,  zu  thun, 
Kf.  möchte  nur  sagen,  wie  er  es  desiderierte,  der  König  begehrte  nichts  mehr, 
als  dass  der  Pfalzgraf  den  Kf.  bewegen  möchte,  in  die  Cölnische  Verbündnis 
oder  Synceration  (wie  sie  genannt  wird)  mit  einzutreten.  Bl.  hat  darauf  ebenso, 
wie  schon  vorher  Straetman  gethan,  ihm  vorgestellt,  warum  es  Kf.  bedenklich 
falle,  in  diese  Verbindung  mit  einsSutreten  und  die  begehrte  Prorogation  der 
Rheinischen  Allianz  zuzugestehen,  schliesslich  sind  sie  auf  den  Gedanken  ge- 
kommen, um  Frankreich  etwas  contento  zu  geben  und  andererseits  sich  nicht 
zu  engagieren,  müsste  man  es  auf  gegenwärtigem  Westfälischen  Kreistage 
dahin  zu  richten  suchen,  dass  dieser  Kreis,  als  meist  interessierter  und  nächst- 
gelegener, die  Mediation  zwischen  beiden  streitenden  Kronen  mit  annehme 
und  in  Ansehung,  dass  der  Winter  herannahe,  in  dem  der  Kaiser  doch  schwerlich 
Hülfe  für  Spanien  schicken  könnte,  concludierte,  niemand  Durchzug,  Quartier 
oder  Werbung  zu  gestatten.  Wenn  securitas  publica  es  erfordern  sollte,  dass 
Kf.  sich  des  niederländischen  Wesens  annehme,  so  würde  er  dadurch  nicht  ge- 
hindert, da  der  Winter  herannahte,  wo  die  Mediation  tentiert  werden  sollte, 
qua  non  succedente  könnte  Kf.  thun,  was  er  wollte.  So  könnte  man  Frank- 
reich endormieren,  inzwischen  in  Polen  es  dahin  bringen,  dass  Kf.  und  der 
Kaiser  dort  einen  freien  Rücken  und  nicht  nöthig  hätten,  wegen  Polen  so  viel 
Volk  zu  haben.    Das  beste  würde  sein,  dass  Frankreich  seinen  Gesandten  aus 


»)    S.  unten. 
»)    S.  oben  S.  157  ff. 

')    Die  BeyoHmäcbtigten  des  Kf.  auf  diesem  Kreistage  waren  der  G.  Wachtmeister 
y.  Spaen,  Blaspeil,  de  Beyer  und  Pagestecber. 


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720  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Polen  abriefe,  dann  würde  es  dort  mit  der  französischen  Faction  ans  sein.  Kf. 
würde  auch  unter  dem  Vorwand  der  Kreisverfassung  sich  den  Winter  darch  in 
Postur  setzen  können.  Auch  dem  Kaiser  und  Spanien  könnte  dieser  Kreis- 
beschluss  nicht  missfallen.  Der  Pfalzgraf  gab  dabei  genug  zu  verstehen ,  dass 
er,  wenn  man  Frankreich  so  aus  Polen  bringen  könnte,  nach  V^ erlauf 
des  Winters,  und  wenn  die  Mediation  keinen  Effect  hätte,  sich  mit  Kf.  in  allem 
conformieren  wollte,  doch  bat  er,  dass  diese  seine  Intention  wohl  mesnagiert 
würde,  er  wollte  auch  seinem  Kanzler  davon  nichts  sagen. 

Er  erwartet  des  Kf.  Ordre,  welche  er  so  einzurichten  bittet,  dass  er  das 
Original  dem  Pfalzgrafen  vorzeigen  kann,  inzwischen  wird  er  sowohl  hier  als 
auch  im  Haag  bei  den  negotiationibus  sich  nach  demRescript  vom  11./21.  August 
richten,  er  fügt  seine  Gedanken  darüber  schriftlich  bei. 

Der  Pfalzgraf  meint,  dass  man  de  Goess  ebenso  wenig  wie  Milet  von  der 
Intention,  warum  der  Kreis  seine  Mediation  offerieren  sollte,  Mittheilung  machen 
dürfte,  er  selbst  glaubt  aber,  mit  de  Goess  müsse  darüber  communiciert  wer- 
den, aber  lieber  nur  mundlich,  da,  wie  ihm  Graf  Sinzendorf  hier  gesagt, 
Frankreich  alle  consilia  des  Kaisers  erfährt  und  es  sehr  nöthig  ist,  dass  dasselbe 
wenigstens  vorläufig  desabusiert  werde. 


O.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt  Landsberg 
3./[13.]  September  1667. 

[Ratb,  auf  die  Vorschläge  des  Pfalzgrafen  einzugeben.] 

13.  Sept.  E.  Chfl.  I).  gnädigHtem   Befehl  zu  gehorsambster  Folge  habe  ich  H. 

Blasbiels  Relation  nebenst  seinem  Bedenken  verlesen  und  erwogen 
und  befinde  anfänglich  unvorgreiflich,  dass  dem  H.  Baron  de  Goes  nur 
generalia  aus  der  Relation  communiciret  und  etwan  dieses  angezeiget 
werde,  dass  man  vorhabe,  umb  die  Sachen  in  Fohlen  in  besseren 
Stand  zu  setzen,  Frankreich  auf  die  vorgeschlagene  Art  etwas  zu 
abusiren,  mit  Versicherung,  dass  es  nicht  weiter  gemeint  sein  sollte. 
Mir  däucht  auch,  E.  Chfl.  D.  haben  schon  von  Zinna  aus  diesen  Vor- 
schlag etzlicher  massen  in  einem  Rescript  an  H.  Blasbieien  appro- 
biret,  welches  nachgesehen  werden  kann.  Ich  halte  auch  nicht  davor, 
dass  dieses  schaden  könne,  aber  ich  besorge,  Frankreich  werde  darauf 
nicht  trauen  und  seine  consilia  desfals  in  Fohlen  nicht  änderen,  viel 
weiniger  den  Gesandten  avociren.  E.  Chfl.  D.  seindt  ohne  das  nicht  ge- 
meinet gewesen,  vor  künftigem  Sommer  sich  des  Werks  anzunehmeD, 
und  weil  ich  aus  dem  intercipirten,  so  der  H.  von  Blumenthal 
E.  Chfl.  D.  gezeiget  haben  wird,  nicht  anders  schliessen  kann,  dann  dass 
Frankreich  Frieden   machen    und  sich  mit  einem   Theil  vergnügen  wird, 


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Ablehnung  des  Eintritts  in  das  Cölnische  Bündnis.  721 

so  däucht  mir,  E.  Chfl.  D.  thäten  nicht  iibel  ihre  consilia  also  zu  diri- 
giren,  dass  Sie  nicht  gar  irreconciliabel  alda  und  nicht  inutil  bei  den 
Tractaten  würden. 

Er  wird  an  Blaspeil  schreiben,  doch  wird  es  auch  uöthig  sein,  dass  Kf. 
denselben  seine  "Willensmeinung  über  alles  wissen  lasse.  Was  dieser  in  seinem 
Bedenken  erinnert,  ist  zum  Theil  schon  in  Acht  genommen,  das  übrige  kann 
künftig  beobachtet  werden. 


Der  Kurfürat  an  Blaspeil    D.  s.  1.  15./[25.]  Septenaber  1667, 

(Conc.  V.  Somnitz.) 
[Rf.  kann  in  das  Cölnische  Bündnis  nicht  eintreten.] 

Eure  unt.  Relation  sub  dato  Cöln  den  6.  September  nebst  dem  25.  Sept. 
beigefügten  Bedenken  ist  uns  wohl  zugekommen  und  sollte  uns  lieb 
sein,  wann  ein  Mittel  erfunden  werden  könnte,  dadurch  wir  dieses  er- 
langen könnten,  dass  wir  bei  itzigen  Occurrentien  auf  das  polnische 
Wesen  nicht  reflectiren  und  also  des  R.  Reichs  Angelegenheit  ohne 
einige  Hinderung  der  Gebür  respiciren  könnten.  Als  aber  bei  dem  von 
Euch  wohlmeinentlich  fürgeschlagenen  modo  agendi  sehr  viel  bedenklich 
und  zu  befahren,  wann  man  selbigen  beliebte,  das  Hauptwerk  im  Reich 
auf  viele  Wege  einen  Anstoss  leiden  würde,  so  sehen  wir  nicht,  wie 
wir  darin  allerdings  gehehlen  können.  Ihr  wisset,  wie  etliche  corre- 
spondirende  Chur  und  Fürsten  zue  Cöln  über  sich  genommen^  auch  mit 
gewapneter  Hand  zu  verwehren,  dass  aus  dem  Reich  kein  Succurs  in 
den  Burgundischen  Kreis  gehe.  W^as  uns  von  dergleichen  pacto  abhalte 
und  wie  es  wieder  die  Reichs- Verfassungen,  auch  der  Fürsten  des  Reichs 
privilegia  anlaufe,  ist  Euch  woll  bekannt.  Sollten  wir  nun  darin  gehehlen, 
würden  wir  bei  vielen  anderen  ungleiche  Gedanken  erwecken,  schädliche 
Consequentien  im  Reiche  verhängen,  auch  selbst  nicht  absehen,  wie  es 
gegen  der  Posterität  als  itzlebenden  zu  verantworten.  Und  wie  wir  nun 
ausser  solchen  Dingen,  so  dem  Yaterlande  schädlich,  uns  zu  halten  ent- 
schlossen, 80  werden  wir  uns  auch  zue  Franckreich  nicht  nötigen, 
sondern  wünschen,  dass  der  König  billige  conditiones  admittiren  und 
es  zu  keiner  Weiterung  kommen  möge.  Nach  solcher  Intention  und 
Absehen  haben  wir  auch  die  Instruction,  so  wir  an  unsere  Hagesche 
Räthe  —  senden  werden,  gerichtet  und  sehen  wir  gerne,  wenn  Ihr  ehist 
möglich  Euch  bei  ihnen  auch  einfinden  könntet. 


Mater,  i.  Getch.  d.  0.  Korfüraten.    XII.  46 


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722  VI.   Bruidenbnrg  and  Frankreich.    1666—1669. 

6.    Verhandinngen  mit  Holland.    Mai  1667— März  1668. 

Romswinckel  und  Copes  an  den  KorfttrBten.     D.  Hage 
10.  Mai/ 30.  April  1667. 

[Besorgnisse  in  Holland  Tor  Frankreich,  R.  soll  die  Absiebten  Englands  zu  ergrandeo 

suchen.] 

10.  Mai.  —  Einige  wollen,  dass  zu  Breda')  nicht  viel  zu  tractiren  und  zu 

bemitteln  übrig,  sondern  alles  schon  ajustirt  sein  solle.  Gewiss  aber  ist 
es,  dass  die  französische  Desseinen  von  vielen  sehr  apprehendirt  werden, 
und  damit  Ew.  Churf.  D.  davon  einige  nähere  Umstände  wissen  mögen, 
haben  wir  nötig  erachtet,  die  Copey  des  Herrn  von  Benningen  letzten 
Briefs')  hiebei  zu  übersenden.  Ich,  Romswinckel,  bin  alhier  in  Ver- 
trauen ersucht,  durch  H.  Canzler  von  Brandt  zu  penetriren,  wie  der 
König  von  England  die  französische  Desseines  aufnimbt  und  ob  er 
nicht  geneigt  sei,  dieselbe  zu  helfen  contreminiren,  oder  ob  sie  mit  ein- 
ander in  dem  Stuck  auch  einig  sein.  — 


Blaspeil,    Romswinckel   and  Copes  an  den  Kurfürsten.     D. 
Hage  14./24.  Mai  1667. 

[Einscbiiessung  des  Kf.  in  den  Bredaer  Frieden.  Eröffnungen  de  Witts  inbetreff  des 
französischen  Angriffs  gegen  die  Niederlande  und   der  Aussöhnung  Schwedens   mit 

Holland  und»  Lüneburg.] 

24.  Mai.  Sie  haben  wegen  Inclusion  des  Kf.  und  seiner  Lande  in  den  Bredaischen 

Frieden^)  mit  de  Witt  und  einigen  anderen  aus  dem  Staat  geredet  und  alle 
sehr  geneigt  dazu  gefunden,  dieselben  wollen  die  Sache  heute  in  der  Versamm- 
lung der  Staaten  von  Holland  vortragen. 

Im  übrigen  hat ^).  vorerwähnter  de  Witt  uns  die  Ungelegenheit,  so 
aus  den  französischen  Waffen  zu  befahren,  mit  mehreren  sorgfaltig 
vorgestellet  und  gefraget,  ob  wir  nicht  wüssten,  was  Ew.  Churf.  D., 
welche  seines  Ermessens  vor  allen  andern  Chur-  und  Fürsten  des 
Römischen  Reichs  bei  dieser  Sache  interessiret  wären,  dabei  thun 
würden,  uns  versichernd,  dass  der  Staat  die  Hände  davon  nicht  abziehen 


>)    S.  oben  S.  650  f. 

>)    d.  St.  Germain  en  Laye  29.  April  1667,   vgl.  Lettres  de  Jean  de  Witt 
IV,  S.  116  ff. 

')    S.  oben  S.  655  f. 

*)    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  308. 


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Holländische  Anträge.  723 

würde,  es  wäre  denn,  dass  die  Crone  Franckreich  ein  unstreitiges  Recht 

zu  den  Hispanischen  Niederlanden    hätte,    welchenfalls    dieser  Staat  in 

kraft   der   französischen  Allianz    zur  Assistenz   verbunden    sein    wurde, 

ferner  dabei   fugend,    was    desfalls    Herrn    von    Henningen   zu    Paris 

wegen    dieses  Staats    aufgegeben^),    und    dass    man   zu  Befoderung  des 

Friedens  mit  England   alle  Facilität  beibringen  und  diese  Cron  dadurch 

auf  ihre  eigene  Wohlfart  etwas  besser,  als  anitzo  geschähe,  zu  reflectiren 

verhoffentlich   bewegen  wurde.     Wir  verspurten,    dass  es  ihme  recht  zu 

Herzen  ging  und  antworteten  darauf  —  in  specie  zu  sagen,  wohin  Ew. 

Churf.  D.  Gedanken    gehen    möchten,    wäre  unmuglich,    weilen  dieselbe 

noch  kaum  wissen  könnten,  was  —  Graf  d'Estrades  alhie  vortragen, 

oder   worauf  die  Sache   eigentlich    beruhete,    unsere  Vermuthung  nach 

aber  wurden    wohl   Ew.  Churf.  D.    nebens    andern    Interessirten  auf  ein 

Accomodement   bedacht   sein.   —  Er   de  Witt   stellete    hierauf  weiter 

vor  erstlich,  obs  nicht  dienlich,  dass  wir  oder  andre  von  Ew.  Churf.  D. 

in  Zeiten  mit  notturftiger  Instruction  und  Vollmacht  versehen  wurden, 

umb,    wenn  es  die  Sache   also   erfordern    möchte,    mit   hiesigem    Staat 

wegen    ihrer  beiden  gemeines  Interesse    darüber   zu  concertiren  —  und 

zweitens,    ob   man    sich   bei    dieser  Gelegenheit   der  Cron    Schweden 

nicht   zu  versichern,    welches    dann   niemand    besser   als  Ew.  Churf.  D. 

wurden  thun  können.     Er  wüsste,  dass  Franckreich  sich  darumb  be- 

mühete,  bishero  aber  noch  nichts   erhalten    hätte.      Er  kam    bei  dieser 

Materie  auf   die  Dififerentien,    welche   zwischen  Schweden    und    diesem 

Staat  annoch  schweben,  sagte  aber,  dass  derselben  postulata  bisher  der- 

massen  unbillig  gewesen,  dass  man  damit  nicht  fortkommen  können,  und 

wollte    der  Staat   seinen  AUiirten    die    Sache   zu   dijudiciren    gerne   in 

Hände  geben,    wenn    nur  Schweden    dazu  Lust   hätte.      Die    Gemüther 

zwischen  Schweden  und  Läneburg  dieneten  auch  reconciliiret  —  zu 

werden,  und  vermeinte  er,  Ew.  Churf.  D.  wurden  in  ein  und  anderm  viel 

gutes  thun  können,    wir  möchten    es    doch  in    unserm  Berichtschreiben 

gedenken.  — 


•)    S.   de  Witts  Schreiben  an  Beuningen   vom    19.  Mai  1667  (Lettres   IV, 
S.  144). 


46* 


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724  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666^1669. 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cöln 
22.  Mai/[1.  Juni]  1667. 

[auf  die  Relation  vom  14./24.  Mai.     Geneigtheit  zu  einer  Verständigung  mit  Holland, 
Wunsch,  dass  dieses  sich  auch  mit  Schweden  verständige.] 

Juni.  —  So  ist   uns    auch  sehr  lieb,    dass   gedachter  Rhat  Pensionarius 

wegen  der  jetzigen  Conjuncturen  so  vertraulich  mit  euch  communiciret. 
Aldieweilen^)  derselbe  aber  für  diesem  so  grosse  Ursach  gegeben,   dass 
man  in  dergleichen  Dingen  woU  einige  Difßdentz   in  ihn  zu  setzen,  so 
habt  ihr  euch  gleichwoll    hierunter  etwas   in  Acht   zu  nehmen,    damit 
nicht  alles^    was  man  mit  ihm  redet,    an  Franckreich    wieder   gebracht 
werde.     Sollte  es  ihm  aber  ein  rechter  Ernst  sein,  das  jetzige  weitaus- 
sehende frantzösische  Dessein    also    zu    begreifen,    dass  man  sich  alier 
Orten  in  Acht  zu  nehmen  und  die  balance,  woran  allen  statibas  so  viel 
gelegen,  zu  halten    hätte,  solchen  Falls  könnt  ihr  ihn  und  andere  vom 
Staat  unserer  aufrichtigen  Intention  versichern    und  dass,    ob    wir    mit 
Franckreich  zwar  in  gutem  Vernehmen  und  Alliantz  stunden,  auch  nicht 
Ursach  hätten,    demselben    etwas  zu  missgönnen,    wir   uns    doch    ohne 
dessen  Ofifension  mit  andern  Benachbarten  gern  zusammenthun  und   de 
mediis  deliberiren  wollten,  wie  der  Friede  zu  unterhalten   und  zu  ver- 
hindern, dass  nicht  eine  so  grosse  Macht  zusammengebracht  werde,  die 
Chron  Schweden    finden    wir   in  dieser   Sache    gar   woll   intentioniret 
und  wird  dieselbe  zum  weinigsten    dieses  Dessein  nicht  befordern,    wie 
uns    deswegen    starke  Versicherung   geschehen    ist').     Damit  man  aber 
mit  denselben  hieraus    desto  vertraulicher   communiciren  könne,    würde 
gut  sein,  wenn  ihnen  vom  Staat  einige  bessere  Satisfaction  als  bishero 
gegeben  werden  könnte  —  wie  ihr  denn  ferner  desfalls  alle  gute  officia 
anzuwenden   und    dergestalt   darin  euch  zu  bearbeiten  habet,    dass    die 
schwedische  ministri  alda  unsern  Ernst  hierunter  verspüren  mögen ').   — 


0    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  308f. 

^    S.  oben  S.  193. 

22  Mai 
»)    Kf.  theilt  (d.  Cöln  -^—^ — ^  1667)  Wrangel  die  Aeusserungen  de  Witts 

zu  seinen  Gesandten  und  dessen  Erbieten,  mit  ihm  und  anderen  zu  concertieren,  nie 
man  sich  dem  französischen  Dessein  auf  die  spanischen  Niederlande  gegenüber  zu 
verhalten  habe  uud  wie  diese  Unruhe  gestillt  werden  könne,  mit,  und  erklärt,  er  habe 
sich  dazu  zwar  willig  erklärt,  aber  dabei  vorgestellt,  dass  vor  allem  auch  mit 
Schweden  darüber  zu  communicieren  und  diesem  alle  billige  Satisfaction  zu  leisten 
sein  werde,  und  bittet  um  Nachricht,  was  er  dem  Staat  für  Hoffnung  machen  und 
Schwedens   halber  versprechen  könne  und  wie  der  König  dieses  Werk  consideriere. 


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Die  holl&Ddischen  Antr&ge.  725 

Zu  Hinlegung  der  Missverstande  zwischen  Lünenburg  und  Schweden 
thun  wir')  alles,  was  möglich  ist,  hoffen  auch,  dass  solche  nicht  weiter 
einreissen  werden,  sonderlich  da  es  mit  der  Bremischen  Sache  nun- 
mehr zur  Richtigkeit  gekommen.  — 


Blaspeil,    Romswinckel   und  Copes   an  den  KnrfUrsten.     D. 
Hage  4.  Juni  st.  n.  1667. 

[Reise  nach  Mecheln.    Rüstungen  in  Holland,   Verhandlungen  mit  den  braunschwei- 

gischen  Herzogen  wegen  weiterer  Ueberlassung  von   Truppen.     Anfrage  wegen  der 

Zahl  der  Truppen  des  Kf.  und  der  braunscbweigischen  Herzoge.] 

Sie  sind  mit  den  Deputierten  des  Staats  endlich  in  der  Hoffeyserschen  4.  Juni. 
Schuldsache  soweit  einig  geworden,  dass  sowohl  sie  als  die  beiden  Pensionarien 
von  Harlem  und  Leyden  heute  nach  Mecheln  reisen  werden.  Ueber  die  fran- 
zösischen Fortschritte  in  den  Niederlanden  ist  man  hier  sehr  bekümmert  und 
es  mag  wohl  sein,  dass  die  beiden  Pensionarien  auch  deswegen  die  Reise 
nach  Brabant  unternehmen,  um  in  loco  den  Zustand  des  Landes  kennen  zu  ler- 
nen. Die  Nachrichten  Beuningens  aus  Paris  haben  Anlass  gegeben,  nicht 
allein  die  neugeworbene  Miliz  noch  femer  in  Dienst  zu  continuieren,  sondern  auch 
in  Deliberation  zu  ziehen,  ob  man  nicht  die  Lüneburg ischen  Truppen  weiter 
heibehalten  und  denselben  neue  subsidia  zulegen  solle  *).  Doch  hat  man  zunächst 
nur  beschlossen,  sich  zu  erkundigen,  wie  stark  dieselben  noch  sind.  Müller') 
giebt  an,  dass  sie  ohne  die  Mannschaft  der  Herzoge  von  Hannover  und  Wolffen- 
büttel  10000  Mann  betragen.  Obwohl  jetzt,  wo  die  Geldmittel  hier  so  abge- 
nommen ,  wenig  Apparenz  ist,  dass  der  Staat  neue  Subsidien  geben  sollte,  wenn 
nicht  die  Susserste  Noth  ihn  dazu  drängt,  wollen  sie  doch  ein  wachendes  Auge 
darauf  halten  und  zu  hindern  suchen,  dass  auf  das  Haus  Braunschweig  mehr 
Reflexion  als  auf  Kf.  genommen  werde;  dazu  müssen  sie  specifice  wissen,  was 
Kf.  für  Völker  hat  oder  haben  kann,  davon  sie  den  Staat  auf  einen  oder  andern 
Fall  versichern  könnten,  auch  wieviel  die  Lüneburgischen  wirklich  in  Dienst 
haben. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  5./15.'juni  1667. 

[auf  die  Relation  vom  4.  Juni.    Bestand  der  Armee  des  Kf.] 
—   habt   Ihr   aus    beikommendem    Aufsatz   zu    ersehen,    was    wir  15.  Juni, 
ohngefahr  an  Völkern  alsofort  ohne  unsere  ordinari  Garnisonen  aufbringen 
können,  wobei  Ihr  aber  zu  erwähnen,  dass  wir  im  Fall  der  Noth  in  gar 

Wr.  erwidert  darauf  (d.  Stade  -r—^r—r--x   1667),  er. müsse  sich  erst  in  Schweden  da- 

[6.  Juni] 

nach  erkundigen. 

»)    S.  oben  S.  148  ff. 

»)     Vgl.  Aitzema  VI,  S.  350,  Köcher  I,  S.  542ff. 

')    Lorenz  Müller,  lüneburgischer  Gesandter  im  Haag. 


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726  VI.    Brandenburg  nnd  Frankreich.     1666  —  1669. 

kurzer  Frist,  wenn  uns  nur  mit  einigen  Sabsidien  zur  Werbung  an 
Hand  gegangen  wird,  ein  corpo  von  ni/20Mann  complet  sistiren  können^), 
gestalt  wir  dann  alle  dazu  benotigte  Generals,  Ober  und  Unter  Ofticirer 
bereits  an  der  Hand  haben  und  denselben  gewisse  Wartgelder  geben. 
So  halten  wir  auch  eine  complete  Feldartillerie  mit  allen  dazu  benotigten 
Officiren  und  Bedienten  parat,  welche  alle  Stunde  marchiren  könnte. 
Die  Lüneburgische  Trouppen  werden  insgemein  auf  m/9  Mann  geschätzet, 
jedoch  wollen  wir  uns  was  eigentlicher  darnach  erkundigen.  — 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cöln 

15./25.  Juni  1667. 

[Die  Mänslerschen  Werbungen.     Wunsch  nach  Subsidien.] 

25.  Juni.  Wegen  der  verdächtigen  Rüstungen  des  Bischofs  von  Munster,  von   dem 

behauptet  wird,  dass  er  von  Frankreich  Geld  empfangen  und  zu  dessen  Diensten 
die  Werbungen  anstelle,  hat  er  Ledebur  zu  demselben  geschickt  Mittheilung 
seiner  deswegen  an  K.Mainz,  K.Cöln,  Pfalz-Neuburg,  Paderborn  und 
an  die  braunschweigischen  Herzoge  ergangenen  Schreiben^. 

28.  Juni.  PS.     Cöln    28.  Juni  1667:    Auch    habt   Ihr    mit    einigen    uns   woll 

affectionirten  zu  reden  und  zu  überlegen,  ob  der  Staat  nicht  grosse  Ur- 
sach hätte,  bei  der  wegen  Münster  und  sonsten  aufs  neue  sich  er- 
eugnenden  Gefahr  uns  nicht  weiniger  als  das  Haus  Braunschweig  zu 
consideriren,  dem  man  bishero  so  ansehnliche  subsidia  gegeben  und 
dep  Bericht  nach  annoch  continuire,  uns  aber  liesse  man  die  Last  der 
Armatur,  welche  uns  in  die  Länge  zu  schwer  fallen  würde,  allein  aufm 
Halse.  — 


') 

„Cavallerie  stehet  in  8  Compagnien,  woraus 

Eilsofort  Regimenter  formiret  werden 

können. 

ist  stark  anitzo  an 

Gemeinen: 

2000 

Infanterie:  Von  der  Leibgarde 

600 

Goltz 

1000 

Fargel 

900 

Aus  den  Churm.  Garnisonen 

1000 

Aus  Minden,  Lipstadt  und  Caikar 

600 

• 

in  Preussen  Fürst  Radziwil 

800 

Gen.  Maj.  Schwerin 

800 

Sa. 

5700 

Dragoner:            '  Derffling 

300 

Fürst  Radziwil 

200 

Sa. 

500 
8200 

V 

f>.  oben  S.  710. 

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Bestand  der  Armee  des  Kf.    Die  Manstersche  Gefahr.  727 

Blaspeil,    Romswinckel   und  Oopes  an  den  Kurftiröten.     D. 
Hage  6./16.  Juli  1667. 

[Gespräch  mit  de  Witt  über  gegen  den  Bischof  von  Munster  zu  ergreifende  Mass- 
regeln.] 

Da  sie  fürchten,  dass  der  König  von  Frankreich  sich  der  Armatur  des  16.  Juli. 
Bischofs  von  Münster  nar  zur  Ausführung  seiner  grossen  Desseins  auf  Nieder- 
land und  das  Römische  Reich,  die  zu  Cöln  zusammen  ligierten  Kur-  und  Fürsten 
sich  derselben  gegen  die  Evangelischen,  und  der  Bischof  zu  Münster,  welcher 
die  Armee  en  chef  commandieren  soll,  zur  Revanche  gegen  Kf.  und  diesen  Staat 
gebrauchen  wollen  und  es  also  ein  lauter  Pfaffenwerk  damit  sei,  so  haben  sie 
mit  de  Witt  darüber  gesprochen.  Derselbe  liess  einen  grossen  Ernst  und  Eifer 
gegen  den  Bischof  verspüren,  rieth  aber,  vorläufig  erst  im  Geheimen  mit  einigen 
Deputierten  der  Staaten  von  Holland  zu  conferieren.  Obwohl  darauf  nicht  ge- 
nägend  instruiert,  woUen  sie  doch,  falls  die  Staaten  von  Holland  sollten  alsbald 
auseinander  gehen  wollen,  eine  solche  Gonferenz  antreten  und  erbitten  nähere 
Ordre.    Auf  dieser  Conferenz  würde  vornehmlich  darüber  zu  verhandeln  sein, 

1)  ob  man  Grund  genug  hat,  gegen  den  Bischof  vorzugehen,  namentlich  ob  man 
ihn  genug  überführen  kann,  den  Clevischen  Tractaten  contraveniert  zu  haben, 

2)  ob  man  nicht  dem  Bischof  sofort,  ehe  er  sich  in  Postur  setzen  und  sich  für  die 
Rheinische  Allianz  oder  für  Frankreich  erklären  kann,  den  Schlag  geben  soll  und  wie 
solches  am  füglichsten  und  ohne  Gefahr  zu  thun,  8)  durch  wen  die  Execntion 
geschehen  soll,  ob  es  durch  jemand  füglicher  als  durch  Kf.  geschehen  könnte, 
4)  ob  nicht  die  Gen.  Staaten  und  womöglich  auch  der  Kaiser  Kf.  requirie- 
ren sollen,  5)  wurde  wegen  Zahlung  von  Susidien  zu  reden  sein,  sie  haben  da- 
mit schon  unter  der  Hand  einen  Anfang  gemacht  und  verspürt,  dass,  wenn 
man  nur  in  den  andern  Punkten  einig  würde,  dieser  Punkt  sich  auch  wohl 
finden  dürfte,  zu  Werbegeldem  aber  sehen  sie  keine  Aussicht  und  ist  auch,  da 
die  Finanzen  des  Staats  sehr  erschöpft  sind,  zu  besorgen,  dass  es  an  nöthigen 
Mitteln  zu  den  Subsidien  fehlen  dürfte,  wie  auch  den  Dänischen  und  Lüne- 
burgischen deshalb  noch  ein  grosses  an  Subsidien  restiert'). 


')  In  einem  Memorial  vom  2./12.  Juli  weist  Blas  peil  näher  nach,  man  müsse 
das  unbesonnene  und  ge^rliche  Unternehmen  des  Bischofs  von  Münster,  der  viel- 
leicht auch  Frankreich  nur  desabnsieren  und  die  mit  französischem  Gelde  geworbene 
Armee  zur  Ausfuhrung  seiner  fremden  Concepte  verwenden  wolle,  zu  vereiteln  suchen. 
Um  dazu  rechtmässige  Befugnis  zu  haben  und  Frankreich  nicht  öffentlich  zu  cho- 
quieren,  müsste  man  ignorieren,  dass  diese  Werbungen  Frankreich  irgendwie  an- 
geben, und  sich  nur  auf  die  offenkundige  Gontravention  des  Cleveschen  Friedens  be- 
rufen. Kf.  müsste  den  Schlag  ausführen,  er  musste  als  Garant  des  Friedens  von  den 
Gen. Staaten  debite  ersucht  werden,  mau  könnte  auch  versuchen,  durch  de  Goess  den 
Kaiser,  der  sich  dadurch  den  Weg  eröffnen  könnte,  einigen  Succurs  in  die  spani- 
schen Niederlande  zu  bringen,  zu  veranlassen,  dem  Kf.  die  Execution  aufzutragen 
und  einige  von  seinen  Völkern  dazu  zu  geben;  Kf.  müsste  von  seinen,  den  lünebur- 


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728  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

0.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten  [s.  1.  et  d.]. 

[Bedenken  gegen  das  projectierte  Unternehmen  gegen  den  Bischof  von  Münster.] 
Ende  Juli.  Bei  des  H.  Blasbielen  consilio  habe  ich  dieses  zu  erinnerD,    dass 

der  Zweck  zwar  gut  und  löblich,  die  Mittel  aber,  weil  es  fast  allein  anf 
S.  Chfl.  D.  ankommen  will,  schwer  und  gefährlich,  so  lange  dieselbe, 
auf  welche  es  angesehen,  S.  Chfl.  D.  nicht  desfals  ersuchen,  subsidia  an- 
bieten und  was  sonsten  mehr  hiebei  von  nöthen  praestiren,  so  kann  ich 
nicht  achten,  dass  S.  Chfl.  D.  sich  allein  umb  anderer  Wolfahrt  willen 
hazardiren  und  incoromodiren  sollen.  Nachdem  auch  der  Engeische 
Friede  geschlossen,  werden  gar  gewiss  in  Ho  Hand  t  andere  consilia  an 
Hand  genommen  werden,  welches  man  billig  zu  erwarten.  Bei  solchen 
vorgeschlagenen  Entreprisen  gehen  viele  Difficultäten  vor  und  gelingen 
selten,  wären  wir  aber  dadurch  allein  eingestiegen,  dürften  wir  auch 
allein  in  der  Suppe  sitzen  bleiben.  Wir  haben  die  französische  Macht 
in  der  Nähe  und  also  Ursache  behutsamb  zu  gehen,  des  Bischofes  Macht 
kann  in  3  Monaten  so  gross  nicht  werden,  dass  S.  Chfl.  D.  nicht  alsdann 
nebenst  den  Staden  und  Braunsweig  dieselbe  sollte  dissipiren  können. 
Indessen  nun  kann  mit  selbigen  alles  überleget  werden,  wann  ich  des 
General  Goltzen')  Relation  bekomme,  werde  ich  auch  mehr  Licht  hie- 
rin haben. 

Blaspeil,    Romswinckel  und  Copes   an  den  Kurfürsten.     D. 
s'Gravenhage  13./23.  Juli  1667. 

[Conferenz  inbetreff  des  Unternehmens  gegen  den  Bischof  von  Münster.    Ratb,   die 

Gelegenheit  zu  benatzen.] 

Sie  haben  in  de  Witts  Hanse  mit  diesem  and  den  Syndici  von Dordrecht, 
Harlem,  Amsterdam  and  Alchmar  eine  Conferenz  gehalten  and  sind  übereinge- 


gischen  und  staatiscben  Truppen  10 — 12000>[ann  dazu  zusammenbringen,  dieselben 
müssten  sich  an  einem  bestimmten  Platz  im  Münsterschen  vereinigen,  dem  Bischof 
zunächst  alle  Gonjunction  mit  seinen  anderen  neugeworbenen  Truppen  und  mit  Fremden 
abschneiden,  sich  wo  möglich  seiner  Person  bemächtigen  und  ihn  so  lange  anhalten, 
bis  das  Domcapitel  und  die  Stände  die  zur  Beruhigung  der  Nachbaren  nothigen  Mass- 
regeln getroffen  hätten.  Die  Hauptsache  sei,  das  Unternehmen,  bis  es  zur  Ausführung 
komme,  geheim  zu  halten.  Falls  Kf.  sich  dazu  entschliessen  sollte,  so  müssten  sofort 
die  Anstalten  dazu  getroffen  und  seine  ministri  im  Haag  beauftragt  werden,  dort  im 
geheimen  daran  zu  arbeiten.  Mit  den  Lüneburgischen  jetzt  schon  daraus  zu  com- 
municieren,  dürfte  bedenklich  sein,  es  müsste  an  sie  von  dem  Staat  gebracht  werden, 
bei  diesem  aber  käme  es  namentlich  auf  de  Witt  an,  derselbe  hätte  sich  in  Privat- 
conferenzen  so  geäussert,  dass  seine  Gedanken  mit  diesem  Vorschlage  übereinzukom- 
men schienen.  Vgl.  Droysen  lll,  3  S.  131  f. 
»)    S.  oben  S.  US«. 


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Das  Unternehmen  gegen  den  Bischof  y.  Münster.  729 

kommen,  dass  es  zum  höchsten  nöthig  wäre,  dass  der  Bischof  von  Münster 
durch  die  Waffen  zur  raison  gebracht  würde,  und  zwar  bald,  ehe  er  sich  in 
Postur  gesetzt,  welchenfalls  Frankreich,  Schweden  und  andere  ihm  nicht 
sowohl  würden  helfen  können,  wenn  sie  gleich  wollten;  2)  dass  man  recht- 
mässige Reden  und  Ursachen  dazu  genug  hätte,  3)  dass  die  Sache,  um  zu  ge- 
lingen, wohl  secretiert  werden  müsste,  4)  dass  die  Execution  dieser  grossen 
Sache  durch  niemand  besser  als  durch  Kf.  würde  verrichtet  werden  können, 
5)  dass  solchenfalls  die  Gen.  Staaten  Kf.  durch  ein  ausführliches  Schreiben 
dazu  ersuchen  sollten  6)  Kf.  sollte  zwar  soviel  von  seinem  Volk,  als  er  unver- 
merkt zusammenbringen  könnte,  gebrauchen,  was  er  aber  sonst  an  Volk  und 
anderer  Nothdurft  nöthig  hätte,  sollte  ihm  von  den  Gen. Staaten  geschafft  wer- 
den, 7)  wenn  Kf.  die  Sache  anständig  wäre  und  die  Gen.  Staaten  dessen  Reso- 
lution erfahren  hätten,  sollte  von  dem  Subsidium  deliberiert  werden,  8)  die 
Gen.  Staaten  sollten  Kf.  nicht  nur  garantieren,  sondern  auch  mit  denen,  welche 
ihm  dieser  Sache  wegen  die  allergeringste  Ungelegenheit  zufügen  würden,  so- 
gleich in  Ruptur  treten  und  dieselben  für  ihre  Feinde  halten. 

Wir  unsres  wenigen  Orts  halten  sonsten  dafür,  dass,  wo  hierinnen 
nicht  bald  versehen  wird,  ganz  Westphalen  und  die  Evangelische  laufen 
Gefahr,  und  glauben  gänzlich,  dass  für  Ew.  Chf.  D.  kein  gewünschter 
Occasion  fernere  Ehre  und  Ruhm  einzulegen,  sich  bei  aller  Welt  Credit 
zu  machen,  das  Evangelische  Wesen  zu  retten,  das  grosse  Concept  von 
Frankreich  zu  brechen,  Ihre  Westphälische  Lande  in  Sicherheit  zu 
setzen,  Ihro  und  Ihrem  Churf.  Hause  diesen  Staat  zu  devinciren  und 
endlich  dem  ganzen  Römischen  Reich  einen  Dienst  zu  thun^  sich  eräugen 
kann,  als  diese  itzige  Conjunctur  Ihro  an  Hand  giebt,  und  vermeinen, 
wann  der  Friede  mit  Engelland  succediret,  welches  man  inmittelst 
sehen  wird,  dass  desto  weniger  Gefahr  dabei  sein  werde,  auch  weil  dem 
Kaiser  so  hoch  hieran  gelegen,  dass  es  zum  wenigsten  dahin  zu  bringen 
sein  würde,  dass  derselbe  ein  Stück  Geld  darzu  gebe.  Dergleichen 
möchte  man  auch  bei  Don  Castel  Rodrigo  tentiren,  obgleich  die  cassa 
daselbst  schlecht  bestellet  ist.  — 


Der    Kurfürst   an   Blaspeil,    Romswinckel    und    Copes.      D. 
Newheussgen  23.  Juli/ 2.  August  1667'). 

[auf  die  Relation  vom  13./23.  Jali.    Kf.  kann  nicht  sofort  öffentlich  gegen  Münster  vor- 
geheD,  doch  sind  die  Unterhandlungen  fortzusetzen,  vor  allem  auf  Subsidien  zu  dringen.] 

Er  muss  in  dieser  Sache  mit  sorgfältiger  Behutsamkeit  procedieren  und  2.  Aug. 
befürchtet,  man  suche  ihn  mit  der  Krone  Frankreich  zu  verwirren  und  den 

')    Auf  Grund   eines   neuen  Gutachtens   0.  v.  Schwerins   (d.  Alt  Landsberg 

22.  Juli 

1667)  und  eines  solchen  [s.  d.]  v.  Somnitzs. 


[l.  August] 


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790  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666^1669. 

franzosischen  König  zn  persuadieren,  als  wenn  er  demselben  seine  Freunde  und 
Alliierte  zu  debauchieren  suche  und  in  Verhinderung  seiner  Desseins  mehr  Eifer 
als  die  interessierten  Parteien  zeige,  wie  ihm  solches  schon  in  Wien')  und 
anderen  Orten  imputiert  wird  und  auch  Milet')  hier  darüber  Beschwerde  ge- 
führt hat.  Sie  sollen  also  das  Werk  nicht  so  sehr  ihrerseits  treiben,  sondern 
sich  mehr  von  der  anderen  Seite  suchen  lassen,  damit,  wenn  es  dem  Staate  ein 
Ernst  ist,  man  Ursache  habe,  gute  und  ihm  annehmliche  Bedingungen  einzu- 
gehen. Zunächst  haben  sie  zu  remonstrieren,  dass  die  Staaten  bei  dieser  Sache 
viel  mehr  interessiert  seien  als  Kf.,  zum  andern  muss  Kf.  noch  zur  Zeit  an- 
stehen, ob  man  gnugsame  Ursache  habe,  den  Bischof  ex  capite  fractae  pacis 
anzugreifen;  falls  Frankreich  hinter  dem  Handel  steckt,  so  wird  der  Konig, 
wenn  man  auch  den  Bischof  in  Zeiten  angreift,  sich  doch  seiner  annehmen,  nnd 
würde  derjenige,  welcher  den  Bischof  angegriffen,  die  Ruptur  mit  Frankreich 
oder  wenigstens  bei  dem  glücklichen  Progress  der  französischen  Waffen  allerlei 
Widerwärtigkeiten  zu  befahren  haben.  Im  Reich  ist  man  auch  auf  solchen  Fall 
keiner  Assistenz  versichert,  es  scheinen  vielmehr  viele  Stände  mit  Munster 
gleichmässige  Intention  zu  haben.  Kf.  aber  muss  absonderlich  auf  das  pol- 
nische Wesen  Acht  haben  nnd  muss  darauf  sehen,  dass  seine  Kräfte  nicht 
anderwärts  gar  zu  sehr  distraliiert  werden. 

Er  meint  daher,  dass  bei  der  öffentlichen  Ruptur  noch  erhebliche  Bedenken 
sind,  doch  sollen  angesichts  der  jetzigen  motus  die  im  Haag  angefangenen  Con- 
sultationen  fortgesetzt  werden,  wobei  sie  die  Nothwendigkeit  einer  guten  Ver- 
fassung auf  allen  Seiten,  wie  auch  einer  vertraulichen  festen  Zusammensetzung 
vorzustellen  und  zu  erklären  haben,  dass  Kf.  sich  mit  einigen  vornehmen  und 
wohlintentionierten  Reichsgliedern  in  solch  Vernehmen,  sich  selbst  auch  in 
solche  Postur  zu  setzen  gedenke,  dass  die  etwa  vorseienden  schädlichen  consilia 
und  Desseins  leichtlich  hintertrieben  werden  können.  Dazu  bedarf  er  aber  der 
Subsidien,  nnd  es  würde  vor  allen  Dingen  nöthig  sein  darauf  zn  gedenken,  wie 
ihm  hiermit  an  die  Hand  gegangen  werde;  doch  haben  sie  es  so  zn  menagie- 
ren,  dass  er  dadurch  nicht  sofort  zur  Ruptur  mit  Münster  verbunden  werde. 
Wegen  der  Secretierung  wird  vor  allem  im  Haag  Erinnerung  zu  thun  sein.  Was 
vom  Haupt  geredet  wird,  zielt  wohl  dahin,  dass  Kf.  selbst  dieses  Werk  führen 
solle,  da  er  aber  leicht,  namentlich  durch  das  polnische  Wesen,  verhindert 
werden  könnte,  sich  derends  hin  zu  begeben,  so  muss  davon  geredet  werden, 
wie  es  alsdann  zu  halten.  Ein  Ersuchungsschreiben  vom  Staat  müsste  noth- 
weodig  ergehen,  doch  damit  Kf.  nicht  allein  in  Frankreich  in  Offens  gerathe, 
iiiüht  nur  an  ihn,  sondern  auch  an  das  Haus  Braunschweig. 

l^ie  Subsidien  müssten  von  jetzt  an  erfolgen,  damit  Kf.  sich  in  Verfassung 
stpllon  kann.  Wegen  der  vollkommenen  Garantie  muss  das  nöthige  festgesetzt 
werden.  Mittheilung  von  diesem  Werke  an  den  kaiserlichen  Hof  hält  Kf. 
vortäuflg  nicht  für  rathsam,  Gelder  zu  erlangen  ist  von  daher  wenig,  von  Cas- 
ioi  Rudrigo  garkeine  Aussicht. 


1)     S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  453,  oben  S.  590. 
9)     S.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  458. 


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Ablehnung  sofortigen  Vorgehens  gegen  Monster.  731 

Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
30.  Juli/9.  August  1667. 

[auf  das  Rescript  vom   13./23.  Juli.    Absichten  der  Staaten  von  Holland,  Hochmuth 

der  dortigen  Regenten.] 

So  viel  sie  unter  der  Hand  verspüren  können,  wollen  die  Staaten  von  9.  Aug. 
Holland  nur  die  Halbscheid  der  vorigen  Subsidien  ohne  Werbegelder  offerieren, 
dagegen  aber  versichert  sein,  dass  des  Kf.  Armee  in  des  Bischofs  Land  agiere, 
denn  dieses  solle  ihr  mouvement  zu  den  Tractaten  und  Subsidien  sein.  Diese 
Herren,  sonderlich  de  Witt,  sind,  obwohl  der  König  von  Frankreich  ihnen 
so  nahe  kommt,  ebenso  hochmuthig,  wiewohl  gegen  sie  jetzt  viel  freundlicher, 
so  dass  sie  sich  von  allen  königlichen  und  fürstlichen  ministris  viel  mehr  suchen 
lassen,  als  dieselben  suchen  wollen.  Danach  wird  Kf.  seine  mesures  zu  nehmen 
haben.  Wenn  sie  dieses  Werk  nicht  sollten  facilitieren  helfen,  so  möchte  man 
dasselbe  hier  leicht  stecken  lassen  und  auf  andere  Mittel  und  Allianzen  reflec- 
tieren,  wiewohl  die  recht  affectionierten  solches  ungern  sehen  würden. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Potstam  11./21.  August  1667. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 
[Mittheilung  der  mit  dem  Markgrafen  von  Baden  geführten  Verhandlungen.    Verlangen, 
auch  von  Holland  Subsidien  zu  erhalten.    Einzuschlagendes  Verfahren  gegen  Münster.] 

—  Auch  lassen  wir  euch  hiemit  gnädigst  wissen,  dass  der  Marquis  21.  Aug. 
de  Castel  Rodrigo  den  Marggrafen  von  Baden')  zu  uns  geschicket 
und  bei  uns  sehr  inständig  umb  Assistenz  wieder  Franckreich  ange- 
halten. Wir  haben  nicht  unterlassen,  demselben  weitläuftig  zu  reprae- 
seutiren,  in  was  schlechtem  Zustand  Ihre  Sachen  stünden  und  wie  grosse 
Ursach  wir  hätten,  behutsamb  in  diesem  Werk  zu  procediren.  Endlich 
ist  unsere  Erklärung  dahin  gangen,  dass  wir  mit  einem  corpo  von  12 
ad  m/15  Mann  der  Chrono  Hispanien  assistiren  wollten^  jedoch  mit 
diesem  austrücklichen  Beding,  1)  dass  eine  Alliantz  zwischen  Hi- 
spanien, dem  Eayser  und  uns  deswegen  aufgerichtet  und  2)  von 
Hispanien  ehe  und  bevor  wir  das  geringste  thäten  mit  Werbegeldern 
und  Subsidien  zum  Unterhalt  unserer  armee  an  Hand  gangen,  auch  3) 
finito  belle  uns  einige  Ergetzlichkeit  und  Satisfaction  gegeben,  wie  nicht 
weiniger  4)  bei  Holland,  Engelland  und  denen  Reichs  Chur  und 
Fürsten,  insonderheit  beim  Färstl.  Hause  Braunschweig  fleissig  nego- 
tiiret  werde,  damit  solche  alle  dieses  Werk  mit  embrassiren  und  zu 
Rettung  der  Hispanischen  Provincien  concurriren.  Endlich  und  für  allen 
Dingen- möchten  wir  von  der  Chron  Schweden    versichert   sein,    dass 


1)    S.  unten. 


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732  Vr.    Brandenburg  and  Frankreich.     1666—1669. 

wir  von  derselben  (wofern  sie  ja  nicht  wieder  Franckreich  warcklich 
agiren  wollten)  nichts  wiedriges  zu  befahren  oder  auf  allen  Fall  uns 
mit  solchen  Mitteln  und  Subsidien  an  Hand  gegangen  werden  solle,  da- 
mit wir  wieder  allen  feindlichen  Angriflf  und  Ueberfall  uns  und  unsere 
Lande  schützen  könnten. 

Alle  diese  conditiones  und  was  wir  sonsten  dabei  weitläuftig  er- 
innert, hat  gedachter  Marggraff  approbiret  und  dabei  nichts  irraisonables 
und  unbilliges  befunden,  ist  auch  damit  per  posta  zum  Marquis  ver- 
reiset, damit  er  sich  hierüber  weiter  instruiren  lassen  könne,  und  wird 
man  hiernegst  von  fernerer  Einrichtung  des  Werkes  zu  reden  haben. 
Inmittelst  ist  gutgefunden  und  verabredet  worden,  dass  man  die  Sache 
in  höchstem  geheim  halten  und  der  Marggraff  fürgeben  soll,  dass  er 
nichts  bei  uns  verrichtet  und  wir  ihn  mit  keiner  cathegorischen  Er- 
klärung versehen.  Wir  aber  haben  über  uns  genommen,  dahin  bemühet 
zu  sein,  damit  einige  andere  Chur  und  Fürsten  bonis  modis  mit  zum 
Handel  gebracht  und  insonderheit  das  Haus  Braunschweig,  welches 
bereits  gute  consilia  und  Intention  desfalls  führet,  mit  engagyret 
werden  möge.  Wegen  der  Rheinischen  Chur  und  Fürsten  vermeint 
der  Marggraff,  dass  es  Hispanien  fürträglich  sein  möchte,  dass  selbige 
sich  nicht  ins  Werk  mischten,  wofern  sie  nur  eine  perfecte  und  unpar- 
theiische  Neutralität  halten  würden.  — 

Weil  nun  zu  Befoderunge  dieses  Werks,  uud  damit  wir  desto  mehr 
Mittel  haben  mögen,  solches  wohl  auszuführen,  gut  sein  würde,  dass 
ohne  die  Subsidien,  so  wir  von  Spanien  zu  gewarten,  wir  auch  etwas 
von  den  Staden  erlangten,  so  werdet  Ihr  solches  nunmehr  mit  desto 
grösserm  Fleiss  zu  beobachten  und  es  auf  allen  Fall  dahin  zu  bringen 
beflissen  sein,  damit  wir  uns  von  dorten  auch  einiger  Subsidien  zu  er- 
freuen haben  mögen,  gleichwohl  auch  dahin  sehen,  dass  wir  nicht  ver- 
bunden werden,  ehe  kegen  den  Bischoff  etwas  zu  tentiren,  bis  derselbe 
entweder  sich  feindlich  kegen  Holland  oder  Spanien  erweisen,  oder 
man  aufs  weinigste  mehr  Ursache  zu  ihm  habe  als  anjetzo. 

Wegen  des  Bischofs  zu  Münster  ist  auch  weitläuftig  geredet,  und 
vermeinet  der  Marggraff,  es  würden  noch  Mittel  vorhanden  sein,  den- 
selben zu  gewinnen,  weswegen  er  sich  en  passant  beim  Bischof  von 
Paderborn  angeben  und  uns  von  seiner  Verrichtung  Information  geben 
wird,  auf  allen  Fall  aber  wird  man  Wege  und  Mittel  finden,  sich  des- 
falls dermaleins  in  Sicherheit  zu  setzen,  wozu  denn  der  Staat  aldorton 
gern,  wie  euch  wissend,  contribuiren  wird. 


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Die  Verabredungen  mit  dem  Markgrafen  v.  Baden.  733 

Endlich  hat  der  Marggraff  erinnert,  dass  man  von  diesem  Werk  nichts 
mit  Stephane  de  Gamarra^)  communiciren  möchte,  und  konnte  der 
Tractat  hiemegst  etwan  zu  Antwerpen  unterm  Praetext,  dass  man 
wegen  des  Compromisses  in  der  Schuldsache  daselbst  zu  negotiiren 
hätte,  ferner  fortgesetzt  werden,  und  wenn  auch  in  Holland  zwischen 
uns  und  dem  Staat  einige  Tractaten  vorgingen,  wobei  jemands  von 
Spanischer  Seite  erfodert  wurde,  so  hättet  Ihr  solches  nur  dem  Marquis 
auf  Brüssel  zu  schreiben,  welcher  alsdann  ins  geheim  jemand  hinschicken 
würde.  — 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
20. /30.  August  1667. 

[Verhandlungen  mit  den  staatischen  Deputierten.] 

Sie  haben  am  25.  mit  de  Witt  and  den  anderen  Deputierten  der  Gen. Staaten  30.  Aug. 
eine  neue  Conferenz  gehalten,  dort  die  Bedenken  des  Kf.  gegen  ein  bewaffnetes 
Vorgehen  gegen  Münster  vorgestellt  und  mitgetheilt,  dass  derselbe  siph  in  die- 
ser bedenklichen  Sache  nicht  entschliessen  könnte,  bevor  er  von  der  Contra- 
vention  des  Bischofs,  von  der  Intention  des  Kaisers  und  des  Hauses  Braun- 
schweig und  was  für  Subsidien  und  Assistenz  sowie  Garantie  die  Gen.  Staaten 
prästieren  wollten,  versichert  wäre.  Schliesslich  haben  sie  die  zwei  Fragen 
gestellt,  ob  nicht  die  Gen.  Staaten  für  rathsam  erachteten,  dass  Kf.,  wenn  die  zu 
Co  In  gemachten  Tractaten  nach  seinem  und  ihrem  Interesse  redressiert  würden, 
sich  darein  begebe,  um  desto  capabler  zu  sein,  zu  der  gemeinen  Sicherheit  zu 
contribuieren,  und  falls  nicht,  was  sie  meinten,  dass  sie  beiderseits  bei  diesen 
gefährlichen  Conjuncturen  thun  sollten.  Nachdem  die  Deputierten  darauf  unter 
sich  deliberiert  hatten,  erwiderte  de  Witt,  sie  könnten  nach  wie  vor  nicht 
anders  urtheilen,  als  dass  Kf.  sowohl  als  auch  den  Gen.  Staaten  zum  höchsten 
daran  gelegen,  dass  die  vorgeschlagene  Execution  gegen  den  Bischof  aufs 
schleunigste  fortgesetzt  würde,  nicht  nur  darum,  damit  man  nicht  abermal  von 
ihm  erst  bekriegt,  sondern  auch,  damit  gegen  Frankreich  eine  Diversion  ge- 
macht werde.  Dass  der  Bischof  contraveniere,  sei  notoir  aus  seiner  exorbitanten 
Armatur,  die  er  in  seinen  Antworten  an  Kf.  und  die  Gen.  Staaten  selbst  zuge- 
stehe, auch  aus  der  gegenwärtigen  Liga  zu  Cöln,  welche  sicherlich  Frankreich 
zum  besten  angesehen  sei.  Auf  die  beiden  Fragen  gaben  sie  diese  resolutiones, 
dass  1)  Kf.  in  die  zu  Cöln  gemachte  Liga  nicht  eingehen  könne,  wenn  sie 
schon  die  conditiones  nach  seinem  Gutfinden  redressieren  sollten,  schon  der 
einzige  Artikul,  der  den  Pass  und  Repass  allen  interdiciere,  sei  sufficient,  um 
Frankreich  zu  den  spanischen  Niederlanden  zu  verhelfen,  2)  kein  besseres  £x- 
pediens  wäre,  um  diese  Liga  zu  resolvieren,  als  dass  Kf.  sich  mit  den  Gen.  Staa- 
ten verbinde,  den  Bischof  ex  capite  contraventionis  et  fractae  pacis  anzugreifen, 


')    Spanischer  Gesandter  im  Haag. 


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734  VI.   Brandenburg  und  Frankreich.     1666  - 1669. 

sie  zweifelten  nicht,  der  Kaiser  nnd  das  Haus  Lüneburg  würden  ihnen  beiden 
in  diesem  Stück  beifallen.  Die  Gen.  Staaten  würden  dazu  ein  billigmässig  sub- 
sidium,  gebührende  Assistenz  und  Guarantie  nicht  verweigern,  sie  müssten  aber 
vor  allem  wissen,  was  Kf.  praetendiere.  Sie  haben  dieses  ad  referendum  ge- 
nommen, bei  den  folgenden  Discursen  aber  nur  diese  kategorische  und  beharr- 
liche Erklärung  erhalten,  so  lange  Kf.  sich  nicht  zu  einer  wirklichen  Action 
wider  den  Bischof  oder  sonst  resolviere,  könnten  die  Gen.  Staaten  kein  subsidium 
geben.  Sonst  haben  sie  wohl  vermerkt,  dass,  ob  man  wohl  das  subsidium  nicht 
hoher  als  auf  zwei  Monate  setzen  wolle,  die  Gen. Staaten  dennoch  wohl  etwas 
mehr  thun  würden,  wenn  sie  im  übrigen  ihre  Satisfaction  haben  könnten. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cöln 
27.  August/6.  September  1667, 

[auf  die  Relation  vom   20./30.  August.    Bedingungen,   unter  denen  er  sieb  mit  den 
Staaten  zum  Vorgehen  gegen  Munster  verbinden  will.] 

6.  Sept.  Er  ersieht  aus  allem,  dass  man  ihn  gegen  ein  paar  Monat  Subsidien  in  eine 

öffentliche  Ruptur  mit  dem  Bischof  von  Münster  und  conseqnenter  in  einen 
Krieg  zu  verwickeln  und  solchergestalt  sich  an  dem  Bischof  zu  rächen  suche. 
Trotz  aller  Bedenken  dagegen  erbietet  er  sich  doch,  was  der  Staat  begehrt 
unter  folgenden  Gonditionen  zu  thun: 

1)  dass  der  Bischof  einer  rechten  Contravention  wider  den  Clevischen  Trac- 
tat  zur  gnüge  überfuhrt  werden  könne, 

2)  ihm  zur  Armatur  und  Unterhalt  einer  Armee  mit  nöthigen  Subsidien  an 
Hand  gegangen  werde, 

3)  einige  von  den  Mitgaranten,  namentlich  der  Kaiser,  das  Dessein  appro- 
bieren, oder  es  sich  nicht  zuwider  sein  lassen, 

4)  er  von  Schweden  nichts  widriges  zu  befahren,  sondern  deshalb  ausser 
aller  Sorge  sein  könne, 

5)  man  auch  des  Hauses  Braunschweig  genugsam  versichert  sei, 

6)  endlich  ihm  eine  vollkommene  Garantie  und  Schadloshaltung  in  optima 
forma  und  auf  alle  Fälle  verspreche. 

In  das  jüngst  zu  Cöln  gemachte  foedus  einzutreten  ist  Kf.  zwar  noch  nicht 
resolviert,  zumal  er  hofft,  seine  Sicherheit  bei  diesen  gefährlichen  Conjuncturen 
durch  gute  Correspondenz  mit  dem  Staat  und  sonst  zu  finden,  sollte  er  aber 
einigen  Fehler  oder  Mangel  verspüren,  so  wird  ihm  nicht  verdacht  werden 
können,  wenn  er  alsdann  seine  Sicherheit  auf  alle  zulässige  Mittel  und  Wege 
sucht  und  nicht  wohl  von  seinen  benachbarten  Kur-  und  Fürsten  absetzen,  am 
wenigsten  deren  Feindschaft  auf  sich  allein  laden  will. 


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Unterhandlungen  mit  de  Witt.  735 

Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
7./ 17.  September  1667. 

[Holländische  Anträge  inbetreff  bewaffneter  Vermittlung  Zwischen  Frankreich  und 
Spanien  und  gewaltsamen  Vorgehens  gegen  Münster.] 
Sie  werden  jetzt  mehr  and  mehr  von  einem  und  anderen  der  Gen.  Staaten  17.  Sept. 
sondiert,  oh  sie  von  Kf.  nicht  Ordre  erhalten,  mit  ihnen  zu  concertieren,  wie 
die  gemeinen  Interessen  erhalten  und  die  spanischen  Niederlande  gerettet  wer- 
den möchten.  Gestern  Abend  spät  hat  der  Pensionarius  de  "Witt  sie  deswegen 
besucht  und  ihnen  den  Vorschlag  mitgetheilt,  Kf.  möchte  sich  mit  den  Gen.  Staaten 
und  anderen  friedliebenden  Potentaten  in  eine  considerable  Verfassung  setzen 
und  beide  streitenden  Kronen  zu  einem  Waffenstillstand  von  einigen  Monaten, 
um  sich  darin  mit  Recht  und  Billigkeit  zu  vergleichen,  verobligieren ,  mit  dem 
Bedinge,  wofern  eine  oder  andere  Krone  sich  dazu  nicht  einlassen  wolle,  als- 
dann der  willigen  so  lange,  bis  ein  christlicher  Frieden  gemacht,  beizustehen, 
er  hätte  mit  einigen  der  vornehmsten  Glieder  von  Holland  insgeheim  davon  ge- 
redet und  diese  hätten  seine  Discurse  so  aufgenommen,  dass,  wenn  Kf.  sich 
resolvieren  möchte,  diese  Sache  auf  die  erwähnte  Weise,  etwa  so  wie  früher 
gegen  den  Bischof  von  Münster,  in  die  Hand  zu  nehmen  und  mit  einer  Ar- 
mee von  m/12  Mann  effectuieren  zu  helfen,  Holland  geneigt  sein  würde,  darauf, 
einzugehen  und  das  dazu  erforderte  subsidium  herzuschiessen,  in  Meinung,  über 
dessen  Restitution  mit  Spanien  zu  handeln.  Sie  haben  zwar  erwidert,  nicht 
instruiert  zu  sein,  sich  auf  solche  Tractaten  einzulassen,  aber  ihm  doch  die 
considerationes  und  conditiones,  welche  in  dem  Rescript  des  Kf.  vom  6.  ent- 
halten, so  weit  sie  diensam  und  applicabel,  zu  Gemüth  geführt,  de  Witt  er- 
widerte darauf,  dass  der  Bischof  den  Clevischen  Tractaten  notorie  contraveniere 
und  es  überflüssig  wäre,  deswegen  besondere  verificationes  beizubringen,  2)  sei 
der  Staat  genugsam  versichert,  dass  der  Kaiser,  Schweden  und  das  Haus 
Braun  schweig  sich  des  Bischofs  nicht  annehmen,  sondern  vielmehr  etliche  da- 
von Kf.  und  den  Gen.  Staaten  helfen  würden,  3)  versprächen  die  Gen.  Staaten  dem 
Kf.  eine  vollkommene  Garantie,  4)  wollten  sie  ihm  mit  einem  nöthigen  subsidio 
(wovon  sie  wissen,  dass  es  nicht  mehr  als  zwei  Monate  sein  wird)  an  Hand 
gehen.  Fagel')  hat  ihnen  mitgetheilt,  die  schwedischen  ministri  hätten  sich 
unter  der  Hand  vernehmen  lassen,  zu  Rettung  der  spanischen  Niederlande  für 
ein  billiges  subsidium  Succurs  zu  senden.  Sie  haben  alles  ad  referendum  ge- 
nommen und  bitten  um  des  Kf.  ordres;  die  Gen.  Staaten  werden  unzweifelhaft, 
wenn  Kf.  nicht  darauf  eingehen  sollte,  andere  Engagements  suchen  oder  anneh- 
men, was  viele  Wohlintentionierte  nicht  gern  sehen  würden. 

W.  W.  Blaapeil   an    den    Kurfürsten.      D.    Cöln    am    Rhein 
10./ 20.  September  1667. 

[Aufforderung  seitens  Hollands  zu  Unterhandlungen.    Absichten  de  Witts.] 
Nachdem  auf  seine  Veranlassung  des  Kf.  Räthe  im  Haag  mit  de  Witt  und  20.  Sept. 
1)    Gaspar  Fagel,  Griffier  der  Gen.Staaten. 


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736  VI-   Brandeaburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

anderen  wegen  einer  Verbindung  des  Kf.  mit  den  Gen.  Staaten  behufs  Rettung 
der  spanischen  Niederlande  geredet,  haben  jene  darüber  mit  ihnen  zu  tradieren 
verlangt  und  auch  ihn  ersucht,  daran  Theil  zu  nehmen,  er  wird  daher,  obwohl 
er  noch  keine  Resolution  des  Kf.  auf  seinen  Bericht  vom  6.  September  erhalten, 
sich  heute  aufmachen  und  über  Bensberg  und  Cleve  nach  dem  Haag  reisen, 
de  Witt  wünscht  die  Tractaten  so  einzurichten,  dass  dadurch  die  Allianzen 
des  Kf.  und  der  Gen. Staaten  mit  Frankreich  nicht  gebrochen  würden,  daher 
dieselben  zu  nehmen  1)  auf  einen  5  oder  6  monatlichen  Waffenstillstand,  zu  dem 
man  beide  Kronen  zu  disponieren  hätte,  damit  die  vorhabende  Mediation  desto 
besser  befordert  werden  möge,  2)  Kf.  und  die  Gen.  Staaten  sollten  eine  Armee 
an  den  Grenzen  der  spanischen  Niederlande  aufstellen,  3)  mit  dieser  erst,  wenn 
während  des  Waffenstillstandes  kein  Friede  zustande  gekommen,  und  zwar  gegen 
denjenigen,  welcher  den  Frieden  auf  billige  conditiones  nicht  annehmen  werde, 
operieren,  4)  so  lange,  bis  derselbe  sich  zu  einem  solchen  Frieden  bequemt  haben 
würde.  Wenn  Kf.  damit  einverstanden  sein  und  seine  Armee  wie  im  Münsterschen 
Kriege  auf  m/12  Mann  nehmen  wollte,  so  stünde  in  Holland  zu  versuchen, 
dass  die  Staaten  ihm  die  Werbegelder  und  auch  ebensolche  Subsidien  wie  da- 
mals gleichsam  als  Vorschuss  zum  besten  Spaniens  hergeben.  Da,  wie  er  hört, 
Holland  beabsichtigt,  solchen  Vorschuss  aus  den  spanischen  Indien  wiederzu- 
bekommen, so  würde  es  vermuthlich  desto  liberaler  mit  ihnen  handeln,  während 
von  Spanien,  selbst  wenn  es  Kf.  noch  so  viel  Geld  zusagt,  doch  nichts  zu 
bekommen  sein  wird,  auch  K.Sachsen  würde  vielleicht,  wenn  derselbe  3000 
oder  4000  Mann  unter  Kf.  stellen  wollte,  zu  ebensolchen  Subsidien  verhelfen 
und  derselbe  desto  beständiger  bei  dieser  Partei  engagiert  werden  können. 


Der  Kurftlrst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.    D.  [s.  l] 

15./ [25.]  September  1667. 

(Conc.  V.  Somnitz.) 

[Bereitwilligkeit  zu  einer  Verbindung  mit  Holland.] 

25.  Sept.  Eure  unterthänigste  Relation  vom  7.  dieses  ist  uns  woll  zukommen 

und  haben  daraus  ganz  gerne  vernommen,  dass  man  daselbst  mit  uns 
sich  über  diesem  Wesen  in  engere  Verständnns  einlassen  will.  Ihr  habet 
dem  Pensionario  de  Witte,  absonderlich  auch  Fagel  und  denen  woll 
aifectionirten  anzuzeigen,  dass  wir  dazu  auch  woll  geneigt,  nur  dass  die 
Sache  1)  in  secreto  gethan,  2)  dazu  Vollmachten  produciret  [werden] 
möchten,  damit  wir  euch  auch  versehen  wollen,  indessen  würde  man 
gleichwoll  wegen  eines  subsidii,  wozu  wir  sofort  zu  greifen  und  das  wir 
zur  Werbung  anwenden  könnteD,  zu  reden  und  sich  zu  erklären  haben. 
Wir  zweifeln  nicht,  die  HH.  Staten  werden  nicht  unterlassen  zue  De- 
fension    der   Oerter,    daran    ihnen    zumahlen   gelegen,    dem    Könige  in 


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Unterhandlungen  mit  den  holländischen  Deputierten.  737 

Spanien  einige  Völker  sab  quocanque  tltulo  zu  überlassen,  wobei  ihr 
denn  die  woll  affectionirte  woll  versichern  könnet,  dass,  wann  man  uns 
wegen  des  beregten  subsidii  Versicherung  gebe,  wir  einige  unser  Truppen 
der  Endes  hinauf  wollten  marchiren  lassen,  damit  sie  auf  allen  Fallen  denen 
HH.  Staaten  im  Fall  der  Noth  zur  Hand  stehen  möchten.  Im  übrigen 
wollen  wir  euch  mit  ehistem  mit  vollkommener  Instruction  und  Voll- 
macht versehen.  — 


Blaspeil,    Romswinckel  nnd  Copes  an  den  Kurfürsten.     D. 
s'Gravenhage  17. /27.  September  1667. 

[Verabredungen  mit  den  staatiscben  Deputierten  über  das  abzuschliessende  Bündnis. 
Friedensbedin^ungen.     Subsidien.] 

Da  dieser  Staat  bestandig  resolviert  bleibt,  den  französischen  Desseins  sich  27.  Sept. 
mit  anderen  zu  widersetzen,  zwar  wegen  ihres  Retardierens  mit  Schweden 
und  Lüneburg*)  darüber  in  Handlung  zu  treten  einen  Anfang  gemacht,  nichts- 
destoweniger aber  am  liebsten  mit  Kf.  vorher  etwas  beständiges  schliessen 
wollte,  so  haben  sie  mit  de  Witt  und  den  anderen  Deputierten  von  Holland 
darüber  weiter  im  geheimen  conferiert  und  folgende  Ingredientien  des  abzu- 
schliessenden  Bündnisses  verabredet: 

1)  dass  die  Confoederierten  sich  zunächst  bemühen  sollen,  beide  Kronen 
gütlich  zu  vergleichen, 

2)  dieselben  zum  alsbaldigen  Abschluss  eines  Waffenstillstandes  zu  be- 
wegen, 

3)  dass  die  von  ihnen  vorzustellenden  Friedensbedingungen  so  beschaffen 
sein  sollen,  dass  beide  Theile  sie  ohne  Nachtheil  ihrer  Reputation  eingehen 
können , 

4)  dass  sie  demnächst  auf  eine  solche  Garantie  bedacht  sein  und  dieselbe 
helfen  machen  sollen,  dass  beide  Kronen  sich  inskünftig  ruhig  und  friedlich  mit 
einander  begehen, 

5)  dass  sie  während  dieser  Verhandlungen  sich  neutral  halten, 

6)  wenn  aber  eine  der  Kronen  sich  unwillig  erweisen  und  solche  raison- 
nablen  articulos  einzugehen  difficultieren  sollte,  sie  dem  willigen  Theile  so  lange 
beistehen  sollen,  bis  guter  und  beständiger  Friede  wird  gemacht  sein, 

7)  dass  zu  solchem  Ende  Kf.  eine  Armee  wenigstens  von  m/12  und  die 
Staaten  von  m/18  Mann,  davon  ein  Drittel  Reiterei,  während  dieses  Winters 
auf  den  Grenzen  der  spanischen  Niederlande,  aber  auf  ihrem  eigenen  Boden 
in  guter  Bereitschaft  halten  und  damit,  wenn  es  die  Noth  erfordern  sollte,  aber 
nur  zur  Beförderung  des  Friedens,  de  concert  agieren  sollen, 

8)  durch  diese  Soldaten  soll  niemand  sonst  der  geringste  Schaden  zugefügt 
werden, 


1)    S.  Kocher  I,  S.  544 ff. 
Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  47 


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738  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

9)  Sollte  es  zur  Action  kommen,  so  werden  sie  sich  zufSrderst  vergleichen, 
wie  die  Kriegsoperationen  geschehen  sollen,  und  die  consilia  dahin  richten,  da- 
mit dennoch  der  Friede  so  bald  wie  möglich  befördert  werde. 

Ein  solches  foedus,  glauben  sie,  könnte  männiglichen  vorgezeigt  werden, 
ohne  dass  der  König  von  Frankreich  befugte  Ursache  haben  würde,  sich  dar- 
über zu  beschweren,  als  wenn  der  Allianz,  in  welcher  er  mit  Kf.  und  auch  mit 
den  Staaten  steht,  zu  nahe  getreten  würde  und  die  Confoederierten  der  spani- 
schen Partei  gar  zu  sehr  zugethan  wären. 

Sie  haben  aber  noch  bisher  nichts  festgesetzt,  sondern  haben  verabredet 
erst,  wenn  sie  des  Kf.  nähere  Ordre  empfangen  haben  werden,  wieder  zusam- 
men zu  kommen  und  einen  Schluss  zu  machen. 

Die  Deputierten  meinen,  dass,  wenn  das  foedus  zustande  kommt  ^  es  sich 
nicht  schicken  würde,  sich  in  eine  Mediation  zu  engagieren,  sondern  man  es 
bei  blosser  Offerierung  der  Officien  bewenden  lassen  müsste. 

Die  Friedensbedingungen  haben  sie  zwar  vermeint  unter  sich  festzusetzen, 
sie  aber  bisher  noch  nicht  finden  können.  Sie  wünschen  des  Kf.  Intention  dar- 
über zu  wissen,  da  sie  verspürt,  dass  man  von  selten  der  Staaten  der  gänz- 
lichen Meinung  ist,  dass  es  Frankreich  gar  zu  disreputierlich  sein  würde,  da  es 
so  grosse  advantage  hat,  nicht  etwas  davon  zu  tragen.  Sonst  sind  sie  einig 
darüber,  dass  diese  Bedingungen  nicht  in  das  foedus  gesetzt  und  vorläufig,  bis 
ein  Waffenstillstand  zustande  gekommen  und  mit  den  Friedenstractaten  ein  guter 
Anfang  gemacht  sein  wird,  anderen  nicht  offenbart  werden  sollen. 

Wegen  der  Subsidien  und  Werbegelder,  glauben  sie,  wird  das  beste  sein, 
darüber  absonderlich  mit  den  Gen.  Staaten  als  auch  mit  Spanien  auf  die- 
selben conditiones,  wie  früher  gegen  den  Bischof  von  Münster,  sich  zu  verglei- 
chen, so  dass  Kf.  das  volle  Werbegeld  von  m/160  Rthlr.  (den  Lüneburgischen 
sind  nur  m/112  Rthlr.  zugestanden  worden)  und  das  ganze  subsidium,  und  zwar 
auf  8  Monate  (ob  vielleicht  so  viel  Zeit,  die  Gute  zu  tentieren,  nöthig  wäre) 
und  die  weiteren  Conditionen  erhielte.  Die  holländischen  Deputierten  finden 
solches  nicht  unbillig  und  erbieten  sich,  dem  Kf.  solches  Werbegeld  und  Subsi- 
dium,  falls  Holland  an  Spanien  einige  Millionen  vorschiessen  sollte,  worüber 
man  jetzt  verhandelt'),  daraus  zu  entrichten  und  bei  Spanien  gute  officia  des- 
wegen anzuwenden.  Sie  glauben  nicht,  dass  es  von  spanischer  Seite  deswegen 
Schwierigkeiten  geben  wird,  da  der  Markgraf  von  Baden  bereits  versprochen, 
Kf.  damit  an  Hand  zu  gehen,  sie  wollen  auch  nicht  eher,  bis  es  wegen  dieser 
Werbegelder  und  Subsidien  seine  Richtigkeit  hat,  das  foedus  abschliessen,  auch 
versuchen,  sich  mit  dem  Markgrafen  deswegen  in  loco  tertio  zu  abbouchieren. 
Sie  wollen  auch  versuchen  es  dahin  zu  bringen,  dass  Kf.  das,  was  ihm  Spanien 
bereits  schuldig,  erhalte,  ferner  hören,  was  Kf.,  wenn  die  Sache  wohl  ausschla- 
gen sollte,  für  eine  Ergötzlichkeit  zu  erwarten,  und  vorschlagen,  dass  Spanien 
auch  K.Sachsen  und  Hessen-Gasse  1  für  drei-  oder  viertausend  Mann  Sub- 
sidien zahle,  welche  dem  Commando  des  Kf.  mit  untergeben  würden.   Sie  haben 

')     Vgl.  Mem.  d'Estrades  VI,  S.  63,  Mignet  II,  S.  490.  496.  501f.,  Wicque- 
fort  III,  S.  335 ff.,  461. 


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Unterhandlungen  mft  den  holländischen  Deputierten.  739 

anch  die  holländischen  Deputierten  dazu  persaadieren  wollen,  dass  die  Gen.- 
Staaten  dem  Kf.  auch  ihrerseits  mit  einem  suhsidium  an  Hand  gehen  sollten, 
dieselben  erklärten  aber  dazu  ausser  Stande  zu  sein,  da  sie,  wenn  es  dazu 
känie,  nicht  allein  ihre  Landmiliz,  sondern  auch  eine  mächtige  Flotte  würden 
halten  müssen'). 


Der   Kurfürst   an    Blaspeil,    Romswinckel    und    Copes.      D. 

Wollup  22.  September/[2.  October]  1667. 

(Conc.  V.  Somnitz.) 

[Instruktion  für  die  Verhandlungen  mit  Holland.] 

Sie  sollen  die  Verhandlung  fortsetzen. 

Ihr  habt  aber  dabei  zuförderst  ia  Acht  zu  nehmen   1)  wegen  der  2.  Oet. 
Sabsidien  zuer  Werbung,    dass    dieselbe    ehist  lieber    gezahlet   würden, 
und   lassen  wir  es  anfänglich  bei  der  summa,    so  zur  Zeit  des  Münste- 
rischen  Wesens  verglichen  worden,  also  m/160  Rthlr.  bewenden. 

2)  Das  übrige  könnte  auch  nach  dem  itzterwähnten  Tractat  einge- 
richtet werden,  jedoch  was  die  officia  anbelanget  und  Friedenshandelung, 
könnte  es  dahin  gerichtet  werden,  dass  die  General -Staaten  dieselbe  mit 
auf  sich  nehmen,  auch  könnten  die  Kriegsoperationes  für  dem  Frühlinge 
nicht  angetreten  werden. 

3)  Weil  wir  auch  mit  Spanien  in  Handelung  stehen  und  darauf 
billig  ein  Absehen  haben,  allermassen  wir  von  Stadischer  Seiten  nur  die 
Hälfte  des  Unterhalts  für  die  Soldatesque  bekommen,  so  werdet  ihr  bei 
der  Stadischen  Handelung  hierauf  dergestalt  reflectiren,  dass  in  dem 
Tractat  mit  den  HH.  Staden  nichts  komme  oder  fliesse,  so  jenem  mit 
Spanien  nachteilig  sei  oder  denselben  hebe,  2)  dass  alles  in  grosser 
geheim  gehalten  werde,  denn  sollte  auskommen,  dass  wir  mit  Holland 
etwas  geschlossen,  würde  Spanien  die  Last  auf  uns  und  die  Staden 
ankommen  lassen  und  sich,  so  gut  es  könnte,  der  Subsidien  entbrechen, 
und  ist  3)  demnach  mit  Holland  nicht  zu  schliessen,  bis  wir  mit 
Spanien  richtig. 

Im  übrigen  werdet  ihr  den  von  ßeverning  oder  wer  nach  Enge- 
landt  gehet  ersuchen,  dass  er  mit  euch  und  unserem  Cantzler  Brandt, 


')  Die  Gesandten  melden  20./30.  September,  sie  hätten  mit  de  Witt,  welcher 
schon  mehrmals  bei  ihnen  angefragt,  ob  sie  noch  keine  Ordre  erbalten  hätten,  ver- 
abredet, da  es  hauptsächlich  auf  die  Subsidien  ankomme,  nach  Brabant  zu  reisen  und 
deswegen  mit  dem  Markgrafen  Ton  Baden  zu  reden,  dann  aber  ehestens  sich  hier 
wieder  einzufinden  und,  falls  sie  noch  keine  Ordre  von  Kf.  vorfinden  sollten,  gleich- 
wohl 8ub  spe  rati  abzuschliessen. 

47* 


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740  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

welchen  wir  ehistens  dahin  za  schicken  gesonnen,  vertraulich  correspon- 
dire,  auch  werdet  ihr  euch  erkundigen,  was  der  Staat  mit  den  Braun- 
schweigischen handele,  wie  auch,  wohin  die  Tractaten  mit  Schweden 
angesehen,  unser  Interesse  dabei  in  Acht  nehmen  und  von  allem  unter- 
thänigste  Relation  nach  und  nach  abstatten.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.    D.  Cöln 
l./[ll.]  October  1667. 

(Conc.  V.  Somnitz.) 

[auf  die  Relationen  vom  17./27.  und  20./30.  September.     Nähere  Instruktion  inbetrelT 

der  mit  Holland  und  Spanien  abzuschliessenden  Vertrage.] 

11.  Oct.  Er  sendet  ihnen  eine  Vollmacht  za  den  Tractaten  mit  den  Gen.  Staaten. 

Er  hält  für  nöthig,  dass  zwei  Tractate,  davon  der  eine  geheim  zu  halten 
wäre,  gemacht  wurden.  Der  Ingress  zu  der  ersten  Alliance  könnte  so  einge> 
richtet  werden,  dass,  nachdem  in  dem  burgundischen  Kreise  ein  öffentlicher 
Krieg  entstanden,  die  Alliierten  sich  zu  Beschötzung  ihrer  Lande  zu  verbinden 
ööthig  erachtet  hätten  und  auch  andere  Potentaten  dazu  invitieren  wollten. 

Darauf  wäre  zu  setzen:  1)  man  wollte  in  allen  dieses  Werk  angehenden 
Dingen  nach  gemeinem  Rathe  verfahren,  2)  alle  guten  officia  und  möglichen 
Mittel  anwenden,  damit  zwischen  beiden  kriegenden  Theilen  Frieden  gestiftet 
werde,  3)  dazu  womöglich  ein  armistitium  zu  Wege  bringen,  4)  auch  darauf 
bedacht  sein,  dass  der  Tractat  unverbrüchlich  künftig  gehalten  werde,  5)  in- 
dessen, da  sie  nicht  wissen  können,  wie  solche  ihre  gute  Intention  ausschlagen 
möchte,  hätten  sie  zu  ihrer  und  ihrer  Lande  Sicherheit  sich  entschlossen, 
ein  corpus  von  m/30  Mann  (Kf.  m/12  und  die  Gen.  Staaten  m/18)  innerhalb 
8  Monaten  zusamenzubringen ,  welche  zum  obigen  Zweck  gebraucht  und  dazu 
an  die  Oerter  geführt  werden  sollten,  wo  sie  zu  Erreichung  desselben  stehen 
müssten,  6)  beide  Theile  wollten  dieses  foederis  halber  einander  eine  sichere 
Gewähr  sein  und  die  Gen.  Staaten,  wenn  Kf.  bei  dieser  Zeit  im  Reich  oder  in 
Preussen  sollte  feindlich  angegriffen  werden,  ihm  assistieren. 

Diese  Punkte  könnten  in  den  einen  Tractat  gebracht  —  werden. 
Denn  dass  man  darin  set^ete,  man  wolle  die  kriegende  Theile  zum 
armistitio  oder  gewisse  conditiones  anzunehmen  mit  den  Waffen  bringen, 
solches  möchte  nicht  sowoll  von  dem  einen  als  dem  andern  kriegenden 
Theil  wie  auch  von  menniglich  nicht  woll  genommen  werden.  So  wäre 
auch  unnötig  und  undienlich  ferner  in  diesem  Tractat  von  der  Assistenz« 
so  einem  oder  andern  Theile  zu  leisten  sein  möchte,  von  Verwehrung 
der  marches  etc.  etwas  zu  gedenken,  besondern  solches  alles  und  was 
zu  den  Kriegsoperationen  gehöret,  müsste  in  die  secret  Articul  gebracht 
werden.     Und    weil    dann    solche  Articul    einen. Tractat    mit   Spanien 


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Instruction  for  die  Gesandten.  741 

präsuppoDiren,  so  wurde  die  Nothurft  erfordern,  das8  man  darüber  ent- 
weder Goniunctim  oder  ein  jedes  Theil  a  part  mit  Spanien  vorhero 
richtig  wäre,  und  hielten  wir  dafür,  weil  hierunter  die  interesses  nicht 
alle  gleich,  dass  ein  jeder  Theil  für  sich  tractirete.  Der  Tractat  mit 
Spanien  würde  nun  den  Kriegsoperationibus  zuförderst  Maass  geben, 
also  dass  man  danach  die  secrete  Articul  einzurichten  hätte. 

Weil  aber  diesen  Punct  belangend  des  eines  oder  anderen  Theils 
oder  auch  beider  Theile  interesse  und  dero  Lande  Defension  erforderen 
könnte,  dass,  unangesohen  man  mit  Spanien  nicht  allerdings  richtig,  das 
Werk  angetreten  werden  möchte,  so  wären  auf  solchen  Fall  und  in  dem 
reguard  auch  die  conditiones  wegen  der  Kriegsoperationen  zu  verabreden 
und  nach  obangeregtem  Münsterischen  Vergleich  einzurichten.  Wobei 
dann  der  Punct  der  Subsidien  zuvorderst  abzuhandeln. 

Es  ist  den  Gen. Staaten  nochmals  vorzustellen,  dass  sie  bei  diesem  Werk 
weit  mehr  als  Kf.  interessiert  seien,  anch  fla>s  dieser  Krietr.  wenn  es  znr  Action 
kSme.  weit  nif'hr  an  Volk  und  <ield  erfordern  wiird(\  als  der  Mnnsters<hi'.  Wenn 
♦*>  srlion  bei  *W\\  m  VJ  iMann  Mirbe.  >o  wiir<le  der  Lnt<M-lialt  ders«'ll»en  monat- 
lirh  m  8<)  l*thlr.  kosten,  es  ist  al>o  \v»Miij:sten>  auf  den  .MiitiHifMselH'n  Ku>'<  /.n 
riehten  und  dahin  zu  sehen,  dass  dif  m  l^i<J  Rthlr.  W  erb»'gehl»^r  ehestniiv^ürh 
ausgezahlt  werden,  die  aber  doch  nicht  zur  Hälfte,  um  m  V2  Manu  zu  werben, 
reichen  können. 

Wenn  aber  über  allen  angewandten  Fleiss  nicht  zu  erhalten,  dass 
die  Staaten  de  proprio  was  thäten,  so  könnten  wir  doch  den  Tractat 
deswegen  nicht  fahren  lassen. 

Der  Mediation  kann  sich  Kf.,  nachdem  davon  zu  Cöln  lange  verhandelt, 
nicht  entziehen,  sonst  würde  er  bei  männiglich  gross  Nachdenken  verursachen 
und  sich  zu  zeitig  bei  Frankreich  verdächtig  machen,  er  will  hierin  aber  nach 
den  Conjuncturen  verfahren. 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
l./ll.  October  1667. 

[Verhandlungen  mit  de  Witt,  dessen  Mittheilungfen  über  den  Stand  der  X'erhandlungen 
mit    den    Lüneburgern    und    Schweden.     Angebliche    französische    Anerbietungen    an 

Uolland.] 

Romswinckcl  ist  in  Privatgeschäften  auf  einige  Tage  nach  Cleve  gereist;  11.  Oct. 
inzwischen  sind  gestern  de  Witt  und  ein  anderer  der  Staatischen  Deputierten 
bei  ihm  gewesen  und  haben  ihm  angedeutet,  dass  man  begierig  wäre,  sich  mit 
Kf.  zu  vereinigen,  um  den  französischen  Desseins  und  hohen  Goncepten  zu  be- 
gegnen, und  angefragt,  ob  sie  beauftragt  wären,  darüber  mit  ihnen  in  Verhand- 
lung zu  treten.     Als   Bl.  erklärte,    er  möchte  zunächst  gern  wissen,    was  für 


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742  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Werbegelder  und  Sabsidien  der  Staat  dem  Kf.  geben  wärde,  wenn  er  eine 
Armee  ins  Feld  bringen  sollte,  erklärten  jene,  nicht  der  Staat,  sondern  Spanien 
hätte  diese  Kosten  zu  tragen,  sie  hätten  dieses  auch  schon  den  spanischen 
ministris,  welche  hier  gewesen,  um  eine  ansehnliche  Summe  Geldes  za  credi- 
tieren  *),  gesagt  und  ihnen  bedeutet,  sie  würden  solche  Gelder  nur  zu  Bezahlung 
der  Subsidien  an  die  schwedischen,  k. brandenbnrgischen  und  lüneburgischen 
Truppen,  wenn  sich  diese  zur  Rettung  der  spanischen  Niederlande  gebrauchen 
lassen  sollten,  vorschiessen  und,  dass  sie  dazu  verwendet  würden,  selbst  mit 
zusehen,  worauf  einer  derselben,  Baron  Bergeyck,  nach  Brüssel  gereist,  um 
von  Castel  Rodrigo  Resolution  zu  holen,  Bl.  hat  ihnen  aber  erklärt,  der  Staat 
müsste  dabei  auch  etwas  thun.  Auf  seine  Frage,  ob  der  Staat  auch  mit 
Schweden  und  den  Lüneburgern  in  Handlung  stände,  erwiderten  jene,  man 
habe  sich  bisher  nur  bemüht'^,  die  braunschweigischen  Truppen  an  Hand 
zu  halten,  mit  dem  schwedischen  Gesandten  Grafen  Dohna  hätten  die  Depu- 
tierten der  Provinzen  vor  einigen  Wochen  darüber  gesprochen,  wie  man  sich 
Frankreich  gegenüber  zu  verhalten  habe,  da  man  dann  beiderseits  dafür  gehal- 
ten, dass  man  die  französischen  Desseins  zu  behindern  hätte,  und  Graf  Dohna 
versichert  hätte,  Schweden  wünsche  hierüber  mit  den  Staaten  zu  tractieren. 
worauf  man  beiderseits  verabredet,  Vollmacht  dazu  einzuholen,  worauf  es  noch 
beruhe. 

Beuningen  wird  morgen  hier  erwartet.  Sowohl  d'Estrades  als  auch 
Courtin  sollen  dem  Staat  Hoffnung  gemacht  haben,  dass  Frankreich  ihnen, 
wenn  sie  es  mit  demselben  halten  wollten,  auch  ein  mehreres  von  den  spani- 
schen Niederlanden,  als  ihre  partage  bei  dem  Tractat  von  1635')  hätte  sein 
sollen,  zulegen  würde,  ihnen  soU  aber  darauf  geantwortet  sein,  Frankreich  müsste 
ihnen  etwas  von  dem  Seinigen,  als  Dünkirchen,  Gravelingen  und  Calais  präsen- 
tieren, dann  möchte  damit  zu  handeln  sein. 

Inmittels  finden  sich  unter  den  Staaten  verschiedene,  welchen  der- 
gleichen propositiones  von  Frankreich  so  übel  nicht  gefallen,  und  möcht« 
es  die  Sache  wohl  etwas  verstellen,  wenn  der  von  Beuningen  einige 
Versicherung  davon  mitbrächte.  Ich  kann  nicht  anders  verspüren,  als 
dass  der  Rath  Pensionarius  de  Witt  in  dieser  Sache  aufrichtig  und 
mit  grosser  Vorsichtigkeit  procediret,  und  glaube  gänzlich,  er  werde  sich 
durch  gute  Worte  und  grosse  Promessen  von  Frankreich  nicht  bewegen 
noch  von  dem  Weg,  darauf  er  anitzo  ist,  abführen  lassen.  — 


>)    S.  oben  S.  738. 

>)    S.  Aitzema  VI,  S.  350f.,  Köcher  I,  S.  546 ff. 

»)    S.  oben  S.  717. 


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Unterbandlungen  mit  den  holländischen  Deputierten.  743 

W.  W,  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
5./ 15.  October  1667. 

[Mit  de  Witt  verabredete  Vertragsprojecte.] 

Von  Brüssel  ist  noch  niemand  hier  gewesen,  der  Markgraf  von  Baden  15.  Oct. 
aber  hat  ihm  geschrieben,  er  wurde  bald  Castel  Rodrigo's  Resolution  erhalten, 
inzwischen  mochte  er  stille  stehen  und  sich  hier  in  weitere  Tractaten  nicht  einlassen. 
Auf  de  Witts  Wunsch  aber  hat  er  mit  diesem  und  dem  auch  dazu  deputierten 
Tengnagel  zu  Gellickum  gestern  aufs  neue  conferiert  und  sie  haben  einige 
Punkte,  darauf  die  Tractaten  zu  machen,  entworfen'),  ein  Project,  das  den 
Provinzen,  auch  anderen,  ja  Frankreich  vorgezeigt  werden  kann,  und  ein  anderes, 
das  zu  secretieren  und  hernach  durch  einen  Nebenartikul  zu  vollziehen.  Das 
erstere  geht  dahin,  dass  man  beide  Kronen  zu  einem  sechswöchentlichen  Waf- 
fenstillstand vom  1.  November  an  obligieren  und  sich  inzwischen  mit  einer 
guten  Armee  versehen,  auch  bei  den  Königen  suchen  soll,  in  solcher  Zeit 
sich  in  der  Güte  zu  vergleichen.  Um  dem  Rom.  Reich  und  auch  dem  Kf.  freie 
Hände  zu  lassen,  hat  er  beifolgende  zweiArtikeP)  hineingebracht.  Die  meiste 
Bedenklichkeit  dabei  ist  wohl  die,  dass  die  Gen.  Staaten  nicht  wohl  sehen,  wie 
man  Frankreich  ohne  höchsten  Offens  zum  Stillstand  wird  bringen  können, 
nachdem  es  nunmehr  conditlones  zum  Frieden  vorgeschlagen. 

Das  andere  Project')  geht  weiter,  soll  aber  secretiert  werden.  Bl.  räth, 
davon  Schweden  und  Braun  schweig  Eröffnung  zu  machen,  da  de  Witt 
ihn  ersucht  hat,  mit  deren  hiesigen  miuistris  daraus  zu  communicieren,  und 
aach  selbst  willens  ist,  dieses  zu  thun. 


•)    Vgl.  Köcher  I,  S.  555. 

*)  Art.  1 :  Kf.  und  die  Gen.  Staaten  werden,  um  niemand  Ombrage  zu  geben,  ihre 
Armeen  auf  ihrem  eigenen  Gebiet  an  bequemen,  beiderseits  concertierten  Orten  halten 
und  niemand  mit  Durchzügen,  Einlogierung  odör  sonst  Schaden  zufügen. 

Art.  2:  Es  soll  hiedurch  nicht  im  geringsten  der  Punkt  derogiert  werden,  ob  die 
entstandenen  Streitigkeiten  über  die  spanischen  Niederlande  an  das  Rom.  Reich  ver- 
wiesen werden  sollen,  sondern  es  soll  hierin  weder  dem  Kf.,  noch  andern  Gliedern 
desselben,  auch  nicht  den  beiden  Kronen  irgendwie  präjudiciert  werden. 

')    Nach   demselben  sollen,   falls  der  Frieden  innerhalb  6  Monaten  nicht  erfolgt, 

1)  die  Alliierten  die  Sache  weiter  überlegen,  sich  dahin  vergleichen,  wie  die  noch 
übrigen  Discrepantien  am  füglichsten  zu  dirimieren,  dann  bei  beiden  Theilen  darauf 
dringen,  dass  sie  darin  condescendieren,  so  dass  demjenigen  Theile,  der  die  von  ihnen 
vorgeschlagenen  Bedingungen  refüsieren  und  dabei  bestehen  sollte,  alle  weiteren 
guten  officia  und  Bezeugungen  der  Freundschaft  entzogen,  dem  anderen  Theil  da- 
gegen,  welcher  sie  annehmen  würde,   alle  Favor   und  Assistenz   zugebracht  werde, 

2)  der  WaflFenstillstand,  so  lange  sich  die  Alliierten  um  Herstellung  des  Friedens  be- 
mühen, fortdauern  und  bei  dessen  Entstehung  derjenige  von  beiden,  welcher  sich  dazu 
geneigt  erweisen  wird,  auf  die  in  der  Hauptallianz  festgesetzte  Weise  assistiert  werden. 


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744  VI.    BrandeDborg  and  FrankreielL     1666—1669. 

W.  W.  Blaspeil  an  den  KnrfUreten.     D.  s  Gravenhage 
8./18.  October  1667. 

[Die  französischen  VergleichsTorschläge,  Aufnahme  derselben  in  Holland.    Aeossemog 

de  Witts.] 

18.  Oct.  Die   Proposition,    welche    Beaningen  von  dem  franzosischen  Könige  mit- 

gebracht'), soll  lanten.  derselbe  sei.  nm  nicht  anderen  Ursache  zur  Eifersucht 
zu  geben,  entschlossen,  sich  mit  demjenigen,  was  er  erobert,  zu  begnägen  und 
auf  das  fibrige  zu  verzichten,  oder,  wenn  wegen  der  Situation  einige  Bedenk- 
lirhkf'it  dabei  sein  sollte,  Aequivalente,  nämlich  die  F  ran  che  Comte  oder 
das  llerzogthum  Luxemburg  nebst  den  Städten  und  Oertern  Chambray, 
Air,  St.  Omeer,  Charleroy,  Winoxbergen,  Dornick  und  einige  andere 
dafür  anzunehmen.  Wenn  dem  Staate  dieses  annehmlich,  möchte  er  Spanien  da- 
zu disponieren,  solche  redliche  Offerte  anzunehmen,  auch  zugleich  darauf  be- 
dacht sein,  wie  es  im  Falle  des  Todes  des  jetzigen  Königs  von  Spanien  zu 
halten,  damit  man  alsdann  keine  n^up  rnnihe  zu  befahren  haben  möge,  \n- 
zwiM'h^ii  ur»l|p  rlfT  Köriii:  l»i.-  /.um  1.  März  1^>68  <til]<^  ^itz^n  und  kein**  Oi^rtT 
iiM'hr  nrr\ty\,'rt']t.  Ijii  ']t'(\rr  iirtliejlt  ül«fr  <li*»^«'H  N'oixhlajf  narh  .vin^ii  .\t- 
^•••t»'ii  iiihI  ♦•*  i*t  'All  \fr\MiUiWru.  da«*^  ^'uh  ^o  >  if  lf*.  an«h  au>  dem  Staat  <^\\^<^ 
find^'M.  w<-l<'li''  ntt>MitIirh  ^u^finif* r^Mi.  tla»  es  besser  x-in  würde.  .Spanien  zu  An- 
uehmung  solcher  Bedingungen  quovis  meliori  modo  zu  obligieren  als  etwas 
vorzunehmen,  wodurch  dieser  Staat  mit  Frankreich  zerfallen  könnte. 

Jch  will  ja  Dicht  hoffen,  da^n  diejenige,  welche  die  Sachen  alhie 
vornem blich  maniircn  und  sich  äusserlich  von  den  französischen  hohen 
Desseinen  sehr  alien  erweisen,  dergleichen  verborgene  Gedanken  bei  sich 
haben  und  solche  Scntimenten  und  Gerüchte  nur  sollten  ausstreuen,  zu 
tentircn,  wo  die  Gemüther  liegen,  und,  wann  sie  dieselbe  darnach  be- 
schaffen finden,  ihre  mesures  in  favor  von  Frankreich  nehmen  wollen. 

PS.  Do  Witt,  mit  dem  er  heute  über  die  französischen  Vorschläge  ge- 
sprochen, sagte  ihm,  wenn  man  seinem  Rath  folgen  wollte,  so  wurde  man 
Frankreich  so  lange  mit  guten  Worten  und  generalen  Vertröstungen  aufhalten 
nuissen,  bis  die  vorhabenden  Tractaten  richtig  und  sie  allerseits  imstande  wären, 
mit  Nachdruck  zu  reden,  so  lange  solches  nicht  geschehen,  hätte  man  sich  zu 
Krankreich  nicht  zu  verschen,  dass  es  von  seinen  praetensionibus  desistieren 
würde,  man  hätte  sicli  einmal  mit  guten  Worten  verführen  lassen,  müsste  aber 
nicht  abcrmal  solche  Thorheit  begehen. 


')     Vgl.  Mignet  II,  S.  492ff.,    Mem.  d'Estrades  VI,  S.  46ff.,    Wicquefort 
III,  S.  350,  Lefevre  Pontalis  1,  S.  434f. 


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Französische  Anträge  an  Holland.    Die  Subsidienfrage.  745 

Blaspeil   und  Copes   an   den   Kurfürsten.     D.    s'Gravenhage 
12. /22.  October  1667. 

[Zogerang  von  spanischer  Seite.] 

Des  Kf.  Rescript  vom  1.  October*)  haben  sie  am  8./18.  erhalten,  danach  22.  Oct. 
discrepieren  die  angefangenen  praeparatoria  zur  Handlung  gar  wenig  von  des  Kf. 
Intention  und  wird  der  Tractat  leicht  auf  solchen  Fnss,  wie  Kf.  vorgeschrieben, 
zu  bringen  sein.  Es  haftet  aber  das  ganze  Wei:k  an  der  Approbation,  welche 
die  Staaten  nun  in  die  dritte  Woche  auf  die  geschehene  Negociation  etlicher 
Gelder  von  Brössei  erwarten,  und  ist  sehr  fremd,  dass,  da  die  Spanier  diese 
Negociation  so  eifrig  gesucht  und  die  Staaten  von  Holland  sich  so  wohl 
darauf  erklärt  haben,  jetzt  Castel  Rodrigo  so  zurückhält  und  ebenso  auch 
der  Markgraf  von  Baden  sie  nichts  weiter  wissen  lässt  und  man  so  die  köst- 
lichste Zeit  hinstreichen  lässt  und  nur  Frankreich  dadurch  Anlass  giebt,  hier 
solchen  Handlungen  entgegen  zu  arbeiten. 

Sie  bitten,  es  bei  der  in  dem  von  ihnen  einnresohirkten  Projeot  enthaltenen 
Festsetzung^,  dass  die  Tnippen  /.>\ei  MoiiHtc  nach  Zahhiii;;  der  W^M-bey^eMer  zu- 
-iannnenfrebrafht  werden  sollen,  zu  hosen,  ausser  ah<leren  «in'indeii  desliall». 
weil  die  Opinion.  welche  man  hier  von  Kf.  h«t.  dass  er  in  so  kurzer  Zeit  eine 
;^ute  Armee  auf  die  Beine  bringen  könne,  das  xomeiiniste  Kundament  ist.  auf 
dem  sie  hier  bauen  und  wodurch  sie  hier  Kf.  die  meisten  Dienste  thun. 


Blaspeil,    Romswinckel   und   Copes   an   den    Kurfürsten.     I). 
s'Gravenhage  19. /29.  October  1667. 

[Schwierigkeit  inbetreff  der  Subsidien.] 

Sie  haben  sich  auf  das  äusserste  bemüht,  bei  der  jetzigen  Versammlung  29.  Oct. 
der  Staaten  von  Holland  wenigstens  vorerst  die  zwei  Monate  Subsidien  zu  er- 
halten, aber  ausser  den  schon  vorher  berichteten  Schwierigkeiten  noch  diese 
gefunden,  dass,  wenn  man  jetzt  Kf.  ein  subsidium  würde  zukommen  lassen, 
England  und  Spanien  sich  danach  richten  und  bei  der  Sache  wenig  thun 
würden,  man  hat  daher  Bl.  beauftragt,  dem  Markgrafen  von  Baden  alle  Hoff- 
nung zu  benehmen,  dass  die  Staaten  das  geringste  an  Subsidien  geben  würden, 
bis  man  sehe,  wo  Spanien  hin  wolle.  Dazu  fürchtet  Holland,  dass,  wenn  es 
an  Kf.  in  Respect  der  jetzigen  Conjuncturen  solche  geben  wurde,  auch  Schwe- 
den und  Lüneburg,  wenn  mit  ihnen  gehandelt  wird,  ebendasselbe  praeten- 
dieren  würden. 


0    S.  oben  S.  740. 


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74Q  TI-    ßrand^nbarj;  and  Frankreich.    1666—1669. 

Der  Knrftiret  an  Blaspeil.    D.  Cöln  22.  October/[l.  November] 

1667. 

[Französische  Eröffnungen.    Bedenken  gegen  dieselben,  Vortheile,  welche  sie  darbieten, 
Geneigtheit  des  Rf.,  darauf  einzugeben.] 

1.  Nov.  Der  unlängst  hieher  zurückgekehrte   Straetmann    und   der  auch  jüngst 

aus  Polen  hier  angekommene  Giese  haben ')  ihn  im  Namen  Pfalz-Neuburgs 
ersucht,  demselben  zu  gefallen  und  zu  desto  besserer  Ausführung  des  bekannten 
polnischen  Desseins  sich  gegen  den  Konig  von  Frankreich  dahin  zu  er- 
klären, 1)  dass  er  die  Rheinische  Allianz  gleich  allen  anderen  Contrahenten 
auf  3  Jahre  prolongieren,  2)  sich  bei  dem  jetzigen  Kriege  zwischen  Frankreich 
und  Spanien  in  ebenderselben  Weise,  wie  die  am  Rhein  correspondierenden 
Fürsten  neulich  zu  Coln  gegen  Ganmont  erklärt,  neutral  erklären  und  halten, 
nämlich  dem  Kaiser  und  sonst  niemand  einige  Durchzüge,  Quartiere  oder 
Musterungen  in  seinen  Landen  gestatten,  3)  die  Mediation  zur  Erlangung  des 
Friedens  übernehmen  und  befordern  wolle.  Dagegen  wolle  der  König  des 
Pfalzgrafen  Dessein  in  Polen  auf  jede  Weise,  wie  dieser  und  Kf.es  w^ünschen 
würden,  befordern  und  Kf.  daneben  ohne  sein  Zuthun  wieder  zu  Geldern  auf 
die  Weise  verhelfen  und  auch  dabei  garantieren,  wie  er  es  selbst  begehren 
möchte.  Auch  der  französische  Gesandte  Milet^)  hat  Kf.  versichert,  dass  dieses 
alles  seines  Königs  Intention  und  Willen  gemäss  und  dass  er  Ordre  hätte,  dar- 
über neben  den  Neuburgischen  Deputierten  mit  Kf.  zu  tractieren. 

Kf.  findet  allerdings  verschiedene  obstacula  und  Ursachen,  welche  ihn  hier- 
unter etwas  in  suspenso  halten,  1)  betreffend  die  Rheinische  Allianz,  dass 
er  bisher  so  beständig  erklärt,  dieselbe  nicht  prorogieren  zu  wollen,  auch  dem 
Kaiser  dazu  einige  Hoffnung  gemacht,  und  dass  er  wahrgenommen,  wie  diese 
Allianz  von  Frankreich  gemissbraucht  und  extendiert  wftre. 

2)  Betreffend  die  Neutralität  hat  Kf.  bis  dato  an  den  Rheinischen  cor- 
respondierenden Fürsten  desideriert,  dass  sie  dieselbe  durch  die  Verpflichtung, 
dem  Kaiser  oder  wer  sonst  Truppen  nach  Niederland  schicken  wollte,  transitum 
innoxium  contra  ins  gentium  et  clarissimas  imperii  constitutiones  zu  verwehren, 
verletzten,  er  muss  auch  besorgen,  dass  dadurch  die  gute  Confidenz,  die  bisher 
der  Kaiser,  Spanien,  Schweden,  das  Haus  Braunschweig  und  die 
Staaten  zu  ihm  getragen,  geschwächt,  die  mit  den  Staaten  und  Spanien  ge- 
führten Tractaten  und  die  von  dort  zu  erwartenden  Subsidien  retardiert,  wo 
nicht  abgebrochen  werden. 

Mit  der  Mediation  möchte  es  wohl  so  viel  Difficultäten  nicht  geben  and 
Kf.,  obwohl  die  Staaten  von  ihm  begehrt,  sich  derselben  zu  begeben,  sich  dazu 
resolvieren,  desfalls  eine  Schickung  sowohl  nach  Brüssel  als  nach  Paris 
zu  thun. 

Trotzdem  findet  Kf.  verschiedene  Ursachen,   warum   er  diese  Gelegenheit, 


•)    S.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  487 f.,  oben  S.  352f.,  vgl.  Droysen  III,  3  S.  143. 
»)    S.  Urk.  u.  Akt.  II,  S.485.  490. 


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Die  französischen  Anträge  an  Kf.  747 

dem  Pfalzgrafen  nnd  dem  Konige  von   Frankreich  einige  Gef&Uigkeit  zu 
erweisen,  nicht  zu  verabsäumen  hätte: 

1)  er  kann  diesen  dadurch  einen  sonderbaren  Dienst  und  Freundschaft  er- 
weisen, 

2)  das  polnische  Werk  dadurch  befördern,  so  dass  dieses  bis  nächsten 
Ostern  in  völlige  Richtigkeit  kommen  kann,  dabei  auch  seine  Ansprüche  auf 
Draheim  und  £lbing  geltend  machen  und  mit  dem  Pfalzgrafen  die  Sache 
wegen  Raven stein  in  einen  besseren  Stand  zu  setzen  suchen. 

Es  kann  auch  nicht  schaden,  dass  durch  dieses  Mittel  des  Kf.  Alliierte  und 
Frennde,  von  denen  er  keineswegs  abzusetzen  oder  sonst  in  anderen  Dingen 
seine  consilia  zu  ändern  gemeint  ist,  etwas  mehr  excitiert  werden,  ihn  und  seine 
Freundschaft  besser  zu  considerieren  und  ihm  mit  mehrerer  Willfährigkeit  und 
Wirklichkeit  als  bisher  an  Hand  zu  gehen.  Am  kaiserlichen  Hofe,  wo  man 
bisher  alles,  was  er  dort  hat  negotiieren  lassen,  so  schwer  gemacht,  wird  er 
jetzt  durch  v.  BlumenthaP)  nochmals  die  polnische  Sache  urgieren  und  zu- 
gleich vorstellen  lassen,  wie  er  sich  gegen  Frankreich  erklären  werde,  damit 
man  nicht  nnbegrnndete  Ombrage  von  ihm  nehme.  Bei  Hi  Spanien  hat  Kf. 
bisher  nichts  gespart  als  magnifica  verba,  in  Brüssel  geht  alles  so  langsam  und 
schwer  zu  und  ist  auf  das,  was  dort  versprochen  wird,  wenig  Staat  zu  machen. 
In  Holland  zeigt  man  zwar  grosse  Begierde,  Kf.  in  die  Gefahr  zu  engagieren, 
erklärt  sich  aber  wegen  der  Mittel  und  Subsidien  so  karg  und  schlecht,  dass 
man  ihm  noch  keinen  Heller  zur  Ausfährung  dieses  für  sie  so  wichtigen  Werkes 
offeriert  hat,  zu  geschweigen,  dass  noch  in  allen  Provinzen  so  viele  Leute  sind, 
welche  Frankreich  nicht  offendieren  wollen,  ja  man  de  Witts  selbst  hierin 
nicht  genügend  versichert  ist.  Schweden  wird  jedenfalls  gern  sehen,  dass 
Frankreich  sich  für  Pfalz-Neuburg  in  der  polnischen  Sache  erkläre,  und  werden 
dadurch  gewiss  dort  die  Tractaten  mit  Pfalz-Neubur^  zum  endlichen  Schluss 
befördert  werden. 

Kf.  könnte  auch  durch  die  niederländische  Unruhe  verhindert  werden,  in 
Polen  mit  Nachdruck  sein  Interesse  zu  respicieren,  er  ist  daher,  wiewohl  er 
noch  nichts  gewisses  determiniert,  viel  weniger  gegen  Milet  sich  erklärt  hat, 
fast  resolviert,  hierin  dem  Pfalzgrafen  zu  fügen  und  mit  dessen  sowie  dem  fran- 
zösischen Gesandten  in  Handlung  zu  treten. 

Wegen  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  hat  Kf.  kein  sonderbares  Be- 
denken, wenn  diese  nur  nicht  so  weit  ausgedehnt  wird,  was  bei  Einrichtung 
des  Tractats  erinnert  und  clausuliert  werden  kann,  und  wird  er  dieses  auch 
gegen  den  Kaiser  rechtfertigen  können.  Die  Neutralität  gedenkt  Kf.  nur  auf 
eine  gewisse  Zeit,  bis  gegen  den  nächsten  Sommer,  zu  restringieren,  bis  wohin 
er  doch  nichts  Wirkliches  würde  anfangen  können,  durch  die  Mediation  würde 
er  sich  auch  keineswegs  so  binden,  dass  er  nicht  nach  Ablauf  jenes  Termins 
freie  Hand  haben  sollte  zu  thun,  was  die  Sicherheit  des  Reichs  und  seines 
Staats  sowie  die  Gonjuncturen  der  Zeit  und  sein  Interesse  ihm  an  die  Hand 
geben  wird. 


0    S.  oben  S.  585  ff. 


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748  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Das  meiste  und  vornehmste,  was  Kf.  noch  zu  bedenken  hat  and  ihm  vor- 
geworfen werden  könnte,  möchte  sein,  wenn  er  von  Spanien  Sobsidien  em- 
pfinge. Es  würde  dem  dadurch  begegnet  werden  können,  dass  dieselben  durch 
die  Staaten  gezahlt  würden,  doch  könnte  ihm  dieses  auch  sonst  ebensowenig 
wie  K.Cöln  und  anderen,  welche  von  Frankreich  Subsidien  empfangen  und  sich 
dadurch  doch  nicht  zur  Mediation  und  Neutralität  incapabel  gemacht,  verdacht 
werden,  zumal  da  ihm  Spanien  noch  ansehnliche  Summen  schuldig  ist. 

Bl.  hat  dieses  alles  vorläufig  aufs  höchste  zu  secretieren  und  bei  der 
jetzigen  Handlung  dort  gebührend  zu  menagieren. 


Der  Kurfürst  an  die  Haagischen  Räthe.     D.  Cöln 
23.  üctober/[2.  November]  1667. 

[auf  die  Relationen  vom  l./ll.,   5./15.  und  8./18.  October.     Die  Subsidienfrage,    Be- 
denken des  Kf,  Mahnung  zu  vorsirbtitrem  Verhalten.] 

2.  Not.  Vor  allein   mn>s  d»*r  pniirtiis  sMb>i«lionim  zur  Ricbtiffkeit  »gebracht  und   (\a- 

uobfu  s<»tort  Anjitalt  /.ur  /ahluu;:  <lrr.«<ell«<'ii  g«'trnftVn  wrrdeii;  >olltou  ihm  die.**- 
iiirht  W\  Zf'iren  jfe«:fbpii  uphIhu.  «lami!  er  uoch  ilieseu  Winter  die  \NVrbunu 
tortset/.fMi  \i\u\  sich  in  '^'ebührenile  Pn.stur  stellen  kann.  s<»  kann  er  künfti^'en 
Sommer  mit  Nachdruck  wenig  thun.  Falls  die  Staaten  die  Werbegeider  von 
der  Summe,  welche  sie  dem  Könige  von  Spanien  etwa  vorstrecken  würden, 
decourtieren  sollten,  so  würde  Kf.  von  Spanien  wenig  zu  hoffen  haben,  er  hofft 
aber,  die  Staaten  werden  wohl  bedenken,  wie  viel  mehr  sie  als  er  bei  dieser 
Sache  interessiert  sind;  die  Ges.  sollen  dieses  alles  de  Witt  und  anderen  ge- 
bührend remonstrieren,  etwas  an  sich  halten  und  nicht  allzu  grossen  Eifer  und 
Inclination  bei  der  Sache  verspüren  lassen,  dann  werden  wohl  bessere  Erklä- 
rungen von  jenen  erfolgen.  Das  quantum  betreffend  will  Kf.  zufrieden  sein,  dass 
dasselbe  auf  den  Fuss  des  Münsterschen  Tractats  gerichtet  werde,  aber  unter 
der  Voraussetzung,  dass  er  von  Spanien  wenigstens  ebensoviel  erhält,  denn  er 
kann  keinen  Reuter  unter  60  und  keinen  Fusssoldaten  unter  20  Rthlr.  auf  den 
niederländischen  Grenzen  montiert  und  zum  Kriegsdienst  geschickt  stellen,  da 
die  Werbungen  hier  in  diesen  weit  abgelegenen  Landen  angestellt  werden 
müssen,  die  Sistierung  einer  Armee  von  m/12  Mann  kommt  ihm  also  auf 
m/400  Rthlr.  zu  stehen,  die  monatlichen  Ausgaben  für  eine  solche  aber  auf 
m  100  Rthlr.,  welche  Gelder  er  aus  seinen  hiesigen  fast  erschöpften  Ländern 
nicht  ziehen  kann. 

Für  die  Aufstellung  der  Armee  muss  eine  solche  Frist  bedungen  werden, 
in  welcher  es  Kf.  möglich  sein  wird,  dem  Versprochenen  nachzukommen,  er 
braucht  wenigstens  2  Monate,  um  die  Soldatesque  auf  die  Beine  zu  bringen, 
und  wenigstens  einen  Monat  zum  Aufbruch  und  Marsch,  die  zwei  ersten  Monate 
können  auch  nicht  eher  gerechnet  werden,  bis  er  die  Subsidien  wirklich  em- 
pfangen hat.  Die  Subsidien  müssen  wenigstens  zur  Hälfte  in  Hamburg  oder 
in  Gold  gezahlt  w^erden. 


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Bedingunc^en  des  Kf.  für  den  Tractat  mit  Holland.  749 

PS.  Betreffend  die  übersandten  projectierten  Artikel  so  findet  Kf.  die  jet- 
zigen von  den  vorigen  s.  d.  17./27.  September  übersandten^)  ei nigermassen  dis- 
crepant,  auf  letztere  möchte  eher  zu  handeln  und  zu  schliessen  sein,  nur  dass 
die  Garantie  für  Preussen  etwas  besser  und  deutlicher  ausgedruckt  werden 
müsste.  Jedenfalls  haben  sie  bei  diesem  ganzen  negotio  sich  wohl  in  Acht  zu 
nehmen,  dass  nicht  Kf.  durch  diese  Handlung  gefährdet  oder  solche  von  de  Witt 
zu  einem  ganz  anderen  Zweck  mit  ihm  vorgenommen  werde.  Ihm  muss  dabei 
grosses  Nachdenken  verursachen,  1)  dass  sie  selbst  de  Witts  nicht  gnugsam 
versichert  und  über  seine  Intention  in  Zweifel  sind,  2)  dass,  wie  dieser  selbst 
zugestanden,  viele  in  den  Niederlanden  für  Annahme  der  französischen  Propo- 
sition sind,  3)  dass  weder  England  noch  Schweden  ihre  eigentlichen  Inten- 
tionen kund  geben,  4)  dass  man  auch  der  Inclination  im  Reich  nicht  versichert 
ist,  5)  noch  weniger,  ob  und  was  der  Kaiser  bei  dieser  Sache  mit  Nachdruck 
thun  wird,  6)  Kf.  kann  daher,  zumal  so  lange  er  nicht  bei  dem  Staat  und 
Spanien  einiger  Subsidien  sicher  ist,  nicht  den  anderen  weit  mehr  als  er  bei 
der  Sache  interessierten  Parteien  vorgreifen  und  ihnen  die  Bahn  brechen,  auch 
consequenter  alle  Missgunst  und  Gefahr  auf  sich  laden,  7)  zumal  gegenüber 
der  Macht  Frankreichs.  Sie  sollen  daher  behutsam  in  der  Sache  gehen  und 
Kf.  nicht  temere  engagieren,  zwar  die  Tractaten  fortsetzen  und  womöglich  zum 
Schluss  bringen,  aber  dabei  seine  Sicherheit  genügend  beobachten  und  sich 
so  betragen,  dass  man  ihn  mehr  suchen  als  auf  seiner  Seite  das  Werk  pous- 
sieren möge. 

Mit  den  schwedischen  und  braunschweigischen  ministris  sowie  mit 
V.  Crockow  in  Schweden  sollen  sie  wegen  dieser  Sache  vertraulich  com- 
municieren. 


Blaspeil,    Romswinckel  und  Copes  an   den   Kurfürsten.     D. 
s'Gravenhage  9./ 19.  November  1667. 

[Verdächtiges  Verhalten  Hollands.     Verabredungen  mit  Waldeck.] 

In  ihrer  Opinion,  dass  man  dieserseits  Frankreich  in  seinem  Vorhaben  19.  Nov. 
auf  die  spanischen  Niederlande  zu  favorisieren  suche,  sind  sie  dadurch  nicht 
wenig  bestärkt  worden,  dass  de  Witt'-^),  nachdem  er  am  6./16.  fast  drei  Stun- 
den mit  Estrades  zusammengewesen,  dem  spanischen  Gesandten  erklärt  hat, 
dieser  Staat  würde  sich  bemuhen,  den  Frieden  zwischen  beiden  Kronen  zu  be- 
fördern, Spanien  müsste  aber  an  Frankreich  nicht  nur  die  bereits  occupierten 
Oerter  sondern  auch  noch  einige  mehr  zukommen  lassen,  oder  im  Weigerungs- 
fall zusehen,  dass  der  Staat,  um  zum  Frieden  zu  gelangen,  Frankreich  hiebei 
an  die  Hand  ginge.  Witt  hat  zwar  den  Grafen  Waldeck,  welcher  sich  hier 
incognito  aufhält,  persuadieren  wollen,  dass  er  es  gethan,  um  die  Spanischen 
etwas  besser  aufzumuntern,  sie  glauben  aber  nicht,   dass  dieses  der  Weg  dazu 


»)    S.  oben  S.  737f. 

»)    S.  Estrades'  Bericht  vom  17.  November  1667  (Memoires  VI,  S.  UOff.). 


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750  VI.    Brandeoburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

sei,  sondern  dass  die  Spanischen  dadurch  zur  Desperation  gebracht  und  bewogen 
werden  dürften,  die  Niederlande  ganz  an  Frankreich  and  £ngland  gegen  andere 
Aeqoiyalente  abzutreten.  Sollten  deswegen  zwischen  Estrades  und  Witt,  wie 
Milet  zu  verstehen  gegeben,  absonderliche  Handlangen  vorgehen,  so  durfte  es 
wohl  auf  die  1635  zwischen  Frankreich  und  diesem  Staat  berahmte  parti^e 
abgesehen  sein.  Bl.  hat  mit  Waldeck,  der  zu  ihm  sehr  offenherzig  war,  aus- 
führlich darüber  geredet,  wie  das  Werk  am  besten  anzugreifen  sei,  und  haben 
sie  beschlossen  darauf  zu  bestehen:  1)  Wenn  Kf.  und  die  Herzoge  von  Lüne- 
burg sich  der  Sache  annehmen  sollten,  so  müsste  ein  jeder  nicht  weniger  als 
m/12  Mann  zusammenbringen,  2)  sie  müssten  fest  zusammenhalten,  3)  wenigs- 
tens einer  von  beiden,  entweder  Spanien  oder  dieser  Staat,  müsste  ihnen,  und 
zwar  bald,  zu  jenen  Trappen  die  vollen  Werbegelder  und  hernach  die  richtigen 
monatlichen  Subsidien  geben,  4)  die  Friedensbedingungen  würden  billig  mit 
dem,  welcher  Subsidien  giebt,  zu  überlegen  sein. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D,  s'Gravenhage  12. /22.  No- 
vember 1667. 

[Conferenz  mit  den  schwedischen  Gesandten,  günstige  Aeusserungen  derselben.] 

22.  NoY.  Sie  haben  am  9./19.  auch  mit  den  schwedischen  ministris^)  conferiert 

und  dabei  verspürt,  dass  Schweden  der  französischen  Partei  garnicht  zugethan 
ist,  sondern  die  Progressen  und  hohen  Desseins  Frankreichs  fast  mehr  als  je- 
mand anders  apprehendiert.  Die  schwedischen  ministri  haben  den  mit  Walde ck 
gemachten  Schluss  approbiert  und  darüber  sowohl  an  W ränge  1  als  auch  nach 
Schweden  selbst  zu  berichten  versprochen.  Sie  glauben  daher,  dass,  wenn  Kf. 
sich  mit  Schweden  und  dem  braunschweigischen  Hause  auf  die  früher 
vorgeschlagene  Weise  zu  setzen  resol vieren  sollte,  er  unschwer  dazu  gelangen 
würde.  Graf  Dohna  erklärte  sich  mit  Graf  Wal  deck  ganz  einverstanden  darin, 
dass  die  Rheinische  Allianz  nicht  zu  prorogieren  sei  und  dass  man  vor  allem 
danach  trachten  müsse,  Frankreich  zu  bewegen,  dass  es  alles  in  dem  Stande, 
wie  es  vor  der  Ruptur  gewesen,  herstellte.  Schweden  werde  seinen  Kräften 
nach  dazu  mitwirken,  dass  gemäss  dem  Instr.  pacis  der  burgundische  Kreis  als 
Glied  des  Reiches  anerkannt  werde.  Wenn  Frankreich  nur  das  geringste  von 
seinen  jetzigen  Conquesten  gelassen  würde,  würde  es  künftig  einen  Titul  haben, 
um  auch  ebenso  den  Rest  zu  praetendieren. 


Blaspeil  und  Romswinckel  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Graven- 
hage 19./ 29.  November  1667. 

[de  Witts  Vorschlag  wegen  der  Subsidien.    Mittbeilungen  der  WoblaiTectionierten.] 

29.  Nov.  de  Witt  hat  bei  den  Staaten  von   Holland   daraufgedrungen,  dass,  weil 

Spanien  die  einmal  angebotenen  Städte  jetzt  nicht  abtreten  wollte,  die  Staaten 


^)    Graf  Dohna  und  Fleming. 


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Verhandlangen  in  Holland.  75t 

ihnen  auch  kein  Geld  vorstrecken,  indessen  aber,  um  sich  Schwedens,  des  Kf. 
und  der  Luneburgischen  zu  yersicfaern,  darauf  bedacht  sein  müssten,  diese 
durch  Subsidien  zu  devincieren  und  so  an  der  Hand  zu  halten.  Doch  wissen 
sie  nicht,  ob  es  ihm  damit  ein  rechter  Ernst  ist  oder  ob  er  sie  nicht  unterm 
Prätext  der  Tractaten  aufzuhalten  sucht.  Als  sie  zuletzt  mit  de  Witt  zusammen 
waren,  war  dessen  Meinung,  dem  Ef.  nur  2  Monate  Subsidien  zukommen  zu 
lassen,  soviel  aber  hoffen  sie  auch  sonst  durch  die  Wohlaffectionierten  zu  er- 
langen. Diese  versichern  ihnen,  so  bald  Kf.  nur  sich  mit  anderen  gesetzt  und 
seine  Truppen  zusammen  habe,  werde  sich  alles  wohl  schicken  und  de  Witt, 
dessen  Autorität  und  Macht  man  zu  beschneiden  gedenke,  wenig  zu  sagen 
haben,  dann  werde  auch  den  Spanischen  das  Nothige  zu  Zahlung  der  Subsi- 
dien an  Kf.  und  andere  auf  genügsame  Unterpfönder  nicht  verweigert  werden, 
Amsterdam  würde  nimmer  die  Partei  von  Frankreich  embrassieren  und  andere 
derselben  folgen,  und  die  Staaten  würden  gern  sehen,  dass  alles  in  den  Stand, 
wie  es  vor  der  Ruptur  gewesen,  wiederhergestellt  werde. 

PS.  Angabe  des  Inhalts  eines  ihnen  insgeheim  mitgetheilten  Projectes 
(d.  Paris  18,  November  1667)  eines  Tractats  zwischen  Frankreich  und  diesem 
Staat  wegen  Herstellung  des  Friedens^). 


Blaspeil,    Romswinckel  und   Copes  an  den   Karfttrsten.     D. 
s'Gravenhage  9.  December  st.  n.  1667. 

[Eröffnungen  der  Deputierten  der  Gen. Staaten] 

Die  Deputierten  der  Gen. Staaten  zu  den  secreten  Sachen  sind  bei  dem  schwe-  9.  Dec. 
dischen  Gesandten,  bei  ihnen  und  den  luneburgischen  ministris  gewesen, 
haben  die  Verzögerung  der  mit  ihnen  wegen  Hinlegung  des  Krieges  zwischen 
Frankreich  und  Spanien  angefangenen  Unterhandlung  damit  entschuldigt,  dass 
die  Spanischen  daran  schuldig,  indem  sie  den  Staat  aufgehalten  und  endlich 
abusiert  hätten,  dass  sie  jetzt  die  Städte  und  Plätze,  welche  sie  anfänglich  für 
die  von  dem  Staat  ihnen  vorzuschiessenden  Gelder  in  Pfandschaft  einzuräumen 
sich  willig  erklärt,  nicht  abtreten,  sondern  an  deren  Stelle  andere,  dem  Staat 
unannehmliche  ünterpfönder  vorgeschlagen  hätten,  der  Staat  wollte  sich  daher 
mit  Spanien  nicht  weiter  einlassen,  sondern  mit  seinen  Alliierten  auf  andere 
Mittel,  um  aus  dieser  schweren  Sache  zu  kommen,  bereden,  und  die  Deputierten 
haben  sie  darauf  gefragt,  ob  sie  ihnen  einige  andere  Expedientien  vorschlagen 
konnten.    Als  sie   darauf  ihr  Befremden   über  dieses  Verfahren  kund  gegeben 

*)  Der  nächsten  Relation  Tom  6.  December  liegt  der  Wortlaut  desselben  (s.  Hem. 
d'Rstrades  VI,  S.  132 ff.)  bei.  Die  Gesandten  vermutben,  dass  de  Witt,  nachdem 
er  ihre  und  anderer,  namentlich  Schwedens  Gesinnung  ausgeforscht,  aber  seine  Rech- 
nung dabei  nicht  gefunden,  die  Verbandlungen  mit  ihnen  hingezogen  und  inzwischen 
den  Staat  durch  allerhand  Umwege  mit  Frankreich  engagiert  habe,  dass  es  auf  die 
Theilung  der  spanischen  Niederlande  abgesehen  sei  und  dass  schon  jetzt  die  Gemüther 
in  Holland  unter  der  Hand  darauf  vorbereitet  würden. 


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752  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

und  erklärt  haben,  ohne  Befehl  des  Kf.  nichts  Neaes'  ins  Mittel  bringen  zu 
können,  schlugen  jene,  angeblich  aus  sich  selbst,  ohne  Ordre  dazu  za  haben, 
vor,  ob  nicht  auf  dieses  fundamentum,  dass  an  Frankreich  alles  dasjenige, 
was  es  jetzt  possidiere,  gelassen  oder  ein  Aequivalent  dafür  gegeben  werde, 
den  Frieden  zu  machen  Kf.  und  andere  Potentaten  sich  mit  diesem  Staat  ver- 
binden mochten.  Sie  haben  es  ad  referendum  angenommen  und  bitten  Kf.  um 
Ordre,  wie  sie  sich  auf  diese  Proposition  erklären  und  ob  und  worauf  sie  ihre 
hiesige  Negotiation  mit  dem  Staat  und  anderen  ministris  eigentlich  nehmen  und 
continuieren  sollen. 

Romswinckel  nnd  Copes  an  deo  Kurfürsten.     D.  Hage 
7./ 17.  December  1667. 

[Mittheilungen  eines  Wohlaffectionierten  aber  angebliche  Verständigung  des  Kf.  mit 
Frankreich  und  über  die  holländischen  Absichten.] 

17.  Dec.  Ein  Freund  aus  der  Holländischen  Provinz,  dem  sie  ein  Memorial,  um  Sub- 

sidien  zu  erhalten,  communiciert,  hat  ihnen  mitgetheilt,  er  habe  gewisse  Nach- 
richt, dass  Kf.  in  die  französische  Partei  getreten  sei,  und  auf  ihre  Remonstra- 
tionen erwidert,  die  Absicht  des  Staates  wäre  keineswegs,  aparte  Tractaten  ohne 
seine  Bundesgenossen,  namentlich  Schweden,  Kf.  und  das  Haus  Lüneburg 
mit  jemand  an  die  Hand  zu  nehmen,  auch  bei  sich  selbst  keine  Friedensbedia- 
gungen  festzusetzen,  sondern  dieselben  mit  ihren  Alliierten  gesamter  Hand  za 
concertieren,  sie  hätten  auch  ihr  Absehen  mehr  auf  diese  als  auf  Frankreich, 
dessen  Macht,  Nachbarschaft  und  Progressen  sie  billig  suspectieren  und  sich 
dagegen  versichern  müssten.  Man  werde  suchen,  das  Werk  mit  den  Alliierten 
auf  vorigen  Fuss  zu  reassumieren,  sich  mit  denselben  in  die  Waffen  zu  setzen, 
über  den  Unterhalt  der  Völker  zu  accommodieren,  unterdessen  den  Stillstand  der 
Waffen  zu  befördern,  die  Sache  so  gut  man  können  werde  zu  accordieren  und 
gegen  den  Unwilligen  nach  Befinden  zu  verfahren;  falls  Kf.  sich  von  ihnen 
separieren  und  lieber  apart  mit  Frankreich  setzen  wollte,  so  müssten  sie  es 
leiden.  Sie  haben  erwidert,  sie  könnten  sich  in  diese  Rede  nicht  finden,  bitten 
Kf.  um  Ordre,  wie  sie  sich  verhalten  sollen,  wenn  solche  reproches  von  anderen 
vorkommen  und  sie  mit  dem  Staat  und  anderen  Alliierten  auf  die  erwähnte 
Weise  zu  tractieren  veranlasst  werden  sollten. 

Der  Kurfllrst  an  die  Gesandten  im  Haag.     D.  Cöln 

17./[27.]  December  1667. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[auf  die  Relation  vom  7./ 17.  December.    Rechtfertigung  des  Vertrages  mit  Frankreich.] 

27.  Dec.  Durch   ihre   einander  widersprechenden  Berichte  wird  Kf.  nicht  wenig  irre 

gemacht').     Zwar  sind   ihm  durch  den  mit  Frankreich  gemachten  Tractat') 

1)     Vgl.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  362  und  unten  das  Schreiben  0.  v.  Schwerins 
an  Meinders  vom  10.  Januar  1668. 

>)    Der  Vertrag  vom  15.  December  1667  (Mignet  II,  S.  296 ff.}. 


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Verhandlungen  mit  Holland.  753 

die  Hände  nicht  gebunden,  den  Frieden  auf  billige  gute  conditiones  zu  befor- 
dern, noch  weniger  hat  er  sich  mit  dem  einen  oder  anderen  Theil  verbunden, 
sich  der  Sachen  mit  anzunehmen,  er  wird  sich  auch  nichts  mehr  als  die  Beför- 
derung des  Friedens  angelegen  sein  lassen,  hofft  dagegen  aber,  dass  sich  der 
Staat  nicht  darüber  formalisieren  und  sein  Vertrauen  gegen  ihn  verändern 
werde,  dass  er  mit  Frankreich  über  gewisse  Dinge,  welche  dem  Staat  und 
niemand  präjudicieren  können,  sondern  aus  denen  dem  publico  etwas  erspriess- 
liches  zuwachsen  soll,  sich  verglichen.  Sie  sollen  daher  bei  Gelegenheit  an- 
fragen, wie  und  auf  was  für  Bedingungen  man  vermeine,  dass  der  Friede  befördert 
werden  könne,  Ef.  wollte  sich  mit  ihnen  zu  solchem  Zweck  conformieren  und 
sich  inzwischen  wohl  hüten,  dass  er  mit  Fug  keiner  Unbeständigkeit  in  seinen 
consiliis  beschuldigt  werden  könne. 

Das  Memorial  sollen  sie  nicht  übergeben,  da  doch  schwerlich  subsidia  zu 
hoffen  und  dadurch  nur  bei  anderen  Misstrauen  würde  erweckt  werden,  wenn 
aber  der  Staat  solche  Tractaten  sollte  eingehen  wollen,  dass  Kf.  Subsidien  zur 
Erhaltung  der  Völker  und  Beförderung  des  Friedens  erhalten  könnte  und  sich 
nicht  parteiisch  machen  dürfte,  so  sollen  sie  es  nicht  ausschlagen,  aber  nicht 
durch  memorialia  dergleichen  suchen. 


Blaspeil    und  Copes    an    den   Kurfürsten.     D.   s'Gravenhage 
7.  Januar  st.  n.  1668. 

[Holländisches  Friedensproject;  Rath,  auf  Grund  desselben  sich  mit  Holland  zu  einigen.] 

Am  4.  Januar  haben  namens  der  zu  den  secreten  Sachen  verordneten  Staa-  7.  Jan. 
tischen  Deputierten  von  Henningen  und  Unckel  beifolgendes  Concept^)  betref- 
fend die  Beförderung  des  Friedens  Copes  eingehändigt,  mit  welchem  5  Pro-  ,' 
vinzen  einig  wären  (Seeland  und  Utrecht,  die  bisher  noch  abweichender  Mei- 
nung wären,  würden  sich  unzweifelhaft  auch  dazu  bequemen)  und  welches  auch 
anderen  Alliierten  des  Staates  mitgetheilt  sei  oder  werden  würde.  C.  hat  mit 
den  übrigen  ministris  des  Kf.,  welche  damals  abwesend  waren,  darüber  confe- 
riert  und  sie  haben  ihre  Gedanken  zur  Erläuterung  in  margine  notiert.  Sie 
meinen,  da  die  Zeit  so  sehr  verläuft,  so  müsse  man  nothwendig  zur  Sache  thun, 


*)  Nach  diesem  zwischen  de  Witt,  Estrades  und  Fürstenberg  verabredeten 
Project  (s.  Mem.  d'Estrades  VI,  S.  192f.,  207 f.,  211  ff.)  sollte  Frankreich  das 
Versprechen  geben,  Frieden  zu  schliessen  unter  Beibehaltung  der  jetzt  von  ihm  in 
den  Niederlanden  besetzten  Plätze  oder  eines  ihm  von  Spanien  dafür  zu  gebenden 
genügenden  Ersatzes,  nämlich  der  Städte  und  Plätze,  mit  deren  Abtretung  sich  der 
König  Beuningen  gegenüber  erklärt  hatte  zufrieden  sein  zu  wollen.  Die  Staaten  und 
ihre  Bundesgenossen  sollten  dem  Könige  die  Versicherung  geben,  auch  Spanien  zur 
Annahme  dieser  Bedingungen  bewegen  zu  wollen,  dagegen  sollte  der  König  von  Frank- 
reich in  einen  Waffenstillstand  willigen  und  versprechen,  die  Waffen  nur,  wenn  man 
nach  gemeinsamer  Uebereinstimmung  es  nutfaig  finde,  zu  erheben.  Alles  dieses  sollte 
sowohl  bei  Frankreich,  als  auch  bei  Spanien  und  Castel  Rodrigo  wohl  vor- 
bereitet werden. 

Mater,  t,  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XIX.  48 


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754  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

und  da  Frankreich  selbst  vorgeschlagen,  dass  es  mit  dem,  was  es  in  der  Cam- 
pagne  des  vorigen  Sommers  erobert,  zufrieden  sein  will,  so  müsse  man  dieses 
als  Fundament  setzen  und  Kf.  nebst  anderen  Alliierten  sich  mit  diesem  Staat. 
welcher  aller  Apparenz  nach  dazu  zu  bringen  sein  oder  aber  die  Maske  abza- 
thun  genöthigt  sein  wird,  vereinbaren,  1)  dass  sie  Spanien  durch  allerhand 
zulängliche  Mittel  den  Frieden  solchergestalt  einzugehen  und  hemachmals  unver- 
brüchlich zu  halten  bewegen  und  2)  auch  dafür  sorgen  wollten,  dass  Frank- 
reich es  dabei  bewenden  lasse,  welches  nicht  nur  durch  einige  beide  Kronen 
astringierenden  conditiones  sondern  auch  durch  kräftige  Garantie  versichert 
werden  könnte.  Falls  nun  Schweden,  Dänemark,  die  Kurfürsten  und 
die  Häuser  Braunschweig,  Hessen-Cassel  und  andere  hierin  mit  ein- 
stimmen und  Deputierte  dazu  bevollmächtigen  wollen,  so  ist  nicht  zu  zweifeln, 
dass  das  ganze  Werk  sich  wohl  schicken  und  bald  auf  einen  anderen  Fnss 
kommen  wird.  Da  nach  den  Versicherungen  von  K.Mainz,  Pfalz-Neuburg 
und  des  Bischofs  von  Strassburg  auch  der  Kaiser  nur  einen  erträglichen 
Frieden  verlangt,  so  wurde  auch  dieser  wohl  damit  zufrieden  sein.  Diejenigen^ 
welche  ganz  die  französische  Partei  halten,  scheinen  damit  umzugehen,  dass  die 
Zusammenkunft  der  Mediatoren  möglichst  lange  zurückgehalten  werde. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cöln 
7.  Januar  st  v.  1668. 

[auf  die  Relation  vom  7.  Januar.     Bereitwilligkeit  auf  Grund  des  holländischen  Frie- 
densprojects  an  den  Unterhandlungen  Theil  zu  nehmen.] 

17.  Jan.  Falls  die  Mittheilungen  Beuningens  und   Onckels  wirklich  im  Namen 

*  des  Staats  gemacht  sind,  sollen  sie  erklären,  dass  Kf.  über  die  friedliebende 
Intention  desselben  sehr  erfreut  und  dazu  mitzuwirken  bereit  sei.  Da  sie  auf 
eine  Zusammenkunft  einiger  in  dieser  Sache  Correspondierender  und  deren  Ver- 
sehung mit  genügender  Vollmacht  zielen,  so  schickt  Kf.  zwei  Blanquette  zu 
solchen  Vollmachten  für  den  Cleve-  und  Märkischen  Regierungsrath  und  Amts- 
kammerpräsidenten Johann  Arnold  Freiherm  von  Quadt  znWickradt,  Blas- 
piel  und  Romswinckel,  welche  sie  selbst  abfassen  sollen.  Kf.  fürchtet 
zwar'),  der  Kaiser  und  Spanien  werden  es  übel  nehmen,  dass  man  ihnen 
so  gleichsam  conditiones  obtrudieren  wolle,  sie  sollen  auch  versichern,  dass  es 
durchaus  nicht  des  Kf.  Intention  sei,  Spanien  Offens  zu  geben,  er  hoffe  aber, 


^)  An  Wrangel,  dem  er  dieses  seinen  Ministern  im  Haag  zugestellte  Friedens- 
projeet  mittbeilt,  schreibt  Kf.  (d.  Cöln  8./[18.]  Januar  1668),  er  fürchte  zwar,  dass 
Spanien  es  empfinden  werde,  wenn  man  ihm  so  die  Friedensbedingungen  aufdringen 
wolle,  er  hoffe  aber  doch,  da  nicht  abzusehen  sei,  wie  es  sonst  aus  diesem  Kriege 
gelangen  konnte,  dass  es  sich  fügen  werde.  Wrangel  erwidert  (d.  Stade  16./[26.]  Ja- 
nuar 1668),  er  glaube,  dass  diese  Bedingungen  Spanien  sehr  hart  vorkommen  und 
dass  dasselbe  lieber  die  ganzen  Niederlande  verlieren  als  sich  zur  Dismembrierong 
derselben  verstehen  werde. 


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Erbieten  des  Ef.  zur  Theilnahme  an  der  Friedensvermittelung.  755 

bei  der  Beschaffenheit  der  Sachen  werde  Spanien ,  wenn  nicht  jetzt  so  doch 
künftig  erkennen,  dass  die,  welche  ihm  dazu  gerathen,  es  gut  gemeint,  durch  die 
vorgeschlagene  Garantie  auch,  zu  der  Kf.  nebst  den  anderen  sich  erkläre,  ihrem 
Zweifel,  als  wenn  sie  hinfort  keines  Friedens  gesichert  sein  könnten,  genugsam 
abgeholfen  werden  könnte.  Da  nach  K.Mainzs  Mittheilung  Spanien  Aachen 
zu  den  Tractaten  beliebt  hat  und  Gastel  Rodrigo  dorthin  schicken  will,  so 
hofft  er,  man  werde  desto  eher  zu  dieser  Zusammenkunft  gerathen  können, 
will  auch  durch  seine  Gesandten  in  Frankreich  sich  darum  bemühen*). 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
lL/21.  Januar  1668. 

[Die  geheimeD  Unterhandlungen  Templers.  Mittbeilungen  Dobna's.  Misstrauen  gegen  Kf.] 

Der  etwa  vor  vier  Wochen  hier  gewesene  Sir  William  Tempel  ist')  21.  Jan. 
Dienstag  aus  England  hier  wieder  angelangt,  hat  vorgestern  öffentliche  Audienz 
bei  den  Gen. Staaten,  gestern  aber  mit  einigen  Deputierten  des  Staats  eine  se- 
crete  Conferenz  gehabt.  Es  wird  alles  geheim  gehalten,  soviel  sie  unter  der  Hand 
haben  penetrieren  können,  soll  er  beauftragt  sein,  mit  diesem  Staat  eine  nähere 
Defensivallianz  und  zugleich  eine  absonderliche  Verbindung  zu  Erreichung  eines 
beständigen  Friedens  zwischen  beiden  streitenden  Kronen  auf  Grund  der  Alter- 
native, jedoch,  so  viel  möglich,  Spanien  zum  besten,  einzugehen,  und  soll  es  in 
der  gestrigen  Conferenz  schon  so  weit  gekommen  sein,  dass  man  in  kurzem 
einen  gewissen  Schluss  erwartet. 

Der  schwedische  Gesandte,  Graf  Dona,  der  heute  oder  morgen  zusammen 
mit  V.  Brandt  nach  England  zu  reisen  gedenkt,  hat  ihnen  gegenüber  beim 
Abschied  contestiert,  dass  sein  König  ohne  engagement  sei  und  sehr  gern  bei 
diesen  gefährlichen  Lauften  sich  mit  Kf.,  dem  Hause  Braunschweig  und  anderen 
wohlin tentionierten  Fürsten  des  Reiches  zu  verbinden  und  darauf  einen  raison- 
nablen  Frieden  zwischen  beiden  Kronen  zu  vermitteln  wünsche,  doch  gab  er  zu 
verstehen,  dass  man  am  schwedischen  Hofe  von  des  Kf.  Absendung  nach 
Paris  und  den  mit  Frankreich  aufgerichteten  Tractaten  ganz  ombrageux  wäre, 
und  auch  sonst  verspüren  sie  je  länger  je  mehr,  dass  trotz  aller  ihrer  Remon- 
strationen man  mit  ihnen  nicht  mehr  so  vertraulich  wie  früher  umgeht  und 
ihnen  reprochiert,  dass  Kf.  sich  mit  Frankreich  engagiert  haben  solle.  Das 
frühere  Vertrauen  wird  auch  schwerlich  zu  restabilieren  sein,  wenn  nicht  der 
Vertrag  mit  Frankreich  candide  communiciert  und  ebenso,  wie  von  England, 
Schweden  und  anderen  geschieht,  vorgestellt  wird,  wie  Kf.  sich  über  das  Frie- 
denswerk mit  diesem  Staat  und  anderen  zu  alliieren  oder  zu  verhalten  ge- 
sinnt sei. 


')    S.  unten  das  Rescript  des  Kf.  an  v.  Pollnitz  und  Meinders  vom  7./17.  Ja- 
nuar 1668. 

2)    S.  Aitzema  VI,  S.385ff.,  Wicquefort  III,  S.385ff.,  Mignet  II,  S.  546 ff., 
Leffevre  Pontalis  I,  S.  447 ff. 

48* 


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756  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Romswinckel  nnd  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
14. /24.  Januar  1668. 

[Abschluss  der  Tripelallianz,   Anfrage  der  holländischen  Deputierten  wegen  des  Bei- 
trittes des  Kf.] 

24.  Jan.  Nachdem  die  Deputierten  dieses  Staats,  welche  mit  Tempi e  in  Conferenz 

gewesen,  Samstag  Rapport  gethan,  haben  die  Gen. Staaten  ohne  Einholung  der 
Provinzialen  Advisen  sofort  beschlossen,  mit  demselben  eine  Defensivallianz  und 
daneben  eine  absonderliche  Verbündnus  zu  Erhaltung  des  Friedens  zwischen 
beiden  streitenden  Kronen  aufzurichten.  Darauf  hat  Graf  Dona  auf  Ansuchen 
sowohl  Temple's  als  auch  dieses  Staats  sich  bewegen  lassen,  seine  Reise  nach 
England  einige  Tage  einzustellen,  um  nicht  allein  dem  Schluss  jenes  Tractats 
beizuwohnen  und  mit  anzutreten,  sondern  auch,  wie  es  scheint,  um  einige  aus 
dem  Bredaischen  Tractat  herrührende  Differenzen  ajustieren  zu  helfen,  und  hat 
Herr  v.  Gellicum,  premier  von  jenen  Deputierten,  auch  Romswinckel  ver- 
anlasst, noch  einige  Tage  hier  zu  bleiben,  sagend,  man  würde  ihnen  von  allem 
part  geben,  auch  gerne  sehen,  dass  Kf.  mit  in  diese  Verbindung  eintrete,  was 
auch  Tempi e  ebenso  wegen  seines  Königs  ihnen  zu  verstehen  gegeben.  Ges- 
tern Abend  sind  v.  Gellicum  und  Onckel  zu  ihnen  gekommen,  haben  ihnen 
angezeigt,  dass  beide  Tractaten ')  denselben  Tag  geschlossen  nnd  unterschrieben 
worden,  von  denen  sie  ihnen  eine  Ahschrift  versprochen,  und  gefragt,  ob  sie 
namens  des  Kf.  dieselben  mit  eingehen  könnten.  Sie  haben  erklärt,  des  Kf. 
Ordre  einholen  zu  wollen,  inzwischen  wird  Romsw.  heute  nach  Mecheln  reisen. 
So  viel  sie  über  den  Inhalt  der  beiden  Tractaten  haben  erfahren  können,  ist 
der  erste  eine  Defensivallianz  absque  circumscriptione  loci,  temporis  et  persona- 
rnm,  das  andere  ist  eine  absonderliche  Verbindung,  um  den  Frieden  zwischen 
beiden  Kronen  nebst  anderen  Alliierten,  welche  sich  dazu  und  in  jene  Allianz 
mit  einlassen  wollen,  zu  befördern,  und  zwar  auf  das  Fundament  der  bekannten 
Alternative,  doch  unter  Prorogation  des  termini  pompositionis  bis  auf  den 
letzten  Mai. 


Der  Kurflirst   an    die  Extraordinairdepatirten   im  Haag.     D. 

Cöln  21./ [31.]  Januar  1668. 

(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[auf   die   Relation    vom    14./24.  Januar.     Kf.    will  Mittheilung  der  Tripelallianz   und 

nähere  Erklärungen  abwarten;  Eröffnungen,  die  sie  Estrades  zu  machen  haben.] 

31.  Jan.  —  Ob')  wir  auch  woll  wünschen  mögen,  dass  sie  euch  etwas  eher, 

weil   man  schon  längst  hierüber  in  Bngelland  gearbeitet,  hiervon  com- 


^)  S.  die  beiden  Verträge  vom  23.  Januar  1GG8  (die  sogen.  Tripelallianz):  Dia- 
rium Enrop.  XVIII.  Append.  S.  94ff.,  Londorp  IX,  S.  647ff.,  Wicquefort  III, 
S.  467 ff.,  Mignet  II,  S.  549ff.;  vgl.  Ranke,  Französ.  Geschichte  III,  S.  326f.,  Eng- 
lische Gesch.  IV,  S.  339ff.,  Lef^vre  Pontalis  I,  S.  458. 

^    Vgl.  Droysen  III,  3  S.  146. 


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Die  Tripelallianz.     Aufforderung  an  Ef.  zum  Beitritt.  757 

municiret,  auch  jetzt  voll  kommen  tliche  Nachricht  gegeben  hätten,  so 
wollen  wir  dennoch  dessen  ohnerachtet  die  aufgerichteten  Bündnusse  in 
copia  erwarten  und  uns  alsdann  also  erklären,  dass  Engelland  und  der 
Staht  daraus  urtheilen  werden,  dass  wir  nicht  weniger  als  sie  den 
Frieden  zu  befordern  wünschen,  gestalt  dann  dasjenige,  was  wir  bisher 
mit  Franckreich  tractiret,  zu  solchem  Zweck  zielet,  und  haben  wir 
solchen  Tractat  nach  Anleitung  desjenigen,  was  ihr  ex  ore  der  Herren 
Staaten  anhero  zu  unterschiedenen  Malen  berichtet,  dass  dieselbige  eben 
dergleicllen  visees  hätten,  eingegangen.  Wegen  Communicirung  des  be- 
sagten Tractats  wollen  wir  edch  mit  ehistem  Ordre  schicken,  was  wir 
desfalls  an  unsere  Abgesandte  nach  Paris  geschrieben^)  —  ist  aus  dem 
Beischluss  zu  ersehen,  und  könnet  ihr  indessen  dem  Comte  d'Estrades 
in  euerem  Namen  anzeigen,  dass  dergleichen  Eintretung  an  uns  gesonnen 
würde,  weil  ihr  nun  wüsstet,  was  wir  vor  Tractaten  mit  Franckreich 
aufgerichtet,  so  wurde  hierunter  nichts  ohne  Communicirung  mit  ihnen 
und  unsere  expresse  Ordre  geschehen,  welche  ihr  noch  nicht  haben 
könntet,  weil  das  foedus  in  copia  noch  nicht  communiciret  worden. 
Ihr  hieltet  aber  davor,  dass,  weil  Franckreich  die  altemativam  beliebet 
und  also  nichts  wider  dessen  Willen  hierin  geschehen  könnte,  so  würde 
es  Franckreich  dienlicher  sein,  wenn  wir  mit  eintreten  und  demselben 
zum  besten  die  conditiones  mit  behandeln  hülfen,  als  wenn  wir  durch 
die  Exciusion  incapable  gemachet  würden,  Franckreich  hierunter  nützliche 
Dienste  zu  thun.  — 


J.  Copes    an   den  Kurfürsten.     D.  Hage  4.  Februar/ 25.  Ja- 
nuar 1668. 

[Antrag  wegen  des  Beitrittes  des  Kf.  zur  Tripelallianz.] 

Vorgestern  kam  H.  Onckel  im  Auftrage  der  Gen.  Staaten  zu  ihm  mit  der  25.  Jan. 
Aufforderung,  Kf.  mochte  der  zwischen  dem  Staat,  England  und  Schweden  ab- 
geschlossenen Defensionsligue  beitreten,  auch  den  König  von  Dänemark  und 
die  Herzoge  von  Lüneburg  und  Osnabrück  hätten  sie  dazu  aufgefordert, 
und  sie  würden  auch  die  am  Rhein  wohnenden  Kur-  und  Fürsten  dazu  ein- 
laden.   Er  hat  es  ad  referendum  angenommen. 


')    S.  unten  das  Rescript  an  y.  Polin  itz  und  M  ein  der  s  von  demselben  Datum. 


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758  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Der  Kurflirst  an  Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes.    D.  Cöln 

11.  Februar  1668. 

[auf  Copes'  Relation  yom  4.  Febr.    Kf.  will  Mittheilung  der  Tripelallianz  und  nähere 
Erklärungen  abwarten,  Rechtfertigung  seines  Verhältnisses  zu  Frankreich.] 

11.  Febr.  Da  ihm  weder  die  Allianz  selbst  in  forma,  wie  es  sich  gebührt,  communi- 

ciert,  noch  angezeigt  worden,  ob  man  ihm  zur  Unterhaltung  seiner  Völker  Sub- 
sidien  geben  wolle,  so  will  er  erst  die  Communication  der  Allianz  und  ein 
eclaircissement  über  andere  Dinge  mehr  erwarten.  Sie  sollen  jedermann  ver- 
sichern, dass  er  sich  gegen  Frankreich  zu  nichts  obligiert,  das  seinen  Alli- 
ierten irgend  ein  Präjudiz  oder  Jalousie  erwecken  konnte,  noch  weniger,  dass 
er  gegen  jemand  etwas  thätliches  thun  wolle.  Sollten  von  der  Regierung  der- 
gleichen Beschuldigungen  geschehen,  so  haben  sie  sich  darüber  in  seinem 
Namen  formaliter  zu  beschweren. 


J.  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage   31./ 21.  März  1668. 

[Kriegerische  Aussichten,  Verhandlungen  Hollands  mit  Spanien.    Misstrauen  gegen  Rf.] 

31.  März.  Obwohl  *)  d'Estrades  versichert,  dass  sein  König,  wenn  die  Konigin-Regentin 

von  Spanien  am  15.  Mai  die  von  Gastel  Rodrigo  geschehene  Option  der 
Alternative  approbiere  und  ratificiere,  bei  seiner  Proposition  verbleiben,  den 
Frieden  machen  und  selbst  die  Franche  Oomte  restituieren  werde,  glaubt  man 
hier  doch  nicht  daran,  weil  der  König  keinen  Waffenstillstand  zugestehen  will, 
seine  Kriegsmacht  zusammenbringt,  am  15.  April  ins  Feld  gehen  und  am  20. 
persönlich  im  Lager  sein  will,  und  man  glaubt,  die  Ruptur  der  Unterhandlungen 
und  also  ein  unvermeidliches  Engagement  mit  England  und  hiesigem  Staate  und 
zwar  für  Spanien  vor  Augen  zu  sehen,  daher  man ')  über  das  Oberquartier  von 
Geldern,  Rurmund  ausgesondert,  und  Einräumung  aller  Forteressen  im  Land 


»)  Vgl.  Mem.  d'Estrades  VI,  S.  362ff.,  Wicquefort  III,  S.  398f.,  Lefevre 
Pontalisl,  8.472.  Copes  schreibt  dem  Freiherm  7.  Schwerin  21./31.  März  1668: 
„Nunmehr  lässt  es  sich  hie,  wo  Gott  es  nicht  sunderlich  vorsehet,  zur  Ruptur  an- 
sehen. Der  Status  setzet  sich  in  Positur,  lässt  Regimenter  nach  den  Flandrischen 
auch  Münsterischen  und  Mastrichtschen  Frontieren  gehen,  formirt  auch  ein  ansebent- 
liches  corpo  zur  Gampagne.  Die  General  Staaten  gedenken  an  unsem  gnädigsten 
Herrn,  meine  hienebenst  gehende  Relation  zeiget  der  Republicq  Ombrage  sonderlich 
wegen  die  Rheinische  Allianz.  Mit  dem  König  in  Schweden  wird  geschlossen,  dass 
er  solle  bringen  12  tausend,  wovon  Keyser,  Spanien,  Engelland,  General  Staaten  jeder 
den  vierten  Theil  bezahlen  wolle,  sollen  aber  anstund  müssen  agiren  des  que  Targeat 
sera  conte.  Wenn  der  Churfurst  zu  Brandenburg  also  gedächte  einzutreten,  mochten 
mit  der  Zeit  bessere  conditiones  erfolgen,  worzu  Schweden,  Brandenburg,  Lü- 
neburg müssten  cooperiren.  Die  Zeit  wird  hie  so  kurz  und  kostbar  nunmehr  ge- 
achtet, dass  man  schwerlich  eine  vierzehen  Tage  für  Franckreich  secur  stehet." 

2)  S.  Mem.  d'Estrades  VI,  S.  360f.,  Mignet  II,  S.  620,  Wicquefort  III, 
S.  399. 


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Kriegerische  Aussichten.    Misstrauen  gegen  Ef.  759 

und  auf  der  Maas  jetzt  absolute  handelt  und  bei  der  Ratification  4  Millionen 
Florinen  zu  erlegen  sich  veraccordiert  hat,  welcher  Tractat  vorgestern  schon 
dem  Marquis  nach  Brüssel  zugesandt  worden  ist.  Man  lässt  auch ')  7 — 8  Regi- 
menter z.  F.  nach  Bergen  op  Zoom  und  ebensoviel  nach  Zütphen,  Wesel  und 
Mastricht  gehen,  um  allerseits  ein  wachendes  Auge  zu  haben  und  auf  die  erste 
Nothwendigkeit  mit  einem  Lager  im  Feld  zu  stehen.  Die  Unterhandlungen') 
in  England  über  die  schwedischen  Subsidien  und  Schwedens  Eintritt  in 
die  Tripelallianz  dauern  fort  und  nicht  ohne  Hoffnung  auf  guten  Erfolg. 

Es  gehen  hie  die  Gedankeu  ebenso  uff  Ew.  Churf.  D. ,  als  welche 
sie  ihren  sichersten  und  negstangelegenen  auch  in  der  gemeinen  Ruhe 
und  Unruhe  viel  interessirten  Alliirten  und  Freund  ersehen.  Es  ist 
aber  uff  gestern  in  der  Staatischen  Versamblung  Ew.  Churf.  D.  mit 
Franckreich  geschlossenes  Tractat  verlesen  und  wie  weit  es  Ew.  Churf.  D. 
freie  Hände  lasse,  überleget  worden,  da  dann  der  letzte  Artikel  der  an- 
stösslichste  geurtheilt,  so  wegen  der  Ligue  des  Rhein  meldet  und  wo- 
durch Ew.  Churf.  D.  dieselbe  Chur-  und  Fürsten  würden  müssen  helfen 
defendiren,  deren  man  sich  alhie  in  soweit  misstrauet,  dass  ihrer  etzliche 
schon  würklich  dem  Könige  von  Franckreich  Völker  zugeschicket  haben 
und  noch  femer,  wenn^s  zum  Brechen  käme,  assistieren  würden.  Wegen 
der  Verweigerung  des  Passes  und  Werbung  der  Miliz  vermeinet  man, 
dass  Ew.  Churf.  D.  reservationes  sie  wohl  dispensiren  würden. 

Der  Staat  hat  nun  auch  erklärt,  seine  Confoederierten,  Dänemark,  Kf. 
und  die  Herzoge  von  Lüneburg  und  Osnabrück  schriftlich  zum  Eintritt  in 
die  Tripelallianz  zu  invitieren *).  Beverning  ist  gestern  als  Plenipotentiarius 
nach  Aachen  gereist,  ebenso  Herr  v.  Bergeyck  aus  Brüssel  und  auch  H.  Col- 
bert  wird  schon  hin  sein. 

Die  fernere  Werbung  der  12  000  Mann  ist  nun  hier  auch  angeordnet  wor- 
den, 4600  sollen  die  Lüneburger*)  stellen. 


0  Ueber  die  holländischen  Rüstungen  s.Aitzema  VI,  S.569ff.,Mem.d'E8tradeB 
VI,  S.  267fif.,  290,  338ff.,  Wicquefort  III,  S.400ff.,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  477f. 

>)  S.  Carlson  IV,  S.  507,  Mem.  de  Pomponne  II,  S.  535 ff.,  Lefevre  Pon- 
talis I,  S.  475f. 

^  Das  Einladungsschreiben  an  Kf.  (d.  Haag  30.  März  1668)  s.  Aitzema  VI« 
S.  860  (von  demselben  Datum  auch  an  die  braunschweigischen  Herzoge,  s.  Köcher 
I,  S.  591),  eine  Antwort  des  Kf.  darauf  liegt  nicht  vx)r. 

*)    S.  Köcher  I,  S.582f.,  588ff. 


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760  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    J666— 1669. 

7.     Verhandlungen  mit  Castel  Rodrigo. 
Juni  1667  — Februar  1668. 

Blaspeil    und   Romswinckel    an    den    Kurfürsten.     D.    Hage 
14./24.  Juni  1667  0- 

[Besuch  bei  Castel  Rodrigo;  dessen  Anträge.    Mittheiiungen  Marsins.] 

24.  Juni.  Sie   sind    unter   dem   Prätext,   einen  Auftrag  des  Prinzen  von  Oranieu 

auszufuhren,  am  2./12.  von  Mecheln  nach  Brüssel  gereist,  haben  anfangs  Cas- 
tel Rodrigo  wegen  dessen  Krankheit  nicht  sprechen  können  und  sind  wieder 
nach  Mecheln  zurückgereist,  infolge  einer  besonderen  Aufforderung  desselben  aber 
ist  Blaspeil  am  5./15.  wieder  nach  Brüssel  gereist  und  hat  bei  Castel 
Rodrigo  Audienz  gehabt.  Erbat  demselben  mitgetheilt,  Kf.  wünsche,  dass  der 
zwischen  Frankreich  und  Spanien  ausgebrochene  Streit  in  Zeiten  und  gründlich 
accommodiert  werde,  sei  selbst  bereit  dazu  zu  contribuieren  und  wünsche  daher 
von  der  Beschaffenheit  der  Sachen  gründlich  informiert  zu  werden,  nämlich  1)  ob 
und  wie  weit  Frankreich  in  seinen  Prätensionen  auf  die  spanischen  Nieder- 
lande gegründet,  2)  ob  und  wie  weit  die  Niederlande  sich  selbst  helfen 
und  retten  könnton,  3)  was  für  Hülfe  sie  von  anderen  erwarteten,  4)  wie  sie 
mit  England  und  Schweden  ständen.  Hoffentlich  würde  jetzt  der  West- 
fälische Kreis  zusammenkommen,  Kf.  bemühe  sich  auch,  das  Missverstand nis 
zwischen  Schweden  und  Lüneburg  beizulegen,  habe  ihnen  auch  befohlen, 
im  Haag  mit  denen,  die  auf  das  gemeine  Beste  sähen,  daraus  vertraulich  zu 
communicieren.  Damit  im  Westfälischen  Kreise  die  Sache  desto  besser  beherzigt 
werde,  wäre  zu  wünschen,  dass  der  Kaiser  Pfalz-Neuburg  zu  devincieren 
suche  und  dass  auch  der  geringe  Missverstand  des  Marquis  mit  demselben  ans 
dem  Wege  geräumt  werde.  Castel  Rodrigo  antwortete  ihm  sehr  weitläufig, 
Hess  ihm  seine  Erklärung  auch  nachher  schriftlich  geben.  Sein  Discours  ging 
in  der  Hauptsache  dahin,  dass  diejenigen,  welche  die  Sache  zu  accommodieren 
sich  bemühen  wollton,  wohl  einig  und  in  Postur  sein  müssten,  um  mit  Nach- 
druck zu  reden  und  mit  der  That  zu  Wege  zu  bringen,  was  mit  Worten  nicht 
zu  erhalten.  Wenn  Kf.  sein  Interesse  bei  der  Sache  finden  könnte  und  die 
Truppen,  welche  man  zusammenbringen  würde,  als  Oberhaupt  commandieren 
wollte,  so  würde  der  Sache  bald  Rath  sein,  es  würde  dann  leicht  dahin  zu 
bringen  sein,  dass  der  Kaiser  und  der  König  von  Spanien  dem  Kf.  ihre 
Truppen,  welche  m./40  Mann  ausmachen  könnten,  untergeben,  und  wenn  er  von 
seinen  eigenen  und  den  Lünebnrgischen  Völkern  noch  einige  dabei  hätte, 
so  könnte  er  alles  wieder  in  eine  gute  Balance  bringen.  Vor  w^enigen  Tagen 
wären  insgeheim  Deputierte  aus  Frankreich  bei  ihm  gewesen,  die  gewünscht, 
dass  ein  solches  Haupt  wie  Kf.  mit  einer  Armee  erschiene,  dann  könnte  sowohl 
den  von  dem  Könige  unterdrückten  Ständen  als  auch  den  Hugenotten  geholfen 
werden.    Der  Marquis  erklärte  zum  Schluss,   es  wäre  fast  keine  Hoffnung,  die 


')    Vgl.  Pufendorf  X,  §  30  (S.  669). 


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Blaspeils  Verhandiung  mit  Castel  Rodrigo.  761 

Sache   in   der   Güte    za   finden,  da  dem  Könige  von  Frankreich  garnicht  za 
tränen  sei. 

Da  Castel  Rodrigo  noch  unpässlich  war,  so  hat  ihn  der  Graf  v.  Marzyn ') 
zu  Tische  gebeten,  derselbe  gestand,  wenn  Frankreich  nicht  gezaudert,  sondern 
sein  Dessein  sogleich  ausgeführt  hätte,  so  würde  es  keinen  Widerstand  sondern 
alles  verschlagen,  perplex  und  in  der  grössten  Confusion  gefunden  haben,  jetzt 
aber  hätte  es  soviel  Zeit  gelassen,  dass  man  Muth  geschöpft  und  alles  so  ein- 
gerichtet, dass  man  einen  förmlichen  Krieg  würde  zu  fähren  haben. 


Protocollum^)  von  der  mit  dem  Marggraffen  von  Baden  ge- 
haltenen Conferenz.     [Potsdam  16. — 19.  August  1667.] 

Ao.  1667  den  6.  August  kam  der  Marggraff  von  Baden^)  nacher  16.  Aug. 
Potstamb  geschickt  von  Don  Castel  Rodrigo*).  Die  Proposition  be- 
stund hauptsachlich  darin,  dass  S.  Ch.  D.  bei»  dem  jetzfürgangenen 
frantzösischen  unvermuthlichen  Einfall  in  die  Niederlandische  Provincien 
der  Chron  Spanien  zu  deren  Rettung  Hülf  und  Assistenz  leisten  möchte. 
S.  Ch.  D.  Hessen  darauf  den  Freihorrn  von  Schwerin  eilig  von  Lands- 
berg, da  er  mit  den  Prinzen  war,  verschreiben  und  überlegten  die 
Sache  mit  demselben,  welcher  S.  Ch.  D.  weitleuftig  furstellete,  dass  es  18.  Aug. 
ein  Werk  von  grosser  Importanz  —  wäre,  worin  billig  S.  Ch.  D.  mit 
aller  Behutsämbkeit  zu  procediren  hätten,  damit  Sie  nicht  mal  a  propos 
und  wieder  dero  Interesse  in  dieses  Unwesen  mit  impliciret  werden 
möchten.  Dann  ob  zwar  S.  Ch.  D.  so  woll  als  dem  ganzen  Rom.  Reich 
und  allen  benachbarten  Potentaten  daran  zum  höchsten  gelegen  wäre, 
dass  Frankreich  sein  Intent  nicht  crreichete  und  seine  bereits  habende 
formidable  Macht  noch  mehr  vergrössere,  so  wäre  doch  bei  so  gestalten 
Sachen  Hispanien  dem  Ansehen  nach  in  schlechter  Postur,  der  Frantzosen 
Desseine  zu  hindern  oder  zu  brechen,  zu  dem   hätten  S.  Ch.  D.  woll  zu 


1)    Marsin,  s.  Mignet  II,  S.  227f. 

^     von  Meinders'  Hand. 

^  Hermann  von  Baden,  jÜDgerer  Sohn  des  Markgrafen  Wilhelm,  von  der  ka- 
iboliscben  Linie  Baden-Baden,  geb.  12.  October  1628,  ursprünglich  für  den  geistlichen 
Stand  bestimmt,  seit  1661  in  spanischen  Diensten,  hatte  1663  die  Hülfstruppen  des 
burgundischen  Kreises  im  Türkenkriege  befehligt  und  1665  5000  Mann  österreichische 
Truppen  nach  den  Niederlanden  geführt  (s.  Allgem.  Deutsche  Biographie  XII, 
S.  121  f.).  Vgl.  über  diese  Sendung  desselben  Pufendorf  X,  §§30.  32  (S.  669 ff.), 
Droysen  III,  3  S.  134,  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  466,  XIV,  1  S.  319ff. 

*)  Das  Oreditiv  desselben  für.  den  Markgrafen  ist  Brüssel  14.  Juli  1667,  das  Re- 
creditiv  des  Kf.  Potsdam  10./[20.]  Augnst  1667  ausgestellt. 


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762  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

bedenken,  wie  Sie  öfters  von  dem  Allerhöchsten  mit  Leibes  Indisposition 
heimbgesucht  würden  und  also  dem  Werck  jedesmal  nicht  den  ge- 
bührenden Nachtruck  würden  geben  können.  Sollten  Sie  nun  einmal 
engagiret  sein  und  Ihro  dergleichen  Krankheit  oder  sonst  etwas  Mensch- 
liches zustossen,  so  würde  alsdann  Ihr  Estat  und  Posterität  in  die 
höchste  Gefahr  gerathen  können.  Er  bat  ferner  S.  Ch.  D.,  weil  es  ihm 
öfters  so  unglücklich  bei  theils  seiner  Collegen  gangen,  dass,  wenn  er 
gethan,  was  S.  Ch.  D.  befohlen,  ob  er  schon  wiederrathen,  ihm  dennoch 
desfalls  alles  imputiret,  ja  auch  diejenige  Dinge,  so  S.  Ch.  D.  mit 
grossem  Ruhm-  und  advantage  ausgeführet,  dennoch  übel  ausgelegt 
worden,  und  bat,  S.  Cb.  D.  möchten  aufs  weinigste  mehr  von  dero  Rhäten 
hiezu  gebrauchen,  insonderheit  diejenige,  von  welchen  er  versichert  wäre, 
dass  sie  dieses  Werck  wiederrathen  würden,  damit  S.  Ch.  D.  deren 
rationes  hören  möchten. 

S.  Ch.  D.  resolvirten  dem  allem  ohnerachtet  endlich,  dass  er,  der 
Freiherr  von  Schwerin,  nebst  mir,  Meinders,  mit  dem  Marggraffen  in 
Conferenz  treten,  ihm  alle  bei  der  Sache  furfallende  Difficul täten  und 
Bedenken  umbständlich  furstellen,  und  wie  er  solche  ablehnen  und  be- 
antworten würde,  vernehmen  sollte,  versprachen  ihm  dabei,  dass  Sie 
ihn  gegen  alle  diejenige,  so  ihn  hierunter  blasmiron,  schützen  wollten.  — 

Eodem  die  den  8.  August  Nachmittags  hör.  4  verfügte  sich  der 
Freiherr  von  Schwerin  neben  mir  zum  Marggraffen  in  sein  Gemach 
und  proponirto  demselben  anfanglich  die  grosse  Gefahr,  worin  die  His- 
panische Niederlanden  stunden,  weil 

1)  Hispanien  in  ganz  schlechter  oder  gar  keiner  Verfassung  be- 
griffen^ 

2)  keine  oder  weinig  AUiirte  hätte,  worauf  es  sich  zu  verlassen, 

3)  mit  Portugal  in  einem  beschwerlichen  Kriege  begriffen  wäre,  — 

4)  Der  König  noch  minderjährig,  und  hätte  deswegen  ein  und 
ander  desto  mehr  Bedenken,  sich  in  dieses  Werck  zu  mischen, 

5)  Ihre  Key.  M.  wären  bishero  ganz  still  gesessen  und  hätte  man 
noch  keine  Nachricht,  ob  und  was  Sie  bei  der  Sache  thun  wollten, 

6)  in  Hispanien  selbst  wären  interna  dissidia,  wie  man  sagte,  und 
unter  denen  ministris  differente  visees  und  allerhand  Jalousie, 

7)  die  meisten  Cbur  und  Fürsten  des  Reichs  wären  gut  frantzosisch 
oder  gegen  die  frantzosische  Parthei  doch  incliniret. 

Hingegen  hätte  sich  Franckreich  zu  diesem  Werck  mit  Geld, 
Volck,    Alliantzen    und    allen    dergleichen    nötigen   requisitis   fiirlängst 


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Conferexuen  mit  dem  Markgrafen  y.  Baden.  763 

praepariret  und  thäte  fast  alles  nach  Belieben,  S.  Ch.  D.  begehrten  dem- 
nach einige  Information  von  der  Sache  und  ob  Ihre  Fürstl.  Gn.  über 
diese  DifGcultäten  ihre  einig  esclaircissement  geben  könnten,  item  wie 
lang  man  die  Hispanische  Provincien  noch  ohne  alle  frembde  Hülfe  zu 
mainteniren  getraute,  damit  das  Werck  nicht  irremediabel  werden 
möchte? 

2.  Weil  auch  S.  Ch.  D«  nicht  zweifelten,  man  würde  an  anderen 
Orten  auch  negotiiren  lassen,  als  verlangten  Sie  zu  vernehmen,  was  sie 
desfalls  für  Hoffnung  hätten  und  in  specie,  ob  man  nicht  mit  Engel- 
land, Holland  und  Schweden  wegen  einiger  Assistenz  tractirete? 

3.  S.  Gh.  D.  Hülfe  würde  bei  so  gestalten  Sachen  und  so  laug  das 
Werck  nicht  anderergestalt  gefasset,  denen  Hispanischen  Provincien 
weinig  Nutzen  schaffen,  ihre  aber  nur  grossen  Präjuditz,  Schaden  und 
Jalousie  verursachen,  deswegen  S.  Ch.  D.  sich  versehen  thäten,  dass  sie 
solche  noch  zur  Zeit  nicht  begehren  würden. 

4.  Auf  allen  Fall  möchten  S.  Cf.  D.  woll  gern  wissen,  was  Sie  von 
Hispanien,  imfall  Sie  sich  der  Sache  annehmen  möchten,  zu  gewarten 
hätten,  und  ob  Ihre  Fürstl.  6n.  deswegen  etwas  in  mandatis? 

5.  S.  Ch.  D.  hielten  auch  sehr  nötig,  den  keyserlichen  Hof  dahin 
zu  bewegen,  dass  man  daselbst  das  Werck  mit  grosserm  Eifer  und  Ernst 
embrassirte. 

6.  Insonderheit  aber  an  Schweden  fleissig  arbeitete  und  keine 
Mühe  noch  Kosten  sparete,  dieselbe  Chron  zu  gewinnen.  Sollte  mans 
dahin  nicht  bringen  können,  dass  Schweden  etwas  wieder  Franckreich 
thäte,  so  möchte  man  doch  zum  weinigsten  versichert  sein,  dass  sie 
sich  neutral  und  aus  der  Sache  hielten. 

7.  S.  Ch.  D.  hätten  auch  nicht  unterlassen,  sobald  dieses  Feuer  an- 
gangen, in  Holland  fleissig  zu  negotiiren,  woselbst  Sie  dann  auch  be- 
reits einige  Inclination  pro  Hispanis  und  dass  sie  nicht  gern  die  Nieder- 
lande unter  Franckreich  gebracht  sehen  möchten,  verspüret,  S.  Ch.  D. 
hielten  für  sehr  nötig,  dass  man  bei  ihnen  fernem  Fleiss  thäte  und  sie 
in  ein  und  andern  Dingen  zu  obligiren  suchte.  — 

8.  So  würde  auch  des  Fürstl.  Hauses  Braunschweig  Affection, 
welche  man  bishero  daselbst  verspüret,  beizubehalten  sein  und  solches 
von  Hispanien  bei  diesen  Conjuncturen  menagiret  werden  müssen,  wie 
denn  auch  S.  Ch.  D.  desfalls  bis  datg  und  noch  immermehr  sich  fleissig 
bemüheten. 

9.  S.  Ch.  D.  verlangten  zu  vernehmen,  ob  man  kein  Mittel  hätte, 


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764  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Chur  Meyntz  and  Ch.  Colin  auf  andere  consilia  und  Wege  zu  bringen, 
sonderlich  Chur  Meyntz,  welcher  S.  Cf.  D.  deshalber  noch  allezeit  gute 
Hoffnung  gemacht. 

10.  Endlich  ward  gebeten  um  fleissige  Secretirung  des  ganzen  negotii.  — 

Des  Herrn  Marggraffen    Fnrstl.  6n.    antworteten    hierauf,    dass   die 

Gefahr,  worin  die  Hispanische  Niederlanden  stunden,  freilich  sehr  gross 

und  dorfften  dieselbe,  wofern  keine  Hülfe  geschehe,  endlich  von  Franck- 

reich  subjugiret  werden.  — 

2.  Zu  Alliantzen  hätten  sie  bis  dato  nicht  gelangen  können,  es 
würde  aber  anitzo  darin  fleissig  gearbeitet, 

3.  Der  Krieg  mit  Portugal  wäre  freilich  sehr  beschwerlich  und  er- 
forderte grosse  Spesen,  wenn  man  offensive  gehen  wollte,  man  würde  aber 
zu  deren  Ersparung  defensive  gehen  —  oder  vielleicht  gar  Friede  machen. 

4.  Des  Königs  Minderjährigkeit  würde  nicht  verhindern,  dass  man 
derselben  ohngeachtet  nicht  gute  consilia  und  resolutiones  führen  und 
nehmen  sollte. 

5.  Ihre  Key.  M.  hätten  anfangs  Bedenken  gehabt,  sich  ins  Werck  zu 
mischen,  weil  sie  in  keiner  Verfassung  gestanden,  anitzo  aber  würden  .sie 
thun,  was  immer  möglich,  sonderlich  wenn  S.  Cf.  D.  sich  woll  erkläreten. 

6.  In  Hispanien  wären  zwar  keine  sonderliche  dissidia,  sondern  nur 
einige  differonte  opiniones  gewesen,  auf  was  Weise  man  das  Werck 
führen  sollte,  einige,  sonderlich  die  bloss  auf  der  Reiche  Spanien  Inter- 
esse gesehen,  hätten  zuträglich  erachtet,  dass  man  die  Niederlanden, 
welche  doch  der  Chron  keinen  Vortheil  brächten,  ganz  den  Frantzosen 
zu  abandonniren  und  mit  denselben  hingegen  wegen  Portugal  und 
Rouissillon  gute  Tractaten  zu  machen  hätte,  die  andere  Parthei  aber, 
welche  auf  des  Hauses  Wohlfarth  und  das  gemeine  Interesse  ihr  Ab- 
sehen genommen,  hätten  das  contrarium  und  dass  man  die  Niederlanden 
nach  äusserster  Müglichkeit  zu  conserviren  geflissen  sein  müsste,  susti- 
niret,  deren  Meinung  dann  auch  praevaliret  und  desfalls  eine  beständige 
Resolution  genommen. 

7.  Man  könnte  endlich  die  Rheinische  Chur  und  Fürsten  in 
der  Neutralität  bleiben  lassen,  und  hielten  Sie  solches  fast  besser,  als 
dass  sie  sich  pro  Hispanis  erkläreten,  wofern  sie  nur  auch  die  Neutra- 
lität recht  observirteu  und  dem  Reich  inmittelst  die  Decision  heimge- 
stellet  sein  Hessen,  die  keyserliche  Trouppen  durften  eben  durch  ihre 
Lande  den  Pass  nicht  nehmen,  sie  begehrten  auch  vom  Keyser  keine 
Operation  in  Braband,    woselbsten  es  ihnen  auch   an  Beiscbaffung  der 


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Conferenzen  mit  dem  Markgrafen  7.  Baden.  765 

Unterhaltungsmittel  ermaogeln  möchte,  es  könnte  aber  die  keyserliche 
armee  ohne  Beröhrung  einigen  frembden  Landes  nacher  Burgund  mar- 
chiren  und  recta  von  dannen  in  Franckreich  gehen,  auch  daselbst  eine 
notabele  Diversion  machen.  —  Man  wäre  auch  am  key.  Hofe  ausser 
aller  Furcht  vor  den  Türken,  welche  hingegen  von  denen  weitläuftigen 
frautzösischen  Desseinen  grosse  ombrage  und  Jalousie  bezeugten.  Wie 
dem  allen,  so  wäre  ihnen  ein  prompter  Succurs  sonderlich  gegen  das 
Vorjahr  sehr  hoch  von  uöthen,  dann  sonsten  die  Niederlande  in  grosser 
Gefahr  stehen  würden,  bis  dato  hätten  die  Franzosen  nichts  occupiret,  so 
sie  würden  mainteniren  können,  wenn  sie,  Hispanien,  nur  eine  Armee  ins 
Feld  zu  bringen  vermöchten,  zu  dem  wärens  grosse  Städte,  welche  grosse 
und  starke  Garnisonen  erforderten  und  ihre  armee  sehr  schwächen  würden. 

2.  Es  würde  fleissig  so  woll  mit  Schweden,  als  Engelland  und 
Holland  tractiret  und  hofften  sie  wegen  der  gleichmässigen  Interessen 
guten  E£fect.  Engelland  hätte  schon  3000  Mann  gegeben  und  wäre 
woll  intentioniret,  wohin  denn  auf  des  Königs  Begehren  der  Baron 
de  risola  verreiset'),  und  hofften  sie  gute  Verrichtung.  Von  Holland 
würden  sie  nur  Hülfe  an  Geld  begehren,  weil  auf  ihre  Landmiliz  kein 
sonderbarer  Staat  zu  machen,  zu  Wasser  aber  könnte  von  ihnen  neben 
Engelland  eine  grosse  Diversion  in  Franckreich  gemacht  werden. 

3.  S.  Ch.  D.  Hülfe  allein  würde  Hispanien  woll  nicht  retten  können, 
ihr  dessein  und  Meinung  aber  wäre,  dass  sie,  der  Keyser  und  S.  Ch.  D. 
ein  foedus  aufzurichten  hätten,  dabei  dann  ein  jeder  sein  bestes  thun 
wurde,  diese  oder  jene  Parthei  herbeizubringen.  S.  Ch.  D.  hätten  ausser 
Clef  f  (an  dessen  Conservation  die  Herren  Staaten  nicht  weiniger  als  S.  Ch.  D. 
Selbsten  interessiret  wären)  nichts  von  den  Frantzosen  zu  befürchten. 

ad  4.  Sie  hofften,  S.  Ch.  D.  würden  wegen  dero  bei  der  Sache  con- 
currirenden  Interessen  sich  damit  vergnügen,  wenn  Sie  ausser  Schaden 
blieben.  L  F.  6n.  hielten  dabei  für  raisonnable,  dass  S.  Ch.  D.  nichts 
thun  müssten,  Sie  hätten  dann  würckliche  Mittel  von  Hispanien  dazu 
in  Händen,  welche  nach  Proportion  der  Hülfe  reguliret  werden  müssten, 
und  würde  man  sich  desfalls,  wenn  quaestio  an  resolviret,  nach  Billigkeit 
und  zu  S.  Ch.  D.  Satisfaction  erklären.  Sie  vermeinten  sonsten,  wenn 
S.  Ch.  D.  neben  Braunschweig  ohngeFähr  ein  corpus  ad  m/15  Mann 
zusammenbrächten,  wobei  Hispanien  etwan  m/5  Mann  geben  wollte,  und 
könnte  man  damit  per  Limburg  nacher  Metz  wärts  agiren,  auch  auf 
allen  Fall  mit  dem  keyserl.  corpo   sich    conjungiren,    doch    würde    sich 


1)    S.  Klopp,  Der  Fall  des  Hauses  Stuart  I,  S.  182 f. 


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766  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

solches  alles  und  wie  die  operationes  fcirzanehmen,  hiernegst  woll  finden 
und  musste  davon  a  parte  geredet  und  gehandelt  werden. 

ad  6.  Wegen  Schweden  hielten  Ihre  F.  6n.  für  allem  Ding  billig, 
dass  S.  Ch.  D.  sich  desfalls  in  vollkommene  Sicherheit  setzten,  welche 
sie  auch  bemühet  sein  müssten,  S.  Ch.  D.  zu  verschaffen  und  es  dahin 
zu  bringen,  dass  sie  Schweden  gewinnen  könnten,  woran  sie  kein  Geld 
sparen  würden,  damit  man  zum  weinigsten  sich  von  ihnen  nichts 
wiedriges  zu  befahren.  —  Auf  allen  Fall  und  wenn  Schweden  nicht  voll- 
kommen zu  gewinnen,  so  möchte  Hispanien  oder  der  Keyser  in  dieser 
Gegend  ein  solches  corpo  lassen  oder  soviel  Geldmittel  als  nötig  her- 
geben, dass,  wofern  Schweden  sich  moviren  sollte,  S.  Ch.  D.  denselben 
solche  force  entgegensetzen  könnten,  welche  zu  Defension  dero  Landen 
zureichend  wäre. 

ad  7.  Holland  würde  seines  eigenen  Interesse  halber  nicht  stille 
stehen,  und  würde  man  denselben  auch  in  allen  Dingen  nach  Müglich- 
keit  fügen,  auch  es  an  fleissiger  Handlung  nicht  mangeln  lassen,  S.  Ch.  D. 
möchten  Ihre  gute  ofücia  auch  continuiren. 

ad.  8.  Das  Fürstl.  Haus  Braunschweig  wäre  auf  gutem  Wege 
und  würde  S.  Ch.  D.  nicht  aus  Händen  gehen ,  wie  Ihre  F.  Gn.  dann 
auch  in  der  Rückreise  Ihr  bestes  thun  würden,  und  von  ihren  Gesandten 
zu  Colin  gute  consilia  gemerket  hätten. 

ad.  9.  Man  würde  hierin  das  beste  thun,  auf  allen  Fall  aber  ver- 
gnügte sich  Hispanien,  wenn  sie  nur,  wie  vorgedacht,  eine  rechte  voll- 
kommene Neutralität  hielten. 

ad  10.  An  Secretirung  des  Werkes  wäre  Hispanien  selbsten  am 
meisten  gelegen,  I.  Fürst.  Gn.  würden  Ihres  Orts  alles  geheimb  halten 
und  sich  keines  Dinges  merken  lassen,  sondern  sich  vielmehr  beschweren, 
dass  S.  Ch.  D.  sich  zu  nichts  cathegorice  erklären  wollen  und  alles  in 
suspenso  gelassen. 
19.  Aug.  Veneri.s   9.  August   hora   9.  ante  meridiem.      Als   nun    des   H. 

Oberpräsidenten  Exe.  von  diesem  allen  S^  Ch.  D.  unterthänigstes  Rapport 
gethan,  sein  dieselbe  darauf  wieder  neben  mir,  Meinders,  zu  des  H. 
Marggraffen  Frst.  Gn.  gangen  und  deroselben  wegen  S.  Ch.  D.  nachfolgende 
Resolution  hinterbracht: 

1.  Es  hätten  S.  Ch.  D.  so  woll  die  frantzosische  Irruption  als  die 
Gefahr,  worin  die  Niederländische  Provincien  begriffen,  ganz  ungern  ver- 
nommen. So  bald  Sie  auch  die  geringste  Nachricht  davon  empfangen, 
hätten   Sie  nicht  unterlassen  absque  ulla  requisitione  an  verschiedenen 


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Couferenzen  mit  dem  Markgrafen  v.  Baden.  767 

Orten,  insonderheit  aber  in  Schweden  und  Holland,  wie  auch  im 
Reich  pro  Hispanis  —  aller  Müglichkeit  nach  arbeiten  zu  lassen,  worin 
Sie  ferner  auch  continuiren  wurden. 

2.  S.  Ch.  D.  wollten  nochmahlen  treulich  geraten  und  erinnert 
haben,  dass  man  sich  auf  eine  gute  Summe  Geldes  gefasset  hielte,  denn 
sonsten  nirgends  etwas  gutes  auszurichten,  sonderlich  bei  Schweden, 
wofern  es  aber  an  den  benotigten  Geldmitteln  nicht  ermangelte,  würde 
noch  was  gutes  zu  thun  und  zu  hoffen  sein. 

3.  S.  Ch.  D.  wollten  von  nun  an  mit  allem  Fleiss  und  Eifer  ihre 
consilia  dahin  richten  und  insonderheit  mit  dem  Keyser,  dann  ferner 
mit  Holland  und  Braunschweig  überlegen,  wie  die  Hispanische 
Niederlanden  gerettet  und  denselben  Assistenz  gegeben  werden  könnte, 
Sie  wären  schon  mit  zimblicher  Anzahl  Volk  versehen  und  könnten 
deren  bald  mehr  schaffen,  wann  es  nur  an  den  dazu  benotigten  Mitteln 
nicht  ermangelte. 

4.  Und  weil  dieses  ein  Werk  von  grosser  Wichtigkeit  und  Impor- 
tanz  wäre,  woraus  vielleicht  ein  Krieg  von  vielen  Jahren  entstehen 
könnte,  dazu  dann  ansehnliche  Spesen  und  Geldmittel  erfordert  würden^ 
der  Gefahr,  worin  S.  Ch.  D.  sich  dadurch  setzten,  zu  geschweigen,  so 
hofften  S.  Ch.  D.,  man  würde  sich  hierin  specialiter  erklären^  worin  so- 
woll  S.  Ch.  D.  Satisfaction  und  Ergetzlichkeit  post  bellum  als  die  sub- 
sidia  durante  hello  bestehen  sollen? 

5.  Und  müssten  endlich  S.  Ch.  D.  nochmahlen  austrücklich  Ihre 
reserviren,  dass  dieses  alles  unverfänglich  und  nur  auf  den  Fall  ge- 
meinet, wenn  auch  andere  neben  S.  Ch.  D.  das  Werk  embrassiren  und 
S.  Ch.  D.  wegen  Schweden  vollige  Sicherheit  haben  würden. 

Responsio  Marchionis: 

Ad  1  per  curialia.  — 

ad  2.  Auf  Geldmittel  wollten  Sie  bedacht  sein,  und  repetirten  Ih. 
F.  Gn.  wegen  Schweden  dasjenige,  was  bereits  vorhin  erwähnet. 

ad.  3.  agendo  gratias  und  wüssten  Sie,  dass  S.  Ch.  D.  bereits  in 
guter  Verfassung  stünden,  auch  solche  leicht  verstärken  könnten.  Er 
verlangte  aber,  ob  S.  Ch.  D.  sich  nicht  erklären  wollten  zum  foedere 
zwischen  dem  Eeyser,  Hispanien  und  S.  Ch.  D.,  worauf  sie  dann 
ihre  meiste  Hoffnung  setzten. 

S.  Ch.  D.  würden  alsdann  bemühet  sein.  Braunschweig  mit  dazu 
zu  bewegen,  jedoch  dieses  alles  sub  conditione  subsidiorum  et  securitatis 
wegen  Schweden. 


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768  ^I-    Brandenbur^r  und  Frankreich.     1666 —1669. 

ad  4.  Ih.  F.  6n.  wären  de  subsidiis  darante  bello  iDformiret  und 
müssten  solche  billig  nach  Proportion  der  Hülfe  gegeben,  auch  alles 
anticipando  füraus  gezablet  werden,  ehe  S.  Ch.  D.  etwas  thäten,  man 
konnte  desfalls  ein  Project  aufsetzen  und  es  etwan  auf  den  hollaDdlschen 
Fuss  nehmen,  welche  S.  Ch.  D.  auch  subsidia  bezahlet. 

Der  Freih.  v.  Schwerin  replicirete,  dass  man  so  praecise  auf  das 
hollandische  Werk  nicht  gehen  könnte,  weil 

1)  die  Hollander  als  Kaufleute  genau  handelten,  Könige  und  grosse 
Herrn  nehmen  es  aber  nicht  so  genau, 

2)  unter  denen  Feinden  wäre  ein  grosser  Unterscheid,  damahlen 
hätte  mau  mit  einem  geringen  Bischof  zu  thun  gehabt,  anitzo  aber  wäre 
es  auf  einen  mächtigen  König  gemeinet. 

3)  S.  Ch.  D.  hätten  mit  dem  Staat  Alliantzen  gehabt  und  wären 
ihnen  ex  foedere  zu  assistiren  schuldig  gewesen,  dahero  Sie  auch  nicht 
mehr  als  die  Hälfte  der  Unkosten  von  ihnen  empfangen,  welches  auf 
diesen  casum   nicht  appliciret  werden  könnte. 

Man  übergab  dabei  Ihrer  F.  6n.  ein  Project '),   was  eine  armee  von 


')     „Ohnge^rer  Ueberscblag  (auch  von  Mein d er s*  Hand),  was  eine  Armee  von 
m/V2  Mann  kosten  wird: 

Werbegeld : 
Auf  einen  jedweden   Reuter,   ehe   und    bevor   derselbe   zu    wurcklichen 
Diensten  mit  gebührlicher  Montirung  und  Gewehr  sistiret  werden  kann, 
muss  zum  weinigsten  gerechnet  werden  60  R.     Macht  auf  4000  Reuter     240000  R. 
Ein   jedweder  Musquetirer   an  Werbegeld  und   mit  Gewehr  und  Liberey 

kostet  zum  weinigsten  20  R.    Macht  auf  8000  Gemeine 160000  - 

Summa  der  Werbegelder    400000  R. 
Unterhalt : 

Monatlich.     Der  Generalstab 5000  R. 

Artillerie 4O00  - 

Cavallerie 

5  Regiments  Stäbe,  jeden  ad  aOO  R.  .     .    .         1500 

^  40  Prima  Planen  a  200  R 8000 

4000  Gemeine  Reuter  a  7  R 28000  - 


4000  Gemeine   in   5  Regi- 
menter, jedes  ad  8  Com- 
pagnien  von    100  Gemei- 
nen Einspännern. 
Infanterie 
8000  Gemeine   in    8  Regi- 
menter, jedes  ad  8  Com- 
pagnien  von    125  Geraei- 
nen. 
Ad  Cassam  zu  täglichen  Ausgaben,  Schickungen,  Kundschaften,  Munition, 

Gewehr,  Recruten  etc.  zum  weinigsten 5000  • 

Summa  des  monatlichen  Unterhalts      87100  ß. 
Macht  in  einem  Jahr  1045200  R." 


8  Regiments  Stäbe  a  250  R 2000  - 

64  Oompagnien,  jede  Primeplan  a  150  R.   .        9600  - 
8000  Gemeine,  jeder  a  3  R 24000  - 


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Gonferenzen  mit  dem  Markgrafen  v.  Baden.  769 

15000  Mann  an  Werbegeldern  und  monatlichem  Unterhalt  ohngefähr 
würde  zu  stehen  kommen,  so  dieselbe  an  sich  nahmen  und  versprachen, 
zu  Brüssel  es  weiter  zu  überlegen  und  hiernegst  fernere  Erklärung  dar- 
über zu  thun.  Was  die  Satisfaction  finito  hello  betrifft,  hofften  Ih.  F.  Gn., 
S.  Ch.  D.  würden  solche  so  hoch  nicht  spannen,  weil  Sie  pro  honore  et 
commodo  mit  interessiret  wären.  Vielleicht  liefe  der  Krieg  auch  so, 
dass  man  ab  hoste  einige  Satisfaction  erlangen  könnte.  Auf  allen  Fall 
aber  hätten  S.  Ch.  D.  bereits  ein  ansehnliches  an  rückständigen  Sub- 
sidien')  zu  fordern,  solche  konnten  in  eine  Sum  gebracht,  etwas  dazu 
gesetzet  und  dafür  ein  Stück  Landes  loco  hypothecae  zur  Versicherung 
S.  Ch.  D.  eingeräumt  werden,  wozu  man  in  Hispanien  sich  ehender  ver- 
stehen würde  als  zu  einer  rechten  Alienatipn. 

Wobei  man  es  dann  für  diesesmahl  bewenden  Hesse,  bis  Ihre  F.  Gn. 
weitere  Instruction  über  ein  und  anderes  erlanget,  zu  welchem  End  Sie 
schleunigst  nacher  Brüssel  reisen  wollten.  S.  Ch.  D.  versicherten  endlich 
Ih.  F.  Gn.,  dass  Sie  sich  zu  einer  Alliantz  zwischen  dem  Eeyser,  Hi- 
spanien und  Ihr  verstehen  wollten,  wenn  nur  der  punctus  subsidiorum 
zur  Richtigkeit  gebracht  und  wegen  Schweden  Ihro  vollenkommene 
Sicherheit  auf  die  vorangeregte  Manier  gegeben  würde.  Bei  Braun- 
schweig wollten  Ih.  F.  Gn.  en  passant  zwar  Ihr  bestes  thun,  weil  sie 
sich  aber  vermuthlich  nicht  cathegorice  erklären  würden,  so  baten  Sie, 
dass  S.  Ch.  D.  daselbst  die  Handlung  bestermassen  befordern  und  dieses 
Haus  auf  gute  consilia  zu  bringen  bemühet  sein  wollten,  welches  S.  Ch.  D. 
also  zu  thun  versprochen. 

Wegen  des  Bischofs  zu  Münster  ward  gut  gefunden,  dass  man 
nochmahlen  sein  bestes  zu  thun  hätte,  umb  denselben  zu  gewinnen,  und 
wollten  Ih.  F.  Gn.  zu  solchem  End  en  passant  den  Bischof  zu  Paderborn 
zusprechen  und  Ihr  bestes  desfalls  thun.  Sollte  aber  solches  fehlen,  so 
müsste  man  sehen,  wie  mans  mit  demselben  zu  machen,  ob  man  ihn 
etwan  beim  Kopf  nehmen  oder  ihm  sonsten  auf  die  Haut  gehen  könnte 
idque  sub  auspiciis  et  auctoritate  imperii  et  imperatoris. 

Ihre  F.  Gn.  erinnerten  endlich,  dass  den  Räthen  im  Haag  befohlen 
werden  möchte,  wenn  etwas  in  Holland  fürginge,  solches  an  Gaste  1 
Rodrigo  zu  communiciren,  damit  Sie  eine  Person  in  secreto  verordnen 
und  alles,  was  tractiret  würde,  de  concert  fürgenommen  werden  möchte. 
Dem  Stephane  de  Gamarra  hätten  Sie  Bedenkens  in  dieser  Sache 
völlig  zu  trauen.    Dieses  letztern  Puncts  halber  und  was  sonsten  passiret, 

>)    S.  ürk.  u.  Akt  XI,  S.  298f. 

Mater,  s.  Geacb.  d.  0.  Karfürsten.    XII.  49 


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770  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

ward  alsofort  an  H.  BlaspieleD  summarie  geschrieben,  wie  das  Concept 
vom  11./21.  Aug.  ^)  mit  mehrem  nachweiset. 


Der  Kurfürst  an  v.  Jena  und  v.  Somnitz.     D.  Potstam 
ll./[21.]  August  1667'). 

[Aufforderung  zur  Abfassung  eines  Gutachtens.] 
21.  Aug.  Wir   lassen  Euch  hiemit  gn.  wissen,    dass    des  H.  Marggrafen  von 

Baden  Ld.  wegen  des  Marquis  de  Castel  Rodrigo  bei  uns  gewesen 
und  bei  uns  sehr  inständig  angehalten,  wir  mügten  uns  doch  des  Bur 
gundischen  Werks  für  Hispanien  mit  annehmen  und  solche  Provincien 
raainteniren  und  retten  helfen.  Wie  nun  dieses  ein  ganz  wichtiges 
Werk  ist,  worin  wir  uns  nicht  gern  übereilen,  sondern  mit  aller  Behut- 
samkeit gehen  müssen,  dannenhero  wir  auch  gn.  gutgefunden,  von  eini- 
gen unsern  vertrausten  Räthen  ihr  schriftliches  unt.  Bedenken  zu  erfor- 
dern, als  befehlen  wir  Euch  gn.,  uns  solches  auf  nachgesetzte  puncta 
gehorsambst  zu  eröffnen: 

1)  wer  unter  denen  beiden  Königen  die  gerechteste  Sache  habe, 
und  ob  die  frantzosische  Praetensiones  wieder  Spanien  fundiret 
oder  nicht? 

2)  was  das  ganze  Rom.  Reich  bei  dieser  Sache  für  Interesse  habe 
und  was  für  consilia  man  desfalls  zu  Regensburg  führen  müsse. 

3)  ob  das  Reich  befugt  oder  schuldig  sei,  sich  in  die  Sache  zu 
mischen  und  den  Burgundischen  Greis  als  ein  membrum  imperii  zu 
garantiren? 

4)  was  unserm  und  unsres  Hauses  Interesse  gemäss  sei,  und  ob 
wir  bei  der  Sache  stille  zu  sitzen  oder  uns  derselben  anzunehmen 
hätten,  auch  welchergestalt,  für  wen  und  wie  weit?  — 


Friedrich    von  Jena   an    den  Kurfürsten.     D.  Braunschweig 
17./[27.]  August  1667^). 

[auf  das  Rescript  vom   21.  August.     Gutachten   über  die  von  dem  Kf.  vorgelegten 

Fragen.] 

27.  Aug.  ad  1)    Ihm   sind    die   fundamenta,    welche    Spanien   und    Frankreich 

gegen  einander  führen,    nicht  bekannt,    er  hat  auch  die  von  beiden  Theilen 

»)    S.  oben  S.  731  ff. 

^     Vgl.  Pufendorf  X,  §  31  (S.  670),  Droysen  III,  3  S.  134. 

^)    Ueber  Fr.  v.  Jena's  damalige  Anwesenheit  bei  der  Zusammenkunft  in  Braun  - 


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Gutachten  Fr.  v.  Jena's.  771 

herausgegebenen  Schriften  nicht  gelesen,  er  glaubt  aber  nicht,  dass  es  darauf 
viel  ankomme  und  dass  ein  tertius  allemal  darauf  zu  sehen,  welches  Theil 
Recht  oder  unrecht,  sondern  welches  seinem  Interesse,  Sicherheit  und  Staat  am 
meisten  Schaden,  Gefahr  und  künftigen  Präjudiz  zuzieben  kann  oder  auch  be- 
reits zuzieht. 

ad  2)  Das  Reich  hat  zu  seinem  grossen  Schaden  erfahren,  wie  ihm  ein 
herrlich  Stück  nach  dem  andern  entzogen  und  dadurch  ein  Nasenband  über  das 
andere  angelegt,  dasselbe  sollte  einmal  aufwachen  und  nicht  zugeben,  dass  ein 
oder  der  andere  Nachbar  gar  zu  mächtig  würde.  Wenn  man  aber  in  dieser 
Sache  das  wahre  Interesse  des  Reiches  sieht,  wer  nimmt  sich  dessen  an?  Ver- 
schieden sind  die  Interessen,  keiner  will  den  Anfang  machen,  in  summa  auf 
das  Reich  ist  wenig  Staat  zu  machen.  Die  Zerrissenheit  desselben  hat  sich 
schon  in  dem  Kriege  gegen  den  Türken  gezeigt,  mit  dem  kein  Stand  Gorre- 
spondenz  oder  einige  Räthe  pensiones  und  Geschenke  genossen,  was  wird  es  für 
consüia  geben,  da  vornehme  Kur-  und  Fürsten  auf  etwas  andres  ihr  Absehen 
richten  und  diejenigen,  welche  an  manchen  Höfen  die  Rathschläge  regulieren 
sollen,  grosse  pensiones  geniessen  und  auf  grössere  Geschenke  vertröstet  werden? 
Wenn  auch  die  Sache  auf  dem  Reichstage  zur  Umfrage  kommen  sollte,  so  wer- 
den die  meisten  dahin  votieren,  weil  die  Güte  ins  Mittel  kommen,  so  müsste 
man  den  Ausgang  erwarten,  unterdessen  wäre  kein  armistitium  und  die  Gefahr 
nähme  nicht  ab  sondern  zu.  Es  würde  aber  doch  nicht  schaden,  wenn  der 
Kaiser  diese  Sache  mit  allen  Umstanden  dem  Reich  recommendierte  und 
man  es  zur  Umfrage  brächte,  wenigstens  würde  man  hinter  eines  und  des  an- 
deren Meinung  kommen  und  vielleicht  wenigstens  mit  einigen  etwas  gutes  für 
des  Reichs  Sicherheit  machen  können. 

ad  3)  Wann  der  Burgundische  Kreis  ein  membrum  imperii  und  gleich 
anderen  membra  des  Reichs  in  Instrumente  pacis  begriffen,  so  ist  kein  Zweifel, 
dass  er  auch  des  Reichs  und  anderer  Mitpaciscenten  Garantie  geniessen.  soll. 

ad  4)  Ob  Kf.  bei  der  Sache  stille  sitzen  oder  die  Hand  mit  anschlagen 
soll,  darüber  kann  er  nicht  urtheilen,  ehe  er  mehrere  Information  erhalten  hat, 
denn,  obgleich  das  allgemeine  und  das  eigene  Interesse  Kf.  dazu  verbünden,  so 
könnte  er  doch  nach  dem,  was  bei  Punkt  1  erinnert,  nicht  rathen,  sich  zu  en- 
gagieren, ehe  er  die  Mittel  und  consortes  wüsste,  und  wenn  er  auch  diese 
wüsste  und  dafür  hielte,  dass  dann  etwas  zu  wagen,  so  würde  die  Sache  doch 
so  zu  mesnagiereh  sein,  dass  das  Interesse  die  vornehmste  Ursache  in  des  Kf. 
Cabinet  wäre  und  bliebe.  Kf.  wird  sich  bei  einem  Theil  müssen  necessair  machen 
und  ohne  gute  und  grosse  conditiones  einzusteigen  verweigern.  Auch  bei  der 
Mediation  wird  Kf.  Behutsamkeit  gebrauchen  müssen,  denn,  wenn  er  sich  des 
Werkes  mit  mehr  Nachdruck  anzunehmen  gedächte,  so  würde  die  Mediation 
zwar  von  selbst  fallen,  gegen  Kf.  aber  ein  und  andere  Imputation  verursachen. 


schweig  s.  oben  S.  156 ff.    Er  hatte  das  Rescript  des  Kf.  erst  am  16./[26.]  August 
erhalten,  antwortet  darauf  in  aller  Eile. 

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772  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

L.  Ch.  V.  Somnitz  an  den  Kurfürsten.    D.  Berlin  21./  [31.]  Augast 

1667. 

[auf  das  Rescript  vom   21.  August.     Gutachten   über  die  von   dem  Ef.  vorgelegten 

Fragen.] 

31.  Aug.  ad  1)   Die  französischen  Scribenten ')  haben  in  ihren  Schriften  nur  zwei- 

erlei hauptsächlich  tractiert,  1)  was  für  Recht  die  Königin  anf  einige  niederländische 
Provinzen  hätte,  2)  ob  sie  und  der  König  demselben  mit  Bestände  hätten  renun- 
tiieren  können,  und,  da  sie  beiderseits  eidlich  renuntiiert,  ob  sie  solchen  Eid  zu 
halten  schuldig?  Es  kommen  aber  hierbei  sehr  viele  streitige  Punkte  ins  Mittel, 
womit  er  jedoch  Kf.  nicht  aufhalten  will,  zumal  dieses  alles  nicht  ohne  genügende 
Information  erörtert  werden  könnte.  Das  aber  hält  er  für  offenbar  und  zu  dieser 
Sache  für  genug,  dass  die  französischen  Scribenten  nicht  behaupten  können, 
1)  dass  Könige  und  hohe  Potentaten  bei  ihren  Erbtheilnngen  oder  Aussteuer 
ihrer  Princessinnen  eben  das  Recht,  so  unter  Privatleuten  gilt,  in  Acht  nehmen 
müssen,  so  dass  sie  durch  pacta  davon  nicht  abschreiten  könnten,  2)  daher  be- 
stehen die  renunciationes,  welche  nicht  nur  Princessinnen  sondern  auch  Brüder 
und  Vettern  auf  Lande  und  Leute  thun,  auf  gutem  Grunde,  sind  auch  in  und 
ausserhalb  dem  Reiche  gebräuchlich  und  in  den  Rechten  gegründet  und  werden 
3)  insonderheit  für  gültig  geachtet,  wenn  sie  mit  einem  körperlichen  Eide  be- 
stätigt sind.  Was  modum  procedendi  des  Königs  von  Frankreich  anbetrifft, 
so  ist  offenbar,  dass  eine  Königl.  Witwe,  ein  minderjähriger  König,  ein  naher 
Blutsfreund,  unschuldige  Lande  und  Leute  unverwarneter  Sache  (welches  auch 
nach  dem  Recht  der  Völker  nicht  sein  soll)  überzogen  sind. 

ad  2)  Das  Reich  sinteresse  ist:  1)  Dass  es  mit  den  jetzt  von  Frank- 
reich überzogenen  Landen  in  dem  vorigen  Stande  bleibe,  denn,  wenn  dieselben 
noch  zu  Frankreich  kämen,  so  würde  eine  solche  Macht  allen  Nachbaren  noch 
formidabler  sein,  als  sie  schon  ist.  —  2)  Der  evangelischen  Reichsstande 
Interesse  ist  dahin  zu  sehen,  dass  die  catholischen  Kur-  und  Fürsten  sich  nicht 
mit  Frankreich  absonderlich  verbinden.  3)  Das  Interesse  besteht  darin,  dass 
diese  Unruhe  möglichst  bald  durch  gütliche  Mittel  beigelegt  werde  und  zwar 
so,  dass  das  beim  1.  Punkt  erörterte  Interesse  erhalten  werde.  4)  Ist  dahin  zu 
sehen,  dass  die  Reichsstände  sich  nicht  trennen,  und  wäre  demnach  den  CÖl- 
ni sehen  Correspondierenden  wohl  vorzuhalten,  was  an  dieser  französischen 
entreprise  hinge.  5)  Absonderlich  haben  die  Stände  zu  Regensburg  zu  be- 
denken und  den  Cölni sehen  Correspondierenden  vorzustellen,  wie  es  wider  das 
Instr.  paeis  liefe,  dem  Reiche  schimpflich  und  den  Fürsten  in  ihren  Rechten 
nachtheilig  sei,  dass  'der  König  in  Frankreich  und  dessen  Residenten  mit  einem 
Einfall  ins  Reich  drohen,  wenn  jemand  Spanien  zu  Hülfe  kommen  wollte,  da 
solche  Uülfeleistung  im  Instr.  paeis  den  Reichsfürsten  zugelassen  und  auch  sonst 
ihren  Rechten  gemäss  ist.  5)  Namentlich  ist  den  Co  huschen  Correspondierenden 
vorzuhalten,  dass  sie  wider  das  Reich  und  ihre  eigene  Freiheit  handelten,  wenn 

')    Vgl.  die  im  Diar.  Euro p.  XX,  Appeud.  II  zusammengestellten  französischen 
uud  spanischen  Streitschriften. 


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Gutachten  v.  Somnitzs.  773 

sie  mit  Frankreich  paciscicren,  dass  sie  ohne  Unterschied  die  Spanien  zu  Hülfe 
gehenden  Völker  repoussieren  wollten.  6)  Da  das  Reich  sein  Interesse  mit  hlossen 
Consnitationen  und  Remonstrationen  nicht  erhalten  kann,  so  ist  dahin  zu  sehen, 
dass  wo  möglich  namens  aller  Stände  armiert  werde,  um  das  Resultat  der  Con- 
sultationen  behaupten  und  des  Reichs  Wohlfahrt  erhalten  zu  können. 

ad  3)  In  dem  Instr.  pacis  steht  nirgends ,  dass  die  Verträge  des  Reichs 
mit  Burgundien  aufgehoben,  oder  dass  der  burgundische  Kreis  aus  der  Ga- 
rantie sollte  ausgeschlossen  sein.  Als  vor  diesem  im  burgundischen  Kreise 
Krieg  gefuhrt  wurde,  suchte  Frankreich  Spanien  in  anderen  streitigen  Dingen 
zur  raison  zu  bringen,  es  wurden  aber  nicht  die  Provinzen  gar  oder  zum  grössten 
Theil  gesucht  oder  erblich  prätendiert  wie  jetzt,  es  ist  also  das,  was  jetzt  vor- 
geht, ein  ganz  anderer  Fall,  worauf  bei  dem  Friedensschluss  nicht  gedacht  ist, 
und  würde  man  sonst  nicht  darein  gewilligt  haben.  Seiner  Meinung  nach  also 
ist  dem  Reich  nicht  verboten  in  einem  solchem  Falle,  wie  dem  jetzigen,  wo 
Frankreich  die  Niederlande  erblich  prätendiert,  sein  Interesse  mit  Rath  und 
That  zu  maintenieren. 

ad  4)  Kf.  hat  1)  mit  dem  Reich  dasselbe  Interesse,  dass  alles  in  vorigem 
Stande  bleibe  und  möglichst  verhindert  werde,  dass  eine  auswärtige  Macht  so 
hoch  getrieben  werde,  dass  sie  des  Reichs  und  des  Kf.  Freiheit  nachtheiiig 
sein  könne.  Daher  wird  2)  nöthig  sein,  die  Einigkeit  der  Stände  zu  befördern 
zu  suchen,  3)  wenn  dieses  nicht  geschehen  kann,  mit  den  Wohlgesinnten  sich 
näher  zu  verbinden,  4)  namentlich  mit  England,  Schweden  und  Däne- 
mark de  concert  zu  agieren,  5)  was  für  eine  Verfassung  bei  solchen  consiliis 
nöthig  sein  würde,  braucht  er  nicht  zu  erinnern.  6)  In  Polen  wurde  gut  sein 
es  dahin  zu  richten,  dass  gutes  Vertrauen  allenthalben  restabiliert  würde  und 
in  der  Wahlsache  keine  ernstliche  Aenderung  eintrete.  7)  Da  Kf.  von  Spanien 
und  Oesterreich  gesucht  wird,  so  hat  man  sich  zu  versichern,  ob  Gastel 
Rodrigo  und  die  spanische  Regentschaft  auch  befugt  sind,  bei  des  Königs 
Älinderjährigkeit  etwas  beständiges  abzuhandeln,  und  dass  die  Subsidien  wirk- 
lich erfolgen,  ferner  würden  alle  Compaciscenten  sich  gegen  Kf.  zur  Indemni- 
sation  verpflichten  müssen  und  wäre  bei  Abhandlung  der  Subsidien  auf  Suble- 
vation  der  geldarmen  Lande  des  Kf.  zu  sehen,  Kf.  dürfte  auch  weder  mit  dem 
Reich  noch  anderen  zu  einer  öffentlichen  Declaration  oder  feindlichen  Handlung 
schreiten,  ehe  er  mit  den  nöthigen  Mitteln  versehen  ist.  Der  Zweck  alles  Für- 
nehmens müsste  sein,  das  beim  2.  und  4.  Punkt  angezeigte  Interesse  zu  be- 
haupten, so  gut  die  Mittel  dazu  reichen  können. 

Die  Rechtsgelehrten  behaupten  zwar,  man  dürfe  nicht  aus  Furcht,  dass  ein 
Nachbar  zu  mächtig  werden  möchte,  Jemand  bekriegen,  in  diesem  Falle  aber 
sind  wir  nicht  in  terminis  simplicis  metus,  sondern  Frankreich  hat  vieles  vor- 
genommen, das  viel  weiter  geht,  so  dass  die  Zergliederung  des  Reichs  schon 
wirklich  angefangen  hat  und  das  befürchtete  Unglück  zum  Theil  schon  vor- 
handen ist. 


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774  VI.    Brandeaborg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Markgraf  Hermann  von  Baden  an  den  Kurfürsten.     D. 
Brüssel  22.  September  1667  0. 

[Anzeige,  dass  die  mit  ihm  getroffenen  Abmachungen  gebilligt  und  de  Goess  zu  wei- 
teren Verhandlungen  bevollmächtigt  ist    Sein  Besuch  bei  den  Inneburgischen  Her- 
zogen.] 

22.  Sept.  Ich    hätte    zwar  von  Herzen  gewünschet  und  verlanget,    dass  ohne 

Zeit  Verlierung,  so  bald  nur  alhier  angelanget,  Ew.  6nd.  die  mit  dieser 
ordinari  sowohl  an  sie  als  H.  Baron  de  Goes  einkommende  expedi- 
tiones')  überschicken  mögen,  so  hat  es  aber  ehender  theils  wegen  In- 
disposition hiesigen  General  Gubernatoren,  Herrn  Marquesen  de  Castel 
Rodrigo,  theils  auch  weil  der  Feind,  so  ein  Zeithero  mit  seiner  ganzen 
Armee  hier  fast  vor  den  Thoren  gestanden,  uns  so  viel  Zeit  nicht  zu- 
gelassen. Nun  aber  werden  dieselbe  sowohl  aus  dem  an  Ew.  Gnd.  von 
wohlbesagtem  H.  Marquesen  abgelassenen  Schreiben  als  erwehendem 
H.  Baron  de  Goes,  deme  dessentwegen  ausführlich  zugeschrieben  und 
Commission  gegeben  worden,  ersehen  und  verspüren  können,  dass  man 
diesseits,  was  mit  Ew.  Gnd.  ich  abgeredet  und  verglichen,  nicht  allein 
approbiere,  sondern  auch  mit  allem  Eifer  und  Ernst  zu  schliessen,  zum 
Stand  und  in  eine  rechte  Form  und  Effect  zu  bringen  verlange.  Man 
erkennet  alhier  gar  wohl,  gleich  nicht  zweifle  am  Kay.  und  Eönigl.  Hof 
Selbsten  darfur  gehalten  wird,  dass  man  Ew.  Gnd.  mehr  als  keinem  an- 
dern in  der  Welt  obligiert  ist,  und  dass  alle  gute  Freund  und  Effecten, 
so  wir,  bevorab  vom  Reich,  zu  gewarten,  von  deroselben  guten,  löbl., 
patriotischen,  genereusen  Exerapel  und  consiliis  ihren  Ursprung  nehmen. 
Desgleichen  werden  Ew.  6n.  auch  gewisslich  sehen,  dass  man  syncere 
in  allem  mit  deroselben  handeln  und  Mittel  suchen  werde,  damit  nicht 
allein  das  allgemeine  und  unser  sondern  auch  Ihr  particular  Interesse 
dardurch  befordert  werde. 

Der  Feind  hat  seit  der  Eroberung  von  Lille  und  dem  Rencontre  mit  ihrer 
Cavailerie')  unter  Marc  in  und  Ligne  nichts  weiter  tentiert  und  es  scheint,  als 
ob  in  diesem  Jahre  beiderseits  nichts  weiter  gesucht,  sondern  die  Winterquar- 
tiere werden  bezogen  werden.  Ihr  Verlust  in  jenem  Rencontre  ist  bei  weitem 
nicht  so  gross,  wie  die  Franzosen  ihn  machen,  es  ist  allein  ein  grosses  üeber- 


^)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  32  S.  672. 

^)  In  einem  beiliegenden  Schreiben  (d.  Brüssel  21.  September  1667)  dankt  Cas- 
tel Rodrigo  dem  Kf.  für  die  ihm  durch  den  Markgrafen  von  Baden  gemachten 
Mittheilungen  und  zeigt  an,  dass  er  ihm  weiteres  darüber  durch  de  Goess  werde 
zukommen  lassen. 

3)    S.  Diar.  Europ.  XVIII,  S.  397  f.,  Mignet  II,  S.  227  f. 


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Bescheid  des  M&rkgrafen  t.  Baden.  775 

sehen  und  Fehler  von  ihren  Generalen  gewesen,  wie  viele  andere  Sachen  mehr, 
so  diese  Campagne  geschehen,  er  zweifelt  daher  nicht,  dass  man  künftig  andere 
Anstalt  und  Commando  einfahren  werde,  er  freut  sich,  dass  die  teutschen  und 
in  specie  sein  und  des  Herzogs  von  Holstein  Regiment  sich  so  wacker  ge- 
halten haben. 

P.S.  Bei  meiner  Rückreis  bin  abgeredetermasseD  bei  denen  Herrn 
Hertzogen  von  Lännenburg,  so  ungefähr  3  Stund  weit  von  Mägden  bürg 
auf  einem  Lusthaas  sich  divertiret,  gewesen,  dieselbe  in  bewusster 
Sachen  ausführlich  informiret   und  für  unsere  party  wohl  disponiret  ge- 

1^. 


Blaspeil  und  Romswiuckel  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Graven- 
hage  8.  October  st.  n.  1667'). 

[Gespräch  mit  dem  Harkgrafen  von  Baden.] 

Sie  sind  in  Mecheln  mit  dem  Markgrafen  von  Baden  zusammengekommen;  8.  Oct. 
derselbe  theilte  ihnen  mit,  Castel  Rodrigo  hätte  die  in  Potsdam  vorgeschla- 
genen Bedingungen  gebilligt  und  vor  ungefähr  10  Tagen  zwei  Couriere  an  den 
Kaiser  und  an  Rf.  geschickt,  dieselben  zu  ersuchen,  Deputierte  zu  bestellen, 
um  die  zu  Potsdam  vorgeschlagenen  Tractaten  zwischen  dem  Kaiser,  Spanien 
und  Kf.  zu  adjustieren,  er  meinte,  vom  Kaiser  würde  wohl  Monte cuculi 
kommen,  um  zugleich  auch  aber  die  Kriegsoperationen  zu  deliberieren.  Sie  haben 
darauf  bemerkt,  zunächst  müsste  vorher  ein  sicherer  Grund  gelegt  werden  und 
vor  allem  Kf.  sich  mit  den  Gen.  Staaten  setzen,  der  Markgraf  wollte  davon 
aber  nichts  hören,  verlangte,  das  Rom.  Reich  müsste  über  die  Differenzen 
zwischen  beiden  Kronen  erkennen,  auch  Frankreich  werde  zwar  ungern  sich 
dessen  Spruch  unterwerfen  müssen,  der  Kaiser  werde  dann  die  Execution  des- 
sen, was  vom  Reich  erkannt  worden  wäre,  dem  Kf.  auftragen  und  demselben 
die  Hand  darunter  so  bieten,  dass  Kf.  das  Werk  ohne  seinen  Schaden  werde 
ausfuhren  können,  erst  mussten  aber  jene  Tractaten  eine  Richtigkeit  haben  und 
Kf.  eine  Armee  von  20  oder  25  tausend  Mann  beisammen  haben;  man  müsste 
Frankreich,  ebenso  wie  dieses  es  gethan,  mit  dem  Schlag  warnen.  Sie  erwi- 
derten, das  würde  schwer  möglich  sein,  inhaerierten  dem,  was  sie  vorher  vor- 
gestellt, und  übergaben  ihm  einen  Aufsatz  darüber,  um  ihn  Castel  Rodrigo 
vorzulegen,   der  ihnen  seine  Resolution  nach  dem  Haag  zusenden  sollte.    Sie 

')  In  einem  Schreiben  an  den  Freiberrn  v.  Schwerin  von  demselben  Datum 
verweist  der  Markgraf  auf  das  Schreiben  Castel  Rodrigo's  an  den  Kf.  und  fügt  in 
einem  Postscript  hinzu:  „Was  mir  der  Herr  vor  meiner  Abreis  in  particular  wegen 
eines  Vorschusses  an  Geld,  so  Ihro  Gn.  dem  H.  Churfürsten  man  dieserseits  thun 
sollte,  vermeldet,  darvon  habe  bei  wohlgemeltem  H.  Marquisen  Erinnerung  gethan, 
der  ebenmässig  resolvirt,  eine  ansehnliche  somme  Gelds  bei  Ankunft  ihrer, HH.  Com- 
roissarien  hiesiger  Orten  deswegen  schiessen  zu  lassen.'' 

^    Vgl.  Pufendorf  X,  §  40  S.  677, 


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776  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

haben  mit  dem  Harkgrafen  auch  wegen  des  Werbegeided  geredet,  aber  gemerkt. 
dass  man  spanischerseits  nicht  sehr  liberal  sein  und  es  damit  schwerlich  höher 
zn  bringen  sein  wird,  als  die  Gen.  Staaten  vor  einem  Jahre  an  Kf.  gegeben.  Von 
dem  Bischof  von  Münster,  meinte  er,  hätte  man  nichts  zn  befahren.  Derselbe 
hat  Bl.  ersuchen  lassen,  ihm  bei  seiner  Rückreise  nach  C51n  zuzusprechen,  er 
wird  darüber  des  Kf.  Befehl  erwarten. 


Der   Kurfürst   an   Blaspeil,    Romswinckel   und    Copes.      D. 

Potstam  8./[18.]  October  1667*). 

(CoDC.  V.  Somnitz.) 

[auf  die  Relation  vom  8.  October.     Bemerkungen  über  die  Aeusserungen  des  Markgrr. 

V.  Baden;  vor  allem  muss  we^en  der  Subsidien  Sicherheit  geschafft  werden.] 

18.  Oct.  Der  Markgraf  von  Baden  scheint  sich  daran  gestossen  zu  haben,  dass  man 

den  Tractat  zwischen  Kf.  und  den  Staaten  als  ein  Principalwerk  alle  Wege 
vorgeschützt.  Künftig  sollen  sie  sich  den  spanischen  ministris  gegenüber  so 
declarieren,  dass  Kf.  zwar  mit  dem  Kaiser  und  Spanien  sich  zn  verbinden 
entschlossen,  jedoch  würde  man  ohne  Zweifel  allerseits  nöthig  achten,  mit  den 
Gen. Staaten  gleichfalls  zu  tractieren. 

Ihn  befremdet  nicht  wenig,  dass  der  Harkgraf  vorgegeben,  Gaste  1  Rodrigo 
habe  das  zu  Potsdam  Vorgegangene  gebilligt,  und  dass  dennoch  die  Subsidien 
difficultiert  werden.  Ohne  den  Vorschuss  zur  Werbung  ist  ihm  das  geringste 
anzufangen  unmöglich  und  muss  er  auch  inskünftig  der  Subsidien  versichert 
sein,  sie  sollen  daher  darauf  zuforderst  die  Handlung  richten. 

Dass  man  unter  sich  paciscieren  wollte,  eine  Judicatur  unter  den  streitigen 
Parteien  zu  üben,  lässt  sich  gamicht  thun,  officia  kann  man  anwenden  und, 
wenn  die  nicht  verfangen,  so  versteht  sichs  was  weiter  zu  thun,  und  damit 
solches  recht  gethan  werde,  werden  die  Interessierten  Geld  an  die  Hand  zo 
schaffen  haben. 

Bl.  kann  wohl  dem  Bischof  von  Münster  zusprechen  und  seine  Intentionen 
zu  erkunden  suchen,  von  des  Kf.  consiliis  aber  hat  er  ihm  nichts  zu  entdecken. 
als  was  die  Mediation  anlangt. 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  Brüssel  6.  November 

St.  n.  1667^). 

[Abmachungen  mit  Castel  Rodrigo.] 

5.  Nov.  Auf  Aufforderung  des  Markgrafen  von  Baden  hat  er,  um  mit  diesem  und 

mit  Castel  Rodrigo  selbst  zu  conferieren,  sich  nach  Brüssel  begeben. 

0    Vgl.   unten   S.  791  ff.    das   Schreiben   0.   v.  Schwerins   an   den   Kf.   vom 
7./17.  October  1667. 

»)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  40  S.  677,  Droysen  III,  3  S.  138. 


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Verhandlungen  mit  dem  Markgr.  v.  Baden  u.  Castel  Rodrigo.  777 

Wir  soin  nun  schon  vier  Tage  in  der  Arbeit  und  hoffe  ich,  dass 
wir  morgen  damit  werden  fertig  sein.  Man  will  an  Holland  solche 
Unterpfande  geben,  daraas  sie  sich  selbst  können  bezahlt  machen,  ihnen 
aber  Städte  einzuräumen  oder  auch  einige  Trouppen  von  ihnen  zu 
nehmen,  IBndet  man  alhier  sehr  bedenklich.  Man  ist  zufrieden,  dass 
nicht  allein  an  Ew.  Churf.  D.  sondern  auch  mehr  andere  subsidia  ge- 
geben werden,  als  an  Schweden,  Sachsen,  Pfaltzgrafen  zu  Neuburg, 
Haus  Braunschweig  und  Hessen,  man  will  aber  auch  wissen,  was 
Spanien  dahingegen  soll  zu  hoffen  haben,  und  sein  wir  darinnen  so  weit 
einig  worden,  dass  Frankreich  erst  in  der  Güte  oder,  wann  es  darzu 
nicht  verstehen  will,  durch  die  Waffen  bewogen  werden  soll,  die  Pire- 
naeische  Tractaten  zu  redin tegriren,  und  dass,  wann  Frankreich  in  der 
Güte  darzu  zu  bringen,  Spanien  den  erlittenen  Schaden  vorlieb  nehmen, 
sonsten  aber  ihm  vorbehalten  haben  will.  Hievon  aber  sollte  man  einen 
absonderlichen  Articul  machen  und  denselben  bis  zu  seiner  Zeit  secre- 
tiren.  Kompt  also  das  ganze  W^erk  darauf  vornehmlich  an,  dass  Ew. 
Chf.  D.  von  nun  an  darauf  bedacht  sein,  wie  man  es  bei  den  andern 
Alliirten  dahin  richten,  sonderlich  bei  Schweden  und  den  Fürsten  von 
Lüneburg,  dass  sie  auch  gutfinden  und  zusagen,  mit  ihren  Armeen 
solange  cooperiren  zu  helfen,  dass  die  vorgemelte  Tractaten  zwischen 
Spanien  und  Frankreich  redintegrirt  werden.  —  Bei  den  Staaten  da- 
von zu  reden  würde  noch  zu  praematur  sein  und  nicht  verschwiegen 
werden  können,  auch  möchte  woll  daran  zu  zweifeln  sein,  ob  ihre 
Gedanken  dahin  gehen.  Wann  wir  aber  in  das  Werk  selbst  erst 
hinein  kommen  und  die  Staaten  sehen,  dass  die  andere  Alliirte  (welche 
die  stärkste  sein  werden)  da  hinaus  wollen,  wird  es  mit  ihnen  wohl 
wenig  Difficultät  geben.  — 

P.S.  Die  Tractaten  werden  darauf  genommen,  dass  Ew.  Chf.  D. 
mit  ihrem  armirn  allererst  im  Martio  bedürfen  fertig  zu  sein,  gegen 
welche  Zeit  aber  sie  im  Clevischen  würden  stehen  müssen^). 


')  BI.  stattet  (d.  Hage  5./15.  November  1667)  dem  Rf.  ausführlichen  Bericht  über 
seine  Verhandlungen  mit  Castel  Rodrigo  ab  und  sendet  ihm  die  mit  demselben  ge- 
troffenen Vereinbarungen  zur  Ratification  zu,  nämlich  einen  Vertrag  in  11  Artikeln 
(1.  Kf.  soll,  um  einen  dauernden  und  ehrenhaften  Frieden  herbeiführen  zu  helfen, 
4000  Reiter  und  8000  Fussoldaten  bis  Ende  April  zusammenbringen,  2.  er  soll  diese 
Truppen  6  Monate,  bis  Ende  October  1668  unterhalten,  3.  er  wird  dieselben  in  seine 
cleve-märkischen  Lande  führen,  wo  sie  gemustert  werden  und  von  wo  sie  nach  Be- 
dürfnis sogleich  ins  Feld  sollen  geführt  werden,   4.  der  König  von  Spanien  wird  ihm 


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778  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  6./ 16.  November  1667  0. 

(CoDc.  0.  V.  Schwerin.) 

[auf  die  Relation  vom  5.  November.     Vorschriften   für  die  weiteren  Verhandlungen 

mit  Spanien.] 

16.  Nov.  Kf.  kann  aas  seiner  Relation  nicht  abnehmen,  dass  er  das  Rescript  vom 

22.  October'^)  erhalten,  nach  diesem  hat  er  sich  bei  den  künftigen  Negotiationen 
zu  achten.  Die  Sache  selbst  anbetreffend,  so  wünscht  zwar  Kf.  Hersteilnng  des 
Friedens  zwischen  den  beiden  kriegführenden  Kronen,  Bl.  hat  sich  aber  ratione 
conditionum  wohl  vorzusehen,  denn,  wenn  Spanien  darauf  bestehen  sollte, 
dass  alles  nach  Anleitung  der  pyrenäiscben  Tractaten  auf  den  vorigen  Stand 
gesetzt  werde,  worauf  Frankreich  schwerlich  eingehen  wird,  so  würden  da- 
durch die  Friedenstractaten  nur  schwerer  gemacht  und  leicht  das  ganze  Reich 
in  einen  neuen  Krieg  verwickelt  werden,  zumal  da  auch  nach  seinem  Bericht 
die  Staaten  wohl  dahin  nicht  gehen  möchten  und  dieses  ebensowenig  von  an- 
deren, namentlich  K.Sachsen  und  Schweden  zu  erwarten  ist    Er  soll  vor- 


dafür  dieselbe  Summe  wie  die  Gen.  Staaten  im  vorigen  Jahre  nach  dem  Vertrage  vom 
16.  Februar  1666  zahlen,  5.  die  Zahlung  soll  in  Holland  oder  Antwerpen  erfolgen, 
für  prompte  monatliche  Zahlung  wird  Satisfaction  und  Sicherheit  gegeben  werden, 
das  Werbegeld  wird  gleich  nach  Auswechslung  der  Ratificationen,  der  Sold  des  ersten 
Monats  sobald  das  Heer  versammelt  ist,  bezahlt  werden,  nachher  erfolgt  die  Zahlung 
monatlich  praenumerando,  8.  wenn  es  innerhalb  der  6  Monate  nicht  zum  Frieden 
kommt,  so  ist  Spanien  verpflichtet,  die  Subsidien  weiter  auf  6  Monate  und  so  lange 
der  Krieg  dauert  zu  zahlen,  10.  Spanien  und  Kf.  können  auch  andere  Fürsten  und 
Reichsstände  zum  Beitritt  auffordern,  die  Beitretenden  sollen  nach  Proportion  der  zu 
stellenden  Truppen  ebensolche  Subsidien  erbalten,  11.  die  Ratificationen  sind  in 
6  Wochen  auszuwechseln)  und  6  Geheimartikel  (1.  Kf.  darf  bis  zum  April  sich  weiter 
um  den  Frieden  bemühen,  wenn  derselbe  bis  dahin  nicht  zustande  kommt,  ist  er  ver- 
pflichtet, mit  seiner  Armee  gegen  Frankreich  zu  Felde  zu  ziehen,  2.  Spanien  willigt 
in  Wiederherstellung  des  status  vor  dem  Pyrenäiscben  Frieden,  wenn  aber  Frankreich 
daraufhin  nicht  Frieden  scbliessen  will  und  man  die  Waffen  gebrauchen  muss,  so  ver- 
langt es  für  sich  und  seine  Bundesgenossen  Ersatz  der  Kriegskosten,  3.  wenn  andere 
Fürsten  diesem  Vertrage  beitreten,  sollen  sie  entsprechende  Subsidien  erhalten,  4.  der 
Unterhalt  der  Truppen  soll  monatlich  bezahlt  werden,  5.  beide  Tbeile  verpflichten 
sieb,  keine  Separatverhandlungen  mit  Frankreich  einzugehen,  6.  Spanien  behält  sich 
vor,  zwei  Monate  vor  Ablauf  der  6  Monate  die  Subsidien  kündigen  zu  dürfen) 
d.  Bruxelles  6.  November  1667,  von  Castel  Rodrigo  und  Blaspeil  unterschrieben, 
und  3  nur  von  dem  ersteren  unterzeichnete  Schriftstücke:  1.  Zusicherung  der  Zahlung 
der  dem  Kf.  schon  früher  versprochenen  jährlichen  Pension  von  100000  Thalem, 
2.  Freistellung  für  den  Kf.,  auch  mit  anderen,  namentlich  mit  den  Gen.Staaten,  über 
die  Beförderung  des  Friedens  zu  verhandeln,  3.  Vorbehalt  weiterer  Verhandlungen 
über  Punkte,  welche  etwa  den  Intentionen  der  Princi palen  nicht  entsprechen  sollten. 
Vgl.  Pufendorf  X,  §41  S.  678. 

»)     Vgl.  Pufendorf  X,  §  40  S.  678. 

»)    S.  oben  S.  746  ff. 


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Die  vop  Blaspeil  mit  Castel  Rodrigo  abgescblossenen  Verträge.  779 

schlagen,  dass  zwar  die  pyrenäischen  Tractaten  redintegriert,  jedoch  ein  und  an- 
dere Oerter  für  gewisse  Geldsammen  Frankreich  gelassen  werden  sollen. 

Die  Snhsidien  dürfen  nicht  anf  ungewisses  verwiesen,  sondern  muss  ihm 
deswegen  ganz  gewisse  und  unfehlbare  Versicherung  gegeben  werden.  Da  Kf. 
daneben  an  den  Markgrafen  von  Baden  auch  andere  postulata,  namentlich 
wegen  einiger  Satisfaction  gestellt,  Bl.  davon  aber  nichts  gemeldet  hat,  so  hat 
er  bei  der  Handlung  desfalls  das  Interesse  des  Kf.  zu  beobachten. 

Dass  Kf.  mit  seiner  Armee  schon  im  März  im  Clevischen  stehen  soll,  ist 
eine  reine  Unmöglichkeit,  er  braucht  dazu  wenigstens  3 — 4  Monate  von  £mpfang 
der  Subsidien  an. 

Bl.  hat  sich  im  übrigen  in  Acht  zu  nehmen,  mit  Spanien  das  geringste  zu 
schliessen,  wenn  nicht  vorher  oder  wenigstens  zugleich  alles  mit  den  Staaten 
adjustiert  wird. 


Der  Kaifürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  an  der  Spree 
12. /[22.]  November  1667^). 

[Verwerfung  der  Ratification   der  abgeschlossenen  Verträge.    Ankündigung   der  Ab- 
sendung einer  Gesandtschaft  nach  Frankreich.     Befehl,  aufs   neue  nach  Brüssel  zu 

gehen.] 

Wir  haben  Euer  unterthänigstes  Berichtschreiben  vom  5./15.  Novem-  22.  No^. 
ber  nebenst  demjenigen,  so  Ihr  mit  dem  Castel  Rodrigo  zu  Brüssel  ge- 
machet, zwar  wohl  empfangen,  uns  aber  dabei  nicht  wenig  verwundert,  wie 
Ihr  Euch  zu  einem  dergleichen  importirenden  Dinge  ohne  unseren  Befehl 
induciren  lassen.  Wir  können  uns  desselben  nicht  theilhaftig  machen,  viel 
weniger  es  approbiren,  sondern  lassen  es  billig  noch  zur  Zeit  dahin  ge- 
stellet sein,  und  dieweil  wir  danebenst  sehen,  dass  aus  der  Sache  mit 
Schweden  und  Kuhrsachsen  zu  communiciren,  Euhrsachsens  Ld. 
aber  sich  ehester  Tage  bei  uns  einfinden  wird '),  so  wollen  wir  uns  mit 
derselben  unterreden  und  Euch  sodann  darauf  unsere  Meinung  ferner 
wissen  lassen,  unterdessen  habet  Ihr  Euch  nach  unsern  Befehlen,  welche 
wir  an  Euch  nach  und  nach  tiberschicket  und  künftig  überschicken 
werden,  eigentlich  und  gehorsamlich  zu  richten. 

und  demnach,  wie  Euch  bekannt,  unser  einziger  Zweck  ist,  den 
Frieden  zu  befodern,  bishero  aber  wahrgenommen,  dass  es  mit  der  zu 
Cöln    eingerichteten    Mediation    wohl    ziemlich   langsam    daher   gehen 


I)  Vgl.  Pufendorf  X,  §  41  S.  679,  Droysen  III,  3  S.  141,  ürk.  u.  Akt^ 
XIV,  1  S.  358  ff. 

*)  Kurfürst  Johann  Georg  kam  Anfang  December  1667  mit  seiner  Gemahlin 
zur  Theilnahme  an  der  Leichenfeier  der  Kurfürstin  Luise  Henriette  nach  Berlin, 
8.  Auerbach  S.  288 ff.,  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  361  f. 


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780  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

möchte  und  dass  ein  and  der  ander  Cahrfurst  und  Fürst  nichts  desto 
weniger  vor  sich  absonderliche  Schickungen  sowohl  an  den  König  in 
Franckreich  als  auch  nacher  Brüssel  gethan,  so  werden  wir  auch  mit 
dem  förderlichsten  unsern  Fh.  von  Polnitz  und  unsern  Meinderss  in 
Gottes  Namen  nacher  Franckreich  abschicken  mit  diesem  Befehl  and 
Instruction,  dass  sie  unsertwegen  bei  dem  Könige  das  Friedenswerk 
nicht  allein  in  gemein  bestermassen  recommandiren,  sondern  auch  alle 
Mühe  und  Fleiss  anwenden  sollen,  damit  man  nicht  wie  bis  dato  in 
blossen  contestationibus  verharren,  besondern  sich  etwas  specialius  her- 
auslassen und  dergestalt  einen  rechten  Anfang  zum  Werk  machen  möge. 
Weil  wir  aber  auch  nötig  erachten,  dass  von  dieser  Schickung  und 
derselben  scopo  Castel  Rodrigo  Nachricht  habe,  als  befehlen  wir 
Euch  hiermit,  dass  Ihr  Euch  förderlichst  nacher  Brüssel  begebet,  ihme 
unsertwegen  von  diesem  allen  part  gebet.  Euch  auch  zugleich  bei  dem- 
selben erkundiget,  was  denn  Spanien  eigentlich  bei  denen  vorstehenden 
Tractaten  und  Friedensnegotio  für  conditiones  zu  bedingen  und  auf 
welche  es  etwa  beständig  zu  verharren  gemoinet,  indem  wir  nicht  dafür 
halten  könnten,  dass  diejenigen,  welche  er  Euch  angczeiget,  zulänglich 
und  dass  es  des  Königs  in  Spanien  Ernst,  darauf  zu  bestehen,  hier- 
negst  so  habt  Ihr  ihme  zugleich  zu  entdecken,  was  wir  bei  dem  mit 
Euch  gemachten  Aufsatz  zu  Brüssel  für  Gedanken  führeten  und  dass 
,  wir  bei  des  Herrn  Cuhrfürsten  zu  Sachsen  Ld.  Anwesenheit  mit  dero- 
selben  aus  der  Sache  reden  und  im  übrigen  die  Handlung  mit  Spanien 
nicht  abrumpiren,  sondern  ferner  continuiren  lassen  wollten.  — 
23.  Nov.  P.S.     Cöln    13./23.  November    1667.      Auch    haben    wir    bei    der 

Cleffischen  Post  vorgestern  die  articulos  secretos  empfangen.  Nun  ist 
Euch  gnugsamb  bekannt  —  dass  unsere  Gedanken  einzig  und  bloss  zu 
Beförderung  eines  billigmässigen  raisonnablen  Friedens  gerichtet  und  wir 
keinesweges  et  non  nisi  extrema  urgente  necessitate  uns  in  einige  Rriegs- 
troublen  zu  verwickeln  gemeinet.  —  Dannenhero  Ihr  wohl  besser  gethan, 
dass  Ihr  so  weit,  als  geschehen,  nicht  gegangen  wäret,  zumahlen  in  denen 
secret  Articuln  wir  gegen  negstkünftigen  Monat  Majum  würklich  zu 
agiren  und  den  Frieden  auf  keine  andere  Condition,  als  dass  Frankreich 
alle  occupata  restituire,  zu  schliessen  eugagiret  werden,  beide  Dinge  sein 
für  uns  sehr  gefährlich  — .  Die  Zusage  wegen  fernerer  Subsidien  und  Zah- 
lung desjenigen,  so  uns  rückständig  ist,  befinden  wir  in  dem  Nebenarticulo 
mit  so  generalen  und  schlechten  Worten  abgefasset,  dass  wir  uns  davon 
geringen  Effect  promittii'cn,    welches    doch    alles  wieder  dasjenige  läuft, 


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Verweigerung  der  Ratification  der  Verträge.  781 

dessen  der  Marggraff  von  Baden  uns  alhie  so  ausführlich  und  festiglich 
versichert.  — 

Wir  finden  daneben  desto  grössere  Bedenken  uns  in  dieser  Sache 
zu  übereilen,  weiln  die  Herren  S taten  sich  noch  nirgends  hin  erkläret 
und  Eurem  eigenen  Bericht  nach  geringe  Apparenz  und  Hoffnung  zu  Er- 
langung einiger  Subsidien  von  denselben  vorhanden  ist.  — 

Dieweiln  wir  nun  bei  solcher  Beschaffenheit  die  projectirte  con- 
ditiones  und  Articulen  noch  zur  Zeit  zu  approbiren  und  zu  ratificiren 
Bedenken  tragen,  jedoch  aber  die  Handlung  mit  Spanien  —  zu  continuiren 
gemeint  sein,  als  wollet  Ihr  alsofort  nach  Empfang  dieses  Eure  Reise 
auf  Brüssel  fortsetzen  —  und  die  Notification  unser  Schickung  nacher 
Frankreich  in  solchen  terminis  zu  thun,  damit  der  Marquis  keine  Jalousie 
oder  ombrage  daraus  zu  schöpfen  Ursach  habe,  gestalt  wir  dann  auch 
nichts  zu  Paris  werden  handeln  lassen,  als  was  zu  Beförderung  des 
Friedens  und  also  zu  der  Spanier  eigenen  Interesse  gereichet.  Weil 
wir  auch  gut  gefunden  unsem  Abgeordneten  zu  befehlen,  dass  sie  über 
Düsseldorf  ihre  Reise  fortsetzen  sollen,  als  hättet  Ihr  Euch  von 
Brüssel  dorthin  zu  begeben  oder  zu  Cleff  gewisse  Nachricht  von  ihnen 
zu  gewarten,  zu  welcher  Zeit  sie  zu  Düsseldorf  werden  anlangen  können, 
woselbst  Ihr  Eure  Unterredung  am  besten  werdet  anstellen  können.  — 


W.  W.  BlaspeiU  an   den  Kurfürsten.     D.   Cleve  18./28.  De- 

cember  1667. 

[Besprechung    mit    Pollnitz   und    Meinders.     Anfrage   wegen    der   Castel  Rodrigo    zu 
überlebenden  Proposition.] 

Er  ist*)  mitPölnitz  und  Meinders  in  Düsseldorf  zasammengekommen  28.  Dec. 
und  sie  haben  dort  von  dem,  was  Kf.  ihnen  beiderseitig  aufgetragen,  ausführlich 
geredet,  namentlich  haben  sie  überlegt,  wie  der  Kaiser  am   besten  bewogen 
werden  könnte,  Pfalz-Neuburgs  Beförderung  zur  polnischen  Krone  zu  unter- 


')  Vgl.  unten  v.  Pöllnitzs  und  Meinders'  Relation  vom  16./26.  December  1667. 
—  Bl.  hatte  schon  vorher  in  einem  ausführlichen  Schreiben  an  den  Kf.  (d.  s'Graven-* 
hage  3.  December  1667)  sein  bisheriges  Verhalten  bei  den  Verhandlungen  zu  recht- 
fertigen gesucht.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cola  2./[12.]  Januar  1668):  „Gleichwie  wir 
uns  nun  wohl  erinnern,  dass  bei  damaligen  Conjuncturen  und  Beschaffenheit  der  Af- 
fairen  Ihr  Befehl  gehabt,  dasjenige,  was  der  Margraffvon  Baden  mit  uns  zu  Potstam 
angefangen,  fortzusetzen,  die  Handelung  auch  unserer  damals  geführten  Intention  nicht 
entgegen  gewesen,  also  seind  wir  auch  damit  gn.  zufrieden  und  habet  Ihr  Euch  an 
dem,  was  andere,  denen  solches  unbekannt  ist,  etwa  davon  sagen  möchten,  nicht 
zu  kehren.^ 


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782  V^    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

stutzen;  Bl.  schickt  nach  Verabredung  eine  Denkschrift  deswegen  mit  Feiner 
haben  sie  es  als  sehr  wünschenswerth  erkannt,  dass  der  König  von  Frankreich 
zu  Beilegung  der  Unruhe  in  den  spanischen  Niederlanden  eine  solche  Erklärung, 
wie  in  dem  mit  Milet  gemachten  Vertrag  enthalten,  schriftlich  von  sich  gebe, 
und  glaubt  er,  dass,  wenn  eine  solche  Erklärung  nur  auf  schriftliches  Anhalten 
der  Gesandten  zu  erlangen  wSre,  es  nicht  bedenklich  sein  wurde,  desfalls  etwas 
Schriftliches  zu  übergeben.  Da  auch  er  zu  Brüssel  auf  das,  was  dort  vorzu- 
tragen  ist,  namentlich  wegen  f5rdersamer  Antretung  des  Congresses  und  Addoa- 
cierung  der  vorgeschlagenen  Conditionen,  eine  schriftliche  Erklärung  Gastet 
Rodrigo's  nöthig  haben  wird,  so  fragt  er  an,  ob  er  nicht  auch  die  Substanz 
seines  Vortrags  nach  Anleitung  des  Miletschen  Tractats  schriftlich  über- 
geben darf. 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Brüssel  17. /27.  Ja- 
nuar 1668. 

[Verhandlungen  mit  Castel  Rodrigo,  dessen  Aeusserungen  inbetrelf  der  Mediation  und 
der  veränderten  Politik  des  Kf.] 

27.  Jan.  Er  ist  am  Abend  des  10./20.  hier  angekommen,  hat  am  12./22.  bei  Gas- 

tet Rodrigo  Audienz  gehabt  und  demselben  vorgetragen,  Kf.  hätte  auf  die 
Versicherung  des  Königs  von  Frankreich  hin,  dass  er  zum  Frieden  bereit 
wäre,  eine  Gesandtschaft  an  denselben  geschickt,  um  eben  darauf  bei  demselben 
zu  urgieren,  ebendeshalb  aber  auch  ihn  an  den  Marquis  geschickt,  um  denselben 
namentlich  zu  ersuchen,  es  zur  Mediation  kommen  zu  lassen,  die  mediatorea, 
welche  sich  dazu  offerierten,  anzunehmen,  Ort  und  Zeit  des  congressus  zu  be- 
nennen, auch,  wenn  man  zusammen  wäre,  die  Friedensbedingungen,  welche  vorge- 
stellt werden  sollten,  seinerseits  adoucieren  zu  helfen.  Er  hat  dem  Marquis 
fenier  die  schädlichen  Folgen  vorgestellt,  welche  die  Fortsetzung  des  Krieges 
nach  sich  ziehen  würde,  sowie  die  Uebermacht  Frankreichs  und  dass  es  daher 
unter  solchen  Umständen  am  dienlichsten  sein  würde,  wohin  auch  verschiedene 
Kur-  und  Fürsten  des  Reichs,  wie  auch  Holland  zu  collimieren  schienen,  dass 
dieser  Krieg  durch  Abtretung  einiger  Oerter  an  Frankreich  beigelegt  würde. 
Castel  Rodrigo  erwiderte,  nachdem  er  des  Kf.  Sorgfalt  und  Eifer  für  das 
gemeine  Beste  hoch  gerühmt,  Spanien  hätte  sich  von  den  Kur-  und  Fürsten 
am  Rhein  eines  ganz  anderen  versehen  und  konnte  nicht  begreifen,  dass  sie  zu 
Rettung  der  Niederlande,  der  Vormauer  des  Reichs,  nicht  nur  nichts  thäten, 
sondern  sogar  noch  Frankreich  in  seinem  Vorhaben  favorisierten.  Frankreichs 
Betheuerungen  seiner  friedfertigen  Gesinnung  seien  nur  Worte,  die  mit  der 
That  nicht  übereinkämen,  das  zeigten  schon  die  conditiones,  welche  es  prae- 
scribierte,  es  suche  nur  dadurch  die  Interessierten  in  Schlaf  zu  wiegen  und  ihre 
Vereinigung  zu  hindern,  um  so  seinen  Intent  ungehindert  zu  erreichen.  Er 
wäre  sonst  willig,  die  Mediatoren  anzunehmen,  spanischerseits  seien  der  Papst 
und  England,  womit  auch  Frankreich  zufrieden  wäre,  bereits  acceptiert  und 
würde  man   auch  gern  sehen,   dass  das    römische   Reich,   welches  jetzt  %\\ 


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Neue  SenduDg  Blaspeils  zu  Castel  RodH^o.  783 

Regensburg  beisammen  wäre,  diese  Mediation  mit  antrete,  sollte  dasselbe 
den  Kf.  nicht  deputieren,  so  wollte  er  denselben  insbesondere  mit  dazu  ersuchen, 
eine  grössere  Zahl  Mediatoren  würde  das  Friedenswerk  mehr  hindern  als  beför- 
dern. Als  Ort  habe  er  bereits  Aachen  erwählt,  auch  dem  Könige  von  Frank- 
reich bereits  vor  4  oder  5  "Wochen  angezeigt,  dass  er,  wenn  derselbe  eine  Per- 
son gleicher  Qualität  hinschicken  wolle,  persönlich  dorthin  gehen  wolle,  aus  der 
darauf  erfolgten  Antwort  aber  sei  auch  abzunehmen,  dass  es  dem  Könige  mit 
dieser  Handlung  kein  rechter  Ernst  sei.  Auf  seine  Frage,  ob  Spanien  nicht 
auch  die  schon  von  Frankreich  angenommene  Mediation  der  zu  Co  In  versam- 
melten correspondierenden  Kur-  und  Fürsten  annehmen  wollte,  erwiderte  er,  er 
wüsste  von  keiner  Zusammenkunft  im  Reich  als  der  zu  Regensburg,  auf  seine  wei- 
tere Frage  wegen  der  Bedingungen  entgegnete  er,  wenn  es  zur  Mediation  käme, 
dürfte  ebensowenig  Frankreich  wie  Spanien  solche  vorschreiben,  die  Alternative 
wäre  so  beschaffen,  dass  Spanien  ebenso  nützlich  auch  den  Rest  der  Nieder- 
lande an  Frankreich  übergeben  könnte,  doch  würde  davon  zu  reden  Zeit  sein, 
wenn  die  Mediatoren  beisammen  wären. 

PS.  Castel  Rodrigo  hat  mit  ihm  auch  von  dem  zwischen  ihnen  beiden 
concertierten  Tractat  gesprochen  und  gefragt,  weshalb  Kf.  seine  dem  Markgrafen 
von  Baden  gegebene  Resolution  so  schleunig  und  ohne  Warnung  geändert. 
Als  er,  Bl.,  erwidert,  nicht  Kf.,  sondern  der  kaiserliche  Hof  und  Spanien 
selbst  wären  daran  Schuld,  dass  die  Sachen  nicht  auf  den  Fuss,  wie  man  an- 
fänglich beabsichtigt  gehabt,  genommen  wären,  Kf.  bliebe  sonst  nach  wie  vor 
resolviert,  den  Frieden  zwischen  beiden  Kronen  nach  Möglichkeit  zu  befördern, 
erwiderte  er,  das  Augenmerk  sei  allerdings  dahin  gegangen,  man  hätte  aber 
doch  nicht  den  modum  auf  die  Weise,  nach  Wunsch  und  in  Favor  Frankreichs, 
ändern  sollen,  spanischerseits  sei  keine  Schuld  dazu  gegeben,  jedenfalls  hätte 
das  polnische  Werk  dazu  geholfen.  Er  könnte  aber  nicht  glauben,  dass  Kf. 
ganz  die  französische  Partei  angenommen  hätte,  er  nähme  sich  daher  immer  des 
Interesses  desselben  an,  hätte  auch  jetzt  in  Mecheln  dem  Hohen  Rath  die  Sache 
desselben  recommendiert. 


W.  W.  Blaspeil  an  den  Freiherrn  v.  Schwerin.     D.  Brüssel 
5./ 15.  Februar  1668. 

[Ungünstige  Aussichten  zum  Frieden.] 

Er  hat  sich  bemüht,  den  rechten  Grund  der  Sachen,  namentlich  ob  Spa-  15.  Febr. 
nien  Frieden  oder  Krieg  haben  wolle,  zu  ergründen,  kann  dazu  aber  nicht  ge- 
langen, da  er  keine  Nachricht  von  v.  Brandt  hat  und  so  nicht  weiss,  wie 
England  gesinnt  ist.  Hier  glaubt  man,  dass  England  den  Krieg  gegen  Frank- 
reich gern  fortgesetzt  sähe  und  den  neulichen  Tractat  mit  Holland  nur  darum 
gemacht  habe,  damit  die  Gen.  Staaten  sich  nicht  mit  Frankreich  verbinden 
möchten,  inzwischen  sei  der  Tractat  so  eingerichtet,  dass  man  Frankreich  leicht 
ins  ungleich  stellen  und  selbigem  Könige  die  Ursache  sowohl  der  Continuation 
als    des    Beginns  des  Krieges   imputieren  könne.     Daher  werden  die    consilia 


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784  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

hier  mehr  zum  Erlege  als  Frieden  gerichtet  und  bleibt  man  noch  immer  in  dem 
Gedanken,  auch  Kf.  zu  gewinnen,  welchem  er  wegen  des  Processes  zn  Mecheln 
nicht  sehr  widerspricht. 

Ich  meinestheils  halte  den  Frieden  vor  desperat,  wo  der  Friede  mit 
Portugal  gemacht  wird.  Allem  Ansehen  nach  wird  man  den  Marggraff 
von  Baden  annoch  nach  unserm  Hofe  schicken.  Mein  geringer  Rath 
ist  und  bleibet,  dass  Ihre  Ch.  D.  —  nur  mit  Schweden,  Chur 
Sachsen  und  Braunschweig  steif  zusammen  halten  und  den  Belgi- 
schen Tractat  annehmen,  wann  und  wie  Schweden  thun  werden, 
inmittelst  aber  Ihr  Interesse  in  Polen  so  weit  poussiren  als  thanlich 
und  Frankreich  zwar  mesnagiren  aber  nicht  zuviel  einräumen.  — 


8.     Verhandlungen  mit  K.Sachsen.     August  —  No- 
vember 1667. 

Carl  von  Stein  ^)  an  den  Kurfürsten.     D.  Freiberg 
5./ [15.]  August  1667. 

[Bereitwilligkeit  K. Sachsens  zu  einer  Zusammenkunft  mit  Kf.;    Nothwendigkeit  spa- 
nischer SubsidieD.] 

15.  Aug.  Er  ist  am  3.  in  Dresden  angekommen,  ist  auf  die  Nachricht,  dass  der  Kur- 

fürst sich  hier  hefinde,  demselben  hieher  nachgereist,  hente  hier  angelangt  und 
hat  des  Kf.  Verlangen  wegen  einer  Zusammenkunft  und  vertraulichen  Unter- 
redung demselben  mitgetheilt,  der  Kurfürst  hat  sich  dazu  ganz  geneigt  erklärt 
und  als  Ort  des  Kf.  Amtshaus  Zinne,  als  Zeit  aber  den  22.  hujus  st  y.  bestimmt, 
jedoch  erklärt,  wenn  Kf.  die  Zusammenkunft  noch  früher  wünschte,  seine  an- 
deren A fairen  abbrechen  und  sich  einstellen  zu  wollen.  Er  hat  auch  mit  dem 
Geh. Rath  Heinrich  v.  Friesen  in  Dresden  davon  gesprochen,  der  auch  diese 
Zusammenkunft  für  gut  und  nothwendig  hielt  und  sie  zu  beschleunigen  rieth, 
da  von  hiesigem  Hofe  ehestens  eine  Abordnung  an  den  König  von  Frankreich 
geschehen  solle,  wozu  v.  Burckersroth  und  Obrister  Kanne  deputiert  seien. 
Sonsten  scheint  das  ganze  Werk  und  die  Inclination  dieses  Hofes 
darinnen  zu  bestehen  (so  gegen  Ew.  Churfl.  Dchl.  in  unterthänigstem 
Vertrauen  melde),  dass,  wann  Spanien  den  Beutel  aufthun  (wie  man 
denn  hoc  rerum  statu  mit  dem  Geld  nicht  karg  oder  sparsam  sein  soll) 

')  KdiiyJer  des  Markgrafen  Christian  Ernst  von  Baireutb,  welcher  als 
i'heiriüiigü.'i  Mandel  des  Kf.  und  Schwiegersohn  des  Kurfürsten  von  Sachsen  dem 
br{iiidt<jibm>ft>$chen  und  sächsischen  Hofe  gleich  nahe  stand  und  sieb  damals  schon 
^eil  ikdj  Mär;t  1667  (s.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  299;  11,  S.  475.  483)  an  dem  erste- 


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Zusammenkunft  mit  K.  Sachsen.  785 

UDd  Chur  Sachsen  mit  ein  Tonnen  Goldes  wird  an  Hand  gehen,  die 
Partie  gar  bald  gemacht  sein  dürfte,  denn  ex  parte  Frankreich  der- 
gleichen offerta  auf  dreimal  so  viel  geschehen  sein  und  zu  diesem  Ende 
ist  auch  die  Abordnung  angesehen,  worauf  Ew.  Chfl.  Dchl.  sicherlich 
Reflexion  nehmen  können,  weil  ichs  von  gar  gewissen  Leuten,  denen 
zum  theils  das  ganze  negotium  bekannt,  theils  auch  selbst  drin  employret 
werden,  habe. 

PS.    E.Sachsen  hat  von  ihm  begehrt,  er  solle  sich  in  seiner  Suite  nach 
Zinne  begeben,  er  wird  aber  erst  die  Ordre  seines  Fürsten  einholen'). 


ProtocoUum^)  was  bei  Anwesenheit  Chur  Sachsens  und  Chur 
Brandenburgs  zu  Zinna  vorgangen  Mense  Augusti,  Anno  1667. 

Sabbati  die  24.  Aug.  1667  hora  öpomeridiana  proponiert  v.  Schwerin,  3.  Sept. 
Kf.  hielte  vieler  Ursachen  halber  den  jetzigen  Zustand  für  viel  gefährlicher  als 
er  bei  dem  30  jährigen  Krieg  gewesen.  Die  Ursachen  zu  diesem  seien  1)  causa 
religionis,  2)  dass  man  sich  der  besorgenden  spanischen  Monarchie  opponieren 
wollen,  gewesen,  in  dem  1.  Punkt  schiene  jetzt  nichts  zu  besorgen  zu  sein,  be- 
treffend des  2.  so  sei  zwar  die  spanische  Macht  so  gedämpft,  dass  man  von 
derselben  keine  Monarchey  oder  Apprehension  zu  besorgen,  doch  würden  die- 
jenigen Kur-  und  Fürsten,  welche  ihre  Libertät  liebten  und  sich  nicht  einer 
andern  Direction  ergeben  wollten,  ebenso  grosse  Ursache  haben  dahin  zu 
sehen,  dass  nicht  eine  andere  aufsteigende  Macht  ihnen  geföbriich  würde, 
Kf.  wäre  in  desto  grösseren  Sorgen,  weil  er  sehe,  dass  ein  Theil  der  Kur- 
und  Fürsten  im  Reich  selbst  solche  gefährlichen  Desseins  befördern  wollten,  er 
hätte  zwar  gern  hieraus  mit  etzlichon  anderen  vertrauliche  Correspondenz  pflegen 
wollen,  aber  verspürt,  dass  die,  welche  die  Affairen  dirigieren,  eben  diejenigen 
gewesen,  die  Ursach  dazu  gegeben,  und  man  bei  ihnen  oft  heftigere  passiones 
gefunden,  als  an  dem  Orte  selbst,  von  wannen  dieses  alles  entsteht.  Er  wollte 
doch  den  Muth  darum  nicht  sinken  lassen,  hätte  auch  jetzt  um  so  mehr  Ur- 
sach, das  Werk  in  Consideration  zu  ziehen,  weil  man  jetzt  in  Frankreich  die 
Masque  ganz  abgethan,  indem  dieser  Krone  weitaussehende  Desseins  mit  des 
Königs  privilegio  in  offenem  Druck  ausgegeben*),  woraus  leicht  zu  sehen,  was 


0  Kf.  schreibt  an  den  Hofeaarschall  v.  Can stein  (d.  Potsdam  9./[  19.]  August 
1667),  er  gedenke  am  17./27.  den  Kastellan  von  Posen  Grzymultowski  in  Zehden 
zu  sprechen  und  acht  Tage  später  mit  K.Sachsen  in  Zinna  zusammenzutreffen, 
V.  C.  solle    die  dazu  nöthigen  Anstalten  treffen;    vgl.  auch  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  469. 

2)  Vgl.  Pufendorf  X,  §35  S.  673;  Droysen  III,  3  S.  135f.;  ürk.  u.  Akt. 
II,  S.  471f.,  491f.,  XIV,  1  S.  333 ff.;  Helbi  g,  Die  diplomatischen  Beziehungen  Johann 
Georgs  II.  von  Sachsen  zu  Frankreich  (Archiv  f.  Sächsische  Geschichte  I)  S.  299f.; 
Auerbach,  La  diplomatie  fran^aise  et  la  cour  de  Saxe  1648—1680  S.  272 ff. 

3)  S.  oben  S.  704. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    Xn.  50 


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786  VI.    Brandenburgs  und  Frankreich.     1666—1669. 

man  künftig  zu  gewarten.  Kf.  ersuchte  demnach  K.  Sachsen,  mit  ihm  vertraulieh 
zu  überlegen  und  sein  Sentiment  zu  eröffnen,  was  bei  so  weit  aussehendem 
Werk  der  Krön  Frankreich  zu  thun.  Es  sei  ihm  zwar  bekannt,  dass 
K.Sachsen  mit  Frankreich  in  Allianz')  begriffen,  allein  wie  er  ebenso  mit 
Frankreich  alliiert  sei  *)  und  nicht  die  geringste  Passion  gegen  dasselbe  habe,  so 
hoffe  er  auch,  K.  Sachsen  werde  non  obstante  illo  foedere  solche  consilia  eivrei- 
fen,  wodurch  das  Römische  Reich  und  andere  benachbarte  Potentaten  bei  ihrem 
statu  erhalten  und  die  balance,  worum  man  es  soviel  kosten  lassen,  beibehalten 
werde.  Er  hätte  allerdings  in  der  Allianz  einige  bedenkliche  Punkte  gefunden. 
1)  dass"*)  der  König  von  Frankreich  K.Sachsen  und  dessen  ganzes  Haus  in 
Protection  genommen,  2)  dass"*)  K.Sachsen  sowohl  im  Allianz-  als  Staatsrate 
solche  ministros  setzen  sollte,  die  dem  König  angenehm ;  das  erste  hielte  er  für 
contra  dignitatem,  das  zweite  contra  securitatem;  wenn  K.Sachsen  das  oben  An- 
geführte zu  Herzen  fassen  und  sich  der  bevorstehenden  Gefahr  des  Reichs  treu- 
lich mit  annehmen  wollte,  so  wollte  er  ihm  an  Hand  geben,  wie  er  mit  gutem 
Glimpf  und  so,  dass  der  König  von  Frankreich  keine  rechtmässige  Ursache  der 
Offens  nehmen  könnte,  sich  aus  solchem  Werk  ^vickeln  und  wieder  freie  Hände 
bekommen  möchte. 

H.  Frise*)  dankt  für  die  vertrauliche  Ouvertüre,  namentlich  dass  Kf.  ihn 
zu  dieser  Conferenz  desideriert  habe,  er  wollte  alles  seinem  Herren  referieren. 
Gott  wäre  billig  zu  danken  für  diese  Zusammenkunft  und  er  wünschte,  dass 
derselbe  dieser  beiden  Potentaten  Herz  ferner  fest  verknüpfen  und  ihnen  heil- 

')  K.Sachsen  hatte  mit  Ludwig  XIV.  zu  Regensburg  16./26.  April  1664  eine 
geheime  Allianz  abgeschlossen,  der  zu  Zwickau  7./17.  September  1665  einige  Artikel  hin- 
zugefügt worden  waren  (Dumont  VI,  3  S.  7.  53),  vgl.  Heibig  S.  2931,  Auerbach 
S.  147.  190. 

^    Die  Allianz  vom  6.  März  1664,  s.  Urk.  u.  Akt.  IX,  S.  692. 

•'*)  Art.  1  der  Regensburger  Allianz  lautet:  II  y  aura  k  Tavenir  une  intime, 
ferme  et  constante  amitie  et  une  etroite  confederation  entre  Sa  Majeste  et  Son  Altesse 
Electorale  en  consequence  de  laquelle  Sa  Majeste  s'oblige  et  promet  en  foi  et  parole 
de  Roi  d'assister  de  tont  son  pouvoir,  proteger  et  defendre  la  personne,  les  etats,  pays 
et  peuples  de  Son  Alt.  Klect.  toutes  les  fois  qu'elle  en  sera  recherch^e  dudit  Seigneur 
Electeur  contre  tous  ceux  (sans  nul  excepter),  qui  les  voudraient  attaquer,  troubler  etc. 

*)  In  den  Zwickauer  Zusatzartikeln  verpflichtet  sich  R.Sachsen:  Comme  11  est 
tout  k  fait  important  pour  le  bien  de  ladite  alliance,  que  les  ministres  lesqnels  y 
seront  employes  soient  des  personnes  bien  intentionnees  dans  lesquelles  Sa  Majeste 
tres  Chretienne  et  Son  Alt.  Elect.  puissent  prendre  une  entiere  confiance,  Sadite  Alt. 
Elect.  veut  bien  et  promet  en  foy  et  parole  de  Prince  n^employer  dor^navant  dans 
tout  ce  qui  regardera  ladite  alliance  que  des  ministres,  qui  seront  agreables  k  Sa 
Majeste  T.  Chr.  et  bien  portes  k  soutenir  et  k  procurer  autant  qu'il  dependra  d^eux 
les  avantages  de  ladite  alliance.  Son  Alt.  Elect.  s'oblige  aussi  de  former  et  d'etablir 
un  conseil  particulier  pour  y  regier  et  conclure  toutes  les  affaires  seit  celles  qui  re- 
garderont  ladite  alliance  soit  d'autres,  qui  se  traiteront  dans  les  dietes  et  autres 
assemblees  de  TEmpire  oü  Sa  Maj.  T.  Chr.  se  trouvera  interessee.  Vgl.  Auerbach 
S.  200  flf. 

*)    Heinrich  V.  Friesen,  K. Sächsischer  Geh.Rath. 


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Zusammenkunft  zu  Zinna.  7g7 

same  consilia  inspirieren  wolle.  Sie  müssten  sich  beiderseits  recht  ausbeichten, 
ausserdem  könnte  man  keine  rechte  Resolution  fassen,  er  hoffe,  sein  Herr  würde 
offenherzig  bekennen,  wie  weit  er  mit  Frankreich  engagiert  wäre.  Er  für  seine 
Person  wäre  bisher  von  allen  solchen  consiliis  excludiert  gewesen,  weil  aber 
K.Sachsen  ihm  jetzt  befohlen,  mit  Schwerin  diese  Conferenz  allein  zu  halten, 
so  hätte  er  um  desto  mehr  zu  hoffen,  derselbe  würde  offenherzig  gegen  ihn 
herausgehen. 

25.  August  kommen  zwar,  da  es  Sonntag  ist,  Nachmittags  die  sächsischen  4.  Sept. 
Räthe  Friesse  und  Wolff  Ramstorff^)  mit  v.  Schwerin  zusammen,  da  sie 

aber  melden,  dass  sie  noch  nicht  alles  K.Sachsen  hätten  referieren  können,  so 
wird  die  Conferenz  auf  den  folgenden  Tag  verschoben. 

26.  August.    Baron  de  Friese  proponiert:  K.Sachsen  wollte  Ober  seine  5.  Sept. 
consilia  lieber  von  anderen  urtheilen  lassen  als  selbst  davon  sprechen,  wäre 

sonst  in  seinem  Gewissen  versichert,  dass  er  dieselben  nie  den  fremden  Kronen 
zum  besten  eingerichtet,  wäre  auch  nochmalen  der  Intention,  alles  befördern  zu 
helfen,  was  zu  Frieden  und  Sicherheit  der  teutschen  Freiheit  und  beständigem 
Vertrauen  mit  den  Nachbaren  dienlich  sein  möchte.  Sein  Bündnis  mit  Frank- 
reich, hoffte  er,  könnte  nicht  übel  ausgelegt  werden,  weil  es  nur  auf  das  Instr. 
pacis  gerichtet  und  sonst  weder  zu  des  Kaisers  noch  irgend  eines  Standes  Of- 
fension  angesehen  wäre,  in  diesen  Schranken  gedächte  er  auch  zu  bleiben. 
Als  er  die  neue  Unruhe  in  den  Spanischen  Niederlanden  gesehen  und  vorher 
mit  K.Mainz  und  K.Brandenburg  Schreiben  gewechselt'),  wie  durch  gut- 
liche Mittel  dieselbe  gehoben  werden  könnte,  hätte  er  beschlossen,  eine  Ab- 
schickung^  an  den  König  zu  thun,  um  seine  Interposition  anzubieten  und  ihn  zum 
Frieden  zu  disponieren ;  falls  K.  Brandenburg  hierüber  andere  Mittel  beiwohnten, 
wollte  er  darüber  gern  vertraulich  communicieren.  Für  die  zwei  Erinnerungen 
zur  französischen  Allianz  bedankte  er  sich,  müsste  aber  zur  Information  be- 
richten, dass  er  gar  nicht  gemeint  wäre,  sich  in  französische  Protection  oder 
gar  Depeudenz  zu  begeben,  das  Wort  bedeute  hier  nur,  dass,  wenn  K.Sachsen 
in  seinen  Landen  angefochten  werden  sollte,  Frankreich  schuldig  wäre  ihn&  zu 
assistieren.  Den  zweiten  Punkt  betreffend  hätte  er  bald  gemerkt,  dass  sich  der- 
selbe nicht  würde  practicieren  lassen^),  K. Mainz  hätte  es  auch  erinnert,  daher 
er  seinen  Gesandten  anbefohlen,  solches  dem  Könige  von  Frankreich  zu  remon- 
strieren und  es  dahin  zu  vermitteln,  dass  dieser  Punkt  geändert  würde,  dabei 
wollte  er  auch  beständig  verharren  und  hoffte,  K.Brandenburg  würde  glauben, 
dass  er  so  tief  mit  Frankreich  nicht  engagiert  wäre,  als  es  etwa  von  anderen 
ausgesprengt  würde,  und  sich  seiner  aufrechten  treuen  Freundschaft  femer  ver- 
sichert halten. 


')    V.  Wolframsdorff,  K.  Sächsischer  Geh.  Rath,  s.  über  ihn  Auerbach  S.  143. 

»)    S.  oben  S.  699  ff. 

')    S.   über  die  Sendung  v.  Burkersrode's  und  v.  Kanne's  Heibig  S.  298f., 
Auerbach  S.  270ff. 

*)    Der  Allianzrath    war   allerdings   formell   eingerichtet,    aber  nie  zu  wirklicher 
Thätigkeit  gekommen.     S.  Auerbach  S.  2(X)ff. 

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788  VI.    Brandenburor  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

Ferner  proponiert  er,  darch  ein  Schreiben  von  K.Mainz  sei  K.Sachsen  zu 
der  Zusammenkunft  zu  Cöln  a.  R.  eingeladen  worden ,  da  auch  K.Brandenburg 
dieselbe  beschickte,  bäte  er  um  Information,  was  daselbst  bereits  vorgegangen 
und  wohin  Kf.  seine  Gesandten  instruiert  hätte.  Endlich  bittet  er,  da  auf  dem 
jüngsten  Probationstage  ihnen  «beiden  zuwider  viel  Präjudicierliches  in  dem 
Munzwesen  vorgegangen,  dass  man  sich  einerlei  Meinung  und  einerlei  Art  zu 
münzen  vergleichen  möchte. 

V.  Schwerin  übernimmt  alles  an  Kf.  zu  referieren.  Betreffend  das  Haupt- 
werk, wie  bei  jetzigen  Conjuncturen  aller  Gefahr  vorzukommen,  hätte  Kf.,  da 
K.Sachsen  ihn  inständigst  ersucht,  sich  specialius  darüber  herauszulassen,  ihm 
folgendes  vorzustellen  befohlen: 

1)  Da  er  schon  mit  K.Mainz  und  K.Sachsen  concertiert,  wie  durch 
gütliche  Mittel  und  durch  Interposition  des  kurfürstl.  CoUegii  oder  einiger  Kur- 
fürsten dieser  Krieg  gehoben  werden  könnte,  dieses  auch  am  franzosischen 
Hofe  bekannt  sei,  ob  nicht  K.Sachsen  seine  Gesandten  so  lange  wollte  stille 
stehen  lassen,  bis  er  die  seinigen  zugleich  mit  denselben  an  den  König  ab- 
schicken könnte,  da  solches  das  Vertrauen  zwischen  ihnen  beiden  zeigen  und 
desto  mehr  Anlass  geben  würde,  die  offerierte  Mediation  zu  acceptieren. 

2)  Da  zu  fürchten  sei,  dass  Frankreich  die  gesamten  Niederlande  unter- 
werfen könnte,  ehe  man  zu  den  Tractaten  schritte,  ob  K.Sachsen  nicht  für  ge- 
rathen  hielte,  dass  man  bei  solcher  Abschickung  ausdrücklich  begehre,  dass 
Frankreich  gegen  eine  Versicherung,  dass  man  ihm  dasjenige,  wozu  es  von 
Rechtswegen  befugt,  verschaffen  wollte,  mit  den  Waffen  stille  stehe  und  keine 
ferneren  Progressen  mache,  mit  dem  Anhang,  das  Reich  wäre  dergestalt  dabei 
interessiert,  dass  es  widrigenfalls  dem  Opprimierten  die  schuldige  Hülfe  nicht 
versagen  könnte. 

3)  Ob  K.Sachsen  nicht  rathsam  hielte,  damit  dieses  mit  desto  mehrer 
Sicherheit  geschehen  könnte,  dass  ein  starkes  Bündnis  zwischen  Kaiser, 
Schweden,  K.Sachsen,  Brandenburg  und  dem  Hause  Braunschweig 
aufgerichtet  würde,  Kf.  erbiete  sich  solches  zu  befördern  und  halte  nicht  dafür, 
dass  dieses  dem  von  ihnen  beiden  mit  Frankreich  aufgerichteten  Bündnis  zu- 
widerlaufe, da  ein  solches  Bündnis  nur  darauf  zielen  würde,  den  Frieden  zu 
erhalten,  nicht  aber,  Frankreich  etwas  wegzunehmen. 

Nachdem  beiderseits  Räthe  ihren  Herren  Relation  abgestattet,  kommen  sie 
nach  einer  Stunde  wieder  zusammen.  Baron  Friese  proponiert,  der  erste  Vor- 
schlag gefalle  K.Sachsen  nicht  übel,  da  er  aber  fürchte,  dass  seine  Gesandten 
schon  weg  waren,  so  schlage  er  vor,  Kf.  möchte  die  seinigen  nachschicken,  er 
wolle  den  seinigen  befehlen,  mit  den  Gesandten  des  Kf.  das  Werk  unanimiter 
zu  befördern.  Auch  den  zweiten  Vorschlag  wegen  des  Stillstandes  halte 
K.Sachsen  für  sehr  gut  und  hoffe,  wenn  die  Versicherung  hinzukäme,  dass 
dieses  zu  Facilitierung  der  Sache  helfen  würde.  Wegen  des  Anhangs  aber  müsste 
er  etwas  anstehen,  er  besorgte,  es  möchte  zu  zeitig  sein  und  mehr  zu  Hinde- 
rung als  Beförderung  des  Werkes  ausschlagen.  Seines  Ermessens  nach  wäre 
zuförderst  die  Interposition  allein  zu  urgieren,  alsdann  stände  es  noch  allezeit 
frei,  dergleichen  zu  thun. 


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Zusammenkanft  zu  Zinna.  789 

3)  Wegen  des  Bündnisses  könnte  er  sich  erst  näher  herauslassen,  wenn 
er  darüber  informiert  würde,  auf  was  conditiones  dasselbe  gerichtet  werden 
sollte;  er  glaubte  nicht,  dass  ihm  von  jemand  verdacht  oder  gar  verwehrt  wer- 
den könnte,  dergleichen  focdera  zu  des  Reichs  und  seinem  eigenen  Besten  ein- 
zugehen, da  er  als  ein  freier  Kurfürst  des  Reiches  solches  gar  wohl  be- 
fugt wäre. 

V.  Schwerin  hat  dieses  ad  referendum  angenommen  und  dabei  wegen  der 
Gölnischen  Zusammenkunft  hinterbrachte  bei  der  vorigen  Zusammenkunft  sei 
daselbst  nichts  geschlossen,  weil  sich  die  meisten  gar  partial  dabei  erwiesen 
und  allein  dahin  getrachtet,  ein  solches  Bündnis  zu  machen,  dass  weder  dem 
Kaiser  noch  jemand  anders  vergönnt  werden  möchte,  den  Spaniern  Hülfe  zu 
schicken.  Kf.  hätte  jetzt  die  Seinigen  wieder  abgeschickt,  jedoch  ausdrücklich 
instruiert,  dass  dergleichen  Partialität  verhindert  und  weder  dem  Kaiser  noch 
einem  anderen  Stande  des  Reichs  seine  gebührende  Freiheit  beschränkt  werde; 
es  würde  ihm  sehr  lieb  sein,  wenn  K.  Sachsen  die  Seinigen  mit  gleicher  Instruk- 
tion auch  dahin  abfertigen  wollte. 

Hierauf^)  ist  nach  gethaner  Relation  von  beiderseits  Chfl.  Dchl.  ein 
Interimsproject  aufgesetzet,  so  von  beiden  Churfürsten  unterschrieben 
werden  sollen,  und  denen  Chursächsischen  zugestellet  worden,  dieselblge 
haben  solches  des  folgenden  Tages  als  den  27.  Aug.  früe  wiedergebracht,  6.  Sept. 
einige  Erinnerungen  hinzugethan  und  ist  solches  endlich  von  beiden 
Churfürsten  in  des  Churfürsten  von  Sachsen  Kammer  unterschrieben 
und  gesiegelt,  wie  solches  hiebeigeleget  ist^).  Darauf  ist  eine  Ordre 
ausgerichtet  an  die  Chur  S.  Abgesandte,  dass  sie  subsistieren  sollten, 
hiernegst  seind  Sic  zum  Früestücke  gegangen  und  hernach  in  grosser  , 
Vertraulichkeit  geschieden. 


Vertragt)  zwischen  den  Kurfürsten  Johann  Georg  von  Sachsen 

und  Friedrich  Wilhelm  von  Brandenburg.     D.  Zinna 

26.  AugU8t/[5.  September]  1667. 

Zwischen  beiderseits  Churfürstlichen  Durchleuchtigkeiten  zu  Sachsen  5.  Sept. 
und  Brandenburg   ist    bei  itziger  Anwesenheit  folgendes  beliebet  und 
beschlossen  worden: 


')    ifon  0.  V.  Schwerin  hinzugefügt. 
2)    S.  unten. 

')    Schon  gedruckt  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.335f.,  vgl.  Auerbach  S.  280.  286; 
der   ebendaselbst    abgeschlossene  Vertrag   über   die   Ausmnnzung   der  Scheidemünze 

(d.  Zinna  f7.-4^^^S  1667)  bei  Dumont  VII,  S.  58  (v.  Möruer  S.  320). 
^  [6.  September] 


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790  VI.    Brandenburgr  und  Frankreich.     1666—1669. 

1.  Erstlich  wollen  Se.  Churf.  Durchlt.  zu  Sachsen  dero  nach 
Franckreich  destinirten  Gesandten  Befehl  thun,  dass  wo  selbiger  sie 
annoch  zu  Cöln  am  Rhein  oder  der  Oerter  antreffen  würde,  doselbst  so 
lange  zu  subsistiren,  bis  Se.  Churf.  Durchlt.  zu  Brandenburg  auch  die 
Ihrige  mitschickten  und  die  Interposition  offeriren  lassen  könnten. 

2.  Zum  andern  erbieten  sich  beiderseits  Churf.  Durchleuchtigkeiten 
anfänglich  den  Stillstand  der  Waffen  zu  befordern  und  darbei  Frank- 
reich zu  offeriren  ihm,  wozu  es  mit  Recht  befugt,  zu  verhelfen. 

3.  Und  damit  drittens  beiderseits  Churfürstliche  Durchleuchtig- 
keiten die  itzige  Gefahr  desto  besser  abwenden  und  selbst  deswegen 
keine  Wiederwertigkeiten  zu  besorgen  haben  mögen,  so  wollen  sie  unter 
sich  ein  Bfindnus  aufrichten,  dessen  Zweck  fürnehmblich  sein  soll  die 
Beobachtung  des  Instrumenti  Pacis,  die  Erhaltung  der  Chur-  und  Fürstl. 
Freiheit  und  Sicherheit,  auch  sonderlich  dass  das  Heil.  Rom.  Reich  bei 
seiner  löblichen  Harmoni,  Integrität  und  Verfassung,  auch  dessen 
Glieder  bei  Dignität  und  Würde  conserviret  werden  möchten,  welches 
Bündnus  ehistens  in  extensa  forma  aufgesetzt,  mit  Chur  Sachsen  pro- 
jectsweise  vertraulich  communicirt  und  dero  wohlmeinenden  Erinne- 
rungen darbei  zu  thun  Ihr  allerdings  freigelassen  werden  solle.  Wann 
nun  von  beiderseits  Churfürstl.  Durchlt.  die  Conditionen  und  Puncten 
allenthalben  richtig  gomachot,  so  soll  der  Rom.  Eeysl.  Mait.,  Krohn 
Schweden  und  dem  Fürstl.  Hause  ßraunschweig  wie  auch  andern 
mehr,  so  solche  Intention  haben  und  des  Heil.  Rom.  Reichs  Consistenz 
und  Ruhestand  erhalten  helfen  wollen,  mit  darzu  zu  treten  frei  und 
offen  gelassen  werden. 

Signatum  unter  beider  hochstgedachter  Churf.  Durchleuchtigkeiten 
Unterschrift  und  vorgedruckten  Insiegeln  zu  Zinna  den  26.  Augusti 
Ao.  1667. 

Johann  Georg  Churfürst.  Friderich  Wilhelm  Churfürst. 


O.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt  Landsberg 
6./[16.]  September  1667. 

[Mittbeilungea  v.  Friesens,  Weisung  an  v.  Mabrenboltz.] 

16.  Sept.  v.  Friesen  hat  abermal  an  ihn  geschrieben,  er  versichert,  dass  sein  Herr  be- 

ständig bei  den  Verabredungen  von  Zinna  verbleibe,  und  begehrt,  die  Gesandten 
des  Kf.  möchten  angewiesen  werden,  mit  den  ihrigen  in  dem  burgundischen 
Werk  vertraulich  zu  communicieren.  Er  hat  deswegen  an  Marenholtz  ge- 
schrieben.   Friesen  wünscht  auch,  dass  man  sich  bemühen  möge,  K.Baiern  auf 


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Vertrag  von  Zinna.    Weitere  Verbandlungen  mit  K.Sachsen.  791 

einen  bessern  Weg  zu  bringen;  er  hat  deshalb  auch  an  Marenholtz  geschrie- 
ben, soviel  möglich  bei  den  K.Bairischen  zu  tractieren,  doch  ohne  dass  es  der 
Französische  erfahre. 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Karfllrsten.     D. 
Dresden  9./[19.]  September  1667. 

[Anzeige  der  Beschickung  des  Cölner  Conventes.] 

Da  K.Mainz,  bei  welchem  seine  Gesandten  eingesprochen,  gemeint,  dass  19.  Sept. 
jetzt  mit  Particularschickung  an  sich  zu  halten,  weil  vor  allen  Dingen  der  Kur- 
nnd  Fürsten  Gedanken  wegen  einer  allgemeinen  Schickung  durch  ihre  zu  Cöln 
anwesenden  Gesandten  zu  vernehmen  seien,  und  ihn  nochmals  ersucht  hat,  den 
Convent  zn  beschicken,  auch  K.Bai ern  Gesandte  dorthin  geschickt  und  ihn  um 
Sendung  der  seinigen  ersucht  hat,  so  hat  er  heute  an  seine  Gesandten  den 
Befehl  abgehen  lassen,  an  dem  Convent  Theil  zu  nehmen  und  mit  den  Gesandten 
des  Kf.  vertraulich  zu  communicieren  ^). 


0.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt  Landsberg 
7./[17.]  October  1667. 

[Vorschläge  inbetreff  des  K.Sachsen,  K.Mainz,  Holland  und  Spanien  gegenüber  ein- 
zuhaltenden  Verfahrens.     Blaspeils   Reise  zu  Münster.     Angebliche  aus  Spanien  in 
Wien  angekommene  Geldsummen.] 

Weil    E.  Chf.  D.    selbst   gnädigst    erinnert,    dass    man    bei    Chur  17.  Oct. 
Sachsen    öfters   anklopfen   müsste,    so  stelle  zu  deroselben  gnädigstem 
Gefallen,  ob  Sie  dessen  Handbrieflein  etwan  auf  solche  Art  als  ich  un- 
massgeblich hier  beigeleget ^),  beantworten  wollen.    An  den  U.  Friesen 


»)  Kf.  schreibt  an  0.  v.  Schwerin  16./[26.]  September  1667,  er  sollte  an 
Friesen  schreiben,  derselbe  möchte  es  dahin  richten,  dass  die  K. Sächsischen  Ge- 
sandten in  Cöln  der  zu  Zinna  genommenen  Abrede  gemäss  instruiert  würden  und  dass 
K.Sachsen  sich  bemühe,  K.Bai  ern  zu  guten  consiliis  zu  disponieren,  ferner  seine 
Vettern,  welche  auf  dem  Reichstage  in  der  burgundischen  Sache  für  Neutralität  ge- 
stimmt, veranlassen,  dort  pro  integritate  imperii  zu  stimmen.  —  Der  baireuthische 
Kanzler  v.  Stein,  welcher  Anfang  Oktober  wieder  nach  Dresden  gereist  war  und 
dem  auch  Kf.  Aufträge  dorthin  ertheilt  hatte,  bringt  ein  eigenhändiges  Schreiben  des 
Kurfürsten  Johann  Georg  an  Kf.  (d.  Dresden  l./ll.  Oktober  1667)  zurück,  in 
welchem  dieser  auf  dessen  Bericht  verweist  und  hinzufügt:  „versichere  E.  L.,  dass 
ich  jederzeit  beharrlichen  als  ein  treuer  Churfürst  dem  Römischen  Keyser  und  der 
Churfürstlichen  Verein,  so  ich  eidlichen  beschworen,  steif  halten  und  ohne  Falsch 
treu  verbleiben  werde.  E.  L.  lassen  sich  nicht  irren,  sondern  trauen  mir  und  meinen 
Worten.« 

2)    Fehlt  in  den  Akten. 


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792  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

habe  ich  geschrieben,  dassJE.  Chf.  D.  schicken  werden '),  und  weil 
Chur  Sachsen  ein  gutes  Vertrauen  auf  Chur  Maintz  setzet,  auch 
nicht  zu  vermuthen,  dass  ChurM.  die  jetzige  consilia  aus  Affection, 
bosondern  vielmehr  aus  Furcht  führe,  so  würde  sehr  gut  sein,  dass 
man  auch  fleissig  mit  demselben  correspondire,  würde  es  ihn  nicht 
gänzlich  abziehen,  so  würde  es  doch  noch  viel,  welches  sonst  erfolgen 
könnte,  verhindern.  Diejenige,  gnädigster  Herr,  so  von  E.  Chf.  D.  und 
ChurSachsen  nach  Franckreich  geschicket  werden  sollen,  werden  im  Namen 
aller  der  Chur-  und  Fürsten  geschicket,  welche  jetzt  zu  Cöln  sein,  daher 
wird  von  ihnen  insgesambt  müssen  beschlossen  werden,  wie  sie  sich 
in  den  Ceremonialibus  verhalten  sollen,  weiln  sie  aber  nur  Ablegati  sein 
werden,  können  sie  nicht  leicht  verkürzet  werden.  In  des  H.  Blasbiels 
und  H.  Romswinckels  Relation')  finde  ich  grosse  Difficultät,  dass 
man  an  spanischer  Seite  ein  Misstrauen  kegcn  die  Staaten  setzet 
und  E.  Chf.  D.  gleichwohl  ohne  diese  das  Werk  mit  keiner  Sicherheit 
antreten  können.  Würde  demnach  im  Haag  dahin  zu  arbeiten  sein, 
dass  sie  von  solchen  Conditionen  abstünden,  welche  gar  zu  praejudicir- 
lich  vor  Spanien  sein^  und  gleichorgestalt  müsste  zu  Brüssel  remon- 
striret  werden,  dass  sie  auf  alle  conditionos  nicht  so  genau  reflectiren 
müssten,  wenn  sie  nur  ihre  Intention,  das  ist  E.  Chf.  D.  und  der  Staden 
Assistenz  erhielten.  Ich  kann  aber  nicht  wohl  zusammenreimen,  dass 
sie  schreiben,  der  Marquis  de  C.  R.  habe  alles  gebilliget,  was  zu  Pots- 
tam  verabredet,  und  dennoch  wegen  der  Mittel,  welches  doch  das 
nötigste  ist,  so  grosse  Difficultät  gemachet  werde,  E.  Chf.  D.  haben 
nicht  zu  viel  begehret,  man  weiss  wohl,  was  zum  Kriege  gehöret,  und 
würden  E.  Chf.  D.  Lande  doch  noch  genug  dazu  thun  müssen,  daher  ich 
nicht  sehe,  wie  E.  Chf.  D.  hievon  etwas  remittiren  können.  Wann  der 
Marquis  de  C.  R.  weggehen  und  ein  ander  in  seine  Stelle  kommen 
sollte,  der  noch  nicht  informiret  und  des  Landes  kundig  ist,  wird  es 
gewiss  nicht  ohne  Nachtheil  und  Hinderunge  des  vorhabenden  Werkes 
zugchen,  wann  er  aber  auch  so  schlecht  alda  geliebet  und  estimiret 
wird,  möchte  sein  Verbleiben  auch  wohl  nicht  erspriesslich  sein.    Jedoch 

*)  Schon  6./ 16.  Oktober  schlägt  v.  Schwerin  dem  Kf.,  um  die  Gegen be- 
mühungen  des  franzosischen  Residenten  in  Dresden  zu  vereiteln  und  zu  bewirken, 
dass  das  zu  Zinna  Verabredete  zu  mehrerer  Verbindlichkeit  gebracht  werde,  eine 
Conferenz  von  Ministern  beider  Kurfürsten  vor  und  beantragt,  da  er  selbst  jetzt  nicht 
gut  die  Prinzen  verlassen  könne,  v.  Somnitz  unter  dem  Vorwande,  die  Leipziger 
Messe  zu  besuchen,  dahin  gehen  zu  lassen. 

»)    S.  oben  S.  775. 


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Vorschläge  0.  v.  Schwerins.  793 

däucht  mir  könnte  es  nicht  schaden,  wann  E.  Chf.  D.  an  den  Keyser 
schrieben,  dass  solche  Veränderunge  schädlich,  und  Sie  daher  am  spa- 
nischen Hofe  machen  möchten,  dass  C.  R.  seinen  Abschied  nicht  erhielte, 
es  würde  doch  wohl  geschehen,  was  sie  erspriesslich  hielten,  und  B.  Chf.  D. 
hätten  ihn  hiedurch  obligiret  und  dero  Vorsorge  zugleich  an  Spanien 
bezeuget,  und  weil  man  zu  Brüssel  mit  dem  Bischof  zu  Münster  so 
wohl  zufrieden,  so  könnten  E.  Chf.  D.  dem  H.  Hammerstein*)  solches 
zu  verstehen  geben,  damit  er  desto  che  von  seiner  Meinungc  ablasse, 
und  däucht  mich,  es  werde  gut  sein,  dass  E.  Chf.  D.  den  H.  Blasbiel 
erlauben  dahin  zu  gehen.  Weil  aus  Wien  auch  berichtet  wird,  dass 
aus  Spanien  so  grosse  Wechsel  angekommen,  habe  ich  an  H.  B.  de  Goes 
geschrieben,  er  möchte  doch  erinnern,  dass  E.  Chf.  I).  auch  ein  Theil 
davon  bekommen  möchten,  habe  ihm  neulich  desfals  die  Nothwendigkeit 
weitläufig  vorgestellet.  — 


Instruction,  womit  wir  Friderich  Wilhelm  —  unsern  Gehei- 
men Rath  —  Lorenz  ChristoflF  von  Somnitz  —  nacher  Leipzig 
abgefertiget,  daselbst  mit  demjenigen,  so  von  Ohur  Sächsischen 
Käthen  daselbst  erscheinen  wird,  in  Conferenz  zu  treten. .  D. 
Potstam  9./[19.]  October  1667. 

[Abzuhaltende  Conferenzen   über  das   brandenburg^sche  Bündnisproject;    Beitritt  des 

Kaisers,    Bemühungen   bei    K.Mainz,    K. Baiern   und    Münster;    Vorsicht   gegenüber 

K.Mainz;  Verhalten  gegen  Frankreich;  Nothwendigkeit  einer  Kriegsverfassung.] 

Nachdem  auf  der  Zusammenkunft  zu  Zinna  mit  K.Sachsen  eine  wiewohl  19.  Oct. 
kurze  doch  verbindliche  Abrede  wegen  eines  engeren  Bündnisses  zu  Papier  ge- 
bracht, dabei  aber  beliebet,  dass  dieses  weiter  extendiert  und  auf  diese  Occur- 
rentien  eingerichtet  werden  sollte,  von  Kf.  auch  schon  ein  Project-")  dazu  ein- 
gesandt worden,  soll  er  mit  den  K.  Sächsischen  Deputierten  über  fernere  Adju- 
stierung desselben  conferieren.  Er  soll  sich  bemühen,  dass  es  bei  dem  Project 
in  substantialibus  verbleiben  möge,  sollten  aber  Schwierigkeiten  bei  den  Haupt- 

0    S.  unten  S.  797. 

3)    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  344.  v.  Friesen    schreibt   an   0.  v.  Schwerin 

aus  Schonfeld  — ^—p:^ — ,  er  werde  bei  seiner  morgenden  Rückkehr  nach  Dresden 

1.  October  ^ 

das  ihm  zugesandte  Vertragsproject  seinem  Kurfürsten  vorlegen;  -«-  ä      k meldet 

er,  er  habe  das  Project  erst  heute  dem  Kurfürsten  vorlegen  können,  derselbe  wünsche 
Zusammenschickung  von  Räthen  aber,  um  Aufsehen  zu  vermeiden,  in  der  Stille, 
vielleicbt  bei  Gelegenheit  der  bevorstehenden  Leipziger  Michaelismesse. 


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794  VI.    Brandenburg?  und  Frankreich.     1666—1669. 

punkten  hervortreten  und  bei  der  Conferenz  nicht  gehoben  werden   können,  so 
hat  er  darüber  zu  berichten  und  fernere  Erklärung  abzuwarten. 

2.  Dass  der  Kaiser  erklärt  hat*),  wie  das  Haupt  des  Reiches  so  auch 
gerne  in  dieser  Gonfoederation  sein  zu  wollen,  davon  ist  nicht  eher  Erwähnung 
zu  thun,  als  wenn  man  unter  einander  richtig  ist,  und  kann  diese  Clausel  dabei 
gesetzt  werden,  man  wolle  dem  Kaiser  alles  hinterbringen,  nicht  zweifelnd,  dass 
er  als  das  Haupt  des  Reiches  nicht  allein  darin  gehelen  sondern  sich  auch  zur 
Assistenz  verstehen  werde. 

3.  Es  ist  auch  zu  überlegen,  wie  man  zu  Folge  des  3.  Artikels  einige 
Rcichsstände,  wie  besonders  K.Mainz,  K. Baiern  und  Münster,  zu  erspriess- 
lichen  und  einmuthigen  consiliis  bringen  könnte.  Da  eine  von  Kf.  gew^ünschte ') 
Zusammenkunft  einiger  Kurfürsten  nicht  zu  hoffen  ist,  so  wünscht  er  zu  wissen, 
was  K.  Sachsen  hierunter  für  consilia  führe. 

4.  Da,  wie  bekannt,  K.Mainz  und  andere,  etwa  aus  Furcht,  andere  Senti- 
mente  fähren,  als  das  gemeine  Interesse  erfordern  möchte,  so  wäre  zu  bedenken, 
wie  man  sich  in  consiliis  zu  ihm  zu  verhalten  habe,  und  auf  das  Directorinm, 
damit  es  dem  Collegio  und  Publice  nicht  präjudicierte,  desto  fleissiger  Acht  zu 
haben,  namentlich  möchte  nicht  dienlich  sein,  ihm  Specialvollmachten  aufzu- 
tragen. K.Sachsen  könnte  dort  und  bei  K.Bai  er  n  durch  Remonstrationen  viel 
gutes  schaffen. 

5.  Da  Kf.  auch  vermeint,  dass  K.Sachsen  erinnern  werde,  das  Abseheo 
auf  Frankreich  nicht  fahren  zu  lassen,  so  soll  S.  bezeugen,  dass  auch  Kf. 
den  König  nicht  gern  choquieren  wolle. 

6.  Daher  sei  zunächst  die  Güte  zu  versuchen,  Kf.  sei  bereit,  jemand  der 
Seinigen  nebst  K.Sachsen  nach  Frankreich  abzufertigen,  wie  solches  auch  in 
Cöln  ins  Mittel  gekomnfen,  doch  sei 

7.  nöthig,  sich  in  Verfassung  zu  setzen,  S.  soll  vernehmen,  wohin  man 
hierunter  von  jener  Seite  incliniere,  der  Haupttractat  deswegen  aber  kann  auf 
eine  anderwärtige  Handlung  verschoben  werden. 


L.  Ch.  V.  Somnitz  an  den  Kurfürsten.    D.  Leipzig  13. /[23.]  Oc- 

tober  1667. 

[Verhandlungen  mit  v.  Friesen  über  das  projectierte  Bündnis.] 

23.  Oet.  Er  hat  gestern  H.  Heinrich  von  Friesen  hier  vorgefunden  und  hat  heute 

mit  ihm  über  das  Project  Conferenz  gehalten').  Fr:  wünschte,  damit  weniger 
Nachdenken  und  Aufsehen  erregt  würde,  möchte  in  dem  künftigen  Recess  die 
Convention  statt  Bündnis  eine  „nähere  vertrauliche  Zusammentretung''  genannt 
werden,  femer  zwei  Recesse,  einer  inbetreff  der  Mediation,  vertraulichen  Corre- 
spondenz  und  Einmuthigkeit  in  den  consiliis  und  ein  anderer  geheimer  von  der 

»)    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  l  S.  339. 

"0    S.  ebendaselbst  S.  338. 

3)    Vgl.  Auerbach  S.  284;  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  349, 


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Conferenz  in  Leipzig.  795 

Verfassung  und  Operation  der  Waffen  gemacht  werden.  Betreffend  den  1.  Ar- 
tikel, meinte  er,  wäre  zu  überlegen,  wie  man  die  consilia  so  zu  führen  hätte, 
dass  bei  Frankreich  nicht  unnöthiger  Weise  Jalousie  erweckt  würde.  Er 
hätte  daher  seinem  Kurfürsten  gerathen,  es  in  Regensburg  bei  seinem  früher  im 
kurfürstlichen  CoUegium  abgegebenen  Votum  bleiben  zu  lassen,  doch  dabei  eine 
Declaration  zu  thun,  die  des  Kf.  Meinung  znstimmig  wäre,  er  wüsste  aber  nicht, 
was  Kf.  hierunter  thun  würde.  S.  erwidert  darauf,  wenn  K.Sachsen  fernerhin 
in  Regensburg  so  votieren  Hesse,  wie  in  des  Kf.  Namen  votiert  würde,  so 
könnte  das  nicht  als  eine  Aenderung  seines  Mhereu  voti  genommen  werden, 
zumal  wenn  er  declarierte,  dass  er  auf  diese  Weise  dahin  wirken  wolle,  dass 
das  Kurfürstliche  und  Fürstliche  CoUegium  zu  einerlei  Meinung  und  conclusum 
gelangen  möchten,  womit  Fr.  sich  einverstanden  erklärte. 

Zu  Art.  3  erinnerte  Fr.,  sein  Kurfürst  wollte  zwar  mit  seinen  Vettern  aus 
der  Sache  communicieren ,  könnte  aber  nicht  eine  gänzliche  Conformität  ver- 
heissen,  worauf  S.  erwiderte,  der  Artikel  rede  auch  nur  davon,  dass  man  allen 
Fleiss  anwenden  wollte,  und  dabei  erinnerte,  K.Sachsen  werde  bei  K.Mainz  viel 
Gutes  schaffen  können. 

Der  4.  Punkt,  sagte  Fr.,  käme  seinem  Herrn  fast  bedenklich  und  unmög- 
lich vor,  Frankreich  hätte  viele  Oerter  im  burgundischen  Kreise  weg,  die 
würde  es  nicht  abtreten  ohne  Cession  eines  anderen  Theiles  von  selbigem  Circul, 
und  zu  solchem  Kriege  sich  zu  obligieren,  dadurch  alles  in  den  vorigen  Stand  ge- 
setzt würde,  wäre  nicht  thunlich.  Es  wurde  ihm  gezeigt,  dass  in  diesem  Articul 
nichts  gesetzt,  als  was  zu  Zinna  schon  beliebet,  wo  man  sich  verglichen,  die 
Integrität  des  Römischen  Reichs  zu  maintenieren,  und  dass  andere,  die  an  der 
Sache  höher  interessiert,  die  Sache  mit  angreifen  würden.  Darauf  wurden  zwei 
Vorschläge  gemacht,  1)  „so  gut  möglich^  hinzuzusetzen,  2)  den  Punkt  so  zu  setzen, 
dass  die  Alliierten  dahin  sehen  wollten,  dass  der  bnrgundische  Kreis  in  solchen 
Stand  gesetzt  würde,  der  dem  R.Reich  an  seinen  juribus  und  Hoheiten  un- 
schädlich. Bei  dem  ersten  fand  Fr.  keine  Schwierigkeit,  bei  dem  zweiten  da- 
gegen, der  von  ihm  selbst  herrührte,  meinte  er,  man  dürfe  sich  nicht  zu  einer 
solchen  Clausul  engagieren,  die  Oestreich  dahin  ziehen  könnte,  dass  man  wider 
Willen  im  Kriege  bleiben  müsste.  Es  steht  also  zu  des  Kf.  Erklärung,  was 
hierunter  zu  thun  sei.  Der  Sächsische  meinte  übrigens,  dass  dieser  4.  und  die 
folgenden  Punkte  in  den  secreten  Tractat  zu  bringen  seien. 

Der  5.  Artikel  des  Projects,  sagte  Fr.,  liefe  wider  die  Allianz  seines  Herrn 
mit  Frankreich,  doch  gestand  er,  dass  diese  nicht  wider  das  Reich  und  das 
Vaterland  anzuziehen  wäre,  und  meinte,  dieser  Punkt  müsste  auch  sehr  geheim 
gehalten  werden.  Wegen  der  Zeit,  wann  die  Truppen  parat  sein  müssten,  war 
er  mit  dem  vorgeschlagenen  Vorjahr  einverstanden,  wegen  des  Quantum  schlug 
er  zufolge  der  früher  zu  Torgau')  getroffenen  Abrede  für  jedes  Theil  2000  zu 
Fuss  und  1000  zu  Ross  vor.  Betreffend  die  Frage  der  Subsidien  erklärte  Fr., 
sie  müssten  wenigstens  Werbegelder  erhalten,  und  verlangte  deswegen  Gewiss- 

0  S.  ürk.  u.  Akt.  XI,  S.  262 ff.  Doch  waren  damals  (December  1663)  3000  zu 
Fuss  und  1000  zu  Pferd  festgesetzt  worden. 


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796  VI.    Brandenburipr  und  Frankreich.     1666—1669. 

heit  zu  erlangen.  Hieran  hängt  das  Werk.  Wer  K.Sachsen  von  Frankreich  ab- 
ziehen will,  muss  dasjenige  thun,  wozu  sich  Frankreich  erboten,  and  wenn  man 
am  kaiserlichen  Hofe  etwas  thun  will,  ist  es  hohe  Zeit,  denn,  wie  er  versteht, 
lässt  Frankreich  an  diesem  Herrn  immerzu  arbeiten. 

Die  Erinnerungen  zu  den  übrigen  Artikeln  waren  unerheblich. 

Als  er  nun  vernahm,  dass  es  mit  Adjustierung  dieses  Projects  keine 
Schwierigkeit  haben  würde,  und  vorschlug,  diese  gleich  vorzunehmen,  sagte  Fr., 
er  wäre  dazu  nicht  beauftragt,  sein  Herr  meinte,  wenn  man  länger  zusammen- 
bliebe, würde  der  Prätext  eines  zufälligen  Zusammentreffens  auf  der  Messe  ces- 
sieren,  man  sollte  demnächst  wieder  zu  Wittenberg  oder  Annaberg  znsammen- 
kommen  und  das  Werk  vollends  ausmachen.  S.  will  daher  morgen  die  Rück- 
reise antreten 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D. 
Dresden  28.  October/[7.  November]  1667. 

[Schwedischer  Antrag  auf  Theilnabme  an  den  Bnndnisverhandlungen.] 

7.  Nov.  Der  hiesige  schwedische  Resident')  hat  beantragt,  nachdem  er  gehört 

dass  zu  Zinna  zwischen  ihnen  beiden  eine  nähere  Vereinigung  zu  Erhaltung 
des  Instr.  pacis  und  des  Friedensstandes  im  Römischen  Reich  beredet  und  auch 
bedacht  sei,  dem  Kaiser  und  Schweden  den  Beitritt  freizustellen,  es  möchte 
von  diesem  Werk  seinem  Herrn  in  Zeiten  Apertur  geschehen,  damit  derselbe 
noch  vor  gänzlichem  Schluss  seine  auf  den  gleichen  Zweck  zielenden  Gedanken 
beibringen  könne.  Er  ist  damit  einverstanden,  fragt  aber  an,  ob  auch  bei  Kf. 
der  schwedische  Resident  ein  gleiches  Anbringen  gethan  und  was  Kf.  dazu 
meine  2). 

Der   Kurfürst   an    den    Kurfllrsten    von    Sachsen.     D.    Cöln 
13./[23.]  November  1667. 

[Anzeige  der  Absendung  einer  Gesandtschaft  nach  Brüssel  und  Paris.] 

23.  Nov.  Da  er  aus  dem,    was  zu  Cöln  wegen  der  Mediation  vorgegangen,  ersehen 

hat,  dass  solches  wohl  sehr  langsam  und  spät  einen  erspriesslichen  Effect  nach 

')    Grave. 

0  Kf.  erwidert  (d.  Cöln  4./ 14.  November  1667),  auch  bei  ihm  habe  der  schwe- 
dische Resident  [v.  Wolffrath]  dasselbe  angebracht,  er  halte  auch  dafür,  dass  vor  dem 
Schluss  der  Verhandlungen  mit  dem  Kaiser  und  Schweden  darüber  communiciert  werde, 
und  stellt  K.Sachsen  anheim,  ob  dieses  durch  ein  Gesamtschreiben  und  Mittheilung  an 
den  bei  ihm  befindlichen  schwedischen  Residenten  geschehen,  oder  ob  ihre  beider- 
seitigen Gesandten  in  Schweden  damit  beauftragt  werden  sollten.  —  üeber  die  wei- 
■  teren  Verhandlungen  s.  ürk.  u.  Akt.  XVI,  1  S.  361.  366.  376f.,  Auerbach  S.  288 ff. 
Zwischen  Kf.  und  K.Sachsen  wird  die  Korrespondenz  über  das  abzuschliessende 
Hündnis  bis  zum  Aachener  Frieden  fortgeführt,  nach  demselben  schreibt  v,  Friesen 
an  V.  Schwerin  (d.  Dresden  12./22.  Juni  1668),  die  Aufrichtung  eines  Bündnisses 
scheine  vorläufig  nicht  nöthig. 


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Weitere  VerhandluDgen  mit  K.Sachsen.    Sendung  v.  Hammersteins.  797 

sich  ziehen  möchte,  so  hat  er  sich  nach  dem  Beispiel  anderer  Reichsstände 
entschlossen,  eine  Schickung^)  nach  Brüssel  und  Paris  zu  thun,  zumal  da 
er  gehört,  dass  auch  K.Sachsen  unlängst  jemand  nach  Paris  geschickt;  er  wird 
mit  ihm  darüber  weiter  commnnicieren  ^. 


9.     Verhandlungen  mit  den  braunschweigischen  Her- 
zogen.    October  —  December  1667. 

Promemoria  [v.  Hammersteins  ^)]  dessen,  so  zu  Wien  communi 

nomine  zu  erinnern,  auch  daselbsten  sonst  etwa  vorkommen 

möchte  s.  1.  et  d.  [October  1667]. 

1.  Vor  allen  Dingen  würde   es  nöthig  sein,   dass  gleich  wie  man  dafür  j^*)  „och 
hält,  dass  mit  Kf.  bereits  geschehen  sei,  auch  mit  den  Fürsten  von  Osnabrück  JchSieS! 
und  Lüneburg  daselbst  in  bewusster  Sache  ein  Tractat  ehest  geschlossen  und 

die    Beschleunigung   desselben  vom   k.brandenb.  Gesandten^)    am  kaiserlichen  piacet. 
Hofe  secundiert  würde. 

2.  Nach  Abschlnss  eines  solchen  Tractats  wäre  communi   nomine   vorzu- 
stellen, dass  dem  Kaiser  und  den   Alliierten  zum  höchsten  daran  gelegen  sei, 
dass  nicht  Frankreich  und  dessen  Alliierte  sich   im  Winter   in  Teutschland  an 
Mannschaft  zu  stark  machten,  dass  man  daher  von  dem  Kaiser  Vorschläge  vcr-  piacet 
nehmen  wolle,  wie  dem  Werk  am  besten  abzuhelfen. 

Falls   der   Kaiser   das   im   Haag   unlängst  vorgekommene    Münster  sehe 
Dessein^)  billigen  und,  wenn  es  mit  demselben  zur  Ruptur  kommen  und  etwa 
Frankreich    und    andere  sich  des  Bischofs  annehmen  würden,    seine  Assistenz  suppotito 
versprechen  sollte,    ob  man  nicht,    um  die  Gen. Staaten  in  das  Hauptwerk  mitcumCaeaa- 
zu  ziehen  und  so  einen  billigen  Frieden  desto  eher  zu  befördern,  das  Werk  zu  gJ^e^r^M- 
nntemehmen  dort  versprechen  wollte.  BälSr 

')    lieber  die  Gesandtschaft  y.  Polin itzs  und  Meinders^  s.  unten. 

.*%,,*      L    .tx        rr  o      L  /j  ^-1     24.  December  16()7^       *   ..     . 

0    Kf.  schreibt  an  K.Sachsen  (d.  Com    y^,-  -  -  ,,.^0,-)  auf  die  Anzeige  von 

'  ^  [3.  Januar  KJGSJ  ^ 

der  Sendung  v.  Gersdorffs   und  Kanne's  über  Mainz  nach  Paris   (s.  Auerbach 

S.  308),  er  habe  Joh.  de  Beyer  dorthin  bestimmt,  derselbe  könne,  um  nicht  einen 

Umweg  zu  machen,  nicht  auch  über  Mainz  reisen,  .solle  sich  aber  jedenfalls  in  Paris 

mit  jenen  vereinigen,  und  bittet  zu  veranlassen,  dass  in  Mainz  dessen  Namen  mit  in 

die  Instruktion  gesetzt  werde.     Vgl.  unten  die  Berichte  de  Beyers. 

')  Das  Creditiv  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Krnst  August  für  den 
Geh.  Rath  und  Hofmarschall  Franz  Christoph  v.  Hammerstein  ist  EbstorfT 
18./28.  September  1667  ausgestellt;  vgl.  über  dessen  Sendung  nach  Berlin  Koche»* 
1,  S.  548  fr. 

*)    Die  Randbemerkungen  von  v.  Somnitzs  Hand. 

^)    C.  C.  V.  Blumenthal  s.  oben  S.  585ff. 

6)    S.  oben  S.  727  ff^ 


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798  VI.    BraniJenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Sollte  man  aber  am  kaiserlichen  Hofe  hiezu  keine  Lnst  haben  and  andere 
Vorschläge  zu  machen  Bedenken  tragen,  ob  dann  nicht  commoni  nomine  dort 
in  Vorschlag  zu  bringen,  der  Kaiser  möchte  durch  Patente  alle  fremde  Wer- 

piareL  bungen  im  Reich,  besonders  solche  zu  Präjudiz  des  Reiches  verbieten  und  über- 
dies an  einige  Wohlintentionierte,   darunter  an  K.Brandenburg  und  an  die 

ptaret.  Herzogo  Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  commissiones  ertheilen,  auf 
alle  fremde  Werbungen,  besonders  im  Niedersächsischen  und  Westfölischen 
Kreise  ein  wachsames  Auge  zu  haben  und  solche  quovis  modo  zu  verfaindem, 
dann  hätten  sie  einen  titulum  und  würde  in  ihrem  arbitrio  allein  stehen,  ob 
sie  jemand,  den  sie  wegen  Werbungen  für  verdächtig  hielten,  auf  die  Haut 
gehen  wollten.  Sollte  man  deswegen  mit  anderen  in  Krieg  verfallen,  so  hätte 
der  Kaiser  Hülfe  zuzusagen. 

3.  Wenn  von  der  Kriegsoperation,  auch  der  Zeit  des  Losbruchs  zu  Wien 
geredet  würde,  was  zu  antworten? 

4.  Was  wegen  des  Commando,  wenn  etwa  die  Armee  bei  einander,  wegen 
dos  kaiserlichen  Generalats  zu  statuieren, 

5.  Was  endlich  wegen  der  Quartiere,  Recruiten  und  Contributionen  zu 
stabilieren  sein  möchte? 

Ob  es  nicht  an  Seiten  des  Kf.  in  folgenden  Punkten  die  Meinung  habe: 
piacet.  1)  dass  die  beiderseitigen  Gesandten  in  Regensburg  angewiesen  würden, 

gemeinschaftlich   sowohl    in    der    burgundischen   als    auch  Mediationssache    zu 
handeln, 
piacet  2)  abweichende  Instructionen  an  dieselben  dem  anderen  Theile  zunächst 

mitzutheilen, 
piaccu  3)  dass  die  Gesandten  dort  in  der  burgundischen  Sache  sich  vorläufig  nicht 

weiter  herausliessen. 

4)  Ob  nicht  der  Kreistag  zu  Cöln  so  lange  zu  continuieren,  bis  man  sehe, 

dSch^diUi^'er  ^^  ^^^  Kreisoberstenamt  und  die  der  Nach-  und  Zugeordneten  an  Evangelische 

mit  Kuier    f^He    und  solchcnfalls  dessen  Schluss  omnimodo  zu  befördern,  sollten  aber  Ca- 

soiTiret     tholici  soIche  advantage  davonziehen,  man  bedacht  sein  sollte,  dass  derselbe  dis- 

solviert  oder  verschoben  würde*). 


Diese  punrta< 
gehuren     ad 
tractatum, 
belaiiKt^nd 
die  Opera- 
tion der  Waf- 
fen,  Treawe- 
Kon  man  sich 
absonderlich 
in  geheim 
und  zwar  in 
Beisein    der 
vorn«»hni- 
8ten  Oene- 
rals-Perso- 
nen    «u  ver- 
gleichen. 


')  lieber  den  Verlauf  der  Verhandlungen  v.  Hammersteins  in  Berlin  s. 
Köcher  I,  S.  555  ff.  Dem  mit  demselben  vereinbarten  Allianzproject  (d.  Potsdam 
8./[18.]  October  1667,  s.  ebendas.  S.  557f.)  ist  folgende  Bemerkung  v.  Somnitzs 
(Potsdam  9./[19.]  October  1667)  beigefugt:  „Dieses  obstehende  Project  ist  mit  dem 
hraunschweigischen  Abgesandten  H.  von  Hammerstein  verabredet  und  concertiret. 
Wie  solches  geschehen,  bat  er  erinnert,  dass  der  Tractat  mit  l.  Kaiserl.  M.  xuforderst 
richtig  sein  müsste,  und  weil  er  izzo  an  den  Kaiserl.  Hof  ginge,  S.  Chf.  D.  auch 
dahin  schicketen,  so  wollte  er  interim  dieses  Project  seiner  Herrschaft  zusenden  und 
könnte  man  zu  gänzlicher  Volleuziehung  etwa  bei  dem  Cburf.  Begräbnus  ferner 
schreiten.  Sonsten  bat  er  auch  S.  Chf.  D.  ein  Memorial  praesentiret,  so  hierbei  lieget, 
worauf  Sie  resolviret,  wie  die  marginalia  ausweisen." 


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Verhandlungen  mit  den  braunschweigiscben  Herzogen.  799 

Georg  Wilhelm  und  Ernst  Angnst,  Herzoge  zu  Braunschweig- 
Lüneburg  an  den  Kurfürsten.     D.  Ebstorff  13. /[23.]  October 

1667. 

[Die  abzuscbliessenden  Verträge,   die  Subsidien,  Bedenicen  gegen  die  vorgeschlagene 
kaiserliche  Kommission,  Bereitwilligkeit  zum  Zusammengehen  mit  Kf.  in  Regensburg 

und  Coln.] 

Sie  sind  erbotig  den  zu  Potsdam  verabredeten  Recess  zu  ratificieren,  so-  23.  Oct. 
bald  sie  nur  erfahren,  wie  die  Negotiation  am  kaiserlichen  Hofe  verlaufen  und 
dass  die  Sache  dort  auch  ihre  Richtigkeit  haben  wird.  Weil  aber  folgends 
zwischen  dem  Kaiser,  Kf.,  den  Gen.  Staaten  und  ihnen  das  Hauptwerk  wird  in 
eine  verbindliche  Form  gebracht  werden  müssen,  so  haben  sie  v.  Hammerstein 
befohlen,  sich  deswegen  und  wegen  Ort  und  Zeit  der  Zusammenkunft  mit  dem 
Gesandten  des  Kf.  und  den  kaiserlichen  Ministern  zu  verständigen;  auch  was 
mit  Oesterreich  namentlich  der  Subsidien  halber  verhandelt  werden  wird,  ist  in 
eine  förmliche  Punctation  zu  tragen.  Sie  danken  Kf.  dafür,  dass  er  sich  gegen 
V.  H.  erboten,  zu  Wien  für  sie  zu  Erlangung  der  Subsidien  cooperieren  zu 
wollen,  dass  aber  die  Subsidien  nur  so  lange,  bis  man  zur  Action  in  Feindes 
Landen  komme,  gereicht  werden  und  nachmals  bis  man  wieder  in  die  Quar- 
tiere ginge  cessieren  sollen,  ist  nicht  zureichend. 

Betreffend  die  in  Vorschlag  gebrachte  kaiserliche  Rommission  zu  Abstellung 
der  fremden  Werbungen,  so  zweifeln  sie,  ob  solche  von  dem  Kaiser  ohne  Prä- 
judiz der  Reichsstände  und  künftige  hose  Consequenz  zu  begehren  oder  von 
dem  Kaiser  für  sich  allein  auszufertigen  sei. 

Im  übrigen  haben  sie  ihre  Gesandten  in  Regensburg  und  Cöln  instruiert, 
in  der  burgundischen  und  Mediations-Angelegenheit  sich  mit  denen  des  Kf.  zu 
conformieren,  sind  auch  damit  einverstanden,  dass  künftig  Aenderungen  in  den 
Instructionen  oder  sonstige  wichtige  Resolutionen  von  dem  einen  Theile  dem 
andern  vertraulich  mitgetheilt  werden  mögen. 


Georg  Wilhelm  und  Ernst  August,  Herzoge  von  Braunschweig- 
Lüneburg  an   den  Kurflirsten.     D.   Ebstorff  15./ 25.  October 

1667. 

[Wunsch  einer  Verständigung  inbetreff  des  Vorgehens  im  Haag  und  in  Cöln.] 

Nachdem  sie  aus  dem  Haag  die  Nachricht  erhalten,  dass  man  dort^)  auf  25.  Oct. 
Seiten  der  Gen.  Staaten  mit  dem,  was  neulich  zwischen  ihnen  in  Potsdam 
verabredet  worden,  fast  gleichstimmig  und  begierig  sei,  deswegen  mit  Kf.  und 
ihnen  einen  Tractat  zu  schliessen,  und  dass  des  Kf.  Abgesandter  Blas  peil 
auch  dazu  schon  mit  Vollmacht  versehen  sei,  bitten  sie  Kf.  um  besserer  Con- 
formität  willen  ihnen  mitzutheilen ,  wie  Blaspeils  Instruction  und  Vollmacht 


»)    S.  oben  S.  741  ff. 


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800  VI.    Brandenburg  und  Krankreich.     1666—1669. 

eingerichtet  sei,  ferner  wie  Kf.  meine,  dass  man  sich  zu  Coln  wegen  der  dort 
beschlossenen  Absendung  an  den  Kaiser  und  die  beiden  kriegführenden  Kronen 
verhalten  solle,  damit  man  nicht  contraria  und  auf  widrige  Manier  in  derselben 
Sache  negotiieren  lasse,  endlich  wie  der  Tractat  zwischen  Kf.  und  Spanien 
eingerichtet  sei  oder  er  denselben  einzurichten  vermeine'). 


Instrnctioi),  wornach  sich  unser  —  Geheimer  Rath  und  lieber 
Getreuer  Hans  Ludewig  von  der  Groben  in  seiner  Schickung 
nacher  Zell  an  Herrn  Hertzogs  George  Wilhelms  zu  Braun- 
schweig und  Lüneburg  Ld,  zu  achten.  D.  Oöln  an  der  Spree 
2./[12.]  November  1667'). 
(Conc.  V.  Somnitz.) 
[Zu   machende  Mittheilungen   über  die  französischen   Antrüge  und   des  Kf.  Meinung 

darüber.] 

12.  Nov.  Er  soll  dem  Herzoge  und  event.  dem   dort   befindlichen  Osnabrückscheu 

Deputierten  mittheilen,  der  König  von  Frankreich  hätte  durch  Milet  den[i  Kf. 
vorstellen  lassen^),  er  möchte  1)  die  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  nicht 
länger  difficultieren ,  2)  sich  verpflichten,  in  dem  gegenwärtigen  Kriege  in  den 
spanischen  Niederlanden  neutral  zu  bleiben  und  ebenso  wie  die  zu  Cöln  ver- 
sammelt gewesenen  Rheinischen  Fürsten  Einquartierung,  Sammelplätze  oder 
Durchzüge  in  seinen  Landen  nicht  zu  verstatten,  3)  seine  officia  zur  Her- 
stellung des  Friedens  anzuwenden,  der  König  in  Frankreich  sei  zum  Frieden 
geneigt  und  werde  keine  aequas  pacis  conditiones  ausschlagen,  dagegen  wollte 
er  von  den  officiis,  welche  er  bisher  dem  Prinzen  von  Conde  und  Herzog  von 
Anguyen  in  Polen  geleistet,  abstehen  und  solche  dort  für  Pfalz-Neuburg  so, 
wie  man  es  selbst  begehren  würde,  employieren.  Kf.  müsste  auch  im  Interesse 
des  Reichs  auf  die  Verhältnisse  in  Polen  besondere  Rücksicht  nehmen  und 
hielte  dafür,  dass,  wenn  Frankreich  sich  nach  seinem  Erbieten  bei  dem  Wahl- 
werk ferner  erzeigen  und  dazu  im  burgundischen  Wesen  aequas  pacis  conditio- 
nes belieben  wollte,  dass  dann  es  allenthalben  zu  einem  gewünschten  Zustande 
gelangen  würde.  Kf.  bäte  den  Herzog,  ihm  seine  Meinung  darüber  zu  eröffnen, 
•seine  eigenen  Gedanken   wären  betreffend   die  Rheinische  Allianz,  man  könnte 

')    Kf.    erwidert   darauf   dem    Herzoge    Georg  Wilhelm    (d.  Cöln  a.  d.  Spree 

,''  '       - ,    -^  1667,    er  beabsichtige    eeseu    den  11.  November   einen  Gesandten    zu 
[8.  November]  '  6^6 

ihm  zu  schicken,   und  übersendet  ihm  vorläufig  eine  Abschrift  der  seinen  Gesandten 

im  Haag  ertheilten  Vollmacht  (oben  S.  740). 

0  Die  Creditive  für  v.  d.  Groben  an  die  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst 
August  sowie  an  Graf  Waldeck  sind  Coln  2./[  12.]  November  1667  ausgestellt;  vgl. 
über  seine  Sendung  Köcher  I,  S.  569. 

3)    S.  Mignet  II,  S.  290,  Urk.  u.  Akt.  H,  S.  490,  oben  S.  746f. 


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Instruction  für  v.  d.  Groben.  801 

sich  dazü  verstehen,  das  foedus  der  Gebuhr  nach  einzurichten  und  anzunehmen, 
wobei  dahin  zu  sehen  sein  würde,  dass  nichts  darein  gesetzt  würde,  das  dem 
evangelischen  Wesen,  dem  Reiche  und  dessen  Ständen  nachtheilig  sein  oder 
sie  in  diese  oder  eine  andere  Unruhe  verwickeln  könnte,  2)  betreffend  die 
Neutralität  und  Verwehrung  der  marches,  so  hätte  es,  wenn  der  Vergleich  hier- 
über dem  Instr.  pacis  gemäss  eingerichtet  werde,  garkein  Bedenken,  dieses  pac- 
tum de  neutralite  würde  um  des  gehofften  armistitii  willen  desto  eher  beliebt 
und  auf  eben  einen  solchen  Termin  wie  das  armistitium  determiniert  werden 
können.  Da  aber  jedermann  sich  in  Verfassung  stellt,  so  würde  zu  bedingen 
sein,  dass  auch  Kf.  sich  dessen  nicht  wolle  begeben  haben,  wie  er  denn  ent- 
schlossen sei,  die  Correspondenz  mit  dem  Kaiser,  Schweden,  England, 
K.Sachsen,  Braunschweig,  Holland  und  auch  die  mit  letzterem  angefan- 
gene Handlung  zu  continuieren,  noch  auch  sonst  von  seiner  bisherigen  Conduite 
und  dem  rechten  Scopo  sich  divertieren  zu  lassen,  auch  die  Verhandlungen  mit 
den  beiden  Herzogen,  sobald  nur  der  Kaiser  und  die  Gen. Staaten  sich  erklärt 
hätten,  fortzusetzen,  da  diese  nur  auf  den  Zweck  des  Friedens  zielen  und  zu- 
forderst dahin  gehen,  dass  derselbe  durch  mediationes  und  officia  solle  befördert 
werden.  Auf  dem  Reichstage  wollte  er  künftig,  da  jetzt  mehr  Hoffnung  zum 
Frieden  als  sonst  sei,  dahin  stimmen,  dass  die  dazu  uöthigen  officia  mit  allem 
Fleiss  angewendet  würden. 

Sollte  man  dort  an  der  Aufrichtigkeit  der  französischen  Erklärungen  zwei- 
feln, so  hat  er  anzuführen,  dass  man  allewege  auf  seiner  Hut  stehen  und  der 
angeführten  Sicherungsmittel  sich  keineswegs  begeben  dürfe. 

Kf.  stimmt  damit  überein,  dass  mit  dem  Vorschlage  wegen  der  kaiserlichen 
Kommission*)  zur  Hinderung  fremder  Werbungen  angestanden  werde. 

Er  hat  auch  mit  Graf  Wald  eck  von  dieser  Sache  zu  reden  oder,  wenn  dieser 
nicht  anwesend  ist,  ihm  durch  einen  der  Gellischen  Räthe  davon  Mittheilung  zu 
machen. 


H.  L.  von  der  Groben  an  den  Kurfürsten.    D.  Cöln  an  der 
Spree  30.  November  1667. 

[Verhandlungen  mit  den  Herzogen  und  den  Gellischen  Ministern,  ihm  ertheilte  Reso- 
lution.] 

Er  ist  am  14.  November  in  Gelle  angelangt  und  hat  am  folgenden  Tage  30.  Nov 
bei  Herzog  Georg  Wilhelm  und  dessen  Bruder  Ernst  August  Audienz  ge- 
habt.   Auf  seine  Proposition  erwiderte  ersterer: 

1)  Die  Rheinische  Allianz  wäre  bereits  lange  expiriert,  wäre  auch 
nichts  nütze  gewesen  und  reimte  sich  ad  statum  praesentem  nicht  mehr,  er 
hielte  für  gut,  Milet  noch  etwas  aufzuhalten  und  diesen  Punkt  anstehen  zu 
lassen,  2)  er  hielte  für  unnöthig,  dem  Könige  von  Frankreich  zu  gefallen  eine 
Neutralität  zu  machen  oder  neutral  zu  verbleiben,  sondern  wenn  ein  jeder 


0    S.  oben  S.798f. 

Mater,  i.  Gesch.  d.  G.  Kurfureten.    XJI.  51 


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802  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

auf  seiner  Hut  stehen  und  liberas  manus  behalten  könnte,  damit  wären  er  und 
sein  Bruder  wohl  zufrieden,  der  König  von  Frankreich  suche  nur  Zeit  zu  ge- 
winnen, bis  das  armistitium  zu  Ende  und  er  mit  einer  starken  Armee  im  Felde 
stehen  und  nach  seinem  Gefallen  aller  Orten  frei  agieren  könnte. 

3)  Er  hielte  für  nöthig,  dass  der  Abrede  nach  gewisse  Personen  zur  Me- 
diation abgeschickt  wurden,  an  ihnen  sollte  es  auch  nicht  fehlen,  er  zweifelte 
aber,  ob  der  König  von  Frankreich  wirklich  so  friedens begierig  wäre. 

Der  Bischof  von  Osnabrück  sagte,  es  wäre  zwar  sehr  gut,  wenn  man  die 
Schwierigkeit  in  Polen  wegen  der  Königswahl  durch  Frankreich  heben  und  Pf  alz- 
Neuburg  zur  Krone  befördern  könnte,  er  fürchtete  aber,  dass  derselbe  bei  den 
Polen  weniger  angenehm  sein  würde,  wenn  er  durch  französische  officia  dazu 
sollte  gebracht  werden.  Nachmittags  hat  er  dann  noch  mit  dem  Präsidenten 
V.  Bülow  und  dem  Gross voigt  Grapendorff  conferiert,  ersterer  brachte  ihm 
dann  am  15.  Morgens  ultimam  resolutionem  seines  Herrn,  dass  nämlich  er  und 
sein  Bruder  dafür  hielten,  die  Rheinische  Allianz  sei  expiriert,  und  wenn  man 
schon  zu  Regensburg  die  qnaestio  an  resolvierte,  so  würde  man  doch  bei  Prüfung 
der  quaestio  quomodo  sehen,  dass  es  nicht  an  der  Zeit  wäre,  doch  trüge  er 
Bedenken,  sich  darüber  so  pure  gegen  Kf.  herauszulassen,  er  müsste  nach  den 
Familienpacten  die  Sache  erst  mit  Hannover  und  Wolffenbüttel  überlegen, 
seine  Gesandten  könnten,  wenn  man  zu  Brannschweig  am  28.  zusammen- 
käme, die  Resolution  mitbringen  und  man  könnte  dort  weiter  die  Sache  über- 
legen. Auch  mit  dem  Punkt  wegen  der  Neutralität  stehe  es  ebenso  und  könne 
darüber  ebenfalls  zu  Braunschweig  mit  mehrerer  Gewissheit  geredet  werden. 
Die  Mediation  halte  er  nicht  für  undienlich,  seine  Deputierten  seien  theils  schon 
fort,  theils  reisefertig. 

Was  der  kaiserliche  Gesandte,  der  Graf  von  Zinzendorf*),  dem  Herzog 
wegen  der  beiden  ersten  Punkte  für  Sentimente  inspiriert,  war  bei  den  Con- 
ferenzen  allenthalben  zu  spüren. 

Graf  Wal  deck  war  nicht  anwesend,  das  Creditiv  für  denselben  hat  er 
V.  Bülow  übergeben,  der  es  auch  übernommen,  demselben  mitzutheilen,  was 
in  dieser  Sache  vorgelaufen'). 


H.  L.  V.  d.  Groben  an  den  Freiherrn  von  Schwerin.    D.  Ham- 
burg 22.  November/[2.  Deeember]  1667. 

[Wrangeis  Warnungen  vor  den  franzosischen  Antr^en.] 
2.  Dec.  Er  hat  WrangeP)  am  20.  gesprochen  und  demselben  die  ihm  aufgetra- 


0    S.  Kocher  I,  S.  558. 

^    Das  Recreditiv  Herzog  Q  e o r g  W  i  1  h  e  1  m  s  für  v.  d.  G  r ö  b  en  ist  Celle  15./25.  No- 
vember 1667  ausgestellt. 

^    In   einer    besonderen   Instruction    (d.    Coln   ptt—^t ; — ^  1667)   war  v.  d. 

[9.  November] 

Groben   beauftragt   worden,   sich   auch    zu  Wränge  1   zu  begeben,  demselben   die 


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Berichte  v.  d.  Grobens.  803 

genen  Pankte  Torgetragen.  Derselbe  erklärte  ^),  er  könnte  nicht  absehen,  wozu 
die  Rheinische  Allianz  jemals  gedient  hfitte  oder  wozu  sie  hoc  rerum  statu 
nutzen  könnte;  er  wünschte,  dass  sie  nicht  weiter  gesucht  würde;  dass  sie  von 
französischer  Seite  so  sehr  begehrt  würde,  mache  ihn  besorgt,  dass  darunter 
etwas  Gefahrliches  stecken  müsste,  zwar  würde  Schweden,  wenn  zu  Regensburg 
die  quaestio  quomodo  von  Snolsky  mit  den  hrandenburgischen  Abgesandten 
modificiert  wäre,  sich  endlich  gern  conformieren  und  von  Kf.,  wenn  sie  ja  nöthig 
befunden  würde,  nicht  absetzen,  aber  sie  würden  eine  solche  nachdenkliche 
Allianz  nicht  leicht  suadieren,  viel  weniger  urgieren,  sondern  möglichst  unge- 
rührt lassen,  2)  eine  Neutralität  hielte  er  auch  nicht  für  nöthig,  denn  wenn 
dieselbe  nach  den  von  Kf.  vorgeschlagenen  Bedingungen,  dass  ein  jeder  liberas 
manus  behalten  sollte,  eingerichtet  würde,  so  hätte  man  dieses  schon  und  dürfte 
dem*  Kaiser,  Spanien  und  anderen  Ständen  keine  suspiciones  machen.  Aus  dem 
armistitio  würde  schwerlich  etwas  Wirkliches  werden  oder  es  würde  doch  so 
terminiert  sein,  dass  man  nur  soviel  Zeit  gewinne,  damit  der  Mai  herbeikommen 
und  der  König  von  Frankreich  pro  lubito  agieren  könnte,  denn  es  würden  in 
Frankreich  starke  Armaturen  gemacht,  Cond^  richte  ein  besonderes  corpus, 
dessen  Intention  man  nicht  wüsste,  es  solle  auch  eine  Flotte  von  80  Schiffen 
segelfertig  gemacht  werden,  er  könne  sich  schwerlich  einbilden,  dass  man  das 
polnische  Werk  so  würde  fahren  lassen,  er  traue  den  französischen  Sincerationen 
nicht,  man  suche  nur  Zeit  zu  gewinnen.  3)  Die  Media tionsofficia  wären 
hochnöthig  je  eher  je  lieber  vorzunehmen,  ihn  dauerte  nur,  dass  die  Zeit  sich 
verliefe,  und  er  wünschte,  dass  Kf.  dieselben  mit  rechtem  Nachdruck  anfangen 
und  zum  Effect  bringen  möchte. 


Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck  an  den  Kurfürsten.     D. 
Wildungen  29.  November/[9.  December]  1667. 

[Warnung  vor  einer  Aenderung  der  Politik  des  Kf.] 
Weil  ich  veraehme,  dass  E.  Chf.  D.  gnädigst  begehren,  meine  9.  Dec. 
Gedanken  zu  wissen  über  der  von  Mons.  Milet  gethanen  Proposition 
—  Worauf  ich  nichts  anders  sagen  kann,  als  wenn  E.  Chf.  D.  sicher 
gehen  wollen,  dass  sie  vorerst  sich  in  Stand  zu  setzen  Ursach  haben, 
dass  Sie  ohne  Sorge  des  widrigen  Ausgangs  der  Friedenshandlung  ge- 
wärtig  sein    können,    und  wenn  das  Fundament  der  Evangelischen  und 


französische  Proposition  mitzutheilen,  dessen  Gedenken  darüber  zu  vernehmen  und, 
wenn  derselbe  es  wünsche,  ihm  die  Gedanken  des  Kf.  darüber  in  ähnlicher  Weise 
wie  den  braunschweigischen  Herzogen  darzulegen,  doch  wird  ihm  aufgetragen,  behut- 
sam vorzugehen,  die  erste  Proposition  in  ganz  generalen  terminis  zu  halten,  nur, 
wenn  Wr.  sich  vertaulich  auslassen  wurde,  desgleichen  zu  thun,  sonst  nur  zu  ver- 
suchen, wegen  der  Rheinischen  Allianz  von  ihm  eine  Erklärung  zu  erhalten. 
')    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  360 f. 

51* 


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804  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

vieler  anderer  Sicherheit  im  Reich,  als  der  Münsterische  Friede  bestehen 
soll,  dass  keine  Infraction  dargegen  zu  approbiren,  ja  wenn  die  Grnode 
gut  gewesen,  darauf  E.  Chf.  D.  die  Verthätigung  des  Burgundischen 
Kreises  vor  nutz  und  nöthig  erachtet,  dass  keine  Alliance  wie  die 
Rheinische  ist  einzugehen,  dardurch  andere  gehindert  würden  die  Nieder- 
lande zu  secouriren,  wenn  des  Reichs  und  E.  Chf.  D.  neben  der  ganzen 
Nation  Ehre  und  Nutz  daran  gelegen,  dass  dasselbe  nicht  geschmälert 
werde,  und  dass  man  vor  Traiwungen  keine  Forcht  bezeuge,  auch  durch 
leere  Worte  sich  nicht  verführen  lasse,  ja  wenn  die  Schuldigkeit  es  er- 
fordert, den  Weg,  so  E.  Chf.  D.  mit  dero  Freunden  angefangen  zu  gehen, 
anzutreten,  so  ist  kein  anderer  zu  wählen  zulässig,  auch  kein  sicherer 
zu  finden,  denn  ob  schon  sich  Difficultäten  vortringen,  seind  sie  doch 
mit  Gott  durch  Fleiss  zu  überwinden,  wenn  auf  guten  Grund  mit  be- 
ständiger Embsigkeit  wird  gearbeitet,  so  ist  Hoffnung  zu  gutem  Ausgang, 
so  aber  auf  Muthmassungen  die  consilia  geftihret  werden,  ist  der  Zweifel 
des  Successes  zu  gefährlich,  die  Effecten  der  vorigen  Friedensvertröstungen 
sollen  von  künftigen  urtheilen  machen,  wenn  E.  Chf.  D.  die  noch  appa- 
rente  gute  consilia  in  Holland  neben  ihren  Freunden  zu  verstärken  sich 
angelegen  sein  lassen  und  die  Armatur  widrigen  Desseinen  zu  können 
begegnen  anstellen  und  die  Complimenta  von  Mons.  Milet  mit  gleicher 
Münz  bezahlen,  so  wird  Ehre,  Nutz  und  Gottes  Segen  daraus  erfolgen. 
Ich  rede  wie  ein  ehrlicher,  nicht  aber  weltweiser  Mann.  — 

PS.  Auch  —  teucht  mich,  E.  Chf.  D.  vorträglich  zu  sein,  in  Polen 
die  consilia,  wie  sie  bishero  gethan,  zu  continuiren,  damit  Sie  nicht 
ihren^ Freunden  Jalousie  und  anderen  Muth  verursachen'). 


10.     Verhandlung  mit  K. Baiern.    November  1667. 

Carl  V.  Stein  ^)  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
7.y[17.]  November  1667. 

[Bericht  über  seine  Sendung  zu  K.  Baiern,  seine  vergeblichen  Bemühungen,  denselben 
umzustimmen,  Einfluss  der  französischen  Partei.] 

17.  Nov.  Er  ist  am  2./12.  zu  Geisenfeld,  wo  sich  der  Kurfürst  von  Baiern  aufhielt, 

angekommen  und  hat  bei  seiner  Ankunft  erfahren,  dass  der  hiesige  französische 

0  Vgl.  das  Schreiben  Waldecks  an  Kf.  ganz  ähnlichen  Inhalts  (d.  Arolsen 
11./21.  December  1667)  bei  Köcher  I,  S.  569f. 

^  S.  oben  S.  784.  Kf.  schreibt  an  den  Kurfürsten  von  Baiern  (d.  Potsdam 
8./[18.]  October  1667),   durch   de  Beyer  habe  er  aus  Cöln  erfahren,   dass  nach  den 


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Sendung  v.  Steins  zu  K.  Baiern.  805 

Gesandte  GraVel  sich  auch  dort  eingefunden.  Da  der  Kurfürst  den  ganzen 
Tag  auf  der  Jagd  war,  so  konnte  er  erst  am  folgenden  Tage  morgens  8  Uhr 
Audienz  erhalten.  Als  er  vor  dem  Zimmer  des  Kurfürsten  aufwartete,  sah  er,  dass 
Gravel  aus  demselben  herauskam  und  zu  der  Kurfürstin  ging,  um  sich  zu  ver- 
abschieden. Nachdem  er  in  seiner  Proposition  vorgestellt,  Kf.  hielte  zur  Be- 
ruhigung der  im  burgundischen  Kreise  entstandenen  Unruhe  für  gerathen, 
dass  die  von  etlichen  Kur-  und  Fürsten  bereits  übernommene  Interposition  um 
mehrerer  Autorität  und  Nachdrucks  willen  durch  einen  allgemeinen  Reichsschluss 
confirmiert  und  dass  deshalb  in  Regensburg  ein  solcher  einmüthiger  Reichs- 
schluss zustande  gebracht  werde,  femer  aber,  dass  diese  Interposition  nicht  nur 
in  Worten  sondern  auch  in  effectu  bestehe,  dass  dem  Theile,  der  schon  eine 
ziemliche  avantage  vor  sich  habe,  zugesprochen  werde,  dass  er  der  Billigkeit 
und  Raison  nach  seine  Prätensionen  dem  arbitrio  judicis  untergeben  und  sich 
nicht  selbst  Recht  zusprechen  mochte,  da  man  sonst  den  beleidigten  und  gewaltlei- 
denden Theil  bei  dem  Seinigen  zu  schützen  und  sich  seiner  nachdrücklich  an- 
zunehmen gehalten  sein  würde,  wozu  nothwendig  sei,  dass  man  sich  bei  Zeiten 
in  Postur  stelle,  auch  die  Kreisverfassungen  anordne,  erwiderte  der  Kurfürst, 
auch  seine  consilia  seien  darauf  gerichtet,  dass  der  Friede  im  Reich  und  die 
allgemeine  Securität  erhalten  werde,  das  burgundische  Wesen  betreffend  wäre 
abzuwarten,  was  die  zu  Co  In  beschlossene  Abschickung  an  beide  Hofe  aus- 
richten würde,  der  französische  Gesandte  hätte  so  grosse  Contestationen  von  der 
Friedensbegierde  seines  Königs  gemacht,  dass  demnach  der  Frieden  durch  diese 
Mediation,  wenn  dieselbe  nur  beschleunigt  und  das  Werk  mit  Ernst  und  ohne  Par- 
tialität  ergriffen  und  der  andere  Theil  mehr  Inclination  zum  Frieden  als  zum 
Kriege  verspüren  lassen  würde,  gar  bald  stabiliert  werden  könnte.  Er  hielte 
es  für  sehr  gefährlich,  wenn  man  sich  von  Reichswegen  in  den  Krieg  einmengen 
wollte,  vielmehr  hätte  man  darauf  zu  denken,  wie  der  Krieg  vom  Reich  abzu- 
halten sei,  und  sich  daher  in  Postur  zu  setzen.  Von  Verhandlungen  in  Re- 
gen sburg  sei  wenig  gutes  zu  erwarten.  Die  Remonstrationen,  die  v.  St.  da- 
gegen machte,  waren  vergebens,  schliesslich,  nachdem  die  Unterredung  zwei 
Stunden  gedauert,  brach  der  Kurfürst  sie  ab  mit  der  Erklärung,  es  würde  noch 
besser,  als  man  verhoffte,  ablaufen,  er  zweifelte  am  Frieden  nicht,  man  müsste 
sich  nur  inmittels  vor  dem  Krieg  hüten  und  zusehen,  dass  man  sich  in  die 
burgundische  Unruhe  nicht  einflechte,  er  beabsichtige  dieses  nicht,  wohl  aber 
den  Krieg  von  den  Reichsständen  abzuhalten,  zu  diesem  Zwecke  hätte  er  die 
Werbungen  angestellt.  Am  Abend  Hess  ihn  der  am  Nachmittag  angekommene 
Cardinal -Erzbischof  von  Salzburg^)  zu  sich  rufen,  erkundigte  sich  nach  seiner 
Verrichtung  und  erzählte  ihm,  zu  Gravel,   den  er  unterwegs  auch  getroffen, 


Aeusserungen  seines  dortigen  Gesandten  v.  Kleist  derselbe  geneigt  sei,  mit  ihm  bei 
diesen  Conjuncturen  einmütbige  consilia  zu  führen,  er  sei  dazu  bereit  und  habe  den 
Culmbachischen  Kanzler  v.  Stein,  welcher  demselben  aufwarten  wolle,  beauftragt, 
ihm  seine  Intentionen  näher  zu  entdecken.    Vgl.  Pufendorf.  X  §34  S.  673. 

0    S.   über   diese  Reise    desselben    zu  K.  Baiern    Meineke,    Der  Regensburger 
Reichstag  u.  der  Devolutionskrieg  (Bist.  Zeitschr.  N.  F.  XXIV,  S.  213  f.) 


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806  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

sei  der  k.bairische  Gesandte  Mayer,  der')  sich  bisher  in  den  französischen  In- 
triguen  ebensoviel  wie  Gravel  selbst  habe  gebrauchen  lassen,  gekommen,  beide 
würden  zasammmen  über  Nacht  in  Neastadt  verbleiben,  woraus  er  för  sich 
selbst  und  ebenso  für  v.  St.  eine  schlechte  Expedition  prognosticierte.  Wirk- 
lich hat  er,  obwohl  er  auch  am  folgenden  Tage  sowohl  bei  dem  Kurfürsten  als 
auch  bei  dem  Oberhof marschall  Grafen  Fürstenberg  weitere  Instanz  that, 
nichts  ausgerichtet,  bei  der  letzten  Audienz,  die  er  am  5.  hatte,  ertheilte  ihm 
der  Kurfürst  die  finale  Resolution,  man  sollte  der  Mediation,  in  welche  er  eine 
starke  Confidenz  setzte,  ihren  Fortgang  lassen  und  des  Ausgangs  erwarten,  da 
es  sich  dann  zeigen  würde,  wer  Lust  zum  Frieden  hätte  oder  nicht,  dann  wollte 
er  seine  Mesure  auch  danach  zu  nehmen  wissen.  Er  hat  sich  darauf  verab- 
schiedet und  ist  mit  dem  Erzbischof  zusammen  hieher  zurückgereist. 

Weiter  ist  es  nicht  zu  bringen  gewesen,  denn')  die  Impressionen,  welche 
von  der  Kurfürstin,  die  sich  hauptsächlich  bei  dem  Werk  interessiert,  und 
von  dem  Grafen  von  Fürstenberg  gemacht  werden,  sind  so  stark,  dass 
alle  anderen  Remonstrationen  dagegen  nichts  verfangen,  doch  hat  dieses  An- 
bringen ein  ziemliches  Nachdenken  gemacht.  Ein  Minister,  der  mit  den  fran- 
zösischen consiliis  nicht  einstimmig  ist,  hat  ihm  im  Vertrauen  gesagt,  wenn  es 
zum  rechten  ernstlichen  Handel  kommen  und  der  Kaiser  wirklichen  Succnrs 
schicken  sollte,  dann  würde  die  ganze  Landschaft  nachdrückliche  Erinnerung 
thun  und  dem  Kurfürsten  den  unfehlbaren  Ruin  des  Landes  vorstellen,  worauf 
hoffentlich  bessere  Gedanken  und  Resolution  erfolgen  würden. 


11.     Der  Convent  zu  Cöln.     Gesandtschaft  de  Beyers 
nach  Frankreich.     Juli  1667  — Juni  1668. 

Instructio  für  H.  Beyern^)  nach  Colin  am  Rhein.     D.  Cöln 

10./20.  Juli  1667. 

(Conc.  V.  Somnitz.) 
[Auftrag,  nach  Cöln  sich*  zu  begeben,  dort  abzugebende  Erklärungen  und  zu  beobach- 
tendes Verbalten.] 

20.  Juli.  K.Cöln  hat  Kf.  jüngst  aufgefordert*),    die  von  ihm  und  einigen  anderen 

Kur-  und  Fürsten  am  Rhein  verabredete  Versammlung  zu  Cöln,  wo  berathen 
werden  sollte,  wie  das  in  der  Nachbarschaft  entstandene  Feuer  in  Zeiten  ge- 
dämpft und  verhütet  werden  könne,  dass  das  Römische  Reich  darein  verwickelt 


»)    Vgl.  Mignet  II,  S.  255. 

''^)  Vgl.  über  die  damaligen  Verhältnisse  am  K.bairischen  Hofe  Recueil  des 
instructions  VII,  S.  76f.,  s.  auch  Mignet  II,  S.  621. 

')  Jobann  de  Beyer,  Clevischer  Regierungsrath.  Vgl.  über  seine  Sendung 
Droysen  111,3  S.  133. 

*)    S.  oben  S.  147. 


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Instruction  ffir  de  Beyer.  807 

werde,  zu  beschicken,  er  hat  aber  den  ihm  notificierten  Termin  der  Zusammen- 
kunft so  kurz  befunden,  dass  es  keine  Möglichkeit  gewesen,  von  hier  aus  dazu 
jemand  abzuschicken,  und  er  hat  daher  K.Cöln  ersucht,  auf  der  nach  Hameln 
oder  Braun  schweig  angesetzten  Zusammenkunft  mit  den  Häusern  Braun- 
schweig und  Hessen-Cassel  auch  darüber  verhandeln  zu  lassen.  Nachdem 
ihn  aber  jetzt  K.Mainz*)  und  K.Cöln  aufs  neue  zur  Beschickung  dieses  Tages 
invitiert  haben,  hat  er  beschlossen,  Beyer  dorthin  abzufertigen.  Derselbe  soll 
sich  daher  sofort  nach  Cöln  begeben  und  den  dortigen  Conferenzen  in  seinem 
I^amen  beiwohnen.  Kf.  kennt  zwar  die  proponenda  und  deliberanda  nicht,  auf 
jene  beiden  Hauptpunkte  aber  hat  er  zu  erklären,  dass  dem  Kf.  sehr  lieb  sein 
würde,  wenn  der  in  den  spanischen  Niederlanden  entstandene  Krieg  durch  güt- 
liche Interposition  je  eher  je  lieber  gestillt  und  desfalls  beiden  Parteien  die  Me- 
diation angetragen  würde,  ferner  dass  man  unter  allen  Umständen  sich  zu  be- 
mühen habe,  dass  das  Vaterland  nicht  in  diese  Unruhe  mit  eingeflochten,  son- 
dern der  Friede  erhalten  werde,  von  Mitteln  dazu  hielte  der  Kf.  die  am  besten, 
welche  in  den  Reichsconstitntionen  und  dem  Instrumento  pacis  an  die  Hand 
gegeben  würden,  über  andere  Particularsachen  wäre  er  nicht  instruiert,  wollte 
aber  alles  ad  referendum  nehmen. 

Sollte  etwas  de  prorogatione  foederis  Rhenani  vorkommen,  so  hat  er  zwar 
der  anderen  Sentimente  zu  vernehmen,  aber  sich  defectu  mandati  zu  ent- 
schuldigen. 

Er  soll  absonderlich  mit  dem  Neuburgischen  Gesandten  dort  vertraulich 
gehen  und  alles  mit  demselben  in  Confldenz  communicieren. 


Johann    de  Beyer   an  den  Kurfürsten.     D.   Cöln  am  Rhein 

2.  August  1667. 

[Vorgänge  auf  der  Conferenz  in  Coln,   Verlegung  derselben,   Sondervertrag  zwischen 
K.Mainz,  K.Cöln  und  Pfalz-Neuburg.] 

Er  ist  Sonnabend  den  30.  Juli  hier  angelangt  und  hat  die  K.Mainz-  2.  Aug. 
Trier-  und  Cölnischen,  auch  den  Pfalz-Neuburgiichen  Gesandten  noch 
beisammen  gefunden,  der  Münstersche  aber  und  der  Lüneburgische  (der 
ebenso  wie  er  mit  Creditiven  versehen,  aber  zu  näherer  Conföderation  noch 
nicht  instruiert  gewesen)  waren  schon  abgereist,  ebenso  der  französische  Envoye 
Gaumont;  der  spanische,  der  Markgraf  von  Baden,  war  noch  hier,  aber 
schon  reisefertig,  sich  zu  Kf.  zu  begeben.  Von  diesem  sowie  bei  den  sonstigen 
Visiten  hat  er  erfahren,  worauf  die  bisherigen  deliberationes  und  consilia  be- 
standen^. Gestern  ist  man  wirklich  zur  Conferenz  geschritten;  von  den  bei 
Eröffnung  dieser  Conferenzen  proponierten  drei  membra  1}  Forderung  Frank- 

0    S.  oben  S.  703  f. 

^  Vgl.  über  diese  Cölner  Zusammenkunft  Pufendorf  X,  §  34  (S.  673), 
Mignet  II,  S.  178 ff.,  Ennen,  Frankreich  und  der  Niederrbein  I,  S.  188f.,  Köcher  I, 
S.  531  ff. 


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VI.    Brandenburg;  und  Frankreich.     1666—1669. 

reich s,  ihm  den  Pass  nach  Polen  zu  gestatten  und  zum  spanischen  Secoors 
keinen  Durchzug  zu  gestatten,  2)  vorgeschlagene  Mediation  zur  gutlichen  Hin- 
legung  der  nachbarlichen  Unruhe,  3)  Secnrit&t  für  die  nächstangelegenen  kor- 
und  fürstlichen  Länder,  war  betreffend  das  erste  schon  dem  franzosischen 
Gesandten  auf  sein  Ersuchen  und  ebenso  dem  Markgrafen  von  Baden  eine 
von  dem  K.  Mainzischen  Directorium  nomine  aliorum  ausgefertigte  Declaration  <) 
gegeben  worden,  wegen  der  Mediation  war  schon  vorlängst,  auch  von  dem 
Lunebargischen  Gesandten  die  quaestio  an  bejaht  und  inbetreff  der  qnaestio 
quomodo  provisionaliter  beschlossen  worden,  dass  an  den  kaiserlichen,  spanischen 
und  französischen  Hof  namens  der  correspondierenden  Rur-  und  Fürsten  je  eher 
je  lieber  zu  schicken  wäre,  auch  die  Instruktionen  für  die  Deputierten  waren 
schon  provisionaliter  entworfen  worden,  femer  von  der  Vertheilnng  derselben, 
wohin  die  einzelnen  zu  schicken  haben  würden,  ein  Ueberschlag  gemacht  und 
beschlossen  worden,  dass  ein  jeder  die  Spesen  dazu  für  seinen  minister  selbst 
zu  beschaffen  habe  und  dass  die  Instruktionen  und  Credentialen  namens  sämtlicher 
von  dem  K.  Mainzischen  Directorium  allein  zu  unterschreiben  seien.  Die  Dell- 
beration  darüber  ist  gestern  in  seiner  Gegenwart  resümiert  und  von  ihm  alles 
ad  referendum  angenommen  worden. 

Betreffend  das  dritte  membrum  secoritatis  hat  Kf.  das  anfängliche  von 
K.Cöln  entworfene  Project  und  das  K.  Cöinische  votum  samt  der  anfanglichen 
Proposition  schon  von  dem  Bischof  von  Strassburg,  wie  ihm  dieser  erzählt, 
zugeschickt  erhalten»),  er  sendet  die  Pfaiz-Neuburgischen  und  Münster- 
schen  Monita  dazu  mit.  Der  Pfalz-Neuburgische  hat  gestern  erinnert, 
dass  die  prorogatio  foederis  Rhenani  von  hiesigen  Tractaten  ganz  abstrahiert 
und  zu  Regensburg  beim  Allianzrath  gelassen  werden  möge,  K.Trier  und  auch 
der  Lüneburgische  haben  sich  in  puncto  foederis  arctioris  super  quaestione 
an  bisher  defectu  mandati  noch  nicht  resolviert,  sonst  wird  es  nebst  der 
Prorogation  vom  Bischof  von  Strassburg  stark  getrieben,  auch  eine  Quoti- 
sation  der  Verfassung  ist  schon  ins  Mittel  gebracht  worden,  Pfalz-Neuburg 
aber  verlangt,  dass  die  Proportion  nach  der  Matrikul  genommen  werde.  Da 
K.Trier  auf  seinem  votum  bestand  und  auch  er  alles  nur  ad  referendum  an- 
genommen, so  wurde  beschlossen,  am  20.  August,  zu  welcher  Zeit  der  hiehin 
ausgeschriebene  WestfiOische  Kreistag  stattfinden  würde,  wieder  zusammenzu- 
kommen und  inzwischen  die  Resolution  der  Principalen  einzuholen.  Doch  ist 
von  den  anderen  Gesandten  gestern  beschlossen  worden,  inzwischen  einen  Inte- 
rimsrecess  pro  mutua  dcfensione  aufzurichten,  worüber  heute  noch  Conferenz 
gehalten  werden  wird. 

Der  kaiserliche  Gesandte,  Graf  von  Sinsendorf*),  ist  zwar  hier,  hält 
sich  aber  en  prive  unterm  Vorwand,  auf  seine  Relation  neue  Ordre  zu  erwarten, 
ohne  Zweifel  um  das  Auge  auf  die  hiesigen  Deliberationen  zu  haben. 

PS.     In  der   heutigen  Conferenz  haben^),   obwohl  K.Trier  gern  gesehen, 

1)  d.  16.  Juli  1667  (Londorp  IX,  S.  577,  Mignet  II,  S.  178). 

2)  S.  oben  S.  705. 

»)    S.  Mignet  II,  S.  174ff.,  Köcher  I,  S.  558. 
*)    Vgl.  Köcher  I,  S.  533f. 


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de  Beyers  Bericht  aus  Coln.  809 

dass  mit  AdjustieraDg  des  Hauptrecesses  bis  zu  der  Wiederzusammenkunft  am 
20.  August  angestanden  und  unter  ihnen  inmittelst  ein  Nebenrecess  super  mutua 
defensione  simpliciter  abgefasst  würde,  doch  K.Mainz,  K.Cöln  und  Pfalz- 
Neuburg  beschlossen,  den  Hauptrecess  unter  sich  mit  den  monitis  zu  adju- 
stieren und  zu  unterzeichnen,  haben  aber  auf  seine  Remonstration,  dass,  wenn 
K.Trier  und  Kf.  sich  super  quaestione  an  resolvieren  und  monita  aufgeben 
sollten,  diese  doch  dem  bereits  unterzeichneten  Recess  nicht  inseriert  noch  dem- 
selben angehängt  werden  könnten,  von  der  Unterzeichnung  abgestanden  und  in- 
zwischen unter  sich  einen  Nebenrecess  *)  aufgerichtet,  in  welchem  sie  sich  hinc 
inde  des  also  beliebten  Hauptrecesses  und  der  darin  zugesagten  mutuellen  As- 
sistenz versichert  und  erklärt  haben ,  gegen  den  20.  August  wieder  zusammen- 
kommen und  dann  mit  der  Accession  und  den  monitis,  welche  von  K.Trier, 
K.Brandenburg,  dem  Hause  Braunschweig  und  anderen  etwa  vorkommen 
möchten,  denselben  völlig  zu  adjustieren.  Darauf  sind  sie  unter  der  Verabre- 
redung,  gegen  den  20.  hier  wieder  zusammenzukommen,  von  einander  geschieden, 
auch  er  wird  vorläufig  heimkehren. 


Instructio  für  H.  Dr.  Beyern   nacher  der  ZuBammenknnfi;  zu 
Cöln  am  Rhein.     D.  Potstam  7./[17.]  August  1667. 
(Conc.  V.  Somnitz.) 
[Abzugebende  Erklärungen  inbetreff  der  Verfassung,    der  Mediation  und  der  Verlän- 
gerung der  Rheinischen  Allianz.] 

Er  soll  sich  gegen  den  10./20.  wieder  in  Cöln  einfinden  und  den  dortigen   17.  Äug. 
ferneren  Verhandlungen  beiwohnen. 

1)  Betreffend  die  Verfassung,  so  hat  Kf.  in  eine  solche  Verbindung,  wie 
sie  zu  Cöln  veranlasst,  einzutreten  grosses  Bedenken,  da  man,  um  den  Zweck  der 
Negotiation,  Erhaltung  des  Friedens  im  Reiche  und  Dämpfung  der  burgundischen 
Unruhe,  zu  erreichen,  in  terminis  instrumenti  pacis  bleiben,  die  Controversen 
über  dasselbe  ratione  des  Snccurses  an  das  Reich  verweisen  und  indessen  keinem 
Theile  zu  nahe  treten  darf.  In  der  zu  Cöln  veranlassten  Verbindung  ist  zwar 
dieser  Streit  an  das  Reich  verwiesen,  daneben  aber  festgesetzt,  dass  die  corre- 
spondierenden  Kur-  und  Fürsten  mit  gewehrter  Hand  die  Decision,  die  sie  unter 
sich  darüber  gemacht,  bevor  deswegen  eine  Declaration  auf  dem  Reichstage  er- 
gangen, maintenieren  sollen,  und  es  ist  zu  besorgen,  dass  darüber  nicht  allein 
die  Correspondierenden ,  sondern  auch  das  ganze  Reich  in  die  Unruhe  mitge- 
zogen werden  und  darüber  auch  die  Mediation  zerfallen  möchte.  Er  soll  daher 
vor  der  Gesamtconferenz  sich  mit  den  Braun  seh  weigischen  und  Hessen- 
Casselschen  Deputierten  zusammen thun,  vernehmen,  wohin  deren  Committenten 
Intention  hierunter  gerichtet,  ihnen  des  Kf.  Gedanken  darüber  eröffnen  und  er- 
klären,   er  hielte   zwar   eine  engere    Zusammensetzung  bei  diesen  Lauften  für 

»)    d.  Coln  2.  August  1667  (Köcher  I,  S.  6 19 f.). 


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810  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

nöthig,  doch  dürfte  man  sich  nicht  so,  wie  zu  Göln  intendiert  worden,  einlassen, 
gerade  zu  diesem  Zwecke  würde  Kf.  die  Zasanunenkunft  zu  Brannsehweig^) 
beschicken  und  hielte  fürs  beste,  ehe  man  zu  C51n  etwas  thäte,  das  Ergebnis 
derselben  abzuwarten.  Er  zweifelt  nicht,  dass  jene  Gesandten  sich  hierunter 
mit  ihm  fügen  werden,  auch  mit  den  K.Trierschen  und  Pfaiz-Neubur- 
gi sehen  soll  er,  wenn  er  discursweise  vernimmt,  dass  ihre  Principalen  darin 
mit  Kf.  übereinstimmmen,  communicieren.  Bei  der  öffentlichen  Conferenz  mit 
den  Correspondierenden  hat  er  zu  erklären,  dass  er  zwar  wegen  Enge  der  Zeit 
nicht  völlig  instruiert,  aber  anzuzeigen  befehligt  sei,  Kf,  halte  zwar  eine  gate 
vertrauliche  Zusammensetzung  für  höchstnöthig,  da  aber  diese  Sache  das  ganze 
Reich  anginge  und  mit  den  gesamten  Ständen  nicht  so  schleunig  abgehandelt 
werden  könne,  so  müsste  man  billig  auf  andere  kur-  und  fürstliche  Häuser  re- 
flectieren,  und  da  gerade  solcher  Reichsangelegenheit  halber  die  Zusammenkunft 
zu  Braunschweig  zwischen  K.Göln,  Kf.,  den  fürstlichen  Häusern  Braun- 
schweig und  Cassel,  auch  möglich  anderen,  als  Schweden,  stattfinde,  so 
hätte  man  zunächst,  ehe  man  weiter  ginge,  die  Gedanken  dieser  Stände  zu  ver- 
nehmen. Dabei  hat  er  zu  bestehen  und  sich  in  diesem  Punkt  nicht  weiter 
auszulassen. 

2)  Betreffend  den  Punkt  der  Mediation,  so  sieht  Kf.  nicht  ein,  da  er  von 
Anfang  an  die  Meinung  gehabt,  dass  das  ganze  Kurfürstencolleg  die  Mediation 
übernehmen  sollte,  wie  Baiern,  Sachsen  und  Pfalz  vorbeizugehen.  Da  der 
König  von  Frankreich  in  beikommendem  Schreiben  an  ihn  vom  19.  Juli^  wohl 
leiden  will,  dass  auch  andere  Fürsten  des  Reichs  sich  des  Werkes  unterziehen, 
so  hat  es  deswegen  keine  Schwierigkeit  Beide  kriegführende  Theile  sind  zu- 
nächst durch  Schreiben  aufzufordern,  die  Friedenshandlung  zu  belieben  und  dazu 
Zeit  und  Ort  zu  benennen  oder  ministros  zu  Abhandlung  solcher  Präliminarien 
zu  committieren,  um  dieses  zu  befördern,  könnten  von  allen  correspondierenden 
Fürsten  je  ein  oder  zwei  Gesandte  an  Spanien  und  an  Frankreich  gesandt 
werden,  an  den  Tractaten  selbst  aber  hätte  ein  jeder  derselben  einen  der  Sei- 
nigen Theil  nehmen  zu  lassen,  die  aber  de  concert  nach  einer  von  allen 
beliebten  Instruktion  zu  agieren  hätten,  u.  s.  w. 

3)  Betreffend  die  Rheinische  Allianz,  so  hat  er  nach  wie  vor  diesen  Punkt 
nach  Regensburg  zu  verweisen. 

Vor  allem  hat  er  darauf  zu  sehen  und  dahin  zu  stimmen,  dass  die  an  die 
kriegführenden  Parteien  zu  schickenden  Gesandten  sich  aller  Partialität  enthalten 
und  dass  dieses  mit  nachdrücklichen  Worten  in  ihre  Instruktion  gesetzt  werde. 
Bei  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  findet  Kf.  mehr  und  mehr  Bedenken, 
er  kann  sich  daher  zur  Zeit  darüber  noch  nicht  weiter  erklären. 


')    S.  oben  S.  155  ff. 

'0    S.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  462. 


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Neue  Instruction  für  de  Beyer.     Vorschlag  ▼.  Spaens.  811 

Freiherr  A.   v.  Spaen^)  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin. 
D.  Cöln  a.  Rhein  12.  September  1667. 

[Verzögerung  des  Kreistages,  Vorschlag,  gegen  den  Bischof  von  Münster  mit  Gewalt 
vorzugehen.    Die  franzosischen  Fortschritte  in   den  Niederlanden.    Der  Bischof  von 

Strassburg.] 

—  Die  Münsterischen  Gesandten')  conünuiren  noch  immerfort  12.  Sept. 
in  ihren  unbefugten  Proceduren,  die  Creisproposition  durch  allerhand 
Mittel,  die  sie  erdenken  können,  aufzuhalten,  und  geben  zu  verstehen, 
dass  sie  darzu  gar  nicht  kommen  wollen,  es  sei  dann,  dass  man  ihnen 
Gehmen  abtrete.  —  Ich  persistire  noch  dabei,  was  ich  in  meinem 
vorigen  geschrieben,  nämlich  dass  es  der  Bischof  zu  Münster  zu  grob 
mache  und  solches  zur  bösen  Consequenz  gereichen  könne.  Der  Bischof 
zu  Münster  wird  S.  Chf.  D.  in  allen  dero  Desseinen  zuwider  sein,  er 
ist  ein  Feind  von  S.  Chf.  D.  und  wird  keine  Ruhe  haben  noch  halten, 
so  lange  er  lebet  oder  Macht  hat.  Derohalben  wäre  meine  Meinung, 
dass  man  ihm  also,  gleich  wie  dem  Herzogen  von  Lothringen')  ge- 
schehen ist,  behorete  zu  verfahren,  solchergestalt  würde  man  sich  dieses 
unruhigen  Herrn  entschlagen  und  sicher  seine  Trouppes  «an  uns  bringen, 
und  würde  das  Stift  Münster  uns  gute  Quartier  und  Contribution  geben 
können.  Dieses  wäre  gar  woll  zu  practiciren,  und  ob  ich  woU  weiss, 
dass  Ew.  Exe.  vielleicht  werden  urtheilen,  solches  sein  extreme  und 
vehemente  Vorschläge,  welches  ich  dann  auch  selbst  bekennen  muss, 
allein  hierbei  ist  zu  consideriren,  dass  wir  auch  wunderliche  Zeiten  er- 
leben und  in  denselben  allerhand  gefahrliche  und  fremde  Proceduren 
sehen  müssen,  welchen  dann  auch  durch  vorangeregte  und  dergleichen 
extreme  Mittel  in  Zeiten  muss  vorgebauet  werden,  sonsten  möchte  zu 
befahren  sein,  dass  die  Contagion  so  weit  einreissen  dürfte,  dass  sie 
uns  ganz  verzehren  und  wegnehmen  möchte  und  wir  also  an  den  Fran- 
zosen würden  sterben  müssen.  Wann  man  aber  eine  solche  Resolution 
nehmen  wollte,  so  würde  es  mit  Communication  der  Herren  Staten 
geschehen  müssen,  auch,  sobald  dieser  Anschlag  ins  Werk  gerichtet 
wäre,    dem   Keyser   umbständlich    davon  Notification   gethan    werden. 


^)  Derselbe  war  nebst  Blaspeil,  de  Beyer  und  Pagestecher  7on  Ef. 
zu  dem  in  Cöln  abzuhaltenden  Westfölischen  Kreistage  (s.  oben  S.  719)  deputiert 
worden. 

2)    S.  Alpen  II,  S.  34ff.,  Tücking  S.  158. 

^  Vgl.  Erdmannsdorffer,  Deutsche  Geschichte  vom  Westfälischen  Frieden 
bis  zum  Regierungsantritt  Friedrichs  des  Grosseu  I,  S.  184  f. 


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812  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Ich  halte  für  gewiss,  dass  solches,  wofern  wir  uns  wegen  Schweden 
nicht  zu  fürchten  haben,  za  practiciren  und  hiedurch  auch  der  Friede 
zwischen  dem  König  in  Spanien  und  dem  König  in  Franckreich  ver- 
hoifentlich  desto  eher  zu  machen.  —  Dieses  sind  also  meine  unvorgreif- 
liehe  Gedanken  und  ist  der  Herr  Blaspeil  mit  mir  hierin  einig. 
Schliesslich,  wie  es  in  Brabant  und  Flandern  zustehet,  davon  will 
ich  nichts  mehr  als  dieses  melden,  dass,  wenn  der  König  in  Franck- 
reich also  fortgehet,  wir  denselben  auch  bald  zum  Nachbar  haben  wer- 
den.    Ist  es  denn  noch  nicht  Zeit  im  Reich  aufzuwachen?  — 

PS.     —  Der  Bischof  von  Strassburg  ist  gut  französisch  und  wird 
auf  allerhand  Mittel  gedenken,  die  französischen  Desseine  zu  secundiren. 


W.  W.   Blaspeil    an    den    Kurfürsten.      D.    Cöln    am    Rhein 
3./ 13.  September  1667. 

[Nachrichten   aus  Holland.     Der  Kreistag  und   der   Convent   zu  Cdln.     Befremdliche 
Aeusserung  des  Bischofs  von  Strassburg.] 

13.  Sept.  Aus  dem  Haag  erhält  er  Nachricht,  dass  sowohl  813^)  als  auch  de  Witt 

begehren,  Kf.  möchte  sich  hier  nicht  in  die  Cölnische  Allianz  einlassen  und 
nicht  in  der  Mediation  so  engagieren,  dass  er  wider  Frankreich  nichts  soUte 
thun  können,  wenn  er  gleich  wollte,  die  Gen. Staaten  würden  deswegen  die 
Mediation  auch  declinieren,  dazu  sie  sonst  unter  der  Hand  veranlasst  wur- 
den. Er  hat  daranf  Romswinckel  und  Copes  angewiesen,  zu  fragen, 
'  was  die  Staaten  bei  Kf.  thnn  wollten,  wenn  er  die  Partei  von  Spanied  nehmen 
würde. 

In  dem  Kreiswesen  ist  es  noch  nicht  zur  Proposition  gekommen,  die  M uns- 
terschen  halten  immerhin  zurück  und  machen  es  ziemlich  grob  mit  ihnen, 
ihr  Herr  scheint  Kf.  wenig  zu  considerieren.  Auch  die  Handlung  der  hier  an- 
wesenden Kur-  und  Fürstlichen  Abgesandten  wird  sehr  schläfrig  fortgesetzt. 
Der  Bischof  von  Strassburg  sagte  ihm  neulich  in  halbem  Rausche,  er  würde 
in  kurzen  Tagen  von  einer  grossen  Veränderung  hören.  Da  derselbe  mit  dem 
Kurfürsten  über  8  Tage  nach  Lüttich  will,  so  weiss  Bl.  nicht,  was  er  daraus 
schliessen  soll.    Münster  soll  mit  Schweden  wohl  stehen. 


*)    unaufgelöste  Chiffer. 


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Kreistag  und  Conyent  zu  Coln.  813 

Joh.    de  Beyer')   an   den   Kurfürsten.     D.    Cöln    am   Rhein 
13.  September  1667, 

[Conferenzen   am   7.  u.  10.  Sept.    Eroffiiangen  des  K.Trierschen  Gesandten  n.   des 

Bischofs  V.  Strassburg.] 

In  einer  Conferenz*)  am  Mittwoch  den  7.  hat  er,  was  Kf.  ihm  in  puncto  se-  13.  Sept. 
curitatis  und  mediationis  aufgetragen,  den  anwesenden  Deputierten  eröffnet,  das 
gleiche  geschah  in  einer  neuen  Conferenz  am  10.  vonseiten  des  K.Trierschen 
Dr.  Buschmann  und  wurde  darauf  das  Concept  eines  Schreibens  an  Spanien 
zur  Dictatur  gebracht.  Der  Triersche  sagte  in  der  öffentlichen  Conferenz, 
was  er  ihm  schon  privatim  mitgetheilt,  E.Cöln  und  der  Bischof  von  Strass- 
burg hätten  seinem  Herrn  geschrieben,  der  punctns  mediationis  sollte  hier 
allein  vorgenommen  werden,  so  dass  vielleicht  auf  die  engere  Verbündnis  so 
stark  nicht  mehr  gedrungen  werden  dürfte,  derselbe  hat  ihm  vertraulich  eröffnet, 
dass  K.Trier')  bei  seiner  Intention,  in  das  projectierte  foedus  nicht  einzutreten, 
beharre  und  dass  er  beauftragt  wäre,  mit  ihm  vertraulich  zu  correspondieren; 
K. Baiern  wäre  durch  K.Cöln  schon  eingenommen  und  K.Mainz  würde  viel- 
leicht trachten,  auch  K.Sachsen  auf  seine  principia  zu  bringen,  wenn  nicht 
das  jüngste  Abbouchieren^)  dem  vorgebaut  hätte.  Der  Bischof  von  Strassburg 
hat  sich  ihm  gegenüber  mit  dem  Auftrage,  es  dem  Kf.  zu  hinterbringen,  darüber 
beklagt,  dass  aus  den  spanischen  Quartieren  und  den  Niederlanden  her  spargiert 


^)  Laut  Relation  vom  23.  August  war  derselbe  zusammen  mit  Blaspeil  und 
Pagesteeber  am  18.  in  Cöln  des  Kreistages  wegen  angekommen,  hatte  dort  die 
neue  Instruction  des  Kf.  vom  7./17.  August  (oben  S.  809)  erhalten,  aber  noch  keinen 
von  den  anderen  Deputierten  vorgefunden. 

*)  Anwesend  sind  in  dieser  Conferenz  für  K.Mainz  v.  Schonborn  und 
Bertram,  für  K.Cöln  der  Bischof  von  Strassburg,  für  Münster  Wiedenbrück, 
für  Pfalz-Neuburg  Y.Kanzler  Schnell.  Vgl.  über  diese  neuen  Verhandlungen 
Köcher  I,  S.  539f. 

*}  Kurfürst  Karl  Kaspar  von  Trier  hatte  (d.  Coblenz  5.  August  1667)  bei 
Kf.  angefragt,  was  derselbe  von  dem  zu  Cöln  vorgeschlagenen  Bündnis  halte,  und 
gebeten,  ihre  beiderseitigen  Gesandten  dort  vertraulich  communicieren  zu  lassen. 
Kf.  hatte  (d.  Potstam  7./[17.]  August  1667)  dieses  zugesagt  und  auf  die  erste  Anfrage 
erwidert:  „Und  halten  wir  sonst  dafür,  dass  nöthig  sein  werde,  die  consilia  und 
actiones  also  einzurichten,  damit  nicht  einem  oder  andern  Theil  Ursach  zur  Jalousie 
oder  Offension  gegeben  werden  möge,  —  solchem  nach  fällt  uns  nicht  wenig  bedenk- 
lich, dass  man  sofort  den  Pass  vor  den  Succurs  nach  den  Niederlanden  mit  Gewalt 
zu  verwehren  sich  verbinden  wollte,  angesehen  dieselbe  Sache  den  burgundischen 
Kreis  betreffend  vor  das  ganze  Reich  gehörig  und  also  billig  zu  verwarten, .  auch 
nicht  wohl  von  einiger  Stände  wegen  statuiret  werden  kann,  ehe  die  Sache  auf  dem 
Reichstage  debattiret.  Inzwischen  hätte  man  sich  in  den  terminis  Instrument!  pacis 
zu  halten  und  zuzusehen,  dass  durch  das  Mittel,  so  man  zu  Erhaltung  Friedens  an- 
zuwenden gemeinet,  nicht  Unruhe  verursachet  werden  möge." 

*)  Die  Zusammenkunft  zwischen  Kf.  und  K.Sachsen  zu  Zinna  s.  oben 
S.  785  ff. 


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814  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666— 16G9. 

werde,  E.Cöln  hätte  sich  mit  Frankreich  derartig  verbunden,  dass  er  nicht 
mehr  könne  für  unpartheiisch  erachtet  und  daher  nicht  zur  Mediation  zugelassen 
werden,  was  durch  ein  aufgefangenes  Memorial  Lionne's  bewiesen  werde. 
K.Cöln  stände  allerdings  mit  Frankreich  in  Allianz,  diese  sei  aber  schon  im 
April  1666 '}  abgeschlossen  und  sei  eine  blosse  Defensivailianz,  er,  der  Bischot 
habe  sich  erboten,  dieselbe  einem  Bevollmächtigten  Castel  Rodrigo's  mitzn- 
theilen,  erbiete  sich  ebenso  gegen  Ef.  Der  König  von  Frankreich  hätte  ihnen 
zwar  seitdem  grosse  Offerten  gemacht,  sie  hätten  sich  aber  in  keine  weitere 
Verbindung  mit  demselben  eingelassen.  Sie  hätten  das,  was  jetzt  in  den 
Niederlanden  vorgehe,  ein  ganzes  Jahr  aufgehalten,  der  Bruder  des  Bischofs 
sei  schon  1665')  am  kaiserlichen  Hof  gewesen  und  hätte  dort  gute  und  ehr- 
liche Bedingungen  zu  Verhütung  der  jetzigen  Weiterung  vorgeschlagen,  der 
Kaiser  hätte  dieser  Proposition  auch  anfänglich  das  Ohr  geliehen,  sei  aber 
nachher  von  der  Kaiserin  wieder  davon  abgebracht  worden.  Ihre  Absicht  sei, 
den  Frieden  durch  die  Mediation  zu  befördern,  um  dieser  Nachdruck  zu  geben, 
müsste  man  eine  ziemliche  Anzahl  Völker  auf  den  Beinen  haben.  Auch  andere 
Kur-  und  Fürsten,  z.  B.  Kf.,  Schweden,  Holland  und  England  ständen 
mit  Frankreich  in  Allianz  und  würden  darum  bei  der  Mediation  nicht  refusiert. 
Wenn  man  zu  besserer  Subsistenz  in  der  Verfassung  von  einem  oder  anderen 
Subsidien  erlangte,  so  wäre  auch  dieses  nicht  zu  improbieren,  wenn  man  sie 
ohne  Gegenobligation  annehme.  Aehnlich  hätte  auch  Münster  auf  die  Remon- 
strationen des  Kf.  wegen  seiner  mit  französischem  Gelde  gemachten  Werbungen 
geantwortet. 

Da  die  erwarteten  K.Trierschen,  Braunschweigischen  und  änderen 
Gesandten  jetzt  hier  sind  und  so  die  von  ihm  in  puncto  securitatis  vorgescho- 
benen Dilationen  aus  dem  Wege  geräumt  sind,  so  bittet  er  um  Ordre,  wie  er 
sich  in  hoc  passu  publice  ferner  erklären  solle. 


W.  W.  Blaspeil   an   den   Kurfürsten.      D.    Cölu    am    Rhein 
10./20.  September  1667. 

[Mittbeilungen  des  Bischofs  von  Strassburg  zur  Rechtfertigung  der  Politik  K.CöIns; 
dessen  Absichten.    Die  K.  Sächsischen  Gesandten.] 

20.  Sept.  Der  Bischof  von  Strassburg,  den  er  auf  seine  Veranlassung  am  16.  auf- 

gesucht, hat  ihm  mitgetheilt,  K.Cöln  wünsche  in  der  früheren  Vertraulichkeit 
mit  Kf.  zu  continuieren,  demselben  werde  ungerechter  Weise  vorgeworfen,  dass 
er  sich  zu  Nachtheil  des  R.Reiches  engagiert  hätte,  Castel  Rodrigo  hätte 
aus  diesem  Grunde  dessen  Mediation  zurückgewiesen  auf  Grund  von  intercipierten 

')  In  Wirklichkeit  war  22.  October  1666  ein  geheimes  Bündnis  zwischen  K.Cöln 
und  Frankreich  geschlossen  worden,  s.  Mignet  II,  S.  28ff.,  Ennen,  Frankreich  und 
der  Niederrhein  I,  S.  185. 

^  S.  über  diese  Sendung  des  Grafen  Wilhelm  yon  Fürstenberg,  welche 
aber  Anfang  16G7  stattgefunden  hatte,  Mignet  II,  S.  324 ff.,  Ennen  S.  190 


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Eröffnungen  des  Bischofs  y.  Strassburg.  815 

Schreiben,  diese  müssten  aber  untergeschoben  sein,  K.Cöln  hätte  an  seinen 
Agenten  in  Brüssel  geschrieben,  Castel  Rodrigo  möchte  durch  eine  vertraute 
Person  ihn  die  Originale  derselben  sehen  lassen,  dafür  würde  er  demslben 
auch  das  Original  seiner  Tractaten  mit  Frankreich  zeigen.  Auch  der  Markgraf 
von  Baden  hätte  am  braunschweigischen  Hofe  und  an  anderen  Orten  trefflich 
losgezogen  und  würde  vermuthlich  auch  bei  Ef.  K.Cöln  und  ihn  selbst  nicht 
verschont  haben,  wie  er  denn  von  allem,  was  er  wüsste,  gern  redete,  auch  bei 
seiner  Rückkunft  sich  der  bei  Kf.  gehabten  guten  Expedition  gerühmt  und  vor- 
gegeben hätte,  Kf.  würde  sich  bald  mit  einer  ansehnlichen  Armee  für  Spanien 
zeigen.  K.Cölns  Gedanken  und  Bemühungen  wären  hauptsächlich  dahin  ge- 
gangen, dem  Kriege  in  den  spanischen  Niederlanden  zuvorzukommen  und  das 
Feuer  in  der  Asche  zu  dämpfen,  er  hätte  auch  dasselbe  fast  ein  Jahr  lang 
durch  seine  guten  consilia  zurückgehalten  und  würde  wohl  sein  Ziel  erreicht 
haben,  wenn  man  nar  spanischerseits  gutem  Rath  hätte  folgen  wollen.  Sein 
Bruder,  Landgraf  Wilhelm  von  Fürstenberg,  sei  deswegen  im  verwichenen 
Vorjahr  zu  Wien  gewesen  ^),  mit  dem  Kaiser  zu  tractieren,  und  hätte  proponiert, 
Frankreich  würde  sich  aller  seiner  Praetensionen  begeben  und  das  Haus 
Oesterreich  sich  keiner  Widerwärtigkeiten  davon  in  den  Niederlanden  oder  sonst 
zu  befahren  haben,  wenn  man  nur  demselben  auf  den  Fall  des  Todes  des  jet- 
zigen Königs  von  Spanien  die  Franche  Gomt^  lassen  und  dessen  durch  einen 
besonderen  Vertrag  versichern  würde.  Nur  3  oder  4  am  kaiserlichen  Hofe 
hätten  von  dieser  Negotiation  gewusst,  man  hätte  sich  mit  dem  Qrafen  auch, 
obwohl  man  ihm  anfangs  nicht  recht  getraut,  einzulassen  angefangen  und  es 
wurde  sich  alles  sehr  wohl  geschickt  haben,  wenn  nicht  der  spanische  Gesandte 
und  die  Oberkämmerin  die  ganze  Handlung  umgestossen  und  den  Kaiser  diver- 
tiert  hätten.  K.Cöln  hätte  natürlich  auch  auf  seiner  Lande  und  Leute  Sicher- 
heit gedacht  und  ginge  dasjenige,  was  er  mit  Frankreich  tractiert,  hauptsächlich 
dahin.  Er  zeigte  ihm  die  Unterschriften  des  vom  April  1666  datierten  Vertrages 
und  erklärte,  K.  Cöln  wäre  erbötig,  den  ganzen  Inhalt  dieses  Tractates  dem  Kf. 
bekannt  zu  machen,  wenn  derselbe  einer  vertrauten  Person  diese  Commission 
auftragen  und  ihn  zugleich  versichern  wollte,  dass  dieselbe  es  bei  sich  behalten 
und  ausser  Kf.  niemand  davon  etwas  offenbaren  wolle.  Dieser  Tractat  könnte 
nicht  hindern,  dass  K.Cöln  alle  consilia,  welche  zum  besten  des  R. Reiches  ge- 
fasst  werden  sollten,  mit  amplectieren  sollte. 

Bl.  hat  darauf  in  genere  und  mit  aller  möglichen  Behutsamkeit  geantwortet, 
Kf.  würde  gern  in  dem  Vertrauen  mit  K.Cöln  continuieren  und  nicht  sowohl 
auf  die  ihm  über  denselben  zukommenden  Berichte  als  auf  den  Grund  der 
Sachen  sehen,  den  Markgrafen  von  Baden  hätte  Kf.  nach  seiner  Gewohnheit 
mit  aller  Civilität  dimittiert,  auf  seine  Proposition  aber  keine  cathegorische 
Resolution  gegeben,  sondern  freie  Hände  bisher  behalten. 

Der  Bischof  gestand,  dass  Frankreich  zu  den  Werbungen  der  K.Cölnischen 
Völker  Snbsidien  gegeben,  doch  ohne  Condition,  so  dass  K.Cöln  die  Völker 
auch  gegen  Frankreich,  wenn  es  nicht  aequas  pacis  conditiones  annehmen  wollte, 


J)    S.  S.  814. 


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816  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

gebrauchen  konnte.  Spanien  thäte  nichts,  um  die  Niederlande  za  conservieren, 
solchen  Leuten  wäre  schwerlich  zu  helfen,  welche  nicht  sich  selbst  helfen 
wolll^n,  Frankreichs  Intention  wäre  garnicht,  die  Niederlande  alle  an  sich  zu 
ziehen,  sondern  es  würde  mit  einem  Theil  davon  zufrieden  sein  und  andere  mit 
geniessen  lassen.  Da  man  nun  endlich  sehen  sollte,  dass  die  Niederlande  nicht 
zu  retten  wären,  hätten  billig  die  nächst  angelegenen,  Kf.  und  andere,  dahin  zu 
sehen,  dass  sie  nicht  ausgeschlossen  wurden,  man  könnte  dann  dem  Konige 
von  Frankreich  terminos  stellen  und  darüber  eine  solche  Garantie  machen,  dass 
er  dieselben  zu  überschreiten  und  seine  Nachbaren  zu  beunruhigen  sich  wohl 
hüten  werde.  Doch  würde  das  beste  sein,  wenn  man  beide  Kronen  vergleichen 
könnte,  die  Mediation  müsste  nur  bald  fortgesetzt  werden. 

Bl.  meint,  es  würde  gut  sein,  wenn  Kf.  aus  dieser  Veranlassung  an  K. 
Cöln  ein  freundliches  Schreiben  richtete  und  ihn  darin  ermahnte,  nicht  nur 
wie  bisher  des  Reiches  Wohlstand  zu  beherzigen,  sondern  auch  wohl  zuzusehen, 
dass  nicht  die  Mittel,  welche  er  dazu  ergreife,  widrige  £ffecte  thun  mögen. 

Des  Bischofs  von  Strassburg  Absehen  bei  dieser  Unterredung  schien  da- 
hin zu  gehen:  1)  K.Göln  den  Weg,  um  sich  mit  Kf.  zu  setzen,  falls  seine  his- 
herigen  consilia  nicht  succedieren  sollten,  offen  zu  halten,  2)  sich  seihst  bei 
K.Cöln,  der  glaubt,  dass  die  mit  Frankreich  geschlossenen  Tractaten  zu  seinem 
und  des  Reiches  Besten  angesehen,  aus  allem  Verdacht  zu  halten  und  denselben 
in  diesem  Glauben  zu  stärken.  Der  Bischof  scheint  selbst  keine  grosse  Hoff- 
nung auf  die  hier  entworfene  Confoederation  zu  setzen,  da  K.Mainz  ohne 
Zweifel  mehr  aus  Furcht  als  aus  Affection  für  Frankreich  sich  mit  dahin  er- 
klärt und  vermuthlich,  wenn  das  Werk  sich  anders  schicken  sollte,  auch  andere 
Gedanken  fassen  dürfte;  so  wird  er  seinen  meisten  Rücken  an  K. Baiern 
suchen  müssen,  dessen  Abgesandter  v.  Kleist  heute  hier  erwartet  wird. 

PS,  Die  K. Sächsischen  Gesandten  v.  Burckersrode  und  Hofmarschall 
y.  Kanne,  die  nach  Frankreich  gehen  sollen,  halten  sich  hier  noch  auf,  lehen 
mit  ihnen  in  gutem  Vertrauen,  erwarten  nähere  Ordre  und  wollten  gern  wissen, 
ob  Kf.,  wen  und  wie  bald  nach  Frankreich  schicken  werde,  verlangen  sonst 
wieder  nach  Haus. 


Joh.  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
10./20.  September  1667. 

[Beriebt  über  die  Conferenzen  am  15.,  16.  u.  17.  September.] 

20.  Sept.  In  den  letzten  Conferenzen  am  15.,  16.  und  17.  ist  nur  das  Mediationswerk 

vorgenommen  worden,  es  sind  dort  die  Schreiben  an  den  Kaiser,  Spanien 
und  Frankreich  adjustiert  und  Vorschläge  wegen  der  Subscription  und  Be- 
siegelung  sowie  der  Versendung  derselben  gemacht  worden,  auch  wegen  Errich- 
tung einer  gemeinen  Gasse  zur  Bestreitung  der  durch  diese  Mediationssache 
verursachten  Kosten. 

Von   dem    Hause   Braunschweig   sind  jetzt  auch  einige  Deputierte  er- 


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Berichte  de  Beyers  aus  Coln.  817 

schienen*),  einer  von  E. Baiern  wird  auch  erwartet.  Zwei  k. sächsische 
Gesandten  sind  vor  einigen  Tagen  hier  angekommen,  anfänglich  mit  Ordre  nach 
Frankreich  zu  gehen,  wegen  erhaltener  anderer  Ordre  aber  halten  sie  sich  noch 
hier  auf^). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Oöln  am  Rhein  17./ 27.  Sep- 
tember 1667. 

[Conferenz  am  20.  Sept.   Vorschlag  Furstenbergs  wegen  der  Gesandtschaften,    y.  Kleist.] 

Am  20.  hat  eine  neue  Conferenz  stattgefunden,  an  der  auch  der  k.bai-  27.  Sept. 
rische  Deputierte  v.  Kleist  sowie  die  Zellischen,  Calenbergischen  und 
Wolffenbüttelschen  Theil  genommen  haben,  man  hat  über  die  Instruktionen 
und  andere  dazu  gehörige  Sachen  berathen,  dieselben  sind  aber  noch  nicht 
adjustiert  und  über  die  Subscription  ist  Streit  zwischen  den  Geistlichen  und 
Weltlichen.  Der  Bischof  von  Strassburg,  der  mit  K.Göln  zusammen  nach 
Lüttich  abgereist  ist,  hat  ihm  gegenüber  den  Vorschlag  gemacht,  K.Göln  und 
K.Mainz  möchten  an  den  Kaiser,  K.Trier  und  K.Baiern  nach  Spanien, 
Kf.  und  K.Sachsen  nach  Frankreich  schicken  und  es  könnte  an  jeden 
Hof  ein  Fürstlicher  adjungiert  werden. 

Der  K.Bairische  v.  Kleist  hat  sich  ihm  gegenüber  zu  vertraulicher  Corre- 
spondenz  erboten  und  seine  Devotion  gegen  Kf.  bezeugt. 


0.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Alt  Landsberg 
20./ [30.]  September  1667. 

[Die  Eröffnungen  Fürstenbergs,  darauf  zu  ertheilende  Antwort.    Nothwendigkeit  einer 
Gesandtschaft  nach  Wien.    Billigung  der  Vorschläge  de  Witts.] 

PS.  —  halte  unmasgeblich  davor,  dass,  weil  der  Bischof  von  St  ras-  30.  Sept. 
bürg  sich  so  vertraulich  herausgelassen')  und,  wie  er  auch  sonst  ge- 
sinnet sein  mag,  dennoch  viel  gutes  an  die  Hand  gegeben,  solche  Cor- 
respondenz  zu  mesnagiren  sei  und  ihm  hinwiederumb  einige  Confidenz 
zu  bezeugen,  welches  durch  ein  Schreiben  vorgeschlagener  massen  an 
den  Bischof  und  den  Churfürsten  mit  Bezeugung,  dass  E.  Chf.  D.  die 
gethane  Ouvertüre  sehr  angenehmb  wäre,  geschehen  könnte,  und  weil 
er  sich  zu  der  Communication  des  foederis  mit  Frankreich  erboten, 
könnten  E.  Chf.  D.  begehren,  dass  es  deroselben  in  copia  zu  dero  eigenen 


0    S.  Köcher  I,  S.  539. 

*)    K.  beauftragt  (d.  Massin  16./[26.]  September  1667)  Beyer,  mit  den  K.Sächsi- 
schen  vertraulich  zu  communicieren. 
3)     S.  oben  S.  814  ff. 

ICater.  c.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  52 


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818  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Hände  addressiret  würde,  mit  Versicherunge,  dass  es  niemand  commu- 
niciret  werden  sollte,  damit  auch  E.  Cbf.  D.  ihnen  destomehr  Anlass  za 
einigem  Vertrauen  geben,  könnten  Sie  gar  wohl  ein  Misgefallen  bezeu- 
gen, dass  man  Spanischer  Seiten  die  ChurCölnsche  Mediation  ausge- 
schlagen, wie  mir  dann  auch  nicht  deucht,  dass  Sie  hierunter  gar  wohl 
gethan,  es  würde  Frankreich  auf  solche  Art  auch  anderer  Mediation  re- 
fusiren  und  also  die  Tractaten  immerhin  verhindern  können.  Indessen, 
damit  man  desto  besser  wissen  könnte,  ob  auf  des  Bischofs  Anbringen 
auch  einiges  Fundament  zu  setzen,  könnten^)  E.  Chf.  D.  am  Keyserli- 
chen  Hofe  bekannt  machen,  was  der  Graf  Wilhelm  sich  von  seiner 
Negotiation  daselbst  rühmet  und  dass  er  sich  erboten,  durch  die 
FrancheComtedie  ganze  Sache  beizulegen,  und  vernehmen,  ob  solches 
sich  also  verhalte.  Dass  der  Markgraf  von  Baden  etwas  laut  gegangen, 
habe  ich  auch  von  anderen  Orten  vernommen  und  laufet  solches  aus- 
drücklich kegen  die  Abrede  und  seine  Zusage.  Wann  aber  E.  Chf.  D. 
solches  durch  Schreiben  an  ihn  ressentirten  und  man  solches  vorzeigete, 
würde  es  noch  ärger  sein  und  seine  Aussage  bestärken,  deren  doch  jetzt 
von  allen  nicht  mag  getrauet  werden,  daher  ich  unmasgeblich  gnug- 
samb  ermesse,  dass  man  sich  alhie  bei  dem  Baron  de  6oes  desfals 
mündlich  beschwere,  der  mir  neulich  gesagt,  dass  seine  Relation  nacher 
Spanien  geschicket  und  von  dannen  Resolution  erwartet  würde.  Wegen 
Abschickung  nacher  Wien  seind  allerhand  Bedenklichkeiten,  sonderlich 
dass  der  Keyser,  den  es  doch  hauptsachlich  betrifft,  so  gar  kühl  in 
der  Sache  ist,  wie  ich  solches  noch  neulich  von  dem  Baron  de  Goes 
gespüret,  und  anstatt  dass  er  E.  Chf.  D.  suchen  und  urgiren  sollte,  dar- 
auf wartet,  dass  es  von  deroselben  geschehe.  Jedennoch  wann  E.  Chf. 
D.  das  Werk  anzutreten  resolviret  sein,  sonderlich  auf  solche  Art  wie 
von  dem  H.  de  Witte  vorgeschlagen*),  so  würde  es  doch  wohl  sein 
müssen,  damit  man  so  viel  Vortheil  als  immer  müglich  am  Eeyserl. 
Hofe  davon  ziehe,  denn  werden  E.  Chf.  D.  vorher  im  Haag  schliessen, 
so  haben  Sie  hernach  alda  nichts  zu  hoffen.  Ich  wollte  doch  unterthä- 
nigst  rathen,  dass  unter  anderm  Prätext  hingeschicket,  der  Abgesandte 
aber  dennoch  auf  diese  Sache  instruiret  würde,  der  Person  halber,  so 
hiezu  zu  gebrauchen,  will  E.  Chf.  D.  ich  meine  Gedanken  mündlich  er- 
öffnen. Dass  mit  dem  Feldherrn  Wrangel  die  vertrauliche  Correspon- 
denz  fortgesetzet  werde,   finde  ich  sehr  rathsamb,   denn  so  viel  ich  aus 


0    S.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  346. 
2)    S.  oben  S.  735. 


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Vorschläge  0.  v.  Schwerins.  819 

allen  Dingen  absehen  kann,  führet  derselbe  gar  gute  consilia,  hiezu 
könnte  derselbe  gebrauchet  werden,  welcher  nach  Franckreich  gehen  soll. 
Sonsten,  Gnädigster  Herr,  gefallt  mir  der  Vorschlag,  den  der  H.  de 
Witte  gethan,  wie  man  das  Werk  angreifen  soll,  sehr  wohl,  können 
E.  Chf.  D.  nur  die  nöthige  Subsidia  von  ihnen  erhalten,  so  könnte  ich 
nicht  widerrathen,  dass  E.  Chf.  D.  sich  mit  ihnen  einlassen,  denn  der 
Zweck  ist  löblich,  die  Art  zu  procediren  billig  und  kann  von  keiner 
Partei  getadelt  werden,  und  würden  E.  Chf.  D.  im  Reich  grossen  Beifall 
erlangen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  [s.  l] 
23.  September/ [3,  October]  1667. 

[Erwiderung  auf  die  Eröffnungen  Fürstenbergs.] 

Durch  Blaspeil  hat  er  erfahren,  was  der  Bischof  von  Strassburg  dem-  3.  Oct. 
selben  wegen  K.Cölns  aufrichtiger  Bemühungen  in  der  burgundischen  Sache 
und  üngegründetheit  der  Nachrede  wegen  seiner  Allianz  mit  Frankreich  sowie 
wegen  seines  "Wunsches,  mit  ihm  weiter  vertrauliche  Correspondenz  zu  unter- 
halten, eröffnet  hat. 

Ohne  ist  zwar  nicht,  dass  wegen  der  mit  Frankreich  aufgerichteten 
Alliantz  wie  auch  wegen  dessen,  so  anfangs  zue  Cöln  in  puncto  securi- 
tatis  ins  Mittel  gekommen,  hin  und  her  viel  ausgesprenget,  auch  uns 
zu  Ohren  gekommen.  Nach  dem  aber  zue  E.  Ld.  gesetzten  aufrechten 
Vertrauen  haben  wir  uns  doch  allewege  versichert  gehalten,  E.  Ld.  keine 
andere  als  dem  Vaterlande  erspriessliche  consilia  führen  wurden. 
Stellen  auch  zu  E.  Ld.  —  Gefallen,  ob  sie  uns,  wie  des  H.  Bischoffen 
Ld.  auch  erwähnet,  von  dem  mit  Frankreich  geschlossenen  Tractat  in 
gutem  Vertrauen  Nachricht  geben  und  eine  Abschrift  erteilen  wollen. 
Wir  versichern  E.  Ld.,  dass  wir  selbige  dergestalt  secretiren,  wie  sie  es 
selbst  begehren,  und  blos  zue  Hintertreibung  der  oberwähnten  Nachrede 
gebrauchen  werden.  Sonsten  wollen  wir  gleich woll  nicht  hoffen,  dass 
an  Spanischer  Seiten  man  gesinnet  sei,  bei  der  Mediation  E.  Ld.  einige 
Difficultät  und  in  dem  Churf.  collegio  eine  Trennung  zu  machen,  gestalt 
wir  dann  auch  deswegen  an  gehörigen  Ort  nötige  und  dienliche  Erinne- 
rung thuen  werden.  — ^) 


0  Unter  demselben  Datum  richtet  Kf.  auch  ein  äbniiches  Schreiben  an  den 
Bischof  yon  Strassburg  und  beauftragt  Blaspeil,  dieses  Schreiben  zu  bestellen 
und  die  Correspondenz  mit  dem  Bischof  fortzusetzen. 

52* 


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820  VI-    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Joh.  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D,  Cöln  am  Rhein 
4.  October  1667. 

[Bericht   aber   die  letzten  Conferenzen.    Die  K.  Sächsischen  Gesandten.    Betrag   des 
von  Kf.  zu  zahlenden  Beitrages.] 

4.  Oct.  In*)  der  Conferenz  am  27.  September  ist  die  Schwierigkeit  wegen  der  Sub- 

scription  ausgeglichen  und  dann  am  folgenden  Tage  über  die  Eintheilung  der 
Schickung  an  die  drei  Hofe  berathen  worden.  Dem  Beschluss,  dass  je  zwei 
Kurfürsten  und  ein  Fürst  an  jeden  Hof  schicken  sollten,  gegenüber  verlangten 
die  Fürsten,  Münster,  Pfalz-Nenburg,  Celle,  Calenberg  und  Wolffen- 
butteP),  entsprechend  dem  anfänglichen  Vorschlag,  dass  ebensoviel  Fürsten 
wie  Kurfürsten,  nämlich  je  zwei,  an  jeden  Hof  schicken  sollten,  namentlich  die 
Braunschweigischen  haben  sich  stark  dafür  interessiert  und  ist  schliesslich  am 
30.  dieser  Vorschlag  ad  referendum  angenommen  worden,  ebenso  der  wegen 
der  gemeinen  cassa,  wogegen  auch  Widerspruch  erhoben  wurde.  Vorgestern 
sind  die  Schreiben  an  die  drei  Hofe  nebst  den  Instruktionen  und  Credentialen 
für  die  Gesandten')  an  allerseits  Principalen  zur  Subscription  zugesandt  worden. 
Dieselben  sollen  zugleich  auf  einem  Zettel  die  Namen  der  Gesandten,  welche 
sie  schicken  wollen,  um  diese  den  Credentialen  einzuverleiben,  an  K.MaiDZ  zu- 
rückschicken und  sich  darüber  erklären,  ob  sie  nach  der  Reichsmatrikul  zu  der 
cassa  beitragen  und  ihren  Beitrag  hieher  an  die  K.  Mainzische  Gesandtschaft 
anschaffen  lassen  wollen.  An  der  letzten  Sitzung  haben  auch  die  K. Sächsi- 
sch en  auf  Grund  besonderer  Vollmacht  ihres  Herrn  Theil  genommen.  Zu  Folge 
dem  kurfürstlichen  Rescript  vom  16./26.  September  ist  er  gestern  bei  denselben 
gewesen,  hat  ihnen  den  Befehl,  mit  ihnen  in  vertrauliche  Correspondenz  zu  treten, 
bekannt  gemacht  und,  wohin  sie  incliniert  seien,  zu  sondieren  gesucht,  dieselben 
erklärten,  die  Rückkehr  eines  nach  Dresden  geschickten  Kammerdieners  zu  er- 
warten. 

PS.  Als  Beitrag  zu  den  auf  2000  Rthlr.  angeschlagenen  Spesen  für  die 
Couriere  soll  jeder  der  correspondierenden  Kur-  und  Fürsten  ein  Achtel  eines 
einfachen  Römermonats,  also  Kf.  228Vj  Rthlr.  zahlen*). 


Joh.  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D,  Göln  am  Rhein 
11.  October  1667. 

[Versicherungen  v.  Kleists  über  die  Haltung  K.  Baiems.    Die  K.  Sächsischen  Gesandten 

u.  deren  Aeusserungen.] 

11.  Oct.  Der   k.bairische   Gesandte  v.  Kleist,    der  nach   der  Aussage  des  kaiser- 


1)    Vgl.  den  Bericht  Gaumonts  yom  3.  October  1667  (Mignet  II,  S.  269). 

»)    S.  Kocher  I,  S.  539. 

^  S.  alle  diese  vom  5.  October  1667  ausgestellten  Schriftstucke  bei  Londorp 
IX,  S.  578  ff. 

«)  Kf.  erklärt  sich  (d.  Göln  l./ll.  October  1667)  dazu  bereit  und  weist  das 
Geld  an. 


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de  Beyers  Berichte  ans  Cöln.  821 

liehen  Gesandten  zur  französischen  Partei  gehören  soll  und  den  er  darauf  hin 
sondiert  hat,  hehauptet,  seinem  Herrn  geschehe  darunter  gar  ungütlich,  und, 
nachdem  er  ihm  über  die  Intention  des  Kf.  auf  Grund  der  Rescripte  desselben 
vertrauliche  Mittheilung  gemacht,  alles  käme  mit  den  consiliis  seines  Herrn 
überein,  derselbe  wäre  noch  mit  keiner  Partei  engagiert  und  er  selbst  wollte 
sich  bemühen,  dass  derselbe  auch  ferner  mit  Kf.  gleiche  consilia  führe.  Die 
K. Sächsischen  berichteten  Nachricht  zu  haben,  CastelRodrigo  habe  Befehl 
erhalten,  nach  Spanien  zurückzukehren,  und  Don  Juan  d^Austria  sollte 
an  seiner  Stelle  nach  den  Niederlanden  kommen.  Dieselben  haben  ihm 
mitgetheilt ^),  Burckersrode  beabsichtige  auf  erhaltenen  Befehl  die  Rückreise 
anzutreten,  Marschall  v.  Cahn  werde  vielleicht  nach  Frankreich  gehen  und  bis 
zu  solcher  Ordre  eine  Reise  nach  Holland  machen,  hier  wollten  sie  die  E.  Main- 
zischen ihnen  substituieren.  Sie  behaupteten,  von  dem,  was  bei  dem  Abbouche- 
ment  zwischen  ihrem  Herrn  und  Kf.  vorgefallen,  noch  keine  völlige«  Information 
zu  haben,  meinten,  man  müsste  darauf,  dass  der  Kaiser  sich  so  wenig  movierte, 
ein  besonderes  Absehen  haben  und  es  dürfte  wohl  bedenklich  sein,  dass  einige 
Kur-  und  Fürsten  ohne  denselben  sich  movieren  wollten.  Nachdem  er  auf 
Grund  der  Rescripte  des  Kf.  sie  auch  mit  dessen  Intention  bekannt  gemacht, 
findet  er  sie  auf  denselben  principiis,  Burkersrode  äusserte  sogar  die 
Absicht,  nach  seiner  Rückkehr  mit  Kf.  unter  einem  Prätext  davon  weiter  zu 
reden,  doch  hat  er  davon  nachhe/  wieder  abstrahiert,  bis  er  seines  Herrn  In- 
tention vernommen  hätte.  Gaumont  ist  wieder  hieher  zurückgekehrt,  hat  dieses 
aber  weder  ihm  noch  den  K.  Sächsischen  angezeigt. 


Joh.  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
17.  October  1667. 

[Weitere  Berathungen,  Vorschlag,  den  Congress  vorläufig  ku  vertagen.] 

Am  12.  wurde  über  den  Extract  der  spanischen  Vollmacht  berathen  und  17.  Oet 
endlich  beschlossen,  vorläufig  noch  hier  zu  bleiben  und  den  punctum  armistitii 
bei  der  Instruktion  zu  lassen,  K.Cöln  könnte  unter  der  Hand  ferner  sondieren 
oder  man  möchte  sehen,  wie  man  es  en  prive  anbrächte.  Allerlei  Gedanken 
und  Specnlationen  waren  privatim  über  dieses  Werk,  über  jenen  Extract  und 
die  proponierte  Frage,  als  ob  vielleicht  dadurch  der  Mediation  neue  obstacula 
gemacht  werden  wollten.  Einige  meinten,  um  dieses  zu  declinieren,  sollte  man 
sich  eine  Zeit  lang,  wenn  nicht  alle,  doch  die  meisten,  trennen  und  abwarten, 
was  inzwischen  mit  den  Schreiben  und  Gesandtschaften  ausgerichtet  werden 
würde'). 


')    Vgl.  Auerbach  8.303. 

^  Kf.  erklärt  sich  (d.  Cöln  15./[25.]  October  1667)  damit  einverstanden,  dass 
die  Gesandten  sich  yorlaufig  trennten  und  Beyer  nach  Cleve  zurückkehre,  er  be- 
dauert, dass  der  von  dem  Markgrafen  von  Baden  gemachte  Vorschlag  (s.  oben  S.  704), 


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822  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten.     D. 
Mainz  27.  October  1667. 

[Jodoci's  Bericht  aber  des  Kf.  Absichten.    Aussicht,  dass  die  Friedensverhandlungen 
zustande  kommen,  Bitte,  auch  die  Gen.  Staaten  zur  Mitwirkung  aufzufordern.] 

27.  Oct.  Sein  bei  Kf.  gewesener  Rath  Jodoci^)  hat  ihm  berichtet,  dass  dessen 

consilia  vornehmlich  dahin  zielen,  dass  nicht  nur  der  teutsche  Frieden  und 
Freiheit  erhalten,  sondern  auch  die  in  den  Niederlanden  entstandene  Kriegs- 
flamme gedämpft  werde.  Auch  er  wird  sich  zu  Erreichung  dieses  Zweckes  auf 
das  äusserste  bemuhen.  Da  der  König  von  Frankreich  sich  mehr  and  mehr 
zu  gutlicher  Beilegung  dieser  Differenzen,  auch  sogar  zu  Eingehung  eines  armi- 
stitii  geneigt  zeigt,  auch  Castel  Rodrigo  Vollmacht  aus  Spanien  erhalten 
haben  soll,  so  hat  man  sich  vor  allem  zu  bemühen,  dass  beide  Theile  za  Er- 
nennung de^  Orts  und  der  Mediatoren  disponiert  werden.  Er  wünscht  Nachricht 
von  dem,  was  Castel  Rodrigo  dem  Kf.  geantwortet  hat. 

PS.  Er  fordert  Kf.  auf,  sich  bei  den  Gen. Staaten  zu  bemühen,  dass 
diese  dahin  mitwirken,  dass  möglichst  bald  zu  Tractaten  geschritten  and  so 
durch  gütliche  Mediation  dieser  Streit  beigelegt  werde,  bevor  die  campagne 
wieder  herbeirückt'). 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D. 
Dresden  19. /[29.]  October  1667. 

[Uebersendung  der  Schriftstücke  für  die  Gesandtschaften.    Anfrage  inbetreff  der  Ab- 
sichten des  Kf.] 

29.  Oct.  Er  übersendet  die  ihm  von  K.Baiern')  zugesandten  Vollmachten  und  In- 

struktionen, welche  auf  dem  Cölner  Convent   für  die  beabsichtigten  Gesandt- 


Spanien  soUte  einige  Oerter  in  Flandern  den  Richtern  in  Sequester  geben  und  auch 

Frankreich  denselben   die   von   ihm    occupierten  Oerter  einräumen,   nicht  in  die  In- 

29  October 
struktion  gesetzt  ist.    Er  beauftragt  dann  ^    ^  seinen  Rath  und  Residenten 

®  [8.  November] 

in  Düsseldorf  Arnold  Gisbeit  Pagestecher,   wenn  derselbe  vernehmen  sollte,   dass 

einige  kur-   und  fürstliche  Räthe  zu  Vollziehung  der  Mediation  sich  wieder   in  Cöln 

einfinden  sollten,  sich  auch  dorthin  zu  begeben  und,  wenn  er  es  für  nöthig  befinden 

sollte,  dass  Beyer  dorthin  komme,  es  diesem  anzuzeigen. 

1)    S.  über  dessen  Sendung  an  den  Kf.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  338. 

^)  Kf.  erwidert  (d.  Cöln  2./[12.]  November  1667),  er  bemühe  sich  schon  seit 
lange  bei  den  Gen.  Staaten  darum  und  werde  es  auch  weiter  thun,  er  sei  jetzt  in 
Deliberation  begriffen,  ob  er  nicht  zu  Beförderung  des  Friedensnegotii  unerwartet 
der  zu  Cöln  beschlossenen  Abschickung,  die  sich  wohl  etwas  verzögern  würde,  eine 
besondere  Gesandtschaft  an  den  König  von  Frankreich  und  Castel  Rodrigo 
solle  abgehen  lassen,  verspricht  weitere  Mittheilungen. 

^  Auch  Kurfürst  Ferdinand  Maria  sendet  (d.  München  24.  October  1667) 
dem  Kf.  die  Instruktionen  für  die  Gesandten  (s.  Diar.  Europ.  XVI.  Append.  S.  96 ff., 
Londorp  IX,  S.  579 ff.,  Mignet  II,  S.  270 ff.)   zu  und  ersucht  ihn,   nicht  allein  die 


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Gorrespondenz  mit  den  anderen  Kurfürsten.  823 

Schäften  an  den  kaiserlichen  Hof  und  an  die  beiden  kriegfahrenden  Parteien 
verglichen  worden  nnd  welche  er  ebenso  wie  K.  Baiern  und  die  geistlichen 
Kurfürsten  vollzogen  hat,  und  bittet  um  Nachricht,  ob  des  Kf.  Gesandten  noch 
bei  dem  Gonvent  zu  Göln  subsistieren  und  wann  und  wen  Ef.  zu  der  beab- 
sichtigten Gesandtschaft  senden  wolle  ^). 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten.    D. 
Heidelberg  30.  November/ [10.  December]  1667. 

[Bitte,   seine  Forderungen   auf  dem  Gölner  Gonvent  zu  unterstützen,   u.  um  nähere 
Nachricht,  was  dort  vorkommen  werde.] 

£r  hat  die  von  E.Mainz  angesonnene  Mitvollziehung  der  Instruktionen  10.  Dec. 
und  Gredentialen  für  die  an  Frankreich,  Spanien  und  den  Kaiser  in  puncto 
mediationis  ahzuschickenden  Gesandten  unter  gewissen  reservatis  ausgeführt 
und  rechtfertigt  diese  reservata^).  Er  heahsichtigt  jetzt,  seinen  vor  etlichen 
Wochen  nach  Cöln  geschickten  Hofrath  v.  Galen  daselhst  noch  verbleihen  zu 
lassen,  bittet  Kf.,  seine  Gesandten  anzuweisen,  mit  demselben  gute  Gorrespondenz 
zu  unterhalten  und  ihnen  die  Secundierung  dieser  reservata  anzubefehlen,  und 
bittet ,  ihm  mitzutheilen ,  was  Kf. ,  der  ja  die  Seinigen  schon  längst  auf  jenem 
Gonvent  gehabt,  meine,  dass  dort  weiter  vorkommen  möchte,  damit  er  seine 
Gesandten  um  so  besser  instruieren  könne'). 


Seinigen  bei  dem  Gölner  Gonvent,  «darauf  man  nun  albereits  eine  grosse  Reflexion 
macht",  bis  zu  bestandiger  Adjustierung  dieses  Werkes  subsistieren,  sondern  sie  auch 
mit  den  Seinigen  vertraulich  communicieren  zu  lassen.  Kf.  erwidert  demselben  (d. 
Gölna.  d.  Spr.  2I./[31.]  October  1667),  er  habe  seine  ministri  nur  deswegen  von 
Göln  abgerufen,  weil  die  meisten  anderen  Gesandten  sich  schon  vorher  von  dort  fort- 
begeben hätten,  ohne  die  Seinigen  wissen  zu  lassen,  wohin  und  weshalb.  Sobald  er 
vernehmen  werde,  dass  die  anderen  sich  dort  wieder  einfinden  würden,  werde  er 
auch  die  Seinigen  wieder  dorthin  schicken  und  ihnen  befehlen,  mit  den  K.Bairischen 
vertraulich  zu  communicieren. 

0  Kf.  erwidert  (d.  GÖln  a.  d.  Spree  2 1./[31.]  October),  er  habe  seine  Gesandten 
aus  Göln  abgefordert,  werde  sie  aber,  wenn  es  die  Nothdurft  erfordern  würde,  dort- 
hin zurückkehren  lassen,  und  verspricht  mit  ihm  weiter  darüber  zu  communicieren. 

^  K.Pfalz  verlangt,  1)  es  solle  ihm  frei  stehen,  den  Gesandten  auch  jemand 
von  den  Seinigen  beizuordnen,  2)  keiner  von  den  Gesandten  dürfe  k  part  negotiieren, 
3)  es  dürfe  dadurch  einem  etwaigen  Reichsschluss  nicht  präjudiciert  werden. 

')  Kf.  erwidert  (d.  Göln  a.  d.  Spree  9./1 9.  December  1667),  er  wisse  nur,  dass 
die  Gesandtschaften  dort  zusammenkommen  und  von  dort  Weiterreisen  sollten. 


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824  VI.   Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

Job.   de  BeyerO  an   den  Kurfürsten.     D.  Cöln   17./27.  üe- 

cember  1667. 

[Verzögerung  der  Gesandtschaft  nach  Spanien.    Verdächtiges  Verhalten  Färstenbergs 
und  Schönborns  im  Haag.    Aeusserungen  Gaumonts.] 

27.  Dec.  Er  hat  mit  v.  Pelnitz,  Blaspeil  und  Meinders  zu  Düsseldorf)  ge- 

redet. Hier  ist  nur  eine  Conferenz  vorm  Fest  gehalten  worden.  Die  spanische  Ge- 
sandtschaft kann  noch  nicht  von  der  Stelle  kommen,  da  der  Osnabrückische 
noch  erwartet  wird  und  die  übrigen  erst  darüber,  ob  unterwegs  erst  Castel 
Rodrigo  begrnsst  werden  solle,  bei  ihren  Principalen  angefragt  haben.  Ver- 
schiedene der  hier  anwesenden  Gesandten  haben  allerlei  Absehen,  dass')  der 
Bischof  von  Strassburg  und  v.  Schönborn  so  lange  im  Haag  gewesen  und 
dass  auch  Prinz  Wilhelm  aus  Frankreich  dort  angelangt  sei,  ohne  dass  dem 
Convent  angezeigt  werde,  ob  und  was  da  etwa  die  hiesigen  Mediationsaffafren 
betreffend  verhandelt  werde.  Gaumont  ist  mitSchönborn  sehr  familiär  und 
logiert,  in  des  Bischofs  von  Strassburg  gewöhnlichem  Quartier,  in  der  Propstei 
zu  St.  Gereon,  er  hat  zu  einigen  Gesandten  gesagt,  sein  König  hätte  aas  dem 
Römischen  Reich  nichts  zu  fürchten,  nachdem  auch  Kf.  ihm  nun  nicht  mehr 
zuwider  sein  wurde.  Da  der  K.Sächsische  Gesandte  schon  in  Paris  sein  soll, 
vielleicht  auch  der  Pfalz-Neuburgische  sich  schon  dort  eingefunden  hat,  so 
bittet  er  um  Ordre,  ob  er  allein  dorthin  nachreisen  soll*). 


>)  Kf.  hatte  (d.  Cöln  13./[23.]  November  1667)  denselben  angewiesen,  sich  fertig 
zu  halten,  um  mit  den  K. Sächsischen  zusammen  die  Gesandtschaft  nach  Frankreich 
anzutreten. 

'0    S.  oben  S.  781. 

3)    S.  M^m.  d'Estrades  VI,  S.  178ff.,  205.    Auch  Kurfürst  Karl  Ludwig  von 

der  Pfalz  beschwert  sich  bei  Kf.  (d.  Heidelberg  -^_ ,--,-   )  darüber,  dass 

[7.  Januar  IbooJ 

von  K.Cöln  und  K.Mainz   particulare  Handlungen   in  diesem  Mediationswerk  ohne 

Mittheilung  an  den  Convent  getrieben  seien,  namentlich  über  die  Verhandlungen  der 

beiden  Fürstenberg  und  Scbönborns  in  Holland  und  ersucht  Kf.,    darüber  auch 

in  Cöln  Beschwerde   führen   zu   lassen.    Kf.  sagt  8./18.  Januar  1668   dieses   zu  und 

theilt  mit,  dass  er  deswegen  auch  an  K.Mainz  geschrieben  habe. 

-V     «-*    .^  .»X    24.  December  1667   ,^        .,  xr  o      i  ^       «  • 

*)    Kf.    theilt   — r— ; 77,-^^^ —  B.   mit,   was  K.Sachsen   wegen   der   Reise 

3.  Januar  1668 

seiner  Gesandten  ihm  mitgetheilt  (s.  oben  S.  797),  und  befiehlt  ihm,  den  geradesten 
Weg  nach  Paris  zu  gehen  und  es  so  einzurichten,  dass  er  sich  mit  den  K.  Sächsischen 
unterwegs  oder  wenigstens  in  Paris  vereinige,  7./17.  Januar  1668  wiederholt  er  den  Be- 
fehl, dass  Page  stech  er  während  Beyers  Abwesenheit  seine  Stelle  in  Cöln  vertreten 
solle,  und  verlangt,  dass  in  Frankreich  auf  den  Waffenstillstand  gedrungen  werde. 


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Berichte  de  Beyers  aus  Coln.  825 

Kurfürst  Maximilian  Heinrich   von  Göln   an  den  Kurfürsten. 
D.  Bonn  13.  Januar  1668. 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  September  1667.    Vorschlag  zur  Reassumieruug  der  Zu- 
sammenkunft in  Coln.] 

Des  Kf.  Schreiben ')  ist  ihm  erst  vor  wenigen  Tagen   durch   den  Bischof  13.  Jan. 
von   Strassburg.   dem  es   auf  seiner  Durchreise  von  Holland  her  in  Cleve 
Blaspeil    übergeben,  zugekommen.    Versicherung  seiner  guten  Absichten  für 
die  Wohlfahrt  des  Reichs. 

Da  zu  fürchten  ist,  dass  Spanien  sein  Intent,  das  Reich  mit  in  diesen 
Krieg  zu  ziehen,  erreichen  könnte,  so  muss  man  auf  nachdrückliche  Mittel  be- 
dacht sein,  zu  einem  gütlichen  Vergleich  zwischen  beiden  Kronen  zu  gelangen, 
dazu  würde  sehr  dienlich  sein,  wenn  die  Versammlung  zu  Coln  reassumiert 
würde,  um  ferner  zu  deliberieren,  nachdem  Frankreich  auf  den  Vorschlag 
Castel  Rodrigo's  Aachen  zum  Ort  der  Verhandlungen  bestinmit'),  ob  man  ' 
sich  nicht  dort  zusammen  thun  solle.  Durch  Spaniens  Weigerung,  eine  andere 
Mediation  als  die  des  Papstes  zuzulassen,  braucht  man  sich  nicht  irre  machen 
zu  lassen,  sondern  man  hat  in  loco  tractatuum  allerseits  sich  einzufinden 
und  inmittelst  in  Cöln  zu  überlegen,  was,  falls  es  zu  keinen  Tractaten  kommen 
oder  diese  unfruchtbar  ausschlagen  sollten,  vonseiten  des  Reichs  oder  der  be- 
nachbarten Kur-  und  Fürsten  für  Mittel  zu  ergreifen,  damit  man  in  diesen  Krieg 
nicht  mit  involviert  werde. 

Job.  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  am  Rhein 
6./ 16.  Januar  1668. 

[Bevorstehende  Abreise.    Die  Gesandtschaften  nach  Wien  und  nach  Spanien.] 

Er  wird  heute  nach  Cleve  reisen,  um  mit  v.  Spaen  wegen  Fonmierung  16.  Jan. 
der  Spesen  Abrede  zu  treffen,  und  er  gedenkt  Ende  dieser  oder  Anfang  der 
nächsten  Woche  über  Lüttich  nach  Sedan  zu  reisen'). 

Es  gehen  1)  nach  Wien:  wegen  K.Mainz  v.  Greiffenclau,  wegen  K.Cöln 
Dr.  Aldenhoven,  wegen  Münster  v.  Smiesing,  wegen  Braunschweig-Calen- 
berg  Dr.  Witte, 

2)  nach  Spanien:  wegen  K.Trier  Freiherr  v.  Orssbeck,  vielleicht  auch 
Dr.  Buschmann,  wegen  K. Baiern  v.  Kleist,  wegen  K.Pfalz  Freiherr  v.  De- 
gen feld,  wegen  Osnabrück  v.  Pal  and,  wegen  Wolffenbüttel  v.  Münnig- 
hausen*). 


0    oben  S.  819. 

3)    Vgl.  Mem.  d'Estrades  VI,  S.  201. 

^  B.  meldet  2 1./31.  Januar  1668  von  Sedan  aus,  er  sei  am  14./24.  yon  Cleve 
abgereist  und  heute  hier  angekommen,  unterwegs  seien  die  Wege  schlecht  und  un- 
sicher  gewesen,  namentlich  zwischen  Lattich  und  hier,  er  sei  auch  von  spanischen 
Parteien  angebalten  aber  auf  seine  Pässe  hin  losgelassen  worden,  von  den  K. Säch- 
sischen habe  er  keine  Nachricht. 

*)    Die  Gesandtschaft  nach  Frankreich  besteht  ausser  de  Beyer  aus  den  K.- 


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826  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666^1669. 

A.  G.  Paghstecher  an  den  Kurfürsten.    D.  Düsseldorf 
31./ 21.  Januar  1667. 

[Die  neuen  Verhandlungen  in  Cöln.] 

31.  Jan.  Er  hat  sich,  nachdem  Beyer  am  6./16.  Januar  abgereist,  nach  Co  In  be- 

geben. Da  dort  aber  nur  wegen  K. Mainz  Dr.  Bertram,  wegen  K.Coln 
Dr.  Quentel  und  wegen  Pfalz-Neubnrg  Dr.  Hermann i  anwesend  sind,  diese 
nur  wöchentlich  einmal  zusammenkommen  und  wenig  Wichtiges  zur  Deliberation 
kommt,  so  ist  er  vorläufig  wieder  zurückgereist*). 


Joh.  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  31.  Januar/ 10.  Fe- 
bruar 1668. 

[Anwesenheit   der   übrigen  Gesandten   ausser  den  K. Sächsischen,    Abwesenheit   des 
Königs  von  Frankreich,  Schwierigkeiten  bei  der  Unterhandlung.] 

10.  Febr.  Er  ist  am  28.  Januar/ 6.  Februar  [sie!]  hier  angekommen,  die  übrigen  De- 

putierten von  K.Pfalz,  Pfalz-Neuburg  und  Braunschweig-Zelle  sind 
schon  einige  Zeit  hier  anwesend,  nur  die  K.  Sächsischen  fehlen  noch,  sie 
sind  am  24.  von  Mainz  abgereist  und  wollen  sich  hier  mit  ihm  vereinigen-). 
Der  König  von  Frankreich  ist  vor  8  Tagen  nach  der  Franche  Comte  auf- 
gebrochen, soll  aber  Lionne  Befehl  zurückgelassen  haben,  die  affaires  mit 
ihnen  provisionaliter  zu  entamieren.  Die  hauptsächlichste  Schwierigkeit  bei 
den  Präliminarien  wird  in  dem  armistitio  und  Prolongation  des  vorigen  termini 
bestehen,  darauf  die  im  Haag  neulich  geschlossenen  Tractaten')  nicht  weniger 
reflectieren,  wozu  jedoch  der  König  wenig  Incllnation  haben  soll. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  14./ 24.  Februar  1668. 

[Audienz  bei  Lionne,  die  Frage  des  Waffenstillstandes.] 

24.  Febr.  Sie  habend  alle  zusammen  am   10./20.   bei  Lionne  Audienz  gehabt  und 

ihm   die  Intention   ihrer  Principalen   auch   in  specie  in  puncto  armistitii  ihrer 

Sächsischen  v.  Gersdorf  und  v.  Kanne,  dem  K. Pfalzischen  v.  Spanheim,  dem 
Pf alz-Neuburgi sehen  v.  Lerodt  und  dem  Celleschen  y.  Platen. 

0  Kf.  beauftragt  (d.  Cöln  18./[28.]  Februar  1668)  auf  Vorschlag  der  cletischen 
Regierung,  um  die  Zehrungskosten  für  Pagestecher  und  eine  Kutsche  für  denselben 
zu  sparen,  seinen  Residenten  in  Cöln  Rupert  Weiler,  sich  mit  P.  zusammen  an  den 
Conferenzen  zu  betheiligen ,  derselbe  nimmt  wirklich  zusammen  mit  dem  am  27.  Fe- 
bruar auf  Aufforderung  des  K.  Mainzischen  Directoriums  nach  Cöln  zuräckgekebrten 
Pagestecher  an  den  weiteren  Conferenzen  bis  Ende  März  Theil,  auf  denen  aber 
nichts  Erhebliches  vorkommt,  Anfang  April  reist  P.  wieder  nach  Düsseldorf  zurück. 

^    Dieselben  trafen  am  3./ 13.  Februar  in  Paris  ein,  s.  Auerbach  S.  311. 

2)    Die  Tripelallianz,  s.  oben  S.  756. 

*)    Vgl.  Auerbach  8.  311  f. 


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Berichte  de  Beyers  aus  Paris.  827 

Instruktion  gemäss  eröffnet.  Derselbe  erwiderte,  der  König  nehme  die  offerierte 
Mediation  willig  an,  sehe  ihre  Ankunft  gern  und  wolle  die  Erklärung,  welche 
er  vor  angetretener  Expedition  nach  der  Franche  Gomt^  gethan,  auch  nach  Er- 
oberung dieser  Provinz  wiederholen  und  bei  der  vorgeschlagenen  Alternative 
bis  ad  ultimum  Martii  verbleiben.  Die  vorgeschlagene  Suspension  der  Waffen 
aber  erachte  er  mehr  für  schädlich  als  vorträglich,  weil  die  Abhandlung  eines 
Waffenstillstandes  mehr  Zeit  als  die  Friedenstractaten  selbst  erfordern  würde. 
Zu  den  Tractaten  sei  Mr.  Golbert  determiniert,  der  zu  seiner  Abreise  nichts 
als  einen  Pass  aus  Niederland  erwarte,  der  König  wolle  an  keinem  anderen 
Ort  als  in  Deutschland  tractieren,  obgleich  vorgegeben  würde,  Spanien  wollte 
CS  nur  in  Rom  geschehen  lassen.  Er  erwähnte  ferner,  er  hätte  aus  Madrid 
Nachricht,  dass  dort  auf  das  aus  Cöln  abgelassene  Schreiben  declinando  geant- 
wortet und  die  angebotene  Mediation  höflich  abgelehnt  wäre,  ferner  dass  die 
Alternative  nicht  von  dem  Könige,  sondern  von  den  Gen.  Staaten  herkäme.  Der 
König  habe  aber  die  Erklärung,  bei  der  Alternative  bis  Ende  März  verbleiben 
zu  wollen,  von  sich  gegeben,  bevor  er  von  der  Haagischen  Allianz  etwas  ge- 
wusst,  und  jene  Allianz  sei  dem  Könige  nicht  so  gar  angenehm.  Sie  werden 
also  bei  der  künftigen  Audienz  vom  König  dessen  Resolution  vernehmen.  Einige 
seiner  Collegen  sind  der  Meinung,  falls  die  surseance  der  Waffen,  wie  zu  ver- 
muthen,  difficultiert  werden  sollte,  sei  dieselbe  nicht  stark  zu  urgieren  sondern 
zu  übergehen,  und  auch  er  hat  angestanden,  dieselbe  gemäss  dem  Rescript  vom 
8./18.  Januar  zu  urgieren,  da  die  anderen  hier  anwesenden  Gesandten  des  Kf. ') 
dieser  Meinung  sind,  ausserdem  die  zu  erwartende  Antwort  des  Königs  delibo- 
randa  geben  und  ihnen  inzwischen  hoffentlich  aus  Cöln  nähere  Instruktion 
darüber  zukommen  wird. 


Job.  de  Beyer  an  den  KnrfQrsteii.    D.  Paris  28.  Februar/ 9.  März 

1668. 

[Audienz  beim  Ronige,  Verzögerung  der  Resolution  desselben.] 

Am  22./3.  haben  sie*)  beim  Könige  in  Saint  Germain  Audienz  gehabt.  9.  März. 
Derselbe  hörte  stehend  und  mit  entblösstem  Haupt  ihre  Proposition  an  und  er- 
widerte auf  französisch,  sie  wären  ihm  willkommen,  er  nehme  die  Mediation 
ihrer  Principalen  herzlich  gern  an,  da  aber  die  vorgetragenen  Sachen  von 
mehrem  Nachdenken  wären,  müsste  er  sich  ein  wenig  Zelt  nehmen  und  würde 
ihnen  entweder  selbst  oder  durch  Lionne  Antwort  zukommen  lassen.  Auf 
solche  aber  haben  sie  bisher  vergeblich  gewartet,  was  sie  um  so  mehr  befremdet, 
da  der  holländische  und  englische  Gesandte'),  die  erst  nach  des  Königs 
Rückkehr  hier  angekommen  sind,  schon   eine  Resolution  erhalten  haben  und 


0    V.  Pölinitz  und  Meinders. 
*)    Vgl.  Auerbach  S.  312f. 

^    Beuningen  und  Trevor,   s.  Mignet  II,  S.  608ff.,   Lefevre  Pontalis  I, 
S.  480  f. 


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828  Tl.    Brandenbarg  und  Frankreich.     1666—1669. 

ihnen  ein  armistitiam  bis  Ende  März  vom  Könige  bewilligt  sein  soll.  Von  dem 
Cölnischen  Convent  haben  sie  weder  nähere  Instruktion  über  den  desiderierten 
punctum  armistitii  noch  sonst  ein  Schreiben  erbalten.  B.  bittet  um  Ordre,  wie 
er  sich  verbalten  solle,  wenn  einige  von  den  Deputierten  absonderlich  revociert 
werden  sollten,  die  K.Sächsiscben  haben  ihm  mitgetheilt,  in  Dresden  sei  von 
einem  Mitglied  des  Cölnischen  Convents  Instanz  gethan,  sie  zu  revocieren '). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.    Paris   13. /23.  März  1668. 

[Verbandlungen  mit  Lionne  aber  den  Waffenstillstand.] 

23.  M&rz.  lieber  das  armistitium  haben  sie  nur  mit  Lionne  vorgestern  zu  conferieren 

Gelegenheit  gehabt,  derselbe  hat  ihnen  ausführlicb  mitgetheilt,  was  in  der  letzten 
Conferenz  mit  dem  englischen  und  holländischen  Gesandten  vorgegangen^« 
wie  der  König  sich  dort  erboten,  den  Termin  zur  Annahme  der  Alternative  bis 
zum  15.  Mai  zu  verlängern,  dass  er  zwar  kein  weiteres  armistitium  bewilligt 
aber  sich  erboten  hätte,  alle  etwa  nach  Ende  März  bis  zum  15.  Mai  eroberten 
Oerter,  wenn  Spanien  bis  dahin  den  Frieden  ratificiert  haben  würde,  wieder 
zurückzugeben.  Als  L.  dabei  zu  verstehen  gab,  dass  der  König  weder  ratione 
prolongati  termini  noch  sonst  den  contenta  der  Uaagischen  Allianz  folgen  wollte, 
damit  man  nicht  meine,  dass  er  dadurch  zu  seinen  Erklärungen  bewogen  sei, 
und  sie  darauf  Instanz  machten,  dennoch  möchte  ihren  Principalen  zu  gefallen 
das  armistitium  prorogiert  werden,  hat  er  dazu  nochmals  alle  Hoffnung  benom- 
men, ihnen  aber  auf  ihre  Bitte  versprochen,  dass  sie  in  absonderlicher  schrift- 
licher Resolution ')  alle  substantlalia  der  Erklärung  des  Königs  an  die  alliierten 
ministros  erhalten  sollten*). 

Derselbe   an   den  Kurfürsten.     D.  Paris   10./ 20.  April  1668. 

[Abscbiedsaudienzen.] 
20.  April.         Die  Aussichten  für  den  Frieden  sind  günstig.    Beim  Könige  haben  sie  am 

>)  Kf.  tbeilt  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  4./[14.]  März  1668)  B.  seinen  Schriftwechsel 
mit  K.Sachsen  wegen  Rückberufung  der  Gesandten  aus  Paris  mit  und  befiehlt  ihm, 
wenn  die  anderen  sich  von  dort  entfernen  sollten,  ebenfalls  abzureisen. 

2)  S.  Mignet  1I,^S.  622f.,  Wiequefort  III,  S.  391f.,  Lefevre  Pontalis  I, 
S.  480f. 

3)  Diese  von  Lionne  ausgestellte  Resolution  (d.  St.  Germain  22.  Harz  1668, 
abgedruckt  Mem.  d 'Estrad es  VI,  S.  347flf.)  sendet  B.  14./24.  März  ein. 

*)  Kf.  hatte  schon  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  15./[25.]  M&rz  1668)  an  B.  geschrieben, 
da  der  Konig  sich  wegen  des  Waffenstillstandes  ganz  favorabel  erklärt  habe,  so  be- 
dürfe es  keines  weiteren  Sollicitierens  deswegen,  er  solle  sogleich  nach  erhaltener 
Demission  abreisen,  21. /[31.]  März  theilt  er  ihm  mit,  er  halte  für  ratbsam,  dass  die 
Gesandten  aus  Paris  zurückgefordert,  dagegen  eine  Abordnung  von  dem  Cölner  Con- 
vent nach  Aachen  beschlossen  werde,  und  ertheilt  unter  demselben  Datum  Page- 
stech er  die  betreffende  Ordre. 


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Berichte  de  Beyers  aus  Paris.  829 

7./17.  Abschiedsaudienz  0  gehabt,  derselbe  empfing  sie  aber  diesmal  sitzend  und 
mit  bedecktem  Haupt  wie  andere  königliche  Envoyes,  angeblich  weil  der 
dänische  Resident  ein  gleiches  Tractament,  wie  ihnen  zu  Anfang  widerfahren, 
verlangt  hat.  Auf  ihren  in  französischer  Sprache  gehaltenen  Vortrag  antwortete 
der  König,  dass  er  aus  sonderbarer  Consideration  und  Ansehen  der  Kur-  und 
Fürsten  und  deren  ihm  zu  danknehmenden  Gefallen  gereichenden  Mediation 
demjenigen,  was  er  zu  Beförderung  des  Friedens  versprochen,  festiglich  nachzu- 
kommen, sein  eigenes  Interesse  dabei  zurückzusetzen,  der  Christenheit  den  Frie- 
den zu  verschaffen  und  den  Kur-  und  Fürstlichen  Häusern  alle  angenehme 
Freundschaft  zu  bezeugen  niemals  unterlassen  wolle.  Desselben  Nachmittags 
haben  sie  auch  bei  der  Königin  und  dem  Dauphin  das  Compliment  abgelegt 
und  sich  auch  von  Lionne  und  le  Tel  Her  verabschiedet,  dagegen  haben 
sie   Colbert    dieses    Mal    nicht    sprechen    können.     Von    der   Gesandtschaft 

nach    Spanien   haben   sie   Nachricht   vom       '  ,... — ,   dieselbe  wird    dort  ihre 
'^  26.  Harz  '• 

erste  Audienz  wohl  zu  der  Zeit  gehabt  haben,  wo  hier  alles  soweit  resolviert 

worden  ist*). 


A.  Gr.  Paghstecher  an  den  Kurfürsten.     D.  Düsseldorf 
14./24.  April  1668. 

[Beschickung  des  Friedenscongresses  zu  Aachen.] 

Der  Bischof  von  Strass bürg  und  Herr  v.  Schönborn')  sind  schon  nach  24.  April. 
Aachen  abgereist  und  es  ist  in  Cöln  proponiert  worden,  dass  auch  die  anderen 
dort  anwesenden  Deputierten  sich  dahin  begeben  sollten.  Da  er  aber  zu  Cleve 
vernommen,  dass  Kf.  *)  bereits  einige  Mitglieder  der  Clevischen  Regierung  dort- 
hin bestimmt  habe,  so  hat  er  seine  Rückreise  nach  Cöln  vorläufig  noch  auf- 
geschoben. 


')    Vgl.  Auerbach  S.  316. 

')    B.  meldet  aus  Wesel  I3./23.  Mai  1668,   dass  er  zusammen  mit  den  K.  Säch- 
sischen am      '       .      von  Paris  abgereist  ist. 

^    Diese  nebst  dem  Münsterschcn  Gesandten  v.  Schmising  haben  als  Vertreter 

der  Yermitteluden  Reichsfursten  an  dem  Aachener  Friedenscongress  Theil  genommen 

und  sie  haben  auch  das  Friedensinstrument  mit  unterzeichnet. 

29.  März 
*)    Kf.  hatte   ^    '  — r^p  1668  v.  Creutzburg,   Blaspeil,  Romswinckel  und 

de  Beyer  beauftragt,  sich  nach  Aachen  zu  dem  Friedenscongress  zu  begeben  und 
ihnen  eine  Instruktion  und  Creditive  an  die  Gesandten  der  Principalparteien  zuge- 
schickt. Auf  die  Nachricht  von  dem  inzwischen  schon  erfolgten  Zustandekommen  des 
Friedens  befiehlt  er  Blas  peil,  der  nebst  den  anderen  nach  Aachen  bestimmten  Ge- 
sandten von  Dusseldorf  aus,  wohin  sie  sich  zunächst  begeben  und  wo  sie  den  Ab- 
schluss  des  Friedens  erfahren  hatten,  ihm  (16./26.  April)  dieses  gemeldet  und  um 
weitere  Ordre  gebeten  hatte,  es  sollten  nur  zwei  von  ihnen  nach  Aachen  gehen,  um 


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830  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666  —  1669. 

A.  G.  Paghstecher  an  den  Kurfürsten.     D.  Düsseldorf 
2./ 12.  Juni  1668. 

[Verhandlungen  zu  Cöln  wegen  der  Friedensgarantie.] 

12.  Juni.  Man  hat  sich  zu  Goln*)  wegen  der  Garantie  nicht  einigen  können.    Einige 

haben  gemeint,  dieser  Punkt  sei  bei  dem  dortigen  Gonvent  nur  praeparatorie 
vorzunehmen  und  dann  an  den  Kaiser  und  die  gesamten  Reichsstande  nach 
Regensbnrg  zu  remittieren,  andere,  derselbe  sei  nicht  in  Cöln  sondern  sofort 
in  Regensburg  zu  proponieren,  daher  ist  alles  bis  zu  eines  jeden  Kur-  und 
Fürsten  näherer  Erklärung  *)  in  suspenso  gelassen  worden,  er  ist  deshalb  wieder 
abgereist'). 


12.     Der  Reichstag  zu  Regensburg.     Mai  1667  —  Mai 

1668. 

V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

3./ 13.  Mai  1667. 

[Polnisches  Hülfsgesuch.] 

1 3.  Mai.  Die  K. Mainzischen  Directores  zeigten  vor  etlichen  Tagen  dem  Karfürsten- 

coUeg  an,  dass  der  polnische  Envoye^)  bei  ihnen  gewesen,  die  dem  Eonig- 
reiche  von  den  Türken  und  anderen  barbarischen  Völkern  drohenden  Gefahren, 
die  dasselbe  bei  seiner  inneren  Zerrüttung  nicht  auszuhalten  imstande  sei,  vor- 
gestellt  und  vom  Römischen  Reiche  kräftige  Assistenz  gebeten,   und  dass  er 


„an  der  Subscription  der  Tractaten  Theil  zu  nehmen  und  was  zur  gänzlichen  Voll- 
ziehung des  Friedensnegotii  desideriret  werden  mochte,  zu  befördern^.    Auch  dieses 

24.  April 
ist  aber  jedenfalls  nicht  geschehen,  da  schon  am  -  j^.,  .—  dort  die  Friedensurkuuden 

ausgewechselt  waren  und  darauf  der  Gongress  sich  aufgelost  hatte. 

')  P.  nimmt  seit  Anfang  Mai  wieder  an  den  Verbandlungen  zu  Cöln  Theil,  bei 
welchen  ausser  ihm  Deputierte  von  K.Mainz,  K.Trier,  K.Göln,  K. Baiern,  Pfalz- 
Neuburg  imd  Osnabrück  zugegen  sind. 

*)    Kf.  schreibt  an  K.Pfalz  (d.  Cöln      '  ^  ..     1668)  auf  eine  Anfrage  desselben 

9.  Juli 

vom  16./26.  Juni,  auch  er  halte  eine  abermalige  Zusammenschickung  der  bisher  cor- 

respondierenden  Fürsten  für  unnöthig  und  habe  Pagestecher  beauftragt,   dabin  zu 

wirken,  dass  der  Punkt  der  Garantie  nach  Regensburg  verwiesen  werde. 

^  R.  Weiler  meidet  (d.  Cöln  31.  Juli  1668),  seit  seiner  Relation  vom-24.  Juli 
habe  keine  Conferenz  mehr  stattgefunden  und  es  werde  vermuthlich  auch  keine  mehr 
gehalten  werden,  da  K.Bai  er  n  seinen  Gesandten  abgerufen  habe  und  auch  v.  Schön- 
born in  kurzem  nach  Mainz  abreisen  werde. 

*)  S.  Gemeiner,  Geschichte  der  öffentlichen  Verhandlungen  des  zu  Regensburg 
noch  fortwährenden  Reichstages  III,  S.  1,  der  aber  irrthümlich  augiebt,  dass  der  Erz- 
bischof von  Gnesen  dort  als  polnischer  Gesandter  erschienen  sei,   Tgl.  oben  S.  315. 


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Berichte  aas  Regensbnrg.  g31 

ihnen  anstatt  eines  Oreditivs  ein  Schreiben  an  das  Kurfürstliche  GoUeg  über- 
geben hätte.  Da  die  Titulatur  desselben  aber  unrichtig  war  und  das  Creditiv, 
da  Polen  von  dem  ganzen  Reiche  Hülfe  begehrt,  dem  entsprechend  eingerichtet 
werden  müsste,  so  wurde  das  Directorium  beauftragt,  solches  dem  Envoye  mit 
guter  Manier  zu  hinterbringen^). 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
24.  Mai/3.  Juni  1667. 

[Erfolglosigkeit  des  polnischen  Hülfsgesuchs.    Des  Kf.  Gedanken  wegen  Vermittlung 
zwischen  Frankreich  und  Spanien  finden  Billigung.]  * 

Der  polnische   Envoye   hat   wegen   Ermangelung  gnugsamer  Vollmacht  3.  Juni, 
seine  Werbung  nicht  ablegen  können,  ist  auch   bereits  gestern  unverrichteter 
Dinge  abgereist,  hat  sich  auch  dem  Ansehen  und  Verlaut  nach  von  den  aller- 
meisten Ständen  keiner  Hülfeleistung  zu  getrösten  gehabt. 

Von  der  Ruptur  zwischen  Frankreich  und  Spanien'}  ist  in  den  Golle- 
giis  Öffentlich  nichts  geredet,  sie  merken  aber,  dass  des  Ef.  auf  Interposition 
zielende  Gedanken ')  von  theils  andern  gleichfalls  für  das  beste  angesehen  werden. 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
31.  Mai/ 10.  Juni  1667. 

[K.Baiems  Verlangen,  der  Kaiser  solle  sich  neutral  halten.] 

Von  den  in  den  niederburgundischen  Landen  sich  hervorthuenden  ge-  10.  Juni, 
fährlichen   Conjuncturen   ist   hier   in   den  Collegiis   nichts  vorgekommen.    Aus 
den  Privatdiscursen  lassen   sich,   wie   in  Teutschland  gebräuchlich,  die   studia 

1)  Kf.  schreibt  an  die  Gesandten  (d.  Coln  13./23.  Hai  1667),  da  er  höre,  dass 
eine  polnische  Gesandtschaft  sich  dort  angegeben  habe  und  vom  Reiche  Assistenz 
suche,  so  schicke  er  ihnen,  obwohl  er  meine,  dass  diese  Hülfe  nicht  mehr  nothig  sei, 
die  ¥on  ihm  dem  bei  ihm  erschienenen  polnischen  Gesandten  ertheilte  Resolution 
(s.  oben  S..327)  zu. 

^  Die  Gesandten  hatten  I7./27.  Mai  gemeldet,  Gravel  habe  ihnen  ein  Schreiben 
des  Königs  von  Frankreich  an  Kf.  (d.  St.  Germain  13.  Mai  1667,  s.  oben  S.  698, 
Mignet  11,  S.  139)  samt  der  gedruckten  lateinischen  Deductio  jurium  Christianissi- 
mae  Reginae  in  ducatum  Brabantiae  und  dem  Briefe  des  Königs  an  die  Königin  von 
Spanien  zur  Beförderung  an  Kf.  zugeschickt 

>)  Kf.  hatte  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  15./[25.]  Mai  1667)  den  Gesandten  die  Schrei- 
ben von  K. Mainz  und  K.Cöln  wegen  der  den  burgundischen  Landen  von  Frank- 
reich angedrohten  Gefahr  und  seine  Antwort  darauf  (s.  oben  S.  700)  mitgetheilt  und 
sie  angewiesen,  seine  daraus  zu  ersehende  Resolution  dort  an  allen  Orten  befördern 
zu  helfen. 


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832  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

partium  spüren.  Der  K.Bairische  Gesandte »)  hat  vorgestern  den  Oester- 
reichischen,  die  es  ad  referendum  genommen,  angezeigt,  sein  Herr  halte,  damit 
nicht  zu  mehrer  Weitläufigkeit  Anlass  gegeben  werde,  für  nothig,  dass  der 
Kaiser  sich  in  dieses  Werk  nicht  mesliere,  viel  weniger  Spanien  Assistenz  leiste, 
hingegen  wurde  Frankreich  auch  nicht  die  nahe  dem  Rheinstrom  gelegenen 
österreichischen  Landschaften  incommodieren '). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  [s.  1.]  4./[14.]  Juni  1667. 

[Befehl,   für  Vermittlung  des  KurfürstencoIIegs  und  Erhaltung  des  Friedens  für  das 
^  Reich  zu  wirken.] 

14.  Juni.  —  Wann  der  in  Brabandt  entstandenen  Unruhe  wegen  etwas    in 

Deliberation  kommen  sollte,  welches  Ihr  dann  auch  zu  befördern  habet, 
so  habet  Ihr  nicht  allein  zur  Mediation  des  Churf.  CoUegii  zu  stimmen, 
sondern  auch  alle  fugliche  Mittel  und  Wege,  so  zu  Beibehaltung  des  R. 
Reichs  Ruhe  und  jenes  Unwesen  zu  stillen  dienlich  sein  möchten,  mit- 
zu  belieben').  — 

V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 

2./ 12.  Juli  1668. 

[Ankunft  der  burgundischen  Gesandten.    Aeusserungen  der  Lüneburger.] 

12.  Juli.  Wegen  der   niederländischen  Unruhe  ist  noch  nichts  proponiert.     In- 

zwischen sind  vorigen  Sonntag  die  burgundischen  Gesandten,  H.  Baron  de  Soye, 
ein  Abt  und  Br.  Philippi,  Senator  des  Parlaments  zu  Dole,  angekommen. 

Die  Luneburgischen^)  haben  ihnen  und  anderen,  zu  denen  sie  ein 
gutes  Vertrauen  haben,   vorgestellt,   wie  ihre  Herren  erwogen,  dass,  gleichwie 

0  Meyer,  8.  Meineke,  Der  Regensburger  Reichstag  und  der  Devolutionskrieg 
(Bist.  Zeitschr.  N.  F.  XXIV)  S.  202,  oben  S.  806. 

^  Der  Relation  Yom  7./17.  Juni  liegt  das  von  Gravel  an  die  Reichsstande  gerich- 
tete Memorial  vom  25. Mai  1667  (Diar.  Europ.  XX,  S.  319ff.,  Londorp  IX,  S.  551  <f., 

vgl.  Mignet  II,   S.  165 f.),   der   Relation   vom  die  von  Speidel  verfasste 

o.  Juli 

Gegenschrift  (Refutatio  scripti  Gallici  etc.)  nebst  Beilagen  (Diar.  Europ.  XVI,  S.  19 ff., 

Londorp  IX,  S.  556 ff.)  bei. 

*)  Kf.  schreibt  den  Gesandten  15./[25.]  Juni  1667,  auf  die  von  Gravel  über- 
gebene  Deduction,  worin  behauptet  werde,  dass  das  Reich  nicht  befugt  sei,  sich  des 
jetzigen  braban tischen  Wesens  oder  des  burgundischen  Kreises  anzunehmen,  und  auf 
das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  wegen  der  marches  würden  sich  wohl  die  burgundi- 
schen Gesandten  vernehmen  lassen  und  würde  wohl,  bevor  dieses  geschehen  und  die 
anwesenden  Gesandten  darüber  Instruction  erhalten,  darauf  nichts  Hauptsächliches 
resolviert  werden  können,  sie  sollten  darüber  berichten  und  seine  Resolution  erwarten. 

*)    S.  Köcher  I,  S.  529f.,  Meineke  S.  201. 


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Berichte  aus  Regensburg.  833 

die  burgnndischen  Lande  einen  Kreis  des  Reichs  constituierten  and  man  daher 
den  darin  entstandenen  Krieg  in  Consideration  ziehen  and  sich  des  Wesens 
mehr  annehmen  müsste,  man  zum  wenigsten  an  die  Könige  in  Frankreich 
und  Spanien  wie  auch  an  Castel  Rodrigo  zu  schreiben  und  sie  zu  ermah- 
nen, von  den  Thätlichkeiten  ab-  und  sich  in  gütliche  Tractaten  einzulassen, 
auch  den  Kaiser  zu  ersuchen  hätte,  Spanien  dazu  zu  disponieren,  hiebei 
würden  sich  auch  die  Kreise  und  das  Reich  in  Verfassung  und  zulängliche 
Bereitschaft  zu  setzen  haben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.   s.  1.   9./ 19.  Juli  1667. 

[Befehl,  die  Meinungen  inbetreff  der  niederländischen  Sache  und  des  Cölner  Convents 

zu  sondieren.] 

—  Bei   dem  BrabantischeD  Wesen    habt  Ihr   der  Mediation    za  19.  Juli. 
iDhaeriren,  im  übrigen  aber  Euch  fleissig  zu  erkundigen,  wohin  eines  und 
anderen    Meinung    sowohl    wegen    Verstattung    oder   Verweigerung   der 
Durchzüge  für  einen  oder  anderen  von  den  kriegenden  Theilen    als   der 
von  dem  burgundischen  Kreise  gesuchten  Assistenz  wegen  gehe.  — 

Weil  auch  über  wenig  Tagen  eine  Zusammenkunft  etlicher  Cuhr- 
und  Fürsten  oder  deren  Deputierten  itzangeregter  Sachen  halber  in 
Collen^)  soll  gehalten  werden,  so  werdet  Ihr  Euch  bemühen,  von  den 
consiliis,  so  des  Orts  von  einem  und  andern  geführet,  dann  auch  was 
zue  Regenspurg  davon  geurteilet  werden  will,  [Nachricht]  einzu- 
ziehen. — 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten,    D.  Regenspurg 

19./29.  Juli  1667. 

[Aeusserung  des  Cardinais  von  Salzbarg.    Meinungen  inbetreff  der  Frage  des  Durch- 
zuges.   Antrag  E.Baierns.    Die  kaiserliche  Politik.] 

Des  burgundischen  Wesens  halber  ist  dato  nichts  proponiert,  inzwischen  29.  Juli, 
sondiert  der  Cardinal  zu  Salzburg^)  die  Gemüther  und  Instruktionen  hiesiger 
Gesandten.  Auch  mit  ihnen  hat  er  vor  einigen  Tagen  davon  geredet,  er  meinte, 
dass,  ehe  man  nicht  versichert  sei,  per  majora  einen  guten  zulänglichen  Schluss 
zu  machen,  es  besser  sei  zurückzuhalten  und  an  die  CoUegia  nichts  zu  bringen. 
Von  dem  Convent  zu  Co  In  weiss  man  noch  nichts  Näheres.  Betreffend  die 
Verweigerung  der  Durchzüge  so  wird  der  der  französischen  Völker  nach  Polen 
von  den  meisten  improbiert,  von  dem  der  Kaiserlichen  nach  Brabant  meint  ein 
Theil,  dass  er  mit  Fug  und  Recht  nicht  zu  versagen  sei,  etliche  wenige  meinen, 

>)    S.  oben  S.  806  ff. 

^    S.  Hignet  II,  S.  256,  Meineke  S.  200r. 

Mater,  i.  Gesch.  d.  O.  Karfursten.    XIT.  53 


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834  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

es  habe  sich  weder  der  Kaiser  noch  das  Reich  der  bargandischen  Unmhe  an- 
zanehmen,  and  werden  die  in  den  französischen  und  bnrgandischen  Schriften 
enthaltenen  Fragen  je  nach  Inclination  und  Interesse  disputiert. 

Der  K.Bairische  Gesandte  Meyer  hat')  den  Ständen  der  drei  corre- 
spendierenden,  des  Fränkischen,  Bairischen  und  Schwäbischen  Kreises 
vorgeschlagen,  mit  Zuziehung  des  Oberrheinischen  schriftlich  den  Kaiser  zu 
ersuchen,  keine  Assistenzvolker  nach  den  Niederlanden  zu  schicken  und  durch 
diese  Kreise  marschieren  zu  lassen,  und  vorgeschlagen,  auf  eine  Verfassung  in 
diesen  Kreisen  bedacht  zu  sein,  damit  man  mit  Durchzügen  verschont  bleibe, 
doch  ist  bisher  weder  das  eine  noch  das  andere  zum  £ffect  gekommen,  die 
Stände  sind  deswegen  noch  nicht  versammelt  gewesen. 

Dieses  hören  wir  oft,  wie  sich  die  Leute,  dass  Key.  M.  so  lange 
stille  sitzen  und  dem  Dinge  von  ferne  zusehen,  hin  und  wieder  ver- 
wundern und  auf  allerhand  Suspicion  gerathen').  — 


V.  Mahrenholtz^)  an  den  Kurfürsten.     D.  Regenspnrg 
23.  Aagast/2.  September  1667. 

[Vorsichtige  Behandlung  der  Frage,  ob  der  burgundische  Kreis  ein  Glied  des  Reiches 

sei.] 

2.  Sept.  Ew.  Churf.  D.  gnädigstem  Befehl  vom  14/24.  *)   dieses   will   ich  ge- 

horsambst  nachkommen  und,  wann  von  der  Assistence,  so  der  Burgun- 
dische Kreis  von  dem  Reich  als  ein  Glied  desselben  anjetzo  verlanget, 
in  denen  Collegiis  deliberiret  werden  sollte,  meine  vota  mit  solcher  Be- 
hutsamkeit und  Circumspection  einrichten  und  fähren,  dass  die  Krone 
Frankreich  keine  Ombrage  daher  nehmen  könne. 

Die  burgundische  Gesandtschaft  hat  ihm  dieser  Tage  die  erste  solenne 
Visite  gegeben  und  ihn  gebeten,  ihr  Anliegen  dem  Kf.  zu  recommendieren. 


0    Vgl.  Meineke  S.  202. 

^  G.  V.  Jena  giebt  in  seinem  Diarium  mehrfach  seiner  Verwunderung  aber 
die  Untb&tigkeit  der  Bevollmächtigten  des  Kaisers  Ausdruck,  so  l5./[25.]  Juli:  »Kais. 
Maj.,  als  scheinet,  mögen  sich  in  das  burgundische  Wesen  öffentlich  und  mit  der 
That  zu  mischen,  ehe  Sie  einen  beliebigen  anständigen  Reichsschluss  haben,  anstehen, 
welcher  weil  er  langsam  erfolgen  dürfte,  es  vor  Frankreich  gut  sein  würde,  indem 
Hispania  so  geschwinde  und  allein  zu  resistiren  schwerlich  genug  ist,"  vgl.  Meineke 
S.  200. 

*)    G.  y.  Jena  hatte  ^—^ eine  Ürlaubsreise  nach  Frankfurt  a.  0.  angetreten, 

um  dort  seine  Privatangelegenheiten  zu  ordnen,  und  ist  erst  Anfang  Oktober  wieder 
nach  Regensburg  zurückgekehrt. 

*)    Derselbe  ist  in  den  Akten  nicht  vorhanden. 


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Berichte  aus  Regensburg.  835 

V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg  6./ 16.  Sep- 
tember 1667. 

[Berathungen  über  die  burgundische  Sache  auf  dem  Reichstage.] 

Das  burgundische  Memorial*)  ist  dermaleins,  nachdem  der  Erzbiscbof  von  16.  Sept. 
Salzburg  als  kaiserlicher  Kommissarius  dieserwegen  ein  Decret')  an  das 
E. Mainzische  Directorium  ertheilt,  in  Umfrage  gestellt  und  fast  in  einer  Session 
absolviert  worden').  Er  hat  seine  vota  in  beiden  Collegien  wie  Kf.  befohlen 
besage  der  beikommenden  Protokolle  abgelegt,  heute  wird  über  die  conclusa 
re-  und  correferiert  werden*). 

Ans  den  Protokollen. 

Sitzung  des  Fürstenraths.    Montags  den  2./12.  September  1667. 

Salzburg  proponiert,  die  Ansage  enthielte  allerdings  sowohl  den  2.  und   12.  Sept. 
11.  Punkt  in  materia  commerciorum  als  auch  das  am  verwichenen  Samstag  die- 
tierte  kaiserl.  Decret  wegen  der  burgundischen  Sache,  das  Fürstl.  Directorium 
hielte  aber  dafür,   da  die  letztere  materia  von  mehrer  Importanz,  dass  diese 
jener  vorzuziehen  und  jetzt  darüber  zu  deliberieren  sei. 

Ehe  das  Aufrufen  erfolgt,  verliest  zunächst  Burgnnd  eine  lateinische  An- 
sprache^) betreffend  die  bei  dieser  Sache  zu  berücksichtigenden  Erwägungen, 
dann  begab  sich  der  Burgundische  heraus  und  wurde  aufgerufen: 

Salzburg:  hielte  dafür,  dass  der  burgundische  Kreis  als  ein  membrum 
imperii  zu  considerieren,  man  sich  auch  desselben  von  Reichs  wegen  anzunehmen 
und  auf  Mittel  und  Wege  zu  gedenken  sei,  damit  forderist  der  cursus  armo- 
rum  beiderseits  sistiert,  besagter  Kreis  wiederum  in  vorigen  friedlichen  Stand 
gesetzt  und  das  Reich  von  aller  Jalousie  befreit  bleiben  möge. 

Bayern,  obwohl  darauf  noch  nicht  instruiert,  erklärt  doch,  sein  Kurfürst 
werde  zu  dem,  was  dem  Instr.  pacis  gemäss  und  zur  Erhaltung  von  Friede  und  Buhe 
im  Reich  gedeihlich,  cooperieren;  falls  die  Nachstimmenden  oder  Kur-,  Fürsten 
und  Stände  insgesamt  für  ein  zulängliches  Mittel  hielten,  dass  per  amicabilem 
compositionem  oder  mediationem  der  Ruhestand  im  Reich  zu  conservieren,  so 
würde  er  gern  dazu  helfen. 

Oesterreich  schliesst  sich  dem  Salzburgischen  votum  an. 

Magdeburg:  Sein  Herr  wünsche,  dass  Mittel  und  Wege  gefunden  würden, 
diesen  motibus  bei  Zeiten  abzuhelfen,  halte  daher  dafür,  dass  von  dem  Rom. 


>)    d.  Regensbarg   5.  Juli  1667   (Diar.  Europ.  XVI,   App.  S.  19ff.,  Londorp 
IX,  S.  556  ff.). 

>)    S.  Pachner  v.  Eggenstorff  I,  S.  297. 

«)    Vgl.  Gemeiner  III,  S.  22f.,    Mignet  11,  S.  257 ff.,    Meineke   S.  204 ff., 
Auerbach  S.  304f. 

*)    Beiliegend  Gravels  Schrift:  Ulterior  ex  parte  Galliae  diluitio  etc.  (Diar  Eur. 
XVI,  Append.  S.  57ff.,  Londorp  IX,  S.  565 ff.). 

*)    S.  Diar.  Europ.  XVI,  Append.  S.  43ff.,  Londorp  IX,  S.  567f. 

53* 


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836  VL    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Reich  an  den  König  von  Frankreich  ein  bewegliches  Schreiben  abzugeben,  in 
welchem  dieses  zugleich  seine  Mediation  offerieren  könnte. 

Pfalz-Lautern:  K.Pfalz  meine,  da  K.Mainz  schon  die  Interposition  des 
KurfürstencoUegs  vorgeschlagen,  wäre  die  Erklärung  darauf  abzuwarten,  doch 
wollte  er  sich  mit  dem  Magdeburgischen  votum  conformieren ,  was  sonst  von 
Salzburg  und  Oesterreich  deswegen  vorkommen,  wolle  er  referieren  und  was 
ihm  darauf  befohlen  würde,  eröffnen. 

Bisanz  per  omnia  ut  Salzburg  et  Oesterreich. 

Pfalz-Simmern  wie  Pfalz-Lautem. 

Hoch-  und  Teutschmeister  conformiert  sich  mit  Magdeburg  und  reser- 
viert fernere  Nothurft. 

Pfalz- Neuburg:  Es  sei  auf  alle  Wege  auf  eine  Interposition  zu  gütlicher 
Hinlegung  der  Differentien  au  gedenken,  ehe  sich  das  Werk  noch  mehr  erwei- 
tere, zumal  aus  den  Deductionen  zu  vernehmen,  dass  der  König  von  Frankreich 
zu  gütlichen  Tractaten  nicht  ungeneigt  wäre,  sollten  von  den  Nächststimmen  den 
noch  einige  gute  Mittel  in  Vorschlag  kommen,  so  wolle  er  referieren. 

Bamberg  conformiert  sich  dem  Vorschlage  der  Mediation  und  Ablassung 
eines  Schreibens  an  den  König  in  Frankreich. 

Bremen:  Wenn  man  a  parte  imperii  sich  der  Sache  insoweit  anzunehmen 
gemeinet,  um  selbigen  circulum  als  ein  von  streitigen  Parteien,  wiewohl  diverso 
respectu  angegebenes  und  agnoscierendes  Mitglied  des  Reichs  wieder  in  fried- 
lichen Stand  zu  bringen,  könne  er,  obwohl  auf  diese  importante  Materie  nicht 
mit  specieller  Instruction  versehen,  versichern,  dass  sein  König  neben  anderen 
Mitständen  mit  allen  guten  officiis  treulichst  dazu  cooperieren  zu  lassen  nicht 
ermangeln  werde. 

Wormbs:  Obwohl  nicht  specialiter  instruiert,  wisse  er  doch,  dass  sein 
Kurfürst  gern  sehen  würde,  dass  die  Differentien  je  eher  je  lieber  in  Gute  bei- 
gelegt würden. 

Pfalz-Zweybrück:  Sei  auch  nicht  instruiert,  zweifele  jedoch  nicht,  sein 
Fürst  werde  sich  alle  gut-  und  dienliche  Mittel  mit  gefallen  lassen ,  ulteriora 
reservando. 

Würzburg  wie  Wormbs.  Idem  suo  loco  et  ordine  wegen  Speyer  und 
Weyssenburg. 

Pf. -Veldenz,  noch  ohne  Specialbefehl,  sein  Fürst  werde  sich  aber  ohne 
Zweifel  dem  Vorschlag  der  Offerierung  der  Interposition  des  Reichs  con- 
formieren. 

Eichstett  wie  Salzburg  und  Oesterreich.    p.  Speideln. 

S. Altenburg:  Wie  sich  das  Reich  hiebevor  bei  dergleichen  in  den  bur- 
gundischen  Landen  vorgegangenen  motibus  neutral  gehalten,  so  hätte  es  auch 
jetzt  zu  verbleiben,  doch  daneben  zu  trachten,  durch  Interposition  das  Feuer  zu 
dämpfen,  vorläufig  halte  er  dazu  nicht  undienlich,  dass  die  Gemüther  durch 
Schreiben  an  beide  Kronen  präpariert  würden. 

Speyer  tacebat. 

S.Coburg  wie  S. Altenburg. 

Strassburg  per  Nasslern:  Müsse  sich  defectu  instructionis  entschuldigen. 


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Protocoll  der  Sitzung  des  Furstenraths.  837 

S.Gotha:  Eine  Mediation  solle  vom  gesamten  Reich  zwischen  beiden 
Kronen  unternommen  werden,  was  mehr  Respect  geben  würde,  als  wenn  nur 
ein  and  ander  Kar-,  Fürst  und  Stand  sich  interponierte. 

Costnitz:  Sein  Fürst  hielte  dafür,  dass  der  bnrgandische  Kreis  als  ein 
membrum  imperii  za  considerieren  und  sich  dessen  anzunehmen,  auch  alle 
Mittel  anzuwenden,  damit  der  cursus  armorum  sistiert  und  die  Sache  in  der 
Gute  beigelegt  werde, 

S.Weymar:  Man  hätte  sich  hierin  so  zu  gouvernieren ,  dass  das  Reich 
nicht  in  neue  Kriege  impliciert  werde,  demnach  könnte  eine  Mediation  von  dem 
gesamten  Reich  vorgeschlagen  oder  dem  Kurfürstl.  Colleg  überlassen  werden, 
dieselbe  mit  Zuziehung  einiger  Fürsten  und  Stände  zu  übernehmen.  Wenn  die- 
selbe nicht  verfangen  wollte,  so  könnte  beiden  Parteien  ein  compromisslicher 
Austrag  ins  Mittel  gebracht  werden. 

Augsburg  wie  Costniz. 

S. Eisenach  wie  S.Gotha  u.  Weymar. 

Hildesheimb  wie  Strassburg. 

Brandenburg-Culmbach:  Sei  noch  ohne  Instruktion,  halte  aber  dafür, 
sein  Fürst  werde  sich  mit  denjenigen  conformieren ,  welche  dafür  halten,  dass 
man  diesen  Reichskreis  nicht  ganz  abandonnieren,  sondern  sich  interponieren,  an 
beide  Kronen  schreiben,  die  Mediation  zwischen  denselben  versuchen,  inmittelst 
aber  bei  den  anderen  Kreisen  zu  einer  eventualischen  Verfassung  alle  nothwendige 
Anstalt  machen,  die  Kreisämter,  wo  es  noch  nicht  geschehen,  völlig  ersetzen 
und  vornehmlich  dahin  trachten  solle,  dass  zuforderst  ein  Waffenstillstand  er- 
handelt werde. 

Paderborn:  Sei  nicht  instruiert,  reserviere  die  Nothdurft. 

Brandenburg-Onoltzbach:  Sei  gleichfalls  noch  nicht  instruiert,  erinnere 
sich  aber  aus  früheren  Rescripten,  dass  sein  Herr  Beilegang  dieser  Dlfferentien 
durch  eine  Interposition  wünsche. 

Freysingen:  Sei  auch  nicht  instruiert,  behalte  sich  also  die  Nothdurft  vor. 

Braunschweig-Zell:  Er  sei  nur  in  antecessum  so  instruiert,  dass  sein 
Fürst  dafür  hielte,  der  Krieg  würde  nicht  allein  in  einem  zu  dem  Rom.  Reich 
gehörigen  Kreis  geführt,  sondern  könne  auch  leicht  die  benachbarten  Kreise  und 
Stände  mit  ergreifen,  Kur-,  Fürsten  und  Stände  hätten  daher  grosse  Ursache  danach 
zu  trachten,  dass  solche  Kriegsflamme  bei  Zeiten  gedämpft  werde.  Er  habe  des- 
wegen schon  vor  einigen  Monaten  bei  Kur-  und  Fürsten  erinnert,  dass  im  Namen  des 
gesamten  Reichs  an  die  Könige  von  Frankreich  und  Hispanien  bewegliche  Schrei- 
ben abzulassen  und  sie  darin  zu  gütlicher  Hinlegung  sowohl  der  Waffen  als  auch 
der  Hauptstreitigkeiten  angemahnt  würden,  ferner  dass  der  Kaiser  von  Reichs  wegen 
ersucht  werde,  die  Krone  Spanien  zu  bewegen,  sich  zu  billigen  Vergleichsmitteln 
mit  Frankreich  zu  bequemen,  dabei  aber  die  Reichssicherheit  nicht  gänzlich  aus 
den  Augen  zu  setzen,  sondern  danach  zu  trachten  sei,  dass  die  gesamten  Kreise 
sich  in  gute  Verfassung  stellen  und  dadurch  alle  Gefahr  besser  abwenden  auch 
sonst  mit  gehörigem  Respect  und  Erspriesslichkeit  sich  bei  beiden  Parteien  des 
Werks  annehmen  mögen.  Dass  daneben  das  gesamte  Reich  sich  der  Vermittlung 
zwischen  beiden  Kronen  unterziehe,  wurde  nicht  undienlich  sein,  da  aber  jetzt 


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838  VI.   Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

summam  periculnm  in  mora  nnd  solche  gemeine  Reichshandlang  gar  zn  grosser 
Langwierigkeit  unterworfen  wäre,  so  erachte  er  für  rathsamer,  znnächst  nebst 
einigen  anderen  Kur-  und  Fürsten  diese  Mediation,  falls  beide  Kronen  dazu  geneigt 
seien ,  mit  zu  übernehmen,  wozu  schon  ein  Anfang  gemacht  sei.  Er  behalte  sich 
im  übrigen  vor,  nach  erhaltener  Instruktion  die  fernere  Nothdurft  anzuzeigen, 
empfehle  nochmals  die  Nassausche  Restitutionssache. 

Regensburg  wie  Salzburg. 

Braunschweig-Calenberg:  Sein  Fürst  hätte  ihn  gleich  bei  Beginn  der 
burgundischen  Unruhe  dahin  instruiert,  im  Namen  des  gesamten  Reichs  möchten 
Schreiben  an  die  Konige  von  Frankreich  und  Spanien  und  an  Gastel  Rodrigo 
abgelassen  und  dieselben  zu  gütlicher  Beilegung  der  Streitigkeiten  ermahnt, 
ferner  der  Kaiser  ersucht  werden,  Spanien  zu  ersuchen,  sich  zu  gütlichen  Ver- 
gleichungsmitteln zu  bequemen,  femer  müsste  die  Reichssicherheit  nicht  ausser 
Augen  gesetzt  werden,  sondern  die  gesamten  Kreise  sich  in  gute  Verfassung  stellen. 
Sein  Herr  hätte  auch  nicht  für  undienlich  gehalten,  wenn  das  gesamte  Reich 
sich  der  Vermittlung  unterzöge,  weil  aber  damals  keine  apparence  dazu  gewesen 
nnd  gleichwohl  periculnm  in  mora,  so  hätte  er  für  rathsam  erachtet,  zunächst 
neben  einigen  Kur-  und  Fürsten  diese  Mediation  mit  zu  übernehmen,  doch  sei 
ihm  darüber  noch  weitere  Nachricht  und  Instruction  in  Aussicht  gestellt. 

Passau  conformiert  sich  mit  Salzburg. 

Braunschweig-Grubenhagen  wie  Calenberg. 

Trient  wie  Salzburg  und  Oesterreich. 

Braunschweig-Wolffenbüttel  wiederholt  die  von  dem  gesamten  Braun- 
schweigischen Hause  gleich  zu  Anfang  ertheilte,  von  den  beiden  versitzenden 
braunschweigischen  Gesandten  proponierte  Instruction. 

Brixen  ist  mit  Oesterreich  und  Salzburg  dahin  einig,  dass  der  burgundische 
Kreis  als  membrum  imperii  anzusehen  und  man  sich  daher  dessen  anzunehmen 
habe,  er  halte  aber  dafür,  dass  vor  allem  dahin  zu  sehen,  dass  durch  Mediation 
des  Reichs  die  Sache  in  der  Güte  beigelegt  werde,  dass  daher  an  beide  Kronen 
geschrieben  und  der  Kaiser  ersucht  werde,  die  spanische  Regierung  auf  billige 
Wege  zu  leiten;  er  sei  auch  mit  Vorstimmenden,  namentlich  mit  Oesterreich 
und  Salzburg  einig,  dass  in  dorn  Schreiben  an  Frankreich  specialiter  zu  ge- 
denken, die  Waffen  zu  sistieren,  und  mit  Br.  Culmbach  und  Braunschw.Wolffen- 
büttel,  dass  auch  auf  die  Verfassung  in  den  Kreisen  zu  gedenken. 

Halberstadt:  Kf.  apprehendierte  auch  diese  im  burgundischen  Kreise 
enstandene  motus  und  hielte  dafür,  dass  das  Reich  bei  dieser  Occasion  des  bur- 
gundischen Kreises  sich  billig  anzunehmen,  damit  derselbe  als  dessen  Glied 
conserviert,  durch  Interposition  und  Mediation  der  cursus  armorum  beider  Theile 
sistiert  und  Friede  und  Ruhe  gestiftet  werde. 

Idem  wegen  Hinterpommern,  Minden  und  Cammin  suo  loco  et 
ordine. 

Basel  wie  Strassburg. 

Vorpommern  wie  Bremen,  gedachte  auch  der  Nassauschen  Restitution. 

Münster:  Müsse  defectum  instructionis  allegieren,  wegen  Johanniter- 
meist  er  vergleiche  er  sich  mit  Salzburg  und  Oesterreich. 


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Protocoll  der  Sitzung  des  Fürstenraths.  839 

Hinterpommern  vid.  Halberstadt. 

Ossnabrück  wie  Zell  und  Gleichstimmende. 

Verden  wie  Bremen  und  Vorpommern. 

Lüttich  wie  Strassburg. 

Meckelnburg -Schwerin  wie  Neuburg  und  Gleichstimmende. 

Chur  wie  Salzburg. 

Meckelnburg-Gustrov  vacat. 

Fulda:  Halte  dafür,  man  habe  sich  des  burgundischen  Kreises  als  eines 
membri  imperii  anzunehmen,  ratione  modi  aber  erwarte  er  von  den  Vorstimmen- 
den mehre  Specialitäten. 

Würtenberg  stimmt  für  unverzügliche  Offerierung  der  Interposition  des 
Reichs. 

Kembten  wie  Salzburg. 

Baden-Baden  in  simili. 

Elwangen  wie  Costniz  und  Augspurg. 

Baden-Durlach,  obwohl  nicht  speciell  instruiert,  conformiert  sich  mit 
denen,  die  ihr  Absehen  darauf  richten,  dass  das  Reich  aus  den  gefährlichen 
motibus  frei  behalten,  die  Unruhe  in  Güte  beigelegt,  danebenst  auf  die  Stände, 
die  an  der  Grenze  der  Gefahr  am  nächsten,  Reflexion  genommen  werde,  begehrt 
im  übrigen  den  Sachsen-Altenb.  votis  anzuhängen,  was  in  den  Braunschw.  votis 
wegen  eines  Schreibens  an  den  Kaiser  gedacht  worden. 

Johannitermeister  tacebat. 

Hochberg  wie  Baden-Durlach. 

Murbach  und  Luders  wie  Strassburg. 

Hessen-Darmstadt  ohne  specielle  Instruction,  für  gutliche  Interposition. 

Berchtesgaden  wie  Strassburg. 

Hessen-Oassel,  auch  ohne  Specialinstruction,  für  gütliche  Mediation, 
zweifele  nicht,  seine  Fürstin  werde  sich  die  dazu  vorgeschlagenen  media  nicht 
entgegen  sein  lassen. 

Weissenburg  wie  Speyer. 

S. Lauenburg  conformiert  sich  der  von  den  meisten  vorgeschlagenen  güt- 
lichen Reichsinterposition. 

Prüm  allegierte  defectum  instructionis. 

Minden  vid.  Halberstadt. 

St  ab  Ion  wie  Strassburg. 

Savoy  p.  Bayern,  sei  nicht  instruiert,  meine  aber,  man  werde  sich  die 
Mediation  nicht  entgegen  sein  lassen. 

Corvey  wie  Münster. 

Leuchtenberg  wie  Bayern,  die  Mediation  als  das  beste  Mittel  sei  in  den 
abgehenden  Schreiben  zu  offerieren. 

Henneberg,  obwohl  ohne  Specialinstruction,  stimmt  doch  für  die  vorge- 
schlagene gütliche  Interposition. 

Schwerin  wie  Meckelnburg-Schwerin ,  conformiert  sich  sonst  dem  Vor- 
schlage wegen  der  Verfassung  im  Reich  und  recommendiert  die  Nassausche 
Restitutionssache. 


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840  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Ratzeburg  wie  vorhin. 

Hirschfeld  wie  Hessen-Cassel. 

Numeny  vacat. 

Arenberg  wie  Salzburg. 

Hohenzollern  in  simili. 

Eggenberg  wie  Salzburg  und  Oesterreich. 

Salm  aberat. 

Nassau-Hadamar  und  Siegen  aberat. 

Nassau-Siegen-Dillenburg  und  Dietz  aberat 

Auersperg  wie  Lobkowitz. 

Schwab.  Prälaten  wie  Costnitz. 

Schwab.  Grafen  in  simili. 

Rheinische  Prälaten  wie  Munster. 

Wette rauische  Grafen,  obwohl  nicht  speciell  instruiert,  stimmt  für  die 
gutliche  Interposition ,  unterstätzt  das  Brannschw.  Zellische  votum  wegen  der 
Nassanschen  Sache. 

Fränkische  Grafen  wie  Henneberg. 

Westfälische  Grafen,  obwohl  nicht  instruiert,  conformiert  sich  doch  dem 
Auftrag  auf  Interposition. 

Salzburg:  Weil  die  materia  wichtig  und  delicat,  wolle  man  die  vota  zu 
Hause  fleissig  überlegen  und  das  conclusum  danach  abfassen. 

Sitzung  des   Kurfürstenraths.     Mittwoch  den  4./14.  September 
1667.     Praesentibus  omnibus  legatis  Electoralibus  excepto  Coloniensi. 
14.  iSept.  Chur  Mainz  proponierte:  Demnach  der  Erzbischof  von  Salzburg  vennoge 

des  am  7.  st.n.  an  das  K.  Mainzische  Reichsdirectorium  ergangenen  und  darauf 
den  10.  zur  Dictatur  gegebenen  Decrets  das  neulich  von  den  burgundischen 
Gesandten  eingekommene  und  per  dictaturam  communicierte  Memorial  in  den 
Reichscollegicn  vorzustellen  erinnert,  proponiert  man  dieses  und  stellt  anheim, 
ob  den  Gesandten  sich  darüber  herauszulassen  beliebe. 

K.Trier:  Obwohl  hierauf  nicht  specialiter  instruiert,  wüsste  er  doch,  dass 
seines  Kurfürsten  Meinung  dahin  gerichtet  wäre,  dass  derselbe  nichts  mehr 
verlangte,  als  dass  durch  gütliche  Composition  die  Differentien  zwischen  beiden 
kriegenden  Theilen  ehest  beigelegt  würden,  welches  er  in  antecessum  in  Er- 
wartung ferneren  Befehls  eröffne. 

K.Cöln'),  obwohl  auf  das  burgundische  Memorial  ohne  Specialinstrnction, 
versichert  doch,  sein  Kurfürst  wünschte  herzlich,  es  wäre  zwischen  beiden 
Kronen  nicht  zu  Extremitäten  gekommen  und  es  wäre  zu  deren  Verhütung  bei 
Zeiteo  gütliche  Handlung  angetreten  worden;  dafem  auch  bei  jetzigem  Znstande 
zu  einem  Vergleich  zu  gerathen,  werde  derselbe  alles  Fördersame  gern  bei- 
tragen, was  aber  in  specie  vorzunehmen,  darüber  müsse  er  Befehl  desselben 
erwarten.  Erinnerte  im  übrigen  an  das,  was  jüngst  occasione  der  in  Proposition 
gebrachten  Legationskosten  von  ihm  erinnert  worden,  dass  nicht  allein  darüber 

')     Das  schriftliche  Votum  desselben  wird  von  dem  K.Bai rischen  verlesen. 


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Protocoll  der  Sitzung  des  Kurfürstenraths.  841 

auf  diesem  Reichstage  die  bekannte  gehörige  Verordnung  ergehe,  sondern  auch 
Vorsehung  geschehe,  dass  die  zu  höchstnothiger  Landesdefension  erforderlichen 
Mittel  von  den  LandstSnden  und  Unterthanen  beigeschafft  würden,  und  bat,  diese 
Sache  je  eher  je  lieber  in  Proposition  zu  bringen. 

E.Baiern,  obwohl  auch  ohne  Specialinstruction,  erklärt  doch,  sein  Kur- 
fürst sei  der  Meinung  und  Intention,  dass  die  Unruhe  in  den  Niederlanden 
durch  gütliche  Mediation  und  Tractaten  beizulegen,  dass  dieses  zu  Abschneidung 
aller  Weiterung  dem  Werk  am  dienlichsten  sein  und  dass  derselbe  alles  hierin 
thun  und  sich  so  erweisen  würde,  wie  es  dem  Instr.  pacis  gemäss  und  zur 
Conservation  der  Ruhe  im  Reich  dienlich  sein  möge. 

K.Sachsen:  Da  die  Vorstimmenden  noch  ohne  Specialinstruction  zu  sein 
erklärten,  so  hätte  er  keine  Ursache  denselben  vorzugreifen,  sondern  wollte 
warten,  wohin  diese  Specialinstructionen  gerichtet  sein  würden,  doch  könnte  er 
versichern,  dass  sein  Kurfürst  nichts  mehr  wünschte,  als  dass  diese  Unruhe 
durch  gütliche  bequeme  Mittel  beigelegt  würde. 

K.Brandenburg:  Ohne  Wiederholung  der  Proposition  hätte  man  diesseits 
vorzustellen,  dass  gleich  wie  Kf.  für  die  Wohlfahrt,  Ruhe  und  Sicherheit  des 
Rom.  Reichs  sich  allezeit  sorgfältig  erwiesen,  also  apprehendierte  er  auch  die  in 
dem  burgundischen  Kreise  enstandenen  motus  nicht  ohne  Ursache  und  hielte 
unvorgreiflich  davor,  dass  das  Reich  bei  dieser  Occasion  des  burgundischen 
Kreises,  damit  derselbe  als  dessen  Glied  conserviert,  durch  Interposition  und 
Mediation  des  Churf.  Collegii  der  cursus  armorum  beiderseits  sistiert  und  Friede, 
Ruhe  und  gutes  Verständnis  daselbst  wieder  gestiftet  werden  möchte,  sich  billig 
anzunehmen,  wozu  er  dann  das  Seinige  gern  beitragen  und  treulich  coope- 
rieren  würde. 

K.Pfalz:  Sein  Kurfürst  hätte  unlängst  vernommen,  dass  K.Mainz  schon 
an  beide  kriegende  Parteien  eine  Abschickung  werkstellig  gemacht  und  die 
Interposition  des  Kurfürstl.  Collegii  vorgeschlagen,  wollte  zuerst  erwarten,  wie 
sich  Frankreich  desfalls  resolvieren  und  die  jetzt  noch  nicht  specialiter  instruier- 
ten Vorstimmenden  sich  erklären  würden.  Zugleich  hätte  er  Befehl  vorzustellen, 
dass  K.Mainz  sich  geweigert  hätte,  ein  von  ihm  in  seiner  particulier,  gleich- 
wohl in  die  allgemeine  Reichssicherheit  mit  einlaufenden  Angelegenheit  ein- 
gegebenes Memorial  anzunehmen  und  den  Reichsständen  zu  eröffnen,  dass  er 
daher  dieses  Memorial  habe  drucken  und  unter  die  Gesandten  austheilen  lassen 
und  jetzt  das  Kurfürstl.  Colleg  bitte,  dass  dasselbe  in  Umfrage  gestellt,  darüber 
ein  Conclusum  gemacht  und  dem  Kaiser  vorgetragen  und  der  darauf  folgende 
Reichsschluss  dem  Reichsabschied  einverleibt  werde. 

K.Mainz,  obwohl  auch  auf  das  burgundische  Memorial  nicht  in  specie 
instruiert,  erklärt  doch,  sein  Herr  wünschte  nichts  mehr,  als  dass  die  zwischen 
beiden  Kronen  entstandenen  Differentien  je  eher  je  besser  in  Güte  beigelegt 
wurden,  was  aber  dabei  für  ein  modus  zu  ergreifen,  darüber  wollte  man  der 
Vorstimmenden  Gedanken  erwarten.  Betreffend  den  Anhang  im  K. Pfälzischen 
Votum  so  sei  das  K. Pfälzische  Memorial  nur  deswegen  zurückgewiesen  worden, 
weil  der  Ingress  desselben  viele  Anzüglichkeiten  und  Invectiven  gegen  K.Mainz 
die   Wildfangsstreitigkeiten    betreffend    dem    im    Compromiss   ausgesprochenen 


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842  VI.    Brandenburg  und  Prankreich.    1666—1669. 

Laado,   durch  welches  alles  aufgehoben,  zuwider  enthalte  und  die  K.Pf  filzi- 
schen sich  geweigert  hätten,  denselben  zu  ändern. 

K.Pfalz  erwidert  darauf ,  das  K.Mainzische  Directorium  sei  verpflichtet 
alles,  was  von  den  Ständen  einkäme,  dictieren  zu  lassen  und  zu  proponieren, 
wiederholt  daher  seine  Forderung. 

K.Mainz  erklärt  dagegen,  die  Sachen,  die  nicht  ad  rem  gehorten  und 
contra  compromissum  liefen,  mössten  aus  dem  Memorial  gelassen  werden.  K.Pfalz 
bestreitet,  dass  etwas  derartiges  darin  enthalten,  K.Mainz  beharrt  auf  seiner  For- 
derung. 

K.Sachsen  und  K.Brandenburg  sagten  hiebei  contra  ordinem,  ihre 
Herren  sähen  gern,  dass  die  Sache  proponiert  werde,  auch  K.Bai  er  n  und 
K.Trier  meinten,  K.Mainz  gebührte,  das  Memorial  vorzustellen,  doch  dass  das- 
selbe zuvor  geändert  und  der  Eingang,  weil  odiosa  narratio  praeteritorum,  aus- 
gelassen werde. 

K.Pfalz  priora  ut  et  K.Mainz  und  verlas  das  Kurfnrstl.  Conclosnm, 
welches  nach  einigen  Erinnerungen  für  diesmal  dahin  eingerichtet  wurde: 

Conclusum'):  „Demnach  im  Churf.  Gollegio  das  von  denen  Burgundischen 
Herrn  Gesandten  n bergebene  und  den  5.  verwichenen  Monats  Augusti  st  n.  per 
dictatnram  publicam  communicierte  Memoriale  proponiert  worden,  so  hat  man 
dafür  gehalten,  dass  denen  zwischen  beiden  Kronen  entstandenen  Differentien 
durch  gütliche  Mediation  und  Tractaten  abzuhelfen  am  besten  sein  werde.  So 
viel  aber  den  modum  anbetrifft,  ist  solcher  zu  weiter  Deliberation  ausgestellet 
verblieben.** 

Womit  sich  der  K.Mainz.  Director  Herr  Höttinger  hinaus  auf  den  grossen 
Saal  begab  und  brachte  von  da  an  die  HH.  Gesandten  wiederumb  zurück:  die 
Furstl.  Herrn  Stände  hätten  wegen  ihres  Conclusi  sich  noch  nicht  verglichen, 
sondern  erst  Communication  begehret. 

Sitzung  des  Fürstenraths:  Mittwoch  den  4./14.  September  1667'). 

14.  Sept  Das  Conclusum*)  in  der  Burgundischen  Sache  wurde  publiciert: 

„Demnach  in  dem  Fürstl.  Gollegio  das  den  5.  Augusti  nechsthin  per  dicta- 
turam  communicierte  Burgundische  Memorial  in  die  Proposition  und  Umbfrage 
kommen,  hat  man  erachtet,  dass  gleichwie  dem  Heyl.  Rom.  Reich  daran  gelegen  sei, 
dass  die  in  dem  Burgundischen  Kreise  entstandene  motus  je  eher  je  besser  wieder 
gelegt  werden,  also  man  sich  auch  dieses  als  ein  membrum  betreffendes  Werks 
von  Reichs  wegen  billich  anzunehmen  habe,  gestalt  dann  für  gut  befunden  und 
concludiert  worden  ist,  vermittels  einer  bei  denen  interessierten  Kronen  nomine 
imperii  anzubieten  habenden  Reichsinterposition  und  Mediation  dahin  zu  geden- 
ken und  Fleiss  anwenden  zu  lassen,  damit  forderist  der  cursus  armorum  zu 
beiden  Theilen  sistiert,  die  obschwebende  Differentien  freundlich  beigelegt  und 
gedachtem   Burgundischen   Kreis   sein   Ruhe-   und   Friedenstand   wiederbracht 


')    S.  Pachner  v.  Eggenstorff  I,  S.  299. 

2)  \>I.  Gemeiner  III,  S.  23. 

3)  S.  Pachner  v.  Eggenstorff  I,  S.  299. 


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Reichstagsverhandlungen.  843 

werden  möge.    Wie  aber  solche  jetztmahlige  Reichsinterposition  und  Mediation 
würcklich  einzurichten,  davon 'ist  noch  weiter  zu  reden/ 

Freitag  den  6./16,  September  16670- 

Nachdem  inzwischen  dieses  Gonclusum  per  dictaturam  communiciert  worden,  16.  Sept. 
fragt  Salzburg,  ob  etwas  dabei  zu  erinnern  sei. 

Magdeburg  verlangt,  dass  der  passus:  ^man  sich  auch  dieses  als  ein 
membrum  imperii  betreffenden  Werks  von  Reichs  wegen  billich  anzunehmen 
habe^  ausgelassen  und  dafür  „als  ist  für  gut  befunden  und  geschlossen  worden,^ 
ferner  dass  statt  „Reichsinterposition^  „gütliche  Reichsinterposition^  gesetzt  und, 
weil  die  majora  auf  Ablassung  eines  Schreibens  ausgefallen,  dass  auch  dieses 
mit  anzuführen. 

Salzburg  repliciert  darauf  und  schlägt  vor,  man  solle  suchen  noch  heute 
zur  Re-  und  Correlation  zu  gelangen,  dann  würde  man  sehen,  wessen  die  Kur- 
fürstlichen entschlosssen,  und  Gelegenheit  haben,  von  einem  und  anderen  noch 
weiter  zu  reden. 

S. Altenburg  inhaeriert  der  Magdeburgischen  Erinnerung.  Strassburg 
repetiert  sein  voriges  votum  und  meint,  man  müsse  in  terminis  generalissimis 
verbleiben,  ulteriora  reservando,  Hessen-Cassel  schlägt  eine  andere  Fassung 
des  Passus  vor,  Braudenburg-Culmbach,  Halberstadt  und  Braunschw* 
Zelle  aber  erklären,  nichts  bei  dem  Gonclusum  zu  erinnern  zu  haben,  Salzburg 
geht  darauf  zur  Ostfriesländischen  und  Fürstdnbergischen  Introductionssache 
über. 

üeber  eine  Weile  wird  man  zur  Re-  und  Correlation  in  der  burgundischen 
Sache  berufen,  beide  Gonclusa  werden  publiciert,  darauf  auf  Wunsch  des 
K. Mainzischen  Directoriums  beschlossen,  beide  zu  dictieren. 

Sonnabend  den  7./17.  September  1667*). 

Im  Fürstenrath  wird  auf  Salzburgs  Antrag  beschlossen,  da  das  Fürstl.  17.  Sept 
Gonclusum  weitläufiger  und  von  mehreren  Specialitäten  sei,  zu  erwarten,  wessen 
sich  die  Kurfürstlichen  darüber  erklären  würden.  Sachsen- Altenburg  wie- 
derholt seine  gestrigen  Erinnerungen,  Salzburg  aber  repliciert  wieder  darauf, 
schliesslich  wird  dem  Vorschlage  der  Kurfürstlichen  entsprechend  die  Re-  und 
Gorrelation  auf  Montag  vertagt  0. 


0  Vgl.  Gemeiner  III,  S.  23,  Mignet  ü,  S.  258,  Meineke  S.  210.  Im  Kur- 
fürstenrath  fragt  an  diesem  Tage  K.Mainz,  ob,  bevor  zur  Re-  und  Gorrelation  ge- 
schritten werde,  gegen  das  gestrige  Gonclusum  etwas  zu  erinnern  sei.  Obwohl 
K.Baiern  beantragt,  dasselbe  etwas  ausfuhrlicher  zu  machen  und  zu  Anfang  einzu- 
rücken, man  sehe  gern,  dass  das  Reich  bei  diesem  burgundischen  Wesen  ausser  aller 
Gefahr  und  Unruhe  verbleibe  und  in  keinen  Krieg  impliciert  werde,  und  der  K.Main- 
zische  Director  Höttinger  sich  damit  einverstanden  erklärt,  wird  es  doch  bei  dem 
Aufsatz  gelassen.  Darauf  erfolgt  in  einer  Zusammenkunft  mit  den  Fürstlichen  gegen- 
seitige Mittheilung  der  Gonclusa. 

2)    Vgl.  Gemeiner  III,  S.  23f.,  Meineke  S.  210f. 

')    Im   Kurfürstenrath  erklären   an  diesem   Tage  auf  die  Frage  K.Mainz s,  ob 


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844  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Montag  den  9./19.  September  1667  >) 
19.  Sept.  treten  beide  höheren  Collegia  in  dem  grossen  Saal  zusammen,  K.Mainz  meldet 
dort  namens  des  Kurfürstencollegs,  man  sei  beiderseits  in  genere  dahin  einig. 
dass  die  Güte  zn  versuchen,  die  Fürstlichen  hätten  zwar  mehr  Specialitäten. 
worauf  aber  die  Kurfürstlichen  sich  noch  zur  Zeit  nicht  instruiert  befanden, 
hielten  gleichwohl  dafür,  wenn  das  qnomodo  vorkommen  würde,  dass  man  ans 
der  Sache  gelangen  könne.  Von  den  Fürstlichen  wird  darauf  beschlossen,  die 
Sache  bis  zur  nächsten  Sitzung  zu  vertagen^. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  zn  Regensburg.     IX  Schöne- 
beck 8./[18.]  September  1667. 

[Befehl  zu  vertraulicher  Communication  mit  den  K. Sächsischen,   Sondierung  der  an- 
deren Gesandten.] 

18.  Sept.  Demnach  bei  gegenwärtigen  Conjuncturen  die  Nothurft  erfordert,  da^ 

das  burgundische  Werk  in  mehrere  Consideration  gezogen  werde,  als 
befehlen  wir  Euch  hiemit  gnädigst,  mit  denen  Chursächsischen  da- 
selbst subsistirenden  Gesandten  deshalb  vertraulich  zu  communiciren, 
gestalt  dann  auch  dieselbe  von  Chursachson  Ld.  Befehl  haben'),  da«»s 
sie  dergleichen  mit  Euch  thun  sollen.  So  habet  Ihr  auch  der  anderen 
Fürsten  und  Stände  Gesandten  zu  sondiren,  wie  etwa  einer  und  der 
andere  solches  Werk  begreife  und  was  sie  für  Sentimenten  führen,  dass 
etwa  bei  der  Sache  zu  thun  sei,  und  uns  desfalls  ausführlichen  Bericht 
abzustatten,  gestalt  Ihr  dann  inmittels  mit  denen,  die  Ihr  dem  Werke 
affectioniret  zu  sein  befindet,  vertrauliche  Communication  zu  pflegen^).  — 


man  gemeint  sei,  sich  mit  dem  Fürstlichen  Conclusnm  zu  vergleichen,  Trier,  Cöln, 
Baiern,  Pfalz  und  Mainz,  man  könne  jetzt  aus  Mangel  an  Instruktion  nicht  weiter, 
als  in  dem  Kurfürstl.  Conclusum  enthalten,  gehen,  Sachsen,  den  Vorstimmenden 
nicht  vorgreifen  zu  wollen,  Brandenburg,  es  trüge  kein  Bedenken,  sich  dem  Fürst- 
lichen Conclusum  zu  conformieren.  „War  also  der  Scbluss  per  majora,  dass  man  bei 
dem  vorigen  Kurfürstlichen  Conciuso  verbliebe."     Vgl.  Mignet  H,  S.  259. 

0    Vgl.  Meineke  S.  212. 

^  V.  Mahrenholtz  meldet  dem  Kf.  (d.  Regenspurg  13./23.  September  1667),  die 
zu  verschiedenen  Malen  gemachten  Versuche,  bei  der  Re-  und  Gorrelation  sich  zu  ver- 
gleichen, seien  ohne  Erfolg  gewesen,  da  jedes  Gollegium  auf  seinem  Conclusum 
bestanden. 

»)    Vgl.  Auerbach  S.  307. 

*)  Kf.  schreibt  an  dieselben  (d.  Wolup  -j^y^^°°  ^^  1667),  da  ihm  berichtet 
werde,  der  französische  Gesandte  bemühe  sich,  dass  das  Fürstliche  Conclusum  geän- 


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Berichte  aus  Regensburg.  845 

V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
11./21.  October  1667. 

[HinziebuDg  der  burgundiscben  Sache.    Verlangen  des  Kaisers,   als  König  von  Böh- 
men an  den  Scblussverbandlangen  über  die  Wahlcapitulation  Tbeil  zu  nehmen.] 

Betreffend  die  Verzögerung  der  burgundiscben  Sache ^)  hat  ihnen  der  21.  Oct. 
Cardinal  von  Salzburg  vor  etlichen  Tagen  zu  verstehen  gegeben,  er  dürfte 
dieses  Werk  nicht  eher  poussieren,  bis  er  von  K.Sachsen  und  K.Pfalz,  an  die 
er  deshalb  geschrieben,  gute  Resolution,  die  er  hoffte,  bekommen  hätte, 
man  müsste  sich  zuvor  der  Majorität  im  Kurfürstencolleg  zu  vergewissern 
suchen. 

Der  K. Sächsische  hat  zwar  neulich  Befehl  erhalten,  mit  ihnen  wegen 
des  burgundiscben  Wesens  vertraulich  zu  communicieren ,  ist  aber  bisher  noch 
nicht  mit  Instruction  versehen. 

Der  Kaiser  hat')  an  das  Kurfustencolleg  (d.  Wien  6.  October  1667)  ge- 
langen lassen,  dasselbe  werde  sich  erinnern,  wie  es  1664  bei  Verfassung  einer 
beständigen  Capitulatiou  für  nothwendig  erachtet  hätte,  ehe  diese  den  übrigen 
Fürsten  und  Ständen  communiciert  werde,  sie  ihm  als  König  von  Böhmen 
vorzulegen.  Da  nun  verlaute,  dass  man  in  dem  Capitulationswesen  nahe  am 
Schlnss  stehe,  der  Kaiser  in  Sachen,  die  eine  Rom.  Königswahl  berührten,  als 
König  von  Böhmen  und  Mitkurfürst  in  dem  Kurfürstlichen  Rath  auch  zu  er- 
scheinen habe,  so  hätte  er  in  dieser  Electionssache  Graf  Weissenwolff  und 
Lic.  Speidel  bevollmächtigt. 

Es  wurde  per  majora  beschlossen,  diese  Böhmische  Gesandtschaft,  da  es  nur 
eine  Continuation  dessen,  so  a.  1664  geschehen,  sitzend  et  loco  competente  an- 
zuhören und  für  diesmal  mit  einer  dilatorischen  Antwort,  ihr  Begehren  sollte 
den  Principalen  hinterbracht  werden,  zu  versehen. 


Der  Kurflirst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  16./[26.]  October 

1667. 

[Uebertragung  der  Friedensvermittlung  an  das  ganze  Reich.] 
Wenn  im  Fürstenrath  deliberiert  werden  sollte,  ob  die  zu  Cöln  getriebene  26.  OcL 

dert  werde,  so  lasse  er  es  bei  seiner  früheren  Instruktion  bewenden,  und  (d.  Cöln  a.  d. 
Spree  l./[ll.]  October  1667),  obwohl  zu  verspüren  sei,  dass  man  zu  der  burgundiscben 
Sache  viel  zu  sagen  sehr  furchtsam  sei,  so  müsse  doch  die  Nothdurft  geredet  werden, 
aber  in  solchen  Formalien,  dass  dadurch  niemand  offendiert  werden  könne. 

*)    V.  Mahrenholtz  hatte  -j^'  ..     gemeldet,  von  dem  burgundiscben  Wesen 

sei  in  den  collegiis  nichts  weiter  vorgekommen,  und  4./14.  October,  der  französische 
Gesandte  zeige  sich  zwar  bei  einem  und  andern  Gesandten  sehr  operos,  das  Fürstliche 
Conclusnm  zu  invalidieren,  es  sei  aber  in  beiden  Collegien  von  der  Sache  nichts  vor- 
gekommen.   Vgl.  Meineke  S.  212f. 
^    S.  Gemeiner  III,  S.  28ff. 


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846  VL    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Negotlation  wegen  der  Mediation  nicht  nach  Regensburg  gezogen  and  die  Me- 
diation namens  des  ganzen  Reiches  den  kriegenden  Theilen  offeriert  werden 
sollte,  so  sollen  sie  solches  aufs  beste  secundieren,  jedoch  davon  vorher  gegen 
niemand  etwas  vermerken  lassen. 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
18./ 28.  October  1667. 

[Untbätigkeit  Oesterreichs.] 

28.  üct.  Das  burgandische  Wesen  beraht  hier  noch  in  vorigen  terminis.    Wohl- 

und  Uebelaffectionierte  wundem  sich,  dass  Oesterreich  sich  der  Sache  nicht 
eifriger  annehme ;  so  lange  es  sich  nicht  regte  und  das  Werk  mit  Ernst  angriffe, 
wäre  anderen  in  Teutschland  nicht  zu  verdenken,  wenn  sie  nicht  die  ersten 
sein  wollten*). 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  23.  October/[2.  No- 
vember] 1667. 

2.  Nov.  Sie  sollen  sich  in  der  burgundischen  Sache  nicht  weiter  herauslassen,  son- 

dern der  übrigen  Meinung  vernehmen  und  darüber  referieren. 


V.  Malirenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regenspurg 
22.  November/ 2.  December  1667. 

[Neue  Verzögerung  der  burgundischen  Sache.] 

2.  Dec.  Obgleich')  vor  8  Tagen  beschlossen  war,  dasburgundische  Werk  zu  reas- 

sumieren, hat  doch  der  Cardinal  und  das  Oesterreichische  und  Salzburgische  Di- 
rectorium  für  zuträglicher  erachtet,  damit  zurückzuhalten,  zumal  sie  bei  den 
eifrigen  Bemühungen  des  französischen  Gesandten*)  furchten,  es  möchte  das 


^)    Dieselben  melden  -t-tt r — »  der  Cardinal  von  Salzburg  habe  an  den 

4.  November 

Kaiser  geschrieben,  wenn  er  verlangte,  dass  sich  die  Stände  des  Reichs  der  burgun- 
dischen Sache  mehr  annehmen  sollten,  so  mfisste  er  selbst  einen  rechten  Ernst  ver- 
spüren lassen  und  sich  movieren. 

*)  Schon  l./ll.  November  hatten  die  Gesandten  gemeldet,  da  die  burgundische 
Gesandtschaft  eine  neue  Antwortschrift  auf  das  französische  Anbringen  (d.  4.  Novem- 
ber 1667,  Diar.  Europ.  XVI,  App.  S.  57ff.)  übergeben,  so  dürfte  die  burgundische 
Sache  wohl  reassumiert  werden.  Ueber  die  Sitzungen  vom  18./28.  und  19./29.  No- 
vember s.  Gemeiner  III,  S.  37 ff.,  Mignet  II,  S.  261  ff.,  Meineke  S.  214ff. 

^  Gottfr.  V.Jena  erzahlt  in  seinem  Reichstagsdiarium  I4.[24.]  November  1667, 
Gravel  habe  ihn  besucht  und  vorgebracht,  nach  Mille ts  Mittheilungen  habe  Kf.  erklärt, 
seine  hiesigen  Gesandten  instruieren  zu  wollen,  dass  sie  nicht  wie  zuvor  votieren 
sollten.    Gr.  habe  abermal  seines  Königs  Ernst  zum  Frieden  contestiert,  auf  die  Billig- 


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Berichte  aus  Regensburg.  847 

ihnen  ziemlich  anstandige  im  Fürstenrath  gemachte  Gonclusum  in  Zweifel  ge- 
zogen werden.  Der  Kaiser  soll  Bedenken  tragen,  sich  des  Werks  nachdrück- 
lich anzunehmen,  bevor  er,  was  die  Reichsstande  dabei  thun  wollen,  versichert  ist, 
diese  wieder  warten,  dass  der  Kaiser  eine  den  Conjunctnren  gem&sse  Resolution 
fasse,  und  wundem  sich,  dass  solches  nicht  vorlängst  geschehen. 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regens- 
purg  27.December  1667/6.  Januar  1668. 

[Neue  Aussichten   zur  Yomabme  der  burgundiscben  Sache.    Gesandtschaft  an   den 

Kaiser.] 

Sie   theilen')   ein   Schreiben   des  Königs  von   Spanien')   wegen  eiliger  6.  Jan. 
Hülfeleistung  für  die  burgundischen  Lande  an  die  Reichsstände  mit. 


keit  der  dem  Kf.  schon  mitgetheilten  Friedensbedingungen  und  darauf,  dass  diesem 
in  allem,  in  specie  in  rebus  polonicis  Statisfaction  geschehen  sei,  hingewiesen  und 
verlangt,  dass  es  bei  dem  in  der  burgundischen  Sache  gemachten  Kurfürstlichen 
Concluso  verbleiben  und  dieses  nicht  nach  dem  Fürstlichen  eingerichtet  werden  sollte. 
Er  ersuchte  ihn  auch,  befordern  zu  helfen,  dass  im  Fürstenrathe  eine  neue  Umfrage 
angestellt  werde,  damit  sich  diejenigen,  welche  neulich  nicht  instruiert  gewesen,  ver- 
nehmen lassen  konnten,  er  hoffte,  die  majora  würden  nach  seinem  Verlangen  aus- 
fallen. (Vgl.  Gravels  Relation  vom  30.  November  1667,  Mignet  II,  8.265,  und 
dazu  Meineke  S.  218f.).  J.  fügt  hinzu,  Gravel  besuche  jetzt  fast  alle  Ge- 
sandten und  bemühe  sich,  nachdem  er  erfahren,  dass  die  burgundische  Sache  reassu- 
miert werden  solle,  dass  das  Fürstliche  Gonclusum  geändert  werde,  die  Oesterreicher 
dagegen  sässen  still,  nähmen  sich  der  Sache  lange  nicht  so  eifrig  an,  unterbauten 
dieselbe  nicht  auch  so,  wie  Frankreich,  an  den  Höfen,  gäben  niemandem,  auch  ihnen 
nicht  Satisfaction  und  mit  Werbungen  und  Rüstungen  zum  Kriege  kein  Fxempel. 
„Und  lauten  unsere  gnädigste  Instructiones  bei  14  Tagen  auch  etwas  anders  als  vor- 
hin.' 15./25.  November  berichtet  er,  er  sei  nur  mit  den  Oesterreichischen  bei  dem 
Cardinal  zur  Tafel  gewesen,  derselbe  hätte  viel  von  der  burgundischen  Sache,  den 
Bemühungen  Gravels  und  dass  viele  Gesandten  auf  eine  neue  Umfrage  im  Fürsten- 
rath dringen  würden,  geredet  und  ihn  gefragt,  ob  er  die  Sache  morgen,  wie  angesagt 
sei,  vornehmen  sollte.  Er  hätte  erwidert,  die  Directoren  könnten  eine  neue  Umfrage 
leicht  hindern  und  es  sei  besser,  wenn  man  sich  eines  anderen  und  widrigeren  zu 
befahren  hätte,  alles  in  statu  quo  zu  lassen,  womit  der  Cardinal  sehr  zufrieden  ge- 
wesen sei.  „Die  Herren  Austriaci  sagten,  Gravel  laufe  herum  als  ein  brüllender  Löwe, 
aber  warum  thun  sie  es  nicht  auch?  —  Die  Reichsstädte  haben  mit  den  Fürstlichen 
geschlossen,  die  Kurfürstlichen  aber  bleiben  bei  der  gütlichen  Interposition,  damit 
Frankreich,  aber  nicht  der  Kaiser  vergnüget.^' 

^)  Der  Relation  vom  6./16.  December  liegt  eine  Anzahl  von  K.Mainz  zur  Dicta- 
tur  gegebener  Actenstücke  betreffend  die  vermittelnde  Thätigkeit  desselben  und  des 
Cölner  Conventes  (abgedruckt  Diar.  Europ.  XVI  App.  S.  62  ff.,  Londorp  IX, 
S.  574  ff.),  der  vom  20./30.  December  die  neue  Gegenschrift  Gravels  gegen  die  spa- 
nische Schrift  vom  4.  November  (d.  16.  December  1667,  Diar.  Europ.  XVI,  App. 
S.  70ff.,  Londorp  IX,  S.  570ff.)  bei. 

')    d.  Madriti  24.  October  1667    (Londorp  IX  S.  581). 


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848  Vr.    Brandenburg  uivd  Frankreich.     1666—1669. 

Wie  sie  vernehmen,  ist  der  Cardinal  von  Salzbarg  und  die  oesterrei- 
chische  Gesandtschaft  nicht  ungeneigt,  dieses  Werk  von  neuem,  weil  unter- 
schiedliche darauf  gedrungen,  im  Fürstenrath  in  Umfrage  zu  stellen. 

Dr.  Witte  ist  als  Calenbergischer  Gesandter  hier  angelangt,  um  zusammen 
mit  einem  K. Mainzischen  und  dem  K.Cölnischen  Dr.  Aldenhoven  nach 
Wien  zu  gehen,  um^)  dem  Kaiser  die  Beförderung  des  Friedens  zwischen 
Frankreich  und  Spanien  einzurathen. 


Der   Kurfürst   an   die   Gesandten.     D.    Cöln    30.  December 
1667/9.  Januar  1668. 

[Beschwerde  Millets  über  ihre  Abstimmung.] 

9.  Jan.  Nach  Milets  Bericht  hat  Gravel  geschrieben,  sie  hätten  beiderseits  con- 

traria vota  geführt  und  insonderheit  im  Fürstenrath  wäre  wegen  des  burgundi- 
schen  Kreises  nicht  so  votiert  werden,  wie  Kf.  sich  hier  erklärt  hätte,  Sie 
sollen  darüber  berichten  und,  falls  es  nur  ein  Missverstand  ist,  Gravel  darüber 
informieren. 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Regenspurg  10./ 20.  Januar  1668. 

[auf  das  Rescript  vom  30.  December.    Rechtfertigung  gegen  Millets  Beschwerde.] 

20.  Jan.  In  der  burgundischen  Sache  ist  nur  eine  einzige  Session  am  2./ 12.  Sep- 

tember gehalten  worden ;  da  sonst  weder  ordentlich  noch  in  circulo  darüber  votiert 
worden  ist,  so  können  contraria  vota  darin  überhaupt  nicht  erfolgt  sein.  Sollten 
sie  auch  nicht  in  Conformität  dessen,  so  Kf.  sich  gegen  Milet  mündlich  erklärt, 
gestimmt  haben,  so  würden  sie  doch  darum,  indem  sie  solches  nicht  gewusst, 
losgesprochen  werden,  und  wenn  auch  Gravel  dergleichen  an  sie  gebracht,  so 
hätten  sie  doch  sich  nicht  danach  sondern  nach  den  Rescripten  des  Kf.  achten 
müssen.  Sie  haben  auch  mit  Gravel  darüber  geredet,  der  ihm  dieses  gar  leid 
sein  liess  und  es  mit  einem  Missverstand,  der  zwischen  ihm  und  Milet  vorge- 
gangen, entschuldigte,  sich  auch  erbot,  deswegen  an  denselben  zu  schreiben. 
Der  Missverstand  ist  daher  entstanden,  dass  Milet  die  abgelegten  vota  von  den 
zukünftigen  nicht  genügend  unterschieden  hat. 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D. 
Regenspurg  28.  Februar/9.  März  1668. 

[Absicht,  die  burgundische  Sache  wieder  vor  den  Reichstag  zu  bringen,  Auftrag  des 

Cardin  als  von  Salzburg.] 

9.  März.  Der  Cardinal  von   Salzburg   hat  ihnen   mitgetheilt,  dass  er  es  dahin  zu 

richten  beabsichtige,  dass  materia  securitatis  samt  den  burgundischen  Angelegen- 

0    S.  oben  S.  825. 


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Berichte  aus  Regensburg.  849 

heiten  vorgenommen  werde,  und  hat  sie  beauftragt  zu  berichten,  er  trüge  zu 
Kf.  das  Vertrauen,  derselbe  werde,  wie  bisher,  die  Erhaltung  der  Integrität  des 
Reichs  und  was  zu  des  Vaterlandes  gemeinem  Besten,  Ehre  und  Reputation 
gereiche,  sich  angelegen  sein  lassen,  und  er  sei  versichert,  sie  würden  wenigstens 
die  am  12.  September  1667  abgelegten  vota  nicht  verändern,  worauf  sie  aber 
nichts  geantwortet  haben  *). 


13.      Gesandtschaft    v.  Fölnitzs    und    Meinders'    nach 
Paris.    November  1667  — April  1668. 

Instruction   vor   den  Herren  Oberstalmeister  Pelnitz   und  H. 

Rath  Meinders  nacher  Paris  ^.     D.  Cöln  an  der  Spree 

ll./[21.]  November  1667. 

[Forderungen  des  Kf.  in  der  polnischen  Sache,  Qegenanerbietungen  desselben.    Das 
Angebot  Geldems.    Subsidien.] 

Sie  haben  bei  dei;  Audienz  dem  Könige  vorzustellen,  dass  Kf.,  nachdem  21.  Nov. 
ihm  durch  den  Pfalzneuburgischen  Gesandten^)  und  durch  Millet  ver- 
sichert worden,  der  König  würde,  nachdem  Kf.  sich  des  burgundischen 
Werkes  halber  auf  die  von  jenen  vorgestellten  Punkte  herauslassen  und  resol- 
vieren  würde,  sofort  und  pari  passu  dessen  Absichten  in  Polen,  namentlich 
die  Wahl  Pfalz-Neuburgs  zum  Könige  befördern,  sich  zu  dieser  Absendung 
entschlossen  habe,  um  dem  Könige  sein  Freude  darüber  contestieren  und  einige 
Punkte,  auf  welche  Millet  specialiter  und  voUkommentlich  zu  instruieren  wäre, 
vorstellen  zu  lassen.  Sie  sollen  den  König  bitten,  jemand  zu  verordnen,  welcher 
mit  ihnen  darüber  conferiere,  falls  er  aber  selbst  gleich  Nachricht  davon  be- 
gehren sollte,  ihm  je  nach  seinem  Wunsche  und  den  Umständen  summarie  oder 
ausführlich  Mittheilung  davon  machen. 

Die  Punkte,  worüber  sie  des  Königs  Erklärung  und  Instruktion  an  Millet 
begehren  sollen,  sind: 

1)  Der  König   möge  sofort  seinen  Gesandten   in  Polen  Beziers  beordern, 
nicht   nur   seine   bisherige  Negotiation  für  Conde  oder  wer  es  auch  sonst  sei 


1)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Coln  a.  d.  Spree  7./[17.]  März  1668),  da  Gaste]  Ro- 
drigo  die  Alternative  angenommen  habe,  so  sei  zunächst  abzuwarten,  wie  sich 
Frankreich  ferner  darauf  bezeigen  werde,  und  unterdessen  zu  einer  Resolution  im 
Romischen  Reich  nicht  zu  eilen.  Je  nachdem  sich  diese  Tractaten  weiter  einlassen 
würden,   werde   er    sie   mit  fernerem  Befehl   versehen.    Die  Gesandten  melden  dann 

— j-TT-. — ,  dass  sie  von  Gravel  vor  drei  Tagen  Anzeige  von  der  Unterzeichnung  des 

Friedens  in  Aachen  erbalten  hätten. 

^  Vgl.  über  diese  Gesandtschaft  Mignet  II,  S.  195f.,  Urk.  u.  Akt  XIV,  1 
S.  354flF. 

»)    Giese,  vgl.  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  488 ff. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    Xu.  54 


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850  VI.    Brandenbarg:  und  Frankreich.     1666—1669. 

einzustellen,  sondern  auch  mit  Worten  und  vor  allen  Dingen  mit  der  That  för 
des  Ef.  und  des  Pfalzgrafen  Interesse  der  Wahl  halber  zu  arbeiten. 

2)  Der  König  möge  alles  anwenden,  damit  der  jetzige  Konig  sich  der 
Krone  begebe  und  diese  durch    ordentliche  Wahl   an   den  Pfalzgrafen   komme. 

3)  Der  König  solle  nicht  nur  selbst  von  der  Negotiation  für  andere  ab- 
stehen, sondern  auch  keinem  französischen  Prinzen  gestatten,  dieses  Werk 
selbst  oder  durch  andere  zu  hintertreiben  oder  schwer  zu  machen. 

4)  Beziers  solle  mit  den  ministris  des  Kf.  und  des  Pfalzgrafen  in  Polen 
vertraulich  communicieren  und  mit  und  neben  ihnen  das  Werk  betreiben. 

5)  Der  König  möge  sofort  an  diesem  Werk  die  Hand  dergestalt  schlagen 
und  halten,  damit  die  That  und  Wirklichkeit  zu  verspüren  und  keine  Verzöge- 
rung dabei  vorgehen  möge. 

6)  Mille t  solle  alsobald  hierüber  Vollmacht  und  Instruction  erhalten,  an 
des  Kf.  Hofe  darüber  schleunig  zu  tractieren  und  zu  schliessen. 

7)  Der  König  möge  sich  deutlich  gegen  den  König  und  die  Republik  so- 
wie gegen  die  senatores  und  ministros  regni,  deren  er  bisher  in  dieser  Sache 
versichert  gewesen,  erklären,  dass  er  sie  ihrer  früheren  Zusagen  wegen  Beför- 
derung eines  französischen  Fürsten  lossprechen  und  nicht  gestatten  wolle,  dass 
ein  französischer  Prinz  sich  auf  dergleichen  Verpflichtupgen  beziehe,  sich  der- 
selben gebrauche,  oder  deswegen  das  geringste  gegen  die  Republik  oder  jemand 
vornehme. 

Kf.  seinerseits  dagegen  erbietet  sich: 

1}  sich  ans  dem  burgundischen  Werke  zu  halten  und  sowohl  für  sich 
als  auch  nebst  anderen  dahin  zu  wirken,  dass  dasselbe  noch  vor  angehender 
Campagne  in  der  Güte  beigelegt  werde,  und  sich  dabei  zu  bemühen,  dass  der 
König  von  Frankreich  eine  billigmässige  Satisfaction  erhalte. 

2)  Die  Rheinische  Allianz  zu  prorogieren  und  sich  wieder  mit  in  die- 
selbe zn  begeben,  doch  dass  man  sich  der  Artikel  halber  vergleiche  und 
darüber  handle,  er  wolle  alles  eingehen,  was  nicht  dem  Instr.  pacis  und  den 
Reichsconstitutionen  entgegen.  Das  erste  Anerbieten  dürfe  aber  nicht  auf  den 
Fall  gezogen  werden,  wenn  etwa  auf  dem  jetzigen  Reichstage  zu  Regensbnrg 
beschlossen  werden  sollte,  dass  sich  das  Reich  des  burgundischen  Kreises  an- 
nehmen sollte. 

Damit  Kf.  bei  der  von  ihm  übernommenen  Mediation  mit  mehr  Nachdruck 
sprechen  und  des  Königs  Intention  und  zugleich  den  Frieden  befördern  könne, 
so  möchte  der  König  ihm  an  die  Hand  geben,  worin  eigentlich  seine  desideria 
bei  der  Handlung  beständen  und  was  er  endlich  für  sich  begehrte  und  wie  Kf. 
sich  bei  der  Friedenshandlung  zu  seinem  Besten  und  zur  Wiederherstellung  der 
Ruhe  betragen  sollte. 

Sollte  französischerseits  der  Vorschläge,  welche  dem  Kf.  hier  von  dem 
Pfalzneuburgischen  und  von  Millet  wegen  Geldern  geschehen,  und  dass 
er  keinen  Durchzug  verstatten  möchte,  gedacht  werden,  so  sollen  sie  erklären, 
das  erste  wäre  eine  Sache,  wovon,  falls  es  nicht  zum  Frieden  kommen  sollte, 
zu  reden  wäre,  jetzt  möchte  davon  Abstand  genommen  werden,  zumal  da  Kf. 
keine  Gonquesten  sondern  nur  einen  beständigen  Frieden  begehrte,  sollte  sich 


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Instruktion  für  y.  Polnito  und  Meinders.  851 

Spanien  opiniatrieren  und  wider  Billigkeit  und  der  Mediatoren  Rath  den  Krieg 
continuieren  wollen,  so  würde  man  sich  weiter  zu  besprechen  und  andere  zu- 
reichende Mittel  zu  Beförderung  des  Friedens  an  die  Hand  zu  nehmen  haben, 
wollte  aber  der  König  dem  Kf.  ohne  Obligation  einige  Geldsubsidien  reichen 
lassen,  so  würde  er  sie  mit  Dank  annehmen.  Wegen  der  Durchmärsche  müsste 
Kf.  der  Reichsverfassung  nachleben,  er  würde  dieselben  durch  seine  Lande 
nicht  gestatten,  sondern,  soviel  möglich,  hindern. 

Da  im  Januar  in  Polen  ein  Reichstag  gehalten  werden  sollte,  so  müsste 
der  König,  was  er  in  dem  Wahlnegotio  des  Kf.  Begehren  gemäss  zu  thun  ge- 
dächte, bald  thun;  Beziers  wäre,  da  die  meisten  von  der  anderen  Partei 
grosses  Misstrauen  gegen  ihn  bezeugten,  abzurufen,  sollte  gegen  Hoverbeck 
das  gleiche  eingewendet  werden,  so  sollen  sie  erwidern,  sie  wüssten  es  zwar 
nicht,  sie  wären  aber  versichert,  Kf.  würde  alle  Hinderungen  aus  dem  Wege 
räumen. 

Da  Kf.  sehr  viel  daran  gelegen,  so  bald  wie  möglich  von  ihrer  Negotiation 
Nachricht  zu  erhalten,  so  sollen  sie  mit  allen  Posten  sowohl  über  Holland  als 
auch  über  Strassburg  berichten ,  mit  des  Kf .  ministris  im  Haag  und  in  Eng- 
land fleissig  correspondieren ,  sich  in  nichts  einlassen,  was  nicht  in  dieser  In- 
struktion ausdrücklich  enthalten,  sonst  aber  so  viel  immer  möglich  mit  allem 
Fleiss  und  Behutsamkeit  in  die  Desseine  und  Resolutionen  zu  penetrieren  suchen. 


Neben-Memorial.     D.  Cöln  22.  November/ 2.  December  1667. 

[An  Pfalz-Neuburg  zu  machende  Mittheilungen.    Erläuterung  einzelner  Punkte.] 

Sie  sollen  unterwegs  in  Düsseldorf  den  Pfalzgrafen  aufsuchen,  dem-  2.  Dec. 
selben  ihre  Instruktion  communicieren ,  etwaige  Erinnerungen,  welche  derselbe 
machen  sollte,  dem  Kf.  mittheilen  und  dem  Pfalzgrafen  rathen,  mit  aller  Macht 
das  Werk  in  Schweden  zu  treiben. 

Des  Kf.  Erklärung,  er  wolle  sich  aus  dem  burgundischen  Wesen  halten, 
können  sie,  wenn  es  vonnöthen,  so  explicieren,  dass  Kf.  sich  dabei  das  Wort 
Neutralität  nicht  zuwider  sein  Hesse  und  dabei  kein  ander  Bedenken  hätte,  als 
dass  es  das  Ansehen  gewinnen  könnte,  als  wäre  er  bereits  im  Kriege  engagiert 
gewesen  oder  gedächte  Hostilitäten  vorzunehmen.  Im  Falle  eines  einmütbigen 
Reichsschlusses  könnte  sich  Kf.  einem  solchen  nicht  entziehen,  er  wollte  aber 
dazu  keine  Ursache  geben  und  hätte  demgemäss  schon  seine  Gesandten  in 
Regensburg  instruiert. 

Sie  sollen  den  König  ersuchen,  seine  früher  versprochenen  officia  wegen 
El  hing  und  Draheim  nochmals  zu  reiterieren,  ferner,  wie  die  polnische  Re- 
publik wünsche,  dahin  zu  wirken,  dass  die  französischen  Garnisonen  aus 
Preussen  abgeführt  und  die  wegen  der  Wahl  Conde's  gegebenen  Versiche- 
rungen cassiert  und  zurückgegeben  würden. 

Sie  haben  dort  nichts  schriftlich  zu  tractieren  und  weder  ihre  Proposition 
noch  sonst  etwas  schriftlich  zu  übergeben. 


* 


54 


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852  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

Mit  den  zn  Paris  befindlichen  schwedischen,  englischen  nnd  hol- 
ländischen Gesandten  sollen  sie  vertraulich  communicieren. 

Sie  sollen  auch  erinnern,  dass  der  französische  Gesandte  za  Stockholm*) 
Befehl  erhalte,  in  diesem  Werk  dort  alle  möglichen  officia  anzuwenden,  ferner 
haben  sie  darauf  zu  dringen,  dass  Mi  11  et  nicht  nur  sofort  die  nöthige  Vollmacht 
und  Instruction  wegen  Schliessung  des  Tractats  erhalte,  sondern  dass  demselben 
auch  die  gewünschte  Originalordre  an  Beziers  mitgeschickt  würde,  wenn  nicht 
anders  so  mit  dem  Befehl,  dieselbe  nicht  eher  fortzusenden,  bis  Ef.  aaeb  seiner- 
seits den  Tractat  zur  Richtigkeit  gebracht  und  ihm  genügsame  Preaven  seiner 
beständigen  Resolution  gegeben  hätte. 


Y.  Pölnitz   und  ;Meinder8  an  den  Kurfürsten.     D.  Düsseldorf 
26./ 16.  December  1667. 

[Mittheilnngen  Pfalz-Neuburgs.] 

26.  Dec.  Sie  sind  am  10./20.  hier  angelangt  und  haben,   nachdem  der  Pfalzgraf 

am  13./23.  von  Hambach  hieher  zurückgekehrt,  am  14./24.  bei  demselben  Au- 
dienz gehabt. 

Der  Pfalzgraf,  welcher  sich  dem  Kf.  namentlich  auch  wegen  des,  auch  ihnen 
inzwischen  durch  den  Freih.  v.  Schwerin  communicierten  Tractats  mit  Milet^ 
aufs  höchste  zur  Dankbarkeit  verpflichtet  erklärte,  hat  ihnen  mitgetheilt,  was 
der  König  und  Lionne  an  Beziers  geschrieben,  sowie  die  für  denselben  hier 
von  dem  Pfalzgrafen  und  Gaumont  abgefasste  Instruction'),  welche  er  schon 
durch  einen  Expressen  nach  Berlin  geschickt  hätte.  Da  sowohl  in  dieser  als  in 
dem  zu  Berlin  mit  Milet  aufgerichteten  Tractat  fast  alles  enthalten,  was  sie  in 
der  polnischen  Sache  zu  Paris  negotiieren  sollten,  und  fast  nichts  ausser  der 
Auswechslung  des  Tractats  übrig  ist,  so  vermuthen  sie,  des  Kf.  Ratification 
desselben  in  Paris  zu  empfangen. 

Kanzler  Giese  wird  gleich  nach  dem  Fest  nach  Warschau  abreisen,  Graf 
Krinsky')  ist  schon  nach  Grosspolen  voran,  nach  Schweden  will  der  Pfalzgraf 
auf  ihr  Zureden  nochmals  Dr.  Ehrmann^)  schicken. 

Kanzler  Leer  od  wird  nach  Paris  gehen,  um  dort  des  Pfalzgrafen  Affairen 
zu  beobachten.  Betreffend  Beziers'  Abforderung  berichtete  der  Pfalzgraf,  der 
König  von  Frankreich  hätte  sich  dazu  pure  bereit  erklärt,  Lionne  aber  hätte 
erinnert,  man  hätte  grosse  Ursache  sich  darin  nicht  zu  übereilen,  da  B.  grosses 
Vertrauen  bei  denen  von  der  französischen  Partei  und  namentlich  bei  dem 
Könige  besitze  und  derselbe  sonst  vielleicht  aus  Unmuth  über  seine  Abberufung 

^)    Pomponne. 

^  Der  inzwischen  am  15.  December  zu  Berlin  unterzeichnete  Tractat  (Mignet 
II,  S.  296flF.,  V.  Morner  S.  321ff.); 

8)    S.  Droysen  III,  3  S,  147,  580,  vgl.  oben  S.  357. 
*)    S.  oben  S.  250. 
*)    S.  oben  S.  204. 


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Besprechungen  mit  Pfalz-Nenburg.  g53 

vor  seiner  Abreise  von  dort  noch  unter  der  Hand  das  Werk  erschweren  möchte. 
Der  Pfalzgraf  meinte,  Hov erbeck  und  Giese  würden  wohl  merken  können, 
ob  Beziers  noch  femer  in  Warschau  nützliche  Dienste  werde  leisten  können, 
im  Nothfall  könnte  man  allezeit  seine  Abberufung  betreiben. 

PS.  Sie  haben  mit  BlaspeiP)  weitläufig  geredet,  derselbe  wird  morgen 
nach  Brüssel  reisen  und  meint,  Castel  Rodrigo  werde  bei  des  Kf.  Conduite 
nicht  das  geringste  zu  desiderieren  haben  und  er  werde,  da  seines  Wissens  noch 
niemals  an  Spanien  eine  solche  Ouvertüre  vom  Vergleich  gebracht,  desto  will- 
kommener sein. 

Der  Pfalzgraf  hat  ihnen  im  tiefsten  Vertrauen  mitgetheilt,  der  König  von 
Polen  hätte  gegen  Beziers  contestiert  und  durch  diesen  seinem  Könige  hin- 
terbringen lassen,  dass  ihm  unmöglich  wäre,  die  Last  der  Regierung  länger  zu 
tragen,  und  er  entschlossen  sei,  die  Abdication  höchstens  bis  zu  künftigem  April 
zu  verschieben,  und  hat  sie  aufgefordert,  da  man  sich  doch  dieser  gleichsam  de  roi 
ä  roi  geschehenen  Declaration  nicht  gut  contra  invitum  regem  bedienen  könnte, 
sie  möchten  dem  französischen  Könige  vorstellen,  dass  er  gnugsamen  Fug  hätte, 
daraufhin  den  König  von  Polen  auf  den  Effect  dieser  Declaration  zu  poussieren. 


0.  V.  Schwerin  an  Meinders.     D.  Berlin  30.  December 
1667 /[9.  Januar  1668.] 

[Bescheid  an  Gopes.    Forderung  französischer  Subsidien.    Klagen  Gremonville*s  über 
V.  Blumenthal.    Nachrichten  aus  Polen  und  Schweden.] 

—  Ich  schicke  ihm  hiebe!  Abschrift  eines  Schreibens,  so  H.  Copes  9.  Jan. 
an  mich  gethan,  auf  Befehl  S.  Chf.  D.  habe  ich  darauf  geantwortet'), 
dass  Sie  sich  zu  nichtes  resolviren  könnten,  bis  sie  alda  im  Haag  etwas 
Beständiges  arrestiret  hätten,  dieweil  sie  ihre  Sentimenten  so  ofte  ver- 
ändert und  dadurch  S.  Chf.  D.  nicht  wenig  wären  brouilliret  worden. 
Er  würde  wissen,  in  was  terminis  S.  Chf.  D.  sich  mit  F.  verglichen. 
Wann  Hol.  die  condit.  mit  Fr.  concertiret  hätte,  und  dieselbige  raisou- 
nabel  gefunden,  dann  das  hätte  S.  Chf.  D.  in  dem  Tractat  zum  Funda- 
ment gesetzet,  dass  Fr.  nichts  Unbilliges  und  Uebermässiges  begehren 
sollten,  so  könnten  S.  Chf.  D.  sich  resolviren,  dem  Staat  zu  helfen,  dass 
die  Partie  obligiret  wurde,  solche  conditiones  einzugehen,  dann  der  Friede 
wäre  so  notig  und  die  Anstalt  an  spanischer  Seite  so  schlecht,  dass 
man  vielleicht  einen  schlechteren  Dienst  an  Franckreich  thäte  als  an 
Spanien,  wann  man  den  Frieden  auf  solche  Art  machete.  Insonderheit 
wann    es  wahr   wäre,    was    die  Spanier  sagen,    dass  Franckreich  keine 

0    S.  oben  S.  781. 
^    Vgl.  oben  S.  752  f. 


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854  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

Friede  begehret  und  alles  conqueriren  wolle.  Wann  aber  die  con- 
ditiones  mit  Fr.  nicht  concertiret  wären,  so  hätten  S.  Chf.  D.  gebundene 
Hände,  weil  Sie  die  Neutralität  versprochen.  Ueberdem  habe  ich  an 
H.  Milet  sagen  müssen^),  er  möchte  nach  Hofe  schreiben,  umb  zu 
wissen,  dass  wann  S.  Chf.  D.  sich  mit  dem  Staat  und  anderen  alliireten 
die  mit  Fr.  concertirte  conditiones  durchzutreiben  verbunden,  was 
S.  Chf.  D.  desfals  von  Fr.  zu  gewarten  haben  sollte,  und  ob  der  König 
wol  eine  gewisse  Sum  Geldes  in  etzlichen  Jahren  zu  bezahlen  davor 
versprechen  wollten.  S.  Chf.  D.  befahlen,  dem  H.  v.  Pelnitze  und 
Ihm  solches  auch  zu  schreiben,  damit  sie  auf  allen  Fall  solches  be- 
handelten. Ich  glaube,  wann  man  m/400  Rthlr.  in  vier  Jahren  zu 
zahlen  verspreche,  S.  Chf.  D.  wurden  sich  contentiren.  Mons.  Gre- 
monville  hat')  H.  v.  Blumenthal  gedräuet,  nach  Paris  zu  schreiben, 
dass  er  alda  anders  negotiire  als  wie  man  hier  pacisciret,  Mons.  Milet 
spricht  besser  davon  und  urtheilet,  dass  man  nicht  tout  a  la  fois  habe 
changiren  wollen,  und  so  ist  es  auch.  Wann  da  etwas  vorkommt,  muss 
man  sie  auf  die  Werke  weisen,  die  wir  thun,  und  dass  sie  sich  nicht 
an  die  Worte  eines  oder  andern  Ministri  zu  kehren  haben. 

H.  Hoverbeck')  hat  den  Tag,  wie  die  Post  abgegangen,  Audientz 
haben  sollen.  Indessen  klaget  Beziers  sehr  über  ihn,  dass  er  alles 
traversire.  Ich  hoffe,  S.  Chf.  D.  werde  jetzt  einen  andern  nebenst  ihm 
schicken.  In  Schweden  ist^)  über  das  französische  Werk  in  Senatu 
grosser  Streit  gewesen  und  zwischen  dem  H.  Reichscanzier  und 
Bierenklow  zu  Extremitäten  ausgeschlagen,  aber  durch  die  Königin 
wieder  beigeleget  und  wird  sehr  heimlich  gehalten.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Pölnitz  und  Meinders.     D.  Cöln 
7./[17.]  Januar  1668. 

[Das  holländische  Friedensproject.    Nachricht  aus  Polen.] 

17.  Jan.  Er  sendet  ihnen  das  seinen  ministris  im  Haag  überreichte  Project  und  seine 

darauf  ertheilte  Antwort^),  sie  sollen  sich  bei  dem  Konige  oder  bei  Lionne 
erkundigen,  ob  der  König  mit  diesen  Gonditionen,  welche  mit  dem  übereinstim- 
men, was  Milet  hier  angebracht,  einverstanden  ist.    Kf.  glaubt,   dass  es  zu 

1)  Vgl.  Mignet  II,  S.  292. 

^  Vgl.  ▼.  Blumenthals  Relation  vom  4./i4.  December  1667  oben  S.  589f. 

')  S.  oben  S.  360. 

*)  S.  Carlson  IV,  S.  500ff.,  Mem.  de  Pomponne  II,  S.  474ff. 

5)  S.  oben  S.  753  f. 


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Weitere  Anftr&ge  an  ▼.  Polnitz  und  Meinders.  865 

Beförderung  des  Friedens  gereichen  würde,  wenn  seine  Räthe  bevollmächtigt 
wurden,  sich  hierin  den  anderen  Alliierten  za  conformieren,  und  er  hofft,  dass 
der  König,  wenn  auch  von  Spanien  nicht  alles  und  jedes  sollte  oder  könnte 
eingegangen  werden,  darum  doch  nicht  den  Frieden  zerschlagen  lassen  sondern 
in  einem  und  andern  nicht  so  genau  auf  den  postulatis  bestehen  wird.  Jeden- 
falls haben  sie  zu  beobachten,  was  ihnen  y.  Schwerin  in  Ziffern  geschrieben. 
Beziers  hat  sich  ernstlich  bemüht'),  Hoverbeck  wieder  Audienz  beim 
Könige  von  Polen  zu  verstatten,  sie  sollen  des  Kf.  Dank  dafür  bezeugen'}. 


y.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Knrfllrsten.     s.  1.  et  d. 
[Paris  10./20.  Januar  1668.] 

[Visite  bei  Lionne.    Audienz  beim  Konige  und  der  Konigin.    Der  braunschweigische 

Gesandte  ▼.  Platen.] 

Sie  sind  Sonnabend  den  4./14.   hier  angelangt  und  haben  am  6./16.  bei  20.  Jan. 
Lionne  die  Visite  abgelegt,  der  sie  mit  der  grössten  Civilität  empfing.    Der- 
selbe erklärte  ganz  deutlich,  der  König  wollte  noch  einen  Weg  wie  den  anderen 
gern  Frieden  machen,   wenn  nur,  was  freilich  nicht  der  Fall  zu  sein  schiene, 
Spanien  Lust  dazu  hätte. 

Schliesslich  kamen  sie  auf  die  polnische  Sache  und  sie  nahmen  dabei 
Gelegenheit  zu  remonstrieren,  wie  nöthig  und  des  Königs  eigenem  Interesse  ge- 
mäss es  sein  würde,  die  Abdication  quovis  modo  zu  befördern  und  sich  der 
Freundschaft  Schwedens  zu  versichern.  Sie  wiesen  darauf  hin,  dass  Kf., 
wenn  er  nicht  von  dort  her  gesichert  wäre,  weder  in  dieser  noch  in  anderen 
Sachen  frei  agieren  könnte,  zumal  auf  der  anderen  Seite  Oesterreich  sowohl 
sein  als  auch  Polens  Nachbar  sei,  welches  des  Kf.  jetzige  consilia  auf  das  aus- 
serste  improbierte  und  es  sehr  ungern  sehen  würde,  wenn  Pfalz-Neu  bürg 
durch  Frankreich  befördert  werden  sollte.  Sie  stellten  dieses  alles  so  weitläufig 
vor,  um  hiemächst  mit  desto  besserer  Manier  wegen  der  Subsidien  Anregung 
zu  thun,  begnügten  sich  aber  diesesmal  damit,  in  genere  des  Kf.  Interessen  und 
die  gemeine  Wohlfahrt  zu  recommendieren. 

PS.  D.  ut  in  litteris  Paris  10./20.  Januarii  1668.  Gestern  zwischen  9  und 
10  Uhr  haben  sie  bei  dem  Könige  Audienz  gehabt,  sie  wurden  durch  den 
Introducteur   des    ambassadeurs   Bonoeil   und   dessen   aide   Giranit   in  des 


0    S.  oben  S.  360. 

^  Kf.  beauftragt  19./29.  Januar  1668  die  Gesandten,  sie  sollen  Anzeige  davon 
machen,  dass  Kf.,  um  den  Kaiser  zur  Unterstützung  Pfalz-Neuburgs  zu  bewegen, 
eine  Gesandtschaft  an  denselben  geschickt  habe  (s.  oben  S.  573 ff.),  und  versichern, 
dass  dabei  nichts,  was  Frankreich  zum  Nachtbeil  gereichen  konnte,  versprochen  werden 
solle;  femer  sollen  sie  zu  erwirken  suchen,  dass  der  König  für  den  Fall,  dass  es  in 
Polen  zu  einer  Doppelwahl  kommen  sollte,  zur  Unterstützung  Pfalz-Neuburgs  eine 
betrachtliche  Geldsumme  in  Danzig  bereit  halte,  wovon  etwa  8000  Mann  unterhalten 
werden  könnten. 


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856  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Königs  und  der  Konigin  Kutschen  aufs  Louvre  geholt,  auf  Pölnitz's  Proposition 
erwiderte  der  König  mit  wenigen  Worten,  dass  er  gern  vernehme,  dass  Kf. 
solche  Affection  und  Aestime  gegen  ihn  bezeuge  und  sie  hieher  geschickt  hätte, 
sie  würden  aus  seinen  Actionen  nichts  andres  verspüren,  als  dass  er  den  Frie- 
den verlangte,  er  wollte  des  Kf.  Schreiben  lesen  und  ihnen  eine  Zeit  bestimmen, 
um  ihm  mit  mehreren  Umständen  des  Kf.  Sentimente  zu  entdecken.  Nach- 
mittags hatten  sie  bei  der  Königin  Audienz  und  praesentierten  derselben  neben 
des  Kf.  Schreiben  das  Cabinet  von  Bernstein,  welches  sehr  gefiel,  dann  be- 
grüssten  sie  auch  den  Dauphin  und  die  kleine  madame. 

Der  König  wird  Montag  abreisen,  wohin,  weiss  niemand,  einige  sagen  nach 
Metz,  andere  nach  der  Franche  Comte.  Bonoeil  erzählte  ihnen,  er  hätte  neu- 
lich auf  Befehl  des  Königs  dem  Braunschweigischen  Envoy^  v.  Platen*)  an- 
zudeuten gehabt,  dass  der  unter  dem  Vorwand  der  Gratulation  nach  Wien 
geschickte  Hammmerstein  dem  Kaiser  wegen  der  Herzoge  zu  Braanschweig 
12  000  Mann  zur  Defension  der  spanischen  Niederlande  angeboten  habe,  was 
mit  seiner  Proposition  und  Offerten  wegen  der  Mediation  garnicht  übereinkäme, 
der  König  begehrte  zu  wissen,  was  eigentlich  die  Intention  der  Herzöge  wäre, 
damit  er  seine  mesures  danach  nehmen  könnte;  falls  Hammersteins  Aner- 
bieten ernstlich  wäre,  würde  er  es  ressentieren,  sollte  er  auch  16  Millionen 
daran  wagen,  v.  Platen  hat  erwidert,  er  wüsste  davon  nichts,  es  müsste  ein 
Verstoss  sein,  er  hätte  von  den  Herzogen  und  ihren  Intentionen  ganz  andere 
Nachricht.  Nachher  ist  er  bei  Lionne  gewesen,  der  ihm  etwas  gelinder  zuge- 
redet haben  soll. 


V.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Kurfürsten.    D,  Paris 
15./25,  Januar  1668. 

[Die  Audienz   beim  Konige,    Anregung  der  Subsidienfrage.     Besuche   bei   Turenne, 

Lionne  und  Colbert.    Lionne^s  Beschwerden  über  Holland  und  die  braimscbweigiscben 

Herzoge,  Erklärungen  inbetreff  des  Friedens.] 

25.  Jan.  In  der  Audienz  am  Sonnabend  stellten  sie  dem  Könige,  als  dieser  noch- 

mals seine  Friedensliebe  versicherte,  vor,  er  möchte  dem  Kf.  eine  schriftliche, 
von  ihm  unterzeichnete  Declaration  desfalls  ertheilen,  damit  Kf.  so  um  so  mehr 
Gelegenheit  erhielte,  jedermann  von  dieser  seiner  Intention  zu  versichern  und 
gegentheilige  Gerüchte  zu  widerlegen.  Der  König  erwiderte,  es  wäre  eine  Sache 
von  grosser  Consequenz,  er  wollte  darüber  nachdenken  und  ihnen  später  seine 
Erklärung  zugehen  lassen.  Sie  kamen  dann  auf  die  polnische  Sache.  Damit, 
dass  die  Abdication  des  polnischen  Königs  möglichst  bald  zu  erfolgen  habe, 
war  der  König  ganz  einverstanden  und  versprach  auch,  die  vom  Pfalzgrafen 
und  Gaumont  zu  Hambach  aufgesetzte  Instruction  für  Beziers'')  auszufertigen. 
Sie  rühmten  dabei  die  guten  officia,  welche  Kf.  für  Beziers  in  Polen  thun 
liesse,  und  stellten  vor,  wie  grosse  Spesen  dem  Kf.  die  kostbare  Armatur  ver- 


1)  S.  Kocher  I,  S.565ff. 

2)  S.  oben  S.  852. 


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Audienzen.    Besuch  bei  Turenne  und  Lionne.  857 

ursachte,  welche  er  jetzt  um  so  mehr  continuieren  müsste,  da  Oesterreich 
und  Schweden  jedenfalls  die  Abdication  und  den  glücklichen  Snccess  dieser 
Sache  nicht  gern  der  Interposition  des  Königs  zuschreiben,  sondern  auch  ihrer- 
seits daran  ihre  Gloria  und  ihr  Privatinteresse  suchen  würden;  falls  der  König 
dem  Kf.  dazu  mit  Subsidien  an  die  Hand  gehen  wollte,  würde  er  diesen  um 
so  mehr  capabel  machen,  für  den  vorgesetzten  gemeinen  Zweck  zu  wirken,  sie 
hofften,  Kf.  würde  darin  um  so  mehr  Willfährigkeit  verspüren,  weil  er  der- 
gleichen Offerten  von  anderen  ausgeschlagen.  Der  König  antwortete  darauf  mit 
Lächeln,  er  wüsste  wohl,  wie  reich  und  liberal  die  Spanier  immer  in  Promissen 
wären,  was  aber  die  wirkliche  Zahlung  anginge,  darin  komme  ihnen  Frank- 
reich wohl  gleich,  er  wollte  auch  hierüber  ihnen  seine  Resolution  mittheilen 
lassen.  Wegen  Elbings  und  Draheims  erbot  er  sich,  des  Kf.  Interesse  zu 
secundieren;  er  erklärte  schliesslich,  er  werde  Lionne  auftragen,  ferner  mit 
ihnen  zu  reden. 

Sonntag  besuchte  v.  P.  allein  (da  M.  krank  war)  Turenne,  welcher  sich 
erbot,  ihre  Negotiation  aufs  beste  zu  recommendieren ,  und  versicherte,  die 
jetzige  Reise  des  Königs  werde  das  Friedenswerk  keineswegs  verhindern,  man 
werde  bis  zum  1.  März  bei  den  offerierten  conditionibus ,  wenn  auch  Spanien 
dieselben  noch  nicht  acceptiert,  verbleiben.  Montag,  den  12./22.  besuchten  sie 
Lionne,  derselbe  wiederholte  die  Versicherung  wegen  des  Friedens;  mit  den 
Staaten  hätte  man  die  Bedingungen  nicht  nur  concertiert,  sondern  dieselben 
hätten  auch  versprochen,  ihre  Waffen  mit  den  französischen  zu  conjungieren, 
um  die  Spanier  zur  Annahme  dieser  Bedingungen  zwingen  zu  helfen.  Er  rühmte 
dabei  des  Kf.  gute  Gonduite  und  franchise  und  erklärte,  der  König  habe  gar- 
keine  Bedenken,  dessen  Mediation  zu  acceptieren,  die  Staaten  aber  könnten 
nicht  mediateurs  sein,  sondern  wären  vermöge  der  Allianz  obligiert,  alle  jura 
des  Königs  zu  garantieren  und  so  auch  jetzt  Frankreich  gegen  Spanien,  falls 
es  von  ihnen  begehrt  würde,  Assistenz  zu  leisten,  dawider  sie  keine  exceptiones 
hätten,  als  dass  sie  etwa  sagen  könnten,  die  jura  wären  nicht  klar  genug;  falls 
sie  solches  allegierten,  würde  der  König  aber  anders  sprechen  und  wären  Mittel 
genug,  die  Commercien  von  ihnen  aus  Frankreich  und  England  zu  wenden. 
Man  hätte  auch  sonst  Ursache  genug,  sich  über  ihre  Proceduren  zu  beschweren, 
da  sie  einerseits  die  Bedingungen  mit  dem  Könige  concertiert,  bald  darauf  aber 
mit  Spanien  in  eine  damit  ganz  incompatible  Handlung  getreten  und  denselben  an- 
sehnliche Geldmittel  zu  Fortsetzung  des  Krieges  angeboten.  Sie  haben  es  des  Kf. 
Interessen  für  zuträglich  gehalten,  diese  Klagen  und  Beschwerden  wider  Holland 
nicht  sonderlich  zu  refutieren,  und  haben  zu  verstehen  gegeben,  dass  man  mit 
anderen,  ja  vielleicht  mit  Kf.  auch  dergleichen  wider  einander  laufende  Hand- 
lung gepflogen  und  ihn  gern  mit  in  diese  Unruhe  hätte  implicieren  wollen,  jetzt 
hätten  sie,  als  man  ihnen  von  Schliessung  des  Tractats  und  Schickung  hieher 
Ouvertüre  gethan,  ihre  Displicenz  darüber  bezeugt,  ja  sich  dessen  gar,  wie 
Blas  peil  gemeldet,  gegen  andere  zu  des  Kf.  Präjudiz  missbraucht.  L.  impro- 
bierte  dieses  alles  sehr  und  sprach  auch  seine  Unzufriedenheit  mit  dem  Ver- 
halten der  Herzoge  von  Braunschweig  ans.  Er  kam  dann  wieder  auf  den 
Frieden  und  versicherte,  nach  des  Königs  Meinung  sollte  allen  Potentaten  und 


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858  VI.    Brandenbnrg  und  Frankreich.     1666—1669. 

namentlich  den  Fürsten  des  Reiches  freistehen,  bei  dieser  Handlang  zu  interve- 
nieren und  dieselbe  zu  garantieren,  doch  müsste  die  Garantie  mutuell  und 
sowohl  auf  Frankreich  als  auf  Spanien  gerichtet  sein,  die  spanische  Gondaite 
aber  Hesse  wenig  Inclination  zum  Frieden  erkennen.  Als  sie  dann,  wegen  Er- 
theilung  einer  schriftlichen  Declaration  in  negotio  pacis  Anregung  thaten,  erwi- 
derte er,  sie  sollten  alles  dieses  dem  Kf.  kuhnlich  überschreiben  und  dieser  es 
an  jedermann  als  eine  bestandige  und  aufrichtige  Intention  des  Königs  bringen. 
Es  wäre  allerdings  noch  eine  Gondition,  ohne  welche  der  König  den  Frieden 
nicht  machen  könnte,  n&mlich  wegen  Portugal,  dass  Spanien  damit  deroi  a 
roi  tractieren  mnsste,  damit  stände  es  aber  so,  dass  man  deswegen  an  gatem 
Success  des  Friedens  nicht  zweifeln  dürfte. 

Sie  kamen  endlich  auf  die  Brüsseler  Tractaten^),  davon  er  ansfuhrliche 
Wissenschaft  zu  haben  vorgab,  lobte  aber  dabei  des  Kf.  Sincerität,  dass  er,  so- 
bald solche  Tractaten  zu  Berlin  angekommen,  Mi  11  et  davon  Mittheilnng  ge- 
macht habe  mit  Versicherung,  .dass  Blaspeil,  als  er  den  Tractat  unterschrieben, 
seine  Ordre  noch  nicht  gehabt  und  dass  er  denselben  keineswegs  ratificieren 
werde.  Schliesslich  versicherte  er  ihnen  im  Auftrage  des  Königs,  dass  dieser  trotz 
seiner  jetzt  bevorstehenden  Reise  bei  der  ihnen  einmal  erklärten  Intention  in- 
betreff  des  Friedens  und  den  desfalls  offerierten  Conditionen  verbleiben  wurde. 

Sie  verfügten  sich  dann  zu  Golbert  und  machten  demselben  ein  Gompli- 
ment.  Sie  erachteten  diese  Visite  für  um  so  nöthiger,  da  man  dieses  Hannes 
Freundschaft  sehr  nöthig  hat,  wenn  es  auf  das  Geldgeben  ankommt. 


Der  Kurfürst  an  v^  Pölnitz  und  Meinders.     D.  Cöln 
21./[31.]  Januar  1668. 

[Die  Tripelallianz.     Angeblicher  Vertrag  zwischen  Frankreich  und  Holland.] 

31.  Jan.  Sie  sollen  sich   erkundigen,  ob   es  Frankreich  genehm  sein  würde,  wenn 

Kurfürst,  wie  er  im  französischen  Interesse  für  gerathen  hält,  dem  zwischen 
England  und  Holland  aufgerichteten  Bündnisse'),  wozu  dem  Verlant  nach 
auch  Schweden  treten  will,  falls  er  dazu  aufgefordert  wird,  beitrete. 

PS.  Sie  sollen  sich  auch  erkundigen,  wie  es  mit  einem  angeblichen  ge- 
heimen Tractat  zwischen  Frankreich  und  den  Niederlanden  stehe,  wonach, 
wenn  Spanien  nicht  auf  die  Friedensbedingungen  eingehen  sollte,  Frankreich 
sich  gegen  Italien  wenden,  der  Staat  aber  das  übrige  in  den  Niederlanden  occd- 
pieren  wolle,  und  sie  sollen  dahin  trachten,  dass  darin  nichts  geschlossen 
werde. 


»)    S.  oben  S.  777f. 

>)    Die  Tripelallianz  vom  13./2d.  Januar  1668,  s.  oben  S.  756  f. 


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Die  Tripelallianz.  859 

V.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  KurfÖrsten.     D.  Paris 
3.  Februar/24.  Januar  1668. 

[Aaswechslung  der  Ratificationen.    Die  Tripelallianz.    Günstige  Erklärungen  Lionne^s. 

Aeusserungen  Pufendorfs.] 

Nachdem  Leerod  hier  angekommen  und  ihnen  das  Rescript  des  Kf.  3.  Febr. 
vom  13.  December ')  sowie  den  ratificierten  Tractat  eingeliefert,  haben  sie  am 
31.  Jan  aar  in  St.  Gennain  mit  Lionne  die  Ratificationen  des  Berliner  Tractats 
ausgewechselt.  Es  war  eben  bei  dieser  Post  aus  Holland  die  Nachricht  einge- 
kommen, dass  Tempel  mit  den  Staaten  eine  Defensivallianz  zu  Beförderung 
des  Friedens  so  schleunig  beschlossen,  welches  Lionne,  wie  er  äusseriich  be- 
zeugte, wohl  gefiel.  Er  las  ihnen  das  Schreiben  der  Staaten  ^),  in  welchem  sie 
dem  König  den  Schluss  dieses  Tractats  notificiert,  vor,  welches  sehr  höflich  und 
wohl  eingerichtet  war;  L.  behauptete,  wegen  der  Alternative  hatte  es  noch  seine 
Richtigkeit,  die  Prorogation  bis  zum  1.  Mai  werde  auch  keine  Schwierigkeit 
machen,  wenn  nur  von  Spanien  eine  zureichende  Erklärung  inmittels  erfolgte. 
Wegen  der  Garantie  wird  es  auch  keine  Schwierigkeit  haben,  ob  aber  der  König 
sich  zum  projectierten  Waffenstillstand  entschliessen  wird,  steht  dahin.  Dass 
sonst  in  England  von  Ruvigni')  dergleichen  propositiones ,  wie  Tempi e  im 
Haag  vorgegeben  und  dadurch  den  Schluss  dieses  Tractats  so  geschwind  beför- 
dert, geschehen  sein  sollten,  wird  hier  nicht  gestanden  und  dergleichen  spar- 
gement  von  Lionne  aux  artifices  der  Spanier  zugeschrieben. 

Dass  die  Friedensbedingungen  zwischen  Frankreich  und  den  Staaten  vor- 
längst concertiert  worden,  ist  ausser  Zweifel,  sie  haben  daher  Lionne  eröffnet^), 
Kf.  hätte  sich  gegen  die  Staaten  erklärt,  ihnen  zu  Beförderung  des  Friedens 
auf  solche  Bedingungen  Assistenz  zu  leisten,  auch  im  Fall  der  Noth  die  andere 
Partei  dazu  obligieren  zu  helfen,  womit  er  sich  durchaus  einverstanden  erklärte. 
Auch  ihre  Mittheilungen  wegen  v.  Hoverbecks  und  v.  Blumenthals  nahm 
er  sehr  günstig  aaf.  Sie  empfahlen  ihm  dann  den  Punkt  der  Subsidien  und 
haben  ihm  wegen  dieses  und  der  übrigen  Materien  ein  Memorial  zugesandt. 

PS.  Sie  haben  dem  hiesigen  schwedischen  Ministro  Puffend orffen  die 
Visite  gegeben,  der  sie  versicherte,  Graf  Dohna  hätte  den  im  Haag  zwischen 
Holland  und  England  gemachten  Tractat  mit  unterschrieben,  man  würde  sich 
in  England  de  modo  agendi  und  anderen  specialibus  ferner  vereinigen  und  gern 
sehen,  dass  auch  andere  Potentaten  mit  dazu  treten.  Er  theilte  ihnen  femer 
mit,  dass  ihm  aus  England  geschrieben  worden,  der  dortige  König  hätte  ganz 
unvermuthlich  und  ungern  vernommen,  dass  Kf.  mit  Frankreich  in  eine  neue 
Allianz  getreten  wäre.  Sie  haben  darauf  den  mit  Frankreich  geschlossenen 
Vertragt)  näher  erläutert  und  gerechtfertigt,  ihm  mitgetheilt,  dass  Brandt  des- 

^)  Dasselbe  befindet  sich  nicht  in  den  Akten. 

^  d.  26.  Januar  1668  (Mem.  d'Estrades  VI,  S.  246 f.) 

«)  S.  Mignet  II,  S.504ff. 

*)  Vgl.  die  Rescripte  des  Kf.  vom  7./17.  und  19./29.  Januar  1668  oben  S.  854f. 

^)  P.  hatte  ihnen  eine  mit  dem  Original  durchaus  übereinstimmende  Copie  des- 


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860  'VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

wegen  an  den  Konig  von  England  abgeschickt  sei,  und  ihn  gebeten,  dieses  als 
Vorbericht  anf  das,  was  ihm  zugeschrieben  worden,  zu  antworten.  Sie  haben 
dann  mit  ihm  näher  von  der  polnischen  Sache  geredet,  er  erklärte,  Schweden 
wurde  in  seinen  Sentimenten  darüber  nicht  changieren,  Lionne  hätte  ihm  aller- 
dings vor  3  Tagen  vorgehalten,  als  ob  Schweden,  seitdem  Frankreich  sich 
für  Pfalz-Neuburg  erklärt,  sich  dem  äusseren  Ansehen  nach  etwas  verändert 
hätte,  er  hätte  aber  darauf  geantwortet,  ihm  wäre  davon  nichts  bekannt  and 
wofern  ja  was  sein  werde,  möchte  es  vielleicht  mehr  in  modo  rei  als  in  re 
ipsa  sein. 


y.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Knrfttrsten.     D.  Paris 
7./ 17.  Februar  1668, 

[Lionne's  Aeussenmgen  in  betreff  des  Beitrittes  des  Kf.  zur  TripelallianE ,   des  Ver- 
haltens Hollands  und  der  Veröffentlichung  des  mit  Ef.  abgeschlossenen  Vertrages.] 

17.  Febr.  Meinders  ist  gestern  allein,    da  v.  Pölnitz  einen  Podagraanfall  gehabt, 

bei  Lionne  gewesen  und  hat  demselben  auf  Grund  des  Kurfnrstl.  Rescriptes 
vom  21.  Januar  mitgetheilt,  dass  Kf.  glaube,  es  wurde  dem  Könige  lieb  sein, 
wenn  er  in  den  Haagischen  Tractat  mit  eintrete.  L.  antwortete  ^),  wenn  in  dem- 
selben nichts  anderes  begriffen  wäre,  als  die  Satisfaction,  die  der  König  prä- 
tendierte, so  würde  derselbe  freilich  gern  sehen,  dass  Kf.  sich  mit  darein  begebe, 
weil  aber  auch  manche  Dinge  darin  enthalten,  die  der  König  noch  nicht  appro- 
biert und  worüber  er  seine  Erklärung  noch  nicht  gegeben  hätte,  so  würde 
es  ihm  lieb  sein,  wenn  Kf.  unter  leicht  zu  findenden  Praetexten  der  Sache 
einen  Anstand  gebe,  bis  Henningen  herkommen  und  man  dessen  Anbringen 
vernommen  haben  wurde,  vielleicht  würde  der  König  alsdann  es  gern  sehen, 
wenn  Kf.  sich  mit  in  dieses  Hündnis  begebe,  ja  denselben  gar  darum  ersuchen. 
Von  dem  geheimen  Tractat  zwischen  Frankreich  und  Holland,  dessen  Kf. 
in  jenem  Rescript  gedacht,  betheuerte  L.,  dass  ein  solcher  nicht  vorhanden  sei. 

Mit  der  Proposition,  welche  die  Staaten  in  Brüssel  wegen  des  armistitii 
gethan*),  erklärte  er  sich  nicht  zufrieden,  da  Gaste  1  Rodrigo  dasselbe  an- 
nehmen und  daraus  Anlass  nehmen  würde,  gegen  des  französischen  Königs 
jetzige  Conduite  auch  weiter  ungleiche  Spargemente  zu  verbreiten,  die  Staaten 
hätten  auch  kein  Recht  sich  zu  rühmen,  dass  sie  die  ersten  wären,  die  sich 
dieses  Unfugs  annähmen. 

Dass  die  Communication  des  zu  Berlin  geschlossenen  Tractats  von  Frank- 
reich gekommen,  wollte  er  durchaus  nicht  gestehen,  er  erklärte  sich  eifrig 
danach   erkundigen   za    wollen,   sollte   ein  französischer  Bedienter   es   geth&n 

selben  gezeigt,  die  ihm  aus  England  mitgetheilt  sei.    Vgl.  v.  Brandts  Relation  Tom 

f^/^-iL' 1668  oben  S.  659. 
1.  Februar 

>)    Vgl.    Lionne^s    Schreiben    an    Estrades    vom    3.  Februar   1668    (Mem. 

d'Estrades  VI,  S.  263.) 

^    S.  LefeTre  Pontalis  I,  S.  468ff. 


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Die  Tripelallianz.  861 

haben,  so  sollte  an  ihm  ein  solches  Exempel  statuiert  werden,  dass  sich  andere 
daran  spiegeln  würden,  obwohl  an  der  Sache  wenig  gelegen  und  weder  der 
König  noch  Kf.  wegen  der  Publication  des  Tractats  einige  Scheu  zu  tragen 
hätten. 


Der  Kurfürst  an  v.  Pölnitz  und  Meinders.     D.  Cöln 
8./[18.]  Februar  1668. 

[auf  die  Relation  vom  3.  Febr.    Des  Kf.  Beitritt  zur  Tripelallianz.    Weitere  Verhal- 

tungsbefeble.] 

Da  Lionne  bezeugt,  dass  die  im  Haag  geschlossenen  Tractaten  nach  des  18.  Febr. 
Königs  Intention  eingerichtet  sind  und  ihm  auch  nicht  entgegen  sein  würde, 
dass  sich  Kf.  mit  in  die  Allianz  begebe,  so  hätte  Kf.  darauf  pure  seinen  ministris 
im  Haag  deswegen  Befehl  ertheilen  können,  da  er  sich  aber  bei  diesem  ganzen 
Werk  so  betragen  will,  dass  der  König  nichts  an  seinen  Actionen  zu  deside- 
rieren  haben  möge,  so  will  er  dessen  Resolution  hierüber  erwarten. 

Die  Subsidien  zu  erlangen,  würde  ihm  zwar  lieb  sein,  sollte  man  aber 
deswegen  ein  mehres,  als  wozu  er  sich  in  dem  Tractat  verbunden,  begehren, 
so  sollen  sie  dieselben  nicht  annehmen. 

Was  Puffen dorf  gegen  sie  erwähnt  und  was  er  von  dem  Tractat  judiciert, 
das  hat  er  auch  an  andere  Oerter  gelangen  lassen  und  auch  der  hiesige  schwedische 
Resident^)  hat  gleiche  Beschwerde  geführt,  sie  sollen  fortfahren,  ihn  darüber 
richtiger  zu  informieren. 

Die  Festsetzung  eines  bestimmten  Termins,  innerhalb  dessen  Frankreich 
erhalten  wollte,  dass  der  König  von  Polen  abdicierte,  würde  sehr  wünschens- 
werth  sein. 

Auf  eine  besondere  schriftliche  Declaration  des  Königs  wegen  des  bnrgnn- 
dischen  Friedens  brauchen  sie  nicht  zu  dringen,  dagegen  erwartet  Kf.,  dass  sie 
die  ordres  wegen  Eibin g  und  Draheim  erhalten  werden. 


V.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
15./25.  Februar  1668. 

[Unzufriedenheit  in  Frankreich  mit  der  Tripelallianz.] 

Man  hat  ihnen  hier  genugsam  zu  verstehen  gegeben,  dass  man  mit  der  im  25.  Febr. 
Haag  geschlossenen  Liga  sowohl  ratione  formae  und  modi  tractandi  als  materiae 
ganz  nicht  wohl  zufrieden  ist,  und  man  hat  sehr  wohl  aufgenommen,  dass  Kf. 
Milet  erklärt,  die  Staaten  wären  zu  weit  gegangen,  und  dass  er  die  Secretar- 
ticuln"),  welche  man  ihm  zugemuthet,  nicht  approbiert  hat,  Milet  hat  sie  Lionne 
mitgetheilt,   der  grosses  Misfallen   darüber   bezeugte.     Sein  König   hätte    die 


1)    v.  Wolfradt,  vgl  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  375. 
>)    S.  Mignet  II,  S.  551f. 


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862  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

höchste  Ursache  sich  darüber  zu  formalisieren,  man  wurde  es  aber  für  diesmal 
dahingestellt  sein  lassen  und  ohne  alle  Animosität  und  Bitterkeit  auf  die  Sache 
selbst  und  des  gemeinen  Wesens  Wohlfahrt  sehen,  das  übrige  würde  sich  zu 
seiner  Zeit  finden,  es  wäre  dieses  nicht  das  erste  Mal,  dass  dieselben  Herren  an 
Frankreich  manquiert  hätten*). 


V.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Kurflirsten.     D.  Paris 
3.  März  1668. 

[Unterredung  mit  Beuningen.] 

3.  März.  Beuningen*)    hat  ihnen    heute    von   seiner   gestrigen   Unterredung    mit 

Lionne  berichtet;  er  meinte,  falls  Frankreich  jetzt  nicht  bei  der  AltemaÜTe 
bleiben,  sondern  dieselbe  amplieren  und  mit  neuen  conditionibus  limitieren  sollte, 
so  würde  dieses  ein  gewisses  Zeichen  sein,  dass  sie  ihre  Conquesten  weiter  zu 
poussieren  trachten  und  zum  Frieden  keine  Lust  haben,  welches  er  fast  furchten 
müsste,  nachdem  der  König  sich  mit  so  weniger  Mühe  zum  Meister  der 
Franche  Comte  gemacht^),  ferner  nach  Discursen  Telliers  und  Tnrenne's 
und  bei  den  fortgesetzten  franzosischen  Rüstungen.  Sie  haben  geantwortet, 
dass  sie  nach  den  gemachten  Erklärungen  das  nicht  glauben  könnten,  sie  wür- 
den Montag  oder  Dienstag  zu  St.  Germain  auf  die  ihnen  versprochene  schrift- 
liche Declaration  dringen  und  hofiPten  bald  zu  penetrieren,  was  man  desfalls  für 
Intention  hätte.  Die  Sachen  stehen  also  wie  vorher.  Beuningen  fing  auch 
von  der  Ligue*)  an,  alle  Kur-  und  Fürsten  des  Reichs  und  besonders  Kf.  hätten 
alle  Ursache,  in  dieselbe  zu  treten,  Kf.  würde  auch  zur  Beförderung  des  Frie- 
dens wohl  thun,  sich  etwas  mehr  in  Postur  zu  setzen.  Sie  antworteten,  Kf. 
wäre  bereits  in  solcher  Verfassung,  dass  er  nach  gebührender  Besetzung  seiner 
Garnisonen  8 — 10000  Mann  allezeit  ins  Feld  bringen  und  solche  innerhalb 
2  Monaten  noch  eins  so  hoch  verstärken  könnte,  Kf.  aber  hätte  gar  keine  Ur- 
sache, sich  dieses  Unwesens  wegen  in  Unkosten  zu  stürzen;   es  hätte  auch  an 

0    Kf.   erwidert    (d.    Coln   -^^  f.  "^^^  1668),  er  verspüre  aus  allen  Umständen, 
[10.  März] 

dass  der  König  in  der  polnischen  Sache  rechten  Ernst  zeige,  sie  sollen  dafür  danken 

und  bitten,  dass  derselbe  Pfalz- Neuburg  auch  mit  Geld  schleunigst  unterstützen  möge. 

Da  er  wünsche,    dass  wenigstens    einer  von  ihnen  ihm  schleunige  Relation   abstatte, 

so  soll,  falls  Pölnitz  nicht  bald  gesund  werden  sollte,    Meinders   nach  erhaltener 

Finalresolution  auf  das  schleunigste  zurückkehren. 

')  Vgl.  über  die  Sendung  Beuningens  und  Trevors  nach  Paris  Mignet  II, 
S.  608£F.,  Wicquefort  111,  S.422ff.,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  471.  Meinders  hatte, 
wie  er  am  2.  März  berichtet,  den  am  26.  Februar  in  Paris  angekommenen,  aber  sich 
noch  incognito  haltenden  Beuningen  besucht  und  demselben  auf  seinen  Wunsch 
Mittheilungen  über  den  Stand  der  Dinge,  namentlich  über  die  Ursachen  der  Unzu- 
friedenheit Frankreichs  mit  der  Tripelallianz  gemacht. 

»)    S.  oben  S.  826. 

*)    der  Tripellianz. 


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Gespräch  mit  Beaningen.    Audienz  beim  Könige  und  Lionne.  863 

ihm  nicht  gemangelt,  dass  die  Sachen  nicht  in    anderem  Zustand   wären,   was 
B.  zugestand  und  bekannte,  man  h&tte  zu  sehr  auf  die  Börse  gesehen. 


V.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
28.  Februar/9.  März  1668. 

[Audienz  beim  Könige,  Unterredung  mit  Lionne.] 

Sie  haben  heute  bei  dem  Konige  Audienz  gehabt,  demselben  zu  seinen  9.  März, 
glücklichen  Progressen  gratuliert  und  erklärt,  Kf.  sei  versichert,  dass  er  sich 
dadurch  von  seinem  einmal  gegebenen  königlichen  Wort  und  der  bisher  be- 
zeigten Moderation  nicht  werde  abbringen  lassen.  Der  König  antwortete  darauf 
mit  grosser  Givilität,  er  freue  sich,  dass  Kf.  so  gute  Sentimente  von  ihm  hätte, 
seine  actiones  und  conduite  würden  denselben  allezeit  conform  sein,  sie  möchten 
sich  nicht  irre  machen  lassen,  wenn  er  sich  gegen  andere  Leute,  als  den  von 
Böningen  und  dergleichen  nicht  so  offenherzig  erklärte,  denn  dieselben  brächten 
allerhand  ungereimte  Zumuthungen  auf  die  Bahn  und  wollten  alles  nach  ihrem 
Sinn  bald  auf  diese,  bald  auf  jene  Manier  eingerichtet  haben,  worin  er  sich 
so  nicht  schicken  könnte,  namentlich  prätendierte  man  die  von  ihm  in  seinen 
Offerten  mit  höchster  Moderation  determinierte  Zeit  nach  Belieben  zu  ändern 
und  zu  prorogieren,  er  würde  zwar  allezeit  zum  Frieden  geneigt  sein,  keines- 
wegs aber  sich  von  diesen  Leuten  Ordre  und  Gesetze  vorschreiben  lassen  und 
noch  weniger  pour  duppe  passieren.  Sie  haben  für  diesen  Beweis  der  Gon- 
fidenz  des  Königs  gegen  Kf.  gedankt  und  dann  kurz  dessen  Particularinteresse 
recommendiert  und  um  Beschlennlgung  ihres  Abschieds  gebeten. 

Lionne,  bei  dem  sie  Nachmittag  waren,  gab  dieselben  Versicherungen, 
erzählte  ihnen  aber,  dass  er  Fürstenberg  und  Beuningen  gegenüber  sich 
über  die  Spanier,  dass  dieselben  so  geringen  Ernst  bei  Beförderung  des  Frie- 
dens bezeugten,  beschwert  und  diese  dadurch  sehr  allarmiert  hätte.  Auch 
wegen  der  polnischen  Sache  haben  sie  mit  ihm  geredet  und  ihm  vorgestellt, 
dass,  wenn  man  zu  solchen  Thätlichkeiten,  wie  ohnlängst  in  Warschau  vorge- 
gangen'), schreiten  wollte,  es  nöthig  sein  würde,  sich  mit  Volk  und  Geld  in 
der  Nachbarschaft  so  gefasst  zu  halten,  dass  man  allen  unvermutheten  Schimpf 
gebührend  vindicieren  und  den  König  sowie  die  Wohlaffectionierten  schützen, 
anch  das  bekannte  Dessein  desto  nachdrücklicher  ausführen  könnte.  £r  stimmte 
damit  überein,  rieth  aber,  erst  weitere  Nachrichten  abzuwarten.  Mit  ihrer  Ab- 
reise rieth  er  nicht  so  sehr  zu  eilen,  sondern  erst  den  Ausgang  des  Werkes, 
welches  nun  im  höchsten  crisi  bestände,  abzuwarten^. 


0    S.  oben  S.  362  f. 

')  Kf.  weist  darauf  (d.  Cöln  a.  d.  Spree  15./[25.]  Harz  1668)  die  Gesandten  an, 
dem  Könige  für  die  bewiesene  Confidenz  zu  danken  und  vorläafig  noch  dort  zu 
bleiben  und  sich  zu  bemühen,  dass  das,  wozu  der  König  sich  erboten,  auch  wirklich 
prästiert  werde,  damit  anch  ein  jeder  sehe,  dass  Kf.,  obgleich   er  nicht  in   die  Haa- 


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864  VI.   Brandenburgr  und  Frankreich.     1666—1669. 

V.  Pölnitz  und  Meinders  an  den  Knrfttrsten.     D.  Paris 
20./30.  März  1668. 

[Abschiedsaudienzen.    Erklärungen  Lionne's  wegen  der  Subsidien  und  etwaiger  wei- 
terer Verbindung  mit  Ef.] 

30.  März.  Sie  haben  vorgestern  bei  dem  Könige  Abschiedsaudienz  gehabt,    der   sie 

sehr  gnädig  dimittiert  hat,  und  darauf  auch  von  der  Königin,  vom  Danphin« 
der  kleinen  Madame,  von  Tnrenne,  le  Tellier,  Colbert  und  Lionne 
sich  verabschiedet.  Letzterer  versicherte  wiederum,  dass  man  es  mit  dem 
Frieden  aufrichtig  meine  und  diesen  alle  Stunde  zu  schliessen  bereit  sei,  wenn 
man  dazu  von  der  anderen  Seite  gleiche  Begierde  merken  Hesse,  Holland  und 
England  aber  machten  das  Werk  nur  schwer  und  verwirrt,  indem  sie*)  von 
dem  König  ein  armistitium  nach  dem  anderen  forderten  und  von  ihm  ver- 
langten, mit  seiner  kostbaren  Armee  in  infinitum  stille  zu  sitzen  und  gegen 
Spanien  nichts  Feindliches  vorzunehmen,  wodurch  Spanien  nur  Gelegenheit  er- 
halten, sich  zu  verstarken  und  consequenter  zu  opiniatrieren.  Sie  schliessen 
aus  allen  Umständen,  dass  man  hier  wirklich  zum  Frieden  geneigt  ist,  haben 
deswegen  auch  eine  schriftliche,  der  den  englischen  und  holländischen  Ministris 
sowie  denen  der  Cölnischen  correspondierenden  Fürsten')  conforme  Declaration ') 
erhalten. 

PS.  Nachdem  sie  Lionne  vor  ihrem  Abschied  wegen  der  Subsidien  für 
Kf.  nochmals  Vorstellungen  gemacht,  hat  derselbe  ihnen  beim  letzten  Abschiede 
erklärt,  es  ermangele  desfalls  dem  Könige  nicht  an  gutem  Willen,  der  jetzige 
Krieg  nöthige  ihn  aber  zu  grossen  Ausgaben,  unterdessen  würde  man  ihnen  ein 
kleines  Präsent*)  für  Kf.  zum  Zeichen  der  sonderbaren  Aestime,  welche  der 
König  zu  dessen  Person  trüge,  mitgeben  und  daneben  dem  Kf.  in  diesem  Jahre 
50  000  Thaler  auszahlen  lassen.  Sollte  es  zum  Frieden  kommen  und  der  Konig 
dadurch  von  den  so  schweren  Ausgaben  befreit  werden,  so  würde  er  nicht  unter- 
lassen, bessere  und  fernere  Proben  von  seiner  Freundschaft  an  Kf.  zu  geben,  sollte 
man  aber  zur  Fortsetzung  des  Krieges  gezwungen  werden,  so  könnte  es  auch 
zu  weiteren  liaisons  zwischen  dem  König  und  Kf.  kommen,  dabei  Kf.  sowohl 
an  Land  und  Leuten  als  auch  sonst  sein  Interesse  finden  würde.  Man  wollte 
eines  so  geringen  halber  nicht  mit  Kf.  marchandieren ,  versicherte  sich  aber 
seiner  beständigen  Freundschaft  und  hoffte,  er  würde  in  die  Haagische  Liga 
nicht  treten,  sondern  bei  der  einmal  desfalls  gethanenen  Erklärung  verbleiben. 

PS.  2.  Lionne  hat  sie  versichert,  sollte  Spanien  sich  opiniatrieren,  es 
zu   ferneren  Weiterungen   gelangen    und    die    spanischen   Niederlande   getheilt 

giscbe  Ligue  getreten,  dennoch  und  zwar  mit  besserm  Erfolg  das  Friedenswerk  zu 
befördern  sich  bemühe. 

0  Vgl.  über  die  damaligen  Verhandlungen  Mignet  II,  S.  611  ff.,  Wicquefort 
III,  S.  391  ff.,  Lefevre  Pontalis  I,  S.  471  ff. 

«)    S.  oben  S.  828. 

^    d.  St.  Germain  en  Laye  21.  März  1668. 

*)    Dasselbe  bestand  in  einem  kostbaren  Degen,  s.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  284. 


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Instruction  für  v.  Blumenthal.  865 

werden,  so  würde  der  König  nur  soviel  davon  praetendieren,  als  zur  nöthigen 
Sicherheit  seines  Königreichs  und  der  Grenzen  desselben  erfordert  würde,  das 
übrige  wollte  er  England,  Holland  und  anderen  Nachbarn  überlassen  und 
er  wurde  niemand  lieber  als  dem  Kf.  und  Pfalz -Neuburg  ein  Stück  von 
Geldern,  so  ihnen  anständig  und  wohlgelegen,  gönnen. 


c.     Gesandtschaft  v,  Blumenthals.     August  1668  bis 

Deeember  1669, 

Instruction*),    wornach    sich    unser   —    Geheimer  Rath    und 

Envoy^  extraordinaire   nacher   Franckreich   Christoff  Caspar 

Freyherr  von  Blumenthal  —  zu  achten.     D.  Cüstrin 

13./ [23.]  August  1668. 

[Gluckwunsch  zum  Frieden,  Erinnerung  wegen  der  versprochenen  50,000  Thaler  und 
Beantragung  weiterer  Subsidien.    Die  polnische  Angelegenheit,  Gefahr  vor  dem  Mos- 
kowiter.] 

Er  soll  seine  Reise  nach  Frankreich  mit  dem  förderlichsten  fortsetzen,  in  23.  Äug. 
Paris  angekommen  zunächst  Tu  renne  und  Lionne  von  der  Ursache  seiner 
Schickung  informieren  und  ihnen  des  Kf.  Interesse  recommendieren ,  bei  er- 
langter Audienz  dem  Könige  des  Kf.  Freude  über  den  Friedensschluss  aas- 
sprechen und  anführen,  Kf.  hätte  geglaubt,  durch  die  beschehene  schriftliche 
Congratulation  *)  seiner  Schuldigkeit  kein  volles  Genügen  gethan  zu  haben,  son- 
dern hätte  zu  Contestierung  seiner  Freude  darüber  dem  Könige  durch  ihn  des- 
falls  nochmals  gebührend  congratulieren  lassen  wollen.  Und  weil  er  befehligt 
wäre,  eine  Zeit  lang  mit  des  Königs  Erlaubnis  sich  an  dessen  Hofe  aufzuhalten, 
damit  die  so  nützliche  Gorrespondenz  und  Communication  auch  ferner  unter- 
halten werde,  so  bäte  er,  ihm  Access  bei  Hofe  und  beim  Könige  zu  gönnen 
und  von  dem,  was  passierte  und  des  gemeinen  Wesens  Wohlfahrt  und  Interesse 
concernierte,  vertraute  Communication  geben  zu  lassen. 

Da  die  50,000  Rthlr.,    welche  der  König   durch  Milet,    sowie    durch   die  , 

vorige  Gesandtschaft  des  Kf.  ^)  diesem  gleichsam  motu  proprio  und  ohne  einzige 
Obligation  offeriert,  noch  nicht  gezahlt  sind,  so  soll  er  bei  Lionne  und  Milet 
deswegen  mit  guter  Manier  und  Glimpf  Erinnerung  thuu,   auch,   da  der  König 


J)  Vgl.  Pufendorf  X,  §  80  (S.  713).  Auch  über  diese  Gesandtschaft  v.  Blu- 
men tb  als  liegt  ein  ähnliches  sorgföltig  ausgearbeitetes  Journal  desselben  (24.  Sep- 
tember 1668— 19.  Januar  1670)  wie  über  seine  früheren  Gesandtschaften  (s.  Urk.  u. 
Akt.  IX,  S.  568)  vor.  Das  Creditiv  des  Kf.  für  ihn  ist  Königsberg  6.  September 
1668  ausgestellt.  Für  diese  Gesandtschaft  werden  ihm  jährlich  5000  Thaler  aus  den 
Legationsgeldern  angewiesen. 

»)    Das  Schreiben  vom  18./[28.]  Mai  1668  s.  ürk.  u.  Akt.  II.  S.  499f. 

»)    S.  oben  S.  864. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  Q.  Kurfürsten.    XII.  55 


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866  VI.    BrandeDburg  und  Frankreich.     1666--1669. 

ihm  aaf  eine  grössere  Summe  nach  Beendigung  des  spanischen  Krieges  Aussicht 
gemacht,  bei  Gelegenheit  deswegen  bei  ebendenselben  Anregung  thnn  und  es 
dahin  zu  bringen  suchen,  dass  ihm  in  gewissen  Jahren  eine  sichere  Summe 
Geldes,  welche  nicht  geringer  als  etwa  m/400  Rthlr.  und  in  3  oder  4  Jahren 
zu  bezahlen  sein  müsste,  gegeben  würde.  Er  kann  dabei  darauf  hinweisen,  Kf. 
habe  bisher  zu  Regensburg,  in  Polen,  in  Holland  und  an  anderen  Orten 
des  Königs  Intention  secundiert,  namentlich  sei  er  trotz  aller  ihm  bis  jetzt 
offerierten  Advantagen  und  dringender  Einladung  nicht  in  die  Tripelallianz  ge- 
treten, habe  auch  andere,  welche  darein  treten  wollen,  abgehalten;  weil  auch 
Schweden  ein  nachdenkliches  foedus  mit  Oesterreich  geschlossen*},  so 
erfordere  sowohl  des  Königs  als  auch  sein  eigenes  Interesse,  dass  Kf.  stark 
armiert  bliebe.  Kf.  habe  auch  dem  ihm  durch  Milet  mitgetheilten  Wunsche 
des  Königs  gemäss  K.Sachsen  durch  eine  vertraute  Schickung')  davon  di ver- 
tiert, nicht  in  die  jüngstgemachte  Österreichische  Allianz  zu  treten,  K.Sachsen 
habe  ihm  auch  schriftliche  Versicherung  gegeben,  in  dieser  Sache  nicht  anders 
als  praevia  communicatione  mit  ihm  zu  verfahren. 

Die  polnische  Sache  hat  er  mit  besonderem  Fleiss  zu  beobachten,  das 
meiste  müsste  noch  zur  Zeit  mit  Geld  ausgerichtet  werden  und  der  König  den 
Pfalzgrafen,  dessen  Mittel  dazu  nicht  ausreichten,  damit  unterstützen.  Da  aus 
verschiedenen  Orten,  namentlich  von  Warschau  geschrieben  wird,  dass  man 
noch  immer  unter  der  Hand  für  C  o  n  d  e  in  Polen  arbeite,  so  soll  er  sich  danach 
mit  allem  Fleiss  erkundigen,  doch  so,  dass  man  nicht  Ursache  habe,  Kf.  zu 
imputieren,  dass  er  die  Versicherungen  des  Königs  in  Diffidenz  und  Zweifel 
ziehe,  auch  soll  er  zu  penetrieren  suchen,  was  man  wegen  des  Moskowiters 
für  Gedanken  habe,  und  darauf  dringen,  dass  der  Bischof  von  Beziers  wieder, 
sobald  die  Zeit  es  erfordert,  als  Gesandter  nach  Polen  geschickt  werde. 

Er  hat  bei  allen  Posten  fleissig  zu  berichten,  dabei  aber  nur  dasjenige  zu 
referieren,  was  in  facto  vorgeht,  mit  Anhängung  seines  iudicii  aber  behutsam 
umzugehen,  weil  die  Erfahrung  bezeugt,  dass  die  Briefe  oft  in  Paris  selbst 
intercipiert  und  geöffnet  werden,  und  zu  geheimen  Sachen  sich  der  ihm  mit- 
gegebenen Ziffer  zu  bedienen. 

P.S.  Da  der  Moskowiter')  grossen  Anhang  in  Polen  hat  und  dem  ge- 
meinen Ruf  nach  wohl  mit  einer  grossen  Armee  nach  Polen  gehen  möchte,  um 
sein  Dessein  auszuführen,  so  hat  er  vom  Könige  zu  vernehmen,  wie  dieser 
meine,  dass  man  einem  so  gefährlichen  competitori  mit  Nachdruck  begegnen 
möchte,  Kf.  zweifelte  nicht,  der  König  werde  zu  diesem  Zwecke  den  Inter- 
essierten mit  erklecklicher  Hülfe  an  Hand  gehen. 


»)    S.  oben  S.  212f. 

^     Vgl.  über  die  Sendung  v.  Berlepschs   nach  Dresden  Anfang  August  1668 
Auerbach  S.  326. 

»)    S.  oben  S.  378  f. 


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Instruction  für  ▼.  Blumentbal.  867 

V.  Blnmenthal  an  den  Kurflirsten.     D.  Paris 
2.  November/23.  October  1668. 

[Abreise  Beziers',   Uebertritt  Turenne's.     Die  französischen  Gelder.    Günstige  Aas- 
sichten in  Polen  für  Conde.] 

Da ')  der  König  mit   dem  ganzen  Hofstaat  künftigen  Mittwoch   sicher  von  2.  Noy. 
St.  Germain  zurückkehren  wird,  so  wird  er  bis  dahin  hier  warten. 

Der  Bischof  von  Beziers  ist  vor  nngeföhr  14  Tagen  von  hier  aufge- 
brochen und  abbouchiert  sich  zu  Neaburg  mit  dem  Herzog.  Dass  Turenne*) 
sich  nunmehr  zur  päpstlichen  Religion  bekennt,  wird  Kf.  bereits  wissen.  Er 
soll  zu  einem  seiner  Gonfidenten  dieser  Tage  gesagt  haben,  er  wünsche,  dass 
Kf.  dieser  Sache  wegen,  wozu  er  durch  Antrieb  seines  Gewissens  veranlasst 
worden,  keine  Diffidenz  in  ihn  setzen,  sondern  vielmehr  glauben  wollte,  dass 
gleichwie  durch  dieses  Mittel  des  Königs  Gonfidenz  gegen  ihn  vermehrt  worden, 
so  er  sich  derselben  zu  des  Kf.  und  seines  Hauses  Dienst  und  Besten  zu  prae- 
valieren  gemeint  sei. 

Die  Gelder,  .welche  der  König  in  Frankreich  durch  den  Kaufmann 
Formont')  nach  Königsberg  übermachen  lassen,  werden  E.  Churf.  D. 
zweifelsohne  sein  ausgezahlet  worden,  und  will  ich  bemühet  sein,  dass 
auch  der  Nachstand  mit  ehestem  erfolge.  — 

PS.  Nachdem  der  Streit  zwischen  des  Patzen,  Sobieskj  und 
Dönhofs  Gemahlin  durch  den  Erzbischof  beigeleget  worden,  sollen  ver- 
melte  Weiber  einmüthig  vor  den  Prinzen  von  Conde  sich  bearbeiten, 
auch  so  gar,  dass  ermelter  Prinz  mit  seiner  Intention  woll  durchdringen 
dürfte,  ob  es  aber  mit  des  Königs  in  Frankreich  Vorbewusst  geschehe, 
weiss  man  noch  zur  Zeit  nicht.  Es  scheint  fast,  als  komme  diese 
Nachricht  von  hoher  Hand  her,  darf  mich  aber  nicht  erkühnen,  mein 
Sentiment  sicher  zu  entdecken. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
8.  November/ 29.  October  1668*). 

[Frankreich    scheint   sich    aufrichtig   für  Pfalz-Neuburg  zu   bemühen.    Umtriebe  zu- 
gunsten des  Herzogs  Ton  Baiern.] 

Bis  dato  muss  ich  davor   halten,    es  sei  Frankreich  mit  Pfalz-  8.  Noy. 
Neuburgs    Befoderung   zur    polnischen    Krön    ein    rechter  Ernst,    denn 


')    V.  Bl.  war  -r—hi r —  1668  in  Paris  angekommen. 

1.  November 

^     Vgl.  Ramsay,  Histoire  du  Vicomte  de  Turenne  I,  S.  422f. 

^    S.  Pages,    Les  freres  Formont   et  les  relations  du  Grand  Electeur  avec  la 

cour  de  France  (Revue  hist.  46,  S.  288  ff.). 

*)    Vgl.  Pufendorf  X,  §  80  S.  713. 

55* 


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868  ^^'    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

einmal  ist  Herren  Lionne  vom  Ronige  fest  eingebunden  worden,  alles 
dasjenige  zu  thun,  was  der  Baron  de  Lerode  für  nöthig  und  rathsamb 
halten  wird,  und  dann  auch  ist  der  Euesque  de  Bezieres  beordert, 
demjenigen,  was  Pfalz-Neuburg  und  Ew.  Churf.  D.  ihm  suggeriren  werden, 
in  allem  nachzuleben.  Dieses  ist  aber  höchst  zu  beklagen,  dass  der 
König  zum  Furschub  der  zweimalhunderttausend  Thaler  nicht  disponiret 
werden  kann.  Allein  auch  hieraus  ist  nicht  eben  eine  Aenderung  der 
guten  Intention  für  den  Pfalzgrafen  abzunehmen,  sondern  man  muss 
vielmehr  dergleichen  retenue  Herrn  Colbert,  welcher  durch  Retranchi- 
rung  ein  und  anderer,  wiewoll  zuweilen  hochnöthigen  Ausgaben  sich 
beim  Könige  beliebt  zu  machen  suchet,  beimessen. 

Beziers'  Instruktion  verspricht,  soviel  er  hat  erfahren  können,  alles  Gute: 
da  nun  auch  des  Kaisers*)  aufrichtige  Intention  daraus  hervorzugehen  scheint, 
dass  er  dem  Cardinal  von  Hessen,  Protectori  der  deutschen  Nation  in  Rom, 
anbefohlen,  den  Papst  durch  alle  nur  ersinnliche  Mittel  dazu  zu  bewegen, 
dass  er  den  Herzog  von  Neuburg  der  polnischen  Republik  a  rexclusion  aller 
anderen  recommendiere,  so  ist  guter  Erfolg  zu  hoffen,  auch  Lionne  soll 
sich  gar  wohl  und  aufrichtig  erweisen.  Gewiss  ist,  dass  der  Polen  Correspon- 
denz  mit  Conde  eine  Zeit  hero  cessiert  hat  und  dass  ihm  zum  besten  keine 
Wechsel  dahin  Übermacht  worden.  Sollte  man  aber  aufs  neue  damit  con- 
tinuieren,  so  will  er  dieses  durch  eine  Person,  die  er  an  der  Hand  hat  und  die 
mit  dem  Kaufmann,  der  die  Remissen  thut,  vielfältig  umgeht,  leicht  erfahren. 
Inzwischen  muss  Pfalz-Neuburg  sich  wenigstens  steilen,  als  setzte  er  in 
Beziers  vollkommenes  Vertrauen.  Derselbe  hat  zwar  Lionne  zu  verstehen 
gegeben,  er  sähe  gern,  dass  Gaumont  geschickt  wurde,  L.  aber  zeigt  auch 
darin  seine  Aufrichtigkeit,  dass  er  ihm  geschrieben,  er  habe  sich  wohl  in  Acht 
nehmen  müssen,  dass  Beziers  von  diesem  Vorschlage  nichts  erfahren  habe, 
puis  qne  ce  seroit  ruiner  les  affaires  sans  ressource. 

Die  Kurfürstin  von  Baiern  hat  vor  einiger  Zeit  an  Gremonviile  ge- 
schrieben, er  möchte  sich  doch  nicht  eben  so  sehr  angelegen  sein  lassen,  den 
Tractat  zwischen  dem  Kaiser  und  Pfalz-Neuburg  zu  befordern,  bevor  er 
versichert  sei,  dass  der  König  für  den  Herzog  aus  Baiern,  der  die  Mademoiseile 
de  Bonllion  geheiratet^),  etwas  zu  thun  recusiert  hätte,  und  soll  dieses  auf 
Turenne's  Anstiften  geschehen  sein.  Nachdem  aber  der  König  es  rund  abge- 
schlagen und  ihm  alle  Hoffnung  benommen,  wird  er  wohl  nichts  weiter  dem 
Pfalzgrafen  zum  Nachtheil  brigieren. 


^)  Vgl.  Krebs,  Vorgeschichte  und  Ausgang  der  polnischen  Eönigswahl  von 
1669  S.  173,  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  389f. 

')  Herzog  Maximilian  Philipp  von  Baiern,  Bruder  des  Kurfürsten  Fer- 
dinand Maria,  seit  24.  Mai  1668  mit  Mauritia  de  la  Tour  d'Auvergne,  Tochter  des 
Herzogs  von  Bouillon  verm&blt. 


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Anscheinend  gunstiges  Verbalten  Frankreichs  in  d.  polnischen  Sache.         869 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfttrsten.     D.  Paris 
9.  November/30.  October  1668. 

[Conferenz  mit  Lionne,  dessen  Versicherungen  zugunsten  Pfalz-Neuburgs,  Besorgnisse 
wegen  des  Herzogs  von  Lothringen.    Aeusserungen  Turenne^s.] 

Lionne,  mit  dem  er  vorgestern  conferiert,  versicherte,  sein  König  wolle  9.  Nov. 
alles,  wozu  ihn  seine  kürzliche  parole  verbände,  adimplieren,  Beziers  sei  an- 
befohlen worden,  des  Pfalzgrafen  Interesse  in  allem  zu  befördern,  ja  man  habe 
Sobieski,  um  ihn  für  den  Pfalzgrafen  zu  gewinnen,  alle  Advantagen,  die  er 
begehrt,  bewilligt*),  aber  zu  dem  Gelde,  das  der  Pfalzgraf  begehrte,  wüsste  er 
nicht  Rath  zu  schaffen,  er  habe  zwar  früher  dazu  Hoffnung  gemacht,  allein  man 
gebe  ja  zuweilen  solche  Vertröstungen  zu  dem  Ende,  damit  man  nicht  gar  trost- 
los gelassen  werde.  Er  sagte  weiter,  der  Herzog  von  Lothringen'*)  mache 
ihm  jetzt  den  meisten  Kummer,  denn  derselbe  habe,  wie  Gremonville  erkun- 
det, eine  grosse  Summe  Geldes  beisammen  und  vermeine  dadurch  in  Polen  zu 
reüssieren.  Ob  er  dasselbe  von  Holland,  Oesterreich  oder  einigen  Fürsten 
des  Reiches  erhalten,  wisse  er  nicht,  jedenfalls  aber  habe  der  Herzog  mit  Ba- 
ron de  Goes  unfern  Baden  lange  conferiert.  Bl.  hat  erwidert,  er  könnte  nicht 
absehen,  wer  demselben  mit  so  vielem  Gelde  assistierte,  als  der  Herzog  Karl 
von  Lothringen,  allein  demselben  brauche  Frankreich  nur  zu  verbieten,  sei- 
nem neveu  hierunter  zu  assistieren,  so  habe  man  deshalb  weiter  nichts  zu 
besorgen. 

Dreierlei  könnte  Lerod  an  Frankreichs  guter  Intention  zweifeln  machen: 
1)  dass  man  dem  Herzoge  mit  Geld  nicht  assistieren,  2)  Gaumont,  in  den  er 
das  meiste  Vertrauen  setzt,  nicht  nach  Polen  schicken  will,  3)  des  Herzogs  Karls 
Brigaen  scheut,  da  es  doch  nur  von  Frankreich  abhängt,  demselben  zu  unter- 
sagen, seinen  Neffen  in  dem  polnischen  Successionswesen  zu  appuyieren. 

Turenne,  den  er  heute  besucht,  hat  auch  gute  Vertröstung  gegeben,  der- 
selbe wollte  auch  den  Holländern  imputieren,  sie  portierten  Lothringen,  über- 
haupt scheint  man  sich  eifrig  zu  bemühen,  den  Kf.  gegen  dieselben  zu 
echauffieren. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  16./ 6.  November 

1668. 

[Audienz   beim   Könige,    dessen   Bedenklichkeit,   Pfalz-Neuburg  mit   Geld   zu  unter- 
stützen, sonstige  gute  Aussichten.] 

31.  October 
Am  tq-tö r-  bat  er  bei  dem  Könige   Audienz  gehabt,  Nachmittags    16.  Not. 

wurde  er  zur  Königin,  dem  Dauphin  und  dem  Herzog  von  Anjou  geführt, 
zur  kleinen  Madame  aber  konnte  er  ihrer  ünpässlichkeit  halber  nicht  kommen. 

»)    Vgl.  Krebs  S.  178. 

^    Prinz  Karl  Ton  Lothringen,  Neffe  des  Herzogs  Karl  IV.  von  Lothringen,  s. 
Krebs  S.  170,  oben  S.  377. 


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870  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

l./ll.  November  hat  er  bei  dem  Könige  secrete  Audienz  gehabt,  derselbe 
antwortete  auf  seine  Proposition,  von  Anbeginn  seiner  Regierung  hätte  er  sich 
nichts  eifriger  angelegen  sein  lassen,  als  Erfüllung  seiner  parole  und  seiner  Al- 
liierten Wohlfahrt,  so  hätte  er  auch  eine  geraume  Zeit  Pfalz -Neaburgs  In- 
teresse in  Polen  befördert,  wovon  seine  Instruktionen  und  Befehle  an  Beziers 
Zeugnis  ablegten,  aber  demselben  von  neuem  mit  einer  considerablen  Summe 
Geldes  zu  assistieren,  dazu  könnte  er  sich  erst  nach  reiflicher  Erwägung  ent- 
schliessen.  Bl.  erwiderte,  die  Sachen  in  Polen  ständen  jetzt  in  crisi,  so  dass 
deren  glucklicher  oder  unglücklicher  Success  sich  nun  in  kurzem  äussern 
müsste,  das  letztere  könnte  der  König  dadurch  hindern,  dass  er  dem  Pfalzgrafen, 
der  dazu  allein  nicht  im  Stande  sei,  jetzt  schleunigst  unter  die  Arme  griffe. 
Er  hätte  selbst  früher  solches  zu  thun  versprochen,  wenn  der  Krieg  gegen 
Spanien  cessierte,  und  Kf.  hoffte,  seiner  Bitte  werde  um  so  eher  deferiert  wer- 
den, wenn  der  König  considerierte,  wie  er  sich  eine  geraume  Zeit  her  gegen  ihn 
betragen.  Der  König  erwiderte,  er  müsste  gestehen,  dass  an  des  Kf.  bisheriger 
Bezeigung  nichts  im  geringsten  zu  desiderieren  gewesen,  zu  mehrerem  Gelde 
aber  könnte  er  sich  so  bald  nicht  resolvieren,  doch  möchte  Bl.  ein  Memorial 
übergeben,  was  er  auch,  nachdem  er  es  mit  Leerodt  concertiert,  gethan  hat. 

Sehr  gut  wäre  es,  wenn  der  König  dem  Herzog  von  Lothringen  verböte, 
seinem  neveu  Geld  vorzuschiessen ,  dem  Prinzen  von  Conde  aber,  nichts  in 
Polen  zu  briguieren,  obwohl  dazu  nicht  grosse  Apparenz  ist,  indem  der  Prinz 
noch  neulich  einen  Kaufmann,  der  einige  Gelder  a  2  per  conto  nach  Danzig 
zu  übermachen  erbötig  gewesen,  abgewiesen.  Ermuthigend  ist  auch  Lionne's 
Aeusserung  zu  Leerodt,  wenn  nur  Lothringen  nicht  König  würde «  sollte 
man  alle  Schuld  Frankreich  beimessen  und  dieses  vor  der  ganzen  Welt  bla- 
mieren, wenn  es  der  Pfalzgraf  nicht  würde. 

PS.  Frankreich  fürchtet  den  Muskowiter  im  geringsten  nicht,  sondern 
meint,  die  Polen,  die  von  Natur  jaloux  von  ihrer  Libertät  seien,  würden  sich 
von  dem  Sohn  eines  so  formidablen  Potentaten,  zumal  da  er  noch  Kind  sei, 
nicht  gouvemieren  lassen. 


y.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  30./ 20.  November 

1668. 

[Verdächtigungen  gegen  Holland.    Sendung  Vaubruns.] 
30.  Nov.  —  Im  übrigen  habe  ich  vermerket,   dass  man  Ew.  Churf.  D.  gegen 

Holland  dadurch  zu  eschauffiren  suche,  dass  es  Lothringen  zur  pol- 
nischen Krone  verhelfen  will,  weshalb  ich  dann  Mr.  de  Lionne  zu  er- 
kennen gegeben,  wie  ich  ebenmässige  Zeitung  von  verschiedenen  Orten 
erhalten,  aber  nicht  absehen  könnte,  was  hierunter  andres  gesuchet 
werde,  als  dem  König  in  Frankreich  zu  missfallen  und  nicht  zu  ver- 
statten, dass  ein  Fürst,  welcher  Frankreich  affectioniret  ist,  zur  polni- 
schen Eron  gelange.     Der  König  habe  umb  so  viel  mehr  Ursach  hieraus 


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Audienz  beim  Könige.    Ablehnung  eines  Geldvorscbusses  an  Pf.  Neuburg.       871 

ein  poinct  d'honneur  zu  machen  und  Pfalz- Neu  barg  mit  Gelde  und 
andern  dienlichen  officiis  ohne  weitern  Verzug  zu  secundiren,  damit 
Holland  zu  Frankreichs  höchster  Beschimpfung  nicht  zu  seiner  Intention 
gelange.  — 

Den  23./13.  dieses  ist  resolviret  worden,  den  Marquis  de  Vaubrun 
an  Ew.  Churf.  D.  abzuschicken,  gestalt  er  dann  künftigen  Montag  von 
hinnen  über  Amsterdam  und  Hamburg  nacher  Königsberg  gehet.  Wie 
Mr.  de  Lionne  saget,  hat  man  darumb  auf  seine  Person  reflectiret, 
weil  er  von  Condition  und  Ew.  Churf.  D.  schon  bekannt  ist.  8obald  ihm 
die  restirenden  Gelder  werden  zugestellet  sein,  will  ich  von  ferneren 
Subsidien  sprechen,  man  wird  aber  schwerlich  reussiren,  es  sei  dann, 
dass  Ew.  Churf.  D.  resolviren,  mit  Holland  zu  brechen^).  — 


y.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
27.  November/ 7.  December  1668. 

[Bescheid  auf  seine  Forderungen.    Einfluss  der  Nachrichten  von  Holland  her.    Rath, 
wie  Kf.  sich  dort  zu  Terhalten  habe.    Brief  Auerspergs.] 

Endlich  ist  ihm  der  Bescheid  sowohl  auf  sein  abergebenes  Memorial  als  7.  Dec. 
auch  auf  die  begehrte  Assistenz  wider  Moscau  und  wegen  Gonde's  Declaraüon 
durch  Lionne  überbracht  worden,  des  Inhalts,  der  König  könne  sich  zu  dem 
Vorschuss  der  300000  Rthlr.  nicht  verstehen,  weil  er  hiebevor  grosse  Spesen  auf 
das  polnische  Werk  verwendet,  auch  von  des  künftigen  Jahres  Intraden  bereits 
4  Millionen  consumiert  hätte,  selbige  aber  durch  eine  gute  mesnage  ersetzt 
werden  mussten.  £s  habe  auch  der  Pfalzgraf  des  Königs  Affection  so  vielfaltig 
genossen,  dass  es  scheine,  als  wenn  er  selbst  ein  mehres  zu  begehren  Scheu 
tröge  und  daher  sich  des  Kf.  Intercession  bediene.  Zndem  restierten  nach 
Beziers'  calculo  dem  Pfalzgrafen  7—800000  Rthlr.,  womit  er  allemal  Loth- 
ringen bei  der  bevorstehenden  Wahl  zurücksetzen  könnte.  Des  Moskowiters 
Dessein  auf  die  polnische  Krone,  sagte  Lionne,  würde  der  König  suchen  zu 
verhindern.  Weil  aber  dadurch  leicht  ein  kostbarer  Krieg  entstehen  könnte, 
müsste  das  Geld  gespart  und  hiemächst  denen,  die  an  der  Beruhigung  Polens 
interessiert  wären,  zum  besten  angewendet  werden.  Inmittelst  wurde  man 
sehen,  was  andere  bei  dem  Werk  thäten,  und  seine  mesures  danach  nehmen. 
Die  Condesche  Declaration  würde  der  König  zweifelsohne  jetzt  von  dem 
Prinzen  zu  Versailles  begehren. 

Bl.  hat  dagegen  remonstriert  und  ein  neues  Memorial  eingegeben. 

Was    nun   zu    dergleichen    mehrentheils    auf  Schrauben   gestelleten 
Antworten  Anlass  gegeben  hat,    kann  ich  nicht  wissen,    aus  Lionne's 

')    V.  BI.    meldet   18./28.  December  1668,   Vaubruns   Absendung   werde   von 
einer  Woche  zur  anderen  verzögert,  obwohl  er  mit  seiner  Equipage  länget  fertig  sei. 


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872  VI.    Brandenburg  nnd  Frankreich.     1666—1669. 

Discarsen  aber  merkte  ich,  man  habe  Nachricht  von  der  Propositioo,  so 
der  BaroQ  de  Gent')  Ew.  Gbf.  D.  Ministris  im  Hage  gethan,  und  wer 
weiss,  ob  nicht  Pensionarius  de  Witte  selbst  sich  unter  der  Hand  be- 
mühet, dem  Eonig  in  Frankreich  die  Impression  zu  geben,  sambt  wor- 
den Ew.  Ghf.  D.  endlich  in  die  Triple  Allianz  treten,  dafür  man  sich 
aber  alhier  sehr  furchtet,  und  sprach  Herr  Lionne  gestern  schon  von 
einem  foedere,  so  der  Tripel  Allianz  entgegen  gesetzet  und  zwischen 
dem  König  in  Frankreich,  Daenemarcjc,  Ew.  Ghf.  D.,  Pfalz  Nea- 
bürg,  Hessen  Gassei  und  denen  Förstl.  Luneburgischen  Häusern 
geschlossen  werden  könnte,  worauf  ich  antwortete,  man  musste  seine 
Alliierte  zuforderst  in  solchen  Stand  setzen,  dass  man  hiernächst  ihrer 
Freundschaft  fnichtbarlich  geniessen  könnte,  — .  Ich  glaub  aber  nicht, 
dass  das  Geld  erfolge,  sondern  man  wird  es  anders  worauf  leihen 
müssen.  Dafem  aber  Ew.  Ghf.  D.  Pfalz-Neuburg  durch  Frankreichs 
Hülfe  zur  Krone  helfen  wollen,  werden  der  HoHänder  Propositiones 
wegen  Eintretung  in  die  Triple  Allianz  verworfen,  Ew.  Ghf.  D.  Ministris 
auch  im  Haag  verboten  werden  müssen,  dergleichen  Fürtrag  weiter  an- 
zunehmen. Sollte  es  auch  mit  den  Franzosen  und  Holland  zur  Ruptur 
kommen,  ehe  und  bevor  das  polnische  Successionwesen  ausgeführet  ist, 
wird  man  alhier  müssen  zu  verstehen  geben,  dass  man  sich  zum  wenig- 
sten neutral  halten  wolle,  geschieht  solches  nicht,  wird  alhier  die  Diffi- 
denz  continuiren,  das  polnische  Successionwesen  protrahiret  und  da- 
durch Zeit  und  Occasion  verloren  werden,  Pfalz-Neuburgs  Interesse  zu 
poussiren.  — 

PS.  Auch  —  kommt  hierbei  die  Abschrift  eines  Schreibens  vom 
Fürsten  von  Auerssberg')  an  des  Pfalz-Neuburgs  Beichtvater,  woraus 
der  Effect  dessen,  was  ich  ehemals  bei  meiner  Zurückkunft  von  Wien 
Ew.  Ghf.  D.  zu  Potstam  unterthänigst  berichtete '),  erhellet,  dass  nemb- 
lich  ermelter  Fürst  des  Herrn  Gremonville  grosser  Freund  sei,  gestalt 
er  denn  anitzo  will,  dass  Monsieur  Bezieres,  dem,  wann  das  polnische 
Successionwesen,  wie  zu  hoffen  stehet,  weil  ablauft,  der  Ruhm  und  Dank 
allein   gebühret,    selbigen    mit   Monsieur  Gremonville   theile.     Wollte 


^)  S.  unten  die  Relation  der  kurfürstlichen  Gesandten  im  Haag  vom  3.  NoTem- 
ber  1668. 

')  Derselbe  rätb  darin,  anstelle  Heziers\  dessen  Ruckkehr  nach  Polen  nur  üble 
Folgen  für  die  Sache  des  Pfalzgrafen  haben  würde,  Gremonville  nach  Polen  geben 
zu  lassen. 

»)    Vgl.  oben  S.  603. 


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Unwillen  in  Frankreich  über  Holland  und  die  Tripelallianz.  873 

Gott,  der  Fürst  von  Aaerssberg  wäre  damal,  als  ich  zu  Wien  war, 
so  gut  Pfalz-Neuburgisch  gewesen,  als  er  ietzo  zu  sein  scheinet,  so  hätte 
man  viel  praestiren  können. 

Der  Kurfürst  an  v.  BliimenthaL    D.  Königsberg  21.  December 

1668. 

[auf  die  Relation    yom   20./30.  November.     Kf.    wünscht  nähere  Auskunft  über  eine 

Aeusserung  des  Königs.] 

—  Und  weil  Ihr  in  Eurer  letzten  Relation  berichtet,  der  König  21.  Dec. 
würde  sich  anderer  gestalt  zu  einigen  Subsidien  nicht  resolviren,  als 
wann  wir  mit  Holland  brechen  würden,  solches  aber  eine  Sache  von 
höchster  Wichtigkeit  ist,  weshalb  uns  niemalen  einige  Proposition  ge- 
schehen, wir  auch  des  Königs  Intention  ganz  und  gar  dabei  nicht  wissen, 
Ihr  auch  im  geringsten  nicht  gedenket,  wie  und  durch  wen  Euch  solches 
angebracht,  so  könnet  Ihr  leicht  ermessen,  dass  wir  in  einem  so  weit- 
aussehenden Werk,  so  wir  unsers  bestens  halber  vielmehr  zu  hindern 
als  zu  befodern  Ursache  haben  würden,  uns  nicht  übereilen  auch  nicht 
ehe  erklären  können,  bis  man  uns  von  allen  Umbständen  der  Sache 
ausführlichen  Bericht  gebe').  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  21./ 11.  December 

1668. 

[Audienz  beim  Könige,  dessen  Erklärungen  in  der  pfälzisch-lothringischen  Angelegen- 
heit und  auf  sein  Anbringen.     Mittheilungen  Pufendorfs.    Beim  Kaiser  zu  machende 
Vorstellungen.    Erklärung  Gond^'s.] 

Bei  der  secreten  Audienz,  die  er  am  16./6.  erhalten,  hat  er  dem  Könige  21.  Dec. 
das  Schreiben  des  Kf.')  in  der  Pfälzisch-Lothringischen  Sache  übergeben 
and  denselben  gebeten,  durch  seine  Intervention  diesen  Streit  beizulegen.    Der 
König  erwiderte,  er  habe  es  an  Bemühungen  deswegen  nicht  fehlen  lassen,  alles 
käme  darauf  an,   dass  K. Pfalz  sich  nicht  zur  Abdankung  der  Truppen  ver- 


')  V.  Bl.  erwidert  (d.  Paris  l./ll.  Januar  1669),  die  Aeusserung  rühre  v(m 
Turenne  her,  welcher  ihm,  als  er  ihn  sondiert,  ob  Subsidien  zu  erhalten  sein  wür- 
den, geantwortet  habe,  der  König  würde  sich  dazu  nur  verstehen,  wenn  sich  Ef.  so 
wie  früher  Schweden  verpflichte,  für  Frankreich  contra  quoscunque  zu  agieren,  zu- 
mal bei  jetziger  Conjunctur,  da  sich  Holland  gegen  Frankreich  so  undankbar  und 
feindlich  zeige,  was  man  bei  gegebener  Occasion  zu  revanchieren  nicht  ermangeln 
würde. 

')  d.  Königsberg  23.  November  1668  (ürk.  u.  Akt.  II,  S.  öOlf.).  Vgl.  über 
diese  Streitigkeiten  H  ausser,  Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  II,  S.  624. 


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874  VI.    Brandeobar^  wid  FnakradL    1€€6— 1669. 

ffteben   wollte,  wenn  diese  erfolgte,    so  wäre  niebts  leichter  als  Lotbringen 
zor  raison  zu  bringen  and  alles  in  mbigen  Stand  zu  setzen. 

Darauf  übergab  er  dem  Könige  sein  Memorial  und  macbte  ihm  noch  einmaJ 
wegen  der  Geldassistenz  an  Pfalz-Neaburg,  der  Hälfe  gegen  den  Moskowi- 
ter nnd  der  von  Conde  aaszojstellenden  Deciaration  Vorstellnngen.  In  betreff 
deh  letzteren  wies  er  darauf  hin,  dass  Conde  noch  immer  anter  der  Hand  bri- 
giere  ond  seine  Partei  verstärke,  der  Erzbischof  habe  sich  Terlanten  lassen^ 
wenn  er  anch  die  Krone  im  Himmel  holen  sollte,  wollte  er  keinen  damit  krö- 
nen als  allein  Conde.  Der  König  erwiderte  darauf,  er  müsste  den  Vorschub 
des  Geldes  ein  für  alle  Mal  abschlagen  (es  wird  daher  mit  Leerodts  Gntfinden 
deswegen  keine  weitere  Instanz  geschehe«,  zumal  K. Baiern  200000  Gulden 
und  dessen  Bruder  Herzog  Maximilian  100000  Gulden  gegen  Verpfindnng 
zweier  Aemter  hergeben  und  so  dieser  Mangel  einigermassen  ersetzt  wird),  die 
Kxtradiernng  der  Condeschen  Deciaration  versprach  der  König  inständigst  zu 
urgieren,  sagend,  er  hätte  Ursache,  auf  Conde  dieser  Sache  halber  gewaltig 
ungehalten  zu  sein.  Endlich  hat  Bl.  noch  auf  Begehren  der  Landgräfin  von 
Hessen  die  Zahlung  der  restierenden  Pensionen  und  Snbsidien  (1100000 Gul- 
den), wenigstens  allmähliche  Abzahlung  derselben  verlangt,  worauf  der  König 
spätere  Resolution  versprach. 

Der  schwedische  Resident  Puffendorff  hat  ihm  den  Vortrag,  welchen 
er  hionnc  wegen  der  polnischen  Sache  gethan,  und  dessen  Antwort  (Versiche- 
rung, dass  der  König  den  Pfalzgrafen  totis  viribus  zur  Krone  befördern  wollc^ 
mitgethcilt.  Die  Jalousie  aber,  welche  bei  Frankreich  jetzt  gegen  Schweden 
wogen  drsson  enger  Verbindung  mit  Spanien,  England  und  Holland  herrscht, 
macht  ihn  fast  glauben,  die  schwedische  Recommendation  werde  hier  und  an- 
derswo Pfalz-Nenburg  mehr  schaden  als  nutzen. 

Er  und  Leere  dt  haben  überlegt,  ob  es  nicht  zu  practicieren  sei,  dass  der 
König  dem  kaiserlichen  Residenten')  hier  reprochieren  Hesse,  dass  Oester- 
rcich  dem  gemachten  Tractat  zuwider  Lothringen  unter  der  Hand  portiere 
und  dadurch  Frankreichs  gute  officia  für  Pfalz-Neuburg  eludiere,  sie  haben 
aber  dafür  gehalten,  dass  es  besser  sei,  Gremonville  thue  dergleichen  in 
Wien.  Dessen  Relationen  sind  sonst  noch  alle  gut  und  zur  Beförderung  der 
Intention  des  Pfalzgrafen  der  Apparenz  nach  eingerichtet,  obgleich  derselbe 
sonst  der  verwittweten  Kaiserin  und  per  consequens  Lothringen  sehr  zuge- 
than  ist. 

PS.  Beifolgend  Abschrift  der  Deciaration  Conde's*),  welche  Beziers  in 
Polen  allen  denen,  die  Kf.  und  der  Pfalzgraf  benennen  werden,  bekannt  machen 

0    J.  F.  V.  Wicka. 

0  In  einem  Briefe  an  Beziers:  „Je  prends  aussitost  la  plume  pour  obeyr  a 
Sa  M^^  et  vous  declarer  par  ces  lignes,  que  je  n'aspire  pas  k  la  couronne  de  ce 
royaume  \k  et  que  me  conformant  aveuglement  aus  intentions  de  Sa  Mt«  non  seule- 
ment  je  trouve  bon  mais  mesme  je  prie  tous  mes  amis  de  tourner  en  faueur  et  a 
Tavantage  de  M.  le  Duc  de  Neubourg  toutes  les  pensees  qu'ils  pourroient  encore  con- 
server  pour  moy  ou  pour  ma  famille." 


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Neue  Audienz  beim  Könige.    Befehl,  Sabsidien  zu  verlangen.  875 

soll.  Mehr  ist  nicht  zu  erhalten  gewesen,  Conde  hat  sehr  fulminiert  und 
Lionne  sagt,  es  sei  ihm  sein  Lebtage  nichts  saurer  als  diese  Negotiation 
worden. 


Der  KurfUrst  an  v.  Blumenthal.     D.  Königsberg  17. /27.  De- 

cember  1668. 

[auf  die  Relation  vom  7.  December.     Rf.  ist  der  Tripelallianz  nicht  beigetreten,    ver- 
langt franzosische  Subsidien,  mahnt  ßl.  zur  Vorsicht.] 

Er  hofft,  der  König  werde  sich  inbetreff  der  Geldhülfe  an  Pf  alz -Neu  bürg   27.  Dec. 
günstiger  erklären. 

Bl.  soll  Lionne  mittheilen,  dass  Kf.  ^)  von  dem  Staat  und  von  anderen 
stark  angemahnt  würde,  in  die  Tripelallianz  zu  treten,  dass  er  aber  trotz  der 
ihm  angebotenen  grossen  Advantagen  nur  aus  Rücksicht  auf  den  König  darauf 
nicht  eingegangen  sei,  sondern  desfalls  noch  ganz  freie  Hände  habe.  Da  aher 
die  durch  die  Tripelallianz  Verbundenen  sich  in  starke  Verfassung  setzten,  sich 
auch  des  Kaisers  und  Spaniens  versichert  hielten,  auch  fast  alle  mit  Kf.  und 
dessen  Landen  benachbart  seien  und  er  fast  mit  allen  nicht  geringe  Interessen 
hätte,  so  hoffte  er,  der  König  werde  ihm  nicht  nur  seine  Gedanken  über  diese 
perplexe  Conjuncturen  eröffnen,  sondern  ihm  auch  so  zur  Hand  gehen,  dass  er 
sich  in  gehörige  Postur  wider  alle  befahrende  Fälle  setzen  könne.  Auch  das 
Haus  Braunschweig^)  werde  wegen  der  Tripelallianz  sehr  gesucht,  es  sei 
daher  nöthig,  bei  Zeiten  zu  vigilieren,  wenn  man  es  davon  abzuhalten  gedächte, 
wozu  Kf.  gute  Dienste  zu  leisten  wohl  Gelegenheit  haben  würde. 

Ihr  werdet  dieses  alles  gebührend  zu  mesnagiren  und  also  furzu- 
stellen  wissen,  dass  der  König  Ursach  haben  und  gewinnen  möge,  uns 
mit  Geld  beizuspringen,  wenn  wir  ihm  schon  auf  allen  Fall  nicht  würk- 
lieh  assistiren  möchten,  welches  auch  unser  Staat  gegen  die  Vereinigte 
Niederlanden  nicht  zulassen  will,  wie  der  König  solches  Selbsten  woll 
urtheilen  kann  und  sich  daran  vergnügen  wird,  dass  wir  uns  nicht  in 
die  Triple  Alliantz  begeben,  weil  L  K.  M.  daraus  gar  gewiss  einigen 
Nachtheil  auch  wider  unsern  Willen  empfinden  würden,  weil  aufs  wei- 
nigste auch  andre  Häuser  mehr  unserm  Exempel  folgen  möchten.  Weil 
wir  aber  gleichwoll  nicht  ganz  ausser  aller  Verfassung  bleiben  können^ 
so  habet  Ihr  allen  Fleiss  anzuwenden,  dass  der  König  in  Betrachtung 
obangeführten  uns  mit  Gelde  beispringen  wollte.  — 

Im  übrigen')  wollet  Ihr  Euch  mit  üebergebung  Eurer  Memorialien 


0    S.  unten. 

^     Vgl.  Kocher  I,  S.  591  ff. 

>)    Schon    l./ll.  December  1668   hatte  Kf.  v.  Bl.   ermahnt,   sich   in   der   Sache 
Conde' 8  vorzusehen  und  dieselbe  mehr  durch  Leerodt  treiben  zu  lassen,  damit  der 


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876  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

an  M.  de  Lionne  etwas  besser  forsehen  und  in  Acht  nehmen,  dann 
dasjenige,  davon  Ihr  uns  die  Copey  zugeschicket,  also  eingerichtet  ist. 
dass,  wenn  es  die  Polen  zu  sehen  bekämen,  solches  der  Sache  sehr 
schaden  wurde.  — 

V.  Blamenthal  an  den  Knrfärsten.    D.  Paris  18./ 28.  December 

1668. 

[Erbitterung  Frankreichs  gegen  Schweden.    Lionne's  Vorschlag,  Wrangel  zur  Empö- 
rung aufzureizen.] 

28.  Dec.  Man  bereuet,  wie  woll  zu  spät,  dass  man  Schweden  aus  Händen 

gelassen  und  dadurch  zur  Liaison  mit  Spanien,  Engelland  und 
Holland  Anlass  gegeben  hat.  Die  Unmöglichkeit  aber,  dem  Werke 
zu  remediren,  gebieret  eine  grosse  Verbitterung  gegen  selbige  Krön,  ge- 
stalt  mich  der  Herr  Lionne  gestern  fragte,  ob  denn  die  öbeln  Tracta- 
menten,  welche  der  Feldherr  Wrangel  von  den  Schweden  auf  Biören- 
klau's  Anstiften  erlitten,  einige  Begierde  erwecken  könnten,  sich  zum 
souverainen  Herrn  in  Pommern  zu  machen,  und  wann  solches  nicht 
wäre,  ob  Ew.  Chf.  D.  ihn  nicht  auf  dergleichen  Gedanken  bringen  könn- 
ten. Ich  sagte,  ich  hielte  an  meinem  Orte  dafür,  der  Feldherr  werde 
seine  der  Krön  geleistete  nützliche  Dienste  lieber  unbelohnet  dahin 
fahren  lassen  und  daneben  noch  etwas  erdulden  als  seines  Königs  Estat 
dergestalt  brouilliren.  Zu  dem  ständen  Ew.  Chf.  D.  mit  der  Krön  in 
guter  Freundschaft  und  hätten  nicht  Ursache,  dergleichen  extrema  zu 
fomentiren.  Monsieur  Lionne  sagte:  Ja,  verlasset  euch  auf  der  Schwe- 
den Freundschaft,  sie  haben  gewiss  schon  alles  vorige  vergessen,  sie 
werden  euch  abaisiren,  wann  sie  nur  können.  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris 
1.  Februar/22.  Januar  1669. 

[Beendigung    des    pfölzisch- lothringischen   Streites.     Unzufriedenheit   mit    K.Mainz. 
Auszahlung  der  franzosischen  Gelder.] 

1.  Febr.  In   dem  Kurpfälzisch-lothringischen   Streit')   hat  der  König  K.Pfalz  nicht 

allein  wider  den  Ueberfall  der  lothringischen  Alliierten  garantiert,  sondern  auch 


Prinz  nicht  Ursache  habe,  alles  dem  Kf.  zu  imputieren,  und  die  Polen,  die  ihm  schon 
vorwürfen,  er  unterfinge  sich,  den  Vormund  der  Republik  zu  spielen,  nicht  ihm 
solches  noch  mehr  reprochierten,  wenn  er  der  Republik  nicht  allein  einen  candidatum 
recommendieren ,  sondern  ihr  auch  gleichsam  per  indirectum  Ziel  und  Maass  setzen 
wollte,  wen  sie  nicht  wählen  sollte. 
0    S.  oben  S.  878. 


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Der  k.  pfölziscb-lothring.  Streit.    Erbitterung  Frankreichs  gegen  Schweden.       877 

den  Herzog  von  Lothringen  zur  Abdankung  forciert.  K.Pfalz  kann  Kf. 
nimmer  genug  Dank  sagen,  dass  er  ihm  aus  einem  so  schlimmen  Handel 
mit  solcher  Reputation  geholfen,  denn,  wenn  es  noch  vier  Wochen  angestanden, 
hätte  Lothringen  ihn,  welcher  nicht  mehr  als  1000  Pferde  und  dazu  kein  Geld 
zu  Unterhaltung  der  Truppen  ührig  gehabt,  vollends  zu  Grunde  gerichtet. 
Derselbe  erkennt  dieses  auch  gar  wohl  und  hat  sowohl  durch  Graf  Königs- 
marck  als  durch  seinen  hiesigen  Residenten^)  begehren  lassen,  Kf.  dafür  zu 
danken.  Verschiedene  Kur-  und  Fürsten  haben  dem  Könige  gratuliert,  dass  er 
diesen  Krieg,  welcher  das  ganze  Reich  in  neue  Unruhe  hätte  setzen  können, 
sopiert  habe,  er  merkt  wohl,  dass  es  dem  Könige  nicht  unlieb  sein  würde,  wenn 
Kf.  desgleichen  thäte. 

K.Mainz  beginnt^  hier  in  Misscredit  zu  gerathen,  weil  er  so  stark  auf 
die  Reichsverfassu ug,  die  zu  Regensburg  resolviert  wird,  gedrungen  hat;  Greif- 
fenclau  soll  nach  Wien  abgeschickt  sein,  um  den  Kaiser  zu  bestimmen,  im 
polnischen  negotio  für  Pfalz-Neuburg  nicht  weiter  zu  agieren. 

Des  Kf.  Gelder  hat  er  nun  an  eitel  escus  blancs,  welches  die  beste  und 
gangbarste  Münze  ist,  erhoben  und  davon  Beeck^)  5000  Rthlr.  gezahlt,  das 
übrige  wird  mit  grosser  Sorgfalt  beisammen  gehalten;  er  wird  nun  in  ganz 
kurzem  anfangen,  die  Subsidien  zu  sollicitieren. 


Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.     D.  Königsberg  25./ 15.  Fe- 
bruar 1669. 

[Befehl,  nicht  weiter  auf  Subsidien  zu  dringen.  Die  Tripelallianz.] 
—  Von  den  Subsidien  habt  Ihr  nun  nichts  weiter  zu  gedenken.  25.  Febr. 
Und  weil  wir  aus  dem  Haag  die  gewisse  Nachricht  erlanget,  dass  es 
mit  der  triplen  Alliantz  nunmehr  in  kurzem  zu  völliger  Richtigkeit 
kommen  durfte,  indem*)  die  Krön  Spanien  über  sich  genommen,  der 
Krön  Schweden  m/480  R.  Subsidia  zu  bezahlen,  und  wir  dann  auch  zu 
dieser  Alliantz,  wie  bereits  geschehen,  gewisslich  ferner  werden  invitiret 
werden,  so  habt  Ihr  solches  alles  an  gehörigen  Orten  anzubringen  und 
nach  Erheischung  der  Conjuncturen  Euch  dessen  zu  unserer  advantage 
aufs  beste  zu  bedienen.  — 


*)  Pawel  von  Rammingen. 

'-0  Vgl.   Guhraurer,    Kur-Mainz    in    der  Epoche    von    1672.  I  S.  95ff.,    lU; 

Huhn,  Geschichte  von  Lothringen,  II,  S.  296. 

»)  Jean  Beck,  Agent  des  Kf.  in  Paris,  s.  ürk.  u.  Akt.  IX,  S.  588. 

♦)  Vgl.  Wicquefort  III,  S.  5fF.,  Lef^vre  Pontalis  II,  S.  16f. 


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878  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  1.  März/ 19.  Fe- 
bruar 1669. 

[Misstrauen  gegen  B^ziers.] 
I.März.  —  Alhier  siDceriret  man  noch  immerhin,  dass  mans  mit  Neuburg 

aufrichtig  meine,  zu  wünschen  aber  wäre  es^  dass  Monsieur  de  Beziers 
dem  Herzog  so  viel  Freunde  acquirirte,  als  er  wohl  ehermal  dem  Prinz 
von  Conde  gethan,  wie  er  dessen  Interesse  in  Polen  negotiieren  müssen. 
So  nimbt  mich  auch  nicht  wenig  Wunder,  dass  er  in  seinen  Relationen 
nicht  wichtigere  Dinge  meldet,  denn  wenn  er  seinem  Könige  keine  an- 
dern relationes  thut,  als  welche  ich  zu  sehen  bekomme,  darf  er  ihm 
gewiss  den  Kopf  nicht  sehr  darüber  zerbrechen.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.    D.  Königsberg  8.  März  1669. 

[Zu  machende  Mittheilungen  über  das  Verhalten  Hollands  gegen  Kf.] 

8.  März.  Die  unfreundlichen  Bezeigungen  der  Staaten  sowohl  in  der  Hofeyser- 

schen  Schuldsache  als  in  der  Geldrischen  Compromisssache *)  zeigen,  dass 
sie  Kf.  per  indirectum  zu  der  Tripelallianz  gleichsam  zu  forcieren  und  von  der 
Freundschaft  mit  Frankreich  abzuziehen  suchen.  Bl.  soll  dieses  dort  mit  guter 
Manier  an  dienlichen  Orten  gleichsam  von  selbst  vorbringen  und  dabei  bemerken, 
Kf.  zweifle  nicht,  der  König  werde  ihn  auf  einen  oder  anderen  Fall  hierunter 
mit  Nachdruck  unterstützen.  Die  Gesandten  im  Haag  sind  angewiesen,  mit 
ihm  jedesmal  aus  diesen  Sachen  zu  commu meieren. 


y.  Blumenthal  an  den  Kurflirsten.    D.  Paris  15./ 5.  März  1669. 

[Vorschlag  eines  Bündnisses   zur  Vereitelung  der  Wahl   des  Moskowiters.    Mitthei- 
lungen Pufendorfs.] 

15.  März.  Auf  Grund  eines   Schreibens  des  Pfalzgrafen   an  Leetodt  hat  er  anstelle 

des  letzteren,  der  durch  Krankheit  behindert  ist,  Lionne  ersucht,  dabin  zu 
wirken,  dass  im  Fall  einer  Doppelwahl  Frankreich  sich  mit  dem  Kaiser, 
Schweden  und  Kf.  fest  verbinde,  um  so  die  gefährlichen  Pläne  des  Mosko- 
witers zu  hintertreiben,  und  dass  der  König  denjenigen,  auf  die  er  sich  in 
Polen  verlassen  könne,  beweglich  zuschreibe,  die  Faction  Conde*s  zu  verlas- 
sen, da  dieser  die  Krone  nicht  mehr  ambiere  und  es  gern  sehen  wurde,  wenn 
seine  bisherigen  Anhänger  sich  dem  Pfalzgrafen  zuwendeten.  Lionne  antwor- 
tete, über  eine  solche  Verbindung  habe  man  sehenden  Kaiser  sondiert,  aber 
ihn  bisher  dazu  nicht  disponieren  können,  was  er  für  ein  Zeichen  hielte,  dass 

1)     Vgl.  V7icquefort  111,  S.  60f. 


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Misstrauen  gegen  die  französische  Politik.  879 

man  noch  immer  den  Prinzen  Charles  portiere.  Auf  seine  Erwiderung,  wenn 
der  Kaiser  sich  darauf  nicht  einlassen  wollte,  so  müsste  der  König  mit  Schwe- 
den und  Kf.  hoc  in  passu  bei  Zeiten  gewisse  mesures  nehmen,  haben  sowohl 
Lionne  als  auch  Turenne  dieses  zu  befördern  versprochen,  aber  zu  verstehen 
gegeben,  dass,  wenn  der  König  sich  des  Handels  wider  Moskau  annehme,  der 
Succurs  nicht  in  Geld  sondern  in  Mannschaft  bestehen  würde.  Der  zweite 
Punkt  ist  sogleich  bewilligt  und  beschlossen  worden,  dem  Erzbischof,  Paz, 
Sobieski,  Morstein  und  anderen  die  Ursachen  vorzustellen,  welche  sie 
bewegen  sollten,  für  Pfalz-Neuburg  zu  operieren. 

Den  schwedischen  Ministrum  hat  er  auch  soudiert,  ob  sein  König  zu 
diesem  foedere  stimmen  würde,  und  wahrgenommen,  dass  Schweden  Moskau's 
Wahl  auf  jede  Weise  zu  verhindern  suchen  wird ,  dass ,  wenn  diese  aber  nicht 
zu  befahren,  es  ihm  gleich  sein  wird,  ob  Lothringen  oder  Neu  bürg  König 
werde,  manche  glauben  sogar,  dass  es  Lothringen  vorziehen  würde. 

Gremonville  versichert,  dass  des  Pfalzgrafen  AfFairen  von  Tage  zu  Tage 
in  besseren  Stand  gerathen,  und  behauptet,  der  Kaiser  procediere  candide  in  dem 
polnischen  Successionswesen.  Der  Pfalzgraf  tröstet  Leerodt,  dereine  Zeit  lang 
an  Frankreichs  Intention  sehr  gezweifelt,  und  sagt,  er  sei  Frankreichs  und  des 
Kaisers  genugsam  versichert.  Auch  Bl.  muss  bekennen,  man  habe  die  Appa- 
rencen  dergestalt  eine  Zeit  lang  salviert,  dass;  wenn  das  Werk  übel  ausschlagen 
sollte,  man  werde  gestehen  müssen,  man  sei  scharfsinnig  und  subtil  betrogen 
worden. 

Pufendorf  hat  ihm  berichtet,  er  hätte  mit  Lionne  wegen  der  Mosko- 
wi tischen  Angelegenheit  gesprochen  und  dieser  hätte  erklärt,  Frankreich  dürfe 
nicht  eher  gegen  den  Moskowiter  agieren,  bevor  nicht  dem  Prinzen  Charles 
perpetua  exclusiva  gegeben  worden,  P.  aber  meint,  eine  solche  exclusiva  werde 
den  Polen  grosse  Ombrage  geben,  und  er  fragte,  ob  sich  nicht  Kf.  mit 
Schweden  allein  vergleichen  wollte,  dem  Moskowiter  zu  resistieren,  beide  wür- 
den auch  ohne  Frankreichs  Zuthun  demselben  genugsam  gewachsen  sein.  Der- 
selbe erzählte  auch,  Lionne  habe  zu  ihm  gesagt,  Frankreich  werde  eher  des 
Moskowiters  als  Prinz  Charles'  Promotion  befördern. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  22./ 12.  März  1669. 

[Lionne's  Aeusserungen  in  betreff  der  Subsidien,  Sendung  Vaubruns  an  Kf.,  Gerüchte 
darüber,  dass  Frankreich  Pfalz-Neuburg  nicht  ehrlich  unterstutze.] 

Lionne  hat  ihm  dieser  Tage  inbetreff  der  Subsidien  gesagt,  der  König  22.  März, 
würde  dergleichen  nicht  eben  gänzlich  abschlagen,  wenn  er  zuvor  wüsste,  was 
er  hinwieder  von  Kf.  zu  hoffen  hätte,  um  dieses  und  andere  Dinge  zu  adjustieren, 
sollte  Marquis  de  Vaubrun  in  8  Tagen  seine  Reise  antreten.  Als  er  darauf  er- 
widert, er  könnte  nicht  absehen,  wie  man  mit  Fug  von  Kf.  mehr  fordern  könnte, 
als  er  bereits  geleistet  hätte,  und  das  angeführt,  was  Kf.  neuerdings  zu  des 
Königs  Dienst  geleistet,   mit  der  hinzugefügten  Bemerkung,  Kf.  lebte  dagegen 


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880  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

der  Zuversicht,  der  König  werde  bei  vorfallender  Occasion  solche  gute  Bezeigung 
nicht  unerkannt  lassen,  ihn  seinem  Versprechen  gemäss  in  nichts  geföhrliches 
engagieren  und  er  hoffte  jetzt^  dass  der  König  die  Beförderung  Pfalz-Neubnrgs 
wirklich  zur  Ausführung  werde  zu  bringen  wissen,  überging  L.  alles  das,  woraus 
er  ein  meritum  machen  konnte,  fein  mit  Stillschweigen  und  versicherte  nur 
wieder,  dass  man  es  mit  Pfalz-Neuburg  aufrichtig  meine  und  sein  Interesse 
hautement  portieren  werde. 

Dieser  Tage  versicherte  mich  ein  fürnehmer  Cavalier,  Frankreich 
meine  es  mit  Pfalz- Neu  bürg  nicht  aufrichtig,  sondern  werde  ihn  ge- 
wiss betriegen.  Wann  ich  aber  frage,  wodurch  man  solches  behaupten 
will,  weiss  man  mir  andres  nichts  zu  sagen,  als  dass  der  gemeine  Ruf 
also  gehe.  Ich  muss  aber  besorgen,  dass  diejenigen  Leute,  welche  mir 
dergleichen  advertissement  geben,  nicht  recht  mit  der  Sache  heraus 
dürfen.  Der  Beziers  soll  mit  dem  Prinz  von  Conde  vor  seiner  Ab- 
reise von  hinnen  verschiedene  lange  Conferenzen  gepflogen  haben  und 
sagt  man,  dass,  wenn  des  Patzen  wieder  den  Beziers  bezeugete  Ani- 
mosität cessire,  sei  es  ein  gewisses  Zeichen,  dass  man  ihn  für  Prinz 
von  Conde  und  nicht  Pfalz-Neuburg  zum  besten  gewonnen  habe.  Es 
wird  aber  in  diesem  ganzen  negotio  nicht  darauf  ankommen,  was  Frank- 
reich will,  sondern  was  die  Polen  selbst  wollen,  und  zweifele  ich  nicht, 
Ew.  Chf.  D.  werden  bereits  in  Polen  dergestalt  unter  der  Hand  das  Werk 
unterbauen  lassen,  dass,  wenn  uns  schon  Frankreich  duppiren  wollte, 
dennoch  Ew.  Chf.  D.  ohne  dieser  Krön  Zuthun  vermittelst  Assistenz 
der  guten  Patrioten  in  Polen  mit  ihrer  Parthei  durchdringen  können.  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  29./ 19.  März  1669. 

[auf  das  Rescript  vom   8.  März.     Anerbieten  französischen  Schutzes  gegen  Holland. 
Graf  Harracb.     Aeusserungen  Lionne's.] 

29.  März.  —  obwohl  die  Hagischen  Ministri  von  der  Herren  Staaten  unfreund- 

lichen Bezeigen  bis  dato  nichts  gemeldet,  hab  ich  dennoch  den  Prinz 
de  Turenne  gleichsamb  als  von  mir  selbst  remonstriret,  dass  durch 
dergleichen  Proceduren  nichts  anders  intendiret  werde,  als  Ew.  Chf.  D. 
gleichsam  per  indirectum  zu  der  Triple  Allianz  zu  forciren  und  von  der 
guten  Correspondenz  mit  Frankreich  abzuziehen,  weil  aber  vermuthlich 
Ihre  May.  nicht  gestatten  würde,  dass  dero  Alliirten  umb  ihrentwillen 
ungütlich  geschehe,  so  zweifelte  ich  nicht,  man  werde  Ew.  Churf.  D.  gegen 
die  Staaten,  im  Fall  die  raison  und  Billigkeit  bei  ihnen  keine  Stat  mehr 
finden  sollte,  auf  ein  oder  andern  Fall  mit  Nachdruck  appuyren,  dessen 


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Anerbieten  franzosischen  Schutzes  gegen  Holland.     Aeusserungen  Harrachs.     881 

mich  auch  der  Herr  Turenne  versicherte.  Herr  Lionne  hat  dergleichen 
im  Namen  des  Königs  gethan  und  zwar  mit  diesen  Worten:  Man  werde 
nimmer  zugeben,  dass  Holland  Ew.  Chf.  I).  auf  die  Füsse  trete,  sollte  es 
aber  geschehen,  möge  man  Frankreich  nur  den  geringsten  Wink  geben, 
so  sollte  schon  kräftiger  Schutz  wieder  Unrecht  und  Violenz  geleistet 
werden.  Femer  sagte  er  (Lionne):  Euer  gnädigster  Herr,  muss  bei  Gott 
seine  Städte  (in  Cleve)  wieder  haben  und  wir  müssen  den  Prinz  von 
Oranien  suchen  gross  zu  machen. 

Er  hat  dem  Könige  das  Schreiben  des  Kf. ')  überreicht  und  ihm  für  Be- 
förderung des  Friedens  zwischen  K.Pfalz  und  Lothringen  gedankt,  auch 
wegen  des  Prinzen  Charles  und  dass  man  Kf.  imputieren  wollen,  er  würde, 
wenn  er  mit  Neuburg  nicht  sollte  durchdringen  können,  Lothringen  portie- 
ren,  mit  ihm  geredet  und  ihm  alle  widrige  Impressionen  benommen. 

Der  Graf  von  Harrach*)  hat  mir  eine  Zeit  hero  nicht  wenig  Kummer 
gemachet,  indem  er  den  König  sollte  versichert  haben,  Printz  Charles 
wolle  seine  Praetension  auf  Lottringen  renuniciiren,  wenn  man  ihm  zur 
polnischen  Krön  verhelfe.  Ich  bin  aber  numehr  ausser  Sorge,  denn 
er  hat  dergleichen  Fürtrag  nie  gethan,  aber  wohl  an  des  Marechal  de 
Bellefond  Tafel  öffentlich  gesagt:  Der  Kayser  werde  auf  Lottringens 
Promotion  stets  bedacht  sein  und  davon  nicht  ablassen,  da  Ihm  doch 
dieses  Hofes  übele  Inclination  für  Lottringen  wohl  wissend  ist.  Weil 
dieser  Grat  beim  Kayser  in  grossen  Gnaden  ist,  sollte  man  wohl  glauben, 
dass  ihm  dergleichen  Discurse  von  hoher  Hand  suggeriret  worden.  Ich 
will  aber  vielmehr  glauben,  dass  er  übel  von  den  Affairen  informiret 
und  vielleicht  mehr  nach  seiner  Inclination  geredet  habe.  Andere  sagen, 
es  hab  ermelter  Graf  mit  dem  Könige  einen  provisional  Vergleich  wegen 
Succession  der  Spanischen  Lande  getroffen.  Allein  er  ist,  so  ein  impor- 
tantes  Werk  auszuführen,  nicht  lange  genug  hier  gewesen  und  hat  mit 
denen  Ministris  nicht  gnugsamo  Gemeinschaft  gehabt. 

Nach  Lionne 's  Bericht  haben  die  Schweizer^)  schriftlich  versprochen, 
sich  mit  Holland  in  keine  Allianz  einzulassen.  L.  sagte  heute,  er  wolle 
100000  Rthlr.  wetten,  England,  Schweden  und  Holland  sollten  nicht 
drei  Monate  in  Allianz  begriffen  oder  so  uneins  unter  einander  sein,  dass  man 
von  ihnen  nichts  widriges  befahren  dürfe. 

Graf  Harr  ach  nahm  gestern  vom  Könige  Abschied  und  reist  künftigen 
Montag  wieder  ab. 


')    d.  Königsberg  15./2 5.  Februar  1669  (ürk.  u.  Akt.  11,  S.  503f.). 

*)    Graf  Ferdinand  Bonaventura  Harrach,  Oberstal Imeister  des  Kaisers. 

3)    Vgl.  VVicquefort  IV,  S.  30f.,  Lefevre  Ponfalis  II,  S.  9. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XII.  56 


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882  V^-    Brandeubiirg  und  Frankreich.     1666—1669. 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  26.  März/ 5.  April 

1669. 

[Anbringen  Montaigu^s.    Erklärungen  Lionne's  und  des  Königs  inbetreff  der  von  den 
Holländern  besetzten  clevischen  Plätze.] 

5.  April,  Der  englische  Gesandt«  Montaigu,  welcher  sich  hier  noch  incoguito  auf- 

hält, hat  den  König  gestern  zum  ersten  Mal  gesprochen.  Er  dringt  sehr  auf 
die  Auswechslung  der  flandrischen  Plätze  und  begehrt,  dass  bis  dahin  die  Be- 
festigung derselben  cessiere,  da  zu  befürchten  steht,  der  König  von  Frankreich 
werde  unter  dem  Prätext  der  zum  Bau  aufgewendeten  Spesen  die  Städte  in  so 
hohen  Preis  setzen,  dass  es  Spanien  am  Aequivalent  ermangeln  werde,  um  sie 
wieder  an  sich  zu  bringen.  Es  aigriert  aber  diese  Forderung  Frankreich  nicht 
so  sehr  gegen  England  als  gegen  die  Holländer,  denen  man  alles  imputiert  und 
es  gewiss  nicht  schenken  wird. 

Der  H.  Lionne  wiederholte  dieser  Tage  abermal  dasjenige,  wovon 
in  meiner  unterth.  Relation  vom  19./29.  März  gemeldet  worden,  und  gab 
zu  verstehen,  wenn  Ew.  Churf.  D.  Ihre  Städte  mit  Gelde  wieder  an  sich 
bringen  könnten,  würde  man  sechs  Tonnen  Goldes  nicht  ansehen,  welches 
nicht  zu  verwerfen  stünde,  wenn  man  des  Effects,  sonder  sich  in  etwas 
gefährliches  zu  engagiren,  geniessen  könnte.  Es  scheinet,  als  verhänge 
Gott  diese  der  Franzosen  Verbitterung  gegen  den  Staat  zweierlei  Ur- 
sachen halber,  einmal,  dass  dadurch  das  polnische  Succession\^esen  einen 
guten  Success  erlange,  indem  Frankreich,  welches  izo  keinen  conside- 
rablen  Freund  als  Ew.  Churf.  D.  hat,  dero  Affection  mesnagiren  muss  und 
sie  schwerlich  düppiren  darf.  Zweitens,  dass  Ew.  Churf.  D.,  wenn  Sie 
schon  mit  Frankreich  sich  in  nichts  feindliches  wieder  Holland  engagiren 
wollen,  dennoch  gegen  die  unbillige  praetensiones,  so  von  den  Staaten 
angestrenget  werden,  sich  Frankreichs  kräftigen  appuy  praevaliren  und 
durch  solches  Mittel  die  so  längst  erwünschte  Hinlegung  dieser  Streitig- 
keiten —  erleben  sollen.  — 

Chur  Mainz  soll  bereits  von  Frankreich  sein  sondiret  worden,  ob 
er  mit  in  eine  Alliantz  treten  wolle,  welche  der  triplen  Ligue  entgegen 
gesetzet  werden  könnte,  insonderheit  wann  Ew.  Churf.  D.  mit  von  der 
Partey  wären,  er  soll  aber  geantwortet  haben:  Una  hirundo  non  facit 
ver.  —  Nachdem  ich  dieses  geschrieben,  komme  ich  von  Hofe,  da  mich 
der  König  unter  währenden  Ankleiden  zu  sich  gerufen  und  befohlen, 
zweierlei  Ew.  Churf.  I).  zu  berichten,  einmal,  dass  Ihro  May.  deroselben 
hohen  Dank  sagten,  dass  sie  dero  Gesandten  zu  Regenspurg  in  puncto 
der  begehrten  Inclusion  des  Burgundischen  Circuls  in  die  Reichsguarantie 


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Französisches  Anerbieten  wegen  der  clevischen  Plätze.  883 

dergestalt  gnädigst  rescribiren  wollen^),  wie  es  der  König  verlangt  hätte. 
Zweitens  dass  Ihre  May.  alles  dasjenige,  so  Herr  Lionne  wegen  der 
Holländer  mit  mir  vor  8  Tagen  geredet,  hiermit  nochmals  confir- 
miren. 


Der  Kurflirst  an  v.  Blumenthal.    D.  Königsberg  26./ 16.  April 

1669. 

[Die  holländischen   Garnisonen  in  den  clevischen  Festungen.    Mahnung  zu  vorsich- 
tigem Verhalten.] 

—  haben  wir  aus  dem  Discours,  welchen  Ihr  mit  Mr.  de  Lionne  26. April, 
wegen  unsrer  von  den  Niederländischen  Vereinigten  Provincien  besetzten 
Städte  gehalten,  ersehen,  dass  man  dorten  in  denen  Gedanken  stehet, 
als  fih  solche  unsere  Städte  mit  gewissen  Geldern  vom  Staat  belegt 
wären  und  ihnen  zur  Hypothek  hafteten.  Es  hat  aber  damit  eine  ganz 
andere  Beschaffenheit,  allermassen  wir  denn  unserm  —  Blaspiel  gst. 
anbefohlen,  Euch  das  ganze  Werk  mit  allen  Umbständen  ausführlich  zu 
überschreiben.  Sonsten  habt  Ihr  Euch  in  Euren  Discursen  woll  in  Acht 
zu  nehmen,  damit  wir  in  keine  Weitläuftigkeit  engagiret  werden.  Zwar 
könnet  Ihr  für  Euch  woll  erwähnen,  dass  Ihr  gnugsamb  versichert  wäret, 
wir  würden  alles,  was  in  unserm  Vermögen  wäre,  zu  Ihrer  K.  M. 
Diensten  gern  anwenden,  Ihr  wäret  aber  sonsten  nicht  instruiret  und 
müsstet  solchem  nach  alles  nur  ad  referendum  annehmen,  dannenhero 
Ihr  auch  desto  mehr  Ursach  eigentlich  zu  fragen,  was  man  von  uns 
praetendire?  — 


')  V.  Bl.  hatte  5./15.  Februar  1669  berichtet,  Lionne  habe  ihm  gesagt,  die 
burgundischen  Gesandten  hätten  zu  Regensburg  bei  Gelegenheit  der  Verhand- 
lungen über  die  Reichssecuritat  (vgl.  Gemeiner  III,  S.  148 ff.)  aufs  neue  darum 
angebalten,  dass  der  burgundische  Kreis  in  die  Reichsgarantie  genommen  werde, 
und  als  man  solches  difficultiert,  behauptet,  das  Reich  sei  zur  Inclusion  desselben 
durch  einen  Reichsschluss  von  1523  verbunden,  wogegen  aber  Baiern  und  Pfalz- 
Neu  bürg  remonstriert  hätten,  dass  heute  nicht  allein  die  Reichsabschiede,  sondern 
das  Instrumentum  pacis  tanquam  basis  et  fundamentum  allegiert  werden  müsste,  und 
habe  gebeten,  Kf.  möchte  seine  Gesandten  in  Regensburg  anweisen,  sich  auch  nicht 
zu  einem  mehreren  zu  verstehen,  als  der  Münsterische  Friedenschluss  in  hoc  passu 
besage.  Kf.  hatte  d.  5./ 15.  März  dieses  zugesagt  und  unter  demselben  Datum  seine 
Gesandten  in  Regensburg  beauftragt,  ihre  vota  darin  so,  wie  es  dem  Instr.  pacis 
gemäss  sei  und  die  Pfalzneuburgischen  Gesandten  votiert  hätten,  einzurichten 
und  dem  französischen  Gesandten  Anzeige  davon  zu  machen. 

5C* 


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884  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.    D.  Königsberg  26.  April  1669. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Cond^^s  Umtriebe   in  Polen,   der  Konifs^  soll  dagegen  mit  Entschiedenheit  auftreten. 

Befehl,    in   vorsichtiger  Weise  die  franzosischen  Absichten  zu   ergründen.     Kf.  wird 

Conde's  Wahl  aufs  änsserste  bekämpfen.] 

26.  April.  Kf.  wird  von  verschiedenen  Orten  gewarnt*),  dass  die  Partei  Conde's  sich 

täglich  verstärke  und  die  considerabelste  sei,  dass  die  Aassichten  für  denselben 
gunstig  seien  und  dass  er  noch  vom  franzosischen  Hofe  unter  der  Hand  favorisiert 
werde.  Bl.  soll  dieses  in  geschickter  Weise  dem  König  undLionne  gegenüber 
erwähnen  und  erklären,  Kf.  zweifle  zwar  nicht  an  des  Königs  aufrichtiger  In- 
tention, aber  die  Noth  erfordere,  bei  diesen  Conjuncturen  der  ganzen  Welt  dieses 
so  zu  demonstrieren,  dass  der  gewünschte  Effect  darauf  erfolgen  möchte,  Kf. 
hielte  dazu  für  diensam,  dass  der  König  beim  Papst  wider  Conde's  Beförde- 
rung seine  Displicenz  bezeige  und  dagegen  des  Herzogs  von  Neu  bürg  Wahl 
recommendiere,  dass  er  ferner  Conde  selbst  untersagen  Hesse,  die  Sache  nicht 
weiter  zu  poussieren,  auch  deshalb  von  ihm  eine  noch  positivere  und  specialere 
Erklärung  begehre,  sodann,  dass  der  König  der  ganzen  Republik  und  daneben 
einigen  unter  den  Vornehmsten  mit  etwas  nachdenklich  vigoureusen  ierminis  zu 
verstehen  gebe,  dass  er  gegen  Conde's  Wahl  wäre  und  demselben  diese  Krone, 
wenn  sie  ihm  auch  offeriert  würde,  nicht  gestatten  könnte.  Der  König  würde 
selbst  am  besten  wissen,  wie  er  seinen  in  den  Berlinischen  pactis  eingegangenen 
Verpflichtungen  am  kräftigsten  Nachdruck  geben  könne.  Es  versiere  hierunter 
seine  eigene  hohe  Reputation,  denn,  wenn  Cond^  zur  Krone  gelangen  sollte,  so 
würde  sich  niemand  anders  einbilden,  als  dass  es  durch  des  Königs  Beförderung 
geschehen. 

So  befehlen  wir  Euch  hiemit  —  alles  Ernstes,  ohne  einzigen  Zeit- 
verlust Euer  Aeusaerstes  zu  thun,  damit  das  Werk  mit  Nachdruck 
poussiret  und  zum  gewünschten  Ausgang  beforderet  werden  möge,  inson- 
derheit aber  habt  Ihr  nach  aller  Müglichkeit  Euch  zu  befleissigen,  dass 
Ihr  den  eigentlichen  Grund  der  Sache  erfahren  möget,  wie  Ihr  denn 
auch  des  Prinzen  de  Conde  und  seiner  Leute  menees  und  comporte- 
ment  zu  observiren  und  was  Ihr  in  Erfahrung  bringet  sowoll  uns  als 
dem  Kantzier  Leerod  und  von  dorten  aus  directo  an  des  H.  Pfalz- 
grafen Ld.  mit  allen  Umbständen  und  Gründen  zu  berichten,  daneben 
Euch  woU  in  Acht  zu  nehmen,  dass  Ihr  nicht  Ursach  gebt  zu  glauben, 
als  ob  wir  in  des  Königs  oder  seiner  ministrorum  Aufrichtigkeit  die  ge- 
ringste Diffidenz  setzten,  wobei  Ihr  aber  zu  Eurer  Nachricht  in  Acht  zu 
nehmen,  dass,  es  laufe  die  Sache  wie  sie  wolle,  wir  doch  nimmermehr 
in  des  Prinzen    de  Conde  Interessen  condescendiren  noch   dessen  Wahl 


»)    S.  oben  S.  394  ff. 


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Besorgnisse  wegen  der  Umtriebe  fär  Conde.  gg5 

einigermassen    befördern  können,    sondern   solche    vielmehr  so  viel  uns 
möglich  behindern  werden.  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  30.  April/ 10.  Mai 

1669. 

[Mittheilangen  Lionne's.   Unzufriedenheit  mit  Beuningen.   Geringe  Aussiebten  Conde's. 
Beratbung  in  St.  Germain.] 

Lionne  hat  ihm  gestern  gesagt,  es  wären  bei  letzter  Post  von  Beziers  10.  Mai. 
keine  Schreiben  eingekommen,  er  meint  aber,  derselbe  werde  bereits  le  fer  an 
feu  gelegt  haben  und  zu  des  Pfalzgrafen  avantage  alles  ausführen.  Andere 
sustinieren  das  contrarium,  man  werde  zwar  zum  Schein  das  Pfalzneubur- 
gische Interesse  appnyieren,  wenn  man  aber  damit  nicht  durchzudringen  ver- 
möchte, Conde  zur  Krone  befördern,  damit  Lothringen  nicht  dazu  gelange. 

Mit  Beuningen  ist  man  hier  sehr  übel  zufrieden,  weil  ihm  imputiert 
wird  1),  er  habe  eine  Medaille  machen  lassen,  auf  deren  einer  Seite  sein  Bildnis, 
auf  der  anderen  zwei  Armaden,  welche  einander  Battalie  liefern  wollen,  nebst  einer 
Sonne,  deren  Lauf  durch  Josuam  gehemmt  wird,  geprägt  sein  soll,  mit  der  In- 
schrift: Et  stetit  sol  ad  vocem  hominis.  Lionne  soll  gesagt  haben:  Si  le  roy 
mon  maistre  s^auoit  que  von  Beuningen  en  fust  Tauteur,  il  le  feroit  rouer  a 
coup  de  bastons,  mais  la  medaille  n'a  jamais  estö  faite,  quoique  d'ailleurs  je  le 
croy  assez  Bavare  pour  avoir  dit  le  contenu  de  la  devise.  Beuningen  aber 
hat  gegen  Pomponne  betheuert,  dergleichen  sei  ihm  nicht  in  den  Sinn  ge- 
kommen. 

Jedermann  erwartet  mit  Verlangen  den  Ausgang  der  polnischen  Wahl. 
Von  Conde  scheint  nichts  zu  befahren  zu  sein,  denn,  da  der  König  von  Polen 
bei  währender  Regierung  nebst  der  Königin  und  Beziers  damit  nicht  durchzu- 
dringen vermocht,  was  wird  jetzt  geschehen,  wo  der  König  abdiciert,  die  Königin 
gestorben,  Beziers  Credit  merklich  abgenommen  hat,  denjenigen  auch,  welche 
des  Condeschen  Interesses  halber  ehemals  viel  erduldet,  es  vielleicht  bei  dieser 
Conjunctur  sich  zu  rächen  weder  am  Willen  noch  an  Gelegenheit  ermangeln 
dürfte?  Inmittelst  versichert  Schweden  Pfalz-Neuburg  immerhin,  er  werde 
von  Frankreich  betrogen.  ^ 

PS.  Nach  Leerods  Bericht  hat  man  vorigen  Dienstag  zu  St.  Germain  mit 
Conde  und  Tu  renne  überlegt,  was  zu  thun  sei,  wenn  in  Polen  eine  doppelte 
Wahl  entstehen  und  ein  Theil  Conde,  ein  anderer  einen  anderen  Fürsten 
wählen  sollte.  Turenne  soll  sich  auf  das  äusserste  bemühen,  Conde 's  Pro- 
motion zur  Krone  zu  befördern,  nur  um  ihn  von  hinnen  zu  bringen  und  künftig 
des  Königs  Gnade  und  Estime  mit  ihm  nicht  theilen  zu  müssen. 


0    Vgl.  Mignet  III,  S.  589ff, 


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386  VI.    Brandenburg  und  Fjankreich.     1666—1669. 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.     D.  Paris  17./7.  Mai  1669. 

[auf  das  Rescript  vom  26.  April.    Mittheilungen  an  Lionne,    dessen  Versicherungen. 

61.  ist  überzeugt,   dass  Frankreich  fär  Conde*s  Wahl  wirke  u.  sich  bemühe,  Kf.  mit 

Holland  zu  entzweien.    Nähere  Nachrichten  über  Conde's  Treiben.] 

17.  Mai.  Er  hat  Mittwoch  im  Beiseln  Leerodts  Lionne  die  befohlenen  Mitthei- 

Inngen  in  der  polnischen  Angelegenheit  gemacht  und  denselben  gebeten,  ein 
darauf  bezugliches  Memorial,  das  er  mit  Leerodt  concerüert  hat,  dem  Konige 
zu  überreichen. 

Lionne  erwiderte,  es  sei  falsch,  dass  man  für  Conde  briguiere,  den  Erz- 
bischof könne  man  nicht  verhindern  zu  sagen  und  zu  thun,  was  er  wollte,  des 
Königs  Intention  aber  sei  sincer:  le  Roi  mon  maistre  observera  inviolablement 
lo  traite  fait  avec  M.  TElecteur  et  n^  cessera  pas  d'apuyer  sincerement  les  inter- 
ests  du  Duc  de  Neubourg,  et  quand  son  Alt.  Elect.  croyra  cola,  eile  croyra  juste, 
mais  je  ne  s^ay  si  le  Roy  pourra  obliger  Mr.  le  Prince  ä  la  declaration  que 
vous  me  venez  de  demander,  wogegen  er  aber  remonstriert  hat.  Den  König 
hat  er  nicht  sprechen  können,  man  wünscht  Zeit  zu  gewinnen  und  zuzusehen, 
was  etwa  künftigen  Montag  die  Post  aus  Polen  bringt;  um  nichts  zu  verabsäu- 
men, hat  er  Lionne  das  Memorial  hinterlassen  und  gebeten,  darauf  eine 
schleunige  und  gewierige  Resolution  zu  befördern.  Er  ist  überzeugt,  dass  man 
Leerodt  und  ihm  nicht  alle  Schreiben  Beziers'  mitgetheilt  hat 

Soviel  sich  anitzo  äussert,  wird  Frankreich  dem  Ansehen  nach 
Pfalz-Neuburg,  in  der  That  aber  Prinz  von  Conde  appuyren,  bis 
man  die  Unmüglichkeit  siebet,  mit  dieses  letzten  Partei  durchzudringen. 
Man  setzet  ein  gewisses  Vertrauen  in  den  Erzbischof,  Paz,  Morstein 
und  Sobieski,  besorget  aber  dabei,  ihre  consilia  dörften  durch  den  ge- 
meinen Adel  gewaltig  traversiret  und  ihrer  etliche  woll  gar  die  Hälse 
entzwei  geschlagen  werden. 

Der  König  caressiert  jetzt  Conde  sehr,  ruft  ihn  während  des  Ankleidens 
oft  zu  sich  und  redet  mit  ihm  heimlich.  Vorigen  Mittwoch  geschah  dieses 
wieder,  der  Prinz  aber  schien  sehr  melancholisch  zu  sein.  Mr.  le  Duc*)  kam 
auch  dem  Könige  aufzuwarten,  stellte  sich  vor  ßl.  und  unterhielt  sich  mit  dem 
Commandeur  du  Jar,  der  Discurs  aber  hörte  bald  auf,  weil  ihm  Mr.  le  Prince 
einen  Wink  gab,  da  er  denn  ßl.  gewahr  winde  und  bald  auf  die  andere  Seite 
trat.  Des  Prinzen  Doraestiquen  lassen  sich  auch  verlauten,  es  sei  am  glück- 
lichen Success  der  polnischen  Wahl  für  ihren  Herren  nicht  zu  zweifeln.  Dessen 
Intrigue  wird  jetzt  dem  Abt  le  Pauimyer  anvertraut,  mit  dem  ßl.  früher  zu 
Hannibal  Seestets*)  Zeit,  weil  er  ihm  bedient  war,  grosse  Gemeinschaft  ge- 
habt, jetzt  aber  meidet  derselbe  seine  Conversation  gewaltig,  obwohl  er  des 
öfteren  Gelegenheit  gesucht,  ihn  zu  sprechen. 

*)    Der  Herzog  von  Enghien. 

2)  Dänischer  Gesandter  in  Frankreich  1662  —  1663,  s.  ürk.  u.  Akt.  IX, 
S.  661£f.,  725. 


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Blumentbals  Argwohn  gegen  die  französische  Politik.  887 

Von  Blaspeil  hat  er  Nachricht  wegen  der  von  den  Holländern  hesetzten 
Plätze  erhalten,  Kf.  kann  versichert  sein,  dass  er  durch  seine  Discurse  in  nichts 
gefährliches  engagiert  werden  soll;  freilich  hat  er  diesen  Hof  bereits  vorlängst 
disponiert  gefanden,  Kf.  mit  den  Staaten  zu  brouillieren ,  er  hat  aber  die  ex- 
trema  decliniert  und  nur  sondiert,  ob  man  auf  einen  oder  anderen  Fall  Ef. 
appuyren  wolle,  darauf  ist  des  Königs  Erbieten  erfolgt.  Ohne  Zweifel  wird 
Vaubrun')  allen  Fleiss  anwenden,  Kf.  mit  den  Staaten  zu  brouillieren,  schon 
die  geschriebene  Gazette  meldet  davon.  Auch  den  Bischof  von  Münster  wird 
man  zu  echauffieren  suchen,  Schmising  soll  schon  hier  gesehen  worden  sein. 

PS.  Auch  sagt  man  mir  gleich  itzo,  der  König  in  Frankreich 
habe  mit  Prinz  von  Conde  den  bei  Lebzeiten  der  Königin  in  Polen 
projectirten  Tractat  nunmehr  geschlossen  und  darin  stipuliret,  ihm  die 
Krön  zu  Wege  zu  bringen  und  alle  darzu  benöthigte  Spesen  herzugeben. 
Prinz  von  Conde  hercregen  verspricht,  Chantilly,  Tlsle  Adam,  Momorancy 
und  Domartiu,  so  seine  Erbgüter  sein,  dem  König  in  Frankreich  einzu- 
räumen. So  sollen  auch  des  Prinz  de  Conde  Freunde  sich  bemühet 
haben,  ihm  das  emploi,  die  bretanische  Stände  zu  assembliren,  zu 
Wege  zu  bringen,  wobei  m/750  Rthlr.  zu  acquiriren  sein,  ermelter  Prinz 
aber  hat  zu  verstehen  gegeben,  er  würde  —  gegen  die  Zeit  wichtigere 
Sachen  zu  thun  bekommen.  — 

Jemand  hat  Bl.  mitgetheilt,  es  befremde  den  König  sehr,  dass  er  (Bl.) 
Pfalz-Neuburgs  Interesse  mehr  als  dieser  selbst  poussiere,  er  ziehe  sich  da- 
durch grossen  Hass  zu. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  21./ 11.  Mai  1669'). 

[Trügerisches  Verbalteu  Frankreichs.    Resolutioa  des  Königs.    Lionne  s  Aeusserungen 

über  Vaubruns  Mission.] 

—  Vermeine  ich  Ew.  Chf.  D.  bereits  in  meinen  vorhergehenden  21.  Mai. 
Relationen  auf  einen  französischen  Betrug  praepariret  zu  haben  und 
werde  damit  dem  Ansehen  nach  leider  forthin  continuiren  müssen. 
Gestalt  ich  denn  solches  zu  behaupten  nurt  dieses  anziehen  darf,  dass 
man  dasjenige,  wodurch  Ew.  Chf.  D.  Meinung  nach  das  Pfaltz  Neubur- 
gische Interesse  bei  itziger  Conjunctur  am  meisten  befodert  werden 
kann,  difficultiret  und  mich  mit  dilatorischen  Antworten,  da  doch  das 
polnische  Successionwesen  in  summa  crisi  stehet,  aufzuhalten  gedenket, 
die  Prinz  Condeischen  menees  in  Polen  auch,  welche  so  hell  und  klar 


»)  S.  oben  S.  871.  879.  v.  Bl.  meldet  16./26.  April  1669,  Vanbrun  sei  beute 
endlich  abgereist,  derselbe  gehe  über  Würzburg  und  Leipzig,  solle  K.Mainz  zur 
Prorogierung  der  Rheiaischen  Allianz  zu  bewegen  suchen. 

2)    Vgl.  Pufendorf  X  §  81,  S.  715, 


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888  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

ZU  Tage  scheinen,  in  faciem  leugnet,  drittens  auch  grosse  Geldsummen 
nach  Polen  ubermachet,  welches,  wenn  es  Pfalz  Neuburg  zum  besten 
geschehe,  weder  mir  noch  Leerod  verholen  werden  durfte.  Und  dann 
suchet  man  auch  Ew.  Chf.  D.  mit  Pfalz  Neuburg  durch  diese  Impression 
zu  brouilliren,  sambt  trachteten  Sie  selbst  nach  der  Krön,  welches  nie 
geglaubet  worden,  so  lang  man  dabei  gesagt  hat,  Ew.  Chf.  D.  erboten 
sich  päbstisch  zu  werden.  Nun  man  aber  sagt,  Sie  ambiren  die  Krön 
und  suchen  zugleich  ihre  Religion  beizubehalten,  glaubt  es  ein  jetweder 
beständig.  Das  Pfalz  Neuburgische  Interesse  wird  man  nicht  eher 
sincere  beforderen,  bis  alle  Hoffnung  in  Polen  für  Prinz  von  Conde 
erloschen  ist,  und  es  indessen  dahin  zu  richten  suchen,  dass  die  Loth- 
ringische Partei  der  Pfalz  Nouburgischen  eine  Zeit  lang  überlegen 
zu  sein  scheine,  damit  man  Ursache  habe  zu  brechen  und  zu  sagen, 
so  lange  Lothringen  ohnmächtig  zusein  geschienen,  haben  wir  gleiches 
Interesse  candide  befordert,  nun  wir  aber  zu  befahren  haben,  da.ss  ein 
Fürst,  welchen  Frankreich  apprehendiret,  zur  Krön  gelangen  dörfte, 
müssen  wir  nolentes  volentes  Prinz  von  Condo  portiren. 
24.  Mai.  PS.     D.  Paris  24./14.  Mai  1669.     Auch  —  ist   endlich    heute  des 

Königs  Resolution  erfolget  und  dieses  der  Inhalt:  Es  solle  Mr.  de 
Bourlemont  des  Pfalzgrafen  Interesse  am  päpstlichen  Hofe  dergestalt 
schleunig,  wie  desideriret  worden,  recommendiren.  Die  Declaration 
könnten  Ihre  May.  vom  Prinz  von  Conde  nicht  begehren,  er  werde  sich 
auch  dazu  nimmer  verstehen.  Der  polnischen  Republic  aber  notificiret ') 
man  bei  dieser  Post  (gestalt  ich  dann  das  Schreiben  gelesen),  dass, 
wenn  sie  schon  Conde  erwählen,  der  König  doch  nimmer  zugeben 
könne,  dass  er  die  Krön  annehme,  ja  er  werde  ihn  auf  solchen  Fall 
nicht  ausm  Königreich  lassen.  Hierbei  aber  ist  eine  Ordre,  die  ist 
nichts  nutze,  nämlich  es  solle  Herr  Bezieres  das  Schreiben  eher  nicht 
übergeben,  bis  er  sehe,  dass  man  Prinz  Condes  Promotion  nicht  mehr 
zu  befahren  hab,  welche  zu  verhindern  der  König  le  tout  pour  le  tout 
sein  wolle.  Ich  begehrte  hierauf  copiam  obgemelten  Schreibens,  welches 
Herr  Lionne  rund  abschlug,  sagende,  es  müsse  ihm  vom  Könige  erst 
befohlen  werden. 

Als  er  heute  Lionne  was  in  den  geschriebenen  Zeitungen  von  Vaubruns 
Negotiation  gemeldet  wird=»),  zeigte,  erwiderte  derselbe  lachend,  Pomponne 
schriebe  dergleichen  aus  dem  Haag,  Bl.  dürfte  nun  schon  glauben,  Frankreich 
publiciere  selbst  solche  Zeitungen,  um  Kf.  mit  den  Staaten  zu  brouillieren  und 

0    Vgl.  Pufendorf  X,  §  86  S.  718. 
^    S.  oben  S.  887. 


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Blumentbals  Argwohn.    Neue  Ordre  des  Kf.  889 

dadarch  von  dem  polnischen  Successionswesen  abzuziehen.  Auf  seine  Frage, 
was  denn  Frankreich  bei  diesem  Handel  begehre,  dass  Kf.  thun  solle,  erwiderte 
L.,  der  König  habe  bei  dem,  was  er  durch  Bl.  bei  dessen  Principalen  anbringen 
lassen,  kein  Absehen  auf  sein  Interesse  gehabt,  sondern  nur  auf  des  Kf.  Satis- 
faction  und  dass  er  dasjenige  recuperiere,  was  ihm  mit  Unrecht  und  Gewalt 
vorenthalten  werde. 


Der  Kurfürst  au  v.  Blumenthal.    D.  Königsberg  28.  Mai  1669. 

[auf  die  Relation   vom        '  ^,-r-  •     Befehl   weiterer  Bemühungen  im  Interesse  Pfalz- 
10.  Mai 

Neuburgs.     Der  wahre  Sinn  des  mit  Frankreich  abgeschlossenen  Vertrages.] 

—  Ihr  habt  demnach  bei  M.  de  Lionne  mit  guter  Manier  und  28.  Mai. 
behöriger  Dexterität,  jedoch  ohne  Bezeugung  des  geringsten  Misstrauens 
jedesmal  zu  erinnern,  dass  Ihre  K.  M.  und  er  selbst  von  Zeit  zu  Zeit 
den  Evesque  de  Bezieres  ermahnen  möge,  mit  allem  Eifer  und  Ernst 
des  Pfalzgrafen  bestes  zu  beobachten,  damit  der  Herzog  in  Lothringen 
nicht  endlich  praevaliren  oder  sonst  eine  unangenehme  Parthei  zur 
Krön  gelangen  möge.  Welchergestalt  die  Condaeische  Faction  am  nach- 
trückjichsten  zurückzuhalten,  solches  würden  Ihre  K.  M.  am  besten 
wissen,  wir  wären  noch  immerhin  der  Meinung,  dass  sie  nimmermehr, 
sonderlich  da  Ihre  K.  M.  sich  wieder  dieselbe  erkläret,  reussiren  und 
diejenige  menees  und  briguen,  welche  die  Condaeischen  Äffectionirten 
einen  Weg  als  den  andern  machinirten,  nicht  so  sehr  dem  Prinzen  von 
Conde  als  dem  Herzog  zu  Lothringen  zu  statten  kommen  würden, 
welcher  sich  derselben  artig  zu  gebrauchen  unS^ seihe 'l'irthel  zum  Prä- 
judiz der  Pfalzneuburgischen  Interessen  bishero  dadurch  zu  stärken 
wüsste.  Sonsten  hoffen  wir,  Ihr  werdet  denjenigen,  welche  sustiniren, 
dass  der  neulich  zwischen  Ihrer  K.  M.  und  uns  gemachte  Tractat^) 
Frankreich  zu  nichts  andres  engagyre,  als  was  der  Polnischen  Freiheit 
gemäss  sei,  und  der  König  freie  Hände  habe,  wofern  Pfalzneuburg 
nicht  durchdringen  möchte,  den  Prinzen  de  Conde  zur  Krön  zu  befor- 
dern, diese  und  dergleichen  Gedanken  mit  gnugsamen  Fundament  zu 
benehmen  und  aus  dem  klaren  Einhalt  des  Tractats  —  zu  remonstriren 
wissen,  dass  man  zwar  beiderseits  die  iura  et  libertatem  Poloniae  nicht 
zu  kränken  gedächte,  keinesweges  aber  zugeben,  sondern  es  vielmehr 
durch  allerhand  Mittel  behindern  wollte,  dass  einiger  französischer  Fürst 


^)    Der  Vertrag  Tom  15.  December  1667. 


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890  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

und   in    specie    der  Prinz    de  Conde  oder  dessen  Herr  Sohn,    der  Duc 
d'Anghien  zur  Krön  Polen  befordert  werden  sollte').  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten,     D.  Paris  7.  Juni/ 28.  Mai 

1669. 

[Mittheilungen  du  Mouiins.    Aeusserung  Pufendorfs.] 

7.  Juni.  Man    glaubt,   England  werde   die  französische  Flotte,  im  Fall   sie    nach 

Polen  geht,  nicht  durchlassen,  sondern  sich  mit  derselben  erst  herumschlagen. 
Der  englische  Secretaire  du  commerce  du  Moulin  hat  dieser  Tage  Leerodt 
sondiert,  ob  man  seinem  Principalen  dadurch  einen  Dienst  leisten  wurde,  du 
Moulin  ist  auch  bei  ihm  gewesen,  er  hat  ihn  aber  nicht  ungestört  sprechen 
können.  Puffcndorff  macht  so  wenig  Difficultät,  den  französischen  Betrag  zu 
verhüten,  dass  er  dem  Lionne  dieser  Tage,  als  er  über  die  kaiserlichen  Mi- 
nister, und  dass  sie  nicht  candide  procedieren,  Klage  führte,  zur  Antwort  gab: 
„Es  sein  Eure  Aflfen,  sie  haben  es  von  Euch  gelernt-).^ 


Der  Kurfürst  an  v.  Blumenthal.     D.  Königsberg  15./ 25.  Juni 

1669. 

[Der  Ausfall  der  Königswahl  in  Polen.     Ursachen  derselben.     Bemühungen  des  eng- 
lischen Gesandten,  Kf.  zum  Beitritt  zur  Tripelallianz  zu  bewegen.] 

25.  Juni.  Man    wird    nunmehr  ausser  Zweifel    schon  aldorten    wissen'),    was 


')  Kf.  befiehlt  (d.  Königsberg  7.  Juni  1669)  v.  Bl,  da  er  grosse  Ursache  zum 
Misstrauen  gegen  Beziers  habe,  deswegen  bei  Lionne  zu  remonstrieren  und  bei 
diei^em  oder  dem  Könige  selbst  darum  anzuhalten,  dass  Beziers  ernstlichen  Befehl 
erhalte,  mehr  für  Pfalz-Neuburg  und  gegen  Conde  zu  arbeiteu.  Zugleich  theilt 
er  ihm  mit,  bei  seinen  Gesandten  (S.  oben  S.  403f.)  sei  ein  Anwurf  gethan,  man  würde 
dem  Pfalzgrafen  die  angewandten  Kosten  und  ausgelegten  Gelder,  wenn  er  von  seiner 
Prätension  abstoben  und  man  Conde  befördern  helfen  würde,  erstatten,  und  beauftragt 
ihn,  sich  zu  erkundijj^en,  ob  dem  franzosischen  Gesandten  dergleichen  anbefohlen  sei. 
V.  Bl.  erwidert  (d.  Paris  I6./26.  Juni  1669),  auf  seine  und  Leerodts  Remonstrationen 
sei  vom  Könige  die  Antwort  erfolgt,  derselbe  könne  nicht  glauben,  dass  Beziers  solche 
Discurse  geführt,  an  diesen  solle  aufs  neue  die  Ordre  ergehen,  sich  mit  aller  nur 
ersinnlicben  Dexterität  zu  bemühen,  dass  der  Pfalzgraf  zur  Krone  gelange.  Dass 
Beziers  befehligt  sei,  dem  Pfalzgrafen  Erstattung  seiner  aufgewendeten  Kosten  an- 
zubieten, wolle  man  nicht  gestehen,  trotzdem  aber  sei  deutlich,  dass  Beziers  die 
Pfeile  iiedere,  der  Erzbischof  aber,  als  dessen  andere  Hand,  sie  verschiesse. 

^)  V.  Bl.  meldet  21. /31.  Mai  1669:  „Lionne  ist  bei  den  meisten  Gonferenzen  so 
beschambt  und  embarassirt,  weil  er  wahrnimmt,  dass  man  den  Betrug  merkt,  dass  er 
bisweilen  sich  nicht  zu  finden  weiss". 

')    V.   Bl.    meldet     "-'  j-r— >    dass   er   soeben   von   Lionne,    den   er   zufallig 


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Die  polnische  Königswahl.  891 

massen  die  Polnische  WahP)  auf  einen  Piastum  namens  Fürst  Michael 
Korybutum  Wisniowiesky  gefallen  und  derselbe  durch  einhelligen 
Consens  zu  solchem  Thron  erhoben.  Negst  der  göttlichen  Providenz 
kann  man  diese  ganz  unvermuthliche  Wahl  keiner  andern  Ursach  zu- 
schreiben, als  dass  die  Condeische  und  lotliringische  factiones 
alles  in  solche  Verwirrung  gesetzet,  dass  dadurch  die  Neuburgische 
Parthei  zu  ihrem  Zweck  zu  gelangen  verhindert  und  im  Senat  nichts 
anders  seiter  7  Wochen  fürgangen,  als  dass  man  die  Zeit  mit  unnötigen 
Zänkereien  zugebracht,  dannenhero  auch  derselbe  folglich  an  der  Election 
weinig  Part  gehabt  und  der  Generalaufbot  oder  der  Adel  das  ganze 
Werk  fast  allein  befordert  und  den  König  gewählet  hat.  Der  Evesque 
de  Bezieres  hat  zwar  äusserlich  von  seiner  guten  Intention  allerhand 
Versicherung  gegeben,  aber  dabei  nicht  die  geringste  Realität  erwiesen, 
weiniger  einen  einzigen  Condeisch  gesinnten  zur  Neuburgischen  Partei 
gebracht,  gestalt  dann  noch  ipso  die  electionis  die  Condeische  Faction 
neuen  Muth  und  Hoffnung  geschöpfet,  dass  weder  Lothringen  noch 
Neuburg  zur  Krön  gelangen  und  dadurch  Conde  wieder  aufs  Brett 
würde  gebracht  werden.  Was  man  nun  von  dieser  Wahl  aldorten 
judiciret  und  wie  man  insonderheit  mit  Bezieres  Comportement  zu- 
frieden, solches  alles  wollet  Ihr  mit  Fleiss  ad  notam  nehmen  und  zu 
penetriren  geflissen  sein,  —  wie  Ihr  denn  auch  einem  und  anderem,  in- 
sonderheit dem  de  Lionne  zu  vernehmen  zugeben,  dass  der  englische 
Abgesandte')  bei  uns  sehr  inständig  anhielte,  wir  mügten  uns  in  die 
triple  Alliantz  begeben,  und  uns  desfalls  allerhand  advantageuse  Con- 
ditionen  anbot«,  Ihr  wäret  aber  versichert,  dass  wir  uns  in  Conside- 
ration  des  Königs  darin  nicht  übereilen,  auch  nicht  unterlassen  würden, 
dem  Marquis  de  Vaubrun  davon  Nachricht  zu  geben,  item  dass  Eurem 
Vermuten  nach  wir  Euch  ausser  Zweifel  nunmehr  in  kurzem  von  dannen 
avociren  würden.  — 

V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  12./ 2.  Juli  1669. 

[Aeusserungen  Lerodts.     Furstenbergs  Bemühungen,  eine  Gegenliga  gegen  die  Tripel- 
allianz zustande  zu  bringen.     Bemühen,  König  Michael  mit  einer  französischen  Prin- 
zessin zu  vermählen.     Münze  Conde's.] 

—  werden  Ew.  Chf.  D.  nun  selbst  zweifelsohne  wahrgenommen  haben,  12.  Juli. 


getroffen,    die    am    19.  Juni    erfolgte    Wahl    Michael    Wisniowiecki's    erfahren 
habe. 

0    S.  oben  S.413f. 

^    SiWius,  8.  oben  S.  672 ff. 


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892  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

wie  durch  betriegliche  negotiatiODes  erwähnten  Bischofs  des  Herzogen 
von  Neu  bürg  Interesse,  da  es  gleichsam  ausser  Gefahr  zu  sein  ge- 
schienen, zu  Grunde  gerichtet  worden.  An  diesem  Orte  ist  nun  mein 
bestes  Labsal  ein  gutes  Gewissen,  indem  ich  dasjenige,  so  ich  gewusst, 
unverholen  von  mir  geschrieben  und  zum  wenigsten  denen  Condaeischen 
machinationibus  soviel  möglich  im  Wege  gestanden  bin. 

Er  hat  Leerodt  gebeten,  an  sich  zu  halten,  aber  derselbe  erklärte,  er 
wolle  eher  seines  Herren  Dienst  quittieren,  als  den  französischen  Betrog  ver- 
hehlen. Neulich  hat  derselbe  zu  Furstenberg  gesagt,  Beziers  habe  nicht 
allein  viele  Unwahrheiten  hieber  geschrieben,  sondern  auch  seines  Herrn  Bestes 
vielmehr  gehindert  als  befordert,  darüber  brauchte  man  nur  die  brandenbni^- 
sehen  und  neuburgiscben  Gesandten  zu  vernehmen.  Als  Färstenberg  erwi- 
derte, wenn  man  den  brandenburgischen  ministris  allemal  glauben  wollte,  hätte 
man  viel  zu  thun,  weil  keinem  mehr  frei  stehe  ihrem  Herrn  zu  schreiben,  was 
sie  wollten,  als  eben  ihnen,  davon  der  meiste  Theil  Frankreich  zuwider  sei, 
sagte  er,  er  wisse  solches  eben  nicht,  wolle  aber  lebenslang  rühmen'),  mit 
welcher  Generosität  sich  Kf.  seines  Herrn  angenommen  habe,  derselbe  sei  sein 
einziger  treuer  Freund  gewesen,  während  alle  anderen  ihn  verrathen  und  ver- 
kauft hätten.  Fürsten  borg  ist  darauf  auf  die  Tripelallianz  gerathen  und  hat 
geforscht,  ob  nicht  Kf.  und  der  Pfalzgraf  disponiert  werden  konnten,  in  eine 
Gegenligue*)  zu  treten,  worauf  Leerodt  erwiderte,  er  sei  darauf  nicht  instru- 
iert, weil  man  sich  aber  in  dem  polnischen  Werke  so  übel  und  unverantwort- 
lich betragen,  habe  sein  Herr  nicht  Ursache,  zu  der  begehrten  Ligue  zu  stimmen. 
Gourville'),  der  früher  am  Hannoverschen  Hofe  gewesen,  führte  neulich  gegen 
H axthausen,  der  jetzt  abgereist  ist,  ebensolchen  Discurs  und  gewiss  wird 
auch  Vaubrun  damit  aufgezogen  kommen.  Wenn  Kf.  Lust  hat,  Frankreich  zu 
mortifi eieren,  darf  er  nur  diese  Verbindung  entweder  ganz  abschlagen  oder 
wenigstens  differieren,  welches  bei  dieser  Conjunctur,  da  man  Holland  mit 
Gewalt  in  die  Haare  will,  übel  genug  wird  zustatten  kommen.  Ein  treuer 
Diener  des  Kf.  sagte  ihm  dieser  Tage,  es  käme  gewiss  in  ganz  kurzem  zum 
Kriege  mit  Holland,  Kf.  möchte  nach  den  Cle vischen  Landen  kommen,  daselbst 
würde  er  als  ein  mächtiger  Herr  sich  entweder  zu  dieser  Partei  schlagen  und 
dabei  grosse  Avantagen  finden  oder  vom  Gegentheil  recherchiert  werden  und 
Frankreichs  grossen  und  weitlaufenden  Desseins  mit  um  so  mehr  Nachdruck 
sich  widersetzen  können. 

Seit  eingelaufener  Zeitung  von  der  Wahl  ist  er  nicht  mit  Leerodt  an  den 
Hof  gekommen,  theils  damit  sich  das  Werk  verblute,  theils  auch,  weil  ihm  des 

^)  S.  das  Schreiben  des  Pfalzgrafen  an  Kf.  oben  S.  417.  Vgl.  Pufendorf  X, 
§  81  S.  715. 

^    Vgl.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  439. 

3)  Vgl.  Kocher,  Geschichte  von  Hannover  und  Braunscbweig  I,  S.  574 ff.  und 
Köcher,  Die  Beziehungen  zwischen  Frankreich  und  dem  Hause  Braunschweig  in 
der  Epoche  der  Tripelallianz  (Zeitschr.  des  Histor.  Vereins  f.  Niedersacbsen,  Jahrg. 
1886)  S.  236  ff. 


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Französische  BemühuDgen,  ein  Gegenbündnis  geg.  d.  Tripelalliance  zu  stiften.     893 

Ef.  Intention  bei  dieser  unvermutheten  Conjunctur  nicht  bekannt  ist.  Man  soll 
sich  bereits  bemühen  *),  dem  neuen  Könige  eine  französischen  Dame,  die  Tochter 
der  Princesse  palatine,  zu  verheirathen ,  und  in  diesem  Falle  die  noch  in 
Polen  vorhandenen  Gelder  zu  Contentierung  der  Armee  und  Einwechslung  4er 
schJimmen  Münze  verwenden  wollen. 

PS.  Cond^  hat  so  gewisse  Hoffnung  zur  polnischen  Krone  gehabt,  dass 
er  bereits  eine  Medaille,  bei  der  Krönung  auszutheilen,  hat  anfertigen  lassen. 
Sie  werden  jetzt  alle  supprimiert,  doch  wird  Bl.  suchen,  eine  zu  bekommen. 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfllrsten.    D.  Paris  31./21.  Juli  1669. 

[Zurückhaltung  Lionne^s.  Polnische  Angelegenheiten.  Beziers.] 
—  Ich  erwarte  immerhin  Ew.  Chf.  D.  gn.  ordre,  ob  ich  von  hinnen  31.  Juli, 
reisen  oder  zu  dero  Dienst  noch  etwas  alhier  verrichten  solle.  Herr 
Lionne  sagt  mir  wegen  der  Triplen  Allianz  nicht  ein  Wort,  viel  we- 
niger, dass  man  gesonnen  sei,  durch  Subsidien  Ew.  Chf.  D.  daraus  zu 
halten.  Ob  solches  daher  röhre,  dass  Frankreich  die  Eintretung  in 
selbiges  Foedus  für  impracticabel  hält,  weil  es  ihme  einbildet,  Ew.  Chf.  D. 
dürften  dabei  Ihr  Conto  nicht  finden,  weiss  ich  nicht,  denn  dass  es 
diesen  Leuten  indifferent  sein  sollte,  kann  ich  mir  nicht  einbilden,  son- 
dern glaube  vielmehr,  der  Geiz  verursache  diese  Kaltsinnigkeit.  Wie 
ich  vernehme,  soll  das  Fürstl.  Haus  Lüneburg')  dem  König  zu  er- 
kennen gegeben  haben,  es  werde  in  die  Triple  Allianz  treten  müssen, 
wenn  es  von  hier  aus  keine  Subsidien  bekomme,  man  hat  aber  zu  ver- 
stehen gegeben,  dass  man  es  wenig  achte.  — 

Soviel  die  polnische  Affairen  betrifft,  gereuet  es  Frankreich  nicht, 
dass  Pfalz  Neu  bürg  nicht  König  in  Polen  worden,  des  Bezieres 
Conduite  aber  und  dass  er  die  Apparencen  nicht  besser  salviret,  wird 
improbiret ').  So  hat  man  auch  gehoffet,  er  werde  durch  Geld  und 
Intrigues  den  neuen  König  in  Polen  auf  französische  Seite  bringen  und 


')     Vgl.  oben  S.  429. 

^)  Dieses  ist  irrig,  vielmehr  haben  die  braunschweigiscben  Herzoge  die  ihnen 
durch  Gourville  gemachten  französischen  Anträge  nicht  angenommen,  s.  Köcher 
a.  a.  0.  S.  238  ff. 

^}  V.  Bl.  meldet  3./1 3. September,  Beziers  sei  so  empfangen  worden,  als  wenn 
er  Pfalz-Neuburg  zum  König  von  Polen  gemacht  hätte,  er  sollte  jetzt  nach  Spanien 
geschickt  werden,  und  11./21.  September,  Beziers  sei  eine  Abtei  von  16000  Gulden 
Rente  conferiert  worden,  dieses  alles  aber  vergnüge  ihn  nicht,  weil  er  noch  immer 
mit  dem  Cardinalat  schwanger  gehe,  endlich  3./13.  December  1669,  B.  sei  Erzbischof 
von  Toulouse  geworden.    Vgl.  Pufendorf  X,  §  81  S.  715. 


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894  VI.    Brandenburg  und  Prankreich.     1666—1669. 

die    Heirat   mit    einer   Princessin    ausm    Hause    Oesterreich    hindern 
können.     Anitzo  aber  zweifelt  man  am  Succes  dieses  Desseins.  — 


V.  Blnmenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  22./ 12.  November 

1669.. 

[Bevorstehende  Sendung  Fürstenbergs  zu  Kf.     Feindliche  Absichten  gegen  Holland.] 
22.  Nov.  Der  Prinz  von  Fürsten berg  reiset^)  mit  ehestem  über  Bonn  nach 

Berlin;  soviel  ich  penetrire,  hat  ihm  Frankreich  committiret,  Ew.  Chf.  D. 
gegen  Holland  zu  engagiren.  Sollte  aber  dieses  nicht  zu  erhalten 
sein,  wird  man  den  Bischof  von  Münster  suchen  zu  gewinnen  und 
ihnen  denselben  über  den  Hals  schicken,  gestalt  man  bereits  Graf 
Königsmarcken  sondiret,  ob  er  sich  zu  solcher  Coöimission  wolle  ge- 
brauchen lassen.  In  summa  man  will  Holland  gern  in  die  Haare  und 
bemühet  sich  der  Marschalck  de  Bellefond  gewaltig,  den  König  in 
Frankreich  zu  eschaufiiren,  weil  er  durch  solches  Mittel  verhofFet  eni- 
ployret  zu  werden.  Meines  Theils  bin  ich  froh,  dass  der  Prinz  de 
Fürsteuberg  von  seiner  Negotiation  ein  mysterium  machet  und  mir 
davon  nicht  die  geringste  Apertur  gethan  hat').  — 


V.  Blumenthal  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  27./ 17.  December 

1669. 

[Hittheilungen  des  Pfalzgrafen  yon  Sulzbacb  über  Ef.] 
27.  Dec.  Ob  ich  zwart')    vom  Herrn  Lionne,    Prince  de  Turenne  und  an- 

deren mehr  auf  grosse  Geheimnisse  vertröstet  worden,    ist    dennoch  die 
Entdeckung  derselben  nicht  erfolget,  weil  der  Pfalzgraf  von  Sulzbach*), 

^)  lieber  diese  Sendung  Fürstenbergs  zu  Kf.  s.  Pufendorf  XI,  §  16 
(S.  750f.),  Droysen  111,  3  S.  220f.,  Urk.  u.  Akt.  XIll  S.  5,  XIV,  1  S.  439fF. 

0  Kf.  befiehlt  (d.  Coln  14./24.  November  1669)  v.  Blumenthal  abzureisen  und 
sendet  ihm  sein  Abberufungsschreiben  an  den  König  (Urk.  u.  Akt.  II,  S.  504)  zu. 

2)  V.  Bl.  hatte  schon  am  11.  December  bei  Konig  Ludwig  XIV.  Abschiedsaudienz 
gehabt,  wurde  dann  aber  noch  aufgehalten,  am  20.  erhielt  er  das  Präsent  des  Königs 
bestehend  in  dessen  mit  Diamanten  besetzten  Contrefait,  am  28.  sein  Recreditiv  (d. 
St.  Germain  en  Laye  20.  December  1669),  noch  an  demselben  Tage  trat  er  seine 
Rückreise  an  und  traf  19./29.  Januar  1()70  in  Berlin  ein. 

*)  Christian  August,  v.  Bl.  hatte  10./20.  December  1669  gemeldet,  derselbe 
solle  von  Frankreich  Werbegelder  auf  2500  Pferde  und  1500  Mann  z.  F.  erhalten 
hal)en,    die    er   in    den  Landen   der  geistlichen  Kurfürsten  werben   und  nachher  dem 


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Sendung  Furstenbergs.     Intriguen  Pfalz-Sulzbachs.  895 

80  mit  der  Zeit  einen  zweiten  Prince  de  Fürstenberg  abzugeben  ver- 
meinet, denen  ministris  die  Impression  gegeben,  sambt  würde  man  Ew. 
Chf.  D.  zu  keinem  engagement,  ja  nicht  einmal  zur  Neutralität,  imfall 
Frankreich  kegen  die  bewussten  Leute  etwas  tentiren  sollte,  disponiren 
können,  und  weil  solches  beständig  geglaubt  wird,  zweifele  ich,  dass 
der  Prince  de  Fürstenberg  nach  Berlin  komme,  weil  Herr  Lionne 
als  sein  grosser  Freund  ihn  gerne  einer  vergeblichen  Commission  wird 
überhoben  sehen. 


d.  Verhandlungen  über  den  Eintritt  des  Kurfürsten 
in   die  Tripelallianz.     November    1668  —  April  1670. 

Blaspeil,    Romswinckel   und  Copes   an   den  Kurftlrsten.     D. 
Hage  3.  November  1668. 

[Holländischer  Antrag  wegen  Beitretens  des  Kf.  zur  Tripelallianz.] 

Vor  drei  Tagen  hat  ihnen  Baron  de  Gent  wegen  des  Staats  zu  verstehen  3.  Nov. 
gegeben,  seine  Principalen  wären  über  die  hohen  und  weitaussehenden  Desseins, 
welche  je  länger  je  mehr  bei  der  Krone  Frankreich  zu  Erweiterung  ihrer 
Grenzen  und  Unterdrückung  der  protestantischen  Religion  verspürt  würden,  nicht 
wenig  bekümmert  und  wünschten,  zumal  da  Frankreich  und  Spanien  sich 
mit  einander  zu  setzen  schienen'),  worauf  ohne  Zweifel  Pimenteis  Negotiation 
in  Frankreich  zielte,  Hinzuziehung  noch  anderer  protestierender  Potentaten  zu 
der  Tripelallianz,  sie  hätten  bereits  die  schweizerischen  Cantons*)  dazu  er- 
sucht, an  deren  Willfährigkeit  fast  nicht  zu  zweifeln,  und  auch  beschlossen,  die 
Lüneburgischen  Minister,  welche  selbst  zu  verstehen  gegeben  hätten,  dass 
ihre  Principalen  sich  gern  mit  dazu  einlassen  würden,  zu  ersuchen,  desfalls 
alle  gute  officia  anzuwenden,  sonderlich  aber  reflectierten  sie  auf  Kf.,  als 
ihren  ältesten  Alliierten,  nächsten  Nachbar  und  mächtigsten  unter  den  Pro- 
testierenden im  Reich,  er  wäre  beauftragt,  mit  ihnen  darüber  zu  reden  und  zu 
vernehmen,  ob  Kf.  zum  Eintritt  geneigt  sein  würde.  Sie  haben  erwidert,  dar- 
über nicht  instruiert  zu  sein,  wenn  sie  dem  Kf.  rathen  sollten,  müssten  sie  erst 
genauer  über  die  eigentlichen  Absichten  des  Staats,  ob  derselbe  wirklich  mit 
rechtem  Ernst  des  Kf.  Freundschaft  begehrte,  unterrichtet  sein,  dabei  haben  sie 
einiges  angeführt,  was  ihnen   daran   zu   zweifeln  Ursache  gegeben,  namentlich 

Bischof  von  Münster  zuführen  solle.  Vgl.  über  denselben  Urk.  u.  Akt.  II,  S.  504, 
XIV,  1  S.  442. 

0  Ueber  die  damaligen  Versuche  Ludwigs  XIV.,  sich  mit  Spanien  und  auch 
mit  dem  Kaiser  zu  verständigen  und  ersteres  zur  Abtretung  der  Niederlande,  welche 
gegen  andere  an  seiner  Grenze  gelegene  Landschaften  eingetauscht  werden  sollten, 
zu  bewegen  s.  Mignet  III,  S.  402flF.,  Lefevre  Pontalis  II,  S.  22 f. 

^    S.  Wicquefort  IV  S.  30f.,  Lefevre  Pontalis  II,  S.  9. 


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896  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666  —  1669. 

die  nach  und  nach  empfandenen  fremden  Begegnungen,  und  darauf  hingewieseiL, 
wenn  man  rechte  Freundschaft  unterhalten  wollte,  so  müsste  man  ihnen  ein 
wenig  civiler  als  vorhin  begegnen  und  die  etwa  noch  übrigen  Differentien  aus 
dem  Wege  zu  räumen  suchen.  Jener  entschuldigte  darauf  das  Passierte,  be- 
theuerte die  aufrichtige  Intention  seiner  Principalen  und  bat  sie,  dem  Kf.  seinen 
Vortrag  favorabiliter  zu  hinterbringen. 


Der  KarfUrst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg  10./20.  No- 
vember 1668. 

[auf  die  Relation  vom  3.  November.    Bedenken  gegen  den  Eintritt  in  die  Tripelallianz.] 

20.  Nov.  Sie  sollen   durch  Gent  oder  jemand  anders  den  Staaten  mittheilen  lassen, 

auch  er  würde  nicht  unterlassen,  alles,  was  in  seinen  Kräften  stände,  zur  Eriial- 
tung  der  evangelischen  Religion  und  des  Friedens  beizutragen,  wozu  ihn  auch 
seine  zweifache  Allianz  mit  den  Staaten  und  seine  Bündnisse  mit  England 
und  Schweden  verpflichteten,  er  wäre  auch  trotz  aller  darüber  verbreiteten 
Gerüchte  mit  Frankreich  ausser  einer  generalen  Defensiv-  und  der  sogenannten 
Rheinischen  Allianz  und  einem  pactum,  dass  der  König  von  Frankreich  von  der 
Praetension  auf  die  Krone  Polen  für  einen  franzosischen  Fürsten  abstehen 
möchte,  im  geringsten  nicht  engagiert.  Ob  aber  die  Tripelallianz  so  beschaffen, 
dass  man  hoffen  könnte,  dadurch  jene  Ziele  zu  erreichen,  darüber  müsste  er 
noch  zur  Zeit  sein  Judicium  suspendieren,  denn  erstlich  wäre  ihm  nicht  bewusst, 
wohin  dieselbe  eigentlich  gerichtet  sei  und  was  ihre  conditiones  und  puncta  in 
sich  begriffen,  ferner  wären  die  Dinge,  welche  zu  derselben  die  Ursache  gegeben, 
nunmehr,  nachdem  der  Friede  zwischen  Frankreich  und  Spanien  zustande  ge- 
kommen, in  ganz  anderen  Zustand  gerathen,  drittens  fürchte  er,  dass  durch 
eine  solche  Liga  zwischen  den  Evangelischen  mit  gänzlicher  Ausschliessung  aller 
Katholischen  diesen  letzteren  nur  unnöthige  Jalousie  und  Veranlassung  zu 
Gegenbündnissen  gegeben  werde.  Die  Gefahr  einer  Verbindung  zwischen 
Frankreich  und  Spanien  zum  Präjudiz  der  evangelischen  Religion  würde 
durch  die  Tripelallianz,  welche  auf  solche  Fälle  nicht  eingerichtet  ist,  keines- 
wegs divertiert  werden  können,  sondern  man  würde  desfalls,  wenn  dergleichen 
vorbanden,  auf  andere  Mittel  bedacht  sein  müssen.  Endlich  müsste  man  ihm 
rechte  Preuven  einer  beständigen  und  aufrichtigen  Freundschaft  erweisen,  die 
noch  zwischen  beiden  Theilen  sich  befindenden  obstacula  aus  dem  Wege 
räumen,  namentlich  aber  sich  erklären,  da  ihn  dergleichen  foedera  zu  starker 
und  kostspieliger  Kriegsrüstung  obligierten,  was  er  auf  allen  Fall  dagegen 
von  den  Staaten  für  Sublevation  und  Subsidien  zu  Unterhaltung  der  Solda- 
tesque  zu  gewarten  haben  sollte. 

Sie  sollen   auch  mit  v.  Blumenthal  in  Paris  aus  der  Sache  correspon- 
dieren. 


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Verhandlungen  über  d.  Garantie  des  Friedens.  897 

Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.    D.  Hage  11.  De- 

cember  1668. 

[Ihr  abwartendes  Verhalten.    Verbandlangen  wegen  eines  neuen  Bündnisses  zwischen 
Holland,  England,  Schweden  und  Spanien.] 

Sie  gedenken  mit  der  Beantwortung  der  Aufforderung  zum  Eintritt  in  die  11.  Dec. 
Tripelallianz  so  lange,  bis  man  sie  suchen  wird,  einzuhalten  und  dann  darauf 
zu  bestehen,  dass,  bevor  Kf.  sich  darüber  erklären  könne,  ihnen  alles,  was  des- 
falls  zwischen  England,  Schweden  und  diesem  Staat  verhandelt  worden  ist  und 
noch  wird,  mitgetheilt  werde,  zumal  sie  unter  der  Hand  vernehmen,  dass  Eng- 
land, Schweden  und  dieser  Staat  ^)  sich  noch  näher  und  fester  verbinden 
und,  um  Spanien  zu  den  Subsidien  zu  obligieren  und  in  ihre  Sentimente  zu 
bringen ,  nicht  allein  die  Aachenschen  sondern  auch  die  Pyrenäischen  Tractaten 
garantieren  wollen. 

PS.  Sie  haben  die  secreten  Artikel*)  bekommen,  senden  sie  mit.  Nach- 
dem der  Gubernator  ^  der  spanischen  Niederlande  hier  angezeigt  hat,  dass  er 
Vollmacht  erhalten,  über  die  Tripelallianz  zu  unterhandeln,  und  darauf  Temple 
nach  Brüssel  gereist  ist,  wird  hier  die  Gonfoederation  zwischen  Spanien,  England, 
Schweden  und  diesem  Staat  gleichsam  für  fest  und  abgeschlossen  gehalten,  man 
zweifelt  aber  nicht,  dass  Frankreich  eine  Gegenconfoderation  veranstalten  wird. 
Sie  hoffen  nicht  übel  zu  thun,  dass  sie  sich  weiter  still  halten,  zumal  da  sie 
nicht  mehr  gesucht  werden. 

Ob  die  Fürsten  von  Celle  and  Osnabrück  in  jene  Gonfoederation  mit 
eintreten  werden,  darüber  haben  sie  noch  keine  Gewissheit. 


Hlaapeil   und    Romswinckel    an    den    Kurfürsten.     D.    Cleve 
6./ 16.  Januar  1669. 

[Beschlüsse  der  Staaten  von  Holland,  Urtheil  über  dieselben.] 

Aus  beifolgender  geheimer  Resolution  der  Staaten  von   Holland^),  welche  16.  Jan. 
Gopes  sich  verschafft  hat,  geht  hervor: 

1)  dass  dieselben  beabsichtigen,  sich  mit  dem  Hause  Braunschweig 
näher  zu  verbinden  und  dieses  dadurch  zur  Garantie  des  Aachenschen  Friedens 
zu  verpflichten. 


')  Vgl.  über  diese  neuen  Verhandlungen  Aitzema  VI,  S.  422 ff.,  Wicquefort 
IV,  S.  14ff.,  Lefevre  Pontalis  II,  S.  16f. 

*)  Das  Project,  wie  die  Ausführung  der  Garantie  des  Aachener  Friedens  ge- 
sichert werden  sollte,  d.  Haag  15.  October  1668  (Aitzema  VI,  S.  862f.),  vgl. 
Wicquefort  IV,  S.  14,  Lefevre  Pontalis  H,  S.  17. 

^  Der  Gonnetable  von  Gastilien  Don  Jnigo  Melchior  Femandez  de  Velasco 
s.  Wicquefort  IV,  S.  5,  Lefevre  Pontalis  11,  S.  24. 

*)    vom  20.  December  1668,  s.  Wicquefort  IV,  S.  5. 
Mater,  s.  Qeich.  d.  Q.  Kurfanten.    XII.  57 


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898  ^I«    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

2)  dass  sie  auch  alle  Schweizer  Cantons, . sowohl  catholische  als  eräuge- 
lische,  zur  Garantie  dieses  Friedens  und  desfalls  zum  Bündnis  mit  England, 
Schweden  und  dem  Staat  zu  gewinnen  suchen, 

3)  dass  ein  Bevollmächtigter  des  Staats  nach  Brüssel  zum  Oouyenienr 
abgefertigt  werden  soll,  um  mit  demselben  wegen  der  an  Schweden  zu  zahlen- 
den Subsidien  zu  verhandeln, 

4)  dass  England,  Schweden  und  der  Staat  von  nun  an  durch  einen  ge- 
meinen concert  die  Sachen  bei  Frankreich  dahin  zu  dirigieren  suchen  sollen, 
dass  man  auch  im  Falle  des  Todes  des  jetzigen  spanischen  Königs  ohne  Hinter- 
lassung von  Descendenten  der  Ruhe  und  des  Friedens  in  den  spanischen  Nie- 
derlanden versichert  sei, 

5)  dass  diese  drei  Staaten  von  nun  an  unter  sich  festsetzen  sollen,  wie  in 
solchem  Falle  allen  Th&tlichkeiten  und  Feindseligkeiten  in  den  spanischen 
Niederlanden  gesteuert  werden  könne. 

Das  erste  rührt  jedenfalls  daher,  dass  die  jetzt  in  Holland  prädominierende 
Partei  ungern  sieht,  dass  so  viele  Provinzen,  ja  die  meisten  Eingesessenen  in 
Holland  selbst  auf  Kf.  noch  immer  ihr  vornehmstes  Absehen  und  Vertrauen 
setzen,  und  daher  andere  Potentaten,  sonderlich  das  Haus  Braunschweig,  in 
Consideration  zu  bringen  und  dadurch  vielleicht  eine  Trennung  zwischen  diesem 
und  Kf.  herbeizuführen  beabsichtigt;  Kf.  würde  daher  Ursache  haben,  desto 
fester  mit  dem  Hause  Braunschweig  zusammen  zu  halten,  wozu  die  Tripel- 
allianz selbst,  sonderlich  die  ihnen  beiden  angemuthete  Eintretung  in  dieselbe, 
guten  Anlass  geben   könnte. 

Der  dritte  Punkt  bereitet  ihnen  die  meiste  Bekümmernis,  da  der  Abgesandte 
des  Staats  (wahrscheinlich  Beverning)  ohne  Zweifel  beauftragt  sein  wird,  sich 
dieser  Gelegenheit  gegen  Kf.  zu  gebrauchen  und  die  Hofeysersche  Schaldsache 
bei  dem  jetzigen  neuen  Gubemator,  dem  die  Sache  und  sie  selbst  noch  ganz 
unbekannt  sind,  zu  verwirren. 

Dass  der  vierte  Punkt  einem  Monarchen  wie  dem  König  von  Frankreich, 
welcher  aller  Welt  Gesetze  geben,  aber  keine  empfangen  will,  sehr  empfindlich 
sein  wird,  ist  sicher.  Auch  für  das  Römische  Reich  wäre  es  sicher  das  vortheil- 
hafteste,  wenn  die  Niederlande  in  spanischen  Händen  blieben  und  Frankreich 
bono  modo  dazu  bewogen  werden  könnte,  dagegen  nichts  zu  attentieren,  dieser 
und  der  fünfte  Punkt  könnte  sonst  dem  Kf.  und  anderen,  welche,  wenn  sie 
wegen  Eintretung  in  die  Tripelallianz  belangt  werden.  Bedenken  tragen  sollten, 
als  Entschuldigung  dienen. 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil  und  Romswinckel.    D.  Königsberg 
25.  Juni/ 5.  Juli  1669. 

[Die  Verbandlungen  mit  SiWius.] 

5.  Juli.  Er  übersendet  ihnen  eine  Abschrift  des  Protokolls  der  mit  Sylvias*)  ge- 

führten Verhandlungen,  damit  sie  sich  danach  richten.    Wenn  sie  mit  dem  eng- 

*)    S.  oben  S.  672  ff. 


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Verhalten  Temple's.  899 

I Ischen  Gesandten  darüber  conferieren,  so  sollen  sie  in  gleichen  terminis  gene- 
ralibns  bleiben  und  sich  vorsehen,  dass  Kf.  nirgends  engagiert  werde,  sondern 
freie  Hand  behalte. 


Blaspeil    und    Romawinckel    an    den    Kurfürsten.     D.  Cleve 

7./ 17.  Juli  1669. 

[auf  das  Rescript  Tom        '  •     Schwierigkeit  mit  Temple  zu  verhandeln.] 

Romsw.  wird  auf  Veranlassung  des  Prinzen  von  Oranien  noch  diese  17.  Juli. 
Woche  nach  dem  Haag  reisen  und  dann  sich  dem  Befehle  des  Ef.  gemäss  verhalten. 
Temple  ist  de  Witts  familiarissimus,  es  darf  ihm  also  nichts  anvertraut  wer- 
den, als  was  man  will,  dass  dieser  wisse.  Da  Temple  bisher  mit  ihnen  keine 
Commnnication  gehalten,  sie  sich  auch  bei  ihm  wegen  Ceremonialstreitigkeiten 
nicht  anmelden  können,  so  müssten,  wenn  sie  mit  ihm  conferieren  sollen,  Tem- 
peramente aufgefunden  werden. 

Das  Anerbieten  des  Sylvius,  sein  König  wolle  dafür  sorgen,  dass  dem 
Kf.  von  Spanien  und  Holland  Satisfaction  widerfahre,  halten  sie  für  annehm- 
bar und  schlagen  vor,  Chr.  v.  Brandt  dazu  zu  gebrauchen. 


M.  Romswinckel  an  den  Kurfürsten.    D.  Hage  3.  / 13.  August 

1669, 

[Verhalten  Temple's.    Holländische  Gesandtschaft  nach  Polen.] 

Er  hat  sich  wegen  der  Affairen  des  Prinzen  von  Oranien  noch  hier  auf-  13.  Aug. 
halten  müssen.  Wegen  der  Tripelallianz  ist  er  noch  von  niemand  angesprochen 
worden,  vielmehr  hat  der  englische  Gesandte  Temple,  der  mit  dem  Raths- 
pensionär  de  Witt  sehr  vertraulich  correspondiert,  neulich  sich  gegen  den 
Prinzen  von  Oranien  geäussert,  er  hätte  gewisse  Nachricht,  dass  Kf.  sich  in 
die  Tripelallianz  nicht  begeben  werde,  da  er  zu  nahe  mit  Frankreich  engagiert 
sein  solle,  was  mit  de  Witts  Ausstreuen  übereinkommt.  Er  hat  dem  Prinzen 
erwidert,  jene  Tractaten  würden  dem  Kf.  keineswegs  im  Wege  stehen,  sich  zu 
Conservation  der  gemeinen  Sicherheit  mit  anderen  Potentaten  zu  vereinigen, 
und  wenn  er  darum  der  Gebühr  belangt  und  gleich  wie  andere  wäre  freund- 
nachbarlich tractiert  worden,  so  würde  er  vielleicht  mehr  als  jemand  anders 
dazu  contribuiert  haben.  In  Temple 's  Reden  könnte  er  sich  nicht  finden,  da 
der  bei  Kf.  gewesene  englische  envoye  Sylvius  auf  die  mit  ihm  betreffend 
die  Tripelallianz  zu  Königsberg  gehaltenen  Conferenzen  einen  solchen  Abschied 
genommen,  dass  er  nicht  allein  seinem  König  davon  referieren,  sondern  auch 
mit  des  Kf.  ministris  im  Haag  nähere  Communication  pflegen  und  zu  Erhaltung 
der  desideria  des  Kf.  alle  gute  officia  anwenden  wollte,  ohne  dass  darauf  wäh- 
rend seiner  hiesigen  Anwesenheit  weder  von  Temple  noch  von  de  Witt  ihm 
der  Tripelallianz  wegen  das  geringste  zugemuthet  oder  gemeldet  worden. 

57* 


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900  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Zu  der  Gesandtschaft  nach  Polen*)  soll  unter  anderen  Johann  de  Witt 
von  Dordrecht  in  Vorschlag  kommen. 


Blaspeil    nnd    Romawinckel    an    den    Kurfürsten.     D.    Hage 
28.  September/ 8.  October  1669. 

[Verzögerung  der  Verhandlungen  über  die  Tripelallianz.] 

8.  Oct  Wegen    der   Tripelallianz   können   sie  noch  nichts  Bestandiges  berichten. 

Allerdings  sollen^  die  Gelder,  welche  Spanien  an  Schweden  für  den  ersten 
Termin  za  entrichten  schuldig  ist,  zu  Amsterdam  bereit  liegen  und  sollen  auch 
wegen  der  Garantie  des  Aachenschen  Friedens  und  der  von  Spanien  desiderierten 
Versicherung,  dass  ihm,  im  Fall  der  Friede  von  Frankreich  gebrochen  werden 
sollte,  von  England,  Holland  und  Schweden  mit  gewissen  forces  assistiert 
werden  solle,  einige  sehr  gute  und  annehmliche  Expedientien  in  Vorschlag  ge- 
kommen sein,  worauf  auch  Baron  d'Isola')  namens  des  Kaisers  mit  in  die 
Tripelallianz  sich  einzulassen  verlauten  lässt,  doch  wird  die  Vollziehung  dieser 
wichtigen  Sache  von  Tage  zu  Tage,  jetzt  unter  dem  Verwände  der  Abwesen- 
heit Temple's  ausgestellt. 

W.  W.  Blaspeil   an  den  Kurftirsten.     D.  Cleve  20./30.  Oc- 

tober  1669. 

[Holländische  Besorgnisse  vor  Frankreich,  Rüstungen,  Intriguen  de  Witts.] 

30.  Oct.  Ein  Bedenken  tber  des  Kf.  noch  ausstehende  Differentien  mit  dem  Staat 

wird  schwerlich  eher  gegeben  werden  können,  bevor  man  nicht  weiss,  was  Kf. 
wegen  der  Tripelallianz  resolvieren  werde.  Der  Staat  ist  vor  einigen  Monaten 
in  grosser  Furcht  wegen  der  starken  franzosischen  Armatur  zur  See  anter  dem 
Duc  de  Beaufort  gewesen,  die  nachher  verschwunden,  als  diese  Flotte  mit 
den  Völkern  nach  Candia  gegangen.  Nachdem  aber  der  Duc  de  Navaille  mit 
dieser  Flotte  wieder  zurückgekommen  und  daneben  noch  eine  andere  unter  dem 
Marechal  de  Bellefonds  gerüstet  wird,  ist  man  in  noch  grösserer  Sorge.  Da 
aber  die  Holländer  eine  Attaque  zu  Wasser,  sonderlich  von  den  Franzosen, 
nicht  gross  achten  würden,  wenn  sie  nicht  auch  zugleich  zu  Lande  attaquiert 

0  S.  oben  S.  477  f.  Schon  20./30.  Juli  1669  hatte  R.  gemeldet,  die  Staaten  von 
Holland  hätten  bei  der  Generalität  eine  Sendung  nach  Polen,  um  König  Michael  zu 

beglückwünschen,  beantragt,  und  ^— r-^    ;  i  die  Gesandtschaft  nach   Polen    sei    auch 

von  den  anderen  Staaten  gutgefunden,  aber  noch  keine  bestimmte  Persönlichkeit  dazu 
ernannt  worden. 

2)  Vgl.  Mignet  III,  S.  282f.,  Wicquefort  IV,  S.  16ff.,  Lefevre  Pontalis 
II,  S.  17  f. 

')  S.  Grossmann,  Der  kaiserliche  Gesandte  Franz  von  Lisola  im  Haag  (Archiv 
f.  österr.  Geschichte  LI,  1873)  S.  8. 


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Schwebende  Verhandlungen.    Holländische  Rüstungen.  901 

würden,  and  wohl  wissen,  dass  ihre  Miliz  nicht  am  besten  bestellt  ist,  so 
snchen  sie  sich  mit  dem  Bischof  von  Münster*),  den  sie  für  den  einzigen 
halten,  dessen  sich  Frankreich  gegen  sie  bedienen  konnte,  zu  befreunden  und 
eine  Armee  von  guten  teutschen  Knechten  zur  Hand  zu  haben.  Daher  haben 
sie  sich  gegen  den  Bischof  so  nachgiebig  gezeigt  und  deliberieren  jetzt,  ob  sie 
ihm  nicht  eine  Allianz  und  Subsidien  anbieten  sollen.  Eine  gute  Armee  zur 
Hand  zu  haben  bemüht  sich  besonders  de  Witt');  da  die  jetzige  Miliz  dem 
Prinzen  von  Oranien  zugethan  bleibt,  den  Feldmarschall  Wärt z  dagegen,  den 
er  als  ein  oppositum  des  Prinzen  befordert  hat,  hasst,  so  sucht  er  fremde  Offi- 
oiere  und  Soldaten  an  sich  zu  ziehen  und  en  campagne  zu  gebrauchen,  hat 
sich  daher  selbst  Commission  ertheilen  lassen,  mit  denselben  zu  capitulieren, 
und  bereits  Chouet,  der  die  k. pfalzischen  Truppen  gegen  Lothringen  comman- 
diert  hat,  den  Grafen  von  Nassau,  der  in  Lüneburgischen  Diensten  gestanden, 
und  andere  Ofßciere,  die  in  Deutschland  einige  Reputation  haben,  nach  dem 
Haag  berufen;  er  soll  auch  bereits  mit  etlichen  eine  Eventualcapitulation  ge- 
schlossen haben,  um  in  gewisser  Zeit  eine  benannte  Anzahl  teutscher  gedienter 
Knechte  beizuschaffen.  So  hofft  er  eine  gute  Armee  zusammenzubringen, 
welche  von  ihm  dependiert,  und  nicht  nöthig  zu  haben,  bei  Lüneburg  oder 
anderen  gegen  Subsidien  Assistenz  zu  suchen.  Kf.  wird  gut  thun,  sich  mit  den 
Herzogen  von  Lüneburg,  welche  gleiches  Interesse  hiebe!  haben,  einerlei 
Meinung  zu  vergleichen.  De  Witt  caressiert  nur  die  Lüneburger  des  Kf.  hal- 
ber, welchen  er  fürchtet,  und  hält  ihren  Gesandten  Müller  trefflich  bei  der 
Hand,  jene  erwähnten  consilia  aber  zeigen,  was  sie  davon  gutes  zu  erwarten 
haben  werden. 


M.  Romswinckel  aü  den  Kurfürsten.    D.  Hage  9./ 19.  November 

1669. 

[Falsche  Zeitungsnacbricht  über  von  ihm  gemachte  Eröffnungen  betreffend  die  Frie- 
densgarantie.] 

Die  aus  dem  Haag  18.  October  verbreitete  Zeitung,  er  sollte  hier  Ouvertüre  19.  Nov. 
gethan  haben,  dass  Kf.  mit  gutem  Vorbedacht  resolviert  hätte,  die  generale 
Garantie  des  Friedens  mit  anzunehmen,  ist  vollständig  aus  der  Luft  gegriffen. 
Er  hat  dazu  weder  Ordre  gehabt,  noch  auch  ist  ihm  eine  geraume  Zeit  her  dazu 
der  geringste  Anlass  gegeben  worden,  die  Unterhandlungen,  welche  hier  eine 
geraume  Zeit  gepflogen  sind,  um  eine  beständige  Garantie  des  Friedens  einzu- 
gehen, sind  auch  bis  jetzt  keineswegs  zur  Perfection  gebracht,  da  der  spanische 
Gesandte  Gamarra  noch  nicht  die  desiderierte  Satisfaction  mitgebracht  hat.  Er 
bedauert  um  so  mehr,  in  die  Hände  eines  so  übel  informierten  oder  intentio- 
nierten  Correspondenten  gefallen  zu  sein,  da  bei  diesen  verdorbenen  Conjunc- 
turen  die  Lügen  mehr  fautores  als  die  Wahrheit  finden,  und  will  sich  erkundi- 
gen, woher  diese  Nachricht  stammt. 

0    Vgl.  Wiequefort  IV,  S.  32ff,  Lefevre  Pontalis  II,  S.  158. 
»)    S.  Lefevre  Pontalis  U,  S.  192ff. 


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902  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

Blas  peil  will  diese  Woche  hieher  kommen,  um  mit  ihm  »u  überlegen, 
wie  neuen  Verschleppungsversuchen  der  Hofeyserschen  Schuldsache  von  Seiten 
der  Staaten  zuvorzukommen  sei,  sie  werden  dann  auch  sich  zusammenthnn,  nm 
dem  Befehl  des  Kf.  gemäss  über  die  Differentien  zwischen  dem  Kf.  and  dem 
Staat  einen  Bericht  abzufassen  und  die  Praetensionen  des  Kf.  an  den  Staat 
und  deren  Fundamente  darzulegen. 


M.  Romswinckel  an  den  Freiherrn  von  Schwerin.     D.  Hage 
30.  Octoher/9.  November  1669. 

[Mittheilungen  Lisola's  über  günstigen  Stand  der  Verhandlungen  über  die  Tripelallianz 
und  den  bevorstehenden  Beitritt  des  Kaisers,  K.Mainzs  u.  a.  zu  derselben.] 

9.  NoY.  Der  kaiserliche  Abgesandte  Baron  d'Isola  hat  ihm  vor  drei  Tagen  podtzve 
versichert  und  an  v.  Schw.  in  specie  zu  berichten  aufgetragen :  1)  dass  nunmehr ') 
die  Tripelallianz  nach  der  Rückkehr  des  spanischen  Gesandten  von  Brüssel 
sicherlich  geschlossen  und  vollzogen  werden  solle,  2)  dass  er,  sobald  solches 
geschehen,  bevollmächtigt  sei*),  namens  des  Kaisers  darüber  gleichfalls  mit  dem 
Staat  zu  tractieren,  3)  dass  auch  K.Mainz')  und  einige  andere  Fürsten  des 
Reiches   sich  mit  darein  begeben  und  mit  dem  Kaiser  eine  absonderliche  be- 


0    Vgl.  Wicquefort  IV,  S.  18f.,  Lefevre  Pontalis  II,  S.  18f. 

")    S.  Grossmann,  8.8. 

*)  Vgl.  über  K.Mainzs  damalige  Haltung  Guhrauer  I,  S.  100 f.  Kf.  schreibt 
an  denselben  (d.  Cöln  8./ 18.  NoTember  1669),  von  verschiedenen  Seiten  her  verlaute, 
er  sei  ganzlich  entschlossen,  in  die  Tripelallianz  einzutreten  und  auch  andere  Reichs- 
fürsten  dazu  zu  disponieren,  und  bittet  ihn,  ihm  von  seiner  Intention  und  seinen 
Sentimenten  wegen  der  Tripelallianz  Nachricht  zu  geben.  Kurfürst  Johann  Philipp 
erwidert  darauf  (d.  Marienberg  ob  Würzburg  4.  December  1669),  er  erwarte  zunächst 
nähere  Nachricht  darüber,  worauf  die  Tripelallianz,  von  der  er  glaube,  dass  sie  nur 
auf  Maintenierung  und  Garantierung  des  pyren&ischen  und  aachenschen  Friedens  ziele, 
eigentlich  conditioniert  sei,  durch  den  an  ihn  und  andere  Reichsffirsten  unterwegs 
befindlichen  staatischen  Abgesandten  H.  Brünig  zu  erhalten,  werde  dann  mit  Kf. 
weiter  darüber  communicieren.  Darauf  schreibt  Kf.  (d.  Cöln  11. /[21.]  December  1669), 
wenn  die  Tripelallianz  nur  auf  Erhaltung  des  pyrenäischen  und  aachenschen  Fried^is 
zielte  und  zu  beider  Contrahenten  reciproquer  Sicherheit  angesehen  wäre,  so  hätte 
jeder  Friedliebende  Ursache,  in  dieselbe  einzutreten,  ihm  scheine  es  aber  ein  einsei- 
tiges und,  wie  man  französi schersei ts  behaupte,  ausdrücklich  gegen  Frankreich  ge- 
richtetes Werk  zu  sein,  so  dass  man  Ursache  hätte,  in  einer  so  wichtigen  Sache  be- 
hutsam zu  sein,  übrigens  scheine  aus  der  Tripelallianz,  da  Spanien  die  Zahlung  der 
Subsidien  an  Schweden  verweigere,  nichts  zu  werden,  er  habe  noch  freie  Hand  und 
werde  sich  ohne  vorhergehende  Communication  mit  K.Mainz  in  weitaussehende  Hand- 
lung nicht  einlassen,  worauf  jener  8.  Januar  1670  erwidert,  sollte  sich  befinden,  dass 
die  Tripelallianz  nicht,  wie  auch  Brüning  ihn  neuerdings  versichert,  zur  Aufrecht- 
haltung des  Friedens  nach  beiden  Seiten  bin  gerichtet,  sondern  zu  Offension  Frank- 
reichs gemeint  sei,  so  glaube  auch  er,  dass  man  damit  behutsam  zu  gehen  habe, 


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Mittbeilungen  Lisola^s.    Correspondenz  mit  K.Mainz.  903 

standige  Verbündnis  für  die  gemeine  Sicherheit  eingehen  würden.  Falls  Kf. 
sich  in  diese  Tractaten  and  Verbündnisse  miteinznlassen  geneigt  sein  sollte,  so 
sollte  er  dessen  Interesse  gern  dabei  in  Acht  nehmen  und,  wie  die  Formalia 
waren:  qn'il  vouloit  tenir  une  porte  ouverte  pour  Sa  Ser.**  El.  afin  d'y  pouvoir 
entrer.  Er  fügte  hinzu,  man  hätte  das  Werk  mit  Schweden  entamieren  und 
dieses  devincieren  müssen,  um  sowohl  es  selbst,  als  auch  andere,  welche 
darauf  ihr  Absehen  haben,  zu  gewinnen^). 

Hier  wird  öffentlich  debitiert,  Kf.  habe  sich  mit  Frankreich  in  eine  nähere 
Verbündnis  eingelassen. 

Er  wünscht,  dass  von  Kf.  an  Stelle  des  abgelebten  Copes')  ein  anderer 
Minister  hier  angeordnet  und  er  zugleich  von  den  hiesigen  Affairen  und  von 
dem  grossen  Vorschuss  der  aufgehenden  Kosten,  den  er  aus  eigenen  Mitteln  hat 
beitragen  müssen,  verschont  werde,  bittet  um  einige  haare  Geldmittel  zu  Be- 
zahlung seiner  Schulden. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil  und  Romswinckel.     D.  Cöln 
19. /29.  März  1670. 

[Verweigerung  des  Eintritts  in  die  Tripelallianz.] 
—  Wegen  der  triplen  Alliantz')   ist  uns,    wie   euch  bekannt,   nie-  29.  M&rz. 
malen   einige   ausführliche  Commanication   noch   rechte  Proposition   ge- 
schehen, ihr  wisset  auch,  was  wir  für  Bedenken  getragen,  uns  darin  zu 
eogagiren,  deswegen  ihr  bei  denen  desfalls  fürkommenden  Discursen  euch 
wohl  in  Acht  zu  nehmen  und  zu  unserer  Eintretung  nicht  die  geringste 


»)  Kf.  schreibt  an  Blaspeil  und  Copes  (d.  Cöln  2./[  12.]  November  1669): 
^habet  Euch  wohl  furznsehen,  dass  Ihr  wegen  unserer  Eintretung  in  die  triple  Alliantz 
niemanden  die  geringste  Hoffnung  machet,  weiniger  einige  Zusage  oder  Vertröstung 
desfalls  gebet,  sondern  Euch  dabei  dergestalt  bezeuget,  damit  niemand  einige  affir- 
mative oder  negative  Resolution  daraus  nehmen  möge'',  und  8./[18.]  November  1669, 
sollte  Li  sola  femer  der  Sache  Erwähnung  thun,  so  möchten  sie  ihn  fragen,  ob  er 
vom  Kaiser  dazu  Befehl  und  Vollmacht  hätte,  woran  Kf.  um  so  mehr  zweifle,  da  de 
GoesB  von  dieser  Sache  niemals  das  geringste  angebracht  hätte. 

2)    Schon        '  „^"     1669  hatte  Romsw.  dem  Kf.  angezeigt,   dass  er  von  den 
7.  Mai 

Erben  des  verstorbenen  Copes  die  den  Kf.  betreffenden  Akten  abgefordert  habe. 

*)  Romsw.  hatte  (d.  Haag  8./ 18.  März  1670)  dem  Kf.  angezeigt,  nachdem  jetzt 
die  Tripelallianz  soweit  vollzogen  sei,  dass  (vgl.  Dnmont  VII,  S.  130)  Spanien  an 
Schweden  nicht  nur  den  ersten  Termin  der  Subsidien  (200000  Rthlr.)  sondern  auch 
noch  zur  Ergänzung  des  streitigen  Bankgeldes  20000  Gulden  gezahlt,  hätte  der  Prä- 
sident der  Gen. Staaten  ihm  angezeigt,  der  Staat  werde  dem  Kf.,  dem  König  von 
Dänemark  und  den  Herzogen  von  Lüneburg  alles,  was  wegen  der  Tripelallianz 
geschlossen,  communicieren  und  dieselben  miteinzutreten  invitieren.  Der  kaiserliche 
Resident  Cramprich  habe  ihm  mitgetheilt,  dass  er  und  Li  sola  die  Verhandlungen 
wegen  der  Tripelallianz  mit  den  staatischen  Deputierten  begonnen  hätten. 


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904  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 

HoifouDg  zu  machen,  auch  wenn  ihr  verspüren  würdet,  dass  der  Staat 
dieser  Ursach  halber  eine  Schickung  an  uns  zu  thun  geneigt  sein  und 
resolviren  möchte,  solches  nur  für  euch  bonis  modis  zu  divertiren,  weil 
wir  doch  nunmehr  in  dieses  foedus  salva  reputatione  nicht  eintreten 
könnten  und  ihnen  also  eine  abschlägige  Antwort  geben  und  dadurch 
anderweit  dem  Staat  habenden  Angelegenheiten  und  Handlungen  priju- 
diciren  möchten').  — 

Blaspeil    nnd    Romawinckel   an   den   Knrfttrsten.     D.    Hage 

21./31.  März  1670. 

[Mittheilung  des  Vertragres  über  die  Ausführung  der  Garantie  des  Aachener  Frieden«L 
Ratb,  deswegen  mit  den  anderen  Mitgliedern  der  Quadrupelallianz  zu  communicieren. 

Abzuhaltende  Gonferenz.] 

31.  März.  Am    15./25.   haben   vier   Deputierte   der  Gen.  Staaten   in   einer  Gonferenz 

Romswinckel  proponiert,  sie  wären  beauftragt,  ihm  die  zwischen  den  Königen 
von  England  nnd  Schweden  nnd  dem  Staat  zu  Conservation  des  Aachen- 
schen  Friedens  geschlossenen,  von  der  Krone  Spanien  angenoipmenen  und 
gänzlich  perfectionierten  Tractaten*'^  mitzutheilen  und  ihn  zu  ersuchen,  seine 
guten  Devoiren  dazu  anzuwenden,  dass  Kf.  sich  in  dieselben  mit  einlassen 
mochte.  Er  hat  sich  dafür  bedankt  nnd  erklärt,  zusammen  mit  Blas  peil,  der 
nächstens  herkommen  würde,  Kf.  alles  hinterbringen  zu  wollen.  Sie  beide 
haben  dann  die  Tractaten  zusammen  verlesen  nnd  dieselben  für  Spanien  viel 
beständiger  eingerichtet  gefunden,  als  sie  zu  Anfang  entworfen  gewesen.  Sie 
schlagen  vor,  Kf.  mochte  mit  Dänemark  und  den  Herzogen  von  Lüneburg, 
deren  hiesigen  Ministem  die  Tractaten  ebenso  und  zu  demselben  Ende  mitge- 
theilt  worden,  und  mit  denen  er  noch  in  der  Quadrupelallianz  begrüfen  ist, 
aus  der  Sache  communicieren*)  und  es  so  einzurichten  suchen,   dass  sie  drei 


^)    Kf.  wiederholt  (d.  Cöln  r--^- — rp  1670)  seine  Ordre  wegen  der  Tripelallianz 

und  weist  sie  an,  den  Gerüchten  von  dem  Abschluss  eines  Bündnisses  seinerseits  mit 
Frankreich  gegenüber  dem  Staat  zu  versichern,  dass  er  weder  mit  Frankreich  noch 
mit  sonst  jemand  Tractaten  oder  Bündnisse  gemacht  habe  noch  zu  machen  gedenke, 
welche  wider  seine  Allianz  mit  dem  Staat  und  die  nachbarliche  Freundschaft  laufen 
würden. 

*)    Der  Vertrag  vom  7.  Mai  1669  (Dumont  Vll,   S.  107f.),   vgl.  Mignet  III, 
S.  284,  Wicquefort  IV,  S.  20,  Lefevre  Pontalis  II,  S.  19f. 

*)    Kf.  schreibt  (d.  Cöln -jr-4 — :r-    1670)   an   den   Kurfürsten    von   CoIn,    den 
y,  Apnl 

König  von  Dänemark,   die  Herzoge   von  Braunschweig   und   den   Bischof  von 

Münster,  bittet  sie,  ihm  ihre  Sentimente  inbetreff  des  Beitritts  zur  Tripelallianz   zu 

eröffnen,  nnd  theilt  ihnen  mit,  er  habe  erhebliche  Bedenken  deswegen  und  werde  sich 

nicht  ohne  Communication  mit  seinen  Alliierten  resoWieren,  zumal  ihm  von  dieser 

Sache  nicht  die  geringste  Communication  gemacht  sei,  femer  diese  Allianz  von  ver- 


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Aufforderung  zum  Beitritt  zum  Garantie  vertrag.    Ablehnung.  905 

sich  zuvörderst  einer  Meinung  verglichen,  damit  sowohl  Frankreich  als  auch 
der  Staat  um  soviel  mehr  Reflection  auf  sie  nehmen  möge.  Inzwischen  wollen 
sie  den  Staatischen  Deputierten  für  morgen  eine  Conferenz  vorschlagen  und 
sie  hitten,  ihnen  die  Motive,  welche  sie,  um  Kf.  dazu  zu  inducieren,  gebrauchen 
könnten,  an  die  Hand  zu  geben,  wobei  sie  wohl  Gelegenheit  finden  werden, 
von  der  Evacuation  der  Glevischen  Städte  und  anderen  Pratensionen  des  Kf. 
zu  reden  und  so  zu  erfahren,  wohin  der  Staat  ziele  und  was  davon  Gutes  zu 
hoffen. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil  und  Romswinckel.     D.  Cöln 
30.  März/ 9.  April  1670. 

[auf  die  Relation  vom  21./31.  März.     Missbilligung  des  Verhaltens   der  Gesandten. 
Weigerung,  sich  in  Unterbandlungen  über  Beitritt  zum  Garantietractat  einzulassen.] 

—  Da  Ihr  doch  aus  unsern  verschiedenen  —  rescriptis  Euch  er-  9.  April, 
innern  sollen,  dass  wir  vieler  Ursachen  halber  diese  Eintretung  decli- 
niren,  weshalber  Euch  gebühret  hätte,  solche  sofort  denen  Deputirten 
des  Staats  furzustellen,  nicht  aber  denselben  einige  Hoffnung  zu  unserer 
Eintretung  und  viel  weniger  einigen  Anlass  zu  ferneren  Conferenzen  und 
Fürstellung  der  Motive,  welche  uns  dazu  bewegen  konnten,  zu  machen. 
Wie  Ihr  nun  hierin  zu  weit  gangen,  also  werdet  Ihr  dahin  zu  sehen 
haben,  auf  was  Art  und  Weise  es  aufs  beste  zu  redressiren,  und  unter 
andern  dem  Staat  zu  remonstriren ,  dass  wir  zwar  die  mit  demselben 
habende  Allianz  sancte  observiren  und  in  aller  freundnachbarlichen 
Correspondenz  und  gutem  Vernehmen  wie  bishero  also  auch  ferner  mit 
ihnen  zu  leben  gemeinet,  wir  müssten  aber  sehr  anstehen  und  gross 
Bedenken  haben,  uns  in  eine  Sache  zu  engagiren,  daraus  bis  dato  die 
geringste  Communication  mit  uns  nicht  gepflogen,  anitzo  aber  allererst, 
da   sie   zu  völliger  Richtigkeit  gebracht,    uns  communiciret  und  wir  als 


scbiedenen,  namentlich  von  Frankreich,  für  ein  wider  diese  Krone  directo  gerichtetes 
foedus  gehalten  werde,  worüber  er  um  so  weniger  mit  Bestand  urtheilen  könnte,  da 
ihm  verschiedene  Separatartikel,  welche  neben  dieser  Allianz  geschlossen  sein  sollteu, 
ganz  unbekannt  seien.  Darauf  erwidert  Eonig  Christian  V.  von  Dänemark  (d. 
Kopenhagen  9./[19.]  April  1670),  er  theile  die  Bedenken  des  Kf.  und  könne  daher 
ebenso  wenig  einen  bestimmten  Entschluss  fassen,  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Celle 
(d.  Celle  7./[17.]  April  1670),  er  werde  nach  Ueberlegung  mit  seinen  Brüdern  und 
Vettern  eine  Gesamtantwort  ertheilen,  Kurfürst  Maximilian  Heinrich  von  Cöln 
(d.  Schloss  Bruel  25.  April  1670),  auch  er  halte  mit  Kf.  dessen  Eintritt  in  die  Allianz 
für  bedenklich,  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  (d.  Munster  12.  Mai  1670), 
er  trage  Bedenken,  in  diese  Allianz  zu  treten,  zumal  er  sie  nicht  für  beständig  halte, 
und  er  habe  dementsprechend  den  zu  ihm  gesandten  staatischen  Kommissar  Mon- 
taigne beschieden. 


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906  VI.    Brandenburgr  and  Frankreich.     1666—1669. 

eine  pars  nude  accessoria  dabei  coDsideriret  werden  wollten.  Es  wäre 
bekannt,  was  Franck reich ^)  dieses  foederis  halber  für  Beschwerde  ffibre 
und  es  dahin  deute,  dass  es  gleichsam  wieder  sie  directo  gemacht,  so 
würde  auch  von  verschiedenen  secret  Articulen  viel  geredet,  welche  ans 
nicht  communiciret  worden,  und  endlich  führet  Ihr  selbsten  an,  dass 
die  Tractaten  für  Hispanien  viel  bestandiger  eingerichtet  sein,  woraus 
dann  deren  Partialitat  und  dass  sie  mehr  die  Garantie  der  Spanischen 
Niederlande  als  des  Aachischen  Friedensschlusses  begreifen,  gnagsam 
erhellet.  Wir  wünschen  zwar  nichts  hoher,  als  dass  der  gemachte 
Friede  —  beständig  bleiben  und  es  zu  keiner  neuen  Ruptur  geraten 
möge,  finden  aber  keine  Ursach,  uns  umb  der  Hispanischen  Interessen 
willen  in  solches  Engagement  so  temere  einzulassen,  noch  ohne  einzige  Noth 
uns  die  Chron  Franckreich,  womit  wir  auch  bekannter  massen  in  foedere 
begriifen  und  in  guter  Freundschaft  und  Vernehmen  zu  leben  Ursach, 
mit  dergleichen  Sachen  uns  zuwieder  zu  machen.  Womach  Ihr  dann 
hinfüro  Eure  mesures  zu  nehmen  und  inskunftige  Euch  besser  furzusehen, 
auch  unsere  an  Euch  ergangene  rescripta  fleissig  zu  beobachten,  keines 
weges  uns  aber  in  dergleichen  Sachen  ohne  ja  wieder  habenden  aus- 
trucklichen  Befehl  zu  engagyren  habt').  — 


e.     Gesandtschaft  Vaubruns.     April   1669  —  Februar 

1670. 

König  Ludwig  XIV.  ^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Paris  15.  April 

1669. 

[Anzeige  der  Sendung  Vaubruns.    FreundschaftSTersicberung.] 
15.  April.  Mon  frere.     Ayant  choisy  le  marquis  de  Vaubrun*)  mar.**  de  mes 

0    S.  Mignet  III,  S.  606. 

^  Romsw.  entschuldigt  darauf  (d.  Haag  12./22.  April  1670)  ihr  Verbalten,  sie 
hätten  durch  die  Conferenz  einige  gute  Gründe  legen  wollen,  worauf  Rf.  mit  gutem 
Glimpf  die  Eintretung  in  die  Tripelallianz  würde  excusieren  können,  sie  hätten  auf 
dieser  Conferenz  auch  nur  die  Eyacuation  der  clevischen  Pl&tze  und  andere  Pra- 
tensionen  des  Kf.  vorgebracht,  jetzt  wollten  sie  sich  angelegen  sein  lassen,  die  Sache 
aufs  beste  zu  redressieren,  er  hätte  dazu  schon  einen  Anfang  gemacht  und  seinen 
vertrautesten  Freunden  einige  Ursachen,  warum  Kf.  sich  nicht  in  die  Tripelallianz 
werde  begeben  können,  vorgestellt. 

3)    eigenbändig. 

*)  S.  oben  S.  871.  887.  Das  Creditiv  Ludwigs  XIV.  för  Vaubrun  ist  Paris 
21.  April  1669  ausgestellt.    Fürst  Johann  Georg  von  Anhalt  meidet  dem  Kf.  aus 


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Verhandlungen  mit  Vaubran.  907 

camps  et  armees  et  gouaerneur  de  Philippeuille  pour  lenuoyer  aupres 
de  uoas  sar  les  occurrences  presentes,  je  lay  ai  commande  si  expresse- 
meDt  de  uous  asseurer  de  lestime  et  de  la  coDsideration  que  jai  pour 
uotre  personne  que  ie  pouvois  m'en  reposer  entierement  sur  luy  mais 
jai  bon  uoulu  uous  confirmer  moymesme  par  cette  lettre  civile  de  ma 
propre  main  quil  ny  a  rien  de  plus  solide  que  ces  sentimens  lä  et  que 
uous  pouues  en  faire  estat  comme  de  ma  part  ie  ueux  prendre  toute 
confiance  en  uotre  amitie  et  laissant  Ie  surplus  a  la  uiue  uoix  dudit 
marquis  lequel  ie  me  promets  que  uous  entendres  avec  pleine  creance 
je  prie  dieu  quil  uous  ayt  mon  frere  en  sa  ste  et  digne  garde. 


Protokoll  über  die  mit  dem  Marquis  de  Vaabrun  abgehaltenen 

Conferenzen  s.  1.  et  d.  [Cöln  an  der  Spree  16./ 26.  September 

—21.  September/ l.October  1669.] 

DenO  16.  September  1669  hora  3  pomer.  S.  Chf.  D.  goe-  26. Sept. 
digsten  Verordnunge  zu  folge  seindt  der  H.  Cantzler  Jehna  und  ich 
mit  dem  frantzösischen  Abgesandten  Ie  Marquis  de  Vaubrun  zusammen 
gekommen,  da  er  dann  nach  Anleitung  dessen,  was  S.  Chf.  D.  mit  ihm 
zu  Königsberg  geredet  und  reden  lassen  und  er  darauf  an  seinen  König 
geschrieben,  hat  er  proponiret: 

1)  Wann  S.  Chf.  D.  mit  dem  Könige  eine  feste  und  beständige 
Freundschaft  und  Bündnusse  eingingen,  auf  20  Jahr, 

2)  Sich  aller  andern  begeben,  die  da  wieder  liefen, 

3)  Sich  der  triplen  alliance  enthielten, 

4)  Die  Rheinische  alliance  weiter  befoderten, 

ö)  Verhinderten,  dass  der  König  von  Böhmen  nicht  in  die  Chfl. 
Verein  genommen  werde,  , 

6)  Auf  den  Fall,  dass  der  König  von  Spanien  stürbe,  dem  Könige 
mit  einer  considerablen  armee  assistirten  in  Person, 


Berlin  s.d.  [Mai  1669],  der  französische  Envoye  Vaubrun  sei  vergangenen  Montag 
den  18./[28.]  Abends  7  ühr  angekommen,  derselbe  habe  ihn  zu  sprechen  gewänscht, 
als  er  ihm  aber  durch  v.  Berlepsch  habe  anzeigen  lassen,  er  dürfe  auf  Befehl  des 
Kf.  als  dessen  Statthalter  keinem  königlichen  envoye  cedieren,  habe  er  davon  Abstand 
genommen  und  sei  schon  am  nächsten  Morgen  über  Stettin  nach  Königsberg  weiter- 
gereist. Vgl.  über  seine  Sendung  Droysen  III,  3  S.  177f.,  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1 
S.  424.  445. 

*)    Dieser  erste  Theil  von  ü.  v.  Schwerins  Hand. 


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908  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

7)  So  wollten  Sie  bis  solcher  casus  existirete  deroselben  jährlich 
m/40  Rthlr.,  mit  welcher  Beneunung  der  Sum  er  lange  nicht  heraus 
wollte,  auch  indem  ers  sagte  ganz  roth  wardt,  assistiren. 

8)  Po»t  casum  wollte  der  König  die  ganze  armee  unterhalten. 

9)  Indessen  S.  Chf.  D.  überall  in  ihrem  Interesse  assistiren  und, 
wenn  Sie  dieser  Sache  halber  gefehret  werden  sollte,  mainteniren. 

Hierauf  ist  ihm  mit  vielen  rationibus  gezeiget  worden,  dass  die  Sum 
garnicht  der  Last,  dem  Hasse  und  der  Gefahr,  worin  S.  C.  D.  sich  stecken 
würden,  proportioniret,  auch  dem  Könige  und  S.  C.  D.  disreputirlich 
wäre  über  eine  solche  geringe  Sum  zu  tractiren.  Allein  wir  haben  ein 
mehrers  nicht  von  ihm  erhalten  können  und  hat  er  immer  vermeinet, 
S.  C.  I).  sollten  die  grosseste  advantage  in  des  Königs  Freundschaft  und 
nicht  in  dieser  Sum  suchen.  Wir  haben  wieder  weitläuftig  darauf  re- 
moustriret,  dass  S.  C.  D.  nicht  angemuthet  werden  könnte,  umb  dieser 
Sache  willen  die  V'ölker  zu  unterhalten,  welche  Sie  jetzt,  weil  es  Friede 
wäre,  woll  gar  abschaffen  wollten,  und  noch  dazu  den  Hass  und  Miss- 
gupst  aller  Potentaten  auf  sich  zu  laden.  Es  ist  endlich  diese  Sache 
bis  auf  den  folgenden  Tag  diiferiret. 

Nachdem^)  der  Französische  Gesandte  ungeachtet  alles  geschehenen 
Remonstrirens  sich  nicht  besser  erklären  wollen  und  wir  daher  ohne 
Ihrer  Chf.  D.  ferneren  gnädigsten  special  Befehl  in  der  Sache  weiter 
nicht  fortgehen  können,  so  ist  gut  gefunden,  dass  ich  Friderich  von 
Jena  zu  Ihrer  Chf.  D.  reisete  und  deroselben  von  allem  was  passiret 
29.  Sept.  unterthänigste  Nachricht  gebe.  Als  ich  nun  den  19.  Septembris  zu 
Zechlin  bei  derselbigen  angelanget  und  nicht  allein  dasjenige,  was  vor- 
hergehend des  H.  Oberpräsidenten  Excellentz  geschrieben,  gehorsambst 
vorgelesen,  sondern  auch  unterthänigst  vorgestellet,  welchergestalt  des 
Königs  von  Frankreich  Erbieten  der  Gefahr  und  denen  Spesen, 
worinnen  Ihre  Churf.  D.  Dero  Staat  setzeten  und  über  sich  nehmen, 
garnicht  proportioniret,  auch  das  Werk  an  sich  selbst  von  grosser  Im- 
portanz  wäre,  so  haben  Sie  jedennoch  die  vorstehende  und  von  dero- 
selbst  eigenhändig  unterschriebene  Resolution  aufzusetzen  befohlen  mit 
dem  Andeuten,  dass  Sie  auf  das  Geld  nicht  zu  sehen  hätten,  sondern 
sich  des  Königs  in  Frankreich  Freundschaft  recht  versichern  müssten, 
zumahl  der  Kayscr^)  alles  vergessen,    was  Sie    an  denselbigen  gethan, 

0    Das  Folgende  von  Fr.  ▼.  Jena's  Hand. 

^  Vgl.  über  die  Beschwerden  des  Kf.  über  den  Kaiser  ürk.  u.  Akt  XIV, 
1  S.  408.  428  f.  und  unten  das  Schreiben  des  Rf.  an  0.  v.  Schwerin  Tom 
23.  März/[2.  April]  1670. 


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Verhandlungen  mit  Vaubrun.  909 

tort    zufugete    und    Deroselbigen    in    keiner   Sache    Satisfaction    geben 
wollte.     Des    andern  Morgens   frühe  haben  Sie  alles  nochmals  erwogen,  30.  Sept. 
seind    bei    dero  Meinung    beständig   geblieben    und  dasjenige,   was  von 
deroselben   nicht   unterschrieben,    noch    hinzugethan  und  alles  zu  secre- 
tiren  gnädigst  befohlen,  den  20  Septembris. 

Resolution   des  Kurfürsten.     D.   Zechlin   19. /[29.]  September 

1669. 

Ihre  Chf.  D.  zu  Brandenburg  —  erklären  sich  auf  vorher  gesatzte  29.  Sept. 
Sache  und  puncta  dahin:  Erstlich  dass  der  König  in  Frankreich  sehen 
möge,  dass  Ihre  Chf.  D.  desselben  Freundschaft   allen  anderen  fiirzögen, 
so  wären  Sie  nochmals  gemeinet,    mit  derselben  in  nähere  Verbündnus 
zu  treten,  und  zwar  auf  negst  folgende  zehn  Jahr. 

2)  Andere  Bundnisse,  welche  beide  Theile  aufgerichtet,  sollen 
dieser  gegenwärtigen,  so  weit  sie  derselben  zuwieder,  nichts  überall  prae- 
judiciren; 

3)  Ihre  Chf.  D.  wollten  dem  Könige  zu  gefallen  in  die  triple 
Alliantz  nicht  eintreten, 

4)  Die  Rheinische  Alliantz,  so  viel  an  Ihr,  befodern, 

5)  Ingleichen  dass  der  König  in  Böhemb  nicht  mit  in  die  Chur- 
fürstliche  Verein  genommen  würde, 

6)  Auf  den  Fall,  da  der  König  in  Spanien  stürbe,  und  der  König 
in  Frankreich  sein  Recht  mit  Waffen  ausführen  wollte,  wollen  Ihre 
Chf.  I).  demselben  mit  zehntausend  Mann  assistiren,  auch  da  der  König 
mit  zufeld  gehet  und  Ihre  Chf.  D,  ihres  Zustandes  halber  nicht  ver- 
hindert werde,  auch  selbst  Ihre  Armee  ins  Feld  führen, 

7)  Damit  auch  der  König  sehe,  dass  Ihre  Chf.  D.  desselben  Freund- 
schaft hoher  als  Geld  achteten,  so  wollten  Sie  zufrieden  sein,  wenn  der 
König  so  bald  bei  der  Ratification  dieses  Tractats  hundert  oder  auch 
endlich  achtzig  tausend  Thaler  zahle,  die  künftige  Jahr  aber  bis  zu  dem 
Fall  jedes  Jahr  viertzigtausend  Rthaler  ohne  Aufenthalt  erlege,  wenn 
aber  der  Fall,  dass  Ihre  Chf.  D.  die  würckliche  Hülfe  leisten  müssen, 
entstehet,  alsdann  begehren  Ihre  Chf.  D.  anstatt  der  Werbegelder  nicht 
mehr  als  100000  Rthlr.  und  dass  der  König  Ihrer  Chf.  D.  auxiliar 
Armee  den  gewehnlichen  Unterhalt  und  den  Sold,  so  lange  Sie  in  wurck- 
licher  Assistenz  stehen,  unweigerlich  und  richtig  reichen  lassen. 

8)  Und  weil  der  König  siehet,  wie  genereux  Ihre  Chf.  D.  sich  in 
allen  bezeugen,  so  begehren  Ihre  Chf.  D.,  die  Sache  zwischen  Spanien, 


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910  VI.   Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

Oesterreich  und  dem  König  werde  durch  die  Gute  oder  durch  Krieg 
und  darauf  erfolgenden  Frieden  gehoben,  dass  der  König  keinen  Tractat 
eingehe  oder  Frieden  mache,  es  sei  denn  Ihrer  Chf.  D.  und  deroselben 
Staats  Sicherheit  vollkommentlich  beobachtet  und  dass  auf  beide  Falle 
der  König  Ihr  Chf.  D.  das  negst  au  dero  Clevischen  Lande  gelegenes 
Gelderland,  als  welches  ohnedem^)  vor  diesem  zu  Cleve  gehöret  und 
de  facto  genommen,  zu  Wege  bringen  und  sich  ratione  quanti  in  dem 
Tractat  deutlich  erklären  und  verbänden,  wie  nicht  weniger,  dass  Ihre 
Chf.  D.  von  dem  Keyser  als  Könige  in  Behemb  Ihr  Herzogthumb 
Jägerndorf  oder  doch  ein  rechtmässiges  und  billiges  Aequivalent  and 
Satisfaction  an  Land  und  Leuten  vor  dasselbe  und  den  bisher  entbehr- 
ten Nutzen  überkommen. 

9)  Dass  der  König  Ihrer  Chf.  D.  Interesse,  Recht  und  Befugniss 
an  allen  Orten,  es  sei  wo  es  wolle,  beobachten  und  deroselben  auf  allen 
Fall  wurcklich  assistiren,  auch  absonderlich,  da  Sie  dieses  Tractats 
halber,  welcher  doch  secret  gehalten  würde,  angefochten  werden  sollten, 
getreulich  und  wurcklich  mainteniren  wollen.  Signatum  Zecblin  den 
19./[29.]  Septembris  1669. 

Friderich  Wilhelm. 
30.  Sept.  Dieweil    auch  daran  zum  höchsten  gelegen,    dass   auf  solchen  Fall 

Ihre  Chf.  D.  einen  Pass  über  den  Rhein,  der  Staat  aber  annoch  Höchst- 
gedachter  Ihrer  Chf.  D.  Vestungen  am  Rhein  inne  hat,  dieselbige  aber 
wiederabzutreten  schuldig,  solchem  nach  wollen  Ihre  Chf.  D.  so  bald 
von  dem  Staat  derselbigen  Restitution  und  zum  wenigsten  der  Stadt 
und  Vestung  Orsoy  begehren.  Weil  nun  solches  auch  mit  zu  des 
Königs  Bestem  gereichete,  so  möchte  er  Ihre  Chf.  D.  darinnen  mit 
Nachdruck  assistireu  und  auch  solches  seinem  im  Haag  subsistirenden 
Ambassadeur  eigentlich  befehlen.  Das  Geld,  welches  der  König  Ihrer 
Chf.  D.  bei  der  Ratification  geben  würde,  wollten  Ihre  Chf.  D.  gleich- 
falls zu  keinem  andern  Ende  als  zu  des  Königs  besten  mit  anwenden 
und  in  dem  Clevischen  Calcar  und  was  sonst  mehr  notig  in  so  einen 
Stand  bringen,  damit  man  sich  auf  allen  Fall  darauf  recht  zu  verlassen. 
Dat.  ut  supra. 

Es  würde  dieses  alles  auch  darumb  müssen  secretiret  und  in  höchster 
Geheim  gehalten  werden,  damit  niemand  etwas  davon  erfahre,  dann 
sonsten  wurde  man  an  der  andern  Seite  nicht  allein  dieser  Sache  auf 
allerlei  Weise  contreminiren,  besondern  auch  Ihrer  Chf.  D.  absonderlich 

1)    Vgl.  oben  S.  716. 


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Yerbandlimg^en  mit  Vaabrun.  911 

in  der  Compromisssache  schaden,  und  demnach  Ihre  Chf.  D.  sich  in  jetzt 
gemelter  Sache  eines  guten  Urtheils  getrösteten,  so  würde  auch  der 
König  auf  solchen  Fall  Ihrer  Chf.  D.  getrealich  assistiren,  damit  das 
ürtheil  wirklich  exequiret  und  was  daraus  Ihrer  Chf.  D.  gebühret,  die- 
selbe darzu  auch  in  der  That  gelangen  mögen.  Zechlin  den  20./[30.] 
Septembris  des  Morgens  früh. 

Als*)  der  Herr  Cantzler  Jehna  den  21.  Sept.  von  S.  Chfl.  D.  mit  1.  Oct. 
vorhergesetzter  Resolution  zurücke  gekommen,  haben  wir  darauf  den 
frantzösischen  Gesandten  veranlasset,  sich  mit  uns  im  Felde  Nachmittage 
umb  2  Uhr,  da  die  Printzen  auf  der  Jagd  gewesen,  zu  rencontriren, 
welches  auch  geschehen,  wir  haben  anfanglich  anstatt  den  m/40  Rthlr. 
in/50  R.  begehret,  nachdem  aber  er  sowohl  wegen  solcher  Verhöhung 
als  auch  wegen  der  m/100  R.  zum  ersten  Termin  und  der  m/150  R. 
Werbegelder  so  überaus  grosse  Difficultäten  gemachet,  dass  er  deutlich 
gesaget,  wann  wir  darauf  beständen,  so  würde  garnichts  aus  der  Sache 
werden,  und  dass  S.  C.  D.  wohl  mehr  Advantagen  aus  diesem  Tractat 
haben  würde  als  sein  König,  so  haben  wir  declariret,  dass  S.  C.  D. 
mit  40000  R.  zufrieden  sein  wollte,  von  dem  anderen  aber  könnten 
wir  nicht  abstehen,  die  andere  conditiones  hat  er  alle  beliebet,  ausser 
dass  er  gesaget,  wegen  Gelderland  wäre  er  nicht  instruiret,  welches 
wir  also  vorgestellet,  dass  der  König  solches  S.  C.  D.  schon  hiebe  vor') 
auf  solche  Art  offeriren  lassen.  Er  hat  begehret,  ein  Project  aufzu- 
setzen, welches  beliebet,  und  seind  darauf  von  einander  geschieden. 


Des^)  H.   de  Vaubrunn  Erin-    Ihrer  Churf.  D.    zu   Branden- 
nerungen  bei  dem  lateinischen    bürg  —  darauf  erfolgete  gnä- 
Project*).  digste  Resolution. 

1.    Zu  setzen,  dass,  wann  gleich  Diesen  Punct  haben  Ihre  Chf.  D.  26.  Oct. 

einer  oder  der  ander,   welcher  vor     Ihre  gnädigst  gefallen  lassen^). 

')    Der  Schluss  wieder  yod  0.  v.  Schwerins  Hand. 

»)    S.  Mignet  II,  S.  282f.,  ürk.  u.  Akt.  II,  S.  468,  oben  S.  850. 

')    von  Fr.  y.  Jena's  Hand. 

^)  Es  liegen  zwei  verschiedene  lateinische  Entwürfe  zu  dem  Vertrage  vor,  schon 
der  frühere  enthält  Aenderungen  und  Zusätze,  welche  auf  Grund  dieser  Resolutionen 
des  Ef.  hinzugefügt  sind. 

^)  Dem  entsprechend  ist  in  dem  4.  Artikel  des  Vertrages  der  letzte  Passus: 
Quamvis  etiam  —  protestantibus  hinzugefügt  worden. 


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912 


VI.    Brandenburg  und  Frankreich.     1666—1669. 


diesem  in  der  RheiDischen  Alliantz 
gewesen,  dieselbe  nicht  wieder  re- 
noviren  wollte,  dass  doch  Ihre  Chf. 
D.  dessen  ungeachtet  dieselbige  wie- 
der erneuem  wollten. 

2.  Dass  die  Hulife,  welche  Ihre 
Chf.  D.  versprechen,  wieder  alle  die- 
jenigen gemeinet  sei,  welche  dem 
Könige  in  Frankreich  sich  oppo- 
niren,  dass  er  nicht  zu  seinem  Recht 
und  zu  den  ihm  zustehenden  Spa- 
nischen Pro  vintien  kommen  möge. 

3.  Die  Summa,  nämlich  die 
m/80Rthlr.,  welche  begehret  wür- 
den, dass  sie  sollten  zugleich  bei 
der  Extradition  der  unterschriebenen 
Tractate  gezahlet  werden'),  wäre 
zu  hoch  und  würde  von  denen 
jährlichen  m/40  Rthlr.  müssen  ab- 
gezogen werden. 

4.  Die  hundertundiunfzigtausend 
Rthlr.,  welche  auf  den  entstehenden 
Fall  zur  Werbung  gefedert  werden, 
könnten  nicht  begehret  werden,  weil 
eben  darumb  der  König  jährlich  die 
m/40  Rthlr.  verspreche,  damit  Ihre 
Chf.  D.  dafür  werben  könnten,  weil 
Sie  doch  zusi  wenigsten  6000  Mann 


2.    Diesen  Punct  haben  Ihre  Chf. 
D.  auch  gnädigst  placitireL 


3.  Ihre  Chf.  D.  seind  mit  denen 
gebotenen  jährlichen  m/40  Rthlr.  zu- 
frieden, doch  dass  das  erste  Jahr 
dieselbe  doppelt  erleget  und  nicht 
abgerechnet  werden. 


4.  Von  diesem  Punct  können 
Ihre  Chf.  D.  nicht  abstehen,  zumal 
Sie  doch  das  Geld  zu  des  Königs 
Nutzen  anwenden,  und  könnten  vor 
die  summa  nicht  3000  Pferde  nnd 
1000  Mussquetirer  geworben  werden. 


^)  In  dem  ursprünglichen  Entwürfe  lautete  der  letzte  Tbeil  Yon  Art.  7 :  Vicissim 
hoc  ipso  promittimus,  eo  ipso  die,  quo  hie  praesens  tractatus  confectus  et  subscriptos 
invicem  extradetur,  Nos  heredes  et  successores  nostros  Serenissimo  Electori  eiusdem 
heredibus  et  successoribus  soluturos  summam  octuaginta  millia  Imperialium  benefido 
litteiarum  cambii  vel  Hamburg!  vel  Lipsiae  prout  Nobis  Visum  fuerit.  Insuper  pro- 
mittimus Serenissimo  Electori  eius  heredibus  et  successoribus  singulis  annis  quamdiu 
foedus  hoc  durat  a  Nobis  heredibus  et  successoribus  nostris  quadraginta  millia  Impe- 
rialium absque  ulla  frustratione  et  mora  vel  Hamburg!  vel  Lipsiae  vel,  si  Serenissimus 
Elector  voluerit,  Parisiis  bona  fide  solutum  iri,  cum  vero,  ut  in  praecedente  articulo 
habetur,  statim  cum  extraditione  tractatus  octuaginta  millia  Imperialium  Serenissimo 
Electori  solvi  debeant,  ideo  primo  hujus  foederis  anno  ad  solvenda  illa  quadraginta 
millia,  quae  singulis  annis  promissa  sunt,  non  tenebimur. 


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Verhandlungen  mit  Vanbrnn. 


913 


unterhalten  und  dur  noch  drei  oder 
viertausend  Mann  zu  werben  hätten. 

5.  Dass  Ihrer  Chf.  D.  Armee 
sich  vergnügen  Hesse,  wann  sie 
ebensoviel  Proviant  und  Sold  be- 
käme als  die  Franzosen,  und  sollten 
auch  in  den  Quartieren  gleich  ge- 
halten werden.  Ihre  Chf.  D.  möch- 
ten versprechen,  dass  Sie  Ihre  Armee 
nicht  ehender  abfedern  wollten,  bis 
der  König  zu  demjenigen  Recht,  so 
ihm  an  die  Spanische  Niederlande 
zustehet,  voUkommentlich  gelanget. 

6.  Dass  ihm  möchte  communi- 
ciret  werden,  wie  es  mit  dem  Kö- 
nige in  Schweden  gehalten,  wann 
Ihrer  Chf.  D.  Armee  mit  desselbigen 
conjungiret  gewesen,  damit  sich  der 
König  darauf  erklären  könne. 

7.  Ihre  Chf.  D.  möchten  deutli- 
cher ihr  Recht,  so  sie  in  Gelder- 
land  praetendiren,  anzeigen  und  die 
Oerter,  so  Sie  begehren,  specificiren. 


8.  Ihre  Chf.  D.  möchten  allen 
Fleiss  anwenden  und  sich  bemuhen, 
damit  das  Haus  Braunschweig 
und  die  Frau  Landgraf  in  mit  die 
Rheinische  Allianz  renovireten. 

9.  Der  König  und  Ihre  Chf.  D. . 
möchten  gegeneinander  versprechen, 


5.  Ihre  Chf.  D.  seind  damit  zu> 
frieden,  nur  dass  es  allemal  richtig 
geliefert  und  gegeben  werde. 


2.  Das  foedus  wurde  nur  auf 
10  Jahr  aufgerichtet  und  stunde  zu 
beider  Theile  Gefallen,  ob  sie  vor 
Ablauf  der  10  Jahr  sich  weiter  ver- 
gleichen wollten. 

6.  Das  lassen  Ihre  Chf.  D.  gnä- 
digst geschehen. 


7.  Der  König  könnte  ihm  refe- 
riren  lassen,  dass  Geldern')  vor 
diesem  Ihrer  Chf.  D.  Vorfahren  zu* 
gehöret  und  von  Carole  V.  de  facto 
genommen,  dahero  Sie  wohl  das 
ganze  alsogenannte  Oberquartier  be- 
gehren könnten,  Sie  wollten  sich 
aber  vergoögen  lassen,  wann  Sie 
Geldern,  Venlo  und  Ruhrmund 
cum  Omnibus  pertinentiis  bekämen. 

8.  Das  wollen  Ihre  Chf.  D.  thun: 


9.    Damit  seind  Ihre  Chf.  D.  auch 
zufrieden. 


1)    S.  oben  S.  716. 

Mmter.  s.  Geseb.  d.  G.  Kurfürsten.    ZU, 


58 


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914 


VI.    Brandenburg  tmd  Frankreich.     1666—1669. 


dass  einer  dem  andern  vertraulich 
entdecken  wolle,  was  etwa  Könige, 
Fürsten  und  Republiqaen  proponiren 
möchten,  so  des  Königs  oder  Ihrer 
Chf.  D.  Interesse  entgegen  wäre. 

10.  Ihre  Chf.  D.  möchten  ver- 
sprechen, dass  Sie  auf  dem  Reichs- 
tag des  Königs  Interesse  so  viel  an 
Ihr  befodem  wollten. 

11.  Dass  Ihre  Chf.  Ü.  niemals 
willigen  wollten,  dass  das  Cuhrfurst- 
liche  Colleginm  mit  dem  Könige  in 
Böhemb  kein  Böndnis  eingehe  oder 
aber  derselbe  in  die  Cuhrfurstliche 
Verein  genommen  werde.') 


10.  Vermöge  des  instnimenti 
pacis  und  so  weit  es  des  Reichs 
Interesse  nicht  zuwider,  weil  doch 
der  König  paciscens  und  Gaaraot, 
auch  vice  versa  das  Reich. 

11.  Ihre  Chf.  D.  würden  und 
wollten  niemals  willigen,  dass  das 
Cuhrfurstliche  coUegium  ein  foedus 
mit  dem  Könige  in  Böhemb  ma- 
chete,  oder  dass  er  mit  in  die  Cuhr- 
furstliche Verein  genommen  werde. 
Potstamb  d.  16./[26.]  October  1669. 

Friderich  Wilhelm. 


Lionne  an  0.  v.  Schwerin.    D.  St.  Germain  24.  Januar  1670. 

[Bewilligung   einer   nachträglichen  Forderung   wegen   Geldems,   Interpretation   ei^er 

Stelle  des  Vertrages.] 

24.  Jan.  J'ay  receu  la  lettre  dont  il  a  plu  ä  V.  E.  de  me  favoriser  le  28* 

de  Tautre  mois  st.  vet.   avec  la  copie  de  la  lettre  qu'elle  avoit  escrite 
a  M.*"   le  Marquis   de  Vaubrun.    J'auray   le    bien   de  luy  dire  snr  le 


*)  Das  Ergebnis  der  Verhandlungen  mit  Vaubrun,  über  welche  sonst  keine  Auf- 
zeichnungen Yon  Wichtigkeit  yorliegen,  ist  der  am  4.  Januar  1670  abgeschlossene,  vom 
21./31.  December  1669  antedatierte  Vertrag,  jetzt  gedruckt  bei  y.  Morner  S.  691  ff. 
(▼gl.  dort  S.  335f.,  Mignet  III,  S.  286,  Droysen  III,  3  S.  177,  Pages,  Les  freres 
Formont  in  Revue  bist.  XLVI,  S.  292).  Die  dort  nicht  mit  abgedruckten,  in  einem 
besonderen  Dokumente  enthaltenen  Secretartikel  lauten: 

Serenissimus  Elector  Brandeburgensis  promittit  se  operam  omnem  daturum,  quo 
Duces  Brunswicences  et  Lüneburgenses  necnon  Hassiae  Landgram  foedus  Rhenanum 
renoYent 

Porro  Serenissimus  Elector  vi  Instmmenti  pacis  in  Comitiis  Imperii  Ghristianis- 
simae  Regiae  Maiestatis  res  omni  favore  promovebit 

Neque  consentiet  Serenissimus  Elector,  ut  Gollegium  Electorale  Regem  Bohemiae 
in  Unionem  Electoralem  recipiat  vel  foedus  commune  cum  eo  ineat 

Das  RecreditiT  des  Ef.  für  Vaubrun  vom  Februar  1670  s,  Urk,  u.  Akt  II, 
8.  505, 


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Zusatz  zu  dem  Vertrage  u.  Erläuterung  desselben.  915 

premier  point  qa'elle  contient,  qa'encore  qu^il  Dy  ait  peut  eetre  point 
d'exemple  qu'apres  des  conditions  eDtierement  ajust^es  et  un  traite  signe 
OD  y  ayt  retooche  et  particalierement  en  un  point  qui  se  trouve  de  pure 
grace  et  qui  a  este  accorde  comm'on  le  demandoit,  et  qu'encore  que  Sa 
M.**  ayt  pu  facilement  cognoistre  que  quand  eile  refuseroit  Texecution 
de  cette  grace,  S.  A.  E.  n'auroit  pas  voulu  pour  un  si  leger  interest  ar- 
rester et  bien  moins  rompre  une  affaire  de  si  grande  consideration, 
neanmoins  sad.^  M.^  a  voulu  passer  par  dessus  toutes  ces  raisons  pour 
obliger  surabondamment  sad/  A.  E.  et  a  fait  adjouster  une  clause^)  ä  sa 
ratification  par  laquelle  eile  luy  accorde  aui  cas  mentionnes  dans  l'ar- 
ticle  11"  outre  les  trois  places  et  leurs  dependances  tout  ce  qui  se  trou- 
Vera  estre  de  la  Gueldre  Espagnole  au  dela  de  la  riviere  de  Meuse, 
ne  se  reservant  plus  pour  eile  que  Stevansvest  et  ce  qui  se  trouvera 
au  deca  de  la  riviere  que  Ion  scait  estre  tres  peu  de  chose. 

Quant  au  second  point  dont  V.  E.  fait  encore  mention  dans  sa  lettre, 
qui  est  ce  mot  de  totum  Belgium ')  qui  fait  de  dela  quelqne  peine,  led. 
S/  Marquis  luy  aura  souvent  dit  les  raisons  invincibles  pour  lesquelles 
par  consequent  on  n'y  peut  rien  changer.  J'y  adiousteray  seulement  sur 
le  doute  ou  eile  tesmoigne  d'estre,  que  si  le  Roy  par  exemple  cedoit  a 
d'autres  Potentats  comme  eile  fait  aujourdhuy  a  M.  TEL  quelque  portion 
petite  ou  grande  des  Pays  bas,  Sa  M.^  ne  se  crut  desgagee  parla  de 
son  Obligation  envers  s.  A.  E.  par  la  raison  qu^elle  ne  possederoit  pas 
totum  Belgium,  Sad/  M/^  n'a  pas  cette  Intention  la  et  n'en  useroit  pas 
dans  ce  cas  la  de  la  maniere  que  V.  E.  tesmoigne  de  le  craindre,  mais 
au  contraire  executeroit  le  traite  de  bonne  foy  et  sans  chicaner  de  la 
mesme  sorte  que  si  au  Heu  de  la  clause  qua  totum  Belgium  domina- 
tioni  Gallicae  accedat  il  y  avoit  qua  totum  Belgium  e  dominatione  Hi- 
spanica  subtrahatur.  — 


F.  Meinders   an   Lionne.     D.    s.  l    6.  April/ 27.  März  1670, 

[Klagen  über  mangelhafte  Zahlung  der  Subsidien.     Bitte  um  Abhälfe.] 

Antwort  anf  ein  Schreiben  inbetreff  des  Prinzen  von  Snlzbach').    Man  6.  April. 
ho£ft,  dass  die,  welche  von  dem  Interesse  des  Kl.  an  allem,  was  nur  den  ge- 


>)    S.  den  Zusatz  in  der  Ratification  Ludwigs  XIV.  (d.  St  Germain  24  Janvier 
1670}  bei  ▼.  Hörner  S.  696. 

•)    Art.  11  des  Vertrages  ebendas.  S.  695. 
»)    S.  oben  S.  894f. 

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916  VI.    Brandenburg  und  Frankreich.    1666—1669. 

ringsten  Anschein  haben  kann,  die  Fortsetzung  seiner  Freundschaft  mit  dem 
Könige  zu  unterbrechen,  andere  Impressionen  sei  es  aas  Unwissenheit,  sei  es 
aus  Bosheit  zu  machen  suchen,  bei  ihm  keinen  Glauben  finden  werden. 

Der  erste  Termin  des  zu  zahlenden  Geldes  ist  nicht  mit  der  von  dem  Kö- 
nige befohlenen  Genauigkeit  bezahlt,  die  Wechsel  Vaubruns  an  die  Herren 
Fromont')in  Danzig  waren  nur  angenommen  worden  unter  der  Bedingung,  dass 
die  Bezahlung  in  Reichsthalem  oder  Ducaten  und  nicht  in  polnischer  Münze 
erfolge.  Die  Fromonts  aber  wollen  nur  polnisches  Geld  geben,  was  einen 
Verlust  von  12—13  pC.  verarsachen  würde.  Bitte,  andere  Befehle  deswegen  zu 
geben,  das  beste  wäre,  das  Geld  nach  Hamburg  zu  schicken  oder  es  Nicolas 
Fromont  zu  übergeben,  welcher  auch  im  vergangenen  Jahre  die  H&Ifte  der 
damals  bezahlten  Summe  erhalten  und  hieher  geliefert  hat*). 


0  S.  Pages,  Les  freres  Formont  et  les  relations  du  Grand  Biecteur  avec  U 
cour  de  France  (Revue  bist  XLVI,  S.  2Ö8fr.). 

*)  Auch  die  weitere  Zahlung  der  Subsidiengeider  ist  unpünktlich  und  unter 
mannichfachen  Schwierigkeiten  erfolgt,  worüber  zahlreiche  Schriftstücke  von  Me In- 
ders' Hand,  dem  diese  ganze  Angelegenheit  übertragen  war  und  der  auch  diese 
Gelder  in  Empfang  nahm  und  zu  verwalten  hatte,  vorliegen.  (Vgl.  Pages  a.a.O.)  Nach 
einer  von  ihm  im  Januar  1672  dem  damals  in  Berlin  befindlichen  französischen  Ge- 
sandten St.  G6ran  übergebenen  Abrechnung  waren  die  beiden  ersten  Termine  (10.  Fe- 
bruar und  10.  August  1670  je  100000  Livres)  bezahlt  worden,  von  dem  nächsten  am 
10.  Februar  1671  fälligen  Termin  von  100000  Livres  nur  50000  Livres  und  zwar  in 
einem  erst  nächste  Ostermesse  zu  Leipzig  zahlbaren  Wechsel.  Weitere  Zahlungen  sind 
nicht  erfolgt.  Nach  der  Schlussabrecbnung  Meinders'  vom  30.  April  1673  hat  er  em- 
pfangen die  beiden  ersten  Termine  200000  Fl.  »66  666  Rthlr.  16  Gr.  und  in  Abschlag 
des  dritten  50000  Fl.  =  16  666  Rthlr.  16  Gr.,  zusammen  83  333  Rthlr.  8  Gr.,  davon 
sind  (laut  specificierter  Rechnung)  ausgegeben  78906  Rthlr.  11  Gr.,  den  Rest  von 
4426  Rthlr.  21  Gr.  liefert  er  damals  an  den  Kf.  ab. 


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vn. 

Eigenhändige  Briefe  des  Kurfürsten  an 
den  Oberpräsidenten  Otto  v.  Schwerin. 

1668-1671. 


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Yn.    Eigenhändige  Briefe  des  Kurftkrsten 
an  den  Oberpräsidenten  Otto  v.  Schwerin. 

1668—1671. 


Die  nachfolgenden  44  bisher  angedruckten  Schreiben,  welche  der  Earfürst 
an  den  Oberpräsidenten  Otto  v.  Schwerin  während  der  Jahre  1668 — 1671 
in  Zeiten,  wo  beide  sich  nicht  an  demselben  Orte  befanden,  gerichtet  hat,  sind 
in  demselben  Bande  des  Geh.  Staatsarchivs  enthalten,  welchem  die  im  8.  nnd 
9.  Band  dieser  Sammlung  abgedruckten  Briefe  an  ebendenselben  aus  den  Jahren 
1656 — 1657  und  1661  — 1663  entnommen  sind  und  über  welchen  in  Band  9 
S.  823  sich  nähere  Nachrichten  finden.  Auch  diese  Briefe,  in  welchen  der 
Kurfürst  seinem  vertrautesten  Rathgeber  gegenüber  ebenso  seine  häuslichen  und 
Privatangelegenheiten  wie  die  verschiedenartigsten  Fragen  der  äusseren  und  inneren 
Politik  zur  Sprache  bringt,  sind  von  hohem  Interesse.  Dieselben  sind  in  der  unver- 
änderten Orthographie  der  Originale  mitgetheilt.  Leider  ist  ein  Theil  nicht  datiert; 
und  ist  bei  einigen  eine  genauere  chronologische  Fixierung  nicht  möglich  gewesen, 
dieselben  erscheinen  hier  an  der  Stelle,  welche  sie  im  Original  einnehmen. 


8.  1.  et  d. 

[Ausbleiben  der  Briefe  aus  Cassel.    Aufzusetzender  Revers.]  .^^^ 

Lieber   H.    Schwerin,    von    Cassell    hab    ich    diesses    mall   keine  [Anfang.] 
Schreiben  bekommen  vndt  vermeindt  man,   dass  wegen  des  streits  So 
der  Postmeister  von  Cassell  mitt  dem  von  Braunsweig  hatt,  Selbige  zu 
Braunsweig  sein  ligen  geblieben,  Wan  Ihr  den  Revers  aufsetzen  woltet, 
So  bewuste  Persohn  ^)  wegen  der  Religion  mir  geben  solte,   konte  ich 


*)  Dorothea  von  Holstein  -  Glücksburg  geb.  9.  Oetober  1636,  Wittwe  des 
25.  März  1665  verstorbeneu  Herzogs  Christian  Ludwig  von  Braunschweig-Gelle. 
Vgl.  Pierson,  Kurfürstin  Dorothea,  die  Gründerin  der  Dorotbeenstadt  zu  Beriiu 
(Beriin  1886). 


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920  VIT.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  ▼.  Schwerin.     1668—1671. 

selbigen   mitt   der  Mitwochischen  post  schicken,    derhalben  begere  ich 
ahn  Euch  dass  Ihr  solchen  aufsetzen  wollet. 


Collen  ahn  der  Spree  den  24.  Januarii/ [3.  Februar]  A**  1668. 

IftAX  [Millets  Hittbeilongen  über  die  Allianz  zwischen  England  und  Holland.] 

3.  Febr.  Lieber   H.  von  Schwerin')-     Ich    vberschicke   Euch    hie    bey  die 

Relation  von  dem  von  Pelnitz  vndt  Menertzen'),  es  ist  gleich  itzo 
Mona:  Miilet')  bey  mir  gewessen,  vndt  mir  des  von  Strades^)  Schrei- 
ben gewissen,  vndt  gehet  das  gantze  Werck  der  alliance  zwischen  Eng- 
landt  vndt  Hollandt')  auff  die  Alternatief,  Wie  Ihme  solches  De- 
Witte  versichret  hatt,  hoffe  also  es  werde  baldt  Pride  werden,  welches 
Gott  geben  wolle,  in  dessen  bewahrang  ich  Euch  empfelle,  vndt  ver- 
bleibe 

Ewer  Alzeitt  gnediger 

Friderich  Wilhelm  Churfurst. 


Collen  ahn  der  Sprew  den  21./[31.]  Martii  A'  1668. 

lAAft  [Relation  v.  Brandts.    Das  gegen  Frankreich  einzuhaltende  Verfahren.] 

31.  März.  Lieber    Herr    von    Schwerin^,    Ich    vberschicke    euch    des    von 

Brandts^)  Schreiben,  daraus  Ihr  ersehen  werdet,  was  für  iudicia  von 
Franckreich  gefeldt  werden,  es  scheindt  das  isola^)  seinem  alten  Ge- 
brauch nach  suchen  wirdt,  die  Sachen  zu  verwirren  vndt  dass  er  den 
Engelischen  Hoff  anmahne  ahn  mich  zu  schreiben,  ob  ich  mich  mitt  in 
die  Liga  begeben  wolte.  So  lange  Franckreich  bey  eiumall  gegebener 
paroll  beharret  kan  Ich  nicht  ersehen,  worumb  man  Mistrauen  noch  zur 
Zeitt  auf  Ihn  setzen  solle,  solte  aber,  welches  ich  nicht  hoffe,  auch 
glaube,  Franckreich  gegen  seine  getahne  contestation  vndt  paroUe  zu  weitt 


*)  Nach  Schwerins  Tagebuch  reiste  derselbe  am  3.  Februar  nach  seiner  Be- 
sitzung Alt-Landsberg  ab  und  kehrte  am  5.  von  dort  nach  Berlin  zurück. 

^    S.  oben  S.  855. 

*)  Jeure  Millet,  Hai  1667— Juni  1668  franzosischer  Gesandter  in  Berlin,  s. 
oben  S.  682. 

*)    Graf  d'Estrades,  französischer  Gesandter  im  Haag. 

^)    Die  Tripelallianz  Tom  23.  Januar  1668,  s.  oben  S.  859. 

*)  Seh.  war  mit  den  Prinzen  am  29.  März  nach  Alt-Landsberg  gereist,  wo  er 
mit  denselben  bis  zum  6.  April  geblieben  ist. 

0    S.  oben  S.  664. 

*)    Franz  ?.  Li  sola,  damals  kaiserlicher  Gesandter  in  England. 


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Tripelallianz.    Verhalten  gegen  Franckreich.    Heirathsangelegenheit.  921 

gehen  vndt  den  Krieg  cootinuiren  wollen,  müste  man  alsdan  andere 
consilia  ergreiffen  vndt  nehbenst  anderen  Reichsstenden  diesses  Werck 
schleunig  vberlegen,  vndt  das  jenige  resolviren  was  zu  berahigung  des 
reieha  dienlich,  brandt  hatt  sehr  woll  geandtworttet,  dass  mir  das 
Schreiben  vom  Konige  nicht  vnangenem  sein  wurde,  hidurch  wirdt  zeitt 
gewunnen  vndt  wir  werden  inmittels  sehen  wo  das  Werck  hinnaus 
lauffen  wirdt.     hiemitt  Gott  befollen,  vndt  verbleibe  etc. 


Collen  ahn  der  Sprew  den  22.  Martii/[1.  April]  A"  1668. 

[Befehl  an  Schwerin,  der  geheimen  Angelegenheit  wegen  nach  Berlin  zu  komme^.] 

1068, 

Lieber  Herr  Schwerin,  Ewer  Schreiben  ist  mir  heutte  morgen  1.  April, 
woll  zukommen,  werde  den  Dechandt  Groben')  daferne  er  alhie  zu  mir 
kommen  lassen,  sonsten  werde  ich  den  Landt  Rendtmeister')  zu  mir 
kommen  lassen,  gestern  abendt  ist  etwas  furgelauffen  wegen  bewuster 
geheimen  sache  vndt  der  persohn,  so  ich  der  feder  nicht  vertrauen 
darff,  vndt  begere  dass  Ihr  morgen  euch  alhie  bey  mir  einfinden  wollet, 
auf  das  ich  euch  dauon  pardt  geben  konte,  Ihr  wollet  es  so  anstellen 
auf  das  Ihr  in  einem  tage  hin  und  her  kommen  moget,  hiemitt  Gott 
befollen,  vndt  verbleibe  etc. 


Schonebeck')  den  31.  Martii/[10.  April]  A°  1668. 

[Die   Schreiben   der   Prinzessin    von   Orauien   und   der   Gen.  Staaten.     Abreise   nach 

Oranienburg.]  ^^^^ 

Lieber  Herr  Schwerin,  Ich  vberschicke  Euch  hiebey  das  Schreiben  10.  April, 
von  meiner  Schwigerfraw  Mutter  der  Princessin  von  Oranien,  darauss 
Ihr  ersehen  werdet,  was  Sie  wegen  der  Heiradt  mitt  einer  franschosi- 
schen  Dame^)  meldet,  Auch  hab  Ihr  zu  ersehen  wie  man  wegen  der 
Alliance  so  ich  mitt  Franckreich  gemacht,  im  hage  nicht  allerdings  zu- 
friden   ist.     Wie  Ich    vermeine   dass  das  schreiben  So  die  Staadt  von 


0  Hans  Ludwig  v.  d.  Groben,  Dechant  des  Stiftes  Brandenburg,  kurfurstl. 
Geh.  Rath,  s.  Urk.  u.  Akt  X,  S.  353 ff. 

^  Der  Landrentmeister  der  märkischen  Stände  v.  d.  Linde,  s.  Urk.  u.  Akt 
X,  S.  356.  403  tf. 

^)  Kf.  war  am  5.  April  nach  Schönebeck  gereist,  hielt  sich  dann  in  und  bei 
Potsdam  auf  und  kehrte  erst  am  2.  Mai  nach  Berlin  zurück. 

*)  Vgl.  über  diese  Gerüchte  v.  Orlich,  Friedrich  Wilhelm  der  grosse  Kurfürst 
S.  51  und  oben  S.  660.  662. 


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922  VII.    Briefe  des  Kurföreten  an  Otto  ▼.  Scbwerin.    1668—1671. 

HoIIandt  ahn  mich  abgehen  lassen^),  wider  beandtworttet  werden  soll, 
solches  wirdt  der  von  Somnitz  Euch  berichten,  mitt  welchen  Ich  dess- 
wegen  abrede  genommen  habe,  morgen  gehe  ich  geliebte  Gott  von  hinnen 
nach  Oranienburg,  hiemitt  thu  ich  Euch  Gottlicher  bewahning  empfellen 
vndt  verbleibe  etc. 


Potzdam  den  7./[17.]  Aprilis  A^  1668. 

taao      [Gänstige  Nachrichten  in  der  Heirathsangelegenheit,  darüber  umherlaufende  Gerücht«.] 
17.  April.  Lieber    Herr    von    Schwerin,    Ich    vberschicke    euch    biebey   ein 

Schreiben  von  meiner  Schwester  der  LandtGreffin,  darauss  Ihr  sehen 
werdet,  das  die  bewuste  persohn  einig  vndt  allein  den  scruppell  wegen 
des  Nachtmahls  hatt,  hoffe  also  es  werde  Sich  zu  meinen  contento  alles 
woU  schicken,  Sie  werden  beiderseits  schon  beisammen  gewessen  sein, 
vndt  werde  ich  mitt  Verlangen  der  zukunftigen  post  erwahrtten,  Wen 
Ihr  mitt  den  hessischen  Secretario  *)  hettet  geredet,  wie  ich  zu  die  brieffe 
von  meiner  Fraw  Schwester  der  Landt  Greffin  gelangen  kontte,  damitt 
selbige  nicht  erst  nach  Berlin  vndt  dan  wider  nach  Nellin')  gebracht, 
sonderen  dass  ich  Sie  von  Brandenburg  auss  recta  auf  Nellin  bekommen 
möge.  Ich  hab  diesse  post  vorbei  gehen  lassen,  das  ich  ahn  meiner 
Schwiger  Fraw  Mutter  wegen  meiner  heiradt  nichts  hab  gedencken 
wollen,  werde  es  aber  mitt  negsten  thun,  auch  Ihr  die  persohn  namkundig 
machen,  den  ich  besorge  es  wirdt  in  der  lenge  nicht  mehr  so  verschwigen 
gehalten  werden  können,  Ihr  könt  mir  euere  gedancken  hiruber  zu  wissen 
thun.  Man  ist  sehr  courios  alhie  gewessen,  ob  man  mich  hette  aussiragen 
können,  Ich  bin  aber  allzeitt  dabey  geblieben,  dass  in  Franckreich  viell  geldt 
zu  bekommen  were,  darüber  ist  man  sehr  in  pein,  D.  Bergias^)  hatt 
gegen  Martits^)  gedacht  er  könne  nummer  nicht  glauben,  dass  ich  eine 
Cattollische  gemallin  nehmen  wurde,  den  dadurch  wurde  die  Kirche  leiden, 
es  ist  schade  dass  es  nicht  den  1.  Aprill  gewessen,  dass  die  hofmeisterin*) 
vndt  D.  Bergius  diesses  aufgebunden  worden  ist,  das  beste  ist,  dass  Sie 
es  nicht  alleine  sein.  Ich  hoffe  Pelnitz  vndt  Meiners  werden  baldt  nun 


0  Das  Schreiben   der  Qen.  Staaten  vom  30.  März  1668,   worin  dieselben  Kl 
zum  Beitritt  zur  Tripelallianz  einladen  (Aitzema  II.  8.  880),  s.  oben  S.  759. 

^  Lincker. 

^)  Besitzung  des  Kf.  in  der  Nähe  von  Potsdam. 

*)  Der  Hofprediger  Dr.  Bergius. 

^)  Johann  Martitz,  kfl.  Kammerdiener  und  Geh.  Kammersekret&r. 

®)  Frau  V.  Götzen. 


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Die  Helratbsangelegenbeit.     Testamentseröfflaung.  928 

baldt   wider   hie  sein,    hiemit  thu  ioh  Euch  Gottlicher  bewahrang  ge- 
treulich befellen,  und  verbleibe  etc. 


Potzdam  den  8./[18.]  Aprilis  A*^  1668- 

[Antwort  an  die  Prinzessin  von  Oranien.    Brief  beforderung.]  _^^ 

Lieber  Herr  Schwerin,  Ewer  Schreiben  habe  ich  heutte  woU  em-  18.  April. 
pfangen  vndt  bedancke  mich  gegen  euch  wegen  des  Wunsches  so  Ihr 
mir  thut,  Ich  hab  ein  Schreiben  aufgesetzet  ahn  meine  Fraw  Schwieger 
Mutter,  dauon  ich  euch  das  concept  hiebey  vberschicke,  Ihr  kondt  dazu 
thun  was  euch  deucht,  Ich  werde  aber  wartten  das  schreiben  nicht  eher 
abgehen  zu  lassen,  biss  ich  bey  negster  post  vollkommene  nachricht  von 
meiner  Schwester  der  Landt  Gräffin  werde  bekommen  haben,  So  begere 
Ich  auch  zu  wissen  ob  Ich  den  nahmen  der  person  im  Schreiben  setzen 
solle  oder  nicht,  den  Fürsten  von  Anhaldt  vndt  Seine  gemallin*)  werde 
ich  noch  ein  Zeit  lanck  bey  den  glauben  lassen,  Das  der  Secretarius 
Linker  selbst  seine  brieffe  von  Brandenburg  abholten  vndt  nach  Nellin 
bringen  werde,  ist  mir  lieb  dan  mich  fangt  ahn  ein  wenig  zu  verlangen, 
wie  es  mitt  aussgebung  des  Revers  abgelauffen  sein  möge,  hiemitt  thu 
ich  Euch  Gottlicher  bewahrung  getreulich  befellen,  vndt  verbleibe  etc. 

Ihr  wollet  mir  das  Schreiben  von  meiner  Fraw  Schwester  der  Landt 
Gräffin  wider  zuschicken. 

Nellin  den  10./ [20.]  Aprilis  A'  1668. 

[Schreiben  der  Prinzessin  Ton  Oranien,  Intriguen  des  Forsten  von  Anhalt,  zu  erthei- 

lende  Antwort.]  ^^^^ 

Lieber  Herr  Schwerin,  gleich  itzo  diessen  abendt  spette  bekomme  20.  April. 
Ich  diesses  einligendes  Schreiben  von  meiner  Fraw  Schwiger  Mutter, 
welches  mich  den  nicht  wenig  befrembdet,  vndt  sehe  ich  woll  das  diesses 
Schreiben  nicht  von  Ihr  als  woll  von  den  Fürsten  von  Anhaldt  her- 
ruren  thut,  vndt  es  Ihme  verdriest,  das  ich  In  bey  der  erofnung  des 
Testamendts ')  aussgeschlossen  hab,  vndt  nicht  anders  sich  zu  revangiren 
weis,  als  durch  meine  Schwiger  Mutter,  Diesses  ist  nun  zu  schlissen, 
dass  Sie  alle  gerne  die  hande  in  diesser  sache  haben  wollen,  vndt  mich 


^)  Henriette  Katharina  von  Oranien,  Schwester  der  yerstorbenen  Kur- 
forstin,  zu  deren  Leichenbegängnis  sie  mit  ihrem  Gemahl  Anfang  December  1667  nach 
Berlin  gekommen  war. 

')  Vgl.  das  Schreiben  der  Prinzessin  von  Oranien  an  Schwerin  ?om  13.  April 
1668  (v.  Orlich  111,  S.  521),  Droysen,  Das  Testament  des  Grossen  Kurfürsten  S.  19. 


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924  VII.    Briefe  des  Knrfäraten  an  Otto  v<  Schwerin.     1668—1671. 

gleichsam  vnmundig  machen  wollen,  als  ob  ich  meine  Kinder  nieht 
liebtte,  vndt  Ihnen  das  Ihrige  verbrechte ,  Ich  werde  wider  antwortten, 
vndt  kein  bladt  für  das  maull  nehmen,  vndt  bitten,  dass  man  durch 
solche  leutte  so  Sich  nur  vmb  das  Ihrige  bekümmeren  solten,  keine 
bosse  impressiones  von  mir  machen  lassen  wolle,  auch  Ihnen  kein  gehör 
geben,  weill  das  es  solche  leutte  weren,  die  nur  Ihren  nutzen  hirin 
suchten,  vndt  ohne  das  wenig  oder  gar  nichts  auff  den  meinen  sehen, 
Ihr  kundt  hiraus  leicht  erachten,  wie  mir  diesse  Schreiben  anstendig 
gewessen,  vndt  was  für  anschlege  alda  für  lengst  müssen  gemacht  sein, 
hiemitt  thu  ich  euch  Gottlicher  bewahrung  getreulich  befellen  vndt  ver- 
bleibe etc. 


Nellin  den  12./[22.]  Aprilis  A^  1668. 

[Günstiger  Stand  der  Beirathsangelegenheit.    Antwort  an  die  Prinzessin  von  Oranian.] 
1608. 

22.  April.  Lieber  Schwerin  Ich  hab  gleich  itzo  von  meiner  Fraw  Schwester 

der  Landt  Grefßn,  durch  Mon:  Groben^)  empfangen,  die  andtwordt,  die 
ich  nun  so  verlangt  habe,  schicke  euch  hiebey  den  Revers*),  wie  anch 
meiner  Schwester  Schreiben,  was  für  furschlege  geschehen,  wollet  Ihr 
vberlegen  vndt  Ewre  gedancken  mir  alsofordt  zu  Schreiben,  der  Revers  ist 
zwahr  nicht  wie  ich  begeret  habe,  aber  Ihr  werdet  sehen  was  Sie  Sich 
gegen  meine  Schwester  apardt  erkleret  hatt,  Darauss  ich  mntmasse» 
mus  dass  Gott  der  der  Menschen  Hände  in  seiner  Hand  hatt  vndt  sel- 
bige regiret,  er  das  Ihrige  auch  zur  Wahrheitt  vndt  rechten  erkendtnis 
bringen  werde,  Es  wird  nuhmer  nottig  sein  alle  anstaldt  zu  machen 
damitt  es  voUendt  zur  richtigkeitt  gelangen  möge.  Wan  die  Ghurfiirstin 
von  Heidelberg')  mittkommen  solte,  so  muste  man  alle  anstaldt  anch 
darzu  machen,  bitte  auch  mir  Ewere  gedancken  auffenh^rtzig  hiraon  zu 


>)    S.  oben  S.  921. 

')  Ein  solcher  Revers  ist  nicht  erbalten,  er  ist  vielleicht,  nachdem  die  Eurfdrstin 
schon  im  October  1668  zum  reformierten  Glauben  übergetreten  war,  cassiert  worden.  In 
den  Ehepacten  d.  Grüningen  14./[24.]  Juni  1668  (Egl.  Hausarchiv)  bestätigt  dieselbe 
„was  wir  noch  neulieber  Zeit  za  Allendorff  in  Soden  bey  vorkommenden  Religions- 
unterschied zu  mehrer  Befestigung  ehelicher  Liebe  und  bestendigen  guten  Vertrawens 
uns  derenthalben  in  einem  und  anderm,  zumahln  aber,  dass,  imfall  dem  Allerhöchsten 
gefällig,  uns  beyderseits  mit  Leibeserben  zu  segenen,  solche  in  keiner  andern  als  der  re- 
formirten  Religion  auferzogen  werden  sollten,  absonderlich  und  in  Schriften  erkleret*'. 

»)  Charlotte,  Schwester  des  Landgrafen  Wilhelm  IV.  von  Hessen-Gaasel,  Ge- 
mahlin des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz,  welche,  von  diesem  getrennt, 
1663  nach  Gassei  zurückgekehrt  war.    S.  Urk.  u.  Akt  XI,  S.  71  ff. 


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Die  Heirathsangelegenheit.  925 

wissen  than,  das  Schreiben  an  meiner  Schwiger  Mutter  hab  ich  8  tage 
zurück  gedattiret,  vndt  schicke  solches  an  Copes  vndt  lass  Ihm  Schrei- 
ben, es  were  bey  der  post  vergangen  liegen  blieben,  hiemitt  Gottlicher 
bewahrung  befollen  vndt  verbleibe  etc. 

Groben  kam  eben  wie  Ich  bey  der  Taffell  wahr  da  die  Fürstin 
von  Anhaldt  Sich  darüber  entsetzte  vndt  erst  gans  bleich  vndt  nach- 
mals rodt  wahrdt,  ich  halte  dafür  dass  Sie  etwas  mercken,  vndt  nicht 
eigendtlich  wissen,  Ich  bleibe  bey  meiner  vorigen  Aussage,  nach  verles- 
sung  wollet  Ihr  mir  diese  beyligende  Schreiben  wider  schicken. 


Nellin  den  13. /[23.]  Aprilis  A^  1668. 

[Antwort  an  die  Prinzessin  von  Oranien.    Vorbereitungen  znr  Heirath,   zi>  Terscben- 

kendes  Portrait  des  Kf.l  -«^^ 

Lieber  Herr  Schwerin,  Ewer  Schreiben  hab  ich  nehbenst  den  anderen  23.  April. 
Schreiben  woll  empfangen,  Ihr  hab  sehr  woll  meiner  Schwiger  Mutter  ge- 
antworttet^),  beide  Schreiben  kommen  nicht  aus  Ihren  Kocher,  sonderen 
sein  vielleicht  hie  concipiret  worden.  Ich  will  Ihr  andtwortten,  aber  mit  aller 
bescheidenheitt,  Ihr  wollet  nachsehen  lassen,  wie  viell  personen  meiner 
gemallin  laudt  den  epacten  sein  gehalten  worden,  vndt  solches  mir  zu- 
schicken, meine  Schwester  Schreibt  mir,  dass  Sie  der  bewusten  person 
Ihr  conterfeitt  durch  Ihren  prediger  musquelum  schicke,  es  ist  der  so 
des  D.  Crellii*)  tochter  trauet,  Ihr  wollet  solches  von  ihn  abforderen, 
vndt  da  es  versigeldt  mir  zuschicken,  Sie  verlangt  nun  bey  mir  zu  sein 
vndt  ich  nach  Ihr,  ahn  meine  Schwester  hab  ich  geschriben,  das  ich 
gewis  den  9.  Junii  zu  Groningen  sein  wurde,  es  muss  nun  bei  zeitt  an- 
staldt  dazu  gemacht  werden,  ob  es  Cansteinen')  zu  offenbahren  stehe  ich 
sehr  ahn,  den  der  wurde  es  furchte  ich  lautbahr  machen,  Ich  bitte  Euch 
auch  Ihr  wollet  den  maller  blocken  zu  euch  kommen  lassen  vndt  von 
Ihn  vernehmen,  ob  er  das  kleine  conterfeitt  von  mir  noch  bey  Sich 
habe,  So  er  dem  von  Nuernberg,  so  die  Stemppell  zur  Muntze  geschnitten, 
geligen  hatt,  welches  Ihr  von  Ihm  abforderen  könnet  vndt  da  rup*) 
noch  zu  Berlin  ein  Gristall  darüber  machen  vndt  mitt  Demanten  vmb- 


')  Das  Schreiben  Schwerins  an  die  Prinzessin  von  Oranien  yom  26.  April 
1668,  Erwiderung  auf  ein  Schreiben  derselben  vom  13.  April  in  der  Testamentsange- 
legenheit, abgedruckt  bei  y.  Orlich  III,  S.  522f. 

^    Der  Hofprediger  Dr.  Wolfgang  Cr  eil  ins. 

*)    Der  Hofmarscball  u.  Kammerpräsident  Baban  v.  C ans t ein. 

0    Der  HoQuwelier  Ewald  Rupe. 


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926  VII.    Briefe  des  Kurfnreten  an  Otto  t.  Schwerin.     1668—1671. 

fassen  lassen,  damit  man  es  zum  Arrembandt  gebrauchen  könne,  die  be- 
wuste  person  hatt  sehr  instendig  meine  Schwester  die  Landt  Greffin 
darumb  ersuchet,  wan  Rup  nicht  da  were  so  wollet  Ihr  bei  Menlinck 
vernehmen,  [ob')]  er  steine  darzu  habe,  So  bitte  ich  [sie]  alsovordt  zu 
bestellen  den  ich  M[u8cultts]  gerne  damitt  abferttigen  wol[te],  faiemitt 
thu  Ich  Euch  Göttlicher  [be]wahrung  getreulich  befellen  vndt  verbleibe 
Allzeitt  etc. 

Gleich  wie  ich  diesses  schon  zu  gesigeldt  habe  bekomme  ich  Ew. 
Schreiben,  bedancke  mich  wegen  des  Wunsches  So  Ihr  mir  za  befor- 
stehender  hayradt  thut,  der  höchste  erfülle  eueren  wünsch.  Lieb  sollte 
mir  sein  dass  Ihr  auff  ein  Tag  oder  etliche  anhero  kommen  konttet,  den 
eine  vndt  andere  Sachen  vorfallen,  darüber  ich  euer  guttachten  gerne 
vernehmen  wolte,  wegen  der  estiftung  werde  ich  ahn  meine  Schwester 
schreiben,  damit  solche  mir  zugeschickt  werden  möge.  D.  14.  Junii  ac- 
ceptire  ich  gern,  werde  auch  schreiben,  dass  man  es  in  geheim  mittden 
Bruderen  communicire. 


Neilin  den  15./ [25.]  Aprilis  A*  1668. 

[Musculus*   Ankunft.     Intrigue  des  Fürsten   von  Anhalt.    Das  Armband.     Friedens- 
16«8.  hoffnungen.] 

25.  April.  Lieber  Herr  Schwerin,  Ewer  Schreiben  hab  ich  gesteren  spette 
empfangen,  nehbenst  der  liste  der  bedientten,  So  meiner  Gemallin  sel- 
ligen  sein  gehalten  worden,  Ich  halte  dafür  dass  musculus  nuhmer  zu 
Berlin  wirdt  ankommen  sein,  vndt  wolt  Ihr  das  gemelte  mitt  bringen, 
Ich  erwahrtte  aulTen  den  Sonnabendt  Ewer  vndt  die  kinder  mitt.  Weill 
Ihr  vermeinet,  das  es  nocht  zu  frühe  sey  einige  anstaldt  zu  Groningen 
machen  zu  lassen,  als  kan  man  noch  etwas  darmitt  verziehen,  Das  meine 
Schwiger  Fraw  Mutter  gegen  Colombell*)  wegen  erofnung  des  testa- 
ments  geklagt,  da  ist  niehmandt  andres  schuldt  ahn,  als  der  Fürst  von 
Anhaldt,  den  ich  kan  ahn  seinen  gesiebte  erkennen,  dass  er  auch 
Schreiben  hiruber  empfangen  hatt,  der  Pfaltz  GrafF*)  ziehet  diesse  Woche 
von  hin.   alhie  fengt  man  ahn  etwas  nachdenckens  von  der  heiradt  zu  be- 


0    Das  Blatt  ist  am  Rande  beschädigt. 

^)    Gabriel  Colombel,  kurfurstl.  Hofmaler. 

^  Pfalzgraf  Moritz  Ludwig  Heinrich  Ton  Simmern»  seit  23.  September 
1666  Gemahl  der  Prinzessin  Marie  von  Oranien,  Schwester  der  Kurfärstin,  war 
auch  Anfang  December  1667  zur  Theilnabme  an  dem  Leichenbegängnisse  mit  seiner 
Gemahlin  nach  Berlin  gekommen  und  reiste  erst  28.  April  1668  von  dort  wieder  ab. 


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Die  Heiratbsangelegenheit    Aerger  ober  den  Fürsten  v.  Anhalt.  927 

kommeD,  in  Sonderheit!  weill  Musculus  gekommen  ist,  dennoch 
seindts  mutmassungen.  Wegen  des  Arrembandes,  sehe  ich  gerne  dass 
es  hupsse  reine  dicke  steine  weren,  oder  facett  steine  weren,  Ihr  könnet 
es  lassen  machen  von  solchen  preis,  als  da  steine  zu  vorhanden  sein. 
Das  Mens.  Milet  gutte  hofnung  zum  friden  macht,  dessen  erfreue  Ich  mich, 
Ich  hab  auch  auss  des  D.  Beiers')  Relation  gutte  hofnung  geschopffet 
Gott  verleihe  seine  gnade  darzu.  hiemitt  thu  ich  euch  Gottlicher  be- 
wahrung  empfellen,  vndt  verbleibe  etc. 


8.  1.  et  d. 

[Der  Forst  und  die  Fürstin  von  Anhalt.]  ^*«« 

Lieber  herr  Schwerin,  Was  mir  die  Fürstin  von  Anhaldt  ant-  [c.  Mai.] 
worttet  auf  mein  ahn  Ihr  abgelassenes  Schreiben')  hab  Ihr  auss  beikom- 
menden zu  ersehen,  wie  auch  was  der  Fürst  von  Anhaldt  schreibet,  es 
scheindt  er  will  Sich  wider  insinuiren,  Ich  werde  aber  anif  mittell  be- 
dacht sein,  damitt  Ich  seiner  loss  werde.  Seine  gemallin  scheindt  ist 
nicht  sehr  woll  damit  zufriden,  weill  Sie  so  kurtz' drüber  hin  gehet,  Ich 
achte  es  aber  nicht,  das  vngegonntte  brott  schmeck  ahm  besten,  ist  das 
alte  spruchwordt. 


Schonebeck  den  15./[25.]  Mal)  A^  1668. 

[Schwedens   Beitritt    zur  Tripelallianz,    Millet   zu    machende   Mittheilungen.     Bevor- 
stehende Ankunft  Burkersrodo^s.]  -««j. 

Lieber  Herr  von  Schwerin  Ich  vberschicke  Euch  was  mir  heutte  25.  Mai. 
durch  die  post  zu  kommen  ist,  darauss  Ihr  werdet  zu  ersehen  haben, 
welcher  gestaldt  die  Chron  Schweden')  mitt  in  die  Alliance  mitt  Enge- 
lan dt  und  Hol  1  an  dt  getretten  Sein,  wie  auch  was  der  Schwedische 
vndt  Hollendische  Resident  für  discurssen  zu  Coppenhagen  gefuhrtt  hatt. 
Ich  iudicir  hieuon  dass  weill  Schweden  itzo  weis  dass  ich  mitt  Franck- 
reich  in  gutten  vernehmen  bin,  Sie  desswegen  Diesse  Aliance  ingangen 
haben,  vndt  Ihre  Schwacheitt  da  durch  be wissen,  Darumb  wirdt  nottig 


>)    S.  oben  S.  828. 

^  Dasselbe  enthielt  wahrscheinlich  die  Anzeige  von  der  bevorstehenden  neuen 
Vermählung  des  Kf.  Die  Fürstin  von  Anhalt  war  auch  am  28.  April  von  Berlin 
abgereist. 

>)    Ueber  den  Beitritt  Schwedens  zur  Tripelallianz  s.  oben  S.  756  ff. 


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928  VII.    Briefe  des  Kurförsten  an  Otto  ▼.  Schwerin.    1668—1671. 

sein,  mit  Mona.  Milet  hiraass  zn  commaniciren  vndt  zo  begeren,  da 
etwa  mir  hierauss  einige  vngelegeniieitt  entstehen  solte,  Ich  reaolvirdt 
were  mich  ahn  des  Koniges  paroll  za  halten,  welche  ich  so  hoch  als 
eine  Armee  estimirte,  vndt  auff  sothanen  fall  dero  Hnlffe  gewerttig  sein 
wolte,  Was  Berlips^)  ahn  mich  Schreibet,  wegen  Burckerstroda^ 
hab  Ihr  auss  selbigen  schreiben  zn  vernehmen,  Ich  Schreibe  vndt  befell 
Ihn  weil!  er  incognito  sein  will,  das  er  Ihn  anhero  bringen  solle,  Ich 
werde  Ihme  von  den  72')  Antwortten  auf  seine  commission  geben,  mich 
wundert  nicht  wenig.  Das  Pfalz  Neuburg  sich  schon  mitt  Sackssen 
wegen  der  Succession  ingelassen  vndt  mir  hie  von  keine  Nachricht  ge- 
geben, Ich  halte  auch  dafür  dass  es  den  Churfursten  lieber  sein  wirdt 
dass  ich  in  selbst  hören  werde,  als  durch  einen  anderen,  hiemitt  thu  ich 
Euch  etc. 


Schonebeck  den  17-/[27.]  Maij  A^  1668. 

[Beabsichtigte  Reise   des  Fürsten   von  Anhalt,   dessen  Bereitwilligkeit,   wahrend   der 

Abwesenheit  des  Kf.  in  Preussen  die  Statthalterschaft  zu  übernehmen.  Schreiben  der 

Prinzessin  von  Oranien.] 
1668. 

27.  Hai.  Lieber  Herr  Schwerin,  Ewer  Schreiben  hab  ich  heutte  woll   em- 

pfangen,  vndt  darauss  ersehen,  wie  dass  der  Fürst  von  Anhaldt  ahn 
Euch  geschriben,  das  er  eine  reisse  vorhabe^)  mitt  der  von  Simmeren 
nach  der  Pfaltz  zu  gehen,  auch  begert  zu  wissen  ob  ich  seiner  bey  dem 
beilager  von  notten  hette.  Nun  kan  solches  woll  ohne  seiner  verrichtet 
werden  weill  es  mir  alleine  angehet,  vndt  ich  seiner  hulffe  nicht  nottig 
habe.  Er  hat  auch  gefraget  ob  ich  begertte  dass  er  mir  alda  aufwaitten 
solte,  darauf  ich  Ihme  geantworttet,  dass  ich  es  in  seinen  belieben  ge- 
steldt  sein  liesse,  weiss  also  nicht,  ob  er  dahin  kommen  wirdt  oder  nicht, 
sonsten  bericht  ich  Euch  das  ich  es  schon  mitt  Ihn  so  weitt  gebracht,  dass 
er  alhie  verbleiben  will  bis  ich  Ihn  aus  Preussen  schreiben  werde,  das  er 
zu  mir  kommen  solle.  Ich  gedachte  gegen  Ihn  dass  der  Pfalss  Qraff  von 
Neuburg')  wan  ich  in  Preussen  ziehen  werde  diesser  ortten  kommen 


0    Der  Schlosshauptmann  Otto  v.  Berlepsch. 

^  Der  knrsächsische  Geh.Rath  v.  Burkersrode,  s.  über  dessen  damalige  Sen- 
dung nach  Berlin  Auerbach  S.  320. 

*)    unaufgetöste  Chiffer. 

^)  S.  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  Forsten  von  Anhalt  vom  4./[U.]  Juni  1668 
(Y.  Orlich  UI,  S.  174f.). 

»)    S.  oben  S.  400.  417. 


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Beginnende  Aussohnun^^  mit  d.  Fürsten  t.  Anhalt.  929 

wurde,  vndt  ich  verlegen  were,  wer  Ihn  alhie  aufwahrtten  vndt  bewirtten 
solte,  zu  deme  ginge  ich  itzo  nach  Preussen,  Spahr*)  were  todt,  die 
milice  vndt  vestungen  musten  in  acht  genommen  werden,  So  erbott  er 
Sich  aUofordt  vmb  alhie  zu  verbleiben,  diesses  ist  der  anfang,  vndt 
werde  woll  weitter  kommen,  Das  meine  Kinder  nach  Tessau  gehn  selten 
finde  ich  auss  gewissen  Vrsachen  welche  ich  Euch  ins  künftige  sagen 
werde  nicht  dienlich,  zu  deme  wurden  Sie  zu  viell  ahn  Ihren  studiis 
verabsäumen*),  Das  meine  Schwieger  Mutter  wider  so  ein  hardt  Schrei- 
ben*) ahn  Euch  gethan,  ersehe  ich  auss  Ewerer  relation.  Ich  glaube 
nicht  das  es  auss  Ihren  Kocher  herkommen,  sonderen,  das  es  von  Fürst 
von  Anhaldt  herrühre,  welche  gerne  die  handt  mitt  ins  spiell  gehatt 
hetten,  hiemitt  thu  ich  euch  etc. 

Ich  bin  fro  das  meine  Kinder  Sich  so  woll  befinden,   wollet  Sie 
meinetwegen  grussen. 


s.  1.  et  d. 

[Mahnung  Millets  wegen  der  Zahlung  an  Dönhoff.    Abreise  B^ziers\] 

1668. 
Mens.    Milet;    hatt   mir   heutte  berichtet,    das  dafeme,  der  Ober  [Juni.] 

Cammerer   Dönhoff*)   die    verwilligte    gelder   vom   Pfaltz   GrafFen  bey 

der    babigation  nicht  bekommen  wurde,    zu  besorgen  stunde,  dass  aus 

dem   wercke  schwerlich  so  balde  etwas  geschehe,   sonderen  dem  Pfaltz 

Graffen  schedlich  sein  mochte,  derhalben  mich  ersucht,  das  ich  desshal- 

ben    ahn    den    Pfaltz  Graffen  schreiben  mochte,    dass  er  solche  gelder 

zallen  mochte,    auch  vermeinet  Mens:   besisers^),   das  es  besser  sein 

wurde    das    die    gesantten  von  dannen  gingen,  Mons:  Milet  vermeinet 

auch    das    der    Bischoff  von  Besiers    uottwendig  einen    Postridt    vber 

Dusseldorf  nehmen  vndt  von  dannen  auff  Paris  vmb  den  Konig  von  allen 

wie  das  werck  itzo    bestünde  rapordt  zu  thun.     Dafeme  Ihr  vermeinet 

konten  solche  Schreiben  ahn  Ou erbeck  ergehen. 


^)    Oen.  Feldmarschall  Otto  Christoph  t.  Sparr  war  9.  Hai  1668  gestorben. 

^)  Die  Prinzen  Karl  Emil  und  Friedrich  haben  die  Zeit  Tom  18.  Mai  bis 
28.  Juni  1668  zu  Alt-Landsberg  zugebracht. 

»)    S.  Y.  Orlich  III,  S.  523f. 

*)    S.  oben  S.  374. 

')  Pierre  de  Bonzi,  Bischof  von  Beziers,  franzosischer  Gesandter  in  Polen, 
s.  oben  S.  367. 

Mat«r.  s.  0«8ch.  d.  0.  Korfürstea.    Xll.  59 


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980  VII.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  v.  Schwerin.     1668—1671. 

Lebuss  den  9./[19.]  August  A*  1668. 

IfiftX  ^^^^  '^^^  Warschau  angelangtes,  v.  Hoverbeck  yerd&cbtigendes  Schreiben.] 

19.  Aug.  Lieber  Herr  von  Schwerin*),  Ewer  Schreiben  hab  ich  woll  erhalten, 
nehbenst  den  in  gelegtten  Schreiben  auss  Warschau,  welches  ich  euch  hiebey 
wider  vberschicke,  Ich  halte  dafür  Das  Diesses  ein  poll  sey,  so  solches 
geschriben,  vndt  durch  den  Kayserlichen  Meiersberg*)  practicirt  sey, 
erstlich  zwischen  Euch  vndt  dem  von  Ouerbecken  Unwillen  zu  stillten, 
zum  anderen,  auffdass  Ouerbeck  bey  den  Pollen  destomehr  verdechtig 
gemacht  werden  möge,  drittens  wegen  der  heiradt,  in  bey  mir  in  vngnadt 
zu  bringen,  auf  dass  ich  iemanden  anderes  dahin  schicken  mochte,  dem 
der  Polnische  Staadt  nicht  so  bekandt  sey  als  Ihme,  Ihr  kontt  ench  er- 
kundigen wer  der  sey  so  diesses  geschriben,  alssdan  wirdt  man  sehen 
ob  es  ein  gemachtes  Werck  sey  oder  nicht,  hiermitt  thu  ich  Euch  etc. 


8.  L  et  d. 

[Bestellung  des  Yormnndscbaftsraths.] 
1668.  Lieber  H.  Schwerin,  Den  eidt  So  die  vormundtsrahtte ')  schweren 

sollen  solchen  hab  durchlessen  vndt  befinde  selbigen  sehr  woll  eingesteldt. 


0  Der  Kurfürst  und  die  Kurfnrstin  waren  auf  der  Reise  nach  Preussen  am 
7.  August  von  Berlin  aufgebrochen  und  trafen  am  11.  September  in  Königsberg  ein, 
Schwerin  blieb  vorläufig  wegen  Krankheit  seiner  Frau  in  Berlin  zurück  und  kam 
am  17.  September  in  Königsberg  an,  s.  sein  Tagebuch  (v.  Orlich  I,  S.  618). 

')    Augustin  Freiherr  v.  Mayernberg,  kaiserlicher  Gesandter  in  Polen. 

*)  Aus  der  Zeit  zwischen  dem  Tode  der  Kurfürstin  Luise  Henriette  und  der 
Wiederrermählung  des  Kf.  sind  mehrere  Testamentsentwürfe  des  letzteren  (im  Kgl. 
Hausarchiv)  vorbanden.  In  dem  ersten  wird  im  Fall  der  Minderjährigkeit  des  Kur- 
prinzen die  Vormundschaft  und  Regentschaft  dem  Statthalter  der  Kurmark,  Fürsten 
Johann  Georg  von  Anhalt,  und  einigen  Räthen,  welche  Kf.  in  einem  besonderen 
verschlossenen  Zettel  benennen  wolle,  übertragen,  diese  Stelle  ist  aber  nachher  geän- 
dert und  die  Vormundschaft  „einigen  unsren  Rhäten,  so  wir  in  einem  absonderlichen 
verschlossenen  Zettel  benennen  wollen"  zugesprochen  worden.  Dem  Testament  Tom 
27.  Januar  1670  (s.  Droysen  S.  107)  bat  Kf.  folgendes  eigenhändiges  Codicill  hinzu- 
gefügt: 

„Wan  mich  der  liebe  Gott  Abforderen  wurde,  ehe  mein  Eltister  Sohn  Regieren 
konnte,  So  hatt  meine  Gemahlin  Als  Vormunderin  dieienige  Rhätte  so  mir  bis  an 
mein  Ende  wurcklich  gedienett  haben.  Als  Vormundschaft  Rähtte  zu  gebrauchen, 
welche  Ich  dan  dazu  hiemitt  will  benandt  haben,  als  wan  Sie  mitt  nahmen  genandt 
weren,  vndt  vermahne  Sie  nochmals  auf  meiner  kinder  vndt  meines  hauses  beste 
Ihren  pflichten  nach  zu  sehen.  Auch  Sich  vntereinander  fridtlich  zu  verhalten,  damitt 
meinen  Kinderen  zu  schaden  wegen  Ihrer  etwa  habenden  streittigkeitten  kein  nach- 
theill  zuwackssen  möge,  Aldieweill  aber  bey  solchen  verenderungen  zum  höchsten 
nottig  ist,  das  alle  Gouverneurs  in  den  vestungen  sein,  vndt  auff  alles  gute  acbtong 


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Polnische  Angelegenheiten.    Yonnundschaftsrath.  931 

wegen  der  benennung  der  Rahtte,  will  ich  morgen  gelibts  Gott,  selbst 
mitt  euch  darauss  reden,  welche  vndt  auffen  falle,  da  ein  oder  der  an- 
der abgehen  mochte,  wider  in  die  Stelle  kommen  solle,  vndt  kan  solches 
alzeitt  dabey  gelegt  werden,  Ich  hab  bedencken  einigen  Lutterischen 
darzu  zu  nehmen,  Ich  werde  also  auff  leutte  die  von  der  religion  sein 
gedencken,  welches  ich  euch  hin  wider  zur  nachricht  hiemitt  hab  geben 
wollen,  vndt  verbleibe  etc. 

GrönhoffO  den  5.  October  A^  1668. 

[Rathschläge  Niemirycz^s.    Sendung  nach  Grosspolen.     Geldzahlungen.]  ^^^ 

Lieber  H.  Schwerin,  Es  hat  mir  H.  Nimritz')  diese  vier  persoh-  5.  Oct. 
nen ')  recommendiret,  vndt  danehbenst  versichert,  dass  selbige,  alles  dass- 
ienige  thun  wurden  für  die  interesse  des  hertzogs  von  Neuburg,  vermeinet 
aber  darbey,  dass  man  einen  ieden  1000  fl.  Polnischer  gülden  geben 
mochte,  diesses  ist  nun  ein  geringes,  also  habt  Ihr  mitt  Stratmannen  ^) 
zu  reden,  damitt  man  diessen  leutten  solches  itzo  geben  mochte,  es  sein 
leutte  die  grossen  anhang  haben,  vndt  derhalben  nicht  negligiret  werden 
müssen,  H.  Nim  ritz  rattet  auch  dass  ich  einen  in  Gross  Pollen  Schicken 
solle.  So  sich  nicht  für  meinen  Diener  declarire  oder  aussgebe,  er  will 
im  ein  Schreiben  ahn  ob  gemeJte  mitt  geben,  damitt  Sie  wissen  mögen 
wer  er  sey.  Ich  hab  im  vermocht  dass  er  die  instruction  aufsetze,  welche 
Ihr  durchsehen  vndt  da  etwas  dabey  zu  Dienst  des  Hertzogen  von  Neu- 
burgs  Euch  infallen  dabey  anhengen,  Ihr  habt  Euch  vmb  ein  subiectum  vmb 
zu  sehen,  welchen  man  trauen,  vndt  darzu  geschickt  sey,  die  kosten 
will  ich  darzu  anweissen  lassen,  er  muss  aber  noch  gegen  aussgang  des 
15.  diesses  in  Possen  sein,  den  alsdann  die  Zusammenkunft  alda  der 
Gross  Polnischen  Stenden  sein  wirdt,  Mitt  H.  Stratman  must  Ihr  reden. 


haben  sollen,  So  soll  der  Graff  von  Donah  alzeit  in  Custrin  verbleiben,  vndt  solchen 

ohrdtt  woll  in  acht  nehmen,  den  anderen  Gouverneren  muss  eben  dasselbe  anbefollen 

werden,  in  allen  landen,  vndt  pletzen,  wo  gamisonen  sein.    Datum  wie  im  Testament, 

Friderich  Wilhelm  Churfurst.« 

Demselben  liegt  auch  die  Eidesnotul  für  die  Räthe  bei. 

*)  Grünhof  in  Preussen.  Kf.  hatte  (nach  Schwerins  Tagebuch)  mit  seiner 
Gemahlin  19.  September  Königsberg  verlassen,  um  an  verschiedenen  Orten  zu  jagen, 
kehrte  am  14.  October  nach  Königsberg  zurück. 

*)    Stephan  Niemirycz,  U.Kämmerer  von  Kiew,  s.  oben  S.  248.  384. 

')  Auf  einem  beiliegenden  Zettel:  Mr.  Czarnkowski  Starosta  Osiecki,"  M. 
Smogulecki  Starosta  Lipinski,  M.  Pogorzelski  Starosta  Lowiecki,  M.  Zaleski 
chorazy  Lenzycki. 

*)    Der  pfalzneuburgische  Geh.Rath  Theodor  Stratmann,  s.  oben  S.  381. 

59* 


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932  VIT.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  y.  Schwerin.     1668—1671. 

damitt  dass  dass  ienige  So  dem  Sobeiesky')  versprochen  gegeben 
werde,  haben  wir  den  vndt  die  Gross  Polner,  darnach  wirdt  Sich  das 
andere  alles  woll  schicken,  itzo  ist  die  Zeitt  dass  man  den  beattell  ofne, 
den  sonsten  schwerlich  solche  gelegene  zeitt  wider  kommen  mochte,  ich 
liege  noch  zu  bette  hoffe  aber  es  werde  Sich  baldt  besseren,  hiemit  tha 
ich  euch  etc. 

Nachdem  ich  alles  mitt  H.  Nimritzen  woll  vberleget,  so  finden  wir 
nicht  rahdtsam  eine  instruction  dem  ienigen  mitt  zu  geben  so  nach  Possen 
verschickt  werden  solle,  nur  allein  dass  er  bei  obgenantten  vieren  per- 
sonen  anhalte  das  die  election  ehist  geschehen  möge,  kein  creditif  darff 
man  ihme  geben,  weill  Sie  solches  nicht  annehmen  durffen,  H.  Nim- 
ritz,  will  durch  denselben  Schreiben  vndt  kan  derselbe  anhero  kommen, 
damitt  er  in  desto  besser  informire. 

Wir  halten  auch  dafür  dass  es  besser  sey  das  die  election  im 
Wintter  als  gegen  den  Sommer  geschehe,  weill  im  Sommer  alles  was 
reitten  kan  alda  zu  Warschau  sein  werde. 


Grunhoff  den  6.  October  A"  1668. 

^g|.g  [Sendung  Oelhars  nach  Grosspolen.] 

6.  Oct  Lieber  H.  Schwerin,  gleich  itzo  ist  gelhar  vndt  Kirschenstein 

von  Soldo  burttig  albie  angelangt.  Ich  hab  gelharen  die  commission 
aufgetragen  vndt  in  informiret,  dass  er  sich  nicht  für  meinen  Diener 
aussgeben  solle,  sondern  dass  er  zufelliger  geschefte  ha[l]ben  alda  zu  ver- 
richten hette,  vndt  were  Ihme  aufgetragen  worden,  zu  vernehmen  wie 
euer  Sohn')  Sich  in  seinen  studiren  verhielte,  dass  der  Neuburgische 
Resident  die  4000  fl.  zahlen  will  ist  mir  lieb,  vndt  kan  gelhar  selbige 
mitt  nehmen  vndt  sie  vnter  den  vieren  theillen,  wegen  der  Reisekosten 
hab  ich  schon  verordeoung  gemacht,  dass  daran  kein  mangell  sein  wirdt, 
H.  Nimritz  gibet  Ihme  einige  Schreiben  mitt  ahn  die  viere,  es  sein 
leutte  die  einen  grossen  anhang  in  Gross  Pollen  vnter  dem  Adell  haben, 
vndt  viell  guttes  thun  können,  hiemitt  thu  ich  Euch  etc. 


*)  Der  polnische  G.Feldherr  Jobann  Sobieski,  8.  oben  S.  384,  Krebs,  Vor- 
geschichte und  Ausgang  der  polnischen  Konigswahl  i.  J.  1669  (Zeitschr.  d.  histor. 
Gesellsch.  f.  d.  Provinz  Posen  III)  S.  178  ff. 

^  Vermuthlicb  Schwerins  dritter  Sohn  Friedrich  Heinrich,  geb.  14.  Juli 
1654,  welcher  später  in  polnische  Dienste  trat. 


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Sendang  nach  Grosspolen.    Conferenz  mit  Silyius.  933 

8.  1.  et  d. 

[Sendung  Blaspeils  nach  Amsterdam.  Conferenz  mit  dem  englischen  Gesandten.]  .^^^ 
Lieber  herr  von  Schwerin,  Meine  Gemahlin  dringt  sehr  auff  die  [Juni.] 
abschickung  von  Blaspeill  nach  Ambsterdam,  vndt  sehe  gerne  das  noch 
heutte  eine  conferens  mit  den  Englichen ^)  gehalten  wurde,  auff  dass 
man  Blaspeillen  desto  besser  informiren  kontte.  Ich  werde  dem  ab- 
geschickten sagen  lassen,  dass  er  frey  mitt  euch  auss  der  sache  confe- 
riren  solle,  weill  ich  versichert  were  das  solches  verschwigen  verbleiben 
wurde. 


Ruderstorff  den  8./ [18.]  September  A"  1669. 

[Rückkehr  nach  Berlin.    Das  Schulden  werk  der  Landschaft]  ^^^ 

Lieber  herr  von  Schwerin,  Diessen  abendt  bin  ich  alhie  glucklich  18. Sept. 
angelangt'),  welches  Ich  euch  hiemitt  hab  zu  wissen  thun  wollen,  vndt 
werde  morgen  glibts  Gott  erst  alhie  fruhestucken,  Auff  dass  Ich  gegen 
drey  oder  halb  4  in  Berlin  sein  könne,  ob  nun  meine  kinder  vnterwegenss 
oder  zum  fruhestnck  alhie  kommen  können,  vndt  ob  euer  Zustand  zu 
geben  wirdt,  solches  wollet  Ihr  mir  durch  einen  expressen  zu  wissen 
thun,  Ich  vberschicke  Euch  was  auss  Pollen  mir  zukommen  ist,  wegen 
des  schulden wercks  der  Landschaft')  werde  ich  mich  mitt  euch  mundtlich 
besprechen  vndt  Euren  verschlag  wie  man  die  obligationes  in  lossen  könne 
vndt  woher  die  mittel!  zu  nehmen  sein  vernehmen,  hiemitt  Gott  be- 
follen  etc. 


Ruderstorff  den  9./ [19.]  September  A"  1669. 

[Ursache  der  schleunigen  Rückkehr  nach  Berlin.    Znsammentreffen  mit  den  Kindern.]     .^^^ 

Lieber   herr  von  Schwerin,   Ewre  beide  Schreiben   hab  ich  woll  19. Sept. 
erhalten,    dass  ich  meine  reisse  so  schleunig  nach  Berlin  thue,    ist  die 
vrsache  dass  mein  Vetter  der  Marggraff^)  wie  auch  der  Pfaltz  Graff  von 
Snlsbach')  zu  Berlin  sein,  Weill  der  weck  für  die  Pferde  bis  anhero 
zu  weitt  feldt,  so  werde  ich  die  kinder  bey  dem  Buxhagen  ein  stundt 


1)  Gabriel  Silyius,  s.  oben  S.  672ff. 

>)  auf  der  Rückreise  von  Preussen,  Schwerin  war  mit  den  Prinzen  yorausge- 
reist. 

*)  Vgl.  ürk.  n.  Akt.  X,  S.  410ff. 

*)  Markgraf  Christian  Ernst  yon  Baireuth. 

^)  Pfalzgraf  Christian  August  yon  Snlzbach,  s.  oben  S.  894. 


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934  '^n.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  v.  Schwerin.     1668—1671. 

für  der  Stadt  finden,  was  euere  persohn  betrift,  werde  ich  zu  Berlin  er- 
wahrtten,  da  ich  dan  wegen  des  So  Ihr  ahn  mich  begeret,  mundtUch 
mitt  euch  reden  wil],  inmittels  kunnet  Ihr  Euere  coramunion  abwahrtteo, 
Wo  mitt  ich  Euch  etc. 


Potzdam  den  17./[27.]  October  A^  1669. 

.««j,  [Besuch  der  Kinder.    Weinlese.    Fischerei.] 

27.  Oct.  Lieber  herr  von  Schwerin 

Ich  hoffe  das  diesses  euch  bey  gesundheitt  finden  werde,  wen  oieine 
kinder  fleissig  gestudiret  hetten,  solte  es  mir  lieb  sein  vndt  erinnere  Ich 
mich  der  zusage  so  ich  Ihnen  gethan  Sie  anhero  kommen  zu  lassen, 
derhalben  so  Ihr  es  rahdtsam  befindet,  konten  Sie  auff  zukünftigen 
Dienstag  anhero  kommen,  Ich  hab  mitt  der  weinlesse  noch  nicht  ferttig 
werden  können,  vndt  haben  mehr  als  wir  vermuttet  haben,  auss  des 
Eppingers  Teich  hab  ich  1200  schock  Setzlinge  gefischet,  ich  hab  aber 
keine  kaufleutte,  kontte  Ihr  mir  etliche  zu  weissen  wurde  es  mir  sehr 
lieb  sein,  hiemit  thu  ich  euch  etc. 

Meine  kinder  wollet  Ihr  meinetwegen  grussen. 


Potzdam  den  23.  Martii/[2.  April]  A^  16700. 

[Unwillen  über  ein  kaiserliches  Schreiben.     Rode.     Die  polnischen  Forderungen  sind 
-«^rt  zurückzuweisen.! 

2.  April.  Lieber    H.    von    Schwerin,    Ich    vberschicke    Euch    hiebey,    das 

Kayserliche  handt  Schreiben'))  vndt  muss  gestehen,  dass  ich  mir  nieh- 


1)  Schon  von  v.  Orlich  III,  S.  207,  aber  irrthümlich  als  vom  23.  März  1673 
mitgetheilt. 

^  Kf.  hatte  sich  (d.  Königsberg  24.  Juni  1669)  bei  Kaiser  Leopold  darüber 
beschwert,  dass  dessen  Gesandter  in  Polen,  Graf  Schaffgotsch,  seinen  nach  dem- 
selben dort  angelangten  Gesandten  y.  Hoverbeok  und  Jena  die  erste  Visite  sowie 
die  Oberhand  in  seinem  Logement  und  das  Prädicat  Excellenz  yerweigert  habe,  (s. 
Pufendorf  X,  §85  S.  717f.,  vgl.  oben  S.  402)  und  hatte  auch  bei  den  übrigen 
Kurfürsten  über  diese  Verletzung  des  durch  Kaiser  Ferdinand  III.  eingeführten  Ce- 
rimoniells  Beschwerde  geführt.  Der  Kaiser  erwiderte  darauf  (d.  Wien  10.  November 
1669),  nach  einem  beifolgenden  Berichte  Schaffgotschs  könne  er  nicht  finden,  dass 
derselbe  ungebührlich  gehandelt  hätte,  und  beklagte  sich  seinerseits  darüber,  dass  des 
Kf.  Gesandte  in  Regensburg  von  seinem  neuen  Principalcommissarius  daselbst,  dem 
Bischof  Marquard  von  Eichstädt,  wider  das  Reichsherkommen  die  Oberhand  und 
das  Prädicat  Excellenz  verlangt  und,  da  ihnen  dieses  nicht  bewilligt  worden,  dem- 
selben die  Visite  verweigert  hätten.    Der  Kurfürst  übersandte  darauf  (d.  Cöln  3./[13.]  Fe- 


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Unwillen  aber  den  Kaiser.    Zurückweisung  der  polnischen  Forderungen.  935 

mals  ein  so  harttes  Schreiben'  eingebildet  bette,  den  da  ich  sattisfaction 
wegen  des  Graff  Schafkutzen  begert,  wie  vnbiliig,  man  mich  solcher 
gestaldt  begegenet,  der  Teuffell  muss  alda  gantz  loss  sein,  in  Yngern 
stehen  Ihre  Sachen  sehr  schlim,  vndt  mich  disiustirt  man,  lest  mich 
Gott  leben  vndt  gesund theitt  darbey,  So  werde  ich  suchen  solches  zu 
revansiren,  denn  es  ist  zu  grob,  Das  ist  der  danck  dass  ich  Ihme  die 
Chron  aufgesetz  habe,  die  zeitt  kan  kommen  das  ich  Ihn  die  ab  vndt 
einen  anderen,  der  es  besser  meritirt  als  er,  wider  aufsetze.  Was  Brandt 
wegen  des  Rodens  Schreibet^)  so  muss  Ihm  befollen  werden,  dass  er 
Ihme  noch  dem  Könige  keine  hofnung  mache,  dass  ich  den  Yatter  loss- 
lassen  werde,  Ich  sehe  auch  man  will  praetensiones  ahn  mir  bey  be- 
schwerung  der  pacten  machen,  welches  man  auch  bei  zeitten  abschlagen 
muss,  den  in  den  pactten  von  keiner  compensation  gedacht  wird,  hiemitt 
thu  ich  Euch  etc. 


Potzdam  den  19./[29.]  ApriUs  A^  1670. 

ion  V.  Grockows.    Zusammenkunft  mit  E.  Sachsen  in  Lei 
Lieber    Herr    Schwerin,    Ich   vberschicke    Ihn    hiebey    des    von  29. April. 


[Relation  v.  Grockows.    Zusammenkunft  mit  E.  Sachsen  in  Leipzig.]  . 


bruar  1670)  dem  Eaiser  einen  Gegenbericht  y.  Hoyerbecks  und  Jena's,  erklärte, 
Schaffgotsch  hätte  „seine  unverantwortlichen  Proceduren  colorieren  wollen**,  ver- 
langte Satisfaction  für  den  ihm  durch  denselben  zugefugten  Tort  und  forderte,  der 
Eaiser  mochte  künftig  seinen  Gesandten  anbefehlen,  seinen  Gesandten  dergleichen 
Gontroversen  nicht  zu  movieren.  Darauf  erfolgte  ein  neues  Schreiben  Eaiser  Leo- 
polds (d.  Wien  16.  März  1670),  welches  den  Ef.  so  in  Harnisch  versetzt  hat:  „Mir 
ist  Ew.  Ld.  Schreiben  vom  3.  Februarii  nechsthin  sambt  dem  dabei  gefuegten  Gegen- 
bericht des  Freiherrn  von  Hoverbeck  wohl  eingeliefert  worden.  Und  muess  zwar 
meines  Orts  hinwiderumb  dahin  gestellt  sein  lassen,  auf  was  für  einem  Fundament  und 
Grund  gedachtes  von  Hoverbecks  Relation  beruhen  mag,  will  auch  darauf  nit  so 
hoch  reflectiren,  weilen  unsere  Gesandten  gegen  einander  in  contradictoriis  besteben 
und  das  uhralte  Reichsberkommen  in  dieser  Differenz  zwischen  beeden  Theilen  den 
Entscheid  ohne  einzigen  Theiles  Offension  gar  klar  geben  kann."  Darauf  beklagt  er 
sich  aufs  neue  über  das  Verhalten  der  Gesandten  des  Ef.  in  Regensburg  gegen  den 
Bischof  von  Eichstaedt  und  bemerkt  zum  Schluss:  „Also  lebe  ich  der  beständigen 
Zuversicht,  Ew.  Ld.  werden  vorbesagte  Ihre  Gesandten  dahin  gemessen  instruiren  und 
anweisen,  dass  sie  sich  in  diesem  Fall  dem  kundbaren  Reichsherkommen  und  mithin 
auch  andern  Churfürstlichen  Gesandten  allerdings  conformiren,  mit  der  Ihnen  von 
meinentwegen  gebenden  Gegen  Versicherung,  dass  von  meinen  Eaiserlichen  Commis- 
sariis  ihnen  hinwiederumb  dem  üblichen  stylo  imperii  gemäss  mit  beböriger  Civilet 
begegnet  werden  solle,  wie  Ich  mich  dann  auch,  wann  mir  hierinnen  gebührende  Sa- 
tisfaction beschehen  sein  wird,  wegen  Ew.  Ld.  Verlangens  solcher  Gestalt  erklären 
will,  dass  Sie  sich  zu  beschweren  nicht  Drsach  haben  werden. ** 
»)    S.  oben  S.  438  f. 


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936  VIT.   Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  ▼.  Schwerin.     1668—1671. 

Erokao')  Relation,  vndt  werde  ich  mitt  Euch  wan  wir  zusammen  kom- 
men darauss  reden,  Ich  hab  gestern  von  hertzogen  von  Holstein  in 
vertrauen  verstanden,  dass  der  Baron  von  6oss  auch  nach  Leiptzig*) 
gehen  werde,  es  scheindt  das  man  alda  mich  zur  tripel  Alliance  zu  be- 
wegen suchen  werde,  oder  dass  der  Kayserliche  alda  zu  penetriren 
suchen  werde  was  zwissen  Chur  Sackssen  vndt  mir  fiirgehen  werde, 
hiemitt  thn  ich  Euch  etc. 


Grimnitz  den  10./[20.]  Maij  A^  1670. 

[Aussicht  zu   gutlichem  Ausgleich  mit  Wolffenbuttel.    Sistierung  des  Marsches  der 

Truppen.] 
1670.  ^^     ^ 

20. Mai.  Lieber  Herr  Schwerin,  Aus  des  hertzogen  von  Wolffenbattels 

Schreiben  hab  ich  ersehen,  dass  Sie  zwahr  zum  vergleich')  incliniren, 
auch  die  interposition  von  Chur  Sackssen  annehmen  wollen,  iedoch 
Sich  bey  der  possession  manuteniren  wollen.  Ich  hoffe  aber  sie  werden 
noch  mehr  wasser  in  Ihren  wein  thun,  vndt  weill  ich  sehe,  dass  mitt 
dem  marsch  der  truppen  in  etwas  verzogen  werden  muss,  so  bin  ich 
auch  der  meinung  dass  man  Sie  beordere,  auff  ienseitt  der  oder  biss 
fernere  ordre  komme  zu  verbleiben,  vndt  sich  von  einander  zu  iogiren 
dan  wan  sie  bey  sammen  stehen  wurde  es  ohne  beschwer  des  landes 
nicht  zugehen,  es  konnte  der  Generali  Adiutant  Kallenberg  Ihnen  ent- 
gegen gcHchickt  werden,  welches  Ihr  Ihn  in  meinen  nahmen  zu  befeilen 
habt,  die  guttliche  handtlung  werde  ich  nicht  aussschlagen,  wan  man 
wegen  des  schimpfs  nur  sattisfaction  thut.  Ich  gehe  heutte  nach 
Schonebeck,  hiemitt  thu  ich  Euch  etc. 

Beiliegendes  so  in  zieffern  von  Krakau  wollet  Ihr  deciferiren  lassen 
vndt  mir  alssdan  zuschicken. 


0  L.  Q.  V.  Grockow  war  Februar  1670  als  Gesandter  nach  Frankreich  ge- 
schickt worden,  s.  ürk.  u.  Akt.  XIII,  S.  12. 

^  Ueber  die  im  Mai  1670  zwischen  Kf.  und  dem  Kurfürsten  Johann  Georg 
yon  Sachsen  zu  Leipzig  abgehaltene  Zusammenkunft  s.  Auerbach  S.  344,  Urk. 
u.  Akt.  XIV,  1  S.  452f. 

^  Ueber  die  damaligen  Streitigkeiten  des  Kf.  mit  den  braunschweigischen 
Herzogen  über  die  Grafschaft  Reinstein  s.  Steinhoff,  Gesch.  der  Grafschaft  Blanken- 
bürg,  der  Grafschaft  Regenstein  und  des  Klosters  Michaelstein  (Blankenburg  u.  Qued- 
linburg 1891)  S.  156 f.    Vgl.  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  453 f.  und  oben  S.  451. 


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Zusammenkunft  mit  K.  Sachsen.    Streit  wegen  Reinstein.  937 

Potzdam  den  17. /[27,]  Mail  A"  1670. 

[Ueberscbickte  Schreiben,  die  polnische  Angelegenheit.]  .^.^ 

Lieber  Herr  Schwerin,  Ich  vberschicke  euch  hiebey  die  zwey  27.  Mai. 
schreiben  ahn  meinen  vetter  den  Marggraffen  welche  Ihr  alda  vberschrei- 
ben  lassen  wollet,  die  andere  schreiben  ahn  Krakaa  vndt  Rumbs- 
winckell  seindt  mitt  hiebey  geschlossen,  Carrellen^)  wolt  Ihr  sagen 
dass  ich  es  ihn  verzeihe,  vndt  hoffe  er  werde  inskunftige  sich  enderen. 
Die  polnische  sache  ist  von  grosser  wichtigkeitt  vndt  bedarf  woll  nach- 
gedacht zu  werden  derhalben  man  sich  nicht  vbereillen  muss,  wen  ich 
wider  nach  Berlin  komme,  wollen  wir  dar  von  reden,  hiemitt  Gott  be- 
foUen  etc. 


Potzdam  den  8./[18.]  Junii  A^  1670. 

[Rechnung  Battiers  und  deren  Prüfung  durch  einen  Juden.]  .^.^v 

Lieber  herr  von  Schwerin,  Mitt  dem  concept  ahn  den  hertzogen  18.  Juni. 
von  Croy  bin  ich  gantz  einig  vndt  habe  nichts  darbey  zu  erinneren,  hie- 
bey vberschicke  ich  euch  die  rechnung  so  Battir^)  dem  Juden  zuzu- 
stellen verwegert  hatt,  welche  Ihr  dan  dem  Juden  zustellen  könnet,  da- 
mitt  er  sehe  ob  mer  gelder  darauss  gefallen  sein,  als  Battier  berechnet 
hatt,  er  diesse  rechnung  meiner  gemallin  zugeschickt,  welche  mir  selbige 
gegeben,  Ich  vernehme  auch  dass  Battier  willens  ist,  dass  er  abdancken 
wolle,  vndt  heldt  es  für  einen  schimpf  das  der  Jude  seine  rechnung 
durchsehen  solle,  ich  hab  darauff  geantworttet,  dass  wan  ich  ahn  seiner 
stelle  were,  wolte  ich,  wan  ich  in  meinem  gewissen  versichert  were, 
dass  ich  nichts  veruntreuet  hette,  zulassen  das  man  nicht  allein  Juden 
sonderen  auch  andere  leutte  zu  abstattung  der  rechnung  verordnen  mochte, 
hiebey  habt  Ihr  auch  ein  Schreiben  vom  Konige  von  Dennemarck  zu 
empfangen,  welches  mir  H.  Lincker  vberreichet  hatt,  hiemitt  thu  ich 
Euch  etc. 


Potzdam  den  6./ [16.]  Julii  A«  1670. 

[Die  polnische  Angelegenheit,  keine  Nachgiebigkeit.    Untersuchung  des  Tumultes  in 

Berlin.]  j^^^ 

Lieber  herr  von  Schwerin,    Ich  vberschicke  euch  hiebey  die  Re-  16.  Juli. 


<)     Der  Kurprinz  Karl  Emil. 

^    Peter  Battier,  yon  Kf.  April  1668  zum  Amtskammerrath  bestellt. 


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938  VII.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  ▼.  Schwerin.     1668—1671. 

latioD  auss  Warschau '),  darauss  Ihr  ersehen  werdet  wie  die  sachen 
stehen,  Ihr  wollet  eine  andtwort  darauff  abfassen  lassen,  vndt  darin 
muss  Ihnen  aussdrucklich  befollen  werden^,  das  Sie  keines  weges  das 
aller  geringste  nicht  nachgeben  vndt  allein  vndt  bloss  bey  die  Brom- 
bergische pacten  verbleiben,  denn  wo  nur  das  geringste  geendert  wirdt. 
So  werden  Sie  nach  meinem  Tode  meinem  Sohne  noch  mehr  zusetzen, 
vndt  von  Ihn  forderen,  von  der  ersten  belenung  so  der  hertzog  von 
Preussen  bekommen,  kan  man  klerlich  sehen  wie  Sie  alzeitt  weitter 
gangen  sein,  vndt  dafeme  Sie  grosse  difficulteten  machen  mochten  ist 
es  besser  das  Sie  die  gesantten  cum  protestatione  dauon  ziehen,  den 
tumult  so  in  Berlin  gewesen  hab  ich  befollen  zu  vntersuchen,  denn  es 
kan  keiner  richter  von  sich  selbst  sein,  haben  Sie  zu  klagen,  so  sachen 
Sie  es  bey  mir,  den  ich  hab  niehmanden  meines  wissens  recht  versagt, 
auss  solchen  tumult  knntte  mir  selbst  vngluck  zu  wackssen,  hiemitt 
thu  ich  euch  etc. 


Potzdana  den  29.  Decemb.  A**  1670/[8.  Januar  1671]- 

[Feindliches  Verbalten  des  Königs  yon  Polen.    Groy^s  Intercession  fnr  Ealcksteio.] 
1671. 
S.Jan.  Lieber  H.  von  Schwerin,  Ich  habe  gesteren  gar  spette  die  preus- 

sische    post   empfangen    vndt   des   Birnhauers  Schreiben    durchlessen 

vndt  darin   befunden  dass  der  Konig')  einge  Schreiben  ahn  die  Stende 

in  Preussen  abgehen  lassen  wolle,  vmb  selbige  gegen  mich  zu  animiren, 

auch  Ihnen  hulffe  verspricht,  ob  nun  diesses  gewis  stelle  ich  ahn  seinen 

ohrdt,    es  muss  aber  dem  Stadthalter  ^)  geschriben  werden   darau£f  ein 

wachendes  äuge  zu  haben,  das  die  geuatterschaft  so  vbell  aufgenommen 

wirdt,    ist  auch  kein  zeichen   von  freundtschaft,   Ihr  wollet  der  sache 

weitter  nachdencken,    auifen  Sonnabendt  werde  ich  wider  reinkommen, 

da  ich  dan  das  werck  erwegen  werde,  wie  man  Sich  gegen  den  Eonig 

daferne   er   aus  einer  mucken  einen  Elefanten  machen  will,    verhalten 

soll,    Ich  halte  festiglich  dafür,    dass  der  kayser  in  diessen  werck  mitt 

spület,    ich   hoffe    aber   das   der  Türkische   krieg  werde  meine  Sachen 


')     Gemeint   ist   «abrscbeinlich   die  Relation  y.  Hoverbecks  und  t.  Ost  an 's 
vom  1.  Juli  1670  (oben  S.  457  ff.). 

»)    S.  das  Rescript  vom  13./23.  Juli  1670  (oben  S.  465). 

^    König  Micbael  von  Polen. 

*)    Der  preussiscbe  Statthalter  Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy. 


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Besorgnisse  vor  Polen.  939 

wieder  gatt  machen,  der  hertzog  von  Chrau  intercediret^)  far  Kalck- 
steinen,  welches  mich  sehr  verwundert,  da  er  den  Menschen  so  woU 
kennet,  hiemitt  etc. 


Potzdam  den  7./[17.]  Janaarii  A^  1671. 

[Bevorstehende  Ankunft  in  Berlin.] 

^  1671. 

Lieber  H.  von  Schwerin,  Ew.  Schreiben  hab  ich  gleich  itzo  em-  17.  Jan. 
pfangen  vndt  weili  H.  Schmissing')  zu  Berlin  ankommen,  vndt  der 
Polnische  gesantter')  alda  in  zwey  tagen  erwarttet  wirdt,  So  bin  ich 
willens  Montag  geliebts  Gott  nach  Berlin  zu  gehen  vndt  darff  also 
Meinerts  nicht  hiher  kommen,  man  wirdt  auch  befeilen  müssen  das  die 
post  nicht  hiher  sondern  nach  Berlin  komme,  hiemitt  Gott  befoUen  etc. 


8.  1.  et  d. 

[Schreiben  der  Herzogin  von  Kurland,  Krankheit  Schwerins.] 

Lieber  H.  von  Schwerin  167L 

Ich  vberschicke  Ihme  hiemitt  die  andtwort  auff  meine  beide 
Schreiben  so  ich  ahn  meine  Schwester  in  Churlandt  abgehen  lassen, 
darauss  Ihr  sehen  werdet,  dass  man  den  Landtgraifen*)  keine  satisfaction 
zu  thun  willens  ist,  vndt  es  auif  mich  ankommen  lassen  will,  den  Landt 
Graffen  zu  befridigen,  welches  mein  wille  garnicht  ist,  Ihr  wollet  selbige 
sch[r]eiben  durchlessen,  vndt  ia  in  acht  nehmen,  dass  Sie  in  keine  andere 
hande  gelangen,  weill  es  nicht  dienet,  dass  es  ausskomme,  es  ist  mir 
leidt  dass  Ihr  euch  so  vbell  befindet,  sonsten  hette  ich  hiraus  mitt  euch 
geredet,  so  bald  Ihr  wider  besser  werde  ich  solches  mitt  euch  vber- 
legen. 


>)    S.  V.  Orlich  III,  S.  348. 

')  Der  Munstersche  Domdecbant  Matthias  Kor  ff  v.  Schmising,  vgl.  ober 
dessen  damalige  Sendung  nach  Berlin  Urk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  470f. 

»)    Opacki  s.  oben  S.  496 ff. 

*)  Landgraf  Friedrich  von  Hessen-Homburg,  der  sich  23.  October  1670 
mit  der  Nichte  des  Kf.,  der  Prinzessin  Luise  Elisabeth  von  Kurland,  vermählte, 
damals  in  den  Dienst  des  Kf.  trat  und  von  diesem  9.  December  1670  zum  General 
der  Cavallerie  ernannt  wurde,  s.  Jungfer,  Der  Prinz  von  Homburg  (Berlin  1890) 
S.  40ff. 


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940  VII.    Briefe  des  RarföreteD  an  Otto  ▼.  Schwerin.    1668—1671. 

Potzdam  den  4/ [14]  Feb.  A"  1671. 

[HofFnung   aaf  Beeodigung   des    Hoxterschen  Streites,     v.  Kreutzberg.     Die   Cölner 
lA^I  Angelegenheit] 

14.  Febr.  Lieber  Herr  von  Schwerin,  gestern  spette  hab  ich  Ewer  Schreiben 

empfangen,  vndt  ist  mir  lieb  dass  Höchster  *)  evaquiret  wirdt  vndt  die  trac- 
taten  angehen  sollen,  Ich  hoffe  es  werde  dass  diesses  neue  angefangene 
feuer  bey  zeitten  werde  geleschet  werden,  Crakauen')  sein  Schreiben 
habt  Ihr  hiebey  zu  empfangen  wie  auch  des  Geriken')  relation  auss 
Hamburg,  auss  beigelegtten  Schreiben  des  von  Knisebeck  werdet  Ihr 
ersehen  wie  es  in  Francken  bey  den  Marggraffen  zugehet,  Euere  Rela- 
tion den  von  Crentzberg^)  betreffendt  halte  ich  dafür  das  besser  sey, 


0  Ueber  den  damaligen  Streit  des  Bischofs  Christoph  Bernhard  Ton  Mon- 
ster mit  der  Stadt  Höxter  und  den  braunschweigischen  Herzogen,  welche  letz- 
tere nnWstützten,  s.  Tücking,  Geschichte  des  Stifts  Monster  unter  Christoph  Bernard 
Ton  Galen  S.  163(r.,  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1  S.  470 ff. 

^    Lorenz  Georg  y.  Crockow,  damals  Gesandter  in  Paris. 

^    Otto  ▼.  Guericke  der  jüngere,  Resident  des  Rf.  in  Hamburg. 

*)  Johann  Arnold  Freiherr  von  Quadt  zu  Kreuzberg,  Clevischer  Amts- 
kammerpräsident. —  Da  durch  den  Erbvergleicb  vom  9.  September  1666  die  kirchlichen 
Verbältnisse  in  den  jülich-clevischen  Landen  nicht  yollständig  geordnet  und  Ton  den 
Evangelischen  in  Jülich  und  Berg  weitere  Klagen  über  Bedrückung  vonseiten  der 
pfalzneuburgischen  Regierung  erhoben  waren,  so  hatte  Kf.  (s.  Lehmann,  Preussen 
u.  die  katholische  Kirche  1,  S.  69  ff.)  zu  Anfang  des  Jahres  1670  neue  Verhandlungen 
mit  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  beginnen  lassen.  Eine  C^nferenz  hatte  in 
Duisburg  stattgefunden,  gegen  eine  dort  verabredete  Vereinbarung  inbetreff  der  Immunitat 
der  Geistlichen  aber  hatten  zuerst  die  clevischen  und  nachher  auch  die  märkischen  Stande 
einen  Protest  eingereicht  (Lehmann  a.  a.  0.  S.  241f.).  Kf.,  sehr  ungehalten  über  diese 
Einmischung  der  Stande,  hatte  dieselbe  nicht  nur  zurückgewiesen  (ebendas.  S.  243) 
sondern  auch  die  clevische  Regierung  angewiesen,  eine  Untersuchung  der  Sache  an- 
zustellen, und  der  von  dieser  vernommene  Landsyndicus  Nies s  hatte  angegeben,  dass 
ihm  von  Kreuzberg  die  Materialien  zu  jenem  Protest  an  die  Hand  gegeben  seien. 
Doch  hatte  er  nachher  diese  Aussage  wieder  zurückgenommen,  Kr.  selbst  dieselbe  für 
unrichtig  erklärt  und  Kf.  darauf  (d.  Potsdam  2./12.  August  1670)  die  Regierung  ange- 
wiesen, um  Weiterungen  zu  verhüten,  die  Sache  abzuthun.  Kr.  zu  versichern,  dass 
9 er  ihn  ausser  allem  Verdacht  und  sich  seiner  Treue  und  Devotion  versichert  halte^, 
und  Niess  wegen  seiner  Unvorsichtigkeit  einen  Verweis  zu  ertheilen.  Krenzberg 
aber  hatte  sich  dabei  nicht  beruhigt,  sondern  eine  neue  Rechtfertigungsschrift  einge- 
geben, durch  welche  sich  der  Statthalter  Fürst  Moritz  von  Nassau  und  der  G.Major 
V.  Spaen  schwer  beleidigt  fühlten.  Auf  die  heftigen  Beschwerden  derselben  hatte 
darauf  Kf.  (d.  Coln  9./1 9.  November  1670)  die  clevische  Regierung  beauftragt,  Kreuz - 
berg  anzuweisen,  jenen  beiden  völlige  Satisfaction  zu  geben,  ihn  inzwischen  aber  von 
allen  seinen  Chargen  zu  suspendieren  und  ihm  zu  verbieten,  sich  an  einem  Ort,  wo  der 
Statthalter  anwesend  sei,  aufzuhalten.  Kr.  war  darauf  zu  Ende  des  Jahres  nach 
Berlin  gekommen,  um  sich  wegen  dieser  Sache  und  anderer  Anklagen,  welche  Fürst 


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Die  Ereuzbergscbe  Sache.    Unwillen  über  die  preussischen  Stände.  94t 

dass  er  fürst  Moritzen  erst  satisfaction  thue,  vndt  wirdt  es  Sich  nicht 
schicken  dass  er  ehe  audientz  habe,  insonderheitt  weill  ihm  verbotten 
nicht  ahn  den  ohrtt  zu  kommen  wo  fürst  Moritz  ist,  zu  deme  wirdts 
besser  sein,  dass  er  Sich,  wan  Fürst  Moritz  alhie  sein  wirdt,  verantt- 
wortte,  alssdan  kan  man  Sie  beide  gegen  einander  hören,  Mich  ver- 
wundert, dass  Crakau  in  allen  Seinen  relationen  nicht  gedencket  ob  er 
mitt  Ligene*)  wegen  der  Stadt  Collen')  geredet  habe,  vndt  wirdt  Ihme 
nochmals  befollen  werden  müssen,  dass  er  dauon  gedencke,  vndt  dass 
es  ein  grosses  aufsehen  bey  freunden  vndt  feinden  geben  werde,  hiemitt 
Gott  befollen  etc. 


Potzdam  den  8./ [18.]  Februar  A^  1671. 

[Unwillen  aber  die  preussischen  Stände  und   die   zur  Untersuchung  der  Eaickstein- 

sehen  Sache  bestellten  Kommissare.    Befehl,  die  Tortur  vorzunehmen.]  ^^„^ 

Lieber  H.  von  Schwerin,  bey  inkommender  Preussischen  post  hab  18.  Febr. 
ich  so  viell  ersehen.  Das  man')  nur  auff  gutte  wortte  bestehe,  im  vbri- 
gen  aber  nichts  willigen  wolle,  derhalben  befinde  ich  für  rahdesam  dass 
man  den  Lantag  aufhebe  vndt  die  Stende  von  ein  ander  gehen  lasse,  in 
betrachtung  dass  solche  widerwerttigkeitten  mir  nuhr  von  etlichen  leutten 
welche  sich  nur  damitt  herfurthun  wollen,  herruret,  vndt  Sich  dadurch 
grossen  creditt  bei  den  stenden  machen  wollen.  Ich  werde  von  tage  zu 
tage  in  meiner  meinung  gestercket,  wen  ich  ansehe  dass  comportement 
der  bossen  leutte.  Ich  proteBtire  für  Gott  vndt  begere  nochmals  dass  Ihr 
Sie  für  Ihren  vngluck  warnen  damitt  Sie  denen  die  daran  schuldt  nicht 
folgen,  den  ich  solche  zu  seiner  zeitt  schon  zu  finden  vndt  exemplarisch 
zu  straffen  wissen  werde.  Ihm  mittels  will  ich  das  ahn  die  Ober- Rette 


Nassau  und  t.  Spaen  gegen  ihn  erhoben  hatten,  zu  rechtfertigen.  Zwar  hatte  er 
keine  Audienz  erlangen  können,  doch  eine  Resolution  des  Kf.  (d.  Cöln  2./[12.]  Januar 
1671)  erhalten,  er  solle  in  seiner  schriftlich  einzugebenden  Verantwortung  gebührend 
gehört  werden,  im  übrigen  aber  solle  es  bei  der  Verordnung  Yom  19.  November  ver- 
bleiben, falls  er  nicht  beweisen  könnte,  dem  Inhalt  derselben  nachgelebt  zu  haben. 
Darauf  gab  Kr.  eine  Rechtfertigungsschrift  ein,  in  der  er  behauptete,  jene  Verordnung 
nicht  übertreten  zu  haben,  und  um  Restitution  und  Gewährung  einer  Audienz  bat, 
welche  Schrift  die  Geh.  Räthe  dem  Kf.  am  12.  Febr.  einsandten. 

')     Der  französische  Minister  Lionne. 

')  Ueber  die  damaligen  Streitigkeiten  des  Kurfürsten  von  Cöln  mit  der  Stadt 
Cöln  s.  Ennen,  Frankreich  u.  der  Niederrhein  I,  S.  196 ff.,  ürk.  u.  Akt.  XIV,  1 
S.  470ff. 

')  Ueber  die  damaligen  preussischen  Landtagsverhandlungen  s.  v.  Baczko, 
Gesch.  Prcussens  V,  S.  397  ff. 


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942  VIT.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  t.  Schwerin.     1668—1671. 

vndt  Stadthalter  geschriben  werde,  das  Ich  als  ein  Erb  vndt  Ober  herr 
solche  verordnoDg  thun  werde  wie  es  des  Landes  zostandt  vndt  meines 
hausses  beste  erfordert,  vndt  Ich  für  Gott  vndt  der  posteritet  veraot- 
wortten  kan,  derhalben  ich  für  gott  ansehe,  auch  schon  die  orderen  ab- 
gehen lasse  dass  einige  volcker  vorahn  nach  Preassen  gehen,  damitt  Sie 
die  nottige  execution  verrichten,  auch  das  die  Milice  wegen  vnterbaltung 
nicht  ruiniret  werde,  In  der  Kalcksteinischen ')  sache,  sehe  Ich  gnogsahm 
das  die  Preussen  der  Katzen  die  schelle  nicht  anhengen  wollen,  vndt 
hette  Ich  mich  von  Ober  Burggraifen ')  vndt  D.  Lauen*)  far  anderen 
solches  nicht  versehen,  auff  diesse  ahrdt  vndt  weisse  hab  ich  Dieners  so 
vber  meine  actiones  sich  gewissen  machen  vndt  mir  nicht  gehorchen 
wollen,  da  ich  doch  von  Ihnen  gehorsahm  haben  will.  Ich  begere  nicht, 
dass  Sie  wider  gewissen  handellen  sollen,  aber  was  ich  im  geheimen 
Rahtte  geresolviret  vndt  wollbedechtlich  geschlossen,  will  ich  exeqairet 
haben,  Ich  sehe  auch  dass  Sie  die  commissarien  so  von  hinnen  gangen^) 
ins  Buckshorn  getriben  haben,  auch  dass  der  Generali  Maior  Gotzke*) 
irre  gemacht  worden  ist,  wie  auss  beiderseits  Schreiben  zu  ersehen,  Ich 
lasse  es  noch  bey  voriger  verordenung  bewenden,  vndt  muss  ein  harttes 
schreiben ')  sowoll  ahn  die  commissarien  als  ahn  G.  maior  Gortzky  ab- 
gehen, darin  wegen  der  tortur  Ihnen  nochmals  befoUen  werde  zu  ver- 
fahren, den  Preussischen  sowoll  als  den  anderen  wirdt  auch  in  gesambt 
schreiben  ein  scharifer  verweiss  gegeben  werden  müssen,  vndt  dass  Ich 
Ihnen  einmahll  vndt  für  alle  mahl  nochmals  befelle,  die  execution  vnge- 
seumbt  zu  verrichten,  hiemitt  thu  Ich  euch  etc. 

')    V^l.  Paczkowski  in  Forschungen  III  S.  419 ff. 

^  Der  preussische  Oberburggraf  Albrecbt  y.  Kai  nein,  s.  über  dessen  Verbalten 
in  dem  Kalcksteinscben  Processe  Paczkowski  S.  421  ff. 

3)  Dr.  Philipp  Laue,  Advocatus  fisci  zu  Königsberg.  Derselbe  hatte  den 
früheren  Process  gegen  Kalck stein  1667—1668  geführt,  war  12.  December  1670 
vom  Kf.  zum  Mitglied  der  Kommission  ernannt,  welche  gegen  den  jetzt  yerbafteten 
K.  aufs  neue  die  Untersuchung  führen  sollte,  war  auch  mit  den  übrigen  Kommissaren 
nach  Memel  gegangen,  hatte  aber  von  dort  aus  8.  Februar  1671  den  Kf.  gebeten,  ihn 
von  dieser  Aufgabe  zu  entbinden,  da  ihn  „qualitas  accusatoris  a  iudicio  et  qualitate 
iudicis  cognoscentis  et  exequentis  inhabil  mache.*' 

*)  Der  Hof-  und  Kammergerichtsrath  Adam  Hasso  v.  Wedel  1  und  der  Con- 
sistorialrath  Georg  Wilhelm  Schar  den. 

^)  Der  Gen.  Major  Joachim  Ernst  v.  Görtzke,  Gouverneur  von  Memei, 
ebenfalls  Mitglied  der  Untersuchun^skommission. 

^  Ein  solches  Schreiben  erging  d.  Potsdam  I0./[20.]  Februar  1671,  s.  Pacz- 
kowski S.  426f. 


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Der  Eaicksteinsche  u.  Kreuzbergsche  Process.  94B 

Ihr   kunet    diesse    meine    letzte    resolution    den    alda    anwesendeo 
Kahtten  auch  commuDiciren. 


Potzdam  den  22.  Febraar/[4.  März]  A*^  1671. 

[y.  Kreuzberg  sind  bei  seiner  Verhaftung  alle  seine  Papiere  abzunehmen.]  |«^| 

Lieber  herr  von  Schwerin,  Es  ist  mir  nach  Ewerer  weckreise  in-  4.  März, 
gefallen,  das  zu  besorgen  stehen  mochte,  dass  der  von  Kreutzberg^), 
seine  meiste  Schreiben  bey  sich  im  sacke  haben  mochte,  Also  were  da- 
hin zu  sehen,  dass  man  selbige  von  Ihme  nehme,  den  ich  befurchte  er 
mochte  selbige  in  seinen  losament  nicht  gelassen,  sonderen  bey  sich 
tragen,  Dahero  nottig  dass  bey  seiner  verarrestirung  man  alle  brieffe 
vndt  zedell  so  er  bey  sich  hatt  von  Ihme  nehme,  vndt  abfordere,  welches 
ich  euch  hiemitt  zu  wissen  thue  vndt  verbleibe  etc. 


Potzdam  den  24.  Februar/[6.  März]  A"  1671. 

[Pabst  soll  die  Ziffern  herausgeben,  Battiers  Flucht  nach  England.]  .^^^ 

Lieber  herr  von  Schwerin,  Ewer  Schreiben  hab  ich  diessen  morgen  6.  März, 
woll  empfangen  vndt  darauss  ersehen,  welcher  gestaldt  D.  Pabst')  fur- 
gibet,  ob  hette  er  die  ziefferen  verbrandt,  welches  mir  eine  grosse  mut- 
massung  verursachet.  Als  ob  ein  mehres  im  Schreiben  enthalten,  als  er 


0  S.  oben  S.  940.  Inzwischen  hatte  Kf.  ein  Schreiben  des  Fürsten  Moritz  von 
Nassau  (d.  Wesel  15./25.  Februar  1671)  erhalten,  in  welchem  ihm  dieser  mittheilte, 
zuföllig  sei  ein  Schreiben  Kreuzbergs  an  seine  Frau  in  seine  Hände  gerathen, 
welches  zeige,  dass  derselbe  seine,  des  Fürsten,  Reise  nach  Berlin  vermittelst  seiner 
Freunde  in  den  Niederlanden  zu  verhindern  suche,  ferner  dass  derselbe  dort  einen  ge- 
fahrlichen Anhang  habe  und  auch  mit  den  clevischen  Papisten  in  geheimem  Verkehr  ge- 
standen habe.  Daraufhin  befahl  Kf.  der  Clevischen  Regierung,  alle  Papiere  Kreuzbergs 
mit  Beschlag  zu  belegen,  Hess  diesen  selbst  verhaften  und  nach  der  Festung  Spandau 
bringen,  theilte  den  Geh.  Rätben  in  Berlin  am  4.  März  diese  Anordnungen  mit  und  be- 
auftragte sie,  alle  in  dessen  Wohnung  befindliche  Papiere  aufs  Schloss  in  die  Kanzlei 
bringen  zu  lassen. 

')  Dr.  Hermann  Pabst,  clevischer  Justizrath,  damals  als  Bevollmächtigter  der 
clevischen  Stände  in  Berlin.  Fürst  Moritz  von  Nassau  hatte  zusammen  mit  dem 
Schreiben  Kreuz bergs  an  seine  Frau  auch  einen  zum  Theil  chiffrierten  Brief  Pabsts 
betreffend  Kr.  und  Niess  in  die  Hände  bekommen  und  davon  dem  Kf.  Anzeige  ge- 
macht. Derselbe  schreibt  (d.  Wesel  11.  März  1671):  „Dr.  Pabst  zu  Berlin  ist  des  Frei- 
berm  v.  Winnenthal  wohlbestellter  espion,  selbiger  hat  ihn  gegen  Wille  der  Städte 
mit  ungestümen  Worten  durchgedrungen,  wozu  der  Bürgermeister  Die  st  nicht  wenig 
geholfen  hat.** 


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944  VIT.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  v.  Schwerin.     1668^1671. 

aussaget,  derhalben  were  ihme  nochmals  zu  befellen,  dass  er  die  ziefferen 
ausshandige,  zu  mallen  man  solche  woll  dissiferiren  wurde,  vndt  wen  ein 
mehres  darin  gefunden  wurde,  er  eine  schwere  verantworttang  bekommen 
wurde,  Ich  vermuhtte  gar  gewiss,  dass  in  solchen  Schreiben  viell  nach- 
rieht  sein  wirdt,  Ich  schicke  euch  hiebey  die  zieffer  nehbenst  seinem 
Schreiben  wider.  Batteier')  ist  nach  Engelandt  gangen,  were  also  gutt 
dass  ahn  Konige  ein  Schreiben  gemacht  werden  möge,  ob  man  ihn  alda 
aussgeandtwort  bekommen  könne,  mich  verlangt  was  in  den  Schreiben 
so  Kreutzberg  bey  Sich  gehabt  sein  werde,  Ihr  wollet  mir  solches  za 
wissen  thun,  hiemitt  Gott  befollen  etc. 


Potzdam  den  25.  Febrnar/[7.  März]  A**  1671. 

[Instruktion  für  Butendach.     Das  niedersächsiscbe  Kreisoberstenamt.    Miintangelegen- 
1^..  heit.    Magdeburger  Zoll.    y.  Ereuzberg.] 

7.  März.  Lieber  Herr  von  Schwerin,  Ich  hab  die  instruction  des    Baden- 

dags')  nach  luneburg  verlessen,  auch  vberschicke  ich  solche  volzogen 
wider,  bey  dem  Creis  Obristen  Ambtte  hab  ich  diesses  nur  zu  erinnem 
dass  es  gutt  were  dass  ein  ander  als  Braunsweig  darzu  gelangen 
mochte,  in  betrachtung  dass  die  hausser  Braunsweig  vndt  Lüneburg 
solches  so  lange  zeitt  besessen  haben,  vndt  dahero  geleichsam  ein  recht 
machen,  als  ob  es  zu  Ihren  hausse  erblich  gehortte,  Ich  pretendire  es 
nicht,  nur  halte  ich  dafür,  dass  wan  Budendach  Hertzogen  Georg 
Wilhelm  mein  votum  gebe,  er  dabey  anfügen  solte,  dass  hiedurch 
Ihnen  kein  recht  gegeben  wurde,  solches  bei  Ihren  hausse  stetz  zu  haben. 
Auch  hette  er  zu  ahntten,  dass  man  mir  das  Eayserliche  Schreiben  so 
ahn  Creisse  abgangen  nicht  vorhero  communiciret  hette,  damitt  Ich  meine 
gesantten  desto  besser  hette  informiren  können,  vndt  dass  man  verhofte 
dass  es  ins  künftige  geschehen  wurde.  Was  die  verhohung  des  Reichsthll. 
betrift,  konte  man  diese  reson  beifugen,  dass  wan  der  thll.  in  so  gntten 
wehrt  geschlagen  wurde,  selbiger  aussen  reiche  verführet,  hergegen  wan 

»)    S.  oben  S.  937. 

^  Johann  Buten  dach,  Halberstädtischer  Vicekanzler.  Derselbe  war,  nachdem 
König  Karl  XI.  von  Schweden  und  Herzog  Georg  Wilhelm  Yon  Gelle  als  aus- 
schreibende Fürsten  des  niedersacbsischen  Kreises  (d.  17./[27.]  Januar  1671)  den  Kf. 
zur  Beschickung  eines  auf  den  6./16.  März  zu  Luneburg  angesetzten  Kreistages  ein- 
geladen hatten,  zum  Bevollmächtigten  auf  diesem  ernannt  worden  und  die  Oeh.  Käthe 
hatten  am  6.  März  die  für  denselben  entworfene  Instruktion  dem  Kf.  zugeschickt 
Ebendieselben  theilen  B.  am  7.  März  zugleich  mit  der  Instruktion  die  obigen  Erinne- 
rungen des  Kf.  zur  Nachachtung  mit. 


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Sendung  Butendachs.    Der  Kreuzbergsche  Process.  945 

er  mehr  gelten,  wir  gutte  Rthll.  ins  Reich  bekommen  wurden.  Wegen 
der  Zollsache  ist  es  gantz  vnuerfenglich,  mich  wundert  aber  sehr,  wo- 
rumb  Michell  Matteis*)  wegen  der  4  grossen,  so  die  Stadt  Magdeburg 
mir  von  Ihren  thll.  so  sie  kraft  fridensschlusses  vom  wiespell  nimbt  geben, 
so  grosse  difßcultet  machet  weill  solches  auch  ein  altes  herkommen  ist. 
Ich  halte  aber  dafür  dass  die  Cammer  solche  inkunft  gerne  in  banden 
haben  wollen,  herren  Cöppen*)  wolt  Ihr  andeutenn,  dass  er  articullen 
auss  des  von  Creutsbergs  schreiben  aufsetze,  welche  Ihr  als  dan  im 
geheimen  Rahdtt  durchsehen  vndt  mir  Sie  anhero  zu  durchsehen  zu- 
schicken wollet,  hiemitt  thu  ich  euch  etc. 


Potzdam  den  26- Marti!/ [5.  April]  A"  1671. 

[Köppens  Bericht  in   der  Kreuzbergseben  Sache.     Klage   aber  Mangel  an  Verscfawie- 

genheit.]  ,g^,^ 

Lieber  herr  von  Schwerin,  Was  mir  H.  Koppen')  für  einen  bericht  5.  April, 
in  der  Kreutzbergischen  sache  thut,  solches  habt  Ihr  auss  beigelechten 
seinen  Schreiben  zu  vernehmen,  gleichfals  auch  werdet  Ihr  ersehen^  wer 
der  gewesen,  so  dem  von  Kreutzberg  ^Ues  kundt  gethan,  vndt  ist  ein 
H.  vbell  dran,  wan  man  dassienigo  so  im  rahtte  geredet  vndt  auss  bracht 
wirdt  erofnet,  wie  Ihr  den  auss  des  Kreutzbergs  Schreiben  so  er  ahn 
mich  thutt  solches  mit  meren  werdet  vernehmen  kunnen,  es  scheindt 
auch  das  noch  mehre  sein  müssen  welche  Ihn  alle  nachrichtunge  gegeben 
haben,  hiemitt  Gott  befollen  etc. 


Potzdam  den  20. /[30.]  Aprilis  A^  1671. 

[Ankunft  des  französischen  Gesandten,  Schwierigkeit  seiner  Einquartierung.]  ^ 

Lieber  herr  Schwerin,   Gleichitzo   kumpt  der  Franschosische  am-  30. April, 
voie*)  mitt  einer  mitt  kutzen')  anhero,  er  hatt  Sich  aber  bey  mir  noch 

')    Michael  Matthias,  Hofrentmeister  und  Hofpostdirektor. 

*)     Der  Geh.  Ralh  Dr.  Johann  Koppen. 

')  Kf.  hatte  (d.  Potsdam  24.  März  [3.  April])  Koppen  sowie  die  Kammerge- 
ricbtärätbe  D.  Esich,  v.  Hrechem  und  Almerschen  zu  Kommissaren  eruannt,  um 
den  in  Spandau  gefangen  gehaltenen  Kreuzfeld  auf  gewisse  Artikel  'zu  befragen. 
Das  Verhör  hatte  am  4.  April  begonnen. 

*)  Louis  de  Verjus,  s.  über  dessen  damalige  Sendung  au  Kf.  Pufendorf  XI, 
§  18  (S.  752f.),  Urk.  u.  Akt.  H,  S.  507,  XIV,  S.  479ff.,  Droysen  HI,  3  S.  242f. 

^)    Miethskutsche. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XU.  GO 


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946  VII.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  v.  Schwerin.     1668—1671. 

nicht  angeben  lassen,  es  feldt  itzo  eben  in  die  Feiertage  da  wir  vnsere 
devotion  alhie  verrichten  werden,  Ich  wolte  woll  dass  er  hie  were,  vndt 
dass  der  Obermarschalck ')  anhero  kerne,  wegen  des  losaments  bin  ich 
bekümmeret,  in  der  Stadt  ist  es  sehr  schlegt,  aufs  haus  zu  legen  ist 
bedencklich,  wollet  mir  euere  gedancken  zu  wissen  thun,  dafeme  er 
audience  begertte  wie  man  Sich  zu  verhalten  habe,  thutt  mir  solches 
sofordt  zu  wissen,  hiemitt  Gott  befollen  etc. 

Potzdam  den  21.  Aprili8/[1.  Mai]  A"  1671. 

I^.^l        [Proposition  des  K.Cölnischen  Gesandten,  mit  demselben  abzuhaltende  Conferenz.1 
I.Mai.  Lieber  herr  von  Schwerin,  Ich  vberschicke  euch  hiebey,  das  ienige 

proiect  der  Aliiance,  vndt  wirdt  nottig  sein,  dass  Ihr  mitt  dem  Colni- 
schen')  eine  conferentz  haltet,  man  muss  sich  aber  hutten  dass  man 
sich  nicht  angasire,  es  ist  ein  wichtig  werck,  es  gemandt  mir  ahn  die 
Berenhaudt  die  geteiltt  wirdt,  vndt  der  behr  ist  noch  nicht  gefangen, 
ich  wolte  woll  dass  man  die  sache  noch  aufhalten  kuntte,  zweifelte  aber 
sehr  daran,  so  baldt  Ihr  die  conferentz  werdet  gehalten  haben,  so  wollet 
Ihr  anhero  kommen,  der  Colnische  hatt  zwey  Punckten  darnehben 
proponiret,  erstlich  wegen  der  Stadt  Collen'),  der  Churfurst  will  Sich 
nicht  inlassen  für  die  commissarien  so  vom  Kayser  verordnet,  biss  die 
Stadt  belobe  die  Volcker  herauss  zu  schaiTen,  vndt  dan  dass  Sie  die 
neuen  fortificationes  instellen  vndt  Ihme  was  Sie  für  Alters  schuldig 
sein  prestiren,  zum  anderen  wegen  des  was  zu  Regenspurg  wegen  der 
coUecten  ^)  so  man  von  den  Stcnnen  nehmen  soll,  furgefallen,  diese  zwey 
letzt  puncten  will  er  dass  man  sie  den  Kayserlichen  recommendire,  hie- 
mitt Gott  befollen  etc. 

Potzdam  den  27.  Aprili8/[6.  Mai]  A"  1671. 

[Dem  französischen  (Jesandten  zu  ertheilende  Antwort,    keine  Neutralität,    womöglich 
ist  der  (Jesandte  aufzuhalten,    Schw.  u.  Somnitz  sollen  zur  Berathung  nach  Potsdam 
|/|^l  kommen.] 

G.Mai.  Lieber  herr  Schwerin,  ich  hab  gestern  spette  euer  Schreiben   er- 

*)     Kaban  v.  (^an stein. 

■0  Franz  Nicolartz,  Hildesheimscher  Vicekanzler,  vgl.  über  dessen  Sendung 
Pufendorf  XI,  §  17  (S.  7jlf.),  Urk.  u.  Akt.  XIV,  S.  479flf.,  Droysen  HI,  2 
S.  242  f. 

'')     S.  obi^n  8.941. 

♦)  S.  Pai-hner  v.  Eggenstorff  I,  S.  51 2 ff.,  Urk.  u.  Akt.  XIV,  S.  472.  Vgl. 
Droysen  111,  :5  S.  232ff. 


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Verbandlungen  mit  Nicolartz  u.  Verjus.  947 

halten,  vndt  darauss  ersehen,  welcher  gestaldt  die  conferentz  mitt  dem 
franschosischen  abgeschicktten  ^)  abgangen,  vndt  dass  er  mitt  meiner 
resolution  nicht  fridlich  gewessen,  sonderen  wegen  der  Neutralitet  tracti- 
ren  wolte,  Ich  sehe  hieraass  so  viell,  das  er  entlich  auff  eine  cattegorische 
erklerung  dringen  wirdt,  vndt  mich  zu  binden  durch  die  Neutralitet  dass 
ich  keine  freie  hande  gehalten  soll,  Was^)  Neutral  zu  sein  ist  hab  ich 
schon  vor  diessen  erfahren,  vndt  wan  man  schon  die  allerbesten  condi- 
tiones  hatt,  wirdt  man  doch  vbel  tractiret,  ich  hab  auch  verschworen 
mein  lebenlang  nicht  neutral  zu  sein,  vndt  wurde  mein  gewissen  damitt 
beschweren,  Ich  hab  diesse  gantze  nacht  wegen  diesser  wichtigen  sache 
nicht  schlaffen  können,  vndt  hab  Gott  fleissig  angeruffen,  mir  im  sin  zu 
geben  was  ich  zu  thun  vndt  zu  lassen  hette,  vndt  halte  dafür,  dass  am 
besten  were,  den  gesantten  aufzuhalten,  vndt  dadurch  zeitt  zu  gewinnen, 
vndt  zu  sehen  wie  der  anfang  des  krieges  ablauffen  werde,  inmittels 
muste  man  freie  hande  behalten,  vndt  in  Schweden  schicken,  mitt  dem 
Feldtherrn  Frangellen  erst  hirauss  communiciren,  vndt  der  Chron 
gedancken  vernehmen  wohin  Sie  inclinirten,  den  ich  gewis  dafür  halte, 
das  Sie  gleichwoll  dahin  sehen  werden,  dass  der  Staadt  nicht  gantz 
vberhautfen  geworffen  werde,  sonderen  das  Evangelische  interesse  mitt 
beobachten  werden,  wen  aber  nun  der  abgeschicktte  sich  nicht  aufhalten 
lassen  will,  wirdt  die  frage  sein  was  zu  thun  sey,  Ich  befinde  dahero 
nottig  das  Ihr  anhero  kommen,  auch  woU  H.  Somnitzen  mittbringen 
kunnet,  vmb  diesses  hohe  werck  desto  besser  zu  vberlegen,  Sumnitz 
ist  mitt  vns  einig,  dass  man  Sich  in  den  krieg  nicht  angasiren  solte, 
vndt  keine  pure  abschlegige  antwortt  zu  ertheillen,  das  were  woll  gutt, 
wen  man  solche  finden  kuntte,  aber  Ich  sorge  er  werde  sich  solcherge- 
staldt  nicht  abferttigen  lassen,  vndt  wirdt  noch  mehres  in  commissione 
haben,  Ich  werde  dem  Wercke  noch  ferners  nachdencken,  vndt  euerer 
alhie  erwahrtten,  wan  Carrell*)  gegen  Dienstag  herkommet,  ist  es  noch 
zeitt  genug,  aldan  kan  er  donnerstag  wider  nach  Berlin  gehen,  hiemitt 
Gott  befollen  etc. 


')    Verjus. 

2)    Diese   Stelle   ist   schon    abgedruckt   bei    v.  Orlich,   Friedrich  Wilhelm  der 
Grosse  Kurfürst  S.  118,  s.  auch  Droysen  III,  3  S.  243. 
^    Der  Kurprinz  Karl  Emil. 


f)0* 


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948  VII.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  t.  Schwerin.     1668  —  1671. 

Potzdam  den  13./[23.]  Maii  A"  1671. 

[Die  boll&ndiscbe   Proposition,    die  Frage  der  Evacuation   der  clevischen  Festungen. 

Befehl,  mit  Pfalz-Neuburg  abzuscbliessen.] 
1671. 

23.  Mai.  Lieber  herr  Schwerin,  Das  Schreiben  von   H.  RumbswinckelT) 

hab  Ich  durchlessen,  wie  auch  Ewere  antwordt,  dabey  ich  nichts  zu  er- 
inneren habe,  dieweill  es  nur  eine  vorantwort  ist,  ob  man  bey  itzigen 
zustandt  von  evacuation  der  Stette  gedencken  solle,  bedarf  woll  einer 
sonderbahren  deliberation.  Ich  erinnere  mich  das  bey  den  tractaten  so  zu 
Cleue  furgingen'),  Ich  vmb  orssau  anhielte,  da  hatten  Sie  auch,  ich 
mochte  doch  bey  der  coniunctur  nichts  dauon  gedencken,  wen  Sie  wider 
ruhe  hetten,  weiten  Sie  mir  volkommene  satisfaction  thun,  wie  Sie  sich 
aber  gegen  mich  nach  der  zeitt  bedragen,  solches  wirdt  Euch  annoch 
wissendt  sein,  vndt  kumpt  mir  solche  proposition  sehr  befrembdet  für, 
vndt  nehme  es  also  als  wen  es  Ihnen  nunmero  gelegen  were  dauon  zu 
gedencken,  vndt  ist  dieses  kein  mittell  sich  mitt  mir  in  besseren  ver- 
nehmen vndt  alliance  zu  setzen.  Ich  vberscbicke  euch  hiebey  auch  das 
Schreiben  vom  Pfaltz  Graffen  von  Neuburg'),  wen  wir  Evangelische 
von  beiden  Religionen  alles  erlangen  was  wir  begeren  vndt  wünschen 
mochten,  worumb  sollen  wir  den  Romisch  CattoUischen  nicht  auch  was 
gönnen,  zumallen  weillen  Sie  das  exercitium  religionis  frey  haben,  was 
Ihr  wolt  das  euch  die  leutte  nicht  thun  sollen,  das  solt  Ihr  Ihnen  auch 
nicht  thun,  derhalben  befelle  ich  euch  mitt  dem  wercke  fordt  zu  fahren, 
vndt  zu  schliessen,  welches  Ihr  denen  anderen  Rahtten  sagen  kunnet, 
den  ich  für  Gott  solches  verandtwortten  will,  weill  Ich  sehe  das  seiner 
kirche  nichts  dauon  abgehet,  sondern  viell  mehr  zuwackssen  thutt.  hie- 
mit  thu  ich  euch  etc. 


Potzdam  den  20./ [30.]  Maii  A"  1671. 

[Von   dem   Markgrafen    von   Baireuth    zu  fordernde  Satisfaction.     Niemiryczs  Nach- 
richten aus   Polen.     Besorgnis   vor  einem   Angriif  gegen   Reinstein,     v.   Kreuzbergs 

Frau.] 
1671. 

30.  Mai.  Lieber  herr  von  Schwerin,  Ich  hab  gestern  abend t  Ewer  Schreiben 

^)    Matthias  Romswinckel,  clevischer  Vicekanzler,  Gesandter  im  Haag. 
2)    S.  Urk.  u.  Akt.  XI,  S.  G26ff. 

^)     Vgl.  über  die  damaligen  Verhandlungen  mit  demselben  über  die  Ordnung  der 
kirchlichen  Verhältnisse  in  den  jülich-clevischen  Landen  M:  Lehmann  I,  S.  72  ff. 


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Verhandlungen  mit  Holland  u.  Pfalz-Neuburg.    Der  Markgr.  v.  Baireuth.  949 

nehbenst  des  Marggraffen ^)  empfangen,  des  von  Knessebecks')  schreiben 
aber  ist  nicht  dabey  gewessen,  Auss  des  Marggraffen  Schreiben  sehe  ich 
das  er  noch  recht  haben  will,  dass  er  euch  so  hardt  angegriffen,  vndt 
kan  ich  darauss  nicht  sehen,  dass  es  ihm  leidt,  oder  durch  eine  vber- 
eillung  hergekommen,  weill  er  vermeindt  dass  er  solches  gegen  einen 
privaten  woll  hette  thun  kunnen,  Ich  will  nicht  allen  satisfaction  von  Ihm 
haben,  sonderen  er  muss  gestehen  dass  er  euch  auch  zuviell  gethan  habe. 


0  Markgraf  Christian  Ernst  von  Baireuth,  das  frühere  Mandel  des  Kf.,  war, 
nachdem  seine  erste  Gemahlin  Erdmuthe  Sophie,  Tochter  des  Kurfürsten  Johann 
Georg  IL  von  Sachsen,  22.  Juni  1670  gestorben  war,  bevor  er  eine  nach  Paris 
beabsichtigte  Reise  antrat,  zum  Besuch  bei  Kf.  gewesen  und  hatte  hier  den  Wunsch, 
sich  mit  einer  Verwandten  desselben  wiederzuvermählen,  kund  gegeben.  Kf.  hatte 
ihm  seine  Nichte,  die  zweite  Tochter  des  Herzogs  Jacob  von  Kurland,  Charlotte 
Sophie  (geb.  I.September  1651)  vorgeschlagen  und  hatte  es  auf  seinen  Wunsch 
übernommen,  einleitende  Schritte  in  dieser  Sache  zu  thun.  Den  Markgrafen  scheint  aber 
seine  Zusage  bald  gereut  zu  haben,  schon  von  Magdeburg  aus  schrieb  er  dem  Kf., 
er  beabsichtige  nicht,  die  ihm  vorgeschlagene  Prinzessin  „an  ihrem  anderweiten  Glück 
und  Vermählung  zu  hindern'^,  und  auf  der  Weiterreise  bei  Gelegenheit  eines  längeren 
Besuches  in  Stuttgart  verlobte  er  sich  Anfaäg  November  daselbst  mit  der  ältesten  Tochter 
Herzog  Eberhards  von  Würtemberg,  Sophie  Luise  (geb.  18.  Februar  1642). 
Kf.  fühlte  sich  dadurch  sehr  gekränkt,  theilte  dem  Herzoge  Eberhard  auf  dessen 
Anzeige  von  der  Verlobung  das  Vorgefallene  mit,  Hess  sich  auch  durch  ein  Entschul- 
digungsschreiben des  Markgrafen  nicht  begütigen,  weigerte  sich,  als  dieser  nach  seiner 
8.  Februar  1671  zu  Stuttgart  erfolgten  Vermählung  von  dort  aus  seinen  Sekretär 
Fabri  mit  einem  neuen  Schreiben  zu  ihm  sendete,  dasselbe  anzunehmen  und  sandte 
ihm  eine,  von  diesem  Fabri  geschriebene,  von  dem  O.Präsidenten  v.  Schwerin  be- 
glaubigte Erklärung  zu,  in  welcher  er  mit  den  schärfsten  Worten  sein  Verhalten 
tadelte  und  die  Hofifnung  aussprach,  er  werde  sich  nie  wieder  bei  ihm  sehen  lassen. 
Der  Markgraf,  dadurch  seinerseits  auf  das  tiefste  beleidigt,  Hess  jenen  Fabri,  weil  er 
sich  zum  Niederschreiben  jener  Erklärung  hatte  gebrauchen  lassen,  verhaften  und 
schickte  Schwerin  eine  Erklärung  zu,  in  welcher  dieser  mit  den  ärgsten  Schimpf- 
worten belegt  wurde.  Kf.  schrieb  darauf  (d.  Potstam  27.  Februar  1671)  an  den  Her- 
zog von  Würtemberg,  theilte  diesem  mit,  dass  er  jene  beleidigende  Erklärung,  da 
Schwerin  nur  in  seinem  Auftrage  gehandelt,  als  gegen  ihn  selbst  gerichtet  ansehen 
müsse  und  dafür  Satisfaction  verlange.  Der  Markgraf  richtete  darauf  an  Herzog 
Eberhard  ein  Schreiben  (d.  Stuttgart  14./[24.]  März  1671),  in  welchem  er  erklärte, 
es  sei  durchaus  nicht  seine  Absicht  gewesen,  den  Kf.  zu  beleidigen,  er  hoffe,  derselbe 
werde,  was  er  zu  Rettung  seines  Respects  nothgedrungen  gegen  Schwerin  und  Fabri 
habe  vornehmen  müssen,  nicht  wider  seine  Intention  auf  sich  selbst  beziehen  und  be- 
denken, „dass  er  sich  nicht  mit  dergleichen  Verschimpfung,  zumal  von  Privatpersonen 
belegen  zu  lassen  schuldig"  sei.  Dieses  Schreiben,  welches  Herzog  Eberhard  dem 
Kf.  zusendete,  ist  hier  gemeint.  Kf.  hat  sich  nachher  doch  begütigen  lassen,  der 
Markgraf  dankt  ihm  (d.  Baireuth  12./[22.]  Juni  1671)  für  ein  eigenhändiges  Schreiben, 
durch  welches  er  ihn  wieder  zu  Gnaden  angenommen  habe. 

2)    Thomas  V.  Knesebeck,  baireuthischer  Geh.  Rath. 


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950  VII.    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  v.  Schwerin.     1668—1671. 

den  Ihr  nichts  als  mitt  meinen  willen  vndt  vorbewust  vndt  befell 
gethan  habet,  Desswegen  trage  ich  noch  zur  zeitt  bedencken  an  Ihn  za 
schreiben.  Wegen  Jagerendorff  habt  Ihr  dem  Kayserlichen  gesantten ') 
woll  beantworttet,  den  ich  niehmals  geldt  dafür  acceptiren,  sondern  landt 
vndt  ieutte  begert  habe,  wegen  Collen  vndt  der  Stadt  Essen  habt  Ihr 
sehr  woll  geantworttet,  Was  Nimritz')  mir  schreibet  hab  Ihr  auss  bey 
gelegten  Schreiben  zu  ersehen,  dass  polnische  wollet  Ihr  verdeutschen 
lassen  vndt  mir  wider  zuschicken,  es  wirdt  nottig  sein,  bey  negster  post 
ahn  Fürst  von  Crau')  vndt  Gortzken*)  zu  schreiben  auff  die  festen 
ortter  ein  gutt  wachendes  äuge  zu  haben,  vndt  wurde  nottig  sein  in 
Gross  Pollen  ahn  vnsere  gutte  freunde  zu  schreiben,  dass  man  nicht 
verhofte,  dass  die  Republick  verstatten  wurde  das  gegen  mich  so  vnge* 
buhrlich  verfahren  wurde,  den  da  es  geschehen  solte  wurde  gross  Pollen 
in  eusserste  gefahr  gesetzet  werden.  Den  ich  zu  rettung  meiner  landen 
das  ienige  thun  wurde,  so  mir  Gott  vndt  die  natur  zugeben  wurde,  vndt 
kunte  gross  Pollen  gar  darüber  in  feuer  aufgehen,  Das  die  hertzogen  von 
Braunsweig,  Braunsweig  belagert^)  haben,  ist  gar  gewis.  Ich 
sorge  Sie  werden  hernach  auff  Reinstein  gehen,  zu  besserer  Versiche- 
rung des  ohrts  lasse  ich  behorige  ordren  abgehen,  hiebey  vberschicke 
ich  eine  schrift*)  so  des  von  Kreutzberg  Frau  vbergeben  hatt,  selbige 
wirdt  dem  Fürsten  Moritz  vndt  Spahnen  communiciret  werden  müssen, 
die  Fraw  ist  gar  des  teufTels,  vndt  sucht  nur  alles  alhie  zu  brulligiren, 
hiemitt  thu  ich  euch  etc. 


>)    J.  de  Goess,  s.  Urk.  u.  Akt.  XIV,  S.  482. 

2)  S.  oben  S.  284,  vgl.  506 ff. 

3)  Herzog  Ernst  Bogislav  von  Croy,  Stattbalter  von  Preussen. 
*)    G.Major  Joachim  Ernst  v.  Görtzke,  Gouverneur  von  Memel. 

^)    S.  Havemann,  Gesch.  der  Lande  Braunscbweig  und  Lüneburg  II,  S.  140 f. 

^)  Nicht  bei  den  Akten.  Fürst  Moritz  von  Nassau  hatte  (d.  Wesel  25.  März 
U)71)  dem  Kf.  mitgetheilt,  dass  Frau  v.  Kreuzberg,  obwohl  hochschwanger,  nach 
Berlin  gereist  sei.  Der  Fürst  war  dann  selbst  nach  Berlin  gekommen  und  hatte  dort 
(Protokoll  vom  8./18.  April  1671)  neue  schwere  Anklagen  gegen  Kr.  erhoben,  darauf 
hatte  die  von  dem  Kf.  eingesetzte  Kommission,  zu  der  auch  die  beiden  clevischen  Re- 
gieruDgsräthe  Job.  de  Beyer  und  Job.  Dietrich  J  he  wen  hinzugezogen  waren,  neue 
Verhöre  mit  Kr.  abgehalten,  doch  kam  dabei  nichts  Erhebliches  heraus,  Kf.  verwies 
(d.  Cöln  a.  d.  Spr.  10./[20.]  Mai  1671)  die  ganze  Sache  an  das  Cleve-Markische  Hof- 
gericht, und  Kreuzberg  wurde,  nachdem  er  sich  zur  Ausstellung  eines  Reverses  be- 
quemt hatte,  aus  der  Haft  entlassen,  erhielt  aber  seinen  Abschied. 


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Polnische  Anschläge.     Belagerung  v.  Braunschweig.  951 

Potzdam  den  9./[19.]  Jonii  A»  1671. 

[Hülfsgesuch  der  braunschweigischen  Herzoge.]  I«,-I 

Lieber  herr  Schwerin,  Gleich  itzo  bin  ich  alhie  wieder  angelangt,  19.  Juni. 
vndt  hab  den  von  Wulffen  alhie  für  mich  gefunden,  welcher  im  nahmen 
der  hertzogen  von  Braunszweig')  500  Pferde  gleich  itzo  nehbenst 
leutte  so  die  Artolerie  verstehen  begeret,  wegen  des  Chreis  Christen 
Ambt  im  Westpfellischen  Kreisse,  sagt  der  abgeschickte,  hetten  S.  H. 
Ihren  gesantten  volkommene  folmacht  aufgetragen,  wofür  Ich  mich  be- 
dancktte,  wegen  der  Grafschaft  Reinsten  begertte  er  im  nahmen  seiner 
H.  das  ich  leutte  schicken  vndt  den  ordt  benennen  mochte  wo  Ich  es 
ahm  bequemsten  halten  wurde,  so  wurden  Sie  Sich  also  erkleren,  dass 
ich  darauss  ein  satsames  verg[n]ugen  haben  wurde.  Ich  replicirte  hirauff, 
dass  es  itzo  am  fuglichsten  sein  wurde,  da  alle  die  hertzogen  beisammen 
dar  zur  stelle,  er  aber  vermeinte,  dass  itzo  so  vielle  Verhinderungen 
wegen  der  belegerung  von  Braunszweig  weren,  vndt  vermeinten  S.  H. 
das  es  im  Augusto  ahm  fuglichsten  sein  konte,  Ich  antwortte  hirauf 
dass  mir  die  zeitt  inmittels  lang  fallen  wurde,  die  sache  were  So  weit- 
leuftig  nicht,  wen  man  nur  mitt  claren  äugen  mein  recht  ansehen  wurde, 
so  kuntte  man  leicht  auss  der  sache  kommen,  hiraus  nehme  ich,  dass 
die  hertzogen  meine  hullfe  zwahr  gerne  haben,  aber  die  Reinsteinische 
sache  troniren,  vndt  mir  nicht  gerecht  werden  wollen,  dahero  woll  zu 
vberlegen,  ob  man  Ihnen  hulife  thun  solle  oder  nicht,  vndt  ob  man  H. 
Kansteinen  nehbenst  noch  einen  andern  gleich  itzo  zu  Ihnen  schicken 
solte,   vndt  zu   begeren  die  sache  erst  richtig  zu  machen,   den  ich  be- 


^)  Gleich  bei  Beginn  des  Unternehmens  gegen  Braunschweig  hatte  Herzog 
(leorg  Wilhelm  von  Celle  (d.  19./[29.]  Mai  1671)  dem  Kf.  Anzeige  davon  gemacht, 
um  seine  Assistenz  gebeten  und  die  Abscbickung  eines  Gesandten  angekündigt.    Ef. 

hatte  darauf  (d.  Potsdam  ^-~ — .^  1671)  sich  zur  Hülfcleistung  erboten  und,  um  nähere 

Verabredungen  zu  treffen,  obwohl  als  Gesandter  der  drei  braunschweigischen  Herzoge  der 
Kammerrath  Hacke  bei  ihm  erschien,  seinen  Kammerherrn,  den  Freiherrn  Friedrich 
V.  Hey  den  in  das  Lager  derselben  vor  Braunschweig  geschickt,  derselbe  sollte  zu- 
gleich auf  Beilegung  des  Reinsteinschen  Streites  dringen  und  die  Herzoge  bitten,  auf 
dem  bevorstehenden  Westfälischen  Kreistage  dahin  zu  wirken,  dass  Kf.  zum  Kreis- 
obersten  und  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  zum  Zu- oder  Nachgeord- 
neten gewählt  oder  dass  ein  jährlicher  Wechsel  beider  Kreisämter  zwischen  ihnen  bei- 
den eingeführt  werde.  Die  Herzoge  gaben  in  beiden  Punkten  günstige  Erklärungen 
ab  und  baten  Kf.,  ihnen  400—500  Reiter  und  gute  Artilleriebediente  zu  schicken, 
doch  kam  es  nachher  zu  der  Sendung  derselben  nicht,  da  schon  am  23.  Juni  die  Stadt 
sich  den  Herzogen  ergab. 


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952  VIL    Briefe  des  Kurfürsten  an  Otto  v.  Schwerin.     1668—1671. 

sorge  dass  Sie,  wen  die  Stadt  baldt  vbergehen  mochte,  alssdan  für  far 
[sie!]  Regenstoin  zu  gehen,  vndt  denselben  ohrdtt  mitt  gewaldt  weck  zu 
nehmen  suchen  wurde[n],  Ihr  woldt  mir  Ewere  vndt  der  anderen  Räbdte  ge- 
dancken  darüber  zu  wissen  thun^),  was  sonsten  die  Rahte  für  gedancken 
bey  diesser  Braunschweigischen  sache  haben,  solches  habt  Ihr  auss  in 
ligenden  Ihren  Schreiben  zu  ersehen,  hiemitt  Gott  befollen  etc. 

Ich  werde  Euere  auff  den  mittwoch  oder  donnerstag  alhie  erwahrtten. 

')  0.  V.  Schwerin  erwidert  darauf  (d.  Wulfshagen  den  ersten  Pfingsttag 
[11./'21.  Juni]  1671):  ^Nun  muss  ich  wol  bekennen,  dass  es  vor  E.  Chf.  D.  zuträg- 
licher wäre,  wann  die  Hertzogen  diese  Stadt  nicht  hätten,  als  dass  dadurch  ihre 
Macht  zunehme,  dass  aber  E.  Chf.  D.  desfals  ihre  Freundschaft  hindansetzen  sollten, 
kann  ich  nicht  rahten,  denn  so  gross  ist  die  Ungelegenheit  nicht,  die  E.  Chf.  l>.  zu 
besorgen  haben,  wann  die  Hertzogen  die  Stadt  besetzen ,  wodurch  ihre  Macht  auch 
wohl  in  etwas  ^etheilet  wird,  als  E.  Chf.  I).  vor  sich  und  denen  Evangelischen  billig 
zu  befahren  haben,  wann  sie  mit  diesem  benachbarten  considerablen  Hause  zerfallen 
oder  auch  nur  in  Misstrauen  leben  sollten.  Aufs  weinigste.  Gnädigster  Herr,  kann 
ich  nimmer  rathen,  dass  E.  Chf.  [),  das  principium  defendiren  sollten,  so  in  dem  Gut- 
achten [der  anderen  Geh.  Käthe  vom  8./ 18.  Juni]  angezogen  wird,  als  wären  die  Hert- 
zogen nur  bcschrenckete  Obrigkeit  der  Stadt,  denn  E.  Chf.  D.  wissen  sich  gnädigst 
zu  erinnern,  dass  in  unserem  Raht  allezeit  sustiniret  worden,  dass  denen  Unterthanen 
nicht  gebühre,  dergestalt  wieder  ihre  Obrigkeit  zu  erhärten.  Die  Stadt  Braunsweig  gestehet 
gerne,  dass  sie  Unterthanen  sein,  gehuldiget  haben,  auch  noch  ferner  huldigen  wollen, 
nur  allein  dass  sie  es  nur  auf  gewisse  Maasse  sein.  Dieses  ist  es,  Gnädigster  Herr,  wel- 
ches E.  Chf.  D.  wehrender  dero  Regierunge  von  vielen  dero  Unterthanen  und  einigen 
Städten  vorgehalten  worden  und  fast  auf  dieselbige  Art  noch  in  Preussen  geschiehct, 
daher  dann  K.  Chf.  D.  wieder  ihr  eigenes  Interesse  thun  wurden,  wann  Sie  das  ver- 
theidigen  helfen  wollien,  dass  die  Hertzogen  nur  beschrenckete  Obrigkeit  sein.  Kann 
es  aber  dahin  gebracht  werden,  dass  sich  die  Hertzogen  des  praesidii  in  so  weit  be- 
geben, dass  sie  sich  dessen  ohne  Ursache  nicht  gebrauchen  wollen,  so  ist  es  so  viel 
besser.  Dass  aber  E.  Chf.  I).  die  würckliche  Hülfe  schicken  sollten,  ehe  und  bevor  sie 
sich  wegen  Kegenstein  anschicken,  habe  ich  nimmer  gerathen  und  kann  es  auch  nicht 
rathen,  und  ist  E.  Chf.  1).  gnädigste  Intention  sehr  gut,  dass,  weil  die  Hertzogen 
zusammen,  Sie  alsofort  jemands  dahin  schickten  und  die  conditiones,  worauf  der  Ver- 
gleich zu  machen,  mitgeben,  indessen  könnten  E.  Chf.  D.  Anstalt  zu  der  Assistenz 
machen.  Ist  es  ihnen  ein  Ernst,  dass  sie  mit  E.  Chf.  I).  sich  vergleichen  wollen,  so 
könnten  sie  leicht  dazu  kommen  und  dörffen  sich  mit  der  Belagerung  nicht  ex- 
cusiren."  — 


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Personenverzeichnis. 


V.  Achen,   Lucas,  brandenb.  Sekretär. 

611.  628—632.  635.  637. 
Adelaide,  Rurfnrstin  v.  Baiern.  806. 

868. 
Adolf  Johann,   Pfalzgraf  von  Zwei- 

bräcken.  211. 
Akakia,  französ.  Agent.  447.  448.  454. 
St.  AI  bans,  Graf,  englischer  Gesandter. 

642.  653. 
Albern arle,  Herzog.  654. 
Aldenhoven,  Dr.  Job.  Christ.,  k.col- 

nischer  Gesandter.  825.  848. 
V.  Alefeld,  Detlev,  dänischer  Gesandter. 

67.  68.  117.  122.  123. 
Alemann,  Job.  Friedr.,  Magdeb.  Bür- 
ger. 33. 
—  Martin,  Magdeb.  Rathmann.  33. 
Alexei  Michailowitsch,  Zar  v.  Moskau. 

206.   213.  237.  263.   356.  361.  379. 

380.  415.  557.   577.   601.  866.  870. 

871.  874.  878.  879. 
Almerschen,  Kammergericbtsrath.  945. 
v.Alvensleben,  Magdeb.  Geh.Ratb.  23. 
Amalie,   Prinzessin   v.   Uranien.    615. 

616.  625.   630.  632.  643.  646.  921. 

923—929. 
Aroerongen,    G.   Adrian,    staatischer 

Deputierter.  129.  132. 
Anders,  Oberst.  709.  710. 
Anna  Gonzaga,  Pfalzgräfin.  893. 
Appelbom,  schwedischer  Gesandter.  05. 

132.  135. 
Arciszewski.  380. 
A  r  1  i  n  g  1 0  n ,   englischer    Staatssek  retär. 


636.  637.  642.  647.  648.  657.  658. 
664.  665.  669—671.  673. 

V.  Asseburg,  Magdeb.  Landrath.  29.  53. 

Aubry,  Pariamen tsrath.  688.  704. 

Auersperg,  Fürst  Johann  W.,  österr. 
Minister.  577.  580.  585.  588.  589. 
596.  598.  603.  872.  873. 

August,  Herzog  v.  Braunschweig-Wolf- 
fenbüttel.  5.  6.  26.  27.  40.  90.  127. 

August,  Herzog  v.  Holstein,  brandenb. 
G.Wachtmeister.  7.  38.  51—56.  936. 

August,  Herzog  v.  Sachsen,  Admini- 
strator V.  Magdeburg.  3—7.  9.  11-24. 
26-32.  35—39.  44.  48—56.  59.  149. 
154.  584. 

Avaugour,  Charles,  Graf,  franzos.  Ge- 
sandter. 692.  695. 

Badenhausen,  R.,  hessischer  Ge- 
sandter. 137.  140.  144.  145.  161.  165. 

Bakowski,  Ignatius,  Woiwode  v.  Pom- 
merellen.  315.  366.  370.  378.  379. 
384.  388.  393.  397-399.  419.  429. 
430.  505.  508.  516.  543.  545.  548. 
555. 

Barth  eis,  Martin,  Magdeb.  Bürger.  34. 

Basserode,  kaiserl.  Gesandter.  193. 
198.  199—201.  213.  592.  669. 

Battier,  Peter,  Amtskammerrath.  937. 
944. 

Baumgart,  poln.  Fähndrich.  488.  492. 
497.  500. 

Beaufort,  Duc  de,  franzos.  Admiral. 
900. 


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954 


Personenverzeichnis. 


Beck,  Jean,  brandoub.  Agent.  877. 
Becker,  Obrist.  710. 
Bellefond,  Marschall.  881.  894.  900. 
V.  Bendieben,  Obristlieutenant.  113. 
Benedicta   Henriette,    Herzogin    v. 

Hannover.  337. 
Ben n et,  engl.  Staatssekretär.  627. 
Berendts,  poln.  Obristlieutenant.  387. 

394.  396. 
Y.  Bergeyck,  spanischer  Diplomat.  742. 

759. 
Bergius,  Dr.,  Hofprediger.  922. 
▼.  Berlepsch,  Otto,  brandenb.  Schloss- 
hauptmann.   16.   44.  213.  701—703. 

866.  928. 
Bertram,     k.  mainzischer     Gesandter. 

813.  826. 
Beuningen,     Conrad,     holländ.     Ge- 
sandter. 82.  125.  127.  128.  712.  722 

—725.  742.  744.  753.  754.  827.  828. 

860.  862.  863.  885. 
Beuteler,  Berend,  Magdeburger.  25. 
V.  Beverning,    Hieronymus,   holländ. 

Gesandter.    68.    125.    126.   128.   739. 

759.  898. 
de  Beyer,   Johann,   Clevischer  Regie- 

rungsrath.  66.  67.  84-89.  91.  92-97. 

102.    104-106.    108-112.  705.  717. 

719.   797.  804.   806—817.  820—829. 

927.  950. 
Bialozor,  Bischof  v.  Wilna.  334. 
Bielke,  Steen,  schwedischer  Reichsrath. 

46.  47.  192.  199.  207.  209.  213. 
Biörnclou,     Matthias,     schwedischer 

Reichsrath.  62.    172-175.    180.   184. 

190.   192—195.    197.   199.   207.  209. 

212.  213.  664.  854.  876. 
Birnhauer.  938. 
Blas  peil,  Werner  Wilhelm,  brandenb. 

Geh.Ralb.   310.   353.   381.  587-590. 

612.    615.   623.   651—656.  673.   685. 

687.   688.   707.   708.   711—761.   770. 

775—784.   792.  793.  799.  811—816. 

819.    824.   825.   829.  853.   857.  858. 

883.  887.  895-906.  933. 
Block,  Oberstlieutenant.  515.  537. 
—  Maler.  925. 
V.  Blumeuthai,  Carl  Caspar,  brandenb. 

Geh.Rath.  51.  52.  101-104.  117.  122. 


123.    149.   154.   189.  281.  312.  352. 

566.   567.  573—603.  658.  677.  679. 

681.   688.   690.   712.  720.  .747.  797. 

854.  859.  865—896. 
V.   Blumenthal,    Joachim     Friedrich, 

kaiserl.  Kommissar.  3. 
Brabeck,  Munsterscher  Domherr.  710. 
Brahe,    Peter,   schwedischer  R.Trucb- 

sess.  192. 
V.  Brandt,   Christoph,    Neumärkischer 

Kanzler,    Geh.Rath.    187.    213.    22.5. 

607—628.  631—671.  713.  722.  739. 

755.  783.  859.  860.  899.  920.  921. 

—  Eusebius,  brandenb.  Resident.  225 
—408.  421-497.  500.  509.  525.  538. 
539.  935. 

Branicki,  Clemens,  polnischer  Hof- 
marschall. 244.  329.  377.  410. 

V.  Breche m,  Kammergerichtsrath.  945. 

Brion,  polnischer  Oberst.  272. 

Broniowski.  545. 

Brostowski,  littauiscber  Referendar! us. 
457. 

Bruning,  H.,  holländ.  Gesandter.  902. 

Buat,  Henri.  612.  636—639. 

Buckingham,   Herzog  von.   659.  673. 

Bülking,   Niclas,  Magdeb.  Bürger.  33. 

V.  Bülow,  P.  J.,  cellischer  Geh.Rath. 
41.  137.  144.  145.  150.  161.  802. 

V.  Burckersrode,  k. sächsischer  Geh. 
Rath.  201.  584.  784. 787.  816.  821. 928. 

V.  Burgsdorf,  Conrad,  brandenb.  Ober- 
kämmerer. 4.  149.  154. 

Buschmann,  k.cölnischer  Geh.Rath. 
100.  137.  679. 

—  Dr.,  k.trierscber  Gesandter.  825. 
Butendach,  Johann,  halberstädt.  Re- 

gierungsrath.  70.  136—146. 162—166. 

944. 
Buzinski,    polnischer   Kanzlist.    470. 

471. 
Boccum,  polnischer  G.Major.  457.  489. 
Bock,  Conrad,  Magdeb.  Bürger.  30.  33. 

—  Lucas  Adrian,  Schiflfscapitain.  623. 
624.  627. 

Boeckell,  Martin  Dr.,  schwedischer  Ge- 
sandter. 162. 

Boesecke,  Jacob,  Magdeburg.  Bürger. 
30.  34. 


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Personenverzeichnis. 


955 


Boetticher,  Dr.,  Magdeb.  Prediger.  50. 

Bojanowski.  389. 

Bon  de,  Gustav,  schwedischer  K.Truch- 

sess.  173.  192. 
V.  Bonin,  Georg,  brandenb.  Geb.Rath. 

218.  238-263. 
Bonoeil,    Introducteur    des    ambassa- 

deurs.  855.  856. 
Bonzi,  Pierre  de,   Bischof  v.  Beziers, 

franzos.  Gesandter.  205.  223.  272.  280. 

290.  293.  294.  308-314.  319.  323. 

338.  339.  346.  353—374.  387.   392. 

397—415.  691.  849-893.  929. 
Boratini,     Titus    Livius,     polnischer 

Münzmeister.  429. 
Boreel,  holländ.  Gesandter.  668. 
V.  Borgsdorff,  Magdeb.  Domherr.  29. 
V.  Borstell,  Erbschenk.  224.  384. 
Bouillon,  Herzog  von.  868. 
Bourlemont,  franzos.  Gesandter.  888. 
V.  Boyneburg,  Johann,  pfalzneuburg. 

Gesandter.  371.  393.  397.  399-413. 

Caesari,  Domherr.  457. 

V.  Canstein,  Raban,  brandenb.  Amts- 
kammerpräsident u.  0.  Hofmarschall. 
52.  53.  283.  785.  925.  946.  951. 

Capauni,  Gerhard,  Hauptmann.  16.  25. 

Carlingford,  Graf,  englischer  Gesand- 
ter. 640. 

Castelmainej  Lady.  665. 

Castel  Rodrigo,  Marquis,  Statthalter 
der  span.  Niederlande.  587.  589.  590. 
663  —  665.  669.  687.  688.  700—704. 
729  —  733.  742.  743.  745.  753.  755. 
758.  760—770.  773  —  783.  792.  793. 
814.  815.  821.  822.  824.  825.  833. 
849.  853.  860. 
'Charlotte,  Kurfürstin  v.  d.  Pfalz.  924. 

—  Sophie,  Prinzessin  v.  Kurland.  949. 
Chavagnac,    Graf    Gaspard.,    kaiserl. 

Generalmajor.  595.  597. 
Chouet,  k. pfalzischer  General.  901. 
Christian  V.,  König  v.  Dänemark.  904. 

905. 

—  August,  Pfalzgr.v.  Sulzbach.  894. 
915.  933. 

—  Ernst,  Markgraf  v.  Baireuth.  784. 
933.  937.  949, 


Christian  Louis,  Herzog  v.  Mecklen- 
burg-Schwerin. 298. 

—  Ludwig,  Herzog  v.  Braunschweig- 
Celle.  60.  919. 

Christoph  Bernhard  (v.  Galen),  Bi- 
schof von  Münster.  60  —  62.  75.  96. 
134.  148.  149.  150.  153.  154.  155. 
156.  165.  166.  185.  207.  290.  317. 
591.  610.  611.  622.  630.  631.  635. 
640.  680.  682.  684.  686.  703.  707— 
711.  714.  719.  726  —  736.  738.  760. 
776.  793.  794.  811.  812.  814.  820. 
887.  894.  901.  904.  905.  940. 

Clarendon,  Lord,  englischer  Reichs- 
kanzler. 609.  611.  612.  615.  618.  619. 
622.  624—626.  628—656.  6.58. 

Claudia  Felicitas,  Erzherzogin  v. 
Tirol.  337. 

Colalto,  polnischer  Officier.  219.  279 
-288.  297.  301. 

Colbert,  Jean  Baptiste,  franzos.  Mi- 
nister. 829.  858.  864.  868. 

—  Croissi,  Charles,  franzos.  Gesand- 
ter. 219.  294.  29.5.  339.  671.  679. 
759.  827. 

Colombel,  Gabriel,  Maler.  926. 
Comingues,   franzos.  Gesandter.  634. 
Conde,  Louis,  Prinz.   180.  221.  264. 

269.  279.   314.  319.   333.   336.  341. 

343.  348.  351.  354.   355.   357.  362. 

365.  369.  379.   386.   389.  394.  398. 

400.  402-409.  418.  420.  508.  533. 

549.  576.   582.  591.   592.   681.  695. 

712  —  714.   800.  803.  849.  851.  866. 

867.  868.  870.  871.  874.  875.    878. 

880.  884—893. 
Copes,  Johann,  brand.  Resident.  69.  70. 

103.   124.   126.   129  —  134.  633.  650. 

651.  654.  722  —  759.  776.   812.  853. 

895—903.  925. 
Cornbury,  Lord.  619.  620.  622.  623. 

625.  637. 
Cosimo,Prinzv.Toscana.  361.377.379. 
Courtin,  franzos.  Gesandter.  633.  714. 

742. 
Coventry,    William,    englischer    Ge- 
sandter. 646.  654. 
Coyet,  P.,  spanischer  Gesandter.   639. 

659. 


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956 


PersonenTerzeic  bnis. 


Crampricb,  kaiserl.  Resident.  903. 
Crellius,  Wolfgang,  Hofprediger.  025. 
V.  Orockow,  Lorenz  Georjj,  brandenb. 

Gesandter.  6.  16.  17.  71.  79.  82.  83. 

90.  162.  167-213.  220.  224.  237.  241. 

263.  265.  269.   297.    310.   311.  320. 

384.  681.  749.  936.  937.  940.  941. 
Crom  well,  Oliver.  621.  622. 
Croy,  Ernst  Bogislaw,  Herzog  ▼.,  Statt- 
halter in  Preussen.  233.  488.  490.  492. 

495.  500.  512.  515.  516.  519.  524. 

535.   536.  538.   547.   550.  552.   554. 

557.  558.  560.  561.  937-939.  950. 
C u n  0 ,  Hermann,  Magdeb.  Borger.  30. 33. 
Czarbocki.  370. 
Czarnecki,    Stephan,    Woiwode    von 

Reusseu.  244.  255.  258.  262.  263.  290. 

—  Stephan,  poln.  Feldschreiber.  545.550. 
Czarnkowski,  Starost  v.  Osieck.  931. 
Czartoryski,  Florian,  Bischof  v.  Cu- 

javien.  348.  349.  366.  385.  386.  430. 
440.  481.  554. 

—  Karl,  ü. Kämmerer  v.  Cracau.  362. 
366.  546. 

v.  I>effenfcld,  k.  pfalzischer  Gesandter. 

82:). 

Del V ig,  schwedischer  Oberst.  79. 

D  ü  m  b  i  c  k  i ,  Martin,  Scndomirscher  Fähn- 
drich. 474.  475.  479.  481.  482. 

Dennemarck,  polnischer  Oberst.  470. 

V.  Derfflinger,  Georg,  brandenburg. 
G.  Feldmarschall.  515.  726. 

Di  est,  Heinrich,  clevischer  Bürger- 
meister. 943. 

Dieterichs,  Heinrich,  celliscfeer  Geh. 
Rath.  165. 

V.  Dobrzenski,  Joh.  Ulrich,  brandenb. 
Geh.  Rath.  255. 

Dönhoff,  Graf  Ernst,  G.Major.  370.554. 

—  Graf  Friedrich,  brandenb.  Oberst. 
234.  235.  380.  536.  537  —  550.  554. 
555.  558.  601. 

—  Graf  Theodor,  polnischer  0.  Käm- 
merer. 243.  336.  344.  345.  360.  361. 
365.  374.  382.  386.  470.  867.  929. 

—  Gräfin,  O.Kämmerin.  360.  361.  374. 
867. 

Dohna,     Christoph    Delphicus,     Graf, 


schwedischer  Gesandter.  78.  180.  204. 

205.   659.  664.  668.   669.  670.  688. 

742.  750.  755.  756.  859. 
Dorfler.  488. 

Doroszenko,  Kosakenhetman.  233. 
Dorothea,  Kurfürstin  v.  Brandenburg. 

672.  919-926. 
D  0  w  n  i  n g,  Georg,  englischer  Gesandter. 

621.  623. 
Diirfeldt,  Heinrich,  Dr.,  Magdeb.  Geh. 

Rath.  28.  35-39. 
Dzialinski,    Stanislaus,    Woiwode    v. 

Marienburg.  370. 

Eberhard,  Herzog  v.  Wärtembcrg.  949. 
Eden,  B.,  Bremer  Syndicus.  83. 111.  174. 
Ehrmanns,  Tilemann,  Pfalz-Neuburg. 

Hofrath.  192.  204.  209.  852. 
Eleonore,  Wittwe  Kaiser  Ferdinand  III. 

337.  351.  399.  588. 

—  Österreich.  Erzherzogin,  Königin  ▼. 
Polen.  434-448.  457.  467.  473.  483. 
518.  531.  561. 

—  Magdalene,  Pfalznenburgische  Pri  n- 
zessin.  335.  336.  416.  431. 

Elisabeth  Amalie,  PfalzgrSfin  v.  Neu- 
burg. 335. 
V.  El  1er,    Wolfgang,   brandenb.   Gen.- 

Major.  93.  713.  714. 
V.  Eist,  hannoverscher  Gesandter  93. 
Enghien,  Uerzogv.  180.  186.217.  219. 

250.  254.  257.   259.  260.  267.  274. 

276.   279.  341.  354.  357.  575.   580. 

582.  649.   682.  691  —  695.  800.  886. 

890. 
Erdmuthe  Sophie,  Markgräfin  v.  Bai- 

reuth.  949. 
Ernst,  Herzog  v.  Sachsen-Gotha.    149. 

—  August,  Herzog  v.  Braunschweig, 
Bischof  y.  Osnabrück.  6.  10.  41.  66. 
69.  70.  89.  100.  124.  130.  134.  136. 
148.  150.  151.  154.  157.  159.  164. 
684.  689.  706.  757.  759.  797  —  802. 
897. 

Esich,  Dr.  Kammergericbtsrath.  945. 
d' Estrades,  Graf,  französ.  Gesandter. 

107.   125.    127.    128.   130.  638.  685. 

723.  742.  750.   751.  753.  757.  758. 

860.  920. 


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Personenverzeichnis. 


957 


Ä'abri,  baireuthischer  Sekretär.  949. 
Fagel,  Gaspar,  Griffier  der  Gen.  Staaten. 

735.  736. 
Fargel,  Johann,  brandenb.  Oberst.  400. 

726. 
Febr,  brandenb.  Rath.  488. 
Feltberg,  Gen. Major.  709.  710. 
Ferdinand  II.,  Kaiser.  27. 

—  111.,  Kaiser.  59.  934. 

—  II.,  Grossherzog  v.  To.scana.  361. 

—  (v.  Furstenberg),  Bischof  v.  Paderborn. 
710.  732.  769. 

—  Maria,  Kurfürst  v.  Baiern.  689.  717. 
790.  791.  794.  804  —  806.  813.  816. 
822.  868.  874. 

—  Maximilian,  Markgraf  v.  Baden- 
Baden.  298. 

—  Wenzel,  österr.  Erzherzog.  585.  595. 
Fleming,  Georg,  schwedischer  Gesand- 
ter. 639.  750. 

V.    Flemming,     Heinrich,    brandenb. 

Oberstlieutenant.  515.  537. 
Formont  cFromont),  Pariser  Banquier. 

867.  916. 
Francken,    Bartholomäus,     Danziger 

Syndicus.  428. 
Franz  Erdmann,  Herzog  v.  Sachsen - 

Lauenburg.  576. 
Fredro,    Alex.'  Maximilian,    Kastellan 

V.  Lemberg.  386.  389.  390.  410. 
Friedrich  IIL,    König    v.    Dänemark. 

67.  68.  81.  116—123.  656.  757.  759. 

—  brandenb.  Prinz.  515.  929. 

—  Landgraf  von  Hessen  -  Homburg, 
brandenb.  General.  939. 

—  Wilhelm,  Herzog  v.  Sachsen- Alten- 
burg. 23. 

V.  Friesen,  Heinrich,  k.  sächsischer 
Geh.  Rath.  784.  786-788.  790.  791. 
793—796. 

Friquet,  kaiserl.  Resident.  575.  581. 

F romhold,  Johann,  brandenb.  Geh. 
Rath.  4. 

Fuchs,  Paul,  brandenb.  Cabinetssecretär. 
556. 

Fürstenberg,  Franz  Egon,  Graf,  Bi- 
schof V.  Strassburg,  k.  cölnischer  Mi- 
nister. 110.  678.  684.  717.  754.  808. 
812-819.  824.  825.  829. 


Fürstenberg,  Wilhelm,  Graf,  k.  cöl- 
nischer Gesandter  183.  678.  679.  684. 
704.  712.  714.  717.  753.  814.  815. 
818.  824.  863.  892.  894.  895. 

—  Graf,  k.  bairischer  Oberhofmarschall. 
806. 

Oalecki,  Franz,  Schenk  v.  Kiew.  393. 

394.  396.  397.  408.  432.  476.  516. 
V.  Galen,   k. pßLlzischer  Hofrath.  823. 
Gamarra,    Don    Estevan,    spanischer 

Gesandter  669.  733.  769.  901. 
de  la  Gardie,   Magnus,    schwedischer 

Reichskanzler.  62.  171—175.  180. 181. 

183.  184  —  186.    189.   190.    192.  194. 

197.  203.  205-207.  671.  854. 
G  a  u  m  0  n  t ,  französ.  Gesandter.  34 1 .  345. 

357.  369.   704.  705.  712.  714.   715. 

746.   807.  808.  821.   824.  852.  856. 

868.  869. 
Gehl,  schwedischer  Oberst.  79. 
Gelhar.  932. 
Gembicki,  Johann,  Bischof  v.  Plock. 

392.  461. 
de  Gent,  Baron,  holländ.   Deputierter. 

872.  895.  896. 
Georg    Wilhelm,    Herzog   v.    Braun- 

schweig-Lünoburg.  6.  10.  41.  66.  69. 

70.  73.  74.  76.  77.  84.  89.  92.  103. 

124.  126  —  128.    134.   136.   139.  146. 

148.    149.   150.   151.   154.    157.   159. 

164.  179.  334.  684.  689.  706.  757.  759. 

797—802.  820.  897.  905.  944.  951. 
St.  Ger  an,  Graf,   französ.   Gesandter. 

916. 
Gericke,  Sebastian,  Magdeb.  Bürger.  33. 
V.  Gersdorff,  k. sächsischer  Geh.  Rath. 

684.  699.  797.  826. 
Gessmann,  poln.  Landbote.  599. 
V.  Giese,  Franz,  pfalzneuburg.  Kanzler. 

223.  345.  346.  350.   351.  357.   364. 

367  —  369.  371.  376.   377.  382.  594. 

595.  685.  711.   712.    714.  746.   849. 

852.  853. 
Girault.  855. 
G  n  i  n  s  k  i ,  Johann,  ü.  Kämmerer  v.  Pom- 

merellen,    später   Woiwode    v.   Culm. 

193-195.  244.  321.  325  —  329.  337. 

366.  390.  463.  467.  556. 


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958 


Personenverzeichnis. 


yan  Goch,  Michael,  holländ.  Gesandter. 

616. 
de  Gocss,  Joh.,  kaiserl.  Gesandter.  6. 

45.  80.  81.  101.   102.   117.  127.  129. 

141.   177.  219.   261.  264.  267.  268. 

270.   286.  334.  337.   340.  348.  349. 

352.  397.  539.  558.  560.  561.  565-- 

573.  575.  582.  584.  591.  594.  597. 

598.  682.   688.   700.   720.  727.  774. 

793.  818.  869.  903.  936.  950. 
Gorling,  brandeob.  Archivar.  6. 
V.  Gortzke,  Joachim  Ernst,  brandenb. 

G.Major.  445.  536.  560.  942.  950. 
Gutling,  Bartbol.,  Magdeburg.  Bärger. 

31.  33. 
V.  Götzen,  Frau,  Hofmeisterin.  922. 
Goinczewski.  390. 
V.  d.  Goltz,  Joachim  Rüdiger,  brandenb. 

Gen.  Lieutenant.  70.   148-150.  154. 

250.  296.  707.  726.  728. 

—  grosspolnischer  Edelmann.  390. 
Gonsiewski,    littauischer  U.Feldherr. 

244. 

Gonzaga,  Fürst  Hannibal,  kaiserl.  Mi- 
nister. 573.  577.  580.  581.  585.  589. 

Gorecki.  389. 

deGourville,  hannoverscher  Kammer- 
herr. 892.  893. 

de  Grana,  Marquis.  590. 

V.  Grapendorf,  IL,  cellischer  Hofmar- 
schall. 41.  93.  161.  164.  165.  802. 

Gratta,  Franz,  polnischer  Postmeister. 
376. 

Grave,  schwedischer  Resident.  796. 

Gravel,  Robert,  französ.  Gesandter.  10. 
806.  831.  832.  835.  846-849. 

—  Abb^,  franzos.  (Jesandter.  698.  703. 
V.   Greiffenclau,    k.  mainzischer   Ge- 
sandter, 825.  877. 

Gremonville,  Jacques  ßrethel,  französ. 

Gesandter.  459.  581.  582.  587.  589. 

590.  598.  599.  854.  868.   869.  872. 

874.  879. 
v.d.  Groben,  Hans  Ludwig,  brandenb. 

Geh.  Rath,  689.  800—803.  921.  924. 

925. 
Grothausen,  schwedischer  Oberst.  79. 
Grudzinski,    Andreas,    Woiwode    v. 

Posen.  386.  390.  397.  403.  450. 


Gruzewski,    Samai  tischer    Land^n- 

drich.  376. 
Grzymultowski,  Christoph,  Castellan 

V.  Posen.  222.  271  —  282.  303.  306. 

311.  322.  323.   329.  331.  333.  334. 

341.  347.  348.  350.  353.   354.  366. 

384-387.  389—394.  397.  398.  406. 

408.  413.  415.  419.  449  —  452.  462. 

473  —  480.  484.  485.  508.  511.  513. 

516.  519—521.  526.  533.  545.  548— 
!         552.  577.  785. 
'      Gualdo,  Galeazzo,  Geschichtsschreiber. 

595. 
V.  Guericke,   Otto,    Bürgermeister  v. 
I  Magdeburg.  26.  29.  30.  37.  39.  42.  43. 

i d.  jung.,  brandenb.  Resident,  42. 

;  940. 

1      Guido  bald    (v.  Thun),    Erzbischof  v. 
'  Salzburg.  805.  806.  833.  835—849. 

i      Gulden  Stern,    Johann,    schwedischer 
I  Hofkanzler  184.  209. 

(Gyllenstierna),  Castellan  v.  Danzig. 

274. 


I 


BEabbäus,  Christian,  schwedischer  Re- 
I         sident.  197.  198.  204. 

Hacke,  braunschw.  Kammerrath.  951. 

Hackeberg,  Julius.  177.  220.  297  — 
304.  351.  575.  576. 

Haersolte,  holländ.  Gesandter.  87. 

V.  Hammerstoin,  Georg  Christian, 
osnabrückscher  Hofmarschall.  92.  161. 
586  —  589.  596.  689.  793.  797  —  799. 
856. 

V.  Hardenberg,  braunschw.  Geb.  Ratb. 
40.  137. 

Harrach,  F.  B.  Graf,  kaiserl.  O.Stall- 
meister. 881. 

V.  Haxthausen,  celliscber  Stallmeister. 
102.  103.  892. 

Hedwig  Eleonore,  Königin  v.  Schwe- 
den. 337. 

—  Soptie,  Landgräfin  v.  Hessen-Cassel. 
70.  101.  124.  132.  139.  142—144. 
146.  148.  154.  157.  159.  164.  674. 
874.  913.  914.  922—926. 

Hegerlingen,  Jörgen,  Magdeburger.  25. 

V.  Heimburg,  woIfFenbüttelscher  Geh. 
Rath.  40.  93.  94.  125.  126.  150. 


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Personenverzeichnis. 


959 


Hell,  k.cölnischer  Oberst.  104. 
Hellwig,  Mathias,  Magdeburg.  Bürger. 

26.  31. 
Henriette     Katharine    v.    Oranien, 

Fürstin  v.  Anhalt.  923.  925.  927. 

-  Marie,  Konigin  v.  England.  634.  653. 
Hermann«    Markgraf   y.    Raden.    574. 

586.   591.  658.   687.  688.  704.  716. 

718.  731  —  733.  738.  739.  743.  745. 

761  —  770.  774  —  784.  807.  808.  815. 

818.  821. 
Herrmann,  Dr.,  pfalzneub.  Gesandter. 

826. 
Hermes,  bremischer Rathsherr.  109. 137. 
Hessen,  Cardinal  von.  868. 
Heydekampf,  Chr.  Sigismund,  bran- 

denb.  Geh.  Kämmerer.  537.  557. 
V.  Hey  den,  Friedr.,  hrandenb.  Karamer- 

herr.  66.  91-94.  103.  951. 
Hey  mann,   G.,   celiischer  Vicekanzler. 

137. 
llirschenstierna,    Stephan    Gambro- 

tius,  schwedischer  Hofrath.  209. 
H 1  e  b  0  w  i  c  z ,  Generalstarost  in  Samaiten. 

334. 
Hoch  er,   Paul,  osterr.  Gesandter.  584. 

601. 
Höttinger,    k. mainzischer   Gesandter. 

842. 
H Ollis,  Lord,  englischer  Gesandter.  646. 

654. 
Horda,  Castellan  v.  Samaiten.  334. 
Hörn,  Bengt,  schwedischer  Reichsrath. 

192. 

—  schwedischer  Oberstlieutenant.  79. 
Horst,  pfalzneuburg.  Resident.  575. 

V.  Hoverbeck,  Johann,  brandenb.  Ge- 
sandter. 176.  178.  218—227.  229.234. 
238.  240—275.  284.  288—297.  302. 
304—307.  310-370.  373-383.  386. 
390.  391.  395  —  422.  424.  425.  427. 
443.  445.  455  —  471.  519.  522  —  531. 
533.  536.  5:^.  539.  561.  578.  581. 
589.  593.  600.  649.  681.  693.  851. 
853.  854.  855.  859.  929.  930.  934.  935. 

Hubner,  Joachim.  623.  627. 

Hugo,  L.,  hannoverscher  Hofrath.  137. 

Hyoen,  Eberhard,  brandenb.  Gen.  Audi- 
teur.  51. 


Jablonowski,  Stanislaus  Johann, 
Woiwode  v.  Reussen.  387.  388.  394. 
396.  419.  464.  516. 

Jacob,  Herzog  v.  Kurland.  410.  446. 
577.  949. 

—  Herzog  v.  York.  615.  617.  618.  624. 
625.  627.  633.  639.  649.  665. 

du  Jar,  Commandeur.  886. 

Iden,  Petrus  Dr.,  Magdeb.  Gesandter.  26. 

V.  Jena,  Friedrich,  brandenb.  Geh.  Rath. 
6.  8.  13.  16.  20.  22-24.  26-32.  34— 
39.  48.  50.  52.  53.  65.  73.  74.  101— 
104.  117.  122.  123.  128.  155.  156. 
161.  162.  170.  174.  224.  ^22G.  227. 
283.  395-422.  550.  770.  771.  830. 
907—911.  934.  935. 

—  Gottfried,  brandenb.  Gesandter  in 
Regensburg.  704.  830—834.  845—848. 

Ibewen,  Joh.  Dietrich,   clevischer  Re- 

gierungsrath.  950. 
Joachim    Friedrich,    Kurfürst    von 

Brandenburg.  30. 
Jodoci,   k. Mainzischer  Geh. Rath.  701 

-704.  822. 
Johann  Adolf,    Herzog  v.   Holstein- 

Plon.  199-203. 
Herzog  zu  Sachsen.  18. 

—  Friedrich,  Herzog  v.  Hannover. 
41.  90.  103.  127.  136.  142.  150.  154. 
161  —  163.  298.  337.  356.  574.  710. 
820. 

—  Georg,  Fürst  v.  Anhalt.  52—54. 
226.  267.  283.  337.  400.  405.  624. 
672.  906.  923-930. 

IL,  Kurfürst  v.  Sachsen.  5.  6.  10. 

13.  16.  17.  23.  24.  44.  46.  199—203. 
248.  254.  258.  264.  265.  306.  579. 
582—584.  684.  689.  699-701.  719. 
736.  738.  777—780.  784—797.  813. 
822.  824.  828.  844.  866.  928.  936. 
949. 

—  —  Prinz  v.  Mecklenburg.  49. 

—  Kasimir,  König  v.  Polen.  147.  176. 
186.  208.  210.  217—224.  236—381. 
388.  390.  392.  401.  422.  423.  428. 
504.  582.  693.  711.  853.  856. 

—  Philipp  (v.  Schönborn),  Kurfürst  v. 
Mainz.  10.  16.  61.  147.  151.  155.  156. 
166.    171.   271.  334.  371.   626.  678. 


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960 


Personenverzeichnis. 


680.  683.  699-704.  706.  707.  710. 
754.  755.  764.  787.  788.  791.  792. 
794.  795.  807-809.  813.  816.  820. 
822-824.  831.  877,  882.  887.  902. 

Isbrand,  holländ.  Gesandter.  180. 

V.  I  sei  stein,  braunschw.  übrist- Wacht- 
meister. 148.  702.  706. 

Juan  d^Austria,  Don.  821. 

Julius  Franz,  Herzog  von  Sachsen- 
Lauenburg.  576.  584. 

y. Kaickstein,  Albrecht,  General.  458. 

—  Christian  Ludwig,  Oberst.  226—232. 
289.  438-454.  458.  466.  474-510. 
513.  519.  521.  523.  524—527.  531. 
537.  538.  939.  942. 

Kallenberg,  General  Adjutant.  936. 

V.  Kai  nein,  Albrecht,  Oberburggraf. 
456.  942. 

T.  Kanne,  k. sächs.  Hofmarschall.  23. 
24.  784.  787.  797.  816.  821.  826. 

Y.  Kannenberg,  Christoph,  Gen. Lieu- 
tenant. 49.  50. 

Karl  V.,  Kaiser.  716.  913. 

—  IL,  Konig  V.  England.  371.  607— 
674.  722. 

—  Herzog  v.  Geldern.  716. 

—  IV.,  Herzog  V.  Lothringen.  298.  811. 
869.  870.  874.  877.  881. 

—  (V.),  Herzog  v.  Lothringen.  177.  298. 
300.  377.  379.  388.  389.  391.  392. 
397-410.  567.  574.  582.  595.  597. 
601.  869.  870.  875.  879.  881.  885— 
891. 

—  X.  Gustav,  König  von  Schweden. 
5.  60. 

—  XL,  König  V.  Schweden.  11.  60.  165. 
166.  196.  208.  237-239.  758.  944. 

—  IL,  König  V.  Spanien.  426.  670.  678. 
760.  762.  764.  833.  847. 

—  Emil,  brandenb.  Kurprinz.  929.  937. 
947. 

—  Kaspar,  Kurfürst  ▼.  Trier.  147.  155. 
626.  705.  717.  808.  809.  813. 

—  Ludwig,  Kurfürst  v.  d.  Pfalz.  93. 
171.  179—181.  655.  701.  823.  824. 
873.  876-881. 

V.  Katte,  Hans,  Magdeb.  Geh. Rath.  23. 
28.  29.  35-39.  48.  51-54.  56. 


V.  Katte,  Magdeb.  Landrath.  29. 
Kemphorn,  englischer  AdmiraL  649. 
K  e  r  s  k  i ,  grosspolnischer  Edelmann.  52 1 . 
Kierdey,  Joh.  Kasimir,    Marschall   v. 

Grodno.  436. 
K  i  e  w  i  t ,  Johann,  Rotterdamer  Raihsberr. 

638. 
Kind,  Peter,  Magdeb.  Bürger.  26.  43. 
Kinsky,  Graf,  kaiserL  Gesandter.  268. 

269.  272.  274. 
Kirschenstein,     littauischer    Schatz- 
meister. 496.  932. 
K leihe,  Dietr.  Schweder,  schwedischer 

Regierungspräsident  41.  47.  65.  66. 

74.78.81.82.  96.  97.  105.  127.  168. 
V.  Kleist,  k.bairischer  Gesandter.  816. 

817.  820.  825.  830. 
Klingenberg,     dänischer    Gesandter. 

130-132.  135. 
V.  Knesebeck,  Thomas,  baireuthischer 

Geh.  Rath.  940.  949. 
Koch,   Dietrich,    Magdeb.   Consiliarius. 

26.  28.  43.  53. 

—  Valentin,  Magdeb.  Bürger.  30. 

—  schwedischer  Oberst.  79. 

—  Magdeb.  Obristlieutenant.  25.  26. 
Kochanowski,  Starost  v.  Radom.  435. 

436.  440.  464.  472.  479.  483. 

—  Culmiscber  Fähndrich.  422. 
Köling,  Heinrich,  Magdeburg.  Bürger. 

31.  33. 
Königsmarck,     Graf   Otto    Wilhelm, 

schwedischer  Gen.  Major.  79.  110.  180. 

182.  305.  580.  877.  894. 
Koppen,  Johann,  Dr.,  brandenb.  Geh. 

Rath.  945. 
Koniecpolski,    Alexander,   Woiwode 

V.  Sendomir.  402. 

—  Stanislaus,  Starost  v.  Dolina.  402. 
Kopei,  Woiwode  v.  Plock.  334. 
Kram  er,  Haus,  Magdeb.  Bürger.  33. 
Krause,  Matthias,  Magdeb.  Bürger.  33. 
K ren s k i ,  Graf,  pfalzneub.  Kammerherr. 

250.  303.  304.  330.  336.  349.  852. 

V.  Kreuzberg,  Quadt-Wickrath ,  Joh. 
Arnold,  devischer  Amtskammerpräsi- 
dent. 754.  829.  940-945.  950. 

Krumhausen,  Gabriel,  Danziger  Bür- 
germeister. 428. 


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PersonenTerzeicbnia. 


961 


Erzycki,   Stanislaus,   U.  Kämmerer  v. 

Kaiisch.  389.  398.  426.  479.  521.  529. 

K  ü  h  I  e  w  e  i  n ,  Kilian,  Hagdeb.  Bürger.  34. 

Ij  a  m  b  e  r  g ,  Graf  Job.  Maximilian,  osterr. 

Minister.  577.  580.  581. 
y.  Landsberg,  k. colniscber  Landdrost. 

104. 
Landskoronski,  Starost  v.  Nowosicli. 

479. 
Langenbeck,   bannoverscber  Kanzler. 

137.  139.  144. 
Lasky,  polnischer  Oberst.  482—484. 
Latter  mann,  schwedischer  Gen.  Adju- 
tant. 79. 
Laue,  Philipp  Dr.,  Advocatus  fisci.  942. 
V.  Ledebur,   Gerhard  Job,,  brandenb. 

Gesandter.  17.  40.  41.  66.  67.  84-89. 

91.  92—97.  102.  104-106.  108-112. 

149.  707-711.  726. 
▼.  Lehndorf,    Ahasver,   poln.  Christ- 

lieutenant.  224.  388.  389.  408.  434. 

438.  442.  444.  448.  450.  488. 
Lente,  Hugo,  dänischer  Sekretär.  122. 

123. 
—  Johann,  Magdeb.  Bürger.  37. 
Leopold  L,   deutscher   Kaiser.   6.  10. 

11.   12.  16.   19.  22.  44.  45;.  60.  64. 

66.  69.  72.   74.  83.  90.  92.  97.  98. 

102.   103.   107.   149.   169.   175.   177. 

179.    184.   185.   188—190.   202.  206. 

212.  213.   220.  256.  264.  270.   277. 

289.  300—302.   310.   312.  316.  321. 

323.  329.  350—352.  356.  361.  399. 

415.  532.  557—560.  565-603.  621. 

640.   650.  661.  692.  700.  703.  716. 

720.  727.  729.  731—735.  746.  749. 

754.   760.   762.  764.  767.  769.  771. 

775.  781.   788.   793.  794.  796.  798. 

801.  811.  814.  815.  818.  833.   845. 

847.  855.  868.  878.  881.  895.  908. 

910.  934.  935. 
V.  Lerodt,    pfalz  -  neuburgischer    Ge- 
sandter. 372.  711.  713.  714.  717.  719. 

826.  862.   869.  868-870.  874.  875. 

878.  879.  884-892. 
de  Lesseins,  franzos.  Gesandter.  338. 

677. 
Leszynski,  Jobann,  poln.  ü. Kanzler, 

Mater,  t,  Getcb.  d.  G.  Kurfürsten.    XII. 


dann  K.  Grosskanzler.  218.  222.  234. 
235.  238.  247-249.  252.  256.  268. 
280.  282.  289.  290.  299.  300.  308. 
317.  325.  328.  329.  334.  335.  341. 
345.  347-355.  361.  366.  370.  384. 
385.  389—394.  398.  408.  412.  413. 
419.  420.  423.  425.  427.  480.  431.  433 
-435.  447.  463.  472.  506-508.  510. 
511.  513.  516.  519.  526—528.  530- 
532.541-543. 548. 550-552. 574. 577. 

—  Wenzel,  Erzbischof  t.  Gnesen.  221. 
243.  258.  274.  289.  292. 

Lezenski,  Thomas,  Bischof  v.  Chelm. 
278.  807.  450.  548. 

Ligne,  Fürst  von.  774. 

Liliehock,  schwedischer  Gesandter. 
178.  184.  299.  300.  304.  305.  313. 
314.  316.  320. 

Liliencron,  dänischer  Resident.  599. 

Lincker,  hessischer  Sekretär.  922.923. 
937. 

V.  d.  Linde,  Adrian,  Danziger  Kauf- 
mann. 374. 

—  märkischer  Landrentmeister.  921. 
Lindem  an n,  Berthold,  Magdeb.  Bür- 
ger. 33. 

Lionne,  Hugues,  franzos.  Minister.  106. 
107.  357.  372.  679.  691.  693-695. 
702.  703.  714.  814.  826-829.  852. 
864-895.  914.  915.  941. 

—  Louis,  französ.  Gesandter.  429.  467. 
L  i  pski ,  polnischer  Kanzleibeamter.  630. 
Y.  Lisola,.  Franz,    kaiserl.   Gesandter. 

267.  397.  565.  575.  681.  598.  599. 

645.  648.  657.   664.  665.  668—670. 

765.  900.  902.  903.  920. 
Lobkowitz,   Wenzel,    Fürst,    kaiserl. 

Minister.  45.  182.  310.  573.  577.  580. 

581.  585.  591.  592.  595.  596.  598. 
LongueYille,  duc  de.  234.  259.  447. 

549. 
Los,  Wiadislaus,  Truchsess  v.  Flock. 

167.   168.   171.  299.  300.  302.  303. 

308.  406. 
Lubomirski,    Alexander,    polnischer 

K. Stallmeister,    Woiwode   v.  Gracau. 

274.  333.  366.   369.  383.  447.  448. 

544.  577.  578. 

—  Georg,  polnischer  G.Marschall.  167 

61 


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962 


PeraonenTerzeicbnifl. 


-169.  171.  177—179.218—222.  245 
-323.  329.  384.  392.  394.  395.  574 
-584.  589.  692. 
Lubomirski,    Hieronymus,   Malteser- 
ritter. 329. 

—  Stanislaus,  Starost  v.  Zips.  276.  473. 
Lubowiecki,  Job.  Franz,  Castellan  v. 

Wolbynien  542. 
Ludwig,  Markgr.  ▼.  Brandenburg.  53. 
306. 

—  XIV.,  König  V.  Frankreich.  10.  11. 
61-63.  67.  69.  78.  81.  106-108. 
110.  115.  125.  128.  130.  146  —  148. 
149.  151.  175.  178.  182.  186.  207. 
220.  222.  223.  242.  248.  259.  262. 
269.  271.  280.  285.  292.  294.  295. 
316.  318.  320.  336.  339  —  341.  343. 
351.  353.  354.  357.  358.  362.  383. 
420.  566.  567.  576.  580.  598.  612. 
634.  636.  653.  656.  658.  662.  677— 
916. 

—  Dauphin.  829.  856.  864.  869. 
Ludecke,  R.,  Magdeb.  Bürger.  33. 

V.  Lützow,  schwedischer  MarschalL  183. 
Luise  Charlotte,    Herzogin   y.  Kur- 
land. 416.  939. 

—  Elisabeth,  Prinzessin  y.  Kurland. 
337.  416.  939. 

—  Henriette,  Kurfürstin  y.  Branden- 
burg. 53.  344.  779.  930. 

deLumbres,  Antoine,  franz.  Gesandter. 

242.  251.  259. 
Lupini,  Canooicus.  532.  533. 
Lybinsky,  Starost.  403. 


Macbowski,  polnischer  Qeneral.  315. 
Y.  Mabrenhoitz,  Kurt  Asche,  brandenb. 

Gesandter.  790.  791.  830—848. 
Maiachowski,   polnischer  K. Referen- 

darius.  375. 
Malagon,  Graf,  spanischer  Gesandter. 

603. 
V.  Manteuffel.  390. 
Margaretha  Theresia,  Kaiserin.  573. 

578.  588.  814. 
Marie  von  Oranien,  Pfalzgräfin  y.  Sim- 

mern.  92G.  928. 
—  Louise,  Königin  v.  Polen.  217—336. 


Maria  Theresia,  Königin  y.  Frank- 
reich. 829.  856.  864.  869. 

Marquard,  Bischof  y.  Eicbstidt.   934. 
935. 

Y.    Marsch alck,    Georg,    schwedisch- 
bremisch. Regierungsrath.  86.  164. 165. 

Marsin,  Graf,  761.  774. 

Martitz,  Johann,  Kammerdiener  und 
Geh.  Kammersekretär.  923. 

Marustewicz,  littauischer  U. Kanzler. 
334. 

Y.  d.  Marwitz,  brandenb.  Gbersth'eute- 
nant.  515. 

Matthias,  Michael,  Hofrentmeister  u. 
Hofpostdirector.  995. 

Mauritia  de  la  Tour  d^AuYergne,  Her- 
zogin Y.  Baiern.  868. 

Maximilian  Heinrich,  Kurfürst  Yon 
Cöln.  10.  64.  66.  70.  94.  96.  98.  100. 
103.  104.  106.  HO.  136.  141  —  143. 
147.  149.  153  —  158.  164—166.  181. 
207.  334.  622.  678.  680.  684.  704— 
707.  710.  714.  764.  806-809.  813— 
816.  819.  821.  824.  825.  831.  904, 
905.  941.  946. 

—  Philipp,  Herzog  y.  Baiern.  574.868. 
874. 

Mayer,  k.  bairischer  Gesandter.  806. 
832.  834. 

Y.  Mayernberg,  Augustin,  kaiseri.  Ge- 
sandter. 268.  351.  373.  376.  377.  383. 
460.  462.  516.  930. 

Meer  man,  holländ.  Gesandter.  668. 

Megelin,  polnischer  Capitain.  433.  474. 
482-484. 

Meinders,  Franz,  brandenb.  Geb.  Se- 
kretär. 41.  309.  560.  593.  658.  662. 
689.  698.  752.  755.  757.  761.  762. 
766.  768.  780.  781.  797.  824.  827. 
849—865.  915.  916.  920.  922.  939. 

Menlinck,  Juwelier.  926. 

Michael  Wiszniowiecki,  König  y. 
Polen.  218.  224-235.  413-562.  891. 
900.  938. 

Mierzynski,  Johann,  Hofrath.  265. 

Mi  11  et,  Marschall,  französ.  Gesandter. 
108.  113.  115.  146  —  148.  150.  151. 
194.  195.  202.  203.  206.  223.  333. 
336.  337-339.  342.  343.  346.  354. 


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PersonenTerzeichiiis. 


963 


357.  358.  360.   369.  658.  659.  687. 

800-804.  846.  848-850.  852.  854. 

858.  861.  865.  866.  920.  927.  929. 
Mleczko,   Emoricb,  Woiwode  v.  Pod- 

lachien.  463. 
V.  Mörner,  Oberförster.  50. 
Molina,   Graf,    spanischer   Gesandter. 

645.  648.  657.  658.  669.  670. 
Molle,  Oberst  576.  709—711. 
V.  Moltcke,   Inneburg.   Gardecapitain. 

103. 
Monk,  englischer  General.  649. 
Montaigu,  Abbe,  englischer  Gesandter. 

634.  882. 
Montecuccoli,  Graf  Raimund,  kaiserl. 

F.Marschall.  573.  585.  775. 
Montgommeri,  Rittmeister.  230.  232. 

445.  488.  490.  492.  497.  500. 
Montpensier,    Anna    Marie    Louise, 

Herzogin  y.  660.  662. 
Morice,  englischer  Staatssekretär.  623. 

642.  647.  648.  657-660.  663. 
Moritz,  Forst  v.  Nassau,  Statthalter  in 

Cleve.  53.  607.  629.  672.  940.  941. 

943.  950. 

—  Ludw.  Heinrich,  Pfalzgr.  v.  Simmern. 
926. 

Morstein,  Andreas,  polnisch.  K.Schatz- 
meister. 195.  196.  224. 258.  274. 307— 
310.  319.  322.  336.  340.  341.  347. 
374.  379.  387.  394.  397.  408—411. 
447-451.  473—475.  487.  489.  505. 
513.  527.  548.  558.  695.  696.  714. 
879.  886. 

—  Felix ,  littauischer  U.  Stallmeister. 
229.  235.  261.  302.  412.  447.  452— 
457.  461.  463.  467-471.  486.  511. 
535.  539.  556—562. 

du  Moulin,  franzos.  Gesandter.  678. 

—  englischer  Sekretär.  890. 
Müller,  P.,  kaiserl.  Beichtvater.  583. 

—  Lorenz,  cellischer  Gesandter.  124— 
126.  130.  131.  133—135.  725.  901. 

—  Matthias,  Magdeb.  Bärger.  26.  31. 

—  Sebastian,  Magdeb.  Bürger.  34. 

V.  Münch hausen,  B.,  wolffenbüttel- 
scher  Gesandter.  825. 

Mummend,  Christoph,  Magdeb.  Bür- 
ger. 33. 


Musculus,  hessischer  Hofprediger.  925 
—927. 

Mussynski,  Albert,  grosspoln.  Edel- 
mann. 521. 

IVaruszewicz,  littauischer  U. Kanzler. 
390. 

Nasczokin,  Afanas  Laurentewicz,  rus- 
sischer Gesandter.  380. 

Neuhausen,  Magdeburger  Bürger.   51. 

Neu  mann,  Andreas,  brandenb.  Resi- 
dent. 19.  44-46.  565.  575.  576. 

Nicolai,  schwedisch-bremisch.  Kanzler. 
86.  95.  108. 

Nicolartz,  hildesheimsch.  Vicekauzler. 
100.  137.  142.  156.  157.  161.  164. 
165.  705.  706.  946. 

Niemirycz,  Stephan,  U.Kämmerer  v. 
Kiew.  224.  248.  249.  254.  257.  260. 
265.  276-278.  281.  288.  299.  300. 
322.  324.  355.  384.  408-410.  931. 
932.  950. 

Niess,  Johann,  clevischer  Landsyndicus. 
940. 

Niewiarowski.  244. 

Noaille,  Duc  de,  franzos.  Admiral.  900. 

Y.  Nolde,  Levin,  brandenb.  Oberst  537. 

Nolte,  Dietrich,  Magdeb.  Rathmann.  33. 

Nostiz,  Graf,  böhmischer  Kanzler.  46. 

V.  Oelsnitz,   Karl  Friedr. ,   brandenb. 

Geh.Rath.  265. 
Oernsted,   Franz  Joel,    schwedischer 

Stoatssekretär.  184.  209. 
Oesterreich,  Michael,  Magdeb.  Bürger. 

30.  33. 
Oettingen,  Graf  Wolfgang,  Reichshof- 

rathspräsident.  590. 
Oginski,  littauischer  Landbote.  436. 
0 1  i  z  a  r ,  polnischer  Landbote.  430.  43 1 . 
Olszowski,  Andreas,  Bischof  v.  Gulm, 

polnischer  E.  Unterkanzler.  222.  227. 

229.  325.   328.  329.   337.  338.  344. 

377—389.  391.  393.  410.  417-448. 

452-530.  544.  546.  561.  562. 
Opacki,   Albert,  U.Kämmerer  v.  War- 
schau. 231—233.496—506.512—515. 

519.  527.  530.  534.  542.  559. 


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964 


Personenverzeichnis. 


Opalinski,  Johann,  Woiwode  v.  Ka- 
iisch. 390.  392.  393. 

—  Abt  ▼.  Biesen.  347.  349.  378. 

Y.  Orssbeck,    k.  trierscher   Gesandter. 

825. 
Y.  Ostau,   Albrecht,  preussiscber  Hof- 

richter.  229.  455—471. 
Ostrogska,  Theophila.  512. 
Ostrogski,  Fürst  Alexander.  356. 
Otto  I.,  Kaiser.  3. 

Pabst,  Hermann,  Dr.,  cloYischer  Justiz- 

rath.  943. 
Pac,  Christoph,  Httauiscber  Q.Kanzler. 

227.  258.   266.  269.  274.  278.  283. 

294.  334.  335.  344.  350.  361.  376. 

377.  379.  389.  390.  393.  396.  397— 

399.  408.  410.  419—422.  435.  436. 

441.   444.  450.  453.  485.  489.  507. 

516.  524.  529.  544.  867.  879.  880. 886. 

—  Michael,  Httauiscber  0.  Feldherr.  258. 
334.  361.  376.  390.  398.  399.  408. 
410.  547.  577. 

—  Nicolaus  Stephan,  Woiwode  v.  Trocky. 
397. 

—  littattische  G.  Kanzlerin.  367.  496. 
867. 

Pagestecher,  Arnold,  brandenb.  Re- 
sident. 719.  811.  813.  822.  824.  826. 
828-830. 

Y.  Pal  and,  osnabrückscher  Gesandter. 
825. 

Palbitzki,  Mathias,  schwedischer  Ge- 
sandter. 46.  92.  177.  182.  237.  243. 
251.  258.  265.  269.  274.  289.  302. 
582.  584.  645. 

Pancratz,  kaiserl.  Courier.  45. 

St.  Paul,  duc  de.  441.  443. 

le  Panlmyer,  Abbi.  886. 

Pauschner,  kaiserl.  Gesandter.  300. 
301.  304. 

Pawel  Y.  Rammingen,  k.  pfälzischer 
Resident.  877. 

Pazzi,  florentinischer  Edelmann.  377. 

Pcejazecky,  Bartholomaeus.  220.  308 
-310. 

Y.  Petkum,  Simon,  dänischer  Resident 
627. 

Petrikowski,  poln.  Landbote.  599. 


Y.  Pfuhl,  G.  A.,  brand.  G.Wachtmeister. 

48—50. 
Philipp  IV.,   König  y.  Spanien.  264. 

678.  702. 

—  Wilhelm,  brandenb.  Markgraf.  672. 
Pfalzgraf  y.  Neuburg.  67.  71.  90. 

134.   147^155.  169-178.   181.  184. 

186.  188.  190.  193-212.  219—224. 

243.  250.  255.  260.  296-335.  341— 

418.  441.  566.  567.  575—601.   610. 

622.   626.  639.  645.  649.  678.   680. 

685.  692-695.  707.  708.  711—720. 

746.  747.  754.  760.  777.  781.   800. 

802.  808.  809.  813.  820.  849—893. 

928.  929.  931.  940.  948.  951. 
Piaseczynski,  Starost  y.  Braclaw.  412. 
Pieniazek,   Joh.  Odrowaz,   Starost  y. 

Oswiecim.  289.  333.  393. 
Piestrzycki.  377.  581. 
Pimentel,  spanischer  Gesandter.   895. 
Plantin,  schwedischer  Oberst.  79. 
Y.  Platen,  Claus  Ernst,  brand.  Geh.  Rath 

u.  G.Kriegskommissarius.  6. 11. 13. 14. 

16.  20.  22—39.  42.  50.  56.  170.  174. 

—  F.  E.,  osnabrnckscher  Geh.  Rath.  150. 
179.  188.  199.  826.  856. 

Y.  Plettenberg,    kaiserl.   Kommissar. 

3.  4.  44.  46. 
Y.  P  0  d  e  w  i  1 8 ,  Georg  Wilhelm,  brandenb. 

Kammeijunker.    16.    17.  47.  65.  75. 

77.  80. 
Y.  P  ö  1 1  n  i  t  z ,  Gerh.  Bernhard,  brandenb. 

Oberstallmeister.  593.  625.  658.  662. 

689.   755.  757.   780.  781.   797.  824. 

827.  849-864.  920.  922. 
Podlodowski,  Starost  y.  Radom.  264. 

265.  282.  308.  310.  311.  324.  381. 

382.  412.  420.  435. 
Pogorzelski,  Starost  y.  Lowicz.  931. 
Polanowski,  Alexander,  Fihndrich  y. 

Sanek.  382.  390.  398.  399. 
Polubinski,  Hilarius,  Httauischer Feld- 
schreiber. 334.  390.  577. 
Pomponne,     Amauld,     Marquis    de, 

französ.  Gesandter.  62. 162.  184.  186. 

188.  190.  192.  194-198.  201.  203— 

206.  280.  669.  680.  852.  885.  888. 
Potocki,  Andreas,  Woiwode  y.  Kiew. 

394.  402.  412.  464.  546. 


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Personenverzeichnis. 


965 


Potocki,  Felix,  K. ü. Truchsesa.  329. 
333.  350.  366.  381—383.  393.  402. 
412.  437.  447.  577. 

—  Johann,  Woiwode  ▼.  Braclaw.  402. 
412. 

—  Stanislaus,  polnischer  K.  Grossfeld- 
herr.  221.  241.  245.   278.  295.  304. 

306.  308.  328. 

—  K.  Fähndrich.  350.  464. 
Pradel,  französ.  General.  292. 
Prazmowski,    Franz,   Abt  v.  Siecie- 

chow.  401. 

—  Nicolaus,  polnischer  K.  Grosskanzler, 
später  Erzbischof  v.  Gnesen.  222.  224. 
238.  243.  247.  248.  250.  252.  254. 
255.  257.  258.  266.  269.  289.  292. 

307.  346—351.  365-369.  377-383. 
385-414.  419.  422.  425.  435-478. 
483—485.  494.  507.  508.  510.  511. 
516-518.  527.  532.  533.  542.  545— 
554.  830.  867.  874.  879.  886.  890. 

Preite,  David,  Danziger  Rathmann.  428. 

Preussen,  Gottfr.,  brandenb.  Kriegs- 
Secretarius.  50. 

Przedbereski,  Woiwode  y.  Smolensk. 
334. 

Przysinski,  Posenscher Landfähndrich. 
398. 

Pufendorff,  Esaias,  schwedischer  Se- 
kretär. 184.  186.  693.  859.  861.  874. 
879.  890. 

y.  <|uadt  8.  Kreuzberg. 
Quentel,  Dr.,  k.colnischer  Gesandter. 
826. 

Radzieowski,  Hieronymus, K.U.Kanz- 
ler. 269. 

Radziwill,  Fürst  Bogislav,  Statthalter 
in  Preussen.  242.  243.  257.  261.  264. 
265.  302.  303.  319.  335.  340.  382. 
383.  385.  394.  396.  403.  405.  406. 
408.  412.  417.  502.  574.  577.  726. 

—  Fürst  Michael,  Woiwode  v.  Wilna, 
littanischer  U.Feldherr.  366.  382.  390. 
399.  405.  406.  408.  512. 

V.  Rautenstein,  pfalz - neuburgischer 
Gesandter.  167. 


V.  Reiffenberg,     k.  mainzischer    Ge^ 

sandten  271.  273. 
Reinhardt,  Joh.  Georg,  brandenb.  Hof* 

u.  Kammergerichtsrath.  70.  148—150. 

154.  707. 
Rey,  Wladislaus,  Hofschatzmeister,  Woi- 
wode Y.  Lublin.  254.  258.  387.  463. 

505. 
Richter,  Melchior,  Magdeb.  Bürger.  30. 
Rock,  Lorenz,  Schiffscapitain.  623.  624. 
Rode,  (Roth)  Hieronymus,  Konigsberger 

Schoppenmeister.  227.  243.  250.  252. 

253.  263.  264.  289.  421.  423.  531. 

935. 
—  d.  jüngere,    poln.  Kammerherr.  227. 

289.  293.  394.  396.  420-425.  438. 

439.  467.  469.  470.  493.  935. 
Romswinckel,     Matthias,    cleYischer 

Vice -Kanzler,    brandenb.   Gesandter. 

69.  70.  103.  124.  126.  129—135.  644. 

648.  650.  651.  654.  673.  711.  722— 

760.  775.  776.  792.  812.  829.  895— 

906.  937.  948. 
Rosenstock,  Gottfried,  Magdeb.  Bnt- 

germeister.  26.  38.  43.  51.  53. 
Rudolf  August,   Herzog  v.  Wolffen- 

büttel.  41.   103.  148.  150.  151.  154. 

157.  159.  162—164.  710.  820.  936. 
Rudol  ph ,  Heinrich,  Magdeb.  Bärger.  31. 
Rupe,  Ewald,  Juwelier.  925.  926. 
Ruprecht,   Pfalzgraf.   615.  617.   618. 

624.  627.  641.  649.  657. 
RuYigny,    Marquis   de,    französ.   Ge- 
sandter. 658.  662.  859. 


Sandwich,  Graf,  englischer  Gesandter. 

645. 
Sapieha,  Paul,  littanischer  G.Feldherr. 

259.  282.  334.  406. 
Sarnowski,  Stephan.  378. 
Schaf fgotsch,    Chr.    Leopold,    Graf, 

kaiserl.  Gesandter.  351.  393.  399.  402. 

404.  405.  417.  420.  424.   585.  589. 

934.  935. 
Scharden,  Georg  Wilhelm,  Gonsisto- 

rialrath.  942. 
S  c  h  i  n  c  k  e ,  Moritz,  Magdeb.  Bürger.  33. 
Schlüter,  Matthias,  Magdeb.  Bürger.  33. 


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966 


Personenverzeichnis. 


Schlüter,  Zacharias,  Magdeb.  Bürger.  34. 
Sc hmid,  Johann,  brandenb.  Oberst.  38. 
39.  46.  51.  52. 

—  Johannes,  Hagdeb.  Kämmerer.  26. 
33.  38.  43. 

—  münsterscher  Oberstlieutenant.  710. 
Schmidt,  Michael  Matthias,  brandenb. 

Hofbaumeister.  15. 
V.  Schmising,  Matthias,  münsterscher 

Domherr.  710.  825.  887.  939. 
Schnell,  Heinr.,  pfalz-neub.YicekanzIer. 

813. 
Schnolski,    schwedischer    Gesandter. 

162.  199.  803. 
y.  Schonborn,  k. mainzischer  Gesand- 
ter. 171.  813.  824.  829.  830. 
y.  Schöning,    Hans  Adam,  brandenb. 

Oberst.  488.  515.  557.  558.  561. 
Schröder,  Adam,  Magdeburg.  Burger. 

31.  33. 

—  Christian,  Magdeb.  Bürger.  33. 

V.  Schulenburg,  Magdeb. Landrath.  29. 
y.  Schwarzenberg,   Graf  Job.  Adolf, 
•  österr.  Minister.  577.  580.  581. 
y.  Schwerin,   Bogislay,   brandenburg. 
G.Major.  536.  726. 

—  Friedr.  Heinrich.  932. 

—  Otto,  brandenb.  Oberpräsident.  6.  53. 
68.  89.  126-129.  267.  283-288.  294. 
297.  309.  344.  352.  353.  358. 370. 452. 
453. 465. 495. 505. 513. 556-558. 568. 
570.  573.  601.  614.  672-674.  679. 
720.  728.  729.  752.  758.  761—770. 
775.  776.  778.  785-790.  796.  814. 
817-819.  852-855.  902.  907-911. 
914.  915.  919—952. 

—  Otto,  d.  jüngere.  106.  107.  187.  220. 
323.  339.  681.  691-695.  712. 

Scultetus,  Joachim,  brandenb.  Geb. 
Sekretär.  222.  224.  232.  234.  235.  275. 
304.  347.  348.  353-355.  370.  385— 
395.  413.  414.  421.  472.  506.  507. 
511.  513.  516—522.  526.  527.  531  — 
533.  538.  541—543.  548-553. 

Sehestedt,  Hannibal,  dänischer  Ge- 
sandter. 886. 

Shrewsbury,  Graf.  659. 

Sieniawski,  Nicolaus,  poln.  K. Fähn- 
drich. 394.  464.  546. 


Siesicki,    littauischer   Küchenmeister. 

334. 
Sigismund  III.,  Konig  v.  Polen.  208. 
Silyius,  Gabriel,  englischer  Gesandter. 

612.   635.  639.   669—674.  891.  898. 

899.  933. 
Sinzendorf,  Graf  Georg  Ludwig,  osterr. 

Hofkammerpräsident.    577.   580.  581. 

583.  584.  585.  602. 
—  Graf  Rudolf,  österr.  Gesandter.  101. 

105.   107.   111.  583.  640.  720.   801 

808. 
Skoroszewski,  Posenscher  Landfthn- 

drich.  521. 
Skytte,   Bengt,   schwedischer   Reichs- 

rath.  667. 
Smogulecki,  Starost  y.  Lipnik.   398. 

931. 
Sohlen,  J.  F.,  wolffenbüttelscher  Geh. 

Rath.  137.  161. 
Sobieski,    Johann,    K.  Grossfeldberr. 

221.   224.  235.  244.   292.  308.  328. 

366—369.  372.  379.  383.  384.  387. 

388.  393.  394.  397.  398.  400—414. 

419.  427.   431.  440.  441.  443.  462. 

464.  509.  512.  516.   524.  527.   542. 

544—555.  867.  869.  879.  886.  932. 
y.Somnitz,  Lorenz  Christoph,  brandenb. 

Geh.  Rath.  5.  496.  501.  729.  770.  772. 

773.  792—798.  922.  947. 
Sonnemann,  Ludw.,  Magdeb.  Haupt- 
mann. 26.  33. 
Sophie  Luise,  Markgräfin  y.  Baireuth. 

989. 
de    Souches,    Ludwig    Graf,    kaiserl. 

General.  585. 
de  Soye,  spanischer  Gesandter.  823. 
y.  Spaen,  Alezander,  brandenb.  Gen. 

Major  u.  Geh.  Rath.   718.   719.  811. 

825.  940.  941.  950. 
y.  Spanheim,  k. pfalzischer  Gesandter. 

826. 
y.   Sparr,    Otto   Christoph,   brandenb. 

G.Feldmarschall.  6.  13  —  15.  17.  18. 

23.  37.  38.  42.  46-51.  55.  296.  929. 
Spekhan,  Statins^   schwedischer  Rath. 

67.  113—116.  138. 143.  147.  188.  650. 
Speckman,  münsterscher  Oberstlieute- 
nant. 710. 


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PersonenTerzeichuis. 


967 


Speidel,  Lic,  osterr.  Gesandter.  832. 

845. 
Spore ke,  braunschweig^.  Gesandter.  80. 
y.  Stein,  Karl,  bairentbischer  Kanzler. 

689.  784.  791.  804-806. 
Stenbock,  G.  0.,  schwedischer  R.Ad- 

miral.  173. 
Stodert,    Adrian,    Danziger   Sekretär. 

364.  383.  385.  447.  462.  463.   465. 

475-480.  486.  490.  496. 
Stokowski,CastelIany.Oswiecziro.  315. 
Straffe rd,  Thomas,  Graf.  650. 
S tratmann,  Theodor,  pf. neuburgi scher 

Geh.  Rath.  330.  334.  357.  381.  384. 

598.  685.  712.  715.  717.  719.  746.  931. 
Y.  Stum,  kaiserl.  Gesandter.  532.  533. 

539. 
Swidersky.  545. 
Syri,  poln.  Resident.  542. 
Szcoracewski,  Posenscher  Fähndrich. 

413. 

Tamson,  Gastwirtb.  488. 

Tarlo,  Johann,  Woiwode  v.  Sendomir. 

463.  467.  537.  544. 
leTellier,  französ.  Minister.  829.  862. 

864.     • 
Temple,  William,  englischer  Gesandter. 

598.  659.  674.  755.  756.  859.  897- 

899. 
Tengnagel  v.  Gellicum,  holländischer 

Deputierter.  743.  755. 
Terlon,  französ.  Gesandter.  62. 
Tetera,  Kosackenhetman.  273. 
v.Tettau,  Daniel,  Hauptmann  v.  Lötzen. 

234.  522-531. 
Thin,  englischer  Gesandter.   196.  197. 

199. 
Thomas,  Pascha,  Magdeburger  Bürger. 

26.  43. 
Tonski,  Johann,  Instigator  regni.  428. 

478. 
Torck,  münsterscher  Domherr.  710. 
Tornow,  Johann,   brandenburg.  Geh. 

Rath.  5. 
Tott,  Claudius  Graf,  schwedischer  Ge- 
sandter. 192.  305.  405.  407.  411. 
Traun,  Graf,  osterr.  Landtagsmarschall. 

602. 


I 


Trevor,  englischer  Gesandter.  827.  828. 


,      Trombzinski.  462.  478. 
{      Trzebicki,   Andreas,  Bischof  v.  Era- 
'         kau.  259.  260.  278.  280.  307.  335. 
I         348.  349.  355.  366.  383.  385—387. 
I         394.  430.  440.  480.  481.  484.  510. 

516.  527.  529. 
j      Tucholka,   Kämmerer  ▼.  Marienburg. 
'         378.  379. 
i      Turenne,  Princede,  französ.  Marschall. 

108.  857.  862.  864.   865.  867.  869. 
j         873.  879—881.  885.  894. 

V.  IJffeln,  G.Wachtmeister.  4.  97.  181. 
I         183. 

y.  Ulefeld,  Gorfitz,  dänischer  Reichs- 
I  hofmeister.  249. 

Unckel,  holländischer  Deputierter.  753. 
I  754.  756.  757. 

'      Vane,  Henry.  631. 

—  Walter,  englischer  Gesandter.  611. 
627.  628.  632. 

Vaubrun,  Marquis  de,  französ.  Ge- 
sandter. 402.  408.  690.  871.  879.  887. 
888.  891.  892.  906-916. 

Velasco,  Don  Inigo,  Connetable  v. 
Castilien,  Statthalter  der  span.  Nieder- 
lande. 897.  898. 

V.  Velbrück,  pfalzneuburg.  G.Wacht- 
meister. 189.  192. 

de  Verjus,  Louis,  französ.  Gesandter. 
634. 

Wachmann,  Johann  Dr.,  bremischer 
Syndicus.  64.  72.  73.  75.  108.  137. 

Wal  deck,  Georg  Friedrich,  Graf.  41. 
78.  90.  95.  96.  130.  183.  587.  749.  750. 

Walderode,  osterr.  Geh.rats-Sekretär. 
577.  581.  590. 

V.  Waldersdorf,  R. Vicekanzler.  46. 

Warszycki,  Stanislaus,  Castellan  y. 
Krakau.  282.  397.  545.  577. 

V.  Wedeil,  Adam  Hasso,  Kammerge- 
richtsrath.  331.  332.  390.  391.  942. 

Weger,  brandenburg.  Gesandtschafts- 
kassierer. 423. 


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968 


PersonenTerzeichnis. 


Weiler,  Raprecbt,  brandenb.  Resident. 

826.  830. 
Weimann,    Daniel,    brandenb.    Geh. 

Ratb,  CleTiscber  Kanzler.  607.  629. 
Weiss enwolff,  Graf,  osterr.  Gesandter. 

845. 
Wiebert,  Christoph,  brandenb.  Agent. 

230.  325.  496.  511. 
V.  Wicka,  J.  F.,  österr.  Resident.  874. 
Wicquefort,  Abraham,  cellischer  Re- 
sident. 130.  293.  339.  620. 
Wider,   Reinhold,    Danziger  Sekret&r. 

447.  449.  451.  458. 
Wiedenbrück,  mnnsterscher  Gesandter. 

813. 
Wielopolski,  Johann,  K. 0. Truchsess. 

365.  473.  545. 
Wierzbowski,    Stephan,    Bischof   ▼. 

Posen.  258.  413.  414.  482.  488.  490. 

493.  526.  548. 
Wilhelm,  Harkgr.  y.  Baden.  761. 

—  Herzog  v.  Jülich-GIeye-Berg.  716. 

—  III.,  Prinz  ▼.  Oranien.  606.  609.  621. 
622.  629.  630.  632.  643.  646.  760. 
881.  899.  901. 

W  i  1  k  e ,  Joachim,  Magdeb.  Bürger.  31 .  33. 
Winckel hausen,  Job.  Heinrich,  pfalz- 

neub.  Kanzler.  714. 
T.  Winnenthal,  Dietr.  Karl.  943. 
Wiszniowiecki,  Demetrius,  Fürst,  poln. 

K.Ü.Feldherr.  221.  223.  303. 328.  331. 

332.  336.  365.  366.  373.  376. 385. 386. 

401.  402. 405. 410. 432-434. 443.448. 

474. 475. 480.  482.  484.  512.  544.  577. 
de  Witt,  Johann,  hoUänd.  Rathspen- 

sion&r.  68  —  70.  82.   125.  127  —  135. 

608.  611.  612.  616.  620.  621.  631. 

633.  636-638.  643-648.  651-656. 

673.  674.  685—687.  712.  722—753. 

812.  818.  819.  872.  899.  920. 
holländ.  Deputierter.    133.   477. 

478.  486.  900.  901. 
Witwiecki,  Gnesner  Domherr.  512. 
Wladislaw  IV.,  König  v.  Polen.  208. 
Woiakowski.  348.  352.  370.  389. 
V.  Wolffrath,  schwedischer  Resident. 

197.  198.  203.  706.  796.  861. 


V.  Wolframsdorf,  k.säcbs.  Geh.  Rath. 

787. 
Wolfsberg,  schwedischer  Gesandter.  5. 
▼.  Wolzogen,  k.pfalz.  Gesandter.  95. 
Wotocki.  Canonicus.  467. 
Wrangel,   Karl  Gustav,  schwedischer 

R.  Feldherr.   16.  17.  24.  47.  61-69. 

73—116.    124—126.    137.    138.   143. 

163.   173.   174.   179—183.   185.  187. 

194.  .199.  203.  212.  213.  303.   334. 

557.  584.  641.  643.  644.  650.  689. 

707.   710.  711.  724.  725.  749.  754. 

803.  804.  818.  876.  947. 

—  Waldemar,  schwedischer  Oberst  79. 
Wrede,  Matthias,  Magdeburg.  Bürger. 

31.  34. 
W  ü  r  t  z ,  schwedischer  Feldmarschall.  311. 

901. 
y.  Wulffen,  Amadis,  brandenb.  Agent. 

620.  627.  670. 

—  braunschw.  Gesandter.  951. 
Wydzga,    Job.    Stephan,    Bischof  ▼. 

Ermland.  258.  371.  388. 
Wyzycki,  Stanislaus,  Kiewscher  Fähn- 
drich. 524. 


Zabokrcziky,    polnischer   Landbote. 

442. 
Zaleski,  Johann,  Starost  v.  Bromberg, 

K.  Jägermeister.  893.  545. 

—  Lentzizscher  Landfthndrich.  398.  931. 
Zaluski,    Alexander,   U. Kämmerer   v. 

Rawa.  528. 

—  Andreas,  Geschichtsschreiber.  528. 
Zamoyski,  Johann,  Woiwode  v.  Sen- 

domir.  282. 
Zboski,  Prälat.  526. 
Zebrzydowski,  K.Schwertträger.  244. 

328. 

—  Gracauer  Domherr.  457.  458. 
Zegocki,  Christoph,  Woiwode  v.  Inno- 

wladislaw.  390.  393. 
Zochowski,  Adrian,  Castellan  y.  Wisna. 

530. 
Zuylichem,  Constantin  Huygens.  616. 


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