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Full text of "Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg"

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URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 

ZUR  GESCHICHTE 

DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBURG. 


AUF  VERANUSSUNG  SEINER  KÖNIGLICHEN  HOHEIT  DES 
KRONPRINZEN  VON  PREÜSSEN. 


ELFTER  BAND. 


BERLIN. 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER. 

1887. 


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URKUNDEN  ÜNi)  ACTENSTCCKE 
ZUR  GESCHICHTE  DES 

KÜRFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBÜRG. 


POLITISCHE  VERHANDLUNGEN. 


SIEBENTER  BAND. 


UERAUS6B6EBEN 


D«-  FERDINAND  HIRSCH. 

PROFESSOR   AM  KONIGSTADTISCHBN  RBALGTMNASIDM  ZU  BBRLIN. 


BERLIN. 

DRUCK  UND  VERLAG  VON  OEORO  REIMER. 
1887. 


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Vorwort. 

liachdem  der  Vater  des  Unterzeichneten,  Professor  Dr. 
Theodor  Hirsch  im  Jahre  1879  den  neunten  Band  der 
„Urkunden  und  Aktenstücke"  vollendet,  hatte  er  sogleich  die 
•  Bearbeitung  des  nächsten  Bandes  in  Angriff  genommen,  bis  zu 
Anfang  1881  hatte  er  einen  grossen  Theil  der  betreffenden 
Akten  des  Berliner  Geh.  Staatsarchivs  durchgearbeitet  und  er 
war  eben  im  Begriff,  die  eigentliche  Ausarbeitung  zu  beginnen, 
als  er  durch  einen  plötzlichen  Tod  am  17.  Februar  dieses 
Jahres  dahingerafft  wurde.  Die  Kommission  für  die  Heraus- 
gabe der  „Urkunden  und  Aktenstücke"  richtete  darauf  an  den 
Unterzeichneten  die  Anfrage,  ob  er  es  unternehmen  wollte, 
das  von  dem  Verewigten  hinterlassene  Werk  zu  vollenden, 
und  derselbe  trug  um  so  weniger  Bedenken,  diesem  ehren- 
vollen Rufe  Folge  zu  leisten,  als  er  einerseits  dadurch  eine 
Pflicht  der  Pietät  erfüllen  zu  können  meinte,  andererseits 
glaubte^  bei  seiner  Bekanntschaft  mit  der  Handschrift  und  der 
ganzen  Arbeitsweise  des  Verstorbenen  leichter  als  andere  im 
Stande  zu  sein,  das  von  demselben  hinterlassene  Material  zu 
verwerthen  und  das  Werk  in  dem  Sinne  und  nach  den  Ab- 
sichten desselben  zu  Ende  zu  führen.  Freilich  erwies  sich, 
als  er  an  diese  Arbeit  ging,  dieselbe  als  weit  schwieriger  und 
langwieriger,  als  er  ursprünglich  geglaubt  hatte.  Nicht  nur 
dass  er  sich  zunächst  durch  die  nöthigen  Vorstudien  in  dieses 
ihm  bisher  fremde  Gebiet  einarbeiten  musste,  vor  allem  zeigte 
sich  das  von  dem  Verewigten  hinterlassene  handschriftliche 
Material  in  einem  weit  unfertigeren  Zustande,  als  es  anfänglich 
den  Anschein  gehabt  hatte.  Nur  für  einen  Abschnitt,  den  jet- 
zigen dritten  dieses  Bandes,  war  das  urkundliche  Material  schon 
einigermassen  für  den  Druck  vorbereitet  und  fanden  sich  auch 
einige  Vorarbeiten  für  die  Einleitung  und  die  Anmerkungen,  im 


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VI  Vorwort. 

Übrigen  lag  allerdings  eine  grosse  Fülle  von  Excerpten  aus  den 
Akten  nicht  nur  für  diesen,  sondern  auch  schon  für  den  nächsten 
Band  vor,  dieselben  aber  waren  noch  in  einem  so  unfertigen 
Zustande,  dass  gewiss  der  Verfasser  selbst  vor  der  Herausgabe 
die  Akten  selbst  noch  einmal  würde  zur  Hand  genommen 
haben,  und  der  Herausgeber  jedenfalls  sich  genöthigt  sah,  fast 
durchweg,  namentlich  wo  es  sich  um  wörtliche  Wiedergabe 
des  Textes  handelte,  auf  diese  zurückzugehen.  Ausserdem 
fand  derselbe  bei  näherer  Nachforschung  in  dem  Berliner 
Geh.  Staatsarchive,  dass  dort  noch  eine  Menge  werthvoUer,' 
von  dem  Verewigten  noch  gamicht  benutzter  Akten  vorhanden 
waren,  und  überzeugte  sich,  dass  auch  aus  einigen  Provinzial- 
archiven  Beiträge  zur  Ergänzung  heranzuziehen  seien,  und  er 
hat  so  noch  ein  bedeutendes  weiteres  Material  zusammen- 
gebracht. Um  dasselbe  verwerthen  zu  können ,  hat  er  sich 
dann  veranlasst  gesehen,  den  Plan  der  Arbeit  theilweise  zu 
verändern.  Nach  der  in  der  Vorrede  zum  neunten  Bande 
enthaltenen  Ankündigung  hatte  der  Verewigte  beabsichtigt, 
in  diesem  neuen  Bande  zunächst  den  Einfluss  Brandenburgs 
auf  die  deutschen  Reichsangelegenheiten  während  der  Jahre 
1660—1666,  bis  zum  clevischen  Frieden  und  der  Huldigung 
Magdeburgs,  und  dann  den  Antheil  des  Kurfürsten  an  den 
polnischen  Wirren  bis  zur  Abdankung  des  Königs  Johann 
Kasimir  und  zur  Wahl  König  Michaels  (1664  — 1669)  dar- 
zulegen, jenen  ersten  Hauptabschnitt  hat  er,  wie  es  scheint, 
in  folgende  Unterabtheilungen  sondern  wollen:  1)  die  Be- 
lehnung des  Kurfürsten,  2)  der  Türkenkrieg,  3)  die  Erfurter 
Händel,  4)  Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz,  5)  der 
Münstersche  Krieg,  6)  die  Unterwerfiing  von  Magdeburg. 
Der  Herausgeber  hat  nun  geglaubt,  um  die  Einwirkung  des 
brandenburgischen  Kurfllrsten  auf  die  deutschen  Reichsan- 
gelegenheiten während  jener  Jahre  in  ihrem  vollen  Umfange 
vor  Augen  treten  zu  lassen,  weiter  ausgreifen  und  auch  noch 
einige  andere  Ereignisse  und  Händel,  an  denen  derselbe  mit- 
betheiligt  gewesen  ist,  berücksichtigen  zu  müssen,  er  hat  so 
gleich  zu  Anfang  zwei  neue  Abschnitte  über  die  in  den  ersten 


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Vorwort.  VII 

Jahren  nach  dem  Olivaer  Frieden  geführten  Verhandlungen 
wegen  der  Garantie  des  Friedens,  der  Verlegung  des  Deputations- 
tages und  der  Berufung  des  Reichstages  und  tiher  die  1661 
mit  dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  geführten  Allianzverhand- 
lungen und  das  weitere  Verhältnis  des  brandenburgischen 
Kurfürsten  zu  demselben  vorangestellt,  dann  nachher  die  Ab- 
schnitte 9  und  10,  in  denen  der  Antheil.  welchen  derselbe  an 
dem  lUneburgischen  Erbfolgestreite  und  an  dem  Wildfangsstreite 
(1665)  genommen  hat,  dargelegt  wird,  eingeschoben,  vor  allem 
aber  in  Abschnitt  4  die  Rolle,  welche  der  Kurfürst  auf  dem 
zu  Anfang  des  Jahres  1663  in  Regensburg  eröffneten  Reichs- 
tage während  der  beiden  ersten  Jahre  des  Bestehens  desselben 
gespielt  hat^  zu  veranschaulichen  gesucht,  endlich  noch  in 
den  Abschnitten  10  und  12  die  seit  1663  beginnenden  Ver- 
handlungen mit  dem  Pfalzgrafen  von  Neuburg  und  den  im 
Jahre  1666  mit  demselben  getroffenen  Ausgleich,  welcher 
Gegenstand,  wie  es  scheint,  erst  in  dem  nächsten  Bande  hatte 
behandelt  werden  sollen,  sowohl  um  des  chronologischen  als 
auch  sachlichen  Zusammenhanges  willen  hier  mitaufgenommen. 
Da  so  die  für  die  deutschen  Angelegenheiten  ursprünglich  fest- 
gesetzten Grenzen  bedeutend  erweitert  worden  sind  und  ein  viel 
reichlicheres  Material  hat  bewältigt  werden  müssen,  so  ist  es 
nicht  möglich  gewesen,  auch  noch  die  polnischen  Angelegen- 
heiten in  diesem  Bande  zu  behandeln,  sondern  haben  dieselben 
für  den  folgenden  aufgespart  werden  müssen.  Das  gleiche  ist 
mit  den  auf  die  Unterwerfung  Magdeburgs  bezüglichen  Akten 
geschehen,  welche  nebst  den  auf  die  bremisch -schwedischen 
Händel  und  den  Abschluss  der  Quadrupelallianz  sowie  auf 
die  Reichstagsverhandlungen  der  Jahre  166ö  und  1666  bezüg- 
lichen Materialien  jenen  nächsten  Band  eröffnen  sollen. 

Unter  den  Materialien  des  hiesigen  K.  Geh.  Staatsarchivs, 
dem  natflrlich  der  grösste  Theil  der  nachstehend  publicierten 
Aktenstücke  entnommen  ist,  verdient  eine  Quelle  hervorgehoben 
zu  werden,  welche  erst  seit  dem  Ende  des  nordischen  Krieges 
zu  fliessen  beginnt  und  welche  für  diesen  Band  zum  ersten 
Male  verwerthet  worden  ist,  nämlich  die  Geheimenraths-Proto- 


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VIII  Vorwort. 

koUe.  Allerdings  sind  dieselben  keineswegs  so  sorgfältig 
und  ausfahrlicb  abgefasst,  als  man  wünschen  möchte,  meist 
stehen  nur  ganz  kurz  die  Gegenstände,  welche  zur  Sprache 
gebracht  worden  sind,  und  die  betreffenden  Resolutionen  sowie 
die  Namen  derjenigen  Mitglieder  des  Geheimen  Rathes,  wel- 
chen die  weitere  Erledigung  der  Sache  übertragen  wurde, 
verzeichnet,  aber  ausnahmsweise  sind  doch  auch  ausführlichere 
Aufzeichnungen  vorhanden,  in  denen  tiber  die  gepflogenen 
Berathungen  Bericht  erstattet  wird,  und  es  haben  hier  nament- 
lich in  den  letzten  Abschnitten  eine  Anzahl  solcher  Protokolle 
veröffentlicht  werden  können,  welche  tiefere  Einblicke  in  den 
Gang  der  brandenburgischen  Politik  gestatten,  welche  die 
Motive  der  gefassten  Beschlüsse  kennen  lehren  und  zugleich 
zeigen,  einen  wie  thätigen  und  entscheidenden  Antheil  der 
Kurfürst  selbst  an  diesen  Berathungen  genommen  hat. 

Auch  die  Benutzung  des  hiesigen  K.  Hausarchivs  ist 
dem  Herausgeber  gestattet  gewesen,  demselben  ist  die  Mehr- 
zahl der  in  dem  dritten  Abschnitte  über  die  Belehnung  des 
Kurflirsten  mitgetheilten  Aktenstücke  entnommen.  Von  den 
Provinzialarchiven  hat  das  K.  Geh.  Staatsarchiv  in  Hannover 
eine  ganze  Reihe  von  Materialien  für  die  Abschnitte  1,  9  und 
11  geliefert,  welche  in  sehr  erwünschter  Weise  die  hier  be- 
findlichen Materialien  ergänzen,  auch  dem  K.  Geh.  Staats- 
archiv in  Münster  sind  einige  Beiträge  zu  Abschnitt  11  ent- 
nommen, während  die  auch  in  dem  K.  Geh.  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf  angestellten  Nachforschungen  leider  zu  dem  Er- 
gebnis geführt  haben,  dass  von  dort  für  die  hier  behandelten 
Gegenstände  so  gut  wie  garkeine  Ausbeute  zu  gewinnen 
ist.  Der  Herausgeber  benutzt  diese  Gelegenheit,  um  den  Vor- 
stehern und  Beamten  jener  Archive,  namentlich  den  Herren 
Geh.  Staatsarchivar  Dr.  Bai  Heu  und  Geh.  Archivsecretär  Dr. 
Meinardus  hierselbst  und  Geh.  Staatsarchivar  Dr.  Ja  nicke 
in  Hannover  für  die  freundliche  Hülfe  und  Förderung,  welche 
sie  seinen  Arbeiten  haben  zu  Theil  werden  lassen,  seinen 
wärmsten  und  verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

Berlin,  im  März  1887.  Ferdinand  Hirsch. 


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Inhalt. 


Seite 

Vorwort V 

Inhalt IX 

1.  Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens, 
der  Verlegung  des  Deputationstages  und  der  Be- 
rufung des  Reichstages.     1660 — 1662. 

Einleitung 3 

Acten 1.5 

2.  Die  Allianz  mit  Kur-Pfalz.     1661. 

Einleitung 63 

Acten 78 

3.  Die  Belehnung  des  Kurfürsten  durch  den  Kaiser 
und  die  Verhandlungen  über  die  schwedische  Be- 
lehnung.    1661. 

Einleitung 95 

Acten 103 

4.  Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages.  1662 
—1664. 

Einleitung 149 

Acten 159 

Anhang.  Die  Obersächsischen  Kreistage  zu  Leipzig  (October  1663 
und  Juni  1664)  und  die  Zusammenkünfte  der  Kurfürsten  von 
Sachsen  und  Brandenburg  zu  Torgau  und  Berlin  (December 
1663  und  Mai  1664) •     258 

5.  Der  Türkenkrieg.     1663—1664. 

Einleitung 285 

Acten 294 

6.  Die  Erfurter  Händel.     1663—1665. 

Einleitung 351 

Acten 360 

Anhang.     Der  Obersächsische  Kreistag  zu  Leipzig.   Februar  1665     425 

Uater.  x.  Gesch.  d.  0    Kurfuntcii.     XI.  * 


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X  Inhalt.  -^ 

Seite 

7.     Brandenburg  und  die  Rheinisclie  Allianz.     1G63 — 
1668. 

Einleitung 437 

Acten 442 

8.  Verhandlungen  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Verträge 
zu  Dorsten.     1663—1665. 

Einleitung 485 

Acten 495 

9.  Der    bra u n seh weig-liineburgi sehe   Erbfolgestreit. 
1665. 

Einleitung • 559 

Acten 563 

10.  Der  kurpfälzische  Wildfangsstreit.     1665-1666. 

Einleitung 589 

Acten 595 

11.  Der  Miinst ersehe  Krieg.     1665 — 1666. 

Einleitung G15 

Acten 623 

12.  Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg.     1666. 

Einleitung 731 

Acten 739 

Personenverzeichnis 778 


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Abschnitt    1. 

Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens,  der 

Verlegung  des  Deputationstages   und  der  Berufung 

des  Reichstages. 

1660  —  1662. 


Uater.  s.  Q«ach   d.  Q.  Kurfarstea.     XT. 


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Einleitung. 


Die  DDsichere  und  gefahrvolle  Lage,  in  welche  sich  der  Karfürst 
Friedrich  Wilhelm  nach  dem  Olivaer  Frieden  versetzt  sah,  die  Besorg- 
Disse  DameDtlich  vor  Schweden,  welches  nicht  nor  in  Polen  gegen  ihn  intri- 
gnierte,  um  ihn  die  Früchte  des  Friedens  nicht  geniessen  zu  lassen,  sondern 
sogar,  nach  den  drohenden  Aenssernngen  einiger  seiner  einflossreichsten 
Staatsmänner  zu  schliessen,  bereit  schien,  mit  seiner  aoch  nach  dem  Frie- 
den kriegsbereit  behaltenen  Armee  bei  nächster  Gelegenheit  über  ihn  her- 
zufallen, veranlassten  den  Earfürsten,  welcher  nor  an  Oesterreich  einen 
keineswegs  dnrchans  zuverlässigen  Bundesgenossen  hatte,  und  der  bei  dem 
erschöpften  Zustande  seiner  Lande  sich  genöthigt  gesehen  hatte,  seine 
Armee  auf  ein  sehr  bescheidenes  Minimum  zu  reducieren,  i)  Sicherung  auf 
anderer  Seite,  bei  seinen  norddeutschen  Nachbaren  zu  suchen.  Die  An- 
knüpfung dazu  boten  ihm  Anerbietungen,  welche  ihm  von  ebendorther 
während  des  letzten  Krieges  gemacht  worden  waren. 

Der  Kurfürst  hatte  es  nicht  verhindern  können,  dass  während  jenes 
Krieges  im  Jahre  1658  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Cöln,  der  Pfalz- 
graf von  Neuburg,  die  braunschweigischen  Herzoge  und  der  Landgraf  von 
Hessen-Cassel  mit  Frankreich  und  Schweden  jene  Allianz  abschlössen,  deren 
Spitze  ebensowohl  gegen  ihn  wie  gegen  Oesterreich  gerichtet  war.  Doch 
hegte  ausser  dem  Neuburger  keiner  von  diesen  deutschen  Fürsten  wirklidh 
feindselige  Absichten  gegen  ihn,  am  wenigsten  die  braunschweigischen 
Herzoge,  auf  deren  Betreiben  er  früher  zur  Theilnabme  an  jenem  Bünd- 
nis aufgefordert  und  zu  den  Verhandlungen  über  dasselbe  hinzugezogen 
worden  war,  welche  dann  nur  sehr  ungern  dasselbe  ohne  ihn  abgeschlossen 
hatten,  welche  auch  nachher  sehr  wenig  Lust  zeigten,  sich  zu  kriegerischen 
Schritten  gegen  ihn  treiben  zu  lassen,  vielmehr  fortgesetzt  in  Unterhand- 
lungen mit  ihm  blieben.    Als  im  Jahre  1659*)  durch  den  Einbruch  des  Kur- 


0  S.  F.  Hirtcb,  Die  Armee  des  Grossen  Enrfarsten  and  ihre  UnterhaltuDg 
während  der  Jahre  1660-1666  (Historische  Zeitschr.  N.  F.  XYII  8.  232ff.}. 

*)  Vgl.   für  das  Folgende  Köcher,  Geschichte  von  Hannover  and  Brano- 
Bchweig  I  S.  283  ff. 

1* 


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4  1.    Verhandlnogeo  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

fürsten  und  seiDer  Verbündeten  in  Vorpommern  der  Kriegsschanplatz  auch 
in  das  Reichsgebiet  verlegt  war,  anch  die  schwedischen  Besitzungen  im 
niedersächsischen  Kreise  bedroht  schienen  nnd  Schweden  sowohl  die  Kreis- 
hülfe  als  anch,  von  Frankreich  unterstützt,  auf  Grnnd  der  Rheinischen 
Allianz,  in  welcher  der  Schutz  dieser  letzteren  Gebiete  ausdrücklich  znge» 
sagt  worden  war,  die  Hülfe  der  Alliierten  in  Anspruch  nahm,  versuchten 
die  braunschweigischen  Fürsten  eine  Vermittlerrolle  zu  spielen  und  durch 
Herstellung  des  Friedens  oder  wenigstens  durch  Neutralisierung  der  beider- 
seitigen, sowohl  der  schwedischen  Besitzungen  als  auch  derjenigen  des  Kur- 
fürsten im  niedersächsischen  und  westfälischen  Kreise,  die  Kriegsgefahr  von 
Deutschland  und  die  drohende  Einmischung  Frankreichs  fern  zu  halten. 
Darauf  fussend,  dass  der  Kurfürst  selbst  ihnen  versichert  hatte,  i)  dass  er 
und  seine  Bundesgenossen  nur  um  einen  sicheren  Frieden  zu  erlangen  Pom- 
mern angegriffen  hätten,  dass  er  bereit  sei,  seine  dortigen  Eroberungen 
wieder  herauszugeben,  nnd  dass  er  und  die  Seinigen  keine  Feindseligkeiten 
jenseits  der  Elbe  gegen  die  schwedischen  Besitzungen  vornehmen  wollten, 
wenn  die  Herzoge  sich  verpflichteten,  keine  Angriffe  der  Schweden  gegen 
seine  dortigen  Besitzungen  zu  dulden,  beschlossen  sie  Ende  September  1659 
die  Absendung  einer  Gesandtschaft  an  den  Kurfürsten,  welche*)  unter  Hin- 
weis auf  die  drohende  Einmischung  Frankreichs,  welche  anch  diejenige 
Spaniens  nach  sich  ziehen  werde,  denselben  dazu  bewegen  sollte  zu  be- 
wirken, dass  nicht  nur  der  niedersächsische  nnd  westfälische  Kreis  von 
seinen  und  seiner  Bundesgenossen  Truppen  nicht  betreten  nnd  die  dortigen 
schwedischen  Besitzungen  nicht  angegriffen  würden,  sondern  auch  dass  den 
Feindseligkeiten  in  Pommern  ein  Ende  gemacht  und,  wenn  ein  allgemeiner 
Friede  nicht  so  bald  zu  erreichen  sei,  der  Krieg  ausserhalb  des  Reichs- 
gebietes geführt  werde,  wogegen  sie  sich  erboten  im  Verein  mit  ihren 
Bundesgenossen  dahin  zu  wirken,  dass  auch  die  dem  Kurfürsten  in  jenen 
beiden  Kreisen  gehörigen  Gebiete  von  den  Schweden  nicht  angegriffen 
würden.  Ausserdem  gab  Herzog  Christian  Ludwig  von  Celle  seinem 
Gesandten  noch  den  besonderen  Auftrag,  dem  Kurfürsten  den  Eintritt  in 
die  Rheinische  Allianz  anzuempfehlen.  Die  Gesandtschaft  traf  erst  am 
16.  November  in  dem  damaligen  Hauptquartiere  des  Kurfürsten,  Barth  in 
Pommern  ein.  Das  Resultat  der  dort  an  den  drei  folgenden  Tagen  ge- 
führten Verhandlungen')  entsprach  nur  theilweise  den  Wünschen  der  braun- 
schweigischen Fürsten.    Allerdings  erklärte  sich  der  Kurfürst  bereit,  seine 


^)  Ef.  an  die  braunschw.  Herzoge  d.  Feldlager  bei  Gesthoff  12./22.  Angnst. 
1659  (8.  Pufendorf  VHI  §27  8.  484.  Kocher  I  S.  284).  Relation  des  vom 
£f.  an  die  Herzoge  abgesandten  Generals  v.  Kannenherg  d.  Minden  30.  Sep- 
tember 1659. 

^)  Instruktion  für  die  Gesandten  (Freudemann,  v.  Hardenberg  und 
V.  Kram)  d.  12./22.  September  1659  (Hannov.  A.),  theilweise  abgedruckt  bei 
Köcher  I  8.651. 

>)  Protokoll  über  die  Conferenzen  zu  Barth  7./17.--9./19.  November  1659 
(Berliner  n.  Hannov.  A.)  s.  Pafendorf  VIII  §  27  S.  484  f.,  Kocher  I  S.286f. 


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Einleitang.  5 

frühere  Zosage,  die  Elbe  sollte  nicht  überschritten  werden,  zu  ernenem,  falls 
auch  von  schwedischer  Seite  nichts  gegen  seine  jenseits  derselben  gelege- 
nen Lande  nnternommen  werde,  nnd  versicherte  ferner  seine  eigene  Be- 
reitwilligkeit znm  Frieden,  mass  aber  die  Schuld  daran,  dass  es  noch  nicht 
zn  einem  solchen  gekommen  sei,  den  Schweden  bei  und  verlangte,  die  Braun- 
schweiger und  ihre  Bundesgenossen  sollten  auf  diese  dahin  einwirken,  dass 
sie  von  ihren  ehrgeizigen  Absiebten  auf  Preussen  nnd  Dänemark  abstehen 
und  so  das  Zustandekommen  des  Friedens  ermöglichen  möchten,  ferner 
sollten  sie  bei  Frankreich  remonstrieren,  dass  dieses  sich  Schwedens  nicht 
anders  als  durch  Yermittelung  des  Friedens  annehme.  Den  Beitritt  zur 
Rheinischen  Allianz,  welcher  ihm  als  das  beste  Mittel  zu  seiner  eigenen 
Sicherung  und  derjenigen  der  beiden  Reichskreise  vorgeschlagen  wurde,  wies 
er  zwar  nicht  unbedingt  zurück,  er  liess  aber  durch  seine  Bevollmächtig- 
ten erklären  und  wiederholte  nachher  bei  der  Abschiedsaudienz  selbst,  er 
könne  sich  darüber  noch  nicht  kategorisch  erklären,  er  müsse  vor  allem 
erst  Sicherheit  darüber  erhalten,  ob  Frankreich  und  Schweden  in  seine 
Aufnahme  in  die  Allianz  jetzt  während  des  Krieges  einwilligten,  er  müsse 
femer  erst  genauer  den  Inhalt  des  Allianzvei träges  kennen  lernen  nnd  er 
müsse  der  Zustimmung  seiner  Bundesgenossen,  des  Kaisers  und  des  Königs 
von  Dänemark  versichert  sein.  Es  wurde  daher  verabredet,  später  auf 
einer  neuen  Zusammenkunft  weiter  darüber  zu  verhandeln. 

Der  Kurfürst  hat  dem  Kaiser  sogleich  von  diesen  Verhandlungen, 
den  Anträgen  der  Brannschweiger  und  seiner  darauf  ertheilten  Antwort 
Nachricht  gegeben >),  er  rieth  demselben,  die  braunschweigischen  Fürsten, 
die  ihn  selbst  darum  gebeten  hätten,  sie  dem  Kaiser  zu  empfehlen,  auf 
jede  Weise  an  sich  zu  ziehen,  und  empfahl  ferner^,  da  Frankreich  und 
Schweden  durch  ihren  Eintritt  in  die  Rheinische  Allianz  hauptsächlich  zu 
beabsichtigen  schienen,  die  anderen  Alliierten  immer  mehr  an  sich  zu  fesseln 
nnd  von  allem,  was  bei  denselben  vorginge,  Kunde  zu  erhalten,  man  sollte 
auch  ihrerseits  es  ähnlich  machen,  sich  zu  dem  begehrten  Eintritt  in  die 
Allianz  nicht  abgeneigt  erklären  und  weitere  Verhandlungen  darüber  in 
Aussicht  stellen,  um  auf  diese  Weise  genaueres  über  die  eigentliche  Be- 
schaffenheit dieser  Allianz  und  über  die  Absichten  ihrer  Theilnehmer  zu 


0  Kf.  an  Kaiser  Leopold  d.  Hauptquartier  Grimmen  14./24.  November  1659. 

*)  «Worbey  ich  dan  zu  E.  Kais.  M.  --  Urtheil  —  stelle,  dass  alldieweil  die 
auswertigen  Crooen  mit  ihrer  Eiotretnng  in  diese  alliaoce  scheinen  zu  erkennen 
zn  geben,  dass  ihnen  hierunter  es  nicht  so  gross  umb  Erlangung  einer  Hülffe 
von  den  AUiirten,  sundern  darumb  vornehmst  zu  tbun,  wie  man  solche  Allürte 
mehr  nnd  mehr  an  sich  zu  ziehen  und  iederzeit  von  demjenigen,  was  bey  ihnen 
vorgehet,  Wissenschaft  zu  tragen  vermöchte,  ob  nicht  E.  Kais.  M.  gut  befinden 
wnrden,  dass  man  diesseits  ein  gleichmassiges  beliebte  und  zu  der  begehrten 
Eintretong  (wan  man  sonsten  nach  geschehener  Communication  die  instrumenta 
foederis  nicht  bedenklich  fände),  sich  nicht  eben  abgeneigt  zn  seyn  erklärte, 
sondern  alles  zu  ferner  und  weiterem  Veroebmcn,  als  wodurch  man  der  Sachen 
eigentlichere  Bewantnusse  eiwan  mehr  penetriren  konnte,  ausstellen  th&te.* 


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g  1.    VerhandlaDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

erfahren.  Allein  der  Kaiser  wies  in  seiner  Antwort  diesen  Vorschlag  durch- 
aus zurück.  Er  erklärte '),  die  Absicht  Frankreichs  und  Schwedens  bei  der 
Rheinischen  Allians  sei  nur,  Zwietracht  unter  den  ReichsfUrsten  zu  stiften 
und  dadurch  ihre  eigenen  Pläne  zu  erreichen.  Wenn  der  Kurfürst  sich  zum 
Eintritt  in  dieselbe  und  er,  der  Kaiser  zur  Billigung  dessen  geneigt  zeigen 
sollten,  so  würde  dieses  nur  zur  Folge  haben,  dass  auch  die  bisher  ihnen 
günstig  gesinnten  Reichsstände  ihnen  entfremdet  würden,  da  sie  dadurch 
den  Anschein  erwecken  würden,  als  wenn  sie  die  Absichten  und  Mass- 
nahmen der  Alliierten  bilh'gten,  ihr  eigenes  bisheriges  Verfahren  aber  für 
unrecht  erklärten.  Der  Kurfürst  möchte  vielmehr  versuchen,  die  Braun- 
schweiger ganz  auf  ihre  Seite  hinüberzuziehen  und  zum  Beitritt  zu  der 
zwischen  ihnen  beiden  abgeschlossenen  Allianz  zu  bewegen. 

Der  Kurfürst  hat  einen  solchen  Versuch,  von  dessen  Aussichtslosigkeit 
er  von  yornherein  überzeugt  gewesen  sein  wird,  nicht  gemacht,  sondern  er 
hat  auf  jene  andere  Weise,  welche  er  trotz  der  von  dem  Kaiser  geltend 
gemachten  Gegengründe  für  die  zweckmässigere  gehalten  hat,  die  Verhand- 
lungen mit  den  Braunschweigern  fortgesetzt,  und  diese  sind  bereitwillig 
darauf  eingegangen,  da  auch  sie  an  der  Hoffnung  festhielten,  auf  dem  von 
ihnen  eingeschlagenen  Wege  die  Neutralisierung  Norddeutschlands  zu  er- 
reichen, und  in  diesen  Bemühungen  fortfuhren,  obgleich  inzwischen,  seit 
Ende  Decerober  1659,  die  Friedensverhandlungen  zwischen  den  kriegfüh- 
renden Parteien  zu  Oliva  begonnen  hatten.  Anfang  Februar  1660  con- 
fenerten  die  brauoschweigischen  Minister  v.  Heimburg,  Langenbeck, 
V.  Hardenberg  und  v.  Bülow  mit  den  Abgesandten  des  Kurfürsten, 
V.   Canstein   und  Reinhardt   zu    Tangermünde')   und    beantragten 


0  Kaiser  Leopold  an  Kf.  d.  Wien  31.  December  1659:  »da  ist  aoschwer 
zn  erachten  and  liegt  nanmehr  menniglicheo  vor  Angen,  wer  nnr  die  Schwedische 
actiooes  etwas  genaner  anf  die  Wag  leget,  wohin  an  selten  der  benachbarten 
Cronen  das  Absehen  bey  diesem  Allianzwesen  gerichtet,  dass  sie  nämlich  die 
Stände  von  einander  halten  and  dadurch  ihre  Intention  behaupten  möchten.  Ob 
nan  durch  meine  Approbation  oder  E.  Ld.  wirklichen  Beitritt  za  einer  solchen 
Allianz,  die  aoserer,  der  Gonf5derirten  gesambten  Interesse  garnit  vertraglich 
ist,  der  von  B.  Ld.  wohlmeinend  intendirte  Zweck  erhebt  werden  könnte,  and  ob 
die  gesambte  obrige  Char-,  Fürsten  und  Stände,  die  solche  auch  ihres  Orts  dem 
alten  lobl.  teatschen  Herkommen  bis  dato  anderergestalt  nicht  als  höchst  nach- 
tbeilig  ond  verkleioerlich  geachtet,  Ursuch  and  Anlass  nehmen  warden,  sich  anf 
unsere  Seiten  zu  begeben,  wan  sie  hören  —  sollten,  dass  £.  Ld.  sich  auch  darzu 
▼erstanden  and  ich  dieselbe  meines  Orts  nit  weniger  approbirt  hätte,  darüber 
muss  ich  bekennen,  dass  mir  in  fernerer  Ueberlegang  der  Sachen  fast  andere 
und  zwar  diese  Gedanken  zu  Oemath  gehen,  dass  fortan  kein  einiger  Stand  des 
Reichs  sich  unserer  Intention  bequemen,  sondern  wir  selbst  auch  die  an  selten 
der  Alliirten  gefahrte  consilia  dadurch  aocreditiren,  ans  aber  in  unseren  eigenen 
actionibas  gleichsamb  Unrecht  geben  worden*  (s.  Pufendorf  YllI  §27  S.485.). 

*)  Kf.  an  Kaiser  Leopold,  Bericht  ober  die  Verhandlungen  zu  Tanger- 
mände  d.  Göln  a.  Sp.  7./17.  Februar  1660  (Londorp  VIU  S.  68Q) ,  s.  Köcher  I 


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Bioleitnog.  7 

wiedonim  NeatraHsieniDg  der  Bremisch -Yerdischen  and  anderothoils  der 
HalberstädtischeO;  MiDdeDschen  und  CleTischen  Lande,  ferner  Einstellung 
der  Feindseligkeiten  in  Pommern,  wogegen  Schweden  unter  französischer 
Garantie  sich  Terpflichten  sollte,  von  dort  aus  nichts  gegen  den  Knrftirsten 
und  dessen  Bundesgenossen  zu  unternehmen,  allein  da  sie  keine  sicheren 
Beweise  weder  dafür  Torbringen  konnten,  dass  Schweden  noch  auch  dass 
Frankreich  diesen  Vorschlägen  wirklich  zustimmten,  so  lehnten  es  auch  die 
Brandenburger  ab,  eine  bestimmte  Erklärung  darauf  abzugeben  und  sagten 
nur  zu,  dass  der  Kurfürst  dem  Kaiser  und  seinen  anderen  Bundesgenossen 
diese  Vorschläge  mittheilen  und  deren  Meinung  vernehmen  wollte.  Ebenso 
fruchtlos  endeten  die  Conferenzen,  welche  der  von  dem  Knrflirsten  nach 
Braunschweig  geschickte  ?.  Canstein  dort  Ende  März  mit  den 
Ministern  der  drei  braunsehweigischen  Herzoge  abhielt, >)  da  die  letzteren 
auch  hier  keine  festen  Zubicherungen  geben,  sondern  nur  die  Hoffuung  aus- 
sprechen konnten,  dass  Fraukreich  und  die  Rheinischen  Alliierten  die  Garan- 
tie für  die  Aufrechthaltung  des  Friedensznstandes  in  Norddeutschland  über- 
nehmen würden.')  Trotzdem  gaben  die  Brannschweiger  diese  Versuche 
nicht  auf,  Tielmehr,  jedenfalls  noch  ohne  Kenntnis  von  dem  schnellen  und 
günstigen  Verlauf  der  Olivaer  Friedensverhandlungen  und  in  der  Besorg- 
nis, dass  Frankreich  seine  Drohung,  wenn  nicht  bis  zum  Februar  der  Frie- 
den zustande  gekommen  sei,  die  Schweden  in  dem  Westfälischen  Frieden 
zugesagte  Garantie  seiner  Reichslande  zu  leisten,  wirklich  wahr  machen 
und  Truppen  in  Deutschland  einrücken  lassen  werde,  gewannen  sie*)  auch 
den  Kurnirsten  von  Cöln  und  die  Landgrafen  von  Hessen-Gassel  und 
Darmstadt  zur  Absendung  einer  gemeinsamen  Gesandtschaft  an  den  Kur- 
fürsten, welche  diesen  dazu  bestimmen  sollte,  die  Einstellung  der  Feind- 
seligkeiten in  Pommern  und  die  Räumung  der  dort  von  den  Verbündeten 
eingenommenen  Plätze  zu  bewirken,  wogegen  jene  Fürsten  sich  verpflichten 
'Wollten,  im  Verein  mit  den  übrigen  Mitgliedern  der  Rheinischen  Allianz 
von  Schweden  die  Zusicherung  zu  erwirken,  dass  dasselbe  die  im  Reiche 
gelegenen  Lande  des  Kurfürsten  und  seiner  Bundesgenossen  nicht  angrei- 
fen wolle,  und  für  die  Erfüllung  dieser  beiderseitigen  Verpflichtungen  die 


S.285.  Der  Kaiser  antwortet  darauf  sostimmeod  (d.  Wien  8.  März  1660),  so 
lange  man  nicht  wisse,  wie  sich  Frankreich  ond  Schweden  sa  diesen  Vortchlä- 
gen  verhielten,  könne  man  sich  aocb  ihrerseits  darüber  nicht  erklären. 

>)  8.  Köcher  I,  8.288. 

^  Nachträglich  schreiben  die  braooschweigischen  Bevollmächtigten  an  Can- 
stein (d.  Feina  10./ 20.  März  1660):  .Demselben  geben  wir  hiermit  —  zu  ver- 
stehen, dass  die  Garantie  und  Versicherung  der  Cron  Frankreich  und  der  Al- 
liirten  gegen  Einsteliong  der  Hostilititen  und  Restitation  der  Plätze  in  Pom- 
mern verhoiTentlich  erfolgen  und  daran  kein  Mangel  erscheinen  durfte,  massen 
man  deshalber  gehöriger  Oerter  behuffige  Erinnerung  gethan  und  guten  Effect 
verspflret.* 

*)  Ueber  diese  Ende  Febmar  ood  März  gepflogenen  Vorverhandlungen  s. 
Köcher  I  8.  288 f. 


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8  1.     VerbaodlangeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Garantie  zu  übernehmen.  Als  die  Gesandten  Anfang  Mai  1660  in  Berlin 
ankamen,  stand  der  Abschlnss  der  FriedensTerbandlungen  in  Oliva  schon 
nnmittelbar  bevor.  Sie  trngen  trotzdem  ihr  Anbringen  vor,  doch  mit  der 
den  veränderten  Conjnnctnren  entsprechenden  Yerändernng,  dass  sie  von 
dem  Kurfürsten  forderten,  er  solle  ohne  Rücksicht  anf  den  Ausgang  die« 
ser  Friedensverhandlnngen ,  auch  für  den  Fall,  dass  sich  diese  selbst  oder 
die  Execntion  des  Friedens  hinziehen  oder  Schwierigkeiten  finden  sollte, 
sich  znr  Einstellnng  der  Feindseligkeiten  in  Pommern  und  zur  Räumung 
des  schwedischen  Gebietes  verpflichten,  wogegen  sie  die  Garantie  ihrer 
Fürsten  und  der  Bundesgenossen  derselben  dafür,  dass  auch  Schweden  sich 
aller  Feindseligkeiten  im  Reiche  enthalte,  anboten. 

Die  Akten  über  die  mit  dieser  Gesandtschaft  gepflogenen  Verhandlun- 
gen bilden  den  Anfang  der  in  diesem  ersten  Abschnitte  zusammengestellten 
Dokumente.  Obwohl  diese  Verhandlungen  nicht  zu  dem  gewünschten  Er- 
gebnis führten,  da  der  Kurfürst  sich  zwar  bereit  erklärte,  die  Forderungen 
jener  Fürsten  zu  erfüllen  und  die  von  ihnen  angebotene  Garantie  anzu- 
nehmen, aber  eine  genauere  Präcisiernng  derselben,  welche  ihm  Sicherung 
auch  gegen  etwaige  spätere  feindliche  Schritte  Schwedens  gewährte,  und  Auf- 
nahme auch  seiner  preussi sehen  Lande  in  dieselbe  forderte,  und  sich  wie- 
derum für  verpflichtet  erklärte,  zunächst  die  Zustimmung  des  Kaisers  ein- 
zuholen, die  Gesandten  sich  aber  dahin  nicht  für  instruiert  erklärten  und 
man  so  nur  verabreden  konnte,  dass  die  Angelegenheit  demnächst  anf 
einer  neuen  Zusammenkunft  weiter  verhandelt  werden  sollte,  sind  dieselben 
doch  dadurch  von  Wichtigkeit  geworden,  dass  sie  dem  Kurfürsten  die  Hand- 
habe boten,  um  weitere  Anknüpfungen  mit  jenen  Fürsten  zu  versuchen. 
Während  nämlich  die  braunschweigischen  Fürsten  und  deren  Genossen, 
nachdem  der  Friede  abgeschlossen,  in  Ausführung  desselben  Schwedisch- 
Pommern  von  den  Truppen  des  Kurfürsten  und  seiner  Bundesgenossen 
wirklich  geräumt  und  so  die  Gefahr,  welche  sie  durch  die  Unterhandlungen 
mit  dem  Kurfürsten  hatten  abwenden  wollen,  beseitigt  war,  jene  Unterhand- 
lungen nicht  weiter  fortgesetzt  haben,  hat  der  Kurfürst,  welcher,  wie  oben 
angeführt,  auch  nach  dem  Frieden  sich  von  Schweden  bedroht  sah,  die- 
selben wieder  aufgenommen,  und  indem  er  sich  bemühte,  von  jenen  Fürsten 
eine  vertragsmässige  Zusicherung  jener  ihm  früher  angebote- 
nen Garantie  zu  erlangen,  an  denselben  eine  Stütze  zu  gewinnen  ver- 
sucht ').  Die  im  Folgenden  mitgetheilten  weiteren  Aktenstücke  veranschau- 
lichen diese  bis  gegen  Ende  des  Jahres  1661  fortgesetzten  Bemühungen 
des  Kurfürsten.  ^    Sie  zeigen,  wie  derselbe,  nachdem  eine  erste  briefliche 


0  In  dem  Geheimeoratbsprotokolle  vom  25. 8eptember/5.  October  1660  wird  be- 
merkt: «Herr  Oberpräsident  vorgetragen,  weil  man  soviel  Nachricht  hat,  dass  die 
Schweden  so  stark  armiren  nnd  nichts  abdanken,  ob  S.  Chorf.  D.  jemand  wegen 
der  Oarantie  an  die  AUiirten  Fürsten  schicken  wollten,  2)  weil  8.  Gbarf.  D. 
wegen  Prenssen  nicht  garantirt,  wie  es  sa  suchen.' 

^  Drojsen,  Gesch.  der  PreassischeD  Politik  III  3  (2.  Aufl.)  B.  10 f.  a.  573 


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EioleituDg.  9 

Aofrage  an  Jone  Fürsten,  ob  nicht  die  verabredete  weitere  Zasammenkonft 
stattfinden  solle,  frochtlos  geblieben,  bei  der  Zusammenkunft  mit  seinem  Schwa- 
ger, dem  Landgrafen  Wilhelm  von  Hessen-Cassel  auf  dem  Sparen- 
borg  (20.  und  21.  December  1660)  auf  diesen  dahin  einzuwirken  sucht,  dass 
die  Verhandlungen  wegen  der  Garantie  fortgesetzt  werden,  wie  er  dann 
die  ursprünglich  durch  andere  Ursachen,  den  zwischen  Enrpfalz  und 
Kurcöln  ausgebrocheuen  Streit  und  die  heraufziehende  Türkengefahr  ver- 
anlasste Sendung  P  ort  mann  s  an  den  Kurfürsten  von  Cöln  (Januar  1661) 
dazu  benutzt,  um  auch  bei  jenem  die  frühere  Zusage  in  Erinnerung  zu 
bringen,  wie  er  darauf  bei  der  auf  Anregung  jenes  Kurfürsten  (Juni  1661) 
EU  Cöln  abgehaltenen  Zusammenkunft  seiner  Bevollmächtigten  mit  denje- 
nigen von  Kurcöln,  der  braunschweigischen  Herzöge  und  des  Landgrafen 
von  Hessen-Cassel  darauf  dringen  lässt,  dass  jene  ihm  von  diesen  Fürsten 
angebotene  Garantie  wirklich  geleistet  werde,  wie  aber  diese  Versuche  ver- 
geblich sind,  vielmehr,  wie  schon  auf  dem  Sparenberg  der  Landgraf  ihn 
gemahnt  hatte,  „mehr  auf  die  Rheinische  Allianz  zu  reflectiren^,  so  jetzt  alle 
jene  Fürsten  ihn  zum  Eintritt  in  diese  Allianz  zu  bewegen  suchen  und  wie 
dann  Herzog  Christian  Ludwig  von  Celle  Ende  1661  bei  Gelegenheit 
der  Sendung  v.  Gladebecks  nach  Berlin  diese  Mahnung  in  der  eindring- 
lichsten Weise  wiederholen  lässt.  Wir  wissen  von  anderer  Seite  her,  dass 
der  Erfüllung  jener  Wünsche  des  Kurfürsten  inbetreff  der  Garantie  auch 
Frankreich  entgegengearbeitet  hat,  dass  König  Ludwig  XIV*),  noch  be- 
sonders aufgereizt  durch  den  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg,  welcher  ihm  seine 
Befürchtung  mitgetheilt  hatte,  Kurcöln  und  Hessen-Cassel  würden  bei  der 
Rheinischen  Allianz  die  Bewilligung  der  von  dem  Kurfürsten  verlangten 
Garantie  des  Friedens  und  dessen  Eintritt  in  die  Allianz  durchsetzen,  sei- 
nen Gesandten  in  Frankfurt  angewiesen  hat,  das  erstere  nicht  zuzulassen, 
während  er  den  Eintritt  des  Kurfürsten  in  die  Rheinische  Allianz  als  Mittel, 
uro  denselben  von  der  Verbindung  mit  Oesterreich  abzuziehen,  schon  da- 
mals befürwortet  hat.  Der  Kurfürst  seinerseits  hat  diesen  Anträgen  gegen- 
über dasselbe  Verfahren  eingebalten,  welches  er  früher  dem  Kaiser,  als  er 
diesem  von  jener  Aufforderung  der  braunschweigischen  Fürsten  zum  Ein- 
tritt in  die  Rheinische  Allianz  Nachricht  gab,  als  empfehlenswerth  bezeich- 
net hatte')  und  von  welchem  er  sich  auch  durch  dessen  Widerspruch  da- 
gegen nicht  hat  abbringen  lassen:  er  hat  diese  Anträge  nicht  ohne  weiteres 
abgewiesen,  sondern  zwar  Bedenken  geltend  gemacht,  Bedingungen  gestellt, 
darunter  solche,  deren  Annahme  von  selten  der  Alliierten  durchzusetzen  aus- 
sichtslos schien,  aber  er  hat  doch  immer  eine  gewisse  Geneigtheit  zum  Ein- 


giebt  nur  eine  kurze  Notiz  über  dieselben,  bemerkt  aber,  dass  diese  Verbaod- 
luDgen,  wenn  sie  auch  fhichtlos  verlaofen  sind,  doch  .für  die  Aufklärung  der 
denlBohen  VerhältDisse  von  grösstem  Interesse  sind.* 

0  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Gravel  vom  2d.  März  16G1  (Guhraoer, 
Kar-Mainz  in  der  Epoche  von  1672.  II  S.  308). 

^  S.  oben  S.  5. 


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10  1*  Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

treten  in  die  Allianz  knnd  gegeben  nnd  es  wenigstens  so  einzarichten  ge- 
wnsst,  dass  die  Verhandlangen  darüber  nie  Tollständig  abgebrochen  worden. 
So  giebt  er  noch  zuletzt  in  der  Unterredung  mit  y.  Oladeb  eck  zwar  seinem 
Unmutbe  über  die  herrschende  Stellung,  welche  Frankreich  im  Reiche  zu 
gewinnen  trachte,  und  über  die  Abhängigkeit,  in  welche  sich  die  Fürsten 
der  Rheinischen  Allianz  hätten  bringen  lassen,  den  offensten  Ansdrock,  er 
erklärt  dann  aber  doch  nur,  er  könne  sich  nicht  so  pure  zum  Eintritt  in  die 
Allianz  verstehen,  und  lässt  durch  seine  Räthe  weiter  mit  demselben  darüber 
verhandeln,  er  besteht  auf  der  von  Oladebeck  als  unannehmbar  bezeich- 
neten Einschliessnng  von  Prenssen  in  die  Allianz,  lässt  ihm  aber  durch  seine 
Räthe  mittheilen,  wenn  man  im  übrigen  einig  wäre,  würde  man  sich  auch  wohl 
über  diesen  Punkt  verständigen.  Sicherlich  hat  der  Kui-fürst  damals  nicht  die 
Absicht  gehabt,  in  die  Allianz  einzutreten,  und  er  hat  die  Verhandinngen 
darüber  hauptsächlich  zu  dem  Zwecke  fortführen  lassen,  um  genauer  hinter 
die  eigentlichen  Absichten  der  Alliierten  zu  kommen,  er  hat  aber  ohne 
Zweifel  dabei  auch  die  Absicht  verfolgt,  sich  eine  Brücke  offen  zu  halten, 
uro,  wenn  andere  Rücksichten  ihm  doch  den  Eintritt  in  die  Allianz  als  ge- 
boten erscheinen  lassen  sollten,  die  dahin  fuhrenden  Schritte  ohne  sich  et- 
was vergeben  zu  müssen  thun  zu  können. 

Mit  diesen  Verhandlungen  über  die  Garantie  des  Friedens  kreuzten 
nnd  vereinigten  sich  solche  über  eine  andere  Frage,  welche  schon  seit  län- 
gerer Zeit  die  Stände  des  Reichs  in  Aufregung  versetzte,  über  die  Ver- 
legung des  Reichsdeputationstages').  Die  auf  Grund  der  Be- 
schlüsse des  letzten  Reichstages  seit  dem  September  1655  zu  Frankfurt 
a. Main  tagende  Reichsdeputation *)  hatte  sich  nach  dem  Tode  Kaiser  Fer* 
diu  and  III.  (1657)  nicht,  wie  dieses  bisher  üblich  gewesen,  aufgelöst,  son- 
dern, obwohl  der  KurfQrstenrath  für  die  Suspendierung  gestimmt  und  das 
österreichische  Directorium  im  Fürstenrath  seine  Vollmacht  für  erloschen 
erklärt  hatte,  hatte  die  Majorität  im  Fürstenrath  im  Einverständnis  mit  dem 
Kurfürsten  von  Mainz,  dem  als  Erzkanzler  die  Leitung  der  Verhandlun- 
gen zustand,  die  Fortsetzung  beschlossen  nnd  die  Bevollmächtigten  dieser 
Fürsten  hatten  dann  auch  wirklich  während  der  Zeit  des  Interregnums  wei- 
tergetagt'). Nachdem  dann  (Juli  1658)  die  Wahl  und  Krönung  des  neuen 
Kaisers  Leopold  erfolgt  war,  hatte  dieser  auf  den  von  dem  Kurfürsten 
von  Mainz  an  ihn  gestellten  Antrag,  die  Fortsetzung  der  Reichsdeputation 
zu  genehmigen  nnd  derselben  neben  ihren  anderen  Aufgaben  die  Berathung 
über  die  securitas  publica,  d.  h.  über  eine  Reichskriegsverfassung  zuzuwei- 
sen, zwar  die  Fortsetzung  der  Deputation  gut  geheissen  aber,  um  derselben 


0  8.  GrÖBBler,  Der  Streit  am  die  Translation  der  Frankfurter  Ordinari  — 
Reichsdepatation  1658—1661  (Programm  des  Gymnasiums  su  Stargard  in  Pom- 
mern 1870),  eine  Schrift,  in  «welcher  nur  das  bei  Londorp  gedruckte  Material 
zusammengestellt  ist. 

«)  S.  ürk.  o.  Akt.  VII  S.  633tt 

s)  S.  Ork.  n.  Akt.  VII  S.  695 ff.,  VIII  8.437 ff.,  Köcher  I  8«  327 ff. 


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Einleitnog.  11 

näher  sein  zu  können,  die  Verlegang  derselben  nach  Regensbnrg  Terlangt, 
der  Knrfürst  von  Mainz  aber  hatte  darauf,  ohne  sich  nm  diese  Forderung 
zn  kümmern,  die  Wiedereröffnung  des  Deputationstages  in  Frankfurt  auf 
den  1.  October  1658  angesetzt.  Allein  nur  ein  Theil  der  Mitglieder,  ausser 
wenigen  anderen  nur  ebendiejenigen  Kurfürsten  und  Fürsten,  welche  sich 
inzwischen  mit  Frankreich  und  Schweden  zu  der  Rheinischen  Allianz  ver- 
einigt hatten,  waren  dieser  Ladung  gefolgt,  und  als  im  Januar  1659  der 
Kaiser  seine  Forderung  wegen  Verlegung  des  Deputationstages,  und  zwar 
nach  Regensburg,  wiederholte,  erklärten  sich  die  übrigen  Kurfürsten  und 
eine  grosse  Anzahl  anderer  Reichsstände  bereit,  diesem  Verlangen  zu  will- 
fahren. Allein  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Cöln  sowie  die  übrigen 
Mitglieder  der  Rheinischen  Allianz,  welche  die  Versammlung  in  Frankfurt 
beschickt  hatten,  erkannten  in  dieser  von  dem  Kaiser  gewünschten  Ver- 
legung nur  einen  Versuch,  ihre  Allianz,  deren  Bundesrath  auch  zu  Frank- 
furt seinen  Sitz  hatte,  zu  sprengen  oder  wenigstens  zn  lockern,  sie  yer- 
weigerten  daher,  jedenfalls  schon  damals  auch  von  Frankreich  aufgehetzt, 
die  Verlegung  als  den  Reichssatzungen  widerstreitend,  mahnten  die  ande- 
ren Reichsstände,  ihre  Deputierten  nach  Frankfurt  zu  senden,  und  setzten 
dort,  obwohl  diese  Mahnung  nicht  befolgt  wurde,  so  nur  die  Minderzahl 
der  zur  Theilnahme  berechtigten  Reichsstände  hier  vertreten  war^)  und 
desshalb  von  dem  Kaiser  und  den  anderen  Reichsständen  diese  Versamm- 
long  garnicht  als  rechtmässige  Reichsdeputation  anerkannt  wurde,  die 
Sitzungen  fort,  während  andererseits  ein  Theil  jener  anderen  Stände,  der 
Aufforderung  des  Kaisers  Folge  leistend,  ihre  Deputierten  nach  Regens- 
burg sandten,  welche  aber,  da  Kurmainz  sich  fern  hielt,  zu  keinen  Ver- 
handlungen schreiten  konnten,  sondern  sich  unthätig  verhalten  mussten. 
Nun  wurden  allerdings  von  verschiedenen  Seiten  Versuche  gemacht,  diesen 
illegalen  Zuständen  ein  Ende  zu  machen  und  den  Streit  zu  schlichten. 
Unter  Berufung  auf  die  dem  Reiche  durch  die  nordischen  Kriegswirren 
drohenden  Gefahren  wies  Kurcöln  im  October  1659  Kurbaiern  gegen- 
über darauf  hin ,  dass  der  1654  nur  vertagte  Reichstag  wiederbernfen  wer- 
den müsse,  und  Kurbaiern,  das  anfangs  dem  nicht  zugestimmt  hatte, 
schlug  Anfang  1660  im  Verein  mit  dem  Erzbischof  von  Salzburg  dem 
Kaiser  selbst  dieses  Mittel,  als  am  besten  geeignet,  um  den  im  Reiche  aus- 
gebrochenen Zwiespalt  zu  beseitigen,  vor.  Ebendieselbe  Forderung  erhoben 
auch  die  im  März  1660  in  Wien  erschienenen  Gesandten  von  Kurmainz 
und  Kar  cöln,  welche  zugleich  den  Auftrag  hatten,  den  Kaiser  zur  Räu- 
mung Pommerns  zu  bewegen,  allein  dieser,  welcher  fürchtete,  dass  auf 
einem  Reichstage  die  auf  Frankreich  und  Schweden  sich  stützende  Oppo- 
sitionspartei noch  mehr  Anhänger  finden  und  ihm  noch  grössere  Schwierig- 
keiten bereiten  würde,  wies  diesen  Vorschlag  zurück.  Seine  eigenen  Ver- 
suche, den  Kurfürsten  von  Mainz,   das  Haupt  dieser  Oppositionspartei, 


>}  8.  das  Verseichnis  der  in  Frankfurt  anwesenden  Qesandteo  im  Diarium 
Earopaeum  VII  8.  507,  vgl.  auch  Köcher  1  S.  284.  Anm.  1. 


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12  1.     Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

zuerst  dorch  das  Zogeständnis ,  dass  anf  dem  DepotatioDstage  der  pnnctus 
secnritatis  vor  allen  anderen  Berathnngsgegenständen  vorgenommen  werden 
sollte,  dann  dorch  die  Zustimmung  zu  dem,  zuerst  von  dem  Herzoge  von 
Sachsen-Altenbnrg  vorgebrachten  Vorschlage,  dass  beide  Deputationen, 
die  in  Frankfurt  und  die  in  Regensborg  tagende,  sich  an  einem  drit- 
ten Orte,  in  Augsborg,  vereinigen  sollten  ond  dass  dort  auch  schon  Vor- 
berathungen  über  den  Reichstag,  dem  er,  wie  er  sich  ausdrückte,  keineswegs 
zu  entfliehen  suche,  gehalten  werden  sollten,  zur  Nachgiebigkeit  zu  bewegen, 
waren  vergeblich,  obwohl  sie  von  den  anderen  Kurfürsten,  selbst  von  Kur- 
cöln,  befürwortet  wurden.  Von  Frankreich  aufgereizt,  welches  durch 
reichliche  Geldspenden  seinen  Forderungen  besonderen  Nachdruck  zu  geben 
verstand,^)  beharrteu  der  Kurfürst  von  Mainz  und  die  übrigen  Mitglieder 
der  Rheinischen  Allianz  bei  ihrem  Widerspruche  und  Hessen  die  Versamm- 
lung in  Frankfurt  weiter  bestehen.  So  dauerte  der  Zwiespalt  fort,  bis 
endlich  der  Kaiser,  durch  die  immer  mehr  drohende  Türkengefahr  erschreckt, 
um  die  Hülfe  des  Reiches  zu  erhalten  sich  zur  Nachgiebigkeit  entschloss, 
zuerst  August  1661  sich  zur  Ansetzung  eines  bestimmten  Termines  für  den 
Reichstag  und  zur  Einholung  des  Consenses  der  Kurfürsten  dazu,  freilich 
noch  unter  der  Bedingung,  dass  vorher  die  Translation  des  Deputations- 
tages  nach  Augsburg  erfolge,  verstand,  dann,  da  Kurmainz  und  dessen 
Bundesgenossen  sich  auch  dadurch  noch  nicht  umstimmen  Hessen,  auch  diese 
Bedingung  fallen  Hess  und  November  1661  einfach  den  Reichstag  ausschrieb. 
Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  hatte  sich  in  den  früheren  Stadien  dieses 
Streites,  entsprechend  der  engen  Bundesgenossenschaft,  in  welche  ihn  die 
WechselfäUe  des  nordischen  Krieges  zu  Oesterreich  geführt  hatten,  und 
dem  gespannten  Verhältnis,  in  welches  er,  nachdem  die  Rheinische  Allianz 
ohne  ihn  abgeschlossen  worden  war,  zu  den  Mitgliedern  derselben  getreten 
war,  durchaus  auf  die  kaiserliche  Seite  gestellt  Auf  jene  Aufforderung  des 
Kurfürsten  von  M  ainz  zur  Beschickung  der  von  demselben  auf  den  1.  October 
1658  wieder  nach  Frankfurt  berufenen  Roichsdeputation  hatte  er  erwidert, ') 
dass  er  sich  von  der  Reassumption  derselben  nach  den  bisherigen  Erfah- 
rungen wenig  Nutzen  verspreche  und  dass  er,  da  vorher  zu  Frankfurt  ein 
einmüthiger  Beschluss  inbetreff  derselben  nicht  gefasst  sei,  vielmehr  die 
Majorität  beschlossen  habe,  sich  darüber  zunächst  mit  dem  Kaiser  zu  ver- 
ständigen, dorthin  keine  Gesandten  abschicken  werde,  bevor  er  die  Mei- 
nung des  Kaisers  und  der  anderen  Kurfürsten  erfahren  habe,  er  hatte  dann, 
als  jene  Deputation  trotzdem  zusammengetreten  war,  die  Rechtsbeständig- 
keit derselben,  da  so  wenige  keine  Deputation  ausmachen  könnten,  bestritten  ^ 


0  8.  Ludwigs  XIV.  Instmction  für  Gravel  vom  28.  März  und  das  Be- 
Script  an  denselben  vom  1.  October  1661  (Gahrauer  II  S.  306.  814). 

^  Kf.  an  den  Earfursten  von  Mainz  d.  Hauptquartier  zn  Trittau  21.  Sep- 
tember/1. October  1658  (Londorp  VIII  S.  448)  s.  Grössler  S.  5. 

^  Kf.  an  denselben  d.  Feldlager  vor  Friedrichsöde  27.  Mai/ 6.  Juni  1659 
(Londorp  VIII  S.  558). 


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Bioleitaog.  13 

aod  KnrmaiDZ  dringend  gerathen,  der  von  dem  Kaiser  verlangten  Verlegung 
derselben  nach  Regensburg  zuzustimmen,  hatte  selbst  im  October  1659 
Mathias  t.  Crockow  als  seinen  Bevollmächtigten  nach  Regensbnrg 
gesendet,  welcher  bis  zum  Juli  des  nächsten  Jahres  sich  dort  aufgehalten 
hat.  Er  hatte  ferner  versucht  auf  die  braunschweigischen  Fürsten 
einzuwirken*)  und  diese  zu  bewegen,  ihre  Gesandten  von  Frankfurt  ab- 
zurufen und  auch  nach  Regensburg  zu  schicken,  und  in  der  That  hatte 
jene  im  October  1659  an  ihn  abgeordnete  Gesandtschaft^  derselbeu  erklärt, 
dass  sie  nebst  den  übrigen  noch  zu  Frankfurt  versammelten  Deputierten 
dazu  bereit  seien,  freilich  unter  Hinzufügung  der  Bedingung,  wenn  ein  ,,zu 
Sicherung  der  Stände  und  Verhütung  künftiger  Consequenz  diensames 
Mittel^  getroffen  werden  könnte,  und  ohne  dass  sie  sich  zu  einer  näheren 
Erläuterung  dieses  sehr  unbestimmten  Vorbehaltes  bewegen  Hessen.  Dass 
es  denselben  mit  dieser  Zusage  keineswegs  Ernst  gewesen,  zeigte  sich  bald 
auf  der  Zusammenkunft  zu  Tangermünde')  (Februar  1660),  wo  die  braun- 
schweigischen Gesandten  entsprechend  der  gleichzeitig  von  Kurmainz  und 
Kurcöln  an  den  Kaiser  selbst  gestellten  Forderung  verlangten,  der  Kur- 
fürst solle  als  bestes  Mittel  um  den  Streit  wegen  der  Deputation  zu  been- 
digen den  Kaiser  um  Wiedefberufnng  des  Reichstages  ersuchen.  Der  Kur- 
fürst hatte  in  seinem  Bericht  über  diese  Zusammenkunft  an  den  Kaiser 
auch  dieser  Forderung  Erwähnung  gethan,  der  Kaiser  hatte  aber  darauf 
erwidert,  er  könne  nicht  dafür  halten,  dass  der  drohenden  Gefahr  durch 
dieses  Mittel,  wohl  aber  durch  sofortige  Erneuerung  des  Deputationstages 
und  Erledigung  des  puncti  securitatis  daselbst  abgeholfen  werden  könne, 
und  diesen  Punkt,  die  Gefahren,  welche  eine  Wiederberufung  des  Reichs- 
tages damals,  noch  während  des  Krieges,  nach  sich  ziehen  würde,  hat  er 
dem  Kurfürsten  auch  durch  den  im  April  1660  nach  Berlin  abgeschickten 
Fürsten  Gonzaga*)  näher  vorstellen  lassen. 

Bei  den  in  der  nächstfolgenden  Zeit  von  dem  Kurfürsten  einerseits  mit 
den  braunschweigischen  Herzogen,  dem  Landgrafen  von  Hessen* 
Gas  sei,  dem  Kurfürsten  von  Co  In  und  auch  mit  dem  Kurfürsten  von 
Mainz,  gerade  den  Hauptführern  der  auf  der  Frankfurter  Versammlung 
vertretenen  Oppositionspartei,  und  andererseits  mit  dem  Kaiser  geführten 
Verhandlungen  sind  auch  diese  Fragen  betreffend  die  Verlegung  der  Reichs- 
deputation und  die  Berufung  des  Reichstages  mehrfach  berührt  worden  nnd 
die  nachfolgend  abgedruckten  Aktenstücke  veranschaulichen  auch  die  Stel- 
lung, welche  der  Kurfürst  in  den  späteren  Stadien  des  Streites  über  die- 
selben eingenommen  hat^).    Sie  zeigen,  dass  er  diesen  Fragen  an  und  für 


*)  S.  Köcher  I  S.  284. 
3>  8.  oben  8. 4  f. 
^  S.  oben  8.  6  f. 

*)  8.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  428 ff.  und  das  unten  abgedruckte  Schreiben  des 
Kaisers  an  Kf.  vom  5.  Jool  1660. 

^)  Ganz  kurz  hat  Droyseo,  Gesch  d.  Preuss.  Pol.  III  3  S.  10 ff.   diese  Ver- 


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14  1-  VerhandluDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedeos  etc. 

sich  nur  eioe  geringe  Wichtigkeit  beigemessen  nnd  dass  er  keineswegs  eine 
scharf  ausgeprägte  Parteistellnng  in  denselben  eingenommen  hat;  im  allge- 
meinen bleibt  er  auf  der  Seite  des  Kaisers,  billigt  und  unterstützt  er  dessen 
Massnahmen  I  doch  bemüht  er  sich  denselben  zn  weiterer  Nachgiebigkeit 
nnd  dadurch  zur  Beendigung  des  Streites  zu  bewegen.  Schon  früh  scheint 
auch  er  in  der  Wiederbemfung  des  Reichstages  das  geeignetste  Mittel 
dazu  erkannt  zu  haben.  Sofort  nach  der  Beendigung  der  Olivaer  Friedens* 
Unterhandlungen  fragt  er  bei  dem  Kaiser  an,  was  derselbe  jetzt  nach  dem 
Abschluss  des  Friedens  in  betreff  des  Reichstages  zu  thun  gesonnen  sei,  er 
benutzt  dann  bald  eine  Gelegenheit,  um  unter  schicklichem  Yorwande  sei- 
nen Gesandten  von  Regensburg,  wo  derselbe  ganz  unthätig  hatte  bleiben 
müssen,  abzurufen ;  bei  der  Zusammenkunft  mit  dem  Landgrafen  von  H  e  s« 
sen  sucht  er  allerdings  zuerst  diesen  zur  Einwilligung  in  die  Verlegung 
der  Deputation  an  einen  dritten  Ort  zn  bestimmen,  als  aber  dieser  die  Wie- 
derberufung des  Reichstages  fordert,  erklärt  er,  er  wolle  sich  auch  den 
Reichstag  gefallen  lassen,  wenn  man  ihn  nur  versichern  könnte,  dass  anf 
demselben  auch  wirklich  die  dringenden  Angelegenheiten  würden  in  Angriff 
genommen  werden.  In  ähnlicher  Weise  spricht  er  sich  dann  auch  dem 
Grafen  Fürstenberg  gegenüber  ans,  bei  den  Verhandlungen  zu  Cöln 
erklärt  er  sich  für  die  Berufung  des  Reichstages,  erbietet  sich  anch  dem 
Kaiser  dieselbe  anznrathen,  verlangt  aber  wiederum,  man  solle  dafür  sorgen, 
dass  dort  etwas  Nützlicheres  als  bisher  verrichtet  werde  und  dass  man  dort 
in  besserer  Einigkeit  erscheine.  Dem  Kaiser  gegenüber  hütet  er  sich 
wohl,  die  Berufung  des  Reichstages  geradezu  anzuempfehlen  oder  gar  zu 
fordern,  er  berichtet  ihm  nnr,  dass  die  meisten  Reichsstände  dieselbe  ver- 
langten nnd  von  der  Verlegung  und  Fortsetzung  der  Reichsdeputation 
nichts  wissen  wollten,  ebenso  wenig  aber  missbilligt  er  dem  Kurfürsten  von 
Mainz  gegenüber  dessen  Verfahren  geradezu,  doch  ermahnt  er  ihn  zu 
verhüten,  dass  nicht  ^durch  allzu  langsame  consilia  und  Anstellung*'  die 
Türkengefahr  noch  vermehrt  werde.  Als  der  Kaiser  sich  dann  zur  Fest- 
setzung des  Termins  für  den  Reichstag  verstanden  hat,  versucht  er  die 
Kurfürsten  von  Cöln  nnd  Mainz  zur  vorherigen  Abhaltung  eines  Kur- 
fürsten tages  zn  bestimmen,  giebt  aber,  als  er  dort  nicht  das  gewünschte 
Entgegenkommen  findet,  den  Gedanken  auf. 


hältnisse  berührt,  genauere  Nachrichten  darüber  hat  oenerdiogs  Köcher,  Gesch. 
von  HanoGver  und  Brannschweig  I  S.  283 ff-  gegeben. 


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Proposition  der  Eor-Cölnisclien,  Braonschweigisclien  und 
HeBsischen  Gesandten.')  D.  Cöln  a.  Spree  26.  April/[6.  Mai]  1660. 

[Kf.  and  dessen  Bnodesgenossen  sowie  Schweden  sollen  sich  yerpflichten  gegeo- 

leitig  ihre  Beichslande  nicht  ansngreifen,  Anerbieten  der  Gerantie  dieser 

Znsichemng.l 

1660. 

Da  ihre  Fürsten  den  Znstand  im  Römischen  Reich  so  beschaf*  6.  Mai. 

fen  finden  y  dass,  wenn  dem  nicht  vorgebant  würde,  eine  universale  Kriegs- 
flarame  in  demselben  zu  befürchten  sei,  so  zweifeln  sie  zwar  nicht  an  des 
Ef.  Intention,  das  Reich  in  seiner  Sicherheit  zn  erhalten,  weil  aber  ans  den 
Yon  der  Krone  Frankreich  einkommenden  Schreiben')  bekannt  sei,  dass 
diese  die  in  Pommern  vorgegangene  Expedition  pro  contraventione  pacis 
aehte  nnd  bei  nicht  erfolgender  Abstellung  derselben  der  Krone  Schweden 
die  im  Westßilischen  Frieden  verglichene  Garantie  wirklich  leisten  wolle, 
so  wünschen  die  Fürsten,  dass  es  dazu  nicht  kommen,  sondern  die  in  Pom- 
mern entstandene  Unruhe  cessiren  möchte;  sie  haben  es  sich  daher  bei  der 
Krone  Frankreich  angelegen  sein  lassen,  dass  mit  Leistung  wirklicher  Ga- 
rantie möchte  eingehalten  werden,  bis  man  zunächst  durch  gütliche  Mittel 
versuche,  das  Reich  wieder  zu  seiner  Ruhe  zu  bringen  und  den  darin  krie- 
genden Theilen  gleichwohl  genügende  Sicherheit  dabei  zu  verschaffen. 


^)  Die  Gesandten  waren:  für  Eorcoln  der  Geheime  Ratb,  Westfllische  Laod- 
drost  und  Generalwachtmeister  Freiherr  Dietrich  v.  Landsberg,  für  die  braan- 
schweigischen  Herzoge  die  Geheimenräthe  Friedrich  v.  Heimbarg  (Wolfen- 
büttel)  nnd  Bodo  v.  Gladebeck  (Celle),  für  Hessen  die  Geheimenräthe  Chri- 
stian Fagestecher  (Cassel)  nnd  Hans  Eitel  Diede  zum  Fürstenstein 
(Darmstadt).  Vgl.  über  diese  Gesandtschaft  Köcher,  Geschichte  von  Hannover 
nnd  Braonschweig  I  8.  289. 

*)  S.  das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  die  Beicbsdepntation  zu  Frankfurt 
d.  Tonlonse  5.  December  1659,  nnd  die  Schreiben  Mazarios  an  den  Kf.  von 
demselben  Datum  und  an  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Cöln  vom  22.  Decem- 
ber 1659  (Londorp  YIII  S.  661.  664f). 


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16  1-    Verhandiaogen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Gestalt  dan  unsere  gnädigste  Chur-,  Fttrsten  und  Herren  nicht 
allein  ihre  mitvereinigte  Chur-  und  Fttrsten,  sondern  auch  die  Chron 
Frankreich  vermöge  gethaner  Erklärunge  dahin  geneigt  und  willig 
zu  sein  wissen,  von  der  Chron  Schweden  eine  solche  Declaration,  dass 
von  derselben  Ew.  Chf.  D.  noch  dero  Conföderirter  im  Reich  gelegene 
Landen  nicht  sollen  invadiret  werden,  wan  eine  gleichmässige  De- 
claration nebenst  Restitution  der  occupirten  Posten  an  die  Chron 
Schweden  geschieht,  nicht  allein  zu  Wege  zu  bringen,  sondern  auch, 
da  es  nöthig,  zu  Festhaltung  solcher  gegen  einander  ausliefernden 
Mutualversicherung  sich  als  Garant  darzustellen. 

Trotz  der  inzwiscbeo  eröffneten  friedlichen  Aassichteo  ersacben  ihre 
Fürsten  den  Kf.  doch,  sein  Absehen  nicht  auf  den  Ausschlag  oder  die  Eze- 
CQtion  der  Preossischen  Tractaten  zu  richten,  sondern,  wenn  es  mit  denselben 
sich  wider  Yerboffen  noch  verziehen  sollte,  gleichwohl  nichts  desto  weniger, 
so  bald  man  sich  eines  instramenti  asservationis  ^erde  verglichen  haben, 
auch  zugleich  die  Yerordnnng  zu  thun,  dass  die  wirkliche  Erledigung  der 
in  Pommern  enstandenen  Unruhe  unverlangt  erfolgen  möge,  sie  sind  zu- 
gleich der  Zuversicht,  dass  sich  die  kriegenden  Parteien  aller  Feindselig- 
keit gegen  beiderseits  im  Reich  gelegene  Lande  enthalten  werden. 


ProtocoUnm,  so  mit  den  Kur-Cölnischen,  sämtlichen  Braun- 

schweigischen,  Hessen  Cassel-  und  Dannstädtischen  Gesandten 

zu  Berlin  vorgangen  den  26.  Aprilis  und  folgende  Tage. 

6.  Mai.  Nachdem  Kf.  dem  O.-Präsidenten  v.  Schwerin  und  dem  v.  Canstein 

befohlen,  mit  den  Gesandten  in  Conferenz  zu  treten,  begeben  sich  diese 
gleich  am.  26.  April  zu  denselben  und  v.  Schwerin  erklärt  ihnen  nach 
den  CurialieD,  es  käme  hauptsächlich  darauf  an,  wie  man  des  etwa  zu  erlan- 
genden Friedens  versichert  sein  könnte.  Denn  ob  zwar  in  den  Polni- 
schen Tractaten  dies  Werk  mit  Pommern  vorkomme  und  erledigt  werden 
möchte,  so  bliebe  doch  Schweden  armirt,  führe  auch  gegen  Dänemark  ferner 
fort,  und  wollte  Kf.  daher  vernehmen,  was  ihrer  Principalen  Oedanken 
hierunter,  namentlich  was  sie  der  Garantie  halber  zu  thun  gemeint  seien. 
Zwar  möchte  man  meinen,  wenn  nur  der  Friede  geschlossen,  so  habe  mau 
nichts  weiter  zu  apprehendiren,  der  polnische  und  letzte  dänische  Kdeg 
aber  and  die  kurländische  actiones  bezeigten  wohl  das  widrige. 

Die  Gesandten  erwidern  darauf,  sie  wollten  ihre  mündlich  gethane  Pro* 
Position  schrifdich  übergeben,  dies  geschieht  am  fogenden  Tage  (27  April), 

7.  Mai.  Kf.  lässt  ihnen  darauf  erklären,  nach  dieser  Proposition  schiene  ihm^  als  wenn 


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Earcölnische,  brannschweigische  n.  hessische  Gesandtschaft  in  Berlin.       17 

die  Gesandten  onn,  nach  Abscblass  des  polniscbeo  Friedens  die  Leistung 
der  Garantie  fast  für  unnötbig  hielten,  man  hätte  ihm  aber  die  mündliche  Er- 
klärung derselben  hinterbracht,  er  lasse  ihnen  daher  vorstellen: 

1)  ob  sie  die  Proposition  ihrer  mündlichen  Erklärung  gemäss  ändern 
oder  desshalb  ein  anderes  schriftliches  Memorial  übergeben  wollten,  in  wel- 
chem die  Garantie  ohne  Restriction  ofiferiert  werde. 

2)  Kf.  vernehme  ungern,  als  wenn  diese  Garantie  blos  auf  die  Reichs- 
lande restringiert  werden  sollte.  Weil  ihre  Principalen  gegen  den  Kaiser 
auch  zu  Einnehmung  der  Schlesischeu  und  anderen  Lande  sich  erklärt,  so 
hoffe  Kf.,  man  werde  auch  Preussen  miteinschliessen. 

3)  Weil  sie  selbst  gestern  angeführt,  dass  man  hier  nicht  billig  diese 
Garantie  zustande  bringen  könnte,  man  gleichwohl  wissen  müsste,  worauf 
die  Garantie  sich  fundieren  sollte,  so  bäte  man,  ein  Project  zu  übergeben. 

4)  Kf.  hoffe,  man  hätte  hierbei  auch  diese  Meinung,  dass,  wenn  etwa 
die  Schweden  post  pacem  Polonicam,  ante  vel  post  evacuationem  der 
vom  Kaiser  und  Kf.  oecupierten  Oerter  ihn  infestieren  wollten,  dass  man 
ihm  dagegen  sofort  cum  effectu  assistieren  und  nicht  dieses  nehmen  wollte, 
als  wenn  es  aus  dem  vorigen  Kriege  herrührte.  Kf.  müsste  deshalb  beson- 
ders erinnern,  weil  er  den  letzten  Friedensbruch  gegen  Dänemark  vor  sich 
habe,  den  man  nicht  für  einen  Friedensbruch,  sondern  dass  es  noch  vom 
vorigen  Kriege  herrührte  habe  nehmen  wollen,  und  weil  ihm  die  schwedi- 
schen Desseins  von  früher  her  genugsam  bekannt,  da  man  zu  der  Zeit,  als 
man  auf  schwedischer  Seite  seine  Hülfe  am  höchsten  nöthig  gehabt,  sich 
doch  nicht  gescheut,  seine  Seehäfen  und  Lande  zu  begehren.  In  der  Pro- 
position geschehe  auch  nur  der  Lande  der  Conföderierten  Erwähnung,  Kf.  hoffe 
nicht,  dass  man  dadurch  die  Kaiserlichen  Erblande  auszuschliessen  suche. 

Auf  das  letzte  antworten  die  Gesandten  sofort,  die  angebotene  Garan- 
tie sei  auch  auf  die  Kaiserlichen  Erblande  gemeint.  Im  übrigen  haben 
sie  die  Sachen  in  fernere  Bedenken  genommen,  haben  am  folgenden  Tage  ihre 
Resolution  schriftlich  eingebracht,  worauf  dann  auch  Kf.  seine  endliche  8.  Mai. 
Resolution  ihnen  schriftlich  zukommen  lassen,  womit  diese  Conferenzen 
geendigt  haben. 


Der  Gesandten  Erklärung   auf  die  ihnen  bei  der  gestrigen 

Conferenz  vorgestellten  4  puncta  wegen  der  Garantie. 

Cöln  a.  d.  Sp.  27.  April /[7.  Mai]  1660. 

[BedioguDgen  der  zu  übernehmenden  Garantie.] 

Soviel  DUD  den  ersten  betrifft,  lasset  mans  bei  der  —  gestrigen  7.  Mai. 
Tages  so  mündlich  als  schriftlich  offerirten  Garantie  nocbmalen  be- 
wenden, kraft  derer  Ihre  gn.  Ghur-  Fürsten  und  HH.  sich  verobligi- 
ren,  wenn  S.  Durcbl.  und  dero  Confoderirten  bei  der  Resolution  be- 

Ifater.  t.  Gesch.  d.  O.  Karfürsten.    XI.  2 


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lg  1.  YerhandluDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

stäDdig  verharren  werden,  nicht  allein  ihre  Waffen  in  Pommern  und 
anderen  E.  Schwedischen  Reichslanden  cessiren  zu  lassen,  sondern 
auch  die  darin  occupirte  Oerter  zu  restituiren,  sich  nebst  der  Ghron 
Frankreich  und  anderen  ihren  Mitalliirten  Chur-  und  Fürsten  als 
Garant  dergestalt  darzustellen,  dass  weder  S.  Ghf.  D.  noch  dero  Con- 
föderirten  im  Reiche  gelegene  Lande  von  der  Ghron  Schweden, 
die  sich  auf  solchen  Fall  dazu  alschon  willfährig  erklärt,  angefochten 
werden  sollen,  wobei  unsere  gnädigsten  Chur-,  Fürsten  und  Herren 
zwar  ganz  gerne  vernehmen,  dass  auch  ausserdem  kraft  der  auf  dem 
Schluss  stehenden  Preussischen  Tractaten  die  Hostilitäten  in  Pommern 
cessiren,  auch  die  darin  occupirte  Oerter  restituiret  zu  werden  ganz 
gewisse  Hoffnung  geschöpfet  wird,  zu  S.  Ghf.  D.  tragen  sie  aber  das 
zuversichtliche  Vertrauen,  dass  da  auf  allen  unverhofften  Fall  bei  der 
Execution  des  in  Preussen  vielleicht  alschon  geschlossenen  Friedens 

einige  Hindemisse  in  den  Weg  kommen sollten,  dass  S.  Ghf.  D. 

ofterwähnte  cessationem  armorum  und  Restitution  der  occupirten  Oerter 
in  Pommern  alsdann  auf  die  Execution  des  Polnischen  Friedens  nicht 
verweisen,  sondern  einen  Weg  als  den  anderen  dazu  gegen  jetzo  offe- 
rirte  Garantie  geneigt  sein  werden,  zumal  ausser  deme  unsem  gnä- 
digsten Ghur-,  Fürsten  und  Herrn  sehr  bedenklich  fallen  dürfte,  eine 
so  schwere  Obligation  über  sich  zu  nehmen. 

Gleichwie  nun  unsere  gn.  Ghur-,  Fürsten  und  HH.  dafür  halten 
müssen,  dass  S.  Ghf.  D.  auf  solche  Weise  genugsam  gesichert  sein, 
also  werden  sie  gleichwohl  nicht  unterlassen  auf  nächstem  Reichs- 
tage sich  dahin  zu  bearbeiten,  dass  nicht  allein  der  punctus  securi- 
tatis  publicae  insgemein  recht  gefasset,  sondern  auch  zu  forderst  S.  Ghf. 
D.  nach  Anleitung  dero  denen  E.  Mainzischen  und  Gölnischen 
an  den  Eaiserl.  Hof  deputirten  Gesandten  aufgegebenen  Gommission 
von  dem  ganzen  Reiche  gnugsame  Sicherheit  verschaffet  werde,  in- 
zwischen aber  und  bis  dahin  lassen  sie  es  bei  ihrem  vorigen  Erbieten 
der  Garantie  halber  bewenden  —  zweifeln  gleichwohl  nicht,  es  werden 
S.  Ghf.  D.  —  wie  nöthig  es  sei,  dass  die  prorogata  comitia  ftlrder- 
lichst  reassumiret  werden,  erwägen  und  dieselbe  —  möglichst  beför- 
dern helfen.  —  Indem  nun  hieraus  die  Ghurf.  deputirte  geheimbte  mi- 
nistri  der  anwesenden  Gesandten  hoher  Herrn  Prineipalen  eigentliche 
—  Intention  klärlich  werden  zu  vernehmen  haben,  als  hält  man  die 
bei  dem  dritten  puncto  begehrte  Entwerfung  eines  Projects  für  jetzo 
Oberflüssig. 

Wohin  der  anwesenden  Gesandten  hoher  Herrn  Prineipalen  in- 


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KorcölniBche,  braanschweigische  a.  hessische  Gesandtschaft  in  Berlin.       19 

tentio  bei  dem  vierten  puncto  gerichtet,  wird  verhoffentlich  aus  obigem 
zur  Genüge  erhellen.  — 

Was  in  dem  andern  puncto  wegen  Miteinschliessung  des  Churf. 
Preussens  angefUhret,  darauf  befinden  die  —  Gesandten  sich  nicht 
instruiret,  sein  aber  ihren  gn.  Ghur-,  Fürsten  und  Herrn  bei  ihrer 
Zurückkunft  alles  fideliter  zu  referiren  erbötig.  — 


S.  Chf.  D.  Resolution  auf  der  Gesandten  Anbringen. 
Cöln  a.  d.  Sp.  30.  April/[10.  Mai]  1660-0 

(Ueber  die  Garantie  ist  anf  einer  nenen  Znsammenknnft  za  verhandeln,  Prenssen 
mnss  in  dieselbe  eingeschlossen  werden.] 

Tragen die  Hoffnung,   dass  der  höchste  Gott  ver-  lo.  Mai. 

mittelst  Verleihung  eines  allgemeinen  Friedens  alles  in  vorige  Sicher- 
heit und  gewünschte  Ruhe  stellen  —  werde.  Wie  aber  dabei  vornehm- 
lich auch  auf  die  Befestigung  desselbigen  zu  sehen,  also  können  S. 
Chf.  D.  die  deshalb  an  Seiten  Ihrer  Chur-,  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl. 
angebotene  Guarantie  nicht  anders  als  zu  des  gemeinen  Besten  Sicher- 
heit zielend  erkennen  und  wohl  aufnehmen,  nicht  zweifelnd,  es  wer- 
den auch  der  Herrn  Abgesandten  hohe  Principalen  darob  ferner  die 
Hand  halten,  damit  was  zu  Perfectirung  dieses  alles  diensam,  ge- 
bührend befördert  und  zum  Effect  gebracht  werde,  und  aldieweil  hiezu 
allenthalben  weitere  Vernehmung,  insonderheit  auch  mit  den  Cronen 
Frankreich  und  Schweden  erfordert  wird,  von  solchen  Cronen 
dabei  die  Herrn  Abgesandten  nichts  beständiges,  sicheres  und  eigent- 
liches itzo  exhibiren,  sondern  selbst  erinnern,  dass  dieses  alles  bis 
zu  solcher  weiteren  Vernehmung  und  deswegen  absonderlich  ange- 
stellter Tagefahrt  ausgestellet  bleiben  müsse,  dabenebenst  auch  von 
der  Herrn  Abgesandten  hohen  Principalen  diese  Sache  an  die  Rom. 
Kaiserl.  M.  —  schon  vorhero  gebracht  ist,  so  können  S.  Chf.  D. 
nicht  weniger,  als  die  völlige  Abhandlung  dieser  erwähnten  Guarantie 
bis  zu  —  Ihr.  Eaiserl.  M.  allergnädigsten  Erklärung,  wie  auch  der 
angeregten  Zusammenkunft  ausgestellet  sein  zu  lassen.  S.  Chf.  D. 
wird  jedoch  lieb  sein,  dass  diese  Zusammenkunft  nicht  nur  je  ehender 
je  lieber   vorgehen  möge,  sondern   versehen   sich  darnebenst,   dass 


0  Von  demselben  Tage  ist  auch  das  Recreditiv  des  Kf.  für  die  Gesandten 
datiert. 

2* 


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20  1-  VerhaDdlnngen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

wann  I.  Eaiserl.  M.  und  S.  Chf.  D.  von  ferneren  Hostilitäten  gegen 
Pommern  und  andere  in  dem  Reiche  von  den  Schwedischen  be- 
sitzende Länder  inhalten  thäten,  nachgehends  aber  I.  Eaiserl.  M.  und 
S.  Chf.  D.  ungeachtet  dessen,  so  zu  Danzig  etwa  verhandelt  sein 
möchte,  von  der  Cron  Schweden  im  Reiche  angegriffen  werden 
sollten,  alsdann  der  angebotenen  Guarantie  nach  sowohl  von  der 
Cron  Frankreich  als  von  LI.  Churf.  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl.  kräftig- 
lieh  assistirt  werden  wird. 

So  tragen  S.  Chf.  D.  kein  Zweifel,  es  werden  die  Herrn 

Abgesandten  aus  dem  letzten  Polnischen  Kriege  angemerket  haben, 
wie  dero  Oerter  in  Polen  und  Preussen  nicht  wohl  einige  motus 
vorgehen  können,  die  nicht  zugleich  das  Rom.  Reich  und  dessen  Pro- 
vinzen miteinflechteten,  darwider  dann  alle  vincula  im  Rom.  Reich 
vergeblich,  nichts  aber  beständiger  dieses  zu  verhindern  vermag,  als 
wenn  diejenigen,  so  auch  dero  Oerter  Unruhe  anzurichten  sich  unter- 
nehmen, durch  eine  solche  Guarantie  (die  auch  S.  Chf.  D.  Preus- 
sische  und  angehörige  Länder  mitbegreift)  davon  abgehalten  und 
gehindert  würden,  in  welche  zu  verwilligen  S.  Chf.  D.  so  viel  we- 
niger Schwierigkeit  sich  vermuthen  können,  angemerket,  gegen  L 
Kais.  H.  der  Schlesischen  und  andern  Landen  zu  einer  solchen 
Guarantie  sich  der  Herrn  Abgesandten  Principalen  von  sich  selbst 
anerbietig  gemacht. 


Gesamtrelation  von  v.  Landsberg,  v.  Heimbnrg,  Bodo  v.  Glade- 

beck,  A.  Chr.  Pagestecher  und  Hans  Eitel  Diede  zum  Fürsten- 

stein  an  ihre  Principalen.     D.  Magdeburg  4./ [14.]  Mai  1660. 

(Hannoversches  Archiv.) 

[Verlauf  der  Verband  langen.    Die  an  den  Kf.  so  stellenden  Forderungen  und  die 
mit  den  Alliierten  zu  beratbenden  Punkte.] 

U.  Mai.  Sie  haben  26.  April  bei  Kf.  in  GöId  a.  Sp.  Audienz  gehabt  und  darauf 
mit  den  von  diesem  deputierten  Geheimen  Rätben  Conferenz  gehalten.  Sie 
legen  bei  ihre  Proposition  >),  die  sie  auf  Qrund  ihrer  Instruktion  und  der 
durch  die  bei  ihrer  Ankunft  überall  erschollenen  Friedensnachrichten  etwas 
veränderten  Conjuneturen  aufgestellt,  und  die  Antwort,  welche  Ef.  durch  den 
O.Präsidenteu  v.  Schwerin  ihnen  hat  ertheilen  lassen >),  sowie  das  Protokoll 


')  S.  oben  S.  15. 
3)  8.  19. 


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KarcoloiBobe,  braaDSchweigisehe  u.  hessische  Gesandtschaft  io  Berlin.       21 

über  die  Conferenzen.  Da  die  braDdeaborgischen  Deputierten  dafür  gehal- 
ten haben,  dass  die  von  ihnen  offerierte  Garantie  zn  sehr  restringiert  sei,  und 
begehrten,  dass  in  diesem  puncto  ihre  Proposition  durch  ein  Memorial  erläu- 
tert werde ') ,  so  haben  sie  durch  eine  Declaration  die  Garantie  nicht  nur 
auf  die  Cessation  der  Waffen  und  Restitution  der  occnpierten  Oerter  in 
Pommern  ohne  einige  Reflexion  auf  die  Execution  der  Preussischen  Frie- 
denstractaten,  sondern  auch  ratione  temporis  bis  auf  den  folgenden  Reichs- 
tag SU  restringieren  für  nöthig  erachtet,  da  vermöge  der  nun  geschlossenen 
Friedenstractateo,  wenn  dieselben  ratificiert  und  exequiert  werden,  die  Hosti- 
lit^ten  ohne  das  cessieren  und  die  occnpierten  Oerter  restituiert  werden  müssen, 
die  Fürsten  aber  gewiss  nicht  gemeint  sein  werden,  die  Garantie  zu  ver- 
sprechen, wenn  nicht  dagegen  die  Versicherung  geschehen  sollte,  dass  auch, 
falls  die  Execution  der  Friedenstractaten  verzögert  werden  sollte,  doch  die 
Hostilitäten  in  Pommern  cessieren  und  die  dort  occnpierten  Oerter  gegen 
die  offerierte  Garantie  restituiert  werden  sollten,  zumal  sonst  der  Zweck,  das 
Reich  in  Ruhe  zu  halten  und  die  sonst  unfehlbar  erfolgende  französische 
Garantie  abzuwenden,  ganz  verfehlt  werden  dürfte. 

Kf.  hat  sich  aber  darauf  nicht  categorice  resolviert,  sondern  in  seiner 
ihnen  übergebenen  Resolution^  die  völlige  Abhandlung  der  Garantie  auf 
Communication  mit  dem  Kaiser  und  fernere  Vernehmung  ausgestellt;  sie 
haben  darauf  ihre  frühere  Deklaration  noch  einmal  schriftlich  wiederholt 
und  Schwerin  hat  des  Kf.  Intention  dieses  puncti  halber  ad  protocollum 
declariert. 

Sie  hoffen,  nachdem  Kf.  die  offerierte  Garantie  nicht  allein  acceptiert, 
sondern  auch  zu  Ausmachung  derselben  eine  zu  dem  Ende  vorgeschlagene 
anderweitige  Zusammenkunft  beliebt  hat,  es  werde  dabei  keine  andere  Mei- 
nung haben,  als  dass  gegen  Auslieferung  des  Instrumenti  assecurationis  Kf. 
auch  declarieren  werde,  wofern  bei  Execution  des  Friedens  die  Pommersche 
Restitution  stecken  bliebe,  sollte  dieselbe  doch  kraft  besagter  Garantie  er- 
folgen ;  wenn  daher  bei  der  neuen  Zusammenkunft  Kf.  sich  zu  solcher  Even- 
tualversicherung  nicht  incliniett  befinden  sollte,  müsste  seinen  Ministem  remon- 
striert werden,  dass  dann  auch  die  Fürsten  nicht  einsehen  könnten,  wie 
ihnen  die  Prästation  einer  Special  Versicherung  zuzumutben  sei,  da  Kf.,  ob 
er  zwar  in  Ansehung  dieser  Garantie  die  Preussischen  Tractaten  beschleu- 
nigen helfen,  doch  auf  solche  offerierte  Securität  keine  Eventualversicberung 
des  effectus  thun  wollte. 

Sie  rathen,  die  Fürsten  möchten  je  eher  je  lieber  mit  den  übrigen  Al- 
liierten und  den  Ministern  der  Kronen  überlegen  lassen,  wie  das  Instr.  asse- 
curationis am  besten  abzufassen,  ob,  wenn  Kf.  nicht  auf  die  weitere  Zusam- 
menkunft dringen,  sondern  auf  den  Ausschlag  der  Execution  des  polni- 
schen Friedens  sein  Absehen  behalten  wollte,  man  ihm  zu  Adjustierung 
der  mutuellen  Securität  Ort  und  Zeit  vorschlagen  solle,  und  ob  die  Alliier- 


')  S.  17. 
^  8. 19. 


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22  1-    YerhaDdloDgen  wegen  der  Garaotie  des  Friedeos  etc. 

teo  zafrieden  seien  ^  dass  Kf.  za  Amplectierang  der  Allianz  nochmals  mit 
invitiert  würde. 


Der  Kurfiirst  au  Kaiser  Leopold.    D.  Cöln  2./[12.]  Mai  1660, 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Mittheilnng  der  Verhandinngen  mit  K.Cöln,  Braunschweig  und  Hessen.    Anfrage 
wegen  der  angebotenen  Garantie  und  des  Reichstages.] 

12.  Mai.  Er  theilt  mit,  was  auf  den  mit  den  Gesandten  von  K.  Cöln,  Braun- 
seh weig  und  Hessen- Cassel  und  Darmstadt  gehaltenen  Conferenzen 
vorgegangen.  Obwohl  es  nach  dem  jetzt  zu  Dan  zig  geschlossenen  Frie- 
den rathsam  ist,  diese  von  Frankreich  und  den  genannten  Ständen  an- 
gebotene Garantie  zu  acceptieren,  so  hat  er  doch,  ohne  des  Kaisers  Willens- 
meinung einzuholen,  hierin  nicht  einseitig  etwas  Hauptsächliches  erklären 
wollen,  ersucht  also  den  Kaiser  ihn  seine  Meinung  in  betreff  dieser  Garan- 
tie und  der  dabei  angehängten  Conditionen,  wie  auch  was  er  jetzt  nach 
geschlossenem  Polnischen  Frieden  wegen  des  Reichstages  zu  thun  ge- 
sonnen, wissen  zu  lassen. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  5.  Juni  1660. 

[auf  das  Schreiben  vom  2./ 12.  Mai.    Empfehlung  einer  Verbindung  mit  E.  Sachsen, 

Braunscbweig,   Hessen  und  K.  Baiern.     Eröffnungen   Fürsteubergs.     Reichstag 

unstatthaft.    Bernfnng  der  Beicbsdeputation.] 

5.  Juni.  Dank  für  die  Mittheilnng;  er  ist  mit  dem,  was  Kf.  in  dieser  Sache  ge- 

than,  durchaus  einverstanden.  Er  hält  es  für  ihre  beiderseitige  Sicherheit 
am  dienlichsten,  wenn  Kf.  sich  bei  E.Sachsen,  dem  Hanse  Brann- 
schweig, Hessen-Cassel  und  anderen  Confidenten  dahin  bemühe,  dass 
dieselben  sich  mit  ihnen  beiden  zu  Exequierung  dessen,  was  in  dem  Frieden 
geschlossen,  contra  quoscumque  tnrbatores  pacis  verbänden,  er  seinerseits 
will  sich  ebenso  bemühen,  dieselben  wie  auch  K.  Baiern  dazu  zu  dispo- 
nieren. 

Es  hat  zwar  der  an  seinem  Hofe  bisher  anwesende  K.  Cölnische  Obrist 
Hoffmeister,  Graf  Egon  von  Fürstenberg  ihm  durch  seinen  Obristen 
Hoffmeister  den  Vorschlag  einer  Allianz  contra  quoscumque  invasores, 
bis  man  sich  hernach  auf  dem  Reichstage  einer  rechten  Reichs-  nnd 
Ereisverfassnng  vergleichen  möchte,  beibringen  lassen,  er  hat  aber  den- 
selben nur  dahin  beschieden,  er  sei  nicht  ungeneigt,  mit  E. Cöln  nnd  anderen 
Fürsten  sich  in  ein  solches  Bündnis  einzulassen,  nnd  stelle  zn  ihrem  Be- 
lieben, ob  sie  ihm  eröffnen  wollten,  was  für  Kur-,  Fürsten  und  Stände  man 
ihres  Davorhaltens  dazu  weiter  einzuladen  hätte,  nnd  wie  sich  dieselben 
dazu  zu  verstehen   und  einzulassen  gedächten.     Wegen   des  Reichstages 


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VerlegQog  der  Reicbsdepatatiou.  23 

hat  er  durch  Fürst  Gonzaga')  dem  Kf.  eröffnen  lassen,  aus  was  für  er- 
beblichen Motiven  er  damals  die  Reassamption  desselben  für  bedenk- 
lich und  den  damals  anf  dem  Schlnss  stehenden  Preussischen  Tractaten 
für  hinderlich  gehalten,  auch  jetzt  erachtet  er  es  für  das  beste,  man  möchte 
dem  Werk  so  lange  einen  Anstand  geben,  bis  man  sehe,  wie  nach  vollzo- 
genem Frieden  sich  der  Status  rerum  im  Reich  anliesse.  Nachdem  ihm 
der  Vorschlag')  an  die  Hand  gekommen,  er  möchte  sämtlichen  Reichsde- 
putierten Ständen  schreiben,  weil  nun  der  allgemeine  Frieden  geschlossen, 
man  sich  aber  wegen  Consolidation  des  Deputationstages  bisher  nicht  habe 
vergleichen  können,  und  da  man  nun  in  executione  des  getroffenen  Friedens 
begriffen  sei,  ob  ihnen  gefallig  sei,  dass  künftiges  Jahr  Anfang  Mtirz  die 
gesamten  Reichsdeputierten  zusammen  kämen,  um  das  vorzunehmen, 
was  auf  letztem  Reichstage  der  Reichsdeputation  übergeben,  wie  auch  de 
praeparatonis  zu  dem  künftigen  Reichstage  geredet  werden  könnte,  falls 
inzwischen  eine  Gefahr  auskommen  sollte,  wollte  er,  der  Kaiser,  nicht  allein 
den  Deputations-,  sondern  auch  einen  Reichstag  selbst  ausschreiben  lassen, 
hat  er  den  Grafen  v.  Fürstenberg  zugleich  beauftragt,  bei  K.Mainz, 
K.Cöln  und  anderen  ihren  Coufidenten  zu  sondieren,  ob  und  wie  weit  sie 
sich  zu  diesem  Vorschlage  verstehen  möchten,  er  wird  Kf.  dann  Antwort 
mittheilen  und  auch  dessen  Gedanken  darüber  vernehmen. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.    D.  Cöln  9./[19.]  Juni  1660. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Aof  das  Schreiben  vom  5.  Juni.    ZostimmuDg  zu  der  Aufhebung  und  späteren 
ReasBiimieruDg  der  Reichsdepntation.] 

Wegen  der  verabredeten  weiteren  Zusammenkunft  hat  er  bisher  noch  19.  Juni, 
nicht  die  geringste  Nachricht  erhalten.     Betreffend  die  Aufhebung  der  De- 
putation und  deren  Reassumierung  im  nächsten  März  will  er  sich  ganz  mit 
dem  Kaiser  conformieren  und  seinen  Gesandten  ehestens  von  Regensburg 
zurückkommen  lassen  *). 


0  Ueber  dessen  Mission  an  den  Kf.  (Ende  April  und  Anfang  Mai  1660)  b. 
Urk.  a.  Akt  VIII  8.  428  ff. 

^  Dieser  Vorschlag  stammte  nach  dem  S.  24  mitgetbeilten  Schreiben  des 
Kaisers  an  den  Kf.  vom  13.  Juli  and  nach  den  Mittbeilangen,  welche  der  Kur- 
fürst von  Mains  dem  braunschweigiscben  Gesandten  in  Frankfurt  Heyland 
machte  (Köcher  I  S.  295),  von  Fürstenberg  selbst  her;  s.  auch  Ludwigs  XIV 
Instruktion  für  Gravel  (Gnhrauer  II  S.  306),  in  welcher  der  König  angiebt, 
man  bemuhe  sich  den  Grafen  Egon  durch  dessen  in  Paris  anwesenden  Bruder,  den 
Grafen  Wilhelm  von  Fürsten  her  g,  £um  Aufgebeo  dieses  Gedankens  su  bringen. 

*)  Schon  am  nächsten  Tage  (i0./20  Juni)  beauftragt  Kf.  seinen  Gesandten 
tu  Regensbnrg,  Matthias  v.  Grockow,  welcher  dort  seit  Oktober  1659  anwe- 
send war,  aber,  sumal  nach  dem  Friedensschlüsse,  ganz  untbätig  hatte  bleiben 
mästen,  er  solle  sich  erkundigen,  ob  er  ohoe  Offension,  unter  dem  Vorgeben 
eigener  Geschäfte,  von  dort  zurückkehren  könne. 


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24  1*    VerhandluDgen  wegen  der  Qarautie  des  Friedens  etc 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D,  Wien  13.  Juli  1660. 

[aaf  das  Schreiben  vom  9,/\d.Juü\.    Die  Aufbeboog  des  Regensbnrger  Depata- 

tioDstages  kann  nnr  nach  Auflösang  der  Frankfurter  Versammlang  nnd  mit  Zu- 

stimmang  alier  Deputierten  erfolgen. 

13.  Juli.  —  Was  nun  den  von  dem  Grafen  Frantz  Egon  von  Fürsten- 
berg  ins  Mittel  gebrachten  Vorschlag  wegen  Aufhebung  des  Deputa- 
tionstages und  dessen  Reassumirung  im  nftcbstkUnftigen  Monat  Martio 

—  anlanget,  finde  ich,  dass  in  meinem  an  Ew.  Ld.  diesfalls  abge- 
lassenen —  Schreiben  meine  Intention  entweder  nit  gnugsam  expri- 
miret  oder  an  Ew.  Ld.  seiten  nit  allerdings  eingenommen  sein  mag, 
sintemaln  meine  dem  Grafen  von  FUrstenberg  auf  diesen  seinen 
Vorschlag  eröffnete  Intention  dahin  gangen,  dass,  wan  er  das  Werk 
bei  K.  Mainz  Ld.  auch  dahin  bringen  würde,  dass  dieselbe  ihre  die 
Aufhebung  des  Deputationstages  und  dessen  Reassumption  im  Monat 
Martio  nächstkünftigen  Jahres  zu  Regensburg  mit  belieben  Hessen 
(weiln  er  wegen  seines  Herrn  consensus  bereits  die  Zusag  gethan)  und 
ich  dessen  beständig  vergewissert  sein  würde,  dass  ich  alsdann  auch 
mit  meinen  Gonfidenten  aus  dem  Werk  weiter  communiciren  und  nach 
derselben  eingeholter  Gemüthsmeinung  mich  hinwiederumb  erklären, 
im  wenigsten  aber  nit,  dass  ich  den  Deputationstag  zu  Regensburg 
ihrer  aller  unvemommener  aufheben  wollte,  ehe  man  vorhero  ver- 
sichert sein  würde,  dass  die  in  Frankfurt  sich  noch  befindende  we- 
nige Räthe  ihre  Versammlung  aufgelassen  hätten,  damit  dieselbe  nit 
etwa  aus  der  allzu  frühzeitigen  Abforderung  einer  oder  anderer  Ge- 
sandtschaft von  Regensburg  eine  Dissolution  selbigen  Convents  er- 
zwingen und  hingegen  die  Frankfurtiscbe  Versammlung  pro  legi- 
time et  ordinario  conventu  Deputationis  auszuschreien  —  sich  an- 
massen  mochten.  Ich  ersuche  demnach  Ew.  Ld.  —  sie  wollen  ihren 
Abgesandten  bis  dahin  zu  besagtem  Regensburg  subsistiren  lassen 

—  und  ihm  so  lange  daselbst  zu  verbleiben  anbefehlen,  bis  wir  uns 
allerseits  nach  vernommener  E.  Mainz-  und  K.  Co  Inischer  Erklärung 
mit  einander  eines  einhelligen  Schlusses  verglichen  haben  werden  ^). 

0  Zu  diesem  Schreiben  bemerkt  M,  v.  Crockow,  dem  der  österreichische 
Gesandte  in  Regensburg,  Volmer  eine  Abschrift  desselben  zugestellt  hatte, 
(Regensburg  19.  Juli  1660) :  «so  bei  mir  allerhand  Nachdenken  verursachet  oder 
mich  in  meiner  vorigen  Meinung  mehr  und  mehr  best&rket,  es  sei  nämlich  am 
Kaiserlichen  Hof  kein  Ernst  so  wenig  einen  Deputation-  als  gemeinen  Reichstag 
£u  halten,  sondern  gleichsam  per  oirculum  immerfort  uf  etliche  Jahre  ad  seram 


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Verlegung  der  Reicbsdepotation.  25 

Der  Kurfürst  an  Matthias  v.  Crockow.     D,  Cöln  a.  d.  Sp. 
9./[19.]  Juli  1660. 

[Befehl  von   Begeosbarg  zorückzukehren.] 

—  Ob  wir  zwar  befinden,  dass  die  zu  dem  R.  Deputationstage  ver- 19.  Jull. 
ordneten  Kaiser].  Commissarii  dahin  zielen,  dass  Ihr  Eure  Abreise 
einzustellen  und,  ehe  man  von  einander  ziehet,  vorerst  der  Eaiserl. 
Resolution  zu  erwarten,  so  sehen  wir  doch  hingegen  je  mehr  und 
mehr  schlechtere  Apparenz,  dass  die  zu  Frankfurt  anwesende  De- 
putirte,  zumal  nach  numehr  zwischen  allerseits  kriegenden  Parteien 
getroffenen  Frieden,  sich  von  dar  weg  begeben  und  zuRegenspurg 
einfinden  werden,  sondern  es  wird  auf  ein  ander  Expedient  zu  ge- 
denken sein.  Weil  nun  die  Kosten  nebenst  der  Zeit  vergeblich  an- 
gewandt und  dergleichen  noch  weiter  geschehen  wird,  so  verbleiben 
wir  noch  der  Meinung,  dass  Ihr  unterm  Prätext  einiger  Euch  ange- 
legener privatorum,  und  dass  Ihr  nicht  lange  auszusein  verhofftet  — 
zuforderst  bei  der  Kaiserlichen  und  dann  den  —  übrigen  Gesandt- 
schaften Abschied  nehmet  und  Eure  Rückreise  in  dem  Namen  Gottes 
fortsetzet.  Eine  andere  Person  dahin  zu  senden  finden  wir  bei  so- 
f  haner  Beschaffenheit  nicht  rathsam  *).  — 


osqoe  Posteritäten!  die  aliiie  abwesende  Abgesandten  affzubalten.  —  -  Zu  was 
Ende  oder  was  vor  occnlta  consilia  darunter  stecken,  kann  möglieb  das  Sieben- 
bürgiscbe  Wesen  and  dass  man  zavor  abwarten  wolle,  ob  man  mit  dem  Türken 
in  Güte  von  einander  kommen  könne  oder  nicht,  die  grosste  Consideration  sein. 
Ob  aber  der  anwesenden  Abgesandten  Cbnr-  und  Fürstliche  hohe  Herrschaft  so 
immerhin  mit  schweren  Kosten  einig  and  allein  I.  Kais.  M.  sn  gefallen  die  Ih- 
rigen alhie  so  vergeblich  werden  verbleiben  lassen,  solches  stehet  dahin. ** 

>)  Kf.  erneoert  (d.  Cöln  30.  JaIi/9.  Aagast  1660)  an  v.  Crockow  die  Weisang, 
sich  nach  Berlin  zurückzubegeben,  und  theilt  ihm  mit,  dass  er,  damit  inzwischen  in 
Regensburg  nichts  verabsäumt  werde,  den  Hof-  und  Kammergerichtsrath  Georg 
Friedrich  v.  Bors  teil,  der  sich  in  Kommission  zu  Baireuth  befinde,  beauf- 
tragt habe,  sich  dorthin  zu  begeben.  Derselbe  scheint  aber  dort  nicht  erschie- 
nen zu  sein,  weitere  Berichte  aus  Begensburg  sind  in  den  Akten  nicht  vorhanden, 
Kf.  entschuldigt  sich  bei  Markgraf  Georg  Alb  recht  von  Ans  p  ach  (d.  Cöln 
11./21.  Februar  1661),  dass  er  wegen  anderweitiger  Verhinderung  noch  zur  Zeit 
niemand  nach  Regensburg  abschicken  und  daher  auch  nicht  an  den  dort  zu  füh- 
renden Verhandlungen  zwischen  dem  Markgrafen  und  Kur  baiern  könne  theil- 
nehmen  lassen,  und  der  Gesandte  des  Markgrafen,  v.  Fühel,  meldet  dem  Kf. 
(d.  Begensburg  15.  März  1661),  allerseits,  namentlich  die  Kaiserlichen  und  Kur- 
bairischen  hätten  ihn  nach  der  Gesandtschaft  des  Kurfürsten  gefragt  und  war- 
teten noch  immer  mit  Verlangen  auf  dieselbe  in  der  Hoffnung,  dass  dann  auch 
die  tu  Frankfurt  Anwesenden  sich  in  Begensburg  einfinden  würden. 


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26  1*  VerhaDdltingeo  wegen  der  Garaotie  des  Friedens  etc. 

Der  Kurfürst  au  den  Kurfürsten  von  Oöln,  die  Herzoge  von 

Braunschweig    und   die  Landgrafen  von  Hessen -Cassel  und 

Darmstadt     D.  Cöin  a.  d.  Spree  3./[13.]  Juli  1660. 

[Anfrage  wegen  der  verabredeten  Zasammenkanft.] 

13.  Juli.  Er  fragt  an,  ob  nicbt  die  verabredete  weitere  ZQsammenkaDft  erfolgen 
solle,  and  bittet  Ort  und  Zeit  daza  za  bestimmen  nnd  ihre  Abgesandten 
vornehmlich  dahin  zn  instrnieren,  wie  der  Friede  exequiert,  erhalten  und  fer- 
nere Infractionen  desselben  abgewendet  werden  könnten. 


Augustus,  Christian  Ludwig  und  Georg  Wilhelm,  Herzoge  zu 

Braunschweig  und  Lüneburg  an  den  Kurfürsten 

D.  2L/[31.]  Juli  1660/) 

[Noth wendigkeit  des  Reichstages] 

31.  Jali.  Nachdem  inzwischen   der  Polnische  und  auch  der  Dänische  Frie- 

den zu  Stande  gekommen  sind,  wird  hoffentlich  die  daher  dem  Reiche  dro- 
hende Gefahr  jetzt  von  selbst  aufhören  nnd  desfalls  keine  weitere  Be- 
mühung bei  einem  oder  andern  Theil  von  nöthen  sei.  Wohl  aber  schwebt 
das  Reich  noch  wegen  in-  und  auswärtiger  Kriege  und  zu  besorgender  inner- 
licher Empörung  in  grosser  Gefahr,  im  Reiche  ist  garkeine  Anstalt  nnd  Ver- 
fassung vorhanden,  um  dasselbe  in  Sicherheit  zu  erhalten,  eine  solche  höchst- 
nöthige  Verfassung  kann  aber  nur  von  den  gesamten  Ständen  des  Reiches 
bei  dessen  allgemeiner  Versammlung  zustande  gebracht  werden,  sie  ersuchen 
daher  Kf.  auf  nachdrückliche  Mittel  und  Wege  zu  denken,  dadurch  die 
Wiederantretung  des  schon  weit  über  die  bestimmte  Zeit  erstreckten  Reichs- 
tages ')  unverzüglich  befördert  und  so  dem  Streit  und  der  Trennung  wegen 
des  Deputationsconvents  ein  Ende  gemacht  werde. 


0  Ein  Schreiben  äbolichen  Inhalts  richten  auch  die  Landgrafen  von  Hessen- 
Cassel  and  Darmstadt  an  Ef.  (d.  31.  Joli/lO.  August  1660). 

^  Der  zuerst  von  Kurcöln  angeregte  Gedanke,  den  Streit  über  die  Ver- 
legung der  Reichsdeputation  durch  Wiederberafung  des  Reichstages  zu  been- 
digen (s.  Qrössler  S.  11),  ist  nachher  mit  besonderer  Lebhaftigkeit  von  den 
braune chweigischen  Herzogen  aufgenommen  worden,  s.  die  Instruktion  Her- 
zog Christian  Ludwigs  für  seinen  Gesandten  in  Frankfurt  vom  21. /31.  Juli 
1659  (Köcher  I  8.654)  und  das  Schreiben  der  ausschreibenden  Fürsten  des 
niedertacbsischen  Kreises  an  den  Kaiser  vom  11. /21.  September  1661  (Diarium 
Europaeum  VI  S.  87). 


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ForderaDg  der  WiederberafaDg  des  Beichttages.  27 

Maximilian  Henrich,  Kurfürst  von  Cöln,  Augustus,  Christian 
Ludwig   und   Georg  Wilhelm,    Herzoge   von  Braunschweig, 
Wilhelm   und   Georg,   Landgrafen  zu  Hessen   an  den  Kur- 
fürsten D.  11.  August  1660. 

[auf   das  Schreiben   vom  3./ 13.  Jali.     Notbweodigkeit  der  Gommnoication  mit 

ihren  MitallüerteD.] 

Weil  die  Sachen  mit  der  veranlassten  Zasammenkonft  so  beschaffen  11.  Aug. 
sind,  dasB  darob  mit  ihren  übrigen  Mitalliierten  zn  communicieren  die  Noth- 
durft  erfordert,  so  werden  sie  diese  Commnnication  befördern  und  alsdann  sich 
gegen  Kf.  erklären,  sie  bitten,  diesen  nnumgänglicben  Verzug  nicht  übel 
ZQ  vermerken. 


Protocoll  was  zwischen  S.  Churf.  D.  zu  Brandenburg  ver- 
ordneten HH.  Commissarien,  dem  H.  Oberpräsidenten  Frei- 
herm  v.  Schwerin,  H.  Generalkriegscommissarius  v.  Platen, 
H.  Hoffmarschallen  v.  Canstein  und  H.  Cantzler  v.  Jena 
einestheils  und  dan  denen  Fttrstl.  Hessischen  H.  Hoffmar- 
schall vom  Hoff  und  H.  Cantzler  Vultejum  anderstheils  ge- 
handelt worden.^) 
1.  Conferenz  den  10.  December  1660  auf  dem  Hause  Sparenberg. 

[Die  Garantie.  Drobangen  der  Schweden.    Die  Türkengefahr.   Die  Postangeiegen- 
heit.    Beschwerde  über  die  Gesandten  in  Frankfurt.] 

Die  K.  brandenburgischen  erinnern  daran ,  dass  Hessen  und  an- 20.  Dec. 
dere  bei  dem  jüngsten  Kriege  unterschiedliche  Male  den  Kf.  ermahnt 
hätten,  mit  Schweden  billige  Tractaten  einzugehen,  und  dass  sie, 
damit  Kf.  deshalb  nicht  in  Gefabr  geriethe,  ihn  dergestalt  hätten  garantieren 
wollen,  dass  er  in  keiner  Unsicherheit  deswegen  stehen  sollte.  K. Cöln, 
Hessen,  Braunschweig  und  andere  hätten  durch  Ambassaden  es  auch 
solenniter  offerieren  lassen,  und  nachdem  mehrmals  darüber  conferiert  worden, 
wäre  man  so  weit  einig  geworden,  dass  es  nur  zu  weiterer  Zusammenkunft 
ausgesetzt  sei,  bei  welcher  die  Garantie  abgefasst  und  in  allen  Theilen  voll- 
zogen werden  sollte,  Kf.  hätte  nach  diesem  öfters  daran  erinnert,  dass  diese 
Garantie  zu  Werk  gebracht  werde,  es  wäre  aber  bis  dato  stecken  geblieben, 
er  wollte  den  Landgrafen  erinnern  lassen,  dieses  Werk  zur  Richtigkeit  zu 
befördern. 


1)  Diese  Zasammenkunft  mit  seinem  Schwager,  dem  Landgrafen  Wilhelm 
7on  ifeseen-Uassel  hielt  der  Kurfürst  auf  der  Dorcbreise  nach  Gleve,  wohin 
er  sich  im  December  (irrig  giebt  Diarium  Eorop.  VI  S.  127  den  26.  No- 
vember alt  den  Tag  seiner  Ankunft  in  Cleve  an)  begab,  nm  die  Verhandlungen 
mit  den  dortigen  Ständen  znm  Abscbluss  zu  bringen.    S.  Urk.  u.  Akt.  V  8.  939. 


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28  1-    VerhandluDgeD   wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Dabey  ist  vorgestellet  worden,  dass  Schweden  viele  Dräuungen 
wider  S.  Gbf.  D.  auch  nach  geschlossenen  Frieden  vernehmen  lassen, 
welches,  ob  es  schon  S.  Gbf.  D.  nicht  von  Gonsideration  zu  sein  ge- 
halten, so  wäre  es  dennoch  von  solchen  Personen  geredet,  die  nicht 
ausser  Gondition  seind,  gestalt  Graf  Schlippenbach')  gesagt,  sie  hätten 
nun  Frieden  gemacht,  wollten  denselben  auch  mit  allen  halten,  aber 
Sr.  Gbf.  D.  könnten  sie  es  nicht  schenken.  Andere  hätten  auch  der- 
gleichen Reden  gefahret  und  öffentlich  gesagt,  Moskau  habe  nichts, 
daran  sie  sich  erholen  könnten,  müssten  demnach  andere  suchen,  der- 
gleichen Briefe  dan  noch  itzo  alhier  eingekommen,  und  stelleten  die 
Schweden  die  Werbungen  noch  stark  fort. 

2)  Durch  den  Streit  wegen  des  Deputationetages  sei  bisher  die  Za- 
sammeDsetzuDg  der  Staude  verhindert.  Weil  aber  die  Gefahr  mehr  uud 
mehr  zunehme,  insonderheit  wegen  des  Türken  in  Siebenbürgen,  wel- 
cher Etark  armierte,  so  wünsche  Kf.,  dass  Kur-  und  Fürsten  bei  dieser  Zeit 
zusammentreten,  die  Gefahr  überlegen  und  anf  remedia  gedenken  möchten. 
Weil  man  vermeinte,  K.Mainz  habe  Nürnberg  vorgeschlagen'),  so 
zweifle  Kf.  nicht,  der  Landgraf  werde  helfen,  dass  der  Tag  an  einen  an- 
dern bequemen  Ort  verlegt  werde,  gestalt  Brannschweig  sich  desfalls 
auf  Hessen  referiert  hätte. 

3)  Gegenüber')  den  Eingriflfen  des  Grafen  Taxis  wegen  des  Post- 
meisteramts habe  Kf.  seine  und  der  anderen  Stände  Befugnis  eifrig  ver- 
fochten und  wünsche,  dass  der  Landgraf  mit  ihm  umtrete,  die  Posten  auf 
solche  Art  auch  in  seinen  Landen  zu  bestellen.  Die  Stadt  Dan  zig  oder 
der  König  in  Polen  wollte  auch  eine  Post  durch  des  Kf.  Lande  anlegen 
und  auf  Stettin  gehen  lassen  und  schiene  es,  dass  Schweden  ihnen  dar- 
unter zu  fügen  Sache.  Weil  es  aber  beschwerlich,  wenn  es  von  Auswär- 
tigen geschehen  sollte,  so  hoffe  Kf.  Hessen  werde  ihm  assibtieren,  er  wünsche 
auch  zu  vernehmen,  was  sie  vermeinten,  wie  Kf.  sich  zu  betragen  hätte, 
wenn  Schweden  sich  solches  Werkes  mit  Gewalt  unterfangen  wollte. 

4)  Kf.  beklagt  sich,  dass  die  zu  Frankfurt  snbsistierenden  Käthe  ihm 
den  gebührenden  TiteP)  entzögen,  und  ersucht  Hessen  dafür  zu  sorgen, 
dass  es  insküuftige  nicht  mehr  geschehen  möchte. 


0  Ueber  Schlippe nbachs  feiodtelige  Haitang  gegen  den  Rf.  und  die 
MacbioatioDeo  desselben  in  Polen  nacb  dem  Olivaer  Frieden  8.  Urk.  a.  Akt.  IX 
S.  7L78.  149  f.  182.202. 

')  Diesen  Vorschlag  Hessen  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Co  In  dem 
Kaiser  durch  den  von  diesem  an  den  ersteren  abgesendeten  Reichs vicekanzler 
V.  Waldendorf  machen,  b.  Köcher  I,  S.  297.  655. 

*)  Ueber  diese  PostangelegeDheit  s    Urk.  a    Akt.  IX  S.  12. 

♦)  S.  Urk.  u.  Akt.  VIII  8.568. 


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Znsammenkanft  mit  dem  Landgrafen  von  Hessen.  29 

2.  Conferenz.     11.  December  1600. 

[Die  Garantie.     Bmpfehlnng   des  Eintritts   des  Rf.   in   die  Rheinische  Allianz. 
Nothwendigkeit  der  Wiederberufung  des  Reichstages.    Die  K.  Pfalsische 

Ehesache.] 

Die  Hessischen  erkläreDi  sie  könnten  sich  auf  die  gestern  proponier- 21.  Dec. 
teu  Punkte  wegen  Mangelnng  einiger  nötbigen  Sachen  haoptsächlich  nicht 
einlassen,  erwidern  nnr: 

ad  1)  sie  hätten  öfters  wegen  der  Garantie  an  gehörigen  Orten  Erinne- 
rung gethan,  bis  dato  aber  wäre  nichts  geschehen  wegen  anderer  nnterlan- 
fender  Sachen,  so  es  gehindert,  sie  wollten  aber,  wenn  nöthig,  weitere  Er- 
innerung thun,  damit  eine  gewierige  Resolution  erfolge.  Die  Bedräuungen 
hätte  ihr  Fürst  mit  Bestürznng  vernommen,  glaubte  aber  dennoch,  dass  es 
die  Krön  Schweden  sich  annehmen  werde,  und  weil  es  nicht  dnrch  Par- 
ticuliersachen  zu  heben,  so  würde  Kf.  zu  rathen  sein,  mehr  auf  die  AUiance 
zu  reflectieren. 

ad  2)  Ihr  Fürst  zweifle,  ob  durch  Translation  des  Depntatioustages 
dem  Werk  zu  helfen  sei,  das  zulänglichste  Mittel  würde  sein  Reassumtion  des 
Reichstages,  jedoch  wenn  das  andere  zulänglicher  sollte  erachtet  werden, 
wollte  er  sich  gerne  conformieren. 

ad  3)  Graf  Taxis  gegenüber  wolle  ihr  Fürst  gern  für  der  Stände 
Gerechtsame  miteintreten.  Wie  er  wegen  des  Danziger  Eingrififs  dem  Kf. 
assistieren  könne,  fände  er  zwar  keine  Mittel,  würde  aber,  wenn  solche  an 
Hand  gegeben  würden,  sich  derselben  nicht  entbrechen. 

ad  4)  Hoflften  sie  nicht,  dass  das,  so  sie  bei  dem  Directorio  nicht  än- 
dern könnten,  ihnen  beigemessen  werden  sollte,  jedoch  wenn  an  Hand  ge- 
geben würde,  wie  der  Sache  zu  helfen,  wollten  sie  es  gern  thun. 

Sie  erinnern  dann  noch  wegen  Renovation  der  Erbverbrüderung,  ferner 
dass  Kf.  sich  zur  Interposition  in  der  K.  Pfälzischen  Ehesache  erboten, 
und  hoffen,  Kf.  werde  in  dieser  Angelegenheit  in  Entstehung  der  Güte 
femer  dem  Landgrafen  assistleren,  sie  hätten  schriftlich  abgefasst,  worauf 
die  Sache  jetzt  beruhe. 

Die  K.  brandenburgischen  erwidern: 

ad  1)  betreffend  die  Garantie  beruhe  die  Sache  nicht  auf  der  quaestio: 
an?  sondern  es  wäre  die  Garantie  offeriert  und  vom  Kf.  acceptiert  wor- 
den, und  mangelte  es  nur  daran,  dass  es  zur  Wirklichkeit  gebracht  würde. 
Was  sonst  erinnert  worden,  dass  es  besser  sei,  des  Reichs  Securität  festzusetzen 
oder  die  Rheinische  Allianz  nicht  ausser  Augen  zu  setzen,  so  habe  Kf. 
gleichfalls  die  Intention,  das  erstere  nicht  zu  lassen,  und  wenn  von  der 
Allianz  ihm  völlige  Nachricht  gegeben  würde,  wie  es  sich  gehöre,  so  wolle 
er  sich  der  Eintretnng  halber  so  erklären,  dass  man  spüren  sollte,  dass  er 
alle  Mittel  gebrauche,  so  zur  Ruhe  des  Reiches  dienlich  seien,  nur  begehre 
er,  dass  die  Completierung  der  Garantie  vorher  gehen  möge  und  von  dem 
Landgrafen  solches  bei  den  anderen  getrieben  werde.  Sollte  es  aber  länger 
verzögert   oder  difficultiert  und  Kf.  etwa  gezwungen  werden,   mit  Frem- 


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30  !•  VerbandlnogeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

den  solche  consilia  zo  ergreifen,  so  dem  Reiche  vielleicht  schaden  könnten, 
so  wollte  Ef.  de  innocentia  bedungen  haben. 

ad  2)  Kf.  Hesse  die  rationes,  ob  Reichs-  oder  Depntationstag  besser, 
dahin  stehen,  wollte  aber  den  Reichstag  wohl  belieben,  wenn  Hessen  ihn 
versichere,  auch  andere  dahin  disponieren  zu  könnent  dass  man  den  Reichs- 
tag nicht  mit  anderen  Dingen  subringen,  sondern  znforderst  von  der  Seen- 
rität  and  Befriedigung  des  Reiches  reden  wollte. 

ad  3)  verlangte  Kf.  von  dem  Landgrafen  nur,  was  derselbe  prästie- 
ren könnte,  dass  er,  wenn  Schweden  sich  der  Danziger  oder  Polen  an- 
nehmen sollte,  sich  in  Schreiben  seiner  annehmen  möchte. 

Sie  bedanken  sich  wegen  Commnnication  in  der  K.  Pfälzischen 
Sache,  wollen  dem  Kf.  davon  referieren. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold,     D.  Cleve  13.  Januar  1661. 

[Bericht  aber  die  VerhaDdlungen  mit  Hessen.] 
1661. 

13.  Jan.  Kf.  hat  anf  der  Reise  hieher  seinen  Schwager,  den  Landgrafen  von 
Hessen-Cassel  in  der  Grafschaft  Ravensberg  gesprochen  und  die 
Gelegenheit  benntzt,  mit  ihm  selbst  in  publicis  Unterredung  zn  pflegen  and 
anch  seine  bei  sich  habende  Räthe  mit  denen  jenes  in  Conferenz  treten  zn 
lassen  und  absonderlich  vorbringen  zu  lassen:  1)  Da  die  von  K.  Cöln, 
Hessen,  Braanschweig  and  anderen  während  des  schwedischen  Krieges 
ihm  angebotene  und  von  ihm  angenommene  Garantie  noch  nicht  zur  Richtig- 
keit gebracht  sei,  ihm  aber  viel  daran  gelegen  sei,  weil  ihm  allerhand 
schwere  Bedräunngen,  deren  sich  der  Graf  Sehlippenbach  gebrauchet, 
vorkämen,  so  ersnche  er  den  Landgrafen,  bei  den  anderen  das  Werk  su 
fördern,  damit  es  ohne  Säumnis  zustande  gebracht  werde  und  er  seine 
Mesures  danach  nehmen  könnte. 

2)  Da  bisher  durch  den  Streit  über  den  Depntationstag  die  vertrauliche 
Correspondenz  unter  den  Ständen  verhindert  sei,  so  dass  mau  nicht  insge- 
samt die  Sicherheit  des  Reichs  in  Acht  nehmen  könne,  jetzt  aber  dem 
Reiche  von  den  Türken  schwere  Gefahr  drohe,  so  wünsche  Kf.,  dass  alle 
Stände  gegen  eine  solche  Gefahr  sich  insgesamt  vereinigten,  dazu  sei  eine 
schleunige  Zusammenkunft  nöthig,  ihm  scheine  die  vorseiende  Deputation 
dazu  nicht  undienlich  zu  sein,  er  ersuche  daher  den  Landgrafen,  dieselbe 
seinerseits  nicht  länger  zu  divertieren  zu  suchen,  vielmehr  deren  Beförderung 
sich  angelegen  sein  zu  lassen,  zumal  da  Braunsehweig  sich  deshalb 
auf  Hessen  bezogen  hätte  und  auch  K.Mainz  dafür  halte,  dass  die  Depu- 
tation bequemer  an  einem  andern  Ort  als  zu  Frankfurt  anzustellen  sei. 

Der  Landgraf  habe  sich  darauf  nur  so  weit  herausgelassen:  ad  1)  er 
hätte  Erinnerung  gethan,  wegen  der  Garantie  eine  richtige  Antwort  abzu- 
fassen, dass  sie  noch  nicht  vollzogen  nnd  überschickt  wäre,  darfin  wäre  die 
Verzögerung  Ursache,  näheres  über  diese  Verzögerung  nnd  über  den  Inhalt 
der  Antwort  hätten  die  Hessischen  nicht  angeben  wollen,  nur  endlich  hätten 


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ZnsaininenkiiDft  mit  dem  Landgrafen  von  Hessen.  31 

sie  erklärt,  dass  die  oblatio  garantiae  nur  mit  gewissen  Bedingungen  und 
modificata  gewesen  und  dass  Kf.  zu  rathen  sei,  mehr  auf  die  Alliance  zu 
refleetieren,  ad  2)  den  Deputationstag  hielten  sie  für  kein  zulänglich  Mittel, 
das  Reich  in  guter  Harmonie  und  Sicherheit  zu  halten,  sondern  der  suspen- 
dierte  Reichstag  sei  mit  ehestem  wieder  zu  reassumieren.  Ef.  habe  erwidert, 
er  wolle  sich  kein  Mittel,  das  Reich  in  Sicherheit  zu  bringen,  und  also 
auch  nicht  eiuen  Reichstag  entgegen  sein  lassen,  wenn  der  Landgraf  ihn  nur 
versichere  und  auch  andere  dahin  disponiere,  dass  der  Reichstag  nicht  mit 
anderen  Dingen  zugebracht,  sondern  vor  allem  des  Reichs  Sicherheit  fest- 
gestellt werde.  Der  Alliance  halber  habe  er  erklärt,  wenn  nur  vorher  die 
pure  angebotene  und  acceptierte  Garantie  richtig  und  ihm  von  der  Alliance 
völlige  Nachricht  gegeben,  wolle  er  sich  dergestalt  erklären,  dass  jedermann 
daraus  verspüren  könne,  wie  er  alle  Mittel  zu  gebrauchen  begierig  sei, 
welche  zu  des  Reiches  Ruhe  und  Besten  dienlich  sein  könnten. 

So  ist  man  mir  doch  mit  einem  mehreren  nicht,  als  mit  einem 
gemeinen  guten  Erbieten  begegnet,  und  hat  dabei  eontestirt,  dads 
Heasen-Cassel  dergestalt  an  Schv^eden  nicht  hinge,  dass  es  darüber 
seine  Schuldigkeit  vergessen,  oder  mir  zu  einigem  Zweifel  Ursach 
geben  sollte,  auf  dem  Reichstag  wollte  es  äussersten  Vermögens  nach 
das  Seinige  thun,  und  das  würde  mir  Versicherung  genug  sein. 

Ob  nun  wohl  bis  dato  weder  wegen  der  Guarantie  noch  Alliance 
mir  einige  fernere  Nachricht  oder  Erklärung  zukommen,  es  auch  vor 
diesmal  mit  Hessen-Cassel  nicht  weiter  zu  bringen  gewesen,  so  ist  doch 
aus  der  gehaltenen  Conferenz  so  viel  zu  nehmen,  dass  sie  nunmehro 
nach  dem  gemachten  Frieden  die  vorbero  angebotene  Specialguarantie 
wieder  zurückzuziehen,  zu  der  in  Instrumento  pacis  und  anderen 
Reichssatzungen  paciscirten  aber  sich  zu  verstehen  schwerlich  gemeinet 
und  ihr  ganzes  Absehen   auf  einen  Reichstag  gerichtet  sei. 


Der  Kurfürst  an  den  Geheimenrath  Johann  v.  Portmann.  ^) 
D.  Cleve   15.  Januar  1661. 

[Brinoerung  an  E.  Cölo  wegen  der  Garantie.] 

Er  soll  E.  Cöln  auch  vortragen,  derselbe  werde  sich  erinnern,  dass  15.  Jan. 
er  nebst  den  Fürstlichen  Häusern  Braunschweig  und  Hessen  und  an- 

*)  Portmann  war  vom  Ef.  an  den  Enrfursten  von  Coln  geschickt  wordeoi 
am  laut  seiner  Instraktion  (d.  Cleve  12.  Januar  1661)  denselben  zu  bewegen,  in 
der  Wied sehen  Streitsache  mit  Enrpfalz  (s.  darüber  die  Einleitung  zu  Ab- 
schnitt 2)  den  Forderungen  des  letzteren  nachzugeben,  und  ferner  um  die  An- 
sieht desselben  darüber  zu  vernehmen,  was  angesichts  der  Turkengefahr  dem 
Kaiser  zn  rathen  sei.    Der  Kf.  sandte  ihm  dann  diese  weitere  Instruktion  nach. 


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32  1*  Verbandlangen  wegen  der  Oaraotie  des  Friedens  etc. 

deren  während  des  schwedischen  Krieges  den  Ef.  durch  Schreiben  and  meh- 
rere Schickungen  zu  einem  billigen  Vergleich  mit  Schweden  angemahnt  und 
dabei  auf  erfolgten  Frieden  den  Kf.  so  zu  garantieren  versprochen,  dass 
derselbe  sich  keines  Widrigen  von  Schweden  oder  jemand  anders  2u  be- 
fahren haben  solle,  dass  Kf.  die  offerierte  Garantie  angenommen  und  dass 
man  allerseits  so  weit  einig  gewesen,  dass  es  nur  an  der  Abfassung  noch 
ermangelt  habe.  Wie  Kf.  nun  durch  Beförderung  des  Friedens  K.Oölns 
und  der  mitnegotiierenden  Fürsten  Begehren  erfüllt,  so  hätte  er  auch  erwartet, 
dass  jene  ihrerseits  ihrem  Versprechen  nachkommen,  die  Garantie  in  Rich- 
tigkeit bringen  oder  wenigstens  ihn  mit  einer  beständigen  und  deutlichen 
Resolution  würden  versehen  haben.  Da  aber  unerachtet  seines  £rinnern8 
dieses  alles  nicht  geschehen,  ihm  aber  merklich  daran  gelegen  sei,  dass  er 
in  dieser  Sache  Gewissheit  habe,  so  ersuche  er  K. Cöln  dem  Versprechen 
förderlichst  nachzukommen,  zumal  es  ein  mehreres  nicht  wäre,  als  zu  wel- 
chem ohnedem  ein  Mitkurfürst  und  Stand  dem  andern  sowohl  aus  dem  Ver- 
ein als  lostrumento  pacis  und  anderen  Reichssatzungen  verbanden.  Sollte 
man  die  Sache  difficultieren  oder  gar  weit  von  sich  werfen  wollen,  so  soll 
er  dagegen  gehörige  remonsirationes  thun. 


K.Cölnische  Resolution  auf  des  v.  Portmann  Anbringen. 
Signatum  Bonn  18.  Januar  1661. 

[Bereitwilligkeit  die  Garantie  zn  leisten  und  eine  neue  Zaeammenknnft  deswegen 
za  beschicken.     Die  Türkengefabr.] 

18.  Jan.  K.  C  ö  l  n  erinnert  sich  sehr  wohl ,  was  für  eine  Erklärung  in   seinem 

und  der  Fürstl.  Häuser  Braunschweig  und  Hessen  Namen  der  Parti- 
culargarantie  halber  gegen  Kf.  geschehen  sei,  er  hat  auch  nach  Abschluss 
des  Friedens  bei  jenen  Fürstl.  Häusern  und  den  übrigen  in  der  engeren 
Correspondenz  stehenden  Kur-  und  Fürsten  wegen  Prästation  derselben  Er- 
innerung gethan,  was  darauf  insgesamt  für  gut  angesehen,  werde  Kf.  aus 
der  in  seinem  und  beider  Fürstl.  Häuser  Namen  abgegebenen  Antwort  vom 
29.  Novembris  ersehen.  Sobald  Kf.  darauf  seine  Gedanken  inbetreff  der 
in  Vorschlag  gekommenen  Zusammenschickung  ofiPenbaren  werde ,  sei  er 
erbietig,  die  Seinigen  dazu  abzuschicken  und  ihnen  solche  Instruktion  zu 
ertheilen,  dass  daraus  seine  zu  Kf.  stets  tragende  Affection  zu  verspüren 
sein  solle. 

Anlangend  das  Türkische  Unwesen,  so  gehe  auch  K.  Cöln  dasselbe 
tief  zu  Herzen,  er  höre  auch,  dass  der  Kaiser  nirht  ausser  Apprehension 
sei  und  an  die  Kurfürsten  und  die  vornehmsten  Fürstlichen  Häuser  Gesandte, 
um  schleunige  Assistenz  nachzusuchen,  abschicken  wolle.  Er  glaube, 
dass  ein  fruchtbarer  Schluss  nicht  wohl  ohne  Unterredung  und  Beliebung 
gesamter  Kurfürsten  und  Stände  herauskommen  werde,  sobald  er  vernommen 
haben  werde,  was  die  Kaiserlichen  Abgesandten  deswegen  vorbringen  wür- 
den, werde  er  mit  Kf.  weiter  communicieren. 


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SeDdaog  v.  Portmanns  an  Karcöln.  33 

Kaiser  Leopold  an  deu  Kurfürsten.    D.  Wien  8.  Februar  1661. 

[auf  des  Kf.  Schreiben  vom  13.  Janaar.    Der  Depatationstag  soll  sich  in  Augs- 

barg  versammeln.) 

Dank  dafür,  dass  Kf.  sich  bemüht  bat,  den  Landgrafen  von  Hessen-  8.  Febr. 
Cassel  znr  Einwillignng  in  die  Reassumption  des  Depntationstages  an  einem 
dritten  Orte  zu  bewegen.  Er  selbst  ist  mit  dem  Vorschlag  de  loco  tertio 
sehr  einverstanden  und  hat  seine  Gesandten  in  Regensbnrg  in  eventum 
dahin  instruiert,  wenn  die  dort  anwesenden  Kur-,  Fürsten  nnd  Stände  auch 
damit  zufrieden,  und  die  zu  Frankfurt  subsistierenden  Stände  die  Stadt 
Augsburg  pro  loco  tertio  gleichfalls  beliebten,  ebenfalls  für  diesen  Ort 
sich  zu  entscheiden.  Sollte  es  znm  Einverständnis  darüber  kommen,  so 
könnte  das  Werk  ohne  Zeitverliernng  zu  Stande  gebracht  und,  bis  man 
zu  einem  Reichstag  füglich  gelangen  könne,  mit  der  Deputationshandlung 
contiuuiert  und  dabei  nicht  nur  die  dazu  gehörigen  Materien  erörtert  son- 
dern auch  dasjenige  mit  beobachtet  werden,  was  die  Sicherheit  des  Rei- 
ches bei  dieser  je  länger,  je  mehr  überhand  nehmenden  Türkengefahr 
weiter  erfordern  wird.  Kf.  werde  seine  zu  Abwendung  dieser  Türkengefahr 
führenden  sorgsamen  Gedanken  und  warum  hierzu  für  diesmal  ein  Reichs- 
tag nicht  zulänglich  sei,  von  dem  an  ihn  abgeordneten  Reichshofrath  nnd 
Obristen,  Claudio  Grafen  von  Colalto^)  bereits  vernommen  haben'). 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  13.  April  1661. 

[Feindliche  Absichten  der  Schweden  gegen  Bremen.    Gutachten  der  Karfärsten.] 

Da  ihm  fast  von  allen  Seiten  Zeitung  eingekommen,  dass  Seh  we den  13.  April, 
die  Stadt  Bremen  mit  Heeresmacht  angreifen  wolle,  angeblich  unter  dem 
Vorwande,  weil  sie  ihm  als  Reichsstadt  den  Homagialeid  geleistet '),  so  hat 

0  üeber  GolaltoB  Sendung  an  den  Kf.  (Ende  Januar  1661)  s.  unten  die 
Einleitung  zu  Abschnitt  5. 

^  Kf.  fordert  darauf  (d.  Cleve  26.  Februar  1661)  sowohl  den  Landgrafen 
von  Hessen  als  auch  die  braunschweigischen  Herzoge  auf,  nachdem  Wunsche 
des  Kaisers  die  Verlegung  der  Reichsdeputation  an  einen  dritten  Ort  zu  beför- 
dern. Landgraf  Wilhelm  (d.  Cassel  2./12.  März  1661)  erwidert,  da  nachgehends 
die  Laufte  sich  geändert  und  die  Türkengefahr  sich  vermehrt  habe,  so  dürfe 
man  sich  nicht  mit  Translation  des  Deputationstages  aufhalten,  sondern  müsse 
den  Kaiser  ersuchen,  sofort  den  Reichstag  zu  reassumieren.  Das  gleiche  fordern 
die  braunschweigischen  Herzoge  (d.  13./23.  Mai  1661),  doch  erklären  sie 
sich  bereit,  in  die  vorherige  Verlegung  der  Deputation  an  einen  dritten  Ort  zu 
willigen ,  dafern  diese  ,in  ordine  ad  comitia  und  zur  Beförderung  derselben  an- 
gesehen*, und  ihre  Gesandten  dorthin  zu  schicken,  wenn  auch  andere  zu  Frank- 
furt Versammelte  das  gleiche  thäten. 

^  Ueber  diese  Streitigkeiten  der  Schwedischen  Regierung  mit  Bremen 
und  die  damals  von  der  erstoren  gegen  die  Stadt  verübten  Gewaltthätigkeiten 
8.  Duutze,  Geschichte  der  freien  Stadt  Bremen,  lY,  S.  133 ff.  und  unten  die 
Einleitung  zu  Abschnitt  14. 

Mater,  x.  Oescb.  d.  Q.  Kurfürbteo-    XI.  3 


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34  1*  VerhandlangeD  wegen  der  Qarantie  des  Friedens  etc. 

er  sich  entsch1osse4i,  dem  ganzen  Enrfürstlichen  Collegiam  davon  Mitiheilang 
zn  machen  nnd  dasselbe  zn  ersochen,  ihm  seine  Gedanken  darüber  zn  er- 
öffnen, er  giebt  dem  Kf.  in  antecessnm  davon  Nachricht,  damit  er  nm  so 
reiflicher  überlegen  könne,  wie  dieser  drohenden  Gefahr  und  allem  ferneren 
Unheil  im  Reich  abzuhelfen  sei. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D,  Cleve  4.  Mai  1661. 

[auf  das  Schreiben  vom  13.  April.    Bedrohliche  Nachrichten  aber  Schwedens 
Absichten,  Yorkebrangen  dagegen.] 

4.  Mai.  Er  theilt  dem  Kaiser  abschriftlich  mit,  was  ihm  nicht  allein  über  die  Ab- 

sichten Schwedens  von  gewisser  Hand  zugekommen,  sondern  wie  er  auch  ab- 

^  sonderlich  gewarnt  worden  ist.  ^)    Er  will  nicht  hoffen,  dass  dieses  wahr  sei, 

doch  will  er  sowohl  seine  Sachen  in  Acht  nehmen,  als  auch  alles  thnn  und 
beitragen,  was  znr  Erhaltnng  der  Rnhe  im  Reiche  dienen  kann.  Wenn  ihm 
von  seinen  Mitknrfürsten  das  kaiserl.  Schreiben  nebst  der  Vorhergehenden 
Bedenken  commnniciert  werde,  werde  er  sich  weiter  erklären,  bittet  anch 
den  Kaiser,  ihm  inzwischen  seine  Meinung  zn  eröffnen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz  .^)    D.  Cleve 

14.  Mai  1661. 

[Mittel  zur  Anfrecbterhaltang  der  Securität  des  Reiches.] 

U.  Mai.  Er  hätte  gewünscht,  dass  K.Mainz  ihm  seine  Meinung  mitgetheilt 
hätte,  er  selbst  verharrt  bei  der  Meinnng,  dass  kein  besseres  —  Mittel 
sei,  das  h.  Rom.  Reich  in  seinem  Wohlstand  und  Securität  —  zu  ma- 
nuteniren,  denn  durch  rechtschaffene  einmüthige  Zusammensetzung  der 
sämtlichen  Glieder  und  des  Hauptes,  und  ob  sich  wohl  diesem  —  prin- 
cipio  bis  dato  viele  Widerwärtigkeiten  entgegengesetzet,  so  hoffe  ich 
doch,  Gott  werde  die  Sache  endlich  dergestalt  richten,  damit  das  irrige 
Deutschland  seine  bekannte  Mängel  und  Gebrechen  dermaleins  bereue, 
Haupt  und  Glieder  in  guter  Conferenz  —  flir  den  Riss  zu  rechter 
Zeit  treten  und  die  von  Gott  verliehene  Glorie  und  Kräfte  erkenne. 


')  S.  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  243.  Nach  einer  Bemerkang  in  dem  Geheimenraths- 
Protokoll  vom  3.  Mai  hatte  der  Karforst  dieses  warnende  Schreiben  von  dem  frü- 
her als  Gesandter  des  Königs  von  Dänemark  zu  ihm  abgeschickten  v.  Ahlefeld 
(s.  Urk.  a.  Akt.  VIH  S.  591  ff.)  aus  Flensburg  erbalten. 

^  Antwort  auf  ein  Schreiben  des  Karfürsten  von  Mainz  vom  26.  April,  in 
welchem  derselbe  den  Kf.  von  dem  Kaiserlichen  Schreiben  inbetreff  der  Bre- 
mischen Angelegenheit  benacbrichtigt  hatte. 


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Drohende  Absichten  Schwedens  gegen  Bremen.  35 

£r  zweifelt  nicht,  E.Mainz  werde,  wie  bisher,  seine  Sorgfalt  allein  zn  Er- 
haltung nnd  Bestätigong  des  deutschen  Friedens  anwenden,  er  hofft  auch 
nicht,  dass  jemand  zu  nenem  Kriege  Ursache  geben  wolle.  Sollte  aber  dem 
R.  Reich  etwas  Widriges  begegnen,  so  wüssten  der  Kaiser  und  alle  Stände, 
dass  er  sich  niemals  dem  entzogen  alles  zu  thun,  wozu  ihn  Vaterlandsliebe, 
sein  Amt,  die  Reichsconstitutionen ,  der  Westfälische  Friede  und  andere 
dergleichen  yincula  verbinden. 


Resolntio^)  auf  die  vom  E.  Cölnischen  Abgesandten  Grafen 

von  Fürstenberg  bei  der  Conferenz  proponirte  Punkte. 

[Cleve  16.  Mai  1661.] 

1)  wegen  Unterhaltung  guten  Vertrauens;  darzu  seind  S.  Chf.  D.  16.  Mai. 
bereit  nnd  wollen  nichts  unterlassen,  was  darzu  dienlich  sein  würde. 

Schickung  nach  Beyern. 

2)  E.Coln  meinte  hochnöthig,  dem  Kaiser  Hülfe  contra  Turcam 
zu  senden:  wie  die  Hülfe  universal  zu  machen? 

Rs.    Müsste  durch  einen  Reichstag  geschehen. 

E.Coln  mochte  desfalls  an  den  Kaiser  mit  einem  bescheidenen 
Schreiben  suchen,  S.  Chf.  D.  wollten  für  sich  in  modum  consilii  auch 
schreiben. 

3)  Wegen  der  Schweden  Vorhaben  auf  Bremen'),  bittet  S. 
Chf.  D.  Meinung  und  Bedenken,  K.  Cöln  wollte  thun,  was  J.  P.  ver- 
möchte. 

Ob  nicht  E.  Cöln,  Maintz  etc.  an  Schweden  schrieben,  sie  hätten 
yemommen,  dass  sie  im  Reiche  etwas  moviren  wollten,  und  sie  dehor- 
tirten  davon  abzustehen. 

4)  dass  bei  dem  Reichstage  punctus  securitatis  der  erste  sein 
sollte. 

5)  dass  besser  wäre,  Völker  als  Geld  dem  Kaiser  zu  schicken. 

6)  Wann  es  sollte  zum  Bruch  kommen,  dass  das  Directorium 
über  die  Armee  einem  ChurfÜrsten  ohne  Ansehung  der  Religion  ge- 
geben werden  solle. 

7)  Wegen  Hildesheim,  so  sich  zur  Türkenhülfe  nicht  verstehen 
wollen,  weil  kein  Reichstag  oder  Kreistag  noch  nicht  ausgeschrieben. 

8)  Ob  S.  Chf.  D.  belieben  die  Zusammenkunft  zu  Cöln:  quod  hie. 
Was  daselbst  zu  proponiren:  Garantie. 

0  Uietelbe  liegt  dem  Geheimenrathsprotokoll  vom  16.  Mai  bei. 
*)  8.  oben  S.  33f. 

3* 


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36  !•  VerhaDdlnDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

9)  Wie  die  Churf.  Präeminenz  zu  erhalten  und  die  alten  Fürsten 
von  den  neuen  zu  unterscheiden. 

S.  Chf.  D.  wollen  sich  quoad  primum  engagiren,  wie  es  die 
Noth  erforderte. 

Auch  quoad  secundum,  möchte  seine  Gedanken  eröffnen,  S.  Chf. 
D.  wollten  ihm  conformiren. 

10)  Beschwer  wider  das  Cammergericht  zu  Speyer  und  Reichs- 
hofrath.  Ob  Ch.  Cöln  und  S.  Ch.  D.  desfalls  an  das  Cammergericht 
ein  Gesamtschreiben  abgehen  lassen  wollten,  zu  vernehmen. 

Wegen  des  Reichshofraths  an  den  Kaiser  zu  schreiben. 

11)  Von  den  G.  Staaten  und  wegen  Rheinberg*),  ob  S.  Chf. 
D.  durch  H.  Copessen  sich  wollten  der  Sache  annehmen  und  gute 
ofßcia  thun,  wollte  es  rasiren  lassen. 

Rs.  S.  Chf.  D.  wollen  die  Sache  durchsehen  lassen. 

12)  Ob  wegen  der  Religion  in  GOlichschen  und  Clevischen  etc. 
Landen*)  ein  Gewisses  zu  vergleichen. 

S.  Chf.  D.  sind  zufrieden,  dass  die  Commission  ihren  Fortgang 
nehme. 

13)  Wegen  der  Titulatur,  wollte  Durchleuchtigster  geben,  S.  Chf. 
D.  auch  dergleichen  thun. 

14)  ein  Bedienter,  der  im  Cölnischen  10000  Thaler  gestohlen, 
abfolgen  zu  lassen,  weil  er  in  S.  Chf.  D.  Landen  sein  sollte.  Fiat 
gegen  gewöhnlichen  Revers. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  18.  Mai  1661. 

[Bericht  über  die  Eroffnnngeo  Furstenbergs.    Rath  K.  CoIn  rreaodlich  entgegeo- 

zakommen.] 

18.  Mai.  Er  theilt  ihm  mit,  was  K.Oöln  darch  seinen  Geheimenrath  Graf  Franz 
Egon  7.  Fürstenberg  bei  ihm  dieser  Tage  anbringen  lassen.  K.  Cöln 
habe  contestiert,  dass  ihm  an  nichts  mehr  gelegen,  als  an  Erhaltung  von 
Roho  und  Frieden  im  Reiche,  dass  er  sich  auch  dem  Kaiser  gegenüber  zu 
aller  möglichen  Hülfe  gegen  den  Türken  erboten  habe  und  es  anch  in  der 

>)  Ueber  die  damaligen  darch  Eingriffe  der  Holländer,  welche  in  Rhein- 
berg eine  Besatzang  hatten,  in  die  Verwaltung  dieser  dem  Karfürsten  von  Cöln 
gehörigen  Stadt  veranlassten  Streitigkeiten  s.  die  im  Oiarinm  Europ.  VI 
S.  358  ff  und  danach  bei  Londorp  VIII  S.  739  ff.  abgedruckten  Aktenstücke. 

')  S.  darüber  M.  Lehmann,  Preussen  und  die  katholische  Kirche  I  S.  60f. 
und  unten  Abschnitt  8  über  die  Verhandlungen  mit  Pfalzneuburg. 


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Graf  PürBtenberg  io  Berliu.  37 

That  bezeugen  wolle,  aber  er  gestehe,  dass  er  nicht  glaabe,  dass  dieser 
und  anderen  Sachen  durch  eine  pariicnlar  und  separierte  Hülfe  geholfen 
werden  könne,  sondern  es  dürfe  dem  Kaiser  nicht  länger  zu  widerrathen 
sein,  sich  zur  Berufung  eines  Reichstages  zu  eutschliessen ,  es  könnte  ja 
vorher  unter  den  Correspondierenden  festgesetzt  werden,  dass  man  auf  dem 
Reichstage  keinen  anderen  Punkt  vornehmen  wolle  und  solle,  ehe  der  punctus 
securitatis  seine  Richtigkeit  hätte  und  vollkommentlich  eingerichtet  wäre. 
Ferner  wären  ihm  die  Zeitungen  wegen  der  neuen  Bremischen  Unruhe  sehr 
zu  Herzen  gegangen,  weil  er  aber,  wenn  es  sich  berichtetermassen  verhalten 
sollte,  die  Sache  und  die  Mittel  hell  und  klar  im  Instrumento  pacis  befinde, 
so  hielte  er  auch  nicht  für  nöthig,  dass  man  sich  darüber  viel  zu  bedenken 
habe,  nnd  wolle  er  dem  Kf.  zu  solchem  Ende  commuuicieren,  wie  er  sich 
dieses  Punktes  halber  gegen  den  Kaiser  erklärt  habe.  Endlich  weil  Kf.  in  seiner 
Antwort  sich  dahin  verlauten  lassen,  dass  ihm  eine  Zusammenschickung 
seiner  mit  K.Cölns,  des  Hauses  Braunschweig  und  Hessens  Räthen 
nicht  entgegen,  sondern  er  dazu  geneigt  wäre,  so  erklärte  jener,  Kf.  möchte 
der  Meinung  bleiben  und  versichert  sein,  dass  K.Cöln  nichts  mehr  desi- 
deriere,  als  zu  des  Kaisers  und  dessen  Assistierender  Interesse  cooperie- 
ren  zu  helfen.  Kf.  hat  selbbt  den  Grafen  von  Fürstenberg  mit  Fleiss 
sondiert,  hat  aber  nichts  anders  vernehmen  oder  penetrieren  können,  als 
dass  dasjenige,  was  er  vorgebracht,  recht  gemeinet.  Kf.  hat  sich  erboten, 
darüber  noch  weiter  mit  dem  Kaiser  zu  communicieren,  und  hat  erklärt, 
K.Cölns  Meinung  sei  ihm  sehr  angenehm,  er  halte  für  nöthig)  darüber 
auch  mit  anderen  sich  zu  unterreden,  er  zweifle  nicht,  der  Kaiser  werde 
wenn  K.Cöln  ihn  so  versichere,  kein  Bedenken  haben,  den  von  etlichen  so 
sehr  getriebenen  Reichstag  länger  zu  verschieben.  Kf.  glaubt,  es  würde 
zu  des  Kaisers  Bestem  dienen,  wenn  derselbe  nunmehr  K.  Cöln  wohl  mes- 
nagieren  und  dadurch  befördern  wolle,  dass  auch  andere  herangezogen  und 
den  übrigen  der  bisherige  Prätezt  benommen  werde,  und  dass  man  suche 
durch  allerhand  Mittel  gegen  die  sogenannten  Alliierten  sich  dergest-ilt  zu 
bezeigen,  damit  auf  allen  Fall  der  Unglimpf  auf  ihrer  Seite  bleibe.  Seine 
Intention  hiebei  sei  keine  andere,  als  dass  sie  sich  zur  special  Garantie  des 
deutschen  Friedens  verbündeten,  daferne  sie  aber  andere  Gedanken  und  Des- 
seins  führten,  so  werde  man  dasselbe  nicht  besser  penetrieren  können,  als 
bei  einer  Conferenz. 

Kf.  hat  den  vom  Kaiser  an  ihn  abgefertigten  Residenten  im  Haag 
FriquetO  empfangen,  derselbe  wird  berichtet  haben,  dass  Kf.  dasjenige, 
was  er  desideriert,  schon  gethan  habe. 


1)  Ueber  dessen  Seodoog  an  den  Kf.  b.  Urk.  a.  Akt.  IX  S.  245. 


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3g  1.  VerhandlaogeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Laxenburg 
14.  Juni  1661/) 

[auf  das  Schreiben  vom   18.  Mai.    Biliignng  der  verabredeten  Zasammenkanft; 
Reichs-    and  DepaUtionstag.     Bereitwilligkeit  K.  Cöin    freandiich  entgegenzu- 
kommen.] 

14.  Juni.  Dank  für  die  Mittheilung  und  treu  gemeinte  Expectoratioo.  Er  ist 
mit  der  von  dem  Kf.  veranlassten  Zasammenschickung  einverstanden,  ebenso 
dass,  wenn  von  den  sogenannten  Alliierten  abseitige  Meinung  geführt 
würde,  man  sich  gegen  dieselben  gleichwohl  also  bezeige,  damit  auf  allen 
Fall  der  ünglimpf  auf  ihrer  Seite  bleibe,  er  zweifelt  nicht,  Kf.  werde  ent- 
sprechend seiner  jüngst  an  K.  Mainz  erlassenen  Erklärung')  seine  Abgesand- 
ten hauptsächlich  dahin  instruieren,  dass  die  Sicherheit  des  Reiches  nur 
durch  rechtschaffene  eiumüthige  Zusammensetzung  der  sämtlichen  Glieder 
mit  ihrem  Haupte  ohne  Einmischung  fremder  Potentaten  und  Händel  auf- 
recht erhalten  werden  könne.  Betreffend  die  Frage  wegen  des  Reichstages 
werde  Kf.  aus  des  Kaisers  Schreiben  vom  14.  Mai  ersehen  haben,  dass  der- 
selbe bereit  sei  einen  Reichstag  zu  berufen,  wenn  man  mit  der  Deputations- 
handlung in  loco  tertio  nur  solange  verfahren  werde,  bis  die  zum  Reichs- 
tage gehörigen  Materien  soweit  vorbereitet  seien,  dass  er  etwas  zuverlässiger 
die  Mass  nehmen  könne,  auf  was  für  einen  Termin  er  denselben  ansetzen 
solle.  Er  werde  nicht  unterlassen  K.Oölns  gegen  ihn  contestierte  treuher- 
zige Affection  zu  cultivieren.    Wie  er  gegen  Kf.  mit  Dank  zu  erkennen  habe, 


0  Zugleich  mit  diesem  erhielt  der  Kf.  auch  ein  früheres,  auch  an  andere 
Kurfürsten  gerichtetes  Schreiben  des  Kaisers  (d.  Lazenburg  14.  Mai  1661,  die 
Ausfertigung  desselben  für  Kurcöln  und  Kurpfalz  ist  Diarium  Europ.  VII 
S.  103  und  Londorp  VIII  S.  769  abgedruckt),  in  welchem  sich  derselbe  dar- 
über beklagt,  dass  ein  Theil  der  Reichsstande  sein  an  sie  besonders  gerichtetes 
Hulfsgesuch  so  ausdeuten  wolle,  als  wolle  er  ihnen  auf  solche  Weise  das  jus 
snffragii  nehmen,  und  dass  diese  daher  desto  eifriger  auf  Wiederberufüng  des 
Reichstages  drängten.  Er  habe  durch  den  an  Kurmainz  abgeschickten  Reicbs- 
vlcekanzler  diesem  vorstellen  lassen,*  warum  er  unter  den  jetzigen  Verhältnissen 
einen  Reichstag  auszuschreiben  nicht  für  nothig  halte,  und  denselben  auffordern 
lassen,  den  Deputationstag  nach  Augsburg  möglichst  bald  auszuschreiben,  mit 
der  Versicherung,  dass  dort  auch  praeliminariter  von  dem  gehandelt  werden 
solle,  was  zur  Beförderung  des  Reichstages  dienen  könne,  und  dass  er,  wenn 
er  von  den  Reichsst&nden  die  Versicherung  erhalten  würde,  dass  man  ohne  Weit- 
läufigkeit zum  Reichstage  gelangen  konnte,  einen  solchen  alsbald  ausschreiben 
wolle.  Kf.  möge  den  Standen,  welchen  jene  Einbildung  gemacht  worden,  als 
wolle  er  ihnen  das  jus  suffragii  nehmen  und  dem  Reichstage  entfliehen,  diese 
Gedanken  benehmen  und  sie  versichern,  dass,  wenn  jener  Deputationstag  nur 
wenige  Monate  im  Schwange  sein  werde,  so  dass  der  Kaiser  zuverlässiger  be- 
stimmen könne,  auf  welchen  Termin  der  Reichstag  anzusetzen  sei,  er  es  an 
der  Ausschreibung  eines  solchen  nicht  werde  ermangeln  lassen. 

>)  S.  oben  S.  34  das  Schreiben  des  Kf.  an  Kurmainz  vom  14.  Mai  1661. 


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DepntatioDstag  und  Reichstag.  39 

dasB  derselbe  alle  seine  actiones  zu  Solidierang  ihres  beiderseitigen  Inter- 
esses dirigiere,  so  werde  auch  er  selbst  nichts  unterlassen,  was  zu  diesem 
Zweck  immer  mehr  würde  erspriessen  können. 


Kurfürst  Johaon  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  St  Martinsburg  15.  Juni  1661/) 

[Bereitwilligkeit  die  Sicherheit  des  Reiches  aurrechtzaerhalteo  and  dem  Kf.  za  15.  Jaoi. 
assistieren,  die  Rheinische  Allians.] 

Er  hofft  nicht,  dass  jemand  von  den  Auswärtigen  das  Vaterland  zu 
beunruhigen  beabsichtige,  sollte  es  geschehen,  so  wird  aach  er  mit  Rath 
oiid  That  zu  allem  beitragen,  was  zu  dessen  Abwendung  dienen  könne,  er 
wird  nicht  ermangeln,  deswegen  mit  dem  Kf.  zu  commnnicieren,  und  wenn 
dieser  selbst  wider  den  Reichsfrieden  angefochten  werden  sollte,  ihm  nach 
aller  Möglichkeit,  wie  er  es  auch  von  ihm  reciproce  erwarte,  wirklich  zu 
assistieren.  Gerade  zur  Erhaltung  des  Friedens  hat  er,  bis  man  sich  auf  nächst- 
künfrigem  Reichstage  einer  allgemeinen  Garantie  und  Reichssecurität  ver- 
gleichen möge,  die  zwischen  ihm  und  anderen  Kronen  und  Reichsständen 
aufgerichtete  Allianz  für  das  beste  und  sicherste  gehalten  und  daher  auch 
bisher  dabei  als  einem  in  dem  Friedensschluss  und  den  Reichssatzungen  ge- 
gründeten und  zu  niemandes  Offension,  sondern  allein  sich  wider  alle  un- 
billige Gewalt  zu  schlitzen  angesehenen  Mittel  beharrt. 


Instructio,  wonach  sich  unsere  ....ClausErnstv.  Platen 

and  Raban  v.  Canstein  bei  der  zwischen  uns  und  K.  Cölns 

Ld.,  auch  denen  fürstlichen  Häusern  Braunschweig  und  Hessen 

in  der  Stadt  Co  In  angesetzten  Conferenz  zu  achten. 

D.  Cleve  20.  Juni  1661. 

[Peststellang  der  Garantie.    Kf.  ist  nicht  geneigt,  der  Rbeiniechen  Allianz  bei- 

zatreten.] 

Zweck  der  Zusammenkunft  ist  zu  überlegen,  wie  der  im  Reich  erlangte  20.  Jaoi. 
Friede  erhalten,   insonderheit  die  von  jenen  Fürsten  dem  Kf.  angebotene 


0  Auf  ein  Schreiben  des  Kf  vom  4.  Juni,  in  welchem  dieser  in  der  Haupt- 
sache die  in  dem  Schreiben  vom  14.  Mai  (S.  34)  ausgesprochenen  Gedanken 
wiederholt  hatte. 

^  Karcöln,  die  drei  Herzoge  von  Braunschweig  and  die  zwei  Land- 
grafen von  Hessen  hatten  (18.  Mai  1661)  den  Kf.  zur  Beschickang  einer  Zu- 
•ammeDkunft  in  Goln  am  14./24.  Juni,  worüber  auch  schon  Graf  Fürstenberg 
in  Berlin  (s.  oben  S.  35  f.)  verhandelt  hatte ,  eingeladen.    Es  erschienen  dort  als 


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40  1*  VerhandlangeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Garantie  prästiert  and  auf  einen  gewissen  Fuss  und  richtigen  Stand  ge- 
bracht werden  könne. 

So  haben  unsere  Abgeordnete  sich  dann  über  die  Particularitäten 
mit  denselben  zu  vernehmen.  Da  dann  dahin  zu  sehen  ist,  dass  diese 
Guarantie: 

1)  auf  den  Münsterischen,  Osnabrückschen  und  dann  auch  den 
Olivischen  Frieden  gerichtet  werde, 

2)  dass  alle  unsere  im  Reiche  belegene  Lande,  dabei  sie  auch, 
dass  diese  auf  Preussen  extendiret  werden  möge,  zu  urgiren  und 
zu  remonstriren,  dass  daselbst  nichts  angefangen  werden  könnte, 
welches  nicht  endlich  das  Kömische  Reich  mitimpliciren  wtlrde, 

3)  dass  anjetzo  festgestellet  werde  insgemein,  es  sollte  einer  dem 
anderen  getreulich  gegen  alle  diejenigen,  so  etwan  gegen  den  auf- 
gerichteten Friedenschluss  den  andern  vergewaltigen  würden,  eine 
mutuelle  und  reciproque  würkliche  Assistenz  nach  jeden  Vermögen 
leisten  und  auf  jedesmaliges  Erfordern  dieselbe  prästiren.  Was  aber 
die  Particularitäten  ratione  modi,  temporis,  quanti,  directorii  und  der- 
gleichen angehet,  darüber  können  sich  unsere  Abgesandte  mit  den 
anderen  vernehmen,  doch  darin  nichts  schliessen,  sondern  alles  zur 
Hinterbringung  an  sich  nehmen.  Sollten  aber  die  Abgeordneten  — 
sofort  auf  die  Frankfurtische  AUiance  und  dass  wir  uns  darinne  mit- 
begeben möchten,  kommen  und  zu  vernehmen  geben,  dass  sie  ausser 
derselbigen  sich  zu  keiner  anderen  Versicherung  verstehen  wollten, 
so  haben  die  Abgeordnete  anzudeuten,  dass  wir  die  Frankfurtische 
Allianz  —  an  ihren  Ort  gestellet  sein  Hessen.  Nachdem  aber  diese 
jetzige  Zusammenkunft  wegen  der  nicht  namens  der  sämtlichen  Al- 
liirten,  sondern  S.  Churf.  Dchl.  zu  Cöl  n,  des  Fürstl.  Hauses  Braun- 
schweig und  Hessen  angebotenen  Guarantie  und  auf  diese  Erbietung 
veranlasst  worden,  so  müsste  da  nur  dasjenige,  wesshalb  diese  Bei- 
einkunft angestellet,  alhier  in  Abhandlung  kommen. 

Ob  nun  diese  Guarantie  vermittelst  einer  AUiance  mitE.Cöln  — 
Braunschweig  und  Hessen  zu  stände  gebracht  werden  sollte,  das 
könnten  wir  endlich  geschehen  lassen,  jedoch  haben  unsere  Abges. 
hierbei  allemal  in  Acht  zu  nehmen,  dass  nichts  hierin  geschehe,  so 

Bevollmächtigte  Knrcolos  Graf  Franz  Egon  von  Fürstenberg  und  Dr.  Alden- 
hoven, der  drei  braanechweigischen  Herzoge  Dr,  Wi  tte,  von  Hessen-Cassel  Ge- 
heimerratb  Pagestecher,  von  Darmstadt  war  in  Folge  des  plötzlich  (11.  Juni) 
erfolgten  Todes  des  Landgrafen  Georg  die  Zasammenkunft  nicht  beschickt 
worden.    8.  über  dieselbe  Köcher  1  8.  300ff. 


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Zusamtuobkuuft  zu  Cölo.  41 

der  Eaiserl.  Maj.  zugegen  oder  dem  mit  derselben  habenden  Bund- 
nttss  abbrttchig  sein  könnte.  Auch  können  sie  wohl  bei  Gelegenheit 
vor  sich  den  Abgeordneten  zu  verstehen  geben,  warum  wir  zu  Ein- 
tretung in  die  Frankfurtische  Alliance  uns   nicht  verstehen  könnten: 

1)  dass  uns  selbige,  wie  sie  eingerichtet  ist,  unbekannt, 

2)  darnebenst  unwissend,  ob  alle  und  jede  der  Alliirten  gemeint 
wären  sich  mit  uns  zu  setzen  und  auf  was  Maasse,  und  ob  auch  wir 
dasselbe  zu  thun  vermöchten. 

3)  Könnten  wir  nicht  umhin  hierbei  anzuführen,  dass  wir  bei 
dieser  Frankfurtischen  Alliance  nicht  die  Begegnung  empfangen,  so 
sich  billig  wo  nicht  in  respect  unserer  Person,  doch  in  Ansehung,  dass 
wir  von  ihnen  invitiret  gewesen  und  den  Tractaten  bis  bald  zum 
Ende  beiwohnen  lassen,  gebfihret  —  —  da  dann  uns  billig  be- 
denklich sein  mttsste,  in  ein  solches  Bttndniss,  dabei  wir  dergestalt 
tractiret  worden,  einzutreten  und  gleichsam  ein  Acccssorium  zu  sein. 
Mit  vorgenannten  Chur-  und  Fürsten,  wie  auch  anderen  unsren  Mit- 
ständen aber  wären  wir  bereit  absonderlich  —  Defensivbündnis  ein- 
zugehen. —  — 

Sollte  man  nun  auf  anderer  Seite  blos  bei  der  Eintretung  in  die 
Frankfurtische  Alliance  bestehen  bleiben,  so  haben  unsere  Gesandte 
zu  vernehmen,  wie  und  auf  was  Maasse  solches  geschehen  solle  und 
könne,  auch  was  darunter  vor  conditiones  vorgeschlagen  werden 
wollen,  wie  nicht  weniger,  was  vor  Sicherheit  die  Abgeordnete  wegen 
Schweden  und  Frankreich  geben  können,  und  diesen  Punkt  end- 
lich ad  referendum  annehmen,  doch  dabei  fügen,  dass  nicht  ihrerseits 
fernere  Communication  gänzlich  benommen  und  abgeschnitten  werde. 

Im  übrigen  kann  wohl  discoursweise,  und  wann  dazu  Anlass  ge- 
geben würde,  wegen  der  Schweden  Vornehmen,  imgleichen  der  Tür- 
kengefahr halber  sich  mit  den  Abgeordneten  vernommen  werden,  und 
wann  darbci  des  Deputation-  und  Reichstages  halber  von  ihnen  etwas 
moviret  wird,  darin  ist  denselben  unsere  Intention  bekannt. 


Protocollum  gehalten  zu  Colin  ani  Rhein  den  28.  Juni  a.  1661. 

In    der    Proposition   der   Kar-   nnd    Fürstlichen  Gesandten    wird   al8  28.  Jaoi. 
Zweck  der  Zusammenkanft  bezeichnet,  alles,  was  ad  conservationem  pacis 
in  irnperio  et  manatentionem  instromenti  pacis  immer  dienlich,  zq  befördern 
and  danavh  za  trachten,   wie  man   diesen  gemeinsamen  Zweck  erreichen 
könne. 


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42  !•  VerhandluDgeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Die  K.braDdenbargischen  erinnern  dagegen  daran,  dass  K. Cöln 
and  die  anderen  durch  besondere  Abschickung  dem  Kf.  die  Garantie  angeboten 
und  dass  er  dieselbe  angenommen  hätte,  dass  es  also  nnr  darauf  ankomme,  dass 
diese  Garantie  recht  eingerichtet  werde.  Das  ganze  Werk  bernhe  darauf, 
dass  man  sich  zusammensetze,  einer  dem  andern  die  Hand  biete,  Kf.  meine, 
solcher  Zweck  könne  erreicht  werden,  wenn  er  sich  mit  E.  Cöln,  den  Häu- 
sern Braunschweig  und  Hessen  verbinde,  dass  einer  dem  andern  mit 
allen  Kräften  und  Mitteln  assistieren  solle,  er  hoffe,  dass  man  bereit  sei,  auch 
Preussen  mit  in  die  Garantie  aufzunehmen.  Die  K.Gölnischen,  Braun- 
schweigischen und  Hessischen  erwidern  darauf:  1)  betreffend  die  zu 
Berlin  offerierte  Garantie,  hätten  ihre  Principalen  dahin  gezielt,  dass  des 
Kf.  Lande  im  Reiche  sichergestellt  und  die  Krone  Schweden  auch  ver- 
sichert bleiben  möchte,  dass  ihre  Reichslande  ex  instrumento  pacis  auch 
befreit  und  die  oceupierten  Plätze  restituiert  werden,  und  also  die  Reichslande 
und  negotia  von  den  auswärtigen  separiert  werden  möchten,  und  hätte  man 
diese  Separation  durch  eine  absonderliche  Declaration  genug  zu  erkenueo 
gegeben,  worauf  aber  keine  Gegendeclaration  vom  Kf.  erfolgt  wäre.  Weil 
aber  der  Friede  zuOliva  nachgehends  geschlossen  und  exequiert  wäre,  so 
wäre  nicht  unbillig  zu  sagen,  dass  die  Sache  in  anderen  Stand  gekommen. 

2)  soviel  die  nähere  Znsammensetzung  mit  K.Göln,  Braunschweig 
und  Hessen  betrifft,  hielten  sie,  weil  diese  Zusammeuschickung  mit  Vor- 
wissen ihrer  Alliierten  geschehen,  für  diensämer  und  hätten  Befehl  zu  verneh- 
men^  ob  Kf.  nicht  beliebig  wäre,  sich  mit  den  gesamten  Alliierten  in  nähere 
Zusammensetzung  zu  begeben,  und  könnte  man  alsdann  de  particularibus 
weiter  reden.  Wenn  mit  ihren  Principalen  und  den  Alliierten  eine  nähere 
Zusammensetzung  geschehe,  würde  dadurch  die  Garantie  wirklich  befördert 
und  der  Weg  zur  allgemeinen  Reichsdefension  gelegt  werden. 

Die  K. brandenbnrgischen  setzen  die  Veranlassung  wegen  der 
Garantie  weitläufiger  aus  einander,  es  sei  Kf.  eine  Garantie  in  gemein,  nicht 
aber  auf  Execution  des  Friedens  angeboten  worden,  dahin  gerichtet,  dass 
Schweden  im  Reich  sowohl  damals  als  später  nichts  anfangen  und 
dass  Kaiser  und  Kf.  desshalb  gesichert  sein  möchten.  Diese  Zusammen- 
kunft sei  bloss  zur  Garantie  angesehen  und  solche  zwischen  ihnen  bisher  nur 
allein  tractiert  worden.  Ob  Kf.  sich  mit  andern  Alliierten  verbinden  könne, 
dazu  wären  sie  nicht  instruiert,  Kf.  wüsste  auch  nicht,  ob  alle  Alliierten  sich  mit 
ihm  setzen  wollten  und  auf  was  Weise  und  Maass  solches  geschehen  sollte. 
Des  Kf.  Meinung  gehe  dahin,  sich  mit  K.Cöln,  ß raunschweig  und 
Hessen  dergestalt  zu  setzen,  dass  einer  gehalten  sein  solle  den  andern 
bei  dem  Münsterscben  und  Olivischen  Friedensschluss  zu  schützen.  Dieses 
könne  gar  wohl  salvis  aliis  foederibus  geschehen. 

Die  K.Gölnischen,  Brannschweigischen  und  Hessisch  en:  Bei 
der  Garantie  habe  man  auf  den  Olivischen  Frieden  keine  Reflexion  gemacht, 
sondern  denselben  vielmehr  von  den  Reichsnegotiis  separiert.  Kf.  habe  in 
einem  Schreiben  vom  3.  Juni  1660  den  Zweck  der  Zusammenkunft  also 
berahmt,  dass  der  Friede  im  Reiche  erhalten  werde.    Dieser  Zweck  könne 


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ZasammeDkanft  za  Gölo.  43 

iiicbt  sowohl  durch  particalier,  als  dorch  gemeine  Zasammensetzang  erreicht 
werden.  Anf  eine  Particulierconfoederation  seien  sie  nicht  instruiert,  das  Ab- 
sehen ihrer  Principalen  sei  nur  darauf  gerichtet,  wie  die  Generalgarantie 
könnte  stabiliert  werden,  das  könnte  am  besten  geschehen  durch  die  Alliance, 
die  sie  schon  hätten,  wenn  Kf.  sich  mit  hinein  begeben  wolle.  Vermöge 
ihrer  Instruction  könnten  sie  erklären,  dass  keiner  der  Alliierten  sich  von 
solcher  Zusammensetzung  mit  K.Brandenburg  alieniert  bezeige. 

Die  K  brandenbnrgischen  können  nicht  einräumen,  dass  man  bei 
der  Garantie  nicht  das  Absehen  auf  den  Olivischen  Frieden  sollte  genom- 
men haben.  Wegen  Eintretung  in  die  Frankfurter  Alliance,  wiederholen 
sie,  seien  sie  nicht  instruiert,  sie  wüssten  nicht,  ob  Kf.  in  dieselbe  werde 
eintreten  können,  1)  weil  demselben  die  Contenta  niemals  in  forma  commu- 
niciert, 

2)  in  dem,  so  dem  Kf.  vorgekommen,  hätte  man  gesehen,  dass  viele 
von  des  Kf.  Landen  darin  ansgesetzet, 

3)  weil  dieselbe  mit  allerhand  beschwerlichen  Conditionen  für  Kf.  an- 
gefüllt wäre, 

4)  weil  Kf.  bei  selbiger  Alliance  unbillig  behandelt  worden  wäre. 
Dazu  ginge  die  ganze  Allianz  auf  den  Dänischen  Krieg,  so   sich  nun 

ganz  geändert,  und  würden  also  ganz  andere  conditiones  erfordert  werden. 


Continuatio,  Cöln  29.  Juni  1661. 

Die  K.  Cölnischen,  Braunschweigischen  und  Hessischen  wün'29.  Jani. 
sehen ,  weil  die  comitia  dazu  dienen  könnten,  dass  daselbst  von  Bestäti- 
gung des  Friedens  und  der  Generalgarantie  etwas  abgehandelt  werde, 
des  Kf.  Meinung,  wie  dazu  zu  gelangen,  zu  vernehmen,  und  ob  die  K. 
brandenburgischen  über  die  gestern  vorgewesenen  Punkte,  in  specie  wie 
man  sich  mit  den  gesamten  Alliierten  näher  setzen  könnte,  sich  ferner  ver 
nehmen  lassen  wollten. 

Die  K.Brandenburgischen:  Kf.  habe  dem  KLaiser  die  Nothwendig- 
keit  der  comitia  vorgestellt,  namentlich,  dass  derselbe  ohne  diese  seine  de- 
sideria  wegen  der  Assistenz  gegen  den  Türken  nicht  erhalten  werde,  Kf. 
werde  bei  dieser  Intention  verharren,  hoffe,  der  Kaiser  werde  sich  zu  den 
comitiis  verstehen.  Es  wäre  darauf  zu  sehen,  dass  dann  dort  etwas  nütz- 
licheres pro  imperio,  als  bisher  geschehen,  möge  verrichtet  werden,  vor  allen 
Dingen  müsste  der  punctus  securitatis  publicae  vorgenommen  und  müsste  da- 
nach getrachtet  werden,  dass  man  mit  besserer  Conformität  in  consiliis  auf 
solchem  Reichstage  erscheine. 

üeber  den  Punkt  wegen  näherer  Verbindung  mit  den  sämtlichen  Alli- 
ierten könnten  Gesandte,  da  es  ihnen  an  Instruction  mangele,  nur  an  Kf. 
berichten.  Es  würde  ihnen  lieb  sein,  wenn  man  ihnen  an  die  Hand  geben 
wollte,  wie  und  auf  was  Maasse  die  Verbindung  mit  den  sämtlichen  Alliierten 
werkstellig  gemacht  werden  könnte,  sie  wollten  es  dann  dem  Kf.  referieren. 

Die  anderen  erklären,  am  folgenden  Tage  darauf  antworten  zu  wollen. 


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44  1*  VerhaudluDgen  wegen  der  Oarantie  des  Friedens  etc. 

3.  Congressus,  30.  Juni  1661. 

.'iO.  Joni.  Die    K.  Cölnischen,    B  rannschweigischeii    and    Hessischen 

verlesen  eine  scbriftliche  Erklärung,  sie  könnten  nicht  einsehen,  wie  die 
angebotene  Garantie  auf  den  Polnischen  und  Olivischen  Frieden  und  dessen 
Garantie  ausgedeutet  werden  könne.  Ebenso  wenig  könnten  sie  begreifen, 
dass  man  auf  K.brandenburgiseher  Seite  dafür  halten  wolle,  dass  was 
zwischen  dem  Kf.  und  ihren  Frincipaleii  vorgegangen,  blos  in  ihrem  und 
nicht  zugleich  auch  ihrer  Mitalliierten  Namen  geschehen  wäre.  Weil  die  K. 
brandenburgischen  Gesandten  nur  instruiert  seien,  mit  den  schickenden  Kur- 
und  Fürsten  allein  sich  in  einen  näheren  Verein  einzulassen,  uud  zwar  der- 
gestalt, dass  man  Ef.  auch  bei  dem  Olivischen  Frieden  garantieren  solle, 
sie  ihrerseits  aber  nur  instruiert  seien,  im  Namen  der  sämtlichen,  diese  Ab- 
Schickung  mit  concernierenden  Alliierten  auf  das  Fundament  des  Tentschcu 
Friedensschlusses  mit  Kf.  über  eine  nähere  Zusammensetzung  zu  handeln, 
sonderlich  dn  Ef.  in  die  mit  anderen  schon  habende  SamtalUanz  miteinzu- 
treten inclinieren  sollte,  auf  welchen  Fall  man  auch  wohl  sich  getraue  dieje- 
nige Oifficultät,  welche  von  selten  Pfalz  Neuburgs  wegen  dessen  Exclusion 
aus  dem  Olivischen  Frieden  gemacht  werde,  aus  dem  Wege  zu  räumen,  so 
werde  es  für  diesmal  darauf  ankommen,  dass  mau  beiderseits  referiere.  Sie 
erklären,  die  Eröffnung,  dass  keiner  von  den  Alliierten  mit  Kf.  sich  zu 
verbinden  abalieniert  sei,  hätten  sie  nicht  ex  commissione,  sondern  nur  für 
sich  gemacht.  Wenn  Kf.  sich  resolvieren  sollte,  sich  mit  sämtlichen  Alliieiten 
einzulassen,  so  könnte  dieses  doch  keineswegs  so  blosser  Dinge  durch  Ein- 
tretung in  die  Frankfurtische  Allianz  geschehen,  zumal  da  dieselbe  nicht  auf 
des  Kf.  jetzigen  Estat  proportioniert  wäre,  sie  stellen  den  K. brandenbur- 
gischen Gesandten  anheim,  ob  dieselben  sich  in  dem  Allianzrecess  ersehen  und 
mit  einigen  Erinnerungen,  was  Kf.  circa  roodum  et  conditiones  etwa  de- 
siderieren  möchte,  um  davon  zugleich  zu  referieren,  an  die  Hand  gehen 
möchten.  Ueber  die  Frage,  ob  inzwischen,  wenn  einige  tnrbae  dem  Kf. 
zuwider  erregt  würden,  ihre  Principalen  demselben  zu  assistieren  gemeint, 
werde  man  referieren.  Da  ihren  Principalen  auf  diese  und  vorige  Ezpecto- 
rationen  wohl  anliegen  wird,  eigentlich  zu  wissen,  ob  Kf.  auch  mit  den  übri- 
gen Alliierten  sich  zu  vereinigen  Belieben  trage,  welche  Resolution,  da  Kf. 
in  der  Nähe  sei,  bald  eingeholt  werden  könne,  so  stehe  zu  der  K. branden- 
burgischen Gesandten  Gutfinden,  ob  sie  vermeinten,  dass  man  in  Erwartung 
dessen  noch  etwas  an  diesem  Ort  zu  subsistieren  habe,  oder  nicht. 

Wegen  des  Reichstages  stellen  sie  zu  bedenken ,  ob  nicht  abzuwarten 
sei,  bis  der  R.Vicekanzler  zu  K.Mainz  komme,  um  zu  sehen,  ob  der- 
selbe desfalls  einige  Commission  habe ,  und  hernach  auf  ein  Ezpediens  zu 
gedenken,  wie  der  Reichstag  könnte  befördert  werden. 

Die  K. brandenburgischen  bitten  um  Communication  der  schrift- 
lichen abgelesenen  Erklärung,  die  Frage  wegen  der  Garantie  wollten  sie, 
da  sie  die  Akten  nicht  bei  sich  hätten,  anstehen  lassen,  ebenso  ob,  wie 
jene  behaupten,  was  früher  und  jetzt  geschehen,  nomine  aller  Alliierten  ge- 


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ZnsammeDknnft  zo  Cöln.  45 

schehen  sei,  Kf.  sei  der  Meioangy  dass  er  blos  mit  den  Principalen  der  Ge- 
sandten zu  thon  hätte,  sie  hätten  anch  bei  jetziger  Conferenz  icein  anderes 
Crediti?  gehabt.  Den  Pnukt  wegen  Verbindung  mit  sämtlichen  Alliierten 
müssten  sie,  da  sie  daraof  nicht  instruiert  seien,  ganz  zu  des  Kf.  Resolution 
stellen,  hielten  auch  dafür,  dass  man  sich  deswegen  hier  nicht  aufzuhalten 
habe,  es  sei  eine  Sache  von  hoher  Importanz,  Kf.  werde  sich  darin  nicht 
so  geschwinde  resolvieren,  wenn  es  zu  Tractaten  käme,  so  müssten  sie  da 
geschehen,  wo  alle  Alliierten  wären. 

Darauf  Schlnss  der  Conferenz»). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cleve 

9.  Juli  1661. 

[auf  das  Schreiben  vom  15.  Juni.     Dank  für  die  zugesagte  Assistenz. 
Abwendung  der  Turkengefahr.] 

Dank  dafür,  dass  K.Mainz  sich  ihm  gegenüber  besonders  zu  even-  9.  Juli, 
tueller  Assistenz  erboten  habe,  er  versichert,  dass  anch  er  auf  begebende  Fälle 
ihm  solche  leisten  werde,  ersucht  ihn  zugleich  zu  allem  beizutragen,  was 
zn  Abwendung  der  Türkengefahr  gereichen  könne,  namentlich  verhüten 
zu  helfen,  dass  dem  Türken  nicht  durch  allzu  langsame  consilia  und  An- 
stellung Gelegenheit  zur  Ausführung  seines  blutdürstigen  Vorhabens  gege- 
ben werde'). 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  10.  Juli  1661. 

[auf  die  Schreiben  vom  14.  Mai  und  14.  Juni.    Karf.  will  des  Kaisers  loteotion 
befordern,  die  meisten  Reicbsstände  aber  verlangen  den  Reichstag.] 

—  Gleichwie  ich  nun  bisher  mich  allemal^beflissen  E.  Kais.  M.  lO.  Juli. 
desideria  und  bestes,  so  viel  an  mir,   zu  befördern,  also  werde  ich 


')  Aach  von  dem  Verlauf  dieser  Zusammenkunft  giebt  Kf.  dem  Kaiser  (d. 
Cleve  9.  Juli  1661)  Nachricht. 

*)  Knrmainz  in  seiner  Antwort  (d.  Mains  1.  August  1661,  abgedruckt  in 
Diarium  Europ.  VII  S.377,  Londorp  VIII  S.  774),  weist  daraof  hin,  vor 
allem  müsse  die  gemeine  Securität  des  Reiches  festgestellt  werden,  dieses  könne 
aber  nicht  auf  einem  Deputations-,  sondern  nur  auf  einem  Reichstage  geschehen. 
Wenn  der  Kaiser  eich  zur  Wiederbernfong  desselben  entschliessen  sollte,  könnte 
dort  nicht  nnr  gegen  den  Türken  von  selten  des  gesamten  Reiches  assistiert, 
sondern  auch  sonst  im  Reiche  gute  Ruhe  erhalten  werden.  Darauf  erwidert  Kf. 
(d.  Cleve  15.  August  1661,  Diarium  Europ.  VII  S.411.  Londorp  VIII  S.  783), 
ihm  sei  gleichgültig,  ob  Deputations-  oder  Reichstag,  wenn  nur  der  Zweck  er- 
reicht werde,  und  stellt  Kurmainz  aoheim,  ob  nicht  dem  Kaiser  zn  willfahren 


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46  1-    VerhaDdlangen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

ferner  nicht  unterlassen,  dasjenige  willig  beizutragen,  was  zu  Errei- 
chung E.  Kais.  M.  guten  Intention  diensamb  sein  wird.  Wiewohl  — 
die  meisten  Reichsstände  nochmals  die  Beschleunigung  des  Reichs- 
tages treiben,  die  Deputation  und  deren  Transferir-  und  Fortstellung 
decliniren  und  den  Reichstag  vor  das  bequemste  und  zulänglichste 
Mittel  halten,  dadurch  E.  Kais.  M.  nicht  allein  gegen  den  Türken 
mit  einmütiger  Zusammensetzung  unter  die  Arme  gegriffen,  sondern 
auch  der  Friede  und  die  Securität  im  Reich  erhalten  werden  könne.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.   D.  Wien  25.  August  1661. 

[Termin  ffir  den  Reichstag,  vorher  soll   die  Beichsdepntation  in  Augsbarg  20- 
eammentreteu,  Rf.  sich  am  K.  Mainz's  Einwilligang  bemühen.] 

25.  Aag.  —  Nachdem  mir  nun  von  unterschiedlichen  Ständen  die  Nach- 
richt als  von  E.Mainz  ')  die  Erklärung  eingelanget,  wann  ich  den 
Reichstag  auf  einen  gewissen  Termin  ausschreiben  würde,  dass  dadurch 
alles  höchstschädliche  Misstrauen  verhütet  bleiben  —  und  das  Reich 
durch  Feststellung  des  Puncti  securitatis  bei  Fried  und  Ruhe  bestän- 
dig conserviret,  ich  aber  wider  den  Türken  mehrer  und  gewisser 
Hülff  versichert  sein  und  benebens  den  Rücken  auf  allen  Fall  frei 
haben  würde  —  Also  bin  ich  entschlossen  und  im  Werk  begrififen, 
mich  durch  meinen  R.Vicekanzler,  wann  anders  Ew.  und  der  übrigen 
Kurfürsten  LL.  dero  erforderten  Consens  dem  Herkommen  nach  darzu 
zu  ertheilen  kein  Bedenken  haben  werden,  mich  dahin  vernehmen  zu 
lassen,  dass  ich  den  Reichstag  gegen  den  1.  Octobris  schierst  künf- 
tigen 1662  Jahres  nacher  Regensburg  unfehlbar  und  zu  rechter  Zeit 
auszuschreiben  erbietig  sei,  jedoch  mich  zu  Ihr.  Ld.  hinwiederumb 
gänzlich  versehe,  sie  würden  dero  mehrmaligem  Erbieten  und  Ver- 
sprechen zufolg  die  Sache   wegen  Translation   des  Deputationstages 


and  der  Anfang  und  praeparatorium  zu  einem  besseren  Grande  auf  dem  Depa- 
tationstag  zu  legen  sei,  weil  doch  mit  dem  Gontradicieren  schon  viele  Zeit  ver- 
gebens verlaafen  sei  und  leicht  noch  so  viel  verstreichen  könne. 

1)  S.  das  ausführliche  Memorial  desselben  (d.  Mainz  30.  Juli  1661,  gedruckt 
Londorp  VIII  S.  772 ff.);  in  welchem  er  entsprechend  der  ihm  von  Frankreich 
ertheilten  Weisung  (s.  Guhrauerll  S.  309)  nachzuweisen  sucht,  dass  eine  Ver- 
legung der  Beichsdeputation  unstatthaft  sei,  und  zum  Schluss  äussert,  alles 
Misstrauen  werde  verhütet  und  die  Stünde  bei  guter  Affection  und  Treue  gegen 
den  Kaiser  erhalten  bleiben,  wenn  sich  derselbe  darüber  erkläre,  in  welcher 
Zeit  er  den  prorogierten  Reichstag  fortsetzen  wolle. 


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Reichstag  und  Deputationstag.  47 

dahin  Hebten^  dass  allerseits  deputirte  Stände  sich  mit  dem  förder- 
lichsten nacher  Augspurg  —  begeben  und  diejenige  Remissa,  so  ver- 
mog  jQngsten  Reichsabschieds  praeparatorie  ausgemacht  werden  sollen, 
daselbst  unverlangt  an  die  Hand  nehmen. 

Kf.  möge  ihm  seine  Gedanken  darüber  eröffnen,  wenn  er  gegen  die 
Ausschreibung  des  Reichstages  kein  Bedenken  trage,  seinen  Consens  er- 
theilen  und  anch  K.Mainz  dazu  zu  disponieren  helfen'). 


Herzog  Christian  Lndwlg  von  Braunschweig  und   Lüneburg 

an  den  Kurfürsten.    D.  auf  unserm  Jagdhause  Fuhrberg 

4./[14.]  November  1661.0 

[AnküDdigiiDg  der  EotsendiiDg  von  Bevollmächtigten  za  CoofereDsen  aber  den 

Elbhandel.) 

Ew.  Ld.  wird   zweifelsfrei  annoch   in   gutem   Andenken    ruhen,  14.  Nov. 
wasgestalt  ohnlängsthin ,  da  wir  Ew.  Ld.   sehr  angenehmen  Gegen- 


^)  Kf.  in  seiner  Antwort  (d.  Gleve  9.  September  1661 ,  gedruckt  Diarium 
Enrop.  VII  S.  445,  LondorpVIII  8.786)  ertheilt  seinen  CoDsens  und  seigt 
tto,  dass  er  an  Knrmains  dem  Wunsche  des  Kaisers  gemäss  geschrieben  habe. 
Das  Schreiben  au  Kurmainz  (Diarium  Europ.  VII  S.  447.  Londorp  VIII 
S.  786)  ist  von  demselben  Datum,  ebenso  Schreiben  an  die  anderen  Kurfürsten, 
deoen  Abschriften  jeuer  beiden  Schreiben  mitgetheilt  werden.  Kurmains  er- 
widert dem  Kf.  darauf  (d.  Mainz  17.  September  1661,  Diarium  Europ.  VII 
S.  460.  Londorp  VIII  S.  786),  dass  er  mit  der  Berufung  des  Reichstages  einver- 
standen sei  und  seinen  Conseus  dazu  ertheilt  habe,  dass  er  sich  aber  zu  der 
Verlegung  der  Reichsdeputatioa  ausser  anderen  Gründen  schon  desshalb  nicht 
ferstehen  könne,  weil  die  zu  Frankfurt  anwesenden  Reichsdeputierten  darein 
nicht  willigen  wollten.  In  ähnlicher  Weise,  unter  Berufung  auf  den  Widerspruch 
Ton  Kurmainz  und  der  anderen  Mitglieder  der  Deputation  zu  Frankfurt  lehnt 
Ku  reo  In  die  Verlegung  ab,  während  Kurpfalz,  Kurtrier,  Kursachsen  und 
Kurbaiern  ebenso  wie  Kf.  sich  einfach  zustimmend  zu  den  kaiserlichen  Vor- 
schlagen erklären  und  darauf  nochmalige  aber  ebenfalls  vergebliche  Versuche 
machen.  Kurmainz  umzustimmen  s.  die  Correspoodeoz  darüber  Londorp  VIII 
S.  789ff^  vgl.  Grössler  S.  I7ff. 

^  Infolge  der  Zolle  und  anderweitigen  Belästigungen,  welche  Hamburg  dem 
Handel,  namentlich  mit  Holz  und  Getreide,  auf  der  Elbe  auferlegte,  hatte  Kf. 
mit  dem  Herzoge  Christian  Ludwig  von  Celle  Verhandlungen  angeknüpft, 
um  den  Eibhandel  aus  seinen  Landen,  statt  nach  Hamburg,  auf  der  Südelbe 
cach  Haar  bürg  zu  leiten.  Sohon  am  26.  September  1661  war  auf  einer  Con- 
ferenz  der  beiderseitigen  Bevollmächtigten  zu  Haar  bürg  eine  Convention  darüber 
vereinbart  worden.  Nachdem  dai  n  Kf.  auf  der  Ruckreise  von  Cleve  nach  Berlin 
mit  dem  Herzoge,  den  er  unterw«  gs  besuchte,  die  Angelegenheit  persönlich  be- 
sprochen hatte,  sandte  dieser  Mitte  November  die  Geheimen  Kammerräthe  Bodo 


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48  1«    VerhandlQDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

wart  zu  geniessen  und  uns  mit  deroselben  —  zu  besprechen  die  Ehre 
gehabt,  unter  anderen  die  Abrede  genommen,  dass  wegen  der  be- 
hauptenden freien  Schiffahrt  und  Handlung  auf  dem  Eibstrom  und 
Ratification  des  derobehuf  in  unser  Stadt  Haarburg  errichteten  Re- 
cessus  eine  Conference  einiger  aus  Mittel  unser  allerseits  Geheimen 
Räthe  angestellet  und  sodann  desfalls  ein  endlicher  Schluss  gemachet 
werden  sollte. 

Er  wird  daher  seine  dazu  bereits  deputierten  Geheimen  Räthe  in  weni- 
gen Tagen  nach  Berlin  schicken. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Zell  6./[16.]  November  1661. 

ICreditiv  fär  B.  v.  Gladebeck  za  besonderen  vertraulichen  Unterhandlangen.) 
16.  Nov.  Nachdem  ich  zu  der  mit  Ew.  Ld.  Geheimen  Ministris  der  Haar- 
burgischen Handlung  halber  anstellender  Communication  meinen  Geh. 
Cammerrath,  den  von  Gladebeck,  deputirt  und  abgefertiget,  so  habe 
ich  demselben  zugleich  befohlen,  dass  er  sich  bei  dieser  Gelegenheit 
k  part  bei  Ew.  Ld.  unterthänigst  anmelden  und  meine  zu  deroselben 
tragende  —  Affection  und  Confidence  mit  mehrem  contestiren,  auch 
flir  die  mir  neulich  gegönnete  Besuchung  gebührenden  Dank  abstatten 
und  danebenst  eine  und  andere  Eröffnung  thun  solle.  —  —  Zwei- 
fele *)  nicht,  Ew.  Ld.  werden  bei  unter  uns  abgeredete  Sachen  und 
deroselben  wohl  bewusst  beständig  beharren,  deswegen  den  Monsieur 
Gladebeck  meine  Meinung  Dero  entdecken  wird.  Hoffe  bald  die 
Ehre  zu  haben  E.  Ld.  auf  der  Reiherbeize  hinwieder  aufzuwarten 
vermöge  genommener  letzter  Abrede. 


Relation  Bodo  v.  Gladebeck's  an   Herzog  Christian  Ludwig 
von  Brannschweig  und  Lüneburg.    D.  Berlin  20./ [30.]  Novem- 
ber 1661.     (Hannoversches  Archiv.) 

IVerbaDdluDgen  mit  dem  Kf.  und  dessen  Ratheo  wegen  Eintritts  in  die  Bbei- 

nische  Allianz.] 

30.  Nov.         Nachdem  er  dem  Kf.  das  Handschreiben  des  Herzogs  übergeben  and 
dieser  daraus  ersehen,  dass  er  noch  etwas  ä  part  ihm  ?orzabringen,  hat  er 

V.  Gladebeck  und  Heinrich  Beseel  za  weiteren  Verhandlangen  nach  Berlin, 
and  zwischen  diesen  and  den  vom  Kurfärsten  deputierten  Qebeimenräthen  Claus 
Ernst  V.  Platen,  Otto  Qrote  and  Friedrich  v.  Jena  wurde  der  Vertrag 
vom  26.  November/6.  December  1661  (s.  v.  Morner  8.256)  abgeschlossen,  wel- 
chen Kf.  am  30.  November/ 10.  December,  Herzog  Christian  Ludwig  am 
23.  December/ 2.  Januar  ratificierte. 

0  Die  letzten  Worte  sind  von  dem  Herzoge  eigenhändig  hinzugefügt. 


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VerbaDdlangeD  mit  v.  Gladebeck.  49 

Dach  der  Tafel  ihn  alleiD  wieder  in  sein  Gemach  gefordert.  Als  61.  hier  aufs 
neue  ihn  seines  Herrn  Freundschaft  versichert  und  bemerkt,  derselbe  erin- 
nere sich  dessen,  was  zu  verschiedenen  Malen  wegen  des  Eintretens  des 
Kf.  in  die  Frankfurter  Allianz  vorgekommen,  dafern  Kf.  meinte,  dass 
der  Herzog  hierzu  cooperieren  sollte,  so  möchte  er  es  demselben  ver- 
traulich au  die  Hand  geben,  dankt  Ef.  dafür  sehr  höflich,  und  erklärt, 
er  vertraue  auf  des  Herzogs  freundliche  Absichten,  ^denn  sie  ihrestheils 
kein  ander  Interesse  als  die  Wohlfahrt  des  Rom.  Reichs  hätten,  be- 
gehrten auch  von  dessen  St&nden  nichts  anders,  als  dass  sie  bei 
demjenigen  möchten  guarantiret  werden,  was  ihr  das  Instr.  pacis 
zueignete,  —  und  obschon  ihre  consilia  beschuldigt  werden  woll- 
ten, als  ob  sie  ganz  von  Oesterreich  oder  Spanien  dependirten, 
so  solle  ich  jedoch  meinem  gn.  Fürsten  und  Herrn  —  versichern,  dass 
sie  weder  kaiserlich,  weder  spanisch,  weder  französisch,  weder  schwe- 
disch, sondern  einzig  und  allein  gut  reichisch  wären  und  für  dessen 
Freiheit  alle  ihre  consilia  und  actiones  dirigiren  würden,  es  möchte 
auch  niemand  glauben,  dass  sie  an  den  Kaiser  dergestalt  attachiret 
wären,  dass  sie  nicht  freie  Wahl  zu  reden  haben  sollten,  sie  wären 
imperatori  zu  nichts  in  der  Welt  obligiret  als  pro  salute  imperii  und 
dessen  Defension,  und  wann  Imperator  diese  Stunde  etwas  dagegen 
anfangen  würde,  so  wäre  er  der  ärgste  Feind  des  Kaisers,  welches 
er  imperatori  klärlich  sagen  und  schreiben  lassen,  auch  noch  neulich 
in  puncto  comitiorum  solche  remonstrationes  gethan,  dass  er  gewiss 
yersichert,  dass  es  keiner  seiner  Mitstände  gethan  hätte,  er  hätte  sich 
aber  des  Vertrauens,  so  Ih.  Kais.  M.  zu  ihm  hätten,  bedienet  und 
deswegen  frei  heraus  geschrieben,  wollte  auch  femer  das  Seinige 
dabei  thun.  Das  Bündnis')  zwischen  Oesterreich  und  ihm  zielete 
auf  nichts  anders  als  die  Situation  der  Lande,  dass  weder  Schlesien 
noch  Böhmen  von  den  Schweden  nicht  könnte  angegriffen  werden, 
sie  mttssten  denn  zuvor  sein  Land  berühren.  Wenn  nun  imperator 
den  geringsten  Widerstand  leistete,  die  Schweden  repoussirete  oder 
nicht  alsobald  in  seinen  Erblanden  Meister  werden  liesse,  so  hätte 
er  das  ganze  theatrum  belli  wo  nicht  von  beiden,  so  zum  wenigsten 
von  einer  Armee  im  Lande.  Weil  er  nun  doch  in  der  äussersten 
Gefahr  seiner  Ruin  auf  solche  zutragende  Fälle  sitzen  müsste,  so 
wollte  er  lieber  mitspielen  als  zusehend  das  Seinige  verlieren.  In 
Holstein    hätte   ihm  zwar  der  Kaiser  das  Generalat  über  die  ge- 


0  Das  Defensiv-  und  OffeDsivbäudDis    vom  30.  Jannar/O.  Februar  1658  (v. 
Möruer,  S.  683  f.). 

Haut,  s.  Getcb.  d.  G.  Karfürstoo.    XI.  4 


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50  1*    VerhandlaDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

samte  coDJungirte  Armeen  aufgetragen,  er  hätte  es  aber  niemals 
pure  acceptiren,  auch  nicht  allerdings  abschlagen  wollen,  sondern 
hätte  das  Werk  in  solcher  Balance  gehalten,  dass  es  zu  nichts  scha- 
den und  ihn  nicht  gar  zu  weit  verbinden  könne. 

Mit  den  Kronen  hätte  er  allezeit  in  beständiger  guter  Freund- 
schaft gelebt  ....  Nachdem  er  aber  mit  Schweden  brechen  müssen, 
hätte  Frankreich  auch  seinen  disgusto  merken  lassen,  hätte  mit  Neu- 
burg sich  so  arctissime  gegen  ihn  verbunden,  dass  er  genugsam  seine 
Intention  gegen  ihn  verspüren  können.  Er  hätte  gar  gute  und  ver- 
trauliche Nachricht,  dass  Gravel  zu  Heidelberg  dem  Kurfürsten 
zumuthen  dürfen '),  er  solle  der  Allianz,  so  er  mit  ihm,  Kf.,  gemacht, 
renunciiren,  oder  sein  König  würde  ihm  alle  Freundschaft  aufsagen. 
Nun  würde  ja  das  den  deutschen  Kur-  und  Fürsten  zum  höchsten 
Präjudiz  gereichen,  wenn  sie  sich  von  den  Kronen  sollten  fürschreiben 
lassen,  ob,  wie  und  mit  wem  sie  in  Bündnis  treten  oder  unter  sich 
verbinden  sollten.  Er  hätte  gegen  Frankreich  niemals  das  geringste 
gethan,  suchte  auch  noch  nichts  anders  als  seine  gute  Freundschaft, 
hätte  auch  unter  der  Hand  vertrauliche  Nachricht,  dass  man  am  fran- 
zösischen') Hofe  erbötig,  wann  Kf.  ihm,  dem  Gallo,  einen  Schritt 
entgegen  thäte,  wollte  man  an  Seiten  Frankreich  ihr  gern  drei  ent- 
gegen kommen;  er  hätte  aber  nichts  gegen  Frankreich  gesündiget, 
könnte  sich  derowegen  auch  nicht  submittiren,  sondern  liesse  sie  in 
Wachsen  und  Subsistenz,  müsste  ihnen  trauen,  so  viel  er  könnte,  und 
würde  im  übrigen  ihr  guter  Freund  verbleiben.  Mons.  Budelweltz') 
hätte  etliche  Mal  herausgeschrieben  und  S.  Chf.  D.  grosse  contesta- 
tiones  gethan,  als  sie  nun  endlich  bei  dem  Mons.  Lionne  weiter 
nachfragen  und  sich  gleichsam  anmelden  lassen,  hätten  sie  eine  solche 
kaltsinnige  Antwort  bekommen,  dass  sich  die  Zeiten  nunmehr  geän- 
dert, das  Werk  in  einem  andern  Stand  und  anderwertig  zu  überlegen 
wäre.  Nun  wollte  der  König  in  Frankreich  alle  consilia  in  dem 
Römischen  Reiche  dirigiren  und  möchten  doch  die  deutschen  Kur- 
und  Fürsten  selbsten  bei  sich  erwägen,  in  was  für  Esclavität  sie  sich 
und  ihre  Nachkommen  stürzten.  Er  wiederholete  nochmaln  —  dass 
er  kein  spanisch,  noch  österreichisch,  noch  einiges  ander  Interesse 


1)  S.  anten  Abschnitt  2. 

^  S.  die  Schreiben  Wicqne forte  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin 
ürk.  u.  Akt  IX  S.  591  ff. 

<)  Podewiis,  s.  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  ö7b. 


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VerbaDdloDgen  mit  v.  Gladebeck.  51 

als  nur  die  Freiheit  der  freien  Reichsstände  fovirete  —  und  hoffe 
er  noch  zu  erleben,  dass  endlich  erkannt  werden  würde,  dass  die 
Brandenburgischen  consilia  aufrichtig  und  zu  des  Reichs  Besten  ge- 
meinet gewesen.  Wegen  Neuburg  hätte  er  keine  sonderliche  Re- 
flexion. £s  hätte  derselbe  zwar  seinen  Rücken  an  Frankreich  ge- 
setzet, er  getrauete  aber  der  Oerechtigkeit  seiner  Sache  und  hätte 
seine  final  Deduction  herausgegeben,  die  er  uns  communiciren  wollte, 
und  hätte  sieder  dem  Neuburg  acquiesciret  und  dagegen  nichts  ein- 
wenden können.  Er  hätte  seinestheils  die  ganze  Sache  dem  Ghurfttrstl. 
CoUegio  zu  dessen  Interposition  untergeben  und  könnte  leicht  er- 
messen, wann  unparteiisch  darin  verfahren  würde,  wie  das  Urtheil 
fallen  möchte.  Es  wären  an  Spanischer  Seiten  für  diesem  einige 
Furschlage  ins  Mittel  kommen,  dass  der  Rhein  die  Grenze  zwischen 
ihnen  beiden  sein  sollte,  weil  aber  S.  Churf.  D.  darbei  gar  zu  viel 
verloren  und  nichts  als  die  Stadischen  Guarnisonen  in  ihrem  Lande 
behalten  hätten,  so  hätten  sie  diese  Handelung  ausschlagen  müssen, 
es  wflrde  ihr  aber  lieb  sein,  wenn  das  Churf.  CoUegium  je  eher  je 
lieber  die  Sache  reassumiren  möchte.  Es  gaben  S.  Churf.  D.  nun  zu 
allem  unparteiischen  Nachsinnen,  ob  bei  solcher  Bewandnus  sie  sich 
der  Direction  der  auswärtigen  Cronen  gleichsamb  unterwerfen  und 
ihr  Interesse  in  dero  Hand  stellen  sollten.*' 

Als  Gl.  erwidert,  auch  die  consilia  des  fürstl.  Hauses  zielten  our  darauf, 
die  jora  statonm  zu  coDser?ieren  uud  die  gace  Harmonie  im  Rom.  Reiche 
ZD  stabiliereD,  keineswegs  aber  sich  den  auswärtigen  Kronen  zn  unterwerfen 
oder  das  Interesse  in  ihre  Hände  zu  spielen,  man  könnte  also  mit  Kf.  gar 
leicht  sich  vereinigen  und  würde  nur  die  Frage  sein,  ob  man  sich  denn 
nicht  in  den  mediis  auch  vereinbaren  könnte,  antwortet  Kf.,  es  sollte  ihm 
Belbiges  nicht  entgegen  sein,  aber  in  der  Frankfurtischen  Allianz  wären  einige 
Dinge,  darin  er  so  pure  nicht  willigen  könnte,  weil  er  aber  des  Herzogs 
gate  Intention  darin  verspürte,  so  wollte  er  durch  Dr.  Jena,  der  in  der 
Harburgischen  Sache  mit  ihnen  negotiieren  würde,  auch  dies  Werk  weiter 
mit  ihm  überlegen  lassen. 

Den  21.  Donnerstags  eröffnet  ihm  Jena,  dass  er  von  Kf.  Befehl  l.  Dec. 
erbalten,  mit  ihm  in  Conferenz  zu  treten,  wiederholt  fast  eben  dasjenige,  was 
bereits  oben  angezeigt  ist,  giebt  dabei  aber  zu  verstehen,  dass  dem  Kf. 
das  Frankfurter  foedus  gar  zu  weitläufig  fallen  würde,  zumal  die  Interessen 
gar  zu  wunderlich  und  divers,  und  solche  Personen  darin  begriffen  wären, 
die  vor  diesem  des  Kf.  Diener  gewesen  und  mit  denen  er  kein  foedus  machen 
wurde,    als    insonderheit  der   Graf  von  Waldeck').     61.  erwidert,    die 

0  Graf  Heinrich  YII.  von  Waldeck  hatte  1438  seinen  Theil  der  Wal- 
deckachen  Lande  dem  Landgrafen  Ludwig  von  Hessen  so  Lehn  aufgetragen 

4* 


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52  1-    VerhandluDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

anfängliche  Intention  dieses  foederis  sei  gewesen,  endlich  und  unter  der 
Hand  das  ganze  Rom.  Reich  wieder  in  eine  gute  Harmonie  zu  setzen,  wenn 
man  nur  dem  noch  inhärierte,  könnte  das  foedns  nicht  zu  weitläufig  seiui 
Oraf  Waldeck  wäre  nicht  immediate,  sondern  mediate  in  demselben,  so 
dass  Kf.  weder  mit  ihm  paciscieren  noch  schliessen  dürfte,  er  hoffe,  wenn 
die  anderen  dubia  des  Kf.  nicht  wichtiger  wären  als  diese  jetzt  movierten, 
so  würde  man  sowohl  in  modo  als  intentione  einig  werden. 
3.  Dec.'  Den  23.  neue  Conferenz  mit  Jena.  Derselbe  erklärt,  Kf.  würde  gern 
mit  allen  Ständen  des  Reiches  und  sonderlich,  wie  zu  Co  In*)  vorgekommen, 
mit  dem  Hause  Braunschweig,  Hessen  und  anderen  sich  vereinbaren, 
so  absolut  und  ohne  Restriction  aber  in  die  Frankfurter  Allianz  zu  treten 
würde  er  grosses  Bedenken  tragen,  er  hielte  vielmehr  dafür,  dass,  wenn  die  ob- 
erwähnten Kur-  und  Fürstlichen  Häuser  nebst  E.  Pfalz  in  einem  bestän- 
digen Bündnis  ständen,  man  der  Auswärtigen  nicht  bedürfen,  sondern  ge- 
gen Kaiser  und  Könige  sich  genugsam  redoutabel  machen  könnte.  Des 
Kf.  Verbindung  mit  dem  Kaiser  sei  der  Art,  dass  er  sich  auch  mit  an- 
deren setzen  könnte,  wie  er  wollte.  Gl.  erwidert,  separatim  und  exclusis 
coronis  noch  zur  Zeit  im  Rom.  Reich  beisammen  zu  stehen,  wäre  bisher 
von  vielen  für  impracticabel  gehalten  worden  und  deswegen  sei  noch  neu- 
lich die  Frankfurter  Allianz  auf  3  Jahre  extendiert  worden'),  wenn  diese 
verflossen  und  Kf.  sich  inmittelst  mit  hinein  begeben,  so  würde  sich  als- 
dann überlegen  lassen,  ob  die  Stände  besser  allein  oder  bei  den  Kronen 
ständen,  inmittelst  wüssten  sich  die  Alliierten  keiner  sonderlichen  Direction 
von  den  Kronen  zu  erinnern.  Er  bittet  das  Bündnis  des  Kf.  mit  0 ester- 
reich zu  communicieren,  ebenso  wie  es  mit  dem  englischen  geschehen 
sei.  Jena  bemerkt  darauf,  ob  es  nicht  bei  den  Alliierten  zu  erhalten  sein 
möchte,  dass  P reu  SS en  mit  eingeschlossen  werde.  Gl.  erwidert,  das  werde 
wohl  etwas  hart  halten,  und  wenn  Kf.  seine  anfänglichen  conditiones  gar 
zu  schwer  machte,  würde  es  fast  scheinen,  als  wenn  es  mit  der  Beitretnng 
kein  Ernst  wäre.  Jena  hat  hierbei  so  ganz  alien  von  der  Sache  sich  nicht 
vernehmen  lassen,  sondern  dahin  gezielt,  dass  man  nicht  ganz  abrumpieren 
möchte,  fragte  aber  nur  für  sich,  ob  man  vermeinte,  dass  die  gesamten 
Alliierten  mit  des  Kf.  Eintretung  einig  sein  würden,  ob  die  Handlung  eini- 
gen Deputierten  könne  committiert  und  ob  nicht  auch  K.Pfalz,  als  des  Kf. 
Mitalliierter,    könne    mit  eingenommen  werden.     Gl.  erwidert,  an   seinem 


ond  seitdem  stand  Waldeck  zo  Hessen  in  einem  Lebnsverbaltnis ,  das  frei- 
lich mehrfache  Streitigkeiten  veranlasste,  diese  worden  1635  durch  einen  Ver- 
gleich beigelegt,  welcher  auch  in  dem  Westfälischen  Frieden  (XT  §  14)  bestätigt 
wurde.  S.  Schulze,  Die  Hansgesetze  der  regierenden  deutschen  Färsten- 
bäaser  ni  8.  373  ff.  Tgl.  über  die  Aafnahme  des  Waldeckschen  Haases  in  die 
Rheinische  Allianz  and  die  zweifelhafte  Stellung,  welche  es  in  derselben  ein- 
nahm, unten  Abschnitt  7  die  Relation  G.  v.  Jena's  vom  15./25.  December  1665. 

')  S.  oben  S.  39 ff. 

')  Diese  Erneuerung  der  Rheinischen  Allianz  war  am  7.  März  1663  erfolgt, 
s.  Köcher  1  S.  313 ff. 


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YerbandluDgeD  mit  v.  Oladebeck.  53 

Hofe  sei  man  der  Meloong,  dass  Kf.  allen  angenehm  sei,  nnd  wolle  man 
in  diesem  und  den  anderen  Punkten  zn  unterbauen  sich  bemühen,  wenn 
man  nur  des  Kf.  beständiger  Intention  versichert  wäre. 

Den  27.  Vormittags  eröffnet  ihm  Jena  des  Kf.  schliessliche  Resolu-  7.  Dec. 
tion :  dass  er  zwar  in  dieses  jetzige  Frankfurter  foedus,  wie  dasselbe  in  sei- 
ner Tollkommentlichen  forma  bestünde ,  nicht  allerdings  treten  könnte ,  son- 
dern er  müsste  für  sich  noch  einige  gewisse  conditiones  machen,  er  wäre 
aber  erbietig,  nach  Veranlassung  des  jetzigen  foederis  sich  mit  den  Alliierten 
zn  setzen,  er  würde  aber  solchenfalls  auch  seinen  Mitalliierten,  den  Kurfür- 
sten Ton  Pfalz,  gern  mit  einnehmen  nnd  von  selbigem  sich  nicht  separiereu, 
und  er  hoffe,  dass  dadurch  die  Allianz  dergestalt  verstärkt  und  verbunden 
werden  sollte,  dass  man  die  Wohlfahrt  des  Rom.  Reiches  auch  ohne  aus- 
wärtige praeceptores  endlich  beobachten  könnte,  jedoch  suchte  er  auch  mit 
den  Kronen  nichts  anders  als  beständige  Freundschaft  zu  halten.  Sein  foe- 
dus  mit  Oester reich  wäre  er  erbötig,  auch  das  Original,  zur  Collation 
zn  commnnicieren ,  er  verhoffte  aber,  der  Herzog  würde  das  Werk  dabin 
roesnagieren,  dass  etwa  dem  Fürstlichen  Hause  Braun  schweig,  Hessen, 
Co  In  nnd  anderen  wenigen  die  Handlung  aufgetragen  werden  möchte.  Als 
Gl.  wünscht,  mau  möchte  doch  zu  besserer  Facilitierung  des  Werkes  das 
Frankfurter  foedus  durchgehen  und  etwaige  desideria  dabei  mittheilen,  ver- 
langt J  e  n  a  Mittheiluog  eines  Exemplares  des  foedus  und  bemerkt,  Kf.  werde 
sich  nicht  gern  einigem  Directorio  unterwerfen,  sondern  lieber  sehen,  dass 
man  ganz  keines  Directorii  Erwähnung  thäte,  ferner  Kf.  würde  nicht  mit 
Gravel  als  Oesandten,  sondern  lieber  mit  dem  Könige  selbst  unterschrei- 
ben, dafem  der  König  auch  nur  wegen  des  Elsass  darin  wäre,  würde  Kf. 
ihm  nicht  cedieren.  Gl.  erwidert,  wenn  die  übrigen  Erinnerungen  von  kei- 
ner grösseren  Wichtigkeit  als  diese  beiden  wären,  so  würde  dem  Werk 
leiobtlich  zu  helfen  sein,  wegen  KPfalz  werde  sein  Fürst  kein  Bedenken 
tragen,  er  fürchte  aber,  dass  von  Hessischer  Seite  solches  werde  diffi- 
cultiert  werden^),  Jena  erwidert,  erhoffe  nicht,  dass  es  sich  daran  stossen 
werde,  das  Werk  werde  sich  appaisieren,  K.  Pfalz  habe  es  in  des  Kf. 
Hände  gelegt. 

1.  December.  Gl.  fragt  Jena,  ob  man  das  Frankfurter  foedus  nichtll.  Dec. 
durchgehen  und  ihre  monita  vernehmen  möchte,  zumal  er  aus  dem  Cöl- 
nischen  Protokoll  ersehen,  dass  es  den  Ihrigen  daselbst  zugestellt  sei.  Jena 
erklärt,  diese  Akten  seien  noch  nicht  angekommen,  und  als  Gl.  sich  er- 
kundig^, ob  einige  Bedenken  dabei  wären,  vermeint  er,  man  müsste  ihrer- 
seits erst  wissen,  ob  die  gesamten  Alliierten  Kf.  admittieren  wollten,  eher 
könnte  er  sich  keiner  sonderlichen  Conditionen  vernehmen  lassen. 

3.  December  besucht  Gl.  wieder  Jena,  dieser  erläutert  des  Kf.  Er- 13.  Dec. 
klärung  dahin,  dass  Kf.  in  die  jetzige  Allianz  nicht  eintreten  würde,  sondern 
erbötig  sei,  mit  den  gesamten  Alliierten  sich  zu  setzen,  die  Articul  aus  der 


1)  üeber  die  Zwistigkeiten  zwischen  Kar p falz  und  Hessen  8.  die  Bin- 
leitoog  zu  Abschnitt  2. 


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54  1-    VerhandlaDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Allianz  darchzageben  nnd  daraus  sich  zn  verbinden.  Was  er  jenesmal  von 
Französischer  Subscription  und  dergl.  erwähnt,  würde  keine  sonderliche 
Difficnltäten  haben,  es  müsste  zuförderst  diese  quaestio  an  von  den  Alliierten 
resolviert  werden,  so  würde  Kf.  sich  wohl  zur  Billigkeit  weisen  lassen,  er 
würde  aber  E. Pfalz  nicht  verlassen  und  Preussen  gern  mit  einge- 
schlossen sehen.  Gl.  erwidert,  die  Prenssische  Condition  würde  schwerlich 
bei  allen  Alliierten  zu  erhalten  sein  und  also  fast  allein  capabel  sein,  das 
Werk  zu  hindern,  er  wollte  nicht  hoffen,  dass  Kf.  darauf  bestehen  würde. 
Jena  erwidert,  sie  wollten  Polen  und  Moskau  excipieren,  wenn  sie  nur 
wegen  Schweden  und  dessen  Beifall  gesichert  wären,  wiewohl  sie  sie  eben 
nicht  gross  fürchteten.    GL  erwidert,  er  könne  dazu  keine  Hoffnung  machen. 

14.  Dec.         4.  December  berichtet  ihm  Jena,  dass  er  mit  dem  Kf.  geredet,  der- 

selbe bliebe  beständig  bei  der  Preussischen  loclusion.  Gl.  fragt,  ob  sie 
zur  Handlung  wohl  jemand  nach  Frankfurt  schicken  würden,  jener  ver- 
neint es. 

15.  Dec.         5-  December  redet  Gl.  mitCanstein,  dass  er  nicht  glaube,  dass  die 

Preussische  Inclusion  zu  erhalten  wäre.  Jener  erwidert,  Kf.  bestände 
zwar  darauf,  wenn  man  aber  im  übrigen  richtig  wäre,  würde  sich  dieses 
wohl  finden,  man  möchte  nur  nicht  die  Hand  abziehen.  Der  Fürüt  von 
Anhalt  war  beim  Abschied  derselben  Meinung  und  erbot  sich  zu  aller 
Cooperation. 


Der  Kurftlrst  an  Herzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cöln  a,  d.  Spree  2./[12.]  December  1661. 

[Recreditiv  für  v.  Qladebeok.] 

12.  Dec.  Als  Ew.  Ld.  nebenst  der  bekannten  und  nunmehro  abgehandelten 
Harburgischen  Sache  dero  Geh.  Cammerrath,  dem  von  Oladebeck, 
absonderlich  und  k  part  befehligen  wollen,  mich  nicht  nur  Ew.  Ld. 
beständigen  —  Affection  und  Confidence  zu  versichern,  sondern  auch 
in  andern  publicis  einige  vertrauliche  Eröffnung  zu  thun,  so  habe  ich 
bei  verstatteter  absonderlichen  Audienz  von  ihm  solches  alles  wohl 
eingenommen,  daraus  Ew.  Ld.  gegen  mich  und  unser  allerseits  ge- 
meines Vaterland  tragende  Affection,  Vorsorge  und  Vigilanz  mit 
grossem  Vergnügen  und  erfreulich  verspüret,  und  mich  gegen  ihn, 
den  von  Gladebeck,  in  eigener  Person  auch  sonsten  dergestalt  er- 
kläret, dass  E.  Ld.  aus  dessen  Relation  meine  für  deroselben  und 
dero  löbliches  fürstliches  Haus,  auch  für  allerseits  des  H.  Römischen 
Reichs  Glieder  Wohlfahrt  führende  Intention  verhoffentlich  sattsam 


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VerbandlaDgen  mit  v.  Gladebeck.  55 

abnehmen  und  alles  zu   des  Vaterlandes,  auch  unser  beider  Chur- 
und  Fürstlichen  Häuser  Besten  mesnagiren  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  Cöln  a.  d. 
Spree  4/[14.]  Jannar  1662. 

[Vorschlag  der  Abhaltang  eines  KurfürsteDtages.] 

—  Nachdem  uns  weder  des  Ausschreibens  zu  besagtem  Reichstage  14.  Jan. 
halber  noch  der  Deputation  wegen  etwas  gewisses  ferner  zukommen, 

als  seindt  wir  dessen  täglich  gewärtig. Im  übrigen  ist  E.  Ld. 

erinnerlich,  wie  S.  Kais.  M.  in  verschiedenen  Reichssachen  der  HH. 
Kurftirsten  Sentiment  begehret  *) ,  auch  ohne  das  verschiedene  Reichs- 
händel, absonderlich  die  Executionsordnung  und  das  Churf.  Collegium 
in  specie  belangend,  unter  Händen,  so  gegen  den  Reichstag  wohl  zu 
Qberlegen  wären.  Solchem  nach  stellen  wir  zu  E.  Ld.  reifen  Nach- 
dencken,  ob  nicht  rathsam,  dass  ein  Eurfürstl.  Collegialtag ')  förder- 
lichst möchte  ausgeschrieben  und  gehalten  werden,  damit,  wann  wir 
gleich  nicht  in  Person  beisammen  kommen  könnten,  dennoch  die 
Sachen  durch  unsere  zusammengeordneten  Räthe  überlegt  —  und 
zu  einem  allgemeinen  Schlüsse  befordert  werden  möchten,  gestalt  uns 
denn  auch  lieb  sein  würde,  wenn  E.  Ld.  mit  K.Mainz  Ld.  hieraus 
zu  communiciren  Belieben  tragen  wollten.  — 


0  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  vom  13.  April  1661  (oben  8.33),  in  wel- 
chem die  Karfärsten  zn  einem  Gataebten  in  der  Bremischen  Angelegenheit  auf- 
gefordert werden.  Ein  solches  Gatachten  (d.  2.  December  1661)  ist  wirklich  von 
Karmainz  abgefasst  and  darauf  von  allen  Kurfürsten  unterzeichnet  worden. 
Der  Kaiser  wird  darin  aufgefordert,  falls  Schweden  wirklich  gegen  Bremen 
etwas  Gewaltthatiges  vorzunehmen  gesonnen  sein  sollte,  dasselbe  davon  abzu- 
mahnen und  dahin  zu  wirken,  dass  der  Streit  entweder  gütlich  oder  auf  dem 
Rechtswege  beigelegt  werde.  Sollte  auch  dieses  nichts  verfangen,  „so  würden 
alsdann  auch  die  Reichsconstitutiones  und  der  Friedensschluss  weitere  Ziel  und 
Maass  geben,  was  zu  Abwendung  neuer  Unruhe  und  Erhaltung  gemeinen  Frie- 
dens im  Reich  ferner  hiebei  zu  thun  sein  möchte.'  Zu  derselben  Zeit  hatte 
der  Kaiser  von  dem  Kf.  wie  auch  von  den  anderen  Kurfürsten  ein  neues  Gut- 
achten wegen  der  von  Schweden  errichteten  Warnemünder  Schanze  und 
anderer  schwedischer  Uebergriffe  verlangt  (Geheimenrathsprotokoll  Cöln  a.  d.  Sp. 
18/28.  December  1661\ 

^  Schon  im  Juni  1661  war  vom  kaiserlichen  Hofe  aus  die  Abhaltung  eines 
Kor  forsten  tages  angeregt  worden,  s.  das  Schreiben  des  Kf.  an  Kurpfalz  vom 
24.  Juni  1661  unten  in  Abschnitt  2. 


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56  1«  VerhandlaDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Kurftlrsten. 
D.  Bonn  25.  Januar  1662. 

[auf  das  Schreiben  vom  4./ 14.  Januar.    Bedenken  wegen  des  Knrfarstentages.j 

25.  Jan.  £r  hätte  gewünscht,  dass  die  Depatation  zq  Frankfurt  völlig  ergänzt 
geblieben,  oder  man  sich  der  Translation  halber  hätte  vergleichen  können, 
welcbenfalls  das  Kurf.  Colleginni  beisammen  gewesen,  und  alle  vorfallen- 
den Sachen  von  demselben  ad  partem  hätten  überlegt,  anch  die  Jalousie, 
welche  die  Ausschreibung  eines  absonderlichen  CoUegialtages  bei  den  übri- 
gen Reichsständen  gebären  würde,  abgewendet  werden  können,  es  werde 
ihm  jedoch  lieb  sein,  von  Kf.  zu  vernehmen,  was  demselben  hierin  für 
Gedanken  zu  Gemüth  gehen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurftlrsten  von  Cöln. 
D.  Cöln  4./[14.]  März  1662. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  Janaar.    Der  Kurfärstentag  kann  jetzt  nicht  mehr 

stattfinden.] 

14.  März.  Er  hätte  die  Ausschreibung  eines  CoUegialtages  vor  dem  Reichstage 
für  sehr  nötig  und  nützlich  gehalten,  sieht  auch  nicht  ein,  wie  andere 
Stände  daraus  hätten  Jalousie  schöpfen  können,  da  aber  jetzt  der  ausge- 
schriebene Reichstag  nahe  vor  der  Thür,  sieht  er  nicht;  wie  zu  dergleichen 
Collegialtage  zu  gelangen. 


Kiiiser  Leopold  an  den  Kurftlrsten.    D.  Wien  8.  Februar  1662. 

[Anzeige  der  Ausschreibung  des  Reichstages.    Der  Convent  zn  Regensbnrg  soll 
bis  zu  Beginn  des  Reichstages  fortgesetzt  werden.] 

8.  Febr.  Nachdem  er  aus  der  Relation  des  von  ihm  hierher  berufenen  R.Vice- 
kanzlers  ersehen,  dass  ein  Theil  der  Stände  noch  in  dem  Gedanken  ver- 
harre, als  ob  es  ihm  mit  dem  Reichstag  kein  rechter  Ernst  sei,  so  hat  er 
zu  Benehmung  dieses  ungleichen  Wahos  denselben,  wie  Kf.  aus  beikom- 
mendem Ausschreiben^)  ersehen  wird,  innerhalb  4  Monaten  nach  Regensbnrg 
ausgeschrieben,  woraus  Kf.  erkennen  wird,  dass  er  weder  den  Reichstag  zu 
verzögern  noch  unter  der  für  gnt  befundenen  Translation  und  Reassump- 
tion des  Deputationstages  einige  Gefährde  oder  Verlängerung  der  comi- 
tiornm,  sondern  vielmehr  die  Präparierung  der  dazu  gehörigen  Materien 
gesucht  habe.    Weil  aber  unterdessen  sein  und  der  mit  ihm  einstimmen- 

0  d.  Wien  8.  Februar  1662  (Diar.  Burop.  VIII  S.  123 ff.    Londorp  VIII 
S.  811  ff.). 


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Berafnng  des  Reichstages.  57 

den  Stände  Respect  und  Reputation  erfordert,  dass  der  Convent  zoRegens- 
bnrg  nicht  aufgegeben  werde,  so  ersucht  er  Ef.,  seinem  daselbst  subsistieren* 
den  Gesandten  anzubefehlen,  dass  er  sieh  von  dort  nicht  hinweg  begebe, 
sondern  diese  geringe  Zeit  noch  daselbst  verharre. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser  25.  Februar/[7.  März]  1662. 

[anf  du8  Schreiben  vom  8.  Februar.     Kf.  wird  den  Reichstag  beschickao,  hat 
seinen  Gesandten  voo  Regensbarg  schon  längst  abgefordert.] 

Kf.    wird    seine  Gesandten  gegen    die  angegebene  Zeit  mit  nöthiger  7.  Mars. 
Instruktion  nach  Rec^ensburg  abfertigen. 

Belangend  £.  E.  M.  gnädigstes  Begehren,  dass  wir  den  Depu- 
tationstag  zn  Regensburg  continuiren  möchten,  so  ist  £.  E.  M.  be- 
kannt, dass  fbrlängst  verschiedene  Stände  wie  auch  ich  meine  Ge- 
sandten von  dannen  abgefordert,  wie  denn  auch  von  der  Translation 
des  Tags  indessen  vielfältig  gesprochen  und  gehandelt  worden.  Da- 
feme  aber  £.  E.  M.  die  Ihrige  dahin  zu  senden  gst  entschlossen 
und  es  nöthig  finden,  dass  ich  wiederumb  annoch  f&r  dem  Junio  je- 
mandes auch  dahin  sende,  so  will  ich  dero  gsten  Begehren  und  Gut- 
finden zu  folgen  mich  gehorsamst  anschicken').  — 


Churf.  Resolntion,    so    dem    Chnr- Sächsischen   Abgesandten, 

Geheimbten  Rath  und  Cämmerem  Nickel  von  GerstorflFen^) 

ist  ertheilet.     D.  4./[14.]  März  1662. 

[Ob  Kf.  den  Reichstag  persönlich  besacben  werde,  ob  auf  demselben  der  Strei- 
tigkeiten   wegen    Translation    des   Depntationstages   Erwäbnang    zu   tbnn.     Die 

Rheinische  AHianz.) 

Ob  Sie  aber  Ihres  Orts  solchen  Reichstag  persönlich  wer- 14.  März. 

den  beiwohnen  können,  dabei  mllssen  Sie  wegen  allerhand  wichtigen 
Motiven  billig  anstehen,   zumahlen  aus  dem  Keys.  Ausschreiben  zu 


0  S.  oben  S.  25.  Es  ist  dieses  nicht  gescheben.  Von  den  Mitgliedern  der 
Deputation  waren,  als  sich  der  Reichstag  in  Regensbarg  versammelte,  dort  ausser 
zwei  kaiserlichen  Deputierten  nur  noch  der  E.bairische,  K. sächsische  und  Sach- 
sen-Alteoborgische  Gesandte  anwesend,  s.  Gemeiner,  Gesch.  der  öffent- 
lichen Verhandlungen  des  zu  Regensburg  noch  fortwährenden  Reichstages  I  S.  12. 

^  In  der  von  demselben  mundlich  vorgetragenen  und  dann  auch  schriftlich 
äbergebenen  Proposition  (d.  Coln  a.  d.  Sp.  28.  Februar/ 10.  März  1662)  wird  bei 
Kf.  angefragt,  ob  er  in  Person  zum  Reichstage  nach  Regeneburg  zu  kommen 


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58  1-   VerhaDdlQDgeo  wegen  der  Garantie  des  Friedeos  etc. 

ersehen,  dass  noch  ungewiss,  ob  auch  L  Keys.  M.  selbst  in  Person 
dahin  kommen  werden.  Wenn  aber  I.  Keys.  M.  der  Herrn  Chur- 
fttrsten  persönliche  Gegenwart  begehren  und  deshalb  absonderlich  an 
Sie  etwas  gelangen  lassen  würden,  so  würden  S.  Chf.  D.  sich  als- 
dann nach  Gelegenheit  der  Zeit  darauf  zu  resolviren  haben,  inmit- 
telst aber  dero  Gesandten  mit  genügsamer  Vollmacht  —  dahin  abzu- 
fertigen nicht  unterlassen. 

Was  die  Translation  des  Reichsdeputationstags  anlanget  —  seind 
mit  I.  Churf.  D.  zu  Sachsen  darin  ganz  einig,  dass  solche  eine  Sache 
gewesen,  darin  sowohl  der  Keys.  M.  hohe  Autorität  als  des  Churf. 
collegii .  Respect  nicht  wenig  interessire,  dass  wider  alt  Herkommen 
einige  wenige  sich  den  majoribus  wiedersetzet  und  also  die  Fort- 
setzung des  Deputationstags  gehindert  haben,  allermassen  S.  Churf. 
D.  solches  in  dero  Schreiben  dabevor  gnugsam  zu  erkennen  gegeben. 
S.  Churf.  D.  hielten  auch  wohl  nöthig,  dass  man  dienliche  Wege 
ergreifen  könne,  wodurch  sowohl  dieses  inskttnftige  verhütet  als  die 
bei  dem  Beichsdirectorio  eingerissene  Mängel  und  Missbräuche,  wor- 
aus dieses  zum  Theil  entstanden,  remediret  und  abgestellet  werden 
möchten.  Alldieweil  aber  solche  Streitigkeiten  wegen  des  ausge- 
schriebenen Reichstages  nunmehr  cessiren,  so  stehen  S.  Chf.  D.  an, 
ob  nicht  zu  Erhaltung  und  Stiftung  guten  Vertrauens  und  damit  nicht 
andere  nöthige  und  nützliche  deliberationes  dadurch  aufgehalten  wer- 
den, solches  silentio  zu  involviren  —  und  solches  umb  so  viel  mehr, 
weil  I.  Keys.  M.  in  dem  Ausschreiben  davon  keine  Meldung  thun. 
Sollten  aber  I.  Keys.  M.  davon  in  der  Proposition  einige  Anregung 
thun  oder  von  der  andern  Seite  etwas  moviret  werden,  so  wird  man 
auch  dieserseiten  nicht  unterlassen,  können,  die  Nothdurft  und  was 
das  Herkommen  und  die  Reichssatzungen  erfordern,  zu  beobachten, 
wie  dann  S.  Chf.  D.  —  dero  Gesandten  uff  allen  Fall  darüber  in- 
struiren  wollen. 


gedenke,  was  za  thuo  sei,  wenn  der  Kaiser  auf  dem  Reichstage  die  Sache  wegen 
der  Translation  des  Deputationstages  vorbringen  sollte,  nnd  ob,  falls  der  Kaiser 
dieselbe  mit  Stillschweigen  übergehe,  Knr-.  Forsten  nnd  Stände  jenes  angebahr- 
liobe  Verfahren  etlicher  weniger  ungeahndet  lassen  darften,  ferner  was  Kf.  von 
der  zwischen  einigeo  Beichsstanden  aufgerichteten  Allianz  halte,  von  der  K.Sachsen 
gehört,  dass  sie  den  Beichsconstitntionen  zuwiderlaufende  Bestimmungen  ent- 
halte, ob  Kf.  mit  der  Ausschreibung  eines  Obersächsischen  Kreistages  nach 
Leipzig  einverstanden  sei  und  welche  Bewandnis  es  mit  dem  zwischen  dem  Kf. 
und  Berzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig  wegen  des  Blbhandels 
abgeschlossenen  Vertrage  (s.  oben  S.  47  f.)  habe. 


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YerbandlaDgen  mit  v.  Gersdorff.  59 

Ueber  die  von  einigen  Ständen  uffgerichtete  AUiance  hätten  S. 
Chf.  D.  jederzeit  Klage  geführet  und  davor  gehalten,  dass  obzwar  den 
Chur-,  Ffirsten  und  Ständen  des  Reichs  unverboten,  sowohl  unter 
sieh  als  mit  frembden  Potentaten,  Herrschaften  und  Republiquen  Al- 
liancen  und  Bündnis  aufzurichten,  dennoch  diese  also  beschaffen, 
dass  sie  den  Fundamentalgesetzen  und  Reichsverfassung  zuwider  zu 
laufen  scheine,  indem  nicht  allein,  wie  von  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  wohl 
angeftthret,  darin  nicht  enthalten,  wenn  ein  Stand  von  einem  Alliirten 
angegriffen  würde,  dass  demselben  vermöge  der  Reichsexecutions- 
ordnung  und  andern  Satzungen  wider  den  alliirten  aggressorem  Hülfe 
wiederfahren  sollte,  sondern  vielmehr  das  contrarium  darin  zu  be- 
finden.   S.  Chf.  D.  hätten  zwar  es  an  gnugsamen  Remonstra- 
tionen nicht  mangeln  lassen,  wäre  aber  wenig  oder  gar  nichts  atten- 
diret  worden,  und  wäre  derselben  auch  die  alliance  von  den  Alliirten 
nicht  in  forma  communiciret  worden,  ausser  was  vor  weniger  Zeit 
von  S.  Chf.  D.  zu  Co  In  geschehen,  so  S.  Chf.  D.  Abgeordneten  davon 
zu  Cöln  ^)  bei  einer  Conferenz  Copei  zustellen  lassen.  Wie  es  sonst 
damit  vor  Jahr  beschaffen,  würden  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  ohnzweifel 
wohl  Selbsten  Nachricht  haben,  indem  die  Alliirten  allmählig  mehr 
Stände  darein  zu  ziehen  sich  angelegen  sein  lassen,  auch  bereits  einige 
dieselbe  anzunehmen  bewogen,  und  von  neuen  unter  sich  renoviret 
haben.  Oestalt  auch  einige  S.  Chf.  D.  selbsten  sich  darein  zu  be- 
geben angetragen,  dabei  aber  S.  Chf.  D.  bisher  nicht  unbillig  ange- 
standen. Und  halten  S.  Chf.  D.  fast  ausser  Zweifel,  dass  sie  bei 
gegenwärtigem  Reichstag  noch  mehr  Stände  mit  darein  zu  bringen 
sich  äusserst  bemühen  werden.  Dannenhero  S.  Chf.  D.  würde  lieb 
gewesen  sein,  wenn  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  sich  hierunter  etwas  ferner 
herausgelassen,  ob  dem  Werk  also  zuzusehen  oder  was  dabei  zu  thun 
»ein  möchte.  — 

0  8.  oben  S.  39  ff. 


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Abschnitt   2. 

Die  Allianz  mit  Kur -Pfalz. 
1661. 


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Einleitung. 


Za  dem  Karfureteo  Karl  Ludwig  yon  der  Pfalz,  dem  Sohne  des 
onglücklicheo  Friedrich  V.,  welcher,  nachdem  er  darch  den  Westfälischeo 
Frieden  ?od  seinen  väterlichen  Landen  nar  die  Unterpfalz  mit  der  achten 
Kor  erhalten  hatte,  dort  im  Jahre  1649  zar  Regierung  gekommen  war,  hatte 
KorfUrst  Friedrich  Wilhelm,  obwohl  beide  durch  nahe  Verwandtschaft 
und  darch  dasselbe  religiöse  Bekenntnis  verbanden  waren,  doch  bis  zum 
Jahre  1661  in  keinem  näheren  Verhältnis  gestanden.  Im  Oegentheil  hatte 
zuerst  der  enge  Anschluss  Karl  Ladwigs  an  den  Kaiser  and  die  Gefü- 
gigkeit desselben  gegen  die  österreichische  Politik,  welche  bei  der  Königs- 
wahl  zu  Augsburg  und  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  (1653  und 
1654)  zu  Tage  trat>);  das  Misstrauen  des  brandenburgischen  Kurfürsten 
erweckt,  und  die  Unterstützung,  welche  dieser  in  dem  Streite  Karl  Lud- 
wigs mit  seinem  Obeim,  dem  Pfalzgrafen  Ludwig  Philipp,  wegen  des 
diesem  zustehenden  Antheils  an  den  pfälzischen  Landen  dem  letzteren  hatte 
zukommen  lassen^,  sowie  Ceremonialstreitigkeiten >)  bei  der  Krönung  des 
Deugewählten  Königs  Ferdinand  hatten  beide  noch  mehr  einander  ent- 
fremdet. Als  dann  1657  nach  dem  unerwarteten  Tode  Kaiser  Ferdi- 
nand III.  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  eine  Verständigung  mit  den 
übrigen  Kurfürsten  anzubahnen  versuchte  und,  wie  zu  den  anderen,  so  auch 
an  Karl  Ladwig  einen  Abgesandten  schickte,  hatte  jener  sich  sehr  reser- 
viert gehalten^),  bei  den  Wahl  Verhandlungen  in  Frankfurt  hatte  sich 
dann  gezeigt,  dass  derselbe  ganz  entgegengesetzt  gegen  seine  frühere  Haltung 
Oesterreicb  feindlich  gesinntund  von  Frankreich  und  Schwedengewon- 
nen  war  %  wiederum  also  haben  damals  beide  Kurfürsten  auf  der  entgegen- 


>)  S.  Qrk.  o.  Akt.  VI  S.  177.  224.  236.  255.  308  und  Karl  Ludwigs  Recht- 
fertigoDg  wegen  dieses  Verhaltens  S.  449.  Vgl.  Haas s er,  Gesch.  der  rhei- 
oischeo  Pfalz  II  S.  592  f. 

^  ürk.  u.  Akt  VI  S.  305.  347,  vgl.  Häasser  II  8.  594. 

»)  ürk.  u.  Akt.  VI  S.  242. 

^  8.  ürk.  u.  Akt.  VIII  S.438f. 

*)  8.  ürk.  u.  Akt.  VIII  8.463flr.  489,  vgl.  Häusser  II  S.  616. 


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64  2.  Die  Allianz  mit  Kar-Pfalz. 

gesetzten  Seite  gestanden;  der  brandenburgische  Karfürst  hat  damals  Karl 
Ludwig  im  Verdacht  gehabt*),  dass  er  sich  ganz  an  Frankreich  hin> 
gegeben  und  sich  verpflichtet  habe,  demselben  seine  Festungen  zu  überlie« 
fern.  Damals  wurde  auch  der  Kurfürst,  freilich  zunächst  nur  vorübergehend, 
in  die  unglücklichen  Ehehändel  Karl  Ludwigs')  mit  hineingezogen.  Die* 
ser  hatte  sich  1650  mit  der  Hessischen  Prinzessin  Charlotte,  der  Schwester 
des  Landgrafen  Wilhelm  YL  von  Hessen-Cassel,  welcher  seinerseits 
seit  1649  mit  der  Schwester  Friedrich  Wilhelms,  Hedwig  Sophie,  ver- 
mählt war,  verheirathet.  Seine  Ehe  mit  dieser  kalten,  unweiblichen  und 
launenhaften  Fürstin  hatte  sich  aber  bald  zu  einer  sehr  unglücklichen 
gestaltet  und  schliesslich  (1657),  nachdem  der  Kurfürst  von  Liebe  zu 
einem  Hoffräulein  seiner  Gemahlin,  Luise  von  Degen feld,  welche  wie 
er  unter  den  Launen  derselben  zu  leiden  gehabt  hatte,  ergriffen  worden,  war 
es  zu  einem  vollständigen  Bruche  gekommen.  Der  Kurfürst,  ohne  dass  er  eine 
förmliche  Ehescheidung  zu  erwirken  versucht  hätte,  hatte  öffentlich  die  Ehe 
mit  seiner  Gemahlin  für  gelöst  erklärt  und  das  Luise  von  Degen  feld 
gegebene  Eheversprechen  bekannt  gemacht  3).  Er  hatte  dann  den  Versuch 
gemacht*),  seinen  Schwager  Landgraf  Wilhelm  dazu  zu  bestimmen,  dass 
derselbe  seine  Schwester  dazu  bewegen  sollte,  Heid  el  berg  zn  verlassen  und 
zunächst  nach  einem  seiner  anderen  Schlösser  überzusiedeln,  allein  der  Land- 
graf hatte  sich  dazu  nicht  verstehen  wollen.  Vielmehr  betrachtete  man  am 
Casselschen  Hofe  das  Verhalten  Karl  Ludwigs  gegen  seine  Gemahlin  als 
einen  dem  ganzen  Hessischen  Hause  angethanen  Schimpf,  der  Landgraf 
verlangte  daher,  dass  derselbe  sich  mit  seiner  Gemahlin,  welche  sich  jetzt 
dazu  bereit  erklärte,  wieder  aussöhne,  und  drohte  im  Weigerungsfalle  alle 
Anverwandten  des  Hauses  aufzurufen.    Davon  aber  wollte  Karl  Ludwig 


')  Kf.  tbeilt  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  (d.  Gölo  a.  Sp.  15./26.  Decem- 
ber  1657)  mit,  dass  er  gewisse  Nachricht  erhalten,  Karpfalz  habe  nicht  nur 
Frankenthal  schon  an  Frankreich  abgetreten,  sondern  sei  auch  Vorhabens 
andere  am  Rhein  gelegene  Plätze  demselben  einzaräumen.  —  Diese  Nachricht 
ist  irrig,  Kurpfalz  bat  damals  allerdings  mit  Frankreich  ein  Bündnis  auf  3 
Jahre  abgeschlossen,  scheint  sich  aber  in  demselben  nur  verpflichtet  zu  haben, 
bei  der  Kaiserwahl  und  sonst  in  den  Reichsangelegenheiten  die  französische 
Politik  zu  unterstützen,  wofür  ihm  jährlich  40,000  Thaler  zugesagt  wurden,  a. 
Ludwig  XIV.  Instruktion  für  Gravel  vom  28.  März  1661  (Guhrauer  ü  S.  807). 

^  S.  über   dieselben    Kazner,    Luise  Baugräfin  von  Pfalz.     Häusser  II 

5.  609  fi".  Bommel,  Geschichte  von  Hessen  IX  S.  62ff.  Memoiren  der  Her- 
zogin Sophie  von  Hannover,  heraosg.  von  Köcher  (Pnblioationen  ans  den 
K.  PreuBBisoben  Staatsarchiven  IV  S.  46  £f.  ö7fif.  und  Einleitung  S.  15  £f.).  Schreiben 
des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  und  der  Seinen,  herausg.  von 
Holland  (Bibliothek  des  Litterariscben  Vereins  in  Stuttgart  GLXVII). 

*)  8.  die  Bhegeiobnisse  Luisens   und  des  Kurfürsten  vom  10.  Februar  und 

6.  März  1657  und  den  offenen  Brief  des  letzteren  vom  6.  März  1657  (Holland 
S.  14ff.). 

^)  Relation  des  im  April  1657  nach  Cassel  geschickten  Kurpfalzischen  Ge- 
heimenrathes  v.  Hoen  (abschriftlich  im  Berliner  Geh.  Staatsarchiv). 


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ßinleitoDg.  65 

nichts  wissen,  vergeblich  versuchte  Landgraf  Georg  von  Hessen-D  arm - 
Stadt,  der  zusamnien  mit  einem  Casselschen  Abgesandten  zn  diesem 
Zwecke  im  Jnli  1657  nach  Heidelberg  kam,  zu  vermitteln*),  im  Januar 
1658  vollzog  Karl  Ludwig  seine  förmliche  Vermählung  mit  Luise  v. 
Degenfeld  und  richtete  derselben,  da  die  Kurfürstin  in  Heidelberg 
blieb,  einen  eigenen  Hofhält  in  Schwetzingen  ein.  Darauf  wandte  man 
sich  von  Hessischer  Seite  an  die  et b verbrüderten  Häuser  von  Sachsen 
und  Brandenburg,  man  gab  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm') 
und  dem  Kurfürsten  Johann  Georg  von  Sachsen  Kunde  von  jenen  Ereig- 
nissen  und  ersuchte  sie  auf  Grund  der  nahen  Verwandtschaft  und  der  £rb- 
verbrüderung  auf  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  dabin  einzuwirken,  dass 
derselbe  sich  zu  einer  Aussöhnung  mit  seiner  Qemahlin  verstehe.  Beide 
Kurfürsten  haben  sich  auch  wirklich  dazu  bereit  erklärt  und  Kurfürst 
Friedrich  Wilhelm  hat  seinem  Principalgesandten  bei  dem  Wahltage 
in  Frankfurt,  dem  Fürsten  Johann  Moritz  von  Nassau,  den  Auftrag 
ertheilf) ,  zusammen  mit  dem  dort  persönlich  anwesenden  Kurfürsten  von 
Sachsen  den  ebenfalls  dort  anwesenden  Kurfürsten  von  der  Pfalz  zur 
gütlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten  mit  seiner  Gemahlin  zu  vermögen. 
Allein  jener  überzeugte  sich  sehr  bald  bei  Gelegenheit  eines  Besuches,  den 
er  Pfingsten  1658  zu  Heidelberg  machte,  dass  „die  Gemüther  schon  allzu- 
sehr von  einander  alieniert  seien.^^)  Vielleicht  hat  die  Entfremdung,  welche 
bald  darauf  zwischen  dem  Kurfürsten  und  dem  Landgrafen  Wilhelm  infolge 
des  Beitrittes  des  letzteren  zur  Rheinischen  Allianz  eintrat,  auch  auf  diese 
Angelegenheit  eingewirkt,  jedenfalls  scheint  von  brandenburgischer  Seite 
die  zugesagte  Einwirkung  auf  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  auch  nicht 
einmal  versucht  zu  sein.  Hessischerseits  hat  man  dann  auch  zunächst 
nicht  weiter  sich  bemüht,  den  Kurfürsten  in  diese  Angelegenheit  hineinzu- 
ziehen. Als  man  sich  dort  1660  doch  zu  Verhandlungen  mit  Karl  Lud- 
w  i  g  wegen  der  jetzt  auch  von  der  Kurfürstin  selbst  gewünschten  Entfer- 


0  S.  die  Briefe  des  Karfarsten  Karl  Lodwig  an  Laise  v.  Degenfeld 
vom  4.  o.  6.  Juli  1657  (Hollaod  S.  30ff.) 

>)  Landgraf  Wilhelm  an  Kf.  d.  Cassel  12./22.  März  1658.  Der  Kurfürst 
von  der  Pfalz  hatte  schon  Ende  1657  durch  v.  Brandt  den  Kf.  ober  diese  An- 
gelegenheit informieren  lassen,  s.  das  Schreiben  Karl  Ludwigs  an  Luise  v. 
Degenfeld  vom  3.  November  1657  (Holland  S.  54). 

*)  Kf.  an  Forst  Johann  Moritz  von  Nassau  d.  Cöln  a.  d.  Sp.  23.  März/ 
2.  April  1658,  anter  demselben  Datum  an  den  Landgrafen  Wilhelm. 

*)  Fürst  Moritz  von  Nassau  an  Kf.  d.  Frankfurt  8./18.  Joni  1658.  Karl 
Lodwig,  der  am  25.  Mai  Loite  v.  Degenfeld  angezeigt  hatte,  er  bringe  zu 
Pfingsten  Forst  Moritz  mit,  schreibt  derselben  am  29.  Mai:  „Vetter  Moritz 
ist  bey  mihr  —  Er  gibt  mihr  in  meiner  Sachen  gross  recht,  sagt,  er  hette  es 
selbst  gethan;  wolte  gern  nach  Schwetzingen''  (Holland  S.  76f.};  13.  Joni  mel- 
det er  (S.  79),  ein  goter  Freond  habe  verhindert,  dass  nicht  aof  der  Korfürstin 
von  Sachsen  \rorscblag  alle  Korfürsteo  sich  bei  ihm  for  seine  Gemahlin  ver- 
wendet hätten. 

lUter.  %.  Qeacb.  d.  Q.  Karrürtten.    XI.  5 


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66  2.    Die  Allianz  mit  Rar-Pfalz. 

nang  derselben  aas  Heidelberg  verstand,  wandte  man  sich  ausser  an  den 
Landgrafen  Georg  an  das  Haupt  der  Rheinischen  Allianz,  den  Kurfürsten 
Johann  Philipp  von  Mainz^  und  unter  Vermittelung  dieser  beiden 
Fürsten  wurden  im  August  Verhandlungen  begonnen,  die  sich  aber  zunächst 
bis  zu  Ende  dieses  Jahres  fruchtlos  hinzogen,  da  man  über  die  Bedingungen, 
unter  welchen  diese  Entfernung  erfolgen  sollte,  namentlich  über  die  Höhe 
der  von  Karl  Lud  w  ig  seiner  Gemahlin  zu  zahlenden  jährlichen  Unterhalts* 
snmme  sich  nicht  einigen  konnte^).  Als  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm 
im  December  1660  auf  der  Durchreise  nach  Cleve  mit  dem  Landgrafen 
Wilhelm  auf  dem  Sparenberg  zusammenkam,  wurde  bei  den  dort  gehal- 
tenen Conferenzen ')  hessischerseits  auch  diese  pfälzische  Ehesache  berührt 
und  die  Hoffnung  ausgesprochen,  der  Kurfürst  werde,  wenn  dieselbe  sich 
nicht  sollte  in  der  Güte  beilegen  lassen,  dem  Landgrafen  beistehen,  branden- 
burgischerseits  aber  scheint  keine  bestimmte  Erklärung  darauf  abgegeben 
zu  sein. 

Gerade  damals  nun  hat  Kurfürst  Karl  Ludwig  einen  Versuch  gemacht, 
mit  dem  brandenburgischen  Kurfürsten  in  eine  nähere  Verbindung  zu  treten. 
Derselbe  glaubte  sich  damals  durch  den  Kaiser  und  den  Kurfürsten  von 
Cöln  in  seinen  Rechten  schwer  gekränkt  und  war  darüber  mit  dem  letz- 
teren in  einen  Streit  gerathen^),  welcher  schon  zu  Thätlichkeiten  geführt 
hatte.  Infolge  von  Streitigkeiten,  welche  zwischen  dem  Grafen  Friedrich 
von  Wied  und  dessen  Unterthanen  wegen  harter  von  dem  ersteren  gefor- 
derter Frohndienste  ausgebrochen  waren,  hatte  Kurfürst  Karl  Ludwig, 
an  welchen  als  den  Lehnsherren  des  Grafen  sich  die  Unterthanen  desselben 
gewendet  hatten,  den  Grafen  vor  sein  Lehnsgericht  gefordert,  derselbe  aber 
hatte  sich  dort  nicht  gestellt,  sondern  die  Sache  vor  den  Reichshpfrath 
gebracht.  Von  diesem  war  dieselbe  dem  Kurfürsten  von  Cöln  übertragen 
worden,  derselbe  hatte  diese  Kommission  auch  angenommen,  Bevollmäch- 
tigte in  die  Grafschaft  geschickt  und  diese  mit  militärischer  Gewalt  gegen 
die  aufständischen  Unterthanen  einschreiten  lassen.  Der  Kurfürst  von 
der  Pfalz,  der  dadurch  seine  lehnsherrlichen  Rechte  verletzt  glaubte, 
hatte  darauf  nicht  nur  bei  dem  Kaiser  Beschwerde  geführt,  sondern  auch 
sich  an  verschiedene  andere  Fürsten  gewendet  und  dieselben  um  Verwen« 
düng   bei   dem    Kaiser   gebeten.     Auch    an    den   Kurfürsten   Friedrich 


1)  S.  über  diese  Verhandlungen  die  Briefe  Karl  Lndwigs  an  Luise  v.  D. 
yom  4.  12.21.  August  und  28.  Ootober  1660  (HoliaDd  S.  109ff.)  und  diejenigen 
der  Herzogin  Sophie  von  Hannover  an  Karl  Ludwig  vom  24.  Juni,  8.  Juli, 
26.  Sept  und  9.  Ootober  1660  (Briefwechsel  der  Herzogin  Sophie  von  Hannover 
mit  ihrem  Bruder,  dem  Kurforsteo  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz,  heraasg.  von 
Bodemann  (Publ.  aus  den  K.  Preuss.  Staatsarchiven  XXVI)  S.  32ff).  Ob  das 
in  dem  Briefe  derselben  vom  17.  November  1660  (S.  38)  erwähnte  Schreiben  des 
brandenburgisctien  an  den  pfälzischen  Kurfürsten  auch  auf  diese  Ehesache  be- 
züglich gewesen,  ist  nicht  zu  ersehen. 

^  S.  das  Protokoll  darüber  oben  S.  29  f. 

^  S.  Diarium  Europaeum  VII  S.  149 f. 


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ßiDleitüDg.  67 

Wilhelm  hatte  er  ein  solches  Schreiben ^  gerichtet,  und  dieser  hatte  darauf 
wirklich  sich  bei  dem  Kaiser  für  ihn  verwendet').  Wahrscheinlich  dnrch 
dieses  Entgegenkommen  ermuthigt,  gab  dann  Karl  Lndwig^),  als  von  Knr- 
cölniscber  Seite  weitere  Gewaltschritte  erfolgten,  dem  Kurfürsten  Nachricht 
hievon  und  bat  ihn,  sich  seiner  anzunehmen  und  den  Kurfürsten  von  Co  In 
zu  ermahnen,  von  solchen  Schritten  abzulassen  und  ihn  in  seinen  lehns* 
herrlichen  Rechten  nicht  weiter  zu  beeinträchtigen,  und  er  schickte  dann 
im  December  1660  seinen  Geheimen  Regierungsrath  Dr.  Arnold  Peil  zu 
dem  Kurfürsten,  um  denselben  dazu  zu  bewegen,  ihn  auch  weiter  mit  diplo- 
matischen und  im  Nothfalle  mit  militärischen  Mitteln  zu  unterstützen.  Peil 
wird  Ende  December^)  bei  dem  Kurfürsten  in  Cleve  angekommen  sein, 
über  die  mit  demselben  geführten  Verhandlungen  besitzen  wir  keine  Auf- 
zeichnungen, aus  den  folgenden  Schritien  des  Kurfürsten  aber  ersehen  wir, 
dass  derselbe  durchaus  auf  die  Wünsche  Karl  Ludwigs  eingegangen 
ist.  Er  entsandte  im  Januar  1661  seinen  Geheimenrath  v.  Portmann  an 
den  Kurfürsten  von  Cöln  und  liess^)  demselben  vorstellen,  dass  jene  Wieder 
Angelegenheit  vor  die  Gerichtsbarkeit  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  gehöre 
and  dass  daher  eine  Kommission  in  derselben  nicht  statthaft  sei,  und  ihn 
auffordern,  das  von  jenem  schon  früher  gemachte  Anerbieten,  beide  Theile 
sollten  ihre  Truppen  aus  der  Grafschaft  zurückziehen  und  Kommissare  zu 
gütlicher  Schlichtung  des  Streites  zusammentreten  lassen,  anzunehmen,  zu- 
gleich aber  andeuten,  dass  er,  wenn  derselbe  diese  Forderuogen  nicht  er- 
füllte, dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  sofort  durch  Entsendung  von  Truppen 
Hülfe  leisten  werde.  Diese  Sendung  hatte  auch  in  der  Hauptsache  den 
gewünschten  Erfolg,  denn  der  Kurfürst  von  Cöln  behauptete  in  der  Port- 
mann ertheilten  Resolution^)  allerdings,  dass  er  durchaus  nicht  in  die 
Rechte  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  eingegriffen  habe  und  dass  er  zur 
Widerlegung  der  von  demselben  gegen  ihn  erhobeneu  Beschnldigunge  c 
eine  Darstellung  des  Verlaufes  der  ganzen  Angelegenheit  wolle  drucken  . 
assen),  erklärte  aber,  dass  von  seinen  Truppen  überhaupt  nur  noch  23  Mann 


>)  d.  Heidelberg  6./ 16.  September  1660. 

^  Kf.  an  den  Kaiser  d.  Cölo  a.  d.  Sp.  18. /28.  September  1660. 

')  Kurf.  Karl  Lodwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  13./23.  November  UiGO,  darauf- 
hin rieütet  Kf.  ein  solches  ErmahnungSBcbreiben  an  Kurcöln  d.  Sparemberg 
8./ 18.  December  1660. 

*)  Nach  einem  Schreiben  Kurf.  Karl  Ludwigs  an  Kf.  (d.  Heidelberg 
7./ 17.  December  1660)  war  Peil  am  Tage  vorher  abgereist. 

^  Instruktion  für  Johann  v.  Portmaon  (d.  Cleve  12.  Januar  1661).  Ueber 
die  anderweitigen  Aufträge  desselben  8.  oben  S.  31  f. 

<)  d.  Bonn  18.  Januar  1661. 

0  Dieselbe  erschien  unter  dem  Titel:  ,,UmbstäDdlicher  Bericht  zu  Mäuoig- 
Uchea  Wissenschaft,  was  durch  Ihrer  Cburf.  Durchl.  zu  Collen  in  der  voo  Ihrer 
Rom.  KayaerL  Maj.  Ihro  in  Sachen  Herrn  Friedrichen  Graffen  zu  Wiedt  — 
gegen  detaelben  ungehorsame  Underthaneo  allergnädigst  auffgetragenen  Com- 
misiion  verrichtet  worden."    Dagegen  erschien  von  Kurpfalsiacher  Seite:  „Grund- 

5* 


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gg  2.    Die  Allianz  mit  Kur-Pfalz. 

sich  in  der  Grafschaft  Wied  zam  Schütz  der  Person  des  Grafen  befänden, 
und  dass  er  auch  diese,  wenn  sich  die  Unterthanen  desselben  ruhig  ver- 
halten und  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  versprechen  werde,  denselben  hin- 
fort nicht  weiter  zu  vergewaltigen,  abfordern  werde.  Zugleich  aber  trat 
der  Kurfürst  auch  bei  dem  Kaiser  weiter  für  Karl  Ludwig  ein.  In 
Erwiderung  eines  Schreibens,  in  welchem  ihm  dieser^),  wie  er  behauptete, 
den  wahren  Hergang  der  Sache  auseinandergesetzt  hatte ,  theilte  er  dem- 
selben mit,')  wie  sich  dieselbe  nach  der  Angabe  des  Pfälzers  verhalte, 
indem  er  hinzufügte,  der  Kaiser  werde  daraus  ersehen,  dass  jener  berech- 
tigt sei,  vor  seinem  Lehnhof  Klagen  gegen  seine  Lehnsleute  anzunehmen, 
und  ihn  aufforderte,  denselben  bei  seinen  Rechten  zu  schützen,  den  Grafen 
von  Wied  an  dessen  Lehnshof  zu  verweisen  und  deu  Karfürsten  von  Cöln 
zur  Abführung  seiner  Truppen  anzuhalten. 

Was  für  weitere  Aufträge  ausser  in  dieser  Wieder  Angelegenheit  Peil 
gehabt  hat,  wissen  wir  nicht,  es  scheint,  dass  sein  Kurfürst  erst  nachträg- 
lich, nachdem  er  den  brandenburgischen  Kurfürsten  so  bereitwillig  zu  sei- 
ner Unterstützung  gefunden  hatte,  auf  den  Gedanken  gekommen  ist,  mit 
demselben  überhaupt  eine  engere  Verbindung  einzugehen,  denn  erst  vom 
28.  Februar  ist  das  Creditiv  datiert ,  in  welchem  er  seinen  Entschloss,  mit 
dem  Kurfürsten  von  Brandenburg  eine  Defensivallianz  abznschliessen, 
ausspricht  und  Peil  zu  den  darauf  bezüglichen  Verhandlungen  bevoll- 
mächtigt, darauf  sind  dann  solche  Verhandlungen  geführt  worden,  3)  doch 
erst  vom  26.  April  ist  das  Creditiv  des  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm 
für  den  von  ihm  zu  dem  Abschluss  der  Allianz  bevollmächtigten  Geheimen- 
ratb  Friedrich  v.  Jena  ausgestellt.  Das  Resultat  dieser  Verhandlungen 
waren  dann  der  Allianz  vertrag  und  der  Nebenrecess  vom  6.  Mai  1661, 
welche  unten  zum  ersten  Male  abgedruckt  sind.  Ueber  die  Verhandlungen 
selbst  sind  weder  in  dem  Berliner  Geh.  Staatsarchive  Aufzeichnungen  vor- 
handen,  noch  haben  sich  in  dem  Generallandesarchiv  zu  Karlsruhe  oder 
dem  K.  Bairischen  Reichsarchiv  zu  München  solche  auffinden  lassen. 
Einigen  Ersatz  dafür  bietet  der  ebenfalls  nnten  abgedruckte,  in  den  hie- 
sigen Akten  befindliche  Auszug  aus  der  Instruktion  Karl  Ludwigs  für 
Peil,  welcher  zusammengehalten  mit  den  Erklärungen,  welche  derselbe 
dann  in  Paris  über  die  Motive  dieser  Verbindung  mit  Brandenburg 
hat   abgeben    lassen    und    von    welchen   wir  durch  die   Instruktion   Lud- 


licher Gegeubericht  uff  den  K.CölInischen  ohaleugst  io  Truck  gegebeneo  also 
genaodteo  Umbständtlichen  Bericht  die  Gräfflicb  Wiediscbe  Sache  betreffend  etc.' 
Heydelberg  1661. 

0  Kaiser  Leopold  an  Kf.  d.  Wien  23.  November  1660. 

>)  Kf.  an  Kaiser  Leopold  d.  Cleve  4.  Februar  1661. 

')  Id  einem  Memorial  des  Karpfalzisebeo  Abgesandten  Caspar  v.  Borcke 
(October  1661)  wird  daran  erinnert,  dass  Kf.  zuerst  durch  den  Oberprasidenten 
V.  Schwerin  und  dann  selbst  am  29.  März/8.  April  Peil  erklärt  habe,  er  werde 
sich  in  dieser  Allianzsache  von  seiner  Schwester,  der  Landgräfin  von  Hessen, 
nicht  irre  machen  lassen. 


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EiDleitong.  69 

wigs  XIV.  für  seioen  Ende  März  oach  Frankfurt  geschickten  Gesandten 
GraveP)  Kunde  erhalten,  deutlich  genug  die  Absichten,  welche  der  Kur- 
fürst voo  der  PfaU  bei  dieser  Allianz  verfolgt  hat,  erkennen  lässt. 
Weniger  klar  lässt  sich  ersehen,  welche  Beweggründe  den  brandenburgischen 
Kurfürsten  dazu  bestiromt  haben,  eine  solche  Verbindung  einzugehen,  welche 
ihm  selbst  sehr  geringe  Yortheile  zusicherte,  dagegen  ihm  Verwickelung  in 
diejenigen  Händel  und  Streitigkeiten  in  Aussicht  stellte,  in  welche  der  Kur- 
fürst Ton  der  Pfalz  mit  seinen  Narbbaren  und  anderen  Reichsständen  gera- 
then  würde.  Dass  es  an  solchen  nicht  fehlen  würde,  wird  angesichts  der 
Lage  der  Kurpfälzischen  Territorien,  andererseits  des  Eifers,  mit  welchem 
Karl  Ludwig  alle  Rechtsansprüche  seines  Hauses  durchzuführen  suchte, 
und  der  Leidenschaftlichkeit  und  Hartnäckigkeit,  mit  welcher  er  an  solchen 
Ansprächen  fest  hielt,  der  Kurfürst  ebenso  gut  wie  Ludwig  XIV.')  gewusst 
haben.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  es  vornehmlich  der  Gegensatz 
gegen  die  französische  Politik,  der  Wnnsch  zu  verhüten,  dass  auch  der 
Kurfürst  von  der  Pfalz  ebenso  wie  die  Mitglieder  der  Rheinischen  AUiane 
ganz  in  das  Schlepptau  derselben  sich  ziehen  lasse,  gewesen,  was  ihn  zu 
diesem  Entschlüsse  bestimmt  hat.  Wie  wir  aus  der  Instruktion  für  Peil 
ersehen,  bat  Karl  Ludwig  durch  diesen  dem  Kurfürsten  erklären  lassen, 
wenn  sich  ihm  nicht  eine  anderweitige  Stütze  darbiete,  so  sehe  er  sich 
genöthigt,  eine  solche  wieder  bei  Frankreich  zu  suchen  und  die  vor  drei 
Jahren  mit  dieser  Macht  abgeschlossene  Allianz  zu  erneuern,  andererseits 
ersehen  wir  aus  der  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Gravel,  dass  dem 
französischen  Könige  diese  Verbindung  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  mit 
dem  von  Brandenburg,  den  er  für  enger  denn  je  au  Oesterreich 
gekettet  hielt,  sehr  verdächtig  erschienen  ist  und  dass  er  seinem  Gesandten 
aufgetragen  hat,  alles  aufzubieten,  um  dieselbe  zu  vereiteln  und  Karl 
Ludwig  dafür  zum  Beitritt  zu  der  Rheinischen  Allianz  zu  bewegen. 

Diesen  Zweck,  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  vom  Eintritt  in  die 
Rheinische  Allianz  und  von  einer  Unterordnung  unter  Frankreich  abzu- 
halten, bat  der  brandenburgische  Kurfürst  durch  die  mit  demselben  abge- 
schlossene Allianz  erreicht,  dagegen  ist  es  zu  einem  wirklich  engen  Bundes- 
verhältnis zwischen  beiden  nicht  gekommen.  Allerdings  ist  man  zunächst, 
wie  die  unten  publizierten  weiteren  Dokumente  beweisen,  in  vertraulicher  Weise 
einander  entgegengekommen,  Karl  Ludwig  hat  sowohl  unmittelbar  nach 
dem  Abschtuss  der  Allianz  dem  brandenburgischen  Kurfürsten  die  Anträge, 
welche  ihm  von  Frankreich  gemacht  wurden,  und  die  zu  seiner  Kennt- 
nis gekommenen,  gegen  Oesterreich  gerichteten  Machinationen  Frank- 


1)  Guhraoer  II  S.  306 f. 

^  S.  dessen  Urtbeil  über  Karl  Ludwig  (Guhrauer  U  S.  307):  comme  c'est 
UQ  «sprit  peu  forme  daos  ses  amiti^s,  fort  int^ress^  et  tellAineat  appliqu^  poar 
cette  raiion-la  a  tourmeoter  et  ä  chicaner  tous  ses  voisios  et  la  ooblesse  de 
TEmpire,  qn'il  en  tombe  dans  une  baine  g^n^rale,  qui  so  commnoiqaeroit  a  ses 
Protecteura,  daos  des  causes  le  plus  souvent  iujoBtes,  oü  il  s'emburasse. 


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70  2*    I>ie  Allianz  mit  Kar-Pfalz. 

reichs  beim  Frankfurter  Bandesrath,  als  auch  nachher,  im  October  1661, 
die  neuen  ihm  durch  Gravel  übermittelten  Vorschläge  Ludwigs  XIV., 
w^elobe  dahin  gingen,  seine  Allianz  mit  Brandenburg  illusorisch  zu  machen 
und  ihn  doch  in  das  engte  Abhängigkeitsyerhältnis  zu  Frankreich  zu 
bringen,  mitgctbeilt,  und  der  Kurfürst  hat  nicht  nur,  indem  er  seinerseits 
dem  Kaiser  Kenntnis  davon  gab,  diesem  die  Interessen  seines  Bundes- 
genossen auf  das  wärmste  anempfohlen,  sondern  auch  bei  den  Verhandlun- 
gen, welche  er  mit  Kurcöln,  den  braunschweigischen  und  hessi- 
schen Fürsten  geführt  hat,  um  mit  diesen  in  ein  engeres  Bündnis  zu  treten, 
und  bei  den  ersten  Verhandlungen  wegen  seines  Beitrittes  zur  Rheinischen 
Allianz  auf  denselben  Rücksicht  genommen'),  sehr  bald  aber  ist  es  infolge 
davon,  dass  er  sich  zu  einer  Einmischung  in  jene  unglückseligen  Ehehändel 
desselben  bestimmen  Hess,  zu  Differenzen  zwischen  ihnen  beiden  gekommen, 
welche  nicht  nur  das  freundschaftliche  Verhältnis  zwischen  ihnen  getrübt, 
sondern  auch  das  Fortbestehen  der  Allianz  überhaupt  auf  das  ernstlichste 
bedroht  haben.  Wir  wissen,  dass  diese  häuslichen  Verhältnisse  Karl 
Ludwigs  auch  bei  den  Verhandlungen  zu  Cleve  zur  Sprache  gekommen 
sind.  Bei  den  folgenden  Verhandlungen  ist  von  brandenburgischer  Seite  mehr- 
mals daran  erinnert  und  behauptet  worden,  der  Kurfürst  habe  nicht  nur  bei 
dieser  Gelegenheit  sich  bemüht,  eine  Aussöhnung  zwischen  Karl  Ludwig 
und  dessen  Qemahlin  zu  erreichen  %  sondern  auch,  er  habe  Bedenken  getra- 
gen >),  die  Allianz  überhaupt  abzuschliessen,  ehe  jene  Sache  erledigt  sei, 
daher  habe  sich  der  Abschluss  derselben  verzögert  und  bei  demselben  sei 
die  Hessische  Angelegerheit  ausdrücklich  ausgenommen  worden^),  von 
Pfälzischer  Seite  dagegen  ist  dieses  bestritten  und  behauptet  worden ,  jene 
Verzögerung  habe  andere  Ursachen  gehabt  und  bei  dem  Abschlüsse  der 
Allianz  sei  kein  solcher  Vorbehalt  gemacht  worden^),  es  ist  daran  erinnert 
worden^),  der  Kurfürst  habe  selbst  Peil  versichert,  er  würde  sich  in  dieser 
Allianzsache  durch  seine  Schwester,  die  Landgräfin  von  Hessen,  nicht 
irre  machen  lassen,  und  allerdings  konnte  von  jener  Seite  darauf  hinge- 
wiesen werden,  dass  in  dem  Allianzvertrage  jener  Händel  keine  Erwähnung 
geschieht,  sondern  dass  in  demselben  die  Hülfeleistung  im  Falle  eines  thät- 
lichen  Angriffs  von  Seiten  eines  oder  mehrerer  Reichsstände  ohne  irgend 
welchen  Vorbehalt  oder  Einschränkung  zugesagt  wird. 

Da  eine  auch  nur  auszugsweise  Wiedergabe   des  sehr  umfangreichen 
Aktenniaterials ,  welches  im  Berliner  Geh.  Staatsarchiv  über  die  durch  die 


1)  S.  oben  S  52 ff.  nod  unten  Abschn.  7. 

^  Ef.  an  Landgraf  Wilhelm  von  Hessen  d.  Cleve  24.  Juni  1661. 

')  Kf.  an  Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  d.  Uleve  17.  Septem- 
ber 1661. 

♦)  Kf.  an  O.  V    Berlepach  d.  Königsberg  23.  Febroar  1663. 

^)  O.  V.  Berlepscbs  Relation  an  Kf.  d.  Heidelberg  22.  December/l.  Januar 
1662/1663,  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  10./20.  AaguRt  1663. 

^)  S.  das  schon  $.66  citierte  Memorial  Caspar  v.  Borckes  .October  1661). 


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Einleitaag.  7} 

Eiomischung  des  Karfürsten  iu  diese  sogenannte  Karpfälzische  Ent- 
fernaog&sacbe  veranlassten  Verhandlungen  und  Streitigkeiten  vorhanden 
ist,  durch  den  Plan  dieses  Werkes  ausgeschlossen  ist,  andererseits  aber 
diese  sowohl  an  und  für  sich  ein  gewisses  Interesse  darbieten,  namentlich 
weil  sie  zeigen,  wie  eifrig  der  Kurfürst  damals  auch  bei  dieser  Gelegenheit 
für  die  Au  frech  terhaltung  des  Friedens  im  Reiche  thätig  gewesen  ist,  als 
aoch  da  sie  mit  aof  das  spätere  Verhalten  desselben  in  dem  unten  (Ab- 
schnitt 10)  näher  zu  behandelnden  Wildfangsstreite  eingewirkt  haben, 
so  möge  hier  eine  auf  jenes  Aktenmaterial  gegründete  kurze  Darlegung 
derselben  folgen. 

Nachdem  die,  wie  oben*)  erwähnt,  seit  August  1660  unter  Vermittelung 
des  Landgrafen  Georg  von  Darmstadt  und  des  Kurfürsten  Johann 
Philipp  von  Mainz  unternommenen  Verhandlungen  wegen  der  Entfernung 
der  Karfürstin  Charlotte  aus  Heidelberg,  wohin  jetzt  Karl  Ludwig 
aoch  seine  neue  Gemahlin  Luise  von  Degenfeld  hatte  übersiedeln 
lassen,  auch  nachdem  man  sich  über  den  Hauptpunkt,  den  Betrag  der 
der  Kurfürstin  jährlich  zu  zahlenden  Geldsumme^),  geeinigt  hatte,  infolge 
der  Weigerung  Karl  Ludwigs,  auf  andere  von  Hessischer  Seite  gestellte 
Forderungen')  einzugehen,  sich  bis  in  den  Sommer  1661  fruchtlos  hinge» 
zogen  hatten,  wandte  sich  Landgraf  Wilhelm  aufs  neue  an  den  Kurfürsten 
Friedrich  Wilhelm  mit  der  Bitte*),  sich  der  Sache  auzunehmen.  Der 
Kurfürst,  jedenfalls  in  der  Hoffnung,  dass  der  jetzt  mit  ihm  so  eng  ver- 
bündete Kurfürst  von  der  Pfalz  seine  Mahnungen  bereitwillig  berücksichti- 
gen werde,  sagte  dieses  zu^)  und  entsandte  bald  darauf  seinen  Clevischcn 
Regiernngsrath,  den  Freiherrn  v.  Heiden  nach  Heidelberg,  mit  dem  Auf- 
trage^), zunächst  zu  versuchen  Karl  Ludwig  zu  einer  Aussöhnung  mit 
der  Karfürstin  zu  bewegen  und,  wenn  dieses  vergeblich  sein  sollte,  in  den- 
selben zu  dringen,  die  Verhandinngen  wegen  der  Entfernung  der  Kurfürstin 
sogleich,  noch  während  seiner  Anwesenheit,  und  auf  Grund  der  von  Hessi- 
scher Seite  c^estellten  Bedingungen  zum  Abschluss  zu  bringen.  Die  Sen- 
dung V.  Heide  ns,  welcher  Ende  Jnli  1661  in  Heidelberg  eintraf,  war 
aber  ganz   erfolglos^).     Karl   Ludwig   zeigte   sich   sehr  empfindlich  über 


')  S.  65  f. 

^  Dieselbe  wurde  auf  8000  Tbaler  jährlich  festgesetzt,  wovon  aber  einen 
Tbeil  (812^  Tbaler),  entsprecbend  den  Zinsen  des  von  Hessischer  Seite  nicht  aus- 
gezahlten Heirathsgutes,  der  Landgraf  von  Hessen  zahlen  sollte. 

^  Dieselben  betrafen  vornehmlich  den  Vorbehalt  ungehinderter  Rückkehr 
der  Kurförstin  nach  Heidelberg,  die  Sicberstellnng  der  von  Karl  Ludwig  der- 
selben zu  zahlenden'  Summe  und  die  Befriedigung  gewisser  anderer  von  der 
Kurfürstin  an  ihren  Gemahl  gestellten  Geldforderuogen. 

*)  Landgraf  Wilbelm  au  Kf.  d.  Cassel  4./14.  Juni  1661. 

^)  Kf.  an  Landgraf  Wilhelm  d.  Cleve  24  Juni  1661. 

^  Instruktion  für  v.  Heiden  d.  Cleve  11.  Juli  1661. 

0  Relation  v.  Heide  ns  d.  Heidelberg  23.  Juli/ 3.  August  1661  und  dessen 
Diarium. 


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72  2.    Die  Allianz  mit  Knr-Pfalz. 

diese  plötzliche  EinmischaDg  des  Karfürsten  in  seine  häaslichen  Angelegen- 
heiten, behauptete,  derselbe  habe  sich  von  Hessischer  Seite  gegen  ihn 
einnehmen  lassen,  wollte  von  einer  Anssöhnang  mit  seiner  Oemahlin  gar- 
nichts  hören,  weigerte  sich  anfangs  auch,  unter  dem  Yorwande,  dass  mit 
dem  inzwischen  erfolgten  Tode  des  Landgrafen  Georg  die  bisherige 
Mediation  erloschen  sei,  die  Yerhandlnngen  wegen  der  Entfernung  fortzu- 
setzen, bequemte  sich  nachher  zwar  doch  dazu,  verwarf  aber  einen  Theil 
der  Hessischen  Forderungen  und  liess  einen  neuen  Vertragsentwurf  auf- 
setzen, den  er  als  sein  Ultimatum  bezeichnete.  Er  entliess  Anfang  August 
V.  Heiden  mit  einer  schriftlich  abgefassten  Resolution,  in  welcher  er  sich 
beklagte,  dass  der  Kurfürst,  durch  unwahre  Berichte  seiner  Gegner  ver- 
leitet, ganz  im  Widerspruch  zu  den  ihm  bei  Abschluss  der  Allianz  gemachten 
freundschaftlichen  Erbietungen  die  längst  abgethanen  Aussöhnungsversache 
wieder  erneuert  habe,  ferner  dagegen  protestierte,  dass  die  Kurfürstin,  wie 
V.  Heiden  in  seiner  Proposition  sich  ausgedrückt  hatte,  gefangen  gehalten 
und  ungeziemend  behandelt  werde,  und  schliesslich  die  Erwartung  aassprach , 
dass  man  sich  weiterer  unbefugter  Einmischung  in  seine  häuslichen  Ange- 
legenheiten enthalten  werde.  Natürlich  empfand  der  Kurfürst  eine  so  schroffe 
Abweisung  sehr  übel.  Er  antwortete  erst  nach  längerer  Zwischenzeit  in 
einem  Schreiben  ^) ,  in  welchem  er  in  nicht  minder  scharfer  Weise  seinem 
Befremden  über  diese  ebenso  für  ihn  wie  für  den  Landgrafen  von  Hessen 
fast  schimpfliche  Begegnung  Ausdruck  gab,  trotzdem  aber  erklärte,  er  halte 
sich  für  verpflichtet,  zu  Verhütung  der  Extremitäten  alle  gütlichen  Mittel 
zu  versuchen,  und  daher  Karl  Ludwig  ermahnte,  die  Entfernungstractaten 
doch  nicht  um  nur  unbedeutender  Dinge  willen  länger  aufzuhalten,  sondern 
auf  Grund  der  Hessischen  Forderungen  zum  Abschluss  zu  bringen.  Er 
erinnerte  bei  dieser  Gelegenheit  an  das,  was  er  dieser  Sache  wegen  bei 
Abschliessung  der  Allianz  zu  Peil  gesagt  l^abe,  and  sprach  zum  Schluss 
die  Hoffnung  aus,  der  Kurfürst  werde  nicht  Ursache  dazu  geben,  dass  von 
Hessischer  Seite  auf  Grund  der  Erbverbrüderung  weiter  in  ihn  gedrungen 
werde.  Dieses  Schreiben  hatte  zar  Folge,  dass  Karl  Ludwig  doch  ein- 
lenkte; er  schickte  seinen  Hofgerichtsrath  Caspar  v.  Borcke  zu  dem  Kur- 
fürsten nach  Cleve,  Hess')  demselben  versichern,  es  sei  ihm  nicht  in  den  Sinn 
gekommen,  dem  Kurfürsten  oder  dem  Landgrafen  schimpflich  zu  begegnen, 
er  habe  vielmehr  aus  Rücksicht  auf  den  ersteren  in  seinem  Entwurf  mehr,  als 
er  eigentlich  schuldig  gewesen,  nachgegeben;  freilich  aber  liess  er  wiederholen, 
jener  Entwurf  sei  sein  letztes  Wort,  weiter  könne  er  nicht  gehen.  Er  liess 
ferner,  sogar  unter  Beifügung  von  Attesten  seiner  Hofbeamten,  darlegen,  dass 
der  Zustand  der  Kurfürstin  keineswegs  ein  so  kläglicher  sei,  wie  sie  und 
ihre  Verwandten  ihn  schilderten,  liess  bestreiten,  dass  der  Kurfürst  sich 
gegen  Peil  in  solcher  Weise  geäussert  hätte,  und  schliesslich    verlangen, 

*)  Kf.  an  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Cleve  17.  September  1B61. 
')  Memorial  v.  Borckes  s.  d.    Dte  darauf  bezügliche  ReBolution  des  Kf.  ist 
datiert  Cleve  13.  October  1661. 


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EiDleitong.  73 

da  man  Hessischerseits  garkeioe  gegründete  Ursache  zn  Beschwerden  hätte, 
dassy  falls  man  von  dort  ans  thätüch  gegen  ihn  vergehen  sollte,  der  Kur- 
fürst ihm  die  vertragsmässige  Hülfe  leiste.  Der  Kurfürst  hat  darauf  wieder 
gemahnt,  die  Sache  in  der  Güte  beizulegen,  er  übersandte  durch  jenen 
V.  Borcke  einen  neuen  ihm  von  Hessischer  Seite  zugestellten  Vertragsent- 
wurf und  machte  Vorschläge,  wie  die  noch  übrigen  Differenzpunkte  aus- 
geglichen werden  könnten.  Daranf  ist  mehrere  Monate  lang  über  dieses 
Project  bin  und  her  geschrieben  worden,  Karl  Ludwig  nahm  die  meisten 
Vorschläge  des  Kurfürsten  an,  nun  erklärte  man  aber  auf  Hessischer  Seite 
diese  Zugeständnisse  für  sehr  unerheblich  und  bestand  auf  den  anderen  von 
Karl  Ludwig  verworfenen  Forderungen.  Der  Kurfürst  bemühte  sich  nach 
beiden  Seiten  hin  auszugleichen,  aber  ohne  Erfolg,  schliesslich  hat  er  einen 
Versuch  angestellt,  die  Sache  kurz  abzumachen.  Kurfürst  Karl  Ludwig 
hatte  im  April  1662  aufs  neue  v.  Borcke  zu  ihm  nach  Berlin  geschickt, 
der  Kurfürst  hatte  das  von  demselben  übergebene  Memorial  nach  Cassel 
gesendet,  als  darauf  auch  von  dort  her  ein  Abgesandter,  der  Kauzler  V al- 
te jus,  bei  ihm  erschien,  hatte  er  mit  jenen  beiden  wegen  der  noch  streiti- 
gen Punkte  verhandeln  lassen,  als  es  zu  keiner  Verständigung  kam,  Hess 
er  sich  selbst  genauer  über  die  noch  vorhandenen  Differenzpunkte  informie- 
ren, traf  darauf  eine  Entscheidung  übet  dieselben  und  erklärte  *)  (Anfang 
August  1662),  wenn  diese  von  einem  von  beiden  Theilen  nicht  angenommen 
werden  sollte,  so  wollte  er  nichts  weiter  zur  gütlichen  Beilegung  des  Strei- 
tes beitragen,  auch  jenem  Theile  nicht  assistieren,  sondern  diesen  alles 
Unglück,  das  etwa  daraus  entstehen  sollte,  verantworten  lassen.  Jener 
Kurpfälzische  Abgesandte  ist  noch  bis  Anfang  September  bei  ihm  geblieben, 
muss  aber  auf  jene  Forderung  des  Kurfürsten,  dessen  Schiedsspruch  anzu- 
nehmen, keinen  Bescheid  von  seinem  Herren  erhalten  haben.  Als  auch  bis 
Mitte  November  keine  Antwort  von  demselben  eingetroffen  war'),  beschloss 
der  damals  schon  in  Königsberg  befindliche  Kurfürst  nochmals  durch 
Abschickung  eines  Gesandten,  des  Obristen  und  Schlosshauptmanns  zu 
Berlin  Otto  v.  Berlepsch  auf  ihn  einzuwirken.  Er  beauftragte  den- 
selben'), von  dem  Kurfürsten  Karl  Ludwig  eine  Erklärung  auf  seine 
Vorschläge  zu  fordern,  wenn  diese  zustimmend  laute,  darauf  zu  dringen, 
dass  die  Sache  sofort  mit  Zuziehung  der  anderen  Vermittler  zum  vollstän- 
digen Abschluss  gebracht  werde,  sollte  aber  Karl  Ludwig  seinen  Schieds- 
spruch nicht  annehmen,  demselben  zu  erklären,  der  Kurfürst  könne  dieses  nur 
80  aufnehmen,  dass  jener  die  Sache  aufhalten  und  den  bedrängten  Zustand 
seiner  Gemahlin  noch  schlimmer  machen  wolle,  er  werde  daher  zusammen 
mit  dem  Landgrafen  von  Hessen  auf  andere  Mittel  zur  Rettung  derselben 

0  Kf.  au  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Cöln  a.  Sp.  30.  Juli/9.  August  1662. 

^  Irrig  behaupten  Reiger,  Die  aussgeleschte  KurPfalz-Simmerische  Stamm- 
Linie  S.  66,  nod  Bommel,  Gesch.  v.  Hessen,  IX  S.  64,  dass  1dG2  wirklich  ein 
Eotferonogsveitrag  abgeschlossen  sei. 

^  iDStruktioD  für  v.  Berlepsch  d.  Köoigsberg  15.  November  1662- 


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74  d.    Die  Allians  mit  Kar-Ffalz. 

denken  müssen.  Sehr  bald  aber,  nachdem  er  ?.  Berlepsch  diese  Anf- 
träge  ertheilt  hatte,  traf  ein  Schreiben  Karl  Ludwigs»)  bei  ihm  ein,  in 
welchem  derselbe  anzeigte,  dass  infolge  von  Streitigkeiten,  welche  zwischen 
ihm  und  dem  Landgrafen  von  Hessen- Darm  Stadt  über  die  Besetzung 
der  Pfarre  in  der  beiden  gemeinschaftlich  gehörigen  Stadt  Um  Stadt  aus- 
gebrochen waren,  der  Landgraf  Truppen  in  diese  Stadt  geschickt  und  sei- 
nen dortigen  Amtsknecht  habe  misshandeln  und  gefangen  setzen  lassen  ,^) 
dann  bald  darauf  die  weitere  Anzeige'),  dass  stärkere  Darm  städtische  and 
auch  Casselsche  Truppen  sich  dort  festgesetzt  hätten,  verbunden  mit  der 
Aufforderung,  beide  Landgrafen  von  solchen  Thätlichkeiten  abzumahnen  und 
ihm  kraft  der  Allianz  Truppen  zu  Hülfe  zu  schicken.  Einen  Monat  später^) 
folgte  dann  die  Brkl&ruiig  Karl  Ludwigs,  er  könne  jetzt  infolge  der  von 
Hessischer  Seite  verübten  Gewaltthätigkeiten  die  Entfern ungstractaten  nicht 
fortsetzen,  sondern  müsse  dieselben  auf  spätere  Zeit  aussetzen.  Der  Kur- 
fürst forderte  darauf  Karl  Ludwig  auf^),  zunächst  zu  versuchen  den  Streit 
wegen  ümstadt  anf  gütlichem  Wege  beizulegen,  wozu  Berlepsch  mithel- 
ien  solle,  gelinge  dieses  nicht  nnd  sollten  von  Hessischer  Seite  noch  weitere 
Gewaltthätigkeiten  erfolgen,  so  werde  er  ihm  die  vertragsmässige  Hülfe 
schicken.  Zugleich  beauftragte  er  Berlepsch^),  sich  zu  bemühen,  jenen 
Streit  gütlich  beizulegen,  wenn  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  seine  Vermitte- 
lung  annehme,  sich  nach  Darmstadt  und  Gassei  zu  begeben  und  die 
Landgrafen  zu  ermahnen,  da  von  ihnen  der  Anfang  mit  den  Thätlichkeiten 
gemacht  sei,  diese  einzustellen  und  Umstadt  wieder  zu  räumen.  Ber- 
lepsch war  inzwischen  in  Heidelberg  angekommen  und  hatte  sich  hier 
bemuht  Karl  Ludwig  zu  bewegen  ,  trotz  jener  Streitigkeiten  die  Entfer- 
nungstractaten  wieder  aufzunehmen,  aber  vergebens,  derselbe  hatte  nur 
jene  dem  Kurfürsten  selbst  gegebene  Erklärung  wiederholt,  er  könne  Ehren 
halber  jetzt  mit  Hessen  nicht  verhandeln,  und  es  war  zwischen  beiden  schon 
zu  heftigen  Auseinandersetzungen  gekommen  7).  Infolge  jener  neuen  Wei- 
sungen des  Kurfürsten  begab  sich  Berlepsch  Anfang  Januar  1663  nach 
t)arm8tadt  und  dann  nach  Gassei  und  er  bewirkte  hier  ohne  besondere 
Schwierigkeiten,  dass  die  Landgrafen  sich  der  Mahnung  des  Kurfürsten 
fügten  nnd  die  Räumung  von  Umstadt  zusagten^).     Im  März  erfolgte  die- 

1)  Korf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  28.  October/7.  November  1662. 

^)  S.  über  dieee  seit  dem  October  spielendeD  Händel  die  Diarium  Bnrop. 
IX  S.  435ff.  482ff.  und  Londorp  VHI  S.  889  ff.  abgedruckten  Schriftstucke. 

s)  Kurf  Karl  Ludwig  an  Kf  d.  Heidelberg  17./27.  November  1662. 

*)  Derselbe  au  Kf.  d.  Heidelberg  16./ 26.  December  1662. 

^)  Kf.  an  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Königsberg  18.  December  1662. 

^  Kf.  au  V.  Berlepsch  d.  Königsberg  20-  December  1662. 

^  V.  Berlepschs  Relationen  vom  20.  und  22.  December  1662,  nach  der 
lezteren  hat  sich  Karl  Ludwig  heftig  über  den  Fürsten  von  Anhalt  be- 
schwert, der  jetzt  beim  Kf.  als  Premierminister  alles  dirigiere  und  der  sich  von 
Hessischer  Seite  gegen  ihn  habe  einnehmen  lassen. 

*)  V.  Berlepschs  Berichte  aus  Darmstadt  und  Cassel  vom  l./ll.  und 
13./ 23.  Januar  1663. 


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Eioleitang.  75 

selbe  wirklich  ond  dqo  versuchte  der  inzwisühcn  nach  Heidelberg 
zaröckgekehrte  v.  Berlepsch  infolge  neoer  AnweisnogeQ  des  Kurfürsten  i) 
voA  Karl  Ludwig  eine  kategorische  Erklärung  auf  dessen  Vorschläge  in 
der  Entfernongssache  zu  erlangen.  Anfang  April  erhielt  er  endlich  eine 
solche,  in  der  aber  nur  in  einigen  Punkten  die  Vorschläge  des  Kurfürsten 
angenommen,  im  übrigen  an  den  alten  Forderungen  Karl  Ludwigs  fest- 
gehalten und  noch  allerhand  für  die  Kurfürstin  ungünstige  und  verfängliche 
Vorbehalte  gemacht  wurden.  Vergeblich  versuchte  Berlepsch  durch 
mundliche  und  schriftliche  Vorstellungen  Karl  Ludwig  zu  weiterer  Nach- 
giebigkeit zu  bewegen,  endlich  entschloss  er  sich,  mit  der  letzten  Declara- 
tion  des  Kurfürsten  hervorzutreten,  er  erklärte  erst  den  Käthen  Karl  Lud- 
wigs und  dann  diesem  selbst,  dass  unter  diesen  Umständen  der  Kurfürst 
Hessen  assistieren  und  auf  andere  Art  für  die  Kurfürstin  eintreten  müsse, 
und  reiste,  als  auch  diese  Drohung  ohne  Wirkuug  blieb,  von  Heidel- 
berg ab').  Unterwegs  hielt  er  inUmstadt  mit  dort  eingetroffenen  Pfälzi- 
schen und  Hessischen  Kommissaren  eine  Conferenz  behufs  Schlichtung  der 
Umstadtischen  Streitsache,  welche  aber  seinem  Berichte  nach  auch  durch 
die  Schuld  der  Pfälzischen  Abgesandten  sich  fruchtlos  zerschlugt).  Nach- 
träglich Hess  ihm  Karl  Ludwig  noch  ein  neues  Project  in  der  Entfernungs- 
sache zugehen,  welches  aber  auch  von  den  Vorschlägen  des  Kurfürsten 
mehrfach  abwich.  Wenn  schon  die  Berichte  v.  Berlepschs  den  Unwillen 
des  Kurfürsten  über  das  Verhalten  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  hattei^ 
erregen  müssen,  so  noch  mehr  ein  bald  darauf  eintreffendes  Schreiben  des 
letzteren,*)  in  welchem  derselbe  sich  heftig  über  v.  Berlepsch  beschwerte, 
der  ohne  Grund  die  Tractaten  abgebrochen,  sich  Drohungen  und  sogar  die 
Aufkündigung  der  Allianz  erlaubt  habe,  zugleich  aber  auch  dem  Kurfürsten 
selbst  vorwarf,  dass  er  »ich  durch  die  parteiischen  Hessischen  Berichte 
gegen  ihn  habe  einnehmen  lassen,  und  schliesslich  erklärte,  wenn  derselbe 
doch  Berlepschs  Auftreten  gutheissen  und  Hessen  assistieren  sollte,  so 
werde  er  aller  Welt  seine  Unschuld  darthun  und  seine  Sicherheit  und  Ruhe 
mit  allen  erlaubten  Mitteln  zu  erbalten  suchen.  Der  Kurfürst  erwiderte 
darauf  in   einem   sehr  geharnischten  Schreiben*),   er  erklärte  zunächst,  er 


0  Kf.  an  V.  Berlepsch  d.  Königsberg  4.  und  23.  Februar  1663. 

*)  V.  Berlepschs  Relation  8.  1.  11. /21.  April  1663,  sein  Recreditiv  ist  vom 
9.  April.  Vgl.  über  die  letzten  mit  ihm  geführten  VerhaadinDgeD  die  Briefe 
des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  ao  Luise  v.  D.  vom  12.  März,  3.  und  9.  Mai 
1663.  (Holland  S.  115.  119.  123.) 

*)  V.  Berlepschs  Relation  ans  Gassei  28.  April/7.  Mai  1663. 

*)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  20./30.  April  1663. 

*)  Kf.  an  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Königsberg  26.  Mai  1663,  darin  heisst  es, 
die  Kurfärstin  mässe  geschehen  lassen,  «dass  gleichsam  in  ihrem  Angesicht 
eine  andere  Frauensperson  gehalten,  weiche  sie  aus  ihrem  Bhebette  und  von 
dem  Recht,  welches  ihr  der  Kurfürst  vor  Gott  und  der  Kirche  versprochen,  mit 
grosser  Gewalt  verdrungeu.*  Kf.  müsse  sich  derselben  annehmen,  .damit  der 
ganzen  Welt  gezeigt  werde,  dass  eine  geborene  deutsche  Prinzessin,  vermählte 


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76  2.    Die  Allianz  mit  Kor-Pfals. 

könne  nicht  befinden,  dass  Berlepscb  wider  seine  Instruction  gehandelt, 
sich  Drohnngen  erlanbt  und  die  gütliche  Beilegung  des  Streites  verhindert 
habe,  ging  dann  aber  auf  die  Sache  der  Eurfürstin  und  die  unwürdige 
Behandlung,  welche  dieselbe  zu  erdulden  habe,  näher  ein,  erklärte,  er  müsse 
als  naher  Verwandter  sich  derselben  annehmen,  und  verwahrte  sich  endlich 
dagegen,  dass  die  zwischen  ihnen  beiden  abgeschlossene  Allianz  auch  auf 
diesen  Ehehandel  bezogen  werde.  Dieses  Schreiben  blieb  längere  Zeit 
ohne  Aotwoit,  inzwischen  starb  am  16.  Juli  1663  Landgraf  Wilhelm  von 
Hessen  und  für  seinen  unmündigen  ältesten  Sohn  übernahm  seine  Gemahlin 
Hedwig  Sophie,  die  Schwester  Friedrich  Wilhelms,  die  vormund- 
srhaftliche  Regierung.  Diesen  Umstand  benutzte  der  Kurfürst  als  Yorwand, 
um  doch  wieder  mit  Karl  Ludwig  anzuknüpfen^^)  und  denselben  aufs  neue 
zu  ermahnen,  die  fintfernungssache  zu  einem  gütlichen  Abschlnss  zu  bringen. 
Inzwischen  aber,  aus  welchem  Anlnss  ist  nicht  ersichtlich'),  hatte  die  Kur- 
fürstin Charlotte  wirklich  Heidelberg  verlassen  und  war  nachCassel 
übergesiedelt,  wo  sie  hinfort  geblieben  ist.  So  war  das  eingetreten,  was  Karl 
Ludwig  von  jeher  gewünscht  hatte,  er  hat  der  Kurfürstin  in  den  nächsten 
Jahren  jene  für  ihren  Unterhalt  festgesetzte  Summe  zahlen  lassen,  aber  er 
wollte  keine  bindenden  Verpflichtungen  deswegen  eingehen,  er  lehnte  daher 
in  seiner  Antwort  an  den  Kurfürsten')  unter  Hinweis  darauf,  dass  er  nach 
des  Landgrafen  Tode  nicht  wüsste,  mit  wem  er  unterhandeln  solle,  und 
liass  seine  Gemahlin  abgereist  sei  und  von  ihm  die  früher  geforderte 
Summe  ausgezahlt  erhalte,  weitere  Verhandlungen  ab  und  wiederholte,  als 
der  Kurfürst  sich  trotzdem  den  Anschein  gab^,  als  habe  er  seine  Antwort 
für  eine  zustimmende  gebalten,  und  neue  Vorschläge  zu  einer   Verätändi- 


KurfärstiD  und  mit  den  vornehmsten  Kor-  aod  FäretlicheD  Haasern  alliirte 
Färstin  dergestalt  nebst  ihren  hoheo  Anverwandten  nicht  dürfe  beschimpft  und 
dorch  ihre  gewesene  Dienerin  und  Aufwärterin  gemartert  werden.**  Karl  Lud- 
wig schreibt  an  Luise  v.  Degenfeld  7.  Juli  16ö3  (Holland  8.  131):  ^Chor- 
Brand,  hatt  mihr  ein  unnütz  ood  mitt  vielen  Unwahrheiten  gespicktes  Schreiben 
zugeschickt.  Werden  es  der  Gebühr  beantworten.*  Die  Herzogin  Sophie  mel- 
det demselben  11.  Juli  1663(Bodemauu  S.  GO),  K f.  solle  2000  Mann  bereithalten, 
um  die  Hessen  zu  unterstützen,  und  solle  sehr  ungehalten  über  dessen  Vertrag 
mit  Pfalz  Nenbur^  sein. 

0  Kf.  an   Knrf.  Karl  Ludwig  d.  Jagdhaus  Romitten   1.  September  ItiGS. 

')  Ans  den  Schreiben  Karl  Ludwigs  an  Luise  v.  D.  vom  14.  Juni  und 
14.  September  1663  (Holland  S.  129.  132)  ergiebt  sich,  dass  in  der  Zwischenzeit 
die  Abreise  der  Knrfürstin  erfolgt  ist.  Irrig  lässt  Hansser  II  S.  612  die 
Kurfurstin  1662  nach  Cassel  zurückkehren,  Reiger,  die  anssgeleschte  Chur- 
Pfalz-  Simmerische  Stammes  -  Linie  S.  71  erst  166Ö,  wogegen  schon  der  Ver- 
fasser der  neuen  Auflage  (1735)  Joannis  (S.  202  f.)  Bedenken  erhebt. 

s)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  12./22.  October  1663.  Ueber  die 
Entsendung  eines  neuen  pfälzischen  Gesandten  v.  Brunn  an  Kf.,  der  Anfang 
December  1663  in  Berlin  eintraf,  erfahren  wir  nur  durch  den  Brief  Karl  Lud- 
wigs an  Luise  v.  D.  vom  28.  December  1663  (Holland  S.  136.) 

*)  Kf.  au  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Cöln  a.  Spr.  14./24.  December  1663. 


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EiDleitoDg.  77 

gnng  machte,  diese  WeigeroDg  in  der  bestimmtesten  Weise 0-  Als  aber 
der  Kurfürst  nan  wieder  mit  AofisündigUDg  der  Allianz  drohte,  lenkte  er 
doch  wieder  ein  und  bequemte  sich  (März  1664)  zu  neuen  Verhaudlnngen, 
bei  denen  der  Kurfürst,  welcher  sich  auch  erboten  hatte,  die  Garantie  des 
abzuschliessenden  Vertrages  zu  übernehmen,  die  Vermittlerrolle  spielte,  es 
aber  nicht  verhindern  konnte,  dass  dieselben  wieder  dieses  und  das  ganze 
folgende  Jahr  (1665)  ohne  Ergebnis  sich  hinzogen.  Auf  erneute  ßitten  ?on 
Hessischer  Seite  machte  der  Kurfürst  (Anfang  1666)  den  V^ersuch ,  durch 
den  zur  Beilegung  der  durch  die  Wildfangsstreitigkeiten  veranlassten  Hän- 
del  nach  Heidelberg  abgeschickten  Freiherrn  v.  Mahrenholtz  die  Erle- 
digung der  Sache  zustande  zu  bringen,  das  gelang  aber  wieder  nicht,  da 
Kurfürst  Karl  Ludwig*)  sich  anfangs  garnicht  auf  diese  Sache  einlassen 
wollte,  dann  aber  erklärte,  nur  wenn  verschiedene  Aenderungen  in  dem  Pro- 
jecte  des  Kurfürsten  vorgenommen  würden,  dasselbe  annehmen  zu  können. 
Nachdem  dann  Hessischerseits  auf  alle  diese  Forderungen  eingegangen 
war,  erklärte  sich  Ende  1666  Karl  Ludwig^)  zur  Ausfertigung  des  Ver- 
trages bereit,  es  wurde  darauf  verabredet,  in  Regensburg  durch  die  dort 
auf  dem  Reichstage  anwesenden  Gesandten  aller  drei  Parteien  diese  Aus- 
fertigung und  die  Auswechselung  der  betrefifenden  Docnmente  vornehmen 
zu  lassen ,  aber  dort  zogen  sich  die  Verhandlungen  darüber  wieder  das 
ganze  Jahr  1667  hin.  Endlich  zu  Ende  dieses  Jahres  kam  es  so  weit, 
dass  der  Knrfürst  das  von  der  Kurfürstin,  der  Landgräfin  und  ihm  selbst 
onterzeichnete  Exemplar  des  Vertrages  nach  Regensbnrg  zur  Auswechselung 
gegen  das  von  dem  Kurfürsten  Karl  Ludwig  unterzeichnete  Exemplar 
hinschickte^),  aber  nun  wurden  von  Pfälzischer  Seite  wieder  neue  Vorwände 
bervorgesncht,  um  diese  Auswechselung  weiter  nnd  weiter  hinauszuschieben, 
80  dass  diese  Verhandlungen  doch  zu  keinem  Abschluss  gekommen  sind^). 


')  Karf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  ld./28  Januar  1664. 

^  V.  Mahrenholtss  Relationen  aus  Heidelberg  8./ 18.  Januar  und  aus  Speier 
15./ 25   JaDuar  1666. 

3)  Karf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  29.  November/9. December  1666. 
?gl.  das  Schreiben  desselben  an  Luise  v.  D.  vom  27.  October  1666  (Holland 
S.  178.) 

*)  Kf.  an  die  Gesandten  in  Regensburg  d.  Cöln  a.  Spr.  17./27.  December  1667. 

^)  S.  aber  die  später  (1679)  wieder  erneuten  Bemühungen  der  Kurfürstin 
Charlotte  in  dieser  Angelegenheit  die  Briefe  Karl  Ludwigs  an  seine  Schwe- 
ster, die  Herzogin  Sophie,  vom  1.  Februar,  4/14.  und  18./2H.  October  1679  und 
die  Briefe  Hopbiens  vom  10.  October  nnd  25.  December  1679  (Bodemann 
S.  344  ff.). 


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Auszug  aus  der  Instruktion  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  fllr 
seinen  Abgeordneten  Dr.  Peil  (s.  1.  et  d.  c.  Februar  1661). 

[Kf.  möge  seine  BemühuDgeo,  sich  mit  dem  Könige  von  England  auszusöhnen, 

unterstützen,  ihm  rathen,  ob  er  die  Allianz  mit  Frankreich  erneuern  solle,  selbst 

ihm  bei  Behauptung  seiner  Rechte  Hülfe  leisten.] 

Er  hat  dem  Kf.  aaseiDanderzasetzen ,  in  welchen  VerhältnisseQ  K. 
Pfalz  in  England  früher  gelebt  üabe,  wie  er  durch  die  Notb  gezwao- 
gen  gewesen  sei^  sich  so  zn  halten,  dass  er  das  Parlament  nicht  oflfen- 
diere*);  er  habe  sich  dadurch  das  Missfallen  des  jetzigen  Königs  zngezogen, 
wolle  aber  jetzt  einen  Gesandten  nach  England  schicken  nnd  hoffe,  die 
Sache  zn  verglimpfen;  Kf.  möchte  dabei  gute  officia  anwenden,  auch  ein- 
rathen,  ob  etwas  Fuss  auf  die  englische  Freundschaft  zn  machen,  weil  er 
ex  antecedentibns  gesehen ,  dass  wenig  darauf  zn  fnssen. 

Er  soll  ferner  dem  Kf.  nnd  dessen  Geh.  Rath  v.  Schwerin  von  der 
zwischen  K.Pfalz  und  der  Krone  Frankreich  getroffenen  Allia nee  sattsa- 
men Bericht  geben  nnd  dabei  anfuhren,  dass  er  tempore  interregni,  da 
Baiern  armiert  gewesen/  um  den  ihm  und  seinem  Kurhause  zustehenden 
Yicariatum  zn  disputieren  nnd  für  sich  zu  verfechten,  nnd  da  er  von  den 
wenigsten  Ständen  im  Reich  in  seiner  so  klaren  Befugnis  Beifall  bekom- 
men, sich  in  diese  Alliance,  um  sich  und  seine  Lande  vor  unbilliger  Gewalt 
zn  schützen,  zu  begeben  gemussiget  worden,  nnd  dass  darin  nichts  ent- 
halten, 80  wider  die  Kays.  Mt,  das  Reich  und  dessen  Constitutiones  laufe, 
nnd  ob  zwar  obgedachte  Alliance  ad  tempus,  nämlich  auf  drei  Jahre 
geschlossen  gewesen,  nunmehr  aber  solche  Zeit  expirieret,  so  hielte  er  doch 
gänzlich  dafür,  Kf.  würde  es  ihm  nicht  verdenken,  wenn  er  sich  um  Pro- 
longation derselben  bei  Frankreich  (welches  dazu  nicht  ungeneigt), 
bemühte.  Es  sei  denn,  dass  Kf.  es  für  besser  erachtete,  mit  Frank- 
reich allein  in  guter  Nachbarschaft  und  Freundschaft  zu  stehen,  ohne  sich 
in  eine  Particnlarverbündnis  wiederum  einzulassen,  welchenfalls  Peil  andere 
Vorschläge  von  K f .  oder  dessen  vertrautem  Ministro,   H.  v.  Schwerin, 


';  S    Hausse r  II  S.  564. 


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Gesandtschaft  PeiFs.  79 

welchem  er  allein,  was  diesen  und  vorigen  Punkt  anlangt,  zn  comrouni- 
cieren ,  vernehmen  solle ,  wie  er  sich  aof  andere  Weise  gegen  seine  Wider- 
sacher manntenieren  könnte. 

Peil  soll  den  Kf.  und  dessen  Minister  ersuchen,  durch  dessen  Auto- 
rität ihn  bei  seines  Kurhauses  uralten  Regalien,  Rechten  und  Privilegien 
(darin  vornehmlich  die  Unter- Pfalzischen  Lande  bestehen,  und  wenn  die- 
selben ihm  geschmälert  und  genommen  werden  sollten,  er  in  keiner  Consi- 
deration  sein  würde,  in  Betrachtung  die  Lande  klein  und  mit  grosser  Schul- 
denlast beschwert,  auch  er  selbst  mit  vielen  oneribus  beladen)  erhalten  zu 
helfen  und  zu  dem  Ende  ihm  seine  Assistenz  zur  Behauptung  seiner  Gerecht- 
same angedeihen  zu  lassen,  und  zwar  einestheils  mit  seinem  Voto  auf 
Reichs-  und  anderen  Tagen  und  mit  nachdrücklichen  Schreiben  gehörigen 
Orts,  anderntheils  auch,  da  es  nöthig,  mit  der  That  dem  Instr.  pacis  und 
Reichsconstitntionibus  gemäss,  [falls  er  dagegen  angegriffen  werden  sollte. 
Hiebei  soll  er  dem  Kf.  wohl  zn  Oemuth  fuhren,  dass  falls  in  ihn  ferner  mit 
Gewalt  und  Thätlichkeiten  (wie  jetzt  von  K.Cöln  in  der  Wieder- Sache, 
welche  er  ob  summum  in  mora  periculum  vor  allen  andern  zu  treiben  hat) 
sollte  gedrungen  werden,  er  zu  Rettung  seiner  jurium  und  Gerechtsame  end- 
lich sich  gemüssigt  sehen  würde,  sich  anderer  und  fremder  Hülfe,  (deren 
er  doch  lieber  entübrigt  sein  wollte),  zu  gebrauchen,  und  stelle  er  lieber 
Kf.  zu  bedenken  anheim,  ob  derselbe  ihm  zu  dieser  Extremität  rathen 
ond  nicht  vielmehr  selbst  dnrch  die  jetzt  an  Hand  habende  Mittel  ihm  in 
seiner  klaren  Befugnis  Assistenz  leisten  wollte,  dagegen  wäre  er  erbötig, 
nicht  allein  des  Kf.  und  dessen  Kurhauses  Interesse  bei  allen  Begebenheiten 
nach  Möglichkeit  zu  befördern,  sondern  sich  auch  zu  einer  proportionierten 
Reciprocation  zu  obligieren. 


DefeDsivallianz    zwischen   Kurfürst    Friedrich    Wilhelm    von 

Brandenburg  und  Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz. 

D.  Cleve  26.  Aprn/[6.  Mai]  1661.0 

Za  wissen.  Demnach  zwischen  der  ChurfOrsten  zu  Branden-  6.  Mai. 
bürg  und  Pfalz  Churfttrstlichen  Darchleuchtigkeiten  höchstlöblichen 
Vorfahren  vor  vielen  und  langen  Jahren  eine  sonderbahre  vertraw- 
liehe  Freundschafft  gestifftet,  dieselbe  zu  allen  Zeiten  und  Gelegen- 
heiten, wegen  der  nahen  Anverwandnuss,  dazu  gekommener  Einig- 
keit in  der  Keligion,  auch  gemeinen  Interesse  beständig  erhalten  und 
fort  für  fort  auf  beyderseits  hohe  Nachkommen  gepflanzt  und  fort- 
gebracht worden,  auch  bis  auf  gegenwerttige  Stunde  der  Durch- 
leuchtigste Fürst  und  Herr,  Herr  Friederich  Wilhelm,  Marggraf  zu 

';  lobaltsaDgabe  bei  v.  Möroer,  S.  251. 


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80  2.    Die  AUiaDE  mit  Kar-Pfalz. 

Brandenburg,  des  Hoyl.  Rom.  Reichs  Ertzkämofierer  und  Churfttrst, 
zu  Magdeburg  u.  s.  w.  und  der  Durchleuchtigste  Fttrst  und  Herr,  Herr 
Carl  Ludwig,  Pfalzgrave  bey  Rhein,  des  Heyl.  Rom.  Reichs  Ertz- 
schatzmeister  und  Churfürst,  Hertzog  in  Beyern,  als  beyderseits  re- 
girende  ChurfQrstliche  Durchleuchtigkeiten  durch  Gottes  Gnade  da- 
rinnen nicht  nur  unverrückt  verharren,  besondern  auch  dieselbe  zu 
Gottes  Ehre,  des  Heyligen  Römischen  Reichs  Nutzen  und  Besten,  zu 
Beybehaltung  nöthigen  Vertrawens  zwischen  Haubt  und  Gliedern  und 
dann  zu  dero  eigener  Churfürstenthumben ,  FOrstenthumben  und  Lan- 
den gutem  Gedeyen,  Ruhe  und  Wohlstand  je  mehr  und  mehr  zu  be- 
festigen und  zu  stiften  gemeinet  und  bedacht  seyn,  unnd  zu  Errei- 
chung solchen  Zwecks  und  damit  jedwedes  Theil  bey  dem  Seinigen 
ungekränckt  seyn  und  bleiben,  und  keinesweges  betrübet  oder  de  facto 
beleydiget  werden  möge,  eine  nähere  Verständnuss  und  DefensivbOnd- 
nuss  für  ein  zulangendes  Mittel  gehalten.  So  haben  Ihre  Churfbrst- 
liche  Durchleuchtigkeit  zu  Brandenburg  mich  dero  Geheimen  Raht  und 
Cantzler  des  Fürsten thumbs  Halberstatt  Friedrichen  von  Jena  mit 
gnugsamer  Vollmacht  und  Pienipotenz  versehen,  Ihre  Churfbrstlicbe 
Durchleuchtigkeit  zu  Pfalz  aber  mich  dero  Geheimen  und  Regierungs- 
raht  Arnold  Peilen  gleichergestalt  bevollmächtiget  mit  dem  gnädig- 
sten Befehl,  dass  wir  unns  beyderseits  zusammen  thun,  die  Sache 
mit  einander  tiberlegen  und  eine  DefensivbQndnuss  tractiren  und 
schliessen  solten.  Alss  wir  nun  crafft  habender  vorangezogener  Ge- 
waldt  und  Befelch  darüber  mit  einander  zu  verschiedenen  Mahlen  con- 
feriret,  so  haben  wir  uns  über  nachfolgende  Articul  und  Puncta  ein- 
mühtig  und  gründlich  verglichen. 

I. 

Unnd  soll  nun  zwar  zu  anfangs  diese  Defensivbflndnuss  auf  des 
Heyl.  Rom;  Reichs  Gonstitutiones  und  auf  den  zu  Ossnabrugg  und 
Münster  abgehandelten  und  beschlossenen  Frieden  gegründet  und  ge- 
meint seyn. 

II. 
Darauf  beyderseits  Ihre  ChurfUrstliche  Durchleuchtigkeiten  ein- 
ander rechtschaffene  beständige  Freundschafft  versprechen.  Es  will 
und  soll  auch  ein  Theil  des  andern  und  dessen  Churfürstenthumben, 
Fürstenthumben  und  Landen  Nutzen,  Frommen  und  Aufnehmen  suchen 
und  nach  aller  Möglichkeit  befördern. 


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Der  AUiaDzvertrag.  Sl 

III. 

Zu  welchem  Ende  jedes  Theil  schuldig  und  gehalten  seyn  soll, 
demjenigen  Theil,  welches  wieder  die  Reichsconstitutiones,  den 
Teutschen  Frieden  und  Freyheit,  altes  Herkommen  und  aufge- 
richtete Verträge  ahn  seinem  Churfürstenthumb,  der  MarggrafschaflFt 
Brandenburg  oder  Pfaltzgrafschafft  bey  Rhein,  sambt  dazu  gehörigen 
FOrstenthumben,  Landen,  Leuthen,  Mannen,  Underthanen,  Sehutzver- 
wandten,  Angehörigen,  wie  auch  sonsten  allen  andern  Regalien, 
Privilegien,  Recht  und  Gerechtigkeiten  im  Heyl.  Römischen  Reich 
Teutscher  Nation,  sie  haben  Nahmen  wie  sie  wollen,  auss  was  Ur- 
sache oder  unter  was  fOr  Prätext  und  Schein  es  auch  seye,  betrübet 
und  angefochten  wOrde,  nicht  nur  mit  schleuniger  Interposition,  son- 
dern auch  auf  Reichs-,  Collegial-,  Deputation-,  Creyss-  und  andere 
dergleichen  Tage  und  Zusammenkunfften,  und  dann  ausser  solchen 
bey  der  Eayserl.  Mayestät,  denen  Herrn  ChurfUrsten,  Forsten  und 
Ständen  in  gesambt  oder  auch  absonderlich,  wie  auch  bey  ausslän- 
dischen  Potentaten  und  Republiquen  mit  allen  möglichen  officiis  ver- 
tretten  und  assistiren,  gestalt  denn  beyde  hohe  Paciscirende  sich  auch 
nebenst  deme  crafft  dieses  verbunden,  auf  vorgedachten  Reichs-  und 
anndere  Diäten,  auch  wo  es  sonsten  nöthig  und  thunlich,  zu  des  Hey- 
ligen Römischen  Reichs  Besten  und  zu  Beybehaltung  der  alten  Teut- 
schen Freyheit,  des  Reichs  Praeeminenz  und  ihren  eigenen  Regalien, 
Privilegien,  Recht  und  Gerechtigkeiten,  Churfbrstenthumben,  sambt 
dazu  gehörigen  Fürsten thumben ,  Landen  und  Leuthen,  Mannen, 
Unnderthanen ,  Schutzverwandten  und  andern  Angehörigen  im  Reich 
Teutscher  Nation  Ruhe  und  Tranquillität,  die  consilia  zu  con- 
jangiren,  verträwlich  von  allem  und  jedem  zu  jeder  Zeit  mit  ein- 
ander zu  communiciren,  und  sich  dergestalt  in  ihren  votis  zu  ver- 
einigen, die  Ihrigen  auch  dahin  anzuweisen. 

IV. 

Dafern  aber  wieder  VerhoflFen  bey  dem  oflFendirenden  Theil  keine 
Gatte  etwas  verfangen,  sondern  derselbe  ungeachtet  aller  angewandten 
Officien  noch  weiter  utid  de  facto  verfahren,  oder  da  auch  stracks 
und  zugleich  er  die  That  zur  Hand  nehmen  und  einen  von  beyden 
hohen  Paciscirenden  dero  Churfürstenthumb  und  dazu  gehörige  Für- 
stentbumb,  Lande,  Leuthe,  Mannen,  Underthanen,  Schutzverwandte 
and  andere  Angehörige  im  Römischen  Reiche  Teutscher  Nation  auss 

Mater,  z.  Gc«ch.  d.  O.  Karfursten«    XI.  (] 


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82  2.    Die  Allianz  mit  Kar-Pfals. 

was  Ursache  oder  unter  was  vor  PrAtext  and  Schein  es  immer  wolle, 
mit  Gewalt  angreiffen  und  beleidigen  oder  ahn  Exercirung  dero  Pri- 
vilegien, Regalien,  alt  Herkommen,  Recht  und  Gerechtigkeit  ein  oder 
mehr  Stände  oder  Glieder  des  Reichs  auf  einige  Weise  oder  Wege 
thätlich  hindern  oder  turbiren  würde,  so  sollen  zwar  die  göttliche 
Mittel  nicht  zurück  gesetzt  werden,  nichts  desto  weniger  aber  ein 
Theil  dem  andern  zu  assistiren  und  auf  geschehene  Notification  und 
Requisition  alssbald,  ohne  Aufenthalt  und  Saumnuss,  würckliche  Hülffe 
zu  schicken  schuldig  und  verbunden  seyn,  massen  beyderseits  Ihre 
Churfttrstliche  Durchleuchtigkeiten  sowohl  der  Anzahl  halber,  alss  auf 
was  Weise  und  Manier  solche  Hülffe  am  füglichsten  zu  Werck  zu 
richten,  sich  in  einem  Nebenrecess  verglichen  haben. 


Unnd  obwohl  die  officia  und  die  Assistentz  auf  Reichs-^  Collegial-, 
üeputations-,  Creyss-  und  andern  Tagen,  inngleichen  bey  der  Kayser- 
liehen  Mayestät,  Churfürsten,  Fürsten  und  Ständen,  auch  ausswerttigen 
Potentaten  und  Republiquen  auf  beyderseits  Ihre  Churfttrstlichen 
Durchleuchtigkeiten  obgedachte  Ghurfürstenthumb  und  die  dazu  ge- 
hörige Fürstenthumbe,  Lannde,  Leuthe,  Mannen,  Unnderthanen,  Schutz- 
verwandte und  andere  Angehörige,  wie  auch  Regalien,  Privilegien, 
Recht  und  Gerechtigkeiten  im  Römischen  Reich  Teutscher  Kation, 
nichts  überall  davon  aussgenommen,  allein  gemeint  und  angesehen, 
so  soll  doch  die  würckliche  Hülffe,  so  des  Pfaltzgrafens  Churfürstliche 
Durchleuchtigkeit  crafft  dieses  und  des  Nebenrecesses  zu  leisten 
schuldig,  ahn  selten  Ihrer  Churfürstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Bran- 
denburg nicht  weiter  verstanden  oder  begehrt  werden,  dann  sofern 
das  Hertzogthumb  Cleve,  Grafschafft  Marck  und  Ravensberg  mit  ihren 
Zubehör  von  einem  oder  mehr  Stännden  oder  Gliedern  des  Reichs  an- 
gefochten oder  beleidiget  werden  sollten. 

VI. 

Dafern  auch  bey,  vor  oder  nach  geschehener  Notification  und 
Requisition  oder  auch  wehrender  Hülffleistung  der  Requisitus  von 
andern  thätlich  solte  angegriffen  werden  oder  gegen  den  Erbfeind, 
wie  auch  sonsten  Ihrer  Kaysserlichen  Mayestät  und  dem  Römischen 
Reich  wOrkliche  Hülfe  leisten  mttsste,  so  solle  derselbe,  wann  er  die 
in  diesem  Bündnuss  und  Nebenrecess  versprochene  Hülffe  noch  nicht 


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Der  Alliattzvertrag.  83 

geschickt,  solche  zurQckzubehalteii  oder  die  albereit  geschickte  wie- 
der abzufordern  befugt,  der  Requirent  auch  selbige  ohne  Aufenthalt 
sofort  folgen  zu  lassen  schuldig  seyn. 

VII. 

Unnd  alss  diese  Defensivbttndnuss  sambt  dem  dabey  aufgerich- 
teten Nebenrecess  in  ihren  Articuln  und  Clausuln  nur  von  zuktlnftigen 
Thätlichkeiten  und  Fällen  zu  verstehen,  also  solle  solches  alles  von 
dato  die  zehen  nechst  nach  einander  folgenden  Jahre  seine  Crafft 
und  Würckung  haben,  und  die  Zeit  über  nicht  nur  von  beyderseits 
hohen  Paciscirenden,  sondern  auch  von  dero  Successoren  und  Nach- 
kommen trewlich  und  unverbrüchlich,  doch  mit  diesem  Verstände  ge- 
halten werden,  dass  wann  einer  unter  ihnen  mit  einem  aussländischen 
Könige  oder  Republicque  solte  in  Streit  gerahten,  desselben  sich  der 
ander  gegen  solche  anzunehmen  durch  diese  Bündnuss  weiter  nicht 
gehalten  seyn  soll,  alss  die  Keichsconstitutiones  und  Westphälische 
Frieden  verordnen  und  mit  sich  bringen. 

Unnd  haben  wir  dazu  bestälte  und  zu  anfangs  genante  Gevoll- 
mächtigte  ttber  diese  Btlndnuss  zwey  gleichlautende  Exemplaria  heut 
dato  aufgerichtet,  verfertigt  und  gegen  einander  aussgegeben,  damit 
dieselbe  von  beyderseits  Ihren  ChurfUrstl.  Durchleuchtigkeiten  inner- 
halb vier  Wochen  von  dato  des  Schlusses  und  geschehener  unsserer 
Underschrifft  genehm  gehalten  und  ratificiret,  die  ratificationes  auch 
gegen  einander  aussgewechselt  werden  '). 

Zu  mehrer  Beglaubigung  haben  wir  dieses  alles  unterschrieben 
and  besiegelt  So  geschehen  zu  Cleve  den  6.  May/ 26.  Aprilis  Taus- 
send  sechshundert  ein  und  sechzig. 

Friderich  von  Jena.  Arnoldus  Peil  D. 


Nebenrecess. 

Kund  und  zu  wissen  seye  hiemit  Jedermänniglich,  demnach 
zwischen  Ihrer  Ghurftlrstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Brandenburg 
an  einem,  dann  Ihrer  ChurfUrstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Pfaltz  am 
andern  Theil  den  6.  May/ 26.  Aprilis  eine  Defensivalliance  beliebet 

0  Die  Ratification  des  Allianzvertrages  und  des  NebeDrecessea  ist  von 
Karl  Ludwig  ausgestellt  Heidelberg  9./ [19.]  Mai  1661,  von  Kf.  Cleve  18./ 
28.  Mai  1661. 

6* 


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84  2.    Die  Altians  mit  Rnr-Pfale. 

und  aufgerichtet  und  dabey  beyden  hohen  Paciscenten  gefallen,  einen 
und  den  anndern  Punct  vorgedachter  Defensiybündnuss  nicht  einzu- 
verleiben, besondem  dieselbe  in  diesen  Neben-  und  Secreten  Recess 
zu  verfassen,  dass  darüber  beederseits  höchstgedachter  Ihrer  Ghur- 
fbrstlichen  Durchleuchtigkeiten  Gevollmächtigte  folgender gestalt  sich 
vereiniget  undt  verglichen: 

I. 

Unnd  wollen  nun  zufolge  geschlossener  Alliance  und  da  der- 
selben gemeess  von  Ihrer  Churf&rstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Pfaltz 
die  Notification  und  Requisition  auf  die  im  Haubtrecess  enthaltene 
Fälle  und  Bedingungen  diesem  Bttndnuss  gemeess  geschehen,  Ihre 
Churfttrstliche  Durchleuchtigkeit  zu  Brandenburg  hundert  zu  Ross  und 
dreyhundert  zu  Fuss  tüchtiger  geworbener  und  bewehrter  Mannschafft 
ohne  Auffenthalt  und  Säumnuss  zuschicken. 

IL 

Ingleichen  verbinden  sich  des  Pfaltzgrafen  Ghurfürstliche  Durch- 
leuchtigkeit auf  geschehene  Notification  und  Erfordern  auf  gleich- 
massige  im  Haubtrecess  enthaltene  Fälle  und  Bedingungen  diesem 
Bttndnuss  gemeess  Ihrer  Cburfttrstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Bran- 
denburg sobald  und  gleichfallss  ohne  einige  Verzögerung  zweyhun- 
dert  und  f&nffzig  Mann  guter  tttchtiger  geworbener  und  bewehrter 
Musquetirer  ahn  statt  der  Hülffe  zu  senden. 

III. 

Die  Hülffe  solle  von  beyden  Theilen  biss  ahn  des  Requirenten 
Gräntzen  geschickt  und  biss  dahin  von  demjenigen,  welcher  sie^^schickt, 
unterhalten  werden.  Sobald  aber  die  Mannschafft  gedachte  Gräntzen 
erreicht,  so  bald  ist  dieselbe  von  demjenigen  nach  seiner  Verpfle- 
gungsordnung mit  aller  Notthurft  zu  versehen  und  zu  verpflegen, 
welchem  sie  zu  Hülffe  kommen,  es  wehre  dann  Sach,  dass  der  Orth, 
wo  mann  die  Hülff  benöthiget,  näher  alss  die  Gräntzen  oder  bey- 
seits  gelegen,  auf  welchen  Fall  auf  des  Herrn  Requirenten  Begehren 
der  commandirende  Officirer  mit  der  Hülffe  dahin  zu  gehen  beordert 
seyn  solle.  Mit  dem  Unterhalt  aber  und  Verpflegung  bleibt  es  da- 
bey, dass  sobald  die  Völcker  über  des  Herrn  Requisiti  Gräntzen  ge- 
bracht, der  Herr  Requirent  dieselbe  vorhergesetzter  Massen  über 
»ich  nehme. 


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Der  AlliaDzvortrag  35 

IV. 

Unnd  wenn  die  Uülff  nun  in  des  Requirenten  Gräntzen  und  von 
ihme  angenommen  ist,  so  soll  die  Mannschaift  und  OfGcirer  dessen 
Commando  und  Befehl,  welchem  sie  zugeschickt,  allerdings  und  nicht 
minder  als  ihres  Herren  Gebott  gehorsamen.  Doch  soll  der  Officirer, 
welcher  mit  der  Hülffe  geschickt  wird,  nicht  schuldig  oder  gehalten 
seyn  einem  Befehlshaber,  der  mit  ihme  in  gleicher  oder  geringerer 
Charge  stehet,  zu  pariren. 

So  geschehen  zu  Cleve  den  6.  May/26.  Aprilis  Tausendt  sechs- 
hundert ein  und  sechzig. 

Friderich  von  Jena.  Arnoldus  Peil  D. 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  Dr.  Peil.    Datum  ut 
in  litteris  25.  Mai/[4.  Juni]  1661. 

[MittheiloDg  der  von  Gravel  in   dem  BheiDischeD  Allianzrath  gemachten  Propo- 
sitioD  wegen  der  Tärkenhülfe.     Ob  man  nicht  die  Hdlfscontingente  zurück- 
behalten solle.] 

PS.  Auch  —  habt  Ihr* K.Brandenburgs  Ld.  zu  remonstriren  4.  Juni, 
und  dero  ~  Sentiment  zu  vernehmen,  wann  occasione  der  vom  Pabst 
vorgeschlagenen  Türkenhülfe  die  von  Frankreich  durch  Mr.  Gra- 
vel 1  es  in  seiner  dem  Allianzrath  zu  Frankfurt  den  30.  Mai  st.  n.  ge- 
thanen  nachdenklichen  Proposition  *)  —  projectirte  Zusammenziehung 
der  Rheinischen  Conföderirten  neben  den  Französischen  Völkern  zu 
Werk  gerichtet  werden  sollte,  was  etwa  diejenige,  so  nicht  in  der 
Allianz  begriffen,  vor  Reflexion  darauf  zu  machen  haben  wfirden, 
und  ob  es  denselben  rathsamb  sei  in  Erwartung  solchen  Falls  sich 
von  Völkern  und  Mitteln  zu  entblössen  und  dieselbe  I.  Kais.  M. 
vertröstetermassen  zuzuschicken,  und  ob  nicht  I.  Kais.  M.  dazu  zu 
bewegen  sein  möchte,  dieselbe  bei  so  gestalten  Sachen  von  Schick- 
und  Unterhaltung  solcher  Völker  zu  dispensiren  '). 

0  Dieselbe  entspricht  durchaus  den  Weisungen,  welche  Ludwig  XIV.  in 
der  Instruktion  vom  28.  März  1661  ^Guhrauer  II.  S.  297  ff.)  Gravel  ertheilt  hatte. 

^  Kf.  erwidert  darauf  nur  (d.  Cleve  10.  Juni  1661),  auch  ihm  komme  Gra- 
vels  Proposition  sehr  nachdenklich  vor  und  er  wolle  ihm  künftig  seine  Gedanken 
darüber  mittheilen ,  zugleich  giebt  er  ihm  Nachricht  von  der  auf  den  29.  Juni  in 
Uoln  mit  Kurcoln,  den  brauuschweigischen  und  hessischen  Fürsten  verabre- 
deten Zusammenkunft  (s.  oben  S.  39  ff.) 


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36  2.     Die  Allianz  mit  Kur-Pfalz. 

Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  11.  Juni  1661. 

[Mitthoilnng  der  ihm  von  K.Pfalz  über  die  franzosisohen  Anträge  gemachten  Br- 
Öffnangen.    Verwendung  für  K.Pfalz.] 

U.Juni.  Er  übersendet  eine  Abschrift  der  Proposition,  welche  Oravel  nealich  im 
Allianzrathe  vorgebracht,  der  Anträge,  welche  derselbe  K.Pfalz  wegen 
dessen  Eintrittes  in  die  Allianz  gemacht,  nnd  der  von  diesem  daranf  er- 
theilten  Antwort. 

Ich  stelle  zu  Ew.  Kais.  M.  ferneren  Höchsterleuchteten  Nachsinnen, 
ob  Sie  vermeinen,  dass  etwa  K.Pfalz  durch  ein  gnädigstes  kaiser- 
liches Schreiben  bei  der  bisher  erwiesenen  guten  Bezeigung  beständig 
zu  verharren  zu  animiren,  und  ob  Ew.  Kais.  M.  darbenebenst  gnä- 
digst geruhen  möchten,  an  den  Reichshofrath  die  Verordnung  ergehen 
zu  lassen,  damit  Ihre  Ld.  (wie  sie  sich  beklagt)  etwas  gelinder  trac- 
tiret  und  darum  absonderlich  auf  dieselbe  kttnftig  mehrere  Beflexion 
genommen  werde,  weil  Ew.  Kais.  M.  sich  dadurch  eines  kurfürst- 
lichen voti  mehr  zu  versichern.  — 


Kurfilrst  Karl  Ludwig  an  den  Kurfürsten.    D.  Heidelberg 
7. /[l 7.]  Juni  1661. 

[Der  RVicekanzler  verlangt  Abhaltung  eines  Kar  fürs  tentages.] 

17.  Jani.         Glückwansch  zu  der  abgeschlossenen  Allianz. 

PS.  Sein  am  Kaiserlichen  Hofe  befindlicher  Abgesandter,  Obristleut- 
nant  Johann  v.  Arentin  bat  ihm  berichtet,  dass  der  R. Vicekanzler 
ihm  in  discnrsu  zu  verstehen  gegeben,  es  müsste  ein  Collegialtag  gehalten 
werden.  Da  er  vermuthet,  der  R.  Vicekanzler,  der,  wie  verlaute,  ehe- 
stens herauswärts  ins  Reich  kommen  werde,  werde  dergleichen  aufs  Brett 
werfen,  so  bittet  er  Kf.  ihm  sein  Sentiment  darüber  zu  eröffnen.  Er  selbst 
hält  einen  Collegialtag  nicht  für  unrathsam  und  will,  wenn  Kf.  dabei 
kein  Bedenken  habe  und  der  Kaiser  einen  solchen  verlange,  ^gern  damit 
einstimmen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  Karl  Ludwig.    D.  Cleve 

24.  Juni  1661. 

[Der  in  Wien  vorgeschlagene  Karfärstliche  Collegialtag.] 

24.  Jnni.  Dank  für  die  guten  Erbietungen ,  ferner  für  die  communicierte  Nach- 
richt, was  der  R. Vicekanzler  eines  vorseienden  Collegialtages  halber 
gedacht.    Sollte  auch  an  Kf.  etwas  gebracht  werden  uud  er  sehen,  wie 


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Verwendang  für  K.Pfalz  beim  Kaiser.  H7 

ein  solcher  Collegialtag  in  Vorschlag  gebracht  werden,  auch  was  für  Sachen 
darauf  vorkommen  möchten ,  so  wird  er  sich  daranf  erklären  nnd  solches 
dem  Kurfürsten  commnnicieren.  Ihm  soll  sonst  keine  za  des  Rom.  Reiches 
oder  seiner  Mitkurfürsten  ins  Mittel  kommende  Znsammenschickung  sn- 
wider  sein. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  29.  Juni  1661. 

[aar  die  Schreiben  vom  6.  n.  11.  Jani.    Seodang  des  R.Vicekanzlers  an  K. Mains. 
Beräcksichtigong  der  Verwendang  des  Kf.  für  K.Pfali.] 

Dank  für  die  Mittheilungen.  Er  hat  seinen  Reichsvicekanzler29.  Joni. 
Wilderich  Freiherren  von  Waldersdorff  an  K.Mainz  abgeordnet, 
denselben  seiner  anfrichtigen  Intention  und  alles  dessen  zu  versichern,  was 
ZQ  Erhaltnng  der  allgemeinen  Wohlfahrt  erspriesslich  nnd  zu  Matnriernng 
des  von  einigen  Kurfürsten  und  Ständen  so  hoch  verlangten  Reichstages 
selbst  zulänglich  und  beförderlich  sein  könne. 

Was  dann  nächst  diesem  die  nach  Ausweisung  Ihres  letzten 
Sehreibens  wegen  Animir-  und  Beibehaltung  des  Churfbrsten  zu  Pfalz 
Ld.  gethane  wohlmeinende  Erinnerung  betrifft,  wollen  Ew.  Ld.  mir 
beständig  zutrauen,  dass  gleich  wie  ich  meinestheils  Ihrer  Ld.  alle 

Affection  zu  jeder  Begebenheit  zu  erweisen  geneigt  bin,  also 

ich  derselben  auch  dasjenige  widerfahren  lassen  werde,  was  Ihro 
die  justitia  immermehr  attribuiren  wird,  habe  dahero  —  meinen 
Reichshofrath  dahin  angewiesen,  dass  er  hierauf  seinen  mir  gelei- 
steten treuen  Pflichten  nach  gebtlhrende  Reflexion  machen  und  Ihro 
Ld.  Gerechtsame  —  beobachten  wolle. 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten.    D. 
Heidelberg  28.  October/[7.  November]  1661. 

[Mittheilong  neuer  französischer  Anträge.] 

Er  theilt  ihm  mit,  was  Oravelles  dieser  Tage  im  Namen  des  Königs  7.  ^^ov. 
▼on    Frankreich    bei   ihm   angebracht    und    welche  Antwort   er   darauf 
ertheilt  hat,  bittet  Ef.  ihm  seine  Gedanken  darüber  roitzntheilen  nnd  diese 
▼ertrauliche  Commnnication  dergestalt  zu  mesnagieren,  dass  ihm  keine  Unge- 
legenheit  deswegen  zuwachsen  möge. 


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g3  2-    Hie  Allianz  mit  Knr-Pfals. 

Proposition  de  Mons.  Gravelles  attouchant  le  renouuellement 
de  TAUiance  auec  la  France 

et 

La  resolution  la  dessus  de  S.  A.  E.  Pal.^  le  25.  Octob.  1661. 

25.  Oct.  M.  Gravelles  a  proposö  a  S.  A.  E.  Pal.f  qne  le  Roy  Treschrestieu, 

voyant  qoe  S.  A.  E.  trouaoit  de  la  difficultö  a  entrer  dans  TAUiance  du 
Rhin,  desiroit  de  renooueller  le  dernier  Traitt6  particolier  fait  aoec  S.  A. 
E.,  raaiB  quMl  y  falloit,  poar  piecaution,  changer  et  adiouster  quelques 
Articles,  assauoir: 

Qn'en  atteodant  que  S.  A.  E.  entre  daos  la  Cuafederatioo  qui  a 
6t6  conclne  entre  S.  M.^  Tresch.»«  et  quelques  Electeurs  et  Priuces  de 
TEmpire  ä  Mayence  le  15.  d'Aoust  de  raunöe  1658,  S.  A.  E.  se  conforme 
cependaut  aus  Cooseils  et  anx  resolutions  de  la  d.«  Confederation  en  tout  ce 
qui  regardera  la  seuret^,  le  bien  et  la  libert^  de  FEmpire. 

Que  S.  A.  E.«declare,  qne  le  Trailt6  qu'Elle  a  fait  auec  M.  TEIec- 
teur  de  Brandebourg  ne  nuira  et  ne  pourra  deroger  en  rien  ä  celluy 
qu'Elle  fait  auec  S.  M.'^  Tresch.**«  et  qn'en  toutes  les  rencontres  od  les 
iuterests  et  les  desirs  de  lad.  1A.M  se  trouueront  contraires  aus  Sentiments 
dud.  Electeur  de  Brandeobourg  sad.  A.  £.  promette  d'opiner  dans 
le  College  Electoral  soit  a  la  Diete  generale,  soit  dans  les  antres  Assem- 
blees  pnbliqnes  par  Elle  niesme  ou  par  ses  Ministres  conformement  aux 
intentions  de  S.  M.^  Tresch."«  en  tout  ce  qui  regardera  le  bien  de  TEmpire. 

Que  S.  A.  E.  s'estant  engag6  dans  le  meeme  Traitt6  fait  auec  led. 
Electeur  de  Brande n'bourg  de  se  communiquer  reciproquement  tous 
leurs  Gonseils  dans  les  affaires  publiques,  promette  et  s'oblige  que  nonob- 
stant  cette  Clause  Elle  ne  communiquera  rien  and.  Elect'  de  Branden- 
bonrg  tant  qu'il  demenrera  engag6  dans  des  jnterests  contraires  qui 
puisse  nuire  a  ceuz.du  Roy,  et  ne  luy  donnera  aucune  connoissance  de 
ce  que  S.  M.^  Tresch.^®  pourra  luy  auoir  confi^  de  ses  intentions  si  ce 
n'est  auec  le  consentement  prealable  obtenu  de  sa  M.^  Trescb.**«. 

Qne  le  Roy  Tresch.  ne  vouloit  pas  se  mesler  des  differends  particnliers 
de  S.  A.  E.  (ayant  expressement  nomm^  ceuz  qui  regardent  les  Leibeigene) 
autrement  que  par  Tentremise  de  ses  bons  Offices  et  exortations. 

Qne  sad.  M.^<»  Tresch.°«  desiroit  fort  que  S.  A.  E.  fust  en  bonne  intelli- 
gence  auec  la  Maison  de  Hessen  Cassel,  mais  qu'il  ne  disoit  pas  cella 
comme  une  conditiou  sine  qua  non;  que  le  Roy  y  prenoit  interest  parce 
qu'ayant  est^  pendant  la  derniere  guerre  en  une  estroite  alliance  auec  cette 
maison  la  et  l'ayant  a  present  renounell^e,  il  ne  voudroit  pas  que  faisant 
alliance  auec  S.  A.  E.  ses  alliös  vescussent  en  mesiutelligence  ensemble. 

Sur  ce  que  dessus  S.  A.  E.  luy  fit  donner  pour  response  et  resolution: 

Que  S.  A.  E.  ne  doutoit  pas  que  led.  S.*^  Qravelles  ne  se  sonuienne 
des  conditions  auxquelles  S.  A.  E.  s'offrit  de  traitter  auec  luy  lors  qu'il  fut 
icy  au  Mois  de  May  de  cette  ann^e;  Surquoy  11  se  chargea  d'obtenir  un 
plein  pouuoir  de  S.  M.**  Trescb."«. 


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Fraozösische  Anträge  an  K.Pfalz.  89 

Qne  S.  A.  E.  n'a  scea  remarquer  par  sa  proposition  et  ce  qa'il  a  dit 
aoz  CoDseillers  de  S.  A.  E.,  qo'il  ait  est^  poarvea  ausdites  cooditioDS, 
mais  bien  qoe  le  Traitte  qu'il  propose  scmbloit  batter  directemeot  &  Inj 
oster  la  libert6  de  son  sofifrage  en  toat  ce  qai  regardera  la  seuret^,  le  bien 
et  la  libert6  de  l'Empire,  en  TobligeaDt  a  se  conformer  aox  Consells  et 
resolotions  de  quelques  Electears  et  Princes  de  TEmpire  Alli^s  de  sa  M.'^ 
Trescb.n«  en  vertu  de  la  Confederation  conclue  a  Mayence  le  15.  d'Aout 
1658.  Ce  qne  ne  se  ponuoit  faire  sans  donner  gränd  sniest  de  Jalousie 
a  S.  M.^^  Imp>  et  auz  autres  Electeurs,  Princes  et  Estats  de  TEmpire 
qoi  ne  sont  pas  de  cette  Confederation  et  particulierement  a  M.  TElecteur 
de  ßrandenbourg  proche  parent  et  Alli^  de  S.  A.  E. 

Qne  S.  A.  E.  n'auoit  jamais  desir6  que  S.  M.'^  Tresch."  interrompe 
le  coors  de  la  justice  de  FEmpire  en  fayenr  des  droits  de  S.  A.  E.  mais 
seolement  d'en  estre  assist^e  par  ses  bons  Offices  et  contre  la  voye  de  fait. 

Que  pour  le  differend  auec  M.  le  Landgrave  de  Hessen  Gassei  S. 
A.  E.  ayant  satisfait  M.  TElecteur  de  Brandenbourg  sur  les  expediens 
qoe  led.  Electeor  de  Brandenbourg  a  propos^  pour  adiuster  les  points 
lesquels  &  son  anis  estoient  encor  a  decider  et  entrepris  d'y  disposer  aussi 
M.  le  Landgrave,  il  n'y  auoit  lieu  de  doutter,  qu'il  n'arrine  &  nn  bon 
accord. 

Que  S.  A.  E.  se  promettoit,  que  S.  M.^  Trescb.»«  aura  la  bontö  de 
oe  pas  trouver  mauuais  que  les  affaires  estans  en  ces  Termes,  S.  A.  E.  de- 
meore  dans  ceuz  du  Traitte  de  paiz,  qu'elle  obseruera  tousionrs  de  tont 
&0Dt  pouuoir,  et  particulierement  en  tont  ce  qui  regarde  les  interests  de 
»a  M.»«  Tresch.°«,  la  seuret6,  le  bien  et  la  libert6  de  TEmpire  et  que  S. 
M.»*  Tresch."«  ne  lairra  pas  de  continuer  a  S.  A.  E.  sa  faueur  et  son  appny 
pour  le  Bien  de  ses  interests  en  conformit^  du  dit  Traitte.  Enquoy  S. 
A.  E.  prioit  le  d.  S/ Grauelles  de  Touloir  employer  ses  bons  Offices. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.     D.  Cöln  a.  d. 
Spree  18.  November  1661. 

[aof  daB  Schreiben  vom  28.  October/ 7.  November.     Die  Anmassang  Frankreichs. 
AafrecbterhaltaDg  der  Allianz.] 

Dank  für  die  vertrauliche  CommunicatioD.  18.  Nov. 

Und  gleichwie  wir  das  Gravellische  An-  und  Vorbringen  der- 
gestalt beschaffen  zu  sein  befinden,  dass  dasselbe  von  mehrer  Con- 
sequenz  und  dahin  angesehen  zu  sein  scheine,  wie  man  ferner  einen 
und  den  anderen  Reichsstand  an  sich  ziehen  möge,  also  können  wir 
gleichwohl  nicht  begreifen,  wie  im  H.  Römischen  Reich  und  dessen 
öffentlichen  Versammlungen  oder  sonsten  unser  als  eines  Reichscuhr- 
ftrsten  fttr  die  Ehre    Würde,  Ruhe  und  Wohlstand  unsers  geliebten 


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90  '^.     Die  Allianz  mit  Kur-Pfal«. 

Vaterlandes  teutsoher  Nation  führende  Intention  und  Batbsehläge  mit 
dem  Könige  oder  Cron  Frankreich  coneurriren  und  dahero  gegen 
einander  sein  werde,  viel  weniger,  wie  der  König  oder  Cron  von 
Frankreich,  nachdem  das  Reich  dem  Instrumente  pacis  seinerseiten 
ein  vollkommenes  GnQgen  gethan,  bei  den  Guhrfiirstlichen  oder  an- 
dern Conventen  etwas  zu  erinnern.  Zwar  ist  es  uns  dabei  leid,  wie 
der  Gravelli  seines  Königes  und  unser  Interesse  för  zwo  wider- 
wertige  Dinge  halte,  und  seind  versichert,  dass  wir  darzu  unsers 
Orts  die  geringste  Ursach  nicht  gegeben,  als  wir  aber  bei  Lebzeiten 
des  Cardinal  Mazarini  ungeachtet  aller  geschehenen  Remonstration 
in  der  That  erfahren,  dass  Frankreich  von  seinen  alten  Maximen 
und  mit  unserm  Cuhrhaus  von  vieler  Zeit  hero  gehalten  genauen 
Correspondenz  abgelassen  und  soviel  möglich  wider  uns  und  unser 
Interesse  an  allen  Orten  stark  gearbeitet,  so  haben  wir  auch  unsere 
Conservation  so  gut  wir  gekonnt  sonsten  suchen  und  beobachten 
müssen.  Uiid  demnach  Ew.  Ld.  sich  albereit  wohl  und  dergestalt 
erkläret,  wie  es  einen  getreuen  Cuhrfürsten  —  gebtlhret,  tlberdem  sich 
zu  beständiger  und  fester  Haltung  des  mit  uns  aufgerichteten  Bttnd- 
nus  nochmals  erbieten,  also  versichern  wir  Ew.  Ld.  hiermit  gleich- 
falls reciproce  zu  aller  beständigen  und  der  Allianz  gemässenen 
Freundschaft.  Und  weil  sowohl  das  Reich  als  auch  ied weder  Cuhr- 
fttrst,  Fürst  und  Stand  desselben  nicht  nur  mit  dem  Könige  und 
Cron  Frankreich,  sondern  auch  anderen  auswertigen  in  gutem  Ver- 
trauen und  Nachbarschaft  zu  leben,  auch  wir  absonderlich  vor  uns 
keines  anderen  gemeinet  sein,  so  sehen  wir  nicht,  warumb  —  je- 
mand der  auswertigen  von  dem  Reich  oder  demselben  zugethanen 
Cuhrfürsten,  Fürsten  und  Ständen  etwas  anders  und  weiters  zu  be- 
gehren haben.  Es  ist  Ew.  Ld.  aus  denen  alten  und  neuen  Geschich- 
ten mehr  dann  zuviel  bekannt,  dass  das  H.  Römische  Reich  niemals 
sich  in  besserem  Stande  befunden,  als  wenn  es  seine  Sachen  vor 
sich  allein  gehabt,  denen  Benachbarten  zur  Feindschaft  keine  Ursache 
gegeben  und  sich  aller  fremden  Sachen  soweit  entschlagen,  das  wird 
verhoflFentlich  mit  Gottes  Hülfe  auch  noch  ietzo  das  beste  —  sein.  — 


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Fraozösiscbe  Anträge  an  K. Pfalz.  91 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree  18.  No- 
vember 1661. 

[Ifittheilnng  der  Eröffbongen  von  K.Pfalz.    Frankreichs  anmassendes  Auftreten 

im  Reiche.] 

Er  theilt  demselben  das  Anbringen  Gr avelles  an  K.  Pfalz  und  dessen  18.  Nov. 
Erklämng  darauf  mit,  bittet  den  Kaiser,  ihm  seine  Meinung  darüber  zu 
eröffuen. 

Es  will  fast  das  Ansehen  gewinnen,  dass  nachdem  Münster  und 
Trier ')  sich  auch  in  die  also  genannte  Frankfurtische  Allianz  be- 
geben, man  die  annoch  wenig  tlbrige  Stände  vollend  hineinzuziehen  und 
dergestalt  das  arbitrium  im  H.  Romischen  Reich  per  indirectum  an 
sich  zu  bringen  suche,  welches,  wie  es  eine  Sache  von  der  aller- 
grössten  Wichtigkeit  ist,  also  werden  E.  Keys.  M.,  zumal  gegen  be- 
vorstehenden Reichstag  deroselben  —  reichlich  vofznsinnen  wissen 
und  ibro  belieben  lassen,  das  Werk  unbeschwert  in  geheimb  zu 
halten.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  29.  No- 
vember 1661. 

[tut  das  Schreiben  vom  18.  November.    Der  Anmassang  Frankreichs  muss  ent- 
gegen getreten  werden. 

Dank  für  die  Mittheilung.  Kurpfalz  hat  in  seiner  Antwort  an  29.  Nov. 
Gravelle  das  Werk  gar  reiflich  und  wohl  überlegt,  was  das  für  eine 
Freiheit  des  Reiches  sein  würde,  wenn  dessen  vornehmste  Säulen  sich  an 
eine  so  gestalte  Allianz  binden  lassen  sollten,  vermöge  deren  sie  sich  des 
höchsten  Kleinods  ihrer  Gerechtsame  und  Libertät  zu  begeben,  und  sich 
deren  nur  so  weit  zu  gebrauchen  befugt  sein  sollten,  als  es  der  Krone 
Frankreich  Interesse  zulassen  würde.  Auch  er  wie  Kf.  ist  der  Meinung, 
das«  man  auf  diese  als  eine  der  allerwichtigsten  Sachen  eine  absonderliche 
Reflexion  zu  machen  und  wohl  vorznsinnen  habe,  damit  solchem  weit  aus- 
sehenden Beginnen  gesteuert  werden  möge.  Kf.  möge  sich  bemühen,  K. 
Pfalz  bei  seiner  guten  Intention  zu  erhalten. 

').  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  war  schon  im  Januar  1661 
der  Rheinischen  Allianz  beigetreten  (s.  Tücking,  Geschichte  des  Stifts  Munster 
Mter  Christoph  Bernhard  von  Galen  S.  82;  Köcher  I  S.  299.),  Kurfürst  Karl 
Kaiparron  Trier  im  August  desselben  Jahres.  (Gnhrauerll  S.  311,  Mignet, 
N^goeiationt  relatives  i  la  succession  d*Espagne  sous  Louis  XIV.  II  S.  19.) 


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Abschnitt   3. 

Die  Belehnung  des  Kurfürsten  durch  den  Kaiser  und 
die  Verhandlungen  über  die  schwedische  Belehnung. 

1661. 


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Einleitung. 


Nachdem  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  im  Jali  1642*)  darch  Kaiser 
Ferdinand  lll.  die  Belehonng  mit  seinen  Reichslanden  und  den  böhmi- 
schen Lehen  empfangen  hatte ,  hatte  der  Tod  dieses  Kaisers  und  die 
Erhebung  des  Sohnes  desselben,  Leopold  I.  zur  kaiserlichen  Würde 
(18.  Juli  1658)  auch  für  ihn  eine  neue  Lehnsempfängnis  nöthig  gemacht. 
Da  die  damaligen  kriegerischen  Yerbältnisse  die  Ausführung  derselben 
innerhalb  der  eigentlich  vorgeschriebenen  Jahresfrist  unstatthaft  erscheinen 
liessen,  so  hatte  zu  Ende  derselben  der  damals  auf  dem  Feldznge  in  Jüt- 
laud  abwesende  Kurfürst  die  Geheimen  Käthe  in  Berlin  angewiesen'), 
durch  seinen  Residenten  in  Wien,  Andreas  Neumann,  um  Verlängerung 
dieser  Frist  nachsuchen  zu  lassen,  schon  jetzt  aber  die  zu  einer  solchen 
Belehnong  nöthigen  Vorbereitungen  zu  treffen,  die  Instruktion,  Vollmachten, 
Creditive  u.  s.  w.  für  den  Geheimen  Rath  Johann  Friedrich  v.  Loben 
and  jenen  Andreas  Neumann,  welche  er  damit  zu  betrauen  gedachte, 
anzufertigen.  Der  Kaiser  hatte  dann  auf  das  Gesuch  Neumanns  zu- 
nächst durch  ein  Decret  vom  23.  Juli  1659  den  Termin  auf  6  Monate,  bis  zum 
23.  Januar  1660 «  und  als  der  Kurfürst  infolge  der  Fortdauer  der  kriege* 
rischen  Verwickelungen  zu  Ende  1659  um  eine  weitere  Prolongation  nach- 
suchen Hess'),  durch  ein  neues  Decret  vom  19.  Januar  1660  auf  weitere 
6  Monate  bis  zum  23.  Juli,  dann  auf  ein  nochmaliges  Frolongationsgesuch^)) 
welches  mit  der  bevorstehenden  Reise  des  Kaisers  nach  Steiermark  und 
andererseits  damit,  dass  der  Kurfürst  infolge  des  Todes  seiner  Mutter  und 
des  eben  erfolgten  Friedensschlusses  seine  Minister  zu  allerhand  anderen 
Abschickungen  gebrauchen  müsste,  motiviert  wurde,  auf  weitere  3  Monate, 
bis  zum  23.  October  1660  verlängert.  Diesen  Termin  scheint  der  Kurfürst 
wirklich  einzuhalten  beabsichtigt  zu  haben.  Rechtzeitig  Hess  er  die  Vor- 
bereituDgen,  welche  vorher  doch  unterblieben  sein  müssen,  treffen,  Anfang 


«)  8.  Ürk.  u.  Akt.  I  S.  790. 

^  d.  Feldlager  bei  Coldingen  in  Jütland  30.  Juni/ 10.  Juli  1659. 

^  Kf.  an  A.  Nenmann  d.  Hauptquartier  zu  Barth  3./ 13.  November  1659. 

*)  Kf.  ao  A.  Neumann  d.  Coln  a.  d.  Spree  3./13.  Mai  1G60. 


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96  3.    Die  Belehonog  des  EorfarsteD  n.  8.  w. 

Juli  wurde  eine  InstruktioD  für  jene  beiden  Bevollmächtigten  durch  den 
Geheimenrath  Friedrich  v.  Jena  anfgesetzt,  der  Entwnrf  desselben  wurde 
am  31.  Juli  im  Geheimen  Rathe  verlesen,  darauf  auch  an  Nenmann  mit- 
getheilt  und  demselben  aufgetragen,  was  er  dabei  etwa  zu  erinnern  habe 
rechtzeitig  anzumelden,  auch  die  in  den  fränkischen  Fürstenthümern  regie- 
renden Vettern  des  Kurfürsten,  Markgraf  Albrecht  von  Anspach  und 
der  minderjährige  Markgraf  Christian  Ernst  von  Baireuth,  denen 
kraft  der  Dispositio  Achillea  und  des  dieselbe  bestätigenden  Geraer  Haus- 
vertrages die  Mitbelehnung  zur  gesamten  Hand  mit  den  Kurlanden  zustand, 
wurden  von  der  Absicht  des  Kurfürsten  in  Kenntnis  gesetzt  und  aufgefor- 
dert, Bevollmächtigte  nach  Wien  zu  senden.  Schliesslich .  aber  hat  der 
Kurfürst  docb  noch  einmal  eine  neue  Prolongation  des  Termins  nach- 
gesucht. In  einem  Rescripte  an  Neumann*)  schreibt  er,  derselbe  werde 
ans  seinem  vorigen  Rescripte  ersehen  haben,  dass  er  gewünscht  habe,  die 
Belehnungssache  jetzt  zu  Ende  zu  bringen.  Da  er  sich  aber  aus  dem  In- 
strumento  pacis  und  sonst  ferner  habe  berichten  lassen,  dass  der  König 
von  Schweden  als  Herzog  von  Pomroern  zu  der  Zeit,  wann  er  mit 
Pommern  belehnt  werde,  durch  seine  Bevollmächtigten  die  Mitbelehnung 
zu  empfangen  habe,  und  dass  er,  der  Kurfürst,  verpflichtet  sei,  demselben 
den  von  dem  Kaiser  für  die  Belehnung  angesetzten  Termin  vier  Monate 
vorher  anzuzeigen,  so  solle  Neu  mann  dieses  dem  Kaiser  vorstellen  und 
denselben  ersuchen,  wegen  dieser  ihm  nicht  eher  beigefallenen  Ursachen 
einen  weiteren  Indult  auf  wenigstens  6  Monate  zu  gewähren,  und  in  der 
That  bewilligte  der  Kaiser  durch  Decret  vom  12.  November,  dem  Antrage 
Neumanns  entsprechend,  eine  weitere  Prolongation  auf  8  Monate  bis  zum 

23.  Juni  1661. 

Es  ist  durchaus  unglaublich,  dass  man  brandenbnrgischerseits,  wie  der 
Kurfürst  hier  vorgiebt,  jenes  durch  den  Westfälischen  Frieden  Schweden 
zugesprochene  Recht  der  Mitbelehnung  über  Hinterpommern  und  Garn- 
min  und  die  noch  weiter  gehenden  Rechte,  welche  der  Kurfürst  in  dem 
Stettiner  Grenzrecess  von  1653  dieser  Krone  hatte  einräumen  müssen,  ein- 
fach vergessen  und  dass  man  sich  erst  nachträglich  derselben  erinnert 
haben  sollte,  vielmehr  ist  ganz  offenbar,  dass  der  Kurfürst  zu  Anfang  die 
bewusste  Absicht  gehabt  hat,  jene  Rechte  Schwedens,  und  zwar  nicht  so- 
wohl die  aus  dem  Westfälischen  Frieden  als  vielmehr  die  aus  jenem 
Stettiner  Recess  abzuleitenden,  unberücksichtigt  zu  lassen.  In  dem  West- 
fälischen Friedensinstrument  ^  war  Schweden  nur  die  Simnltaninvestitur 
mit  Hinterpommern  und  Cammin  zuerkannt  worden,  ohne  dass  dabei 
Näheres  über  die  Modalitäten  festgesetzt  oder  bestimmte  Verpflichtungen 
für  den  Kurfürsten  daran  geknüpft  wären,  erst  durch  den  Stettiner  Re- 
cess vom  14.  Mai  und  die  im  Anschlüsse  an  denselben  zu  Stockholm  am 

24.  Mai  1653  abgeschlossenen  Specialconventionen  waren  solche  festgesetzt 


*)  d.  Cöln  a.  d.  Spree  13./ 23.  September  1660. 
^  iDStr.  pacis  Osnabr.  X,  §  4   8.  auch  XI.  §  12. 


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EiDleitQDg.  97 

oDd  zagleich  die  Schweden  eiogeräamteo  Rechte  bedeutend  erweitert  wor- 
den. Einmal  nämlich  hatte  sich  der  Kurfürst  dort  verpflichten  müssen  % 
wenn  vom  Kaiser  der  Termin  für  die  Lehnsempfängnis  festgesetzt  sei,  den* 
selben  yier  Monate  vorher  dem  schwedischen  Könige  anzuzeigen,  damit 
derselbe  rechtzeitig  seine  Bevollmächtigten  zur  Entgegennahme  der  Simul* 
taninvestitur  über  Hinterpommem  und  Cammin  an  den  Kaiserlichen  Hof 
entsenden  könne.  Ferner  aber  hatte  der  Kurfürst')  dem  Könige  und  der 
Krone  Schweden  die  früher  den  Herzogen  von  Pommern  kraft  der 
Erb  vertrage  zustehende  Anwartschaft  auf  die  Neu  mark,  das  Land  Stern - 
berg  und  die  Schlösser  Vierraden  und  Löckenitz  samt  deren  Gebiet 
und  demgemäss  auch  die  Simultaninvestitur  mit  diesen  Landen  zugestehen 
müssen.  Dieses  auch  im  übrigen  so  ungünstigen  Vertrages,  welcher  ihm 
nur  im  Drange  der  Noth  abgepresst  war,  hat  der  Kurfürst  bei  nächster 
günstiger  Gelegenheit  sich  zu  entledigen  gesucht,  und  eine  solche  schienen 
die  glücklichen  Waffenerfolge  gegen  Schweden  im  nordischen  Kriege,  in 
dessen  letztem  Stadium  ein  grosser  Theil  des  Schwedischen  Pommerns  von 
den  Truppen  des  Kurfürsten  und  seiner  Bundesgenossen  besetzt  wurde,  dar- 
zubieten. Allerdings  hat  er,  ohne  grosse  Schwierigkelten  zu  machen,  bei  den 
Friedensverhandlungen  in  Oliva  und  den  gleichzeitigen  Verhandlnngenmitden 
Braunschweigischen  Fürsten  und  deren  Genossen')  in  die  Räumung 
und  Wiederabtretung  dieser  eroberten  Plätze  eingewilligt,  aber  jenen  Ver- 
trag betrachtete  er  als  durch  den  Krieg  hinfällig  geworden.  Er  verweigerte 
die  von  Schweden  geforderte  ausdrückliche  Erwähnung  und  Bestätigung 
desselben  in  dem  Olivaer  Friedensvertrage  und  gab  ganz  offen  kund,  dass 
er  denselben  nicht  für  zu  Recht  bestehend  anerkannte.  In  einer  bald  nach 
dem  Abschluss  des  Friedens,  sicherlich  auf  seine  Veranlassung  erschienenen 
Flugschrift^)  wird  auf  das  eindringlichste  die  Ungerechtigkeit  und  Gewalt- 
samkeit, mit  welcher  Schweden  bei  den  Stettiner  Tractaten  gegen  den  Kur- 
fürsten verfahren,  geschildert,  die  Ungerechtigkeit  und  Unbilligkeit  der 
Bestimmungen  des  Recesses  dargelegt  und  dem  Kurfürsten  die  Befugnis 
zugesprochen,   ohne   Rücksicht  auf  denselben   sich   wieder  in   den   Besitz 


0  Stettioer  Grenzrecess  §  27  (D&bnert,  Sammlang  gemeiner  u.  besonderer 
Pommerscher  and  Bägisober  Landes -Urkandeo  I  8.  140),  vgl.  Speoialconveo- 
tioD  I  (Dahnert  8. 160). 

2)  Stettiner  Grenzrecess  §29  (3.143),  s.  Specialconvention  11  (S.  170). 

^  8.  oben  S.  4  ff. 

*)  Sammarinm  prooessas,  quo  erga  fterenissimam  et  potentissimam  electorem 
Brandenbargicnm  contra  instrumentam  pacie»  pragmaticas  imperii  sanctiones,  dei, 
natnrae,  gentium  oniniaque  iura  circa  restitaendam  Pomeraniam  alteriorem  apad 
ita  dictos  limitam  tractatas  Stetini  habitos  magna  iniustitia  atque  aperta  vi 
uaa  est  Saecia  (s.  1.  1660).  Oboe  Zweifel  ist  es  diese  Schrift,  welche  des  Kf. 
Gesandter  in  Paris,  v.  Brandt,  ins  Französische  übersetzt,  um  sie  dem  Car- 
dinal M azarin  zu  überreichen  (s.  Urk.  a.  Akt.  IX  8.580),  und  auf  welche  der 
Bcbwediache  Reichskanzler  1663  v.  Grockow  gegenäber  hindeutet  (Urk.  u.  Akt 
IX  8.751). 

Ifator.  ft.  QMCh.  d.  G.  Knrf&ntoa.     AT.  7 


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98  3.     Die  BelebDQDg  des  Knrfarsteo  u.  s.  w. 

dessen  zu  setzen ,  was  ihm  von  Rechts  wegen  zukomme,  und  der  Kurfürst 
hat  noch  nach  dem  Friedensschlüsse  bis  in  den  Herbst  1660  hinein  am 
französischen  Hofe  Unterhandlungen  führen  lassen^)!  welche  dahin  zielten, 
unter  französischer  Einwirkung  von  Schweden  eine  günstigere  Grenzlinie 
in  Pommern  und  den  Verzicht  auf  den  Antheil  an  den  Colberger  Seezöllen, 
welchen  es  sich  auch  in  dem  Stettiner  Recess  ausbedungen,  zu  erwirken. 
Allein  diese  Bemühungen  waren  ganz  erfolglos  und  einerseits  die  Erkennt- 
nis, dass  diese  Pläne  jetzt  doch  nicht  ausführbar  seien,  andererseits  der 
Wunsch,  Schweden,  dessen  feindselige  Haltung  gegen  ihn  gewiss  zum  Tbeil 
durch  dieselben  hervorgerufen  war,  seinerseits  keinen  Yorwand  zu  dem 
befürchteten  kriegerischen  Losbrechen  darzubieten,  haben  den  Kurfürsten 
bewogen,  einzulenken  und  wenigstens  eine  directe  Verletzung  der  Bestim- 
mungen des  Stettiner  Vertrages  zu  vermeiden.  Er  hat  daher,  nachdem  er 
von  dem  Kaiser  die  erbetene  weitere  Prolongation  des  Termiues  für  die 
Lehnsempfängnis  erlangt  hatte,  rechtzeitig  im  Januar  1661  dem  Könige 
von  Schweden,  allerdings  ohne  des  Stettiner  Vertrages  Erwähnung  zu 
thun,  nur  unter  Berufung  auf  das  demselben  durch  den  Westfälischen 
Frieden  zugesprochene  Recht  der  Simultaninvestitur  Anzeige  von  dem  ihm 
dazu  gestellten  Termine  und  von  seiner  Absicht,  zu  demselben  Bevoll- 
mächtigte nach  Wien  zu  senden,  gemacht^.  Die  schwedische  Regentschaft 
erwiderte  darauf^),  dass  auch  sie  im  Begriff  sei,  eine  Gesandtschaft  nach 
Wien  zu  schicken,  um  dort  die  Belehnnng  mit  den  Schweden  durch  den 
Westfälischen  Frieden  zugefallenen  Reichslanden  zn  betreiben,  und  dass 
sie  Sorge  tragen  werde,  inbetreff  der  Simultaniuvestitur  das,  was  ihr  nach 
dem  Friedensinstrument  obliege,  auszuführen.  Zugleich  machte  dieselbe 
dem  Kaiser  die  Anzeige *),  dass  sie,  sobald  es  die  Jahreszeit  erlaube,  eine 
Gesandtschaft  wegen  der  Lehnsempfängnis  zn  ihm  schicken  werde,  und 
sie  entsandte  vorläufig  ein  Mitglied  derselben,  den  „in  den  Herzogthümern 
Bremen  und  Verden  bestellten  Regierungsrath^  Schweder  Dietrich 
Klei  he,  welcher  schon  1655^)  in  Wien  die  damals  vergeblichen  Verhand- 
lungen wegen  der  Belehnung  geführt  hatte,  dorthin  voraus,  um  zunächst 
die  Rechte  Schwedens  bei  der  Belehnung  des  Kurfürsten  wahrzunehmen. 
Derselbe  reiste  am  10.  Mai  von  Stockholm  ab,  sah  sich  aber  genöthigt,  sich 
unterwegs  länger  aufzuhalten.  Die  Schwedische  Regierung  in  Stettin 
ersuchte  daher  den  Kurfürsten^,  falls  Kl  ei  he  nicht  zu  dem  bestimmten 


>)  S.  V.  Brandts  Berichte  aus  Paris  (Urk.  n.  Akt.  IX  8.  580 ff.). 

^  d.  Cleve  13.  Januar  1661  (abgedruckt  in  „Bericht  and  Bewandnis  der  In- 
vestitursacbe  zwischen  den  Romisch  Kaiserlichen  und  K.  Schwedischen  May.* 
Stralsund  1662,  auch  lateinisch  „Repraeaentatio  etc."  Beil.  F.) 

*)  Schwedische  Regentschaft  an  Kf.  d.  Stockholm  9.  Februar  1661. 

*)  Dieselbe  an  Kaiser  Leopold  d.  Stockholm  16./ 26.  Februar  1661  (Bericht 
und  Bewandois  (Repraesentatio)  Beil.  D ) 

*)  S.  Heyne,  Der  schwedische  Investiturstreit  1648—1664.  Progr.  Weilburg 
1883  S.  11  ff. 

^  d.  Stettin  4/14.  Mai  1661. 


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EiDleitaog.  99 

Termine  in  Wien  eintreffen  sollte,  seine  Gesandtschaft  8  bis  14  Tage  auf 
denselben  warten  zu  lassen,  and  der  Kurfürst  befahl  dem  entsprechend 
T.  Loben'),  der  urspründlich  Anfang  Juni  hatte  abreisen  sollen,  seine 
Reise  noch  14  Tage  aufzuschieben,  v.  Loben  begab  sich  daher  zunächst 
noch  auf  seine  Güter,  reiste  erst  am  28.  Juni  von  Peitz,  wohin  er  das 
übrige  Gesandtschaftspersonal  beschieden  hatte,  ab  und  traf  am  14  Juli  in 
Wien  ein,  wo  inzwischen  auch  Klei  he  schon  erschienen  war. 

Die  nachfolgenden  Akten  ?eranschauliohen  den  Verlauf  der  von  den 
Gesandten  des  Karfürsten  dort  geführten  Verhandlungen,  welche  erst  im 
October  ihren  Abschluss  gefunden  haben.  Die  lange  Verzögerung  der- 
selben und  die  Schwierigkeiten,  welche  die  Gesandten  zu  überwinden  hatten, 
wurden  hauptsächlich  durch  drei  Umstände  veranlasst.  Erstens  durch  einen 
zwischen  den  beiden  Vettern  des  Kurfürsten,  welche  die  Mitbelehnung  zu 
empfangen  hatten,  dem  Markgrafen  Alb  recht  von  Anspach  und  dem  noch 
nnmündigen  Christian  Ernst  von  Bai reuth  ausgebrochenen  Präcedenz- 
streit,  welcher  zur  Folge  hatte,  dass  die  erwartete  Gesandtschaft  des  letz- 
teren nicht  in  Wien  erschien.  Zweitens  durch  die  von  Schweden  auf 
Grund  des  Stettiner  Recesses  erhobenen  Ansprüche,  namentlich  die  For- 
derang,  dass  dasselbe  nicht  nur  zur  Simultaninvestitur  über  Hinterpom- 
mern und  C ammin,  sondern  kraft  der  durch  jenen  Recess  der  Krone 
Schweden  zuerkannten  Ezpectanz  auf  die  Neu  mark  und  die  benachbarten 
Gebiete  auch  zur  Mitbelehnung  über  die  Kurlande  zugelassen  werde,  und 
dass  der  Kurfürst  von  dem  Kaiser  die  Bestätigung  jenes  Recesses  ver- 
langen solle.  Endlich  drittens  durch  die  von  kaiserlicher  Seite  erhobene 
Forderung,  dass  nicht  wie  früher  alle  Reichslande  des  Kurfürsten  in  einen 
Lehnsakt  zusammengefasst  und  demgemäss  auch  nur  ein  Lehnsbrief  über 
dieselben  ausgestellt,  sondern  dass  über  die  von  demselben  durch  den 
Westfälischen  Frieden  erworbenen  Lande,  für  welche  damals  zum  ersten 
Male  die  Belebnung  nachgesucht  wurde,  besondere  Beleb nungsakte  vorge- 
nommen und  eigene  Lehosbriefe  ausgestellt,  und  dass  der  Kurfürst  beson- 
dere Lehnsgebühren  für  dieselben  bezahlen  solle. 

Die  erste  Schwierigkeit  wurde  dadarch  gehoben,  dass  der  Kurfürst, 
welcher  mit  Markgraf  Albrecht  zusammen  die  Vormundschaft  über  Markgraf 
Christian  Ernst  geführt  hatte,  für  den  letzteren,  welcher  gerade  damals 
die  Volljährigkeit  erlangte  >),  von  dem  Kaiser  einen  Indult  erwirkte,  dass  er 
erst  später  sowohl  die  Belehnung  mit  seinen  eigenen  Landen  als  auch  die 


0  d.  Gleve  6.  Juni  1661. 

^  Ghristian  Ernst  (geb.  27.  Jnli  1644)  hatte  am  27.  Juli  1661  das  18.  Jahr 
erreicht.  Er  hatte  die  letzten  Jahre  auf  Roiseo  im  Auslände  zugebracht,  jetzt 
uf  der  Rückkehr  erschien  er  bei  dem  Korfürsten  in  Gleve,  dieser  resignierte 
dort  (25.  September  1661)  auf  die  Vormnndscbaft  und  überliess  ihm  die  Begie- 
nmg,  welche  er  dann,  nachdem  er  am  29.  October  in  Baireath  eingezogen  war, 
wirklich  öbemommen  hat.  8.  Rensehel,  Des  Dnrchleuchtigsten  Ghar-  und 
Föntlichen  Hauses  Brandenburg  Stammbaum  (Bayreuth  1666)  S.  115. 

7* 


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100  3.    Die  Belebnnng  des  KnrfärsteD  o.  8.  w. 

Mitbelehnung  mit  denen  des  Karfürsten  empfangen  dürfe  Oj  woranf  an  dem 
Belehnungsakte  nnr  die  Anspachische  Gesandtschaft  Theil  genommen  hat. 
Den  Schwedischen  Forderungen  gegenüber  hatte  der  Kurfürst  von  vorne 
herein  seine  Gesandten  angewiesen,  sich  durchaus  passiv  zu  verhalten,  d.  h. 
es  dem  Schwedischen  Gesandten  zn  überlassen,  ob  er  die  Erfüllung  der- 
selben beim  Kaiser  durchsetzen  könne  oder  nicht.  An  diesem  Verfahren 
hat  er  dieselben  consequent  festhalten  lassen,  und  seine  Voraussetzung, 
dass  man  kaiserlicherseits  in  dieser  Angelegenheit  in  seinem  Interesse  han- 
deln werde,  hat  sich  durchaus  erfüllt.  Der  Kaiser,  welcher  nach  dem 
Olivaer  Frieden  Schweden  in  nicht  minder  gespanntem  und  feindseligem 
Verhältnis  gegenüberstand  als  der  Kurfürst,  hat  unter  Berufung  darauf, 
dass  die  in  dem  Stettiner  Recesse  vorbehaltene  Einholuug  der  kaiserlichen 
Ratification  bisher  nicht  erfolgt  sei  und  dass  in  demselben  Schweden  Rechte 
zugesprochen  seien,  welche  zu  bestätigen  er  durch  die  goldene  Bulle  und 
seine  Wahlcapitulation  verhindert  sei,  die  Berücksichtigung  jener  schwe- 
dischen Forderungen  verweigert,  und  wenngleich  es  Kleihe  gelang,  die 
Verhandlungen  längere  Zeit  aufzuhalten,  so  hat  er  doch  nicht  verhindern 
können,  dass  diese  endlich  den  Wünschen  des  Kurfürsten  gemäss  ihren 
Abschluss  fanden,  dass  die  Belebnnng  desselben  mit  den  Kurlanden  ohne 
seine  Zuziehung  erfolgte,  worauf  er  sich  auch  von  derjenigen  mit  Hinter- 
pommern fern  gehalten  und  sich  begnügt  hat,  die  Ausstellung  eines 
kaiserlichen  Decretes  zu  erwirken,  in  welchem  erklärt  wurde,  dass  das  bei 
der  Belehnnng  des  Kurfürsten  Vorgegangene  den  aus  dem  Westfälischen 
Frieden  herstammenden  Rechten  Schwedens  nicht  präjudicieren  solle.  Jenen 
von  kaiserlicher  Seite  aufgestellten  Forderungen  entgegen  hatte  der  Kur- 
fürst seinen  Gesandten  aufgetragen,  dabin  zu  wirken,  dass  für  die' Aequi- 
valentlande  keine  besonderen  Lehnsbriefe  ausgestellt,  sondern  dass  dieselben, 
ebenso  wie  früher  Pommern,  mit  in  den  Hauptlehnsbrief  aufgenommen  würden, 
die  Verpflichtung  zur  Bezahlung  besonderer  Gebühren  hatte  er  vollständig 
abgelehnt  In  dem  ersten  Punkte  hat  er  sich  nachher  den  Wünschen  des 
Kaisers  insofern  gefügt,  als  er,  damit  den  nach  dem  Westfälischen  Frieden 
Schweden  zustehenden  Rechten  Genüge  gethan  werden  könne,  zuliess,  dass 
zwei  Belehnungsakte,  der  eine  für  die  Kur  lande  unddie  Aequivalente,  der 
andere  für  Hinterpommern  und  C  am  min,  vorgenommen,  und  dass  bei  dem 
letzteren  Schweden  die  Zulassung  zur  Empfangnahme  der  gesamten  Hand 
gestattet  wurde.  In  dem  zweiten  Punkte,  in  Betreff  der  von  kaiserlicher 
Seite  geforderten  Gebühren,  hat  er  in  der  Hauptsache  seinen  Willen  durch- 
gesetzt. Nur  für  Hinterpommern  erklärte  er  sich  bereit,  die  Regalien 
zu  entrichten,  und  als  die  Reichskanzlei  und  der  Reichshofrath  damit  nicht 
zufrieden  waren  und  durch  immer  weitere  Verzögerung  der  Belehnung  ihre 
Forderungen  durchzusetzen  suchten,  drohte  v.  Loben,  dass  er  abreisen 
und  die  ganzen  Verhandlungen  abbrechen  würde.    Schliesslich  Hessen  sich 


')   Dieselbe  hat  erst  am  1.  August  1663  stattgefunden  (Diarium  Enrop. 
X  S.  498). 


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EioIeitQDg.  101 

die  Reichskanzleiy  die  Hofämter  ond  die  niederen  kaiserlichen  Beamten  mit 
der  Zahlung  ziemlich  nubedentender  Somraen  (im  ganzen  c.  1300  Thaler) 
zaMedenstellen,  während  der  Reichshofrath^  welcher  den  Betrag  des  von 
ihm  beanspruchten  Landeminm  der  Generosität  des  Kurfürsten  anheimge- 
stellt hatte,  ganz  leer  ausging. 

Zu  Anfang  des  nächsten  Jahres  1662  erschien*)  in  Wien  jene  früher 
angekündigte  grosse  schwedische  Gesandtschaft,  um  dort  die  Be- 
lebnong  ihres  Königs  mit  den  Reiehslanden  und  bei  dieser  Gelegenheit  zn- 
gleich  die  Bestätigung  des  Stettiner  Recesses  durch  den  Kaiser  sowie  die 
Erfüllung  anderer  Forderungen,  welche  schon  1655  durch  Klei  he  gestellt 
worden  waren,  zn  erwirken.  Gleichzeitig  schickte  die  schwedische  Regent- 
schaft an  den  Kurfürsten  den  Yicckanzler  von  Vorpommern  v.  Sternbach, 
um  bei  demselben  über  die  Haltung,  welche  v.  Loben  Kleihe  gegenüber 
eingenommen  hatte,  Beschwerde  zu  führen  und  auf  Grund  des  Stettiner 
Recesses  von  dem  Kurfürsten  zn  verlangen,  dass  derselbe  jene  Forderun- 
gen Schwedens  in  Wien  unterstützen  und  dort  selbst  die  Bestätigung  des 
Stettiner  Recesses  nachsuchen  solle.  Die  am  Schluss  dieses  Abschnittes 
abgedruckten  Akten  zeigen,  wie  der  Kurfürst  sich  diesem  Ansinnen  gegen- 
über verhalten,  wie  er  gerade  daraus,  dass  die  Erfüllung  desselben  als 
rertragsmässige  Pflicht  von  ihm  gefordert  wurde,  Gelegenheit  genommen 
hat,  dasselbe  auf  das  entschiedenste  abzulehnen,  und  wie  er  auch  in  Wien 
seinen  Residenten  Neu  mann  dieselbe  passive  Rolle  wie  früher  hat  weiter- 
spielen lassen. 

An  dieser  ablehnenden  und  feindlichen  Haltung  S  c  h  w  e  d  e  n  gegenüber 
hat  der  Kurfürst  auch  noch  weiter,  bis  in  das  Jahr  1663  hinein,  festgehalten. 
Sie  zeigt  sich  in  der  Instruktion  des  Kurfürsten  vom  2.  August  1662  ')  für 
seine  Gesandten  zum  Reichstage  in  Regensburg,  auf  welchen  der  Kai- 
ser, nachdem  die  Verhandinngen  mit  jener  schwedischen  Gesandtschaft 
sich  fruchtlos  zerschlagen  hatten,  die  ganze  schwedische  Belehnungssache 
verwiesen  hatte,  ebenso  auch  in  der  seinem  nach  Schweden  geschickten 
Gesandten  v.  Krockow  mitgegebenen  Instruktion  vom  31.  October  1662^) 
ond  in  den  zn  Anfang  des  nächsten  Jahres  im  Geheimen  Rathe  des  Kur- 
fürsten gehaltenen  Berathungen^).  Dieselbe  ändert  sich  erst,  nachdem  der 
Korfurst  in  diesem  Jahre  eine  wirkliche  Aussöhnung  und  eine  engere  Vcr- 
bindong  mit  Schweden  als   nothwendig  erkannt  hat.    Schon  in  einem  Re- 


0  S.  Heyne,  Der  schwedische  loveatitarstreit  S.  17. 

^  S.  nnten  Abschnitt  4. 

»)  ürk.  o.  Akt.  IX  S  743. 

*)  Nach  dem  Geheimenrathsprotokolle  vom  9.  Jannar  1663  befiehlt  Kf.  in- 
folge der  Nachrichten  v.  Krockows  von  der  Armatur  der  Schweden  seinen  Ge- 
beiffleo  Bathen,  dass  ein  jeder  von  ihnen  sein  schriftliches  Bedenken  aufsetzen 
solle,  «was  sie  vermeiuten,  dass,  wenn  solche  Zeitang  continaieren  sollte,  Kf. 
<o  thao,  was  für  Aktionen  so  machen,  wie  er  sich  za  verhalten,  woher  die  Mittel 
10  oebmeo.* 


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102  3.     Die  Belohnung  des  Kurfürsten  u.  s.  w. 

Script  an  v.  Krockow  vom  1.  Judi  1663^)  erklärt  er  sich  bereit,  als  wei- 
teren Beweis  seiner  Freundschaft  die  begehrte  Bestätigung  des  Stettiner 
Vertrages  nnd  die  Belehnnng  Schwedens  mit  Pommern  beim  Kaiser  nnd 
Reichstage  zu  recommandieren  ^),  nnd  da  man  damals  auch  am  kaiserlichen 
Hofe,  in  dem  Wunsche,  von  Schweden  Hülfe  für  den  Türkenkrieg  zu  er- 
langen, geneigter  war  den  Forderungen  desselben  ^u  willfahren,  so  nahmen 
die  seit  dem  März  1664  in  Regens  bürg  wiederaufgenommenen  Verhand- 
lungen') einen  günstigen  Verlauf  und  endeten  damit,  dass  am  5.  Mai  der 
schwedische  Gesandte  dort  die  Belehnung  empfing  und  in  dem  von  dem 
Kaiser  ausgestellten  Lehnsbriefe  der  gesamte  Stettiner  Recess  und  noch 
besonders  die  in  demselben  Schweden  zuerkannten  Anwartschaften  bestätigt 
wurden,  worauf  der  Kurfürst  am  19.  October  1664  im  Beisein  schwedischer 
Kommissare  die  Erbhuldigung  in  Hioterpommern  entgegengenommen  hat. 


')  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  755. 

')  S.  das  Bescript  an  die  Reichstagsgesandten  v.  9./19.  Decerober  1663  unten 
Abschnitt  4. 

3)  S.  Heyne  S.  21f. 


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Instruction*),  wornach  sich  Unsere  .  .  .  Johan  Friederich 
Freiherr  v.  Loben  ^)  .  .  .  und  Andreas  Neumann  ^)  bei  Em- 
pfahung  der  Reichs  Lehn  zu  achten.    D.  Cleve  4.  Mai  1661*). 

[Warum  die  Beleboang  erst  jetzt  Dachgeaacht  wird ;  anf  das  Beispiel  K.Sachseds 

und   K.BaierDB    zu    achten;    die    für  Pommern    gewonnenen    Aequivalente;    die 

Belehnungen  zu   gesamter  Hand,  von  welchen  die  aber  Cleve,  Jülich,  Berg  zu 

sondern  sind;  Abfindung  der  Reichs- Kanzlei.] 

Als  nach  Absterben  der  R.  Keys.  M.,  weylandt  Ferdinand  IIL  IßW. 
—  und  darauf  erfolgter  ordentlicher  Wahl  der  jetzigen  R.  Keys.  M.  4  Mai. 
Wir  uns  so  balde  erinnert,  wohin  Uns  Unsere  Pflicht  und  Schuldig- 
keit derer  von  dem  H.  Rom.  Reiche  zu  Lehn  tragenden  —  Lande  wie 
auch  aller  anderen  Anwartunge,  Privilegien,  Gnaden  und  Gerechtig- 
tigkeiten halber  anwiese,  und  dass  Wir  dieselbe  zu  rechter  Zeit  zu 
suchen  hätten,  so  seind  Wir  zwar  derselben  mit  der  gewöhnlichen 
Muthung  gehöriger  Maassen  und  zu  rechter  Zeit  nachkommen.  Dem- 
nach aber  beides  die  R.  Keys.  M.  ausser  dem  Reich  in  Ungarn  eine 
2ieit  lang  sich  aufgehalten,  dan  auch  Uns  Krieges  -  Expeditiones 
zugestossen,  wodurch  Wir  und  daher  verursachter  Abwesenheit  von 
Unsern  Landen  die  Lehn  würcklich  empfangen  zu  lassen  bishero  ab- 


0  Die  wichtigsten  Akten  für  diese  Belehnungssache  finden  sich  im  E.  Haus- 
archiv zu  Berlin.  Fufendorf  hat  dieselben  benutzt  und  giebt  auf  Orund  der- 
selben (IX  §29—31  S.  567  ff.)  eine  kurze  Darstellung  dieser  Ereignisse. 

*)  Y.  Loben  hatte  schon  bei  der  ersten  Belehnung  des  Kurfürsten  1642,  zu- 
sammen mit  dem  damaligen  Residenten  desselben  in  Wien,  Rebeneck,  als 
Bevollmächtigter  fungiert,  s.  Urk.  u.  Akt.  I  S.  790. 

*)  Andreas  Neumann,  seit  1646  Resident  des  Kurfürsten  in  Wien,  s. 
ürk.  u.  Akt.  IV  S.890. 

*)  Das  Concept  dieser  Instruction,  von  Friedrich  v.  Jena  geschrieben, 
trägt  ursprünglich  das  Datum  vom  9/19.  Juli  16^30,  es  wurde  am  31.  Juli  im  Ge- 
heimen Ratbe  verlesen,  nachher  aber  auf  den  4.  Mai  1661  umdatiert,  s.  oben  8.  96. 


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104  3.    Die  BelehnuDg  des  KurfarsteD  a.  s.  w. 

gehalten,  deshalb  auch  von  I.  Keys.  M.  auf  geschehenes  geziemendes 
Anhalten  verschiedene  gnädigste  Indulta  ertheilet  und  numehro  end- 
lich zur  Abstattung  der  Würcklichkeit  und  solennen  Lehns-Empfahungp 
der  Monat  Junius  dieses  Jahres  dazu  berahmet  —  so  haben  Wir 
Uns  resolviret  das  Werk  nicht  länger  anstehen  zu  lassen,  besondern 
zumal  Wir  in  Unserer  Residenz  wieder  angelanget,  der  verlangete 
Friede  durch  Gottes  Gnade  erfolget  und  dahero  die  vorgewesene  Ver- 
hinderungen guten  Theils  bei  Uns  aufhören,  dasselbe  —  zu  seiner 
Endschaft  und  Richtigkeit  zu  befördern,  weswegen  ihr,  der  Freih. 
V.  Loben,  euch  dan  zu  rechter  Zeit  von  hinnen  aufmachen  sollet, 
damit  ihr  euch  mit  Unserm  Rath  und  Residenten  Andreas  Neu- 
mannen  zuvorhero  —  die  Sache  mit  einander  zu  tiberlegen  Zeit  und 
Gelegenheit  haben  möget. 

Ges.  haben  darauf  zu  sehen,  dass  die  Solennien  wie  sie  yot  Alters 
im  kurfürstlichen  Hause  gebräuchlich  waren,  beobachtet  und  der  Lehns- 
eid in  der  alten  Form  geleistet,  sie  selbst  ganz  wie  die  von  K. Baiern 
und  K.Sachsen  recipiert  und  traktiert  werden,  znmal  Neu  mann  vor 
diesem  berichtet  hatte,  dass  die  E.Main  zischen  gegen  jene  zurückge- 
setzt worden  seien.  Doch  werden  sie  sich  so  zu  betragen  wissen,  dass 
keine  unnütze  Skrupel  erweckt,  oder  ohne  Grund  die  Hauptsache  aufge- 
hoben werde.  Bei  der  Audienz  haben  sie  die  Proposition  so  wie  sie  1638 
und  1642  abgelegt,  jedoch  mit  Bcrücksichtignng  der  seither  im  Besitzstand 
eingetretenen  Veränderungen  abzulegen,  so  dass  in  specie  des  Herzogthnms 
Magdeburg,  wie  auch  der  Fürsteuthümer  Halberstadt,  Minden  und 
Camin,  auch  der  Suchung  der  gesamten  Hand  an  das  Verzogthnm 
Meck.lenbnrg,  das  Fürstenthum  Ratzeburg  und  sonst  überall  der  ge- 
samten Hand  für  unsere  Vettern,  die  Markgrafen  zu  Nürnberg  mitgedacht 
werde,  ausser  was  die  Herzogthümer  Jülich,  Cleve  und  Berg  nebst  den 
dazu  gehörigen  Landen  betrifft,  an  welchen  den  Markgrafen  weder  die  ge- 
samte Hand  noch  sonst  ein  ander  Recht  zusteht.  Ges.  erbalten  zwei  Haupt- 
Vollmachten,  eine  zu  Empfabung  der  ordentlichen  männlichen  Reichslehen, 
darunter  auch  die  Aeqnivalentlande  inbegriffen,  und  eine  für  die  Cleve- 
Jülicb-Bergischen  Lande,  und  sie  haben  diese  Lebnssache,  absonder- 
lich die  Angelegenheit  der  Aequivalente,  bei  den  anwesenden  Ministris 
aufs  beste  zu  recommandieren  und  dabei  sich  der  beifolgenden  Creditive  *) 
zu  bedienen. 


^)  Sie  erhalten  solche  ausser  an  den  Kaiser,  die  verwittwete  Kaiserin  and 
den  Erzherzog  Leopold  Wilhelm  an  Wenzel  Franz  Easebius  Herzog 
von  Sagan  und  Fürst  von  Lobkowitz,  an  Johann  Weichardt  Fürst  von 
Anersperg,  an  Johann  Ferdinand  Fürst  von  Fortia,  an  Don  Annibal 
Gonzaga,  an  den  Hofmarschall  Graf  Stahremberg,  den  Geheimenrath  Graf 
V. Traun  und  den  Oberkämmerer  des  Erzherzogs  Leopold  Wilhelm,  den  Grafen 


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iDBtraktioQ  der  Gesandten.  105 

Und  ob  wir  wohl  —  dafür  halten  müssen,  dass  die  Belehnung 
über  die  Jfllich-Cleve-Bergischen  und  zugehörigen  Lande  so  wenig 
vor  jetzo  als  vor  diesem  erfolgen  möchte,  so  ist  jedennoch  —  die 
Belebnung  —  mit  ganzem  Fleiss  zu  suchen  —  (damit)  uns  die  ge- 
ringste Schuld  der  bis  anhero  unentschieden  gebliebenen  Sachen  nicht 
beizumessen,  auf  den  äussersten  Fall  aber  unser  Recht  —  zu  ver- 
wahren.   Und  nachdem  wir  —  jetzo  auch  zugleich  mit  denen 

in  dem  Instrumente  Pacis  erhaltenen  Aequivalent  -  Landen ,  als 
Magdeburg,  Halberstadt,  Minden  und  Gamin  belehnet  werden 
müssen  und  dahero  die  Notturft  erfordert,  dass  die  Lehnbriefe  dar- 
über als  die  ersten,  und  weil  die  Lande  geistliche  Güter  gewesen, 
wohl  und  ohne  einigen  Scrupel  oder  Praejuditz,  absonderlich  der- 
gestalt eingerichtet  werden  mögen  wie  unser  Haupt- Lehnbrief  über 
unsere  Chur-,  Herzogthttmer  und  andere  Fürstenthümer,  und  dass  dem 
Papst  oder  andern  Päpstlern  zu  gefallen  keine  vorträgliche  oder  son- 
sten  einige  andere  Clausula  reservativa  hieringerückt  werde  — ,  so 
sehen  wir  nicht,  wie  wir  dergleichen  Clausul  gar  oder  doch  auf 
den  äussersten  Fall  anderer  Gestalt  zulassen  können,  als  dergestalt: 
„doch  uns  und  dem  h.  Reich  an  unser  Obrigkeit  und  sonst  männig- 
lich  an  seinen  Rechten  und  Gerechtigkeiten,  so  weit  sie  dem  Instr. 
Pacis  gemäss  und  demselben  auf  keinerlei  Weise  oder  Wege  zuwider 
und  entgegen,  unvorgreiflich  und  unschädlich."  Dieweil  auch  — 
diese  Aequivalent- Lande  gegen  das  abgetretene  Pommern  uns  zu- 
kommen, wir  aber  wegen  Pommern  keine  absonderliche  Lehnbriefe 
empfangen,  sondern  dieses  Herzogthum  mit  in  unsern  Hauptlehnbrief 
gesetzt  ist,  —  so  haben  —  (Ges.)  dahin  es  zu  vermitteln,  da- 
mit auch  alle  diese  Aequivalent  -  Lande  zugleich  mit  in  unsern 
Hauptlehnbrief  gebracht  und  keine  Sonderung  gemacht  werde.  — 
Sie  haben  aber  nichts  destoweniger  dasjenige,  was  vorhin  der  Clausul 
halber  erinnert,  in  Acht  zu  nehmen,  und  dass  bei  denen  Aequivalent- 
Landen  unter  andern  gewöhnlichen  Rechten  aller  schiffreichen  und 
anderen  Strömen  und  Wasser  gedacht  und  sonsten  alle  Hoheit  und 
Recht,  sowohl  ob  als  unter  der  Erden  beobachtet,  und  bei  Halber- 
stadt Acht  gegeben  werde,  hiermit  Uns  weder  der  Probstei  halber 
noch  auch  sonsten  einiges  Präjuditz  zugezogen,   sondern  alles  ohne 

von  Schwarzenberg  (sämtlich  datiert  Cleve  4.  Mai  1661),  ansserdem  noch  an 
den  Erzherzog  Carl  Joseph  und  ao  zahlreiche  andere  Hof-  and  Staatsbeamte, 
welche  letzteren  sie  aber  nicht  abgegeben,  sondern  wieder  zuräckge bracht  haben 
8.  unten  die  Hauptrelation  vom  6./ 16.  October. 


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106  3.    Die  Belehonng  des  Karfursten  a.  8.  w. 

Nachteil  —  ausgefertigt  werde.  Und  was  ietzo  wegen  der  Probstei 
im  Fürstentum  Halberstadt  erinnert,  das  ist  auch  bei  Minden  in 
Acht  zu  haben,  weil  uns  Minden  mit  eben  den  Jnribus  in  allen 
Stflcken  übergeben,  mit  welchen  uns  Halberstadt  im  Instr.  Pacis 
zugeeignet. 

Weil  wir  auch  —  in  dem  Hauptlehnbriefe  zugleich  zu  gesam- 
ter Hand  das  Angefälle  des  Herzogthums  zu  Mecklenburg^),  des 
Fürstenthums  zu  Wenden,  der  Grafschaft  Schwerin  mitsamt  denen 
Landen  Stargardt  und  Rostock  mit  ihren  Herrschaften  etc.  wirk- 
lich empfangen  und  damit  zugleich  belehnt  werden,  nunmehro  aber 
vermöge  des  Friedensschlusses ')  das  beste  Kleinod  des  Landes  als 
Stadt  und  Haven  Wiszmar,  Land  und  Amt  Pohl,  Insel  Walfisch 
und  Amt  Neuen  Kloster  mit  allen  Pertinentien  zu  Erlangung  des 
Friedens  her- und  denen  Schweden  hingegeben  und  dagegen  anstatt 
eines  Aequivalents  das  Fürstenthum  Ratzeburg  mit  aller  Zubehör 
von  dem  h.  Rom.  Reiche  abgetreten,  die  Herzoge  von  Meckelnburg 
damit  belehnet  und  dergestalt  jetztgedachtes  Fürstenthum  anstatt  des 
Abganges  dem  Herzogthum  Mecklenburg  wiederzugelegt  worden, 
so  haben  Ges.  darauf  zu  achten,  dass  der  Haaptlehnbrief  in  Betreff  die- 
ses Punktes  io  eotsprecheDder  Weise  geändert  werde. 

Zu  dem  Akt  der  Investitur  sind  auch  Bevollmächtigte  der  Herren  Vet- 
tern, Markgrafen  zu  Brandenburg  für  die  gesamte  Hand  zuzulassen'),  so 


*)  Durch  den  zwischen  Earfurst  Friedrich  IL  von  Brandenbarg  nnd  den 
HerEÖgen  Johann  V.  and  Heinrich  IV.  von  Schwerin  and  Heinrich  von 
Stargard  am  12.  April  1442  abgeschlossenen  Wittstocker  Vertrag  war  dem  Rar- 
fürsten and  dessen  Nachkommen  fär  den  Fall  des  Erlöschens  des  gesamten 
Mecklenburgischen  Mannsstammes  die  Succession  in  den  Mecklenburgischen 
Landen  sagesichert  worden.  Dieser  Vertrag  war  noch  in  demselben  Jahr«  1442 
von  Kaiser  Friedrich  III  bestätigt  worden,  nnd  seitdem  wurde  bei  jeder  Kaiser- 
lichen Belehnung  für  Kurbrandenburg  dieselbe  auch  auf  das  Angefälle  der  Mecklen- 
burgischen Lande  erstreckt,  s.  Sc  hülse,  Die  Uausgesetze  der  regierenden  deut- 
schen Farstenhauser  II  S.  191. 

>)  S.  Instr.  pacis  Osnabr.  X,  §  6.  XII,  §  1. 

*)  Auf  Orund  der  Dispositio  Achillea  und  des  diese  bestätigenden  Ge- 
raer Haasvertrages  von  1598  sowie  des  diesen  wiederum  bestätigenden  Onoltz- 
bacber  Vertrages  von  1603  stand  den  in  Anspach  und  Baireuth  zur  Regie- 
rung gekommenen  jüngeren  Linien  des  Hohenzolierscbeu  Kurhauses  die  An- 
wartschaft auf  die  Kurfürstlichen  Lande  und  die  Milbelehnung  mit  denselben  zu. 
In  Anspach  (Onoltzbacb)  regierte  damals  (1654  —  1667)  Markgraf  Albreoht, 
in  Baireuth  (Culmbach)  war  nach  dem  Tode  des  Markgrafen  Christian  1656 
dessen  früh  verwaister  unmündiger  Eukel  Christian  Ernst  zur  Regierung  ge- 
kommen,  für   welchen  bis  zu  seiner  Voiyährigkeit  (1661)  Kurfürst  Friedrich 


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lostruktioD  der  6k^8aDdteD.  107 

wie  andererseits  für  die  Sparoecki  sehen  nnd  Ha  11  er  steinischen  Reichs« 
Iehen>  welche  die  Herren  Vettern  in  Franken  inne  haben  und  besitzen,  die 
gesamte  Hand  für  den  Ef.  tu  snchen  ist.  Aach  sollen  die  Ges.  den 
Markgrafen  Albrecht  in  der  Kitz ingi sehen  8acheO  gegen  Würzbarg 
unterstützen  and  bei  dem  Kaiser  eine  dem  Vorschlage  des  Markgrafen  ent- 
sprechende Resolution  auswirken. 

In  Betreff  der  Kanzlei -Gebühren  ist  unstreitig,  dass  ein  Kurfürst 
für  Urkunden,  die  seine  Kurlande  angehen,  nichts  zu  zahlen  schuldig  ist; 
die  Aequi  Talente  hat  die  letzte  Wahl  •  Kapitulation ')  ausdrücklich  für  tax- 
frei erklärt.  Für  Pommern*  hat  schon  des  Ef.  Vater  1638  7000  Thaler, 
ond  überdies  für  die  Hofämter  jener  so  wie  der  jetzige  Ef.  1642  ein  Dop- 
peltes gezahlt,  und  da  ihm  überdies  nur  ein  Theil  von  Pommern  zogefallen 
ist,  so  ist  er  um  so  weniger  yerbunden,  noch  einmal  für  die  Aequivalent- 
lande  zu  zahlen.  Alle  diese  Forderungen  haben  Ges.  deshalb  abzuweisen. 
Für  Camin,  obgleich  dasselbe  in  dem  Friedensschluss  nicht  ausdrück- 
lich zu  einem  weltlichen  Fürstenthum  erhoben  ist,  fordert  Kf.  doch,  da 
laut  des  Friedensschlusses')  selbst  die  Kanonikate  nach  dem  Tode  ihrer 
jetzigen  Inhaber  erlöschen  sollen,  dieselbe  Belehnung  wie  für  die  übrigen 
Aequivalente. 


Die  Geheimen  Räthe  in  Berlin  (v.  Loben,  v.  Soranitz,  v.  Blu- 
menthal und  Tornow)  an  den  Kurfürsten.     D.  Colin  a.  d.  Sp. 

4/ [14]  Juni  1661. 

[Eventaelle  Forderangen  der  Schweden.] 

Sie  fragen  mit  Bezug  auf  v.  Löbens  Absendnng  unter  anderm  an:  14.  Juni. 
Die  Schweden  werden,  wie  in  Oliva  so  anch  jetzt,  es  dahin  zu  bringen 
snchen,  dass  die  mit  ihnen  zu  Stettin  1650  (sie!)  aufgerichteten  Qrenz-Pacta, 
wie  es  mit  den  pommerscben  Erbverträgen  bei  den  jedesmaligen  Beleh- 
nangen  der  Pommerscben  Herzoge  gebräuchlich  gewesen,  vom  Kaiser 
absonderlich  confirmiert  oder  wenigstens   die  darin  specificierten  und  dem 


Wilhelm  und  Markgraf  Alb  recht  die  YormundBchaft  führten,  s.  Benschel, 
Des  DorchlenchtigBteD  Char-  und  Fürstlichen  Haases  Brandenbarg  Stammbaam 
S.  111  ff. 

0  S.  lostr.  pacis  Osnabr.  IV  §  23  ond  die  genauere  Darstellang  dieses 
Streites  bei  Re  ose  hei  S.  127. 

>)  Wahlcapitulation  Kaiser  Leopolds  I.  d.  Frankfurt  18.  Juli  1658  §  17 
(Londorp  YlII  S.  354):  ,aach  solleo  diejenige  Chur-,  Fürsten  und  Stände, 
welche  TermÖg  des  FriedeDSSchlass  Länder  haben  abtreten  ond  davor  andere 
annehmen  müssen,  zu  keiner  neaen  Cantzley-  oder  Lehngebäbr  yor  die  über- 
kommene Hertzog-  und  Fürstenthamen  und  Landen  yor  das  Mahl  angehalten 
werden,  oder  darza  einigerley  Weiss  verbunden  sein." 

>)  Instr.  pacis  Osnabr.  XI  §  5. 


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108  3.     Die  Beleboung  des  Kurfärsten  n.  s.  w. 

Kf.  abgegrenzten  Orte  dem  Lehnbrief  inseriert  werden.  Nun  ist  zwar  ein 
unterschied  zwischen  Erbverträgen  und  Grenz-Pacten,  sie  finden  auch  nicht, 
class  in  den  letzteren  wegen  der  kaiserlichen  Confirmation  etwas  enthalten. 
Demnach  bittet  v.  Loben  nm  Instrniction  für  den  Fall,  dass  sie  hierunter 
einigen  Beifall  erlangen  sollten. 

Des  Kf.  Vorfahren  haben  bei  den  Pommerschen  Belehnungen  noch 
1626  daraufgedrungen,  dass  wegen  der  Anwartschaft  auf  solche  Länder 
ihre  Abgesandten  zur  Mitberührung  des  Evangelieubuches  und  Sehwerdtes 
verstattet  werden  möchten,  sie  haben  aber  solches  nicht  erhalten,  son- 
dern sich  mit  Anrührung  des  Mantels  der  Pommerschen  Gesandten  be- 
gnügen müssen.  Nun  finden  sich  in  den  Stettiner  Orenz-Pacten  die  Worte: 
per  contactnm  vexilli  und  werden  sich  die  Schweden  darauf  beziehen, 
dagegen  wird  Loben  die  Worte:  solitas  solennitates  und  solito  more 
halten^)  und  sich  von  dem  alten  Gebrauch  nicht  begeben,  bis  ihm  deshalb 
Befehl  des  Kurfürsten  zukomme. 


Der  Kurfürst  an  die  Geheimen  Räthe   in  Berlin.     D.  Cleve 

21.  Juni  1661. 

[Aaf  die  Relation  vom  4/14.  Jooi.     Die   Frage  wegen   CoDfirmatioQ  der  Grenz- 
pacten  und  der  Cerimonien  bei  der  Belehouog  mit  Pommern  ist  dem  Kaiser 

anheimzastelleD] 

21.JaDi.  —  In    Betreflf  der    Confirmation    der   Stettiner   Grenz- Traktate 

durch  den  Kaiser  haben  sich  die  Gesandten  auf  den  Fall,  wenn  es  vor« 
kommen  sollte,  defecto  mandati  und  dass  sie  darüber  nicht  instruiert  zu 
entschuldigen,  und  dass  sie  daher  weder  dagegen  zu  reden  noch  auch 
darinnen  zu  willigen  hätten,  sondern  sie  müssten  es  zu  Ihro  Eaiserl.  Maj. 
Gefallen  stellen,  was  Sie  hierunter  für  Recht  und  sonst  dem  Instrumeuto 
Pacis  gemäss  befinden  würden.  Es  würden  doch  ohne  das  alle  Confirma- 
tiones  salvo  jure  tertii  und  also  auch  dieses  dergestalt  eingerichtet  werden 
müssen.  Was  aber  die  Solemnia  luvestiturae  wegen  Hinterpommern 
anlangt,  sehen  wir  nicht,  wie  man  von  Schwedischer  Seite,  da  sie  nur  die 
gesamte  Hand  an  Hinterpommeru  haben,  dieselbe  aber  dem  Reichs- 
herkommen nach  anders  nicht  denn  durch  Angreifung  des  Mantels  ge- 
schieht, .ein  mehres    werde   praetendieren  können,    wiewohl  auch  endlich 


0  Der  betreffende  Paesus  des  Stettiner  GrenEvertrages  von  1653  (§27) 
lautet:  lode  obtento  ab  Imperatore  termino  investiturae  reuovaodae  is  similiter 
qoatoor  ante  mensibus  S.  Regiae  Maiestati  Soeciae  ad  modum  sopradictam  a 
Sua  Sereoitate  Electorali  significandos  est,  quo  8.  Regia  Maiestas  sqob  ad  so- 
litas circa  recipiendam  simoltaneam  iovestitaram  per  contactum  vexilli  soleoDi- 
tates  peragendas  mature  eatis  ad  aulam  Oaesaream  ablegare  simaltaneamque 
investitaram  super  dacata  alterioris  Pomeraoiae  episcopatnqne  CammiDPDsi  so- 
lito more  recipere  possit  (Dfthnert,  I  8.140). 


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Schwedische  FordernngeD.  109 

dergleichen  Solemnia  nicht  so  eigentlich  ans  sondern  den  Stjlnm  Cnriae 
angehen,  nnd  so  wird  solches  gleichfalls  zu  Ihr.  Kais.  M.  Verordnung 
stehen.  Oes.  haben  sich  aber  darüber  mit  den  Schwedischen  in  keinen 
Dispntat  noch  auch  über  die  Grenz  -  Traktaten  nnd  die  darin  enthal- 
tenen Worte  in  Streit  einzulassen,  damit  es  nicht  das  Ansehen  gewinne, 
als  wenn  sie  diesen  Traktat  dadurch  auch  approbierten.  —  y.  Loben  wird 
darüber  mit  den  Kais.  Ministris  in  Zeit  conferieren  nnd  vorbauen,  dass 
keine  Neuerung  uns  zum  Präjudiz  zugelassen  werde. 


Lorenz   Christoph   v.  Somnitz  an  den  Kurfürsten.     D.  Colin 
a.  d.  Sp.  25.  Juni/[5.  Juli]  1661. 

[Zasammeokaoft  mit  dem  Vorpommerschen  Kanzler  v.  Sterubacb.] 

£r  ist  am  20.  [30.]  mit  dem  Schwedischen  Kanzler  zu  Stettin^)  in  Zeh-  5.  Juli, 
denick^  zusammen  gewesen.  Derselbe  hat  angebracht:  1)  Ef.  hätte  zu  Graf 
Dohna'),  der  neben  seinen  eigenen  Geschäften  anch  beauftragt  gewesen 
sei,  den  Kf.  der  Freundschaft  seines  Königs  zu  versichern,  gesagt,  jener 
coniestiere  zwar  seines  Königs  Freundschaft,  er  würde  aber  eben  berichtet, 
dass  die  Schickung  aus  Schweden  nach  Warschau^)  zu  seinem  Nachtheil 
angesehen,  2)  der  Franzose  de  Bourdeaux^)  habe  gegen  Kf.  im  Namen 
des  Schwedischen  Königs  Sachen  ausgebracht,  die  das  gute  Vertrauen 
zwischen  diesem  und  Kf.  stören  möchten,  3)  Schnolsky  habe  aus  Frank- 
furt berichtet,  dass  der  Kaiser  den  Deputierten  einiger  Reichsfürsten  ein  Me- 
morial wegen  der  bedrohlichen  schwedischen  Kriegsrüstungen  ^)  habe  zu- 
gehen lassen.  Sein  König  habe  ihn  beauftragt,  die  Nichtigkeit  dessen,  so 
Misstrauen  verursachen  könnte,  zu  weisen,  und  des  Königs  friedliche  In- 
tention gegen  Kf.  zu  bezeugen.  Wegen  der  Schickung  in  Polen,  so  sei 
Graf  Skitte^)  aufgetragen,  einige  Sachen,  die  Polen  und  Schweden  an- 

0  Der  Schwedische  Kanzler  in  Vorpommern  Heinrich  Coelestinv.  Stern- 
bach hatte  (d.  Stettin  2./12.  Jnoi  1661)  v.  Somnitz  aufgefordert,  mit  ihm  za 
einer  geheimen  Besprechung  zusammuDZukommeo,  v.  Somnitz  hatte  (d.  Berlin 
5./L5.  Jaoi)  dem  Kf.  davon  Mittbeilnng  gemacht  nnd  demselben  angezeigt,  dass 
er  gesonnen  sei,  dieser  Aafforderuog  Folge  zu  leisten,  er  wolle  anhören,  was 
jener  vorbringen  werde,  und  sich  ilim  gegeuuber  sehr  vorsichtig  halten.  Rf.  ge- 
nehmigt dann  diese  Zusammenkunft  (d.  Cleve  20.  Juni  1661). 

^  Zehdenick  an  der  Havel,  Regierungsbezirk  Potsdam,  Kreis  Templin. 

*)  S.  über  dessen  Aufenthalt  am  Hofe  des  Kurfürsten  zu  Cleve  (März  — 
April  1661)  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  733. 

*)  Gemeint  ist  die  Sendung  Steno  Bjelkes,  der  Ende  Mai  1661  als  schwe- 
discher Gesandter  in  Warschau  angekommen  war,  s.  Urk.  u.  Akt  IX  8.253. 
Diariam  Enrop.  YIU  S.  347. 

^  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  737. 

<)  8.  darüber  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  739  u.  oben  S.  55. 

0  Irrig,  der  Gesandte  hiess  Bjelke. 


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110  3.    Die  BelehDnog  des  KurfurateD  u.  s.  w. 

gingen,  zn  tractieren,  aber  dabei  auch  Acht  za  haben,  dass  die  Freond- 
Schaft  mit  Ef.  nicht  yerletzt  würde.  Bourdeanz  betreffend  könnte 
der  König,  was  derselbe  nach  seiner  Abreise  aus  Schweden  am  kurfürst- 
lichen Hofe  geredet  oder  geschrieben,  nicht  für  das  seinige  erkennen.  Die 
Armatur  sei  nothwendig  den  Moskowitern  gegenüber,  mit  denen  der 
Stillstand  nur  bis  in  den  Herbst  daure  0-  Er  bethcnerte  darauf  des  Königs 
freundschaftliche  Gesinnungen  und  bat  Somnitz,  Rf.  zu  ersuchen,  da 
sein  König  mit  demselben  in  engere  Correspondenz  zn  treten  wünsche, 
Kf.  möchte  sich  erklären,  ob  dergleichen  fernere  Correspondenz  ihm  ge- 
fällig und  ob  er  jemand  dazu  deputieren  wolle.  Somnitz  versicherte  da- 
gegen, dass  auch  Kf.  zur  Erhaltung  des  Friedens  und  der  Freundschaft 
geneigt  sei;  was  mit  Bonrdeaux  passiert,  wisse  er  nicht;  dass  Graf 
Schlippenbach  sofort  nach  dem  zu  Gliva  geschlossenen  Frieden  sich 
vermerken  lassen,  dass  der  Krone  Schweden  nicht  angenehm  sein  würde, 
wenn  Elbing  dem  Kf.  tradiert  würde,  wäre  zu  verschiedenen  Malen  be- 
richtet, auch  erweckte  bei  manchen  Nachdenken,  dass  berichtet  werde,  der 
Friede  zwischen  Schweden  und  Mose  au  sei  geschlossen  und  dennoch 
Schweden  in  ziemlicher  Armatur,  zumal  au  Orten,  die  von  Moscau  weit 
entlegen,  bestehen  bliebe.  Sternbach  sagte  dagegen,  mit  dem  Frieden 
mit  Moscau  habe  es  bisher  misslich  gestanden,  ihre  Armatur,  zumal  in 
Deutschland,  könne  niemand  ärgern.  Feldmarschall  Königsmark  habe 
in  Bremen  die  Verpflegung  auf  die  Hälfte  reduciert,  in  Pommern  seien 
2  Regimenter  zu  Ross,  welche,  sobald  der  Friede  mit  Moscau  richtig,  cas- 
siert  werden  würdeu,  ob  Reichsadmiral  Wrangel  herauskommen  würde, 
sei  sehr  ungewiss.  Graf  Schlippenbach  wäre  dem  Kf.  bekannt  gewesen, 
auf  sein  Reden  wegen  Elbing  hätte  man  nicht  viel  zu  sehen. 

Wenn  ich  meine  einfältige  Gedanken  sagen  soll,  ist  nicht  ohne, 
dass  es  zum  Theil  auf  ein  Sondiren,  wie  man  etwa  gegen  Polen 
und  0 esterreich  gesinnt,  angesehen  gewesen  sein  mag,  sonsten 
aber  kommt  es  mir  so  für,  als  wenn  die  Leute  was  fUr  hätten  und 
E.  Churf.  D.  sich  gerne  vorher  versichern  wollten,  dann  die  Sincera- 
tion  —  war  sehr  gestudieret  —  auch  that  er,  als  wenn  Schweden 
förchtete,  dass  E.  Churf.  D.  wider  sie  was  förnehmen  möchte,  gestalt 
er  dann  einmal  unter  andern  erwähnte,  man  möchte  ja  nicht  das 
praevenire  spielen  — ,  däuchte  mir  also  wohl,  dass  sie  was  fürhaben 
müssen,  wohin  aber  ihre  Intention  gerichtet  sein  mag,  desswegen 
konnte  man  aus  seinen  Discursen  nichts  gewisses  nehmen.  Von  dem 
Muscowi tischen  Kriege  und  dessen  Conduite  auf  Entstehung  des 

^)  Aehnliche  freuodechaftlicbe  nod  beruhigende  firkläraogen  erhielten  da- 
mals die  Gesandten  des  Kf.  v.  Hoverbeck  and  v.  Dobrczenski  in  Warschau 
von  dem  dortigen  schwedischen  Gesandten  Bjelke  (s.  deren  Berichte  vom  4. 
u.  7.  Juni  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  257.  259)  and  ebenso  der  damals  von  dem  Kf. 
nach  Stockholm  geschickte  v.  Ledebnr  (s.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  736 ff.). 


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ZoBammenkaoft  y.  Somnitz's  mit  v.  Steinbach.  Hl 

Friedens  redete  er  unverholeo;  wann  er  von  Reichssachen  redete, 
wollte  er  behaupten,  dass  Schweden  im  Römischen  Reich  was  fttrzu- 
nehmen  keine  Lust  hätte.  —  Wie  ich  ihm  sagte,  dass  neulich  von 
Wien  geschrieben,  dass  I.  Kais.  M.  alle  Werbung  eingestellet  und 
daher  wollte  geschlossen  werden,  dass  die  Siebenbürgische  Sachen 
zum  Accommodement  kämen,  hörete  er  was  hoch  auf  und  fragte,  wo 
I.  Kais.  M.  auf  solchen  Fall  ihre  Völker  lassen  würden,  die  sie  schon 
in  ziemlicher  Anzahl  hätten.  Von  den  Polen  sprach  er  also,  als  wenn 
zwischen  ihnen  und  Schweden  noch  nicht  alles  richtig,  weil  die  Grenze 
an  der  Düne  noch  nicht  gezogen,  auch  weil  er  fttrgab,  sambt  hätte 
der  Bischof  von  Craco  mehr  Anhang  in  Polen  als  der  jetzige  Erz- 
bischof, däuchte  mir  umb  so  viel  mehr,  dass  er  nur  umb  ausforschen 
willen  solche  Fragen  movirete,  er  hat  aber  von  mir  nichts  widerliches 
gegen  Polen  vernommen.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Loben.     D.  Cleve  12.  Juli  1661. 

[ZasammeDkuDft  za  ZehdeDick.    Mittbeilang  davon  an  Färst  Portia.] 

—  Schon  vor  seiner  Abreise  nach  Wien  werde  v.  L.  verstanden  haben,  12.  Juli, 
dass  zwischen  dem  Schwedischen  Kanzler  in  Stettin  and  dem  Kanzler 
in  Hinterpommern  mit  des  Ef.  Consens  20.  Jnni  st.  v.  [30.  Jani]  za  Zeh- 
denick  eine  Conferenz  stattgefunden  hat.  Der  Schwede  hat  den  Wunsch 
seines  Königs  and  der  Krone,  mit  Kf.  in  Freundschaft  zu  leben,  kand 
gegeben  und  contestiert,  dass  sie  das,  was  der  Franzose  de  Bonrdeaux 
zur  Störung  des  guten  Vertrauens  aasgesagt,  für  das  ihrige  nicht  agno- 
scierten,  vielmehr  wünschten  sie  mit  Kf.  in  engere  Correspondenz  zu  treten, 
and  wollten  ihm  annehmliche  Bedingungen  anzeigen  lassen,  und  jener  hat 
angefragt,  ob  Kf.  die  Conferenz  zur  Anhörung  solcher  Vorschläge  conti- 
Doiereo  lassen  wolle.  Kf.  hat  dies  nicht  wohl  declinieren  können  und 
Somnitz  die  Fortsetzung  aufgetragen  i).     Qes.  soll  dieses  dem   Fürsten 


0  Kf.  weist  (d.  Cleve  12.  und  22.  Jali  1661)  v.  Somnitz  an,  Sternbach 
mitsatheilen,  dass  er  beauftragt  sei,  eine  neae  Zusammeoknoft  mit  ihm  zu  halten, 
ermahnt  ihn  aber,  dort  nur  zn  vernehmen,  in  welcher  Weise  die  nähere  Cor- 
respondenz zustande  gebracht  werden  sollte,  and  sich  seinerseits  nicht  ausza- 
lassen.  Somnitz  berichtet  ihm  darauf  (5.  October  1661),  er  habe  Sternbach 
von  jenen  Befehlen  des  Kf.  Mittheilaog  gemacht,  aus  dessen  Antworten  aber 
■ei  ZQ  ersehen,  «wie  sie  von  der  vorhin  gesachten  Conferenz  abstehen,  einige 
Particolarpratensionen  als  die  Waldeckische  und  Biorenklaaische  treiben,*  es 
scheine,  als  wollte  Stern bach  an  die  Hand  geben,  «dass  E.  Chf.  D.  in  Schwe- 
den schicken,  and  von  Ihrer  Seite  nanmehro  dergleichen  Conferenz  oder  Cor- 
respondenz begehren  möchten.*    Darauf  erwidert  Kf.  (d.  Cleve  11.  October  1661), 


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112  3.    Die  BelehnoDg  des  Rurffirsten  u.  8.  w. 

Portia  vertraulich,  jedoch  ohne  Vorzeigung  dieses  Schreibens,  com- 
manicieren  and  ihn  ersuchen ,  dass  er  solches  dem  Kaiser  hinterbringe, 
sonst  aber  noch  geheim  halte,  bis  man  vernehme,  was  bei  dieser  Confereoz 
vorgehen  wird. 


V.  Loben  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  5./ 15.  Juli  1661. 

[Ankanft  in  Wien.    Türkengefahr.] 

15.  Jali.  V.  L.   hat   bei  seiner  gestrigen  Anknnft  in  Wien  den  Schwedischen 

Gesandten  Kley  and  den  des  Markgrafen  Albrecht  von  Onoltzbach, 
Grafen  von  H ardeck  vorgefunden.  Nenmann  hat  Nachricht,  dass  auch 
der  Cnlmbacher  bald  eintreffen  werde.  Die  Türken  haben  eine  nene  Armee 
von  40000  M.  nach  Siebenbürgen  geschickt,  denen  zu  widerstehen  und  auf 
alles  ein  wachsames  Auge  zu  haben,  Montecuculi  an  die  Türkische  und 
Graf  V.  Starenberg  an  die  Siebeubürgische  Grenze  geschickt  sind,  Sta- 
renberg aber,  der  nur  6000  M.  hat,  wird  nichts  tentieren  dürfen.  De 
Sonches  hält  sich  hier  auf  und  wird  wegen  der  Competenz  mit  Monte- 
cuculi wohl  nicht  nach  Ungarn,  sondern  nach  seinem  Gouvernement  zu 
Brunn  gehen.  Inzwischen  giebt  der  Sultan  viele  Friedensversicherungen, 
denen  man  aber  nicht  traut,  sondern  in  aller  dienlichen  Gegen verfassnng 
begrififen  ist,  auch  an  den  Werken  Wiens  fleissig  arbeitet  i),  so  dass  um 
die  Stadt  herum  viele  stattliche  Gebäude,  Klöster  und  Gärten  umgerissen 
werden  müssen.  PS.  Der  Kaiser  hat  sich  mit  einer  Spanischen  In- 
fantin versprochen,  was  noch  ganz  geheim  gehalten  wird. 


V.  Loben  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  24.  Juli  1661. 

[aaf  das  Rescript  vom  12.  Juli.     Mittheilang  an  Portia.] 

24.  Juli.  Fürst  Portia  dankt  für  die  Mittheilung,  derselbe  glaubt,  dass  die 
Schweden  und  Franzosen  sich  alle  Mühe  geben  würden ,  das  zwischen 
dem  Kaiser  und  Brandenburg  bestehende  vertraute  Bündnis  wo  nicht  zu 
zerbrechen,  so  doch  zu  schwächen.  Er  billigt,  dass  Ef.  die^  Fortsetzung 
der  Verhandlungen  gestattet  hat,  man  werde  die  Pläne  jener  besser  daraus 
kennen  lernen. 


er  finde  nicht  D5tbig,  dass  Somnitz  über  die  in  des  ScbwediBcben  KanslerB 
Schreiben  berabrten  Punkte  sich  in  SchriflwechseluDg  einlasse,  sollte  von  jenem 
ferner  etwas  Schriftliches  an  ihn  gelangen,  so  solle  er  alles  bis  zu  des  Kf. 
Bäckkebr  anstehen  lassen. 

^)  Ueber  diese  damaligen  Befestigungsarbeiten  in  Wien  s.  Diarium  Europ. 
Vn  8.377;  Vm  8.66. 


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Erste  Verhandlaogen.  113 

Aus  dem  Diarium  v.  Löben's  und  Neumann's  über  ihre  Ver- 
handlungen in  Wien  vom  5./ 15.  bis  20./30.  Juli  1661. 

Nach  üebergabe  seines  Creditivs  an  den  Oberkämmerer  Grafen  ▼.  Lam- 15.  Juli, 
berg  am  5./15.  Jnli  erhält  ?.  Löbeo  am  Nachmittage  des  8./ 18.  Aadienz  18.  Jali. 
beim   Kaiser,  welcher  ihm  möglichste  Beschlennigang  der  Belehnang  za- 
sagty  am  9./ 19.  bei  der  verwittweten  Kaiserin,  in  deren  Namen  Graf  Ma-  19.  Juli, 
radas  antwortet,  während  Erzherzog  Leopold  durch  seinen  Oberhofmei- 
ster Grafen  v.  Schwarzenberg  den  Empfang  wegen  Unwohlseins  ab- 
lehnt.   Schon  am  6./16.  hat  Nenmanu  Abschriften  der  früheren  Lehnsbriefe  16.  Juli, 
und   die  üblichen  Memorialien   dem   Reichs  -  Hofrath  übergeben,  hat  aber 
Zugleich  vernommen,  dass  die  neue  Belehnang  nicht  in  einem  Lehnsbriefe 
re>tringiert,  sondern  yerschiedene  Briefe  aasgefertigt  werden  sollten,  damit 
den  Erb-  and  Hofämtern  die  Regalien  nicht  entgingen. 

1.111,  Jnli  verhandelt  Nenmann  mit  Klei  he.  Dieser  erklärt,  seine  17.  Juli. 
Negotiaton  bezwecke:  1.  Negotia  regia,  2.  Simnltan-Investitnr  für  Pommern, 
3.  die  Schwedische  Belehnang  mit  den  Reichslanden.  Die  Simaltan-Investitur 
umfasse  aach  alle  Stettiner  Tractaten.  Da  er  über  die  letzteren  noch  Infor- 
mation ans  Stettin  erwarte,  so  hoflfe  er,  wir  würden  ihm  Zeit  lassen,  zumal 
da  über  die  Schwedische  Belehnang  bei  seiner  vorigen  Anwesenheit  0  zwar 
ein  Projekt')  entworfen  wäre,  bei  dem  es  jedoch  noch  allerlei  za  bedenken 
gäbe.  Aach  sei  zar  Theilnahme  an  diesem  Schwedischen  Actus  ein  Herr 
Sparr,  ans  einer  der  ältesten  and  vornehmsten  Schwedischen  Familien, 
bestimmt,  der  aber  aach  erst  in  5  Wochen  hier  sein  werde.  Im  übrigen 
wünsche  sein  König —  and  das  habe  er  schon  vor  v.  Ledeburs')  Ankunft 
ins  Aage  genommen  —  mit  dem  Kf.  gute  Freundschaft  und  Nachbarschaft 
zu  halten.  Ueber  das  seit  14  Tagen  herrschende  Gerücht,  als  seien  Irrun- 
gen zwischen  Dänemark  und  Schweden  ausgebrochen,  äusserte  K leihe 
sich  dahin,  Dänemark  habe  seine  Miliz  noch  nicht  aus  Holstein  abgeführt, 
auch  in  Holstein  Contribution  erhoben  und  suche  auch  Femem  an  sich  zu 
bringen.  Darüber  habe  Schweden  in  Copenhagen  sich  beschwert  und  er- 
warte Abhülfe. 

Unter  Bezeugung,  dass  auch  der  Kf.  Freundschaft  und  gute  Nach- 
barschaft wünsche,  erklärten  wir,  dass  uns  aufgegeben  sei,  unser  Geschäft 


1)  Kleihe  war  schon  Ende  1654  von  König  Karl  X.  Gustav  nach  Wien 
geichickt  worden,  um  die  Belehnang  mit  den  durch  den  Westfälischen  Frieden 
Bchweden  zugefallenen  Reichslanden  zu  betreiben,  hatte  aber  schliesslich  nach 
fruchtlosen  Verhandlungen  1657  abreisen  müssen.  S.  Heyne,  Der  schwedische 
iDvebtiturstreit  S.  llff. 

>)  Dasselbe  ist  abgedruckt  in  Bericht  und  Bewandnis  (auch  lateinisch 
erschienen  unter  dem  Titel:  Bepraesentatio  inter  S.  Caesaream  Maiestatem  et  S. 
Regiam  Maiestatem  actorum  de  negocio  investiturae  etc.  Stralsund  1663)  Beil.  B, 
danach  im  Diarium  Europ.  VUI  8.428  u.  Londorp  YIII  8.844. 

»)  S.  ürk.  u.  Akt  IX  S.  733flf. 
lf«tar.  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfurtten.    XI.  b 


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114  3.    Die  Beleboaog  des  Kurfarsten  u.  8.  w. 

bald  ZQ  beendigen,  in  Betreff  des  Stettiner  Traktates  uns  defccto  mandati 
zu  eotscbaldigen ,  uns  aber  gefallen  zu  lassen,  was  der  Kaiser  darin  für 
Recht  erklären  werde;  übrigens  verlange  nicht  einmal  der  Stettiner  Traktat 
die  Inserierung  der  Licent-Convention  in  den  Lehns-Akt 

Vom  13.  / 23.  —  16./ 26.  Juli  verfassen  und  überreichen  die  Gesandten 
dem  Reichshofrath  die  Anträge  (Memorialien)  wegen  des  Ef.  eigner  Be* 
lehnung  und  wegen  der  gesaraten  Hand,  wobei  ihnen  der  Präcedenzstreit 
des  kürzlich  mündig  gewordenen  Markgrafen  Christian  Ernst  von  Culra- 
bach  mit  seinem  Vetter  Albrecht  von  Onolzbach  Schwierigkeiten  be- 
reitet, da  die  Gesandtschaft  des  Culmbachers  deswegen  erst  nach  6  Wochen 
26.  Ja li.  eintreffen  will.  Am  16./ 26.  Juli  meldete  sich  Kleihe  an  und  stellte  in 
zweistündigem  Discurs  9  Forderungen  auf:  1)  vertrauliche  Besprechung 
wegen  der  gesamten  Hand  unter  gegenseitiger  Mittheilung  der  Instruktionen, 
2)  in  den  Lehnsbrief  des  Kf.  sollte  bei  solchen  Landen,  in  denen  Schweden 
die  Anwartschaft  und  gesamte  Hand  zustehe,  diese  Expectanz  mit  inseriert 
werden ,  damit  die  verbündeten  Häuser  *)  nicht  deswegen  mit  Schweden 
in  Streitigkeiten  geriethen,  3)  Vorlage  des  Antrages,  den  Ges.  wegen  des 
Investitur -Akts  machen  würden,  4)  ob  man  des  Königs  dabei  gedenken 
werde?  5)  im  Pommerschen  Lehnsbrief  sei  des  Schweden  zukommenden 
Halbscheids  der  Licenten  zu  erwähnen,  6)  Mittheilung,  wie  man  in  demsel- 
ben über  das  Herzogthum  Pommern  sich  äussern  wolle,  7)  ob  wir  befeh- 
ligt seien,  die  Confirmation  des  Stettiner  Recesses  zu  begehren?  8)  Kf. 
solle  sich  verpflichten,  nicht  nur  in  direkten  Anschreiben,  sondern  auch  einem 
Dritten  gegenüber  den  König  Majestas  statt  Regia  Dignitas  zu  nennen; 
in  solchem  Fall  werde  Kleihe  dem  Kf.  in  der  Vollmacht  an  den  RHof- 
rath  das  Prädicat  Serenissimus  Celsissimus  geben,  9)  wie  in  vorigen  Zeiten 
zwischen  den  Kurfürsten  und  den  Herzogen  von  Pommern,  so  solle  es  auch 
im  Pommerschen  Lehnsbrief  zwischen  dem  Kf.  und  Schweden  in  Betreff 
der  gesamten  Hand  gehalten  werden. 

Wir  erwiderten:  ad  1)  beim  bevorstehenden  Lehnsnegotium  wäre  es 
von  uns  auf  alle  von  Kaiser  und  Reich  dem  Kf.  zustehenden  Lande  ab- 
gesehen, in  welchen  terminis  wir  präcise  verbleiben  würden,  der  kgl.  Ges. 
aber  werde,  was  er  ratione  simultaneae  Investiturae  dabei  zu  verrichten, 
auch  wohl  in  Acht  zu  nehmen  wissen.  Kf.  habe  seiner  Obliegenheit  ge- 
mäss dem  Könige  zu  rechter  Zeit  Nachricht  gegeben  und  werde  auch  sonst 

*)  SachseD  and  Hessen,  denen  kraft  der  Brbverbräderang  mit  dem  Bran- 
denbnrgischen  Hanse  die  Anwartschaft  auf  dessen  Lande  zustand.  Nachdem 
durch  den  Erbvertrag  mit  den  Hersogen  von  Pommern  vom  30.  Juli  1571  (s. 
Bericht  und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  R)  Enrfurst  Johann  Georg 
diesen  die  Anwartschaft  auf  die  Neumark,  das  Land  Sternberg  u.  b.  w.  auge- 
Bprochen  hatte,  war  in  der  Erneaemng  jener  Brbverbrüderang  (d.  Naumburg 
30.  März  1614)  dieses  Anrecht  der  Pommerschen  Herzoge  auf  jene  Lande  aas- 
drüoklich  anerkannt  worden  (Bericht  und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  T). 
Vgl.  Schulze,  Die  Hansgesetze  der  regierenden  deutschen  Färstenbänser  U 
.S.38ff. 


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VerhaDdlaDgen  mit  Kleihe  UDd  Schütz.  115 

allem,  was  den  Pactis  gemäss,  nichts  in  den  Weg  legen,  2)  der  gesamten  Hand 
Schwedens  im  Knrf.  Lehnsbrief  zu  gedenken,  wäre  nicht  Herkommens. 
Was  jener  wegen  der  Erbyerbrüderten  anführte,  gehöre  nicht  hierher;  das 
InstrameDtom  Pacis  zeige  ihm,  was  es  damit  für  ßewandnis  habe.  Der- 
gleichen 20  movieren  würde  ohne  das  beim  RUofrath  nur  so  Weiterangen 
Anlass  geben  und  ich,  7.  Loben,  hätte  ßefehl,  bald  möglich  mich  zn  ex- 
pedieren, ad  3)  würde  nur  in  generalibas  bestehen  und  Schwedens  in  spe- 
eie  nicht  gedenken,  ad  4)  die  Reqnisita  der  Belehnang  würden  im  RHof- 
rath  examiniert,  ad  5),  6)  und  7)  wären  wir  nicht  instruiert,  ad  8)  der 
Titulator  wegen  würden  wir  alles  an  den  Kf.  berichten  und  dessen  Befehle 
erwarten,  der  Ges.  würde  am  besten  thun,  diejenige  Vollmacht  einzuliefern, 
wodurch  dem  Ef.  am  wenigsten  zn  nahe  getreten  wird,  ad  9)  was  zwischen 
dem  Kf.  und  den  Pommerschen  Herzogen  Yorgegangen,  sei  vigore  pacto- 
rum  initorum  geschehen,  jetzt  liesse  man  es  bei  demjenigen,  was  die  pu- 
blica und  andere  pacta  mit  sich  brächten ,  denen  man  von  Seiten  des  Kf. 
zu  inhaerieren  begehre.  —  Kleihe  bedauerte,  dass  wir  in  einem  und  an- 
deren uns  nicht  anders  erklärt  hätten,  lehnte  auch  unsere  Einladung,  bei 
DOS  zn  Mittag  zu  bleiben,  mit  seinen  Geschäften  ab,  Hess  sich  aber  um 
4  Uhr  bei  N  e  u  m  a  n  n  zu  Besuche  anmelden ,  was  dieser  aus  Besorgnis, 
dass  jener  ein  anderes  zu  Disputat  bringen  würde,  ausschlug. 

Kleihe  betreibt  jetzt  die  Simultan -Investitur,  hat  deswegen  um  eine 
besondere  Audienz  nachgesucht  und  trachtet  danach,  nachdem  er  unsere 
Auslassungen  vernommen,  sich  beim  RHofrath  zu  insinuieren.  Deshalb 
wurde  für  gut  angesehen,  dass  ich.  Neumann  zum  RHofrath  Schütze, 
welchem  in  Abwesenheit  des  H.  Lindenspührer  das  von  uns  eingesandte 
Lehnsbriefs  -  Project  übergeben  worden ,  mich  '  verfügte.  Ich  bemerkte 
ihm,  dass  Kf.  die  vom  Kaiser  ertheilte  Anwartschaft  auf  Schwerin  und 
Ratzeburg  freudig  aufgenommen  habe,  aber  gegen  die  beabsichtigte 
Sonderung  der  Aequivalente  in  einem  besondern  Lehnsbrief  remonstrieren 
müsse,  da  diese  Lande  nur  ein  Surrogat  für  das,  was  Kf.  amore  pacis 
in  Pommern  aufgegeben  hätte,  seien,  und  fragte,  in  wie  weit  er  sonst 
mit  nnserm  Entwürfe  übereinstimme.  Schütz  antwortete:  In  Betreff 
Schwerins  und  Ratzeburgs  wären  im  RHofrath  allerhand  Bedenken  pro 
und  contra  vorgekommen,  über  welche  zu  entscheiden  man  dem  Kaiser  an- 
heimgegeben habe  (N.  weiss,  dass  der  Kaiser  zn  Gunsten  des  Kf.  entschieden 
hat).  Auch  wie  der  Lehusbrief  einzurichten,  beruhe  auf  des  Kaisers  Willen. 
Wie  man  Pommern,  magnum  tractum  Germaniae,  in  den  Kur-Lehns- 
brief habe  inserieren  können,  befremdete  viele  nicht  wenig.  Weil  aber 
Kaiser  und  Reich  hieran  soviel  nicht  gelegen  wäre,  so  stünde  dahin,  was 
der  Kaiser  thun  werde.  —  Auch  verspüren  wir,  dass  man  das  Herzog- 
thnm  Magdeburg,  weil  es  im  Instr.  Pacis  nur  als  eine  Expectanz  be- 
zeichnet ist,  nicht  ebenso  wie  die  bereits  in  Besitz  genommenen  Aequiva- 
lente in  den  Lehnsbrief  inserieren  will ,  und  bitten  wir  Kf.  uns  darüber  zu 
instruieren. 

PS.  1.    D.  Wien  20./30.  Jnli  1661. 

8* 


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116  3-    ^1^  BelehDUDg  des  EarfarateD  n.  s.  w. 

28.  Juli.         Vorgestern  war  Kleihe  wiederum  bei  Neamaon  uod    erhob  gegen 

unser  Vorgehen  allerlei  Einwendungen ,  namentlich  forderte  er  mit  Beru- 
fung auf  eine  Urkunde  und  gethane  Versprechungen,  dass  er  beim  Lehns- 
akt mit  den  übrigen  Lehns- Empfängern  niederkniee,  das  Eyangelienbuch 
berühre  und  den  Knopf  am  Schwerdte  küsse  u.  s.  w.  Ich  erinnerte 
Kleihe,  er  möge  dem  Wesen  seinen  Lauf  lassen  und  vor  der  Zeit  nicht 
unnöthige  Sorge  tragen;  es  würde  im  RHofrath  alles  adjustiert  werden, 
den  Schweden  günstigen  Urkunden  stünden  Resolutionen  entgegen,  naih 
welchen  Usus  und  Observanz  in  contrarium  liefen.  Kleihe  sucht  mit  Fleiss 
Gelegenheit,  das  Lehnsnegotium  in  Conferenzen  und  dadurch  in  Weit- 
läuftigkeiten  zu  ziehen,  was  wir  abzuschneiden  uns  möglichst  bemühen 
wollen.  — 

29.  Juli.         Gestern  haben  wir  beim  Fürsten  Fortia  Visite  abgelegt  und  ihm  die 

Lehns-Sache  recommendiert.  Porti a  contestierte,  dass,  indem  er  dem  Kf. 
zu  Willen  sei,  er  auch  des  Kaisers  Nutzen  förderte.  Kf.  werde  nicht  be- 
reuen, dass  er  mit  dem  Kaiser  in  gutem  Vertrauen  stünde;  man  würde  den 
Schweden  nicht  mehr  einräumen,  als  was  ihnen  vermöge  des  Instr.  Fac. 
gebühre.  Er  empfing  uns  oben  an  der  Stiege  und  begleitete  uns  bis  an 
die  Kutsche,  wie  auch  Tags  vorher  Fürst  Lobkowitz  gethan. 

30.  Juli.         PS.  2.    Nach  Abfassung  obiger  Relation   meldete  sich  Herr  Johann 

Ludwig  Herwig  Smoldt  gen.  Schütz  und  brachte  an  1)  der  RHof- 
raths-Secretar  hätte  ausser  Befehl  die  kaiserliche  Resolution  wegen  der 
Expektanz  auf  Schwerin  und  Ratzeburg  herausgegeben,  welche  man 
deshalb  gerne  geheim  gehalten  haben  wolle,  damit  es  nicht  durch  alizufrühe 
Eröffnung  zu  Contradiction  anderer  gerathen  möchte,  zumal  Sachsen- 
Lauen  bürg  bei  den  Friedens  -  Traktaten  auf  diese  Lande  praetendiert 
und  es  durchgesetzt  habe,  dass  sein  Protest  dem  Instr.  Pac.  inseriert 
wurde  '),  wogegen  vom  Kf.  nichts  eingewendet  noch  auf  die  den  Schweden 
in  Mecklenburg  zugewachsenen  Länder  etwas  bedingt  sei.  Falls  nun 
auch  S. Lauenburg  eine  Prätention  darauf  nicht  zustände,  so  würden 
doch  diese  Lande  eveniente  casu  et  in  defectum  domus  Mecklenb.  Kaiser 
und  Reich  heimfallen,  wo  dann  der  Kaiser  dieselben  dem  Reiche  zu  in- 
corporieren  verbunden  wäre.  Nun  hätte  aber  der  Kaiser  in  Consideration 
gezogen  die  grossen  und  hohen  Merita  des  Kf.,  indem  er  durch  Hingebung 
der  vornehmsten  Theile  der  Pommerschen  Lande  das  ganze  Reich  obli- 
gieret,  und  wolle  ihm  daher  desto  eher  in  solcher  Anwartschaft  condes* 
cendieren. 

2.  In  Betreff  des  Lehnsbriefes  seien  zwar  die  Aeqnivalente  statt 
Pommerns  gegeben  und  Pommern  im  Hauptbriefe  begriffen;  das  sei  aber 
darum  geschehen,  weil  der  Kf.  und  sein  Vater  noch  nicht  in  possessione 
solcher  Lande  gewesen ,  um  bei  obhandenen  Kriegsläqften  ihre  jura  desto 
mehr  zu  bestärken ;  jetzt  sei  alles  in  sicherm  Stande,  die  Aeqnivalente  aber 
absonderliche  Herzog-  und  Fürstenthümer,  welche  auch  absonderliche  Ses- 


0  S.  Instr.  Pacis  Osnabr.  XII  §  1. 


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VerhandluDgeD  mit  Eleibe  aod  Schatz.  117 

siones  odcL  Vota  aaf  dem  Reichstage  führten.  Doch  stünde  es  den  Ges. 
frei,  solche  rationes  anzaführeD,  welche  den  Kaiser  und  RHofrath  bewegen 
möchten,  alles  in  £inen  Lehnsbrief  kommen  za  lassen. 

3.  Die  über  die  Recorapensländer  ertheilten  Lehnsbriefe  würden  com 
insertione  teztnam  Instrumeuti  Pac.  expediert  werden.  Dass  der  Kaiser 
hieryoD  nicht  abgehen  könne,  habe  diesen  Grund,  weil  der  Stadt  Bremen 
auf  keine  andere  Weise  pro  tuenda  libertate  et  immedietate  Imperii  könnte 
geholfen  werden,  daher  auch  die  Schweden  sich  dem  Entwürfe  dieses  Lehns- 
briefes  heftig  widersetzten,  der  Kaiser  aber  davon  nicht  ablassen  wollte. 
Wollte  man  nun  dem  Kf.  willfährig  sein,  so  würden  die  Schweden  sofort 
gleiches  verlangen  und  die  Stadt  Bremen  in  Gefahr  bringen,  um  deren 
Conservation  der  Kf.  sich  so  dringend  beim  Kaiser  verwandt  habe.  Auch 
sei  das  Project  des  Lehnsbriefes  so  eingerichtet,  dass  es  in  anteceden- 
tibus  quam  seqaentibns  auf  ganz  Pommern,  wie  es  1638  und  1642  ver- 
liehen, laute,  obzwar  dieses  in  medio  etwas  restringiert  würde,  welches  die 
Schweden,  wenn  sie  Communication  des  Lehnsbriefes  begehren  würden 
—  es  stünde  dahin,  ob  man  ihnen  dieselbe  abschlagen  könnte,  —  nicht 
eingehen  oder  zugeben  würden.  Man  hätte  sich  sonst  zwar  wohl  zu  ver- 
sichern, dass  man  ihnen  nichts  übriges  einräumen  würde,  es  wäre  hingegen 
bekannt,  wie  sie  bald,  wenn  man  ihnen  irgend  wie  nahe  kommen  wollte,  von 
contraventiones  Pacis  zu  reden  anfingen;  man  dürfe  ihnen  dazu  keinen 
Aulass  geben. 

4.  würde  sonderlich  auch  wegen  Magdeburgs  dem  Instrumento  Pac. 
nachzugehen  sein,  in  welchem  dasselbe  als  eine  Expectanz  bezeichnet  sei, 
und  könnte  der  Kaiser  davon  nicht  abgehen  in  Erwägung,  dass  der  jetzige 
Administrator  dieses  Land  noch  in  Possess  habe,  auch  unlängst  damit  be- 
lehnt sei.  Wollte  man  diese  Expectanz  dem  Hauptlebiisbriefe  inseriert 
wissen,  so  könnte  derselben  an  dem  Ort,  wo  der  Expectanz  auf  das  Her- 
zogthum  Mecklenburg  Meldung  geschehe,  gedacht  werden.  Wollte  man 
auf  Ausfertigung  eines  Lehnsbriefes  allein  beharren  ^  so  müsste  man  beim 
Kaiser  per  memoriale  einkommen,  damit  es  demselben  per  votum  könne 
vorgetragen  werden,  und  alsdann  könnte  über  die  Einrichtung  desselben 
gesprochen  werden,  uns  anheimstellend,  ob  wir  ein  anderes  Concept  dem 
RHofrathe  darüber  vorlegen  wollten.  Damit  aber  dies  ganze  Kur-  und 
Fürstliche  Lehns-Negotium  desto  füglicher  eingerichtet  und  dem  Kaiser  auf 
einmal  vorgetragen  werde,  wäre  von  nöthen,  dass  auch  wegen  Culmbachs 
die  Requisita  produciert  würden.  Zwar  habe  der  Kaiser  wegen  des  aus- 
schreibenden Fürstenamts  sich  fürOnolzbach  resolviert,  doch  erwarte 
er  vom  Kf.  als  caput  familiae  Anträge,  wie  beide  Fürstenthümer  zu  ver- 
gleichen seien. 

Hierauf  wurde  von  uns  in  kurzem  so  geantwortet:  ad  1)  man  werde 
die  kaiserl.  Resolution  nicht  ausbreiten,  ad  2)  Aequivalcnte  könnten  nur 
ex  natura  surrogatorum  judiciert  werden,  ad  3)  hätte  es  mit  dem  Kf.  eine 
andere  Bewandniss  als  mit  anderen,  da  Kf.  im  vorigen  Lehnsbrief  ganz  Pom- 
mern erhalten ,  ad  4)  Magdeburg  sei  nicht  Anwartschaft,  sondern  ein  dem 


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Ij^g  3.    Die  Belehonng  des  Karforaten  a.  b.  w. 

Kf.  bereits  gehnldigtes  Herzogtham,  wenn  nach  Kf.  die  Nntzniessnng 
ad  dies  yitae  dem  Administrator  nicht  streitig  machen  wolle.  Ein  nenes 
Projekt  darüber  abzufassen,  erscheine  ihnen  bedenklich,  doch  wolle  Neu- 
mann  sich  in  seinem  Hause  mit  dem  Secretar  darüber  besprechen.  Anf 
Culmbach  sei  nicht  zn  warten. 

Schütz,  indem  er  dies  dahin  gestellt  sein  liess,  gab  zn  verstehen, 
dass,  wenngleich  »lies  in  Einen  Lehusbrief  gebracht  würde,  Kf.  doch 
der  Entrichtung  der  Regalien  für  die  Erbämter  wegen  Magdeburgs,  Hai- 
berstadts,  Mindens  und  Camins  sich  nicht  entziehen  werde,  sprach 
es  aber  nicht  ausdrücklich  aus,  so  dass  wir  es  unbeantwortet  Hessen.  Dar- 
auf kam  er  auf  das  Laudemium,  welches  der  RHofrath  wegen  Magde- 
burgs begehrt:  Anno  1688  habe  des  Kf.  Vater  die  Zahlung  nur  deshalb 
anstehen  lassen,  weil  er  noch  nicht  zum  wirklichen  Possess  in  Pommern 
gelangt  sei,  der  RHofrath  hoffe  daher,  Kf.  werde  das  Laudemium  jetzt  ab- 
führen lassen,  und  stelle  dessen  Betrag  dem  Kf.  als  einem  „mildreichen^ 
Herrn  anheim.  Wir  versprachen  in  unserer  Relation  dessen  zu  gedenken. 
Der  RHofrath  behauptet,  dass  alles,  was  1638  bezahlt,  der  Kanzlei 
zugekommen  sei  und  er,  der  RHofrath,  daran  gar  nicht  participiert 
habe.  Bei  diesem  ersten  Lehns •  Negotium  nach  dem  Friedensschlüsse 
thäten  sich  allerhand  Difficultäten  vor  und  noch  andere  dürften  sich  bei 
Abfassung  des  Lehnsbriefes  zeigen;  wenn  man  nun  den  RHofrath,  der 
an  den  Emolnmenten  der  Kanzlei  nicht  participiert,  nicht  bedenke,  so 
könnte  dieser  leicht  Hindernisse  bereiten,  welche  Zeit-  und  deshalb  grossen 
Kostenaufwand  verursachen  möchten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  3.  August 

St.  n.  1661. 

[Verbandlungen  mit  dem  Reicbsbofrath  Schütz.] 

3.  Aag.  RHofrath  Schütz  hat  heute  bei  v.  Loben  vorgebracht,  dass  gestern 

Kl  ei  he  den  Kaiser  schriftlich,  den  RHofrath  mündlich  1)  um  Abschrift 
aller  unserer  Eingaben,  2)  um  Zulassung  zu  dem  für  unsere  Belehnnng  an* 
gesetzten  Termine  mit  Bezug  auf  die  Simultan -Investitur  gebeten,  auch 
gefordert,  dass  bei  der  Belehnnng  auf  Grund  des  von  Kaiser  Rudolf  (d. 
Regensburg  12.  Aug.  1594)  den  Herzogen  von  Pommern  ertheilten  Privi- 
legiums sämtliche  Gesandte  neben  einander  anf  den  Knieen  das  Evangelien- 
buch berührten  und  den  Knopf  des  Schwerdtes  küssten,  dass  ferner  3)  die 
Stettinischen  Pacta  den  Lehnsbriefen  inseriert ,  auch  4)  das  sogen.  Direc- 
torium  Ceremontarum  ihm,  K leihe,  ausgeantwortet  werde.  Weil  dies  nun 
morgen  dem  Kaiser  referiert  werden  solle ,  die  Punkte  aber  wichtig  und 
dem  Kf.  nachtheilig  sein  könnten,  so  hätte  man  gemäss  dem  zwii>chen  dem 
Kaiser  und  Kf.  herrschenden  Vertrauen  erst  unser  Sentiment  darüber  ver- 
nehmen    wollen,     v.   Loben    hat  Schütz   gedankt   und    verheissen,  dass 


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Verhandlangen  mit  Schatz.  119 

Neamann  sich  darüber  mit  ihm  besprechen  solle,  dabei  aber  bemerkt: 
ad  1)  scheine  K leihe  nur  Gelegenheit  zu  suchen,  durch  aufgefundene 
Scrupel  die  8ache  auf  die  lange  Bank  zu  schieben,  wie  er  schon  darin 
kund  gebe,  dass  er  Aufschub  bis  dahin  verlange,  dass  der  Frincipal- 
Gesandte  Fh.  y.  Sparr,  von  dessen  Aufbruch  es  noch  still  sei,  angelangt 
wäre,  und  die  Schwedische  Hauptbelehnnng  über  die  in  Deutschland  gele- 
genen Lande  vorhergegangen  sei,  wogegen  sie  befehligt  seien,  sobald  nur 
der  Culmbachische  Gesandte  gekommen  wäre,  die  äusserste  Beschleu- 
nigung zu  betreiben,  ad  2)  hielten  sie  dafür,  dass  der  Kaiser  nicht  darein 
willigen  werde,  weil  es  gegen  das  Herkommen  und  auch  den  kurfürstlichen 
Gesandten  bei  den  Belehnungen  mit  Pommern  nicht  gestattet  worden  sei, 
auch  läge  darin  ein  Präjudiz  für  die  Vettern  des  Kf ,  indem  zu  besorgen,  die 
Schweden  möchten  diesen  Actus  für  sich  erzwingen  und  jenen  gar  einst 
in  der  Suocession  vorgreifen  wollen.  Wir  Ges.  würden  uns  der  Belehuung 
enthalten,  ehe  wir  dergleichen  nachtheilige  Dinge  gestatten  sollten.  Gegen 
4  wäre  nichts  einzuwenden.  Dass  der  Stettinischen  Pacta  im  Lehnsbriefe 
gedacht  werde,  werde  Kf.  nicht  gestatten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  6.  August 

St.  n.  1661. 

[Weitere  VerbaodlaDgen  mit  Schütz.] 

Nenmann  hat  gestern  mit  Schütz  das  zwischen  diesem  und  v.  Lö-  6.  Aug. 
ben  Verhandelte  nochmals  besprochen.  Es  sei  zu  befürchten,  meinte  er, 
dass  wenn  die  Schweden  die  Simnltan- Investitur,  auf  die  sie  so  dringen, 
weg  hätten,  sie  uro  die  Hanptbelehnung,  woran  Kaiser  und  Reich  beson- 
deres Interesse  haben,  sich  nieht  bekümmern  dürften.  Zwar  könne  ihnen 
die  Simultan-Investitur  nicht  denegiert  werden,  wenn  sie  binnen  einem  Jahre 
nach  eztradiertem  Olivischen  Frieden  gefordert  würde.  Da  aber  dieser 
Termin  am  4.  oder  14.  August  zu  Ende  gehe,  stünde  es  beim  Kaiser,  ob 
er  sie  ihnen  später  gestatten  wolle.  Kf.  fürchte  aber,  dass  die  Schwe- 
den, nachdem  sie  dieselbe  erlangt  hätten,  nicht  allein  den  posteris,  son- 
dern auch  dem  Kf.  selbst  allerhand  Einträge  in  den  anfälligen  Ländern 
und  deren  Administration  machen  werden.  Der  nächste  Weg,  allen  zu 
besorgenden  moris  vorzubeugen,  werde  sein,  wenn  die  Investitur  des  Kf.  der 
Simultan-Investitur  vorhergehe.  —  Der  RHofrath,  welcher  vorgestern  und 
gebtern  das  Lehnsnegotium  berieth,  hat  beschlossen,  der  Kaiser  könne 
nicht  zugeben,  dass  der  Schwedische  Gesandte  dem  völligen  Actus  Investi- 
torae,  zumal  wenn  Kf.  mit  der  Kur  belehnt  würde,  beiwohne,  daher  müssten 
3  Actus  gehalten  werden  1)  wegen  der  Kur,  2)  wegen  Pommern  und 
Gamiu,  3)  wegen  der  anderen  Lande;  auch  die  Regalien  für  die 
Erb-  und  Hofämter  würden  sich  dann  leichter  bestimmen  lassen;  die  ver« 
schiedenen  Actus    nach  Neumanns  Vorschlage   in  Einen   Lehnsbrief  zu 


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120  3*    ^i^  BelehouDg  des  Kurfürsten  u.  s.  w. 

bringen,  hat  man  nicht  für  thanlich  gehalten  Ges.  rathen,  Ef.  möge 
2  Actos,  einen  fär  alle  anderen  Lande,  den  anderen  für  Pommern  gestatten, 
dann  würden  die  Regalien  nar  für  Pommern  zu  zahlen  sein.  Freilich 
würden  die  Schweden  wegen  der  im  Stettiner  Traktate  gewonnenen  An- 
sprüche auf  Märkische  Gebiete  aach  bei  der  Investitur  der  Karlande  hin* 
zugezogen  werden  müssen.  Dieser  üebelstand,  der  auch  dem  Kaiser  nicht 
genehm  sei,  werde  jedoch  beseitigt,  wenn  die  Schweden  zuerst  zum  Em- 
pfang der  Reirhslehen  aufgefordert  werden;  dem  würden  sie  nicht  nach- 
kommen, schon  weil  der  Principal -Gesandte  nicht  zur  Stelle  ist,  Kf.  sei 
dann  nicht  schuldig,  auf  diese  Belehnung  zu  warten,  der  Kaiser  ebenso 
wenig,  die  Schweden  zur  Simultao-Inyestitnr  zuzulassen','  ehe  sie  sich  dem 
Reiche  verpflichtet  haben.  Kf.  wolle  bestimmen,  ob  im  Lehnsbriefe  das 
Herzogthnm  Stettin  auszulassen,  da  man  nicht  genau  wisse,  was  dazu 
gehört,  und  ob  für  den  Pupillen  '),  da  v.  Stein  noch  immer  nicht  ange- 
kommen ist,  ein  Indult  zu  fordern  sei,  damit  durch  ihn  die  Belehnung  des 
Kf.  nicht  aufgehalten  werde.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  in  Wien.     D.  Cleve 
16.  August  1661. 

[auf  das  PS.  vom  20./ 30.  Juli.     Verhaltangsbefeble.] 

16  Aug.  In  dem  Streite  zwischen  Onolzbach  und  Baireuth  hat  Kf.  als 
Vormund  eine  Interims-Verordnung  gemacht.  Da  aber  am  27ten  die  Vor- 
mundschaft endet,  so  wünscht  Kf.,  dass  bei  diesem  Actu  Investiturae  beide 
Theile  sich  so  betragen  möchten,  damit  der  Streit  zu  des  Hauses  Respect 
und  ohne  Aergernis  zu  Ende  gebracht  werde.  Ges.  sollen  den  Kaiser 
zur  Ausstellung  einer  Erklärung  zu  bestimmen  suchen,  dass,  obgleich  Onolz- 
bach diesmal  Culmbach  vorgehe,  solches  der  Baireuthiscben  Linie 
zu  keinem  Praejudiz  gereiche,  zumal  da  bei  Empfahung  der  gesamten 
Hand  an  den  Kur-  und  anderen  Landen  des  Kf.  Baireuth  ohne  das  dem 
Hause  Onolzbach  vorgehe.  Ges.  sollen  auf  Einen  Lehnsbrief  bestehen; 
Kf.  ist  zufrieden,  dass  der  Belehnung  mit  Hinterpommern  hinzugefügt  wird : 
„wie  es  im  Instr.  Pac.  enthalten  und  wegen  der  Grenzen  in  Stettin  1653 
verglichen  ist.^  In  Betreff  Magdeburgs  sollen  Ges.  eine  Abschrift  des 
dem  Administrator  ertheilten  Lehnsbriefes  begehren  und  examinieren,  ob  das 
Instr.  Pac.  darin  angezogen  ist.  Mecklenburg  und  Magdeburg  dürfen 
nicht  zusammen  gestellt  werden,  da  Kf.  auf  Mecklenburg  erst  nach  Ab- 
gang des  ganzen  Mannsstammes  mitzusprechen  hat.  In  Betreff  des  Laude- 
mium  erwartet  Kf.,  was  deshalb  vom  RHofrath  praetendiert  wird,  Ges.  sollen 
ihnen  ihrerseits  keine  Hoffnung  geben.  Bei  dem  Acte  der  Investitur  kann 
Schweden  nicht  mehr  praeteudieren  als  des  Kf.  Vettern.  Dem  Gesuche 
der  Schweden  nach  einer  Confirmation   des  Stettinischen  Grenz -Tractats. 


0  Markgraf  Christiao  Ernst  von  Baireuth  s.  oben  S.  99. 


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VerhaDdlaogeD  aber  die  schwedischen  ForderiiDgeD.  121 

sollen  sie  nicht  widersprechen.  Sie  sollen  auf  den  Empfang  der  Lehn,* 
so  weit  es  die  Kur-,  die  Länder  im  Reiche  nnd  in  Böhmen  betrifft,  so- 
fort bestehen,  worauf  t.  Loben  bich  sogleich  zurückzubegeben  hat.  Wenn 
man  aber  wegen  Pommerns  am  k als.  Hofe  nicht  sogleich  fertig  und  einig 
werden  kann,  so  soll  Neu  mann  solches  ferner  allein  respicieren,  und  kann 
der  Haupt-Lehnsbrief  so  lange  ausgestellt  bleiben,  bis  man  wegen  Pommerns 
in  Richtigkeit  ist. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.  D.  Wien  10720.  August  1661. 

[Weitere  Yerhandlongen   mit  Wolkenstein  nnd  Schätz  wegen   der  schwedischen 

Forderungen]. 
Der  Vicepräsident  v.  Wolkenstein  und  RHofrath  Schütz  haben20.  Aag. 
uns  gcbtern  in  einer  Conferenz  im  Namen  des  Kaisers  eröffnet:  der  Kaiser 
wünsche,  wie  in  anderen  Dingen,  so  auch  darin  dem  Kf.  zu  willfahreni 
dass  die  Belebung  förderlichst  und  unico  actu  geschehe,  aber  die  Postu- 
late  der  Schweden  enthielten  mehrere  Forroalia  und  Materialia,  Tor  deren 
Ausgleichung  der  Lehnsakt  nicht  vor  sich  gehen  könne.  Formali a: 
Schweden  verlange  mit  den  Agnaten  ad  contrectationem  evangelii  et  gladii 
zugelassen  zu  werden  und  begründe  das  auf  eine  zwischen  Brandenburg 
und  Pommern  früher  geübte  Observanz ^  auf  die  Observanz  des  kaiser- 
lichen Lehnshofes  und  auf  den  Stettinischen  Recess,  in  welchem  dies  aus- 
drücklich Schweden  zugesagt  sei.  Nun  sei  dem  Kaiser  die  Observanz 
zwischen  Pommern  und  Brandenburg  nicht  bekannt,  am  Kaiserhofe  fände 
sich  aber  bei  der  Kanzlei  das  Contrarium,  es  habe  nämlich  1626  Kurfürst 
Georg  Wilhelm  auf  sein  Anbringen  wegen  der  Solennien  den  Bescheid 
erhalten,  dass  zwar  dergleichen  in  den  Lehnsbrief  eingerückt,  niemals  aber 
zur  Wirklichkeit  gelangt  sei.  Der  Stettiniscbe  Recess  sei  vom  Kaiser 
nicht  ratificiert,  obgleich  beide  Tbeile  die  Ratification  desselben  reserviert 
hätten,  1)   auch  werde  die  Ratification   von  keinem  Theile  gesucht,   dieser 

')  Der  betreffende  Passus  des  Stettiner  Recesses  (§  29)  laatet  (Datnert  I 
S.  148):  Caetenim  cum  S.  Regiae  Maiestati  Regnoqne  Saeciae  per  Instrumentum 

Pacis   noD   modo  Citerior  Pomerania  et  Rngia ac  simaltanea  investitara 

in  reliqnam  einsce  partem,  sed  etiam  omnia  antecessornm  Dncam  Pomeraniae 
jara  ao  expectantiae  atqae  ita  qnoqae  ezpectantia  et  simultanea  investitara  in 
Neo-Marchiam  necnon  et  in  castra  Vierraden  ac  Löckenitz  eorumqoe  adperti- 
oentia  bona  eis  Marchicos  fines  in  Pomerania  sita  concessa  et  collata  sint, 
in  eam  qnidem  concessionem  et  ezpectantiam  sab  S.  Caesareae  Maiestatis  rati- 
ficatione  Ser.  D.  Elector   Brandenbargicas    ejasqne    soccessores    necnon    agnati 

omnes hisce  denao  consentinnt  idqne   oam  declaratione   seqaenti:   nempe 

ei  contingat  —  S.  Electorem  Brandenbargicam  einsque  totam  domam  et  familiam 
Electoralem  absqae  prole  mascala  deficere,  qnod  eo  casu  S.  Regia  Maiestas  Reges 
Regnnmqae  Saeciae  in  basce  ditiones  saccedere  earamque  vacuam  possessionem 

praevia  supradicta  Caesarea  ratificatione arripere,  interea  autem  casu  ema- 

oente  siroultanea  investitara  gaadere  debeant. 


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122  3.    Die  Belehnang  des  Karffirsten  n.  g.  w. 

Recess  könne  also  vorläufig  Kaiser  und  Reich  nicht  binden,  und  der  Kaiser 
sei  nicht  gesonnen,  ans  dem  Herkommen  zn  schreiten  nnd  Schweden  das 
einzaräumen,  was  man  des  Kf.  Vorfahren  zn  vergönnen  Bedenken  getra- 
gen. Ad  Ma terialia  finde  der  Kaiser  bedenklich,  die  Yerleihnng  üuv  o  acta 
vorznnehmen,  die  Expectanz  anf  die  Nenmark  widerspreche  der  Verpflich- 
tnng  des  Kaisers,  vom  Reiche  nichts  zn  veräuFsern,  zugleich  auch  der  golde-, 
nen  Balle ,  wonach  die  Karlande  nngetheilt  bleiben  sollen.  Der  Kaiser 
wünsche  aber  zn  wissen,  ob  Ges.  es  für  den  Kf.  für  zaträglich  erachteten, 
den  Actam  zu  thcilen,  oder  wie  sie  meinten,  dass  die  Schwedischen  Forde- 
rungen abzuwenden  seinen.  Wir  antworteten:  wir  stellten  die  Formalia 
in  des  Kaisers  Erkentni^,  meinten  aber,  dass  die  Forderung  an  die  Schwe- 
den, vorerst  ihre  eigenen  Feuda  zu  suchen,  alles  beseitigen  werde,  dagegen 
erklärten  wir  uns  gegen  die  Trennung  der  Actus  und  für  sofortige  Beleb- 
nnng  des  Kf.  Der  Krone  Schweden  könne  per  decretum  versichert  werden, 
dass  ihr  diese  Belehnung  nicht  praejudiciere,  sondern,  wenn  sie  für  ihre 
eigene  Lehen  praestanda  praestiert,  ihre  Befugniss  offen  gehalten  werden 
solle;  ich,  v.  Loben,  hielte  mich  schon  bis  in  die  sechste  Woche  hier  auf, 
der  Kf.  bedürfe  meiner  und  ich  müsste  auf  Beschleunigung  dringen. 

Jene  bestanden  dennoch  auf  Theilung  des  Actus;  dem  Kaiser  würde 
es  schwer,  anders  zu  verfahren,  nachdem  Kf.  einmal  selbst  den  Schwe- 
den die  Theilnahme  bewilligt  habe,  die  Schweden  aber,  wenn  mau 
ihnen  dies  direkt  abschlüge,  Ursache  nehmen  könnten,  mit  ihrer  Belehnung 
zum  Nachtheile  des  Reiches  zurückzuhalten,  die  Simultan -Investitur  über 
Hinter-Pommern  und  Camin  wolle  der  Kaiser,  indem  er  nur  so  weit  sich 
erkläre,  als  das  Instrumentum  Pac.  es  verlange,  so  restringieren,  dass  es, 
nuUo  colore,  nicht  weiter  sollte  extendiert  werden  können.  Schliesslich 
theilten  die  Kaiserlichen  vertraulich  mit,  dass  sie  befehligt  seien,  mit  den 
Schweden  in  Conferenz  zu  treten,  doch  nur  über  einige  Formalia.  Heute 
Morgen  hat  Schütz  an  v.  Loben  geschrieben,  die  Relation  an  den  Kai- 
ser sei  coucipieit,  der  gesamte  RHofrath  wünsche  die  Sache  zum  Con- 
tento  des  Kf.  einzurichten,  K leihe  habe  Aufschub  für  die  Conferenz  erlangt. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.  D.  Wien  13./23.  August  1661. 

[Conferenz  der  Kaiserlichen  mit  Kleihe,  dessen  anscheinende  Vertraalichkeit.] 

23.  Aug.  Der  Kaiser  hat  befohlen,  die  ihm  übergebene  Relation  zurückzulegen, 
bis  die  Conferenz  mit  dem  Schweden  gehalten  sei;  diese  ist  heute  vor  sich  ge- 
gangen. Nach  derselben  zeigte  Kleihe  den  Gesandten  au,  dass  in  derselben 
an  dem  Eide  etwas  desideriert  worden  und  seine  Forderung,  dass  in  der  Voll- 
macht der  Titel  des  Königs  von  Schweden  dem  des  Kaisers  vorgesetzt 
werde,  nicht  gebilligt  sei.  Ges.  Hessen  sich  durch  diesen  Schein  der  Ver- 
traulichkeit nicht  bestimmen,  jenen,  was  er  sichtlich  mit  dieser  Mittheilung 
bezweckte,  mit  dem  Resultate  ihrer  Conferenz  bekannt  zu  machen. 


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VerbaDdlaogen  aber  die  BchwedischeD  ForderuDgen.  123 

Der  Kurfürst  an  v.  Loben  und  Neumann.     D.  Tornhout  in 
Brabaut  24.  August  1661. 

[auf  die  Relation  vom  6.  August.    Die  Schwediaohep  Forderungen.    Rechte  des 

Kf.  auf  Hohensollern.] 

Beide  sollen  die  am  Schlass  seines  Rescripts  Tom  16.  Angnst  gegebene  24.  Aug. 
Ordre  strenge  befolgen,  insbesondere  sollen  sie  verhüten,  dass  ihm  anf 
keine  Meise  von  den  Schweden  duich  die  gesamte  Hand  an  Hinter- 
pommern, Neumark,  Yierraden  nnd  Sternberg  eine  Concnrrenz  in 
der  Regierung  wegen  selbiger  Lande  introdueiert  werde,  und  ist  nöthig, 
dass  das  mit  ausdrücklichen  Worten  praecaviert  werde.  Wofern  aber  der 
Schwede  In  seinen  Memorialien  diesen  Pankt  nicht  berühre,  sollen  sie  auch 
deswegen  nichts  erinnern,  und  würde  sodann  gleichwohl  Schweden  nicht 
mehr  begehren  können,  als  andere  im  Reiche  simnltanee  Investierte.  Was 
die  Titulatur  anbetrifft,  so  ist  dem  Schweden  glimpflich  anzuzeigen,  dass 
er  in  Wien  für  die  Krone  Schweden  als  Reichsstand  erscheint,  nnd  dass 
dem  Kf.  nicht  allein  von  allen  Kur-  nnd  Fürsten,  sondern  auch  vom  Kai- 
ser der  Titel  Serenissimus  gegeben  wird.  Wenn  Kf.  aber  mit  seinem 
Könige  als  König  von  Schweden  correspondierte ,  so  hätte  man  sich  der 
Titalator  halber  verglichen.  Sollte  jener  aber  damit  anch  auf  C  am  i  n  deuten, 
so  sollen  sie  ihm  anzeigen,  dass  Kf.  damit  vermöge  des  Instr.  Pac.  zu  beleh- 
nen and  befngt  sei,  alle  Länder,  mit  welchen  er  belehnt  sei,  in  seinen  Titel 
aofzanehmen.  Dass  dem  Kaiser  dnrch  den  Stettiner  Vergleich  das  Werk 
erschwert  sei,  könne  er  leicht  glauben  und  hätte  er  es  gern  anders 
gesehen  nnd  gewünscht  Wenn  sie  aber  am  kaiserl.  Hof  seinen  damaligen 
Znstand,  nnd  dass  Kaiser  nnd  Reich,  wie  sie  wohl  schuldig  gewesen,  bei 
der  Sache  nichts  hätten  thnn  wollen,  bedächten,  so  würden  sie  von  sich  selbst 
gestehen,  dass  man  ihn  nnd  das  Reich  in  solchen  Zustand  gesetzt,  wie 
derselbe  jetzt  wäre.  Kf.  hätte  aber  dadurch  dem  Reiche  nicht  praeju- 
dicleren  wollen  noch  können.  Und  obgleich  seine  Vettern  den  Ver* 
gleich  ratificieret,  so  wären  doch  die  Erbverbrüderten  nicht  weniger 
dabei  interessieret,  welche  doch  weder  dazu  ihren  Consens  gegeben 
hätten,  noch  deren  sonst  dabei  mit  einem  Worte  gedacht  sei.  Kf.  wollte 
den  Schweden  den  Vergleich  nicht  disputieren,  und  wurde  Confirmation 
und  Ratification  zn  des  Kaisers  Belieben  stehen.  Sollten  die  Schweden 
jetzt  oder  dereinst,  wenn  die  Belehnung  über  Hinter-Pommern,  Nen- 
mark  etc.  absonderlich  empfangen  würde,  bei  dem  Actu  Invest.  vorzu- 
sitzen  begehren,  so  ist  ihnen  zu  antworten,  dass  sie  nur  als  herzogliche  Ab- 
geschickte anzusehen  seien,  und  ohnedem  der,  welcher  nur  simnltanee  investiert 
wird,  dem  principaliter  Belehnten  nachsitze.  Ihr  wüsstet  auch,  dass  bei 
der  in  Frankfurt  a.  M.  geschlossenen  Allianz  der  König  von  Schweden 
in  der  Ordnung  als  ein  Herzog  gesetzt  sei,  seine  Gevollmächtigten  anch  in 
dieser  Ordnung  unterschrieben.  Den  R.Hofrath  Schütz  können  sie  auf 
des  Kf.  Erkenntlichkeit  hoffen  lassen. 


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124  3.     Die  BelehnoDg  dos  Karfarsten  a.  8.  w. 

Dieweil  auch  unser  Eurhaas  aus  dem  Hobenzollerischen  Hause 
seinen  Ursprung  hat,  dasselbe  auf  gar  schwachen  Füssen  und  fast  auf  dem 
Falle  8teht,0  ^s  aber  in  nnserm  Archivo  zu  Colin  a.  d.  Spr.  an  eigentlicher 
Nachricht  mangelt,  so  soll  Neu  mann  sich  bemühen,  aus  der  RHofrathsre- 
gistratur  einige  Nachrichten  darüber  einzuziehen,  und  nebst  v.  Loben  beim 
Kaiser  und  den  'vornehmsten  Ministern  Ansnchung  thun ,  dass  der  Kaiser 
über  das  Hohenzollersche  Reichslehen,  weil  es  mit  unseres  Hauses  An- 
fang —  und  unsere  Vorfahren  es  ?or  diesem  allezeit  gehabt,  nicht  zu 
unserm  Präjudiz  disponiere,  sondern  unser  altes  Recht  von  neuem  bestätige. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.  D.  Wien  21./31.  August  1661. 

[auf  das  Rescr.  vom  16.  Ang.    EntscheiduDg  des  Kaisers  wegen  zweier 
Belehnangsactas.     Das  Laademium  für  den  BHofrath.] 

31.  Aug.  Schütz  hat  uns  im  Namen  des  Kaisers  gemeldet^  dass  die  Belehnung 
in  2  Actus,  einem  für  die  Knrlande  und  Markgraf  Albrechts  Reichslehen, 
und  einem  für  Hinterpommern  und  Camin  erfolgen  könne,  wofern  im 
Tazamte  gebührende  Richtigkeit  gemacht  wäre,  die  Schweden  sollten  zur 
Mitbelehnnng  gelangen,  wenn  sie  ihr  Memorial  nach  des  Kaisers  Willen  änder- 
ten, doch  dürften  sie  nur  den  Mantel  berühren.  Wir  erklärten  uns  mit  den  Ac- 
tibus  zufrieden,  doch  dürfe  der  Schwede  nur  bei  dem  letzteren  anwesend  sein. 
Dass  in  dem  einen  Lehnsbriefe  alle  Lehen,  auch  die  Böhmischen,  zusammenge- 
fasst  werden,  will  der  Kaiser  nicht  zugeben,  schon  das  sei  eine  besondere 
Gnade,  dass  nicht  über  jedes  Fürstenthum  ein  besonderer  Lehnsbrief  ausgefer- 
tigt würde.  Nach  dem  Schluss  der  Conferenz  sondierte  v.  L.  Schütz,  wohin 
und  auf  eine  wie  hohe  Summe  der  RHofrath  wegen  des  Landemii  zielte. 
Er  meinte,  wegen  des  Quanti  werde  jener  alles  des  Ef. ,  als  eines  weitbe* 
rühmten  liberalen  Herrn   und  Potentaten  Willkür  lediglich  anheim  stellen. 


^)  Von  den  drei  Linien,  unter  welche  nach  dem  Tode  des  Grafen  KarlL 
von  HobenzoUern  (1576),  der  155Ö  der  Alleinbesitzer  und  Stammhalter  der 
ganzen  schwäbischen  Linie  geworden  war,  die  Besitzungen  desselben  getheilt 
worden  waren,  war  die  jüngste  (die  Heigerlocher)  schon  1634  ausgestorben,  aus 
der  alteren  (Hechinger)  war,  nachdem  Fürst  Eitelfriedrich  V  11.  Jali  1661  ge- 
storben war,  nur  dessen  schon  sechzig  Jahre  alter  Bruder  Philipp  Christoph 
übrig,  welcher  sich  erst  im  nächsten  Jahre  1662  vermahlte,  nachher  aber  noch 
mehrere  Söhne  bekommen  hat.  Graf  Meinradi,  von  der  mittleren  (Siegmaringer) 
Linie  (1638—1681)  hatte  mehrere  Söhne.  S.  Schulze,  Die  Hausgesetze  der 
regierenden  deutschen  Fürstenhäuser  III  S.  632  ff.  Schon  1488  hatten  die  Sohne 
des  damals  gestorbenen  Grafen  Jo st  Nicklas  eine  Uebereinkunft  getroffen,  dass 
sie  einander  beerben,  für  den  Fall  ihres  allseitigen  erblosen  Ablebens  aber  das 
Hans  Brandenburg  zu  Erben  einsetzen  wollten.    Schulze  a.a.O.  S.  551. 


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YerzögeniDg  durch  Kleibe.  125 

0 

Ges.  fragen  schliesslich  an,  ob  Markgraf  Christian  Ernst,  der 
27.  Joli  1644  geboren^  als  majorenn  zn  betrachten  sei,  da  annus  inceptns 
pro  completo  nicht  gehalten  werde. 


V.  Loben  an  den  Kurfürsten  (eigenhändig).     D.  Wien 
28.  August  /  7.  September  1661. 

[Schwierigkeit  mit  Kleibe  zu  verhandeln,  derselbe  sucht  die  Sache  hinzuziehen]. 

Da  uns  von  Berlin  über  die  Armatur  und  die  besorglichen  Einfälle  der  7.  Sept. 
Schweden  viel  geschrieben  wird,  anch  allerlei  Zeitungen  umlaufen,  die  nur 
bestimmt  sind,  den  Kaiser  nnd  HHofrath  irre  zn  führen,  so  lege  ich  bei, 
was  der  Rath  und  der  Hauptmann  von  Kolbatz')  mir  überschrieben  hat. 
Mein  hiesiges  Geschäft  geht  Fchwer  und  langsam  weiter,  und  wenn  auch 
gestern  eine  neue  Confereriz  mit  den  Deputierten  des  RHofrathes  gehalten 
ist,  nach  welcher  keine  weitere  Verhandlung  mehr  stattfinden  darf,  so  fürchte 
ich  doch,  durch  Eleihe  noch  lange  aufgehalten  zn  werden.  Mit  Klei  he 
ist  übel  zn  negotiieren,  und  kann  man  wohl  nicht  in  gutem  an  ihn  kommen, 
massen  er,  wie  freundlich  man  sich  auch  gegen  ihn  behauptet,  dennoch 
in  seiner  eingebildeten  Meinung  continuieret,  selbiges  mit  Vergessung  alier 
Rationen,  redet  ohne  Aufhören  von  seines  Königreiches  grosser  Macht,  dass 
sie  ein  Heer  von  dO  completen  Regimentern  National  Völker  aus  dem  König- 
reich oline  Nachtheil  schicken  nnd  damit,  wohin  sie  wollten,  gehen  könnten, 
und  dass  man  alles  aus  Furcht  vor  dieser  eingebildeten  Macht  thnn  müsse, 
wie  er  sich  dann  nicht  gescheut  uns  seinen  Secretar  mit  einem  Entwurf, 
wie  er  es  haben  wolle,  auf  den  Hals  zu  schicken,  und  solches  Concept  ohne 
seine,  sondern  nur  des  Secretars  Unterschrift,  was  Ursache  gewesen,  dass 
wir  ihm  den  Aufsatz  zurückgesandt  und  uns  defectu  mandati  entschuldigt 
haben.  —  Ich  verspüre  wohl,  dass  seine  Intention  dahin  geht,  den  Haupt- 
actus  80  lauge  aufzuhalten,  bis  die  Sache  wegen  des  Steltinischen  Ver- 
gleiches am  kaiserlichen  Hofe  und  bei  Kf.  so  weit  stabiliert  werde, 
dass   die  darin  enthaltenen  Lande   und  Plätze  mit  Hinterpommern  nnd 


0  Derselbe  (Franz  v.  Pelen^  schreibt  an  v.  Loben  (d.  Kolbatz  9/19.  August 
16i>l),  die  Gerüchte  von  den  kriegerischen  Absichten  der  Schweden  bestätig^eu 
sich  nicht,  es  solle  in  Schweden  ein  grosser  Geld-  und  Proviantmangel  sein,  auch 
in  Pommern,  namentlich  in  Rügen  sei  unerhörter  Misswachs,  und  die  Vor- 
pommersohen  Stande  hätten  durchgesetzt,  dass  die  deutschen  Soldaten  abgedankt 
nnd  schwedische  Nationalvölker  in  die  Festungen  nothdnrftig  verlegt  werden 
sollten,  welche  mit  Komroisbrod  nnd  Käse  zufrieden  wären.  Es  scheine  daher, 
als  wären  die  Schweden  des  Krieges  roude,  nicht  so  sehr  ihres  Willens  sondern 
ihrer  unzureichenden  Mittel  wegen,  nur  Wrangel  sei  kriegerisch  gesinnt,  die  an- 
deren Häupter  der  Regierung  seien  friedlich  und  wurden  wohl,  zumal  während 
der  Minderjährigkeit  des  Königs,  besonders  im  Römischen  Reich,  nicht  so  leicht 
Krieg  anfangen. 


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126  ^*    I)i®  BelehoQDg  des  Kurfarsten  n.  b.  w. 

CamiD  znsammen  gezogen,  er  zq  dem  Hauptaetos  gelassen  und  hernach 
alles  in  des  Ef.  Haoptlehnsbricf  gebracht  werden  möge.  Kf.  wolle  bei 
Zeiten  daran  denken ,  wie  seinem  Ansinnen,  welches  nicht  lange  ausbleiben 
wird,  20  begegnen  und  zu  antworten  sei.  Ich  fürchte,  dass  das  Geld  des 
Schweden  an  den  Orten,  da  man  es  nicht  verhüten  kann,  die  Gedanken  und 
guten  Concepte  verändern  dürfte.  So  machen  mir  auch  die  von  den  RHof- 
raths-Deputierten  geführten  Worte  nicht  wenig  Nachdenken,  indem  uns  auf 
mein  Anbringen,  dass  ich  mit  dem  Schwedischen  Legato  sonderlich  wegen  Be- 
stätigung des  Stettiner  Recesses  mich  einzulassen  nicht  instruiert  sei,  alsbald 
von  jenen  vorgehalten  wurde:  der  Kaiser  hätte  zu  Ef.  das  Vertrauen,  der- 
selbe würde  bei  diesem  Werke  nicht  allein  auf  sich  und  sein  Kurf.  Haus 
sehen,  sondern  zuvörderst  auf  des  Kaisers  hohes  Amt  und  das  h.  Römische 
Reich  selber,  wobei  H.  v.  Wolkenstein  auch  erwähnte,  dass  dem  Kaiser 
und  Reiche  nimmer  zu  rathen,  dass  ausländischen  formidablen  Potentaten 
so  stattliche  Festungen,  als  Cüstrin  und  Driesen  mit  ihren  beifliessenden 
Strömen  wären,  in  ihrer  Hand  gelassen  würden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.  D.  Cleve  23.  September  1661. 

(Zurückweisung  der  Forderung  des  Grafeu  Scbwarzeoberg.  Die  Belehäoog  kann 
in  zwei  actus  erfolgen,  der  Schwedische  darf  nur  bei  der  Investitur  mit  Hinter- 
poromern,  nicht  bei  der  mit  der  Kur  zugegen  sein,  der  Stettinische  Becess  in  den 
Lebnsbrief  nicht  eingeruckt  werden,    Kf.  will  für  Hinterpouraiern  die  einfachen 

Regalien  erlegen]. 

23.  Sept.  Gereichet  uns  anfangs  zu  sonderbarem  gnädigsten  Gefallen,  dass  ihr 
euch  zu  demjenigen,  was  der  Graf  von  Schwartzenberg')  wegen  des  Erz- 
herzogs Ld.  begehret,  nicht  verstanden.  Wir  befehlen  euch  auch  hiemit 
gnädigst  und  ernstlich,  dass  ihr  euch  darzu  durchaus  nicht  bequemet.  — 
Wie  uns  dann  auch  nicht  wenig  zu  Gemüth  gehet,  dass  der  Graf  von 
Schwartzenberg  von  einigem  actu  submissionis  Erwähnung  gethan  und 
dahero  auch  von  dem  Kaiser!.  Hause  ein  Argument  ziehen  und  vor  einen 
Erzherzog  eben  dasjenige  haben  wollen,  was  ein  Römischer  Kaiser  präten- 
diret.  Wir  haben  uns  deshalb  —  bei  dem  Fürsten  von  Portia  —  be- 
schweret, werden  die  Sache  mit  andern  nnsern  Herren  Mitchurfürsten,  Fürsten 
und  Ständen  communicieren  nnd  davon  auf  künftigem  Reichstag  weiter  reden. 

Soviel  das  Lehnsnegotium  betrifft,    so  zweifeln  wir  nicht,  ihr  werdet 

nnser  gnädigstes  Rescript  de  dato  Turnhout  ^)  vor  Ankunft  dieses  erhalten  und 
aus  demselben  unsere  fernere  Meinung  und  dass   wir  in  die  zweeen  Actus 


1)  8.  unten  die  Haaptrelation  der  Gesandten,  lieber  Graf  Adolf  v. 
Schwartzenberg,  den  Sohn  des  frühereu  braudenburgischen  Ministers,  8.  Wolf, 
Purst  Wenzel  Lobkowitz  S.  72.  Vgl.  über  diesen  Vorgang  Pufendorf  IX 
§  31  (S.  5C9  f.). 

2)  S.  oben  S.  123. 


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Uegebährüche  Pordernog  des  Orafeo  Scbwarsenberg.  127 

gewilliget  gesehen,  haben.  Dass  aber  der  Schwedische  bei  dem  acta  in- 
Testitarae,  wann  wir  mit  der  Chnr  belehnt  werden,  sein  könne  oder  solle, 
daso  können  wir  uns  keineswegs  verstehen,  wir  mögen  anch  nicht  abseben, 
ans  was  für  einem  Schein  er  solches  suchen  oder  prätendiren  könne.  Und  ob 
wir  es  wohl  nochmals  dabei  bewenden  lassen^  dass  wir  den  zu  Stettin  auf- 
gerichteten Rccess  vor  uns  nicht  anfechten  oder  disputiren  nnd  sonsten  alles 
da^enige  thun  wollen,  was  in  Instrnmento  Pacis  enthalten,  dieweil  ihr  aber 
nnterthänigst  berichtet,  dass  1.  Kaiserl.  M.  aus  vielen  erheblichen  Ursachen 
bedenken,  den  Schweden  contra  Instrumentum  Pacis  an  der  Neu  mark  etc. 
die  gesamte  Hand  zn  geben,  so  könntet  ihr  ante  actum  investitnrae  ein  ~ 
Memorial  übergeben,  nnd  in  demselben  berichten,  was  die  Schweden  aus  dem 
Stettinischen  Vergleich  an  die  Neuro  ark,  Sternberg  etc.  prätendirten,  und 
dass,  weil  wir  den  Vergleich  dazumal  eingehen  müssen,  ietzo  nicht  gemeint, 
denselben  zu  disputiren,  sondern  mössten  das  übrige,  was  I.  Kais.  M.  vor 
sich  und  des  Reiches  wegen  dabei  zu  verordnen  allergnädigst  gemeinet,  zu 
dero  allergnädigstem  Gefallen  stellen,  doch  dass  die  Churlande  keineswegs 
^epariret  und  getrennet  werden,  ihr  begehretet  durch  die  Belehnung,  welche 
ans  geschähe,  dem  Könige  und  der  Krohn  Schweden  an  deren  Befugnissen 
nichts  zu  präjudiciren  und  deswegen  vor  euch  protestando  bedingen,  und 
darauf  könnet  ihr  in  Gottes  Namen  (wenn  es  nicht  albereit  geschehen)  die 
Belehoong  in  zween  actibus  vor  sich  gehen  lassen  und  bei  Hinterpommern 
and  Carain  den  Schwedischen  zur  Empfahung  der  gesamten  Hand  zulassen. 

Ob  wir  auch  wohl  wegen   der  in  Instrnmento  Pacis  überkommenen 

Lande  weder  ratione  regalinm  noch  sonsten  ichtwas  gestehen,  so  wollen  wir 
doch  endlich  zufrieden  sein,  dass  ihr,  wie  ihr  euch  albereit  herausgelassen, 
wegen  Hinterpommern  die  regalia  einfach  erleget,  zu  einem  mehreren  aber 
euch  durchaus  nicht  verstehet.  Sollte  man  euch  auch  dieserhalben  oder 
auch  wegen  der  Schweden  über  die  Gebühr  aufhalten  wollen,  so  habt  ihr 
anzuzeigen,  dass  ihr  endlich  de  diligentia  Protestation  einlegen  und  ihr,  der  v. 

Loben,  euch   wieder  zurückbegeben   wolltet. Dass  sich  Ihre  Maj. 

gnädigst  resolviret,  alle  unsere  Lehen  in  einem  Lehnbrief  endlich  bringen 

zu   lassen,    dafür  werdet   ihr  euch  gebührend  bedanken. Dass    der 

Stettinische  Vergleich  unserm  Lehubricfe  eingerücket  werde,  das  kann  nicht 
sein,  wie  weit  aber  derselbe  bei  Pommern,  der  Grenzen  halber,  zu  gedenken, 
deswegen  haben  wir  ench  albereit  gemessenen  Befehl  neulich  zukommen 
lassen.  


Der  Kurfürst  an  Fürst  Portia.    D.  Cleve  23.  September  1661. 

(Conc.  F.  V.  Jena.) 

[Beschwerde  ober  die  Forderung  des  Grafen  Scbwarzeoberg,  dass  die  Gesandten 
dem  Erzhersoge  Leopold  Wilhelm  gleiche  Ehren  wie  dem  Kaiser  erweisen  sollen.] 

£w.  Ld.  wollen  aus  beiliegendem  Extract  vernehmen ,  was  der  Graf  23.  Sept. 
fü  Schwarzenberg    wegen    des  H.  Erzherzogen  Leopolp  Wilhelms 


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128  3.    Die  BelehDUDg  des  KurfQrBteo  u.  8.  w. 

ZQ  Oesterreich  Ld.  an  unsere  itzo  zu  Wien  subsistirende  Gesandten,  dass 
nemblich  Hochg.  S.  Ld  von  ihnen  eben  solche  Submission  nnd  Ehre  als 
Ihrer  Kays.  M.  selbst  bei  der  Proposition  nnd  Audienz  tribuiret  werden 
müsse,  prätendiren  dürfen.  Nun  befrembdet  uns  solches  alles  nicht  unbillig 
und  können  wir  uns  in  diesen  des  Grafen  von  Schwarzenberg  gegen 
unseren  Gesandten  geführten  ungereumbten  nnd  unvermuteten  Discursen  fast 
nicht  schicken.  Sinthemal  uns  im  Rom.  Reich  von  keinem  Kaiser  mehr 
als  nur  von  einem  das  geringste  wissend.  Wann  auch  sein,  des  Grafen 
von  Schwarzenberg,  Argument  fest  stehen  sollte,  dass  nemblich  allen 
denjenigen,  so  auf  dem  Kaiser!.  Schlosse  wohnen,  wie  er  vermeinet,  auch 
Kaiserl.  Ehre  angethan  werden  müsste,  so  geben  wir  Ew.  Ld.  zu  bedenken 
anheimb  —  was  vor  eine  seltsame  und  wunderliche  Folgerung  daraus 
erwachsen  würde,  haben  derowegen  solches  E.  Ld.  vermittelst  dieses  mit 
wenigen  vorzustellen  eine  Nothturft  befunden  und  werden  nicht  unterlassen 
dieses  Schwarzenbergische  ungewöhnliche  nnd  neuerliche  Anbringen  auch  un- 
Sern  H.H.  Mitchurfürsten  wie  auch  andern  Fürsten  und  Ständen  zu  remonstri- 
ren  und  daraus  bei  künftigem  Reichstage  der  Nothturft  nach  zu  communicieren. 
Unterdessen  ersuchen  wir  E.  Ld.  —  Sie  belieben  es  bei  allerhöchstg.  Ihrer 
Kays.  M.  dahin  zu  vermitteln,  damit  dieses  mehrobg.  Grafen  von  Schwarzen- 
berg gebührend  vorgehalten  nnd  auch  von  Ihrer  Kays.  M.  der  II.II.  Chur- 
fürsten  Fraeeminenz,  Recht  und  Befngniss  denen  Reichsfnndamentalsa^n- 
gen  gemäss  auch  an  Ihrem  Kays.  Hof  conserviret  —  werden  möge.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  14./24  Sep- 
tember 1661. 

[BelehouDg  mit  den  KarlandeD.] 

24.  Sept.  Nachdem  der  Kaiser  endlich  den  ersten  actum  auf  heute  gegen  10  ühr 
zu  Ebersdorff  angesetzt,  haben  sich  die  sämtlichen  Gesandten  vorher 
um  8  ühr  in  v.  Löbens  Logement  eingefunden  und  sind  sie  in  sechs 
Kutschen,  darunter  die  v.  Löbens  und  des  Grafen  von  Hardegg  mit  6,  die 
anderen  mit  zwei  Pferden  bespannt  waren,  nach  Ebersdorff  gefahren. 
Dort  ging  dann  der  actus  um  halb  elf  mit  eben  den  Cerimonien,  welche  in 
dem  Directorio  beschrieben,  vor  sich.  Das  Gemach  war  fast  klein  und  mit 
Zusehern  sehr  angefüllt,  darunter  sich  auch  des  Schwedischen  Gesandten 
Secretarius  und  andere  Bediente  befanden.  Der  Kaiser  bezeugte  sich  bei 
dem  ganzen  actu  ganz  gnädig,  nahm  den  Hut  sowohl  bei  unserem  Heran- 
nahen als  Abtritt  sehr  tief  ab.  Zu  seiner  rechten  Hand  stand  der  0.  Mar- 
schalk Grat  von  Starenberg  mit  dem  blossen  Schwert,  an  der  linken  aber 
ein  Graf  von  Hohenzollern  als  Erbkämmerer.  Der  H.  Vicepräsident 
Qraf  von  Wolckenstein  that  im  Namen  des  Kaisers  auf  unsere  nnd  der 
Gevollmächtigten  Markgraf  Albrechts  Proposition  die  Antwort,  wie  er 
uns  dann  auch  die  formulam  juramenti,  so  wir  nachsprachen ,  vorlas.    Der 


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Die  BelebDQDg  mit  den  Karlandon.  129 

Kais.  O.  Uofmeister  Fürst  von  Portia  hielt  nebst  dem  Grafen  von  Hohen- 
zollern  das  Evangelienbach.  Sonst  standen  ringsherum  noch  verschiedene 
Kaiserliche  Minister,  welche  dem  actns  bis  zu  Ende  zusahen.  Nach  En- 
digung desselben  wurden  wir  wie  auch  die  anderen  Fürstl.  Markgräflichen 
Gesandten  vom  O.Hofmarschall ,  welcher  und  des  Tages  vorher  einladen 
lassen,  tractiert,  und  ist  sonsten  vor  diesmal  wegen  der  Regalien,  ausser 
dass  der  Hofmarschall  in  seinem  und  der  anderen  Erb-  und  Hof&mter  Namen 
deshalb  Erinnerung  that,  uns  nichts  in  den  Weg  gelegt  worden,  vermuthlich 
weil  dieser  actus  vornehmlich  das  Churfürstenthum  concernieret,  weswegen 
keine  regalia  entrichtet  werden,  wir  dürfen  uns  aber  nicht  einbilden,  dass 
man  davon  still  schweigen  würde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  18./28.  Sep- 
tember 1661. 

[Weitere  VerzögeraDgen.] 

V.  Loben  hat  zufolge  des  Kf.  Befehl  und  nachdem  er  die  Verzögerung  2d.  Sept. 
und  Schwierigkeit,  so  sich  wegen  der  Schwedischen  gesamten  Hand  er 
eignet,  vermeritt,  sich  bemüht,  dass  dessen  unerwartet  die  anderen  Reichs- 
utfd  Böhmischen  Sachen  zur  Richtigkeit  gebracht  werden  möchten,  allein  man 
hat  an  Kaiserl.  und  R.Hofraths  Seiten  keines  von  beiden  zurücksetzen  wollen, 
sondern  die  Conferenzen  mit  dem  Schwedischen  Abgesandten  und  uns  pari 
passu  fortgesetzt,  und  man  ist  willens,  nun  den  particularen  Actns  über 
Hinterpommern  und  Camin,  und  zwar  noch  vor  dem  böhmischen, 
vorgehen  zu  lassen.  Dieser  Actus  wird  nun  wohl  bald  nach  der  Rückkehr 
des  Kaisers  von  Neustadt  vor  sich  gehen,  sie  bitten  daher  um  weiteres  Geld, 
da  die  ihnen  mitgegebenen  und  per  Wechsel  übermachten  8000  Thaler  nicht 
ausreichen. 

PS.  Heute  Mittags  12  Uhr  haben  sich  bei  mir,  v.  Loben,  drei  Per- 
sonen angegeben,  davon  einer  sich  für  einen  Notar,  die  anderen  beiden 
aber  für  Zeugen  ausgaben,  der  Notarius  berichtete,  er  sei  vom  Schwedischen 
Gesandten  an  mich,  v.  Loben,  geschickt,  ich  fiel  ihm  darauf  ins  Wort, 
sagend,  dass  ich  nicht  allein  Gesandter  wäre,  und  darauf  kam  Neu  mann 
auf  Erfordern  auch  dazu,  da  er  dann  continuieret  und  nichts  mehr  gesaget 
als  nämlich  wegen  des  Steteinischen  Recesses,  welches  er  etliche  Mal  wie- 
derholte, und  weil  er  nun  sich  nicht  zu  ezplicieren  wusste,  die  andern  bei- 
den aber  ihm  einhelfen  wollten  und  sagten,  dass  es  defectu  mandati  und 
wegen  der  Belehnung  wäre,  dabei  aber  die  Schrift,  so  er  in  der  Hand 
hatte,  weder  von  sich  selbst  zeigte  noch  auch  wir  zu  sehen  begehrten,  so 
haben  wir  ihm  angedeutet,  dass  wir  uns  in  ihre  Reden  nicht  zu  finden 
wüssten,  nnd  wenn  sie  sich  nicht  besser  und  deutlicher  zu  vernehmen  geben 
könnten,  sie  sich  nur  wieder,  woher  sie  gekommen,  zu  begeben  hätten. 
Zugleich  haben  wir  denselben  vorgehalten ,  dass  wir  mit  dem  Schwedischen 

Mater,  i.  Geach.  d.  Q.  Kurfürsten.    XI.  9 


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130  3.    Die  BelehnuDg  des  KnrfnrsteD  a.  8.  w. 

Gesandten  nichts  zo  than,  nnd  sie,  sonderlich  der  Notarios,  es  schwer  zo 
?erantworten  haben  würden,  dass  sie  sich  dergestalt  gegen  I.  Maj.  gebrau- 
chen Hessen,  als  welche  den  Knrfürsten  wie  andere  Knr-  nnd  Fürsten  belehnt 
hätte,  nnd  wann  sie  diesfalls  etwas  anzubringen  hätten,  daselbst  snchen 
ondy  was  ihnen  darüber  begegnen  würde,  erwarten  möchten.  Womit  dieselbe, 
nachdem  sie  sich  entschuldigt,  sich  zwar  zurückbegeben,  wir  aber  des 
Schwedischen  Gesandten  Intention  daraus  klärlich  genug  abnehmen  können, 
dass  es  nämlich  ihm  nur  darum  zu  thun,  wie  er  einige  acta  formieren  nnd 
sich  vielleicht  deren  etwa  hernach  bedienen  möchte,  derhalben  wir  desto 
mehr  Ursach  gehabt,  uns  auch  diesmal  nicht  viel  mit  ihm  einzulassen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  25.  September/ 

5.  Oetober  1661. 

[BelebouDg  mit  den  Böbmiscben  Leben.    Entwarf  des  GeDerallebnbriefes.] 

5.  Oct.  Vorgestern  ist  im  Kaiserlichen  Geheimen  Rath  beschlossen  worden,  dass 

die  Böhmischen  Lehen  heute,  Mittwoch  um  10  Uhr  zu  Ebersdorf 
empfangen  werden  sollten,  und  ist  solches  nunmehr  auch  wirklich  erfolgt. 
Gestern  Nachmittag  haben  sie  auch  endlich  das  Project  des  Generallehns- 
briefes  erhalten,  sie  werden  sich  bemühen,  dass  derselbe  noch  etwas  m^r 
nach  des  Ef.  IntenUon  eingerichtet  und  womöglich  noch  vor  v.  Löbens 
Aufbruch  ausgefertigt  werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  28.  September/ 

8.  Oetober  1661. 

[BesorgoisBe   vor  deo  Absiebten   Schwedens,     v.  Lobens  Verabschiedang   auf- 
geschoben.] 

8.  Oct.  Sie  freuen  sich,    dass  auch  Ef.  in  seinem  Rescript  vom  23.  Sept.  sich 

dahin  ausgesprochen,  dass  der  Belehnungsact  über  die  Enrmark  Branden- 
burg nicht  getheilt  werden  dürfe.  Sie  haben  sich  dahin  bemüht,  nicht  nur 
wegen  des  Befehles  des  Kf.  vom  14/24.  August,  darauf  Acht  zu  haben, 
alle  Concurrenz  in  der  Regierung  zu  vermeiden,  sondern  auch  weil  v.  Lo- 
ben als  Deputierter  zn  den  Hinterpommerschen  Landtagstractaten  und  znm 
F.  Pomraerscheu  Leichenbegängnis  zu  Stettin')  wohl  vernommen,  womit  man 
schon  damals  von  Schwedischer  Seite  umgegangen,  indem  der  Schwedische 


')  Das  Leicbeubegängnis  des  letzten  Pommerscben  Herzogs  Bogislav  XIV., 
welches  erst,  nachdem  die  Streitigkeiten  zwischen  Schweden  nnd  dem  Rf.  über  das 
Erbe  desselben  dnrch  den  Stettiner  Grenxrect^ss  beendigt  waren,  am  25.  Mai  1654 
zn  Stettin  gefeiert  wurde,  9.  v.  Bobleu,  Die  Erwerbung  Pommerns  durch  die 
Hobenzollern  S.  35  f. 


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BelebDQDg  mit  den  böhmiscbeD  Leben,  mit  Hinterpommern  n.  Camio.  131 

Abgesandte  LilieDstrobm^)  ihm  über  der  Tafel  vorgeworfen,  dass  Kf. 
neben  der  Lntheriscben  auch  die  Refornnierte  Religion  in  Hinterpommern 
einführen  wollte  nnd  dass  Schweden  wegen  seiner  Anwartnng  und  gesamten 
Hand  solches  nicht  leiden  würde,  woher  nicht  zweifelhaft,  dass  dergleichen 
ans  solchem  vermeinten  principio  berfliessendes  Eingreifen  nnn  hiernä^hst 
nach  wegen  der  Nenmark  werde  prätendiert  werden,  wenn  die  mit  ihnen 
aufgerichtete  Stettinische  Pacta  also  simpliciter  sollten  con6rmiert  und  sie 
zur  gesamten  Hand  auch  über  solche  Provinz  admittiert  worden  sein. 

PS.  Loben  hat  sich  28.  Sept./ 8.  Oct.  beim  Kaiser  Audienz  erbeten, 
um  von  demselben  Abschied  zu  nehmen,  dieser  aber  bat  von  ihm  verlangt, 
er  solle  sich  noch  ein  paar  Tage  gedulden,  dann  werde  drr  Kaiser  ihm 
fernere  Resolution  seines  Abschieds  halber  zukommen  lassen. 


Die  Gesandten  an  den  Knrflirsten.     D.  Wien  5./ 15.  Oc- 

tober  1661. 

[Belebnung  über  flinterpommero  und  Camin.     v.  Löbens  Verabscbiedung.] 

Auf  ihr  eingegebenes  Memorial  wi(ier  das  abermalige  Anrauthen  wegen  15.  Oct 
so  vieler  Regalien  und  nach  einfacher  Erlegung  derselben  ratione  des  Her- 
zogthums  Hinterpommern  beim  Taxamt  ist  ihnen  die  Belehnung  über  Hin- 
terpommern und  Camin  angekündigt,  auch  darauf  gestern  Morgens 
am  eilf  Uhr  zu  Ebersdorff  verrichtet  worden,  ratione  solennium  ging 
es  ebenso  wie  bei  den  anderen  Belebnungen  zu,  ausser  dass,  weil  ich,  der 
Freiherr  v.  Loben,  mit  einem  catarrho  befallen  gewesen,  ich,  Neumann 
die  Proposition  und  Danksagung  auf  den  Knieen  gethan. 

Obgleich  der  Schwedische  Gesandte  noch  des  Abends  vorher,  als 
V.  Loben  ihm  von  der  Ansage  zu  solcher  Belehnung  berichten  lassen, 
in  Zweifel  gestanden,  ob  er  dem  Actn  beiwohnen  wollte,  nnd  zugesagt, 
dass  er  ihn  solches  noch  an  demselben  Abend  wollte  wissen  lassen,  so 
ist  doch  weder  solches  erfolgt,  noch  auch  er  am  folgenden  Morgen  bei  dem 
Actu  gegenwärtig,  sein  Secretarius  aber  dabei  als  ein  spectator  befindlich 
gewesen.  Dem  R.Hofrathssecretar  Schütz  gegenüber  hat  er  erklärt,  er 
wolle  sich  bei  den  Kaiserlichen  Geh.  Räthen  bemühen,  dass  der  Actus  noch 
differiert  würde'). 

V.  Loben  bat  gestern  gleich  nach  dem  Actus  sich  vom  Kaiser  und  den 
dort  anwesenden  Kais.  Ministris  verabschiedet,  will  heute  dasselbe  bei  den 


0  Johann  Nicodemns  Liliestrom,  Vicepräsident  von  Vorpommern  s. 
ürk.  u.  Akt  IV  S.  923  ff. 

^  Bei  der  Abschiedsvieite,  welche  v.  Loben  dem  schwediscben  Gesandten 
macht,  erklärt  dieser,  er  sei  deswegen  nicht  bei  dem  Belebnnngsakt  erechieoen, 
«weil  ihm  mit  der  Titalatur,  lateinischer  Sprache  nnd  sonst  nicht  gefugt  sei,  nnd 
weil  in  dem  ihm  commanicierten  Hauptbelehnungsproject  des  KarfÜrsten  demselben 
etliche  Sachen  attriboiret  worden,  deren  er  sich  schon  vorlängst  begeben  hätte.* 

9* 


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132  3.    Die  Belehonng  des  Karfarsten  n.  s.  w. 

hiesigen  and  dem  Schwedischen  Gesandten  thnn  und  übermorgen,  Montag, 
seine  Rückreise  antreten. 


V.   Löben's  und  Andreas   Neumann's  Hauptrelation.     D. 
Wien  6./16.  October  1661. 

16.  Oct.  Nachdem  wir  vom  5./ 15.  Juli  ab  von  Posten  zu  Posten  berichtet,  wie 

es  mit  dem  Lehnsnegotio  daher  gegangen,  and  dasselbe  dnrch  allerhand 
Hindernisse  bis  in  die  zwölfte  Woche  hingezogen  and  endlich  Ton  I.  Kais.  M. 
veranlasst  worden,  dass  E.  Chf.  D.  von  I.  Kais.  M.  and  dem  Reiche  recog- 
noscierende  Lehen  nicht,  wie  vor  diesem,  una  vice  eodemque  acta,  sondern 
wegen  der  darch  den  Frieden  von  1648  erfolgten  Verändernng  und  darin 
der  Krone  Schweden  auf  Hinterpommern  und  Camin  ertheilten  Expectanz 
in  duobus  separatis  actibus  ertheilt,  und  zwar  in  dem  anderen  die  Schweden 
zu  gesamter  Hand  admittiert  werden  sollten,  so  achten  wir  unnöthig ,  alles 
der  Länge  nach  hier  zu  wiederholen,  und  wollen  nur  dasjenige  berühren, 
was  zu  diesem  Belehnungswerk  eigentlich  und  hauptsächlich  gehört  und 
woraus  bei  künftigen  Fällen  die  Series  actorum  soviel  klärlicher  erhellen 
könne.  Und  zwar  weil  der  Ingress  dieser  Handlung  von  Ueberreichung 
der  zwei  Creditive  an  L  Kais.  M.,  das  eine  tanqnam  ad  Caesarem,  das 
andere  tanqnam   ad  Bohemiae   regem,  und   der  darauf  folgenden  Audienz 

17.  Juli,  gemacht  worden,  so  sind  die  Creditive  zwar  bald  am  vierten  Tage  nach 

V.  Lobe  US  Ankunft,  weil  L  M.  die  Tage  vorher  verreist  gewesen,  dem 
Kais.  O.Kämmerer,  Graf  v.  Lamberg,  durch  den  Secretarius  Legationis 

18.  Juli,  überreicht,  die  Audienz  auch  des   andern  Tags  darauf  durch  einen  kaiserl. 

Trabanten  gegen  3  Uhr  Nachmittag  angesagt  und  dabei  die  Proposition 
sowohl  wegen  der  Reichs*  als  Böhmischen  Lehen  durch  mich,  v.  Loben, 
vorgelegt  worden.  Bei  der  verwittweten  Kaiserin,  bei  deren  Vice  •  Oberhof- 
meister, Graf  V.  M  aradas,  die  Creditive  gleichfalls  abgegeben  waren,  erhielten 

19.  Juli,  wir  Tags  nachher  4  Uhr  Nachmittags  im  Favoritenbause  im  Beisein  Dero 

Hofdamen  Audienz,  wobei  die  Kaiserin  durch  Dero  Vice •  Oberhofmeister 
Antwort  ertheilte.  Das  Creditiv  an  Erzherzog  Leopold  Wilhelm  hat 
der  O.Kämmerer  Graf  v.  Schwarz enberg  zwar  an  sich  genommen,  des 
Fürsten  TJnpässlichkeit  aber  anfangs  zur  Entschuldigung  angewandt,  warum 
die  Audienz  zur  Zeit  ihren  Fortgang  nicht  haben  könne.  Als  aber  diese 
Ursache  cessierte,  brachte  der  Graf  ein  anderes  Obstaculum  in  den  Weg, 
dass  nämlich  der  Fürst,  als  vom  kaiserlichen  Hause  und  der  auf  der  kaiser- 
lichen Burg  wohnte,  sowohl  als  der  jüngere  Erzherzog  Carolus  Jose- 
phus  bei  diesem  vassallagii  et  submissionis  actu  ebeudergleichen  Tracta- 
ment  als  der  Kaiser  mit  dem  Hutdecken  und  sonst  praetendierten ,  dessen 
wir  uns  aber,  nachdem  wir  bei  dem  anwesenden  ehemaligen  Kursächsischeu 
Principal-Gesandten  v.  Burckerode  uns  vorher  erkundigt  hatten,  in  dem 
Wege  billig  verweigert,  und  daher  diese  Visite  und  Audienz  gar  zurück- 
geblieben, was  S.  Chf.  D.  13./ 23.  August  approbiert.    An  die  kaiserl.  Mi- 


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HauptrelatioD  der  Gesandten.  133 

nUtros  and  fast  alle  Geheime  und  Reichs -Hofräthe  hatten  wir  Creditive; 
wir  haben  sie  aber  nur  an  die  vornehmsten  abgegeben,  nnd  bei  der  ab- 
gestatteten  Visite  unser  Anbringen  vornehmlich  auf  die  Beförderung  des 
Lehnswerkes  und  Recommendation  der  JüHchschen  Belehnung  gerichtet. 
Unterschiedliche  haben  uns  darauf  zu  Qaste  geladen  und  sonst  alle  Ehren 
angethan.  Während  wir  mit  den  Visiten  zu  thun  hatten,  hat  man  bei  der 
Canzlei  nicht  ermangelt,  diejenigen  Urkunden,  deren  Confirmation  nach* 
gesucht  wurde,  abschreiben  und  vidimierea  zu  lassen..  Da  ferner  der  Ge- 
neral-Lehnbrief propter  dispositioneni  Instrum.  Pac.  wesentlich  hat  geändert 
werden  müssen,  so  haben  wir  uus  bemüht,  sonderlich  dem  R.'Hofrath 
Schütz  diesfalls  E.  Chf.  D.  Intention  beizubringen,  damit  er  dieselbe  be- 
fördern helfe.  Nächstdem  wurden  folgende  Memorialia  dem  R.Hofrath  über- 
geben: 1)  M.  pro  Investitura,  2)  M.  über  dici  Belehnung  des  Chf.  mit 
den  Jülich-Cleve-Bergschen  Landen,  3)  M.  um  des  Chf.  gesamte  Hand  an 
allen  und  jeden  der  Vettern  in  Franken  tragende  Reichs-Lehen,  4)  M.  um 
Ertheilung  eines  Scheines  wegen  der  etwa  noch  mangelnden  Pommernschea 
Urkunden.  Obzwar  zu  wünschen  gewesen  wäre,  dass  auf  diese  Memorialia 
gewierige  Resolution  hätte  erfolgen  nnd,  wie  vor  diesem,  die  Belehnungs- 
actus  bald  angesetzt  werden  wollen,  so  hat  doch  solches  ans  den  angege- 
benen Ursachen,  theils  aber  auch  weil  die  Culmbacbischen  Gesandten  erst 
23.  Aug./2.  Sept.  ankamen,  eher  nicht  geschehen  können,  ausser  dass  der 
kais.  Coromissar  mit  uns  sowie  mit  dem  Schwedischen  Gesandten  Conferenzen 
pflog,  darüber  an  den  R.Hofrath  referiert  und  verschiedene  Gutachten  an 
den  Kaiser  abgefasst  wurden  und  endlich  eine  Resolution  ertheilt  wurde,  24.  Sept. 
wornach  der  erste  Belehnungsactus  am  14. /24.  Sept.  um  10  Uhr  Vormittag 
zu  Ebersdorf  vor  sich  gehen  solle,  was  Tags  vorher  communiciert  wurde. 
Gleichwie  nun  vorher  auf  E.  Chf.  D.  Rescript  vom  6./ 16.  August  wir  uns 
mit  dem  Culmbacher  Abgesandten  deswegen  vereinigt,  dass  Markgraf 
Christian  Ernsts  Lehen  vor  diesmal  nicht  empfangen,  sondern  solches 
bis  zur  Antretung  Dero  Regierung  dififeriert  werden  möchte,  gestalt  dem 
wir  deswegen  die  Indulta  auf  2  Monats  Frist  erhalten,  auch  E.  Chf.  D. 
Befehl  vom  23.  Sept.  zufolge  noch  um  fernere  Prorogation  angehalten 
worden,  so  ist  es  auch  dabei  verblieben  und  sind  also  vor  diesmal  uüir 
E.  Chf.  D.  und  des  Markgrafen  Albrecht  zu  Onolzbach  Lehen  nno  actu 
empfangen  und  die  gesamte  Hand  dabei  reciproce  beobachtet  worden. 
Auf  unser  erstes  Memoriale  haben  wir  die  Original-Documenta  und  Confir- 
mationes  erhalten,  welche  mit  den  zuvor  mitgetheilteu  Kopeien  collationiert 
nnd  richtig  befunden  worden.  Und  weil  E.  Chf.  D.  General  -  Lehenbrief, 
dessen  Concept  ausm  R.Hofrath  communicieret  worden,  und  die  davon  de- 
pendicrende  Generalis  Confirmatio  sowohl  wegen  der  von  uns  beigefügten 
Notaten  und  Erinnerungen,  welche  noch  zur  Zeit  vom  R.Hofrath  nicht 
allerdings  attendiert  werden  wollen,  als  auch  weil  solches  Lehenbriefs- Pro- 
ject  den  Schweden  communiciert  worden,  bisher  noch  zu  keinem  Stande 
haben  gebracht  werden  können,  so  werde  ich.  Neumann,  E.  Chf.  D.  fer- 
nem  Befehl  sonderlich  wegen  der  völligen  Insertion  des  Art.  XI.  Instru- 


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134  3     Die  BelebDuog  des  KarfursteD  a.  s.  w. 

menti  Pac.  und  in  demselben  enthaltenen  Paragraph! :  Civitati  vero  Magde- 
bargensi,  gehorsamst  erwarten,  aach  Dero  Intention  zu  erreichen  mir  äus- 
serst angelegen  sein  lassen,  wiewohl  Schütz,  von  dessen  Direktion  das 
Werk  grossentheils  dependiert,  uns  dazu  jüngst  28.  Sept./8.  Oct.  fast  wenig 
Hoffnung  gemacht. 

Nachdem  es  dann  mit  der  Belehnung  von  Ilinterpommern  und  Camin 
wegen  obiger  Difficultäten  sich  ziemlich  verweilet,  auch  der  vielfältigen 
Regalien  halber  noch  immerfort  Zumntbungen  geschehen,  so  dass  der 
Tax- Amts -Verwalter  aus  vorgegebenem  Befehl  des  O.Hofmarschalls  sich 
noch  2  Tage  vorher  angemeldet  und  angedeutet,  es  würde  dieser  Actus 
luvestiturae  nicht  ehender  vorgehen,  bis  man  von  den  verschiedenen  Fürsten- 
tbümern  die  Regalien  entrichtet  hätte,  wir  aber  dagegen  ein  abermaliges  Me- 
morial an  den  Kaiser  dem  O.Hofmeister  Fürsten  v.  Portia  haben  überbringen 
lassen  und  derselbige  sich  entschuldigt,  und  dass  solcher  angeforderten 
Regalien  halber  dem  Actus  kein  Hindernis  zugezogen  werden  solle, 
versichert,  so  ist  hierauf  diese  Belehnung  über  Hinterpommern  und 
14.  Oct.  Camin  am  4./14.  October  Vormittags  um  11  Uhr  zu  Ebersdorf  verrichtet 
worden.  Vorher  hat  man  nns  das  Directorium  Ceremoniarum  communiciert, 
dabei  aber  zu  beobachten,  dass  obwohl  des  kgl.  Schwedischen  Ablegati  darin 
und  quo  loco  et  ordine  er  seine  Stelle  zu  halten,  gedacht  wird,  derselbe 
doch  bei  solchem  Actn  nicht  erschienen  ist,  hat  sich  vielmehr  bemühet, 
damit  derselbe  differieret  werden  möchte.  Von  dem  Expectanzbriefe  auf 
Hinterpommern  und  Camin,  wie  auch  von  dem  decreto  assecurationis, 
dass  dieser  mit  dem  Chur-  und  Fürstlichen  Hause  Brandenburg  allein  vor- 
gegangene Actus  Invebtiturae  über  Hinterpommern  und  Camin  dem  Könige 
und  der  Krone  Schweden  an  ihrem  ex  Instr.  Pacis  zustehenden  Jure  si- 
mnltaneae  luvest,  nicht  solle  praejudieierlich  sein,  so  man  dem  Schwedi- 
schen Gesandten  enheilt,  sind  nns  Copiae,  wie  auch  was  derselbe  wegen 
der  praetendierenden  gesamten  Hand  und  Expectantia  auf  die  Nentnark  etc. 
beim  R.Hofrath  eingegeben,  commnuiciert  worden. 

Beim  Hinterpommerschen  Lehnsakte  hat  Neu  mann  statt  des  mit 
einem  Katarrh  befallenen  v.  Loben  die  Proposition  und  Danksagung  auf 
den  Knicen  abgelegt.  Die  Belebnuiig  über  die  Jülich -Cleve- Bergischen 
Herzogthümer,  welche  die  Gesandten  zweimal  schriftlich  forderten,  wird 
ebensowenig  jetzt  als  früher  erfolgen,  es  ist  ihnen  aber  der  gewöhnliche 
Schein  darüber,  dass  sie  diese  Lehen  gebührlich  gesucht  hätten,  ertheilt 
worden,  nnd  als  der  Churfürstlich  Sächsische  Anwalt  gegen  ihre  Forderung 
protestierte,  haben  Ges.  dagegen  eine  Keprotestation  eingereicht.  Zu  den 
Jjehen  der  Vettern  in  Franken  sind  Ges.  zwar  zu  denen  des  Markgrafen 
Albrecht  am  14/24.  Sept.  zu  gesamter  Hand  zugelassen  worden.  Weil 
aber  Markgraf  Albrechts  Lehnsbrief  von  Adjustierung  des  chnrfürstlichen 
dependiert  und  vorher  nicht  ausgefertigt  werden  kann,  auch  Markgraf 
Christian  Ernsts  Belehnung  noch  bevorsteht,  wo  auch  die  Investitur 
über  die  Sparneck-  und  Wallersteinschen  Reichslehen  geschehen  wird,  so 
wird   Neu  mann  erst  künftig  zu  den   betreffenden  Lehnsbriefen   gelangen 


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HauptrelatioD  der  Gesandten.  135 

können.  Aoch  einen  Schein  darüber,  dass  die  etwa  noch  nicht  vorgelegten 
Pommerscheo  Privilegienbriefe  dem  Kf.  nicht  schädlich  sein  sollen,  nnd  die 
Erlaubnis,  in  den  Registratureo  der  R.Hofraths-Kanzlei  sich  danach  nmsn- 
sehen,  hat  Neumann  noch  nicht  erhalten,  hat  aber  bereits  die  Registratur 
danach  durchsucht  und  giebt  ein  Verzeichnis  derer,  die  er  dort  gefun- 
den hat 

In  Betreff  der  vom  T»zamt  geforderten  Regalien  nod  der  Präteosion 
des  gesamten  R.Hofraths  Collegii  ratione  Laudemii  ist  zwar  jetzt  keine 
fernere  Instanz  gethan,  sondern  alles  in  £.  Cbf.  D.  Belieben  gestellt,  so 
stehen  sie  doch  annoch  in  dem  festen  Gedanken,  £.  Chf.  D.  werde  von 
sich  selbst  ihnen  eine  Gnade  widerfahren  und  sie  Dero  Liberalität  und 
Müdigkeit  empfinden  lassen.  Sonst  haben  wir  dem  Rescript  vom  23.  Sept. 
zufolge  noch  vor  dem  Actu  über  Hinterpommern  und  Camin  die  einfachen 
Regalien  wegen  Hinterpommern  beim  Tazamt  abtragen  lassen').  Dem 
Markgrafen  Albrecht  haben  wir  befohlener  Maassen  in  der  Kitzingischen 
Sache  alle  mögliche  Assistenz  geleistet. 


Der  Kurftlrst  an  Fttrst  Portia.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
4/ 14.  November  1661. 

[Zurückweisang  der  Forderung  des  Qrdfen  Schwarzenberg.) 

Wir  haben  aus  E.  Ld.  Beantwortung  de  dato  Ebersdorf  vom  18.  Octo- 14.  Nov. 
bris')  so  viel  wahrgenommen,  dass  sie  zwar  der  Meinung  sein  wollen, 
samt  hätte  unser  —  Freiherr  v.  Loben  dasjenige,  was  ihm  der  Graf 
V. Schwarzen berg  wegen  der  von  des H.  Erzherzogen  Ld.  prätendierten 
Submission  angezeiget,  nicht  wohl  eingenommen,  gleichwohl  dabei  in  denen 
Gedanken  stehen,  dass,  weil  der  actus  investiturae  ein  actus  submissionis, 
des  H.  Erzherzogs  Ld.  aber  auf  dem  Kaiserlichen  Schlosse  sich  aufhielten. 


0  Laut  der  den  Akten  beiliegenden  Quittungen  sind  bezahlt  worden: 
an    die    Reichskanzlei   wegen    ausgefertigter   Kaiserlicüer   CoDfirmationsbriefe 

für  Kf. 168  Thaler  20  Gr. 

an  die  Hofamter  (8  a  120  Fl.) 960  Fl. 

die  Geh.  Beichssekretäre  (2  a  24  Fl.) ....      48  Fl. 

den  Beichstazator 20  Fl. 

den  BeichsregiBtrator 20  Fl. 

die  KaozlisteD  in  getarnt 30  FI. 

fär  die  Kapsel 3^1:^ 

1081  Fl.  =  720  Thaler  20  Gr. 
an  die  Kaiserlichen  Unterofficiere  (darunter 
gerechnet  auch  100  Tbaler  an  A.  Neumann 

und  15  Thaler  an  dessen  Schreiber.) 637  Thaler 

zasammen     1426  Thaler  10  Gr. 

^  Dieselbe  fehlt  in  den  Acten.    Vgl.  über  die  Sache  oben  S.  126  ff. 


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136  3.    Die  BelehDODg  des  Karfürsteo  u.  8.  w. 

in  ihrer  Macht  und  Gewalt  nicht  gestanden,  unsere  des  Lehus  halber  ab- 
geschickte Gesandten  als  formelle  Gesandten  zu  qualificieren  und  zu  trac- 
tieren.  Wan  aber  unsere  Gesandtschaft  die  Sache  anders  nicht  als  £.  Ld. 
eingenommen,  sie  uns  auch  nie  anders  davon  —  referieret,  —  also  müssen 
wir  nochmals  bekennen,  dass  nns  dergleichen  Anmuthen  —  nicht  wenig 
befrembdet  und  von  mehrer  unzulässiger  Consequenz  vorkommet.  Dan  gleich- 
wie kein  Cuhrfürst,  Fürst  und  Stand  des  H.  Römischen  Reichs  gegen 
jemand  anders  als  dem  Kaiser  und  dem  H.  Römischen  Reich  bei  der  Lehn^- 
empfängnis  einige  Submission  zu  erzeigen  schuldig,  also  werden  sie  auch 
keinem  unbeschadet  ihrer  und  des  Reichs  Gerechtsame  und  Hoheit  ein- 
räumen können,  dass  er  von  Submission  rede  und  dasjenige  an  sich  nehme 
und  ziehe,  was  dem  zeitlichen  Kaiser  und  dem  H.  R.  Reiche  einzig  und 
allein  gebühret,  und  weil  es  nun  keine  andere  Beschafifenheit  mit  des  H. 
Erzherzogen  Ld.  Beginnen  hat,  und  das  Argument,  dass  1.  Ld.  auf  dem 
Kais.  Schloss  sich  aufhalten,  uns  oder  andern  des  H.  R.  Reichs  Cuhr- 
fürsten,  Fürsten  und  Ständen  nicht  praejudicieren  und  die  von  ihnen  ge- 
schickten Gesandtschaften  qualificieren  oder  disqualificieren  kann,  demnach 
so  müssen  wir  es  nochmals  bei  unserm  vorigen  an  £.  Ld.  abgelassenen 
Schreiben  bewenden  lassen. 


Andreas  Nenmanu  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  15.  Fe- 
bruar 1662. 

[EiDsendaog  der  GeneralcoDfirmatioD,  die  Anfertigung  des  Lehnsbriefes 

verzögert  sich.) 

15.  Febr.  Er  übersendet  die  Generalconfirmation  der  Privilegien  und  Rechte  des 
Kf.  Die  der  Kanzlei  zugestellten  Monita  sind  meist  beobachtet  worden, 
bei  einigen  Punkten  aber  wäre  es  erforderlich  gewesen,  an  den  R.Hofrath 
zu  gehen,  er  hat  dieses  vermieden,  weil  es  dann  dem  Schwedischen  Able- 
gatus  kund  geworden  wäre  und  zur  Contradiction  hätte  Anlass  gegeben 
werden  können.  Die  Ausfertigung  des  Lehnsbriefes  wird,  wie  Schütz  ihm 
gesagt,  mit  Fleiss  nicht  stark  betrieben,  da  man  des  Ef.  Intention,  ab- 
sonderlich in  betrefif  der  Klausel  wegen  Magdeburg,  zu  befördern  sonst 
nicht  ungeneigt  sein  würde,  jetzt  aber,  ehe  es  mit  dem  Schwedischen  Lehns- 
brief seine  Richtigkeit  erlangt,  Difficnltäten  geben  dürfte,  da  die  Schweden 
sogleich  darauf  fallen  und  die  Auslassung  des  contextus  lustrnmenti  Pacis 
gleichfalls  prätendieren  würden. 


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VerbaDdlaDgen  mit  v.  Sternbach.  137 

Proposition    des   Pommerschen    Kanzlers   Heinrich  Coelestin 

V.  Sternbach  an  die  Deputierten  des  Kurfürsten.    D.  Cöln 

a.  Sp.  17./ 27.  Februar  1662. 

[Klage  ober  v.  LöbeD,  die  Schwedische  Belehonog,  Kf.  soll  die  Bestätigaog  des 
StettinischeD  Recesses  dnrch  den  Kaiser  befördere.] 

Sein  KöDig  hat  gehoflft,  dass  die  aolängst  in  Wien  gewesenen  Abge- 27.  Febr. 
sandten  des  Kf.  dessen  Neignng  zur  Herstellung  der  alten  Freundschaft  mit 
Schweden  durch  die  That  bewiesen  und  mit  dem  Schwedischen  Abgesandten 
Kleyhe  über  die  Beförderung  dessen,  was  zwisrhen  Schweden  und  Kf. 
in  Kraft  und  Anleitung  des  Instr.  pacis  in  Stettin  abgehandelt  worden,  ver- 
trauliche Conimunication  gepflogen  haben  würden.  Der  Baron  v.  Loben 
aber  hat  nicht  allein  nicht  gestehen  wollen,  dass  er  von  Kf.  Ordre  hätte, 
mit  demselben  über  das,  was  besagten  Stettinischeu  Recess  anginge,  zu 
commonieieren,  sondern  gar  negiert,  dass  er  von  solchem  Recess  etwas 
wüsste,  daher  er  auch  so  viel  weniger  nöthig  zu  haben  vermeinet^  sich 
im  geringsten  darum  zu  bekümmern,  massen  er,  der  Baron  v.  Loben 
noch  weiter,  als  ihm  Kleyhe  ein  und  anders,  wovon  er  gemeint,  dass 
dass  es  denselben  auf  andere  und  bessere  Gedanken  werde  bringen  können, 
gleichwohl  in  gebührender  Moderation  2u  Gemüthe  führen  lassen,  mit  ein 
Haufen  ungestümer  Worte  ausgefahren ,  alles  sinistre  gedeutet  und  vermit* 
telst  des  daraus  gemachten  Quereis  sich  desto  besser  aller  correspondence 
äossern  zu  können  gehalten.  Derselbe  hätte  dann  nicht  gesucht  zur  Gon- 
firmation  desjenigen,  was  zwischen  beiden  Principalen  abgehandelt,  zu  ge- 
langen, sondern  darauf  bestanden  und  es  geschehen  lassen,  dass  ihm  die 
Investitur  in  antiquis  terminis  conferiert  worden.  Demzufolge  hat  sich 
Kleyhe  entschliessen  müssen,  von  dem  ihm  sonst  committiert  geweseneu 
actu  simultaneae  investiturae  wegzubleiben.  Da  der  Kaiser  demselben  ein 
Decret,  kurz  vor  der  Kurfürstl.  Lehnsempfängnis,  hat  zustellen  lassen, 
dass  dieselbe  den  Rechten  des  Königs  und  der  Krone  Schweden  nicht 
präjudicierlich  sein  sollte,  so  habe  sein  König  sich  damit  contentieren 
lassen  müssen,  er  glaubt  auch,  dass  jene  Bezeigung  nicht  mit  des  Kf. 
Willen  und  auf  sein  Geheiss  geschehen  sei,  da  er  aber  im  Werk  begriffen 
ist,   jetzt  am  Kaiserlichen   Hofe  das  negotium  investiturae  principale   be- 


I)  In  dem  für  denselben  ausgestellten  Creditiv  (d.  Stockholm  12./ 22.  December 
1661)  erklärt  die  schwedische  Regentschaft,  sie  habe  gehofft,  dass  die  Abgesandten 
dea  Rarfürsten  am  Kaiserlichen  Hofe  eingedenk  des  Stettiner  Recesses  mit 
ihrem  behafa  der  Belehnung  dorthin  geschickten  Gesandten  in  commani  Interesse 
et  aimaltaneae  investitnrae  negotio  communicare  sustinerent.  Da  sie  jetzt  ihre 
Gesandten  zar  Lehnsempfangnis  nach  Wien  geschickt  hätten,  entsendeten  sie 
sogleich  Sternbach  an  den  Kf,  am  mit  demselben  darüber  und  über  andere 
ihm  aufgetragene  Dinge  zu  verhandeln.  Vgl.  über  die  Sendung  desselben  die 
Berichte  des  gleichzeitig*  in  Berlin  anwesenden  französischen  Abgesandten  de 
Leaseins  (Urk.  u.  Akt.  II  S.  255.  257). 


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138  3.    Die  BelebnuDg  des  KnrfürsteD  a.  s.  w. 

treiben  zu  lassen,  and  seine  daza  Bevollmächtigten^)  schon  anf  der  Reise 
sind,  und  ihm  sehr  daran  gelegen  ist,  die  Belehnnng  über  alles,  wozu  er 
in  kraft  des  Westfälischen  Friedensschlusses  und  des  daraus  geflossenen 
Stettinischen  Recesses  berechtigt,  zu  erlangen,  Ef.  aber  die  Confirmation 
selbigen  Recesses  bei  dem  Kaiser  mit  zu  befördern  aus  gedachtem  lastra- 
mento  verpflichtet  ist,  so  ersucht  der  König  den  Kf.,  dass  er  dessen  allen 
sieh  erinnern  und  nunmehr  von  seiner  Seite  einen  Ministrum  benennen  und 
verordnen  wolle,  welcher  mit  den  Schwedischen  Abgesandten  am  Kaiser- 
lichen Hofe  vertraulich  communiciere  und  die  Confirmation  auf  alle  dien- 
liche Wege  dergestalt  befördere,  dass  dieselbe  entweder  in  einem  abson- 
derlichen Instrnmento  expediert,  oder  auch  in  dem  Lehnbrief  mit  einge- 
führt werde. 


Resolution  des  Kurfürsten  auf  v.  Sternbacbs  Proposition. 
D.  Cöln  a.  Sp.  19./[29.]  Februar  1662. 

[Zurück weisaog  der  Beschwerden  gegen  v.  Loben,  Verweigeraag  der  Coopera- 
tioD  am  kaiserlichen  Hofe.] 

29.  Febr.  Kf.  hat  ans  Sternbachs  Vortrage  die  Beschwerde  über  v.  Loben 
und  die  jetzige  Forderung  des  Königs  vernommen  und  demselben  folgende 
Resolution  zu  ertheilen  anbefohlen.  Wie  Kf.  dem  Könige  die  Zeit  der 
vom  Kaiser  angesetzten  Investitur  angezeigt  und,  da  am  Kaiserl.  Hofe  über 
des  Schwedischen  Ablegati  Suchen  einige  Schwierigkeit  sich  ereignet,  seine 
Abgeordneten  bis  in  die  fünfzehn  Wochen  in  Wien  habe  verweilen  lassen, 
so  lebe  er  auch  der  Zuversicht,  v.  Loben  werde  sich  gegen  Kl  ei  he  so 
betragen  haben,  wie  die  Affection,  welche  der  Kf.  gegen  den  König  hege, 
fordere. 

Gestalt  dan  auch  S.  Chf.  D.  sehr  lieb  gewesen  wäre,  wenn  durch 
besagten  K.  Schwedischen  Ablegati  fast  harte  und  bedräuliche  Re- 
monstration — ,  dass  er  zwischen  I.  Kön.  M.  und  S.  Chf.'  D.,  wenn 
er  [Loben]  ihm  in  seinem  Begehren  nicht  allerdings  fQgete,  Weite- 
rung und  Unheil  stiften  würde,  bemeldter  Freih.  v.  Loben  nicht 
hätte  dürfen  veranlasst  werden,  dieselbe  zu  Herzen  und  zu  Gemüthe 
zu  ziehen.  —   Anlangend  die  S.  Chf.  D.   angestellte    Assistenz   und 

0  Es  waren  Peter  Sparre,  Vicepräsideot  des  Kgl.  Hofgericbts  io  Stock- 
holm, und  David  Mevius,  VicekaoEler  des  Tribunals  in  Wismar.  Sie  kamen 
mit  grossem  Gefolge  im  April  16G2  in  Wien  ao,  s.  Diarium  Enrop.  YIU  S.  308. 
Ausführlichen  Bericht  über  die  dort  von  deoselben  geführten  Verhandluogen  mit 
zahlreichen  Urkuodenbeilagen  enthält  die  voo  M  evius  verfasste  Schrift:  „Bericht 
ondBewandnis/  (Repraesentatio)  Stralsund  1663.  S.  oben  S.  113;  vergl.  auch 
Heyne  S.  17  ff. 


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VerhftDdloDgeD  mit  v.  Sternbach.  139 

Cooperation,  so  seiod  zwar  S.  Chf.  D.  die  zwisehen  I.  Eon.  M.  und 
deroselben  befindliche  Blut-  und  nachbarliche  Freundschaft  und  Cor* 
respondenz  —  zu  cultiviren  und  zu  erhalten  allerwege  entschlossen.  — 
Aldieweil  Sie  aber  yemehmen  mfissen,  welchermassen  die  besagte 
Cooperation  ex  pacto  und  als  ein  debitum  gefordert  wird,  und  aber 
aus  keiner  Convention  oder  Pacto  dergleichen  etwas  aufzubringen  oder 
zu  erweisen,  dass  S.  Chf.  D.  sich  dazu  verbindlich  gemacht,  I.  Eon. 
M.  auch  selbst  erkennen  werden,  mit  was  für  einer  neuen  Beschwerde 
S.  Chf.  D.  sich  dergestalt  beladen  würden,  als  setzen  Sie  zu  dersel- 
ben das  freund  vetterliche  Vertrauen,  sie  werden  S.  Chf.  D.  mit  sol- 
chem Ansinnen  fernerhin  verschonen  und  sich  allewege  versichert  halten, 
dass  S.  Chf.  D.  sonsten  deroselben  angenehme  Freundschaft  und  ge- 
fällige Dienste  nicht  allein  den  Pactis,  sondern  auch  der  nachbar- 
lichen Freundschaft  zufolge  zu  erweisen  sich  willig  werden  erfinden 
lassen. 


Zweites  Memorial  v.  Sternbachs.     D.  Cöln  a.  Sp.  27.  Fe- 
bruar/[9.  März]  1662, 

[Wiederholaog  der  Boschwerden  aber  ▼.  Loben.    Kf.  ist  darcb  sein  Versprecben 
daxQ  verpflichtet,  die  Ratification  des  Stettiner  Orensrecesses  dnrch  den  Kaiser 

zn  befördern.] 

Wiederholung  der  Beschwerden  gegen  v.  Loben  wegen  seiaes  Ver- 9.  März. 
Haltens  gegen  Klei  he,   Darlegung  verschiedener  Gründe,  ans  denen  Kf. 
rerpflicbtet  sei,   zur   Ratificiernng    des  Stettinischen  Orenzrecesses   durch 
den  Kaiser  zu  cooperieren. 

I.  Churf.  D.  aber  haben  aus  diesem  allen  ohnfehlbar  zu  urtheilen, 
dass  I.  Kön.  M.  umb  keiner  andern  Ursach  willen,  als  dass  dero- 
selben daher,  dass  I.  Churf.  D.  die  Ratification  des  Orenzrecesses  nicht 
suchen  lassen,  die  simultanea  investitura  gehörigermaassen  hat  wollen 
difficultiret  werden,  dero  Durchl.  darunter  ersuchen  müssen.  —  — 
In  Erwägung,  dass  zwischen  I.  Kün.  M.  und  I.  Churf.  D.  ein  gewisser 
Vergleich  getroflTen,  derselbe  dergestalt  ratificiret,  dass  von  I.  Churf. 
D.  nomine  suo  et  successorum  suorum  bona  et  electorali  fide  yer- 
sprochen  und  angenommen,  nicht  zu  gestatten,  dass  sothanem  Ver- 
gleich auch  von  andern  auf  einigerlei  Weise  zuwider  gehandelt  werde. 

Gleichwie  nun  I.  Kön.  M.  ihrerseits  was  im  Namen  der  Kön.  M. 
and  Cron  Schweden  solchergestalt  ebenermassen  yerheissen  und  ver- 


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140  3*    ^^®  Belehnaog  des  KurfürsteD  a.  6.  w. 

schrieben,  Ihrer  Churf.  D.  ufrichtig  und  Königlich  zu  halten  —  sich 
angelegen  sein  lassen,  also  verlassen  sich  dieselbe  nicht  minder  uf 
die  Erfüllung  I.  Churf.  D.  gegebenen  Wortes,  dass  nämlich,  weil  die 
Kais.  M.  die  Ersuchung  umb  die  Ratification  des  Stettinischen  Re- 
cessus  vor  nothwendig  hält  und,  solange  sie  darumb  von  I.  Churf.  D. 
nicht  requiriret  worden,  die  Investitur  Ihrer  Kön.  M.  also,  wie  es 
dero  Sicherheit  erfordert,  formblich  zu  thun  nicht  verstehen  will,  I. 
Churf.  D.  die  Requisition  thun  zu  lassen  kein  Beschwerde  nehmen, 
viel  weniger,  als  ob  aus  keiner  Convention  oder  pacto  dergleichen 
etwas  ufzubringen  oder  zu  erweisen  wäre,  sich  bedeuten  lassen  werden. 
Dann  zum  Fall  es  also  angesehen  werden  sollte,  ob  hätten  die  Con- 
trahentes  sub  hujusmodi  formalitafe  verborum:  dass  sie  die  Ratifica- 
tion oder  Confirmation  des  Grenzrecesses  bei  der  Kais.  M.  entweder 
separatim  oder  conjunctim  beschaffen  wollten,  sieb  nicht  verbindlich 
gemacht,  würde  doch  bei  so  gestellten  Sachen,  da  die  Ratification  ge- 
suchet zu  werden  der  Kais.  Hof  vor  noth wendig  genommen,  —  der 
Contrahirenden  Theile  Intention,  Wille  und  Meinung  gewesen  sein, 
dass  sie  zugleich  solche  Ratification  suchen  sollten.  — 


Erklärung  des  Kurfürsten  auf  des  Schwedischen  Abgesandten 
anderwärtiges  Memorial.    D.  Cöln  a.  Sp.  17./ [27.]  März  1662. 

[WiedorholoDg   der   früheren    Erklärung.     Kf.  bat  kein   derartiges   Versprechen 

gegeben.] 

27- März.         Kf.  lässt  betrefifend  die  Beschwerde   gegen  v.  Loben  es  bei  seiner 
früheren  Resolotion  bewenden. 

Den  Hauptpunkt  belangend,  so  will  zwar  bemeldter  Herr  Able- 
gatus  auf  die  Erfüllung  S.  Churf.  D.  gegebenen  Worte  dringen.  Nun 
seind  zwar  S.  Churf.  D.  dero  gethanen  Versprechen  allezeit  fürstlich 
nachzukommen  beständig  gesinnet,  als  aber,  dass  deswegen  einiges 
Wort  gegeben,  nicht  dargethan  worden,  noch  dargethan  werden  kann, 
und  im  übrigen  S.  Churf.  D.  diesesorts  sich  hierunter  in  einige  Dis- 
ceptation  einzulassen  Bedenken  tragen,  so  wollen  sie  auch  gleichfalls 
dieses  passus  halber  auf  dero  Resolution  sich  beziehen.  Und  weil 
von  dem  E.  Schwed.  H.  Ablegato  eine  und  andere  Erklärung,  so  in 
dieser  Sachen  am  Kais.  Hofe  soll  gefallen  sein,  und  dadurch  man 
sich  auf  S.  Churf.  D.  beziehen  wollen,  angeführt  wird,  davon  aber 
Sr.  Churf.  D.  bis  hieher  sonsten  nicht  das  geringste  zu  Ohren  gekom- 


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VerhandlaDgeD  mit  v.  Sterabach.  141 

men,  so  werden  S.  Churf.  D.  des  Zustandes  der  Sachen  sieb  erkun- 
digen, und  wie  sie  Ihrer  Kon.  M.  dasjenige,  wozu  sie  rechtswegen 
befuget,  zu  streiten  garnieht  gemeinet,  als  leben  sie  auch  der  guten 
Zuversicht,  man  werde  auch  an  Ihr.  Kon.  M.  seiten  mit  neuen  be- 
schwerlichen Anstellungen  sie  zu  behelligen  fernerhin  kein  Belieben 
tragen  '). 


Der  Kurfürst  an  Andreas  Neumann.     D.  Cöln  a.  Sp. 
29.  April /[9.  Mai]  1662. 

[VerbaodlaDgeD  mit  v.  Sterobach.    Kf.  ist  nicht  verpflichtet,  die  Ratification  des 
Stettiniflchen  Vertrages  vom  Kaiser  zu  fordern.] 

Kf.  giebt  demselben  Nachricht  von  den  dem  Kanzler  v,  Sternbach  er-  9.  Mai. 
theilten  Resolutionen  und  befiehlt  ihm,  sich  auch  dem  Schwedischen  Ge- 
sandten in  Wien  gegenüber  demgero&ss  zu  verhalten. 

Was  in  specie  die  im  besagten  Pommerischen  Grenzrecess  ge- 
meldete Expectanz  auf  die  Neumark  belanget,  da  ist  euch  ohne 
Zweifel  erinnerlich,  dass  wir  darin  sub  ratificatione  Caesarea  consen- 
tiret  und  also,  nachdem  wir  solche  ratificationem  als  eine  conditionem 
zu  unserer  Verwahrung,  damit  wir  weder  dem  Reiche  noch  dem 
Kaiser  praejudicirten,  a  parte  Suecica  selbst  requiriret,  so  seind  wir 
ja  die  von  uns  ihnen  angestellte  Gondition  zu  praestiren  nicht  schuldig. 
Es  giebt  auch  das  protocoUum,  dass  unsere  Commissarii  bei  diesem 
Punkte  bedungen,  wenn  es  etwa  deswegen  Streit  abgeben  sollte,  der 
Kon.  Maj.  zu  Schweden  selbigen  auszuführen  obliegen  würde.  Ihr 
habt  euch  aber  mit  den  Schwedischen  hierüber  nicht  einzulassen,  son- 
dern defectum  mandati  yorzuschützen.  Und  wie  man  alhier  dem 
Schwedischen  Ablegato  versprochen'),  dass  man  weder  hierunter 
was  hindern  noch  befördern  wollte,  als  habt  ihr  euch  danach  zu 
achten. 


0  Das  Recreditiv  des  Karfürsten  für  v.  Sternbach  ist  datiert  vom  26.  Mars/ 
5.  April  1662.  Üeber  dessen  Abreise  und  die  ihm  ertheilte  Resolution  des  Rf. 
s.  auch  Lesseins'  Bericht  vom  11.  April  (Urk.  und  Akt.  II  S.  275.) 

')  S.  Lesseins'  Bericht  vom  11.  April,  dem  der  Kf.  selbst  von  diesem  Ver- 
sprechen Nachricht  gegeben  hatte. 


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142  3.    Die  BelehnoDg  des  KarfursteD  u.  b.  w. 

Andreas  Neumann  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
3./ 13.  Mai  1662. 

[Die  ForderoDgeD  der  Schweden  in  bt*treff  des  Lehnbriefes  werden  nicht  erfüllt 

werden.] 

13.  Mai.  Den    Schwedischen    Gesandten    hat   man    ein    Dekret  0    zngefertigt, 

Donnerstag  l./ll.  Mai  die  Lehen  zu  empfangen,  nnd  ist  Sonntag  vorher 
mit  ihnen  conferiert  worden.  Sie  bestanden  hier  daranf,  dass  ihr  Lehns- 
brief möchte  adjustiert  ond  die  Monita  beobachtet  werden,  die  sie  später 
schriftlich  eingaben'),  in  welchen  sie  hauptsächlich  eingerückt  haben  wollen: 
jus  fortificandi  roare  alluens,  Oommendas,  Monasteria,  Recessum  Steti- 
nensem  nnd  einen  General -Passus  wegen  der  Stadt  Bremen.  Man  wird 
zwar  endlich  ante  actum  Investiturae  ein  Concept  des  Lehnsbriefes  heraus- 
geben, aber  nach  dem  Inhalt  des  Instrnm.  Pacis  nnd  weiter  nichts  hinein- 
setzen und  alsdann  ihnen  freistellen,  ob  sie  die  Lehen  empfangen  wollen 
oder  nicht;  die  Insertion  des  Stettin.  Recesses  will  beim  RUofrath  nicht 
angenommen  werden;  ob  der  Kaiser  im  Geheimen  Rathe  sich  dazu  ver- 
stehen wird,  steht  dahin,  wird  gleichwohl  schwerlich  davor  gehalten.  Die 
Gesandten  lassen  sich  verlauten,  wenn  man's  nicht  machte,  wie  sie  verlangen, 
dass  sie  davon  ziehen  wollen,  worauf  man  es  wird  ankommen  lassen,  weil 
man  geneigt  gewesen  ihnen  zu  geben,  was  das  Instrnm.  Pacis  mit  sich 
fuhrt.  Und  weil  der  Kaiser  Estat  macht,  am  9./ 19.  nach  Presburg  zu  ver- 
reisen, so  werden  sie  sich  bald  resol vieren  müssen,  was  sie  tbun  wollen, 
indem  auf  den  Ungarischen  Landtag  wenigstens  ein  Vierteljahr  hingehen 
wird  und  sie  nicht  nachfolgen  werden. 


Andreas  Neumann  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
10. /20.  Mai  1662. 

|Der  Kaiser  will  den  Stettiner  Recess  nicht  ratificiereo.] 

20.  Mai.  Er  übersendet  die  Monita  der  Schweden  gegen  das  Projekt  des  Lehns- 

briefes. Man  hat  im  RHofrath  ein  neues  Projekt  aufgesetzt  nnd  meint  ein 
Temperament  aufgefunden  zu  haben,  wie  man  dem  Instr.  Pacis  nachgehen 
und  doch  des  Stettin.  Recesses  halber  das  Werk  in  suspenso  halten  könne. 
Es  will  sich  aber  nicht  schicken,  nnd  ist  der  Kaiser  damit  nicht  zufrieden 
gewesen,  welchem  im  Interesse  des  Erzhauses  die  Auslegung  der  Expec- 
tanzen  nnd  die  Genehmigung  des  Stettiner  Recesses,  was  Artikel  29  an- 
betrifft, nicht  genehm  ist    Die  Schwedischen  Gesandten  berufen  sich  auf  das 


*;  d.  4.  Mai  1662  (Bericht  und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  H. 
Diarium  Europ.  VIII  8.439.    Londorp  VIII  S.  847). 

^  S.  Bericht  und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  G.  D  iarium  Europ. 
VIII  S.  420.    Londorp  VIII  S.  842. 


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VerhandlangeD  in  Wien  aber  die  schwedische  Belehnnog.  143 

Torhin  aasgehändigte  Concept,  worin  der  Secretar  ohne  Befehl  den  Stetti- 
nischen Recess  angezogen  bat.  Alles  dependiert  von  des  Kaisers  Ratification, 
welche  absqne  consensn  Statnum  vel  saltem  Electorum  nicht  erfolgen  kann. 
Sollte  es  znr  Belehnung  kommen,  so  kehrt  der  Kaiser  ?on  Presburg,  wo 
er  jetzt  Ist,  zurück. 


Andreas  Neumann  an  den  Kurfiirsten.     D.  Wien 
17./ 27.  Mai  1662. 

[Auf  das  Rescript  vom  29.  April  /  9.  Mai.     VerhaDdlnngen  mit  den  depotierteo 
Reichshofratheo  wegen  der  schwedischen  Fordenrngen.] 

Seit  Sparr  und  Mevins  hier  angelangt,  haben  mir  dieselben  keinen  27.  Mai. 
Anlass  gegeben,  mit  ihnen  zn  reden.  Gestern  aber  schickte  der  Reichs- 
Vicekanzler  zn  mir  nnd  begehrte,  dass  ich  zu  ihm  käme.  Er  sprach  an- 
fangs mit  mir  allein  über  die  Schwedische  Belehnung,  doch  kamen  bald 
die  anderen  zn  diesem  Belehnungswerk  deputierten  Reichshofräthe  (Graf 
▼.  Wolckenstein,  Walderode  und  Schütz)  dazu,  worauf  er  mT  vor- 
trug, ich  würde  wissen,  dass  man  mit  jener  Belehnung  bisher  occupiert  ge- 
wesen. Die  Schweden  beharrten  nun  auf  der  Coufirmation  des  Stettinischen 
Recesses,  beriefen  sich  auf  des  Kf.  und  der  Agnaten  Consens,  auch  dass 
ihnen  a.  1655  ein  Concept  ihres  Lehnsbriefes,  worin  des  Stettiniscben  Re- 
cesses gedacht  wird'),  wäre  zugestellt,  und  trotz  der  vielen  Jahre  keine 
Contradictio  sich  hervorthäte  und  dieses  alles  in  Notorietate  bestünde,  und 
begehrten  daher  zu  wissen,  ob  der  Kaiser,  was  von  keinem  widersprochen 
worden,  vor  sich  difficnltieren  wolle.  Alle  bisherigen  Remonstrationes  hätten 
nichts  verfangen,  sie  beharrten  vielmehr  darauf,  dass  der  Rec.  Stett.  durch 
das  Instr.  Pacis  veranlasst  und  also  in  demselben  fundiert,  auch  in  dem 
neulieben  Olivischen  Frieden  Artic.  1  bestätigt  wäre,  dass  sie  ohne  dessen 
Insertion  oder  Coufirmation  die  Lehen  nicht  empfangen  könnten,  auch 
weder  des  Instr.  Pacis  noch  des  vorstehenden  Recesses  gesichert  sein 
würden.  Er  wolle  nun  vernehmen,  ob  wegen  des  Kf.  ich  etwas  dabei  an 
Hand  zu  geben  hätte,  weil  der  Kaiser  nicht  gern  wollte,  dass  dem  Kf.  und 
dessen  Hause  Ungelegenheit  entstehen  sollte.  Ich  erklärte,  dass  ich  über 
diese  Dinge  keinen  Befehl  hätte,  dem  Sternbach  habe  Kf.  gesagt,  dass  er 
das,  wozu  er  verpflichtet  gewesen,  praestiert  habe,  nnd  zu  weiterem  nicht 
verbunden  sei.  Das  1655  abgefasste  Concept  eines  Schwedischen  Lehns- 
briefes  sei,  so  viel  Neumann  vernehme,  ein  unvollkommenes  Werk,  doch 
wäre  ihm  davon  weiteres  nicht  bewusst,   viel  weniger,  wie  es  mit  dem  an- 


*}  Der  betreffende  Passus  desselben  lautet:  ea  latitndioe  partis  orientalis, 
prent  inter  Regios  et  Blectorales  commissarios  circa  ezactionem  limitum  cae- 
terornroqne  mioatiorom  definitionem  Stetini  die  4.  Maii  a.  lübS  pecaliari  et  ab 
Qtrinaqae  partis  priocipalibas  ratihabito  recessu  plene  conveotum  est. 


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144  3.    Die  BelehDQDg  des  KurffirsteD  n.  s.  w. 

geblichen  Consens  der  Markgrafen  bewaodt  sei.  Nachmittag  theilt  Schütz 
Neamaon  mit;  das  Werk  sei  noch  mit  ziemlichen  Difficultäten  umfangen, 
die  Schwedischen  Abgesandten  wollten  von  ihren  Monitis  nicht  weichen 
nnd  drohten  davon  zu  ziehen,  wofern  man  ihnen  nicht  deferierte.  Was  nun 
nach  den  eintretenden  h.  Pfingsttagen  weiter  vorgehen  und  aus  dem  Werke 
endlich  werden  wird,  steht  zu  erwarten. 


Andreas  Nenmann  an  den  KurfUrsten.    D.  Wien 
14. /24.  Juni  1662. 

[Kaiserliche  Besolutioo,  oeaes  Memorial  der  Schweden.] 

24  Juoi.  In   der  Schwedischen  Lehnssache  ist,  nachdem  der  Kaiser  einige  zu- 

rückgebliebene Geh.  Räthe  nach  Pressburg  convociert,  resolviertO?  si^ 
ihnen  secundum  tenorem  Instr.  Pacis  zu  geben  und  mit  dem  übrigen  an 
den  Reichstag  zu  verweisen.  Sie  haben  aber  durch  ein  Memorial  cathe- 
goricam  resoluiionem  auf  ja  oder  nein  begehrt,  und  soll  das  Memorial 
ziemlich  hart  eingerichtet,  auch  Wiedererstattung  der  verursachten  Kosten 
und  Schäden  darin  bedingt  sein.  Ob  sie  mit  solcher  Bedrohung  etwas  her- 
ausbringen werden,  steht  zu  erwarten;  dem  Verlaut  nach  machen  sie  sich 
reisefertig. 


Andreas  Neumann  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
21.  Juni/ I.Juli  1662. 

[Nene  Resolntioo  des  Kaisers.    Abreise  der  Schwedischen  Gesandten.] 

1.  Juli.  (auf  ein  Rescript  des  Kf.  vom  28.  Mai^  worin  er  angewiesen  ist,  sich  in 

das  Schwedische  Belehnungswerk  weiter  gar  nicht  einzulassen.)  Uebersende 
hiermit  der  Schwedischen  Gesandten  rationes,  so  zu  Behauptung  ihres  In* 
tents  dem  Reichshofrath  hinterbracht'),  deren  ungeachtet  sein  Kais.  M. 
darbei  geblieben'),  dass  die  Sache  ad  comitia  zu  remittieren,  worauf  die 
Gesandten  am  verschienen  Dienstag  nach  Presbnrg  gereiset,  von  Ihr.  Maj., 
wie  geschehen,  Abschied  zu  nehmen,  und  sein  gestern  wieder  anhero  kommen, 
willens  anstehende   Woche  ihre  Rückreise  anzutreten,  nehmen  ihren  Weg 


*)  Die  Kaiserliche  Resolution  vom  18.  Jani  1662  in  Bericht  and  Bewandois 
(Bepraesenlatio)  Beil.  N.  Diarium  Europ.  VIII  S.  644.    Londorp  VIII  S.  868. 

^  Memorial  der  Schwedischeo  Gesandten  vom  21.  Juni  1662  in  Bericht 
und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  0.  Diarium  Europ  VIII  S.  652.  Lon- 
dorp VIII  S.  869. 

^  Zweite  Kaiserliche  Resolution  vom  28.  Jani  1662  in  Bericht  und  Be- 
wandnis (Repraesentatio)  Beil.  P.  Diariam  Enrop.  VIII  S.  668.  Londorp 
VIII  S.  873. 


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Abreise  der  schwed.  GesaodteD.    Drohende  AbsicbteD  Schwedens.  145 

über  Prag.  Der  Baron  Sparr  soll  sich  im  Bremischen  aufhalten,  Kleihe 
aber  nach  Schweden  gehen  wollen,  mündliche  Relation  zu  erstatten  und 
sodaoD  den  Reichstag  zu  besuchen,  dem  Snolsky  auch  beiwohnen  soll. 


Ewald  V.  Kleist^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Stemberg 
31.  October/[10.  November]  1662. 

Er    hat    dem   Kf.  am    23.   aus   Dargun  berichtet,    was  zwischen   dem  10.  Nov. 
Schwedischen   Reich^adminil  und  ihm   wegen   der  Investitur  über  die  Ex- 
pectantien  im  Discors  vorgegangen.    Der  Camlnsche  Kapitular  Weissen- 
fei 8  hat  ihm  zu    verstehen  gegeben,  man  fürchte  schwedischerseits ,  dass 
Kf.   sich  der  Occasion,   da  am   kaiserl.  Hofe  der  Belehnuug  über  die  im 
Grenzrecess  exprimierten  Expectantien  widersprochen  wird,  dahin  bedie- 
nen wolle,   dass  der  gnnze  Grenzrecess    möchte  umgestossen  werden,  und 
dass  solches  ohne  Krieg  nicht  würde  geschehen  können.    Er  hat  das  aber 
durchaus  verneint.     Sonst  wird  man  gewahr,  dass  von  schwedischer  Seite 
so  bald  keine  Investitur  mehr  wird  gesucht  werden,  sondern  man  es  darauf 
ankommen  lassen  will,  ob  die  Zeit  käme,  da  man  sie  offerieren  würde,  wie 
denn  auch  die  Schickung  auf  den  Reichstag  so  bald  nicht  geschehen  wird. 
Der  Verdruss  auf  den  kaiserlichen  Hof  ist  sehr  merklich  und  die  Begierde, 
des  Reichs  Stände  gegen  denselben  zu  animieren,  auch  daher  abzunehmen, 
dass  der  R.admiral  oftmals  wiederholte,  der  Kaiser  bemühe  sich  sehr,  die 
Krone  Polen  an  sich  zu  bringen  und  fomentiere   daher  die  Conföderation, 
wenn   es  ihm  gelinge,  sei  es  um  des  Reichs  Freiheit  getban,  und  dieselbe 
noch  mehr   in   Gefahr  als   1629.    Diese  Materie,   nebst  dem,  was  wegen 
Lothringen  das  französische  Interesse  ist,  scheint  die  vornehmste  bei  den 
Conferenzen    gewesen  zu   sein,   welche  der  Reichsadmiral   occasione   des 
Schwalbachschen  Bades  ^    mit    etlichen    Kur-    und    Fürsten    gehalten. 
Bei  K.Mainz   ist  er  zweimal  und   dieser  ebenso  oft  bei  ihm  gewesen,  er 
soll  sogar  auf  dieser  Reise  selbst  bis  in  Frankreich  gewesen  sein,  dessen 
wahrer,  eigentlicher  Grund  nicht  zu  penetrieren  gewesen  ist.    Daran  aber 
ist  kein  Zweifel,  dass  zwischen  Frankreich  und  Schweden  das  Concert 
ganz  fertig,  und  je  geheimer  es  gehalten  wird,  je  mehr  und  besser  dieje- 
nigen, welchen  an  diesem  Geheimnis  gelegen,  sich  vorzusehen  haben. 


J)  Ewald  V.  Kleist,  Geheimer  Rath,  1649—1651  Gesandter  des  Kf.  in  Stock- 
holm (8.  IV  S.  843  ff.),  1656  und  1657  wiederholt  als  Gesandter  nach  Dänemark 
und  zu  König  Karl  X.  Gnstav  entsendet  (s.   VIII  S.  113 ff.  124  ff.  175 ff.  228 f.). 

2)  W  ran  gel  war  (Diarium  Europ.  VIII  S.  643)  incognito  am  5.  Jali  1662 
in  Frankfurt  angekommen  und  von  dort  über  Mainz,  wo  er  stattlich  empfangen 
wurde,  nach  Lange  nschwalbach  gereist  Ende  August  kam  er  dann  (Diar. 
Europ.  IX,  S.  186)  inCöln  an  und  reiste  von  hier  über  Holland  nach  dem  Her- 
Eogtbum  Bremen. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  Q.  Kurfürsten.     XI.  10 


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146  d«    I^ie  Belehnnng  des  Rarfürsten  u.  s.  w. 

Die  National -Regimenter  in  Schweden  sind  ganz  complet  und  rühmt 
man  sie  30000  Mann  stark,  davon  über  15000  Mann  zu  Felde  gehen  können, 
ohne  was  im  Bremischen  vorhanden,  ond  soll  jetzt  mit  Königsmarck 
wegen  Werbungen  des  Orts  für  Schweden  gehandelt  werden. 

Bei  dem  allen  bleibt  dennoch  Oott  Richter  auf  Erden. 


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Abschnitt   4. 

Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 
1662  —  1664. 


lü» 


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Einleitung. 


Als  der  im  Jahre  1653  in  Regensbarg  zusammengetretene  Reichstag 
im  Mai  des  folgenden  Jahres  geschlossen  wurde,  obwohl  die  Mehrzahl  der 
demselben  durch  das  Westfälische  Friedensinstrument  zugewiesenen  Reichs- 
Terfassongsfragen  noch  nicht  ihre  Erledigung  gefunden  hatten,  war  be- 
stimmt worden  ^),  dass  derselbe  behufs  Vollendung  dieser  Aufgabe  nach 
zwei  Jahren,  am  17.  Mai  1656  sich  wieder  versammeln  und  dass  inzwischen 
eine  der  wichtigsten  und  schwierigsten  unter  jenen  Fragen,  diejenige  be- 
treffend die  casus  restituendorum  ex  capite  amnestiae  et  gravaminum, 
d.  b.  die  Ausführung  der  Bestimmungen  des  Friedensinstrumeutes  über  den 
kirchlichen  Rechts  -  und  Besitzstand,  durch  die  jetzt  streng  paritätisch  zu- 
sammengesetzte ordentliche  Reichsdeputation ,  welche  auf  den  1.  October 
1654  nach  Frankfurt  a.  M.  berufen  wurde,  in  Angriff  genommen  werden 
sollte.  Die  letztere  ist,  allerdings  erst  ein  Jahr  später,  im  September  1655, 
in  Frankfurt  zusammengetreten^  hat  dort,  freilich  ohne  irgend  etwas  Er- 
hebliches aaszurichten,  bis  zu  Ende  der  Regierung  Kaiser  Ferdinand  III. 
getagt,  ein  Theil  ihrer  Mitglieder  hat  dann  eigenmächtig  auch  nach  dem 
Tode  dieses  and  nachher  nach  der  Wahl  des  neuen  Kaisers  Leopold  I., 
trotzdem  derselbe  ihre  Verlegung  nach  Regensburg  forderte,  ihre  Sitzun- 
gen dort  fortgesetzt  und  hat  so  Veranlassung  zu  jenen  Streitigkeiten  ge- 
geben, welche  im  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes  behandelt  worden  sind. 
Dagegen  ist  der  Reichstag  weder  an  jenem  festgesetzten  Termine  noch 
überhaupt  während  der  Regieraag  Ferdinand  III.  wieder  zusammenberufen 
worden,  und  auch  dessen  Nachfolger  hat  sich  lange  gesträubt,  jene  Zusage 
seines  Vaters  zu  erfüllen.  Eine  wirkliche  Erledigung  und  Ordnung  aller 
jener  noch  offenen  and  streitigen  Fragen  der  Reichsverfassung  lag  über- 
haupt durchaas  nicht  im  Interesse  der  kaiserlich -österreichischen  Politik, 
aod  am  wenigsten  konnte  diese  damals,  nachdem  gerade  im  Gegensatze 
za   ihr  ein  Theil  sowohl  der  katholischen  als   auch    der  protestantischen 


0  Reiobatagsabachied   von  1654  §  191.  192   (▼.  Meiern,  Regenapurgiscbe 
Beichstaga-Handlangan  U  S.  138  f.). 


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150  ^*    I^^r  Anfang  des  RegeDsburger  Reichstages. 

Fürsten  sich  mit  Frankreich  and  Schweden  zur  Rheinischen  Allianz 
vereinigt  hatte,  hoffen,  dass  eine  solche  ihren  Wünschen  gemäss  werde 
zustande  gebracht  werden  können.  Daher  hat  der  Kaiser  dem  ihm  zu- 
erst von  einigen  befreundeten  Fürsten  zu  Anfang  des  Jahres  1660  ge- 
machten Vorschlagt),  jenem  Streite  über  die  Verlegung  der  Reichsdepa- 
tation  durch  Wiederberufung  des  Reichstages  ein  Ende  zu  machen,  welcher 
bald  auch  von  den  Fürsten  der  Oppositionspartei  wiederholt  wurde,  kein 
Gehör  geschenkt,  und  auch,  als  zu  Ende  dieses  Jahres  infolge  der  üblen 
Wendung,  welche  die  Siebenbürgischen  Wirren  nahmen,  die  Gefahr  eines 
neuen  Türkenkrieges  heraufzog,  und  er  sich  entschloss,  für  einen  solchen 
die  Hülfe  der  deutschen  Reichsstände  in  Anspruch  zu  nehmen,  hat  er  zu- 
nächst unter  dem  Vorwande'),  dass  Gefahr  im  Verzuge  sei,  auf  anderem 
Wege,  durch  besondere  Verhandlungen  mit  den  einzelnen  mächtigeren  Für- 
sten und  Städten  diese  Absiebt  zu  erreichen  gesucht.  Allein  nur  ein  Theil 
derselben  zeigte  sich  willfährig,  und  den  Fürsten  der  Oppositionspartei  gab 
gerade  dieses  Hülfsgesuch  des  Kaisers  Gelegenheit,  mit  um  so  grösserem 
Nachdruck  die  Berufung  des  Reichstages  zu  fordern.  Das  Haupt  derselben, 
der  Kurfürst  von  Mainz,  verlangte  in  der  Resolution,  welche  er  dem  an 
ihn  abgeschickten  kaiserlichen  Gesandten  ertbeilte^),  als  das  beste  Mittel, 
um  einroütbig  dem  Türken  entgegenzutreten,  die  Wiederberufung  des  Reichs- 
tages und  sagte  nur  für  den  Fall,  dass  es  vor  derselben  zum  wirklichen 
Ausbruch  des  Krieges  kommen  sollte,  die  Stellung  von  Hülfstruppen  zu. 
Noch  entschiedener  war  die  Sprache,  welche  der  Pfalzgraf  von  Neuburg 
führte^),  und  in  ähnlicher  Weise  machten  auch  die  Braunschweigischen 


M  S.  oben  Abschn.  1  S.  11. 

^)  Vortrag  der  kaiserlichen  Gesandten  an  die  Reichsstande  wegen  der  Tür- 
kenhülfe  (Diar.  Europ.  VI  S.  235.  Londorp  VUI  S.  744):  , Dieselbe  thun  sich 
zwar  des  alten  Herkommens  guter  maassen  bescheiden,  dass  dergleichen  An- 
suchen und  Begehren  aaf  einer  allgemeioen  Reichs-  oder  Kreis  versammlang  ge- 
schehen sollte,  nachdem  aber  mehr  bedeutete  vor  Augen  stehende  Gefahr  ein- 
zigen Verzug  nit  leidet  und  dargegen  bekannt  ist,  wie  schwer,  kostbar  und  lang- 
sam es  mit  solchen  Zusammenkünften  hergehet,  so  haben  I.  K.  M.  notbweudig 
diesen  näbtru  Weg  der  absonderlichen  Schickung  ergreifen  —  müssen. 

*)  Diar.  Europ.  VI  S.  240.  Londorp  VIII  S.  746.  Ueber  die  später  von 
Karmainz  gestellten  BedinguDgen  8.  Ludwig  XIV.  Instruktion  für  Gravel 
(Guhrauer  II  S.  305). 

*)  Resolution  von  Pfalz-Neuburg  an  den  kaiserl.  Gesandten  Grafen  zu 
Köuigseck,  d.  Dusseldorf  6.  Februar  1661  (Londorp  VIII  S.  747):  er  ver- 
weigert eine  bestimmte  Erklärung,  weil  eine  einseitige  Hülfe  nicht  allein  dem 
Kaiser  wenig  nützen,  „sondern  von  den  Mitständen  eine  solche  Special declara- 
tion  als  ein  Vorgrifif  in  eine  allgemeine  Reichssache  aufgenommen  und  angleiche 
Gedanken  erwecken  werde",  dagegen  zweiBe  er  nicht,  wenn  der  Kaiser  die 
Reichsstände  zu  einem  Reichstage  förderlichst  berufen  werde,  dass  dieselben 
ohne  Zeitverlierung  denselben  beobachten  und  zu  Abwendung  der  Gefahr  freudig 
concurrieren  werden,  und  dass  im  Fall  der  Feind  vor  Ablauf  des  im  Reichstags- 


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Bioleitang.  151 

Fürsten,  der  Herzog  voo  Würtemberg,  der  Landgraf  von  Hessen* 
Gas  sei  u.  a.  *)  ihre  Hülfeleistung  von  der  Bernfnng  des  Reichstages  ab- 
häogig.  Der  Kaiser  versuchte  diese  Opposition  dadurch  zu  beschwich- 
tigen, dass  er  in  einem  Schreiben,  welches  er  am  14.  Mai  1661  an  den 
Kurfürsten  von  Mainz  und  auch  an  die  anderen  Kurfürsten  richtete'),  im 
Princip  in  die  Berufung  des  Reichstages  einwilligte  und  gegen  die  Deu- 
tung, welche  man  jenen  besonderen  Hülfsgesuchen  an  die  einzelnen  Reichs- 
stände gegeben  hatte,  als  wolle  er  auf  solche  Weibe  denselben  ihr  jus 
suffragii  nehmen  und  dem  Reichstage  entfliehen,  protestierte.  Aber  er 
drklärte  doch  wieder ,  dass  er  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  die  Aus- 
schreibung des  Reichstages  nicht  für  thnulich  halte,  und  verlangte,  dass  zu- 
nächst der  Deputationstag  nach  Augsburg  verlegt  werde,  mit  der  Versiche- 
rung, dass  dort  auch  praeliminariter  von  dem  gehandelt  werden  solle,  was 
zur  Beförderung  des  Reichstages  dienen  könne,  und  dass  er,  wenn  er  von 
den  Reichsständen  die  Versicherung  erhalten  werde,  dass  man  ohne  Weit- 
läufigkeit zum  Reichstage  gelangen  könne,  einen  solchen  bald  ausschreiben 
wolle.  Allein  dieser  Versuch,  zu  dessen  weiterer  Durchführung  er  den 
Reichsvicekanzler  v.  Waldersdorf  nach  M&inz  schickte,  scheiterte  voll- 
ständig. Der  Kurfürst  von  Mainz  und  dessen  Bundesgenossen  verharrten 
einerseits  bei  ihrem  Widerspruch  gegen  die  Verlegung  der  Reichsdeputation, 
andererseits  beschlossen  sie  auf  den  Vorschlag  Ludwigs  XIV.,  welcher 
so  in  geschicktester  Weise  die  Bemühungen  sowohl  des  Kaisers  als  auch 
des  mit  diesem  Hand  in  Hand  gehenden  Papstes  zu  vereiteln  wusste^), 
zwar  dem  Kaiser  Hülfstruppen  anzubieten,  aber  unter  Bedingungen,  von 
denen  man  im  voraus  wusste,  dass  derselbe  sie  nicht  annehmen  werde, 
nämlich  dass  die  gesamten  Alliierten  als  solche  im  Verein  mit  Frankreich 
ein  besonderes  Hülfsheer  schicken  wollten.  Obwohl  dieses  Anerbieten  ihm 
uicht  officiell  mitgetheilt  wurde,  bewog  doch  die  Kunde  von  diesen  Ab- 
sichten der  Alliierten  den  Kaiser,  zumal  da  die  Gefahr  eines  Krieges  mit 
den  Türken  immer  ernstlicher  heranzutreten  schien,  zu  weiterem  Nachgeben. 
Zu  einer  solchen  Demüthigung,  die  Hülfe  des  so  verhassteu  und  bisher  so 
viel  geschmähten  Rheinbundes  anzunehmen,  wollte  er  sich  nicht  verstehen, 
leichter  als  mit  diesem  schien  es  doch  möglich  sich  mit  einem  Reichstage 
zu  verständigen,  so  erklärte  der  Kaiser  schon  im  August  1661^),  dass  er 
den  Reichstag  auf  den  1.  October  des  nächsten  Jahres  ausschreiben  wolle, 


aasBchreiben  benaonten  Termins  losbrechen  sollte,  die  Reichsstände  „in  Ansehung 
des  ausgeschriebeoen  Reichstages  unerwartet  des  Reichsscblasses*'  dem  Kaiser 
beispringen  werden. 

<)  S.  Kocher,  Gesch.  von  Hannover  und  Braanschweig  I  S.  307.  Sattler, 
Gesch.  des  Herzogthums  Würtenberg  X  S.  10  f     Vgl.  oben  Abschn.  1  S.  29. 

2)  D  iar.  Europ.  VII  S.  103.  Londorp  VIII  S.  759.  S.  oben  Abschn  l  S.34. 

*)  8.  Guhraoer  II  8.  297flF.    Köcher  I  S.  307  ff. 

*)  8.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  den  Kf.  vom  25.  August  1661  oben  Ab- 
schnitt  I  8.  46. 


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152  ^*    I)er  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

erbat  den  Consens  der  Karfürsten  dazu,  stellte  freilich  nochmals  das  Ver- 
langen,  dass  zunächst  der  Depotationstag  in  Augsburg  zusammentreten 
solle,  Hess  aber,  da  der  Kurfürst  von  Mainz  und  dessen  Bundesgenossen 
bei  ihrem  Widerspruche  dagegen  verharrten,  schliesslich  diese  Forderung 
fallen  und  schrieb  am  8.  Februar  1662^),  unter  Hinweis  auf  die  immer 
weiteren  Uebergriflfe  der  Türken  in  Ungarn  und  ihre  bedrohlichen  Rüstun- 
gen, sowie  andererseits  darauf,  dass  er  „schon  sonst  gemäss  dem  letzten 
Reichsabschied  entschlossen  gewesen  sei,  zu  fernerer  Abhandlung  der  aus- 
gestellten Punkte  und  zu  Erhaltung  von  Friede  uud  Einigkeit  den  proro- 
gierten  Reichstag  zu  reassumieren^^,  den  Reichstag  und  zwar  schon  auf  den 
B.Juni  dieses  Jahres  nach  Regensburg  aus.  Als  Aufgabe  desselben 
wurde  in  diesem  Ausschreiben  nur  bezeichnet,  es  solle  berathen  werden, 
wie  dem  Türken  kräftig  und  nachdrücklich  gesteuert^  derselbe  von  den 
kaiserlichen  Erblanden  abgehalten  und  dadurch  auch  das  Römische  Reich 
in  beständiger  Ruhe  nnd  Sicherheit  erhalten  bleiben  möge,  doch  enthielt 
jene  vorhergehende  Erklärung  wenigstens  indirect  das  Zugeständnis,  dass 
auf  demselben  auch  die  auf  dem  letzten  Reichstage  unerledigt  gebliebenen 
Fragen  wieder  aufgenommen  und  auch  über  die  securitas  imperii,  über  eine 
Reichskriegsverfassung  berathschlagt  werden  sollte- 

Das  Verhalten  des  brandenburgischen  Kurfürsten  in  den  der  wirk- 
lichen Berufung  des  Reichstages  vorhergehenden  Streitigkeiten  und  Verhand- 
lungen ist  schon  oben  im  1.  Abschnitt  näher  dargelegt  worden,  die  nachfolgend 
niitgetheilten  Akten  sollen  die  Wirksamkeit  veranschaulichen,  welche  der- 
selbe durch  seine  Gesandtschaft  auf  dem  Reichstage  zunächst  während  der 
beiden  ersten  Jahre  des  Bestehens  desselben  ausgeübt  hat.  Die  Auswahl 
aus  dem  ungemein  umfangreichen  Aktenmateriale  ^  ist  von  dem  Gesichts- 
punkte aus  getroflfen  worden,  dass  diese  Auszüge  neben  der  besonderen 
Aktion  des  Kurfürsten  und  seiner  Gesandten  auch  den  allgemeinen  Verlauf 
der  Reichstagsverhandlungen  erkennen  lassen  sollen.  Allerdings  liegt  eine 
auf  urkundlicher  Grundlage  beruhende  Geschichte')  jenes  Reichstages  vor, 
doch  bietet  dieselbe,  für  welche  vornehmlich  reichsstädtische  Qesandtschafts- 
akten  benutzt  sind,  weder  ein  ganz  vollständiges  Bild  der  dortigen  Vor- 
gänge, noch  finden  diese  immer  die  richtige  Beleuchtung  uud  Würdigung, 


»)  Diar.  Earop.  VIII  S.  123flf.  Londorp  Vin  S.  Hllflf.  Pachner  v.  Eg- 
gen stör  ff,  Vollständige  Sammlung  aller  von  Anfang  des  noch  fürwährenden 
Teatschen  Reichstages  de  anoo  1663  biss  aohero  abgefassteo  Reichsschlüs^e 
l  S.  1  flF. 

^)  Ausser  den  sehr  zahlreichen  und  ansführlichen ,  mit  vielen  Beilagen  aus- 
gestatteten Relationen  der  Gesandten  und  den  Sitzungsprotokollen  liegt  noch 
ein  von  Q.  v.  Jena  eigenhändig  geführtes  nicht  minder  umfangreiches  Dia- 
rium vor. 

')  Gemeiner,  Geschichte  der  öffentlichen  Verhandlungen  des  zu  Regens- 
burg noch  fortwährenden  Reichstages,  l.  II.  Nürnberg  1794.  95.  Auffallender 
Weise  sind  auch  die  Verhandlangen  dieses  Reichstages  von  Pufeodorf  fast 
ganz  unberücksichtigt  gelassen  worden,  dagegen   sind  die  Haaptmomente  der- 


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EiDleituDg.  153 

so  dass  eioe  ErgäDzang  derselbco  aus  anderweitigen   Quellen  keineswegs 
als  überflüBsig  erscheint 

Die  wirkliebe  Eröflfnong  des  ursprünglich  auf  den  8.  Juni  1662  be- 
rufenen Reichstages  hat  sich  sehr  lange  hingezogen.  Als  die  branden- 
borgische  Gesandtschaft  Anfang  September  in  Regensbnrg  ankam,  waren 
dort  ausser  den  kaiserlichen  Kommissaren,  deren  Haupt,  der  Brzbischof  von 
Salz  barg  erst  wenige  Tage  vorher  seinen  Einzug  in  die  Stadt  gehalten 
hatte,  nur  wenige  andere  Gesandten  anwesend,  erst  allmählich  in  den  nach- 
stea  Monaten  fand  sich  eine  grössere  Zahl  zusammen,  am  2.  December 
kündigte  der  Erzbischof  von  Salzburg  an,  dass  der  Kaiser  die  Yer- 
lesQog  der  Proposition  und  damit  die  Eröflfnung  des  Reichstages  auf  den 
20.  Januar  166:5  festgesetzt  habe,  an  diesem  Tage  fand  dieselbe  wirklich 
statt  und  darauf  haben  die  Sitznngen  begonnen.  Gleich  zu  Anfang  trat 
der  Gegensatz  der  Parteien  hervor;  während  der  Kaiser  und  die  demselben 
willfährige  Majorität  im  Kurfürsten-  und  Fürstencollegium  zunächst  nur 
den  ersten  Punkt  der  kaiserlichen  Proposition,  die  Berathung  über  die  dem 
Kaiser  gegen  die  Türken  zu  leistende  Hülfe,  in  Angriff  nehmen  wollte, 
verlangte  die  Oppositionspartei,  die  Rheinischen  Alliierten,  und  unter  ihnen 
namentlich  die  weltlichen  Fürsten,  welche  auf  Anregung  und  unter  Leitung 
von  Pfalz-Neu  barg  im  April  1662  zu  dem  „Fürsteuverein'^  zusammen- 
getreten waren  ^).  auf  deren  Seite  sich  aber  bald  auch  einige  andere  Fürsten 
und  zeitweilig  auch  die  Reichsstädte  stellten,  auch  gleichzeitige  Vornahme 
der  beiden  anderen  Pnnkte,  der  Reichskriegsverfassung  und  der  durch  das 
Friedensinstrument  auf  den  Reichstag  verwiesenen  Fragen,  namentlich  über 
die  Wahlcapitnlation,  doch  konnten  die  letzteren  damit  nicht  durchdringen, 
und  80  hat  der  Reichstag  angesichts  der  immer  drohender  herannahenden 
Türkengefahr  sich  bis  zum  Juli  ausschliesslich  mit  den  die  Türkeuhülfe 
betreffenden  Fragen  beschäftigt.  Entsprechend  den  Weisungen,  welche  er 
seineu  Gesandten  schon  in  ihrer  Instruktion  ertheilt  hatte,  lässt  der  Kurfürst 
dieselben  während  dieser  Verhandlungen  durchaus  die  Wünsche  und  For- 
derungen des  Kaisers  unterstützen,  freilich  aber  bedingt  er  insgeheim  aus, 
dass  er  selbst  mit  Rücksicht  auf  die  Gefahren,  welche  ihm  im  Norden 
durch  die  feindselige  Haltung  Schwedens  und  Polens  und  durch  die 
Streitigkeiten  mit  den  preussischen  Ständen  drohten,  von  der  Leistung  der 
Hülfe  entbunden  sein  sollte.  Anfang  Juli  erhielten  diese  Berathungen  über 
die  Türkeuhülfe  mit  der  Ueberreichung  eines  Reichsgutachtens  au  den 
Kaiser,  in  welchem  sich  das  Kurfürsten-  und  die  Majorität  des  Fürsten- 
eollegiums   zu  der  Zahlung  von  50  Römermonaten  auf  ein  Jahr,  die  AI- 


Belben  schon  von  Droysen,  Gesch.  der  Preußs.  Politik  111,3  S.  28ff.  hervor- 
geboben  worden,  neoerdings  sind  dann  die  dortigen  Vorgänge,  aber  nur  des  er- 
sten Jahres  1663,  genauer  von  Köcher,  Gesch.  von  Hannover  und  Braunschwelg 
I  S.  321  ff.  dargestellt  worden. 

')   8.  Sattler,    Gesch.  des  Herzogthums   Wurtenberg  X  8.19.     Köcher, 
I  8.  316  ff. 


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154  4*    I^er  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 

liierten,  denen  der  Kaiser  nun  doch  dieses  Zugeständnis  machen  mnsste, 
zu  der  Stellung  eines  entsprechenden  Truppencorps  unter  besonderen,  mit 
dem  Erzbischof  von  Salzburg  vereinbarten  Bedingungen,  von  den  Städten 
nur  ein  Theil  zur  Zahlung  von  20  Römerraonaten  erboten,  einen  vorläufigen, 
sehr  ungenügenden  Abschluss,  und  es  wurden  nun  die  anderen  Fragen  vor- 
genommen. Nach  langen  Streitigkeiten  darüber,  in  welcher  Ordnung  über 
dieselben  berathen  werden  sollte,  einigte  man  sich  Anfang  September  dabin, 
dass  in  der  nächsten  Zeit  nur  die  Reichskriegsverfassung,  vom  1.  November 
an  aber  abwechselnd  mit  derselben  auch  die  Wahlcapitnlation  berathen 
werden  sollte.  Obwohl  inzwischen  der  Krieg  in  Ungarn  begonnen  hatte 
und  bei  den  glücklichen  Erfolgen  der  Türken  bald  auch  die  deutschen 
Erblande  des  Kaisers  in  näf-hster  Nähe  von  denselben  bedroht  wurden, 
wurden  die  Verhandlungen  über  die  Ueichskriegsverfassung  zunächst 
rein  theoretisch  und  mit  derselben  Langsamkeit  und  Uneinigkeit  wie  vorher 
geführt,  so  dass  erst  Anfang  December  ein  einhelliger  Beschluss  der  drei 
Collegien  zu  stände  kam,  nach  welchem  ein  jeder  Reichsstand  das  Triplum 
seines  alten  Anschlages  bereit  halten  sollte.  Kurfürst  Friedrich  Wil- 
helm, der  inzwischen  dem  Kaiser  ein  besonderes  Hülfscorps  geschickt 
hatte,  hat  sich  allerdings  auch  an  jenen  Berathungeo  betheiligt  und  die- 
selben durch  gute  Rathschläge,  welche  er  ertheilen  Hess,  zu  fördern  ge- 
sucht, er  hat  aber  fortgesetzt  darauf  gedrungen,  dass  dieselben  beschleunigt 
und  dass  vor  allem  der  augenblicklich  drohenden  Gefahr  gegenüber  wirk- 
lich Hülfe  geschaflft  werden  solle;  in  der  Erkenntnis,  dass  ein  nach  dem 
bewilligten  Triplum  aufgestelltes  Reichsheer  (c.  30,000  Mann)  nicht  aus- 
reiche, verlangt  er,  dass  man  sich  zunächst  über  eine  grössere  Zahl  von 
Truppen  (er  schlug  60,000  Mann  vor)  vergleichen  und  dann  erst  überlegen 
solle,  wieviel  die  einzelnen  Reichsstände  dazu  zu  stellen  hätten,  er  dringt 
darauf,  dass  die  Fragen  wegen  einer  beständigen  Reichskriegsverfassung 
und  wegen  der  gegenwärtig  zu  leistenden  Türkenhülfe  von  einauder  ge- 
sondert und  dass  zunächst,  da  die  höchste  Gefahr  im  Verzuge  sei,  nur  die 
zweite  erledigt  werde.  Nur  dieses  letztere  ist  erreicht  worden,  im  übrigen 
aber  nahmen  die  Verhandlungen,  auch  nachdem  Ende  December  der  Kaiser 
und  dadurch  veranlasst  die  übrigen  Kurfürsten  und  zahlreiche  andere  Für- 
sten persönlich  in  Regensburg  erschienen  waren,  (Kurfürst  Friedrich 
Wilhelm  hat  die  Frage,  ob  auch  er  der  an  ihn  ergangenen  Einladung 
dorthin  Folge  leisten  solle,  ernstlich  in  seinem  Geheimen  Rathe  erörtern 
lassen,  aber  sich  schliesslich  namentlich  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die 
Wirren  in  Polen  seine  Anwesenheit  im  eigenen  Lande  erforderten,  ent- 
schlossen, dieselbe  abzulehnen)  denselben  schwerfälligen  Verlauf  wie  vorher, 
zu  der  Bewilligung  einer  grösseren  Streitmacht  wollte  man  sich  nicht  ver- 
stehen, und  Monate  vergingen,  ehe  man  sich  über  die  Einrichtung  und  Aus- 
rüstung des  nach  dem  Triplum  aufzustellenden  Reichsheeres,  welches,  da 
die  Truppen  der  Alliierten  ein  besonderes  Corps  für  sich  bildeten,  auf 
20,000  Manu  augeschlagen  wurde,  namentlich  über  die  Besetzung  der 
höheren  Befeblsbaberstellen  einigen  konnte.     So  hat  sich  diese  Reichsarmee 


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EinleitaDg.  155 

erst  Mitte  Juli  1664  mit  der  kaiserlichen  Armee  unter  Monte cnccoli  ver- 
einigt und  bat  nur  an  den  letzten  Kämpfen,  denen  schon  im  September 
der  ?ou  dem  Kaiser  auf  eigene  Hand  abgetchlosseue  Friede  ein  Ende 
machte,  mit  wenig  Ruhm  Theil  genommen.  Der  Kurfürst  hat  sich  die  von 
dem  Reichstage  in  diesen  Angelegenheiten  gcfassten  Beschlüsse  gefallen 
lassen,  hat  nach  wie  vor  die  Forderungen  des  Kaisers  unterstützt,  hat 
aber  seinerseits  unter  Berufung  darauf,  dass  er  dem  Kaiser  ein  besonderes 
Hülfscorps  geschickt  habe,  und  dasF  dieses  stärker  ^e\,  als  das  nach  dem 
Triplum  auf  ihn  fallende  Contingent  betragen  würde,  jeden  Beitrag  zu  den 
Kosten  des  Reichsheeres  abgelehnt. 

Die  mit  der  Türkenhülfe  zusammenhängenden  Fragen  haben  bis  gegen 
Ende  des  Jahres  1664  den  Reichstag  so  überwiegend  beschäftigt,  dass 
neben  ihnen  und  der  Erfurter  Angelegenheit,  welche  zeitweilig  im  Sep- 
tember und  October  die  ordentlichen  Reichstagsverhandlungen  ganz  in*s 
Stocken  brachte,  nur  noch  ein  anderer  wichtiger  Punkt,  nämlich  die  Wahl- 
capitulation,  in  Angriff  genommen  worden  ist.  Nach  dem  am  26.  Sep- 
tember 1663  gefassten  Beschlüsse  sollte  vom  1.  November  dieses  Jahres  an 
diese  Frage  abwechsebid  mit  der  Reichskriegsverfassung  berathen  werden, 
dem  zufolge  waren  im  October  die  kurfürstlichen  Gesandten  zu  vertrau- 
lichen Besprechungen  über  diese  Angelegenheit  zusammengetreten,  am 
19.  November  fassten  sie  eine  Declaration  ab,  in  welcher  die  Zugeständnisse, 
zu  denen  sich  die  Kurfürsten  aus  freien  Stücken  bereit  erklärten,  angegeben 
wurden,  und  stellten  am  23.  November  dieselbe  dem  Directorium  des  Fürsten- 
collegiums  zu.  Diese  Zugeständnisse  waren  aber  so  unbedeutend,  dass  die 
Fürsten,  insbesondere  die  Mitglieder  der  Oppositionspartei,  damit  durchaus 
nicht  zufrieden  waren,  vielmehr  wurden  von  denselben  ähnlich  wie  schon 
auf  dem  vorigen  Reichstage  Forderungen  erhoben,  welche  darauf  hinzielten, 
deo  Kurfürsten  bei  der  Abfassung  der  Wahlcapitulation  gänzlich  die  Hände 
%u  binden  und  so  die  Prärogativen  derselben  auf  das  äusserste  zu  be- 
i»chräuken.  Doch  wurden  auch  die  Verhandlungen  über  diese  Frage  so 
hiuausgezogen,  dass  dieselben  bis  zu  Ende  des  Jahres  nicht  Über  die  vor- 
bereitenden Stadien  hinausgekommen  sind.  Innerhalb  des  Fürstencollegiums 
selbst  machte  sich  der  Gegensatz  zwischen  den  weltlichen  und  den 
geistlichen  Mitgliedern  desselben  geltend,  zunächst  traten  nur  die  ersteren 
und  zwar  unter  Ausschliessung  der  Gesandten  derjenigen  kurfürstlichen 
Häuser,  welche  als  Inhaber  von  Fürstenthümern  auch  diesem  Collegium 
angehörten,  zusammen  und  stellten  ein  Gegenproject  einer  ^beständigen'^ 
Wahlcanitulation  auf.  Nachdem  sie  Anfang  Juli  1664  damit  fertig  gewor- 
den waren,  traten  nun  die  Geistlichen,  von  denen  auch  die  Vertreter  der 
kurfürstlichen  Häuser,  darunter  auch  der  des  brandenburgischen  Kurfürsten, 
biozugezogen  wurden,  ihrerseits  zusammen,  um  über  das  kurfürstliche  Pro- 
ject  zu  berathen,  erst  Ende  November  wurden  sie  mit  ihren  Bemerkungen 
ZQ  demselben  fertig  und  erst  Anfang  Decembcr  haben  dann  die  Berathun- 
gen  darüber  im  plenum  des  Fürstencollegiums  begonnen.  Kurfürst  Fried- 
lich Wilhelm  hat  auch  jetzt   in   dieser   Frage   dieselbe   Haltung  einge- 


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156  4-    ^QT  Aofaog  des  Begensbarger  Reichstages. 

uommen  wie  auf  dem  vorigen  Reichbtagei  er  bat  allerdings  gegenüber  jenen 
so  weit  gehenden  Forderungen  der  Pürstenpartei  an  der  Behauptung  der 
wesentlichen,  in  den  Reiebsgesetzen  und  dem  Herkommen  begründeten 
Vorrechten  der  Kurfürsten  mit  Entschiedenheit  festgehalten  und  hat  zo 
diesem  Zwecke  unter  diesen  selbst  eine  festere  Vereinigung  zn  begründen 
versucht,  aber  er  hat  sonst  gegen  billige  Forderungen  der  Fürsten  zur 
Nachgiebigkeit  gerathen.  Er  hat  gleich  zu  Anfang,  als  ihm  jene  kurfürst- 
liche Declaration,  die  den  Charakter  eines  Ultimatum  trug,  mitgetheilt  wurde, 
erklärt,  die  Fürsten  würden  sich  sicherlirh  nicht  mit  diesen  Zugeständ- 
nissen begnügen,  und  darein  gewilligt,  dass  mit  denselben  weiter  darüber 
verhandelt  werde,  ebenso  hat  er  nachher,  obwohl  er  vorher  das  Qegentheil 
gewünscht  und  gefordert  hatte;  nachgegeben,  dass  diese  Verhandlungen  im 
plenum  in  ordentlicher  Weise  geführt  wurden. 

Neben  den  eigentlichen  Reichstagsgeschäften  haben  die  brandenbnr- 
gischen  Gesandten  in  Regensburg  in  diesen  Jahren  auch  andere  Verhand- 
lungen zu  führen  gehabt,  sie  erhielten  den  Auftrag,  beim  Kaiser  die  Resti- 
tution von  Jägerndorf  zu  betreiben,  sie  sind  mit  den  Gesandten  des 
Ffalzgrafen  von  Neu  bürg  und  mit  denjenigen  Fürsten,  welche  sich  zur 
Vermittelung  der  Streitigkeiten  desselben  mit  dem  Kurfürsten  erboten,  in 
Unterhandlungen  getreten,  und  haben,  freilich  schliesslich  ohne  Erfolg,  zu- 
nächst in  der  Streitfrage  über  das  Directorium  im  westlälischen  Kreise 
einen  Ausgleich  anzubahnen  versucht,  ihnen  wurden  dann  im  Jahre  1664, 
nachdem  der  Kurfürst  sich  entschlossen  hatte,  der  Rheinischen  Allianz 
beizutreten,  die  darauf  bezüglichen  Verhandlungen  mit  dem  jetzt  auch  in 
Regensburg  anwesenden  Bundesrathe  übertragen;  auch  über  diese  ander- 
weitige Thätigkeit  derselben   geben  die  hier  mitgetheilten  Akten  Auskunft. 

Die  Gesandtschaft,  welche  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  im  August 
1662,  jedenfalls  in  der  Voraussetzung,  dass  auch  dieser  Reichstag  eine 
nicht  allzu  lange  Dauer  haben  werde,  nach  Regensburg  schickte,  war  eine 
sehr  zahlreiche  und  ansehnliche,  sie  bestand  aus  dea  beiden  Mitgliedern 
des  Geheimen  Rathes  Claus  Ernst  v.  Platen  und  Carl  Caspar 
V.  Blumenthal,  ans  dem  Halberstädtischen  Regierungs-  und  Landrath 
Curt  Asche  v.  Mahrenholtz  und  dem  Frankfurter  Professor  Dr.  Gott- 
fried V.  Jena,  denen  4  Edelleute  und  ein  stattliches  anderweitiges  Ge- 
folge beigegeben  wurden.  Die  lange  Verzögerung  der  Eröffnung  des 
Reichstages,  dann  das  unerwartete  Hinziehen  der  Verhandlungen  desselben 
haben  aber  den  Kurfürsten  bald  veranlasst,  namentlich  aus  Rücksicht  auf 
den  grossen  Kostenaufwand,  dieselbe  einzuschränken.  Schon  Anfang  De- 
cember  1662,  also  noch  ehe  die  eigentlichen  Reichstagsverhandlnngen  be- 
gonnen hatten,  wnrde  v.  Blumenthal  abberufen,  um  die  Gesandtschaft 
nach  Paris  zu  übernehmen,  im  Mai  1663  wurde  auch  v.  Platen  und  der 
grössere  Theil  des  Gefolges  zurückgerufen,  so  dass  nur  v.  Mahrenholtz 
und  Jena,  jener  als  Vertreter  des  Kurfürsten  im  Kurfürsten-,  dieser  im 
Fürstencollegium,  mit  bescheidenem  Gefolge  in  Regensburg  zurückblieben. 


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Binleitnog.  157 

Der  erstere  war  schon  im  Jahre  vorher*)  (Janoar  —  Februar  1661)  zu 
eioer  diplomatischen  Sendung  an  den  dänischen  Hof  verwendet  worden, 
er  ist  bis  zu  seinem  Tode  (29.  October  16Y4*)  in  Regensburg  geblieben, 
ohne,  wie  es  scheint,  dort  eine  bedeutende  Rolle  zu  spielen,  der  letztere 
hat  hier  zum  ersten  Male  die  diplomatische  Carriere  und  zugleich  diejenige 
Stellung  angetreten,  in  welcher  er  nachher  lange  Jahre  verblieben  ist,  und 
in  welcher  er  eine  hervorragende  Thätigkeit  entwickelt  hat.  Gottfried 
TOD  Jena'),  der  jüngere  Bruder  des  Geheimen  Rathes  und  Halberstäd- 
tischen Kanzlers  Friedrich  von  Jena,  1620  in  Zerbst  geboren,  hatte 
wie  jener  sich  der  juristischen  Laufbahn  zugewandt  und  nach  Absolvierung 
seiner  Studien  auf  den  Universitäten  Wittenberg,  Giessen  und  Mar- 
burg und  nach  längeren  Reisen  sich  als  Docent  der  Rechte  in  Heidel- 
berg niedergelassen,  war  dann  aber  1655  als  Nachfolger  seines  damals 
von  dem  Kurfürsten  als  Geheimer  Rath  in  dessen  unmittelbare  Nähe  ge-. 
zogenen  Bruders  als  ordentlicher  Professor  der  Rechte  an  die  Univer- 
sität Frankfurt  a.  O.  berufen  worden.  Dort  hat  er  sich  neben  seiner 
akademischen  Thätigkeit  durch  die  Anfertigung  von  Rechtsdeductionen  und 
Gutachten  hervorgethan,  er  wurde  dafür  von  dem  Kurfürsten  mit  dem  Titel 
eines  Geheimen  Rathes  beehrt  und  1662  als  Mitglied  der  Reichstagsgesandt- 
Schaft  nach  Regensburg  entsendet.  In  dieser  neuen  Stellung  als  Ver- 
treter des  Kurfürsten  auf  dem  immer  verlängerten  und  schliesslich  in  eine 
ständige  Versammlung  verwandelten  Reichstage  ist  er  ein  Vierteljahrhun- 
dert lang,  beinahe  bis  zum  Tode  des  Grossen  Kurfürsten,  bis  zum  Sommer 
1687  *)  verblieben,  und  er  hat  dieselbe  auf  das  geschickteste  und  würdigste 

')  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  8.  719  f. 

*)  Irrig  setzen  Cosroar  und  Klaproth,  Gesch.  des  Preussischen  Geheimen 
Staatsraths  8.362  seioen  Tod  auf  den  18.  September  1689  an;  G.  v.  Jena  mel- 
det (d.  Regensburg  19./29.  October  1674),  dass  v.  M.  an  diesem  Tage  Nachmittags 
3  ühr  nach  gant  kurzer  Krankheit  (er  hat  noch  die  vorhergehende  Relation  vom 
15./25.  October  unterzeichnet)  gestorben  sei. 

>)  8.  Isaacsohn  in  der  AUgem.  deutschen  Biographie  XIU  S.  762. 

^  Irrig  giebt  Isaacsohn  a.  a.  0.  an,  G.  v.  Jena  sei  trotz  der  zu  Anfang 
des  Jahres  1687  zwischen  ihm  und  dem  Kf.  entstandenen  Differenzen  auf  seinem 
Posten  in  Regensburg  bis  über  den  Tod  des  Kf.  hinaus  verblieben.  Allerdings 
wurden  jene  Differenzen  ausgeglichen,  der  Kf.  versichert  ihn  (d.  Potsdam 
22.  März/ 1.  April  1687)  wieder  seiner  früheren  Huld  und  Gnade,  gewahrt  ihm 
aber  Eunächst  einen  dreimonatlichen  Urlaub,  um  seine  in  Brescia  sich  aufhaltende 
Tochter  daselbst  zu  besuchen,  und  weist  ihn  an,  sodann  sich  zur  Beobachtung 
seiner  obliegenden  Funktionen  im  Herzogthum  Magdeburg  wieder  einzufinden, 
nimmt  aber  (d.  Potsdam  29.  Mai  /  8.  Juni  1687)  den  ertheilten  Urlaub  wieder  zurück 
Qod  befiehlt  ihm,  sogleich  nach  Halle  sich  zu  hegeben,  und  J.  meldet  von  dort 
am  2./ 12.  Juli  desselben  Jahres,  dass  er  dort  angekommen  sei.  Nach  seinem 
Abgange  verwaltete  zunächst  der  schon  1680  ihm  beigegebene  C.  Schonbeck 
allein  die  Gesandtschaftsgeschäfte,  bis  der  Kf.  noch  In  demselben  Jahre  Ernst 
V.  Metternich  und  Wolfgang  v.  Schmettau  zu  seinen  Gesandten  beim 
Reichstage  ernannte. 


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158  4*    I)er  Anfang  des  Regenebnrger  Reichstages. 

und  zur  vollen  Zufriedenheit  seines  Herren  ausgefüllt.  Mit  einer  gründ- 
lichen Kenntnis  der  verwickelten  staatsrechtlichen  Verhältnisse  verband  er 
eine  scharfe  Beobachtungsgabe,  and  auch  mit  den  damaligen  Künsten  der 
diplomatischen  Intrigue  hat  er  sich  schnell  vertraut  gemacht;  bei  aller  Ent- 
schiedenheit,  mit  welcher  er  die  Rechte  und  Interessen  seines  Herrn  ver- 
trat, zeigte  er  sich  doch  mild  und  versöhnlich,  er  war  von  angenehmen 
Umgangsformen  und  hat  sich  so  auch  bei  seinen  Genossen  in  Regensburg 
allgemeiner  Achtung  und  Beliebtheit  erfreut. 

Als  Anhang  sind  diesem  Abschnitte  die  auf  die  Versammlungen  des 
Obersächsischen  Kreises  zu  Leipzig  (October  1663  und  Juni  1664) 
und  auf  die  beiden  Zusammenkünfte  des  brandenburgischen  Kurfürsten  mit 
dem  Kurfürsten  Johann  Georg  von  Sachsen  (December  1663  und  Juni 
1664)  bezüglichen  Akten  beigegeben.  Dieselben  Fragen,  welche  den  Reichs- 
tag beschäftigten,  namentlich  die  Abwehr  der  Türkengefahr  und  die  Er- 
furter Händel,  sind  auch  auf  diesen  Zusammenkünften  zur  Sprache  gekom- 
men. Von  Interesse  sind  dieselben  namentlich  deswegen,  weil  sie  zeigen, 
wie  der  Kurfürst  den  damals  angesichts  der  Türkengefahr  auch  im  Ober- 
sächsischen  Kreise  gemachten  Versuch  der  Organisierung  einer  Landes- 
vertheidigung  unterstützt,  wie  er  zugleich  sich  bemüht  hat,  einerseits  eine 
Vereinigung  desselben  mit  dem  benachbarten  Niedersächsischen  Kreise, 
in  welchem  eine  ähnliche  Einrichtung  begründet  war,  herbeizuführen,  anderer- 
seits eine  besondere  Verbindung  mit  Kursachsen  und  anderen  benach- 
barten Fürsten  zur  gegenseitigen  Hülfeleistung  zu  stände  zu  bringen,  wie 
er  ferner  sich  bemüht  hat,  überhaupt  mit  Kursachsen  in  ein  näheres 
und  engeres  Verhältnis  zu  treten,  welche  Versuche  aber  durch  die  un- 
schlüssige und  zweideutige  Haltung  des  sächsischen  Kurfürsten  vereitelt 
worden  sind. 


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iDStrnktion  der  Reichstagsgesandten.  159 


Instruktion,  womit  wir  —  unsere  liebe  getreue  Claus  Ernst 
V.  Platen  — ,  Christoph  Casparn  Freiherrn  v.  Blumenthäl  — , 
Curt  Aschen  von  Mahrenholtz  —  und  Gottfrieden  v.  Jena  auf 
den  am  8.  Juni  1662  ausgeschriebenen  Reichstag  naher  Re- 
gensburg abgefertiget  haben.  D.  Cöln  a.  d.  Sp.  23.  Juli/ 
[2.  August]  1662. 

Sie  sollen,  obwohl  die  kaiserlichen  Eommissarien  wohl  nicht  zum  fest-  2.  Au^. 
gesetzten  Termin  eintreffen  werden,  doch  im  Jnll  in  Rege nsb arg  sich 
einfinden,  v.  Platen  soll  im  Kurfürstlichen  Collegio  des  Kf.  Stelle  halten 
und  Freih.  v.  Blumenthäl  das  Wort  führen,  im  Pürstenrath  aber  v.  Mah- 
renholtz wegen  Halberstadt  nnd  Pommern,  v.  Jena  wegen  Minden 
QDd  Camin  reden  nnd  votieren'). 

Als  Pnnkte  der  Berathschlagnng  bezeichnet  das  kaiserliche  Ansschreiben, 
d.  Wien  8.  Februar'),  dass: 

1)  von  der  Sicherheit  des  Reiches  und  wie  dem  Türkischen  Vorbruch 
in  dasselbe  als  auch  in  die  Kaiserlichen  Erblande  zu  wehren, 

2)  von  der  durch  den  Friedensschluss  und  letzten  Reichsabschied  zur 
allgemeinen  Erörterung  verwiesenen  Reichsangelegenheiten  zu  handeln 
sein  wird. 

Woneben  dann  einige  andere  absonderlich  uns  und  unsere  Lande 
angehende,  dann   auch  diejenige  Sachen,  so  uns  sonsten  recomman- 
dieret,  zu  beobachten  sein  werden. 
I.    Türken  hülfe.    Ges.  sollen  dafür  stimmen,  dass  solch  Werk  zu- 
erst vorgenommen  werde,  zuförderst  aber  rathen,  dass  der  Kaiser  quibus- 
CQDqne  honestis  conditionibus   Frieden    mit  dem  Türken   machen  möchte; 
sollte  dies  nicht  möglich  sein   und  zur  Deliberation  kommen,   ob  und  wie 

0  8.  die  ähnliche  Geschäfts vertheilung  io  der  iDStruktioo  für  die  Gesandten 
aof  dem  vorigen  Reichstage,  Urk.  u.  Akt.  VI  S.  164. 

»)  Diarium  Europ.  VIII  S.  123flF.  Londorp  VIII  S.  811  flF.  Pachnor 
V.  Eggen  stör  ff,  Vollständige  Sammlung  aller  von  Anfang  des  noch  fürwäb- 
readen  Tentschen  Reichstags  de  anno  1663  biss  anhoro  abgcfassten  Reicha- 
•chlasse  I  S.  Iff.     Vgl.  oben  S.    56  u.  152. 


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160  ^*    ^^r  Anfang  des  Regeosborger  Reichbtages. 

weit  sieb  das  Reicb  dieses  Krieges  anzanebmen  babe ,  so  befindet  Kf.  in 
Anbetracbt  der  aacb  dem  Reicbe  darcb  die  Türken  drobenden  Gefabr  die 
Hülfe  für  nötbig.  Betreffend  1)  die  Frage,  wie  stark  die  Hülfe  sein  solle, 
kann  Kf.  jetzt  nocb  nicbts  resolvieren,  sondern  will  sie  erst  auf  empfan- 
genen Beriebt  bierüber  instruieren.  Einwendungen  wegen  Moderation  der 
Matrikul  u.  dgl.  sollen  nicbt  beaebtet,  sondern  deren  Erörterung  auf  an- 
dere Zusammenkünfte  verscboben  werden. 

Jedoch  haben  unsere  Abgesandten  bei  den  Kaiserlichen  Commis- 
sarien  ingeheimb  zu  bedingen,  dass,  da  es  anjetzo  an  unsern  Gren- 
zen sehr  trübe  aussiebet  und  wir  um b  unserer  Lande  aus  der  Nach- 
barschaft anscheinenden  Gefahr  willen  eben  jetzo  noch  in  kostbaren 
Verfassungen  stehen  müssen,  wir  zu  solcher  allgemeinen  Türkenhülfe 
für  diesesmal  und  ehe  wir  von  der  obgesagten  Gefahr  befreiet,  wie 
gerne  wir  auch  wollten,  etwas  beizutragen  nicht  vermöchten,  und 
hoffeten  also,  Ihre  Kais.  Majestät  hierunter  uns  nicht  verdenken,  son- 
dern das  Türkische  Wesen  vielmehr  dahin  richten  würden,  dass  durch 
Gelegenheit  desselben  andere  nicht  Anlass  nehmen  möchten,  Sie  und 
uns  zu  beleidigen  und  zu  infestiren. 

Betreffend  die  Fragen:  2)  ob  die  Hülfe  in  Völkern  oder  Geld  beste- 
hen, 3)  wenn  Völker  zu  senden,  wie  es  mit  ihrem  Unterhalt,  4)  wie  es  mit 
dem  Commando  und  der  Direktion  des  ganzen  Wesens  zu  halten  sein 
solle,  hält  Kf.  die  Geldbülfe  für  die  geeignetste,  doch  da  auch  hierbei 
Schwierigkeiten  sind  und  er  zu  diesem  Werke  diesmal  überhaupt  nichts 
beitragen  kann,  können  sich  die  Gesandte  den  Majoribus  accommodieren ; 
5)  wie  das  Geld  aufzubringen,  wird  am  passendsten  der  Ausschlag  nach 
den  Römermonaten  gemacht  werden,  auch  nach  den  Beschlüssen  früherer 
Reichstage  auswärtige  christliche  Potentaten,  auch  die  Eidgenossen,  der 
Ritterorden  und  die  unmittelbare  Reicbsritterschaft  um  Geldhülfe  und  Sen- 
dung von  Truppen  angegangen  werden  können;  6)  wegen  der  Artillerie, 
ist  es  wie  früher  zu  halten,  dass  die  Könige  von  Ungarn  diese  anzuschaffen, 
die  Kreise  etwas  Feldgeschütz  ihren  Völkern  mitzugeben  haben.  Betref- 
fend 7)  die  anderweitige  Sicherheit  des  Reichs,  so  scheinen  Gefahren  für  das- 
selbe jetzt  nicbt  zu  fürchten  zu  sein,  man  müsse  Streitigkeiten  mit  aus- 
wärtigen Mächten  jetzt  nicbt  anregen,  aber  doch  dafür  sorgen,  dass  das 
Reich  in  unvermntheten  Fällen  nicht  gar  bloss  stehen,  sondern  ein  jeder 
der  Executionsordnung  gemäss  sich  bezeigen  möge. 

II.     Punkte,  welche   durch  das   Instrumentum   paci  s  auf  einen 
allgemeinen  Reichstag  verwiesen,  aber  auf  dem  vorigen  Reichs- 
tag nicht  völlig  abgetban  sind. 

1)  Justitialia.     Betreffend  Abtbnung  der  Mängel  bei  dem  Reichskam- 
mergericbt,  Verbesserung  der  Ordnung  desselben  sowie  der  Reichsbof- 


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lostrakUon  der  Reichs tagsgesaodten.  161 

rathsordoDDg  sollen  Ges.  in  allen  zweifelhaften  Fällen  erst  an  Kf. 
referieren.  Eine  Revision  der  Kammergerichts-Matriknl  ist;  nachdem 
auf  dem  letzten  Reichstage  Erhöhung  der  Gehälter  der  Assessoren 
nnd  sonstigen  Officianten  desselben  beschlossen  ist  O9  nothwendig. 
Betreffend  die  Präsentation  der  Assessoren  von  evangelischer  Seite 
sollen  Ges.  dahin  sehen,  dass  Kf.  im  niedersächsiscben  Kreise  mit  zar 
Präsentation  gezogen  werde,  im  westfälischen  Kreise  aber  den  einen 
evangelischen  Assessor  allein  präsentiere.  Auch  in  der  Kanzlei  soll 
die  Parität  der  Religionen  durchgeführt,  die  Visitation  derselben  nicht 
durch  K.Mainz  allein,  sondern  mit  Zuziehung  anderer,  darunter 
auch  evangelischer  Stände,  erfolgen.  Bei  der  neuen  Reichshofraths- 
Ordnung^  sollen  die  Monita  der  Stände  3)  berücksichtigt,  in  dem 
Reichshofrath  selbst  die  Zahl  der  evangelischen  Mitglieder  vermehrt  wer- 
den, so  dass  die  Parität  wirklich  beobachtet  werden  kann;  Qes.  sollen 
auch  dahin  wirken,  dass  den  evangelischen  Mitgliedern  grössere  Re- 
ligionsfreiheit gewährt  werde. 

2)  Ecclesiastica.  Bei  Erledigung  der  Restitutionsfragen  sollen  Ges. 
ihr  Absehen  auf  das  Instr.  pacis,  den  Nürnbergischen  Executions- 
recess  und  den  arotior  modus  exequeudi  richten. 

3)  Politica.  In  betreff  der  Herstellung  der  Parität  im  Kurfürsten- 
collegium  auf  Deputationstagen  soll  es,  da  über  andere  Vor- 
schläge Kur-  und  Fürstencolleginm  sich  nicht  haben  verständigen 
können,  bei  dem  alternierenden  quarto  voto^),  das  auf  ein  interim  bei 
jüngster  Deputation  eingeführt  ist,  verbleiben.  In  der  Frage  wegen 
der  Pluralitas  votorum  in  collectis^)  hat  Kf.  sich  jetzt  für  die 
von  den  evangelischen  Fürsten  vorgeschlagene^)  Distinktion  entschie- 
den, dass  nicht  bei  voluntariae,  sondern  nur  bei  necessariae  collectae 
die  majora  zu  gelten  hätten,  und  zwar  nur,  wenn  die  Majorität  wenig- 
stens zwei  Drittel  der  Vota  betrage.  Wenn  zwei  Drittel  der  Vota 
nnius  coUegü  eine  collecta  für  necessaria  erklären,  so  soll  dieselbe 
dafür  zu  achten  sein. 

Verhandlungen  über  die  Frage  wegen  einer  beständigen  Wahl- 
capitulation^)  haben  die  Ges.  sich  zu  bemühen  zu  verhüten,  sollten  sie 

0  Reichstagsabschied  von  1654  §  11  (v.  Meiern  II  Anhang  S.  97);  s.  Urk. 
u.  Akt.  VI  S.  294. 

2)  8.  V.  Meiern  I  S.  1133ff.    ürk.  u.  Akt.  VI  S.  436.  450. 

»)  V.  Meiern  I  S.  1135  f. 

*)  Reichstagsabschied  von  1654  §  191  (v.  Meiern  II  Anhang  S.  138).  S.  Urk. 
ü.  Akt  VI  S.  319ff.  348.  400f.    Droysen  III,  2  S.  87ff.    Köcher  I  S.  lOHff.  149. 

^)  S.  über  die  darüber  auf  dem  letzten  Reichstage  geführten  Verhandlungen 
Droysen  m,  2  8.  86  flF.    Köcher  I  S.  108flf.  149. 

«)  8.  ürk.  u.  Akt.  VI  S.  320f. 

^  S.  über  die  Verhandlungen  darüber  auf  dem  letzten  Reichstage  and  die 
StelluDgnahme  des  Kf.  ürk.  u.  Akt.  VI  S.  375 ff.  4(X)ff.  Droysen  a.  a.  0. 
Köcher  a.  a.  0. 

llBt«r.  X.  Gescb.  d.  Q.  Rarfürsten     XI.  1  { 


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162  4.    Der  Anfang  des  Begeosbarger  Reicbstages. 

doch  vorgenommen  werden,  so  sollen  sie  darauf  sehen,  dass  in  einer  solchea 
Capitalation  den  Rechten  der  Kurfürsten  nichts  vergeben  werde;  es  wird 
sieb  schwerlich  practicieren  lassen,  eine  solche  Capitnlation  aufzusetzen, 
darin  nach  Qelegenheit  der  Zeit  bei  künftigen  Fällen  nichts  zu  ändern 
vorfallen  sollte. 

Wegen  der  AchtserklärnngO  soll  die  Bestimmnng  der  Wahlcapi- 
tnlation*)  wiederholt  und  dem  Reichsabschiede  inseriert  werden,  dass  kein 
Stand  des  Reiches  ohne  der  gesamten  Stände  Erkenntnis  und  Einwilligung 
oder  wenigstens  der  sieben  Kurfürsten  bei  einer  CoUegialversammlung  in 
die  Acht  erklärt  werden  dürfe;  der  Punkt  des  letzten  Reichstagsabschieds ^, 
worin  dem  Kammergericht  die  Achtserklärung  ex  solo  capite  coutumaciae 
zuerkannt  wird,  soll  geändert  werden. 

Wegen  Verbesserung  der  Defensions-  und  Execntionsord- 
nung  ist  auch  Kf.  der  Meinung,  dass  diese  wohl  eingerichtet  und  es  nur 
dahin  zu  bringen  sei,  dass  sie  wirklich  ausgeführt  werde,  doch  soll  der 
Punkt  der  Executionsordnung  geändert  werden,  dass  erst  ein  Kreis  seine 
Macht  allein  versuchen  und  erst,  wenn  diese  sich  nicht  als  ausreichend  er- 
weist, andere  Kreise  herangezogen  werden  sollen,  vielmehr  muss  sofort  die 
Hülfe  nach  der  Qefahr  nnd  Macht  des  Feindes  eingerichtet  und  einem 
solchen  mit  gesamter  Macht  begegnet  werden. 

Es  soll  eine  Verbesserung  der  Polizeiordnung  vorgenommen  wer- 
den, anf  Grund  der  auf  dem  niedersächsischen  Kreistage  zu  Braunschweig 
1654  gemachten  Vorschläge,  doch  muss  allen  Ständen  freigelassen  werden, 
nach  Gelegenheit  und  Zustand  ihrer  Lande  die  Polizei  einzurichten,  nur 
dass  darin  nichts,  so  der  allgemeinen  Polizei  direct  entgegenlaufe,  festge- 
setzt werde. 

Im  Kriege  unbefugterweise  eingeführte  Zölle^)  sollen  abgeschafft,  neue 
gemäss  der  Wahlcapitulation  ^)  nur  mit  Zustimmung  des  Kurfürstencolle- 
ginms  gestattet  werden.  Ges.  sollen  sich  bemühen,  dass  Donauwörth 
restituiert,  dass  das  Post wesen  geregelt  werde.  Wenn,  wie  zu  erwarten, 
die  Mitglieder  des  Deputationstages,  über  dessen  Translocation  es  zu 


1}  Vgl.  die  ähnlichen  Vorschriften  in  der  lostraktion  für  die  Beichstagsge- 
sandten  vom  16.  December  1652  (Urk.  a.  Akt.  VI  S.  163 f.)  and  die  Instruktion 
für  dieselben  vom  21.  Mai  1653  (S.  218). 

.     ^  Wahlcapitalation  Kaiser  Leopolds  L  (d.  Frankfurt  18.  Joli  1658)  §  28 
(Londorp  Vin  8.357). 

')  Eine  solche  Bestimmung  findet  sich  dort  nicht,  vielmehr  werden  in  §  36 
die  im  Fall  der  contnmacia  bisher  gebräachlichen  Wege,  entweder  auf  die  Poen 
der  Acht  oder  Immission  ez  primo  vel  secundo  decreto  sa  procedieren,  unter- 
sagt und  in  §  162  dem  Kammergericht  vorgeschrieben,  nur  in  soweit  es  demsel- 
ben vermöge  der  Reichsabscbiede  and  der  KGordnnng  gebühre,  zur  Achtserklä- 
mng  EU  schreiten. 

*)  Vgl.  die  ähnlichen  Vorschriften  in  der  Instruktion  für  die  Beiebstagsge- 
sandteo  vom  16.  December  1652  (Urk.  u.  Akt.  VI  S.  160). 

^)  Wahlcapitalation  Kaiser  Leopolds  I.  §21  (Londorp  VIII  S.  355). 


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InstrnktioD  der  Beichstagsgesandten.  163 

so  heftigen  Streitigkeiten  gekommen  ist,  Bestätigung  alles  dessen,  was  sie 
getban  und  verrichtet,  vom  Reichstage  fordern,  so  müssen  zunächst  die 
actus  und  Handlangen,  deren  Confirmation  gesucht  wird,  specificiert  werden, 
doch  wünscht  Kf.  Oy  dass  diese  Sache,  als  welche  sehr  stachlich  ist,  weil 
diese  Streitigkeiten  nunmehr  cessiereu;  nicht  möchte  angeregt  werden. 

III.  Punkte,  welche  Kf.  in  particulari  concernieren: 
'  1)  Man  untersteht  sich')  ihm  ratione  der  Stifter  und  Bisthümer  Bran- 
denburg, Havelberg  und  Lebus  und  der  Herrschaften  Ruppin, 
Schwedt  und  Vierraden  absonderliche  collectas  anzumnthen ;  dies 
ist  durchaus  ungegründet,  doch  sollte  wegen  dieses  Punktes  von  den 
anderen  Reichsstäoden  nichts  moniert  werden,  so  haben  auch  Ges.  ihn 
zu  übergehen.  Weil  bei  diesem  Reichstage  Redressierung  der  Matricui 
vorgenommen  werden  soll,  so  haben  Ges.  sich  zu  bemühen,  dass 
eine  Redressierung')  derselben  auch  inbetreff  der  unrechtmässig  be- 
lasteten Lande  Cleve,  Mark  und  Ravensberg,  ferner  Hinter- 
pommern, Halb  er  Stadt  und  Magdeburg  vorgenommen  werde. 

2)  Gegenüber  der  Stadt  Magdeburg*),  welche  die  im  Instr.  pacis  ver- 
glichene Eventual  •  Erbhuldigung  verweigert  und  einen  Immediatstand 
beansprucht,  haben  Ges.  sich  zu  bemühen,  dass  dieselbe  nicht  die 
vom  Kaiser  geforderte  Bestätigung  des  Privilegium  Ottonianum  erhält, 
vielmehr  Rath  und  Bürgerschaft  der  Alten  Stadt  Magdeburg  von 
ihrem  Unfug  und  Widersetzlichkeit  abgemahnt,  hingegen  zur  Ablei- 
stung des  Eides  angewiesen  und,  falls  sie  sessionem  et  votum  bean- 
spruchen sollten,  zurückgewiesen  werden,  auch  die  Forderung  der- 
selben wegen  Ausdehnung  ihres  privilegii  muniendi  et  fortificandi  auf 
alle  eine  Viertelmeile  Weges  um  die  Stadt  liegende  bona  privatorum 
und  wegen  Verhinderung  der  Wiederaufbauung  der  beiden  Land- 
städte Neustadt  und  Sudenburg  sind  ganz  ungegründet.  Ges. 
sollen  sich  in  diesen  Sachen  mit  den  Gesandten  des  Administrators 
vereinigen. 

3)  Ges.  haben  die  Rechte  des  Ef.  zu  wahren,  falls  wegen  der  Jülich- 
schen  Succes  sionssache  auf  dem  Reichstage  etwas  vorkommen 
sollte,  oder  falls  die  Stadt  Herfordt^),  obwohl  sich  dieselbe  mit 
ihm  verglichen,   oder  die  Städte  Wesel  und  Duisburg^  als  freie 


»)  S.  obeo  8.  58  f. 

^  Vgl.  die  ganz  ähnlichen  Vorschriften  in  der  Instruktion  vom  16.  Decetn- 
ber  1652.    (ürk.  u.  Akt.  VI  S.  152  f.) 

»)  ibid.  S.  152  f. 

*)  ibid.  S.  161.  Näheres  über  diese  Streitigkeiten  mit  Magdeburg  uuten 
io  Abschn.  13. 

^  ibid.  S.  162.  Die  Stadt  hat  allerdings  1653  auf  dem  Reichstage  VersDche 
gemacht,  ihre  Beichsstandschaft  geltend  zu  machen,  8.  ebendaselbst  S.  166  f. 
195  f.  220. 

«)  ibid.  S.  163. 

11* 


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164  3.    DiQ  Belehonng  des  Knrfursteo  a.  s.  w. 

Reichsstädte  sessionem  et  votam  beanspracheD,  oder  der  Cardinal 
V.  Harrach  1)  angebliche  Rechte  auf  die  Probstei  Halberstadt 
vorbringen  sollte. 

4)  Der  König  von  Schweden')  hat  vom  Kf.  dessen  Assistenz  nachge- 
sucht, nm  vom  Kaiser  mit  der  Pommerischen  Belehnnng  anch  zugleich 
die  Ratification  des  Grenzrecesses  za  erlangen,  Kf.  hat  dieses  aber 
abgeschlagen,  Ges.  sollen  sich  darauf  nicht  einlassen,  sondern  anstatt 
voti  die  dem  schwedischen  Gesandten  ertheilte  Resolution')  vorlesen. 

5)  Kf.  hat  sich  bisher  nicht  entschlossen,  der  Auflforderung  einiger  Stände 
und  des  Königs  von  Frankreich,  derAlliance  derselben  beizu- 
treten^), nachzukommen;  sollte  auf  dem  Reichstage  von  diesen  des- 
wegen etwas  an  die  Ges.  gebracht  werden,  so  haben  sie  zu  erklären, 
darauf  nicht  instruiert  zu  sein,   es  aber  an  Kf.  referieren  zu  wollen. 

6)  Gegenüber  etwaigen  Klagen  einzelner  Stände  über  Belegung  mit  Durch- 
zügen oder  Quartier  im  letzten  Kriege  wider  Schweden  sollen  Ges. 
nachweisen,  dass  Kf.  keine  Schuld  daran  trage.  Andererseits  aber 
sollen  sie  dafür,  dass  Kf.  erst  im  fünften  Jahre  nach  dem  Osnabrück- 
schen  Frieden  in  den  Besitz  von  Hinterpommern  gekommen, 
Schadenersatz  oder,  dass  dem  Kf.  deswegen  einige  caduc  Lehne  zuge- 
wandt werden,  fordern. 

7)  Sollte  wegen  der  Posten^)  etwas  vorgehen,  so  sollen  Ges.  sich 
darüber  beschweren,  dass  der  Kaiserliche  Generalpostmeister  Graf 
Taxis  sich  erlaubt  hat,  des  Kf.  Recht,  in  seinen  Landen  Posten  anzu- 
legen, anzufechten,  und  dahin  wirken,  dass  diesem  sein  unbegründetes 
Vornehmen  und  die  harten  Reden,  die  er  in  seinen  Schriften  gebraucht 
hat,  verwiesen  und  Kf.  bei  seinem  Rechte  geschützt  werde. 

IV.     Schliesslichen  nun  auf  diejenige  zu  kommen,  so  unsere 
Assistenz  und  Hülfe  bedürfen  und  uns  zum  Theil  darum  er- 
sucht haben: 

1)  Ges.  sollen  mit  den  anderen  evangelischen  Ständen  zusammen  beim 
Kaiser  Fürbitte  für  seine  evangelischen  Unterthanen  wegen  mehrerer 
Religionsfreiheit  einlegen. 

2)  sollen  sie  sich  der  Interessen  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  der  Kf. 
darum  ersucht  hat^,  annehmen. 


1)  ibid.  S.  164;  vgl.  die  Relation  der  Gesandten  vom  17.  Jnli  1653  (S.  256). 

^  S.  oben  Abschn.  3  S.  137  ff. 

*)  S.  oben  S.  138. 140. 

^)  S.  die  VerhaDdlaugeo  mit  Lesseios  ürk.a.  Akt  n  S.  243 ff.  IXS.  600ff. 

^)  S.  seboD  die  Vorschrifteo  in  der  lostraktioo  vom  16.  December  1652.  (Ürk. 
n.  Akt.  VI  S.  164 f.)    Vgl.  Stephan,  Geschichte  der  preaasischen  Post  S.  39 ff. 

^  Aaf  Grnod  der  zwischen  ihnen  6.  Mai  1661  abgeschlossenen  Allianz  (s. 
oben  Abschn.  2)  hatte  Karfurst  Karl  Ludwig  den  Kf.  ersacbt,  ihn  an f  dem 
Reichstage  zu  unterstützen. 


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lostraktioo  der  Reichstagsgessodteo.  165 

3)  Kf.  hat  TersDcht,  den  Streit  zwischen  den  beiden  brandenbnrgi- 
sehen  Häosern  in  Franken')  über  die  Präcedenz  und  das  aasschrei- 
bende Fürstenamt  nnd  Direktorinm  im  fränkischen  Kreise  zq  schlich- 
ten; wenn  sie  sich  nicht  beruhigen,  so  sollen  Ges.  sich  weiter  um 
einen  Vergleich  bemühen  nnd  vorschlagen,  dass  jene  inzwischen  ihnen 
das  Yotam  in  beider  Häuser  Namen  überlassen,  auch  sollen  sie  die 
Kitzinger  Sache  derselben  gegen  K.Mainz')  und  die  Forderung 
des  Markgrafen  Christian  Wilhelm ')  gegen  den  Administrator  von 
Magdeburg  unterstützen. 

4)  Der  Herzog  von  Mecklenburg  hat  des  Kf.  Assistenz  gegen  Schwe- 
den wegen  des  Warmünder  Zolles^)  nachgesucht;  Kf.  halt  Schwe- 
den dazu  nicht  für  befugt  und  sollen  Ges.  demgemäss  ihr  votum 
einrichten. 

5)  Ges.  sollen  den  Heermeister,  Fürsten  zu  Nassau,  bei  seinen  Be- 
mühungen wegen  der  3  Ordenscomtureien  Mirow,  Nemerow  und 
Wildenbrach ^)  unterstützen. 

6)  Der  Kaiser  hat  vom  Kf.  sein  Gutachten  über  die  Lothringische 
Translation,  über  die  von  Frankreich  geforderte  Huldigung  der  zehn 
Städte  im  Elsass  und  wegen  der  Strassbnrgischen  Huldigung 
gefordert  Kf.  ist  über  diese  Punkte  nicht  genügend  informiert,  Ges. 
sollen  zusehen,  was  darüber  für  Information  ertheilt  wird,  nnd  wohin 
andere  zielen,  und  danach  sich  in  ihrem  votum  richten  oder  an  ihn 
referieren. 

Ges.   sollen   alles  jederzeit  unter  sich  insgesamt  wohl  überlegen  nnd 


0  S.  oben  Abscho.  3  S.  99. 

')  S.  darober  Reoschel,  Des  Durchleachtigsteo  Chor- und  Fürstlicbeo  Hauses 
Brandeobarg  Stammbaum  (Bayreuth  1666)  S.  127. 

>)  Des  GroBSoheims  des  Kf.,  des  ehemaligen,  seit  1632  katholisch  geworde- 
oeo  Admioistrators  von  Magdeburg.  Die  Streitigkeiten  desselben  mit  dem 
jetzigen  Administrator  von  Magdeburg,  August  von  Sachsen,  betrafen  die 
ihm  aus  dem  Erzstift  zu  zahlenden  rückstandigen  Alimentgeider,  8.  Urk.  n. 
Akt  IV  S.  905. 

*)  S.  die  darüber  schon  auf  dem  vorigen  Reichstage  1653  vorgebrachten  Kla- 
gen bei  V.  Meiern  I  S.  356fif. 

^)  Durch  den  Westfälischen  Frieden  (Art.  XII  §3)  waren  dem  Hause  Mek- 
lenburg  als  Entschädigung  auch  die  daselbst  gelegenen  Johanniterordens-Com' 
toreien  Mirow  und  Nemerow  zugesprochen  worden,  doch  unter  der  Bedin- 
gung, dass  dasselbe  die  Einwilligung  des  Ordens  erwirke  und  diesem  sowie  dem 
Kurfürsten  von  Brandenburg  als  Patron  desselben  die  üblichen  Leistungen  fort- 
entrichte. Der  Orden  protestierte  aber  dagegen  und  forderte  nicht  nur  die 
Besponsgelder,  sondern  nach  dem  Tode  des  Herzogs  AdolfFriedrich  1658  auch 
die  Backgabe  der  Comtureien  selbst,  und  auch  der  Kf.  unterstützte  dieses  Be- 
gehren. S.  aber  die  darüber  bis  zum  Jahre  1693  sich  hinziehenden  Streitigkeiten 
Lisch  in  Jahrbücher  des  Vereins  für  Meklenburgische  Geschichte  und  Alter- 
tbumskunde  IX  S.  67  f. 


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166  4.    Der  Au  fang  des  Regensbarger  Reichstages. 

nichts  ohne  gemeines  Qotbefinden  thun,  votieren  oder  handeln,  alles  fleissig 
protocollieren  and  dem  Ef.  von  allem,  was  passiert,  bei  allen  Posten  aus- 
führlichen Bericht  senden. 


V.  Blumenthal,  v.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten. 
D.  Regensburg  25.  AugU8t/[4.  September]  1662. 

[ADkaoft.    Geringe  Zahl  der  Anwesenden.] 

4.  Sept.  Sie  sind  gestern  hier  angekommen,  v.  Platen^)  hat  sich  in  Jadenbach 
von  ihnen  getrennt  nnd  ist  noch  nicht  eingetroffen.  Der  Erzbischof  von 
Salzburg')  ist  am  19./29  August  hier  angelangt'),  will  aber,  weil  nur  we- 
nige Gesandte  anwesend  sind,  wieder  abreisen  und  Graf  Wolkenstein 
hier  lassen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
26.  August/[5.  September]  1662. 

[Wie  sie  sich  gegen  den  französischen  Gesandten  verhalten  Bollen.) 

5.  Sept.  Er  sendet  Abschriften  der  Berichte  Becks  über  seine  Audienz  beim 

Könige  von  Frankreich  und  über  die  mit  demselben  wegen  Erneuerung 
der  Allianz  gehaltenen  Discurse,  sowie  seines  Rescripts  an  denselben^). 
Sollte  der  französische  Gesandte  ihnen,  gegenüber  diese  Sache  berühren, 
und  die  neue  Instruktion,  welche  Kf.  ihnen  darüber  zufertigen  will,  noch 
nicht  angelangt  sein,  so  sollen  sie  dieses  demselben  anzeigen,  inzwischen 
demselben  mit  aller  Courtoisie  und  Vertraulichkeit  begegnen  und  des  Ef. 
Geneigtheit  zur  Freundschaft  mit  dem  Könige  versichern. 


0  V.  Platen  begab  sich  zanächst  zu  den  Markgrafen  von  Ansbach  und 
Bairenth,um  eine  Ansgleichang  des  zwischen  denselben  ansgebrochenen  Präce- 
denzstreites  (s.  8.  165)  zn  versuchen.  Er  meldet  dem  Kf.  26.  Angn8t/5.  September 
aus  Bairenth,  Markgraf  Albrecht  von  Ansbach  wolle  den  Vorschlag  des  Kf. 
nicht  annehmen ,  beide  Markgrafen  wollten  sich  auf  dem  Reichstage  der  Session 
enthalten  and  ihr  votum  einem  anderen  auftragen. 

^  Erzbischof  Gaidobald  von  Salzburg,  kaiserlicher  Principalkommissarius ; 
neben  ihm  hatte  der  Kaiser  den  Reichshofraths-Yicepräsidenten  Grafen  von 
Wolckenstein  und  den  Reichshofrath  Crane  zu  Kommissarien  bestellt.  Die 
österreichische  Gesandtschaft  bestand  aus  Graf  von  Weissenwolf,  Freiherr 
V.  Volmar,  Dr.  Scherer  und  Dr.  Höcher.     S.  Diar.  Earop.  VIII  S.  667. 

')  S.  die  Beschreibung  seines  Einzuges  Diar.  Europ.  IX  S.  188 ff. 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  615  f. 


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AokoDft  der  Gesandten.     Aenssernngen  des  Erzbischofs  von  Salzburg.     167 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
l./ll.  September  1662. 

[Absichten  der  Deputierten  in  Frankfurt.    Gerimonialstreit  mit  dem  Erzbischof 

von  Salzburg.] 

y.  Platen  Ist  vor  drei  Tagen  aacb  von  Baireoth  hier  angelangt.  11. Sept. 
Es  scheint  mit  dem  Reichstag  sehr  langsam  und  schläfrig  daherzogeben ; 
die  ZQ  Frankfurt  Subsistierenden  werden  sich  wohl  nicht  so  geschwind 
hier  einfinden;  wie  ihnen  der  knrsächsische  Gesandte  Dr.  Strauch  mitge- 
theilt,  wollen  dieselben,  um  ihre  bisherigen  actiones  zu  beschönigen  und 
den  Convent  mit  Manier  aufzuheben,  einen  Deputationsabschied  verfassen 
and  sich  hier  nicht  einlassen,  ehe  selbiger  vom  ganzen  Reich  confirraicrt 
worden.  Ges.  haben  sich  heute  bei  dem  Kaiserlichen  Principal -Commissa- 
rias,  dem  Erzbischof  von  S  alzb  ur g,  zur  Visite  anmelden  lassen ;  da  derselbe 
aber  erklärt  hat,  sie  so  behandeln  zu  wollen,  wie  er  andere  kurfürstliche 
Gesandte  zu  Salzburg  zu  behandeln  pflegte ,  und  sich  geweigert,  ihnen,  wie 
sie  verlangt,  die  Präcedenz  und  Oberband  und  den  Titel  Excellenz  zu  geben, 
so  haben  sie  die  Visite  aufgeschoben  und  fragen  bei  Kf.  an,  wie  sie  sich 
deno  gegenüber  zu  verhalten  haben.') 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
22.  October  st.  v./[l.  November]  1662. 

[Visite  bei  dem  Erzbischof  von  Salzburg.] 

V.  Blumenthal  hat  den  20./. 30.  Audienz  beim  Erzbischof  von  Salz-  l.Nov. 
bürg  gehabt.  Nach  Erörterung  des  Präcedenzstreites,  wobei  jener  sowohl 
als  V.  Bl.  auf  ihren  Behauptungen  und  Forderungen  beharren,  spricht  der 
Erzbiscbof  über  den  Reichstag,  beklagt,  dass  es  mit  demselben  so  schläfrig 
herginge,  auf  seine  Anfrage  beim  Kaiser,  ob  er,  ohne  auf  die  anderen 
Stände  zu  warten,  mit  der  Proposition  verfahren  solle,  habe  er  noch  keine 
Antwort,  ja  er  wäre  versichert,  dass  man  zu  Wien  weniger  auf  den  Reichs- 
tag als  alhier  gedächte.  So  gefiele  ihm  die  Kaiserliche  Conduite  bei  jetzi- 
gem Türkenkriege  auch  gar  nicht,  sagte,  er  hätte  Leute,  die  sich  zu  gar 
oicbts  resolneren  könnten.  Der  Feldmarschall  Monte cucoli  wäre  zwar  ein 
capabel  Subjectum,  allein  gar  zu  speculatif,  langsam  und  behutsam.  Zum 
Schluss  erwähnt  er  des  päpstlichen  und  französischen  Streites^),  giebt  dem 
Papste  auf  das  höchste  Unrecht  und  erklärt,  derselbe  disgustiere  alle  teut- 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cüstrin  17./ [27.]  September  1662) ,  sie  sollten  auf 
ihrer  Fordemng  bestehen ,  wenn  dieselbe  nicht  erfüllt  würde,  den  Erzbischof 
einzeln  und  ohne  Solennitäten  besacheni  aber  in  den  Geschäften  fleissig  mit  ihm 
commanicieren. 

^  S.  Ranke,  Franzosische  Geschichte  III  S.  295  ff. 


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168  4.    Der  Aofang  des  Begensbarger  Reichstages. 

sehen  Fürsten;  er  hätte  ihm  neulich  einen  Brief  geschrieben,  den  er  ans 
Fenster  zu  stecken  Bedenken  tragen  würde;  er  wünschte  nur,  dass  durch 
genauere  Zusammentretung  der  teutschen  Fürsten  *)  dem  Pabst  ein  solcher 
Knoten  möge  vorgelegt  werden,  den  er  nicht  aufzulösen  vermöchte. 


Dieselben  an   den  Kurfürsten.    D.   Regensburg  10./ 20.  No- 
vember 1662. 

[AeosseruDgen  des  Erzbischofs  von  Salzbarg.] 

20.  Nov.  V.  Platen  und  v.  Blumenthal  sind  gestern  einer  Einladung  des 
Erzbischofs  von  Salzburg  zur  Mittagsmahlzeit  gefolgt;  dabei  erzählte  der 
Erzbischof,  er  hätte  an  den  Kaiser  gelangen  lassen,  weil  man  den  Frieden 
mit  den  Türken  für  gewiss  hielte,  so  würde  nicht  zu  rathen  sein,  den  An- 
fang des  Reichstages  von  der  Hülfe  der  Stände  zu  Beibehaltung  der  kaiser- 
lichen Armatur  zu  machen,  sondern  man  solle  zunächst  die  auf  dem  letzten 
Reichstage  unerledigt  gebliebenen  Reicbssachen,  namentlich  punctum  securi- 
tatis  imperii  vornehmen,  und  würde  der  Kaiser  darauf  bedacht  sein  müssen, 
dass  den  gravaminibus  imperii  abgeholfen  werde;  wenn  solches  geschehen, 
würde  sich  am  besten  von  der  Hülfe  reden  lassen.  Er  wüsste  zwar,  dass 
er  damit  bei  den  kaiserlichen  ministris  schlechten  Dank  verdiente,  der  Kaiser 
hätte  ihm  aber  doch  anheimgegeben,  wenn  die  KMainzische  Hauptgesandt- 
Schaft  käme  ^),  mit  derselben  und  dem  kurfürstlichen  Collegio  zu  überlegen, 
wie  die  Proposition  am  füglichsten  einzurichten  sei.  Man  glaubt  aber  allge- 
mein, dass  die  Proposition  vor  dem  neuen  Jahre  nicht  geschehen  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  23.  November/ 
[3.  December]  1662. 

[Festsetzung  der  Eröffoung  des  Beichstages.] 

3.  Dec.  t)cr  Erzbischof  von  Salzburg  hat  zu  gestern  Nachmittag  erst  um  ^1^2 

die  kurfürstlichen  und  dann  um  V2  3  die  fürstlichen  Gesandten  zu  sich  berufen; 
V.  Mahrenholtz  ist  zu  dem  ersten,  Jena  zu  dem  zweiten  Termin  erschie- 


0  Auch  Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  billigte  das  Vorgehen  L u d - 
wigs  XIV.  gegen  den  Papst,  und  Ludwig  XIV.  selbst  hat  damals  eine  Yereioi- 
gUDg  des  fraozöBiscben  und  deatscben  Klerus  gegen  denselben  gewünscht,  8. 
die  Bescripte  des  Königs  an  Gravel  vom  28.  September  und  28.  October  16G2 
(Guhrauer,  Kurmaioz  in  der  Epoche  von  1672,  II  S.  341.344). 

^)  Anfang  November  ist  in  Regensburg  als  Gesandter  für  K.Mainz  nar 
Dr.  Ettinger  anwesend,  erst  am  25.  November  kommt  der  Kanzler  Mehl, 
18.  Janaar  1663  der  Principalgesandte,  Bischofvon  Worms,  an,  letzterer  stirbt 
daselbst  am  13.  März  1663  (8.  Diar.  Europ.  IX  8.  508.  X  8.4. 132.). 


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EröflfoQDg  des  BeichsUges.  169 

neD ,  auf  dem  ersten  tbeilte  der  Erzbisehof  mit,  dass  der  Kaiser  für  den 
20.  Januar  st.  d.  die  Pröposition  festgesetzt  habe,  und  fragte,  ob  die  kar- 
fürstlicheD  Gesandten  damit  eioTerstanden  wären;  auf  ihre  bejahende  Er- 
kläi?ing  theilte  er  dieses  dann  nachher  den  fürstlichen  Gesandten  mit,  die 
sich  auch  zustimmend  erklärten. 


Dieselben^  an   den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  12.  /22.  Ja- 
nuar 1663. 

[EröffooDg  des  Reichstages.) 

Vorgestern,  Sonnabend  den  10./ 20.^  wurde  die  Reichstagsproposi-  22  Jan 
tion')  eröffnet,  obgleich  sowohl  auf  der  geistlichen  als  weltlichen  Bank 
ao  die  40  Stände  fehlten.  Freitag  Nachmittag  fand  vorher  im  Hause  des 
w  KMainzischen  Kanzlers  Mehl  eine  Zusammenkunft  der  kurfürstlichen  Ge- 
sandten statt,  worin  über  allerhand  Cerimonialien ,  worin  die  Präeminenz 
des  Kurfürsten  zu  wahren,  verhandelt  wurde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  15./ 25.  Ja- 
nuar 1663. 

[Beschlüsse  über  die  Reihenfolge  der  zu  berathenden  Gegenstände  und  den 

modas  tractandi.] 

Dienstag  den  13./23.  Januar  wurde  die  erste  Session^)  gehalten;   die  in  25.  Jao. 
beiden  Collegien  ad  deliberandum  vorgetragenen  Punkte  waren: 

1)  nach  welcher  Ordnung  die  in  der  kaiserlichen  Proposition  enthaltenen 
Materien  vorzunehmen? 

2)  was  für  ein  modus  tractandi  hierin  zu  halten  sei? 

Beide   Collegien   beschlossen:  1)  die  vom  Kaiser  in  der  Proposition 
gemachte  Ordnung  zu  observieren,  also  zunächst  von  der  Hülfe  gegen  den 


0  V.  Blamenthal,  den  Kf.  für  die  Gesandtschaft  nach  Paris  bestimmt  hatte, 
(0.  Urk.  Q.  Akt.  IX  S.  616)  hat  inzwischen  4.  December  Begeosburg  verlassen 
Qod  ist  zunächst  nach  Berlin  gereist  (Diar.  Europ.  IX  S.  508.). 

^  8.  die  ausfabrlicbe  Schilderung  der  EroffnuDgssitzuog  Diar.  Europ.  X 
S.  5ir.;  Theatr.  Europ.  IX  S.  b57f.;  Gemeiner  I  S.  17  ff. 

^  lo  derselben  (Diar.  Europ.  X  S.  12ff.;  Londorp  VUI  S.  963;  Pachner 
V,  Eggenstorff  I  8.  7  ff.)  werden  drei  Punkte  zur  Berathang  gestellt:  1)  Hülfe 
gegen  die  Tarken,  2)  Erhaltung  der  Buhe  und  Sicherheit  des  Beiches,  3)  Erle- 
digung der  nach  dem  Friedensschluss  zu  vollziehenden  und  auf  den  Beicbstag 
verwiesenen  Gegenstände,  es  wird  aber  verlangt,  dass  zonächst  der  erste  erle- 
digt werde. 

«)  S.  Gemeiner  I  S  23 ff. 


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170  4*    I^cr  Aofaog  des  Begeosbarger  Reichstages. 

Erbfeind  zq  bandeln,  docb  so,  dass  die  in  den  beiden  letzten  Punkten  be- 
griffenen Materien  nach  Möglicbkeit  zngleicb  mit  Vorgenommen  würden. 

2)  die  Dinge  sollten  ordentlich  in  pleno  vorgetragen  werden,  doch  dass 
nach  der  Sachen  Bescbaffeubeit  za  Zeiten  ancb  depatati  solche  yorzaneh- 
men  verordnet  würden. 

Ges.  erbitten  vom  Kf.  Anweisung  inbetreff  der  Türkenhülfe,  ob  sie  auf 
das  Geld  oder  auf  das  Volk  gehen,  und  wieviel  sie  bewilligen  sollen.  Sie 
haben  wegen  des  Fürstenthums  Cammin  ein  MemoriaP)  dem  Erzbischof  von 
Salzburg  übergeben. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  19.  /  29.  Ja- 
nuar 1663. 

[Gespräch  Jenas  mit  Craoe,  ADdentaog,  dass  Ef.  nicht  su  der  Türkenhülfe  bei- 
tragen könne.) 

29.  Jan.  Heute  wird  die  zweite  Sitzung  gehalten  werden.  Weil  dort  über  die 
Türkenhülfe  berathen  werden  soll,  haben  Ges.  es  für  nöthig  gehalten,  den 
Kaiserlichen  Kommissarien  von  weitem  zu  verstehen  zu  geben,  dass  Kf. 
diesesmal  sich  an  der  Leistung  von  Volk  oder  Geld  nicht  betheiligen  könne. 
Daher  hat  sich  Jena  zu  Grane  begeben  und  zunächst  als  Vorwand 
angefragt,  ob  dem  Kaiser  mit  Volk  oder  Geld  mehr  gedient  sei.  Jener 
antwortete,  der  Kaiser  würde  hierin  indifferent  sein  und  den  Ständen  solches 
anheimstellen.  Im  Discurs  kamen  sie  auf  die  vom  Kf.  geführten  Kriege  und 
wie  Kf.  auch  jetzt  noch  in  Waffen  bereit  stehen  müsste,  und  Jena  be- 
merkte darauf,  dass  Kf.  wohl  für  entschuldigt  gehalten  werden  wurde,  wenn 
er  für  diesmal  mit  der  Hülfeleistnng  verschont  zu  sein  suchen  müsste.  Da 
aber  jener  hierauf  nicht  antwortete,  so  merkte  Jena,  dass  er  keine  Instruk- 
tion oder  Macht  in  diesem  Werke  hätte,  weshalb  er  es  auch  nicht  für  ge- 
rathen  hielt,  sich  deshalb  deutlicher  herauszulassen.  Ges.  bitten  Kf.  um 
Anweisung,  was  von  ihnen  hierin  ferner  zu  thun  sei,  sie  bitten  zu  erwägen, 
ob  es  nicht  rätblich  sei,  dass  Kf.  selbst  an  den  Kaiser  schriebe,  und  ob 
dem  Dinge  nicht  besser  zu  Wien  als  hier  abgeholfen  werden  könne. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  22.  Januar/ 

1.  Februar  1663. 

[Vorgänge  in  der  Sitzung  vom  21./ 31.  Januar.] 

Febr.  In  der  gestrigen  zweiten  Session')  wurde  im  kurfürstlichen  CoUegio 

deliberiert ,  auf  welche   Weise  die  Türkenhülfe  einzurichten  sei,  und  be- 

0  Londorp  VIII  S.  967  f.,  darin  wird  verlangt  dass  dem  dorch  den  West- 
fälischen Frieden  säcalarisierteo  Bisthnm  Cammin  die  ihm  gebührende  Stelle  im 
Fürstenrathe  angewiesen  werde. 

^  S.  Gemeiner  I  S.  27ff. 


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Erste  Berathaogen.  171 

schlössen,  gewisse  Fragen  abzufassen  nnd  solche  ad  deliberaDdum  in  colle- 
giis  zu  proponieren.  Im  Fürstenrath  kam  erst  die  Sache  wegen  der  Ses- 
sion für  Gammin  Yor,  dann  proponierte  das  Direktorium  die  Frage,  ob  dem 
Kaiser  gegen  die  Türken  zn  helfen  wäre,  welches  auch  beliebet  ward,  doch 
dass  die  anderen  Materien  specificiert,  zugleich  mit  vorgenommen  und  ab- 
gehandelt werden  möchten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg  26.  Januar/ 

5.  Februar  1663. 

[Die  SitEQDgen  vom  21./ 31.  Januar  nnd  24.  Januar  /  3.  Februar.) 

Genaaerer  Bericht  über  die  Vorgänge  in  der  zweiten  Session.  Die  5.  Febr. 
Kurfürsten  hatten  für  nnnötbig  erklärt,  vom  Kaiser  Information  wegen  des 
anganschen  Wesens  za  verlangen,  ebenso  dass  die  im  2.  und  3.  Punkt  der 
Proposition  enthaltenen  Materien  von  den  Directorien  specificiert  würden, 
sondern  man  sollte  erst  den  ersten  Punkt  abhandeln.  Im  Fürstenrath 
verlangte  ein  Tbeil  zunächst  nähere  Information  und  Specificierung  jener 
Punkte y  die  Majorität  aber  erklärte  sich  dagegen;  docb  bestritten  einige, 
daninter  alle  Alliierten,  *dass  es  wirklich  die  Majorität  gewesen.  In  der  fol- 
genden Sitzung  (24.  Januar /3.  Februar')  behaupteten  die  AUiierten,  die  Ma- 
jorität sei  eine  ganz  geringe  gewesen,  um  2  oder  3  vota  soUte  nicht  der 
anderen  Meinung  hintenangesetzt  werden,  docb  blieb  es  dabei.  Weil  aber 
auch  die  Städtischen  Information  über  die  ungarischen  Verhältnisse  und 
sobdivisionem  secundi  et  tertii  puncti  begehrten,  wurde  endlich  verwilligr, 
dasa  bei  den  Kaiserlichen  Kommissarien  Information  könne  eingezogen 
werden,  doch  dass  dadurch  der  Handlung  des  ersten  Punktes  keiu  Auf- 
schub gemacht,  und  dass  inzwischen  die  directoria  den  2.  und  3.  Punkt 
subdividierten  und  materias  tractandas  spezifizierten. 

Die  Alliierten  haben  wohl  50  Punkte  aufgesetzt,  welche  alle  auf 
diesem  Reichstage  abgehandelt  werden  sollen.  Ihre  vota  richten  sie  auf 
einerlei  Weise  ein  und  nennet  einer  des  andern  ohne  Unterschied  ein  vor- 
treffliches Votum,  mit  ihnen  stimmen  und  treten  auch  zusammen:  Sach- 
sen-Altenburg, Brandenburg  Culmbach  und  Bamberg. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg  2./12.  Fe- 
bruar 1663. 

[auf  die  Relation  vom  15/25.  Januar.    Kf.  verlangt  von  der  Leistang  der  Tür- 
kenhulfe  entbanden  za  werden.] 

—  Solchem  nach  habet  Ihr,  was  sothane  Hülfe  belanget,  zwar  da- 12.  Febr. 
hin  zu  votiren,  dass  wir,  gleich  anderen  getreuen  Churfürsten,  Fürsten 

>)  S.   Gemeioer  I  S.  30ff. 


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172  ^'    I^er  Anfang  des  Regeosburger  Reichstages. 

und  Ständen  des  Reiches  dieselbe  zu  than  bereit  und  erbötig  wären. 
Ch.  |:Dieweil  Euch  aber  zum  Theil  bekandt,  wir  uns  auch  nicht  anders 
erinnern^  als  dass  es  Euch  in  Instructione  mitgegeben,  dass,  wann  es 
zu  der  würklichen  Leistung  der  Hülfe  oder  Abführung  der  Eömer- 
monat  vor  diesem  gekommen,  wir  von  dem  Keyser  zuvorhero  ver- 
sichert worden,  dass  wir  zu  der  Würklichkeit  nicht  gehalten,  also 
habet  Ihr  auch  itzo  mit  dem  Grafen  von  Wolckenstein  und  Cranen 
deswegen  k  part  im  Vertrauen  zu  reden  und  es  gleichfalls  dahin  zu 
beforderen,  auch  auf  solchen  Fall  I.  Keys.  M.  in  diesem  Stück  mit 
euren  Votis  an  Hand  zu  gehen.  :|*) 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
2./ 12.  Februar  1663. 

[SitzQDg  vom  30.  Januar  /  9.  Febraar,  Gespräch  mit  der  österreichischen  Gesandt- 
schaft wegen  Befreiung  yon  der  Turkenhülfe.] 

12.  Febr.  Die  Direktoren  des  kur-  und  fürstlichen  CoU^gium  haben  sich  zusam- 
rnengethan,  den  ersten  Punkt  in  Specialfragen  dividiert')  und  zugleich  da- 
bei einige  Nachricht  von  dem  siebenbürgischen  Zustand  gegeben;')  darauf 
worden  30.  Januar/ 9.  Februar*)  alle  3  Collegia  berufen,  um  über  diese 
Specialmembra  zu  ratbscblagen.  Kurfürsten-  und  Fürstencollegium  be- 
schlossen, sogleich  zur  Deliberation  zu  schreiten,  doch  wurde  nichts  rechts 
verglichen,  weil  die  Frankfurter  Alliierten  sich  nicht  eher  herauslassen 
wollten,  bis  auch  der  2.  und  3.  Punkt  der  Proposition  subdividiert  und 
roateriae  tractandae  spezifiziert  seien;  die  Städtischen  entschuldigten  sich 
defectu  mandatorum. 

Der  Kaiser  begehrt  nach  dem  zur  Diktatur  Gegebenen  eine  starke 
Qeldhülfe,  da  aber  weder  in  dem  kaiserlichen  Ausschreiben  noch  der  Pro- 
position etwas  davon  enthalten,  so  werden  sich  Oes.  vorläufig  defectu  man- 
dati  entschuldigen  und  des  Kf.  Resolution  abwarten. 

Bei  einer  Visite  der  österreichischen  Gesandtschaft  am  31.  Jan./lO.  Febr. 
erklärte  dieselbe,  der  Kaiser  wünsche  lieber  Geld  als  Volk,  Ges.  erwiderten, 
auch  sie  seien  auf  Geldhülfe  instruiert,  Kf.  aber  hoffe,  dass  der  Kaiser  die 
Erschöpfung  seiner  Lande  und^  dass  er  noch  beständig  in  Waffen  bltiben 
müsse,  berücksichtigen  werde;  jene  erklärten  darauf,  sie  erkennten,  dass 
Kf.  Ursache  habe,  sich  in  Verfassung  zu  halten,  und    wüsste  man  nicht, 


OS.  oben  S.  160.    Kf.  wiederholt  diese  Weisaog  am  6.  März  1663. 
3)  S.  Pachner  v.  Bggenstorff  I.  S.  llff. 

')  Diar.  Kurop.  X  S.  30ff.  (irrig  als  vom  19./ 29.  Januar).    Londorp  VIII 
S.  965. 

*)  S.  Gemeiner  I  S.  33ff. 


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Berathaogeo  über  die  Türkenhülfe.  173 

wenn  man  in  Ungarn  orcopiert,  wessen  man  sich  a  tergo  zu  versehen  hätte, 
was  sie  wegen  des  Contingents  des  Ef.  angeführt,  wurde  sich  schon  finden. 


Dieselben    an  den  Kurfürsten.     D.   Regensburg  5./ 15.  Fe- 
bruar 1663. 

[Sitznog  vom  3. /13.  Febmar.    Parteinahme  eines  Theilea  der  Allierten  für 

die  Städte.] 

Die  Berathschlagung  über  die  3  membra  von  Punkt  1  ist  am  3./13.  Fe- 1«^^-  Febr. 
broar')  durch  das  Gonclusum  der  Städtischen^)  verzögert  worden;  gestern') 
ist  im  kurfürstlichen  und  fürstlichen  Collegio  wieder  beschlossen    worden, 
dass  man   die  Frage,  quomodo   die  Türkenhülfe  zu  leisten  sei,  vornehme 
und  die  Reichsstädte  ermahne,  sich  diesem  Beschluss  zu  accommodieren. 

Es  faugen  sonsten  etliche  w>d  denen  Herrn  Alliirten  im  Fürsten- 
rath  an,  ob  sie  gleich  auf  vorigera  Reichstage  ganz  anders  gesinnet 
gewesen,  der  Städte  sich  anzunehmen^),  und  wollen  lieber,  dass  die- 
selbige  sofort  mit  im  Anfange,  ehe  die  beide  höhere  CoUegia  ver- 
glichen, zur  Re-  und  Gorrelation  gezogen  würden,  und  das  städtische 
Votum  80  viel  als  das  Ghurf&rstliche  oder  Fürstliche  gelte.  Man 
siebet  wohl,  dass  sie  vermeinen,  wann  solches  geschehe,  es  zu  ihrem 
Zweck  dienlich  sein  würde.  — 


Der   Kurfürst    an    die    Gesandten.     D.  Königsberg  18.  Fe- 
bruar 1663. 

[Weserzoll  des  Grafen  yon  Oldenbnrg.] 

Der  Graf  von  Ol  den  bürg  hat,  trotz  der  Vorstellungen  desKf.  am  Kai- 18.  Febr. 
serlichen  Hofe,  vom  Reichshofrath  erwirkt,  dass  er  über  den  für  einige  Jahre 
erlangten  Wesorzoll  nach  seinem  Belieben  disponieren  darf;  doch  werden 
davon  sowohl  die  Rechte  des  kurfürstlichen  Collegiums  als  auch  des  Kf. 
besonderes  Interesse  betroffen,  der  Reichshofrath  ist  nicht  befugt,  sich 
dergleichen  Concessionen  anzumassen,  der  Zoll  darf  ohne  Zustimmung  des 


>)  In  der  Relation  steht  irrthümlich  6./ 16.  Januar. 

^  S.  Gemeiner  I  S.  37.  Darin  verlangen  dieselben  genauere  Information 
über  den  Tärkenkrieg,  erklären,  dass  sie  über  mehrere  Pankte  der  dictierten  Sub- 
division  ohne  Instruktion  seien,  und  fordern  sunttchst  Erledigung  der  Fr  ob 
die  Majorität  die  anders  Stimmenden  verbindlich  mache,  Revision  der  Matrikel  u.  a. 

3)  8.  Gemeiner  I  S.  38ff. 

*)  S.  Gemeiner  I  S.  39. 


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174  4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

kurfürstlichen  Collegiums  nicht  alieniert  werden.    Ges.  sollen   dieser  Sache 
wegen  mit  den  anderen  karfürstlichen  Gesandten  commnnicieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
9./ 19.  Februar  1663. 

[Nachgiebigkeit  der  Städte.] 

19.  Febr.  Die  Reichsstädte  haben  sich  soweit  accoramodiertO,  dass  die  Frage, 
wie  dem  Kaiser  die  Hülfe  wider  die  Türken  sn  leisten,  heute  in  Delibera- 
tion  gezogen  werde,  doch  mit  der  Bedingung,  dass  sie  in  materia  collec- 
tarum  per  plura  sich  nicht  wollten  binden  lassen  und  dass  die  noch  unre- 
Tidierte  Matrikul  ihnen  nicht  nacbtheilig  sei. 

Die  Pfalz-Neuburgischen  Gesandten')  haben  privatim  Jena  eine 
Schrift *)  mitgetheilt,  welche  der  Pfalzgruf  in  der  Jülichschen  Successions- 
sache  hat  drucken  lassen,  deren  Verfasser  der  jetzt  verstorbene  Kanzler 
Sillemann  sei.  Sie  gedachten,  dass,  wenn  sie  das  votnm  wegen  der  Jülich- 
schen Länder  suchten,  des  Kf.  Gesandten  mit  ihnen  wohl  umtreten  würden, 
und  wünschten,  dass  die  ganze  Jülichsche  Sache  per  sententiam  decidiert 
werden  oder  dass  ihr  Herr  und  der  Ef.  einmal  persönlich  zusammen  kommen 
möchten,  damit  ein  endlicher  gänzlicher  Vergleich  getroffen  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  19.  Februar/ 

1.  März  1663. 

[Geldhülfe  ist  beschlossen  worden.    Vorschläge  wegen  des  quanti.] 

1  März.  Alle  drei  Collegien  haben  sich  für  die  Hülfe  in  Geld  entschieden  %  und 
soll  nun  ein  gemeines  Gutachten  abgefasst  und  den  kaiserlichen  Kommis- 
sarien übergeben  werden.  Jetzt  wird  man  de  quanto  und  de  modo  collec- 
tandi  rathschlagen,  Ges.  erbitten  dafür  nähere  Instruktion. 

Einige  der  geistlichen  Fürsten  schlagen  60  Römerroonate,  20  pro  prae- 
terito,  20  pro  praesenti  und  20  pro  futuro  vor.  Im  Fürstenrath  ist  von 
einigen,  namentlich  Würzbnrg,  gerathen  worden,  dass  ein  gemeines  Kriegs- 
heer zu  der  Stände  und  des  Reiches  Sicherheit  möge  aufgerichtet  werden, 


0  S.  Gemeiner  I  S.  40. 

^)  Der  Obrist  und  Hofrathspräsident  Wolf  Jacob  Ungelter  v.  Diesseo- 
hausen  und  der  Hofrath  Dr.  Oarrer  (Diar.  Earop.  IX  S.  508). 

')Lacii  Veroaensis  de  snccessione  in  jara  ditiooesqae  Jaliae,  CUviae, 
MoDtiam,  Marchiae  «t  Ravensbergae  etc.  dissertatio,  refntatio,  apologia  anno  16G0 
tertiam  recognita,  s.  noten  Abscbo.  8. 

*)  S.  über  die  Verhandlnngeo  darüber  Gemeiner  I  S.  4lfir. 


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BerathoDgeo  ober  die  Tdakenhülfe.  175 

dessen  man  sich  contra  qnemcnnqne  sofort  zo  bedienen  hätte;  Ges.  bitten 
auch  deswegen  nm  Instruktion. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  26.  Februar  / 

8.  März  1663. 

[Reserratam  der  Alliierten.] 

Das  Reichsgntachten  bat  noch  nicht  übergeben  werden  können,  weil  8.  März. 
die  Alliierten  ev;)ngeli6cben  Theiles  und  einige  andere  das  reserratum 
hineinrücken  wollen*),  dass  sie  zur  Leistung  der  Hülfe  wider  den  Türken 
sich  nicht  verbindlich  machen  wollen,  wenn  die  im  2.  und  .3.  Punkt  der  Pro- 
position begriffeneu  Materien  auf  diesem  Reichstag  nicht  ausgemacht  werden 
sollten.  Das  kurfürstliche  und  die  Mehrheit  des  fürstl.  Collegiums  wollen 
es  auslassen,  unterdessen  steht  dessbalb  das  ganze  Werk  still.  Die  Alliier- 
ten erklären,  sie  wollten  solche  Versicherung,  weil  sie  erfahren  hätten,  so- 
bald man  mit  dem  ersten  Punkt  fertig  sei,  wollten  die  Kurfürstlichen  davon- 
ziehen; überhaupt  find  sie  gegen  das  karfürstliche  Collegium  nicht  zum 
besten  gesinnt. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  2./12.  März  1663. 

IDas  Reichs gntachteo.    Gespräch  mit  Graf  Wolckenstein  über  Befreiung  des  Kf. 

von  der  Türkenhulfe.] 

Das  Reichsgutachten >)  ist  nun  glücklich  zustaude  gekommen  und  wird  12.  März, 
den  kaiserlichen  Kommissarien  per  deputatos  übergeben  werden. 

Ges.  sind  heute  bei  dem  Grafen  y.  Wolckenstein  gewesen  und  haben 
bei  ihm,  was  Ef.  ihnen  wegen  der  Türkenhulfe  befohlen,  angebracht,  auch 
gemeldet,  was  der  Kaiser  deswegen  dem  Kf.  schon  für  Vertröstung  gegeben. 
Er  erklärte  darauf,  dass  der  Kaiser  dem  gethanen  Versprechen  wohl  gnä- 
digst nachkommen  lassen  würde,  er  wollte  es  mit  H.  Grauen  besprechen, 
den  sie  morgen  auch  besuchen  wollen. 


0  S.  Gemeiner  I  S.  44ff. 

>)  d.  12.  März  1663  (Diar.  Enrop.  X  S.  124  ff.  Londorp  VIU  S.  967 
Pachner  y.  Eggenatorff  I  S.  13),  aber  die  yorhergeheDden  Verhandlungen 
s.  Gemeiner  I  S.  48.  Dasselbe  wnrde  am  15.  März  den  kaiserlichen  Kommissa- 
rien  fibergeben,  darauf  erfolgte  eine  zustimmende  kaiserliche  Besolotion  yom 
2.  April  1663  (Londorp  VIII  S.  969f.  Pachner  y.  Bggenstorff  I  S.  15), 
io  welcher  der  Kaiser  yerlangt,  dass  ihm  aufs  eheste  mit  einer  absonderlichen 
erheblichen  Hülfe  assistiert  werde. 


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176  4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reicbstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
12. /22.  März  1663. 

[Sitzung  vom  9./ 19.  März.    Verschiedene  Abstimmang  in  betreff  der   Leistung 

der  Türkenbülfe.] 

22.  März.  Die  Frage,  wie  die  Türkeohijlfe  zo  leisten,  ist  9./ 19.  vorgenommen 
worden,  im  knrfürstlichen  Gollegium  haben  Mainz,  Cöln  und  Baier d 
für  Volk,  sie,  Sachsen  und  Pfalz  für  Geld  gestimmt,  Trier  hat  sich 
nicht  entschieden  erklärt.  Im  Fürstenrathe  stimmten  alle  Alliierten  and 
einige  andere  für  Volk,  andere  für  Geld,  andere  Hessen  sich  garnicht  her- 
aus, andere  wieder  stellten  allerhand  Bedingungen.  In  dem  endlich  abge- 
fassten  Gonclusnm  ist  enthalten: 

1)  Anordnung  eines  allgemeinen  Gebetes. 

2)  Ausländische  Potentaten  sollen  um  Hülfe  angerufen,  auch  die  Reiohs- 
ritterschaft  und  die  Hansestädte  dazu  gezogen  werden. 

3)  Ratione  auzilii  hätte  sich  die  Majorität  für  Geldhülfe  erklärt. 

Es  scheint,  dass  diejenigen,  so  Volk,  und  diejenigen,  so  Geld  gewilligt, 
bei  ihrem  Erbieten  werden  gelassen  werden,  sonderlich  da  es  eine  frei- 
willige Hülfe  ist,  und  der  Kaiser  wird  auch  wohl  damit  zufrieden  sein. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
12./ 22.  März  1663. 

[Befreiung  des  Kurfürsten  von  der  Türkenbülfe.] 

22.  März.  Als  gestern  der  Graf  v.  Wolckenstein  und  Herr  Grane  ihnen 
die  Gegenvisite  gemacht,  haben  sie  den  Punkt  wegen  Befreiung  des  Kf. 
von  der  Türkenbülfe  wieder  vorgebracht.  Beide  erkannten  die  rationes, 
welche  sie  angeführt,  für  erheblich,  erklärten  aber,  sie  könnten  darüber 
nichts  resolvieren,  erboten  sich  aber,  deswegen  an  den  Kaiser  zu  refe- 
rieren und  die  Sache  auch  vor  dem  Erzbischof  von  Salzburg  geheim 
zu  halten.  Ges.  sind  in  Zweifel,  wie  sie  sich  inzwischen,  bis  sie  Bescheid 
erhalten,  verhalten  sollen,  werden  aber  wohl  mit  ihren  votis  wie  bisher  fort- 
fahren müssen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
17./27.  März  1663. 

[aaf  die  Relationen  vom  19.  Februar/ 1.  März  und  2./ 12.  März.    Die  Tarkenhulfe. 
Das  Würzburger  Project    Die  Neabargische  Sache] 

27.  März.         Da  Kf.  sieht,  dass  inbetreflF  der  Türkenbülfe  noch  zur  Zeit  wenig  Stat  za 
machen,  so  befiehlt  er  den  Ges.  sich  zu   bemühen,  dass   der  Kaiser  auf 


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BerathuBgeD  über  die  Türkeohülfe.  177 

alleo  Fall  sich  eines  gewissen  zo  versichern  habe.  Das  von  Würzborg  be- 
antragte Heer  zur  Defension  des  Reiches  contra  qnoscunque  anbetreffend, 
lägst  er  sich  die  Sache  an  ond  für  sich  nicht  zuwider  sein,  wünscht  aber 
erst  nähere  Auskunft  darüber.  In  der  Neu  burgischen  Sache  kommen 
3  Punkte  vor: 

1)  ratione  voti,  ob  sie  auch  von  selten  des  Kf.  solches  prätendieren  und 
den  Neuburgischen  unterstützen  sollen.  Darüber,  ob  es  vortheilbaft, 
sollen  Ges.  erst  ihre  Meinung  äussern.    - 

2)  wegen  des  westfälischen  Ereisdirectoriums  und  der  Bemü- 
hungen von  Osnabrück,  Münster  und  Braunschweig  eine  Ei- 
nigung darüber  zu  vermitteln :  Kf.  ist  bereit  dazu,  will  mit  der  Alter- 
nation zufrieden  sein,  doch  so,  dass  er  den  Anfang  mit  dem  Direc- 
torio  auf  dem  Kreistage  mache. 

3)  wegen  eines  h au ptsäc hl  ich en  Vergleiches.  Er  will  sich  auch  darin 
so  zeigen,  dass  man  erkennen  soll,  dass  er  zu  Friede  und  Einigkeit 
geneigt  sei. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
20./ 30.  März  1663. 

[ErneueruDg  der  Rheinischen  Allianz] 

Von  der  Frankfurter  Allianz  haben  sie  Nachricht,  dass  diese  zwar  auf  30.  Mär« 
3  Jahre  prolongiert  sei^),  dass  die  dort  befindlichen  Gesandten  sich  aber 
alle  separieren^),  auch  der  französische  Gesandte  Gravel  und  der  schwe- 
dische Schnoltzki  seien  entweder  schon  auf  der  Reise  hieher  oder  doch 
zom  Aufbruch  bereit,  von  den  Reichsstädten  befinde  sich  keine  in  der  Al- 
lianz und  wolle  man  solche  auch  nicht  aufnehmen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  6.  April  1663. 

[auf  die  Relation  vom  12./22.  März.    Unterstützung  der  kaiserlichen  Forderung.] 

~  Dieweil  wir  nun  nicht  zweifeln,  es  werde  :|  Ihre  Key.  Mt.  |:  die  e.April. 
von  Euch  angeführte   und   in  der  kundbaren  Wahrheit  bestehenden 
Ursachen  :|  bei  sich  wohl  gelten  lassen  und  sich  unserem  Verlangen 


0  Die  Rheinische  Allianz  war  am  7.  März  1663  auf  drei  Jahre  (Augast 
1664—1667)  verlängert  worden  (Dumont  VI,  2  S.453).  S.  Mignet,  N^gociations 
relatives  ä  la  euccessioo  d'Bspagne  n  8.  19.     Köcher  I  S.  314. 

')  Am  12.  März  beschloss  der  Bundesrath  zn  Frankfurt  die  üebersiedelung 
otch  Begensbarg,  dooh  Hatten  schon  vorher  die  meisten  Mitglieder  der  Allianz 
ihre  Gesandten  dorthin  geschickt,  s.  Köcher  I  S.  313f. 

Mater.  %.  Gesch.  d.  O.  KurfQr8t«D     XI.  12 


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178  ^<    I>®r  Anfang  des  Regensbnrger  ReichstageB. 

nach  erklären,  | :  also  habet  Ihr  gegen  vorgedachte  :  |  beide  Coinmis- 
sarien  zu  gedencken,  dass,  weil  Ihr  nicht  zweifeltet,  es  würde  auf  ihre 
geschehene  Relation  die  kaiserliche  Resolution  so,  wie  wir  dieselbe 
begehrten,  einkommen,  also  wolltet  Ihr  in  solchem  Vertrauen  kraft 
habendes,  unsers  aussdrucklichen  Befehls  sie  ratione  modi  et  quanti 
so,  wie  sie  es  desideriren  möchten,  in  Buren  Votissecundiren,  gestalt 
Ihr  dann  auch,  wie  itzo  gedacht,  solches  zu  thun  und  allen  mtlg- 
liehen  Fleiss  mit  guter  Manier  anzuwenden,  damit  Ihre  Key.  Mt.  in 
diesem  Stück  zu  ihrem  Intent  ie  eher  ie  lieber  gelangen  möge.  | :  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfllrsten.    D.  Regensburg 
30.  März/9.  April  1663. 

[Berathangen  aber  das  Qaantam  der  Tärkenbälfe.] 

9.  April.  Vergangenen  Freitag  ^)  ist  eine  Session  gehalten  und  die  qoaestio  qoanti 
(wie  gross  die  Hülfe  in  praesenti  und  in  futurnm  dem  Kaiser  zn  leisten) 
beratben  worden,  doch  ist  niemand  weder  im  Korfürsten-  noch  im  Fürstenrathe 
gewesen,  der  darüber  etwas  gewisses  determinieret  hätte,  auch  Ges.  haben 
sich  zu  Iceiuem  qnanto  erboten,  sondern  gefordert,  die  kaiserlichen  Kom- 
missarien möchten  angeben,  mit  was  für  einem  quanto  dem  Kaiser  gedient 
wäre.  Sonnabend  ist  Mahrenholtz  bei  H.  Crane  gewesen  nnd  hat  ihn 
gefragt,  auf  was  für  eine  Samme  eigentlich  der  Kaiser  zielte,  und  ob  schon 
Antwort  von  demselben  inbetrefif  der  Forderung  des  Kf.  diesmal  von  der 
Leistung  der  Hülfe  entbunden  zu  werden,  eingetroffen  sei.  Crane  ant- 
wortete, die  kaiserlichen  Koramissarien  wären  nicht  instruiert,  den  Ständen 
etwas  ratione  qnanti  vorzuschlagen,  doch  gab  er  anf  M's.  weiteres  Drängen 
endlich  zu  verstehen,  dass  im  Salzburgiscben  Votnm  60  Römerroonate 
pro  praesenti  und,  wenn  es  zum  Kriege  komme,  jährlich  50  Monat  in  futu- 
rum offeriert  worden,  in  dem  Pfal  z-Lauternschen  Votum  aber  hätte 
man  sich  besser  und,  wie  er  redete,  hi^rtiger  herausgelassen  und  pro  prae- 
senti 100  Römermonate  gewilligt,  welches  dem  Kaiser  gewiss  zum  Gefallen 
gereichen  würde.  Auf  ihren  Bericht  au  den  Kaiser  wegen  der  Forderung 
des  Kf.  sei  noch  keine  Antwort  erfolgt,  der  Kaiser  wurde  aber  gewiss  die 
gefährdete  Lage  des  Kf.  berücksichtigen.  Er  wüsste  anch  nicht  anders,  als 
dass  derselbe  dem  Kf.  durch  eine  Gesandtschaft  schon  vor  diesem  Ver- " 
Sicherung  gegeben,  dass  er  von  seinem  Antheil  befreit  werden  sollte,  wobei 
er  es  wohl  werde  bewenden  lassen.  Nachdem  nun  am  30.  März/9.  April 
wieder  ratione  quanti  zu  Rath  angesagt,  aber  von  der  österreichischen  Ge- 
sandtschaft bei  voriger  Session  gar  übel  empfanden,   dass  niemand  ausser 


^)  Ueber  diese   Sitsang  vom  27.  März/6.  April  and  aber  die  folgende  vom 
30.  März/9.  April  8.  Gemeiner  I  S  52f. 


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Berathnogen  ober  die  Türkenhälfe.  179 

Salzborg  und  Pfalz-Laatern  eio  qaantnm  habe  benennen  wollen,  haben 
sie  beschlossen,  obwohl  sie  daraof  nicht  instruiert  sind,  auf  Ratifikation 
des  £f.  100  Römermonate  yorznschlagen,  dafür  haltend,  dass,  weil  Kf.  dabei 
nichts  zutragen  wolle,  wie  er  ausdrücklich  habe  bedingen  lassen,  es  ihm 
gleich  sein  werde,  ob  viel  oder  wenig  yerwilligt  werde,  und  dass  'dadurch 
Kf.  bei  dem  Kaiser  sich  soviel  angenehmer  machen  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  3./ 13.  April  1663. 

[Vorschläge  wegen  des  Quantum.] 

Sie  haben  100  Römermonate  für  die  Türkenhülfe  yorgeschlagen.  Die,  13.  April, 
welche  sich  anfänglich  zu  Volk  erboten,  haben  erklärt,  dem  Kaiser,  wenn 
es  zum  öffentlichen  Kriege  käme,  8000  Mann  oder  mehr  mit  der  nöthigen 
Artollerie  auf  ein  Jahr,  im  Nothfall  noch  lädger,  auf  ihre  Kosten  stellen  zu 
wollen,  doch  da  verschiedene  noch  keine  bestimmte  Erklärung  abgegeben, 
ist  man  noch  zu  keiner  Re-  und  Gorrelation  geschritten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  6./16.  April  1663. 

[Abstimmung  wegen  des  Quantum  der  Tärkenholfe.) 

Heute  ist  wieder  Sitzung  gewesen ;  im  Kurfürstencolleginm  hat  die  Ma- 16.  April, 
jorität  auf  50  Römermonate  gestimmt,  auch  sie  haben  sich  dem  accommo- 
diert    Im  Fürstenrath  hat  die  Majorität  auf  50  Römermonate  ratione  prae- 
teriti  et  praesentis  auxilii  geschlossen,  ?on  der  künftigen  Hülfe  werde  künftig 
zu  reden  sein. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.   D.  Königsberg  17.  April  1663. 

[Abberufung  ?.  Plateus.]     • 

Kf.  sieht  sich  der  grossen  Kosten  wegen  genöthigt,  seine  Gesandtschaf- 17.  April, 
ten  möglichst  einzuziehen,  daher  erhält  ?^  Platen  den  Befehl,  nach  Berlin 
zurückzukehren*),  y.  Mahrenholtz  und  Dr.  Jena  sollen  dortbleiben  und 
ihren  Staat  and  Saite  so  einrichten,  dass  sie  monatlich  mit  600  Rthl.  aus- 
kommen. 


0  V.  Plateo  reist  am  1.5.  Mai  ab. 

12^ 


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IgO  Der  Aofang  des  Regeosbarger  Reichstages. 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
16./26.  April  1663. 

[Resolntion  des  Kaisers  aaf  die  Forderung  des  £f.     Verlangen  des  Administra- 
tors von  Magdeburg] 

26.  April.  YorgeBterD  hat   ihnen    Crane  die  Antwort   des  Kaisers    auf  seinen 

and  des  Grafen  Wolckenstein  Bericht  wegen  der  brandenburgischen  For- 
derung mitgetheilt,  dieselbe  lautet: 

Wie  nun  erstbesagten  Ghurfttrsten  zu  Brandenburg  Ldn.  sieh 
gegen  uns  woll  versichert  wissen,  dass  wir  derselben  in  allen  mtig- 
liehen  Dingen  zu  willfahren  geneigt  seind,  also  werden  wir  Ihrer  Ldn. 
desideria  des  Orts  dergestalt  beobachten,  dass  Sie  damit  zuversichtlich 
woll  vergnügt  und  hinwiederumb  beursacht  sein  werden,  unsere  dem 
Rom.  Reich  und  der  ganzen  Christenheit  so  woll  alss  unsem  beider- 
seits der  Gefahr  am  nächsten  gelegenen  Land  und  Leuten  zum  besten 
angesehene  Intention  Ihres  Theils  nicht  weniger  zu  secundiren. 

Ges.  fragen  an,  ob  Kf.  es  dabei  bewenden  oder  aber  noch  etwas  dess- 
halb  erinnern  lassen  wolle,  und  stellen  anheim,  ob  er  deswegen  an  Crane, 
welcher  sich  dieser  Sache  vornehmlich  angenommen,  schreiben  wolle.  Der 
Gesandte  des  Herzogs  August  von  Sachsen,  Administrators  von  Magde- 
burg, hat  ihnen  mitgetheilt,  sein  Herr  habe  mit  Kurs  ach  sen  einen  Ver- 
gleich geschlossen,  wodurch  er  die  landesfürstlicbe  Hoheit  über  etliche  Aem- 
ter  erhalten  ^),  er  beanspruche  daher  Session  und  votum  im  Fürstenrath.  Der 
Kaiser  habe  bereits  seine  Zustimmung  dazu  ertheilt,  an  Kf.  wäre  deswegen 
auch  geschrieben,  und  er  wünschte  zu  wissen,  was  ihnen  hierin  zu  thun 
anbefohlen  sei.  Sie  haben  erwidert,  dass  sie  noch  keine  Resolution  des- 
wegen erhalten  hätten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg 
17. /27.  April  1663. 

[Ges.  sollen  ihr  Votum  io  betreff  des  Quantum  redressieren.] 

27.  April.  —  Im  übrigen  so  ist  euch  unsere  eigentliche  Meinung  ratione 
subsidii,  welches  Ihrer  Keys.  M,.  zu  leisten,  aus  uehren  Rescripten  zur 
gnüge  bekannt,  und  hättet  ihr  euch  daher  auf  mehr  Monate  als  an- 
dere herauslassen  sollen,  und  weil  wir  sehen,  dass  ihr  darinnen  das 
pfalzische  Votum  gefolget  und  sub  spe  rati  euch  auf  100  Monat  in 
futurum  herausgelassen,  wir:{  aber  vielmehr  den  Dank  bei  Ihrer  Keys. 

*)  8.  Opel,  Die  Yereiuigung  des  Heraogthums  Magdeburg  mit  Karbranden- 
burg  8.  7. 


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Die  TürkeDhüIfe.    Das  von  dem  Admio.  von  Magdeburg  gesnchto  Votam.     181 

M.  za  haben  verlaDgen,  dass  wir  anderen  und  nicht  andere  uns  vor- 
geben, |:  solchem  nach  so  habt  ihr  dahin  zu  sehen,  damit  ihr  mit 
guter  Manier  euer  Votum,  als  welches  sub  spe  rati  abgeleget,:|  der- 
gestalt redressiret,  I :  dass  ihr  in  euren  Votis  an  und  furbringet,  dass 
ehe  und  bevor  eure  unt.  Relation  bei  unseinkommen:{  unser  gnädig- 
ster Befehl  ratione  quanti  eingelanget.  Was  nun  die  Eeyserliche,  als 
mit  welchen  ihr  daraus  vorhero  zu  communiciren^  begehren  möchten, 
dass  ihr  ratione  quanti  sowohl  wegen  des  künftigen  als  vergangenen 
votiren  sollet,  darnach  habt  ihr  euch  zu  richten^  doch  dass  eure  Vota 
aaf  eine  höhere  Summa  als  die  pfalzische  ist,  und,  wann  die  Eeyser- 
lichen  es  zu  determiniren  Bedenken  hätten,  zum  wenigsten  auf  150 
Monat  eingerichtet  werden,  | :  und  dass,  wan  inskunftige  ein  mehres  für 
des  Reiches  und  der  Christenheit  Bestes  notig  sein  möchte,  damit  nach 
Beschafifenheit  der  Sachen  continuiret  werde.  Dass  aber  einem  andern 
als  dem  Eeyser  die  Disposition  über  dem  Geld  gegeben  werde,  das 
halten  wir  gar  nicht  für  zuträglich,  und  werdet  ihr  daher,  wie  ihr 
alleweil  zu  unserm  gnädigsten  Gefallen  gethan,  ferner  im  Votiren 
fortfahren.  — 


'  Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
27.  April  /  7.  Mai  1663. 

[EröffbaDgen  des  neueo  PfalzneaburgischeD  Gesandteo.] 

Der  E. Sächsische  Gesandte  hat  aufs  neue  wegen  Session  and  Vo-  7.  Mai. 
tum  des  Admioistrators,  Herzog  Aagust,  Erinneruog  gethan.  Pfalz-Neu- 
barg  hat  einen  seiner  vorigen  Abgesandten,  ?.  Didinghausen,  abge- 
fordert und  an  dessen  Stelle  den  ?.  Rauten  stein,  der  früher  in  Polen  zu 
Oliva  bei  den  Trac taten  *),  auch  zu  Frankfurt  a.  M.  gewesen,  hieher  ge- 
saudty  welcher  sofort,  als  er  das  erste  M.il  in  den  Fürstenratb  gekommen,  • 
Jena  zugesprochen  und  sich  zu  Fortsetzung  der  Freundschaft,  in  der  je- 
ner mit  dem  früheren  Abgesandten  gestanden,  erboten.  Als  sie  dann  priva- 
tim von  der  Jülichschen  Sache  gesprochen,  erklärte  er,  es  sei  für  beide  Theile 
nützlich,  wenn  ein  endlicher  Vergleich  aufgerichtet  würde,  und  dass  ein 
jeder  mit  des  anderen  Assistenz  der  Jülichschen  Lande  halber  ein  votum 
buchen  könnte. 


»)  S.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  711. 


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^g2  Der  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Gottfried  V.  Jena')  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
8./ 18.  Mai  1663. 

[Versöhnliche 'Aensserong   des    Pf. Nenbnrgischen    Gesandten.     Verhandlungen 
wegen  des  für  den  Administrator  von  Magdeburg  verlangten  Votums.]  . 

18.  Mai.  Vorgestern  wurde  das  vona  Reichsdirectorio  abgefasste  Reichsgut- 
achten«) den  Ständen  per  dictaturam  mitgetheilt  und  wurden  denselben  Tag 
alle  consilia  berufen,  doch  ist  es  noch  zu  keinem  Schluss  gekommen. 

Der  Pfalzneuburgische  Gesandte  v.  Rauten  stein  hat  mit  J.  vertrau- 
lich geredet,  er  hätte  über  ihr  früheres  Gespräch«)  seinem  Fürsten  berichtet, 
dieser  wäre  damit  wohl  zufrieden  und  wünsche,  J.  möge  dem  Kf.  berichten, 
dass  er  zu  einem  beständigen  Vergleich  wohl  geneigt  sei,  und  könnten  dazu 
einige  Interpönenten  vorgeschlagen  werden;  J.  hat  erklärt,  darüber  an  Kf. 
berichten  zu  wollen,  und  erwartet  von  diesem  Instruktion. 

ViTegen  der  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg  hat  er  mit 
dem  K. sächsischen  Abgeordneten  Strauch  verhandelt  nnd  dabei  des  Kf. 
Forderung  vertreten,  dass  jener  ratione  loci  nichts  den  Pürstenthümern  des 
Kf.  Präjudicierliches  prätendieren  dürfe. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  11./21.  Mai  1663. 

[Berathungeo  über  das  Reicbsgutacbten  wegen  des  Quantum.] 

21.  Mai.  Trotz  dreier  Sitzungen  (Freitag,  Sonnabend   und  heute)  ist  doch  das 

Reichsgutachten  noch  nicht  zustande  gekommen^),  im  kurfürstlichen  Colle- 
gio  ist  jetzt  eine  vollständige  Gonformität  erzielt,  nachdem  der  Kurcölpische 
auch  zu  50  Römermonaten  sich  erboten,  gleichwohl  ist  angezeigt  worden, 
dass  Kf.  sie  inzwischen  aut  lOO  Monat,  auch  wohl  noch  mehr  instruiert 
habe.  Die  bewilligte  Summe  soll  in  zwei  Terminen,  künftigen  Michaelis 
und  Ostern  1664  erlegt  werden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.   D.  Regensburg  15./25.  Mai  1663. 

[Das  Reicbsgutacbten  ist  zustande  gekommen.    Bevorstehende  Berathung  wegen 
•  des  futurum  auzilium.] 

25  Mai.  Das   Reichsgutachten  ^)   ist  glücklich  zustande    gekommen   und    heute 

durch  Deputierte  den  kaiserlichen  Kommissarien  übergeben  worden.     Der 

^)  V.  Mahrenholtz  war  nach  Halberstadt  gegangen,  um  dort  die  für  die 
Gesandtschaft  bestimmten  Gelder  flüssig  zu  machen. 

^  S.  aber  dasselbe  und  über  die  vorhergebenden  Verhandlungen  Gemei- 
ner I  S.  55ff. 

»)  S.  oben  S.  181. 

^  S.  Gemeiner  I  S.63ff. 

*)  d.  13/23.  Mai  1663  (Londorp  VIU  S.  971  ff.  Pachner  v.  Eggen- 
Btorff  I  S.  18f.). 


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Die  TärkeDhülfe     Die  Porderaog  des  Admio.  von  Magdeburg.  Ig3 

Erzbiscbof    von  Salzbarg   hat   daraaf   io    seiner  Antwort  erklärt,  man 

möchte  jetzt  zuerst  das  fotorom  aaziliam  abhandeln ,  weil  der  Brach  aiid 

Kneg  mit  den  Türken  sehr  wahrscheinlich  wäre,  der  Kaiser  würde  sich 
Volk  so  lieb  als  Geld  sein  lassen. 


Der  Kurfttret  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  26.  Mai  1663. 

[Die  kaiserliche  Resolatioo,  die  Forderaog  des  Admioistrators  von  Magdeburg.) 

—  So  viel  die  keys.  Resolution,  welche  euch  von  Cranen  com- 26.  Mai. 
municiret,  belangt,  da  sind  wir  der  Meinung,  dass  ihr  andeutet,  dass 
wir  die  Kesolution  also  verstünden  und  annehmen,  als  wir  es  von 
Ihrer  Keys.  M.  desideriret.  —  Was  des  H.  Administratoris  zu  Magde- 
burg Ld.  prätendirte  Session  und  Votum  ratione  Querfurt  betrifft, 
da  lassen  wir  es  nochmals  bei  unserm  jüngsten  Rescript  *),  und  habet 
ihr  euch  durch  keine  majora  davon. bringen  zu  lassen,  als  welche  uns 
und  anderen  das  jus  iam  in  ipso  Instrumente  pacis  quaesitum  nicht 
entziehen  oder  nehmen  können,  auf  solche  Weise  könnte  einer,  der 
allererst  in  Fürstenstand  erhoben,  durch  die  majora  denen  filteren  vor- 
gezogen werden,  welches  doch  injustum  und  inauditum.  — 


Gottfried  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
18./28.  Mai  1663. 

[Berathang  über  die  künftige  Hülfe,   Forderung,  dass  auch  der  pnnctas  securi- 
tatis  zugleich  vorgenommen  werde.] 

Gleich  am  Sonnabend  sind  wieder  die  Collegia  berufen  worden,  nnd  28.  Mai 
beute')  ist  dann  der  Punkt  von  der  künftigen  Hülfe  ordentlich  vorgenom- 
oteD,  doch  noch  kein  Beschluss  gefasst  worden.  Im  karfürstlicben  waren 
die  plura  (Cöln,  Trier,  Mainz  und  Baiern)  für  Volk;  Branden- 
burg beiEmtragte,  da  das  kurf.  coUegium  vorher  einmütbig  auf  Geld  ge- 
stimmt und  der  Kaiser  erklärt  hätte,  dass  ihm  ebenso  mit  Geld  wie  mit  Volk 
gedieut,  möchte  man  sich  noch  zur  Zeit  auf  50  Römermonate  au  Geld  er- 

0  Ein  Bolcbes  ist  in  den  Akten  nicht  erhalten,  der  Inhalt  desselben  ist  aas 
den  späteren  Rescripten  und  Relationen  der  Gesandten  ersichtlich.  Kf.  willigt 
^io,  dass  der  Administrator  für  sein  Fürstenthum  Sachsen-Querfart  Sit&  ond 
Stimme  im  Fürstenrath  erhalte,  will  aber  nicht  zugeben,  dass  derselbe,  wie  er 
▼erlangt,  mit  den  übrigen  sächsischen  Häasern  zusammen  vor  seinen  Fürsten- 
tbömern  die  Stelle  erhalte. 

^  S  Gemeiner  I  S.  69  f. 


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134  ^*    I^^r  Anfang  des  RegtiOBbnrger  Reichstages. 

klären,  auch  damit,  so  lange  der  Türkenkrieg  währte,  continaieren,  wovon, 
in  Betracbtang  die  Matncnl  sehr  geschwächt,  etwa  30000  Mann,  wenn  die 
andern  zom  Kriegsheer  nöthigen  Dinge  mitgerechnet  würden,  erhalten  wer- 
den könnten.  Mit  geringerm  wäre  kein  genngsamer  Widerstand  zn  thnn 
oder  was  Fruchtbarliches  zu  verrichten.  K.Mainz  verlangte,  dass  der  pnnc- 
tns  securitatis  zugleich  mit  der  Türkenhülfe  vorgenommen  werde,  die  Ma- 
jorität aber  erklärte  sich  dafür,  dass  dieses  erst  nach  ausgemachtem  erstem 
Punkt  in  Richtigkeit  zu  bringen  sei.  Auch  im  Fürstenrath  stellten  die 
Alliierten  und  wenige  andere  dieselbe  Forderung,  dass^  die  Sicherheit  des 
Reiches  sofort  und  zugleich  mit  der  künftigen  Hülfe  abzuhandeln  wäre. 


E.  V.  Platen  an  den  Kurfürsten.    Berlin  22.  Mai  / 
[1.  Juni]  1663. 

[Vorschlage  der  K.Mainzischen  uud  K.Cölnischeo  wegen  der  künftigen 
Reichsv^rfassQDg.] 

1.  Juni.  Er  ist  vorgestern  hier  angekommen,  will  nur  berichten,  dass,  als  er  von 

einigen  Gesandtschaften,  darunter  der  K.Mainzischen  und  K.Cölni- 
sehen,  Abschied  genommen,  von  denselben  ein  Discnrs  wegen  der  künfti- 
gen Reichsverfassung  angefangen  wurde.  Der  K.Mainzische  Kanzler  Mehl 
erklärte,  sein  Herr  sei  auf  den  Gedanken  gekommen,  es  müsste  nothwendig 
im  Reiche  eine  beständige  Kriegsverfassung  eingerichtet  werden,  und  zwar 
müsste,  da  den  alten  Reichsverfassungen  und  der  Executionsordnung  fast  nie 
nachgelebt  sei  und  die  Hinderung  unter  anderem  aus  der  Matricul  herrührte, 
etwas  ganz  neues  gemacht  werden,  nämlich: 

1)  der  Kaiser  müsste  sich  mit  den  Ständen  und  diese  unter  sich  zn 
mutueller  Hülfe  auf  das  kräftigste  verbinden. 

2)  auch  die  auswärtigen  benachbarten  Kronen,  namentlich  Frankreich 
und  Schweden,  müssten  hinzugezogen  werden,  so  dass  auch  diese 
sich  mit  dem  Reiche  zu  mutueller  Hülfe  verbänden. 

3)  es  müsste  jederzeit  ein  vollkommenes  Kriegsheer  aus  geworbener 
Mannschaft  mit  Generalen,  sonstigen  Officieren,  Artollerie  und  Muni- 
tion in  Bereitschaft  gehalten  werden,  wozu  jeder  Stand  das  seinige 
contribuieren  müsste. 

4)  Jedem  Stande  müsste  freie  Hand  gelassen  werden,  wie  hoch  er  sich 
anschlagen  und  was  er  bei  solchem  gemeinnützigen  Werke  thun  wolle. 

Er  hat  darauf  nur  erinnert,  ob  es  auch  dem  Reiche  zuträglich  sein 
würde,  sowohl  die  Fremden  so  weit  in  des  Reiches  Affairen  zu  mischen, 
als  auch  sich  zu  ihrer  mutuellen  Defension  contra  quoscunque,  da  sie  oft 
viel  Streit  mit  ihren  Naebbaren  hätten,  zu  verbinden. 

Bei  dem  K.Gölnischen  Gesandten  D.  Althofe n  hat  es  fast  gleichen 
Discurs  gegeben,  derselbe  hat  nur  noch  hinzugefügt,  dass  man  Frankreich 
und  Schweden  ohnedem  wegen  der  abgetretenen  Reichslande  zur  Garantie 


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Project  eioer  ReichskriegsverfasBuog.    Forderung  des  Admio.  v.  Magdeb.      Ig5 

verbanden  sei,  die  sie  sehr  weit  (z.  B.  Schweden  im  polnischen  Kriege) 
estendierten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  1.  Juni  1663. 

[Geneigtheit  zu  einem  Vergleich  mit  Pfalz- Nenbnrg.] 

In  betreff  der  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg  wieder-  1  Juni, 
holt  Ef.  seine  frühere  Entscheidung.  Mit  dem  Pfalzneuburgischeu 
Gesandten  soll  Jena  ferner  reden  und  ihm  andeuten,  Kf.  sei  geneigt,  wenn 
Pfalzneubnrg  es  beliebe,  sich  mit  ihm  in  gutes  Yei trauen  zu  setzen 
und  einen  gütlichen.  Vergleich  nicht  auszuschlagen,  er  wolle  erwarten,  was 
jener  ratione  modi  compositionis  und  personarnm  mediantium  vorschlagen 
werde,  nud  werde  sich  dann  darauf  erklären. 


V.  Mahrenholtz  und  Gottfried  v.  Jena  an  den  Kurfürsten. 
D.  Regensburg  25.  Mai  /  4.  Juni  1663. 

I K.Sachsens  Forderong  wegen  des  Administrators.    Die  Angriffe  gegen  die 

Beformierten.] 

Die  knrsächsischen  Gesandten  haben  wieder  die  Sache  des  Administrators  4.  Juni, 
vorgebracht tind  verlangt,  Ges.  sollten  wenigstens  sub  spe  rati  demselben  den 
Vorsitz  vor  Halberstadt  und  consequenter  den  anderen  Fürstenthümern  des 
Kf.  verwilligen,  sie  haben  aber  erklärt,  des  Kf.  Befehl  abwarten  zu  müs* 
Ben,  und  dabei  dessen  Weisung  gemäss  bemerkt,  Kf.  hätte  K. Sachsen  und 
dem  Administrator  zu  Liebe  rem  ipsam,  nämlich  sessionem  und  votum, 
verwilligt,  in  der  Zuversicht,  es  werde  das  alte  Vertrauen  zwischen  ihnen 
erhalten  und  in  K.Sachsens  Landen  nicht  gut  geheissen  werden,  des  Kf. 
Religionsverwandte  wider  den  Religions-  und  Osnabrückischen  Friedens- 
ßchlnss  zu  beschweren^),  v.  Gersdorf  erwiderte,  der  Kaiser  hätte  dem  Ad- 
ministrator schon  sessionem  und  votum  concediert,  wenn  er  aber  die  Stelle 
bei  den  anderen  sächsischen  Häusern  nicht  erhielte,  werde  er  Session  und 
Votum  nicht  begehren.  K.Sachsen  würde  an  dem,  was  privat  doctores 
gegen  einander  schrieben,  kein  Gefallen  tragen,  und  falls  einer,  dass  er 
s>ich  vergriffen,  wie  dann  nöthig  wäre,  überwiesen  werden  sollte,  würde  er 
alsdann  solchen  in  seinen  Landen  nicht  dulden.  Was  Calovius  geschrie- 
ben, deshalb  hätte  er  sich  entschuldigt.^ 


')  S.  über  diese  theologischen  Streitigkeiten,  durch  welche  das  gegen  die 
Universität  Wittenberg  gerichtete  Edict  des  Kf.  vom  21.  August  1662  veranlasst 
worden  ist,  Hering,  Neue  Beiträge  zur  Gesch.  der  evangelisch -reformirten 
Kirche  in  den  PreuBsiech  •  Brandenburgischen  Ländern  II  S.  160  ff.  und  unten  im 
Anhang  die  Akten  über  die  Zusammenkunft  des  Kf.  mit  K. Sachsen  zu  Torgau. 

^  Hering  a.  a.  0    S.  172  ff 


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186  4*    I^er  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
29.  Mai /S.Juni  1663. 

[Drohende  Nachrichten  von  der  Türke nge fahr.] 

8.  Juni.  Vor  wenigeo  Tagen  ist  der  Graf  Lacron  von  Wien  angekommen,  um 

dem  Erzbischof  von  Salzburg  die  Türkengefahr  vorzustellen*),  der. darauf 
auch  beiliegendes  Schriftstück')  über  den  ungarischen  Zustand  den  Ständeo 
per  dictatnram  mitgetheilt  hat,  darüber  ist  heute  deliberiert ') ,  aber  weder 
im  kurfürstlichen  noch  fürstlichen  Gollegium  zu  einem  Schluss  gekommen; 
im  ersteren  wurde  erklärt,  da  der  Kaiser  an  alle  Kurfürsten  dieser  Sache 
halber  Gesandte  geschickt,  müssten  sie  deren  Befehl  abwarten;  im  Fürsten- 
rathe  wird  es  wohl  zu  keinem  einmüthigen  Beschluss  kommen,  die  Alliierten 
verlangen,  dass  der  punctus  securitatis  mit  der  künftigen  Türkenhülfe  zu* 
gleich  vorzunehmen  sei,  werden  es  aber  nicht  durchsetzen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  5./15.  Juni  1663. 

[Berathangen  wegen  der  künftigen  Türkeohnlfe.] 

15.  Juni.  Der  künftigen  Türkenhülfe  wegen  ist  es   im  Fürstenrath  noch   zn  kei- 

nem conclusnm  gekommen,  wegen  der  Verschiedenheit  der  Meinungen  und 
da  sich  noch  etliche  20  defectu  instructionis  entschuldigt.  Die  Alliierten^ 
welche  sich  zu  Volk  erboten,  sind  gestern  und  vorgestern  bei  den  K.Main- 
zischen  versammelt  gewesen,  um  sich  zunächst  unter  sich  wegen  der  Con- 
ditionen,  unter  welchen  sie  die  Völker  schicken  wollen,  zu  vergleichen,  sie 
werden  dann  ihre. Bedingungen  dem  Erzbischof  von  Salzburg  mittbeilen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  19./29.  Juni  1663. 

[Uneinigkeit  inbetrefif  der  zu  leistenden  Türkenbülfe.] 

29.  Juni.  Mit  dem  futuro  auxilio  wird  es  nun  bald  zu  Ende  kommen,  doch  bleibt 
es  ratione  quand  sowohl  im  fürstlichen  als  auch  städtischen  CoUegio  bei 
der  Difformität,  muss  also  das  allgemeine  Reichsgutachten  secuudum  con- 
clusa  difformia  eingerichtet  werden  und  ist  es  daher  zu  keiner  durchgehen- 
den Gleichheit  (welches  wohl  vor  diesem  im  h.  Reich  niemals  geschehen) 
zu  bringen.  Die  Alliierten  haben  ihre  (abschriftlich  beiliegenden)  Condi- 
tionen  übergeben. 

0  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  den  Erzbischof  von  Salzbarg  d.  Lazeo- 
burg  9.  Mai  16G3  (Diar.  Burop.  X  8.  207  f.    Londorp  VIU  S.  971). 

3)  Diar.  Europ.  X  S.  260ff.  Lond  orp  VIU  S.  973.  Pachner  v.  EgK«n- 
storff  I  S.20. 

»)  Geroeiner  I  S.  72. 


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Die  Tärkeogofahr.    Berathangen  aber  die  Tärkeoholfe.  187 

Nach  Erledigung  des  ersten  Pooktes  wird  es  jetzt  bald  zur  Verhaod- 
luog  über  deo  zweiten,  die  Sicherheit  des  Reiches,  kommen;  Oes.  erwarten 
darüber  des  Kf.  Willensmeinnng. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
6.  Juli  St.  V.  1663. 

[auf  die  Relation  vom  291  Mai/8.  Jnni.    MahniiDgen   an  die  Reichsstände,  die 
Tarkenhülfe  ernster  anzugreifen.    Eigene  Bülfserbietungen-des  Kf.] 

—  Wir  betrüben  uns  Ober  dergleichen  Verzögerung  und  gefährlichen  16.  Juli. 
Aufenthalt  nicht  wenig  und  dass  man  des  Erbfeindes  dessein  nicht 
mit  mehreren  Ernst  und  Eifer  zu  Herzen  nimmt.  —  Ihr  habet  dahero 
unsertwegen  dies  Werk  beweglich  und  glimpflich  vorzustellen  — 
dass  gleichwohl,  da  der  Allerhöchste  annoch  Mittel  genug  verliehen, 
solchem  allen  in  Zeiten  mit  dessen  göttlichen  Beistand  vorzukommen 
und  abzuwehren,  diejenigen  eine  schwere  Verantwortung  Ober  sich 
und  ihre  Nachkommen  ziehen  würden,  welche  durch  andere  Respecte  * 
die  Defension  des  Vaterlandes  zu  bindern  oder  doch  zu  divertiren 
suchen,  und  weil  wir  versichert  w&ren,  dass  unter  allen  Gliedern  des 
Reiches  niemand  wäre,  welcher  an  solcher  Auflage  zu  participiren 
begehrete,  vielmehr  alle  Kräfte  und  Mittel  wider  Gottes  und  des  Vater- 
landes Feind  anzuwenden  begierig,  so  wollten  wir  ihnen  allen  und 
jeden  als  ein  getreues  Mitglied  die  Beförderung  dieses  Werkes  bester- 
massen  recommandiret  haben,  und  weil  wir  Euch  neulich  albereit 
gnädigst  anbefohlen,  dass  Ihr  unsertwegen  150  Römermonat  willigen 
solltet,  also  lassen  wir  es  nochmals  dabei  bewenden,  und  haben  wir 
denn,  nachdem  die  Keys.  M.  durch  eine  eigene  Abschickung  *)  uns 
die  instehende  Gefahr  repraesentiren  lassen  und  umb  schlünige  Hülfe 
an  Volck,  Munition  und  Geld  beweglich  anhalten  lassen,  deroselben 
alsofort  einige  Völcker  zu  Ross  und  Fuss,  etliche  hundert  Centner 
Pulver,  etliche  tausend  Stuck  Kugeln  und  Granaten  und  dann  hun- 
dert tausend  Rthaler  versprochen,  das  Geld  albereit  wirklich  gezahlet, 
und  sollen  die  Volcker  und  Munition,  so  bald  es  Ihre  Keys.  M.  noti- 
ficiren  und  begehren  werden,  marchiren  und  geliefert  werden,  wel- 
ches alles  Ihr  bei  guter  Gelegenheit  zu  erwähnen  und  dabin  mit  allen 
Vleiss  Euch  zu  bemühen,   damit   vor  allen  Dingen  der  punctus  der 

0  Ueber  diese  Sendung  Lisola's  an  den  Kf.  s.  nnten  Abschn.  5. 


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188  4*     ^61*  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 

Türkenhülfe  vest  gesetzet  und  durch  keine  andere  Materie  divertiret 
werde.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
10. /20.  Juli  1663. 

[MittheilaDgen  RauteoBteiDS.) 

20.  Juli.  lo  pablicis  ist  in  14  Tagen  nichts  geschehen,  die  Stände  sind  so  lange 
nicht  zasammen  berufen  worden,  da  man  erst  die  kaiserliche  Resolutioa 
auf  das  Reichsgntachten  erwartet,  vermuthlich  wird  der  Kaiser  nicht  mit 
dem,  was  bisher  bewilligt,  zufrieden  sein,  sondern  eine  andere,  besser  ein- 
gerichtete, conforme  und  stärkere  Hülfe  begehren. 

PS.  Der  Pfalz-Neuburgische  Gesandte,  Rautenstein,  hat  Jena  an- 
gezeigt, sein  Herr  hielte  das,  was  hier  wegen  eines  gütlichen  Yergleicheä 
geredet  sei,  für  aufrichtig  geraeint  und  schlage  seinerseits  den  König  yon 
Frankreich  und  den  Bischof  von  Münster  als  Interponenten  vor,  wün- 
sche die  Sache  aber  vorläufig  noch  geheim  zu  halten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten  D.  Regensburg  17./ 27.  Juli  1663. 

[Die  kaiserliche  Resolation  aaf  dae  ReichsgutacbteD.] 

27.  Juli.  Die  kaiserliche  Resolution  i)   auf  das  Reichsgutachten  ist  nun   erfolgt 

und  werden  jetzt,  nach  3  Wochen,  die  Stände  zusammeobernfen  werden, 
doch  ist  zu  fürchten,  dass  keiner  oder  wenige  sich  anders  oder  zu  einem 
höheren  quanto  erbieten  werde,  man  meint,  der  Kaiser  werde  geschehen 
lassen*),  dass  jetzt  der  punetus  securitatis  angegriffen  werde,  doch  mit  dem 


1)  d.  24./14.  Juli  1663  (Londorp  VIII  S.  981f.,  Pachoer  v.  Kggenstorff 
I  S.  33).  Dario  verlaogt  der  Kaiser,  dass  die  ex  causa  praesentia  et  praeteriti 
temporis  bewilligte  Geldbulfe  aoticipiert  werde,  dass  diejeDigen  Reichsstände, 
welche  weniger  als  50  RomermoDate  bewilligt,  den  anderen  beitreten,  dass  für 
die  auf  dieses  Jahr  bewilligte  Geldbulfe  bestimmte  und  zwar  möglichst  nahe 
Termine  festgesetzt  und  dass,  da  zu  besorgen  sei,  dass  der  Krieg  in  diesem 
Jahre  nicht  werde  beendigt  werden,  zeitig  wegen  fernerer  Hülfe  Beschluss 
gefasBt  werde,  dass  ferner  diejenigen,  welche  Volkshulfe  bewilligt  hätten, 
ihre  Truppen  sofort  anmarschieren  liessen,  damit  er  dieselben  Ende  Juli  oder 
Anfang  August  zur  Hand  habe,  die.  vorgeschlagenen  Bedingungen  habe  er  schon 
durch  den  Brzbischof  von  Salzburg  auf  die  Billigkeit  adjustieren  lassen.  (S. 
den  Vertrag  mit  den  Alliierten  wegen  der  von  diesen  zu  stellenden  Hälfstmppeo 
d.  Regeosburg  11.  Juli  1663  Diar.  Europ.  IX  S.  406  fif.,  Loodorp  VUI  S.  977, 
Pachoer  v.  Eggenstorff  I  S.  30f.) 

^  Der  Erzbischof  von  Salzburg  theilt  (d.  Regensburg  27.  Juli  1663)  dem 
K.Maiozischeo  Direktorium  den  Inhalt  der  kaiserlichen  Resolutioo  mit  und 
stellt  anbeim,  da  die  Gesandten  deswegen  erst  Instruktion  von  ihren  Principalen 


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Die  TürkeDhälfe.    Die  securitaB  imperii.  189 

Vorbehalt,  wenn  die  Türkengefahr  nicht  nachliesse,  den  punctas  auxilii  zu 
reassomieren. 

Ges.  haben  .den  inzwischen  angelangten  französischen  Gesandten  Gra- 
vel  besucht  und  wegen  des  Tractainents  garkeine  Schwierigkeit  gefanden. 

K.Bairi8ehe  und  K.Mainzische  Trappen  sind  schon  aof  dem 
Marsch  nach'  Ungarn. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
20./30.  Juli  1663. 

[BemerkoDgeo  in  betreff  der  securitas  imperii.     Geneigtheit   zur  Verstäo- 
digUDg  mit  Pfalz-Neubarg.] 

Kf.  bedauert,   dass    es    der  Türkengefahr  gegenüber  nicht  za  etwas  30.  Juli. 
Rechtschaffenem  gekommen  ist;  er  selbst  will  für  das  Vaterland  and  die 
Christenheit  beitragen,  soviel  ihm   der  Allerhöchste  Vermögen  und  Kräfte 
verleihe. 

1)  Wann  nun  der  punctus  securitatis  imperii  vor  und  in  Delibera- 
tion  kommen  sollte,  so  habt  Ihr  unsertwegen  in  beiden  Collegiis  das 
Votum  dahin  abzulegen,  dass  wir  verhoflfeten,  man  werde  uns  im 
h.  röm.  Reich  das  Zeugniss  geben,  dass  wir  bis  anbero  nichts  anders 
gesuchet,  dann  dass  die  Ruhe  und  so  teuer  erworbene  Friede  —  er- 
halten und  conserviret  werden  möchte.  Da  hätten  wir  nun  wohl  bei 
uns  kein  zulänglicher  und  sicheres  Mittel  finden  können,  dann  dass 
zuforderst  im  h.  röm.  Reiche  zwischen  Haupt  und  Gliedern  ein  rech- 
tes und  höchst  nöthiges  Vertrauen  und  Verständnuss  gestiftet  und  be- 
festiget werde,  und  hätten  auch  zu  keinem  andern  Zweck  alle  unsere 
consilia  und  actiones  gerichtet,  möchten  aber  nicht  eigentlich  wissen 
oder  sagen,  woran  es  sich  bis  anhero  gestossen,  befindeten  aber  dieses 
bei  uns,  dass  so  lange  im  Reich  selbst  zwischen  den  Gliedern  und 
dem  Haupt  und  dann  denen  Gliedern  unter  sich  selbst  ohne  An- 
sehn und  Unterschied  der  Religion  kein  rechtes  Vertrauen  gestiftet,  • 
alle  factiones,  studia  und  Misstrauen  aufhöre,  an  der  Securität  des 
Vaterlandes  vergeblich  und  ohne  Effect  gearbeitet  werde.  Wir  er- 
beten uns  und  wollten  ferner  in  der  That  mit  Gottes  Hülfe  beweisen, 
dass  wir  unserem  Keyser,  zumal  dem  gegenwärtigen,  welchem  doch 
auch   nicht   das  geringste  zu  imputiren  oder  beizumessen,    dass   er 


erwarten  würden,  inzwiBchen  d>n  panctas  Becuritatis  yorzaoehmeD  und  die  Ver- 
haDdloDgen  wegen  der  AnticipatioD  fortzosetzen  (Diar.  Europ.  IX  S.  428  ff., 
LoD^örp  VIII  S.979f). 


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190  ^-    Der  Anfang  des  Regensborger  Reichetages. 

einigen  Stand  betrübet  oder  zu  Weiterung  Ursach  und  Anlass  ge- 
geben, allen  schuldigen  Respect  leisten  und  gegen  alle  und  jede  un- 
sere Herrn  Mitchurfürsten,  Fürsten  und  Stände  dergestalt  betragen 
wollen,  wie  es  einem  getreuen  und  redlichen  Gliede  des  Vaterlandes 
gebühret  und  die  Grundgesetze  und  andern  des  Reiches  Constitutionen 
erfoderten,  und  nebenst  ihm  des  h.  röm.  Reichs  Ehre  und  Ruhe  — 
samt  der  vor  diesem  erworbenen  Reputation,.  Praeeminentz  und  Glorie 
mainteniren  und  nach  äussersten  Kräften  und  Vermögen  vertreten 
helfen  wollten. 

2)  Negst  diesem  so  gehörte  zu  der  Securität  des  Reiches,  dass 
dasselbe  mit  allen  Benachtbahrten  in  gutem  Verständnuss  stunde  und 
bliebe.  Unter  den  Benachtbahrten  wären  Frankreich  und  Schweden 
die  vornehmsten,  wann  nun  der  mit  denselben  zu  Ossnabrugg  und 
Münster  aufgerichtete  Friede  beständig  gehalten  und  dasjenige,  was 
beiden  aus  obgedachtem  Frieden  zukommet  und  würcklich  tradiret, 
gelassen  wurde,  so  hätte  es  mit  beid  en  Cronen  seine  gute  Richtigkeit 
und  würden  sie  auch  'an  ihrem  Ort  nicht  weniger  den  Frieden  un- 
verbrüchlich zu  halten  geneiget  sein. 

3)  —  bestünde  die  Sicherheit  des  Reiches  auch  mit  darin,  dass 
sich  da  s  h.  röm.  Reich  von  niemand  zu  nahe  treten  Hesse  oder  gar 
zu  viel  leidete,  denn  auf  die  Weise  käme  es  in  Verachtung^  wurde 
man  sich  aber  einmal  und  einmüthig  des  Vaterlandes  Interesse  ange- 
legen halten  und  dasselbe  mit  Nachdruck  secundiren,  so  wurde  sich 
auch  wohl  hernachmals  einer  und  der  andere  bedenken,  dasselbe 
zu  lacessiren. 

4)  —  so  hätte  man  nun  über  hundert  Jahr  bis  gegenwärtige  Zeit 
an  einer  guten  Ordnung,  wie  nemlich  ein  Creyss  dem  andern  und 
ein  Stand  dem  andern  im  Nothfall  assistiren  und  mit  Hülfe  erschei- 
nen sollte ,  gearbeitet,  man  hätte  aber  gleichwohl  kein  besseres  be- 
finden können,  als  das  Fundamentum,  welches  in  der  Executions- 
ordnung  vom  Jahr  1555  enthalten,  wir  hätten  auch  wohl  so  viel 
wahrgenommen  und  in  der  That  erfahren,  dass  es  nicht  so  sehr  an 
guter  Ordnung  als  an  denenjenigen  ermangelt,  welche  denselben  Ord- 
nungen kein  Gnüge  thun  und  denenselben  nachkommen  wollen,  ge- 
stalt  man  sich  dann  bisdaherö  so  wenig  auf  die  allgemeine  Reichs- 
verfassungen, Executionsordnung  und  was  darauf  mehr  erfolget,  als 
auf  particulär  Verbandnusse,  Vereinigung,  Erbverbrüderung  und  der- 
gleichen zu  verlassen  gehabt,  wurde  demnach  dahin  vomemlich  mit 
zu  arbeiten  sein,  dass  nach   Anweisung  der  Executionsordnung  die 


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Die  secorita  imperii.  191 

Sache  vorgenommen,  was  in  der  Executionsordnung  nicht  zureichend, 
verbessert,  was  mangelhaft,  hinzugethan,  und  absonderlich  darauf  das 
Absehen  gerichtet  werde,  damit  der  Ordnung,  welche  gemachet  und 
beliebet,  ein  rechter  Nachdruck  gegeben  werde,  damit  die  bedarfen- 
den Stände  darauf  sich  auf  allen  Nothfall  verlassen  und  darauf  Staat 
machen  können. 

5)  —  wurde  nöthig  sein,  dass  Haupt  und  Glieder  alle  ihre  eon- 
silia  einzig  und  allein  auf  das  h.  röm.  Reich  und  desselben  wahres 
Interesse  wendeten  und  sich  davon  durch  kein  fremdes  Absehn,  es 
sei  auch  dasselbe  wie  es  wolle,  abwendig  machen  lassen. 

6)  So  wurde  auch  für  das  sechste  nicht  undienlich  sondern  zur 
Sicherheit  des  Reiches  nothig  sein,  dass  ein  perpetuus  miles  im  h. 
rom.  Reich  unterhalten  wurde,  welcher  nicht  so  sehr  in  numero  als 
ia  robore  und  in  getlbten  und  tapferen  Soldaten  und  OfGcieren  be- 
stände und  dass  dieselben  oidentlich  und  ohne  Abgang  besoldet  wür- 
den, nnd  diese  letztere  securitatis  media  alle  wurden  sich  leichtlich 
finden,  wann  nur  das  erste  seine  gute  Richtigkeit  hätte. 

Dieses  wären  unsere  treugemeinten  privat  Gedanken  für  die 
Sicherheit  des  Vaterlandes  und  wollten  der  übrigen  gleichfalss  ver- 
nehmen und  an  unsern  Ort  alles  getreulich  beitragen  helfen.  Und 
diese  unsere  Meinung  nun  habt  Ihr  in  Euren  Votis  verbotenus,'^wie 
dieselbe  alhier  zu  befinden,  abzulegen,  der  übrigen  Churfursten,  Für- 
sten und  Stände  Meinungen  und  Vota  vleissig  protocolliren  zu  lassen 
und  uns  unt  zu  berichten. 

Ges.  sollen  den  franzöbischen  Gesandten  Gravel  visitieren  und  des 
Kr. frenndschaftlicbe  Gesinnung  gegen  die  Krone  Frankreich  contestieren. 

PS.  Raaten stein  sollen  sie  anf  seine  nenliche  Erklärung  von  Seiten 
d^s  Kf.  versichern,  dass  auch  von  diesem  die  Sache  aofricbtig  gemeint 
^ei,  er  wünsche  aber,  dass  die^lbe  zunächst  im  geheimen  and  ohne  Hin- 
ZQtiehong  von  Vermittlern  zwischen  ihren  beiderseitigen  Käthen  abgethan 
werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurflirsten.    D.  Regensburg 
24.  Juli/ 3.  August  1663. 

[Berathaagen  über  den  panctns  securitatis.] 
Vorgestern,  Mittwoch,  sind  die  Stände  wieder  zosammenbernfen  wor-  3.  Aag. 
^^D)  nachdem  K.'Mainz  eine  Art  Proposition*)  betreffend  punctum  secnri- 

')  d.   Regensborg  19./ 29.  Juli   1663  (Diar.  Europ.  IX  S.  430.    Londorp 
^'^•lS.980f.    Pachoer  y.  Eggenstorff  I  S.  44),  a.  Gemeioer  I  S.  83f. 


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192  4.    Der  AofaDg  des  Regensburger  Reichstages. 

tatis  hat  öffeDtlich  dictiereo  lassen,  über  welche  Neuerang  der  Er^ü^ischof 
von  Salzburg  sehr  ungehalten  ist.  Im  isurfürstlichen  Collegio  propo- 
nierte  das  K.Mainziscbe  Direktorium,  dass  nach  abgehandeltem  ersten  Punkt 
nun  der  punctus  securitatis  vorzunehmen  sei,  er  hätte  seine  Gedanken  darü- 
ber schon  schriftlich  mitgetheilt.  Die  meisten  (auch  Ges.)  stimmten  danrnf 
dafür,  dass  dieses  K.Mainziscbe  Memorial  erst  den  Principalon  einzusenden 
und  deren  Meinung  zu  erwarten  sei;  im  Fürstenrath  brachte-  das  öster- 
reichische Direktorium  den  punctus  securitatis  so  vor,  wie  er  in  der  kai- 
serlichen Proposition  enthalten  ist,  die  Umfrage  wurde  aber  nicht  zu  Bode 
gebracht,  die  Mehrzahl  hat  bisher  verlangt,  dass  die  Directoria  diesen  Punkt 
in  membra  subdividieren  und  dann  solche  proponieren  möchten').  Sacb- 
sen-Altenburg,  auch  BrandenburgCulmbach  uud  Braunschweig 
beanfragten,  dass  die  Capitulatio  perpetua  zuerst  vorgenommen  werde. 
Dabei  scheint  die  Intention  eines  oder  anderen  zu  sein,  den  statum  des  R. 
Reichs  anders  zu  formieren,  man  wünscht,  die  von  den  Kurfürsten  depen- 
dierendcn  Gesandten  solange  aus  dem  Fürstenrath  los  zu  werden,  bis  die 
das  kurfürstliche  Collegium  und  dessen  Präeminenz  angehenden  Dinge  za 
Ende  gebracht  sind.  Ges.  aber  wollen  zu  bewirken  suchen,  dass  diese 
Frage  noch  etwas  zurückbleibe. 

Graf  Hohenlohe»),  General  der  Frankfurter  Alliierten,  ist  hergekom- 
men, dieselben  halten  viele  Zusammenkünfte,  bei  welchen  sich  auch  der 
französische  Gesandte  einfindet. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
30.  Juli/ 9.  August  1663. 

[VerhaodlaDgeD  über  den  punctus  Becuritatis.] 

9.  Ang.  Die  Umfrage  im  Fürstenrath  ist  24.  Juli /3.  August  >)  fortgesetzt  und 

beendet  worden,  es  wurde  beschlossen,  dass  die  fürstlichen  Directoria  mit 
dem  K.Mainzischen  sich  zusammen  thun,  den  punctum  securitatis  in  ge- 
wisse membra  subdividieren  und  solche  in.  eine  Ordnung,  wie  sie  vorzuneh- 
men, bringen  sollten.  Es  wurden  von  verschiedenen  Seiten  verschiedene 
Punkte,  die  zuerst  zu  behandeln  seien,  vorgeschlagen  (so  die  Wahlcapitu- 
lation,  von  ihnen  selbst  der  punctus  restituendorum).    Mittwoch  wurde  das 

*)  V.  Jena  in  dem  Votum  für  Halberstadt  verlangt:  1)  das  Direktoriom 
uiöchte  diese  Punkte  so  vortragen,  dass  nicht  bald  unter  den  Ständen  oder  Celle- 
gien  Streit  entstehe;  2)  man  möchte  zuerstdas  Reich  wegen  des  Türken  Einbruch 
in  Sicherheit  setzen,  3)  zugleich  aber  den  punctum  restituendorum  vomehmeo, 
der  nach  dem  Friedensscbluss  zuerst  zu  erledigen  sei.  Er  erklärt  zugleich,  dass 
das  von  K.Mainz  Dictierte  keine  Propositiou  sein  könne,  dass  dem  Fnrstencol- 
legium  überhaupt  ausser  seinen  Direktoren  niemand  etwas  zu  proponieren  habe. 

»)  S.  über  deneelbpn  Theatr.  Europ.  IX  S  863  ff. 

^  S.  Gemeiner  I  S.  85. 


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BeratboDgeo  ober  die  vorznnebmenden  GegeDsUnde.  193 

korfürstliche  Collegiam  alleio  coDvociert,  K.Mainz  wünschte,  man  möchte 
sich  Daher  heraaslassen,  man  erklärte  aber,  man  habe  zon&chst  das  K. Main- 
zische Memorial  den  Principaleo  eingeschickt,  man  wünsche,  weil  im  Fürsten- 
rath  der  pnnctas  secaritatis  sehr  weit  extendiert  werde,  die  directoria  möch- 
ten sich  zosammenthnn  und  diesen  Pnnkt  in  gewisse  capita  dividieren,  damit 
nicht  die  beiden  Gollegien  über  verschiedene  Materien  deliberierten,  beson- 
ders wäre  die  Execationsordnong  zn  verbessern;  K.Mainz  will  aber  vorläufig 
diese  Snbdivision  nicht  übernehmen,  bis  man  sich  specialios  erklärt  hätte. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 

7./ 17.  August  1663. 

[Die  ErkläniDg  des  KorfärsteD.     Weitere  Berathangen  über  den  paoctas 

secaritatis.] 

Ges.  haben  des  Ef.  Rescript  vom  30./20.  Jnli  am  4./14.  Augnst  erhalten  17.  Aag. 
ond  bei  heotiger  Zusammenkunft  0  dessen  Meinung  befohleuermassen  in 
ihren  votis  in  beiden  Gollegien  verbotenus  vorgetragen;  es  wurde  dieses 
ni(  ht  allein  mit  guter  Attention  in  beiden  coUegiis  angehört,  sondern  auch 
gar  wohl  aufgenommen  und  fast  hoch  gehalten.  Im  kurfürstlichen  Golle- 
gium  gingen  die  majora  dahin'),  dass  eine  Provisionalverfassung  zu  des 
Reiches  Sicherheit  ehestens  zu  machen  sei,  damit  man  einer  Reichshülfe 
sowohl  gegen  den  Erbfeind  als  contra  quosvis  invasionis  casus  versichert 
wäre,  und  dass  auch  die  Executionsordnnng  revidiert  werden  müsse.  Im 
Fürstenrath  erklärte  sich  die  Majorität  wieder  dafür,  die  directoria  möchten 
zunächst  den  Punkt  in  gewisse  membra  subdividieren  und  diese  den  Stän- 
den mittheilen.  Die  allermeisten  auf  der  weltlichen  Bank  bestehen  aber 
daraaf,  dass  die  perpetua  capitulatio  zunächst  abgehandelt  werde,  deuten 
in  Privatgesprächen  auch  das  votum  des  Kf.  dahin,  weil  darin  vorgestellt 
werde,  dass  das  innerliche  gute  Yertranen  zwischen  Haupt  und  Gliedern 
zuerst  zu  stabilieren  wäre,  während  Ges.  daraus  schliessen,  dass  zuerst  die 
Ezecutionsordnung  und  der  perpetuus  miles  weiter  abzuhandeln  sei;  sie  er- 
bitten des  Kf.  Gedanken  über  die  perpetuierllche  Gapitulation. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
14/24.  August  1663. 

[Weitere  Beratbangea  aber  die  zu  behandelndeo  GegeDstäode.] 
Das  kurfürstliche  Collegium    hat   endlich    per   majora   beschlossen  '),  24.  Aog. 
dass   die  Executionsordnung  zu  revidieren  sei,  im  Fürstenrath«)  aber  hat 

0  S.  Gemeiner  I  S.  89ff. 

^  S.    den    E.MaiDziscben    Avisatiooszettel   d.    17.  Angast   1663  (Loodorp 
vni  S.  983). 

^  12./22.  Augost  B.  Gemeioer  I  8.92. 
*)  S   Gemeiner  I  S.  89fif. 

Mftter.  B.  OMcb   ü.  G.  Kurfnrsten.     XI.  13 


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194  ^*    Dor  Anfaog  des  RegeDsbarger  ReiobaUges. 

es  wegen  der  Versebiedenbeit  der  Meinangen  oocb  zo  keinem  wirklieben 
Bescblnss  kommen  können;  die  Alliierten  auf  der  weltlicben  Bank  (denn 
die  Geistlicben  nebmen  es  sicli  niebt  an)  and  andere,  darunter  die  kur- 
fürstlicben  Hänser  zum  grösseren  l^eil  mit  sind,  dringen  darauf,  dass  die 
Capitulation  zuerst  vorgenommen  werde;  sie  selbst  baben  in  Ermangelung 
besonderer  Instruktion  verlangt,  dass  zuerst  die  Executionsordnung  und 
Verfassung  im  Reieb,  aucb  der  punctus  restituendorum  zu  Ende  zu  briu« 
gen  und  dann  der  defectus  comitiorum  zu  corrigieren  sei.  Einige  im  Für- 
stenratb  lassen  sieb  verlauten,  Kf.  würde  denjenigen,  welcbe  die  Einriebtung 
der  perpetuierlicben  Capitulation  zuförderst  urgicrten,  nicbt  abfallen,  weil  er 
auf  dem  vorigen  Reiebstage^)  durcb  seine  Gesandten  im  Fürstenratb  sol- 
cbes  Werk  babe  seeundieren  lassen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
31.  August  1663. 

[BrbaltoDg  der  kurfärstlichen  Prärogativen.] 

31. Aug.  Ges.   sollen  sieb   die  Erbaltung  der  kurfürstlicben  Prärogativen')  an- 

gelegen sein  und  sieb  auf  keine  Weise  ans  dem  Fürstenratb  excludieren 
lassen.  Ef.  ist  betrübt  über  die  Vorgänge  auf  dem  Reicbstag  und  furcbtet, 
dass  nur  nocb  grösserer  Zwiespalt  dadureb  entstehen  wird.  Wenn  diese 
Materie  im  Fürstenratb  vorkommen  sollte,  sollen  sie  erklären,  sie  müssten 
darüber  erst  an  Kf.  referieren,  bis  sie  Resolution  erbielten,  möcbte  mit  dem 
conclusum  innegebalten  werden,  im  Kurfürsten ratb  baben  sie  sieb  möglichst 
mit  Baiern  und  Sachsen  zu  conformieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg. 
21/31.  August  1663. 

[Berathnng  über  die  zu  behandelnden  Gegenstände.    Frankreichs  Erbieten  zur 

Türkeohülfe.] 

31.  Aug.  Man  hat  sich  nocb  immer  nicbt  verglichen,  welche  Materie  zuerst  vor- 
zunehmen sei;  im  Fürstenratb  verlangen  die  meisten  Weltlicben  zuerst  die 
Wahlcapitulation,  die  anderen,  darunter  aucb  Halberstadt,  haben  be- 
schlossen ,  mit  der  Wahlcapitulation  zugleich  eine  Verfassung  im  Reich 
aufzurichten,  und  zwar  solle  über  beides  in  pleno  verbandelt,  zugleich  der 
punctus  restituendorum  durcb  Deputierte  vorgenommen  werden.  Dieser 
Bescblnss  derselben  ist  beute  durcb  das  österreichische  Direktorium  den  an- 


5/15 


0  S.  Droysen  ni,  2  S.  98  f. 

'^  S.  das  Rescript  des  Kf.   an   seine  Gesandten   auf  dem   Reichstage  vom 

b.  Februar  1654  (ürk.  u.  Akt.  VI  8.400). 


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FettstelloDg  der  vorzDoehmendeD  Gegenstände.  195 

deren  mitgetheilt  worden,    dieselben  haben    sich  aber   noch  nicht  darauf 
erklärt. 

Die  Alliierten  haben  Bomb  ach  znm  General-Major  bestellt,  ihre  Trup- 
pen sollen  schon  auf  dem  Marsch  sein.  Frankreich  erbietet  sich  zum 
simpel  Allianceanschlag,  800  z.  Pf.  und  1600  z.  F.  unter  denselben  Bediu- 
gQDgen,  wie  die  anderen  Alliierten,  zu  schicken. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
28.  August/?.  September  1663. 

[Feststellang  der  zu  behandelnden  Gegenstände;  allgemeine  Zafriedenbeit  mit  dem 
votnm  des  Kf.  wegen  der  Wablcapitulation.] 

Im  Fürstenrath  ist  es  endlich,  nachdem  Halberstadt  erklärt,  weil  7.  Sept. 
sich  immer  neue  Difficultäten  ereigneten  und  man  diese  wichtigen  Dinge 
nicht  in  pleno  tractieren  wolle,  müsse  es  seine  Meinung  zurückziehen,  an 
sich  halten  und  neue  Instruktion  erwarten,  zu  einer  Einigung  gekommen*)^ 
nämlich  zugleich  mit  der  allgemeinen  Reichsdefension  und  der  Wablcapitu- 
lation anzufangen  und  damit  bis  zu  Ende  der  Sachen  zu  continuieren ,  zu- 
gleich aber  auch  den  punctus  restituendorum,  diesen  per  deputatos,  die 
beiden  anderen  aber  in  pleno  zu  verhandeln;  auch  Halberstadt  hat  sub 
spe  rati  eingewilligt. 

Sonst  wird  es  Ew.  Chf.  D.  sehr  wohl  gedeutet,  dass  das  von 
dero  dependirende  Halberstadt  —  sich  der  Capitulation  nicht  wider- 
setzet —  sondern  gütlich  und  aus  Liebe  zu  Stiftung  innerlichen  Ver- 
trauens in  dero  eheste  Handlung  gewilliget,  und  seind  dergestalt  beide 
Theile  mit  Halberstadt  Ober  die  massen  wohl  zufrieden  und  stellen 
sich  mit  Gebehrden  sehr  freundlich.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Insterburg 
10.  September  1663. 

[auf  die  Relation  vom  14./ 24.  Angnst    ZasammengeheD  mit  K.Baiern  and  K.Sach- 
sen  gegenüber  den  bei  der  Wahlcapitnlation  beabsichtigten  Neuerungen.] 

Kf.    erneuert    seine   Anweisung,    mit    den    K.Bairischen    und    K.  lO.Sept. 
Sächsischen  vertraulich  zu  communicieren ,  wie  man  sich  den  im  Für- 
stenrathe  beabsichtigten  Neuerungen  gegenüber   zu  verhalten  habe.     Sie 
sollen  femer  zu  penetrieren  versuchen,  was  eigentlich  bei  der  Capitulation 
prätendiert  werde  und  auf  welche  Weise  man  dieselbe  eingerichtet  haben 


*)  S.  das  Gonclasom  vom  26.  August/ 5.  September  Londorp  vm  S.  983, 
vgl.  Gemeiner  I  S.  93f. 

13* 


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196  ^*    ^®r  Anfang  des  Regensburger  Reichstagea. 

wolle,  ferner  sollen  sie  berichten,  wer  neben  den  Alliierten,  Alteubnrg 
and  Colmbach  noch  dieses  Werk  wider  das  unstreitige  Recht  der  Kur- 
fürsten treibe.  Man  hat  sowohl  bei  Aufrichtung  der  Wahlcapitulation  auf 
dem  vorigen  Reichstage  zu  Regens  bürg  als  auch  bei  der  Wahl  des  jetzi- 
gen Kaisers  1658  die  Erinnerungen  aller  Stände  berücksichtigt,  es  ist  also 
den  Vorschriften  des  Instr.  pacis  sattsam  Genüge  geschehen.  Vorläufig, 
bis  Kf.  ihnen  weitere  Resolution  gesandt,  sollen  sie  erklären,  sie  hätten  io 
betreff  der  Gapitulation  wegen  Ferne  des  Weges  noch  keine  Instruktion 
erhalten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
4/ 14.  September  1663. 

[Streit  zwischen  Kur-  und  FürstencoUeg  über  Vornahme  der  WahlcapitalatioD. 
Klagen  Bremens  über  Schweden.    FreoDdüche  Erkläraogen  des  scbwediscbeD 

Gesandten.] 

14.  Sept.  Das  kurfürstliche  Gollegium  hat  beschlossen  i),    dass  zuerst  nur    die 

Reichsverfassung  und  erst  nach  deren  Abhandlung  die  Wahlcapitulation 
vorzunehmen  sei.  Vorgestern  kamen  darauf  beide  höhere  Collegia  zur  Re- 
und  Gorrelation  zusammen,  die  Sache  wurde  aber  nicht  verglichen.  Inmit- 
telst geht  etlicher  Meinung  im  kurfürstlichen  Gollegio  dahin ,  lieber  gütlich 
sofort  zu  verwilligen,  dass  die  Gapitulation  mit  der  Reichsverfassung  zusam- 
men verhandelt  werde,  Ges.  werden  sich  der  Majorität  anschliessen. 

Der  Deputierte  der  Stadt  Bremen')  hat  geklagt,  dass  der  Herzoglich 
Bremische  Gesandte  die  Exclnsion  der  Stadt  vom  Reichstage  verlangt  und 
gefordert  habe,  dass  die  Stadt  ihre  Quote  zur  Türkensteuer  dem  Herzog- 
thum  erlegen  solle,  er  fürchtet  Thätlichkeiten  und  bittet  um  Unterstützung. 

Der  Schwedische  Gesandte  wegen  Bremen  hat  in  Privatdiscursen 
mit  Halberstadt  erklärt,  die  Krone  Schweden  und  ihre  ministri  hätten 
es  mit  Brandenburg  immer  ehrlich  gemeint,  wenn  Ef.  mit  derselben  in 
gutem  Vertrauen  stünde,  würde  es  für  beide  Theile  der  grösste  Nutzen  sein, 
Halberstadt  hat  geantwortet,  dass  Kf.  dazu  bereit  sei. 


1)  S.  das  GoDcluaum  vom  2/12.  September  Londorp  VIII,  S.  986,  vgl.  Ge- 
meiner I  S.  94. 

^)  Dr.  Barcbard  Eden.  Schon  am  27.  Januar  1663  hatte  der  Schwediacb- 
Bremische  Gesandte  (Snol  ski)  einen  Protest  gegen  die  Zulassung  der  Stadt  sum 
Reichatage  eingereicht  (Londorp  VIII.  8.966),  wogegen  Bden  nm  Schuts  der 
Reichaimmedietät  der  Stadt  beim  Reichatage  eingekommen  war  (Londorp  a.  a.  0.). 
Vgl.  Dontze,  Gesch.  der  freien  Stadt  Bremen  IV  S.  138. 


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WahlcapitalatioD.    Tarkengefabr.  197 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
21.  September  1663. 

[aof  die  Relation  vom  2d.  August/?.  September.  Nothwendigkeit  Bchneller  Hülfe. 
Die  HdlfsseoduDg  des  Kf.] 

Ges.  werden  nochmals  angewiesen,  sich  wegen  des  modi  tractandi  ma-  21.  Sept. 
terias  nach  den  K.B  airischen  und  K.  Sächsischen  zn  richten.  Kf.  ist 
dorchaus  nicht  dagegen,  dass  nach  Anweisung  des  Instr.  pacis  die  Wahl- 
eapitolation  vorgenommen  und  womöglich  eine  perpetua  eingerichtet  werde, 
angesichts  der  traurigen  Nachrichten  aus  Ungarn  und  Oesterreich  aber 
hält  er  es  vor  allem  für  nöthig,  dass  ein  jeder  sofort  nach  Kräften  Hülfe 
leiste.  Es  wird  ja  an  der  Capitnlation  nichts  versäumt  und  es  kann 
ohne   Gefahr    des   Reiches    damit    auf   einige    Wochen    Anstand    haben. 

Ihr  habet  es  in  beiden  CoIIegien  anzuzeigen  und  unsertwegen  zu 
bitten,  dass  man  jetzt  nicht  so  sehr  auf  die  Matricul  oder  Gleichheit, 
sondern  auf  die  Noth  sehen  und  schicken  möge,  was  man  könnte; 
auf  allen  Fall  und  wann  es  nicht  verfangen  will,  so  seind  wir  ent- 
schuldiget und  haben  wir  gethan,  was  in  unserm  Vermögen  gewesen. 
Wir  schicken  Ihrer  M.  1000  Musquetirer,  500  Reuter  und  600  Tra- 
guner,  guter  ttlchtiger  und  getlbter  Mannschaft,  und  werden  uns  des 
Vaterlandes  und  der  Christenheit  Elend  mit  Gottes  Hülfe  ferner  an- 
gelegen sein  lassen.  Inskunftige  werden  wir  euch  des  Defensions- 
Werks  halber  specialius  instruiren,  weil  wir  durchaus  nicht  rathen 
können,  dass  man  durch  langsame  Handlung  und  Conditionirung  die 
Hälfe  aufhalte  oder  dieselbe  allererst  nach  geschlossener  und  ver- 
glichener Defension  resolviren  und  schicken  wolle,  dann  da  wurde 
dieselbe  wenig  nutze  sein  und  verfangen.  — 


Der  Knrfllrst  an  dieselben.  D.  Königsberg  21.  September  1663. 

[ZosammeDgeheo  mit  K. Mainz.    Gee.  sollen  in  die  Vornahme  der  Capitnlation 

eiDwilligeo.] 

Der  Enrfürst  von  Mainz,  dem  Ef.  sein  votum  wegen  der  securitas  publica21.  Sept. 
mitgetheilt  hat,  hat  in  seinem  Antwortschreiben  (d.  Mainz  4.  September)  er- 
klärt, dass  er  darüber  mit  Kf.  einig  wäre  und  seiner  Gesandtschaft  in  Re- 
gens bürg  befohlen  habe,  mit  der  brandenburgischen  vertraulich  zu  confe- 
rieren,  Kf.  befiehlt  daher  den  Gesandten,  mit  der  K. Mainzischen  Gesandt- 
schaft wegen  der  Türkengefahr,  der  Präeminenz  des  kurf  Collegiums  und 
der  Sicherheit  des  Reichs  vertraulieh  zu  communiciereo.  — 

Und  können  wir  endlich  geschehen  lassen,  dass  man  so  weit  die 
Capitnlation  vornehme,  ak  solches  in  Instrumente  pacis  gegründet. 


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198  ^'    I^er  Anfang  des  Regensbarger  Reichbtages. 

in  welchem  doch  dem  Cuhrfürstlichen  Collegio  nichts  entzogen.  Ihr 
habt  hierunter  mit  aller  Behutsamkeit  zu  procediren  und  lieber  eine 
Sache,  daran  ihr  zweifelt,  bis  zu  unserer  gn.  Resolution  auszustellen.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
11./21.  September  1663. 

[Farcht  infolga  des  Streifzuges  der  Tataren  und  Tarken.] 

21. Sept.  Wegen    des  Streifens   der  Türken   und  Tataren^)   ist   nicht   nur 

grosses  Geschrei,  sondern  auch  Flüchten  in  Böhmen,  Voigtland,  Ober- 
pfalz und  den  benachbarten  Landen  gewesen,  so  dass  die  Leute »  eine 
Meile  von  dieser  Stadt  wohnend,  sich  und  das  Ihrige  nicht  mehr  getrauet, 
auch  alhier  die  Stücke  auf  die  ßastions  gebracht  worden,  doch  hat  sich 
dies  jetzt,  nachdem  diese  streifenden  Parteien  zurückgegangen,  wieder  ver- 
loren. 


Die  Gesandten  an  den  Kf.     D.  Regensbnrg 
17./27.  September  1663. 

[Verstandigang  zwischen  dem  karfurstl.  nnd  farstlicheo  Colleginm.   Forderungen 
der  Fürstlichen  bei  der  Wahlcapitalation.] 

27.  Sept.  Nachdem  das  fürstliche  Collegium  das  von  dem  kurfürstlichen  vorge- 
schlagene Temperament'),  dass  nämlich  securitas  allein  bis  zum  1.  No- 
vember zu  tractieren  und  alsdann  die  Capitulation  zu  combiniereu  sei, 
gebilligt,  sind  vorgestern,  Mittwoch,  beide  höhere  CoUegia  zur  Re-  und 
Correlation  geschritten  und  haben  sich  endlich  verglichen'). 

V.    Jena  hat  erfahren,  dass  die  Forderungen  der  Fürstlichen  wegen 
der  Wahlcapitulation  sich  auf  folgende  Punkte  richten : 

1)  ratione  banni. 

2)  rat.   teloneorum,    dass  künftig  neue  Zölle  zu  bewilligen,   nicht  den 
Kurfürsten  allein  zustehen  solle. 

3)  rat.  postarum. 

4)  rat.  belli  et  pacis,  dass  ehe  solche  vorgenommen  würden,  alle  Stände 
darüber  zu  vernehmen  wären. 

5)  rat.  eligendi  regem  Romanorum,  dass  zunächst  alle  Stände  zu  verneh- 
men, ob  solches  bei  Lebzeiten  eines  römischen  Kaisers  nützlich  und 


*)  S.  darüber  nnten  Abschn.  5. 
2)  S.  Gemeiner  I  8.  95 ff. 

^  Kar-  und  Fürstliches  Conclasam  vom  16. /26  September  Londorp  vm 
S.  986. 


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TurkeDgefahr.    VerständigtiDg  über  die  zu  berathenden  GegeDstäode.  199 

uöthigsei;  weno  sie  es  fUr  gut  befinden  würden,  sollten  die  Kurfürsten 
nachher  nach  ihrem  Belieben  wählen,  wen  sie  wollten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
25.  September/5.  October  1663. 

[Mittheilaog  der  Mahnaogen    des   Kf.  Grosserer  Eifer  seit  dem  TatareneiDfall.] 

Bei  vorgestriger  Session  haben  Ges.  nach  des  Kt  BefehP)  in  ihren  ö.Oct 
votis  erinnert,  dass  männiglich  sofort  und  noch  vor  ausgemachtem  Defen- 
sioDSwerke  sich  in  Verfassung  stellen  und  die  vorhandenen  Völker  alsobald 
anmarschieren  lassen  möchte,  Kf.  hätte  schon  eine  ziemliche  Anzahl  tüchti- 
ger Mannschaft  anziehen  lassen.  Einige  erklärten  sich  hierauf  ziemlich, 
etliche  aber  nahmen  solches  ad  referendnm  an,  es  scheint,  es  hätte  der 
neolicbe  Streif  der  Tataren*)  und  der  dadurch  weit  und  breit  entstan- 
dene Schrecken  verursacht,  dass  manche  die  Gefahr  etwas  besser  zu  be- 
herzigen anfangen  wollen. 

800  Pfalz-Neuburgische  und  1000  Müasterische  Musquetiere, 
letztere  mit  12  Regimeutsstücken  und  Mörsern,  sind  nach  Oesterreich  durch- 
marschiert 


Gottfried  V.  Jena  an  den  Kni-fürsten.    D.  Regensburg 
2./ 12.  October  1663. 

[EioigUDg  über  den  modus  tractaodi  materias.    Verhältnis  der  Gesandten 

zu  Gravel.] 

Die  3  Collegien  haben  sich  über  den  modus  tractandi  materias  nun  12.  Cot. 
dahin  verglichen,  dass  nach  verflossenem  October  die  Sicherheit  oder  Ver- 
fassung des  Reichs  4  Tage  und  dann  wieder  die  Capitulatiou  4  Tage  alter- 
native in  pleno  tractiert  werde.  Nachdem  durch  die  directoria  die  Ver- 
fassung des  Reichs  in  11  Punkte  eingetheilt')  und  diese  per  dictaturam 
den  Ständen  mitgetheilt  worden,  begann  am  vergangenen  Mittwoch  die 
Beratbung.  Im  kurf.  Golleg  wurde  nur  beschlossen,  bei  Stellung  des 
Fosses  die  Reichsmatrikul  zu  beobachten  Im  Fürstenrath  ist  noch  nichts 
geschlossen  worden. 

Freih.    von  Blumenthal    hat*)    (21.  Sept.)    aus    Paris    geschrieben, 


1)'  S.  das  Rescript  vom  21.  September  oben  S.  197. 

^  S.  oben  S.  19b  uod  uoteo  Abscbo.  5. 

^  Sobdivisio  des  punctas  securitatis  d.  8.  October/28.  September  1663.  Pach- 
Der  V.  Bggenstorff  I  S.  46  f.     Gemeiner  I  S.  105  f. 

*)  S.  V.  Blumenthals  Relation  an  den  Rurfürsteo,  d.  Paris  11/21.  September 
1663  (ürk.  Q.  Akt.  IX  S.  659.) 


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200  4*    ^®r  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 

Lyon  11  e  habe  das  vertrauliche  VerhäUnis  zwischen  hiesiger  Gesandtschaft 
und  Qravel  gerühmt,  und  sie  aufgefordert,  da  dieses  seiner  Negotiation 
zustatten  kommen  könne,  darin  fortzufahren;  sie  bitten,  Kf.  möcbte  ihnen 
etwas  an  die  Hand  geben,  dadurch  sie  Gelegenheit  erhielten,  zu  Zeiten 
Gravel  mehr  zu  sprechen.  Derselbe  hat  neulich  Jena  in  seiner  Eigen- 
schaft als  für  das  Fürstenthnm  Nassau  Votierenden  besucht,  sich  zu  allen 
Dieusten  erboten,  erklärt,  er  menge  sich -in  nichts,  suche  Eintracht  zu  er- 
halten, der  König  von  Frankreich  habe  sich  sogar  zum  Dupel-  und  Tri- 
pelanschlag  zur  Türkenhülfe  erboten,  der  Kaiser  aber  habe  es  nicht  anneh- 
men wollen. 


Gottfried  V.  Jena  an  den  Kurflirsten.     D.  Regensburg. 
9./ 19.  Oetober  1663. 

[Berathangen  über  die  beiden  ersten  Punkte  der  Reichskriegsverfassang. 
Beschwerden  gegen  die  Matrikai.] 

19.  Cot.  In  beiden  höheren  Collegien  ist  über  die  11  Punkte  berathschlagt,  doch 

nur  die  beiden  ersten^)  recht  angegriffen  worden.  Der  Fuss  wird  ohne 
Zweifel  nach  der  Reichsmatriknl  und  deren  Anschlag  eingerichtet  werden, 
das  Quantum  aber  kann  erst  dann  seine  Determination  erlangen,  wenn  zu- 
nächst klar  gemacht  wird,  was  die  Matrikul  und  deren  Simpel-Anschlag 
wirklich  austragen. 

K.Trier  und  K.Cöln  haben  20000  z.  Fuss  und  50000  z.  Ross  vor- 
geschlagen, einige  im  Fürstenrath  40  bis  50000,  andere  meinen,  um  die 
Sache  schneller  zu  erledigen,  solle  man  sich  mit  denen,  die  sich  über  ein 
zu  hohes  Contingent  beschweren,  gütlich  einigen.  Einige  Stände  in  dem 
Niedersächsischen  Kreise  (Magdeburg,  Mecklenburg-Schwerin  und 
Mecklenbnrg-Güstrow,  Sachsen-Lauenburg)  bringen  schon  ihre 
Beschwerden  über  allzugrossen  Anschlag  ad  dictaturam  und  wollen  um 
Moderation  oder  Rectification  derselben  anhalten.  Da  diese  Frage  sicher 
vorkommen  wird,  schlägt  Oes.  vor,  Kf.  möchte  allen  seinen  Provinzen  und 
Landen  befehlen,  ihre  gravamina  über  das  allzugrosse  Contingent  aufzu- 
setzen und  möglichst  bald  herzuschicken. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
19. /9.  Oetober  1663  (eigenhändig). 

[Vertraoliche  Berathung   des   kurfürstl.  CoUegiums   über   die  Wahlcapitolatioo. 
Klagen  über  die  kaiserlicheD  Mioister.] 

19.  Oct.  Das  kurfürstliche  CoUegium  hat  schon  vor  einigen  Wochen  beschlossen, 

über  die  Capitulation  vertraulich  zu  verhandeln,  ein  gemeinsames  Gutachten 

^  S.  über  diese  VerbaDdlaDgeo  Gern  einer  I  S.  lOdff. 


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ReichskriegsTerfassaog  and  Wahlcapitalatioo.  201 

absofassen  ood  den  PriDcipalen  za  überseDdeo.  Doch  ist  diese  Familiär* 
coDferenz  erst  am  2./12.  gehalten  worden,  doch  ist  dort  nur  sine  ordine  dis- 
corriert  und  endlich  beschlossen  worden,  dass  ein  jeder  Gesandter  seine 
Gedanken  schriftlich  am  7./17.  dem  directorio  übergeben  sollte,  daraus 
dann  das  gemeinsame  Gutachten  abzufassen  wäre.  Doch  ist  auf  den  be- 
stimmten Tag  damit  nicht  innegehalten  worden,  da  Jena  aber  mit  seinem 
[beiliegenden]  Gutachten  fertig  erschien,  erbat  es  sich  Director  Mehl 
zur  Commnnication,  erklärte,  dass  er  damit  ganz  einverstanden  sei  und  es 
seinem  Kurfürsten  znsenden  wolle  ^).  Das  CoUegium  hat  auch  beschlossen, 
um  die  Sache  geheimer  zu  halten,  selbige  remotis  secretariis  oder  proto- 
collistis  zu  verhandeln,  so  dass  die  Gesandten  selbst  die  Protokolle  und 
Relationen  abzufassen  haben. 

Hiebe!  wurde  auch  erinnert  und  abgeredet,  dass  ein  ietweder 
seinem  gn.  Herrn  Oberen  gebtlhrlichst  in  geheim  hinterbringen  sollte, 
wie  theils  der  Herren  Ftlrstlichen  sich  verlauten  Hessen,  dass  Keys. 
Haj.  Yomehmste  Ministri  dem  Eegiment  im  Rom.  Reiche  bei  diesen 
gefährlichen  Läufften  nicht  wie  es  sich  gebtlhrete  vorsttlnden,\nd 
dass  denen  Herrn  Churfürsten  zukäme,  hierin  zu  wachen  und  Sorge 
zu  tragen,  Keys.  Maj.  deshalben  zu  erinnern  und  abzurathen,  sich 
des  Werks  bei  diesen  «Läufften  selbst  mit  anzunehmen.  Schiene  zu 
befahren,  wann  dieses  länger  anstünde,  und  die  Herrn  Churfürsten 
sich  nicht  interponirten  und  auf  des  Reichs  Wohlfahrt  selbst  mit 
sehen,  auch  etwas  der  Regierung  sich  mitannehmen,  dass  die  Herrn 
Fürsten  etwas  hierin  tentiren  möchten.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
12./ 22.  October  1663. 

[Bei  der  'drohenden  Gefahr  ist  zuerst  die  DefensioDSverfassung  schoeli  zu  er- 
ledigen.] 

Angesichts  der  Türkengefahr,  und  nachdem  der  Kaiser  ihm  die  Noth  22.  Oct. 
in  einem  besonderen  Schreiben  3)  vorgestellt  und  begehrt  hat,  die  Hülfe  ohne 
einig  ander  Absehen  zu  Regensburg  zu  poussieren,  befiehlt  er  ihnen, 
da  die  Türken  für  das  nächste  Jahr  mit  einer  unglaublich  grossen  Macht 
gegen  Ungarn  sich  herausbegeben  und  absonderlich  gegen  Teutschland  den 
Krieg  eifrigst  fortzusetzen  beabsichtigeu  sollen,  dem  kurfürstlichen  und 
fürstlichen  Collegio  dieses  zu  remonstrieren  und  dahin  mit  höchstem  Fleiss 

zu  cooperieren,  damit  man  bei  solcher  Beschaffenheit  die  Hauptrefiexion 
- — ^ 

*)  16/26.  October  sendet  er  auch  Abschriften  der  Gutachten  von  Trier,  Cöln, 
Baiern,  Sachsen  and  Pfalz  dem  Kf.  ein. 

^  d.  Wien  3.  October  1663  8.  unten  Abscbn.  5. 


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202  ^*    ^®r  Aofaug  des  RegODsburger  Reichstages. 

vor  allen  Dingen  auf  die  Rettung  des  Vaterlandes  —  richten  möge, 
damit  in  Betrachtung  dieser  jetzterwähnten  Gefahr  die  Defensions- 
verfassung  vor  allen  andern  Sachen  vor  die  Hand  genommen,  ohne 
Verlierung  einiger  Zeit  verglichen,  und  wann  dieselbe  zur  Richtigkeit 
gebracht,  alsdann  des  ChurfQrstlichen  Collegii  selbsteigener  Meinung 
nach  von  der  Capitulation  nach  Ausweisung  des  Instrumenti  pacis. 
und  der  Guldnen  Bull  gehandelt  werde,  man  auch  auf  keine  Matrikul 
oder  auf  einen  langwierigen  modum  wegen  Aufbringung  der  Hfilfe 
sein  Absehen  richten,  sondern  dieselbe  schleunigst  schicken  möge,  wie 
solche  ein  jetweder  zu  thun  vermag.  — 


Gottfried  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
16./26.  October  1663. 

[Bewaffbang  des  Landvolks  io  den  Kreisen.    Vorschläge  wegen  Beilegung  des 
Streites  über  das  Directorium  im  Westfälischen  Kreise.] 

26.  Oct.  Es  wird  noch  über  den  Fnss,  darauf  die  Reichsverfassong  zu  stellen, 

verhandelt.  Es  ist  auch  beschlosBen  worden,  daes  in  allen  Reichskreisen 
die  tüchtigen  Landvölker  armiert  und  in  Bereitschaft  gehalten  werden 
sollen,  um  sie  im  Nothfall  zu  gebrauchen.  Im  Schwäbischen  Kreise  ist 
es  schon  ausgeführt;*  der  bairische,  fränkische  und  schwäbische 
Kreis  wollen  eine  Zusammenkunft  veranstalten,  um  sich  wegen  Hülfeleistung 
zu  vergleichen.  Ein  Theil  derwestphälischen  Stände  klagt,  dass  wegen 
Unrichtigkeit  des  directorii  der  Kreis  Schaden  leide  und  nicht  zusammen- 
komme; dem  Anspruch  Münsters,  dass  ihm  vorläufig  das  Direktorium 
allein  gegeben  werde,  hat  Ges.  und  ebenso  Pfalz-Neubnrg  widersprochen, 
Ges.  hat  vorgeschlagen,  es  vorläufig  dem  Kf.  allein  zu  überlassen.  Er 
übersendet  das  jetzt  von  K.Mainz  dem  kurlürstlichen  Collegio  communi- 
eierte  Verfassungsproject. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Marienwerder 
in  Preussen  5.  November  1663. 

[Der  Anschlag  zur  Reichsdefension  ist  ungenügend,  eilige  Hülfe  notbwendig.] 

3.  Nov.  Die    Berichte  vom  8./ 18.  und  9./ 19.  October   hat  Kf.  auf  der  Reise 

nach  Brandenburg  erbalten,  er  kann  erst  nach  seiner  Rückkehr  nach  Berlin 
ihnen  ausführlicheren  Befehl  darauf  zukommen  lassen.  Vorläufig  verweist 
er  sie  wegen  der  Capitulation  anf  sein  Schreiben  an  K.Mainz.  * 

Die  Anzahl  der  20000  Mann  z.  F.  und  6  000  Reuter,  worauf  die 
Reichsdefension  gerichtet  werden  sollte,  finden  wir  nicht  allein  ge- 


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Die  ReichskriegsyerfessQDg.  203 

ring,  sondern  auch  nicht  proportioniret,  wovon  wir  Euch  hienegst 
unsere  fernere  Meinung  wissen  lassen  wollen.  Dass  man  aber  der 
gegenwärtigen  Gefahr  vom  Tflrken  durch  dieses  Mittel  zu  begegnen 
gedencken  wollte,  wQrde  im  geringsten  sich  nicht  practiciren  lassen, 
and  bestehet  der  Nachdruck  und  das  pondus  derjenigen  Hülfe,  welche 
I.  Kais.  M.  geleistet  werden  soll,  fumehmlich  in  der  Eilfertigkeit  und 
wnrcklicher  schleunigster  Anstalt.  — 

Ef.    sendet  bei,  was  er  deswegen  an  die  meisten  Forsten  geschrie- 
ben hat'). 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regens- 
burg 29.  October/8.  November  1663. 

[iiif  das  Bescript  vom '12/22.  October.    BerathaDgen  über  das  qaaotam  der  Reichs- 

verfassang.] 

Das  Qnantnm  der  Reichs  Verfassung  hat  noch  nicht  festgestellt  werden  8.  Nov. 
können,  weil  anfänglich  einige  Geistlichen,  webhe  eine  beträchtliche  Yer- 
ringemng  ihres  alten  Anschlages  am  Kais.  Hofe  ausgewirkt,  Ursache  zur 
Verz{)gernng  gaben'),  die  aber  nnn  damit  stille  sind,  jetzt  aber  hat  das 
Salzbnrgische  Direktorium  allein  das  Werk  verzögert,  welches  für  sich 
die  Moderation  zu  behaupten  sucht ').  Ges.  haben  nach  Befehl  die  grosse 
Gefahr  beweglich  vorgestellt  und  ihrerseits  sub  spe  rati  sich  zu  dem  alten 
Matrikolanschlag  flir  diesesmal  und  saka  fntnra  rectificatione  erklärt,  wenn 
alle  anderen  Kurfürsten,  Fürsten  und  Stände  das  gleiche  leisten  wollten. 


Dieselben  an  den  Knrflirsten.     D.  Regensbnrg 
5./ 15.  November  1663. 

[Beaehlass   des   Triplam.     Versöhnliche  Erklärung   des    Pf.NenbargischeD    Ge- 
Bindten.    Erklärang  des  KorfärstencoUegs  wegen  der  Wablcapitnlation.] 

Wegen  der  Reichsdefension  haben  sich  endlich  beide  höheren  CoUegia  15.  Nov. 
dahin  verglichen  ^),  dass  ein  jeder  Stand  mit  dem  triplum  seines  alten  An- 
schlages an   geworbener  Mannschaft  sich  gefasst  halten  solle,  um  solche 
20  stellen.    Wie  aber  die  Reichsmatrikul  und  deren  Moderation  beständig- 


0  d.  Königsberg  1Ö./25.  October  1663  0.  unten  Absobn.  5. 
^)  üeber  diese  Streitigkeiten  wegen  Moderation  s.  Gemeiner  I,  S.  HO  ff. 
*)  8.  Gemeiner  I,  8.  115. 

*)  S.  das  Conclu8am|Lect.  7.  November  1663.    Londorp  VIII,  8.  992.,  vgl. 
Gemeiner  I,  S.  116. 


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204  4     Der  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

lieh  einzorichteo,  davon  wäre  sno  loco  zq  reden,  nnterdessen  aber  sollte 
hier  mit  den  gra?atls  vermittelst  der  Kreise  provisiooaliter  gehandelt  werden. 
Das  reichsstädtische  CoUegium  ^)  hat  sich  zwar  die  Provisionalmoderation 
gefallen  lassen,  allein  zum  gedachten  triplo  sich  noch  nicht  verstehen  wollen 
und  einmüthig  erklärt,  dass  dieses  Defensionswerk  nicht  von  einem  immer- 
währenden, sondern  nur  von  einem  zeitlichen,  pro  durante  pericnlo  et  necessi- 
tate,  zu  verstehen  sei,  auch  K.Sachsen,  K. Pfalz  und  einige  im  Fürsten- 
rath  meinen  ebenso  und  halten  perpetunm  militem  für  unnöthig,  die  meisten 
aber  meinen,  dass  eine  wirkliche  perpetuierliche  Verfassung  aufzurichten  sei. 

ßetreflfend  das  Directorium  im  Westfälischen  Kreise  scheint  es  mit 
des  Kf.  Satisfaction  dermaleins  zum  Ende  zu  gelangen.  Der  Pfalz -Neu - 
burgische  Gesandte  hat  v.  Jena  einen  Bxtract  aus  dem  Vergleich  mit 
Brandenburg  von  1647  *)  zugestellt  mit  der  Erklärung,  dass  er  davou  bisher 
nichts  gewusst,  und  weil  die  Hauptsache  sei,  dass  den  Cleve-  und  Jülich- 
schen  Landen  zwei  Vota  auf  Kreistagen  verwilligt  würden,  so  habe  er  mit 
den  Gesandten  der  anderen  Kreisstände  deswegen  geredet,  mit  Begehren, 
es  an  ihre  Principalen  zu  bringen,  und  ihnen  die  Nützlichkeit  und  Billig- 
keit dieses  Ausgleiches  remonstriert.  Ges.  haben  sich  darauf  noch  nicht 
erklärt,  sondern  erwarten  des  Kf.  Befehl. 

PS.  Das  Kurfürstencolleg  hat  jetzt  auf  Vorschlag  von  K.Mainz  be- 
schlossen, den  Fürsten  und  Ständen  eine  schriftliche  Erklärung,  was  es  in 
betrefif  der  Wahlcapitulation  einzugehen  willens,  semel  pro  semper  zuzustellen; 
sie  senden  den  Entwurf  dazu  ein.  Sie  hoflfen,  da  im  Fürstenrath  unterschied- 
liche anfangen  sich  mitius  auszulassen,  es  werde  noch  so  ziemlich  ablaufen. 

Die  desideria  der  Fürsten  sind  ausser  den  früher  erwähnten  >):  jus  fa- 
ciendi foedera  inter  se  et  cum  ezteris,  suffragia  statuum,  si  leges  universales 
ferendae,  und  der  Kaiser  möchte  sich  solcher  ministrorum  gebrauchen,  die 
dem  Reiche  nicht  etwa  schädlich  sein  möchten. 


Geheimenratliß-Protocoll.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
9./ 19.  November  1663. 

[Ob  Kf.  persönlich  nach  Regensburg  sich  zum  Reichstage  begeben  and  das 
Reichsgeneralat  aDoehmen  solle.] 
praee.  S.  Gbf.  D.    I.  F.  O.  v.  Anhalt.  Graf  v.  Dobna.   Freih.  v.  Schwerin.  Freih. 
V.  Loben.   Hoverbeck.   Platen. 

19.  Nov.  Kf.  proponiert  die  Frage,  weil  der  Kaiser  ihm  geschrieben  *)  und  begehrt, 
dass  er  persönlich  auf  den  Reichstag  nach  Regensburg  kommen  möchte, 
ob  ihm  bei  gegenwärt'gem  Zustande  zu  rathen  sei,   solche  Reise   zu  thun. 

0  S.  Gemeiner  I  S.  116f. 

^  ProvisioDalvergleich  zwischen  Kf.  and  dem  Pfalzgrafen  Wolfgang  Wil- 
helm von  Neaburg  vom  T.April  1647  (Londorp  VI  S.  241  ff.)  s.  Urk.  a.  Akt. 
IV  S.  335. 

»)  Oben  S.  198. 

*)  Dieses  Schreiben  des  Kaisers  liegt  den  Akten  nicht  bei. 


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EotscblüBS  des  Kf.,  nicht  persöolich  nach  Regensburg  za  geüeo.         205 

O.  Präs.  V.  Schwerin  erklärt  sich  dagegen: 

1)  weil  S.  Chf.  D.  in  solchem  Lande,  das  in  Frontieren  vieler 
Potentaten  gelegen,  da  viel  Unruhe  ist,  ut  in  Polen,  item  in 
Schweden  solche  Sachen  vorgehen,  da  der  Effect  im  Vorjahr 
zu  sehen  sein  wird. 

2)  der  Effectus  itineris  ist  dubius. 

3)  die  Mittel,  die  sie  haben,  vielmehr  zur  Defension  ihrer  Lande 
als  auf  eine  kostbare  Reise  zu  verwenden;  scheinet,  dass  es 
dem  Kaiser  nur  blos  darum  zu  thun,  dass  S.  Chf.  D.  die  andern 
Churfürsten  und  Stände  dazu  treiben  soll,  welches  wohl  ein  Ge- 
sandter thun  könnte. 

Auch  die  anderen  äussern  sich  in  ähnlicher  Weise,  endlich  Ef.:  Sie 
hielten  davor,  dass  sie  hohe  Ursache  hier  zu  bleiben: 

1)  wo  es  also  ist,  dass  es  mit  Polen  also  abgelaufen,  dass  sie 
vom  Moskowiter  geschlagen. 

2)  die  potissima  ratio,  warum  der  Kaiser  mich  dahin  haben  will, 
scheinet,  dass  ich  die  Brücke  niedertreten  solle,  welches  aber 
nicht  zu  vermuthen,  zumahlen  meine  eigene  Vettern  sich  nicht 
nach  meinen  votis  richten  wollen. 

3)  weil  man  wegen  Schweden  nicht  weiss,  was  sie  vorhaben 
möchten  gegen  diesen  künftigen  Sommer.  — 

An  den  Kaiser  könnte  man  also  schreiben,  hätte  ihr  Schreiben 
erhalten,  und  wie  gerne  ich  wollte,  und  wegen  der  grossen  Reise ,  so 
ich  itzo  gethan,  und  wegen  meiner  Unpasslichkeit,  so  mir  itzo  zu 
begegnen  pfleget,  würde  sich  nicht  wohl  thun  und  ich  solche  Hinreise 
nicht  verrichten  können.  — 

Wegen  des  Generalats  anzunehmen  hätten  S.  Chf.  D.  gross  Beden- 
ken, sie  wüssten,  wie  es  ihren  Vorfahren  ergangen,  denen  man  kein 
Geld  gegeben  und  hätten  ihre  grösste  Schulden  dadurch  gemacht ;  wä- 
ren auch  allerhand  Völker,  da  man  die  Officiere  noch  auch  die  Gemei- 
nen kennete  und  daher  schwerlich  was  rechtschaffenes  auszurichten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
13./23.  November  1663. 

[Die  Declaration  des  Kurfürsten-  an  das  FursteocoUeg.    Der  Erfarter  Streit.] 

Vorigen  Montag  hat  das  karfürstliche  Collegium  seine  jetzt  revidierte  23.  Nov. 
schriftliche  Declaration  ')  dem   Directorinm  des  fürstlichen  Colleginms  zn- 

V  Dict.  10.  November  1663,  Londorp  VIII,  S.  992  f.  s.  Geraeiner  I,  S.  119. 


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206  4*     D^r  Anfang  des  Begensbarger  Reichstages. 

gestellt,  nach  Verlesnug  dieser  Proposition  aber  ist  die  Umfrage  nicht  za 
Ende  geführt  worden,  da  alle  verlangten,  dass  diese  Erklärung  per  dicta- 
turam  zn  commnnicieren  sei ,  was  auch  geschehen ;  seitdem  ist  es  noch  za 
keiner  Sitzung  gekommen.  Die  Fürstlichen  sind  seither  in  ihrem  Begehren 
mitiores  und  temperati  nnd  nicht  mehr  so  importun,  es  scheint  anch,  dass 
die  vom  Kf.  an  die  meisten  Fürsten  abgelassenen  Schreiben  ^)  nicht  allein  wohl 
aufgenommen  sind,  sondern  auch  eine  gute,  erspriessliche  Wirkung  haben 
werden. 

Die  E. Mainzische  Gesandtschaft  hat  ihnen  vor  3  Tagen  die  ge- 
druckte Relation')  der  Kaiserl.  Commissarien  und  des  Heroldes,  die  wider  die 
Stadt  Erfurt  die  Acht  publicieren  sollten,  zugeschickt,  auch  ihnen  gestern 
ein  Schreiben  von  E.Mainz  an  Kf.  in  dieser  Sache  mitgetheilt.  Der  K. 
sächsische  Gesandte  Strauch  hat  auch  mit  ihnen  über  die  Sache  gesprochen, 
Boineburg  habe  ihm  gesagt,  E.Mainz  wolle  vorläufig  keine  wirkliche 
Belagerung  der  Stadt  vornehmen,  aber  dieselbe  durch  100-200  Reiter  in- 
commodieren  lassen,  das  Haus  Sachsen  werde  aber  dazu  nicht  still  bleiben 
können;  Strauch  wünscht,  dass  die  Execution  aufgeschoben  werden  möge, 
damit  inzwischen  die  Stadt,  in  welcher  der  Rath  zur  Parition  erbötig  nnd 
der  Pöbel  allein  jetzt  regiere,  durch  andere  geringere  Mittel  zur  Schuldig- 
keit gebracht  werde,  und  bittet,  Kf.  möge  auch  in  diesem  Sinne  an  E.Mainz 
schreiben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
17./27.  November  1663. 

[auf  die  Relation  vom  5/15.  November.    Bemerkungen  über  den  Beschlnss  wegen 

des  Triplnm,  die  Erklärung  des  Pfalz-NeuburgiscbeD,  das  Schreiben  des  Kurfürsten- 

College.    Der  zu  erwartende  spanische  Gesandte.] 

27.  Nov.  Kf.  ist  erfreut,  dass  das  kurf.  und  fürstl.  Collegium  sich  auf  ein  trip- 
lnm verglichen,  hofft,  auch  die  Städte  werden  sich  dazu  disponieren  lassen, 
Ges.  haben  sich  dahin  zn  bemühen  nnd.  zu  sehen,  dass  niemand  aus  dem 
kur-  und  fürstlichen  CoUegio  dnrch  der  Städte  Opposition  sich  abwendig 
machen  lasse. 

Die  Moderation  betreffend,  gönnen  wir  dieselbe  den  gravatis  gar 
gerne,  jedoch  muss  vor  allen  Dingen  dahin '  gesehen  werden,  dass 
solche  Materie  die  wirckliehe  Aufbringung  der  Assistenz  nicht  hin- 
dere. Ob  der  miles  perpetuus  sein  solle,  der  itzo  vom  Reich  aufge- 
bracht wird,  halten  wir  anitzo  nicht  von  der  Zeit,  davon  zu  delibe- 
riren,  sondern  es  wird  die  Zeit,  die  Gefahr  und  die  Minderung  der- 


0  S.  oben  S.  203  und  unten  Abschn.  5. 

^  S.  Diar.  Europ.  XS.929ff.  Londorp  VIU  S.936ff.   Vgl.  unten  Abschn.  6. 


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Die  Erfarter  Angelegenheit.    Beschlass  des  Triplam.  207 

selben  inskOnftige  hierzu  mehr  Anlass  und  Licht  geben  können, 
dannenhero  Ihr  dahin  zu  rahten  habet,  dass  man  itzo  alle  solche 
unnöthige  Dinge  bei  Seit  setze  und  blos  und  allein  sich  mit  recht- 
schaflFener  Hülfe  gegen  die  besorgliche  Macht  des  Türken  im  Früh- 
ling gefasst  machen  solle.  — -  Gleichwie  uns  auch  lieb  zu  vernehmen, 
dasd  der  Neuburgische  Gesandte  nunmehr  erkennet,  dass  wir  Theil 
an  der  Direction  im  Westphälischen  Greise  haben,  also  erinnern  wir 
uns  auch  wohl;  was  wir  uns  im  Jahr  1647  mit  dem  Pfalzgrafen  von 
Neuburg  deshalb  verglichen,  und  wann  es  auch  von  Neuburgischer 
Seite  bishero  nicht  wäre  gehindert  worden,  so  möchten  die  zwei  Vota 
längst  eingewilligt  ^ein;  wir  wollen  aber  ehest  an  die  Westphälische 
Creisstände  schreiben  und  zweifeln  im  geringsten  nicht,  sie  werden 
sich  alle  willig  darzu  verstehen,  nur  habet  Ihr  bei  dem  Pfalzneu- 
burgischen anzuhalten,  dass  ihrerseits  desgleichen  geschehe. 

Kf.  ist  mit  d^in  Schreiben  des  kurfürstlichep  an  das  fürstliche  Colle- 
giom  sonst  wohl  zufrieden,  besorgt  aber,  es  möchte  dem  letzteren  noch 
nicht  vollkommene  Satisfaktion  geben,  er  hätte  daher  lieber  gesehen,  dass 
man  es  nicht  als  nltimam  resolutionem  ausgegeben;  Ges.  sollen  sich  bemü- 
hen, die  anderen  kurfürstlichen  Gesandten  dahin  zu  disponieren,  dass  sie 
sich  mit  den  Fürstlichen  vergleichen,  jedoch  sei  dahin  zu  sehen,  dass  der 
Präeminenz  der  Kurfürsten  kein  Nachtheil  geschehe. 

Mit  dem  Gesandten,  Graf  Carlo  Arcbinto,  welchen  nach  der  Mel- 
daag  des  hiesigen  spanischen  Gesandten^)  der  König  von  Spanien  nach 
Regensburg  schicken  werde,  sollen  sie  gQte  Correspondenz  unterhalten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensbtirg 
20. /30.  November  1663. 

Im  Fürstenrath  ist  über  die  Declaration  der  Kurfürsten  berathen  wor-  30.  Nov. 
den^,  und  kann  das  Eurfürstencolleg  vorläufig  mit  den  Beschlüssen  wohl 
KQfrieden  sein.  Der  Versuch,  es  dahin  zu  bringen,  dass  die  monita  per 
depatatos  zusammen  getragen  und  dann  in  pleno  'deliberiert  würden,  um 
dtdorch  einen  oder  andern,  so  etwas  hinderlich  fället,  auszuschliessen,  ist 
vereitelt  worden.  Es  scheint,  dass  es  im  Fürstenrath  selbst  wegen  Viel- 
l^it  der  Köpfe  und  unterschiedlicher  Inclinationen  in  materia  capitnlationis 
allerhand  Difficultäten  geben  dürfte. 


')  Sebastian  d*(Joedo  s.  anten  Abscbn.  5. 
^  S.  Gemeiner  I  8.  120 ff. 


I 


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GoQgk- 


208  4-    I>er  Aofang  des  Begensbarger  ReichBtages. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
21.  November/[l.  December.]  1663. 

[aaf  die  Relation .  vom  13./ 23.  November.    Wie  über  die  Declaration  der  Kar- 
ftlrsteo   za  verhandeln  und  die  Reicbskriegsverfaseung  eiozarichten  sei.     Ver- 
fahren des  Kf.  in  der  Brfarter  Angelegenheit.] 

1.  Dec.  Kf.  zweifelt  sehr,  dass  die  Fürsten  sich  mit  deiD  in   der  Dedaratioo 

der  Eorfürstea  Enthaltenen  begnügen  werden!,  meint  also,  dassi  wenn  die- 
selben darauf  bestehen,  dass  die  materia  capitalationis  ordioario  modo  vor- 
genommen werde,  man  ihnen  dieses  zugestehen,  die  Declaration  loco  con- 
clnsi  repetieren  nnd  daraaf  ihr  conclasum  begehren  solle.  Darum  aber 
darf  der  punctns  defensionis  nicht  ins  stocken  gerathen;  Kf.  hält  den  An- 
schlag auf  3  Römerzüge,  welcher  kaum  30,000  M.  zu  Ross  und  Fuss  aus- 
tragen würde,  für  viel  zu  gering,  man  müsse  sich  zunächst  eines  gewisseo 
quanti  an  Mannschaft  z.  R.  und  z.  F.  vergleichen  nnd  alsdann,  wie  solche 
von  den  Ständen  aufzubringen  und  unter  dieselben  zu  vertheilen,  überlegen, 
das  quanium  auch  so  einrichten,  dass  man  nach  Gelegenheit  auch  offensive 
agieren  könne;  der  Anschlag  sei  zum  wenigsten  auf  60,000  Mann,  40,000 
z.  F.  und  20,000  z.  R.,  zu  machen,  dahin  sollen  Oes.  ihr  votum  einrichten. 
Man  wird  in  Regensburg  schwerlich,  wie  eigentlich  der  Krieg  zu  führen, 
ein  gewisses  verordnen  können,  sondern  man  wird  das  Absehen  nur  darauf 
zu  richten  haben,  damit  es  an  Volk,  Geld,  Munition,  Proviant  nnd  anderen 
nöthigen  Stücken  nicht  ermangele. 

In  der  Erfurter  Sache  ^)  hat  K.Sach8en  bisher  noch  nichts  an  ihn 
gelangen  lassen,  ausser  dass  gestern  der  G.Wachtmeister  Arnim  her- 
gekommen und  dabei  einige  Apertur  gethan,  wohl  aber  hat  Kf.  von  den 
Herzogen  Friedrich  Wilhelm  und  Ernst  von  Sachsen,  von  E.Mainz 
und  der  Stadt  Erfurt  Schreiben  erhalten,  er  hat  darauf  an  K.Maipz  ge- 
schrieben und  demselben  gerathen,  die  Vollstreckung  des  banni  bei  diesen 
gefährlichen  Zeiten  nicht  zu  eifrig  zu  urgieren,  sondern  den  Sacheu  auf 
einige  Zeit  Anstand  zu  geben ,  da  sich  ohne  Zweifel  andere  Mittel  an  die 
Hand  geben  würden,  die  Stadt  zum  Gehorsam  zu  bringen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurflirsten.     D.  Regensburg 
27.  November/ 7.  December  1663. 

[aaf  das  Rescript  vom  17.  Nov.    Beschlass  der  Reichsstädte.    Umtriebe  der  Pf.- 
Neuborgischen.    Neue  Berathnngen  über  die  Reichskriegsverfassang.] 

7.  Dec.  1^1®  Reichsstädte  haben  sich  per  majora  zum  duplum  erklärt  und  zwar, 

dass  etliche  dasselbe  nicht  in  Mannschaft,  sondern  mit  Oeld  oder  anderen 
zum  Kriege  dienlichen  Dingen  abtragen  wollten. 


*)  S.  über  diese  Erfurter  Angelegenheit  uoten  Abschn.  6. 


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Erfarter  and  Westfälische  Kreisangelegeoheit    Beiohskriegsverfassang  209 

Die  NeobargiBchen  Gesandten  haben  zwar  Jena  den  Extract  ans 
dem  Vergleich  von  1647  mitgetheilt  nod  anch  sonst  nichts  anders  bezeugt, 
als  ob  sie  darwider  nichts  zn  sagen  hätten.  Allein  er  bat  kürzlich  er- 
fahren, dass  sie  heimlich  bei  den  Ereisständen  nnd  sonst  die  Ausfuh- 
miig  der  verglichenen  Alternation  zn  hindern  nnd  es  dahin  zn  spielen 
suchen,  dass  Pfalz-Nenbnrg  allein  das  directorium  circnli  provisionaliter 
aufgetragen  werde.  Jena  hat  dagegen  eifrig  bei  den  Ständen  remonstriert 
und  die  Rechte  des  Kf.  verfochten,  und  hat  dieses  vornehmlich  die  Pfalz- 
Neubnrgischen  nnd  CatHolischen  und  auch  andere,  so  dnbii  amici,  stutzig 
gemacht,  dass  er  vorgegeben,  er  vermuthe,  dass,  sobald  sich  jemand  unter- 
stände einenKreistag  auszuschreiben,  Kf.incontinenter  desgleichen  thun  würde, 
es  stände  dahin,  zn  welöhem  die  meisten  Stände  kämen.  Wenn  Ef.  in  der 
Sache  an  die  Kreisstände  schreiben  wollte,  wird  dieses  hoffentlich  gute 
Früchte  tragen. 

Im  Fürstenrath  hat  man  bei  der  knrfiirstlichen  Declaration  erinnert, 
dass  dieselbe  gar  zu  general  sei,  und  verlangt,  dass  das  kurfürstliche  Colle- 
gium  sich  specialius  herauslassen  möchte. 

Nachdem  man  4  Tage  von  der  Capitulation  gehandelt,  wurde  den 
21.  materia  defensionis  reassumiert*),  doch  ist  es  im  Kurfürstenrath  noch  zu 
keinem  Conclusum  gekommen  und  im  Fürstenrath  ist  man  in  drei  Sitzungen 
noch  nicht  mit  der  Umfrage  fertig  geworden.  Oes.  haben  sich  vorläufig 
defectu  instrnctionis  entschuldigt. 


Der  Kürfllrst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
l./[ll.]  December  1663. 

(Abgelesen  in  Consilio  am  30.  November/ [10.  December]  in  praes.  S.  Gbf.  D. 

und  anderer  geheimbten  Räthe.) 
[auf  die  Relation  vom  20. /30.  November.   Bemerkaogeo  über  die  11  Paukte,  be- 
treffend die  Reichskriegsverfassuog.] 

Bei  der  andringenden  Türkengefahr    müssen  der  punctns   securitatis  n  j)qq 
publica^  in  quoscunqne  casus  und,  wie  der  gegenwärtigen  Türkengefahr  zu 
widerstehen,   vor  allen  Dingen  abgethan  werden,    Ges.   haben   darauf  zu 
dringen,  dass  diese  zwei  Casus  getrennt  und  der  letztere,  als  wobei  sum- 
mum  periculum   in  mora,    zuerst   abgethan    werde.     Kf.  wiederholt    seine 
vorige  Weisung,  der  Anschlag  müsse  wenigstens  auf  60,000  Mann  gemacht 
werden,  sie  sollen  denen  von  den  Städten  zureden,  dass  sie  sich  ib  solcher 
allgemeinen  Noth  mit  den  knr-  nnd  fürstlichen  Collegiis  conformieren. 
Auf  die  11  überschickten  Fragen^  bemerkt  Kf  vorläufig: 
ad  1)  Er  ist  damit  zufrieden,  dass  der  Fuss  der  Verfassung  auf  die 
Reichsmatrikul  salva  moderatione  genommen  werde. 


0  8.  Gemeiner  1  S.  123 ff. 

3)  8.  oben  die  Relation  vom  2./12.  Oktober  8.  199. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfuftsen.    XL  14 


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210  4-    I^er  Aofaog  des  Begeosbarger  Reichstages. 

ad  2)  ratione  der  beständigen  Verfassong  anf  künftige  Fälle  ist  er  mit 
demTriplum  einverstanden,  für  die  gegenwärtige  Türkeogefabr  aber  genügt 
die  Tripulhülfe  nicht. 

ad  3)  Ein  Regiment  z.  F.  hat  aus  10  Compagnieen,  und  jede  Com- 
pagnie  ans  150  gemeinen  Knechten,  ohne  prima  plana,  ein  Regiment  z.  R. 
ans  10  Compagnieen  und  jede  Compagnie  aus  100  gemeinen  Reutern  zu 
bestehen.  Die  Stände,  welche  ein  Regiment  oder  eine  Compagnie  stellen, 
haben  alle  Officiere  zu  bestellen,  solche,  deren  Contingent  nicht  soviel  aus- 
trägt, müssen  zusammengesetzt  und  eine  Disposition  gemacht  werden,  was 
ein  jeder  von  Officieren  annehmen  und  bestellen  soll. 

ad  4)  So  lange  die  Völker  nicht  zusammengeführt  werden,  haben  sie 
in  dessen  Pflicht  zu  stehen,  der  sie  wirbt  und  unterhält,  wenn  sie  aber  zu- 
sammengeführt werden,  sind  sie  in  des  Reiches,  des  Kaisers  und  der  ge- 
samten Stände  Pflichten  zu  nehmen,  bleiben  aber  daneben  in  dessen  Pflicht, 
der  sie  schickt. 

ad  5)  Das  Oberdirectorium  muss  dem  Kaiser  und  den  Ständen  des 
Reiches  bleiben,  welche  sich  auch  wegen  Bestellung  der  Generale  werden 
zu  vergleichen  haben.  Den  Generalen  wird  das  Directoriuro,  wenn's  zur 
Action  kommt,  anzuvertrauen  sein,  doch  muss  dem  Stand,  dem  durch  dieses 
Corpus  Hülfe  geschieht,  so  lange  in  seinen  Landen  agiert  wird,  der  Vorzug 
gelassen  werden.  Die  Generalität  wird  durch  gemeine  Wahl  des  Kaisers 
und  der  Stände,  wie  in  andere  Reichssachen  Herkommen  ist,  zu  bestellen 
sein,  und  muss  dabei  das  Absehen  vornehmlich  auf  die  Capacität  der  Person 
und  derselben  Erfahrenheit  gerichtet  werden.  Ein  Kriegsrath  ist  nöthig, 
über  die  Art  der  Besetzung  desselben  will  Kf.  erst  die  Vorschläge  anderer 
hören  und  sich  dann  resolvieren,  es  werden  aber  auch  dazu  Leute,  die 
nicht  allein  studiert,  sondern  auch  des  Krieges  erfahren  sind,  zu  nehmen  sein. 

ad  6)  Das  ganze  Werk  ist  nur  zuj  Defension  des  Reiches  in  gemein 
und  eines  jeden  Standes  contra  qnoscunque  invasores,  dabei  dann  blos 
auf  das  factum  invasionis  und  nicht  quo  jure  quave  injuria  der  Invadent 
oder  Friedebrecher  dazn  bewogen,  zu  sehen  ist.  Ob  die  ganze  Verfassung 
oder  die  Hälfte  oder  weniger  zu  senden  oder  aufzufordern,  wird  ex  viribus 
invadentis  zu  judicieren  sein.  Sobald  ein  Tumult  im  Reich  entsteht,  ist 
ein  Reichstag  auszuschreiben,  aber  mit  der  Hülfe  kann  so  lange,  dass  alle 
Stände  darin  consentieren  oder  ein  gemeines  Reichsconclnsum  herauskomme, 
nicht  verzogen  werden. 

ad  7)  So  lange  die  Völker  nicht  aufgefordert  werden,  steht  jedem 
Stande  des  Reiches  frei,  die  seinigen  zu  verpflegen,  wie  er  will,  wenn  sie 
aber  aufgefordert  werden,  so  müssen  sie  einerlei  Verpflegung  erhalten,  über 
welche  man  sich  zu  vergleichen  hat. 

ad  8)  Ein  jeder  Stand  hat  Magazine  einzurichten,  daraus  er  zur  Zeit 
der  Noth  der  Soldatesque  entweder  gegen  bare  Zahlung  Proviant  zukommen 
lassen  oder  einen  Vorschuss  thun  könne.  Einquartierung  wird  nicht  abzu- 
wenden sein,  aber  jeder  Stand  hat  seine  Völker  selbst  zu  unterhalten. 

ad  9)  Competenz  der  Officiere  wird  dadurch  verhütet  werden  ki^nnen, 


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Die  ReichskriegsverfasBUDg.  211 

wenn  Dicht  jonge  Leute,  sondern  alte,  geschickte  und  capable  Männer  daza 
genommen  werden,  nnd  weiss  man,  wie  die  Chargen  auf  einander  folgen. 
Unter  denen,  die  in  gleicher  Charge  stehen,  werden  die,  so  die  Charge  bei 
diesem  Werke  am  längsten  bedient  haben,  vorgehen,  oder  will  man,  dass 
die  Obersten  einander  in  dem  Rang  and  Ordnung,  wie  sonst  Kar-  und 
Fürsten  and  Stände,  folgen,  so  kann  Ef.  auch  damit  zufrieden  sein.  Den 
Generalen  aber  müssen  alle  Obristen  indifferent  parieren. 

ad  10)  Wegen  der  Artollerie,  Munition  und  dergleichen  wird  zwar  ein 
Anschlag,  wie  viel  bei  einem  Feldzug  nöthig,  zu  machen  und  solcher  unter 
alle  Stände  proportionaliter  zu  ?ertheilen  sein,  doch  mnss  jeder  Stand  da- 
von einen  grösseren  Vorrath  bereit  halten,  um,  wenn  er  beleidigt  wird, 
soviel  in  der  Eile  nöthig  hergeben  zu  können. 

ad  1 1)  Die  Wachsamkeit  und  dass  ein  Stand  dem  anderen  bei  Zeiten, 
wenn  etwas  vorgeht,  Nachricht  geben  mnss,  findet  sich  von  ihm  selbst. 

Dieses  haben  wir  in  der  Eile  aufsetzen  lassen.  —  Ihr  habt  aber 
vor  allem  dahin  zu  sehen,  dass  zufoderst  das  Werk,  wie  der  jetzigen 
Ttlrkengefahr  zu  begegnen,  erörtert  und  fest  gesetzet  werde,  in  der 
beständigen  Verfassung  aber  befinden  wir  die  Sache  der  Wichtigkeit  — 
dass  man  sich  hierin  nicht  übereile,  sondern  dem  einen  und  dem 
andern  Zeit  zu  lassen ',  damit  er  von  dem,  was  votiret,  seinen  Princi- 
palen  Relation  thue,  derselbe  sich  darin  ersehen  und  desto  besser 
resolyiren  könne.  Gestalt  Ihr  solches  zu  erinnern  und  Euch,  was  wir 
Euch  hierin  befohlen,  dergestalt  zu  gebrauchen,  wie  Ihr  sehen  werdet, 
dass  sich  die  andern  herauslassen,  darnach  Ihr  Euch  auch  zu  richten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Oöln 
2./ [12.]  December  1663. 

[Wahrung  der  Rechte  des  Kf.  aaf  einer  etwaigen  ZaBammenkanft  des  West- 

fälischeo  Kreises] 

Da  auf  dem  1653  zu  Essen  abgehaltenen  Westfälischen  Kreistage^)  12.  Dec. 
dem  Kf.  allerhand  Präjudicia  und  Torten  zugefügt  sind,  so  ist  zu  verhüten, 
dass  ihm  dergleichen  femer  begegnen  möge.  Die  Streitigkeiten  mit  Neu- 
burg wegen  des  Ausschreibens  und  Directoriums  lässt  er  für  jetzt  dahin- 
gestellt sein,  Ges.  sollen  aber,  wenn  eine  Zusammenkunft  der  Kreisstände 
erfolgen  sollte,  darauf  bestehen,  dass,  wenn  die  ihm  wegen  des  Herzog- 
thnms  Cleff,  des  Fürstenthums  Minden,  der  Grafschaften  Marck  nnd 
Ravensberg  zustehenden   vier  vota  in  Zweifel  gezogen  werden  sollten. 


»)  8.  Urk.  o.  Akt.  VI  S.  474 ff. 

14^ 


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212  4*    I)or  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

er  sich  zu  nichts  ratione  dieser  Lande  verstehen,  noch  sich  za  Effectnierung 
(Jessen,  was  vom  Kreise  beschlossen  werden  sollte,  verbunden  erachten  werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
4./14.  December  1663. 

[Verhandlangen  über  die  ReichskriegsverfaBsang.    Das  Directorium  im  West- 
fälischen Kreise.] 

14.  Dec.  Sie  haben  die  Vorschläge  des  Ef.,  dass  zuvörderst  das  Quantum  des 

Simpelanschlages  in  Richtigkeit  gesetzt  werden  möge,  und  dass  der  An- 
schlag zum,  wenigsten  auf  40000  z.  F.  und  20000  z.  R.  zu  machen  und 
offensive  zu  agieren  sei,  vorgestellt,  aber  ohne  Erfolg,  manche  Stände 
wollen  sich  auch  zu  dem  Triplum  nicht,  ausser  salva  moderatione,  ver- 
stehen, die  Städte  verharren  bei  dem  Duplum. 

In  materia  defensionis  ist  eifrig  berathen^)  und  über  alle  11  Punkte 
sowohl  im  kurfürstl.  als  fürstlichen  Collegium  ein  Conclusum  abgefasst 
worden. 

Gegenüber  den  Bemühungen  Pfalz-Neuburgs,  das  Directorium  im 
westfälischen  Kreise  allein  zu  erhalten,  hat  man  für  nöthig  erachtet,  im 
Mindenschen  Voto  anzuführen,  dass  die  Alternation  verglichen,  auch  den 
Kreisständen  erspriesslich  sei,  und  dass  die  zwei  Vota  nicht  difficultiert 
werden  könnten.  Es  scheint,  dass  diese  vorgebrachten  Motive  manchen 
Gesandten  ziemlich  afficiert  und  auf  den  rechten  Weg  gebracht  haben, 
auch  der  Pfalz-Neuburgi  sehe  Gesandte,  der  zuerst  gereizt  geantwortet, 
bat  ebenso  wie  manche  andere  um  Communication  der  Erklärung,  die  auch 
gewährt  wurde.  Die  Pfalzneuburgischen  haben  inzwischen  nochmal, 
dass  sie  zur  Gute  nicht  ungeneigt,  erklärt,  von  Münster  aber  scheint  es, 
dass  es  solches  lieber  gehindert  sähe. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
7./[17.]  December  1663. 

[Kf.  wird  nicht  selbst  nach  Regen sbarg  kommen.] 

17.  Dec. Endlich  geben  wir  euch  gn.  zu  vernehmen,  dass  zwar  I.  K.  M. 

inständig  bei  uns  angebalten,  in  Person  nach  Regenspurg  zu  kom- 
men, dass  wir  auch  nicht  ungeneigt  gewesen,  wenn  nicht  die  Weit- 
läufigkeit unsrer  Regierung,  Situation  der  Lande  und,  dass  wir  jeder- 
zeit auch  unser  Absehen  uff  Pohlen  und  was  aldort  passirt,  haben 
müssen,  uns  daran  gehindert,  daher  wir  bewogen,  uns  bei  I.  K.  M. 


0  S.  Gemeiner  I  S.  124fr. 


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Westfälisches  Ereisdireetoriam.    Schwedische  Belehnaog.  213 

ZU  entschuldigen ,  so  auch  I.  K.  M.  in  Gnaden  angenommen.  —  Werdet 
euch  demnach  bei  Ankunft  I.  K.  M.  und  denen  andern  in  Person 
ankommenden  Chur-  und  Fürsten  umb  Audienz  anmelden,  solche  Ent- 
schuldigung wiederholen,  I.  E.  M.  unsere  beständige  Affection  zu  dero 
und  des  Reichs  Wohlfahrt  wie  ingleichen  bei  andern  Chur-  und  Für- 
sten versichern.  — 


Der  Kurfttrst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
9./[19.]  December  1663. 

[BeförderoDg  der  schwedischen  Belehnaog.] 

Da  er  aus  Schweden  Nachricht  erhalten^),  dass  man  dort  wegen  der  19.  Dec. 
schlechten  Behandinng  der  nach  Wien  geschickten  Gesandtschaft 2)  sehr 
disgnstiert  und  nicht  gemeint  sei,  fernere  Ansuchnng  der  Investitur  halber 
zn  thun,  auch  sich  wegen  des  Snccurses  wider  den  Erbfeind  nicht  so  zu 
bekümmern,  wie  es  nöthig  ist,  befiehlt  er  ihnen,  E.  Mainz  dieses  vorzu- 
stellen und  ihn  zn  veranlassen,  am  kaiserlichen  Hofe  dahin  zu  wirken, 
dass  Schweden  anfs  neue  zur  Empfahung  der  Lehen  invitieret  werde, 
auch  sollen  sie  selbst  bei  den  kaiserlichen  Mioistris  die  Sache  befördern. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensbnrg 
18./28.  December  1663. 

[Ankunft   des  Kaisers.     Berathang  der  knrfnrstlichen  Gesandten  über  die  dem- 
selben abzustattende  Visite.] 

Der  Kaiser  ist  Sonnabend  den  12./ 22.  hier  angekommen  3),  durch  sei-  28.  Dec. 
nen  Einzug  und  durch  die  katholischen  Feiertage  sind  die  Berathungen 
unterbrochen  worden,  so  dass  es  in  materia  defensionis  noch  zu  nichts  weiter 
gekommen  ist.  Kf.  möge  sie  instruieren,  wen  er  bei  der  bevorstehenden  Wahl 
des  Reichsgenerals  vorgeschlagen  haben  wolle,  und  ob  er  geneigt  sei,  seine 
Völker  dem  Ober-,  Niedersächsischen  und  Westfälischen  Kreise  zu  conjun- 
gieren  und  einige  Gelder  zu  den  Kreiskassen  zu  contribuieren. 

Die  Reformiernng  der  Reichsmatrikul  wird  ein  sehr  schwieriges  und 
lange  danemdes  Werk  sein,  Ges.  geben  zn  bedenken,  ob  es  nicht  dienlich 
wäre,  wenn  eine  ganz  neue  Reichsmatrikul  gemacht  würde. 


')  8.  die  Relationen  v.  Krockows  ans  Stockholm  vom  17.  und  29.  November 
1663  (ürk.  u.  Akt.  IX  S.  760.  763). 
3)  ti.  oben  Absohn.  3  S.  142  ff. 
»)  S.  Diar.  Europ.  X  S.  913f.  Theatr.  Europ.  IX  S.  874. 


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214  4*    ^^^  Anfang  des  Begensbarger  Reichstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  24.  December 
1663/3.  Januar  1664. 

[Vorschlag  des  Kaisers  wegen  der  Türkenhülfe.    Von  der  immerwährenden  Reichs* 

kriegsverfassuDg    ist    es   still   geworden.     Drohungen   Rautensteins   gegen   den 

Paderbornschen  Gesandten.    Visiten  bei  K.Mainz  und  dem  Kaiser.    Empfehlang 

der  schwedischen  Belehnung.] 

3.  Jan.  Der  Kaiser  hat  am  letzten  Soonabend  seine  Meinung  wegen  des  Hülfs- 

werksO  in  allen  CoUegien  verlesen  lassen,  dass  zuerst  der  Fnss  oder  das 
einfache  Quantum  in  Richtigkeit  zu  bringen  sei^  der  Vorschlag  wurde  so- 
fort allgemein  angenommen. 

Von  der  immerwährenden  beständigen  Verfassung  und  in  Bereitschaft 
stehender  Soldatesque  wird  es  etwas  stille,  und  haben  einige  Stände  dazu 
wenig  Belieben.  Das  Haus  Oesterreieh  hat  zu  dieser  Sache  auch  keine 
Lust,  wie  denn  dessen  Directorium  im  Fürstenrath  vor  etlichen  Wochen 
Jena  ersucht  hat,  solche  hindern  zu  helfen.  £r  hat  geantwortet,  dass  er 
solches  öffentlich  nicht  thun  dürfe,  aber  gerathen,  dass  sich  das  oester- 
reichische  Directorium  nicht  mehr  opponiere,  sondern  sich  anstelle,  als  in- 
dinierte  es  dazu,  dadurch  würde  es  eher  erhalten,  dass  das  Ding  stecken 
bliebe, als  per manifestam  contradictionem.  Nachdem  nun  Oesterreieh  sich 
also  bezeugt,  ist  es  davon  ziemlich  stille  geworden  und  hat  es  niemand  so 
stark  mehr  urgiert. 

üeber  die  Antworten  auf  des  Kf.  Schreiben  an  die  Westfälischen 
Kreisstände  ^  haben  Ges.  noch  nichs  erfahren.  Nur  der  Gesandte  des 
Bischofs  von  Paderborn,  Meinders  hat  Jena  auf  sein  Nachfragen  er- 
klärt, sein  Herr  wäre  zufrieden,  dass  die  zwei  im  Vergleich  von  1647  ge- 
dachten Vota  verwilligt  würden,  und  dass  Kf.  das  Directorium  alternative 
führe.  Als  er  solches  dem  Pfalz-Neuburgischen  Gesandten  Rautenstein 
offenbart,  habe  sich  dieser  verlauten  lassen,  ob  der  Bischof  haben  wollte, 
dass  sein  Herr  demselben  mit  sechs  oder  siebentausend  Mann  ins  Land 
fallen  sollte,  der  Bischof  verliesse  sich  aber  auf  Kf.  Ob  nun  zwar  diese 
aus  Unbesonnenheit  ausgestossenen  minae  wohl  wenig  zu  fürchten,  so  be- 
richtet er  doch  dem  Kf.  davon  und  wird  sich  dieselben  hier  sonderlich  zu 
Nutze  zu  machen  wissen. 

Sonnabend  den  19./ 29.  haben  Ges.  bei  K. Mainz')  die  Visite  abge- 
legt; derselbe  bedauerte  des  Kf.  Abwesenheit,  sprach  seine  Freude  aus, 
dass  beide  in  materia  defensionis  et  capitulationis  eines  Sinnes  wären,  wollte 
auch,  dass  den  Türken  zuförderst  begegnet  und  alsdann  erst  die  perpe- 
tuierliche  Verfassung  eingerichtet  würde.    Er  befinde  sonst  noch  hier  zur 


0  Dict.  19./29.  December  (LondorpVm,  S.  997  f.  Pachner  v.  Eggens- 
torff  I  8.55.). 

>)  S.  das  Rescript  des  Kf.  vom  17./27.  November  1663  oben  S.  207. 

')  Derselbe  war  am  20. December  in  Begensburg  angekommen  s. Diar.  Enrop 
7i  8.  913. 


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Westfälisches  Kreisdirectormm.    Schwedische  BelehnoDg.  215 

Zeit  wenig  gethan,  wolle  aber  dem  Kaiser  frei  zureden  nnd  das  Werk  bei 
dessen  Ministris  mit  gelinden  und  anderen  Worten  orgieren.  Wegen  der 
schwedischen  Investitur*),  welche  Sache  Ges.  ihm  empfohlen,  würde  er 
Sorge  tragen.  An  demselben  Nachmittag  5  Uhr  haben  sie  dann  Audienz 
beim  Kaiser  gehabt  und  sind  auf  das  ehrenvollste  behandelt  worden. 
Am  Montag  machte  Jena  einen  Besuch  bei  Fürst  Auersperg,  um  das  An- 
sochen  des  Kf.  \\egen  der  schwedischen  Investitur  vorzubringen,  der- 
selbe erklärte,  dass  vom  Keichshofrath  legitime  darin  verfahren  sei,  was  aber 
etwa  ausser  diesem  sonst  vorgegangen,  damit  wäre  er  nicht  in  allem  einig 
gewesen,  wollte  diese  Sache  beobachten ,  Graf  Windischgrätz')  sei  nach 
Schweden  geschickt,  mit  dem  könne  davon  geredet  werden.  Vorgestern 
hat  Jena  auch  aus  derselben  Ursache  Fürst  Portia  besucht;  derselbe 
erklärte,  dem  Könige  von  Schweden  sei  zu  Wien  die  Investitur  nicht 
abgeschlagen,  sondern  er  sei  wegen  der  unterschiedlichen  Interessenten  an 
die  Reichsstände  verwiesen  worden,  es  würde  auch  vermuthlich  hier  wie- 
der vorkommen,  er  wollte  der  geschehenen  Erinnerung  eingedenk  sein. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  29.  December  1663/ 

[8.  Januar  1664.] 

[auf  die  Relation  vom  18. /28.  December.    Beantwortong  der  Anfragen  der 

Gesandten.] 

Wegen  Benennung  des  Reichsfeldhauptmanns  hat  er  ihnen  in  einem  ^.  jat^ 
besonderen  Rescript')  die  Nothdurft  befohlen,  wegen  Benennung  gewisser 
Personen  zu  den  Kriegsräthen  will  er  zunächst  die  Vorschläge  vonseiten 
der  Vorsitzenden  abwarten.  Ob  er  seine  Völker  mit  anderen  Kreisvölkern 
nach  Situation  eines  jedbn  Landes  conjungieren  oder  absonderliche  Regi- 
menter daraus  formieren  wolle,  darauf  kann  er  sich  noch  nicht  erklären, 
sondern  will  vorher  die  particnliere  Repartition  erwarten,  sich  auch  nach 
audereo  Fürsten,  welche  in  verschiedenen  Kreisen  Länder  haben,  richten. 
Auch  inbetreff  der  Capitulation  will  er  zunächst  erwarten,  was  von  den 
Fürsten  dabei  wird  erinnert  werden.  Die  alte  Matrikul  ganz  zu  verwerfen 
nnd  eine  ganz  neue  zu  machen,  hält  er  nicht  für  rathsam,  das  würde  eben- 
soviel Difßcnltäten  geben,  doch  sollen  Ges.  ihm  ihre  Gedanken  darüber 
aosführlicher  mittheilen. 


>)  S.  dai  Bescript  des  Kf.  vom  9./19.  December  1663  oben  S.  213. 
'j  S.  aber  dessen  Sendung  nach  Stockholm  Diar.  Earop.  XI  8.  63. 
*)  8.  das  folgende  Bescript  vom  30.  December/Ü.  Janaar. 


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216  4.    Der  AnfaDg  des  KegeDsburger  Reichstages. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  30.  December  1663/ 

[9.  Januar  1664.] 

[Conferenz   mit  E.iSachseo  in  Torgaa.    Vorschläge  wegen  des  Gommando  der 
Reichsarmee.    Die  Jägerndorfer  Sache.    Gütliche  Beilegung  der  Erfurter  Sache. 
UoterstützuDg  der  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg.] 
9.  Jan.  Er  tbeilt  ihnen  die  Resultate  der  mit  K.Sachsen  zu  Torgaa i)  gehalte- 

nen Conferenz  mit  K.Sachsen  hat  ihn  für  das  Gommando  der  Reichsarmee 
vorgeschlagen,  er  hat  aber  verschiedene  Bedenken  dagegen  vorgestellt. 

Sollte  nun  diese  Materie  daselbst  furkommen  —  so  habt  Ihr  uDser 
Votum  auf  Chur-Sacbsens  Ld.  —  abzulegen,  in  Erwägung  dieselbe 
nicht  allein  für  ihre  Person  der  Rom.  K.  M.  und  dem  ganzen  Reieh 
ausser  allem  Zweifel  angenehm,  sondern  auch  wegen  dero  mit  denen 
oesterreichischen  Erblanden  meistentheils  angrenzenden  Estats  bei 
dem  Werk  zum  hogsten  interessiret  wären.  Im  Fall  aber  auch  I.  Ld. 
sich  desfalls  entschuldigen  mogteu,  so  könnet  Ihr  in  unserm  voto  auf 
Hertzog  Friedrich  Wilhelms  Ld.  zu  Sachsen-Altenburg  zielen. 

K.Sachsen  will  persönlich  nach  Regensbnrg  gehen  und  hat  zuge- 
sagt, dort  des  Kf.  consilia  und  Intention,  sowohl  in  pnblicis,  als  in  den 
particulieren  Angelegenheiten  seines  Hanses  zu  befördern,  besonders  beim 
Kaiser  wegen  Restitntion  des  Fürstenthums  Jägerndorf  zu  intercedieren, 
welche  hochimportierende  Sache  Ges«  aufs  fleissigste  zu   befördern  haben. 

In  der  Erfurter  Sache  sollen  Ges.  vorstellen,  dass  man  billig  aller- 
hand occasiones  zn  innerlichen  Tronblen  verhüten  müsse,  K.Mainz  könnte 
darnm  doch  zn  seiner  Intention  und  Befugnissen  gelangen,  wozu  sie  dem- 
selben des  Kf.  Assistenz  und  Interposition  offerieren  sollen. 

Ges.  sollen  die  Sache  des  Administrators  von  Magdeburg  wegen  vo- 
tnm  und  sessio  den  Wünschen  desselben  gemäss  ^ecundieren '). 


L 


Die  Gesandten  an  den  Knrfürsten.     D.  Regensburg 
1./ 11.  Januar  1664. 

[Beschlüsse  über  die  Reichshülfe.    Das  Westfälische  Rreisdirectorium.} 

11.  Jan.  Das  kurfürstliche  und  fürstliehe   Collegium  haben  sich  am  30.  Decem- 

ber zn  einem  gemeinschaftlichen  concinsum')  über  die  Reichshülfe  geeinigt; 
von  den  Städten^)  haben  nur  14  erklärt,  das  Triplum  erlegen  zn  wollen. 

^)  S.  nnten  den  Anhang. 

')  Dazu  hatte  sich  Ef.  auf  der  Znsammenkunft  mit  E.Sachsen  zn  Torgaa  be- 
stimmen lassen  s.  ebendaselbst. 

3)  Londorp  YIU  S.  993  (wiederholt  IX  S.  1),  Pachner  v.  Eggenstorff 
I  S.  58.  8.  Gemeiner  I  S.  127  ff. 

^)  Das  CoDclusum  derselben  Lect.  7.  November.  Londorp  Vin  8.  993  ff. 
(IX  8.  2 ff.),  8.  Gemeiner  I  8.  135 ff. 


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ZaaammenkuDft  zu  Torgan.    Westfälisches  Kreisdirectorium.  217 

Im  karfüsrtlichen  Collegium  ist  am  28.  durch  das  Directoriom  proponiert 
worden,  dass  vom  Reich  an  Pfalz-Neu  barg  oder  Münster  geschrieben 
und  Erkundigung  eingezogen  werden  solle,  was  ein  jeder  Stand  im  West- 
fälischen Kreise  an  V  ölkern  geschickt  oder  sonst  coutribuiert,  und  welcher 
noch  in  Rest  sei,  dem  aber  hat  M  ah  renhol  tz  als  den  Rechten  des  Kf. 
präjndicierlich  widersprochen,  nnd  Jena  hat  darauf  Boineburg  Vorstel- 
lungen gemacht  und  diesen  dahin  gebracht,  dass  er,  was  vom  Westflilischen 
Kreisdirectorio  vorgekommen,  aus  den  Protokollen  hat  auslöschen  lassen. 
Jena  hat  die  Gelegenheit  benutzt,  um  die  Drohungen  Rautensteins  gegen 
den  Paderbornischen  Gesandten i)  anderen  mitzutheilen  und  sich  darüber 
zu  beklagen,  Rautenstein  hat  ihm  darauf  erklärt,  die  Sache  verhielte 
sich  anders,  als  der  Paderbornische  sie  erzählt  habe. 

Der  Schwedische  Gesandte  Schnolski  hat  sich  sehr  für  die  Bemühun- 
gen der  Ges.  bei  E.  Mainz  in  der  Investitursache  bedankt. 

Dienstag  haben  sie  den  spanischen  Gesandten,  Grafen  d'Archinto 
besucht.     Vorgestern  hat  K.  Baiern  hier  seinen  Einzug')  gehalten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
6./[16.]  Januar  1664 

[Bemerkungen  zu  der  Reichskriegsverfassnng.    Die  Drohungen  Baatensteins. 
Aufnahme  Fürst  Radziwills  in  den  Fürstenratb.] 

Weitere')  Bemerkungen  und  Vorschläge  zu  den  einzelnen  Punkten  der  16.  Jan. 
Reichskriegsverfassung. 

Die  Antwort  des  Pfalz-Neuburgischen  an  den  Paderbornschen 
Gesandten  kommt  ihm  sehr  insolent  vor,  er  kann  nicht  glauben,  dass  der 
Pfalzgraf  demselben  solches  sollte  in  Instruktion  gegeben  haben,  doch  darf 
man  das  nicht  hingehen  lassen,  sondern  jener  soll  befragt  werden,  ob  er 
solches  auf  seines  Herrn  Befehl  gethan.  Falls  der  Paderbornsche  Gesandte 
Bedenken  tragen  sollte,  dieses  zu  thun,  soll  Jena  bei  Gelegenheit  mit  Zu- 
ziehung eines  anderen  Gesandten  ihn  deswegen  zur  Rede  stellen.  Dem 
Paderbornschen  aber  sollen  sie  mittheilen,  Kf.  hofife  nicht,  der  Pfalzgraf 
werde  so  verfahren,  sollte  es  aber  geschehen,  so  werde  Kf.  ihm  mit  aller 
Macht  assistieren. 

Ges.  sollen  die  Bemühungen  des  Fürsten  Radzivil^),  zur  Session  und 
Votum  im  Fürstenratb  zugelassen  zu  werden,  unterstützen. 


0  S.  die  Relation  vom  24.  December/3.  Januar  oben  8. 214. 
^  S.  Diar.  Europ.  XI  S.  18.    Theatr.  Burop.  IX  S.  874. 
»)  8.  oben  S.  214. 

*)  8.  über  den  schon  auf  dem  vorigen  Reichstage  von  demselben  gemachten 
Versocb,  die  Reichsstandscbaft  zu  erlangen,  Urk.  a.  Akt.  VI  S.  209.  450. 


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218  ^*    Der  Aofaug  des  Regensburger  Reichstages. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  7./[17.]  Januar  1664. 

[HalfegesQch  bei  deo  NiederlaodeD.] 

17.  Jan.  Da  es  wegen  der  Hülfe  and  Defension  wider    den  Türken   bei   den 

Reichsdeliberationen  so  langsam  hergehtj  hat  Kf.  darch  einige  seiner  Räthe 
in  den  Niederlanden  Hülfe  sollicitieren  lassen^).  Ges.  sollen  E.Mainz 
und  den  kaiserlichen  Ministern  davon  Mittheilung  machen,  damit  diese  da- 
hin wirken,  dass  die  Generalstaaten  von  dem  ganzen  Reiche  hierzu  ersacht 
oder  er  beauftragt  werde,  im  Namen  des  ganzen  Reiches  dergleichen  bei 
denselben  zu  sollicitieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfttrsten.    D.  Regensburg 
8./18:  Januar  1664. 

[Das  Votum  des  Rf.  im  Westfälischen  Kreise.    BemähangeD  Magdeburgs,  seine 
Anspräche  auf  Reichsunmittelbarkeit  durchzusetzen.    Bewilligung  für  den 

Proviant] 

18.  Jan.  Der  Osnabrücksche  Gesandte  hat  ihnen  erklärt,  dass  er  beauftragt 

sei,  Ef.  im  Westfälischen  Kreise  für  seine  Clevischen  Lande  ein  Votum  zu 
verwilligen  und  auch  des  Directoriums  wegen  an  die  Hand  zu  gehen.  Auch 
Münster  erklärt  sich  in  ähnlicher  Weise  günstig.  Ges.  glauben,  Kf..thue 
sehr  recht,  wenn  er  es  zunächst  bei  einem  Votum  dort  bewenden  lassen 
wolle;  wenn  er  jetzt  auch  solche  für  Mark  und  Ravensberg  forderte, 
würde  es  nur  Weitläufigkeit  verursachen. 

K.Mainz  hat  ihnen  durch  Boineburg  Copie  einer  Supplication  der 
Stadt  Magdebur  g3)  mitgetheüt,  worin  sich  dieselbe  auf  die  erdichtete  Otto- 
nische Freiheit  und  das  extendierte  Festungsrecht  stützt.  Ges.  schlagen 
vor,  Kf.  möchte  desswegen  an  K.Mainz  schreiben;  derselbe  könne  dieses 
Attentat  der  Magdeburger  sehr  zurückhalten,  oder  auch  etwas  deswegen 
proponieren  lassen.  Die  Magdeburger  haben  ausserdem  ihr  Contingent  und 
Gontributiou  dem  Erzbischof  von  Salzburg,  als  kaiserlichem  Principal- 
kommissar,  offeriert  und  hier  erlegen  wollen,  sind  aber  damit  abgewiesen 
worden.  Der  S jndicus  I d e n  ist  noch  hier,  der  Bürgermeister  Rosenstock 
ist  schon  längst  nach  Hause  gereist. 

Im  kurfürstlichen  Colleg  ist  auf  Remonstration  des  Kaisers  per  ma- 
jora  beschlossen  worden,  4  Römermonate  zur  Anschaffung  von  Proviant 


i 


0  S.  unten  Abschn.  5. 

')  d.  19.  December  1663,  darin  wird  K.Mainz  ersucht,  auf  dem  Reichstage 
dahin  zu  wirken,  dass  der  die  Stadt  Magdeburg  betreffende  Paragraph  des 
Westfälischen  Friedens  zur  Ausführung  gebracht  werde,  s.  über  diese  Be- 
mühungen Magdeburgs  beim  Reichstage  Ho  ff  mann,  Otto  von  Guericke  her- 
ausg.  von  Opel  8.  164 f. 


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Westfälisches  Kreisdirectoriam.    BemuhnngeD  Magdeburgs.  219 

zu  bewilligen  1),   die  Gesandten  von  K.Sachsen,  K.Pfalz  und  auch  sie 
haben  sich  defectu  instruetionis  entschnldigt. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
15./25.  Januar  1664. 

[Der  Pf.Neubargische  Gesandte  Giese.    Die  Jägerndorfsche  Sache  ist  bei  Fürst 
Portia  vorgebracht  worden.    Wunsche  des  Kaisers  in  betreff  der  Besetzung  des 

Reichsgeneralats.] 

In  pnblicis  ist,  obgleich  der  Kaiser  sich  nun  schon  bei  fünf  Wochen  hier  25.  Jan. 
befindet;  auch  die  Stände  sich  öfters  versammeln,  wenig  fortgeschritten^. 

Pfalz-Neuburg  hat  an  Stelle  Rautensteins  seinen  Obersten  Kanz- 
ler Gbise  hieber  geschickt,  derselbe  hat  Jena  freundlich  zugesprochen,  sein 
Herr  wolle  dem  Kf.  sessio  et  vota  im  Westfälischen  Kreise  nicht  difficul- 
tieren,  wenn  er  nicht  befürchtete,  dass  daran  das  verglichene  directorium 
altemativum  hinge  nnd  daraus  folge. 

Mahrenholtz  hat  Freitag  dem  Fürsten  Portia  eine  Visite  gemacht 
and  dabei  Gelegenheit  genommen,  der  Jägerndorfschen  Sache  zu  ge- 
denken und  des  Kf.  Recht  und  Praetention  kurz  anzuführen,  er  vermerkte 
aber  wohl,  dass  jener  sich  in  etwas  alterierte,  er  antwortete  gar  kürzlich, 
er  hätte  uicht  vermuthet,  dass  diese  Sache  jetzt  vorkommen  würde,  nnd 
wäre  darin  nicht  eigentlich  informiert,  wollte  doch  gerne  sein  Bestes  und 
Möglichstes  zu  des  Kf.  Satisfaction  thun.  M.  hat  ihm,  damit  er  sich  nicht 
ans  Mangel  der  Information  zu  entschuldigen  hätte,  eine  Copie  der  ihm 
vom  Kf.  zugeschickten  species  facti  übergeben,  die  jener  auch  angenom- 
men hat. 

P.  S.  Soeben  hat  sie  Herr  Hocber,  welcher  wegen  Oesterreich 
im  Fürstenrath  das  Directorium  führt,  besucht,  hat  ihnen  einen  Grnss 
des  Kaisers  und  dessen  Dank  für  ihr  bisheriges  Comportement,  zu- 
gleich die  Bitt«  mitgetheilt,  sie  möchten  dahin  wirken,  dass  nicht  fernere 
Weitläufigkeit  und  Aufschub  verursacht  werde;  vor  allem  sei  nöthig,  dass 
das  Generalat  verseben  nnd  der  Obriste  Feldhauptmann  vorhanden  sei; 
der  Kaiser  incliniere  dahin,  dass  das  Reichsgeneralat  dem  Markgrafen 
zu  Baden,  der  ein  teutscher  Fürst,  bei  20  Jahren  in  Kriegen  geübt  und 
dessen  Valor  bekannt  sei,  aufgetragen  werde,  er  hätte  auch  beabsichtigt, 
des  Kf.  Generalfeldmarschall  Sparren  dem  Markgrafen  zu  adjungieien; 
trüge  derselbe  aber  Bedenken,  unter  diesem  zu  stehen,  so  wollte  der  Kaiser 
ihn  bei  seiner  eigenen  Armee,  welche   Graf  Montccucoli  commandiert. 


0  Kf.  in  einem  Rescript  vom  19./29.  Januar  ertheilt  seine  Zustimmung  dazu. 

^)  S.  über  die  den  ganzen  Januar  sich  hinziehenden  Verhandlungen,  welche 
sich  hauptsächlich  darum  drehen,  auch  die  Städte  zur  Einwilligung  in  das  Tri- 
plum  zu  bewegen  Gemeiner  I  S.  138 ff. 


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220  ^'    ^®f  Anfang  des  Regensbnrger  Reichstages. 

als  mit  dem  er  in  gnter  Frenodschaft  gelebt,  accommodieren,  er  gedächte 
anch  den  Pfalzgrafen  von  Snltzbach,  den  General  Würtz  and  an- 
dere in  seine  Dienste  zu  nehmen.  Der  Kaiser  hielte  für  nicht  nöthig ,  den 
Erlegsrath  mit  absonderlichen  Sobjectis  zn  bestellen,  derselbe  könnte  aus 
den  Generalen  nnd  anderen  Kriegsbedienten  formiert  werden.  Da  die 
Alliierten  die  Ihrigen  nicht  zn  den  Kreisvölkern  stossen  lassen  und  auch 
ihren  eigenen  General  behalten  nnd  unterhalten  wollten,  so  würden  die 
übrigen  Stände  die  Unkosten  für  die  Reichsgeneralität  allein  tragen  müssen. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
2L/31.  Januar  1664. 

[K.Mainz  und  Münster  habe  ihre  Yermittelang  in  dem  Streit  wegen  des 
Directorinms  im  Westmiiechen  Kreise  angeboten.] 

31.  Jan.  Sie  haben  die  Vorschläge  des  Kf.  wegen  einer  Hulfesnchung  bei  den 

Generalstaaten  K.Mainz  mitgetbeilt,  derselbe  hat  sich  zur  Beförderung 
der  Sache  erboten;  namentlich  Munition  werde  von  dorther  leicht  geliefert 
werden  können.  Ges.  haben  bei  dieser  Gelegenheit  demselben  die  West- 
fälische Kreissache  empfohlen;  er  erbot  sich  zn  allem  Guten,  dem  Ef. 
werde  es  sehr  nützlich  sein,  wenn  die  Sache  in  Güte  beigelegt  würde;  er 
wäre  bereit,  dazu  mitzuhelfen  nnd  in  eigener  Person  den  Traktaten  beizo* 
wohnen.  Auch  der  Bischof  Ton  Münster,  dem  Jena  als  Nassauischer 
Gesandter  seine  Visite  machte,  erbot  sich  von  selbst  zur  Vermittelung;  er 
erklärte,  es  wäre  der  Wahrheit  ganz  zuwider,  dass  er  mit  Pf  alz- Neu- 
burg wegen  des  Directorinms  ein  pactum,  dass  kein  anderer  zu  demselben 
gelangen  solle,  aufgerichtet;  er  sei  zwar  mit  Pfalz-Neuburg  alliiert, 
machte  daraus  aber  nicht  causam  communem.  Wenn  dem  Kf.  K.  Mainz 
angenehm  wäre,  wollte  er  mit  demselben  communicieren. 

Im  städtischen  Collegium  hat  sich  die  Majorität  nun  auch  zum  Triplum 
erklärt  0,  doch  wollen  sie  zwei  Drittel  an  Soldaten,  das  dritte  an  Geld  und 
Munition  leisten. 


Der  KurfÜrfst  an  die  Gesandten.     D.  [Cöln]  26.  Januar/ 
[5.  Februar]  1664. 

[anf  die  Relation  vom  15./25.  Janaar.     Was  die  Gesandten  in  der  Jägerndorfer 
Sache  tbon  sollen.    Feldmarschall  Sparr.] 

5.  Febr.  —  In  der  Jägern  dörfischen  Sache  wird  die  Nothdurft  erfodem, 
dass  Ihr  ein  kurz  Memorial  abfasset,  simpliciter  umb  Restitution  des 
Herzogthumbs  anhaltet  und  solches  I.  E.  M.  abgebet  und  Resolution 
begehret. Sollte  bei  einer  Conferenz  oder  sonst  auch  angetragen 

')  S.  Geraeiner  I  S.  145 f. 


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Westfälisches  Kreisdirectoriam.    Jägerndorfer  Sache.  221 

werden,  da88  I.  K.  M.  uns  an  Geld,  wie  sie  sich  vor  deme  verneh- 
men lassen  Oi  Satisfaction  thun  wollten,  so  habet  Ihr  solches  pure  zu 
reinsiren,  und  dass  Ihr  solches  nicht  einmal  ad  referendam  annehmen 
durfflet,  Euch  vernehmen  zu  lassen,  —  wann  aber  in  Vorschlag  käme, 
UDB  an  Land  und  Leuten  ein  Aequivalent  zu  geben,  so  habet  Ihr 
solches  ad  referendum  anzunehmen  und,  was  man  uns  eigentlich  geben 
will,  mit  Fleiss  zu  erkundigen,  und  könnet  Ihr  hierin  den  Spani- 
schen Gesandten  auch  umb  Assistenz  ersuchen'). 

Aach  Ef.  findet  es  höchst  nötbig,  dass  der  Feldhaoptmann  baldigst 
benanot  werde,  lässt  es  aber  deswegen  bei  seiner  früheren  ResolutioD.  ^) 

Unsem  Feldmarschall  Sparren  aber,  weil  wir  uns  selbst  in  De- 
fension  zu  setzen  entschlossen,  von  uns  zu  lassen,  —  können  wir  uns 
noch  zur  2eit  nicht  erklären.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
29.  Januar/ 8.  Februar  1664. 

[Vorschlag  einer  Zusammenkanft  der  Westfalischeo  Kreisstände.    Das  Reichs- 

gQtachtea  wegen  der  Tärkenhülfe.    Verbandlnngen  mit  den  kaiserlichen  Ministern 

wegen  der  Jägerndorfer  Sache.] 

Zn  £rledigaDg  der  Westfälischen  Kreisshche  durfte  sehr  dienlich  8.  Febr. 
sein,  wenn  die  Westfälischen  Kreisstände  zusammen  kommeu  könnten.  Qes. 
schlagen  Tor,  dass  sie  ermächtigt  werden  vorzuschlagen,  dass  diese  Stände 
ohne  Cleve  nnd  Jülich,  nnr  einmal  und  allein  des  streitigen  Directorii 
halber,  zusammen  kämen,  nnd  dass  ihre  Gesandten  dazn  von  Münster 
convociert  würden,  doch  müsste  Minden  mit  dabeisein. 

Zo  Erneuernng  der  Erbverbrüdernng^)  finden  sie  sowohl  die*K nrsächsi- 
8 eben  als  auch  Hessischen  Häuser  sehr  incliniert,  sie  haben  eine  bal- 
dige Zusammenkunft,  um  de  praeliminaribus  et  generalibus  zu  reden,  vor- 
geschlagen. 

In  puncto  der  Verfassung  wider  den  Erbfeind  ist  es  endlich  zn  einem 
Reicbsgutachten  ^)  gekommen,  welches  dem  Kaiser  durch  das  K.  Mainzische 

0  «uletzt  1659,  8.  ürk.  u.  Akt.  VIU  S.  371. 

^  In  einem  Bescript  vom  30.  JanQar/9.  Februar  weist  Kf.  sie  an,  auch  K.Mainz 
Qod  K.Baiern  um  Cooperation  in  dieser  Sache  anzugehen. 

^  S.  oben  S.  216. 

*)  S.  die  darüber  auf  der  Zusammenkunft  zu  Torgau  zwischen  Ef.  und 
K. Sachsen  getroffenen  Verabredungen  unten  im  Anhang. 

^)  d.  18.  Januar  1664:  Diar.  Europ.  XI  S.  36ff.  Londorp  IX  S.  235f. 
Pacbner  v.  Eggenstorff  I  S  58  Die  kaiserliche  Resolution  darauf  d. 
28.  Januar/7.  Februar  1664:  Londorp  IX  S.  296  ff.  Pachoer  v.  Eggenstorff. 
IS.  62.    Vgl.  Theatr.  Europ.  IV  S.  1101.    Gemeiner  IS.  147  f. 


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222  4*    I^er  ADfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Directorium  übergeben  worden  ist,  doch  hat  das  reichsstädtische  CoUegiam 
eine  besondere  Specification  ausgestellt,  wie  ?iel  diese  oder  jene  Stadt  con- 
tribnieren  wolle. 

Die  Jägerndorfsche  Sache  hat  Mahrenholtz  femer  den  Fürsten 
Yon  Anersperg  nnd  Lobkowitz  vorgestellti  sie  contestierten  sonderbaren 
Eifer  gegen  Kf.,  entschuldigten  sich  aber,  sie  wären  nicht  eigentlich  in- 
formiert,  die  Sache  würde  am  besten  dem  Grafen  von  Nostitz,  als  Böh- 
mischem Kanzler,  bekannt  sein.  Mit  diesem  hat  M.  anch  dayon  geredet, 
hat  aber  aus  seinen  Discursen  erkannt,  dass  er  nicht  gern  davon  hörte,  und 
Hess  derselbe  fast  schlechte  Affection  vermerken. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Coln  a.  d.  Spree 
3./[13.]  Februar  1664 

[auf  die  Relation  vom  21./ 31.  Janaar.    Kf.  hält  an  dem  Vergleich  wegen  des 
Weatfaliscben  Directoriams  fest,  verlangt  Berafung  eines  Kreistages.] 

13.  Febr.  —  Wegen  des  Westpfälischen  Creyss-Directorii,  weil  wir  darin 
einen  richtigen  Vergleich  ')  mit  Pfalz-Neu burgs  Ld.  vor  uns  haben, 
können  wir  uns  anderergestalt  nicht  erklären,  als  wie  wir  Euch  neu- 
licher Zeit  gn.  in  Befehl  gegeben.  —  Und  weil  wir,  wo  nicht  aller, 
doch  der  meisten  Westpfälischen  Creyss- Stände  Verwilligung  des 
duplicis  yoti  et  sessionis  in  Händen  haben  —  so  halten  wir,  dass 
hiedurch  die  Sache  seine  Kichtigkeit  habe  und  die  Condition,  so  dem 
Pacto  annectiret,  purificiret  sei,  also  dass  es  nun  an  nichts  ermangelt, 
als  dass  sich  der  Pfaltzgraf  dem  Vergleiche  accommodire,  und  man 
also  nach  Inhalt  solches  Vergleichs  zum  Ausschreiben  des  Creyss- 
tages  schreite.  Habt  demnach  aus  solchen  Schreiben,  darin  das  du- 
plex Votum  zugestanden  wird,  einen  Extract  zu  machen  und  sowohl 
Sr.  Ld.  dem  Churftirsten  zu  Maintz,  als  dem  Bischöfe  zu  Münster 
vermittelst  gebührender  Danksagung  vor  ihr  gutes  Erbieten  solches 
vorzutragen  und  dieselbe  zu  ersuchen,  dass  sie  solches  dem  Pfaltz- 
grafen  von  Neuburg  vorstellen  und  dieselben  dahin  disponiren  wollen, 
dass  sie  es  auch  ihrestheils  bei  dem  Vergleich  bewenden  lassen  mögen, 
gestalt  darauf  die  Ausschreibung .  des  Creysstages  nach  Anweisung 
des  Vergleichs  communi  nomine  von  uns  und  dem  Pfaltzgrafen  nebst 
Münster  wirklich  geschehen  kann.  —  Was  die  gänzliche  Hinlegung 
des  Successionsstreits  anlanget,  finden  wir  dabei  wegen   der  vielen 


0  Gemeint  ist  der  Vergleich  vom  6.  April  1647  b.  oben  S.  204. 


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Westfälische  tmd  Jägerndorfer  Sache.  223 

Interessenten  allerhand  Difficultäten,  wollen  euch  aber  mit  ehestem 
unsere  Meinung  darüber  wissen  lassen.  Inmittelst  aber  könnet  ihr 
alle  gute  Contestationes  unsertwegen  thun.  — 


Die  Gesandten  au  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
5./ 15.  Februar  1664. 

[Gernchte  vom  Abschlnss  der  Allianz  des  Kf.   mit  Frankreich.     ReichsschlnsB 
wegen  des  Proviantwesens.] 

Die  Rheiaische  Allianzsache  belaogeod,  ist  hier  ungefähr  yorlS.Febr. 
10  Tagen  ans  Paris  Nachricht  gekommen,  dass  Ef.  mit  dem  Könige  von 
Frankreich  am  14.  Januar  habe  schliessen  lassen^),  auch  geneigt  wäre, 
in  diese  Allianz  zu  treten.  Darauf  haben  Oes.  an  selten  der  HH.  Alli- 
ierten sofort  fast  mehr  Liebe,  Affection  und  Vertrauen  verspürt  und  wahr- 
genommen, dass  dieselben  auf  des  Ef.  Person  sonderbare  Reflexion  machen, 
ihn  zum  Alliierten  wünschen  und  den  grossen  Nutzen  hervorheben,  den  er 
dadurch  dem  Vaterlande  erweisen  werde.  Einige  andere  aber,  die,  ob  sie  die 
besten  Freunde,  wir  nicht  wissen,  darunter  auch  die  Pf alzneubnrgisch en 
sein  mögen,  und  die  ihr  eigenes  Interesse  und  Nutzen  durch  diese  neue 
obhandene  genauere  Freundschaft  nicht  befördert  sehen,  liess^  ihnen  wohl 
lieber  sein,  wenn  das  Werk  seinen  Fortgang  nicht  gewinne. 

Betreffend  die  materia  defensionis  ist  es  wegen  des  Proviantwesens  zn 
einem  allgemeinen  Reichsschlnss  *)  gekommen,  dass  ein  jeder  Kreis  noth- 
wendige  Proviantbediente  bestellen,  auf  6  Monat  Proviant  anschaffen  und 
seine  Völker  versorgen  solle;  die  Alliierten  aber  wollen  sich  deswegen  nicht 
in  Unordnung  und  Weitläufigkeit  setzen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensborg 
12./22.  Februar  1664. 

[Memorial  an  den  Kaiser  wegen  der  Jägerndorfer  Sache.    Yerhandlnngen  aber 
die  sn  ernennenden  Beiehsgenerale.] 

Wegen  der  Restitution  von  Jägerndorf  haben  sie  ein  kurzes  Memorial  22.  Febr. 
für  den  Kaiser  abgefasst  und  diesem  in  einer  Audienz  vorgestern  übergeben. 
Der  Kaiser  antwortete,  dass  er  allemal  geneigt  gewesen,  dem  Kf.  seine 
Afiection  zu  erweisen,  wobei  er  auch  künftig  verharren  würde,  er  wollte 
das  Memorial  durchlesen  und  ihnen  darauf  seine  Resolution  zukommen 
lassen. 


^)  Diese  Gerüchte  waren  irrig  s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  672  ff. 
*)  d.  ll/l.Febmar  1664  (Pachner  v.  figgenstorff  I  S.69.)  s.  Qemeiner 
IS.  148  ff. 


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224  4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reicbatages. 

Ueber  die  Benennang  der  Generalität  *)  ist  vorgestern  in  den  Collegien 
die  Beratbnng  begonnen  worden.  Im  Kurfurstenratb  ist  es  nocb  za  keinem 
Schlass  gekommen y  im  Fürstenratb  ist  die  Umfrage  nur  bis  Sacbsen- 
Gotba  gebracht.  Des  Kf.  Person  ist  von  Magdeburg,  Pfalz- Läutern 
und  Pfalz-Veldentz  vorgesehlagen  worden,  sonst  ist  auch  Pf  alz- Neu- 
burgs,  Pfalz-Snizbachs  und  Baden-Badens  gedacht  worden  nnd 
sind  noch  zur  Zeit  die  plnra  für  Baden-Baden  vorbanden^). 

Der  Reichspfennigmeister,  Freiherr  v.  Hohen feldt,  hat  gegen  Jena 
erwähnt,  dass  manche  Stände  ihren  alten  Matrikular-Anschlag  selbst  mode- 
rierten und  die  Römermonate  danach  erlegten,  Ges.  fragen  an,  ob  Kf.  für 
seine  Lande  es  nicht  ebenso  machen  wolle. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  16./[26.]  Februar  1664. 

[Information  fnr  den  Kaiser  in  betreff  der  durch  v.  Blamentbal  mit  Frankreich 
geführten  Verhandlangen.] 

26.  Febr.  —  Nachdem  sowohl  der  keyserliche  als  königl.  hispanische  sich 
anitzo  bei  unserm  Hofe  befindende  Minister  sich  dessen  vermerken 
lassen'),  dass  die  durch  unsern  Geheimbten  Kaht,  den  Freiherrn 
von  BIum«nthal  eine  Zeit  hero  mit  dem  Könige  in  Frankreich 
gepflogene  Handlung*)  bei  beiden  Höfen  allerhand  Nachdenken  ver- 
anlasset, und  wir  leicht  ermessen  können,  dass  daraus  bei  entste- 
hender gründlichen  Nachricht  von  dem,  was  vorgangen,  leicht  ein 
Misstrauen  erwachsen  dürfte,  so  haben  wir,  umb  demselben  vor- 
zukommen ,  die  prorogirte  Preussische  Alliance  ^)  in  extensa  copia 
euch  beigeitlgt  uberschicken  wollen.  So  ihr  —  Ihrer  Keyserl.  M.  bei 
bequemer  Gelegenheit  in  unserm  Namen  zu  communiciren  und  dabei 
gebührend  zu  berichten  haben  werdet,  welchergestalt,  da  uns  sonsten 
in  allem,  was  unserstheils  erinnert  oder  desideriret  worden,  deferiret, 

0  S.  Gemeiner  I  S.  151  ff.,  sehr  irrig  wird  dort  (S.  152)  behauptet:  „Unler 
den  deatBchen  Forsten  bewarb  sich  sonderlich  der  Chnrfürst  von  Brandenbarg 
um  die  erste  Stelle.'' 

^  S.  „Speöification  derjenigen  Generalen,  so  bey  der  den  20.  Februar  1664 
gehaltenen  Session  in  unterschiedlichen  votis  in  Vorschlag  gekommen".  (Diar. 
Europ.  XI  S.  81ff.). 

')  S.  das  Protokoll  über  die  am  B./18.  April  1664  zu  Berlin  mit  Lisola  und 
Ucedo  gehaltene  Conferenz  unten  Abschn.  5.. 

^  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  620  ff.  Die  Verhandlungen  waren  damals  noch  keines- 
wegs zum  Abschluss  gekommen,  schienen  aber  damals  (s.  v.  Blumeothals  Re- 
lation vom  15./25.  Januar  1664  S.  673)  demselben  nahe  zu  sein. 

')  Pufendorf  I.  IX  §  60  (S.  602). 


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MittheiliiDg  ober  die  Verhandlangen  mit  Frankreich.  225 

wir  uns  dennoch  keineswegs  dahin  hätten  wollen  lenken  lassen,  dass 
wir  nachgeben  sollten  ^),  dass  des  Königs  Alliirte  mit  Kamen  speci- 
fieirt,  nnserseit  aber  der  mit  Ihrer  Keyserl.  M.  habenden  Alliance 
per  expressnm  nicht  mitgedacht  wQrde,  wie  aber  endlich  das  Expe- 
diens  ins  Mittel  kommen,  dass  der  von  beider  Theile  Alliirten  dispo- 
nirende  Artikel  in  general  terminis  eingericht  werden  könnte,  und  man 
französischer  seiten  sich  daran  vergnügen  lassen,  hätten  wir  solches 
mit  Fug  und  Glimpf  nicht  ausschlagen  können.  Als  nun  hierunter 
nichts  Vorgängen,  so  Ihrer  Keyserl.  M.  Interessen  zuwiderliefe  oder 
der  mit  deroselben  aufgerichteten  Alliance  entgegen  wäre,  so  haben 
sieh  dieselbe  zu  versichern,  dass  wir  deshalb  nicht  weniger  dann  vor- 
hin ihr  und  des  H.  R.  Reichs  Bestes  und  Aufnehmen  unserm  Vermögen 
nach  zu  befördern  uns  jederzeit,  werden  angelegen  sein  lassen. 

Der  von  Frankreich  bei  dieser  Negotiation  endlich  ausge- 
würkten  Guarantie')  über  den  dem  Instrumento  pacis  Olivensis  zu  Ver- 
sicherung unsrer  Jurium  beigefugten  Articulum  separatum,  wofern  es 
der  Discurs  nicht  mit.  sich  bringt  oder  auch  Anlass  dazu  gegeben 
wird,  achten  wir  nicht  nöthig  sei  zu  gedencken,  weil  alles,  was  des- 
halb im  jetztgedachten  Frieden  disponiret,  Ihrer  Keys.  M.  gevollmäch- 
tigte  Gesandte  mit  gut  gefunden  und  Sie  selbst  in  dero  extradirten 
Keyserl.  Ratification  approbiret 

Es  hat  auch  mehrgemelter  unser  Geheimbter  Raht  eine  Declara- 
tion')  ausgestellet,  dass  wir  uns  mit  denen  in  der  so  genannten 
Rheinischen  Alliance  stehenden  Gronen,  Chur-  und  Fürsten  mit  ver- 
bünden wollen.  Es  soll  aber  auch  (welches  Ihr  ebenmässig  zu  ver- 
sichern habt)  nicht  anders  dann  mit  Beibehaltung  unsers  Ihrer  Keyserl. 
M.  zutragenden  schuldigen  Respects  und  vermittelst  solcher  Hodi- 
ficationen  geschehen,  dadurch  des  H.  Rom.  Reichs  Ruhe  und  Sicher- 
heit bestätiget  werde.  — 

Die  Gesandten  an  den  KurfUraten.     D.  Regenabarg 
19./29.  Februar  1664. 

[Gespräche  mit  K. Mainz  und  Mäoster.    BestelloDg  der  Reichsgeneralität.    Das 
Westfälische  Kreisdirectoriam.] 

Ges.  haben  eine  Audienz  bei   K.  Mainz  gehabt.    Wegen  der  Hülfe- 29. Febr. 
sachoDg  bei  den  Generalstaaten  will  derselbe  veranlassen,  daös  zonächst, 

')  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  629  ff. 

*)  Pufendorf  1.  IX  §  61    S.  602  0 

')  Eioe  solche  Declaratioo  ist  nachher  nicht  von  Blnmenthal,  sondern  von 

»Uter.  z.  Getch.  d.  G.  KarfuMten,    XI.  |5 


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226  4.    Der  Anfang  des  Regenaborger  Reichstages. 

zar  Beschleunigong  der  Sache,  nur  ein  Schreiben  vom  kurfürstlichen  CoIIe- 
ginm  an  Kf.  abgelassen  werde,  worin  derselbe  ersucht  wird,  im  Namen  des 
Reichs  Hülfe  gegen  die  Türken  von  den  Niederlanden  zu  erbitten.    In  der 
Jägerndorfs  eben  Angelegenheit  erklärt  er,  nicht  genügend   informiert 
zu   sein,  erbietet  sich  aber,  nicht  nur  selbst  zu  helfen,  sondern  auch  das 
kurfürstliche  Collegium  zur  Intercession  zu  veranlassen.     Auch  wegen  des 
Westfälischen  Kreisdirectorinms  will  er  das  Seinige  thun,  er  erwähnte 
wieder   eines    endlichen  Hauptvergleirhs.     Jena   ist    auch    beim    Bischof 
von  Münster  gewesen  und  hat  im  Namen  des  Ef.  für  dessen  Anerbieten 
gedankt  und  ihn  gebeten,   Pfalz-Neuburg,  der  in  wenigen  Tagen  hier 
erwartet  wird,  dahin  zu  disponieren,  dass  er  das  Directorium  alternacivum 
nicht  länger  difßcultiere.    Der  Bischof  zeigte  sich  sehr  befriedigt,  kam  auch 
bald  auf  das  Hauptwerk  und  erbot  sich,  ohne  alle  Passion  zu  dessen  güt- 
licher Beilegung  zu  cooperieren,  er  bezeigte  gegen  den  Kf.  ganz  besonderen 
Respekt,  erklärte  sich  bereit,  mit  dem  Pfalzgrafen  wegen  des  Direktoriums 
zu  reden,  hielt  dafür,  dass,  wenn  das  Hauptwerk  beigelegt  werden  könnte, 
dieses  sich  von  selbst  geben  würde.    Er  fragte,   nach  welchem  Jahr  die 
Religion  einzurichten,  ob  nach  1609  oder  1624.    Jena  hat  sich  mit  Mangel 
an  Instruktion  entschuldigt,  aufgefordert  aber,    seine  Privatgedanken   za 
entdecken,  erklärte  er,  diese  Sache  werde  sich  schwerlich  mit  Fug  nach 
a.  1624  regulieren  lassen,  da  durch  die  von  den  possedierenden  Fürsten 
ausgestellten  Reversalen  die  Unterthanen  ein  quaesitum  jus  hätten. 

Es  stehet  dahin,  wie  Ihre  F.  6n.  eigentlich  intenfioniret,  allein 
dürfte  Ew.  Cb.  D.  darumb  mehr  nützlich  als  nachtheilig  fallen,  weil 
Sie  die  Reputation  gerne  werden  haben  wollen,  dass  Sie  diesen  so 
lange  gedauerten  Streit  und  wichtige  Sache  schlichten  helfen,  und 
dass  Sie  yermeinen,  als  ein  Nachbar  beständige  Ruhe  zu  haben. 

In  den  ReichscoUegien  ist  über  die  Bestellung  der  Generalität  ver- 
handelt worden,  Oes.  haben  in  beiden  Collegien  K.Sachsen  nnd,  wenn 
dieser  ablehnte,  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von  Altenburg  vorge- 
schlagen. Die  meisten  im  Kurfürstenrath  und  auch  ein  Theil  der  Fürsten 
meinen,  dass  zur  Zeit  noch  kein  Reichsfeldhauptmann,  sondern  nur  die 
Feldraarschälle  oder  General-Lieutenants  zu  verordnen  seien,  daher  sind 
auch  der  Markgraf  von  Baden  und  Pfalzgraf  von  Sultzbach  nur 
zu  Feldmarschällen  vorgeschlagen  worden.  Pfalz-Neuburg  hat  nur 
ein  einiges  Votum  bekommen,  hingegen  seindt  Ew.  Chf.  D.  von  allen 
denen,  so  rermeinen,  dass  ein  Reichsfeldhauptniann  oder  Generalis- 
simus nöthig  sei,  dazu  genannt  worden,  dabei  dann  ausführlich  de- 
monstriret,  wie  niemand  zu  finden,  der  mit  allen  denen  zu  diesem 
wichtigen   Werke  gehörigen   nöthigen   Qualitäten,  Experientz,  Valor 

dem  Kf.  selbst  (Pufeodorf  l.  IX  §63  S.  603)  ausgestellt  worden,  aad  auch 
währeod  der  VerhaadlaDgeo  io  Paris  iat  nur  von  einer  solcheo  die  Rede  s.  Urk. 
u.  Akt.  IX  S.' 671  ff. 


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Das  westßiliBche  Ereisdirectoriam.    ßestellang  der  Beichsgeueralität         227 

und  Glfick  begäbet  sei,  als  ]^w.  Chf.  D.  höchste  PersoD.  Auf  E. 
Sachsen  und  Sachsen-Altenburg  hat  ausser  uns  keiner  der  Vor- 
oder Nachsitzenden  gestimmt.  —  So  wird  auch  wohl  das  Westfählische 
Ereysdirektorium  und  die  darin  competirende  sessiones  und  vota  zum 
billigmässigen  Stande  zu  bringen,  das  allerdurchdringendste  Mittel  sein, 
dessen  Ew.  Chf.  D.  —  vor  etlichen  Wochen  erwähnet,  dass  Sie  näm- 
lich Ton  denen  Jülich-  und  Gleveschen  Landen  so  lange  keine  Onera 
beitragen  wollten,  bis  dasjenige  Ihr  eingeräumet  wäre,  was  andern 
nitro  vergönnet  wird.  — 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
26.  Februar/?.  März  1664. 

[ßestelloDg  der  Reichsgeneralitat.    Audienz  bei  K. Sachsen.    Wansche  der  Alli- 
ierten in  betreff  der  Verhandlangen  mit  Ef.] 

Im  EnrfürsteDcolleg,  wo  Mainz,  Trier,  Baiern  und  der  heute  vor  T.März, 
acht  Tagen  hier  angekommene  Kurfürst  von  Sachsen  persönlich  zugegen 
waren,  sind  gewählt  worden^): 

zum  Oenerallieutenant  z.  R.  Graf  Georg  Friedrich  v.  Waldeck, 

Gen.-Feldzeugmeister  und  Generallientenant  z.  F.  Gr;  Franz  Fugger, 

Oen.-Wachtmeister  z.  R.  Herzog  Hans  Adolph  y.  Holstein, 

Gen.-Wachtmeister  z.  F.  Freih.  v.  Bugg  und  Holtz; 
ZQ  Kriegsrathsdirectoren  sind  ernannt: 

Bischof  zn  Münster,  der  dies  Amt  auf  seine  eigenen  Kosten  ver- 
walten will,  und 

Markgraf  zu  Baden- Durlach. 
Za  Kriegs-  oder  Assistenzräthen,  auf  Vorschlag  von  K.  Sachsen: 

f.  Haubitz  und  Graf  Lynar. 

Ges.  haben  wegen  mangelnder  Instruktion  zu  allen  diesen,  ausser  Mark- 
graf Leopold  Wilhelm  von  Baden')  und  Graf  Lynar'),  nichts  sagen 
können. 


OS.  das  karfarstltche  Conclosam  vom  27.  Februar/ 8.  März  Diar.  Eorop. 
XI  S.  85  f. 

*)  Derselbe  hatte  schon  am  30.  October  1663  und  dann  nochmals  am  7.  Februar 
1664  Kf.  ersacht,  seine  Ernennung  znm  Reichsfeldmarschall  zu  befördern,  und 
Kf.  hatte  ihm  seine  Uoterstutzang  in  einem  Schreiben  vom  6/16.  Febniar  zugesagt, 
I.  das  Beicript  des  Kf.  an  die  Gesandten  vom  l./Il.  März  S.  229. 

^  Kf.  hatte  durch  Rescript  vom  9./ 19-  Februar  nach  Verabredung  mit 
E.Sachsen  die  Gesandten  angewiesen,  denselben  vorzuschlagen. 

15* 


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228  4-    I^cr  Anfang  des  Regensborger  Reichstages. 

Im  Fürstenrath  sind  die  anderen  Stände  mit  Aasschloss  der  Alliierten ') 
zusammengekommen  and  haben  gewählt  *): 

znm  Gen.-Lieutenant  z.  Pf.  Graf  Georg   Friedrich  v.  Waldeck'), 
General  über  die  Cavallerie  Herzog  Ulrich  zu  Würtemberg, 
Gen.- Feldzeugmeister    und   General   von    der  Infanterie  Graf   Franz 

Fugger, 
Gen.-Wachtmeister  z.  Pf.  Herzog  Hans  Adolph  y.  Holstein, 
Gen.-Wachtmeister   z.  F.    Gustav   Adolph    v.    Baden    und    Baron 
V.  Bugg, 
von  Bestellung  des  Kriegsraths   und   des  Directoriums  desselben  ist  dort 
noch  nicht  geredet  worden. 

K.  Sachsen  hat  ihnen  vorgestern  Audienz  ertheilt  und  auf  die  von 
ihnen  vorgetragenen  4  Punkte:  Erneuerung  der  Erbverbrüderung,  Schreiben 
an  Polen  wegen  der  Eönigswahl,  Restitution  von  Jägerndorf  und  Abschaf- 
fung der  Missbräuche  der  Zünfte  und  Innungen,  ihnen  vergnügliche  Ant- 
wort ertheilt 

Die  Gesandten  der  Alliierten  erklären,  dass  die  monita  des  Kf.  ^)  zu 
dem  Allianz  vertrage  hier,  wo  sie  alle  bei  einander  und  bevollmächtigt  wären, 
am  füglichsten  samt  dem  ganzen  Werk  sich  einrichten  lassen  würden. 

K.  Mainz  schickt  an  Rf.  das  Schreiben  des  kurfürstlichen  Gollegiums 
wegen  Hülfeleistung  der  Niederlande  zum  Türkenkriege. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Oöln  l./ll.  März  1664. 

[Die  Jägerndorfer  Sache  und  das  Westfälische  Kreisdirectorium.    Reichsgene- 
ralität.    Des  Kf.  Leistung  zur  Tärkeohulfe.] 

11.  März.  Die  Jägemdorfsche  Sache  sollen  sie  fleis^ig  poussieren,  da  der 
ELaiser  nicht  lange  dort  verweilen  wird  und  die,  so  der  Sache  nicht  wohl 
wollen,  daher  Gelegenheit  nehmen  möchten,  sie  bis  zur  Abreise  der  Kaisers 
zu  trainieren,  da  sie  dann  wieder  wie  früher  ins  Stocken  ^erathen  würde. 
Eine  gleiche  Verzögerung  fürchtet  er  wegen  des  Westfälischen  Kreis- 
direktoriums, zumal  da  K.Mainz  und  Münster  immer  davon  abstrahieren 
und  auf  die  Vergleichung  des  Hauptstreites  kommen,  welches  doch  nicht 


0  S.  über  die  Verhandlaogeo  mit  den  Alliierten,  welche  darauf  bestandeD, 
ihren  Truppen  selbst  eioeo  Chef  zu  geben  und  weder  an  den  Anordnaogeo  für 
die  ubrigeo  BelchstruppeD  uoch  an  den  Beiträgen  für  dieselben  Tbeil  zu  nehmen, 
Gemeiner  I  S.  153 ff. 

^  S   das  fdrstliche  Conclusum  Diar.  Europ.  XI  S.  88. 

^  Derselbe  theilt  dem  Kf.  13.  März  seine  Ernennung  mit,  £f.  beglückwünscht 
ihn  darauf  am  15./25.  März  und  ersucht  ihn  um  Mittheilungen  über  die  Kriegser- 
eignisse, welcher  Aufforderung  auch  Wal  deck  durch  Briefe  vom  15.  Mai,  12.  Juni, 
15.  Juli  und  ein  undatiertes  Schreiben  entsprochen  hat. 

*)  S.  unten  Abschn.  7. 


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BestelloDg  der  Reichsgeneralität.  229 

so  geschwinde  wird  erreicht  werden  können.  Ges.  sollen  ansdrücklich  er- 
klären, daes  Kf.,  wenn  man  ihn  darin  länger  aufhalten  und  nicht  za  der 
Session  and  Votum  nnd  alternierendem  Directorium  nach  Inhalt  des  Ver- 
gleiches wolle  kommen  lassen,  von  seinen  Westfälischen  Landen  weder  za 
der  Türkenhülfe  noch  zn  anderen  Reichs-  oder  Kreisoneribas  das  geringste 
beitragen  wolle.  Wegen  der  Religion  kann  Kf.  nicht  von  den  Reversalen 
ond  dem  terminns  1612  abstehen. 

Wegen  Benennung  der  Generalität  ist  Kf.  einverstanden  damit,  dass 
die  Bestellung  eines  obersten  Reichsfeldhauptmanns  vorläufig  ausgesetzt 
werde;  ^r  würde  gern  sehen,  dass  Markgraf  Leopold  von  Baden  die 
Feldmarschallcharge  erlange,  ist  auch  zufrieden,  dass  Herzog  Ulrich  von 
Würtemberg  Gen.-Leutnant  über  die  Cavallerie,  Graf  Fngger  Gen.- 
Leotnant  zu  Fnss,  der  Herzog  von  Holstein  Gen.- Wachtmeister  zu 
Rqss,  und  wünscht,  dass  Herzog  August  von  Holstein,  der  seine  Völker 
comniandiert,  bei  der  Reichsarmee  Gen.-  Wachtmeister  zu  Fuss  werde. 

Was  sonst  uns  an  Völkern  wegen  aller  unser  Lande  zu  der  Tri- 
peltürkenbfllfe  zukommt,  habet  Ihr  aus  beigehendem  UflFsatz*)  zu  er- 


^)  «Uffsatz,  was  S.  Chf.  D.  zum  einfachen  und  zam  dreifachen  Römerzuge 
kompt  oach  der  Nürnberger  Repartitioo,  darin  aber  S.  Chf.  D.  dero  Lande  zum 
Theil  sehr  graviret  befinden: 


Einfach 

friplum 

Z.  R0S8 

z.  Fuss 

z.  Ro88      z.  Fuss 

60 

277 

ChurbraDdeuburg 

180 

831 

13} 

83 

Pomm^ru 

41 

249 

6 

28 

Oamio 

18 

84 

14 

66 

Halberstadt 

42 

198 

10 

16 

Minden 

30 

48 

35 

161i 

Cleve  and  Mark 

105 

.       484 

2 

8 

Hohenstein,  so  S.  Chf. 

D. 

uff 

sich  nehmen 

6 

•     24 

6 

17 

Ravensperg 

18 

51 

1461 

6ö^ 

440 

1969 

Nun  haben  S.  Gbf.  D.  bei  der  keyserüchen  Armee: 

500  z 

.  boss,  ist  also  zu  viel 

machet  z.  Fuss 

60 
180 

z.  Ross 

600  Dragoner,  thun  z.  Fuss 

1200 

iioaz 

.  Fuss,  bleibt 

1100 
24b0 

- 

wäre 

nach  soll  hem  Caiculo  zu  viel 

521  Mann.« 

Seinen  Standen  gegenüber  hat  der  Kf.  ganz  anders  gerechnet.  lo  dem  Aus- 
schreiben zu  dem  kurmärkischen  Landtage  (d.  Coln  22.  Januar/ 1.  Februar  1664) 
giebt  er  als  das  auf  die  Eurmark  nach  dem  doppelten  Triplum  (zur  Reichs-  und 
Rreishülfe)  fallende  Oontingent  an:  860  z.  Ross  und  2712  z.  Fuss;  für  Halber- 
stadt (und  ähnlich  für  Pommern)  140  z.  Ross,  48  z.  Fuss;  für  Minden  100  z. 
Rose,  48  z.  Fnss;  für  Ravensberg  60  z.  Ross,  51  z.  Fuss;  für  Die ve  und  Mark 
350  z.  Ross,  484  z.  Fuss  (in  dem  Rescript  an  seinen  Statthalter  in  Cleve,  den 


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230  ^*    ^®r  Anfang  des  Regeosbargör  Reichstages. 

sehen.  Ob  nun  zwar  in  dem  Sirapelanschlag  einige  unser  Lande 
graviret  sein,  und  wir  deswegen  Moderation  begehren,  so  lassen  wir 
es  doch  wegen  des  Volkes  dabei  bewenden,  weil  wir  —  Bchon  Ihr. 
EL  M.  mehr  Völker  als  uns  zukommen,  wann  vor  3  zu  Fuss  ein  Reuter 
und  vor  2  zu  Fuss  ein  Dragoner  gerechnet  wird,  —  zugeschicket  haben, 
so  wir  hierzu  zu  emploiren  oder  wegen  der  Türkenhtllfe  rechnen  wollen, 
doch  uns,  ob  dieselbe  zu  andern  BeichsYÖlkern  gehen,  oder  bei  der 
Eeyserl.  Armee  bleiben  sollen,  die  Resolution  vorbehalten.  Sollte  es 
aber  zu  Schickung  einiger  Gelder  wegen  Unterhaltes  der  Generalität, 
Artollerie  oder  dergleichen  kommen,  so  werden  wir  uns  der  Modera- 
tion, so  andere  £urem  Vermelden  nach  thun,  auch  gebrauchen  und 
soviel  uns  gut  deucht  einschicken. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
4./ 14.  März  1664. 

[Das  Westfälische  Kreisdirectoriom.    Audienz  beim  Kaiser.] 

14.  März.  ^i®  Reichsarmee,  welche  von  den  nicht  zar  Rheiuischen  Allianz  ge- 
hörenden Ständen  zusammengebracht  wird,  soll  sich  nogefähr  auf  4000  z.  R. 
und  16000  2.  F.  belaufen»). 

Sonst  geht  es  in  allem  hier  ebenso  langsam  von  statten  wie  früher, 
auch  wegen  des  Westfälischen  Kreisdfrectorii  steht  es  noch  in  vorigen 
terminis.  Sie  haben  in  Privatdiscorsen  erklärt,  Kf.  würde,  wenn  seine 
Forderungen  nicht  erfüllt  werden  sollten,  seine  westfälischen  Länder  exi- 
mieren,  um  sie  als  souverain  zn  besitzen.  Der  Bischof  yon  Münster 
ist  zu  Pfalz-Nenbnrg,  der  seine  Reise  hierher  aufgegeben  hat,  gereist, 
um  ihn  zu  bestimmen,  des  directorium  alternativum  wegen  nicht  länger  zu 
difflcultieren,  zugleich  angeblich,  weil  der  Ffalzgraf  einen  seiner  Prinzen 
zum  Hoch-  nnd  Teutschmeister  befördert  zu  sehen  wünscht. 

Vorigen  Montag  hatten  Ges.  Audienz  beim  Kaisei^  condolierten  dem- 
selben zum  Tode  des  Erzherzogs  Carl  Joseph') ,  recommandierten  den 


Prinzen  Johann  Moritz  von  Nassaa  vom  5.  Februar  giebt  ^r  letzteres  sogar 
auf  365  z.  Boss,  1946  z.  Fuss  ao,  s.  Urk.  a.  Akt.  V  S.  99*2).  Die  kurmärkischen 
Stände  aber  haben  dagegen  remonstriert  and  in  ihrem  Memorial  vom  8./18.  März 
darauf  hingewiesen,  dass  in  den  Reichsanschlägen  und  Matrikeln  die  Kur  mark 
nur  zu  einer  simplen  Anlage  von  60  z.  Boss  und  277  z.  Fuss  gefunden  werde. 

^)  Diese  ganz  ungefähre  Berechnung  war  in  der^Sitzung  vom  19./29.  Februar 
aufgestellt  worden  s.  Gemeiner  I  S.  154. 

^  Erzherzog  Carl  Joseph,  Bruder  Kaiser  Leopolds,  Deutsehordenshoch- 
meister,  Bischof  von  Passau,  Breslau  und  Olmütz  war  16  Januar  1664  zu 
Linz  gestorben  s.  Diar.  Europ.  XI  S.  627. 


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YermittelaDg  der  StreitigkeiteD  mit  Pf.  Neaborg.  231 

Herzog  zu  Braunschweig*)  und  Landgrafen  zu  Hessen^  zu  dem  va- 
cierenden  Hoch-  und  Teutschmeister- ,  auch  Bisthümern,  thaten  Apertur») 
des  französischen  prorogierten  foederis,  übergaben  die  Artikel  in  extensa 
forma  mit  angehängten  Contestationen  und  Versicherung  beständiger  Treue 
und  baten  um  kaiserliche  Resolution  auf  das  Memorial  wegen  der  Restitution 
TOD  Jägerndorf  und  wegen  Camins.  Der  Kaiser  antwortete  auf  alle 
4  Punkte  ordentlich,  bedankte  sich  für  die  Condolenz  und  Apertur  und 
that  im  übngen  allergnädigste  Vertröstung. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
11./21.  März  1664. 

[Münster  und  E.Maioz  erbieten  sich  zar  Vermittelung  mit  Pfalz -Neobarg.    Mark- 
graf von  Baden  Beichsfeldmarschall.     Der  neue  Kalender] 

Der  Bischof  von  Münster  hat,  nachdem  er  von  dem  Besuche  bei 21. März, 
dem  Pfalzgrafen  von  Nenburg  zurückgekommen,  Jena  mitgetheilt,  der 
Pfalzgraf  habe  sich,  nachdem  er  ihm  hart  zugeredet,  bereit  erklärt,  gütlich 
zu  tractieren,  er  selbst  sei  bereit,  als  Vermittler  zu  fungieren,  und  könnte 
zunächst  nur  punctus  directorii  et  religionis  abgehandelt  werden,  da  dann 
Kf.  noch  einen  Evangelischen  zu  adjungieren  hätte,  und  kam  dabei  der 
Gesandte  der  Frau  Landgräfin  von  Hessen-Cassel  in  Vorschlag.  Auch 
K.Mainz  hat  sich  abermals  zur  Interposition  erboten  und  sich  auch  bereit 
erklärt,  zunächst  nur  punctum  directorii  et  religionis  anzutreten,  auch  Frh. 
V.  B  eine  bürg  hat  seinen  Wunsch  zu  erkennen  gegeben,  Kf.  bei  dieser 
Gelegenheit  einen  Signalen  Dienst  zu  erweisen. 

In  publicis  ist  man  etliche  Wochen  garnicht  fortgeschritten  ^),  auch  die 
Bestellung  der  Generale  hat  sich  verzögert,  einige  Stände  wollen  den 
Markgrafen  von  Baden  nicht,  doch  ist  es  endlich  im  Kur-  und  Fürsten- 
rath  zu  Beschlüssen  gekommen,  aus  denen  aber  noch  nicht  ein  einheitlicher 
gemacht  worden  ist,  doch  ist  der  Markgraf  von  Baden  zum  Feldmarschall 
ernannt  worden.  Von  Bestellung  eines  Reichsfeldhauptmanns  ist  vorläufig 
abstrahiert  worden. 

Im  kurfürstl.  Gollegio  ist  vorgekommen,  ob  nicht  endlich  der  neue  Ka- 


0  Johann  Friedrich,  Brader  der  regierenden  Herzoge  Christian  Lud- 
vig  von  Celle  und  Georg  Wilhelm  von  Calenberg,  der  1651  zur  katbo- 
lischeo  Kirche  übergetreten  war,  s.  Köcher  I  S.  358 ff. 

^  Friedrich,  jüngster  Sohn  des  Landgrafen  Ludwig  Y.  von  H  essen - 
Darmstadt,  seit  1636  zur  katholischen  Kirche  übergetreten,  seit  1638  General- 
prior  des  Malteserordens  in  Deutschland,  seit  1655  Cardinal.  Kf.  hatte  durch 
^Script  vom  13./23.  Februar  die  Gesandten  augewiesen,  sich  für  beide  beim  Kaiser 
*tt  verwenden. 

*)  8.  das  Rescript  des  Kf.  vom  16./26.  Februar  oben  S.  224. 

*)  8.  Gemeiner  I  S.  157  ff. 


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232  4.     Der  Aufang  des  Regensbarger  Reichstages. 

lender  aogenommen  nnd  ein  Reicbskalender  genannt  werden  könnte  Oi  K. 
Sachsen  hat  sich  dazu  bereit  erklärt,  man  hofft  e«  auch  vom  Kf.,  da  seine 
preussischen  nnd  clevischen  Länder  und  auch  die  meisten  Nachbaren  sich 
desselben  bedienen. 

K.  Mainz  wünscht  wie  die  übrigen  Kurfürsten  yotum  et  sessionem  im 
Purste nrath,  etwa  wegen  des  Eichsfeldes  oder  Rheingaues.  Die  Re- 
novation der  Erbverbrüdernng  wird  schwerlich  bei  E.  Sachsens  An- 
wesenheit, der  in  14  Tagen  von  hier  aufbrechen  will,  vorkommen,  sie  er- 
innern wegen  dieser  und  anderer  Sachen  dessen  Gesandten  öfter. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  15./ 25.  März  1664. 

[AosDahmestelloDg  der  AUiierteo.     Die  EriegBrathsdirectoreo.     Monita   zu  der 

Verpflegaogsordioanz.] 

25.  März.  —  Befinden  sonsten  dem  Reiche  wenig  vorträglich  zu  sein,  dass 
zwischen  denen  Alliirten  und  andern  Reichsständen  gleichsam  eine 
Division  gemacht  wird,  und  diese  absonderlich  und  jene  auch  abson- 
derlicfi  ihre  Generalität  setzen,  selbige  absonderlich  unterhalten  und 
keine  gemeine  causam  machen  wollen.  Es  scheint  solches  einer 
Trennung  im  Reiche  nicht  unähnlich,  daraus  leicht  mehre  Weiterung 
entstehen  kann.  —  Und  wenn  es  noch  dahin  zu  bringen,  dass  man 
der  Alliirten  Armee  mit  der  andern  Stände  in  ein  Corpus  brächte, 
und  nicht  diese  des  Reichs  und  jene  der  Alliirten,  sondern  beide 
zusammen  die  Reichsarmee  nennete,  so  wurde  dadurch  vielen  besor- 
genden Confusionen  vorgebauet  werden.  Es  scheinet  aber,  dass  es 
damit  schon  zu  späte  und  dass  man  also  uff  ander  Media,  Uneinig- 
keit zu  verhüten,  wenn  die  Noth  die  Conjunction  erfodern  sollte,  wird 
bedacht  sein  müssen,  so  doch  daruff  beruhen  wird,  dass  man  gewisse 
Regeln  setze,  welcher  Feldmarschalk  das  oberste  Commendo  und  den 
Vorzug  haben  und  wie  die  andern  Generals  von  beiden  Corporibus 
und  die  Regimenter  einander  folgen  sollen. 

Kf.  kann  nicht  einsehen,  weshalb  zwei  Reichsfürsten  zu  Direktoren  des 
Kriegsraths  genommen  werden,  sie  dürfen  keine  andere  Gewalt  als  die 
anderen  Eriegsräthe,  nur  den  Vorsitz  haben. 

Monita  zu  dem  Entwurf  der  V^rpflegungsordinanz,  namentlich  meint  Kf., 
da  die  Reichsarmee  oft  neben  nnd  mit  der  kaiserlichen  agieren  würde,  so  würde 
es  am  passendsten  sein,  diese  Verpflegung  nach  der  kaiserlichen  einzurichten. 


^)  S.  das  kaiserliche  Decret  vom  4.  April  1664  (Londorp  IX  S.  250.    Pach- 
ner  v.  Eggenstorff  I  S.  80). 


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Verhalten  der  Allüorteo.    VerBammlang  der  Westfälischen  KreisstäDde.  233 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten,     D.  Regensburg 
18./ 28.  März  1664. 

[Herzog  Aagust   von  Holstein.     Versammluog    der  Westfälischen   Kreisstande. 
Brbverbrüderang.     Neue  vota.] 

Wegen   des   Herzogs  August  von  Holstein,   den  Ges.   auf  Befehl  28. März. 
des   Ef.  zum  Generalmajor   bei   der  Reiehsarmee    vorgeschlageq,   ist   be- 
schlossen*), dass  er  dazu  aDgenommen   sein  solle,   wenn   die  kurfürstlichen 
Trappen  zum  Kreiscorps  stiessen. 

Der  Bischof  von  Münster  hat  die  Westfälischen  Kreisstände, 
welche  nicht  der  Rheinischen  Allianz  angehören,  der  Türkenhülfe  halber 
ZQ  sich  geladen;  Jena,  obwohl  nicht  eingeladen,  hat  sich  auch  dorthin 
begeben  und  hat  seine  Stelle  zur  Rechten  des  Bischofs  von  Münster  einge- 
Dommen,  doch  wurde  dort  ohne  Ordnung  geredet,  einige  ersuchten  Jena, 
Kf.  möchte  doch  (wie  Münster,  Pfalz- Neuburg,  Faderborn  und 
Osnabrück  sich  erboten)  ausser  dem  triplo  noch  das  simplum  cum  di- 
midio  bewilligen,  er  erklärte  darauf,  wenn  seinen  desideriis  a  circulo  ein 
Genügen  geschehen,  möchte  er  wohl  sub  rato  was  thun.  Wegen  der  Erb- 
verbrüderung hat  bei  K.Sachse  ns  Anwesenheit  nichts  vorgenommen  werden 
können,  da  dieser  durch  Yisiteu,  Gastereien  u.  s.  w.  an  diesem  und  der- 
gleichen mehr  verhindert  worden.  Er  will  in  8  bis  10  Tagen  abreisen  und 
dann  bald  Kf.  besuchen.  Pfalz-Sulzbach  sucht  Session  im  Fürstenrath, 
dasselbe  soll  auch  K.  Baiern  für  die  Oberpfalz,  Münster  für  Strom- 
berg und  andere,  etwa  12,  beabsichtigen.  Da  im  Fürstenrath  schon  über 
90  vota  sind,  so  wäre  besser  auf  Mittel  zu  denken,  dieselben  zu  vermindern 
als  zu  vermehren. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
23- März/ [2.  April]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  11./21.  März.     Die  Streitigkeiten  mit  Ffalz  Neubarg.    Ein 

einheitlicher  Kalender] 

Kf.  hat  gern  vernommen,  dass  K.Mainz  und  Münster  sich  zur  Ver- 2.  April, 
mittelung  mit  Pfalz-Neuburg  erboten  haben.  Wegen  des  directorii  aber 
ist  ein  richtiger  Vergleich  vorhanden,  und  kann  Kf.  nicht  zugemuthet  werden, 
sich  desselben  zu  begeben  und  in  neue  Traktaten  einzulassen.  Ges.  sollen 
dieses  K.Mainz  und  Münster  remonstrieren  und  sie  ersuchen,  dem  Pfalz- 
grafen zuzureden, diesem  Vergleich,  wieKf.  erbietig  sei,  nachzuleben.  Die  Re- 
ligionssache aber  hängt  von  gewissen  vom  Kaiser  dazu  verordneten  Kommis« 

>)  S.  das  CoDclusum  d.  26./ 16.  März  1664  (Diar.  Europ.  XI  S   124flf.    Lon- 
dorp  IX  S.  247.    Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.TTQ. 


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234  0er  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

sarien»)  ab,  welche  wieder  ihre  Subdelegierten  verord?iet  haben  (auf  des  Kf. 
Seite  sind  es:  Herzog  Angust  von  Braunschweig-Wolfenbüttel, 
Fürst  Friedrich  von  Anhalt  und  der  neulich  verstorbene  Für^t  von  Nas- 
san-Dillenburg),  bei  denselben  ist  die  Sache  instruiert  und  sie  haben 
alle  Acta  und  Informatioues  in  Händen ,  daher  zweifelt  Kf.,  ob  die  Sache 
von  ihnen  avociert  werden  und  er  sich  in  andere  Traktaten  einlassen  könne. 
Da  ihm  aber  lieb  sein  würde,  dass  dieser  Streit  ehest  abgethan  werden 
möchte,  so  sollen  Ges.  mit  den  betrefifenden  Gesandten  reden,  ob  sie  hieraaf 
von  ihren  Herren  mit  instruiert  seien,  dann  könnt«  er  wohl  geschehen  las- 
sen, dass  es  dort  zu  gelegener  Zeit  vorgenommen  werde  und  K.Mainz 
und  Münster  sich  zugleich  jnit  interponierten. 

Wegen  des  Feldhauptmanns,  Feldmarschalls  und  der  Instruktion  für  den 
Reichskriegsrath  will  Kf.  sich  den  Majoritätsbeschlüssen  conformieren.  Er 
ist  auch  einverstanden  damit,  dass  durchgehends  einerlei  Kalender  einge- 
führt und  dazu  der  neue  gebraucht  werde,  doch  soll  es  nicht  das  Ansehen 
haben,  als  wenn  es  in  Respect  des  Papstes  geschehe.  Ges.  sollen  darüber 
mit  anderen  evangelischen  Ständen  conferieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
25.  März/4.  April  1664. 

[Der   Reichskriegsrath.      Schwedische    BelehooDg.      Verweodaogsschreiben    des 
KurfürateucoUegB  wegen  Jägerndorf.] 

4  April.  Im  Fürstenrath   war  vorigen   Freitag  beschlossen  worden,    dass  kein 

eigener  Kriegsrath  gebildet  werden  solle,  am  Mittwoch  aber  ist  das  Gegen- 
theil  beschlossen  worden  und  haben  sich  auch  die  meisten  Alliierten  erklärt, 
zu  demselben  beitragen  zu  wollen,  damit  das  Kreis-  und  der  Alliierten  Cor- 
pus hierdurch  zusammengehalten  würden^). 

Die  Kreisvölker  sollen  den  14./24.  April  zu  Ungarisch  .^Itenburg 
auf  dem  Rendezvous  sein,  es  ist  aber  dazu  noch  wenig  Apparenz;  ehe  man 
hier  alles,  wie  es  sein  soll,  einrichtet,  dürfte  der  Sommer  meistentheils 
vergehen. 

Den  Schweden  ist  die  formula  investiturae  zugestellt  würden,  dazu  sie 
ihre  monita  gethan,  und  soll,  wenn  sie  es  begehren,  der  Stettinische  Ver- 
gleich dem  Lehnsbrief  eingerückt  werden.  Ges.  fragen  an,  ob  sie  eine  Copie 
des  Lehnsbriefs  begehren  oder  aber  es  so  geschehen  lassen  sollen'). 

0  Dieselben  waren  1651  bei  Qelegenheit  des  Vergleichs  zwischen  dem  Kf. 
und  dem  Pfalzgrafen  eingesetzt  worden  s.  diesen  Vergleich  vom  11.  October  1651 
(Londorp  VI  S.  632). 

^  S.  Gemeiner  I  S.  164  f. 

')  Kf.  (d.  Colu  5./15.  April  1664)  erklärt  sich  damit  einverstanden,  daas  der 
Stettinische  Recess  dem  schwedischen  Lehnsbrief  wörtlich  inseriert  werde,  beauf- 
tragt aber  die  Gesandten,  eine  Abschrift  des  letzteren  vor  seiner  Aasfertigang 
zu  verlangen  und  ihm  einzuschicken. 


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Reichfgeneralität  aad  Kriegsratb.    Jageradorfer  Sache.  235 

Wegeu  der  Restitatioo  von  Jägerndorf  haben  sie  das  voo  dem  Kur- 
fürsten colleg  dem  Kaiser  einzureichende  Memorial  selbst  abgefasst  und  dem 
Freih.  v.  Boineburg  zugestellt,  heute  soll  dasselbe  im  Kurfürstencolleg 
Torgelesen  und  eingerichtet  werden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
29.  März/[8.  April]  1664. 

[tnf  die  Relation  vom  18./28.  März.    Kf.  will  cur  Besablang  der  Beichsgenerali- 

tät  nicht  beitragen.] 

Kf.  will  sich  die  Beschlüsse  wegeu  der  Generalität,  deren  Bezahlung  B.April, 
ond  was  demselben  anhängig,  wohl  gefallen  lassen,  weil  seine  Völker  schon 
bei  der  kaiserlichen  Armee  sind  und  schwerlich  zu  dem  Reichscorpus  kom- 
men werden;  er  erwartet  daher,  und  Ges.  sollen  dahin  wirken,  dass  man 
ihn  mit  dem  Zutrag  zum  Unterhalt  der  Generalität,  Anschaffung  des  Pro- 
Tiants  und  was  hiervon  dependieret,  verschone,  zumal  da  er  über  die 
Volkshülfe  dem  Kaiser  auch  ein  ansehnliches  an  Munition  (200  Centner 
Polver)  zugeschickt  hat. 


Die    Gesandten  an  den  KarfÜrsten.    D.  Regensbarg 
31.  März/ 10.  April  1664. 

[Kommission  wegen  der  Jülich-Cleveschen  Religionssache.    Reichskriegsrath.) 

Wegen  der  Kommissarien  in  betreff  der  Heligionsaiigelegenheit  in  den  10- April. 
Jülich-Cleveschen  Landen  haben  sie  durch  den  Residenten  Neu  mann 
Erkundigungen  eingezogen.  An  Stelle  des  Fürsten  von  Nassau-Dillen- 
borg  ist  dessen  Sohn  eingesetzt  worden,  hat  aber  dawider  excipiert;  der 
Wolfenbütteische  Gesandte  hat  erklärt,  dass  er  mit  Vollmacht  verseben 
sei,  das  gesamte  fürstl.  Anhaltiscbe  Haus  hat  das  votum  dem  Sachsen- 
Gothaischen  Gesandten  aufgetragen,  welchem  von  dieser  Sache  nichts 
bewnsst  ist,  und  mit  Nassau-Dillenburg  ist  es  noch  nicht  richtig, 
Jena  führt  dieses  Votum,  Pfalz-Neuburg  wird  aber  vermuthlich  gegen 
ihn  ezcipieren  lassen.  Ges.  glauben,  dass  hier  in  dieser  Sache  schwerlich 
etwas  Fruchtbares  wird  verrichtet  werden  können  i),  zumal  ingemein  da- 
für gehalten  wird,  dass  gegenwärtiger  Reichstag  sich  in  kurzem  endigen 
dürfte. 

Wegen  des  I^riegsraths  haben,  da  auch  die  Alliierten  an  demselben 
Theil  haben  wollen,    das  kurf.-  und  fürstliche   Collegium  die  Einsetzung 

>)  Auch  Kf.  (d.  Cöln  12./22.  April  1664)  erklärt  auf  Oruod  dieses  Berichtes, 
die  Kommission  werde  sich  dort  bei  dem  Reichstage  nicht  füglich  expedieren 
iMsen. 


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236  ^'    I)er  ADfaog  des  RegeoRbarger  Reich etages. 

von  vier  Kriegsrätheo  beschlossen*),  die  Reichsstädte  wollen  auch  zwei 
dazu  ordnen,  worüber  man  aber  noch  nicht  einig  ist.  Ueber  die  Befugnisse 
der  Reichskriegsraths-Directoren  wird  etwas  concipiert  werden. 

Das  von  den  Ges.  entworfene  Empfehlungsschreiben  des  Knrftirsten- 
collegiums  in  der  Jägerndorfer  Sache  ist  im  Colleginra  angenommen 
und  wird  von  E.Mai  uz  dem  Kaiser  insinniert  werden.  Ges.  bekommen 
anch  nunmehr  etwas  bessere  Hoffnung  dieser  Sache  wegen  als  zuvor,  in- 
dem sie  vernommen,  man  solle  an  seiten  des  Kaisers  entschlossen  sein, 
deswegen  mit  ihnen  in  Conferenz  zn  treten. 

Ges.  übersenden  den  im  Knrfürstencolleg  angenommenen  Entwurf  einer 
constantis  capitnlationis,  der  jetzt  den  Fürbten  übergeben  ist. 

K.Mainz  prätendiert  votnm  et  sessionem  im  Fürstenrath  für  Lorsch, 
auch  Fürst  Porti a  fängt  an  dergleichen  zu  suchen^). 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  8./ 18.  April  1664. 

[BeihüKe  zur  Artillerie.    Zusammenkunft  der  BvengeliBchenJ 

18. April.  Im  knrf.  Collegio  haben  sich  dieser  Tage  alle,  ausgenommen  sie  und 
die  K.pfälzische  Gesandtschaft,  erboten,  dem  Kaiser  wegen  der  Artillerie 
8  Römermonate  zu  zahlen^). 

Die  gesamten  Evangelischen  Fürstlichen  hielten  unter  Vorsitz  ?on 
Magdeburg  eine  Zusammenkunft  und  beriethen  über  6  Punkte: 

1)  Religionsfreiheit  für  die  seh  lesischen  ünterthanen. 

2)  Monita  wegen  der  Reichshofrathsordnnng. 

3)  Visitierung  des  Reichshofraths  durch  K.Mainz  allein. 

4)  wegen  der  Sache  des  Herzogs  Christian  von  Mecklenburg^)  und 
der  ihm  angeblich  vom  Kaiser  ertheilten  Dispensation. 

5)  was  bei  der  Erfurter  Achtsache  zu  thun. 

6)  wegen  Klagen  evangelischer  Ünterthanen  im  Stift  Bamberg. 
Es  wurde  beschlossen  ^j: 

ad  1.    Wegen    der    evangelischen    kaiserlichen    Erbunterthanen    solle 
K.Sachsen   durch  eine  Deputation  aufgefordert  werden,  persönlich  dem 


0  Conclosum  vom  30.  März/9.  April  1664  (Londorp  IX  S.  251.  Pacbner 
V.  Eggenstorf  fIS.  82).  Die  Instruktion  für  den  Beichskriegsrath  vom  17./27.  Mars 
Londorp  IX  S.  244 ff. 

^  8.  die  betreffenden  kaiserlichen  Decrete  vom  31.  und  27.  März  1664. 
Pachner  v.  Eggenstorf  f  I  S.  79.  85. 

3}  S.  Gemeiner  I  S.  173. 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  646. 

^)  S.  diese  Beschlüsse  (d.  Regeosburg  28.  März  (?),  dict.  4./ 14.  Mai  1664) 
bei  V.  Schauroth,  Vollständige  Sammlung  aller  CoDclusorum,  Schreiben  und  an- 
derer' übrigen  Verhandlungen  des  bocbpreisslichen  Corporis  £vangelicorum  I. 
8.  518. 


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Zusammeokuoft  der  EvaDgelischen.  237 

Kaiser  zuzareden,  dass  dasjenige  erbalteo  werde ,  was  dem  lostr.  pacis 
gemäss  sei^). 

ad  2  uod  3.  Die  Reichshofrathsordnan^  sei  durchzagehen,  die  nöthigen 
monita  zu  verfassen  und  beroach  eines  gewissen  zu  vergleichen  und  zu  be- 
obachten, dass  solche  Ordnnng  zu  wirklicher  Observanz  komme.  Inzwischen 
solle  K.M  ainz  ersucht  werden,  mit  der  beabsichtigten  Visitation  einzuhalten. 

ad  4.  Wegen  des  Herzogs  Christian  von  Meklenburg  solle  durch 
die  Deputierten  mit  E.Sachsen  vertraulich  communiciert  werden,  dass  den 
Evangelischen  daddrch  nichts  beschwerliches  zustehen,  sondern  das  ausge- 
wirkte kaiserliche  Beeret  wieder  cassiert  werden  möchte*),  hernach  solle 
aacb  mit  dem  französischen  Gesandten  Gravel  daraus  geredet  werden. 

ad  5.  An  die  Stadt  Erfurt  wolle  man  ein  bewegliches  Schreiben 
abgeben  lassen,  um  sie  zur  Parition  zu  ermahnen,  worin  aber  der  wider  sie 
gebrauchte  Process  nicht  zu  billigen. 

ad  6.  Wegen  der  evangelischen  Unterthanen  im  Stift  Bamberg 
könne  die  von  ihnen  verlangte  Kommission  nrgiert  werden. 

E.Sachsen  ist  gestern,  der  Bischof  von  Münster  vor  einigen  Tagen 
abgereist,  Feldm.  Sparr  geht  beute  zu  Wasser  nach  Wien. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D-  Regensburg 
15./25.  April  1664. 

[Unterhalt    der    Reichsgeneralität.      Kaiserliche    Bestätigung    des    Testamentes 

des  Kf.] 

Ges.  haben  im  Fürstenrath  umständlich  vorgestellt,  warum  Kf.  seine  25.  April. 
Truppen  zu  der  kaiserlichen  Armee  bat  stossen  lassen,  und  dass  ihm  daher 
Dicht  zugemathet  werden  könne,  zu  TJuterhaltung  der  Kreis-Generalität, 
Anschaffung  des  Proviants  und  dergl.  etwas  zu  contribuieren.  Die  Kreis- 
stände sehen  ein,  dass  ihnen  der  Unterhalt  der  Generalität  und  vieler  an- 
derer Dinge  sehr  schwer  fallen  dürfte,  aus  welchen  Ursachen  und  Unge- 
wissheiteo  das  ganze  Werk  stecken  bleibt. 

Die  vom  Kf.  über  seine  inter  screnissimos  filios  aufgerichtete  Dispo- 
sition ')  begehrte  Confirmation  durch  den  Kaiser  wird  in  wenigen  Tagen,' 
wie  ihnen  zugesagt  worden,  ausgestellt  werden. 


0  S.  das  deswegen  an  den  Kaiser  gerichtete  Schreiben  der  BvaDgelischen 
Stäode,  d.  Regensburg  13.  April  1664,  v.  Schaorotb  II  S.  19. 

')  8.  das  Schreiben  derselben  von  demselben  Datum,  v.  Schaaroth  II 
S.  172. 

')  Das  Testament  des  Kf.  vom  23.  März  1664,  die  kaiserliche  Bestätigung 
ist  vom  29.  April  1664  datirt,  s.  Droysen,  Das  Testament  des  Grosseo  Kur- 
fürsten S.  9  (Gesch.  der  Pr.  Pol.  IV  4  S.  133). 


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238  I>®r  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
22.  April/2.  Mai  1664. 

[Hinziehang  der  Jägerndorfer  Sache.    Die  schwedische  Belehnang.] 

2.  Mai.  Iq  der  Jägerndorfscheo  Sache  geschieht  trotz  aller  ihrer  Bemühon 

gen  nichts,  es  ist  den  kaiserlichen  Ministern  damit  kein  Ernst  nnd  sie 
suchen  nur  diese  Sache  aafznschieben.  Die  Schwedischen  Gesandten 
haben  ihnen  eine  Abschrift  des  Lehnbriefs  mitgetheilt,  die  Investitur  selbst 
soll  anf  hente  angesetzt  sein. 

In  den  Collegien  ist  bisher  yorneha)lich  vpn  Unterhalt  der  Generalität, 
Besetzung  des  Generalstabs  und  der  Kriegskanzlei  verhandelt  worden^). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
26.  April/[6.  Mai]  1664. 

[Beilegung  der  Erfurter  Sache.] 

G.Mai.  Der  Rath  von  Erfurt  hat  in  einem  Schreiben')  um  seine  Cooperation 

gebeten,  damit  die  Stadt  wieder  aus  der  Acht  erledigt  werde.  Ges.  sollen, 
wenn  diese  Sache  vorkommen  sollte,  sich  derselben  annehmen  und  dahin 
wirken,  dass  sie  gütlich  beigelegt  werde,  insonderheit  aber  dabei  in  Acht 
nehmen,  dass  K.Mainz  dadurch  nicht  disgustiert  werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
29.  April  /  9.  Mai  1664. 

[Einführung  Portias.    Die  neuen  vota.    Resolution  wegen  Jägerndorfs.     Schwe- 
dische Belehnung.] 

9.  Mai.  Fürst  Portia  hat  die  begehrte  Session  erlangt')  und  ist  vom  Erz- 

bischof von  Salzburg  in  den  Fürstenrath  eingeführt  worden;  es  werden 
so  viel  neue  vota  gesucht^),  dass  man  sich  nicht  wohl  darin  schicken  kann, 
und  es  durfte  aus  Inclination,  Freundschaft,  gegenwärtigem  oder  künftigem 
Interesse  fast  allen  gefügt  werden,  ob  zwar  viel  nützlicher  wäre,  die  vota 
zu  verringern  nnd  zu  contrahieren.    Wenn  noch  mehrere  recipiert  werden 

0  S.  Gemeiner  I  S.  176ff. 

>)  d.  14. /24.  April  1664  8.  unten  Abschn.  6. 

*)     8.  Gemeiner  I  S.  162. 

*)  Vgl.  die  Relation  vom  lb./28.  März  oben  S.  233.  Die  kaiserlichen  Decrete 
betreffend  die  Admission  von  K.Cöln  und  Herzog  Julius  Heinrich  von 
Lanenbnrg  fär  Engern  und  Westfalen  (d.  25.  April)  und  von  Munster  für 
Stromberg  (d.  2.  Juli  1653,  dict.  Regensburg 5.  Mai  1664)  bei  Pachner  v.Bggen- 
etorff  I  S.  90.  92. 


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Kaiserliche  ResoIotioD  wegen  Jagerndorf.  239 

sollteD ,  erklären   etliche  Häuser,  sich  garnicht  mehr  durch  majora  binden 
lassen  za  wollen. 

In  der  Jägerndorfschen  Sache  haben  sie  endlich  beifolgende  kaiserliche 
ResolatioD  »)  erhalten,  darinnen  nurten  die  vor  diesem  gebotene  Summe, 
von  welcher  man  anfänglich  alhier  nichts  wissen  wollte,  agnosciret 
und  confirmiret  wird.  Wir  haben  zwar  ein  mehreres  gewünscht  und 
die  Restitution  des  Landes  prätendiret,  weil  aber  keine  andere  Re- 
solution zu  erhalten  gewesen,  haben  wir  diese  uns  zugeschickte  — 
EDgenommen,  und  stunden  gar  nach  so  langem  Verzug  in  Furcht,  man 
werde  uns  ohne  alle  Antwort  lassen. 

Am   25.   haben   die   Schwedischen  Gesandten  die  Reichsbelehnnng 
empfangen'},  am  folgenden  Dienstag  Dänemark  die  über  Holstein. 

Der  Kaiser  ist  gestern  nach  Linz  abgereist').  K.Mainz  wird  auch  in 
Tagen  abreisen. 


1)  d.  RatisboDae  6.  Mail  1664:  .Der  Rom.  Key.  auch  zu  Haogaro  and  Bo- 
bemb  Konigl.  Majestät,  uDserm  allergoädigsteD  Herrn  ist  auBfübrlich  vorgetragen 
wordeo,  was  bei  deroselben  H.  GoDtad  Aschen  von  Mahrenbolts  ood  H. 
Gottfried  voo  Jena  auf  gnädigsten  Befehl  Ihrer  Churf.  Darchl.  zn  Branden- 
burg wegen  des  Furstenthumbs  Jagerndorff  angebracht,  seiot  auch  böcbstbesagter 
Ihrer  Kej.  und  Konigl.  Maj.  die  vielfältig  und  hochersprieBBliche  Dienste,  welche 
dero  bochlöbl.  Ertzhaus  Ihre  Churf.  Durchl.  und  dero  hochgeehrte  Vorfahren 
ganz  rühm-  und  annehmlich  geleistet  und  noch  weiters  zu  leisten  vermögen,  wohl 
bekannt,  welche  ansehnliche  merita,  gleich  wie  Ihre  Key.  und  Konigl.  Maj.  zu 
dero  danknehmigen  Gemäth  sieben  und  hoch  estimiren,  also  hätten  Sie  auch  wün- 
schen mögen,  Selbe  mit  der  hiebevor  vertrösteten  Erkantnuss  der  einmalbundert 
und  achtzigtausend  Reichstbaler  zu  begegnen  und  Ihro  Durch!,  mit  der  Bezah- 
lung an  die  Hand  zu  gehen.  Es  ist  aber  Ihro  Durchl.  selbst  wohl  bekannt  und 
menuiglich  vor  Augen,  in  was  kummerhaften  Zustand  Sie  sich  leider  der  Zeit 
befinden  und  nit  allein  dero  Cammergefall  aufs  höchste  erschöpfet,  sondern  auch 
seithero  des  Welitzkiscben  Salzes  Mittel  Ihro  entfallen  und  dergestalt  wider 
Ihren  Willen  und  Zuversicht  dasjenige  zu  prästiren  nicht  vermögen,  wessen  Sie 
sich  hiebevor  gegen  Ihre  Durchl.  vernehmen  lassen.  Haben  derohalben  zu 
Deroselben  das  gnädig  freundoheimliche  Vertrauen,  Sie  diese  so  beschwerliche 
Zeit  selbst  erwägen  und  in  dessen  Ansehung  in  gutwilliger  Geduld  stehen  wer- 
den, mit  dieser  Versicherung,  dass  sobald  Sie  die  hierzu  erforderte  Mittel  haben 
wurden,  Sie  die  hievorige  willfahrige  Erklärung  berührter  Summen  Bezahlung 
ins  Werk   setzen  und  sich  dergestalt  bezeigen  wollten,  dass  Ihro  Durchl.  Ihrer 

Key.  Maj.  Affection  und  dankbares  Gemuth  in  der  That  verspüren  sollen. * 

In  seinem  Schreiben  an  den  Kf.  (d.  Regensburg  7.  Mai  1664)  bezieht  sich  der 
Kaiser  auf  diese  Resolution  und  ersucht  Kf.:  «bei  jetzigen  kummerhaften  Zu- 
stand sich  hierinoen  von  Selbsten  finden  und  wegen  Werkstelligmachnng  unserer 
hievorigen  will^hrigen  gnädigsten  Erklärung  noch  in  etwas  in  Geduld  stehen" 
zu  wollen. 

'/  S.  oben  Abschn.  3  S.  102. 

»^  S.  Diar.  Europ.  XI  S.  22G. 


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240  '  ^'    D^r  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Der  Kanzlist  Preasse  geht  beate  mit  der  ?om  Kaiser  confirmierten 
Disposition^)  nach  Berlin  zarück. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.   D.  Regensburg  5./15.  Mai  1664. 

[Verhandlungen  des  Kurfürsten  von  Mainz  und  des  schwedischen  Gesandten  nait 

Pfalz-Neuburg] 

15.  Mai.  Zn  Pfalz  Neu  barg,  welcher  sich,  um  den  Kaiser  zd  Stranbing  aaf- 
ZQsachen,  in  der  Nähe  in  einem  Kloster  aufgehalten  hat,  sind  K.Mainz 
und  der  schwedißche  Gesandte  Schnolski  gefahren  und  haben  mit  dem- 
selben, wie  sie  den  Ges.  mitgetheilt,  wegen  des  Jülich  sehen  Religions- 
streits und  des  Westfälischen  Kreisdirectorinms  geredet;  der  Pfalzgraf 
hat  erklärt,  er  sei  an  dem  Vorgegangenen  nicht  Ursache,  ein  Beamter') 
hätte  über  Befehl  gehandelt,  sei  auch  dafür  bestraft  und  des  Dienstes  entr 
setzt.  Er  wäre  geneigt,  das  Religionswesen  auf  ein  gewisses  und  bestän- 
diges kommen  zu  lassen,  und  würde  das  Directorinm  nicht  eher  yerwilligen. 
K.Mainz  bittet,  Kf.  möchte  es  nur  noch  jetzt  in  statn  quo  auf  ein  Interim 
lassen  und  nicht  ferner  zu  einer  oder  anderen  Bxecution  sehreiten,  damit 
die  Sache  dadurch  nicht  schwerer  würde;  auch  die  Pfalz-Neuburgischen, 
mit  denen  sie  wegen  der  Sache  geredet,  und  der  Schwedische  raten, 
alles  vorläufig  in  dem  jetzigen  Zustande  zu  lassen,  bis  entweder  die  Inter- 
position  oder  die  Kommission  znm  Ende  gelange. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
11./21.  Mai  166^. 

[auf  die  Relation  vom  29.  ApriI/9.  Mai.    Die  neuen  vota.    Beitrag  zu  dem  Unter- 
halt der  Generalität  und  der  Artillerie.    Die  kaiserliche  Resolution  in  der  Jägero- 

d orfer  Sache.] 

21.  Mai.  Wegen  der  gesuchten  neuen  vota  (ausgenommen  Quer  fürt)  sollen 
Ges.  auf  die  Inconvenientien,  welche  aus  Multiplication  derselben  entstehen, 
und  wie  durch  dieselben  dem  Reich  so  garkein  Nutzen  zuwachsen  würde,  hin- 
weisen. Wenn  anderen  neue  Sessiones  zugestanden  würden,  so  behalte  sich 
auch  Kf.  vor,  dergleichen  wegen  derNenmark,  der  Stifter  Branden  barg 
Havelberg  nndLebns  und  der  Grafschaften  Rnppin  nnd  Vierraden 
zu  suchen. 

Was  andere  Kur-  und  Fürsten  zu  den  Unterhalt  des  Kriegsrats 
und  der  ArtoUerie  verwilligen,  lassen  wir  dahin  gestellet  sein,  Ihr 

0  S.  oben  S.  237. 

*)  Rautenstein.  S.  oben  8.214.217.219. 


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Die  neuen  vota,  die  Erfurter  und  Bremer  Sache.  241 

aber  liabt  Euch  dazu  nicht  zu  erklären,  sondern  uns  die  freie  Hand, 
ob  wir  dazu  etwas  geben  wollen  oder  nicht,  vorzubehalten. 

Mit  der  Keyserl.  Resolution  wegen  Jägerndorff  können  wir  nicht 
zufrieden  sein,  weil  aber  nach  Abreise  Ih.  E.  M.  bei  gegenwärtigem 
Reichstage  dabei  schwerlich  ein  mehreres  wird  können  gethan  werden, 
als  werden  wir  die  Notturft  desshalb  sonst  beobachten  lassen.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbarg 
20./30.  Mai  1664. 

[Die  nenen  vota.    Die  Erfurter  Sache.    Beschwerden  Bremens  über  die  Schwe- 
dische Regierang.] 

Durch  ihre  und  der  meisten  anderen  Weltlichen  Bemühungen  ist  es  30.  Mai. 
dahin  gebracht  worden,  dass  die  neuen  prätendierten  sessiones  et  vota,  ans- 
genommen  i^uerfurt,  Sulzbach  und  Lorsch,  yerschoben  worden  sind, 
sie  haben  es  aber  nicht  verhindern  können,  dass  anch  C  ammin,  obwohl  es 
sich  bei  demselben  nur  am  den  ihm  zu  assignierenden  Ort  handelt,  den 
übrigen  gleichgestellt  worden  ist 

Zu  Anschaffung  und  Unterhaltnng  der  Artillerie  ist  wegen  des  Kf. 
nichts  yerwilligt,  sondern  die  Sache  von  ihnen  so  beobachtet  worden,  dass 
als  diejenigen  Stände,  welche  hiezu  contribnieren,  specificiert  worden,  Kf 
darunter  nicht  befindlich  gewesen. 

Von  der  Stadt  Erfurt  Acht  ist  es  eine  Zeit  lang  ganz  still  gewesen, 
man  hört  von  keiner  Handlung,  welche  hier  vorgenommen  werden  sollte, 
auch  von  dem,  was  zwischen  E.Mainz  und  K.Sachsen  hier  deswegen  ab« 
geredet  s  ein  mag,  ist  keine  weitere  Nachricht,  als  dass  E.  Sachsen  den  zu 
ihm  namens  der  evangelischen  Stände  abgeschickten  Deputierten  versichert 
hat,  dass  von  E.Mainz  der  Religion  in  der  Stadt  kein  Nachtheil  zugezo- 
gen werden  würde,  dass  aber  ein  Reicbsstand  sein  Recht  prosequiere, 
könne  man  demselben  nicht  verdenken. 

Die  Fürstlichen  haben  jetzt  die  vom  kurfürstlichen  Collegio  projec- 
tierte  beständige  Capitulation  unter  Händen  und  stellen  in  Aussicht,  dass 
sie  bald  mit  ihren  monitis  dazu  fertig  sein  würden. 

Die  Stadt  Bremen^)  beschwert  sich  beim  Ealser  über  die  Schwe- 
dische Regierung,  dass  diese  der  Stadt  Gefälle  in  den  unter  schwedischer 
Territorialhoheit  stehenden  Dorfschaften  arrestiert,  weil  sie  ihr  Contingent 
an  der  Contribution  nicht  zu  der  Landkasse  geliefert;  ferner  darüber,  dass 
sie  trotz  zweier  kaiserlicher  Decrete*  nicht  im  Niedersächsischen  Ereise  ad 

>)  S.  DuntEe,  Gesch.  der  freien  Stadt  Bremen  IV  S.  138.  146  und  unten 
den  Abscbn.  aber  die  Bremischen  Handel. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  Q.  Kurffirsten.    XI.  IQ 


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242  4-    I>er  Anfang  des  Regeusbarger  Eeichstages. 

votom  et;  sessionem  zugelassen  worden,  der  Kaiser  will  wieder  in  dieser 
Sache  ein  Gntaebten  der  Karfürsten')  fordern. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
7./[17.]  Juni  1664. 

[Beförderung  der  Türkenhulfe.  Wegen  Beilegung  der  Streitigkeiten  mit  Pfalz-Nen- 
bürg  erwartet  Kf.  Vorschläge.) 

IT.Jnni.  Da  man  mit  den  Berathangen  über  die  Reichsdefension  gegen  die 
Türken  noch  immer  nicht  zn  Ende  gekommen  ist,  sollen  Ges.  sich  der  Be- 
förderang  der  Sache  annehmen,  wobei  dann  das  Abseben  nicht  blos  auf 
dieses  Jahr,  sondern  aach,  weil  leider  der  Frieden  mit  den  Türken  in  so 
karzer  Zeit  nicht  za  hoffen,  aach  daraaf  za  richten  sein  wird,  wie  es  ins- 
künftige  and  zwar  so  lange  der  Krieg  währet  za  continaieren ,  and  dass 
man  aach  von  Zeit  za  Zeit  recratiere. 

In  der  Westfälischen  Directions*  and  Jülichs  eben  Religionssache 
sieht  er  nicht,  so  lange  keine  Vorschläge  geschehen,  wie  er  ihnen  weitere 
Information  oder  Vollmacht  geben  könne,  doch  hat  er  an  seinen  C le- 
vis eben  Statthalter  and  Regierang  geschrieben  and  ihr  Gutachten,  wie 
ans  der  Sache  za  kommen  and  was  für  Mittel  nnd  Vorschläge  sich  dazu 
finden  möchten,  gefordert,  nnterdessen  sollen  Ges.  denen,  welche  sich 
zar  Interposition  erbieten,  dafür  Dank  sagen  nnd  sie  bitten,  ihre  Vorschläge 
za  eröffnen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
10./ 20.  Juni  1664. 

20.  Juni.  Es  wird  jetzt  über  die  Instruktion  des  Reichsfeldmarschalls,  des  Reichs- 
kriegsraths  und  der  Directoren  desselben  berathschlagt '),  dann  soll  darüber 
verhandelt  werden,  wie  lange  diese  Reichshülfe  dem  Kaiser  zu  leisten  sei'). 


')  (Jeher  das  frühere  Gutachten  der  Kurfürsten  in  dieser  Bremiechea  An- 
gelegenheit 8.  oben  Abschn.  1  S.  33  f.  und  55. 

^  S.  Gemeiner  I  S.  196.  Die  Instruktion  für  die  Beichskriegsrathsdirek- 
toren  d.  22.  Juni  1664  Londorp  IX  S.  264.  Pachner  v.  Eggonstorff  I 
S.  111  flF. 

^  Kf.  erneuert  in  Bezug  darauf  (d.  Cöln  21.  Juni/1.  Juli  1664}  seine  In- 
struktion vom  7./17.  Juni,  dass  wegen  der  Dauer  der  Hülfe  keine  bestimmte  Zeit 
festzusetzen,  sondern  dieselbe,  so  lange  der  Krieg  dauere,  zu  leisten  und  von 
Zeit  zu  Zeit,  namentlich  im  nächsten  Herbst,  zu  erganzen  sei. 


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Bevorstehende  Auflösung  des  Reichstages.     WahlcapitolatioD.         243 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
24.  Juni /4.  Juli  1664. 

[  Wahlcapitnlatioo.] 

Die  CapitülatioD  ist  von  den  weltlichen  Fürstlichen  wieder  dnrchge-  4.  Joli. 
gangen  nnd  nach  ihrer  Meinnng  eingerichtet  und  darauf  den  geistlichen 
übergeben  worden,  um  deren  Willen  ebenso  zu  vernehmen.  Dieselben  wer- 
den heute  dazu  zusammenkommen  und  haben  auch  Ges.,  die  als  kurfürst- 
liche von  den  Weltlichen  nicht  gerufen  worden  waren,  eingeladen ;  einer  von 
ihnen  wird  sich  auch  dort  einfinden.  Das  jus  adcapitulandi ,  welches  das 
kurfürstliche  Golleg  sich  reserviert,  ist  in  dem  von  den  Weltlichen  ge- 
machten Aufsatz  ganz  ausgelassen  worden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
5./15.  Juli  1664. 

[Angebliche  Absicht»  den  Reichstag  anfzalosen.] 

Er  theilt  ihnen  mit,  was  K.  Pfalz  an  ihn  wegen  Aufhebung  des  Reichs-  15.Jnli. 
tages   und   dass  derselbe  in  einen  Deputatioustag  möge  verändert  werden 
gebracht,  sowie  seine  Antwort  darauf  und  ein  darauf  bezügliches  Schreiben 
an  K. Sachsen^).    Sollte  etwas  wegen  Dissolution  des  Reichstages  vor- 
kommen, so  sollen  sie  sich  nach  seiner  dort  ausgesprochenen  Meinnng  richten. 


G.  V.  Jena")  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
15./ 25.  Juli  1664. 

iaaf  das  Rescript  vom  5./15.  Juli.     Berathungen  der  Geistlichen  über  die  Wahl- 

capitalation.] 

Es  soll  dahin  getrachtet  werden,  dass   die  etwa  beabsichtigte  Disso-  25.  Jali. 
lation  des  Reichstages  verhütet  bleibe,  oder  aber,  wenn  ein  Deputationstag 
beliebt  würde,  solcher  ohne  alle  Trennung  angetreten,  auch  die  Reise  der  Ge- 
sandten von  hier  auf  Nürnberg  oder  Augsburg  unerwartet  eines  neuen 
Ausschreibens  gerichtet  und  die  Handlungen  daselbst  fortgesetzt  werden. 

Die  Instruktionen  für  den  Reichskriegsrath,  den  Feldmarschall  und  die 
General- Com missarien  sind  jetzt  fertig*);  inzwischen  haben  die  Verhand- 
lungen über  die  Capitulation  von  selten  der  geistlichen  und  einiger  welt- 
lichen Stände,  welche  von  den  Weltlichen  vorher  ausgeschlossen  waren, 
begonnen. 

^  Diese  Schreiben  liegen  den  Akten  nicht  bei. 
*)  V.  Mahren holtz  war  wieder  nach  Halberstadt  verreist. 
^  S.  über  diese  langwierigen  Verbandinngen  Gemeiner  I  S.  205£ 

16* 


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244  4.    Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 

Man  hat  auch  dort  das  von  den  Kurfürstlichen  »bgefasste  Project  zu 
Grunde  gelegt,  gleich  über  das  Prooemium  aber  waren  die  Meinungen  sehr 
verschieden,  schliesslich  hat  die  Majorität  sich  für  die  Fassung:  ^So  ist  ein- 
mal ein  Project  derselben  vom  Churf.  Collegio  abgefasst,  in  allen  dreien 
Käthen  für  Hand  genommen,  berathschlaget  und  endlich  erdeutete  Capitu- 
lation  erkläret  worden,  wie  folgt,''  entschieden. 

Wegen  Rekrutierung  der  Reichsarmee  ist  einmüthig  beschlossen  wor- 
den^), dass  alle  Stände  den  Abgang  ihres  Contingents  an  Mannschaft 
spätestens  bis  Mitte  September  aus  eigenen  Mitteln  zu  recrutieren  schuldig 
sein  sollen. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
22.  Juli /I.August  1664. 

(OesQch  des  Kaisers  um  Beihälfe  zur  Artillerie.   Yerhandlnngen  der  Geistlichen 
aber  die  Wahlcapitalation.] 

l.Aog.  Nachdem  es  mit  den  Instruktionen  und  Rekruten  seine  Richtigkeit  er- 

langt, ist  materia  assistentiae  fast  gänzlich  abgethan.  Doch  lässt  der  Kai- 
ser nun  wieder  um  etliche  Römermonate  zu  Anschaffung  und  Einrichtung  ei- 
ner nöthigen  Artillerie  anhalten^.  Die  Alliierten  wollen  sich  hierin  gänzlich 
exiroieren,  weil  sie  deswegen  mit  dem  Kaiser  einen  besonderen  Vertrag 
gemacht,  auch  manche  andere  Stände  zeigen  wenig  Neigung,  dazu  zu  con- 
tribuieren;  Ges.  wollen  nach  ihrer  Instruktion  dahin  arbeiten,  dass  dem 
Kaiser  zu  diesem  hochnöthigen  Dinge  ein  Zuschub  geschehe.  Bei  den 
weiteren  Yerhandlnngen  wegen  der  Capitulation  hat  namentlich  der  Passus 
wegen  der  Wahl  eines  römischen  Königs  bei  Lebzeiten  eines  Kaisers  grosse 
Schwierigkeiten  gemacht,  die  Majorität  der  Geistlichen  hat  beschlossen, 
diese  Frage  vorläufig  auszustellen.  Diese  Verhandlungen  zeigeif,  dass  die 
meisten  Fürsten  entweder  das  Recht  des  kurfürstl.  Collegii  zu  schmälern 
oder  das,  was  ihnen  zu  gute  in  der  entworfenen  Capitulation  enthalten,  auf 
Rechnung  zu  nehmen  und  nach  und  nach  mehr  an  sich  zu  ziehen  gedenken. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
29.  Juli/ 8.  August  1664. 

[Gesach  Erfurts.    Glückliche  Kämpfe  bei  Parkaa  und  an  der  Raab.] 

8.  Aag.  Wegen  der  Stadt  Erfurt  hat  sich  einer  bei  ihnen  angemeldet  und 

das  instrumentum  paritionis  und  ein  Memorial  tibergeben,  worin  der  Rath 
die  Gesandten  ersucht,  nachdem  nun  die  Einführung  der  Gebetsformel 
erfolgt  sei,  sich  zu  Gunsten  der  Stadt  zu  verwenden  und  auch  bei  Kf.  ihre 

•    »)  Dict.  23./13.  Juli  1G64.    Pachner  v.  Eggenetorff  I  S.  125. 
>)  S.  Gemeiner  I  S.  218  ff. 


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WahlcapitnlatioD.    Gläckliche  Kämpfe  gegen  die  Türken.  245 

Sache  za  recommeodieren.  Er  hat  geantwortet,  Kf.  hätte  sich  deswegen 
schon  beim  Kaiser  verwendet  und  hätte  anch  der  Gesandtschaft  dem  ent- 
sprechende Befehle!)  ertheilt 

PS.  Der  Erzbischof  von  Salzbarg  hat  ihm  gestern  Abend  noch 
spät  eben  eingetroffene  Brielfe  des  Kaisers  mitgetheilt,  welche  melden,  dass 
Oeneral  de  Sonches  Barchan  erobert  und  die  Donaabrücke  bei  Gran 
zerstört^,  and  dass  die  conjangierte  Armee  die  Türken,  welche  mit  ganzer 
lidacht  die  Raab  haben  passieren  wollen  ^  nach  langem  Gefecht^)  glücklich 
zarückgetrieben  and  einige  Taasend  erschlagen  habe. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  2./ 12.  August  1664. 

[BewilligQDg  der  Beibülfe  zur  Artillerie.     Wahrung  der  Rechte  der  Karfarsten.) 

Kf.  befindet  für  billig,  dass  dem  Kaiser  wegen  der  Artillerie  von  den  *12.  Aug. 
Reichsständen,  aber  ebenso  anch  von  den  Alliierten  mit  einigen  Römer- 
monaten an  die  Hand  gegangen  werde;  in  betreff  der  Höhe  des  Beitrages 
sollen  sie  sich  nach  den  Vorsitzenden  im  knrfürstl.  CoUegiam  richten. 

In  betreff  der  Capitnlation  £ndet  Kf.,  dass  man  nnnmehr  den  Karfürsten 
recht  ans  Herz  greife,  indem  man  ihnen  die  freie  Wahl  eines  römischen 
Königs  vivente  imperatore  zu  entziehen  und  selbige  allen  Ständen  gemein 
zu  machen  gedenkt,  Ges.  haben  bei  ihrem  Widerstände  dagegen  zu  behar- 
ren, da  hierin  der  Kurfürsten  Recht  klar  durch  die  Observanz  bestätigt 
ist.  Ef.  könne  daher  die  Aussetzung  dieses  Punkte's  nicht  verbilligen,  es 
sei  denn,  dass  in  den  Reichsabschied  gesetzt  würde,  man  hätte  sich  über 
diesen  Punkt  nicht  vergleichen  können  und  die  Kurfürsten  hätten  sich  ihr 
Recht  vorbehalten. 


G.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
5./ 15.  August  1664. 

[Recratierong.    Beitrag  zur  Artillerie.    Verpflichtang  der  Laodstande  zu  den 
LegatioDskosten  beizatragen.    Erkläraog  Gravele.] 

Die  Recrutierung  ist  bewilligt,  die  Mannschaft  soll  Mitte  September  in  15.  Aag. 
Ungarn  sein.    Gott  gebe^   dass   die  Zeit  besser,   als  verwichen,   mit  der 


1)  S.  das  Rescript  vom  26.  April/ 6.  Mai  oben  S.  238.     Kf.  weist  darauf  die 
Gesandten  (d.  Cöln  9./19.  August  1664)  ao,  in  betreff  dieser  Erfurter  Angelegenheit 
die  Meinung  der  anderen  Kurfarstlichen,  namentlich  von  K.Mainz  zu  sondieren. 
*)  8.  darüber  unten  Abschn.  5.  • 

^  Gemeint  ist  die  Schlacht  bei  St.  Gotthard  am  I.August  1664.  S.  das 
Schreiben  des  K  a  i  s  e  r  s  an  den  Erzbiscbof  von  S  a  1  z  b  u  r  g  (d.  Wien  4.  August  1664) 
und  die  Relationen  des  Markgrafen  Leopold  von  Baden  (d.  Furstenfeld 
4.  August  1664)  und  des  Grafen   Hobenlobe  (d.  Feldlager  bei   St.  Gotthard 


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246  ^'     ^er  ^nfaug  des  Regensburger  Ruichbtages. 

Reichbhülfe  beobachtet  werde,  ein  Theil  der  Kreise  hat  die  Ihrigen  erst  im 
Juli  oder  gar  im  Aagost  geliefert,  yoq  maocheo  Manoschafteo  wird  wohl 
wenig  oder  garnichts  übrig  sein,  daher  wird  die  RecrotieraDg  sehr  schwer 
fallen  nnd  wohl  nicht  viel  anders  als  auf  eine  nene  Leistung  des  tripli 
auslaufen. 

Nachdem  das  Kurfürstencollegium  schon  am  6./ 16.  Mai  sich  zu  8  R6> 
mermonaten  als  Beihülfe  zur  Artillerie  erboten,  hat  jetzt  auch  die  Majorität 
des  Fürstenrathes  beschlossen  i),  dem  Kaiser  dazu  einen  Beitrag  zu  leisten. 

Ebenfalls  ist  beschlossen  worden'),  dass  die  Landstände  und  Unter- 
thanen  die  Legationskosten  zu  Reichs-,  Deputations-  und  Kreistagen  mit- 
tragen sollen. 

Der  französische  Gesandte  Gravel  hat  neulich  gegen  Jena  erwähnt, 
dass  die  Tractaten  zwischen  dem  Könige  und  dem  Kf.  den  Schluss  er- 
reicht') und  er  den  Befehl  hätte,  wenn  Sachen,  des  Kf.  Interesse  betreffend, 
vorkämen,  solche  von  selten  «eines  Königs  zu  secundieren^). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten    D.  Regensburg 
12. /22.  August  1664. 

[Beitrag  zur  Artillerie.    Erkläniog  der  Alliierten.] 

22.  Au^.  Wegen  der  Artillerie  ist  es  noch  nicht  zur  Re-  und  Correlation  ge- 

kommen, da  das  im  Fürstenrath  gemachte  Conclusum  mehr  eine  Erzählung 
unterschiedlicher  Meinungen^  als  ein  gleichstimmender  gewisser  Schluss  ist. 
Die  geistlichen  Fürsten  sind  noch  mit  der  Berathung  über  die  Wahl- 
capitulation  beschäftigt.  Punctus  gravaminum  et  restitnendorum  bleibt  noch 
immer  cum  magno  gravamine  gravatorum  unangegriffen. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
19. /29.  August  1664 

[Verhandlangen  im  Fürstenrath  aber  GontiDaation  der  Türkenhülfe.] 

29.  Aag.  üeber  die  Continuation  der  Hülfe  wider  den  Erbfeind*)  ist  im  Fürsten- 

rath eine  Umfrage  gehalten,  aber  sehr  ungleich  gestimmt  worden,  viele 

2.  Aagast  1664)  an  die  Keichstagagesandten  Diar.  Europ.  XI  S.  42dff.  Lon- 
dorp  IX  S.  274ff. 

0  8.  Gemeiner  I  8.  218 f. 

')  S.  Gemeiner  I  S.  219. 

^  S.  über  die  neaen,  zum  Abschlass  fahrenden  Unterhandlungen  v.  Blamen- 
thala  in  Paris,  Jani  bis  Aagast  1664,  Urk.  a.  Akt.  IX  S.  682ff. 

*)  Kf.  weist  darauf  die  Gesandten  an  (d.  Cöln  16./26.  Aagast  1664),  Gravel 
dafür  za  danken  and  zu  yersicbern ,  dass  auch  er  sich  werde  angelegen  sein 
lassen,  die  billigen  Interessen  des  französischen  Königs  za  befördern. 

^}  S.  über  diese  Verhaodlaogen  Gemeiner  I  8.  221  ff. 


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Wahlcapitalatioo.    Erfurter  Sache.  247 

haben  die  Entscheidang  darüber  noch  verschieben  wollen,  nm,  wenn  der 
Kaiser  in  puncto  capitnlationis  und  sonst  ihnen  nicht  zn  Willen  wäre,  ihm 
die  Assistenz  entziehen  zu  können,  und  da  sie  fürchten,  dass,  wenn  es  mit 
d«m  puncto  auf  etliche  gewisse  Jahre  seine  Richtigkeit  erlangte,  der  Reichs- 
tag werde  aufgelöst  werden. 


Der  Kurftlrst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  29.  August  / 
[8.  September]  1664. 

[BehandloDg  der  WahlcapitolatioDSsache.    Die  Erfurter  Angelegenheit.] 

Wegen  des  punctus  capitnlationis  hat  das  gesamte  kurfürstliche  Colle*  8.  Sept. 
gium  zu  verhüten  gewünscht,  dass  man  hierüber  zu  keinen  ordentlichen 
Deliberationen ,  noch  weniger  aber  zu  den  gewöhnlichen  Re-  und  Corre- 
lationen  kommen  möchte,  Qes.  sollen  also  danach  handeln  und  dahin  wirken, 
dass  man  sich  sonst  extraordinarie  wegen  der  monita  des  fürstlichen  CoUe- 
giums  vergleichen  möge. 

Die  Erfurter  Sache  findet  Kf.  so  beschaffen,  dass,  wenn  E.Mainz 
bei  seiner  Resolution,  die  Stadt  mit  Gewalt  zu  bezwingen,  verbleiben  sollte, 
daraus  leiiht  ein  grosses  Feuer  im  Reich  angesteckt  werden  könnte.  Da- 
her hat  er  an  E.Mainz  geschrieben  und  ßerlepsch  an  denselben  ge- 
schickt, um  ihn  von  der  vorhabenden  Expedition  abmahnen  zu  lassen  i). 
Ges.  sollen  inzwischen  mit  der  interessierten  Kur-  und  Fürsten  Abgesandten, 
als  Sachsen-Altenburg,  Weimar  und  Gotha,  aber  nicht  weniger 
mit  den  Egl.  Schwedischen  und  Braunschweigischen  und  Hessi- 
schen daraus  communicieren.  Sollten  dieselben  dahin  zielen,  dass  nomine 
imperii  an  K.Mainz  geschrieben  und  derselbe  davon  dehortiert  werden  solle, 
haben  sie  solches  mit  zu  befördern. 


¥•  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regens- 
burg 2./12,  September  1664. 

[BerathuDgen  and  Massregelo  der  Evangelischen  in  der  Erfurter  Angelegenheit.] 

In  den  gemeinen  Reichsgeschäften  ist  diese  ganze  acht  Tage  her  nichts  i2.  Sept. 
gehandelt  worden^,  weil  glaubwürdige  Kunde  gekommen,  dass  K.Mainz 
Truppen  zusammengezogen,  zu  denen  auch  lothringische  Truppen  gestossen, 
om  die  Ezecution  an  Erfurt  zu  vollstrecken,  auch  würden  dazu  noch  et- 
liche tausend  französische,  um  Metz  stehende,  und  andere  Völker  erwartet. 
Durch  diese  Zeitung  sind  die  evangelischen  Fürsten  bewogen  worden,  vor 
acht  Tagen,  26.  August/ 5.  September,  aus  der  gemeinen  Rathsstube  ab- 


1)  S.  unten  AbschD.  6. 

>)  8.  Gemeiner  I  S.  224  ff.    Kocher  I  S.  334  f. 


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248  ^-    ^^^  AnfaDg  des  Regensborger  Reichstages. 

zutreten  ond  sich  iq  der  DepotatiotiRstobe  allein  zu  versammeln,  dahin  anch 
Halber  Stadt  ans  dem  kurfürstlichen  Collegio  gerufen  worden.  Die  De- 
liberationen  sind  auch  Sonnabend  nnd  Sonntag  fortgesetzt  worden,  manche 
waren  der  Ansicht,  man  sollte  den  österreichischen  Gesandten  andeuteo, 
dass,  wenn  der  Kaiser  diesem  gefahrdrohenden  Wesen  nicht  steuerte  und 
K.Mainz  zurückhielte,  die  evangelischen  Stände  den  Rath  nicht  .mehr  be- 
suchen, keine  Recruten  schicken,  ja  ihre  in  Ungarn  stehenden  Völker  zurück- 
rufen würden;  Jena  aber  erschien  dies  noch^  zur  Zeit  zu  heftig  und  er 
schlug  gelindere  Mittel  vor.  Darauf  wurde  für  gut  befunden,  davon  zu  ab- 
strahieren, nnd  geht  der  vom  Magdeburgischen  Directorio  abgefasste  Schlnss  i) 
dahin,  im  Namen  der  Evangelischen  an  den  Brzbischof  von  Salzburg, 
H.  Oravel  und  an  die  österreichische  Gesandtschaft  gewisse  deputati 
abzusenden,  die  das  in  dem  conclnso  Enthaltene  remonstrieren  sollen. 

Am  Montag  Hess  der  knrsächsische  Gesandte,  H.  Strauch,  alle 
evangelische  Kur-,  Fürst-,  Oräf-  und  Städtische  in  sein  Quartier  laden,  wo 
auch  Mahrenholtz')  sich  einfand.  In  seiner  Propositiou  wurde  des  Er- 
furter Wesens  specialiter  nicht  gedacht,  sondern  nur  generaliter  vorge- 
tragen, wie  ein  Theil  der  Angsbnrgischen  Religionsverwandten  schon  lange 
begehrt,  einen  solchen  Gonvent  zu  halten,  und  weil  nunmehr  der  pnnctos 
restitnendorum  et  gravaminnm  vorkommen  sollte,  da  auch  von  der  Visitation 
nnd  Ordnung  des  Reichshofraths 'zu  reden,  wollte  er  vernehmen,  was  die 
Stände  hiebe!  oder  auch  sonst  zu  erinnern  hätten,  darauf  der  kurpfälzische 
sofort  auf  Erfurt  gefallen  und  ausgeführt,  wie  dieses  das  allerwichtigste 
sei,  dessen  Meinung  die  Nachstimmenden  gefolgt,  da  dann  das  bereits  ge- 
machte fürstliche  conclnsum  in  Umfrage  gestellt,  welches  in  der  Hauptsache 
nnverrückt  geblieben,  doch  vom  Knrsächsischen  Directorium  ein  conclusum') 
im  Namen  aller  pbgedachter  Stände  aufgesetzt  worden.  Es  hat  sich  auch 
sonst  anfangs  der  Kursächsische  dieses  Dinges  gar  wenig  angenommen, 
vielleicht  aus  Mangel  der  Instruktion,  welches  mancherlei  Gedanken  er- 
weckt hat*). 

Ges.  haben,  obwohl  man  ihnen  sehr  angelegen,  die  deputationes  an  den 
Erzbischof  von  Salzburg  und  Gravel  zu  übernehmen,  sich  doch  ent- 
schuldigt nnd  sich  nicht  eben  sonderlich  interessieren  wollen,  da  ihre  In- 
struktionen sie  zn  nichts  mehr,  sls  geschehen,  anweisen»  Die  öster- 
reichische Gesandtschaft  hat  Jena  ersucht,  dem  Couvent  beizuwohnen, 
um  zu  verhüten,  wenn  etwas  dem  gemeinen  Wesen  oder  der  Verfassung 
wider  den  Türken  Nachtheiliges  vorkommen  sollte. 


0  S.  (JoDclosam  prineipom  Evangelicomm  d.  26.  Aogost  1664  die  wegen 
der  Erfurter  Sache  vorzakebrende  Maasregelo  betreffend,  v.  Schaaroth  I  S.  521. 

^  Derselbe  war  am  5.  September  wieder  nach  Regeosburg  zurückgekehrt. 

*)  S.  Relation  was  bei  gesamter  Evangel.  Stande  Zusammenkunft  den 
29.  Aagasti  1664  wegen  farh^bender  Ch.Maiozischer  Ueberziebong  der  Stadt 
•Erfurt  fargekommen,  v.  Schaaroth  IS.  523. 

*)  8.  über  K.Sachsens  Verhalten  in  dieser  Erfurter  Angelegenheit  unten 
Abschn.  6. 


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Die  Erfurter  Angelegenheit  249 

Dienstag  and  Mittwoch  sind  darauf  die  depotati  bei  dem  Erzbischof 
Ton  Salzborg  und  der  österreichischen  Gesandtschaft  gewesen,  der 
Erzbischof  erklärte,  er  sei  darauf  nicht  instruiert,  hätte  auch  keine  Nach- 
richt vom  Anmarsch  fremder  Truppen,  K.Mainz  gebe  die  besten  Versiehe- 
mDgeOy  er  wolle  aber  den  Vortrag  Oi  den  er  schriftlich  begehrte  und  erhielt, 
dem  Kaiser  Torstellen  nnd  die  Sache  recommendieren,  er  ermahnte  aber,  dar- 
über die  pnblicas  deliberationes  nicht  zu  unterlassen.  Die  österreichische 
Gesandtschaft  erwiderte  ähnlich,  erklärte,  dass  dieses  kein  ad  comitia  ge- 
höriges Ding,  Erfurt  kein  Stand  des  Reiches,  der  Kaiser  durch  die  Ca- 
pitnlation  in  dergleichen  Processen  gebunden,  auch  sonst  an  diesem  Handel 
ganz  nnschnldig  sei. 

Bei  Gravei  hat  die  Deputation  nicht  ausgerichtet  werden  können,  da 
derselbe  sich  mit  Unpässlichkeit  entschuldigte,  worauf  beschlossen  wurde, 
ihm  etwas  schriftlich  zu  schicken'),  mit  der  Bitte,  es  seinem  Könige  zu  re- 
commendieren. 


Dieselben  an  den  Karfürsten.     D.  Regensburg 
9./ 19.  September  1664. 

[Die  Erfurter  Sache.] 

Die  Erfurter  Sache  hat  wieder  veranlasst,  dass  in  den  anderen  Ge-  19.  Sept. 
Schäften  nichts  hat  gehandelt  werden  können,  da  die  Gesandten  der  Augä- 
borgischen  Gonfessionsverwandteu  Fürsten  continuierlicb  a  part  darüber  be- 
rathen  haben.  Am  30.  August  sind  im  Namen  derselben  Halberstadt, 
Würtemberg,  die  Fränkischen  Grafen  und  dicStädte  Regensburg 
und  Colmar  an  die  österreichische  Gesandtschaft  deputiert  worden, 
da  dann  von  Halberstadt  die  Sache  ausführlich  und  beweglich  Yorge- 
stellt  nnd  gebeten  worden  ist,  dieselbe  dem  Kaiser  schleunigst  zu  hinter- 
bringen und  zu  remonstrieren,  dass  mit  der  Execntion  zurückgehalten, 
super  paritione  erkannt  und  auf  allen  Fall  auf  Mittel  gedacht  werden  möge, 
die  einer  und  ander  zu  apprehendieren  nicht  Ursach  hätte;  man  sei  durch- 
aas nicht  gemeint,  die  Rechte  von  K.Mainz  in  £weifel  zu  ziehen.  Zu- 
gleich sind  ?on  der  gesamten  Augsburgischeu  Confessions verwandten  Ge- 
sandten Schreiben')  an  den  Kaiser,  K.Maiuz,  die  Reichskriegsraths- 
directoren  und  einige  ausschreibende  Fürsten  gerichtet,  auch  an  Gravei 

*)  S.  denselben  nnd  die  daraaf  von  dem  Erzbischpf  von  Salzburg  ertheilte 
BesolQtion  (d.  30.  Aagast  1664),  bei  v.  Schanroth  I  S.  527  ff. 

')  S.  Indicalns  rationom,  qaae  Cbristianissimae  soae  Regiae  Maiestati  per- 
saadeant,  ot  non  taotom  ab  opprimenda  civitate  Erfartensi  regias  maous  absti- 
Dere  sed  et  EmineDtissimo  d.  Electori  Moguptino,  ut  civitati  parcat,  anctor  esse 
Teilt,  bei  v.  Schanroth  I  S. 538 ff. 

^  S.  dieselben,  sämtlich  datiert  Regensbnrg  3./[13]  September  1664,  bei 
V.  Schanroth  I  S.  530 ff. 


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250  4*     ^^^  ADfaog  des  Regensborger  Reichstages. 

Information  gegeben  worden.  Die  Augsbargischen  Gonfessionsverwandten 
Fürstlichen  haben  auch  unterschiedlich  an  die  Katholischen  gebracht  0»  dass 
die  Erfnrter  Sache  im  Fürsteorath  conjnnctim  deliberiert  werden  möchte, 
allein  dieselben  haben  sich  dazu  nicht  bequemen  wollen,  theils  vorschützend 
Mangel  an  Instruktion,  die  Sache  gehöre  nicht  ad  comitia,  sei  schon  an 
den  Kaiser  ausgebracht  und  stünde  erst  dessen  Resolution  zu  erwarten, 
theils  gaben  sie  auch  vor,  dass  jeder  Fürst  berechtigt  sei,  seine  Unter« 
thanen  zum  Gehorsam  zu  bringen,  und  würde,  wenn  sich  andere  daraus 
hielten,  keine  Weitläufigkeit^  oder  Unruhe  im  Reiche  entstehen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D,  Regensburg 
16./ 26-  September  1664. 

[Die  Erfurter  Sache.] 

26.  Sept.  Wegen  der  Erfurter  Sache  haben  die  Augsbargischen  Gonfessions- 
verwandten Fürstlichen  auch  diese  acht  Tage  oft  berathen  und  haben  be- 
schlossen, dieses  Werk  sei  von  solcher  Wichtigkeit,  dass  es  vor  allen  an- 
deren in  den  drei  Reichsräthen  vorzunehmen  sei,  und  wird  das  Magdebur- 
gische Directorium  solchen  wiederholten  Beschluss  den  Katholischen  um- 
ständlich hinterbringen,  doch  steht  zu  vermuthen,  dass  sie  dieses  Begehren 
auch  jetzt  abzulehnen  suchen  werden.  Sonst  ist  nicht  zu  merken,  dass 
einige  Gesandten  zu  der  rechten  Realität  genugsam  instruieret,  und  werden 
auch  die  anmarschierenden  Truppen  durch  den  Kur-  und  Oberrheinischen, 
Niedersächsischen  und  Fränkischen  Kreis  ohne  Hinderung  gelassen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
20./ [30.]  September  1664. 

[Ges.  sollen  sich  Erfurts  annehmen,  doch  wegen  dieser  Sache  die  Beiobsdelibe- 
rationen  nicht  autgesetst  werden.] 

30.  Sept.  —  In  der  Erfurtischen  Sache  habt  Ihr  wohl  gethan,  dass  Ihr 
Euch  der  Stadt,  dass  dieselbe  a  banno  imperii  absolviret  und  -dass 
Chur  Mainz  von  der  yorhabenden  Militarexecution  abgemahnet 
werden  mochte,  mit  angenommen,  allermassen  wir  dann  auch  uns 
äusserst  angelegen  sein  lassen*),  Chur  Mainz  Ld.  von  solchen  Extre- 
mitäten abzumahnen.     Wiewohl  es  das  Ansehen  gewinnet,  dass  es 


0  S.  Eztractus  Fürstlicher  ProtocoUonim  dd.  3./ 13.  Sept  —  26.  Oct./5.  Nov. 
1664  betreffend  dasjenige,  was  wegen  der  Erfartischen  Sache  und  deren  Propo- 
sitiOD  auch  Inserirang  io  das  Cooclasom  zwischen  denen  Forstlich- Eyangelischen 
and  Catholischen  vorgegangeD»  bei  ▼.  Schauroth  I  S.  554  ff. 


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Die  Erfurter  Angelegeoheit.  251 

oanmehr  schon  so  weit  gekommen  und  die  Sache  nicht  zu  remediren, 
indem  die  Churmainzischen  Truppen  schon  wirklich  yor  die  Stadt 
gerückt  sein  auch  zwischen  ihnen  und  der  Stadt,  dem  eintreffenden 
Bericht  nach,  schon  viel  Hostilitäten  vorgegangen.  So  habet  Ihr  den> 
noch  darin  zu  continuiren  und  wie  dieses  Feuer  wieder  zu  leschen 
mit  anderen  Evangelischen  zu  überlegen,  gestalt  wir  solches  zu  Wege 
zu  bringen  ebenermassen  continuiren  und  unsem  Berleps  ')  an 
Chur-Mainz  L.  abgeschickt  haben.  Dass  man  aber  darumb  sich 
gar  def  Baths  enthalten  und  alle  andern  Sachen  wolle  stecken  lassen, 
davor  stehen  wir  an,  und  habet  Ihr,  wie  Ihr  solches  schon  wider- 
rathen,  zu  suchen  die  Evangelischen  zu  disponiren,  dass  sie  sich 
wieder  bei  den  ordinären  Berathungen  einfinden.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
23.  September  /  3.  October  1664. 

[Die  Erfurter  Sache.    Abschluss  des  Friedeos  mit  den  Türken.] 

Da  die  Evangelischen  und  Katholischen  in  ihrer  ungleichen  Meinung  3.  Oct. 
wegen  Vomehmang  der  Erfurter  Executions- Sache  verharren  und  jeder 
Theil  deswegen  absonderlich  zosammeokommt,  so  hat  nochmals  nichts  an- 
deres vorgenommen  werden  können.  Ein  kaiserliches  Decret  vom  20.  Sep- 
tember 1664^  verwirft  die  Parition  der  Erfurter  und  lässt  es  bei  der 
declaratio  bann!  bestehen,  wofern  nicht  die  Stadt  plene  pariere  und  E.Mainz 
als  pars  laesa  für  sie  intercediere. 

Von  den  Alliierten  ist  jetzt  die  Eidesformel  für  die  R.Krieg8räthe  fest- 
gestellt worden ;  es  dürfte  aber  der  ganze  punctus  assistentiae  und  also  auch 
diese  Dinge  ihre  abhelfliche  Maasse  erlangt  haben,  nachdem  heute  in  den 
Reicbscollegiis  durch  die  directoria  öffentlich  verkündigt  worden,  wie  der 
Friede  mit  den  Türken  geschlossen,  auch  die  Feindseligkeit  zwischen  den 
in  Ungarn  stehenden  Armeeen  bereits  aufgehoben  sei*),  und  sollten  die  con- 
ditiones  pacis  den  Ständen  ehest  communiciert  werden. 


*)  S.  ober  desseD  Sendaog  unten  Abschn.  G. 

^  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  den  £f.  von  demselben  Datum  unten 
Abacbn.  6. 

')  S.  die  Schreiben  des  Fürsten  Portia  an  die  Beichskriegsdirektoren  (d. 
Eberatorf  28.  September)  und  dieser  an  die  Reichstagsgesandten  (d.  Wien 
19./29.  September  1664)  Diar.  Burop.  XI  S.  501  ff.    Londorp  IX  S.  279. 


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252  ^'    Der  Anfang  des  Begensburger  Reicbetages. 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
30.  September/ 10.  Oetober  1664. 

[Wiederbeginn   der  ordentlichen  Reichstagsverhandlungen.    Die  jetzt  vorzuneh- 
menden Punkte.] 

10.  Oct.  Die  Bemühungen  der  Evangelischen,  die- Execution  gegen  Erfurt  zu 

verhüten,  sind  vergeblich  gewesen,  die  Feindseligkeiten  haben  schon  be- 
gonnen, die  französische  Cavallerie  steht  schon  vor  der  Stadt,  die  Infanterie 
marschiert  durchs  Würzburgische  dorthin. 

Die  ordentlichen  Deiiberationen  haben  wieder  begonnen,  auch  die  Evan- 
gelischen haben  sich  dazu  bequemt,  bei  der  Umfrage  im  Fürstenrath  über 
vier  vom  Herzog  Johann  Adolf  von  Holstein  übergebene  Punkte*) 
aber  haben  sie  in  ihren  votis  der  Erfurter  Sache  gedacht  und  die  Katho- 
lischen nochmals  vergeblich  ermahnt,  sich  mit  ihnen  zu  gemeinschaftlichen 
Schritten  bei  K.Mainz  zu  vereinigen. 

Da  sich  die  Conjuncturen  wegen  des  mit  den  Türken  geschlossenen 
Friedens,  über  welchen  verschieden  geurtheilt  wird,  merklich  geändert  haben 
und  von  der  Hülfeleistung  nicht  mehr  geredet  werden  darf,  woUen  nunmehr 
die  Evangelischen  punctum  securitatis,  restituendorum  et  gravaminum  and 
das  Polizeiwesen  vorgenommen,  auch  die  Capitulation  beschleunigt  und  also 
gegenwärtigen  Reichstag  continuiert  haben^  die  Catholischen  aber  erwäh- 
nen hievon  nichts  und  scheint,  dass  sie  die  Dissolution  dieses  Convents  ihnen 
nicht  möchten  zuwider  sein  lassen,  doch  soll  der  Erzbischof  von  Salzburg 
den  Winter  über  hier  ausz^halten  resolviert  haben. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
7./ 17.  Oetober  1664. 

[Streit  wegen  Erwähnung  der  Erfurter  Sache.    Anzeige  des  Friedens  mit 

den  Türken.] 

17. Oct.  Ueber  die  in   dem  Memorial  des  Herzogs  von  Holstein  enthaltenen 

Punkte  ist  es  noch  zu  keinem  Schluss  gekommen,  djEi  sich  Evangelische 
und  Katholische  wegen  der  von  den  ersteren  dabei  verlangten  Erwähnung 
der  Erfurter  Sache  nicht  haben  einigen  können'). 

Der  Kaiser  hat  betreffend  den  mit  den  Türken  abgeschlossenen  20 jäh- 
rigen Stillstand  und  dessen  Conditionen  an  den  Erzbischof  von  Salzburg 
ein  Schreiben  ^)  gerichtet  mit  Begehren,  solches  d^n  anwesenden  Qesandten 
mitzutheileh. 


»)  S.  Gemeiner  U  S.4. 

3)  S.  Gemeiner  H  S.  6ff.    v.  Schauroth  I  S.  5ö4ff. 

»)  D.  Ebersdorf  5.  Oetober  1664  Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.  136  ff. 


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Brledignog  der  Erfurter  Angelegenheit.     Der  Frieden  mit  den  Türken.     253 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
14/24  Oetober  1664 

[Schlichtung  des  Streites  zwischen  den  Evangelischen   und  Katholischen  über 
die  Erfnrter  Sache.    Die  neu  proponierten  Punkte.] 

Nachdem  die  Nachricht  der  üebergabe  von  Erfurt  eingetrofifen,  haben  24.  Oct. 
endlich  die  Eatbolischen  nachgegebea,  dass  dem  coDclaso  ^)  folgende  Worte 
beigerückt  würden:  „Es  haben  die  H.H.  Augsburgischen  Confessions  Ver- 
wandten in  ihren  votis  einige  ErlDnerungen  wegen  Erfurt  gethan,  hingegen 
aber  die  H.H.  Catholischen  es  bei  ihren  vorigen,  dieser  Sache  halber  ge- 
thaneo  Erklärungen  bewenden  lassen^,  und  dieses  ist  alles,  darum  man  sich 
und  die  übrigen  Reichsgeschäfte  in  die  siebente  Woche  aufgehalten.  Nach 
diesem  erfolgten  Vergleich  sind  in  allen  drei  RathscoUegiis  nachfolgende 
Punkte  proponiert  worden: 

1)  Wie  der  Herzog  von  Holstein,  welcher  Reisekosten  prätendiert, 

2)  Der  F.  Baden-Durlachsche  Secretarius,  der  dergleichen  und  einen 
Recompens  fordert,  zu  expedieren. 

3)  Wie  dem  Kaiser  wegen -des  notificierten  Friedens  zu  antworten. 

4)  Wie  es. mit  der  R.Rriegsraths-Directoren  und  Generalität  Erlassung, 
deren  rückständiger  Gage  etc.  und  Abführung  der  Völker  zu  halten. 

5)  Was  an  den  Gen.  Kriegs- Commissarius  zu  schreiben. 

Beschlüsse  darüber  sind  noch  nicht  zustande  gekommen.  Da  Kf.  beim 
Kreiscorpo  nicht  concurriert,  ist  von  ihnen  zu  dem  allermeisten  wenig  ge- 
sagt worden,  da  sie  decisive  hierüber  nicht  votieren  können. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
21./ 31.  Oetober  1664. 

[Beschwerden  über  den  vom  Kaiser  eigenmächtig  geschlossenen  Frieden.    Fort- 
setzung des  Reichstages.] 

Alle  dem  Türkenkriege  noch  anhängende  Dinge  sind  erörtert  und  abgethan  31.  Oc. 
worden '),  auch  das  Gluckwunsch-  und  Dankschreiben  an  den  Kaiser  wegen 
des  getroffenen  Stillstandes  ist  schon  abgegangen,  es  hat  deswegen  einige 
Difficultäten ')  gegeben,  da  mehrere  Fürstliche  mit  dem  gemachten  Frieden 
nicht  zufrieden  gewesen  und  in  ihren  Votis  erwähnt,  der  Kaiser  hätte  vorher 
den  Ständen  von  den  vorseienden  Traktaten  Mittheilung  machen  und  ihre  Mei-  . 
nung  und  Gutachten  einholen  sollen,  im  kurfürstlichen  Colleg  hat  der  K.Cöl- 
niscbe  dergleichen  vorgestellt,  doch  ist  er  von  niemand  secundiert  worden 
uud  ist  es  dabei  geblieben.  Nach  geendigter  Umfrage  im.Fürstenrath  hat 
dns  österreichische  Directorium  glimpflich  auf  jene  Anschuldigungen 

0  d.  15./2Ö.  Qctober  1664  (Londorp  IX  S.280f.),  s.  v.  Schauroth  I  S.  588  f. 
^  8.  den  Reichsschluss   vom  19./29.   Oetober  1664  (Londorp  IX  S.  283. 
Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.  138 ff.). 
')  S.  Gemeiner  II  S.  8. 


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254  4.    Der  ÄDfaog  des  RegeDsbarger  Reichstages. 

geantwortet  0*  Der  Kaiser  hat  darch  dasselbe  yersichern  lassen ,  er  wolle 
cooperieren,  dass  trotz  des  erlangten  Friedens  die  veranlassenden  Materien 
angegriffen,  ausgearbeitet  bnd  also  der  Reichstag  ferner  continniert  werde. 


Dieselben  an  den  Kurflirsten.     D.  Regensburg 
28.  October  /  7.  November  1664. 

7.  Noy.  Die  Angsbnrgischen  Confessionsverwandten  nnd  die  Katholischen  kom- 
men der  Capitalation  wegen  absonderlich  zusammen,  die  auf  die  Religion 
bezüglichen  Dinge,  welche  einzurücken  begehrt  werden,  zu  überlegen. 


Dieselben  an  den  Kurflirsten.    D.  Regensburg 
4./ 14.  November  1664. 

[Wiederaufnahme  der  Berathangeo  aber  die  Wahlcapitnlation.  E.Cölns  Antrag, 
wegen  des   vom  Kaiser  eigeomächtig  geschlossenen  Friedens  Klage  %n  fahren.] 

14.  Nov.  Auf  das  Drängen  der  Evangelischen ,  welche  deswegen  eine  Deputation 

an  den  Erzbischof  von  Salzburg  geschickt,  haben  die  Katholischen  die 
Berathnng  der  Capitulation  Sonnabend  wieder  aufgenommen,  haben  aber 
beschlossen,  die  Hauptsachen,  das  prooemium,  den  epilogus,  die  electia 
regis  Romanorum  und  bannum  bis  zuletzt  zu  lassen,  trotzdem  Ges.  dagegen 
remonstriert.  Ebensowenig  konnten  Ges.  am  Montag,  bei  der  BerathuQg 
des  Postwesens,  mit  ihrem  Widerspruch  dagegen,  dass  dasselbe  ein  regale 
und  reservatum  Caesaris  sei,  oder  wenigstens,  dass  auch  ein  künftiger  Kai- 
ser dasselbe  haben  müsste,  durchdringen.  De  modo  deliberandi  et  tractandi 
capitulationis  materiam  ist  abermals  geredet,  aber  zwischen  beiden  Parten 
im  Fürstenrath  noch  nichts  verglichen  worden,  die  Evangelischen,  mit  ihnen 
auch  Ges.,  bleiben  dabei,  dass  alles  extra  plenum,  wie  angefangen,  zu  trac- 
tieren  und  zu  schliessen  sei,  die  anderen  wollen  es  dagegen  in  pleno  haben. 
Wenn  sonst,  wie  aus  allen  bisher  vorgegangenen  Dingen  zu  seheti,  das 
kurf.  Collegium  mit  den  Katholischen  allein  zu  thun  hätte,  würde  alles,  wie 
es  vor  diesem  gewesen,  bleiben,  wie  denn  die  geistliche  Bank  allemal,  wenn 
die  Weltlichen  darauf  gedrungen,  es  mit  Stillschweigen  übergangen ,  auch, 
dass  sie  es  vornehmen  müssten,  fast  genöthigt  sind. 

K. Göln  hat  beantragt,  alle  Kurfürsten  sollten,  wenn  sie  dem  Kaiser 
zu  dem  Frieden  gratulierten,  eine  kleine  Ahndung  thun,  dass  solcher  ohne 
des  kurfürstl.  Gollegii  Vorbewusst  und  Rath  eingegangen  sei. 


1)  Schriftliche  loförmation  des  Hochl.  Oesterreichischen  Directorii  an  den 
Fürstenrath  auf  dem  Reichstag  in  Regensburg  von  den  Ursachen  des  mit  den 
Türken  in  Ungarn  geschlossenen  Stillstands  (d.  14. /24.  October  1664)  Diar. 
Enrop.  XI  S.  508ff.    I^ondorp  IX  S.  d09ff. 


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WahlcapitolatioD.    PoDCtas  rettitoeDdonim.     Türkenfrieden.  255 

Dieselben  an  den  Knrftirsten.     D.  Regensbnrg 
11./21.  November  1664. 

[VerhaodliiogeD  dber  den  punetns  restitaendonim  nod  aber  die  WahleapitalatioD.] 

EndHch  Mittwoch  den  9./ 19.  Nofember  siDd  die  ^choo  anf  Yorigem  21.  Nov. 
Reichstage  ad  punctiim  restitoeDdoram  Deputierten  (daronter  ans  dem  kor- 
färstliohen  Goliegiom  auch  Brandenburg)  zubammmen  gekommen  und  ha- 
ben gemäss  dem  bereits  am  24.  October  1663  gemachten  conrlnsnm  be- 
schlossen, dass  die  zu  Frankfurt  gewesenen  Deputat!  Relation  erstatten 
sollen I  was  Yorgegangen  und  warum  man  dazumal  nichts  frnchtbarliches 
habe  ?errichten  können.  Es  ist  wenig  Aussicht  auf  einen  erwünschten  Aus- 
gang dieser  Sache. 

Die  Katholischen  sind  nunmehr  mit  ihren  monita  wegen  der  Capitnla- 
tioo  fertig,  haben  aber  die  wichtigsten  Punkte  unerörtert  gelassen.  In  der 
Postsache  haben  Ges.  verlangt,  dass  dem  Kf.  in  seinen  Landen  allein 
das  Recht  zustehen  sollte,  dessen  sich  der  Kaiser  in  seinen  Erbländem 
im  Postwesen  bediente,  der  österreichische  Gesandte  Hess  sich  gar 
freundlich  femehmen,  doch  ist  es  bei  allgemeinen  Vertröstungen  geblieben. 

Der  Ertbischof  von  Salzburg')  bt  nach  Hause  gereist,  hat  aber  er- 
klärt, in  kurzem  wieder  zurückzukehren. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  [s.  1.].    15. /[25,]  No- 
vember 1664. 

[iof  di^  Relation  vom  4./14.  November.    Poatwesen.    Kf.  billigt  die  Art  des 

Friedensschiasses.] 

Wegen  des  Postwesens  kann  er  nicht  einräumen,  dass  es  ein  solch  25.  Nov. 
ResefTatum  imperatorum  sei,  dass  den  Ständen  deswegen  in  ihren  Landen 
tlle  Disposition  benommen  würde;  der  Kaiser  habe  seine  Erblande  selbst 
?on  dem  Reichspostamt  ezimiert,  daher  könne  er  dieses  anderen  Kur-  und 
Fürsten  nicht  absprechen. 

Ob  aber  bei  Ihr.  Keys.  M.  Anhang  zu  thun,  dass  sie  vor  Schlies- 
sung des  Friedens  von  dem  kurfUrstlichen  Collegium  kein  Gutachten 
begehret,  dabei  stehen  wir  an.  Der  Krieg  ist  bisher  hauptsächlich 
nur  I.  K.  M.  wegen  Ungern  angegangen,  und  hat  das  Reich  nur  Hülfe 
geleistet,  die  Stände  selbst  haben  das  Subsidium  nur  pro  yoluntario 
gehalten  —  and,  das  das  Principaliste  ist,  so  wollen  in  Kriegssachen 
die  Zeiten  nicht  zulassen,  weitläufige  consultationes  anzustellen  und 
vieler  abwesender  Stände  Gutachten  einzuholen.  —  Wir  haben  auch 


>)  S.  Diar.  Enrop.  xn  S.  2r. 


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256  4-    I^oi*  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

I.  K.  M.  zu  dem  Frieden  schon  gratuliret ')  und  desgleichen  werden 
andere  unsere  Herren  Mitchurfttrsten  ohne  Zweifel  auch  schon  gethan 
haben.  —  Daher  wir  davor  halten,  dass  man  damit  zurückzuhalten, 
in  noch  mehrer  Erwegung,  dass  I.  K.  M.  auch  darumb  die  Traktaten 
geheim  gehalten,  damit  dadurch  die  Stände  durch  geschöpfte  Hoffnung 
des  Friedens  nicht  in  dep  Deliberationen  und  Fortsetzung  der  Kriegs- 
rüstungen  schläfferig  gemacht  werden,  welche  considerationes  uns  dan 
dahin  bewogen,  dass  wir  I.  K.  M.  in  diesem  Punkt  wohl  entschul- 
diget nehmen.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  23.  November  / 
3.  December  1664. 

[Abführung  der  Besatzang  ans  Erfart.] 

3.  Dec.  Da  trotz  der  vor  erfolgter  Reduction  Yon  Erfurt  sowohl  von  K.Mai  nz 

als  auch  von  K.Sachsen  und  deol  Kaiser  gemachten  Hoffnung,  dass  so* 
bald  die  Stadt  zur  Parition  und  Submission  gebracht,  das  fremde  Kriegs- 
volk wieder  abgeführt  und  alles  in  vorigen  Stand  gesetzt  werden  solle,  eine 
ansehnliche  Besatzung  französisch^  nnd  kurmainzischer  Völker  bis  dato  in 
der  Stadt  gehalten  wird,  welches  den  im  Kreise  und  den  benachbaiien  Stän- 
den  kein  geringes  Nachdenken  billig  verursacht,  so  sollen  Ges.  deswegen 
mit  den  Gesandten  der  hierbei  interessierten  Häuser,  namentlich  mit  den 
knr-  nnd  fürstlichen  Sächsischen  communicieren  nnd  mit  denselben  über- 
legen, wie  K.Mainz  dahin  zu  disponieren  sei,  diese  ansehnliche  Besatzung 
ans  der  Stadt  abzuführen^).  Was  dazu  gut  befunden  wird,  sollen  sie  mit 
allem  Eifer  nnd  Ernst  befördern. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
25.  November  /  5.  December  1664. 

[Die  Wahlcapitolation  soll  im  plenüm  des  Ffirstenratbes  weiter  behandelt  werden.] 

5.  Dec.  Im  Fürstencolleg  ist  von  Geld-  nnd  Proviantrechnungen  und  den  Prä- 

tensionen einiger  Officiere  und  Bedienten  gehandelt  und  fast  alles  abgethan 
worden^.  Wegen  der  Capitulation  haben  Evangelische  nnd  Katholische  zu 
keiner  durchgehenden  Conformität  gelangen  können,  haben  daher  beschlossen 


0  S.  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  Kaiser  vom  20./ 30.  October  1664  anten 
Abschn.  5. 

^  8.  die  Schreiben  des  Ef.  an  K.Mainz  und  an  Herzog  Aognst  yod 
Sachsen  vom  23.  November / 3.  December  1664  unten  Abschn.  6. 

^  8.  Gemeiner  II  8.  Uff. 


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Erfurter  Sache.     Wablcapitnlation.  257 

um  die  Sache  nicht  länger  aafzahalten,  dass  ein  jeder  seine  Meinung  in 
poblico  sagen  möchte;  auch  die  übrigen  korfürstlicben  Gesandten  haben 
darein  gewilligt,  in  der  Hoffnung,  die  Katholischen  geistlichen  wurden  es 
dorcbgehend  mit  den  Kurfürstlichen  halten  und  also  die  migora  machen. 
Es  dürfte  aber  mit  nichten  erfolgen,  da  nicht  wenige  derselben  sich  mit 
Salzburg,  welches  ad  partes  Evangelicorum  ziemlich  incliniert,  confor- 
mieren  ^). 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
26./ 16.  December  1664. 

Mnteria  capitulationis  ist  noch  im   vorigen  Stande;  Ges.  haben  aber  16.  Dec. 
otjterdessen  das  Werk  ganz  in  der  Stille  so  herumgeworfen,  dass  die  meis- 
ten im  Fürstenrath  und  auch  die  Kurfürstlichen  das  Werk  nur  extra  plenum 
Tornehmen  wollen. 

In  puncto  restituendorum  ist  nichts  geschehen,  auch  die  Relation  an 
die  3  Reichscollegia  ?on  den  früheren  Deputatis  nicht  verglichen,  viel  we- 
niger abgestattet,  und  hat  man  etliche  Tage  her  die  Proviantrechnung 
durchgesehen. 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cölo  5./ [15.]  December  1664),  wenn  es  nicht  an- 
ders zu  verbäten  sei,  wolle  aoch  er  in  die  Berathnog  darüber  in  pleno  willigen, 
er  halte  es  auch  nicht  für  rathsam,  über  die  quaestiones  praejodicialies  viel  Dis- 
patierens  zu  machen,  Ges.  sollten  nur  dahin  wirken,  dass  den  Kurfürsten  ihre 
althergebrachten  Vorrechte  und  das  jus  adc^pitalandi  verblieben. 


Ilater.  s.  Qescb.  d.  0.  Karfureten.    XI.  17 


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Anhang 

Die  Obersächsischen  Kreistage  zu  Leipzig  (October  1663  und 

Juni    1664)    und    die   Zusammenkünfte    der    Kurfürsten    von 

Sachsen  und  Brandenburg  zu   Torgau   und  Berlin  (Deeember 

1663  und  Mai  1664). 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  3./[13.]  Juli  1663. 

[Vorschlag  der  BernfoDg  eines  Obersäcbsischen  Kreistages.] 

13.  Juli.  Er  zweifelt  nicht,  dass  der  kaiserliche  Abgesandte  Graf  Isola  bereits 

in  Königsberg  augelangt  und  bei  Kf.  dieselben  Anträge  auf  Snceurs  bei  der 
Türkengefahr  wie  Graf  Dietrichstein  bei  ihm  gestellt  haben  werde.  Ob- 
gleich er  sich  nach  Gelegenheit  der  Zeit  und  Beschaffenheit  zn  etwas  er- 
klärt hat^),  anch  solches  anfzubringen  im  Werk  begriffen  ist,  hat  der  Kai- 
ser anfs  nene  durch  ein  Handschieiben  vom  23.  Jnni  nm  Beschlennigang 
der  Hülfe  nachgesucht.  Da  auch  der  Obereächsische  Kreis  durch  die  Tür- 
kengefahr bedroht  ist,  anf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  aber  es  sehr 
langsam  and  wnnderlich  zugeht,  so  beabsichtigt  er  eine  Versammlung  der 
Obersächsischen  Kreisstände  zu  berufen,  bittet  Kf.  ihm  seine  Gedanken 
darüber  za  eröffnen. 


')  Laut  dem  beiliegenden  Dankschreiben  des  Kaisers  vom  23.  Juui  hatte 
sich  K.Sachsen  zur  Lieferang  von  300  Centner  Pulver  und  zur  Stellung  einer 
Compagnie  Reiter  von  125  Mann  und  von  1000  Mann  zu  Fass  erboten.  Dem 
Wunsche  des  Kaisers  entsprechend,  welcher  erklärte,  dass  ihm  bei  diesen  Con- 
janctnren  mit  Fussvolk  mehr  gedient  sei,  schickte  er  nachher  ein  Regiment  Fuss- 
volk  (1174  Mann  in  G  Compagnieen),  welche,  nachdem  sie  am  16.  September  von 
dem  Kurfürsten  zu  Torgau  gemustert  waren,  am  26.'  September  den  Marsch  nach 
Ungarn  antraten,  s.  Schuster  und  Francke,  Geschichte  der  sächsischen  Armee 
I  S.  85. 


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Berafan^  eines  Obersächsischen  Kreistages.  259 

Der  Kurfürst  an  den  Kurflirsten  von  Sachsen'). 
D.  Königsberg  31.  Juli  1663. 

(auf  das  Schreiben  vom  3./ 13.  Juli.     Vorschlag  einer  Verständigoog  der   Kur- 
fürsten untereinander.    Zastimmnng  zur  Berafang  eines  Kreistages.] 

Ef.  dankt  für  die  Mittheilang  und  dass  E.Sachsen  sich  die  nngewöhn-  31.  Jali. 
liehe  Art  zo  Regensbnrg  zu  Herzen  nehme.  Da  man  dort,  wie  er  höre, 
den  Fnndamentalgesetzen  und  drm  statni  reipnblicae  Romanae  zuwider- 
laufende und  vornehmlich  die  Eurfürsten  und  deren  Präeminenz  tonchierende 
Dinge  vorhabe,  so  werde  ohne  Zweifel  E.Sachsen  eine  rechtschaffene 
vertrauliche  Corre>poudeuz  zwischen  den  Eurfürsten  darüber  für  nöthig  er- 
achten, wie  die  Sache  recht  anzugreifen  und  ob  man  hieraus  a  part  oder 
coUegialiter  oder  durch  Schickung  sich  unterreden  solle,  auch  was  sonst 
mehr  dabei  zu  beobachten  sein  werde,  damit  die  Harmonie  im  Reiche  er- 
halten werde.    Mit  der  Berufung  des  Ereistages  ist  er  einverstanden  *). 


Instruktion  für  den  Geh.  Hof  und  Kammergerichts  Rath,  auch 
Vicekanzler  zu  Cöln  a.  d.  Spree,  Lucius  v.  Rahden  auf  den 
Obersächsischen  Kreistag.     D.  Königsberg  24./ 14.  Sep- 
tember 1663. 

[Sicherang  des  Kreises,  schlennige  Entsendang  der  noch  rückständigen  Kreis- 
trappen.] 

Ef.  hat  dem  Eaiser  schon  1000  Musketiere,  600  Dragoner  und  500  24.Sept 
Reiter  zu  Hülfe  geschickt,  will  auch  ferner  sowohl  daselbst  als  bei  dem 
Obersächsischen  Ereise  das  Seinige  thun.  Das  Werk  ist  so  beschaffen, 
dass  mau  sich  durch  lange  Deliberationen  nicht  aufhalten  darf,  das  beste 
ist,  jeder  Stand  soll  das  Seinige  so  beitragen  und  eine  solche  Mannschaft 
an  die  Hand  schaffen,  welche  zu  Sicherung  der  Grenzen  ausreicht,  und  diese 
Mannschaft  soll  aus  des  Ereises  Mitteln  unterhalten  werden,  dabei  aber  ist 
nicht  nöthig,  kostbare  Generale  und  andere  hohe  Officiere  zu  bestellen,  falls 
nicht  das  Defensionswerk  zu  extendieren  sei  und  die  Nothdurft  eine  stärkere 


^)  Schon  vor  Empfang  des  Schreibens  vom  13.  Juli ,  das  erst  am  25.  JaÜ  in 
Königsberg  anlangte,  hatte  Kf  seinerseits  (d.  Königsberg  20.  Juli  1663)  K.- 
Sachsen mitgetheilt,  dass  er  Anstalten  treffe,  dem  Kaiser  Hälfe  za  senden 
und  seine  Lande  in  Vertheidigangszustand  za  setzen,  and  angefragt,  welcher 
Hälfe  er  sich  im  Nothfalle  von  demselben  zu  versehen  habe  and  ob  and  was  er 
meine,  dass  dieses  Punktes  halber  im  Kreise  za  berathschlagcn  und  za  tban  sei. 

^  K.Sachsen  theilt  darauf  Kf.  mit  (d.  Dresden  2./12.  September  1663),  dass 
er,  zamal  nachdem  durch  den  Einbrach  der  Tataren  in  Mähren  alle  benach- 
barten Lande  in  Schrecken  gesetzt  seien,  den  Kreistag  nach  Leipzig  auf  den 
27.  September  berufen  habe. 

17* 


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260  ^'    I^er  Anfang  des  Begensbnrger  Reichstages.    Anhang. 

Verfassung  erforderte.  Zugleich  soll  er  erinnern,  dass  die  Stände,  welche 
dem  Kaiser  noch  keine  Hülfe  geschickt,  dieselbe  auf  das  äusserste  beschlea- 
nigen  mögen.  Sollte  weiteres  vorgebracht  werden,  so  hat  er  sich  defectu 
mandati  nnd  dass  dem  Ef.  das  Ausschreiben  erst  am  23./ 13.  zugekommen 
sei,  zu  entschuldigen. 


Kreisabschied  des  Obersächsischen  Kreistages. 
D.  Leipzig  10./[20.]  October  1663, 

[Kreisverfassnng  nach  dem  Triplam.    Ahweisong  an  die  Gesandten  in  Regensbarg. 

Zahlung  vorläufig  eines  Romermonates  zar  Kreiskassc] 

* 

20.  Oct.  Zur  Vertheidigung  des  Kreises  ist  das  Triplum  des  auf  dem  Kreistage 
1657  festgesetzten  Simplum,  das  ein  jeder  Stand  bereit  halten  solle,  bewilligt 
worden ;  jeder  Stand  soll  sein  Gontingent  an  Volk  i)  möglichst  schnell,  spä- 
testens binnen  2  Monaten  aufbringen,  dem  Kreisobersten  Anzeige  davon 
machen  und  dessen  Ordre  wegen  der  Zusammenführung,  Verpflichtung  nnd 
Musterung  erwarten;  zugleich  sollen  die  Stände  ihre  Unterthanen  mit  Ge* 
wehr  versehen  und  dann  fleissig  exercieren  lassen,  damit  sie  im  Nothfall  auf- 
geboten werden  können,  ihre  Grenzen  und  Festungen  wohl  besetzen  und  auf 
unbekannte  Reisende  und  durchstreichende  Leute  fleissige  Aufsicht  halten. 

Es  ist  eine  Liste  der  Officiere  uhd  Gemeinen,  wie  stark  die  Regimenter 
sein  nnd  welche  Stände  ihre  Völker  zusammenführen  sollen,  wie  viel  davon 
unter  jede  Compagnie  und  Fähnlein  zu  bringen,  was  einem  jeden  zum 
monatlichen  Sold  zu  geben,  und  wie  es  mit  der  Artillerie,  Munition  und 
anderem  zu  halten,  gemacht  worden. 

Jeder  Stand  hat  sein  Gontingent  selbst  zu  unterhalten,  doch  soll  das- 
jenige, was  in  gemein  auf  hohe  Befehlshaber,  Stabspersonen  und  andere 
Kriegsbediente,  Artillerie,  Munition,  Kundschaft  und  anderes  aufzuwenden, 
in  gemein  nach  dem  Anschlag  eines  jeden  entrichtet  werden. 

Sollte  die  Gefahr  sich  vergrössern  und  die  türkischen  Truppen  weiter 
einbrechen,  so  ist  dem  Kreisobersten,  Nach-  und  Zugeordneten  anheim- 
gestellt, einen  Theil  des  Fussvolks  in  Dragoner  zu  verwandeln. 

Um  schnelle  und  zuverlässige  Nachricht  von  den  Kriegsereignissen  zu 
erhalten,  soll  eine  Gorrespondenz  mit  dem  Statthalter  in  Prag  nnd  dem 
Oberamt  in  Schlesien  eingerichtet  und  Gorrespondenten  an  verschiedenen 
Orten  bestellt  werden. 

Ein  Kreiszahl-  und  proviantmeister  soll  bestellt  werden.  Die  Gesand- 
ten in  Regensburg  sollen    von    ihren  Principalen  Befehl  erhalten,  den 

1)  Der  Anschlag  nach  dem  Triplam  betragt  im  ganzen:  807  Mann  z.  Boss, 
3513  z.  Fuss,  23736  Rthlr.,  davon  fallen  auf: 

K.Brandenburg  180  z.  R.  831  s.  F.  5484  Bthlr. 

Pommern  102     ,  600     ,  3624       , 

Cammin  18     ,  84    ,  552       , 


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Ob«rsicktischer  KreisUg  za  Leipzig.  261 

panctum  secaritatis  aufs  schleonigste  abzuhandeln  and  so  die  wirkliche 
Hölfeleistong  desto  eher  zu  stände  tu  bringen. 

Die  benachbarten  Kreise  sind  zum  Beistand  aufzufordern. 

Ein  Römermonat  soll  spätestens  innerhalb  2  Monaten  in  die  Kasse 
gezahlt  nndy  da  dieses  wahrscheinlich  nicht  zureichen  wird,  Ton  dem  Kreis- 
obersten, aaf  vorhergehende  Communication  mit  den  Nach-  und  Zngeordne- 
teo,  noch  ein  oder  zwei  Monate  ausgeschrieben  werden. 

Diese  Yerfassnog  soll,  wenn  die  Gefahr  durch  Friedenshandlung  oder 
sonst  sich  endigen  sollte,  auch  ihre  Endschaft  erreichen. 

Die  Stadt  Erfurt  soll  durch  ein  Schreiben  ermahnt  werden,  mit  Geld, 
Geschütz  und  dergl.  zu  dieser  Verfassung  beizutragen. 


Aas  y.  Rahdens  Relation.    D.  Leipzig  ll./[21.]  October  1663. 

5./15.  October  ist  auf  die  Frage,  ob  diese  Hülfe  im  Kreise  zu  behalten  21.0ct. 
oder  dem  Kaiser  auf  Begehren  etwas  davon  zu  schicken  sei,  per  m^jora  be- 
schlossen, dass,  wenn  die  deliberatioues  auf  dem  Reichstage  sich  verzögerten 
ond  der  Kaiser  in  äusserster  Gefahr  Hülfe  begehrte  und  die  benachbarten 
Kreise  sich  dazu  auch  verstehen  wollten,  der  Kreisoberste  solches  den  an- 
deren Kreisständen  notificieren  und  nach  deren  eingelangter  Meinung  mit 
dem  Nach-  und  Zugeordneten  einen  Schluss  wegen  Zuschickung  der  Hülfe 
machen  solle.  Doch  soll  dieser  Schluss  dem  Kreisabschiede  nicht  inseriert 
werden,  damit,  weil  derselbe  dem  Kaiser  zugesendet  wird,  dieser  nicht 
Anla&s  nehme,  die  in  eventum  gewilligte  Hülfe  sofort  zu  begehren. 

7./17«  October  wird  beschlossen,  den  Kaiser  in  einem  Schreiben  zu  er- 
suchen, dass  die  Ezecntion  wider  Erfurt  etwas  suspendiert  und  nicht 
K.Mainz,  sondern  dem  Obersächsischen  Kreise  befohlen  werden  möchte. 

10./20.  October  wird  beschlossen,  zwei  Schreiben  an  Erfurt  zu  richten, 
in  dem  einen  die  Stadt  um  Beitragung  zur  Defension  dieses  Kreises,  in  dem 
anderen  ')  zu  Parition  der  zwischen  ihr  und  K.Mainz  publicierten  ürtheile 
anzumahnen. 

Die  Lüneburgiscben  Gesandten,  welche  für  Walkenried  an  dem 
Kreistage  Theil  nehmen,  haben  in  voto  Erwähnung  gethan,  dass  eine  ge- 
nauere Correspondenz  zwischen  diesem  und  dem  Niedersächsischen  Kreise 
gestiftet  werden  möchte,  und,  als  solches  von  den  anderen  nicht  attendiert 
worden,  von  Rabden  privatim  begehrt,  solches  dem  Kf.  zu  berichten. 


1)  Beide  sind  datiert  Leipzig  10./[20.]  October  1663,   das  letztere  gedrockt 
Diar.  Europ.  X  S.  759.    Londorp  Vm  S.  935f. 


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262  ^-    ^^^  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages.    Anhang. 

Kui-ftirst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
'  D.  Dresden  2./[12.]  December  1663. 

[Sendung  Pfluges  v.  Kottwicz  behufs  näherer  Verabredung  über   die  gewänschte 
persönliche  Zusammenkunft.] 

12.  Dec.  Er  hat  aus  der  Relation  seines  Geh.  Kriegsraths  und  G.  Wachtmeisters 

Wolf  Christoph  v.  Arnimb*)  sieh  vergewissert,  dass  Kf.  wünsche  >), 
wegen  erforderter  persönlicher  Erscheinung  auf  dem  Reichstage  und  auch 
wegen  anderer  die  Wohlfahrt  des  Reiches,  insonderheit  auch  die  Angelegeo- 
heiten  des  kurfürstlichen  collegii  conrernierenden  Materien  mit  ihm  zu  coii- 
ferleren.  Auch  er  selbst  verlangt  nicht  weniger  danach,  ehe  er  sich  auf  die 
Reise  dorthin  begebe,  sich  mit  Kf.  vertraulich  zu  besprechen,  und  da  Kf. 
ihm  die  Bestimmung  von  Ort  und  Zeit  anheirpgegeben,  so  sendet  er  behufs 
näherer  Verabredung  seinen  Kämmerer  und  Trabanten -Hauptmann  Hie- 
ronymus  Siegmund  Pflug  zu  Kottwicz^). 


Actum   Torgau  18./ [28.]  December  hora  3  postmeridiana  auf 

churfürstlichem  Schloss  in   des  Freih.  v.  Schwerin   Gemach. 

Praes.    Churf.    Sachs.    Geh.    Rath    Freiherr    v.    Frisen    und 

0.  Präs.  Freih.  v.  Schwerin. 

28.  Dec.  V.  Schwerin  erinnert  an  die  vor  6  Jahren  zu  Lichtenberg  zwischen 

beiden  Kf.  gehaltene  Zusammenkunft*),  welche  die  einstimmige  Wahl  des 
jetzigen  Kaisers,  Beendigung  des  damaligen  Krieges  und  andere  segens- 
reichen Folgen  gehabt  habe,  daher  habe  auch  Kf.  diese  Zusammenkunft 
gewünscht.  Derselbe  verspüre  zu  seinem  Leidwesen  auf  dem  Reichstage 
sehr  wenig  Ernst  bei   dem  Defensionswerk  und  der  Beförderung  des  vom 


*)  (Jeher  die  YerhandluDgen  mit  demselben  fiüdet  sich  nur  folgende  Notiz 
io  dem  Geheimeoraths- Protokoll  vom  21.  November/ 1.  December  1663:  «Reso- 
latioD,  80  H.  Hoverbeck  dem  K. Sächsischen  Abgeschickten  H.  v.  Aroheim 
geben  soll:  dass  S.  Cbf.  D.  hätten  wünschen  mögen,  dass  es  ihr  möglich  wäre, 
da  sie  nar  erst  ibs  Land  kommen,  solche  ferne  Reise  dabin  za  thon,  warde  ihr 
lieb  sein,  wenn  gleichwohl  K.Sachsen  dabin  ziehen  mochte  nod  des  Reiches  Beste 
befördern.  Wegen  K.Mai dzs  Sache  mit  Erfurt  hatte  man  ihm  geschrieben,  da- 
fern  es  auch  -begehrt  würde,  wollten  S.  Chf.  D.  alle  gute  officia  auch  media- 
toria  anwenden.  *" 

>)  Schon  in  einem  Schreiben  an  K.Sachsen  vom  15./ 25.  November  spricht 
Kf.  die  Hofifoung  aus*  es  werde  die  von  ihm  jungst  vorgeschlagene  persönliche 
ZuBammenkooft  bald  stattfinden. 

>)  Kf.  erwidert  (Gölo  8./18.  December  1663),  er  habe  nach  Besprechnog  mit 
Kottwicz  beschlossen,  sich  am  18./2Ö.  bei  K.Sacbsen  io  Torgau  einzofiodeo. 

*)  December  1657,  s.  Pnfeodorf  1.  VII  §  33  (S,  417 f.).  ürk.  u.  Akt.  VUI 
S.  470. 


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ZusammeDkunft  zu  Torgan.  263 

Kaiser  begehrten  Saccurses,  es  sei  zu  besorgen,  dass  der  Winter  verfliessim 
werde;  oline  dass  dieses  wichtige  Werk  zur  Richtigkeit  gelange.  Bei  den 
dem  Reiche  aber  nicht  nur  von  den  Türken,  sondern  auch  ?on  andern  be- 
nachbarten Kronen,  welche  stark  rüsteten,  drohenden  Gefahren  achte  sich 
Kf.  verpflichtet,  die  Sache  mit  behörigem  Nachdruck  zu  befördern  und  bitte 
K.S.  ihm  zu  eröffnen,  wie  dies  Werk  am  füglichsten  anzugreifen  sei.  Kf. 
wünsche  zu  wissen,  ob  K.S.  allein  zu  Richtung  eines  ezercitus  oder  allein 
zu  einer  Geldhülfe  oder  theils  auf  Geld,  theils  auf  Volk  incliniere^  was  er 
ferner  wegen  des  Hauptes,  dessen  Commando  das  Heer  zu  untergeben,  für 
Absichten  hätte.  Weil  auch  bei  einer  Armee,  wozu  ein  jeder  Stand  seine 
Leute  schickt,  vielfältige  confusiones  iiothwendig  entstehen,  ob  es  nicht 
am  rathsamsten  sei,  mit  dem  Haupte,  welchem  die  Armee  nntergeben  wer- 
den solle,  zn  capituiieren,  dass  derselbe  die  Armee  selbst,  jedoch  unter 
des  Reiches  Pflichten  werbe. 

2)  Da  aber  die  Erfahrung  bezeuge,  dass  es  mit  solcher  allgemeinen 
Hülfe  langsam  zugehe,  die  Gefahr  aber  den  Landen  beider  Kurfürsten  am 
nächsten  sei,  so  fragt  er  an,  ob  sie  nicht  zur  Defension  der  Grenze  ent- 
weder allein  oder  mit  Zuziehung  einiger  Nachbaren  auf  eine  Verfassung 
bedacht  sein  wollten,  und  was  K.S.  solchen  Falles  wegen  Anzahl  der 
Mannschaft  und  sonst  conditionieren  wolle. 

3)  Da,  wie  die  Reichstagsakten  ergeben,  das  einmüthige  Zusammen- 
gehen der  Reichsstände  auch  dadurch  gehindert  wird,  dass  zwischen  dem 
kur-  und  dem  fürstlichen  Collegium  allerhand  Streitigkeiten,  namentlich 
wegen  der  verlangten  capitulatio  perpetua,  vorfallen,  so  sieht  Kf.  zwar^), 
wie  wenig  die  Prätensionen  des  fürstlichen  Collegiums  fundiert  sind  und 
man  ihnen  schon  soviel  zugeständen  hat^  dass  sie  damit  zufrieden  sein 
könnten.  Da  er  aber  fürchtet,  dass  die  Fürsten  sich  .hierin  sehr  hart- 
näckig zeigen  und  auf  fremde  Kronen,  welche  sie  darin  bestärken,  verlassen 
werden,  gleichwohl  aber  die  Wohlfahrt  des  Reiches  erfordert,  dass  man 
mit  ihnen  in  Einigkeit  und  Frieden  verbleibe,  so  wünscht  Kf.  zu  wis- 
sen, wohin  K.S.s  Gedanken  hierin  zielen,  damit  man  die6en  Punkt  zu  Re- 
gensburg desto  einmüthiger  zur  Richtigkeit  befördere,  welche  Einmüthig- 
keit  zn  Wege  zu  bringen  auch  E.  Mainz  >)  sehr  beflissen  ist. 

4)  Kf.  wäre  deswegen  und  aus  anderen  Ursachen  gern  selbst  nach 
Regensbnrg  gekommen,  da  ihm  aber  solche  Verhinderungen  zugestossen 
seien,  welche  nicht  nur  statum  publicum  sondern  auch  seine  eigenen  Län- 
der concernierten,  so  müsse  er,  namentlich  wegen  des  sehr  fremden  und 
verwirrten  Zustandes  in  Polen,  seine  Grenzen  in  Obacht  nehmen  und  habe 
sich  deswegen  beim  Kaiser  entschuldigt.  Kf.  wünsche  zn  wissen^  was  K.S. 
zu  thun  gedenke;  wenn  derselbe  nach  Regensburg  gehen  sollte^  werde 
er  seine  dortigen  Gesandten  anweisen,  die  Intentionen  desselben  nach  Mög- 
lichkeit zu  befördern. 

0  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Reichstagsgesandten  vom  27.  November 
1663,  oben  S.  207. 

^  S.  das  Rescript  an  dieselben  vom  21.  September,  oben  S.  197. 


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264  4*    I^or  AofaQg  des  Regeosbarger  ReicbsUges.     Aohaog. 

5)  Aach  vom  Polnischen  Wesen  halte  Kf.  nicht  für  andienlich,  R.  S. 
nähere  Information  zn  geben.  Dort  wäre  zwar  die  Gonföderation  aufge- 
hoben*), »ber  der  Adel  wäre  noch  immer  von  Misstraoen  erfüllt,  weil  das- 
jenige, was  versprochen  worden,  nicht  gehalten  und  noch  immer  stark 
gearbeitet  werde,  einen  französischen  König  bei  Lebzeiten  des  jetzigen  mit 
Verlost  der  Freiheit  ins  Reich  zn  fuhren.  Als  das  allergefahrlichste  fürchte 
Kf.,  dass  es  zwischen  dem  Hofe  und  den  Ständen  zu  solchen  Extremitäten 
kommen  möchte,  dass  auch  auswärtige  Kronen  dazu  schlagen  oder  wohl 
gar  vom  Hofe  dazu  sollicitiert  werden  möchten.  Da  nun  diese  Troublen 
das  Rom  Reich  gar  leicht  implicieren  könnten  und  es  allein  darauf  ankäme, 
dass  entweder  de  electione  vivo  rege  garnicht  geredet  oder,  wenn  solches 
geschehen  sollte,  der  Republik  ein  solches  Subjectnm  vorgeschlagen  werde, 
von  dem  weder  dieselbe  noch  die  Nachbaren  einige  Jalousie  zu  befahren, 
so  würde  es  Kf.  lieb  sein,  wenn  K.S.  sein  Gutachten  darüber  ertheilte,  ob 
es  nicht  zuträglich  wäre,  dass  die  Krone  Polen  vom  ganzen  Rom.  Reiche 
ersucht  werde,  einen  solchen  König  und  aus  solcher  Familie  zu  wählen, 
der  keinem  der  benachbarten  Potentaten  oder  Stände  Ombrage  geben 
könnte. 

6)  Auch  habe  Kf.  K.S.  nicht  verbergen  wollen,  was  er  jetzt  in  F  rank- 
reich  und  Schweden  negotüereo  lasse.  Der  König  von  Frankreich') 
hätte  nach  dem  Olivaer  Frieden  öfters  zu  verstehen  gegeben,  dass  ihm  die 
Renovation  des  vorigen  Bündnisses  angenehm  sein  würde,  auch  zu  dem 
Ende  an  Kf.  einige  Schickungen^  gethan,  Kf.  hätte,  da  jene  vorige  Allianz 
bloss  in  Instr.  pacis  fundiert  und  zu  keines  Standes  Beleidigung  angesehen 
sei,  solche  Offerte  ohne  Offension  nicht  abschlagen  können  und  deswegen 
zur  Erneuerung  solcher  Allianz  einen  nach  Paris  geschickt^),  die  Sache  wäre 
längst  richtig  gewesen,  wenn  Frankreich  nicht  hätte  etwas  weiter  gehen 
wollen,  wozu  sich  Kf.  garnicht  verstehen  wolle.  Gleiche  Beschaffenheit 
hätte  es  mit  der  Gesandtschaft  in  Schweden,  v^oselbst  die  Regierung  Ihm 
zum  öfteren  Freundschaft  und  die  Renovation  der  Allianz  angeboten  hätte  ^), 
Kf.  in  der  Hoffnung,  dass  solches  zur  Erhaltung  des  Friedens  gereichen 
werde,  habe  darein  eingewilligt").  Es  wäre  ihm  auch  Bericht  zugekommen, 
von  dem  er  jedoch  nicht  wüsste,  ob  er  fundiert  wäre,  dass  Frankreich 
von    dem    neulich    katholisch   gewordenen    Herzog    von   Mecklenburg'} 


')  8.  ürk.  u.  Akt.  IX  8.385 f. 

»)  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  591  ff. 

^  Ueber  die  SenduDg  Lese  eins'  ao  Kf.  (Jaouar  bis  April  1662),  s.  ürk. 
u.  Akt.  n  S.  243  ff.,  IX  8.  599  ff. 

*)  Ueber  die  Seodang  v.  Blumeothals  oach  Paris  (seit  Januar  1663)  8. 
ürk.  u.  Akt.  IX  8.  620  ff. 

»)  8.  oben  Abschn.  3  8.  109  f. 

^  8.  über  die  Seodang  v.  Krockows  nach  Scbwedeo  (seit  December  1662) 
ürk.  u.  Akt.  IX  S.  742 ff. 

0  S.  Diar.  Enrop.  X  S.  642 f.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  661,  aber  solche  Qe- 
rächte  Diar.  Earop.  XI  8.  620.    ürk.  a.  Akt.  IX  S.  674. 


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ZasamineDkaDft  so  Torgan.  265 

sein    gaozes  Herzogtbom  oder  doch  einen  grossen  Theil  desselben  an  sich 
ZQ  erbandeln  beabsichtige. 

7)  K.S.  habe  schon  1647  bei  den  Münsfcerschen  Tractaten  wegen  Er- 
neuerung der  Erb verbrüdernng  zwischen  Sachsen,  Brandenburg 
ond  Hessen  erinnern  lassen«  anch  1657  sei  die  Sache  zn  Lichtenberg 
vorgekommen  und  habe  Kf.  versprochen ,  das  Werk  nach  Möglichkeit  zn 
fördern.  Kf.  meine,  dass  die  Confirmation  von  Kaiser  und  Reich  bei  dieser 
Conjnuctar  wohl  zn  erlangen  sein  werde. 

8)  Kf.  danke  K.S.,  dass  er  seine  Verordnung  wegen  der  Witten- 
bergischen Uniyersität')  so,  wie  sie  gemeint  sei,  aufgenommen  habe 
Es  sei  weder  geschehen,  um  jene  hochberühmte  Universität  su  beschimpfen, 
noch  um  seinen '  Lutherischen  Unterthanen  in  ihrer  Religion  Eintrag  zu 
thun,  noch  gar  um  K.S.  zu  nahe  zu  treten,  sondern  Kf.  suche  nur  seine 
Lande  in  Ruhe  und  Einigkeit  zu  erhalten. 

9)  Kf.  erinnere  sich,  dass  auf  der  vorigen  Zusammenkunft  eines  Gere- 
moniels  Erwähnung  geschehen,  wie  sich  Kur-  undFtirsten  sowohl  in  Person 
nnter  einander,  als  auch  gegen  auswärtige  königliche  und  andere  Gesandte, 
ond  wie  sich  die  Gesandten  unter  einander  zu  comportieren.  Weil  aber 
nichts  Beständiges  abgeredet  und  inzwischen  sich  in  Regensbnrg  und 
anderen  Orten  allerhand  Neuerungen  zugetragen,  so  verlange  Kf.  K.S.s 
Meinung  darüber  zu  yernehmen,  damit  man  sich  eines  gewissen  hierunter 
yergleichen  könne. 

10)  Kf.  bitte  K.S.  um  Intercession  beim  Kaiser,  namentlich  wenn  er  den- 
selben persönlich  in  Regensburg  begrüsse,  inbetreff  der  Restitution  von 
Jägerndorf 

11)  Kf  habe,  sobald  er  vernommen ,  dass  die  Häuser  Sachsen  bei 
der  Stadt  Erfurt  interessiert  seien,  K.Mainz  von  der  beabsichtigten 
Ezecntion  abgemahnt').  Wenn  K.S.  ihm  seine  fernere  Meinung  wegen 
dieser  Sache  eröffnen  wolle,  so  werde  er  nicht  unterlassen,  dessen  Interesse 
weiter  nach  Möglichkeit  zn  fördern. 

12)  Kf  wolle  Yorstellen,  welchen  Schaden  und  üngelegenheit  seine  und 
die   benachbarten  Lande  bei   den   von  Alters  so  angestellten  Gilden  und 

')  Das  Edikt  des  Kf.  Tom  21.  August  1662,  in  welchem  allen  braDdenbur- 
giscben  Unterthanen,  welche  Theologie  und  Philosophie  studieren  wollten,  der 
Besuch  der  Universität  Wittenberg  verboten  wurde.  Dasselbe  war  veran- 
lasst worden  durch  eine  von  der  dortigen  theologischen  Fakultät  in  demselben 
Jahre  herausgegebene  Schrift,  betreffend  das  1661  zu  Cassel  zwischen  lutheri- 
schen und  reformierten  ^Theologen  gehaltene  Colloquium,  in  welcher  eine  Ver- 
einigung zwischen  beiden  Confessionen  für  unmöglich  erklärt  und  den  Beformier- 
ten der  Name  der  Evangelischen  abgesprochen  worden  war.  8.  Hering,  Neue 
Beitrage  zur  Geschichte  der  evaDgeliscb-reformirten  Kirche  in  den  Preussisch- 
Brandenbnrgiscben  Läbdern  II  S.  160 ff.  Brandes,  Geschichte  der  kirchlichen 
Politik  des  Hauses  Brandeoburg  I  S.  233  ff.  Vgl.  oben  S.  185  und  Urk.  u.  Akt. 
IX  S.  767. 

^  S.  das  Schreiben  des  Kf  an  K.Mainz  vom  25.  November  1663,  unten  Ab- 
schnitt 6. 


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266  4.    Der  Aofaog  des  Regeosbarger  Reichstages.     Anhang. 

Zünften»)  empfinden,  ond  .anfragen,  ob  K.S.  nicht  diensam  finde,  auf 
einem  Kreistage  oder  auf  gegenwärtigem  Reichstage  darauf  zu  dringen, 
dass  solche  Zünfte  entweder  aufgehoben  oder  dergestalt  modificiert  würden, 
dass  dadurch  nicht  andere  geschickte  Leute  sich  in  diesen  Landen  nieder- 
zulassen abgehalten  werden  möchten. 

V.  Friesen   erklärt,   er  werde  über  diese  proponierten  Punkte  seinem 
Herrn  referieren  und  dann  antworten. 


Actum  Torgau  19./[29.]  December  hora  9  antemeridiana  praes. 
Freih.  v.  Friesen  und  Freih.  v.  Schwerin. 

29.  Dec.  V.  Friesen  erklärt  nach  abgestattetem  Danke  : 

ad  1.  Inbetreff  der  Türken  hülfe.  K.S.  wisse  nach  den  eingekom- 
menen  Relationen  nicht  anders,  als  dass  die  Volkshülfe  in  allen  Reichs- 
collegien  beliebt  worden,  und  es  sei  nicht  wohl  abzusehen,  wie  dies  zu  än- 
dern, es  könnte  doch  einem  jeden  Stand,  der  etwa  wenig  Volk  gebe,  Geld 
zu  zahlen  gestattet  werden.  Auch  auf  dem  jüngsten  Kreistage  zu  Leipzig 
sei  beschlossen  worden'),  dat^s  alle  Stände  des  Obersächsischen  Kreises  sich 
mit  einer  gewissen  Anzahl  Volk  ohne  Geld  gefa<st  halten  sollten.  Inbetrefif 
des  Quantum  habe  KBaiern  schon  längst  im  kurfürstl.  Collegium  die 
Frage  angeregt,  ob  nicht  der  Türkenkrieg  besser  ofi'ensive  als  defensive 
zu  führen  sei.  Diese  Frage  wäre  zwar  noch  nicht  vom  Directorium  pro- 
poniert,  sollte  es  aber  noch  geschehen,  so  müsste  eine  weit  grössere  Hülfe 
erfolgen,  über  welche  am  füglichsten  auf  dem  Reichstage  durch  den  Kaiser 
selbst  zu  verhandeln  sei.  Auch  K.S.  erkenr.e,  dass  man  die  Armee  mit 
einem  qualißcierten  Haupte  versehen  müsse,  er  habe  schon  längst  gehört, 
dass  vom  Kaiser  demKf.  wegen  Uebernahme  des  Keichsgeneralats  Antrag 
geschehen,  er  wünsche  zu  vernehmen,  ob  dieser  Antrag  erfolgt  sei  und  wie 
sich  Kf.  darauf  erklärt  habe;  ihm  wäre  diese  Nachricht  sehr  angenehm  ge- 
wesen, da  er  zu  Kf.  ganz  besonderes  Vertrauen  hege,  und  er  sehe  keine 
Ursache,  warum  Kf.  dieses  ausschlagen  solle,  lieber  die  Einrichtung  der 
Gapitulation  bei  der  Reichsarmee  sei  am  füglichsten  zu  Regensburg  zu 
schliessen  und  dabei  die  Executionsordnung  zu  Grunde  zu  legen. 

ad  2.  Auch  K.S.  erkenne  eine  solche  Verfassung  zur  Sicherung 
der  Grenzen  für  nothwendig.  Doch  sei  dem  auf  dem  letzten  Kreistage 
einigermassen  providiert  worden,  indem  die  Stände  beschlossen  hätten,  dass 
die  Türkenhülfe  aus  zwei  Theilen  bestehen  solle,  von  denen  der  eine  wider 
die  Türken,  der  andere  zur  A^ertheidigung  der  Grenzen  zu  gebrauchen  sei. 

*)  Ueber  die  auf  die  Abstellang  der  Znoftmissbräuche  gerichteten  Bestre- 
boDgeo  und  Massregelo  des  Kf.  s.  Moritz  Meyer,  Gesch.  der  PreuBsischen 
Handwerkerpolitik  I  S.  63  ff. 

«)  S.  oben  ö.  240. 


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Zasammeokonffc  zu  Torgaa.  267 

Auch  hätte  er  daneben  ^ein  Abseben  auf  eine  Landesverfassung  gelichtet, 
wonach  von  beiden  Kurfürsten  zur  Sicherung  ihres  Estats  eine  Anzahl  ge- 
worbener Völker,  etwa  3(X)0  z.  F.  und  1000  z.  R.,  aufgebracht  und  unter- 
halten werden  mussten. 

ad  3.  K.S.  sei  erfreut  darüber,  dass  im  kurfürstl.  Collegiunn  ein  solches 
Temperament,  wie  in  K.brandenb.  Proposition  erwähnt,  gefniideii  sei,  er  hoffe, 
dass  die  Fürsten  sich  damit  befriedigen  lassen,  nnd,  wenn  dieses  nicht  ge- 
schehen sollte,  Kf.  die  wohlhergebrachte  Präeminenz  der  Kurfürsten  sich 
aufs  beste  werde  recommendiert  sein  lassen,  bitte  zugleich  um  Communi- 
cation  des  Schreibens  von  K.Mainz  an  Kf.;  an  ihn  wäre  bis  jetzt  nichts 
gekommen,  ausser  was  Reiffenberg')  mündlich  gedacht. 

ad  4.  K.S.  bedauere,  dass  Kf.  nicht  nach  Regensburg  kommen 
könne,  er  selbst  werde  der  kaiserlichen  Einladung  folgen,  erwarte  aber  erst 
Nachricht,  wer  von  den  übrigen  Kurfürsten  bereits  zur  Stelle  sei. 

ad  5.  Ein  an  Polen  zu  richtendes  Gesamtschreiben  des  Reiches  Hesse 
K.S.  sich  nicht  missfallen;  wie  es  einzurichten  sei,  werde  sich  am  besten 
io  Regens  bürg  verhandeln  lassen.  Man  werde  zu  verhüten  haben,  dass 
keiner  Partei  in  Polen  einige  Jalousie  gegeben,  vicinis  regnis  keine  un- 
gleiche impressiones  erregt,  alles  aber  mit  Vorwissen  nnd  Gefallen  des 
Kaisers  vorgenommen  werde. 

ad  6.  Die  Erneuerung  der  Alii.mzen  des  Kf.  mit  Frankreich  und 
Schweden  halte  auch  er  zur  Erhaltung  guter  Correspondenz  mit  den 
Nachbarreichen  für  sehr  dienlich. 

ad  7.  Die  Erneuerung  der  Erbverbrüderung  wünsche  er  auch 
sehr,  die  näheren  Verliandlungen  darüber  könnten  am  passendsten  in  Re- 
gen sburg  geführt  werden. 

ad  8.  Das  Edikt  des  Kf.  wider  die  theologische  Facultät  zu  Wit- 
tenberg habe  K.S.  nicht  anders  aufgenommen,  als  es  gemeint  gewesen, 
wiewohl  er  dessen  Communicntion  vor  der  Ankündigung  gewünscht  hätte. 
Aos  einem  Schreiben,  welches  er  bald  nafh  Auslassung  des  Ediktes  am 
23  Januar  erlassen'),  könne  Kf.  ersehen,  dass  er  nicht  gemeint  sei.  seinen 
Theologen  unbefugte  Eingriffe  zu  gestatten,  auch  Kf.  werde  gewiss  geneigt 
sein,  alles,  was  ratione  dieses  Ediktes  sowohl  bei  anderen  Evangelischen 
QDgleiche  Opinion  erwecken  könne  als  auch  sonst  bedenklich  sein  möchte, 
aos  dem  Wege  zu  räumen. 

ad  9.  Das  Ceremoniale  betreffend  erwarte  man  das  Project  des 
Kf.,  wie  man- 1667  übereingekommen  sei. 

ad  10.  Für  die  Restitution  von  Jägerndorf  wolle  K.S.  alles  thun, 
was  Kf.  wünsche. 


^)  S.  über  dessen  Seodoog  an  K.Sachse d,  welche  zu  dem  geheimen  Vertrage 
10  Torgau  vom  30.  November  1663  geführt  hatte,  Heibig,  Johann  Philipp  von 
Maioz  und  Johann  Georg  II.  von  Sachsen  während  der  Erfurter  Wirren,  1650—^ 
1667  (Archiv  für  die  Sächsische  Geschichte  IH)  S.  415  ff. 

*)  S.  Hering,  Neue  Beiträge  II  8.  172  ff. 


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268  ^     Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages.    Anhang. 

ad  11.  K.S.  erkenne  mit  Dank,  dass  Kf.  seine  Gedanken  dahin  ge- 
richtet, dass  die  von  K.Mainz  gegen  Erfitrt  gerichtete  Ezecution  sas- 
pendiert  werde,  auch  er  hätte  sich  gegen  den  jüngsten  K.Mainziscben  Ab- 
gesandten in  gleicher  Weise  erklärt,  er  könnte  nicht  anders  merken,  denn 
dass  dieses  etwas  gefruchtet  ^  indem  E.Mainz  die  Völker  wieder  zurück- 
gezogen, hätte  aber  ohnlängst  nicht  ohne  Befremdung  vernommen,  dass  der- 
selbe wieder  ?on  Herzog  Ernst  einen  Pass  durch  dessen  Lande  gefordert 
hätte.  Sollte  dieses  auf  einen  gewaltsamen  Angriff  angesehen  sein,  so 
laufe  dieses  der  von  dem  Baron  v.  Boynebnrg  zu  Regensburg  gethanen 
Erklärung  zuwider,  dass  man  nichts  Thätliches  gegen  Erfurt  vornehmen, 
sondern  erwarten  werde,  was  man  zu  Regensbnrg  zu  Conserviernng  der 
Reputation  und  Rechte  von  K. Mainz  im  knrfürstl.  Collegium  oder  sonst 
ergreifen  werde.  K  S.  habe  daher  seine  dortigen  Gesandten  dem  ent- 
sprechend instruiert,  er  werde  schwerlich  wegen  seines  Interesse  geschehen 
lassen,  dass  eine  solche  Stadt  sub  praetextu  dieser  Ezecution  occupiert  und 
seiner  Protection  entzogen  werde. 

ad  12.  K.S.  vermeine,  dass  dieser  Punkt  auf  dem  Reichslage  erörtert 
und  die  Innungen  dergestalt  eingerichtet  werden  müssten,  dass  die  hohe 
Landesobrigkeit  sich  vorbehalte,  selbige  zu  restringieren  oder  zu  modificiereo. 

Ferner  hätte  K.S.  an  Kf.  zu  bringen  begehrt,  was  wegen- des  dem 
Herzog  August  zu  Sachsen  neulich  zu  Regensburg  vom  Kaiser  und 
den  meisten  Ständen  bewilligten  voti  et  sessionis  vorgegangen  >).  Er  hoffe, 
Kf.  werde  das  Werk  nicht  ferner  difficulticren,  bei  der  Anfrufung  des  votum 
solle  nicht  Quer  fürt  genannt  werden  und  also  kein  neues  votum  sein, 
sondern  das  alte  Sächsische  votum  bleiben,  recoromendiere  solches  nochmals 
aufs  beste. 

Schwerin  dankt  und  erklärt,  darüber  dem  Kf.  referieren  zu  wollen. 


Actum  Torgau  19./ [29.]  December  1663  hora  4  postmeridiana. 

29. Dec.  Schwerin  erklärt:  ad  1.    Obzwar  Kf.  dafür  halte,  dass  das  in  Re- 

gensburg bewilligte  Triplum  bei  weitem  nicht  zureiche,  so  wolle  er  es 
doch  dabei  bewenden  lassen,  weil  er  befürchte,  dass,  wenn  man  etwas  neues 
proponieren  liesse,  solches  mehr  zur  Behinderung  als  zur  Beförderung  der 
Sache  ausschlagen  könnte,  zumal  weil  die  Städte  sich  so  gar  widerwärtig 
bewiesen.  K.S.  möge  dahin  wirken,  dass,  wenn  die  24000  Mann,  auf  welche 
er  das  Triplum  berechne,  aufgebracht  wären,  man  auf  mehr  Succurs  be- 
dacht sein  möge,  weil  bekannt,  dass  solches  corpus  in  solchen  Quartieren 
leicht  zerschmelzen  werde.  Auch  gefiele  dem  Kf.  das  K.  Bairische  votum 
so  unebeu  nicht,  da  alles  vergebens  sein  würde,  wenn  man  nicht  zum  hello 
offensivo  wider  den  Türken  überginge.  Wegen  des  General-Commando  der 
Reichsarmee  sei  am  kaiserl.  Hofe  und  andern  Orten  viel  Redens  und  Für- 

<}  S.  oben  S.  180  ff. 


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ZasammeDkooft  zu  Torgau.  269 

schlageus  gewesen  Wie  aber  Kf.  bei  allen  Occasionen  zn  erkennen  gege- 
ben, dass  die  Regierung  so  vieler  Lande  und  andere  Angelegenheiten  ihm 
Dicht  gestatteten,  ein  so  schweres  Werk  über  sich  zn  nehmen,  absonderlich 
da  er  beim  Reiche  anch  keinen  grossen  Eifer  verspüre,  die  Hülfe  mit  Nach- 
druck zu  leisten,  so  wäre  auch  ferner  an  ihn  deshalb  nichts  gebracht  wor* 
den.  Kf.  wünsche,  dass  der  Allerhöchste  ein  solches  Haupt  erwecken 
wolle,  so  dieser  Last  genngsam  gewachsen,  und  dass  einer  ans  dem  K.- 
Sächsi sehen  Hause  sich  damit  beladen  lassen  wolle,  er  wolle  dieses  nach 
allen  seinen  Kräften  befördern  helfen,  K.S.  möchte  sich  darüber  expecto- 
rieren. 

Ef.  halte  es  auch  für  zuträglicher,  wenn  die  Reichsarmee  nicht  von 
einem  Haupte  geworben  werden  soll,  dass  die  Werbungen  in  den  Kreisen 
von  einem  jeglichen  Kreisobersten  geschehen,  da  es  viel  Weitläuftigkeit 
geben  würde,  wenn  die  Werbungen  von  so  vielen  Ständen  sollten  angestellt 
werden.  Er  besorge,  wenn  dieses  in  Regensburg  proponiert  werden  sollte, 
dass  es  nur  Verzug  verursachen  dürfte,  weil  die  meisten  Gesandtschaften 
sich  defectu  mandati  entschuldigen  würden,  daher  würde  ihm  lieb  fein,  wenn 
K.S.  sich  zu  einer  Defensionshülfe  verstehen  wollte,  welche,  ob  sie  zwar 
ZQ  allen  Occasionen  nicht  zureichend,  doch  znr  Abwendung  der  Gefahr 
hochnöthig  sei,  er  erbiete  sich  zu  einer  gleichmässigen  Hülfe  und  erwarte 
nur,  wie  hoch  K.S.  solche  determinieren  wolle,  auch  werde  ihm  lieb  sein, 
wenn  die  Kreishülfe  zustande  gebracht  werden  könnte.  — 

ad  5.  K.S.  möge  Sorge  tragen,  dass  das  Schreiben  an  Polen  behut- 
sam eingerichtet  werde,  Kf.  sehe  es  nicht  gern,  dass  fremde  Kronen,  ab- 
sonderlich Frankreich,  darans  Ofifension  ergreife.  — 

ad  10.  11.  K.S.  möge  die  Jägerndorfer  Sache  befördern,  Kf.  wolle 
dem  Begehren  zufolge  entwerfen  lassen,  wie  etwa  das  Schreiben  einzurich- 
ten sein  möchte,  er  werde  sich  ebenso  die  Erfurter  Sache  aufs  beste  re- 
commendiert  sein  lassen. 

Das  desiderium  des  Herzogs  August  finde  Kf.  auf  aller  Billigkeit 
beruhend  und  es  sei  ihm  lieb,  dass  die  evangelischen  vota  vermehrt  würden, 
es  würde  damit  auch  keine  Schwierigkeit  geben.  Es  wäre  nnr  Streit  ratione 
loci,  und  dass  seine  Vettern  von  Baireuth  sich  beschweren  möchten. 
Daher  wünsche  Kf.  zu  wissen,  wie  sich  dieselben  etwa  darüber  erklärt  hät- 
ten, er  halte  dafür,  dass  es  nicht  gross  zu  bedeuten  hätte,  was  für  ein  Ort 
dem  Herzoge  August  assigniert  würde. 

V.  Priesen  dankt  und  sagt  zu,  K.S.  werde  über  die  verglichenen  Punkte 
seinen  Gesandten  in  Regensburg  gemessenen  Befehl  zukommen  lassen 
nnd  auch  in  pnblicis  mit  dem  Kf.  alle  gute  Correspondenz  continuieren, 
nur  wegen  des  letzten  Punktes  hoflfte  er,  Kf.  werde  das  desiderium  des 
Herzogs  August  per  mandata  an  seine  Gesandtschaft  so  secundieren  lassen, 
dass  ihm  nicht  allein  votum  und  sessio  an  sich  selbst,  sondern  auch  der  Ort, 
wo  das  K.Sächsische  Haus  seine  vota  ablegt,  gestattet  werde. 


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270  4-     I^^r  Anfang  des  Regensburger  Reichstages.    Anhang. 

Actum  Torgau  20./[30.]December  1663  hora  10  matutina. 

30.  Dec.  V.  Friesen  ericiärt  als  Antwort  K.S.s,  derselbe  sei  mit  Kf.  darin  einig, 

dass  zum  Türkenkriege  24000  Mann  nicht  zulangen,  man  wolle  daher  in 
Regens  barg  votieren,  dass  man  nach  deren  Aufbringung  dem  Kaiser  mit 
noch  einem  considerablen  Corpo  secundiere.  K.S.  wünsche  zum  Anführer 
ein  Haupt  ?on  Ansehen,  hoffe,  dass  Kf.,  wenn  das  Werk  direct  «in  ihn  ge- 
bracht werde,  sich  mit  dieser  Function  werde  beladen  lassen,  er  hoffe,  dass 
wenn  ein  Haupt  von  solcher  Autorität  dazu  käme,  der  Eifer  im  Reirh 
j^rösser  sein  werde.  Die  a  parte  Verfassung  von  R.Sachsen  und  K.Bran- 
denburg werde  ohne  Abbruch  der  Kreisverfassung  verstanden,  also  dass 
die  4000  Mann  zu  beiderseitiger  Defension  zu  gebrauchen.  Da  K.S.  dem 
Kaiser  ein  starkes  Regimeut  gesandt,  was  andere  Kreisstände  nicht  gethuu, 
so  dürfe  dieses  Regiment  und  auch  was  Kf.  für  den  Kaiser  gethan  die 
Kreishülfe  vertreten  und  wolle  mau  die  anderen  Kreisstände  crmahnen,  sich 
in  gleicher  Weise  anzustrengen.  Wenn  K.S.  und  Kf.  jeder  mit  4000  iMann 
gefasst  wären,  könnte  solches  eine  bastante  Reserve  sein,  die  Grenze  za 
vertheidigen  und  im  Nothfall  auch  zur  Assistenz  gegen  die  Türken  zu  ge- 
brauchen *). 

Im  Streite  der  coUegia  verspricht  K.S.  in  Regensburg  gute  officia, 
für  die  Eibverbrüderung  Mittheilnng  der  nöthigen  Archivalien;  er  will  in 
Regensburg  im  Interesse  beider  wirken,  dafür  soll  Kf.  als  Nachgeord- 
neter im  Kreise  dafür  sorgen,  dass  daheim  alles  in  Ruhe  and  Frieden  bleibe, 
und  die  Wünsche  Herzog  Augusts  unterstützen'). 

Infolge  des  Beginnens  des  Eisganges  auf  der  Elbe  bricht  Kf.  sogleich 
auf,  so  dass  keine  Conferenz  mehr  gehalten  werden  kann,  seine  Bagage 
muss  über  Dresden  zurückgehen. 


Geheimenraths- Protokoll.    D.  Cöln  a.  d,  Spree 
19. /[29.]  Januar  1664. 

[Confereoz  mit  General  Würtz.] 
29.  Jan.  H-  Kanzler  Jena  referiert  von  der  Conferenz,    so  er  mit  H.  Wurtz 


1)  Auf  eine  Anfrage  K.Sacheens  vom  d./I3.  März  1664,  ob  Ef.«  nachdem  sie 
zu  Torgau  verabredet  hätten,  3000  Mann  z.  F.  und  1000  z.  R.  zur  Sichening 
ihrer  Lande  parat  zu  halten,  noch  bei  seiner  damaligen  Meinung  verharre,  antwortet 
Kf.  (d.  Cöln  15/25.  März  1664):  ,So  haben  wir  anch  soviel  Völker  anf  den  Bei- 
nen, dass  wir  demselben,  wae  wir  zu  Torgau  mit  E.  Ld.  verabredet,  wenn  es 
die  Noth  erfordert,  jederzeit,  sonderlich  was  das  Fussvolk  anlanget,  ein  work- 
lichee  Qenüge  leisten  können,  und  zu  den  Reutern  können  wir  auch  leichtlich 
gelangen,  also  dass  wir  es  unserstheils  bei  solcher  Abrede  nochmals  bewenden 
lassen  and  von  E.  Ld.,  wie  Sie  es  halten  wolle,  fernere  Erklärung  erwarten.* 

^  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Reichstagsgesandten  vom  9.  Januar  1664, 
in  welchem  er  denselben  die  Ergebnisse  der  Torgauer  ZosamTneukunft  niittheilt 
und  ihnen  die  entsprechenden  Weisungen  ertbeilt,  oben  S.  2 16. 


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Cooferenz  mit  Würtz.  Züsammenkanft  mit  R.Sachseo  za  Berlin.  271 

gehalten  0>  wcH  er  über  der  Gratolation  noch  etwas  mehr  anzobringen,  ob 
er  Apertur  davon  thon  wollte. 

^ürtz  hat  erklärt,  er  sollte,  nachdem  Kf.  an  die  Pommersche  Regierung 
geschrieben  und  die  Noth  des  Türken  vorgestellt,  sie  dieses  dem  König 
communlciert  und  derselbe  des  Kf.  Vorsorge  wohl  aufgenommen,  vernehmen, 
1)  wie  Kf.  vermeine,  wie  es  wegen  der  Defension  contra  Tnrcam  einzurich- 
ien,  2)  hätte  er  wissen  wollen,  wie  die  negotia  der  Tractaten  in  Schweden 
stäDden.  Dann  fragte  er  an  wegen  der  Rheinischen  Allianz,  ob  Kf.  hinein- 
treten  wolle.  Es  ist  ihm  erklärt  worden,  Kf.  hätte  sich  erklärt,  aber  es  wä- 
ren etliche  Punkte  darin,  so  nach  dem  jetzigen  Znstand  nicht  könnten  bestehen. 

Es  wird  berathen,  was  ihm  wegen  der  Verfassung  gegen  den  Türken 
zu  sagen  sei,  Kf.  entscheidet: 

1)  zu  reden  von  der  Defension,  wie  wir  die  Grenzen  gegen  die  Ca- 
Daillen  [vertheidigen  wollen],  ihm  zu  sagen  und  za  communicieren,  was  mit 
K.Saphsen  vorgegangen. 

Ob  man  nicht  Mecklenburg,  Braunschweig-Lünebnrg  auch 
dahin  disponieren  könne,  dass  sie  uns  assistierten.  Qewiss  wäre  es,  dass 
es  das  beste,  wenn  man  ein  Haupt  hätte,  dem  man  das  Geld  gebe,  aber 
das  wird  schwerlich  geschehen. 

Was  von  Krockan  geschrieben,  kann  man  ihm  communicieren,  und 
möchte  H.  Wurtz  auch  seine  Meinung  sagen. 


ProtocoUum  was  bei  Anwesenheit  I.  Chf.  D.  zu  Sachsen  alhie 

zu  Cöln  an  der  Spree  auftn  Schlosse  im  April  1664  die  Churf. 

Sachs.   Herren  Geheimen  Räthe  des  Herrn  Oberpräsidenten 

Freiherm  von  Schwerin  Gn.  proponiret  haben. 

1.  Conferenz.  Protocoll  dessen,  was  die  K.Sächs.  H.H.  Ministri,  der 
Freiherr  v.  Friesen  und  General-Lieutenant  Wolf  Christian  v.  Amheim 
den  24.  April  1664  dem  Churbrand.  H.  Oberpräs.  Freiherm  v.  Schwerin 

proponiret. 

V.  Friesen  erklärt,  K.S.  hätte  in  Regens  bürg  mit  Freuden  die  grosse  4.  Mai. 
Sorgfalt  verspürt,  welche  Kf.  zur  Erhaltung  der  Sicherheit  im  Reiche  öffent- 
lich bezeigt,  und  dass  zwischen  den  beiderseitigen  Gesandten  gute  Ver- 
traulichkeit gepflogen,  er  habe  auch  befohlen,  solche  Vertraulichkeit  zu  con- 
tinuiereu.  K.S.  habe,  wie  er  zu  Torgau  zugesagt,  die  Jägerndorfer 
Sache  sofort  dem  Kaiser  schriftlich  vorgestellt,  auch  dieselbe  in  Regensburg 
beim  Kaiser  mündlich  und  beim  kurfürstl.  Collegio  recommendiert  und  er- 
biete sich,  auch  ferner  darin  alle  gute  officia  zu  thun     Betreffend  die  ver- 

»)  S.  ürk.  u.  Akt  IX  S.  775.  778.  Worts  war  wahrscheinlich  von  der 
schwedischen  Regierung  nach  Berlin  geschickt  worden,  um  dem  Kf.  za  seiner 
glücklichen  Heimkehr  ans  Prenesen  zu  gratulieren. 


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272  4*    ^^^  Anfang  des  Begensburger  Reichstages.     Anbang. 

abredete  reciproque  Assistenz  habe  E.S.  schoo  aogefaDgea,  zu  dereo 
Expedierung  Anstalt  zu  machen,  es  wäre  ihm  lieb  gewesen  zu  vernehmen, 
dass  Ef.  sich  mit  dem  Schwedischen  O.Lienten.  Würtz  deshalb  vereint 
und  dessen  Gedanken  ihm  mitgetheilt  habe  ^),  die  beabsichtigte  Zusammen- 
schickung von  Gesandten  lasse  er  sich  desto  mehr  gefallen,  je  vortbeilhafter 
es  für  den  ganzen  Kreis  wäre,  dass  dergleichen  gute  Verfassung  geschehe. 
Nachdem  nenlich  der  Niedersächsische  Kreis  auf  ein  Triplum  an  Völ- 
kern nnd  ein  Simplum  an  Gelde  geschlossen,  nnd  da  es  gnte  Facilität  geben 
könnte,  wenn  diese  beiden  Kreise  zusammenhielten,  wünsche  er  des  Kf.  Ge- 
danken darüber  zu  vernehmen,  ob  man  den  Obersächsischen  Kreis  daza 
disponieren  und  zu  diesem  Zweck  eine  Kreisversammlung  ausschreiben  solle. 

K.S.  danke  dafür,  dass  Kf.  in  der  Erfurter  Sache  wirklich  die  Ver- 
mittelung  betrieben  hätte,  dessen  Schreiben  an  K.Mainz  sei  nicht  ohne 
Effect  gewesen.  Da  er  aber  bemerke,  dass  der  Kaiser  stark  auf  die  Pa- 
rition  dringe,  gleichwohl  aber  verlaute,  dass  der  gemeine  Pöbel  so. unge- 
zogen sei,  dass  der  Magistrat  nicht  mehr  Macht  hätte  denselben  zur  Raison 
zu  bringen,  auf  welchen  Fall  K.Mainz  sicher  auf  die  Execution  dringen 
werde,  so  wäre  er  sehr  besorgt  und  wünsche  von  Kf.  zu  vernehmen,  was 
vor  die  Hand  zu  nehmen,  damit  demselben  vorgekommen  und  gefährliche 
Consequenzen  verhindert  würden. 

V.  Schwerin  bezeugt  des  Kf.  Freude  über  diesen  Besnch,  bittet  mh 
der  Bewirthung  nach  Gelegenheit  der  Zeit  vorlieb  zu  nehmen  und  verspricht 
Antwort  auf  die  proponierten  Punkte. 

2.  Conferenz.     Den  25.  April  1664. 

5.  Mai.  V.  Schwerin  erklärt:  ad  1)  Kf.  danke  für  die  Bemühungen  K.Ss.  in  der 
Jägerndorfschen  Sache,  da  aber  darauf  bisher  noch  kein  effectus  am 
kaiserlichen  Hofe  erfolgt  sei,  Kf.  aber  gemeint  sei,  in  dieser  Sache  ein- 

1)  Kf.  hatte  (d.  Cölo  22.  März/ I.April  1664}  K.Sachsen  mitgetheilt,  er  habe 
oealich  mit  dem  SchwedischeD  CLieateoant  v.  Würtz  bei  desaeo  Anwesenheit 
in  Berlin,  gemäss  der  in  Torgau  getroffenen  Abrede,  wegen  einer  DefanBions- 
verfassang  der  vornehmsten  Stande  des  Ober-  ond  Niedersachsischen  Kreiaea 
gegen  die  Türken  verhandelt  (s.  darüber  das  oben  S.  270  f.  mitgetheilte  Qeh.Raths- 
Protokoll  vom  19./ 29.  Januar  1664);  derselbe  habe  jetzt  (in  einem  Schreiben  an 
den  Fürsten  von  Anhalt,  d.  Stettin  10./20.  März  1664)  berichtet,  dass  man  in 
Schweden  bereit  sei,  das  Werk  zu  befördern  und  auch  andere  Stande  dea 
Niedersächsiachen  Kreises,  das  Haas  Braunschweig,  Mecklenburg  und  Hol- 
stein aufzunehmen.  Rf.  habe  sich  darauf  zur  Beschickung  einer  Zusammenkunft  be- 
reit erklärt  und  als  Ort  derselben  Goslar,  Magdeburg,  Taogermünde,  Salzwedel  und 
Lüneburg  vorgeschlagen;  er  ersucht  K.Sachsen,  auch  an  dem  Werke  mitzuhelfen 
und  wegen  Ort  und  Zeit  seine  Meinung  zu  eröffnen.  Darauf  hatte  Herzog  Mo- 
ritz von  Sachsen,  als  Statthalter  für  seinen  noch  in  Regensburg  abwesenden 
Bruder,  geantwortet  (d.  Dresden  31.  März/ 10.  April  1664),  er  werde  dieses  dem 
Kurfürsten  bei  dessen  bald  bevorstehender  Rückkehr  melden,  und  gebeten,  so 
lange  zu  warten.    S.  auch  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  778. 


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Zasausmenkonft  mit  E.Sachseo  su  Berlio.  273 

mal  eioe  endliche  Richtigkeit  za  treffen,  so  ersnche  er  K.S.,  ihn  auch  fer- 
ner dabei  za  nnterstützen. 

ad  2)  Ef.  halte  aach  jetzt  für  nöthig,  ansser  der  Reichshülfe  auf  De- 
fension  der  Grenze  hedacht  zn  sein.  Er  habe  zwar  gemeint,  dass  das 
▼om  Obersächsischen  Kreise  bewilligte  Triplnni  zur  Kreisdefension  angese- 
hen sein  solle,  da  er  aber  heute  vernommen,  dass  es  auf  die  za  Regensbnrg 
gewilJigte  Tripelhülfe  za  verstehen  sei,  so  wolle  er  sich  mit  R.S.  gern 
hiernnter  conformieren,  wenn  man  nach  dem  Beispiel  des  Niedersächsischen 
Kreises  auch  eine  solche  absonderliche  Hülfe  thnn  möchte,  er  stelle  ganz 
K.S-  anbeim,  wie  dieses  werkstellig  zn  machen  sei. 

ad  3)  in  der  Erfnrter  Sache,  da  K.S.  selbst  erkenne,  dass  der  Kai- 
ser and  K.Mainz  anf  die  Parition  dringen  würden,  and  wünsche,  dass  die 
Stadt  billig  parieren  solle,  so  erbiete  sich  Kf.,  dieselbe  dazn  za  ermahnen.. 
Er  gebe  auch  za  bedenken,  ob  es  nicht  rathsam  sei,  im  Falle  die  jnra,  welche 
beide  Karfürsten  za  Sachsen  and  za  Mainz  an  diese  Stadt  prätendierten, 
noch  streitig  wären,  dass  sie  beide  hich  zaförderst  darüber  verglichen,  was 
einem  jeden  zustehen  solle,  und  K.S.  alsdann  sich  erbiete,  er  und  sein 
Hans  und  erforderlichen  Falls  der  ganze  Obersäcbsische  Kreis  wollten  die 
Stadt  daza  bringen,  da^s  sie  da^^jenige,  was  man  alsdann  K.Mainz  zuge- 
stehen werde,  acceptieren  solle,  wozu  Kf.  seine  Hülfe  zusage. 

Ueber  die  anderen  Torgauer  Funkte  wolle  er  nicht  proponieren,  da  er 
sehe,  dass  K.S-  so  sehr  wieder  wegeile.  Da  aber  von  den  Gesandten  zn 
Regensburg  berichtet  werde,  dass,  sobald  der  Kaiser  aufgebrochen,  man 
deliberieren  wolle,  ob  der  Reichstag  continuiert  oder  in  einen  Deputations- 
tag verändert  werden  solle,  wünsche  Kf.  K.S.s  Gedanken  darüber  zu  ver- 
nehmen. Noch  einen  anderen  Funkt  halte  Kf.  für  nöthig,  hier  zu  repe- 
tieren. Bei  neulicher  Zusammenkunft  sei  desideriert  worden  ^),  dass  das  von 
Kf.  wider  die  theologische  Fakultät  zp  Wittenberg  erlassene  Edikt  ge- 
mildert werde.  Kf.  habe  das  auch  so  viel  bei  ihm  gelten  lassen,  dass  er 
seitdem  wider  den  Inhalt  des  Edikts  diejenigen,  welche  nur  von  Wittenberg 
gekommen,  zum  ministerio  befördeit  hätte,  und  er  hätte  es  noch  ein  wenig 
ansehen  wollen,  wie  sich  die  Theologi  anf  K.S.s  harten  Verweis  verhalten 
würden,  da  dann  das  Edikt  nicht  allein  von  sich  selbst  dahin  gefallen,  son- 
dern Kf.  auch  den  jungen  studiosis  den  Besuch  von  Wittenberg  erlaubt 
haben  würde.  Allein  zu  seiner  grossen  Bestürzung  sei  neulich  ein  grosses 
weitlänftiges  Scriptum  der  Wittenberger  theologischen  Fakultät  hervor- 
gekommen '),  worin  dergleichen  harte,  anzügliche  und  erschreckliche  Redens- 
arten enthalten,  als  noch  nie  sich  in  Schriften  zwischen  diesen  streitenden 
evangelischen  Kirchen  gefunden.  Kf.  wolle  davon,  dass  in  diesem  Scriptum 
den  reformierten  Glaubensgenossen  die  Seeligkeit  ganz  abgesprochen  werde, 
und  anderem  absehen,  darüber  aber  könne  er  nicht  umbin  zum  höchsten 


•    «)  S.  oben  8.  265.  267. 
^  Diese  Schritt  fährte  den  Titel:  Zeugnisse  der  tbeologiscbeD  Fakultät  nnd 
MiDisteriaaoB ,  dass  die  Calvioische   und  ZwiDgliscbe  Lehre  verdammlich  sei,  s. 
Hering,  Nene  Beiträge  II  S.  179. 

Il«t«r.  X.  Geiicb   tt  0.  Kurfurtt4*o.    XI.  1$ 


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274  4.    Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages.    Anhang. 

zü  klagen,  dass  dieses  Scriptam  eigentlicb  gegen  ihn  gerichtet,  dass  darin 
weiter  gegangen  sei,  als  es  Theologis  gezieme,  dass  sie  hierunter  aach 
wider  den  Religionsfrieden  and  das  Instr.  Pacis  bandelten,  dass  sie  auf 
ganz  anverantwortliche  Weise  ihn  and  seine  Vorfahren  beschnldigten,  als 
hätten  sie  ihre  getreuen  Lutherischen  XJnterthanen  aus  dem  Lande  vertrei- 
ben wollen,  u.  s.  w. 

Kf.  stelle  zu  K.S.s  Belieben,  was  er  gegen  die  Antoren  dieses 
Baches  wegen  ihres  Ungehorsams  verordnen  wolle,  und  sei  nicht  gemeint, 
ihm  hierüber  etwas  vorzuschreiben,  bitte  aber  K.S.  es  künftig  nicht  übel 
zu  empfinden,  wenn  er  solche  Mittel  gegen  dieses  Scriptum  der  Witten- 
berger Theologen  gebrauche,  die  den  autoribas  ihren  Unfug  öffentlich  zeu- 
gen and  seine  getreaen  Unterthanen  warnen  könnten,  sich  vor  diesem 
Scriptum  zu  hüten. 

V.  Friesen  versichert  darauf,  dass  weder  sie,  die  Deputierten,  noch, 
wie  sie  meinten,  ihr  Kurfürst,  von  dem  Buch  der  Wittenberger  wisse,  der- 
selbe werde  sich  gewiss  darauf  so  erklären ,  dass  Kf.  zufrieden  sein  und 
das  gute  Vertrauen  zwischen  ihnen  nicht  gestört  werde,  sie  würden  hier- 
über wie  über  das  andere  referieren. 


3.  Conferenz.    a  meridie  eodem  die  den  25.  April  1664. 

5.  Mai.  y.   Friesen  erwidert:    Wegen  der  Assistenz  wolle  K.S.  eine  Zusam- 

menkanft  des  Obersäcbsischen  Kreises  zu  Montag  nach  Trinitatis  an- 
setzen, die  Verhandlung  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  könnte 
bei  dieser  Zusammenkunft  gleichfalls  besprochen  werden,  wie  denu^  wann 
ratione  modi  die  Kreisobersten  es  festgestellt,  die  Sache  leicht  einzurichten 
.sein  werde,  weil  im  Niedersächsischen  Kreise  dergleichen  schon  angestellt 
sein  solle.  Da  aber  indessen  Brandenburg  und  Sachsen  leicht  die 
erste  Gefahr  treffen  könne,  so  stelle  er  anheim,  ob  man  sich  nicht  hier- 
unter schon  praeliminariter  in  quanto  und  modo  succurrendi  einigen  wolle. 
NB.  Dieses  ward  hernach  also  declariert,  dass  es  nicht  allbier  abgehandelt 
werden  sollte,  sondern  erst  auf  dem  bevorstehenden  Convent. 

K.S.  danke  für  des  Kf.  Erbieten,  Erfurt  zu  disponieren,  dass  die. Strei- 
tigkeit beigelegt  werde.  Nachdem  von  Regensbnrg  eine  Schickung  an 
Erfurt  geschehen  und  sie  zam  schuldigen  Gehorsam  anermahnt  worden, 
wünsche  er  erst  zu  erfahren,  was  solches  gefruchtet;  wenn  solcher  Bericht 
einkäme,  wollte  er  ferner  Apertur  davon  thun  und  bitte  er,  dass  Kf.  dann 
seinem  Erbieten  naclikommen  wollte.  Er  wüsste  aber  nicht,  dass  wegen 
der  jurium  mit  K.Mainz  Streit  entstanden  sei,  als  bis  zu  der  neulich  von 
demselben  begehrten  Gebetsformel,  vermeinte  sonst,  ob  nicht  der  Parition 
dadurch  abzuhelfen,  wenn  untersucht  würde,  was  eines  jeden  Intention  in 
dieser  Sache  gewesen,  und  hernach  das  Werk  vel  per  interpositionem  vel 
per  coromisf^ionem  gehoben  würde. 

Wegen  der  Erbverbrüderung  werde  Kf.  von  seinen  Gesandten  er- 


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Zusammenknort  mit  R. Sachsen  su  Berlio.  275 

fahren  haben  >)  9  dass  die  Gesandten-  der  drei  Uänser  deshalb  beim  Kaiser 
hätten  einkommen  wollen. 

Das  Buch  der  Wittenberger  Theologen  kenne  K.S.  nicht,  er 
werde  es  einfordern  und  examinieren  lassen  und,  wenn  es  sich  also  befinde, 
als  angezogen  worden,  solche  Verordnung  ergehen  lassen,  dass  man  spüren 
solle,  er  wolle,  dass  dem  Instr.  pacis  und  defi  Reichsgesetzen  nachgelebt 
und,  80?iel  Gewissens  halber  geschehen  kann,  nachgekommen  werde. 

K.S.  sehe  es  gern,  dass  der  Reichstag  continuiert  werde. 

4.  Gonferenz.    Den  26.  April  1664. 

V.  Schwerin  erklärt,  Kf.  bit'te  um  Fortsetzung  der  Recommendation    G.Mai, 
in  der  Jägerndorfer  Sache.    Da  er  vernehme,  dass  K.S.  ehestens  zum 
Kaisejr  nach  Prag  kommen  werde,  so  bitte  er  dort  die  Sache  zu  recom- 
roendieren. 

Kf.  sei  mit  Zeit  und  Ort  für  die  Obersächsische  Kreisverfassung 
einverstanden.  Modus  und  Quantum  der  gegenseitigen  Assistenz  bedürfe  reifer 
Deliberation,  vorläufig  meine  er,  weil  beide  Kreise  sich  von  allem  aufgebrach- 
ten Volk  nicht  würden  entblössen  wollen,  hätte  man  zu  begehren,  es  möchte 
die  Hälfte  der  aufgebrachten  Völker  zur  Bewachung  der  Grenzen  beider 
Kurfürstenthümer  hergegeben  werden,  deren  Unterhalt  ans  den  Kreisen  er- 
folgen müsse.  Da  K.S.  zur  Besetzung  seiner  Grenzen  von  diesen  Truppen 
mehr  vonnötben  haben  werde,  so  werde  er  mit  einem  Drittel  jener  Hälfte 
zttHeden  sein,  die  er  ins  Crossensche  und  einige  andere  Orte  an  dem  Neuen 
Graben  verlegen  werde,  K.S.  werde  etwa  die  Sechsstädte  in  Acht  zu  neh- 
men haben.  Auch  werde  der  attaquierte  Tbeil  von  dem  anderen,  der  dies 
nicht  zu  befahren  habe,  succurriert  werden  müssen,  worüber  die  Officiere 
zu  beordern  seien. 

Für  die  Continaierang  des  Reichstages  werde  auch  Kf.  durch  seine 
Gesandten  wirken  lassen. 


KorfUrst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  KnrfBrsten. 
D.  Dresden  13./[23.]  Mai  1664. 

[BemfuDg  eines  Kreistages  nach  Leipzig.] 

Nachdem  die  Jüngst  zu  Braunschweig  versammelt  gewesenen  Ge-  23.  Mai. 
sandten  der  Stände  des  Niedersächsischen  Kreises  bei  den  Ober- 
sächsischen beantragt  haben,  dass  vermittelst  Zusammenschicknug  beide 
Kreise  sich  vereinigen  möchten,  wie  die  Assistenz  bei  diesen  böchstgefäbr- 
lichen  Zeiten  einzurichten ,  nachdem  ferner  der  Obersächsische  Kreis  das 
im  vorigen  Jahre  zu  Leipzig  bewilligte  Triplnm  dem  Kaiser  hat  gänz- 
lich zur  Hülfe  senden  müssen    und  derselbe  daher  bei  der  aufs  neue  dro* 


0  S    die  Relationen  derselben  vom  21.  ond  28.  März  16)4,  <oben  S.  2d2f.) 
worin  sie  klagen,  dass  K.  Sachsen  auch  um  diese  Angelegenheit  sieh  nicht  kümmere. 

18* 


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276  ^'    l>or  AofaDg  des  Regeosbarger  ReichstageR.    Anhang. 

henden  Türkengefahr  ganz  ohne  Verfaisang  steht,  bat  er  nach  yorberiger 
persönlicher  Uoterredang  mit  Kf.  und  dem  Herzoge  ?oo  Alte  ob  arg  eine 
KreisTersammlnng  auf  den  13.  Juni  nach  Leipzig  ansgeschriebeo,  um  vor- 
oebmlicb  za  bereden,  ob,  gleich  dem  Niedersächsischea  Kreise,  noch  ein 
anderweitiges  Triplom  an  Volk  und  Simplum  an  Geld  zn  des  Kreises  Yer- 
Sicherung  eilend  zusammenzubringen  und  wie  die  Grenzen  zu  besetzen,  auch 
was  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  der  reciprocierlichen  Hülfe  und 
Assistenz  halber  zn  tractieren  und  wer  deshalb  abzuschicken  sein  möchte. 
Kf.  möchte  die  Versammlung  beschicken. 

PS.    Er  empfiehlt  seinen  Q^n.  Lieutenant  Wolf  Christoph  v.  Ar- 
nim b  zum  General  über  die  Ereistruppen. 


Instraction  fttr  unsere  Hof-  and  Kammergerichts-  and  Halber- 
städtische Regierungs-  und  Kammerräthe  Philipp  Wambold 
von  Umstadt  und  Johann  Budendach.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

7./[17.]Juni  1664. 

[AnfbriogaDg  eines  Kreisbeeres;  Sicheraog  der  Greozen;    Vereinigang  mit  dem 
NiedersächsiRcheo  Kreise.    Die  Erfurter  Sache.] 

17.  Juni.  1)  Kf.    erachtet   für   nöthig,   dass   ausser   der  gemeinen    Reicbshülfe, 

welche  im  Felde  wider  den  Türken  agieren  muss,  zur  Defension  des  Krii- 
ses  ein  Triplum  an  Volk  und  Simplum  an  Geld  spätestens  in  2  Monaten 
aufgebracht  und  dabei  die  1663  gemachte  Eintheilung  der  Coropagnieen, 
Regimenter  u.  s.  w.  beibehalten  werde.  Was  Kf.  für  seine  Kurland  e  von 
den  vorigen  Bewilligungen  noch  schuldig  (etwa  1828  Reicbsthaler),  erhalten 
Ges.  mit  tur  Ablieferung  in  die  Kreiskasse,  was  Kf.  wegen  Hinterpom- 
mern  und  Cammin  von  den  seit  1656  gewilligten  Römermonaten  noch 
zuzutragen  hat,  soll  «uoh  ehest  erfolgen. 

2)  Sollten  die  kaiserliche  und  Reichsarmee  sich  vor  dem  Erbfeind  re- 
tirieren  müssen,  so  müssen  alle  Völker  des  Kreises  zusammengezogen  und, 
da  die  beiden  Kurfürstenthümer  zunächst  von  dem  Angriff  bedroht  sind, 
diese  vornehmlich  geschützt  werden,  Kf.  würde  dann  Crossen,  Frank- 
furt a.  O.,  Beeskow  nnd  die  Oerter  daherum  in  Acht  nehmen  und  will, 
da  K. Sachsen  mehr  Oerter  zn  besetzen  hat,  mit  einem  Drittel  des  Kreis- 
volks zufrieden  sein,  und  müsste  im  Notbfall  ein  Tbeil  dem  anderen  un- 
gesäumt succurrieren. 

3)  Kf.  wünscht  Vereinigung  mit  dem  Niedersächischen  Kreise  zn 
gegenseitiger  Hulfeleistung,  es  muss  sofort  eine  Abschickung  dorthin  erfol- 
gen, dieselbe  würde  am  besten  von  K.Sachsen,  Kf.  und  Sachsen- Alten- 
burg gescheheu,  Kf.  will  dazu  seinen  Halberstädtischen  Regiernngsratb 
Johann  Bntendach  bestimmen.  Da  die  Sicherheit  des  Obersäcbsischen 
Kreises  besonders  darauf  beruht,  dass  die  Grenzen  der  Ober  nnd  Nie- 
der-Lau  sitz  wohl  verwahrt  werden,  so  sollen  Ges.  anfragen,  ob  K.S. 


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Instruktion  für  die  Gesandten  zum  Obersäohsischen  Kreistage.  277 

daza  die  Kreishullc  mit  gebraachen  wolle,  doch  musste  er  dann  a  part 
dieser  Lande  wegen  zo  diesem  Defensionswerk  zatragen. 

4)  Kf.  ist  eiQverstanden  damit,  dass  W.  Chr.  v.  Arnimb  als  Oeo. 
Lieatenant  das  Commando  über  die  Kreistroppen  übertragen  werde,  doch 
darf  ilim,  bevor  er  nicht  wirkliche  Dienste  thnt,  die  volle  Verpflegong  nicht 
gereicht  werden.  Diesfs  Verfassung  darf  erst  aufhören,  wenn  die  Gefahr 
beseitigt  ist.  Die  Artillerie  betreffend  hat  schwere  Stücke  der  Stand  her^ 
zugeben,  in  dessen  Lande  agiert  wird,  wegen  der  Feldstücke  kann  es  bei 
dem  bleiben,  was  auf  dem  vorigen  Kreistage  beschlossen  ist. 

In  dem  Notificationsschreiben  an  den  Kaiser  kann  erwähnt  werden, 
derselbe  möchte  wegen  des  Proviants  für  die  Armeeen,  Beschirmung  der 
Grenzen  und  Festungen  gute  Anstalt  treffen  und  den  Ungarn,  Schlesiern 
und  Mähren  das  exercitium  religionis  nicht  ferner  hemmen  lassen. 

Auf  diesem  Kreistage  ist  auch  die  Erfurter  Sache  zu  überlegen. 
Ges.  sollen  vorschlagen,  dass  nomine  des  Kreises  einige  Völker  in  die 
Stadt  entweder  mit  Zulassung  des  Raths  und  der  Bürgerschaft  gelegt 
oder  sonst  hineingebracht  würden,  um  die  Aufrührerischen  so  viel  besser 
zum  Gehorsam  zu  bringen  und  den  Kreis  zu  verwahren,  dass  nicht  an- 
dere auf  Mittel,  sie  zum  Gehorsam  zu  bringen,  bedacht  sein  dürfen,  sodann 
müsste  man  trachten,  dass  die  Stadt  mit  K.Mainz  ausgesöhnt  werde  und 
demselben  Satisfaction  geschehe,  doch  so,  dass  ihm  nicht  mehr,  als  wozu 
er  vorher  befugt,  attribuiert  werde,  dann  würde  es  sich  wegen  des  Kaisers 
und  Reiches  hernach  auch  wohl  finden. 


Nebenmemorial  für   die  Kurfürstlichen  Abgesandten  zu  dem 
Kreistage.    D.  Cöln  7./[17.]  Juni  1664. 

[Die  besondere  Verfassung  zwischen  K.Sachsen  and  R.Braodeuburg.    Zuziehung 
äcbwedens.    Besetzung  des    Kreisgeneralats.    Zulassung   Herzog  Augusts   von 

Sachsen  zum  Kreistage.] 

Die  von  K.Sachsen  auf  der  Zusammenkunft  zu  Torgau  angeregte  17.  Juni, 
absonderliche  Verfassung  beider  Kurfürstenthumer  hält  Kf.  in  Anbetracht 
der  Gefahr  und,  da  es  mit  solcher  Kreishülfe  so  langsam  dahergeht,  auch 
jetzt  für  nöthig  nnd  zuträglich.  Er  lässt  es  bei  dem  dort  verabredeten 
Quantum  (3000  z.  F.  und  1000  z.  R.),  doch  könnte  zur  Erleichterung  der 
Unterthaneu  hierin  die  Kreishülfe  mitbegriffen  werden. 

Weil  aber  gegen  einen  mächtigen  Feind  diese  Verfassung  zu  schwach 
sein  würde,  so  wünscht  Kf.,  dass  auch  Schweden,  mit  welchem  er  schon 
deswegen  verhandelt  hat  O»  und  andere  fürstliche  Häuser  dazugezogen  werden. 
Wenn  die  K. Sächsischen  damit  übereinstimmen,  so  könnte  mit  den  an- 
wesenden Schwedischen  Gesandten  sofort  daraus  communiciert ,  das 
ganze  Werk  aber  müsste  auf  eine  besondere  Zusammenkunft  verschoben 

')  S.  oben  S.  271. 


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278  ^or  Anfang  des  Regensborger  Reichstages.     Anhang. 

and  zu  dieser  auch  die  anderen,  welche  weiter  dazu  zu  ziehen,  eingeladen 
werden,  inmittelst  bliebe  doch  das,  was  Kf.  mit  K.  Sachsen  abgeredet,  in 
seinem  vigor. 

Nachdem  nachträglich  Fürst  Emanuel  ?on  Anhalt  bei  Kf.  angehalten, 
dass  er  zu  der  Charge  als  General  über  die  Kreistruppen  employiert  würde, 
so  lässt  Kf.  sich  denselben,  doch  nnr  im  Fall  E.S.  von  dem  v.  Arnimb 
abstehen  sollte,  gefallen. 

Nachdem  K.Sachsen  bei  Kf.  angebalten,  dass  er  seinem  Bruder,  dem 
Administrator  von  Magdeburg,  bei  diesem  Kreistage  Session  und  votum 
wegen  Querfurt  gestatten  und  ihm,  wie  in  Regensburg,  darin  gegen  zu 
erwartende  Opposition  assistieren  möchte,  und  Kf.  ihm  auf  dem  Reichstage 
dieses  zugestauden  hat,  so  sollen  Ges.  darein  willigen  und  jenen  dabei 
unterstützen. 


Wambold  und  Badendach  an  den  Kurfürsten.     D.  Leipzig 
15./ [25.]  Juni  1664. 

[Besprechaog  mit  den  K. Sächsischen  Gesandten.    Eröffoung  des  Kreistages.] 

25.  Juoi.  r2./22.  Juni  sind  sie  in  Leipzig  angelangt,  haben  aber  ausser  den  K.Säch- 
siscbeu  Abgesandten  nur  den  für  Vorpommern,  Obristen  Wulff,  vorgefunden. 
13./23.  Juni  haben  sie  die  K.Sächsischen  besucht  nnd  angefragt,  wie 
K.S.  in  betreff  der  Aufnahme  von  Schweden  in  die  besondere  Verfassung 
denke;  jene  erklärten  aber,  da  auf  der  neulichen  Conferenz  zu  Berlin 
davon  nichts  Torgekommen,  sondern  nnr  dieser  Kreistag,  Bewilligung  noch 
eines  Simplum  und  Verbindung  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise,  so  hätte 
man  geglaubt,  Kf.  hätte  seine  Meinung  geändert.  Vergeblich  remonstrierten 
sie  dagegen,  jene  behaupteten,  darüber  nichts  in  Instruktion  zu  haben. 
Y.  Arnim,  der  etwas  mehr  Affection  zu  dieser  Verfassung  als  die  beiden 
anderen  zeigte,  berichtete,  .K.S.  hätte  unter  dem  Namen  des  Landvolks 
wohl  3000  M.  recht  geworbene  Völker  auf  den  Beinen.  Als  sie  darauf 
fragten,  ob  sich  K.S.  zur  Besetzung  der  Grenzen  in  der  Lausitz  der 
Kreishülfe  bedienen  wolle,  konnten  sie  darauf  auch  garkeine  kategorische 
Resolution  erhalten.  In  der  ersten  Sitzung  14. /24.  Juni  wurde  nach  Ver- 
lesung der  Creditive  die  Proposition  von  den  K.Sächsischen  abgelegt,  heute, 
15./25.  Juni,  in  der  zweiten  Sitzung  wurde  der  erste  Punkt  der  Proposition, 
Aufbringung  eines  zweiten  Triplum  an  Mannschaft  und  Simplum  an  Geld, 
verhandelt.  Die  Verfassung  selbst  wurde  durchgebends  für  nothwendig  befun-» 
den,  die  meisten  aber  wollten  von  einer  Werbung  nichts  hören,  sondern 
stimmten  auf  Bewehrung  des  Landvolks  oder  auf  ein  Simplum  oder  höch- 
stens ein  halbes  Triplum  geworbener  Völker. 


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Obersächsischer  Kreistag  zu  Leipzig.  279 

Dieselben  an  den  KurfUrdten.    D.  Leipzig  18./[28.]  Juni  1664. 

[VerhandluDgeD  auf  dem  Kreistage.] 

Am  16. /26.  hat  sich  endlicb  die  Majorität  für  das  Triplnm  aQ  Volk  2d.  Juni, 
and  Simplom  an  Geld  erklärt.  Betreffs  des  zweiten  Punktes  (Bewahrung 
der  Grenzen)  waren  auch  die  Meinungen  sehr  ungleich,  die  Majorität  ent- 
schied endlich  am  17./27.  dahin,  dass  dieser  Punkt  sich  am  besten  bei  der 
bevorstehenden  Conferenz  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  würde  erörtern 
lassen,  dass  auch  eine  Besichtigung  der  Grenzen  nöthig  sei,  diese  aber, 
ebenso  auch,  auf  welche  Weise  das  Triplnm  zu  employieren,  den  Kreisäm- 
tero  anheimzugeben  sei.  Nachmittags  wurde  Punkt  3,  Bestellung  eines 
Generals,  vorgenommen  und  von  K.Sachsen  G.L.  v.  Arn  heim  b  empfohlen, 
wegen  Verschiedenheit  der  vota  aber  konnte  noch  kein  rechtes  oonclusum 
gemacht  werden.  Heute  (18./28.)  wurde  über  Punkt  4  berathen  und  fast 
einstimmig  beschlossen,  dass  die  Zusammenschickung  mit  dem  Nieder- 
sächsischen  Kreise  nothwendig  sei,  und  wurde  dieselbe  den  Kreisämtern, 
K.Sachsen,  K.Brandenburg  und  Sachsen-Altenburg  übertragen. 
Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  auch  die  Erfurter  Sache  vorgebracht  und 
fast  einstimmig  beschlossen,  an  den  Kaiser  und  an  K.Mainz  zu  schreiben, 
dass  die  Stadt,  nachdem  dort  die  innere  Unruhe  beseitigt  und  sie  schon 
völlige  Parition  geleistet,  vom  Banne  befreit  werden  möge.  Gestern  Nach- 
mittag bei  der  Gegenvisite  der  K. Sächsischen  haben  sie  sich  vergeblich 
bemüht,  deren  eigentliche  Intention  in  betreff  der  absonderlichen  Verfassung 
zn  erfahren,  dieselben  erklärten  nur,  man  solle  noch  nicht  mit^den  Schwe- 
dischen coramnnicieren ,  sondern  erst  den  Ausgang  dieses  Tages  nnd  der 
Conferenz  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  abwarten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  22.  Juni/ 
[2.  Juli]  1664. 

[K.Sachsen  verweigert  die  besondere  Verfassung.    Die  Erfurter  Sache.] 

Da  auch  aus  dem  Beantwortungsschreiben  K.Sachsens  hervorgeht,  2. Juli, 
dass  derselbe  die  absonderliche  Verfassung  nicht  für  vorträglieh  hält,  so 
soUen  sie  deswegen  keine  weitere  Anregung  thnn.  Dass  Erfurt  den  kai- 
serliehen  Mandaten  völlige  Parition  gethan,  kann  Kf.  aus  dem,  was  bisher 
ihm  zugekommen,  der  Formnl  des  Gebets  und  anderem,  nicht  befinden,  Oes. 
sollen  darüber  gewissen  Bericht  einziehen  und,  wenn  es  sich  nicht  befindet, 
ihrer  Instruktion  nachleben. 


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280  I>er  Anfnog  des  Regensbnrger  Reichstages.     Anhang. 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Leipzig  27.  Juni  / 

[7.  Juli]  1664. 

[Die  letEten  VerhandlaDgen  aaf  dem  Kreistage.] 

7.  Juli.  Nachdem  am  2()./:50.  und  21./31.  Juni  zunächst  durch  eine  Deputation 

mit  G.  L.  V.  Ariiimb  verhandelt  nnd  dann  beschlossen  worden  war,  unter 
den  ?on  dieser  mit  demselben  yerabredeten  Bedingungen  demselben  das 
Commando  der  Kreisvölker  zu  übertragen,  wurde  am  23.  und  24.  wegen 
Verbcssernng  der  Verpflegungsordnung  verhandelt  und  ausserdem  beschlos- 
sen, dem  Proviantmeister  wegen  der  Correspondenz  monatlich  30  Thalcr 
zu  seiner  Qnge  zuzulegen.  Am  25.  wurde  der  Abschied  verlesen,  6.L. 
?.  Aruimb  dem  Kreise  verpflichtet  und  das  Notificationsschreiben  an  den 
Kaiser ')  mit  der  inserierten  Verwenduug  für  Erfurt  verlesen,  und  als  Ges. 
beantragten,  denselben  wegen  Beischaffung  des  Proviants  für  die  Armee 
in  Ungarn,  Bewachung  der  Grenze  und  Gestattung  des  exercitii  religiouis 
in  seinen  Erbl  luden  zu  erinnern,  beschlossen,  deswegen  besondere  Schrei- 
ben abzufassen.  Am  26.  wurden  dieselben,  sowie  die  revidierte  Yerpfle- 
gungsordunug  verlesen  und  daun  der  Kreistag  geschlossen 


Kreisabschied  des  Obersächsischen  Kreistages.     D.   Leipzig 
25.  Juni/ [5.  Juli]  1664. 

[Bewilligung  eines  neuen  Triplum  an  Volk  nnd  vorläufig  eines  Simplnm  an  Geld. 

Inspicioruug  der  Grenzen.    Ernenuang  v.  Arnims  zum  General  der  Kreistruppen, 

Koruhöffers  zum  Kreiszahl-  nnd  proviantmeister.] 

5.  Juli.  Da  das  im  vorigen  Jahre  beschlossene  und  wirklich  aufgebrachte  Tri- 

plum an  Volk,  nachdem  auf  dem  Reichstage  dem  Kaiser  vom  ganzen 
Reiche  ein  Triplum  bewilligt  worden,  nach  Ungarn  geschickt  nnd  so  die 
ganze  Kreisverfassnng  dabin  angewendet  ist,  ist  in  anbetracht  der  fort- 
dauernden Gefahr  beschlossen  worden,  ein  neues  Triplum  anfzubringeD, 
wozu  ein  jeder  Stand  sein  Coniingent  binnen  zwei  Monaten  bereit  zu  halten 
hat.  Zugleich  hat  jeder  Stand  Vorkehrung  zu  thun,  dass  im  Nothfalle  ein 
allgemeines  Landaufgebot  erfolgen  kann. 

Die  auf  dem  vorigen  Kreistage  angefertigte  Liste  der  aufzubringenden 
Völker  und  die  Bestimmungen  über  die  Vertheilung  derselben  unter  die 
einzelnen  Stände,  über  Besoldung,  Artillerie,  Munition  u.  s.  w.  sind  revi- 
diert  und  neueingerichtet  worden  und  sollen  in  dieser  Gestalt  pro  norms 
dienen. 


»)  Dasselbe  (d.  25.  Juni/5.  Juli  1664)  bei  v.  Tettau,  Die  Reduktion  von 
Erfurt  und  die  ihr  vorangegangenen  Wirren  (Jahrbücher  der  K.  Akademie  gemein- 
nütziger Wissenschaften  zu  Erfurt.  Neue  Folge.  III  S.  334  f.;  Inhaltsangabe 
Diar.  Europ.  XI  8.  383. 


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Oberaachsischer  Rroistag  £q  Leipzig.  281 

Zo  dem  auf  dem  vorigen  Kreistage  bewilligten  Simplom  an  Geld  ist 
noch  ein  anderweitiges  Simplam  binnen  Monatsfrist  zar  Kasse  zu  liefern 
bewilligt  worden,  auch  soll  im  Fall  der  Noth  ?on  dem  Kreisobersteo  mit 
Zastimmong  des  Nach-  und  Zugeordneten  noch  ein  Monat  ausgeschrieben 
werden. 

Betreffend  die  Sicherung  der  Grenzen  des  Kreises  gegen  Böhmen  und 
Schlesien  hin,  ist  zunächst  Inspicierung  derselben  und  Berichterstattung 
darüber  an  den  Kreisobersten  beschlossen  worden.  Ob  aber  solche  Grenze 
mit  Landvölkern  zu  besetzen  und  das  Triplum  von  den  Geworbenen  zu 
mehrerem  Nachdruck  beisammenzuhalten  und  an  den  bedrohten  Ort  zu 
stellen y  ist  bis  nach  der  mit  den  Niedersächsischen  Kreisdeputierten 
wegen  reciprocierlicher  Assistenz  beider  Kreise  zu  haltenden  Conferenz 
ausgesetzt  worden. 

Das  Conimando  über  das  Kreiscorpo  ist  dem  6. Lieutenant  v.  Arnim b 
übertragen  worden,  derselbe  soll  nur  einen  G.Adjutanten  unter  sich  haben 
und  soll  dafür  vom  1.  September  an  ausser  der  Kriegsoperation  monatlich 
233  Rthlr.  8  Groschen,  wenn  er  aber  zu  Felde  gehen  und  gegen  den  Feind 
agieren  muss,  466  Rthlr.  16  Groschen  erhalten.  Zum  Kreiszahl-  und  pro- 
viantmeister  ist  der  Obriste  Wachtmeister  Johann  Kornhöffer  ernannt 
und  demselben  für  sich  und  seine  Leute  100  Rthlr.,  dazu  noch  für  Füh- 
rung der  Correspondenz  30  Rthlr.  monatlich  bewilligt  worden. 

Die  Kreisrechnungen  des  Raths  von  Leipzig  sollen  durch  eine  De- 
putation geprüft  werden. 

Dieser  Kreisabschied  soll  dem  Herkommen  nach  dem  Kaiser  und  den 
4  benachbarten  correspondierenden  Kreisen  communiciert  werden. 


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Abschnitt   5. 

Der  Türkonkrieg. 
1663  - 1664. 


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Einleitung. 


Der  Krietr,  welchen  Kaiser  Leopold  I.  iq  den  Jahren  1663 — 1664  ge- 
gen die  Türken  zu  fuhren  gehabt  hat»  ist  veranlasst  worden^)  darch  die 
8iebenbürgi sehen  Wirren  der  Jahre  1658 — 1662,  und  diese  wiedernm 
haben  ihren  Ursprung  in  den  Verwickelungen  des  nordischen  Krieges. 
An  diesem  Kriege  hatte  auch,  und  zwar  auf  schwedischer  Seite,  der  unter 
türkischer  Oberhoheit  stehende  Orossfürst  von  Siebenbürgen,  Georg 
Rakoczj  II.  Theil  genommen.  Von  König  Karl  Qnsta?  durch  das 
Versprechen  eines  Theiles  ?on  Polen  angelockt,  war  derselbe,  ohne  die 
Zustimmung  des  Sultans  einzuholen,  1657  mit  Heeresmacht  in  Polen  ein« 
gefallen,  aber  sein  Unternehmen  hatte  den  unglücklichsten  Ausgang  gehabt; 
fon  seinem  schwedischen  Bundesgenossen,  welcher  inzwischen  seine  Waffen 
gegen  Dänemark  gewendet  hatte,  im  Stich  gelassen,  war  er  von  den 
Polen  und  den  mit  diesen  verbündeten  Tataren  geschlagen  worden,  fast 
sein  ganzes  Heer  war  vernichtet  worden,  und  er  selbst  hatte  als  Flüchtling 
in  seine  Heimat  heimkehren  müssen.  Zugleich  aber  hatte  er  sich  durch  sein 
anvorsichtiges  Unternehmen  die  Ungnade  des  Sultans  Muh  am  ed  IV.  zuge- 
zogen. Dieser,  welcher  mit  Polen  in  Frieden  geblieben  war  und  dasselbe  durch 
die  von  ihm  abhängigen  Tataren  hatte  unterstützen  lassen,  erklärte  Rakoczy 
für  abgesetzt,  Hess,  da  derselbe  Widerstand  leistete,  Truppen  in  Sieben- 
bürgen  einrücken  und  ernannte,  ohne  sinh  um  das  Wahlrecht  der  dortigen 
Stände  zu  kümmern,  einen  anderen  Magnaten  Barcsai,  welcher  sich  zu 
härteren  Bedingungen  verstehen  musste,  zum  Qrossfürsten.  Aber  die  Mehr- 
lahl  der  Siebenbürgen  hielt  an  Rakoczy  fest,  und  so  wufde  dieses  Land 
während  der  Jahre  1658 — 1660  der  Schanplatz  eines  Wechsel  vollen  und  ver- 
heerenden Krieges,  in  welchem  schliesslich  Rakoczy  unterlag.  Im  Mai 
1660  wurde  er  in  dem  entscheidenden  Treffen  bei  Szaraosfalva  geschla* 

gen   und   tötlich  verwundet  und  starb  bald  nachher  in  Qross  Wardein. 
.   _    _  -^  ^ 

0  8.  v.  finge  1,  Geschichte  des  Ungarischen  Reiches  V8.  Iff.  Zinkeisen, 
Geschichte  des  Oamauischeo  Reiches  IV  S.  871  ff.  Pohler,  Oesterreichs  Türken- 
krieg 1603—1604  (Programm  des  kduigl.  Friedrichsgymnasinrns  su  Frankfurt  a.  0. 
1879;  dasselbe  behandelt  nnr  die  Vorgeschichte  dos  Krieges  bis  1660). 


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286  5.     Der  Turkeokrieg. 

Das  türkische  Heer  sog  darauf  gegen  diese  feste  Stadt,  die  kleine  Besatzung 
derselben  yertheidigte  sich  mit  der  grössten  Tapferkeit,  mnsste  aber  endlich 
am  80.  August  capitulieren.  Doch  die  Anhänger  Rakoczjs  setzten  den 
Widerstand  fqrt  und  erwählten  1.  Januar  1661  dessen  früheren  Feldherren 
Kemeny  Janos  zum  Grossfürsten,  aber  die  Pforte  wollte  denselben  nicht 
anerkennen,  sie  erzwang,  nachdem  Barcsai  in  dessen  Hände  gefallen  und 
▼on  ihm  getötet  war,  die  Erhebung  eines  anderen  Magnaten  Michael 
Apjaffj  %nm  Grossfürsten  und  Hess,  als  Kemeny  den  Widerstand  fort- 
setzte, 1661  aufs  neue  ein  Heer  in  Siebenbürgen  einrücken. 

Die  oesterreichische  Regierung  hatte  in  diesen  Wirren  bisher  eine 
sehr  zweideutige  Haltung  eingenommen.  Sie  hatte  die  Bitten  Rakoczy«  um 
Hülfe  zurückgewiesen,  hatte  denselben  aber  insgeheim  zum  Widerstände 
ermuntert  und  ihn  in  seiner  Bedrängniss  1658  znm  Abschluss  eines  Ver- 
trages bewogen,  in  welchem  er  vier  Festungen  dem  Kaiser  zu  übergeben 
zugesagt,  und  diese  Festungen  waren  dann  auch  durch  die  Truppen 
des  in  Oberungarn  stehenden  kaiserlichen  Generals  de  Souches  besetzt 
worden.  Als  dann  die  Türken  vor  Gross  Wardein  erschienen ,  hatte 
die  Besatzung  in  Wien  um  Hülfe  gebeten,  der  Kaiser  hatte  auch  de 
Souches  den  Befehl  ertheilt,  der  Stadt  Entsatz  zu  bringen,  allein  der  Be« 
fehl  war  zu  spät  gekommen  und  dessen  Truppenmacht  zu  schwach  ge- 
wesen, als  dass  er  demselben  hätte  Folge  leisten  können.  Nach  dem  Falle 
der  Stadt  hatte  dann  die  oesterreichische  Regierung  in  Constautinopel 
drohende  Vorstellungen  gemacht,  sich  des  Wahlrechts  der  siebenbür- 
gischen  Stände  angenommen  und  zugleich  verlangt,  dass  diejenigen  sie- 
ben  oberungarischen  Comitate,  welche  sie  früher  Rakoczj  ebenso  wie 
dessen  beiden  Vorgängern  Bethlen  Gabor  und  Georg  Rakoczj 
I.  auf  Lebenszeit  überlassen  hatte  und  welche  sie  jetzt  als  heimgefallen 
betrachtete,  ihr  zurückgegeben  würden,  aber  die  Pforte  wollte  davon 
nichts  wissen  und  so  kam  es,  obwohl  keine  förmliche  Kriegserklärung  er- 
folgte, 1661  zum  Ausbruch  der  Feindseligkeiten  in  Ungarn.  Diese  0  wur- 
den zunächst  von  beiden  Seiten  mit  sehr  ungenügenden  Streitkräften  ge- 
führt. Der  kaiserliche  Feidmarschall  Monte cuccoli,  welcher  mit  etwa 
25000  Mann  bei  Comorn  stand,  erhielt  den  Befehl,  nach  Siebenbürgen  vor- 
zugehen und  Kemeny  Janos  zu  unterstützen.  An  der  Theiss  bei  To- 
kai  angekommen,  fand  er  das  türkische  Heer  unter  dem  Pascha  Ali  von 
Temeswar  bis  dorthin  vorgedrungen«  aber  derselbe  wagte  kdnen  Kampf 
und  zog  sich  vor  ihm  zurück,  Montecnccoli  folgte  demselben  bis  in  das 
Innere  von  Siebenbürgen,  besetzte  Klausenburg,  aber  sein  Heer  litt  in. 
dem  ausgesogenen  Lande,  dessen  Bevölkerung  den  Kaiserlichen  wider- 
willig, ja  feindlich  gegenübertrtft,  die  grösste  Noth,  so  begnügte  er  sich 
damit,  Klansenburg  mit  Besatzung  und  Proviant  zu  versehen  nnd  ein 
• 

>)  8.  ZinkeTseD  a.  a.  O.  IV  S.  901ff.  Rintelen,  die  Feldsüge  Monte- 
coccolis  gegen  die  Tärken  von  1661—1604  (Oesterreichische  militärische  Zeit- 
icbrift  I,  1  8.  Iflf).    Campori,  Raimoodo  Mootecocooli  8.  SGOff. 


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EinleitoDg.  287 

kleines  Trappencorps  bei  KemenyJanos  sarückzalassen,  dann  kehrte  er 
nach  Oberangarn  io  die  Winterquartiere  zarürk,  während  auch  die  Türken 
sich  nach  Temeswar  znrrckbegaben. 

Zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  1662  fand  KemenyJanos  bei  ei- 
nem  Versuche,  seinen  Gegner  Apaffv  zn  überwält-gen,  seinen  Untergang. 
Apaffj  verlangte  darauf  von  dem  Kaiser  Anerkennung  und  Räumung 
der  von  den  Truppen  desselben  besetzten  Plätze,  der  Kaiser  wies  diese 
Forderungen  zurück,  knüpfte  aber  mit  der  Pforte  zuerst  durch  den  nach 
Constantinopel  geschickten  Hofkammerrath  Beris,  dann  durch  seinen 
dortigen  Residenten  Renniger  Unterhandlungen  an,  welche  von  den  Tür- 
ken das  ganze  Jabr  hindurch  hingezogen  wurden,  während  dieselben  gleich- 
zeitig gewaltige  Rüstungen  veranstalteten.  Trotzdem  erneuerte  der  Wiener 
Hof,  welcher  zumal  bei  der  schwierigen  Stimmung  der  Ungbrn  den  Krieg 
zn  vermeiden  wünschte,  (den  im  Mai  1662  in  Pressburg  versammelten  Reichs- 
tag hatten  die  protestantischen  Stände,  weil  ihre  Klagen  abgewiesen  worden 
waren,  verlassen,  und  auch  die  übrigen  hatten  die  Entfernung  der  deutschen 
Truppen  aus  dem  Lande  verlangt)  Anfang  1663  die  Unterhandlungen  und 
schickte  den  Freiherrn  de  Goes  an  den  türkischen  Hof.  Anfangs  zeigte 
sich  der  Sultan  zu  Unterhandlungen  bereit,  beauftragte  Ali  Pascha  mit 
denselben,  und  zwischen  diesem  und  de  Goes  sowie  dem  demselben  beige- 
gebenen Renn  ige  r  kam  es  in  Temeswar  zum  Abschluss  eines  Präli- 
minarvertrages,  nach  welchem  der  Kaiser  zwei  von  jenen  ungarischen  Comi- 
taten  zurückerhalten,  dafür  aber  Apaffy  anerkennen  und  in  die  Schleifung 
der  von  dem  Banus  von  Croatien,  Graf  Niclas  Zriny  neu  angelegten 
Festung  Serin  war  willigen  sollte.  Der  Kaiser  ratificierte  diesen  Vertrag, 
als  nun  aber  de  Goes  und  Renniger  sich  zu  dem  Grossvezier  Achmed 
Köprili  begaben,  welcher  inzwischen  an  der  Spitze  eines  grossen  Heeres 
bis  Belgrad  vorgerückt  war,  wurden  sie  von  diesem  auf  das  hochmüthigste 
empfangen,  die  Ratification  des  Vertrages  verweigert  und  neue,  geradezu  de- 
müthigende  Bedingungen  (Zahlung  einer  Kriegscontribution  und  Erneuerung 
des  früheren  Tributs)  gefordert,  auf  welche  sie  nicht  eingehen  konnten,  und 
sie  in  Haft  behalten.  So  brach  der  Krieg  wieder  ans  und  zwar  für  den 
Kaiser  unter  den  ungünstigsten  Aussichten,  da  derselbe  dem  türkischen 
Heere  von  120,000  Mann,  welches  nicht  nur  Ungarn,  sondern  auch  seine 
deutschen  Erblande  bedrohte,  von  eigenen  Truppen  nur  etwa  28,000  Mann 
entgegenzustellen  hatte,  von  denen  ein  Tbeil  in  den  siebenbürgischen  und 
ungarischen  Plätzen  zerstreut  lag. 

Allerdings  hatte  der  Kaiser  gleich  beim  Beginn  dieser  Verwickelungen 
versucht,  sich  Unterstützung  von  Deutschland  her  zu  verschaffen,  er  hatte 
zu  dicFcm  Zwecke  zunächst,  da  er  die  Berufung  eines  Reichstages  zu  ver- 
meiden wünschte*),  bald  nach  dem  Falle  von  Gross  Wardein,  zu  Ende 
des  Jahres  1660,  Abgesandte  an  die  einzelnen  Kurfürsten  n^d  an  die  mäch- 
tigeren Fürsten  und  Reichsstädte  geschickt,  um  von  diesen  eine  Beihülfe 

>}  8.  oben  S.  150. 


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288  5.    Der  Türkenkrieg. 

womöglich  an  Geld  für  die  gegen  die  Türken  za  treffenden  Rüstungen  so 
erwirken.  Bei  dem  Kurfürsten  von  Brandenbarg,  welcher  damals  ia 
Cleve  verweilte,  erschien  Anfang  1661  der  kaiserliche  Reichshofrath  und 
Kämmerer,  Obrist  Oraf  Claudias  Colalto,  welcher  schon  zu  Anfang  des 
Jahres  1660  zusammen  mit  seinem  Schwiegervater,  dem  Fürsten  Gonzaga, 
zu  demselben  nach  Berlin  gesendet  gewesen  war  0*  Ueber  die  mit  dem- 
selben geführten  Verhandlungen  finden  sich  jetzt  in  dem  Berliner  Geheimen 
Staatsarchiv  keine  Aufzeichnungen,  solche  scheinen  aber  noch  Pufendorf 
vorgelegen  zu  haben ,  und  aus  dessen  Angaben  3) ,  welche  durch  gelegent- 
liche Aeusserungen ')  des  Kaisers,  des  Kurfürsten  und  der  Gesandten  des- 
selben auf  dem  Reichstage  bestätigt  werden,  geht  hervor ,  dass  Colalto 
dem  Kurfürsten  die  Gefahr  eines  Türkenkrieges,  nachdem  durch  die  Be- 
setzung von  Gross  Wardein  der  Waffenstillstand  von  1649  gebrochen 
sei,  vorgestellt  und  Hülfe  von  ihm  selbst  sowie  Verwendung  deswegen  bei 
anderen  Fürsten  gebeten  bat,  dass  der  Kurfürst^)  sich  dazu  bereit  erklärt 
und  Zahlung  von  100000  Thalern  Subsidiengeldern  versprochen ,  insgeheim 
aber  sich  ausbednngen  hat»  dass  er  diese  Summe  nicht  gleich  zu  zahlen 
brauche,  sondern  der  Kaiser  dieselbe  erst,  wenn  es  wirklich  zum  Kriege 
kommen  sollte,  verlangen  sollte.  Die  versprochenen  Schritte  bei  anderen 
Fürsten  hat  der  Kurfürst  gethan  %  er  hat  damit  aber  ebenso  wenig  Erfolg 
gehabt  wie  der  Kaiser  selbst,  und  so  musste  sich  dieser,  um  Hülfe  zu  er- 
halten, Anfang  1662  zur  Berufung  des  Reichstages  entschliessen.  Welche 
Rolle  der  Kurfürst  auf  demselben  gespielt,  wie  er  sich  insbesondere  in  den 
Verhandlungen  über  die  Türkenhülfe  verbalten  hat,  geht  aus  den  in  dem 
vorigen  Abschnitte  mitgetheilten  Aktenstücken  hervor  und  ist  auch  in  der 
Eiuleitung  zu  demselben  kurz  dargelegt  worden.  Der  Kurfürst  bat  auch 
dort  während  der  die  ganze  erste  Hälfte  des  Jahres  1663  sich  hinziehenden 
Verhandlungen  darüber  die  Forderungen  des  Kaisers  nachdrücklich  unter- 
stützt, freilich  aber  hat  er  sich  wieder  insgeheim  ausbedungen,  dass  er  selbst 
von  der  von  dem  Reiche  zu  leistenden  Hülfe  entbunden  sein  sollte.  Dieses 
ja  nicht  gerade  besonders  rühmlich  erscheinende  Verhalten  erklärt  sich 
daraus,  dass  der  damals  in  Preussen  befindliche  Kurfürst  angesichts  der 
ihm  von  Schweden  und  von  Polen  her  drohenden  Gefahren  sowie  seiner 

>)  S.  ürk.  XL   Akt  vni  S.  421.  428. 

>)  L.  IX  §  77  (8.  620). 

^  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  Kf.  vom  26.  Mai  1668  und  den  Bericht 
der  Gesandten  ans  Regensbarg  vom  9.  April  (oben  S.  178.)  Der  Kf  bemerkt 
iu  einem  Bescripte  an  die  Gesandten  vom  6.  März  166'^  er  habe,  als  der  Kaiser 
Colalto  zu  ihm  nach  Cleve  geschickt,  sich  willfährig  wegen  der  Türkenhülfe  erklärt. 

*)  In  dem  Geheimenraths-Protokoll  vom  11.  Februar  1661  wird  bemerkt:  .Der 
H.  0.  Präsid.  verlesen  das  Concept  einer  Besolation,  so  dem  kaiserl.  Abgeord- 
neten Grafen  Colalto  wegen  gesachter  Tärkeohülfe  gegeben  worden.* 

^)  Nach  den  Geheimenraths-Protokollen  vom  11.  Februar  und  5.  Mirz  lässt 
Kf.  sowohl  die  Colalto  ertheilte  Resolation  als  auch  ein  in  Aogolegenheit  der 
Türkenhülfe  nn  den  Kaiser  gerichtetes  Schreiben  den  übrigen  Kurfürsten  mittheilen. 


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EinleituDg.  289 

Streitigkeiten  mit  den  Preassischen  Ständen  es  für  nothwendig  erachtete, 
die  Behr  beschränkten  Mittel  an  Truppen  nnd  Geld,  welche  er  besass,  zn- 
aammenznhalten ,   nm  dieselben  im  Nothfall  dort  im  Norden  znm  Schutz 
seiner  eigenen  Lande  und  zur  Wahrung  seiner  Interessen  zu  verwenden. 
Andererseits  aber  ist  es  sehr  wahrscheinlich,  dass  auch  er  ebenso  wie  an- 
dere dem   Kaiser  weniger  gunstig  gesinnte  Fürsten  Zweifel  daran  gehegt 
hat,  ob  denn  wirklich  die  Gefahr  des  Turkenkrieges  so  ernstlich  sei,  und 
ob  nicht  der  Argwohn,  welcher  von  französischer  Seite  auch  ihm  gegen- 
über geäussert  wurde  i),  dass  der  Kaiser  nicht  daran  denke,  gegen  die 
Türken  Kneg  zu  führen,  fondern  dass  er  die  unter  diesem  Vorwande  von  dem 
Reiche  zu  erlangenden  Mittel  zu  ganz  anderen  Zwecken  zu  verwenden  ge- 
denke, gegründet  sei.     Aus  den  Berichten,  welche  er  von  seinem  Residenten 
in  Wien,*  A.  Nenmann  erhielt,  erfuhr  er,  dass  man  am  kaiserlichen  Hofe 
eifrig  bemüht  sei,   den  Bruch  mit  den  Türken  zu  verhüten,  dass  noch  bis 
in  den   Sommer  1662  hinein   die  Aussichten  auf  Erhaltuug  des  Friedens 
günstig  schieuen,  nachher  klangen  die   Nachrichten  allerdings  drohender, 
zu  Anfang  1663  aber,  gerade  als  die  Reichstagsverhandiungen  begannen, 
^am    die  Kunde   von  dem   zn  Temeswar  abgeschlossenen  Waffenstillstände 
and  erst  Ende  Juni,  nachdem  man  erfahren  hatte,  dass  dbr  Grossvezier 
jenen  Vertrag  verworfen  habe  und  mit  seinem  Heere  im  Anzüge  sei,  konnte 
kein  Zweifel  mehr  darüber  bestehen,  dass  der  Krieg  wirklich  vor  der  Thür 
stehe.     Am  kaiserlichen  Hofe  ist  man  schon  Anfang  Mai  infolge  der  Nach- 
riehten  über  die  türkischen  Rüstungen  von  der  Aussichtslosigkeit  der  Frie- 
densverhandlungen überzeugt  gewesen,   angesichts  der  dioheudeu  Gefahr 
und  in   der  Erkenntnis,  dass  vom  Reichstage   wenig,  am  wenigsten  eine 
schleunige   Beschaffung  von  Hülfe   zu  erwarten  sei,   entschloss   sich    der 
Kaiser  aufs  neue,  Gesandtschaften  an  einzelne  ihm  freundlich  gesinnte  Für- 
sten zn  senden  nnd  von  diesen  die  sofortige  Sendung  von  Hülfstruppen  zu 
erbitten.    Mit  diesem  Auftrage  erschien  Ende  Juni  bei  dem  noch  immer  in 
Königsberg  weilenden  Kurfürsten  der  demselben  schon  von  den  Verhand- 
langen der  Jahre  1657—1660')  sowie  von  seiner  späteren  Thätigkeit  als 
Gesandter  in   Polen  ^  wohlbekannte  Freiherr  de  Li  sola,  dem  bald  auch 
ein   spanischer  Gesandter  d'Ucedo   folgte.     Damals    hatte   der  Kurfürst 
freiere  Hand,  schon  Anfang  Mai  waren  die  Streitigkeiten  mit  den  Preussi- 
schen  Ständen  geschlichtet  und  ein  den  Wünschen  des  Kurfürsten  entspre- 
chender Laudtagsabschied  zustande  gekommen^),  auch  die  Aussichten  in 
Polen  hatten  sich  günstiger  gestaltet  und  ebenso  hatten   die  seit  Anfang 


^  S.  XJrk.  0.  Akt.  II  S.  261f.  263f.  Vgl.  die  Schreiben  Ludwigs  XIV.  au 
ßravel  vom  4.  Januar,  27.  Mai,  H.Juni  und  9.  September  16G2  (Guhrauer  11, 
8.  321.  332   334.  341). 

^  S.  ürk.  u.  Akt.  VIU  8.  2 12 ff.  346ff.  702ff. 

»)  8.  ürk.  u.  Akt.  IX,  8.  29 ff 

*)  S.  Pufendorfl.  rx§öO  (S.  Ö89f.).  Droyaen,  Geacli.  der  Preuss  Politik 
UI,  2  S.  454. 

Mater,  s.  GmcH  a.  O.  Knrruraten.    XI.  yj 


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2lK)  5-    I^er  Turkenkrieg. 

des  Jahres  in  Schweden  durch  v.  Krockow  geführten  Verhandlungen  ge- 
rade damals  einen, ernsteren. Gang  genommen  *),  der  Kf.  war  so  im  stände, 
dem  bedrängten  Kaiser  Hülfe  zn  leisten,  und  er  hat  dieses  auch  wirklich 
in  nachdrücklichster  Weise  geth-m. 

Die  in  diesem  Abschnitt  mitgei heilten  A-kten  beginnen  mit  den  vom 
Juli  an  bis  Anfang  September  1663  mit  Li  sola  geführten  Verhandlungen, 
dieselben  verfolgen  dann  die  Schicksale  des  von  dem  Kurfürsten  dem  Kai- 
ser unter  Führung  des  Herzogs  August  von  Holstein  zu  Hülfe  geschick- 
ten  Truppencorps  uud  sie  veranschaulichen  zugleich  die  Bemühungen,  welche 
der  Kurfürst  ebenso  wie  auf  dem  Reichstage  uud  im  Obersächsischen 
Kreise  auch  bei  anderen  Reichsfürsten  und  in  den  Niederlanden  im  Inter- 
esse des  Kaisers  aufgewendet  hat.  Des  ruhmvollen  Antheils,  welchen  die 
brandenburgischen  Hülfstruppen  an  dem  Feldzuge  des  Jahres  1664.  auf  dem 
oberungarischen  Kriegsschauplatze  genommen  haben,  ist  in  den  von  kaiser- 
licher Seite  veröffentlichen  Berichten  wenig  gedacht  worden  und  auch  in 
den  auf  diesen  beruhenden  späteren  Darstellungen  dieser  Kämpfe  ist  davon 
wenig  zu  finden«),  zuerst  Pufendorf)  hat  auf  Grund  der  von  ihm  be- 
nutzten Relationen  des  Herzogs  von  Holstein  einen  zwar  gedrängten, 
aber  die  wesentlichen  Punkte  berührenden  Berieht  darüber  gegeben  and 
neuerdings  hat  daun  Drojsen^)  sowohl  diese  militärischen  Ereignisse  als 
überhaupt  die  Thätigkeit,  welche  der  Kurfürst  während  dieses  Türkenkrieges 
entfaltet  hat,  in  eiugehender  Weise  dargestellt  und  gewürdigt 

Wenn  der  Kurfürst  in  so  eifriger  und  wenigstens  theilweise  erfolgreicher 
Weise  den  Kaiser  in  diesem  Türkenkriege  unterstützt  hat,  so  hat  er  dabei 
doch  keineswegs  seine  eigenen  Interessen  ausser  Acht  gelassen  Er  hat  bei 
den  Verhandlungen  mit  Lisola  es  durchgesetzt,  dass  der  Kaiser  den  Sold 
und  Unterhalt  der  ihm  zn  Hülfe  gesandten  Truppen  übernahm,  und  da  er  unter 
Berufung  darauf,  dass  dieses  dem  Kaiser  überlassene  Corps  stärker  sei  als 
das  Contingent,  welches  er  nach  der  Reichsmatrikel  zu  dem  Reichsheere 
hätte  stellen  müssen,  jeden  Beitrag  zu  der  Ausrüstung  und  dem  Unterhalt 
dieses  lezteren  ablehnte,  so  hat  er  wenigstens  Geldopfer  anf  diesen  Krieg 
nicht  verwendet,  im  Gegentheil  selbst  während  dieser  Zeit  an  den  Heeres- 
kosten sparen  können^).  Zugleich  hat  er  diese  Gelegenheit  benatzt,  am 
eine  alte  und  schon  mehrmals  vorgebrachte  Forderung  an  den  Kaiser  zu 
erneuern.  Schon  auf  dem  letzten  Reiihstage^)  (1653),  dann  bei  Gelegenheit 
der  Kaiserwahl  Leopolds  I.  (165R)  und  nachher  auch  während  der  durch 
die    Bundesgenossenschaft  im    nordischen    Kriege    veranlassten    Verband 


0  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  8.755. 

*)  S.  ÜroyseD,  Beiträge  zur  Kritik  Pufendorfd  f^.  89ff. 

»)  L.  IX  §77.  78.    S.  Droyseo  a.  a.  0. 

*)  Gesch.  der  Preuss.  Politik  lU,  3  8.  30  ff. 

'")  S.  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Korfürsteo  8.  242 f. 

«)  8.  Urk.  u.  Akt.  VI  8.  201f  207.  209.  211  ff.  225ff.  271. 


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£iDlAitaDg.  291 

luDgenO  hatte  der  Karftirst  die  alte  Forderang  seines  Hauses  auf  die 
Zorückgabe  des  Förstenthums  Jägerndorf  oder  auf  eine  wenigstens  theil* 
weise  in  Landgebiet  bestehende  Entschädigung  dafür  gel'end  gemacht,  aber 
diese  Bemühungen  waren  bisher  immer  erfolglos  gewesen,  der  Kaiser  hatte 
sich  zuletzt  in  der  dem  nach  Wien  geschickten  Geheimenrathe  Friedrich 
▼.  J  e  n  a  am  5.  Januar  1659  ertbeilten  Resolution ')  nur  zu  einer  Oeldent- 
schädigung  im  Betrage  von  180,000  Thalern  bereit  erklärt.  Doch  hatte  der 
Rurfiirst  die  Sache  nicht  ruhen  lassen,  schon  Ende  December  1661,  als 
die  Berufung  des  Reichstages  schon  als  sicher  gelten  konnte,  hatte  er  in 
seinem  Geheimen  Rathe*)  die  Frage  erörtern  lassen,  ob  er  nicht  wieder 
schon  jetzt  bei  Zeiten  wegen  der  Satisfaction  für  Jägern dorf  am  kaiser- 
lichen Hof  anhalten  und»  wenn  diese  nicht  erfolgte,  diese  Sache  an  den 
Reichstag  bringen  sollte,  und  Anfang  Mai  1662  hatte  er  dann  wirklich  an 
den  Kaiser  ein  Schreiben  gerichtet^),  in  welchem  er  nach  Recapitnlation 
der  bisher  in  dieser  Angelegenheit  geführten  Verhandlnngrn,  bei  denen,  wie 
er  klagte,  sein  Haus  allezeit  mit  dilatorischen  Resolutionen  vergeblich  auf- 
gehalten worden  sei,  und  nochmaliger  Auseinandersetzung  des  Sachverhaltes 

»)  8.  ürk.  0.  Akt.  VIII  S.  339 ff.  366 ff.  500.  513  f. 
.      «)  ürk.  0.  Akt  VIII  S.371. 

^  Geheimenraths-Protokoll  vom  18./28.  December  1661 ;  zum  Schlass  beisst 
ps:  „Es  ist  aber  aas  diesem  allen  bei  dem  Discurs  verblieben  onJ  kein  Scblasa 
geworden.* 

*)  d.  Cölu  28.  April/ 8.  Mai  1662.  Der  ScblnsB  laatet:  „Ich  werdu  dahero  ge- 
nötbigt  En.  Keys.  M.  nochmals  ganz  gehoraarobst  —  zu  bittpo,  Sie  wollen  in 
Betrachtung  meiner  sonderbaren  Dienste  und  offenbaren  klaren  Rechtens  nun> 
mehre  geruhen,  den  jetzigen  Deteutorem,  den  Ffirsten  von  Lichtenstein  —  an- 
zabefehlen,  sofort  mein  Herzogthnm  Jägerndorf  zu  ränmeo  and  mich  damit  nicht 
länger  aufhalten  za  lassen.  Damit  auch  En.  Keys.  M.  mit  dieser  Sache  so  viel 
and  allein  nicht  mehr  behelliget  werden  dörffen,  will  ich  mich  bei  so  bewandten 
Umstanden  sogleich  an  mein  Herzogthomb  und  dessen  anrechtmässigen  Deteu- 
torem —  halten  and  werde  also  auf  des  Detentoris  fernere  Verzögerang  mit  Ea. 
Keys.  M.  gnädigsten  Fermission  nnd  Zalass  sehen,  wie  ich  ehest  wieder  zu  der 
wdrklichen  Possession  —  gelangen  könne.  Welches  mir  dann  weder  Ea.  Keys. 
M.  noch  auch  jemand  anders  gestalten  Sachen  nach  —  nicht  verdenken,  son- 
dern vielmehr  mir  dazu  behälflich  sein  werden.  Gleichwie  ich  aber  dieses  alles 
an  Ea.  Keys.  M.  nicht  deshalb  bringe,  als  wenn  ich  mich  mit  dem  Detentore,  da 
das  Recht  so  lange  nicht  za  erhalten  und  ich  dazu  noch  deetitutns  und  objectus» 
rechtlich  einlassen  wollen,  also  bedinge  ich  auch  hiermit  nochmals  zum  aller- 
foierlichsten  and  getröste  mich  Eu.  Keys.  M.  gnädigstpu  BeistaDdes.*"  lu  dem 
Gebeimenraths-Protokoll  vom  14./24.  April  wird  bemerkt:  „Ein  Concept Schreibens 
an  I.  Keys.  M.  wegen  Jägerudorffische  Restitution  von  H.  Cantzl.  Jena  verlesen 
worden.  H.  Platen  vermeinte,  es  sei  etwas  za  hart  eingerichtet  S.  Chf.  D. 
sagten,  da^s  Sie  diese  Sache  schon  zu  Osnabragge  hätten  wollen  anhängig  machen, 
Graf  Trantmannsdorff  hätte  aber  gesagt,  man  mochte  es  nicht  than,  dann 
I.  K.  M.  wollte  S.  Chf.  1).  gewiss  Satisfaction  geben,  man  sollte  es  derowogen 
00  lassen,  wie  es  wäre*. 

19* 


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292  r>.    Der  Türkenkrieg. 

und  der  Rechtsfrage  den  Kaiser  ersuchte,  in  Anbetracht  ^seiner  sonderbaren 
Dienste  und  offenbaren  klaren  Rechts*  dem  Detentor,  Fürsten  von  Lichten- 
stein  anzubefehlen,  sofort  das  Herzogthnm  ihm  abzutreten,  widrigenfalls  er 
erklärte  entschlossen  zu  sein,  sich  selbst  in  den  Besitz  desselben  zu  setzen. 
Dieses  Schreiben  scheint  garnieht  beantwortet  worden  zu  sein,  der  Kurfürst 
aber  hat  nun   die  Oelegenheit,  welche  ihm  die   Bemühungen  des  Kaisers, 
für  den  Törkenkrieg  seine  militärische  Hülfe  und  sonstige  Unterstützung  zu  er- 
langen, darboten,  dazu  benutzt,  um  mit  allem  Nachdruck  diese  Sache  wieder 
zu  betreiben.    Er  hat  sofort  bei  den  ersten  Verhandlungen  mit  Li  sola  die 
Rückgabe  von  Jägern dorf  gefordert,  hat  dann  das  Erscheinen  des  spa- 
nischen Gesandten  an  seinem  Hofe  dazu  benutzt,  um  von  dem  Könige  von 
Spanien  die  Zusage *2n  erwirken,  jene  Forderung  beim  Kaiser  zu  unter- 
stützen,  er  hat  dann  einerseits  bei  den  weiteren  Verhandlungen,  welche 
nach  seiner  Rückkehr  nach  Berlin   mit  jenen  beiden  Gesandten   geführt 
wurden,  eben  dieses  Verlangen  wieder  vorgebracht,  andererseits  durch  seine 
gesandten  in  Regensbnrg  während  der  Anwesenheit  des  Kaisers  daselbst 
diese  Sache  betreiben  lassen,  dabei  auch  sich  die  Fürsprache  des  Kurfür- 
sten von  Sachsen  und  nachher  des  ganzen  kurfürstlichen  Collegiums  zu 
erwirken  gewusst.     Trotzdem  waren  auch  diesesmal  seine  Bemühungen  ganz 
vergeben.s,  nachdem  Li  sola  und  der  spanische  Gesandte  ihn  mit  unbe- 
stimmten Versprechungen   hingehalten,   in   Regensburg   die  kaiserlichen 
Minister  die  Verhandlungen  monatelang  verzögert  hatten,  erfolgte  schliess- 
lich am  6.  Mai  1664  die  Resolution  des  Kaisers '},  in  welcher  derselbe  nur 
auf  sein  früheres  Versprechen,  dem  Kurfürsten  eine  Entschädigungssumme 
von  180  000  Tbalem  zu  zahlen,  Bezug  nahm,  aber  erklärte,  dass  er  in  seiner 
Jetzigen  bedrängten  Lnge  ausser  Stande  sei,  diese  Summe  zu  bezahlen,  und 
dass  der  Kurfürst  sich  daher  vorläufig  gedulden  müsse.     Der  Kurfürst  hat 
darauf  erklären  lassen,  dass  er  sich  mit  einer  solchen  Resolution  nicht  zu- 
frieden  geben   könnte,  und   hat,  als   der  Kaiser  im  August  1664  mit  ihm 
wegen   Sendung  weiterer  Hülfstruppen   verhandeln   liess,  seine   Forderung 
erneuert,  jetzt  sogar  geradezu  die  Gewährung  jener  Hülfe  von  der  Erfüllung 
derselben  abhängig  gemacht,  aber  auch  jetzt  nichts  ausgerichtet,. da  der 
Kaiser  sich  inzwischen  zum  Frieden  ent^chlossen  hatte  und  so  auf  die  Sen- 
dung der  Hülfbtruppen  verzichten  konnte.     Wie   der  Kurfürst  diese  Mi^s- 
erfolge  aufgenommen,  warum  er  trotz  derselben  doch  immer  wieder  jene 
Forderung  erneuert  und  mit  welchen  Nebengedanken^  er  sich  schon  damals 
getragen  hat,  das  erfahren   wir  aus  einem,  wenige  Jahre  später  von  ihm 
aufgezeichneteii  merkwürdigen  Entwürfe  zur  Erwerbung  Schlesieus'),  in 
welchem  er  dieser  wiederholten  Bemühungen  um  die  Wiedererwerbung  von 
J  äger  n  dorf  gedenkt  und  erklärt,  er  habe  in  der  Hoffnung  auf  eine  günsti- 
gere Zuknnft  bich  durch  die  Fruchtlosigkeit  derselben  keineswegs  betrüben 


0  S.  oben  8.  239. 

^  Ranke,  Genesis   des  Preussischen  Staates  S.  518ff;   dieses  Schriftstack 
fällt  in  die  Zeit  zwischen  1667  nod  1671. 


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EInleituDg.  293 

lassen '),  dann  aber  auseiuaadersetzt,  welche  Recht«  er  and  ^eio  Haas  für 
den  damals-  in  naher  Aassicht  erscheinenden  Fall  des  Aussterbens  des 
Uabsborgischen  Hauses  auf  ganz  Schlesien  geltend  machen  and  mit  wel- 
chen Mitteln  dieselben  durchgeführt  werden  könnten. 

')  „lomittels,  auf  das  es  nicht  in  Verges  geraten  mochte,  oflTters  BriDoeniog 
tbuo  lassen,  worauff  aber  wenig  oder  gar  nichts  erfolget  ist,  wessen  Ich  mich 
keineswegs  betrabt  habe,  denn  ein  Frenndt  borgt  dem  anderen  biss  znr  gele- 
gonen  Zeitt.* 


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Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  26.  Mai  16630. 

[Die  Tärkengefahr.     Bitte  um  Hülfe.] 

26.  Mai.  £r  bat  dem  Reichstage  voq  der  drohenden  Türkengefahr  Nachricht') 

gegeben,  zugleich  aber  noch  an  einzelne  Stände  besondere  Gesandtschafteo 
geschickt.  Zorn  Kf.  sich  zu  begeben  bat  er  den  Reichshofrath ,  Freiberro 
Franciscas  de  Lisola,  beauftragt^,  da  er  aber  bei  dem  unsicheren 
Gesundheitszustände  desselben  zweifelt,  ob  derselbe  sich  rechtzeitig  bei 
Kf.  einfinden  werde,  so  stellt  er  ihm  durch  dieses  Schreiben  seine  bedrängte 
Lage  vor.  Er  hat  nichts  unterlassen,  was  zu  einem  friedlichen  Vergleiche 
hätte  führen  können,  hat  nach  Möglichkeit  gerüstet  und  Vorkehrungen  ge- 
troffen, dieselben  reichen  aber  gegen  die  Uebermacht  des  Feindes  nicht  aus 
und  er  braucht  Hülfe,  er  bittet  daher  Kf.,  ihm  solche  durch  rechtzeitige 
Sendung  von  Truppen,  Kriegsmunition  und  Geld  zu  leisten. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  25.  Jnni  1663. 

[Drobeodo  Nachrichten  ?on  den  türkischen  Absichten.    Bitte  am  Hülfe.] 

25.  Juni.  Er  tbeilt  dem  Kf.  die  Berichte  seiner  an  den  Grossvezier  geschickten 

Gesandten^)  mit,   welche  zeigen,  dass  dieser  schon  den  Marsch  angetreten 

0  Schreiben  ähnlicheD  Inhalts  hat  der  Kaiser  unter  demselben  Datum  auch 
an  andere  Fürsten  abgelassen,  s.  Diar.  Earop.  X  S.  328 ff.  Londorp  VIII 
S.  973f. 

'j  S.  die  Relation  der  Beichstagsgesandten  vom  8.  Juni  1()63  oben  Abschn.  4 
S.  186. 

')  Schon  in  einem  Schreiben  vom  2.  Mai  1663  hatte  der  Kaiser  dem  Kf.  an- 
gezeigt, dass  er  Lisola  %n  ihm  senden  würde.  Der  Reäldeot  des  Kf.  in  Wien 
Aodr.  Neumann  meldet  ?on  dort  am  12.  Mai,  Lisola  habe  sich  heute  von  ihm 
verabschiedet,  wolle  morgen  abreisen  und  über  Breslau  und  Danzig  a  grandes 
journ^es  seine  Reise  zum  Kf.  nach  Königsberg  ausführen.  Ueber  die  Besorg- 
nisse, welche  Lisolas  Gesandtschaft  zum  Kf.  in  Frankreich  wie  in  Schwe- 
den erweckte,  s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  647.  755. 

*)  Es  liegen  der  Bericht  Bennigers  aus  Griechisch  Weissenbarg  vom 
14.  Juni  und  die  Berichte  von.de  Qoes  und  Benniger  von  demselben  Datum 


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Sendung  Lisola's.  295 

uud  bei  deo  Traktateu  ganz  uubillige  Bediuguiigen  gestellt  hat,  und  er- 
dacht deoselben,  ihm  mit  allem,  was  er  an  Volk,  Geld  und  Munitiou  immer 
eutratheo  könne,  schlennigst  an  die  Hand  zu  gehen,  zugleich  seine  eigenen 
Lande  in  Vertheidigungszustand  zu  setzen,  damit  man  dem  Feinde  wenig- 
stens Widerstand  leisten  könne,  bis  von  den  anderen  Reichsständeu  grössc- 
ler  Succurs  komme. 


Der  Kurfürst  an  deu  Fürsten  Portia.     D.  Königsberg 
3.  Juli  1&63. 

[Bereitwilligkeit,  die  Wünsche  des  Kaisers  zu  erfüllen,  seine  Gegenfordurnugou.] 

Wir  zweifeln  nicht,  Ew.  Ld.  werden  aus  —  des  Freiherra  von  3.  Juli. 
Isola  Relationen  mit  mebrem  ersehen,  was  gestalt  wir  uns  in  allen 
von  demselben  proponirten  Punkten  und  Sachen  Ihrer  Key.  M.  aller- 
gnädigsten  Intention  gemäss  erkläret  haben,  —  also  haben  wir 
auch  zu  Ew.  Ld.  das  Vei  trauen,  Sie  werden  Dero  Wohlverniogcuheit 
nach  'unsere  Angelegenheiten  und  billigmässige  desideria,  insonderheit 
wegen  des  Uerzogthumbs  Jägerndorf  bei  I.  Key.  M.  hinwiederumb 
be^ermassen  recommendiren,  damit  uns  darin  alle  behörige  Satisfac- 
tiou  wiederfahre  und  wir  zu  unsern  so  klaren  Befugnissen  dcrmaleins 
kommen  mögen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Königsberg 
17.  Juli  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  Juni.  Zusage  von  Hülfe] 

Dank  für  die  Mittbeilnngen,  Kf.  hofft,  dass  wenigstens  der  grössere  17.  Juli. 
Theil  der  Reichsbtände  das  Ihrige  bei  der  Sache  thun  werde. 

So  viel  mich  belanget,  so  haben  E.  Key.  M.  so  viel  Staat  auf 
mich  zu  machen,  als  ich  nur  immer  bei  meinem  £.  Key.  M.  bekann- 
ten Zustand  werde  thun  können,  ich  zweifei  auch  nicht,  es  werde  der 
Freiherr  von  Lisola  E.  Key.  M.  meine  Erklärung  allerunterthänigst 
zu  wissen  gemacht  haben,  es  ist  auch  solchem  zufolge  von  mir  albereit 
die  Ordre  gestellet,  dass  zwene  hundert  Centner  Pulver  zu  E.  Key.  M. 

über  ihre  Audienz  beim  Grossvezier  (Lundorp  VIII  S.  92öff.,  crstero  auch  Diar. 
Eorop.  X  S.  d34ff.)  und  das  Schreiben  des  Grcssveziers  an  den  Fürsten  Lob- 
kowitz  vom  20.  Juni  1663  ^Diar.  Europ.  X  S  343ff.  Londorp  VIII  S  930)  bei. 


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296  ^'    ^^^  Türkenkrieg. 

Disposition  nachm  Frankfurt  an  der  Oder  gebracht  werden.  Wann 
ich  auch  nur  Nachricht  erhalten,  mit  was  für  Sorten  an  Stückkugela 
und  Granaten  E.  M.  gedienet,  will  ich  deroselben  etliche  tausend 
Stück  nachm  vorgedachten  Frankfurt  schicken,  so  viel  Völker  als  ich 
vor  diesmal  entrathen  kann,  wann  E.  Key.  M.  Erklärung  einlanget, 
marchiren  lassen  und  in  meinen  Landen  alle  mugliche  Anstalt  und 
Verfassung  machen,  auch  mich  mit  allerhand  Notdurft  an  Munition 
und  Magazins  versehen.  — 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein^).   D.  Königs- 
berg 20.  Juli  1663  (conc.  Fürst  Job.  Georg  v.  Anhalt). 

[Aus  welcheo  Trappen  er   das  Hülfsheer  gegeu  die  Türken,   dessen  Anfuhruug 
ihm  übertragen  wird,  zusammensetzen  soll.] 

20.  Juli.  Nachdem  Wir  Ihrer  Key.  M.  einige  Völker  zum  Suceurs  nach  der 

Schlesien  zu  schicken  resolviret  und  dazu  eine  Compagnie  zu  Pf.  und 
2  Comp.  Dragoner  von  Unseren  Preussischen  Völkern,  imgleichen 
500  M.  von  Ew.  Ld.  Regiment  und  500  von  dem  Goltzischen  R^i- 
ment  neben  der  in  Unser  Grafschaft  Ravensperg  liegenden  Esqua- 
dron  Dragoner')  dcstinirt  und  verordnet,  auch  Ew.  Ld.  aus  sonder- 
barem zu  Deroselben  tragenden  Vertrawen  das  Commando  tlber  diese 
Völker  aufgetragen:  als  zweifeln  wir  nicht,  Sie  werden  solches  gern 
und  willig  über  sich  nehmen ,  wie  wir  Ihro  dan  fernere  Instruction 
Ihres  eigentlichen  Verhaltens  halber  hiernegst  zuschicken  werden. 
Inmittelst  haben  Wir  vorberürter  Unserer  Squadron  Dragoner  Ordre 
gegeben,  mit  dem  förderlichsten  sich  auf  den  Marche  nach  Unserer 
Ghur  Brandenburg  zu  begeben  und  ihres  ferneren  Verhaltens  halber 
von  Ew.  Ld.  Ordre  zu  erwarten,  wie  Wir  dan  auch  Unserm  G.W.  v. 
Goltzen  anbefohlen,  500  M.  von  seinem  Regiment  in  Bereitschaft 
zu  halten,  damit  sie  auf  fernere  Ordre  zu  Ew.  Ld.  stossen  können, 
Welche  von  Dero  Regiment  gleichergestalt  500  M.  zum  March  parat 


>)  Aagust,  zweiter  Sohn  des  Herzogs  Joachim  Ernstvon  Holstein-Plön, 
geb.  9.  Mai  1635,  war  1659  in  den  Dienst  des  Rf.  getreten  und  war  General  Wacht- 
meister und  Oberst  des  im  Halberstadtischen  und  in  der  Altmark  stehenden  In- 
fanterieregimentes, s.  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Kurfürsten  und  ihre  Unter- 
haltung während  der  Jahre   1660—1606  (Histor.  Zeitschr.  N.  F.  XVII  S.  234  ff.). 

2)  S.  ebendaselbst  S.  284. 


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BildoDg  eines  Hülfscorpe.  297 

ZU  halten  und  solche  in  4  Compagnien  jede  ad  125  M.  vertheilen  zu 
lassen  belieben  wollen;  jedoch  muss  denen  dabey  commandirenden 
OfBcieren  angedeutet  werden,  dass  wan  hiernegst  diese  Volker  wiede- 
rumb  in  Unsern  Landen  ins  Quartier  gehen  würden,  alles  dabey  wie- 
derumb  in  den  vorigen  Stand  und  auf  die  jetzige  Verpflegung  gerichtet 
werden  soll;  die  beim  Graben^)  arbeitenden  Soldaten  können  Ew.  Ld. 
dabey  lassen,  und  diese  500  M.  von  den  ^deru,  so  in  Halberstadt 
und  der  Alten  Mark  logiren,  unterm  Coramendo  Dero  Obristlieutenant 
Sparren')  marchiren  lassen.  — 


Der  Kurfürst  an   den  Feldmarschall  v.   Sparr.     D.  Königs- 
berg 20.  Juli  1663. 

[AoordDUDgeo  iobetreff  der  dem  Kaiser  zu  Hülfe  za  schickendeD  Trappen.] 
Er  hat  dem  Kaiser  Saccurs  an  Volk  versprochen,  dazu  eine  Com-  20.  Juli, 
pagoie  Reuter  und  zwei  Compaguiceu  Dragoner  von  den  Preussischeu 
Völkern,  fünfbandert  Mann  von  dem  Golzischen  und  fünfhundert  von  dem  . 
Uolsteinischen  Regiment  nebst  der  in  der  Grafschaft Ravensberg  logie- 
renden Esquadron  Dragoner  destiniert,  auch  über  alle  diese  Völker  das 
Commando  demG.  Wm.  Herzog  zu  Holstein  aufgetragen.  Sparr  soll  dieses 
Werk  befördern  und  dem  G.  Wm.  Go  Iz  die  oöthigeu  Ordres  zukommen  lassen ; 
die  500  Maun  desselben  sollen  in  4  Compagnicen  vertheilt  und  die  nöthigen 
Offioiere  bei  denselben  bestellt,  die  Fahnen  aber  aus  dem  kurfürstlichen 
Zeughause  genommen  und  darauf  diese  Völker  dem  Commaudo  des  Herzogs 
vou  Holstein  untergeben  werden,  auch  mit  G.Fzm.  Dörfling  soll  er 
dessen  Esquadron  halber  communicieren,  welche  er  nach  der  Ankunft  in  der 
Mark  Brandenburg  in  -  drei  Compaguiceu  vertheilen  und  die  dritte  einem 
qualificierten  guten  Officier  untergeben  kann.  Er  soll  wegen  dieser  Sache 
auch  mit  dem  Oberpräsidenten  und  den  Geh.  Räthen  in  Cöln  reden,  damit 
wegen  des  Marsches,  Nachtlager  u.  s.  w.  die  nöthigen  Anstalten  bei  Zeiten 
getrofifen  werden. 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  1.  August  1663. 

[Dank  für  die  zugesagte  Hülfe.] 
Ich  habe  sowohl  aus  Ew.  Ld.  Schreiben  vom  17ten  nächst  ver-  i.  Aug. 
wichenen  Monats  als  auch  aus  —  des  Freiherrn  von  Lisola  Relation 

')  Der  1G61  begonoeoe  „Neue  Graben'',  spätere  Friedrich- Wilhelms-Canal , 
welcher  die  Oder  oberhalb  Frankfurt  mit  der  Spree  verbindet,  s.  über  die  Ver- 
wendung von  Soldaten  dabei  Hirsch  a.  a.  0.  S.  239. 

^  Anselm  Casimir  Ferdinand  v.  Sparr,  Vetter  des  Feldmarfichalls,  8. 
V.  Mörner,  Märkische  Kriegsoborstcu  S  27. 


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298  5«    l^«''  Turkoukrieg. 

mit  mebrerm  vernommen,  nicht  allein  mit  was  für  trcumeinender 
guter  Resolution  Ew.  Ld.  sich  erboten,  über  die  vorhin  bewilligte 
Mannschaft  noch  bis  in  die  300  Reuter  und  300  Dragoner  mit  zu 
schicken,  sondern  auch  in  was  fttr  gute  Verfassung  Sie  Ihre  eigne 
Länder  wider  allen  besorgenden  Vorbruch  des  Erbfeinds  zu  setzen 
im  Werk  sein. 
Dank  dafür. 


Convention  in  betreff  der  von  dem  Kurfürsten  flir  den  TUrken- 

krieg  zu  stellenden  Hüifstrnppen.     Signatum  Königsberg 

23.  August  1663. 

23.  Aug.  Nachdem   S.    Ch.    D.    zu    Brandenburg    sich    gegen    den   Keys. 

Herrn  Abgesandten  den  Freiherrn  de  Tlsola  erkläret,  der  Rom. 
Key.  M.  einige  von  Dero  Völkern,  als  nämlich  1000  Mann  zu  Fuss, 
400  Reuter  und  600  Dragoner  zum  Succurs  gegen  den  Erbfeind  zuzu- 
schicken, als  sein  deswegen  nachfolgende  Puncta  abgeredet  und  — 
von  dem  Herrn  Abgesandten  unterschrieben  worden:  1.  S.  Ch.  D.  ha- 
ben anfanglich  verwiliiget,  dass  die  Reuter  und  Dragoner  zur  Moute- 
cucolischen  Armee'),  jedoch  diesseit  der  Donaw  und  nicht  darüber 
geführt  werden  mügen.  2.  Die  Fussvölker  aber  gehen  nicht  weiter 
als  in  Schlesien.  3.  Alle  Trouppen,  welche  S.  Ch.  D.  Ihrer  Keys.  M. 
zuschicken,  werden  an  Unterhalt,  Verpflegung,  Proviant  und  Quartieren 
als  in  Diensten  auf  Zug,  Ritt  und  Wachten  denen  keys.  Völkern  nach 
Proportion  tiberall  gleich  tractiret.  4.  Wan  S.  Ch.  D.  dieser  Völker 
Selbsten  von  Nöthen  haben  und  solche  zum  Theil  oder  alle  abfordern, 
oder  1.  Keys.  M.  deren  nicht  mehr  bedürfen  würden,  müssen  solche 
ohne  einzigen  Abgang  in  solchem  Stand  und  Anzahl,  wie  sie  anitzo 
geschickt  werden,  und  zwar  ohne  einzige  S.  Ch.  D.  Kosten  oder 
Gefahr  auf  den  Grenzen  der  Chur  und  Mark  Brandenburg  gegen 
Schlesien  wieder  geliefert  werden.  5.  Weil  auch  Ihre  Key.  M.  diese 
Trouppen  auf  Dero  Kosten  unterhalten  und  verpflegen  lassen,  so  be- 
halten Sie  dahingegen  diejenige  100  M.  Rthl.,  welche  jüngsthin  an 
Ihre  Key.  M.  bey  Ihrer  Kgl.  M.  zuHispanien  von  S.  Ch.  D.  cediret 
und  abgetreten'),  und  wollen  Sie  dessfals  hiernegst  von  lli.  K.  M. 

^)  Dieselbe  stand  damals  nördlich  von  der  Donau  in  der  Nähe  von  Pressburg, 
■    s.  Diar.  Europ.  X  S.  571. 

^  Bei  Gelegenheit  der  Sendung   v.  Blumeütbals  an  den  spanischen  Hof 
(tt.  Urk.  U.Akt.  IX  S  574f.)  batte  König  Philipp  IV.  dem  Kf.,  solange  derselbe 


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CoDveotioo  mit  Lisola.  299 

nichts  ferner  praetendireu.  6.  Sonaten  soll  diesen  Trouppen  so  wohl 
im  Feld  als  in  den  Quartieren  ihr  Exercitium  Religionis  nach  der  A. 
C.  in  Predigten,  Administration  der  Sacramente,  Begräbnissen  und 
andern  Dingen  ungehindert  yerstattet,  ihnen  auch  zu  solchem  End 
ihre  Prediger  gelassen  und  sie  darin  keinesweges  geirret  werden. 
7.  Wen  die  Musquetirer  in  einige  Plätze  verlegt  werden  sollten,  solchen- 
falls lassen  S.  Ch.  D.  geschehen,  dass  sowohl  die  OflGcirer  als  Gemeine, 
so  lang  sie  in  den  Plätzen  liegen,  zugleich  in  L  Keys.  M.  Eidespflicht 
mitgenommen  werden.  8.  Uie  Compagnien  zu  Pferd  und  Dragoner  sollen 
unter  keine  andere  Regimenter  vertheilet  werden,  sondern  in  ihren  ab- 
sonderlichen Squadronen  sowohl  bey  Occasionen  als  in  Märchen  und 
Quartieren  bestehen  bleiben.    9.  Gleicher  gestalt  sollen  die  Fussvölker 

ia  dem  Buuduis  mit  dem  Kaiser  verbleiben  werde,  eine  jährliche  Subsidie  von 
lOOOOO  Thalern  versprocheo,  deren  Zahlao}^  durch  deo  spaniBcheD  Gesandten  io 
Wien,  Marquis  de  laFuoote,  geschehen  eollte.    Der  Kf.  hatte  darauf  mehrmale 
(5.  Jali,  18.  Aogost  und  12.  October  1660)  von  diesem  letzteren  die  Zahlung  jener 
Summe  gefordert,  aber  von  demselben  immer,  zuletzt  noch  12.  März  1661,  die 
Antwort  erhalten,  dass  ihm  deswegen  aus  Spanien  keine  Nachricht  zugekommen 
sei.    Bald  darauf  aber  war  bei  dem  damals  in  Cleve  residierenden  Rf.  ein  Abge- 
sandter des  Statthalters  der  spanischen  Niederlande,  des  Marquis  de  Carazena, 
mit  einem  Schreiben  desselben  (d.  Brflssel  ^c^.  März  1661}  erschienen,  in  welchem 
dieser  dem  Kf.  mittheilte,  sein  König  habe  ihn  beauftragt  demselben  anzuzeigen, 
dass  er  beschlossen  habe,  diese  Summe  ihm  jetzt  und  auoh  künftig  auszahlen  zu 
lassen,  und  auf  die  Mittheilung  davon  hatte  auch  la  Fuente  dem  Kf.  geschrieben 
(d.  Wien  4.  Mai  1661),  er  habe  von  seinem  Könige  den  gleichen  Auftrag  erhalten 
und  hoffe  das  Geld  dazu  aus  Neapel  zu  empfangen ;  die  Zahlung  war  aber  auch 
darauf  nicht   erfolgt.     Jetzt   nun  (3.  Juli   1663)   richtete  Kf.    ein  Schreiben   an 
den  Vicekonig  von  Neapel,  Grafen  von  Penneranda,  in  welchem  er  denselben 
ersuchte,    dem    Ueberbringer    gegen     eine    demselben     mitgegebene    Quittung 
lOOOOO  Thaler  von  jenen  ihm  zugesagt«^u  Geldern  auszahlen  zu  lassen,  und  vom 
4.  Juli   liegt    eine  schriftliche  Erklärung  L isolas  vor,    dass   er  vom   Kf.  eine 
T2uitlung  aber  1001K)0  von  dem  Vicekonig  von  Neapel  an  denselben  zu  zahlende 
Thaler  empfangen  habe,  welche  der  Kf.  dem  Kaiser  als  Bolfsgelder  zum  Tärken- 
kriege  öberlassen   habe   (s.   auch   unten   das   Dankschreiben   des  Kaisers   vom 
23.  September  1663)     Infolge  der  Versprechungen,   welche  der  eben  damals  bei 
dem  Kf.  eingetroffene  spanische  Gesandte  Ucedo  demselben  machte,  dass  ihm 
ausser  jener  dem  Kaiser  codierten  Summe  noch  weitere  100000  Thaler  in  Neapel 
gezahlt  werden  sollten,  bat  der  Kf.  versucht,  vermittelst  eines  in  Wien  lebenden 
italienischen  Kaufmanns  Pestalozzi  diese  Summe  zu  erhalten,  die  darüber  bis 
in  den  Juli  1665  fortgesetzte  Correspondenz  aber  war  ganz  erfolglos.    Ucedo 
erklärt  in  der  am  18.  April  1664  zu  Berlin  mit  dem  Fürsten  Anhalt,  0.  v.  Schwe- 
rin und  Li  sola  gehaltenen  Conferenz  ^s.  das  Protokoll  derselben  unten),  dass, 
wenn  der  Kf.  in  die  Rheinische  Allianz  treten  sollte,  sein  König  das  versprochene 
Geld  niebt  geben  könne. 


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300  ^'    0er  Turkenkrieg. 

nicht  bin  und  wieder  vertheilt,  sondern  ihnen  die  Quartiere  in  der 
Nähe  bey  einander  assigniret  werden,  und  wen  es  ja  die  Noth  erfor- 
derte, solche  etwas  zu  verlegen,  zum  wenigsten  2  Gompagnien  bey- 
sainmen  verbleiben.  10,  Die  Lieferung  der  Trouppeu  geschiehet  auf 
den  Schlesischen  Gräntzen,  und  werden  L  Keys.  M.  gewisse  Comrois- 
sarien  zu  deren  Empfahung  verordnen.  11.  Das  Eriegsrecht  so  wohl 
in  civilibus  als  criminalibus  neben  freier  Annehm-  und  Absetzung  der 
Officirer  bleibt  einig  und  allein  bei  S.  Cb.  D.  und  denen  jenigen, 
welche  die  zum  Succurs  geschickte  Trouppen  commandiren,  und  soll 
ihnen  dessfalls  im  geringsten  kein  Eintrag  noch  Schmälerung  geschehen. 


lustraction,  wornach  sich  Unser  —  General  Wachtuieister, 
Obrister  z.  F.  und  freundlicher  lieber  Vetter  Herr  Augustns, 
Erbe  zu  Norwegen,  Hertzog  zu  Schlesswig-Holstein  etc.  bey 
denen  I.  Keys.  M.  zu  Hulf  geschickten  Trouppen  in  ein  und 
anderm  zu  achten.  D.  Königsberg  24.  August  1663. 
(conc.  Fürst  J.  G.  von  Anhalt.) 

[Wiederholang  uod  ]2)rläateruDg  der  in  der  CooveotioD  getroffeneD  Verabredangeo.] 
24.  Aug.  Nachdem  —  Wir  —  der  Conditionen  halber  —  auf  welche  diese 

Hülfe  geschickt  werden  soll  —  mit  dem  bei  uns  anwesenden  —  FH. 
de  risola  weiter  verglichen,  als  haben  Wir  zuvorderst  dasjenige, 
was  Wir  wegen  des  Commando  über  diese  Völker  für  diesem  Ih.  Ld. 
geschrieben,  hiemit  nochmal  wiederholen  und  solches  —  Ih.  Ld.  — 
auftragen  wollen,  der  —  Zuversicht,  Ib.  Ld.  dasselbe  Dero  gethanen 
Erbieten  gemäss  willig  über  sich  nehmen  und  sich  dergestalt  dabei 
comportiren  und  bezeugen  werden,  wie  es  der  Sachen  Notturft  und 
Dero  selbst  eigener  hoher  Ruhm  erfordert. 

2.  Die  zu  diesem  Succurs  destinirten  Völker  bestehen  in  nach- 
folgenden Trouppen:  500  M.  z.  F.  von  Ih.  Ld.  unterhabendem  Regiment, 
500  z.  F.  vom  Golzi sehen  Regiment,  die  Derflingsche  Esquadron 
Dragoner,  so  in  der  Grafschaft  Ravensberg  bishero  gestanden,  300 
Dragoner,  so  aus  dem  Herzogthumb  Preussen  geschickt  werden,  das 
Fürstl.  Radzivilsche  Regiment  z.  Pf.  von  400  Reutern,  welches 
auch  aus  dem  Herzogth.  Preussen  geschickt  wird.  — 

3.  Von  obspecificirten  Völkern  nun  können  Ih.  Ld.  an  die  Dörf- 
ingsche  Esquadron  Dragoner  und  die  1000  M.  z.  F.  solche  Ordre 
ergehen  lassen,  dass  sie  sich  zu  behöriger  Zeit  und  zwar  dergestalt  auf 


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lustiuküoo  für  Herzog  Aagatt  voo  HolsteiD.  301 

den  March  begeben,  damit  sie  ohngefähr  gegen  den  .  .  .  bey  Grttn- 
berg  in  Schlesien  aufm  Rendezvous  anlangen  können,  gestalt  dan  ge- 
gen solche  Zeit  die  Preussische  Trouppen  auch  daselbst  ankommen 
werden. 

4.  Denen  Officiren  muss  beim  March  ernstlich  anbefohlen  worden, 
allenthalben  scharfe  Ordre  und  Disciplin  zu  halten  und  an  denen  Or- 
ten, welche  sie  beröhren,  nicht  die  geringste  Insolenz  zu  verüben, 
noch  zu  einigen  Klagten  Ursach  zu  geben,  welches  dan  desto  mehr 
von  denselben  zu  praetendiren ,  weil  ihnen  aus  ihren  jetzigen  Quar- 
tieren ein  Monat  Sold  mit  auf  den  March  vermog  ergangener  Ver- 
ordnung gegeben  werden  soll,  wie  dann  auch  Ih.  Ld.  die  Vorsehung 
zu  thun  wissen  werden,  damit  den  Beambten  und  Obrigkeiten  der 
Oerter,  so  der  March  treffen  wird,  in  Zeiten  Notification  davon  ge- 
schehe, damit  in  ein  und  anderm  die  benotigte  Anstalt  von  denselben 
gemacht  werden  könne.  Welcher  gestalt  und  auf  was  Weise  aber  der 
March  durch  die  Mark  Brandenburg  zu  nehmen,  solches  werden  Ih. 
Ld.  mit  denen  zu  Colin  a.  Sp.  hinterlassenen  Qberpraesidenten  und 
G.H.Bhäten  wie  auch  mit  dem  6. Feldmarschall  Sparren  zu  verab- 
reden haben,  damit  alles  in  guter  Ordre  und  ohne  Beschwerung  der 
Unterthanen  geschehe. 

5.  Nicht  weniger  werden  Ih.  Ld.  nach  der  Schlesie  denen  Keys. 
Oberampt- Bedienten  in  Zeiten  von  Ihrer  Ankunft  Notification  thun, 
damit  sie  von  einigen  Conimissarien  auf  den  Grentzen  empfangen,  die 
Trouppen  darauf  besichtiget,  in  die  Quartier  geführet  und  mit  behöri- 
ger Verpflegung  versehen  werden  mögen. 

6.  Worauf  dan  ferner  Ih.  Ld.  auf  die  Conservation  und  Bey- 
behaltung  dieser  Trouppen  fleissig  und  sorgfältig  achten  werden,  in- 
sonderheit damit  jBolche  dem  Versprechen  gemäss  mit  behörigen  Quar- 
tieren versehen  und  ihnen  ihr  Tractament  und  Verpflegung  jedesmal 
richtig  gegeben  werde,  die  Officirer  auch  keinen  Unterschleif  und 
Partirerey  dabei  gebrauchen,  sondern  denen  Gemeinen  und  Unteroffi- 
ciren  das  ihrige  ohne  Abzug  reichen  mügen. 

7.  (Convention  §  2.  9.  und  7.) 

8.  (Convention  §  8.) 
"9.    (Convention  §  3.) 

10.  (Convention  §  4.)  Also  werden  Ib.  Ld.  zu  beobachten  wissen, 
dass  diejenige,  so  etwa  abgehen,  versterben,  verlaufen  oder  für  dem 
Feind  bleiben  mögten,  alsofort  wieder  ersetzet  und  zu  solchem  End 


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302  5.    Der  Türkenkriejr. 

die  nötige  Recruyten  find  Werbegelder  au8gezahlet,  von  den  Officiren 
auch  zur  Werbung  und  Corapletirung  ihrer  Compagnien  wUrcklich 
angewendet  werden  mugen. 

11.  (Convention  §4.) 

12.  (Convention  §6.) 

13.  Das  völlige  Kriegsrecht  über  diese  Trouppen  behalten  Ih. 
Ld.  und  die  dabei  commandirende  hohe  Officirer  in  civilibus  et  cri- 
minalibus,  welche  aber  auch  auf  einkommende  Klage  unverzögerte 
Justiz  zu  administriren,  alle  unverantwortliche  Excesse  gebührend  be- 
straffen  und  darin  sich  dergestalt  bezeigen  müssen,  damit  Niemand 
mit  Fug  über  sie  zu  klagen  Ursache  haben  möge. 

14.  Imgleichen  bleibt  sowoU  Ih.  Ld.  als  denen  andern  Regi- 
mentern und  Squadronen  die  Bestell-  und  Annehmung  der  etwan  ster- 
benden oder  sonsten  abgehenden  Officirer,  wobey  dan  dieser  Unter- 
scheid zu  halten,  dass  wen  beim  F.  Radziviischen  Regiment  wie 
auch  bey  denen  Esquadroneli  der  Dragoner  einige  Officirer  vom 
Lieutenant  an  zu  rechnen  für  dem  Feinde  bleiben  oder  sonsten  bei 
währendem  Feldzuge  abgehen  würden,  Ih.  Ld.  solche  mit  Communi 
cation  der  hohen  Officirer  an  diejenige,  welche  dazu  für  andern  qua- 
lificiret,  wieder  vergeben  mögen.  Würde  aber  ein  Obr  ist -Lieutenant, 
Ober  Wachtmeister,  Rittmeister  oder  Capitain  abgehen,  solchenfalls 
können  zwar  Ih.  Ld.  interimsweise  das  Commando  jemand  anders 
auftragen,  die  Charge  und  Compagnie  aber  bleibt  alsdan  denen,  wel- 
chen das  Regiment  und  die  Esquadronen  gehören,  wieder  zu  verge- 
ben, und  soll  dessfalls  anff  Ih.  Ld.  Bericht  alsofort  behörige  Ordre 
gestellet  werden. 

15.  Das  Commando  bey  ein  oder  andern  furfallenden  Occasion 
betreffend  lassen  wir  zwar  geschehen,  dass  die  Ke^s.  Officirer,  allsie 
auch  gleich  jüngere  Officirer  als  die  unserige  wären,  den  Unserigen, 
so  mit  denselben  in  einem  Grad  und  Charge  sein,  furgezogen  wer- 
den. Wen  aber  unsere  Officirer  höhere  Charge  als  die  keyserliche 
bedienen,  solchenfalls  müssen  sie  auch  denselben  nicht  cediren  noch 
sich  von  ihnen  commandiren  lassen. 

16.  Wegen  der  Gefangenen  ist  verabredet,  dass  alle  Unsere 
Officirer,  welche  vom  Feind  gefangen  werden  mögtcn,  auf  I.  Keys.  M. 
Kosten  wiederumb  befreiet  und  ran^onniret  werden  sollen;  hingegen 
gehören  auch  alle  von  unsern  Völkern  eingebrachte  Gefangene  Ih. 
Keys.  M.,  welches  Ih.  Ld.  also  zu  beobachten  wissen  werden. 


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lostruktioD  fär  Hersog  Aogost  von  HoUteio.  303 

17.  Schliesslich  stellen  wir  es  Ih.  Ld.  frei,  ob  Sie  bey  der  In- 
fanterie in  Schlesien  verbleiben  oder  mit  der  Cavallerie  und  den  Dra- 
gonern zur  Keys.  Armie  gehen  wollen.  Und  werden  dieselben  sich  im 
Qbrigen  gefallen  lassen,  mit  Uns  wie  anch  mitUnserm  G.F.Marschall 
fleissig  zu  correspondiren  und  Uns  bei  allen  Posten,  was  etwa  farge- 
het,  zu  berichten.  Wünsche  Ih.  Ld.  damit  eine  glückliche  Reise,  und 
dass  diese  Expedition  und  Dero  führende  Conduite  zu  Gottes  Ehren, 
der  Kom.  Keys.  M.  allergo ädigsten  Wohlgefallen  und  Ihr  Selbsten  zum 
unsterblichen  Ruhm  gereichen  mögeO- 


Die  Geheinaen  Räthe  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

24.  August  1663. 

[AukonftFirocmonts,  dessen  Bitte,  den  Marsch  der  Hulfstrnppen  zu  beschleunigeu.] 

Der  G.Feldzeugmeister  and  Landekbauptmann  des  Fürstentbums  Glo*  24.  Aa^;. 
gaa,  ▼.  Firnemont,  ist  hier  angekommen,  hat  sich  bei  ihnen  angemeldet 
und  anf  Grund  eines  im  Auszuge  vorgelegten  Schreibens  L isolas  um 
Bescblennigung  des  Marsches  der  brandenbnrgischen  Hülfstruppen  gebeten, 
da  die  Türken  schon  bei  Gran  ständen  und  die  Hülfe,  wenn  sie  sich  vor- 
zögere, zu  spät  kommen  würde,  zugleich  wollte  er  Zeit  und  Ort,  wo  er 
die  Trappen  an  der  Grenze  erwarten  sollte,  besprechen,  v.  Platen,  der 
mit  ihm,  da  der  Oberpräsident  bettlägerig  war,  verbandelte,  bat  das  Sau- 
men  des  Herzogs  von  Holstein  entschuldigt,  der  seine  Trappen  aus  ver- 
schiedenen Orten,  bis  aus  dem  Ravensbergischen  her,  zusammenziehe  und 
desFcn  Officiere  wegen  Mangel  an  Pferdon  und  Wagen  noch  nicht  zum 
Marsch  parat  seien,  doch  sollte  der  Au-zug  möglichst  beschleunigt  werden*). 


^)  Unter  demselbeo  Datum  (Königsberg  24:  Aagast  1(}G3)  erlasst  der  Kf.  An- 
Weisungen  an  G.Fm.  Sparr,  sich  des  Marsches  der  Truppen  anzunehmen  and 
wegen  des  von  denselben  einzuschlagenden  Weges  sich  mit  den  Geheimen  Rathen 
in  Berlin  zu  verständigen,  an  G.Wachtm.  Goltz,  die  von  seinem  Regiment 
Comroandierten  in  Bereitschaft  sa  halten,  an  «CWachtm.  Marwitz,  mit  seiner 
Bskadron  Dragoner  aufzubrechen  und  weitere  Ordre  vom  Herzog  von  Holstein 
zn  erwarten,  und  an  die  Geheimen  Räthe  in  Berlin,  dem  Herzog  von  Holstein 
Kommissare  entgegenzuschicken,  welche  die  Truppen  bis  an  die  schlesischo 
Grenze  bringen  sollen,  und  sich  wogen  des  einzuschlagenden  Weges  mit  G.Fm. 
Sparr  zu  vergleichen. 

*)  Kf.  erwidert  (d.  Kiauten  31/21.  August  1663),  er  habe  schon  bei  vori>?er 
Post  Ordre  ergehen  lassen,  dass  die  Truppen  ihren  Marsch  beschleunigen  sollten, 
Qnd  er  hoffe,  dass  dieselben  in  kurzer  Zeit  sich  an  der  schlcsischen  Grenze 
stellen  wurden.  Er  habe  ursprünglich  nur  die  im  Ravensbergischen  stehenden 
Dragoner  versprochen,  nachher  aber  noch  die  in  Preussen  vorhaudonen*  drei  Com- 
pagnieen  binzugethan. 


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304  5.    Der  Türkenkrieg. 

Freiherr  de  Lisola  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
1.  September  1663. 

[Bitte  um  Beschleanigung  des  Marsches  der  HüIfstruppeo.I 

1.  Sept.  Kf.  möge  die  nöthigen  Befehle  zur  Beschleunigung  des  Marsches  seiner 

Hülfstruppen  ertheilen  *).  Baron  V  eroemont,  der  deswegen  in  Berlin  ge- 
wesen, schreibe  ihm,  dass  dieselben  noch  keine  andere  Ordre  als  sieh  bereit 
zu  halten  hätten,  er  selbst  erfahre,  da<s  auch  die  hiesigen  Truppen  noch 
keinen  Befehl  znra  Marsch  erhalten  hätten.  Er  fürchtet,  dieselben  würden 
zu  spät  kommen. 


Der  Kurfürst  an  den  Freiherrn  de  Lisola.     D.  Insterburg 
4.  September  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  1.  Sept.     Die  Marschbefehle  sind  ertheilt.] 

4.  Sept.  —  Sobald  man  jüngstenhin  wegen  der  Conditionen  einig  gewesen, 
[haben]  wir  alsofort  denen  in  Teutschland  stehenden  Trouppen  Ordre 
ertheilet,  aufs  schleunigste  aufzubrechen  und  ihren  March  nach  denen 
Schlesischen  Grenzen  zu  zu  nehmen,  wir  zweifeln  auch  nicht,  dieselben 
werden  anitzo  in  March  begriffen  sein  und  in  kurzer  Zeit  bei  Grünen- 
berg  anlangen,  wie  dann  gleicher  Gestalt  denjenigen  Compagnien, 
welche  aus  diesem  unserm  Herzogthumb  geschicket  werden  sollen,  die 
Ordre  zum  March  bereits  ertheilet  und  denenselben  auf  den  17.  dieses 
das  Rendezvous  im  Ambt  Marienwerder  bei  der  Weixel  assi- 
gniret 


Der  Kurfürst  an  den  Herzog  Augustus  von  Holstein.     D. 
Insterburg  9.  September  1663. 

9.  Sept.  Die  preussischen  Compagnieen  sind  auf  dem  Marsch,  er  soll  seinen  Marsch 
so  beschleunigen,  dass  er  gegen  den  10.  October  auf  der  schlesischen 
Grenze  sein  könne. 


*)  Auch  der  K  aiser  hatte  Id  eiuem  Schreiben  (d.  Wien  20.  Auguat  IGGo)  den 
Kf.  gebeten,  iodem  er  ihm  von  dem  uoglücklicbeD  Gefecht,  welches  Graf  For- 
gatsch  den  Türken  geliefert  hatte,  von  der  ßelageroog  von  Neu  hau  sei  und  der 
VeroiuiguDg  der  Tataren,  Walacbeo  uod  Moldauer  mit  dem  Türkischen  Heere 
(s.  Diar  Kurop.  IX  S  48Cff.  579ff.  591.  Theatr.  Europ.  IX  S.  947ff.^  Mit- 
theiluug  machte,  seinen  offerierten  Succurs  möglichst  acccierieren  zu  lassen. 


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Anmarsch  der  brandenburgischeo  HüirstrnppeD.  305 

Freiherr  de  Lisola  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
19.  September  1663. 

[Erneute  Bitte  nn  Beschleunigang  des  Marsches  der  Hülfstrtippen.] 

Er  beschwört  den  Kf.  auf  Grund  der  in  einem  beiliegenden  Briefe  von  19.  Sept. 
de  Sonehes  enthaltenen  Nachrichten  über  den  Einfall  der  Tataren  in 
Mähren  *)  and  die  bedrohte  Lage  der  kaiserlichen  Provinzen,  und  da  er  von 
einigen  Offizieren  gehört,  dass  dieselben  einige  Tage  aof  dem  Rendezvous 
bei  Marienwerder  bleiben  und  langsam  marschieren  wollen,  seinen  Officieren 
den  Befehl  zu  crtheilen;  den  Marsch  auf  das  änsserste  zu  beschleunigen. 


Der  Knrfiirst  an  den  Freiherrn  de  Lisola.     D.  Rositten 
20.  September  1663. 

[Ursache  der  Verzögerung.] 

—  Was  unsere  Truppen  betrifft,  so  ist  Euch  genugsam  wissend,  20.  Sept 
dass  dieselbe  den  ganzen  Sommer  parat  gewesen,  und  sobald  man 
der  Conditionen  nach  Wiederkunft  des  Secretarii  von  Wien,  welcher 
zimblieh  lang  aussenblieben,  einig  worden,  —  denselben  auch  anbe- 
fohlen, solchen  aufs  möglichste  zu  beschleunigen  —  wie  dann  solche 
Ordren  annoch  bei  dieser  Post  von  uns  wiederholet  werden').  — 


»)  S.  Diar.  Europ.  X  S.  594ff.  Londorp.  VIII.  S.  H32f.,  Tbeatr.  Europ. 
IX  S.  952  Auch  v.  FernemoDt  io  einem  Schreiben  an  die  Geh.  Räthe  in  Berlin 
(d.  Gr.  Glogau  17.  September  16G3)  giebt  denselben  Nachricht  von  diesem  Ein- 
fall in  Mähren,  von  den  Befürchtungen,  dass  auch  die  Hauptmacht  der  Feinde 
sich  gegen  Mähren  und  Schlesien  wenden  werde,  und  von  deo  dort  getroffenen 
VertheidiguDgsanst&lten,  und  bittet  um  BeschleunigUDg  des  Marsches  der  Hulfs- 
tnippen.  Andr.  Neumann  meldet  aus  Wien  ((I.September  1603),  die  Tataren 
Beien'über  die  Waag  gegangen,  setzen  jenseits  der  Donau  alles  io  Brand,  streiften 
bis  ans  Marchfeld,  man  erwarte  sie  stündlich*  vor  deo  Donaubrücken.  S.  auch 
den  Bericht  der  Gesaodteo  aus  Regeosburg  vom  21.  September  oben  Abschnitt  4 
ai98,  und  ürk.  u.  Akt   IX  8.8(53. 

*)  unter  demselben  Datum  ergeht  an  den  Horzog  von  Holstein  die  Ordre, 
wegen  der  zuoehmendeo  Gefahr  seinen  Marsch  zu  beschleunigen ;  falls  die  Raveos- 
bergischeo  Dragooer  ooch  nicht  bei  ihm  aogelaogt  seien,  solle  er  die  Fossvölker 
voraus  nach  Schksieo  marschieren  lassen  ucd  O.Wachtm  Marwitz  befehlen,  ihm 
aufs  schleunigste  zu  folgen.  Die  preuesischen  Reiter  und  Dragoner  hätten  Be- 
fehl erhalten,  nicht  auf  seine  Ankunft  zu  warten,  sondern  ihren  Marsch  nach  der 
schlesischen  Grenze  fortzusetzen. 

Mater,  s  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  20 


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306  5.    Der  Türkenkrieg. 

Herzog  Angustus  von  Holstein  an  den  KarfUrsten. 
D.  s.  1.  12./ [22.]  September  1663. 

[aaf  das  Rescript  vom  9.  September.    Ursache  soiner  Verspätaog  ] 
22.  Sept.  -_  Bin  anitzo  in  vollem  Marsch  begriflfen,  werde  nicht  manquiren 

auf  die  bestimmte  Zeit  an  die  schlesische  Grenze  anzulangen  und 
wollte  ich  schon  weiter  fortsein,  wenn  nicht  die  Derflingsche  Dra- 
goner so  langsam  wären,  ob  ich  sie  schon  mehr  als  zu  zeitig  zum 
Aufbruch  beordert  habe').  Es  scheinet,  der  Oberst  Marvitz  sei  was 
nachlässig,  er  entschuldiget  sich,  wie  auch  der  6  major  Eller*)  schrei- 
bet, dass  sie  mit  die  Sattel  nicht  haben  können  fertig  werden.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  23.  Sep- 
tember 1663. 

[Dank  Für  die  Hälfe.    Bitte,  die  Fusstruppen  bis  Mähren  vorrücken  za  lassen.] 
23  Sept.  Er  hat  durch  L  is  ol  a  Nachricht  von  dem  Hü]f^erbieten  des  Ef.  erhalten. 

So  nimb  ich  die  bewilligte  sowohl  Volk,  als  die  bei  der  Cron 
Spanien  ausstehende  hunderttausend  Reichsthaler ^)  Geldhttif  zu  freund- 
gnädigem  Dank  an  und  ersuche  solchem  nach  Ew.  Ld.  —  dass  Sie 
die  Völker  ehest  müglich,  und  zwar  die  Reuterey  und  Dragoner  wo- 
hin sie  destiniret,  auf  das  schleunigste  fortziehen,  die  Infanterie 
aber,  weil  dieselbe,  als  ich  vernimb,  alte  versuchte  Knecht  sein  und 
die  Zeit  vor  dem  Winter  kurz,  wenigst  bis  in  Mähren,  welches  ihre 
nur  umb  ein  geringes  weiter  als  Schlesien  entlegen,  fortgehen  lassen 
wollen.  — 

Memoire  k  S.  A.  E.  de  Tenvoy^  d'Espagne/)     Pn  Königs- 
berg 3.  Octobris  1663. 

(Zahlung   der  Sabsidien.     Auflösung   der  Rheinischen  Allianz.     Aufnahme  des 
Königs  von  Spanien  in  die  Oeneralgarantie  des  Reiches.    Erledigung  der  Jägern- 

dorfer  Angelegenheit.] 

3.  Oci.  S.  M.  le  roi  raon  maistre  par  sa  lettre  du  29  d'aoust  me  com- 

mande  de  reiterer  les  remerciments  a  S.  A.  £.  tant  du  secours  qu'elle 


*)  Auch  am  27.  September  meldet  er  dem  Kf.  von  Zossen  aus,  er  sei  dort 
angelangt  und  würde  schon  weiter  sein,  wenn  er  nur  die  Dragoner  fortkriegen 
könnte,  von  denen  er  noch  nicht  wisse,  ob  sie  über  die  Elbe  seien. 

^  Gouverneur  des  Sparenberg  im  Ravensbergischen. 

^  S.  oben  S.  299. 

^)  Im  Juli  1663,  bald  nachdem  Li  sola  in  Königsberg  erschienen  war,  butte 


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Anträge  des  spanischen  Gesandten.  .  307 

donne  a  Fempereor  que  pour  la  perseuerance  qu'elle  tesmoigne  dans 
8a  bonne  resolution  de  ne  se  point  separer  des  interests  de  la  tres 
anguste  maison  et  de  Be  uouloir  entrer  en  aueune  [alliance]  a  son 
preiadiee  et  sans  son  inclusion. 

Elle  m'aduertit  aussi,  qu'elle  a  despeschä  de  Bouueau  au  Vice 
Roy  deNaples,  affin  quMl  haste  le  premier  payement  des  cent  mille 
escus,  et  luy  donn6  en  celä  tant  de  presse  et  des  ordres  si  precis, 
qu'elle  veut  meme,  qu'il  laisse  toutes  autres  considerations  et  difficult^ 
en  arriere  pour  satisfaire  a  cette  Obligation,  de  sorte  que  celuy,  a 
qui  V.  A.  E.  en  a  donn6  la  Charge,  serä  fort  bien  receu  et  bien  traittä,  et 
il  en  serä  de  mesme  k  qui  que  ce  soit,  qu*il  plairrä  a  S.  A.  E.  enuoyer 
en  cöur  d^Espagne. 

S.  M.  tesmoigne  desirer  et  trouuer  fort  a  propos  que  Ion  tra- 
uaille  a  desfaire  doucement  la  ligue  du  Rhin,  en  quoy  Ion  negotie  a 
present  non  sans  esperance  de  succes,   les   electeurs   ecclesiastiques 


sich  dort  auch  ein  spanischer  Gesandter  Sebastian  d*Ucedo  eingefunden  (s. 
Pofen  dorf  L  IX  §  58  (S.  59b),  64  (S.  604);  Droysen  III,  3  S.  29  nennt  denselben 
irrthümlich  Macedu).  König  Philipp  IV.  in  seinem  Creditiy  (d.  Madrid  6.  October 
16G2)  nennt  denselben:  in  nostro  Mediolanensis  Status* exercitu  praecipuum  .no- 
strom  antigraphum  und  bezeichnet  als  den  Auftrag,  den  er  demselben  ertheilt,  dem 
Kf.  seine  Freundschaft  zu  bezeugen  und  dieselbe  noch  mehr  zu  befestigen. 
28.  Mai  1663  melden  der  Oberpräsident  v.  Schwerin  und  die  Geheimen  Räthe 
in  Berlin  dem  Kf.,  dass  nach  einer  Mittheilnng  A.  Neumanns  aus  Wien  der  Ge- 
sandte dort  angekommen  sei  und  nach  Berlin  reisen  wolle,  und  fragen  an,  wie 
sie  sich  demselben  gegenüber  verhalten  sollen,  worauf  Kf.  (d.  Königsberg  7.  Juni 
1663)  sie  anweist,  denselben  zu  ihm  dorthin  zu  verweisen.  In  einem  am  23.  Sep- 
tember daselbst  übergebenen  Memoire  spricht  derselbe  dem  Kf.  auf  Qrund  eines 
Schreibens  seines  Königs  vom  15.  August  dessen  Dank  für  die  ihm,  dem  Gesand- 
ten, bereitete  freundliche  Aufnahme  und  für  die  Zuneigung,  welche  Kf.  gegen  den 
König  und  dessen  Haus  bezeugt  habe,  aus,  versichert,  dass  das  Versprechen 
wegen  der  Subsidienzahlung  (s.  oben  S.  299)  in  Neapel  zur  Ausführung  gebracht 
werden,  würde,  ferner  dass  derselbe  in  betreff  des  Ceremoniells  (darüber  hatte 
schon  V.  Blumenthal  1660  (s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  572)  den  Auftrag  gehabt,  mit 
dem  spanischen  Hof  zu  verhandeln)  die  näheren  Vorschläge  des  Kf.  erwarte, 
welche  er,  der  Gesandte,  inzwischen  eingesandt  habe;  er  macht  ferner  dem  Kf- 
Aozeige  von  der  Verlobung  des  Kaisers  mit  der  Infantin  (dieselbe  war  am 
27.  März  (s.  Diar.  Europ.  X  S.  242)  zu  Madrid  publiciert  worden)  und  entschul- 
digt, dass  dies  nicht  schon  früher  geschehen  sei,  damit,  dass  man  am  spanischen 
Hofe  nicht  gewusst  habe,  wohin  man  den  betreffenden  Befehl  an  den  Gesandten 
schicken  solle,  endlich  ersucht  er  im  Auftrage  des  spanischen  Gesandten  in 
Wien  Marquis  de  laFuente  den  Kf,  seinen  dortigen  Gesandten  anzuweisen, 
mit  demselben  in  nähere  Verbindung  zu  treten.  —  Ucedo  ist  dem  Kf.  nachher 
▼on  Königsberg  1\acb  Berlin  gefolgt  und  ist  bis  Ende  Oecember  1664  bei  dem- 
selben geblieben. 

20* 


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308  5.    Der  Türkenkrieg. 

commencant  d'ouürir  les  yeux  et  de  conoistre,  que  les  fins  de  cette 
ligue  ne  sont  pas  confonnes  a  Tinterest  des  princea  de  Tenipire,  et 
8i  la  chose  reussit  en  cette  conforroitä,  Ion  aura  ueritablement  ce  que 
Ion  desire,  mais  Ion  ne  laisse  pas  pour  cela  de  juger,  qu'il  sera  fort 
apropos,  que  S.  M.  soit  comprise  dans  la  garantie  generale  de  Tem- 
pire,  ce  qui  ne  luy  peut  estre  refusö  comme  membre  de  ce  corpe, 
ayant  mesme  extremement  approuu6  la  proposition  de  faire  une  ligue 
entre  S.  M.  I.  et  les  autres  princes  de  Terapire,  qui  uoudront  y  ea- 
tier  pour  la  commune  seuretö. 

Desirant  aussi  a  S.  A.  E.  toute  sorte  de  satisfaction  eile  ordonne 
äu  duc  de  Medina  de  las  Torres,  son  premier  ministre,  de  traitter 
auce  Tanibassadeur  de  Tempereur  pour  trouuer  le  moyens  d'afuster 
Taffaire  de  Jegersdorff  a  rentiere  satisfaction  de  S.  A.  E.,  a  quoy 
S.  M.  et  le  duc  de  Medina  apporteront  toute  sorte  d'application, 
affin  que  S.  A.  E.  soit  pleinement  contente. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
3.  October  1663. 

[Die  DefensionsverfaBsang  auf  dem  Reichstage.] 

3.  Oct.  Die  Türken  haben  Nenhäosl  genommen ,  der  Sultan   soll  im  nächsten 

Jahre  selbst  ins  Feld  ziehen  wollen^  die  Erblande  des  Kaisers  und  die  an- 
grenzenden Lande  sind  in  grosser  Gefahr.  Daher  hat  er  durch  den  Erz- 
bischof von  Salz  barg  den  Keichstag  aufgefordert,  den  punctum  defensionis 
wenigstens  provisionaliter  nach  eines  jeden  Vermögen  einzurichten.  Er  er- 
sucht Kf.  seine  Gesandten  anzuweisen,  dazu  mitzuwirken,  dass  zunächst 
diese  Defcnsionsverfassung  zusta.ide  gebracht  und  erst  nachher  von  der 
Capitulation  gehandelt  werde. 


Freiherr  de  Lisola  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
4  October  1663. 

(Die  Infanterie  soll  bis  Mähren  vorgehen.    Wunsch  einer  schnellen  Beendigong 
der  preossischen  Wirren.] 

4.  Oct.  —  Sa  Majeste  Imperiale  se  sent  fort  obMgee  des  secours,  qu*il 

a  pleu  ä  V.  A.  S.  luy  envoyer  —  eile  souhaitte  seulement  pour  comble 
de  faueurs,  qu'il  plaise  a  V.  A.  S.  envoyer  un  ordre  «  M.  le  prince 
d'Holstein,  a  ce  que  Tinfanterie  puisse  passer  jusques  en  Moravie, 


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Marsch  der  braDdenbargischen  Hülfstruppeo.  309 

ou  eile  sera  bien  traittee  et  eonservee  aussi  soigneusement  que  si 
elles  demeuroient  en  Silesie,  le  principal  interest  a  present  est  de 
conserver  ce  pays  et  le  preserver  de  Tinondation  de  ces  barbares, 
qui  pourroient  facilement  penetrer  plus  outre.  Si  les  ennemis  nous 
voyent  prepares  a  la  deffence,  ils  modereront  leur  audace,  mais  s'ils 
voyent  nos  trouppes  dispersees  ailleurs  et  la  Moravie  desgarnie,  cela 
leur  donnera  courage  d'y  entrer.  —  Je  luy  despescbe  mon  secretaire, 
affin  que,  sMl  est  possible,  il  nie  rapporte  les  ordrcs  de  V.  A.  pour  M. 
le  prince  d'Ho Istein  et  que  je  puisse  expedier  le  Courier  sans  delay. 
Nostre  cour  est  dans  une  grande  irapatience  de  voir  V.  A.  S. 
bors  de  ces  embarras  de  Prusse  pour  pouvoir  de  plus  pr6z  comrau- 
niquer  auec  eile  et  songer  a  la  commune  seuret6.  II  Importe  de  ter- 
miner icy  les  affaires  en  toutes  facons,  j'en  soubaitte  a  V.  A.  S.  un 
euccez  tel,  qu'elle  peut  desirer,  esperant,  que  Dieu  benira  la  justice 
de  la  cause  commune  et  qu'il  confondra  a  la  fin  ceux,  qui  auront  de 
mauyais  desseins.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.  D.  Freystadt 
zwei  Meilen  von  Grtineberg  25.  September/ 5.  October  1663. 

[Das  ReDdezyouB  der  Trappen  soll  za  Freyatadt  sein,  ZQStaod  der  Truppen,  noch 
keine  Anweisung  wegen  der  Quartiere] 

—  Berichte  derselben,  dass  ich  gestern  als  den  4.  dieses  bei  5.  Oct. 
GrQneberg  angelanget  mit  den  commendirten  500  Mann  meines  Regi- 
ments, weil  aber  die  Kais.  Commissarii  nicht  vor  gut  befunden,  dass 
der  Rendevous  der  sämbtlichen  Truppen  dort  sein  sollte,  so  habe  ich 
mich  mit  ihnen  verglichen,  dass  es  alhier,  wo  ich  itzo  stehe,  sein 
sollte.  Die  Preussischen  als  Goltzschen  auch  die  Derfflingsche 
Dragoner  stehen  itzo  alle  umb  Crossen,  und  hab  ich  ihnen  befohlen, 
den  Marsch  hie  her  zu  richten,  damit  Churf.  6n.  Lande  nicht  von 
unnöthigem  Stilliegen  mUgen  beschweret  werden.  Ich  will  hoffen,  es 
sei  solche  Ordre  unterweges  gebalten,  dass  E.  Ch.  Gn.  desswegen 
keine  Klachte  vorkommen  werde.  Von  den  Preussschen  Dragonern 
seind  150  zu  Fuss,  von  den  Ravensperschen  bei  60,  das  Fussvolk 
and  Reutter  seind  noch  im  guten  Stande.  Ich  habe  schon  zu  untere 
schiedliche  Mal  an  das  Oberamt  geschrieben,  umb  mich  zu  erkundigen, 
wo  die  Quartier  uns  werden  assigniret  werden,  so  wollen  sie  noch 
von  nichts  wissen  und  schreiben,  dass  deswegen  von  I.  Kais.  M.  noch 


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310  5.    Der  Türkenkrieg. 

Bichts  befohlen.  Ich  schreibe  auch  diese  Post  deswegen  an  dem  Fürst 
Conzaga  und  Lobcovitz  als  Krieges  Präsidenten.  Und  weil  das 
Oberamt^begehret,  dass  ich  mit  den  Truppen  den  graden  Weg  nach 
Breslau  marschieren  soll,  so  werde  ich,  sobald  sie  nur  etliche  Tage 
ausgeruhet,  demselben  nachleben.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Königsberg  7.  October  1663. 

[auf  das  Schreibeo  vom  23.  September.     Die  FofistruppeD  solleo  nach  Mähren 
marschieren.    Erinneraog  wegen  Jägerndorfs.] 

7.  Oct.  —  Auf  dass  Ew.  Key.  M.  ferner  sehen  und  erfahren  möge,  dass 

ich  derselben  nach  Möglichkeit  willig  und  gern  an  Hand  gehe,  so 
habe  ich  den  Herzog  von  Holstein  beordert'),  dass  er  die  Fussknecht 
nachm  Mähren  marchiren  lassen  solle,  und  will  ich  nicht  zweifeln, 
weil  sie  alberei t  in  der  Schlesie  ankommen,  sie  werden  auch  nu 
ehest  in  Mähren  sein  —  habe  auch  das  sichere  Vertrauen  zu  E. 
Key.  M.,  Sie  werden  endlich  meiner  gerechten  Jägerndorfischen 
Sache  ihre  abhelfliche  Mass  geben  und  mich  dadurch  zu  Dero  Dienst 
noch  freudiger  machen.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  KurfUrsten. 
D.  Wanse^  21.  October  st.  n.  1663. 

(Streit  wegen  der  Quartiere.] 

21.  Oct.  Gleich  itzo  bekomme  ich  Schreiben  von  Breslaw,  dass  sie  auch 

das  Fussvolk  hier  im  Lande  nicht  behalten  wollen,  sondern  wollen, 
wir  sollen  zur  Armee  gehen,  habe  ich  mich  deswegen  auch  resolviret, 
auch  die  Reutter  und  Dragoner  nicht  abfolgen  zu  lassen,  sondern  will 
.  mich  im  bischolflichen  Neus(?)  setzen  mit  Reutter,  Dragoner  und 
Fussvolk  und  dorten  so  lange  stehen,  bis  sie  sich  entweder  ein  an- 
ders resolviren,  oder  Ih.  Chf.  Gn.  ein  anderes  befehlen.  Es  scheinet, 
sie  achten  unser  nicht,  weil  es  gegen  Winter,  wollten  unser  wohl  gern 
wieder  los  sein.  — 


0  i^f*  ertheilt  demselben  (d.  Königsberg  7.  October  1663)  den  Befehl,  die 
FoBsknechte  bis  nach  Mähren,  aber  nicht  weiter,  marschieren  und  in  gute  Oerter 
legen  zu  lassen. 

^  Wansen,  an  der  Ohiaa  im  Regierungsbezirk  Breslau,  s.w.  von  Brieg. 


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Streitigkeiten  wegen  der  Quartiere.  311 

Derselbe  an  den  KnrfUrsten.  D.  Zobten  22.  October  st  n.  1663. 

[Verdächtiges  Verbalten  der  kaiserlichen  Behörden,  äble  Lage  seiner  Truppen.] 

—  Berichte  deroselben  nochmals  —  dass  sie  uns  hier  weder  22.  Oct. 
Quartier  noch  Verpflegung  noch  nichts  gestehen  wollen,  wollen,  wir 
sollen  zur  Haubtarmee  gehen.  Ich  weiss  nicht,  was  ich  vor  Gedanken 
schöpfen  soll,  sie  reden  hier,  ob  sollten  wir  auf  das  Fflrstenthumb 
Jegerndorff  oder  Schweinitz  und  Gaur  einig  Absehen  haben. 
Selbe  Gedanken  ihnen  zu  benehmen,  habe  ich  ihnen  die  Punkten,  so 
in  meiner  Instruktion  von  Ih.  Churf.  Gn.  auf  das  Quartier  und  Ver- 
pflegung gehen,  abcopiren  lassen,  werde  sehen,  was  sie  nun  machen 
werden.  Ich  habe  neue  Munition  von  ihnen  begehret,  wenn  wir  ja 
auf  die  Grenze  gehen  sollten,  welches  mir  auch  abgeschlagen  worden, 
bin  also  tibel  daran  und  sehe  ich  nicht,  wie  wir  ein  paar  Monat  hier 
ohne  unsem  Buin  subsistiren  werden,  ja  nicht  den  November  aus.  Ich 
habe  E.  Chf.  D.  schon  neulich  berichtet,  wie  dass  wegen  des  weiten 
Marsch  über  100  Dragoner  von  beiden  Spuadronen  zu  Fuss,  wie 
auch  bei  die  Beutter  wohl  50.  — 

Die  Beutter  stehen  itzo  in  der  Grafschaft  Glatz^,  ich  will  mit 
den  Beuttern  zur  Seuchen  Armee  gehen,  welche  1500  Mann  stark  und 
bei  Kremsier  stehet,  und  werde  das  Fussvolk  unter  Conduite  des 
Ob.  L.  Sparren  hier  stehen  lassen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Königsberg 
22./12.  October  1664. 

[aaf  das  Schreiben  vom  3.  October.    Rathschlage  inbetreff  der  Kriegfuhmng.] 

Er   wird  seiner  Gesandtschaft  in  Begensbarg   dem  Wansche   des  22.  Oct. 
Kaisers  gemäss  Weisung  zagehen  lassen'}. 

1)  Qottfr.  vonJena  sendet  aus  Begensbarg  dem  Kf.  ein  Schreiben  der  Böh- 
mischen Regiemng  an  den  Erzbischof  von  Salz  barg  (d.  Prag  22.  October  1663), 
welches  ihm  dieser  mitgetheilt  hat.  Darin  wird  geklagt,  dass  600  Dragoner  und 
400  Reiter  brandenbnrgische  Hnlfstmppen  mit  zwei  Stäben  und  sehr  vielem  Tross 
naeh  Böhmen  gekommen  seien,  welche  nur  der  Ordre  des  Herzogs  von  Holstein 
parieren  wollten,  ,.8ich  nnbewusst  der  Regierung  und  ohne  einigen  von  dem  Kaiser 
vorher  eingelangten  Befehl  sich  von  Selbsten  logieret,  stattlich  traotieren  lassen 
und  von  keiner  Zahlung  melden*.  Der  Erzbischof  wird  gebeten,  sich  bei  den 
brandenborgischen  Reichstagsgesandten  zu  verwenden,  dass  diese  Truppen  Wieder 
von  dort  fort  und  nach  Oesterreich,  oder  wo  sonst  der  Kaiser  befehle,  abgeführt 
wfirden  und  dass  sie  in  den  kaiserlichen  Landen  der  dortigen  Regierung  den  nöthigen 
Respect  erwiesen. 

>)  S.  das  Bescript  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  22.  October  1663 
oben  Abscho.  4  S.  201. 


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312  5.    Der  Türkenkrieg. 

E.  Key.  M.  werden  besser  thun,  wann  Sie  alles,  was  möglich, 
zusammenziehen  und  das  Hauptwerk  des  Erbfeindes  vornehmlich  re- 
spiciren,  weil  doch  ohnmüglich  mit  zertheilter  Macht  und  einzelnen 
Trouppen  oder  Regimentern  ihme  Abbruch  zu  thun  oder  sein  Desseia 
zu  brechen.  —  Deroselben  will  ich  auch  aus  aufrichtigen  getreuen 
Herzen  als  ein  getreuer  ChurfÜrst  ohnmassgebig  rathen,  ob  es  nicht 
müglich  denen  Evangelischen  in  dero  Erblanden  mehrere  Gewissens- 
freiheit zu  gönnen,  und  zweifele  nicht,  es  werde  solches  zu  E.  Key. 
M.  merklichen  und  unausbleiblichen  Nutzen  und  Besten  gereichen,  zu- 
mal sie  dergleichen  unter  den  Türken  zu  geniessen.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Fürsten  von  Braunschweig,  Hessen^  Wür- 
temberg,  Altenburg,  Gotha,  Weimar,  Anspach,  Cnlmbach,  Sim- 
mern, Mecklenburg,  Anhalt  und  den  Administrator  zu  Halle. 
D.  Königsberg  15./ 25.  October  1663. 

[Mahnaog,  auf  dem  Reichstage  für  die  Tarkenhülfe  za  wirken  ] 
25. Oct.  Er  weist  auf  die  dem  ganzen  Reiche  drohende  Türkengefabr  hin,  be- 

klagt, dass  man  aaf  der  gegenwärtigen  Reichsversammlnng  so  wen'g  Eifer 
in  ße^chützung  der  Christenheit  und  Rettung  des  Kaisers  zeige,  sondern 
lieber  die  Zeit  mit  solchen  Sachen,  welche  bei  weitem  nicht  so  pressant 
seien,  zubringe,  ersucht  denselben  zur  Herstellung  des  so  nöthigen  extra- 
ordinären Defensionswcrkes  mitzuwirken  nnd  seine  Gesandten  zu  Regens- 
bürg  dahin. zu  instruieren,  dass  diese  Materie,  and  zwar,  wenn  nicht  eher, 
doch  voi*  Ausgang  des  Winters  und  vor  Herannahen  des  Frühlings  erledigt 
werde '). 


')  Darauf  antwortet  zuerst  Herzog  Ernst  von  Gotha  in  einem  langen 'Schrei- 
ben (d.  Friedenstein  28.  October/17.  November]  1663),  in  welchem  er  erklärt,  er 
sei  mit  Kf.  durchaus  darin  einig,  dass  in  solcher  Gefahr  das  Reich  hohe  Ursache 
habe,  Bicn  anders  und  besser  anzugreifen.  Doch  ständen  dem  manche  alten 
Schäden  hinderlich  entgegen:  das  grosse  Misstrauen  und  die  Zerrüttung  unter 
den  Ständen  in  geistlichen  und  weltlichen  Sachen,  der  verderbliche  Eigennutz 
und  die  bei  den  Vorfahren  nicht  erhörte  Pracht  und  der  Luxus,  der  ,mit  Oppreesion 
und  Enervation  der  armen  Unterthaneu"  an  den  meisten  Orten  getrieben  werde, 
sowie  die  Mängel  der  Justiz.  Er  sei  bereit,  nach  Kräften  zu  helfen,  und  er  ersucht 
den  Kf.,  der  sowohl  zur  Abwendung  der  Gffahr  von  aussen  als  auch  zur  inner- 
lichen Besserung  des  gefährlich  laborierenden  Status  publici  viel  beitragen  könne, 
beideilei  Zwecke  bei  den  Reichsconsultationen  in  Obacht  zu  Lehmen,  dass  neben 
der  Kriegsbereitschafi  wider  den  auswärtigen  Feind  auch  die  Harmonie  zwischen 
Haupt  uud  Gliedern  des  Reichs  und  dieser  Glieder  Proportion  und  Correepondenz 


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Die  brandenburgischen  Hulfstruppen  io  Mähren.  313 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.    D.  Riesen- 
burg 4.  November  1663. 

[aaf  das  Schreiben  vom  21.  October.     Wiederholang  der  Ordre  vom  7.  October.] 

Er  ersieht,  dass  dem  Herzoge  seiue  Ordre  noch  nicht  zugegangen  Ist,  4.  Nuv, 
wiederholt  daher  dieselbe,  dass  er  auf  Ordre  des  Kaisers  seine  Fus&völker 
bis  nach  Mähren,  aber  nicht  weiter,  gehen  lassen  solle,  wegen  der  Reuter 
und  Dragoner  aber  bleibe  es  bei  der  vorigen  Abrede  und  Verordnung. 
Es  verwundert  ihn  nicht  wenig,  dass  man  sich  der  Völker  nicht  mehr  an- 
nimmt aod  derselben  sich  besser  zu  bedienen  sucht 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.     D.  Bei 
Troppau  5.  November  st.  n.  1663. 

Er  hat  des  Kf.  Ordre  vom  7.  October  erhalten,  marschiert  heute  nach  5  Nov. 
Troppau,  um  dort  nach  Mähren  überzugehen.     F.Zm.  Souches  schreibt 
ihm,   dass  seiue  Quartiere  im  Olmützscben  und  Stern  bergseben  Kreis 
&ein  sollen.    Die  Truppeu  siud  in  gutem  Stande. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
.D.  Sterenberg  12.  November  1663. 

[Die  Quartiere  in  Mähren] 

Er  hat  nunmehr  die  Quartiere  in  Mähren,  wie  eine  beigefügte  Speci-  12.  Nov. 
ficadon  aiigiebt,  bezogen.  Die  Quartiere  sind  ziemlich  gut,  von  Geld  will 
man  aber  noch  nichts  wissen,  sondern  vertröstet  ihn  auf  den  Landtag'), 
welcher  den  18.  dieses  zu  Brunn  gebalten  werden  soll.  Die  türkische  Ar- 
mee steht  noch  bei  Neuhäusel,  den  F.Zm.  de  Souches  bat  er,  da  der- 
selbe von  hier  abwesend  ist,  noch  nicht  gesehen. 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein. 
D.  Cöln  a.  d.  Spree  9. /[19.]  November  1663. 

[Forderung  schärferer  Disciplin.] 

Da  die  kai&erlichen  Minister  Klage  geführt  haben,  dass  seine  Truppen  19.  Nov. 
schlechte  Ordnung  und  üi.-ciplin   halten,   Kf.   auch   nach   teiner  Rückkehr 
hieher  vernommen  hat,  dass  dieselben  auch  auf  dem  Durchzuge  durch  seiue 

befördert  werde.  —  Auch  von  den  anderen  Furaten  trafen  im  Laufe  des  November 
Schreiben  mit  ähnlichen  allgt  meinen  Erbietiiugen  ein. 

^)  S.   den  Bxt/act  ans   der  diesem  Landtage   vorgelegten  Propositiuo    Üiar. 
Earop.  X  S.  887. 


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314  5.    Der  Türkenkrieg. 

eigenen  Lande  nicht  aller  Orten  gleich  gute  Disciplin  gehalten,  ßo  weist  er 
ihn  an,  seiner  Instruktion  gemäss  bei  allen  seinem  Commando  anvertrauteo 
Völkern  scharf  und  ernstliche  Ordre  zu  halten  und  die  yorfallenden  Inso- 
lentien  exemplariter  zu  bestrafen,  auch  die  Officiere  zu  HaUung  scharfer 
Disciplin  bei  Vermeidung  der  Ungnade  des  Ef.,  Entsetzung  ihrer  Chargen 
und  nach  Befinden  Leib-  und  Lebenstrafe  anzuweisen. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten, 
D.  Sterenberg  28.  November  1663. 

[ZusammentreffeD  mit  de  Souches,  desscD  Forderung,  in  Böhmen  Quartiere  zu 
beziehen,  und  andere  verdächtige  Reden.] 

28. Nov.  Er  hat  vom  Kaiser  BefehP)  erhalten,  seine  Reiter  uAd  Dragoner  mit 

F.Zra.  de  Souches  eine  Cavalcade  nach  Ungarn')  unternehmen  zu 
lassen.  Obwohl  darin  nicht  enthalten  war,  dass  er  selbst  mitziehen  sollte, 
hat  er  sich  doch  entschlossen,  dieses  zu  thun,  um  besser  auf  die  Leute 
Acht  zu  haben,  da  er  gehört,  de  Souches  wolle  die  Dragoner  in  den  Un- 
garischen Bergstädten  diesen  Winter  lassen,  wo  sie  unfehlbar  hätten  cre- 
pieren  müssen. 

Wie  ich  nun  den  24.  dieses  bei  Hu  ng.  Radi  seh,  wie  meine  Ordre 
vom  F.Zm.  lautet,  mich  eingefunden  und  gleich  zum  de  Souches  bin 
geritten,  mich  von  ein  und  andern  zu  bereden,  so  hat  er  mir  gleich  Or. 
der  ertheilet,  wieder  in  die  Quartier  zu  gehen;  und  wie  ich  mich  darüber 
beschweret,  wendete  er  vor,  der  Feind  hätte  sich  zurückgegeben  und 
hätte  uns  bei  sich  itzo  nicht  nöthig,  und  dass  er  bastant  genug  wäre,  das 
Sächsche  Fussvolk  allein  hin  zu  convoyiren,  wo  es  diesen  Winter  stehen 
bleiben  sollte'),  sagete  darneben,  dass  L  Maj.  mir  Order  ertheilen  würden, 
mit  Fussvolk  und  allem  in  Bohemen  Quartier  zu  beziehen.  Weil  aber 
Ib.  Ghurf.  Gn.  Order  lautet,  das  Fussvolk  nicht  aus  Mähren  gehen  zu 
lassen,  so  werde  ich  mich  an  Cborf.  Gn.  Order  halten.  Der  F.Zm. 
versicherte  mich  darneben,  dass  Ih.  Maj.  nicht  gesinnet  wären,  uns  mit 
Verpflegung  versehen  zu  lassen,  sondern  praetendirten,  dass  Ew.  Churf. 
Gn.  selbe  gleich  andern  Churf.  selber  bezahlten,  und  haben  wir  bis 
datto  noch  nichts  empfangen,  werde  desswegen  Ew.  Churf.  Gn.  gnä- 

0  d.  Wien  11.  November- 1663. 

^  S.  Diar.  Earop.  X  S.  920.  Der  Haapt£weck  derselben,  Novigrad  und 
Loweoz  ZQ  entsetzen,  wurde  nicht  erreicht. 

^  Die  K.eacbsichen  Hülfstrappen,  1174  Mann  z.  Fase  unter  dem  CLieotenaDt 
Johann  Christoph  Brand  v.  Lindau  waren  Ende  September  in  Böhmen  an- 
gelaof^  und  bezogen  die  Winterquartiere  in  Oberungarn  in  der  Gegend  von  Krem- 
nits.  S.Scbuster  und  Francke,  Gesch.  der  Sächsischen  Armee  I  S.  85. 


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Klagen  über  schlechte  Disciplin.    AeasseruDgeD  de  Soachea.  315 

dige  Verordnung  erwarten.  Er  gedachte,  dass,  so  Ew.  Churf.  Gn.  sich 
nicht  resolviren  würden,  diese  Völker  Ih.  Maj.  ganz  zu  schenken,  dass 
sie  selbe  auch  nicht  unterhalten  würde,  verspräche  mir  auch  darbey, 
dass,  wen  Ih.  Churf.  Gn.  solches  eingehen  würden,  Ih.  Maj.  gesinnet 
wäre,  bey  der  Armee  mich  als  Generalwachtmeister  zu  bestätigen. 
Wie  ich  aber  vor  wandte,  dass  so  lange  Ew.  Churf.  Gn.  mich  in  dero 
Dienste  gnädig  leiden  wollten,  ich  keinen  anderen  Herrn  verlangete, 
ward  er  sehr  still.  Und  ob  dieses  nun  zwar  blosser  Discours,  so  habe 
ich  doch  Churf.  Gn.  hiermit  gehorsamst  ersuchen  wollen,  wenn  sie 
sich  hierzu  resolviren  sollten,  weil  ich  nicht  zweifele,  dass  fleissige 
Ansuchung  hicrumb  geschehen  wird,  dass  sie  doch  meiner  nunmehro 
4  Jahr  lang  geleistete  Dienste  in  Gnaden  eingedenk  sein  wollten  und 
mich  aus  dero  Dienste  so  gar  nicht  zu  verstoszen,  zumahlen  ich  nicht 
gesinnet,  ausser  Diensten  Churf.  Gn.  mich  hier  zu  engagiren. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfllrsten. 
D.  Sterenberg  30.  November  st.  n.  1663. 

[aaf  das  Bescript  vom  9./19.  Vertheidigang  gegen  die  Vorwurfe  wegen  schlechter 
Disciplio,  Klage  über  die  Verpflegaog.    Meuterei.    Nene  Quartiere  in  Böhmeu.] 

In  den  Korfürstlicben  Landen  weiss  er  nicht,  dass  auf  dem  Marsch  ir-  30.  Nov. 
gead  eiuc  Klage  erhoben  sei,  die  nicht  sofort  remediert  worden,  er  verlangt, 
dass  die  Kommissare,  welche  ihn  durch  die  Mark  geführt,  ihre  Klagen 
schriftlich  aufsetzen.  In  den  Kaiserlichen  Landen  ist  er  von  Anfang  an 
schlecht  tractiert  worden,  man  hat  ihm  keine  Verpflegung  noch  Quartler 
geben  wollen,  so  bat  er  an  vielen  Orten  subsistiereu  müssen,  doch  sind  da- 
bei besondere  Ezcesse  nicht  vorgefallen  und  ist  strenge  Justiz  geübt  worden. 
Man  bleibt  hier  dabei  und  will  ihm  keine  Verpflegung  geben,  er  hat  seit- 
dem er  in  den  kaiserlichen  Landen  ist  nicht  mehr  als  7p00*Gulden  empfangen. 
Lisolahat  nach  Breshin  geschrieben,  Kf.  hätte  ihm  400r)0  Rthlr.  zu  ße- 
Zahlung. der  Leute  mitgegeben;  wenn  solche  Reden  bei  den  Soldaten  laut* 
bar  werden  sollten ,  so  könnte  das  üble  Folgen  haben ,  schon  vor  etlichen 
Tagen  bat  des  Landhofmeisters  Wallenrodt  Compagnie  gar  eine  Meuterei 
Angefangen,  indem  sie  behauptet,  es  restierte  ihnen  noch  so  viel  aus  Preusseu, 
sie  hätten  von  dem  Landbofmeister  noch  an  4000  Rthlr.  zu  prätendieren; 
er  bat  dem  O.L.  Koller  befohlen,  es  zu  untersuchen. 

PS.    Man  verlangt  von  ihm,   er  solle   mit  allen  seinen  Truppen  nach 
Böhmen  gehen,  er  erwartet  des  Kf.  Ordre. 


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316  5.    Der  Türkenkrieg. 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.    D.  Colin 
22.  November/[2.  December]  1663. 

[Verwendung  der  Trappen.     De  Soaches'  Aeusserungen.] 

2.  Dec.  Nachdem  der  Kaiser  begehrt  %  <1&S8  die  lufauterie  weiter  forrücken 

solle,  gestattet  er,  dass  dieselbe  bis  nach  Mähren  gehe,  zu  Verrichtung 
der  Inipresa  aber  soll  nur  die  Hälfte  der  Völker  hergegeben  und  uusdrück- 
lich  bedungen  werden,  dass  dieselben  nach  verrichteter  Expedition  wieder 
in  die  Quartiere  zurückkehren  sollen,  Reuter  und  Dragoner  dagegen  können 
wohin  es  der  Dienst  dos  Kaiser  fordert  employiert  werden.  Den  Berieht 
über  de  Souches'  Discurse  hat  er  mit  Befremden  gelesen  und  deswegen  an 
den  Kaiser  geschrieben^),  er  erwaitet  ausführlichen  Bericht  über  die  bishe- 
rige Verpflegung. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Sterenberg  4.  December  1663. 

[Quartiere  in  Böhmen.] 

4.Dec.  Der  Kaiser  hat  der  Landeshauptmannschaft  in  Mähren  befohlen,  seinen 

Truppen  den  Monat  November  zu  zahlen,  dieselbe  kann  aber  mit  den  Ständen 
noch  nicht  richtig  werden.  Der  Kaiser  hat  durch  F.M.  Monte cuccoli 
ihm  befohlen,  mit  allen  seinen  Völkern  nach  Böhmen  zu  marschieren  und 
dort  die  Quartiere  vom  1.  December  an  sich  zahlen  zu  lassen,  er  nmss  dar- 
auf eingehen,  will  aber  hier  so  lange  bleiben,- bis  der  volle  Monat  November 
gezahlt  ist^). 


')  In  einem  Schreiben  an  Li  sola  vom  27.  October,  welches  dieser  von  Kä- 
strin  aus  am  7.  November  dem  Kf.  zageecbickt  hatte. 

^  Dieses  Schreiben  liegt  den  Akten  nicht  bei. 

^  Am  7.  December  meldet  er,  dass  er,  obwohl  ihm  der  Rest  auf  den  November 
noch  nicht  gezahlt  sei,  doch  um  nicht  zu  Klagen,  als  ob  er  des  Feldmarscballs 
Ordre  nicht  stracks  pariert,  Anläse  zu  geben,  morgen  nach  Böhmen  aufbrechen 
wolle.  Doch  steht  er  noch  am  16.  in  Steruberg  und  meldet  von  dort  aus  an 
diesem  Tage,  die  Dragoner,  welche  am  weitesten  zurückständen,  würden  heute 
den  Marsch  nach  Böhmen  beginnen,  er  selbst  würde  noch  zwei  Tage  warten  und, 
wenn  er  bis  dahin  keinen  Befehl  vom  Kf.  erhalte«  auch  mit  dem  Fosavolk  auf- 
brechen, am  16.  werde  er  mit  allen  Truppen  bei  Landeskron  in  Böhmern  stebeu, 
wo  Kommissare  dieselben  zählen  sollten,  .welches  mir  recht  lieb,  weil  ich  ge- 
wiss weiss,  dass  wir  bei  200  Mann  starker  sind  als  2000".  Kf.  genehmigt  (d. 
(Jöln  8./ 18.  December  16<i3}  die  Verlegung  der  Quartiere  nach  Böhmen. 


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Verlegaog  der  Qnafriere  nach  Böhmen.    ConfbrenE  mit  Lisola  und  Ucedo.     317 

Protocollura,  was  bei  der  Conferenz,  so  L  F.  D.  der  Fürst 
von  Anhalt  nnd  der  H.  0.  Präsident  Freih.  v.  Schwerin  mit 
dem  Kaiserlichen  nnd  Spanischen  Gesandten,  dem  H.  Baron 
de  Lisola  und  Don  Sebastian  d'Ussiedo  [gehalten],  vorgegan- 
gen, am  l./[ll.]  December  1663. 

[MassregelD  gegen  die  Türken.] 

Fürst  Anhalt  macht  den  Ingress,  weil  die  H.H.  Gesandten  zn  unter-  ll.Dec. 
schiedenen  Malen  bei  Kf.  Anregung  gethan,  dass  ?on  dem  Türkischen  Wesen^ 
wie  auch  von  den  Reichssachen  und  Polnischen  Händeln  möchte  conferiert 
werden,  so  hätte  Kf.  diese  Conferenz  verordnet  und  möchten  sie  belieben 
anzudeuten,  von  welchem  Punkte  man  zuerst  reden  wollte. 

Lisola  stellt  zu  ihrer  Wahl,  welchen  Punkt  man  dieses  Mal  vornehmen 
wolle. 

F.Anhalt:  Weil  die  Gefahr  von  den  Türken  die  gröste,  würde  das 
Döthigste  sein,  davon  zuerst  zu  reden. 

Lisola:  Der  Kaiser  thäte  dagegen  alles,  was  in  seinen  Kräften  stehe, 
hoffe  im  Frühling  50000  Mann  ins  Feld  zu  führen,  ziehe  selbst  jetzt  nach 
Regensburg,  die  Assistenz  dort  zu  befördern,  er  selbst  wäre  deshalb  zurück- 
gekommen, um  Kf  zu  dieser  Reise  zu  disponieren,  der  Kaiser  fürchte,  andere 
möchten  sich  ein  Kxempel  daran  nehmen,  wenn  Kf.  nicht  käme.  Wie  er 
von  Königsberg  weggezogen,  wäre  Kf.  gar  geneigt  zu  dieser  Reise  gewesen. 

F.Anhalt:  Es  wäre  ihm  schon  gesagt,  was  Kf.  daran  verhindere')» 
dies  würde  aber  dem  Kaiser  nichts  schaden,  da  Kf.  dessen  InVntion  auch 
durch  seine  Gesandten  genugsam  befördern  würde. 

L.  hat  darauf  zu  wissen  begehrt,  was  des  Kf  Meinung  wäre,  wie  es 
mit  dem  Snccurs  anzustellen,  denn,  wenn  derselbe  nach  etlicher  Stände 
Meinung  geschickt  werden  sollte,  so  würde  der  Kaiser  lieber  garkeinen 
bogehren. 

Schwerin,  von  F.Anhalt  aufgefordert  fortzufahren,  erinnert  Lisola 
daran,  dass  ihm  schon  angezeigt  wäre,  wie  nöthig  es  sei,  dass  der  Kaiser 
seinen  Vorschlag  von  dem  Succurs  dem  Kf.  eröffnete,  damit  dieser  den- 
selben ins  Werk  zu  setzen  zu  helfen  sich  bemühen  könnte,  er  hoffe,  wenn 
der  Kaiser  sich  angelegen  sein  Hesse,  das  ganz  zerfallene  Vertrauen  im 
Reich  zu  restabilieren ,  dass  alsdann  alles  besser  von  stattf^n  gehen  würde. 
Es  sei  ihnen  auch  angezeigt  worden,  wie  Kf.  .sich  angelegen  sein  lasse'), 
dass  alle  anderen  Sachen  zurückgestellt  und  allein  vom  Succurs  tractiert 
werde,  es  wäre  auch  von  K.Mainz')  und  anderen  Fürsten  gute  Vertröstung 
eingekommen,  es  sei  ihnen  auch  Bericht  geschehen,  was  der  R  Admiral  in 


'}  8.  oben  Abschn.  4  S.  20U. 
^  S.  oben  S.  197.  201  f. 
^  8.  oben  S.  197. 


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318  5-    Der  Türkenkrieg. 

Schweden  W  ran  gel  für  Erbieten  von  einer  Diversion  in  der  Wallachei*) 
gethan. 

Lisola:  Des  Kf.  guter  Intention  halte  er  sich  versichert,  aber  von  den 
meisten  glaube  er,  dass  sie  durch  den  Succurs  des  Kaisers  Autorität  viel- 
mehr gänzlich  zu  untertreten  suchten.  Das  geschwundene  Vertrauen  zu  re- 
stabilieren  sei  keine  Sache,  welche  so  geschwinde  sich  thun  liesse,  inson- 
derheit da  die  meisten  so  gar  dependent  von  fremden  Kronen  wären,  auf 
allen  Fall  wäre  besser,  dass  diejenigen,  so  es  mit  dem  Kaiser  halten,  ihre 
Macht  zusammensetzten  und  dem  Kaiser  hülfen,  Kf.  möchte  selbst  erwägen, 
wie  es  ihm  gefallen  würde,  wenn  Pf.Neuburg  oder  einem  anderen,  dem  er 
nicht  vertraue,  die  Reichsarmee  untergeben  würde.  Die  Diversion  in  der 
Wallachei  hätte  er  schon  längst  am  kaiserlichen  Hof  gerathen,  H.Lubo- 
mirsky  offerierte^  dem  Kaiser  dazu  8000  Pferde,  W  ran  gel  wäre  mit 
guter  Hoffnung  zu  unterhalten,  er  glaubte  nicht,  dass  die  Schweden  die 
französische  Wahl  zu  befördern  gedächten  und  daher  könnte  man  es  von 
ihnen  wohl  annehmen,  jedoch  müssten  nicht  gar  zu  viel  Schweden  bei  der 
Armee  sein. 

F.Anhalt  schlägt  vor,  dass  der  Kaiser  sich  erklären  möchte,  keine 
italienische  oder  fremde  Ofßciere  zu  d^r  Armee  zu  geben,  Lisola  sagt 
dieses  zu,  man  würde  nur  diejenigen  nehmen,  welche  Kur-  und  Fürsten  vor- 
schlagen würden.  Es  würde  dem  Kaiser  am  liebsten  sein,  wenn  Kf.  es 
dahin  beförderte,  dass  die  Hülfe  zum  Theil  an  Geld,  zum  Theil  an  Volk 
angenommen  werde,  denn  ohne  Geld  würde  der  Kaiser  auch  seine  eigene 
Armee  nicht  unterhalten  können,  er  urgierte  nochmals,  dass  Kf.  seine  Be- 
denken, wie*dcr  Succurs  einzurichten,  dem  Kaiser  eröffnen  möchte. 

Als  ihnen  hierauf  Ouvertüre  gethan  worden  von  demjenigen  Bedenken, 
so  neulich  im  Rath  verlesen  worden,  dass  durch  2  Schiffsarmeeen  dem  Tür- 
ken im  Archipelago  Abbruch  geschehen  könnte,  hat  der  Spanische 
Gesandte  weitläufig  remonstriert,  dass  den  Türken  am  selben  Orte  garkein 
Abbruch  geäiihehen  könnte. 

Da  nun  hierauf  weiter  gefragt  wurde,  ob  von  dem  Könige  von  Per- 
sien nicht  zu  hoffen,  dass  er  eine  Diversion  machen  würde,  haben  sie 
angedeutet,  dass  von  demselben  das  allermeiste  geschehen  könnte  und 
dass  der  Kaiser  auch  wohl  dahin  schicken  würde,  auch  gewünscht,  dass 
der  Friede  zwischen  Moscau  und  Polen  getroffen  würde,  weil  dem  Tür- 
ken auch  dadurch  sehr  wehe  geschehen  könnte. 

F.Anhalt  referiert,  dass  der  Herzog  von  Holstein  sehr  klagte,  dass 
des  Kf.  Truppen  Noth  litten,  Lisola  regerierte,  dass  über  ihn  grosse 
Klage  käme,  dass  er  so  übel  Ordre  hielte. 

F.Anhalt  that  Anregung  wegen  Restitution  von  Jägerndorf,  worauf 
beide  Gesandte  gar   gute  Vertröstung   gethan,   dass  Kf.  ehestens   wegen 


')  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  760. 

';  S.  Diar.  Burop.  X  S.  701.  818. 


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CoofereDS  mit  Lisola  aod  Ucedo.    Die  Quartiere  in  Böhmen.  319 

eines   AeqnivaleDts   Resolation  bekommen    würde,   womit  diese  Conferenz 
geeodiget. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königin  Grätz  26.  Deceraber  st.  n.  1663. 

[BinrichtoDg  der  Quartiere  in  Böhmen.    Bezahlung  der  Truppen.] 

Er  hat  jetzt  die  Quartiere  hier  in  Böhmen  bezogen,  die  1000  Mann  2G.  Dec 
z.  F.  and  5  Compagnieen  z.  Pf.  logieren  im  Königgrätzer  Kreise,  die 
übrigen  5  Compagnien.  z.  Pf.  onter  dem  Coramando.  des  Ob.L.  Block 
und  Ob.W.  Marwitz  in  der  Grafschaft  Glatz,  die  Quartiere  sind  alle 
an  einander  längs  der  Mährischen  Grenze,  so  dass  die  Truppen,  wenn  es 
Döthig  ist,  in  kurzem  zusammen  kommen  können.  Wegen  der  Bezahlung 
sind  sie  jetzt  anf  den  November  und  December  contentiert,  die  Musquetiere 
haben  je  2Va  Rthlr.,  die  Reuter  und  Dragoner  je  4  Rthlr.  20  Gr.  erhalten. 
Obgleich  der  Kaiser  nur  zwei  Regimentsstäbe  gut  thut,  hat  er  doch  drei, 
einen  z.  F. ,  einen  z.  Ross  und  einen  bei  den  Dragonern  bezahlt  und  das 
Geld  daher  genommen,  dass  ein  Musqnetier  hier  nach  der  kaiserlichen 
Ordinanz  3  Gr.  mehr  als  2'/»  Rthlr.  kriegt.  Die  Dragoner  und  Reiter  zu 
Puss  sind  schon  meist  remontiert,  weil  hier  die  Pferde  gar  wohlfeil  sind'). 


Instruction,  wonach  unsere  —  Geh.  Clevische  Regierungs- 
auch  Amtscammerräthe  und  Resident  im  Hage  Werner  Wil- 
helm Blaspeil,  Jan  Copes  und  Sylvester  Danckelman  bei 
der  ihnen  aufgetragenen  Commission  an  die  HH.  Staten  Ge- 
neral der  Vereinigten  Niederlande  der  gegenwärtigen  Ttirken- 
gefahr  halber  sich  gehorsamst  zu  achten  haben.     D.  Colin 

a.  d.  Spree  7./[17.]  Januar  1664. 
(Cone.  0.  V.  Schwerin.    Lectum  in  consilio  7./ [17.]  Januar  1664.) 
[Hülfe  gegen  die  Türken.] 

Hinweis  auf  die  Türkengefahr,  die  Unzulänglichkeit  der  Mittel  des  Kf.,  17.  Jan. 
das  langsame  Betreiben  des  Werkes  in  Regensburg  und  ariderer  Orten, 
Kf.  wünscht  die  Niederlande  dazu  zu  bewegen,    zulängliche  Hülfe  zn 
leisten,  er  bemüht  sich  daher  dahin,  dass  vom  Kaiser  und  dem  ganzen  Reiche 

')  In  den  folgenden  Relationen  aus  dem  Januar  und  Februar  meldet  der 
Herzog  onr,  dass  die  Truppen  in  gutem  Stande  seien,  auch  für  jene  beiden 
MoDate  die  richtigen  Assigaationen  erhalten  hätten,  dass  sie  aber  sehnsüchtig 
tof  einen  guten  Feldzng  warteten,  weil  hier  sonst  „gar  schlechter  Zeitver- 
treib«"  tei. 


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320  5.     Der  Türkenkrieg. 

darch  eioe  expresse  Gesandtschaft  bei  den  Geuenilstaateu  dieses  eifrig  solli- 
citiert  werden  solle*),  inzwischen  sollen  die  Ges.  das  Werk,  nachdem  sie 
es  mit  der  Prinzessin  von  Oranien  überlegt,  die  übrigen  im  Haag, 
Danckelmann  in  den  anderen  Provinzen  betreiben 

In  der  ersten  Conferenz  sollen  sie  nnr  eine  generale  gnte  Erklärung  zn 
erhalten  surlien,  nachher  aber  bei  ferneren  Conferenzen  im  einzelnen  fordern  : 

1)  Anempfehlung  der  Sammlung  freiwilliger  Beiträge  an  alle  Provinzen. 

2)  Aussendnng  einer  St^hiffsflotte  im  Namen  der  Generalität,  um  dem 
Türken  eine  Diversion  zu  machen,  oder  wenigstens  Erlaubnis,  dass  ei- 
nige ihrer  Einwohner  solches  propriis  sumtibus  unternähmen,  in 
welchem  Falle  Ges.  sich  zn  bemühen  haben,  eine  Societät  von  reichen 
Leuten  zusammenzubringen,  die  dergleichen  versuchen  sollten. 

Sollte  man  aus  Furcht,  dass  die  Commercia  gehindert  würden,  keine 
directe  Hülfe  leisten  wollen,  so  sollen  sie  vorschlagen,  dass  die  G.Staaten 
einige  Truppen  licentiieren ,  sofort  aber  wieder  zur  Hülfe  gegen  den  Erb- 
feind annehmen  lassen  möchten,  jedoch  dürften  dann  dazu  keine  Werbegelder 
gefordert  werden. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
22.  Februar/ [3.  März]  1664. 

[Gemeinschafdiche  Bemühnngeo  in  Holland  Manition  za  erhalten.] 

3.  März.  Ef.  hat  aus  einem  Schreiben  des  Kaisers  vom  4.  Februar  ersehen,  dass 

derselbe  seinen  Vorschlag,  zu  versuchen  eine  gnte  Anzahl  Kriegsmnnition 
in  Holland  zn  erlangen,  gebilligt  und  seinen  nach  Dänemark  geschickten 
Gesandten,  Graf  Sinzendorff  angewiesen  hat,  nach  Verrichtung  seines 
dortigen  Auftrages  nach  Holland  zu  gehen  und  den  angeregten  Vorschlag 
bei  den  Gh.Staaten  ins  Werk  zu  richten.  Kf.  hat  seine  Räthe  im  Haag  an- 
gewiesen'), denselben  dabei  zu  unterstützen. 


')  S  das  Rescript  des  Kf.  von  demselben  Datum  an  die  Gesandten  in  Regens- 
barg  (oben  Abschn.  4  S.  218)  nnd  die  Relationen  derselben  vom  31.  Januar  (S.  220). 
29.  Februar  (S.  225)  und  7.  März  (8.  22ö).  Auf  den  Vorschlag  von  K.  Mains  wurde 
die  Sache  nur  an  das  Kurfürstencolleg  gebracht  und  dieses  richtete  (d.  Regens- 
burg 5.  März  1(>64)  ein  Schreiben  an  den  Kf.,  in  weichem  es  denselben  ersucht, 
bei  den  Niederländischen  Staaten  das  Hülfsgesuch  des  Kaisers  zn  unterstützen. 
Der  Kf.  schickte  dasselbe  den  Gesandten  zu  mit  der  Weisung  (d.  CoIn  12./22.  März 
1664)  von  demselben  bei  Gelegenheit  Gebrauch  zu  machen  und  das  Werk  nach 
Möglichkeit  zu  befördern ,  doch  nichts  publice  ohne  den  Roth  seiner  Schwieger- 
mutter und  Concertierung  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten,  dem  eben  damals 
im  Haa^  eingetroffenen  Grafen  Siuzeudorf  (s.  Diar.  Europ.  XI  S.  176 ff.)  vor- 
zunehmen, «damit  wir  uns  nicht  prostituieren  und,  im  Fall  nichts  zu  erlangen, 
vergeblich  sollicitieret  haben  mögen". 

^  Kf   sendet  unter  demselben  Datnm   an   Blas  peil  und  Copes  den   be- 


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Hülfegesnch  io  Holland.     Marsch  der  Trappen  nach  Ungarn.  321 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Augnstus  von  Holstein.     D.  Cöln 
23.  Februar/ [4.  März]  1664. 

[H.  soll  den  Befehlen  des  Kaisers  gehorchen.] 

Nachdem  die  Rom.  K.  M.  uns  gst.  zu  vernehmen  gegeben  *),  4.  März. 
wasmassen  Sie  entschlossen  wären,  mit  dem  ehesten  einige  Operation 
in^ng am  fürzunehmen,  wobei  Sie  unsere  Auxiliarvölker  von  nöthen, 
als  gesinnen  wir  von  E.  Ld.  — ,  Sie  wollen  auf  allerhöchst  Ih.  K.  M. 
Ordre  und  Befehl  sich  dazu  wlUiglich  gebrauchen  lassen  und  das- 
jenige, was  Ihne  desfalss  oder  sonsten  anbefohlen  werden  mogte,  ne- 
benst  denen  Ihrem  Commando  anvertrawten  Völkern  ohnweigerlich 
exequiren.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königin  Grätz  6.  März  1664. 

[Befehl  Montecaccolis  nach  Ungarn  aufzubrechen.] 

Er  übersendet  ein  Schreiben  des  F.M.  Montecuccoli'),  in  welchem  6.  März, 
ihm  befohled  wird^  zn  der  Armee  de  Soaches'  nach  Ungarn  zu  ziehen. 

treffenden  Befehl.  —  Diese  Versuche,  von  den  Niederlanden  Hülfe  zn  erhalten, 
waren  ganz  vergeblich,  Blaspeil  nnd  Copes  melden  (d.  S'Gravenhage  4.  März 
1664):  ,Die  Apparenz,  etwas  zu  erlangen,  ist  so  schlecht,  dass  Ihre  Hoheit  sehr 
bedenklich  und  schwierig  sein,  Ew.Chf.  D.  zu  rathen,  diese  Sache  mit  Eifer  trei- 
ben zu  lassen^,  und  (8.  März),  es  werde  sehr  schwer  fallen,  der  Commercien  hal- 
ber etwas  auszurichten,  Holland  werde  sich  wahrscheinlich  nach  England  richten, 
das  ebenso  bedeutenden  Handel  nach  den  Türkischen  Landen  treibe,  und  man 
werde  dem  Gesandten  die  Bedrückung  der  Protestanten  in  Ungarn  vorhalten,  und 
(^(.  April),  Sinzendorf  könne  nichts  ausrichten,  daher  würde  es  ganz  vergeblich 
Bein,  wenn  sie  wegen  des  Ef.  in  dieser  Sache  Schritte  zu  thun  versuchten,  und 
Danckelmann  berichtet  (Haag  13.  Juni),  als  er  im  Januar  dorthin  gekommen, 
seien  unter  dem  Eindrucke  der  von  den  Tataren  in  Mähren  verübten  Gräuel 
viele  vornehme  Personen  zur  Beisteuer  von  Geld  bereit  gewesen,  aber  die  lang- 
same Ankunft  Sinzendorfb,  günstigere  Nachrichten  aus  Ungarn  und  Oester- 
reich,  auch  eingeschlichene  Simultäten  hätten  die  Gemüther  erkältet,  so  dass  die 
Generalstaateu  beschlossen  hätten,  sich  nach  den  benachbarten  Fürsten,  naroeut- 
licb  nach  England  zu  richten,  auch  von  dort  habe  Graf  Konigseck  gemeldet, 
dass  der  Konig  wegen  des  bevorstehenden  Krieges  mit  Holland  sich  zum 
wirklichen  Beistand  gegen  die  Türken  nicht  verstehen  könne.  (8.  auchM^moi- 
res  du  comte  d'Estrades  H  S.  244  f.  und  Alpen,  De  vita  et  rebus  gestis 
Christophori  Bernardi  episcopi  Monasteriensis  I,  S.  612  ff.). 

*)  Das  betreffende  Schreiben  liegt  den  Akten  nicht  bei. 

2)  d.  Wien  29.  Februar  1604,  darin  theilt  der  F.M.  dem  Herzog  mit,  es  solle 
eis  Corps  in  Ungarn  jenseits  der  Donau  unter  dem  Commando  des  G.Fzm.  Grafen 

Uftter.  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfürstep.    XI.  21 


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322  5.    Der  Tfirkenkrieg. 

Obgleich  er  von  Kf.  keinen  Befehl  hat,  das  Fnssvolk  dorthin  zu  führen, 
hat  er  demselben  doch  erwidert,  dass  er  seiner  Ordre  nachkommen  werde, 
er  bittet  aber  den  Kf.,  ihm  schlennigst  Bescheid  znkomroen  zu  lassen^). 


Protocollum  dessen,  was  bei  der  Conferenz,  so  I.  F.  G.  zu 
Anhalt  und  der  H.  0.  Präsident  Freih.  v.  Schwerin  mit  den 
kaiserlichen  und  spanischen  Gesandten,  dem  H.  Baron  de  Li- 
sola  und  H.  Don  Sebastian  d'Ussiedo  gehalten,  vorgegangen 
8./[18.]Apriri664. 

[Klage  über  das  reservierte  Verhalten  des  Kaisers.    Die  poloische  Wahl.    Dro- 
heode Forderung  der  Restitution  von  Jägerndorf.    Wenn  Kf.  in  die  Rheioiscbe 
Alliaoz  tritt,  will  Spanien  die  Suhsidien  nicht  sahleo.] 

18. 'April.  Nachdem  F.Anhalt  die  Conferenz  eröffnet,  proponiert  ▼.  Schwerin: 
Kf.  hätte  in  der  am  1.  December  gehaltenen  Conferenz'),  da  von  der  Ge- 
fahr der  Türken  und  des  Polnischen  Wesens  gehandelt,  insonderheit 
begehrt,  dass  der  Kaiser  ihn  allezeit  wissen  lassen  möchte,  wohin  seine  Ge- 
danken in  den  vorfallenden  Sachen  gingen,  wiewohl  dieses  nicht  geschehen, 
hoffe  er,  der  Kaiser  werde  ans  dem,  was  zu  Regensbnrg  vorgefallen,  sei- 
nen Eifer  und  Devotion  für  das  Interesse  desselben  ersehen  haben.  Er  wün 
sehe  nun  vornehmlich  des  Kaiser  Meinung  zu  wissen  wegen  des  von  dem 
Bischof  zu  Münster  desiderierten  Directorii  über  die  Reichsarmee,  ferner,  ob 
des  Kaisers  Begehren  wäre,  dass,  wie  es  von  einigen  vorgeschlagen  worden, 
ein  Haupt  ans  dem  Reich  zum  Reichsgeneral  benennet  werde,  weiter  ob  der 
Kaiser  noch  für  rathsam  hielte,  dass  man  mit  anderen  Potentaten  auf  eine 
Diversion  in  der  Wal  lach  ei  negotiieren  sollte,  und  dann,  was  der  Kaiser 
intentioniert  wäre  wegen  Verhinderung  der  französischen  Wahl  in  Polen. 

do  Soaches  gebildet  werden  und  auch  die  brandeobnrgischen  Hülfstruppeo 
zu  demselben  gehören,  er  solle  daher  mit  allen  seinen  Truppen  aus  seinen  jetsigeo 
Quartieren  so  aufbrechen,  dass  er  am  29.  März  in  Hradiscb  ankommen  und  von 
dort  weiter  nach  Trencbinio  Ungarn  marschieren  könne,  woselbst  er  weitere  Ordres 
von  deSouches  erhalten  werde.  Beigefugt  sind  Verhaltongsvorscbrifteo,  darunter 
auch  die,  er  solle,  in  Ungarn  angekommen,  eine  Liste  seiner  Völker,  wie  sie  sich 
effectite  befänden,  einschicken,  ferner  er  werde  eine  moDatliche  Verpflegung  ao- 
ticipaodo  erbalten  und  er  solle  einige  Officiere  in  den  bisherigen  Quartieren  zu- 
rücklassen, um  den  Völkern  die  nach  und  nach  fallende  Verpflegung  uacbzu- 
schicken. 

0  Kf.  (d.  Cölo  2./ 12.  März  16G4)  wiederholt  darauf  seine  frühere  Ordre,  er 
solle  den  Befehlen  des  Kaisers  Folge  leisten,  und  wünscht  ihm  zu  dem  bevor- 
stehenden Feldzuge  Glück.  Der  Herzog  meldet  am  25.  März  von  Zwittau  bei 
Brunn  aus,  dass  er  auf  dem  Marsche  nach  Obernngarn  dort  angelangt  sei. 

')  S.  oben  S.^17f. 


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ConferoDZ  mit  Lisola  nnd  ücedo.  323 

Denn  ob  zwar  Ef.  die  Allianz  mit  Frankreich  schlösse^),  hätte  er  sich 
doch  im  geringsten  nicht  verobligiert,  solche  za  befördern,  wollte  vielmehr 
hierunter  das  geroeine  Interesse  beobachten.  Die  commanicierte  Allianz 
wäre  zwar  in  einigen  Wörtern  aber  nicht  in  Sabstantialibus  geändert,  so- 
bald sie  vollends  adjustiert,  sollte  sie  in  forma  wieder  commaniciert  werden. 
Die  Schwedischen  Tractaten')  wären  noch  wenig  avanciert;  wenn  das  ver- 
sprochene Schwedische  Project  einkäme,  wollte  Kf.  anch  part  davon  geben. 

Bei  solcher  Bezeugung  seiner  Devotion  aber  sei  es  dem  Kf.  sehr 
schmerzlich ,  dass  er  trotz  aller  Promessen  nicht  zu  der  Restitution  von 
Jägerndorf  gelangen  könne,  er  müsse  glauben,  die  Kaiserlichen  Ministri 
meiuten,  da  er  und  sein  Vater  sich  nun  bald  40  Jahre  hätten  mit  Vertröstun- 
gen abspeisen  lassen,  so  würde  dieses  das  beste  Mittel  Fein  also  zu  conti- 
Quieren,  Kf.  aber  wolle  sich  nicht  länger  aufhalten  lassen,  er  wolle  hiermit 
deelariert  haben'),  dass  er  den  Fürsten  von  Lichtenstein  pro  injusto 
Qsnrpatore  halte  und  dass  er  nach  soviel  gehabter  Geduld  gegen  denselben 
alle  Mittel,  zu  dem  Seinigen  zu  gelangen,  gebrauchen  werde,  er  wolle  zwar 
dabei  den  Respect  gegen  den  Kaiser  nicht  vergessen,  er  halte  sich  aber 
versichert,  derselbe  werde  ihn  mit  dem  Fürsten  von  Lichtenstein  gewäh- 
ren lassen. 

Lisola  repliciert,  er  hätte  dem  Kf.  schon  längst  vorgetragen,  der 
Kaiser  begehre,  Kf.  möchte  seinen  Gesandten  in  Regensburg  befehlen, 
alles  daselbst  mit  den  kaiserlichen  Kommissaren  zu  überlegen  und  nach 
gemachtem  Concert  zu  exequieren,  es  wird  ihm  aber  entgegnet,  dass  solches 
zwar  in  geringen  Dingen  wohl  sein  könnte,  wie  die  Gesandten  anch  solchen 
Befehl  hätten,  aber  in  diesen  und  anderen  wichtigen  Sachen  könnten  die 
Gesandten    nicht  ohne  des  Kf.  Resolution  etwas  thun. 

Lisola  fährt  darauf  fort,  was  des  Bischofs  zu  Münster  prätendierte 
Direction  anlangte,  würde  dem  Kaiser  lieb  sein  zu  vernehmen,  was  Kf.  da- 
von meine,  und  sich  alsdann  darnach  regulieren;  wegen  der  beiden  folgenden 
Punkte  hätte  er  noch  keine  Resolution  erhalten.  Das  Polnische  Werk 
anlangend  hielte  er  davor,  wenn  man  die  Election  mit  Gewalt  durchbringen 
wollte,  so  würde  der  Kaiser  sich  solchem  Dessein  opponieren,  es  wäre 
aber  schwer,  etwas  in  dieser  Sache  zu  thun,  weil  man  vor  Frankreich  nichts 
geheimes  vornehmen  könnte,  der  Kaiser  hätte  das  Vertrauen  zu  Kf.,  der- 
selbe werde  bei  der  Allianz  mit  Frankreich  seine  vorige  Affection  und  gnten 
Vorsatz  nicht  ändern;  wegen  der  Rheinischen  Allianz  hoffe  er,  Kf. 
werde  sich  besser  bedenken,  er  würde  dadurch  zu  vielen  schädlichen  Din- 
gen gezogen  werden,  denen  er  sich  dann  nicht  würde  entziehen  können. 

')  v.  ßluroenthal  war  Anfang  April  von  Paris  nach  Berlin  zurückgekehrt 
nud  wurde  finde  Mai  aafs  oeae  behufs  Vervollständigung  und  Ratificierung  der 
Verträge  dorthin  geschickt  s.  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  679  ff.  und  über  die  dem  Kaiser 
davon  gemachten  Mittheiinngen  oben  S.  224  f.  231 

2)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  ö.  759  ff. 

^  Dieselbe  Drohung  schon  in  dem  Schreiben  des  Kf.  an  den  Kaiser  vom 
7.  Mni  16<>2  oben  S.  291. 

.     21* 


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324  5.    Der  Türkenkrieg. 

Betreffend  die  Jägerndorfs  che  Sache  hätte  er  sich  seiner  Zusage 
gouogsam  acquittiert  und  die  Sache  mit  grossem  Eifer  recommendiert,  er 
hoffe,  dass  Kf.  noch  Geduld  haben  werde  nnd  dass  das,  was  er  jetzt  an- 
ziehen lassen,  keine  genomnaene  Resolution,  sondern  nur  die  Sache  zu  be- 
fördern gemeint  sei. 

F.Anhalt  und  Schwerin,  nachdem  sie  einen  Abtritt  genommen  und 
sich  unterredet,  reassumieren  namentlich  den  Punkt  wegen  Jägerndorf 
und  erklären,  dass  solches  garnicht  scherzweise  geredet  sondern  des  Kf. 
feste  Resolution  sei,  und  dass  er  auch  schon  befohlen,  solches  dem  Kaiser 
selbst  zu  schreiben,  er  sei  verwundert,  dass  man  jetzt  von  der  Sache  noch 
weniger  spräclie  als  vorhin.  D.  üssiedo  recapituliert  darauf,  was  zu 
Königsberg  nnd  hier  in  dieser  Sache  vorgegangen,  er  habe  das  Werk  auf 
das  beste  dem  Könige  recommendiert  und  dieser  auch  an  den  Kaiser  ge- 
schrieben, damit  dem  Kf.  Satisfaction  geschehen  möchte. 

Li  sola  zeigt  darauf  an,  Kf.  habe  in  Preussen  erklärt,  dass  er  mit 
einem  billigmässigen  Aequivalent  zufrieden  sein^)  und  sich  der  fructnum 
perceptorum  begeben  wollte,  es  wird  ihm  aber  regeriert,  Kf.  sei  jetzt  nicht 
weiter  daran  gebunden,  weil  ihm  nicht  sofort  die  Restitution  gethan  oder 
ein  Aequivalent  gegeben,  und  wollte  er  auch  davon  nunmehr  nicht  abstehen, 
es  würde  wohl  das  letzte  Mal  sein,  dass  er  von  dieser  Sache  auf  solche 
Art  sprechen  würde. 

Lisola  verspricht  dieses  alles  zu  referieren.  Don  Ussiedo  erklärt 
darauf,  dass  sein  König  grosse  Jalousie  über  v.  Blumenthals  Negotiation 
zu  Paris  genommen'),  vornehmlich  wenn  Kf.  in  die  Rheinische  Allianz 
sollte  treten  wollen,  weil  das  Haus  Oesterreich  dadurch  ganz  und  gar  würde 
abandonniert  werden,  es  könnte  auch  auf  solchen  Fall  sein  König  das 
versprochene  Geld')  nicht  geben,  und  hat  demnach  grosse  Instanz  gethan, 
dass  Kf.  in  dieselbe  nicht  treten  möchte. 

Es  ist  dieses  letztere  ad  referendum  angenommen  und  die  Conferenz 
damit  geendigt  worden. 


0  Nach  der  Angabe  des  späteren  kaiserlicben  Geaandten  Baron  Fridag,  der 
sich  dafür  auf  des  Kf.  eigene  MittheilnDgeo  beraft,  ist  schon  bei  diesen  Ver- 
handluogen  mit  Lisola  die  Abtretung  des  Schwieboser  Kreises  als  Ersatz 
für  Jägerndorf  znr  Sprache  gekommen,  s.  Fridags  Relation  an  den  Kaiser  ans  dem 
December  1689  bei  Pribram,  Oesterreich  und  Brandenbarg  1688—1700  S.  214. 
Nach  ebendesselben  Angabe  ist  auch  schon  durch  Lisola  Fürst  Anhalt  «ei- 
niger reellen  Kays.  Gnadeuebezeugungen  vertröstet  worden*  (Relation  vom  22.  März 
1686  bei  Pribram,  Oesterreich  und  Brandenburg  1685—1686  S.  101). 

')  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  26.  Februar 
1664  oben  S.  224. 

»^  S.  oben  S.  299. 


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Conferenzen  mit  Lieola  nod  Ücedo.  325 

ProtocoUum  dessen,  was  bei  der  Conferenz,  so  I.  F.  D.  zu  An- 
halt und  der  H.  0.  Präsident  Freih.  v.  Schwerin  mit  dem  Spani- 
schen Gesandten  gehalten,  vorgegangen  ll./[21.]  April  [1664]. 

[Die  spanischeo  Subsidien.     Eintritt   des  Ef.   in   die  Rheinische  Allianz.     Die 

Jägerndorfer  Sache.] 

Es  wird  dem  Don  Ussiedo  angezeigt,  Kf.  8ei  durch  dessen  jüngste 2i. April. 
PKoposition^  sein  König  könnte^),  im  Fall  Kf.  in  die  Rheinische  Allianz  treten 
wollte,  das  yers^prochene  Geld  nicht  geben,  ziemlich  snrprennieret  worden, 
er  wünsche  zu  vernehmen,  ob  der  Gesandte  dieses  aus  seinem  eigenen 
mou?ement  geredet,  oder  ob  er  von  seinem  Könige  Ordre  dazu  hätte.  Der 
König  hätte  keine  Ursache,  über  v.  Blumenthals  Negotiation  Ombrage 
zu  nehmen,  jene  Alliance  wäre  eine  pure  defensive  Alliance,  die  Artikel 
sollten  communiciert  werden,  würde  darin  etwas  sein,  so  wider  ihr  Interesse 
liefe,  so  wolle  Kf.  solches  evitieren.  Wenn  aber  der  König  trotzdem  Be- 
lieben trage,  das  versprochene  annuuni  snbsidium  nicht  ferner  zu  continuiereU) 
so  wolle  Kf.  darum  seine  Freundschaft  nicht  brechen  und  sich  desto  glück- 
licher schätzen,  wenn  er  auch  ohne  solches  Geld  demselben  angenehme 
Dienste  erweisen  könnte. 

D.  Ussiedo  antwortet,  es  wäre  seinem  Könige  Bericht  zugekommen, 
dass  Kf.  sich  dergestalt  mit  Frankreich  vertiefte  und  in  eine  solche  Liga 
träte,  welche  dem  Könige  und  dem  ganzen  Hause  Oesterreich  sehr  prä- 
jodicierlich ,  darauf  hätte  der  König  ihm  geschrieben,  er  könnte  es  nicht 
glauben,  und  auf  solchen  widrigen  Fall  würde  er  das  Geld  nicht  cou- 
tinuieren  können ,  da  doch  noch  vom  2().  Martii  eine  indispensable  Ordre 
ergangen,  an  Kf.  ohne  Aufenthalt  das  Geld  zu  zahlen,  er  hätte  auch  zum 
dritten  Mal  wegen  Jägerndorf  an  den  Kaiser  geschrieben,  er  hielte 
davor,  wenn  Kf.  mit  dem  Hause  Oesterreich  in  fester  Freundschaft 
stände,  bedürfte  er  der  anderen  Allianzen  nicht.  In  der  Rheinischen 
Allianz  wäre  nichts  dem  Könige  präjudicierliches,  nur  rapportierte  sie  sich 
auf  das  Instr.  pacis,  welche»  derselbe  nicht  angenommen,  weil  darin  enthalten, 
dass  das  Reich  dem  Könige  von  Spanien  keine  Assistenz  leisten  sollte,  wie 
denn  Grammont  und  Lionue  zu  Frankfurt  solches  gar  stark  urgiert  hätten. 
Nach  genommenem  Abtritt  wird  ihm  repliciert,  dass  solches  ein  Irrthum 
wäre,  das  was  von  Verweigerung  der  Hülfe  an  Spanien  paciscieret  werde, 
redete  nur  de -hello  praeterito,  nunmehr  aber  stände  einem  jeden  frei,  nach 
seinem  Belieben  Spanien  zu  assistieren,  worauf  ihm  weitläufig  die  Ursachen 
auseinandergestetzt  werden,  welche  Kf.  obligierten,  in  die  Allianz  zu  treten, 
welche  Spanien  nicht  schadeten,  aber  dem  Kf.  zu  statten  kämen,  und  dass 
es  Spanien  und  dem  Hause  Oesterreich  selbst  vortheilhaft  wäre,  wenn  Kf. 
darein  trete;  er  könnte  trotz  solcher  Allianz,  wenn  das  Haus  Oesterreich 
attaquiert  werde.  Hülfe  wohl  schicken. 


^)  S.  das  vorhergehende  Protokoll  vom  15.  April  S.  324. 


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326  5.    Der  Tärkenkrieg. 

D.  Ussiedo  verspricht  dieses  omstäudlich  zn  berichten  und  bittet,  in 
die  Allianz  eine  Claasel  zu  setzen,  so  dem  Hause  Oesterreich  zum  besten 
käme,  aud  dass  sie  auch  eine  offene  Thür  dazu  behielten.  Hierauf  ist  noch- 
mals das  Jage rndor fische  negotium  auf  das  beweglichste  recommendiert 
und  damit  die  Conferenz  geendigt  worden. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an    den  Kurftlrsten.     D.  Itn 
Feldlager  vor  Neutra  22.  Aprilis  st.  n.  1664. 

[Belagerang  voo  Neutra.    Zustand  der  Truppen.] 

22.  April.  Er  ist  dem  Befehl  des  Kf.,  mit  nach  Ungarn  zu  ziehen,  nachgekommen'): 
zuraahlen  wir  Neutra*)  vor  6  Tagen  belagert,  der  Feind  hat 
gleich  von  Anfang  die  Stadt  verlassen  und  in  Brand  gestecket  und 
sich  im  Schloss  retiriret,  welches  sehr  fest,  wir  sind  aber  schon 
80  weit  mit  der  Mine  gekommen,  dass  ich  verhoflfe,  wir  morgen  unter 
einem  Bollwerk  sein  wollen,  es  liegen  600  Mann  darin.  Unsere  Armee 
bestehet  mit  Ungern  und  alles  in  10000  Mann'),  ich  habe  mich  mit 
dem  F.M.  Souches  soweit  verglichen,  dass  ich  die  Infanterie  sowohl 
Keyserliche  als  Sächsche  commendire,  und  der  G.Wm.  Garnier  die 

Reutter Sonst  sind  die  Leutte  noch  in  gutem  Stande  und  habe 

ich  noch  nicht  mehr  als  40  Beschädigte  und  Dotte.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Im  Feldlager  unter  Neutra 

4.  Mai  St.  n.  1664. 

[Einnahme  von  Neutra.] 

4.  Mai.  Vorgestern  .  .  .  haben  wir  Neutra  mit  Äccord  erobert,  seindt  ge- 

stern ausgezogen  bei  700  Mann  zu  Boss  und  Fuss,  wackere  Leutte, 
und  nach  Neuheusel  convoiyret.  Und  weil  ich  die  Ehre  gehabt  mit 
Ew.  Churf.  Gn.  mir  anvertrauten  Völcker  die  Approche  und  Mine  zu 

')  S.  über  den  Beginn  des  Feldzuges  in  Oberungarn  de  Souches'  Beriebt 
au  den  Kaiser  s.  d.  (Juli  1G64)  Diar.  Europ.  XI  S.  448  ff. 

')  S.  über  die  Belagerung  von  Neutra  Diar.  Europ.  XI  S.  1*J7  ff.  451  f. 
(Beschreibung  und  Plan  der  Stadt  und  des  Schlosses  X  S.  923  ff.).  S.  auch 
Theatr.  Europ.  IX  8.  1156  und  Rintelen  in  Oesterr.  militär.  Zeitschrift  | 
Heft  3  S.  270. 

=»)  Diar.  Europ.  XI  8.  197  wird  die  Stärke  der  Armee  auf  IGCKH)  Mann  an- 
gegeben, wogegen  Rintelen  a.  a.  O.  8.  270  dieselbe  nur  auf  8500  Mann  ausser 
den  ungarischen  Truppen  berechnet. 


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BelageruDg  von  Neutra.    Gefecht  bei  OBernowitz.  327 

ftahren,  habe  ich  beim  Accord  auch  die  Ehre  gehabt,  die  erste  Geisel 
zu  geben  und  die  Breschen  zu  besetzen  *).  Nunmehr  aber  wir  inner- 
halb wenig  Tagen  von  hier  nach  Levenza  marchiren  werden,  selbes 
zu  attacquiren,  und  ich  meine  Leute  nicht  gerne  so  zertheilen  werde 

lassen,  wird  das  Schloss  von  den  Keyserlichen  besetzet  werden 

Die  türkische  Macht,  so  hier  herumb,  wird  noch  zur  Zeit  über  8000 
nicht  sein.  ~ 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.  D.  St.  Crantz 
in  den  Bergstetten  18.  Mai  st.  n.  1664. 

[Gläckliches  Qefecht.    Mangelnde  Verpflegung.     Uebler  Znstand  der  Truppen.] 

Sie   sind  seit  dem  Aufbruch  von  Neutra  beständig  hin  und  wieder  18.  Mai. 
marschiert,  sind  durch  schlechtes  Wetter  an  der  Belagerung  fou  Leveoz 
▼erhindert  worden. 

Vorgestern^  ist  uns  der  Feind  mit  20000  Türeken  und  Tartern 
in  die  ReseiTO  gefallen,  und  weil  unsere  Armee  in  allen  nicht  8000 
war,  weil  die  meisten  hin  und  wieder  commendiret,  sah  es  wohl 
zum  Übeln  Aussschlag  aus,  aber  Gott  und  des  Feldmarschalks  Souches 
seine  gute  Conduite  haben  uns  erhalten  und  haben  Ew.  Churf.  Gn. 
Leute  vor  allen  den  Kuhm,  dass  sie  vor  allen  das  beste  getban,  und 
ist  kein  ander  Fussvolk  als  das  meine  darbei  gewest,  haben  sich  wohl 
gehalten  und  im  freien  Felde  mit  ihnen  gefochten.  Ich  habe  über 
50  Mann  von  Mussquetire,  Reutter,  Dragoner  nicht  verloren,  unter 
welchen  ist  ein  Haubtmann  und  2  Leutenambts  von  Marvitz,  der  Tür- 
ken sind  bei  1000  todt  und  beschädigt,  und  haben  wir  unterschiedene 

Fahnen  bekommen. Ob  uns  zwar  versprochen,  dass,  wenn  wir 

schon  zu  Felde,  dass  gleichwohl  unsere  Verpflegung  folgen  sollte,  nun 

^)  Laut  Beilage  zu  dieser  Relation  betrug  der  Verlust  der  brandenburgischen 
Truppen  vor  Neutra  an  Todten  3  Dragoner,  16  Gemeine  und  ein  Sergeant  vom 
Fussvolk,  an  Verwundeten  im  ganzen  25  Mann. 

*)  S.  über  dieses  Treffen  bei  Czeruowitz  (6./ 16.  Mai)  Diar.  Europ.  XI 
S.  274  ff.,  woselbst  (8.  278  f.)  auf  Grund  eines  »Bericht-Schreibens''  vom  17.  Mai, 
das  auch  der  Relation  A.  Neumanns  beiliegt,  auch  der  Mitwirkung  der  bran- 
deoburgischen  Trappen  Erwahnoog  geschieht.  Auch  in  einem  Neumanns  Re- 
lation beiliegenden  „Eztract-Schreiben  des  H.  G.Wm.  Garnier*'  d.  lö.  Mai  1664 
heisst  es:  „und  hat  sich  iu  dieser  Occasion  die  Cavallerie,  die  es  am  meisten^ 
getroffen,  sehr  wohl  comportiret  uud  voraus  die  Braudenburgische  und  Sächsische 
Eeutter.*  S.  auch  Theatr.  Europ.  IX  S.  1158f.  Oesterr.  militär.  Zeitschr.  I 
8.  272. 


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328  ^'    ^^^  Türken  krieg. 

wir  aber  ins  Feld  sein,  will  man  nichts  vongwissen,  habe  ich  also 
nichts,  da  ich  die  Leute  mit  helfen  kann,  und  sehe  nichts  als  ihre  Ruin 
vor  Augen  ....  und  ist  unsere  Condition  in  solchem  Fall  viel  schlim- 
mer als  alle  andern  Reichsvölker,  weil  wir  von  niemand  nichts  kriegen 
werden.  So  ist  deswegen  mein  gehorsames  Bitten,  E.  Chf.  Gn.  gnädig 
vor  uns  an  I.  Kais.  M.  schreiben  wollen  und,  im  Fall  dieses  nichts 
fruchten  werde,  mir  mit  etwas  gnädig  beistehen,  damit  ich  die 
Leutte  mit  Schuhe  und  Kleidung  helfen  könnte,  auch  die  Krancken  bes- 
ser assistiren  könnte,  was  ich  habe  gehabt,  habe  ich  schon  vorge- 
schossen*). — 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  St.  Creutz  22.  Mai  1664. 

[Mangel  an  LebensmittelD  and  Krankheiten.] 

22.  Mai.  Berichte  deroselben,  dass  sieder  dem  letzten,  so  ich  geschrieben, 

nichts  Notables  vorgefallen,  wir  liegen  hier  und  wird  uns  der  Hunger 
mehr  verderben  als  der  Feind,  und  scheinet,  dass  man  es  mit  uns 
machen  will  wie  ihr  alter  Gebrauch,  die  Krankheiten  reissen  auch 
sehr  ein,  ich  habe  kaum  noch  von  dem  Fussvolk  800  Gemeine  Dienst 
zu  thun,  die  Dragoner  haben  auch  sehr  abgenommen.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Linz  13.  Juni  1664. 

[Kriegsnacbrichten.    Bitte  um  Mitwirkung  des  Kf.  bei  dem  Reichstage.J 

13.  Juni.  Wegen  des  Anzuges  eines  starken  Entsatzheeres  unter  dem  Gros8?e- 

zier  selbst  hat  die  Belagerung  von  Canisa^)  aufgegeben  werden  müssen, 
Graf  Strozzi  hat  darauf  die  Türken,  als  sie  versuchten  die  Mur  zu  über- 
schreiten,    zurückgetrieben,     ist    aber    dhbei    gefallen').     Er    selbst    ge- 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Coln  24.  Mai/ 3.  Juni  16B4),  er  habe  wegen  der 
Verpflegung  der  Truppen  an  Fürst  Lobkowitz  geecbrieben,  zugleich  von  dem 
sich  bei  ihm  aufhaltenden  kaiserlichen  Abgesandten  (Lisola)  begehrt,  dass  er 
deswegen  bei  Hofe  Vorstellungen  mache.  14./24.  Juni  meldet  er,  dass  er  auch 
an  de  Souches  deswegen  geschrieben  habe. 

^  Die  vereinigten  Truppen  Zriny^s,  Strozzi's  und  Hohenlohe's  hatten  am 
27.  April  die  Belagerung  von  Canisa  begonnen,  hatten  dieselbe  aber  infolge  dos 
Anzuges  eines  grossen  türkischen  Rntsatzheeres  unter  dem  Grossvezier  am  22.  Mai 
aufgeben  und  sich  nach  Serin  war  zurückziehen  müssen,  s.  Diar.  Europ.  XI 
'S.  204ff.  248ff.  Theatr.  Europ.  IX  S.  1166  ff.  Oesterr.  milit.  Zeitschrift.  II 
S.  Iff. 

>)  S.  Diar.  Europ.  XI  S.  270.     Graf  Strozzi  hatte  sich  Anfang  1660  als 


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Mangelhafte  Verpflegung  der  Truppen.  329 

denkt  den  21.  Jani  nach  Wien  zurückzukehren  und  will  alle  möglichen 
Anstrengungen  gegen  den  Feind  machen,  bittet  den  Kf.  zu  cooperieren, 
dass  der  punctus  assistentiae  und  die  Rekrutierung  der  Truppen  und  ebenso 
die  ?on  dem  KurfürstencoUeg  bewilligte  Geldhülfe  für  die  Feldartillerie*) 
uuverzüglich  ausgeführt  werde. 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.     D.  Cöln 
a.  d.  Spree  7./[17.]  Juni  1664. 

[NichterwähnnDg  der  Brandenburger  in  de  Souches'  Bericht  über  das  Gefecht  bei 

Czernowitz.] 

Er  übersendet  ihm  eine  Abschrift  des  Berichtes  de  Souches'^)  über  17.  Juni. 
das  Gefecht  bei  H.  Kreuz  an  die  kaiserlichen  Geheimen  Räthe  vom  17.  Mai. 

Weilln  aber  darin  weder  Ew.  Ld.  noch  unserer  Völker  garkeine 
Meldung  gescbiehet,  welche  es  doch  Ew.  Ld.  und  anderer  Bericht 
nach  an  ihrer  Devoir  garnicht  ermangeln  lassen,  als  stellen  wir  dero- 
selben  anheimb,  ob  Sie  sich  hierüber  bei  vorged.  G.Fm.  de  So u che s 
nicht  glimpflich  beschweren  wollen,  angesehen  derselbe  darin  wohl 
anderer  Particulieren  —  Erwähnung  gethan.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
21.  Juni/[1.  Juli]  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  13.  Juni.    Bereitwilligkeit  zar  Unterstützung.    Ungenügende 
Yertheidigangsanstalten  in  den  kaiserlichen  Landen.] 

Er   will   des   Kaisers  Absichten  unterstützen,   hat   seine  Gesandten   in    1.   Juli. 
Regensbnrg  dem  entsprechend  angewiesen^). 

Wobei  ich  jedoch  aus  treudevotestem  Gemüth  nicht  unterlassen 
kann,  Ew.  Key.  M.  gehorsambst  zu  hinterbringen,  dass  an  verschiede- 
nen Orten  sowohl  in-  als  ausserhalb  Reichs  vielfältige  Beschwerden 
geführet  werden,  dass  in  Ew.  Key.  M.  eigenen  Königreichen  und 
Erblanden  keine  gnugsame  noch  proportionirliche  Anstalt  zur  Gegen- 
wehr gemacht  werde,  daher  dann  bei  vielen  nicht  allein  die  Gedanken 

Bevollmächtiger  Montecuccolis  am  brandenburgischen  Hofe  aufgehalten  s.  Urk. 
u.  Akt  VUI  S  413. 

>)  S.  oben  Abschn  4  S.  244. 

')  abgedruckt  Diar.  Earop.  XI  8.  276  f. 

')  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  io  Regensburg  vom  12  Aa- 
gnst  (oben  S.  245). 


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330  5     Der  Tarkenkrieg. 

erstehen,  ob  wäre  es  mit  diesem  Kriege  kein  rechter  Ernst,  sondern 
es  lasset  sich  auch  die  Assistenz  dannenhero  desto  träger  und  un- 
williger hin  und  wieder  verspüren,  dass  man  bei  der  so  augenschein- 
lichen und  täglich  wachsenden  Gefahr  und  Macht  eines  so  grausamen 
Feindes  billig  einen  wahren  Eifer  und  Ernst  verspüren  Hesse  und  die 
Defensions-  und  Rettungsmittel,  so  der  höchste  Gott  Ew.  Key.  M. 
herrlichen  und  reichen  Landen  gegeben,  bei  so  grosser  Noth  auch 
gebührend  gebrauchte.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfiirsten.    D.  Neutra 

1.  Juli  8t.  n.  1664. 

[de  Sonches'  EutscbuldigungeD.] 

I.Juli.  Er  hat  sich  sofort  nach  Empfang  des  kurf.  Schreibens  [vom  7.  Joni]>) 

bei  de  Souches  beschwert;  da  er  sich  denn  überaus  sehr  entschuldiget 
und  seine  Schwachheit  vorwenden,  dass  er  die  Schreiben  selber  nicht 
lesen  können,  sondern  habe  sich  auf  seinen  Secretario  verlassen,  wel- 
cher, wie  er  itzo  vernehme,  vom  General  Garnier  und  Obrist  Eochari 
ein  Pferd  geschenkt  bekommen,  welches  die  wahrhaftige  Relation  ge- 
ändert, schicket  mir  danebens  gestern  eine  Abschrift  eines  Schreiben 
so  er  an  Ew.  Churf.  Gn.  vom  20.  Juni  abgehen  lassen*),  ob  nun  Ew. 


0  S.  S.  329. 

^  Ueber  die  EreigDiBse  im  Jaoi  liegen  keine  Berichte  des  Herzogs  vod 
Holstein  vor.  De  Sonches  hatte  am  D.Juni  die  Belagerung  von  Leweus 
begonnen,  am  12.  die  Stadt  gestürmt,  worauf  die  Besatzung  am  folgenden  Tage 
gegen  Zusicherung  freien  Abzuges  auch  das  Schloss  übergeben  hatte.  Er  hatte 
dann  auf  die  Kunde,  dass  ein  starkes  türkisches  Corps  jenseits  der  Theiss  zu- 
sammengezogen werde,  um  einen  Einfall  nach  Mähren  hin  zu  unternehmen,  sich 
mit  der  Reiterei  und  den  Dragonern  bei  St.  Benedict  und  dann  bei  Frei- 
Btädtl  gelagert  und  das  Fussvolk  weiter  zurück  nach  den  Bergstädten  verlogt, 
war  dann  aber,  als  jenes  feindliche  Corps  bei  Neuhäusel  erschienen  war,  mit 
der  ganzen  Armee  nach  Neutra  gezogen,  wo  dieselbe  am  I.Juli  anlangte,  8. 
Diar.  Europ.  XI  8.  375ff.  und  (de  Souches'  Bericht)  S.  453.  Tbeatr.  Europ. 
IX  S.  1160  f. 

^  In  demselben  (d.  Neutra  20.  Juni)  schreibt  de  Souches:  „Hiermit  aber 
thue  auch  meines  Orts  gehorsamsten  Dank  ablegen,  dass  Ew.  Chf.  D.  hochan- 
sehnliche  Truppen  meinem  Commandö  anvertrauet  worden,  welche  in  Wahrheit 
durchgehend  tapfere  Leute  und  so  beschaffen  seind,  dass,  wenn  selbige  nicht 
wären,  wir  mannichmal  den  Feind  nicht  so  leicht  reponssiret  haben  würden, 
bevorab  in  der  Belagerung  Neutra,  allwo  die  Fussvölker  mit  unverdrossener 
Mühe  die  Approchen  an  des  Feindes  Werke  gebracht  und  den  Belagerten  viel 
zu  schaffen  gegeben,   in  dem  Treffen  aber  bei  Czernowitz  sowohl  Reuter   als 


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De  SoQcbes  BotechaldigiiDg.  331 

Churf.  Gd.  solches  werden  erhalten  haben,  stehet  darhin,  gewiss  ist, 
dass  ich  ans  allen  Actionen  sehe,  dass  er  meine  Freundschaft  sehr 
suchet,  und  weil  ich  keine  Ehre  darin  suche,  meinen  Namen  durch 
Geld  in  den  gedruckten  Zeitungen  zu  bringen,  so  kann  es  leicht  sein, 
dass  andere  mir  vorgezogen  werden.  Ew.  Churf.  6n;  werden  aber 
allezeit  vernehmen,  dass  wir  wie  ehrliche  Leute  thun  werden.  Itzo 
ist  de  r  F.H.  sehr  krank ')  an  den  Blutgang,  und  zweifeln  viele,  dass 
er  aufifkonmien  werde,  er  hat  mir  dasCommando  über  die  Artoglerie 
und  Infanterie  aufgetragen  und  dem  G.Wm.  Knie,  welcher  die  Reutter 
commendiret,  befohlen,  in  guter  Verstandtnus  zu  leben;  sonsten  nehmen 
die  Krankheiten  viel  Leutte  weg  —  und  nehmen  unsere  Armeen  also 
ab  und  der  Feind  verstärcket  sich.  Die  Türken  stehen  noch  bey 
Neuheusssel,  wir  bey  Neutra,  morgen  aber  werden  wir  nach  der 
Wage  marschiren.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Freystettel  5.  Juli  1664. 

[Der  Kaiser  wüoscbt  noch  weitere  1000  MaoD.] 

Landmafächall  v.  Traun,  der  Tom  Kaiser  bieher  geschickt')  ist,  hat  5.  Jnli. 
ihn  bebocbt  uod  geäussert,  demselben  wäre  gute  lufanterie  sehr  nöthig, 
weDn  derselbe  wüsste,  dass  er  keine  abschlägige  Antwort  erhielte,  wollte 
er  Kf.  bitten,  ihm  noch  1000  Mann  zu  schicken,  Kf.  wurde  es  ein  leichtes 
sein,  sie  ans  seinen  zahlreichen  Besatzungen  zu  nehmen.  Abaffi  soll  mit 
30000  Mann  im  Anzüge  sein,  unsere  Armee  ist  nicht  mehr  7000,  wir  werden 
also  was  zu  thun  haben.  Gestern  hab^n  sich  die  Armceen  zu  Serinvar 
coninngiert^)  und  vermuthet  mau,  dass  es  beute  zu  einem  Treffen  kommen 
werde. 


Oragooer  aod  Fussvölker  mit  einer  wunderlichen  Resolation  gefocbten  und  den 
Feind  merklieben  aufgebalteo,  dann  letztlicben  aoeb  vor  Lewents  die  ersten  ge- 
wesen sein,  welcbe  mit  den  Cbarsäcbsiscben  Fuasvölkern  die  8tadt  gestürmet 
und  erobert  haben,  jedoch  über  alle  des  Hertzogen  Augusti  Heldenmutb,  wel- 
cher ihm  auch  die  geringste  Arbeit  wider  den  Feind  zu  verrichten  vor  eine  Ehre 
schätzet,  auch  mit  löblicher  Wachsamkeit  und  vaterlicher  Vorsorge  den  Truppen 
ODtero  Arm  greifet*. 

')  S    Diar.  Europ.  XI  8.  4r):{. 

•)  S.  aber  dessen  äcnüung  Diar.  Europ.  XI  S.  37H. 

^)  Montecuccoli  selbst  war,  nachdem  er  den  Befehl  erhalten  hatte,  an  der 
Yertheidigong  der  durch  den  (jrossvezier  schwer  bedrängten,  bisher  von  Zriny 
QDd  Uohenluhe  verthoidigtcu  Festung  8eriowar  Theil  zu  uehmen,  am  Abend 
des  14.  Jnni  dort  eingetroffen,   eiu  Theil  der  kaiserlichen  Truppen  fol^cte  in  den 


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332  5.    Der  TärkeDkrieg. 

Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.     D. 
St.  Benedict  20.  Juli  1664. 

[Gluckliches  Treffen  bei  Lewens.] 

20.  Juli.  Seit  seioem  letzten  Schreiben  von  Freystettel  ist  nichts  Bemerkeos- 

werthes  passiert,  bis  auf  den  19.  dieses,  welchen  Tag  wir  aber  mit 
dem  Feind  eine  so  glückliche  Bataglie')  geliefert,  dass  vielleicht  in 
vielen  Jahren  dergleichen  nicht  geschehen  in  Ungarn.  Der  Feind 
hatte  Leventz  sieder  den  11.  dieses  belagert,  alwo  gegenwärtig 
waren  der  Visir  von  Offen,  der  Bascha  von  Neuheusel,  der  Fürst 
auss  Moldau  und  der  auss  der  Wallachei,  und  haben  sie  sich  ge- 
rechnet insgesamt  den  Tartem  auf  25000  Mann ').  Wess wegen  sich 
der  F.M.  de  Souches  auf  erhaltenen  Befehl  von  Hoffe,  selben  Platz 
zu  securiren  und  mit  dem  Feind  zu  schlagen,  den  16.  dieses  von 
Freystettel  aufgebrochen  und  den  18.  zu  Nacht  an  der  Gran  an- 
gelanget, da  es  denn  gleich  selben  Abend  mit  dem  Feind  einige  Ren- 
contre  gegeben,  und  haben  wir  selben  poussiret,  dass  der  Pas  ver- 
lassen und  uns  das  Wasser  freigelassen  worden.  Den  19.  aber  zu 
Morgens  seindt  wir  den  Fluss  Gran  passiret,  uns  auf  ienerseiten  in 
Bataglie  gestellet  und  zwar  so,  dass  der  F.M.Leut.  Heister')  den 
rechten  FlOgel  kommandiret,  Knie  den  linken,  ich  in  der  Mitten  das 
Fussvolk  und  die  Stücke,  in  allen  9000  Mann,  und  seindt  in  solcher 
Postur  bis  auf  den  Mittag  eine  viertel  Weges  von  des  Feindes  Lager 
gestanden,  Nachmittag  aber  commendirte  der  F.M.  den  Obersten 
Caprara  mit  tausend  Pferde  nebens  den  Obw.  Marwitzen  mit  150 
Dragonern  den  Feind  zu  attacquiren  und  selben  aus  dem  Lager  zu 
locken,  welcher  denn  auch  nicht  faul  war,  sondern  gleich  erschien 
und  sich  mit  schrecklichen  Geschrei  und  Lärm  ins  Feld  stellte  und 

oäcbsten  Tagen,  während  die  Reichsarmee  nud  das  französische  Huifscorps  sich 
erst  nach  der  Eroberung  von  Serinwar  durch  die  Türken  (17.  und  22.  Juli)  mit 
ihm  vereinigten,  s.  Diar.  fiurop.  XI  S.  353 ff.  Theatr.  Europ.  IX  8.  1189ff. 
(Hsterr.  milit.  Zeitschr.  II  S.  18  ff. 

>)  S.  über  dieses  Treffen  den  ansfutirlichen  Bericht  von  de  Souches  an  den 
Kaiser  d.  Lewenz  20.  Juli  16G4  (Diar.  Enrop.  XI  S.454ff.  Londorp  IX  S.269r.). 
Der  Kaiser  theilt  denselben  (d.  Wien  23.  Juli  1664)  dem  Kf.  mit  nnd  bemerkt 
dabei,  er  habe  daraus  auch  erfahren,  „mit  was  für  tapferer  nnd  fast  unglaublicher 
Resolution*'  des  Kf.  Hülfsvölker  sich  bei  dieser  Gelegenheit  verhalten  hätten. 

^  Auf  soviel  schätzt  sie  auch  de  Souches,  nach  den  Aussagen  der  Ge- 
fangenen aber,  sagt  derselbe,  seien  es  30—40,000  Mann  gewesen. 

')  Derselbe  mit  seinem  Corps  hatte  sich  am  15.  Juli  zu  Freystattel  mit  d  e 
Souches'  Armee  vereinigt. 


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Treffen  bei  Leweoz.  333 

auf  uns  losging,  sucbete  uns  auf  beiden  Seiten  in  den  Rücken  zu 
kommen  und  uns  in  Confusion  zu  bringen,  welches  auch  bald  wäre 
geschehen  gewesen  wegen  der  grossen  Menge.  Der  F.M.  war  zum 
Obersten  Caprara  geritten,  und  weil  derselbe  poussiret  wurde,  wurde 
dem  G.Wm.  Knie  befohlen,  selben  mit  ein  Regiment  zu  Pferde  zu 
secundiren.  Unterdessen  drängete  der  Feind  aber  ie  mehr  und  mehr 
auf  beiden  FlOgeln,  selbe  zu  trennen  und  uns  in  den  Rücken  zu  kom- 
men, wie  denn  auf  der  linken  Seite  eine  Hochte  war,  welche  er  oc- 
cupiren  wollte.  Und  weil  der  G.Wm.  Knie  zum  FM.  geschicket  war, 
und  also  der  linke  Flügel  ohne  Haubt,  so  befahl  mir  der  F.M.Leut. 
Heister  selben  zu  nehmen  und  gegen  den  Berg  zu  avanciren,  wel- 
ches ich  so  glücklich  getahn,  dass  der  Feind  ist  repoussiret  worden. 
Er  hat  nochmahl  unterschiedlich  angesetzet,  aber  wie  wir  gleich  und 
mit  guter  Ordnung  darauf  los  gedrungen,  hat  er  das  Feld  gereumet 
mit  Hinterlassung  Stücke,  Bagagie  und  Fahnen,  unter  den  Stücken 
ist  eine  ganze  Cartaune.  Das  Fussvolk  ist  alles  todt  geblieben  und 
sonsten  viel  yornehme  Leute,  gefangen  ist  niemand  geworden,  weil 
alles  ist  niedergemachet  worden.  Die  Beute  bei  der  Bagagie  ist 
gar  gross  gewesen.  Der  Verlust  unserer  Armee  ist  nicht  80  Mann, 
von  meinen  Leuten,  ausser  etliche  Dragoner,  ist  nichts  geblieben,  kein 
Fussvolk  ist  nicht  zum  Treffen  gekommen,  weil  sie  an  einen  avan- 
tagosen  Ort  standen,  wo  der  Feind  nicht  leisten  wollte.  Ew.  Churf. 
D.  Dragoner  aber  und  Reutter  haben  sich  uberauss  wohl  gehalten, 
absonderlich  der  Obw.  Marvitz.  —  Nun  sind  wir  im  Marsch  be- 
griffen nach  Gran  zu  gehen,  dem  Feind  die  Brücken  über  die  Donau 
zu  verderben,  wenn  uns  Gott  darzu  Glück  giebet,  sindt  wir  Meister 
diesseit  der  Donau  ins  Feld. 

PS.  Ew.  Chf.  Gn.  berichte  auch,  dass  ich  auf  diese  Völker  den 
Monat  Majum  und  Junium  in  Bezahlung  von  L  K.  M.  erhalten  und 
hoffe  den  Julium  auch  zu  kriegen. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.     D.  Im 
Feldlager  vor  Coraorre  3.  August  1664. 

[Einoabme  voo  Parkao.] 

Er  übersendet  die  Copie  eines  kaiserl.  Handschreibens  (d.  Wien  23.  Jnli  3.  Aug. 
1664),  worin  er  und  seine  Treppen  wegen  der  in  dein  Treffen  bei  Leweutz 
bewiesenen  Tapferkeit  belobt  werden. 


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334  5.    Der  TorkeDkrieg. 

Wir  sind  den  ersten  dieses  vor  Baraean'),  welches  sonsten 
Gay  ata  genannt  wird  und  vor  die  Schiffbrücken  zu  Gran  lieget, 
gerticket,  ein  welches  selbes  Ort  wie  auch  die  Brücke  zu  ruiniren, 
es  ist  ein  fester  Ort  mit  zwo  Wassergraben  und  dubbelde  Palanquen 
und  war  besetzet  mit  1500  Janitzscharen ,  lieget  so  nahe  unter  dem 
Schloss  von  Gran,  dass  es  mit  Duppelhacken  kann  beschossen  wer- 
den. Wie  wir  nun  davor  gekommen,  hat  der  F.M.  gleich  alle  Re- 
gimenter zu  Fuss  mit  fliegenden  Fahnen  darauf  los  gehen  lassen, 
da  wir  uns  gleich,  ohngeachtes  ihr  starke  Gegenwehr,  am  ersten 
Graben  loschiret  und  angefangen  den  Graben  zu  füllen  und  die  Pa- 
lissaden umbzuhauen  umb  zu  stürmen,  welches  gevvehret  bis  in  die 
Nacht.  Aber  sobald  es  finster  geworden,  haben  sie  den  Ort  sowobi 
als  die  Brücke  schandtlich  verlassen,  Stücke  und  albs  im  Stiche  ge- 
lassen und  sich  über  das  Wasser  retiriret,  hinder  sich  alles  in  Brand 
gestecket  mit  Hinterlassung  vieler  Dothen  und  Beschädigten,  ist  dieses 
also  ein  grosses  Gelück,  welches  den  keyserlichen  Ländern  zu  grossen 
Nutzen  gereichet,  zumahlen  der  Feind  nun  keine  Brücke  mehr  über 
die  Donaw  hat  als  zu  Pest,  welches  weit  abgelegen.  Wir  haben  et- 
liche 40  Dothe  und  87  Beschädigte.  Ich  werde  in  3  Tagen  nach 
Wien,  mich  und  meine  Bagage,  welche  alles  ruiniret,  zumahlen  ich  mit 
guten  Pferden  im  Felde  kommen  und  nun  mit  Ochsen  falire,  wieder 
zu  rcnovircn. -^ 


Derselbe  an  den  Kurfürsten,    l).  Comorre  7.  August  st.  n.  1664. 

[Bestand  der  Tnippco,  frühe  Winterquartiere.    Bitte  am  Erlaubnis,  zu  Kf.  reisen 

zu  dürfen] 

7.  Aug.  Er  übersendet  die  Listen'),  wie  staik  teine  Truppen  noch  eflfecti?e  an 

Gesunden,  Kranken  und  Beschädigten  sind,  Ef.  wird  daraus  ersehen,  dass 
dieselben  ziemlich  im  Stande  sind.  Er  wünscht  nur  etwas  Ruhe  zu  haben, 
die  Mundierung  wieder  auszubessern,  ehe  das  Herbstwetter  eintritt  Er 
bittet  um  Erlaubnis,  wenn  die  Quartiere  bezogen  seien  und  er  alles  in  Stand 

*)  8.  über  diese  Einnahme  von  Park  an  den  Bericht  von  de  Sooches  an 
den  Kaiser  (d.  Feldlager  an  der  Donau  oberhalb  Gran  2.  August  1694)  Diar- 
Europ.  XI  S.  461  ff. 

^  Danach  zahlen  die  4  Compagnieen  z.  Ross  noch  39(>  Mann,  darunter  wirk- 
lich dienstthuend  225,  während  22  tot  oder  verloren  siod,  die  Rad  zi  willscheo 
Dragoner  255  (davon  dienstthuend  239,  verloren  12),  die  Derfflingschen  Dra- 
goner 322  (davon  dienstthuend  239,  verloren  .'SS),  die  8  Oompa^uieen  z.  Fuss  820 
(davon  dienstthuend  t>15,  verloren  148). 


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EioDahme  von  Parkan.    Bitte  dea  Eaiaars  om  weiteren  8accors.         335 

gesetzt  habe,  Bich  zq  Kf.  begeben  zn  dürfen 0-  Man  redet  hier  ?on  gar 
zeitigen  Winterquartieren,  da  sie  schon  im  März  den  Feldzog  begonnen 
haben. 


Kaiser  Leopold.    Instruktion  fUr  Herzog  August  von  Holstein. 
D.  Wien  20.  August  1664. 

[Rf.  eoU  weitere  Tmppeo  zar  Rekmtiemog  der  Reichaarmee  hergeben.] 

£r  6oU  den  Kf.  ersnchen,  den  Kreisbtänden  zu  Snpplierung  ihrer  Ver-  20.  Aog. 
8tarkang6werbnng  von  seiner  auf  den  Beinen  habenden  alten  Soldatesca  noch 
ein  paar  tansend  Mann  wegen  der  aaf  dem  Verzug  liegenden  Gefahr  zn 
überlassen,  der  Kaiser  werde  demselben  dafür  Wiedererstattung  und  Satis- 
factioo  an  Mannschaft  oder  Geld  verschaffen.  Der  Kaiser  wünscht,  dass 
ihm  diese  Völker  möglichst  bald,  noch  Tor  Ausgang  des  September  zuge- 
sendet werden,  er  wird  Verordnung  ergehen  lassen,  dass  dieselben  auf 
den  Schlesischen  Grenzen  übernommen  und  gleich  ded  anderen  mit  dem  un- 
entbehrlichen Unterhalt  versehen  werden'). 

Geheimenraths-ProtocoU.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
l9./[29.]  August  1664. 

praes.  S.  Gbf.  D.     I.  F.  D.  v.  Anhalt,    fi.  Gr.   von  Dona.     Freih.    v.  Schwerio. 
Freih.  v.  Loben.     H.  v.  Hoverbeck.     H.  v.  Platen.     H.  v.  Somnitz. 
[Ob  Kf.  die  von  dem  Kaiser  geforderten  weiteren  Truppen  Bchickeo  ^olle.] 

Kaiserliches  Scbreiben  und  Instruction  des  Herzog  Augusti  zu  29.  An^. 
Holstein*)  verlesen,  darinnen  I.  K.  M.  begehret,  S.  Chf.  D.  möchten 
noch  2000  ihrer  ältesten  und  besten  Soldaten  vor  Ausgang  des  Sep- 
tember schicken,  sollte  defalciret  werden  an  den  Recruiten  oder  sonst 
Geld  davor  gegeben  werden. 

Der  Reichs  Directoren  Schreiben*)  in  eadem  causa  verlesen. 

S.  Chf.  D.  erinnern  wegen  des  Moscowiters,  dass  er  Miene 
machte,  in  Preussen  einzubrechen,  2)  wegen  derTartarenJ  die  tran- 
situm  durch  Schlesien  bei  Polen  begehren. 

I)  Kf.  ertheilt  diese  Erlaubnis  (d.  Cöln  a.  d.  8p.  17./27.  August  WA). 

*j  Üoter  demselben  Datum  erlaset  der  Kaiser  Üich  Schreiben  äholicben  lo- 
balts  an  K.Baiero  und  ao  die  Färsteo  von  Hessen-Caeseluod  Braunscbweig. 

')  S.  das  vorhergebende  Schreiben  vom  20.  Aognst. 

*)  Auch  diese  (der  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  und  der 
Markgraf  Friedrich  von  Baden)  hatten  sich  mit  Schreiben  desselben  Inhalts 
wie  das  kaiserliche  (d.  Wien  19.  Aogast  1664}  an  den  Kf.,  sowie  auch  an  K.Bai- 
ero und  die  Fürsien  von  H  essen-Capsel  und  Braunscbweig  gewendet. 


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336  5.    Der  Turkenkrieg. 

F.  zu  Anhalt,  dass  S.  Chf.  D.  noch  1000  Mann  dem  Kaiser 
schickte,  Kaiser  wollte  vor  einen  Mann  15  bis  16  Thaler  geben,  möchte 
S.  Chf.  D.  das  Geld  nehmen,  die  Hälfte  davon  zu  Werbung  anderer 
Völker  employiren,  die  andere  Hälfte  anderswo  anwenden. 

G.  V.  Dona:  quaestio  est,  ob  S.  Chf.  D.  solle  die  2000  schicken, 
der  Nutzen  und  Gefahr  zu  consideriren:  das  Land  würde  entblösset, 
die  Gefahr  vor  Moscowiter  und  Tartaren  ist  da:  mein'et  es  würde 
eine  Schule  der  Soldaten  sein,  so  S.  Ghf.  D.  ohne  ihre  Kosten  in 
fremde  Lande  hielte,  würde  also  nicht  undienlich  sein,  solche  1000 
Mann  zu  schicken^  möchten  aber  nicht  lauter  alte,  sondern  auch 
einige  neue  mit  darunter  sein  und  sollten  von  unterschiedenen  Re- 
gimentern genommen  werden. 

H.  0.  [v.  Schwerin]:  S.  Chf.  D.  erwägen  die  Sache  billig  wegen 
des  Moscowiters  und  die  schlechte  Anstalt,  so  in  Polen  ist.  Weil 
I.  K.  M.  versprochen,  S.  Chf.  D.  alsofort  in  casu  necessitatis  ihre 
Völker  wieder  folgen  zu  lassen,  conformiret  mit  denen,  die  sagen,  dass 
S.  Chf.  D.  die  Völker  öchicken,  vor  die  angebotene  Bezahlung,  und 
dass  wegen  Jägern  dorf  wieder  aufs  eifrigste  vorgestellet  und  urgiret 
werde. 

V.  Lochen  ähnlich. 

H.  V.  Hoverbeck:  Es  könnte  wohl  sein,  dass  Moscau  und  Tar- 
taren etwas  thun  möchten,  aber  die  Türkische  Gefahr  sei  die  pres- 
sauste,  und  wann  dieser  gesteuert  wird,  so  geschieht  es  auch  den 
Tartaren.  Von  Moscau,  meinet  er,  sei  nicht  zu  befahren,  dass  er  mehr 
Feinde  machen  wollte,  da  er  Polen  hat  und  mit  Schweden  noch  nicht 
richtig;  meinet,  dass  die  Völker  wohl  könnten  abgefolget  werden,  so 
kämen  S.  Chf.  D.  an  allen  Orten  in  Consideration,  ihre  Völker  wür- 
den in  steten  exercitio  erhalten  und  die  Länder  hier  würden  etwas 
subleviret  von  dem  onere  zu  erhalten. 

H.  V.  Platen:  Wann  S.  Chf.  D.  dem  Kaiser  werde  willfahren, 
dass  sie  bei  der  ganzen  Welt  grossen  Ruhm  erwerben  und  dass  sie 
die  1000  Mann  schicken  könnte.  De  modo  wird  müssen  gehandelt 
werden  auf  die  conditiones,  gleich  wie  die  anderen  zu  schicken,  so 
können  sie  selbe  auf  Skn  Nothfall  wieder  haben  und  wären  wobi 
exerciret. 

H.  Somnitz:  sei  wohl  gerathen,  dass  S.  Chf.  D.  mit  1000  Mann 
dem  Kaiser  zu  Hülfe  komme,  auch  mit  Werbung  anderer  1000  Mann 
sich  anheischig  mache.  Er  habe  vernommen  von  Recruiten,  so  vom 
Reich  gewilliget,  wann  sie  solche  schicken  müssten,  hätten  sie  nichts 


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Weitere  von  dem  Kaiser  begehrte  HüIfsleistaDg.  337 

davoD  ZU  hoffen,  wäre  also  besser  itzo  zu  thun.    Wenn  Werbung  ge- 
schehen sollte,  dass  solche  ausserhalb  der  Lande  geschehe. 

S.  Chf.  D.:  wird  zuerst  zu  bedenken  sein,  wie  S.  Chf.  D.  sich 
vor  dem  Moscowiter  in  Preussen  zu  versichern,  darnach  wird  sich 
das  andere  alles  richten.  In  Preussen^)  zu  Mümel  4  Gompagnien, 
Pill  au  400  Mann,  800  Eulenburgische,  150  Pferde,  150  Dragoner; 
auf  die  Lehnpfiichtigen  ist  sich  nicht  zu  verlassen,  Landvolk  seind 
500  ohngefähr,  Wibrantzen  seind  nichts  nütze.  Wann  sie  nicht  vor 
dem  Moscowiter  sicher  sein,  können  sie  hier  nichts  resolviren.  Man 
möchte  conditiones  bedingen: 

1)  dass  S.  Chf.  D.  möchte  in  allen  andern  Landen  werben, 

2)  dass  die  Truppen  stets  beisammen  bleiben, 

3)  dass  sie  den  Namen  von  Brandenburg  führen, 

4)  dass  die  Stücke,  so  man  erobert,  nach  advenant  getheilet  werden, 
item  die  Fahndet. 

Bes.    Sollen  1000  Mann  geschickt  werden  mit  gewissen  Condi- 
tionen,  so  noch  aufzusetzen. 


Resolution  des  Kurflirsten  an  den  Herzog  Augustus  von  Hol- 
stein.   D.  Cöln  20./[30.]  August   1664.') 

[BediDgoDgeD,  UDter  deoen  Kf.  dem  Kaiser  weitere  Hülfe  schicken  will.] 

—  Nun  sein  zwar  höchstged.  S.  Chf.  D.  allezeit  begierig  gewesen,  30.  Aug. 
Ihrer  Key.  M.  bei  allen  Occasionen,  insonderheit  auch  bei  dem  gegen- 
wärtigem Türkischen  Kriege  dero  gehorsambste  Devotion  in  der  That 
zu  contestiren  — ,  S.  Chf.  D.  können  aber  daneben  nicht  umbhin,  Ihrer 
Key.  M.  zu  remonstriren,  dass  alle  dero  Lande  und  insonderheit  das 
Herzogthumb  Preussen  überall  vielfältiger  und  grosser  Gefahr  offen 
stehen  —  und  es  dannenhero  deroselben  gefährlich  ausschlagen  könnte, 
wenn  sie  bei  solcher  Beschaffenheit  sich  und  ihre  Laude  aller  Defen- 
sion  entblösseten.  Über  dem  sein  auch  höchstg.  S.  Chf.  D.  bishero 
auch  in  dero  gerechtesten  desideriis,  sonderlich  wegen  Restitution  des 
Herzogthumbs  Jägerndorf,  so  unglücklich,  dass  ohngeachtet  aller 
hohen   Versicherungen   sie   bis   auf  die  gegenwärtige  Stunde   sehen 

>)  S.  Hirsch,  Die  Armee  des  Gr.  Kurfürsten  S.  233.  241. 

^  Von  demselben  Datum  ist  auch  die  Antwort  des  Kf.  an  die  beiden  Reicbs- 
kriegsraths-Directoren,  in  welcher  auf  die  an  den  Kaiser  ergangene  Resolution 
verwiesen  wird. 

Ilator.  %.  Gesch.  d.  G.  Kurfünteo.    XI.  22 


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338  ö.    Der  Türkenkrieg. 

müssen,  dass  solches  von  einem  Frembden  usurpiret  werde  und  man 
wegen  dessen  Restitution  neulich  in  einer  schriftlichen  Resolution ') 
sich  noch  weiniger  und  schlechter,  als  jemals  zuvor  geschehen,  er- 
kläret, welchem  allem  nach  S.  Chf.  D.  wohl  Ursach  hätten,  gleich 
anderen  vielen  Reichsständen  an  sich  zu  halten  und  sich  mit  fernerer 
Hülfe  nicht  zu  incommodiren.  Nichts  desto  weniger,  weil  S.  Chf.  D. 
gleichwohl  hoffen,  es  werden  Ihre  K.  M.  endlich  dero  heharrliche 
Devotion  gn.  erwägen  und  also  auch  dieselbe  an  dero  Kaiserlichen 
oft  versicherten  Affection  nicht  ferner  zweifeln  lassen,  insonderheit 
aber  S.  Chf.  D.  mit  förderlichster  Restitution  dero  Herzogthumbs,  wie 
auch  völliger  Satisfaction  und  Refusion  der  fructuum  perceptorum 
et  percipiendorum  erfreuen'),  so  wollen  S.  Chf.  D.  in  solcher  festen 
Zuversicht  für  diesesmal  Ihrer  Key.  M.  mit  eintausend  Knechten,  je- 
doch unter  nachfolgenden  Conditionen  abermalen  gehorsambst  an 
Hand  gehen: 

1)  Dass  dieselbe  mit  eben  dem  Beding  auf  Ihrer  Key.  M.  selten 
und  auf  die  Art  und  Weise,  wie  für  diesem  zu  Königsberg  man  sich 
mit  dem  Freiherrn  de  Li  sola  verglichen  (welche  conditiones  des 
Herzogen  von  Holstein  F.  6n.  bekannt  sein),  ausser  was  nachge- 
hends  darunter  geändert,  Ihrer.  Key.  M.  zum  Succurs  geschicket  wer- 
den sollen. 

Weiln  auch  Ihre  Key.  M.,  begehret  zu  dero  Diensten  noch  ein- 
tausend Mann  gegen  Erlegung  der  Werbegelder  und  Unkosten  werben 
zu  lassen,  so  wollen  S.  Chf.  D.  ohngeachtet  aller  in  dergleichen  Fäl- 
len fürgehender  Ungelegenheiten  Ihrer  Key.  M.  hierunter  mit  dieser 
Condition  gehorsambst  willfahren,  dass  deroselben  dazu  20000  Rthlr. 
erlegt  und  ausgezahlt  werden  sollen. 

Ihre  Key.  M.  würden  sich  auch  gn.  gefallen  lassen,  einigen  Churf. 
OfQciren  die  Werbung  in  der  Schlesien  solchenfalls  zu  gestatten, 
damit  diese  Völker  desto  besser  aufgebracht  werden  möchten.  Zu 
welchem  End  dann    auch  dieses  Regiment  allzeit   den  Namen  eines 

>)  S.  oben  Abschn.  4  S.  239. 

')  Der  Resident  des  Kf.  in  Wien,  A.  Nenmann,  welchen  dieser  beauftragt 
hatte  (d.  C5In  20./30.  August  1664),  dem  Herzoge  von  Holstein  in  den  demselben 
übertragenen  Geschäften  zur  Hand  zu  sein,  antwortet  darauf  (d.  Wien  31.  August/ 
10.  September) ,  er  werde  diesem  Befehle  nachkommen,  „wie  dann  hochbesagte 
I.  Furstl.  Gn.  von  dem,  was  Ew.  Chf.  D.  in  der  Jäger ndorfschen  Sache  dero- 
selben committiret,  mir  Nachricht  gegeben,  und  wie  weit  ich  hierin  zu  gehen 
und  was  numehr  zu  thun,  Ew.  Chf.  D.  gnadigsten  Befehls  gewärtig  bin". 


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Weitere  von  dem  Kaiser  begehrte  HülfsleistaDg.  339 

Brandenburgiscfaen  RegimeDts  behalten  mttsste,  wiewohl  sonsten 
Ih.  Key.  M.  sich  dessen  nach  dero  gn.  Gefallen  gebrauchen  können 
und  S.  Chf.  D.  nicht  praetendiren,  dass  diese  Völker  dergestalt  und 
auf  die  conditiones  wie  dero  Ihrer  Key.  M.  zum  Succurs  geschickte 
Auxiliar  Völker  avociret  oder  sonsten  tractiret  oder  consideriret  wer- 
den sollten. 

Sobald  nun  Ihre  E.  M.  sich  auf  obiges  gn.  erkläret  und  eine 
schriftliche  Resolution  desfalls  Ihrer  Filrstl.  6n.  ertheilet,  welche  die- 
selbe sofort  anhero  zu  schicken  hätten,  wollen  S.  Chf.  D.  die  Völker 
marchiren  lassen,  also  dass  sie  noch  fUr  Ausgang  des  Septembris  in 
Ihrer  Key.  M.  Erblanden  geliefert  werden  sollen.')  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
9.  September  1664'). 

[EiostelloDg  der  KriegsoperatioDen,   Kf.  soll  die  bewilligten   MannschafteD  zu- 

rückbehalteo.] 

Er  hat  sowohl  aus  einem  Schreibeo  des  Kf.  vom  20.  August  als  auch  19.  Sept. 
ans  der  Relation  des  Herzogs  von  Holstein  ersehen,  dass  Kf.  sich  zu 
der  ihm  angesonnenen  üeberlassung  von  ein  paar  tausend  Mann  bereit  er- 
klärt hat,  er  dankt  ihm  dafür,  theilt  ihm  aber  mit,  dass  er,  nachdem  die 
Türken,  während  das  verbündete  Heer  sich  ausgeruht,  die  Festungen  Gran 
und  Neuhäusel  verproviantiert  und  mit  stärkerer  Besatzung  versehen  haben, 
so  dasB  in  diesem  Jahre  ein  Angriff  auf  dieselben  nicht  mehr  werde  unter- 
nommen werden  können,  ferner  wegen  der  Strapazen,  welche  die  Truppen 
würden  aushalten  müssen,  und  da  auch  die  Reichskriegsraths-Directoren  und 
Generale  der  Ansicht  seien,  dass  in  diesem  Jahre  weitere  Operationen  nicht 
mehr  unternommen  werden  könnten,  beschlossen  habe,  die  Reichsstände 
nicht  um  weitere  Anticipation  der  verlangten  Völker  zu  ersuchen.  Er  bittet 
daher  Ef.,  mit  der  auch  von  ihm  verwiliigten  Mannschaft  zurückzuhalten, 
zugleich  durch  seine  Gesandtschaft  in  Regensburg  dahin  zu  wirken,  dass 
nicht  allein  der  pnnctus  continnandae  assistentiae  zur  Richtigkeit  gebracht 


*)  Wenige  Tage  daraof,  unter  dem  Eindruck  der  in  der  Erfurter  Ange- 
legenheit eingetroffenen  Nachricbten,  droht  Kf.  nicht  nur,  die  neobewilligten 
Truppen  nicht  za  schicken,  sondern  auch  das  Corps  des  Herzogs  von  Holstein 
aus  Ungarn  zoruckcarofen,  s.  die  Schreiben  an  den  Kai  ser  und  an  K. Mainz  vom 
27.  AagQ8t/6.  September  unten  Abscbn.  6. 

^  Vgl.  das  Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhaltes  von  demselben  Datum  an  den 
Erzbiechof  von  Salzburg  zur  Mittbeilung  an  die  Reicbsstände  Londorp  IX 
8.  277. 

22* 


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340  ^*    ^^^  Torkenkrieg. 

und  sofort  ins  Werk  gesetzt  werde,  sondern  aach,  dass  die  noch  rück- 
ständigen Contigente  geworben  und  für  das  nächste  Frühjahr  in  Bereit- 
schaft gehalten  würden. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.   D.  Wien 
11.  September  1664. 

[Der  Kaiser  bedarf  der  Hälfe  vorläafig  nicht.    Friedensgerüchte.] 

11.  Sept.  Berichte  in  Eile,  dass  ich  vor  6  Tagen  hier  angelanget,  in  Hoff- 
nung wegen  meiner  guten  Verrichtung  gar  angenehm  zu  sein,  habe 
desswegen  einige  Resolution  von  hiesigen  Ministris  verlanget,  wel- 
che mir  gestern  ist  gegeben  worden,  als  nämlich,  dass  man  itzo 
der  Hülffe  nicht  bedarff,  zumahlen  die  Resolution,  einigen  Platz  zu 
attacquiren,  sich  schon  geändert  und  man  verhoffet,  zu  Ende  Octobris 
in  die  Winterquartiere  zu  gehen,  haben  die  Bayrische,  Salzburgische 
und  andere,  welche  schon  im  Marsch  gewesen,  contramandiret.  Mich 
deucht,  dass  alle  die  Zurückschickung  der  Völker  etwas  andres  auf 
sich  habe  und  dass  man  den  Frieden  unter  der  Hand  ohn  Vorwissen 
einiges  Standes  des  Reichs  suche  zu  schliessen,  viele  wollen  sagen, 
es  sei  schon  meistentheils  richtig  *).  Sie  haben  mir  zwar  gesaget, 
ich  möchte  Ew.  Churf.  6n.  bitten,  dass  sie  diese  gefastete  Resolution, 
Ihre  K.  M.  mit  Volk  zu  assistiren,  mochten  zu  künftiges  Vorjahr  werk- 
stellig  machen,  ich  weiss  aber  nicht,  ob  es  Ew.  Churf.  6n.  vortheil- 
haftig  sein  wird,  den  ganzen  Winter  Leute  auf  den  Beinen  zu  halten 
umb  selbe  hernach  im  Sommer  hier  crepiren  zu  lassen.  Ich  werde 
in  zwei  Tagen  wieder  zur  Armee. 


1)  Kf.  ist  durch  diese  FriedeDSgerüchte  keineswegs  aberrascht  worden.  Schon 
am  7./17.  Jali  hatte  ihm  A.  Neu  mann  voo  Regeosbarg  aus  berichtet,  nachdem 
der  Feind  Serinwar  zerstört  habe,  meine  man,  er  werde  zom  Frieden  geneigt 
sein,  dass  man  aber  auch  am  kaiserlichen  Hofe  die  Gedanken  meistens  zum 
Frieden  richte,  darauf  deute  auch  die  Anfertigung  von  Silbergeschirr  hin,  das 
wahrscheinlich  zu  Präsenten  bestimmt  sei.  Derselbe  meldet  14./24.  Juli:  „Kann 
man  nur  den  Frieden  auf  einigerlei  Weise  erhandeln,  so  wird  man's  nicht  unter- 
lassen'* und  aus  Wien,  wohin  er  am  2.  August  zurückgekehrt  war,  ld./23.  August, 
ein  Courier  Rennigers  melde  Inclination  des  Grossveziers  zum  Frieden,  auch 
hier  verlange  mau  nichts  höheres  als  den  Frieden,  und  31.  Augnst/10.  September: 
.Mit  den  Friedensgedanken  gehet  man  noch  immerfort  umb,  und  wenn  man  ta- 
iiter  qualiter  zur  Pacification  kommen  kann,  wird  man's  nicht  ausschlagen,  zumal 
wegen  der  Nachrichten  aus  Spanien,  wo  der  Tod  des  Königs  befürchtet  wir^.* 


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AblehDQDg  weiterer  Hfilfttrappen.  341 

Der  KurfÜrBt  an  den  Kaiser.     D.  Grimnitz 
7./ [17.]  September  16640- 

[auf  das  Schreiben   vom   9.  September.    VerwanderaDg  ober   die  Veränderaog 
des  EDtachlosses,  UnsoträgliobkeiteD  dadurch  für  Kf.     Die  tod  dem  Kf.  gelei- 
steten Dienste.    Restitation  von  Jagerndorf.] 

—  Nun  muB8  ich  zwar  Ew.  Key.  M.  hochsterleuchteten  Verstände  17.  Sept. 
and  directorio  anheimb  gestellet  sein  lassen,  welcher  gestalt  dieselbe  . 
diesen  Krieg  —  fortzusetzen  und  was  Sie  dabei  zu  thun  und  zu  re- 
solriren  —  gut  finden,  ich  hätt  mich  aber  dieser  Veränderung  desto 
weniger  versehen,  weil  Ew.  Key.  M.  dieser  anderweiten  Hülfe  halber 
so  eifrige  und  ernstliche  Instanz  bei  mir  thun  lassen,  wodurch  ich 
denn  auch  bewogen  worden,  nicht  allein  die  Völker  bereits  gegen  die 
Grenzen  marchiren  zu  lassen,  sondern  auch  dabei  sofort  die  nöthige 
Officirer^  bestellet  —  welches  alles  mir  und  meinen  Landen  anitzo 
nicht  ohne  grosse  Beschwerde  auf  dem  Halse  bleibet.  Ich  lebe  aber 
hiebei   der   unterthftnigsten  Hoffnung   und  Zuversicht,   Ew.  Key.  M. 


*)  0.  ▼.  Schwerin  hatte  dem  damals  von  Berlin  abwesenden  Kf.  das  Scbrei- 
(ben  des  Kaisers  vom  9.  September  zugesendet  und  in  einem  Begleitschreiben 
d.  C51n  a.  Spr.  6./16.  September)  gerathen,  in  der  zo  ertheilenden  Antwort  dar- 
auf hinzuweisen,  dass  Kf.,  nachdem  der  Kaiser  diese  Hülfe  so  eifrig  von  ihm 
verlangt  habe,  nicht  hätte  denken  können,  dass  dieselbe  nicht  würde  angenommen 
werden,  er  hätte  schon  die  nothigen  Anstalten  dazu  getroffen.  Er  hoffe,  der 
Kaiser  werde  seine  Willfährigkeit  künftig  erkennen,  namentlich  ihm  in  der  Jägern- 
dorfer  Sache  endlich  die  längst  desiderierte  Satisfaction  widerfahren  lassen. 
Diesen  Vorschlägen  gemäss  ist  das  Schreiben  ausgefertigt. 

')  Kf.  hatte  gleich  am  20./ 30.  August  an  den  bei  der  Armee  Montecucoolis 
stehenden  Kämmerer  Freiherm  v.  Wald  bürg  geschrieben,  ihm  mitgetheilt,  dass 
er  ihm  das  Gommando  nebst  der  Obristlieutenantscharge  über  die  dem  Kaiser 
zuzuschickenden  1000  Mann  übertragen  wolle,  und  ihn  aufgefordert,  da  diese 
Truppen  von  verschiedenen  Orten  zusammengebracht  und  möglichst  bald  nach 
den  kaiserlichen  Erblanden  geführt  werden  mussten,  sich,  sobald  der  Herzog  von 
Holstein  die  desiderierte  Resolution  vom  Kaiser  erbalten  haben  werde,  nach  Berlin 
zu  verfügen,  zugleich  hatte  Kf.  den  F.M.  v.  Sparr  angewiesen,  Wald  bürg,  dem 
er  jenes  Gommando  übertragen  habe,  auf  das  schleunigste  hieher  zu  dimittieren. 
Waldburg  in  seiner  Antwort  (d.  im  Feldlager  unweit  der  Waag  9./19.  September 
1664)  dankt  dem  Kf.  für  das  ihm  zugedachte  Gommando,  da  ihm  aber  der  Herzog 
von  Holstein  gestern  mitgetheilt  habe,  dass  die  Sache  zurückgegangen  sei  und 
die  Völker  diesen  Herbst  nicht  marschieren  würden,  so  werde  er  hier  des  Kf. 
weitere  Befehle  abwarten.  ~  Andere  Officiere  dagegen  sind  von  dem  Kf.  wirklich 
schon  angestellt  worden,  am  20./30.  September  weist  derselbe  den  Oberlicentein- 
oehmer  Preunel  an,  1000  Thaler  zur  Gontentierung  derjenigen  Offioiere  su  zahlen, 
welche  mach  Ungarn  zur  kaiserlichen  Armee  hätten  gehen  sollen,  jetzt  aber  con- 
tramandiert  seien. 


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342  5-    I^ör  Türkenkrieg. 

werde  meine  bei  diesem  Werk  und  sonsten  jedesmal  bezeugte  gehör- 
sambste  Devotion  und  Willfährigkeit  hiernegst  in  keyserlichen  Gnaden 
erkennen  —  wie  ich  denn  insonderheit  zu  Ew.  Key.  M.  das  feste  Ver- 
trauen setze,  Sie  werden  dermaleins  denen  von  dero  —  Vorfahren 
und  Ew.  E.  M.  selbst  so  oft  gethanen  guten  Versprechen  und  Zusagen 
sich  gnädigst  erinnern  und  mir  in  der  Jegerndorfischen  Restitutions- 
sache Satisfaction  widerfahren  zu  lassen  geneigt  sein.  — 


Otto  Christof  V.  Sparr^)  an  den  Kurfürsten.     D.  Im  Haupt- 
quartier Wiskilet  19.  September  st.  n.  1664. 

[Waldbarg.    ErneonaDg  des  H.  ▼.  Holstein   zam  G.Feldmarschalls  LienteDaot.] 

19. Sept.  Er  bat  Waldbarg  seine  Eroennung  notificiert  ood  es  so  eingerichtet, 
dass  derselbe  seine  Compagnie  zu  Pf.  unter  dem  Obristen  Schmidt,  wann 
es  ihm  beliebt,  quittieren  kann.  Er  hat  auch  des  Ef.  Notificationsschreiben, 
dass  er  den  Herzog  von  Holstein  zum  G.Feldmarschalls  Lientenant  be- 
stellt'), erhalten,  wird  dem  gleichfalls  Parition  leisten  und  den  Herzog  da- 
für respectieren,  und  gratuliert  demselben  zu  dieser  Charge. 


1)  Schon  Ende  Janaar  1664  hatte  der  Kaiser  den  Gesandten  des  Ef.  in 
Begeosbarg  (s.  deren  Relation  vom  15./ 25.  Januar  oben  S.  219)  seinen  Wunsch 
mittbeilen  lassen,  des  Ef.  6.F.M.  Otto  Christoph  v.  Sparr  für  den  Tarkenkrieg 
in  seinen  Dienst  zu  bekommen,  und  zwar  in  der  Armee  Monte cuccolis  zu 
verwenden.  Der  Ef.  hatte  darauf  zunächst  (5.  Februar,  oben  S.  221)  erklärt,  da 
er  sich  selbst  in  Defension  zu  setzen  entschlossen  sei,  so  könne  er  sich  wegen 
Sparr's  noch  nicht  erklären,  doch  hatte  er  dann  schon  Ende  Februar  auf  direktes 
Ersuchen  des  Eaisers  demselben  die  Erlaubnis  zum  vorläufigen  Uebertritt  in  dessen 
Dienst  ertheilt.  Sparr  hat  sich  zunächst  gegen  Mitte  April  nach  Begensburg, 
wo  sich  damals  das  kaiserliche  Hoflager  befand,  begeben,  von  dort  reiste  er, 
wie  der  ebenfalls  dort  anwesende  Resident  des  Ef.  A.  Neu  mann  am  24.  April 
meldet,  am  18.  April  zu  Wasser  nach  Wien,  um  dort  einige  Wochen  zu  bleiben 
und  gute  Anstalten  zu  machen.  Er  hat  sich  dann  zu  der  bei  Ung.  Alteobnrg 
stehenden  kaiserlichen  Armee  begeben,  hat  Anfang  Juni  diese  von  dort  nach  der 
Mur  gefuhrt,  ist  selbst  am  20.  Juni  (s.  Diar.  Europ.  XI  S.  357)  bei  Serinwar 
eingetroffen  und  hat  an  den  dortigen,  sowie  nachher  an  den  weiteren  Eämpfen 
bis  zu  Ende  des  Feldzuges  Theil  genommen.  Am  27.  November  1664  schreibt 
der  Eaiser  dem  Ef.,  da  ihr  beiderseitiger  Feldmarschall  v.  Sparr  eine  Reise 
nach  Hause  unternehmen  wolle,  so  bezeuge  er  demselben,  dass  er  durch  Tapfer- 
keit und  Eriegser fahrung  sich  ganz  zu  seiner  Zufriedenheit  bewiesen  habe. 

^  Wie  er  den  Herzog  von  Holstein  durch  Verleihung  dieser  Charge  für 
die  in  dem  Türkenkriege  geleisteten  Dienste  belohnte,  so  erliess  der  Ef.  auch 
(d.  Cöln  20./30.  August  1664)  gleichlautende  Schreiben  an  die  Obristlieutenaiis 
Block,  EÖller  und  Marwitz,  sowie  an  den  Obristwachtmeister  Sparr,  in 


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Uothätigkeit  der  vereioigten  Armee.  343 

Herzog  Angnstns  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Im 
Feldlager  bey  Freystettel  26.  September  1664. 

[Unthatigkeit  der  vereinigteD  Armee,  Krankheiten.] 

—  Es  gehet  itzo  hier  nehrisch  zu,  wir  seind  itzo  mit  der  Haubt-  26.  Sept 
armee  und  Reichs,  Alliierten  und  Frantzosche  Armee  conjungiret '), 
seind  in  allen  über  20000  Man*)  nicht  stark.  Montecuculi  saget 
alle  Tage  von  schlagen,  aber  es  wird  nichts  daraus  und  wird  es  auch 
wohl  schwerlich  darzu  kommen  und  sterben  die  Musquetiere  hauffich 
weck,  und  seind  in  3  Wochen  von  denen  mir  anvertrauten  436  ge- 
storben. — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Im  Lager  bey  Freystettel 
27.  September  1664. 

[Mangelnde  Bezahlung,  der  Friede  scheint  sicher.] 

—  es  gehet  zimlich  schlecht  zu,  man  ist  uns  itzo  3  Monat  schul-  27.  Sept. 
dig  und  ob  man  mir  zwar  bei  meinen  damaligen  Beisen  zu  Ib.  Cburf. 

denen  er  ihnen  mittheilt,  dass  der  Herzog  von  Holstein  bei  seiner  Anwesenheit 
daselbst  gerühmt  habe,  dass  sie  nicht  allein  für  die  ihrem  Commando  nnterge- 
benen  Trappen  gute  Sorge  getragen,  sondern  aoch  bei  den  Rencontren  nnd  Occa- 
sionen  gegen  den  Feind  Tapferkeit  and  gute  Resolution  bewiesen  hätten,  nnd 
bezengt  ihnen  sein  Wohlgefallen  darüber. 

')  Nach  der  Schlacht  bei  St.  Gotthard  (l.  Angnst),  durch  welche  der  Ver- 
snch  des  Grossveziers,  die  Raab  zu  überschreiten,  von  Montecnccoli  vereitelt 
worden  war,  hatte  sich  der  erstere  gegen  Stnhlweissenburghin  znrückgezogen, 
wahrend  Montecnccoli's  Armee  nach  0 edenbarg  hin  abzog  nnd  dann  An- 
fang September  zwischen  Gomorn,  Raab  und  Ungarisch-Altenburg  Stellung 
nahm.  Inzwischen  hatte  die  Armee  de  Souches',  welche  aber  jetzt,  nachdem 
dieser  selbst  sich  nach  Wien  begeben  hatte,  von  dem  General  Heister  befehligt 
wurde,  sich  nördlich  von  der  Donau  bei  Gomorn  gelagert  und  von  hier  aus  Neu- 
bäusel  eingeschlossen  gehalten.  Auf  das  Gerücht  aber,  dass  eine  grosse  türkische 
Armee  zum  Entsatz  dieser  Stadt  herannahe,  gab  Heister  seine  Stellung  auf 
und  zog  sich  nach  der  Schutt  zurück,  so  dass  der  Grossvezier,  welcher  inzwischen 
(27.  August)  in  Gran  angelangt  war  und  die  dortige  Donaubrücke  wiederherge- 
stellt hatte,  Verstärkungen  an  Truppen  und  Proviant  nach  Neuhäusel  werfen 
konnte.  Daraufging  auch  Montecnccoli  mit  den  kaiserlichen,  den  Reichstruppen 
und  den  französischen  Hülfstruppen  am  T.September  bei  Fressburg  über  die 
Donau  und  lagerte  sich  an  der  Waag  bei  Tyrna  und  Freistatt  1,  wo  auch  Hei- 
sters Corps  zu  ihm  stiess,  und  dort  ist  die  vereinigte  Armee  bis  zum  Friedens- 
Bcbluss  stehen  geblieben.  S.  Diar.  Europ.  XIS.  483ff.  Oesterr.  milit.  Zeitschr. 
UI  8.  23flf. 

*)  Oesterr.  militär.  Zeitschr.  III  S.  32  wird  die  Stärke  der  vereinigten  Ar- 
meeen  auf  40000  Mann  aogegebeu. 


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344  5.    Der  Turkenkrieg. 

6d.  versprochen,  es  solte  alles  richtig  bezahlet  werden,  sehe  ich  doch 
itzo,  dass  man  alle  Zusage,  weil  man  unser  vielleicht  nicht  gross  mehr 
bedarf,  vergessen.  Sie  sagen  zu  Wien  noch,  der  Friede  sei  nicht 
geschlossen,  aber  in  allen  Grenzfestungen  reiten  die  Türken  aus  und 
ein,  handeln  und  verkaufen  wie  sie  wollen,  haben  alle  Gefan- 
genen, die  sie  diesen  Feldzug  gemacht,  wieder  herüber  geschickt  ohne 
Kaution,  gewiss  gelaube  ich,  dass  sie  uns  wollen  hier  crepiren  lassen, 
damit  man  zu  nichts  mehr  dauchlich,  ich  bitte,  Ew.  Churf.  Gn.  wolle 
es  am  keyserlichen  Hofe  remonstriren  und  sich  unser  genedigst  an- 
nehmen. — 


Derselbe  an  den  KurfÜrßten.     D.  Im  Feldlager  vor  Freystettel 

1.  October  1664. 

[Der  Friede  ist  geschlossen.     Bitte  am  Verhaltongsbefehle.] 

l.Oct.  —  Ich  kann  —  nichts  schreiben,  als  dass  der  Friede  hier  rich- 

tigO,  die  conditiones  seindt  zwar  noch  geheimb,  aber  es  ist  kein 
Zweifel,  dass  es  Friede  ist.  Man  weiss  nicht,  wie  man  die  Auxiliar- 
volcker  will  los  werden,  man  redet,  dass  man  uns  in  die  Bergstette 
lägern  will,  welches  ich  aber  totaliter  abgeschlagen  und  ohne  expresse 
Ordre  von  E.  Chf.  Gn.  nicht  thun  werde. 
Er  bittet  um  Verhaltungsbefehle. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  8.  October  st.  n.  1664> 

[Uebler  Znstaod  seiner  Trappen.] 

8.  Oct.  Er  hat  auf  seine  letzten  Schreiben  noch  keine  Antwort,  bittet  um  Ver- 

haltnngsbefehle.  Es  seind  bei  Reitern  und  Dragonern  über  300  zu 
Fuss,  von  dem  Fussvolk  ist  der  Abgang  auch  bei  400  Mann;  in  der 
mir  mitgegebenen  Instruction')  stehet,  dass  diese  Volcker  Ih.  Rom.  K. 
M.  versprochen  im  selben  Stande  und  Anzahl  wieder  zu  lieflFern,  wie 
sie  sie  empfangen.  — 


';  Der  schon  am  10.  August  in  dem  Hauptquartier  des  Grossveziers  zu  V as- 
var  auf  20  Jahre  abgeschlossene  Friede  war  erst  nach  der  beiderseitigen  Rati- 
fication am  26.  September  bekannt  gemacht  worden,  s.  Zink  eisen  IV  S.  932  ff., 
das  Friedensdokument  bei  Dumont,  Corps  diplomatique  VI  2   S.  2U. 

2)  S.  oben  S.  301  (§  10),  vgl.  auch  S.  298  (§  4). 


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Der  Frieden,    üebler  Zastand  der  HoIfstruppeD.  345 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.    D.  Cöln 
3./[13.]  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  1.  October.    Die  Truppen  sollen  im  kaiserlichen  Gebiet 

Quartiere  beziehen.] 

Er  ist  erfreut,  dass  der  Friede  geschlossen,  wünscht  die  Bedingungen  13.  Oct. 
desselben  zu  erfahren.  Wir  wollen  sonsten  nicht  vermuthen,  dass  Ihre 
K.  M.  die  Auxiliarvölcker  so  gesehwind  dimittiren  und  weggehen  lassen 
werden,  wie  uns  dan  bey  dieser  Zeit  auch  deren  Verpflegung  und  Unter- 
halt, weil  dieses  alles  unvermuthet  kommet,  sehr  ungelegen  fallen 
würde,  und  wollen  E.  Ld.  demnach  Gefallen  tragen,  umb  gute  Quar- 
tiere bej  Zeiten  anzuhalten,  auch  austrücklich  dabei  bedingen,  dass 
Sie  sich  mit  unsern  Trouppen  nicht  nach  den  Bergstetten  weisen  und 
Terlegen  lassen  können. 

Er  will  auch  an  G.Fm.  Sparr  deswegen  schreiben. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
14.  October  st.  n.  1664. 

[Die  Truppen  sind  ohne  Sold  nnd  Lebensmittel  in  traurigster  Lage.] 

Er  hat  seit  seiner  Rückkehr  von  Berlin  keine  Antwort  auf  Seine  ver-  14.  Oct. 
schiedenen  Schreiben  erhalten,  bittet  dringend  darum.  Ich  liege  hier  mit 
grossen  Unkosten  und  solicitire  sowohl  4  restirende  Monat  Sold,  als 
den  Julium,  Aug.,  Sept.,  Oct.,  von  welchem  allem  ich  nichts  erhalten 
kan,  ob  es  gleich  vorhin  zu  geben  versprochen.  Die  Trouppen  stehen 
noch  auf  die  Ungersche  Grenze,  ohne  dass  geringste  von  Lebens- 
mittel nicht  ist,  und  gehen  die  Pferde  sowohl  von  Reuttern  als  Dra- 
gonern alle  zu  Grunde.  —  Die  Ordre  vom  Hofe  zum  Abmarsch  habe 
ich  noch  nicht  erhalten  —  —  ich  vermuthe  sie  stundlich. 

Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
22.  October  st.  n.  1664. 

[auf  das  Bescript  vom  3./13.  October.    Quartiere  sind  nicht  bewilligt,  die  Truppen 
sind  schon  auf  dem  Rückmarsch.] 

Er  hat  sich  vergeblich  bemüht,  Quartiere  zu  erhalten.     Man  wendet  22  Oct. 
mir  vor,  dass  Ih.  Mai.  schon  mehr  uns  gegeben  als  uns  zukomme, 
dass  sie  selbst  resolviret,  8  Regimenter  zu  Fuss  und  5  zu  Pferde  zu  redu- 
ciren,  und  dass  also  man  ihr  nicht  verdenken  könne,  dass  sie  uns  nicht 


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346  5'    Der  Tärkenkrieg. 

hier  behalten  konte,  alle  andern  Trouppen  sind  schon  marschiret '), 
ich  habe  auch  meine  Abfertigung  gänzlich  von  hier  und  seind  I.  Ghurf. 
6n.  Trouppen  schon  im  Marsch  nach  Schlesien,  5  Wochen  werden 
sie  wohl  zubringen,  ehe  sie  an  E.  Churf.  6n.  Grenze  kommen.  —  Vor 
einer  halben  Stunde  ist  ein  Courier  von  Chur  Maintz  hier  angekom- 
men, berichtet,  dass  Erfurt  auf  Discretion  tibergegangen'),  worüber 
gross  Frohlocken.  — 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.     D.  Cöln 
20./ [30.]  October  1664. 

[EveDtneller  Backmarsch  der  Trappen.    Ergänzang  derselben.] 

30.  Oct.  Er  verwundert  sich,  dass  derselbe  seine  Schreiben  nicht  erhalten. 

Was  Ew.  Ld.  Bückmarche  betrift,  geben  wir  deroselben  aus  un- 
serem an  Ih.  E.  M.  abgelassenen  Antwortschreiben  mit  mehrem  zu 
vernehmen,  wohin  unsere  Intention  desfalls  zielet,  sollte  man  nun  am 
keyser liehen  Hofe  der  ferneren  Quartier  und  Verpflegung  halber  viele 
Difficultäten  machen  und  sich  dazu  nicht  verstehen  wollen,  solchenfalU 
hätten  Ew.  Ld.  gewisse  Gommissarien  zu  begehren,  welche  Sie  mit 
der  Soldatesque  bis  auf  unsere  Gränze  begleiteten.  —  —  Inmittelst 
haben  E.  Ld.  fest  darauf  zu  bestehen,  dass  man  dem  aufgerichteten 
Vergleich  gemess  die  Volcker  uns  in  so  starcker  Anzahl,  als  wir  solche 
geschickt,  wie  ingleichen  mit  behöriger  Montirung  wieder  lieffere. 
Er  hat  G.Fm.  Sparr  anbefohlen,  dazu  zn  cooperieren. 

Der  Kurfilrst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
20./ [30.]  October  1664. 

[Glfickwoasch    zam  Frieden.     Wansch,    Jssb  seinen  Trappen  noch  einige  Zeit 
Quartiere  gestattet  werden,  Forderung,  dass  die  vereinbarten  Bedingungen  erfüllt 

werden.] 

30. Oct.  Ans  einem  Schreiben  des  Kaisers  vom  5.  October'),  das  er  aber  erst 

am  18./ [28.]  erhalten,  hat  er  die  zwanzigjährige  Prorogation  des  Stillstan- 

1)  Anfang  October  war  die  bisher  bei  Frei  statte!  vereinigte  Armee  auf- 
gelost worden  und  hatten  darauf  die  verschiedenen  Contingente  der  Reicbsarmee 
sowie  die  Truppen  der  Alliierten  und  das  französische  Uulfscorps  den  Rückmarsch 
angetreten. 

^  Die  Uebergabe  von  Erfurt  war  am  16.  October  erfolgt,  s.  darüber  unten 
Abschn.  6. 

*)  Dasselbe  liegt  den  Akten  nicht  bei. 


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Der  Frieden.    Rackmarsch  der  HüIfstrnppeD.  347 

des  mit  deo  TürkeD,  die  Ursachen,  welche  den  Kaiser  dazn  bewogen,  and  die 
dabei  aosgemacbten  Bedingungen  erfahren. 

Wie  nun  Ew.  E.  M.  fttr  sothane  Communication  gehorsambst 
danke,  also  wfinsehe  ich,  dass  dieses  Werk  zu  Ew.  E.  M.  und  der 
ganzen  werthen  Christenheit  beständiger  Wohlfahrt  gedeihen  und  die- 
selbe an  allen  Orten  —  in  friedlichem  und  ruhigem  Wohlstand  durch 
des  Höchsten  Gnade  erhalten  werden  möge.  Was  sonsten  meine  zu 
Ew.  Eey.  M.  geschickte  Auxiliarvolker  und  deren  Abführung  betrifft, 
mass  ich  wohl  bekennen,  dass  weiln  Ew.  Eey.  M.  umb  dero  Ver- 
stärkung so  inständigste  Erinnerung  noch  ohnlängst  bei  mir  thun 
lassen,  ich  mich  nicht  versehen  können,  dass  solche  mir  annoch  für 
den  Winter  wieder  zugeschicket  werden  sollten,  und  also  auf  deren 
Verlegung  keine  Anstalt  gemachet.  Wie  aber  solchem  allem  so  ac- 
commodire  ich  mich  hierunter  billig  Ew.  Eey.  M.  gnädigstem  Gutfin- 
den und  werde  deroselben  mit  fernerer  Verpflegung  meiner  Trouppen 
wider  dero  —  Intention  —  keineswegs  beschwerlich  fallen.  —  So 
lebe  ich  doch  dabei  der  unterthänigsten  Zuversicht,  Ew.  E.  M.  werden 
die  nachdrückliche  Vorsehung  thun,  damit  den  Völkern  —  ihr  resti- 
render  Sold  ausgezahlet,  daneben  auch  wegen  Montirung  der  Unbe- 
rittenen —  gebührende  Anstalt  gemacht  und  darauf  die  Völker  dem  mit 
Ew.  E.  M.  Hofrath,  dem  Freiherrn  von  Lisola  aufgerichteten  Vergleich 
gemäss  bis  an  die  Grenze  meiner  Chur  und  Mark  Brandenburg  wieder 
geliefert  werden  mögen.  Sollte  es  aber  ohne  Ew.  Eey.  M.  höchste 
Incommodität  geschehen  können,  dass  ihnen  noch  auf  einige  Zeit  die 
Quartiere  gestattet  werden  könnten,  würde  Ew.  Eey.  M.  ich  aus  vor- 
angezogener Ursach  wohl  sonderbare  hohe  Obligation  desfalls  haben. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Breslau 

1.  November  1664. 

[Marsch  der  Truppen.    Der  Sold  ist  bezahlt.    Bemootierang  ist  nicht  zu  erlangen 

gewesen.] 

Er  ist  hier,  am  die  restierendeo  Marschmooate  zo  empfaDgen  und  um  i.Nov. 
mit  dem  E.  Amt  wegen  des  Durchmarsches  zu   conierieren,  die  Truppen 
werden  heute  oder  morgen  an  der  Schlesischen  Grenze  anlangen  und  wohl 
noch  4   Wochen  gebranchen,    bis  sie    an  der  Kurmärkischen  Grenze  bei 
Crossen  anlangen,  da  von  dem  G. Kriegs -Commissario  angeordnet  ist*), 

0  Aach  Kf.  weist  (d.  CöId  24.  October/3.  November  1664)  den  Herzog  an, 
möglichst  langsam  seiDen  Marsch  fortzusetzen,  damit  nichts  zurückbleibe.  In 
Schlesien  bei  Groneberg  könne  er  etwas  stehen  bleiben  und  ausruhen, 


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348  5.    Der  Tarkenkrieg. 

dass  sie  nicht  über  2  Meilen  des  Tages  marschieren  nnd  den  dritten  still 
liegen  sollen.  Man  hat  zn  Wien  Abrechnung  gemacht,  was  nns  an  nnserm 
Sold  restiertCi  nnd  ist  befunden,  dass  wir  dasjenige  empfangen,  was  ans 
dem  Versprechen  des  Kaisers  gemäss  gebührt,  da  mit  Li  sola  7er- 
glichen  worden,  dass  wir  den  kaiserlichen  Regimentern  an  Bezahlung 
gleich  gehalten  werden  sollten,  zum  Marsch  hat  der  Kaiser  nns  noch 
einen  Monat  Sold  mitgeben  lassen.  Beifolgende  Liste  ^)  weist  den  Ab- 
gang der  Völker  und  deren  jetzige  Effektivstärke  nach.  Wegen  Re- 
montierung  der  Unberittenen  hat  er  sich  vergeblich  bemüht,  man  wendet 
vor,  dass  diese  Reichs-  und  Auziliarvölker  völlig  zu  contentieren  eine 
Million  erfordern  würde,  wozu  man  jetzt  nicht  die  Mittel  hätte.  Man  könnte 
die  Leute  wohl  ergänzen,  da  der  Kaiser  8  Regimenter  z.  F.  und  5  z.  R. 
reduciert,  aber  die  Mannschaft  ist  so  liederlich  und  zerrissen,  dass  die 
Lande  des  Kf.  davon  mehr  Schaden  als  Nutzen  haben  würden. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
2.  November  1664 

[Dank  für  die  Hälfe.    Er  kann  den  brandenborgiBcheD  Trappen  keine  Quartiere 

gewahren.] 

2. Nov.  Dank   für  die  geleistete  treue  Hülfe,  er  ht  bereit  dieselbe  mit  gleich- 

massiger  Gegenbezeigung  zu  verschulden,  auch  den  Abgang  von  dem^  was 
er  nach  dem  mit  Lisola  getroffenen  Vergleich  zu  erstatten  habe,  voo 
seinen  Völkern  zu  ersetzen.  £s  wäre  ihm  lieb  gewesen,  wenn  er  des  Kf. 
Völkern  in  seinen  Landen  noch  einige  Ergötzlichkeit  hätte  gewähren  können, 
aber  die  Quartiere  für  seine  eigenen  Völker  sind  so  enge,  dass  er  diese 
nicht  unterzubringen  weiss,  daher  hat  er  dem  Herzog  Augustus  geschrie* 
ben,  er  möchte  seinen  Marsch  so  beschleunigen,  dass  er  noch  vor  dem 
Winterwetter  die  Mark  Brandenburg  erreiche.*) 


0  Nach  derselben  zählt: 

die  flolsteiDSche  Eskadron  343  Mann, 

die  Qoltzsche  Eskadron  331      " 

das  Radziwillsche  Regiment  za  Ross  Berittene  324 

zu  Fuss  62 

386 

die  Radsiwillsche  Eskadron  Dragoner  Berittene  197 

za  Pubs  57 

254 

die  Derfflingersche  Eskadron  Dragoner  Berittene         185 

ZQ  Fass  45 


230 
zQsaoimen  also  674  Mann  z.  F.,  386  z.  Pf.,  484  Dragoner. 

^  Die  brandenbargischen  Truppen  sind  Ende  November  in  der  Mark  wieder 
angelangt. 


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Abschnitt   6. 

Die   Erfurter   Händel. 
1663  —  1665. 


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Einleitung. 


Wie  80  viele  biächöOicbe  St&dte  hatte  aoch  das  zam  Mainzer  Erzstift 
gehörige  Erfurt')  im  Mittelalter  seinem  geistlichen  Herren  gegenüber  eine 
sehr  selbständige  Stellung  errungen,  doch  hatte  die  Stadt  nicht  die  volle 
Unabhängigkeit  und  Reichsunmittelbarkeit  erworben,  vielmehr  hatten  die 
Mainzer  Kurfürsten,  auch  nachdem  dieselbe  im  Reformationszeitalter  pro- 
testantisch geworden  war,  dort  einen  Theil  der  Gerichtsbarkeit  und  die 
Landesherrlichkeit  über  einige  Dörfer  des  Stadtgebietes  behauptet,  während 
andererseits  die  Sächsischen  Fürsten  aus  dem  Wettiner  Hause  die  Aner- 
kennung ihres  Scbutzrechts  über  die  Stadt  und  die  Lehnsherrlichkeit  über 
einen  Theil  der  zu  dem  Gebiete  derselben  gehörigen  Dörfer  durchgesetzt 
hatten.  Während  des  Dreissigjährigeii  Krieges^)  hatte  die  Stadt,  nachdem 
sie  1631  den  siegreichen  Schwedenkönig  Gustav  Adolf  aufgenommen  hatte, 
von  diesem  die  Mainzischen  Domanialbesitzungen  zum  Geschenk  und  die 
Zusicherung  erhalten,  dass  sie  in  den  dereinstigen  Frieden  namentlich  ein- 
geschlossen, also  als  reichsunmittelbar  anerkannt  werden  sollte.  Die  Schwe- 
den, welche,  nachdem  die  Stadt  nach  dem  Prager  Frieden  demselben  bei- 
getreten war  und  die  schwache  schwedische  Besatzung  zum  Abzug  ge- 
Döthigt  hatte,  sich  1636  derselben  wieder  bemächtigt  und  dieselbe  bis  zum 
Ende  des  Krieges  behauptet  hatten,  hatten  sich  bei  den  Friedensverhand- 
loDgen  wirklich  aber  vergeblich  bemüht,  die  Anerkennung  der  Reichsunmit- 
telbarkeit derselben  durchzusetzen,  und  so  war  durch  den  Westfälischen 
Frieden  das  frühere  keineswegs  klare  Rechtsverhältnis  zwischen  der  Stadt 
and  dem  Mainzer  Erzstifte  wiederhergestellt  worden.    Der  ehrgeizige  und 

')  S.  V.  Tettao,  Üeber  das  staatsrechtliche  Verhältnis  von  Erfurt  zam 
Erzstift  Mainz.  (Jahrbucher  der  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften 
za  Erfurt.    Neue  Folge,  Heft  I.    Erfurt  1860.) 

^  S.  Herrmann,  Der  Kampf  um  Erfurt  1636—1638.  (Hallesche  Abhand- 
loDgen  zur  neueren  Geschichte,  Heft  XH.    Halle  1880.) 


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352  6.    Die  £rfarter  Handel. 

klage  Karfürst  Johaan  Philipp  v.  Scböoborn^)  zeigte  sich  aber  sofort 
bestrebti  seine  Rechte  in  der  Stadt  zu  befestigen  and  aaszodehneo,  and  diese 
Bemühangen  wurden  durch  innere  Zwistigkeiten,  welche  damals  in  der  Stadt 
zwischen  dem  Rath  und  der  Bürgerschaft  ausgebrochen  waren,  erleichtert 
Auf  seinen  Antrag  bestellte  Kaiser  Ferdinand  m.  1649  eine  Kommission, 
bestehend  aus  dem  Bischöfe  von  Bamberg  and  dem  Herzoge  von  Würtem- 
berg,  am  sowohl  das  Erzstift  in  die  Gerechtsame,  welche  dasselbe  vor  dem 
Kriege  in  der  Stadt  besessen,  wiedereinzuführen  als  auch  jene  inneren  Strei* 
tigkeiten  zu  schlichten,  und  die  Subdelegierten  derselben,  welche  im  Sep- 
tember 1649  in  der  Stadt  erschienen,  brachten  in  der  That  einerseits  den 
sogenannten  Compositionsrecess  vom  4.  August  1650  zu  stände,  durch  wel- 
chen jene  inneren  Wirren  beigelegt  und  das  Stadtregiment  neu  geordnet 
wurde,  andererseits  schlichteten  sie  durch  den  sogenannten  Restitutionsre- 
cess  vom  18.  Juli  desselben  Jahres  auch  die  zwischen  der  Stadt  und  dem 
Kurfürsten  streitigen  Punkte.  Die  Hauptschwierigkeit  dabei  hatte  die  erst 
zuletzt  von  dem  Kurfürsten  erhobene  Forderung  bereitet,  dass  das,  wie 
derselbe  behauptete,  früher  übliche  Kirchengebet  für  ihn  selbst  und  das 
Erzstift  in  den  evangelischen  Kirchen  der  Stadt  wiederhergestellt  werden 
sollte.  Obwohl  der  Rath  lebhaft  dagegen  protestiere  und  geltend  gemacht 
hatte,  dass  ein  solches  Gebet  erst  1626,  also  nach  dem  in  dem  Friedens- 
schluss  festgesetzten  Normaljahre  1624  vorübergehend  abgehalten  worden 
sei,  so  hatten  die  Kommissare  doch,  da  ein  Theil  der  Bürgerschaft  sich  für 
die  Wiedereinführung  aussprach,  dieselbe,  aber  ohne  eine  bestimmte  Formel 
für  jenes  Gebet  festzusetzen,  in  den  Restitutionsrecess  aufgenommen.  Bald 
nach  der  Abreise  der  Kommissare  aber  brachen  neue  Streitigkeiten  zwischen 
dem  Rathe  und  der  von  ehrgeizigen  Führern,  namentlich  dem  Magister 
Volkmar  Lim pr echt  geleiteten  Volkspartei  aus,  welche  auch  die  nächsten 
Jahre  hindurch  fortdauerten.  Das  Kirchengebet  für  den  Kurfürsten  wurde 
infolge  der  Weigerung  der  protestantischen  Geistlichkeit  nicht  abgehalten, 
so  erwirkte  Kurfürst  Johann  Philipp  im  Jahre  1654  die  Absendung 
einer  neuen  kaiserlichen  Kommission,  des  Reichshofraths  v.  Bohn  und  des 
Kammergerichtsfiskals  v.  Emmerich  nach  Erfurt.  Das  Ergebnis  der 
Thätigkeit  derselben  war  der  sogenannte  Additionalrccess  von  1655,  in 
welchem  die  Streitigkeiten  über  die  Rathswahl  geschlichtet,  in  betreff  des 
Kirchengebetes  aber  erklärt  wurde,  dass  es  bei  den  Bestimmungen  des 
Restitutionsrecesses  bleiben  solle.  Trotzdem  wurde  dasselbe  nicht  einge- 
führt und  auch  die  inneren  Wirren  in  der  Stadt  hörten  nicht  auf,  sie  wurden 
geschürt  durch  jenen  Limprecht,  das  frühere  Haupt  der  Volkspartei, 
welcher  auf  Betreiben  der  kaiserlichen  Kommissare  1654  als  Obervierherr 
Mitglied  des  Stadtregiments  geworden  war,  auch  in  den  nächstfolgenden 
Jahren  immer  wiedergewählt  worden  war,  schliesslich  aber,  nachdem  er  sich 


0  S.  für  das  Folgende  v.  Tettau,  Die  Redaktion  von  Erfart  und  die  ihr 
vorausgegangenen  Wirren  1647  —  1665.  (Jahrb.  der  Erfurter  Akademie.  Neue 
Folge,  Heft  III.    Erfurt  1863.) 


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Einleitung.  353 

durch  sein  ehrgeiziges  aod  hochmüthiges  Aoftreten  aach  anter  seinen  ehe- 
maligen  Anhängern  zahlreiche  Feinde  erweckt  hatte,  1659  bei  der  Wahl  für 
das  nächste  Jahr  übergangen  war  nnd  nun  yoII  Zorn  und  Hass  sich  nach 
Mainz  begab  und  mit  dem  Kurfürsten  in  Verbindung  trat.  Durch  ihn 
noch  mehr  aufgereizt  erneuerte  dieser  beim  Kaiser  seine  Beschwerden  über 
die  Stadt,  namentlich  wegen  der  Nichteinführnng  des  Kirchengebetes  und 
bewirkte  die  Absendung  einer  neuen  kaiserlichen  Kommission  nach  Erfurt. 
.Der  Reiehshofrath  v.  Schmidburg,  welcher  infolge  der  Erkrankung  des 
zweiten  Mitgliedes  derselben,  jenes  Reichshofraths  v.  Emmerich,  allein 
im  September  1660  dort  erschien,  verfuhr  auf  die  willkürlichste  Weise,  er 
setzte  sogleich  Limprecht  wieder  zum  Obervierherrn  ein,  entfernte  die 
Gegner  desselben  aus  dem  Stadtregimente,  änderte  die  Zusammensetzung  des- 
selben nnd  bewirkte  mit  Limprechts  Hülfe  von  diesem  die  Annahme  einer 
von  ihm  vorgeschlagenen  Gebetsformel,  allein  das  Auftreten  desselben  und 
die  weiteren  Uebergriffe,  welche  sich  der  Kurfürst  und  dessen  Beamte  und 
Anhänger  erlaubten,  erregten  in  der  Bürgerschaft  heftige  Erbitterung,  das 
Kirchengebet  für  den  Kurfürsten,  durch  dessen  Annahme  man  die  landes- 
herrliche Gewalt  desselben  anzuerkennen  und  damit  die  Freiheiten  der  Stadt 
zu  gefährden  fürchtete,  wurde  trotz  weiterer  kaiserlicher  Mandate  nicht 
eingeführt,  vielmehr  Massregeln  zum  Widerstände  vorbereitet.  Man  hoffte 
in  Erfurt  auf  den  Beistand  des  Kurfürsten  von  Sachsen  und  der  Sächsi- 
schen Herzoge,  als  der  Schutzherren  der  Stadt,  welche  eine  Erweiterung 
der  Rechte  des  Mainzer  Kurfürsten  nicht  dulden  würden,  nnd  in  der  That 
waren >)  sowohl  die  Ernestiner,  die  Herzoge  Ernst  von  Gotha,  Frie- 
drich Wilhelm  von  Altenburg  und  Wilhelm  von  Weimar,  als  auch 
die  mit  eigenen  Herrschaften  ausgestatteten  Brüder  des  Kurfürsten,  der 
Administrator  August  von  Magdeburg  und  die  Herzoge  Christian  von 
Merseburg  und  Moritz  von  Zeitz  geneigt,  sich  der  Stadt  anzunehmen, 
sie  berathschlagten  darüber,  Truppen  in  dieselbe  hineinzulegen,  um  die 
Volkserhebung  niederzuhalten  und  auch  etwaigen  Gewaltanschlägen  von 
aussen  die  Spitze  zu  bieten,  allein  sie  wurden  gelähmt  durch  die  Haltung 
des  Kurfürsten  Johann  Georg  U.  von  Sachsen,  welcher  sich  zu  keinem 
energischen  Vorgehen  entschliessen  konnte.  Erst  nachdem  im  December 
1662  eine  vierte  kaiserliche  Kommission,  bestehend  aus  den  beiden  Reichs- 
hofräthen  v.  Schmidburg  und  v.  Goppold,  in  Erfurt  erschienen  war, 
welche  auf  das  gebieterischste  Gehorsam  und  Bestrafung  der  Widerspän- 
stigen  forderte,  traf  dort  Anfang  Januar  1663  auch  eine  Gesandtschaft 
des  Kurfürsten  und  der  Herzoge  von  Sachsen  ein  und  versuchte  zu  ver- 
mitteln,  die  Erfurter  zur  Annahme  der  Gebetsformel   gegen  eine  von  dem 


>)  S.  Heibig,  Johann  Philipp  von  Mainz  und  Johann  Georg  II.  von 
Sachsen  während  der  Erfurter  Wirren  1650—1667  (Archiv  für  die  Sächsische  Ge- 
Bchichte  III.  186.5)  S.  401  ff.  Kirchhoff,  Die  Besitzergreifang  Erfurts  durch 
Karinaios.1664  (Zcitschr.  für  Preussiache  Orschichtc  und  Landeskunde  VIII.  1871) 
S.  97  ff. 

Mater,  t  Gesch.  d.  G.  Kurfaniten.    Xf.  2.3 


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354  (>•    Die  Erfarter  Handel. 

Mainzer  Kurfürsten  auszustellende,  die  sonstigen  Rechte  der  Stadt  sicherode 
Erklärung  zu  bewegen,  allein  die  kaiserlichen  Kommissare  wollten  eine  Ein- 
mischung  derselben   nicht  dulden,   verlangten   unbedingten  Gehorsam    ond 
bewirkten  dadurch  (Juni  1663)  einen  Ausbruch  der  Leidenschaft  des  Volkes, 
welcher  sich  zunächst  gegen  Limprecht  und  dessen  Genossen  richtete, 
durch  welchen  sich  aber  auch  der  noch  dort  anwesende  kaiserliche  Kom- 
missar y.  Schmidburg  bedroht  sah,  so  dass  derselbe  aus  der  Stadt  floh 
und   sich    zu    dem   Kurfürsten    yon    Mainz    begab.     Auf    das    Betreiben^ 
dieser   beiden  erfolgte  ein   kaiserliches  Mandat  vom  28.  Juli,   in  welchem 
der  Stadt   nur   eine   achttägige  Frist  gestellt  wurde,   um  die  kaiserlichen 
Befehle  zur  Ausführung  zu  bringen,  und,  wenn  dieses  nicht  geschehe,    die 
Kommissare    beauftragt    wurden,    die    Reichsacht    über    dieselbe    aasza- 
sprechen.    In  Erfurt  war  inzwischen  die  Aufregung  immer  höher  gestiegen, 
gegenüber  dem  Rath,  welcher  durch  Nachgiebigkeit  gegen  den  Kaiser  and 
den  Kurfürsten    von  Mainz  die  von  aussen  drohende  Gefahr  abzuwenden 
suchte,   gewann   in   der  Bürgerschaft  eine  extreme  Partei  mehr  und  mehr 
das  Uebergewicht,  welche  von  keinen  Zugeständnissen  etwas  wissen  wollte. 
Leicht  hätte  der  Kurfürst  von  Sachsen  durch  bewaffnete  Unterstützung  des 
Rathes  die  Stadt  retten  können,  allein  derselbe  begnügte  sich  damit,    den 
Kaiser  zu  ersuchen,  mit  der  Execution  gegen  die  Stadt  noch  einzuhalten. 
Inzwischen  aber  verlor  dort  der  Rath  immer  mehr  die  Autorität  und  kam 
der  Pöbel  zur  Herrschaff.    Als  Ende  September  1663  zwei  von  den  in  Miibl- 
hausen  befindlichen  kaiserlichen  Kommissaren  abgeschickte  kaiserliche  Notare 
in  Erfurt  erschienen,  nm  dort  jenes  kaiserliche  Mandat  zu  insinnieren,  erhielten 
dieselben  keine  Antwort  nud  wurden  bei  ihrer  Abreise  von  der  Menge  be- 
schimpft.   Der  Rath  suchte  darauf  durch  Zusage  des  Gehorsams  die  Kommis- 
sare zu  begütigen,  allein  diese  Hessen  sich  ^on  dem  Kurfürsten  von  Mainz 
bestimmen,  sofort  die  Achtserklärnng  zu  publicieren.    Am  8.  October  1663  er- 
schien der  Reichsherold  Jacob  Lidl  v.  Schwanenfeld  in  der  Stadt,  um 
das  Achtsdekret  zu  verkündigen,  aber  er  samt  seinen  Begleitern  wurden 
von  der  unbändigen  und  wüthendcii  Menge  betschimpft  und  gemisshandelf, 
und  nur  mit  Mühe  gelang  es  durch  das  Einßchreiten  Besonnener,  sie  vor 
noch  Schlimmerem  zu  behüten  und  ihnen  zur  Flucht  zu  verhelfen.    Daranf 
schickte  Anfang  November  der  Kurfürst  von  Mainz  eine  Trnppenabtheilnng 
gegen  Erfurt,  diese  verübte  aber  nur  in  der  Nähe  der  Stadt  einige  rohe 
Gewaltthaten  und  ergriff  vor  einem  Ansfalle  der  Bürger  die  Flucht.    In  der 
Stadt  aber  herrschte  jetzt  vollständige  Anarchie,  nach  der  Rückkehr  der  aos- 
gezogenen  Bürger  von  der  Verfolgung  der  Mainzischen  Truppen  kam    es 
dort  zu  wilden  Excessen,  der  oberste  Rathsmeistcr  Kniephof  wurde  er- 
mordet, dann  dem  seit  dem  Juni  gefangen  gehaltenen  Limprecht  der  Pro- 
cess  gemacht  und  derselbe  am  30.  November  hingerichtet. 

Diese  Excesse  boten  dem  Kurfürsten  von  Mainz  die  willkommene  Ge- 
legenheit, mit  Gewalt  gegen  die  Stadt  vorzugehen,  nm  diese  dann  seiner 
Herrschaft  vollständig  zu  unterwerfen.  Jener  erste  Misserfolg  seiner  Truppen 
hatte  gezeigt,  dass  er  einer  grösseren  Macht  bedürfe,  um  dieselbe  zu  be« 


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Einleitaog.  355 

zwingcD,  und  in  der  arosichtigsten  nnd  geschicktesten  Weise  hat  er  nun 
seine  Vorbereitongen  dazu  getroffen.  Um  zunächst  zn  verhüten,  dass  der 
Karfürst  von  Sachsen,  als  Schatzherr  der  Stadt,  sich  derselben  annehme 
und  seinen  Plänen  entgegentrete,  entsandte^)  er  an  denselben  im  October 
1663  eine  Gesandtschaft  bestehend  aas  dem  Domherrn  y.  Reiffenberg 
und  dem  Dr.  Molitor,  und  diesen  gelang  es,  den  schwachen  und  Icurzsich- 
tigen  Kurfürsten  zum  Abschluss  des  Torgauer  Vertrages  vom  20/30.  No- 
vember 1663  zu  bereden,  in  welchem  derselbe  sich  zur  Unterstützung  der 
Achtsvollstreckung  gegen  Erfurt  verpflichtete,  wogegen  ihm  zugesagt  wurde, 
dass  er  die  sächsischen  Lehndörfer  im  Erfurter  Gebiet  als  sein  Eigenthum 
behalten,  dass  ihm  mit  dem  Kurfürsten  von  Mainz  zusammen  in  der  Stadt 
gehuldigt  werden,  dass  er  mit  demselben  zusammen  die  Stadt  besetzen 
und  dass  alles  Nähere  auf  einer  persönlichen  Zusammenkunft  beider  Kur- 
fürsten festgesetzt  werden  solle.  Diese  persönliche  Begegnung  fand  zu  An- 
fang des  nächsten  Jahres  1664  in  Regensburg,  wohin  beide  Kurfürsten 
ebenso  wie  der  Kaiser  zur  Tbeilnahme  an  den  Reichstagsverhandlungen 
sich  begeben  hatten,  statt,  und  dort  gelang  es  Johann  Philipp  den  säch- 
sischen Kurfürsten  durch  die  Zusage,  dass  die  Torgauer  Yersprechuugen 
ei füllt  werden  sollten,  vollständig  zu  gewinnen  und  von  jeder  wirksamen 
Intervention  ^zu  Gunsten  der  Stadt  abzuhalten.  Ebendort  aber  wusste  er 
sich  auch  dem  Kaiser,  zu  dem  er  als  das  Haupt  der  französischen  Partei 
im  Reiche  in  den  letzten  Jahren  in  sehr  gespanntem  Verhältnis  gestanden 
hatte,  wieder  zu  nähern  und,  indem  er  auf  dem  Reichstage  und  bei  den 
Rheinischen  Alliieiien  dessen  Bemühungen  um  Unterstützung  im  Türken- 
kriege beförderte,  zu  erwirken,  dass  derselbe  ihm  gegen  Erfurt  vollständig 
freie  Hand  Hess.  Zugleich  wusste  er  die  geistlichen  katholischen  Mitglieder 
der  Rheinischen  Allianz  dazu  zu  bewegen,  ihm  die  Stellung  von  Hülfstrnppen 
zu  dem  Feldzuge  gegen  Erfurt  zuzusagen,  ebenso  von  dem  Herzoge  von 
Lotbringen  die  Ueberkssung  von  Truppen  zu  diesem  Unternehmen  zu 
erwirken,  und  endlich  bemühte  er  sich  dann  auch,  von  König  Ludwig  XIV. 
bewaffnete  Unterstützung  zu  erlangen.  Zu  diesem  Zwecke')  hatte  er  ur- 
sprunglich seinen  bisherigen  einflussreichen  Minister,  den  Freiberrn  v.  Boine* 
bürg  nach  Paris  zu  senden  beabsichtigt,  da  dieser  sich  aber  bei  dem 
französischen  Könige  zu  grosser  Annäherung  an  den  kaiserlichen  Hof  ver- 
dächtig gemacht  hatte,  so  wurde  Ende  Juni  1664  ebenjener  Freiherr  v. 
Reiffenberg  zu  demselben  geschickt,  und  diesem  gelang  es  denn  auch 
mit  leichter  Mühe,  den  französischen  König  zur  Erfüllung  der  Wünsche  des, 
Kurfürsten,  zur  Zusage  eines  Hülfscorps  von  6000  Mann  zu  bestimmen 
während  dieser  dafür  damals  Boineburg  der  Rache  Frankreichs  auf- 
opfern musste.  Im  August  1664  sammelten  sich  die  Truppen  des  Mainzer 
Kurfürsten  und  seiner  Verbündeten  theils  im  Eichsfelde,  theils  im  Würz- 
burgischen, und  Anfang  September  rückten  dieselben  gegen  Erfurt  heran. 


0  S.  Hei  big  a.  a.  0.  S.415ff. 

^  S.  Qahraaer,  Kar-Mainz  in  den  Epoche  von  1672  I.  8.550*. 

23* 


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356  6-     ^i®  Erfurter  liäudul. 

.  Der  Knrfürst  von  BraDdeoburgi)  ist  in  diese  Erfurter  Händel  erst  za 
Ende  des  Jahres  1663,  nachdem  schon  die  Achtserklärung  gegen  die  Stadt 
erfolgt  und  dieselben  damit  in  ihr  letztes  Stadium  getreten  waren ,  hinein- 
gezogen worden,  und  zwar  hat  man  sich  fast  gleichzeitig  von  drei  Selten 
aus  au  ihn  gewandt.     Der  Kurfürst  von  Mainz  hat  ihm  Anzeige  davon  ge- 
macht, dass  er  im  Begriff  sei,  die  Ezecution  getreu  die  Stadt  vorzunehmen, 
und  um  seine  Unterstützung  dabei  nachgesucht,  die  Herzoge  von  Gotha  und 
Alten  bürg  haben  ihm  die  sowohl  der  Stadt  als  auch  dem  Sächsischen  Hause 
von  Kur  mainz  drohende  Gefahr  vorgestellt  und  ihn  gebeten,  bei  dem  letzte- 
ren und  bei  dem  Kaiser  sich  zu  bemühen,  dass  die  gewaltsame  Executioii 
aufgegeben  und  die  Sache  durch  Unterhandlungen  beigelogt  werde,  und  auch 
der  Rath  von  Erfurt  hat  unter  Darlegung  der  Ungerechtigkeit  des  gegen 
die   Stadt  eingeschlagenen   Verfahrens  die  gleiche  Bitte  an  ihn  gerichtet. 
Wie  die  hier  mitgetheilten   Akten  darlegen,    hat  der  Knrfürst  von  vorne 
herein  und  nachher  foitgesetzt  in  dieser  Angelegenheit  eine  sehr  vorsichtige 
Hfilcung  eingenommen     Er  hat  aul  jene  Bitten  hin  im  November  1663  dem 
Kurfürbten  von  Mainz  Vorstellungen  gemacht  und  ihn   ;;u  fricdli(her  Bei- 
legung der  Sache  zu  bewegen  gesucht,  er  hat  dann  auf  den  Zusammen- 
künften mit  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  zu  Torgau  und  Berlin  (Decem- 
ber  1663  und  Mai  1664)  mit  diesem  auch  über  die  Erfuiter  Sache  verhan- 
delt und,  ohne  Kenntnis  von  den  geheimen   Abmachungen   desselben   mit 
Kurnininz  und  in  der  Meinung,  dass  derselbe  sich  wirklich   der  Stadt  an- 
nehmen wolle,  wenn  dieselbe  den  schuldigen  Gehorsam   leiste,  sich  bereit 
eiklärt,  mit  demselben  dabei  Hand  in  Hand  zu  gehen.    Er  hat  dann  auch 
im   August    1664,   nachdem   inzwischen    die    kriegerischen    Hüstungeu  des 
Mai  uze r  Kurfürsten  bekannt  geworden  waren  und  er  aufs  neue  sowohl  von 
der  Stadt  Erfurt  als  auch  von  dem  Herzoge  von  Gotha  gebeten  wor- 
den war,  dazwischenzutreten,  sirh  darauf  beschränkt,  bei  dem  Kurfürsten 
von  Mainz  jene  Vorstellungen  zu  wiederholen  und  seine  Vermittelung  an- 
zubieten.    Erbt  als  er  Anfang  September  aus   einem  Schreiben   des  Kur- 
fürsten von  Sachsen  ersah,  dass  derselbe  ruhig  die  Stadt  ihrem  Schicksal 
zn  überlassen  beabsichtige  und  dass  der  Kurfürst  von  Mainz  auch  gegen 
die  bisherigen  Beschützer  der  Stadt,  die  Sächsischen  Herzoge,  Drohungen 
geäussert  habe,  entschloss  er  sich  zu  nachdrücklicherem  Auftreten,  verlangte 

')  Das  Verhalten  des  Kf.  in  diesen  Erfurter  Häodelo  ist  bisher  keineswegs 
genügend  aufgeklärt  gewesen.  Pofendorf  hat  auch  diese  Angelegenheit  ganz 
übergangen,  v.  Tettau,  der  hanptaächlich  auf  den  Erfnrtvr  chronikalischen  Dar- 
stellnngen  fasst,  ist  über  diesen  Punkt  sehr  mangelhaft  unterrichtet,  Kirch- 
hoff  hat  zwar  in  den  von  ihm  hauptsächlich  benutzten  Materialien  des  Weimarer 
Archivs  darüber  manches  gefunden,  seine  Quellen  aber  sehr  flüchtig  verarbeitet, 
Droysen  (Gesch.  der  Prenss.  Politik  III,  3  S.  47  ff.)  stellt  zwar  die  damalige 
Politik  des  Kf.  in  ihrem  weiteren  Zusammenhange  in  grossen  Zügen  richtig  dar, 
doch  ist  ihm  nicht  das  gesamte  in  Berlin  vorhandene  Material,  namentlich  nicht 
die  allerdings  sehr  fragnieutorischen  Nachrichten  über  die  Verhandlungen  mit 
Reiffenberg  im  September  1664  und  nachher  im  Mars  16ii5  bekaont  gewesen. 


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BinleituDg.  357 

vom  Earfürsten  voo  Mainz,  an  den  er,  um  diese  Mahnungen  noch  ein* 
dringlicher  yorzustellen,  seinen  Schlosshanptroann  y.  Berlepsch  schickte, 
und  auch  Tom  Kaiser  Einstellung  der  Execution,  indem  er  drohte,  sonst 
nicht  nur  die  eben  zugesagten  weiteren  Hülfstrnppen  nach  Ungarn  nicht  zu 
schicken,  sondern  auch  seine  schon  dort  befindlichen  Truppen  zurückzurufen 
und  mit  Schweden  und  anderen  Kreisständen  in  engere  Verbindung  zu 
treten,  und  suchte  zugleich  durch  die  ernstlichsten  Vorstellungen  dem  Kurfürsten 
von  Sachsen  die  Augen  über  das  Verderbliche  seiner  Politik  zu  öffnen. 
Doch  gelang  es  dem  wenige  Tage  darauf  bei  ihm  anlangenden  Mainzischen 
Abgesandten,  eben  jenem  Freiherren  v.  Reiffenberg,  indem  derselbe  ihm 
theils  über  die  von  seinem  Herren  bei  dieser  Expedition  gegen  Erfurt  ver- 
folgten Absichten  die  beruhigendsten  Zusicherungen  gab ,,  andererseits  ihm 
dessen  Unterstützung  in  seinen  eigenen,  namentlich  in  der  Polnischen  An- 
gelegenheit, und  ein  Zusammengehen  desselben  mit  ihm  auf  dem  Reichs- 
tage in  Aussicht  stellte,  ihn  zu  beschwichtigen,  so  dass  er  von  seinem  Wider- 
spruche gegen  die  Ausführung  der  Execution  abstand,  an  v.  Berlepsch 
dem  entsprechende  neue  Weisungen  sandte  und  nach  Verabredung  mit 
V.  Reiffenberg  die  Erfurter  auf  das  ernstlichste  ermahnte,  sich  den  Forde- 
rnngen  des  Kurfürsten  zu  fügen  und  so  die  Anwendung  von  Gewalt  zu  ver- 
hüten, und  der  Rath  der  Stadt,  welcher  inzwischen  wieder  der  unbändigen 
Menge  Herr  geworden  war,  hat  diesen  Rathschlägen  folgend  sich  in  der 
That  bemüht,  eine  friedliche  Lösung  der  Sache  herbeizuführen  und  so  die 
Freiheiten  der  Stadt  zu  behaupten.  Freilich  musste  Kurfürst  Friedrich 
Wilhelm  bald  erkennen,  dass  auch  er  von  Reiffenberg  getäuscht  sei, 
denn  der  Kurfürst  von  Mainz  erklärte  sich  nun  nicht  mit  der  inzwischen 
erfolgten  Einführung  des  Kirchengebets  und  der  angebotenen  Genugthuung 
für  die  verübten  Excesse  zufrieden,  sondern  verlangte  als  Realassecuration 
die  Einräumung  der  Barg  und  zweier  Thore,  d.  h.  die  militärische  Be- 
setzung der  Stadt,  und  liess,  als  diese  sich  nicht  sogleich  dazu  verstehen 
wollte,  die  förmliche  Belagerung  beginnen.  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm 
hat  sich  dem  gegenüber  darauf  beschränkt,  durch  Verhandlungen  den  Kur- 
fürsten von  Mainz  zum  Aufgeben  oder  wenigstens  zur  Milderung  dieser 
Forderungen  zu  bewegen;  der  Vorschlag,  welchen  der  Rath  von  Erfurt, 
der  Herzog  von  Gotha  und  auch  sein  mit  diesen  Verhandlungen  betrauter 
Gesandter  v.  Berlepsch  ihm  machten'),  bevor  die  Einschliessung  der 
Stadt  vollendet  sei,  Truppen  in  dieselbe  zu  werfen,  hat  er  zwar  nicht  ganz 
von  der  Hand  gewiesen,  aber  doch  sich  dafür  entschieden,  nur,  wenn  die 
Zustimmung  des  Mainzer  Kurfürsten  dazu  zu  erlangen  wäre,  denselben 
auszuführen,  und  da  diese,  wie  vorauszusehen  war,  nicht  ertheilt  wurde, 


0  S.  uoteo  Berlepschs  Relationen  vom  l./ll.,  4./14.,  6./16.,  ood  17./27«  Sep- 
tember und  des  Kf.  Resiripte  vom  7./17m  12/22.  September  und  21.  September/ 
1.  October.  Irrig  behauptet  Kirchhoff  a.  a.  0.  S.  188,  der  Gedaoke,  Erfurt 
durch  brandeoburgische  Truppen  eu  besetzeo,  habe  einerseits  in  Berlin»  aoderer- 
seits  in  Gotha  und  Weimar  seinen  Ursprung  gehabt. 


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358  ^'    l^i®  Brfarter  Händel. 

hat  er  davon  Abstand  genommen  and  offen  den  Erfurtern  erklären  lassen, 
dass  sie  von  ihm  keine  weitere  Unterstütznng  zu  hoffen  hätten.  Dem  Drän- 
gen der  Sächsischen  Herzoge,  welche  noch  ganz  znletzt  (Anfang  October 
1664)  dnrrh  eine  Gesandtschaft  ihn  dazu  zu  bestimmen  suchten,  sich  der 
Stadt  thatkräftig  anzunehmen,  hat  er  nur  insoweit  Folge  geleistet,  dass  er 
sich  zur  Abschicknng  einer  neuen  Gesandtschaft  an  den  Kurfürsten  von 
Mainz  behufs  Anknüpfung  weiterer  Unterhandlungen  entschloss,  er  hat  aber 
Ton  vorne  herein  erklärt,  dass  er  davon  wenig  Erfolg  hoffe,  und  er  hat,  als 
dann  die  Kunde  kam,  dass  die  Stadt  sich  inzwischen  (16.  October)  ergeben 
habe,  die  Abschicknng  jener  Gesandtschaft  ganz  unterlassen.  Auch  nachher, 
als  infolge  der  neuen  Befestigungen,  welche  der  Kurfürst  von  Mainz  sofort 
in  der  jetzt  von  ihm  besetzten  Stadt  vornehmen  Hess,  des  längeren  Verblei- 
bens der  fremden  Truppen  desselben,  der  Veränderung  der  Stadtverfassung 
und  der  Eingriffe  in  die  von  den  Sächsischen  Herzogen  beanspruchten 
Rechte  diese  letzteren  wieder  seine  Hülfe  in  Anspruch  nahmen,  hat  er  sich 
nur  auf  gütliche  Vorstellungen  bei  dem  Kurfürsten  von  Mainz  beschränkt. 

Dass  der  Kurfürst  sich  hier  so  zurückhaltend  gezeigt  hat,  ist  nicht 
etwa  dadurch  veranlasst  worden,  dass  er  die  in  diesem  ganzen  Verfahren 
gegen  Erfurt  und  in  der  schliesslichen  Besetzung  dieser  Stadt,  einer  der 
wichtigsten  Festungen  Norddeutschlands,  durch  jenen  ganz  an  Frankreich 
geketteten  katholischen  Fürsten  liegende  Gefahr  verkannt  hätte,  im  Gegen- 
theil  er  hat  seiner  Missbillignng  und  den  auch  bei  ihm  dadurch  erweckten 
Befürchtungen  den  deutlichsten  Ausdruck  gegeben,  aber  er  hat  sich  so  vor- 
sichtig zurückgehalten,  weil  er  erkannte,  dass  er  selbst,  zumal  da  damals 
die  Hälfte  seiner  Truppen  fern  in  Ungarn  stand,  zu  schwach  sei,  der  von 
dem  Kurfürsten  von  Mainz  aufgebotenen  Truppenmacht  entgegenzutreten, 
weil  er  sich  überzeugte,  dass  auf  E ur Sachsen  garnicht  zu  rechnen  sei  und 
dass  er  auch  von  den  anderen  sächsischen  Herzogen  und  den  übrigen  pro- 
testantischen norddeutschen  Fürsten  und  von  Schweden,  so  laut  dieselben 
auch  ihren  Unwillen  über  das  Vorgehen  des  Mainzer  Kurfürsten  kund  gaben, 
keinen  wirklichen  Beistand  zu  erwarten  habe,  und  weil  er  sich  scheute, 
durch  etwaigen  Widerstand  gleichzeitig  den  Kaiser,  unter  dessen  Autorität 
der  Mainzer  Kurfürst  handelte,  und  den  König  von  Frankreich,  welcher 
demselben  seinen  Beistand  geliehen  hatte,  herauszufordern  und  so  weitere 
Unruhen  und  Gefahren  für  Norddentschland  heraufzubeschwören.  Ausserdem 
hat  ihn  noch  ein  besonderer  Umstand  mit  dazu  bestimmt,  nämlich  die  Rück- 
sicht auf  Magdeburg,  welche  Stadt  in  ähnlicher  Weise  wie  Erfurt  ihrem 
Landesherren  und  ihm  selbst,  dem  einstigen  Nachfolger  desselben,  trotzte, 
deren  Widerstand  er  schon  damals  entschlossen  war  bei  günstiger  Gelegen- 
heit ebenfalls,  wenn  nothwendig,  mit  Waffengewalt  zu  brechen  und  welcher 
er  daher  keineswegs  durch  ein  nachdrückliches  Auftreten  für  Erfurt  gegen 
den  Kurfürsten  von  Mainz  zu  einem  Präcedens  verhelfen  wollte,  auf  welches 
sie  und  ihre  etwaigen  Beschützer  sich  ihm  gegenüber  einstmals  berufen 
könnten. 

Im  Anhange  ist  ein  gedrängter  Auszug  aus  den  Akten  des  im  Februar 


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EinleituDg.  359 

1665  za  Leipzig  abgehalteneo  Obersächs i sehen  Kreistages,  welcher 
ein  Nachspiel  zu  den  Erfurter  Händeln  bildet,  mitgetheilt  worden.  Dieselben 
sind  dadurch  besonders  von  Interesse,  weil  sie  zeigen,  wie  der  brandenbnr- 
gische  Kurfürst^  da  der  Kurfürst  von  Sachsen  anch  hier  in  seiner  passiven 
Haltung  verharrt  und  alle  Massregeln,  welche  ein  nachdrücklicheres  Auf- 
treten des  Kreises  gegenüber  den  weiteren  Uebergriffen  des  Mainzer  Kur- 
fürsten ermöglichen  solleui  zn  hintertreiben  sucht,  die  führende  Rolle  über- 
nimmt und  es  durchsetzt  ^  dass  wirklich  einige  solche  Massregeln,  die  Auf- 
bringung einer  freilich  gegen  seinen  Wunsch  sehr  unbedeutenden  Kriegs- 
macht,  weitere  Verhandlungen  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  wegen 
einer  schon  im  Jahre  vorher  beabsichtigten  engeren  Verbindung  mit  dem- 
selben und  die  Forderung,  dass  bei  den  Verhandlungen  zwischen  Kur- 
mainz und  den  Sächsischen  Fürsten  die  Vermittlung  anderer  Kreis- 
stände zugelassen  werde,  beschlossen  werden. 


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Knrfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten.     D. 
St.  Martinsburg  in  unserer  Stadt  Maintz  20.  October  1663. 

[Anzeige,  dass  er  die   aber   Erfart  verhängte  Acht  za  vollstrecken  im  Begriff, 
sei.    Bitte  am  Unterstützung.] 

20.  Oct.  Kurzer  Bericht  über  den  von  der  Stadt  Erfart  ihm  und  den  kaiserlichen 

Mandaten  gegenüber  beharrlich  fortgesetzten  Ungehorsam,  über  die  Ver- 
kündigung der  vom  Kaiser  über  die  Stadt  verhängten  Reichsacht  and  die 
dabei  erfolgte  Misshandlang  des  damit  beauftragten  Reichsherolds. 

So  seind  wir  auch,  vermög  der  von  der  Rom.  Kay.  M.  uns  auf- 
getragenen Execution  zu  angeregter  Vollstreckung  des  Kayserlichen 
Reichsbanns  und  Acht,  und  weiln  bevorab  die  Burgerschafft,  wie  ge- 
meldet, in  öffentlichem  Uffstand  sich  befindet  und  sich  unsere  Dorff- 
schafften  aussznbl  andern  und  in  Brand  zu  stecken  ohne  Scheu  ver- 
lauten lassen,  im  Werck  begriffen,  dagegen  nöthige  Verordnung  zu 
thun  und  sie  von  dergleichen  Vorhaben  ab-  und  einzuhalten.  Und 
haben  weniger  nit  auch  Ew.  Ld.  hiemit  von  allen  Nachricht  geben 
und,  weiln  nunmehr  bey  diesen  Leuthen  der  schuldige  Gehorsamb  und 
Respect  gantz  und  gar  erloschen  ist,  dieselbe  hiebei  freundlich  ersuchen 
wollen,  wofern  etwan  diese  unbendige  Reichsächter  bei  deroselben  sich 
zu  beschönen  understehen  oder  sonsten  Ihro  ein  wideriger  Bericht  ein- 
langen sollte,  demselben  nit  allein  kein  Gehör  oder  Glauben  zu  ge- 
ben, sondern  auch  uns  hierin  in  krafft  der  ChurfÜrstlichen  Verein  mit 
Rath  und  That  zu  assistiren,  indem  einmahl,  wan  dergleichen  Mediat- 
stätten  und  Underthanen  sothane  —  Sedition  und  Auffstand  gegen 
ihre  Obrigkeit  ungestrafft  hingelassen  —  daraus  auch  bei  andern  leicht 
höchst  schädliche  Consequentien  erfolgen  würden  —  zumahln  wir 
auch  durch  die  vorhabende  wtirckliche  Vollstreckung  des  Banns  nit  ge- 
meint seind,  weder  der  Statt  in  ihrem  vermög  des  Friedenschlusses 
habendem  Religionsexercitio  noch  auch  dem  Haus  Sachsen  in  seinen 
der  Orten  habenden  und  hergebrachten  Particularjuribus  Eintrag  zu  thuen. 


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Anzeige  der  beabsichtigten  Executioo  gegen  Erfurt.  361 

Herzog  Ernst  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.    D.  [Frieden- 
stein] 28.  October/[7.  November]  1663. 

[Der  Stand  der  Erfurter  Sache.  Bitte  am  Vermittelang.] 
PS.')  Auch  —  müssen  Ew.  Ld.  unserer  und  unsers  gesambten  7. Nov. 
Chur-  und  Fürstlichen  Hauses  dringender  Angelegenheit  nach  wir 
wehemütbig  zu  vernehmen  geben,  welcher  gestalt  die  im  Ende  des 
an  Keys.  M.  —  copeylich  beigefügten  Schreibens')  berührte  Erfurti- 
sche Sache  nun  dermassen  gefährlich  worden,  dass  wir  ohne  sonder- 
bare göttliche  Hülfe  und  Vermittelung  hoher  wohl  aflfectionirter  Stände 
fast  nicht  sehen,  wie  ohne  grosses  Unheil  unserer  und  anderer  Sachs. 
Lande  und  Leute  das  Vorhaben,  welches  des  H.  Churfürsten  zu 
Maintz  Ld.  nun  mit  feindseliger  Angreifung  gedachter  Stadt  Er- 
furt ins  Werk  zu  richten  suchet,  abgehen  könne.  Was  unsers 
Hauses  Interesse  dabei  sei,  das  ist  am  Keys.  Hof,  wiewohl  ohne  ver- 
hofften Effect,  nun  viel  Jahr  hero  angeführet  worden.  E.  Ld.  wollen 
—  sich  aus  beiliegender  Deduction '),  die  zwar  Glimpf  halber  —  nur 
ein  und  anderen  Orts  vertraulich  communiciret  worden,  sich  vortragen 
lassen,  worauf  das  Werk  von  a.  1648  her  bis  in  den  verwichenen 
Monat  Junium  beruhet.  Seithero  nun  hat  der  Maintzische  Antrieb 
so  viel  durchgedrungen,  dass  die  Acht  wider  die  Stadt  publiciret  und 
der  Pöfel  zu  desperaten  Resolutionen  dadurch  folgends  praecipi- 
tiret  worden.  Wir  sind  wohl  versichert,  dass  E.  Ld.,  als  es  doch  die 
letztere  keys.  Capitulation^)  nicht  allein  im  Fall,  da  Stände,  son- 
dern auch  da  andere  in  diese  äusserste  Straf  der  Acht  zu  verur- 
theilen  sind,  erfordert,  umb  solches  Urtheil  keine  Wissenschaft  tragen, 
also  dessen  Valor  und  darauf  selbst  angemasste  Maintzische  Execu- 
tions-Befugniss   nicht  agnosciren   werden.     Was   auch   auf  jüngsten 

*)  Postscriptam  sa  dem  oben  Abschn.  5  S.  313  erwähnten  Schreiben  von 
demselben  Datnm,  der  Antwort  auf  des  Kf.  Circularschreiben  vom  25.  Oclober  1663. 

>)  In  demselben  (d.  Friedenstein  14./24.  Jnni  1C63),  der  Antwort  auf  ein 
Schreiben  des  Kaisers  (d.  Wien  23.  Mai  1663),  in  welchem  derselbe  die  Turken- 
gefahr  geschildert  und  am  Hülfe  gebeten  hatte,  erklärt  sich  der  Herzog  zur 
Hälfeleistnng  bereit,  räth  aber  dem  Kaiser,  durch  Zugeständnisse  an  die  Pro- 
testanten in  Ungarn  sich  deren  eifrige  Uoterstätzung  zu  verschafien  und  in  Deutsch- 
land die  kriegerische  Executiou  gegen  Erfurt  nicht  zu  gestatten. 

')  Justitia  protectionis  Sazonicae  in  civitate  Erfurtensi  sive  brevis  expositio 
iodubitati  juris,  quod  Ser.  Elector  et   Duces  Sazoniae  —  more  majorum  et  se- 
cundom  Imperii  leges  pacisque  publicae  constitutiones  merito  exercent.  A.  1663 
mense  Junio,    verfasst   von    dem    Ootbaiscbon    Kanzler   Veit  v.  Seckendorf 
(wiederabgedruckt  Diar.  Europ.  XI  Appendix,  Londorp  IX  S.  3Sff.). 

«)  Wablcapitulation  Kaiser  Leopold  I.  §28  (Londorp  VIII  S.  357.). 


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362  6.    Die  Erfurter  Händel. 

Creystag  zu  Leipzig  desfaalben  an  Key.   M.  geschrieben  worden'), 
das  wird  E.  Ld.  von  dero  Gesandtschaft  wohl  der  Gebühr  nach  sein 
referiret  worden.    Inzwischen  hat  es  das  Ansehen,  es  werde  zu  unwie- 
derbringlichen Schaden  unsers  Hauses  die  mitten  in  unsern  —  Landen 
gelegene  und  unserni  Hause  in   so  viel  Wege  verbundene  Stadt  in 
Maintzische  Hände  und  Superioritat  fallen,  also  ihre  zimblichermassen 
hergebrachte  Freiheit,  sonderlich  was  das  jus  armorum  betrifft,  ver- 
lieren und  dannenhero  unserm  Hause,  ja  dem  ganzen  Ober-Sächsiscben 
Greis  ein  immerwährendes  Präjudiz  zumal  in  Kriegszeiten  entstehen  — . 
Ew.  Ld.  —  wollen  ihres  hohen  Ortes  sich  zu  unsers  Hauses  und 
der  gemeinen  Wohlfahrt  und  Ruhe  Aufnehmen  und  Beförderung  ge- 
fallen lassen,  dero  Gesandtschaft  zu  Regensburg  furdersamst  zu  in- 
struiren,  dass  sie  diese  wichtige  Sache  —  in  bessere  Wege  richten 
helfe.     Wir  sind  nebst  unsern  Herren  Vettern  erbötig,  was  nur  zu 
billiger  Vergnügung  des  H.  ChurfQrsten  zuMaintz  Ld.  immer  dienen 
kann,  aufrichtig  zu  befördern,  allermassen  wir  dann,  ohngeachtet  S. 
Ld.  auf  unsere  und  unserer  HH.  Vettern  bisshero  an  Sie  abgelassene 
Schreiben  nicht  einst  mit  einer  Antwort  sich  vernehmen  lassen,  dennoch 
uns  überwunden,  deroselben  solche  freundliche  Anerbietung ')  zu  thun 
—  darauf  Sie  —  Ihres  Stifts  jura  und  Sicherheit  viel  beständiger  als 
auf  die  itzo  in  Sinn  gefasste  Opportunitäten  —  bauen  könnten.  —  *) 


Der  Rath  zu  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D. 
2./[12].  November  1663. 

[AuseinaDdersetzuDg  der  Sachlage.    Bitte  am  Verwenduog  beim  Kaiser  und  beim 

Reichstage.] 
12.  Nov.  Dank  dafür,  dass  Ef.  anf  dem  jüngsten  Kreistage  zu  Leipzig*)  sich 

nebst  den  anderen  Kreisständen  der  Stadt  angenommen  bat.    Da  sie  fürcbteo, 

1)  S.  oben  Abschn.  4,  Aobang  S.  261. 

^  In  dem  abschriftlich  beigelegten  Schreiben  an  K.Mainz  (d.  Friedeostein 
21./31.  October  1663)  stellt  der  Herzog  demselben  die  Uebelstande  und  Gefahren 
vor,  welche  ein  gewaltsames  Vorgehen  gegen  Erfurt  verursachen  wurde,  und  for- 
dert ihn  auf,  sich  zunächst  auf  einer  Conferenz  mit  dem  Hause  Sachsen  über 
sein  Vorhaben  zu  benehmen.  Ueber  die  früheren  Verhandlungen  desselben  mit 
K.Mainz  s.  Kirchhoff,  Die  Besitzergreifung  Erfurts  durch  Karmainz  (Zeilachr. 
für  Preussische  Geschichte  und  Landeskunde  Jahrg.  VIII  1871)  S.  108  ff. 

*)  Auch  HerzogFriedrich  Wilhelm  von  Sachsen-Altenburg  wendet  sich 
in  einem  Schreiben  (d.  Altenhurg  3./ 13.  November  1663)  an  den  Kf.  mit  der 
Bitte,  bei  dem  Kaiser  und  K.Mainz  dahin  zu  wirken,  dass  letzterer  sich  aller 
Thätlichkeiten  und  der  unrechtmässigen  Execution  enthalte  und  es  zu  gütlicher 
Unterhandlung  kommen  lasse. 

*)  8.  oben  Abschn.  4,  Anhang  S.  258  ff. 


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VerweDduDgegesache  ao  den  Kf.  363 

dass  ihre  Feinde  K. Main 2  heftig  aaliegen  werden,  bei  dem  Kaiser  und  dem 
kurfürbtlicheo  CoUegio  die  Sache  so  durchzutreiben,  dass  die  Execution  doch 
fortgesetzt  werde,  so  wollen  sie  kurz  vortragen,  was  bisher  sowohl  in  meritis 
als  circa  processnm  in  dieser  Sache  vorgegangen.  Auseinandersetzung 
der  Vorgänge  von  dem  Erscheinen  der  ersten  kaiserlichen  Kommission  im 
Jahre  1650  an  bis  zu  der  Publicierung  der  Reichsacht  durch  den  kaiser- 
lichen Herold,  welcher  bei  dieser  Gelegenheit  allerdings  von  einzelnen  be- 
schimpft, aber  doch  mit  Glimpf  entlassen  worden  sei. 

Sie  haben  jetzt  zu  ihrer  Betrübnis  hören  müssen,  dass  K.Mainz  die 
Execntion  der  Acht  übernehmen  und  dazu  seine  eigenen  und  seiner  Alliierten 
Mittel  anwenden  wolle.  Sie  stellen  dem  Kf.  die  Ungerechtigkeit  des  ganzen 
Verfahrens  vor,  bezeugen,  dass  sie  nach  Möglichkeit  sich  gefugt  und  nach- 
gegeben haben,  hoffen,  dass  K.Sachsen  sowohl  als  Kreisober.'ster  als  auch 
als  Schutzherr  nebst  dem  Fürstl.  Hause  den  Einbruch  jener  Völker  nicht 
gestatten  werde,  bitten  aber  auch  Kf.,  sich  ihrer  beim  Kaiser  und  K.Sachsen 
und  auf  dem  Reichstage  anzunehmen,  damit  die  Execntion,  wo  nicht  gar 
abgethan,  wenigstens  einstweilen  suspendiert  wefde*). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D, 
Cöln  15./[25.]  November  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  20.  October.    Rath,  die  Bzecution  gegen  Erfurt  vorläufig 

zu  unterlassen.] 

—  Wie  wir  nun  —  ganz  uDgern  vernehmen,  dass  E.  Ld.  von  25.  Nov. 
dieser  Stadt  dergleichen  Widersetzlichkeit  und  Ungehorsam  erwiesen, 
auch  keineswegs  zweifeln,  E.  Ld.  werden  an  Ihrer  Seiten  nichts  ha- 
ben ermangeln  lassen,  was  zu  gütlicher  Hinlegung  aller  dieser  Irrun- 
gen und  Streitigkeiten  erspriesslich  sein  könne,  also  können  wir  E. 
Ld.  auch  nicht  verdenken,  dass  dieselbe  auf  naehtrückliche  und  in 
den  Reichsconstitutionibus  fundirte  Weise  und  Wege  Dero  Respect 
und  jura  zu  mainteniren  und  die  Widerspenstigen  zur  Raison  zu  brin- 
gen beflissen  sein.  Wir  erkennen  uns  nicht  allein  vermög  Churfttrst- 
lieher  Verein  schuldig,  sondern  sein  auch  von  uns  selbsten  ganz  ge- 
neigt, £.  Ld.  in  dieser  Dero  Angelegenheit  mit  Rath  und  That  zu 
assistiren.    Stellen  aber  E.  Ld.  hocherleuchtetem  Nachsinnen  anheimb, 

0  Beigelegt  ist  eine  AbBchrift  des  ParitioosJoatrameDtes  (d.  24.  September 
1663)  nud  die  Druckschrift:  , Gründliche  Deduction  und  warbafifter  Bericht,  dass 
die  Stadt  Erfurt  in  puocto  dess  von  Ihrer  Chorfarsll.  Ooadeo  zu  Mayotz  bey 
derselben  gesnohten  Kirchen-Gebets  und  soosten  keine  stroflfbare  Widersetzlich- 
keit oder  Ungebähr,  wie  ihr  solche  aogüilich  beygemessen  werden  will,  verübet 
etc."  1B63  (wiederabgedruckt  Di  ar.  Earop   XI  Appendix,  Londorp  IX  S.  öflT.). 


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364  <>.    Die  Erfurter  Händel. 

ob  nicht  diesem  Werk  bei  den  jetzigen  böebstgefährlichen  Conjuncturen 
und  da  unser  geliebtes  Vaterland  vom  Erbfeind  des  Christlichen  Na- 
mens in  so  augenscheinlicher  grossen  Gefahr  begriffen,  lieber  noch  auf 
einige  Zeit  ein  Anstand  zu  geben,  als  zu  vYttrcklicber  Execution  der 
publicirten  Acfatserklärnng,  welche  ohne  überaus  grosse  Zerrüttung  und 
Ohngelegenheit  des  Obersächsischen  Greises  und  aller  dazu  gehörigen 
Stände,  ja  des  ganzen  Komischen  Reichs  nicht  werkstellig  gemacht  wer- 
den kann,  noch  zur  Zeit  zu  schreiten,  wozu  dann  —  E.  Ld.  desto  mehr 
geneigt  sein  werden,  weil  Sie  dadurch  Ihren  jnribus  nicht  allein  nichts 
präjudiciren  oder  vergeben,  sondern  auch  das  —  Haus  Sachsen  sich 
dieser  Sache  sowohl  ratione  neben  £.  Ld.  in  der  Stadt  Erfurt  haben- 
den Gerechtigkeiten,  als  auch,  weil  solche  mitten  in  Dero  Landen  ge- 
legen, sehr  annimbt,  der  Magistrat  auch  und  viele  verständige  Leute 
an  denen  bisherigen  ungehorsamen  und  halsstarrigen  Proceduren  dem 
Verlaut  nach  nicht  schuldig,  sondern  daran  ein  Missfallen  tragen,  der 
unbändige  Pöbel  aber  jedesmal  in  gebührendem  Zwang  nicht  gehalten 
werden  kann,  wie  solches  die  gegen  den  Magistrat  selbst  verübte 
harte  Proceduren*)  genugsamb  darthun.  Wir  haben  demnach  nicht 
unterlassen  wollen,  E.  Ld.  dieses  —  furzustellen,  und  zweifeln  nicht, 
Dieselbe  werden,  so  viel  es  immer  möglich,  alle  hochschädliche  Extre- 
mitäten und  innerliche  Trennungen  in  unserm  Vaterlande  bei  diesen 
Leuften  verhüten,  hingegen  aber  das  hochnötige  Defensionswerk  und 
die  l.  Key.  M.  versprochene  Hülfe  —  auch  ferner  befordern  zu 
helfen  geneigt  sein'). 


^)  S.  V.  Tettau,  Die  Reduktion  voo  Erfurt  uud  die  ihr  yorausgegangeoeo 
Wirren  1647—1665  (Jahrbücher  der  K.  Akademie  gemeiooütziger  WisseDschafteo 
zu  Erfurt.  Neue  Folge,  Heft  III)  S.  115 ff.,  Heibig,  Johaon  Philipp  voo  Mainz 
und  Jobann  Georg  II.  von  Sachsen  während  der  Erfurter  Wirren  1650—1667 
^Archiv  fär  die  Sächsische  Geschichte  III.)  S.  405 ff. 

>)  Nachdem  K.Mainz  (d.  Schloss  Marienberg  ob  Wurzburg  16.  November 
1663)  dem  Kf.  den  gedruckt  erschienenen  Bericht  der  kaiserlichen  Kommissarien 
und  des  Reichsherolds  über  die  ihnen  in  Erfurt  zugefügten  Real-  und  Verbal- 
injurien (s.  Dlar.  Europ.  X  S.  955ff.,  929ff.  Londorp  VIII  S.  936  ff.)  zuge- 
sandt und  erklärt  hat,  er  müsse  darauf  bedacht  sein,  wie  solche  Leute  von  dem 
angedrohten  Ueberfalle  seiner  angrenzenden  Lande  ab-  und  zum  schuldigen  Ge- 
horsam angehalten  werden  mochten,  erwidert  derselbe  (d.  Cöln  2./ 12.  December 
li)63)  in  ganz  ähnlicher  Weise,  er  könne  es  ihm  nicht  verdenken,  dass  er  seinen 
Respect  und  seine  Rechte  durch  nachdrückliche  Mittel  zu  wahren  beabsichtige, 
bittet  ihn  aber  mit  Rücksicht  auf  die  drohenden  Conjuncturen  die  Sache  noch 
etwas  in  suspenso  zu  lassen. 


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VerwendQDg  dea  Kf.  bei  K.Maids  für  Erfurt.  365 

Der  KnrfUrst  an  die  Herzoge  Ernst  und  Friedrich  Wilhelm 
von  Sachsen.     D.  Cöln  15./[25.]  November  1663. 

[aof  die  Schreiben  vom  28.  October/[7.  November]  und  3./[13.]  November. 
Mittbcilnng  der  K. Mains  gemachten  Vorstellungen.] 

Er  lässt  dahin  gestellt,  was  K.Maioz  für  Ursache  and  Fondaroent  zo  25.  Nov. 
seinen  bisherigen  Procedaren  gegen  Erfurt  habe  ond  wie  weit  das  Haus 
Sachsen  ratione  seiner  joriam  bei  der  Sache  interessiert  sei,  er  hält  aber 
Qoter  den  jetzigen  Gonjanctnren  die  Ezecution  der  Acht  nnd  die  derselben 
nothwendig  anklebenden  Extremitäten  für  so  bedenklich,  dass  er  R.Mains 
bewegliche  Vorsteiiangen  gemacht  nnd  gebeten  hat,  dem  Werk  zum  wenig- 
sten einigen  Anstand  zn  geben. 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten, 
D.  Marienberg  ob  Würzburg  12.  December  1663. 

[auf  das  Schreibon  vom  1Ö./25.  Nov.    Die  Ausführung  der  Acht  gegen  Erfurt  kann 
zn  keinen  weiteren  Gefahren  Anlass  geben.    Erfurt  wird  vom  Hause  Sachsen 

aufgestachelt.] 

Die  Aus(iihriii  g  der  Acht  gegen  seine  ungehorsamen  Unterthanen  in  12.  Dec. 
Erfnrt  wird  weder  die  Türkenbülfe  verhindern  noch  sonst  zo  Weiterungen 
Anlass  geben,  am  wenigsten  im  Übersäe hsis eben  Kreise,  da  Erfurt  als 
eine  zu  K.Mainz  gehörige  Stadt  zum  Rheinischen  Kreise  gehöit  Die 
Erfurter,  welche  jetzt  gegen  alle  Bürger  und  Rathsherren,  die  Devotion 
gegen  den  Kaiser  zeigen,  mit  Absetzung,  Gefängnis  und  Todesstrafe  vor- 
gehen,  werden  von  Nacbbaren,  sonderlich  von  dem  Hause  Sachsen  und 
dessen  unrohigen  Ministris,  im  Ungehorsam  bestäikt,  von  ihnen  werden 
Schmähschriften  und  ^Scarteken^  gegen  ihn  verbreitet  *)  und  die  Schutzgc- 
rechtigkeit  Sachsens  zum  Vorwande  genommen,  obgleich  in  dem  zwischen 
der  Stadt  und  demselben  über  den  Schutz  abgeschlossenen  Vertrage  K.Mainz 
ausgeschlossen  ist.  Er  versichert,  dass  die  Völker,  welche  die  Acht  aus- 
führen sollen,  niemand  ausser  denen,  welche  sich  selbst  der  Acht  theilhaft 
machen  würden,  verletzen  würden^. 


0  Beigelegt  ist  die  Schrift:  Assertio  juris  Moguntini  contra  aflfectatam  Ju- 
stitiam  Protectionis  Sazonicae  in  civitate  Erfurtensi.  Moguntini  a.  1663  m.  Octobri 
(wiederabgedruckt  Di ar.  Euro p.  XI  Appondiz,  Londorp  IX  S.  63ff.).  Von  säch- 
sischer Seite  wurde  darauf  veröffentlicht:  Repetita  et  necessaria  defensio  Justae 
protectionis  Sazonicae  etc.  1664  (Diar.  Europ.  XI  a.  a.  0.  Londorp  IX, 
S.  110  ff). 

^  Durch  ein  Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhalts  (d.  Regensburg  10.  Januar 
1664)  beantwortet  K.Mainz  dasjenige  des  Kf.  vom  12.  December  1663. 


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366  6.    Die  Erfurter  Handel. 

Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.  D.  1 1./[21.]  März  1664. 

[Bitte  om  fernere  Unterstützung.] 

21. März.  Die  Stadt  bat  die  erfreuliche  Nachricht  erhalten,  dass  anf  das  GeBach 
vom  ^.November  1663  Kf.  nicht  allein  an  E.Mainz  verschiedene  beweg- 
liche Schreiben  hat  abgehen  lassen,  sondern  auch  seine  Gesandten  in 
Regensbaig  znr  Vermittelang  eines  gütlichen  Vergleichs  instrniert  hat^- 
Die  Stadt  dankt  dafür  and  bittet  ihn,  auch  fernerhin  dazn  zo  cooperieren, 
dass  der  Kaiser  den  erbetenen  saWns  condnctos')  bewillige  and  K.Mainz 
zu  einem  gütlichen  Vergleiche  bewogen  werde,  in  welchem  der  Stadt  ihre 
Freiheiten  and  Rechte  gelassen  würden. 


Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.  D.  14./[24].  April  1664 

[Er  ist  znr  Einführung  des  Rirchengebetes  bereit,  bittet  um  weitere  Unterstützung 
auf  denD  Reichstage  und  Schutz  gegen  etwaige  Gewaltmassregeln.] 

24.  April.  Die  Stadt  ist  sehr  bestürzt  darüber,  dass  trotz  der  Verwendung  des 
Kf.,  anderer  hoher  Potentaten  und  ganzer  Kreise  sie  doch  weder  Aufhebung 
der  Acht  noch  freies  Geleit  erlangt  hat;  sie  ist  aber  dadurch  wieder  ziem- 
lich getröstet  und  erfreut,  dass  gleichwohl  die  evangelischen  Fürsten  und 
Stände  durch  ihre  Botschafter  auf  dem  Reichstage  die  Sache  in  die  Hand 
nehmen')  und  Willfährigkeit  zur  Assistenz  verspüren  lassen^  wie  der  Stadt 
durch  ein  Schreiben  jener  Gesandten^)  und  durch  den  zu  ihnen  geschickten 
k.sächsischen  Commissarius^)  versichert  worden.  Da  aber  beides  eine  ernst- 
liche Ermahnung  zur  Parition  in  puncto  precum  in  sich  gehalten  mit  Ver- 
tröstung, dass  die  Stadt  sodann  über  die  anderen  Punkte  sattsam  gehört 
and  ihr  treulich  assistiert  werden  solle,  so  wollen  sie  dabei  so  viel  ihnen 


1)  Rf.  hat  bisher  nur  in  dem  Rescript  vom  1.  December  1663  an  die  Ge- 
sandten in  Regensburg  (s.  oben  Absohn.  4,  S.  208)  der  Erfhrter  Angelegenheit 
gedacht. 

*)  Zu  Anfang  des  Jahres  1664  war  es  dem  neuen  Rathe  von  Erfurt  unter 
Leitung  des  energischen  Rathsmeisters  G.  H.  Ludolf  gelungen,  der  inneren 
Unruhen  Herr  zu  werden  und  den  Pöbel  zum  Gehorsam  zu  bringen.  Der  Rath 
hatte  darauf  den  Kaiser  um  einen  Oeleitsbrief  für  Abgeordnete  der  Stadt  nnd 
um  Aufhebung  der  Acht  gebeten,  zugleich  aber  sich  auch  an  die  Schwedische 
Regierung  (d.  12./22.  Januar  1664,  Londorp  IX  8.221)  und  dann  auch  an  die 
zu  Regeusburg  versammelten  Reichsstände  (d.  8./18.  März  1664,  Londorp  IX 
S.  217)  gewendet  und  um  deren  Vermittelong  beim  Kaiser  und  bei  K.Mainz  nach- 
gesucht.   S.  V.  Tettau  S.  184f.    Heibig  8.419. 

^  S.  die  Relation  der  Gesandten  ans  Regensburg  vom  18.  April  1664  (S.28H). 

*)  d.  RogenPburif  28.  März  16«4  (Londorp  IX  S.  219). 

^)  Menius,  Geheimer  Rath  des  Herzogs  Moritz  von  Zeitz,  über  dessen 
Sendung  nach  Erfurt  (üec«mber  1663  und  Anfang  1664)  s.  Heibig  S.  417. 


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Erfurt  sacht  die  Yerwendang  des  Ef.  367 

nor  immer  möglich  thnn,  sie  hoffen,  es  werde  die  Gemeinde  die  Umstände 
in  solche  Consideration  ziehen,  dass  es  zu  weiteren  Extremitäten  nicht 
aasschlagen  dürfte.    Sie  bitten  Kf.,  sich  ihrer  weiter  anzunehmen  *). 


Otto  Wilhelm  v.  Berlepsch^)  an  den  Rathsherren  Ludoif  in 
Erfurt.     D.  Berlin  27.  April  /  [7.  Mai]  1664. 

[Kf.  will  sich  der  Stadt  aDoehroen,  hat  mit  R.Sachsen  darüber  Terhandeit»  doch 
mass  man  zonächst  Gewissheit  haben,  ob  die  Paritioo  wirklich  geschehen.] 

Nachdem  S.  Chf.  D.  zu  Brandenburg,  meinem  gnädigsten  Churf.  7.  Mai. 
und  Herrn,  ich  das  von  dem  fiatb  mir  jüngsten  zugesendetes  Schreiben 
—  überreichet,  haben  sie  gnädigst  und  wohl  aufgenommen,  dass  ge- 
meine Stadt  bei  dero  jetzigen  unglückseligen  Zustande  auch  bei  dero- 
selben  Zuflucht  suchen  wolle,  und  wie  Sie  dieselben  aus  der  vor  Augen 
schwebenden  Gefahr  gern  gerettet  sehen  möchten,  auch  desshalber 
dero  zu  Regensburg  anwesenden  Gesandten  albereit  instruiret,  mit 
allen  Kräften  dahin  zu  cooperiren,  ob  die  Acht  suspendirt  und  ein 
salvus  conductus  zu  erlangen,  also  haben  sie  auch  bei  jetziger  An- 
wesenheit der  Churf.  D.  zu  Sachsen*)  sowohl  mit  Deroselben  als 
Dero  beihabenden  ministris  fleissig  überlegen  lassen,  auf  was  Massen 
die  Stadt  wiederumb  in  voriger  Beruhigung  gesetzt  und  hierzu  etwa 
ein  sicheres  und  zureichendes  Expcdienz  erfunden  werden  könnte. 
Weiln  nun  Eingangs  gedachtes  Schreiben  die  Parition,  darauf  Keys. 
M.  so  feste  bestehen,  zwar  vertröstet,  des  H.  Maenii^)  Relation  aber 
höchstged.  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  bis  dato  noch  nicht  erstattet  und 
man  also  keinen  gewissen  Grund  haben  können,  ob  sothane  Parition 
geschehen  oder  nicht,  auch  vielmehr  das  letztere  und  dass  der  Pöbel 
sich  hierzu  noch  garnicht  wollen  disponiren  lassen,  aus  anderweitig 
einkommender  Nachricht  verlauten  wilP),  so  hat  derhalben,  bis  zu 


0  S.  das  Bescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  io  RegensborK  vom  26.  April/ 
6.  Mai  (S.  23$. 

^  Oberst  and  Schlosshauptmano  zo  Berlin,  s.  oben  Abschn.  2  S.  73. 

')  S.  oben  Abschn.  4  Anhang  S.  271  ff. 

^  S.  8.  866  und  Abschn.  4.  Anhang  S.  274. 

^)  Brst  am  19.  Mai  1664  worde  in  Erfurt  das  Kirchengebet  für  K.Maioz  nach 
der  Formel  von  1660»  nachdem  zuvor  am  5.  Mai  die  evangelische  Geistlichkeit 
der  Stadt  allerdings  noter  manchen  Vorbehalten  ihre  Zustimmung  dazu  kundge- 
geben hatte,  von  den  Kanzeln  verlesen,  doch  gab  sich  bei  dem  niederen  Volke 
noch  immer  grosse  Unzufriedenheit  darüber  kund,  s.  Diar.  Kurop.  X(  S.  379 
?.  Tettan  8.  179. 


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368  6.    Die  Erfurter  Händel. 

eingelangter  Gewissheit,  die  Sache  ausgesetzet  werden  müssen  und 
vor  diesesnaal  nichts  gründlichers  resolviret  werden  können.  Ihre 
Chf.  D.  zu  Sachsen  reisen  heute  von  hier  wieder  ab  und  habe  ich 
dies  in  antecessum  vertraulich  benachrichtigen  wollen.  — 


Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt 
l./[ll.]  August  1664. 

[Ihre  Sache  soll  nicht  vor   den  ßeichshofralh  gebracht,  sondern  dnrch    Kaiser- 
liche Kommissare  auf  dem  Reichstage  beigelegt  werden.) 

11.  Aug.  Dank  für  die  Verwendung  der  obersächsiscben  Kreisstände  in  ihrer 

Sache  beim  Kaiser  i),  doch  sind  sie  sehr  betrübt^  dass  die  verschiedenen 
Intercessionen  und  auch  die  Bemühungen  der  gesamten  evangelischen 
Stände  zn  Regensburg')  noch  keine  Wirkung  gehabt,  so  dass  wegen 
mangelnder  Resolution  sie  in  ihrem  Elend  gleichsam  verschmachten  und 
dnrch  Abgang  alles  Handels  und  Wandels  vergeben  müsseu,  zumal  da  sie 
erfahren,  ein  Theil  der  evangelischen  Stände  solle  der  Meinung  sein,  als 
müsste  ihre  Sache  vor  dem  Reichshofrath  ausgemacht  werden.  Sie  bitten 
daher  Kf.,  mit  seinen  Mitständen  darauf  bedacht  zu  sein,  dass  durch  kaiser- 
liche Kommission  uninteressierter  Fürsten  und  Stände  die  Sache  auf  dem 
Reichstage  vorgenommen  und  durch  gütliche  Vermittelnng  oder  derselben 
Ausspruch  erörtert,  auch  die  dissentierenden  evangelischen  Stände  zur  Con- 
formität  gebracht,  mittlerzeit  aber  nnd  ehe  solches  geschieht  ihnen  kräf- 
tige Versicherung  wiederfahre,  dass  sie  vor  anderweitigem  Verhör  mit  keiner 
Execution  belegt  werden  sollen  ^). 


Der  Kurftirst  an  den  Rath  von  Erfurt.     D.  Cöln 
8./ 18.  August  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  1. /[!!.]  Aagust.    Zusage  seiner  Vermittelong.) 

18.  Aug.  —  Gleich  wie  wir  nun  gn.  gern  vernehmen,  dass  Ihr  demjenigen, 
was  an  selten  Chur  Mainz  in  puncto  des  Kirchengebetes  von  Euch 
erfordert  worden,  ein  Gnüge  gethan  und  deswegen  gebührende  Pari- 
tion  geleistet,  also  wollen  wir  nicht  unterlassen  uns  dahin  zu  bemühen. 


>)  S.  oben  Abschn.  4  Anhang  S.  279  f. 
^  S.  oben  Abschn.  4  S.  237. 

^  S.  über  die  gleichzeitigen  Bemühungen  Erfurts  bei  den  Gesandten  des 
Kf.  in  Regentbnrg  deren  Relation  vom  8.  August  1064  (oben  Abschn.  4  S.  244). 


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Gesaehe  am  Vermittelang  des  Ef.  369 

dass  Ihr  mit  Ch urMainz  Ld.  wieder  ausgesuhnet  und  also  a  banno 
liberiret  und  dermaleinst  wieder  in  mhigen  Stand  gesetzet  werden 
möget').  — 


Herzog  Ernst  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D.  Frieden- 
'      stein  18. /[28.]  August  1664. 

[Aafforderaog  an  Kf.,  sich  zar  Vermittelong  in  der  Erfarter  Sache  ea  erbieten.] 

Angesichts  der  jetzt  in  Mainz  gehaltenen  bedenklichen  Deliberationen  28.  Aag. 
ond  Präparationen  hält  er  es  für  dringend  nothwendig,  dass  neben  Rela- 
xation der  Acht  das  Interesse  des  Gesamthaases  Sachsen  vermöge  des 
Ton  dem  Kaiser  confirmierten  Erbschntzyertrages  and  anderer  mit  der  Stadt 
abgeschlossenen  Concordate  von  einer  Commission  aninteressierter  Fürsten 
des  Reiches  vorgenommen  and  in  zuverlässigeren  Stand  gebracht,  zugleich 
die  Differenzen  zwischen  Karmainz  and  der  Stadt  geschlichtet  werden. 
Sollte  aber  eine  solche  Commission  nicht  za  erlangen  sein,  fragt  er  an, 
ob  nicht  Kf.  allen  Theilen  zum  besten,  mit  Zuziehung  anderer  Fürsten  sich 
za  einer  freiwilligen  Interposition,  der  sich  K.Mainz  hoffentlich  nicht  ent- 
ziehen werde,  entschliessen  wollte. 


Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.    D.  Erfurt 
19./ [29.]  August  1664. 

[Drohende  Bxekutioo.    Bitte  am  Verwendang  bei  Karmaioz.) 

Lothringische  Truppen  sollen  nebst  etlichen  tausend  Mann  kurmain-  29.  Aag. 
zischen  Landvolks  wider  ihre  Stadt  gebraucht  werden.  Sie  haben  sich  auf 
das  äusserste  bemüht,  den  Kurfürsten  zur  Versöhnung  zu  bewegen,  aber 
vergebens,  derselbe  hat  die  Schreiben  der  Stadt  nicht  angenommen,  dessen 
Ministri  haben  ihnen  nicht  geantwortet,  ja  durch  dessen  Oesandten  in  Re- 
gensburg ist  dem  Sächsischen  Agenten,  der  ihre  Stadt  geraume  Zeit  pa- 
trocinierte,  verwiesen  worden,  dass  er  sich  von  der  Stadt  gebrauchen  lasse. 
Kf.  möge  deshalb  nebst  K.Sachsen,  den  die  Stadt  gleichfalls  angerufen 
hat,  sich  derselben  annehmen  und  sich  bemühen,  dass  die  Exekution  ver- 
hütet und  die  kurmainzischen  Prätensionen  auf  andere  Art  componiert 
würden. 


0  S.  das  Bescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  in  Regeosburg  S.  247. 

Mater,  s.  QMCh.  d.  O.  KorfTirateD.    XI.  24 


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370  ß-    ^i®  Erfurter  Händel. 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Erfart  23.  August  / 
2.  September  1664. 

[Creditiy  für  den  Bathsherrn  Lodolf.] 

2.  Sept.  Die  Gefahr  nähert  sich  dermassen,  dass  sie,  am  Kf.  ihretwegen  anzu- 

flehen, den  Ueberbringer,  ihren  Rathsfrennd  Georg  Heinrich  Lndol- 
f e  n  ^)  an  ihn  abgeschickt  haben ,  Kf.  möge  denselben  hören  und  mit  ge- 
wieriger  Resolntion  versehen  lassen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
24.  August/ [3.  September]  1664, 

[Abmahnung  von  kriegerischeD  Massregelo  gegen  Erfart.    Anerbieten  seiner 

Vermittelang.] 

3.  Sept.  Kf.  hat  gehofft,  dass  K.Mainz  seinen  Vorstellnngen  Gehör  geben  nnd 

sich  aller  Tbätlichkeiten  gegen  Erfart  enthalten  werde. 

—  Also  haben  wir  hingegen  mit  Betrttbniss  von  yerschiedenen 
Orten  die  Nachricht  erlanget,  dass  Ew.  Ld.  nunmehr  andere  Resolu- 
tion ergriffen  und  entschlossen  sein  sollen,  die  Stadt  vermittelst  fremb- 
der  und  auswertiger  Hülfe  anzugreifen  und  zu  occupiren.  —  Ew.  Ld. 
werden  uns  nicht  verdenken,  dass  wir  dieser  Sachen  halber  mit  un- 
serer wohlgemeinten  Erinnerung  bei  deroselben  abermahl  einkommen, 
Ew.  Ld.  freund-  und  brüderlich  ersuchend,  Sie  wollen  von  dergleichen 
Fürnehmen  —  abstehen  und  sich  bierunter  anders  begreiffen,  auch  ihre 
gefallen  lassen,  dass  die  noch  übrige  Missverstände  zwischen  Ew.  Ld. 
und  der  Stadt  entweder  durch  eine  Reichscommission  untersuchet  und 
der  Billigkeit  nach  erörtert  —  oder,  dafern  zu  dergleichen  Reichs- 
commission so  bald  nicht  zu  gelangen  und  Ew.  Ld.  dieselbe  nicht 
anständig  sein  möchte,  solchenfalls  anderer  uninteressirter  Chur-  und 
Fürsten  gütliche  Interposition,  worunter  wir  dan  auch  aus  guter 
Wohlmeinung  die  unsere  freundbrüderlich  offeriret  haben  wollen,  in 
diesem  Negotio  zu  belieben.  —  Sollten  nun  Ew.  Ld.  anitzo  gegen  die 
Stadt  Erfurt,  zumahl  dieselbe  schuldige  Parition  geleistet,  mit  der- 
gleichen Extremitäten  verfahren  und  dadurch  so  grosse  unvermeid- 
liche Weiterungen  und  Gefahr  im  Reich  verursachen,  könnten  dieselbe 
leicht  ermessen,  wie  hoch  dasselbe  die  gesambte  Stände  des  Reichs 
betrüben  würde.  — 


*)  S.  oben  S.  366  f. 


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VerwendaDg  des  Kf.  für  Erfurt.  371 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  24.  August  /  [3.  Sep- 
tember] 1664. 

[Bitte  um  Aufhebaog  der  Acht  gegen  Erfurt  und  Verhatung  des  Herbeisiehece 

fremder  Truppen.] 

Mittheilang  seiner  dem  Karfürsten  von  Mainz  gemachten  Anerbietun-  3.  Sept. 
gen  wegen  gütlicher  Beilegung  der  Erfurter  Händel. 

Also  stelle  Ew.  E.  M.  ich  —  zu  bedenken  anheim,  ob  dieselbe 
bei  so  gestalten  Sachen  und  da  die  Stadt  gegen  GhurMayntz  Ld. 
schuldige  Parition  und  Submission  erwiesen  —  geruhen  wollen,  zu 
besserer  Erreichung  des  intendirten  Zweckes  die  —  Achtserklärung 
nunmehr  aufzuheben,  auch  ChurMayntz  von  ferneren  Extremitäten 
gegen  die  Stadt,  insonderheit  von  Einführung  frembder  und  auslän- 
discher EriegSYÖlker  in  den  Greis  abzumahnen,  nicht  zwar  zu  dem 
Ende,  dass  I.  Ld.  das  geringste  von  ihrem  Eespect  und  Gerechtigkeit 
entzogen  werden  sollte,  welches  ich  yielmehr  nach  Vermögen  verhüten 
und,  soviel  an  mir  ist,  dieselbe  und  dero  Erzstift  bei  ihren  zustehenden 
juribus  mainteniren  helfen  werde.  Ew.  Keys.  M.  werden  aber  —  die 
Wichtigkeit  dieses  Werkes  erwägen  und  zu  Verhütung  allerhand 
Weiterungen  alle  keyserliche  Vorsorge  auch  ohne  mein  gehorsambstes 
Erinnern  tragen,  insonderheit  aber  gn.  consideriren,  wie  hoch  Dero 
eigenes  Interesse  bei  dem  Ihre  obliegenden  beschwerlichen  Kriege 
wider  den  Erbfeind  hierunter  vertire,  und  dass  diejenigen  Volker  und 
Mittel,  welche  bei  diesem  Werke  gebraucht  werden,  viel  besser  und 
nützlicher  zur  Verstärkung  Dero  Armeen  und  Fortsetzung  der  wider 
den  Türken  --  erlangten  guten  Progressen  employret  werden  könnten. 


Der  Kurfürst  an  den  Rath  von  Erfurt.     D.  Cöln 
24.  AugU8t/[3.  September]  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  19.  /  29.  Augast.    Zusage  seiner  lotercession  bei  Kar- 
mai dz  and  dem  Kaiser,  ErmabDaog  zam  Gehorsam.] 

—  Wie  wir  Euch  nun,  nachdem  Ihr  (wie  wir  nicht  anders  wis-  3.  Sept. 
sen)  in  allem  Euch  ChurMayntz  Ld.  submittiret  —  endlich  bestän- 
dige Ruhe  und  Sicherheit  gern  gönnen,  als  wird  uns  nichts  lieber  sein, 
als  dass  wir  es  durch  unsere  gute  Officia  dahin  befördern  könnten, 
gestalt  wir  dann  in  solcher  Intention  ChurMayntz  nicht  allein  von  der- 
gleichen Extremitäten  —  abgerathen  und  zu  gütlicher  Hinlegung  der 

24* 


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372  ^*    Die  Erfurter  HSndel. 

noch  übrigen  Differentien  einiger  uninteressirter  Chur-  und  Fürsten, 
auch  darunter  Unsere  selbsteigne  Interposition  fürgeschlagen,  sondern 
auch  zu  besserer  Erreichung  dieses  Zweckes  bei  der  R.  Keys.  M.  umb 
Aufhebung  der  ergangenen  Achtserklärung  wider  Euch  facta  iam  pa- 
ritione  inständig  —  Ansuchung  thun  lassen.  Wir  wUnschen,  dass  von 
allen  Seiten  hierauf  einig  guter  Effect  erfolgen  —  möge,  wollen 
Euch  aber  auch  hiebei  erinnert  haben,  Euch  hinitiro  in  allen  Stflcken 
gegen  hochged.  H.  Churfllrsten  Ld.  dergestalt  zu  erweisen,  damit  Sie 
je  mehr  und  mehr  eurer  —  Submission  versichert  werden  und  über 
Euch  zu  klagen  keine  Ursach  haben  mögen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.     D.  Cöln 
24.  August/ [3.  September]  1664. 

3.  Sept.  Er  tbeilt  demselben  sein  an  Kormainz  gerichtetes  Schreiben  mit  and 

bittet  ihn  dringend,  ihm  in  hergebrachtem  Vertrauen  za  entdecken,  wohin 
seine  Meinnng  deshalb  gerichtet  sei  nnd  was  er  znr  Erhaltung  von  Friede 
und  Bioigiceit  für  das  fürträglichste  nnd  bequemste  erachte. 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Waltheimb  25.  August  /  4.  September  1664. 

[Kormains  mnss  bei  EzekntioD  der  Acht  gegen  Erfurt  freie  Hand  gelassen  werden.] 
4.  Sept.  Br  übersendet  ein  Schreiben  von  K.Mainz')  wegen  der  Exekntion  ge- 

gen Erfnrt.  Äldieweil  nun  darab  gänzlich  abzunehmen,  was  S.  Ld. 
ZQ  Maintz,  die  Stadt  Erfurt  zu  gewisser  Submission,  gehöriger 
Satisfaction  und  künftiger  Versichemng  zu  bringen,  fttr  ein  endliche 
Resolution  gefast,  darzu  auch  allbereit  solchen  Anstalt  gemacht,  dass 
meines  Ermessens  nicht   sehe,   wie  sie   ohne  gefährliche  Weiterung 

-)  lo  demselben  (d.  Mains  28.  Aagnst  1664}  kändigt  K.Mai  dz  ao,  dass  seine 
Trappen  gegen  Erfurt  im  Anzüge  seien,  er  verspricht,  ohne  K.Sachaens  Vorwitsen 
und  Willen  nichts  zu  unternehmen  nnd  den  Rechten  des  Hanses  Sachsen  keinen 
Eintrag  zu  thun,  er  wolle  auch  sonst  niemand  beleidigen  und  begehre  nur  einen 
innoxius  transitus.  Er  sei  entschlossen,  denjenigen  ^so  bisher  die  Erfurtische 
Aeohter  fomentiret  und  in  ihrem  Ungehorsam  durch  ihre  theils  Bediente  gehals- 
starrigt  haben,  der  Gebahr  zu  begegnen",  (dass  dieser  Passus  in  dem  sonst  ziem- 
lich gleichlautenden  Schreiben  an  Kf.  von  'demselben  Datum  (unten,  S.  378 
Anm.  3)  ausgelassen  ist,  hat  schon  Droysen  111,3  S.  50  hervorgehoben),  ver- 
spricht aber  mit  solcher  Behutsamkeit  zu  verfahren,  dass  kein  Stand  des  Reichs 
sich  zu  beschweren  haben  werde.  S.  über  das  Verhältnis  K.Sachsens  zu  K.- 
Mainz Heibig  S.419ff. 


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CorrespoodeDS  mit  K  Sachsen  aod  E. Mainz.  373 

anbeliebiger  Interponenten  davon  abgehalten  werden   mögen,   mich 

aber  darbei  genngsam  yersichert,  alles  mit  meinem  Zothun  zu  reguliren, 

als  finde  nieht,  wie  wir  nns  in  einigerlei  Weiss  in  solche  gefährliche 

Sachen  einmischen,   oder  wie  man   an  seiten  des  gesambten  Ober- 

Sächsisehen  Greises  sich  diesem  Werck  nnterziehen  könne,  dardurch 

die  Cron  Franckreich  nnd  andere  Alliirte  zu  irritiren  und  gleich- 

samb  Selbsten  diejenige  Gefahr  und  Ungelegenheit  zu  erwecken,  welche 

man  sonsten  in  alleweg  zu  yerhüten  suchet,  bevorab  da  Ihre  Kay. 

May.  in  ihrem  Handbrieflein  ^  —  ein  besonders  ressentiment  Aber  die 

Aechter  erweisen,  und  weil  nicht  zu  zweifeln,  es  werden  Ihre  Ld.  zu 

Maintz  Euer  Ld.   eben   dergleichen  Zumuhtungen   tuhn,   als   habe 

freundbrttderlicher  Schuldigkeit  nach  nit  unterlassen  sollen,  Ihre  meine 

Gemflhtsmeinung  in  Zeiten  hierin  zu  entdecken.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
27.  August /[6.  September]  1664  0. 

Lect.   in  consilio  praes.  Sereoiseimo.     Fürstl.  Dl.   von  Anhalt      OberPr.  Freib. 

V.  Schwerin.    H.  v.  Hoverbeck. 
[GefahreD,  welche  EormaiozB  beabsichtigter  Angriff  gegen  Erfurt  heraofbescbwort. 
Ernstliche  Warnung  davor,  emeate  Aoffordernng,  seine  Vermittelong  anzunehmen. 
Kf.  wird  mit  Schweden  communicieren,  muss  seine  zur  weiteren  Turkenhulfe  be- 
stimmten Truppen  zurückhalten.] 

—  Nachdem  wir  —  aus  demjenigen,  so  E.  Ld.  vom  28.  August  6.  Sept. 
an  Chursachsens  Ld.  geschrieben  und  von  derselben  uns  communi- 
ciret  worden,  ersehen,  dass  E.  Ld.  nunmehr  im  Werk  begriflfen  wären, 
sowohl  mit  Dero  eignen  als  andern  Auxiliaryölkern  nicht  allein  die 
Stadt  Erfurt,  besondern  auch  andere,  welche  dieselbe  fomentiret,  an- 
zugreifen, so  haben  wir  nicht  unterlassen  können,  E.  Ld.  ferner  beweg- 
lich fUrzustellen,  in  was  äusserste  Gefahr  —  hiedurch  die  ganze  Christen- 
heit, das  Rom.  Reich  und  anfänglich  dieser  Obersächsische  Greis  würde 

1)  Beigelegt  ist  ein  Eztract  kaiserlichen  Handbriefs  an  E.Sachsen:  ,Ich 
bedanke  mich  des  beharrlichen  Vertrauens,  so  Euer  Ld.  allweg  auf  mich  haben, 
und  erachte  rathsam,  seiner  Ld.  zu  Maintz  nit  nur  unhinderlich  zu  sein,  gegen 
ihrer  aller  Schuldigkeit  und  Respects  vergessene  Erfurter  Aechter  zu  agiren, 
sondern  auch  dero  auf  Begehren  kräftig  zu  assistiren  und  den  Fürsten  in  Gotha 
und  andere  der  Stadt  Belfere  von  weiterer  Gefahr  abzumahnen,  sich  in  die  Sache 
weiter  nicht  zu  mischen,  und  werden  Eure  Ld.  wohl  thun,  die  mit  Seiner  Ld. 
zu  Maintz  nähere  gute  Verstand nuss  zu  continuiren,  angesehen  dieses  dem  Rö- 
mischen Reich  viel  gutes  zubringen  kann.* 

')  Schon  gedruckt  Diar.  Europ.  XI  8.469.    Londorp  IX  S.  226. 


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374  6.    Die  Erfurter  Händel. 

gesetzet  werden,  wenn  E.  Ld.  dergleichen  Fttmehmen  ins  Werk  richten 
würden.  Dann  ob  zwar  E.  Ld.  —  versichern,  dass  Sie  ftir  dero  Völ- 
ker nur  transitum  innoxium  begehren,  so  versehen  wir  uns  doch  freund- 
brüderlich,  E.  Ld.  werden  uns  nicht  tibel  nehmen,  wenn  wir  deroselben 
—  fttrstellen  müssen,  dass  Sie  hierin  etwas  versprechen,  so  ausser  dero 
Vermögen  und  Kräften  ist.  Dann  wie  unmüglich  es  sei,  heutiges  Tages 
Eriegsvölker  in  solcher  Disciplin  zu  führen  und  von  allen  Exorbitantien 
abzuhalten,  solches  ist  E.  Ld.  und  der  ganzen  Welt  bekannt,  E.  Ld.  kön- 
nen auch  leicht  ermessen,  dass  sich  niemand  hierauf  verlassen,  sondern 
ein  jedweder  diesen  Anzug  als  eine  gewaltsame  Oppression  ansehen 
und  apprehendiren  wird.  E.  Ld.  ist  —  genugsam  bekannt,  was  aus 
dergleichen  Executionen  und  oftmalen  viel  kleineren  Feuer  für  grosse 
Inconvenientien  und  schwere  Entzündungen  entstehen. 

Kf.  bittet  K.Mainz  am  der  Liebe  willen,  welche  er  znm  Vaterlande» 
dem  H.  Römischen  Reiche  trage,  es  nicht  dazn  kommen  zu  lassen,  sondere 
sein  früher  gemachtes  Anerbieten  anzDnehmen,  er  könne  sich  dabei  ver- 
sichert halten,  dass  Kf.  nicht  rahen  werde,  bis  er  in  allen  Stücken  billige 
nnd  gebührende  Satisfaction  erlangt  habe. 

Sollten  aber  E.  Ld.  —  in  diesem  Vorhaben  —  verharren  —  und 
daraus  unser  geliebtes  Vaterland  —  in  neue  innerliche  Unruhe  ge- 
rathen,  —  so  müssen  wir  zwar  Gott  und  der  Zeit  solches  anheim- 
stellen, wollen  aber  für  der  ganzen  Welt  zum  —  feierlichsten  pro- 
testiret  haben,  dass  die  Verantwortung  und  eines  jetweden  erlittener 
Schade  von  denen  allein  zu  erfordern,  welche  an  solchem  Unwesen 
schuldig  sein,  hoffen  auch,  E.  Ld.  werden  uns  nicht  verdenken,  dass 
wir  dieses  weitaussehende  Werk,  woran  des  Obersächsischen  Kreises 
Wohlfahrt  und  Verderben  hänget,  mit  anderen  Creiseingesessenen, 
sonderlich  aber  der  Gron  Schweden  communiciren,  nicht  zwar  hie- 
durch  E.  Ld.  den  geringsten  Verdruss  zuzufügen,  sondern  nur  bloss 
und  allein  umb  den  Greis  in  Ruhe  zu  erhalten  und  uns  für  allerhand 
Gefahr  und  Oppression  zu  präserviren.  Wobei  wir  dann  dieses 
nicht  weinig  beklagen  müssen,  dass  wir  an  unserm  guten  Vorsatz 
hiedurch  behindert  werden  und  diejenige  1000  Knechte,  welche  wir 
sonsten  in  weinig  Tagen  L  Key.  M.  zu  Hülfe  zu  schicken  ent- 
schlossen waren'),  nunmehr  nicht  marchiren  lassen  können,  sondern 
vielmehr  unsere  bereits  bei  der  Keys.  Armee  habende  Völker  zu  re- 
vociren  und  uns  deren  zu  unserer  und  des  Greises  Sicherheit  zu  ge- 

I)  S.  oben  Abschn.  5  S.  3350'. 


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CorrespoDdens  mit  R  Mainz  and  dem  Kaiser.  375 

brancben  gezwungen  werden,  im  Fall  E.  Ld.  bei  dero  Fürhaben  fest- 
stehen and  der  Greis  in  solche  motos  kommen  sollte*). 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  27.  August/ 
[6.  September]  1664. 

[  VorstellDOg  der  Qefahreo,  welche  die  Ezekotion  gegen  Erfurt  verursachen  werde, 
dringende  Bitte,  dieselbe  zu  verhüten,  sonst  mass  Ef.  seine  Hülfstruppen 

zorückrufen.] 

Ew.  Keys.  M.  werden  mein  gehorsambstes  Schreiben  vom  24.  hu-  ö.  Sept. 
jus')  wegen  der  Stadt  Erfurt  verhoflFentlich  wohl  erhalten  haben. 
Nachdem  mir  nun  seiter  von  ChiirSacbsens  Ld.  die  Nachricht  zu- 
gekommen, dass  ChurMainzs  Ld.  im  Begriff  sei,  nicht  allein  die 
Stadt  Erfurt,  sondern  auch  diejenige,  welche  derselben  Sache  fo- 
mentiret,  und  zwar  mit  frembden  Eriegsvölkern  anzugreifen,  Ih.  Ld. 
sich  auch  dabei  auf  ein  von  E.  Keys.  M.  gethanes  Schreiben  beziehen, 
worin  dieselbe  dieses  alles  approbiren,  so  hab  ich  nicht  umhin  kön- 
nen, E.  Keys.  M.  nochmahlen  klärlich  für  die  Augen  zu  stellen,  was 
für  Gefahr,  Noth  und  Ungelegenheit  der  ganzen  Christenheit,  dem 
Rom.  Reich  und  insonderheit  diesem  Obersächsischen  Greise  hieraus 


0  An  demselben  Tage  ergeht  ein  Rescript  au  0.  W.  v.  Berlepsch,  er  solle 
dieses  Schreiben  personlich  an  K.Mainz  übergeben  und  mündlich  den  Inhalt  des- 
selben nachdrücklich  vortragen,  namentlich  hervorbeben,  dass  weder  Kf.  noch 
sonst  ein  evangelischer  Stand  seine  Truppen  bei  der  kaiserlichen  Armee  lassen 
könne,  sondern  auf  seine  eigene  Sicherheit  denken  müsse,  im  übrigen  solle  er 
sich  des  Rathes  des  Herzogs  von  Gotha  bedienen.  Diesem  schickt  Kf.  dieses 
Schreiben  zu,  mit  der  Bitte,  es  an  v.  Berlepsch,  der  sich  vielleicht  noch  bei 
ihm  befinde,  zn  übergeben  oder,  wenn  derselbe  schon  abgereist  sei,  es  ihm  nach- 
zusenden. Zugleich  ergehen  Schreiben  an  denselben  Herzog  Ernst  von  Sachsen, 
ferner  an  Herzog  Christian  Ludwig  vou  Braunschweig-Celle  und  an  die 
Landgräfin  von  Hessen,  in  denen  Kf.  denselben  von  den  Absichten  K.Main zs  und 
seinen  dagegen  erhobenen  Remonstrationen  Mittheilung  macht  und  bemerkt,  die 
Angelegenheit  treffe  zunächst  den  Obersächsischen  Kreis,  werde  sich  aber,  wenn  es 
zu  Tbätlichkeiten  kommen  sollte,  über  das  ganze  Reich  verbreiten.  Ein  ähnliches 
Schreiben  ergebt  unter  demselben  Datum  an  die  Schwedische  Regierung  in 
Stettin,  Kf.  bittet  dieselbe  um  Mittheilung  ihrer  Gedanken,  wie  diesem  Unheil  bei 
Zeiten  zuvorzukommen  sei,  und  spricht  die  Zuversicht  aus.  Hülfe  zu  erhalten,  im 
Fall  die  Sache  in  grosse  Weitläufigkeit  und  der  Kreis  in  Uuruhe  gerathen  sollte. 
S.  auch  das  Rescript  an  die  Gesandten  in  Regeusburg  vom  8.  September  (Abscün.  4 
S.  247). 

2)  Oben  S.  371. 


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376  6.    Die  Erfurter  Händel. 

erwachsen  wird.  Dan  weil  es  an  dem,  dass  dieser  Creis  mit  £in> 
führung  und  Ueberziehung  fremder  Völker  bedrawet  wir4,  so  haben 
£.  Keys.  M.  leicht  zu  ermessen,  dass  anstatt  die  Stände  des  Reichs 
sich  weiter  angreifen  werden,  E.  Keys.  M.  wider  den  Erbfeind  einige 
Hülfe  zu  schicken,  ein  jetweder  die  seinige,  so  er  daselbst  hat,  viel- 
mehr zu  eigener  Sicherheit  wieder  revociren   und  abfordern   werde. 

—  Diesem  allen  nach  will  E.  Keys.  M.  nochmalen  —  gebeten 
haben,  Sie  wollen  um  dero  eigenen  hohen  Interesses  willen  —  wie 
auch  zu  Erhaltung  des  so  theuer  erworbenen  Friedens  im  H.  Rom. 
Reich  und  in  Erwägung,  wie  devot  sich  der  Obersächsiscbe  Kreis 
absonderlich  kegen  E.  Keys.  M.  ^allemahl  bewiesen,  Dero  Keys.  Aucto- 
rität  bei  diesem  weitaussehenden  Werk  dahin  interponiren,  damit 
Churmayntz  von  dero  Fürhaben  abstehen  und  sich  daran,  dass  Sie 
sonsten  zu  dero  Intent  und  Befugsamkeiten  ohnfehlbarlich  gelangen 
sollen ;   vergnügen   lassen.     Sollten   aber  E.  Keys.  M.    wider  nieine 

—  Zuversicht  dessen  Bedenken  tragen  und  bei  demjenigen,  was  Sie 
anChursachsen  Ld.  geschrieben,  verharren,  so  verhoff  ich,  E.  Keys. 
M.  werden  auch  nicht  ungnädig  empfinden  noch  übel  deuten,  dass  ich 
bei  sothaner  Beschaffenheit  nicht  allein  die  durch  des  Hertzogen  zu 
Plolstein  Ld.  neulich  versprochene  eintausend  Knechte  nicht  schicken 
kann,  sondern  auch  meine  bei  E.  Keys.  M.  Armee  bereits  habende 
Völker  wieder  anhero  zu  meiner  und  des  Greises  Sicherheit  alsofort 
revociren  müsse.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.     D.  Cöln 
27.  AugU8t/[6.  September]  16640. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  August  /  4.  September.  Eroste  MabnoDg,  K.  Mainz 
nipht  die  Exekution  gegen  Erfurt  mit  fremden  Truppen  zu  gestatten,  Warnung 
▼or  K.Mainzs  Versprechungen,  Aufforderung,  selbst  die  Exekution  zu  übernehmen.] 

6.  Sept.  —  Nun  muss  ich  wohl  gestehen,  dass  ich  nicht  ohne  sonderbare 

Bestürzung  sowohl  ChurMayntz  Ld.  gefasste  Resolution,  als  auch 
dass  Ew.  Ld.  Ihro  solches  gefährliches  Vorhaben  mit  gefallen  lassen, 
ja,  wie  es  fast  scheinet,  das  Werk  mit  zu  befordern  gedenken,  ver- 
nommen.   Ew.  Ld.  werden  inmittelst  aus  meinem  vom  24ten  huius 


')  Concipiert  von  0.  t.  Schwerin,  mit  eigenhändigen  Correcturen  des  Kf.; 
schon  gedruckt  bei  Heibig  S.  438f. 


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Gorre8poodeDS  mit  dem  Kaiser  aod  K. Sachsen.  377 

an  äie  gethanen  Schreiben ')  YernommeQ  haben ,  wie  hoch  ich  diese 
Sache  apprehendire,  Yon  welcher  Meinung  ich  dann  auch  nochmalen 
nicht  abstehen  kann.  Dann  ob  zwar  ChurMayntz  Ld.  fürgeben, 
es  sollte  diese  Expedition  ohne  jemandes  Beleidigung  geschehen,  ich 
anch  desfalls  an  Ihrer  guten  Intention  nicht  zweifele,  so  können  doch 
E.  Ld.  leicht  ermessen,  dass  I.  Ld.  darin  mehr  promittiren,  als  Sie 
Selbsten  prästiren  können.  Zudem  geruhen  E.  Ld.  hochvernOnftig  zu 
bedenken,  wie  sich  dieses  Erbieten  mit  derjenigen  klaren  Bedräuung 
reime,  welche  in  ChurMayntz  Ld.  Schreiben  enthalten,  dass  Sie 
nämlich  denjenigen,  so  bishero  die  Erfurter  fomentiret,  der  Gebühr 
zu  begegnen  entschlossen  wären.  Ich  hoffe  zwar  nicht,  dass  Ew.  Ld. 
selbst  hiedurch  gemeint  sein  werden,  welche  sich  sonsten  dieser  Stadt 
für  diesem  rühmlich  angenommen,  auch  mir  noch  jQngsthin  bei  un- 
serer Zusammenkunft  zu  Torgaw  dieses  Werk  zu  eifriger  Beahndung 
fleissig  reeommendiren  lassen').  Dieses  aber  ist  allein  hieraus  ohn- 
schwer  abzunehmen,  dass  gleichwohl  Ew.  Ld.  eigenes  hohes  Haus 
hiermit  verstanden  werde,  und  muss  ich  dahin  gestellet  sein  lassen, 
wie  und  welchergestalt  E.  Ld.  solches  in  Consideration  ziehen  werden. 
Ich  aber  werde  inzwischen  denen  theuren  Pflichten  nach,  womit  ich 
dem  Beich  yerbunden,  und  tragenden  nachgeordneten  Ampts  halber 
alles  getreulich  rathen  und  thun,  was  zu  Abwendung  der  bevorste- 
henden  Gefahr  gereichen  kann,  gestalt  dann  E.  Ld.  mir  nicht  verdenken 
werden,  dass  ich  dieses  weitaussehende  Werk,  woran  dieses  Obersäch 
sischen  Greises  Conservation  oder  gänzliche  Buin  hänget,  sofort  an  die 
Cron  Schweden  und  andere  Greiseingesessene  gelangen  lasse. 
Ich  werde  auch  bei  solchen  Conjuncturen  nicht  allein  keine  mehr 
Völker  wider  den  Erbfeind  schicken  können,  sondern  auch  diejenige, 
welche  ich  bereits  geschickt,  alsofort  revociren  müssen,  welches  andere 
Evangelische  Stände  ausser  Zweifel  auch  thun  werden.  Was  nun  der 
ganzen  Ghristenheit,  dem  Böm.  Beich,  fttrnehmlich  aber  diesem  Ober- 
sächsischen Greise  hieraus  für  Gefahr,  Schaden  und  Ungelegenheit 
entstehen  wttrde,  solches  muss  ich  zu  deren  Verantwortung  und  Er- 
stattung stellen,  die  dieses  Uebel  verursachen  und  auch  nicht  genug- 
sam abwenden,  will  auch  desfalls  und  von  allen  hieraus  entstehenden 
Inconvenientien  aufs  feierlichste  protestiret  haben.  Wenn  Ew.  Ld. 
dieses  Werk  und  was  Ihr  selbst  und  Dero  Ghurfflrstlichen  Hause  da- 


')  Oben  S.  372. 

^  S.  Absebn.  4  AohaDg  S.  262  ff. 


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378  6.    Die  Erfurter  Händel. 

ran  gelegen,  Dero  hohem  Verstand  nach  wohl  überlegen  werden ,  so 
halte  ich  mich  versichert,  Sie  werden  mir  dieses  nicht  Übel  deuten, 
sondern  yielmehr  meiner  treu  gemeinten  Erinnerungen  halber  mir 
Dank  wissen  und  *)  vielmehr  ChurMayntz  Ld.  beweglich  ersuchen,  von 
diesem  Vorhaben  abzustehen,  und  Deroselben  vorstellen,  dass  Sie  durch 
mein  und  anderer  Interposition  zu  ihrer  gebührenden  Satisfaction  un- 
zweiflich  gerathen,  durch  die  Extremitäten  aber  leichtlieh  ihrer  Hoff- 
nung verfehlen  können.  Ich  bezeuge  sonst  nochmalen,  dass  dieses 
alles  nicht  dahin  angesehen,  ChurMayntz  Ld.  an  Dero  Gerechtig- 
keiten zu  kränken,  sondern  ich  bleibe  vielmehr  erbötig,  so  viel  an 
mir  ist,  Deroselben  zu  deren  Erhaltung  behülflich  zu  sein.  — 

PS').  Ich  bitte  Ew.  Ld.  consideriren  dieses  hohe  Werk  wohl, 
da  ich  besorge,  man  werde  derselben  viel  zusagen  und  versprechen, 
und  wen  der  Ohrdt  in  andere  Hände  komptt,  nichts  halten,  zu  deme 
ist  es  des  Keysers  Interesse  nicht,  undt  wer  diesses  dem  Keyser 
rahten  thudt,  der  ist  gewiss  kein  treuer  Diener.  ChurMeins  Ld. 
muss  und  soll  Sattisffaction  geschehen,  undt  werde  ich  mich  hiezu 
wilig  gebrauchen  lassen,  aber  frembde  Völcker  in  die  Kreisse  zur  Exe- 
cution  zu  gebrauchen,  ist  niehmals  im  Reich  erhöret  Ew.  Ld.  wollen 
hochuernunftig  diesses  vberlegen  undt  bey  Zeitten  alles  Ungeluck  ver- 
hütten helffen,  vndt  were  das  beste,  Ew.  Ld.  weiten  die  Execution 
selber  durch  Ihre  vndt  des  Kreisses  Volcker  verrichten,  damitt  dieselbe 
das  Werck  in  Händen  behalten,  undt  werde  auff  Begehren  Ew.  Ld.  hirin 
treulich  assistiren,  wan  es  nicht  sonst  durch  Gühte  beigelegt  wurde. 


Geheimenraths-Protokoll.    D.  30.  AugU8t/[9.  September]  1664. 

[Verhandlangen  mit  v.  Reiffeoberg.] 

9.  Sept.  —  —  Hierauf  hat  der  K.Mainzische  Gesandte  Freih.  v.  Reiffen- 

berg')  bei  S.  Chf.  D.  Audienz  gehabt.     Worauf  ein  Schreiben  an 


0  Die  Worte:  «and  vielmehr  —  yerfehlen  kooDea**  sind  vom  Kf.  selbst  io 
dem  Coocept  hiDzagefogt. 

^  Vom  Kf.  eigeohändig  im  GoDcept  hinzugefügt  (vod  Heibig  nicht  mitab- 
gedruckt). 

*)  S.  über  denselben  Heibig  a.  a.  0.  S.  420  und  im  Archiv  f.  Sächsische 
Gesch.  I  S.  292.  Reiffenberg  war  der  Ueberbringer  eines  Schreibens  von  K.- 
Mainz an  den  Kf.  (d.  St.  Martinsburg  in  Mainz  28.  August  1664),  in  welchem 
derselbe  anknüpfend  an  das  Schreiben  des  Kf.  vom  25.  November  1663  (oben 
S.  863)  erklärt,  er  habe  bisher  zu  seinem  eigenen  grossen  Schaden  mit  der  Exe- 


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SenduDg  ▼.  Beifenbergs  xa  KL  379 

S.  Chf.  D.  vom  Könige  von  Frankreich  ')  yerlesen  worden,  darinnen 
er  notificiret,  dass  er  dem  Korf.  zn  Mainz  ein  Corps  schicket  wider 
die  Erfurter.  Bs.  Man  wird  ihm  remonstriren,  dass  dieses  ein  grosses 
Feuer  anzanden,  dass  S.  Chf.  D.  K.Mainz  geschrieben,  ihm  zu  sei- 
nem Recht  zu  verhelfen,  dass  es  wider  das  Herkommen,  fremde  Völ- 
ker in  den  Kreis  zu  bringen,  dass  S.  Chf.  D.  wollte  ihn  mit  dero  ei- 
genen Truppen  assistiren. 

Als  solches  durdi  H.  Ober  Präsid.  und  H.  Platen  dem  Gesand- 
ten hinterbracht,  haben  sie  wieder  rapportiret:  Er  wfisste,  dass  S. 
Chf.  D.  an  K.Mainz  geschrieben  im  November,  darinnen  eben  die 
Motiven,  so  sie  itzo  hätten  vorbringen  lassen.  Wäre  ihm  vom  Kaiser 
aufgetragen  die  Execution,  Erfurt  gehörte  nicht  zu  dem  Obersächsischen 
sondern  Rheinischen  Kreise,  begehrte  nichts  als  innoxium  transitum,  £x- 
trema  wären  nicht  zu  besorgen,  den  Sächsischen  sollten  ihre  jura  blei- 
ben, wiewohl  sie  noch  nicht  deduciret;  würde  nicht  Respects  genug  sein, 
dass  S.  Chf.  D.  sich  zwischen  K.Mainz  und  seine  Unterthanen  inter- 
ponirten.  Erfurter  hätten  das  vorige  nicht  repariret,  K.Mainz  müsste 
auch  seine  Sicherheit  dabei  haben;  versichert  S.  Chf.  D.  wieder  zu 
assistiren,  wäre  ungerne  zu  fremder  Hülfe  gekommen,  allein  weil  der 
Kaiser  mit  den  Türken  empeschiret,  hätte  er  nicht  anders  gekonnt 

S.  Chf.  D.  meinen  ihm  vorzuhalten,  dass  sein  guter  Credit  bei 


katioD  gegen  Erfart  Acstand  genommen,  in  der  Hoffnang,  die  Stadt  werde  eich 
unterwerfen,  dieselbe  beharre  aber  in  ihrer  Widersetzlichkeit,  habe  weder  dem 
Kaiser  noch  ihm  Satisfaction  geleistet,  vielmehr  ihre  widerspänstigeo  Handlangen 
noch  durch  die  eigenmächtige  Hinrichtung  solcher,  welche  in  kaiserlichem  und 
seinem  Specialschatz  gestanden,  und  andere  Verletzungen  seiner  Jurisdictions- 
rechte  vermehrt.  Desshalb  sei  er  genöthigt,  jetzt  die  ihm  vom  Kaiser  übertragene 
Kzekution  der  Acht  zu  vollstrecken,  er  habe  es  dabei  mit  seinen  eigenen  rebellischen 
unterthanen  zu  thun;  er  versichert,  er  wolle  die  Stadt  in  ihrer  Religionsubung 
nicht  kränken,  auch  den  Rechten  des  Hauses  Sachsen  keinen  Eintrag  thun,  der 
Obersächsische  Kreis,  zu  dem  Erfurt  als  pars  integra  seines  Erzstifts  gamicht 
gehöre,  habe  dabei  nichts  zu  furchten,  er  werde  alles  auf  eigene  Spesen  thun 
und  bei  den  Benachbarten  nur  transitum  innoxium  suchen.  In  einer  eigenhän- 
digen Nachschrift  zu  Reiffenbergs  Creditiv  (d.  81.  August)  bittet  er,  denselben 
nicht  als  Abgesandten  zu  tractieren,  sondern  ihm  ohne  Gerimonien  Zutritt  zu 
gestatten,  damit  er  alles  dieses  dem  Kf.  mündlich  vortragen  könne.  Das  Recre- 
ditiv  des  Kf.  für  R.  ist  schon  am  29.  August/8.  September  ausgestellt.  Weiteres 
über  die  mit  demselben  geführten  Verhandlungen  ergeben  das  unten  mitgetheilte 
Schreiben  von  K.Mainz  an  Kf.  vom  22.  September  und  das  Protokoll  über  die 
Verhandlung  mit  den  Sächsischen  Gesandten  vom  12.  October. 
1)  d.  Fontainebleau  25.  Juli  1664  (Qrk.  u.  Akt.  H,  S.  285f)* 


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380  6.    Die  Erforter  Händel. 

den  Ständen  sehr  fallen  wttrde,  Sie  würden  es  vor  einen  Schimpf  ach- 
ten, wenn  er  S.  Chf.  D.  Mediation  verwtirfe. 

H.  0.  Präs.  vermeinte,  wann  man  auf  harte  Manier  mit  ihm 
sprechen  solle,  so  mtlsste  S.  Chf  D.  auch  resolviren,  dass  ein  Kach- 
druck erfolge. 

S.  Chf  D.:  Könnte  wohl  etwas  gemildert  werden,  und  wollten 
erwarten,  was  E.Mainz  antworten  wttrde  auf  S.  Chf.  D.  Schreiben, 
dass  es  ohne  Ungelegenheit  im  Kreise  nicht  wttrde  abgehen;  Yorzu- 
halten,  dass  er  S.  Chf.  D.  nicht  assistiret  in  der  Pommerschen  Grens- 
sache.  Rapportirten  wieder:  Es  liefe  auf  eine  Parität  aus  zwischen  H. 
und  Unterthan,  wenn  S.  Chf.  D.  sich  interponirten,  er  suche  sonst 
durch  die  arma  nichts  anderes,  K.Mainz  besorgte,  die  Erfurter  wQrden 
trotzig  reden.  Wann  S.  Chf.  D.  mit  ihm  wollten  einen  Trompeter 
schicken,  sie  vermahnen,  dass  sie  sich  accommodiren  wollten. 

Mttssten  sich  erinnern,  was  vorher  geschrieben,  und  was  mit 
Macht  K.Mainz  sie  wollte  zur  raison  bringen,  sollten  dero wegen 
gebtthrende  Satisfaction  geben,  wo  nicht,  wollte  S.  Chf.  D.  selbst  sie 
dazu  anhalten. 


Der  Kurfürst  au  den  Kaiser.    D.  Cölu  31.  August/ 
[10.  September]  1664. 

[BröffDUDgeD  des  K  Mainzischen  Abgesandten.     Kf.  hat   die   Stadt  zur  Unter- 

werfang  ermahnt.] 

10  Sept.  Seit  seinem  vorigen  Schreiben  hat  K.Mai  uz  durch  einen  Abgesandten 

ihm  initgetheilt,  dass  er  schon  in  wirklicher  Expedition  gegen  Erfurt  be- 
griffen wäre,  zugleich  aber  versichert,  dass  dieses  Vorhaben  zn  keines 
Standes  Offension  oder  Beschwerde  gereichen  solle.  Kf.  mass  zwar  sol- 
ches alles  dahin  gestellt  sein  lassen,  hofft  aber,  die  Stadt  werde  sich  den 
kaiserlichen  Verordnungen  gemäss  so  gegen  K.Mainz  sabmittieren^  dass 
dieser  ?ollkommene  Satisfaction  erlange,  und  hat  die  Stadt  ernstlich  dazu 
ermahnt. 


Uer  Kurfürst  an  die  Stadt  Erfurt.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
31.  AugU8t/[10.  September]  1664. 

[Strenge  Mabnaog  zur  Unterwerfung  unter  K.Mainz,  sonst  müsse  Kf.  demselben 

Hülfe  leisten.] 

10.  Sept.         ^^  ^^^  ^^Q  Anfang  an  ungern  von  ihrer  Widersetzlichkeit  gegen  K.- 
Mai nz  ?ernomroen  und,  indem  er  sich  bemüht  hat,  die  daraas  entatande- 


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MahDQDg  an  Brfbrt  snr  üoterwerfaog.  381 

nen  Streiügkeiten  beiznlegen,  gehofft,  sie  wiirdeD  sich  so  bezeigt  habeo, 
dass  K.Mai  DZ  dadurch  seine  Ucgnade  fahren  za  lassen  bewogen  worden 
wäre.  Er  hört  aber  mit  besonderem  Missfallen,  dass  dieses  nicht  der  Fall, 
sie  vielmehr  mit  Eingriffen  und  unverantwortlichen  Procednren  gegen  K.- 
Mainz fortfahren 9  wodurch  dieser  bewogen  worden  ist,  zu  Conserviernng 
seines  Respects  und  seiner  Rechte  nachdrücklichere  Mittel  zu  ergreifen. 
Kf.  wünscht,  dass  sie  sich  anders  begreifen  und  dadurch  sowohl  den  ihnen 
drohenden  Untergang  als  auch  viele  andere  in  diesem  Obersächsischen  Kreise 
zu  befahrenden  Ungelegenheiten  verhüten  mögen.  Bisher  hat  man  die 
vorgegangenen  hochärgerlichen  Procednren  damit  entschuldigen  wollen, 
dass  der  gemeine  Pöbel  sich  dergleichen  unterfinge,  welchen  sie  nicht  alle- 
zeit im  Zaum  halten  könnten,  nachdem  sie  aber  jetzt  ihren  Respect  wieder- 
erlangt und  dennoch  gegen  K.Mainz  allerhand  Attentate  vorgegangen, 
dieser  aber  mit  der  Exekution  gegen  sie  vom  Kaiser  beauftragt  und  zu 
deren  Vollstreckung  genugsam  bemittelt  ist,  ermahnt  Kf.  sie,  so  lieb  ihnen 
ihre  Wohlfahrt  und  die  Abwendung  der  gänzlichen  Desolation  der  Stadt 
sei,  sich  nicht  femer  gegen  K.Mainz  zu  opiniastrieren,  sondern  demselben 
in  allen  Stücken  zu  submittieren.  In  diesem  Falle  will  Kf.  sich  weiter 
für  sie  bei  demselben  verwenden,  andererseits  aber  wird  er  nicht  unter- 
lassen können  kraft  seines  in  diesem,  der  Stadt  so  benachbarten  Kreise 
tragenden  Amtes  sowie  der  Reichssatzungen  und  des  kurfürstlichen  Vereins, 
worauf  er  schon  vonK.Mainz  requiriert  ist,  demselben  zu  Ausführung  der 
kaiserlichen  Sentenz  allen  Znschub  und  Hülfe  zu  leisten '). 


1}  Abschriften  dieses  SchreiboDS  wurden  an  Reiffenberg  und  ao  Herzog 
Brnat  von  Gotha  mitgetheilt.  Ad  den  letzteren  richtet  Kf.  unter  demselben 
Datum  ein  Schreiben,  in  welchem  er  demselben  anzeigt,  er  habe  infolge  der 
Erklärungen  v.  Reiffenbergs  es  für  oothig  erachtet,  der  Stadt  Erfurt  etwas 
beweglich  zu  schreiben  und  sie  emstlicb  zu  ermahnen,  durch  demäthigste 
Submission  K.Mainzs  Ungnade  und  den  ihr  sonst  drohenden  Ruin  abzuwenden. 
Da  K.Mai  DZ  sich  auch  durch  R  darüber  beklagt  habe,  dass  einige  von  den 
Erfurter  Rädelsführern  sich  an  des  Herzogs  Hofe  aufhielten  und  sich  auf 
seinen  Schutz  verliessen,  so  r&th  er  ihm,  sich  derselben  nicht  weiter  anzu- 
nehmen, sondern  auch  seinerseits  die  Stadt  zu  gebührender  Submission  zu  er- 
mahnen. Auch  an  K.Sacbsen,  den  Admitfistrator  in  Halle  und  an  die  Schwe- 
dische Regierung  in  Stettin  ergeht  unter  demselben  Datum,  an  den  Herzog  von 
Altenburg  am  5./15.  September  die  Aufforderung,  Erfurt,  so  wie  Kf.  es  ge- 
than,  zur  Submission  zu  ermahnen.  Auch  v.  Berlepsch  erhält  Abschriften  der 
Schreiben  an  Erfurt  und  an  Herzog  Ernst  von  Gotha  und  die  Weisung,  nach- 
dem die  Sachen  in  einen  andern  Stand  gerathen  und  K.Mains  durch  seinen 
Abgesandten  dem  Kf.  seine  eigentliche  Intention  und  Dessein  notificieren  lassen, 
werde  er  aus  diesen  Schreiben  ersehen,  wohin  des  Kf.  Gedanken  nunmehr  zielten, 
er  solle  sich  danach  in  seiner  Negotiation  richten. 


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382  6.    Die  Erfurter  Händel. 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Knrflirsten.    D. 
Dresden  l./[ll.]  September  1664. 

[aof  die  Schreiben  des  Kf.  vom  24.  und  27.  August    Bemühungen  wegen  gät- 
lieber  Beilegung  der  Erfurter  Sache.] 

11.  Sept.  —  Also  haben  wir  nicht  ermangelt,  die  von  E.  Ld.  —  treuge- 
meinte Motiven  reiflich  zu  consideriren  und  seind  dadurch  bewogen 
worden,  jiicht  allein  an  ChurMainz  Ld.  in  gleichförmiger  Intention 
mit  £.  L.  ausfbbrlich  zu  schreiben  und  deroselben  die  gütliche  Hand- 
lung mit  Suspension  der  schon  ergriffenen  Executionswaffen  wohl- 
meinend einzurathen,  sondern  auch  unsem  Geheimen  Rath  Nicoin 
von  Gersdorff  an  die  Rom.  Kais.  Mt.  mit  gewisser  Instruction  ab- 
zufertigen und  Ib.  Mt.  die  bei  der  ChurMainz.  vermittelst  frembder 
Auxiliarvölcker  vorhabende  Execution  eintretende  wichtige  Bedencken 
gebührend  furstellen  zu  lassen,  könten  auch  der  Sachen  anders  nicht 
denn  vorträglich  erachten,  dafem  E.  L.  auch  ihres  Orts  iemands  der 
Ihrigen  an  Kay.  Mt.  Hof  unsäumblich  zu  schicken,  der  dasjenige,  was 
E.  L.  an  Uns  in  gegenwärtiger  Materie  gelangen  lassen,  in  dero  Na- 
men remonstrirte,  Gefallen  tragen  weiten').  — 


Herzog  Ernst  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D.  Frieden- 
stein l./[ll.]  September  1664. 

[Aussiebten  auf  eine  friedlicbe  Lösung  des  Erfurter  Streites.] 

11  Sept.  Nach  Berlepschs  gestriger  Abreise  ist  der  K.MaiDzi8cbe  Jäger- 
meister Wolff  Dietrich  Trnchsess  zu  .Wezbanssen  bei  ihm  mit 
einem  Schreiben  seines  Kurfürsten  erschienen,  hat  um  freien  Darchzag  für 
die  Mainzischen  Truppen  gegen  Bezahlung  des  Aufgangs  nachgesucht, 
dabei  versichert,  dass  noch  diese  Wochen  an  Französischen  Völkern 
100  Compagnieen  z.  Fuss  und  20  z.  Pferde  über  den  Rhein  gehen  und 
dass  nach  deren  Anknnft  der  Aufbruch  erfolgen  solle.  Es  ist  unrecht,  dass 
der  Stadt,  welche  in  der  Oebetssache  pariert  und  sich  zn  Submission  und 
Satisfaktion  erboten  hat,  in  specie  nie  gesagt  worden  ist,  was  man  ferner 
von  ihr  desideriere;  doch  scheinen  ja  jetzt  die  Aussichten  günstiger,  da  in 
dem  Schreiben  von  E.Mainz  die  gutwillige  Submission  der  Stadt,  ?on  dem 


>)  Kf.  erwidert  darauf  (Goln  7./ 17.  September  1664),  es  freue  ihn.  dass 
K. Sachsen  seine  wohlgemeinte  Bemonstration  so  wohl  aufgenommen,  an  K.Mai  ns 
geschrieben  und  an  den  letsteren  einen  Gesandten  geschickt  habe.  Seinerseits  eine 
Abscbickung  an  den  Kaiser  zu  thun,  halte  er  nicht  für  nothig,  zumal  er  bereits 
das  Nothige  an  denselben  habe  schriftlich  gelangen  lassen. 


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y.  Berlepschs  Verhandlnngen  mit  Herzog  Ernst  von  Ootha."*         383 

Abgesandten  aber  die  Znlassnng  einer  freiwilligen  Interposition  nninteres- 
sierter  Kur-  oder  Fürsten  nicht  gänzlich  abgeschnitten  worden;  er  hofft, 
wenn  Rf.  zn  diesem  Ende  eine  Abschickung  an  K.  Mainz  sende,  so  könnte 
das  Werk  ohne  sonderbare  Weitlänftigkeit  gehoben  werden;  er  will  in- 
zwischen mit  seinen  Vettern  anf  billige  Vorschläge  bedacht  sein,  bittet  Kf. 
auch  sonst  Mittel  anzuwenden,  um  die  militärische  Execntion,  wenn  nicht 
zn  diverüeren,  doch  zn  mildern.  Er  hat  zwar  gehofft,  K.Sachsen  würde 
anch  eine  Schickung  an  K.Mainz  resolvieren,  da  es  sich  aber  damit  ver- 
zieht, so  wird  die  Befördernng  von  selten  des  Kf.  um  so  nöthiger  sein. 

PS.  Inzwischen  hat  er  des  Kf.  Schreiben  vom  27.  Angnst/6.  Sep- 
tember mit  dem  Beischlnss  an  Berlepsch  erhalten,  er  dankt,  dass  Kf.  das, 
womm  er  gebeten,  schon  von  selbst  beschlossen  habe,  und  hofft,  dass  vor 
erlangter  Antwort  von  den  Sächsischen  Höfen,  an  welche  gedachter  Ab- 
gesandte gegangen,  nicht  mit  wirklichem  Einbruch  werde  verfahren  werden. 


Otto  Wilhelm  v.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben 
1./ [11.]  September  1664. 

[Verhandlaog  mit  Herzog  Ernst  von  Gotha.] 

Er  hat  sich  gestern  zu  Herzog  Ernst  nach  Gotha  begeben  und  dem-  11.  Sept. 
selben  den  Vorschlag  des  Kf.  mitgetheilt,  dass  die  Stadt  im  Namen  des 
ganzen  Kreises  gleichsam  in  Sequester  genommen,  mit  Oamison  versehen 
und  60  K.Mainz  durch  den  Kreis  zu  gehöriger  Satisfaction  verholfen 
werden  solle  und  dass  der  Herzog  sich  bemühen  möchte,  auch  K.Sachsen 
dafür  zu  gewinnen. 

Der  Herzog  zeigte  sich  sehr  erfreut,  zumal  er  und  alle  seine  Vettern 
dieses  £xpedien.s  jederzeit  für  das  einzige  und  sicherste  gehalten.  Da  man 
erfahren,  dass  K.Sachsen  zu  Kemnitz  in  Musterung  seiner  Völker  be- 
griffen sei,  hätten  ein  Theil  seiner  Vettern,  namentlich  Halle  und  Merse- 
burg gemeint,  man  sollte  zunächst  vernehmen,  ob  derselbe  zu  Protektion 
der  Stadt  zu  bewegen  sein  möchte.  Anfangs  sei  auch  einige  Hoffnung 
dazu  gewesen,  schliesslich  aber  hätte  K.Sachsen  sich  nur  mit  Muhe  da- 
hin bringen  lassen,  dass  Obrist  Streytssmit  der  Leibgarde  und  3  anderen 
Compagnieen  commandiert  worden,  nur  die  ksächsischen  Lehndörfer  zu  prote- 
gieren, derselbe  sei  wieder  nach  Dresden  aufgebrochen  und  habe  pro  ultima 
resolutione  ertheilt,  man  wollte  mit  £f.  hieraus  communicieren.  K.  Mainz 
dränge  fort,  seine  Artillerie  stehe  schon  bei  Königshofen.  wo  er  selbst  auch 
heute  oder  morgen  anlangen  werde,  er  habe  in  GasseP)  um  Verstattung 
freien  Durchzuges  gebeten,  denselben  auch  erhalten  und  dabei  offen  mit- 
getheilt,  dass  er  von  französischen  und  lothringischen  Truppen  assistiert 


1)  S.  Köcher  I,  S.  335,  der  schon  die  Angabe  Droysens  (III,  3  S.  50), 
Hessen  habe  den  Durchmarsch  verweigert,  berichtigt. 


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384  6.    Die  Erfurter  Händel. 

sei.  Der  Herzog  wolle  zwar  ?ersacheo,  da  K.Sachsen  so  ?hl  Difficol- 
täten  mache,  dass  das  ganze  übrige  sächsische  Hans  die  vorgeschlagene 
Protektion  antrete,  da  aber  die  Zeit  sehr  kurz  nnd  vor  allem  daran  gele- 
gen sei,  dass  K.Mainz  ausserhalb  des  Kreises  gehalten  werde,  so  bitte 
er  Kf.,  noch  dnrch  eine  eilfertige  Abschicknng  nach  Königshofen  za  ver- 
suchen, ob  K.Mainz  zn  divertieren  nnd  anf  bessere  Gedanken  zu  bringen 
sei,  nnd,  falls  dieses  nicht  mehr  gelinge,  auch  bei  bereits  angefangener 
Attaqne  nicht  von  der  angebotenen  Interposition  abzustehen,  sondern  da- 
nach zu  trachten,  ob  derselbe  nicht  an  Erlangung  billiger  Satisfaction  sich 
begnügen  wolle.  Auch  wollte  der  Herzog  wissen,  ob,  falls  dieses  alles 
nichts  fruchten  sollte,  der  Stadt  mit  Gewalt  zu  assistieren  und  die  Bela- 
gerung aufzuheben  sei.  Er  hat  erwidert,  zu  der  desiderierten  Abschickong 
an  K.Mainz  werde  Kf.  gewiss  geneigt  sein,  auch  in  die  Besetzung  der 
Stadt  zusammen  mit  dem  Hause  Sachsen,  allenfalls  auch  ohne  den  Kreis- 
obersten,  würde  er  wohl  einstimmen,  auf  die  letzte  sehr  schwere  und  wich- 
tige Frage  aber  hätte  Kf.  ihn  nicht  instruiert  und  hätte  ihn  auch  nicht  in- 
struieren können,  da  derselbe  gemeint,  es  könnte  dnrch  die  vorgeschlagene 
Kreisbesetzung  diesen  extremis  vorgebaut  werden,  er  wolle  jedoch  darüber 
ausfuhrlich  referieren. 

PS.  Herzog  Ernst,  welcher  garwohl  die  dem  ganzen  Kreise  nnd 
namentlich  den  benachbarten  Fürsten  dnrch  die  Occupation  von  Erfurt 
drohende  Gefahr  begreift,  indem  K.Mainz  danach  trachten  werde,  sie 
gleich  als  ein  praeceptor  seine  untergebenen  Schüler  unter  stetiger  Ruthe 
zu  halten,  wie  denn  bei  solcher  Conjunctur  schon  viele  alte  und  verlegene 
Prätensionen  hervorgesucht  würden,  bittet  Kf.,  weil  K.Mainz  wegen  der 
Erfurter  Sache  nicht  nur  seine  eigene  versprochene  fernere  ReichshQlfe, 
sondern  auch  die  anderer  Stände  zurückhalte,  desgleichen  auch  von  K.- 
Sachsen geschehe,  er  möchte  ebenfalls  deswegen  die  Seinigen  etwas  zurück- 
halten, wenigstens  dessen  semblant  machen,  das  würde  nicht  wenigen  Ef- 
fect haben.  In  der  Stadt  Erfurt  ist  sehr  schlechte  Anstalt,  so  dass  er 
sie  in  gar  kurzem  verloren  schätzt. 


.    Der  Kurflirst  an  den  Freiherm  v.  Schwerin.    D.  Gross 
Schönbeck  l./[ll.]  September  1664 

[Die  dem  Erfurter  Abgesandten  zu  ertheilende  Antwort.] 

11. Sept.         —  Wir  haben  uns  —  referiren  lassen,  wasgestalt  ein  Abgeord- 
neter der  Stadt  Erfurt  *)  sich  aldorten  angegeben  und  bei  uns  HQlfe 

—  wider  die  ihnen  bevorstehende  Gefahr  gebeten.    Nun  finden  wir 

—  nicht  diensamb,  dass  er  eben  collegialiter  vernommen  werde,  und 


>)  Der  Rathsmeister  Ladolf,  s.  v.  Tettan  S.  194. 


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Seodang  Ladolfs  nach  Berlio.  3g5 

könnt  ihr  ihm  demnach  en  particulier  ftlrstellen,  was  wir  bishero  bei 
der  Stadt  gethan  und  wie  wir  es  an  unsern  guten  offieiis  an  keinem 
Ort  ermangeln  lassen,  umb  die  besorgte  Extremitäten  zu  verhüten. 
Als  aber  die  Sache  nunmehr  dahin  gerathen,  dass  Ch.Mainz  Ld.  mit 
einer  considerablen  Macht  sie  mit  Gewalt  anzugreifen  furhaben,  die 
Völker  auch  bereits  im  March  begriflFen  und  ein  Theil  derselben  wohl 
schon  ohnfern  von  der  Stadt  stehen  möchten,  so  wäre  unsers  Ermes- 
sens zu  spät,  auf  einige  Gegenverfassnng  anitzo  zu  gedenken,  und 
würde  die  Stadt  aller  Apparentz  nach  schon  subjugiret  sein,  ehe  —  man 
sich  in  benöthigte  Postur  desfalls  zu  setzen  vermöchte.  Wir  könnten 
deshalb  kein  ander  Mittel  furschlagen,  als  dass  sie  bei  so  gestalten 
Dingen  sich  I.  Ld.  submittirten  und  deroselben  in  allem  schuldigen  Ge- 
horsam —  oflferirten.  Wir  wollten  hoffen,  I.  Ld.  werden  sich  dadurch  zu 
milden  und  gelinden  Gedanken  bewegen  lassen,  wie  wir  denn  auch  des- 
wegen an  Sie  geschrieben  und  unserm  —  Abgeordneten  in  Befehl  gegeben, 
sich  dahin  zu  bemühen.  Ein  mehres  könnten  wir  anitzo  bei  dem  Werk 
nicht  thun,  wann  sie  auch  unsre  eigene  Stadt  wäre  und  wir  noch  so 
gern  sie  für  allem  Ruin  und  Verderb  praeserviret  sehen  möchten.  — 


Otto  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln 
2./ [12.]  September  1664. 

[YerhandloDgeD  mit  dem  Erfurter  AbgesandteD,  an  K.Sacbseo  zu  richteodes 

Schreiben.] 
Er  hat  den  Erfarter  Abgesandten  bei  sich  gehabt  und  demselben  alles,  12. Sept. 
was  Kf.  ihm  anbefohlen,  angedeutet.  Derselbe  dankte  sehr  dafür,  dass  Kf  ihm 
offenherzig  habe  erklären  lassen,  dass  keine  Assistenz  za  hoffen,  and  klagte 
sehr,  dass  E.Sachsen  sie  niemals  habe  wissen  lassen,  was  sie  than  sollten. 
Wenn  sie  verlassen  würden,  müssten  sie  alles  eingeben,  was  K.Mainz  von 
ihnen  begehrte,  er  wünschte  nur,  dass  Kf.  QndE.Sach6en  ihre  Leute  da- 
selbst hätten,  was  diese  ihnen  vorschreiben  würden,  wollten  sie  willig  tbnn. 
Derselbe  meinte,  man  würde  künftig  bereuen,  dass  man  eine  so  mächtige 
Stadt  in  der  Katholischen  Hände  hätte  gerathen  lassen,  er  bat  ihm  aber 
auseinandergesetzt,  was  Kf  alles  für  sie  gethan  und  warum  er  jetzt  nicht 
mehr  thnn  könnte,  wodurch  jener  sich  auch  überzeugen  liess.  Er  räth  dem 
Kf.,  an  K.Sachsen  zu  schreiben  nnd  denselben  anfzofordern,  als  Schatzherr 
der  Stadt  dieselbe  wissen  zu  lassen,  wie  sie  sich  betragen  solle*). 


')  Kf.  ersucht  darauf  (d.  Scboobeck  3/13.  September  1G64)  K.Sachsen,  ihm 
seine  Gedanken  zu  eröffnen,  wie  sie  sich  ferner  in  dieser  Erfurter  Sache  verhalten 
und  was  sie  ferner  dazu  thun  sollten,  damit  die  Stadt  nicht  in  die  Hände  der  Katholi- 
schen gerathe  und  die  K. Sächsische  Schutzgerechtigkeit  nicht  geschmälert  würde. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten.     XI.  25 


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386  6.    Die  Rrfarter  Händel. 

Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt 
4./ 14.  September  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  31.  Aagnst/ 10.  September.  Nochmaliges  Erbieten  snr 
Snbmiesion.    Bitte  nm  nähere  Bezeichnang  dessen,  was  yon  ihnen  verlangt  wird.) 

14.  Sept.  Das  Schreiben  des  Ef.  bat  sie  in  grosse  Bestürzung  versetzt,  da  sie 

darans  vernommen,  dass  sie  bei  demselben  angegeben  worden,  als  ob  sie 
es  an  der  scbnldigen  Submission  hätten  ermangeln  lassen  nnd  noch  fort- 
gesetzt in  die  Rechte  von  E.Mainz  eingriffen.  Ihr  Hauptnnglück  ist,  dass 
ihr  Schreiben,  Reden  nnd  Schicken  nicht  so  viel  frnchten  will,  dass  man 
ihnen  nnr  sagte,  woran  es  noch  ermangelte  and  welches  die  Art  nnd  Be- 
schaffenheit ihrer  Submission  sein  sollte.  Ihre  Schreiben  an  E.  Mainz  sind 
nicht  angenommen  worden;  sie  bitten  daher  E f.,  sie  zu  bescheiden,  was  für 
eine  Submission  und  wie  sie  dieselbe  thun  sollen,  oder  dafern  des  Ef.  Ab- 
gesandter, welcher  jetzt  auf  der  Reise  zu  E.Mainz  begriffen,  auf  diesen 
Punkt  nicht  etwa  specialiter  instruiert  sein  sollte,  demselben  zu  befehlen, 
die  capita  submissionis  et  paritionis  zu  erforschen.  Sie  versichern  dem  Ef., 
dass  sie  dessen  Verordnung  in  allertiefstem  Respect  annehmen  und  mensch- 
licher Möglichkeit  nach  folgen  werden,  im  Fall  aber,  dass  Ef.  in  ihre  an- 
gebotene Submission  noch  einigen  Zweifel  setzen  sollte,  sind  sie  nochmals 
wie  zuvor  erbötig,  die  Stadt  und  deren  ganzen  Zustand  in  des  Ereises 
Hände  zu  stellen.  Sie  bitten  nochmals  Ef.,  den  Extremitäten  zuvorzu- 
kommen. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Gotha  4./ 14.  Sep- 
tember 1664. 

[Er  hat  seine  Reise  za  K.Mains  aufschieben  mässeo,  Herzog  Ernst  wünscht,  dass 
Rf.  vorläufig  Erfart  besetzen  lasse.] 

14.  Sept.  Er  hat  das  Schreiben  des  Ef.   an  E.Mainz,   aber  kein  Creditiv  für 

sich  vorgefunden  und  hat  sich  daher  entschlossen,  zunächst  hier  zu  bleiben, 
bis  er  ein  solches  erhalte,  er  bat  aber  das  Schreiben  an  E.Mainz,  der 
sich  in  Würzburg  aufhält,  vorausgeschickt  mit  einem  Begleitschreiben, 
in  welchem  er  demselben  seine  bevorstehende  Ankunft  angezeigt  und  ihn 
ersucht  hat,  bis  dahin  seine  Truppen  zurückzuhalten.  Er  hofiTt,  E.Mainz 
werde  mit  der  Satisfaction,  auf  die  man  hier  zielt,  zufrieden  sein,  da  aber 
dazu  einige  schwere  Punkte  gehören,  welche  der  Stadt  etwas  sauer  an- 
kommen möchten,  so  wäre  zu  wünschen,  es  könnte  noch  jetzt,  indem  die 
Furcht  vorhanden,  sub  specie  defensionis  eine  Garnison  hineingebracht 
werden,  damit  man  dem  Rath  allenfalls  gegen  den  unbesonnenen  Pöbel 
assistieren  könnte,  solches  könnte  gegen  E.Mainz  gar  wohl  entschuldigt 
werden.  Herzog  Ernst  klagt,  dass  ein  Theil  seiner  Vettern  dieses  Punktes 
halber    wieder    unnöthige  Difficultäten  mache   und   dass  man  sich  in  E.- 


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Neaes  Erbieten  des  Ef.  zar  VermitteloDg.  387 

SacbBens  Bezeigangen  garnicbt  zu  fioden  wisse,  derselbe  meint,  E.Maine 
werde  die  Stadt  weit  lieber  in  des  Kf.,  als  eines  ganz  uninteressierten  nnd 
ZQgleicb  so  ?ornehmen  Mediatoris ,  als  in  säcbsiscben  Händen  seben,  nnd 
seUägt  Tor,  dass  Kf.  sieb  solcbergestalt  der  Stadt,  am  sie  znm  Geborsam 
und  znr  desiderierteo  Sadsfaction  zu  bringen,  rersicbem  möcbte.  Da  B. 
ebne  des  Kf.  Befebl  bierin  nicbts  tbnn  kann,  so  erwartet  er  dessen  Wei- 
sangen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurflirsten  von  Mainz.     D.  Cöln  a.  d. 
Spree  B./[15.]  September  1664. 

[Nocbmaliges  Erbieten  zur  Yermittelang.] 

Wir  zweifeln  nicht,  E.  Ld.  Abgesandter  der  Freiherr  von  Reiffen- 15.  Sept. 
berg  werde  bei  deroselben  wieder  angelanget  nnd  Ihro  mit  mehreren 
referiret  haben,  wie  wir  bei  dem  bekannten  Erfurtischen  Unwesen 
nichts  mehr  wtlnscben,  als  dass  E.  Ld.  alle  gebQhrende  Satisfaction 
von  der  Stadt  erhalten  möge,  die  Extremitäten  aber,  womit  selbige 
Stadt  bedräuet  wird,  evitiret  werden  könnten;  gestalt  wir  dan  zu  sol- 
chem Ende  an  die  Stadt  in  sothanen  terminis  geschrieben,  dass  E.  Ld. 
verhoffentlich  daraus  gnugsam  verspüren  werden,  dass  wir  dieses  alles 
aufrichtig  meinen.  Dieweil  uns  nun  seit  des  obgemelten  Abgesandtens 
Abreise  diese  Nachricht  zugekommen,  dass  E.  Ld.  selbst  wohl  darzu 
geneiget  wäre,  dass  sich  einige  Chur-  oder  Fürsten  zu  Erlangung 
solchen  Zwecks  bemQheten,  wan  es  nur  von  denen  geschähe,  so  ganz 
uninteressiret  wären,  so  haben  wir  nicht  unterlassen  können,  zu  Ver- 
hütung aller  gefährlichen  Motuum  uns  nochmals  hierzu  wohlmeinend 
zu  offeriren,  mit  Versicherung,  dass,  gleich  wie  wir  bei  diesem  ganzen 
Werk  kein  ander  Interesse  haben,  dan  dass  Friede  und  Ruhe  erhalten, 
auch  E.  Ld.  als  unsern  MitChurfÜrsten  alle  gebührende  Satisfaction 
wiederfahre,  also  wir  uns  auch  bei  solcher  Interposition  dergestalt  be- 
zeugen wollen,  dass  E.  Ld.  verhoffentlich  —  zufrieden  sein  werden'). 


^}  Unter  demselben  Datam  schreibt  Kf.  aach  ao  K. Sachsen,  E. Mains 
scheine  geneigt  eu  sein,  seine  InterpoBition  anzanehmen ,  jener  möge  auch 
dahin  wirken  und  zugleich  die  Erfarter  wissen  lassen,  wie  weit  sie  sich  gegen 
K.Mai  uz  erklären  sollten. 

25* 


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388  6-    Die  Erfurter  Handel. 

Angüst,  Herzog  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Hall  5./[15.]  September  1664. 

[Bitte  am  üoterstützoog  der  bächsischeo  Gesandtschaft.] 

15.  Sept.  Sein  Bruder,  der  Korfürst  von  Sacbseo,  hat  auf  vieirälcige  gute  Re« 

monstrationen  endlich  einige  Völker  gegen  Erfurt  abgeschickt i)  und  es  ist 
zu  hoffen,  nachdem  Kf.  demselben  die  höchste  Gefahr  des  Kreises  hat  remon- 
strieren lassen,  dass  die  consilia  desselben  näher  zum  Zweck  gehen  werden. 
Er  bittet  Kf.,  den  von  ihm  und  den  anderen  Sächsischen  Herzogen  ge- 
machten Vorschlag,  dass  nämlich  von  K.Sachsen  und  ihnen  eine  Ab- 
Bchicknng  sowohl  an  die  Generale  als  an  Erfurt  geschehe,  um  die  schul- 
dige Parition  zu  befördern  und  die  militärische  Execution  zu  suspendieren, 
zu  unterstützen.  K.Mainz  werde  dann  gewiss  andere  Gedanken  fassen, 
oder,  wenn  es  dieses  nicht  thäte,  der  ganzen  Welt  zu  erkennen  geben, 
dass  es  unter  der  kaiserlichen  Execution  ganz  andere  Interessen  suche. 
Ihnen  aber  werde  es  dann  nicht  za  verdenken  sein,  wenn  sie  dahin  trach- 
teten, diese  Excessivexekution  ferner  einzuhalten  und  nicht  zu  dulden,  dass 
K.Mainz  mit  auswärtigen  Kriegs  Völkern  den  Obersächsischen  Kreis  in- 
festiere  und  mit  dem  absoluten  Dominat  in  Erfurt  zugleich  das  jus  prae- 
sidii  daselbst  erlange.  Allerdings  aber  sei  dahin  zu  sehen,  dass  die  Stadt 
K.Mainz  Satisfaction  leiste,  und  wolle  auch  er  sich  weiter  deswegen  be- 
mühen *). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten.     D. 
Schloss  Marienberg  ob  Würzburg  15.  September  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom   24.  August/ 3.  September.     Nichtigkeit  der  Ansflüchte 
des  Erfurter  Rathes.    K. Mainz  wird  die  Exekution  ausfuhren,  gegen  die  Gehor- 
samen Gnade  üben.     Sendung  Reiffenberge  an  Kf.] 

15.  Sept.  Dank  dafür,  dass  Kf.  in  seinem  Schreiben  erklärt  hat,  K.Mainzs  ober- 

herrliche Rechte  über  Erfurt  nicht  kränken  .lassen,  sonderu  mit  erhalten  zu 
wollen.  Die  Ausflüchte  des  Erfurter  Raths,  als  wenn  nur  der  Pöbel  unge- 
horsam gewesen  sei,  sind  ganz  nichtig,  der  Rath  selbst  hat,  wie  an  meh- 
reren Beispielen   gezeigt  wird,   sich   des  Ungehorsams  gegen   den  Kaiser 


*)  8.  unten  8.  390  und  y.  Tettau  S.  200. 

*)  Kf.  erwidert  demselben  (Coln  7./17.  September  1664),  er  hoffe  von  der 
Sendung  y.  Gersdorffs  an  den  Kaiser  (s.  8.382)  guten  Erfolg,  billige  die  yorge- 
scblagene  Absendung  an  die  Generale  uod  an  die  Erfurter  und  sei  bereit,  die 
selbe  zu  unterstützen.  Zugleich  aber  ermahnt  er  den  Herzog  nochmale  dazu,^nebit 
seinen  Brüdern  und  Vettern  auf  die  Stadt  einzuwirken,  dass  dieselbe  alle 
schuldige  Parition  leiste.  «Denn  Ew.  Ld.  können  selbst  leicht  ermessen,  was 
für  Consequentien  es  bei  anderen  Städten  yernrsacben  werde,  wenn  man  dieser 
in  soweit  patrooiniren  wollte,  dass  sie  sich  der  schuldigen  Parition  und  billig- 
massigen  Satisfaction  entbreche.* 


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K.Maiozs  Forderungeo.  389 

und  gegen  ihn  schuldig  gemacht  ood  sieb  Eingriffe  in  seine  Rechte  er- 
laubt. Kf.  werde  daher  verhoffentlich  die  Exekution  gegen  solche  Frie- 
densbrecher „zu  einem  abscheulichen  Exempel^  ohne  Hinderung  gesche- 
hen lassen,  die  er  so  auszuführen  entschlossen  ist,  dass  dadurch  keine 
motus  im  Reiche  und  Niemandem  Schaden  verursacht  werde,  es  müsste 
denn  jemand  sich  gegen  die  ReichsconstituUonen  nnd  den  Friedens^chluss 
in  dieses  Exekntionsnegotium  einmischen.  Wenn  sich  die  Stadt  oder 
ein  Theil  der  Bürgerschaft  allen  gewaltsamen  Widerstandes  enthalte  und 
sich  willig  untergehe,  so  will  er  gegen  die  Gehorsamen  Gnade  üben  und 
seine  Satisfaction  wegen  verursachter  Kosten  und  Schadens  nur  an  ge- 
meiner Stadt  suchen.  Kf.  wird  durch  den  an  ihn  gesandten  v.  Reiffen- 
berg  weiteres  über  seine  Intention  vernehmen '). 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt  6./[16.]  Sep- 
tember 1664. 

[Wahrscheinliche  Forderaogen,  welche  K.Mainz  an  Erfort  stellen  wird.    Kf.  möge 
die  Stadt  besetzen,  vorläufig  Truppen  in  die  Nähe  Bchicken.] 

Er  hat  in  Gotha  aus  den  Akten  zusammensuchen  lassen,  worin  die  16.  Sept. 
übrigen  capita  paritionis  et  submissionis  bestehen  würden,  nnd  der  Rath  von 
Erfurt  hat  sich  darauf  erklärt.  Die  schwersten  Punkte  bei  der  ganzen 
Sache  sind:  1)  Limprechts  Decollation ^).  Man  ist  zwar  geneigt,  zur 
Reparation  dieses  Fehlers  den  Leichnam  ehrlich  zu  begraben,  fürchtet  aber, 
dass  es  bei  der  Translocation  desselben  ohne  Assistenz  einer  Besatzung 
wieder  zu  Excessen  des  Pöbels  kommen  werde').  2)  Die  E.Mainzische 
Satisfaction;  es  ist  zu  fürchten,  K.Mainz  werde  dieselbe,  wozu  auch 
die  mulcta  kommt,  ziemlich  hoch  bemessen,  wenn  nicht  des  Kf.  Fürbitte 
ihn  zur  Milde  bestimme.  Jedenfalls  werden  in  Ermangelang  baarer  Mittel, 
die  wahrhaftig  hier  nicht  vorbanden,  etliche  Dorfschaften  herhalten  müssen. 
Der  dritte  und  aller  schwerste  Punkt  ist  der  der  Caution.  Wie  verlautet, 
begehrt  K.Mainz  zur  Versicherung  die  Bnrg  nnd  ein  Thor  der  Stadt; 
dazu  wird  das  Haus  Sachsen  nicht  assentieren.  Es  scheint  dieses 
auch  so  praejudicierlich,  dass  er  nicht  sieht,  ob  man  auch  des  Kreises  hal- 


1)  In  einem  neuen  Schreiben  (d.  Neustadt  19.  September  1664)  erklärt 
K.Mainz,  er  habe  inzwischen  von  v.  Reiffenberg  vt^rnommeo,  wie  wohl  Kf. 
dessen  in  seinem  Namen  gethane  Remonstration  aufgenommen  und  sich  darauf 
anderwärts  erklärt  habe.  Er  versichert  nochmals,  dass  er  nicht  die  allergeringste 
ZerrattoDg  und  üngelegenheit  im  Reich  beabsichtige,  sondern  dass  er,  sobald  sich 
die  Stadt  vermittelst  Realassecnration  so  snbmittiere,  dass  er  ihr  trauen  könne, 
die  fremden  Völker  wieder  werde  fortführen  lassen. 

>)  S.  V.  Tettau  S.  153. 

')  Die  feierliche  Beisetzung  der  Leiche  geschah  erst  nach  der  EiDoahmc  der 
Stadt  am  17.  November  (v.  Tettau  S.  154). 


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390  6.    Die  Erfurter  Häodel. 

ber  es  werde  zaiasseo  dürfen,  dessbalb  wäre  höcblicb  za  wünscbeo,  dass 
K. Mainz  die  cautionem  iuratoriam  und  darbei  des  Kar-  und  FürsUkben 
Haases  Sacbsen  Garantie  acceptieren  möcbte.  Es  wird  bier  aufs  Brod  ge- 
worfen, man  wolle  inmittelst  dem  Kf.  die  Barg  za  besetzen  überliefern, 
damit  dieser  hingegen  sein  Wort  für  die  Stadt  geben  könnte.  K. Sachsen 
bätte  darcb  rechtzeitiges  Einschreiten  die  ganze  Sache  in  besseren  Stand 
bringen  können.  Die  beiden  K.Sächsischen  Obersten  Neitsch  and  Rambs- 
dorff  liegen  mit  500  Mann  za  Boss  und  Fass  auf  den  Dorfsebaften ^)  mit 
grossen  Kosten  der  Stadt,  wollen  sich  aber  weiters  nicht  annehmen,  als  die 
Sächsischen  Lehnsdörfer  zu  saWeguardieren,  and  sind  guter  Dinge. 

Sonsten  bittet  der  Rath  und  finden  es  Hertzog  Ernsten  F.  D. 
—  gleichmässig  sehr  gut,  es  möchte  E.  Churf.  D.  zwei  oder  drei- 
hundert Mann  der  Ihren  in  das  Stift  Halberstadt  rücken  lassen,  da- 
mit sie  auf  allen  Fall,  weil  die  Chur-Sächsische  gar  nichts  bei  der 
Sache  thun  wollen,  nach  abgehandelten  Dingen  dem  Rath  und  Bürger- 
schafft bei  Translocation  des  Limprechts  Cörper  gegen  besorgendes 
Tumultuiren  des  vorstädtischen  Pövels  assistiren  oder  auch  auf  vor- 
berührten Fall  zu  Besetzung  der  Burg  näher  an  der  Hand  sein  möch- 
ten. Und  will  gleichwohl  der  Rath  genugsamb  documentiren,  dass  er 
an  gehörigen  Orten  flehentlichst  —  angesucht,  man  wolle  ihn  mit 
Volck  und  einer  Garnison  assistiren,  damit  er  den  Pöbel  im  Zaum  halten 
konnte,  er  hätte  es  aber  keinmal  erhalten  können.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Berlepsch.     D.  Cöln  7./[17.]  Sep- 
tember 1664. 

[Er   soll  vorläafig  aaf  die  io  Erfurt  gemachten  Vorschläge   eich  nicht  erklären, 
aber  sondieren,  ob  K. Mainz  in  die  Besetzung  Erfurts  durch  Trappen  des  Kf.  ein- 

willigen  würde.] 

17.  Sept.  fJr  erhält  das  gewünechte  Greditiv,   soll  seine  Reise  schleunigst  fort- 

setzen, Ef.  hofft,  dass,  nachdem  auch  K.Sachsen  an  K.Mainz  deswegen 
geschrieben,  dieser  seine  Interposition  annehmen  werde. 

Du  hast  dich  aber  insonderheit  in  Acht  zu  nehmen,  dass,  ehe  und 
bevor  Du  von  GhurMainz  eine  und  andere  Resolution  erhalten,  Du 
daselbst')  zu  keinem  der  vorgeschlagenen  Mittel  resolvirst,  weil 
GhurMainz  solches  vor  eine  Partialität  halten  könnte,  dannenhero 
hast  Du  auch  den  Vorschlag,  ob  man  Garnison  in  Erfurt  legen  soll^ 

»)  8.  V.  Tettau  S.  200. 
^  d.  h.  in  Erfurt. 


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Berichte  y.  Berlepscba.  391 

weder  zu  approbiren  Doch  zu  improbireD.  Dann  wir  sehen  die  Sache 
also  beschaffen  zu  sein,  dass,  wenn  ChurMainz  die  Interposition 
und  alle  gfitliche  Mittel  ausschlagen,  dennoch  Zeit  genug  vorhanden 
sein  wQrde,  dass  wir  unser  GutdQnken  darzu  geben  können.  Die 
1000  Knechte,  so  wir  dem  Keyser  schicken  wollen,  bleiben  ohne 
das  nun  alhier,  weil  I.  Key.  M.  vor  Winters  dieselben  nicht  begehren  *). 
Dieses  aber  kannst  Du  wohl  bei  ChurMainz  sondiren,  ob  S.  Ld.  ge- 
schehen lassen  wollen,  dass,  wenn  man  verspürete,  dass  der  gemeine 
rasende  Pöbel  dem  Magistrate  hinderlich  wäre,  ChurMainz  Ld.  alle 
Satisfaction  zu  thun,  man  dieserseits  eine  Garnison  in  die  Stadt  zu 
bringen  trachte,  durch  welche  die  unbesonnene  Bürgerschaft  zur 
raison  gebracht  werden  könnte*).  — 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben  7./ [17.]  Sep- 
tember 1664. 

[BemahoogeD  bei  Reiffenberg  und  G.Win.  Sommerfeld,  den  weiteren  Vormarsch 
der  knrmainsiBchen  Truppen  eu  inhibieren.] 

Gestern  hat  Baron  Reiffenberg  en  passant,  von  Dresden  kommend,  17. Sept. 
bei  ihm  angesprochen,  and  da  derselbe  noch  denselben  Abend  in  das  Main- 
zische Hauptquartier  nach  Dorla,  2  Meilen  von  hier,  reisen  wollte,  hat  B. 
ihm  mitgeiheilt,  zu  welcher  raisonnablen  Satisfaction  und  Submission  sich 
die  Stadt  Erfurt  erkläre,  und  ihn  gebeten,  dabin  zu  wirken,  dasR  bis  K.- 
Mainz davon  Nachricht  erhalte,  die  Truppen  nicht  weiter  vorrückten,  was 
jener  auch  versprach.  Da  aber  in  der  Nacht  von  den  K.Sächsischen  ge- 
meldet wurde,  dass  die  Mainzischen  doch  näher  anrücken  würden,  so  hat 
er  Reiffenberg  noch  einen  Trompeter  mit  einem  Schreiben  desselben 
Inhalts  nachgesandt.  Dennoch  liegen  jetzt  die  Truppen  auf  Rendezvous 
zu  Ton  na,  nur  eine  kleine  Meile  von  hier  und  drei  Meilen  von  Erfurt» 
5000  Mann  mit  16  Feldgeschützen  unter  den  G.Wachtmeistern  Sommerfeld 
und  Pleuren.  B.  hat  zum  Ueberfluss  auch  ein  Schreiben  an  Sommer- 
feld gesandt  und  ihn  darin  ersucht,  dort  stehen  zu  bleiben,  hat  abej 
noch  keine  Antwort  erbalten.  Die  französischen  Truppen  sollen  noch  jen- 
seits des  Thüringer  Waldes  liegen,  K.Mainz  sich  in  Königshofen  be- 
finden.    Wie  auch  die  Antwort  fallt,  will  B.  sofort  zu  ihm  reisen.    Er  be- 


>)  S.  oben  Abscho.  5.  S.  339. 

>)  Ganz  ähnlich  äassert  sich  Kf.  in  einem  Rescript  an  v.  Berlepsch  vom 
9./ 19.  September,  er  habe  aus  dessen  Relation  vom  6./I6.  September  mit  Befrie- 
digung ersehen»  dass  man  in  Erfurt  fleissig  überlege,  wie  man  K.Mains  befrie- 
digen könne.  Truppen  aber  nach  der  Stadt  zu  sciücken,  wie  Herzog  Ernst  von 
Gotha  wänsche,  trage  er  Bedenken,  bevor  sich  K.Mainz  vernehmen  lasse,  dass 
ihm  solches  nicht  zuwider  sein  wärde. 


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392  ö-    J^>ö  Erfurter  Häodel. 

sorgt,  die  Stadt,  welche  sich  von  aller  Welt  verlassen  sieht,  werde  sieh  in 
ihrer  Desperation  dahin  bringen  lassen,  dass  sie  die  Schlüssel  zur  Burg 
und  zur  Stadt  überliefert  and  Garnison  einnimmt. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Gotha  8./ [18.]  Sep- 
tember 1664. 

[Vergebliche  VerhandlaDgeo  mit  Reiffeoberg.    K.Mainz  will  Erfurt  gaoz  in  der 
Gewalt  habeo.    Bitte  am  neae  Instraktion]. 

18.  Sept.  Da  trotz  der  Versicherungen  Reif fenbergs  die  Armee  avanciert,  die 

Infanterie  gestern  zu  Gräfentonna  angelangt  und  die  Cavallerie  in  die 
nächsten  Dörfer  vor  Erfurt  fortgezogen  ist,  hat  er  sich  selbst  ins  Haupt- 
quartier nach  Ton  na  begeben  und  nochmals  Reiffenberg  Vorstellungen 
gemacht,  sonderlich  dass  die  Sache  gar  in  einem  anderen  Stande,  dass  man 
jetzt  mit  raison  der  Stadt  nichts  Feindliches  zumutben  könnte.  Jener  er- 
klärte, er  habe  zu  Berlin  zur  genüge  ausgeführt,  dass  man  des  Kf.  Inter- 
position  contra  rebelies  subditos  nicht  annehmen  könne,  die  Sache  wäre 
durch  ihn  auch  in  ganz  anderen  Stand  gesetzt  und  dem  Kf.  aller  Zweifel 
und  Ombrage,  so  er  bei  dem  Werke  haben  könne,  benommen,  man  müsste 
von  der  Stadt  genügsame  Assecuration  haben  und  das  wäre  keine  andere, 
als  ein  Thor  und  die  Burg.  Darauf  hat  B.  erwidert,  der  Assecurations- 
punkt  wäre  das  letzte,  wenn  Submission  und  Satisfaction  erst  richtig  und 
die  Stadt  ihrer  Amnestie  und  Pardon  versichert,  dann  hätte  man  von  der 
Assecuration  zu  reden,  man  könnte  ihr  ja  nicht  zumutben,  sich  auf  blosse 
Discretion  ohne  alle  Gegenversicheruug  zu  ergeben.  Darauf  war  die  Ant- 
wort, man  wolle  sie  mit  Hand  und  Siegel  aller  kurfürstlichen  Gnade  ver- 
sichern, dafern  sie  aber  nicht  heute  die  Burg  samt  dem  Thore  einräumten, 
müsste  man  sie  mit  Gewalt  dazu  bringen.  Darauf  hat  B.  Abschied  ge- 
nommen und  sich  hierher  begeben. 

Weil  nun  dieses  Ansinnen  sampt  der  ganzen  Bezeigung  so  viel 
klärlieh  andeutet,  dass  man  nicht  nur  eine  billige  raisonnable  Satis- 
faction und  Submission,  sondern  die  Stadt  Erfurt  haben  will,  und 
ich  also  nicht  wissen  kann,  ob  dieses  die  eigentliche  Intention  und  das 
Dessein,  so  ChurMainz  E.  Chf.  D.  durch  den  von  Reiffenberg 
notificiren  lassen,  und  ob  auch  E.  Gbf.  D.  Gedanken,  darnach  ich  mich 
in  meiner  Negotiation  richten  solle,  hierauf  zielen,  so  bitte  E.  Chf. 
D.  wolle  mich  ungesäumet  gn.  berichten  lassen,  wessen  ich  mich  hier- 
bei zu  verhalten.  Herzog  Ernsten  F.  D.  finden  rathsamer,  dass  ich 
allhier  verbleibe,  und  vermeinen,  ich  könne  bessere  Officia  darinnen 
praestiren,  wann  ich  mit  Tractaten  zwischen  der  Stadt  und  den  Trup- 
pen Zeit  zu  gewinnen  suchte,  als  wann  ich  also  sonder  Greditif  nach 


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V.  Berlepscbs  VerhandluDgeo  mit  v.  Reiffenberg.  393 

Königßhofeu  ginge  und  inmittelst  die  Stadt  ubern  Haufen  werfen 
liess  —  welches  ich  wir  alles  umb  so  viel  lieber  mit  gefallen  lassen, 
damit  ich  selbst  auch  Zeit  gewinne,  £.  Ch.  D.  gnädigste  Resolution 
hierüber  zu  erlangen,  welches  bei  dieser  über  Halle  gehenden  Gelegen- 
heit zum  längsten  in  8  Tagen  sein  kann.  — 

Kaiser  Leopold  an  den  KurfUrsten.     D.  Wien  20.  Sep- 
tember 1664. 

[Trotz  der  oachträglicheo  Uoterwerfungserklärang  Erfurts  lässt  er  es  bei  der 
Achtserkläruog  beweodeD.    Kf.  soll  die  Ausführung  derselben  geschehen  lassen.] 

Die  Stadt  Erfurt  hat  sich  trotz  der  Achtserklärung  nicht  zum  Gehör-  20. Sept. 
sam  verstanden,  sondern  den  kaiserlichen  Herold  auf  das  übelste  behandelt. 

Nun  ist  zwar  dieselbige  bei  uns  anitzo  mit  underthänigsten 
Schreiben  einkomnien,  dardurch  sie  die  würckliche  Parition  zu  laisten 
vermaint,  nachdeme  aber  dieselbe  theils  gar  zu  spatt  und  unvollkom- 
men einkommen,  als  haben  wir  es  umb  so  vil  mehr  ihres  gethanen 
Einwendens  ungehindert  bei  der  ergangenen  Aachts  Erclärung  noch- 
mals allerdings  bewenden  lassen  müssen.  —  So  haben  wir  —  E.  L. 
hievon  auf  den  Fall,  Sie  hierunter  umb  ein  widriges  belanget  wur- 
den, also  hiermit  in  so  vil  Nachricht  geben  wollen,  mit  dem  Ersuchen, 
Sie  wollen,  dafern  ichtwas  an  Sie  gebracht  wurde,  demselben  nicht 
Gehör  oder  Statt  geben,  sondern  vilmehr  (zumalen  gedachtes  Chur- 
fürsten  zu  Maintz  L.  uns  die  Versicherung  gethan,  dass  alles  auf 
ihren  eigenen  Kosten  —  vorgenohmen  und  niemanden  dardurch  eini- 
ger Schaden  zuegezogen  werden  solte,  wir  uns  auch  gegen  Ihre  L. 
versichern,  dass  Sie  in  diesem  allem  den  Reichs  Satzungen  nichts  zu- 
wider vornehmen  noch  einig  Stand  des  Reichs  beleidigen  werden)  zu 
Ruhe  stehen  und  unverhinderlich  zugeben  *).  — 


1)  A.  Nenmann  meldet  aus  Wien  21.  September/ 1.  October  1664,  in  der 
Krfurter  Sache  sei  die  Parition  der  Stadt  für  insufGcient  erkannt,  die  Acht  er- 
tieuert  und  die  Stadt  angewiesen  worden,  von  K  Mainz  Intercession  za  erwirken; 
das  darüber  abgefasste  kaiserliche  Beeret  sei  dem  Anwalt  der  Stadt  erst  8  Tage, 
nachdem  es  geschlossen,  zugekommen.  Die  Erfurter  seien  während  der  Kommis- 
sion wohl  disponiert  gewesen,  sich  bei  Zeiten  in  die  Sache  zu  schicken,  man  habe 
sie  aber  von  hier  aus  mit  Vertröstungen,  es  werde  nicht  ad  extrema  kommen, 
aufgehalten,  als  es  aber  zum  letzten  Streich,  ad  decernendum  bannum,  gekommen, 
habe  sich  einer  mit  dem  anderen  conformiert.  Er  sei  letzten  Sonntag  bei  dem 
E. Sächsischen  Qeh.  Rath  v.  Gersdorff  gewesen,  welcher  über  das  Decret  nicht 
wenig  betreten  war,  indem  es  scheine,  als  ob  man  den  Erfurtern  noch  den  Weg 
zu  elnctieren  offen  halte  und  gleichwohl  sie  in  K.Mai  nzs  arbitriuro  stelle. 


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394  6.    Die  Erfarter  Handel. 

Der  Kurfürst  an  v.  Berlepsch.     D.  Cöln  12./ [22.]  Sep- 
tember 1664. 

[auf  die  Relation  vom  8./l^*  Sept     Er  soll  seine  Aufträge  an  K.Mainz  aasrich- 
ten.   Kf.  kann  für  Erfurt  nichts  weiter  thun] 

22.  Sept.  Kf.  bat  ungern  ans  B.'s  Relation  ersehen,  dass  derselbe  K.Mainz  nocb 

nicht  gesprochen  bat;  er  soll  sich  jetzt  sofort  zu  demselben  begeben  und 
demselben y  was  Kf.  ihm  früher  zugeschrieben,  auf  das  beweglichste  vor- 
stellen,  namentlich  remonstrieren,  dass,  wenn  K.Mainz  auf  den  Forderungen 
wegen  Einräumung  der  Burg  und  eines  Thores  bestehe,  er  dadurch  bei 
männiglichen  die  höchste  Jalousie  und  das  gewisse  Nachdenken  erregen 
werde,  dass  er  mehr  die  Stadt  unter  seine  Gewalt  absolute  bringen,  als 
seinen  Respect  und  jnra  zu  saWieren  gedenke.  Da  dieses  seinen  früheren 
Versicherungen  durchaus  nicht  conform  sei,  so  hoffe  Kf.,  er  werde  sich  zu 
gelinderen  Accordmitteln'^ verstehen. 

Dafern  Du  nun  sehen  würdest,  dass  dieses  alles  nicht  verschlagen 
und  Ch. Mainz  Ld.  auf  Ihrer  Intention  fest  bestehen  würden,  so  hastu 
es  endlich  gehen  zu  lassen,  wie  es  will,  und  denen  Sächsischen  und 
andern  interessirten  Fürsten  und  Ständen  zu  remonstriren ,  dass  wir 
es  gar  anders  gewünschet,  auch  das  Unserige  bei  der  Sache  gethan. 
Weil  man  aber  dieselbe  in  solchen  Stand,  worin  sie  anitzo  begriffen 
wäre,  gerathen  lassen  und  so  weinig  wir  als  jemand  in  Postur  wäre, 
Ch.Mainz  Ld.  mit  Gewalt  zu  verhindern,  dass  Sie  Ihr  Dessein  nicht 
nach  Belieben  ausführen  könnten,  so  wüssten  wir  nichts,  was  wir 
weiter  dabei  zu  thun  vermöchten,  welches  Du  dann  desto  behutsamer 
zu  remonstriren,  damit  sie  desfalls  keine  Ombrage  von  uns  fassen, 
Ch.Mainz  Ld.  auch  zu  keinen  ungleichen  Gedanken  gegen  uns  be- 
wogen werden  möge,  als  wenn  wir  deroselben  den  etwan  von  ihr  zu 
hoffenden  glücklichen  Ausschlag  missgönneten.  Wir  möchten  auch 
wohl  selbst  hiernächst  mit  einigen  unsern  Städten  nicht  ungleiche 
Differentien  bekommen,  worin  wir  dann  auch  nicht  gern  sehen  möch- 
ten, dass  sich  andere  allzuviel  mischen  oder  sich  derselben  annehmen 
sollten.  — 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Uhrleben  12./[22.]  Sep- 
tember 1664. 

[Hoffnung,  dass  die  Unterhandlungen  sich  hinziehen  werden.] 

22. Sept.  Auf  den  Rath  des  Herzogs  Ernst  ?on  Sachsen  ist  er  bis  zum  Ein- 

treffen  seines  Crediti?s  hier  geblieben,  um  inzwischen  durch  gütliche  Com- 


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V.  Berlepsch's  Seodang  an  K.Maini.  395 

podUonsTorechl&ge  iwischen  den K.Mainiischen  Geheimen  Käthen  ▼.  Greif- 
fenklaa  nnd  ▼.  Reiffenberg  nnd  der  Stadt  das  Weik  zu  protrahieren. 
Die  Knrmainsischen  haben  sich  zwar  ohne  Ordre  ihres  Herrn  zu  der  Inter- 
Position  nicht  verstehen  wollen,  sondern  den  Deputierten  der  Stadt,  welche 
aof  freies  Geleit  am  9ten  im  Hauptquartier  xu  Elzleben  erschienen'), 
selbst  ihre  Forderungen  vorgetragen,  er  hofft  aber  doch,  die  Stadt,  welche 
zwar  in  äusserster  Perplezität  sei,  werde  die  Sache  mit  Tractaten  etwas 
aufhalten,  wie  denn  bisher  noch  nicht  die  geringste  Hostilität  vorgegangen 
sei.  Er  übersendet  ewei  Antworten  von  K.  Mains  auf  seine  an  denselben 
abgelassenen  Schreiben  *). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königshofen  22,  September  1664. 

[Dank  fnr   den  Reiffenberg  ertheilten  Bescheid,  Geneigtheit,  aaf  die  Wunsche 
des  £f.  einzugehen,  Reiffenberg  soll  nach  Beendigung  der  Brftirter  Sache  noch 

einmal  zu  Kf.  kommen] 

Reiffenberg  hat  ihm  von  seiner  Verrichtung  bei  Kf.  inbetreff  der  22. Sept. 
Erfurter  Friedensexekution,  nnd  auch  was  Kf.  mit  demselben  absonderlich 
wegen  einer  Zusammenkunft  der  Kurfürsten  und  eines  engeren  und  näheren 
Vereins  zwischen  denselben,  wie  auch  des  Polnischen  Wesens  halber  und 
sonst  im  Vertrauen  geredet,  referiert.  Er  dankt  für  die  willfährige  kurbrü- 
derliche Bezeigung  und  für  das  in  ihn  gesetzte  Vertrauen  und  versichert, 
dass  falls  dem  Kf.  dergleichen  oder  auch  sonst  Widriges  zustehen  sollte,  er 
sich  auch  ebenso  erweisen  werde,  und  dass  aus  dieser  Exekution  nicht 
die  geringste  Unruhe  entspringen,  man  vielmehr  verspüren  solle,  dass  er 
sich  wie  bisher  nur  des  Römischen  Reiches  Freiheit  und  Sccnrität,  abson- 
derlich des  kurfürstlichen  Collegii  Präeminenz  und  Hoheit  conservieren  zu 
helfen  bemühen  werde.  Da  auch  er  selbst  aus  den  Regensburgischen  Hand- 
lungen und  sonst  genugsam  abnehmen  kann,  dass  des  Reiches  Hoheit  und 
Sicherheit  nicht  bestehen  werde,  wenn  nicht  das  kurfürstliche  Collegium 
vor  anderen  Hand  anlegen  werde,  so  lässt  er  sich  auch  zu  solchem  Ende 


»)  S.  V.  Tettau  8.  211. 

*)  In  dem  ersten  Schreiben  (d.  Werneck  17.  September  16G4)  erklärt  K.Mainz, 
er  wolle  sich  des  Kf.  Interposition  nicht  zuwider  sein  lassen,  wenn  ihm  nur  zufor- 
derst von  der  Stadt  vermittelst  Einräumung  der  Burg  und  eines  Tbores  Real- 
aesecuration  geleistet  werde,  die  Versicherung  der  Stadt  oder  des  Kf  könne 
ihm  bei  dem  verwirrten  Zustande  in  der  Stadt  nicht  genügen.  Er  sei  bereit 
V.  Berlepsch  in  Königshofen,  wohin  er  im  Begriff  sei  sich  zu  begeben,  zu 
empfangen.  In  dem  zweiten  (d.  Neustadt  19.  September  1664)  theilt  er  B.  mit, 
er  habe  von  dem  an  Kf.  abgeschickton  v.  Reiffenberg  Bericht  erhalten,  wo- 
nach Kf.  seine  Gedanken  in  der  Erfurter  Angelegenheit  geändert  habe,  er  zweifle 
nicht,  B.  werde  inzwischen  andere  Instruktionen  erhalten  haben. 


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396  6.    Die  Erfurter  Händel. 

die  Dähero  und  engere  Zusammensetzung  der  Kurfürsten  nicht  znwider  seio. 
Sobald  die  Erfurter  Sache  in  etwas  zur  Richtigkeit  gebracht,  soll  Reif- 
fenberg  noch  einmal  zu  Kf.  kommen  und  desshalb  sowie  wegen  des  Pol- 
nischen Wesens  und  anderer  Dinge  demselben  seine  Gedanken  mündlich 
eröffnen  und  vernehmen,  wie  er  dem  Kf.  und  dessen  Hanse  werde  dienen 
können  ^). 

Philipp  Ludwig  v.  Reiffenberg  an  den  Kurfllrsten.    D.  Haupt- 
quartier vor  Erfurt  Gispersleben  24./14.  September  1664, 

[Klage  über  v.  Berlepsch,  der  die  Stadt  zar  Widersetzlichkeit  aufreize.] 
24. Sept.  Bei  seiner  Rückkehr  von  Berlin  hat  er  die  Truppen  in    wirklichem 

Marsch  zur  Berennnng  Erfurts  gefunden,  so  dass  die  Stadt  den  Ernst 
hätte  spüren  können.  Aber  die  Einrathungen  des  Kf.  haben  dieselbe  nicht 
abgehalten,  zn  Widersetzlichkeiten  zu  schreiten,  infolge  dessen  sein  Kurfürst 
die  sonst  mit  langsamem  Marsch  zurückgehaltenen  französischen  Truppen 
zu  avancieren  beordert  und  gestern  schwere  Stucke  hat  herbeiführen  lassen. 
Die  Stadt  würde  schon  vor  8  Tagen  bei  Empfttng  des  Schreibens  des  Kf. 
sich  gefügt  haben,  wenn  nicht  der  Schlosshauptmann  v.  Berlepsch  an- 
dere Sentimenten  geführt,  die  seiner  jüngsten  Negotiation  bei  Kf.  und 
dessen  gegen  seinen  Kurfürsten  freundbrüderlicher  Affection  (die  ihm  etwa 
unwissend  oder  unglaublich)  nicht  gemäss  und  zugegen  gestanden,  und 
die  Bürgerschaft  in  Erwartung  fremder  Hülfe  oder  Interposition  fremder 
Potentaten  zum  Widerstand  verleitet,  was  ihnen  zu  totalem  Ruin  gereichen 
würde,  wogegen  nach  prästierter  realer  Versicherung,  für  welche  die  Burg 
und  zwei  Thore  gefordert  würden,  sein  Herr  die  Bestrafung  zn  mildern 
geneigt  gewesen  wäre.  Er  hofft  aber  noch  immer,  dass  die  Sache  sich  in 
der  Güte  aecommodieren  werde'). 

August  Herzog  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Schloss  Freyburg  15./ [25.]  Sep- 
tember 1664. 

[Bedrohte  Lage  von  Erfurt     K. Sachsens  geheimer  Vertrag  mit  K. Mainz.] 
26.  Sept.         Berichte,    dass   unsers   geliebteu   Bruders,    des  Churfürsten   von 
Sachsen  Ld.  Dero  vor  Erfurt  gehabte  Völker  zu  Boss  mehrentheils 

>)  Kf.  in  seiner  Antwort  (d.  Cöln  28.  September/8.  October  1664)  versichert, 
dass  er  wie  bisher  so  auch  ferner  dazu  beitragen  wolle,  dass  E.Mainzs  Respect 
und  Rechte  in  Erfurt  wiederhergestellt  werden,  räth  ihm  aber,  wenn  er  dieses 
erlangt,  der  Stadt  mit  keinen  ferneren  Extremitäten  zuzusetzen,  sondern  solche 
nach  Möglichkeit  zu  verhüten.  Die  Sendung  Reiffenbergs  werde  er  gern, 
sehen  und  er  werde  es  nn  Continnation  treubrüderlicher  Oorrespondenz  nicht 
ermangeln  lassen. 

*)  S.  V.  Tettau  S.201. 


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Klagen  aber  v.  Berlepsch.     EröffnangeD  des  Adin.  von  Magdeburg.  397 

wieder  abgefordert  und  gegen  Ungarn  fortgehen  lassen,  auch  die 
Interposition  bei  Churmainz  nicht  eher,  als  bis  es  ihm  vom  Rom. 
Kaiser  erlaubt  und  aufgetragen  wird,  mit  antreten  will,  daher  auch 
wir  an  Abschickung  auf  Mainz  und  dessen  Generales  gehindert  wor- 
den sind,  indem  nunmehr  auch  gar  dieses  betrüblich  herauskombt, 
dass  ChurSachsens  Ld.  mit  ChurMainz  vorlängst  einen  geheimbten 
Vergleich  dieser  Sache  wegen  unter  sich  getroffen  haben  soll,  also 
dass  —  der  Status  in  diesem  Obersächsischen  Creis  mit  Uebermeiste- 
rung  der  Stadt,  alwo  die  ChurMainzischen  bereits  an  Graben  kommen 
und  die  Stadt  zu  Einräumung  der  Cyriacsburg  *)  in  Traktaten  stehen 
soll,  sich  ziemlich  verändern  dürfte. 

Er   wünscht  darüber  mit  Kf.  nächstens  in  nähere  Communication   zu 
treten '). 


Geheimenraths-ProtokolP).     D.  16./[26.]  September. 

Wegen  der  Erfurtischen  Sache,  dass  S.  Chf.  D.  wollten  alles  2G.  Sept. 
thun,  was  zu  Äppaisirung  der  Sache  diente,   aber  deshalb  particulier 
Allianz  zu  machen,  wolle  er  nicht  ratben. 

H.  0.,  ob  nicht  ein  Trompeter  an  K.Mainz  zu  schicken  und 
zu  schreiben,  ob  K.Mainz  wollte  die  Sache  in  S.  Chf.  D.  Hand  stellen, 
weil  die  Erfurter  sich  zu  allem  Billigen  erklärten. 

17./[27.]  Septenaber. 

H.  Platen  referiret  von  der  Conferenz  mit  H.  Gladebeck,  dass  27.  Sept. 
er  sehr  darauf  ginge,  dass  man  wegen  der  Erfurtischen  Sache  und 


0  Die  die  Stadt  beherrschende  Citadelle  s.  v.  Tettau  S.  208. 

*)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  2S.  September/ 8.  October  1664),  unter  den 
obwaltenden  Umständen  sei  das  beste,  Erfurt  zu  aller  möglicher  Submissioo  zu 
persuadieren,  jedoch  vorbehaltlich,  dass  die  Gerechtsame  des  Sächsischen  Hau- 
ses nicht  verletzt  und  in  statu  religionis  nichts  geändert  werde. 

')  Diese  Berathungen  wurden  veranlasst  durch  das  Erscheinen  des  von  dem 
Herzoge  Christian  Ludwig  von  Celle  und  den  anderen  braunschweigischen 
Fürsten  nach  Berlin  gesandten  Geheimenrathes  B.  v.  Gladebeck,  welcher  den 
Auftrag  hatte,  dort  ebenso  wie  dieses  gleichzeitig  andere  Gesandte  in  Cassel  und 
bei  der  Schwedischen  Regierung  in  Stade  thaten,  gegenüber  dem  drohenden 
Vorgeben  von  K.Mainz  und  dessen  katholischen  Bundesgenossen  eine  engere  Ver- 
einigung zwischen  diesen  evangelischen  Reichsstanden  zustande  zu  bringen,  s. 
Köcher  IS.  337ff.  (Gladebecks  Creditiv  ist  datiert  Fuhrberg  9./19.  September, 
das  Recreditiv  des  Kf.  Cöln  27.  September/ 7.  October  1664.) 


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398  ^'     D>«  Brforter  Hiodel. 

der  dar  anlangenden  französischen  Hülfe   eine  VerfassuQg  zwischen 
etlichen  Fürsten  und  Ständen  machen  niüsste. 

S.  Chf.  D.  finden  solches  nicht  gut,  gäbe  Anlass  den  Catholischen 
zur  Gegenliga. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Gotha  17./ [27.]  Sep- 
tember 1664. 

[VerhandlangeD  mit  K. Mains  £a  KoDigshofeD,  Ableboaog  der  VermitteloDg 

des  Kf.] 

27.  Sept.  Nachdem  es  vor  Erfurt  zu  Feindseligkeiten  gekommen,   hat  er  sich 

auf  den  Rath  des  Herzogs  Ernst  und  in  der  Hoffnung,  die  Annahme  des 
▼on  ihm  vorgeschlagenen  Temperaments,  dass  die  zwei  Posten  ?on  Kf.  und 
K.Sachsen  mit  E.Mainz  zugleich  bis  zum  Aus  trag  der  Sache  besetzt 
werden  sollten,  durchzusetzen,  zu  E.  Mainz  auf  den  Weg  gemacht,  ist  14/ 
24.  zu  Eönigshofen  angelangt  und  hat  am  Nachmittage  bei  dem  am 
Podagra  bettlägerigen  Eurfürsten  Audienz  gehabt.  Er  erklärte  demselben, 
er  sei  nur  gekommen,  um  zu  ?ernehmen,  da  Erfurt  in  allem  übrigen  zur 
Unterwerfung  erbötig  sei,  ob  der  EurfUrst  nicht  bei  der  Forderung  wegen 
Einräumung  der  Burg  und  eines  Stadtthores  einige  Temperamente  zulassen 
wollte,  da  sonst  der  Kreis  und  die  gesamten  Evangelischen  davon  Ombrage 
nehmen  und  Schwierigkeiten  machen  würden.  Der  Eurfürst  dankte,  erklärte 
aber,  die  angebotene  Interposition  wie  auch  das  Temperament,  das  B.  den 
Seiuigen  schon  vorgeschlagen,  könne  er  nicht  annehmen,  Kf.  würde  sich 
selbst  Tort  thun,  wenn  er  einen  seiner  Mitkurfürsteu  und  dessen  rebellische 
Unterthanen  durch  eine  solche  Interposition  in  gleichen  Orad  setzen  wollte, 
die  Stadt  hätte  ihn  14  Jahre  lang  gleichsam  bei  der  Nase  herumgeführt, 
alle  gerühmte  paritiones  wären  nur  illusiones,  wenn  aber  die  Stadt  durch 
Einräumung  der  Burg  und  des  Thores  ihre  Submission  realiter  zeigte,  so 
wollte  er  in  den  übrigen  Punkten  des  Ef.  vorbittliche  Interposition  gern 
admittieren und  Gnade  üben.  Niemand  hätte  ihm  zu  contradicieren,  Sachsen 
sollte  bei  seinem  Rechte  bleiben,  die  Schrift,  welche  etliche  Gesandte  zu 
Regensburg  sich  unterstanden  herauszugeben  %  sollte  schon  gebührend  be- 
antwortet  werden.  Als  B.  einwirft,  das  vorgeschlagene  Temperament  be- 
zwecke nur,  dass  ihm  soviel  eher  zur  Submission  und  Satisfaction  verhelfen 
werde,  erwidert  er,  sie  selbst  allein  hätten  es  verschuldet,  dass  es  jetzt  zu 
den  extrema  gekommen.  Sollten  sie  E.Sachsen  und  Ef.  zu  Besetzung 
der  Posten  einnehmen,  würde  es  nur  neue  Weiterungen  geben  und  die  Stadt 
alles  ab  ovo  wieder  disputieren. 


^)  Das  Schreiben  der  Gesandten  der  evaogeliBcheo  Stände  an  K.Maios  d. 
Regensbarg  3/13.  September  1664  (v.  Scbauroth  I  8.  535).  Die  Antwort  voo 
E.Mainz  darauf  d.  KoDigsbofen  30.  September  1664  ebendaselbst  S.  600. 


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VerhandlaogeD  v,  Berlepschs  mit  R. Mains  io  KÖDigshofen.  399 

Aach  bei  einer  zweiten  Audienz  am  folgenden  Tage  wiederholte  er  die» 
selben  Erklärungen  und  verlangte,  B.  solle  die  Stadt  zu  Leistung  der  be- 
gehrten Realsubmission  ermahnen ,  was  dieser  anch  schliesslich,  aber  mit 
der  Erklärung,  es  werde  einen  ganz  conträren  Efifect  haben  und  die  Stadt 
dadurch  zu  mehrerer  Desperation  veranlasst  werden,  zusagte.  Noch  an  dem- 
selben Tage  ist  er  abgereist,  er  bekennt  übrigens,  dass  ihm  dort  alle  Civilität, 
anch  von  dem  dort  anwesenden  französischen  General  P radeile  wider- 
fahren sei,  auch  dieser  habe  ihn  höflich  ermahnt,  die  Stadt  zu  gütlicher 
Submission  zu  bewegen. 

Er  übersendet  einen  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  K.Main  zi- 
schen mit  der  Stadt  und  die  Instruktion  der  Gesandten  der  sächsischen 
Fürsten,  welche  sich  ehestens  zu  Berlin  einfinden  werden,  damit  Kf.  bei 
Zeiten  seine  mesures  danach  nehmen  könne. 


Derselbe  an  den  Knrftirsten.     D.  Gotha  17./[27.]  Sep- 
tember 1664. 

(Schlechte  VertheidigaogsaDstalten  in  Erfurt.    Vorschläge,  wie  die  Stadt  zu 

retten  sei.] 

E.Mainz  will  Erfurt  selbst  haben  und  das  wird  ihm  nicht  entgehen,  27. Sept. 
denn  Rath  und  Bürger  besitzen  nicht  die  geringste  Kenntnis,  wie  man  mit 
Contreapprochen  u.  s.  w.  den  Feind  von  den  Werken  abhalten  könne, 
wollen  alles  mit  dem  groben  Geschütz  verrichten,  wobei  sie  ihr  Pulver 
unnütz  verschiessen.  Die  K.Mainzischen  sind  während  der  4  Tage,  dass  er 
nach  Königshofen  gewesen,  bis  auf  den  Graben  vor  dem  S.  Andreasthor 
gekommen  und  haben  zwei  Batterieen  errichtet,  gerade  hier  ist  die 
schwächste  Stelle  der  Stadt.  So  steht  es  jetzt,  kommen  noch  die  Fran- 
zosen hinzu,  wenn  es  anders  so  lange  noch  währt,  so  wird  es  kurze  Arbeit 
geben.  Das  einzige  Mittel,  die  Stadt  zu  retten,  ist  seines  Erachtens  fol- 
gendes: Es  ist  wenig  Cavallerie,  nicht  über  1000  Pferde  vorhanden,  welche 
mit  der  einen  Seite  von  der  Attaque  bis  zur  Burg  genug  zu  thun  hat,  so 
dass  die  ganze  Weimarische  Seite  ausser  kleinen  Batterieen  frei  ist. 
Hier  könnte  man  noch  leicht  einen  Cavalier  mit  Reitern  und  Dragonern 
hineinwerfen,  der,  da  die  Exekution  dem  Kreise  gebühre,  befehligt  würde, 
sich  der  Burg,  der  Stadtthore  und  aller  Posten  zu  versichern,  damit  K.- 
Mainz ohne  Weitläufigkeit  behörige  Submission  und  Satisfaction  erlange. 
K.Mainzischerseits  fürchtet  man  dieses  und  sucht  daher  keine  Zeit  zu  ver- 
lieren. Alle  künftigen  Ab  Schickungen,  offerierte  Interpositionen ,  Regens- 
burgische Demonstrationen,  Schreiben  an  Frankreich,  auf  welche  der  Säch- 
sischen Fürsten  consilia  allein  zielen,  werden  keinen  anderen  Effect  haben 
als  des  Kf.  jetzige  Absendung.  Falls  solches  Expediens  nicht  bald  oder 
anderer  Motive,  halber  garnicht  resolviert  werden  könnte,  möge  Kf.  ihm  nur 
mit  einem   Wort  Apertur  thun,  weil  er  noch  Mittel  und  Wege  habe,  der 


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400  6-     1^10  Krfarter  Händel. 

Stadt  einen  Wink  zu  geben,  damit  sie  darcb  die  begehrte  Submission  nnd 
Einräumung  der  beiden  benannten  Posten  sich  noch  etwa  nächst  des  Kf. 
Intercession  eine  Amnestie  paciscieren  könne.  Sonst  würde  die  Stadt  sich 
nachher  entweder  ohne  eine  Capitulation  auf  Gnade  oder  Ungnade  ergeben 
müssen,  oder  es  auf  ein  Magdeburgisches  Massacre  anlaufen.  Dazu  würde 
es  K.Mainz  für  eine  Freundschaft  erkennen,  wenn  Ef.  von  dem  Dinge 
jetzt  retrocedieren  wolle,  während  Kf.  demselben,  ausser  diesem  vorge- 
schlagenen Expediens,  nnr  Verdruss,  doch  ohne  allen  gewünschten  Effect, 
geben  könnte.  Er  schreibt  dieses  als  des  Kf.  verpflichteter  treuer  Diener, 
und  hat  es  zu  diesem  Zweck  so  adressiert,  dass  es  nur  in  dessen  eigene 
Hände  komme,  er  bittet  um  schleunigen  Bescheid. 


Der  Kurfürst  an  v.  Berlepsch.     D.  Cöln  21.  September/ 
[1.  October]  1664. 

[auf  die  beiden  Relationen  vom  17/27.  September.     B.  boU  versuchen  K. Mainz 

KU  bewegen,  von  der  Besetzung  der  Stadt  Abstand  zu  nehmen,  dann  Erfurt  zar 

Oeffnnng  der  Thore  zureden.] 

1.  Oet.  —  Nun  würde  uns  wohl  sehr  lieb  gewesen  sein,  wann  Chur- 

Mayntz  Ld.  gelindere  Wege  eingehen,  unsere  Intei*position  annehmen 
und  sich  der  Realassecuration  begeben  wollten,  wir  verspüren  aber 
wohl  so  viel,  dass  darzu  schwerlich  einige  Hoffnung  vorhanden.  Weil 
wir  auch  solches  schon  längst  wahrgenommen  und  nicht  absehen  kön- 
nen, was  man  für  Mittel  zu  gebrauchen  hätte,  dieses  Werk  mit  eini- 
gem Nachtruck  zu  hindern,  als  haben  wir  Dir  bereits  unsere  Inten- 
tion —  genugsamb  zu  verstehen  gegeben,  wir  wollen  auch  nicht  hof- 
fen, dass  Du  ChurMayntz  Ld.  einige  Ursache  gegeben,  uns  etwan 
hiernächst  in  dergleichen  Fällen  behinderlich  zu  sein.  Sollte  sich 
sonsten  die  Stadt  für  Einlangung  dieses  noch  nicht  ergeben  haben 
und  noch  Zeit  übrig  sein,  desfells  ferner  zu  negotiiren,  so  hast  Du 
Dich  abermalen  bei  ChurMayntz  anzugeben  und  Dich  dahin  zu  er- 
bieten, dass,  wann  in  regard  unser  und  anderer  Vorbitte  Ih.  Ld.  sich 
dahin  erklären  wollten,  dass  nach  gethaner  Oeffnung  und  erfolgter  ge- 
nügsamer Submission  und  was  dem  anhängig  Sie  die  Stadt  ohne  Be- 
satzung lassen  und  Ihre  Sicherheit  allein  darin  nehmen  wollen,  dass 
die  Mauren  dergestalt  zugerichtet  würden'),  damit  Ih.  Ld.  keine  fer- 


0  Üen  Sächsischen  Gesandten  gegenüber  äussert  Kf.  am  2.  October,  er  habe 
Berlepsch  Befehl  ertheilt,  ,die  Rasiernng  der  Burg  und  Walle  am  die  Stadt* 
vorzuschlagen,  s.  Kirchhoff,  S.  190. 


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Weitere  YerbaodlaDgen  mit  E.Mainz.  401 

nere  Opposition  von  der  Stadt  zu  befahren,  so  wollten  wir  der  Stadt 
zureden  lassen,  dass  sie  dieses  alles  begehrtermassen  thun  sollte, 
gestalt  Du  dann  auch  hiermit  befehliget  wirst,  auf  solchen  Fall  der 
Stadt  ihre  gegenwärtige  Gefahr  und  was  für  Unglück  ihr  bevorstehe, 
fQrzustellen  und  sie  dannenhero  zu  sothaner  Oeffnung  aufs  eiferigste 
zu  vermahnen.  Würde  aber  weder  ChurMainz  noch  auch  die  Stadt 
sich  hierzu  verstehen  wollen,  so  hastu  Dich  hierin  nicht  weiter  zu  be- 
mühen, sondern  Dich  wieder  anhero  zu  begeben,  dann  wir  nicht  ge- 
sonnen sein,  uns  einseitig  in  dieses  Werk  ferner  zu  mischen,  sondern 
wir  wollen  erwarten,  was  der  gesambte  Creis  oder  die  zu  Regensburg 
versamleten  Stände  schliessen  werden. 

B.  80II  Herzog  Ernst  ?on  dieser  Resolutioo  Nachricht  geben  >). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königshofen  6.  October  1664. 

[Widersetzlichkeit  Erfurts.] 

Erfurt  bat  sich  nicht  unterworfen  and  nicht  die  verlangte  Realasse-  6.  Oct. 
curation  geleistet,  hat  sich  vielmehr  zur  Gegenwehr  gesetzt,  Streifparteien 
ausgeschickt,  seinen  mit  kaiserlichen  Dehortationsschreiben  an  Ef.,  E.Sach- 
sen und  die  anderen  Sächsischen  Fürsten  abgeschickten  Trompeter  2)  bei 
Arnstadt  überfallen  und  plündern  und  demselben  die  Briefe  abnehmen 
lassen.  Daraas  wird  Ef.  selbst  ersehen,  dass  er  mit  der  Exekution  fort- 
fahren und  die  Stadt  mit  Gewalt  zum  Gehorsam  bringen  müsse.  Er  ho£ft, 
Kf.  werde  ihm  vor  geleisteter  Realassecuration  weiteres  nicht  zumutben. 


1)  G&DZ  ähnliche  Weisangen  enthält  auch  ein  Rescript  des  Ef.  an  v.  Ber- 
lepsch  vom  26.  September/ 6.  October;  zum  Schluss  ermahnt  ihn  Ef.,  keinen 
Prätezt  oder  Anlass  zu  geben ,  dass  man  von  E.Mainzischer  Seite ,  wie  schon 
geschehen,  ihm  vorhalten  könne,  dass  er  die  Stadt  in  ihrer  Widersetzlichkeit 
bestärkt  habe,  „denn  wir  besländig  gemeint  sein,  Chur- Mainz  Ld.  in  dieser 
Sache  nicht  ohnnothig  —  zu  disgustiren,  sondern  vielmehr  Dero  Freundschaft  und 
Affection,  welche  uns  in  dergleichen  und  vielen  anderen  Fällen  nutzlich  und  nöthig 
sein  kann,  zu  erhalten. ** 

3)  S.  V.. Tettau  S.  219f. 


Mater,  t  Oescb.  d.  0.  Kurfürsten.     XI.  26 


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402  6.    Die  Erfurter  Händel. 

1.  Conferenz*),  so  S.  Churf.  Dchl.  zu  Brandenburg  Deputirte 
H.  Oberpräsident  Freih.  von  Schwerin  und  H.  Oberhoftnar- 
schall   der  von  Canstein  mit  denen  vom  Hause  Sachsen  ge- 
schickten HH.  Abgesandten  Dietrich  von  Rundeck  und 
D.  Wexen  gehalten,  den  2./[12.]  October  1664. 

12.  Oct.  I^ie  karfürstlichen  Depotierten  erklären  es  für  überflüssig  za  rekapito- 

Heren,  welche  Schritte  Kf.  bisher  in  der  Erfurter  Sache  gethan.  Nachdem 
die  Abgesandten  nnd  deren  Principale  desideriert,  Kf.  möchte  sich  noch 
weiter  interponieren,  haben  sie  ihnen  za  hinterbringen,  Kf.  habe  sich  ent- 
schlossen, noch  eine  Abschickang  an  K.Mainz  abzuordnen,  um  denselben 
ZQ  bewegen,  von  allen  Extremitäten  abzastehen.  Die  Abgesandten  möchten 
sich  darüber  erklären,  was  ihre  Principalen  bei  der  Sache  zu  tbun  ent- 
schlossen seien,  wenn  K.Mainz  mit  den  ihm  gemachten  Vorschlägen  nicht 
znfrieden  sein,  sondern  auf  der  Einräumung  der  Cjriacksbnrg  und  einer 
Pforte  bestehen  sollte.  Und  wenn  auch  der  König  von  Frankreich  serio 
das  Werk  embrassieren,  den  Seconrs  schicken  und  dem  Werk  ferneren  Nach- 
druck geben  sollte,  ob  sie  meinten,  alsdann  ausser  solcher  gütlichen  Hand- 
lung etwas  Ernstliches  bei  der  Sache  vorzunehmen,  und  ob  sie  versichert 
wären,  dass  andere  Obersächsische  Fürsten  und  Stände  dahin  inclinierten, 
dass  sie  dieses  Werk  nebst  dem  Fürstlichen  Hanse  Sachsen  mit  embrassie- 
ren wollten;  Kf.  wünsche  dieses  zu  erfahren,   damit  er  in  seinen  Consiliis 


0  Anf  einer  Zasammeokanft  zu  Naumburg  hatten  die  SächsischeD  Herzoge 
eine  Gesandtschaft  an  den  Kf.  beschlosseo,  welche  am  l./ll.  October  in  Berlin 
eintraf  (S.  v.  Tettan  8.  274,  Kirchhoff  8.  189).  Das  Creditiv  für  dieselbe  ist 
von  dem  Administrator  von  Magdeburg,  Herzog  August  ausgestellt  (Halle 
16.  September  1664),  welcher  darin  in  seinem,  seiner  jüngeren  Brüder  und  sei- 
ner Vettern  Namen  seinen  Geheimenrath  und  Präsidenten  Georg  Dietrich 
V.  Bondeck  und  den  Weimarischen  Hof-  und  Eammerrath  D.  Johann  Chri- 
stoph Wex  zu  Verhandlungen  mit  dem  Kf.  beglaubigt.  In  einem  vom  l./ll.  Oc- 
tober datierten  Memorial  bezeichnen  dieselben  als  Zweck  ihrer  Sendung:  Nach- 
dem Kf.  K.Mainz  verschiedentlich  abgemahnt  und  zuletzt  die  Mediation  zur 
Güte  bei  demselben  unternommen,  K.Mainz  aber  durch  Reiffenbergs  Sen- 
dung seine  Intention  mit  allerhand  Vorwänden  beschönigt  und  dahin  habe  ar- 
beiten wollen,  dass  Kf.  von  seiner  Intention  abgehalten  werde,  sollten  sie  Kf. 
um  fernere  Continuation  der  gütlichen  Interposition  ersuchen,  damit  K.- Mainz 
in  puncto  satisfactionis  zu  leidlichen  Bedingungen  bewogen,  der  punctus  paritio- 
nis  bei  der  Stadt  festgestellt  und  also  in  allem  der  Justiz  und  Billigkeit  nach 
Satisfaction  geschafft,  im  öbrigen  hervorkommende  und  vorlängst  gemuthmasste 
excessus  und  Vorhaben  K.Mainz  benommen  und  mit  Fleiss  präca viert  werden 
mochten.  Sie  legen  ausserdem  vor:  1}  Unmassgebliche  Punkten,  worauf  die 
vorhabende  Tractaten  bei  jetzigem  Erfurtischen  Unwesen  einzurichten,  2)  Kurser 
Entwurf  der  Gh.Mainzi8chen  Prätensionen  an  und  wider  die  Stadt  Erfurt 
Vgl.  über  die  mit  dieser  Gesandtschaft  geführten  Verbandlungen  Kirchhoff 
S.  Ib9ff. 


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Coofereozeo  mit  deo  eachsischen  Gesandten.  403 

seine  Mesores  danach  nebmeo  könne,  er  müsse  hierbei  considerieren ,  dass 
die  meisten  Fürstlichen  Häuser  mit  dem  Könige  in  Frankreich  jetzt  in 
Allianz  stehen,  er  habe  also  wohl  zu  bedenken,  dass  er  sich  in  ein  solches 
Werk  einmischen  sollte,  ES.  wünsche  aoch  vertraute  Communication  dar- 
über zu  erhalten,  wie  E. Sachsen  bei  diesem  Werke  jetzt  intentioniert  wäre, 
derselbe  habe  anfangs  in  seinem  Schreiben  erklärt,  dass  er  K.Mainz  hier- 
unter gar  nicht  behinderlich  sein  wollte,  jetzt  aber  habe  Kf.  verspürt,  dass 
er  eine  andere  Resolution  gefasst,  und  schliesse  daraus,  dass  er  seine  Gon- 
silia  geändert  Die  von  den  Abgesandten  übergebenen  Puncta  betreffend, 
hftbe  Kf.  zwar  keine  partikulare  Information,  er  werde  aber  seinem  Abge- 
sandten an  KJfainz  befehlen,  dieselben  zu  befördern,  er  hofife,  es  würden 
sich  auch  einige  von  den  Sächsischen  Ministris  dort  befinden,  von  denen 
er  mehrere  Information  werde  nehmen  können.  Freih.  v.  Reiffenberg 
hätte  dem  Kf.  hoch  betheuert,  dass  K.Mainz  kein  perpetuum  praesidiom 
in  der  Stadt  Erfurt  zu  halten  begehrte,  schon  der  Kosten  wegen,  und 
hätte  selbst  ins  Mittel  gebracht,  dass  K.Mainz  auf  eine  oder  andere  Stadt, 
80  davor  cavierte,  sehen  möchte,  doch  erklärt,  dass  K.Mainz  sich  von 
der  Stadt,  als  seiner  Municipalstadt,  nichts  könnte  limitieren  noch  vorschrei- 
ben lassen. 

Responsio  der  Sächsischen  Abgesandten:  Ihre  Principalen 
würden  sehr  erfreut  sein,  dass  Kf.  seine  Interposition  contiuuieren  wolle, 
und  sie  hofiften  davon  guten  Erfolg.  Dieselben  wünschten,  dass  ihre  Con- 
silia  etwas  mehr  Stand  gefasst  hätten,  sonderlich  bei  K.Sachsen  als 
Capite  familiae,  doch  wäre  neulich  Sachsen-Altenbnrg  bei  Kur-Sach- 
sen gewesen  1),  und  dieser  hätte  erklärt,  wenn  E.Mainz  sich  nicht  zu 
gütlicher  Handlung  bewegen  lassen  wollte,  die  Sache  auf  einen  Kreistag 
zu  bringen,  wenn  K.Mainz  sich  nicht  zu  den  auch  von  ihm  genehmigten 
Bedingungen  verstehen  wollte,  sollte  man  der  anderen  Stände  Consilia  und 
Bedenken  darüber  vernehmen.  Abges.  können  ferner  in  particulari  ver- 
sichern, dass  ihre  Principalen  nicht  manquieren  würden  alles  dasjenige  bei- 
zutragen, damit  Erfurt  in  der  Gonsistenz  bei  dem  Obersächsischen  Kreise 
wie  bisher  verbliebe.  Es  ginge  denselben  sehr  zu  Gemüthe,  dass  der  König 
von  Frankreich  sich  soweit  in  diesem  Werke  engagierte,  sie  hätten  be- 
absichtigt, an  den  König  eine  Schickung  zu  thun  und  demselben  in  spe- 
cialibns  rechte  Information  zu  geben,  Herzog  Bernhard')  zu  Sachsen 

>)  in  Colditz,  8.  Heibig  S.  426. 

^  Bernhard,  jüngerer  Sohn  des  Herzogs  Wilhelm  von  Weimar,  geb. 
21.  Februar  1628,  seit  dem  Tode  seines  Vaters  16G2  Herzog  io  Jena  (s.  Burk- 
bardt,  Stammtafeln  der  Ernestioischen  Linie  des  Haases  Sachsen,  Tafel  3).  Den 
Akten  liegt  ein  Brief  von  P.  Fnchs  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin  (d. 
Jena  4714.  October  1664)  bei,  in  welchem  derselbe  erzählt,  wie  er  anf  den  Wunsch 
jenes  Herzogs  Bernhard,  der  einen  des  Französischen  Mächtigen  in  seinem 
Oefolge  zu  haben  gewünscht,  mit  demselben  das  franzosische  Lager  vor  Erfurt 
besacht  bat,  ferner  eine  Anfzeichnuog  über  die  Unterredungen,  welche  der  Her- 

26* 


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404  6.    Die  firfarter  Handel. 

sei  dazo  vorgeschlagen  worden  and  hätte  es  aocb  übernommen,  in  der 
Furcht  aber,  zn  spät  zn  kommen,  hätte  derselbe  die  Reise  unterlassen. 
Doch  hielten  ihre  Principalen  noch  dafür,  dass  die  Schicknng  fortgeben 
sollte ,  wenn  Kf.  es  für  gut  nnd  dienlich  erachte.  Die  Behaaptnng  von 
E.Mainz,  dass  ihm  omnimoda  jnrisdictio  et  snperioritas  in  Erfurt,  als 
seiner  Mnnicipalstadt,  znstehe,  sei  unbegründet;  es  hätte  die  Stadt  ihre  an- 
tiqna  jnra  nnd  das  Haus  Sachsen  hätte  ebenfalls  seine  jura  daran.  Sie 
wünschten,  was  Reiffenberg  wegen  des  präsidinm  perpetuum  gesagt, 
möchte  ernst  sein,  circnmstantiae  gäben  ein  anderes,  dass  er  per  praesidinm 
sich  znm  Meister  der  Stadt  machen  wolle.  Wegen  der  Cantion  könne 
K.Mainz  sich  nicht  beschweren,  wenn  sie  vom  Hanse  Sachsen  oder  dem 
Obersächsischen  Kreise  geschehe. 

2.  Conferenz,  gehalten  den  3./[13.]  October  1664,  zwischen 

die  Sächsischen  HH.  Abgesandten  nnd  H.  Oberpräsident  Freih. 

von  Schwerin  allein,  weil  H.  Canstein  andere  Geschäfte  zu 

verrichten  gehabt^). 

13.  Oet.  ^'  Schwerin  theilt  den  Abgesandten   mit,   wegen  der  Abschicknng 

nach  Fran.kreich  fürchte  Kf.  zwar,  dass  es  etwas  zu  spät  damit  sein  dürfte, 
doch  weil  man  nicht  sagen  könnte,  wie  weit  es  mit  der  Belagerung  von 
statten  gehen  möchte,  würde  es  nicht  nndienlich  sein,  solche  Schickung 
ehestenst  werkstellig  zu  machen.  Kf.  habe  den  Abgesandten  mit  der  heu- 
tigen Post  eingetroffene,  die  Sache  betrefifende  Stücke  mittheilen  lassen >). 
Er  bleibe  bei  seiner  Erklärung,  noch  eine  Gesandtschaft  an  K.Mainz 
schicken  zn  wollen,  doch  musste  mit  solcher  Abschicknng  nnd  Negotiation 
etwas  behutsam  verfahren  werden,  weil  K.Mainz  beständig  die  Interposi- 
tion,  weil  die  Sache  zwischen  Herrschaft  nnd  Unterthanen  wäre,  verworfen 
habe,  auch  weil  die  Stadt  sich  sehr  gröblich  vergrififen  nnd  weil  man  vor- 


zog mit  General  Pradel  in  Gegenwart  der  K.Mainzischen  Minister  nnd  anderer 
französischer  Herren  gehalten,  dieselben  sind  aber  von  sehr  geringem  Interesse. 
Pradel  erklärte,  er  habe  Befehl,  den  Kampf  fortzusetzen,  bis  Erfurt  sich  K.- 
Mainz unterworfen  hätte,  im  Nothfall  auch  das  franzosische  Corps  aus  Ungarn, 
wo  schon  Friede  geschlossen  sei,  herbeizuziehen. 

0  In  dem  Gehoimenraths-ProtokoU  vom  3./ 13.  October  ist  vermerkt:  „Das 
Protokoll  wegen  der  Conferenz,  so  gestern  mit  den  Sächsischen  Abgesandten 
wegen  der  Stadt  Erfurt  gehalten  worden,  verlesen.  Res.  S.  Chf.  D.  wollten  die 
Expedition  thun  nnd  an  K.Sachsen  schreiben,  ob  er  auch  wollte  einen  schicken. 
An  H.  Berlepsch  zu  schreiben,  dass  er  herkommen  und  referieren  solle.* 

')  Es  sind  dieses  das  Schreiben  von  K.Mainz  an  Kf.  vom  6.  October  (oben 
S.  401),  das  Schreiben  des  Generals  Pradel  an  Erfurt,  in  welchem  er  die 
Stadt  zur  Ergebung  auffordert,  (Diar.  Europ.  XI  S.  492.  LondorpIX  8.230) 
nnd  ein  Schreiben  von  K.Sachsen  mit  Abschriften  der  Schreiben  des  Kaisers 
an  denselben,  an  Kf.  und  an  den  Obersäcbsischen  Kreis,  welche  die  Erfurter 
dem  aufgefangenen  maioziscben  Trompeter  (s.  S.  401)  abgenommen  hatten. 


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CoDferenzea  mit  deo  sächsischen  Gesaadten.  405 

seheo  müsste,  damit  andere  Städte  nicht  darauf  fassen  möchten,  dergleichen 
anch  bei  Gelegenheit  zu  praetendieren,  sonderlich  hätte  der  H.  Administra- 
tor solches  wohl  zn  erwägen,  weil  bekannt,  wie  die  Stadt  Magdeburg  sich 
eine  Zeit  hero  betragen.  Sollte  aber  der  glimpfliche  Weg  nicht  succedieren, 
so  stünde  es  dahin,  wie  man  das  Werk  ferner  anzugreifen  sich  unter  ein- 
ander vergleichen  möchte;  Kf.  wünsche  ihre  Gedanken  hierüber  zu  vernehmen. 
Die  Abgesandten  danken,  dass  Kf.  bei  seiner  Intention  beharre,  anch 
sie  erkennen  an,  dass  behutsam  bei  der  Sache  zu  verfahren  sei,  und  dass  die 
Stadt  sich  sehr  grob  vergrififen,  doch  müsste  man  nun  bedacht  sein,  wie  es 
wieder  remediert  und  eines  und  des  andern  jura  ungekränkt  blieben,  K. - 
Mainzs  Ansprüche  auf  die  omnimoda  snperioritas  aber  erforderten  alti- 
orem  indaginem,  der  H.  Administrator  befände  anch,  dass  die  Erfurtische 
Sache  ganz  anders  als  mit  Magdeburg  stehe,  also  daraus  dieser  Stadt 
kein  Präjudiz  zuwachsen  könnte.  Sie  bedanken  sich  für  Communieation 
des  Schreibens  von  K.Mainz,  es  wäre  nicht  ohne,  dass  K.Mainz  darin 
von  Kf.  begehre,  dass  er  sich  des  Werks  nicht  weiter  annehme,  doch  mein- 
ten sie,  die  Handlung  werde  so  viel  veranlassen,  dass  K.Mainz  sich  anders 
anschicken  werde,  weil  derselbe  anfangs  sehr  hart  zu  sein  pflegte,  aber 
sich  dann  noch  endlich  behandeln  Hesse.  Den  Excess  mit  dem  Trompeter 
könnte  man  nicht  die  ganze  Stadt  entgelten  lassen.  K.Sachsen  hätte  an 
K.Mainz  geschrieben,  dass  er  zufrieden  sein  möchte,  dass  ihm  drei  T höre 
eingeräumt  würden,  worauf  aber  noch  keine  Antwort  erfolgt  sei  ^). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
4./[14]  October  1664 

[auf  das  Schreiben  vom  6.  October.    Aafl'orderuog  zur  Milde  gegen  Erfurt.    Ad- 
kündigDog  einer  neuen  Gesandtschaft] 

—  Gleichwie  wir  nun  ganz  ungern  vernehmen,  dass  die  Stadt  sich  14.  Oct. 
aufs  neue  dergestalt  verlaufen,  und  E.  Ld.  aus  diesem  Werk  so  grossen 
Verdruss  empfinden,  also  können  E.  Ld.  sich  auch  wohl  versichert 
halten,  dass  wir  dero  Begehren  zufolge  Sie  hierunter  nicht  weiter  be- 
unruhigen würden,  wie  wir  dann  auch  so  weinig  vorhero  als  anitzo 
bei  Anwendung  unserer  Officiorum  zu  gütlicher  Hinlegung  aller  Streitig- 
keiten den  geringsten  Regard  nicht  auf  die  Stadt,  als  deren  Ohnbe- 
sonnenheit  und  Widersetzlichkeit  wir  keineswegs  approbiren,  genom- 
men, sondern  aus  der  zu  E.  Ld.  tragenden  getreuen  und  aufrichtigen 
Freundschaft  wie  auch    aus   wohlmeinender   treuen  Sorgfalt   für  die 

')  Das  Recreditiv  des  Kf.  für  die  Gesandten  ist  am  4./ 14.  October  aasge- 
steUt,  am  Ö./15.  hatten  sie  Abscbiedsaadieoz  beim  Kf.  S.  über  dieselbe  Kircb- 
hoff  S.  191. 


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406  6     Die  Erfarter  Händel. 

Beruhigung  des  Vaterlandes  und  des  gemeinen  christl.  Wesens  Wohl- 
fahrt bewogen  worden,  und  wan  wir  E.  Ld.  Freundschaft  weniger  aes- 
timirt  —  würden  wir  uns  der  Sache  wohl  nicht  ferner  annehmen,  — 
und  E.  Ld.  Begehren  damit  einen  Gnüge  thun.  Aldiweil  wir  aber  E.  Ld. 
unsere  Affection  —  zu  contestiren  suchen,  so  können  wir  nicht  unter- 
lassen, E.  Ld.  nochmal  —  zu  ersuchen,  Sie  geruhen  aller  dieser  — 
Exorbitantien  obngeachtet  Dero  Gnade  gegen  die  Stadt  allen  anderen 
Consiliis,  insonderheit  auch  der  allergerechtesten  Schärfe  und  Strafe 
zu  praeferiren  —  da  dieses  Werk  an  verschiedenen  hohen  Orten  in 
sonderbare  und  ganz  nachdenkliehe  Consideration  genommen  wird, 
und  im  Fall  E.  Ld.  auf  eine  solche  Realassecuration  beständig  blei- 
ben —  die  Stadt  eine  solche  Assistenz  erlangen  möchte,  dass  E.  Ld. 
dadurch  in  grosse  Weitläufigkeit  gerathen  und  Dero  Intention  desto 
weiniger  besorglich  erreichen,  auch  ex  eventu  alsdan  erkennen  wUrden, 
wie  treulich  mit  deroselben  wir  es  gemeint.  Und  weil  wir  von  diesem 
allem  so  gewisse  und  beständige  Nachricht  haben,  dass  wir  darauf 
genugsam  fussen  können,  gleichwohl  aber  auch  nichts  hoher  und  lieber 
wünschen,  als  dass  E.  Ld.  mit  recht  guter  und  vollkommener  Satisfac- 
tion  aus  diesen  Händeln  kommen  mögen,  so  werden  wir  die  Freiheit 
nehmen,  erster  Tage  noch  eine  Abschickung  an  E.  Ld.  deswegen  zu 
thun,  nicht  —  als  wenn  wir  uns  zwischen  E.  Ld.  und  der  Stadt  zu 
interponiren  —  weiniger  die  Stadt  in  ihrer  Opiniatretät  zu  verhärten  — 
gedachten,  sondern  nur  —  umb  E.  Ld.  von  obigem  und  was  uns  desfals 
weiter  zukommen  wird  desto  mehrere  und  vertraulichere  Nachricht 
zu  geben  und  unsere  Meinung  und  Gedanken,  wie  die  Sache  etwan 
zu  E.  Ld.  vollkommener  Satisfaction  einzurichten,  ohnmassgeblich 
furzustellen.  Wir  zweifeln  daneben  auch  nicht,  wen  die  Stadt  sehen 
—  wird,  dass  E.  Ld.  durch  unsere  Intercession  —  sich  zur  Glemenz 
und  gnäd.  Bezeigung  disponiren  lassen,  alsdan  werde  dieselbe  umb 
desto  eher  von  ihrer  desperaten  Resolution  abstehen  —  *). 


')  Von  demselben  il'age  (4./14.  October)  liegt  das  Concept  zu  einer  Instrak- 
tion  für  die  zu  der  Gesandtschaft  an  K.Mainz  bestimmten  Geb.-Bathe  ¥.  Bla- 
mentbal  und  Friedrieb  v.  Jena  vor;  darin  wird  angegeben,  diese  Gesandt- 
schaft sei  veranlasst  darch  die  von  den  Sächsischen  Gesandten  vorgetragene 
Bitte,  noch  eine  Schickung  an  K.Mainz  zu  thun  und  denselben  von  seinen 
Forderungen  (Besetzung  der  Burg  und  einiger  Thore)  abzurathen  und  zum  Ein- 
gehen auf  mildere  Bedingungen,  wie  jene  sie  vorgeschlagen,  zu  bestimmen.  Die 
Gesandten  sollen  in  Verbindung  mit  den  Sächsischen  Gesandten  dieses  zu  er- 
reichen suchen,  sie  sollen  K.Mainz  erklären,  Kf.  hätte  Berlepsch,  weil  ihm 


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Beabsichtigte  neue  Gesandtschaft  an  E. Mainz.  407 

Philipp  Ludwig  v.  Reiffenberg  an  den  Kurfürsten.    D.  Erfurt 
16./6.  October  1664  (praes.  10./[20.]  October). 

[Anzeige  der  üebergabe  von  Erfurt.] 

Erfurt  bat  sich  heute  Mittag  auf  Gnade  seinem  Eorfürsten  williglich  20.  Oct. 
ergeben  ^),  nachdem  man  ziemlichen  Ernst  erweisen  müssen.  Er  hat  die 
Bnrg  mit  400  nnd  zwei  Thore  auf  jeder  Seite  der  Stadt  mit  600  Mann 
besetzt ,  and  ist  den  gnten  Unterthanen  ihr  Frevel  leid.  Wie  sein  Herr 
alles  regnlieren  und  seine  Sicherheit  festsetzen  wolle,  davon  wird  er  später 
Nachrieht  geben. 


Partialitat  für  Erfurt  vorgeworfen  worden,  abgerufen.  Dabei  steht  vermerkt: 
„Weil  eben,  da  diese  Instruktion  abgelesen  werden  sollen,  die  Zeitung  einge- 
laufen, dasB  Erfurt  sich  ergeben,  so  hat  es  derselben  nicht  bedurft '^  An  dem- 
selben Tage  schreibt  Kf.  an  v.  Berlepsch,  er  habe  seit  dem  17./27.  September 
keinen  Bericht  von  ihm  erhalten,  auch  zwei  dorthin  geschickte  Trompeter  seien 
nicht  zurückgekehrt.  Da  Kf.  dem  Hause  Sachsen  neue  Verhandlungen  mit 
K.Mainz  zugesagt  habe,  aber  vorher  wissen  müsse,  was  bei  Erfurt  passiert  sei, 
so  soll  B.  sofort  zur  Berichterstattung  zurückkehren.  An  demselben  Tage  ferner 
schreibt  Kf.  an  den  Kanzler  Fr.  v.  Jena  in  Halberstadt  und  fordert  den- 
selben auf,  nachdem  die  Sächsischen  Fürsten  ihn  ersucht  hätten,  sich  des  Er- 
furter Werkes  in  Entstehung  der  Oute  mit  Ernst  und  Nachdruck  anzunehmen, 
ein  Gutachten  einzusenden,  ob,  wenn  alle  officia  zu  gütlicher  Composition  nichts 
fruchten  sollten,  Kf.  salva  conscientia  et  justitia  weitergeben  und  K.Mainz  in 
seiner  Absicht,  die  Stadt  durch  Realassecuration  zum  Gehorsam  zu  bringen, 
entgegentreten  solle,  und  ob  Kf.  dadurch  nicht  sich  selbst,  weil  ihm  das  gleiche 
von  Städten,  die  ihm  zukämen,  widerfahren  konnte,  präjudicieren  würde.  In 
seiner  Antwort  (d.  Halberstadt  8./18.  October  1664)  lehnt  v.  Jena  es  ab,  aber 
Dinge  zu  urtbeilen,  von  welchen  er  nur  mangelhafte  Kenntnis  besitze,  und  weist 
nur  darauf  hin,  die  Erfurter  Sache  sei  ihm  von  Anfang  an  namentlich  deshalb 
verdächtig  vorgekommen,  weil  nur  Katholische  dabei  interessiert  seien,  und  dieser 
Verdacht  sei  noch  dadurch  bestärkt  worden,  dass  K.  Mainz  wegen  der  beabsich- 
tigten Ezecution  nicht  mit  den  Reichsständen  oder  dem  kurfürstl.  Collegium 
commnniciert,  sondern  die  Sache  in  Frankreich  festgestellt  und  K. Sachsen 
durch  Fromessen  aus  der  Sache  gezogen  habe.  Kf.  müsse  bei  dieser  Sache  auch 
auf  den  Polnischen  Zustand  reflectieren,  ^wenn,  wie  die  gemeinen  Zeitungen 
geben,  die  französische  und  schwedische  consilia  nebenst  der  Königin  noch 
nicht  ruhen,  und  wer  weiss,  ob  Frankreich  eben  soviel  Volk  wegen  Erfurt 
hinansschickt,  ob  es  nicht  auf  allen  Fall  mit  auf  Polen  angesehen,  da  dann 
Ew.  Ohf.  D.  die  Vorwacht  haben.  Gott  weiss,  nachdem  man  am  Kaiserl.  Hofe 
ohne  die  geringste  vorhergegangene  Communication  mit  dem  türkischen  Vertrage 
so  sehr  geeilet,  was  mehr  für  motus  daraus  erfolgen.* 

1)  S.  V.  Tettau  8.  223  ff.    Der  Gapitnlationsvertrag  vom  5./15.  October  1664: 
Diar.  Europ.  XIS.519ff.    Londorp  IX  S.  233.   Theatr.  Europ.  IX  8.  1125, 


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408  6-     I^iö  Erfurter  Händel. 

Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt 
7./ [17.]  October  1664. 

(Anzeige  der  Uebergabe.    Bitte  um  fernere  Verwendung.] 

17.  Oct.  Die  Stadt    bat  sieb   vorgestern  ergeben  nnd  gestern  die  Ciriacsburg 

ond  zwei  Tbore  einräumen  müssen. 

Und  nachdem  nunmehr  die  Sache  darauf  beruhet,  dass  mit  I. 
Churf.  Gn.  zu  Mayntz,  welche  in  wenig  Tagen  in  Person  sich  alhier 
einfinden  werden,  die  von  deroselben  prätendirten  übrigen  Puncten 
abgehandelt  werden  müssen,  bei  Schliessung  des  Accords  aber  gedachte 
H.  Generalen  sich  erkläret  haben,  dass  ChurMainz  anderer  hoher  Her- 
ren und  Fürsten  Interposition  ins  künftige  darbei  leiden  wollen,  also 
gelanget  an  E.  Churf.  D.  unser  unterthänigstes  flehentliches  Ersuchen, 
dieselben  geruhen  gnädigst  sich  unserer  —  noch  ferner  väterlich  an- 
zunehmen und  fördersambst  eine  solche  gnädigste  Interposition  zu  be- 
lieben, dass  wir  sowohl  bei  unseren  noch  habenden  so  geist-  als 
weltlichen  Freiheiten  und  Gerechtsamen  gelassen  werden,  als  auch 
leidliche  Conditionen  in  denen  prätendirten  Satisfactions  und  anderen 
Puncten  erlangen  mögen.  — 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben 
7./[17.]  October  1664. 

[Rechtfertigung  gegen  die  E. Mainzischen  Anklagen.    Uebergabe  der  Stadt.] 

17.  Oct.  Nachdem   er  aus   den  Rescripten  vom  12.,  21.  nnd  26.  September  des 

Kf.  Intention  abgesehen  nnd  vermerkt,  dass  diejenigen,  welche  die  Sache 
viel  näher  interessiert,  sich  nicht  daza  haben  entschUessen  wollen,  etwas 
von  Volk  in  die  Stadt  zn  werfen  (was  durch  die  in  den  Erfurtischen  Dorf- 
schaften stehenden  K.sächsischen  Truppen  noch  bis  anf  die  letzte  Stunde 
ganz  leicht  hätte  geschehen  können),  so  hat  er  selbst  wahrgenommen, 
dass  dem  Ef.  nicht  zn  rathen,  sich  einseitig  des  Werkes  weiter  anzuneh- 
men. Die  E.Mainziscben  aber  thuen  ihm  Unrecht,  wenn  sie  ihm  beimessen 
wollen,  die  Stadt  sei  durch  ihn  gleichsam  gehalsstarrigt  worden,  er  hat 
ihnen  angeboten,  wenn  sie  bei  der  begehrten  Einräumung  der  Burg  und 
eines  Thores  nur  das  allergeringste  Temperament  admittieren  würden,  da- 
durch man  denjenigen,  so  etwa  Präjudiz  hieraus  besorgen  möchten,  etlicher- 
massen  Satisfaction  geben  könnte,  so  sollte  die  Stadt  in  des  Kf.  Namen 
zn  solcher  Oeffnung  angemahnt  werden.  Man  hat  aber  darauf  bestanden, 
er  sollte  dieselbe  ohne  alle  Condition  dazu  schriftlich  anmahnen,  das  hat 
er  nicht  gethan,  um  nicht  dem  Kf.  bei  dem  Sächsischen  Hause,  den  beiden 


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Uebergabe  von  Erfurt  409 

Sacbsibchen  Kreisen  ond  den  zu  Regensburg  versammelteo  Evaogelisebeo 
Ständen  Verdacht  zu  erwecken,  sondern  er  hat  lieber  das  Werk  gehen 
lassen,  wie  es  gewollt 

Was  den  Znstand  der  Stadt  anbetrifft,  so  wird  Kf.  schon  ans  seiner 
Relation  vom  17./ 27.  September  haben  abnehmen  können,  dass  es  keine 
langwierige  Belagerung  abgeben  würde.  Das  ist  auch  erfolgt  General 
de  Pradel,  der  sofort  das  völlige  Commando  angetreten,  ist  ungefähr 
mit  1000  Pferden  am  25.  September  angekommen,  auf  sein  am  29.  insinu- 
iertes Schreiben  an  die  Stadt,  mit  ihm  in  Commnnication  zu  treten,  sind  De- 
putierte derselben  ins  Lager  gekommen,  den  Erbietnngen  derselben  gegen- 
über ist  man  darauf  bestanden,  dass  sie  nächst  der  Bnrg  zwei  Thore  ein- 
räumen sollten,  alsdann  wollte  man  gegen  sie  Gnade  erweisen  und  gewisse 
Erklärung  gegen  sie  thun.  Die  Deputierten  haben  hierauf  nichts  schliessen 
können,  sind  aber  durch  die  gethanen  Bedrohungen  und  vernommene  An- 
kunft des  französischen  Fussvolks,  das  schon  damals  5  Meilen  von  Erfurt 
logiert,  desgleichen  durch  300  Kanonenschüsse,  welche  man  auf  das  An- 
dreasthor und  durch  die  Dörfer  gethan,  und  50  wiewohl  ohne  Schaden  ein- 
geworfene Granaten  so  eingeschreckt  worden,  dass  sie  12  Geissein  offeriert 
und  begehrt,  Reiffenberg  und  Pradel  möchten  selbst  in  die  Stadt  kom- 
men, allen  Räthen  und  Vormündern  vorzuhalten,  was  man  ihnen,  den  De- 
putierten, angezeigt,  wie  auch  erfolgt  Und  haben  sonder  Zweifel  Reiffen« 
bergs  Bedrohungen  einerseits  und  dann  Pradels  glimpfliche  Worte  so  viel 
gewirkt,  dass  man  gestern  die  Burg  und  zwei  Thore  geöffnet,  und  sollen 
also  gestern  2O0O  Mann  in  die  Stadt  marchiert  sein.  Die  eigentlichen  Par- 
ticularia  des  Accords  sind  ihm,  da  alles  in  der  Stadt  tractiert  worden,  nicht 
bekannt,  zwei  Schreiben  sind  ihm  zugegangen,  danach  sich  die  Stadt  zu 
französischer  Sequestration  erboten  i),  so  dasb  er  nicht  eigentlich  sagen  kann, 
ob  nicht  vielleicht  dieses  acceptiert  worden.  Er  hat  aber  einen  Expressen 
im  Lager,  der  ihm  diesen  Abend  alle  Umstände  mittheilen  wird. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben 
9./[19.]October  1664. 

[K. Mainz  wünscht,  dass   er  noeb  länger  dort  bleibe.    Erfurt  Bcheint  milde  be- 
handelt zu  werden.] 

Heute  von  einem  Besuch  in  Erfurt  zurückgekehrt,  hat  er  den  Befehl  19.  Cot. 
des  Kf.  vom  4.  October  erhalten.  Er  hat  darauf  sogleich  die  Rückreise 
antreten  wollen,  der  K. Mainzische  Geh.Rath  von  Greiffenklau  hat  ihm 
aber  ein  Schreiben  seines  Kurfürsten  gezeigt,  darin  derselbe  an  ihn  begeh- 
ren lassen,  nicht  zu  verreisen,  bis  er  in  Erfurt  angelangt,  welches  unfehl- 
bar innerhalb  drei  Tagen  geschehen  soll,  da  er  beabsichtige,  etwas  wegen 


>)  Dies  ist  in  der^That  geschehen,  aber  ohne  Erfolg,  s.  Droysen  III  3  S. 
53.  579. 


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410  6.    Die  Brfarter  Händel. 

einer  gewissen  Allianz  anch  sonsten  eiu  und  anders  an  Kf.  bringen  zu  las- 
sen; er  will  daher  noch  bleiben.  Dass  seine  Relation  nicht  eher  abgegan- 
gen, kommt  daher,  dass  er  nichts  Gewisses  hat  referieren  können. 

In  Erfurt  bleiben  die  Barg  und  die  Thore  stark  besetst,  in  die  Stadt 
ist  aber  niemand  einlogiert,  nur  die  K.Mainziscken  Ministri  liegen  im  Main- 
zischen Hofe,  die  Stadt  verkauft  Lebensmittel  zu  bestimmten  Preisen.  Voo 
der  Amnestie  sind  8  Personen  ausgeschlossen!). 

Es  scheint,  dass  die  Stadt,  indem  man  damit  zufrieden,  dass  man  sie 
nur  im  Besitz  hat,  und  mehr  dahin  zielet,  sie  zu  gewinnen  als  zu  bestrafen, 
ziemlich  gelinde  wird  traktiert  werden.  Wie  es  aber  um  die  Jura  des  Hau- 
ses Sachsen  und  sonderlich  um  dessen  Erbschutzgerechtigkeit  kommen 
möchte,  kann  er  nicht  sagen.  Von  Mainzischer  Seite  ist  man  dem  Hause 
Sachsen  pure  nichts  daran  geständig,  und  auch  die  Stadt  zeigt  nicht  so 
grosses  Belieben  mehr,  die  Schutzgelder  länger  abzustatten.  B.  freut  sich, 
dass  die  Stadt  nie  vom  Kf.  zu  dieser  unconditionierten  Oeffnung  angemah- 
net worden,  sondern  solches  von  K.Sachsen  selbst 3)  geschehen  ist,  so 
dass  man  also  ihm  inskünftige  deswegen  nichts  beimessen  kann* 

Die  Kurmainzischen  haben  ihm  auf  seine  Vorstellungen,  dass  des  Kf. 
Intention  nur  darauf  ginge,  durch  seine  Vorschläge  K.Mainz  desto  schleu- 
niger zu  seinen  Rechten  zu  verhelfen,  dieses  vorgerückt:  sie  könnten  wohl 
sehen,  dass  Kf.  seine  Ordren  nicht  sosehr  ex  proprio  motu,  als  der  Im- 
portunität  anderer  Leute  sich  dadurch  zu  entladen,  abgehen  lasse  >). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Erfurt  22.  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  4./14.  October.    Zasage  milder  ßebandlaog  von  Erfurt, 

baldiger  EotlaBSUDg  der  Hälfstrappen ,  üoterstutzang  anderer  gegen  aufsässige 

Unterthanen»  baldiger  AbsenduDg  Reiffenbet-gs.] 

22.  Oct.  Er  bat,  nachdem  er  nach  der  Uebergabe  von  Erfurt  in  die  Stadt  sich 

begeben  und  eben  im  Begriff  gewesen  ist,  dem  Kf.  hievon  Notification  zu 
thun ,  dessen  Schreiben  vom  4.  October  erhalren.  Er  hat  alles  Einrathen 
des  Kf.  ganz  wohl  vermerkt  und  erkennt  sich  daher  demselben  zu  sonder- 
lichem Dank  obligiert.  Er  selbst  ist  in  höchsten  Aengsten  und  Sorgen  ge- 
wesen, die  Stadt  würde  noch  weiter  die  französischen  Hülfsvölker  erwarten 
und  es  zu  den  äussersten  Extremitäten  kommen  lassen,  nachdem  aber  dieses 
nicht  geschehen  und  die  Stadt  nach  kurzer  Beschiessung  sich  nnterworfen, 


1)  S.  V.  Tettau  S.  230,  dieselben  wurden  aber  nachher  (ibid.  8.  248)  anch 
begnadigt. 

>)  S.  das  Schreiben  K.Sachsens  an  die  Stadt  (d.  Torgan  2./12.  October 
1664)  Diar.  Enrop.  XI  S.  516.    Londorp  IX  S.  232. 

')  Das  Recreditiv  für  v.  BerUpscb  ist  erst  Erfurt  25.  October^  1664  aus- 
gestellt, Berichte  über  weitere  Yerbandluogen  Hegen  aber  von  ihm  nicht  vor. 


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E.MaiDZ  in  Erfart  411 

wird  man  auch  anderen  Orts  künftig  zn  reclaniieren  um  so  weniger  Ursache 
haben,  da  er,  obwohl  die  Stadt  auch  noch  während  des  letzten  Stillstandes 
ganz  frevelmüthiger  Weise  in  die  14  Soldaten  niedergeschossen  und  ge- 
quetscht habe,  dennoch  dieses  aus  Güte  hat  dissimulieren  lassen,  trotz  aller 
Excesse  Rath  und  Bürgerschaft  pordonniert  hat  und  des  Kaisers  und  seine 
eigene  Satisfaction  und  künftige  Assecnration  an  gemeinem  Stadtwesen  zu 
suchen  bedacht  ist.  Er  wird  zu  Benebmnng  aller  ungleichen  Jalousie,  so- 
bald er  hier  seine  Gerechtsame  und  seine  Vergnügung  wegen  verursachter 
Kosten  und  Schadens,  wie  auch  seine  künftige  Sicherheit  auf  einen  sicheren 
Fnss  gestellt  hat,  die  französischen  und  anderen  Auxiliartruppen  ohne  je- 
mandes Beschädigung  wieder  zurück  gehen  lassen,  so  dass  der  Frieden  nicht 
turbiert  werden  soll.  Er  ist  bereit,  wo  einer  oder  ander  gegen  den  Friedens- 
schluss  gedrückt  oder  beschwert  und  von  seinen  eigenen  Unterthanen,  wie 
ihm  beschehen,  angefochten  und'  beschimpft  werden  sollte ,  demselben  nach 
allem  Vermögen  zu  assistieren.  Er  wird,  sobald  die  Angelegenheiten  in  Er- 
furt geordnet  sind,  Reiffenberg  an  Kf.  schicken,  um  demselben  weitere 
mündliche  Mittheilungen  zn  machen,  auch  eine  etwaige  Abschicknng  des 
Kf.  zu  ihm  wird  ihm  willkommen  sein. 


Herzog  Angnst  von  Sachsen.  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Halle  15./[25.]  October  1664. 

[Verdächtige  Haltung  K. Sachsens.    Allianz  mit  Frankreich.] 

E.  Ld.  habe  ich  jüngsthin  —  communiciret,  wie  so  unvermuthet  25.  Oct 
und  fast  liderlich  die  Stadt  Erfurt  sich  bewegen  lassen,  nach  Anlei- 
tung eines  von  meines  freundlich  geliebten  Brüdern,  des  H.  ChurfÜrsten 
zu  Sachsen  Ld.  abgelassenen  Schreibens  an  ChurMainz  Ld.  sich  zu- 
ergeben. Nunmehr  ist  es  an  dem,  dass  Gh. Mainz  Ld.  in  Person  den 
Einzug  in  Erfurt  gehalten,  und  nachdem  Gh. Mainz  der  Stadt  zwar 
völligen  Pardon  bis  auf  6  Personen,  welche  extradiret  werden  sollen, 
zugesaget,  so  wird  man  sich  nun  bald  äussern,  wie  der  Effect  erfolgen 
und  S.  Ld.  den  Zustand  des  Orts  in  einem  und  andern  einzurichten 
vermeinen  werden.  Gh. Sachsen  Ld.  findet  sich  zu  Leipzig,  wo- 
selbst Sie  Altenburg  und  meines  Bruders  Moritz  Ld.  zu  sich  be- 
schieden und  auch  gegen  dieselben  fQrgegeben,  dass  S.  Ld.  die  Jura 
unsers  Ghur-  und  ftirstl.  Hauses  feststellen,  auch  wegen  des  Obersächsi- 
schen Greises  Interesse  einen  Greistag  ausschreiben  wollen,  inmassen  aut 
LL  Ldd.  geschehene  Remonstration  Gh.Sachsen  Ld.  die  sonst  auf  Er- 
furt zu  Gh. Mainz  vorgehabte  Reise  etwas  eingestellet.  Es  will  aber 
nunmehr  verlauten,  dass  Ghf.  Ld.  solche  Reise  nunmehr  nach  Abr^iae 


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412  6.    Die  Erfurter  Händel. 

beider  HH.  Herzoge  Ldd.  dennoch  furzustelien  Vorhabens,  auch  zu 
solchem  Ende  den  Ghurprinzen  selbst  mitzunehmen  entschlossen  sei. 
Und  weiln  mir  über  das  die  gewisse  Nachricht  zukommen,  dass  Sr.  des 
H.  Churf.  Ld.  durch  ChurMainzische  Unterhandlung  mit  dem  König 
in  Frankreich  sich  in  gewisse  Alliance  begeben O9  so  stehe  ich  in 
denen  sorgsamben  Gedanken,  es  durfte  in  solchem  pacto  auch  der  Er- 
furter Sache  wegen  etwas  begriffen  sein,  und  kann  dem  allem  nach 
nicht  darfUr  halten,  dass  durch  diese  Zusammenkunft  unserm  Chur- 
haus  oder  dem  Obersächsischen  Greise  sonderlicher  Nuz  zu  schöpfen 
sein  könne.  —  Als  ersuche  und  bitte  E.  Ld.  ich  freundvetterlich, 
weil  deroselben  so  wohl  als  mir  angelegen  sein  wird,  von  diesen 
Emergentien  grundliche  Nachricht  zu  wissen,  Sie  weiten  Ihro  belieben 
lassen,  —  dero  Residenten ')  anzubefehlen,  damit  die  Alliancepuncten 
erhoben  und  furters  mir  im  Vertrauen  —  communicirt  werden. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
19./ [29.]  October  1664. 

[Gratulation  znr  Uebergabe  voo  Erfurt.    Kf.  erbietet  sich  zar  YermittelaDg  io 
den  StreitigkeiteD  mit  dem  SächsiBchen  Hanse.] 

29.  Oct.  Nachdem  wir  von  verschiedenen  Orten  und  insonderheit  auch  von 

Ew.  L.  Geheimbten  Rath  dem  Freyherrn  von  Reiffenberg  die  gewisse 
Nachricht  erhalten,  dass  Ew.  Ld.  dero  Intention  wider  die  Stadt  Er- 
furt in  so  weit  erreichet,  dass  dieselbe  sich  nicht  allein  Ew.  Ld. 
Gnade  ergeben  —  sondern  auch  zur  Realassecuration  die  Ciriacsburg 
neben  zweien  Thoren  bis  zu  fernerer  Adjustirung  des  ganzen  Werks 
Ew.  Ld.  eingeräumet,  so  haben  wir  unserer  Schuldigkeit  und  der  Ew. 
Ld.  zutragenden  freundbrüderlichen  Affection  gemäss  erachtet,  Ew.  Ld. 
desfalis  wohlmeinend  zu  gratuliren,  wie  wir  uns  dann  insonderheit 
höchlich  erfreuen,  dass  das  Werk  ohne  grosse  Weitläufigkeit  und 
Blutvergiessen  in  diesen  Stand  gerathen,  und  daneben  von  Herzen 
wünschen,  dass  ferner  alle  noch  übrige  Streitigkeiten  in  der  Güte 
—  und  zu  Ew.  Ld.  guter  Satisfaction  beigelegt  werden  möchten,  und 


0  Ueber  diese  in  der  That  nnter  Verroittelang  v.  Reiffenbergs  zuerst 
2./12.  April  1664  zu  Regensburg  abgeschlossene  Allianz  (Dumont,  Corps  diplo- 
matique VI,  3  S.  7  ff.),  welche  im  September  1665  erneuert  wurde,  s.  Heibig, 
Die  diplomatischen  Beziehungen  Johann  Georgs  II.  von  Sachsen  zu  Frankreich 
(Archiv  für  Sächsische  Gesch.  I)  S.  289 ff.    Droysen  111,3  S.  41.  578. 

*)  In  Paris. 


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Neues  Erbieten  des  Kf.  zur  yermittelang.  413 

dieweiien  bei  diesem  negotio  des  Chur-  and  ftirstlichen  Hauses  Sach- 
sen Interesse  und  Jura  unter  andern  in  sonderbare  Consideration 
kommen  und  wir  dann  von  denen  Hertzogen  zu  Sachsen  beider  Li- 
nien freundvetterlich  und  inständig  ersuchet  worden,  uns  hiebei  zu 
interponiren  und  den  gütlichen  Vergleich  durch  unsere  gute  of&cia 
zu  befordern,  wobei  Sie  uns  auch  versichert,  dass  Ew.  Ld.  Ihro  sol- 
che nicht  würden  entgegen  sein  lassen,  als  haben  wir  uns  in  solchem 
Vertrauen  und  Zuversicht  hiezu  gern  resolviret  und  werden  nicht  un- 
terlassen, auf  empfangene  Nachricht,  zu  welcher  Zeit  und  welcherends 
die  Tractaten  für  die  Hand  genommen  werden  sollen,  unsere  Bediente 
mit  behöriger  Instruction  auch  dahin  abzufertigen.  — 


Der  Kurfürst  an  Herzog  August  von  Sachsen.    D.  Cöln 
20./ [30.]  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  October.    Die  AlliaDZ  zwiacheD  K.Sacbaen  nod 

Frankreich.] 

—  Sonsten  ist  mir  von  einiger  Aliiantz,  welche  zwischen  hochl.  30.  Oct 
I.  Ld.  und  dem  Konig  in  Franckreich  obhanden  sein  sollte,  nichts 
bewust,  nur  allein  haben  I.  Ld.,  wie  dieselbe  ohnlengst  bei  mir  al- 
hier  gewesen*),  sich  zu  einiger  Inclination  bezeuget,  mit  in  die  Rhei- 
nische Aliiantz  zu  trotten,  welches  ich  den  auch  L  Ld.  Haus  und 
dero  hohen  Angehörigen  nicht  undienlich  erachten  wolte.  Inmittelst 
werde  ich  mich  zu  Paris  durch  meinen  daselbst  habenden  Bedienten 
erkundigen  lassen,  ob  etwa  dergleichen  furgangen,  und  E.  Ld.  davon 
vertrawte  Nachricht  zu  geben  nicht  unterlassen.  — 


Herzog  August  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Halle  15./[25.]  November  1664. 

[Klage  aber  R. Sachsens  Verbalten  in   der  Erfurter  Angelegenheit,  Anfrage,  ob 
Kf.  nicht  die  Gelegenheit  benatzen  nnd  mit  ihm  zusammen  Magdeburg  be- 
setzen wolle.) 

E.  Ld.  habe  ich  bis  dato  der  Erfurtischen  Sache  halber  von  25.  Nov. 
deswegen   nichts   merkliches   ferner   berichten  können,   weil   meines 
freundlich  geliebten  Brüdern,  des  Herrn  Churfürsten  zu  Sachsen  Ld. 
mich  immer  getröstet,  dass  S.  Ld.  die  halbe  Besatzung  von  Ghur- 


1)  Gemeint  ist  die  Zusammenkunft  in  Berlin  im  Mai  1664  (oben  S.  271  ff). 


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414  6.    Die  Erforter  Händel. 

Mainz  Ld.  in  der  Stadt  Erfurt  werde  gelassen  werden.  —  Nachdem 
aber  nunmehr  nach  der  AUiirten  Abzug  das  Gegenspiel  zu  Tage  kombt, 
dass  die  Besatzung  der  Orts  von  ChurMainz  und  französischen  Völ- 
kern in  3500  Mann  pleibet,  ich  auch  dasjenige,  so  hochermelt  meines 
Brüdern  Ld.  mag  vorgebildet  worden  sein,  jederzeit  für  boutade  ge- 
halten, so  ist  es  nunmehr  an  dem,  dass  von  ChurMainz  Ld.  eine 
gütliche  Unterredung  mit  unserm  Chur-  und  Fflrstl.  Haus  gen  Den- 
stet*)  veranlasset,  auch  von  ChurSachsens  Ld.  bewilliget  worden, 
es  scheinet  aber  alles  nurt  zu  Gewinnung  der  Zeit  und  dahin  ange- 
stellet  zu  sein,  damit  inzwischen  der  zu  Aemulation  angefangener 
Fortificationsbau  in  Erfurt  nurt  desto  ungehinderter  fortgeftthret,  das 
zu  guten  Theil  schon  zu  Werk  gerichtete  Dessein  mit  gleicher  Bestel- 
ung  des  Raths  von  beiden  Religionen  wider  den  klaren  Inhalt  des 
Friedenschlusses  vollendet  und  ChurSachsens  Ld.  inmittelst  mit  glat- 
ten Worten  und  andern  Dingen  abgehalten  werden.  Meinesorts  bin 
ich  zwar  genug  sorgfältig,  aber  dabei  so  unglQcklich  gewesen,  dass 
alle  treuherzige  Erinnerung  in  Wind  geschlagen  und  ich  auch  dahero 
bewegt  worden  bin,  mich  schriftlich  zu  verwahren.  Wie  betrüblich 
ich  nun  ansehen  müsse,  dass  dennoch  solche  hochimportirende  Aen- 
derung,  als  ob  es  nichts  zu  bedeuten  habe,  vorgehe  und  ich  dabei 
doch  keiner  Sicherung  mich  zu  getrösten,  solches  alles  gebe  ich  £. 
L  hocherleuchteten  Verstand  —'zu  erkennen  —  und  habe  nächst 
Gott  die  feste  Hoffnung  zu  E.  L.  gesetzet,  Sie  werden  —  des  Chur- 
fttrsten  zu  Sachsen  Ld.  zu  besseren  Gedanken  und  näheren  Veratänd- 
niss  mit  mir  bewegen,  sondern  auch  etwa  gar  mit  Zuziehung  der  K. 


^)  S.  Heibig  S.  429.  In  einem  Schreiben  vom  15./25.  November  1664  zeigen 
die  Herzoge  AngQBt  nnd  Moritz  von  Sachsen  dem  Kf.  an,  K.Sachsen  habe 
ihnen  mitgetheilt,  dass  K.Mainz  in  einem  Schreiben  vom  5.  November  sich  er- 
boten habe,  über  die  von  dem  Hanse  Sachsen  in  Erfurt  beanspmchten  Rechte 
in  Tennstädt  oder  anderswo  eine  Conferenz  zu  halten  nnd  dabei  die  Inter- 
Position  anderer  Fürsten  zuzulassen,  und  dass  K.Mainz  sich  über  die  üblen 
Nachrichten  beschwere,  welche  über  ihn  verbreitet  würden.  Kf.  erwidert  darauf 
23.  November/ 3.  December,  er  werde  zu  dieser  Zusammenkunft  seine  Rathe 
senden,  und  er  beauftragt  zugleich  Fr.  v.  Jena,  dem  er  schon  26.  October/5. No- 
vember mitgetheilt  hatte,  dass  er,  sobald  er  von  den  Verhandlungen  zwischen 
K. Mainz  und  K.Sachsen  Nachricht  erlangen  werde,  ihn  an  K.Mainz  absenden 
würde,  sich  bereit  zu  halten,  um  auf  fernere  Ordre  an  dieser  Conferenz  Theil  zu 
nehmen.  Derselbe  bittet  aber  (Halberstadt  28.  November/8.  December),  ihn  wegen 
seiner  Kränklichkeit  bei  dem  jetzigen  schlechten  Wetter  von  dieser  Gesandt- 
schaft zu  entbinden. 


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Klagen  und  Vorschläge  des  AdmiDiBtratorB  zu  Magdeburg.  415 

Schwedischen  dahin  bedacht  sein,  wie  die  izige  herfurblickende  Un- 
rabe  zu  des  ganzen  Greises  Sicherheit  gestillet  werden  könne. 

Absonderlich  erinnern  E.  L.  sich  freundvetterlich,  welchergestalt 
bis  dato  die  Stadt  Magdeburg  zu  keiner  Accommodation  zu  bringen 
gewesen.  Indem  ich  nun  darfttr  halte,  dass  für  izo  die  beste  Occa- 
sion  seie,  solchen  Orts  sich  besser  zu  versichern,  so  habe  ich  Gelegen- 
heit nehmen  wollen,  diese  Materie  mit  E.  L.  in  vertrauten  Rath  zu 
bringen.  Dafern  nun  E.  L.  mit  mir  hierunter  einig,  mache  ich  mich 
hiermit  erbietig,  mit  E.  L.  so  wohl  des  modi  halber,  wie  nftmlich  die 
Sache  anzufahen,  als  auch  welchergestalt  das  praesidium  des  Orts 
einzurichten,  eines  gewissen  zu  verabreden  und  deswegen  in  der 
Stille  vertraute  Gonferenz  zu  pflegen.  E.  L.  sind  nach  mir  des  Orts 
successor  und  ist  dero  hohes  Interesse  darin,  dass  man  dieses  Posten 
sich  zeitlich  versichere  und  anderen  Intriguen  vortrachte,  meines  Orts 
suche  ich  nichts  anders,  als  mit  E.  L.  guten  Belieben  auf  allen  Noth- 
fall  eine  sichere  und  bequeme  retirada  zu  haben.  — 


Der  Kurfürst  an  Herzog  August  von  Sachsen.    D.  Cöln 
23.  November  /  [3.  December]  1664 

[aaf  das  Schreiben  vom  15./ 25.  November.     Kf.  will  sich  bemühen,  dass  Erfurt 
iD  seinem  alten  Stande  bleibe,  hält  ein  Vorgehen  gegen  Magdeburg  jetzt  nicht 

für  räthlich.] 

Was  der  Herzog  über  £rfurt  gemeldet,  hat  Kf.  ungern  vernommen  3.  Dec. 
und  er  will,  obwohl  bei  dieser  Sache  nichts  als  Undank  zu  verdienen  ist, 
dieselbe  doch  nicht  stillschweigend  mit  ansehen,  sondern  durch  seine  Ge- 
sandten in  Regensburg  darüber  Beschwerde  führen  lassen')  und  bei 
K.Mainz  und  K.Sachsen  Erinnerung  thnn,  dass  die  Stadt  in  ihren  alten 
Stand  gesetzt  und  allen  Nachbaren  die  deswegen  gefasste  Orobrage  be- 
nommen werde.  Sollte  darauf  keine  Aendernng  erfolgen,  so  will  er  mit 
ihm  und  den  anderen  Interessenten  deswegen  weiter  communicieren. 

Wegen  der  Stadt  Magdeburg  ist  zwar  Ew.  Ld.  und  meine  Be- 
fugniss  so  billig  und  gerecht,  dass  uns  von  niemand  verarget  werden 
könnte,  wenn  wir  auf  die  von  Ew.  Ld.  in  dero  Schreiben  angeführte 
Weise  uns  unsres  Rechts  gebrauchten.  Weil  ich  aber  besorge,  Ghur 
Mayntz  Ld.  möchten  bei  diesen  Conjuncturen  dieses  Exempel  zu  dero 
Justification  gebrauchen  und  anziehen,  so  halte  ich   fast  zuträglicher, 


^)  S.  das  Rescript  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  23.  November/3.  De- 
cember 16G4,  oben  S.  256. 


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416  6.    Die  Erfurter  Handel. 

noch  einige  Zeit  damit  anzustehen,  doch  werde  ich  dem  Werk  näher 
nachdenken  und  bei  der  von  Ew.  Ld.  weiter  vertrösteten  Communication 
nicht  allein  Dero  fernere  Gedanken  und  Vorschläge  erwarten,  sondern 
auch  dabei  meine  Meinung  oflFenheraig  eröflfnen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
23.  November  /  [3.  December]  1664. 

[Anfrage  wegen  der  Besatzong  in  Erfurt.] 
3.  Dec.  Kf.  ist  von  verschiedeneD  Ständen  dieses  Obersächsischen  und  der  be- 

nachbarten Kreise  ersocht  worden,  bei  ihm  wegen  Abfübmog  der  Kriegs 
Völker  aus  diesem  Kreise,  nachdem  Erfurt  Parition  geleistet,  aozahalten. 
Ich  hab  zwar  bisher  Bedenken  getragen,  desshalben  an  Ew.  Ld. 
etwas  zu  bringen,  als  Dero  gute  und  aufrichtige  Intention  mir  genug- 
samb  bekannt  und  dabei  nimmer  gezweifelt,  Ew.  Ld.  werden  wegen 
Abführung  der  frembden  Völker  schon  selbst  die  gebtthrende  Anstalt 
machen.  Weil  ich  aber  nichts  desto  weiniger  von  verschiedenen  Or- 
ten dieser  Sache  halber  immerhin  belanget  werde,  so  hab  ich  nicht 
länger  anstehen  wollen,  Ew.  Ld.  davon  vertraute  Nachricht  zu  geben, 
dieselbe  dabei  ersuchend,  Sie  wollen  in  Vertrauen  mir  etwas  von  Dero 
.  Intention  und  Gedanken,  welchergestaJt  Sie  es  endlich  mit  der  Be- 
satzung in  der  Stadt  Erfurt  und  denen  dabei  dem  Verlaut  nach  sich 
befindenden  vielen  auswertigen  Völkern,  als  welche  den  Ständen  so 
grosse  Ombrage  und  Jalousie  verursachet,  zu  halten  gemeint  sein.  *)  — 

Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Erfurt  18.  December  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  November/ 3.  December.    Yersichernngen  wegen 
Abfabmng  der  Trappen.] 
18.  Dec.  Er  hat  schon  vor  etlichen  Wochen  den  grössten  Theil  der  französischen 

Troppen  entlassen^,  und  diese  sind  in  guter  DiscipHo  and  Ordnung  über 

>)  Kf.  ersacht  in  einem  Schreiben  von  demselben  Datam  K.Sachsen,  da  er 
aas  dem,  was  zu  Regeosbnrg  vorgehe,  and  aach  sonst  vermerke,  dass  die 
Nichtabfahrung  der  Anxiliarvölker  viel  empfindlicher  als  die  vorgenommene  Exe- 
kution selbst  aufgenommen  werde,  auf  K.Mainz  zu  wirken,  dass  durch  Abfüh- 
rung der  Völker  die  alarmierten  Gemüther  wieder  beruhigt  wurden,  zugleich  bittet 
er  ihn,  die  beabsichtigte  Zusammenkunft  der  Interessierten  zu  befördern  und  ihm 
von  Zeit  und  Ort  derselben  Nachricht  zu  geben,  damit  er  dieselbe  auch  be- 
schicken könne. 

>)  General  Pradel  war  mit  dem  Haupttheile  der  französischen  Truppen 
schon  am  2.  November  von  Erfurt  abgezogen,  s.  v.  Tettau  S.  240. 


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VerhandlnogeD  aber  die  BesatsaDg  in  Erfurt.  417 

den  Rbeio  gesogeo,  die  entgegengesetzteo  Nachrichten  sind  nur  Aosspren- 
gongen  seiner  Feinde.  Er  bat  nur  noch  das  Grammontsche  Regiment 
(4—500  Mann)  zurückbehalten  and  anch  dieses  wird  binnen  14  Tagen,  so- 
bald er  in  Erfurt  einen  ruhigeren  Zustand  eingerichtet,  zurückkehren^  dann 
wird  nur  eine  kleine  Garnison  seiner  eigenen  Truppen  in  der  Stadt  zurück- 
bleiben. Das  lange  Ausbleiben  seiner  Antwort  ist  dadurch  veranlasst  wor- 
den, dass  er  Reiffenberg  zu  Kf.  hat  senden  wollen,  woran  er  bisher  da- 
durch verhindert  worden,  dass  er  in  Erfurt  wider  sein  Erwarten  länger 
aufgehalten  worden  ist,  er  gedenkt  aber  jetzt  selbst  nach  Würzburg  zu- 
rückzukehren ^)  und  Reiffenberg  über  Dresden  zu  Kf.  zu  schicken^. 


Protocollum  zwischen  dem  K.Mainzi8chen  Abgesandten  Freih. 

V.  Reiffenberg  und  den  K.Brandenbnrgischen  HH.  Depntirten, 

dem  H.  O.Präsidenten  Freih.  v.  Schwerin,  H.  G.Kriegs-Com- 

missarins  v.  Platen  und  Kanzler  y.  Jena. 

1.  Conferenz  gehalten  den  18./[28].  Martii  1665  in  der  Geh.  Rathsstube. 

Auf  Aufforderung  Schwerins  wiederholt  Reiffenberg   die  dem  Kf.28.  März, 
proponierten  Punkte: 

1)  Wegen  der  Erfurter  Sache  habe   man  sich  über  K.Mainz  sowohl 


0  Irrig  läsBt  v.  Tettau  (S.  253}  den  Kurfärsten  schoD  am  8.  December  von 
Erfurt  abreisen. 

')  Kf.  theilt  diese  Antwort  21. /31.  December  1664  dem  Administrator 
August  und  dem  Herzoge  Ernst  von  Gotha  mit.  Darauf  erwidert  der  erstere 
(d.  Halle  26.  December/ 5.  Januar  1660),  es  sei  noch  wenig  Aassicht  zur  Abfah- 
rong  der  fremden  Truppen,  vielmehr  hätten  die  französischen  Ofßciere  es  dahin 
gebracht,  dass  ihnen  die  Schlüssel  der  Stadt  hätten  überliefert  werden  müssen. 
Noch  schwerere  Klagen  erhebt  Herzog  Ernst  (d.  Friedenstein  29.  December/ 
8.  Januar  1665)  über  die  Oewalttbätigkeiten,  welche  sich  die  Mainzer  Trappen 
auf  dem  Hin-  and  Rückmarsch  erlaubt  hätten,  zwar  seien  die  franzosischen 
Truppen  abgezogen,  aber  es  lägen  viele  Lothringer  in  der  Stadt  und  den  näcbst- 
gelegenen  Dorfern,  ferner  vorlaute,  dass  K.Mainz  noch  500  Mann,  welche  aus 
Ungarn  kämen,  nach  Erfurt  beordert  habe,  obwohl  dort  in  dem  Castell  auf  dem 
Petersberge  und  in  der  Cyriazbnrg  schon  1600  Mann  in  Garnison  lägen.  Dazu 
lasse  K.Mainz  Drohungen  wegen  seiner  Prätensionen  gegen  die  Nachbarn 
fallen,  er  habe  den  Grafen  von  Mörsbnrg  aus  seinen  im  Weimarischen  Gebiet 
belegenen  Besitzungen  Blankenhain  und  Granichsfeld  vertrieben,  sein 
Wappen  an  verschiedenen  Orten  im  Sächsischen  Gebiet  anschlagen  lassen  und 
sich  auch  die  Erfurter  Dörfer,  welche  Sächsische  Lehen  seien,  angemasst.  Da 
K. Sachsen  zum  3.  Februar  einen  Kreistag  nach  Leipzig  (s.  unten  S.  425)  aus- 
geschrieben habe,  so  m5ge  Kf.  seine  dorthin  bestimmten  Abgeordneten  dabin  in- 
itruieren,  dass  diesen  Mängeln  abgeholfen  werde. 

Ilator.  a.  Gesch.  d.  0.  KorfQrstop.    XI.  27 


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418  6.    Die  Erfurter  Handel. 

auf  dem  Reichstage  als  auch  auf  dem  Kreistage  zn  LeipEig^)  be- 
schwert, er  wolle  aber  zeigen  und  seine  actiones  nachmals  so  führen, 
dass  niemand  mit  Fug  über  ihn  za  klagen  Ursachen  hätte. 

2)  Er  apprehendierte  sowohl  die  Niederländische  als  Polnische 
Sache  bei  diesen  Conjunctaren  sehr. 

3)  K.Sachsen  sei  in  die  Erb  Vereinigung  der  Karfürsten  aufgenommen, 
die  Reversalen  seien  schon  vollzogen  und  möchte  Kf.  sie  auch  yollziehen. 

4)  Wegen  des  Streites  mit  K.Pfalz^,  der  Allianz  gegen  dasselbe,  Kf. 
möge  sich  hierbei  nach  dem  kurfürstlichen  Vereine  bezeigen. 

5)  In  Regensburg  suchten  die  Fürsten  dem  kurfürstlichen  Golleg  an 
seinen  Rechten  Eintrag  zu  thun,  K.Mainz  hielte  desshalb  eine  nähere 
Zusammensetzung  der  Kurfürsten,  und  dass  sie  desshalb  unter  sich 
zusammenkämen,  für  nöthig. 

6)  K.Mainz  beharre  in  seinem  Vertrauen  zu  Kf.  und  erbiete  sich,  ihm 
in  allen  seinen  Anliegen  zu  assistieren. 

Schwerin  erklärt  darauf,  sie  wollten  alles  dem  Kf.  referieren,  unter- 
dessen aber  unvorgreiflich  die  Punkte  mit  ihm  durchgehen. 

ad  1)  hörte  Kf.  manche  Klage,  namentlich  von  den  Sächsischen 
Häusern,  dass  K.Mainz  weitergegangen  wäre,  Kf.  hoffe,  K.Mainz  werde 
es  dahin  richten,  dass,  wenn  bei  der  Exekution  etwas  vorgegangeu, 
so  andern  zu  klagen  Anlass  gegeben,  er  solches  nun  remedieren  werde. 
Reiffenberg  macht  darauf  nähere  Mittheilnngen  über  die  Streitigkei- 
ten mit  Saohsen-Qotha  wegen  Wanderschieben  und  Kranich- 
feld. 

ad  2)  sagen  die  Brandenburgischen  Deputierten,  dass  es  ihnen 
lieb  wäre,  dass  er  auf  diesen  Punkt,  die  Polnischen  Conjuncturen,  in- 
struiert wäre,  und  möchte  er  ihnen  seine  Gedanken  darüber  eröffnen.  Er 
erwidert  darauf,  K.Mainz  wünschte  gerade  von  Kf.  darüber  Nachricht; 
so  viel  er  begriffe,  käme  es  auf  die  Jalousie  zwischen  Frankreich  und 
Ocsterreich  an,  Frankreich  wollte  nicht,  dass  Polen  an  Oester- 
reich  käme,  Frankreich  zielte  nicht  eben  auf  den  Dnc  de  Anjou,  würde 
einen  tertium  nicht  refusieren.  Sein  Herr  sei  dabei  uninteressiert,  wünschte 
des  Kf.  Meinung  darüber  zu  wissen,  er  selbst  würde  ehest  nach  Frank- 
reich reisen,  möchte  gern  wissen,  ob  Kf.  selbst  auf  die  Krone  Absehen 
hätte  oder  wo  er  sonst  hinzielte.  Frankreich  würde  den  Fall  des  Kö- 
nigs in  Polen  nicht  abwarten,  sondern  lieber  dort  alles  in  Confusion  und 
Ruin  gerathen  lassen. 

Worauf  ihm  remonstriert  worden,  dass  wegen  Kf.  die  Religion  entgegen 
stünde,  und  hätte  er  daraus  zu  schliessen,  dass  Kf.  es  nicht  für  sich  be- 
gehrte, könnte  auch  wohl  einen  Französischen  leiden,  aber  bei  Lebzeiten 
eines  Königs  werde  es  schwer  zu  erhalten  sein. 

ad  3)  erwarte  Kf.  die  Communication. 


0  S.  unten  S.  425  ff. 
^  S.  unten  Abschn.  10. 


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Conferenseo  mit  v.  Reiffenberg.  419 

ad  4)  wünsche  Kf.  mehr  iDformation  in  der  K.Pfälzi sehen  Sache, 
er  werde  sich  ohne  Zweifel  interponieren  und  hoffe,  die  Allierten  würden 
inzwischen  in  Ruhe  stehen,  worauf  Reiffenberg  näheres  über  den  Wild- 
fangstreit mittheilt. 

ad  5)  erklären  die  E.Brandenburgischen,  dass  dem  Kf.  der  Fürst- 
lichen Comportement  auf  dem  Reichstage  zwar  nicht  gefiele,  er  hätte  aber 
nach  dem  Exempel  vonK»Mainz  dafür  gehalten,  sich  etwas  zu  gedulden, 
auch  in  einigem  zu  weichen,  und  weil  man  noch  in  Tractaten  begriffen, 
so  halte  er  für  gut,  dass  man  es  noch  etwas  ansehe,  sonst  sei  er  zu  einer 
Zusammenkunft  bereit,  zur  Zeit  aber  möchte*  es  nur  Aufsehen  und  mehrere 
Jalousie  geben. 

ad  6)  bedanken  sich  die  E.Brandenburgischen. 

2.  Conferenz  den  20./[30].  Martii  1665. 

Die  E.Brandenburgischen  erklären:  30.  März. 

ad  1)  in  der  Erfurtischen  Sache  hoffe  Ef.,  dass  E.Mainz  sich  mit 
dem,  wozu  er  befugt,  vergnügen  und  die  Sächsischen  Häuser  bei  ihren 
Rechten  lassen  würde,  sonst  werde  Kf.  dem,  der  das  beste  Recht  hätte, 
beipflichten. 

ad  2)  das  Polnische  Wesen  betreffend,  hätte  Ef.  nicht  ohne  Per- 
plexität  verstanden,  dass  bei  Frankreich  die  Resolution  genommen,  lieber 
das  Eönigreich  in  Confusion  zu  setzen,  als  dass  einer  ohne  Zuthun  Frank- 
reichs sollte  Eönig  werden,  auch  nicht  abzuwarten,  dass  der  Eönig  stürbe. 
Ef.  sei  mit  dem  Eönige  und  der  Republik  in  Polen  so  verbunden,  dass 
er  solches  offenbaren  und  verwarnen  müsste,  er  versehe  sich  aber,  dass  der 
Gesandte  solches  nur  für  sich  discursweise  vorgebracht  habe.  Wäre  es 
wirklich  der  Fall,  so  glaube  er  doch,  dass  Frankreich  es  schwerlich 
durchdringen  würde,  zumal  wegen  der  weiten  Abgelegenheit,  und  wenn  sie 
gleich  einen  in  den  Troublen  auf  den  Stuhl  setzen  sollten,  würde  es  doch 
keinen  Bestand  haben,  ja  Frankreich  möchte  Oesterreich  keinen 
grösseren  Dienst  thun  können  als  auf  diese  Manier,  und  ob  gleich  die  Polen 
sonst  Aversion  vor  Oesterreich  hätten,  möchte  es  doch  dadurch  mehr  Af- 
fection  erlangen.  R.  möchte  in  Frankreich  solches  remonstrieren  und  ein- 
rathen,  der  Sache  bis  zu  des  Königs  Fall  Anstand  zu  geben. 

ad  3)  Ef.  wäre  lieb,  dass  E.Sachsen  in  den  kurfürstlichen  Verein 
treten  wolle,  da  aber  die  Einnahme  in  diesen  von  dem  nächstangesessenen 
Kurfürsten  geschehen  solle,  welches  er  sei,  so  wolle  er  sich  versehen,  dass 
die  Sache  noch  in  solchem  Stande  sei,  und  wolle  demselben  bei  erster  Zu- 
sammenkunft nachkommen. 

ad  4)  bedanre  Ef.  sehr,  dass  E.Mainz  und  seine  Verbündeten,  ehe 
sie  den  Weg  Rechtens  oder  amicabilem  compositionem  versucht,  E.Pfalz 
mit  Eriegsmacht  überzogen,  er  bitte  ihn  zu  erwägen,  welche  üblen  Folgen 
das  haben  könne,  ehe  er  zu  der  That  griffe,  er  wolle  auch  E.Pfalz  er- 
mahnen, nicht  Ursache  dazu  zu  geben,  sondern   lieber  von  seinem  Recht 

27* 


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420  6.     Die  Erfurter  Händel. 

etwas  za  weichen.  Sollte  K.Pfalz  sein  Recht  missbraachen,  so  würden  sich 
andere  Wege  finden,  Kf.  verlangte  nur  zn  wissen,  wohin  E.Mainz  eigentlich 
ziele  und  wie  alle  Unrnhe  abzuwenden  nnd  doch  niemand  beschwert  werde. 

ad  5)  Ob  jotzt  ein  Gollegialtag  zu  bernfen,  stehe  Kf.  an,  es  würde 
solches  Ombrage  geben,  die  K. Pfälzische  Sache  würde  auch  hinderlich 
sein,  man  könnte  den  kurfürstlichen  Gesandten  in  Regensburg  auftra- 
gen zu  überlegen,  was  zu  Erhaltung  der  kurfürstlichen  Präeminenz  and 
Hoheit  nöthig;  er  hoffe,  die  Fürsten  würden  sich  zum  Ziel  legen  und 
möchte  nicht  rathsam  sein,  zu  mehrer  Trennung  Anlass  zu  geben.  — 
Der  K.Mainzische  Abgesandte  antwortet: 

ad  1)  Er  hätte  schon  erklärt,  dass  sein  Kurfürst  nichts  weiter  wolle,  als 
wozu  er  befugt,  wenn  aber  Sachsen-Gotha  mit  Gewalt  fortfahren  sollte, 
müsste  er  Gewalt  mit  Gewalt  steuern. 

ad  2)  was  wegen  des  Polnischen  Wesens  gedacht,  hätte  er  als  pri- 
vatus  geredet,  was  er  aus  Privatcorrespondenzen  deshalb  aus  Frankreich 
hätte.  Er  wolle  Frankreich  nicht  beschuldigen,  es  würde  auch  wohl 
schwerlich  Gewalt  gebrauchen. 

ad  3)  K.Mainz  hätte  K.Sachsen  den  Eid  schon  abgenommen,  hätte 
aber  dem  Kf.  dadurch  nicht  zu  präjudicieren  beabsichtigt. 

ad  4)  hätte  er  zn  notificieren  nöthig  befunden,  werde  künftig  ein  Ma- 
nifest und  Dednction  herausgeben. 

ad  5)  nahm  es  ad  referendum. 


V.  BerlepschO  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt  27*  April/ 

[7.  Mai]  1665. 

[Reiffeobergs  Mittheilungen  über  die  französisch-polnischeD  Pläne.    Zastiode  in 
Erfurt.    Der  Streit  wegen  Wandersleben.] 

7.  Mai.  lö  deme  der  Freiherr  von  Reiffenbergk  erstlich  vor  4  Tagen 

dieser  Enden  wieder  angelanget,  habe  ich  ihm  nicht  eher  als  gestern 

'  *)  Rf.  zeigt  (d.  Gölo  10./20.  April  1665)  dem  Herzoge  Ernst  von  Gotha 
an,  dasB  er,  obwohl  er  yemommen,  dass  zwischen  demselben  und  K.Mainz  nor 
noch  einige  geringe  Streitigkeiten  wegen  Wandersleben  übrig  seien,  y.  Ber- 
lepsch,  welcher  ohnedem  eine  Reise  dortbin  zn  thnn  beabsichtigt  habe,  befohlen 
habe,  an  den  deswegen  etwa  stattfindenden  Verbandlangen  Tbeil  zu  nehmen  and 
dieselben  durch  gute  officia  zu  befördern.  Derselbe  weist  dann  4./l^>  Mai 
V.  Berlepsch  an,  da  er  seiner  Aafwartang  hocblicbst  benöthigt  sei,  sieb  gegen 
die  Pfingstfeiertage  wieder  bei  ihm  einzufinden.  Herzog  Ernst  dankt  (d.  Frieden- 
stein  15./2Ö.  Mai  1665)  dem  Kf.  für  die  Sendnng  v.  Berlepscb's,  die  Verband- 
langen  hätten  aber  nicht  stattgefunden ,  da  v.  Reiffenberg  inzwischen  nach 
Mainz  gereist  sei.  Auf  den  Rath  von  K. Sachsen  habe  er  seine  Truppen  ans 
Wandersleben  wieder  zurückgezogen,  trotzdem  habe  sich  Reiffenberg  nach 
seiner  Rfickkehr   nach  Erfurt   seiner  früheren  Versprechungen   nicht  erinnern 


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V.  Berlepschs  SeDdnng  Dach  Gotha.  421 

abordiren  können.  Von  Beiuer  Disgrace  ist  nichts  gewisses  zu  ver- 
nehmen, es  vermehret  aber  die  Muthmassungen,  dass  er  ehesten  Tages 
gegen  Mainti  abreisen  will  —  er  aber  lasset  sieh  im  geringsten 
nichts  merken  und  hat  an  mich  begehret,  E.  Gh.  D.  seinetwegen  — 
zu  hinterbringen,  dass  er  treulich  und  mit  allem  Fleiss  nach  Frank- 
reich berichtet,  was  er  von  derselben  zu  Berlin  vernommen*),  und 
dass  es  dero  Intention  gar  nicht  sei,  sich  dem  französischen  Interesse 
entgegen  zu  setzen,  Sie  stfinden  aber  in  der  Beisorge,  es  würden  des 
Hofes  itzige  Consilia  alles  ubern  Hauffen  werfen,  auch  endlich  sie 
Selbsten  necessitiren,  dass  sie  gegen  ihren  Willen  und  mit  ihrem  Ver- 
statten zu  Securität  ihrer  Lande  sich  in  Postur  setzen  müsten.  Ob  er 
nun  wohl  Nachricht  erlanget,  dass  eben  selbigen  Tages,  als  sein  Schrei- 
ben zu  Paris  eingelaufen,  auch  eine  expresse  StaflFetta  von  der  Kö« 
nigin  ankommen,  darinnen  sie  das  Werk  sehr  leicht  gemacht  und 
dass,  sobald  die  französische  Assistenz  nur  würde  in  Polen  gesehen 
werden,  alles  gethan  sei,  nebenst  andern  viel  stattlichen  Desseinen,  so 
dann  weiter  ohne  Schwehrigkeit  würden  zu  effectuiren  stehen,  so  haiteer 
doch  festiglich  darvor,  man  werde  sich  nunmehr  in  Frankreich  nicht 
praecipitiren,  dann  er  habe  seinen  Confidenten  ausdrücklich  geschrie- 
ben: je  vous  ay  tout  adjustä  mais  ne  vennez  pas.  Sollte  aber  ja  die 
Königin  mit  ihrem  Empressement  noch  durchdringen,  so  wollte  er, 
sobald  sich  französischer  Seiten  etwas  movire,  E.  Ch.  D.  drei  Wochen 
oder  zum  wenigsten  14  Tage  zuvor  unfehlbar  Nachricht  darvon  geben, 
das  hätte  sie  ihm,  als  einem  ehrlichen  Mann,  der  mit  Fidelität  und  since- 
rem  Gemüthe  gegen  dieselbe  zu  procediren  gedächte,  ganz  sicher  zu- 
zutrauen und  nicht  Uhrsach,  sich  dissfalls  durch  ein  und  ander  Ge- 
rüchte alarmiren  zu  lassen,  ohne  sie  sein  Avis  erlanget,  man  würde 
auch  mit  nächstem  einen  gewissen  Envoyä  in  höchster  Geheimb  aus 
Frankreich  an  E.  Ch.  D.  abschicken,  doch  stände  es  noch  dahin, 
ob  nicht  ihme  solche  Commission  würde  aufgetragen  werden. 

Schilderung  der  Zustände  in  Erfort:  die  Besatzung  zählt  nicht  über 


wollen,  soDdero  ihm  mit  DrohangeD  geantwortet.  —  An  den  später  zwischen  den 
Sächsischen  Herzogen  nnd  K.Mainz  zu  Leipzig  geführten  Verhandlungen, 
welche  zu  dem  Vergleich  vom  20./30.  December  führten  (s.  v.  Tettan  S.  261, 
Hei  big  S.  431  f.)f  hat  Kf.  nicht  Theil  genommen.  Die  Herzoge  von  Weimar 
nnd  Altenbnrg  in  ihrer  Anzeige  (16. /26.  nnd  14./ 24.  Jnni  1665),  dass  diese 
Verhandlongen  beginnen  sollten,  bitten  den  Kf.  nur,  falls  dieselben  fruchtlos  sein 
sollten,  am  seine  Vormittelung. 
^  S.  oben  S.  418  f. 


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422  ^'    ^i®  Erfurter  Handel. 

1200  Mann,  an  der  Gitadelle  aber  wird  Tag  and  Naoht  gearbeitet,  die  loth- 
ringischen Völker,  welche  ?on  hier  abgeführt  sind,  stehen  in  Franken. 

PS.  In  der  W ander slebenschen  Sache  ist  man  nnr  in  puncto 
juris  superioritatis  und  territorli  streitig,  Reiffenberg  hat  sich  mit  einem 
Ton  B.  gemachten  Vermittelnngs vorschlage  einverstanden  erklärt  und  des- 
wegen an  K.Mainz  berichtet;  er  wird  nun  hören,  was  man  Gothaischer* 
seits  dazu  sagen  wird. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Leipzig 
16./ [26.]  November  1665. 

[^.Sachsens  MittheilaDgen  inbetreff  der  MÜDsterschen   and  Jülichschen   Sache. 
Reiffenbergs  EroffnaDgea  über  die  MÜDSterBche  Sache,  desBea  Klagen  über  des 

Kf.  angÜDStiges  Urtheil.] 

26.  Nov.  £r  hat  erst  gestern  die  ihm  vom  Kf.  ertheilte  Intercession  *)  bei  K.- 

Sachsen   (der   in  Golditz  und    dann  zu    Altenburg   abwesend  war) 
überreichen  können,  und  dieser  hat  sie  sehr  gnädig  aufgenommen. 

Nach  solchem  haben  sie  mich  ganz  allein  in  dero  Gemach  ge- 
fordert und  sowohl  von  dem  itzo  unterhandenen  Er f artischen  als 
auch  Mfinsterischen  Wesen  weitläufftig  mit  mir  geredet,  da  ich  dann 
auf  Befragen  derselben  hinterbracbt,  dass  E.  Ch.  D.  Intention  sinders 
nicht  sei  als  mit  allen  Kräften  dahin  zu  arbeiten,  damit  dieses  Feuer 
bei  Zeiten  —  gedämpfet  werden  möchte,  Sie  hätten  auch  dero  Troup- 
pen  zu  keinem  andern  Ende  mitgenommen,  als  dass  sie  mit  desto 
besserem  Nachdruck  zu  dem  Handel  sprechen  und  zugleich  ihre  Posten 
auf  der  Lippe  und  sonsten,  so  ganz  bloss  gestanden,  dardurch  ver- 
sichern  könnten.  Worauf  sie  Ew.  Cb.  D.  gute  Intention  gelobet  und 
mich  bedeutet,  dass  sie  auf  Kayserl.  Mai.  sonderbares  Begehren  neben 
dem  H.  von  Plettenbergh  ihren  geheimbten  Rath  den  von  Gerss- 
dorf  nach  Zell  und  Ossnabrück  zu  gleichmässigem  Zweck  abge- 
schicket'),  besorgten  aber,  sie  würden  nicht  viel  ausrichten,  auch  die- 
sem Wesen  so  leichte  nicht  zu  steuern  sein  und  derhalben  eine  auf- 
richtige Zusammensetzung  itzo  so  hoch  als  sonst  iemals  vonnöthen 
sein,  mit  welchem  sie  auf  die  JQlichsche  Sache  gefallen  und  sich 
vernehmen  lassen,  es  könnte  und  mtlsste  selbige  nicht  länger  in  der 
Unrichtigkeit  bleiben,  sie  wollten  nicht  ruhen,  bis  sie  sich  mit  E.  Ch. 

1)  Jedenfalls  in  einer  PrivataDgelegeoheit  v.  Berlepsch's,  Näheres  ist  am 
den  Akten  nicht  zu  ersehen. 

^  S.  aber  diese  Sendung  v.  Gersdorffs  Köcher  I  S.  452. 


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K. Sachsens  EröffDongen  ao  v.  Berlepsch.  423 

D.  in  Richtigkeit  gesetzet,  und  auf  eine  solche  Art  mit  derselben  han- 
deln, dass  sie  ihre  aufrichtige  A£fection  daraus  verspüren  —  sollten  — , 
von  welchen  allem  sie  weitläuftige  Discourse  gemachet,  ich  aber,  so 
gut  ich  gekonnt,  mich  —  excusiret,  dass  es  mir  nicht  wohl  anstehen 
wollte,  dieses  an  E.  Gh.  D.  zu  bringen,  indem  ich  nicht  wissen  konnte, 
wie  sie  es  von  mir  aufnehmen  würden,  Sie  würden  schon  andere 
Wege  finden,  E.  Gh.  D.  von  dero  Gemüths  Meinung  Apertur  zu  geben. 
Worauf  sie  dabei  beharret,  die  Sache  müsste  abgethan  sein,  wenn  E. 
Gh.  D.  sobald  nicht  abgereiset  wären,  hätten  sie  schon  resolvirt  ge- 
habt, expresse  diesentwegen  zu  deroselben  zu  kommen,  es  sollte  auch, 
sobald  nur  Gelegenheit  darzu  wäre,  noch  geschehen,  die  vielen  Mit- 
interessenten hätten  vormals  verhindert,  dass  man  nicht  zum  Schlüsse 
kommen  könjien,  die  wollten  sie  itzo  darvon  lassen  und  mit  E.  Gh. 

D.  ganz  alleine  tractiren  und  schliessen,  so  hätten  sie  es  in  der  Er- 
furtischen Sache  auch  gemacht  und  alles,  wie  es  bleiben  sollte,  mit 
dem  von  Reife nbergh  adjustiret. 

Bei  den  Traktaten  ergeben  sich  noch  manche  Schwierigkeiten,  nament- 
lich in  puncto  secoritatis;  Weimar  and  Gotha  klagen,  man  verfahre  mit 
ihnen  allzu  diktatorisch,  das  jus  praesidii  et  armornm,  welches  immer  bei 
der  Stadt  E  rfart  gewesen,  dürfe  nicht  in  litem  kommen.  — 

Was  den  H.  von  Reiffenbergk  anlanget,  so  habe  ich  selben 
über  alle  Masse  gut  Münsterisch  funden,  er  wünschet  bei  E.  Gh.  D.  zu 
sein,  wollte  derselben  viel  in  unterthänigstem  Vertrauen  erö£fnen  und 
den  eigentlichen  Stand  des  ganzen  Wesens  dechiffriren,  man  müsste 
Münster  so  nicht  judiciren,  als  wann  es  nur  auf  einem  Fusse  stünde. 
Es  hätte  mehr  Rücken,  als  man  sich  einbildete,  ob  schon  Frank- 
reich vermöge  der  Allianz  die  6000  Mann  schicken  müssen,  so  würde 
noch  viel  darzu  gehören,  ehe  sieOrdre  bekämen,  mit  zuzuschlagen.  Wann 

E.  Gh.  D.  noch  etwas  zur  Lipstadt  oder  derer  Orten  subsistiren 
würde,  wollte  er,  so  bald  er  nur  mit  diesen  Tractaten  fertig,  incognito 
zu  derselben  kommen,  dann  er  werde  ohne  das  nach  Münster  ge- 
hen müssen,  er  hielt  darvor,  man  werde  mit  nächster  Post  Zeitung 
haben,  dass  die  Bourtang  über  die  Weser  formaliter  belagert,  und 
würde  mit  22  halben  Ganonen  beschossen.  Der  Bischof  von  Ossna- 
brück  hätte  wohl  1000  Mann  dem  Fürsten  von  Ostfriessland,  als 
seinem  Nachtbahren  zugeschickt,  die  Holländer  würden  aber  nicht 
einen  Mann  von  ihm  bekommen,  noch  die  Waldecksche  Werbung 
im  geringsten  von  ihme  weiter  favorisiret  werden,  welches  ich  alles 
also  gut  sein  lassen. 


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424  ^*    ^^0  Erfurter  Händel. 

Sonaten  ist  hiesiger  Hof  nicht  wenig  consterairet  wegen  der  itzi- 
gen  TQrckischen  Bezeigungen  und  in  Sorge,  es  werde  ehestens  zur 
Ruptur  kommen  —  und  hätten  sie  gewisse  Nachricht,  dass  ein  franzö- 
sischer Envoy^  zu  Constantinopel  ankommen,  so  nicht  viel  Guts  da- 
selbst stiften  würde. 

PS.  Es  hat  mir  der  Hi  v.  Reifenberg  sehr  beweglich  zu  ver- 
stehen geben,  dass  er  nicht  wüsste,  wie  er  es  immer  nur  ewig  ver- 
schuldet, dass  er  bei  E.  Churf.  D.  in  die  Ungnade  gefallen,  dass  sie 
so  übel  von  seiner  Person  und  seinen  Äctionen  urtheileten,  sie  hätten 
gesagt,  er  wäre  ein  Entreprenneur ,  der  alle  Ding  auf  seine  Homer 
nehmen  wollte  und  aller  Orten  mit  dem  Kopf  hindurch  zu  dringen 
suchte.  Ich  sagte  ihm  drauf,  —  hätte  dergleichen  nichts  vernommen 
und  wäre  mir  besser  bewusst,  was  E.  Ch.  D.  vor  Estime  von  ihm 
machten.  —  Endlich  kam  es  heraus,  dass  ihm  der  catholische  H. 
Landgraf  von  Hessen  *)  dieses  anbracht.  Darauf  sagte  ich,  es  würde 
ihm  die  Beschaffenheit  von  des  H.  Landgrafen  Discoursen  bekandt  sein, 
drauf  antwortete  er,  eben  dieses  hätte  ihn  auch  getröstet.  —  Inmittelss 
ist  dieses  kein  fein  Stück.  — 


0  S.  oben  Abschn.  4  S.  231  Adid.  2. 


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Anhang« 

Der  Obereächsische  Ki'eistag  zu  Leipzig.     Februar  1665. 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.    D. 
Dresden  23.  December  1664/ [2.  Januar  1665]/) 

[AnBBohreiben  sam  Kreistage.] 

Nachdem  der  Friede  mit  den  Türkeo  geschlossen  und  die  dem  Kaiser  2.  Jan. 
zn  Hülfe  geschickten  Ereisvölker  wieder  von  demselben  entlassen  sind, 
erfordert  die  Nothdurft,  dass  bei  so  verändertem  Znstande  von  demjenigen, 
was  darüber  auf  den  letzten  Kreistagen  in  Handlung  und  Beschluss  ge- 
kommen, weiter  geredet  und,  wie  es  sowohl  hierin  als  wegen  beständiger 
Sicherung  dieses  Kreises  zu  halten,  eine  neue  Zusammenkunft  gehalten 
werde,  zumal  da  auch  auf  dem  Reichstage  jetzt  der  Punkt  allgemeiner 
Reichs-  und  jeden  Standes  Sicherheit  vorgenommen  werden  wird,  und  er 
von  verschiedenen  Kreisständen  und  den  meisten  zu  Regensburg  anwe- 
senden Gesandten  um  Ausschreibung  eines  Kreistages  ersucht  worden  ist. 
Er  beruft  daher  einen  solchen  auf  den  3.  Februar  nach  Leipzig  und 
ersucht  Kf,  denselben  zu  beschicken. 


0  Nachdem  der  Kurfürst  von  Sachsen  (d.  Dresden  26.  November/ö.  De- 
cember 1664)  dem  Kf.  angezeigt  hatte,  dass  er  eine  neue  Versammlang  des 
Obersächsiscben  Kreises  zu  berufen  beabsichtige,  hatte  Kf.  (d.  Cöln  a.  Sp. 
ö./ 15.  December  1664)  zustimmend  geantwortet,  aber  gewücscbt,  dass  „das  Aas- 
schreiben nicht  bloss  auf  dasjenige,  was  bei  vorigem  Kreistage  wegen  des 
Kreises  Verfassung  vorgegangen,  einzurichten  sei,  sondern  dass  dabei  in  genere 
dem  Ausschreiben  zu  inseriren  wäre,  wie  der  Kreis  in  genügsame  Sicherheit  er- 
halten und  gesetzt  werden  könne*. 


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426  6.    Die  Erfarter  Habdel.     Anhaog. 

Instruktion  für  die  zu  dem  Obersächsischen  Kreistage  be- 
stimmten Geheimen  Hofkammergerichts-,  Consistorial-  und 
Ravensbergische  Appellations-Gerichtsräthe  Philipp  Wamboldt 
von  Umbstadt  und  Johann  Georg  Reinhart.  D.  Cöln  a.  d.  Spree 
28.  Januar /[T.Februar]  1665. 

[Allgemeine  Reichssecurität.     Sicherang  des  OberaachaischeD  Kreises.    Klagen 

des  Herzogs  von  Weimar  aber  bei  Gelegenheit  der  Erfarter  Ezekation  erlittenen 

Schaden  and  Yergewaltigang.] 

7.  Feb.         Nach  K. Sachsens  AosBchreiben  soll  auf  diesem  Kreistage  zur  De- 
liberatioD  kommen: 

1)  Wie  der  Punkt  allgemeiner  Reichs-  und  jeden  Standes 
Sicherheit  auf  dem  Reichstage  vorzunehmen  und  einzurichten  sei.  Diesen 
Punkt  recht  zn  erörtern  würde  aber  zu  weitläufig  fallen,  und  ist  die  Sache 
auf  den  Reichstag  zu  remittieren. 

2)  Was  zu  des  Obersächsischen  Kreises  besserer  Verwahrung  und 
Erhaltung  der  Securität  desselben  am  dienlichsten  sein  möchte.  Dazu  ist 
eine  nicht  nur  auf  dem  Papier,  sondern  in  der  rechten  Realität  bestehende 
Verfassung  nöthig,  zumal  wegen  der  Polnischen  Unruhe,  da  sich  auch 
Frankreich  immiscieren  möchte,  und  der  Grenzverletzungen  in  Hinter- 
pommern  von  der  Starostei  Draheim  aus.  Dazu  muss  das  auf  dem 
letzten  Kreistage  beschlossene  Triplum  auf  den  Beinen  behalten  werden  j 
doch  ist  der  G.Lieutenant  v.  Arnheim  nicht  länger  in  des  Kreises  Diensten 
zu  behalten  und  auch  die  mit  den  Kreisvölkern  aus  Ungarn  kommenden 
Officiere  und  Stabspersonen  abzudanken.  Die  auf  dem  letzten  Kreistage 
beschlossene  Abschickung  an  den  Niedersächsischen  Kreis  behufs  Be- 
festigung der  vertraulichen  Correspondenz  mit  demselben  lässt  Kf.  sich  noch- 
mals belieben. 

Nachdem  der  Herzog  von  Sachsen-Weimar  sich  beklagt,  dass  bei 
der  Erfurtischen  Exekution  trotz  der  versprochenen  Bezahlung  die  Seinigen 
3282  Rthlr.  16  Gr.  lO'/s  Pf.  Schaden  erlitten,  femer  bei  dem  Durchmarsch 
der  aus  Ungarn  zurückkehrenden  Westfälischen  Kreisvölker  ihm  und  seinem 
Vetter,  dem  Herzog  von  Eise  nach,  grosser  Schade  zugefügt  sei,  auch 
dass  noch  in  Erfurt  und  den  nächsten  Dörfern  viele  Lothringische  z.  R. 
und  F.  liegen,  welche  den  Leuten  grosse  Molestien  machen,  ja  dass  auch 
Bedräuungen  gegen  ihn  und  das  Sächsische  Haus  durch  Veranlassung 
einiger  K.mainzischen  Prätentionen  ausgelassen  und  der  Graf  von  Mors* 
bürg  aus  notorisch  Sächsischen  Lehnstücken  mit  Gewalt  vertrieben 
worden  ist,  auch  noch  500  Mann  unter  v.  d.  Leye  nach  Erfurt  gelegt 
werden  sollen,  so  sollen  die  Gesandten  cooperieren,  damit  die  Nothdnrft 
desfalls  allerfleissigst  beobachtet  und  das  Evangelische  Wesen  dieser  Kreise 
der  andräuenden  und  theils  schon  erfolgten  nachtheiligen  Beschwernisse 
entfreit  und  gesichert  sein  und  bleiben  möge.    Doch  sollen  sie  sich  erkun- 


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Obersäohsiacher  Kreistag  sn  Leipsig.  427 

digeo,  ob  die  Sachen  noch  in  selbigem  Zastande  seien,  and  danach  ihr  vo- 
tarn  richten. 


Ans  den  Relationen  der  Gesandten. 

Leipzig  4./ 14.  Februar  1666.  Die  erste  Sitzung  fand  am  3./13.Fe- 14.  Febr. 
bruar  statt;  vor  derselben  besuchte  sie  der  Gothaische  Gesandte  *)i  theilte 
ihnen  mit^  was  Sachsen- Gotha  und  Eisenach  wegen  Erfurt  bisher  er- 
dulden müssen,  bat,  denselben  zu  assistieren  und  von  den  K. Sächsischen 
zu  vernehmen,  ob  sie  deshalb  Umfrage  anstellen  würden.  In  der  Nach- 
mittagssitzung,  nach  mehrfachen  Streitigkeiten  über  Präcedenz  und  Titel, 
hat  das  Sächsische  Directorinm  die  Proposition  vorgetragen,  die  haupt- 
sächlich in  drei  Punkten  bestand  : 

1)  Ob  die  bisherige  Kreishülfe  zu  continuieren  sei, 

2)  Ob  wegen  der  Irruption,  auch  der  Reichs-  und  Auziliarvölker  Zurück- 
marsch  etwas  zu  erinnern, 

3)  Weil  die  Rectificiernng  und  Moderation  der  Reichsmatrikul  bisher  viele 
Ungelegenheiten  verursacht  hat,  wie  solchem  abzuhelfen  und  Richtig- 
keit erhalten  werden  könnte? 

Leipzig  7. /[17.]  Februar  1666.  In  der  dritten  Session  am  7./[17.]  Fe- 17.  Febr. 
bruar  ist  der  erste  Punkt  der  Proposition  vorgenommen  worden;  der  meiste 
Theil  der  vota  ging  dahin,  dass  gegenwärtiger  Znstand  des  Kreises  keine 
wirkliche  Verfassung  bedürfe,  wogegen  Ges.  unter  Hinweis  namentlich  auf 
den  unbeständigen  Türken  frieden,  die  Polnische  Unrahe  und  die  präjudicier- 
liche  Exekution  Beibehaltung  der  Verfassung  nach  dem  Triplum  verlangten. 

Sonntag  den  5./ [15.]  Februar  statten  sie  den  K. Sächsischen  Ge- 
sandten^ die  Visite  ab,  regen  dabei  zunächst  die  Frage  wegen  der  reci- 
proquen  Assistenz  zwischen  dem  Ober-  und  Niedersächsischen  Kreise  an, 
worauf  jene  aber  nur  erklären,  Befehl  zu  haben,  die  Sache  in  Umfrage  zu 
btellen,  dann  erwähnen  sie  die  Erfurtische  Exekution  und  die  dabei  na- 
mentlich gegen  Sachsen-Gotha  ausgeübten  Bedrückungen  und  erkundigen 
sich,  ob  auch  deswegen  Umfrage  erfolgen  werde,  worüber  sich  jene  aber 
nicht  herauslassen  wollen.  Dann  beantragen  sie  noch  Erlass  eines  Schrei- 
bens an  Polen  wegen  der  neuerdings  von  DraheimausinHinterpommern 
verübten  Grenzverletzungen,  und  Remedur  der  aus  den  Reprotestationen 
der  Titel  verursachten  Uebelstände,  zu  beidem  erklären  sich  jene  bereit. 
An  demselben  Tage  hat  sie  der  Schwedisch-Vorpommcrische  Ge- 
sandte, Kanzler  zu  Stettin '),  besucht  und  seine  Verwunderung  darüber  aus- 


0  Hof-  und  JoBtizratb  Biob  Ladolph. 

^  Hof  Justiz-  and  AppellatioDsratb  H.  G.  v.  Miltitz  und  Dr.  jur.  Nicol. 
Pfretzachmer. 

^  Der  Vorpommersche  Kanzler  Heior.  Coelestin  v.  Stern bacb,  s.  oben 
S.  137. 


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428  6.    Die  Erfurter  HSodel.    Anbaof?. 

gesprochen,  dass  die  bei  den  jetzigen  gefährlichen  Conjuncturen  so  nöthige 
Vereinigung  des  Ober-  und  Niedersächsischen  Kreises  in  der  Proposition 
von  dem  E.Sächsischen  Oirectoriom  garnicht  berührt  sei  nnd  dass  in  der 
Erfnrter  Sache  diejenigen,  welche  das  Unglück  am  ersten  treffen  würde, 
die  Gefahr  so  wenig  ressentierten. 

In  der  vierten  Sitzung  6./[16.]  Februar  Vormittags  wird  aufs  neue  die 
Verfassung  in  Umfrage  gestellt,  E.Sachsen  lässt  sich  wegen  anderthalb 
Simplum  heraus,  Ges.  beantragen  aufs  neue  das  Triplum,  doch  stimmen  ihnen 
nur  Gotha  und  Walle enried  bei;  am  Nachmittag  in  der  fünften  Sitzung 
wird  per  majora  das  Gonclusum  gemacht  und  die  Verfassung  auf  ly,  Sim- 
plum gerichtet^  dann  darüber  berathen,  ob,  wie  E.Sachsen  wünscht,  Gen. 
Lieut.  ?.  Arnim b  weiter  als  Kreisgeneral  gebraucht  werden  solle,  wogegen 
Ges.  und  die  meisten  anderen  sich  aussprechen. 

In  der  sechsten  Sitzung  7./ [17].  Februar  erfolgt  die  Einsetzung  einer 
Gommission  zur  Einrichtung  der  Verpflegungs-Ordonnanz.  Bei  der  weiteren 
Umfrage  darüber,  wie  das,  was  von  voriger  Kreis  Verfassung  noch  übrig,  vol- 
lends in  Richtigkeit  zu  bringen  sei,  werden  von  verschiedenen  Seiten 
verschiedene  Erinnerungen  vorgebracht,  darunter  auch  9),  wie  E  r  f  u  r  t  als  eine 
Grenzstadt  des  Kreises  zu  verwahren  und  zu  besetzen,  10),  was  wegen  Be- 
festigung dieser  Stadt  und  Anfbauung  der  beiden  Citadellen  zu  beschlies- 
sen,  11),  wie  dem  Hause  Gotha  zu  helfen  sei,  doch  hat  das  Directorium 
dieselben  nur  ad  referendum  genommen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Sp. 
ll./[21.]  Februar  1666. 

[auf  die  Relation  vom  7./ 17«  Febr.    Das  SächBische  Haus  und  Schweden  haben 
sich  naher  aber  ihre  Absiebten  in  der  Erfnrter  Sache  za  erklären.] 

21.  Febr.  —  Bei  dem  neunten  und  zehnten  Punkte,  welche  von  dem  Vor- 
pommerschen  Abgesandten  gereget  worden,  hätte  sich  derselbe  was 
besser  herauslassen  sollen,  wie  er  dafür  hielte,  dass  der  Obersächsi- 
sche Kreis  und  das  Chur-  und  Ftlrstl.  Haus  Sachsen  oder  sonst  ein 
anderer  Stand  zu  einiger  Besatzung  in  Erfurt  gelangen  konnte  bei 
gegenwärtigem  Zustande.  Das  Chur-  und  Ftlrstl.  Haus  Sachsen  ist 
Yornemblich  dabei  interessiret,  insonderheit  wegen  Erbauung  der  Cita- 
dellen, und  mtlssen  wir  vor  allen  Dingen  vergewissert  sein,  was  das- 
selbe darbei  zu  thun  gemeinet  sei,  denn  wir  uns  sonst  darunter  nicht 
entschliessen  können.  Weil  auch  diese  Erinnerung  von  dem  Vor- 
pommerschen  Gesandten  herrühret,  so  wird  er  sich  sonder  Zweifel 
herausserlassen,  wohin  die  Cron  Schweden  disfalls  inclinire,  so  viel 
zumal  die  Citadelle  betrifft.  — 


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ObersächBischer  Kreistag  zu  Leipzig.  429 

Ans  den  Relationen  der  Gesandten. 

Leipzig    1L/[21.]  Februar    1665.     In    der    siebenten    Sitzung    am  21.  Febr. 
8./[]8.]  Februar  wird  berathen,  wie  es  mit  den  Generalspersonen,  Kreiszabl- 
und  Proviantmeistern  gehalten  werden  solle. 

In  der  achten  Sitzung  am  9./ [19.]  Februar  fragt  das  Directoriuro  an,  ob, 
nachdem  der  Friede  geschlossen,  die  nähere  Vereinigung  mit  dem  Nieder- 
sächsischen Kreise  noch  für  nöthig  gehalten  würde,  auf  Antrag  der  Ges. 
wird  beschlossen,  dass  das  Directorium  darüber  sich  mit  dem  Braunschweigt- 
sehen  Gesandten  für  Walkenried  vernehmen  solle. 

In  der  neunten  Sitzung  am  Nachmittage  beantragen  Ges.  entsprechend 
der  Instruktion  Herzog  Christian  Ludwigs  für  seinen  Gesandten,  dass 
Verhandlungen  zu  Quedlinburg  darüber  eröffnet  würden,  die  Nachge- 
sessenen stimmen  fast  insgesamt  bei,  das  Directorium  aber  suspendiert 
wieder  sein  Sentiment,  welche  Verzögerung  der  Deliberationen  grosse  Un- 
zufriedenheit erregt. 

In  der  lOten  Sitzung  am  10./ 20.  Februar  stellt  das  Directorium  den 
zweiten  Punkt  der  Proposition  in  Umfrage,  Ges.  erklären,  darauf  nicht  in- 
struiert zu  sein,  doch  würde  Kf.  gern  ?ernehmen,  was  der  eine  oder  andere 
der  Kreisstände  für  Beschwerde  führte,  von  denen  Sachsen-Gothas  über 
die  bei  der  E  rfurter  Exekution  erlittenen  Bedrückungen  und  denjenigen  des 
Grafen  von  Mörsburg  habe  er  erfahren  und  wünsche,  dass  solche  Dinge  ins 
künftige  abgestellt  blieben.  Die  Nachsitzenden  stimmten  meistens  dahin,  die 
Reichssicherheit  müsse  dem  Reichstage  überlassen  bleiben^  zur  Beruhigung  der 
Kreissicherheit  aber  müsse  die  Erfurter  Sache  so  vermittelt  werden,  dass 
den  Lädierten  Satisfaction  und  denen,  welche  Ombrage  empfinden,  Anlass 
wieder  zu  gutem  Vertrauen  gegeben  werde.  Als  von  den  E. Sächsisch en 
das  Conclusum  wieder  suspendiert  wird  und  diese  auch  die  Ute  Sitzung 
am  Nachmittage  fruchtlos  hinzuziehen  suchen,  protestieren  Ges.,  nachdem 
sie  gleich  den  anderen  eingesehen,  dass  das  Directorium  so  wenig  wegen 
des  Kreises  Sicherheit,  wohin  auch  das  Erfurtische  Wesen  sich  bezieht,  als 
der  mit  dem  Niedersächsischen  Kreis  vorseienden  reciproquen  Allianz  hal • 
ber  zu  progredieren  gemeint  sei,  dagegen,  die  Zeit  mit  unnöthigen  Discursen 
hinzubringen,  die  ganze  Versammlung  fällt  ihnen  bei,  es  wird  erklärt,  wenn 
das  Directorium  des  Kreises  Nothwendigkeit  nicht  proponieren,  sein  votum 
allezeit  suspendieren  und  kein  conclusum  herauskommen  lassen  wollte, 
musste  nach  der  Ezecutionsordnung  das  Nachgeordnetenamt  angelangt  wer- 
den und  die  Stände  ihre  Nothdurft  selbst  einander  vortragen,  und  es  wird 
einhellig  beschlossen,  dass  man  das  Erfurtische  Wesen  durch  eine  güt- 
liche Interposition  vorerst  zu  componieren  versuchen  wolle,  wozu  Kf.,  Vor- 
pommern und  Herzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig  benannt 
werden,  und  dass  an  den  Kaiser,  Frankreich  und  K.Mainz  deswegen 
geschrieben  werden  solle. 

Die  K. Sächsischen  haben  der  Stände  Meinung  ad  referendum  an- 
genommen.   Der  Altenburgische  Gesandte  hat  um  Mittheilnng  des  Re- 


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430  ^*    I^ie  Erfurter  Handel.    AnhaDg. 

verses,    welchen  K.Mainz   dem  Kf.  durch    Reiffenberg  anlängst   aos- 
stellen  lassen,  gebeten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
14. /[24.]  Februar  1665. 

[BilligQDg  des  Verhaltens  der  Gesandten.    Kf.  will  die  Interposition  bei  K. Mainz 
mitübernehmen.   Der  angebliche  Mainzische  Revers.] 

24.  Febr.  ^i*  billigt,  dass  die  Gesandten  nebst  anderen  die  in  allen  sessionibns 
angewandte  Suspension  des  Directoril  geahndet  haben,  sie  sollen  daranf 
bestehen,  dass  dem  Herkommen  nach  das  Directorinm  ohne  zurückhaltenden 
Bericht  die  condusa  nach  den  votis  majoribus  mache.  Auch  wegen  der 
Vereinigung  der  zwei  Kreise  ist  er  mit  ihrem  Votum  einverstanden. 

In  der  Erfurtischen  Sache  lassen  wir  uns  gnädigst  mitgefallen, 
dass  die  Interposition  vorgeschlagener  massen  fortgestellet  werde,  uod 
werden  wir  uns  derselben  nicht  entziehen,  wie  wir  auch  geschehen 
lassen,  dass  ihr  die  deswegen  gut  befundenen  Schreiben,  wenn  sie 
nicht  mehres  in  sich  halten  werden,  als  eure  Relation  meldet,  an  Kay - 
serl.  M.  und  den  König  von  Frankreich  mitvollziehen  möget.  — 

Was  ihr  schliesslich  wegen  des  Reverses,  der  von  des  Churfttrsten 
zu  Maintz  Ld.  durch  den  Herrn  v.  Reiffenberg  sollen  haben  aus- 
gestellet  (sie!),  meldet,  da  wissen  wir  uns  nicht  zu  erinnern,  dass 
uns  einiger  Revers  durch  den  Herrn  v.  Reiffenberg  ausgeliefert 
worden.  Sollten  aber  die  Fürstl.  Altenburgi sehen  Gesandten  auf 
das  Schreiben  zielen,  welches  an  uns  von  ChurMaintz  in  der  Erfurt!- 
sehen  Sach  ergangen,  kann  ihnen  mit  Ertheilung  der  copia  wohl  ge- 
willfahret werden.  — 


Aus  den  Relationen  der  Gesandten. 

23.  Febr.  In  der  zwölften  Session  (13./ 23.  FebruarX  erklärt  das  Directorinm, 
dass  es  trotz  allen  angewandten  Fleisses  noch  nichts,  was  zu  den  delibe- 
rationibus  nöthig,  erhalten  habe,  woraus  zu  ersehen  ist,  dass  der  punctus 
Interpositionis  und  conjunctionis  reciprocae  mit  dem  Niedersächsischen 
Kreise  K. Sachsen  nicht  beliebig  sein  mag.  In  dieser  und  der  folgenden 
Sitzung  wird  die  Repartition  des  halben  Tripli  vorgenommen,  dann  durch  das 
Directorinm  die  Punkte  wegen  der  auf  den  Durchmärschen  geschehenen  Ex- 
orbitantien,  wegen  Moderation  der  Matrikul  und  des  veränderten  Münz- 
wesens in  Umfrage  gestellt,  dann  in  den  folgenden  Sitzungen  die  Neube- 
setzung der  vacierenden  Kreisämter  und  ob  ein  Römermonat  zur  Kreiskasse 

25.  Febr.  bewilligt  werden  solle.    In  der  16.  Session,  am  15./25.  Februar,  lässt  das 


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Oberaichsisoher  Kreistag  so  Leipzig.  431 

Directoriom  seine  Gedanken  vortragen  in  betreff  der.  Conjanetion  mit  dem 
Niedersächsischen  Kreise,  dass  dieselbe  jetzt  nach  dem  Friedens- 
schlass  nnnöthig  sei  und  nnr  bei  anderen  Ständen  ungleiche  Gedanken 
erregen  würde^  nnd  wegen  der  Erfnrtischen  Sache,  K.Sachsen  habe 
gehofft;  dass  auch  die  noch  übrigen  Beschwerden  in  der  Güte  würden  bei- 
gelegt werden,  wenn  die  anderen  Stände  sich  dabei  nicht  beruhigen  woll- 
ten, wäre  man  befehligt,  deswegen  weitere  Umfrage  zu  thun. 

In  den  Sitzungen  am  15./25.  und  16./26.  Februar  wird  berathen,  wie  25.26. 
das  Votum  des  Directorii  mit  den  votis  der  Kreisstände  zu  conformieren  Febr. 
und  das  conclusum  darüber  zu  machen  sei,  ferner  über  die  an  den  Kaiser, 
Frankreich  und  K.Mainz  abzulassenden  Schreiben;  in  betreff  der  va- 
cierenden  Kreisämter  entscheidet  sich  die  Majorität  für  Sachsen-Gotha 
und  Vorpommern.  Die  Vereinigung  mit  dem  Niedersächsischen 
Kreise  bat  ihre  Richtigkeit,  doch  sollen  die  Tractaten,  damit  sie  kein  Auf- 
sehen erregen,  erst  schriftlich  angetreten  und  dann  durch  Zusammenschickung 
eingerichtet  werden,  auch  bei  der  Mediation  in  der  £r furtischen  Sache 
bleibt  es. 

Am  17./27.  und  18./'28.  Februar  wird  der  Kreisabschied  verlesen,  an 
den  folgenden  Tagen  die  Schreiben  an  den  Kaiser,  Frankreich  und 
K.Mainz  verlesen  und  Erinnerungen  dazu  beigebracht,  am  24.  Februar/ 
3.  März  mit  der  24.  Sitzung  der  Gonvent  geschlossen.  3.  März. 


Kreisabschied.     D.  Leipzig  20.  Februar  /  [2.  März]  1665. 

Trotz  des  mit  den  Türken  abgeschlossenen  zwanzigjährigen  Waffen-  2.  März. 
Stillstandes  ist  doch  bei  den  gefährlichen  Conjunctnren  die  Aufrichtung 
eines  neuen  Verfassungswerkes,  anderthalb  Simplum,  beschlossen  wor- 
den, doch  sollen  Officiere,  Reuter  und  Knechte  vorläufig  auf  Wartegeld 
entlassen  und  erst  bei  augehender  Kriegsgefahr  von  einem  jeden  Stande 
sein  Gontingent  nach  der  neu  verfertigten  Abtheilung  gestellt  werden. 
Sollte  der  ganze  Kreis  oder  ein  Kreisstand  von  einem  anderen  ohne  Ur- 
sache angegriffen  oder  beschädigt  werden,  so  ist  ihm  zu  rechter  Zeit  und 
mit  möglichem  Nachdruck  Hülfe  zu  leisten.  Diese  Verfassung  soll  beste- 
hen bleiben,  bis,  wenn  die  Zeiten  sich  geändert,  auf  einer  anderweitigen 
Kreisversammlung  davon  wieder  abzustehen  für  nützlich  befunden  werden 
möchte.  Einen  Generalstab  dabei  zu  verordnen  ist  nicht  für  nöthig  befun- 
den worden. 

Der  Punkt  der  allgemeinen  Reichsse curität  ist  dem  Reichstage 
überlassen  und  beschlossen  worden,  dass  alle  Kreisstände  ihre  Gesandten 
auf  demselben  dahin  zu  befehligen  haben,  dass  der  Punkt  dort  wirklich 
zur  Richtigkeit  gebracht  und  nicht  auf  die  Seite  gesetzt  werde.  Um  in- 
zwischen die  Securität  des  Kreises  aufrecht  zu  erhalten,  ist  eine  spe- 
cial Vorsehung  nicht  für  nöthig  befunden  worden.  Den  Beschwerungen 
nnd  Klagen,  welche  durch  die  Erfurtische  Exekution  veranlasst  worden 


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432  6.    Die  Erfurter  Händel.     Aohang. 

Bind,  wird  hoffentlich  durch  friedliche  Mittel  za  remedieren  sein,  za  diesem 
Zwecke  soll  gätliche  Handlung,  wozu  E.Mainz  sich  nicht  nngeneigt  erklärt, 
mit  Zuziehung  friedliebender,  bereits  vorgeschlagener  Kreisstände  unternom- 
men und  auch  an  den  Kaiser,  den  König  von  Frankreich  und  K.- 
Mainz verglichene  Schreiben  abgeschickt  werden. 

Die  auf  dem  vorigen  Kreistage  beschlossene  nähere  Zusammen- 
setzung in  reclprocierlicher  Assistenz  mit  dem  Niedersächslschen 
Kreise  Ist  nochmals  für  nöthig  erachtet  und  K.Sachsen  samt  den  Nach- 
und  Zugeordneten  mit  der  Führung  der  zunächst  schriftlichen  und  dann 
mündlichen  Verhandlungen  darüber  beauftragt  worden. 

Bestimmungen  wegen  Verhütung  von  Vergewaltigungen  bei  künftigen 
Trnppendurchmärschen.  Wegen  Rectificierung  der  Reichsmatrikul  sollen  die 
auf  dem  Kreistage  1662  gefassten  Beschlüsse  ausgeführt,  wegen  der  Münze 
soll  es  bei  den  auf  dem  letzten  Münzprobationsconvent  zu  Frankfurt  a.  O. 
beschlossenen  Provislonalmitteln  bleiben. 

Zu  den  bisher  vacierenden  Zugeordnetenämtern  sind  Herzog  Ernst  von 
Sachsen-Ootha  und  der  König  von  Schweden  als  Herzog  zu  Poro- 
mern gewählt  worden. 


Die  Gesandteu  der  Stände  des  Obersächsischen  Kreises  an 

den  Kurfürsten  zu  Mainz.     D.  Leipzig  20.  Februar  / 

[2.  März]  1665 '). 

[AofforderuDg,  in  betreflP  der  Neaemngen  in  Erfurt  gütliche  VerhandlaDgeD  unter 
ZuziebuDg  anderer  Kreisstande  zuzulassen,   inzwischen  zu  keiner  Beschwerde 

Anlass  zd  geben.] 

2.  März.  Nachdem  auf  dem  noch  währenden  Kreistage  Beschwerde  darüber  ge- 
führt worden,  dass  K.Mainz  In  Erfurt  den  Petersberg  zu  befestigen 
angefangen^  eine  vor  diesem  nicht  gewöhnliche  Erbhuldigung  von  der  Bür- 
gerschaft eingenommen,  der  Stadt  Regiment  geändert,  Burg  und  Stadt  mit 
starker  Garnison  belegt,  auch  sonst  manche  Neuerungen  vorgenommen,  zu 
geschweigen  des  Vorgehens  gegen  den  Grafen  von  Hatzfeld,  und  nach- 
dem sie,  Gesandte,  von  ihren  Principalen  meistentheils  dahin  instruiert 
waren,  bei  dieser  Gelegenheit  zu  berathschlagen,  wie  des  ganzen  Kreises 
Interesse  und  insbesondere  des  Hauses  Sachsen  jura  bei  dieser  considerab- 
len  Commun  beobachtet   und  gutes   Vernehmen  zwischen  K.Mainz  und 

0  K.Mainz  fühlte  sich  daroh  dieses  Schreiben  sehr  beleidigt,  in  Schreiben 
an  Kf.  und  K. Sachsen  (d.  Marienberg  ob  Wurzborg  23.  März  1665}  beschwert 
er  sich  darüber  and  weist  die  in  demselben  gestellten  Forderungen  als  ganz  un- 
gebahrlich  zurück.  Auf  eine  Anfrage  K. Sachsens  deswegen  erwidert  Ef.  (d. 
Cöln  7./ 17.  April  1665),  er  halte  es  nicht  für  nöthig,  jetzt  darauf  zu  antworten, 
sondern  wolle  abwarten,  was  etwa  auf  einem  künftigen  Kreistage  deafalls  weiter 
vorgehen  werde. 


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SobreibeD  der  ObersächsischeD  KreisBtäode  an  E.Maioz.  433 

allerseits  Interessenten  begründet  and  erhalten  werden  möge,  so  erinnern 
sie  nur  daran,  ohne  dessen  zn  gedenken,  was  die  Evangelischen  Stände  auf 
dem  Reichstage  snper  meritis  cansae  et  processns  für  Oedanken  geführt^ 
dass  er  selbst  einem  Theil  ihrer  Priucipalen  die  Versicherang  gethan,  dass 
die  Erfartische  Exekation  zu  Niemandes  Präjudiz  nnd  Nachtheil  angesehen 
sein  sollte,  and  dieselben  dadurch  in  das  Vertrauen  gesetzt  habe,  dass  er 
nur  seine  und  seines  Erzstifts  alte  hergebrachte  Rechte  wiederherzustellen 
beabsichtigt  habe. 

Weil  durch  gütliche  Verhandlungen  hoffentlich  am  ersten  zu  be- 
ständiger Ruhe  und  gutem  Vernehmen  zu  gelangen  sein  wird  und  E.Mainz 
sich  bereits  dahin  hat  vernehmen  lassen,  zu  Beförderung  dieses  Zweckes 
auch  etliche  Kreisstände  mit  zuzuziehen,  so  lebt  man  der  Zuversicht,  er 
werde  inzwischen  mit  Einhalten  des  Festungsbaues,  Abführung  der  Be- 
satzung und  sonst  sich  dergestalt  bezeigen,  dass  Niemand  sich  mit  Fug 
möge  zu  beschweren  haben. 


Ifater.  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    X]. 


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Abschnitt   7. 

Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz. 
1663—1668. 


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Einleitung. 


Die  Versuche,  welche  in  den  Jahren  1660  Qod  1661  von  den  brano- 
Schweigischen  und  einigen  anderen  norddeutschen  Fürsten^  und  dann  1662 
von  dem  Könige  von  Frankreich  bei  Gelegenheit  der  Sendung  de  Les- 
seins' an  den  Berliner  Hof  unternommen  wurden,  den  Kurfürsten  von 
Brandenbnrgznm  Eintreten  in  dieRheinische  Allianzzu  bewegen,  sind, 
die  ersteren  in  dem  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes,  die  letzteren  in  den 
betreffenden  Abschnitten  des  2.  nnd  9.  Bandes  der  „Urknnden  und  Akten- 
stücke^ 1)  dargelegt  worden.  Obwohl  dieselben  damals  erfolglos  geblieben 
sind,  hat  der  Kurfürst  sich  doch  bei  diesen  Verhandlungen  keineswegs  durch- 
aus ablehnend  verhalten,  im  Gegentheil,  so  übel  er  es  anch  empfunden 
hatte,  dass  jene  Verbindung  ihre  Spitze  gegen  das  mit  ihm  verbündete 
Oesterreich  und  anch  gegen  ihn  selbst  gekehrt  hatte,  und  so  unwürdig  und 
nnvortheilhaft  ihm  anch  jene  enge  Verbindung  der  dentschen  Mitglieder 
derselben  mit  den  auswärtigen  Mächten  Schweden  und  Frankreich  nnd  die 
Abhängigkeit,  in  welcher  sie  sich  von  denselben  halten  Hessen,  erschien,  so 
bat  er  doch  von  vorne  herein  keine  allzngrosse  Vorstellung*)  von  der  wirk- 
lichen Bedeutung  und  von  den  seinen  eigenen  und  den  allgemeinen  deut- 
schen Interressen  von  derselben  her  drohenden  Gefahren  gehabt,  nnd  er  hat 
daher  keine  principiellen  Bedenken  gegen  einen  eventuellen  Eintritt  in  die- 
selbe erhoben.  In  den  Berathungen,  welche  bei  Gelegenheit  der  Verhand- 
longen mit  de  Lesseins  in  dem  Geheimen  Rathe  des  Kurfürsten  über 
diese  Frage  gehalten  worden  sind,   worden*)  für  das  Eingehen  auf  diese 


>)  ürk.  o.  Akt.  n  S.  243 ff.  IX  S.  599  ff. 

*)  S.  die  Schreiben  TorDOw's  an  den  Ef.  Berlin  30.  November/ 10.  December 

1658  (ürk.  n.  Akt.  vm  8.565)  und  Ganstein*!  an  Schwerin  1./ 11.  Februar 

1659  (a.  a.  0.  S.  572). 

*)  Gebeimenraths -Protokoll  vom  15./25.  April  1662,  hier  bringt  v.  Somnitz 


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438  '7*    Braodenbnrg  and  die  Rheinische  Allianz. 

FordeniDg  des  französischen  Königs  dieselben  Gründe  angeführt,  welche 
der  Kurfürst  schon  früher  dem  Kaiser  gegenüber^)  geltend  gemacht  hatte, 
dass  er  nämlich  so  alles  erfahren  könnte,  was  bei  den  Alliierten  vorginge, 
nnd  dass  er  „etwas  dazu  sprechen  könnte/  der  Kurfürst  hat  sich  damals 
schliesslich  wirklich  zum  Eintreten  in  die  Allianz  unter  den  zwei  Be- 
dingungen, dass  er  nicht  so  ohne  weiteres  in  dieselbe  aufgenommen 
werden,  sondern  dass  zunächst  Verhandlungen  darüber  mit  den  anderen  Mit- 
gliedern derselben  erfolgen  sollten^  und  dass  er  in  derselben  seine  Sicherheit 
finde,  d.  h.  dass  die  gegen  ihn  gerichteten  Bestimmungen  des  Allianzvertrages 
eine  den  jetzigen  Verhältnissen  entsprechende  Veränderung  erlitten,  bereit 
erklärt,  und  nicht  diese  Frage,  sondern  die  Weigerung  des  Kurfürsten,  sich 
in  den  polnischen  Angelegenheiten  der  französischen  Politik  anzuschliessen, 
hat  das  Scheitern  jener  Verhandlungen  veranlasst  Als  nun  der  Kurfürst  zu 
Ende  des  Jahres  1662  gerade  wegen  der  ihm  in  Polen  bereiteten  Schwierig- 
keiten und  der  ihm  von  dort  her  drohenden  Gefahren  einen  näheren  Anschluss 
an  Frankreich  suchte  und  zu  diesem  Zwecke  den  Freihermv.  Blumenthal 
nach  Paris  sandte,  um  wegen  Erneuerung  der  im  Jahre  1655  mit  König  Lud- 
wigXIV.  abgeschlossenen  Allianz  zu  unterhandeln,  ermächtigte  er  denselben^, 
um  den  französischen  König  für  seine  Wünsche  zu  gewinnen,  demselben  seine 
Bereitwilligkeit,  unter  jenen  früher  gestellten  Bedingungen  der  Rheinischen 
Allianz  beizutreten,  anzukündigen,  er  hat  damals  sogleich  „Erinnerungen^ 
betreffend  die  in  dem  AUianzrecess  zu  ändernden  Punkte  abfassen  und 
Blumenthal  zustellen  lassen,  nnd  als  dann  im  Verlaufe  der  langen  und 
schwierigen  Verhandlungen,  welche  derselbe  in  Paris  zn  führen  hatte,  sich 
herausstellte'),  dass  in  der  That  nur  gegen  den  Eintritt  des  Kurfürsten  in 
die  Rheinische  Allianz'  der  König  zur  Ernenerung  jenes  früheren  Allianz- 
vertrages zu  bewegen  sein  werde,  hat  er  Ende  December  1663  durch  eine 
schriftliche  Declaration  ^)  sich  zur  Erfüllung  jener  Bedingung  bereit  erklärt, 
dann  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  den  deutschen  Mitgliedern  der 
Allianz  unter  Uebersendung  jener  „Erinnerungen^  Anzeige  davon  gemacht 
und,  nachdem  endlich  Anfang  September^)  die  Verhandlungen  mit  Frank- 
reich  zum  Abschluss  gekommen  waren   nnd  dabei  der  König  durch  eine 


gegenüber  Fr.  v.  Jena,  welcher  sich  gegen  eine  schriftliche  Verpflichtung  des 
Kf.  zum  Eintreten  in  die  Allianz  ausspricht,  diese  Gründe  vor.  8.  auch  das 
Schreiben  0.  v.  Schwerin's  vom  14./24.  Janoar  1662  (Urk.  n.  Akt  IX  S.  60i). 

1)  S.  oben  S.  5. 

^  S.  die  lostrnktion  für  v.  Blnmenthal  vom  8.  December  1662  (ürk.  a. 
Akt  IX  8.622). 

')  8.  nameotlich  v.  Blnmentbars  Relation  vom  20./30.  November  1663 
(ürk.  u.  Akt  IX  8.  667). 

«)  Pofendorf  IX  §  63  (8.  603).  8.  das  Bescript  des  Kf.  an  v.  Blnmen- 
thal vom  20./30.  December  1663  and  dessen  Relation  vom  15./ 25.  Januar  1661 
(Urk.  n.  Akt  IX  8.  671.  673). 

*)  8.  ürk.  u.  Akt  IX  8.  692. 


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EiDleituDg.  439 

GegendeclaratioQ^)  ihm  die  Zasicberang  gegeben  hatte,  dass  er  sich  be- 
mtihen  wolle,  dem  Korförsten  bei  seinem  Eintritt  in  die  Allianz  die  von 
demselben  in  einigen  Punkten  vermisste  Sicherheit  zn  verschaffen,  d.  h.  da- 
hin zn  wirken,  dass  jene  , Erinnerungen^  desselben  in  dem  über  seine 
Aafnahme  abznschliessenden  Vertrage  berücksichtigt  würden,  hat  der 
Karfürst  Ende  September  seine  Gesandten  auf  dem  Reichstage  in  Regens- 
bnrg,  V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  beauftragt  und  bevollmächtigt,  mit 
den  dort  anwesenden  Gesandten  der  Mitglieder  der  Allianz,  welche  zugleich 
den  Bundesrath  derselben  bildeten,  über  seine  Aufnahme  in  dieselbe  in  Ver- 
handlung zu  treten. 

Die  nachstehend  veröffentlichten  Akten  sollen  zunächst  diese  über  die 
Aufnahme  des  Kurfürsten  geführten  Verhandlungen,  dann  aber  auch  die 
Stellung  veranschaulichen,  welche  derselbe  als  Mitglied  dieser  Verbindung 
innerhalb  derselben  bis  zu  ihrer  Auflösung  eingenommen  hat.  Sie  zeigen 
zunächst,  dass  seine  Aufnahme,  wenn  auch  die  Verhandlungen  darüber  sich 
lange  hingezogen  haben ,  keine  Schwierigkeiten  bereitet  hat ,  zumal  da  die 
Aenderungen,  welche  der  Kurfürst  verlangte,  durchaus  den  veränderten 
Zeitverhältnissen  entsprachen  und  er  den  Wünschen  der  anderen  Mitglieder 
auch  dadurch  entgegengekommen  ist,  dass  er  vorläufig  auf  eine  Verände- 
rung des  Bnndesrecesses  selbst  verzichtete  und  damit  zufrieden  war,  dass 
nur  in  dem  über  seinen  Hinzutritt  aufgerichteten  Accessionsrecess  der 
hauptsächlichste  Punkt  namhaft  gemacht  und  bei  einer  künftigen  etwaigen 
Prolongation  des  Bündnisses  die  Aufnahme  desselben  in  den  dann  neu 
abzufassenden  Bundesrecess  zugesagt  wurde.  Diese  Akten  zeigen  aber 
ferner  auch,  dass  dem  Kurfürsten  aus  seiner  Mitgliedschaft  an  dieser  Ver- 
bindung keineswegs  Schwierigkeiten  oder  gar  Gefahren  erwachsen  sind. 
Als  er  am  1.  April  1665  wirklich  in  dieselbe  eintrat,  war  das  feste  Oefüge, 
welches  dieselbe  noch  zu  Anfang  des  Reichstages  und  während  des  Tür- 
kenkrieges zu  besitzen  schien,  schon  vollständig  gelockert').  Vornehmlich 
durch  die  Erfurter  Händel,  durch  das  einseitige  Vorgehen  von  Kurmainz 
und  der  anderen  katholischen  Mitglieder  der  Allianz  im  Einverständnis  mit 
Frankreich  und  auch  mit  dem  Kais  er  gegen  jene  norddeutsche  protestanti- 
sche Stadt,  war  das  lebhafteste  Misstranen  der  protestantischen  Mitglieder,  zu- 
gleich eine  heftige  Spannung  zwischen  Frankreich  und  Schweden,  hervor- 
gerufen worden,  welche  noch  durch  den  Gegensatz  in  der  polnischen  Politik 
beider  Mächte  verstärkt  wurde.  Infolge  dessen  haben  in  den  Jahren  1665  und 
1666  fortgesetzte  Streitigkeiten  unter  den  Mitgliedern  der  Allianz,  zuerst  bei 
Gelegenheit  des  Lüneburgischen  Successionsstreites  und  des  Wildfangs- 
streites zwischen  Knrpfalz  und  Kurmainz  und  dessen  Bundesgenossen, 
dann  in  dem  Münsterschen  Kriege  und  in  den  Bremischen  Händeln 
geherrscht,  Streitigkeiten,  welche  die  Allianz  weder  verhüten,  noch  beilegen, 
noch  in  denen  dieselbe  als  solche  eine  bestimmte  Stellung  einnehmen  konnte, 

>)  Pafeodorf  IX  §  63  (S.  603). 
^  8.  Droysen  III  3  S.  55. 


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440  '7*    BraDdeoborg  und  die  BheioiBche  Alliaoz. 

und  durch  welche  dieselbe  immer  mehr  gelockert  und  zo  jeder  Aktion  unfähig 
gemacht  wurde.  Als  dann  im  Jahre  1667  der  Endtermin  derselben  heran- 
rückte *),  da  hat  allerdings  Frankreich  sich  bemüht^;  eine  nochmalige  Er- 
neuernng  derselben  zustande  zu  bringen,  es  hat  in  den  besonderen  Verträgen, 
welche  es  damals,  um  sich  in  dem  bevorstehenden  Kriege  um  die  spanischen 
Niederlande  gegen  Deutschland  hin  zu  decken^  mit  den  Kurfürsten  von  Cöln 
und  Mainz,  dem  Pfalzgrafen  ?on  Neuburg  und  dem  Bischof  von  Münster 
abschloss,  sich  auch  dazu  die  Mitwirkung  dieser  Fürsten  ausbedungen,  und 
diese  haben  demgemäss  auch  bei  den  folgenden  Verhandlungen  im  Allianz- 
rath  für  die  Verlängerung  gestimmt,  wirklichen  Eifer  dafür  aber  hat  keiner, 
am  wenigsten  der  Kurfürst  von  Mainz'),  der  doch  einst  so  lebhaft  die  Be- 
gründung dieser  Allianz  betrieben  hatte,  gezeigt,  und  so  ist  es  B  r  a  n  de  n  b  u  rg 
und  Schweden,  welche  beide  einer  weiteren  Verlängerung  der  Allianz  wider* 
strebten,  ohne  doch  offen  und  direkt  dagegen  auftreten  zu  wollen,  durch  kleine 
diplomatische  Künste  gelungen,  diese  Verhandlungen  monatelang,  bis  über  je- 
nen Endtermin  hinaus,  hinzuziehen.  Als  dann  schliesslich  zu  Ende  dieses  Jah- 
res Frankreich  durch  anderweitige  Zugeständnisse  namentlich  in  der  polni- 
schen Frage  den  Kurfürsten  sowohl  als  auch  Schweden  von  ihrem  Wider- 
spruche abgebracht  hatte,  da  bewirkten  die  von  den  braunschweigischen 
Herzogen  gemachten  Weiterungen  eine  neue  Verzögerung,  und  inmitten  der 
durch  den  Devolutionskrieg  veranlassten  weiteren  Verwickelungen  sind  die 
Verhandlungen  über  die  Prolongation  der  Allianz  garnicht  wieder  aufgenom- 
men worden  und  ist  dieselbe  so  ganz  unmerklich  zu  Ende  gegangen.^)  Die 
Vorgänge  innerhalb  der  Allianz  in  diesen  beiden  letzten  Jahren  1667  und  1668 
stehen  natürlich  im  engsten  Zusammenhange  mit  den  gleichzeitigen  Ereignis- 
sen innerhalb  und  ausserhalb  des  Reiches,  welche  im  folgenden  Bande  wer- 
den behandelt  werden,  und  auch  über  die  Rolle,  welche  der  brandenburgische 
Kurfürst  in  denselben  gespielt  hat,  werden  erst  dort  die  nöthigen  Erläute- 
rungen gegeben  werden  können. 

Auch  die  materiellen  Leistungen  und  Opfer,  zu  welchen  der  Kurfürst 
durch  seine  Stellung  als  Mitglied  der  Rheinischen  Allianz  veranlasst  worden 
ist,  sind  sehr  geringfügig  gewesen.  Von  vorne  herein  hat  er  sich  nur  zum 
Beitrage  zu  solchen  Ausgaben  verpflichtet  erklärt,  welche  nach  seinem  Hin- 
zutritt zur  Allianz  derselben  erwachsen  waren,  auch  zum  Unterhalt  der  Bun- 
desgeneralität  hat  er  unter  Hinweis  darauf,  dass  er  selbst  die  nöthigen  Offi- 


*)  Eine  genauere  Darstellung  des  Ausganges  der  Rheioischeu  Alliaui  ist 
bisher  nicht  vorbanden,  Mignets  Angaben  darüber  sind  ganz  unzureichend  und 
auch  Oroysen  und  Köcher  geben  nur  einzelne  Andeutungen. 

')  8.  Mignet,  N^gociations  relatives  ä  la  successioo  d'Espagne  soos 
Louis  XIV.  U  S.  22 ff. 

*)  S.  Gahrauer,  Knrmainz  in  der  Epoche  von  1672  I  S.  95 f. 

*)  Drojsen  III  3  S.  153:  , Diese  grosse  französische  Organisation  im  Reich 
zerfiel  so,  dass  man  nicht  einmal  sagen  kann,  wann  und  wie  sie  aufborte.^ 


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Eioleitang.  441 

eiere  in  seinen  Diensten  habe,  beizutragen  sich  geweigert,  so  hat  er  über- 
haupt nar  einmal,  im  Jahre  1665,  sich  znr  Zahlung  von  1250  Thalem  in 
die  Bundeskasse  Terstanden,  welche  Summe  auf  die  verschiedenen  unter  seiner 
Herrschaft  stehenden  Landschaften  vertheilt  wurde,  davon  sind  1000  Tha- 
ler ans  den  übrigen  Landschaften  wirklich  eingekommen  und  im  Juni  1666 
an  die  Bundeskasse  abgeführt  worden,  während  die  von  den  Cleve-Märki- 
sehen  Ständen  aufzubringenden  250  Thaler  auch  1667  noch  nicht  entrichtet 
und  allem  Anschein  nach  überhaupt  garnicht  gezahlt  worden  sind. 


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Der  Kurfürst  an  den  Oberpräsideuten  v.  Schwerin*). 
D.  Königsberg  22./ 12.  Januar  1663. 

[EriDDeruDgeD  wegen  der  RbeinischeD  Allianz;  auch  die  Markgrafen  yon  Cnlm- 
bach  und  Onolzbaoh  und  E.Pfals  sind  in  dieselbe  anfzanehmen.] 

22.  Jan.  —  Wir  haben  uns  die  Rheinische  Alliantz  der  Länge  nach  vor- 
tragen lassen  und  einige  Erinnemngen  dabei  zu  thun  nöthig  befunden. 
Uebersenden  Euch  demnach  dieselben  hiebeigefttgt,  gnädigst  befehlende, 
ihr  wollet  solche  dem  Freiherrn  von  Blumenthal  nachschicken. 

Ueber  das,  damit  unser  Haus  bei  dieser  Alliance  so  viel  als  das 
Braunschweigische  vermittelst  dreier  Votorum  im  Allgemeinen  Kriegs- 
rath  zu  sagen  und  zu  disponiren  haben  möge,  wäre  bei  Frankreich 
und  andern  AUiirten  es  dahin  zu  richten,  dass  auch  unserer  Herrn 
Vettern  der  Markgrafen  zu  Culmbach  und  Onoltzbach  Ldd.  mit 


0  Schon  vom  8./ 18.  Deoember  1662  liegt  ein  Schreiben  v.  Sohwerin's  an 
den  Ef.  yor,  in  welchem  er  demselben  auf  deseen  Befehl  eine  Copie  der  «For- 
malia,  welchergestalt  der  König  von  Frankreich  in  die  Rheinische  Allianz  ge- 
treten,* nach  der  Beilage  zu  der  Relation  der  Gesandten  auf  dem  Wahltage  zu 
Frankfurt  a.  M.  ?om  4./14.  Jnni  1658  (s.  Urk.  n.  Akt.  VUI  S.  549)  Eusendet, 
sogleich  ihn  an  die  Vorgange,  welche  damals  das  Zurücktreten  des  Kf.  von  den 
AUianzverhandlangen  verursacht  hatten,  erinnert  und  die  Hoffnung  ausspricht, 
dass  bei  der  Erneuerung  der  Allianz  am  3.  August  1660  der  früher  gegen  ihn 
gerichtete  Nebenrecess  nicht  werde  mit  erneuert  worden  sein.  Kf.  erwidert 
darauf  (d.  Königsberg  29.  December  1662),  er  habe  einen  solchen  Nebenrecess  in 
den  Acten  nicht  finden  können  (wirklich  war  beim  Abschloss  der  AUians  der  ur- 
sprünglich beabsichtigte  Nebenrecess  fallen  gelassen  und  die  betreffende  gegen 
den  Kf.  gerichtete  Bestimmung  desselben  in  den  ersten  Artikel  des  Hauptrecesses 
gebracht  worden,  s.  Köoherl  S.  264),  er  habe  aber  einige  reservata  von  K.Cöln 
gefunden  (s.  Urk.  u.  Akt  IX  S.  623  Anm.  1),  welche  er  in  der  Instruktion  für 
V.  Blumenthal  habe  berühren  lassen  (s.  ebendaselbst  S.  623). 


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EriDDernngeD  des  Kf.  sn  der  BheiDisohen  Allianz.  443 

eingenommen  werden  mögen,  wesshalb  wir  dann  an  Sie  beiderseits 
sehreiben  lassen^). 

Also  müsste  auch  wegen  Einnehmung  GhurPfaltz^  Ansuchung 
gethan  werden,  weil  wir  bei  der  Handelung  solches  zu  befordern 
versprochen.  — 


Erinnerungen*),  so  S.  Ch.  D.  bei  der  Rheinischen  Alliance 
beobachtet  wissen  wollen,   [s.  1.  et  d.] 

a.  Was  im  Eingänge  und  ersten  Articulo  wegen  vergangener 
Thätligkeiten  und  Excessen  erwähnet  und  disponiret,  soll  auff  künff- 
tige  Fälle  gerichtet  werden,  dass  nämlich  diese  Verbttndnuss  zu  Ver- 
hütung und  Abwendung  beschwerlicher  Vergewaltigung,  Einquartirung, 
Durchztthge,  Kriegs  Exactionen,  unbefuegter  Eingriff,  Belegung  und 
anderer  dem  Krieg  anhengender  Thätligkeiten  und  Insolentien  auch 
aller  anderer  besorgender  Gefahr  etc.  auffgerichtet  werde. 

b.  Weil  Schweden  nunmehr,  nachdem  der  Krieg  mit  Pohlen 
geendiget,  auch  alsHertzog  in  Pommern  in  die  Alliance  woll  wird 
angenommen  werden,  so  muss  der  §  „Dabey  dann  dieses  absonderlich^, 
als  an  sich  selbst  unbillig,  S.  Ch.  D.  hochpraejudicirlich  und  ohne 
das  in  eine  r  communen  Alliance  fast  unerhörte  Bedingung  gantz  aus- 
gelassen werden. 

c.  [bey  dem  Beschluss  des  Prooemii].  Gleichwie  sich  die  welt- 
liche Chur-  und  Fürsten  beständig  nicht  nur  vor  sich  besondern  auch 


*)  ScboD  am  15./25.  Januar  1663  ergehen  Schreiben  des  Ef.  an  die  Mark- 
grafen Christian  Ernst  von  Baireuth  und  Albrecht  von  Anspach,  in 
welchen  dieselben  aufgefordert  werden,  mit  ihm  zusammen  in  die  Rheinische 
Allianz  einzutreten.  Darauf  antwortet  Markgraf  Alb  recht  (d.  Onoltzbach 
11.  Februar  1663),  er  stehe  noch  an  einzutreten,  und  bittet  zunächst  um  nähere 
Mittheilungen.  Markgraf  Christian  Ernst  erklärt  sich  in  seiner  Antwort  (d. 
Baireuth  23.  März  1663)  sehr  geneigt  zum  Eintritt  in  die  Allianz,  bittet  aber,  da 
es  ihm  bei  dem  ruinierten  Zustand  seiner  Lande  schwer  fallen  würde,  mit  neuge- 
worbener Mannschaft  aufzukommen,  Kf.  möchte  vorläufig  das  auf  ihn  fallende 
Contingent  übernehmen. 

*)  Eben  diese  Forderung  hatte  der  Ef.  auf  Qrund  der  mit  E.Pfalz  abge- 
schlossenen Allianz  schon  im  December  1661  v.  G lade beck  gegenüber  gestellt, 
s.  oben  S.  52  ff. 

*)  Dieselben  liegen  auch  in  französischer  Sprache  den  Acten  bei  und  sind 
die  Grundlage  derjenigen  monita  (s.  dieselben  lateinisch  Urk.  u.  Akt.  II  S.  290ff.)i 
welche  den  späteren  Verhandlungen  zu  Grunde  gelegt  wurden. 


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444  '7-    Brandenbarg  and  die  Rheiniscbe  Allianz. 

vor  ihre  Successores  und  Nachkommen  verbinden,  also  würde  zn  ur- 
giren  sein,  dass  auch  die  Geistliche  ihre  Capitula  in  so  weit  verbinden, 
dass  dieselbe  sede  vacante  darüber  halten  und  dem  Eligendo  solches 
auch  mit  einbinden  wollen. 

d.  [ad  ari  1.]  An  Stadt  der  Worte:  „Alsobald  nach  beschehener 
Notification",  so  ein  vagum  ist,  soll  gesetzet  werden:  „Die  Creysge- 
nossen  innerhalb  drey,  die  entlegene  aber  uffs  längste  innerhalb  sechs 
Wochen  nach  beschehener  Notification  die  Hülffe  leisten  sollen.^ 

e.  [ad  art.  2.]  An  Stadt:  „mit  allerseits  Beliebung":  „mit  des 
Beleydigten,  der  die  Httlffe  gefordert,  Beliebung." 

f.  An  Stadt  der  Worte:  „desselben  Instruction":  „der  von  den 
sembtlichen  Alliirten  abgefassten  und  einmüthig  beliebten  Instruction.'' 

g.  [ad  art.  4.]  Alhier  seindt  S.  Ch.  D.  einer  gantz  andern 
Meinung  und  haltens  vor  billig,  dass  die  Hülff  nach  Inhalt  und  Be- 
dingung einer  jedweden  Alliance  geleistet  werde. 

h.  [ad  art.  6.]  Wann  Schweden  auch  als  Hertzog  in  Pom- 
mern angenommen  werde,  haben  sie  billig  die  Anzahl  der  Httlff  zu 
vermehren,  massen  dann  S.  Ch.  D.  respect  aller  dero  Lande  fünfhun- 
dert zu  Boss  in  vier  Compagnien  und  tausend  zu  Fuss  in  5  Compag- 
nien  willigen. 

i.  An  Stadt:  „unverlangt":  so  was  oben  bey  Lit  d.  gesetzet 
und  die  Zeit  benennet  werde. 

k.  [ad  art  10.]  addatur:  in  Sachen,  die  diese  Alliance  oder  Con- 
foederation  angehen. 

1.  An  Stadt  der  Worte:  „so  wenig  ietzo  als  über  kurtz  oder 
lang„:  „zeit  wehrender  Verbündnuss"  zu  setzen. 

m.  [ad  art.  16.]  An  stadt:  „communi  consilio'':  „auf  sein  Be- 
gehren". 


Der  Kurfürst  an  K.Mainz,  K.Cöln,  K.Trier,  den  Bischof  zu 
Münster,  das  Haus  Braunschweig,  Hessen -Cassel  und  Darm- 
stadt und  Würtemberg.  D.  Cöln  23.  Januar/[2.  Februar]  1664. 

[Bereitwilligkeit  des  Ef.  zum  Eintritt  in  die  Bheinieche  AlliaDi.    ÜebersendaDg 
seiner  Erinnerungen  zu  derselben.] 

2.  Febr.  Es  ist  £.  Ld.  ohne  unser  weiteres  Anführen  zur  gnüge  bekannt, 

was  nun  etzliche  Jahr  hero  wegen  der  also  genannten  Bheinischen 
Alliance  und  dass  wir  uns  auch  zugleich  mit  alliiren  möchten,  passiret 


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AnerbieteD  des  Kf.  zom  Eintritt  in  die  Allianz.  445 

und  Vorgängen.  Als  nun,  nachdem  wir  die  unsrigen  vor  nuhmero  drei 
Jahren  diesenthalben  naher  Göln  am  Rhein')  abgeordnet,  Ihrer  K. 
Mt  in  Franekreich  darauf  an  uns  Abgeschickter*)  unter  andern 
auch  wegen  dieser  Alliantz  Anregung  gethan,  wir  uns  auch  in  Hand- 
lang eingelassen  und  zu  derselben  Continuation  unsern  naher  Franek- 
reich abgeschickten  und  alda  sich  noch  aufhaltenden  geheimen  Rath 
den  Freih.  von  Blumenthal  genügsame  Instruction  und  Vollmacht 
gegeben,  so  haben  wir  uns  zu  der  Mitalliirung  gegen  Ihre  K.  Mt. 
nicht  nur  nochmals  anerbieten,  sondern  auch  unsertwegen  einige  Er- 
innerungen überreichen  lassen,  und  weil  wir  nicht  zweifeln,  es  werden 
diese  Monita  Ton  Ihr.  K.  Mt  für  nöthig  und  billig  erkannt  und  das 
Werk  nuhmero  nicht  länger  aufgehalten  werden,  so  senden  wir  E. 
Ld.  dieselbe,  ob  sie  gleich  vorhin  davon  part  haben  möchten,  dennoch 
beigeleget  zu,  damit  auch  nicht  weniger  an  Ihrer  als  an  französischer 
Seite  die  Sache  ie  eh  und  jieber  zur  Endschaft  gelangen  wolte.  — ') 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  in  Regensborg.    D.  Cöln 
20. /[30.]  September  1664. 

(Yollmacht  eu  VerhandlaDgen  aber  den  Beitritt  des  Kf.  Ear  BheinischeD  Allianz.] 

Nachdem  wir  numehr  resolviret,  uns  auch  auf  gewisse  Condi- 30.  Sept 
tiones  und  Jahr  in  die  Rheinische  Alliance  mitzubegeben,  so  haben 
wir  Euch  zu  dem  Ende  beikommende  Vollmacht*)  übersenden  wollen, 
kraft  deren  Ihr  Euch  mit  denen  albereit  darinnen  stehenden  Eönigl., 
Churfbrstl.,  Fttrstl.  und  anderer  Stände  itzo  zu  Regenspurg  sich  be- 
findlichen Gesandtschaften  in  Handlung  einlassen  und  solche  Alliance 
auf  drei  Jahr  schliessen  könnt.  Was  die  Instruction  betrifft,  haben 
Wir  Euch  anstatt  derselben  angef&gten  Extract  aus  Unseres  Geheimb- 
ten  Raths  des  Freiherm  von  Blumenthal  nach  Franekreich  mitge- 


0  S.  oben  S.  89  ff. 

*)  de  LesteiDS,  •.  ürk.  n.  Akt.  n  S.  243 ff.  IX  S.  599ff. 

>)  Darauf  liegeo  Antworten  vor  von  den  Hersogen  Christian  Ludwig  und 
Georg  Wilhelm  von  Braantohweig  (d.  6./16.  Februar  1664),  von  der  Land- 
grafin Hedwig  Sophie  von  Hetsen-CasBel  (d.  Cassel  4./14.  Februar  1664), 
von  dem  Kurfartten  Maximilian  Henrich  von  C51n  (d.  Bonn  14.  Februar 
1664)  and  von  dem  Landgrafen  Ludwig  von  Darmstadt  (d.  Darmetadt  26.  Fe- 
bruar 1664),  in  welchen  dieselbe  ihrer  Freude  über  des  Kf.  Entscbluts  und  ihrer 
Bereitwilligkeit,  den  Wünschen  desselben  entgegensnkommen,  Ausdruck  geben. 

*)  d.  Coln  a.  Spr.  21.  September/ 1.  October  1664. 


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446  '^'    Brandenburg  und  die  Bheinische  Allianz. 

gebenen  Instruction')  zusenden  wollen,   wornach  Ihr  Euch   bei   der 
Handlang  und  Schliessung  der  AUiance  zu  achten').  — 


y.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Enrfttrsten. 
D.  Regensburg  21./ 31.  October  1664 

[VerEogemng  der  Verbandinngen.] 

31.  Oct  Nachdem  drei  Wochen  seit  ihrem  ersten  Antrag  bei  E.Mainz,  welches 
in  der  Alliance  das  Direktoriom  führt,  yerflossen,  ohne  dass  sie  eine  Antwort 
erhalten,  haben  sie  am  19. /29.  ihren  Antrag  bei  der  E.Mainzi8chen  Gesandt- 
schaft wiederholt.  Diese  entschuldigte  die  Verzögernng  und  bat,  nachdem  sie 
an  demselben  Tage  die  Alliierten  berufen,  noch  4  oder  5  Tagen  es  anstehen 
zu  lassen,  damit  sie  noch  einmal  zusammen  kommen  könnten.  Oravel 
zeigt  die  grösste  Bereitwilligkeit,  ebenso  der  Schwedische  Gresandte,  and 
anch  die  meisten  anderen  Alliierten  sagen,  dass  ratione  quaestionis  an  kein 
Zweifel  sei. 


»)  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  620ff. 

*)  In  einem  Bescript  ?om  11./21.  October  1664  bemerkt  Kf.:  .und  werden 
erwarten,  was  sieb  die  AllUrte  aaf  Eoer  Anbringen  erklaren  werden,  so  Ibr  aber 
jedesmal  in  einer  absonderlichen  Relation  oder  Postscripto  zu  verfassen,  damit 
die  Acta  nicht  confandiret  werden,  sondern  separart  bleiben';  demgemäsa  sind 
die  Relationen  eingerichtet.  —  Ef.  theilt  (d.  Odin  3./13.  October  1664)  dem  Mark- 
grafen Ohristian  Ernst  vonBairenth  mit,  daes  er  in  Frankreich  eine  Parti- 
cularallianz  sn  Aufrechthaltung  des  Instr.  Paris  tractieren  lasse,  dabei  aber  yer- 
■procben  habe,  sieb  in  die  Rheinische  Allianz  mitzabegeben ,  weshalb  er  anch 
seine  Gesandtschaft  in  Regensbnrg  ehest  instruieren  werde,  mit  den  fibrigen 
Alliierten  diese  Allianz  zu  yollziehen ;  wenn  der  Markgraf  nnd  sein  Vetter,  Mark- 
graf Albrecht,  sich  anch  darein  begeben  wollten,  so  möchten  sie  anch  ihrem 
Gesandten  in  Regensbnrg  deswegen  Kommission  ertheilen  nnd  werde  er  dann 
solches  mitbefordern.  Darauf  erwidert  derselbe  (d.  Baireath  10.  December  1664), 
er  und  Markgraf  Alb  recht  hatten  sich  entschlossen,  der  Allianz  beizutreten, 
nnd  er  hätte  seinen  Gesandten  in  Regensbnrg  demgemass  instruiert,  er  bittet, 
Ef.  möchte  sie  dahin  unterstützen,  dass  ihnen  beiden  conjnnotim  nicht  mebr  als 
eine  Gompagnie  von  60  Pferden  und  180  s.  F.  zugemnthet  würden,  was  Ef.  zu- 
sagt. Schon  14./24.  September  hatten  v.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  aus  Re- 
gensburg berichtet,  der  Gulrobachische  Gesandte  habe  ihnen  angezeigt,  dass 
sein  Herr  in  die  Allianz  einzutreten  beabsichtige,  sie  hatten  darauf  den  meisten 
von  der  Allianz,  namentlich  dem  französischen  und  schwedischen  Ge- 
sandten, des  Ef.  Intention  mitgetheilt  Ef.  weist  sie  18./28.  October  an,  den  Ein- 
tritt beider  Markgrafen  in  die  Allianz  zu  befördern. 


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VerhaDdluDgeo  in  BegeDBbnrg  über  den  BiDtritt  des  Kf.  447 

Dieselben  an  den  Korfürsten.    D.  Regensburg 
28.  October/7.  November  1664. 

[BereitwilligkeitserkläniDg  der  Alliierten  cor  Anfiiahme  des  Ef.] 

Im  Namen  der  Alliierten  sind  gestern  der  E.Mainzi8cbe,  Braun*  7.  Nov. 
scbweig-Calenbergiscbe  und  Hessen-Casselscbe  Gesandte  bei 
ihnen  gewesen  nnd  haben  die  Bereitwilligkeit  der  Alliierten^  E. Branden« 
bnrg  in  die  AUiance  anfzanehmen,  in  der  höflichsten  Form  mitgetheilt 
Auf  ihre  Bitte  hat  der  E.Mainzische  sich  bereit  erklärt,  ihnen  ein  Exem- 
plar der  Artikel  der  kürzlich  erneuerten  Alliance  einzuhändigen  ^). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
9./[19.]  November  1664. 

[VerhaltuDgsmassregeln.] 

Sie  sollen  das  ihnen  inzwischen  gewiss  von  den  E.Mainzi sehen  mitge-  19.  Not. 
theilte  prorogierte  foedus  mit  dem  hiebei  gehenden  ersten  Aufsatz,  worauf 
die  ihnen  zugeschickten  notae  und  Erinnerungen  gerichtet  sind,  yergleichen  *) 
und,  dafem  derselbe  nicht  geändert  ist,  sich  bemühen,  dass  diese  Erinne- 
cnngen  dabei  gebührend  beobachtet  werden,  für  diesen  Fall  achtet  Ef.  es 
für  unnötbig,  sie  mit  einer  weiteren  Instruktion  zu  versehen.  Sollten  sie  aber 
darin  bedeutende  Veränderungen  oder  sonst  ihrerseits  Zweifel  finden,  so  sollen 
sie  ihm  solches  samt  ihrem  eigenen  Outachten  berichten.    Wegen  der  for- 


')  Die  Gesandten  übersenden  am  4./14.  November  die  ihoen  von  den 
K.Mainziachen  zagestellten  Haupt-,  Prorogations-  und  AcceBsioDsrecesse,  nimlich : 

1.  Becess  aber  die  Prorogation  der  Allianz  bis  zum  14./4.  resp.  1Ö./5.  August 
1667  d.  Begensburg  7.  März/ 25.  Februar  1664  s.  Dumont,  Corps  diplomatique 
VI,  2  S.453  (darin  eingerückt  der  ursprüngliche  Allianzrecess  vom  14./4.  und 
15./5.  August  1658) ,  aogebäogt  der  Recest  über  den  Hinzutritt  des  Bischofs 
Johann  Conrad  von  Basel  d.  Regensburg  10.  Mai  1664. 

2.  Becess  wegen  Aufnahme  des  Herzogs  Eberhard  von  Würtemberg  d. 
Frankfurt  25.  Januar/4.  Februar  1660. 

3.  Becess  über  die  Prorogation  der  Allianz  bis  zum  14./4.  u.  15./5.  August  1664 
d.  Frankfurt  31./21.  August  1660  (Dumont  VI  2  S.  330). 

4.  Recess  über  die  Aufnahme  des  Pfalzgrafen  Friedrich  Ludwig  von 
Zweibrücken  d.  Frankfurt  5.  März/23.  Februar  1663. 

Die  Gesandten  bemerken  dabei,  sie  würden  jetzt  die  vom  Ef.  anstatt  einer 
Instruktion  ihnen  zugeschickten  Avertissements  (oben  S.  443)  übergeben,  nnd  da 
Schweden  wegen  Vorpommern  schon  mit  eingeschlossen  sei,  nach  des  Kf. 
Befehl  der  daher  flieasenden  Vermehrung  des  quanti  halber  Erinnerung  thun. 

*)  Die  Gesandten  erwidern  (18./28.  November),  sie  hatten  zwischen  beiden 
Schriftstücken  gar  keinen  wesentlichen  Unterschied  gefunden. 


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448  '^-    Braodeobnrg  uod  die  RheiDiscbe  Allianz. 

mala  receptionis  sollen  sie  sich  nach  derjenigen  richten,  mit  welcher  andere 
Kurfürsten,  namentlich  Trier,  in  diese  Allianz  aufgenommen  sind^). 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
11./21.  November  1664. 

[Uebergabe  der  monita  des  Kf.  an  die  Alliierten.] 

21.  Not.  Sie  haben  Mittwoch  den  9./ 19.  November  die  Advertissements  *)  über 

den  Hanptrecess  den  E. Mainzischen  in  deutscher  Sprache,  die  bei  der 
Alliance  gebräuchlich,  übergeben  mit  der  Bitte,  dieselben  den  Mitalliierten 
mitzntheilen ,  und  mit  dem  Vorbehalt,  künftig  noch  weitere  Erinnerungen 
machen  zu  dürfen.  Zugleich  haben  sie  den  monitis  die  Anzeige  hingezufügt, 
dass  sie  vom  Ef.  beauftragt  seien,  auch  die  gleichzeitige  Reeeption  der 
Markgrafen  von  Culmbach  und  Onoltzbach  zu  befördern. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
l./ll.  December  1664. 

[Bereitwilligkeit  der  Alliierten,  des  Kf.  monita  zo  beruckBiehtigen,  doch  Schwierig- 
keiten wegen  der  Domcapitel  und  des  Schwedischen  Oontingentes.] 

11.  Dec.  Heute  werden  sie  mit  den  Alliierten  eine  Conferenz  bei  dem  E.Mainzi- 
schen  Directorio  halten,  Oravel  hat  neulich  mit  ihnen  besonders  von  den 
monitis  geredet  und  erklärt,  dass  er  wie  auch  die  anderen  Alliierten  willig 
seien,  dem  Kf.  in  allem  nach  Möglichkeit  Satisfaction  zu  geben.  Was  die 
Successores  der  geistlichen  Kur-  und  Fürsten  und  die  Capitula,  auch  die 
Vermehrung  des  Schwedischen  Contingents  anlange,   so   sei   zwar  das 


')  Kf.  weist  15./25.  November  die  Gesandten  an,  wenn  von  dem  von  ihm  zq 
stellenden  Trappencontigent  die  Bede  sein  werde,  aof  500  z.  Pf.  und  1000  z.  F. 
za  bestehen,  da  er  sich  dazu  bereits  gegen  den  Konig  von  Frankreich  erboten 
habe,  zugleich  wiederholt  er  die  Fordemng,  dass,  nachdem  Schweden  auch  für 
Pommern  in  die  Allianz  getreten  sei,  dessen  Gontingent  vermehrt  werde. 

*)  Dieselben  (lateinisch  zusammen  mit  den  Gegenbemerkungen  der  Alliierten 
Urk.  u.  Akt.  n,  S.  290 ff.  abgedruckt)  stimmen  im  übrigen  mit  dem  ursprünglichen 
oben  S.  443  abgedruckten  Entwurf  durchaus  überein,  nur  dass  Absatz  e  (zu  Arti- 
kel 2)  ganz  fortgelassen  und  b  folgendermassen  formuliert  ist:  ,Da  gesaget  wird, 
dass  die  K.  Maj.  zu  Schweden  nach  geendigtem  Polnischen  Kriege  auch  als  ein 
Hertzog  in  Pommern  in  diese  Bundnuss  eingenommen  werden  sollte,  und  anjetzo 
dieser  casus  seine  Erledigung  hat,  folget  von  sich  selbst  und  wird  als  offenbar 
von  jedermann  gestanden  werden,  dass  der  Paragraphus  dieses  Einganges,  wel- 
cher sich  anhebt:  »Mit  Vorbehalt,  dass  da*,  als  der  S.  Churf.  D.  durchaus  pra- 
judicirlich  und  die  gleiche  Oondition  der  Herrn  Alliirten  kl&rlich  choquiret,  in 
diesem  Alliance-Recess  nicht  mehr  stehen  bleiben  könne.* 


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Verhandlnngeo  aber  die  AnfDahme  des  Rf.  449 

erste  den  weltlichen,  ond  das  andere  allen  lieb,  wann  es  zu  erbalten,  allein 
jenes  bätte  man  bereits  a.  1657  fahren  lassen,  nnd  von  dem  Bremischen 
Gesandten,  dem  frenndlicb  zugeredet,  wäre  nichts  zu  erhalten,  auch 
hätte  derselbe  vordem  gar  Moderation  suchen  wollen,  vorschützend,  das  jet- 
zige Qnantnm  übertreffe  den  in  der  Reichsmatricul  befindlichen  Anschlag 
ultra  triplum^. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
9./19.  December  1664. 

[Gonfereoz  mit  den  Alliierten,  deren  Erklärungen  zu  den  monita  des  Ef.j 

Heute  vor  8  Tagen  haben  sie  die  Conferenz  mit  den  Alliierten  gehal- 19.  Dec. 
ten,  es  wurden  ihnen  die  Erklärnngen  derselben  auf  die  Erinnerungen  zu 
dem  Allianztraktat  eröffnet  nnd  auf  ihre  Bitte  die  schriftliche  Mittheilung 
derselben  zugesagt.  Dieselben^  sind  ihnen  darauf  von  dem  E.Mainzischen 
Directorium  zugeschickt  worden,  und  sie  senden  dieselben  ein,  sie  haben 
darauf  noch  nicht  remonstriert,  sondern  wollen  erst  die  Befehle  des  Ef.  er- 
warten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
16./26.  December  1664. 

[KriegsratbsiostractioD.    Geldbeitrag  zar  Allianzcasee.] 

Sie  übersenden  die  1658  beschlossene  Eriegsraths-Instruction '),  dieselbe  26.  Dec. 
ist  aber^  wie  E.Mainz  mittheilte,  nicht  mehr  gültig,  und  über  eine  neue 
habe  man  sich  noch  nicht  vergleichen  können,  daher  werde  des  Ef.  Rath  und 
Meinung  beobachtet  werden  können,  wenn  man  künftig  für  nöthig  halten 
sollte,  eine  Instruction  aufzusetzen.  Znr  Unterhaltung  der  bei  der  Allianz 
in  Diensten  bleibenden  Generale  oder  zu  anderen  vorfallenden  gemeinen  Aus- 
gaben werden  von  einem  zu  Ross  3  Rthlr.  und  von  einem  zu  Fuss  1  Rthlr. 
ad  cassam  geliefert,  man  meint  aber,  dass,  wenn  Ruhe  und  Frieden  bleibe, 
für  das  ganze  Jahr  ein  halbes  Quantum  zu  allen  Ausgaben  genug  sein  dürfte. 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Coln  17./27.  December  1664),  die  Gesaadten  Bollteo 
sich  bemaheo,  diese  beiden  Forderungen  durchzusetzen,  „welches  Ihr  doch  also 
zu  mesnagireo  habet,  dass,  im  Fall  Ihr  gleich  nichts  von  beiden  erhalten  könnet, 
wie  wir  fast  ans  £arer  itzigen  Relation  besorgen  müssen,  dennoch  der  Schlass 
der  AUiance  daram  nicht  aufgehalten  werde. *" 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  290  ff. 

^  d.  Frauktart  15./25.  September  1058,  abgedruckt  Diar.  Europaeum  I 
S.  1089. 

Mater,  z.  Geich.  ü.  O.  Kurrürstcn.    XI.  2U 


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450  7-     BraDdenbarg  und  die  Rheinische  Allianz. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  30.  December  1664/ 

[9.  Januar  1665.] 

[auf  die  Relationen  vom  d./ld.  und  16./ 26.  December.    Die  dem  Ef.  anstössigeo 
Punkte  sind  vorläufig  nur  im  Accessionsrecess  za  beseitigen,  Kf.  ist  za  Geld- 
beiträgen bereit.] 

9.  Jan.  —  Ob  wir  nun  zwar  gerne  gesehen,  dass  unsre  Erinnerungen  also- 

bald  beobachtet  und  dem  Hauptrecess  inserirt  werden  mögen,  so  wol- 
len wir  doch,  weil  vor  diesmal  einige  Aenderung  darin  nicht  zu 
erhalten,  und  man  gleichwohl  allerseits  einig,  dass  die  uns  höchst- 
präjudicirliche  Clausul  beim  Iten  Articul  auszulassen,  uns  vorjetzo 
damit  vergnügen,  dass  diese  Clausul  und  andere  puncta,  so  uns  zu- 
wider, im  Accessionsrecess  cas'siret  und  annulliret  werden,  wobei  Ihr 
aber  ausdrücklich  zu  bedingen  und  solches  jetzigem  Accessionsrecess 
mit  einzuverleiben,  dass  bei  nächstkünftiger  Prorogirung  des  Hauptre- 
cesses  derselbe  umgeschrieben  und  dasjenige,  so  wir  dabei  erinnern 
lassen,  attendiret  werden  solle.  — 

Ges.  sollen  die  Forderang  der  fränkischen  Markgrafen  wegen  des  Quan- 
tum ihres  Contingents ')  unterstützen. 

Im  übrigen  sind  wir  nicht  gemeint,  demjenigen,  was  zu  Unter- 
haltung der  im  Dienst  bleibenden  Generale  und  andern  gemeinen 
Ausgaben  an  Geld  communi  consensu  ad  cassam  zu  liefern,  uns  zu 
entziehen.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  23.  Januar/ 
[2.  Februar]  1665. 

[Endgültige  Forderungen  des  Ef.] 

2.  Febr.  Ges.  haben  in  ihrer  Relation  vom  13./ 23.  Januar  in  der  Befürchtnag,  die 
Alliierten  würden  eine  Erläuterung  und  deutliche  Erklärung  der  Punkte  wün- 
schen, welche  dem  Kf.  eigentlich  zuwider  seien,  um  Resolution  gebeten. 

Welche  wir  Euch  hiermit  anfügen  und  ertheilen,  dass  wir  es  nun- 
mehr bei  der  Erklärung,  so  Euch  die  HH.  Alliirten  auf  unsere  Er- 
innerungen den  12. /22.  December  gegeben,  in  allen  Stücken  und 
Puncten  bewenden  lassen,  nur  habet  Ihr  dahin  zu  sehen,  dass  die 
Erläuterung,  davon  n.  2  obgemelter  Erklärung  gedacht  wird,  in  dem 
Accessionsrecesse  geschehe  und  die  in  dem  ersten  Articul  des  Haupt- 


')  S.  oben  S.  446,  Anm.  2. 


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VerbaDdlüDgen  über  den  Eintritt  des  Kf.  451 

recesses  wegen  des  damaligen  polnischen  Krieges  enthaltene  Clausul 
cessire.  Und  habet  Ihr  mit  dem  förderlichsten  eine  formulam  des  Acces- 
sionsrecesses  zu  entwerfen,  darinnen  dieser  Punkt  obbeschriebenermassen 
ausbedungen  wird,  und  uns  solches  Concept  ehestens  zu  überschicken'). — 


Die  Gesandten  an  den  Kurförsten.    D.  Regensburg 
3./ 13.  März  1665. 

[Aendeningen  der  AlliierteD  an  dem  Accepsionsrecess,  die  Verträge  des  Ef.  mit 

Pfalz-Nenburg.] 

Sie  übersenden  das  Projeet  des  Recesses  nebst  den  Aenderungen,  welche  13.  März. 
die  Alliierten  beigesetzt  haben,  sie  halten  zwar  dieselben  für  ganz  unwe- 
sentlich, wollen  aber  doch  nicht  ohne  Zostimmung  des  Kf.  auf  dieselben 
schliessen ').  Der  Münstersche  Gesandte  hat  vor  etwa  acht  Tagen  im 
Allianzrath  angezeigt,  dass  Kf.  und  Pfalz-Neubnrg^)  sich  nicht  allein 
der  Religion  und  des  Westfälischen  Kreisdirectorioms  wegen  verglichen, 
sondern  auch  ein  DefensiFbündnis  geschlossen  haben. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  24.  März/ 

3.  April  1665. 

[VerzÖgeniDg  des  AbBchloBses  durch  den  Lünebargiscben  SaccessiooBStreit] 

Sie  haben  am  22.  März/1.  April  eine  neue  Conferenz  mit  den  Alliierten  3.  April 
gehabt  and  denselben  des  Kf.  Resolntion  mitgetheilt,  mit  welcher  jene  sich 
sehr  zufrieden  zeigten.  Der  Recess  wäre  schon  vollzogen  worden,  wenn 
nicht  zwischen  dem  Brannschweigisch-Cellischen  und  B.-Calen- 
bergischen  Streitigkeiten^)  ausgebrochen  wären,  die  noch  nicht  beige- 
legt sind,  doch  wird  der  Vertrag  als  vollzogen  angesehen  und  sollen  sie 
hinfort  zu  den  Conferenzen,  wie  die  anderen,  berufen  werden. 


^  Die  Gesandten  übersenden  3./13.  Febraar  ein  solcbes  Projeet,  welches 
dem  K.TrierscbeD  gleichförmig  ist,  nur  dass  am  Ende  die  Cassation  der  Olausel 
des  Art.  1  angehängt  ist.  Kf.  erklärt  sich  15./ 25.  Febmar  damit  einverstanden 
und  weist  sie  an,  dieses  den  Alliierten  mitzntbeilen. 

^  Kf.  ertbeilt  14./24.  März  seine  Zustimmung  und  befiehlt,  die  Sache  in  Rich- 
tigkeit zu  bringen. 

*)  Gemeint  sind  die  nnter  Vermittelang  des  Bischofs  von  Münster  am 
14.  Febmar  1665  zn  Dorsten  abgeschlossenen  Verträge  s.  v.  Mörner  S.  261ff. 
und  unten  Abschn.  8. 

*)  Ueber  den  nach  dem  am  15.  März  1665  erfolgten  Tode  des  Herzogs  Chri- 
stian Ludwig  zwischen  dessen  beiden  Brüdern  Georg  Wilhelm  and  Johann 
Friedrich  aasgebrochenen  Soccessionsstreit  s.  Köcher  I  8.3890*.  und  unten 
Abschn.  9. 

29* 


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452  7.    Brandenbarg  und  die  Rheinische  Allians. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbnrg 
14./ 24.  April  1665. 

[InterimserklaruDg  der  Alliierten;  Herzog  Georg  Wilhelm  nimmt  die  Hülfe  der- 
selben in  Ansprach.] 

24. April.  Da  wegen  des  Streites  zwischen  Caienberg  and  Gelle  der  Recess 
noch  nicht  vollzogen  werden  kann,  so  haben  sich  die  Alliierten  bereit  er- 
klärt, eine  schriftliche  Versicherang  ansznstellen,  dass  Ef.  des  Effects  der 
Allianz  schon  jetzt  geniessen  solle,  was  sie  anch  anf  ein  Interim  annehmen 
wollen^).  Der  Calenbergische  Gesandte  hat  eine  ansfuhrliche  schrift- 
liche Dednction  den  Alliierten  mitgetheilt,  in  welcher  Herzog  Georg  Wil- 
helm solenniter  die  Hülfe  derselben  gegen  Herzog  Johann  Friedrich, 
von  dem  er  invadiert  nnd  aggrediert  sei,  in  Anspruch  nimmt. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
21.  April/ I.Mai  1665. 

[Der  Lüneburgische  Successionsstreit.] 

I.Mai.  Die  Gesandten  der  Herzoge  Georg  Wilhelm   und  Johann  Frie- 

drich haben  den  Alliierten  die  entstandenen  Snccessionsstreitigkeiten  schrift- 
lich angezeigt  nnd  ist  darüber  in  dem  Allianzrath,  dem  nnn  anch  sie  beiwohnten, 
Deliberation  angestellt  nnd  absonderlich  die  Frage,  ob  Herzog  Johann 
Friedrich  für  einen  Alliierten  zn  halten,  in  Consideration  gezogen  worden. 
Ein  Theil')  hat  solches  bejaht,  weil  derselbe  ein  unstreitiger  Snccessor  und 
entweder  das  Fürstenthum  Celle  behalten  oder  Hannover  überkommen 
müsste,  dann  sei  die  Allianz  ausdrücklich  auf  die  successores  gerichtet  nnd 
gäben  die  Fürstl.  Hessischen  Häuser  ein  Ezempel,  wie  es  jetzt  zn  halten. 
Doch  blieb  diese  Frage,  als  von  grosser  Conseqnenz,  unentschieden  und  es 
wurde  nur  einmüthig  beschlossen,  an  beide  Fürsten  zn  schreiben  nnd  sie 
zn  gütlicher  Schlichtung  der  Differentien  zn  ermahnen,  auch  die  Schreiben 
so  einzurichten,  dass  obenerwähnte . Frage  nicht  decidiert  werde.  Herzog 
Georg  Wilhelms  Gesandter  ist  vor  einigen  Tagen  nach  Wien  gereist; 
ob  nnn  Herzog  Johann  Friedrichs  Gesandter,  der  im  Furstenrath 
sitzt,  zu  den  Allianzconventen  gerufen  und  admittiert  werden  wird,  steht 
noch  dahin. 


0  Kf.  genehmigt  (25.  April/ 5.  Mai)  diesen  modus. 

')  Dre  Gesandten  melden  27.  April/7.  Mai:  „Es  halten  sonst  die  Herren 
Gatholischen  davor,  dass  Herzog  Johann  Friedrich  Dnrchl  als  ein  anstrei- 
tiger snccessor  eines  Färstenthnmbs  in  der  Alliance  begriffen,  die  Evangelischen 
aber  wollen  das  znr  Zeit  wegen  der  Gontradiction  Dero  Herrn  Braders  Darcbl. 
nicht  bejahen,  und  messen  dahero  diese  jenen  and  hinwieder  jene  diesen  einige 
Parteilichkeit  bei.* 


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Vorliulige  AafiMkae  de«  Rf.    Der  LiaebnrgiBche  SaecetsioDMtreit.         453 

Dieselben  an  den  Knrfttrsten.    D.  Regensbarg  12./22.  Mai  1665. 

[Die  AofiiftliBe  der  friDkiscben  Markgrafen  in  die  AUiani,  deren  Gonüngent.] 

Die  Aofnabme  der  Fräokischeo  Markgrafen  in  die  Allianz  ist  tn- 22.  Mai. 
gestanden,  K.Trier,  K.Cöln  nnd  Wolfenbüttel  verlangen  jedoch,  dass 
dieselben  ein  grösseres  Contingent  stellen  sollen,  während  die  anderen  mit 
dem  angebotenen  Contingent  infrieden  sind.  Oravel  erklärte,  sein  König 
hielte  dafür,  dass  nicht  so  sehr  anf  dieses  qnantam  als  auf  des  Kf.  Con- 
tingent nnd  dass  demselben  bierin  Satisfaction  geschehe,  sn  sehen  sei. 
Da  der  Markgraf  zn  Cnlmbach  sich  sn  140  Pferden  erboten  hat,  so  hoffen 
sie,  dieses  werde  angenommen  werden. 

Beide  Braunschweigischen  Fürsten  haben  den  Snccnrs  der  Alliani 
in  Anspruch  genommen.  Der  Gesandte  Herzog  Johann  Friedrichs 
nahm  Torgestem  im  Ailianzrath  seinen  Platz  ein,  ohne  dass  jemand  wider- 
sprach, daher  trugen  auch  sie  Bedenken,  dergleichen  allein  vorzunehmen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
4./ 14.  August  1665. 

[Besahlnng  der  Schulden  der  Alliaoz,  Beitrag  des  Kf.  dazu.] 

Da  noch  aus  dem  Türkenkriege  her  der  Cassierer.  der  Allianz  Johann  14  Aag. 
Ochs  16000  Thaler  nebst  Interessen  zu  fordern  hat,   so  hat  man  zur  Ab- 
tragoDg  dieser  Schulden  V/t  Simplum  gefordert.    Ges.  haben  erklärt,   dass 
Kf.  für  Ausgaben  früherer  Jahre  nicht  zo  haften  habe,  und  stellen  dem  Kf. 
anheim,  nur  ein  volles  Simplum  einzusenden'). 


')  Das  Simplnm  des  Beitrages  sar  Allianskasse  beträgt  für: 


Frankreich 

4000  Rlhlr. 

K.  Mains 

1500 

K.Trier 

700 

K.Cöln 

1600 

K.Braodenbarg 

2500 

Möoeter 

1403 

Strassborg 

210 

Basel 

140 

PfaU-Neaborg 

1585 

Bremen 

1150 

Pfalz-Zweibrücken 

210 

Die  brauDSchweigischen  Häuser 

21G0 

Würtemberg 

51)0 

HesseD-Cassel 

500 

UesseD-Darmstadt 

360 

16b*20  Ulblr. 

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454  7*    Braodenbnrg  und  die  Rheinische  Allians. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
14. /[24.]  August  1665. 

[auf  die  Relation  vom  4./H- Angast.    Kf.  will  nnr  Va  Simplnm  beitragen.    Die 
im  Dienste  der  Allianz  stehenden  Officiere.) 

24.  Aug.  —  So  yiei  nun  anfänglich  den  gemachten  Schluss  betrifft,  dass 
ein  jeglicher  von  den  Alliirten  ein  und  halbes  Simplum  in  die  AUianz- 
Gassa  zum  Abtrag  des  von  dem  Bundes  Gassirer  Johan  Ochs  ge- 
thanen  Vorschusses  binnen  sechs  Wochen  zu  Franckfurt  a.  M.  einliefern 
solle,  wollen  wir,  unsere  Willfährigkeit  zu  bezeugen,  zu  schleuniger 
Auszahlung  eines  halben  Simpli  Anstatt  machen  lassen,  ein  mehreres 
aber  —  kann  —  uns  noch  vorjetzo  nicht  zugemuthet  werden.  So  kön- 
nen wir  uns  auch  zur  Salarirung  so  vieler  hoher  Kriegsbedienten') 
(des  Feldmarschallen  Grafen  von  Hohenlohe  Person  ausgenommen) 
nicht  gestehen,  sondern  wollen  allein  die  Officire,  so  unseren  zur 
BundeshUlfe  destinirten  Auxiliartruppen  fttrgestellet  sein,  mit  nötigem 
Unterhalt  versehen. 

Im  Allianzrathe  ist  vorzastelleD,  es  müsse  vorgebeugt  werden,  dass  den 
von  der  Allianz  dependiereoden  und  besoldeten  Offi  eieren  nicht  gestattet 
werde,  in  fremder  Herren  Dienst  za  treten,  nameDtlich  befremdet  ihn,  dass 
dem  Gen.  Major  Oorgas  sein  jährliches  Wartegeld  gelassen  and  daneben 
gestattet  wird,  sich  in  des  Bischofs  von  Münster  Dienst  gebrauchen  zu 
lassen.  Ges.  sollen  gegen  die  Einwürfe  von  K.Cöln,  E.Trier  and 
Wolfenl)üttel  gegen  die  Receptiou  der  fränkischen  Markgrafen  remon- 
strieren. 


Der  Kurfürst  an  dieselben.     D.  Cöln  21./[31.]  August  1665. 

[Beitrag  zu  der  AlliaDz-CasBe.] 

31.  Aug.  —  So  viel  nun  anfänglich  die  Alliance-Schulden  betrifft,  werden  die- 

jenigen Schulden,  so  ehe  und  bevor  wir  mit  in  die  AUiance  getreten. 


1)  Das   Wartegeld  für  die  im  Dienst 

der  Allianz  stehenden 

Generale 

und 

Officiere 

beträgt  jährlich: 

Földroarschall  Graf  Hohen 

lohe 

4000    Rthlr. 

Geueralwachtmeister  v.  Baa 

mbach 

2000 

V.  Leyen 

2000 

Graf  Josias  y.  Waldeck 

2000 

Generalquartiermeister  v.  G 

orgas 

133ai 

Generaladjutant  v.  Boisrenaud 

666| 

Feyge 

666} 

12Ü6ÜJ  Kthlr. 

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Beitrag  des  Kf.  znr  AUianzcasse.    Der  Müosterscbe  Krieg. 

gemachet  worden,  billig  von  denen,  so  hernacher  contrahiret  worden, 
separiret,  gestalt  Ihr  darauf  nochmahl  zu  bestehen.  —  Was  aber  die 
Ausgaben,  so  nach  der  Zeit,  als  wir  in  die  Alliance  getretten,  vorge- 
fallen, anreichet,  deshalb  haben  wir  ein  halb  Simplum  ausgeschrieben, 
^Rrelches  ehest  eingeschicket  werden  soll.  — 


Gottfried  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
6./16.  October  1665. 

[MuoBters  Hüifsgesuch  gegen  die  Niederlande.] 

Man  ist  mit  dem  vom  Ef.  angebotenen  halben  Simplam  zufrieden.    Der  16.  Oct. 
Französische    nnd   die    Angsburgi sehen   Confessionsverwandten  inclinieren 
alle  dahin,    dem  General  Gorgas    za  schreiben,   dass  er   von   Münster 
abdanken  oder  ans  dem  Dienst  der  Allianz  entlassen  sein  solle,  wahrschein- 
lich wird  er  das  leztere  vorziehen. 

Der  Münstersche  Gesandte  hat  die  Ursachen^  warnm  sein  Herr  mit 
den  Niederlanden  den  Krieg  angefangen, i)  nunmehr,  nachdem  das  Feuer 
angezündet >  im  Allianzrath  verlesen  und  Hülfe  begehrt.  Niemand  war 
instruiert,  Jena  als  der  erste  äusserte  seine  Privatmeinung,  man  möchte 
es  noch  etwas  und  wie  sich  die  Conjuneturen  ereignen  möchten,  mit  an- 
sehen, da  man  sich  auf  allen  Fall  und  weiteres  Anhalten  gegen  Münster 
zur  Interposition  erbieten  könnte.  Die  anderen  stimmten  bei,  der  Fran- 
zösische contestierte  aber  noch  immer,  dass  sein  König  den  Staaten  4000 
z.  R.  und  8000  z.  F.  zu  Hülfe  schicken  müsste  und  würde.  Die  Augsb. 
Conf.  Verwandten  möchten  auch,  soviel  er  spürt,  Münster  nicht 
assistieren.  Von  den  Schwedischen  Consiliis  wird  Kf.  wohl  bessere 
Nachricht  haben.  J.  wird  den  Allianzrecess  unterschreiben  und  vollziehen 
lassen,  weil  die  Hinderungen  jetzt  aufgehört  haben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
13./ [23.]  October  1665. 

[auf  die  Relation  vom  6./16.  October.   Das  Münstersche  Hülfsgesnch  ist  abzalebnen.] 

—  Was  endlich  —  des  H.  Bischoflfen  zu  Münster  bei  den  Alliirten  23.  Oct. 
Ständen  gesuchte  Assistenz  und  Htllfe  belanget,  habet  Ihr  nochmals 
bei  allen  Gelegenheiten  vorzustellen,  wie  übel  es  von  dem  H.  Bischoflfen 
geschehen,  dass  er  ein  so  gefährliches  Werk  ohne  I.  Kays.  Maj.,  des 
Seichs  und  des  Kreises  Vorwissen  angefangen  und  dadurch  das  Reich 
und  den  Kreis  absonderlich  in  die  höchste  Gefahr  gesetzet,  und  habet 
ferner  fleissig  zu  urgiren,  dass  mehrbesagter  H.  BischoflF  von  I.  Kays. 
Maj.  und  dem  ganzen  Reich  ernstlich  dehortiret  werde.    Wie  Ihr  dann 

1)  S.  unten  Absclinittll. 


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456  7.    Brandenburg  nnd  die  Rheinische  Allians. 

auch  zu  rejnonstriren,  dass  die  Hülfe  von  dem  H.  Bischoff  nullo  jure  ge- 
fordert werden  könnte,  weil  er  aggressor  wäre,  dann  ob  schon  vor 
diesem  die  HH.  Staten  ihm  einigen  Verdruss  angethan,  so  gebührete 
ihm  doch  nicht,  auf  solche  Art  das  Reich  zu  impliciren,  gestalt  dann 
auch  dieses  nicht  ihme,  sondern  vornehmlich  dem  Kaiiser  und  dem 
Reich  geschehen  wäre,  dahero  er  billig  demselben  die  Ahndung  des- 
sen sollte  gelassen  haben.  — 


Gr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
13./23.  October  1665. 

[Des  Kf.  Beitrag  zar  Allianzcasse.    General  Gorgas.] 

23.  Oct.  Im  Allianzrath  ist  beschlossen  worden,  dass  Kf.  nur  zu  dem,  was  nach 
seiner  Reception  aus  der  Kasse  zn  bezahlen,  beizutragen  habe.  Gravel, 
der  das  erste  votum  führt,  hat  sieb  bei  dieser  wie  bei  anderen  Gelegen- 
heiten dem  Kf.  willig  und  geneigt  erwiesen.  Als  Jena  darauf  die  Erklä- 
rung des  Kf.  wegen  Salariernng  der  auf  Wartegeld  stehenden  Officiere  vor- 
gebracht, wurde  beschlossen,  er  sollte  dem  Ef.  berichten,  dass  Schweden 
früher  gleichfalls  dagegen  gewesen  sei,  man  habe' jedoch  gefunden,  dass 
dieses  ein  sonderbares  zur  Allianz  dienendes  vinculum  sei  und  vielen  Uuge- 
legenheiten  vorbeuge,  man  hoffe  daher,  dass  Kf.,  wie  Schweden  getban,  das 
wenige  Geld  nicht  scheuen  und  auch  dazu  beitragen  werde.  In  betreff  des 
General  Gor  gas  trng  Gravel  darauf  an,  dass  er  aufzufordern  sei,  den 
Münsterschen  oder  den  Dienst  der  Alliierten  aufzugeben,  Jena  unterstützte 
diesen  Antrag,  die  Katholiken  und  andere  aber  entschuldigten  sich  mit  mangeln- 
der Instruction,  so  wurde  die  Sache  verschoben.  Es  will  aber  fast  scheinen, 
dass  wegen  der  verschiedenen  Inclinationen,  wie  in  den  Reichscollegien,  so 
auch  in  diesem  langsam  oder  gar  keine  Resolution  gefas8t  werden  dürfte. 


Derselbe    an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  27.  October/ 
6.  November  1665. 

[Beschwerden  Münsters  gegen  Frankreich  und  die  Niederlande,  E.Maiozs  gegen 
K.Pfalz,  Pf.Neubargs  gegen  Spanien  und  die  Niederlande]. 

6.  Nov.  Im  Allianzrath  beschwerte  sich  25.  October/ 4.  November   der  Mün- 

stersc he  Gesandte  über  den  König  von  Frankreich,  dass  derselbe,  wie 
verlaute,  den  Gen.-Staaten  6000  Mann  schicke  und  zu  12000  Werbegelder 
reichen  Hesse,  und  verlas  eine  Schrift,  worin  eine  gütliche  Schlichtung  dieses 
Streites  beantragt  wird.  Oravel  erwiderte  nur,  dass  es  seinem  König  an 
genügsamen  Ursachen  dessen,  so  geschehe,  nicht  ermangele  ,  und  deside- 
rierte  Communication.  Zugleich  übergab  der  Münster  sehe  noch  eine 
Schrift   wider   die  Holländer.     K.Mainz  liess  Klage  erheben,   dass   er 


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Beschwerden  Münsters,  K.Mainzs  und  Pfalz-Neobnrgs.  457 

▼on  K.Pfalz')  ohne  Ursache  feindlich  angegriffen  sei^  verlangte  die  Bnn- 
deshülfe  und  ersuchte  die  Alliierten,  eich  mit  der  Hülfe  gefasst  zu  halten  nnd 
aof  weiteres  Ansochen  solche  in  simplo  zu  schicken.  Pfalz-Neuburg 
beschwerte  sieb  über  die  Spanische  Regierung  zu  Brüssel,  welche  Sol- 
daten in  sein  Land  lege  und  sie  nicht  wolle  abführen  lassen,  und  über  die 
Gen.  Staaten,  dass  sie  nicht  die  Garnison  aus  Ravenstein  nehmen 
wollen,  einen  vornehmen  Vasallen  ans  dem  Jülichschen  gefangen  weggeführt 
and  die  Jesuiten  aus  Emmerich  vertrieben  haben  ^.  Ges.  bittet  um  In- 
struktion. Es  scheint  zu  erwägen,  dass  diese  Allianz  nicht  auf  die  alten 
und  vor  dem  Friedensschluss  streitig  gewesenen  oder  entzogenen  Dinge 
ZQ  ziehen  ist,  sonst  würden  die  Alliierten  unterschiedliche  Armeeen  im  Felde 
halten  müssen.  Dann  ist  die  Allianz  nur  auf  die  Defension  gerichtet  und 
soll  den  Alliierten,  wenn  jemand  etwas  anfangen  will,  zeitige  Nachricht 
gegeben  werden,  was  Münster  garnicht  beobachtet  hat.  K.Mainz  mag 
wohl  die  Hülfe  noch  nicht  zur  Zeit  serio  begehren,  und  wird  de  justitia 
causae  und  vielen  anderen  Dingen,  die  bisher  vorgegangen,  unterschiedliches 
geredet. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
3.  / 13.  November  1665. 

[Hölfegesacbe  Mäoeters   und  Pf.Neubnrgs.     YerzogeruDg  der  VollziehuDg  des 

AccessionsrecesseB]. 

Münsterhatbegehrt  mit  einem  simplo,  Pfalz-Nenburg  mit  wirklicher  13.  Nov. 
Hülfe  gegen  die  Gen.  Staaten  assistiert  zu  werden,  der  letztere  hat  auch 
verlangt,  dass  die  Allianz  wegen  Abführung  der  spanischen  Truppen  aus 
seinem  Gebiet  an  Castel  Rodrigo^)  schreibe.  Herzog  Johann  Frie- 
drieh von  ßrannschweig  hat  sich  erboten,  nachdem  sich  sein  Ge- 
sandter V.  Rantenstein  mit  dem  seines  Bruders,  des  Herzogs  Georg 
Wilhelm,  Otto  v.  Mauderode  wegen  Führung  der  beiden  Brüdern  zu- 
stehenden Vota  verglichen  hat,  an  der  Allianz  von  1658  festzuhalten  und 
des  Kf.  Accessionsrecess  zu  ratificieren.  Dieser  Recess  ist  noch  nicht 
vollzogen,  weil  die  geistlichen  und  weltlichen  fürstlichen  Glieder  sich  über 
die  Ordnung  beim  Unterschreiben  nicht  einigen  können^). 


1)  üeber  diesen  WildfaDgstreit  e.  unten  Abschn.  10. 

^  Ueber  diese  Streitigkeiten  und  VerhandluDgen  Pfalz -Neu  barg  s  mit  den 
Niederlanden  s.  M^moiree  du  comte  d'EBtradesII  S.  63.  167.  225.  230; 
III  S.  306.  325.  482.  510. 

')  Statthalter  der  SpaDiechen  Niederlaode. 

*)  G.  V.  Jena  meldet  10./20.  November,  die  weltlichen  Pursten  hätten  den  Re- 
cees  unterschrieben  und  man  hätte  auch  beschlossen,  die  fränkischen  Markgra- 
fen mit  dem  aDgeboteuen  Kontingent  von  120  Pferden  in  die  Allianz  aufzunehmen. 


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458  7.    Brandenbarg  and  die  Rheinische  Allianz. 

Recess  über  den  Beitritt  des  Kurfürsten  von  Brandenburg  zur 
Rheinischen  Allianz.    D.  Regensburg  8./ 18.  November^)  1665. 

18.  Nov.  Zu  wissen  sey  hiemit,  als  die  in  folgendem  ßeeess  benandte, 
des  beyl.  Rom.  Reichs  Ghur  und  Fürsten,  unterm  dato  Franckfurt  am 
Mayn  den  4./14.  Augusti  des  verwichenen  1658  sten  Jahres  für  sieb, 
Ibre  Successores,  Erben  und  Nachkommen,  durch  Ibre  abgesebickte, 
zu  dieser  Sache  instruirte  und  gevollmäcbtigte  geheime  Ministros, 
Räthe  und  Abgesandte,  so  wohl  unter  sich  selbst,  als  auch  nachge- 
hends  unterm  dato  Mayntz  den  5./ 15.  berührten  Monaths  und  Jahres 
mit  der  Eönigl.  May.  in  Franckreich  gewisse  Bundes-Recesse  (welchen 
hemachmahls  auch  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr  Georg 
Landgraff  zu  Hessen  etc.  nunmehr  christseel.  hocblöbl.  Andenckens 
den  8./18.  Junii  1659;  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Eberhard,  Hertzogzu  Würtemberg  etc.  den  4.  Febr./25.  Januar  1660, 
auff  höchstgedachten  Herrn  Landgraffen  Georgens  Fürstl.  Dchlt  er- 
folgten tödtlichen  Hintritt  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Ludwig,  LandgraflF  zu  Hessen  etc.,  anno  1661;  der  Durchleuchtigste 
Fürst  und  Herr,  Herr  Friedrich  Ludwig,  Pfaltzgraflf  bey  Rhein  etc. 
den  5.  Martii/23.  Februarii  1663;  auf  Herrn  Landgraffen  Wilhelms  zu 
Hessen  Fürstl.  Dchlt.  christseel.  hocblöbl.  Andenckens  erfolgten  tödt- 
lichen Hintritt  die  Durchleuchtigste  Fürstin  und  Frau,  Frau  Hedewig 
Sophia  etc.  Wittib,  Vormünderin  und  Regentin,  in  Vormundschaffts 
Nahmen  Dero  ältesten  Fürstl.  Princens,  des  auch  Durchleuchtigsten 
Fürsten  und  Herrn,  Herrn  Wilhelms  Landgraffen  zu  Hessen  etc. 
anno  1663;  der  hochwürdige  Fürst  und  Herr,  Herr  Johann  Conrad, 
Bischoff  zu  Basel  den  10.  Mali  1664;  sodann  auf  des  Durchleuchtig- 
sten Fürsten  und  Herrens,  Herrns  Christian  Ludwigs,  Hertzogen 
zu  Braunschweig  und  Lüneburg  christseel.  hocblöbl.  Andenckens 
erfolgten  tödtlichen  Hintritt  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Johann  Friedrich,  Hertzog  zu  Braunschweig  und  Lüneburg 
a.  1665  respective  beygetretten  und  continuiret)  aufgerichtet,  beschlos- 
sen und  folgends  Ihre  Ratificationes  unter  selbsthändiger  Subscription 
und  Siegellung  darüber  gegen  einander  ausgeantwortet;  sodann  aus 
bewegenden  Ursachen  nach  und  nach  biss  auf  den  4./ 14.  und  5./ 15. 
Tag  Augusti  1 667 ten  Jahres  erstrecket  worden,  Allermassen  der  zwischen 
böchstgedachten  Chur-   und  Fürsten  auffgerichtete  Haupt-  und   dann 


'  1)  iDhalUaDgabe  bei  Pufendorf  IX,  §  ()5,  S.  600,  v.  Mörner  S.  268ff. 


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Der  AccesflioDsrecesB.  459 

mit  und  benebenst  der  Eönigl.  Mayt.  in  Franckreich  nachgehends 
verglichene  letztere  Prorogations  Recesse  von  Wort  zu  Wort  lauten, 
wie  folget: 

Zu  wissen  sey  hiemit,  als  nach  dem  in  anno  1648  etc.  [0. 
Franckfurt  a.  M.  4./14.  Augusti  1658]  0- 

Zu  wissen,  demnach  zwischen  etc.  [D.  Frankfurt  a.  M.  7.  Martii/ 
25.  Februarii  1663]*). 

Und  dann  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr  Friederich 
Wilhelm,  Marggraflf  zu  Brandenburg  etc.  berührte  Bundes  Recesse 
gleichfalls  seines  Orths  zu  fertigen  und  zu  ratificiren  aus  gewissen 
Ursachen  bisshero  zwar  angestanden,  nunmehr  aber  dazu  sich  endt- 
schlössen  und  erkläret,  dass  solchem  nach  höchstbenandte  S.  Ghurf. 
Dchlt.  Yorgemeldte  zu  niemands  Offension,  sondern  nur  alleine  zu 
Beschützung  Ihrer  und  der  sämbtlichen  Alliirten  Landt  und  Leuth 
angesehene,  auch  in  denen  Reichssatzungen  und  zumahl  dem  jüngsten 
Westphälischen  Friedensschlus  gegründete  Verfassung  mit  ob  höchst- 
benandter  Königl.  Mayt.  auch  Chur  und  Fürsten  den  22.  Martii/1.  Apri- 
lis  1665  würcklich  eingegangen  und  mit  denenselben  sich  (ausgenom- 
men dessen,  so  wegen  Inhalts  des  ersten  Articuls  absonderlich  ver- 
glichen und  am  Ende  dieses  Accessions-Recesses  befindlich)  verbunden 
haben.  Thun  auch  solches  hiemit  und  in  Erafft  dieses  dergestalt,  dass 
Sie  nicht  anders,  als  ob  mehr  höchstgedachte  S.  Churf.  Durchl.  gleich 
anfangs  ob  inserirte  Recesse  mitgefertiget  und  genehm  gehatten  hätten, 
alle  darin  gemeldte  Assistentz  und  Hülffe,  jedoch  offt  höchstbesagte 
S.  Churf.  Durchl.  wegen  dero  Churfürstenthumb  und  Reichslande  mit 
Fünffhundert  zu  Pferd  in  vier  Gompagnien  und  Eintausend  zu  Fuss  in 
fllnff  Gompagnien,  die  übrige  alliirte  Chur-  und  Fürsten  aber  mit  so 
viel  Mannschafft,  als  in  mehr  berührtem  vorgehenden  Haupt-  und  re- 
spective  Ihrem  Accessions-Recess  verglichen  und  enthalten  ist,  einan- 
der treulich  leisten  und  demjenigen,  was  mit  mehrem  darin  verhandelt, 
gegen  einander  nachleben  uni}  nachkommen  wollen.  Als  aber  der 
im  Isten  Articul  des  d.  4./ 14.  Aug.  1658  zu  Franckfurt  am  Mayn 
auffgerichteten  Haubt  Alliantz  Recessus  befindlicher  Paragraphus,  wel- 
cher sich  anfanget:  „Wobey  dann  dieses  absonderlich  verglichen,  ob- 


0  Diarium   Earopaeam   I  S.  1010.    Londorp   VIII   S.  417.     OnmoDt 
VI  2  S.  2.36. 

3)  DamoDt  VI  2,  S.  453. 


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460  '^'    Brandenbnrg  und  die  Rheiniscbe  Allianz. 

wohl  die  AlHirte  weder  in  gegenwärtigem,"  und  sich  endiget:  „ohne 
einige  Exception  würckliche  Hülfife  und  Assistentz  zu  leisten  schuldig 
seyn  sollen,"  nach  dem  in  a.  1660  erfolgten  Polnischen  Frieden  an 
und  fOr  sich  selbst  erloschen,  und  demnach  S.  Churf.  Durchl.  2u  Bran- 
denburg selbigen  Paragraphum  nuhn  mehr  auszulassen  begehret,  der 
offt  angezogene  Haupt -Recess  aber  aus  einer  und  andern  Ursachen 
vor  jetzo  nicht  umbgefertigt  werden  können.  So  erklären  und  ver- 
sprechen obhöchstgenandte  Konigl.  Mayt.  in  Franck reich  auch  Ghur- 
forsten  und  Ftlrsten  ingesambt  und  ein  jedweder  für  sich,  dass  die  in 
art.  1 "®  jetzt  angeführte  absonderliche  Disposition  „wobey  dann"  und 
was  davon  dependirt,  die  Königl.  Mayt.  und  Cron  Schweden  wie 
auch  S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  betreffend,  hiemit  abseyn 
und  cessiren,  und  wann  diese  Alliance  künflftig  prorogiret  werden 
wird,  der  oflftgedachte  Haubt-Recess  de  a.  1658  umbgeschrieben,  er- 
neuert und  gedachter,  art  1 "»®  befindlicher  Paragraphus  und  absonder- 
lich gemachter  Vergleich,  höchsfgedachte  Königl.  Mayt.  und  Cron 
Schweden  und  dann  S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  belangend, 
als  der  bereit  von  sich  selbst  cessirt  und  auffgehoben  ist,  daraus  ge- 
lassen werden  solle. 

Dessen  zu  Uhrkund  und  beständiger  Vesthaltung  ist  dieser  Re- 
cess  von  allerseits  Königl.  Chur-  und  FUrstl.  Gevollmächtigten  unter- 
schrieben und  verfertiget,  auch  davon  einem  jedweden  ein  Exemplar 
zu  dem  Ende  behändigt  worden,  damit  von  allerseits  gdster  Herr- 
schaflft  die  darüber  nöthige  Ratificationes  verglichener  Massen  von 
dato  innerhalb  sechs  Wochen  ohnfehlbar  beigebracht  und  gegen  ein- 
ander ausgewechselt  werden  mögen.  Da  aber  vor  Verflicssung  an- 
geregter sechs  Wochen,  oder  vor  Einlangung  der  Commutirung  aller- 
seits hoher  Herren  Principalen  Ratificationen,  obgedachter  Alüirten  Chur- 
fürsten  und  Fürsten  oder  S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  Chur- 
fürstenthumb  und  Landen  einige  Gefahr  zuhanden  stossen  oder  auch 
zu  besorgen  stehen  solte.  So  versprechen  obgedachte  Königliche,  Chur- 
und  Fürstl.  Gesandten  im  Nahmen  Ihrer  hohen  Herrn  Principalen  hie- 
mit S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  Gesandte,  denenselben,  daBs 
Sie  auch  in  solcher  Zeit  auff  allen  zutragenden  Nothfall  einander  ad 
mutuum  auxilium  und  zu  reciprocirter  Assistentz  dergestalt  und  unter 
sich  verbunden  sein  sollen  und  wollen,  als  ob  allerseits  Königl.  Chur- 
und  Fürstl.  Ratificationes  würcklich  schon  eingelanget,  auch  gegen  ein 
ander  eommutirt  und  extradiret  wehren.  Alles  getreulich  und  ohne 
Gefehrde.    So  geschehen  zu  Regenspurg  den  8./18.  Novembris  a.  1665. 


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Der  AccessioDsrecess.  461 

Robertus  de  Gravel 

Christianissimi  regis  Plenipotentiarius. 
Frantz  Georg  von  Sehönborn 

wegen  Chur-Maintz. 
Joannes  Gbristophorus  Aldenbofen 

wegen  Chur- Colin. 
Johan  Adam  Umbescbeiden 

wegen  Chur- Trier. 
Gotfried  von  Jena 

wegen  Chur- Brandenburg. 

Hans  Ernst  von  ßautenstein 

wegen  Ihr.  Dchl.  zu  Neuburg. 
Georg  von  Snoilski, 

wegen  Bremen,  Verden  und  Pommern. 
Hans  Ernst  von  ßautenstein 

wegen  Ihr.  Dchl.  zu  Zweybrttck. 
Caspar  Alexandri  0. 

wegen  Braunschweig  Wotfenbttttel. 
Otto  Otto  von  Mauderode, 

wegen  Braunschweig  Lüneburg  Zell. 
Hans  Ernst  von  Rauten  stein 

wegen  Ihr.  Dchl.  zu  Braunschw.  Lttneb.  Calenb. 
Sebast.  Fried.  Zobel, 

wegen  Ih.  F.  Dchl.  zu  Hessen  Cassell. 
Sebast.  Fried.  Zobel, 

wegen  Ih.  F.  Dchl.  zu  Hessen  Darmstad. 
Georg  Wilhelm  von  Bydenbach 
wegen  Würtenberg. 


G.  V.  Jena  an  den  Kurftlrsten.    D.  Regensburg 
24.  November /4.  December  1665. 

[ScbreibeD  an  Castel  Rodrigo,   General  Gorgas,   französische  Antwort  auf  die 
Munstersche  Beschwerde,  Haltung  der  catholischen  Mitglieder  der  Allianz]. 

Er  übersendet  den  Allianz- Accessions -Recess,   den  aber  Basel  and  4.  Dec. 
Münster  wegen  des  Fräcedenzstreites  mit  den  Weltlichen  noch  nicht  un- 
terschrieben haben,  und  die  Formel  für  die  Ratifikation;   er  sendet  ferner 
ein  Schreiben   der  Alliierten   an   den  spanischen  Statthalter   Castel    Ro- 
drigOy  welches  anf  Pfalz-Ncnbargs  Ansuchen  abgehen,  aber  erst  den 


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462  7.    Brandenbarg  uod  die  Rheinische  Allians. 

Priocipalen  vorgelegt  werden  soll.  Auf  Antrag  des  französischen  Ge- 
sandten ist  beschlossen,  an  General  Gorgas  zu  schreiben  und  ihn  aufza- 
fordern,  den  Münsterschen  Dienst  zu  quittieren.  Der  französische  Gesandte 
verlas  auch  eine  Interimsantwort  auf  die  Münstersche  Beschwerde  wegen 
des  den  Gen.  Staaten  geschickten  Suceurses. 

Die  HH.  Gathotischen  bezeugen  sich  bei  diesem  Kriege  immer 
fröhlicher  und  bekommen  ihre  angenehme  Zeitung,  auch  dass  Ihre 
Maj.  der  König  von  Engeil  and  gewiss  etliche  1000  Mann  unter  einem 
catholischen  General  sende,  werden  sich  dennoch,  als  gesagt  wird, 
des  Wesens,  weil  es  Münster  nicht  benöthiget,  öffentlich  nicht  an- 
nehmen, sondern  allein  dahin  embsig  trachten,  durch  Vorgebung  fried- 
licher Mittel  zu  hindern,  damit  kein  Augsb.  Conf.  Verwandter  Forst 
denen  HH.  General  Staaten  assistire,  dafUr  haltend,  es  werde  Mon- 
ster mit  der  engelländischen  Htllfe  alsdann  bastant  sein  können,  sein 
jetziges  und  mehr  andere  Desseins  werkstellig  zu  machen.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
15./25.  December  1665. 

[Das  Schreiben  an  Gastet  RodrigO)  freundschaftliche  Erklärung  Pfalz -Nenbargs, 

Antrag  K.Gölns  anf  Bereithaltong  des  Triplam  and  Einscbreiten  gegen  die  wider- 

spänstigeo  Landstäode,  die  Grafen  von  Waldeck]. 

25.  Dec.  Ffalz-Nenbnrg  verlangt,  dass  in  das  Schreiben  an  Castel  Ro- 
drigo  ein  Passus  eingerückt  werde ,  in  welchem  die  Spanier,  wenn  sie 
nicht  abzögen,  mit  der  Einmischung  der  Alliierten  bedroht  würden.  Der 
Pfalz-Nenburgische  Gesandte  hat  Jena  besucht  und  erklärt,  sein  Herr 
wünsche  jetzt  mit  Ef.  in  nähere  Vertranlichi^eit  zu  treten.  Er  hat  anch 
zu  allererst  die  Ratification  des  Accessions- Recesses  eingereicht.  Der  K.  G  ö  1  - 
nische  Gesandte  beantragte  13./23.  December,  um  der  Gefahr,  dass  anch 
die  Lande  seines  Herrn  mit  in  den  Krieg  hineingezogen  würden,  vorzubeu- 
gen, dass  man  sich  in  Kriegs  Verfassung  setze  nnd  mit  dem  Triplnm  an 
Volk  gcfasst  halte,  zugleich  wünschte  er,  dass  beschlossen  werde,  falls 
eines  Alliierten  Landstände  bei  Beibringung  dieses  Tripli  sich  widerwärtig 
zeigten,  man  conjunctim  sich  zu  assistieren  habe ,  dass  dieselben  dazu  und 
zur  nöthigen  Unterhaltung  des  Tripli  angehalten  würden.  Auch  Pfalz- 
Neubnrg  gab  eine  gleiche  Erklärung  ab.  Es  wurde  ad  referendum  ge- 
nommen. Jena  bittet  um  Instruction  in  dieser  Sache,  die  wichtig  scheint; 
es  liege  am  Tage,  dass  K.Cöln  nnd  Pfalz-Nenburg  auf  diese  Weise 
ihre  Unterthanen,  welche  sich  zn  Wartegeldern  nnd  Unterhalt  der  Völker 
nicht  verstehen  wollen,  vermittelst  der  Allianz  dazu  zu  bringen  suchen. 
Bei  der  Beratbnng,  ob  das  von  den  Grafen  Christian  Ludwig  nnd 


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Anträge  von  Pfalz-Nenborg  u.  K.Goln.    Misshelligkeiten  anter  d.  Alliierten.     463 

Josias  voQ  Waldeck  begehrte  IntercessioDsschreibeD *)  an  Münster  zn 
expedieren  sei,  eitstand  die  Frage,  ob  das  Gräfl.  Waldecksche  Hans  in 
der  Allianz  gewesen  nod  noch  sei,  die  übrigen  bejahten,  Münster,  Pfalz- 
Nenbnrg  nnd  Galenberg  dagegen  difficultierten  es.  Die  ersteren  be- 
riefen sich  darauf,  dass  das  Hans  Wal  deck  wegen  Opposition  des  Hauses 
Hessen  betreffend  die  Lehen  nicht  wirklich  habe  aufgenommen  werden 
können,  nachdem  aber  die  Lehnsstreitigkeiten  mit  Hessen  beigelegt  nnd 
jenes  nicht  mehr  contradiciere ,  sondern  Wal  deck  pro  foederato  erkenne, 
sei  remoto  hoc  obstacnlo  die  Sache  richtig.  Da  aber  die  Prorogation  der 
Allianz  nach  Expiriemng  des  gesetzten  Termins  dazwischen  gekommen,  so 
sei  fraglich,  ob  das  Hans  Wal  deck  auf  sein  Ersuchen  zu  recipieren,  da- 
wider Ycrmuthlich  Münster  sein  würde,  oder  bei  der  Allianz,  falls  es  noch 
darin  sei,  zn  behalten  sei.    Er  bittet  auch  darüber  um  Instruction. 

Dass  an  General  Oorgas  die  Aufiforderung  zur  Aufgabe  des  Mün- 
sterschen  Dienstes  erfolge,  ist  längst  beschlossen  worden,  aber  über  die 
Form  dieser  Avocierung  hat  man  sich  noch  nicht  vergleichen  können,  und 
lassen  sich  auch  sonst  im  Allianzrath,  weil  darin  unterschiedliche  Intentio- 
nen, allerhand  Bronillerien  spüren. 

Ef.  wird  gebeten,  jetzt  das  halbe  Simplum  einzuschicken  und  sich  zu 
erklären,  ob  er  künftig  zur  Salarierung  der  gesamten  Generalität  eoncur- 
rieren  wolle.  Die  Aufnahme  der  Markgrafen  von  Culmbach  und  Onolz- 
bach  ist  am  13./23.  December  beschlossen  worden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
29.  December  1665/8.  Januar  1666. 

(C.CöIdb  und  Pfalz-Neaburgs  Antrag  auf  Stellaog  des  Triplnm,  Misstrauen  der 
Evangeliscben.    Schreiben  an  Gorgas.] 

E.Cöln  und  Pfalz-Neuburg  nrgieren  aufs  neue  einen  allgemeinen  S.Jan. 
Bescbluss  wegen  des  Tripli,  aber  nur  Münster  secundiert.  Die  Sache  ver- 
ursacht den  Augsb.  Conf.  Verwandten,  wie  diese  sich  vertraulich  vernehmen 
lassen,  allerhand  Nachdenken,  zumal  man  gerade  heraussagt,  man  müsse 
quovis  modo  Münster  retten.  Dazu  ist  gewisse  Nachricht  vorhanden,  dass 
Münster  seine  Intention  vorlängst  einem  Theile  der  Alliierten  mitgetheilt 
und  mit  denselben  Rath  gepflogen,  und  dass  er  dem  Kaiser  zu  Salzburg 
durch  den  Landgrafen  zu  Hessen-Homburg  remonstrieren  lassen,  dass 
der  Krieg  gegen  die  Niederlande  ein  Religion swesen  sei,  daher  auch,  wenn 
der  Erzbischof  von  Salzburg  es  nicht  beständig  widerrathen,  ihm  8  Regi- 
menter zu  Hülfe  marschiert  sein  würden. 


0  Dieselben  hatten  die  Alliierten  aufgefordert,  den  Bischof  von  Munster  ab- 
xnmahnen,  seine  Drohung,  die  Waldeckschen  Lande  dafür  büasen  zu  lassen, 
dass  ihr  Vetter  Graf  Georg  Friedrich  v.  Walde ok  sich  in  niederländische 
Dienste  begeben  habe,  auszuführen. 


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464  7.    Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz. 

Das  Schreiben  an  Oorgas,  worin  er  nicht  a?ociert,  sondern  nnr  eine 
Erklärung  von  ihm  verlangt  wird,  ist  jetzt  endlich  nach  etlichen  Monaten 
fertig  geworden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cleve 
8./ 18.  Januar  1666. 

[auf  die  Relation  vom  15./25.  December.    Das  Schreiben  an  Gastel  Rodrigo,  der 
Antrag  K.Colns,  das  Haus  Waideck]. 

18.  Jan.  Sie  sollen  dem  Pfalz-Nenbnrgischen  danken.  Das  Schreiben  an  Gas- 
tel Rodrigo  darf  nnr  auf  gütliche  Interposition  gerichtet,  daher  die  von 
Pfalz-Neuburg  gewünschten  Worte  nicht  inseriert  werden,  ßetreffend 
den  Antrag  E.Cölns  auf  Stelluug  eines  Triplnm  sollen  sie  sich  der  Ma- 
jorität conformieren,  ebenso  in  betreff  der  Reception  des  Hauses  Wal  deck, 
da  Kf.  diesem  Hause  hierin  nicht  zuwider  sein  will. 


i  G.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 

^  12./ 22.  Januar  1666. 

l  [Beschwerden   Munsters    über   die   Braunschweigischen    Herzoge,    der    Antrag 

,  K.OöIns  und  Pfalz-Nenburgs  auf  Stellung  des  Triplnm.] 

t  22.  Jan.  Das  Schreiben  an  Castel  Rodrigo  ist  expediert.    Der  Münstersche 

Gesandte  hat  sich  über  Herzog  Oeorg  Wilhelm   von   Brannschweig 
;  und  den  Bischof  von  Osnabrück  beschwert,   dass  ihre  unter  Waldeck 

.  stehenden  Truppen  holländische  Fahnen  angenommen  und   im  Marsch  be- 

'  griffen  wären ,  um  in  sein  Land  einzufallen,  und  ein  Dehortationsschreiben 

der  Alliierten  an  dieselben,   sowie  Stellung  der  Hülfe  von  denselben  ver- 
langt.   Darauf  hat  Braunscbweig-Celle  mit  einem  Memorial  geantwor- 
^  tet,  Münster   repliciert.    K.Cöln  und  Pfalz-Neuburg,   von  Münster 

'  secundiert,   urgieren  ein  Conclnsun   wegen  Stellung  des  Tripli,   es  haben 

*  sieb  aber  die  meisten,  auch  Jena  mit  mangelnder  Instruction  entschuldigt, 
ein  Theil  der  Augsb.  Conf.-Verwandten  erklärt,   dass  es  überflüssig  und 

*  weitaussehend  wäre. 


Derselbe   an    den  Kurfttrsten.     D.   Regensburg   26.  Januar/ 

5.  Februar  1666. 

[Beleidigende  Aeusserung  des  Münsterschen  Gesandten]. 

5.  Febr.  Im  Allianzrath  haben  am  19./29.  Januar  K.Cöln  und  Pfalz -Neu  bürg 

aufs  neue  das  Triplnm  nrgiert,  Münster  sich  über  Frankreichs  nnd  Her- 
zog GeorgWilhelms  von  Gelle  Verhalten  beschwert.  Als  der  Cellische  sieb 


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Antrag  wegen  Stellang  des  Triplam.  465 

in  seiner  Replik  anf  das  am  10./20.  Noyember  1665  von  Jena  abgelegte  bran- 
denbnrgische  votom  bezog,  worin  Münster  als  aggressor  bezeichnet  ist, 
erklärte  der  Münstersche  jenes  Votum  für  ein  dem  Willen  und  der  Ab- 
sicht des  Ef.  nicht  entsprechendes,  dem  dessen  mündliche  nnd  schriftliche 
Contestationen  nnd  sonderbare  Abschicknngen  zuwiderliefen.  Jena  fühlt 
sich  dadurch  beleidigt,  er  hat  nicht  geantwortet,  um  dem  Kf.  nicht  yorzn- 
greifen,  bittet  aber,  dass  dieser  ihm  Satisfaction  ?erschaffe'). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cleve 
9.  Februar  st  n.  1666, 

[Die  beantragte  Tripelhfilfe.] 

Er  hat  in  seinem  Rescript  vom  8./18.  Januar  sie  angewiesen,  wegen  der  9.  Febr. 
im  Allianzrath  vorgebrachten  Tripelhülfe  sich  den  majoribus  zn  conformieren. 

Nun  ist  zwar  unsere  Meinung  hierunter  nicht  gewesen,  dass  die 
majora  alhier  gelten  sollten,  dahero  wir  auch  hoffen,  Ihr  werdet  die- 
ses bestennassen  mesnagiret  haben.  Daferne  Ihr  nun  solches  votum 
noch  nicht  abgeleget  hättet,  so  befehlen  wir  Euch  —  damit  noch  an 
Euch  zu  halten,  und  wann  wegen  der  Tripelhülfe  wieder  etwas  vor- 
kommt, zu  vernehmen,  | :  wohin  der  andern,  fümebmlich  der  Evange-  Oh. 
lischen  Meinung  gehe,  und  absonderlich  zu  sondiren,  ob  auch  Frank- 
reich hiezu  Anlass  gegeben,  dass  solche  Proposition  auf, die  Bahn 
gebracht  worden:  |,  und  uns  davon  alsofort  berichten,  Euch  aber  in- 
mittels  defectn  mandati  zu  entschuldigen.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
16./26.  Februar  1666. 

[auf  das  Rescript  vom  9.  Februar.     Die  Tripelhülfe.     HaltoDg  Frankreichs  in 

dieser  Aogelegenheit] 

—  Die  Frage  wegen  der  Tripelhülfe  ist  noch  res  integra  und  das  26.  Febr. 
Votum,  weil  es  die  Gelegenheit  also  gegeben,  nicht  abgeleget  worden. 
|:  Sonst  ist  gedachtes  Anbringen  denen  Evangelischen  sofort  zu  an-  Cii. 
fangs  sehr  nachdencklich  vorkommen,  Frankreich  aber  hat  zu  dieser 

0  Kf.  erwidert  darauf  (13./2d.  Februar),  Jena  habe  uar  zu  erwidern,  dem 
MaosterBchen  gebühre  nicht,  seine  vota  in  Zweifel  zu  ziehen,  da  er  darüber  nicht 
ihm,  sondero  dem  Kf.  Bechenschaft  sa  geben  habe;  halte  er  dieses  nicht  für 
genügend,  so  habe  er  bei  dem  Directorinm  zu  suchen,  dass  jenem  solches  ver- 
wiesen werde. 

Uftter.  t.  Gesch.  d.  Q.  Karfurtteu.    XI.  30 


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466  7.    Brandeobnrg  und  die  Rheiniache  Allianz. 

Proposition  keine  Anlass  gegeben,  aueh  bei  denen  Deliberationen 
Mangelung  genügsamer  Instruktion  anterschiedlicb  vorgeschtltzet,  doch 
endlicb,  dass  er  indifferent  sei,  sich  vernehmen  lassen.  H.  Gravel 
gedachte  auch  vor  etlichen  Wochen  gegen  mir  dem  Jena,  dass  er  es 
nicht  anders  als  so  machen  könnte,  damit  sein  König  bei  etlichen 
nicht  in  Verdacht  geriethe,  als  wollte  er  zwar  Völcker  auf  den  Beinen 
haben,  aber  ungern  leiden,  dass  seine  AUiirte  sich  gleich  damit  ver- 
sehen:!. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
23.  Februar/ 5.  März  1666. 

[üeber  die  Tripelhulfe  ist  kein  Beschlass  zaBtande  gekommen.    Neaer  Vorschlag 

K.Cölos.] 

5.  Mars.  Im  Allianzratb  haben  K. Cöln  nnd  Pfalz-Nenbnrg  nochmals  ein 
Conclasnm  wegen  des  Triplam  nrgiert  and  vorstellen  lassen,  dass  ohne  dem 
ihre  Landstände  za  den  nötbigen  Werbegeldern  and  ünterhaltong  der  Miliz 
nicht  zn  bewegen.  Die  Katholischen  consentierten  alle  und  brachten  die 
majora,  wenn  man  die  Interessenten  mitrechnet,  za  wege,  dagegen  dissentierten 
alle  Aogsb.  C.  Verwandten,  dass  also  kein  Schlass  erfolgen  konnte.  Darüber 
beschwerten  sich  der  E.Cölnische  and  Pfalz-Neabargische  and  erste, 
rer  schlag  vor,  dass  im  Namen  der  Allianz  an  K.  Cöln  geschrieben  werde, 
wie  man  nöthfg  befanden,  dass  ein  jedweder  der  Alliierten  mit  einem  Triplo 
an  Volk  sich  gefasst  halte,  damit  dieser  Brief  den  Landständen  vorgewiesen 
werden  nnd  die  quaestio  an  dadurch  ihre  Erörterung  erlangen  könnte,  mit 
welchem  sich  Pfalz-Nenbnrg  conformierte.  Sie  and  ein  Theil  der  Nach- 
stimmenden haben  diesen  Vorschlag  ad  referendam  angenommen.  Dann  ge- 
schah nochmals  Erinnerang  wegen  Einlieferang  des  Geldes  and  ob  Kf. 
nicht  anch  ebenso  wie  Frankreich  and  Schweden  zam  Unterhalt  der 
Generalität  beitragen  wolle. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cleve 
16. /26.  März  1666. 

[auf  die  Relation  vom  23.  Febr./ 5.  März.    Das  Triplum  nicht  nöthig,  Zahlaog 

seines  Beitrages.] 

26.  März.         —  Nachdem  nunmehr  Gott  Lob  gute  Hoflfnung  vorhanden  *),  dass 
der  Krieg  zwischen  den  Gen.  Staaten  und  Münster  ehestens  bei- 

')  Mitte  März  hatte  sich  der  Bischof  von  Münster  znm  AbschlosB  des  Frie- 
dens mit  den  Niederlanden  anter  den  vom  Kf.  von  ihm  geforderten  Bedingaogeo 
bereit  erklärt,  8.  anten  Abschnitt  11, 


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Anträge  K.GöIds.    Beitrag  des  Kf.  sur  Bundescasse.  467 

geleget  und  der  Friede  getroffen  werden  wird,  so  sehen  wir  nicht, 
wozu  das  begehrte  Triplam  an  Mannschaft  nanmehro  von  nöthen. 

Wegen  der  Lieferung  des  Geldes  ad  cassam,  wann  Frankreich 
und  Schweden  das  ihrige  mit  zutragen,  werden  wir  auch  dasjenige, 
so  uns  zukommt,  doch  erst  von  der  Zeit  an,  da  die  Ratification  aus- 
gefertigt worden,  entrichten  *).  — 


Die  Gesandten  an  den  Knrfttrsten.     D.  Regensburg 
13./23.  April  1666. 

[Neuer    Antrag  K.Colns  wegen  UDteretntEiiDg  seiner  Forderoog  der  Einranmong 
Bbeinbergs  and  Stellung  des  Triplam.] 

Im  Alliansrath  hat  10./20.  K.Cöln  beantragt ,  seine  Forderung  an  die 23.  April. 
O  en.  Staaten  wegen  Einräumung  von  Rheinberg*)  durch  ein  Schreiben  an 
dieselben  und  auch  bei  dem  hiesigen  Beyollmächtigten  derselben  zu  empfeb* 
leuy  zugleich  die  Forderung  wegen  Stellung  des  Triplum  erneuert,  indem 
die  Conjuttcturen  sich  je  länger,  je  gefährlicher  anliessen.  Die  Katholischen 
willigten  in  beides;  Ges.  ei^lärten,  darüber  ref^ieren  zp  müssen  und  dass 
nunmehr,  da  zum  Frieden  zwischen  Holland  und  Münster  gewisse  Hoff- 
nung sei,  ein  solches  Conclusum  you  wirklicher  Stellung  der  Mannschaft 
nieht  nötig  srin  werde,  zumal  es  bei  einem  und  andern  ungleiche  Gedanken 
erwecken  könnte.  Dem  conformierten  sich  die  Augsb.  C.  Verwandten,  so 
dass    beides  unerörtert  blieb.    Die  Rbeinbergische  Sache  ist  auch  an 


0  Der  Baadeskassierer  Johann  Ochs  erinnert  deo  Kf.  (d.  Frankfurt  25. März 
1666)  .daran,  derselbe  habe  ihm  in  einem  Schreiben  vom  25.  September  1665  an- 
gezeigt, dass  er  statt  der  den  8.  August  bewilligten  IVa  simpla  vorerst  nnr 
Vs  Monat  und  nach  einem  halben  Jahre  wieder  Vs  Monat  an  die  Bundeskasse 
werde  einliefern  lassen,  er  habe  aber  bisher  noch  nichts  erhalten,  und  er  bittet 
daher  wenigstens  diese  Abschlagssahlung  su  leisten.  Darauf  theilt  Kf.  (10./20.  April) 
den  Gesandten  mit,  su  den  auf  ihn  fallenden  1250  Thalern ,  welche  von  ihm  auf 
seine  einzelnen  Lande  repartiert  seien,  hätten  erst  Brandenburg,  Ravensberg  und 
Minden  ihren  Beitrag  (zusammen  725  Thaler)  eingeliefert,  welche  der  Ober- 
licenteinnehmer  Preunel  an  Ochs  senden  sollte,  in  Gleve  und  Mark  werde 
er  selbst  Anstalt  treffen,  dass  die  auf  diese  Landschaften  fallenden  250  Thaler 
übersandt  würden,  auch  an  die  Halberstädtische  und  Hinterpommersche  Begie- 
ning  habe  er  geschrieben,  dass  sie  das  resUereDde  Geld  (275  Thaler)  sofort  bei- 
bringen sollten.  Ochs  quittierte  darauf  (d.  Frankfurt  8.  Mai  1666),  dass  Kf.  an 
ihn  in  Abschlag  der  den  8.  August  1665  zu  Regensburg  bewilligten  iVs  simpla 
1000  Thaler  zu  Leipzig  habe  zahlen  lassen.  Noch  am  19./29.  Juli  1667  melden 
die  Gesandten  dem  Kf.,  die  250  Thaler  von  Gleve  seien  noch  nicht  eingegangen. 

^  S.  fiber  diese  Streitigkeit  oben  8.36  und  M^moires  d'Bstrades  II 
S.  40.  53.  63. 


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468  '^'    Brandenbiirg  und  die  Rheinische  Allians. 

alle  Stände  and  an  den  Kaiser  gebracht*).  Man  redet  hier;  dass  Schweden 
einwillige,  15000  Engelländer  an  der  Weser  aussteigen  zn  lassen  und  ihnen 
Durchzug  zu  gestatten,  und  dieses  sei  die  Ursache,  warum  ein  Theil  die 
Schliessung  des  Friedens  traisniere. 


Dieselben  an  den  Earfürsten.     D.  Regensbnrg 
15./25.  Januar  1666. 

[Weitere  Prorogiemng  der  Allianz.] 
25.  Jan.  Im  AlUanzrath  ist  Erinnerung  geschehen,  dass  wann  sothane  bis 
auf  ein  Jahr  zu  Ende  gelaufen,  von  derselben  Prorogation  pflegte  ge- 
handelt zu  werden,  und  weil  den  4./ 14.  5./15.  des  künftigen  Monats 
Augusti  zwei  Jahr  bereit  verflossen,  als  wurde  eine  jedwedere  Gesandt- 
schaft um  nöthige  Instruktion  in  Zeiten  gebührend  anzuhalten  wissen. 
Ges.  bitten  Ef.  darum. 


Der  Knrfllrst  an  die  Gesandten.     D.  Cleve 
I1./21.  Jnli  1666. 

[auf  die  Relation  vom  15./ 25.  Juni.    Prorogierang  der  Allianz.] 

21.  Juli.  —  üieweil  wir  Euch  aber  anitzo  in  specie  darauf  nicht  instruiren 
können,  so  habet  Ihr  inmittels,  wann  die  Zeit  herankommt,  zu  ver- 
nehmen, wie  sich  die  andern  hierunter  betragen  und  wohin  sie  zielen, 
da  Ihr  Euch  dann  den  Majoribus  zu  conformiren,  es  wäre  dann  Sache, 
dass  Ihr  einiges  erhebliches  Bedenken  darbei  hättet,  auf  welchen  Fall 
Ihr  Uns  zuvor  Bericht  einzuschicken  und  unsre  Resolution  darauf  zu 
erwarten  habet.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbnrg 
22.  Febmar/4.  März  1667. 

[Verbandlaog  im  AlUanzrath  über  Prorogieruog  der  Allianz  and  Zahlung  eines 

neuen  Qeld  bei  träges.] 
4.  März  Im  AlUanzrath  wurde  16. /26.  Februar  vorgetragen,  wie  das  etliche  Male 

prorogierte  Defensionsbündnis   sich   zum  Ende   nähere.    Da  nach  Art.  22 


0  Kf.  beauftragt  die  Gesandten  (13./2d.  April),  dem  R.Colaischeo  Gesaodten 
mitzatheilen ,  dass  er  seine  Minister  im  Haag  beauftragen  woUe,  den  dort  an- 
wesenden K.Cölnischen  Kantler  Buschmann  in  dieser  Bheinberger  Sache  in 
uoterstfitzeo. 


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I 

VerbandlaDgeo  aber  Prorogieinog  der  Allians.  469 

des  Haaptrecesses  ein  halbes  Jahr  zuvor,  ob  dasselbe  wieder  za  eraeaero 
sei,  geredet  werden*  solle,  so  b&tte  man  jetzt  dieses  zn  proponieren  für 
nötbig  befanden,  dahinstellend,  ob  die  Gesandten  sich  darüber  erklären 
wollten. 

Der  französische  Gesandte  erklärte  sich  darauf  für  ermächtigt  im 
Namen  seines  Königs  zu  erklären,  dass  derselbe  zur  Prorogation  bereit- 
willig sein  würde.  Der  K.Triersche  erklärte,  diese  Sache  sei  noch  nie 
in  Propoeition  gekommen ,  daher  es  ihm  an  Instruktion  mangele.  Der  K.- 
Cölnische  Hess  sich  vernehmen,  sein  Herr  habe  ihn  dergestalt  instruiert, 
dass  er  sich  sogleich  für  die  Prorogation  erklären  könne,  weil  aber  K.Trier 
es  ad  referendum  genommen,  wolle  er  demselben  nicht  vorgreifen. 

Sie,  die  Gesandten  des  Kf.,  erklärten  darauf,  nachdem  sie  daran  erin* 
nert,  wie  Kf.  immer  für  Erhaltung  des  Friedens  nnd  guten  Vertrauens  im 
Reiche  und  mit  den  Nachbaren  bemüht  gewesen,  dass  sie  zwar,  wenn  es  die 
übrigen  thäten,  sich  wegen  der  Prorogation  categorice  herauslassen  könnten, 
dass  sie  aber,  zumal  die  meisten  Vorstimmenden  zurückgehalten,  auch  da- 
mit anstehen  müssten. 

Die  übrigen  stimmten  dahin,  dass  sie  berichten  und  Instruktion  erwar- 
ten wollten,  der  Schwedisch -Bremische^)  hing  seinem  voto  noch  an, 
es  sei  bekannt,  wie  an  diesem  Orte  unterschiedlicher  Alliierten  Beschwerden 
gehört  worden  seien,  die  keine  Hülfe  gehabt,  und  wie  sich  schädliche  Diffi- 
dentien  unter  denselben  ereignet  hätten,  deswegen  sei  zn  gedenken,  wie 
alles  Misstrauen  gründlich  aus  dem  Wege  geräumt  werden  möge. 

Diesem  nach  folgte  der  Schluss,  dass  dieser  Sache  so  lange,  bis  ein  jeder 
mit  genngsamer  Instruktion  versehen  werden  könnte.  Anstand  zu  geben  sei. 

Darauf  wurde  beantragt,  behufs  Bezahlung  dessen,  was  man  den  Gene- 
ralen und  Officieren,  die  abgedankt  seien  und  die  in  den  Diensten  der  Allianz 
bliebcA,  schuldig  sei,  eine  neue  Anlage  zu  machen,  von  den  allermeisten 
wurde  dieses  für  nötbig  gefunden  und  beschlossen,  auf  einen  neuen  Beitrag 
fördersamst  bedacht  zu  sein.  Ges.  bezogen  sich  dabei  nur  auf  ihr  voriges, 
dass  Kf.  nur  zur  Unterhaltung  des  O.  Feldmarschalls  Ho  heul  o  he  und  des 
G.  Adjudanten  Fayes  beitragen  wolle. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  5./ 15.  März  1667. 

[aof  die  Relation  vom  22.  Febraar/4.  MärE.    Kf.  wünscht  Anfhebaog  der  Allians, 
kann  sieb  aber  noch  nicht  offen  erklären.] 

—  Nun  wäre  za  wttnscheD,  dass  man  die  Consilia  dahin  richtete,  15.  März, 
wie  sich  die  gesambte  Stände  des  h.  Rom.  Reichs,  so  wohl  Haupt 
und  Glieder,  in  ein  solch  Vertrawen  und  Vernehmen  zu  setzen,  dass 

0  (Jeber  die  damalige  Haltung  Schwede os  s.  M^moires  dn  marqais  de 
Pomponne  pnbli^s  par  Mavidal  II  8  454 ff. 


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470  '7-    BrandeDborg  and  die  Rheinische  Allians. 

jeder  Stand,  der  laediret  wird,  sieh  von  allen  Ständen  einer  geschwin- 
den Hülfe  und  Beistandes  zn  getrösten  hätte,  und  dass  es  solcher 
particnlieren  Allianz  und  Hfllfeleistung  nicht  bedürfen  möchte,  als 
welche  bei  andern  Ständen  nur  Misstrauen  verursachen  und  die  all- 
gemeine Einigkeit  hindern.  Sonsten  aber  würden  wir  uns  demjenigeUi 
so  in  gemein  gut  und  nützlich  befunden  wird,  nicht  entziehen.  AI- 
dieweil  aber  bei  dem  Schwedischen  Veto  angehänget  worden,  dass 
sich  einige  Diffidentien  unter  der  Allianz  eräugnen  wollen,  und  dass 
einestheils,  so  Hülfe  praetendiret,  keine  Hülfe  erlanget,  da  hätte  man 
vorher  zu  gedencken,  wie  alles  Misstrauen  gründlich  aus  dem  Weg  ge- 
räumet werden  möge,  als  stehen  wir  an,  uns  hierüber  hauptsächlich 
herauszulassen,  sondern  halten  nöthig,  hierunter  des  H.  Schwedischen 
Gesandten  Meinung  etwas  genauer  zu  sondiren  und  weitere  Explici- 
rung  derer,  so  zu  Misstrauen  Anlass  und  Ursach  geben,  zu  vernehmen. 
Unterdessen  könnet  Ihr  unsere  Intention  zu  der  allgemeinen  Wohl- 
fahrt und  Ergreifung  der  Mittel,  so  dazu  dienen,  contestiren.  Und  ob 
wir  zwar  lieber  sehen,  dass  solche  Alliance  ganz  aufgehoben  werde, 
so  haben  wir  doch  gewisse  Ursach,  wanunb  wir  uns  dergestalt  ro- 
tunde  zu  erklären  noch  anstehen*).  Wegen  der  Spesen  aber  könnet 
Ihr  bei  dem  voto,  so  Ihr  bereits  abgeleget,  verbleiben.  — 


Die  Gesandten  an  den  Knrftirsten.    D.  Regensbnrg 
19./29.  April  1667. 

[Nene  VerhaodloDg  im  AlllaDzrath  wegen  Prorogierang  der  Allianz.] 

29.  April.  Vorgestern,  Mittwoch,  waren  die  Alliierten  wieder  beisammen.  In  betreff 
der  Prorogation  wiederholte  Frankreich  seine  Geneigtheit  dazu,  ebenso 
erklärten  sich  E.Trier,  K.Cöln  und  Basel;  Brandenburg  entschul- 
digte sich  defectn  mandati,  Ef.  habe  auf  die  Mittbeilung  der  nenlichen  Er* 
klärung  Schwedens,  dass  vor  allem  die  Differenzen  und  das  Misstrauen 
unter  den  Alliierten  aus  dem  Wege  geräumt  werden  müssten,  zunächst  eine 
nähere  Erläuterung  yon  jenem  Gesandten  zu  erbitten  anbefohlen. 


0  Auf  die  Meldung  der  Gesandten  vom  8./18.  März,  der  K.Cölnische  Ge- 
sandte habe  ihnen  mitgetheilt,  sein  Herr  halte  die  weitere  Prorogation  der 
AUianE  für  nütslich,  weist  Kf.  dieselben  an  (20./30  März),  jenem  fär  diese  Eröff- 
nung zu  danken  und  mitzntheilen,  er  könne  sich  darin  noch  nicht  resolviereo, 
sondern  werde  abwarten,  wohin  andere  sielen,  sie  konnten  sich  inzwischen  de- 
fectn mandati  entschnldigen. 


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VerhandlaDgen  ober  Prorogiernog  der  Alliaas.  47 1 

Schweden-Bremen  war  ancb  nicht  instraiert;  aaf  die  Anfrage 
Brandenburgs  erklärte  Snoilsky  privatim,  es  bedürfe  keiner  Dednction, 
da  allen  bekannt  sei,  was  für  Dififerentien  nnd  Diffidentien  innerhalb  zwei 
Jahren  bei  dieser  Allianz  entstanden,  namentlich  in  betrefif  der  Stadt  Bre- 
men. Wie  sein  KöAig  intentioniert  sei,  zeige  sowohl  dessen  neulich  dic- 
tiertes  Schreiben  an  den  Kaiser,  als  auch  was  er,  Snoilsky,  selbst  dem 
Directorium  übergeben.  Schweden  ziele  nur  ad  tranquillitatem  et  pacem 
pnblicam,  wenn  man  nur  a  parte  imperii  sich  auch  also  bezeugen  möchte; 
er  werde,  wenn  er  über  die  Prorogation  sich  zu  erklären  Befehl  erhielte, 
sieh  weiter  darüber  äussern  können. 

Die  folgenden  Stimmen  erklärten,  instruiert  zu  sein,  wollten  aber,  bis 
Brandenburg  und  Schweden  sich  erklärt,  ihre  Meinung  noch  zurück- 
halten, alle  scheinen  zur  Prorogation  befehligt  zu  sein>). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  30.  April/ 
[10.  Mai]  1667. 

[auf  die  Relation  vom  19./ 29.  April.    Ges.  sollen  sich  wegen  der  Prorogation 
mit  dem  Schwedischen  zu  verBtandigen  Sachen.] 

—  Wegen  Prorogirung  der  Rheinischen  Allianz  geben  wir  Euch  in  la  Mai. 
gn.  Befehl,  desfalls  mit  dem  Schwedischen  Abgesandten  fleissig  zn 
conferiren  and  ihm  zu  vernehmen  zn  geben,  welchergestalt  Ihr  be- 
fehliget wäret,  Euch  mit  ihm  zu  conformiren.  Und  wann  Ihr  dann 
ferner  sehen  solltet,  dass  die  Continuation  dieses  foederis  nicht  zu 
hindern ,  so  habt  Ihr  zwar  Euer  votum  mit  dazu  zu  geben ,  jedoch 
dieses  dabei  zu  bedingen,  dass  hauptsächlich  nichts  neues  derselben 
inseriret,  dabei  auch  diejenige  Erinnerungen,  so  wir  vor  diesem  ge- 
than,  in  Acht  genommen  und  was  von  uns  auszulassen  begehret,  aus- 
gelassen werden  möge').   — 


0  Die  Gesandten  melden  10./20.  Mai,  ausser  Schweden,  das  noch  nicht  in- 
straiert, seien  alle  zur  Prorogation  geneigt,  die  ETangelischen  theilweise  deshalb, 
.weil  dieses  ein  bequemes  Mittel  sei,  wodarcb  Schweden  ood  das  Haus  Brann- 
schweig,  zwischen  denen  das  Bremische  Wesen  einige  Difßdentien  erweckt, 
wieder  in  gutes  Vernehmen  versetzt  and  Frankreich  verhindert  werden  könne, 
dass  es  den  Katholischen  zn  gute  and  den  Evangelischen  zum  Prajadiz  im 
Reiche  etwas  tentiere." 

')  Kf.  weist  die  Gesandten  (4./14.  Jani)  an,  da  bei  den  Alliierten  eine  grosse 
Ungleichheit  in  dem  qaanto  des  Beitrages  herrsche,  za  beantragen,  dass  diese 
auf  Grand  der  Reichsmatrikel  aasgeglichen  werde;  wenn  bei  ihnen  ferner  wegen 
der  Prorogation  argiert  werde,  sollten  sie  diesen  Punkt  vorbringen  und  fordern, 
dass  hierüber  zanächst  etwas  gewisses  verabredet  werde. 


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472  7.    Brandenbarg  qdcI  die  Bheioische  Allianz. 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
24.  Mai/ 3.  Juni  1667. 

[Anfrage  des  franzöBischen  Gesandten.    Nener  Beitrag  zar  Bnndescasse.] 

3.  Juni.  Der  Schwedische  Oesaodte  ist  noch  nicht  instruiert,  and  steht  daher 

das  Werk  stille.  Inzwischen  hat  der  fran zösische  Oesaodte  sowohl  gegen 
denselben  als  auch  gegen  sie  erwähnt,  wie  dieses  froher  geschehen,  so  würde 
auch  jetzt  ihnen  nicht  zuwider  sein,  wenn  diejenigen,  welche  zu  Ernenerong 
des  Bundes  befehligt  wären,  den  Recess  nnterschrieben  nnd  den  anderen 
Ranm  dazu  Hessen*).  Doch  ist  im  Allianzrath  davon  noch  nichts  propo- 
niert  worden.  Zu  Befriedigung  der  Generalität  haben  alle  Bundesver- 
wandten  Va  simplum  ad  cassam  zu  liefern  beschlossen,  sie  aber  haben  sich, 
da  sie  sich  bei  der  Reception  zur  Bezahlung  der  in  Bestallung  gewesenen 
Officiere  nicht  yerbindlich  gemacht,  davon  eximiert. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
14./ 24.  Juni  1667. 

[Nene  Yerhandlong  ober  die  Prorogation  der  Allianz.l 

24.  Jani.  Bei  der  Zusammenkunft  am  8./18.  Juni  Hessen  sich  alle  yon  Erneuerung 

des  Bundes  categorice  oder,  wie  die  Braunschweigischen  Häuser,  implicite 
affirmative  yernehmen,  Brandenburg  und  Schweden  aber  entschuldigten 
sich  mit  noch  fehlender  Instruktion.  Doch  haben  sie  privatim  geäussert, 
dass  sie  nur  auf  diese  warteten  nnd  sonst  bereit  wären.  Frankreich, 
K.Trier,  K.Göln  und  Basel  erinnerten,  dass  zu  Gewinnung  der  Zeit 
de  quaestione  quomodo  gehandelt  werden  könnte,  und  K.  Cöln  fugte  hinzu, 
man  könnte  immer  eventnaliter  das  Prorogations-Project  adjustieren  und 
denen,  welche  nicht  instruiert  wären,  Platz  zum  unterschreiben  lassen. 
K.Mainz,  dessen  yotum  yorjetzt  zugleich  vim  conclusi  hat,  sagte,  es  hätte 
kein  Bedenken,  sich  mit  Frankreich  und  den  Gleichstimmenden  ratione  quaes- 
tionis  an  zu  conformieren,  und  mahnte,  dass  ein  jeder  sich  bemühe,  vor 
Ablauf  des  August  mit  Instruktion  versehen  zu  werden. 


')  S.  Köcher  I  8.  dl4f. 

^  Kf.  weist  die  Gesandten  an  f7./17.  Juni),  dem  französischen  Gesandten 
nur  zn  erwidern,  wenn  nnr  der  Schwedische  mit  seinen  Brinnemngen  einkomraen 
nnd  sich  deswegen  erklärt  haben  wfirde,  sollte  ihretwegen  kein  Mangel  verspürt 
werden. 


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VerhaacIlaDgeD  wegen  Prorogierang  der  Allianz.  473 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Schönbeck 
29.  Jani/[9.  Juli]  1667. 

[Die  Prorogationasache  ist  hinzuziehen.] 
—  Die  Prolongation  der  Rheinischen  Alliance  betreffend,  habt  9.  Jnli. 
Ihr  darunter  gute  Behutsamkeit  zu  gebrauchen  und  wollten  wir  diese 
Sache  wohl  lieber  noch  etwas  trainiret  und  aufgehalten  sehen,  wie 
Ihr  Euch  dann  dieselbe  werdet  angelegen  sein  lassen,  und  könnet  Ihr 
Euch  darunter  auch  dessen,  was  wir  Euch  der  Proportion  halber  hie- 
bevor  anbefohlen,  wie  auch  der  gegenwärtigen  Veränderung  bedienen.  — 


Der  Kurftlrst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  9./[19.]  Juli  1667. 

[Anweisung,  was  sie  dem  französischen  Gesandten  za  sagen  haben.] 
—  Auch  werdet  Ihr  mit  dem  Französischen  Gesandten  wegen  19.  Jali. 
der  Rheinischen  Alliance  reden  und  ihm  anzeigen,  dass  wir  dieselbe 
zu  prorogiren  nicht  ungeneigt,  nur  müsste  dasjenige  ausgelassen  wer- 
den, was  flir  diesem  en  regard  des  Holsteinschen  Krieges  darin  ge- 
gesetzet  und  dessen  Auslassung  wir  vorhin  urgiret  haben.  So  ist  auch 
der  Punkt  wegen  der  Proportion  vorhero  zu  verabreden,  wie  auch  der 
Crone  Schweden  Erinnerungen  zu  vernehmen,  weil  dieselbe  als  ein 
vornehm  pars  paciscens  nicht  kann  zurückgesetzt,  noch  dero  unge- 
höret  mit  der  Sache  so  schleunig  verfahren  werden.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
19./29.  Juli  1667. 

[Gravels  Erklärungen.     Nene  Verband  lang  über  die  Prorogation.] 

Grayel  bat  auf  ihr  Anbringen  iobetreff  der  beiden  ersten  Punkte  sich  29.  Juli, 
zostimmeod  geäussert,  Schweden,  erklärte  er,  wolle  man  nicht  zurücksetzen, 
sondern  ihm  freilassen  in  die  Allianz  zu  treten.  Er  fragte  darauf,  ob  sie, 
wenn  Schwedensich  zur  Prorogation  nicht  verstehen  sollte,  dennoch  wie 
die  meisten  den  Prorogationsrecess  onterschreiben  würden,  worauf  sie  aber 
nicht  antworteten,  sondern  sich  aof  ihr  Anbringen  bezogen.  Nachdem  sie 
den  Befehlen  des  Kf.  entsprechend  es  so  menagiert,  dass  etliche  Wochen 
über  die  Prorogation  nichts  proponiert  wurde,  berief  vorgestern  (17./27.Juli) 
K« Mainz  den  Allianzrath  und  trag  vor,  da  das  foedns  4./14.  und  5./15.  Aug. 
zu  Ende  gebe,  so  sei' zu  bedenken,  welches  Mittel  zu  ergreifen,  falls  die 
lostruktionen  nicht  allerseits  eingegangen  sein  würden,  damit  keiner  ver- 
kürzt und  in  omnem  eventum  post  efflnzum  terminum  solches  wichtige  Werk 


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474  7.    BraDdeobnrg  qdcI  die  Rheinische  Allians. 

zostaode  gebracht  werden  könnte.  Darauf  erklärte  Grayel,  sein  König 
wünsche  die  Prorogation  and  wolle,  wenn  sie  nicht  znstande  k&mei  dass 
alle  Welt  wisse,  dass  er  keinen  Theil  daran  habe,  und  verlangte  darauf 
Verlängerung  des  Termins  auf  4  oder  6  Wochen,  bis  wohin  alle  genug  in- 
struiert sein  könnten.  Ebenso  stimmten  K.Trier  und  K. Cöln  und  nach- 
her auch  Basel,  Neuburg  und  Zweibrücken.  Sie,  Oes.,  erklärten, 
Kf.  sei  nicht  ungeneigt  znr  Prorogation,  könne  sich  aber  posiU?  nicht  er- 
klären, bevor  er  Schwedens  Erinnerungen  gehört  habe,  üeber  den  Vor- 
schlag der  4 — 6  Wochen  wollten  sie  referieren.  Schweden  erklärte,  noch 
keine  Instruktion  erhalten  zu  haben,  wegen  der  Extension  wolle  er  hinter- 
bringen, er  begreife  aber  nicht,  wozu  eine  solche  dienen  solle.  Die  Braan- 
schweiger  wollten,  wenn  die  Vorstimmenden  sich  affirmative  herausge- 
lassen, sich  zulänglich  erklären,  über  die  Extension  wollten  sie  referieren, 
ebenso  Hessen-Cassel  und  Darmstadt.  K.Mainz  war  auch  der  Mei- 
nung, keinen  zu  praeterieren,  sondern  dahin  zu  sehen,  dass  das  foedus  in 
seiner  Snbsistenz  continuiert  werde.  Wegen  der  Extension  habe  er  zwar 
kein  Bedenken,  sich  sub  rato  dazu  zu  verstehen,  da  aber  mehrere  es  ad 
referendum  genommen,  wolle  .auch  er  berichten.  So  ist  nichts  geschlossen 
worden.  Oes.  bitten  um  Instruktion,  wie  sie  sich  inbetreff  der  Extension 
zu  verhalten  haben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  29.  Juli/ 
[8.  August]  1665. 

(anf  die  Relation  vom  19./29.  Juli.    ProrogatioD  der  Allianz  and  EzteosioQ  des 

Termins.] 

8.  Aog.  —  Wir  werden  uns  der  Prorogation  halber  nicht  eher  erklären, 

ehe  wir  der  Cron  Schweden  Sentiment  und  was  dieselbe  zu  thun 
gemeint,  eigentlich  wissen.  —  Und  demnach  wir  auch  nicht  sehen, 
warumb  der  Terminus,  welcher  nunmehro  expiriret,  auf  sechs  Wochen 
zu  extendiren,  —  also  habet  Ihr  davon  gleichfalls  zu  abstrahiren  und 
Euch  desfalls  nicht  einzulassen*).  — 


V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
9./ 19.  August  1667. 

[Erklärung  des  Schwedischen  Gesandten.) 
19.  Aog.         Der  Schweden-Bremische  Gesandte,  H.  von  Snoilski,  hat  mir  vor- 
gestern  in   original]    gezeiget   und   vorgelesen,    was  Ihre  K.  M.    in 

0  Id  einer  neaen  Sitsnng  des  AllianErathes  am  d./13.  Angnst,   deren  Proto- 
koll den  Akten  beiliegt,  stimmen  die  anderen  Gesandten  dafür,  dass  die  Ezten- 


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VerhaDdlaogen  über  ProrogieroDg  der  Allianz.  475 

Sehweden  aus  Stockholm  vom  13.  Juli  dieserwegen  an  ihn  rescribi- 
ret  — :  Dass  nämlich  Ihre  E.  Maj.  zwar  gehoflfet,  es  würden  theils 
der  HH.  Alliirten  die  Augen  sein  geöffnet  worden  und  gesehen  haben, 
dass  diese  Alliance  dem  Evangelischen  Wesen  bishero  mehr  Schaden 
als  Nutzen  gebracht  hätte,  wann  man  aber  ja  damit  zu  continuiren 
Termeinte,  so  wollte  Ihre  E.  Maj.  zu  Aufhebung  dieses  Bündnusses 
auch  nicht  Ursach  geben  und  die  andern  allein  schliessen  lassen,  und 
sollte  er,  Gesandter,  denen  Herrn  Alliirten,  dass  er  zu  Prolongation 
dieses  foederis  Befehl  erhalten,  Nachricht  ertheilen,  von  dieser  Ordre 
aber  vorher  Ew.  Chf.  D.  hiesiger  Gesandtschaft  part  geben  und  nebst 
gebührlicher  Danksagung  vor  die  von  Ew.  Chf.  D.  in  dieser  Sache 
tesmoignirten  Vertraulichkeit,  wie  man  sich  in  diesem  negotio  am 
besten  zu  verhalten,  Abrede  nehmen. 

BL  dankte  und  erklärte,  Alles  demKf.  referieren  za  wollen.  Snoilski 
erklärte  ferner,  man  hätte  mit  der  Sache  sich  nicht  zn  übereilen  and  so 
bald  heranszngehen,  es  wäre  besser,  vorläufig  die  vorgeschlagene  Interims- 
Ex  tension  auf  6  Wochen  anzanehmen. 


Der  Kurfllrst  an  die  Geheimenräthe  v.  Somnitz  und  Koppen. 
D.  Potstamb  13. /[23.]  August  1667. 

[Bröffoaogen^des  SohwedischeD  Besideoteo;  was  sie  dsrnselbeo  vorzostelleo  haben.] 

Es  hat  sich  der  Schwedische  Resident  diesen  Mittag  alhier  23.  Aug. 
eingefunden  und  uns  unter  andern  notificiret,  dass  er  vom  Feldherrn 
Wrangel  Ordre  hätt  uns  zu  hinterbringen,  dass  Ihre  E.  M.  zu  Schwe- 
den, nachdeme  sie  sehr  von  den  andern  Alliirten  wäre  invitiret  worden, 
die  Rheinische  Alliantz  mit  zu  prorogiren,  sie  endlich  dem  Schnolsky 
Commission  gegeben  hätten,  nebst  unsem  Ministris  solche  zu  proro- 
giren. Wir  haben  ihm  bezeugt,  dass  uns  solches  zumahlen  frembd 
fürkäme,  hätten  bisshero  der  Chron  Schweden  zu  gefallen  und  umb 
unsere  Gonsilia  desto  mehr  mit  den  ihrigen  zu  conformiren,  in  diese 
Prorogation  nicht  condescendiren  wollen  und  dannenhero  bei  Franck- 
reich  und  andern  Interessenten  nicht  geringen  Undank  haben  müssen, 
nun  änderte  man  so  geschwind  und  wie  wir  nicht  wttssten  aus  was 
Ursachen  die  Consilia,  wir  sehen  nicht,  wie  wir  andere  Resolution  fas- 

sioD  der  Alliaoi  aof  6  Wocbea  in  einen  Hecess  gebracht  werde,  Branden- 
barg, Schweden,  die  Brannschweiger,  Würtemberg  ond  beide  Hessen 
aber  erklären,  noch  keine  Instruktion  darüber  erhalten  su  haben. 


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476  7.    Braadeobarg  and  die  RheioUche  Allianz. 

sen  und  unsere  Meinung  ändern  konnten.  Der  Resident  wusste  uns 
hierauf  nichts  essentielles  zu  sagen,  sondern  zog  die  Schultern,  beriet 
sich  auf  seine  Nachricht  und  yermeinte,  es  würde  alles  zum  guten 
Zweck  zielen.  Ihr  habt  demnach  dieses  alles  bei  den  Conferentzen 
zu  beobachten,  ihm  unsere  Conduite  bei  der  Sache  f&rzustellen,  und 
dass  uns  lieb  sein  würde,  wenn  es  bei  der  einmahl  genommenen  Re- 
solution verbleiben  könnte,  auf  allen  Fall  könntet  Ihr  sagen,  dass 
wir  das  Werk  ferner  überlegen  würden,  und  könntet  Ihr  uns  nicht 
rathen,  in  mehre  AUiantzen,  als  wir  bereits  hätten,  zu  treten,  wie  Ihr 
uns  dann  auch  Eure  —  Gedanken  davon  zu  melden.  — 


Der  Knrftrst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  21./[31.]  Angnst  1667. 

[Dia  dem  SchwedischeD  OeaandteD  zu  ertheilende  Aotwort.    Kf.  will  daa  Brgeb- 
Dia  der  BrauDschweiger  ZnaammeDkaoft  abwarten.] 

31.  Aug.  Was  die  Rheinische  Alliance  betrifft,  vernehmen  wir  gern,  dass 
der  Cron  Schweden  Abgesandter  H.  Schnolsky  Befehl  habe,  mit 
Euch  zu  communiciren,  ehe  und  bevor  er  sich  der  Prorogation  halber 
erkläret.  Wir  befehlen  Euch  hiemit,  mit  ihm  aus  der  Sache  ihrer 
Wichtigkeit  nach  ausführlich  zu  reden  und  ihm  unsere  GemQhtsmei- 
nung  dahin  zu  eröffnen,  dass,  weil  wir  in  andern  Alliancen  stünden, 
wir  unsers  theils  darinnen  nicht  leichtlich  weiter  eintreten  würden, 
sehen  auch  gern,  dass  er  sich  mit  Euch  hierunter  conformirte.  Jedoch 
wollen  wir,  ehe  und  bevor  Ihr  Euch  disfalls  im  Alliantzrath  herausser 
lasset,  erwarten,  was  zu  Braunschweig*),  woselbsten  die  unserigen 
mit  den  fttrstl.  Braunschweig-Lttneburg-  und  Hessischen  in  De- 
liberation  auch  über  diesen  Punct  begriffen,  gut  gefunden  und  resol- 
viret  werden  möchte.  Unterdessen  habet  Ihr  unsertwegen  in  die  für- 
geschlagene  Prorogation  von  8  Wochen  oder  einer  geringen  Zeit 
nicht  zu  verwilligen. 

Der  Knrfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  26.  Angnst/ 
[5.  September]  1667. 

[Festhalten  ao  der  früheren  Resolation.] 
5.  Sept.         —  Wegen  Prorogation  der  Rheinischen  AUiantz  lassen  wir  es  bei 
voriger  Resolution  bewenden,  und  haben  darbei  genugsam  erwogen, 


')  S.  über  diese  Zasammenkanft  Roch  er  I  8.  &34ff. 


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VerhaDdlQDgen  aber  die  ProrogieniDg  der  Allianz.  477 

w^ohin  sich  die  Schwedische  vernehmen  lassen,  und  ist  uns  auch 
nicht  unbekannt,  dass  ein  Theil  ganz  frantzösisch  affectionirt  seind, 
w^oran  Ihr  Euch  aber  nicht  zu  kehren.  ~ 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
30.  August/ 9.  September  1667. 

[ErkläroDg  SnoilBki's.] 

Snoilski,  dem  sie  des  Ef.  Meinung  wegen  Prorogation  der  Allianz  9. Sept. 
mltgetheilt,  contestierte,  dass  ihm  diese  Nachricht  sonderlich  lieb  wäre,  denn, 
wenn  er  auch  wegen  Extension  derselben  affirmative  sich  zu  erklären  un- 
längst instruiert  sei,  so  wolle  er  doch  jetzt,  da  er  über  des  Ef.  Intention 
soweit  informiert  sei,  znröckhalten  und  von  dem,  was  sie  ihm  mitgetheilt| 
referieren.  Sein  König  hätte  zu  Fortsetzung  der  Allianz  bisher  schlechte 
Last  verspüren  lassen  und  würde,  wenn  er  jetzt  yernehme,  wie  Ef.  gesinnt 
sei,  ihn  ohne  Zweifel  mit  anderer  Instruktion  versehen^). 


y.  Mahrenholtz  an  den  Knrfttrsten.     D.  Regensbnrg 
20./ 30.  September  1667. 

[Berathang  aber  Prorogation  und  vorläofige  weitere  EztensioD  der  Allianz.] 

Im  AUianzratb  wurde  am  14./24.  die  Prorogation  besprochen,  Frank- 30.  Sept. 
r  eich  und  die  übrigen  erklärten  sich  dafür,  sowie  zunächst  für  eine  neue 
Interimseztension  auf  6  Wochen ,  M.  sagte,  er  sei  auf  eine  solche  aber- 
malige Extension  sich  vernehmen  zu  lassen  nicht  befehligt,  worauf  der 
Schwedische  erklärte,  nnr  bei  vollständiger  Uebereinstimmung  der  Alliierten 
sich  zu  erklären  instruiert  zu  sein.  Braunschweig-Celle  erklärte,  er 
könne  erst,  wenn  nicht  nur  über  das  an  sondern  anch  über  das  quomodo 
Vorschläge  gemacht  seien,  seine  Resolution  geben,  Calenberg  und  Wolf- 
fenbüttel,  sie  wollten,  wenn  die  Vorstimmenden  sich  erklärten,  sich  ver- 
nehmen lassen.    Es  kam  daher  zu  keinem  conclusum. 


0  Dieselben  melden  (6./16.  September),  Snoilski  habe  ihnen  mitgetheilt, 
W ränge  1  habe  ihm  geschrieben,  dass,  soviel  er  za  den  Affairen  zu  sagen 
habe,  er  nicht  gern  sehe,   dass  Schweden  die  Rheinische  Allianz  continniere. 


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478  7.    Brandeoborg  and  die  Rheinische  Allianz. 

Die  GeBandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
25.  October/4.  November  1667. 

[Schweden  will  mit  Kf.  Hand  in  Hand  gehen,  wahrscheinliche  Haltnng  der  übri- 
gen evangelischen  Mitglieder  der  Allianz  ] 

Nov.  —  Von  Prorogation  der  Rheinischen  AUiance  ist  es  eine  Zeit  hero 

stille  gewesen,  dannenhero  wir  auch  nichts  gesprochen.  Der  H. 
Schweden-Bremische  hat  Befehl,  sich  mit  uns  hierin  zu  conformiren 
und  vor  einen  Mann  zu  stehen.  Scheiden  E.  Ch.  D.  und  Schweden 
daraus,  so  dürften  allem  Ansehen  nach  die  Fürstl.  Braunschwei- 
gische Häuser  und  Würtemberg  dergleichen  thun.  Alsodann  ist 
von  den  Augs.  G.  V.  Pfaltz-Zweybrflck  und  das  fürstl.  Haus  Hes- 
sen noch  übrig,  das  erste  muss  wohl  wegen  gefährlicher  Situation 
seines  Landes  der  Nachbarn  Meinung  hierinnen  folgen,  das  andre 
aber  dürfte  sich  wohl  von  den  Gatholischen  separiren.  — 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbnrg 
6./ 16.  December  1667. 

[y.  Gröbens  Gesandtschaft.] 

16.  Oec.  ^i®  ^h.  Alliierten  sind  zwar  nicht  versammelt  gewesen,  der  Schwe- 
disch-Bremische und  der  Braanschw.-Zelliscbe  haben  ihnen  aber 
dasjenige,  was  der  yon  Kf.  an  den  Herzog  von  Zelle  und  den  Feldherrn 
Oraf  W  ran  gel  gesandte  H.  Deehand  y.  Oröben^)  wegen  Prorogation 
der  Allianz  angebracht ^  and  was  darauf  geantwortet  worden,  yertraulich 
commnniciert 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
7. /[17.]  December  1667. 

[Kf.   hat   sich  Frankreich  gegenüber  znr  Prorogierung   der  Allianz   bereit  er- 
klärt, sie  sollen  dem  Schwedischen  Mittheilnng  dayon  machen.] 

17.  Dec.  Aus  vorhergehenden  unseren  Verordnungen  werdet  Ihr  ersehen 
haben,  welchergestalt  wir  zu  Beförderung  des  Friedens  und  umb  des 
gemeinen  Bestens  willen  unsere  Sentimenten  wegen  Renovirung  der 
Rheinischen  Allianz  in  etwas  geändert.  Wann  dann  nun  seithero 
wir   hohe  und  starke  Versicherung  von  Ihrer  E.  Maj.  aus  Franck- 


'}  S.  Kocher  I,  S.569f. 


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VerhandloDgen  wegen  Prorogierang  der  Allianz.  479 

reich  bekommen ')»  dass  sie  den  Frieden  in  Niederiand  auf  leidliche 
Conditiones  eingehen  wollten,  und  von  uns  begehret,  dass  wir  uns 
zu  Prorogation  der  Rheinischen  Alliantz  verstehen  möchten,  und  wir 
UDS  hiebet  erinnern,  dass  die  Crohn  Schweden  qaaestionem  an? 
aach  schon  längst  resolviret,  so  haben  wir  zu  Beschleunigung  eines 
80  guten  Werks  und  dass  wir  so  viel  mehr  Vertrauen  bei  hochge- 
dachter I.  E.  Maj.  erlangen  und  vermittels  dessen  den  Frieden  desto 
besser  befordern  mögen,  hierunter  nicht  femer  dif&cultiren,  sondern 
uns  dahin  erklären  wollen,  dass  wir  uns  auf  gewisse  Conditiones 
wegen  Einrichtung  solcher  Alliance  mit  I.  Maj.  und  anderen  zu  ver- 
gleichen geneigt.  Damit  nun  an  Schwedischer  Seite  es  nicht  da- 
hin gedeutet  werde,  als  hätten  wir  ipsis  insciis  und  absque  commu- 
nicatione  mit  ihnen  hierunter  etwas  vornehmen  wollen,  so  befehlen 
wir  Euch  hiemit,  dieses  alles  dem  Schwedischen  Abgesandten  da- 
selbst vorzustellen,  auch  dabei  zu  vermelden,  dass  wir  gleichergestalt 
dieses  alles  der  Crohn  Schweden  durch  unsem  alda  habenden  Re- 
sidenten, wie  auch  dem  R.Feldherrn  Wrangein  durch  sonderliche 
Abschickung  anzeigen  lassen,  auch  nicht  zweifelten,  sie  wflrden  vor- 
hin resolvirtermassen  quaestionem  an?  femer  belieben  und  sich  Aber 
die  Conditiones  mit  herausserlassen.  Dem  Frantzösischen  Abge- 
sandten habet  Ihr  gleichfalls  anzuzeigen,  dass  Ihr  befehliget,  die  Rhei- 
nische Alliantz  nebst  anderen  zu  prorogiren  und,  wann  die  andern  auch 
dazu  instrairet  wären.  Euch  über  die  Conditiones  herausser  zu  lassen. 

So  viel  aber  die  Conditiones  belanget,  wisset  Ihr  Euch  zu  erin- 
nern, was  wir  desfalls  hiebevora  desideriret  — 

Wir  wollen  Euch  aber  noch  ferner  wegen  der  Conditionen  in- 
struiren,  auch  indessen  gewärtig  sein,  was  andere  ratione  conditionum 
vor  Erinnerungen  gethan  oder  auch  noch  thun  werden.  Im  übrigen 
habet  Ihr  auch  ein  gutes  Vertrauen  mit  obgemeltem  frantzösischen 
Abgesanten  zu  unterhalten,  den  Kaiserlichen  aber  bei  Begebenheiten 
zu  remonstriren,  dass  alles,  was  wir  hierunter  thun,  zu  I.  Kais, 
eigenen  Besten  und  Beförderung  des  Friedens  angesehen  sei*).  — 


1)  S.  DroyseD  III  3  S.  143ff.,  Rocher  I,  8.669. 

*)  Oopieea   dieses  Rescriptes  werden  an    ▼.  BlnmeDtbal    nach  Wien,   ao 
V.  Crockow  nach  Stockholm  and  an  Blas  peil  nach  dem  Haag  geschickt. 


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480  '7-     BrandeDbnrg  and  die  Rheinische  AlHaoz. 

Die  Gesandten  an  den  KurfUrsten.     D.  Regensbnrg 
20./ [30.]  December  1667. 

[Besprechangea  mit  dem  fraozösiacheD  and  achwedischeo  GesandteD.] 
30.  Dec.         Sie  haben  des  Kf.  nanmebr  hierüber  führende  Meinang  nnd  zq  Wieder- 
bringang    des    Friedens    zielende   Intention    dem    französischen     ond 
dem  schwedischen  Gesandten  mitgetheilt 

Der  Französische  bezeigte  sich  darüber  sehr  erfreut,  contestierte  da- 
neben den  ernsten  Willen,  mit  Spanien  einen  leidlichen  Frieden  einzu- 
gehen, welches  aber,  wie  bekannt,  ratione  loci  tractatnnm  das  Werk  auf- 
hielte. Der  Schwedische  erinnerte  sich  gar  wohl  daran,  dass  er  sich 
ratione  quaestionis  an  vor  diesem  schon  affirmative  erklärt,  ob  er  gleich 
wenige  Tage  darnach  eine  etwas  anders  lautende  Ordre  empfangen,  er 
würde  es  auch,  sonderlich  weil  er  an  sie  in  dieser  Reno?ationssache  ver- 
wiesen sei,  bei  seiner  einmal  gethanen  affirmativen  Erklärung  bewenden 
lassen,  erbot  sich  auch  der  Conditionen  oder  Erinnerungen  halber  mit 
ihnen  vertrauliche  Correspondenz  zu  pflegen. 

Weil  nunmehr  allem  Ansehen  nach  die  Frage  an  geschwinde  affirma- 
tive resolviert  und  ad  quaestionem  quomodo  geschritten  werden  dürfte,  bit- 
ten sie  Kf.  sie  anzuweisen,  was  sie  eigentlich  zu  erinnern  und  ob  sie  die 
bei  der  Accession  vorgestellten  monita  jetzt  wiederholen  sollen^). 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensborg 
10. /[20.]  Januar  1668. 

[EröffouDgeD  des  schwedischeD  Oesandteo.] 
20.  Jan.  Obgleich  die  Alliierten  neulich  versammelt  waren,  redeten  sie  doch  nar 
von  der  Bezahlung  der  dem  Grafen  Hohenlohe  schuldigen  Gelder.  Dem 
Prorogationswerke  ist,  wie  sie  hören,  auf  Gravels  Gutbefinden  ein  kleiner 
Anstand  gegeben,  weil  die  K.Main  zischen,  dass  Kf.  sich  über  die  quae- 
stio  an  affirmative  erklärt,  an  ihren  Herrn  berichtet  und,  wie  sie  sich  zo 
verhalten,  angefragt,  und  Pomponne  aus  Schweden  geschrieben  haben 
solP),  es  wäre  daselbst  die  Erneuerung  des  foedus  ohne  sonderliche  Erin- 
nerungen beliebt,  der  schwedische  Gesandte  Snoilsky  davon  aber  noch 
nichts  erfahren  hat  und  mit  heutiger  Post  Gewissheit  darüber  erwartet. 
Dessenungeachtet  gab  Snoilsky  ihnen  vor  wenigen  Tagen  zu  verstehen^ 
dass  er  sich  noch  alleweile  mit  ihnen  in  Sachen  der  Prorogation 
der  Alliance   vertraulich   zu  communicieren  befehligt  befinde,   und  stellte 

0  Kf.  instraiert  sie  darauf  (d.  Cöln  20.  December  1667/9.  Janaar  1668) 
genauer  und  zwar  wiederholt  er  in  der  Hauptsache  nur  die  früher  aufgestell- 
ten monita  (s.  oben  8.  443)  und  fügt  zum  Schluss  hinzu:  «Vornehmlich  aber  habt 
Ihr  zu  bedingen,  dass  kein  Theil  hiermit  dem  Instr.  Pacis  und  anderen  Reichs- 
constitationibus  noch  auch  demjenigen  prijudiciren  wollte,  was  auf  diesem 
Reichstage  würde  geschlossen  werden." 

^  S.  Mömoires  du  marqais  de  Pomponne  publi^s  par  Mnvidal  II  S.  470. 


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VerhaodlaDgeD  wegen  ProrogienlDg  der  Allianz.  481 

demoach  vor,  wie  er  zwar,  was  die  qaaeetio  an  belange,  es  bei  der  einmal 
affirmative  getbaneo  Erklärung  bewenden  Hesse,  es  würde  aber,  wenn  man 
ad  qnaestionem  qnomodo  schritte,  zu  erwägen  sein,  welchergestalt  Frank- 
reich vornehmlich  darnm,  damit  es  bei  damals  währendem  Kriege  mit 
Spanien  die  Hülfe  und  Durchzuge  nach  Niederland  verhindere,  dareinge- 
treten sei  und  auch  seine  Intention  erhalten  habe.  Nachdem  es  aber  seit- 
dem in  anderen  Stand  gerathen  und  der  Friede  zwischen  den  beiden  Kronen 
erfolgt  sei,  auch  der  berührte  (Westfälische)  Friedensschlnss  ausdrücklich 
inter  praesenüa  tunc  temporis  et  futura  distinguiere  und  sage:  In  fu- 
turum veroy  si  inter  ea  regna  controversiae  oriantur,  firma  semper  maneat 
etc.  Singnlis  tamen  Statibus  liberum  sit,  huic  illive  suppetias  ferre,  so 
entstehe  die  Frage,  wie  der  Bund  es  unter  den  jetzigen  Umständen  mit 
Frankreich  zu  machen  habe,  sonderlich  da  noch  nicht  erörtert  und  zum 
wenigsten  zweifelhaft  sei,  ob  die  Hülfe  vom  Reich  dem  Burgundischen 
Kreise  zu  leisten  oder  nicht  zu  leisten  sei.  Kf.  wäre,  wie  er  aus  den  mit 
dem  König  von  Schweden  gewechselten  Schreiben  ersehe,  der  Meinung,  dass 
es  ratione  transitus  et  auxilii  nunmehr  in  anderem  Stande,  welches  auch, 
was  bei  den  zu  Braun^chweig^)  angestellten  Traktaten  vorgegangen, 
erwiesen,  wo,  dass  dem  Kaiser  der  Durchzug  nach  Niederland  nicht  zu 
hemmen,  ja  noch  weiter  gegangen  und  resolviert  sei,  dass  man  sich  dem- 
jenigen ,  der  den  Succurs  verhindern  wollte,  zu   opponieren  habe. 

Sie  verspüren  bis  dato  soviel,  dass  der  König  von  Schweden  und 
auch  absonderlich  Graf  Wrangel  zu  Erneuerung  und  Verlängerung  der 
Allianz  eben  kein  gross  Belieben  getragen.  Ob  aber  auf  Pomponnes 
Remonstrieren  ein  anders  gut  befunden,  solches  stehe  ehestens  zu  ver- 
nehmen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
24.  Januar/[3.  Februar]  1668. 

[Berathnng  im  Allianzrath  über  die  ProrogatioD.] 
Im  Allianzrath  wurde  am  18. /28.  Januar  über  die  Prorogation  des  foe-  3.  Febr. 
dus  votiert.  Die  anderen  beharrten  bei  ihrer  früheren  affirmativen  Erklä- 
rung, sie,  Ges.,  erklärten,  wie  Ef.  schon  früher  versichert,  dass  er  zur  Er- 
neuerung des  Bundes  ganz  geneigt  sei,  so  hätte  derselbe  ihnen  auch  vor 
etlichen  Wochen  Befehl  ertheilt,  die  Frage  ob  zu  bejahen;  in  betreff  des  wie 
seien  sie  bereit,  nachdem  es  die  Yorstimmenden  gethan,  ihre  Erinnerungen 
vorzubringen.  Es  konnte  aber  doch  kein  Schlnss  gemacht  werden,  da  die 
Brannschweigischen*)  erklärten,  erst  ihre  Principale  benachrichtigen  zu 
mü88en,^ob  Brandenburg.^  Münster  und  Schweden  die  quaestio an  resol- 
viert hätten.  Da  nun  Münster  (von  dem  schon  geraume  Zeit  kein  Gesandter 
hier  war)  garnicht,  Schweden  nur  conditionaliter  votiert  habe,  so  müssten  sie 

»)  8.  oben  S.  476. 

')  Ueber  die  damalige  Haltang  derselben  s.  Köcher  I  S.  585. 

Mater,  s.  Getch.  d.  O.  Kurfürsten.    XI.  31 


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482  '7*    Brandenbarg  und  die  Rheinische  Allians. 

erst  referieroD.  Snoilski  erläuterte  allerdings  sein  vorher  abgegebenes 
votam  dahin,  dass  es  unbedingt  affirmative  zu  verstehen  sei,  doch  erfolgte 
kein  Beschluss,  sondern  es  blieb  dabei,  dass  diejenigen,  welche  sich  noch 
nicht  positive  erklärt,  sich  angelegen  sein  lassen  sollten,  nähere  Resolution 
ihrer  Principale  zu  befördern. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensbnrg 
3./[13.]  April  1668. 

[Berathnng  über  die  Prorogation.] 
13.  April  Im  Allianzrath  wurde  28.  März/ 7.  April  die  Prorogation  wieder  in  Pro- 
position gebracht.  Alle,  die  sich  früher  affirmative  erklärt,  auch  Münster, 
für  welches  K. Mainz  stimmt,  stimmten  aufs  neue  dafür,  die  Gesandten  der 
drei  braunschweigischen  Fürsten  aber  entschuldigten  sich  wieder  mit 
noch  nicht  eingegangener  Instruktion.  Frankreich,  E.Mainz  und  E.Cöln 
verlangten  zwar,  es  sollten  diejenigen,  welche  ratione  quaestionis  an  längst 
einig,  den  Allianz «Recess  unterschreiben  und  den  übrigen  ihre  Stellen 
offen  lassen,  dieser  Vorschlag  wurde  aber  von  den  Nachstimmenden  mit 
Stillschweigen  übergangen  und  der  endliche  Schluss  war,  dass  diejenigen, 
welche  sich  18./ 28.  Januar  circa  quaestionem  an  affirmative  vernehmen  lassen, 
nochmals  dabei  absolute  verblieben  und  es  also  an  dem  sei,  dass  quaestio 
quomodo  mit  ehestem  vorzunehmen  0- 

0  Dies  ist  die  letzte  Relation  der  brandenbargischen  Gesandten  über  Ver- 
handlungen des  Allianzrathes,  eine  weitere  Sitznng  desselben  hat  jedenfalls  nicht 
stattgefanden.  Sie  übersenden  (30.  October/9.  November  1668)  ein  Memorial  des 
Feldmarschalls  Grafen  Hohenlohe  an  die  „also  genannte  gewesene  Rhei- 
nische Allianz",  worin  derselbe  Bezahlung  seines  Soldes  bis  znm  4./14.  Angnst, 
mit  welchem  Termin  das  Bündnis  zn  Ende  gelaufen  bei,  zugleich  Gewissheit 
wegen  ordentlicher  Brlassung  seiner  Dienste  verlangt  und  bis  dahin  die  ihm  in 
seiner  Capitulation  versprochenen  Bestallungsgelder  in  Anspruch  nimmt,  und  sie 
erklären,  dass  man  ihm  vordem  seiner  Entlassung  wegen  keinen  bestimmten  Be- 
scheid ertheilt,  sei  daher  gekommen,  weil  damals  nicht  nur  Hoffnung  znr  Erneue- 
rung der  Allianz,  sondern  auch  die  quaestio  an  gar  affirmative  resolviert  ge- 
wesen und  man  der  Herren  Principale  eigentlichen  Willen  nicht  habe  wissen 
können.  Dem  Kurfürsten  Johann  Philipp  von  Mainz,  der  (d.  Schloss  Ma- 
rienberg ob  Wurzburg  22.  Mai  1669)  ihm  Mittheilucg  davon  gemacht  hatte,  dass 
der  König  von  Frankreich  zuerst  durch  Graf  Wilhelm  Fürstenberg  und 
dann  jetzt  durch  den  nach  Paris  durchreisenden  Marquis  de  Vaubrnn  in  ihn 
habe  wegen  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  dringen  lassen,  erwidert  Kf. 
(d.  Königsberg  l./ll.  Juni  1669):  »Wegen  Prorogation  der  Rheinischen  Allians 
haben  meine  Gesandten  zn  Regensburg  mehr  als  für  einem  Jahre  völlige  Instruc- 
tion sowohl  ratione  quaestionis  an  als  quomodo  bereits  gehabt.  Seiter  dem 
aber  ist  meines  Wissens  nichts  in  der  Sache  passiret  noch  an  mich  —  ge- 
bracht, wie  wohl  ich  damals,  weil  alles  auf  das  Instr.  Pacis  fundiret  und  zu 
Conservation  des  so  theuer  erlangten  Friedens  angesehen  ist,  kein  Bedenken 
getragen." 


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Abschnitt   8. 

Verhandluiigeu  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Verträge 

zu  Dorsten. 
1663—1665. 


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Einleitung« 


Die  beiden  Versuche,  welche  Korfürst  Friedrich  Wilhelm  1647 
nnd  dann  1651  gemacht  hatte,  durch  gewaltsames  Vorgehen  gegen  den  Mit- 
besitzer der  jülich-clevischen  Erbschaftslande,  den  katholischen  Pfalzgrafen 
Wolfgang  Wilhelm  von  Nenburg  eine  günstigere  Regelung  der  Succes- 
sionsfrage  als  sie  durch  die  unter  seinem  Vorgänger  1629  und  1630  abge- 
schlossenen Provisional  vertrage  erfolgt  war,  durchzusetzen,  waren  von  wenig 
glücklichem  Erfolge  gewesen.  Allerdings  waren  ihm  in  dem  neuen  Provi^ional- 
vergleich  vom  8.  April  1647*),  welcher  den  ersten  Krieg  beendigte,  gewisse 
Zugeständnisse  gemacht,  derBesitz  vonCl  eve,Mark  und  Ravensberguud 
nach  dem  Tode  des  jetzigen  Pfalzgrafen  auch  der  vorläufig  dessen  Sohne 
Philipp  Wilhelm  überlassenen  Grafschaft  Raven stein,  sowie  die  Zahlung 
von  100000  Tbalern  innerhalb  sechs  Jahren  zugesagt,  die  Regelung  der  kirch- 
lichen Verhältnisse  in  den  Erbschaftslanden  nach  dem  Stande  von  1609,  be- 
ziehungsweise 1612  festgesetzt  und,  falls  er  die  Zustimmung  des  anderen  Kreis- 
directors,  des  Bischofs  von  Münster,  nnd  der  übrigen  Stände  des  westfä- 
lischen Kreises  erlangen  könnte,  eine  besondere  Stimme  auf  den  Kreistagen 
und  ein  Antheil  an  dem  Directorium  dieses  Kreises  eingeräumt  worden,  allein 
dieser  Vertrag  war  nicht  zur  Ausführung  gekommen,  der  Pfalzgraf  hatte 
nach  dem  Abschluss  des  westfälischen  Friedens  die  Forderung  erhoben, 
dass  das  in  demselben  für  die  kirchlichen  Verhältnisse  festgesetzte  Normal- 
jabr  1624  auch  in  den  jülich-clevischen  Landen  zur  Durchführung  gebracht 
werde,  nnd  als  dann  der  Kurfürst  aufs  neue  1651  die  Waffen  ergriffen 
hatte,  hatte  er  nach  dem  erfolglosen  Ausgange  des  Feldzuges  in  dem  Ver- 
gleich vom  11.  October  dieses  Jahres*),  in  welchem  im  übrigen  jener  Ver- 
trag von  1647   erneuert  wurde,   die  Entscheidung   der  Frage,   ob   für  die 


')  8.  V.  Mörner  8.136.    ürk.  u.  Akt.  IV  8.  3% ff. 

<)  Londorp  VI  S.  632.    v.  Morner  8.  164f.    S.  Urk.  o.  Akt.  VI  8.  112. 


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486         ^'     VerbandluDgeo  mit  Pfalz-Neaborg.    Die  Vertrage  za  Dorsieo 

kirchlichen  Verhältnisse  jener  Lande  der  Status  von  1609  und  1612  oder  yon  1624 
massgebend  sein  sollte,  einer  kaiserlichen,  aas  katholischen  and  evangelischeD 
Fürsten  zusammengesetzten  Kommission  überlassen  müssen,  welche  freilich 
nicht  in  Wirksamkeit  getreten  ist.  Ebensowenig  aber^  wie  der  Kurfürst 
war  der  Pfalzgraf  und  noch  weniger  dessen  Sohn  Philipp  Wilhelm  mit 
diesem  Ausgange  zufrieden,  und  zu  diesem  letzteren,  welcher  nach  dem  Tode 
seines  Vaters  (20.  März  1653)  demselben  in  der  Regierung  folgte,  hat  der 
Kurfürst  die  nächsten  zehn  Jahre  hindurch  in  dem  gespanntesten  Verhält- 
nisse gestanden.  Gleich  auf  dem  Reichstage  von  1653 — 1654  trat  der  feiod- 
liehe  Gegensatz  beider  auf  das  schärfste  hervor.  Der  Pfalzgraf  ^)  erneuerte 
dort  nicht  nur  die  schon  von  seinem  Vater  erhobene  Forderung  auf  Eot- 
Bchädignng  für  die  durch  den  Krieg  des  Jahres  1651  verursachten  Kosten, 
sondern  er  wusste  auch  im  Einverständnis  mit  den  Häuptern  der  ständi- 
schen Oppositionspartei  im  Clevischen  es  dahin  zu  bringen,  dass  die  Be- 
schwerden und  Forderungen,  welche  eine  von  den  cleviscb-märkischen  ver- 
eint mit  denjülich-bergischen  Ständen  nach  Regensburg  gesandte  Deputation 
dort  vorbringen  solUe,  nur  gegen  den  Kurfürsten  gerichtet  waren.  Er  ver- 
ständigte sich  dann  dort  mit  dem  Bischof  von  Münster  dahin,  gemeinschaft- 
lich ohne  vorhergehende  Mittheilung  an  den  Kurfürsten,  ja  sogar  unter  Aas- 
schliessung desselben  einen  Kreistag  des  westfälischen  Kreises  nach  Essen 
zu  berufen,  um  dort  eine  Kreisarmatur  zustande  zu  bringen,  deren  Leitunfc 
in  katholische  Hände  gelegt  werden  und  deren  Spitze  ebenfalls  gegen  den 
Kurfürsten  gerichtet  sein  sollte.  Freilich  hatten  diese  Machinationen  nor 
geringen  Erfolg,  in  der  Entschädigungsfrage  sah  sich  der  Pfalzgraf  bald 
von  dem  Kaiser,  dessen  Unterstützung  er  sich  gesichert  zu  haben  glaubte,  im 
Stich  gelassen,  und  jener  ständischen  Deputation  wurde  dadurch  der  Boden 
unter  den  Füssen  entzogen,  dass  sich  der  Kurfürst  inzwischen  mit  seinen 
clevisch-märkischen  Ständen  verständigte  und  dass  gerade  der  Punkt,  um 
welchen  sich  hauptsächlich  die  Streitigkeiten  derselben  mit  dem  Kurfürsten 
drehten,  ob  derselbe  ohne  deren  Bewilligung  befugt  sei,  Garnisonen  und 
sonstige  Truppen  im  Lande  zu  halten,  von  dem  Reichstage  zu  Gunsten 
desselben  und  der  Landesfürsten  überhaupt  entschieden  wurde.  Der  west- 
fälische Kreistag')  kam  allerdings  im  September  1653  zustande  und  ver- 
lief zu  Anfang  ganz  nach  den  Wünschen  des  Pfalzgrafen  und  des  Bischofs, 
die  Abgesandten,  welche  der  Kurfürst  dorthin  schickte,  mussten  unter  Pro- 
test abreisen,  eine  Defensionsverfassung  wurde  wirklich  beschlossen,  die 
Kreisämter  katholisch  besetzt,  aber  bald  wurde  der  Argwohn  der  evan- 
gelischen Kreisstände  gegen  die  Absichten  jener  beiden  Fürsten  rege,  und 
diese  sahen  sich  genöthigt,  die  Versammlung  eiligst  zu  schliessen,  ehe  jene 
Beschlüsse  zur  Ausführung  gebracht  waren.  Um  so  eifriger  war  darauf  der 
Pfalzgiaf  bemüht,  eine  neue  katholische  Liga  ins  Leben  zu  rufen,  und  im 

')  S.  ürk.  o.  Akt.  V  S.  593. 

')  S.  ürk.  n.  Akt.  V  ö.594ff.  VI  S.  190f.  2ö6f.  263f.  274.  343f. 

')  S.  Urk.  u.  Akt.  V  8.604ff..  VI  S.  474 ff. 


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Einleitnng.  487 

December  1654  worde  wirklich  Ewiscben  ihm^  den  Eürfürsten  von  Trier 
und  Cölo  und  dem  Bischof  yod  Münster  ein  Bündnis*)  abgeschlossen,  dem 
bald  anch  der  Kurfürst  von  Mainz  beitrat  und  welches  der  Keim  der  spä- 
teren Rheinischen  Allianz  geworden  ist  Zugleich  sachte  er  jetzt  unzufrie- 
den über  die  mangelhafte  Unterstützung,  welche  ihm  von  kaiserlicher  Seite 
zntheil  geworden  war,  die  Gunst  Frankreichs  zu  gewinnen.  Der  Ausbruch 
des  schwedisch-polnischen  Krieges  und  die  Verwickelung  des  brandenbur- 
gischen Kurfürsten  in  diese  nordischen  Händel  schien  ihm  dann  günstige 
Gelegenheit  zu  bieten,  seine  auf  die  gewalthame  Erwerbung  der  rheinischen 
Besitzungen  des  Kurfürsten  gerichteten  Bestrebungen  zur  Ausführung  zu 
bringen.  Schon  im  Frühjahr  1655  traf  er  Rüstungen,  er  bot'),  freilich 
ohne  Erfolg,  dem  Könige  von  Schweden  eine  Offensiv-  und  Defensivallianz 
an  unter  der  Bedingung,  dass  derselbe  ihm  zum  Besitz  der  gesamten  Succes- 
sionslande  verhelfen  sollte.  Der  Kurfürst  von  Brandenburg  ist  von  diesen 
feindlichen  Absichten  des  Pfalzgrafen  wohl  unterrichtet  gewesen,  er  bat  im 
Sommer  1655,  um  sich  dagegen  zu  sichern,  mit  Frankreich  verhandelt^),  er 
ist  dann  seinerseits^)  zu  Ende  dieses  und  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres,  als 
er  nach  dem  Abschluss  des  Königsberger  Vertrages  mit  Schweden  glaubte, 
sich  ans  jenen  nordischen  Verwickelungen  herausziehen  zu  können,  unter  dem 
Einflüsse  seines  damaligen  hauptsächlichen  Rathgebers,  des  Grafen  Wal- 
deck,  mit  dem  Plane  umgegangen,  den  Pfalzgrafen  mit  Krieg  zu  überziehen  und 
ihm  seine  rheinischen  Laude  zu  entreissen,  und  er  hat  damals  mit  Schwede  n 
und  auch  mit  Frankreich^)  wegen  Unterstützung  eines  solchen  Unterneh- 
mens verhandelt,  doch  ist  es  ihm  nicht  gelungen,  dieselben  dafür  zu  gewin- 
nen, und  der  weitere  Verlauf,  welchen  der  nordische  Krieg  nahm,  hat  ihn 
genöthigt,  auch  in  den  folgenden  Jahren  alle  seine  Macht  auf  diesem  Schau- 
platze zu  verwenden.  Dagegen  hat  der  Pfalzgraf  sich  in  den  späteren 
Jahren  dieses  Krieges  fortgesetzt  mit  weiteren  Angriffsplänen®)  gegen  die 
rheinischen  Besitzungen  des  Kurfürsten  getragen,  er  ist  deswegen  zuerst, 
so  lange  jener  der  Bundesgenosse  des  schwedischen  Königs  blieb,  mit  P  ole  n, 
dann,  nachdem  derselbe  auf  die  Seite  der  Gegner  Schwedens  übergegangen 
war,  mit  dieser  Macht  und  dem  mit  derselben  eng  verbündeten  Frankreich 
in  Verbindung  getreten,  und  brandenburgischerseits  hat  man  zu  wiederholten 
Malen,  Ende  1656,  dann  im  Sommer  1657,  dann  wieder  Ende  1658  und 
Anfang  1659,  endlich  noch  im  Frühjahr  1660  den  Einbruch  desselben  in 
Cleve  und  Mark  gefürchtet,  doch  haben  ihn  immer  die  dort  getroffenen 
Vertheidigungsmassregeln    und    andere    Hindernisse    von    der    Ausführung 


')  8.  Urk.  u.  Akt.  V  S.  778.  VIII  8.  521. 
«)  S.  Urk.  u.  Akt.  V  8.778. 
»)  8.  Urk.  o.  Akt.  U  8.50.  54. 

^  8.  Urk.  o.  AktVU  8.540ff.   Erdmaoosdörffer,  Graf  Georg  Friedrich 
von  Waldeck  8.  365 ff. 

»)  8.  Urk.  u.  Akt.  U  8.81.86. 
•)  8.  Urk.  o.  Akt.  V  8.  780 ff. 


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488  B.    VerhandlaDgeD  mit  Pfalz-Nenbarg.     Die  Verträge  zu  Dorsten. 

dieser  kriegerischen  Pläne  abgehalten.    Auch  sonst  aber  trat  bei  jeder  Gele- 
genheit, wo  die  Interessen  des  Knrfürsten  mit  denen  des  Pfalzgrafen   zu- 
sammentrafen, der    feindliche  Gegensatz  zwischen  beiden  znm  yorscheio. 
Der  Pfalzgraf  gehörte  zu  den  eifrigsten  Beförderern  jener  Rheinische  d  Al- 
lianz, deren  Abschlnss  der  Kurfürst  zu  hintertreiben ,  wenigstens  möglichst 
hinauszuschieben  suchte,  welche  aber  schliesslich  (August  1658)  doch  ohne  ihn 
und  in  directem  Gegensatz  gegen  ihn  und  das  damals  mit^  ihm  yerbündete 
Oesterreich  zustande  kam,  der  Kurfürst  dagegen  trat  den  Plänen,  welche  je- 
ner in  Polen  verfolgte,  hindernd  in  den  Weg.  Nachdem  seitdem  Jahre  1655 
der  polnische  König  Johann  Kasimir  zu  verschiedenen  Malen  die  Absicht 
die  Krone  niederzulegen  kund  gegeben  hatte,  gehörte  zu  denjenigen,  welche 
sich  Hoffnung  auf  die  Erwerbung  dieser  Krone  machten,  auch  der  Pfals- 
graf  Philipp  Wi  he  Im,  welcher,  da  seine  allerdings  schon  1651  gestorbene 
erste  Gemahlin  eine  Tochter  König  Sigismundsin.  und  Schwester  der  bei- 
den letzten  polnischen  Könige  gewesen  war,  eine  gewisse  Verwandtschaft 
mit  dem  polnischen  Königshause  geltend  machen  konnte.    Im  Jahre  1659 ')| 
in  welchem  zuerst  die  Absicht  des  von  der  Königin  LuiseMarie  beherrsch- 
ten polnischen  Hofes,  noch  bei  Lebzeiten  und  während  der  Regierung  Jo- 
hann Kasimirs  die  Wahl  des  Nachfolgers  desselben  zu  stände  zu  bringen, 
bekannt  wurde,  hatte  er  die  Unterstützung  Frankreichs  für  die  Erwerbung 
der  polnischen  Krone  nachgesucht  nnd^  nachdem  sein  dorthin  geschickter  Ge- 
sandter V.  Lerodt  von  dem  Cardinal  Mazar in  eine  günstige  Zusage  erhal- 
tenhatte, einen  anderen  Gesandten  v.  Rautenstein  nach  Polen  geschickt^, 
um  dort  in  seinem  Interesse  zu  wirken,  er  liesa   durch  denselben  die  For- 
derung stellen,  dass   er  in  den  Frieden,  aber  welchen  damals  schon    die 
später  in  Oliva  zum  Abschlnss  gebrachten  Virhandlungen  begonnen  hatten, 
eingeschlossen  werde,  damit  er,  wie  er  anführen  liess,  nach  Beendigung  die- 
ses  Krieges   nicht   in   Gefahr  käme,   von   dem  Kurfürsten   angegriffen    zu 
werden.    Der  Kurfürst  hat  anf  die  Kunde  davon  seinen  zu  diesen  Verhand- 
lungen nach  Polen  geschickten  Gesandten  den  Befehl  gegeben  *),  sowohl  der 
Throncandidatnr  des  Pfalzgrafen  als  auch  der  Einschliessnng  desselben  in 
den  Frieden  entgegenzuarbeiten,  und  es  ist  denselben  auch  wirklich  gelun- 
gen^), sowohl  zu  Oliva  als  auch  bei  den  nachher  in  Warschau  inbetreff 
der  Ratification  des  Friedens  geführten  Verhandlungen  die  letztere,  obwohl 
dieselbe  von  schwedischer  und  französischer  und  theilweise  auch  von  pol- 
nischer Seite  befürwortet  wurde,  zu  hintertreiben.    Unter  diesen  Umständen 
war  ein  Versuch,  welchen   zu  Anfang  des  Jahres  1659    der  Bischof   von 


^)  S.  Plebaoski,  De  saccessoris  designandi  consilio  vivo  Joanne  Casimiro 
S.  88f.  und  noten  die  Relatioo  Blaspeils  vom  12./22.  März  1664. 
»)  S    Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  711  f. 
»)  S.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  712. 
*)  ö.  Urk.  u.  Akt.  VUI  8.  733f.  IX  8.  29.42f. 


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EiDieitaog.  489 

Münster  gemacht  hatte*),  eine  BeilegoDg  der  Streitigkeiteo  zwischen  den 
beiden  Fürsten  nnd  einen  endgültigen  Vergleich  über  die  Saccessionsfrage 
zustande  zu  bringen,  gänzlich  erfolglos  gewesen,  der  Kurfürst  h^tte  sich 
allerdings')  zu  Verhandlungen  darüber  bereit  gezeigt,  aber  von  vorneherein 
erklärt^  da  er  und  seine  Vorfahren  bei  den  früheren  Theilungen  auf  das 
schlimmste  übervortheilt  worden  seien,  sich  nur  unter  der  Bedingung  zu 
einem  solchen  definitiven  Vergleich  verstehen  zu  können,  dass  der  Tfalz- 
graf  ihm  genügende  Abtretungen  mache,  wogegen  jener  erwidert  hatte'), 
auf  solche  Verhandlungen  nur  dann  eingehen  zu  können,  wenn  er  sicher 
sei,  dass  der  Kurfürst  ihm  wenigstens  die  Grafschaft  Ravensb er g  wieder 
abtreten  wolle. 

Auch  nach  dem  Olivaer  Frieden  hat  noch  drei  Jahre  lang  dasselbe 
feindliche  Verhältnis  zwischen  beiden  Fürsten  fortbestanden.  Der  Kurfürst 
wirkte  fortgesetzt  dem  Pfalzgrafen  in  Polen  entgegen,  vereitelte  dessen  Be- 
mühungen, doch  noch  nachträglich  in  den  Olivaer  Frieden  eingeschlossen 
oder  wenigstens  unter  die  Garanten  desselben  aufgenommen  zu  werden,  ver« 
folgte  mit  misstrauischen  Augen  dessen  Verhandlungen  mit  Frankreich  und 
suchte  *)  auch  den  Argwohn  des  polnischen  Hofes  gegen  dieselben  zu  erre« 
gen,  der  Pfalzgraf  dagegen  arbeitete^)  den  Bemühungen  des  Kurfürsten, 
die  braunschweigischen  und  andere  norddeutsche  Fürsten  zur  üeber- 
nahme  der  Garantie  des  Friedens  zu  bewegen,  und  ebenso  den  Bestrebun- 
gen jener  Fürsten,  den  Kurfürsten  zum  Beitritt  zur  Rheinischen  Allianz  zu 
treiben,  entgegen.  Gegenüber  den  Bedrückungen,  welche  der  Pfalzgraf 
gegen  seine  evangelischen  ünterthanen  in  Jülich  und  Berg  ausübte,  erhob 
der  Kurfürst')  Beschwerde,  suchte  auch  die  Verwendung  anderer  evangeli- 
scher Mächte  nach  und  schritt  schliesslich,  da  diese  Massregeln  ohne  Erfolg 
waren,  selbst  zu  Repressalien.  Bei  dieser  feindlichen  Stimmung  beider 
Fürsten  waren  natürlich  die  Versuche,  welche  in  jenen  Jahren  von  franzö- 
sischer Seite  gemacht  wurden,  eine  Aussöhnung  und  Verständigung  zwi- 
schen denselben  zustande  zu  bringen,  ebenfalls  erfolglos.  Die  Mission 
Lesseins*  1662  an  den  brandenburgischen  Hof  scheiterte  ausser  an  dem 
Widerstreben  des  Kurfürsten,  die  jetzt  auf  die  Erhebung  eines  französischen 
Prinzen,  des  mit  der  Nichte  der  polnischen  Königin  zu  vermählenden  Her- 
zogs Ton  Eng  hie  n,  gerichteten  Absichten  Frankreichs  in  Polen  zu  unter- 


1)  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  Kf.  d.  Coesfeld  20. Fe- 
bruar 1659. 

^  Kf.  an  den  Bischof  von  Mäoster  d.  Wiborg  9./19.  März  1659. 

*)  Bischof  von  Münster  an  Fürst  Moritz  von  Nassau  d.  Coesfeld  4.ApriI 
1659. 

*)  S.  Urk.  0.  Akt.  VIII  S.  330. 

^)  S.  die  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Gravel  vom  28.  März  1661. 
(Guhrauer  II  S.  308). 

^)  S.  M.  Lehmann,  Preussen  und  die  katholische  Kirche  I  S.  65  und  die 
daselbst  S.  167  ff.  abgedrucktou  Aktenstücke. 


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490         ^'    VerbandlQDgeD  mit  Pfali-Neubarg.    Die  Vertrage  zo  Donten. 

stützen,  Damentlich  aoch  daran  1)9  dass  derselbe  die  aufs  nene  verlangte  Ein 
Bchliessong  des  Pfalzgrafen  in  den  Olivaer  Frieden  auf  das  hartnäckigste 
verweigerte.  Das  Gerücht,  welches  dem  Kurfürsten  im  Sommer  1662  Bngiog, 
der  Pfalzgraf  wolle,  um  doch  den  König  von  Frankreich  snr  Unterstüt- 
zung seiner  Throncandidatur  in  Polen  za  bewegen,  demselben  seine  rhei- 
nischen Besitzungen  abtreten,  beunruhigte  ihn  so,  dass  er  deswegen  am 
französischen  Hofe  selbst  Erkundigungen  einzog'). 

Erst  im  Jahre  1663  ist  es  zu  einer  Annäherung  zwischen  den  beiden 
bisher  einander  so  feindlich  gegenüberstehenden  Fürsten  gekommen  und 
haben  dann  die  Verhandlungen  wegen  Beilegung  der  zwischen  ihnen 
schwebenden  Streitigkeiten  begonnen,  deren  erste;  bis  zum  Sommer  1665 
reichende  Stadien  durch  die  in  diesem  Abschnitt  mitgetheilten  Aktenstücke 
veranschaulicht  werden  sollen.  Die  ersten  Schritte  zu  einer  solchen  An- 
näherung sind  von  selten  des  Pfalzgrafen  geschehen  und  zwar  dadurch'), 
dass  zu  Anfang  dieses  Jahres  die  Gesandten  desselben  auf  dem  Reichstage 
zu  Regensburg  sich  den  dortigen  Gesandten  des  Kurfürsten  gegenüber  zu 
freundschaftlichem  Verhalten  und  zu  Verhandlungen  behufs  Schlichtung  der 
zwischen  ihren  beiderseitigen  Herren  bestehenden  Streitigkeiten  erboten,  welche 
Erklärungen  auf  Befehl  des  Kurfürsten  von  dessen  Gesandten  in  entgegen- 
kommender Weise  beantwortet  wurden,  doch  ohne  dass  es  dann  hier  doch 
zu  ernstlichen  Verhandlungen  gekommen  wäre.  Dass  solche  seit  Anfang 
1664  wirklich  eröffnet  wurden,  ist  durch  Einwirkung  von  anderer,  zunächst 
von  kaiserlicher  Seite  herbeigeführt  worden.  Der  Gedanke,  im  habsburgi- 
schen  Interesse,  um  nämlich  an  diesen  beiden  Fürsten  und  dem,  wie  weiter 
zu  hoffen  stand,  nach  deren  Aussöhnung  zu  einer  engeren  Vereinigung  zu 
bringenden  westfälischen  Kreise  eine  Stütze  gegenüber  der  schon  damals  ihre 
Absichten  auf  die  spanischen  Niederlande  offenbarenden  französischen 
Macht  zu  gewinnen,  eine  Einigung  derselben  zustande  zu  bringen,  ist,  wie 
es  scheint,  von  dem  kaiserlichen  Residenten  im  Haag  Friquet  ausgegan- 
gen, dieser  hat  denselben  dem  kaiserlichen  Hofe  mitgetheilt,  er  ist  dort 
gebilligt  nnd  die  Ausführung  desselben  einerseits  jenem  Friquet  selbst, 
andererseits  dem  im  Sommer  1663,  zunächst  um  die  Hülfe  des  Kurfürsten 
für  den  Türkenkrieg  nachzusuchen,  an  den  Hof  desselben  geschickten 
Li  sola  übertragen  worden.    In  welcher  Weise  der  letztere^)  sich  dieses 

0  8.  ürk.  u.  Akt  II  S.  677.  IX  S.  613. 

«)  S.  ürk.  o.  Akt.  IX  S.  369.  615. 

*)  S.  die  RelationeD  ▼.  Mahrenholtzs  und  Je  aas  aus  Regensbnrg  vom 
19.  Febmar,  7.  Mai,  18.  Mai  nnd  20.  Jali  1663  nnd  die  Reseripte  des  Karfnrateo  an 
dieselben  vom  l.Jani  nod  30.  Juli,  oben  S.  174  ff. 

*)  Derselbe  hatte  schon  1661  in  Warschaa  den  dortigen  Gesandten  des  Kor- 
forsten  gegenober  geaossert,  der  Korförst  thäte  got,  sich  mit  dem  Pfklzgrafen  so 
vergleichen  ond  nebst  dem  Kaiser  anscheinend  die  Bewerbong  des  letiteren  om 
die  polnische  Krone  so  fordern,  es  sei  nicht  zo  forchten,  dass  derselbe  wirklieb 
daso  gelangen  worde,  aber  man  könne  dadoroh  die  Pläne  der  Konigin  vereiteln 
(Urk.  o.  Akt.  IX.  S. 


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BinleitaDg.  491 

Auftrages  eDtledigt  and  wie  der  damals  aooh  am  Hofe  des  Kurfürsten  an- 
wesende spanische  Gesandte  üeedoi)  dabei  mitgewirkt  hat,  darüber  ist 
bei  der  Dürftigkeit  des  diese  beiden  Gesandtschaften  betreffenden  Materials 
nichts  2U  ersehen.  Friqnet  hat'),  wie  die  nachfolgenden,  auch  nicht  voll- 
ständig erhaltenen  Dokumente  zeigen,  zu  Anfang  des  Sommers  1663  sich 
einerseits  an  die  Schwiegermutter  des  Kurfürsten,  die  verwittwete  Prinzessin 
Amalie  von  Oranien  und  an  dessen  damals  im  Haag  befindlichen  Ge- 
sandten, den  clevischen  Kegiernngsrath  Werner  Wilhelm  Blaspeil, 
andererseits  an  den  dortigen  Gesandten  des  Pfalzgrafen  v.  Lerodt  ge- 
wendet >  er  hat  ein  anscheinend  zufälliges  Zusammentreffen  der  beiden 
letzteren  in  seinem  Hanse  vermittelt  und  durch  diese  dem  Kurfürsten  und 
dem  Pfalzgrafeo  seine  Gedanken  inbetreff  eines  zwischen  ihnen  zu  treffen- 
den Ausgleiches  sowie  den  Vorschlag,  zunächst  unter  der  Hand  dort  im 
Haag  darüber  vorbereitende  Verhandlungen  anzuknüpfen,  mittheilen  lassen. 
Der  Pfalzgraf  ist  sogleich  —  aus  welchen  Motiven,  und  ob  gleich  wirklich 
io  aufrichtiger  Absiebt,  ist  nicht  sicher  zu  erkennen  —  der  Kurfürst  nur 
zögernd  darauf  eingegangen,  erst  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  1664 
haben  die  eigentlichen  Verhandlungen  begonnen,  welche  zunächst  in  diesem 
Jahre  zwischen  Blaspeil  und  Lerodt,  dann  im  folgenden  zwischen  dem 
ersteren  und  dem  Pfalzgrafen  selbst  als  vertrauliche  Besprechungen  fortge- 
führt worden  sind.  Dieselben  sind,  obwohl  sie  zunächst  keinen  bestimmten 
Abschlnss  gefunden  haben,  doch  keineswegs  erfolglos  gewesen.  Der  Kur- 
fürst zeigt  sich  allerdings  zu  Anfang  in  sehr  wenig  nachgiebiger  Stimmung, 
er  hält  nicht  nur  an  der  Vorstellung,  dass  ihm  von  Rechts  wegen  die  ge- 
samten Successionslande  gebühren,  sondern  auch  an  der  Behauptung,  dass 
bei  den  bisherigen  Theilungen  sein  Haus  übervortheilt  worden  sei,  fest,  verlangt 
daher,  nachdem  die  zu  Anfang  von  kaiserlicher  Seite  eröffnete  Aussicht,  dass 
Spanien  durch  Ueberlassung  des  Oberquartiers  von  Geldern  den  Ausgleich 
erleichtern  werde,  sich  als  ganz  nichtig  erwiesen  hat,  von  dem  Pfalzgrafen  die 
Abtretung  des  ganzen  Herzogthnms  Berg  oder  wenigstens  eines  Tbeiles  des- 
selben und  des  durch  denselben  von  Kurcöln  durch  Tausch  zu  erwerbenden, 
ihm  behufs  Herstellung  einer  directen  Verbindung  zwischen  Minden  und  Cleve 
sehr  wünschens werthen  Gebietes  von  Reckling  hausen.  Der  Pfalzgraf  da- 
gegen will  davon  nichts  wissen,  nur  die  Aufrechthaltnng  des  Status  quo  zuge- 
stehen, und  so  erscheinen  die  Verhandlungen  aussichtslos.  Allein  die  Anschau- 
angen  des  Kurfürsten  werden  von  Blas  peil  und  der  Prinzessin  von  Ora- 
nien nicht  getheilt,  diese  suchen  nachzuweisen,  dass  die  Ungleichheit  zwi- 
schen den  ihm  und  dem  Pfalzgrafen  zugefallenen  Theilen  keineswegs  so  gross 
sei,  und  rathen  ihm,  seine  Forderungen  zu  massigen.  Der  Kurfürst  lässt 
sich  dadurch  zunächst  nicht  überzeugen,  er  sucht  nun  durch  die  zuerst  im 
März  1664  gemachte  Andeutung,  dass,  wenn  der  Pfalzgraf  sich  seinen  For- 


')  S.  oben  S.  307. 

5)  S.  Pufeodorf  IX  §71—73.  8.613 ff.,    woselbst  schon   eine   ausführliche 
Analyse  dieser* Aktenstücke  gegeben  wird. 


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492         '7-     VerhandlaDgeD  mit  Pfalz-Neabarg.    Die  Verträge  za  Üorsteo. 

deruogen  füge,  er  dafür  dessen  Absichten  in  Polen  unterstützen  wolle, 
denselben  zur  Nachgiebigkeit  zn  bewegen.  Von  nenbnrgischer  Seite  wird 
dieser  Gedanke  allerdings  begierig  aufgegriffen,  aber  zum  Eingeben  anf  die 
brandenbnrgischen  Forderungen  will  man  sich  doch  nicht  verstehen,  da  l&sst 
der  Kurfürst  Anfang  1665  merken,  dass  er  geneigt  sei,  dieselben  zu  rofissi- 
gen,  andererseits  der  Pfalzgraf,  dass,  wenn  der  Kurfürst  ihm  wirklich  zur 
Erlangung  der  polnischen  Krone  verhelfen  sollte,  er  sich  zu  einer  gewisseo 
Landabtretung  verstehen  würde,  und  so  nähert  man  sich  schon  damals  dem- 
jenigen Standpunkte,  von  welchem  aus  dann  im  folgenden  Jahre  wirklich 
die  Verständigung  erzielt  worden  ist. 

Mit  diesen  geheimen,  auf  eine  definitive  Beendigung  des  ganzen  Sne- 
cessionsstreites  gerichteten  Verhandlungen  kreuzen  sich  andere,  welche 
nur  die  Beilegung  der  Streitigkeiten  über  die  kirchlichen  Verbältnisse  und 
über  das  Directorium  des  westfälischen  Kreises  zum  Ziele  hatten.  Auch 
diese  sind  von  anderer  Seite  aus  und  mit  ganz  besonderen  Nebenabsichtea 
angeregt  worden.  Wie  bemerkt,  hatte  der  Bischof  Christoph  Bero 
hard  von  Münster  schon  im  Jahre  1659,  jedenfalls  veranlasst  durch  die 
damals  dem  Reiche  von  dem  nordischen  Kriege  her  drohenden  GefahrcD, 
einen  Versuch  zur  Beilegung  der  Streitigkeiten  zwischen  dem  Kurfürsten 
und  dem  Pfalzgrafen  gemacht,  der  aber  erfolglos  gewesen  war.  Eben- 
derselbe hat  dann  wieder  zu  Anfang  des  Jahres  1664  während  seines  Auf- 
enthaltes zu  Regen 8 bürg  sich  gemeinschaftlich  mit  dem  Kurfürsten  von 
Mainz  den  dortigen  brandenburgischen  Gesandten  gegenüber  zur  Ver- 
mittelung  zwischen  beiden  Fürsten  erboten,  der  Kurfürst  aber,  welcher  nach 
den  früheren  Vorgängen  den  Bischof  für  eng  verbündet  mit  dem  Pfalz- 
grafen und  seinen  Ansprüchen  auf  Theilnahroe  an  dem  Kreisdirectorium 
feindlich  ansah,  und  der  ausserdem  gemäss  den  im  Haag  getroffenen  Ver- 
abredungen das  Hinzutreten  anderer  zu  den  dort  schon  insgeheim  geführten 
Verhandlungen  zu  vermeiden  wünschte,  hat  sich,  ohne  gerade  diese  Aner- 
bietungen zurückzuweisen,  doch  nicht  weiter  darauf  eingelassen.  Bald  dar- 
auf aber  fasste  der  durch  mehrfache  von  selten  der  Niederländer  gegen 
ihn  verübte  Gewaltsamkeiten  erbitterte  ehrgeizige  und  kriegslustige  Bischof, 
ermuthigt  durch  die  schon  damals  zwischen  den  Niederlanden  und  England 
ausgebrochenen  Streitigkeiten,  welche  den  baldigen  Ausbruch  eines  Krieges 
zwischen  beiden  Seemächten  voraussehen  Hessen,  den  Entschluss,  an  den 
NiederlandenRache  zu  nehmen,  zu  diesem  Zweck  einerseits  mit  England 
in  Verbindung  zu  treten,  andererseits  zu  versuchen,  auch  die  anderen,  durch 
die  Uebergriffe  der  Niederländer  geschädigten  norddeutschen  Fürsten ,  vor 
allem  den  Kurfürsten  von  Brau  den  bürg  und  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg, 
zn  gemeinsamem  Vorgehen  gegen  dieselben  zu  bewegen.  Auch  hiefür  aber 
erschien  wieder  eine  vorherige  Aussöhnung  jener  beiden  anscheinend  noch 
so  heftig  verfeindeten  Fürsten  als  die  nothwendige  Vorbedingung,  und  daher 
hat  er  aufs  neue  den  Versuch  gemacht,   eine  solche  zustande  zu  bringen. 


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Bioleitaog.  493 

Er  machte 0  im  Juni  1664  gegen  Blaspeil,  den  er  zu  sich  nach  Coesfeld 
eingeladen  hatte,  darauf  bezügliche  Eröffnungen,  erbot  sich  auf  seiner  be- 
Torstehenden  Reise  nach  Regensbnrg  und  zur  Reichsarmee  mit  dem  Pfalz* 
grafen  persönlich  zu  verhandeln  und  denselben  zur  ErfüUqng  der  Forde- 
mngen  des  Kurfürsten  inbetreff  des  Ereisdirectoriums  zu  bestimmen,  er 
Hess  dann  im  August  dem  Kurfürsten  mittheilen,  dass  der  Pfalzgraf  zu  einer 
Verständigung  wegen  jener  Angelegenheit  und  wegen  der  kirchlichen  Ver- 
hältnisse in  den  Jülich -clc  vi  sehen  Lande  bereit  und  erbötig  sei,  mit  ihnen 
beiden  eine  Defensivallianz  abzuschliessen,  and  forderte  ihn  zur  Beschickung 
einer  deswegen  zu  haltenden  Zusammenkunft  auf.  Der  Kurfürst  ist  auf  diese 
Vorschläge  eingegangen,  auch  er  hatte  angesichts  des  bevorstehenden  Krieges 
zwischen  England  und  denNiederlandeudie  Hoffnung  gefasst,  bei  dieser 
Gelegenheit  durch  entschiedenes  Auftreten  die  letzteren  dahin  zu  bringen,  seine 
bisher  immer  vergeblich  erhobenen  Forderungen  wegen  einer  billigen  Regelung 
der  Hofjserschen  Schuldsacbe  und  Räumung  seiner  clevischen  Festungen 
zu  erfüllen,  er  hatte,  um  dafür  die  Unterstützung  Englands  zu  gewinnen, 
im  August  1664  Christoph  v.  Brandt  nach  London  geschickt'),  er  be- 
vollmächtigte jetzt  im  October  Blaspeil  zu  Verhandlungen  mit  dem  Bischof 
▼on  Münster  und  dem  Pfalzgrafen  vonNeaburg  wegen  einer  Beilegung 
jener  zwischen  ihm  und  dem  letzteren  schwebenden  Streitpunkte  und  zum 
Abschluss  einer  Defensivallianz,  zu  welcher  aber,  damit  dieselbe  keinen 
verdächtigen  Anstrich  erhalte,  auch  andere  sowohl  protestantische  als  auch 
katholische  Reichsstände  hinzugezogen  werden  sollten.  Ende  December 
fanden  in  Münster  Vorbesprechungen  darüber  statt  und  es  wurden  dort 
die  Entwürfe  nicht  nur  zu  zwei  über  diese  Gegenstände  abznschliessenden 
Verträgen,  sondern  auf  das  Drängen  des  Bischofs  von  Münster,  welcher 
entschlossen  war,  gegen  die  Holländer  loszuschlagen,  und  auch  die  anderen 
Fürsten  dazu  mitfortzureissen  hoffte,  auch  zu  einem  dritten  Vertrage,  be« 
treffend  ein  gemeinsames  Vorgehen  der  drei  alliierten  Fürsten  gegen  die 
Holländer,  falls  dieselben  nicht  auf  die  Forderungen  derselben  eingingen, 
aufgesetzt  Gegen  den  letzteren  äusserte  allerdings  der  Kurfürst,  der  Im 
Gegensatz  gegen  den  Bischof  von  Münster  nicht  gewillt  war,  an  dem 
Kriege  gegen  Holland  Theil  zunehmen,  sogleich  schwere  Bedenken,  doch 
verwarf  er  ihn  nicht  unbedingt.  Die  eigentlichen  Verhandlungen  sind  dann 
im  Februar  1665  zu  Dorsten  zwischen  dem  dort  persönlich  anwesenden 
Bischof  and  den  Bevollmächtigten  des  Kurfürsten  und  des  Pfalzgrafen  ge- 
führt worden,  hier  wurden  ?on  denselben  nach  kurzen  Berathungen  auf 
Grund  jener  früheren  Entwürfe  die  drei  Verträge  vom  14.  und  16.  Februar 
inbetreff  der  kirchlichen  Angelegenheiten  in  den  Jülich -clevischen  Landen 


')  Diese  VerbandlaDgeD  sind  von  PafeDdorfX§  9,  S.  648  fast  garoicht,  von 
Alpen,  De  vita  et  rebus  gestis  Christopbi  Beroardi  I  S.  665,  Droyseo,  Gesch. 
der  Preuss.  Politik  III  3  S.  71f.,  Tuckiog,  Gesch.  des  Stifts  MüDster  unter 
Christoph  Bernhard  von  Galen  S.  127  auch  nur  fluchtig  berührt  worden. 

^)  8.  Pufeudorf  X  §  2.  3  (8.  641ff.),  Droyseo  III  3  S.  71. 


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494         B.    Verhandlaogeo  mit  Pfais-Neaborg.     Die  Verträge  za  Dorsteo. 

and  des  westfälisehen  Kreisdirectonams,  einer  DefensivalHaoa  zwischen  den 
drei  Forsten  und  einer  näheren  Vereinigung  derselben  behufs  der  gegen 
die  Niederlande  zu  ergreifenden  Massregeln  abgeschlossen,  von  denen  die 
beiden  letzten ,  weil  bisher  noch  ungedmckt,  hier  vollständig  mitgetheilt 
worden  sind. 

Diese  Verträge  sind  aber  nicht  zur  Ausführung  gekommen,  den  dritten 
haben  die  Gesandten  des  Pfalzgrafen  überhaupt  nicht  mit  unterzeichnet,  und 
auch  der  Kurfürst  hat  denselben,  weil  er  ihm  auch  in  der  abgeschwächten 
Form,  welche  er  erhalten,  noch  zu  weitgehend  schien,  yerworfien.  Die 
beiden  anderen  hat  er  ratificiert,  hat  sich  aber  nachher  genöthigt  gesehen, 
die  Ratification  wieder  zurückzunehmen.  Qegen  die  Bestimmungen  des 
ersteren  über  die  kirchlichen  Angelegenheiten  wurden  in  den  clevisch-mär- 
kischen  Landen  selbst  sowohl  von  der  eyangelischen  Geistlichkeit  als  auch 
▼on  den  Ständen  lebhafte  Beschwerden  erhoben  i),  welche  der  Kurfürst  we- 
nigstens theilweise  als  berechtigt  anerkennen  musste,  dem  Zustandekommen 
jener  Defensivallianz  aber  hat  der  König  yon  Frankreich,  welcher  dahin- 
ter eine  österreichische  gegen  ihn  und  gegen  die  Rheinische  Allianz  gerich- 
tete Intrigne  witterte,  entgegengearbeitet*)  und  dessen  Widerspruch  hat  der 
Kurfürst,  freilich  sehr  ungern,  um  es  nicht  zu  einem'Bruche  mit  demselben 
kommen  zu  lassen  und  sich  nicht  die  ihm  angebotene  Unterstützung  seiner 
Forderungen  gegen  Polen  zu  verscherzen,  sich  fügen  müssen.  Die  darüber  ge- 
führten Verhandinngen  zwischen  Blas  peil  und  dem  französischen  Gesandten 
im  Haag,  dem  Grafen  d'Estrades,  haben  die  zuletzt  roitgetheilten  Aktenstücke 
zum  Gegenstände.  Ludwig  XIV.  hat  in  dieser  Angelegenheit  anch  durch 
seinen  Gesandten  in  Regensburg  Gravel*)  und  auch,  wie  wir  aus  der 
Correspondenz  des  Königs  mit  Estrades  ersehen,  durch  die  Prinzessin 
von  Oranien  auf  den  Kurfürsten  einzuwirken  versucht,  leider  liegen  in 
Berlin  weder  in  dem  Staatsarchiv  noch  in  dem  K.  Hausarchiv  irgend  wel- 
che Documente  vor,  welche  erkennen  Hessen,  ob  und  in  welcher  Weise  sich 
die  letztere  wirklich  dazu  hergegeben  hat,  den  Interessen  des  Königs  zu 
dienen. 


')  8.  M.  Lehmann,  Preossen  and  die  katholische  Kirche  I  S.  66  und  die 
dort  S.  178 ff.  abgedrackteo  Akteostficke. 

^8.  Wiens,  Sammlang  fragmentarischer  Nachrichten  über  Christoph  B. 
von  Galen,  woselbst  die  aaf  diese  Angelegenheit  bezügüchen  Stücke  aas  den 
Memoiren  Estrades'  zasammengestellt  sind. 

^  S.  die  Relationen  der  brandenbargischen  Reichstagsgesandten  Tom 
7./17.  April  and  27.  April/7.  Mai  1665. 


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Werner  Wilhelm  Blaspeil  an  den  Knrftlrsten.    D.  s'Graven- 
hage  26.  Juni  1663. 

[Friqnets  Bemühaogeo  wegen  eines  Yergleiohes  iwischen  Kf.  und  Pfali-Neaburg. 

Dorch  deDselben   yenDittelte  ZQsammenkQDft  mit  Lerodt,    Friqoets  Vorschlag. 

Anfrage,  an  wen  er  weitere  Mittheilangen  in  dieser  Sache  adressieren  solle.] 

Mit  Yorwissen  Ihrer  Hoheit  habe  ich  meine  unterthftnigste  6e-  26.  Jani. 
danken  wegen  des  Ew.  Ghf.  Dchl.  sehr  wohl  gelegenen  Oberquar- 
tiers von  GelderlandtO)  auch  wie  —  man  die  Gttlichsche  Succes- 
sionssaehe  durch  einen  zuträglichen  endlichen  Vergleich  hinlegen  und 
die  itzige  CoDJunctur  der  Zeiten  am  füglicbsten  dazu  gebrauchen 
könnte,  biebevor  nach  Hofe  gebracht.  —  Nachgehend  habe  ich  auch 
die  eigentliche  Bewandnus  itzg.  Successionssache  und  sonderlich  was 
ab  a.  1609  bis  anhero  darinnen  vorgelaufen,  auch  wie  man  anitzo 
die  Handlung  zum  beständigen  und  billigmässigen  Vergleich  anzu- 
greifen, femer  untersuchet  und  den  ganzen  Bericht  *)  —  zu  Übersenden 


1)  Bine  solche  Denkschrift  liegt  ans  dieser  Zeit  nicht  vor,  wohl  aber  eine 
andere  ?on  unbekannter  Hand  ans  dem  October  1664,  in  welcher  die  Vortheile« 
welche  die  Erwerbung  des  Oberquartiers  von  Geldern  gewähren  wärde  (die 
Einkaufte  daraus  werden  auf  jährlich  21,000  Thaler  berechnet)  auseinanderge- 
setzt und  der  Vorschlag  gemacht  wird,  dasselbe  als  Pfand  für  die  Ton  Spanien 
schuldigen  jährlich  100  000  Thaler  (s.  oben  8.  298  f.)  einzubehalten. 

^  In  dieser  den  Akten  beiliegenden  Denkschrift  giebt  Blas  peil  zunächst 
eine  üebersicht  über  den  Verlauf  des  Successionsstreites  bis  zu  den  Verträgen 
▼om  8.  und  16.  April  1647  (▼.  Morner  S.  186)  und  vom  ^Mai  1649  (ibid.  S.150) 
und  erörtert  dann  die  Frage,  wie  ein  definitirer  Brbrergleich  und  zu  diesem 
Zwecke  eine  gleiche  Theilung  der  Brbschaftslande  herzustellen  sei.  Er  schätzt 
Jülich  fär  mindestens  ebenso  viel  werth  als  Oleve  und  Berg  zusammen,  Gl  eye 
ungefähr  =  Berg  und  Ravensberg,  Berg  ■■  Mark  und  Ravensberg,  Mark 


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496         8*    VerhandlangeD  mit  Pfalz- Neabarg.    Die  Verträge  zo  Dorsten. 

dienlich  erachtet,  wobei  ich  —  nicht  verhalten  soll,  dass,  wie  hiesiger 
keyserlicher  envoyä  H.  Friquet  der  gänzlichen  Meinung  ist,  dass 
von  der  Einigkeit  des  westphälischen  Kreises  und  sonderlich  von 
obg.  Vergleich  der  Ruhe-  und  Wohlstand  des  ganzen  Römischen  Reichs 
dependire,  auch  Seiner  Keyserl.  Maj.,  Ew.  Churf.  Dchl.  und  anderer 
Reichsstände  bei  diesem  Niederländischen  Staat  und  andren  aus- 
heimischen Potentaten  zerfallener  Respect  anderergestalt  nicht  als  da- 
durch wieder  aufgerichtet  werden  könne,  derselbe  sich  also  damit 
eine  Zeit  hero  sehr  bemühet  und  nicht  allein  Ihrer  Hoheit  darQber 
zugesprochen  und  gebeten,  Ew.  Churf.  Dchl.  Wohlmeinung  darQber 
zu  vernehmen,  sondern  auch  seine  Gedanken  am  keyserlichen  Hofe 
gelangen  lassen,  alwohe  dieselbe  in  sehr  guter  Consideration  genom- 
men seind,  wie  Ew.  Churf.  Dchl.  aus  des  keyserlichen  Oesandteo, 
des  vonLisoIa*)  Anbringen  daselbst  ungezweifelt  vermerken  werden.- 
Nicht  weniger  hat  er  hiesigem  Neuburgischen  Abgeordneten,  dem 
Baron  de  Lerodt,  den  Vortheil,  welchen  sein  Herr  aus  dieser  Einig- 
keit zu  erwarten  haben  würde,  dermassen  vor  Augen  gestellet  und 
schmackhaft  gemacht,  dass  derselbe  sich  diese  Sache  allereiferigst 
lasset  angelegen  sein,  auch  bei  seiner  vorgestrigen  Wiederkunft  er- 
wähnten H.  Friquet  versichert  hat,  dass  des  Herrn  Pfalzgrafen  zo 
Neuburg  F.  Dchl.  und  alle  dero  ministri  nichts  herzlichers  als  eine 
beständige  redliche  gute  Einigkeit  erwünschten,  wie  sie  solches,  wan 
es  zur  Handlung  käme,  in  der  That  erweisen  würden.  Darauf  der 
H.  Friquet  ferner  und  zwar  dahin  gearbeitet,  dass  der  Baron  de 
Lerodt  und  ich  par  rencontre,  jedoch  in  keiner  andern  Qualität  als 

=   Raveosberg,  Raveosteio  aod  die  flandrischeD  Guter,   RaveDsberg  = 
Ravenstein  ood  diese  Güter,  von  100  Tbeilen  macbteo  also: 

Jülicb  38 

Cleve  20 

Berg  18 

Mark  14 

Raveosberg      ü 

Raveosteio  4 
ans.  Kr  macht  daoo  vier  verscbiedeoe  Vorschläge,  wie  oach  diesem  Verh&It- 
oisse  eine  gleiche  Tbeilaog  getroffen  werden  köooe,  weist  darauf  hio,  wie  sehr 
eine  solche  erleichtert  werden  würde,  wenn  Spanien  sich  wirklich  zur  Ab- 
tretung des  Oberquartiers  von  Geldern,  welches  sowohl  an  Jülich  als  ao 
Cleve  angrenze,  verstände,  und  stellt  schliesslich  einen  Bntwnrf  der  Bedingungen 
auf,  welche  bei  solchen  Verhandlungen  über  einen  Erbvergleich  von  selten  dea 
Rurförsten  vorzubringen  seien. 

*)  S.  über  dessen  damalige  Gesandtschaft  beim  Kf.  oben  S.  2890*. 


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Erste  YermittlQDgsversQche  Friquets.  497 

priyati,  uns  begegnet,  in  seines,  des  Friquet,  Haus  zusammenkommen 
und  daselbst  einander  in  soweit  haben  kennen  lernen,  da  ich  dan  von 
besagtem  Lerodt  so  vieles  gehöret,  dass  ich  glauben  muss,  die  Sache 
seie  an  der  Seite  wohl  gemeinet,  welches  jedoch  die  Zeit  am  besten 
geben  wird.  Wie  ich  nun  bei  dieser  Occasion  derae  von  Lerodt  wegen 
der  Herrschaft  Ravenstein,  welche  er  zu  permutiren  und  an  diesen 
Staat  gegen  ein  Aequivalent  zu  tiberlassen  in  Commission  hat*),  zu 
Gemüthe  geflihret,  dass  solche  Permutation  ohne  Ew.  Churf.  Dchl. 
8x>eciale  Bewilligung  sich  nicht  würde  thun  lassen  und  er  von  mir 
eine  starke  Opposition  zu  erwarten*),  hat  mehrg.  H.  Friquet  Occa- 
sion gefasset,  von  der  Nothwendigkeit  obg.  Einigkeit,  und  wie  Seine 
Keys.  Maj.  ein  solches  so  herzlich  wünschten,  weitläufig  zu  discurriren, 
dabei  fügend,  dass  wir  doch  dahin  bedacht  sein  möchten,  damit  ein 
80  nützlich  und  hochnöthig  Werk  zum  guten  Ende  befodert  würde  — 
hielte  aber  auch  dafür,  ehe  man  zur  Hauptsache  käme  oder  kommen 
könnte,  dass  man  dieses  wichtige  Werk  zuvorhin  wohl  präpariren  — 
müsste  —  dannenhero  er  fragsweise  vorstellen  müsste,  ob  es  nicht 
rahtsamb,  auch  das  nächste  und  sicherste  sein  würde,  dass  Ihre  Chur- 
und  Fürstl.  Dcht.  Dcht.  solche  praeparatoria  hieselbst  durch  solche 
ihre  Bedienten,  denen  sie  die  Sache  gst.  anvertrauen  würden,  auf  ihre 
gst.  Ratification  zur  Hand  nehmen,  oder  zum  wenigsten  ein  Versuch 
thun  Hessen,  in  Betrachtung  es  diesergestalt  ohne  Kosten,  ohne  Zeit- 
verlust, ohne  Verdacht  und  in  geheimb  geschehen  könnte  —  mit  sehr 
emsigen  Begehren,  wan  wir  ja  ohne  speciale  Ordre  hiezu  nicht  schrei- 
ten könnten,  wir  es  zum  wenigsten  nacher  Hoff  bringen  und  bester- 
massen  recommendiren  möchten,  wie  er  auch  seines  Orts  am  Keyser- 
lichen  Hofe  zu  thun  nicht  versäumen  würde.  —  Lerod  und  ich 
haben  diese  Proposition  ferner  nicht  als  ad  referendum,  im  übrigen 
aber  dieselbe  zu  secretiren  und  ausser  unsem  Herren  Principalen  an 
niemanden  zu  entdecken  angenommen.  — 

PS.  —  Was  im  übrigen  die  Neuburgische  Sache  betrifft,  da  habe 
ich  zwar  bisher  meine  unterthänigsten  Erinnerungen  an  E.  Chf.  Dchl. 
Hoffmarschaln,  den  von  Canstein,  gerichtet,  weiln  aber  die  Sache 
nunmehr  weiter  gehet  und  ich  nicht  weiss,  ob  Ew.  Chf.  Dchl.  dieselbe 
in  publiquen  Rath  gebracht  wissen  wollen,  habe  ich  mich  erkühnen 


')  S.  über  diese  VerbaodlQDgeu  Memoires   d'Estrades  II  S.  167 ff. 
';  8.  den  Bericht  des  Grafec  d'Estrades  an    Ludwig  XIV.    vom  12.  Juli 
1663  (M^iD    n  S.  250). 

Mater,  z.  Qetcb.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  32 


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498  8.    VerhaodlaDgeD  mit  Pfalz- Neaborg.    Die  Vertrage  zn  Dorsten. 

müssen,  den  geraden  Weg  zu  Ew.  Churf.  hohen  Person  zu  nehmen,  unter- 
thänigst  bittend,  Ew.  Ghf.  Dchl.  geruhen  mir  durch  secretarium  Hip- 
pel oder  sonsten  jemand  gst.  befehlen  zu  lassen,  woran  ich  mich 
künftig,  wan  etwas  weiter  vorgehen  sollte,  zu  adressiren,  und  ob  neben 
Ihrer  Hoheit  ich  nicht  auch  des  Glevischen  Herrn  Statthalters  F.  6. 
von  allem  part  zu  geben  haben  solle.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
28.  August  1663. 

[Vorschläge  Friqaets.j 

28.  Aag.  Friqaet,  welcher 'eigentlich  mit  Lerodt  hatte  zn  der  Priozessin  von 
Oraniea  nach  Turnhoot  kommen  wollen,  hat  ihm,  nachdem  er  demselben 
mitgetheilt,  dass  er  noch  keine  Ordre  vom  Kf.  erhalten,  gerathen,  damit 
nicht  das  Misstranen  Pfalz-Nenburgs,  als  ob  Ef.  die  Sache  nicht  ernst- 
lich meine,  sondern  ihn  nur  mit  Frankreich  zu  embronillieren  snche,  ver- 
stärkt werde,  Lerodt  gegenüber  dieses  nicht  zn  sagen,  sondern  die  Ver- 
zögeroDg  der  VerhandlaDgeD  mit  einer  lodisposition  der  Prinzessin,  ohne 
deren  Beisein  er  in  dieser  Sache  etwas  zn  thnn  Bedenken  trage,  zn  ent- 
schuldigen, zugleich  Lerodt  zu  versichern,  dass  dieserseits  die  Iniention 
aufi'ichdg  sei,  und  diesen  darüber  aufzuklären,  dass  die  Behauptung  des 
Bischofs  von  Münster,  er  sei  von  der  Prinzessin  zu  verschiedenen  Malen 
ersucht  worden,  die  Yermitteluog  in  dieser  Sache  zu  übernehmen,  unwahr 
sei.  Im  übrigen  blieb  Friquet  bei  der  Meinuog,  dass  die  Haupthandlnng 
bei  Kf.  selbst,  und  zwar  sollemniter  und  mit  Yorwissen  aller  Alliierten  und 
Freunde  gescheheu,  hier  aber  nur  der  Grund  zu  solcher  Handlung  gelegt 
werden  solle,  da  sich  dann  bald  offenbaren  werde,  ob  etwas  Fruchtbarliches 
davon  zn  erwarten  sein  werde. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  [Haag]  5.  September  1663. 

[Besprechung  mit  Lerodt.  Aogebliche  VerhandlaDgeD  über  den  beabsichtigten  Ver- 
gleich auch  zwischen  den  beiderseitigen  Gesandten  in  Regensbarg.] 

5.  Sept  l^er  Verabredung  0  mit  Friquet  gemäss  hat  er  Lerodt,  welchen  er 
in  dessen  Hause  getroffen,  mitgetheilt,  dass  die  verabredete  Zusammenkunft 
in  Tnrnhout  wegen  Unpässlicbkeit  der  Prinzessin  von  Oranien  nicht 
stattfinden  könne,  und  ihn  in  betreff  der  unwahren  Behauptung  des  Bi- 
schofs von  Münster  desabnsiert.  Lerodt  dankte  dafür,  betheuerte  seines 
Herrn  gute  Intention  und  erklärte  sich  bevollmächtigt  und  bereit,  in  die 
Verhandlungen  zn  treten.    Doch  theilte  er  mit,  dass  seinem  Herrn  allerlei 


>)  8.  die  vorhergehende  Relation  vom  28.  August. 


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VerhandloDgen  BlaspeiU  mit  Lerodt  499 

widrige  OedankeD  beigebracht  worden  wären,  indem  diese  Vergleichssache,  wel- 
che der  Abrede  nach  secretiert  werden  sollte,  za  Regensbnrganf  die  Bahn 
gebracht  worden  sei,  des  Ef.  Gesandten  hätten  sich  deswegen  bei  dem  Neu- 
bnrgischen  Gesandten  Rantenstein  angegeben  nnd  diesen  gedrängt  anzu- 
geben, was  Pfalz-Neubnrg  für  Mediatoren  dabei  gebranchen  wolle>  aber 
nachdem  er  ihnen  dieselben  (Frankreich  nnd  den  Bischof  von  Münster) 
genannt,  nichts  weiter  von  der  Sache  gesprochen,  so  dass  es  schiene, 
als  hätte  man  dem  Pfalzgrafen  einigen  Yortheil  absehen  wollen,  doch  hätte 
er,  Lerodt,  alles  wieder  gut  gemacht  nnd  könnte  versichern,  dass  es  von 
seinem  Herrn  aufrichtig  gemeint  sei.  B1.  hat  dies  zu  erwähnen  für  nöthig 
erachtet,  da  Kf.  in  seinem  Rescripte  *)  mit  angeführt,  dass  Rauten  stein 
za  Regensburg  auch  tou  diesem  Vergleich  etwas  gedacht  habe.  *) 


Der  Kurflirst  an  Blaspeil.    D.  Königsberg  14.  September  1663. 

[auf  die  Belation  vom  28.  Aagust.    £r  ist  zu  den  VerhandloDgen  bereit,  wünscht, 
dass  sie  ohne  Mediation  geheim  geführt  werden.] 

—  Nun  wisset  Ihr  vorhin  '),  dass  wir  uns  zu  einem  billigen  Ver- 14.  Sept. 
trag  erklärt,  seind  auch  nochmals  der  beständigen  Meinung  und  haben 
Euch  vor  diesem  befohlen ;  yon  dem  von  Lerad  zu  yernehmen,  wie 
und  auf  was  Weise  er  vermeinte,  dass  diese  praeparatoria  anzu- 
stellen, zumal  wir  nicht  dafUr  halten,  dass  es  noch  zur  Zeit  nöthig, 
sich  einiger  Mediatoren  bei  diesem  Werk  zu  gebrauchen,  und  zwar 
darumb;  welches  wir  Euch  zu  Eurer  Nachricht  wissen  lassen,  dass 
der  Pfalz-Neuburgische  Abgeschickte  zu  ßegensburg  Rautenstein 
gleichfalls  von  einem  Vergleich  Erwähnung  gethan,  dabei  aber  zugleich 
angezeigt,  dass  sein  Herr  sich  dabei  des  Königes  in  Frankreich 
und  Bischofs  zu  Münster  Mediation  gebrauchen  wollte,  dabenebenst 
aber  dafür  hielte,  dass  der  Eeyser  wohl  schwerlich  die  Mediation 
mit  über  sich  nehmen  würde,  daraus  wir  denn  nichts  anders  muth- 
massen  können,  dan  dass  man  uns  auf  solche  Weise  den  Vergleich 
:  I  nicht  allein  schwer  sondern  auch  wohl  gar  wiedrig  machen  möchte,  ch. 
daher  wir  der  Meinung  sein,  dass  die  Sache  ohne  Mediation,  wenn 
es  Pfalz-Neuburg  Ernst,  anzutreten  und  keine  mehrere  Interessenten 
zuzuziehen.  :|  Ihr  habet  demnach  nochmals  mit  dem  von  Lerad  zu  reden 


^)  Ein  solches  ist  in  den  Akten  nicht  erhalten. 

^  S.  die  Relationen  der  brandenbargischen  Gesandten  aas  Regensbarg  vom 
27.  April/7.  Mai,  S./18  Mai  und  10./20.  Juli  1663  (oben  S.  löl  f.  188). 

';  Ein  solches  früheres  Rescript  in  dieser  Angelegenheit  ist  in  den  Akten 
nicht  vorhanden. 


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500         3-     VerhaDdluDgeo  mit  PfaU-Neubnrg.     Die  Verträge  tu  Dorsteo. 

und  von  ihm  zu  begehren,  dass,  dafern  es  seinem  Herrn  Ernst,  er  sich  er- 
kläre, wo  und  wann  die  Tractaten  und  zwar  so  viel  möglich  in  der 
Stille  und  in  geheimb  anzutreten,  dnmit  man  des  Intervenirens,  Pro- 
testirens  und  anders  mehr  von  einem  und  dem  andern  gefibrigt  sein 
könne.  Sobald  wir  nun  von  Euch  darauf  Antwort  erhalten,  so  bald 
wollenjwir  uns  auch  ferner  der  Personen  und  der  Instruction  halber 
gn.  resolviren ^).  —  Friquet  habt  Ihr  unterdessen  zu  Beförderung 
unseres  Besten  zu  unterhalten  und  dieses  ihm  zu  communiciren.  Wir 
haben  auch  wenig  Hoffnung  zum  guten  Ausgang,  wann  Prankreich 
und  der  Keyser  zugleich  mediatornes  sein  sollen,  daher  es  zum 
besten,  beide  daraus  zu  halten.  — 


Blaspeil  an  den  Knrftirsten.     D.  s'Gravenhage 
20./ 30.  November  1663. 

[VorstelluDgeD  Friqnets   wegen   der  Nothweodigkeit   ood  Nützlichkeit    des    za 
schliessendeD  Vergleichs.] 

30.  Nov.  Lerodt  ist  za   Lüttich  bettlägerig  und  die  Bavensteinische  AHena- 

tionssache  mnss  daher  bis  zu  dessen  Bessernog  anstehen. 

Nachdem  Friquet  durch  den  Baron  de  Lisola  advertirt  worden, 
dass  Ew.  Chf.  Dchl.  mir  gst.  aufgegeben,  wegen  der  Neuburgischen 
Sache  in  Handlung  zu  treten,  hat  derselbe  mit  mir  davon  und  zugleich 
von  der  augenscheinlichen  Gefahr  der  Spanischen  Niederlande  und 
der  daraus  erfolgenden  Unruhe  des  Kömischen  Reichs  und  sonderlieh 
deren  daran  grenzenden  Westfälisch  und  Rheinischen  Kreisen  sehr  confi* 
dent,  doch  nicht  als  ein  keyserlicher  Minister,  der  deswegen  einige 
ordre  hätte,  sondern  als  ein  guter  Freund  aus  sich  selbst  discurirt, 
der  Meinung,  dass  diese  andringende  Gefahr  andrergestalt  nicht  als 
durch  den  verhoflFten  Vergleich  mitNeubnrg  wtlrde  abzuwehren  oder 
zu  begegnen  sein,  sintemal  der  Westfälische  Kreis  —  durch  obg. 
Vergleich  vereinbart  und  dann  auf  solche  Vereinigung  aller  Apparenz 
nach  dieses  erfolgen  dtlrfte,  dass  wegen  der  nahen  Nachbarschaft 
und  des  gemeinen  Interesse  die  Spanische  Niederlanden  und  obg. 


1)  Kf.  ertheilt  (d.  Königsberg  12.  October  1663)  Blaspeil  Vollmacht  zu  den 
mit  Pfalz-Neoborg  wegen  Beilegung  des  Sacceesionsstreites  zu  führenden  Ver- 
handlungen, weist  ihn  zugleich  an,  „alles  mit  behutsamer  Sorgfalt  und  Fursichtig- 
keit  zu  menagieren  und  ratione  materialium  zwar  zu  vernehmen,  wohin  man  Pfalz- 
nenburgiecherseits  zielen  mochte,  sich  aber  vorläufig  darauf  noch  nicht  einzu- 
lassen", und  lehnt  vorläufig  jede  Vermittelung  ab. 


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Friqnets  Eröffnungen.  501 

beide  Kreise,  auch  wohl  mit  der  Zeit  dieser  Staat,  ja  Engellandt 
selbst,  zu  ihrer  aller  gemeinen  Gonservation  —  eine  Ligue  defen- 
sive mit  einander  aufrichten  und  nöthige  Anstalt  besorgen  wQrden, 
aller  deren  machinationes,  welche  in  diesen  Quartieren  sollten  brouil- 
liren  oder  sonsten  etwas  attentiren  wollen,  zu  widerstehen,  zum  we- 
nigsten, dass  auf  obg.  verhoflFten  Vergleichsfall  Ew.  Chf.  Dchl.  und 
Pfalz-Neuburg  dahin  zu  gedenken  worden  Ursach  haben,  weil  es 
fast  unmöglich,  wan  Frankreich  sein  Vorhaben  in  den  Spanischen 
Niederlanden  fortsetzen  würde,  dass  nicht  auch  die  Gülich-  und  Gle- 
vische  Lande  damit  inYolyiret  und  einen  guten  Theil  des  Lasts  dieser 
Unruhe  zu  tragen  haben  sollten,  und  hielte  —  Friquet  dafür,  weil 
der  Cron  II i Spanien  bei  itzigem  ihrer  Sachen  Zustand  so  hoch  hieran 
gelegen,  dass  dieselbe  zu  Facilitir  und  Beförderung  obg.  Vergleichs  und 
der  dadurch  verhoflFten  Ligue  lieber  etwas  von  dem  ihrigen  mit  Ab- 
tretung eines  oder  anderen  Stücks  dazu  contribuiren  als  zusehen  würde, 
dass  ein  so  hoch  importirendes  Werk  zurückbleiben  sollte.  £s  wäre 
aber  die  höchste  Zeit  damit,  wan  hierinnen  etwas  gutes  sollte  gesche- 
hen, und  würde,  wan  der  Fall  in  Spanien  käme,  darauf  die  Cron  Frank- 
reich,  welcher  die  Zeit  fast  zu  lang  würde,  bisher  nur  allein  ge- 
wartet, es  zu  späte,  zum  wenigsten  solcher  Vergleich  und  Ligue  nicht  so 
füglich  als  anitzo  zu  hoflFen  und  zu  finden  sein.  — 

Friquet  schlag  daher  vor,  sie  beide  möchteo  in  der  Stille  anterm 
Prätext  der  RaTensteinischen  Handlang  zu  Lerodt  nach  Lüttich 
reisen,  dort  mit  demselben  conferieren  and  die  Sache  präparieren;  die  Sache 
selbst  könnte  dann  zu  Regensburg,  wofern  nur  Ef.  persönlich  hinkäme 
(dass  der  Pfalzgraf  dort  zu  erscheinen  vorhabe,  davon  hätte  er  gewisse  Nach- 
richt), abgemacht  werden.  Bl.  hat  sich  aber,  da  seine  Instruktion  sich  so 
weit  nicht  erstreckt,  nicht  darauf  eingelassen.  Wenn  sie  wieder  zasammeo- 
kommen,  will  er  versuchen,  von  Lerodt  noch  etwas  weiteres  zu  vernehmen, 
wohin  man  Pfalz -Neuburgischerseits  ziele,  wiewohl  er  besorgt,  Lerodt, 
welcher  bisher  sehr  aufrichtig  procedieret,  auch  seine  Instruktion  ihn  hat 
wollen  sehen  lassen,  möchte  dadurch  argwöhnisch  gemacht  werden. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  2./ [12.]  December  1663. 

[auf  die  Relation  vom  20./30.  November.     Die  Verbaodlaagen   sollen  fortgesetzt 

werden,  Blaspeil  soll  so  sondieren  versacben,  za  welchen  ZageständniBsen  sich 

Pfalz-Neubürg  verstehen  nod  ob  Spanien  Geldern  abtreten  wolle.] 

Kf.  ist  zufrieden ,  dass  Bl.  sich  bisher  seiner  Instruktion  gemäss  ver-  12.  Dec. 
halten  und  sich  nicht  tiefer  engagiert  hat,  er  soll  damit  fortfahren. 


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502         3-    VerhaDdloDgeo  mit  PfaU-Neabarg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

Wir  können  aber  inmittelst  wohl  geschehen  lassen,  dass  Ihr  f&r 
Euch  Erwähnung  thut,  wann  man  Belieben  trüge,  eine  beständige 
Freundschaft  mit  uns  zu  Stabiliren  —  so  würde  man  die  Quelle 
für  allen  Dingen,  nemblich  die  ungleiche  Theilung,  aufheben  —  müs- 
sen. Gleichwie  nun  reichskundig,  dass  das  Herzogthumb  Gulich 
allein  mehr  importirt,  als  die  andern  Länder  zusammen,  so  wir  be- 
sitzen, als  würde  von  sich  selbst  folgen,  dass  uns  aufs  weinigste  das 
Herzogthumb  Bergen  abgetreten  werden  müsste.  Es  wäre  denn,  dass 
auf  den  Fall  wir  mit  des  Pfalzgrafen  Ld.  nicht  darüber  uns  yerglei- 
chen  könnten,  wie  der  Keys.  Resident  im  Haag  Friquet  dessfalss 
einige  Ouvertüre  gethan,  der  König  in  Spanien  uns  ein  Theil  seiner 
,;  Landen  dagegen  abtreten  wollte.    Sollte  aber  dieses  nicht  gehen,  so 

^  hättet  Ihr  für  Euch  zu  vernehmen,  ob  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  dero 

u  Prätension  anf  die  ganze  Succession  nicht  etwan  zu  Gelde  schlagen 

H  wollten,  worin  wir  dann  deroselben,  wenn  nur  die  Summe  nicht   zu 

S  excessiy,   wohl  Satisfaction    geben  werden.    Jedoch   habt  Ihr   dieses 

alles  nur  für  Euch  und  als  wenn  Ihr  desfalls  von  uns  nicht  befehligt, 
::  vorzubringen.    Ihr   habt  aus  allen  diesen  Sachen  allzeit  mit  —  der 

^  Princessin  von  Oranien  Ld.  fleissig  zn  communiciren  und  dero  Sen- 

\l  timent  uns  jedesmal  zu  überschreiben.    Weil  auch  an  ein  und  andern 

::  Orten  spargirt  worden,  als  würde  uns  der  König  zu  Hispanien  das 

Öberquartier  von  Gelderland  abtreten,  so  habt  Ihr  Euch  zu  bemü- 
5  hen,  desshalber  etwas  gründliches  zu  penetriren.  — 


?  Der  Kurfürst  an  Blaspeil    D.  Cöln  9./[19.]  December  1663. 

I.  [Die  Verhandlungen  sollen  fortgesetzt  werden;  wenn  Aossicht  auf  Erfolg  sein 

E;  sollte,  will  Kf.  selbst  nach  Gle?e  kommen.] 

Ü  19.  Dec.  —  Sollten  aber  unsere  Frau  Schwiegermutter  und  Ihr  verspüren, 

.1  dass  bei  dieser  Handlung  einig  guter  Ausschlag  zu  hoffen,  solchen- 

^  falls  habt  Ihr  beflissen  zu  sein,  den  v.  Leradt  an  der  Hand  zu  halten, 

und  könnet  Ihr  auch  Ih.  Ld.  alsdann  wohl  in  Vertrauen  berichten,  dass 
wenn  wir  versichert  wären,  dass  man  Neuburgischerseite  die  Sache 
mit  Ernst  meinete  und  uns  in  allen  Dingen  behörige  Satisfaction  zu 
geben  gesonnen^  wir  das  Werk  der  Wichtigkeit  hielten,  dass  wir  gegen 
künftigen  Frühling  nach  unserm  Fürstenthumb  Cleff  Selbsten  eine 
Reise  nehmen  wollten,  dahero  wir  dann,  ob  wir  gleich  inmittelst  die 
Tractaten  —  continuiret  wissen  wollten,  dennoch  auf  alle  Punkte  so 


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Forderaogeo  des  Kf.  503 

praeoise  niemand  instruiren  könnten,  wir  würden  uns  auch,  wenn 
wir  persönlich  daselbst  zugegen,  in  ein  und  andern  besser  und  eigent- 
lich erklären.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.    D.  Cöln  30.  December  1663/ 
[9.  Januar  1664.] 

[Die  von  Pfalz -Neubarg  zu  leisteDde  Satisfactioo.    Das  Directorinm  im  West- 
falischeD  Kreise.    Der  Religionspaukt.] 

—  Wofern  etwas  aus  der  Sache  werden  soll,  muss  uns  wegen  der  9.  Jal. 
allzu  ungleichen  Theilung  Satisfaction  geschehen,  es  kombt  uns  aber  zu- 
mahlen  ungereimbt  fUr,  dass  man  Pfalz-Neuburgiseher  seile  dergleichen 
VerkQrtzung  auch  praetendiren  und  auf  die  Bahn  bringen  will  —  dess- 
wegen  wir  dan  nicht  unbillig  zu  Ersetzung  der  Ungleichheit  das  Her- 
zogthumb  Bergen  oder  einen  guten  Strich  desselben  nebst  Rayen- 
stein  mit  dieser  Condition  prätendiren,  dass  Pfalz-Keuburg  bei 
der  Cron  Spanien  —  befordern  helfe,  damit  uns  das  Oberquartier  vom 
Herzogthumb  Gelderland  —  abgetreten  werden  möge,  wohingegen  wir 
auf  die  Flanderische  Güter  renunciiren  und  solche  I.  Ld.  gänzlich  ab- 
treten wollen .  Was  das  Directorinm  auf  denen  Westphftlischen  Creis- 
tagen  betrifft,  lassen  wir  es  desfalls  bei  denen  aufgerichteten  Vergleich ') 
bewenden,  und  weil  wir  —  der  Hoffnung  leben,  die  vota,  so  uns  wegen 
unserer  Landen  competiren,  nunmehr  ohne  ferneren  Streit  zu  erlangen, 
als  wird  dadurch  dieser  Sache  desto  leichter  ihre  abhelfliche  Masse  ge- 
geben werden  können.  Bei  dem  dritten  Punkt  —  die  ßeligion  belan- 
gend können  wir  Gewissens  halber  nicht  nachgeben,  dass  solcher 
nach  dem  Instr.  pacis,  als  welches  von  den  Guiischen  Landen  nicht 
disponiret,  —  eingerichtet  werde,  sondern  es  muss  billig  hierin  bei 
den  aufgerichteten  Verträgen  und  Reversalen')  verbleiben. 

Bl.  soll  die  Tractaten  im  geheimen  fortsetzen,  doch  sieht  Kf.  zur  Zeit 
noch  nicht,  wie  er  ihn  näher  instroiereD  soll,  sobald  ihm  aber  vom  Pfalz- 
grafen  Erklärung  wegen  seiner  Satisfaction  zukommen  werde,  will  er  sich 
so  heranslassen ,  dass  man  an  seiner  Begierde,  dies  Werk  znr  Richtigkeit 
zu  bringen,  nicht  Ursache  zu  zweifeln  haben  soll. 


0  Vom  8.  April  1647,  s.  oben  S.  485. 

')  S.  M.  Lehm  an  0,  Preasseo  aod  die  katholische  Kirche  I  S.  58ff. 


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504         ^*    VerhaodlaDgeD  mit  Pfalz- Nenbarg.    Die  Vertrage  zu  DorsteD. 

Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  s'Gravenhage  4.  Februar  1664. 

[VerabredoDg  mit  Lerodt.    Der  Vorfali  in  RegensbQrg.] 

4.  Febr.  Lerodt  ist  am  29.  Januar  hier  angelangt,  hat  am  31.  bei  Ihrer  Hoheit 

Audienz  gehabt,  liegt  jetzt  aber  wieder  am  Podagra  bettlägerig,  derselbe 
und  Bl.  haben  nur  in  einer  kurzen  Conferenz  verabredet,  dass  alles,  was 
vorgestellt  und  debattiert  werden  sollte,  ordentlich  protokolliert  und  vor  Rec- 
tificierung  der  Protokolle  nicht  weiter  geschritten  werden  solle.  Es  wird 
dieses  zwar  in  die  Handlung  einige  Langsamkeit  bringen;,  L  Hoheit  dringt 
aber  darauf,  dass  wegen  dessen,  was  zu  Regensburg  zwischen  dem  Neu* 
bnrgischen  und  dem  Paderbornischen  Deputierten  vorgelaufen'),  Satis- 
faction  gegeben  und,  bevor  Kf.  dadurch  beruhigt  werde,  man  sich  nicht  in  der 
Handlung  vertiefe.  Dieser  Regensburger  Verlauf  ist  Lerodt  sehr  fremd 
vorgekommen,  da  die  Verordnungen  des  Pfalzgrafen  an  ihn  fortgesetzt  voll- 
kommene Inclination  zum  billigen  guten  Vergleich  zeigen,  und  er  nicht  be- 
greifen kann,  wie  der  Deputierte  zu  Regensburg,  welcher  (ausserhalb 
beim  Rausch)  ein  sehr  bescheidener  und  vernünftiger  Mensch  sein  soll,  zu 
einer  so  unzeitigen  Thorheit  verfallen  sei. 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  2./[l2].  Februar  1664. 

[auf  die  Relation  vom  4.  Februar.    Die  VerhandluDgeo  sind  fortzasetsen  ] 

12.  Febr.  ^^  ^^  ^on  Regensburg  und  auch  sonst  versichert  wird,  dass  Rau- 
tenstein  ausser  Befehl  seines  Herrn  und  allein  für  sich  geredet  habe,  so 
findet  er  keine  Ursache,  dass  desshalb  die  vorhabende  Handlung  aufgehal- 
ten werden  solle,  Bl.  soll  daher  zur  Verzögerung  ferner  keine  Ursache 
geben,  sondern  zusehen,  dass  sich  Lerodt  in  etwas  ratione  realium  her- 
auslasse. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
1.  März  St.  n.  1664 

[Verhandlangen  mit  Lerodt.] 

I.März.  Bericht  über  verschiedene  Besprechungen  mit  Lerodt,  Bl.  hat  ge- 
fordert, dass  als  Orund  des  zu  machenden  Vergleiches  vollständig  herzu- 
stellende Gleichheit  festzustellen  und  von  den  Verträgen  von  1629  und  1647 
abzusehen  sei,  während  Lerodt  behauptete,  dass  von  dem  bestehenden 
Znstande  und  dem  Vertrage  von  1647,  durch  welchen  eine  solche  Gleich- 
heit schon  hergestellt  sei,  ausgegangen  werden  müsse;  darüber  ist  es  zu 
sehr  ausführlichen  Erörterungen  gekommen. 


*)  S.    über   den   dortigen   Auftritt   zwischen    dem    nenbargischen  Gesandten 
V.  RauteoBtein  und  dem  paderbornischen  Meinders  oben  ti.  214. 


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VerhaDdloDgen  OlaapeÜB  mit  Lerodt.  505 

Der  Kurfürst  au  Blaspeil.     D.  Cöln  30.  Febmar  (sie!) 
[2./ 12.  März]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  1.  März.    Der  gute  Dieost,  welchen  Kf.  dem  Pfalsgrafen 

erweisen  köune.] 

—  Gleichwie  wir  Euch  nun  in  der  Hauptsache  selbst  unsere  gn.  12.  März. 
Meinung  wissen  lassen,  also  hat  es  auch  dabei  nochmals  sein  Bewen- 
den und  halten  wir  im  übrigen  dafOr,  dass,  weil  man  an  beiden  Theilen 
die  gütliche  Handlunge  vorgiebet  und  contestiret,  es  nicht  nöthig,  sich 
in  meritis  causae  aufzuhalten.  Ihr  könnt  auch  gegen  den  von  Lerad 
wohl  gedenken,  dass  wan  die  Handlunge  lange  verzögert  werden 
soll,  dürfte  uns  eine  gute  Gelegenheit  aus  der  Hand  gezogen  werden,  bei 
welcher  wir  sonsten  vor  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  etwas  gutes  thun  und 
dieselbe  den  rechten  Effect  der  gemachten  Vereinigung  in  der  That 
zu  Vermehrung  dero  Interesse  verspüren  könnten;  was  sonsten  dasje- 
nige, so  zu  Regenspurg  vorgegangen,  betrifft,  deswegen  haben  wir 
Euch  neulich  befohlen,  dass  die  Handlung  nicht  aufzuhalten,  dabei 
wir  es,  zumal  der  von  Lerad  auf  seines  Herrn  Befehl  gegen  unserer 
Frau  Schwiegermutter  Ld.  nochmals  entschuldiget,  bewenden  lassen.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
Ö./15.  März  1664. 

[Meinaog  der  Prinzessin  von  Oranien  ober  den  mit  Ffalz-Neuburg  abzuscbliessen- 

den  Vergleich.] 

Er  hat  seiner  Instruktion  gemäss  alle  seine  Verhandlungen  in  der  15.  März. 
Ffalz-Neabnrgischen  Sache  I.  Hoheit  mitgetheilt  und  sie  gebeten,  ihre  Ge* 
danken  darüber  zu  ofifenbaren,  sie  hat  dieses  auch  endlich  gethan,  sonder- 
lich über  4  Paukte,  anf  die  es  hauptsächlich  ankäme:  1)  Kf.  würde  wohl- 
thun  darauf  zu  bestehen,  dass  eine  Proportion  nnd  Anschlag  der  Lande 
gemacht  werden  müsste,  2)  er  möchte  sich  jetzt,  wie  früher,  an  die  1614  zu 
Xanten  festgestellte  Proportion  halten,  3)  die  von  Neuburgischer  Seite 
berührten  Motive,  dass  eine  Loosnng  jetzt  nicht  mehr  statthaft  sei,  sondern 
Pfalz-Neubnrg  das  Jülichsche,  Kf.  das  Clevische  Theil  behalten 
musste,  Hessen  sich  wohl  hören,  4)  bei  Entstehung  des  Erbvergleiches 
würde  der  Vertrag  von  1647  gleichsam  perpetuel  sein,  zumal  da  er  1651 
erneuert  sei;  I.  Hoheit  hält  es  nicht  für  wahrscheinlich,  dass  zwischen  den 
beiden  1614  gemachten  Theilen  eine  grosse  Ungleichheit  bestehe,  doch 
könnte  es,  um  den  Pfalzgrafen  desto  besser  zur  Billigkeit  zu  disponieren, 
nicht  schaden,  darauf  noch  fürs  erste  zu  bestehen,  dass  Jülich  und  Berg 
weit  besser  wären  als  Cleve  mit  den  übrigen  Landschaften.  Da  Kf.  für 
Ravenstein  nur  40000  Rthlr.,  welche  anf  die  Domainen  creditiert  worden. 


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506  ^'    VerbaDdloogeo  mit  PfaU-Nenbarg.    Die  Verträge  zu  DorBteo. 

empfangen,  dieses  Stück  aber  wobi  300—400000  Rtblr.  werth  wäre,  so  sei 
es  billig y  wenn  der  ErbTergleich  gemacht  würde,  dass  der  Pfalzgraf  das- 
selbe wieder  dem  Kf.  überliesse.  Auch  wegen  der  in  Flandern  gelegenen 
Stücke  meint  sie,  dass  dieselben  Ton  Rechts  wegen  dem  Ef.  gehörten, 
doch  seien  dieselben  entlegen  nnd  wenig  werth,  man  würde  also  wohltbnn, 
sie  dem  Pfalzgrafen  für  die  tou  ihm  anerhandelten  actiones  Yon  Knr- Pfalz, 
Pfalz-Zweibrücken  a.  a.  zu  lassen.  Man  würde  aber  bei  diesem 
allen  der  noch  schwebenden  Geldrischen  Compromissache  nicht  vergessen 
müssen,  sondern  znznsehen  haben,  dass,  wofern  den  Landen  von  C 1  e  v  e  da- 
durch inskünftig  etwas  abgehen  sollte,  der  Pfalzgraf  sich  solches  pro  qoota 
zu  yergütigeu  bei  jetziger  Handlung  verpflichte,  ferner  sollte  man  bei  die- 
ser Gelegenheit  den  Pfalzgrafen  dahin  disponieren,  sich  der  Staatischen 
Schuldsache  mit  anzunehmen.  Die  Hoffnung,  durch  dieses  Werk  von  Spa- 
nien etwas  zu  erhalten,  könnte  leicht  fehlen;  es  sei  zu  rathen,  dass  Kf. 
und  Pfalz-Neuburg  sich  zunächst  verglichen,  weil  sie  solchen  Falls  die  von 
Spanien  gesuchte  Ligue  defensive  zu  befördern  und  dabei  ihre  conditiones 
zu  machen  in  der  Gewalt  hätten. 

Bl.  hat  I.  Hoheit  auch  die  Sache  wegen  des  Westfälischen  Kreisdi- 
rectorium  vorgetragen  und  sie  überzeugt,  dass  der  Pfalzgraf  gar  kein  Recht 
habe,  dem  Kf.  das  geforderte  condirectorium  zu  verweigern;  ebenso  die 
Sache  wegen  des  Religionswesens,  sie  meint,  dass  dieselbe  sehr  difficil  und 
weitläufig,  aber  doch  eher  so  zu  erledigen  sei,  dass,  wenn  ein  jeglicher  von 
beiden  Kur-  und  Fürsten  wüsste,  was  für  Lande  er  beständig  haben  nnd 
behalten  solle,  ein  beständig  Reglement  in  puncto  religionis  et  conscientiae 
gemacht  werde. 


Blaspeil  an  den  Kurflirsten.     D.  s'Gravenhage 
12./22.  März  1664. 

[auf  das  Rescript  vom  2./ 12.  März.    Lorodts  AeasseniogeD  über  die  polnische 
Angelegenheit,  Meioang  der  Prinzessin  von  Oranieo  darüber.] 

22.  März.         Nochmalige  Auseinandersetzung,  dass  die  Theilnng  von  1614  keines- 
wegs eine  so  sehr  ungleiche  gewesen  sei. 

Im  übrigen  bin  ich  gestrigen  Tages  mitLerodt  über  den  andern 
Punct  in  langes  Gespräch  gewesen  und  habe  ihm  zu  anfangs  allerlei 
Motiven,  warumb  beiden  unsern  hohen  Herren  Principalen  an  Beschleu- 
nigung des  vorhabenden  Vergleichs  merklich  gelegen  wäre,  zu  GemQthe 
gef&hret  und  endlichen  dasjenige,  was  Ew.  Chf.  Dchl.  ihme  bekannt  zu 
machen  mir  gst.  anbefohlen  '),  im  Vertrauen  —  communiciret    Darauf 

^)  S.  das  Rescript  vom  2./12.  März  obeo  S.  505. 


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Die  poloisohe  ADgelegenheit.  507 

er  alsbald  gefragt,  ob  nicht  Ew.  Chf.  Dchl.  die  Cron  Polen  d^mit 
meinen  möchten,  und  als  ich  ihm  geantwortet,  dass  es  zwar  wohl 
sein  könnte,  ich  es  aber  nicht  zu  sagen  wüsste,  inmittelst  aber  seine 
Gedanken  darüber  zu  wissen  begierig  wäre,  sagt  er  mir  ferner,  dass, 
als  er  hiebevor  in  Franckreich  zu  St.  Jean  de  Luz  gewesen,  hätte 
man  ihme,  und  sonderlich  der  Cardinal  Mazarin,  glaublich  zu  ver- 
stehen gegeben,  dass  Franckreich  vieler  ßespecten  halber  gerne  sehen, 
auch  mit  Rath  und  That  dazu  helfen  wollte,  damit  S.  F.  Dchl.  zu 
Neuburg  der  Succession  in  Polen  möchte  versichert  werden  und  zu 
dieser  Cron  gelangen.  Nach  Absterben  aber  des  Cardinals  Mazarin 
wären  solche  Concepten  geändert  und  gingen  nunmehr,  wie  weltkundig, 
die  Gedanken  dahin,  dass  man  den  Duc  de  Anguien  dazu  befordern 
möchte,  und  schiene  man  in  Frankreich  darauf  so  festen  Staat  zu 
machen,  dass  er  seines  Orts  dafür  hielte,  dass  sich  deme  zu  wollen 
widersetzen  nichts  anders  sein  würde,  als  diesem  König  in  Franckreich 
in  die  Augen  zu  greifen.  Er  könnte  mir  aber  nicht  sagen,  was  seines 
—  Herrn  Gedanken  hiebei  wären,  es  hätte  sonsten  überall  den  Na 
men,  dass  die  vornehmbste  und  fast  einzige  Ursach,  warumb  Franck- 
reich Ew.  Chf.  Dchl.  Freundschaft  suchte,  diese  wäre,  dass  es  mit 
der  Zeit  Ew.  Chf.  Dchl.  Assistenz,  umb  ermelten  Duc  de  Anguien 
zu  seinem  Intent  zu  verhelfen  oder  zum  wenigsten  daran  nicht 
hinderlich  zu  sein,  haben  und  dessen  versichert  sein  möchte.  Sollte 
es  nun  in  specie  dieses  sein,  darinnen  Ew.  Chf.  Dchl.  seinem  —  Herrn 
gutes  zu  thnn  gst.  gemeinet,  —  wünschte  er  wohl  solches  eigentlich 
zu  wissen,  umb  sich  darnach  desto  besser  zu  achten,  und  dürfte  er 
wohl,  weil  diese  Materie  sehr  zart,  und  yiel  davon  zu  schreiben  aller- 
seits gefährlich  sein  könnte,  die  Resolution  fassen,  wan  er  nur  nähere 
Nachricht  davon  hätte,  Selbsten  —  in  Eil  dorthin  zu  reisen,  umb 
seinem  Herrn  diesen  Punkt  mündlich  vorzutragen  —  und  ist  wohl 
kein  Zweifel,  wan  in  diesem  oder  dergleichen  etwas  zu  thun  wäre, 
dass  solches  den  vorhabenden  Vergleich  —  sehr  facilitiren  sollte. 

Aoeh  die  Priozessin  von  Oranien,  der  Bl.  diesen  Verlauf  yorgetrageo, 
meint,  Lerodt  werde  am  besten  thun,  mündlich  darüber  mit  seinem  Herrn 
zu  reden,  wie  man  auch  dieserseits  eich  wohl  Torznsehen  hätte,  damit  nicht 
Frankreich,  wenn  es  merken  sollte,  dass  das  Vornehmen  mit  dem  Duc  de 
Anguien  nicht  fortwollte,  die  Angen  wieder  auf  den  Pfalzgrafen  richten 
nnd  diesem  zu  des  Ef.  Nachtheil  zu  der  polnischen  Krone  zu  verhelfen 
sich  bemühe,  nnd  stelle  sie  dem  Kf.  anheim,  ob  man  nicht  dessen  Willens- 
meinung in  diesem  Stück  Lerodt  besser  za  erkennen  geben  solle,  damit  er, 


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508         S-    VerhaodloDgen  mit  Pfalz- Neaburg.    Die  Verträge  za   Dorsten. 

wenn  er  za  dem  Pfalzgrafen  reise,  demselbeD  guten  Bericht  davon  geben 
und  auch  dessen  eigentliche  Erklärung  darauf  zurückbringen  könne. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

15. /[25.]  März  1664. 

Conc.  0.  V.  Schwerin  eigenhändig. 

[auf  die  Relation  vom  5./ 15.  März.    Verwerfung  der  Vorschläge  der  PriozesBia 

von   Oranien,  Festhalten  an  höheren  Forderungen.    Ob  auf  Spanien  zu  hoffen.] 

25.  März.  j)\^  früheren  Vergleiche  waren  nur  Pro?isionalvergleiche  und  hat  man  da- 

her dabei  so  eben  nicht  geachtet,  wie  die  Theilung  eingerichtet  würde,  jetzt, 
da  die  Handlung  erblich  sein  soll,  kann  Kf.  sich  nimmer  dazu  verstehen,  dass 
anch  Pfalz-Neuburg  die  Hälfte,  wenn  dieselbe  schon  gar  genau  genommen 
werde,  behalten  sollte,  denn,  wie  er  versichert  ist,  dass  ihm  die  sämtlichen 
Lande  klaren  Rechtens  wegen  insgesamt  gebühren,  so  sieht  er  anch  nicht, 
was  ihn  dazu  bewegen  sollte,  sich  der  Hälfte  solcher  herrlichen  Lande  in 
perpetuum  su  begeben.  Der  Pfalzgraf  hat  durch  sein  Comportement  ihm  zu 
solcher  Liberalität  nie  Ursache  gegeben,  auch  hat  Ef.  und  seine  Posteri- 
tät sich  vor  demselben  nicht  zu  fürchten.  Die  Hinzulegung  nur  von  Ra- 
ven  stein  kann  ihm  daher  nicht  genügen.  Es  ist  notorisch,  dass  das  eine 
Herzogthum  Gulich  alle  anderen  Lande  an  Gütigkeit,  Macht  und  Einkommen 
weit  tibertreffe,  so  dass  der  Pfalzgraf  sich  nicht  zu  beschweren  hätte,  wenn 
ihm  dasselbe  nebst  Ravenstein,  Winnenthal  und  ßresque  zugetbeilt 
würde. 

Wenn  eine  immerwährende  Handlung  getroffen  werden  soll,  so  ver- 
langt Kf.,  dass  ihm  viel  andere  Vorschläge  und  Offerten  gemacht  würden. 
Den  Vergleich  von  1647  hat  er  observiert  und  will  ihn  auch  weiter 
observieren,  es  sei  denn,  dass  der  Pfalzgraf  continuieren  sollte,  die  Evan- 
gelischen zu  verfolgen  und  Kf:  an  dem  exercitio  des  condir^ctorii  zu  be- 
hindern, dass  Kf.  aber  denselben  gleichsam  für  einen  Erbvergleich  halten 
sollte,  daran  fehlt  so  viel,  dass  er  vielmehr  gesonnen  ist,  ehestens  auf  ei- 
nen rechtlichen  Ausgleich  zu  dringen,  wie  ihm  denn  auch  nicht  verdacht 
werden  könnte,  gegen  Wiedererlegung  der  auf  Ravenstein  ausgezahlteb 
40000  Rthlr.  propter  enormissimam  laesionem  solches  wieder  zu  repetieren. 
Inmittelst  aber,  wenn  uns  vorbedeuteter  Massen  endlich  begeg- 
net wird,  verbleiben  wir  —  geneigt,  zu  einem  Haupt  vergleich  zu  schreiten, 
daher  Ihr  dann  ferner  fortfahren  könnet  mit  dem  Freih.  von  Leradt 
ingeheimb  Praeparatorien  zu  machen.  —  Zu  einer  solchen  Eintbeilung 
aber,  wie  in  Eurer  Relation  enthalten,  wenn  der  Vergleich  erblich 
sein  soll,  habt  Ihr  ihm  garkeine  Hoffnung  zu  geben. 

Ob  von  Spanien  zu  Facilitirung  dieses  Vergleichs  etwas  gefhan 
werden  möchte,  können  wir  so  eben  nicht  wissen,   indessen  aber  ist 


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ForderoDgen  des  Kf.    Die  poioische  Aogelegeoheit.  509 

gewiss,  dass  uns  desfalls  viel  Hoffnung  gemacht  werde.  Alldieweil 
aber  dieses  hiebei  allemal  ausdrücklich  vorgegeben  wird,  Spanien 
wolle  darumb  etwas  von  dem  seinigen  thun,  damit  dieser  Vergleich 
getroffen  werde  und  Spanien  hernach  sowohl  mit  uns  als  Pfalz-Neu- 
bürg  in  gutem  Vertrauen  leben  und  umb  so  viel  mehr  Krieg  und  Un- 
gelegenheit  der  Orten  abwenden  könne,  so  halten  wir  davor,  es  möchte 
Spanien  nach  getroffenem  diesem  Vergleich  nichts  bei  der  Sachen 
thun  wollen,  doch  habt  Ihr  uns  zu  berichten,  was  Ihr  desfalls  ferner 
Temehmen  werdet.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  22.  März/[1.  April]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  12./ 22.  März.    Kf.  kann  sich  wegen  der  polDiscben  Sache 
noch  nicht  näher  erklären.] 

—  Ihr  habt  sonsten  dem  H.  von  Lerodt  zu  sagen,  dass,  wofern  i.  April, 
der  Accord  für  sich  ginge  und  des  Herzogs  Ld.  sich  dabei  raisonnabel 
finden  lassen  würden,  wir  alsdan  fttr  dieselbe  gern  in  allen  Occasionen 
dasjenige  befordern  helfen  würden,  was  zu  I.  Ld.  Besten  und  Auf- 
nehmen einigermassen  gereichen  könnte  —  ehe  und  bevor  aber  wir 
dessen  versichert,  hätten  wir  gross  Bedenken  uns  ferner  herauszulassen, 
und  könntet  Ihr  nicht  sagen,  ob  es  mit  Polen  oder  was  es  eigentlich 
wäre.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
5.  April  St.  n.  1664. 

[Neue  Conferenz  mit  Lerodt;  dessen  Anfrage,  ob  der  Bischof  von  Münster  in  die 
Verhandinngen  eingeweiht  nnd  zugezogen  werden  solle.] 

Gestern  hat  eine  neue  Conferenz  mit  Lerodt  stattgefanden,  dabei  er- 5.  April, 
wähnte  derselbe,  er  habe  ans  einem  Schreiben  des  Bischofs  von  Münster 
an  den  Domdechanten  Brabeck  ersehen,  dass  sich  der  Bischof  mit  dieser 
Sache  sehr  bemühte  nnd  die  Hände  darinnen  haben  wollte.  Weil  man  bis- 
her dafür  gebalten,  alles  möglichst  insgeheim  za  verhandeln,  so  hätte  der 
Ffalzgraf  sich  nicht  mit  dem  Bischof  einlassen  und  demselben  von  dem,  was 
hier  vorgegangen,  part  geben  wollen,  wiewohl  derselbe  desshalb  ezpress  zu 
ihm  nach  Neoburg  gereist  sei.')  Sollte  Kf.  gemeint  sein,  dem  Bischof 
die  Sache  zo  commonicieren  nnd  dieselbe  dadurch  fortsetzen  zu  lassen,  so  bat 


1)  S.    die  Relation    der   brandenburgischen  Gesandten    aus  Begensbnrg  vom 
11./21   März  1664  oben  S.  231. 


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510         ^-     VerhandlnDgen  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Vertrage  sa  DorsteD. 

er,  es  ihm  zu  sagen.     Bl.  bat  erwidert,   dass  er  davon  keine  Nachricht 
hätte. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  5./[15].  April  1664. 

[Die  angebotene  Münsterscbe  and  E.Mainziscbe  Y ermittelang.] 
15.  April.  In  Regensbarg  ist  in  dieser  Sache  nichts  weiter  vorgegangen,  als 
dass  der  Bischof  von  Münster  gegen  die  Gesandten  des  Kf. *),  wie  aach 
gegen  Ef.  selbst,  and  ebenso  aach  E.Mainz  sich  zor  Yermittelnng  erboten. 
Er  bat  dieses  zwar  nicht  abgeschlagen,  aber  sich  doch  za  nichts  eigeot- 
lichem  erklärt,  er  beabsichtigt  aach  noch  nicht,  das  Werk  auf  andere  Manier 
als  bisher  fortzusetzen. 


Blaspeil  an  den  EnrfÜsten.     D.  s'Gravenhage 
10./20.  Mai  1664. 

[Vergebliche  Verhandlang  mit  Lerodt.  Rath,  die  Forderungen  za  massigen.] 
20.  Mai.  Aaf  einer  neaen  Conferenz,  die  er  nach  seiner  Rückkehr  hieher  mit 
Lerodt  gehalten,  Hess  dieser  erkennen,  dass  Ef.  in  betreflf  des  Condi- 
rectoriam  im  Westfälischen  Ereise  die  desiderierte  Satisfaction  erhalten 
sollte,  dagegen  wies  er  Bl.'s.  Vorschlag,  der  Pfalzgraf  solle  das  Herzog- 
thum  Berg  oder  wenigstens  den  oberen  Theil  desselben  jenseits  der  Wopper 
abtreten,  vollständig  zurück  and  blieb  trotz  aller  Remonstrationen  dabei,  der 
Ffalzgraf  könne  solche  ansehnliche  Stücke  nicht  abtreten.  L.  wird  sich 
nach  seinem  Ban,  den  er  im  Jülichschen  nnter  Händen  hat,  begeben,  ist 
aber  bereit,  sobald  es  nöthig  sei,  zarückznkehren.  Bl.  glanbt  nicht,  dass 
es  möglich  sein  werde,  den  Pfalzgrafen  zo  solchen  Abtretungen  za  bewegen, 
dass  man  vielmehr,  wenn  man  za  einem  Vergleich  kommen  wolle,  die  For- 
derangen  dieserseits  mildern  müsse.  Wenn  der  Pfalzgraf  entweder  die  drei 
Herrschaften  Ravenstein,  Winnenthal  and  Bresqaes  oder  anstatt 
derselben  einen  Theil  von  Berg  abtreten  and  aaf  Ersatz  der  an  andere 
Prätendenten  aasgelegten  Gelder  verzichten  wollte,  könnte  Ef.  mit  guter 
Reputation  die  Verhandlungen  fortsetzen,  zumal  da  auch  seine  Orossmutter  >), 
durch  welche  die  Glevischen  Lande  an  das  Eurhaus  gekommen  seien,  er- 
klärt hätte,  dass  ihr  Cleve  mit  Marck,  Ravensberg  und  Ravenstein 
lieber  wäre  als  Jülich  und  Berg.  Doch  dürfte  es  noch  seine  Schwierig- 
keiten haben,  den  Pfalzgrafen  dahin  zu  bringen. 


1)  S.  die  Relationen  derselben  vom  21/31.  Janaar,  19./29.  Februar  and 
11./21.  März  (S.220. 226.  231.)  and  die  Rescripte  des  Kf.  an  dieselben  vom  3./13.  Fe- 
bruar, l./ll.  März  and  23.  März/2.  April  (S.  222.  228.233.). 

^  Anna,  Gemahlin  des  Karfursten  Johann  Sigismand,  Tochter  des  Her- 
zogs Albrecht  Friedrich  von  Preussen  and  der  Marie  Eleonore,  ältesten 
Schwester  des  letzten  Herzogs  Johann  Wilhelm  von  Julich-Cleve-Berg 


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VerhaDdluDgen  BlaspeiU  mit  Lerodt.    Erbieten  des  B.  voo  Münster.       511 

Derselbe  an  den  Kurfiirsten.     D.   Cleve  l./[ll.]  Juni  1664 

[Besuch  bei  dem  Bischof  von  Münster,  dessen  Klagen  über  die  Holländer  and 
Anerbieten,  einen  Vergleich  mit  Pfalz-Neabnrg  zu  befördern.] 

Auf  den  Wnnsch  des  Bischofs  yon  Münster  ist  er  in  den  Pfiogst- 11.  Juni, 
feiertagen  za  demselben  nach  Coesfeld  gereist.  Dort  eröfifnete  ihm  der- 
selbe, nachdem  er  in  Regensbnrg  erfahren,  dass  Ef.  zn  dieser  Frühlings- 
zeit in  hiesige  Quartiere  kommen  werde  ^),  habe  er  sich  desto  eher  zur 
Rückreise  in  sein  Fürstenthnm  entschlossen,  in  der  Hoffnung,  Kf.  aufwarten 
und  mit  demselben  darüber  reden  zn  können,  wie  die  Eintracht  im  West- 
fälischen Kreise  endlich  wieder  herzustellen  sein  möchte.  Er  führte  die 
Uebergriffe  an,  welche  sich  die  Oeneralstaaten  auf  dem  Reichsboden 
erlanbt:  die  gewaltsame  Besetzung  der  Dyler  Schanze^,  der  Herrschaft 
Leuth,  die  Yorenthaltung  Ton  Rbeinberg');  mit  dem  Fürstenthnm 
Ostfriesland  gedächten  sie  ebenso  zn  verfahren ,  und  Ef.  werde  am 
besten  wissen,  wie  sie  es  auch  mit  ihm  ungeachtet  so  vieler  genossenen 
Freundschaft  hielten  nnd  machten.  Da  diejenigen,  welche  jetzt  dort  das 
Regiment  führten,  die  Landmacht  hätten  verfallen  lassen,  so  wären  sie  gar- 
nicht  in  dem  Stande,  dass  man  sich  so  gar  sehr  vor  ihnen  zn  fürchten  hätte, 
sondern  die  Ursache,  dass  sie  es  mit  dem  Reich  und  den  Benachbarten 
also  anfingen,  beruhe  nnr  auf  der  Einbildung  ihrer  vorhin  gehabten  Macht 
nnd  Reputation  wie  nicht  weniger  auf  der  Uneinigkeit  des  Westfälischen 
Kreises  nnd  des  Reiches.  Er  kam  dann  auf  die  noch  zwischen  Kf.  nnd 
Ffalz-Nenburg  ausstehenden  Streitigkeiten  zu  sprechen  nnd  versicherte, 
wie  gerne  er  etwas  gutes  dann  thnn  wollte.  In  betreff  des  Condirectorium 
im  Westfälischen  Kreise  gestand  er  zu,  dass  er  diesen  Punkt  bisher  nicht 
befördert,  er  hätte  aber  gehofft,  es  würden  sich  Mittel  nnd  Wege  finden, 
die  Hauptsache  zn  vergleichen,  dabei  dann  auch  dieser  nnd  andere  Punkte 
ihre  Richtigkeit  erlangen  könnten,  er  stehe  mit  Pfalz-Nenbnrg  in  sehr 
guter  Correspondenz,  würde  aber  solcher  Freundschaft  die  Einigkeit  des 
Westfälischen  Kreises  immerhin  vorziehen,  dieselbe  hätte  ihn  auch  nicht 
gehindert,  dem  Kf.,  wo  er  gekonnt,  zn  dienen,  wie  er  denn  zn  des  Kf.  Besten 
sich  vormals  in  die  Rheinische  Allianz  nicht  hätte  einlassen  wollen,  son- 
dern erst  nachher«),  als  dem  Reich  nnd  Kf.  kein  Präjudiz  daraus  zuwachsen 
konnte,  sich  darein  begeben  hätte,  er  wolle  auch  jetzt  auf  seiner  Reise  nach 


*}  S.  das  Rescript  des  Kf.  vom  9./19.  Deoember  1663  oben  S.  502. 

^  Dieselt^e  war  wenige  Tage  vorher,  am  4.  Joni  1664,  erfolgt,  s.  darüber 
nnd  über  die  sonstigen  Streitigkeiten  des  Bischofs  mit  den  Niederlanden 
Töcking,  Geschichte  des  Stifts  Münster  nnter  Christoph  Bernard  v.  Galen, 
S.  114ff. 

^  S.  oben  S.  36. 

*)  Der  Bischof  war  erst  im  Janaar  1661  der  Rheinischen  AUians  beigetre- 
ten, s.  Mignet  II.  S.  18. 


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512  8-    Verband  langen  mit  Pfalz-Nenborg.     Die  Verträge  za  Dorsten. 

der  DoDaa^)  en  passant  Pfalz-Neabarg  wegen  des  Oondirectoriam  za- 
sprechen.  Ein  Erbvergleich  sei  nicht  so  leicht  zn  hoffen  als  zu  wünschen, 
ein  solcher  würde  aber  dem  Kf.  ebenso  viel  wo  nicht  mehr  Repntation  als 
die  prenssische  Sonverainität  bei  allen  anderen  Potentaten  geben.  Bl. 
möchte  dem  Ef.  vorstellen,  dass  auch  wenn  kein  hauptsächlicher  Vergleich 
zn  finden  sein  sollte,  man  dennoch  darauf  bedacht  sein  möchte,  ein  gutes 
Vertrauen  itn  Westfälischen  Kreise  zu  stiften  und  so  jene  unleidlichen  Ein- 
griffe fremder  Herrschaften  abzuschaffen  und  inskünftig  zu  verhindern'). 


Der  Kurfürst  an  Fürst  Moritz  von  Nassau  und  Blaspeil. 
D.  Cöln  21.  Juni/[1.  Juli]  1664. 

[aaf  die  Relation  vom  15. /25.  Juni.   Misstraaen  gegen  die  Absichten  des  Bischofs 

von  Münster.] 

1. Juli.  —  Nun  kehren  wir  uns   zwar  an  der  H.  Staaten  Schreiben') 

nicht,  welches  dieselben  an  I.  Key.  M.  von  ged.  BischoflFen  humeur 
abgehen  lassen  —  sondern  hoflFen  vielmehr,  es  werde  I.  Ld.  darin  zu 
viel  geschehen  sein,  weiln  wir  uns  aber  doch  auf  dergleichen  I.  Ld. 
Zusage  und  Versprechen  für  diesem  zum  öfteren  vergeblich  verlassen, 
so  können  wir  auch  anitzo  nicht  verdacht  werden,  dass  wir  etwas 
behutsam  gehen,  und  ersuchen  demnach  £.  Ld.  —  Ihrer  Ld.  bei  etwan 
erlangter  Gelegenheit  wissen  zu  lassen,  dass  wir  zwar  erbötig  wären, 
nebenst  ihm  eine  gute  enge  Verfassung  im  Westphälischen  Greise  zu 
befordern,  allein  ehe  und  bevor  uns  wegen  der  Direction  und  der  von 
uns  prätendirten  votorum  gebührende  —  Satisfaction  geschehen,  wel- 
ches wir  versichert  wissen,  dass  es  einzig  und  allein  von  Ihrer  Ld. 

0  Der  Bischof,  zaeammeo  mit  dem  Markgrafen  Friedrich  von  Baden 
zam  Director  des  Reicbskriegsratba  eroaoot  (s.  oben  S.  227),  begab  sich  im  Juli, 
um  dieses  Amt  anzutreten,  nach  Wien  und  verweilte  dort  auch,  nachdem  im 
August  dor  Frieden  mit  den  Türken  abgescbloesen  worden  war,  bis  zum  October 
dieses  Jahres  s.  Alpen,  De  vita  et  rebas  gestis  Christophori  Bernardil,  S.GöOff., 
Tücking  S.  126. 

^  Fürst  Moritz  von  Nassau  nod  Blaspeil  melden  (d.  Oleve  15./25.  Juni 
1664),  wie  Friquet  ihnen  mitgetheilt,  habe  der  Bischof  von  Münster  aucb 
diesem  gegenüber  ähnliche  Eröffnungen  gemacht,  sich  erboten,  dem  Kf.  das  Con- 
directorium  im  westfälischen  Kreise  einzuräumen,  aucb  Pfalz-  Neuburg  und  die 
übrigen  Kreisstande  dafür  zu  gewinnen  und  sich  zu  bemühen,  eine  Verständi- 
gung zwischen  dem  Kf.  und  Pfalz  Neuburg  wegen  des  Religionswesens  zustande 
zu  bringen ;  auch  ihnen  scheine  des  Bischofs  Augenmerk  nur  darauf  gerichtet  zu 
sein,  den  westfälischen  Kreis  wieder  in  gutes  Verständnis  zu  bringen,  was  aucb 
für  des  Kf.  Laude. sehr  erspriesslich  sein  wurde. 

")  d.  Haag  10.  Juni  1664  s.  Alpen  I  S.  647f. 


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Erbietaogen  des  Bischofs  von  Mflnster.  513 

bishero  gehindert,  würden  wir  uns  dazu  nimmermehr  verstehen,  son- 
dern es  vielmehr  zu  hindern  und  zu  hintertreiben  suchen.  —  Wir 
sein  sonsten  im  übrigen  beständig  resolviret,  so  bald  es  die  Gelegen- 
heit an  Hand  geben  möchte,  uns  des  directorii  im  Greise  anzumassen, 
und  werden  sehen,  ob  es  des  H.  Bischofs  Ld.  uns  alsdann  werden 
disputiren  und  hindern  können.  — 


Fürst  Moritz  von  Nassau  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve 
12.  August  1664. 

[Vorschläge  des  Bischofs  von  Münster  in  betreff  einer  zwischen  ihm,  Ef.  und 
Pfalz -Nenbnrg  abzaschliessenden  Allianz.] 
Der  Bischof  von  Münster  hat  durch  den  hieher  geschickten  Prior  von  12.  Ang. 
Werden*)  ihm  eröffnen  lassen,  dass  za  Beförderung  der  Einigkeit  im 
Westfälischen  Kreise  er  nnd  Ffalz-Neubnrg  begierig  seien,  sich  mit 
Rf.  in  gute  Verfassung  und  Defensivallianz  zu  setzen.  Pfalz-Neuburg 
erbiete  sich  das  Religionswesön  interimsweise,  bis  zum  Austrag  durch  die 
Kaiserliche  Kommission,  nach  der  Observanz  des  Juhres  1624  einzurichten 
und  solches  sofort  durch  beiderseitige  Kommissare  werkstellig  zu  machen, 
beide  erklärten  sich  bereit,  den  Ef.  zum  Condirectorium  im  Westfälischen 
Kreise  zuzulassen  und,  um  solches  alles  zu  effectuieren,  durch  einige  ihrer 
Räthe  mit  Bevollmächtigten  des  Kf.  verhandeln  zu  lassen,  und  hätten  ihn 
aufgefordert,  weil  dieses  solche  Sachen  wären,  dabei  allerhand  consideranda 
vorfielen  und  welche  füglicher  münd-  als  schriftlich  vorgetragen  werden 
könnten,  deswegen  jemand  an  Kf.  abzufertigen,  der  von  allem  referieren  und 
des  Kf.  Resolution  zurückbringen  könnte.  Auch  er  ist  derselben  Meinung 
und  schlägt  vor,  dass  sich  Blas  peil  deswegen  zu  Kf.  begeben  möge. 


Instruction,  wonach  sich  unser  —  Werner  Wilhelm  Blaspeil 
zu  Behandel-  und  Hinlegung  des  im  Religionswesen  daselbsten 
enstandenen  Streits,   auch  Festsetz-  und  Einftihrung  des  uns 
competirenden    condirectorii   im    Westfälischen    Kreis  —   zu 
richten.     D.  Cöln  4./[14.]  October  1664. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 
[Wie  das  Religiooswesen  und  das  Ooodirectoriam  im  Westfälischen  Kreise  eio- 
znrichteo.    Kf.  ist  zu  einer  DefeosivalliaDz  mit  Münster  und  Pfalz- Neuburg  be- 
reit, wänscht  aber  auch  ZaztehuDg  anderer  Reichsstände.] 
Er  soll  zunächst  dem  Bischof  von  Münster  für  dessen  Bemühungen  14.  Oct. 
in  der  Sache  des  condirectorii  danken,  Kf.  werde  sich  dafür  gegen  denselben 

')  Adolf  Bore k.    Die  Instraktion  des   Bischofs   für  denselben    ist   datiert 
Regensbiirg  21.  Juli  1664. 

Mat«r.  X.  0«8cb.  d.  O.  Kurfürsteo.    XI.  33 


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514         B.    VerhaDdlaDgeo  mit  Pfals-Nenbarg.     Die  Vertrage  zu  Doreteo. 

und  aach  gegen  den  Prior  von  Werden,  der  sich  diese  Sache  hat  eifrigst 
angelegen  sein  lassen,  erkenntlich  erweisen. 

Er  soll  mit  den  Deputierten  von  Münster  und  Pfalz-Neubarg  za 
Göln  oder  an  einem  anderen  geeigneten  Orte  baldmöglichst  zusammentreten, 
um  die  allerseits  gewünschte  Einigkeit  im  Westfälischen  Kreise  zu  beför- 
dern, und  zwar,  damit  diese  Zusammenkunft  desto  weniger  Aufsehen  errege, 
unter  dem  Yorwande  des  Religionsstreites. 

Diesen  Religionsstreit  anbetreffend,  ist  in  Acht  zu  nehmen,  dass 
von  der  Kaiserlichen  Kommission  nicht  abgegangen^  noch  den  Befugnissen 
des  Kf.  und  seiner  Gülich-  und  Bergischen  evangelischen  Unterthanen  in 
ihrer  durch  die  Reversalen  erlangten  Freiheit  durch  diese  Interimshandlung 
präjudiciert  werde.  Bl.  soll  sich  daher  bemühen,  dass  das  Religionswerk 
gemäss  dem  Düsseldorfer  Vergleich  vom  8.  April  1647  ad  prazim  des 
Jahres  1612  hergestellt  werde,  sollte  man  aber  Neuburgischerseits  sich  dazu 
nicht  verstehen,  so  will  Kf.  zwar  endlich  geschehen  lassen,  dass  diese  Frage 
durch  die  Kaiserliche  Kommission  erörtert  und,  bis  solches  erfolgt  sei,  das 
vorgeschlagene  Temperament  des  Jahres  1624  conditioniertermassen  ad  Interim 
eingeführt  werde,  es  muss  aber  in  dem  Recess  des  Jahres  1612,  als  dessen 
Kf.  sich  keineswegs  zu  begeben  gemeint  ist,  wie  auch  der  Reversalen  io 
specie  gedacht  werden.  Ueber  die  Fragen,  wie  die  Evangelischen  zu  der 
a.  1624  gehabten  bürgerlichen  und  Conscienzfreiheit  wiiklich  gelangen,  und 
was  für  Versicherung  sie  haben  sollten,  dass  man  sie  künftig  daran  nicht 
hindere,  sollen  Statthalter  und  Regierung  zuCleve  näher  deliberieren,  ihr 
Gutachten  soll  Bl.  zur  Nachachtung  zugestellt  werden. 

Sobald  dieser  punctus  religionis  erledigt,  wäre  die  Alternation  des 
directorii  im  Westfälischen  Kreise  und  wie  dieselbe  zwischen  Kf. 
und  Pfalz-Neuburg  am  füglichsten  einzurichten,  vorzunehmen.  Kf.  hält  da- 
für, dass  die  Convocation  der  Kreisstände  durch  ihn,  Pfalz- Neuburg  und 
Münster  conjunctim,  nach  vorangegangener  Communication  und  Verein- 
barung, zu  geschehen  habe.  Wegen  der  Subscription  wäre  einzuführen, 
dass  unter  allen  Aus-  und  Anschreiben  der  Kreisdirectoren  diese  beiden 
capita  der  Unterschriften  neben  einander,  als  erstlich  wegen  des  Münster- 
scheu  und  daneben  wegen  des  Clevisch-Oülichschen  oder  Gülich- Cle vischen 
directorii  gesetzt,  das  erste  von  dem  Bischof  allein,  das  andere  aber  von 
Kf.  und  dem  Pfalzgrafen  conjunctim  unterschrieben  werde.  Falls  der  Pfalz- 
graf darauf  bestehe,  könne  auch  darin,  wer  von  beiden  zuerst  unterschrei- 
ben solle,  eine  Alternation  stattfinden.  Wegen  der  Session  und  Proposition 
könnte  es  so  observiert  werden,  dass  auf  dem  nächstersten  Kreistag  Kf., 
auf  dem  folgenden  aber  Pfalz-Neuburg  zuerst  dass  condirectorium  beklei- 
deten und  täglich  abwechselten  und  im  übrigen,  da  ihnen  zwei  vota  zu- 
gestanden worden,  ein  jeder  sein  votum  libere  führte.  Das  conclusum 
werde  namens  des  ganzen  directorii  abzufassen  und  zu  publiciereu  sein. 
Alle  executiones  köunten  communi  nomine  geschehen,  worüber  auf  dem 
nächsten  Kreistage  näher  geredet  werden  könne.     Bl.  soll  darauf  dringen, 


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lQ8traktioD  für  Blaspeil.  515 

das8  ein  solcher  Kreistag  möglichst  bald  berufen  and  dort  alles  zum  Effect 
gebracht  und  festgestellt  werde. 

Im  übrigen  Bind  wir  mit  mehrbochg.  H.  Bischofs  und  H.  Pfaltz- 
grafens  Ld.  Ld.  allerdings  darinnen  einig,  dass  umb  einen  guten 
Grund  zur  beständigen  Einigkeit  im  Westphäliscben  Greis  zu  legen,  auch 
denen  sämptlichen  Ständen  darinnen  mit  einem  guten  Exempel  vor- 
zugehen und  die  künftige  Verfassung  des  Greises  zu  facilitiren,  wir 
wohl  thun  werden,  un*s  mit  einander  nach  Anweisung  der  Reichs- 
Constitutionen  zu  Verbinden,  also  und  dergestalt,  dass  einer  den  an- 
dern auffm  Nothfall  mit  gewisser  Anzahl  Völker  assistire.  Damit 
aber  solche  Verbündnus  den  Benachbarten  kein  verkehrtes  Nachden- 
ken gebe,  auch  andre  Stände  und  Greise  im  Reich  keine  ombrage 
davon  schöpfen,  so  soll  unser  Rath  in  Vorschlag  bringen,  ob  nicht 
zu  dieser  Allianz  fort  zu  anfangs  einige  mehr  und  zwar  von  den 
Evangelischen  Ständen  ebenso  viele  als  von  den  Gatholisehen  zu  er- 
suchen und  einzulassen  sein,  darzu  wir  dann  unser  bestes  gerne  con- 
tribuiren  und  etwan  die  Häuser  Braunschweig,  Hessen-Gassel  oder 
andere  mit  im  Greis  Interessirte  darzu  zu  disponiren  uns  wollten 
lassen  angelegen  sein,  dahingegen  die  andre  ebnergestalt  Chur-Göln 
oder  sonsten  jemand  von  den  GatholiBchen  dazu  bewegen  könnten.  — 


Blaspeil  an  den  Kurflirsteii.     D.  Cleve  29.  November  / 
[9.  December]  1664. 

[Bröffoungen  Downings  wegen  einer  Allians  des  Kf.  mit  England  gegen  Holland, 
Znsiebung  Monsters,  Einvernehmen  zwischen  Frankreich  und  England.] 

Der  englische  Envoj^  Do  wning')  hat  mit  ihm  wegen  der  jetzt  zwischeu  29.  Nov. 
England  und  diesem  Staat  schwebenden  Streitigkeit  sehr  weitläufig  und 
coofident  geredet,  auch  dabei  bemerkt,  dass  sein  König  gern  sehen  würde, 
dass  Kf.,  K.Göln,  Pfalz-Neuburg  und  Münster  dasjenige,  was  sie 
mit  diesem  Staat  zu  desmelieren  und  worin  sie  bisher  keine  Justiz  hätten 
erhalten  können,  bei  gegenwärtiger  Gelegenheit  mit  Eifer  poussierten  und  zu 
Bolehem  Ende  gute  Gorrespondenz  mit  einander  hielten;  sein  König  dürfte 
wohl,  wenn  man  einig  werden  könnte,  sich  obligieren,  keinen  Frieden  mit 
diesem  Staat  zu  schliessen,  ehe  Kf.  nnd  die  anderen  Interessenten  ihr  Gon- 
tentement  hätten.  Bl.  hat  geantwortet,  er  wolle  es  referieren,  Kf.  würde 
aber  gewiss  seinem  Envoj^  in  England  v.  Brandt^)  seine  Intention   be- 


0  S.  aber  denselben  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  533. 

^f  S.  über  dessen    damalige   Verbandlangen    iu   England  Pufendorf  X  §  2 
—  6.  (8.6410*.) 

33^ 


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516         B.    VerhandlnngeD  mit  Pfalz -Neabarg.    Die  Verträge  sa  Dorsten. 

kannt  gemacht  haben,  an  der  gnten  Correspondenz  zwischen  Ef.  and  anderen 
Benachbarten  hätte  er  garnicht  zn  zweifeln,  seines  Brachtens  aber  werde 
niemand  von  denselben  gern  sehen,  dass  der  Staat  zu  Omnde  gehen  sollte, 
er  glaubte  anch  nicht,  dass  die  Krone  England  ihre  Rechnung  dabei  finden 
würde.  D.  sagte  darauf,  dass  der  Staat  conseryiert,  die  Insolenz  der  Wit ti- 
schen Partei  aber  gesteuert  werden  müsste;  v.  Brandt  könnte  darüber 
von  Kf.  noch  keine  Ordre  erhalten  haben,  auch  hätte  er,  D.,  alle  zu  diesen 
Sachen  dienende  Nachricht  samt  Vollmacht  desfalls  zu  handeln,  welches 
sich  besser  hier  als  in  England  thun  liesse;  sein  König  reflectierte  sonder- 
lich auf  Kf.,  und  weil  nächst  demselben  Münster  mit  diesem  Staat  am 
meisten  zu  thun  hätte  und  zwar  über  Sachen,  welche  das  römische  Reich 
in  gemein  betreffen,  so  würde  er  gern  sehen,  dass  derselbe  in  dem,  was 
man  zusammen  verhandlen  möchte,  mit  einbegriffen  würde;  er  bat  anch 
Bl.,  dem  Bischof  diese  Intention  des  Königs  auf  eine  fügliche  Weise  an 
die  Hand  zu  geben,  welches  er  auch  zusagte. 

PS.  Downing  hat  ihm  auch  gesagt,  Kf.  brauche  garnicht  bedenklich 
zu  sein,  sich  mit  England  auf  die  vorgestellte  Condition  etwas  näher  und 
fester  zu  setzen,  denn  Frankreich  und  England  verständen  sich  wohl 
miteinander.  Während  die  französische  Interposition  bei  hiesigem  Staat 
wenig  attendiert  wurde  (wie  man  in  Sachen  der  Evacuation  von  Rheinberg, 
Ravenstein,  Leuth  undBorkeloe  gesehen),  würde  man  durch  die  mit 
England  vorgeschlagene  Ligue  alles  gar  leicht  und  in  kurzer  Zeit  (indem 
zuletzt  England  und  der  Staat  sich  doch  vergleichen  müssten)  erlangen. 


Der  Kurflirst  an  Blaspeil.    D.  Cöln  7./[17.]  December  1664. 

[aaf  die  Relation  vom  29.  November  /  9.  December.  Kf.  hat  ähnliche  Vorschläge 
schon  in  England  selbst  machen  lassen.  Bl.  soll  anch  K.Cöla  nod  Monster  snr 
Mitwirkung  nnd  Beförderung  der  Verhandlnngen  mit  Pfalz-Nenburg  za  bewegen 

suchen.] 

17.  Dec.  —  Weil  nun  solches  mit  unsrer  Intention,  welche  wir  albereit  in 
Engelland  eröffnen  und  darüber  negotiiren  lassen*),  allerdings  über- 
einkommt —  habt  Ihr  ihm')  demnach  weiter  zu  verstehen  zu  geben, 
dass  wir  aus  treuer  Affection  gegen  den  König  dieses  albereit  an  die 
Hand  gegeben  und  fürstellen  lassen,  dass  es  zu  dero  sonderbarem 
Vortheil  und  Besten  gereichen  würde,  wan  bei  währendem  diesem 
Kriege  entweder  das  Reich  insgesambt  oder  einige  Chur-  und  Fürsten 
ihr  Interesse  gegen  Holland  anitzo  in  Acht  nehmen,  Ihr  habt  aber 
dieses  also  fürzusteiien,  damit  der  Abgeordnete  und  insonderheit  auch 


0  Durch  Chrietoph  v.  Brandt  s.  Pufendorf  a.  a.  0. 
^  D  o  w  D  i  u  g. 


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Bröffnaogen  Dowoings.  517 

der  König  daraus  zu  spüren,  dass,  was  hierunter  geschehen  würde,  wir 
mehr  zu  Beförderung  des  Königs  Interesse  als  unserethalben  thun  würden. 
Und  dieweil  hiernegst  dieses  Werk  fümemblieh  bei  des  H.  Churfürsten 
zu  Cöln  Ld.  incaminirt  werden  muss,  als  befehlen  wir  Euch,  dass 
Ihr  Euch  zu  Ihrer  Ld.  HofBager,  jedoch  ohne  einzigen  Caracter  und 
nur  unterm  Prätext  Eurer  Privatgeschäfte  mit  dem  ehesten  verfüget, 
zuförderst  wegen  unsrer  Satisfaction  im  Westfälischen  Kreise  und  vom 
Pfalzgrafen  von  Neuburg  den  Vortrag  thut  und  dieselbe  sondiret,  wie 
sie  etwan  zu  vorgedachtem  Werk  geneigt  sein  möchten.  Solltet  Ihr  nun 
vermercken,  dass  sie  dazu  einige  Lust  hätten,  solchen  falls  könnet  Ihr 
Ihre  Ld.  unseretwegen  versichern,  dass  wir  hierin  mit  ihr  umbtreten 
und  eine  gemeine  Sache  daraus  machen  wollten,  jedoch  mit  dem  Be- 
ding, dass  I.  Ld.  dero  so  oft  gethanem  Anerbieten  gemäss  zuforderst 
befordern  möchten,  damit  uns  von  Pfalz-Neuburg  wie  auch  im 
Westfälischen  Kreise  —  Satisfaction  wiederfahren  möchte.  —  Im 
Fall  Ihr  auch  noch  bei  des  Bischofs  zu  Münster  Ld.  nicht  gewesen, 
habt  Ihr  Euch  auch  zu  deroselben  zu  verfügen  und  dieses  negotium 
auf  gleichmässige  Art  wie  bei  Chur-Cöln  zu  tractiren,  daneben  aber 
auch  unsere  Satisfaction  beim  Westfälischen  Kreise  desto  heftiger  an 
diesem  Ort  zu  treiben,  weil  Ih.  Ld.  uns  daran  bishero  so  sehr  be 
hindert  haben. 

Was  Euch  sonsten  mehrg.  Downing  wegen  der  Cion  Franck- 
reich  und  dass  dieselbe  dieses  alles  zu  befordern  geneigt  wäre,  ent- 
decket, solches  wäre  uns  zwar  hochnöthig  zu  wissen,  ob  es  auf  eini- 
gem gewissen  Fundament  beruhe,  wir  können  aber  aus  allen  Unib- 
ständen  so  viel  merken,  dass  Ihr  aus  diesen  Dingen  mit  dem  Comte 
d'Estrades*)  nicht  vertraulich  reden  dürft,  daher  wir  dieses  zu 
erfahren  ander  Mittel  gebrauchen  werden.  —  Sonsten  wird  uns  nicht 
entgegen  sein,  dass  die  Sache  aldort  im  Haag,  wenn  Downing  dess- 
fals  von  seinem  König  Befehl  bekombt,  ferner  negotiiret  werde,  und 
wollen  wir  auf  solchen  Fall  unsern  —  v.  Brandt  Ordre  geben,  sich 
auf  Euer  Zuschreiben  auch  dahin  zu  verfugen  und  das  Werk  aldort 
festzustellen,  dan  weil  derselbe  in  der  Sache  schon  negotiiret,  so 
halten  wir  nöthig,  dass  er  mit  dabei  sei.  — 


1)  FranzösiBcber  Qesaodter  im  Haag, 


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518         8.    VerhandloDgen  mit  Pfale-Neobnrg.    Die  Verträge  so  Dorsten. 

Blaspeil  an  den  Kurfürsten.  D.  Cleve  7./ [17.]  December  1664. 

[Neue  VerhandluDgen  mit  Lerodt.] 

17.  Dec.  Auf  Lerodts  VeranlassQOg  hat  er  vor  drei  Tagen  eine  neae  Conferenz 
mit  demselben  gehalten ,  anf  welcher  namentlich  die  Religionsangelegenheit, 
für  deren  Regelung  Bl.  das  Jahr  1612  als  Normaljahr  vorschlug,  behandelt 
wurde.  Da  Lerodt  den  Erb  vergleich  garnicht  berührte,  so  hat  er  ihn 
nach  der  Ursache  davon  gefragt ;  jener  erwiederte,  er,  wie  sein  Herr,  hofften, 
wenn  zunächst  die  beiden  Funkte  religionis  et  condirectorii  ihre  Erledigung 
gefunden  hätten,  dass  dann  der  Erbvergleich  weit  besser  als  jetzt  sich  be- 
handeln lassen  würde.  Bl.  mnsste  sich  damit  begnügen,  von  anderer 
Seite  ist  er  berichtet  worden,  dass  Pfalz-Neuburg  den  Erbvergleich  nie- 
mals eifriger  als  jetzt  desideriert  habe.  Er  hoflft,  wenn  auch  ein  solcher  zu 
des  Ef.  contento  nicht  so  bald  zu  finden  sein,  sondern  man  bei  dem  letzten 
Provisionalvergleich  de  a.  1647  bleiben  möchte,  dass  Ef.  dennoch  die  Herr- 
schaft Ravenstein  daraus  ziehen  und  behalten  und  inzwischen  der  Weg 
zum  Erbvergleich  nach  wie  vor  offen  bleiben  könne. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  14./[24.]  December  1664 

[auf  die  Relation  vom  l./ll,  December.     Günstige  Gelegenheit   lor   Erfäüang 
•einer  Zusage,  daher  baldiger  Abschluss  der  Verbandlnngen  wänschenswertb.] 

24.  Dec.  Sr  is^  damit  zufrieden,  dass  in  der  Religionssache  der  terminus  des 
Jahres  1612  angenommen  werde,  auch  dass  der  punctus  religionis  et  con- 
directorii vor  dem  Erbvergleich  abgethan  werde. 

Im  Fall  Ihr  aber  vermerken  würdet,  dass  auf  die  in  Eurer  In- 
struktion enthaltene  conditiones  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  sich  zum 
Vergleich  verstehen  wollten,  alsdann  sein  wir  auch  noch  geneigt,  Ihrer 
Ld.  darin  beforderlich  zu  sein,  was  wir  mit  Euch  albie  mündlich  gere- 
det*). Weil  aber  dieses  Werk  also  beschaffen,  dass  darin  geeilet 
werden  muss,  massen  dan  die  beste  Oelegenbeit  anitzo  dazu  vorhan- 
den, so  würde  gut  sein,  dass  es  hierunter  je  eher  je  lieber  zurBich- 
tigkeit  kommen  könnte.  — 

Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  Coesfelt  21./[31.]  De- 
cember 1664. 

[VerhaodluDgeo  mit  dem  Bischof  von  Mäoster,  verabredete  Zasammenkanft  sa 

Xanten.] 

31.  Dec.  Infolge  des  Rescripts  vom  7./17.  December  und  einer  neuen  Auffor- 
derung des  Bischofs  von  Münster  hat  er  sich  vor  einigen  Tagen  hierher 

>)  S.  oben  8. 513. 


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BlaspeiU  Verhandlaogen  mit  Lerodt  o.  dem  Bischof  von  Münster  519 

T^rfiigt;  es  ist  verabredet  worden ,  dass  am  5./1 5.  Januar  zu  Xanten  eine 
Zasammenkonft  der  Münsterschen ,  Nenbnrgiscben  nnd  Brandenburgischen 
Deputierten  stattfinden  soll,  um  die  pnncta  religionis  et  condireetorii  zu 
vergleichen,  nnd  es  wird  hier  dafür  ein  Recess  entworfen,  den  er  mit  nach 
Cleve  nehmen  nnd  im  Rath  vorlegen  wird.  Da  Pfalz-Nenbarg  erklärt 
bat,  er  wolle,  wenn  es  nur  den  Namen  hätte,  dass  das  Jahr  1624  ange- 
nommen werde,  zur  Erlangung  eines  vollkommenen  Religionsfriedens  in 
den  Gülich-  nnd  Cleveschen  Landen  den  Evangelischen  diejenigen  Kirchen, 
welche  sie  a.  1612  gehabt  hätten,  wenn  es  nur  nicht  allzuviele  wären,  resti- 
tuieren, so  bittet  er  Ef.,  ihm  seine  Willensmeinung  darüber  ehe  jene  Zu- 
sammenkunft erfolge  mitzutbeilen ,  zugleich  schlägt  er  vor,  da  dieser  Con- 
vent  sehr  important  sein,  nnd  Pfalz-Neubnrg  dazu  seine  ersten  Minister, 
den  Kanzler  6 iese,  den  Baron  de  Lerodt  und  den  Vicekanzler  Schnell 
senden  werde,  dass  Kf.  den  Statthalter  anweise,  entweder  selbst  mit  dabei 
ZQ  sein  oder  jemand  aus  den  Adlichen,  etwa  den  Freiherrn  v.  Spaen  oder 
einen  anderen  dazu  mit  zu  deputieren.  Sie  sind  hier  auch  in  Arbeit,  einen 
Entwurf  zu  der  Allianz  und  Verfassung  auszuarbeiten. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.    D.  Cöln  27.  December  1664/ 
[6.  Januar  1665.] 

[auf  die  Relation  vom  21. /31.  December.    HofifDoog  auf  Schlichtuog  des  Religioos- 
streits     Die  eDglischeo  Absichten,   Ef.  will  sich  nicht  mit  io  den  Krieg  gegen 

Holland  ziehen  lassen.] 

Wegen  des  puncti  religionis  hat  er  an  den  Clevischen  Statthalter  6.  Jan. 
rescribiert  und  hofft,  weil  man  sich  jetzt  so  viel  glimpflicher  erzeigt,  es 
werde  nunmehr  der  Sache  dadurch  geholfen  werden.  Zur  Zusammenkunft 
von  Xanten  hat  er  Fürst  Moritz  beordert,  den  Generalmajor  Freiherrn 
V.  Spaen  oder  sonst  noch  jemand  dahin  mit  abzufertigen.  Wann  der 
Kreistag  angesetzt  werden  soll,  ist  ihm  gleich,  er  verlangt  aber,  dass  das 
Ausschreiben  in  seinem  Namen  mitgeschehe. 

Wir  haben  aus  des  v.  Brant  letztem  Schreiben  wohl  soviel  er- 
sehen, als  wan  man  auch  in  Engelland  den  H.  Downing  etwas  zu 
hitzig  halte  und  dass  er  wohl  öfters  eines  und  anderes  projeetiren 
möchte  —  welches  nachmals  daselbst  nicht  möchte  angenommen  wer- 
den. Wir  verspüren  auch,  dass  man  daselbst  wohl  gar  verlange,  dass 
wir  uns  in  diesen  Krieg  impliciren  möchten.  Ob  wir  nun  wohl  bei 
dieser  Occasion  gerne  unsre  Sachen  in  Richtigkeit  gebracht  sehen 
möchten,  so  werden  wir  uns  doch  in  solchen  Krieg  nicht  mischen,  es 
wäre  dan,  dass  uns  die  H.  Staaten  darzu  forciren,  Ihr  werdet  Euch 
demnach  in  Euren  Discursen  mit  dem  H.  Downing  wissen  desto 
besser  in  Acht  zu  nehmen  und  hiernach  zu  richten,  wie  Ihr  dan,  was 


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520         3-    Verhandlangen  mit  Pfalz- Neubarg.     Die  Verträge  tu  Dorsten. 

des  H.  Bischofen  Sentiment  hierüber  sei,  vernehmen  und  ans  femer 
berichten  werdet.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfiirsten.     D.  Cöln  a.  Rhein  27.  December 
1664. /6.  Januar  1665. 

[Oebersendang  der  Vertragsentwürfe,  Bemerkungen  za  denselben.] 

G.Jan.  ßr  sendet:  l)Das  Projeetdes  Vergleichs  inpaoctoreligioois 

et  coudirectorii  im  Westfälischen  Kreise^)  und  bemerkt  dazo,  dass 
in  puncto  religionis  ad  interim  das  Jahr  1624  angenommen  sei,  er  aber 
Hoffnung  habe,  dass  der  Pfalzgraf  den  Evangelischeo  die  Orte,  die  sie  1612 
gehabt,  restituieren  werde;  wenn  es  gelingen  sollte,  den  Effect  des  Jahres 
1612  zu  erlangen,  brauchte  man  sich  an  die  Worte  nicht  so  zu  kehren.  In 
puncto  condirectorii  hat  er  alle  seine  Forderungen  durchgesetzt,  nur  ver- 
langt Pfalz-Neu  bürg,  bei  dem  bevorstehenden  ersten  Kreistag  prima 
sessione  den  Vortrag  zu  thun. 

2)  DasProject  der  Defensivallianz').  Dasselbe  ist  so  abgefasst 
worden,  damit  es  aller  Welt  könne  gezeigt  werden.  Auf  die  specificierte 
Zahl  der  Völker  einzugehen,  hat  er  kein  Bedenken  getragen,  da  Ef.  nicht 
höher  als  Münster  und  Pfalz-Neuburg  angesetzt  ist,  dieselbe  ist  auf 
Wunsch  Münsters  so  hoch  genommen,  damit  alle  Welt  die  Macht  dieses 
Kreises,  wenn  derselbe  einig  sei,  abnehmen  möge.  Münster  hat  auch  auf 
Aufnahme  des  Artikels  14  wegen  des  Unterhalts  der  Ordinarvölker  ge- 
drungen, welchen  der  Pfalz-Neubnrgische  lieber  ganz  auslassen  oder  in  einen 
Nebenrecess  bringen  wollte,  und  hat  gerathen,  man  möchte  diese  Allianz 


^)  Dasselbe  stimmt  im  wesentlichen  mit  dem  nachher  zu  Dorsten  über 
diese  Punkte  abgeschlossenen  Vertrage  (unten  N.  I)  überein,  nur  daes  im 
Eingange  der  Bemühungen  des  Bischofs  von  Münster  um  das  Zustande- 
kommen dieses  Vergleichs  gedacht,  dass  in  dem  ersten,  die  kirchlichen  Ver- 
hältnisse betreffenden  Theile  in  §  5  nur  im  allgemeinen  von  der  Bestellung  von 
katholischen  uud  evangelischen  Schiedsrichtern,  von  superabitri  aber  noch  gar- 
nicht  die  Rede  ist,  und  dass  in  §  9  bestimmt  wird,  der  Kaiser,  die  Stände  des 
westfälischen  Kreises,  Frankreich  und  England  sollten  ersucht  werden,  die  Voll- 
ziehung dieses  Vergleichs  zu  garantieren,  ferner  dass  in  dem  zweiten  das  Kreis- 
directorium  betreffenden  Theil  für  die  gemeinsame  Leitung  der  R reisangelegen- 
heiten  auf  den  wörtlich  aufzunehmenden  Hecess,  welcher  1653  zwischen  Münster 
und  Pfalz-Neuburg  vereinbart  war,  verwiesen  wird. 

^  Auch  dieses  stimmt  in  der  Hauptsache  mit  dem  nachher  zu  Dorsten 
darüber  abgeschlossenen  'Vertrage  (unten  N.  II)  uberein,  nur  dass  hier  in  §  9 
unter  den  zu  stellenden  Hülfstruppen  keine  Artillerie  genannt  und  das  zuletzt 
zu  sendende  Contingent  auf  1500  Mann  z.  F.  und  900  Reiter  bestimmt,  und  nach- 
her in  §  13  das  eventuell  vorzuschiessende  Geld  auf  mindestens  25000  Thaler 
specificiert  wird. 


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Die  Vertragsentwarfe.  521 

vom  Kaiser  confirmieren  lassen,  damit  die  Landstände  am  so  weniger  Ur- 
sache hätten  sich  zn  widersetzen. 

Da  bei  diesem  allem  der  Pfalz- Neobargi  sc  he  Abgeordnete  auf  die 
Krone  Frankreich  sehr  grosse,  fast  allzu  viele  Reflexion  hatte  und  be- 
sorgte, dass  diese  in  Nachdenken  gerathen  dürfte,  als  wenn  dnrch  diese 
Defensivallianz  die  Rheinische  Allianz  aafgehoben,  zum  wenigsten  sehr  ge- 
schwächt werden  sollte^  hat  Bl.  vorgeschlagen,  dass  der  Rheinischen  Allianz 
in  dieser  gedacht  werde,  was  ebenso  wie  der  Vorschlag  des  Pfalz-Neubnr- 
gischen,  dass  neben  anderen  auch  Frankreich  von  dieser  Allianz  Oo- 
vertnre  gegeben  werden  möge,  angenommen  worden  ist. 

3)  Das  Project  wegen  gemeinschaftlicher  Massregeln  znr 
Wiedererlangung  des  von  den  Staaten  ihnen  Vorenthaltenen^). 
Bl.  bittet  dasselbe  möglichst  secret  za  halten,  damit  diejenigen  an  des  Kf. 
Hof,  welche  etwa  familiäre  Correspondenz  in  Niederland  haben,  davon  nichts 
erfahren,  ferner  dass  Kf.  sich  bei  Zeiten  mit  Aufsetznng  seiner  Prätentionen 
gefasst  mache. 

Der  Bischof  von  Münster  hat  für  den  Fall,  dass,  wie  zu  erwarten, 
die  Reichscommission  nichts  ausrichten  wird,  Torgeschlagen,  dass  auf  gemeines 
Gutfinden  ein  jeder  selbst  so  gut  er  könnte  oder  wohl  communi  mann  zu 
und  das  Seinige  wieder  ergreifen  möchte;  auch  Bl.  meint,  dass  dieses  der 
leichteste  und  kürzeste  Weg  sein  würde,  doch  würde  es  sehr  schwer  hal- 
ten, ein  solches  Vornehmen  der  Gebühr  bedeckt  zn  halten,  darum  ist  in 
dem  Project  davon  keine  Erwähnung  gethan,  sondern  ist  alles  den  Depu- 
tierten überlassen  worden,  deren  Instruktion  daraufhin  eingerichtet  werden 
muss. 

Der  Bischof  hatte  beantragt,  dass  für  den  Fall,  dass  die  Völker  zu- 
sammengezogen würden,  Kf.,  wenn  er  zugegen  wäre,  das  Obercommaudo 
führe,  and,  wenn  er  abwesend  sei,  man  sich  wegen  eines  anderen  Oberhauptes 
vergliche,  der  Pfalz-Neuburgische  aber  erklärte,  dass  sein  Herr  nur  davon 
wüsste,  dass  man  eine  Defensivallianz  aufrichten  wolle,  und  ihm  anbefohlen 
habe,  dieselbe  concertieren  za  helfen,  dass  diese  Sache  aber  weiter  ginge 
und  er  vorher  davon  berichten  müsste,  auch  Bl.  hat  erklärt,  dass  er  diesert- 
wegen  nor  in  genere  beauftragt  sei,  des  Kf.  Interesse  zu  befördern,  und  eben- 
falls auf  weitere  Erklärung  desselben  warten  müsse. 

In  der  Frage,  wie  man  sich  zu  England  zn  verhalten,  haben  sie,  ob- 
wohl der  Bischof  über  alle  Massen  resolviert  darin  gin^,  viele  Gefährlich- 
keiten gefanden,  trotzdem  aber,  da  wegen  des  Königs  dem  Baron  de  Lerodt 
ans  England  geschrieben  worden,  dass,  wann  man  sich  mit  demselben  ein- 
lassen und  für  einen  Mann  stehen  wollte,  sie  die  nothdürftigen  Gelder  her- 
geben würden,  das  beifolgende  Project  aufgestellt.  Doch  meint  er  selbst, 
dass  die  Sache  grosse  Gefabren  und  Bedenken  habe,  und  bittet  daher,  dass 


1}  Da  dasselbe  von  dem  später  zn  Dorsten  hierüber  abgeschlosseDeo  Ver- 
trage erheblich  abweicht,  so  ist  dasselbe  hier  (S.  522)  mitgetheilt  worden. 


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522         8.     VerhandlnDgeo  mit  Pfals-Neobarg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

das  Project  in  allen  seinen  Theilen  wohl  examiniert  nnd  alles  der  Gebühr 
erwogen  werde,  damit  man  der  Sache  weder  zn  viel  noch  zu  wenig  thoe. 
Er  ist  sogleich,  nachdem  er  beim  Bischof  ?on  Münste  r  Obiges  yerrich- 
tet,  hieher  geeilt,  um  nach  Bonn  zn  gehen  und  E.  Co  Ins  Intention  zu  son- 
dieren, hat  aber  wegen  vielfachen  Ungemachs  anf  der  Reise,  namentlich  des 
Eises  wegen,  noch  nicht  dorthin  gelangen  können. 


Aafsatz,  wie  za  demjenigen,  so  einem  und  dem  anderen  ent- 
zogen worden,  wieder  zu  gelangen  sei  contra  die  H.  Staaten. 

Nachdem  die  frühere  Uneinigktit  im  Westfälischen  Kreise  von  den 
O.Staaten  dazu  benutzt  ist,  dem  gesamten  Kreis  nnd  insbesondere  den  drei 
kreisansschreibenden  Fürsten  viel  Unbilliges  zuzufügen,  ihnen  das  Ihrige 
▼orzuenthalteu  nnd  verschiedentliche  Bedrohungen,  Gewalt  und  Unrecht  ge- 
gen sie  zu  verüben,  alle  Vorstellungen  deswegen  aber  bisher  fruchtlos  ge- 
wesen sind,  haben  die  drei  jetzt  confdderierten  Fürsten  beschlossen,  diese 
jetzt  anscheinende  gute  Gelegenheit,  da  die  Krone  England  ihnen  Hülfe 
anbietet,  zu  benutzen. 

Also  ist  1)  für  gut  befunden  worden,  dass  ein  jeder  seine  gravamina 
ausführlich  deducieren  nnd  justificieren  solle. 

2)  Obwohl  alle  gütlichen  Versuche,  von  den  Staaten  Restitution  und 
Satisfaction  zu  erhalten,  bisher  vergeblich  gewesen  sind,  hat  man  doch  be- 
schlossen, diese  gravamina  znförderst  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg 
vorzutragen  und  einen  Reichsschlnss  tu  erwirken,  dass  etwa  K.Mainz  und 
K.Sachsen  oder  Baden-Dnrlach  eine  gemeine  kaiserliche  und  Reichs- 
commission aufgetragen  werde,  dass  dieselben  ihre  Subdelegierten  an  einen 
Ort  dieses  Westfälischen  Kreises,  etwa  nach  Aachen,  schicken  und  von  da 
aus  die  billigmässige  Restitution  und  Satisfaction  erst  gütlich  gesinnen, 
auf  den  Weigerungsfall  aber  härter  nnd  im  Namen  des  Reichs  von  der  Reichs- 
Ezecutionsordnung  und  was  derselben  anklebend,  sprechen  sollen. 

3)  Die  drei  Alliierten  werden  zur  selben  Zeit,  wann  obgedachte  Reichs- 
commission wird  festgesetzt  sein,  sich  in  solche  Verfassung  zu  setzen  be- 
flissen sein,  damit  ein  jeder  Theil  die  in  der  Defensivverbündnis  bewilligte 
Anzahl,  samt  nothwendiger  Munition,  Artigleria  und  guten  Officieren  anf 
die  Beine  bringen  könne.  Um  aber  bei  Nachbareu  und  Alliierten  kein  ver- 
kehrtes Nachdenken  zu  verursachen,  werden  sie  dahin  bedacht  sein,  die  Völker 
unter  der  Hand,  etwa  durch  Verstärkung  ihrer  Garnisonen  oder  auf  andere 
Weise  auf  die  Beine  zu  bringen  nnd  sich  der  öflfentlichen  Werbung,  sonder- 
lich im  Westfälischen  Kreise,  soviel  thnnlich,  enthalten. 

4)  Wenn  von  der  Reichs-Commission  nichts  Fruchtbarliches  zu  erwarten 
nnd  die  O.Staaten  keine  Satisfaction  sollten  geben  wollen,  dann  wollen  die 
Alliierten  ihre  Deputierte  zusammenkommen  nnd  berathschlagen  lassen,  wann 
und  wohin  die  Völker  geführt  und  wie  es  weiter  damit  angefangen  werden 


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VertragseDtwnrf  wegen  der  gegen  die  Niederlande  zn  ergreifenden  Massregeln.  523 

soll;  jeder  soll  zanächst  mit  seineo  Leuten  sein  Land  bedecken,  es  soll 
aber  mit  diesen  Bundesvölkern  anderergestalt  nichts  als  was  oblauts  von 
den  sämtlichen  Deputierten  vermög  Instruction  beschlossen  vvird,  vorge- 
nommen werden.  Sollten  aber  die  Provincien  einige  Force  unvermuthet 
gegen  Münster  thun,  so  soll  von  E.Brandenburg  als  nächst  angesse- 
nem  vornehmlich  mit  Renterei ,  wie  auch  gleichfalls  im  Fall  zunehmender 
Gefahr  von  Pfalz-Neuburg  auf  gleiche  Weise  geschwind  succurricrt, 
und  ebenso,  falls  die  mehriste  Force  auf  die  Clevische  und  Märkische 
Lande,  oder  die  Jtilichsche  und  Bergische  geben  würde,  ebenergestalt 
dahin  Hülfe,  vornehmlich  mit  Reuterei  geleistet  werden,  wofern  aber  die 
Staaten  eine  Armada  zu  Feld  führen  würden,  hätte  man  sich  der  Völker, 
so  entgegen  zu  schicken,  auch  des  Commando  halber  zu  vergleichen. 

5)  Die  Deputierten  sollen  sich  an  einem  bequemen  Ort  so  lange  als 
einige  Gefahr  obhanden  oder  sonst  einige  Operationes  zu  thun  sind  zu- 
sammenhalten, und  diese  wichtige  Sache  dirigieren  helfen. 

6)  Nachdem  die  Crone  Engelland  sich  vernehmen  lassen,  dass  sie 
den  Alliierten  gern  zu  ihren  Rechten  verhelfen  und  zu  solchem  Ende  sich 
mit  ihnen  in  näheres  Bündnis  einlassen  wollte,  so  soll  mit  dem  englischen  Ab- 
geordneten im  Haag,  der  dazu  bevollmächtigt  sein  soll,  hierüber  Unterre-' 
dnng  gepflogen  und  die  Handlung  auf  ein  Jahr  lang  versuchsweise  getroffen 
werden,  mit  dem  Bescheide,  dass  während  dieser  Zeit  keiner  ohne  des  an- 
deren Vorwissen  sich  mit  dem  Estat  der  Niederlande  vergleichen,  sondern 
mit  gemeinem  Einrathen  dahin  getrachtet  werden  solle,  dass  einem  und 
andern  Tbeil  die  begehrte  billige  Satisfaction  zugleich  gegeben  werde,  welches 
zu  erbalten,  hätte  man  nich  dieserseits  dahin  zu  erklären  und  einzulassen, 
dass  man  immer  förderlichst  mit  einer  ansehnlichen  Armee  zu  Ross  und  zu 
Fuss  auf  und  in  Campagne  kommen,  mit  selbigen  Völkern  aber  in  obged. 
Jahre,  es  sei  denn  auf  vorhergehende  nähere  Tractaten,  nichts  Tbätliches 
noch  Feindseliges  vornehmen,  sondern  dieselben  nur  in  omnem  eventum 
in  Bereitschaft  halten  wolle,  unter  der  Bedingung,  dass  Engelland  alsbald 
bei  Schliessung  dieser  Handlung  auf  jede  tausend  Mann  z.  Fuss  (darüber 
man  sich  vergleichen  wird)  zum  wenigsten  5000,  und  auf  jede  tausend  zu 
Pferd  25000  Rthlr.  Werbegelder,  wie  dann  zum  ferneren  Monatlichen 
derselben  halb  so  viel  fournieren  und  darauf,  ehender  aber  nicht,  der  ge- 
schlossene Vergleich  in  forma  ausgewechselt  und  zur  wirklichen  Werbung 
geschritten  werden  solle. 

7}  Kein  Theil  darf  ohne  gemeine  Beliebnng  aus  dem  foedus  scheiden, 
Friede,  Waffenstillstand  u.s.  w.  nureinmüthig  tractiert  und  beschlossen  werden. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  4./[14.]  Januar  1665. 

[Verhandlungen  mit  K.Cölo.] 

Nach  Verrichtung  der  ihm  an  ^en  Bischof  von  Münster  aufgetragenen  14.  Jm. 
Commission  ist  er  von  Coesfeld  nach  Co  In  gereist  und  bat  sich  bei  dem 


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524         B.    VerhandluQgen  mit  Pfalz-Neabarg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

dort  anwesendeo  Bischof  Ton  Strassburg^),  der  am  K.cölnischen  Hofe  alle 
affaires  als  Principalmioister  yerrichtet,  angegebeo  und  demselben  seine 
Aufträge  eröffnet,  ist  auf  dessen  Vorschlag  darauf  nach  Bonn  gereist  und 
hat  dort  Audienz  beim  Kurfürsten  gehabt.  Er  hat  demselben  mitgetheilt, 
dass  die  Verhandlungen  zwischen  Kf.  und  Pfalz- Neuburg  wegen  des 
Religionswesens  und  Gondirectorium  dem  Abschluss  nahe  wären,  zugleich 
ihm  den  Wunsch  des  Ef.  mitgetheilt,  da  sie  beide  in  diesen  westfälischen 
und  angrenzenden  Quartieren  einerlei  Interesse  hätten,  indem  andere  die 
praesidia  in  ihren  Städten  hätten,  auch  sonst  sich  verschiedene  jura  an- 
massten,  sie  aber  mit  Frankreich  alliiert,  diese  Crone  sich  auch  schon, 
aber  ohne  Effect,  ihrer  iuterponendo  bei  den  G.Staaten  angenommen,  dass 
sie  jetzt  bei  den  günstigen  Zeitverhältnissen  die  consilia  beiderseits  zu- 
sammenfassten  und  einen  beständigen  guten  Schluss  machten,  zu  welchem 
Ende  er,  Bl.,  wünsche,  mit  einem  oder  anderen  seiner  Bedienten  in  nähere 
Confereuz  zu  treten.  Der  Kurfürst  dankte,  betheuerte  seine  Freundschaft 
für  Kf.  und  bot  seine  Dienste  zur  völligen  Hinlegung  der  Streitigkeiten 
mit  Pfalz-Nenburg  an,  bemerkte  aber,  er  wolle  hoffen,  weil  er  mit  die- 
sem wegen  der  geistlichen  Jurisdiction  in  einiger  Differenz  stände,  dass 
man  ihm  durch  obberührten  Vergleich  nicht  würde  präjudicieren  wollen. 
Nachdem  ihn  Bl.  darüber  beruhigt,  erklärte  er,  es  werde  ihm  sehr  lieb  sein, 
dass  nach  erhaltener  guter  Einigkeit  im  Kreis  eine  gute  Verfassung  unter 
den  Benachbarten  gemacht  würde  und  dass  man  bei  jetziger  Conjunctur 
die  consilia  znsammenfasste,  worüber  mit  ihm  ferner  zu  conferieren  er  dem 
Bischof  von  Strassburg  Commission  geben  wolle.  Bl.  hat  darauf  mit 
diesem  in  Cöln  mehrere  Conferenzen  gehalten.  Bei  Besprechung  des 
Kirchenstreites  und  Condirectoriums  erhob  jener  dasselbe  dubium  wegen 
der  geistlichen  Jurisdiction,  Bl.  erwiderte  ihm,  so  lange  sie  nicht  zum  wirk- 
lichen Besitz  von  Jülich  und  Berg  kämen,  ginge  sie  eigentlich  nichts  an, 
was  K. Cöln  mit  Pfalz-Neuburg  deswegen  etwa  contrahierte  oder  zu 
desmeelieren  habe,  in  den  Clevischen  und  Märkischen  Landen  aber 
werde  es  damit  ebenso  gehalten,  wie  es  zn  Zeiten  des  katholischen  Herzogs 
Wilhelm  wäre  observiert  worden '),  wobei  sich  jener  endlich  beruhigte,  im 
übrigen  sehr  die  Beilegung  beider  Streitpunkte  sowie  eine  Einigung  wegen 
der  Theilung  der  Lande  anempfahl.  Darauf  gingen  sie  auf  die  Verfassung 
des  Kreises  über,  und  da  der  Bischof  sich  ganz  offenherzig  äusserte  und 
damit  einverstanden  war,  dass  eine  solche  gemacht  werden  müsste,  so  theilte 
ihm  Bl.  mit,  dass  schon  zu  Coesfeld  ein  Entwurf  zu  einer  solchen  auf- 
gesetzt sei,  Kf.  aber  habe  grosse  Bedenken  deswegen  und  werde  sich 
schwerlich  darauf  einlassen,  so  lange  er  nicht  versichert  wäre,  dass  K.Cöln 
mit  eintreten  wolle,  und  er  las  ihm  darauf  diesen  Entwurf  vor.  Der  Bischof 
erklärte  sich  damit  sehr  einverstanden,  rieth,  man  möchte  dieselbe  je  eher 
je  besser  schliessen,  und  versicherte,  sein  Herr  werde  alsbald  mit  hinzutreten. 


')  Graf  Frans  Egon  v.  Furstenberg. 

^)  S.  M.  Lehmann,    Prenesen  und  die  katholische  Kirche  I  S.  26. 


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VerhaDdloogen  mit  K.Cölo.  52Ö 

Hieraof  discorrierten  sie  weiter  von  der  jetzigen  Conjauctar  und  wie 
man  dieselbe  am  besten  benotzen  könnte;  Bl.  fand  den  Bischof  aber  ziem- 
lich schwierig  und  nicht  so  disponiert,  dass  er  ihm  das  Coesfelder  Project 
hätte  mit  genügender  Sicherheit  producieren  können,  er  theilte  ihm  daher 
nur  mit,  sie  hätten  in  Coesfeld  davon  geredet,  dabei  aber  allerhand  Bedenk- 
lichkeiten gefanden,  namentlich  wie  weit  man  sich  mit  England  einlassen 
könne,  sie  hätten  fär  das  sicherste  erkannt,  dass  ein  jeder  der  Interessierten 
seine  Prätensionen  an  die  Reichsstände  zaRegensbnrg  bringe  nnd  dort 
eine  Reichscommission  auswirke,  durch  welche  gebührende  Satisfaction  von 
dem  Staat  begehrt  werden  könne,  nnd  dass  man  sich  inzwischen  gemäss 
der  Defensivallianz  in  Verfassung  stellen  und  dadurch  dem  Suchen  der 
Reichscommission  desto  mehr  Nachdruck  geben  solle.  Der  Bischof  er- 
klärte sich  damit  einverstanden  nnd  war  zuletzt  auch  wegen  England  so 
weit  einig,  dass  man  aus  jetziger  Conjnnctur  etwas  zu  profitieren  quo  vis 
modo  suchen,  dabei  aber  wohl  zusehen  müsste,  sich  mit  dieser  Krone  nicht  der- 
gestalt zu  engagieren,  dass  dieselbe  ihre  conditiones  dadurch  mit  Holland 
nur  desto  besser  machen,  hernach  aber  ihnen  die  Last  auf  dem  Halse  lassen 
und  sie  also  Gefahr  laufen  möchten.  Wie  es  billig  sei,  dass  man  das 
Seinige  wiederzuhaben  suchte,  so  müsste  man  aber  doch  sich  vorsehen,  dass 
die  Sachen  nicht  weiter  gingen,  noch  die  limites  defensionis  überschritten 
würden. 

Bl.  ist  darauf  zurück  nach  Cleve  gereist,  ist  unterwegs  mit  dem  Ober- 
kanzler V.  Giese  zusammengetroffen  nnd  hat  mit  demselben  noch  einiges 
näher  beredet.  Die  Zusammenkunft,  auf  welcher  der  Religionspnnkt  nnd 
das  Condirectorium  festgesetzt  werden  sollen,  soll  zu  Dorsten*),  welcher 
Ort  den  Städten  Cleve,  Münster  und  Düsseldorf  fast  gleich  nahe  ge- 
legen, am  17./27.  dieses  Monats  abgehalten  werden,  und  werden  Münster, 
Pfalz-Nenburg  und  K.Cöln  gern  sehen,  dass  zur  selben  Zeit  auch 
wegen  der  Defensivallianz  und  näheren  Verfassung  gehandelt  und  geschlossen 
werde,  zu  welchem  Ende  auch  Kf.  Commissarien  ernennen  möchte. 


Blaspeil  an  den  KurfUrsten.     D.  Cleve  4./[14.]  Januar  1665. 

[auf  das  Rescript  vom  14./ 24.  Decerober.    VerbaDdlaogeo  mit  Pfalz-Neuburg  nnd 
dessen  Kanzler  Giese  wegen  des  Erbvergleichs  und  der  polnischen  Frage.] 

Er    hat   den    Prior    von   Werden'},   den    er   auch    aus   anderen  Ur-  14.  Jan. 
Sachen  zu  sich  nach  Cöln  beschieden,  nach  Düsseldorf  geschickt,  woselbst 
derselbe  sich  sub  alio  praetextu  beim  Pfalzgrafen  selbst  angegeben  hat,  zu- 
letzt auch  im  Gespräch  anf  den  Erbvergleich  gekommen  ist  und  mitgetheilt 
hat.  Blas  peil    hätte  mit  dem   Bischof  von  Strassbnrg  davon   geredet 


1)  a.  d.  Lippe,    im  heutigeD  Regierungsbezirk  Münster,   Kreis  ReckUugbaa- 
seo,  damals  zum  K.coloiscbeD  Gebiet  gehörig. 
')  Adolph  Borck  s.  oben  S  513. 


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526         8-    VerhaDdlnngen  mit  Pfalz-Neubarg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

QQd  verspürt,  dass  sehr  gate  HoflfDUQg  dazu  sein  würde,  wenn  nor  der 
Ffa]zgraf  sich  ein  wenig  zur  Billigkeit  verstehen  wollte;  Kf.  habe  die  Prin- 
zessin von  Oranien  autorisiert,  darüber  zu  verbandeln,  und  wünsche,  dass 
der  Pfalzgraf  mit  E.  Cöln  wegen  des  Vestes  Keklinghausen')  zu  han- 
deln versuche  und  dasselbe  dem  Kf.  offeriere.  Obgleich  dieser  Vorschlag 
dem  Pfalzgrafen  anfänglich  etwas  fremd  und  fast  hart  vorkam,  wurde 
derselbe  doch  nicht  ganz  verworfen,  sondern  verabredet,  der  Pfalzgraf 
werde  die  Sache  mit  seinem  Oberkanzler  Giese  (weil  Lerodt  abwesend) 
überlegen  und  denselben  beordern,  mit  Blaspeil  zu  conferieren.  Bl.  ist 
mit  Giese  auch  zu  Neuss  Sonnabend  den  10.  zusammengekommen  und 
sie  haben  weitläufig  über  die  Sache  geredet.  Giese  erklärte  aber  jenen  Vor- 
schlag für  unbillig  und  nicht  practicabel,  hielt  es  auch  nicht  für  dienlich, 
dass  mit  E. Cöln  davon,  ehe  alles  festgesetzt,  geredet  werde,  fragte  endlich, 
ob  Ef. ,  wenn  der  Erbvergleich  zustande  käme,  seinem  Herrn  wohl  zu  der 
Erone  Polen,  falls  dieselbe  durch  Absterben  oder  Resignation  des  jetzigen 
Eönigs  sich  eröffnen  würde,  förderlich  sein,  und  ob  man  diese  Condition 
dem  Erbvergleich  beifugen  wolle.  Bl.  hat  geantwortet,  wofern  er,  der 
Eanzler,  oder  sein  Herr  des  Kf.  hohe  Person  und  dessen  genereuses  und 
heroisches  Gemüth  nur  recht  kennte,  würde  er  an  der  ersten  Frage  zu 
zweifeln  zumal  keine  Ursach  finden,  solche  Beförderung  aber  dem  Erbver- 
gleich als  eine  Condition  und  Nothwendigkeit  beizufügen,  dürfte  dem  Kf. 
nicht  angemuthet  werden,  weil  einerseits  das,  was  Ef.  prätendierte,  ihm  als 
ein  debitum  zukäme  und  absque  uUa  conditione  gegeben  werden  müsste, 
andrerseits,  auch  wenn  der  Erbvergleich  erfolgen  sollte,  derselbe  sich  nicht 
die  Hände  so  werde  binden  lassen  wollen,  dass  er  das,  was  er  aus  freien 
Stücken  zu  thun  geneigt  sei,  aus  Zwang  sollte  tbun  müssen.  Sie  sind  so- 
weit ans  Capitulieren  gekommen,  dass  Bl.  nicht  zweifelt,  Kf.  werde,  wofern 
nur  durch  die  jetzige  Veränderung  in  Polen  die  Sachen  dort  nicht  alteriert 
würden,  endlich  auch  in  diesem  Stück  zu  seinem  contento  gelangen. 

Bl.  räth,  die  Prinzessin  von  Oranien  schriftlich  um  ihre  Interpositiou 
zu  ersuchen,  und  will  sich  dann  bemühen,  dass  auch  der  Pfalzgraf  dieselbe 
requiriere'). 


*}  Kf.  hatte  schou  29.  September/ 9.  October  1664  Blaspeil  beauftragt,  da 
der  Pfalzgraf  am  ersten  geneigt  sein  würde,  ihm  den  oberen  Theil  des  Herzog- 
thums  Berg  abzutreten,  welcher  ihm  wenig,  dagegen  fär  Karc51n  sehr  günstig 
gelegen  sei.  sich  zu  bemühen,  dass  derselbe  dieses  Stück  an  das  Erzstift  abtrete, 
wogegen  dieses  an  ihn  selbst  das  Vest  Keckliiighauseo  und  das  Amt 
Oettinghausen,  durch  deren  Erwerbung  eine  unmittelbare  Verbindang  seiner 
Territorien  von  Lippstadt  bis  Cleve  hergestellt  werden  würde,  und  womöglich 
auch  das  Amt  Werte  abtreten  sollle. 

*)  Ef.  ersacht  wirklich  (<1.  Coln  16./26.  Januar  1665}  die  Prinzessin  von  Ora- 
nien um  ihre  Vermittelang  zur  Stiflang  eines  Erbvergleichcs  mit  Pfitlz-Neaborg. 


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Verhandlungen  mit  Pfalz-Nenbnrg.    Bemerkungen  des  Kf.  su  den  Recessen.     527 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
5./ [15.]  Januar  1665. 

[auf  die  Relation  vom  27.  December/ß.  Januar.     Bemerkungen  zu  den  drei 

Recessen.] 

Den  ersten  Recess,  die  Streitigkeiten  in  poncto  religionis  et  condiree-  15.  Jan. 
torii  anbetreffend,  ist  Ef.  damit  einverstanden,  dass  des  Bischofs  von  Mün- 
ster als  Mittlers  gedacht  werde,  doch  soll  nachher  der  Eingang  des  zweiten 
Theiles  yerkürzC  und  auch  dem  Bischof  reciproce  die  Verpflichtung  auf- 
erlegt werden,  nichts  einseitig  absque  commnnicatione  mit  den  Condirectoren 
vorznnehmen«  Dass  Pfalz-Neuburg  bei  der  nächsten  Kreisversammlung 
das  erste  Mal  den  Vortrag  thun  will,  genehmigt  Kf.,  doch  verlangt  er,  dass 
des  anderen  Tages  darauf  in  seinem  Namen  die  Coudirection  geführt  und 
also  allemal  alterniert  werde.  Auch  mit  den  Abmachungen  inbetreff  der 
Religions Streitigkeit  ist  Ef.  sonst  einverstanden,  nur  hält  er  es  nicht  für 
dienlich,  dass  das  arbitrium  den  Kronen  Frankreich  und  England 
übertragen  werde,  sondern  hält  es  für  besser,  dass  es  bei  den  zwei  vor- 
geschlagenen reformierten  und  katholischen  Reichsfürsten  gelassen  werde. 
Der  1653  zu  Regensburg  zwischen  Münster  und  Pfalz-Neuburg 
aufgerichtete  Recess  darf  nicht  in  forma  sondern  pnnctsweise,  als  wenn 
jetzt  alles  solches  verabredet,  inseriert  werden.  Mit  Ort  und  Zeit  der 
Kreisversammlung  istEf.  einverstanden  und  erwartet  das  Concept  des  Aus- 
sehreibens. 

Den  zweiten  Recess  wegen  der  Alliance  betreffend,  findet  Kf.  zwischen 
dem  Fussvolk  und  der  Reiterei,  welche  zur  Hülfe  bestimmt  sind,  keine  Pro- 
portion. Dass  der  Kaiser  eine  eigene  Confirmation  über  diese  Alliance 
geben  solle,  findet  er  nicht  nöthig,  doch  könnte  demselben  wie  auch  anderen 
Kronen  und  Conföderierten  von  den  Interessenten  insgesamt  dieses  Vor- 
haben notificiert  und  die  Allianz  communiciert  werden. 

So  viel  den  3ten  Entwurf  belanget,  ob  wir  zwar  nichts  darinnen 
finden,  so  unbillig  und  unrechtmässig,  auch  wohl  ermessen,  dass  es 
endlich  zu  solche  Wege  gelangen  müsse,  wan  man  sich  nicht  immerhin 
Unrecht  thun  und  despectiren  lassen  will,  so  befinden  wir  doch  das 
Werk  so  beschaffen,  dass  man  behutsam  damit  umbgehen  uiid  sich 
nicht  übereilen  müsse.  Wir  verspüren  zwar  wohl,  dass  des  H.  Bischofs 
einziges  Absehen  auf  den  englischen  Krieg  gerichtet  ist,  es  ist  aber 
damit  also  beschaffen,  dass  derselbe  noch  nicht  einst  recht  angegangen, 
viel  weniger  geurtheilet  werden  kann,  wie  lang  er  währen  möchte. 
Die  Nachricht,  so  wir  aus  Engelland  haben,  ist  garnicht  so  beschaf- 
fen, dass  man  solche  wichtige  weitaussehende  und  gefährliche  consilia 
darauf  fundiren  solle.  Das  Polnische  Werk  siebet  auch  noch  gar 
weitläufig  aus  und  will  nicht  zugeben,  dass  wir  uns  dergestalt  distra- 


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528  S*    VerhandloDgen  mit  Pfalz-Neu  borg.    Die  Verträge  za  Dorsten. 

hiren  können.  Ihr  habet  Euch  aber  hierüber  in  solchen  terminis  zu 
erklären,  dass  sie  nicht  davor  zu  halten  haben,  als  wan  wir  uns  dem 
Werk  gar  entziehen  wollten. 

Dass  die  gemeine  Beschwerung  an  den  Kaiser  und  das  Reich 
auf  währendem  Reichstage  gebracht  werde,  solches  lassen  wir  uns  gar 
wohl  gefallen,  auch  haben  wir  gegen  Chur-Mayntz,  dass  L  Ld.  als 
Commissarius  vom  Reiche  dazu  gebrauchet  werde,  nichts  einzuwenden, 
Chur-Sachsen  aber  ist  uns  gar  bedenklich  wegen  seiner  habenden 
Praetension  mit  hierzu  zu  ziehen,  —  halten  demnach  am  besten  zu 
sein,  dass  das  gesamte  Haus  Braunschweig  nebst  Chur-Mayntz 
hierzu  zu  gebrauchen  wäre. 

Die  Stadt  Achen  halten  wir  etwas  ungelegen  zu  dieser  Zusammen- 
kunft und  vermeinen,  dass  Dortmund  besser  dazu  genommen  wQrde. 

Im  übrigen  würde  uns  lieb  sein,  dass  Chur- Collen  auch  zu 
dieser  Allianz  und  den  gemeinen  consiliis  gezogen  und  die  Recesse 
auf  I.  Ld.  mit  gerichtet  werden.  —  Und  weil  des  H.  Bischof  zu 
Münster  Ld.  sich  so  gar  eifrig  und  affectioniret  zu  unserm  besten 
erwiesen,  so  habet  Ihr  gegen  I.  Ld.  bei  Begebenheit  oder  auch 
schriftlich  Euch  desfals  zu  bedanken  und  zu  versichern,  dass  L  Ld. 
an  uns  allezeit  einen  getreuen  Freund  und  Nachbaren  zu  verspüren 
haben  sollen.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
24.  Janaar/[3.  Februar]  1665. 

[aaf  eine  Relation  vom  1Ö./2Ö.  Januar  ^).  Pfalz-Nenbarg  soll  sich  kategorisch  er- 
klären, Kf.  ist  geneigt,  sich  mit  demselben  zu  vergleichen  und  dessen  Interessen 

ZQ  fordern  ] 

3.  Febr.  Er  hätte  von  Pfalz-N euborg  nicht  eine  so  generale  sondern  eine 

solche  Erklärung  erwartet ,  welche  den  freundschaftlichen  yersicherongeDy 
welche  derselbe  ihm  durch  Bl aspeil  and  dorch  den  Landgrafen  Qeorg 
Christian  von  Hessen')  hat  zokommen  lassen,  entsprochen  hätte.  Er 
wünscht  möglichst  bald  des  Pfalzgrafen  eigentliche  Meinung,  ob  derselbe, 
wie  er  aas  den  von  Bl.  movierten  Einwürfen  fast  abnehmen  mnss,  den  Ver- 
trag and  Nebenrecess  von  1647  zu  disputieren  Willens  sei,  zu  erfahren.    Bl. 


1)  Dieselbe  ist  in  den  Akten  nicht  vorhanden. 

^  Der  dritte,  katholisch  gewordene  und  eifrig  im  katholischen  Interesse  tbä- 
tige  Sohn  des  ersten  Landgrafen  Friedrich  von  Hombarg,  der  1G69  dort 
seinem  alteren  Bruder  gefolgt  ist,  s.  Rommel,   Gesch.  von  Hessen  IV  8.  466 f. 


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Bemerkungen  des  Kf.  zu  den  Recesseo.     Anträge  des  Landgr.  v.  Homburg.      529 

soll  sich  daher,  falls  er  hierüber  so  bald  keine  Erklärung  erlangen  kann, 
selbst  nach  Düsseldorf  begeben  oder  dem  Pfalzgrafen  durch  den  Bischof 
von  Münster  zureden  lassen,  sich  kategorisch  zu  erklären. 

Wir  bleiben  inmittels  nach  wie  vor  allerdings  geneiget,  uns  mit 
I.  Ld.  in  aller  Billigkeit  zu  setzen  und  uns  demnächst  in  allen  vor- 
fallenden, sonderlich  aber  der  itzt  vorhandenen  und  I.  Ld.  bekannten 
Occasion,  welche  sich  so  favorabel  anlässt  und  sich  so  bald  nicht 
wieder  präsentiren  möchte,  I.  Ld.  ebenergestalt  als  unser  eigen  anzu- 
nelimen  und  solches  in  der  That  selbst  zu  erweisen,  dessen  Ihr  sie 
wohl  versichern  könnet.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  4.  Februar  1665. 

[Anträge  des  Landgrafen  von  Hessen -Homborg  an  Pfalz -Neuburg.    Briefe  aus 

England  an  Lerodt] 

Heute  wollen  er,  Freiherr  v.  Spaen^)  und  Dr.  Wusthauss')  nach  4.  Febr. 
Dorsten  abreisen.  Inzwischen  hat  er  vor  vier  Tagen  wegen  der  Ver- 
gleichungssache mit  V.  Lerodt  sich  unterredet  Derselbe  hat  ihm  im  Ver- 
trauen mitgetheilt,  der  Landgraf  von  Hessen-Homburg')  sei  von  Berlin 
in  Düsseldorf  angelangt,  habe  behauptet,  von  Kf.  beauftragt  zu  sein, 
jenes  Vergleichs  halber  mit  dem  Pfalzgrafen  zu  handeln,  und  habe  den  Vor- 
schlag vorgebracht,  der  Pfalzgraf  sollte  die  Herrschaften  Ravenstein, 
Winnenthal  und  Bresques  gegen  die  Grafschaft  Ra  venspurg  abtroten, 
diese  Grafschaft  aber,  wann  er  zur  Krone  Polen  käme,  wiedergeben;  er 
habe  behauptet  Eile  zu  haben,  da  er  sogleich  nach  Berlin  zurück  und  von 
dort  in  einer  anderen  Kommission  des  Kf.  nach  dem  Kaiserlichen  Hof 
reisen  müsse.  Der  Pfalzgraf  hat  demselben  geantwortet,  er  würde  ihm  zum 
höchsten  obligiert  sein,  wenn  er  es  dahin  zu  bringen  wüsste,  dass  Kf.  sol- 
chen Vorschlag  annähme,  hat  aber  Lerodt  aufgetragen,  von  ihm,  Bl-,  zu 
vernehmen,  ob  Kf.  dem  Landgrafen  solche  Kommission  aufgetragen.  Bl. 
hat  geantwortet,  er  wüsste  davon  nichts,  zweifelte  auch  daran,  da  des  Land- 
grafen Vortrag  mit  seiner  eigenen  Instruktion  nicht  im  allergeringsten  überein- 
stimmte; Lerodt  erklärte  darauf,  dass  auch  der  Pfalzgraf  das  Anbringen  des 
Landgrafen  für  verdächtig  halte.  Derselbe  gab  ihm  auch  einige  auf  Befehl 
des  Königs  von  England  an  ihn  geschriebene  Briefe^),  in  denen  vorgeschla- 
gen wird,  dass  man  sich  doch  hier  gegen   den  Staat  vereinbaren  und  zu- 


^)  Alezander  v.  Spaen,  General  Wachtmeister  und  Clevischer  geb.  Regie- 
giernngsraih,  s.  ürk.  u.  Akt.  V,  S.  840.  945. 

^)  Adolf  WuBthauB,  Archivar  und  Clevischer  geh.  Regierungsratb ,  s. 
ebend.  S.  175. 

^  8.  S.  528. 

*)  S.  oben  S.  521. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Karfürston.     XI.  o^ 


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530         Ö.    YerhaDdlangeo  mit  Pfalz-Neuborg.    Die  Verträge  «u  Dorsten. 

sammenschlagen  möchte ,  der  Köoig  wolle,  ddq  darüber  za  verbandeln  ehe- 
stens jemand  hieber  abfertigen.  So  viel  er  verspürt,  hat  man  aber  am 
Neobargiscben  Hofe  noch  zar  Zeit  eben  dieselben  Qedanken  hierbei,    wie  Kf. 


Die  Dorstener  Verträge. 

I. 
Vergleich   zwischen  dem  Kurflirsten  Friedrich  Wilhelm  von 
Brandenburg  und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neu- 
burg in  betreff  des  Religionswesens  in  den  Jülich-Cleveschen 
Landen  und  des  Directoriums  im  Westphälischen  Kreise. 
14.  Febr.  D.  Dorsten  4./ 14.  Februar  1665  0. 

IL 
Defensivallianz    zwischen   den    kreisausschreibenden   Fürsten 
des  Westphälischen  Kreises,  dem  Bischof  Christoph  Bernhard 
von  Münster,  dem  Kurflirsten  Friedrich  Wilhelm  von  Branden- 
burg und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg. 
D.  Dorsten  4./ 14.  Februar  1665  0. 

14.  Febr.  ^u  wisscD  scy  hicmit,  Demnach  durch  Göttliche  Gnade  die  etliche 
Jahren  zwischen  denen  Durchleuchtigsten  Fürsten  und  Herren,  Herren 
Friederichen  Wilhelmb  Marggraflfen  zu  Brandenburg  —  an  einem,  und 
Herren  Philipp  Wilhelmb  Pfaltzgraven  bey  Rhein  —  am  andern  Theil, 
ftlrnemblich  der  Religion  undt  Kirchenwesens  und  theils  anderer  DifiFe- 
rentien  halber  gewesene  Streit-  und  Misshelligkeit,  durch  Interposition 
des  Hoch  würdigsten  Fürsten  und  Herru,  Herrn  Ghristoff  Bernhardten 
Bischoven  zu  Münster  —  zu  beyderseits  Partheyen  gutem  Vergnü- 
gen beygelegt,  und  also  zwischen  höchstgemelten  Chur-  und  Fürsten 
beständiges  Vertrawen  und  Einigkeit  gestiftet  worden,  Als  ist  in  Er- 
wegung  dessen  und  dass  höchstgemelte  Ghur-  und  Fürsten  nicht  we- 
niger auss  obliegenden  Westphälischen  Craisambt  als  gemeinen  Pflichten, 
womit  Sie  Ihrer  Key.  May.,  dem  heil.  Reich,  diesem  löbl.  WestphäU- 

')  Der  Eingang  und  der  zweite  das  Kreisdirectorium  betreffende  Tbeil  dieses 
Vertrages  schon  gedruckt  bei  Lünig  Part.  spec.  Gontin.  I  S.  203.  Dumont 
VI  3  S.  27 ff.  Inhaltsangabe  des  ganzen  bei  y.  Morne.r  S.  262ff. 

0  Inhaltsangabe  bei  v.  Mörner  8.  261f. 


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Die  DefeDsiyallianz.  531 

Bcben  GraiBs  und  Ihrer  Eigenen  Landt  und  Leuthen,  als  von  Gott  an- 
befohlenen Unterthanen  verwandt  und  zugethan,  sodann  verschiedener 
und  bevorab  der  jüngeren  Reichsabschieden  halber  sich  verbunden 
befunden,  auff  alle  menscbmögliche  Mittel  und  Wege  zu  gedencken, 
wodurch  sie  ihres  Orths  die  in  diesem  löblichen  Westphftlischen  Craiss 
fast  zerfallene  Verfassung  und  gemeine  Sicherheit  wieder  in  besseren 
Standt  und  Auffnemen  bringen  mögen ; 

Anfänglich  ist  einhellig  und  einmütig  für  guet  befunden  worden, 
dass  höohstg.  drey  respective  Chur-  und  Fürsten  sich  diessfals  in 
einige  Defensionverbündnus  einlassen  und  dadurch  anderen  Ständen 
mit  gutem  Beyspiel  und  Exempel  vorgehen,  gestalt  selbige  dardurch 
zu  gleichmessiger  Einfolg  sich  des  gemeinen  Wesens  und  Sicherheit 
mit  anzunemmen  und  dazu  mit  zu  concurriren  anreitzen  und  auffmun- 
tem  mögte;  Also  ist  zwischen  höchstg.  Chur-,  Fürsten  und  Herren 
respective  Ihrer  Fürstl.  Gnaden  zu  Münster  in  aigner  Persohn  und 
nahmens  der  übrigen  beyden  Chur-  und  Fürsten  durch  untenbenente 
Herren  Gevollmächtigte  eine  auffrichtige  undt  auff  guten  teutschen 
Glauben  gemeinte  Vereinbahrung  und  Verbündtnus  nachfolgender  Ge- 
stalt eingerichtet  worden,  und  zwarn 

Zum  ersten,  dass  ein  Theil  dem  anderen  auffrichtig,  redlich  und 
wollmeinend  einer  des  anderen  Wollfahrt  mitbefürderen  und  suchen, 
und  alles  Unheil  warnen  und  nach  Vermögen  abkehren,  inmassen 
dan  diese  Verbündtnus  gar  zu  keiner  Offension,  sondern  allein  zu  Key. 
May.,  des  heil.  Reichs,  vornemblich  aber  diesses  Craisses  aigener  Landt 
und  Leuthen  beständiger  Defension  und  Abwehrung  unbilligen  Ge- 
waldts  angesehen  seyn  solle,  und  zwar 

Zum  anderen  zu  desto  mehrerer  Erhaltung  undt  Bestettigung  vor- 
gemelten  Vergleichs  also  und  dergestalt,  dass 

Zum  Dritten  alle  und  iede  Theile  iederzeit  vertrawliche  Correspon- 
denz  unterhalten,  und  einer  dem  anderen  die  etwahn  sich  eraigende 
Gefahr  der  bevorstehenden  Ungelegenheit  so  baldt  immer  möglich  in 
Vertrawen  entdecken,  in  zufallenden  Wiederwertigkeiten  trewlich  zu- 
sammen halten,  einer  dem  andern  bey-  und  gleichsamb  vor  einen 
Mann  stehen  sollen  und  wollen,  zu  welchem  Ende 

Viertens  einer  dem  anderen  auff  Nohtfall  nach  vorhergehender 
Requisition  in  seinen  Landen  freye  Werbungen,  Durchzügen  und  Fas- 
sage nach  Inhalt  der  Reichsconstitutionen  nach  Orthen  und  Wegen,  da 
es  nötig,  verstatten,  auch  zugeben  solle,  dass  er  daselbsten  Geschütz 

34* 


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532  8.    VerhandluDgeo  mit  Pfalz-Neoburg.     Die  Verträge  zu  Dorsten. 

und  Wafifen,  auch  andere  Kriegsrüstungen  und  Nottuifft,  wie  es  auch 
Nahmen  haben  mag,  für  die  Gebühr  erhandlen  möge.     Es  ist  aber 

Fünftens  diese  Defension  weiter  nicht  als  auff  höchstgem.  Chur- 
und  Fürsten  im  Westphälischen  Craiss  gelegene  Landen  gemeinet,  Es 
sollen  auch 

Zum  Sechsten  ein  ieder  Theil  sich  mit  Manschafft  dergestalt 
versehen  und  fast  halten  und  seine  veste  Plätze  und  vornehme  0er- 
ther  mit  aller  Notturft  dergestalt  versorgen  und  versehen,  dass  nicht 
alleine  keinem  frembden  und  wiederwertigen  zum  Ueberfall  zu  eigenem 
und  der  Nachbaren  Nachtheil  Anlass  gegeben  werde,  sondern  auch 
einer  dem  andern  darauss  au£f  unverhofften  Nohtfall  die  Handt  biethen 
und  zu  Hülff  kommen  könne,  inmassen  zum 

Siebenden  ein  ieder  Theil  auff  Requisition  und  Gesinnen  des  belei- 
digten und  Hülff  erfordernden  Chur-  oder  Fürsten  alsbaldt  ohne  einigen 
Verzug  demselben  tausent  Mann  zu  Fuess  neben  vier  sechspfttndigen 
Feldstücklein  und  Zubehoer  auch  zweyhundert  Reuter  zuschicken  solle, 
wie  ebenmässig  solche  Anstalt  machen,  dass  bey  beharrender  Invasion 
und  zunemender  Gefahr  auff  Weitererforderen  diese  Anzahl  gedoppelt 
und  also  zum  zweiten  Mahl  tausent  Man  zu  Fuess  sambt  anderen 
vier  Feldstücklein,  wie  obgemelt,  und  noch  zweyhundert  Reutern  nach 
der  Requisition  inwendig  dreyer  Wochen  dem  gesinnendeu  zu  Hülff 
gesonden,  auch,  da  die  hohe  Noht  solches  erforderen  würde,  über 
ietzgem.  Anzahl  noch  ferner  tausent  zu  Fuess  mit  ihren  Stücken  und 
zweyhundert  zu  Pferde  dem  Nohtleidenden  auff  sein  schlechtes  An- 
gesinnen und  zwar  ohne  Auffhalten  zum  längsten  inner  Monatsfrist 
nach  beschehener  Requisition  und  also  insgesambt  dreytausent  Mann 
zu  Fuess  und  sechshundert  zu  Pferdt  zugeschicket  werden. 

Fals  aber  die  Noht  und  Invasion  dergestalt  zunemmen  würde, 
dass  Landt  und  Leuthe  in  öffentlicher  Eriegsflamme  und  also  der 
gantze  Westphälische  Craiss  in  Gefahr  augenscheinlicher  Ruin  gesetzet 
würde,  solle  dem  beleidigten  oder  attaquirten  ferner  nothdürfftige 
Hülffe,  und  zwar  über  vorige  dreytausent  Mann  zu  Fuess  und  sechs- 
hundert zu  Ross  von  iedem  alliirten  Theil  zum  wenigsten  noch  andert- 
halb tausent  zu  Fuess  mit  sechs  Stücklein  und  dreyhundert  Reuteren, 
und  also  in  allem  neunhundert  zu  Ross,  zum  Succurs  zugeschicket  und 
also  von  ietzigen  dreyen  Alliirten  auff  vorgemelte  Nohtfälle  eine  Ar- 
mee von  achtzehen  tausent  Mann  auff  vorerwehnte  Weiss  und  Maass 
zusammen  ins  Feldt  gebracht  werden,  alles  aber 


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Die  DefeDsivalHaoz.  533 

Vors  achte  mit  diesem  ausstrücklichen  Beding,  dass  hierdurch  die 
Rheinische  AUiantz  nicht  auffgehoben  noch  yerschmählert,  sondern  dieselbe 
einen  als  den  anderen  Weg  in  ihrem  Wiesen  seyn  und  pleiben  solle. 

Zum  neundten  sollen  bey  solcher  Beschaffenheit  allerseits  depu- 
tirte  Kriegsrhäte  ahn  einem  sicheren  und  etwan  von  dem  Htllffsuchen- 
den  benenten  gelegenen  Orth  schleunig  undt  ohne  Verliehrung  einiger 
Stundt  zusammen  tretten,  und  wie  die  Gefahr  und  der  Ueberfall  ab- 
zukehren und  nötige  Remediirung  vorzustellen  seye,  mit  einander  be- 
rahtschlagen,  gestalt  dan  nicht  allein  dasienige,  wass  alda  gut  befun- 
den undt  beschlossen  wirdt,  nicht  weniger  als  diese  VerbQndtnus  selbst 
gelten  und  gehalten,  sondern  auch  dasienige,  wass  zu  Conservation 
undt  Verwahrung  allerseits  Gerechtsambkeiten  und  iurium  alda  etwa 
vorkommen  und  geschlossen  werden  möchte,  eine  gleich  messige  Ver- 
bindtlichkeit  haben  solle. 

Zum  zehenden  sollen  die  zu  Htllff  kommende  Officyrer  und  Völcker, 
sobaldt  sie  des  Hülff  begehrenden  Herrn  Gebieth  und  Landtschafft 
berühren,  dessen  Commando  völlig  untergeben  seyn,  und  demselben 
allerdings  gehorsamen,  jedoch  dass  die  Kriegsoperationes  nach  Gut- 
finden des  Kriegsraht  und  des  Ober-  oder  Haubtofficyrers  der  Auxiliar- 
völcker  solle  vorgenommen  und  vollozogen  werden,  wie  dan  auch  die 
Justitz  und  Disciplin  bey  den  Regimenteren  ihrer  Capitulation  gemäss, 
sonsten  aber  gestalten  Sachen  nach  bey  anderen  Officyrern  verbleiben 
und  damit  wie  gebräuchig  verfahren  werden  solle. 

Es  soll  auch  zum  eilfften  der  Hülffbegehrende  sich  auf  allen  Fall 
darnach  richten  und  solche  Anstalt  machen,  dass  er  den  Zugeschickten 
unfehlbar  das  Brodt,'  auch  den  Reuteren  die  glatt-  und  rauhe  Futte- 
rung reichen,  den  Soldt  aber  (deswegen  von  höchstgem.  Chur-  und 
Fürsten  bey  dessen  Ausszahlung  eine  durchgehende  Gleichheit  zu 
halten)  solle  ieder  Herr  denn  Seinigen  monatlich  unfehlbar  bezahlen, 
damit  desto  bessere  Disciplin  erhalten  werde:  falls  auch  einiger  unvor- 
sehener  Noht  halber  ein  Herr  des  anderen  Völckern  etwas  vorschiessen 
würde,  solle  solches  ohne  einige  Weigerung  und  zu  Danck  wieder  be- 
zahlet werden. 

Zum  zwölfften,  damit  dan  an  der  geschwinder  Hülffleistung  desto 
weniger  Mangel  erscheine,  so  solle  ein  ieglicher  Herr  so  viel  Geldt 
in  Baarschafft  in  diesen  Craissländeren  bereit  haben,  dass  solches 
alsobaldt  angegrieffen  werden  könne  undt  nicht  Noht  seye  deswegen 
biss  den  Landtständen  erst  durch  Landtage  die  Mittel  beyzubringen 


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534         8.     VerhaodluDgeD  mit  Pfalz-Neubarg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

und  darauff  zu  warten,  gestalt  alsobaldt  durch  die  bahre  Pfenning  die 
erforderende  Htilff  obvermeldet^r  massen  Bchleunig  und  ohne  Abgang 
geleistet  werde. 

Weilen  sich  dan  zum  dreyzehenden  zutragen  möchte,  dass  der 
AngegrieflFener  zu  besserer  seiner  Defensionsverfassung  einiger  Gelder 
bedtlrfftig  seyn  möchte,  so  ist  für  gut  befunden,  dass  ein  ieder  Bundt- 
genosser  solchen  Geldts  Vorraht  gleich  bey  Händen  haben  solle,  dass 
er  den  Hül£fbegehrenden  eine  gewisse  summa,  darüber  man  sich  ver- 
gleichen wirdt,  gegen  gute  und  gnugsambe  Versicherung  darleihen 
und  vorschiessen  könne,  welche  dan  inner  Jahresfrist  ohne  Pension 
auff  guten  Glauben  wieder  bezahlet  werden  sollen,  es  were  dan  Sache, 
dass  alle  AUiirte  gleich  starck  angegriffen  und  des  Ihrigen  gelbst 
nötig  hätten,  solchen  Fals  diese  Sumb  gleichwoll  zu  selbst  und  ge- 
meiner Defension  in  Bereitschafft  seyn  solle.  Gleichwie  dan  bey  dem 
verabschiedet,  dass  im  Fall  ein  oder  ander  von  den  dreyen  respective 
Chur-  und  Fürsten  ausser  diesen  Graisslanden  abwesendt  seyn  würde, 
dass  nötige  Verordnung  gemachet  und  hinterlassen  werde,  damit  alles, 
wass  hierin  verglichen;  gleich  als  in  Gegenwart  verrichtet  werde. 

Weiln  dan  zum  vierzehenden  diese  Verbundtnus  an  statt  der 
ordentlicher  Reichs-  und  Craissdefension  und  Verfassung  zu  eines  ie- 
den  Landt  und  Leuthen  eigener  Conservation  und  Verthätigung  gemeint, 
und  im  iüngstenn  Reichsabschiedt  versehen,  dass  dissfals  die  Unter- 
haltungsmittel die  Unterthanen  herzugeben  schuldig,  also  wirdt  ausser 
Zweiffei  gestellet,  dass  hiegegen  kein  Unterthan  oder  Landtstandt  bich 
werde  schweren  oder  weigeren  können  und  wollen. 

Zum  funffzehenden  solle  diese  obstehender  massen  einbedungene 
hülffliche  Verbundtnus  zwar  länger  nicht  als  sechs  Jahr  wehren  und 
nach  Umblauff  dreyer  Jahren  von  derselben  fernerer  Prorogation  ge- 
handelt werden,  die  vorhin  gedachte  Vereinigung  aber  in  diesem  West- 
phälischen  Craiss  immerwehrendt  undt  bestendig  seyn  und  verbleiben. 

Wie  dan  zum  sechszehenden  diese  Verbundtnuss  ieder  Zeit  vor- 
haubts  und  in  corpore  vor  sich  zwischen  höchstgemelten  dreyen  Ghur- 
und  Fürsten  als  Craissausschreibenden  Herren  Directoren  zwar  ver- 
bleiben, deweniger  nicht  auff  gesambtes  Gutbefinden  auch  andere  in 
diesem  Westphälischen  Craiss  begrieffene  Ständte,  wofern  sie  nur  der- 
gleichen Hülffe,  wie  obgedacht,  auffen  Nohtfall  würcklich  zu  praestiren 
sich  einlassen  und  verbinden  wollen,  hierbey  eingenommen  und  in 
gestalt  eines  Zutrits  oder  per  modum  accessionis  auff  vorhergehende 
Communication  zugelassen  werden  sollen. 


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Die  DefeDBivailianz.  535 

Zum  siebenzehenden  sollen  und  wollen  mehr  höchstg.  im  West- 
phälischen  Craiss  aussschreibende  und  dirigirende  Chur-  und  Farsten 
diese  ihre  eingegangene  Defensivverbttndtnus  zuvordrist  Ihrer  Key. 
May.  und  dem  heil.  Rom.  Reich  wie  nicht  weniger  ihren  allerseits 
guten  Freunden  und  Alliirten,  sonderlich  denen  gekröneten  Hftubteren 
nachrichtlich  communiciren,  und  nicht  allein  in  der  mit  denenselben 
begrie£fenen  guten  Verständtnus  beständig  verharren,  sondern  auch  von 
denenselben  in  eventum  alle  HUl£f  und  Assistentz  begehren,  auch,  wie 
vorhin  gedacht,  niemandten  ohne  gegebene  Ursach  o£fendiren,  ietz- 
gemelte  Verbündtnus  au£f  allerseits  Gbur-  und  Fürstliche  Würde  und 
guten  teutschen  Glauben  auffrichtig  halten.  Und  versprechen  demnach 
beyderseits  untengenente  Chur-  und  Fürstliche  Gevollmächtigte  ihrer 
gnädigsten  Herrn  Notification  innerhalb  vier  Wochen  hierüber  in  forma 
ausszubringen  undt  ansszuwechselen,  und  seyndt  hierüber  drey  gleich- 
lautende exemplaria  durch  Ihrer  Fürst).  Gn.  zu  Münster  gnedigstes 
Handtzeichen  und  Secret,  wie  auch  der  Herren  Gevollmächtigten  aigen- 
händiger  Unterschriflft  und  Pittschafften  bekräfftiget  worden.  So  ge- 
schehen Dorsten  den  4./14.  Februarii  anno  1665. 

Christopff  Bernhardt. 
A.  Freyh.  v.  Spaen. 

Werner  Wilhelm  Blaspeil. 

Adolff  Wüsthauss  D. 

III. 
Nähere  Vereinigung  zwischen  dem  Bischof  Christoph  Bernhard 
von  Münster,  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Branden- 
burg und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  be- 
hufs gemeinschaftlichen  Vorgehens  gegen  die  Generalstaaten. 
D.  S.  Ludgersbnrg  6. /16.  Februar  16650. 

Zu  wissen  seye  hiemit.  Nachdeme  die  in  diesem  Westphalischen  16.  Febr. 
Crayss  nun  leider  viele  Jahre  hero  continuirte  Zweyspalt  nicht  allein 
bey  vorigen  Kriegszeitten  sondern  auch  nach  erlangtem  allgemeinen 
Frieden  im  heyl.  Rom.  Reich  und  noch  täglich  viele  Ungelegenheiten 
und  Beschwernus  verursacht,  dahero  man  obgemelte  Uneinigkeit  als 
die  Wurtzel  diessen  bösen  hinwegk  zu  nemmen  zum  höchsten  nötig 
ermessen,  auch  nunmehr  durch  Göttlichen  Bey  stand  t  es  damit  so  weit 
gebracht  hatt,  dass  man  sich  ins  künftig  einer  guten  und  beständigen 

')  iDhaltsangabe  bei  v.  Mörner  S.  265. 


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536         ^'     VerhaDdluDgeD  mit  Pfalz-Neuburg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

Einmiihtigkeit  in  besagtem  Craiss  versehen  kan,  zu  welchem  Ende 
auch  die  Crayssaussschreibende  Chur-  und  Fürsten  sieh  zu  mehrer 
Festhaltung  gemelter  Einigkeit  auch  bestendiger  Defension  ihrer 
unter  diesem  Craiss  gelegener  Landt  und  Leuthen  yermög  einer  absonder- 
lichen davon  auffgerichteter  Verbtlndnus  näher  mit  einander  verglichen 
und  gesetzet  haben,  dass  gedachten  Craisses  aussschreibende  Chur-  und 
Ftlrsten  auch  femer  auff  Mittel  und  Wege  zu  gedencken  und  dahin  zu 
trachten  sich  genottrengt  befunden  haben,  wie  und  welcher  Gestalt 
die  bei  wehrender  obgemelter  Uneinigkeit  eingerissene  Mängel  am 
füeglichsten  abgeschafft  und  remediirt  werden  möchten:  und  weil  man 
sich  hiebey  erinnert  hatt,  wass  massen  unter  andern  auch  die  HH. 
General  Staaten  der  Vereinigten  Niederlanden  sich  der  Occasion  mehr 
erwehnten  Uneinigkeit  gebrauchet,  und  höchstgemelten  dreyen  Craiss- 
aussschreibenden  und  nunmehr  confoederirten  Chur-  und  Ftlrsten 
eine  und  andere  Unbilligkeit  zugeftlegt,  und  Sie  in  viele  Wege  be- 
schwert, auch  ungeachtet  Sie  dessen  theils  durch  vielfältiges  freundt- 
liches  Ansuchen,  theils  durch  gemeine  Reichs-  und  Craissan  seh  reiben, 
theils  auch  ausswendiger  Cronen  Interposition  genugsam  erinnert, 
abgemahnet  und  billigmässige  Separation  und  Restitution  gesucht, 
solches  iedoch  bey  ihnen  so  wenig  gelten  mögen,  dass  Sie  bis 
auff  heutige  Stundt  bei  der  UnfÜeg  beharren,  auch  besorglich  noch 
ferner  beharren  werden.  Als  haben  höchstgemelte  HH.  Confoederirte 
sich  obliggenden  Ampts  und  Gewissens  halber  zusammen  thun  und 
darüber  berathschlagen  müssen,  wie  sie  durch  zugelassene  Mittel  mit 
Gottes  Hülff  die  Restitution  des  ihrigen  und  Reparation  unbillig  zu- 
gefügten Schadens  erhalten  mögen.  Wie  es  aber  die  Meinung  gar 
nicht  hatt,  das  allergeringste  zu  begehren  oder  wieder  zu  forderen, 
dazu  man  nicht  vollkommentlich  berechtigt  und  zu  repetiren  gleichsamb 
verpflichtet  ist,  Als  ist  anfänglich  und  vor  erst  guett  befunden  worden, 
dass  ein  ieglicher  seine  gravamina  mit  allen  Ümbständen  aussführ- 
lieh  deduciren  und  zugleich  mit  nötigen  Beweissstücken  iustificiren 
solle,  nemblich  zu  dem  Endt,  dass  darauss  eines  ieden  Befbegnfiss 
und  hingegen  der  HH.  Staaten  Unbefüegsambkeit  und  frembdes  pro- 
cedere  männiglichen  vor  Augen  gestellet^  und  Sie  vor  der  gantzen  er- 
baren Welt  überzeugt  werden,  gestalt  dan  darauff  die  gebührende 
Restitution  und  Satisfaction  nach  Maass  der  Rechten  zwar  begehrt,  auff 
dem  Fall  aber  gedachte  HH.  General  Staaten  sich,  wie  man  verhoffen 
will,  der  Billigkeit  nach  anschicken  und  bequemen  sollten,  nicht  so 
eben  auf  die  Schärpffe  der  Rechten  bestanden  werden  soll,  und  obwoll 


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Die  nähere  Vereioignng.  537 

Zum  zweyten  bemelte  HH.  General  Staaten  vorgedachte  Beschwer 
upd  deren  Abschaffung  guten  theils  durch  die  Interessirte  und  Be- 
leidigte so  selbst  als  durch  theils  gemeine  und  Reichsanschreiben, 
sodan  auch  vermittels  ausswendiger  Königen  und  Potentaten  Recom- 
mendation und  Vorsprechungen  mehr  als  überflüssig  bekandt  gemacht 
undt  vorgestellet,  und  darauff  die  billige  respective  Restitution  und 
Satisfaction  begehrt,  durch  solche  Weiss  und  Manier  aber  (unwissend 
auss  wass  Absehen)  biss  dato  nichts  erlangt  worden,  sondern  die  de 
siderirte  Justitz  einen  wie  den  anderen  Weg  verweigert  und  verzögert, 
auch  die  desfals  verschiedentlich  ahn  sie  gethane  Abschickungen 
gleichsamb  zum  Despect  und  Verkleinerung  der  beleidigten  Chur-  und 
Fürsten  umbgeführt,  undt  gantz  unverrichteter  Dingen  durch  unleident- 
lichen  Verdruss  nach  Hauss  gewiessen  haben.  So  ist  dahero  (umb 
dennoch  mit  guter  Manier  und  ohne  Weiterung  aus  der  Sach  zu  kom- 
men) das  zuträglichste  und  beste  Expedient  ermessen  worden,  bey 
dem  alten  in  dem  Reich  hergebrachten  und  dessen  Fundamentalge- 
sätzen und  Reichsabschieden  befestigten  Weg  zu  verpleiben  und  ob- 
gemelte  gravamina  zu  vordrist  bey  dem  gemeinen  annoch  wehrenden 
Reichstag  zu  Regenspurg  vorzutragen,  und  in  krafft  gemeiner  Reichs- 
satzungen dahin  zu  zielen,  dass  deroselben  Billigkeit  und  Befüegsamb 
insgemein  erkandt  undt  ein  Reichsschluss  darauff  formirt  werde,  in- 
massen  dan  die  Sache  anfangs  auff  den  glimpffligsten  Weg  zu  richten, 
dass  es  nach  diessem  concluso  auff  eine  Reichsdeputation  gebracht, 
und  Chur-Mayntz  und  das  gesambte  Hauss  Braunschweig  zuendt  eine 
gemeine  Eeysserliche  und  Reichscommission  auffgetragen  werde,  dass 
dieselbe  ihre  Subdelegirte  in  diesem  Westphalischen  Craiss  ahn  einem 
nechst  angelegenem  dritten  Orth,  etwan  die  Stadt  Aachen  oder  Dort- 
mundt,  und  von  darauss  die  billigmässige  Restitution  und  Satisfaction 
güetlich  zu  gesinnen,  abschicken  mögen,  auff  den  Verweigerungsfall 
aber  harter  und  in  Nahmen  des  Reichs  von  des  Reichs  Executions- 
ordnung  und  wass  derselben  anklebend,  sprechen;  fals  nun  wider 
Verhoffen  die  HH.  Staaten  auff  obgemelte  HH.  Subdelegirten  Ange- 
sinnen und  Verrichtung  dessen,  was  das  Reichsconclusum  vermag, 
zur  Raison  und  Billigkeit  nicht  zu  bewegen  weren,  und  dannoch  ein 
iedweder  billich  zu  demienigen,  worzu  er  rechtswegen  befüegt,  ver- 
holffen  werden  muss;  Also  wirdt  man  solchen  unverhofften  Fals  auf 
andere  Mittel  und  Wege  gedencken  müssen,  wodurch  obgemelte 
HU.  General  Staaten  zur  billichen  Resolution  bewogen  werden  mögen, 
und  haben  die  HH.  AUiirte  mit  einander  abgeredet,  dass  zu  Erraichung 


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538         8.     Verhandlungen  mit  Pfalz-Neuburg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

diesses  Zwecks  Ihre  allerseits  bevollmächtigte  Deputirte  zusammen- 
kommen und  berahtschlagen  sollen,  was  weiter  anzufangen,  zu  welchem 
Ende  dan  dieselbe,  so  baldt  sie  vermercken  werden,  dass  obgemelte 
Keysserliche  und  Beichscommission  fruchtlos  ablau£fen  will,  ahn  einem 
oder  andern  bequemen  Orth  sich  veranlassen,  auch  so  lang  biss  sie 
einige  zureichende  Mittel  aussgefunden,  bey  einander  halten  und  diese 
wichtige  Sache  ihrer  Art  und  der  Gebühr  nach  überlegen  sollen, 
worzu  zu  gelangen  solle  allerfurderlichst  eine  Instruction  mit  gemeiner 
Beliebung  der  HH.  AUiirten  abgefasset,  festgesetzet  und  gemelten  De- 
putirten  zugestellet  werden,  inmitteler  Zeit  solle  einer  der  Confoede- 
rirten  ohne  des  andern  Vorwissen  mit  dem  Estat  der  Niederlanden 
nicht  und  noch  weniger  zu  desselben  Nachtheil  sich  setzen,  sondern 
mit  gemeinem  Einrah ten  dahin  getrachtet  werden,  dass  einem  und 
andern  Theil  die  gebührende  billiche  Satisfaction  zugleich  gegeben 
werde. 

Endtlich  wollen  und  sollen  die  HH.  Alliirte  sich  sambt  und  son- 
ders embssig  dahin  bemühen,  dass  man  mit  den  Provincien  nach  er- 
langter Satisfaction  in  bessere  Yerständnus  auch  beständige  Alliantz 
gelangen  möge. 

Zu  dessen  Urkundt  und  mehrer  Festhaltung  seyn  dieser  Recess 
drey  gleichen  Inhalts  exemplaria  aussgefertiget  und  durch  Ihrer  FUrstl. 
Gnade  zu  Münster  gnädigstes  Handtzeichen  und  Secret,  wie  auch 
beider  Chur-  und  Fürstl.  Dhlt  Dhlt.  gevoUmächtigten  HH.  Deputirten 
eigenhändige  Unterschrifft  und  Petschafften  bekre£ftigt  worden.  So 
geschehen  St.  Ludgersburg  den  6./ 16.  Februar, a.  1665. 

ChristopfF  Bernhardt. 
A.  Freyh.  v.  öpaen. 
Werner  Wilhelm  Blaspeil. 
AdolfF  Wusthauss  D. 


Freiherr  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthauss  an  den  Kurfürsten« 
D.  Cleve  24.  Februar  1665. 

[Bemerkungen  zu  den  übereendeten  Verträgen.] 

24.  Febr.         Sie  übersenden  die  Recesse  über  das  Religfonswesen  und  das  Condirec- 
torium,  ferner  über  die  Defensiv- Verfassung,  and  über  die  nähere  Vereinigung. 


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Die  üähere  VereiDigODg.    BemerkuDgen  zu  den  VerirägeD.  539 

Was  die  Defensiy-Verfassang  anbetrifft,  so  hatten  die  Pfalz-Neuburgi- 
schen verlangt^),  dass,  weil  dieselbe  den  Landständen  Torkomroen  würde,  die 
Artikel  12 — 14  ausgelassen  und  in  einen  Nebenrecess  gebracht,  und  die  Summe 
der  25000  Rthlr.  auf  40000  Rthlr.  genommen,  auch  sonst  einige  Limitation 
wegen  Vorschiessung  derselben  hinzugefügt  würde,  sie  und  der  Bischof  von 
Münster  dagegen  haben  dafür  gehalten,  dass,  weil  eben  der  Stände  halber 
diese  Artikel  beliebt  worden,  es  besser  wäre,  dass  sie  im  Hauptrecess  ge- 
lassen würden,  es  sind  daher  zwei  verschiedene  Exemplare  angefertigt  worden, 
TOD  denen  das  eine,  in  dem  die  Artikel  in  dem  Hauptrecess  enthalten,  sie  und 
der  Bischof,  das  andere  auch  die  Pfalz-Neuburgischen  vollzogen  haben.  Mit 
Bezug  auf  Art.  16  haben  sie  darauf  gedrangen,  dass  K.  Co  In  in  das  Bündnis 
mit  aufgenommen  werde,  zumal  da  dessen  Abgeordneter  v.  L  an  d  s  b  e  r  g '),  der 
sonst  wegen  des  ScheicTemünzwesens  in  der  Grafschaft  Mark  nebst  einigen 
Amtleuten  und  Stadtdeputierten  nach  Dorsten  gekommen  war,  erklärt  hatte, 
dass  er  zwar  dieser  Verfassung  wegen  nicht  plenarie  instruiert  sei,  dass  er 
aber  wohl  wüsste,  dass  es  seinem  Herrn  sehr  angenehm  sein  würde,  an 
derselben  Theil  zu  nehmen.  Auch  die  Pfalz-Neuburgischen  hatten 
ihnen  zugestimmt,  Münster  aber  hatte  Schwierigkeiten  gemacht,  weil  E.- 
Cöln  die  Direction  in  diesem  Verfassungswerk  praetendieren  werde;  doch 
haben  sie  ihm  dieses  benommen  und  eine  Beitrittserklärung  für  E.  Cöln 
abgefasst  und  dem  y.  Landsberg  nachgeschickt. 

Sie  hatten  den  Entwurf  eines  Gesamtschreibens  an  die  Erone  Frank- 
reich, in  welchem  derselben  diese  Tractaten  niitgetheilt  werden,  abgefasst. 
Da  aberP  falz- Neuburg  beantragte,  dass  dieNotification  von  beiden Theilen 
besonders  geschehen,  von  beiderseits  Bedienten  aber  zugleich  übergeben 
werde,  so  haben  sie  deswegen  an  Beck  nach  Paris  geschrieben. 

Betreffend  den  Recess  wegen  der  näheren  Yerbündnis  ist  als  Ort  für 
die  Reichscommission  neben  Dortmund,  das  Ef.  vorgeschlagen,  alternative 
Aachen  gesetzt  worden.  Dem  Wunsch  des  Kf.  nachgebend  bat  sich 
Münster  dazu  verstanden,  dass  als  Reichscommissarien  neben  E.Mainz 
das  gesamte  Hans  Braunschweig  benannt  würde,  doch  bat  der  Bischof 
'  dabei  erinnert,  weil  die  Abgeordneten  aus  diesem  Hause  die  Sache  auf 
jetzigem  Reichstage  gegen  die  sämtlichen  Eurfürsten  am  meisten  getrieben'), 
auch  ihm  selbst  in  allem  ungeneigt  erschienen,  dass  aus  diesem  Hause 
solche  Personen ,  zu  denen  man  sich  alles  gute  versehen  könne,  gewählt 
würden.  Sie  schlagen  den  v.  Gladebeck  dazu  vor.  Im  übrigen  haben 
sie  alle  Punkte  nach  des  Ef.  Verordnung  eingerichtet,  zweifeln  daher  nicht, 


0  Vgl.  oben  S  520. 

^  Schon  am  11. Februar  hatte  Blaspeil  von  Dorsten  aus  ao  Kf.  berichtet, 
er  habe  mit  dem  dort  aDwesendeD  v.  Landsberg  verschiedeoe  Conferenzen 
wegen  der  DefenBivverfassaDg  gehalten  und  ee  so  weit  gebracht,  da8B  er  hoffe, 
K.Göln  und  aach  Münster  und  Ffalz-Neuburg  würden  sich  darin  des  Ef. 
Wünschen  bequemen. 

*)  8.  Kocher  I  S.  325f. 


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540         8.     VerhandlaDgen  mit   Pfalz-Neaborg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

derselbe  werde  sich  das  Verhandelte  gefallen  nnd  ihnen  die  desiderierten 
Ratificationen  darüber  bei  Zeiten  zukommen  lassen  i). 

PS.  Der  Münsterische  Geheimeraht  und  weltliche  Hofrichter  v.  W  i  e  d  e  n  - 
brück^)  hat  für  seinen  Sohn  um  eine  Anwartschaft  auf  ein  Canonicat  bei 
dem  Capitel  zu  Xanten  oder  Cranenburg,  wie  auch  am  einen  Gna- 
denpfennig oder  Bildnis  gebeten,  sie  rathen,  da  er  des  Bischofs  andere  Hand 
sei  und  alle  coiisilia  dirigiere,  demselben  eine  Gnade  zu  gönnen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthausen.     D. 
Cöln  6./[16.]  März  1665. 

[iaf  die  Relation  vom  24.  Februar.     UeberseoduDg  der  Ratification   der  Defeosi?- 
allianz,  die  in  derseiben  gemachten  Aendemngen.] 

16.  März.         —  Wir  haben  nachstehenden  Vergleich ')  —  reiflich  erwogen  und 
denselben  der  Euch  gegebenen  gn.  Instruction  und  Befehlig  gemäss 

1)  V.  Spaen  räth  (d.  Cleve  15./25.  Februar  1665)  dem  Kf.,  da  die  Dorsten- 
sehen  Confereozeo  in  Holland  schon  Verdacht  erregt  hätten  (vgl.  Ur.k.  u.  Akt. 
III  S.  149 f.)  und  die  WerbuDgeo  des  Kf.  diesen  noch  vermehren  würden,  dort 
Quter  der  Band  durch  Blaspeil  versichero  zu  lassen,  dass  er  keine  feiodlicbeo 
Absichten  habe,  dass  man  sich  vielmehr  im  Notbfall  auf  seine  Frenndschaft  ver- 
lassen könne,  dass  man  aber  auch  gegen  ihn  nnd  andere  benachbarte  Fürsten 
sich  freundschaftlich  und  nicht  in  billigen  Dingen  so  hart  wie  bisher  zeigen 
müsste.  „Sousten  halte  ich  —  dafür,  da  der  Krieg  zwischen  beiden  Theilen 
continuirt  und  es  unsererseiten  an  Geldmitteln  nicht  gebricht,  dass  das  Werk 
mit  gottlicher  Hülfe  wohl  dahin  zu  dirigiren  sei,  um  de  Witt  mit  allen  seinen 
Adhärenten  aus  dem  Sattel  zu  heben,  dagegen  aber  den  H.  Prinzen  von  Ura- 
nien aufzuhelfen  und  zugleich  Ew.  Chf.  D,  von  der  Hufeiserschen  Schuld  und 
Compromisssacbe  zu  liberiren." 

^  S.  über  deDselben  Alpen  I  S.  116 ff. 

^  Die  Defensivalliauz.  Das  GeheimenrathsprotokoU  vom  l/[ll.]März  1665 
lautet : 

Der  Recess  zwischen  S.  Gbf.  D-,  Pfalz-Neuburg  und  Münster  wegen  einer 
Vereinbarung  und  Verbündnus  zur  Defension  des  Westfälischen  Kreises  verlesen, 

2)  Nebenartikul  wegen  einer  gewissen  Summa  Geldes,  so  stets  soll  parat 
gehalten  werden. 

3)  Die  nähere  Allianz  zwischen  S.  Ghf.  D.  nnd  Manster  verlesen  wegen  der 
von  den  Staaten  einhabenden  Plätze  und  Städte  im  Clevischen  nnd  Gölni- 
sehen  Lande:  dieses  ist  nicht  placitiret   worden. 

4)  Project  der  gravaminum,  so  S.  Chf.  D.  wider  die  HH.  Staaten  haben  und 
nacher  Regensburg  gescbickl  und  allda  proponiret,  auch  Remedimng  ge- 
sucht werden  soll,  verlesen.  Res.:  Soll  geändert  werden.  H.  Bl aspeil  loU 
ihnen,  den  Staaten,  sagen,  dass  S.  Ch.  D.  es  bei  dem  Reiche  suchen  wollten. 
Es  soll  nur  allein  auf  die  Hufejrsersche  Schuld  und  der  von  den  Staaten  be- 
schehenen  Bedräuung  der  Execution  eingerichtet  werden,  was  an  die  Gesandten 
zu  Regensburg  geschickt  werden  soll,  um  daselbst  den  Reichsständen  tu  pro- 
pouiren. 


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RatificatioD  der  zwei  ersteD  Vertrage.  541 

befunden,  auch  darum  gerne  ratificiret ')  und  in  all  genehm  gebalten, 
ausser  dass  bei  dem  4ten  Punct  wir  die  Werbungen  auf  die  Lande 
in  dem  Westfälischen  Kreise  gelegen  zu  restringiren  nöthig  erachtet. 
Bei  dem  Punct  die  Schickung  der  Völker  betreflfend  ist  dafür  gehalten 
worden,  es  sei  ein  Irrtum,  dass  zuletzt  gesetzet,  es  sollte  jeder  von 
den  Alliirten  noch  1500  z.  F.  und  300  Pferde,  und  also  in  allem  900 
Pferde  schicken,  denn  weil  die  ganze  Macht  18000  Mann  machen  soll, 
so  müssten  zuletzt  nicht  nur  300  sondern  900  Pferde  geschicket  werden, 
welches  wir  auch  also  haben  ändern  lassen. 

Er  übersendet  die  Ratification  in  daplo  (mit  und  ohne  die  Artikel 
12— 14>),  sie  sollen  dieselbe  bei  dem  znr  Extradition  angesetzten  Termin 
ausstellen  nnd  dafür  von  den  anderen  Tbeilen  gleicbmässige  Ratificationen 
abfordern. 

Ps.  Kf.  will  der  Bitte  v.  Wiedenbrücks  entsprechend  die  Ezpectanz 
für  dessen  Sohn  ansfertigen  lassen  nnd  der  Regierung  zu  Cleve  Befehl 
ertbeilen,  ihm  einen  Onadenpfennig  auf  100  Rthaler  Werth  einzuliefern. 


Der  Kurfürst  an  dieselben.    D.  Cöln  7./[17.]  März  1665. 

[Uebersendung   des  Vertrages  in  betreff  des  ReligioDSwesens  und  Directoriams 
im  WestfaiischeD  Kreise,  die  in  demselben  gemachten  AenderuDgeD.] 

Er  übersendet  die  Ratification')  des  Vertrages  mit  Pfalz- Neuburg  17. März, 
über   das   Religionswesen  und  das    Directorium    im    Westfälischen  Kreise, 
er  bat  in  demselben  aber  nöthig  gefunden,  einige  Punkte  anders  einzurichten, 
nämlich  in  dem  Interimsyergleicb  wegen  der  Reh'gion  hat  er: 

1)  anstelle  des  Grafen  von  Lippe  die  Landgräfin  von  Hessen-Cassel 
dem  Bischof  von  Münster  seinerseits  als  Superarbiter  entgegengestellt  und 
anstelle  des  Fürsten  von  Nassau-Dillenburg  den  Grafen  Herrmann 
Adolf  von  Lippe  zugeordnet. 

2)  dass  die  Garantie  des  Vergleichs  nicht,  wie  er  erwartet  hatte,  den 
Gen.  Staaten  übertragen  worden,  sondern  dieselbe  unter  die  im  Instr.  pacis 
enthaltene  Garantie  gezogen  ist,  lässt  er  sich  gefallen,  er  bat  aber  aus 
erheblichen  Ursachen,  und  damit  die  Sache  nicht  gar  zu  weit  extendiert 
werde,  diesen  Punkt  etwas  anders  einrichten  lassen^). 


0  Die  Ratification  des  Kf.  ist  datiert  Cöln  a.  d.  Spree  l./[ll]  März  1665. 

*)  S.  oben  8.  520.  539. 

^  d.  Coln  a.  d.  Spree  7./ [17.]  März  1665. 

*)  Derselbe  lautet  jetzt:  „Schliesslich  soll  dieser  I nterimsvergleich  dem 
MüoBterschen  und  Osnabrückiscben  FriedeDSschluss  gleich  gültig  und  die  Gua- 
rantie,  welche  in  demselben  Friedensschlnss  begriffen,  dergestalt  darauff  gezogen 
sein ,  dass  auff  geschehene  Requisition  die  Paciscenten  sich  derselben  dem 
gedachten  Friedensschlass  gemäas  annehmen  mögen,   doch  sollen  unter  die  Fa- 


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542         3*    Verhandlungeo  mit  Pfalz-Neaburg.    Die  Vertrage  za  Dorsten. 

Betreffeud  den  Vergleich  über  das  Directoriom  hat  er,  weil  in  demselben 
alles  alternative  abgehandelt  wird: 

1)  auch  den  Passus  inbetreff  der  conclusa  so  einrichten  lassen, 

2)  will  er  zwar  gestatten,  dass,  wenn  in  seinem  Namen  seine  Rätbe 
unterschreiben,  die  Reihe  nicht  eingehalten  werde,  wenn  er  aber  die  Unter- 
schrift durch  eine  fürstliche  Person  verrichten  lässt,  so  muss  diese  billig 
in  einer  gleichen  Reihe  unterschreiben. 

3)  Wenn  er  und  der  Pfalzgraf  condirectores,  der  Bischof  von  Münster 
director  genannt  werden,  so  ist  dieses  irrtümlich,  da  das  ganze  Directoriam 
im  Westfälischen  Kreise  dem  Bischof  von  Münster  und  dem  Herzog 
von  Jülich  indi Visum  zusteht,  er  hat  diese  Bezeichnung  daher  ausge- 
lassen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthausen.     D. 
Cöln  8./[18.]März  1665. 

[Verweigerung  der  Ratification  der  Allianz  mit  Münster  and  Pfalz -Nenburg 
gegen  die  Qen.  Staaten.] 

18. März.  Was  die  Particular-AUianz  zwischen  des  Bischofs  zu  Münster, 
des  Herrn  Pfalzgrafen  zu  Neuburg  LLdd.  und  uns  betrifft,  werdet 
Ihr  Euch  zurück  zu  erinnern  wissen,  welchergestalt  wir  Euch  in  un- 
serem zu  Güstrin  den  5.  Januar  datirtem  Schreiben*)  g.  anbefohlen, 
Euch  derselben  zu  entziehen,  dannenhero  es  uns  am  liebsten  gewesen 
wäre,  wan  Ihr  solche  nicht  voUenzogen  hättet,  insonderheit  da  sie 
auch  von  Pfalz-Neuburgischer  selten  nicht  vollenzogen  worden.  Da- 
mit aber  der  Bischof  zu  Münster  wegen  Ausbleibung  unserer  Ratifi- 
cation keine  Diffidenz  zu  fassen  Ursache  habe,  so  habt  Ihr  demselben 
zu  remonstriren,  dass  fttr  allen  Dingen  nöthig  sein  wird,  vorhero  zu 
sondiren,  wie  sich  die  Stände  zu  Regenspurg  auf  dieses  unser  Be- 


ciscenten  diejenige  nicht  begriffen  sein  noch  von  jemandes  reqnirirt  werden, 
welche  an  ff  die  Jülische  und  zugehörige  Lande  der  Snccession  halber  in  prae- 
senti  Praetension  machen.^ 

1}  S.  oben  S.  527.  Blaspeil  erwidert  (d.  s'Gravenhage  21./31.  Mä^z  1665). 
weder  er  noch  seine  Collegen  hätten  dieses  Rescript  so  verstanden,  dass  sie 
sich  der  Particalaralliaoz  ganz  entziehen  sollten,  sondern  nar  so,  dass  Rf.  das- 
jenige, was  wegen  England  eingerückt  and  sonst  nach  einiger  Weiterang  Ge- 
schmack hätte,  aasgelassen  haben  wollte,  was  sie  auch  sorgfaltig  in  Acht  ge- 
nommen hätten.  Sein  Absehen  bei  der  ganzen  Dorstenschen  Negotiation  and 
aach  jetzt  sei,  dass  Kf.  mit  den  Niederlanden,  welche  sich  schwerlich  darch 
andere  Mittel  aar  raison  würden  bewegen  lassen,  endlich  in  eine  wirkliche  be- 
ständige Freandschaft  wieder  komme,  während  die  jetzige  nar  eine  scheinbare  sei. 


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Verweigerung  der  Ratification  des  dritten  Vertrages.  543 

gehren  bezeigen  werden,  dan  sollten  dieselbe  dabei  einige  Difficultäten 
machen,  so  würden  wir  gar  zu  zeitig  den  HH.  Staaten  die  Augen 
geöffnet  haben.  Weil  wir  auch  ohne  dem  gesonnen  sein,  künftigen 
Sommer,  geliebts  Gott,  nacher  Gleff  zu  kommen,  so  würde  es  sich 
alsdan  viel  besser  schicken,  bei  solcher  Gelegenheit  dieses  Werk  zum 
richtigen  Stande  zu  bringen,  und  würde  uns  demnach  lieb  sein,  wen 
Ihr  das  von  Euch  vollenzogene  Originale  wieder  zurücknehmen  könntet, 
damit  es  cassiret  würde. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  8./ [18.]  März  1665. 

[de  Witt  zu  njacbende  EröffoQOgen.] 
—  Es  ist  Euch  bekannt,  was  gestalt  bei  der  jüngsten  Zusammen- 18. Mär«, 
kunft  zu  Dorsten  unter  andern  in  Vorschlag  gekommen,  dass  von 
denen  s&mbtlichen  Interessirten  zu  Regen spurg  über  der  Herren 
Staaten  böse  Nachbarschaft  und  harte  Proceduren  geklagt  und  eine 
Reichscommission  gesuchet  werden  sollte.  —  Nun  sein  wir  auch  noch 
nicht  abgeneigt,  uns  dieses  Mittels  zu  gebrauchen,  wie  uns  dann  auch 
solches  von  Niemand  mit  Fug  verdacht  werden  kann.  Damit  wir  aber 
auch  hierin  den  HH.  Staaten  die  Masse  voll  geben  und  von  ihnen 
nachgehends  nicht  beschuldiget  werden  mögen,  als  wollten  wir  die 
alte  Freundschaft  ohne  Ursach  mit  ihnen  brechen,  also  habt  Ihr  dem 
de  Witt  und  anderen  mehr  dieses  Vorhaben  anzudeuten  und  sie  da- 
bei zu  versichern,  dass,  wofern  der  Staat  noch  diese  Stunde  uns  ge- 
recht werden  und  sich  anders  gegen  uns  als  eine  Zeit  her  erzeigen 
würde,  wir  auch  bei  der  alten  Freundschaft  verharren  und  dergleichen 
Klagten  und  andere  Mittel  einstellen  wollten,  nur  könnten  wir  uns 
durchaus  mit  keinen  dilatorischen  Resolutionen  ferner  aufhalten 
lassen.  — 


V.  Spaen  und  Wusthausen  an  den  Kurfürsten.    D.  Xanten 
14./ [24.]  März  1665. 

[auf  die  Rescripte   vom  6/16.  und  7./ 17.  März.    Aufschiebung  des  Terrains  für 
die  Ratification.    Schwierigkeiten,  welche  in  betrefif  der  Durchführung  des  Normal- 
jahres 1624  hervorgetreten  sind.] 

Sie  haben   die  Rescripte  des   Ef.  ond  die   ratificierten   Recesse  hier,  24.  Mars, 
wohin  8ie  nebst  den  Regierangsräthen  v.  L  Ott  um  und  Dr.  Isiock  abge- 
ordnet sind,  nm  zwischen  den  clevischen  Ständen,  welche  hier  wegen  des 


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544         8-     Verbandlungen  mit  Pfalz-Neuburg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

outer  ihnen  erschollenen  Gerüchtes  von  dem  aufgerichteten  Interimsrecess 
in  puncto  religionis  zusammengetreten  sind^),  Einigkeit  zu  vermitteln,  em- 
pfangen. Die  zur  Answecbsinng  der  ratificierten  Tractaten  gegen  den 
16./26.  beliebte  Zusammenkunft  ist  wegen  Enge  der  Zeit  und  des  heran- 
nahenden Osterfestes  bis  nach  Ablauf  desselben  verschoben,  aber  noch 
kein  bestimmter  Termin  festgesetzt  worden,  namentlich  weil  sich  in  dem 
Herzogtbnm  Jülich  und  der  Grafschaft  Marck  in  puncto  restitutionis 
nach  der  Regel  des  Jahres  1624  neue  und  grosse  Schwierigkeiten  hervor- 
gethan  haben'),  auf  welche  die  Prediger,  die  dieses  Werk  eifrig  getrieben, 
keine  Reflexion  eigentlich  genommen  haben,  so  dass  nothwendig  auf  ein 
anderes  Expediens  gedacht  werden  muss,  worüber  sie  mit  Blas  peil  nach 
dessen  Rückkehr  aus  dem  Haag  sich  besprechen  und  dann  dem  Ef.  refe- 
rieren wollen.    Sie  halten  daher  die  ratificierten  Recesse  noch  geheim. 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen  und  Wusthausen.     D.  Cöln 
29.  März/[8.  April]  1665. 

[auf  die  Relation    vom  14./ 24.  März.     Die  Ratification    des  Recesaee  über  die 
kirchlichen  Verhältnisse  soll  nicht  anegeliefert  werden.] 

8.  April.  —  Also  ist  unser  g.  Befehl  nochmals  dieser,  dass  der  Recess,  so 
wegen  Reducirung  des  Exercitii  religionis  auf  den  terminus  des  Jahres 
1624  aufgerichtet  und  von  uns  auf  ungleichen  Bericht  ratificiret  worden, 
nunmehr  nach  eingelangter  vieler  Beschwerung  der  Stände  unseres 
Fürstenthums  Cleve  nicht  ausgeliefert,  sondern  bis  auf  fernere  Ver- 
ordnung in  guter  Verwahrung  von  Euch  behalten  —  werden  solle.  — 
Im  übrigen  werdet  Ihr  aus  unserm  vorigen  nunmehr  sonder 
Zweifel  Euch  behändigten  g.  Zuschreiben  nicht  weniger  ersehen  haben, 
dass  wir  noch  zur  Zeit  Bedenken  tragen  den  Nebenrecess,  so  wegen 
des  Staats  der  Vereinigten  Niederlande  in  Vorschlag  gekommen,  zu 
ratificiren.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Düsseldorf 
4 /[14.]  April  1665. 

[Reise  nach  Goesfeld  and  Düsseldorf.    Bemühungen  Lesseins*  hei  Pfals-Nenbnrg 
gegen  die  in  Dorsten  abgeschlossene  Defensivallianz  ] 

H.April.         Er  ist  einer  Einladung  des  Bischofs  von  Münster  folgend  bei   diesem 
in  Coesfeld  gewesen    und  hat  dabei   Gelegenheit    gehabt    vorzutragen, 


^)  S.  Lehmann  I  S.  178. 
*)  ebendas.  S.  66.  178  ff. 


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Zaräckzieh.  der  Ratification  des  Religionvergleichs.   Lesseius  bei  Pf.-Neab.     545 

was  Kf.  bei  der  Ratification  über  die  Dorstensohen  Verträge  zu  erionero 
gehabt,  darauf  der  Bischof  sich  alsbald  sehr  geneigt  nnd  eifrig  erwiesen 
nnd  versprochen,  sich  nicht  nur  für  seine  Person  des  Kf.  Intention  zn  be- 
quemen, sondern  anch  Pfalz-Nenburg  dazu  zu  disponieren.  Anf  des 
Bischofs  Rath  hat  er  sich  darauf  hieher,  nach  Düsseldorf,  begeben.  Er 
wird  heute  Nachmittag  bei  dem  Pfalzgrafen  Audienz  haben  und  daranf  mit 
dem  Oberkanzler  Giese,  dem  er  schon  von  dem,  was  Kf.  bei  den  Dor- 
stenschen  Tractaten  erinnert,  Mitiheilung  gemacht  hat,  conferieren. 

Es  ist  soQsten  hier  am  Hoff  Monsieur  de  Lessin*)  französischei' 
envoyö  gewesen  und  hat  ordre  gehabt,  des  H.  Pfaltzgrafen  F.  D.  da- 
hin zu  vermögen,  dass  die  kaiserliche  nach  den  hispanischen  Nieder- 
landen destinirte  troupes  keine  Passage  gestatten  wollten,  hinkommend 
aber  habe  er  nähere  Schreiben  von  seinem  König  gefunden,  dass  der- 
selbe sich  deshalb  mit  Spanien  verglichen.  —  Dabeneben  hätte  ged. 
H.  Les^in^)  über  die  neulich  zu  Dorsten  gemachte  Allianz  sehr  ge- 
klaget und  es  für  eine  Invention  des  Bischoffen  zu  Münster,  welcher 
gut  Oesterreichs  wäre  und  die  Rheinische  Allianz  nur  zu  vernichtigen 
suchete,  ausgerufen,  mit  Begehren,  dass  man  dieselbe  doch  wieder 
aufbeben  und  cassiren,  oder  Neuburg  davon  abtreten,  auch  den 
H.  Bischoffen  zu  Münster  ebenfalls  zum  Abstand  bewegen  und  ver- 
sichern wollte,  dass  Frankreich  ihm  schon  zu  Borckeloe  verhelfen 
und  mehr  andre  satisfactiones  verschaffen  wollte.  Was  nun  hieselbsten 
für  Promissen  werden  geschehen  sein,  habe  noch  nicht  erfahren.  Als 
aber  S.  Churf.  (sie!)  D.  darauf  nicht  resolviren  können,  hat  er  vor- 
geschlagen, dass  man  dann  zum  weinigsten  die  vorhabende  Defensions* 
Verfassung  in  den  ratione  religionis  et  directorii  aufgerichteten  Recess 
mit  hineinlaufen  lassen  und  niemand  mehr  dazu  admittiren  wollte«,  da- 
mit es  also  nicht  den  Namen  einer  Allianz  hätte,  welches  S.  Fürstl. 
D.  bei  der  bevorstehenden  Zusammenkunft  mit  uns  zu  bereden  —  an- 
genommen, und  scheinet  fast,  als  wan  Sie  dazu  nicht  ungeneigt  wären. 
Ich  meinestheils  sagte  dem  H.  Ober  Cantzeler  Giese,  welcher  denen 
Münsterischen  Abgeordneten  und  mir  solches  vorbrachte,  hierauf,  dass 
ich  nicht  begreifen  könnte,  warumb  Frankreich  dergleichen  zu  eigner 
Defension  angesehene  Verfassung  nicht  zusehen  wollte,  die  der  Kaiser 
selbst  müsste  gutheischen,  es  wäre  dann,  dass  Frankreich  ungern  sähe, 

<)  Derselbe,  welcher  1662  (s.  Urk.  u.  Akt.  II  S.  243  ff.,  IX  S.  590)  als  Qe- 
saodter  bei  Kf.  gewesen  war,  vgl.  über  diese  jetzige  Gesandtschaft  desselben 
M^moires  d'Estrades  III  S.  97  f. 

^  S.  das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  Estrades  vom  29.  Mai  1665  (M^m. 
d'Estrades  UI  S.  198ff.). 

Mater,  s  Qeicb.  d.  G.  KurfQnten.    XI.  35 


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546         8'    Verhandlungen  mit  Pfalz-Neuburg.    Die  Vertrage  su  Dortten. 

dass  wir  einig  wären,  dazu  es  jedoch  vorher  selbst  allzeit  gerathen  and 
seine  Interposition  angeboten  hätte.  Ich  würde  sonsten  in  diesem  StQck 
ohne  Ew.  Churf.  D.  speciale  Verordnung  keine  Veränderung  machen 
können,  vermuthete  aber,  dass  Ew.  Churf.  D.  damit  vielleicht  wohl 
durften  zufrieden  sein,  dass  kein  anderer,  als  welcher  im  Westfälischen 
Kreis  gehörete,  mit  eingelassen  werden  möchte.  Vorged.  Französischer 
Abgeordneter  scheint  auch  am  Ghur-Gölnischen  Hoff  dahin  gear- 
beitet zu  haben,  dass  man  daselbsten  anders  Sinnes  geworden  und 
dahero  miteinzutreten,  dazu  man  sich  sonsten  vorhin  gegen  mich 
ausdrQcklich  erkläret  gehabt,  nunmehr  Bedenkens  trägt.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthausen.     D. 
Cöln  a.  d.  Spree  8./[18.]  April  1665. 

[Erneuter  Befehl,   die  Ratification   des  Vertrages   wegen    des  Religionswetens 

nicht  auszaliefern;  die  ParticularalUauE  entspricht  nicht  des  Kf.  Absichten;  die 

Ratification  der  Defensivallians  ist  auszuliefern,  den  Vertrag  wegen  des  Diree- 

toriums  will  Kf.  gesondert  r^ifioieren.) 

18. April.  "  Wiewohl*)  wir  nun  ungern  dasjenige  wiederaufheben,  was 
Ihr  einmal  bis  auf  unsere  Ratification  geschlossen,  auch  wohl  vorher 
absehen,  dass  es  ohne  Widerwillen  bei  Pfaltz-Neuburgs  Ld.  nicht 
abgehen  werde,  so  müssen  wir  doch  mehr  auf  das  gemeine  Beste  und 
den  Wohlstand  des  Eirchenwesens  in  unsren  Glevischen  und  Jttlichschen 
Landen  als  alle  andere  Respecten  sehen  und  sind  demnach  nicht  gemeinet 
unsren  Ständen  zu  präjudiciren,  lassen  es  vielmehr  bei  unserem  vorigen 
Befehlig,  dass  unsere  Ratification  nicht  ausgeantwortet  werden  solle. 
Weichergestalt  aber  nun  der  Unglimpf,  so  daraus  zu  besehen,  aufs 
beste  abgewendet  werden  möge,  werdet  Ihr  selbst  bedacht  sein.  — 

Was  Ihr  danebenst  wegen  der  Particular- Allianz  zu  Eurer  Ent- 
schuldigung —  angeftthret'),  lassen  wir  dahin  gestellet.  Unsere  Mei- 
nung aber  ist  nie  gewesen,  uns  in  solche  Verbündnusse  einzulassen, 
dadurch  dem  Staat  der  Vereinigten  Niederlande  Ombrage  mochte  ge- 
geben werden,  dergleichen  Bedenken  vielleicht  auch  die  Pfaltz- 
Neuburgischen  gehabt^  so  dasselbe  Project  nicht  unterschrieben. 
Ob  und  Weichergestalt  aber  die  gravamina,  so  man  wider  gemelten 
Staat  hat,  zu  Regen spurg  zu  ttbergeben,  deswegen  stehen  wir  noch 


*)  S.  den  Anfang  dieses  Rescripts  bei  Lehmann  I  S.  182. 
^  S.  oben  S.  542  Anm.  1. 


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BemöbaogeD  LesBeios'  bei  K.OöId  und  Pfals-Neuborg.  547 

in  etwas  an  und  wollen  uns  disfalsi  nachdem  sich  die  Sachen  ferner 
anschicken^  g.  resolviren.  — 

Weil  sowohl  die  Ausschreibung  des  Kreistages  als  die  Ausant- 
wortung  der  Ratification  über  dem  Hauptvergleich  in  p.  der  Defensiv- 
alliance  nicht  länger  verzögert  werden  kann,  so  können  wir  geschehen 
lassen,  dass  zuförderlichst  ein  Termin  beraumet  werde,  dabei  Ihr  die 
in  Händen  habende  Ratification  der  itzgedachten  Alliance  extradiren 
und  wegen  des  Ereisausschreibens  Euch  mit  den  Münsterschen  und 
Pfaltz- Neuburgischen  vergleichen,  zugleich  auch  dass  wir  wegen  Gon- 
tradiction  der  Stände  den  Vergleich  in  p.  religionis  noch  zur  Zeit  zu 
ratificiren  nicht  vermögen,  anzeigen  könnet  Soviel  aber  den  Vergleich 
wegen  des  directorii  anlanget,  muss  derselbe  von  den  anderen  abge- 
sondert und  umbgeschrieben  werden,  denn][^wir  solchen  absonderlich  zu 
ratificiren  geneigt  sein.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  8./ [18.]  April  1665. 

[VerbandlangOD  in  Dfisaeldorf.    Absiebten  Prankreicbs  gegen  Holland.] 

Er  hat  bei  den  VerhandloDgen  in  Düsseldorf  den  punctum  religio-  18. April, 
eis  80  in  suspenso  gesetzt,  dass  die  Sache  nicht  ganz  abgeschnitten  ist,  aber 
Kf.  freie  Hand  hat,  von  dem  Interims  vergleich,  wenn  er  es  gntfindet,  zn 
resilieren.  Den  ponctnm  condirectorii  aber  dabei  zu  separieren  oder  auch 
znm  Kreistage  zu  gelangen  und  also  das  directorinm  verglichenermassen 
einznführen,  bevor  der  Religionspunkt  verglichen  sei,  dazu  hat  er  keine 
Aussicht  verspüren  können. 

Der  Allianz  wegen  hat  Pfalz-Neubnrg  auf  Andrängen  Lessins 
an  den  Bischof  von  Münster  seinen  Oberkanzler  Oiese  geschickt,  aber 
so  viel  er  hat  vermerken  können,  mehr  pro  forma  als  dass  es  ihm  Ernst 
sei,  den  Bischof  von  dieser  Allianz  zn  dehortieren.  Dass  man  dieselbe 
aber  in  eine  andere  Form  brächte  und  so  Frankreich  willfahrte,  sähe 
der  Pfalzgraf  sehr  gern,  und  man  hat  von  ihm  begehrt,  in  des  Kf.  Namen 
darein  zu  willigen.  Er  bat  erklärt,  dazu  keine  Ordre  zn  haben,  aber  vor- 
geschlagen aufzusetzen,  wie  man  es  verändern  wollte,  und  ihm  zuzu- 
stellen. 

Was  nun  Frankreich  hierbei  vor  Absehen  haben  mag*),  ist  mir 
zwar  unbekannt,  aus  Holland  aber  wird  mir  geschrieben,  dass  man 
daselbsten  der  gänzlichen  Meinung  sei,  diese  Crone  suche  den  Ver- 
einigten Niederlanden  zu  dieser  Zeit,  da  sie  mit  Engeland  so  tief 


*)  S.  die  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  Estradea  vom  29.  Mai  und  12.  Juni 
16G5  (M^m.  d'Bstrades  III  S.  196.  210 ff.). 

3Ö* 


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548         3.    VerbandluDgeD  mit  Pfalz- Neaborg.    Die  Verträge  tu  Dorateo. 

engagiret  seiBd,  einem  anzumahnen  oder  wohl  gar  zu  Oberfalleo  — 
möchte  wohl  sein,  dass  auch  solcher  Ursache  halber  die  Cron  Frank- 
reich diesen  Greis  gern  in  Uneinigkeit  haltei^  möchte.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  11./ [21.]  April  1665. 

[auf  die  Relation  vom  4./ 14.  April.    Die  rranzösiscbe  Opposition  gegen  die 

Defensivallianz,] 

21.  April.  _  Was  die  Defensivallianz  anreichet,  ist  uns  nicht  wenig  frerobd 
zu  vernehmen  gewesen,  dass  der  K.  Frantzösche  Envoyä  de  Lessin 
sich  darüber  solle  beklaget  haben,  da  doch  dieselbe  zu  niemandes 
Offension  gemeinet  und  den  Reichsabschieden  nicht  ungemäss  ist.  Wir 
werden  hiervon  Eure  weitere  —  Relation  erwarten,  worhin  man  zu 
Düsseldorf  dieses  Passus  halber  inclinire.  Dass  der  punctus  direc- 
torii  et  defensionis  (denn  wegen  der  Religion  wird  es  obgedachter- 
massen  mehr  Zeit  erfordern)  in  eine  kommen  sollte,  und  zwart  auf 
Begehren  des  E.  Frantzöschen  Abgeschickten,  scheint  fast  bedenklich, 
und  wan  Chur-Cöln  auch  davon  sollte  abwendig  gemachet  sein, 
wird  man  das  Werk  ferner  zu  überlegen  haben.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  12. /[22.]  April  1665. 

[Verhandlungen  in  Düsseldorf  wegen  des  Erbvergleichs.] 

.22. April.  PS.  Er  hat  bei  seiner  jüngsten  Anwesenheit  io  Düsseldorf  aoch 
mit  dem  Pfalzgrafen  selbst  wegen  des  Erbvergleichs  sehr  weitläufig  geredet. 
Der  Pfalzgraf  zeigte  sich  von  allem  auf  das  genaueste  unterrichtet,  wasste 
seine  Intention  sehr  geschickt  darzustellen,  zeigte  sich  aber  auch  sehr  hart- 
näckig auf  seinen  Concepten.  Sein  Absehen  ging  dabin,  dass  ein  jeder, 
was  er  hätte,  behalten  und  darauf  eine  vertraaliche  Frenndscbaft  gebant 
werden  möchte,  er  führte  auch  an ,  was  für  Mühe  und  Beschwer  es  haben 
würde,  das  Vest  Recklinghausen*)  von  K. Cöln  loszamachen;  auch  das 
Werk  mit  der  Krone  Polen  könnte  durch  vielerlei  unvorhergesehene  Zufalle 
entstehen,  wenn  auch  des  Kf.  Intention  zu  seinem  Besten  noch  so  gut  wäre. 
Nach  längerem  Hin-  und  Herreden  und  nachdem  Bl.  versichert,  dass  Kf. 
zum  Erbvergleich  ohne  Recklinghausen  sich  nimmermehr  verstehen 
würde,  dass  sonst,  wenn  man  es  bei  dem  jetzigen  Provisionalvertrag  belassen 
würde,  Kf.  auf  Uestitntion  von  Ravenstein  dringen  würde,  und  dass  dann 
anch  die  gute  Apparenz  zur  Krone  Polen  hinfallen  dürfte,  war  des  Pfalz- 
grafen endliche  Erklärung,  er  wollte  sich  verbinden,  wofern  er  oder  einer 

0  S.  oben  S.  526. 


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Verhaodlaogen  mit  Pfals-Neobiirg.  549 

seiner  Prinzen  einst  znr  Krone  Polen,  es  sei  mit  oder  ohne  Hülfe  nnd  Za- 
ihnn  des  Ef.>  gelangen  sollte,  so  wollte  er  demselben  nicht  allein  das  Yest 
Recklinghansen  verschaffen,  sondern  auch  in  mehreren  anderen  Ange* 
legenheiten,  sonderlich  in  Prenssen,  ihm  zu  seinem  Contento  an  die  Hand 
gehen;  man  sollte  die  Versicherung  nur  selbst  aufsetzen,  er  wollte  sie  yoll- 
ziehen  nnd  ihr  als  ein  ebrliebender  redlicher  Fürst  wirklich  nachkommen. 
Wenn  aber  er  oder  die  Selbigen  nach  getroffenem  Erbvergleich  zu  jener 
Krone  nicht  kommen  sollten,  wollte  er  dennoch  mit  Kf.  die  Freundschaft  sin* 
cere  unterhalten  nnd  sich  auf  andere  Weise  bemühen,  dem  Eurhause  seine 
Treue  zu  beweisen. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil    D.  Cöln  17./ [27.]  April  1665. 

IVersaguDg  der  Ratification  des  Vergleichs  wegen  der  Religion  vor  genauerer 

FrüfuDg.] 

Er  wird  mehr  und  mehr  in  dem  Verdacht  bestärkt,  dass  man  bei  dem 27.  April. 
Religions  vergleich  auf  katholischer  Seite  den  Vortheil  lange  vorher  abge- 
sehen gehabt  und  denselben  nun  desto  weniger  aus  Händen  lassen  wolle, 
er  wird  daher,  bevor  er  nicht  sicher  ist,  dass  die  Condition  der  Evangelischen 
durch  diese  Tractaten  nicht  verschlechtert  wird,  dieselben  nicht  zustande 
kommen  lassen.  Sollte  also  Pfalz-Neuburg  nicht  geneigt  sein,  den  Ver- 
gleich wegen  des  directorii  absonderlich  begreifen  und  vollziehen  zu  lassen, 
so  mnss  er  es  dahin  stellen  und  dafür  halten,  dass  derselbe,  indem  er  den 
passus  religionis  mit  dem  directorio,  die  doch  miteinander  keine  Verwandt- 
schaft haben,  durchaus  in  einem  Vergleich  gefasst  wissen  wolle,  dabei  ein 
anderes  Absehen  habe. 


Bischof  Christoph  Bernhard   von  Münster  an  den  Kurfürsten. 
D.  S.  Lttdtgerspurg  30.  April  1665. 

[Auffordemog  za  eioer  neuen  Zasamroenkunft  bebufs  Aoswecbsloog  der  Ratifica> 
tiooeo.    Die  französische  Forderung.] 

Nachdem  Pfalz- Neu  bürg  erklärt  hat,  mit  der  angefangenen  Infor- 30  j^prü. 
mation  über  die  particnlares  casus  circa  observantiam  a.  1624  einzuhalten, 
kann  er  nicht  einsehen,  dass  die  Landstände  oder  sonst  jemand  Ursache 
hätte,  die  Vollziehung  der  zu  Dorsten  abgeschlossenen  Verträge  zu  hem- 
men. Dem  westfälischen  Kreise  und  dem  Kf.  insbesondere  mnss  daran  ge- 
legen sein,  dass  durch  dieses  so  weit  gebrachte  Mittel,  über  welches  viele 
schon  grosse  Jalousie  bezeigen,  der  Kreis  wieder  vereinigt  und  auf  einem 
allgemeinen  Kreistage  zu  allerseits  Sicherheit  die  gemeine  Verfassung  fest- 
gestellt werde.  Er  ersucht  daher  Kf.,  anstelle  der  auf  den  26.  März  nach 
Xanten  angesetzten,  aber  von  der  Clevischen  Regierung  abgeschriebenen 
Zusammenkunft  in  die  Abhaltung  einer  anderen  einzuwilligen  und  dort  die 
Auswechslung  der  Ratificationen  vor  sich  gehen  zu  lassen. 


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550         ^    VerhaodlQDgeD  mit  Pfalz-Nenbnrg.     Die  Verträge  zu  Dorsten. 

PS.  Auch  —  wird  Ew.  Gnd.  zweifelsfrei  durch  dero  Rath  Blas- 
piel  referirt  worden  sein,  was  des  Herrn  Pfaltzgrafen  zu  Newburg 
Ld.  von  dem  Anbringen  des  Französischen  Envoyö  daselbst  vor  Aper- 
tur gethan  und  wasgestalt  der  König  in  Frankreich  von  der  ge- 
machten Allianz  einige  ombrage  nehmen,  und  alswenn  dieselbe  zum 
Nachtheil  der  Rheinischen  Allianz  und  deroselben  Ruin  angesehen  seie, 
vorgegeben,  auch  sich  deswegen  über  uns  beschweren  wollen,  gestalt 
auch  inten tionirt  sein  solle,  zu  gleichem  End  den  Mons.  S.  Amant 
zu  Ew.  Gnd.  und  Ld.  abzusenden,  inmassen  dann  des  H.  Pfaltzgrafen 
Ld.  vorschlagen,  dass  die  gemachte  Allianz  nur  eine  Union  in  p.^ 
directorii  zu  taufen  und  aus  derselben  die  clausula  invitatoria,  so  viel 
andere  in  diesem  Craiss  nicht  gesessene  Chur-,  Fürsten  und  St&nde 
angehet,  auszulassen,  auch  dass  dieselbe  mit  dem  Recess  in  p.^  reli- 
gionis  et  condirectorii  in  ein  Concept  und  Modell  zu  bringen  und  et- 
wan  manente  rerum  substantia  —  nach  laut  beigehendem  Formular 
von  neuem  umbgeschrieben  und  gefertiget  werden  könne,  wie  dan  des 
H.  Pfaltzgrafen  Ld.  uns  durch  dero  Neuburgischen  Ober  Canzlem 
von  Giese  solches  vorbringen  und  —  einrathen  lassen.  Ob  nun 
zwarn  dabei  kein  sonderbares  Bedenken  finden  und  dafür  halten,  dass 
ja  durch  einen  Nebenrecess  die  clausula  invitatoria  wohl  gemiltert 
auch  sonst  ohne  Nachtheil  der  Substanz  eins  oder  anders  wohl  geändert 
werden  könne,  so  haben  wir  dannoch  uns  anderergestalt  nicht  erkläret, 
weilen  die  Recessen  einmal  gefertiget  und  res  kaum  mehr  integra, 
auch  die  Sach  zu  gemeiner  Deliberation  gehörig,  dass  ohne  Ew.  Gnd. 
und  Ld.  Vorwissen  wir  uns  nicht  erklären,  sondern  die  Sache  zu 
nächstkünftiger  Zusammenkunft  ausstellen  müssen.  Als  wolle  Ew. 
Gnd.  und  Ld.  belieben,  bei  nächster  Zusammenkunft  sich  gleichfalls 
hierüber  zu  erklären  —  auch  endlich  der  gravaminum  halber,  wozu 
Chur- Colin  ihre  Gesandtschaft  alsbald  committirt  gehabt,  an  die  Ihrige 
dero  Befelch  zu  ertheilen.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
6./ [16.]  Mai  1665. 

[Verhandloogeo   mit  d'Batrades,    der  fraoEoeiscbe  König  wüoscht  die  Wieder- 

vereioiguDg  des  WestfBtIischeo  Kreises  zu  vereiteln;  in  wie  weit  der  Fordemog 

desselben  za  willfahren  sei.] 

16.  Mai.  £r  übersendet  den  schriftlicheo   Bericht  über  die   Verhsodlungeo  zq 


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Der  Widersproch  Ludwig  XIV.  gegen  die  Defensivallianz.  551 

Dorsten,  welchen  er  anf  d'Estrades'  abermalige*)  Aufforderung  dem- 
selben zugestellt  hat^). 

PS.  Auch  hat  —  H.  Graf  d^Bstrades  mir  vertraulich  zu  erkenneu 
gegeben,  auch  endlich  seines  iKöniges  vor  zwei  Tagen  desfals  ein- 
koramenes  Schreiben')  gezeiget,  darinnen  derselb  zu  verstehen  giebt, 
dass  er  sichs  zwar  nicht  missfallen  Hesse,  dass  Ew.  Chf.  D.  und  Pfaltz- 
Neuburg  sich  der  Religion  halber  verglichen,  begehret  aber  dabei, 
er,  Gesandter,  möchte  im  übrigen  dahin  arbeiten  helfen,  dass  die  vor- 
habende Union  in  Westphalen  dissipiret  würde.  —  Und  weil  ich  aus 
höchstg.  königlichen  Schreiben  alsbald  ersähe,  dass  der  König  die  Dors- 
tenschen  Tractaten  nicht  so  sehr  der  Rheinischen  Allianz  halber  als 
wohl  zu  Behinderung  der  Wiedervereinigung  des  Westfälischen  Kreises 
gern  aufgehoben  —  sähe,  so  habe  im  beigefügten  fünften  Punkt  expresse 
hineinlaufen  lassen,  als  wann  es  schon  an  dem,  dass  die  Stände  des 
Kreises  zusammenkommen  würden,  damit  der  König  dafür  halten 
möge,  dass  es  bereits  in  soweit  ein  gethanes  Werk  sei.  —  Er,  Herr 
Gesandter,  aber  könnte  meines  Ermessens  wohl  zum  Ueberfluss  auch 
begehren,  dass  der  König,  auf  den  Fall  mehrg.  Reden  ihm  kein 
gnugsames  Contentement  geben,  einige  Ursachen,  warumb  dann  die 
Dorstensche  Handelung  ihm  zuwider  (weiln  deren  sich  in  höchstg. 
dero  Schreiben  keine  funden)  anzeigen  wollte,  die  man  den  HH.  In- 
teressenten und  sonderlich  Ew.  Chf.  D.  vorbringen  und  also  der  Sachen 
näherkommen  könnte.  Diesen  Vorschlag  nahm  der  H.  Graf  d' Estrades 
an  und  begehrete,  man  möchte  dann  auch  diescrseits,  bis  daran  er 
von  seinem  Könige  Antwort  darauf  erlangt  hätte,  stehen.  Ich  sagte, 
dass,  weil  ich  wüsste,  wie  geneigt  Ew.  Chf.  D.  wäre,  seinem  Könige, 
wo  Sie  nur  könnten,  an  Hand  zu  gehen,  so  wollte  ich  gern  mein 
bestes  dabei  thun.  —  So  halte  ich  unmassgeblich  dafür,  dass  es  dem 
Hauptwerk  nicht  schaden  noch  präjudiciren  würde,  obgleich  die  zu 
Dorsten  gemachte  Allianz  in  dem  wegen  der  Religion  (wann  man 
zuförderst  damit  einig  wäre)  oder  des  directorii  (wofern  man  selbigen 


')  SchOD  am  25.  April/ 5.  Mai  hatte  er  von  Cleve  aas  dem  Oberprasidenten 
V.  Schwerin  gemeldet,  dase  Estrades  den  Statthalter  Färsten  Moritz  von 
Nassau  gebeten,  er,  Blaspeil,  möchte  ihm  einen  Bericht  über  die  Verhandlungen 
zu  Dorsten  und  worauf  jetzt  alles  beruhe,  mittbeilen. 

')  Es  ist  dieses  diejenige  Denkschrift,  welche  Ludwig  XIV.  in  seinem 
Schreiben  an  Estrades  vom  29.  Mai  1665  (M^m.  d'Estrades  III  S.  198)  im 
Auge  hat. 

*)  Dasselbe  ist  in  den  Memoiren  Estrades*  nicht  enthalten. 


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552         B*    VerhandlaDgeu  mit  Pfalz-Neubarg.    Die  Verträge  za  Dorsten. 

Punkt  nur  davon  separiren  könnte)  aufgerichteten  Recess  mit  hinein 
gebracht  würde  und  dass  solchem  nach  Ew.  Chf.  D.  endlich  eine  solche 
Veränderung  geschehen  lassen  und  dem  König  darunter  willfahren 
könnten,  welchenfalls  dann  nicht  undienlich  sein  wollte,  die  Ordre 
darüber  also  einrichten  zu  lassen,  dass  der  H.  Graf  d' Estrades  daraus 
ersehen  könnte,  dass  Ew.  Chf.  D.  diese  Aenderung  einzig  und  allein 
seinem  König  zu  gefallen  zugestanden  und  ~  dabei  bestünden,  dass 
die  Rheinische  Allianz  durch  mehrg.  Dorstensche  Handlung  im  ge- 
ringsten nicht  solle  gekränket  noch  präjudiciret  werden.  — 


Der  Kurfttrst  an  BlaspeiL     D.  Cöln  17./[27.]  Mai  1665. 

[auf  die  Relation  vom  6./ 16.  Mai.     Bereitwilligkeit  dem  Wunsche  des   franiö- 
sischen  Königs  dadurch  nachzukommen,  dass  die  Dorstensche  Allianz  mit  in  den 
Recess  über  das  Religionswesen  und  Kreisdirectorium  gebracht  werde.] 
27.  Mai.  —  ^'^  ^^^^  °"^  gnugsamb  bekannt,  dass  wir  durch  die  zu  Dor- 

sten jüngst  gemachte  Allianz  im  geringsten  der  Rheinischen  Allianz 
nicht  zu  präjudiciren  gemeinet  gewesen,  und  wir  dann  soviel  aus  des 
Grafen  d'£strades  Discursen  vermerket,  dass  sein  König  gern  sehen 
wollte,  dass  aus  dieser  Dorstischen  Allianz  nicht  eben  ein  particulier 
Werk  gemacht,  sondern  solche  dem  Vergleich,  welcher  wegen  des 
Religionswesens  oder  des  Westphälischen  Condirectorii  halber  auf- 
gerichtet wird,  inseriret  werden  möchte,  so  wollen  wir  hierin  wie  in 
allen  anderen  Occasionen  unsere  Begierde  und  Verlangen,  I.  E.  M. 
unserer  aufrichtigen  Intention  und  Dienstfertigkeit  zu  versichern,  gern 
in  der  That  erweisen,  und  befehlen  euch  demnach  gn.,  dieses  bei  der 
Handlung,  wenn  mehrg.  Grat  d' Estrades  darauf  bestehen  wird,  also 
zu  beobachten  und  die  Dorstische  Allianz  in  den  wegen  der  Reli- 
gion oder  des  directorii  halber  aufgerichteten  Recess  mit  einzubringen 
auch  sonsten  versichern,  dass  dieselbe  durchaus  zu  Schmälerung  der 
Rheinischen  nicht  angesehen.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil  und  Gopes.     D.  Dessau 
17./[27.]  Juli  1665. 

[An  d'Estrades  zu  machende  Mittheiluogen.     Kf.  vermuthet,  dass  der  Verdacht 
gegen   die  Doratenschen  Tractaten   von  Holland  aus   eingegeben  ist.     Rechtfer- 
tigung seiner  polnischen  Politik,  Klage  über  de  Lumbres.] 
127  Juli.         ^^^   der   französische  Gesandter   Comte  d'Estrade   mit    Euch 
wegen  der  Dorstischen  Tractaten  conferiret  und  was  der  König  in 


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Der  Widerspruch  Ludwig  XIV.  gegen  die  Defenaivallianz.  553 

Frankreich  disfale  an  denselben  geschrieben *))  solches  haben  wir 
aus  Eurem  an  unseren  —  Schwerin  abgelassenen  Schreiben')  und  dem 
Euch  coromunicirten  Extract  des  Königl.  Schreibens  mit  mehreren, 
zugleich  aber  auch  die  darin  angezogenen  Dinge  mit  höchster  Ver- 
wunderung ersehen.  Gleichwie  wir  nun  niemaln  einige  Intention  ge- 
habt, dem  Konige  in  Frankreich  den  geringsten  Verdruss  zu  ver- 
ursachen, viel  weniger  solche  pacta  einzugehen,  wodurch  die  Rhei- 
nische Alliance  invalidiret  werden  könnte,  also  können  wir  uns 
hierinnen  garnicht  finden,  dass  I.  E.  M.  die  zu  Dorsten  neulich  vor- 
gewesene Tractaten  wider  unsere  bessere  Intention  dahin  deuten 
wollen.  Es  seind  die  Sachen  an  sich  selbst  so  gar  separiret,  dass 
wir  uns  nimmer  einbilden  können,  dass  man  desfals  die  geringste 
Ombrage  nehmen  sollte.  Weil  aber  dasjenige,  was  Ihr  hierauf  vorg. 
d' Estrade  remonstriret,  nicht  vor  gnugsamb  geachtet  worden,  wie- 
wohl wir  nicht  sehen,  was  man  dakegen  mit  Bestand  vorbringen 
könnte,  so  wollen  wir  desfals  selbst  nach  Frankreich  schreiben*)  und 
dem  Könige  die  Sache  dergestalt  vorstellen  lassen,  dass  man  uns 
des  Orts  ohne  allen  Zweifel  ausser  Verdacht  lassen  werde.  Inmit- 
telst könnet  Ihr  dem  d' Estrade  anzeigen,  dass  uns  unglaublich  vor- 
käme, dass  dieser  Scrupel  aus  Frankreich  selbst  herkommen  sollte, 
sondern  allem  Vermuten  nach  mtlsste  derselbe  in  Holland  ent- 
sprungen und  von  denenjenigen  Leuten,  so  uns  gern  von  allen  Freun- 
den und  Verfassungen  entblösset  sehen  wollten,  ihnen  an  die  Hand 
gegeben  worden  sein.  Wir  trOgen  aber  zu  ihme  das  beständige  Ver- 
trauen, dass,  so  lange  er  spürete,  dass  wir  mit  seinem  Könige  auf- 
richtige Freundschaft  cultivirten  und  continuirten,  er  uns  nicht  ver- 
denken, viel  weniger  hindern  wtirde,  wenn  wir  uns  gegen  diejenige, 
so  sich  allerhand  nachdenkliche  und  gefährliche  Eeden  gegen  uns 
verlauten  Hessen  und  uns  einen  Verdruss  nach  dem  andern  zufügten, 
auch  in  solche  Postur  setzeten,  dass  wir  uns  von  denenselben  nichts 
zu  bef&rchten  haben  dürften.  Die  mit  seinem  Könige  aufgerichtete 
Alliance  erforderte  vielmehr,  dass  uns  in  dergleichen  Dingen  die 
Hand  geboten  würde.  —  Dieses  aber  wäre  uns  noch  viel  frömbder 

^}  S.  das  Schreiben  Ludwige  XIV.  an  Estrades  vom  12.  Jaoi  1665  (Mdm. 
d'Estr.  lll  S.  210 ff.). 

^  vom  2./12.  Mai,  welcbrs  der  Relatioo  vom  6./16.  Mai  (S.  550)  beigegeben  war. 

>)  Eid  solches  Schreiben  Hegt  den  Akten  nicht  bei,  der  lubalt  desselben 
ergiebt  sich  aus  dem  Schreiben  Lio'nnes  an  Estrades  vom  30.  August  1665 
(M^m.  d' Estrades  III  S.  307  ff.;. 


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554         8.     Verhandlangen  mit  Pfalz -Nenborg.     Die  Terträge  zu  Dorsten. 

vorkommen,  dass  wir  beschuldiget  würden,  als  hätten  wir  nebst  Ihrer 
E.  M.  nicht  gleiche  Mesures  in  den  polnischen  Affairen  nehmen 
wollen,  da  doch  weder  Ihre  E.  M.  noch  einige  dero  ministri  uns 
oder  unsren  ministris  nur  einige  Ouvertüre  gethan,  wohin  Ihrer  E.  M. 
Intention  gerichtet,  ausser  dass  verhindert  werden  möchte,  dass  nie- 
mand vom  Hause  Oesterreich  zu  selbiger  Crohn  gelangen  möchte, 
welches  wir  dann  bishero  ganz  ohngescheuet  gethan,  auch  noch  fer- 
ner thun  wollten,  im  Fall  es  die  Noth  erfordern  sollte,  wiewohl,  nach- 
dem vorbesagtes  Haus  Oesterreich  anizo  auf  so  schwachen  Beinen 
stehet,  nicht  zu  vermuthen,  dass  selbiges  hierauf  einige  Reflexion 
oder  Gedanken  haben  sollte.  Im  tlbrigen  wären  unsere  consilia  al- 
lein dahin  gerichtet,  dass  Friede  und  Einigkeit  in  Polen  erhalten  und 
durch  fernere  innerliche  Unruhe  denen  frömbden  barbarischen  Völ- 
kern die  ThOr  zu  der  Christenheit  nicht  geöffnet  werden  möchte, 
hielten  uns  auch  versichert,  dass  —  Ihrer  E.  M.  ein  solches  nicht 
missfallen  könnte.  —  Solte  auch  derselben  etwas  anders  von  uns 
vorgebracht  werden,  möchten  sie  solches  sicherlich  als  eine  Unwahr- 
heit verwerfen.  An  unserem  Ort  hätten  wir  vielmehr  Ursach  zu 
klagen,  dass  der  französische  Gesandte  de  Lombres  allein  Ursach 
sei,  warumb  uns  die  Stadt  El  hing  bis  auf  gegenwärtige  Stunde  vor- 
enthalten würde,  weil  wir  aber  dafür,  hielten,  dass  solches  mehr  der 
Eöniginn  in  Polen  zu  gefallen,  als  auf  seines  Eönigs  Befehl  gesche- 
hen, Hessen  wir  solches  an  seinem  Ort  und  zu  seiner  Verantwortung 
ausgestellet  sein  und  hofften,  Ihre  E.  M.  würde  dero  itzigen  Gesand- 
ten in  Polen  anbefehlen,  dass  derselbe  in  kraft  der  königl.  vorhin 
beschehenen  Zusage  seine  Negotiation  in  Poletf  dahin  richten  sollte, 
damit  uns  die  Stadt  Elbing  ehest  abgetreten  werden  möchte.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster  *).     Ü. 
Cöln  a.  d.  Spree  4. /[  14.]  August  1665. 

[Kf.  wdnscht  Aufscbab  bis  zu  seiner  Aokanft  in  Gleve.] 
H.  Aug.         —  Wie  nun,  so  viel  die  Angelegenheit  des  Westfälischen  Ereises 
betrifft,  wir  gern  gesehen  hätten,  dass  der  Punkt  die  Religion  ange- 
hend von  dem  Vergleich  über  dem  Ereisdirectorio  abgesondert  wor- 
den wäre,  gestalt  sie  an  sich  selbsten  unterschieden,  also  nachdem 

^)  auf  eio  Scbreibeo  des  Bischofs   ?om  24.  Juli,  in  welchem   derselbe  aofs 
neue  anfragt,  ob  Kf.  mit  der  yorgeschlageoeD  Zusammenkauft  einverstanden  sei 


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Recbtfertigang  des  Kf.  gegen  die  französiscbeD  Vorwurfe.  555 

jener  wegen  von  den  Ständen  unseres  Herzogthumbs  Cleve  und 
Grafschaft  Marck  viele  Beschwerungen  eingekommen,  und  wir  ge- 
sinnet sind,  vermittels  göttlicher  Verleihung  uns  mit  ehestem  dorthin 
zu  erheben,  so  werden  Ew.  Ld.  uns  nicht  verdenken,  dass  wir  die 
Sache  bis  dahin  ausgestellt  sein  lassen.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  Cleve  16./ [26.]  August  1665. 

[auf  das  Rescript  vom  17./27.  Juli.    Nene  Unterredung  mit  d'Estrades.] 

Er  hat  am  8.  Angnst  im  Haag  d'Estrades  den  Inhalt  des  Re-26.  Au<j 
Scripts  des  Kf.  yorgetrageo  und  fast  zwei  Standen  lang  darüber  mit  dem- 
selben geredet  Jener  erklärte,  sein  König  habe  die  diesseits  vorgebrachten 
Moti?e,  wodurch  man  zu  den  Dorstenschen  Traetaten  veranlasst,  erwogen, 
aber  noch  zur  Zeit  keinen  Geschmack  daran  finden  können,  sie  kämen  ihm 
so  vor,  als  wenn  ihn  einer  bei  einem  Qaartanfieber  wollte  glauben  machen, 
dass  dasselbe  zu  seiner  Gesundheit  diente  ^).  Er  hat  darauf  erwidert, 
dieses  Gleichnis  passe  nicht,  Kf.  habe  umständlich  nachweisen  lassen,  dass 
er  bei  den  Dorstenschen  Traetaten  kein  anderes  Absehen  als  auf  die  Con- 
servation  und  Ruhe  seiner  Clevischen  Lande  gehabt  hätte.  Der  Zustand 
dieser  Lande,  dass  fast  alle  considerablen  Städte  und  Oerter  derselben 
mit  Staatischen  Garnisonen  besetzt  seien,  wäre  bekannt,  er  hätte  aber  bis- 
her nicht  gehört,  dass  Frankreich  sich  im  geringsten  habe  angelegen 
sein  lassen,  Kf.  dazu  wiederum  zu  verhelfen,  während  es  sich  doch  K.- 
Cölns  und  Pfalz-Neubprgs  eifrig  angenommen  hätte.  Daher  dürfte 
d'Estrades  sich  nicht  wundern,  dass,  da  andere  sich  unser  so  wenig  an- 
nähmen, wir  selbst  für  uns  sorgten ;  er  hoffe ,  dass  der  Graf  darauf  seines 
Königs  Interposition  und  Bemühung  bei  dem  Staat  würde  angeboten  haben, 
Weichenfalls  er  weiter  von  demselben  zn  vernehmen  wünschte,  auf  welche 
Weise  solches  geschehen  sollte,  damit  Kf.  des  Effects  gesichert  sein  könnte. 
Jener  ging  aber  diese  Materie  vorbei  und  contestierte  nur,  dass  er  nichts 
höheres  als  gutes  Verständnis  zwischen  seinem  König  und  Kf.  wünschte'). 

0  S.  das  Schreiben  Lionoes  «n  Estrad  es  vom  24.  Joli  1665  (M6m. 
d' Estrades  III  S.  256)  und  dasjenige  Ludwigs  XIV.  an  Estrades  vom 
29.  Aagust  1665  (a.  a.  0.  S.  354). 

^  Das  Schreiben  des  Kf.  an  d' Estrad  es  vom  20. /dO.  September  1665 
s.  Ork.  a.  Akt  n  S.  305.  In  seinem  Dankschreiben  (d.  la  Haye  17.  Novembre 
1665)  beruft  sich  Estrades  darauf,  Blaspeil  Itoone  ihm  bezeugen:  que  j'ai 
fait  tont  ce  qoi  a  dependu  de  moy  pour  porter  M*^-  les  Estats  ä  donner  satis- 
factioo  i  y.  A.  ti.  ce  quo  je  contioueray  de  faire. 


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Abschnitt   9. 

Der  braunschweig-lüDcburgische  Erbfolgestreit. 

1665. 


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Einleitung. 


Der  am  25.  März  1665  erfolgte  Tod  des  Herzogs  Christian  Ludwig 
von  Celle  hat  ganz  unerwartet  den  Ausbrach  eines  Erbfolgestreites  zur 
Folge  gehabt,  von  dem  es  zu  Anfang  schien,  dass  er  mit  Wafifengewalt  aus- 
gefochten  werden  und  dass  er  auch  weitere  Kreise  in  Mitleidenschaft  zie- 
hen werde.  Der  Vater  dieses  Fürsten,  der  im  Jahre  1641  verstorbene  Herzog 
Oeorg  von  Galenberg,  hatte  in  seinem  Testament')  (20.  März  1641)  be- 
stimmt, dass  ihm  zunächst  dieser  sein  ältester  Sohn  in  dem  Fürstenthum  Galen- 
berg  nachfolgen,  dass  aber,  wenn  dnrch  den  Tod  seines  kinderlosen  Bruders, 
des  Herzogs  Friedrich  von  Gelle,  auch  dieses  Fürstenthum  seiner  Fami- 
lie anheimfallen  sollte,  die  beiden  Fürstenthümer  nicht  in  einer  Hand 
vereinigt  sondern  auch  ferner  und  für  ewig  getrennt  bleiben,  dass  dieselben 
aber  zunächst  vollständig  gleich  gemacht  und  dass  dann  dem  ältesten  Sohne 
die  Wahl  zustehen  sollte,  welchen  Theil  er  für  sich  nehmen  und  welchen  er  seinem 
nächstältesten  Bruder  überlassen  wollte,  den  anderen  jüngeren  Söhnen  war  eine 
Apanage  ausgesetzt  worden,  welche  von  den  beiden  älteren  Brüdern  gemein- 
samentrichtet werden  sollte;  falls  die  eine  der  so  zur  Regierung  gekommenen  Li- 


ij  AbgedrQcktRehtmeyer,  BranDSchweig-LüDebargiacbe Chronik III S.1G53 ff. 
Vgl.  Köcher  I  S.  16  and  390f.,  der  aber  irrthümlich  behauptet,  der  Fall,  dass 
nach  voUzogeDer  SchlichtQog  and  Option  einer  der  beiden  alsdann  regierenden 
Herren  kinderlos  sterben  könnte,  sei  in  dem  Testament  nicht  vorgesehen.  §  18 
desselben  lautet:  „ Wurde  es  sich  auch  begeben,  dass  von  unser  obgesezter  massen 
regierender  Söhne  Linien  eine  oder  die  andere  nach  Gottes  ohoänderlichen  Willen 
über  kurz  oder  lang  ohne  mannliche  Erben  ausgehen  and  also  denn  männliche 
Brben  von  unserm  tertio  vel  quartogenito  übrig  sein  würden,  nf  dem  Fal  sol  das 
also  eröfnete  Fnrstenthumb  gar  nicht  getheilet  werden  und  cwarten  der  über- 
bleibenden regierenden  Linie  die  optio  von  denen  also  eröfneten  und  vorhin  ge- 
habten Färstenthumben  und  Landen  freystehen,  das  nicht  optirte  aber  zaförderst 
nf  die  vom  tertiogenito  noch  vorhandene  and  so  furderst  fallen.* 


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560  ^'    ^^^  braaoBchweig-lÜDebargiBcbe  Erbfolgestreit. 

Dien  aassterbe D  sollte,  so  sollt«  die  des  näcbstfolgeoden  Bruders  heraDkommen, 
doch  sollte  daun  wieder  dem  in  dem  anderen  Fürstenthnni  regierenden 
Herzoge  die  Wahl  zwischen  den  beiden  Fürstentbumern  zustehen.  Dem 
gemäss  war  0  schon  im  Jahre  1645  eine  Kommission  behufs  Herstellung  der 
Gleichheit  zwischen  den  beiden  Theilen  zusammengetreten,  die  von  dieser  ge- 
troffene Uebereinknnft,  welche  sich  freilich  nachher  als  eine  wenig  gerechte,  für 
den  Calenbergischen  Theil  sehr  nachtheilige  erwies,  wurde  von  den  beiden 
ältesten  Brüdern  Christian  Ludwig  und  Georg  Wilhelm  angenommen 
und  samt  dem  väterlichen  Testament  durch  den  Recess  vom  10.  Juni  1646 >) 
feierlich  bestätigt,  und  als  dann  am  24.  October  1648  Herzog  Frie  d rieh  starb, 
wurde  die  Nachfolgefrage  ohne  Schwierigkeiten  erledigt,  der  älteste  Sohn 
Christian  Ludwig  wählte  für  sich  den  reicheren  ccllischen  Theil 
und  Georg  Wilhelm  trat  die  Regierung  in  Calenberg  an.  Nachdem 
beide  sich  auch  über  die  den  beiden  jüngeren  Brüdern  Johann  Frie- 
drich und  Ernst  Augu^st  zu  zahlende  Apanage  verglichen,  hatten  auch 
diese  letzteren  im  Jahre  1649')  das  väterliche  Testament  und  jenen  Erb- 
vergleich von  1646,  doch  mit  dem  Vorbehalt^),  dass  die  Frage  wegen  des 
Optionsrechtes  bei  künftigen  Erbfällen  durch  spätere  Vereinbarung  erledigt 
werden  sollte,  feierlich  bestätigt.  Der  dritte  Bruder  Jobann  Friedrich 
war  dann  ^)  zum  grossen  Missfallen  seiner  Angehörigen  auf  einer  Reise 
nach  Italien  1651  zum  katholischen  Glauben  übergetreten,  war  aber  1652 
in  die  Heimath  zurückgekehrt  und  hatte  sich  endlich  nach  mannichfachen 
Streitigkeiten  mit  seinen  Brüdern  verständigt,  durch  den  Recess  vom  7.  Ja- 
nuar 1654^  hatte  er  aufs  neue  das  väterliche  Testament  und  die  Erb  ver- 
trage von  1646  und  1649  anerkannt,  wogegen  Christian  Ludwig  ihm,  so- 
lange er  sich  im  Auslände  aufhalten  würde,  eine  Erhöhung  seiner  Apanage 
zugesagt  hatte.  Er  hatte  dann  meist  im  Auslande  gelebt,  Yerhandlangen, 
welche  er  wegen  seiner  Vermählung  mit  seinen  Brüdern  angeknüpft  hatte, 
waren  ebenso  resultatlos  geblieben  wie  Versuche  geistliche  Pfründen  so 
erhalten,  und  er  fühlte  sich  um  so  mehr  zurückgesetzt,  als  dem  jüngsten 
Bruder  Ernst  August,  welcher  es  übernahm,  an  Stelle  Georg  Wilhelms 
die  ursprünglich  mit  diesem  verlobte  pfälzische  Prinzessin  Sophie  zu  hei- 
rathen,  die  Vermählung  (1658)  gestattet  wurde  und  derselbe  dann  im 
Jahre  1662  nach  dem  Tode  des  bisherigen  katholischen  Bischofs  von  Osna- 
brück auf  Grund  der  Bestimmungen  des  Westfälischen  Friedens  in  diesem 


')  S.  Köcher  I  S.  17. 

^)  Rebtmeyer  Ul  S.  166öff.,  irrig  giebt  Köcher  1  S.  18  ao,  dass  sich  io 
demselben  ein  Vorbehalt  wegen  des  kooftigen  Optionsrecütes  finde. 

3)  Formnla  jorameoti  (16.  Februar  1649)  im  Vaterländischen  Archiv  des  his- 
torischen Vereins  fär  Niedersachsen.    Jahrgang  1839  S.  75. 

*)  .Jedoch  mit  diesem  ausdrücklichen  Vorbehalt,  das  der  Punct  der  zweiten 
and  ferneren  Option  zwischen  den  Forsten thümbern  Zelle  uod  Calenberg  hiermit 
nicht  gemeint,  sondern  zu  fernerer  Abhandlung  ausgesetzet  sein  solle^. 

^)  S.  Köcher  I  S.  352 ff. 

^)  Köcher  I  S.  379f. 


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Bioleitnng.  561 

Fürstenthnm  zur  Regierung  kam.  Ende  1664*)  erkrankte  Christian  Lud- 
wig  so  schwer,  dass  sein  baldiges  Ableben  in  Aussicht  stand.  Da  er  kin- 
derlos war,  60  kam  die  Nachfolge  in  seinem  Fürstenthum  einem  seiner 
beiden  nächstältesten  Brüder  zu,  wem  von  diesen  aber,  stand  nicht  fest,  da 
in  dem  Testamente  des  Vaters  allerdings  auch  in  diesem  Falle  dem  älteren 
Bruder  das  Optionsrecht  zugesprochen  war,  in  dem  Recesse  von  1649  aber 
die  Frage,  ob  und  wie  dieses  Recht  wieder  zur  Anwendung  kommen  sollte, 
weiterer  Vereinbarung  vorbehalten,  eine  solche  aber  nicht  erfolgt  war.  Natür- 
lich gedachte  Georg  Wilhelm  jetzt  die  Regierung  in  dem  grösseren  und 
reicheren  Fürstenthum  Celle  anzutreten,  in  seiner  leichtsinnigen  Weise  aber 
unterliess  er  es  nicht  nur  sich  mit  Johann  Friedrich  über  diese  Frage  zu 
verständigen,  sondern  er  wartete  nicht  einmal  in  der  Heimath  den  Tod  des 
Bruders  ab ,  vielmehr  reiste  er  nach  "dem  Haag  und  hinterliess  nur  seinen 
Ministern  eine  Anweisung  an  die  cellischen  Minister,  nach  dem  Tode 
Christian  Ludwigs  für  ihn  von  dem  Fürstenthum  desselben  Besitz  zu 
ergreifen.  Diese  Sorglosigkeit  desselben  wusste  Johann  Friedrich  in 
geschickter  Weise  auszunutzen.  Auch  er  hatte  sich  auf  Reisen  begeben, 
kehrte  aber  auf  die  Nachricht,  dass  Christian  Ludwig  im  Sterben  liege, 
rechtzeitig  nach  Celle  zurück,  wusste  dort  im  voraus  die  Officiere  und 
Minister  für  sich  zu  gewinnen  und  nahm,  als  derselbe  am  25.  März  1665 
starb,  ohne  Widerstand  zu  finden  und  ohne  sich  um  die  Proteste  der  nach 
Celle  gekommenen  Minister  seines  noch  immer  abwesenden  Bruders  zu 
kümmern,  von  der  Residenz  und  dann  von  dem  ganzen  Fürstenthume  Be- 
sitz. Georg  Wilhelm,  der  erst  am  2.  April  in  Hannover  eintraf,  fand  so 
die  vollendete  Thatsache  vor,  war  aber  keineswegs  gewillt,  sich  derselben 
zu  fügen,  sondern  entschlossen,  das  ihm,  wie  er  überzeugt  war,  zustehende 
Optionsrecht  im  Nothfall  mit  Gewalt  durchzuführen  und  für  den  ihm  von 
seinem  Bruder  angethanenen  Schimpf  Rache  zu  nehmen.  Er  traf  eiligst 
Rüstungen  und  suchte  Bundesgenossen,  als  Mitglied  der  Rheinischen  Allianz 
nahm  er  die  Hülfe  der  anderen  Mitglieder  derselben  in  Anspruch,  vor  allem 
rechnete  er  auf  die  Unterstützung  des  brandenburgischen  Kurfürsten 
und  forderte  diesen,  der  gerade  damals  im  Begriff  war'),  der  Rheinischen 
Allianz  beizutreten,  ebenfalls  auf  Grund  derselben  zur  Hülfeleistung  auf. 
Die  nachfolgenden  Akten,  denen  auch  einige  im  Hannoverschen  Staats 
archive  befindlichen  Stücke  eingereiht  sind,  veranschaulichen')  die  Rolle 
welche  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  in  diesem  Erbfolgestreite  gespielt 
hat.  Die  Sympathieen  desselben  haben  durchaus  der  Sache  Georg  Wil 
heims  angehört;  mit  dem  verstorbenen  Christian  Ludwig  war  er,  ob 
wohl  sie  beide  in  ihrer  Politik  abweichende  Wege  eingeschlagen  hatten 
persönlich   befreundet^)   gewesen,    dem   Convertiten  Johann   Friedrich 

0  S.  für  das  Folgeode  die  sehr  ausfübrliche  Daretelloog  KöcherBl  S.  d89ff. 
»)  8.  oben  S.  437  ff. 

>)  Schon  Pufendorf  hat  (IX  §  79.  80  S.  623 f.)  einen  Auszag  ans  den  Akten 
mitgetheilt,  Droysen  III  3  S.  13Ü,  diese  Angelegenheit  kurs  berührt 

*)  S.  die  spöttischen  Bemerkangeo  der  Herzogin  Sophie  darüber  in  ihren 

llAter.  II.  Qetch.  d.  G.  Karfürst«o.    XI  3^ 


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562  0.    Der  brauDSchweig-lÜDebargische  Brbfolgestreit. 

brachte  er  das  grösste  Misstranen  entgegen,  am  ihn  ans  Norddeutsch land 
zu  entfernen  und  unschädlich  zu  machen,  hatte  er  früher  dessen  Bemühungen 
um  die  Erwerbung  geistlicher  Pfründen ')y  auch  den  Plan,  ihm  die  polnische 
Krone  zu  verschaffen'),  begünstigt,  auf  das  schärfste  hat  er  den  jetzt  von 
demselben  ausgeführten  Staatsstreich,  von  dem  er,  freilich,  wie  es  scheint'}, 
mit  Unrecht,  voraussetzte,  dass  er  von  langer  Hand  her  im  Einverständnis 
mit  anderen  katholischen  Fürsten  geplant  sei,  und  das  in  seinen  Augen 
hochverrätherische  Verhalten  der  cellischen  Minister  verurtheilt.  Trotzdem 
hat  er  von  vorne  herein  und  je  mehr  er  sich  überzeugte^  dass  im  Falle 
es  zu  einem  gewaltsamen  Conflict  käme,  Johann  Friedrich  wenigstens 
an  einem  Theil  der  katholischen  Reichsstände  einen  Rückhalt  haben  würde, 
den  Ausbruch  eines  solchen  Conflicts  zu  verhüten  und  eine  gütliche  Ver- 
einbarung zwischen  den  beiden  Britdern  herbeizufuhren  gesucht.  Daher 
bat  er  statt  der  von  Georg  Wilhelm  begehrten  militärischen  Hülfe  zu- 
nächst nur  seine  Vermittelung  angeboten  und  hat  durch  den  zu  diesem 
Zweck  entsendeten  Friedrich  v.  Jena  auf  das  eifrigste  die  dasselbe 
Ziel  verfolgenden  Bemühungen  der  anderen  Angehörigen  des  braunschwei- 
gischen  Fürstenhauses,  des  alten  Herzogs  August  von  Wolffenbüttel 
und  des  jüngsten  Bruders  Ernst  August  von  Osnabrück  unterstützen 
lassen.  Er  hat,  als  Johann  Friedrich  die  ursprünglich  auch  von  ihm 
befürwortete  Forderung  Georg  Wilhelms,  denselben  zunächst  zum  Mit- 
besitz des  cellischen  Fürstenthums  zuzulassen,  hartnäckig  zurückwies,  da- 
gegen sich  zu  Verhandlungen  über  eine  neue  wirkliche  Ausgleichung  der 
beiden  Fürstenthümer  bereit  erklärte,  in  Hannover  zur  Nachgiebigkeit,  zum 
Fallenlassen  des  Optionsrechtes  und  jener  Forderung  gemahnt,  und  er  hat 
durch  die  unparteiische  Haltung,  welche  sowohl  er  als  auch  sein  Bevoll- 
mächtigter zeigte,  allmählich  das  anfängliche  Misstrauen  Johann  Frie- 
drichs überwunden.  Wenn  die  schliessliche  Vereinbarung  doch  ohne 
seine  Mitwirkung,  dadurch,  dass  unter  dem  Einflüsse  des  Grafen  Wal  deck 
die  beiden  fürstlichen  Brüder  sich  über  die  l^öpfe  der  Vermittler  hinweg 
untereinander  verständigten,  erfolgt  ist,  so  bat  wenigstens  das  Ergeb- 
nis derselben  seinen  Wünschen  entsprochen,  und  er  wird  die  glückliche 
Beendigung  dieses  Zwistes  um  so  freudiger  begrüsst  haben,  als  gerade 
damals  das  kriegerische  Auftreten  des  Bischofs  von  Münster  neue  Wirren 
und  Gefahren  für  Norddeutschland  in  Aussicht  stellte. 


Briefen  vom  12./ 22.  Januar  und  31.  Oetober/10.  November  1661    (Bodemann 
S.  40,  47). 

1)  S.  oben  S.  231. 

^  S.  unten  die  Relation  L.  Möllers  vom  5./15.  April  1665. 

*)  8.  Köcher  I  8.393. 


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Herzog  Johann  Friedrich  von  Braunschweig-Ltineburg  an 
den  Kurfürsten.     D.  Zell  31.  März/ [10.  April]  1665. 

[Anseige  seioeB  RegierungBaotrittes.] 

Er  bat  dem  Ef.  durch  ein  Schreiben  vom  16./26.  März  >)  den  Tod  seines  10.  April. 
Braders,  des  Herzogs  Christian  Ludwig  angezeigt,  er  ersucht  denselben 
nun,  nachdem  er  die  Regierung  in  den  von  seinem  Bruder  ihm  rechtmässig 
angefallenen  Landen  angetreten  hat,  um  Fortsetzung  der  bisher  mit  diesem 
unterhaltenen  Freundschaft '). 

Lorenz  Müller^),  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braun- 
schweig-Ltineburg.    D.  Berlin  5./[15].  April  1665. 
(Hannov.  Archiv.) 
[Resolntion  des  Kf.  anf  sein  AobriDgeD.] 
—  finde  alhie  sowohl  bei  Herrn  als  ministris,   dass  das  Werk  15. April. 
überallemasseD  apprehendiret  werde,  und  tesmoigniret  jedermännig- 


^)  Dasselbe  ist  nicht  in  den  Akten  erhalten;  Herzog  Christian  Lndwig 
war  am  15./2Ö.  März  gestorben. 

^  In  einem  weiteren  Schreiben  (d.  Zell  6./[16.]  April  1665)  zeigt  derselbe 
dem  Kf.  an,  nachdem  er  von  den  ihm  rechtlich  zugekommenen  Forsteotbämem 
Gelle  ond  Grubenhagen  and  den  Grafschaften  Hoya  und  Diepholz  die  Hul- 
digung empfangen  und  vollständig  Besitz  ergriffen,  habe  er  seinem  beim  Reichstag 
zu  Regeneburg  anwesenden  Ratb  Otto  Johann  Witte  Vollmacht  ertheilt,  die  ihm 
f6r  diese  Fdrstenthnmer  zustehende  Session  einzunehmen  und  die  TOta  dafür  ab- 
zulegen,  er  ersucht  den  Kf.  seine  Gesandten  in  Regensbnrg  anzuweisen,  den- 
selben dabei  zu  unterstützen. 

*)  Hofrath  Herzog  Georg  Wilhelms,  welchen  dieser,  der  erst  am  23.  Mars/ 
2.  April  von  Holland  nach  Hannover  zurückgekehrt  war,  unverzüglich  beauftragte, 
sich  zum  Kf.  und  dann  nach  Schweden  und  Dänemark  zu  begeben,  um  diese 
Mächte  für  seine  Sache  zu  gewinnen.  In  seiner  Instruktion  (d.  Hannover  24.  März/ 
[3.  April]  1665)  wird  derselbe  beauftragt,  in  Berlin  zunächst  den  Oberpräsidenten 

36* 


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564  9'    I^er  braanschweig-lüDebargische  Erbfolgestreit. 

lieh  Compassion  mit  Ew.  D.  jetzigem  Zustande.  Ihr  Churf.  D.  haben 
mir  zur  Resolution  geben  lassen,  dass,  ob  es  gleich  zur  Zeit  mit  Ihrer 
Eintretung  in  die  Alliantz  nicht  zu  völligen  Ende,  sollte  Sie  doch 
solches  nicht  hindern  Ew.  F.  D.  alle  mögliche  Willfährigkeit  zu  er- 
weisen, und  wan  es  nach  der  Affection,  so  Sie  Ew.  D.  zutrügen, 
gehen  sollte,  würden  Sie  sofort  Ordre  geben,  dass  Ihre  Leute  also- 
bald  marchiren  und  Ew.  D.  Assistenz  leisten  sollten.  Sie  hielten 
aber  davor,  die  Liebe,  so  Ew.  D.  zu  ihren  Unterthanen  trüge,  und 


V.  Schwerin  uod  andere  vornehme  ministri  aafzasnchen,  dann  bei  dem  Kf.  An- 
dienz  zu  erbitten  nnd  denselben  zu  ersacben,  dem  Herzog  Georg  Wilhelm  auf 
Grand  der  Rheinischen  Allianz  mit  dem  doplom  seines  Contingents  gegen  Herzog 
Johann  Friedrich  Hülfe  zu  leisten,  dessen  Snche  den  Konigen  von  Frankreich 
und  Schweden  und  anderen  Reichsstanden  zu  recommendieren  und  durch  seine 
Gesandten  in  Regensburg  dort  für  denselben  wirken  zu  lassen.  «Wenn  Kf. 
sich  statt  dessen  nur  zur  Vermittelung  erbieten  und  dieses  nicht  als  casus  foederis 
anerkennen  sollte,  so  soll  er  zwar  die  Vermittelung  nicht  ausschlagen,  aber  re- 
monstrieren, dass  bei  dem  Verhalten  Herzog  Johann  Friedrichs  keine  Aussicht 
sei,  durch  diese  allein  das  Werk  zu  heben,  nnd  nachweisen,  dass  dieser  Fall 
sich  allerdings  auf  die  Allianz  qualificieren  lasse.  Sollte  er  aber  damit  nicht 
durchdringen,  so  soll  er  es  dahin  zu  bringen  suchen,  dass  Kf.  dem  Herzoge  ausser 
der  Allianz  mit  möglichst  vielen  Trappen  assistiere,  und  wenn  auch  dieses  nicht 
zu  erreichen  sei,  dass  derselbe  1000  M.  z.  Fuss  und  500  z.  Pf.  und  auch  den 
Generallieutenant  v.  d.  Goltz  vorläufig  in  seinen  Dienst  treten  lasse;  falls  Kf. 
sich  auch  darauf  nicht  einlassen  wolle,  dass  derselbe  sich  wenigstens  in  dieser 
Sache  neutral  halte,  seinen  Brader  nicht  unterstutze  und  auch  die  anderen  Mit- 
glieder der  Allianz  zu  gleichem  Verhalten  bestimme.  In  einer  ausführlichen  an 
die  Hannoverschen  Geheimenräthe  gerichteten  Relation  über  seinen  Berliner  Auf- 
enthalt (d.  Stettin  8./[18.]  April  1665}  berichtet  Müller,  dass  er  Sonntag 
2./12.  April  dort  angekommen  sei,  am  folgenden  Vormittage  Audienz  beim  Kf, 
und  am  Nachmittage  eine  Conferenz  mit  den  von  diesem  deputierten  Schwerin 
und  Canstein  gehalten,  darauf  am  4./14.  Vormittags  aufs  neue  zum  Kf.  be- 
schieden sei,  der  unmittelbar  darauf  abgereist  sei,  und  dass  ihm  am  Nachmittage 
durch  Schwerin  und  G  an  stein  dessen  Resolution  mitgetheilt  worden  sei, 
wonach  derselbe  bereit  sei,  wenn  der  Vermittlungsversuch,  zu  dem  Jena  nach 
Celle  geschickt  werden  solle,  vergeblich  sei,  dem  Herzoge  kraft  der  Allianz  zu 
assistieren,  die  Communication  mit  den  anderen  Alliierten  solle  auch  erfolgen, 
doch  dürfe  auch  der  Kaiser  nicht  übergangen  werden,  auch  die  Gesandten  in  Re- 
gensburg sollten  Befehl  erhalten,  dort  die  Gesandten  des  Herzogs  zu  unter- 
stützen. Mit  Generallieutenant  Goltz  hätte  Kf.  selbst  geredet,  derselbe  sei 
nicht  abgeneigt,  sich  von  dem  Herzoge  gebrauchen  zu  lassen;  Kf.  Hesse  den 
Herzog  um  zwei  Dinge  bitten,  1)  um  Mitwirkung  zur  Beseitigung  der  Hinder- 
nisse, welche  einem  guten  Einvernehmen  aller  Evangelischen  entgegenständen, 
namentlich  des  gehässigen  Auftretens  der  Lutherischen  gegen  die  Reformierten, 
2)  um  Beilegung  der  Mindischen  Grenzstreitigkeiten.  Vgl.  über  Müllerb  Sen- 
dung Kocher  I  S.  408f. 


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Relation  L.  Möllers.  565 

andere  Respecten  mehr  würden  Sie  dahin  bewegen,  die  gütliche  Inter- 
Position  S.  Ghurf.  D.  vorher  gehen  zu  lassen,  zumahlen  eine  praeci- 
pitante  Ruptur  dem  Hauptwerke  mehr  schädlich  als  vorträglich  sein 
würde.  Wollten  dahero  sofort  Ihrem  Geheimbten  Raht  und  Cantzler 
zu  Ualberstadt,  Herrn  Jena,  Ordre  zuschicken,  nach  Zelle  zu  gehen, 
daselbst  Herrn  Hertzog  Johann  Friederich  F.  D.  dero  ungewöhn- 
liche Bezeigung  und  die  darauf  vermuthende  Weitläufigkeit  aufs  be- 
weglichste zu  repraesentiren,  zu  Verstattung  des  compossessorii  Sie 
anzuerinnern  und  dahin  zu  bewegen,  gewissen  Scheidtsleuten,  zu 
welchen  beide  Theile  ein  Vertrauen  haben  möchten,  dieser  Sachen 
Entscheidung  zu  untergeben,  dabei  er  ausdrücklich  anzeigen  soll,  dass, 
wan  S.  F.  D.  sich  nicht  bequemen  wollten,  Ihr  Ghurf.  D.  nicht 
unterlassen  könnte,  kraft  eingetretener  Alliance  Ew.  F.  D.  würklich 
zu  assistiren  und  gegen  die  verübte  Gewalt  zu  helfen.  Ich  erinnerte 
dabei,  ob  nicht  vorher  eine  Communication  von  Hannover  aus  mit 
Herrn  Jena,  ehe  er  nach  Zelle  ginge,  geschehen  könnte,  welches 
angenommen  worden.  Auch  wollten  Ihr  Ghurf.  D.  sofort  an  dero 
mit  Alliirte  schreiben  und  dieses  Werk  recommendiren.  Soviel  die 
auswärtigen  Kronen  aber  betreffe,  hielten  Sie  davor,  dass  der  Keyserl. 
Hof  zu  prämittiren,  wohin  sie  dieses  Werk  auch  wollten  Ihres  Ortes 
gelangen  lassen,  Frankreich  möchte  jener  Partei  vielleicht  mehr 
zugethan  sein.  Ich  berichtete  darauf,  wie  Ew.  D.  es  schon  an  den 
Key  »er  gelangen  lassen,  auch  Ihrem  Gesandten  zu  Regensburg 
Ordre  gegeben,  nacher  Wien  zu  gehen,  desgleichen  würden  auch 
Ew.  D.  an  beide  Kronen  eine  Abschickung  thun,  bäte,  Ihr  Ghurf 
D.  möchten  solches  secundiren  helfen,  druf  mir  geantwortet  ward, 
wan  Ew.  D.  solches  weiter  begehren  würden,  würde  man  sich  dessen 
nicht  entziehen.  Auch  wollen  Ihr  Ghurf.  D.  dero  Gesandten  zu  Re- 
gensburg Ordre  geben,  Ew.  D.  Gesandten  daselbst  zu  assistiren 
und  zu  wehren  helfen,  dass  Herrn  Hertzog  Johann  Friederichs 
F.  D.  so  weinig  ad  sessionem  et  votum  bei  Reichsconventen,  als  in 
der  Alliantz  admittirt  würde,  ehe  und  bevor  diese  Sache  verglichen. 
Wollten  im  übrigen  Ew.  F.  D.  zu  dem,  was  immer  den  Reichsconsti- 
tutionen  gemäss  zu  gute  geschehen  könnte,  sich  erboten  haben,  Ihre 
Truppen  im  Halberstädtischen  und  Mindischen  sollten  fertig 
stehen  und,  im  Fall  die  Güte  nicht  zureichen  wollte,  alle  Stunde  zu 
marchiren  parat  sein.  — 


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566  ^'    I^^r  brannschweig-lüoebargiBChe  Erbfolgestreit. 

Derselbe  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig- 

Lüneburg.    D.  Berlin  5./[15].  April  1665. 

(HanncY.  Archiv.) 

[Gaostige  Stimmong  des  Kf;   v.  d.  Goltz;   AeasBerangeD  des  Kf.  über  die  Gel- 
lischen  MiDieter  and  über  seine  frühere  Absicht,  Herzog  Johann  Friedrich  die 
polnische  Krone  zu  verschaffen]    ' 

15.  April.  Gleich  diesen  Moment  komm  ich  von  der  letzten  Conference, 
werden  also  Ew.  D.  mir  die  Eilfertigkeit  zu  Gnaden  halten.  Ich 
kann  nicht  genug  rOhmen,  wie  der  Ghurftlrst  eine  gute  Inolination 
tesmoigniret.  Goltzen  ')  hat  er  selber  in  den  Geheimen  Rath  holen 
lassen  und  ihm  vorgehalten,  ob  er  Belieben  hätte,  zu  Ew.  D.  ad  In- 
terim zu  gehen.  Er  ist  hie  in  grosser  estime,  ist  selber  bei  mir  ge- 
wesen und  willig,  halte  —  dafür,  Ew.  D.  thäten  wohl,  wenn  Sie  den 
Mann  sofort  zu  sich  kommen  Hessen,  anderergestalt  wflrde  es  hie 
übel  aufgenommen  werden,  wann  man  das  Werk  mit  ihm  sitzen 
liesse.  Er  könnte  kttnftig  hie  viel  gutes  thun  und  durch  ihn  wären 
E.  D.  allezeit  des  Churf.  versichert.  Jena  ist  gut  hannoverisch  gewesen, 
ehe  ich  kommen  bin,  ist  vorgestern  nach  Halberstat  gangen,  dieser 
Mann  ist  auch  zu  mesnagiren.  Sonst  wären  an  hiesige  ministros 
schon  Schreiben  von  Zellischen  ministris  angekommen,  aber  ietzo 
sollen  sie  nicht  mehr  schaden.  I.  Chf.  D.  detestirten  die  Gonduite 
der  Ministren  zu  Zelle.  Als  ich  gestern  allein  bei  ihr,  kam  Gan- 
stein '),  Sie  zur  Tafel  zu  holen,  da  rief  diesem  der  GhurfUrst  und 
sagete,  die  ministri  haben  zu  viele  gethan,  mttssen  gestrafet  werden, 
hohe  Bäume  würden  dazu  nöthig  sein.  Sie  hielten  das  Werk  lang 
abgemessen  zu  sein.  Von  Ihr  wäre  hergekommen,  was  von  der  Pol- 
nischen Grone  Herrn  Hertzog  Job.  Friederich  vorgewesen'),  und 
darumb  geschehen,  einen  Catholiscben  aus  dem  Greise  weg  zu  bringen, 
hätte  auch  Hoffnung  gehabt  durch  Ihre  Freunde  in  Polen  hierin  zu 


0  Joachim  Rüdiger  v.  d.  Goltz,  Generaliieutenant ,  Goavernenr  von 
Berlin  and  Chef  des  in  Pommern  stehenden  Infanterieregiments,  s.  über  den- 
selben ürk.  Q.  Akt.  IX  8.200,  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Eorfürsten 
8.  234.  238. 

^  Raban  v.  Gan stein,  Geheimerrath,  seit  1655  Amtskammerpräsident,  seit 
1660  anch  Oberhofmarschall,  s.  Isaaosohn,  Gesch.  des  preussischen  Beamten- 
thums  n  8. 122  f. 

*)  8.  über  diesen  Plan,  Herzog  Johann  Friedrich  die  polnische  Krone 
za  verschaffen,  die  Briefe  der  Herzogin  8ophie  von  Hannover  an  den  Kor- 
fürsten Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  vom  5./15.  Augnat  and  6./ 16.  September 
1660  (Bodemann  8.34.36). 


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Relation  L.  Maliers.  567 

reussiren  —  als  aber  Gladebeck')  neulich  gesaget,  die  HH.  Brüder 
hielten  es  nicht  vor  rathsam,  hätte  der  Churfttrst  es  wieder  abge- 
schrieben. Er  möchte  wohl  wissen,  ob  Ew.  D.  solche  Meinung  ge- 
habt, hielte  davor,  es  hätte  ja  dem  Hause  nicht  schaden  können, 
jetzo  aber  glaubete  er,  Oladebeck  hätte  es  nur  vor  sich  so  gesaget, 
und  die  ietzige  Comedie  schon  im  Kopf  gehabt.  — 

Der  Churfttrst  sagete  öffentlich  über  Tafel  en  presance  de  la  Prin- 
cesse  Elisabeth'),  solche  Händel  müssten  in  Teutschland  nicht  auf- 
kommen, dass  die  jungem  Brüder  die  altern  ausdrungen.  Glade- 
beck  ist  vor  diesem  hie  in  sehr  guten  Credit  gewesen,  aber  nun  redet 
man  schlecht  yon  ihm').  — 


Der  Kurfürst  an  Friedrich  v.  Jena.     D.  Cöln 
8./[18.]  April  1665. 

[Kf.    hat  die  ihm  von  Hersog  Georg  Wilhelm  angetragene  Vermittelong  über- 
nommen, Jena  soll  nach  Celle  gehen,  Herzog  Johann  Friedrich  cn  gätlicher  Bei- 
legung des  Streites  zu  bewegen  Bachen.] 

Herzog  Oeorg  Wilhelm  za  Braonschweig  und  Lüneburg  hatl8.April. 
jüngst  seinen  Hofrath  Müller  an  Kf.  geschickt,  sich  über  seines  Bruders 
Procedar  im  Herzogthum  Lüneburg  Zelliscbeo  Antheils  beschwert,  des  Kf. 
Intirr Position  in  dieser  Streitigkeit  requiriert  und,  wofern  Herzog  Johann 
Friedrich  ßich  zu  keinem  billigen  und  gütlichen  Vergleich  bewegen 
lasse,  ihn  um  Hülfe  in  kraft  der  Rheinischen  Allianz  ersucht.  Kf.  fürchtet, 
diese  Sache  könnte  höchst  gefährliche  motus  veranlassen,  hat  es  daher  für 
nöthig  erachtet,  sich  derselben  anzunehmen  und  das  Feuer  iu  der  Asche 
dämpfen  zu  helfen,  er  trägt  daher  Jena  auf,  mit  dem  förderlichsten  sich 
nach  Zell  zu  verfügen,  bei  Herzog  Johann  Friedrich  um  Audienz  zu 
bitten,  demselben  zunächst  Condolenz  abzustatten  und  ihm  zu  erklären, 
Kf.  Hesse  ihn  warnen,  seinerseits  zu  diesen  brüderlichen  Streitigkeiten  keine 


1)  S.  oben  S.  48. 

*)  Elisabeth,  Tochter  des  Korfärsten  Friedrich  V.  von  der  Pfalz,  seit 
1667  Aebtisain  von  Herford;  s.  ober  ihren  damaligen  Aufenthalt  am  Berliner 
Hofe  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  22.  April  1665  (Bodemann  S.  58) 
und  ober  die  einflnssreiche  Bolle,  welche  sie  dort  spielte,  den  Brief  derselben 
vom  30.  Mai  1667  (8.  119). 

*)  In  seiner  Relation  aas  Stettin  vom  8./18.  April  1665  bemerkt  Möller,  Kf. 
hätte  ihm  viel  von  seinen  Bauten  und  Baomeistem  erzählt  und  dabei  so  ver- 
stehen gegeben,  er  mochte  gern  den  Baumeister  des  Herzogs,  Lorenzo  Be- 
dogni  (s.  Horric  de  Beancaire,  Eleonore  d'Olbreuze  übers,  von  Orote  S.44) 
za  Rathe  ziehen,  er  räth,  diesen  Wonach  zo  erfüllen. 


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568  ^'    ^or  braaDsohweig-lüDeburgisohe  Erbfolgestreit. 

Veranlassung  za  geben,  sondern  sieb  vielmehr  zu  einem  billigen  gütlicheo 
Vergleich  zu  verstehen;  Kf.  getraue  sich,  Herzog  Georg  Wilhelm  zn 
gleichmässigen  friedlichen  Gedanken  za  disponieren,  and  wolle  sich  gern 
interponendo  dieser  Sache  annehmen. 

Kf.  wollte  zwar  sich  nicht  nnterfangen,  einiges  Vornrtheil  in  der  Sache 
zu  fällen  und  dem  Herzog  zur  Schmälerang  seines  Soccessionsrechtes  zu 
rathen ;  nachdem  er  aber  äusserlich  vernommen,  derselbe  wolle  seinen  B ra- 
der von  der  Erbschaft  des  verstorbenen  Bruders  gänzlich  ausschliessen, 
müsste  er  dafür  halten,  dass,  wenn  er  darauf  bestände,  sein  älterer  Bruder 
grosse  Ursache  sich  zu  beschweren  hätte;  jedenfalls  sei  Herzog  Georg 
Wilhelms  als  des  älteren  Recht  nicht  schlechter  und  geringer  als  das  bei- 
nige. Kf.  ersuche  ihn  daher,  seinen  älteren  Bruder  nicht  so  schimpflich 
und  schlechter  Dinge  abzuweisen ,  sondern  ihm  zum  wenigsten  die  compos- 
sessionem  oder  simultanea  possessionis  jura  so  lange  zu  gestatten,  bis  durch 
gütlichen  Vergleich  der  Streit  beigelegt  sein  würde.  Wenn  man  das  von 
beiden  Brüdern  ratificierte  testamentum  paternum  consideriere  uud  aus  4^m- 
selben  dieser  Streit  entschieden  werden  sollte,  sei  Herzog  Georg  Wilhelm 
die  Option  unter  den  beiden  Fürstenthümern  zu  lassen,  wenigstens  würde 
derselbe  nicht  deterioris  conditionis  in  hac  successione  als  der  jüngste 
Bruder  sein  und  es  alsdann  zu  einer  Exaequation  gerathen  müssen.  Was 
Kf.  sonst  dieses  Werkes  halber  an  einige  der  Alliierten  (denn  an  Frank- 
reich und  Schweden  etwas  hiervon  zu  bringen, erachte  er  noch  zur  Zeit  nicht 
rathsam)  gelangen  lassen,  wird  Jena  aus  dem  Beischluss  erfahren,  er  soll  Her- 
zog Georg  Wilhelm  nicht  allein  von  dieser  ihm  aufgetragenen  Coromission 
Nachricht  geben,  sondern  ihm  auch,  was  er  zu  Zell  ausgerichtet  und  wohin 
mau  sich  daselbst  erklärt,  vertraulich  berichten  und  denselben  der  treuen  Affec- 
tion  versichern,  welche  Kf.  ihm  als  einem  evangelischen  und  mit  ihm  alliierten 
Fürsten  auch  in  der  That  allemal  zu*' erweisen  nicht  unterlassen  würde; 
da  mit  dem  Hannoverschen  Abgesandten  die  Abrede  genommen  ist,  Jena 
solle  nicht  eher  nach  Zell  reisen,  bevor  ihm  aus  Hannover  Nachricht  des- 
wegen zugekommen,  so  soll  er  sich  danach  richten.  Wenn  sich  die  ver- 
wittibte  Herzogin  ^)  bei  dem  Herzog  befinde,  soll  er  ihr  in  des  Kf.  Namen 
condolieren,  er  soll  auch  Herzog  August')  von  dieser  Gommission  Nachricht 
geben ,  bei  Gelegenheit  dessen  Sentimente  zu  vernehmen  geflissen  sei  n  und 
ihn  versichern,  Kf.  suche  bei  dieser  ganzen  Sache  nur  seine  treue  Affection 
für  das  Haus  Braunschweig  zu  erweisen  und  alles  in  Ruhe  und  Frieden 
zu  erhalten.  Die  zu  der  Reise  erforderlichen  Kosten  soll  Jena  vorläufig 
vorschiessen. 


1)  Dorothea,  Tochter  des  Herzogs  Philipp  von  Holsteio,  die  spätere 
zweite  Gemahlin  des  Kf. 

*)  von  Wolffenbüttel,  s.  über  denselben  Köcher  I  S.  34dff. 


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iDetniktioD  für  Jena.    YerhaDdlaDgen  mit  den  Rheio.  AlliierteD.         569 

Der  Kurfürst  an  den  schwedischen  Reichsfeldherm  Grafen 
Wrangel.     D.  Cöln  10./ [20.]  April  1665. 

[Anzeige,  dass  er  die  Interpositioo  in  dem  braaDSchweigischeD  Successionsstreit 
übernommeD,  Anfrage  wegen  der  Absichten  Schwedens  in  dieser  Sache.] 

Er  hat,  om  deo  durch  den  brauDschweigischeD  Soccessionsstreit  za  be- 20.  April* 
nirchtendeo  Unraheo  zavorzakonomeo,  einen  seiner  Geheimen  Rätbc  nach  Zell 
geschickt  und  seine  Interposition  zu  gütlicher  Handlung  angeboten.  Da  er 
aber  zweifelt,  ob  dieselbe  angenommen  werden  wird,  und  da  es  scheint, 
als  ob  Herzog  Johann  Friedrich  auf  die  von  der  Regierung,  Soldatesque, 
Bedienten  und  Unterthanen  versprochene  Treu  und  Gehorsam,  auch  viel- 
leicht auf  auswärtige  katholische  Hülfe  sich  verlassend,  sich  bei  der  ganzen 
Succession  mit  Macht  zu  maintenieren  suchen  und  nicht  einmal  eine  £xä- 
quation  zu  admittieren  geneigt  sei,  so  ersucht  er  W.  ihn  seine  Meinuuf? 
von  diesem  negotio  und  wohin  die  Krone  Schweden  ziele,  wissen  zu  lassen, 
damit  er  seine  mesures  danach  nehmen  könne  *). 


Der  Kurfürst  an  K.Mainz,  K.Cöln,  Bischof  von  Münster, 

Pfalz-Neuburg  und  Hessen-Cassel.    D.  Cöln 

12./[22.]  April  1665. 

[Aufforderung  zur  Meinungeänsserung  in  betreff  des  brannschweigischen 
Buccessionsstreites.] 

Kf.  hat  die  Vermittelung  zwischen  den  Herzogen  Georg  Wilhelm  22. April, 
und  Johann  Friedrich  versucht,  weiss  nicht,  ob  er  seinen  Zweck  er- 
reichen wird,  will  auch  die  Rechte  beider  Theile  dahingestellt  sein  lassen, 
da  man  aber  auf  jeden  Fall  auf  Mittel  sinnen  müsse,  im  Reiche  Frieden  und 
Ruhe  zu  erhalten,  und  da  Herzog  Georg  Wilhelm  Hülfe  vermöge  der 
Allianz  requirieren  könnte,  so  bittet  er,  ihm  ihre  Gedanken  in  dieser  Sache 
anzugeben,  wie  Thätlichkeiten  zwischen  beiden  Brüdern  zu  verhüten  seien, 
und  ob  sie  es  nicht  der  Billigkeit  gemäss  fänden,  dass  Herzog  Johann 
Friedrich  ermahnt  werde,  billige  Temperamente  anzunehmen  und  seinen 
älteren  Bruder  nicht  ganz  zu  excludieren,  sondern  wenigstens  vorläufig  zur 
Compossession  zuzulassen '). 


0  Wrangel  erwidert  darauf  (d.  Wolgast  20./[30.]  April  1665),  er  habe  durch 
Müller  Nachricht  von  der  Sache  erhalten,  wünsche  gütliche  Beilegnqg  der- 
selben, was  sein  König  dabei  thun  werde,  darüber  erwarte  er  erst  Nachricht. 

^  Darauf  antwortet  zuerst  Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  (d.  Mainz 
27.  April  1665),  da  Herzog  Georg  Wilhelm  im  Besitz  des  Fürstenthums  Galen  - 
berg  sich  befinde  und  nur  die  Frage  sei,  ob  demselben  jetzt  die  Option  am 
Fürstenthum  Gelle  gebühre,  so  werde  keine  Gompossession,  sondern  nur  güt- 
liche Interposition  nöthig  sein,  die  beiden  Fürstenthümer  würden  nnr  exäqaiert, 


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570  d.    Der  braanschweig-läneburgische  Erbfolgestreit. 

Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck*)  an  den  Kurfürsten. 
D.  Hannover  17./[27.]  April  1665. 

[Stand  der  Dinge,  ErklärnngeD  der  beiden  Herzoge  ] 

27.  April.  Die  Liebe  zu  Beruhigung  meines  Vaterlandes  hat  mich  hieher 
bewogen.  Ich  befinde,  dass  die  Sorge  nichts  zu  bekommen  Herzog 
Johanns  Friedrichs  —  Vornehmen  erstes  Fundament  ist,  ob  aber 
ihre  den  grossen  Vorzug  in  dem  Einkommen  zu  behaupten  zustehe, 
werden  £.  Ghf.  D.  durch  dero  hohe  Autorit&t  nachtrttcklich  ein  und 
anderen  Ortes  nach  eingenommenem  Bericht  der  Gebühr  nach  ein- 
richten lassen  können.  Herzog  Oeorg  Wilhelm  wollen  E.  Ghf.  D. 
Einrathen  nach  in  allem  verfahren,  —  Herzog  Johann  Friedrich 
haben  sich  erkläret,  sowohl  in  puncto  ofiTensionis  als  satisfactionis  das 
Interesse  betreffend  Ihre  Herrn  Brüdern  ein  Genügen  zu  thun,  ob 
aber  solches  Ihrer  Meinung  nach  oder  wie  es  billig  ist  geschehen 
werde,  solches  lehret  die  Zeit,  unterdes  hab  ich  an  beiden  Orten  die 
Versprechung  erhalten,  dass  alle  Thätlichkeit  eingestellet  bleiben  soll, 


und  wem  diQ^Option  daran  gebühre,  durch  gütliche  Mittel  oder  auf  dem  Rechts- 
wege entschieden  werden  mössen.  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Nenbnrg 
schlägt  (d.  Grimlinghansen  2.  Mai  1665)  vor,  beide  Brüder  mochten  bei  den 
Tbeilen,  welche  sie  in  Besits  haben,  bleiben  and  nur  eine  Adäquation  derselben 
vorgenommen  werden,  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  (d.  St 
Ludgersburg  1.  Mai  1665)  und  die  Landgräfin  Sophie  von  Hessen  (d.  Gassei 
20./[80.]  April  1665)  rathen  nur  im  allgemeinen  zu  gütlicher  Beilegung  des 
Streites,  Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Co  In  erklärt  (d.  Bonn  3.  August 
1665),  da  es  sich  nicht,  wie  dem  Ef.  vorgebracht  zu  sein  scheine,  um  Theilung 
der  Lande  Herzog  Christian  Ludwigs,  sondern  um  die  Option,  ob  solche 
Georg  Wilhelm  noch  einmal  zustehe,  handle  und  die  Feräquation  beider  Für- 
stenthamer  schon  früher  geschehen  sei,  so  hoffe  er,  die  Sache  werde  sich  bald 
gütlich  oder  durch  kurze  austrägliche  Wege  beilegen  lassen.  Kf.  hat  darauf  noch 
einmal  an  K.Mainz  (d.  Cöln  26.  April /6.  Mai)  und  an  K.Cöin  (2./12.  Mai)  ge- 
schrieben, er  halte  das  von  ihm  vorgeschlagene  Temperament  der  Compossession 
nicht  nur  für  billig,  sondern  auch  zur  Beförderung  des  gütlichen  Vergleichs  für 
zuträglich ,  eine  Ezäquation  sei  keineswegs  geschehen ,  vielmehr  sei  der 
Celle  sehe  Theil  weit  besser  als  Calenberg,  er  bittet,  sie  auf  Herzog  Jo- 
hann Friedrich  dabin  einzuwirken,  dass  dieser  seinem  Bruder  Satisfaction 
gebe  und  sich  zu  einem  billigen  Vergleiche  verstehe. 

^)  S.  über  dessen  Antheil  an  diesen  Ereignissen  v.  Rauchbar,  Leben  und 
Thaten  des  Fürsten  Georg  Friedrich  von  Waldeck,  herausg.  von  Curtze  1 
S.  230  f.  und  die  Briefe  der  Herzogin  Sophie  vom  10.  Juni  und  30.  August  1665 
(Bodemann  S.  b9.  93). 


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VermittelDde  Tbätiffkeit  Waldecks.    Relation  Jena's.  571 

bis  anderer  und  sonderlich  E.  Chf.  D.  Bath  ein  anders  mit  sich  fähren 
wird  0.  — 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Zelle 
29-  April/[8.  Mai]  1665. 

[Verhandlnogeu  in  Hannover  nnd  Celle,  Hoffnang  auf  gütliche  Beilegung 

des  Streites] 

£r  ist  Sonnabend  den  22.  April  / 1.  Mai  abgereist,  Montag  früh  in  8.  Mai. 
Hannover*)  angekommen  und  hat  an  demselben  Tage  Audienz  bei  Her- 
zog Georg  Wilhelm  gehabt.  Derselbe  beschwerte  sich  anf  das  höchste 
über  seinen  B rader,  bethenerte  aber,  dass  er  die  Sache  gern  womöglich  in 
der  Güte  wolle  beilegen  lassen  und  dass  er  dem  folgen  wolle,  was  Kf.  ihm 
rathen  werde.  Der  Herzog  Hess  ihm  nach  der  Tafel  durch  zwei  seiner 
Räthe  weitere  Information  in  der  Snccessionssache  geben.  Er  versprach 
denselben,  nach  Kräften  auf  das  beste  zu  negotiieren,  wenn  ihm  nur  nicht 
die  zn  Braunschweig  bereits  angetretene  Mediation*)  im  Wege  stehen 
würde.  Nachher  hat  der  Herzog  noch  einmal  mit  ihm  geredet,  auch  hat 
er  Gelegenheit  erhalten,  mit  dem  Bischof  von  Osnabrück  zu  reden, 
beide  erklärten  sich  mit  seiner  Commission,  die  Interposition  anzubieten  und 
anf  das  compossessorium  zu  dringen,  einverstanden.  Dienstag  gegen  Abend 
ist  er  dann  nach  Celle  gekommen,  Mittwoch  früh  hat  er  sein  Creditiv 
überreichen  lassen,  ist  aber  den  Tag  nicht  zur  Audienz  gekommen,  weil 
der  Herzog  sich  angeblich  nicht  wohl  befand,  in  Wirklichkeit,  weil  alle  Ge- 
heime Räthe  in  Brannschweig  waren  und  man  erwartet  hatte,  dass  er 


1)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  24.  April/ [4.  Mai]  1665),  er  hoffe,  dass  ebenso 
wie  er  selbst  auch  der  Graf  sich  bemühen  werde,  zwischen  den  beiden  Brüdern 
Versöhnong  zn  stiften. 

*)  V.  Hazthausen  schreibt  an  L.  Müller  (d.  Hannover  14./ [24.]  April 
1665):  »Von  K. Brandenburg  ist  der  Canzler  Jena  anhero  geschickt  worden 
und  hat  nach  eingenommener  mündlicher  Information  nicht  nur  Interposition, 
sondern  auch  in  eventom,  da  die  Güte  nicht  verfangen  sollte,  Assistenoe  ver- 
sprochen. Bei  Konig  in  Frankreich  haben  auch  gote  Verrichtung  die  dahin 
Abgeordnete  gehabt."  (Hannov.  Archiv.) 

*)  Nachdem  Herzog  Johann  Friedrich  die  von  dem  jüngsten  Bruder 
Ernst  August  und  dem  Herzoge  August  von  Wolffenbüttel  angebotene 
Vermitteluog  angenommen  hatte,  hatten  seit  dem  17./27.  April  zu  Braunschweig 
Verhandlungen  wegen  einer  gdtlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten  zwischen  den 
Ministern  der  verschiedenen  Theile  begonnen ,  welche  aber  fruchtlos  endeten, 
8.  Köcher  I  S.406f.412ff. 


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572  ^'    D^r  brauDSchweig-lunebargische  Erbfolgesireit. 

über  Brannschweig  kommen  werde,  doch  war  schon  y.  Gladebeck^)  ver- 
schrieben.  Derselbe  stellte  sich  auch  Mittwoch  zeitig  ein,  Jena  discu- 
tierte  mit  ihm  und  benahm  Ihm  die  Meinung,  als  habe  Kf.  sich  für  Herzog 
Georg  Wilhelm  erklärt  und  demselben  wirkliche  Assistenz  versprochen. 
Donnerstag  gegen  Mittag  wurde  er  zur  Audienz  bei  Herzog  Johann 
Friedrich  geholt  nnd  stellte  demselben  die '  gefährlichen  Folgen  der 
Sache  vor.  Der  Herzog  erwiderte  darauf  und  führte  dabei  seine  fuoda- 
menta  und  jura  nach  der  Ordnung  so  gut  und  förmlich  an,  als  es  nur  von 
einem  der  Ministri  hätte  geschehen  können.  Er  erklärte,  er  hätte  Alles  für 
Gottes  sonderbare  Schickung  zu  achten,  dass,  da  er  keinen  einzigen  Men- 
schen auf  der  Welt  gehabt,  mit  dem  er  die  Sache  hätte  überlegen  können, 
dennoch  das  ganze  Land  ihn  so  willig  und  gern  angenommen  hätte.  Er  be- 
hauptete die  Gerechtigkeit  seiner  Forderung  wegen  des  jus  optionis,  erklärte 
aber,  wenn  ?on  beiden  Seiten  vorgeschlagene  Unparteiische  befinden  würden, 
dass  sie  nicht  begründet  sei,  so  wolle  er  nachgeben;  er  wolle  sein  Wort 
geben,  dass  er  nimmermehr  auswärtige  oder  andere  Assistenz  suchen  oder 
etwas  mit  Gewalt  anfangen  wolle,  wenn  nur  auch  sein  Bruder  desgleichen 
thun  werde,  sonst  werde  er  sich  wehren,  so  gut  er  könne.  Auf  die  angebo- 
tene Interposition  und  das  begehrte  compossessorium  erklärte  er  sowohl 
selbst  als  auch  durch  v.  Gladebeck,  er  wolle  die  Interposition  des  Kf. 
annehmen,  wenn  sein  Bruder  zu  Hannover  und  der  Bischof  zu  Osnabrück, 
sowie  Herzog  August  in  W  olffenbüttel  damit  gleichfalls  zu^ieden  wären 
nnd  die  Mediation  dadurch  nicht  gestört  würde.  Sollte  die  Mediation  zu 
Braunschweig  erfolglos  enden  nnd  Kf.  dann  mit  Zustimmung  seines  Bru- 
ders nebst  andern,  die  sich  dazu  erboten,  darunter  auch  der  König  von  Däne- 
mark, die  Vermittelung  übernehmen  wollen,  so  werde  es  ihm  angenehm 
sein.  Was  die  Compossession  anbeträfe,  so  könnte  er  jetzt,  wo  die  Sache 
in  der  Mediation  zu  Braunschweig  sei,  sich  nicht  weiter  erklären. 

Ew.  Gbf.  D.  kann  ich  sonst  wohl  gewiss  versichern,  dass  man 
an  diesem  Ort  die  Gttte  der  Weiterung  vorziehen  und,  so  viel  ich  aus 
Ihro  Durchl.  Discursen  abnehmen  können,  wohl  etwas  thun  wftrden, 
dass  aber  das  jus  optionis  oder  die  Wiederabtretung  des  oecupirten 
Herzogthums  durch  gütliche  Traktaten  zu  erhalten,  muss  ich  —  billig 
zweifeln.  Gott  gebe,  dass  diese  Sache  beigelegt  wird,  sonst  dürfte 
daraus  ein  grosses  Feuer  und  heftiger  Krieg  entstehen,  weil  die  Pa- 
pisten diesen  Herrn  nicht  lassen  werden,  ich  merke  auch  wohl,  dasa 
zwischen  Pfalz-Neuburg  und  Ihro  Durchl.  gutes  Verständnis.  —  Soviel 
die  hiesige  Werbung  —  belanget,  so  halte  ich  daftlr,  man  werde  den 
Herrn  General  Majeur  Weyer  —  suchen  an  sich  zu  ziehen,  — jetzo 


*)  lieber  die  Rolle,  weiche  Gladebeck  io  diesem  Brbfolgestreite  gespielt 
hat,  8.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  22.  April  166ö  (Bodeman  S.  87) 
uud  Köcher  i  8.895. 


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Relationen  Jena's.  573 

stehet  er  annoch  in  des  Kreises  Dienst.  6  Compagnien  z.  Pf.  haben 
albereit  gestanden  und  darzu  wirbet  der  Obriste  Owener  noch  8  Com- 
pagnien —  H.  Christian  Ludwigs  Fürstl.  D.  —  haben  in  denen 
Guarnisonen  18  Compagnien  z.  F.,  jede  zu  200  Mann,  gelassen,  diese 
18  Compagnien  werden  — jedwede  auf  100  Mann  verstärket  und  ver- 
meinet man  auf  allen  Fall  diese  aus  denen  Festungen  zu  nehmen  und 
dagegen  Ausschuss  hineinzulegen.  Sie  meinen  auch,  wan  kein  tertius 
darzu  käme,  mit  Hannover  wohl  zurecht  zu  kommen.  Des  hiesigen 
Landes  Affection  hat  der  Herr,  wären  aber*)  Ihre  D.  Herzog  Georg 
Wilhelm  persönlich  im  Lande  gewesen  und  hätten  vor  ihrem  Inter- 
esse wie  dero  Herr  Bruder  für  dem  seinigen  vigiliret,  so  glaube  ich 
gewiss,  Ihre  D.  wäre  vor  Dero  Herrn  Bruder  zu  der  Possession  dieses 
Landes  gekommen. 

J.  vfiW  nun  nach  H a n n o v e r  zorückreiseD,  dann,  wenn  Herzog  Georg 
Wilhelm  damit  zufrieden  iet,  nach  Brannscbweig  geben  und  entweder, 
falls  er  admittiert  wird,  dort  so  viel  thun  als  er  kann,  oder  sich  wenigstens 
dort  genauer  informieren.  Jetzt  wird  das  Gerücht  verbreitet,  Ef.  hätte  4  Regi- 
menter für  Herzog  Georg  Wilhelm  beordert.  Der  Herzog  hat  einen  vom 
Adel  ^  nach  Dänemark  geschickt,  der,  wenn  es  der  dortige  König  gut  befindet, 
auch  nach  Schweden  gehen  soll,  man  will  anch  wissen,  dass  das  Ver- 
trauen zwischen  Dänemark  und  Schweden  zunehme  und  dass  zwischen 
dem  König  in  Schweden  und  der  jüngeren  Princessin  eine  Heirath,  auch 
sonst  nähere  Intelligenz  negotiiert  werde. 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten, 
ü    Hannover  2./[12.]  Mai  1665. 

[Die  VerbaDdiQDgen  in  BraaDSchweig,  Bericht  Harenbergs.   Hoffonogeo  aaf  den  Rf.] 

Er  ist  29.  April/ 8.  Mai  nach  Hannover  zurückgekehrt,  gedachte  12.  Mai. 
eigentlich  am  30.  wieder  abzureisen,  Herzog  Georg  Wilhelm  aber  bat 
ihn,  seine  Reise  nach  Braunschweig  etwas  einzustellen,  da  am  30.  seine 
Räthe  von  dort  und  dann  auch  die  Wolfenbütteischen,  die  nach  Zelle  ge- 
reist wären,  hieher  kommen  würden.  Die  am  30./ 9.  ankommenden  Räthe 
berichteten  ?on  dem  Stand  der  Verbandlungen')  ganz  anders,  als  J.  in 
Zelle  berichtet  worden  ist,  sie  hätten  nicht  gemerkt,   dass  die  Zelliscben 

')  Qanz  äbnlich  artheilt  die  Herzogin  Sophie  io  einem  Brief  an  den  Kur- 
fürsten Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  vom  22.  April  1665  (Bodemann  S.  86f.) 
und  in  ihren  Memoiren  (herausg.  von  Kocher  S.  88). 

>)  Den  Schatzrath  Spörcke  8.  Köcher  I  8.407. 

';  S.  Kocher  I  S.  412ff. 


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574  9*    Der  braanschweig-lünebargische  Erbfolgestreit. 

in  pancto  juris  optionis  nnd  compossessionis  etwas  remittiert,  nachdem  aber 
die  Adäqnation  in  Vorschlag  gekommen,  hätte  man  sich,  um  Instroktion 
zu  erhalten,  hieherbegeben.  Am  l./ll.  Mai  kam  der  Wolfenbütteische 
Statthalter  Harenberg  von  Zelle  her,  er  hat  loco  resolntionis  nichts 
anderes  erhalten  als  J.  nnd  hat  vermerkt,  dass  Herzog  Johann  Friedrich 
den  Ef.  schwerlich;  als  Yermitttler  annehmen  werde*).  J.  will  heute  nach 
Braunschweig  reisen,  um  zu  vernehmen,  wie  man  sich  namentlich  in 
puncto  roediationis  erklären  werde. 

Die  HH.  Räthe  gedachten  auch  gegen  mir  in  discursu,  dass  auf 
Ghursachsen  numehro  kein  Stat  mehr  zu  machen,  und  dass  keine 
Hoffnung  der  Besserung.  Man  hätte  vor  diesem  Ghursachsen  pro 
patrono  et  protectore  der  Evangelischen  gehalten  und  respectiret,  Ew. 
ChurfUrstliche  D.  wtirden  es  tiber  sich  nehmen  mtissen,  weil  abson- 
derlich jetzo  wohl  nöthig  schiene,  dass  man  sich  in  Acht  nehme.  — 


Der  Kurfürst  an  den  schwedischen  Reichsfeldherrn  Grafen 
Wrangel.     D.  Oöln  3./[13.]Mai  1666. 

[Parteilichkeit  der  katboliBchen  Reichsst&nde  für  Herzog  Johann  Friedrich.] 

Id.  Mai.  —  Erwarte  mit  Verlangen  der  Krön  Schweden  Sentimenten 
und  Intention  wegen  des  Braunschweigischen  Successionsstreites  zu 
vernehmen  —  denn  meines  Erachtens  die  Sache  von  nicht  geringer 
Gonsequenz  ist  und  versiret  insonderheit  des  Evangelischen  Wesens 
Interesse  und  Wohlfarth  hierunter  zum  höchsten,  denn  die  Römisch 
Catholische  Stände  Herzog  Johann  Friedrichs  Ld.  gross  gleich  und 
recht  geben  und  nicht  dafür  halten  wollen,  dass  Herzog  Georg 
Wilhelms  Ld.  zu  klagen  befugt  sei,  wie  ich  solches  aus  denen  von 
Chur  Mainz  und  Cöln  wie  auch  Pfalzneuburg  LLdd.  [und  des 
Bischofs  zu  MQnster  an  mich  in  dieser  Materie  abgelassenen  Ant- 
wortschreiben ')  merklich  wahrgenommen.  — 


')  8.  deo  Brief  der  Hersogin  Sophie  vom  14.  Mai  1665  (Bodemann  S.l 
'}  S.  oben  8.  669 f. 


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Relationeo  Jena's.  575 

Friedrich  v.  Jena')  an  den  Kurfürsten. 
D.  Braunschweig  13./[23].  Mai  1665. 

[Die  K.Coloiflclie  Mediation.     Verhandloogen  mit  beiden  Parteieo.] 

Nachdem  man  von  Zelliscber  Seite  der  K.CölDi8cbeii  Mediation')  ood  23.  Mai. 
deren  Oblation  versicbert  gewesen,  bat  ihm  am  8./[l8.]  Abends  der  ZelllBche 
Geh.  Rath  Dietrich  angezeigt,  dass  sein  Herr  unnmebr  des  Kf.  Media- 
tion pure  annehme,  am  9./ [19.]  ist  dann  nnvermnthet  der  Geb.  Rath 
V.  Oelss')  snm  Kf.  gereist.  Nachdem  sich  seine  Unpässlicbkeit  inzwischen 
gebessert,  bat  er  am  10. /20.  die  Mediation  wirklich  angetreten,  nnd  in  seiner 
Wobnnng  hat  die  erste  Zusammenkunft  stattgefnnden.  Die  dort  ?on  den 
Calenb  ergische  nabgegebene  Erklärung,  Herzog  Georg  Wilhelm  werde 
sich  seines  jnris  Benii  nicht  begeben,  wolle  aber  die  Adäqnation  zugeben, 
Herzog  Johaun  Friedrich  möchte  die  ganzen  Fürstenthümer  quoad 
proventns  camerales,  Festungen  nnd  andere  Perdnentien  und  Gommodit&ten 
in  gleiche  Theile  theilen,  wozu  er  die  Calenbergischen  Amts-  und  Kammer- 
rechnungen herausgeben  wolle,  dann  wollte  er  zwischen  diesen  die  ihm 
zustehende  Option  verrichten,  haben  sie  dann  am  Nachmittag  den  Zelli- 
scben  mitgetheilt,  von  ihnen  aber  keine  sofortige  Antwort  darauf  erhalten, 
well  sie  erklärten,  sich  darüber  besprechen  zu  müssen.  Am  folgenden  Tage 
machten  diese  den  einzelnen  Mediatoren  die  Anzeige,  dass  K.Cöln  seine 
Mediation  gleichfalls  angeboten ,  dass  ein  Abgesandter  desselben  schon  in 
Hannover  angekommen  sei,  dass  Herzog  Johann  Friedrich  dessen 
Mediation  angenommen  habe  und  hoffe,  auch  Kf.  werde  dieselbe  znlasssen. 
J.  bat  erklärt ,  darüber  Ordre  des  Kf.  abwarten  zu  müssen,  wenn  das  Haus 
Brannschweig  diese  Mediation  acceptieren  wolle,  so  sollte  durch  ihn  die 
Handlung  nicht  verzögert  werden,  er  müsste  aber  daran  erinnern,  dass  Herzog 
Johann  Friedrich  des  Kf.  Mediation,  obwohl  das  ganze  Hans  Braun- 
Bchweig  dieselbe  ohne  weiteres  angenommen,  bis  zuletzt  difficnltiert  hätte, 
er  mahnte  zugleich,  die  Gegenerklärung  nicht  länger  zu  verzögern.  Nach- 
mittag 3  Uhr  erfolgte  dieselbe  anch,  ihr  Hauptinhalt  war,  sie  könnten  das  jus 
pnmogenitnrae  seu  senii  und  das  jus  optionis  Herzog  Georg  Wilhelm 
nicht  zugestehen,  ratione  adaequationis  aber  erboten  sie  sich,  dass  utrimque 
die  Amts-  und  Kammerrechnungen  vorgenommen  nnd  daraus  die  Gleichheit 
gemacht  werde.    Da  die  Calenbergischen  in  ihrer  Proposition  die  Gleichheit 


')  Jena  hatte  am  6./ 16.  Mai  ans  Braanschweig  gemeldet,  er  sei  dort  am 
2./12.  Mai  angekommen,  aber  gleich  am  folgenden  Tage  erkrankt,  so  dass  er 
noch  jetzt  das  Bett  hüten  mdsste.  Während  die  Herzoge  Angnst,  Georg 
Wilhelm  und  Ernst  August  die  Vermittelang  des  Kf.  angenommen  hätten, 
Bei  von  den  0 ellischen  eine  Erklärang  darüber  noch  nicht  zu  erlangen  ge- 
wesen, daher  weigerten  sich  die  Hannoverschen,  bis  eine  solche  erfolgt  sei, 
in  den  Verhandlungen  fortzufahren. 

3)8.  Kocher  I  8.416. 

>)  Friedrich  Casimir  v.  Eltz,  s.  unten  8.676. 


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576  9*    ^^^  braucBchweig-iüoeburgische  Erbfolgestreit. 

auch  auf  die  Festnogen  und  andere  commoditates  prätendiert,  haben  sie  den 
Zellischen  solches  and  auf  allen  Fall  etwas  wegen  der  Assecaration  und 
einer  Onarantie  eröfifnet;  jene  erklärten  aber  nur,  man  möchte  ^zuerst  die 
camerales  proventns  vornehmen^  hernach  wollten  sie  sich  auch  wegen  der 
Festungen  u.  s.  w.  erklären,  und  wenn  mau  mit  diesen  Sachen  so  geschwinde 
nicht  fertig  werden  könnte,  wollten  sie  auch  wegen  der  begehrten  Assecn- 
ration  handeln.  Beide  Theile  reisen  jetzt  zu  ihren  Principalen,  um  weitere 
Instruktion  zu  holen.  Auch  J.  bittet  um  solche;  da  ferner  vorgeschlagen 
ist,  wenn  die  Adäquation  sich  zu  lange  verschleppte,  sollte  Herzog  Johann 
Friedrich  eine  Festung  und  einige  Aemter  loco  assecnrationis  in  eines  tertü 
Hände  geben  und  alle  Mediatoren  sollten  die  Garantie  dafür,  dass  was 
verglichen  auch  wirklich  ausgeführt  werde,  versprechen,  so  bittet  er  um 
Vollmacht  des  Kf.,  die  Garantie  zu  versprechen. 

S.  Churfl.  Durchl.  gnädigste  Resolution  gegen  den  Abge- 
ordneten V.  Eltze^.    D.  Cöln  16./[26.]  Mai  1665. 

[Kf.  will  sich  weiter  bemühen,  einen  friedlichen  Ausgleich  saatande  zu  bringeo.] 

26.  Mai.  Der  Abgeordnete  hat  bei    der  Audienz   mündlich   und   dann    auch   in 

seiner  schriftlichen  Proposition  erklärt,  Herzog  Johann  Friedrich  ge- 
denke sich  in  der  ergriffenen  Possession  des  Fürstenthums  Zelle  zu  erhalten, 
nehme  aber  die  von  Kf.  angebotene  Interposition  an  und  ersuche  Kf.,  seinen 
Bruder,  Herzog  Georg  Wilhelm  dahin  zu  disponieren,  keine  Thätlicb- 
keiten  anzuwenden,  sondern  alles  auf  gütliche  Verhandlungen  ankommen 
zu  lassen,  und  demselben  auf  alle  Fälle  keine  Assistenz,  Vorschub  und 
Hülfe  leisten  zu  wollen.  Kf.  wiederholt  darauf  seine  schon  durch  v.  Jena 
abgegebene  Erklärung,  dass  er  nur  um  der  Ruhe  und  Wohlfahrt  des  Rei- 
ches und  des  Bestens  der  Brüder  und  ihrer  Lande  willen  seine  Vermittelung 
angeboten,  da  Herzog  Johann  Friedrich  sich  jetzt  ebenso,  wie  sein 
Bruder  schon  vorher  gethan,  zur  Annahme  derselben  erklärt  und  sich  da- 
neben zu  Erhaltung  von  Frieden  und  Ruhe  begierig  bezeugt  hat,  so  will 
Kf.  V.  Jena  anbefehlen,  sich  bei  den  Traktaten  einzufinden  und  sich  zu 
bemühen,  dieselben  zum  Schluss  zu  bringen.  Kf.  hofft,  der  Herzog  werde 
sich  dabei  nach  aller  raison  und  dergestalt  bezeigen,  dass  der  heilsame 
Zweck  erreicht  werde  und  also  sein  Bruder  keine  Ursache  haben  möge, 
sich  um  Hülfeleistung  zu  bewerben. 

Der  Kurfürst  an  Friedrich  v.  Jena.     D.  Cöln 
17./[27.]  Mai  1666. 

[Er  soll  die  Peräquation  befördern.    Die  K.Gölnische  Vermittelang.] 

27.  Mai.         —  Sollte  man  hannoverischer  Seite  zu  Beförderung  des  Friedens 

das  jus  optionis  fahren  lassen  und  sich  mit  der  Peraequation,  wohin 

1)  Ueber  dessen  Sendung  an  den  Kf.  vgl.  Kocher  I  S.  41öf. 


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V.  Elts  io  Berlin.    Vermittelode  Thätigkeit  Waldecks.  577 

man  dann  auch  unsors  Ermessens  zielet,  vergnügen  wollen,  solchen- 
falls hättet  Ihr  dieselbe  omnibus  modis  und  zwar  dergestalt  zu  be- 
fordern,  dass  dabei  nicht  bloss  und  einzig  die  Cameraleinkommen, 
sondern  auch  die  commoditas  et  securitas  Status  —  in  gebührende 
Consideration  gezogen  und  die  Peraequation  darnach  eingerichtet 
werden  möge.  Bei  Admission  der  Chur-Cölnischen  Direction  haben 
wir  zwar  kein  Bedenken,  wenn  die  andern  interessirte  principales 
und  mediatores  damit  einig  sein,  Ihr  habt  aber  wohlgethan,  dass  Ihr 
denen  Zellischen  einige  Empfindlichkeit  bezeiget,  dass  sie  Chur-Cölns 
Ld.  ganz  pure  et  simpliciter  angenommen,  unserentwegen  aber  soviel 
Difficultäten  und  Wesens  gemacht.  — 


Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck*)  an  den  Kurfttrsten. 
D.  Hannover  19./[29.]  Mai  1665. 

[Gläcklicher  Brfolg  seiner  Vermittelong.] 

Ewer  Ghurfürstl.  Dchl.  gnädigsten  Befehl  gemäss  hab  ich  mich  29.  Mai. 
bemühet  zu  einem  gewünschten  Accommodement  der  beiden  Herzoge 
von  Braunschweig  —  ein  Fundament  zu  legen  und  das  Werk  zu  Ew. 
Churf.  Dchl.  höchstvernünftigen  judicio  zu  bringen  mich  beflissen. 
Nachdemmahlen  es  numehr  zu  solchem  Stand  stehet'),  dass  Ew. 
Churf.  Dchl.  alles  nach  dero  gstem  Outfinden  dirigiren  und  nach  dero 
Belieben  dem  Werk  den  Ausschlag  in  allem  jetzo  geben  können,  als 
werde  mich  ehest  von  hinnen  begeben.  — 


0  Ueber  die  vermittolnde  Thätigkeit  desselben  s.  ?.  Raaohbar  ed.  Curtse 
I  S.  230f.,  Kocher  I  S.4Uf.417. 

1)  Darch  Wal  deck  8  Bemahangen  bei  beiden  Hersogen  selbst  war  es  am 
18./28.  Mai  sam  Abschluss  eines  sogenannten  Assecnrationsrecesses  gekommen, 
nach  welchem  vorläufig  die  Festung  Eimbeck  den  Herzogen  August  und 
Ernst  August  übergeben  und,  bis  die  Traktaten  su  einem  glücklichen  Ab- 
schluss gekommen  seien,  von  den  Truppen  derselben  besetst  gehalten  werden 
sollte.  Sollten  sich  diese  zerschlagen,  so  sollten  K.Colo  und  K.Branden- 
burg entscheiden,  welcher  der  beiden  Bröder  die  Schuld  daran  trage,  falls 
Georg  Wilhelm,  so  sollte  die  Festung  an  Johann  Friedrich  zurückge- 
geben werden,  falls  dieser,  so  sollte  sie  bis  zur  Verständigung  von  jenen  besetzt 
bleiben,  s.  Köcher  I  S.  417. 

Mater.  •.  Geacb.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  37 


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578  9*     Der  braunBchweig-laoebargiscbe  Erbfolgestreit. 

Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Braanschweig 
27.  Mai/[6.  Juni]  1666. 

[Die  KammerrecbnangeD  sind  glücklich  aüdgeliefert  worden,  weitere  za  ober- 
windende  Schwierigkeiten.] 
6.  Juni.  Die  K.  Cölnischen  Abgesandten  Freiherr  ▼.  Landsberg  und  Nico- 

lars*) haben  die  Mediation  wirklich  angetreten,  gegen  die  Zulassung  des 
dritten  Grube')  aber  haben  die  Calenbergischen  remonstriert,  weil  er  früher 
und  noch  jetzt  in  Herzog  Jobann  Friedrichs  Diensten  stehe ,  er  soll 
wieder  abgereist  sein.  Nach  langen  Verhandlungen  ist  es  endlich  dahin 
gebracht,  dass  beide  Theile  sich  zu  Eztradiernng  der  Rechnangen  verstan- 
den haben,  dieselbe  ist  am  29.  wirklich  erfolgt,  die  Rechnungen  werden  nun 
▼on  den  Cameralibns  perlustriert.  Unterdessen  sind  auch  die  anderen 
Funkte  in  die  Hand  genommen  worden,  doch  fängt  nun  erst  die  rechte  Schwie- 
rigkeit an,  denn  1)  wird  die  Herstellung  einer  völligen  Gleichheit  beider  Fürs- 
tenthümer  sehr  schwer  und  langwierig  sein,  2)  verlangt  Georg  Wilhelm, 
wenn  die  Gleichheit  hergestellt  sei,  das  jus  optionis,  Johann  Friedrich 
aber  will  dasselbe  nicht  anerkennen,  auch  von  seinem  Fürstenthum  kein 
Land  abgeben,  sich  aber  sonst  zum  Abtrag  verstehen,  GeorgWilhelm  aber 
will  weder  Geld  noch  etwas  anderes,  sondern  Land,  4)  verlangt  er  Satis- 
faction  für  den  ihm  angethanenen  Tort,  und  wer  weiss,  was  noch  mehr  vor- 
kommen und  wie  etwa  darunter  der  Bischof  zu  Osnabrück  sein  Interesse 
beobachten  wird.  Georg  Wilhelm  will  die  Tractaten  nicht  auf  die 
lange  Bank  schieben  lassen,  sondern  verlangt  für  dieselben  einen  gewissen 
Termin.  Frankreich  soll  sich  dahin  erklärt  habend),  dass],  wenn  die 
Gleichheit  gemacht,  Georg  Wilhelm  die  Wahl  zustehen  solle  und  dass, 
wenn  Johann  Friedrich  solches  difficnltieren  sollte,  Frankreich  ihn  mit 
zur  raison  bringen  und  Georg  Wilhelm  assistieren  wolle.  Unterdess 
soll  jetzt  de  Lumbres  hieher  unterwegs  sein  und  auch  wegen  Dänemark 
H.  Friedrich  Alefeld  herkommen.  Er  fürchtet,  es  dürfte  durch  mehrere 
Mediation  die  Sache  mehr  Schwierigkeit  bekommen. 


Der  Kurfürst  an  Friedrich  v.  Jena.     D.  Cöln 
30.  Mai/[9.  Juni]  1666. 

[auf  die  Relation  vom  27.  Mai/6.  Juni.   Vorschläge  inbetreff  einer  Einigung.    Graf 

Waldeck.] 
9.  Juni.  £r  hält  es  für  das  beste,  wenn  die  Untersuchung  der  Rechnungen   so 

lange  zurückgesetzt  oder  wenigstens  anderen,  mit  denen  sie  nicht  zu  tractie- 

')  Dietrich  v.  Landsberg,  Karcölniscber  Oeheimerratb  and  Generalwacbt- 
meister  s.  oben  8.  15,  D.  Nicolartz,  Hildesheimischer  Hof-  und   Kamoierrath. 

^  Florian  Grabe,  Karcölniscber  Rath  and  Syndioas  des  Hildesheimer  Dom- 
oapitels;  aber  seine  Beziehungen  zu  Herzog  Johann  Friedrich  8.  Kocher  I 
S.894. 

')  Ebendasselbe  meldet  die  Herzogen  Sophie  ihrem  Bruder  am  10./20.  Jaoi 
(Bodemann  8.89)  s.  aach  Köcher  I  8.421. 


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VerhaDcIlangeD  zn  Braooscbwelg.    Neae  Art  der  VerbaDdluDgen.         579 

ren  haben,  (ibertragep  werde,  bis  man  sich  provisionaliter  rerglichen,  wie 
man,  wenn  die  Adäqnation  gefunden  wäre,  sich  anschicken  wolle.  Das 
Jos  Option is  gebührt  Hersog  Georg  Wilhelm,  er  würde  aber  am  rühm- 
lichsten thnn,  wenn  er  Friedens  halber  von  seinem  Recht  abstehen  wollte; 
sollte  man  Hannoverscherseits  sich  dazu  geneigt  zeigen,  so  soll  J.  sich  be- 
mühen, dass  Zellischerseits  eine  genügende  Satisfaction  geleistet  werde, 
und  zwar  müsste  solches  durch  Abtretung  ?on  Land  nnd  Leuten  geschehen, 
weil  es  ausserdem  keine  Adäqnation  der  Fürstenthümer  sein  könnte.  Wenn 
beide  Theile  soweit  einig  sind,  könnte  von  den  Mediatioren  wegen  der 
Garantie  gesprochen  werden. 

Graf  Wal  deck  hat  Mittheilung  von  dem  durch  ihn  vermittelten  Ver- 
gleich wegen  Eimbeck')  gemacht;  Kf.  kann  nicht  absehen,  dass  solches 
sonderlichen  Effect  haben  werde,  hält  es  auch  für  das  beste,  wenn  die 
Traktaten  nicht  dergestalt  separiert,  sondern  alles,  was  dahin  gehört,  an 
einem  Ort  nnd  von  einerlei  Mediatoren  abgethan  werde,  doch  ist  des  Grafen 
guter  Vorsatz  zu  loben  und  er  zu  animieren,  anch  weiter  seine  guten  Dienste 
zu  Beförderung  der  Traktaten  anzuwenden. 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Eichfurt,  drei  Meilen 
von  Braunschweig  l./[ll.]  Juni  1665. 

[Neue  Art  der  Uoterhandlnogeo ,  dadorch  erreichte  Besaltate,  Vorschlage 
H.  Johann  Friedrichs.] 

Schon  in  einem  seiner  letzten  Relation  beigegebenen  Schreiben  an  den  11.  Joni. 
Oberpräsidenten  y.  Schwerin  hat  er  darauf  hingewiesen,  dass  man  auf 
Mittel  sinnen  müsse,  die  Sache  anders  als  bisher,  ohne  so  grosse  Weit- 
läufigkeit zu  betreiben;  es  hat  nicht  au  Schwierigkeiten  gemangelt,  die 
anderen  Mediatoren  dazu  zu  persuadieren.  Der  K. Cölnische  ▼.  Lands« 
berg  hat  ihm  zuerst  zugestimmt  und  mit  dem  Grafen  von  Wal  deck  dieses 
Mittel  an  beiden  Höfen  secundiert  nnd  dann  auch  die  Wolfen  bütteischen 
dahin  vermocht,  dass  gestern  der  v.  Harenberg  mit  Jena  hieher  zu 
Herzog  Georg  Wilhelm  gefahren  sind,  sie  werden  heute  nach  Hannover 
gehen  und  dort,  so  bald  der  K.  Cölnische  ankommt,  die  Sache  vornehmen, 
darauf  nach  Celle,  und  so  wechselsweise  ab-  und  zureisen,  bis  die  Sache 
entweder  in  der  Güte  beigelegt,  oder  gesehen  werde,  wo  es  sonst  hinaus 
wolle;  es  sind  zwar  von  den  Mediatoren  noch  einige  in  Brannschweig, 
er  weiss  aber  nicht,  was  sie  da  machen  können.  Zum  Beweis,  wie  weit 
sie  schon  jetzt  avanciert,  übersendet  er  die  von  Herzog  Johann  Friedrich 
vorgeschlagenen  Vergleichspunkte'),  Herzog  Georg  Wilhelm  wird  zwar 


')  8.  8.  577. 

^  Derselbe  erbietet  sich,  ao  Hersog  Georg  Wilhelm  die  Grafschaft  Hoya 
abzatreten,  za  Erbanung  einer  Festang  ihm  eine  Summe  Geldes  auszuzahlen  und 
ausserdem  ihm  aaf  Lebenszeit  die  Grafschaft  Diepholz  zu  fiberlassen  und  eine 
jährliche  Geldsumme  zu  zahlen,  zugleich  sich  mit  Herzog  Ernst  August  zu 

37* 


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580  ^*    ^^^  brannschweig-Idnebargische  Brbfolgestreit. 

wohl  nicht  damit  zufrieden  sein,  wird  aber  doch  auch  finden,  dass  ein  guter 
Grund;  in  der  Hauptsache  fortzukommen,  gelegt  ist.  Den  Zellischen  hat 
Jena  nunmehr  auch  dergestalt  zugesprochen,  dass  sie  ihm  trauen.  Inner- 
halb zehn  Tagen  wird  sich  erweisen,  was  zu  hofifen,  zu  Braunschweig 
wären  sie  schwerlich  in  einem  halben  Jahre  so  weit  gekommen,  als  sie 
jetzt  sind. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Zelle  4./[14.]  Juni  1665. 

[VorBchläge  voo   HanDOverscher  Seite.    Die  Haaptscbwierigkeiteo.     Aassichteo 
for  den  Fall  des  Scheiteors  der  Uoterhaodlaogeo.] 

14.  Juni.  Sie  sind  2/12.  Juni  mit  Herzog  Oeorg  Wilhelm  zusammen  nach 
Hannover  gekommen,  haben  hier  mit  ihm  und  seinen  Käthen  conferiert 
und  die  von  Herzog  Johann  Friedrich  yorgeschlagenen  Vergleichs- 
punkte vorgelegt.  Dieselben  sind  von  Calenbergischer  Seite  zurückge- 
wiesen und  von  dorther  folgende  Forderungen  gestellt  worden: 

Ratione  adaequationis:  Dasjenige,  was  von  der  Obergrafschaft  Hoja 
noch  bei  Zelle  ist,  die  Grafschaft  Diepholz  nebst  der  Untergrafschaft 
Ho  ja  mit  der  Festung  Nienburg;  ferner  die  Yogtei  Uten,  das  Amt 
Elbingerode,  das  14.  Theil  von  den  communen  Bergwerken,  die  andere 
Hälfte  von  Walkenried  und  dem  Amt  Schauen  und  freie  Scbififfahrt 
für  die  Calenbergischen  Untertbanen  auf  der  Leine,  Aller  nnd  Weser. 

Ratione  optionis:  Die  Hälfte  der  Orubenhagischen  Bergwerke, 
oder  diese  ganz,  wofür  von  Calenbergischer  Seite  alle  anderen  Bergwerke, 
die  in  Communion  stehen,  an  Zelle  gelassen  werden  sollen;  dieses  nur 
ad  dies  vitae  Herzog  Georg  Wilhelms. 

Ratione  satisfactionis :  300,000  Thaler.  Auf  Zureden  der  Mediatoren 
erklärten  die  Calenbergiscben,  dass  sie  von  der  Uatergrafschaft  Hoya  und 
der  Festung  Nienburg  nicht  abstehen  könnten,  bei  den  anderen  Punkten 
wollte  sich  Herzog  Georg  Wilhelm  so  zeigen,  dass  man  daraus  sein 
brüderliches  Oemüth  erkennen  könne,  und  sich  von  den  Mediatoren  gern 
weisen  lassen. 

Sie  sind  darauf  nach  Zelle  gegangen,  haben  gestern  Audienz  bei  dem 
Herzoge  und  Conferenz  mit  seinen  Räthen  gehabt,  haben  ihnen  die  Calen- 
bergischen  Forderungen  mitgetheilt  und  erwarten  nun  Bescheid  darauf. 

Die  Hanptschwierigkeit  macht  die  Untergrafschaft  Hoya;  das  Amt 
nnd  die  Festung  Nienburg,  glaubt  er,  werden  zu  erbalten  sein,  aber 
schwerlich  das  andere  Amt  Hoya,  denn  wenn  Zelle  dasselbe  abtreten 
würde,  so  würde  es  ganz  von  der  Weser  ab  sein. 

Für  den  Fall,  dass  die  Traktaten  sich  zerschlagen  und  es  nicht  zu 
einer  gütlichen  Einigung  kommen    sollte,    verlässt   sich    Herzog   Johann 


vergleichen  und  mit  ihm  eine  .aof  die  Posterität  ohne  einige  fernere,  in  Ewig- 
keit abzQschafPeDde  Option  devolvirecde  billigmässige  Aequabilität"  so  treffen. 


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Weitere  VerhaDdiongeD.  581 

Friedrich  auf  E.Cöln  and  Münster.  Es  wäre  gleichwohl  nnrecht, 
wenn  HaDOO^er  bei  seinem  Recht  Gewalt  leiden  solltf;  wie  jetzt  auch 
K.Pfalz  geschieht.  J.  will  sich  bemühen,  die  Wolfen  bütteischen 
Intentionen  zn  penetrieren.  Münjster  könnte  dnröh  Drohungen  der  Gen.- 
Staaten  in  Furcht  und  zurückgehalten  werden.  E.Cöln  wird  so  leicht 
wohl  nichts  wider  Hannover  thun,  weil  dieser  Schutzherr  über  Hildes- 
heim ist  und  deswegen  caressiert  werden  muss.  Der  Bischof  von  Strass- 
bürg*),  welcher  die  E.Cölnischen  consilia  dingiert,  ist  bei  diesem  Werk  so- 
weit interessiert,  dass  er  vermeint,  eine  Heirath  Johann  Friedrichs  mit 
seiner  Schwester'),  der  verwittibten  Pfalzneubnrgischen,  zu  stiften^  geht 
diese  Heirath  nicht  vor  sich,  so  werden  sich  wohl  auch  die  consilia  am 
E.Cölnischen  Hofe  ändern. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Zelle  9./[19.]  Juni  1665. 

[Weitere  YerhandlaDgen.] 

Sie  sind  bis  dato  fort  und  fort  von  Hannover  liierher  und  von  hier  19.  Jaoi 
wieder  dorthin  gereist  und  haben  sich  auf  das  äusserste  bemüht,  haben  aber 
eine  gar  schwere  Negotiation  gehabt,  und  ist  zur  Zeit  noch  nichts  gewisses 
zu  melden.  Darauf  hat  es  bis  dato  gestanden,  dass  Herzog  Johann 
Friedrich  über  den  Bogen')  handeln  und  auf  einmal  gänzlich  aus  der 
Sache  sein  will,  Herzog  Georg  Wilhelm  aber  sich  dazu  nicht  verstehen 
will,  weil  er  noch  nicht  informiert  sei,  wieviel  ihm  eigentlich  gebühre,  und 
verlangt,  Herzog  Johann  Friedrich  solle  ihm  sofort  etwas  an  Land  und 
Leuten  abtreten  und  hernach  die  Adäquation  vorgenommen  werden.  Es 
hat  diese  Woche  all  gefährlich  ausgesehen,  Gott  wird  aber  Gnade  geben. 


Derselbe  an   den  Kurfürsten.     D.  Zelle  17./[27.]  Juni  1665. 

[In  BildeBheiro  soll  ein  Interimsvergleich  abgeBchloseeo  werden.] 

Man  ist  übereingekommen,  zunächst  wegen  eines  Interimsvergleichs  zn  27.  Juni, 
verhandeln,  worauf  dann  die  genaue  Berechnung  der  Einnahmen  durch  die 
Eammerräthe  erfolgen  soll.  Schliesslich  bat  man  beide  Herzoge  dazu 
gebracht,  dass  Nienburg  ad  Interim  an  die  Herzoge  August  und  Ernst 
August  ausgeliefert  und  die  Grafschaften  Diepholz  und  Hoja  (ausser 
dem  Amt  Hoja)  an  Georg  Wilhelm  abgetreten  werden  sollen,  die 
Interponenten  sowohl,  als  auch  die  Käthe  beider  Herzoge  sollen  sich 
Dienstag  Abend  in  Hildesheim  einfinden  und  sich  dort  über  einen  Interims- 

1)  Graf  Franz  Egoo  v.  Fursteoberg. 

*)  Maria  FraDoisca,    Wittwe    des  1653   goBtorbenen  Pfalzgrafen  Wolf» 
gaog  Wilhelm  von  Neubarg. 
3)  S.  Köcher  I  8.  417. 


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582  ^-    ^01*  braanschweig-lüDebiirgische  Erbfolgestreit 

recess  vergleicheo,  sobald  derselbe  yollzogen  and  garantiert  ist,  soll  auch 
Nienburg  eingeränmt,  der  Anfang  mit  der  Abdanknng  gemacht  and 
dann  ferner  alles  gethan  werden,  was  zur  Beförderung  des  Haaptyergleichs 
dienen  kann.  Sollte  man  im  Bogenbandel  sobald  nicht  fortkommen  können, 
so  werden  die  camerales  die  Rechnungen  vornehmen  nnd  die  Interponenten 
sich  vorläufig  wieder  an  ihren  Ort  begeben. 


Derselbe  an  den  EarfUrsten.    D.  Hildesheim 
23.  Juni/[3.  Juli]  1665. 

[Verhandlungen  aber  den  loterimsreoeBS.    Bevorstehende  Ankunft  Ahlefelds  und 

Eleibe'8.] 

3.  Jali.  Sie  sind  Dienstag;  20./30.  Jnni,  Abend  hier  angekommen,  haben  Mitt- 

woch und  Donnerstag  verhandelt  und  die  Sache  so  weit  gebracht,  dass  sie 
hoffen,  noch  diese  Woche  den  Interimsrecess  ^)  zastande  zo  bringen,  darauf 
werden  sie  sich  der  Garantie  halber  vergleichen  und  dieselbe  ertheilen, 
doch  so,  dass  dieselbe  nachher  von  Kf.  und  den  anderen  Mediatoren  eigen- 
händig erfolge.  Daranf  aber  werden  sie  versuchen,  weil  durch  diesen 
Interimsrecess  das  Hauptwerk  noch  nicht  gehoben,  etwas  Hauptsächliches 
auszurichten.  Unterdessen  hat  sich  ein  Dänischer,  Herr  Friedrich 
Alefeld  in  Zelle  eingefunden,  weil  aber  auch  der  Schwedische  Herr 
Klei  unterwegs,  und  wahrscheinlich  zu  Hannover  angekommen  sein  wird, 
haben  noch  zur  Zeit  die  Zellischen  vorgegeben,  dass  Alefeld  nur  in 
seinen  privatis  da  wäre. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 
l./[ll.]  Juli  1665. 

[Verzögerong  der  Unterhandlongen,  Besorgnisse  infolge  der  Truppenbewegungen 
des  Bischofs  von  Munster.] 

11.  Juli.  ^'®  Verhandlungen  haben  sich  so  lange  hingezogen,  dass  der  Interims- 
Vergleich  noch  nicht  zustande  gebracht  ist.  Unterdessen  alarmiert  der 
Bischof  von  Münster  und  macht  fast  eine  Veränderung  in  den  Traktaten, 
indem  er  mit  einer  Zahl  Völker  zu  Ross  und  Fuss  sich  an  der  Weser  zu 
Höxter  gesetzt'),  man  hält  dafür,  dass  die  Ankunft  dieser  Münsterschen 
Völker  in  faveur  Herzog  Johann  Friedrichs  geschehe,  um  einen  vor- 
theilhafteren  Vergleich  wenigstens  gleichsam  sub  clypeo  für  denselben  zu 
befördern.  Doch  wird  er  hier  seine  desseins  ohne  scharfe  Opposition  nicht 
zum  Effect  bringen;  das  Fürstl.  Haus  Braunschweig  steht  auf  der  Hut, 
die  Herzoge  August  und  OeorgWilhelm  haben  ihre  Truppen  zu  Ross 


0  Den  Inhalt  desselben  theilt  Köcher  I  S.  418f.  mit 
>)  8.  Kocher  I  8.  424  und  unten  Abschnitt  11. 


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YerhaocIlaDgeD  su  Uildesheim.     Muostersche  RflstungeD.  583 

and  Fq88  bach  der  Weser  hin  beordert;  sie  habfen  J.  aaeh  Briefe  an 
den  Kf.  übergeben  nnd  gebeten,  dieselben  zn  recommendieren.  Es  könnte 
dem  Werk  hier  einigen  Nachdruck  geben,  wenn  Kf.  wenigstens  den  in 
Halberstadt  nnd  Ravensberg  stehenden  Truppen  Ordre  ertheilte; 
sich  zum  Marsch  fertig  zn  halten.  Der  Bischof  von  Münster  wird  garzu 
hochmüthig,  nnd  hat  das  Haus  Braunschweig  jemals  grosse  Reflexion 
auf  einigen  Kurfürsten  zu  Brandenburg  gemacht,  so  geschieht  es  jetzt'). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 
7./[17.]  Juli  1665. 

[Fortsetzung  der  YerhaDdlaogen,  Theilnahme  de  Lambres'  and  Kleihe's  an  den- 
selben.   Rästnngen  des  Bischofs  von  Monster.] 

Der  Interimsrecess  ist  noch  nicht  zur  Richtigkeit  gekommen,  und  es  17.  Juli, 
scheint,  als  bemühe  man  sich  auf  Zellischer  Seite,  dass  gamichts  daraus 
werde  und  die  Hauptsache  vorgenommen  werde,  wozu  sich  Herzog  Georg 
Wilhelm  schwerlich  verstehen  wird.  Mr.  de  Lumbres')  ist  nun  nebst 
dem  Schwedisch  -  Bremischen  Präsidenten')  hier  auch  angekommen  und 
beide  haben  der  Mediation  heute  beigewohnt,  jener  hat  den  Character 
eines  Ambassadeurs  und  Zelle  macht  auf  denselben  Reflexion;  er  hat  sich 
auch  bemüht,  die  Sache  von  den  Interimstraktaten  abzubringen,  jetzt  aber 
hat  er  erklärt,  dass  man,  wie  angefangen,  continuieren  möge.  Der  Schwe- 
dische wohnt  dieser  Handlung  als  herzoglich  Bremischer  bei  und  wird  ver- 
hoffentlich  mit  uns  wohl  einig  sein  nnd  bleiben. 

PS.  Die  Münsterschen  Truppen  stehen  noch  an  ihrem  vorigen 
Ort  nnd  tentieren  nichts.  Der  Bischof  lässt  stark  werben,  seine  Soldaten 
aber  sollen  wegen  schlechten  Traktaments  ziemlich  übel  zufrieden  sein^}. 


1)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Göln  3./13.  Joli  1665),  er  habe  anf  die  Nachricht 
von  dem  verdachtigen  Yerhalten  des  Bischofs  von  Münster  seinen  Generalen 
zu  Halbere  tadt,  Minden  nnd  Ravensberg  Befehl  ertheilt,  sich  mit  ihren  Trappen 
bereit  zn  halte  n,  so  dass  sie  auf  die  erste  Ordre  ins  Feld  ziehen  könnten. 

>)  S.  über  ihn  Köcher  I  S  421. 

*)  Kleihe. 

^  Gleich  darauf  ist  Jena  von  Hildesheim  abgereist.  Kf  erlaubt  demselben 
(d.  3./13.  Jul  i  1665)  wegen  schwerer  Krankheit  seiner  Gattin  zn  dieser  nach 
Halberstadt  zurückzureisen,  auf  die  Bitte  Herzog  GeorgWilbelms  aber  sagt  er 
diesem  (d.  13./28.  Juli)  zo,  J.  solle  nach  dem  Begräbnis  derselben  zurückkehren. 
J.  traf  am  20.  Aogust  wieder  in  Hildesheim  ein,  inzwischen  aber  war  infolge  der 
Einwirkung  des  Grafen  Wald  eck  anf  die  beiden  Herzoge  selbst  schon  die 
Einigung  zwischen  denselben  erfolgt  (s.  Köcher  I  S.  423 ff.).  Herzog  Georg 
Wilhelm  dankt  (d.  Galenherg  14./24.  August  1665)  dem  Kf.  dafür,  dass  derselbe 
Jena  wieder  entsendet  habe,  und  theilt  ihm  den  Inhalt  des  mit  seinem  Bruder 
abgeschlossenen  Vergleiches  mit. 


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584  ^-    I^or  braoDSchwelg-luDebQrgische  Erbfolgeatreit. 

Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfbreten.     D.  Hildesheim 
ll./[21.]  August  1666. 

[Die  VerstäodiguDgistiD  der  Hauptsache  schon  erreicht,  lohalt  der  Abmachuogeo.] 

21.  Aag.  Er  ist  gestern  Nachmittag  hier  angekommen  und  hat  erfahren ,  dass 
beide  Theile  den  Interimsrecess  haben  fahren  lassen,  doch  endlich  den 
modum  des  Bogenhandels  ergriffen,  sich  in  der  Hauptsache  ziemlich  geschwinde 
obue  Zuthun  der  anwesenden  Mediatoren  geglichen  und  einige  Punkte  auch 
schon  unterschrieben  haben.  Der  Recess*)  ist  aber  noch  nicht  abgefasst, 
die  Calenbergischen  und  Zeiiischen  Räthe  verhandeln  hier  noch  über  einige 
rückständige  Punkte,  und  dürfte  die  Sache  wohl  noch  einige  Wochen  ver- 
schleppt werden.  Die  Hoffnung  ist,  Herzog  Johann  Friedrich  werde 
sich  von  den  consiliis  des  Hauses  nicht  separieren,  dem  Bischof  von  Mün- 
ster auch  schwerlich  einige  Völker  überlassen.  Herzog  Georg  Wilhelm 
bekommt  das  Fürstenthum  Lüneburg,  die  Ober-  und  Untergrafschaft  Hoya 
samt  der  Grafschaft  Diepholtz,  Herzog  Johann  Friedrich  die  Für- 
stenthuroer  CalenbergnndGrubenhagen  nebst  allen  Clausthalischen 
und  Communion-Bergwerken.  Vor  diesem  hat  man  von  solchen  Vorschlägen 
nicht  hören  wollen.  Herzog  Johann  Friedrich  bekommt  ohne  Zweifel 
ein  mehres  an  jährlichen  Intraden,  Herzog  Georg  Wilhelm  aber  ein 
mehres  an  Land  und  Leuten,  er  bekommt  auch  zugleich  Walkenried  und 
Schauen  und  80,000 Rthlr.  baar  Geld. 


Derselbe  an  den  KurfUrsten.     D.  Hildesheim 

18. /[28.]  August  1665. 

[Bevorsteheoder  Abschlass  der  Verhandlangen.    Die  MÜDStersche  Sache. 
Haltung  Schwedens.] 

28.  Aag.  Gestern  ist  ihnen  ?on  den  Calenbergischen  und  Zellischen'  der  Inhalt 
des  zwischen  den  beiden  Herzogen  abgeschlossenen  brüderlichen  Vergleichs^ 
mitgetheilt  worden. 

Wenige  von  denen  Herrn  mediatoribus  haben  davon  gewusst, 
und  haben  wir  vor  10  Wochen  vor  Herrn  Herzog  Georg  Wilhelm 
einen  bessern  und  unsers  Ermessens  vortheilhaftigeren  Vertrag ')  in 


1)  Derselbe  wurde  in  Hildesheim  am  2./12.,  die  Garantie  desselben  durch 
die  Mediatoren  am  6./16.  September  vollsogen,  s.  beide  Aktenstacke  bei  Lünig 
IV  4  S.  140,  Dumont  VI  8  S.  44. 

';  8.  die  Panktation  des  Erbvergleichs  zwischen  den  Heraogen  Oeorg 
Wilhelm,  Johann  Friedrich  und  Ernst  August  und  die  Nebenpanktation, 
beide  vom  7./17.  Angnst  1665,  bei  Köcher  I  S.  617ff.. 

«)  8.  oben  S.  579. 


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Abschluss  der  YerhandlnDgeD.  585 

die  Hände  gehabt  —  Wir  halten  dafür,  es  mttssen  andere  Leute*) 
darunter  aus  andern  Fundamenten,  welche  uns  nicht  bekannt,  gear- 
beitet haben.  Wir  werden  nun,  will's  Gott,  in  wenig  Tagen  fertig 
werden  können  und  alsdann,  wenn  uns  die  Mfinstersche  Sache  nicht 
noch  —  aufhält,  gehen  wir  in  Gottes  Namen  von  hier.  —  Es  ist  son- 
sten  in  der  Mtinsterschen  Sache  noch  keine  Conferenz  gehalten  und 
werden  Herzog  Johann  Friedrichs  Leute  auch  dabei  sein.  — -  Sind 
nun  die  Cölniscben  und  künftigen  Galenbergischen,  jetzo  noch 
Zellischen,  dabei,  so  wird  man  sich  wohl  in  Acht  zunehmen  haben. — 
K.Cöln  improbieret  sonst  äusserlich  das  Münstersche  Werk  —  unter- 
dessen ist  gewiss,  dass  von  K.Cöln  Geld  zur  Münsterschen  Werbung 
hergeschossen  worden.  Mr.  Lumbres,  der  hält  des  Herrn  Bischofs 
zu  Münster  Partei'),  dieweil  ich  aber  seinen  Eifer  in  der  Religion 
kenne,  auch  seine  Übrige  Discurse  mit  dem  französischen  Interesße 
nicht  tibereinkommen,  so  glaube  ich,  er  rede  es  Tor  sich  und  ohne 
Befehl.  Frankreich  soll  suchen  sich  Herrn  Herzog  Johann  Frie- 
drichs Dchl.  und  dero  Miliz  zu  versichern,  es  werden  auch  Ihre 
Dchl.  nichts  thun,  was  sie  wissen,  dass  Frankreich  zuwider.  —  Der 
hiesige  Königl.  Schwedische  erweiset  sich  gegen  mich  sehr  aflfec- 
tionirt  und  contestirt  zum  öftern,  dass  die  Cron  nichts  anders  suche, 
als  mit  Ew.  Chf.  Dchl.  in  —  Freundschaft  zu  leben,  ich  thue  dagegen 
desgleichen,  hat  mir  originale  königliche  Schreiben  gezeiget,  in  wel- 
chen ihm  befohlen  wird,  so  viel  möglich  gründlich  zu  erkundigen,  wie 
Ew.  Chf.  D.  und  das  Haus  Braunschweig  das  Münsterische  Wesen 
ansehen., —  Mit  der  letzten  Post  ward  ihm  geschrieben  (ich  habe  das 
Original  selbst  gelesen),  dass  im  Bath  numehro  resolviret,  dass  der 
Feldherr  W ränge  1  in  wenig  Wochen  mit  6000  Mann  Reuter  und 
Knechte  nach  Deutschland  gehen  sollte,  umb  absonderlich  sich  denen 
Evangelischen  zu  zeigen,  dass  sie  noch  lebeten  und  sich  des  Werks 
nicht  entziehen  wollten.  Er,  der  Schwedische,  contestirte  im  Übrigen 
zum  höchsten,  dass  die  Cron  das  Mttnsterische  Wesen  durchaus  nicht 
billigte,   sondern,  wie  es  wäre,   zum  höchsten  apprehendirete.    Alle 


0  Ueber  die  vermittelode  Thätigkeit  des  Grafen  Wal  deck  b.  die  Memoireo 
der  Herzogin  Sophie  (ed.  Köcher  S.  89} ,  das  Schreiben  derselben  vom 
20./30.  Angust  1665  (Bodemann  S.  93) ,  v.  Bauchbar-Gnrtze  I  S.  231, 
Köcher  I  S.  429 ff. 

^  S.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  11./21.  Angast  (Bodemann  S.  92} 
und  Köcher  I  S.  423. 


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586  d-    Dof  braanscbweig-lüoebargiBcho  Erbfolgestreit. 

sagen  sie  auf  die  Weise,  keiner  aber  will  der  erste  sein  und  recht 
sagen,  was  bei  der  Sache  zu  thun.  Ich  merke  wohl,  dass  Schweden 
noch  diese  Stunde  die  Stadt  Erfurt  nicht  Tcrgessen  und  auf  die- 
selbe noch  Reflexion  mache ').  — 


')  Jena  äbersendet  31.  Angast/XO.  September  den  ?oo  deo  Rätheo  beider 
Herzoge  den  Mediatoren  mitgetheilteo  Becess;  die  Recreditive  für  ihn  sind  tod 
Herzog  Georg  Wilhelm  Galenberg  d./ld.  September,  von  Herzog  JohanD 
Friedrich  Zell  8./1 8.  September  1665  datiert. 


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Abschnitt   10. 

Der  Kurpfalzische  Wildfangsstreit. 
1665  —  1666. 


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Einleitung. 


Dorcb  die  am  6.  Mai  1661  mit  dem  Korfursten  Karl  Ludwig  ?on 
der  Pfalz  abgeschlossene  Allianz  hatte,  wie  schon  oben  bemerkt'),  der 
brandenbnrgische  Knrftirst  sich  der  Gefahr  aasgesetzt  mitbineingezogen  zo 
werden  in  diejenigen  Streitigkeiten  nnd  Händel,  in  welche  das  eifrige  and 
hartnäckige  Bestreben  seines  neaen  Bandesgenossen,  dnrch  Oeltendmachong 
and  Ansnntzang  der  alten  Gerechtsame  und  Ansprüche  seines  Haoses  die 
dorch  den  Verlast  der  Oberpfalz  erlittene  Schmälerang  za  ersetzen,  den- 
selben anch  weiter  za  verwickeln  drohte.  Dieses  ist  dann  aach  wirklich 
geschehen.  Za  derselben  Zeit,  im  Frühjahr  1665,  als  die  Rahe  in  Nord- 
deatschland  darch  den  Aasbruch  des  lüneburgischen  Erbfolgestreites  ge- 
fährdet wurde,  kam  es  zwischen  de  m  Kurfürsten  ?on  der  Pfalz  und  dessen 
Nachbaren  zo  Conflicten '),  welche  einen  nicht  minder  gefahrdrohenden  Cha- 
racter  annahmen.  Die  Veranlassnng  dazu  gaben  die  Streitigkeiten  über  das 
sogenannte  Wild  fangsrecht.  Seit  alten  Zeiten*)  hatten  die  rheinischen 
Pfalzgrafen  über  die  Unehelichen  and  Fremden  (^ Wilden^)  nicht  nur  in 
ihrem  eigenen  Gebiete  sondern  auch  in  'den  an  dasselbe  angrenzenden  Terri- 
torien als  über  ihre  Leibeigenen  gewisse  Rechte  ausgeübt,  namentlich  gewisse 
Abgaben  ?on  denselben  erhoben,  dieses  Wildfangsrecht  war  denselben  durch 
ein  Privileg  Kaiser  Maximilians  L^)   vom  3.  September  1518  und  auch 


»)  8.  S.  69. 

^  Die  Mehrzahl  der  durch  diese  Streitigkeiten  veranlassteo  sehr  zahlreicheo 
Flugschriften  sind  im  Diarium  Europaeum,  in  den  Appendices  zu  Band  XII 
und  XIII,  ein  Theil  derselben  auch  bei  Londorp,  Band  IX,  wiederabgedruckt. 

^  S.  die  ausführliche  Darlegung  in  der  von  pfälzischer  Seite  1666  ver- 
ofTentlicbten  Schrift:  Justitia  causae  Palatinae  sive  defensio  juris  regalis 
Palatini  in  hominea  proprios  etc.  (Diar.  £ur.  XII  App.  S.  357  ff,  deutsche 
Uebersetsung  xm  App.  S.  89ff.)  und  Häusser,  Geschichte  der  Rheinischen 
Pfalz  U  S.  618f. 

*)  Abgedruckt  in  Justitia  causae  Pai;atinae  (Diar.  Eur.  XII  App.  S.376). 


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590  10.    Der  Karpfalziscbe  WildfangBBtreit. 

durch  Pri?iIegieD  der  folgenden  Kaiser  bis  aof  Matthias  bestätigt  und 
trotz  vielfachen  Widerspruchs  ?on  seilen  ihrer  dadurch  betroffenen  Nachbaren 
?on  ihnen  auch  wirklich  bis  zum  Beginn  des  dreissigjährigeu  Krieges  aus- 
geübt worden,  und  auch  Karl  Ludwig  hatte,  seitdem  er  wieder  in  den 
Besitz  der  Pfalz  gekommen  war,  die  Ausübung  desselben  sowohl  in  seinen 
eigenen  als  auch  in  den  benachbarten  Gebieten  wieder  in  Anspruch  genommen 
und  zur  Durchführung  gebracht.  Doch  hatte  sich  dagegen  wieder  heftiger 
Widerspruch  von  Seiten  der  Herren  der  benachbarten  Territorien,  welche  sich 
dadurch  nicht  nur  in  ihren  Einkünften  sondern  auch  in  ihren  landesherrlichen 
Rechten  beeinträchtigt  sahen,  erhoben.  Schon  auf  dem  Regensburger  Reichs- 
tage 70n  1653—1654  hatten  die  Bischöfe  ?on  Worms  und  Speier,  die  Rhein- 
grafen und  .ein  Theil  der  Reichsritterschaft  Klage  deswegen  geführt,  dieselben 
hatten  ganz  zu  Ende  des  Reichstages  einen  Beschluss  erwirkt'),  in  wel- 
chem der  Kaiser  aufgefordert  wurde,  durch  eine  Kommission  die  Sache 
untersuchen  zu  lassen  und  den  Kurfürsten  ?on  der  Pfalz  anzuhalten,  ror- 
läufig  ?on  der  Ausübung  der  bestrittenen  Rechte  abzustehen,  und  Kaiser 
Ferdinand  III.  hatte  darauf  in  der  That  eine  solche  Kommission  einge- 
setzt und  ein  Inhibitionsdekret  an  den  Kurfürsten  erlassen,  allein  dieser 
hatte*)  dagegen  unter  Berufung  darauf,  dass  dadurch  die  Bestimmung  des 
Westfälischen  Friedens,  durch  welche  er  in  alle  Oerechtsame  seines  Hauses 
wiedereingesetzt  sei,  yerletzt  werde,  protestiert  und  so  jene  Kommission, 
welche  wirklich  zu  Speier  zusammengetreten  war,  unwirksam  gemacht,  er 
hatte  auch  einen  neuen  Versuch'),  welchen  die  Gravierten  im  Jahre  1661 
machten,  ein  Reichshofrathsdekret  zu  ihren  Gunsten  zu  erwirken,  rereitelt 
und  die  ?on  ihm  in  Anspruch  genommenen  Rechte  weiter  ausgeübt,  ohne 
dass  zunächbt  von  selten  der  Ora?ierten  weiterer  Widerstand  dagegen  geleistet 
wurde.  Anders  aber  wurde  die  Sache,  als  im  Jahre  1663  nach  dem  Tode  des 
bisherigen  Bischofs  ?on  W  o  r  m  s  der  Kurfürst  Johann  Philipp  tou  Mainz 
Nachfolger  desselben  wurde  und  damit  in  den  Besitz  auch  jenes  Hochstiftes 
kam,  dessen  Gebiete  sich  überall  mit  den  kurpfälzischen  kreuzten  und  daher 
am  meisten  durch  die  Ausübung  jenes  Wildfangsrechts  betroffen  wurden. 
Dieser  ehrgeizige  und  energische  Fürst,  welcher  schon  ron  früher  her  mit 
Karl  Ludwig  yerfeindet  war,  beschloss  auf  dieselbe  gewaltsame  Weise 
wie  gegen  Erfurt  auch  gegen  diesen  Torzngehen.  Er  wusste  zunächst*) 
nicht  nur   die   anderen    unmittelbaren  Grenznachbaren    desselben    sondern 


*)  V.  Meiern,  Begensporgische  Reiobstagshaodlangen  I  S.  1130  f.  vgl.  Vin- 
dioiae  secandam  libertatem  Imperialem  qaorandam  Bleotomm  etc. 
contra  Palatinam  Maocipatam  aliasqae  violentias  (Diar.  Enr.  XII  App.  8. 179) 
und  dagegen  Jastitia  oaasae  Pal.  S.  474f. 

*)  8.  das  Schreiben  desselben  an  den  Kaiser  ?om  20./d0.  September  1656  io 
Jastitia  oaasae  Pal.  S.  475f. 

*)  8.  Vindiciae  8.  180.  Jastitia  caasae  Pal.  8.  477.  Vgl.  obM 
8.  86  f. 

«>  S.  Vindiciae  8.181.    Jastitia  caasae  Pal.  3.  478ff. 


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BüoleitQDgp.  591 

auch  eine  Anzahl  anderer  Reichsstände ,  welche  durch  die  Anstibnng  jenes 
Wildfangsrechtes  kaum  oder  nur  sehr  unerheblich  betroffen  waren  and  daher 
bisher  an  jenen  Streitigkeiten  keinen  Theil  genommen  hatten,  die  Rarfürsten  Ton 
Cöln  and  Trier,  den  Bischof  von  Strassbarg,  den  Herzog  von  Loth- 
ringen und  die  gesamte  Reichsritterschaft  in  Schwaben,  Franken 
und  am  Rhein  zu  einem  Bündnis  zu  vereinigen,  am  mit  Gewalt  dem  pfäl- 
zischen Knrfursten  entgegenzutreten  und  ihm  die  weitere  Ausübung  jener 
Rechte  zu  verwehreu»  und  er  verwandte  dann  die  zu  Ende  des  Jahres  1664 
von  der  Belagerung  von  Erfurt  zurückkehrenden  icurmainzischen  und  loth- 
ringischen Truppen,  um  die  mit  seinen  Verbündeten  verabredeten  Massre- 
geln zur  Ausführung  zu  bringen.  Jene  Truppen  wurden  im  mainzer  und 
wormser  Gebiet,  zum  Theil,  was  sogleich  zu  Streitigkeiten  Veranlassung 
gab,  in  Ortschaften,  welche  dem  Bisthura  Worms  und  dem  Kurfürsten  von 
der  Pfalz  gemeinsam  gehörten,  einquattiert.  Ende  December  erliessen 
darauf  die  Verbündeten  eine  Beschwerdeschrift  0  &d  den  Kaiser,  in  welcher 
sie  den  Pfalzgrafen  beschuldigten,  auf  Grund  des  angemassten  Wildfangs- 
rechtes und  unter  ganz  ungebührlicher  Ausdehnung  desselben  sich  unerträgliche 
Eingriffe  in  ihre  Rechte  erlaubt  zu  haben,  und  erklärten,  da  derselbe  sich 
auf  einen  rechtlichen  Austrag  der  Sache  nicht  eingelassen  habe,  dieses 
nicht  länger  dulden  sondern  mit  vereinter  Macht  dem  entgegentreten  zu 
wollen.  Zugleich  liessen  sie  als  Entgegnung  gegen  eine  von  pfälzischer 
Seite  verbreitete  Flugschrift'),  in  welcher  die  Anklagen,  Karpfalz  habe  sein 
Wildfangsrecht  noch  weiter  als  über  die  unmittelbar  benachbarten  Gebiete 
binauserstreckt  und  bei  seinen  neuerworbenen  Leibeigenen  überall  sofort 
die  reformierte  Religion  eingeführt,  als  ungegründet  zurückgc^wiesen  worden 
war,  eine  Druckschrift*)  verbreiten,  in  welcher  nicht  nur  eben  jene  Anklagen 
wiederholt,  sondern  auch  die  Gültigkeit  des  Wildfangsrechtes  selbst  bestritten, 
dem  pfälzischen  Kurfürsten  allerhand  andere  üebergriffe  vorgeworfen  und 
zum  Schluss  ebenfalls  die  Drohung,  dass  man  ihm  mit  vereinter  Macht  ent- 
gegentreten werde,  ausgesprochen  wurde«  Anfang  Mai  1665  liessen  sie 
dann  durch  einen  Abgesandten  dem  Kurfürsten  einen  förmlichen  Absagebriefe) 
zustellen,  in  welchem  sie  erklärten,  falls  derselbe  nicht  mit  seinen  üeber- 
griffen  einhalten  und  ihnen  Schadenersatz  leisten  würde,  zur  Gegenwehr 
schreiten  zu  wollen,  und  unmittelbar  darauf  wurden  die  Feindseligkeiten 
eröffnet,  indem  der  Kurfürst  von  Mainz  unter  dem  Vorwande,  dass  Karl 


ij  d.  28.  December  1664  (Diar.  Eur.  XU  App.  S.  16ff). 

')  Wabrbaffter  Beriebt  über  einige  Chor-Pfaltz  aogatlich  bescbebene 
Ufflagen,  Dero  Recht  dess  Wildfangs  und  Leibeigenschafft  betrt'ffeod.  (Diar. 
Bar.  Xn  App.  S.  1.) 

*)  Bestandiger  Gegen-Bericht  wider  den  io  Ihr.  Charffirstl.  Darcbl.  so 
Pfalts  Namen  ohnlängtt  io  Track  aussgegebeoeD  also  genannten  Wahrhafften 
Bericht  etc.  (Diar.  Eur.  Xn  App.  S.  3.) 

*)  d.  17.  März  1665  (Diar.  Ear.  .xn  App.  8.  65),  die  Empfangsbescheini- 
gQDg  Karl  Ludwigs  d.  Heidelberg  L/11.  Mai  1665  (ibid.  S.S.) 


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592  .  9-     t)er  Eorpfälzische  AyildraDgsatreit. 

Ludwig  die  ihm  nod  dem  Stift  Worms  gemeinsam  gehörige  Stadt  Laden- 
bnrg  besetzen  and  einen  Theil  der  Stadtmauer  habe  einreissen  lassen, 
seinerseits  in  diese  mitten  im  pfälzischen  Gebiet,  zwischen  Heidelberg  and 
Mannheim,  gelegene  Stadt  Truppen  einrücken,  die  wenigen  pfalzischen  Sol- 
daten verjagen  und  dort  neue  Festungswerke  anlegen  Hess.  Kurfürst  Karl 
Ludwig  Hess  sich  dadurch  keineswegs  einschüchtern,  er  protestierte  >)  so- 
wohl gegen  die  wider  ihn  erhobenen  Beschuldigungen  als  auch  gegen  die- 
sen Gewaltakt,  traf  Yertheidigungsmassregeln  und  rief  die  Hülfe  seiner 
Bundesgenossen  und  Verwandten,  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg,  der, 
obwohl  sonst  mit  den  geistlichen  Kurfürsten  eng  verbunden,  doch  1663  mit 
ihm  ein  Bündnis  geschlossen  hatte'),  des  Königs  von  Schweden,  der  ihm 
verschwägerten  braunschweigischen  Herzoge  und  auch  des  Kurfiirsteo 
von  Brandenburg  an,  allem  Ansehen  nach  schien  sich  hier  ein  förmlicher 
Krieg  von  grösseren  Dimensionen  entspinnen  zu  wollen. 

Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  hat,  wie  die  nachstehenden  Akten  zeigen, 
auch  bei  dieser  Gelegenheit  nach  Kräften  für  die  Erhaltung  des  Friedens 
im  Reiche  gewirkt  und  sich  bemüht^  durch  seine  Mahnungen  und  seine  ver- 
mittelnde Thätigkeit  den  leidenschaftlichen  ungestüm  der  streitenden  Par- 
teien in  ruhigere  Bahnen  zu  lenken.  Obwohl  sein  Verhältnis  zu  dem 
pfälzischen  Kurfürsten  damals  infolge  seiner  Einmischung  in  die  Ehehändel 
desselben,  wie  oben  dargelegt  worden  ist'),  ein  sehr  wenig  freundschaft- 
liches war,  bat  er  sich  doch  schon  zu  Anfang  des  Jahres  1665,  als  jener 
sich  über  die  Einquartierung  kurmainzischer  Trnppen  in  ihm  und  dem 
wormser  Stift  gemeinsamen  Ortschaften  beklagte^),  desselben  angenommen^) 
und  er  ist  dann,  als  jene  offenen  Feindseligkeiten  drohten,  noch  ehe  das 
Hülfsgesuch  desselben  bei  ihm  anlangte,  für  ihn  eingetreten.  Ende  März 
war  der  kurmainzische  Domherr  und  Geheimerath  v.  Reiffenberg  bei 
ihm  erschienen  und  hatte  ihm  im  Auftrage  seines  Herren  sowie  der  Kar- 
fürsten von  Göln  und  Trier  von  dem  zwischen  diesen  und  jenen  anderen 


0  S.  dessen  Schreiben  an  K. Mainz  d.  Friedriohsbnrg  17./27.  Mai  1665 
(Diar.  Ear.  XII  App.  S.  133)  and  seine  Erwiderang  aaf  das  Gesamtschreibeo 
der  Verbündeten  d.  Heidelberg  25.  Mai/4.  Jaoi  1665  (ibid.  S.  57). 

^  S.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  von  Hannover  an  Karl  Ludwig 
vom  16./26.  Jali  1660  (B od e mann  8.  60). 

*)  S.  70ff.  Die  Herzogin  Sophie  schreibt  an  Karl  Ladwig  10./20.  Juni 
1665  (B od e mann  S.  69):  Poor  TEmpereor  vous  voi^s  bien,  qa'  il  n'est  boo  a 
rieo  et  qae  vous  n'  avez  pas  raison,  de  vous  y  Her,  oy  non  plas  i  Brandebaarg, 
car  il  ne  tient  pas  ce  qa'  il  vous  a  promis. 

*)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  10./20.  December  1664. 

^)  Rf.  ao  die  Kurfürsten  von  der  Pfalz  und  von  Mainz  d.  Cöln  30.  De- 
cember/9.  Januar  1665;  der  letztere  in  seiner  Antwort  vom  25.  Januar  1665  weist 
die  Beschwerden  des  Pfälzers  als  ganz  unbegründet  zurück  und  beklagt  eich 
seinerseits  über  die  vielfachen  üebergriffe,  welche  derselbe  zam  Theil  unter  dem 
Vorwande  der  ganz  widerrechtlich  angemassten  Wildfangsprätentionen  gegen 
sein  Stift  Worms  ansübe. 


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EioleitQog.  593 

Reichsständen  abgeschlossenen  Bündnis  und  den  Massregeln,  welche  dieselben 
gegen  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  zu  ergreifen  beabsichtigten,  Anzeige  ge- 
macht. Der  Kurfürst  zeigte  sich  aber  über  das  Vorhaben  derselben  sehr  un- 
gehalten, er  wird  durch  Reiffenberg  mündlich  dem  Kurfürsten  von  Mainz 
ernstliche  Yorstellungen  haben  machen  lassen,  an  die  beiden  anderen  Kur- 
fürsten erliess  er  das  zu  Anfang  der  nachfolgenden  Publikation  abgedruckte 
Schreiben,  in  welchem  er  dieselben  sehr  nachdrücklich  auf  das  Rechts- 
widrige und  Gefahrdrohende  ihres  Unternehmens  aufmerksam  machte  und 
sie  ?or  allen  gewaltsamen  Schritten  warnte,  zugleich  richtete  er  an  den 
Kurfürsten  ?on  der  Pfalz  ein  Schreiben,  in  welchem  er  diesen  von  den 
Absichten  seiner  Gegner  unterrichtete,  auch  ihn  aber  aufforderte,  sich  aller 
Thätlichkeiten  zu  enthalten  und  lieber  um.  des  Friedens  willen  sich  in  der 
Ausübung  seiner  Rechte  zu  moderieren,  und  sich  zur  Vermittelung  erbot, 
zugleich  forderte  er  auch  den  Kaiser  auf,  einzuschreiten  und  zu  verhüten, 
dass  diese  Streitigkeiten  in  Thätlichkeiten  ausarteten.  Als  diese  Mahnungen 
sich  als  fruchtlos  erwiesen  und  der  Kurfürst  ?on  der  Pfalz,  nachdem 
durch  die  Besetzung  von  Ladenburg  von  seinen  Gegnern  der  Anfang 
mit  den  Feindseligkeiten  gemacht  war,  auf  Grund  der  Allianz  seine  Hülfe 
in  Anspruch  nahm,  erklärte  er  sich  allelrdings  bereit,  im  Nothfalle  dieselbe 
zu  leisten,  mahnte  aber  zunächst  nach  beiden  Seiten  hin,  die  Sache  gütlich 
beizulegen,  und  beauftragte,  als  der  Kaiser  ihn  aufforderte,  an  den  Yer- 
mittelungsverhandlungen,  behufs  deren  er  den  Reichshofrath  Grafen  von 
Königseck  absandte,  theilzunehmen ,  und  als  auch  der  Kurfürst  von 
Mainz,  zugleich  im  Namen  seiner  Bundesgenossen,  sich  zur  Annahme  seiner 
Vermittelung  bereit  erklärte,  seinen  Gesandten  beim  Reichstage,  den  Frei- 
herrn V.  Mahrenholtz,  sich  zu  diesem  Zwecke  nach  Heidelberg  und  Mainz 
zu  begeben.  Die  unten  abgedruckten  Relationen  v.  Mahrenholtzs  lassen 
den  Verlauf  der  von  Ende  Juli  1665  bis  Ende  Januar  1666  fortgesetzten, 
schliesslich  fruchtlos  endigenden  Verhandlungen  erkennen,  sie  zeigen,  wie 
gerade  die  Hartnäckigkeit  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  welcher  wirklich 
Hülfstruppen  von  dem  Pfalzgrafen  von  Neuburg  und  dem  Herzoge  von 
Celle  erhalten  hatte  und  auf  den  Schutz  Schwedens  vertraute,  und  das 
Misstrauen  desselben  gegen  die  Vermittler  dieselben  besonders  schwierig 
und  die  Rolle  der  letzteren  zu  einer  sehr  undankbaren  gemacht  hat.  Den 
officiellen  von  diesen  geleiteten  Verhandlungen  gehen  andere,  bei  denen 
die  Bevollmächtigten  des  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  und  des  Herzogs  von 
Lothringen  die  Vermittlerrolle  spielen,  zur  Seite,  durch  diese  letzteren 
wird  Ende  October  1665  der  Oppenheimer  Recess  zu  Stande  gebracht, 
welcher  den  Feindseligkeiten  ein  Ende  macht  und  als  Grundlage  für  die 
weiteren  Verhandlungen  dienen  soll.  Diese  werden  unter  Theilnahme  der 
officiellen  Vermittler  im  November  zu  Spei  er  eröffnet,  werden  aber  schon 
Ende  Januar  1666  von  dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  abgebrochen  und 
dieser  ruft  nun  den  Schiedsspruch  der  auswärtigen  Mächte,  Schwedens 
und  Frankreichs  an.  Diese  übernehmen  wirklich  die  Vermittlerrolle, 
aber    erst   nach    vielfachen    weiteren    Streitigkeiten    und    sogar  Thätlich- 

llater.  i.  Qeseli.  d.  G.  Knrfurat«o.    XI.  38 


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594  10.    Der  Korpfalsische  Wildfaogsstreit- 

keitoni)  beginnen  im  November  1666  die  Compromissverhandlangen  za  Heil- 
bronn'), nnd  diese  fuhren  endlich  im  Febmar  1667  za  einem  Vergleiche, 
durch  welchen  die  Streitfragen  im  wesentlichen  za  gunsten  des  Karfür- 
sten  Yon  der  Pfalz  entschieden  werden. 


0  KarfäfBt  Friedrich  Wilhelm  hat  nur  durch  wiederholte  Mahnungen 
zum  Frieden,  die  er  nach  beiden  Seiten  hin  hat  ergehen  lassen,  an  diesen 
weiteren  Händeln  Theil  genommen. 

*)  S.  Acta  compromissi  in  causa  juris  Wildfangiatus,  conductus  et  vecti- 
galium,  quae  vertitur  inter  eminentissimum  Electorem  Moguntioum  tanquam 
episcopum  Wormatiensem  et  Herbipolensem  ejusque  foederatos  et  serenissimum 
electorem  Falatinum  (1667  fol.},  darin  zum  Scblnss  Land  um  in  causa  Wild- 
fangiatus  etc.  unterzeichnet  von  Honoratus  Gourtin  als  französischem  uod 
David  Mevius  und  Martin  Boeckell  als  schwedischen  Delegierten  (auch 
wieder  abgedruckt  in  Diar.  Europ.  XIY.  Appendix). 


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Der  Kurfürst  an  den  Knrfttrsten  von  Trier ').    D.  Cöln 
22.  März/[1.  April]  1665. 

[Eröffnaogen  Reiffenbergs.    AbmahoaDg  von  den  beabsichtigten  Gewaltmassregeln 

gegen  K.Pfals.] 

—  Es  hat  uns  der  Chur-Mayntzische  Geheimde  Rath,  Freiherr  l.  April. 
V.  Reiffenberg  ')  ein  Gesamtcreditivschreiben  von  E.  wie  auch 
ChurMayntzs  und  ChurCölns  Ld.  Ld.  dieser  Tage  übergeben  und 
darauf  vorgetragen,  dass  Ew.  und  hochgedachter  beider  HH.  Chur- 
fbrsten  Ld.  Ld.  nebst  dem  Herrn  Hertzog  von  Lothringen,  einigen 
Bischöfen,  allen  Grafen  daselbst,  samt  dem  ganzen  unmittelbaren  Reichs- 
adel sich  verbunden  hätten,  wegen  der  von  ChurPfalzs  Ld.  gebrauch- 
ten Wildfangs-  und  Leibeigenschaftsgerechtigkeit  ihre  Völker  zusam- 
menzufahren, mit  selbigen  in  die  Ghurpf^lzische  Lande  zu  rücken 
und  nicht  allein  sich  dieses  von  ChurPfalzes  Ld.  gebrauchten  Rech- 
tens zu  entschlagen,  sondern  auch  wegen  des  erlittenen  Schadens  zu 
erholen.  Nun  erachten  wir  unnöthig  E.  Ld.  vorzustellen,  wie  solches 
Beginnen  wider  alle  Reichsconstitutiones  laufe,  auch  darauf  nichts  an- 
dres als  neue  motus.  Gegen  Verfassungen  und  höchst  verderbliche 
Consequentien  erfolgen,  ja  einem  jeden  im  Reich  Anlass  gegeben 
werde,  des  alten  Faustrechts  sich  zu  gebrauchen.  —  Von  der 
Sachen  Beschaffenheit  wollen  wir  nicht  urtheilen,  sondern  seind 
vielmehr  des  guten  —  Erbietens,  ChurPfalzes  Ld.  zu  aller  Billig- 
keit zu  disponiren.    Nur  allein  ist  dieses  gleichwohl  offenbar  und  be- 


')  Ein  gleicblaatendes  iScbreibeo  wird  anter  demselben  Datum  aach  an 
E.Cöln  gerichtet. 

^  S.  über  denselben  oben  S.  378.  Das  Greditiv  der  drei  Kurfürsten  für  den- 
selben ist  datiert  vom  8.  Februar,  das  Recreditiv  des  Kf.  vom  21  ./31.  März  1665, 
darin  wird  aber  ausdrücklich  bemerkt,  dass  jenes  Creditiv  dem  Kf.  erst  vor 
zwei  Tagen  zugegangen  sei. 

38* 


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596  10.    Der  Karpfalzische  Wildfangsstreit. 

kannt,  dass  CharPfalz  im  exercitio  dieses  Hechtens  von  midenkliehen 
Jahren  her  gewesen,  dahero  es  dan  ein  ganz  frembdes  Ansehen  ge- 
winnen wollte,  S.  Ld.  gewaltsamer  Weise  mit  Vorbeigehung  des  or- 
dentlichen Weges  des  Hechtens  und  der  Justiz  zu  überfallen.  Er- 
suchen demnach  E.  Ld.  —  Sie  wollen  Belieben  tragen,  dero  in  dieser 
Sache  gefasste  Resolution  zurtlckzuhalten  und  nicht  allein  abzuwarten, 
was  fär  Antwort  wir  auf  unser  an  Chur-Pfalzes  Ld.  abgelassenes 
Schreiben  erhalten  werden,  sondern  auch,  dafern  dieselbe  wider  Yer- 
hoffen  in  der  Güte  zu  E.  Ld.  contento  sich  nicht  erklären  würden, 
Ihrer  Eeyserl.  Majestät  als  dem  Haupte  des  Römischen  Reichs  solche 
Sache  zu  Dero  Decision  zu  untergeben').  — 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Heidelberg  25.  März/[4.  April]  1665. 

[aaf  das  SchreibeD  vom  6./ 16.  Febraar.     Beschwerden  gegen  K.Mainz.] 

4.  April.  Die  E. Mainzischen  Beschwerden  sind  ganz  angegründet,  vielmehr 
hat  ihm  dieser  die  vielfältigsten  Ursachen  zu  Beschwerden  gegeben.  Seit- 
dem derselbe  Bischof  zu  Worms*)  geworden,  hat  er  dieses  Stiftes  alte 
verlegene  Streitigkdten  nicht  allein  hervorgesucht,  sondern  anch  viel  höher 
getrieben,  auch  als  Bischof  von  Würzbarg  zieht  er,  was  immer  streitig 
gewesen,  in  Zweifel.  Er  selbst  gründet  sein  Recht  nicht  nnr  auf  die  Pos- 
session, sondern  ist  versichert,  dass  diese  anf  den  Rechten  gegründet  ist, 
übersendet  vorläufig  eine  sammarische  Information  darüber.  Er  bittet,  Kf. 
möchte  sich  nicht  durch  die  K.  Mainzischen  Vorgeben  einnehmen  lassen 
sondern  anf  die  Sache  selbst  sehen  und  den  Thätlichkeiten  desselben  anch 
seinerseits  kräftig  steuern  und  wehren  helfen. 


^}  Unter  demselben  Datam  ergeht  auch  ein  Schreiben  an  E.  Pfalz,  in  welchem 
Ef.  demselben  mittheilt,  er  habe  von  der  gegen  ihn  gebildeten  Verbindung  er- 
fahren, ihn  ermahnt,  es  nicht  zu  Thätlichkeiten  kommen  su  lassen  und  .lieber 
in  exercitio  eines  und  andern  Rechts  sich  zn  moderiren,  als  sich  and  seine 
Unterthanen  in  einen  solchen  Hazard  zu  setzen',  und  sich  zar  Vermittelang  er- 
bietet, and  ein  anderes  ao  den  Eaieer,  in  welchem  er  denselben  auffordert,  seine 
kaiserliche  Autorität  sofort  and  mit  solchem  Nachdruck  zu  interponieren,  dass 
jene  Streitigkeiten  nicht  in  Thätlichkeiten  abergingen,  sondern  gatlich  beige- 
legt wfirden. 

')  Johann  Philipp  war  seit  1663  Bischof  von  Worms,  schon  seit  1642 
Bischof  von  Würzbarg.  S.  ober  die  früheren  Streitigkeiten  desselben  mit 
E.Pfalz  Häusser,  Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  II  S.  617. 


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Sendung  v.  Reiffeobergs  za  Kf.,  deseen  Erbieten  sar  Vermittelang.         597 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.    D.  Cöln 
29.  März/[8.  April]  1665. 

[Erbietnngen  Beiffenbergs.    Mahnung  zam  Frieden.] 

Er  hat  dem  yod  E.  Mainz  an  ihn  abgesandten  Freiherrn  v.  Reiffenberg  8.  April, 
beweglich  zugeredet,  mnss  demselben  auch  das  Zeugnis  geben,  dass  er  eine 
sonderbare  Moderation  und  Behutsamkeit  bei  diesem  negotio,  wie  auch  nicht 
geringe  Devotion  gegen  K.  Pfalz  bezeugt  habe,  empfiehlt  diesem  daher,  sich 
desselben  zur  Beförderung  des  gütliehen  Vergleichs  zu  bedienen,  und  wie- 
derholt seine  früheren  Mahnungen  zum  Frieden  >). 


Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln^  an  den  Kurfürsten. 
D.  Schloss  Brüel  16.  AprU  1665. 

[auf  das  Schreiben  ?om  22.  Märs/1.  April.   Bechtfertignng  des  Verfahrens  gegen 
E.Pfalz,  Anklagen  gegen  denselben.] 

Er  und  die  anderen  gravierten  Stände  wollen  nicht  K.  Pfalz  in  seinem  16.  April. 
Lande  mit  ihren  Völkern  überfallen,  sondern  nur  ihre  eigenen  Territorien 
gegen  die  je  länger  je  mehr  zunehmenden  Thätlichkeiten  desselben  schützen. 
Die  Ausübung  des  Wildfangsrechtes  ist  von  ihnen  stets  bestritten,  von 
K.  Pfalz  aber  gewaltsam  durchgesetzt  und  eztendiert  worden,  so  dass  der- 
selbe kraft  desselben  fast  alle  obrigkeitlichen  Rechte  sich  angeeignet  hat. 
Den  Rechtsweg  haben  die  Interessenten  längst  ergriffen,  sie  haben  auf  dem 
Reichstage  1653  Klage  geführt,  der  Kaiser  hat  damals  eine  Commission 
nach  Speier  bestellt,  K. Pfalz  aber  hat  sich  derselben  nicht  gefugt  und  in 
dieser  Sache  weder  Recht  noch  Richter  jemals  leiden  woUen.  Die  Gra- 
vierten wissen  daher  nicht,  welche  Mittel  ihnen  bleiben,  um  ihre  Oerecht- 
same  zu  schützen. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  20.  April  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  22.  März/1.  April.    Mittheilang  der  von  ihm  in  der 
Wildfangsstreitsache  getroffenen  Massregeln.] 

Er  hat   seinem  an  des  Kf.  Hof  anwesenden   Reichshofrath  Frei herrn  20.  April. 
Johann  von  Ooess  aufgetragen,  demselben   mitzutheilen,  was  in  dieser 


1)  Kurfürst  Karl  Ludwig  erwidert  darauf  (d.  Heidelberg  11./21.  April  1665). 
Kf.  mochte  ihm  nähere  Mittheilungen  über  die  von  Reiffenberg  vorgebrachten 
Beschwerden  machen,  er  wünsche,  derselbe  möchte  „anstatt  der  oftmals  ihm 
mündlich  und  sohriffclieh  gemachten  Sincerationen  auch  dermaleins  derselben 
wirklichen  Effect  verspüren  lassen*. 

>)  Ein  Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhalts  erhält  Kf.  anoh  von  dem  Kurffirsten 
Karl  Kaspar  von  Trier  (d.  Carlioh  5.  Mai  1665). 


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598  10.    Der  Kurpfalzische  Wildfangsstreit. 

Streitigkeit  die  gravierten  Stände  durch  ein  ansführliches  Klageschreiben 
and  durch  den  an  ihn  abgesandten  Freiherrn  Johann  Werner  v.  Blitters- 
dorff  der  Remediernng  halber  haben  sollicitieren  lassen  and  was  er  des 
Kf.  wohlmeinender  Erinnerung  nach  daranf  sogleich  resoWiert  hat*). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurflirsten. 
D.  Martinsburg  in  unserer  Stadt  Mainz  25.  Mai  1665. 

[Anzeige  der  Besetzung  von  Ladeoburg.] 

25.  Mai.  Infolge    der  ?on  E.Pfalz   in   Ladenburg^)    verübten  Oewaltthaten 

und  da  er  die  Nachricht  erhalten,  dass  K.Pfalz  diese  Stadt  mit  400  Mann 
hat  besetzen  wollen,  hat  er  selbst  dieselbe  vorher  mit  seinen  Truppen  be- 
setzt, bis  ihm  der  .zugefügte  Schaden  ersetzt  und  er  ?or  dergleichen  Gewalt- 
thaten  hinfort  hinlänglich  gesichert  sei. 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Friedrichsburg  18./ [28.]  Mai  1665. 

[Die  Besetzung  von  Ladeuburg.    Aornfnog  der  Hülfe  des  Kf.  auf  Grund 

der  Allianz.] 

28.  Mai.  Er  giebt  Nachricht  über  die  Besetzung  von  Laden  bürg  durch  E.Mainz 

und  über  die  dort  vollführten  Oewaltthaten.  Er  bittet  den  Ef.,  sich  nochmals 
beim  Eaiser  für  ihn  zu  verwenden,  E.Mainz  zu  dehortieren,  allenfalls 
aber  uns  mit  wirklicher  Httlff  und  Assistenz  unserer  nahen  Anverwand- 
nus  und  Allianz  nach  förderlichst  beispringen  und  die  verglichene  An- 


*)  Beiliegend  Abschrift  der  Beschwerdescbrift  der  Alliierten  an  den  Kaiser 
(d.  25.  December  1664),  des  Schreibens  Kaiser  Leopolds  an  den  Markgrafen 
Wilhelm  von  Baden  (d.  Wien  20.  April  1665),  in  welchem  derselbe  beauftragt 
wird,  als  Ueberbringer  eines  kaiserlichen  Schreibens  sich  zu  K.Pfals  zu  begeben 
und  denselben  zu  ermahnen,  die  Eingriffe  und  Excesse,  über  welche  eich  die 
gegen  ihn  verbündeten  Fürsten  und  Staude  beklagten,  abzustellen,  damit  jene 
nicht  zu  gewaltsamen  Massregelo  geuothigt  würden,  wogegen  der  Kaiser  dahin 
wirken  werde,  dass  die  Sache  entweder  gütlich  oder  auf  dem  Rechtswege  bei- 
gelegt werde  (beide  gedruckt  Diar.  Europ.  XII  Appendix  S.  16.52;  Londorp 
IX  S.  337.  346)  und  der  Schreiben  des  Kaisers  an  K.Pfalz  und  K.Mains  vom 
20.  und  23.  April,  worin  denselben  von  der  Sendung  des  Markgrafen  Mittheilong 
gemacht  wird. 

^  S.  «Copia  Chur-Mayntz  an  Chur-Pfaltz  abgelassenen  Schreibens  die  ge- 
waltsame Occupir-  und  Besetzung  der  gemeinschaflftlichen  Statt  Landenborg 
betreffend.  Mit  Ghur-Pfaltzischer  Seiten  in  margine  gesetzten  Notatis  etc'  und 
.Qründliche  und  beständige  Abfertigung  der  Chur-P faltzischen  etc.  Notaten  1665^ 
(Diar.  Kurop.  XIII  App.  S.  112.  118). 


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Besetznog  von  Ladenbarg.    Erbieten  d«8  Kf.  zur  Vermittelung.       599 

zahl  Völker  durch  einen  Weg,  iass  selbige  das  Chur-Mainz.  und  dero 
Consorten  territoria  nicht  berühren,  uns  ehestens  zu  schicken  auch 
—  zu  avisieren  belieben,  wann  sie  in  Aufbruch  begriffen  und  welchen 
Weg  sie  auf  unsere  Lande  nehmen  werden').  — 


Der  Kurftiröt  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Lehnin 
23.  Mai/ [2.  Juni]  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  Mai.    Neoes  Erbieten  zar  Yermittelaog.     Anfrage, 
wo  die  Yerhandlangen  stattfinden  sollen.] 

Er  erbietet  sich  aufs  neue  zar  Vennittelong.  Da  K. Mainz  erklärt  2.  Juni, 
hat,  sich  des  Kaisers  Interposition  nicht  zuwider  sein  lassen  zu  wollen,  so 
will  aach  er  jemand  von  den  Seinigen  2U  solcher  Mediation  abschicken,  er 
bittet  um  Nachricht,  ob  die  YerhandlungeQ  zu  Regensburg,  wo  alle  In- 
teressenten ohnedem  jetzt  ihre  Gesandten  haben,  yorgenommen  werden 
sollen,  and  mahnt,  es  inzwischen  nicht  zn  völliger  Rnptnr  kommen  zn  lassen*). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurftlrsten  von  der  Pfalz.     D.  Cöln 
a.  d.  Spree  29.  Mai/ [8.  Juni]  1665. 

[aaf  das  Schreiben  vom  22.  Mai/1.  Jnni.    Anerbieten  seiner  Vermittelang.] 

Er  theilt  ihm  die  Oegenbeschwerden  von  E.Mainz  und  dass  er  sich  8.  Jani. 
demselben  gegenüber  zur  Vermittelung  erboten  habe,  mit,  ersacht  ihn,  wenn 
K.Mainz  keine   weiteren   Feindseligkeiten,  als  was  wegen  Ladenbarg 
vorgegangen,  tentiere,  seinerseits  nicht  Anlass  zn  ferneren  Weiterangen  zo 
geben,  and  sich  aach  wegen  Zeit  and  Ort  der  Interposition  za  erklären. 


')  In  einem  Schreiben  vom  22.  Mai/[1.  Jani]  berichtet  derselbe  aafs  neae 
über  die  von  K.  Mainzischer  Seite  gegen  ihn  verübten  Oewaltthaten,  seine  Be- 
schwerden deswegen  beim  Kaiser  seien  ohne  Erfolg  geblieben,  Ef.  möchte 
nochmals  sich  bei  demselben  far  ihn  verwenden,  zugleich  auch  beim  Eönige  von 
Frankreich  es  dahin  bringen,  dass  derselbe  seine  Gegner  von  ThätUchkeiten 
abmahne. 

^  Unter  demselben  Datum  ersucht  Kf.  den  Eaiser,  da  es  schon  2U  Extremi- 
täten gekommen  sei,  durch  Einlegung  seiner  kaiserlichen  Autorität  das  Feuer 
in  der  Asche  zu  dämpfen,  die  Sache  «lasse  keine  Weitläufigkeit  zu,  sondern 
erfordere  ein  geschwindes  reroedium*. 


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600  10.    Der  Karpfalzische  Wildfangsstreit. 

Der  Kurflirst  an  den  Kurfürsten  ^on  Mainz.     D.  Cöln  a.  d. 
Spree  1./ [11.]  Juni  1665. 

[AbmahDiiog  von  Thätliohkeiteo,  Hinweie  auf  seine  Alliane  mit  K.Pfals.] 

11.  Jaoi.         Er  mahnt  ihn  nochmals  von  weiteren  Thätlichseiten  ab,  anch  K.Pfalz, 
hoffe  er,  werde  von  solchen  abstehen. 

Wir  verlangen  dieses  umb  so  vielmehr,  weil  wir  nicht  unbillig  be- 
sorgen, dass  im  Fall  E.  Ld.  über  alles  Verhoffen  bei  dieser  gewaltsamen 
Ueberziehung  eontinuiren  sollten,  wir  wegen  der  mit  ChurPfaltz  Ld. 
aufgerichteten  Particular-Alliantz  mit  in  diese  Sache  impliciret  werden 
dürften,  welches  wir  gerne  verhütet  sehen  möchten.  — 


Der  Kurflirst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.    D.  Cöln 
a.  d.  Spree  l./[ll.]  Juni  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  18./ 28.  Mai.    Hoffonng  auf  gütliche  Beilegong  des 
Streites.    Zusage  seiner  Unterstätznng.] 

11.  Jaoi.  _  Lebe  —  der  gänzlichen  Hoffnung,  es  werde  nicht  allein  Ch  ur- 

Main tz  Ld.  dero  Erbieten  zufolge  sich  nunmehr  zu  allem  gtltlichen 
Accommodement  bequemen,  besondem  auch  —  Keyserl.  May.  Dero 
ofßcia  und  hohe  Keyserliche  Autorität  mit  solchem  Nachtruck  dahin 
interponiren,  damit  allem  besorgendem  weiteren  Unwesen  gesteuret 
—  werden  möge.  Gestalt  wir  dann  zu  solchem  Ende  abermal  an 
Chur-Maintz  Ld.  geschrieben  —  daneben  auch  unseren  zu  Begens- 
purg  anwesenden  Räthen  und  Gesandten  anbefohlen,  sich  dahin  sorg- 
fältig zu  bemtthen,  dass  Chur-Maintz  Ld.  von  denen  sämbtlichen 
versamleten  Reichs -Ständen  von  diesem  Fürhaben  dehortiret  werde. 
Sollte  nun  dieses  alles  nicht  verfangen,  so  haben  Ew.  Ld.  sich  zu  ver- 
sichern, dass  gleichwie  wir  noch  zur  Zeit  aus  demjenigen,  so  uns  dieser- 
wegen  ftlrgekommen,  nicht  anders  urtheilen  können,  denn  dass  der- 
selben durch  dieses  Verfahren  zu  viel  geschiehet,  und  die  ordentliche 
Wege,  so  in  dergleichen  Fällen  im  Reich  herkommens,  von  Chur-Maintz 
Ld.  ftlrbeigegangen  und  an  die  Seite  gesetzet  worden,  also  wir  nicht 
unterlassen  wollen,  sobaldtj  Ew.  Ld.  Erklärung  wegen  der  Me- 
diation uns  zukommen  wird,  alle  nachdrückliche  officia  hiebei  zu  leisten 
und  sowohl  der  nahen  Anverwandtnuss  halber  als  auch  in  kraft  der 
Allianz  hiebei  dergestaldt  zu  erweisen,  dass  Ew.  Ld.  unsere  freund- 
vetterliche  Affection  daraus  zu  verspüren  haben  soll.  — 


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Die  kaiserliche  VermittelaDg.    Sendang  v.  Mahrenholtzs.  601 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  23.  Juni  1665. 

[UeberDahme  der  VermitteluDg.    Aufforderung  an  den  Kf.,  au  derselben  auch 

Theil  zu  nehmen.] 

Er  bat  dem  Markgrafen  von  Baden  anderweitige  Commission  aufge-  23.  Juni, 
tragen,  sich  zwischen  beiden  streitenden  Tbeilen  zn  interponieren ,  aneb 
seinem  Reicbsbofratb  and  Kämmerer  Leopold  Wilhelm  Grafen  zn  Kö- 
Digsegg  und  Rottenfels  Befehl  ertbeilt,  sich  sofort  zo  K.Pfalz  und 
dann  zn  E.Mainz  zn  begeben  und  beide  Theile  zn  ermahnen,  dass  sie 
sich  aller  Thätliehkeiten  enthalten  und  berührter  Commission  statt  thnn 
sollten.  Inzwischen  hat  er  des  Kf.  Schreiben  vom  29.  Mai/[8.  Juni]  erhalten, 
er  theilt  ihm  die  Instruktion  für  den  Markgrafen  von  Baden  und  Oraf 
Königsegg  mit  und  stellt  ihm  anheim,  ob  er  nicht  anch  jemand  der  Sei- 
nigen dorthin  abordnen  wolle,  welcher  dieses  Werk  mit  beförderte  0* 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  22.  Juni/ 
[2.  Juli]  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  Juni.    Anzeige  der  Sendung  ▼.  Mahrenholtzs  an 
K.Pfalz  und  K.Mainz.] 

—  Weil  £.  Keyserl.  M.  zu  Beförderung  dieses  hochwichtigen  2.  Juli. 
Wercks  diensamb  zu  sein  ermessen,  dass  auch  ich  jemand  der  Meinigen 
zu  der  disfalls  veranlassten  Zusammenkunft  abfertigen  wollte,  so  habe 
ich  darauf  sofort  meinem  zu  Begenspurg  sich  annooh  befindenden 
Gesandten  Churt  Asche  von  Marenholtz  gemessene  Instruction  er- 
theilet,  sieh  —  gleichfalls  zu  —  Chur-Pfaltz  Ld.  und  dann  ferner 
zu  Chur-Maintz  Ld.  zu  verf&gen  und  daselbst  E.  Keys.  Maj.  höchst- 
löbliche Intention  schuldigstermassen  zu  secundiren.  — 

Der  Kurfürst  an  v.  Mahrenholtz.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
22.  Juni/[2.  Juli]  1665. 

(Auftrag,  eich  zu  K.Pfalz  und  K.Mainz  zu  begeben  und  in  Gemeinsobaffc  mit 
den  kaiserlichen  CommisBaren  die  Vermittelung  zu  yereuchen.] 

~  befehlen  wir  Euch  hiemit,  Eure  Sachen  also  anzustellen,  damit  2.  Juli. 
Ihr  Euch,  sobald  Ihr  erfahren  werdet,  dass  die  Keyserl.  Commissarii 

0  Auch  K.Mainz,  indem  er  (d.  St. Martinsburg  in  Mainz  3.  Juli  1665)  mit- 
theilt, dass  der  Kaiser  dem  Markgrafen  von  Baden  und  dem  Grafen  Konigseck 
die  Vermittelung  aufgetragen  habe,  stellt  dem  Kf.  anheim,  ob  nicht  auch  er 
jemand  zu  diesen  Verhandlungen  absenden  wolle,  und  erklart,  auch  seine  Mit- 
Interessenten  wären  damit  einverstanden. 


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602  10.    Der  Kurpfalzische  WildfaDgBBtreit. 

dahin  gehen,  gleichfalls  zu  ChurPfaltz  und  ChurMaintz  Ld.  ver- 
fttget,  zu  dem  Ende  Ihr  dann  zu  Eurer  Legitimation  beikommende 
Creditive  sowohl  an  ChurMaintz  als  ChurPfaltz'  Ld.  hiebei  zu 
empfangen.  Und  weil  wir  Euch  in  dieser  Sache  tlber  einem  und  an- 
deren, 80  etwan  bei  dieser  Zusammenkunft  vorkommen  möchte,  nicht 
eigentlich  instruiren  können,  so  ist  dieses  allein  unser  gn.  Wille,  dass 
Ihr  alle  gute  und  zu  Erreichung  der  Keyserl.  und  unserer  bei  diesem 
Werk  ftlhrenden  Intention  dienliche  officia  nach  Mtlglichkeit  beitragen 
sollet,  dass  von  beiden  streitigen  Theilen  von  aller  Gewaltthätigkeit 
abgestanden  und  entweder  diese  Differentien,  so  viel  immer  mttglich, 
in  der  Gtlte  componiret,  oder  die  Sache  zu  rechtlicher  Ausführung 
verwiesen  werden  möge.  Nachdem  auch  solches  Allerhöchst  Ihrer 
Key.  M.  gtr.  Intention  gemäss,  als  habt  Ihr  hierunter  dero  Abgesandten 
bestermassen  zu  secundiren  und  zu  Beförderung  dieses  hochnöthigen 
Werks  alle  mQglichste  Assistenz  zu  leisten  und  uns  von  allem,  was 
in  einem  und  andern  vorgehen,  auch  ob  und  wann  ein  Ort  zu  einer 
Zusammenkunft  determinirt  werden  möchte,  —  Bericht  abzustatten.  -— 


Kurfllrst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Friedrichsburg  24  Juni/[4.  Juli]  1665. 

[auf  die  Schreiben  des  Kf.  vom  29.  Mai/ 8.  Juni  und  l./ll.  Juni.    Erneates  Ver- 
langea  der  Leistang  der  allianzmässigeD  Hälfe.] 

4. Juli.  Die  Begründung  der  Besetzung  von  Ladenburg  K. Mainzischerseits 

ist  ganz  nichtig,  derselbe  mit  seinen  AdhärenteD  hat  noch  weiter  nm  sich  ge- 
griffen, dem  kann*  er  nicht  länger  zusehen.  Bei  so  gestalten  Sachen,  bevor 
alles  in  den  früheren  Znstand  gesetzt  worden  ist,  zu  tractieren  ist  weder 
reputierlich  noch  sicher,  zumal  da  seine  durch  seinen  Geheimen  Rath  Dr. 
Peil  und  seinen  Residenten  am  kaiserl.  Hof  Persius  über  fünf  Wochen 
betriebenen  SoUicitationen  so  wenig  Erfolg  gehabt  und  der  Reichsvicekanzler 
sich  höchst  parteilich  gegen  ihn  bezeigt  hat.  Er  ersucht  daher  Kf.  noch- 
mals, ihm  die  in  der  Allianz  verglichene  Volkshülfe  sobald  wie  möglich, 
laut  den  expressen  terminis  der  Allianz  zuzuschicken  und  ihm  mit  der 
nächsten  Post  zu  berichten,  wie  bald  und  auf  welchem  Wege  er  diese 
Hülfe  zu  erwarten  habe,  damit  er  der  Gewalt  Gewalt  entgegensetzen  oder 
doch  wenigstens  snb  clypeo  mit  seinen  Gegnern  tractieren  könne. 


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Senduag  v.  Mahreoboltzs  zor  VermitteluDg.  603 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.     D.  Cöln 
4/ [14.]  Juli  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  24.  jQDi/4.  Juli.     MaboaDg  eu  gütlichen  VerbaDdluDgeo.) 

Gewiss  ist  Mab  reo  holt  z  schon  angelangt  und  ist  man  in  voller  Hand-  H.Juli. 
Inng  begriffen. 

So  lassen  wir  E.  Ld.  —  selbst  —  urtheilen,  wan  wir  deroselben 
itzo  Völker  zu  Hülfe  schicken  sollten,  ob  wir  uns  nicht  parteiisch  er- 
zeigen und  zu  dieser  Mediation  und  Handelung,  von  deren  glücklichen 
Ausgang  wir  uns  gute  Hoffnung  machen,  ganz  untüchtig  machen 
würden.  Wir  ersuchen  demnach-  E.  Ld.  —  sie  wollen  dem  Werk  so 
lange  Anstand  gönnen  und  sich  gedulden,  bis  man  sähe,  wohin  Chur- 
Mainzes  Ld.  sich  erklären,  auch  im  übrigen  bei  diesem  Werke  sich 
80  erzeigen,  dass  der  allgemeine  Friede  —  beibehalten  —  auch  da- 
durch [nicht]  die  vorseyende  gütliche  Hinlegung  gehindert  oder  gar 
aufgehoben  werde.  — 


V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.    D.  Friedrichsburg 
17. /[27.]  Juli  1665. 

[K.Pfalz  wünscht  eine  Allians  mit  dem  Ober-  und  NiedersächsiBchen  Kreise.] 

Er  ist  gestern  hier  angekommen  und  ist  noch  am  Abend  zur  Audienz  27.  Joli. 
bei  dem  Kurfürsten  vorgelassen  worden.  Derselbe  sprach  seinen  Dank 
dafür,  dass  Kf.  sich  dieses  Werk  so  angelegen  sein  lasse ,  und  zugleich 
die  Hoffnung  ans,  dass  derselbe,  wenn  es  zur  Ruptur  kommen  sollte,  ihm 
gemäss  der  Allianz  Hülfe  schicken  würde,  gab  im  übrigen  zu  bedenken, 
weil  er  in  dem  Kurrheinischen  Kreise  ganz  bloss  und  allein  stünde  und 
die  übrigen  drei  geistlichen  Kurfürsten  keine  ordentliche  Kreisverfassnng 
haben  wollten,  sondern  sich  durch  besondere  Bündnisse  allein  assistierten, 
ob  nicht  ein  Mittel  zu  finden  sein  möchte,  wodurch  diesem  Unheil  abgeholfen 
werden  könnte,  namentlich  ob  nicht  eine  Allianz  zwischen  dem  Ober-  und 
Niedersächsischen  Kreise  und  ihm  zu  treffen  sei,  damit  K.Mainz  und  die- 
jenigen ,  welche  von  demselben  dependierten,  sich  nicht  also  zu  Meistern 
des  Oberrheiostroms  machten 


V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.     D.  Mainz 
20./ [30.]  Juli  1665. 

[Erklärung  des  Karfürsten  von  Mainz.] 

£r  ist  vorgestern  hier  angekommen  und  hat  Audienz  beim  Kurfürsten  30.  Juli, 
erhalten.    Dieser  contestierte,  wie  angenehm  ihm  des  Kf.  interposition  wäre, 


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604  10.    Der  Kurpfalzisohe  WildfangBetreit 

Kf.  würde  aas  der  von  ihm  und  seinen  Bandsgenosseo  ansgeBtellten 
Erklärung  1),  die  er  ihm  selbst  vorlas,  jodieieren,  dass  man  ihrerseits  sa 
aller  Billigkeit  nnd  Erhaltung  des  Friedens  geneigt  wäre.  Wenn  es  za  den 
Traktaten  käme,  würde  man  zu  gänzlicher  Abhelfung  dieser  Streitigkeiten 
E.Pfalz  entweder  ein  Stück  Geldes  oder  Land  und  Leute  zur  Satisfak- 
tion nnd  Aufhebung  seines  privilegii  geben  und  abtreten. 

Der  kaiserliche  Kommissar  äusserte,  er  hätte  nicht  vermeint,  K.Mainz 
und  die  anderen  Interessierten  würden  sich  so  weit  herausgelassen  haben, 
man  müsste  nun  K. Pfalz  beweglich  zureden,  dass  er  diese  Offerten  nicht 
ausschlüge.  Er  hätte  überdies  noch  soviel  sondiert,  dass  E. Pfalz  Laden- 
bürg  wohl  ganz  bekommen  könnte,  wenn  er  K.Mainz  wegen  der  Gemein- 
schaft einige  Satisfaktion  gebe.  Auch  K.Cöln  nnd  K.Trier,  sowie  der 
Bischof  von  Speier  nnd  der  Herzog  von  Lothringen  haben  ihre  Ge- 
sandten hier,  es  soll  auch  ein  engelländischer  Gesandter  hier  gewesen 
nnd  vor  einigen  Tagen  nach  Frankfurt  verreist  sein,  er  hat  von  dessen 
Anbringen  und  Verrichtung  aber  noch  nichts  erfahren  können.  Morgen  wird 
er  mit  dem  Kaiserlichen  Abgesandten  zn  K.Pfalz  nach  Friedrichs- 
burg fahren. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Friedrichsborg 
31.  Juli/ [10.  August]  1665. 

[Verzögerung  der  VerhaDdloDgeo.] 

10.  Aug.  K.Pf  alz  hat  auf  die  K.Mainzische  Erklärung  bisher  nur  erwidert^  dass 
er  zunächst  die  Antwort  des  Kaisers  abwarten  wolle.  Da  diese  nicht  so 
bald  eintreffen  kann,  so  ist  Graf  Königseck  inzwischen  in  besonderer 
Commission  zu  K.Trier  und  K.Cöln  gereist*). 


1)  8.  «Abdruck  der  schriftlichen  Handlaugen,  so  aaff  die  von  der  Rom. 
Keyserl.  Majest.  AUergnädigst  beliebte  loterposition  und  Abordnung  dero  Ab- 
gesandten, dess  Hochwohlgebohmen  Grafen,  Herrn  Leopold  Wilhelmen,  Grafen 
zu  Köuigsegg  und  Rotten fels  etc.  von  Chor-Mayntz  und  dero  Consorten  an  Char- 
Pfaltz  verübten  Attentaten  halber  gewechselt  worden.*  (Diar.  Enrop.  XII 
App.  S.  277 ff.);  daselbst  8.  292 f.  die  Erkläroog  von  K. Mainz  nnd  Oonsorteo 
vom  27.  Juli  1665. 

*)  Mahrenholtz  meldet  am  7./ 17.  August  von  Friedrichsburg  aas,  K. Pfalz 
habe  sich  noch  nicht  erklart,  Konigseck  sei  noch  nicht  zarück,  heute  würden 
hier  100  von  Pfalz-Neuburg  zu  Hülfe  geschickte  Reiter  ankommen.  Die 
alliierten  Truppen  (1000  z.  Pferd  und  1500  z.  Fass)  zögen  sich  zusammen  und 
es  würden  noch  mehr  nach  Ladenburg  gelegt 


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VerzogeroDg  der  VerhandlaogeD.  605 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Friedrichsburg 
14./ 24-  August  1665. 

[Wenig  gfinstige  AasBichteo  zum  Vergleich.] 

Seit  seinem  letzten  Bericht  vom  7./17.  hat  es  sich  hier  je  mehr  and  24.  Aug. 
mehr  zur  Rnptnr  angelassen.  Vorgestern  ritt  der  KarfUrst  wieder  mit  dem 
Grafen  von  Eönigseck  hinaas,  die  Völker  zn  besehen^),  nnd  fielen  unter- 
wegs,  wie  auch  nach  gehaltener  Tafel  ziemliche  harte  Discorse  von  der 
Partialität  am  Kaiserlicben  Hofe  in  dieser  Sache,  von  K.Mainz  und  dem 
R.Vicekanzler,  welches  der  Graf  sich  sehr  zn  Oemüthe  zog.  Er  übergab 
noch  denselben  Tag  die  kaiserliche  Resolution 'j ,  der  Korförst  erklärte, 
dass  er  sich  darin  ersehen  wollte.  Man  erwartet  stündlich  3  Compacrnieen 
Reiter  von  den  Lünebnrgischen '),  welche  schon  za  Frankfurt  über  den  Main 
gegangen  sein  sollen. 

Ich  sehe  sonst  fast  wenig  apparence  zu  Tractaten,  und  wenn  man 
Sr.  Churf.  D.  zuredet  und  eines  und  anders  remonstriret,'  antworten 
Sie  nur,  dass  Sie  erstlich  wollen  restituiret  sein  und  Laden  bürg 
wieder  haben;  wenn  die  Lüneburgischen  Volker  ankommen,  fürchte 
ich,  dass  es  ohngeachtet  alles,  was  der  Keyserl.  H.  Commissarius  und 
ich  vorstellen  möchten,  wird  angegriffen  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Mabrenholtz.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
15./ [25.]  August  1665. 

[MabouDg  an  R.Pfalz,  die  VerhaDdlungeo  nicht  zu  verzögern.] 

Der  Kaiser  bat  ihn  aufgefordert,  E.Pfalz  zusprechen  zn  lassen,  die2ö.  Aog. 
Sache  nicht  länger  aufzuhalten,  sondern  Bevollmächtigte  zu  Verhandlungen 
zu  schicken.    Auch  Kf.  glaubt,  E.Pfalz  habe  keine  Ursache,  die  Verhand- 
lungen zn  verzögern,  befiehlt  ihm  daher,  demselben  dazu  zuzureden,  und 
fügt  ein  in  diesem  Sinne  gehaltenes  Schreiben  an  denselben  bei^). 


*)  S.  den  Brief  des  Kurfarsten  Karl  Ludwig  an  seine  Gemahlin,  die 
fUngräfln  Luise  vom  12./22.  Augast  1665  (Schreiben  des  Kurfürsten  Karl  Ludwig 
Ton  der  Pfalz  und  der  Seinen  heraasg.  von  Holland,  Bibliothek  des  literarischeo 
Vereins  in  Stuttgart.    Bd.  GLXVII  8.  156). 

')  d.  Wien  9.  August  1665  (Diar.  Eur.  XII  App.  S.  295). 

*)  S.  aber  diese  durch  den  Schwager  des  Eurfärsten,  den  Herzog  Ernst 
August,  Bischof  von  Osnabrück,  vermittelte  Sendang  luoeburgischer  Hulfs- 
truppen  nach  der  Pfalz  die  Briefe  der  Herzogin  Sophie  vom  11./21.,  13./23. 
Qod  20./d0.  August  1665  (Bodemann  S.  91ff.)  und  Kocher  I  S.  439. 

*)  In  einem  weiteren  Besoript  vom  2 1./31.  August  weist  Kf.  Mahrenholtz 
auf  dessen  Relation  vom  14./24.  August  hin  an,  falls  es  zur  Ruptur  kommen  und 


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60g  10.    Der  Kurpfölziscbe  WildfaDgsstreit. 

V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.    D.  Mainz  18.  Anguat/ 
7.  September  1665. 

[K.PfaUs  Forderaog  wegen  Seqaestrieraog  Ladenbiirgs  ist  von  K.MaioE 
aDgeDommen  worden.] 
7.  Sept.  Weil  E.Pfalz  darauf  bestanden  hat,  dass  die  Garnison  aus  Laden- 
burg  abgeführt,  nur  ein  kaiserlicher  Commissarius  ohne  Völker  bis  zo 
Anstrag  der  Sache  hineingelegt  ^  und  darauf  zu  den  Traktaten  geschritten 
werden  solle,  so  haben  er  und  Graf  Königs  eck  sich  hieher  begeben  und 
K.  Mainz  dahin  gebracht,  einen  Revers,  in  welchem  dieses  zugestanden 
wird,  auszustellen;  wenn  E.Pfalz,  zu  dem  sie  nun  zurückkehren  wollen, 
dagegen  nichts  zu  erinnern  hat,  so  soll  derselbe  von  beiden  Theilen  voll- 
zogen^, die  Garnison  abgeführt  und  die  Traktaten  begonnen  werden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Friedrichsbarg 
11./ 21.  September  1665. 

[Ladenborg  ist  sequestriert  worden,  die  Verhandlangen  sollen  zu  Speier  be- 
ginnen, er  wünscht  nach  Begensbarg  surückzakehren.] 
21.  Sept.  Nach  vielen  von  E.  Pfälzischer  Seite  gemachten  Difficnltäten  ist  end- 

lich die  Sequestration  und  Evacuation  von  Ladenburg  am  vergangenen 
Freitag  vollzogen  worden,  künftigen  Freitag  werden  die  Traktaten  zu 
Speier  ihren  Anfang  nehmen,  er  wird  sich  auch  dort  einfinden.  Graf 
Eönigseck  hat  sich  vorgestern  vom  Eurfürsten  verabschiedet  und  ist 
zum  Eaiser  nach  Innsbruck  gereist.  Der  Markgraf  von  Baden  wird 
auch,  wenn  etliche  Conferenzen  gehalten,  jemand  von  seinen  Räthen  an 
seiner  Stelle  verordnen.  Auch  M.  bittet,  ihm  zu  gestatten,  nach  Re- 
gensburg zurückzukehren,  er  glaubt,  dass  die  Traktaten  sehr  langsam 
hergehen  und  wohl  gamichts  daraus  werden  wird,  er  findet  E.Pfalz  so 
veränderlich,  dass  er  sich  bei  der  Sache  nichts  auszurichten  getraut*). 


der  kaiserliche  Gesandte  abreisen  sollte,  ebenfalls  nach  Regensburg  znrucksa- 
kehren.  M.  erwidert  (3./13.  September) ,  er  habe  dem  Befehle  des  Kf.  gemäss 
sich  getreulich  bemüht,  es  nicht  zur  Raptor  kommen  zu  lassen,  habe  sich  aber 
dadurch  nicht  angenehm  gemacht. 

0  S.  den  Brief  des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  an  die  Raugräfio  Luise 
vom  30.  August/ 10.  September  1665  (Holland  S.  162). 

^  S.  diesen  von  K.Mainz  am  11.  September,  von  K.Pfalz  am  30.  August/ 
S.September  1665  ausgestellten  Revers  Diar.  Europ.  XII  App.  S.  135. 

*)  Kf.  ertheilt  darauf  wirklich  (d.  Göln  19./29.  September  1665)  M.  die  Er- 
laubnis, nach  Regens  bürg  zurückzukehren,  und  beauftragt  denselben,  ihm  eine 
andere  geeignete  Persönlichkeit  für  die  Fortsetzung  der  Interpdsitiou  vorzn- 
schlagen,  auf  die  Bitte  des  Markgrafen  von  Baden  aber  weist  er  ihn  ao  (d. 
Cassel  23.  October/2.  November  1665),  noch  etwa  drei  Wochen  zu  Beförderung 
der  Interposition  in  Spei  er  zu  bleiben. 


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VerhandlaDgen  za  Speier.  607 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  10./ 20.  October  1665. 

[Vorschlag  der  Vermittler.    Feiodseligkeiten  von  K.Pfälzischer  Seite.] 

E.  Pfalz  hat  auf  das  durch  die  Vermittler  vorgeschlagene  Angebot  0  20.  Oct. 
von  300,000  Gulden  pro  abolitione  jnriom  et  privilegii  sich  noch  nicht  er- 
klärt. Seine  Abgesandten  bleiben  bei  allen  Conferenzen  dabei,  dass  sie 
vorher,  ehe  sie  sich  weiter  einliesssen,  die  gravamina  der  einzelnen  Gravier- 
ten wissen  wollten,  jene  aber  antworten,  dass  sie  solche  gravamina  schon  längst 
mitgetheilt  und  in  öffentlichem  Druck  haben  ausgehen  lassen  und  dass  sie  ra- 
tione  qualitatis,  wenn  auch  nicht  quantitatis,  alle  gleich  graviert  seien.  Vor- 
gestern kamZeitung,  K.Pfalz  sei^  mit  6000  Mann  vor  des  Prinzen  de  Vande- 
mont')  Quartier  zu  Wurstadt  gerückt,  habe  die  Vorwacht  chargiert  und, 
weil  die  lothringischen  und  der  Alliierten  Völker  von  einander  entfernt  ge- 
legen, es  so  weit  gebracht,  dass  sie  sich  bis  auf  eine  halbe  Stunde  vor 
Mainz  haben  retirieren  müssen,  auch  einen  E. Mainzischen  Hauptmann 
mit  50  Mann  gefangen  genommen.  Die  Gesandten  der  Gravierten  haben 
sich  sehr  darüber  beschwert,  anch  der  Markgraf  von  Baden  zieht  es  sich 
sehr  zu  Gemüth,  dass  bei  währenden  Traktaten  solche  Feindseligkeiten  vor- 
genommen sind. 


0  Nachdem  in  den  am  30.  September  zu  Spei  er  begODDenen  Verhandlun- 
gen ZQDächst  nur  oebensächliche  Fragen ,  die  Hauptsache  aber  garnicht  berührt 
worden  war,  da  weder  K.Pfalz  eine  Entäcbädigung  für  den  Verzicht  auf  seine 
Rechte  fordern,  noch  dessen  Gegner  eine  solche  anbieten  wollten,  hatten  end- 
lich, wie  Mahrenholtzam  d./13.  October  meldet,  der  Markgraf  von  Baden  und 
er,  als  Vermittler,  den  Vorschlag  gemacht,  dass  die  Gravierten  K. Pfalz 
300,000  Gulden  anbieten  sollten.  Schon  in  diesem  Schreibee  hatte  M.  gemeldet, 
dass  es  bei  Ingelheim  zu  einem  Rencontre  zwischen  lothringischen  Reitern 
und  pfälzischem  Landvolk  gekommen  sei.  Vgl.  darüber  „Eztract  Schreibens 
aus  Nieder-Saolheimb  den  6.  Octobris  a.  1665''  und  .Wahrhafftiger  Bericht  wie 
es  in  Nieder-Saulheimb  ist  hergegaogeo."   (Diar.  Europ.  XII  App.  S.  319  ff.) 

^  Vgl.  über  diese  Vorgänge  des  4.  / 14.  October  den  Brief  des  Kurfürsten 
Karl  Ladwig  an  die  Raugräfin  Luise  von  demselben  Tage  (Holland  S.  169) 
und  die  Flugschrift:  „Wahrhafter  Bericht,  welcher  gestalt  Gh.Pfaltz  von  denen 
zu  Speyer  bey  der  Kaiserl.  Commission  und  Charbrandenburg.  Mediation  ver- 
anlassten gütlichen  Tractaten  abgesprungen  und  die  gravirte  ChFürsten,  Stand  und 
immediat  Reichs -Ritterschaft  mit  voller  Heeresmacht  in  ihren  Territoriis  aber- 
zogen,* und  die  Gegenschrift:  « Wahrhafter  Gegenbericht,  welcher  gestalt  nicht 
Chur-Pfaltz,  sondern  Chur-Mayntz  und  Gonsorten  etc.*  (Diar.  Europ.  XII 
App.  S.  314  f.  316  ff.) 

')  Befehlshaber  der  lothringischen  Truppen. 


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608  10.    Der  Karpfälsische  WildfaogBStreit. 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  17./27.  Oetober  1665. 

[UnterbrechaDg  der  Traktaten.    VerhaDdlnDgen  Gieses  und  Risancoorti.] 

27. Oct.  Da  K.Pfalz  sich  wegen  des  vorgeschlagenen  Aequivaleots  noch  nicht 
erklärt  nnd  seine  Gesandtschaft  zn  sich  nach  Oppenheim  bernfen  hat,  so 
können  die  Traktaten  nicht  fortgesetzt  werden,  inzwischen  aber  kommen 
t&glich  Zeitnngen,  dass  es  zur  Ruptnr  gekommen  ist  nnd  allerhand  Feind- 
seligkeiten vorgehen.  Der  Markgraf  von  Baden  nnd  er  haben  den  Gesandten 
beider  Theile  deswegen  ernstliche  Yorstellnngen  gemacht.  Der  Markgraf 
ist  gestern  von  hier  abgereist,  hat  aber  versprochen,  in  wenigen  Tagen 
zurückzukehren.  Derselbe  hat  ihm  im  Vetranen  mittheileu  lassen,  er  habe 
Nachricht,  dass  beide  Theile  ihre  Streitigkeiten  den  Kronen  Frankreich 
nnd  Schweden  und  dem  Hause  Braunschweig  untergeben  und  dieselben 
zu  Schiedsrichtern  erwählt  hätten,  was  dem  Kaiser  nnd  dem  Kf.,  zumal  da- 
durch deren  Mediation  zurückgesetzt  würde,  wohl  nicht  gefallen  würde.  Dass 
der  Pfalzneuburgische KanzlerG  i  e  s  e  und  der  Lothringische  Gesandte  Ri  s  an  - 
court  bei  K.Mainz  und  K.Pfalz  etwas  negotiieren *)  und  von  dem  einen 
zum  anderen  reisen,  ist  sicher  und  wird  von  den  Gesandten  beider  Theile 
zugestanden '). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.    D.  auf 
unserm  Ambthause  Hornburg  18. /[28.]  Oetober  1665. 

[K.Mainzs  Beschwerde  aber  den  Ueberfall  gegön  die  Truppen  der  Alliierten,  Ab- 
mahnung von  weiteren  Thättichkeiten.] 

28.  Oct.  K.Mainz  hat  sich  beklagt')  über  den  Ueberfall,  welchen  trotz  der  zu- 

gesagten Wafifenruhe  K.Pfalzs  Truppen  gegen  die  alliierten  Truppen  unter- 
nommen haben. 

Nun  müssen  wir  zwar  von  diesen  Proceduren,  so  lang  wir  von 
E.  Ld.  selten  nicht  informiret  sein,  unser  Judicium  suspendiren,  sollte 
solche  Sache  aber  auf  E.  Ld.  Befehl,  welches  wir  doch  nicht  glauben 
können,  fürgangen  sein,  so  lassen  wir  dieselbe  hochvemUnftig  judi- 
ciren,   wie  solches  nicht  allein  der  Rom.  Keyserl.  Maj.  und  auch 


0  8.  die  Briefe  des  Eorfaraten  Karl  Ludwig  an  die  Bangrafin  Luise  vom 
15./25.  and  2L/3L  Oetober  1665    (Holland  8.  170f). 

')  Ef.  weist  auf  diese  Relation  hin  ▼.  M.  an  (d.  Cassel  27.  Oetober/ 6.  No- 
vember 1665),  wenn  jene  Remonstrationen  nichts  feuchten  und  es  doch  cur  Rup- 
tur kommen  sollte,  sofort  abzureisen. 

*)  in  einem  Schreiben  vom  20.  Oetober  1665.  Kf.  erlasst  anter  demselben 
Datam  auch  an  denselben  ein  Schreiben,  in  welchem  er  ihn  ermahnt,  sich  doreh 
jene  Thätlichkeiten  nicht  zum  Abbrach  der  Traktaten  nnd  zur  Erwiderung  der 
Feindseligkeiten  bewegen  zu  lassen,  und  erklart,  falla  E.Pfalz  jene  anbefohlen 
haben  sollte,  sich  bemuhen  zu  wollen,  dass  derselbe  dafor  Satisfaktion  leiste. 


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VerhftQdliiDgen  zu  Oppenheim  und  Speier«  609 

uns,  indem  ein  anders  versprochen  worden,  zur  Verkleinerung  ge- 
reichen, besondem  auch  den  furhabenden  gütlichen  Vergleich  gänz- 
lich behindern  würde  und  nicht  GhurMayntz  Ld.  verdacht  werden 
können,  sich  hierüber  zum  höchsten  zu  beschweren  und  gegen  solche 
Hostilitäten  mit  gleicher  Bezeigung  zu  verfahren,  wovon  wir  dieselbe 
gleichwohl  abgemahnet  und  gebeten,  die  Tractaten  einen  Weg  als 
den  andern  zum  Schluss  befördern  zu  helfen.  —  Ersuchen  demnach 
E.  Ld.  nochmahlen  —  Sie  wollen  mit  Zurücksetzung  aller  ferneren  That- 
handlung  die  soweit  gebrachte  gütliche  Handlung  femer  facilitiren.  — 


V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.     D.   Speier  24  October  / 
'  3.  November  1665. 

[Der  OppeDheimer  Recess.] 

Der  E.MaiDzische  Abgesandte  hat  ihm  sagen  lassen,  dass  die  Präli-  3.  Nov. 
minartractaten  zu  Oppenheim,  zu  denen  sich  Oreiffenclaa,  Giece 
UDd  Risancourt  gebrauchen  lassen,  dahin  geschlossen  sind'),  dass  die 
Haapthandlang  hier  förderlichst  reassumiert,  in  zwei  Monaten  geendigt  oder  in 
vier  Monaten  per  compromissnm  ausgemacht  nnd  der  hierüber  aufgerichtete 
Recess  dem  Markgrafen  nnd  ihm  zur  Ratification  hieher  geschickt  werden 
solle,  inmittelst  wäre  ein  Waffenstillstand  auf  8  Tage  publiciert  worden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.   D.  Speier  7./ 17.  November  1665. 

[Vergleich  über  die  streitigeo  Pancte.    Pablicierang  des  FriedeoB.] 

Der  Nenbnrgische  Kanzler  Giese  ist  von  Heidelberg  nach  Mainz  17.  Nov. 
gegangen  und  bat  die  Sache  soweit  gebracht,  dass  die  Snspension  der  jura 
während  der  Tractaten  von  K.Pfalz  angenommen  ist  und  die  Alliierten 
erklärt  haben,  während  dieser  Tractaten  in  den  streitigen  Dörfern  auf  zwei 
Stundenweit  von  Heidelberg,  Mannheim  und  Frankentbai  garkeine, 
in  den  übrigen  höchstens  5  Mann  einzuquartieren.  Der  Markgraf  und  er 
selbst  haben  den  Recess  spe  rati  unterschrieben.  Vorigen  Mittwoch  [l./ll.] 
ist  der  Stillstand  um  gewesen  und  haben  beide  Theile  wieder  Feindselig- 
keiten unternommen,  Sonntag  Mittag  [5./ 15.]  aber  ist  der  Friede  publiciert 
worden  und  werden  die  Völker  nunmehr  abgeführt,  morgen  wird  man  hier 
wieder  mit  den  Tractaten  beginnen. 


^)  S.  den  Oppenheimer  Recess  vom  21./31.  October  1665  (Diar.  Europ  XII 
App.  S.  322  ff.    LoDdorp  IX  S.  379  f.). 

Ilat«r.  X.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  39 


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610  •  10.    Der  Klarpfalzische  WildfftDgsstreit. 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.  D.  Speier  12. /22.  December  1665. 

JFrachtlosigkeit  der  hiesigen  VerhaDdlangeD ,  aDScheinend  gehen  wieder  beson- 
dere Verhandlungen  nebenher.] 

22.  Dec.  Vergeblich  haben  der  Markgraf  von  Baden  und  er  die  K.  Pfälzische 

Gesandtschaft  ermahnt,  einen  Anschlag  ihrer  jura  zu  übergeben  nnd  eine 
Satisfaction  und  Aeqnivalent  zu  fordern,  jene  bestehen  darauf,  dass  das 
Gegentheil  eine  Ofiferte,  und  zwar  an  Land  und  Leuten  mache,  worauf  sich 
aber  die  Gravierten  nicht  einlassen  wollen.  Der  Neuburgische  Kanzler 
Giese  ist  wieder  hier  gewesen  nnd  Sonnabend  [9./19.]  mit  Greiffenclau 
nach  Mainz  gefahren;  etliche  meinen,  er  habe  von  K.Pfalz  Vollmacht, 
ein  Aeqnivalent  zu  fordern,  es  sollte  aber  nicht  vor  die  Commissiou  gebracht 
werden,  sondern  sie  würden  wohl  wieder,  wie  zu  Oppenheim,  ä  part  trac- 
tieren  und,  wenn  ein  Recess  aufgerichtet,  denselben  wie  neulich  ihnen  ad  rati- 
ficandum  übergeben.  Die  zwei  Monate,  welche  vermöge  des  Oppenbeimschen 
Recesses  zu  diesen  Tractaten  angesetzt  sind,  sind  schon  bis  auf  wenige 
Tage  verstrichen,  und  ist  fast  nichts  ausgerichtet  worden '). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  2./ 12.  Januar  1666. 

[Verhandlungen  zu  Heidelberg  wegen  der  Entschädigung  für  K.Pfalz.] 

12.  Jan.  K.Mainz  nnd  K.Pfalz  haben  den  Markgrafen  und  ihn  benachrichtigt, 

dass  zu  Beschleunigung  der  hiesigen  Conferenzen  ihre  Deputierten  zu  Hei- 
delberg im  Werk  begriffen  seien,  ratione  qnanti  zu  verhandeln.  Nach 
dem  Bericht  des  Speierschen  Kanzlers  soll  K.Pfalz  400,000  Gulden  an 
Land  und  Leuten  und  stehenden  Gefallen  fordern ,  und  würden ,  obgleich 
es  eine  hohe  Summe  sei,  die  Gravierten  sich  doch  wohl,  damit  man  end- 
lich aus  der  Sache  käme,  dazu  resolvieren. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  15./ 25.  Januar  1666. 

[Abbruch  der  V erhandlangen. j 

25.  Jan.  Was  es  mit  den  Heidelbergischen  und  daher  auch  mit  den   hiesigen 

Tractaten  nunmehr  für  einen  Ausgang  genommen,  wirdKf.  ans  der  beifolgenden 

1)  Nachdem  M.  auch  am  19./ 29.  December  berichtet,  dass  die  Tractaten 
nicht  vorräckten,  weist  ihn  Kf.  9./ 19.  Janaar  1666  an,  wenn  er  merken  sollte, 
dass  man  nicht  in  kurzem  mehr  Ernst  in  der  Sache  bezeige,  sich  zum  Aufbriich 
fertig  zu  halten. 


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Abbrach  der  VerhaodlaDgeo.  611 

Protestation  der  Gravierten*)  und  dem  Schreiben  von  K.Pfalz'),  darin  der 
Markgraf  and  er  gleichsam  ihre  Abdankung  und  Abfertigung  erhalten  haben, 
ersehen.  Er  wird  des  Kf.  Rescript  zufolge  sich  nächster  Tage  nach  He- 
gensburg  begeben'). 


0  lo  derselben  (d.  Heidelberg  25.  Januar  1666)  erklären  dieselben,  nachdem 
K.Pfalz  die  von  ihnen  bewilligte  Summe  nicht  angenommen  habe  und  dem  Oppen- 
heimer Recess  zuwider  das  Schlosi  Hoheneck  nicht  wolle  räumen  lassen,  revo- 
cierten  sie  alle  ihre  bisherigen  Zugeständnisse  und  erböten  sich  zu  dem  in  dem 
Oppenhei  mer  Recess  für  den  Fall,  dass  es  zu  keinem  gütlichen  Ausgleich  käme, 
verglichenen  Gompromiss. 

')  In  demselben  (d.  Heidelberg  15./25.  Januar  1666)  zeigt  K.Pfalz  ihnen  bei- 
den an,  er  habe  erkannt,  dass  es  den  Alliierten  mit  den  gütlichen  Tractaten  kein 
rechter  Ernst  gewesen  sei,  er  ernenne,  da  die  Sache  nun  durch  ein  Gompromiss 
abgemacht  werden  müsse,  die  Könige  von  Frankreich  und  Schweden  zu 
Schiedsrichtern  und  den  Kaiser  zom  Obmann,  und  dankt  ihnen  für  die  bei  den 
Conferenzen  zu  Speier  aufgewandten  Bemühungen.  S.  auch  die  Schreiben  des- 
selben au  den  Konig  von  Schweden  vom  19./29.  Januar  1666  (Diar.  Europ.  XII 
App.  S.347)  und  an  den  Kaiser  vom  10./20.  Juli  1666  (XIII  App.  S.  686): 

^  Auf  diese  Relation  erwidert  Kf.  2./12.  Februar  1666:  „ob  wir  wohl  ungern 
daraus  ersehen,  dass  sowohl  die  zwischen  GburMainz  und  GhurPfaltz  vor- 
gewesene Handlung  als  auch  die  GhurPfalzischen  Entfernungstractaten  (8.  oben 
8.  77)  fruchtlos  abgegangen,  so  sein  wir  doch  mit  euer  desfalls  angewandten 
Negotiation,  so  uns  auch  von  anderen  gerühmet  worden,  wohl  zufrieden. ** 


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Abschnitt   11. 

Der    Münstersche    Krieg. 
1665-1666. 


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Einleitung. 


Der  Krieg,  welchen  im  Jahre  1665  der  Bischof  von  Münster  Chri- 
stoph Bernhard  von  Galen^  gegen  die  Republik  der  Vereinigten 
Nie  der! an  de  unternahro,  war  ein  Akt  der  Rache  für  mehrfache  Uebergriffe 
und  Oewaltthaten ,  welche  sich  dieselben  gegen  ihn  ähnlich  wie  gegen  ihre 
anderen  deutschen  Nacbbaren ')  erlaubt  hatten.  Den  Hauptstreitpunkt  bil- 
dete die  schon  seit  langer  Zeit  spielende  Borkeloer  Angelegenheit.  Die 
zwischen  dem  Bisthum  Münster  und  den  niederländischen  Provinzen  Gel- 
dern nnd  Overyssel  gelegene  Herrschaft  Borkelo  war,  nachdem  der 
letzte  rechtmässige  Inhaber,  Graf  Jodokus  v.  Brnnkhorst,  1553  ohne 
Nachkommen  gestorben  war,  als  erledigtes  Lehen  von  dem  damaligen  Bi- 
schof von  Münster  eingezogen  worden,  Ansprüche,  welche  die  von  weib- 
licher Seite  mit  dem  letzten  Besitzer  verwandten  Grafen  von  Limburg- 
Stjrnm  auf  dieselbe  erhoben,  waren  sowohl  von  dem  Münsterschen  Lehns- 
gericht als  auch  von  dem  Reichskamniergericht  zu  Speier  zurückgewiesen 
worden.  Der  Graf  Jodokus  von  Li  mbnrg-Styrum  aber  hatte  sich 
darauf  an  die  Regierung  von  Geldern  gewendet,  diese  hatte  trotz  des 
vom  Kaiser  nnterstützten  Protestes  des  Bischofs  unter  Berufung  darauf, 
dass  Borkelo  unter  ihrer  Gerichtsherrlichkeit  stehe,  die  Sache  ihrem  Gerichts- 
hof zu  Arnheim  übertragen  und  hatte,  nachdem  derselbe  1615  zu  gunsten 
des  Grafen  entschieden  und  das  Bisthum  Münster  zur  Herauszahlung  der 
inzwischen  von  dort  bezogenen  Einkünfte  verurtheilt  hatte,  jenen  mit  Gewalt 
dort  eingesetzt  nnd  die  Münstersche  Besatzung  vertrieben.  Unterhandlun- 
gen, welche  der  damalige  Bischof  Ferdinand,  zugleich  Kurfürst  von  Cöln, 
mit  den  Generalstaaten  anknüpfte,  waren  vergeblich,  auch  ein  neuer  Spruch 
des  Reichskammergericbts  1642  wurde  um  so  weniger  beachtet,  als  damals 
während  des  dreissigj ährigen  Krieges  weder  der  Bischof  noch  die  Reichs- 
gewalt im  Stande  waren  nachdrückh'ch  aufzutreten.  Bischof  CbristophBern- 


^)  S.  über  deDselbeo  Joa.  ab  Alpen,  Decadis  de  vita  et  rebus  gestis 
Christophori  Bernardi  episcopi  et  priocipis  Monasteneosis  pars  I  u.  II,  Müoster 
1694  n.  1703.  Tücking,  Geschichte  des  Stifts  Münster  unter  Christoph  Ber- 
nard von  Galen.    Münster  1865. 

*)  S.  Droysen  III  3  S.  61  ff. 

^  S.  Alpen  I  8.  597  ff.    Täcking  S.  120ff. 


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616  11-    ^^^  Manstersohe  Krieg. 

bard,  welcher  bald  nach  Beendigang  jeoes  Krieges  1651  in  Munster  zur 
Regierang  kam,  hatte  die  Ansprüche  seines  Stiftes  wieder  aufgenommen 
nnd  hatte*)  1652  von  der  Provinz  G e  1  d e r n  die  Zurückgabe  vonBorkelo 
gefordert,  war  aber  dort  und  dann  auch  von  den  Generalstaaten  abgewiesen 
worden.  Nach  längerer  Frist,  nachdem  er  inzwischen  Anfang  1661  der 
Rheinischen  Allianz  beigetreten  war  und  mit  Hülfe  der  Alliierten  sowie  des 
Kaisers  seine  nach  der  Reichsunmittelbarkeit  strebende  Stadt  Münster  unter- 
worfen, dabei  aber  auch  wieder  die  Feindschaft  der  Holländer  erfahren  hatte, 
hatte  er  1663  neue  Unterhandlungen  mit  den  Generalstaaten  wegen  Bor* 
kelo  angeknüpft,  aber^)  obwohl  König  Ludwig XIV.  durch  seinen  Gesand- 
ten im  Haag,  den  Grafen  d^Estrades,  sich  seiner  annahm,  hatten  jene 
doch  die  Sache  hingezogen,  ohne  dass  die  Forderung  des  Bischofs  erfüllt 
oder  überhaupt  irgend  eine  Entscheidung  erfolgt  wäre.  Inzwischen  aber 
war  zwischen  ihnen  und  dem  Bischof  ein  neuer  Streit  entbrannt  infolge  der 
Einmischung  beider  Theile  in  den  ostfriesisch^lichtensteinschen 
Streit').  Seit  vielen  Jahren  schuldete  der  Fürst  von  Ostfriesland  dem  von 
Lichtenstein  eine  Mitgift  von  300,000  Thalern,  schliesslich  im  Jahre  1663 
erklärte  der  Reichshofrath  diese  Schuld  für  verfallen  und  beauftragte  den 
Bischof  von  Münster  mit  der  Einziehung  derselben.  Graf  Georg  Chri- 
stian von  Ostfriesland,  ausser  Stande  dieselbe  zu  bezahlen,  suchte  .\uf8chub 
und  wandte  sich  an  die  Generalstaaten,  welche  sich  auch  erboten,  ihm  das 
Geld  vorzustrecken,  aber  dafür  die  Einräumung  der  Dieler  Schanze  for- 
derten. Um  dieses  zu  verhüten,  liess  der  Bischof  (7.  December  1663)  die 
Dieler  Schanze  von  seinen  Truppen  überrumpeln  und  besetzen,  und  als 
darauf  die  ostfriesischen  Stände  mit  Hülfe  der  Holländer  das  nöthige  Geld 
zusammenbrachten  und  sieh  zur  Zahlung  desselben  erboten,  weigerte  er 
sich,  dasselbe  anzunehmen,  wenn  nicht  die  Schanze  geschleift  würde.  Allein 
nun  trafen  die  Generalstaaten  Rüstungen,  verlangten  drohend  die  Räumung 
der  Schanze,  und  da  jener  erklärte ,  nicht  ihnen  sondern  dem  Grafen  von 
Ostfriesland  nach  Zahlung  der  Schuldsumme  dieselbe  übergeben  zu  wolleo, 
Hessen  sie  nach  vergeblichen  weiteren  Unterhandlungen  die  Belagerung  der 
Schanze  beginnen  und  zwangen  (4.  Juni  1664)  die  münstersche  Besatzung 
zur  Capitulation.  Unmittelbar  darauf  (17.  Juni  1664)  erliessen  sie  an  deo 
Bischof  ein  Schreiben,  in  welchem  sie  von  demselben  die  Rückzahlung  der 
seit  1553  aus  Borke lo  bezogenen  Einkünfte  in  Höhe  von  1,500000  Gulden 
forderten  und  im  Weigerungsfalle  mit  Execution  drohten. 

Der  Bischof  hatte  damals  den  grössten  Theil  seiner  Truppen  dem  Kai- 
ser nach  Ungarn  zu  Hülfe  gegen  die  Türken  geschickt,  er  selbst  war,  als 
er  jene  Nachrichten  erhielt,  gerade  auf  der  Reise  nach  Wien  begpriffen,  am 
die  ihm  übertragene  Stellung  als  Director  des   Reichskriegsraths  *)  anzo- 

0  8.  Alpen  I  S.  90ff. 

^  S.  Alpen  I  S.  590ff.  Mömoires  d'Estrades  U  S.  40.  137.  156.  230. 
356.  m  S.  240  ff.  246  ff. 

^  S.  Alpen  I  S.  597  ff.    TUcking  S.  120  ff. 
*)  S.  oben  S.  227. 


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EiDleitang.  617 

treten,  er  war  so  vorläDfig  ausser  Stande,  irgend  etwas  gegen  die  Hollän- 
der zn  unternehmen,  aber  er  war  auf  das  tiefste  erbittert  durch  die  ihm 
von  denselben  widerfahrene  Behandlung  und  er  hat  sich  seitdem  mit  Rache- 
gedauken  gegen  dieselben  getragen.  £r  hat,  nachdem  der  Krieg  in  Ungarn 
schon  im  September  1664  sein  Ende  gefunden  hatte,  sich  noch  bis  Mitte 
October  in  Wien  aufgehalten,  obgleich  nach  wie  vor  Mitglied  der  Rheini- 
schen Allianz  war  er  doch  schon  im  vorhergehenden  Jahre  ^)  während  seines 
Aufenthaltes  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  zu  dem  kaiserlichen  Hof  in 
sehr  enge  Beziehungen  getreten,  welche  jetzt  noch  befestigt  wurden,  ohne 
Zweifel  hat  er  seine  gegen  die  Holländer  gerichteten  Pläne  demselben 
mitgetheilt  und  hat  von  dort  her  billigende  und  ermuthigende  Znsicherungen 
erhalten^),  hat  vielleicht')  seinerseits  in  Aussicht  gestellt,  Spanien  und 
den  Kaiser  gegen  Frankreich,  wenn  dieses  die  spanischen  Niederlande 
angreifen  sollte,  zu  unterstützen»  doch  ist  es  jedenfalls  zu  keinen  festen  Ab- 
machungen gekommen. 

Für  die  Ausführung  der  Rachepläne  des  Bischofs  schien  sich  bald  eine 
günstige  Gelegenheit  darzubieten.  Schon  im  Sommer  1664  hatten  die 
Streitigkeiten  zwischen  England  und  Holland  ihren  Anfang  genommen, 
welche  schon  damals  den  Ausbruch  eines  Krieges  zwischen  beiden  Seemächten 
voraussehen  Hessen,  zu  Ende  des  Jahres  kam  es  dann  zunächst  in  den  bei- 
derseitigen Colonieen  zu  Feindseligkeiten,  im  März  1665  erfolgte  die  officielle 
Kriegserklärung  von  seiten  Englands,  am  13.  Juni  wurde  eine  erste  grössere 
Seeschlacht  geliefert,  welche  für  die  Holländer  unglücklich  endigte.  Der 
Bischof  hat  diese  Gelegenheit  mit  dem  grössten  Eifer  ergriffen,  ganz  ins- 
geheim sandte  er  im  Frühling  1665  den  Obristlieutenant  v.  Wreden  nach 
England,  um  dem  Könige  ein  Bündnis  gegen  Holland  anzubieten,  und 
schon  nach  kurzen  Verhandlungen  wurde  am  13.  Juni  zu  London  ein  Ver- 
tragt) unterzeichnet,  in  welchem  der  Bischof  zusagte,  innerhalb  2  Monaten 
ein  Heer  von  20,000  Mann  zu  Fnss  und  10,000  Reitern  aufzubringen  und 
mit  demselben  gegen  die  Holländer  den  Krieg  zu  eröffnen,  wogegen  sich 
der  englische  König  zur  Zahlung  von  Subsidien,  und  zwar  für  die  ersten 
drei  Monate  von  500,000  Thalern  in  3  Raten,  und  für  jeden  folgenden  Monat, 
so  lange  der  Krieg  gemeinschaftlich  geführt  würde,  von  5();000  Thalern 
verpflichtete.  König  Karl  IL,  welcher  am  21.  Juli  diesen  Vertrag  ratifi- 
cierte,  sandte  darauf  Lord  William  Templean  den  Bischof,  dieser  ^)  begab 

0  Schon  l.Febrnar  1663  meldet  dieses  £  b  trade  s  seinem  Könige  (M6m.II  Ö.64). 

')  In  Cleve  wirft  20.  März  1666  der  mänstersche  dem  kaiserlichen  Gesandten 
vor  (ürk.  n.  Akt.  II  S.  377):  qne  Temperenr  son  maltre  avait  an  manvais  cod- 
aeil;  qn'il  embarqoait  les  princes,  qni  avaient  qaelqne  confiance  en  lui,  daos  des 
guerres  et  manvaises  affaires  et  aprds  les  abandonnait. 

^  So  vermntbet  Ludwig  XIV.,  e.  dessen  Schreiben  an  d'Estrades  vom 
29.  AaguBt  1665  (M6m.  d'Estrades  III  S.  357;. 

«)  8.  Alpen  I  S.  670 ff. 

^)  S.  dessen  Brief  an  seinen  Vater  vom  6.  September  1665  (bei  Wiens, 
Sammlung  fragmentarischer  Nachrichten  über  Christoph  Bemard  von  Galen,  Fürst- 
bischof zu  Münster  S.  99f.)  und  M^m.  d'Estrades  III  S.271  f. 


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618  n.    Der  MüDstersche  Krieg. 

sich  auch  ganz  iosgeheitn  dnrch  die  spanischen  Niederlande  ea  demselben 
nach  Coesfeld ,  brachte  dort  den  Traktat  zum  Abschlnss  and  Hess  darauf 
die  erste  Rate  der  Snbsidien  in  Antwerpen  an  den  Bischof  anssahlen. 
Schon  vorher  hatte  dieser  seine  Rüstungen  begonnen,  wnsste  aber  den 
Zweck  derselben  so  geschickt  zu  verbergen,  dass  sich  die  versohiedeoartig- 
sten  Gerüchte  darüber  verbreiteten  nnd  man  auch  in  Holland  trots  der 
Warnangen  Ludwig  XIY.  sorglos  blieb  und  es  verabsänmte,  rechtzeitig 
die  nöthigen  Vertheidigungsraassregeln  zu  trefifen.  Erst  Mitte  September 
Hess  der  Bischof  die  Maske  fallen ,  am  14.  September  sandte  er  an  die 
Generalstaaten  ein  Ultimatum  und  Hess,  ohne  die  Antwort  derselben  abzu- 
warten, seine  Truppen  von  verschiedenen  Seiten  in  die  niederländischen 
Provinzen  eindringen.  Freilich  hat  er  diesen  Krieg')  so  planlos  nnd  unge* 
schickt  geführt,  dass  er  auch  zu  Anfang,  obwohl  die  Holländer  völlig  über- 
rascht wurden,  nur  einen  Tbeil  des  platten  Landes  verwüstet  und  einige 
unbedeutende  Plätze  eingenommen  bat  und  dann,  nachdem  die  Holländer 
eilige  Rüstungen  getroffen  nnd  auf  ihre  Bitte  ihnen  ein  französisches  Hülfs- 
corps  geschickt  war,  bald  seinen  Fortschritten  Einhalt  gethan  worden  ist. 
In  jenem  Vertrage  des  Bischofs  mit  England  war  auch  dem  Kurfürsten 
von  Brandenburg  und  dem  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  der  Zutritt  zu 
dem  Bündnisse  gegen  Holland  und,  falls  sich  dieselben  dazu  verstehen  sollten, 
ein  Antheil  an  den  von  England  zu  zahlenden  Snbsidien  vorbehalten  worden 
woraus  ersichtlich  ist;  dass  man  damals  noch  die  Hoffnung  gehabt  hat,  aneh 
die  Bundesgenossenschaft  dieser  Fürsten,  welche  ebenfalls  vielfache  Unbilden 
von  den  Holländern  erlitten  hatten  und  in  manche  Streitigkeiten  mit  den- 
selben verwickelt  waren,  zu  gewinnen.  Versuche  dazu  hat  der  Bischof 
schon  vorher  bei  G^legenheic  und  unter  dem  Vorwande  der  Vermittelnng  der 
Streitigkeiten,  durch  welche  jene  beiden  Fürsten  bisher  einander  entfremdet 
waren,  gemacht.  Diese  Bemühungen  nnd  das  Verhalten  des  Kurfürsten 
denselben  gegenüber  sind  oben  in  dem  8.  Abschnitte  dargelegt  worden,  es 
hat  sich  dort  ergeben,  dass  der  Kurfürst,  welcher  allerdings  auch  entschlossen 
war,  die  Verwickelung  Hollands  in  den  englischen  Krieg  in  seinem  Interesse 
auszunützen ,  anfangs  auch  auf  jene  weiteren  Anträge  des  Bischofs  einge* 
gangen  ist,  so  dass  er  sogar  in  Dorsten  auch  über  eine  nähere  Vereinigung 
der  drei  Fürsten  behufs  gemeinschaftlicher  Geltendmachung  ihrer  Ansprüche 
gegen  Holland  verhandeln  liess,  dass  er  aber  nachher,  nachdem  er  erkannt 
hatte,  mit  wie  kühnen  und  gewaltthätigen  Absichten  sich  der  Bischof  trug, 
die  Ratification  jenes  dritten  Vertrages  verweigert  und  diese  Verhandlungen 
unter  dem  Vorwande,  sie  bis  zu  seiner  für  den  Sommer  beabsichtigten  Hin- 
kunft nach  Cleve  verschieben  zu  wollen,  abgebrochen  hat')>  während  Pf  als* 
Neubnrg  aus  Rücksicht  auf  Frankreich,  welches  das  ganze  Treiben 


0  S.  über  den  Verlauf  desselben  Aitzema  V  S.  642ff.  Alpen  I  S.688r. 
Täcking  S.  133 ff. 

^  8.  die  Rescripte  des  Kf.  vom  8./18.  März  (S.  542),  29.  März/8.  April  (S.  544) 
und  8./18.  April  1665  (S.  546). 


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EioleitQDg.  619 

des  Bischofs  mit  dem  grössten  Misstraaeo  ansah  und  aoch  in  jenem  zweiten 
zn  Dorsten  abgeschlossenen  Vertrage,  der  an  and  für  sich  sehr  onschnl- 
digen  Defensivallianz  zwischen  den  drei  Fürsten,  einen  im  österreichischen 
Interesse  gemachten  Versach  zar  Sprengung  der  Rheinischen  Allianz  er- 
blickte and  daher  demselben  entgegen  wirkte,  sich  schon  in  Dorsten  selbst 
von  jenen  weiterzielenden  Verhandlangen  zurückgezogen  and  jenen  Vertrag 
von  den  Seinigen  überhaupt  nicht  hat  unterzeichnen  lassen. 

In  diesem  Abschnitte  sind  aas  dem  sehr  umfangreichen  Aktenmateriale 
die  wichtigeren  Dokumente  zusammengestellt,  welche  die  Politik  des  Kur- 
fürsten während  des  Krieges  selbst  von  dem  Moment  an,  wo  die  kriege- 
rischen Pläne  des  Bischofs  zu  Tage  treten,  bis  zum  Abschluss  des  Clevi- 
schen  Friedens  veranschaulichen.  Diese  Politik  desselben  Ist  0  ganz  im 
Gegensatz  zu  dem  leidenschaftlichen,  rücksichtslosen  Auftreten  des  Bischofs 
eine  sehr  vorsichtige  und  weitblickende.  Wenn  irgend  einer  so  hatte  der  Kur- 
fürst Veranlassung,  über  das  Verhalten  der  niederländischen  Regierung  ent- 
rüstet zu  sein,  und  wohl  hat  er  den  Wunsch  gehegt,  bei  dieser  Oelegenheit 
dieselbe  zu  nöthigen,  wenigstens  einen  Tbeil  der  Ansprüche,  welche  er  an  sie 
zu  stellen  hatte,  zu  erfüllen,  aber  dadurch  hat  er  sich  in  seinen  entscheidenden 
Entschlüssen  nicht  bestimmen  lassen,  vielmehr  hat  er  erkannt,  dass  er  nach 
wie  vor  in  seinem  eigenen,  im  allgemein  protestantischen  und  im  europäischen 
Interesse  auf  die  Bundesgenossenschaft  mit  Holland  angewiesen  sei,  dass 
er  verhüten  helfen  müsse,  dass  dasselbe  nicht  dem  doppelten  Angriffe  von 
der  See  und  vom  Lande  her  erliege  oder  sich  ganz  in  die  Arme  Frankreichs 
werfe,  daher  hat  er  schliesslich  seine  Forderungen  auf  das  bescheidenste 
Maass  herabgestimmt,  um  den  Abschluss  des  Bündnisses  mit  Holland  trotz 
des  Uebelwollens  der  dort  herrschenden  Partei  zustande  zu  bringen,  und 
nachdem  dieses  gelungen,  hat  er,  um  den  unberechenbaren  Wechselfällen 
eines  auf  deutschem  Boden  zu  führenden  Krieges  zuvorzukommen,  sich  nach 
beiden  Seiten  hin  auf  das  äusserste  bemüht,  den  Frieden  herzustellen,  ehe 
er  selbst  die  Waffen  zu  erheben  brauchte,  und  hat  auch  dieses  Ziel  glück- 
lich erreicht.  Die  hier  publiclerten  Aktenstücke  lassen  sich  entsprechend 
den  verschiedenen  Richtungen,  welche  nach  einander  die  Politik  des  Kur- 
fürsten verfolgt,  in  4  Gruppen  sondern.  Die  erste  umfasst  die  Dokumente 
von  Mitte  Juli  bis  Mitte  Oktober  1665.  Dieselben  zeigen,  wie  der  Kurfürst, 
von  vorneherein  mit  dem  Unternehmen  des  Bischofs,  welches  den  Frieden 
auch  in  Deutschland  zu  stören  droht  und  dessen  letzte  Ziele  er  nicht 
zu  durchschauen  vermag,  unzufrieden,  auf  das  ihm  von  holländischer 
Seite  angesichts  der  von  demselben  drohenden  Gefahr  gemachte  Anerbieten 
einer  Erneuerung  der  früheren  Allianz  bereitwillig  eingeht,  aber  entschlossen 
ist,  bei  dieser  Gelegenheit  von  den  Holländern  die  Erfüllung  seiner  be- 
rechtigten und  schon  oft  wiederholten  Forderungen,  nämlich  die  Räumung 
wenigstens  eines  Theiles  seiner  clevlschen  Festungen,  eine  billige  Regelung 


>)  Vgl.  Droyaen  HI  3  S.Töff.,  der  ebeoBO  wie  Pufendorf  1.  X  §9—17 
(8.  647  ff.)  schon  einen  Theil  der  hier  poblicierten  Aktenstöcke  benutzt  hat. 


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620  11.     Der  MÜDStnrsche  Krieg. 

der  Hofeyserschen  Schaldsache  und  die  Ueberlassung  des  Genoeper  Zolls 
dorchzosetzen,  and  wie  er,  als  jene  darauf  nicht  eingehen  wollen,  sondern  in 
der  HofiPnung,  sich  von  anderswoher  billigere  Hülfe  verschaffen  zu  können,  sich 
an  diebrannschweigischeu  Herzoge  wenden  und  diese  um  Ueberlassung 
ihrer  Truppen  gegen  Subsidienzahluug  angehen,  um  sein  Ziel  doch  zu  er- 
reichen, sich  bemüht,  diese  Fürsten  zu  engem  Zusammengehen  mit  ihm  zu 
vermögen,  wie  er  aber  trotz  der  ihm  anfangs  gemachten  Zusagen  von  den- 
selben  im  Stich  gelassen  wird,  wie  er  indessen,  nachdem  er  zuerst  durch 
dieses  treulose  Verhalten  derselben  in  heftigen  Zorn  versetzt  ist,  sich  doch 
bald  beschwichtigen  lässt  und  wieder  in  ein  gewisses  Einvernehmen  mit  den- 
selben tritt.  Neben  den  Berliner  Archivalien  sind  hier  auch  einige  inter- 
essante Dokumente  aus  dem  Hannoverschen  Archive  aufgenommen  worden. 
Eine  zweite  Periode  bildet  die  Zeit  von  Mitte  October  bis  Anfang  Decem- 
ber  1665.  Der  Kurfürst,  besorgt  gemacht  namentlich  durch  das  Herbei- 
ziehen der  französischen  Hülfstruppen  durch  die  Holländer,  begiebt  sich 
selbst  mit  dem  grössten  Theile  seiner  vorhandenen  Truppen,  nachdem  er 
weitere  Rüstungen  angeordnet  hat,  nach  dem  Clevischen  und  bemuht  sich, 
um  weiteren  Verwickelungen  und  Gefahren  vorzubeugen,  eine  möglichst 
schnelle  Beendigung  des  Krieges  herbeizuführen,  zu  diesem  Zwecke  sucht 
er  eine  engere  Vereinigung  der  mächtigeren  benachbarten  protestantischen 
Fürsten,  auch  unter  Hinzuziehung  einiger  katholischer,  zustande  zu 
bringen,  er  verhandelt  deswegen  noch  in  Berlin  mit  dem  zu  ihm  gekomme- 
nen schwedischen  Gesandten  K leihe,  dann  unterwegs  mit  den  braun- 
schweigischen  Herzogen,  Hessen-Cassel  und  dem  Bischof  von 
Paderborn,  entsendet  zugleich  auch  noch  von  der  Reise  aus  v.  Schöning 
zum  Bischof  von  Münster,  um  diesem  seine  Vermittelung  anzutragen,  aber 
der  Bischof  weist  dieselbe  trotzig  zurück  und  auch  die  Bemühungen  des 
Kurfürsten  bei  jenen  anderen  Fürsten  haben  keinen  weiteren  Erfolg,  als 
dass  der  Herzog  von  Wolffenbüttel  und  der  Bischof  von  Paderborn, 
welcher  letztere  aus  besonderen  eigenen  Interessen  die  Beendigung  des 
Krieges  wünscht,  sich  bereit  zeigen,  auch  ihrerseits  auf  den  Bischof  von 
Münster  einzuwirken  und  ihn  zum  Frieden  zu  mahnen.  Ebensowenig  er- 
folgreich sind  die  gleichzeitig  im  Haag  fortgesetzten  Verhandlungen;  aller- 
dings zeigen  sich  Ende  October  und  Anfang  November  die  Generalstaaten 
geneigt,  die  Allianz  mit  dem  Kurfürsten  zu  erneuern,  ihm  die  eine  seiner 
clevischen  Festungen  Orsoy  zu  übergeben  und  ihm  für  die  Stellung  eines 
grösseren  Truppencorps,  als  er  durch  jene  Allianz  verpflichtet  sein  würde, 
Subsidlen  zu  zahlen,  und  der  Kurfürst  ist  bereit,  daraufhin  abzuschliessen, 
aber  nun  strebt  die  antioranische  Partei,  an  ihrer  Spitze  der  im  engsten 
Einvernehmen  mit  dem  französischen  Gesandten  stehende  Rathspensionär 
de  Witt,  der  von  der  Flotte  nach  dem  Haag  zurückgekehrt  ist,  die  schon 
gemachten  Zugeständnisse  wieder  rückgängig  zu  machen,  so  dass  man  sich 
jetzt  dort  nur  gewillt  zeigt,  dem  Kurfürten,  wenn  er  am  Kriege  gegen  Münster 
Theil  nehme,  entweder  die  Räumung  von  Orsoy  oder  Subsidien  zu  bewilligen, 
welche  Bedingungen  von  dem  Kurfürsten  verworfen  werden.    Derselbe  ver- 


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BioleitQDg.  621 

sucht  nun  eine  Vereinigaog  der  Stände  des  westfälischen  Kreises  zustande 
zu  bringen  und  dnrch  diese  auf  beide  kriegführenden  Theile  einwirken  zu 
lassen,  und  er  entsendet  deswegen  v.  S  c  b  ö  n  i  n  g  an  den  Kurfürsten  von  C  ö  1  n 
and  den  Pfalzgrafen  ?on  N  eu  b  u  r  g ,  aber  auch  hier  gelingt  es  ihm  nicht,  diesen 
eigentlichen  Zweck  zu  erreichen,  sondern  er  muss  sich  damit  begnügen,  dass 
auch  jene  beiden  Fürsten  zusagen,  seine  Friedensbemühungen  bei  dem  Bischof 
von  Münster  zu  unterstützen.  Eine  dritte  Gruppe  bilden  die  Dokumente  aus 
der  Zeit  von  Anfang  December  1665  bis  Mitte  Februar  1666.  In  dieser  Zeit 
gestalten  sich  die  Verhältnisse  für  den  Kurfürsten  dadurch  günstiger,  dass 
einerseits  auch  der  Kaiser  sich  durch  seinen  Gesandten  F  r  i  q  u  e  t  im  Haag  um 
die  Herstellung  des  Friedens  bemüht  und  dass  es  diesem  gelingt,  mit  de  Witt 
ein  Frieden sproject  zu  fereinbaren,  welches  dann  der  ursprünglich  an  den 
Kurfürsten  geschickte  kaiserliche  Gesandte  de  Goes  dem  Bischof  überbringt, 
dass  andererseits  König  Ludwig  XIV.  von  Frankreich,  freilich  aus  ganz 
anderen  Absichten,  um  die  Durchführung  seiner  auf  die  Erwerbung  der 
spanischen  Niederlande  gerichteten  Pläne  zu  erleichtern,  den  Münsterschen 
Krieg  zu  beendigen  und  den  Kurfürsten  enger  an  sich  zu  ketten  wünscht 
und  daher  den  Abschluss  des  Bündnisses  desselben  mit  Holland  befördert, 
dass  endlich  der  Kurfürst  selbst,  um  dieses  zu  erreichen,  den  Holländern 
entgegenkommt,  die  Forderung  der  Räumung  seiner  clevischen  Plätze  vor- 
läufig fallen  lässt  und  die  ihm  von  englischer  Seite  durch  den  nach  Cleve 
geschickten  Gesandten  Vane  gemachten  Anerbietungen  zurückweist.  So 
werden  die  Verhandlungen  mit  Holland  zunächst  im  Haag  und  dann  seit 
Ende  Januar  1666,  nachdem  v.  Beverning  als  holländischer  Bevollmäch- 
tigter nach  Cleve  gekommen  ist,  dort  fortgesetzt  und  nach  vielen  Schwie- 
rigkeiten, welche  das  Uebelwollen  und  die  Hartnäckigkeit  der  in  Holland 
herrschenden  Partei  bereitet,  werden  endlich  unter  Mitwirkung  des  auch 
dorthin  gekommenen  französischen  Gesandten  Colbert-Croissi  am  16.  Fe- 
bruar die  beiden  Verträge  abgeschlossen,  durch  welche  die  Allianz  des 
Kurfürsten  mit  Holland  vom  Jahre  1655  mit  einigen  Modificationen  erneuert 
wird  und  der  Kurfürst  sich  verpflichtet,  gegen  Zahlung  von  Subsidien  mit 
einer  eigenen  Armee  von  12,000  Mann  an  dem  Kriege  gegen  den  Bischof 
von  Münster  Theil  zu  nehmen,  sich  aber  ausbedingt,  zunächst  bis  zu  der 
Ratification  dieser  Verträge,  welche  in  14  Tagen  erfolgen  soll,  noch  einen 
neuen  Versuch  machen  zu  dürfen,  den  Bischof  zum  Frieden  unter  jenen 
im  Haag  projectierten  Bedingungen  zu  bewegen,  üeber  die  mit  Bever- 
ning in  Cleve  geführten  Verhandlungen  sind  brandenburgischerseits  so 
gut  wie  garkeine  Aufzeichnungen  vorhanden,  als  Ergänzung  müssen  hier 
die  im  2.  und  3.  Bande  dieses  Werkes  veröffentlichten  französischen  und 
holländischen  Quellen,  die  Relationen  und  Correspondenzen  Colberts 
und  Bevernings  dienen.  Die  vierte  Gruppe  endlich  behandelt  die  von 
Ende  Februar  bis  Ende  April  1666  geführten  Friedensverhandlungen.  Sie 
amfasst  zunächst  die  Akten  der  Gesandtschaft  Fr.  v.  Jena's,  welcher  Ende 
Februar  von  dem  Kurfürsten  an  den  Bischof  von  Münster  geschickt 
wird,  um  diesen  zur  Annahme  der  im  Haag  aufgestellten  Friedensbedin- 


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622  11.    Der  MuDSterscbe  Krieg. 

gnngen  zu  bewegen,  nnd  die  gleichzeitige  Gorrespoodeoz  des  Eurfürsten 
mit  seinen  Gesandten  im  Haag,  welche  dort  eine  tbeilweise  Milderung 
dieser  Bedingungen  erwirken  sollen.  Daran  reiht  sich  das  im  Auszüge  mit- 
getheilte  Journal  C.  C.  v.  Blumenthals  über  seine  Gesandtschaft  nach 
Paris  (Febrnar  —  März  1666),  welche  allerdings  nicht  unmittelbar  die 
Münstersche  Angelegenheit  zum  Gegenstande  hat,  aber  doch  in  diesen  Zn- 
sammenhang hineingehört,  dann  die  auf  die  Sendung  Joh.  de  Beyers  an 
den  Kurfürsten  von  Cöln  (Ende  Februar  und  Anfang  März)  bezüglichen 
Papiere.  Der  Zweck,  welchen  der  Kurfürst  bei  derselben  im  Auge  hat, 
nämlich  diesen  Fürsten  zu  bewegen,  seine  Friedensbemühungen  bei  dem 
Bischof  von  Münster  zu  unterstützen,  wird  nicht  erreicht,  allerdings  sagt 
derselbe  seine  Mitwirkung  zu,  seine  Bevollmächtigten  aber  haben  sowohl 
in  Münster  als  auch  nachher  in  Gleve  in  einer  mehr  dem  Zustandekommen 
des  Friedens  hinderlichen  als  dasselbe  fördernden  Weise  gewirkt;  auf  das 
Verhalten  der  leitenden  Rathgeber  desselben,  der  beiden  Fürstenberg, 
werfen  anch  die  ganz  zuletzt  abgedruckten  Schriftstücke  ein  sehr  eigen- 
thümliches  Licht.  Endlich  ist  hier  in  etwas  verkürzter  Gestalt  das  von 
brandenburgischer  Seite  über  die  Friedensverhandlungen  in  Cleve  (28.  März 
bis  20.  April  1666)  abgefasste  Diarium  publiciert  worden.  Dasselbe  giebt 
natürlich  nur  über  die  äusseren  Vorgänge  Auskunft,  zur  Ergänzung  sind 
heranzuziehen  die  von  Aitzema  mitgetheilten  Auszüge  aus  den  Relationen 
Bevernings  und  die  in  Band  2  publicierten  Depeschen  Golberts,  ans 
denen  man  vieles  von  dem,  was  hinter  den  Goulissen  entweder  wirklich 
oder  wenigstens  nach  der  Meinung  des  französischen  Diplomaten  geschehen 
ist,  erfährt.  Endlich  ist  hier  noch  in  den  Anmerkungen  die  Correspondent 
der  Münsterschen  Gesandten  v.  Schmising  und  Wiedenbrück  mit 
ihrem  Herren,  welche  in  dem  Geh.  Staatsarchiv  zu  Münster  aufbewahrt  wird 
und  deren  Benutzung  dem  Herausgeber  freundlichst  gestattet  worden  ist, 
verwerthet  worden.  Dieselbe  ist  namentlich  dess wegen  von  Interesse, 
weil  sie  zeigt,  dass  der  Bischof  sich  fortgesetzt  mit  der  Hofifnung  getragen 
hat,  durch  geheime  Verhandlungen  mit  Frankreich  günstigere  Bedin- 
gungen erlangen  zu  können,  und  dass  er  dann  wiederum  zuletzt  durch  den 
aufs  neue  an  ihn  gesendeten  William  Temple  beinahe  dahin  gebracht 
worden  ist,  das  ganze  Friedens  werk  scheitern  zu  lassen. 

Der  Münstersche  Krieg  hat  den  Kurfürsten  veranlasst,  seine  Armee  be- 
deutend zu  vergrössern  und  den  grössten  Theil  derselben  nach  seinen  rhei- 
nisch-westfälischen Gebieten  hin  zu  verlegen.  Das  darauf  bezügliche  auch 
ziemlich  reichhaltige  Aktenmaterial  hat  hier  nicht  berücksichtigt  werden 
können,  eine  Darstellung  jener  militärischen  Massregeln  hat  der  Heraus- 
geber an  einer  anderen  Stelle  ^)  gegeben. 

')  Hirsch,  Die  Armee  des  QroBsen  Karfarsten  nod  ihre  Uoterhaltang  wäh- 
rend der  Jahre  1660-1666  (Hißt.  Zeitschr.  N.  P.  XVn  8.  244ff.). 


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Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.     D.  Cöln 
4./[14.]  Juli  1665. 

[Die  ▼erdächtigeD  RaBtongen  des  BiBcbofs,  Mabnang,  dieselben  eiosusteileD.] 

Er  hat  von  deo  RüstoDgeo  des   Bischofs  und  der  AnsammloDg  vonl4.  JqH. 
Trappen  desselben  bei  Höxter  Nachricht  erhalten i). 

—  Ob  wir  nun  wohl  nicht  eigentlich  wissen,  —  was  Ew.  Ld.  desfals 
fttr  ein  Dessein  haben  mögen,  so  können  wir  dennoch  nicht  anders  ab- 
nehmen, dann  dass  daraus  leichtlich  ein  und  andere  Weiterung  entstehen, 
der  Niedersftchsische  Kreis  dadurch  in  Unruhe  gesetzet  und  wir  nebst  an- 
deren Fürsten  und  Gliedern  des  Reichs  wegen  unserer  darein  habenden 
Lande  und  absonderlichen  Interesse  leichtlich  impliciret  werden  dörfften, 
massen  dann  dem  Verlaut  nach  der  Herzogen  Augusti  und  George  Wil- 
helms  zu  Braunschweig  und  Lüneburg  Ld.  Ld.  auf  diese  Ew.  Ld. 
Action  albereit  reflectiret  und  zu  Unterbrechung  Ew.  Ld.  Desseins  und 
allem  besorgenden  Unheil  —  fürzukommen,  dero  Truppen  zu  Boss 
und  Fuss  nach  der  Weser  wärts  zu  marchiren  beordert,  denen  wir 
dann  aus  obangeführten  Ursachen  und  wegen  unserer  mit  dem  Hause 
Braunschweig  habenden  particular  Verbündnis  noth wendig  folgen 
und  zum  weinigsten  auf  Ew.  Ld.  actiones  ein  wachsames  Auge  mit 


0  Darob  ein  Schreiben  der  Herzoge  An  gast  und  Georg  Wilhelm  von 
Brannscbweig  vom  29.  Juni/ 9.  Juli  1666,  in  welchem  ihm  diese  2agleicb  mit- 
theilten, dats  sie  ihren  Trappen  bereits  Ordre  ertheilt  hätten,  nach  der  Weser 
BQ  marschieren,  und  ihn  aufforderten,  seine  im  Mindischen  und  Halberstadtischen 
atehenden  Trappen  bereit  zu  halten  und  dieselben,  falls  die  Munsterschen  etwas 
Gefährliches  vornehmen  sollten,  sich  mit  den  ihrigen  vereinigen  zu  lassen.  Kf. 
hatte  (d.  Cöln  a.  d.  8p.  4./14.  Juli  1665)  dieses  zugesagt  und  die  betreffenden 
militärischen  Ordres  ergehen  lassen.  Vgl.  Köcher  I  S.  424f.  und  oben  Ab- 
schnitt 9  S.  5b2f. 


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624  11*    £>«r  MÜDStersche  Krieg. 

halten  rnttssten.  Weil  wir  aber  viel  lieber  alle  gefährliche  Weiterungen 
verhütet  —  sehen  möchten,  als  haben  wir  Ew.  Ld.  zuforderst  —  wohl- 
meinentlich  abmahnen  und  —  ersuchen  wollen,  dass  Sie  diese  —  Ar- 
matur einstellen  —  und  jedermänniglich  alle  Ombrage  und  schäd- 
lichen Verdacht,  woraus  leichtlich  mehr  Ungelegenheit  entstehen  kann, 
zu  benehmen  ihro  gefallen  lassen  wollten  *). 


Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  den  Kurfttrsten. 
D.  Sassenberg  23.  Juli  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  4./14.  Juli.    Die  TrappeDaDsammliiDgeD  bei  Höxter  sind 
durch  deD  LünebiirgischeD  Erbfolgestreit  veranlaset.] 

23.  Juli.  —  Mögen  Ew.  Gnd.  und  Ld.  —  nicht  verhalten,  dass  wohl  nicht 
ohne,  dass  von  uns  einige  Völker  nach  vorgemelten  unseren  Stift  und 
Stadt  —  abgeschickt,  und  weilen  solches  zu  unserer  eigenen  und  ge- 
meinen Versicherung  angesehen  und  wir  dazu  durch  die  zwischen 
beiden  Herren  GebrQderen  und  Herzogen  zu  Braun  schweig  und 
Lttnenburg  vorschwebende  Differentien  veranlasset  worden,  alss 
können  Ew.  Gnd.  und  Ld.  und  andere,  welchen  solches  nur  recht 
vorkombt,  leichtlich  ermessen,  dass  uns  nicht  dienlich  und  einzurathen 
sein  werde,  unsere  Völker  aus  vorgemeltem  unserem  Stift  zurflckzu- 
ziehen,  aisslang  vorgemelte  Differentien  —  in  voller  Glut  von  sich 
leuchten  noch  die  Armatur  in  der  Nachbarschaft  sowohl  dieses  als 
unseres  Stifts  Corvey  wird  eingestellet  werden.  —  Also  können 
wir  auch  wohl  nicht  finden,  wie  der  Herren  Herzoge  Augusti  und 
Georg  Wilhelms  —  Ld.  Ld.  darauf  solche  Reflection  zu  machen  ha- 
ben, dass  sie  ihre  Trouppen  zu  Unterbrechung  solchen  Desseins  — 
nach  der  Weser  zu  marchiren  beordert,  sondern  sein  vielmehr  der  Mei- 
nung, dass  vorgemelt  Ihre  Ld.  Ld.  so  wenig  unsere  Verfassung  als 
wir  die  ihrige  verdächtig  zu  halten  haben.  — 

Sobald  jener  Streit  beendigt  ist,  wird  er  seine  Truppen  von  der  Weser 
wieder  abführen. 


*)  Unter  deniBelben  Oatam  erlässt  Kf.  anch  ein  Schreiben  an  den  Kaiser, 
in  welchem  er  dieeem  von  den  verdäcütigen  Rnstongen  des  Bischöfe  Nachricht 
giebt  and  ihn  ersucht,  denselben  znr  Einstellung  derselben  su  ermahnen,  am 
folgenden  Tage  schreibt  er  an  den  schwedischen  Beichsfeldherren ,  Grafen 
W  ran  gel  und  ersucht  diesen,  bei  seiner  jetzigen  Anwesenheit  in  Schweden 
dabin  zu  wirken,  dass  dort  für  Erhaltung  der  Ruhe  im  Nieders&chsischen  Kreise 
gesorgt  werde. 


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Die  RustQDgeo  des  Bischofs  vod  Münster.  625 

Der  Kurfürst  an  die  Herzoge  Augustus  und  Georg  Wilhelm 

zu  Braunschweig  und  Lüneburg.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

25.  Juli/[4.  August]  1665. 

[Die  Rüstnogen  des  Bischofs  von  Münster  sind  gegen  die  Niederlande  gerichtet, 
Gefahren  für  das  Reich,  Erbieten  sich  selbst  nach  dem  Westfälischen  Kreise 

zu  begeben.] 

£r  tbeilt  ihnen  eine  Abschrift  der  von  dem  Bischof  von  Münster  anf  4.  Aug. 
sein  Abmahnungsschreiben  eingegangenen  Antwort  mit. 

Zwar  müssen  wir  an  seinen  Ort  gestellet  sein  lassen  und  können 
nicht  eigentlich  wissen,  ob  die  in  mehrged.  Bischoffen  Schreiben  an- 
gezogene Ursache  eben  die  rechte  und  wahrhafte  sein  —  sonsten  haben 
wir  wohl  allezeit  dafQr  gehalten,  dass  oftged.  Bischoffen  Ld.  wider 
Ew.  Ld.  und  dero  Lande  nichts  tentiren  würde.  Aldieweil  aber  — 
jetzo  nicht  allein  überall  erschallen  will,  dass  oftged.  Bischoffen  Ld. 
diese  Armatur  zu  des  Königs  von  Engelland  besten  wider  die  Ver- 
einigte Niederlande  anstelle,  besondern  auch  der  Eönigl.  Frantzo- 
sischer  Gesandter  im  Haag  dieses  des  Bischoffs  dessein  dem  Staat 
öffentlich  und  schriftlich  notificiret  —  und  da,  wan  diesem  zufolge  der 
König  in  Frankreich  den  Staaten  eine  armäe  zu  Hülfe  wider  den  Bischof 
schicken  würde,  daraus  nichts  gewissers  zu  besorgen,  dan  dass  das 
Römische  Reich,  vornemblich  aber  der  Westpiälische  und  Nieder-Säch- 
sische Crayss  zugleich  in  solchen  Krieg  impliciret  —  werden  dörffte, 
alss  haben  wir  nicht  unterlassen  können,  Ew.  Ld.  hieraus  vertraulich 
zu  communiciren  — .  Wan  auch  Ew.  Ld.  dafür  halten  möchten,  dass 
dergleichen  Unheil  desto  besser  vorzukommen  unsere  Gegenwart  im 
Westfälischen  Kreise  nöthig  wäre,  so  seind  wir  des  Erbietens,  unge- 
achtet aus  vielen  erheblichen  Ursachen  unsere  Kegenwart  alhier  wohl 
am  nöthigsten  wäre,  uns  förderlichst  dahin  zu  verfügen.  — 


Der  Kurfürst  an  W.  W.  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
23.  Juli/ [4.  August]  1665. 

[Bereitwilligkeit  snr  EraeneraDg  der  Allianz  mit  den  Staaten,  zu  fordernde 

Bediognngen.] 

—  Nun  können  wir  zwar  nicht  mit  Oewissheit  urtheilen,  dass  der  4.  Aug. 
Bischof  von  Münster  wider  den  Staat  etwas  tentiren  solle,  wiewohl 

>)  S.  M^moires  d'Estrades  III  8.  243flr. 

Mater.  «.  Oetch.  <J.  G.  Kurfürsten.    2tl.  4Q 


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626  11-    ^^^  MdDstersche  Krieg. 

die  Armatur  dennoch  so  beschaffen,  dass  der  Staat  darauf  Reflexion 
zu  nehmen  grosse  Ursach  hat.  Dahero  Ihr  dann  sehr  wohl  gethan, 
dass  Ihr  denen  commissariis  die  Gefahr  vorgestellet,  und  ist  uns  lieb, 
dass  der  Punkt  von  der  Allianz  wiederumb  auf  die  Bahn  gebracht 
worden^),  nur  allein  wird  uns  garnicht  dienlich  sein,  dass  darron 
auf  solche  Art  geredet  werde,  als  wan  es  uns  so  gross  darumb  zu 
thun  sei,  sondern  es  wird  genug  sein,  wan  Ihr  ihnen  die  Versicherung 
thut,  dass  wir  kein  Bedenken  tragen  würden,  eine  Allianz  mit  ihnen 
aufzurichten,  im  Fall  sie  sich  auch  hinwiederumb  also  gegen  uns  be- 
zeigen wollen,  dass  wir  daraus  verspüren  könnten,  dass  sie  unser 
Interesse  nicht  gar,  wie  bisher  geschehen,  hindansetzen  wollen.  So- 
viel nun  1)  Die  Evacuation  der  besetzten  Clevischen  Städte  betrifft, 
wollten  wir  —  anitzo  auf  deren  aller  Evacuation  so  stark  nicht  dringen, 
jedoch  dass 

2)  weil  doch  dem  Staat  alle  die  Oerter  zu  besetzen  nicht  nöthig 
wäre,  uns  anitzo  alsofort  einer  derselben  übergeben  würde,  dessen 
Benennung  Ihr  zu  Anfang  wohl  dem  Staat  freistellen  könnet,  sollten 
sie  aber  solches  nicht  thun  wollen,  hättet  Ihr  zu  verstehen  zu  geben, 
dass  Ihr  hofftet,  wir  würden  und  diesesmal  wohl  mit  Orsoi  vergnügen. 

3)  Dass  die  Prätension  wegen  der  Hufeiserschen  Schuldforderung 
entweder  gänzlich  aufgehoben,  worauf  Ihr  dann  bis  aufs  letzt  zu  be- 
stehen, oder  doch  auf  solchen  Fuss  gerichtet  werde,  dass  wir  hinftiro 
nicht  gefähr^t,  noch,  wie  bisher  geschehen,  mit  Executionen  bedräuet 
werden  dürften, 

4)  dass  der  Genneper  Zoll,  welchen  wir  ohne  das  nicht  länger 
in  ihren  Händen  lassen  können,  uns  sofort  gutwillig  abgetreten  werde, 


0  Schon  za  Anfang  des  Jahres  1665  hatte  die  holländische  Regierung  im 
Hinblick  auf  den  englischen  Krieg  eine  Annahrung  an  den  Kf.  versucht;  dessen 
Resident  im  Haag,  Joh.  Gopes  meldet  19./29.  Februar  1665,  die  Gedanken  der 
Regenten  gingen  dahin,  sich  mit  Ef.  in  bessere  Verstand  su  setzen,  der  Raths- 
pensionär  de  Witt  habe  ihn  Teranlasst,  Blaspeil  aufzufordern,  hierher  zu 
kommen,  es  sei  zwar  alles  auf  die  Verhandlung  über  die  Hofeysersche  Schuld 
angesehen,  konnte  aber  wohl  nähere  Handlung  geben,  Kf.  hatte  sich  aber  damals 
•ehr  zurückhaltend  gezeigt  und  sich  geweigert,  vor  Erledigung  jener  Schuldsache 
in  nähere  Unterhandlungen  zu  treten  s.  Drk.  u.  Akt.  III  S.  145.  Jetzt,  ange- 
sichts der  auch  von  dem  Bischof  von  Munster  her  drohenden  Gefahr,  hatten 
die  G.Staaten  (29.  Juli  1665)  die  Deputierten  für  die  brandenburgischen  An- 
gelegenheiten beauftragt,  die  brandenburgischen  Minister  zu  sondieren,  ob  die- 
selben bevollmächtigt  seien,  die  früher  (1663)  über  die  Erneuerung  der  Allianz 
von  1655  geführten  Unterhandlungen  fortzusetzen  s.  ebendas.  S.  150. 


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VerhandloDgen  im  Haag  wegen  Erneaernog  der  Allianz.  627 

5)  dass  ein  gewisses  Reglement  aufgerichtet  werde,  wie  weit  die 
Gouverneurs  in  den  Festungen  zu  verfahren  haben  — . 

Dieweiln  uns  auch  von  unterschiedlichen  anderen  Orten  solche 
Tractaten  offeriret  werden^),  die  zwar  mit  einer  solchen  Allianz  mit 
den  Staaten  nicht  compatibel  sein  möchten,  uns  aber  und  unserem 
Hause  überaus  vortheilhaftig  fallen,  so  habet  Ihr  ihnen  nur  alsofort 
anzudeuten,  dass  wir  hierQber  ehestens  categorische  Antwort  und  Re- 
solution haben  müssten,  damit  wir  nicht  zu  unserem  Präjudiz  und 
Nachtheil  vorgedachte  Tractaten  verscherzten,  wie  wir  denn  die  Ver- 
zögerung ihrer  Resolution  vor  einen  refus  annehmen  und  halten 
würden.  — 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.'s'Gravenhage  8.  August/ 29.  Juli  1665. 

[Ihre  Antwort  auf  den  Antrag  der  holländischen  Deputierten  wegen  Ernenerung 
der  Allianz,  Forderung  der  Rückgabe  der  cleviechen  Festangen,  Gespräche  mit 

Downing  nud  Eetrades.] 

Die  Staatischen  Deputierten  haben  bei  Auswechslung  des  Compromisses  8.  Aug 
in  der  Hofeyserschen  Schuldsache')  zugleich  auch  die  Prolongation 
und  Emeueruog  der  Allianz  zwischen  Ef.  und  den  Staaten  beantragt;  sie 
haben  geantwortet,  daran,  dass  diese  Prolongation  nicht  schon  früher  ge- 
schehen, seien  die  Holländer  schuld,  es  hätten  sich  auch  seither  viele  Dinge 
geändert,  der  Staat  sei  mit  England  in  offenen  Krieg  gerathen,  Kf.  sei  mit 
Frankreich  in  nähere  Yerbündnis  getreten  und  habe  mit  den  Nach- 
baren im  Westfälischen  Kreise  mehrere  Freundschaft  gestiftet,  er  habe 
allerdings  bei  allem  diesem  des  Staats  nicht  vergessen,  sich  nirgend  en- 
gagiert und  freie  Hand  behalten,  doch  müsste  bei  Erneuerung  der  Allianz 
dieses  alles  in  Obacht  genommen  werden.  Sie  seien  bereit,  auf  ihre  früher 
erhaltene  Vollmacht  die  Handlung  anzutreten,  doch  müssten  sie  gleich  er- 
klären, dass  Ef.  ihnen  befohlen,  auf  Restitution  seiner  Clevischen  Städte 
zu  dringen,  und  dass  es  nöthig  sei,  sich  zunächst  dieses  Punktes  halber  zu 
vergleichen.  Die  Staatischen  Deputierren  fanden  sich  etwas  verlegen  und 
erklärten,  da  sie  davon  nichts  in  Commission  hätten,  es  ihren  Principalen 
hinterbringen  zu  müssen,  sie  haben  noch  denselben  Tag  in  der  Generalität 
mündlichen  Vortrag  gethan,  auch  dort  ist  man  nicht  wenig  verlegen  ge- 


^)  üeber  die  dem  Kf.  von  England  gemachten  Anerbietnngen  s.  Pnfen- 
dorf  X  §  5  S.  644f.  und  oben  Abschn.  9  S.  615  f. 

^'  S.  diesen  Compromiss  vom  1.  August  1665  bei  Aitzema  V  S.  527,  Lon- 
dorp  IX  S.414.  Vgl.  Urk.  u.  Akt.  lU  S.  145.  M^moires  d'Estrades  m 
S.  124.  233. 

40* 


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628  11*    I^or  Muostersche  Krieg. 

wesen,  da  man  die  Städte  nicht  gern  abtreten ,  aber  andererseits  mit  Kf.  in 
nähere  Freundschaft  treten  möchte,  man  hat  daher  beschlossen,  die  Hand- 
lung fortzusetzen.  Sie  sind,  damit  nicht  der  Verdacht  entstehe,  als  wenn 
Kf.  mitHolland  gegen  England  anspannen  wollte,  zudem  englischen 
Envoy6  gegangen;  als  er  vernommen,  dass  sie  die  Rückgabe  der  Clevi- 
sehen  Städte  verlangt,  worauf  der  Staat,  seiner  Meinung  nach,  nimmer  ein- 
gehen würde,  war  er  sehr  zufrieden  und  sagte,  wenn  Kf.  sich  der  jetzigen 
Conjnnctur  wohl  bediente,  würde  er  seine  Städte,  es  wäre  dem  Staat  lieb 
oder  leid,  wohl  wiederbekommen.  Da  die  Holländer  sich  bemühen,  K.Cö  In 
und  Pfalz-Neuburg,  deren  Prätensionen  nicht  gar  gross  sind,  zu  be- 
friedigen und  so  in  Ruhe  zu  halten,  und  andere  protestierende  Fürsten  zu 
gewinnen,  so  schlagen  Ges.  vor,  dass  Kf.  mit  Braun  schweig,  Hessen  und 
anderen  protestierenden  Fürsten,  namentlich  im  Westfälischen  und  Nieder- 
sächsischen Kreise,  in  nähere  Gorrespondenz  trete  und  es  dahin  zu  bringen 
suche,  dass,  wenn  der  Staat  von  diesen  Assistenz  begehrte,  sie  darein  nur 
unter  der  Bedingung,  dass  der  Staat  zuförderst  dem  Kf.  Satisfaction  gebe, 
willigten,  da  hier  weder  durch  Bedräuungen,  noch  durch  Reflexion  auf  das 
Zukünftige,  sondern  nur  durch  Furcht  oder  andringende  Noth  etwas  zu  er- 
halten ist.  Da  Ges.  gehört,  dass  die  Staaten  sich  wegen  der  Cle vischen 
Städte  auf  die  Garantie,  welche  ihnen  Frankreich  in  dem  Allianz  vertrage 
von  1662  *)  zugesichert,  verlassen  ,  Frankreich  aber  in  der  nachher  mit 
Kf.  geschlossenen  Allianz ')  denselben  bei  dem  Seinigen  zu  manutenicren  in 
solchen  terminis  versprochen,  dass  darunter  jene  Städte  verstanden  werden 
müssen,  so  haben  sie  deswegen  mit  dem  französischen  Gesandten  d'Estra- 
des  geredet.  Sie  merkten,  dass  er  auch  von  selten  der  Staaten  schon  des- 
wegen angesprochen  und  ziemlich  präoccupiert  war,  er  meinte,  dass  die 
Cle  vischen  Städte  besser  in  der  Staaten  als  in  des  Kf.  Händen  wären, 
doch  erklärte  er  nachher,  er  hätte  darüber  keine  Ordre  von  seinem  Könige  ; 
Ges.  rathen  daher,  dass  Kf.  sich  in  Paris  bei  Lionne  nach  des  Königs 
eigentlicher  Meinung  erkundigen  lasse. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
l./ll.  August  1665. 

[Die  Holländer  sucheo  die  Allianz  verhandlangen  zu  verzögern.] 

11.  Aug.  Sie  haben  trotz  der  ihnen  anfänglich  gemachten  Vertröstungen  am  8. 

Nachricht  erhalten,  dass  der  Staat  ihnen  keine  Gonfereuz  anbieten,  sondern 


1)  Der  AUianzvertrag  vom  27.  April  1662  (M^moires  d'Estrades  I  S.  Iff- 
DamoDt  VI  2  S.  4 12 ff.). 

«)  Vom  6.  März  1664  8.  Pufendorf  IX  §60  (S.  602).  Urk.  u.  Akt  IX 
S.  692. 


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Vorhand luDgeo  im  Haag  wegen  Ernenernng  der   Allianz.  629 

die  Sache  lieber  auf  die  lange  Bahn  schieben  und  abwarten  wolle,  wie  es 
sich  mit  England  und  Frankreich  schicken  werde,  zumal  da  zu  der- 
selben Zeit  die  Nachricht  ?on  de  Ruyters^)  glücklicher  Ankunft  allgemeincä 
Frohlocken  und  die  Meinung,  dass  nun  alle  Schwierigkeiten  überwunden 
seien,  verbreitet  hat.  Sie  haben  daher,  da  der  Staat  ihnen  die  Schuld,  dass 
die  Handlung  nicht  vor  sich  ginge,  'hat  aufbürden  wollen,  ein  Memorial') 
an  demselben  Tage  übergeben,  in  welchem  sie  sich  zu  dechargieren  gesucht. 
Wenn  dieses  Allianzwerk  befördert  werden  soll,  so  muss  ein  anderer  Keil  ge- 
braucht werden,  denn  man  hofft  hier  auf  die  Macht  von  Frankreich  und 
auf  die  Hülfe  einiger  deutschen  Fürsten,  namentlich  der  Herzoge  von  Han- 
nover und  Celle.  Sie  wollen  sich  nach  Cleve  zurückbegeben  und  des 
Kf.  weitere  Verordnung  erwarten,  damit  nicht,  wenn  sie  blieben,  es  bei 
diesen  seltsamen  Leuten  das  Ansehen  gewinne,  als  wenn  sie  mehr  als  jene 
um  die  Allianz  verlegen  seien.') 


Geheimenrathsprotokoll.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
7./ 17.  August  1665. 

praes.  S.  Cbf.  D.  I.  F.  0.  za  Anhalt.  H.  Graf  Dona.  Freih.  v.  Schwerin. 
Freib.  v.  Loben.  H.  v.  Plateo.  H.  v.  Canatein.  Freih.  v.  Blumen- 
thal.   H.  v.  Brand.    H.  Koppen. 

[Ob  68  jetzt  gerathen,  mit  Holland  in  Allianz  zu  treten.] 

—  H.  G.  V.  Dona:  S.  Chf.  D.  könnten  durch  diese  Allianz  bei  17.  Aug. 
gegenwärtigen  Conjuncturen  viel  zu  hoflFen,  so  sonst  nicht  zu  erhalten, 
wo  nichts,    so  contra  Engel land  stritte;    was  Frankreich    in  der 
Sache  thun  würde,  erst  abzusehen,  item  ob  auch  Holland  es  suche. 

3)  H.  0.^)  Bei  allen  Allianzen  pflegt  man  zu  sehen,  dass  die 
All.  zu  Versicherung  des  Staats  und  Erhaltung  Friede.  —  Cum  Anglia 
haben  S.  Chf.  D.  eine  Allianz,  und  wann  sie  durante  hello   sich  in 


0  S.  Aitzema  V  S.  469 ff.  Wicquefort,  Bist,  des  provincea  noies  III 
S.  203. 

«)  8.  ürk.  u.  Akt.  III  S.  151. 

')  Kf.  in  seiner  Antwort  auf  diese  beiden  Relationen  (d.  Coln  a.  d.  Spr. 
8./18.  Aagust  1665)  billigt  das  Verhalten  der  Gesandten  nnd  weist  sie  an,  wenn 
von  bolläDdischer  Seite  ihm  nicht  besondere  Vortheile  angeboten  würden,  eich 
in  keine  wirklieben  Tractaten  einzalaeseu  und  namentlich  za  verhüten,  dass  man 
nicht  englischerseits  auf  den  Gedanken  komme,  als  ob  er  die  bisher  so  emsig 
gesnchte  Freundschaft  mit  dem  englischen  Könige  auf  einmal  fahren  lassen 
wolle. 

*)  0. Präsident  v.  Schwerin. 


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630  11-    ^®f  Müostersche  Krieg. 

AlliaDz  mit  Holland  einliessen,  würden  sie  England  disgustiren.  — 
Sed  his  non  obstantibus,  wann  von  den  Staaten  eine  Vorschläge 
thäten,  mttsste  man  sehen,  wie  man  es  einrichtete,  dass  es  den  König 
nicht  disgustiren  könnte.  S.  Chf.  D.  hätten  vor  diesem  den  Staaten 
Allianz  destiniret  wegen  Hamburg,  weil  sie  aber  sagen,  ihre  Maxime 
wäre,  dass  es  also  divitiret  bleibe,  so  sehe  nicht,  was  S.  Chf.  D. 
darvon  zu  hoffen.  Die  Staat.  Schuldforderung  ist  nun  auf  ein  Com- 
promiss  gerichtet,  wovon  H.  Blaspiel  ganz  gewiss  zu  gewinnen  ver- 
sichert, dass  also  diese  Sache  in  die  Allianz  nicht  zu  bringen.  Wegen 
der  Clevischen  Städte  haben  S.  Chf.  D.  schon  deliberiret,  ob  S.  Chf.  D* 
die  Städte  nehmen  sollten,  wann  sie  gleich  könnten.  Wann  sie  rasirt 
würden,  könnte  ein  Feind  leichtlich  wieder  repariren,  sollten  sie  von 
S.  Chf.  D.  unterhalten  werden,  würde  viel  kosten.  Sehe  also  nicht, 
was  S.  Chf.  D.  bewegen  könnte  zur  Allianz. 

Es  könnte  aber  Münster  solche  Sachen  anfangen,  so  S.  Chf.D.  nicht 
zu  leiden  stünde,  und  dass  Braunschweig  mit  anstünde.  So  wäre 
anders  davon  zu  reden  und  dass  die  Mittel  von  den  Staaten  müssten. 
Hielte  also,  die  Sachen  in  dilatoriis  aufzuhalten,  dass  man  sehe,  wo 
es  hinaus  wollte,  zumal  weil  S.  Chf.  D.  selbst  bald  nach  Cleve  wollten. 

Damit  stimmen  aoch  die  übrigen  alle  übereio. 

S.  Chf.  D.:  Dass  ihre  Gedanken  alle  dahin  gehen,  dass  es  noch 
nicht  de  tempore.  Ich  gestehe  selbst,  wann  die  Holländer  werden 
sehen,  dass  ich  darauf  dringe,  dass  sie  es  werden  traisniren;  wann 
sie  aber  sehen,  dass  man  es  traisnire,  würden  sie  es  poussiren  und 
sich  also  erbieten,  dass  ich  hoffe,  etwas  Nutzen  zu  haben.  Wann 
Münster  etwas  wollte  anfangen,  könnte  man  dem  König  in  England 
wohl  remonstriren,  warumb  man  solche  Allianz  hätte  machen  müssen. 
Frankreich  hätte  schon  den  Staaten  Succurs  zugesaget,  fängt 
Münster  an,  so  haben  wir  die  Franzosen  im  Reiche.  Das  Interesse 
des  Reiches  sei,  dass  man  Münster  dergleichen  zu  thun  nicht  verstatte. 
Münster  hat  gedräuet:  Ich  sollte  mit  anstehen,  oder  es  möchte  meinen 
Landen  nicht  wohl  gehen;  soll  auch  gesaget  haben,  er  fürchte  sich 
vor  mich,  aber  wann  er  seine  Cavallerie  auf  den  Beinen,  fragte  er 
nicht  soviel  nach  mich.  Jed  quid  faciendum,  wann  er  auf  die  Clev. 
Städte,  wo  die  Staaten  Garnison,  ginge?  quod  non  sperat,  dass  er 
sich  dessen  unterfangen  dörfte. 


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VerhaodlQDgeD  mit  Holland  aod  den  braaDScbweigischeD  Hersogen.         631 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  za  Lüneburg. 
D.  Cöln  a.  d.  Spree  8./[18.]  August  1665. 

[Wonscb,  ao  der  Allianz  mit  Holland  Theil  sn  nehmen.] 

£s  ist  uns  die  gewisse  Kachricht  zukommen,  dass  dem  hollän- 18.  Aug. 
di sehen  Abgesandten*),  da  er  jüngsthin  eine  Alliance  zwischen  dem 
Fürstl.  Hause  Braunschweig  und  Lüneburg  und  denen  General 
Staaten  der  Vereinigten  Niederlande  vorgeschlagen,  zur  Antwort 
worden,  dass  selbiges  Haus  zu  sothaner  Bündnis  sich  nicht  ungeneigt 
würde  erfinden  lassen,  wan  es  nur  versichert  wäre,  dass  wir  in  die- 
selbe miteintreten  wollten.  Wie  wir  nun  nicht  zweifeln,  dass  solches 
fttrnemblich  von  Ew.  Ld.  herrühre  —  also  haben  wir  nicht  Umbgang 
nehmen  können,  deroselben  —  dafür  zu  danken  und  Sie  bittlich  zu 
ersuchen,  dass  Sie  Belieben  tragen  wollen,  wan  in  dieser  Sache  ferner 
etwas  fUrge  hen  und  von  den  H.  Staaten  angebracht  werden  sollte,  es 
dahin  zu  richten,  damit  es  bei  der  vorigen  Resolution  verbleibe,  und 
vertraulich  mit  uns  daraus  zu  communiciren.  — 

£r  wird  Jen a^  anweisen,  wegen  dieser  Sache  mit  den  braanschweigi- 
schen  Ministern  vertrauliche  Correspondenz  zn  pflegen. 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Hildesheim 
14/ [24.]  August  1665. 

[Eröffnungen  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  and  Ernst  Angnst  aber  gemeinsam 
mit  Kf.  zn  führende  Allianzverhandiangen  mit  Holland.] 

Dem  Befehle  des  Ef.  gemäss  hat  er  mit  den  Galen  bergischen  über  24.  Aug. 
die  Münstersche  Sache  geredet,  sie  haben  ihm  geantwortet,  dass  zwar 
der  Oberst  Haersolt  von  den  Staaten  angekommen  wäre,  aber  keine  Alli- 
anz sondern  nur  üeberlassnng  einiger  Truppen  gesucht  hätte.  Die  brann- 
schweigischen  Fürsten  fürchteten  das  Münstersche  Wesen  und  dessen  Folgen 
auf  das  höchste,  seien  bereit,  das  Ihnge  mit  Rath  and  That  beizutragen, 
wünschten,  er  möchte  ihnen  des  Kf.  Gedanken  darüber  eröffnen.  Er  hat 
erwidert,  daranf  nicht  instruiert  zo  sein,  und  nur  seine  eigenen  Gedanken 
darüber  ausgesprochen,  aber  verabredet,  Kf.  um  Specialordre  deswegen  und 
am  Geheimhaltung  der  Sache  zu  bitten.    Er  hat  auch  mit  den  Wolffen« 


0  Oberst  Haersolte,  s.  Köcher  I  S.  440f.,  in  der  daselbst  mitgetheilten 
Resolution  auf  dessen  Anbringen  (d.  Calenberg  15./2Ö.  August  1665)  ist  von  Kf. 
überhaupt  nicht  die  Rede. 

^)  Derselbe  befand  sich  damals  noch  in  Hildesheim,  s.  oben  Abschn.  9  S.  584. 


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632  11-     ^«r  MuDstersche  Krieg. 

bütteischen  davon  geredet,  die  darauf  sogleich  zu  ihrem  Herrn  gereist 
sind,  am  Instruktion  einzuholen.  Um  dem  Kf.  etwns  Näheres  berichten  za 
können,  hat  er  sich  an  den  Grafen  Wal  deck  gewendet  und  durch  diesen 
die  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  ersucht,  ihm  nähere 
Apertur  von  ihrer  Inclination  zukommen  zu  lassen,  und  er  hat  darauf  bei- 
liegende Resolution  erhalten'). 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Potstam 

18. /[28.]  August  1665. 

[anf  die  Relation  vom  14./ 24.  Aagust.    Bereitwilligkeit   mit  den    branoflchwei- 

gischen  Herzogen  zusammen  eioe  Armee  aufzastelleo.     Die  VerbaodlaDgeQ  mit 

den  Geo.  Staaten  solleo  gemeinschaftlich  geführt  werdeo.] 

28.  Aug.  £r  ist  mit  den  Braun  seh  weigischen  darin  einig,  dass  die  Müns- 

terscb  e  Armatur  besorgniserregend  sei  und  man  dabei  nicht  stille  sitzen  dürfe, 
er  hat  bisher  gewartet,  da  er  vermuthet  hat,  von  den  Staaten  deswegen 
ersucht  zu  werden,  zweifelt  auch  nicht,  dass  dieses  geschehen  werde»  auf 
welchen  Fall  er  ihnen  zum  besten  neben  den  Herzogen  zu  Braunschweig 


0  Dieselbe  lautet:  ^Die  loteotion  ist,  das  Münsterische  Werk,  so  weit 
es  im  Reich  Troablen  nod  Gefahr  erwecket,  zu  dempfeo,  und  solches  entweder 
mit  Hülfe  and  Subsidien  der  vereinigten  Provincien  oder  allein  mit  benacb- 
harten  Cuhr-  and  Fürsten  and  de  concert  mit  Frankreich.  Weil  aber  viel 
Interessenten  bei  solchem  dessein  in  der  Operation  Verwirrung  machen  möchten, 
and  die  Zeit  za  gewinnen,  auch  nacbtrucklich  zu  «igiren  das  Werk  durch  wenige 
mit  mebrern  Saccess  za  führen  sein  wird,  so  ist  man  an  Seiten  des  F.  Hauses 
Brannschweig  der  Meinung,  wann  Cuhrbrandenburg  mit  selbigem  Hause 
zu  gleichem  Zweck  zu  arbeiten  intentioniret,  dass  man  sich  darüber  zu  ver- 
gleichen hätte,  dass  ein  jeder  Tbeil  ein  gewisses  an  Volck  darzu  hergebe,  und 
wird  zu  solchem  latent  wegen  einiger  Subsidien  mit  Holland  gehandelt,  auf 
deren  Erfolg  man  dieses  Orts  mit  13000  Mann  im  Felde  zu  agiren  vermeinet 
Wann  nun  an  Cuhrfürstl.  selten  ein  proportionirtes  corpo  ins  Feld  gestellet 
werden  wollte,  könnte  man  de  concert, zu  Erlangung  des  Friedens  aaf  das  Fan* 
dament  der  Reichssatzungen  das  Werk  angreifen.  —  Unterdessen  soll  mit  denen 
Cuhrbrandenburg.  Minister'n  im  Haag,  was  wegen  dieses  Fürstl.  Hanses  daselbst 
vorgehet,  doch  also,  dass  man  dergleichen  von  der  Seite  wieder  verhoflfet, 
communiciret  und  die  Cuhrbrandenb.  Interesse  also  secundiret  werden,  sowie 
man  vertrauet,  dass  von  selber  Seite  die  erforderte  Werbgelder  und  Subsidien 
von  Holland  zu  erlangen  befordert  werden  wird.  Und  weiln  —  bis  zu  völliger 
Erlangung  der  Alliantz  mit  Holland  einige  Zeit  hinstreichen  möchte,  so  will  man 
an  Seiten  des  Fürstl.  Hauses  1500  Pferd  neben  3000  Mann  zu  Fuss  und  nothiger 
Artollerie  znsammen  fähren,  wann  an  Cuhrbrandenb.  selten  nach  Proportion  es 
ebenmassig  geschiehet,  und  will  man  selbige  unter  Conduite  I.  F.  Dchl.  H. 
Herzog  Ernst  Augusti  in  das  Stift  Ossnabrüg  stellen,  um  sie  daselbst  zu 
fernerer  Resolution  in  Eil  zu  gebrauchen.*' 


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VerstäDdigang  mit  deD  brannschweigischen  Herzogen.  633 

ein  Corpo  von  etwa  15000  M.  zusammbringen  will.  Sollteu  aber  die  Staaten 
diese  Assistenz  nicht  begehren,  so  findet  er  doch  nötbig,  dass  man  sich  in 
Verfassung  setze,  wiewohl  diese  dann  nicht  so  stark  sein  dürfte,  und  will 
er  in  diesem  Falle  sich  mit  einem  Corpo  von  ungefähr  5000  Mann  der 
Orten  finden  lassen.  Mit  Schweden  und  Frankreich  hält  er  für  nöthi^, 
dies  Werk  zu  concertieren,  hat  auch  an  beiden  Orten  bereits  den  Anfang 
gemacht  und  insonderheit  bei  Schweden^)  grosse  Inolination  gefunden, 
dem  Bischof  diese  Armatur  zu  verwehren;  wenn  aber  die  katholischen 
Stände  sich  stille  halten,  so  wäre  das  beste,  mit  beiden  Kronen  es  nur  bei 
vertraulicher  Correspondenz  zu  lassen  und  keine  wirkliche  Hülfe  von  ihnen 
zu  begehren,  damit  nicht  auch  andere  Potentaten  sich  einmischen.  Vor  allem 
aber  wird  nöthig  sein,  dass  das  ganze  Haus  Braun  schweig  einig  sei,  wenig- 
stens müsste  man  von  Herzog  Johann  Friedrich  versichert  sein,  dass, 
wenn  er  ja  seine  Völker  nicht  mit  dabei  haben ,  er  doch  auch  dem  Werke 
nicht  entgegen  sein  wolle. 

Er  will  seinen  miuistris  im  Haag  auftragen *),  mit  den  Braunschweigi- 
schen fleissig  zu  communicieren,  dagegen  sollen  auch  diese  den  Gen.  Staaten 
zu  verstehen  geben,  dass  er  neben  ihren  Herzogen  zugleich  ersucht,  die 
Tractaten  mit  beiden  zugleich  fortgeführt,  auch  ihm  die  zu  diesem  Werke 
nöthigen  Mittel  und  Subsidien  hergegeben  werden  müssten. 


Blaspeil,  Romswiiickel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  s'Gravenhage  28.  August/?.  September  1665. 

[EroffouDgeD  Wicqueforta  über  die  Unterhandlaogen  der  brauDSchweigischeD 
Herzoge  mit  den  Gen.-Staaten.] 

Gestern  hat  sie  H.  Wicquefort*)  besucht  und  ihnen,  als  im  Auftrage  8.  Sept. 
der  Herzoge   Ernst  August   und  Georg  Wilhelm    mitgetheilt,    dass 

0  Kf.  hatte  aufs  neue  (s.  oben  8.624)  an  Wraogel  geschrieben  (d.  Cöln 
16./26.  August  1665),  denselben  auf  die  Gefahr  aufmerksam  gemacht,  welche 
allem  Anschein  nach  den  Evangelis.chen  von  dem  Qnternobmen  des  Bischofs 
von  Munster  drohe,  und  die  HofifDang  ausgesprochen,  man  werde  auch  schwe- 
discherseits  diese  Gefahr  berücksichtigen.  W ränge  1  erwidert  darauf  (d.  Stock- 
holm 9./19.  September  1665),  sein  König  habe  ihm  befohlen,  sich  nach  den 
deutschen  Provinzen  zu  begeben,  um  in  der  Nähe  auf  alles  etwa  bereiubrechende 
Unheil  ein  wachsames  Auge  zu  haben,  und  bittet  Kf.  um  fernere  Miltheilungen.  Vgl. 
V.  Krockows  Relation  aus  Stockholm  vom  2./ 12.  August  Urk.  u.  Akt.  IX  4.  803 f. 

^  Kf.  theilt  denselben  (d.  Cölu  a.  d.  Spr.  23.  August/ 2.  September  1665) 
dieses  Rescript  an  Jena  mit  und  befiehlt  ihnen,  mit  den  braunschweigischen 
Ministern  über  diese  Sache  vertraulich  zu  communicieren,  25.  Augu6t/4.  Sep- 
tember bevollmächtigt  er  dieselben,  mit  den  G.Staaten  wegen  Erneuerung  und 
zeitgemässer  Einrichtung  der  Alliauz  in  Verhandlung  zu  treten.  8.  Urk.  u. 
Akt.  III  S.  153. 

^  S.  über  denselben  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  566f.  Er  war  damals  zugleich 
polnischer  und  luneburgischer  Resident  im  Haag. 


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634  n.    Der  MuDsterscho  Krieg. 

vor  kurzer  Zeit  zwischen  diesen  und  dem  Staat  eine  Allianz  vorgeschlagen 
worden  sei,  womit  man  aber  bisher  angestanden,  weil  sie  Ef.  gern  vor- 
her mit  dem  Staat  wohl,  und  in  solcher  Allianz  mit  einbegriffen  sehen 
wollten.  Weil  aber  auch  sie  sich  durch  die  Rüstungen  des  Bischofs  von 
Münster  bedroht  sähen,  beabsichtigten  sie,  ihre  Völker  unter  Waffen  zu 
haben,  und  um  dieses  mit  weniger  Ungelegenheit  und  Kosten  zu  thun,  hätten 
sie  den  Grafen  W  al  d  e  c  k  ^)  in  der  Stille  hierhin  abgefertigt,  welcher  sich  auch 
schon  incognito  hier  befinde,  um  mit  diesem  Staat  dahin,  dass  derselbe  zum 
nöthigen  Unterhalt  etwas  in  Geld  und  Munition  mit  beitragen  helfe,  zu 
handeln,  wofür  jene  Völker  im  Nothfall,  wenn  der  Bischof  von  Münster 
gegen  diesen  Staat  etwas  unternehmen  sollte,  demselben  gegen  eine  Garan- 
tie sollten  zu  Hülfe  geschickt  werden.  Die  Verhandlungen  würden  ver- 
mutblich noch  heute  zum  Schluss  kommen.  Er  erbot  sich  zu  weiteren 
Mittheilungen,  auch  Graf  Waldeck  würde,  sobald  er  ausgehen  würde,  zu 
ihnen  kommen  und  mit  ihnen  näher  von  allem  reden.  Er  fugte  hinzu, 
Schweden  habe  den  Herzogen  angeboten,  die  Stadt  Höxter,  in  welcher  der 
Bischof  das  Religionswesen  geändert'),  in  vorigen  Stand  bringen  zu  helfen 
und  den  Bischof  daraus  zu  setzen,  was  diesem  Staat  um  so  angenehmer 
gewesen,  da  er  geglaubt,  dass  Schweden  und  Münster  mit  einander 
hielten. 

Ges.  sind  überzeugt,  dass  die  Absicht  der  Herzoge  gut  ist  und  dass 
sie  Ef.  durch  diese  Handlung  nicht  präjudicieren  wollen,  doch  aus  Besorg- 
nis, dass  der  Staat  im  Vertrauen  auf  die  Hülfe  derselben  auf  Ef.  weniger 
Reflexion  nehmen  möchte,  haben  sie  mit  einigen  Regenten  unter  der  Hand 
davon  geredet  und  ihnen  zu  verstehen  gegeben,  dass  es  auch  dem  Kf.  an 
Völkern,  diesem  Staat  im  Nothfall  zu  Lande  zu  helfen,  nicht  ermangeln 
würde,  welches  jenen  so  gefallen,  dass  sie  vermuthlich  bald  privatim  oder 
publice  mit  ihnen  weiter  verhandeln  werden. 


F.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 
l./[ll.]  September  1665. 

[Erfolglose  Verbandlaogen,  VersicheruDgeD  der  brauoschw.  Herzoge,  beonrahigende 
Gerüchte  aber  die  Absichten  Schwedens  gegen  Bremen.] 

11.  Sept.  Da  man  es  hat  vermeiden  wollen,  die  Räthe  Herzog  Johann  Frie- 
drichs, der  eine  bestimmte  Erklärung  verweigert  hat,  zur  Conferenz  zu- 
zusiehen,  und  andererseits,  denselben  zu  verletzen,  so  hat  man  garkeine 
Conferenz  gehalten,  sondern  er,  der  Schwedische,  die  Wolffenbüttel- 


1)  Ueber  diese  Sendung  desselben  s.  Wieqoefort  m  8.221,  v.  Rauch- 
bar-Cartze  I  S.  230f.  Mörooires  da  comte  de  Gniche  (bei  Wiens  S.  228) 
M6m.  d'Estrades  III  S.  375.    Kocher  I  S.  441  ff. 

«)  S.  Köcher  I  S.424f. 


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ErofifoaDgeo  Wicqaeforts.    VerhaDdlungen  in  Hildeehüim.  635 

sehen,  Hannoverscheo  und  der  inzwischen  eingetroffene  Hessen- 
Gasselsche  Abgesandte  ?.  Dal  wich  haben  einzeln  roit  einander  verhan- 
delt, doch  da  man  gemerkt,  dass  der  schwedische  nicht  instruiert  war  und 
dass  er  auf  ein  absonderliches  und  neues  foedus  gehen  wollte,  sind  die 
übrigen  einig  geworden,  ?on  der  Sache  mit  gnter  Manier,  und  zwar  um 
Herzog  Johann  Friedrich  keine  Ursache  zar  Trennung  zu  geben,  zu 
abstrahieren,  wie  auch  geschehen,  und  ist  darauf  ehegestern  der  Hessische 
wieder  nach  Cassel  gereist,  doch  haben  die  Wolffenbüttelschen  und 
Hannoverschen  J.  versichert,  dass  Ef.  sich  auf  ihre  Herren  verlassen 
sollte.  Die  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  blieben  bei 
ihrer  Meinung,  die  sie  neulich  dem  Kf.  zugeschickt  %  doch  gleichfalls  nicht 
anders  als  dafern  neben  Ef.  sie  gesucht  und  die  Subsidien  wirklich  folgen 
würden,  womit  sie  auch  den  Haersold  abgefertigt  hätten. 

Vor  wenigen  Tagen  kamen  hier  von  vielen  Orten  Zeitungen ') ,  die 
Schweden  würden  gewiss  Bremen  attaquieren, das  Hans  B  raunschweig 
ist  darüber  sehr  alarmiert,  J.  hat  mit  ihnen  geredet  und  glaubt,  dass 
Bremen  sicher  auf  Wolffenbüttels  und  Herzog  Johann  Fri  edrichs 
Hülfe  rechnen  könnte,  wenn  sich  andere  mehr  des  Dinges  annehmen. 
Oeorg  Wilhelm  erklärte  ihm,  er  sähe  es  ungern,  er  sei  gut  schwedisch, 
wüsste  aber  nicht,  wessen  er  sich  resol vieren  würde.  Der  Schwedische^ 
aber  bestreitet  ganz  diese  Absicht  mit  dieser  Addition,  dass,  wenn  E.- 
Mainz fremde  Völker  ins  Reich  zöge  und  wider  alle  constitutiones  imperii 
und  Instrumentum  pacis  thäte,  so  wäre  alles  gut,  wenn  aber  Schweden 
etwas  aus  gutem  Herzen  und  zu  der  Evangelischen  Besten  vorhätte,  so 
werde  alsobald  Alarm.  Sie  würden  beweisen,  dass  sie  es  ehrlich  meinten. 
Er  hat  Ordre  erhalten,  zu  Ef.  und  allen  Herzogen  von  Braun  schweig 
zu  gehen. 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  s'Gravenhage  3./ 13.  September  1665. 

[Verdächtige  Haltung  Waldecks,  Blaspeil  wird  sich  zu  Kf.  begeben.] 

Sie  haben  Graf  Wal  deck  noch  nicht  zu  sehen  bekommen  und  schlies-  13.  Sept. 
sen  daraus,  dass  derselbe  die  vorgenommene  Handlung  mit  dem  Staat  ohne 
sie  zu  schliessen  beabsichtige.  Sie  vernehmen  von  anderen,  dass  diese 
Handlung  schon  richtig  sein  soll.  Da  nun  dieses  alles  dem  Project,  welches 
dem  Kf.  von  Braunschweigischer  Seite  zugekommen  ist  und  daraufhin  der- 
selbe an  V.  Jena  und  an  sie  Ordre  ertheilt  hat,  nicht  gemäss  ist,  und  sie 
in  der  That  verspüren,  dass  durch  diese  separate  Handlung  des  Kf.  Inter- 


0  S.  oben  S.  633. 

^)  S.  ober  diese  schwedischen  Rustangea  die  Relationen  v.  Krockows  ans 
Stockholm  vom  2./12.  und  16./26.  Aogoat  1665  ürk.  n.  Akt.  I,X  S.  804f. 
')  K  leihe,  s.  oben  Abschn.  9  S.  583.  585. 


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636  11.    l^er  Münstersche  Krieg. 

esse  leide,  so  haben  sie  auf  Mittel  gedacht,  wie  dem  abzabelfeo  sei  und 
sowohl  Ef.  als  anch  die  Herzoge  ihre  InteDtion  erreichen  können.  Da  diese 
sich  aber  besser  mündlich  berichten  lassen,  so  will  Blas  peil  sich  zu  Kf. 
verfügen,  während  Romswinckel  und  Copes»  damit  die  Handlung  nicht 
abgebrochen  werde,  hier  bleiben  wollen. . 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten     D.  Haage 
9./ 19.  September  1665. 

[Verhand langen  mit  den  staatischeo  Deputierten.    Erkläraogeo  Waldecks.] 

19.  Sept.  Auf  Veranlassung  der  staatischen  Deputierten  ^)  haben  sie  mit  diesen 

eine  neue  Conferenz  am  5./ 15.  gehalten,  alle  Punkte  der  Allianz  von  1655 
durchgenommen  und  dabei  was  ihnen  in  Instructione  aufgegeben,  erinnert. 
Auf  einer  zweiten  Conferenz  am  6./ 16.  sind  die  früheren  Traktaten  von 
1655  an  verlesen  worden,  eine  neue  auf  den  7./17.  angesagte  Conferenz 
ist  aber  von  den  staatischen  Deputierten  abgesagt  worden.  Der  Traktat 
mit  Graf  Wal  deck  ist  nun  abgeschlossen,  wie  dieser  selbst,  als  er  gestern 
mit  Wicquefort  ihnen  die  Visite  gegeben,  ihnen  in  generalibus  termlnis 
notificiert  hat.  Er  erzählte  dabei,  zu  der  Zeit,  als  er  im  Werk  begriffen 
gewesen,  die  fürstlichen  Gebrüder  zu  vergleichen,  sei  Haersolt  zu  denselben 
gekommen,  um  über  einigen  Snccnrs  zu  tractieren,  da  derselbe  aber  nicht 
genugsam  instruiert  gewesen,  um  zu  schliessen,  so  habe  er  selbst  sich  mit 
einem  Memorial  der  Fürsten,  um  mit  den  Staaten  zu  tractieren,  nach  dem 
Haag  begeben  und  er  habe  an  Kf.  von  allem,  was  passiert,  Bericht  abge- 
stattet*). 

Da   sie  unter   der  Hand  in  Erfahrung  gebracht,  dass   keine  von  den 
Provinzen  zu  der  Evacuation  eines  oder  des  anderen  Platzes  in  dieser  Zeit 


0  S.  Urk.  u.  Akt.  lU  S.  153. 

*)  Waldeck  hatte  dem  Kf.  (<i.  Haag  1./ 11.  September  1665)  angezeigt, 
dass  er  dorthin  gereist  sei»  am  das  zwischen  den  Staaten  aod  Herzog  Ernst 
Angnst  angefangene  Werk  unter  der  Haod  zu  Ende  zu  bringen  und  dadurch 
den  Qrnod  za  einer  ferneren  Allianz  zu  legen,  er  habe  gehörigen  Ortes  eifrigst 
vorgestellt,  wie  ontzlich  den  Staaten  des  Kf.  Freundschaft  sein  könne,  habe 
auch  sowohl  bei  den  anderen  Provinzen  als  auch  bei  Holland  gat9  Inclination 
dazu  verspürt,  aber  von  der  Häamnog  der  cleviachen  Städte  wolle  man  jetzt 
nichts  hören,  die  Vernünftigsteo  meinten,  wenn  Kf.  jetzt  genereasement  mit  ihnen 
umginge,  würde  er  künftig  sicher  seioe  Absicht  erreichen.  Kf.  antwortet  darauf 
(d.  Cöln  15./25.  September  1665),  er  baue  auf  Herzog  Georg  Wilhelms  wieder- 
holtes Versprechen,  nur  gemeinsam  mit  ihm  die  Verhandlungen  mit  Holland  zu 
führen,  er  könne  daher  die  ihm  zugekommene  Nachriebt«  dass  man  braun- 
schweigischerseitB  die  Intention  geändert  und  einseitig  mit  Holland  abgeschlossen 
habe,  nicht  glauben,  auf  der  Forderung  der  Restitution  einer  seiner  clevischeo 
Festungen  müsse  er  bestehen. 


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Waldecks  UDterhaDdlaogeD  im  Haag.  637 

zu  briDgeo,  sie  sonst  aber  Kf.  alle  Satisfactioa  zu  geben  bereit  sein  würden, 
80  bitten  sie  am  Verbaltungsbefefale. 


Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck  an  den  Kurfürsten. 
D.  Haag  ll./[21.]  September  1665. 

[Recbtfertigang  des  Abscblasses  der  Tractateo,  seine  Bemahaogeo  im  Interesse 

des  Kf.] 

—  Sieder  meinem  letzteren  hab  ich  sowohl  E.  Chf.  D.  Ministern  21.  Sept. 
als  andere  besuchet  und  was  deroselben  Interesse  und  Dessein  zu 
secondiren  vermöchte,  mich  anerbotten,  auch  zugleich  was  alhier  wegen 
einer  Armee  von  12000  Mann  zu  richten  mit  Herzog  Ernst  Augusto 
F.G.  volgens  dem  von  jhro  schon  vor  .ettlich  Wochen  alhier  gethaneu 
Anerbieten  abgerehdet,  communiciret,  auch  wie  zu  Beschleunigung  der 
Sache  mann  mich  ersuchet  das  Werk  zu  zeichnen  und  die  Ursache, 
warumb,  ohngeacht  ich  weder  Creditiv,  Volmacht  noch  rechte  Instruc- 
tion habe,  solches  eingewilliget *)  auff  Gutfinden  vorgedachter  I.F.G. 
Wohrauf  gestert  mir  bezeuget  worden,  als  wenn  Dero  fl.  Abgesandten 
die  Beisorge  hätten,  ob  würde  dieses  Werk  deroselben  Intention  hinder- 
lich sein.  Ich  hab  aber  nicht  allein  verhoflfentlich  zur  genüge  vor- 
gestelt,  wie  das  diesse  Armatur  zu  beschleunigen  E.  Chf.  D.  dinstig 
zu  sein  erachtet,  dieweil  dadurch  E.  Chf.  D.  12000  Mann  zu  Secon- 
dirung  dero  Interesse  parat  haben,  sintemahl  weder  diesser  Staat  noch 
die  Hertzoge  von  Braunschweig  ohne  eusserster  Verderb  von  E.  Chf.  D. 
nicht  separiret  werden  können,  und  habe  ich  so  teutlich  und  clahr  den 
Staaten  General  und  particulier  Ministren,  auch  Gliedern  der  Provinc 
vorgestellet,  dass  ohne  E.  Gbf.  D.  Zuthun  ein  langwiriger  und  ver- 
derblicher Krieg  erfolgen,  durch  E.  Chf.  D.  Beitretten  aber  das  Werk 
in  der  Asche  gedempfet  werden  wird.  Es  hat  mir  auch  H.  Bever- 
ling  versprochen,  Dienstags  in  der  Provinc  von  Hollandt  das  Werk 
vorzustellen  und  was  an  ihme  seie  beizutragen,  damit  E.  Chf.  D.  also 
möge  begegnet  werden,  dass  Sie  Dero  AflFection  von  diesem  Staat  ab- 
zuwenden  keine  Ursach  bekommen  mögen.  Ich  bin  zu  wenig  E.  Chf. 
D.  in  so  einer  wichtigen  Sach  zu.rahten,  aber  das  kann  ich  wohl 
sagen,  das  E.  Chf.  D.  das  Haubt  von  einer  Partey,  so  zu  dero  Sicher- 
heit arbeitet,   sein  können  undt  selbst  ohne  vielle  andere  Zuthun  zu 

>)  S.   den    Vertrag   vom    9./19.  September  1665   bei   Aitzema  V   S.  6420". 
Dumont  VI  3  S.  46.     Vgl.  Kocher  I,  S.  441ff. 


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638  11-    I^«r  Münstersche  Kriej?. 

dero  grossem  Nutzen  dies  Feuer  dempffen  können,  denn  diesse  Leuhte 
alhier  seind  ihrer  Regierungsart  nach  so  langsam,  das  weitläufftige 
Traetatten  mit  ihnen  in  Eill  schwehrlich  zum  Ende  zu  bringen  sein.  — 


Memorial    des  Mttnsterschen  Domdechanten    und   Geheimen 
Raths  V.  Brabeck/)     D.  Berlin  27./ 17.  September  1665. 

[BoDdois   des   Bischofs    mit  England,  das    Verhalten   der  braonschweigischen 
Fürsten,  Bitte  am  Entlassung  angehaltener,  für  den  Bischof  angeworbener 

Soldaten.] 

27.  Sept.  Er  hat  bei  seiner  ihm  diesen  Morgen  verstatteten  Audienz  neben  an- 
deren Punkten,  auf  welche  Ef.  sich  sogleich  resol viert,  auch  folgende  vor- 
getragen, welche  er  zu  fernerer  Erklärung  schriftlich  aufgesetzt  hat.  Sein 
Herr  ist  durch  die  von  den  Staaten  der  Vereinigten  Niederlande 
erlittenen  Beleidigungen  und  Gewaltthaten  geuöthigt  worden,  sich  in  Kriegs- 
verfassung zu  setzen,  um  so  Satisfaktion  und  Sicherheit  für  die  Zukunft 
zu  erlangen.  Da  die  bei  den  unlängst  zu  Coesfeld  und  Dorsten  vor- 
genommenen Traktaten ')  vereinbarte  Zusammensetzung  noch  nicht  zur 
völligen  Richtigkeit  gekommen  ist,  und  sein  Herr  fürchtet,  dass  ihm  auf 
allen  Fall  die  ordentliche  Reichs-  und  Kreishülfe  nicht  so,  wie  es  der 
Sachen  Wichtigkeit  und  Nothdurft  erfordert,  folgen  dürfte,  so  hat  er  zu 
seiner  Sicherung  mit  dem  Könige  von  England  ein  Bündnis')  abge- 
schlossen und  hat  zu  Antretung  solcher  Allianz  um  so  weniger  Bedenken 
gehabt,  da  ja  auch  Kf.  mit  demselben  in  Bündnis  *)  stehe. 

Seinem  Herrn  ist  berichtet  worden,  die  braunschweigischen  Her- 
zoge wollten  ihre  Völker  dem  Grafen  Wal  deck  überlassen,  um  sie  zu 
Diensten  der  Staaten  gegen  ihn  zu  gebrauchen,  er  sieht  sich  dadurch  ge- 
uöthigt, auf  Gegenmittel  zu  denken,  und  bittet  den  Kf.,  sich  zu  bemühen, 
die  Herzoge  dayon  abzuhalten  und,  nachdem  er  diese  Sache  beim  Kaiser 
und  auf  dem  Reichstage  vorgebracht  hat,  ihn  dabei  zu  assistieren. 

Kf.  hat  auf  ungleichen  Bericht  hin  den  Rittmeister  Arnsted  mit 
seiner  ganzen  für  des  Bischofs  Dienst  geworbenen  Compagnie  zu  Halb  er- 
st ad  t  mit  Arrest  belegen  lassen  und  dann  genöthigt,  in  seinen  Dienst  zu 


^)  Das  Creditiv  des  Bischofs  für  denselben  ist  datiert  St.  Lndgersbarg 
16.  September,  das  Becreditiv  des  Kf.  Cöln  18./2d.  September  1665;  Br.  reicht 
noch  am  20./30.  September  ein  neues  Gesuch  wegen  Entlassung  der  angehaltenen 
Officiere  und  Soldaten  ein. 

>)  8.  oben  8.  518  ff. 

»)  d.  London  3./13.  Juni  1665  bei  Alpen  I  S.  670ff. 

*)  Gemeint  ist  die  Allianz  des  Ef.  mit  England  vom  20.  Juli  1661,  s.  über 
dieselbe  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  463 ff. 


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Sendung  v.  Brabecks  nach  Berlin.  639 

treten,  ebenso  einige  in  Qnedlinbarg  and  Deren  barg  angehaltene 
Reiter,  obwohl  anter  denselben  sich  keine  ünterthanen  des  Kf.  befinden 
and  ihre  Anwerbang  vor  dem  Erlass  des  Inhibitivbefehls  des  Kf.  erfolgt 
ist,  er  bittet  dieselben  ans  dem  Arrest  and  Eide  za  entlassen*). 


Der  Kurftlrst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cöln  17./ [27.]  September  1665. 

[Beschwerde  über  die  durch  Graf  Waldeck  im  Haag  einseitig  geführten  Unter- 
handlangen.    Forderung,  den  abgeschlossenen  Tractat  vorläufig  nicht  zu 

ratificieren.] 

—  Wir  können  aber  Ew.  Ld.  in  hergebrachtem  Vertrauen  nicht  27.  Sept. 
bergen,  dass  wir  glaubhafte  Nachricht  erlanget,  ob  sollte  nicht  allein 
von  Ew.  Ld.  Bedienten  noch  zur  Zeit  mit  den  unserigen  aus  diesem 
negotio  keine  eigentliche  Communication  geschehen,  sondern  denselben 
durch  Vicquefort  nur  schlechter  Dinge  notificiret  sein,  dass  der 
Graf  von  Waldeck  dieses  negotii  halber  handelte,  wie  dann  auch 
ferner  die  H.Staaten  nach  des  Grafen  von  Waldeck  Ankunft  im 
Haag  sich  gegen  uns  sehr  kühl  und  retirat  erwiesen,  itzg.  Graf  auch 
die  Sache  allein  in  Ew.  Ld.  und  Dero  Fttrstl.  Hauses  Namen  treiben, 
wodurch  die  für  diesem  bezeugte  Inclination  des  Staats  zur  Renovation 
der  Allianz  sehr  geschwächet,  daneben  uns  auch  fast  deutlich  und 
f&r  aus  gesaget  werden  wollen,  dass  wir  bei  deren  Erfolgung  keine 
Restitution  unserer  von  ihnen  besetzten  Gleffischen  Plätze  zu  hofifen 
hätten.  — 


*)  Die  darauf  von  dem  Kf.  ertheilte  Resolution  ist  in  den  Akten  nicht  er- 
halten, der  Inhalt  derselben  ergiebt  sich  aus  der  Mittheilung,  welche  Kf.  durch 
Blaspeil  in  Wolffenbuttel  machen  liess  (Proposition  desselben  vom  27.  Sep- 
tember 1665.  Hannov.  Archiv),  Kf.  nehme,  was  der  Bischof  wegen  der  Allianz 
mit  England  angebracht,  als  eine  Notification  an,  er  hätte  gewünscht,  dass  der 
Bischof  vorher  mit  ihm  und  anderen  Interessenten  communiciert  hätte.  Er  wüsste 
nicht,  dass  das  Haus  Braunschweig  gegen  den  Bischof  etwas  Feindliches  vor- 
zunehmen resolviert  sei,  sollte  ihm  etwas  davon  vorkommen,  so  wolle  er  gern 
bef5rdern  helfen,  was  zum  Frieden  dienlich  sei.  Er  finde  gut,  dass  der  Bischof 
mit  seiner  Armatur  einhalte,  und  erbiete  sich,  die  Streitigkeiten  desselben  mit 
den  Staaten  accommodieren  zu  helfen.  Die  Gompagnie  Reiter  hätte  er,  da  sie 
ohne  vorherige  Anzeige  durch  sein  Farstenthum  Halberstadt  mit  blasenden 
Trompeten  gezogen,  anhalten  müssen  und  er  könne  zu  Verhütung  böser  Conse- 
quenz  darin  keine  Aenderung  machen.  S.  auch  unten  die  Instruktion  für 
F.  V.  Jena  vom  12./22.  Februar  1666. 


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640  11-     I^or  MuDStersche  Krieg. 

So  ersuchen  wir  Ew.  Ld.  —  sie  wollen  uns  in  hergebrachtem  Ver- 
trauen eigentlich  wissen  lassen,  wie  das  Werk  anitzo  stehe  und  wo- 
hin dero  beständige  Gemttthsmeinnng  und  Resolution  endlich  ziele, 
wir  halten  sonst  dafür,  dass  Ew.  Ld.  darin  gänzlich  mit  uns  einig 
sein  werden,  dass,  wenn  mit  dem  Staat  etwas  gemacht  werden  sollte, 
solches  auf  vorgedachte  Weise  am  besten  geschehen  könne,  wobei 
dann  auch  Ew.  Ld.  hochvernünftig  zu  ermessen,  wie  hoch  uns  beider- 
seits daran  gelegen,  dass  wir  zu  guter  und  gewünschter  Ausführung 
der  Sach^  und  Versicherung  des  Westfälischen  Kreises  wie  auch  auf  allen 
Fall  einer  sicheren  Retraite  eines  und  anderen  Orts  in  unsren  Clevischen 
Landen  versichert  wären,  wovon  wir  auch  nicht  abstehen,  sondern  bei 
erfolgenden  Tractaten  solches  inständig  urgiren  werden,  in  Hoffnung, 
Ew.  Ld.  uns  darunter  bestermassen  zu  secundiren  nicht  unterlassen 
werden.  — 

PS.  Auch  erlangen  wir  gleich  jetzo  Nachricht,  dass  der  Graf 
von  Waldeck  und  Vicquefort  zwar  unsern  Bedienten  im  Haag  die 
Visite  gegeben  und  mit  ihnen  von  der  Sache  etwas  geredet,  es  wäre 
aber  solche  schon  zu  völliger  Richtigkeit  gebracht  und  der  Tractat 
geschlossen,  womit  der  Obrist  Harsolt  zu  E.  Ld;  reisen  würde,  umb 
die  Ratification  darüber  auszuwirken.  Wie  sehr  uns  nun  dieses  alles 
befrembden  und  was  für  Nachdenken  uns  solches  verursachen  müsse, 
können  E.  Ld.  leicht  ermessen,  wiewoU  wir  alles  so  eben  nicht 
glauben,  sondern  unser  Judicium,  bis  wir  von  E.  Ld.  vertrauliche  Aper- 
tur und  Nachricht  erlanget,  suspendiren  wollen,  daneben  auch  das 
Vertrauen  haben,  auch  E.  Ld.  —  darumb  ersuchen,  mit  der  Rati- 
fication so  lang  ein  und  zurückzuhalten,  bis  wir  unsere  fernere  ohn- 
fürgreifliche  Meinung  und  Gedanken  E.  Ld.  deswegen  eröffnet*).  — 


0  Qleichzeitig  ergehen  Schreiben  an  die  Herzoge  Aagust  und  Ernst 
August,  iD  deoen  Ef.  auf  das  lebhafteste  über  das  Verfahren  Waldecks, 
wodurch  er  gleichsam  hiDtergangen  und  beschimpft  sei,  Beschwerde  fuhrt,  vou 
denselben  verlangt,  dass  sie  die  Ratification  eines  so  präjudicierlicheu  Tractata 
et  modi  agendi  divertieren  und  dahin  wirken  mochten,  dass  die  Tractaten  mit 
den  Staaten  von  beiden  Tbeilen  pari  passu  fortgesetzt  würden,  mit  dem  Be- 
merken, dass  „wofern  mit  uos  auf  diese  Art  weiter  gehandelt  werden  sollte,  wir 
ohnumgänglich  auch  andere  consilia  zu  fassen  und  unsere  und  unseres  Staats 
Sicherheit  auf  andere  Weise,  so  g^t  wir  können,  zu  beobachten  werden  ge- 
zwungen werden.* 


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UDzafriedenheit  des  Cf.  über  den  WaldeoksebeD  Tractat.  641 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Brannschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cöln  20./ [30.]  September  1665. 

[ÜDsnfriedenheit  aber  doD    einseitigeD   AbBohlnss    des    Traotats  mit   Holland. 
Fordernng,  dass  die  Ratification  desselben  hinaosgesoboben  werde.] 

Er  hat  jetzt  durch  Oraf  Waldeck  selbst  die  Nachricht  erhalten,  dass 30.  Sept. 
die  Tractaten  dort  zum  Schlass  gekommen  nnd  von  dem  Grafen  sab  spe  rati- 
ficationis  anterschrieben  worden  sind.  Ihm  kommen  diese  Procednren  des 
Grafen  etwas  befremdlich  vor  ond  er  bittet  um  nähere  Auskunft  darüber. 
Sollte  dieser  modus  agendi  des  Grafen  zu  seinem  höchsten  Schimpf  und 
Nachtheil  approbiert  und  der  Tractat  ohne  sein  Zuziehen  vollzogen  und 
ratificiert  werden,  so  wird  auch  er  andere  mesures  nehmen  und  seine  Sicher- 
heit gebührendermassen  beobachten  müssen,  er  hofft  aber,  der  Herzog 
werde  die  Ratification  zurückhalten,  bis  die  Sache  auch  mit  ihm  concertiert 
und  zu  behöriger  Richtigkeit  gebracht  sei. 


Der  Kurfürst  an  den  Grafen  von  Waldeck.     D.  Cöln 
20./[30.]  September  1665. 

[Unsafnedenheit  über  den  einseitigen  Abschluss  des  Tractats.    Forderung,  dass 
die  Ratification  hinausgeschoben  werde.] 

Aus  Eurem  vom  11.  huiosO  ^^^  dem  Haag  an  uns  abgelassenen  30.  Sept. 
Schreiben  haben  wir  ganz  ohnvermuthlich  ersehen,  dass  dasjenige,  was 
uns  bei  voriger  Post  wegen  der  Braunschweigischen  Tractaten  mit 
den  H.Staaten  berichtet  worden,  sich  in  der  That  also  verhalte.  —  Nun 
könnet  Ihr  leicht  ermessen,  dass  uns  dieser  modus  procedendi  nicht 
weinig  befremden  müsse,  denn  Euch  gnugsam  bekannt,  wie  festiglich 
wir  von  Herzog  Georg  Wilhelms  Ld.  versichert  worden,  dass  alles 
mit  uns  pari  passu  concertiret  werden  sollte,  Ihr  könnet  auch  gnug- 
sam urtheilen,  dass,  wofern  das  Werk  Bestand  haben  und  mit  Nach- 
druck ausgeführet  werden  soll,  alles  auf  einen  anderen  Fuss  gerichtet 
und  wir  darunter  nicht  so  gar  negligiret  werden  müssen.  —  Wir 
lassen  es  aber  dahin  gestellet  sein  und  gesinnen  von  Euch  gst,  Ihr 
wollet  uns  darin  nunmehr  Eure  gegen  uns  contestirte  Devotion  er- 
weisen, dass  Ihr  die  Ratification  dessen,  was  verhandelt  worden,  so 
lang  zu  differiren  geflissen  seid,  bis  man  mit  uns  auch  wird  tractiret 
und  geschlossen  haben,  gestalt  wir  dann  unsre  Ministros  im  Haag 
desfalls  mit  gnugsamer  Instruction  und  Vollmacht  versehen.    Solltet 


')  Oben  S.  637. 

Ilat«r.  m.  Oetch.  d.  Q.  Karfursten.    XI.  41 


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642  11*    ^^^  MüDStersohe  Krieg. 

Ihr  aber  über  Verhoffen  dieses  alles  nicht  bei  Each  gelten  lassen,  so 
wird  es  ans  sonst  an  Mitteln  nicht  ermangeln,  dieses  Euer  Vorhaben, 
welches  wir  wohl  versichert  sein,  dass  es  mit  der  Herren  Herzoge 
von  Brannsohweig  —  Willen  nicht  von  Euch  nntemonmien  worden, 
zu  verhindern.  — 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.    D.  Cöln 
23.  September  /  [3.  October]  1665. 

[auf  die  Relation  vom  16./26.  September.    Die  sögerode  Haltung  der  G.  Staaten. 

Ges.  sollen  kategorische  Besolation  fordern,  Bedingangen  des  Kf.,  Sendung 

Blaspeils  an  die  brannschweigischen  Fürsten.] 

8.  Oct.  £r  ist  sehr  verwandert,  dass  die  Staaten  sich  zar  Erneaerang  der  Alli- 

anz noch  immer  so  wenig  bereitwillig  zeigen.  Er  wird  sich  darauf  und 
auf  irgend  eine  Hülfeleistung  für  dieselben  nur,  wenn  ihm  eine  oder  andere 
seiner  Clevischen  Festungen  restitniert  werde,  einlassen  und  im  Falle,  dass 
man  ihm  in  diesem  Punkte  so  garkeine  Satisfaction  geben  würde,  seine 
Sicherheit  anderw&rtig  suchen  müssen.  Zwar  will  man  ihn  yersichem,  das 
eigentliche  Absehen  der  Staaten  sei  nicht  so  sehr  darauf  gerichtet,  diese 
Städte  für  immer  zu  behalten,  sondern  nur  dass  dieser  Funkt  für  diesmal 
ausgesetzt  und  inmittelst  die  frühere  Allianz  erneuert  werde,  wobei  man 
ihm  Hoffnung  machen  will,  dass  sie  ihm  hern&chst  hierunter  bessere  Satis- 
faction geben  würden,  er  kann  sich  aber  mit  einer  so  blassen  und  wenig 
fundierten  Hoffnung  nicht  abweisen  lassen.  Er  merkt  wohl,  dass  die  Staaten 
sich  auf  die  Traktaten  mit  Graf  Waldeck  verlassen  und  sich  daher  ein- 
bilden, dass  sie  seine  Freundschaft  nicht  so  eben  nöthig  hätten,  da  aber 
Graf  Wal  deck  bei  diesen  Verhandlungen  nicht,  wie  sich's  gebührt,  gehan- 
delt hat  und  er  versichert  ist,  dass  das  Haus  Braunschweig  solche 
separate  Handlung  nicht  gutheissen  wird,  so  dürften  sie  sich  hierin  wohl 
betrogen  finden. 

Ges.  sollen  von  den  G.Staaten  cathegoricam  resolutionem  verlangen, 
ob  dieselben  ihm  in  den  von  ihnen  vorgestellten  Punkten  Satisfaction  geben 
wollten,  oder  nicht.  Sollten  sich  dieselben  mit  ihm  setzen  wollen,  so  soUen 
sie  die  Verhandlungen  ohne  Zeitveriust  fortsetzen.  Er  verlangt,  dass  ihm 
Orsoy  alsbald  und  Gennep  nach  Beendigung  der  jetzigen  Unruhe  ein- 
geräumt, dass,  falls  er  einmal  wegen  Kriegsgefahr  seine  Hofstatt  oder  Kanzlei 
von  Cleve  sollte  verlegen  müssen,  ihm  freistehen  solle,  damit  nach  Wesel 
oder  Emmerich  zu  gehen,  dass  dann  die  dortigen  Garnisonen,  so  lange 
er  sich  dort  aufhalte,  auch  in  seinen  Pflichten  stehen  sollten,  und  dass  in 
betreff  der  übrigen  mit  staatischen  Garnisonen  besetzten  devischen  Städte 
und  Plätze  ausgemacht  werde,  dass  sie  dieselben  so  lange  die  bevorste- 
hende Allianz  währe,  besetzt  halten,  nach  Ablauf  derselben  aber  weiter 
darüber  verhandelt  werden  solle',  ferner  dass  ein  gutes  Reglement,  danach 


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BediDgQDgeo  des  Kf.  för  die  AlliaDS  mit  Holland.  643 

sich  die  Soldatesqne  zu  richten ,  gemacht  and  aosgeführt  werde.  Dagegen 
ist  er  erbötig,  den  Staaten  mit  seinen  Völkern  bis  zn  so  vielen  tausend,  wie 
man  sich  des  quanti,  auch  sonsten  der  Werbe-  und  Unterhaltungsgelder 
halber  vergleichen  werde,  zu  assistieren.  Da  er  glaubt,  dass  dieses  alles 
nicht  besser,  als  wenn  es  zugleich  mit  dem  ganzen  Hause  Braunschweig 
concertiert  werde,  werkstellig  gemacht  werden  könne,  so  hat  er  mit  diesem 
deshalb  oommuniciert,  auch  BlaspeiP)  dorthin  abgefertigt. 


Aüfzeichnang  de»  Grafen  Georg  Friedrich  von  Waldeck  ^  über 

eine  mit  dem  Kurfürsten  gehaltene  Unterredung.  8.  d. 

[Berlin  30.  September  / 10.  October  1666.] 

(Hannoversches  Archiv.) 

Die  Verweigerung  der  Visite  betreffent  ist  vorgestellet  worden,  10.  Oct 
das  niemandt  directe  mich  zu  sprechen  begehret, 

2)  das  Vicfort  wie  allen  andern  also  auch  Blaspiel  geandtwortet, 

1)  Betreffend  diese  Sendung  desselben  liegt  nur  jene  (s.  8. 639)  von  ihm  in 
Wolf  fen hätte  1  am  27.  September  /7.  October  abgelegte  Proposition  vor.  In 
derselben  wird  nochmals  Bedressierang  des  im  Haag  einseitig  abgeschlossenen 
Tractats  gefordert  nnd  erklärt,  Ef.  wünsche  eine  Verbindung  mit  dem  gesamten 
brannschweigischen  Hanse,  in  Wolffenbnttel  solle  ein  Project  dasn  anfgestellt 
nnd  dann  von  BL,  dem  womöglich  jemand  von  dort  her  beigegeben  werden  solle, 
dem  Heraoge  Georg  Wilhelm  aberbracht  werden.  Kf.  beabsichtige,  1)  dass 
alle  fremden  Völker,  welche  sich  sonst  in  diese  Sache  einmischen  möchten,  ans 
dem  Beich,  namentlich  ans  dem  Niedersächsischen  nnd  WestfUlischen  Kreise 
ferngehalten  werden,  sumal  da  er  yersichert  sei,  wenn  man  sich  snsammensetste, 
■o  hätte  man  Macht  genng,  die  angefangene  Unmhe  sn  stillen,  2)  eine  solche 
Anstalt  nnd  Ueberschlag  an  machen,  dass  man  künftig  dergleichen  Unmhe  nicht 
SU  befahren  habe.  Dann  macht  Bl.  nähere  Mittheilungen  aber  das  Anbringen 
Brabecks  nnd  über  die  darauf  von  dem  Kf.  ertheilte  Besolntion  nnd  erklärt 
discnrsweise,  er  habe  anch  Auftrag,  su  Heraog  Johann  Friedrich  sn  gehen, 
■olle  aber  sunächst  hören,  ob  Heraog  August  es  rathsam  finde  und  was  bei 
demselben  ansubringen  sein  wurde,  er  sei  zweimal  bei  dem  Bischof  gewesen, 
derselbe  hatte  ihm  erklärt,  er  sei  gar  su  tief  mit  England  eingestiegen,  so  dass 
er  nicht  wohl  wieder  zurück  könnte. 

^  Waldeck  hatte  auf  das  Schreiben  vom  20./'90.  September  (8.  641)  geant- 
wortet (d.  Hannover  23.  September/d.  October  1665)i  er  sei  sehr  unglücklich 
ober  des  Kf.  Unsufriedenheit  und  wünsche  behufs  seiner  Bechtfertigung  mit 
▼.  Schwerin  susammenaukommen ,  Kf.  hatte  ihn  darauf  (d.  Göln  a.  d.  Spr. 
36.  September/6.  October  1665)  aufgefordert,  lieber  su  ihm  au  kommen,  er  werde 
ihn  nicht  lange  aufhalten,  welcher  Aufforderung  der  Graf  nachgekommen  ist 
S.  Kocher  I  8.  445.  Diese  Aufseichnung  ist  augenscheinlich  för  die  am  9.  Oc- 
tober in  Berlin  angelangten  Gesandten  Herzog  Georg  Wilhelms  (S.  645)  be- 
stimmt 

41* 


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644  11-    ^^^  Müosterscbe  Krieg. 

3)  das  aus  Ursache,  weil  ich  den  Aasgang  meines  emplois  nicht 
zu  meinem  Nachtheil  gereichen  machen  wollen,  mich  secret  gehalten 
nndt  bei  Verfehlung  meines  Intents  nach  Gülenberg^)  gehen  undt  von 
dannen  als  in  particulie  andern  Gesohefften  in  Hag  public  gehen  wollen. 

4)  undt  das  ich  auch  keinen  public  minister  gesprochen. 
Angehende,  das  communiciren  hätte  sollen,  hab  geantwortet,  das 

ich  in  genere  I.  Ghf.  D.  selbst  auch  Dero  Dienern  ains  und  anders 
communicirt  in  Schrifften. 

2)  Vicfort  im  Nahmen  I.  F.  G.  Blaspiel  gefragt,  was  I.  Chf.  D. 
begehren  an  den  Staat,  das  er  Order  hätte  zu  communiciren  undt  zu 
secondiren,  welchem  aber  nichts  von  den  Brandenb.  sey  entdecket 
worden. 

3)  hätte  ich  midt  keinem  Nutzen  midt  Blaspiel  communiciren 
können  weil  ihme  kein  Commission  midt  mir  sich  zu  unterreden  ge- 
geben gewesen. 

4)  so  hätte  solche  Gommunication  in  diesem  Werke  nichts  fruch- 
ten können,  weill  I.  Ghf.  D.  aine  formale  Alliance  intendiren,  dies 
aber  nuhr  aine  Gonvention  über  Richtung  ainer  Armee  nndt  dehreo 
Gommendirung  undt  Gebrauch  sein. 

Die  Sach  an  sich  selbst  betreffendt,  undt  das  man  gegen  das 
Project  gehandelt  habe. 

So  seye  das  Project  von  mir  in  Vertrauen  communiciret  *)  undt 
darin  gesagt,  wie  man  biss  zu  Richtigmachung  einer  Alliance  oder 
auch  diesser  Handelung  bis  5000  Mann  zusahmen  zu  ftlhren  gemeint, 
wenn  I.  Ghf.  D.  dergleichen  thun  wollen. 

2)  das  zeite  dessen  diessen  Tractat  aufzuhalten  mann  so  wenig 
zugesagt,  als  es  die  Gefahr  leide, 

3)  das  midt  Hertzog  Ernst  Augusto  die  Sach  schon  lengst  auff 
wenigs  noch  abgehandelt,  undt  Herscholt  auffs  übrige  sich  instrairen 
zu  lassen  hinuntergangen,  welches  just  zu  facilitiren  ich  aufT  mich 
genomen. 

4)  das  nicht  bevolmächtiget  noch  willens  gewesen  (wie  solches 
zuvor  an  I.  Ghf.  D.  geschrieben)  den  Tractat  zu  schliessen,  aber  zu 
Erlangung  der  Werbgelder  undt  Subsidien,  wen  mann  den  Tractat 
vor  gut  achten  solle,  habe  ich  ihn  gezeichnet. 


0  Gaylenberg,  eine  dem  Grafen  Waldeck  gehörige,  in  den  Niederlanden 
in  Geldern  gelegene  Besitzung. 
*)  S.  oben  S.  632. 


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BeehtfertigaDg  Waldecks.  645 

5)  undt  mfisse  derselbe  in  7  oder  8  Tagen  ratificiret  werden,  oder 
er  sei  nicht  bündig  an  holländischer  Seite. 

6)  Es  sei  nuhr  zwischen  den  Staaten  nndt  H.  Ernst  Augusto 
geschlossen,  I.  Ghf.  D.  fragten,  woher  er  denn  das  Volck  nehmen 
wolle,  andtwortete  ich,  sein  Herr  Bruder  undt  gute  Freunde  werden 
ihm  an  Handt  gehen. 

7)  Wie  I.  Ghf.  D.  fragten,  ob  noch  res  integra  wehre,  sagte  ich, 
so  viel  die  Ratification  belanget,  wohrauff  Sie  andtworteten,  mann  mus 
machen,  das  alles  gesambt  gehet  Ich  sagte,  die  Ratification  kann 
ohne  Erenkung  H.  Ernst  Augusti  parole  nicht  zurück  bleiben. 

Der  Churftlrst  zehlte  sein  Volck'),  welches  er  in  4  Wochen  auff- 
bringen  könnte,  solches  beliff  sich  auff  1000  Pferdt  undt  1000  Dra- 
goner neben  4000  zu  Fuss.  Die  rationes,  warumb  gegen  Münster  zu 
agiren,  seindt  so  bekandt,  das  dieselbe  hier  zu  notiren  nicht  Noht 
achte. 

Schweden  soll  gegen  Münster  sich  aifferich  erzeigen. 

Ich  halte,  das  es  gut  seie,  das  morgen  Audientz  begehret  werde. 


V.  Haxthansen  und  Lorenz  Müller^  an  Herzog  Georg  Wil- 
helm von  Brannschweig  und  Lttnebnrg.    D.  Berlin 
4/ [14]  October  1665. 
(Hannoversches  Archiv.) 
[Aokanft  io  Berlin,  Audienz  bei  Kf.,  Gonferensen  mit  Somnits  and  Jena.] 
Da  sie  aaf  der  Herreise  erfahren  haben,  dass  Blas  peil  zu  Wolffen-  14.  Oct. 

1)  Ueber  die  damaligen  Rüatangen  des  Kf.  s.  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen 
Kurfürsten  S.  246  ff. 

*)  In  einem  .Memorial  anstatt  Instruction*  (d.  Hannoyer  22.  September/ 
2.  October  1665.  Hannov.  Archiv)  hatte  Hersog  Georg  Wilhelm  denselben  auf- 
getragen, zunächst  nach  Wolffenbüttel  zu  gehen  und  dort  dahin  zu  wirken, 
dass  Herzog  August  den  im  Haag  abgeschlossenen  Traktat  billige  und  sich 
an  der  Ausführung  desselben  betheilige,  und  dass  derselbe  einen  seiner  Minister 
mit  ihnen  zum  Ef.  gehen  lasse.  In  Berlin  sollten  sie  sich  bemühen,  durch 
nähere  Mittheilungen  über  Graf  Waldecks  Unterhandlungen  im  Haag  den  Ab- 
Bchluss  des  Traktates,  dessen  Ratification  nur  kurze  Zeit  hinausgeschoben  werden 
könne,  zu  rechtfertigen,  und  den  Kf.  auffordern,  seine  Unterhandlungen  mit  den 
Staaten,  welche  geneigt  schienen,  seine  Privatdesiderien  zu  erfüllen,  fortzusetzen 
nnd  dahin  su  wirken ,  dass  eine  gemeinsame  Allianz  mit  ihm  und  dem  braun- 
Bcbweigischen  Hause  zustande  komme.  In  Wolffenbüttel,  wohin  sich  auch 
Herzog  Brnst  August  persönlich  begeben  hatte,  erhielten  sie  (Relation  vom 
26.  September/6.  October)  den  Bescheid,  Herzog  August  wolle  zwar  unter  der 
Hand  beitreten  und  dem  Herzoge  Ernst  August  eine  Anzahl  Truppen  über- 


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646  ^1*    D^f  Manstenche  Krieg. 

büttelO  noch  bei  Ao Wesenheit  Herzog  Ernst  Aagu  8 ts  angekommen  sei,  so 
haben  sie  in  der  Meinang,  dass  das  Werk  sich  daselbst  etwas  ändern  möchte 
nnd  es  auch  nützlich  sein  würde,  wenn  Oraf  Waldeck  etwas  Tor  ihnen 
hier  ankäme  nnd  ihre  Negociation  faciler  machte,  sich  anf  der  Reise  nicht 
sonderlich  beeilt  nnd  sind  erst  Sonnabend  [30.  September/ 10.  October] 
Abend  hier  angekommen.  Sonntag')  [1./ 11.  October]  Abends  gegen  6  Uhr 
wurden  sie  zur  Aadienz  geholt  nnd  hatten  ein  sehr  gutes  Accueil,  Kf.  erklärte, 
in  der  Hauptsache  wolle  er  nicht  antworten,  sondern,  weil  das  Werk  wichtig, 
es  Torher  mit  seinen  Bäthen  wohl  überlegen  nnd  darüber  durch  einige  der- 
selben mit  ihnen  conferieren  lassen.  In  discursu  sagte  er,  man  müsse  die 
Jalousie,  welche  das  Domcapitel  in  Münster  gegen  den  Bischof  und  dessen 
Actionen  zeige,  zu  fomentieren  suchen*);  was  ihre  Armatur  betreffe,  so  hielt 
er  das  Werk  für  einen  für  zu  schwer,  man  müsste  sich  mit  zusammengesetzten 
Waffen  wohl  fassen.  Er  hätte  Ordre  gegeben,  gewisse  Truppen  zu  richten 
und  Hesse  1000  Mann  aus  Prenssen  anmarschieren^. 

Montag  [2./ 12.  October]  Nachmittag  hatten  sie  eine  Conferenz  mit  den 
beiden  Kanzlern  Somnitz  und  Jena.  Dieselben  erklärten,  Kf.  hätte  bei 
dem  Werk,  weil  es  nicht  mehr  zu  ändern,  nichts  zu  erinnern,  nnd  fragten, 
ob  sie  noch  etwas  vorzubringen  hätten.  Sie  brachten  darauf  alle  zu  diesem 
Werk  gehabte  Motive  und  wie  man  de  concert  mit  des  Kf.  Ministem  gern  hätte 
gehen  wollen,  bei  denselben  aber  nicht  gleiche  Inclination  dazu  gefunden,  aufs 


lasseu,  er  wünsche  aber  mit  Rücksicht  darauf,  dasi  das  braanschweigiache  Haus 
mit  Münster  in  der  Bh^ischen  Allianz  stehe  nnd  dass  man  noch  weder 
Schwedens,  noch  des  Et  Absichten  erkannt  hätte,  sich  vorläufig  retirö  sn  halten 
nnd  daher  weder  formlich  der  Allianz  beizutreten  noch  sieb  an  der  Sendung  an 
Kf.  sn  betheiligen.  ^  Ausser  dieser  Belation  sind  in  Hannover  anch  noch  ein 
ansführliches  Diarium  und  Protokolle  über  den  Aufenthalt  in  Berlin  und  über 
die  dort  geführten  Verhandlongen  vorhanden.  Vgl.  über  diese  G^andtacbafl 
Köcher  I  S.  445f. 

1)  S.  oben  S.  648. 

*)  Nach  dem  Diarium  besucht  sie  Sonntag  Mh  Graf  Wal  deck,  der  Tags 
zuvor  mit  dem  Kf.  von  Potsdam  nach  Berlin  gekommen  war,  theilt  ihnen  mit, 
was  er  mit  demselben  fOr  Discurse  gehabt,  und  spricht  die  Hoffnung  ans,  data 
derselbe  wenigstens  nicht  feindlich  sein  werde. 

*)  Nach  dem  Diarium  fagt  Kf.  hinzu:  der  Kaiser  und  Papst  steckten 
hinter  diesem  Werke  und  hätte  der  Bischof  von  Münster  dem  Monsignor 
Ffirstenberg  versprochen,  ihn  zum  Ooa^jntor  zu  machen.  Herzog  Johann 
Friedrich  hatte  in  dem  neulichen  Brbfolgestreite  mit  österreichischen  Ministem 
secrete  Oommnnication  gehalten,  der  Prinzessin  Elisabeth  (s.  oben  8.567), 
welche  ihm^  um  Kt  zu  gewinnen,  eine  Mariage  mit  dem  Fräulein  von  Kur* 
land  vorgeschlagen,  hatte  er  geantwortet,  er  musste  mit  den  Hunden  heulen, 
weil  er  katholisch  wäre,  wenn  das  Werk  sn  Ende,  wollte  er  sich  resolvieren. 

^  Nach  dem  Diarinm  sagt  er,  er  Hesse  gewisse  Oompagnieen  s.  Pf.  werben 
nnd  1000  Dragoner  aus  Prenssen  kommen,  er  könnte  in  4  Wochen  mit  10,000 
Mann  marschieren. 


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Geaandtsehaft  Haithagaep»  und  MAUera  oach  Berlin.  647 

beate  vor,  repr&aeDtierten,  wie  ihr  Herzog  dea  Kf.  Intereaaen  nieht  allein  dnrch 
die  Seinigen  im  Haag  habe  recoinmendieren  laasen,  aondem  auch  noch  glanbe, 
daaa  auch  dieaea  Werk  dieaelben  facilitieren  and  daaa  er  gern  daza  coope- 
deren  würde.  Jene  antworteten  darauf ,  Kf,  wünachte,  daaa  dieaes  Werk. 
80  geführt  wäre,  wie  ea  za  H  i  1  d  e  a  h  e  i  m  projecdert  worden,  er  gönne  den  Staa- 
ten gern  einigen  Secoara,  weil  aber  die  Sache  aowohl  ala  die  Intereasen  ge- 
mein nnd  yeraprochen  worden,  alles  commnnicatia  conailiia  et  yirlbna  zn  thnn, 
60  hätte  er  gehoflft,  ea  würde  aaf  aolchen  Fnaa  gerichtet  werden,  nnd  würde 
dieaea  aowohl  dem  gemeinen  ala  auch  Herzog  Ernat  Angaata  Intereaaen 
eonyenabler  geweaen  aein.  Kf.  hätte  demaelben  keine  Maaae  zn  geben,  son- 
dern, weil  daa  Werk  nicht  zu  ändern,  wünachte  er,  daaa  ea  ohne  Unglück 
abgehen  nnd  man  mit  ihm  ao  leben  möchte,  daaa  daa  bisherige  gute  Yer- 
tranen  keinen  Anatoaa  litte.  Zn  der  offerierten  näheren  Znaammensetznng 
hätte  er  aich  immer  bereit  erklärt,  thäte  aolchea  anch  noch,  es  müssten 
aber  Schweden  nnd  Heaaen-Caaael  nothwendig  mit  eingenommen 
werden. 

Ala  aie  nnn  weiter  repräaentieren  wollten,  wie  man  ihreraeita  nie  *beab- 
aichtigt  habe  in  diesem  Werke  ohne  Gommunication  mit  dem  Kf.  etwas  zn 
thnn,  sagte  Jena,  doch  per  diacnranm,  man  hätte  daa  Werk  Ä  dessein  so 
geführt,  dasa  ea  Kf.  nicht  wiaaen  aollte.  Er  hätte  achon  zü  Hildeaheim 
Wind  Yon  dieaer  Sache  gekriegt,  daher  die  Originalbriefe  dea  Kf.  in  dieaer 
Angelegenheit  dem  Biachof  yon  Oanabrück  zu  Bezeugung,  daaa  man  ain- 
cerement  mit  demselben  umgehen  wolle,  zugestellt,  welcher  dieselben  2  Tage 
bei  sich  behalten  und  ihm  endlich  durch  den  Marschall  Hammerstein  habe 
zurückgeben  lassen,  ohne  dabei  ein  Wort  yon  der  Sache  zu  melden.  Kf. 
meine,  es  möchte  die  Intention  wohl  gut  sein,  der  modus  procedendi  aber 
hätte  wohl  anders  sein  können.  Man  hätte  den  Bischof  yon  Münster  für 
Feind  erklärt,  indem  man  yersprochen,  sofort  nach  Zahlung  der  Werbegelder 
in  Aktion  zu  treten,  ehe  man  in  rechter  Verfassung  stände.  Das  Haus 
Braunachweig,  dessen  Flor  am  meisten  auf  Einigkeit  und  Gommunica- 
tion ihrer  Consilien  bisher  bestanden,  hielte  man  für  entschuldigt,  Herzog 
Ernst  August  aber  hätte  jetzt  nur  Particuliersache  gemacht,  welche 
yoUer  Oefahr  nnd  dem  gemeinen  Wesen  leicht  einen  unwiederbringlichen 
Schaden  zufügen  könnte. 

Sie  atellten  dagegen  yor,  daas  der  Herzog,  als  der  Oefahr  am  nächsten, 
kein  besseres  Mittel  zn  Hemmung  der  Münsterschen  Progressen  habe  finden 
können,  als  dass  man  diesen  Tractat  schleunig  schliessen  möchte,  im  Haag 
sei  die  Gommunication  mit  den  Kurfürstlichen  ministris  wirklich  erfolgt 
Die  K.btandenburgischen  erwiderten,  jene  hätten  nichts  in  Händen  gehabt,  wo- 
durch sie  ihre  Person  hätten  legitimieren  können,  was  bei  einem  so  wichtigen 
Werk  nöthig  gewesen  wäre,  sie  hielten  auch  Yicquefort  nicht  für  dien- 
lich des  Kf.  Sachen  zu  maniieren.  Auf  ihre  Frage,  ob  sie  hiermit  ihre  Ab- 
fertigung hätten,  sagten  jene :  nein,  sie  wollten  dem  Kf.,  was  sie  weiter  yor- 
gebracht,  referieren. 

Gestern  [3./ld.  October]  gegen  Mittag  brachten  ihnen  die  Gommisaarien 


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g48  ^^*    ^'f  Mfinsterscbe  Krieg. 

die  ResoIntioD  anf  die  erste  Cooferenz,  Ef.  wünsche  Herzog  Ernst  Aagust 
zo  der  vorhabenden  Expedition  Glück,  was  er  dieser  Sache  halber  für  Er- 
innerungen gethan,  wäre  in  gnter  Meinung  und  nicht  so  geschehen,  dass  man 
Mass  oder  Ziel  zu  geben  hätte,  er  würde  allemal  in  Culti?iening  einer  guten 
Gorrespondenz  mit  allen  ihren  Herren  continuieren,  hätte  dazu  die  Beförderung 
der  yorhabenden  Allianz  für  hochnöthig  befunden,  auch  deswegen  selbst 
mit  dem  Schwedischen  Eztraordinardeputierten  geredet,  wäre  willens 
solchen  Tag  zu  beschicken,  der  zu  Braunschweig  über  7  Wochen,  etwa  am 
1.  December  stattfinden  könnte.  Zugleich  Hess  Ef.  für  einige  Regimenter, 
welche  er  zur  Sicherheit  seiner  Reise  mitnehmen  wolle,  um  Durchzug  bitten. 

Sie  haben  darauf  mit  dem  Schwedischen  >)  Gesandten  wegen  der  vor- 
habenden näheren  Yerbündnis  geredet,  derselbe  erklärte,  er  sei  zwar  darauf 
in  specie  nicht  instruiert,  zweifle  aber  nicht,  dass  sein  König  gern  darauf 
eingehen  würde. 

Nach  der  Tafel  conferierten  sie  wieder  mit  ihren  Commissarien  und  er* 
öffneten  diesen,  1)  sie  ersuchten  Kf.  caet.  ez  protoc.^. 

Jene  nahmen  es  ad  referendnm.    Im  Discurrrieren  stellten  sie  nochmals 


')  Nach  dem  Diarium  begehrt  Eleihe  nähere  Nachricht  von  dem  aoopo  der 
Allianz  und  ob  dieses  Werk  allein  auf  das  Mnostersche  Wesen  oder  nicht 
auch  mit  dahin  angesehen  sei,  was  sonst  ratione  futori  et  praeteriti  fSr  contra- 
ventiones  Instr.  Pacis,  als  die  Er  für  tische  und  die  Pfälzische  Sache,  vor- 
gefallen, und  theilt  ihnen  mit,  dass  Kf.  sich  über  das  Vorgehen  Herzog  Ernst 
Augusts  beklage. 

^  Nach  diesem  Protokoll  von  3./13.  October  proponieren  sie:  1)  Kf.  möchte 
eine  Erklärung  ausstellen,  dass  er  nicht  Feind  von  Hersog  Ernst  August  sein 
wolle,  2)  ob  Kf.,  wenn  Herz.  E.  A.  ins  Braunschweigische  getrieben  werden  sollte, 
dem  Hause  Braunschweig  Assistenz  leisten  wolle,  alsdann  man  nicht  nothig  er- 
achten wurde,  sich  mit  Frankreich  einzulassen,  d)  ob  Kf.  mit  dem  Hanse  Br. 
eine  nähere  Allianz  eingehen  wolle,  und  wie  er  meine,  dass  man  auch  Henog 
J.  F.  hineinziehen  könne,  4)  ob  nicht  auch  Schweden  und  Hessen  und  der 
Bischof  von  Osnabrück  dazu  su  ziehen,  5)  ob  auch  Holland  zu  invitieren, 
6)  ob  nicht  der  scopus  derselben  sein  sollte  die  Stillung  der  Unruhe  und  Oon- 
servation  des  Westftlischen  Kreises,  7)  ob  nicht  auch  der  generalis  scopus,  die 
Sicherheit  des  evangelischen  Wesens  und  Gonservation  des  Mnnstersohen 
Friedens,  und  ob  solche  nicht  tarn  ratione  praeteriti  quam  futuri  zu  verstehen, 
8)  ob  man  ratione  des  Braunschweigischen  und  Osnabräcksohen  Contingents  eine 
convenable  Anzahl  der  Armee,  welche  Herzog  E.  A.  jetzt  richte,  annehmen 
wolle,  9)  wenn  solches  nicht  annehmlich,  wurde  man  vom  Furstl.  Hanse  wohl 
sonst  ein  proportioniertes  Contingent  dem  gemeinen  Corpo  beisetzen,  10)  wie 
es  mit  dem  Commando  zo  halten,  11}  ob  nicht  Kf.  sich  wollte  im  Vertrauen 
vernehmen  lassen,  wie  man  sich  gegen  Frankreich  und  Oesterreich  zu  ver- 
halten hätte.  —  Darauf  lässt  Kf.  am  folgenden  Tage  nur  erwidern,  er  hätte 
allemal  seine  Freundschaft  dem  Hause  Braunschweig  zugetragen,  ihm  sei  die 
erste  Frage  fremd  vorgekommen,  da  er  allemal  Effecte  erwiesen,  hielte  er  die 
Dedaration  far  unnöthig;  wie  Herzog  J.  F.  heranzuziehen  sei,  wurden  die  Fürsten 
selbst  wissen. 


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GetaDditchaft  Haztluuisens  und  MiUlen  nach  Berlin.  649 

▼or,  es  würde  Herzog  Ernst  August  betrübeu,  dtss  mao  von  seiner  In- 
tention nicht  bessere  Opinion  hätte,  und  ftagten,  ob  solches  nicht  bei  jetziger 
Conjnnctur,  da  der  König  yon  Spanien  todt,  ihn  daiu  veranlassen  möchte, 
dass  er  mit  Frankreich,  welches  ihm  sonder  Zweifel  die  avantageusesten 
Conditionen  geben  würde,  eintrete,  da  dann  all  das  Out,  daa  durch  seine 
operationes  dem  gemeinen  Wesen  jetzt  su  statten  k&me,  andere  zu  ihrem  Yor- 
theil  nehmen  würden.    Dieses  Argument  penetrierte  ziemlich  0* 

Kf.  wird  nächsten  Montag  aufbrechen,  es  würde  nützlich  sein,  wenn 
auf  der  Reise  eine  Zusammenkunft  >)  zwischen  ihm  und  dem  Herzoge  veran- 
lasst werden  könnte.  Wenn  der  Herzog  es  im  H  aag  dahin  richten  könnte, 
dass  dem  Kf.  raisonnable  Satisfaction  würde,  würde  dieses  ihrer  Sache  sehr 
avantageus  sein,  man  hat  hier  aber  des  Yicquefort  officia  nicht  gerne. 


Der  KarfÜrst  an  den  Bischof  von  Münster.    D.  Cöln 
4./[14.]October  1665. 

[Verlangen,  dass  der  Bisehof  keine  Feindseligkeiten  gegen   die   hollandisehen 
Garnisonen  im  Clevischen  ausüben  lasse.] 

Er  hat  Nachricht  erhalten,  dass  der  Bischof  mit  den  Feindseligkeiten  U.  Oct 
gegen  die  Staaten  den  Anfang  gemacht  hat'),  bedauert,  dass  diese  Sache  zu 
solchen  extremis  gerathen,  hofft,  dass  der  Bischof  alle  raisonnable  und  zum 
Frieden  dienliche  Mittel  nicht  ans  Augen  setzen,  sondern  es  in  kurzem  zu 
einem  büligmässigen  Accommodement  werde  kommen  lassen,  wozu  er  selbst 
um  so  eifriger  mitzuwirken  bereit  ist,  je  mehr  ihm  und  seinen  Landen  an 
schleunigster  Wiederherstellung  des  Friedens  gelegen  ist  Er  ersucht  den 
Bischof,  seiner  Soldatesque  zu  befehlen,  dass  sie  gegen  die  in  seinen  Cle- 
vischen Landen  befindlichen  Staatischen  Garnisonen  keine  Feindseligkeiten 
ausüben  sollen,  das  gleiche  Ansinnen  hat  er  auch  an  die  Staaten  getban*). 


>)  Nach  dem  Diarium  bemerkt  Jena,  jetzt  nach  dem  Tode  des  Königs  von 
Spanien  halte  er  f&r  gerathen,  sich  in  generalibos  eu  halten,  wenn  man  ge- 
sehen, wohinaus  andere  wollten,  könnte  man  die  beste  Partei  erwihien. 

*)  Eine  solche  hat  wirklich,  nachdem  Kf.  etwa  am  22.  October  seine  Reise 
nach  Oleve  angetreten  hatte,  am  80.  October  zu  Sesen  stattgefunden,  s.  unten 
dai  Schreiben  des  Bischofs  von  Paderborn  an  Kf.  vom  17.  November  1665 
und  L.  Müllers  Relation  vom  4./14.  November,  der  aber  Wardenberg  als 
Ort  der  Zusammenkunft  nennt 

*)  Ende  September  hatte  der  Bischof,  nachdem  er  den  0. Staaten  sein  vom 
14.  September  datiertes  Ultimatum  (Aitsema  V  S.  639.  Diar.  Burop.  Xin 
S.  178.  Londorp  IX  S.  416)  sugesendet,  durch  seinen  General  Gorgas  das 
Bonrtanger  Fort  belagern  lassen  und  war  selbst  in  Overjssel  eingefallen,  s. 
Aitzema  V  S.642ff.,  Alpen  I  S.688f.,  Tücking  S.  183. 

^  S.  dieses  Schreiben  (d.  Cöln  a.  d.  Spr.  5./ [15.]  October  1665}  bei  Aitzema 
V  S.  658. 


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650  11*    I>«r  MfiDtterache  Krieg. 

Der  EnrfttrBt  an  die  Generalstaaten.  ^)   D.  auf  unserer  Ftlrstl. 
Halberstsdtischen  Residenz  Groningen  14./[24.]  October  1665. 

[Warnung  vor  dem  Herbeiziehen  fransösischer  Hnifstroppen.] 

I 
24.  Oct         Anzeige,  dass  er  mit  seinen  Truppen  auf  dem  Marsch  nach  seinen  Cle- 
vischen  Landen  sei,  nm  beiden  kriegföhrenden  Parteien  näher  zn  sein  und 
desto  wirksamer  seine  Friedensbemühnngen  anwenden  zn  können. 

Weil  wir  aber  inmittelst  die  Nachricht')  erhalten,  dass  ein  an- 
sehnlicher französischer  Succurs  im  Marsch  nach  Teutschland  be- 
griffen, so  können  wir  zwar  Ew.  Hochm.  nicht  verdenken,  dass  die- 
selbe alle  dergleichen  Mittel  zu  Rettung  und  Defension  ihres  Staats 
und  Unterthanen  suchen  und  gebrauchen,  wir  geben  denselben  aber 
hochvernünftig  zu  consideriren,  ob  nicht  hiedurch  die  Sache  je  mehr 
und  mehr  in  Weitläuftigkeit  gef&hret  und  verwirreter  gemacht  werden 
dflrfte,  zumal  man  den  Kriegsactionen,  insonderheit  wenn  frembde  und 
ausländische  Truppen  in  einer  so  considerablen  Anzahl  dabei  vor- 
handen, nicht  allemal  nach  Belieben  Ziel  und  Mass  setzen,  noch  den 
Frieden  mit  so  freier  und  ungebundener  Hand,  als  man  wohl  wünschet 
und  bisweilen  auch  die  Koth  und  das  Interesse  erfordert,  tractiren 
und  befördern  kann,  zu  geschweigen  der  grossen  Jalousie  und  Ombrage, 
welche  andere  benachbarte  Potentaten  und  insonderheit  das  Römische 
Reich  und  dessen  Stände  von  einer  so  considerablen  auslandischen 
Armee  schöpfen  werden,  dannenhero  wir  —  nicht  unterlassen  können, 
Ew.  Hochm.  dieses  alles  in  hergebrachtem  Vertrauen  zu  remonstriren 
und  dieselbe  zu  ersuchen,  sie  wollen  dero  hohem  Verstand  nach  solches 
in  gebflhrende  Consideration  ziehen  und  mit  Sollicitirung  dieses  fran- 
zösischen Succurses  nicht  so  sehr  eilen,  sondern  denselben  noch  einige 
Zeit  in  der  N&he  und  auf  den  Grenzen  lassen,  wodurch  sie  obange- 
f&hrte  und  mehr  andere  Inconvenientien  verhüten  und  dabei  auf  allen 
ferneren  Nothfall  der  Hülfe  nichts  desto  weniger  versichert  sein. 

Sollten  sie  dennoch  diese  französischen  Truppen  kommen  lassen,  so 


0  Dieses  Schreiben  ist  nicht  fibergeben  worden  s.  onten  8.  655. 

*)  Die  Clevische  Begiemog  hatte  dem  Kf.  am  17.  October  angezeigt»  daas 
sie  dorch  Copes  ans  dem  Haag  ond  ans  den  Pariser  Zeitungen  erfahren,  die 
französischen  Halflivolker  sollten  ihren  Marsch  durch  die  Jälich-Olevischen  Laode 
und  zwar  yOnersocht^  nehmen  wollen.        ' 


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Warnnog  der  Generalataaten.    Conferensen  eu  Cassel.  651 

erwartet  er  jedenfalls,  dass  sie  dafür  sorgen  werden,  dass  dieselben  sein 
Oebiet  nicht  betreten  i). 


Protokoll  der  von  dem  Oberpräsidenten  Freiherrn  v.  Schwerin 

mit  den  Fttrstl.  Hessischen  Geheimen  nnd  Vormandschafts- 

räthen  zu  Cassel  den  14./ 24   und  15. /25.  October  1665 

abgehaltenen  Conferenzen. 

[Betheiligang  Hessens   an   der    zo  Brannschweig  abzohaltenden  Versammlung, 

Verhandlangen  des  Kf.  mit  Holland,  HinsoEiehang  catholischer  Forsten  sn  der 

abtnscbli  essen  den  Verbindong.] 

14. /24.  October  proponiert  v.  Schwerin:  Angesichts  des  Münsterschen  24.0ct. 
Krieges  nnd  da  yerlante,  dass  dieses  Werk  nicht  von  dem  Bischof  yon 
Münster  allein  herrühre,  sondern  anch  andere  catholische  Potentaten  mit 
dabei  im  Spiele  wären,  h&tten  Kf.,  Schweden  nnd  das  Hans  Brann* 
schweig  militärische  Anstalten  getroffen  nnd  die  Abhaltnng  einer  Zusam- 
menkunft verabredet,  um  mit  Znziehnng  des  Hanses  Hessen  nnd  anderer 
Evangelischen  sich  über  ein  gemeinschaftliches  Verhalten  zn  verständigen. 

Kf.  wünsche  za  erfahren,  wie  man  sich  hessischerseits  bei  dieser  Sache 
zn  verhalten  gesonnen  sei,  nnd  erbiete  sich,  wenn  man  dort  jene  Zusammen- 
kunft zu  beschicken  bereit  sei,  die  Instruktion,  welche  er  seinen  Gesandten 
ertheilen  wolle,  mitzutheilen. 

Kf.  Hesse  ferner  in  summa  confidentia  mittheilen,  dass  er  sich  mit  den 
Staaten  schon  ziemlich  eingelassen,  so  dass  es  nur  darauf  stände,  dass  ihm 
einer  oder  der  andere  seiner  Orte  eingeräumt  werden  sollte,  worauf  er  den 
Staaten  vigore  solcher  Tractaten  wohl  assistieren  dürfte.  Sollte  man  aber  hessi- 
scherseits Bedenken  gegen  eine  solche  Verbindung  mit  den  Staaten  hegen. 


^)  Gleichzeitig  theilt  Kf.  K.Cöln  und  Pfalz-Neubnrg  diese  Nachricht 
von  dem  beabsichtigten  Durchmarsch  der  Franzosen  mit,  fragt  sie  um  ihre 
Meinung,  fordert  sie  auf,  sich  bei  dem  Könige  von  Frankreich  dahin  zu  be- 
mühen, dass  das  Reich  von  diesem  Durchmarsch  verschont  bleibe,  nnd  meldet 
zugleich,  dass  er  sich  zur  Vermittelung  des  Münsterschen  Streites  erboten  habe 
und  selbst  mit  einem  Theile  seiner  Tmppen  auf  dem  Marsch  nach  Cleve  be- 
griffen sei.  K.Co  In  erwidert  darauf  (d.  Arnsberg  6.  November  1666),  er  habe 
den  Franzosen  auf  Ersuchen  den  Durchmarsch  durch  sein  Stift  Lfittich  gestattet, 
höre,  dass  dieselben  von  Mastricht  aus  durch  dasselbe  nach  Herzogenbusch  und 
Nimwegen  marschieren  und  so  des  Kf.  Lande  nicht  betreten  wollten,  er  erwarte 
nächstens  einen  französischen  Gesandten  und  wolle  sich  bei  diesem  um  Bei- 
legung des  Münsterschen  Streites  bemühen.  Aehnliches  meldet  Ffalzgraf 
Philipp  Wilhelm  (d.  Bensberg  6.  November  1665),  er  fägt  hinzu,  anch  er 
sei  bereit,  zur  Beilegung  des  Münsterschen  Streites  mitzuwirken,  nnd  er  treffe 
anch  zur  Conservation  seiner  Lande  Rüstungen. 


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652  11«    I)«r  MuDstersche  Krieg. 

80  wolle  Kf.  sieh  mit  der  Landgräfio  über  diese  Sache,  die  ooch  in  integro, 
gern  veroehmeD. 

Es  wäre  auch  dem  Kf.  sowohl  yod  schwedischer  als  aach  yon  anderer 
Seite  Yorgeschlagen  worden,  ob  nicht  zn  Verhütnng,  dass  nicht  die  Gatho- 
lischen  znr  Oegenyerfassnng,  als  wenn  es  anf  die  Religion  abgesehen,  yer- 
anlasst  würden ,  einer  oder  der  andere  Catholische  mit  herbeizuziehen  sei 
Weil  aber  die  consilia  der  benachbarten  Catholischen,  wie  des  Bischofs  yon 
Paderborn,  hier  besser  bekannt  wären,  so  bäte  Kf.  die  Landgräfin,  ihm 
ihr  Seotiment  darüber  mitzotheilen. 
25.  Oct.  1Ö./25.  October  antworten  die  Hessischen  Yormundschaftsräih^:  Die 
Landgräfin  sei  bereit,  die  yorgeschlagene  Zusammenkunft  zu  beschicken, 
sie  werde  inzwischen  mit  Landgraf  Ludwig  yon  Darmstadt  darüber 
communicieren  und  ihre  Miliz  durch  neue  Werbungen  yerstärken. 

Ob  und  wie  Kf.  sich  mit  den  Staaten  zu  setzen,  darüber  könne  sie  in 
Ermangelung  hinreichender  Information  nicht  urtheilen. 

Von  den  consilia  des  Bischofs  yon  Paderborn')  hätte  sie  weiter  keine 
Kenntnis,  als  dass  äusserlich  yerlaute,  derselbe  sei  dem  Bischof  yon 
Münster  beizupflichten  anständig  gemacht  worden. 


Instruktion,  wonach  sich  unser  —  Hofrath  Hans  Adam  v.  Schö- 
ning  bei  der  ihm  nach  dem  Bischof  zu  Münster  aufgetragenen 
Reise  und  Commission  zu  achten.  D.  in  unserer  Fttrstl. 
Halberstädtischen  Residenz  Groningen  16./ [26.]  October  1665. 

[Mahnung  zum  Frieden,  des  Kf.  Reise  nach  Cleve,  Fordernng,  dass  keine  Feind- 
seligkeiten gegen  seine  Lande  unternommen  würden.] 

26. Oct.  8ch.  soll  sich  sofort  zu  dem  Bischof  yon  Münster  begeben  und  den- 

selben  daran  erinnern,  dassKf.  ihm  schon  durch  y.  Brabeck  habe  yorsteUen 
lassen,  wie  ungern  er  yemommen,  dass  zwischen  ihm  und  den  Staaten 
offenbare  Hostilität  ausgebrochen  sei,  er  rathe  ihm  nochmals,  je  eher,  je 
lieber  diesen  Kriegsunmhen  durch  gütliche  Traktaten  ein  Ende  £u  machen, 
wozu  er  nochmals  seine  Interposition  und  Mediation,  welche  y.  Brabeck 


>}  An  diesen  (Ferdinand  y.  Fürstenberg)  entsendet  Et  seinen  Secretar 
Fr.  Meinders  (Creditiy  d.  Cassel  24.  October  1665).  Derselbe  meldet  (d. 
NenenhauB  26.  October  1665),  der  Bischof  missbillige  das  Thun  des  Bitchob 
yon  Munster  und  wolle  sich  bemahen,  denselben  zum  Frieden  zu  bewegen, 
er  habe,  wie  er  ihm  im  Vertrauen  mitgetheilt,  an  der  Münsterschen  Sache  noch 
ein  besonderes  Interesse,  nämlich  seine  Snccession  im  Stift  Munster,  die  Mehr- 
zahl der  dortigen  Domherren  und  ancb  der  Bischof  selbst  waren  seiner  Bmen- 
nung  zum  Goadjntor  geneigt,  er  fürchte  aber,  dass  der  Bischof,  wenn  er  ad  ex- 
trema  gebracht  werde,  sich  ans  Verzweiflung  an  Ffalz-Nenburg  wenden  und 
einen  yon  dessen  Prinzen  zum  Stift  befördern  werde,  er  hoffe,  Kf  werde  sich 
seiner  annehmen. 


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Instruktion  für  v.  Schöning.  653 

zn  acceptieren  nicht  instrniert  gewesen,  anbiete.  Er  soll  dem  Bischof  die 
Gefahren,  welche  dieser  Krieg  fiir  den  Westfälischen  Kreis,  ja  für  das 
ganze  Römische  Reich  herbeiführen  könnte^  vorstellen,  femer,  dass  dieses 
Werk  bei  Auswärtigen  grosses  Nachdenken,  namentlich  bei  Schweden 
und  anderen  evangelischen  Potentaten  den  Gedanken  erwecke,  als  wollte 
man  katholischerseits  daraus  ein  Religionswerk  machen  und  die  Eyange- 
lischen  aufs  neue  in  ihrer  Gewissensfreiheit  gra?ieren,  woher  auch  die  schwe- 
dischen Gesandten,  welche  ohnlängst  bei  Kf.  in  Berlin  gewesen^),  yersi- 
chert  hätten,  dass  Schweden  zu  Beobachtung  dieses  Werkes  in  kurzem  einige 
tausend  Mann  heraussohicken  werde.  Kf.  wäre  ebenfalls  auf  der  Reise 
nach  seinen  Cleyischen  Landen  und  brächte  zur  Sicherung  derselben  einige 
Regimenter  mit,  denen  innerhalb  sechs  Wochen  mehr  nachfolgen  würden; 
er  erwarte,  der  Bischof  werde  dafür  sorgen,  dass  gegen  seine  Lande  keine 
Feindseligkeiten  ausgeübt  würden,  er  werde  durchaus  nicht  dulden,  dass 
dieselben  in  diese  Unruhe  mit  inyolyiert  würden. 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Eurfttrsten. 
D.  Hage  27./17.  October  1665. 

[Audienz  bei  den  G.Staaten.    Conferenz  mit  den  Deputierten  derselben,  die  an- 
gebotene Räumung  Emmerichs  abgelehnt,  auf  Orsoy  bestanden.] 

Nachdem  sie  unter  der  Hand  yernommen,  dass  fast  alle  Proyinzen  27.0ct. 
begierig  wären,  mit  Kf.  in  näheres  Bündnis  zu  treten,  und  wofern  nur 
Holland  dazu  zu  bewegen,  allesamt  die  Eyacuation  der  Stadt  Orsoy 
wohl  zugestehen  würden,  haben  sie  auf  Anrathen  der  Prinzessin  yon  Uranien 
am  14./ 24.  publique  Audienz  bei  den  O.  Staaten  begehrt  und  haben  dort') 
des  Kf.  freundliche  Gesinnung  gegen  den  Staat  contestiert  und  das  Schreiben 
desselben  übergeben.  Gestern  Abend^  sind  dann  drei  Depntierte  der 
Staaten,  Ommeren,  Boll  und  Reigersberg  zu  ihnen  gekommen  und 
haben  ihnen  eröffnet,  die  G.  Staaten  seien  bereit,  Elf.  Emmerich  zu  eya- 
cuieren,  sie  wollten  nun  yemehmen,  mit  wieyiel  Völkern  und  auf  welche 
conditiones  Kf.  dem  Staat  gegen  den  Bischof  yon  Münster  zu  assistieren  ge- 
sinnt sein  möge.  Sie  haben  erwidert,  wenn  nicht  wenigstens  Orsoy  offeriert 
würde,  könnten  sie  sich  in  keine  ferneren  Tractaten  einlassen,  sie  wären 
sonst  wegen  der  begehrten  Assistenz,  welche  aber  mit  der  Eyacuation  nichts 
gemeines  hätte ,  noch  daran  gebunden  werden  müsste,  genugsam  instruiert, 
Kf.  werde  auch  in  drei  Wochen  mit  8000  Mann ,  womit  auf  allen  Fall  die 


^)  üeber  Kleihe's  Anwesenheit  in  Berlin  s.  die  Depeschen  y.  Krockow's 
yom  2ö.  October/4.  Noyember  und  22.  Noyember/2.  December  1665.  (Urk.  o. 
Akt.  IX  S.806ff.} 

»)  8.  Urk.  o.  Akt  m  S.  156f. 

*)  S.  ebendas.  S.  157. 


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654  11-    D^r  Mnnatertohe  Krieg. 

Hülfe,  wenn  sie  sich  EofÖrderst  darüber  verglichen,  prästiert  werden  könne, 
im  Lande  Cleye  stehen  and  es  würden  anch  noch  mehrere  andere  folgen. 
Sie  haben  darauf  mit  denselben  discnrsweise  besprochen,  wie  die  Sache  am 
besten  einzurichten  wäre,  jene  yerspraohen,  alles  zu  secretieren  und  den 
O.Staaten  zn  referieren. 


Herzog  Georg  Wilhelm  von  Brannschweig  und  Lttneburg  an 
den  Kurfürsten.    D.  Gell  22.  October/[l.  November]  1665. 

[BroffnuDgen  des  englischen  Gesandten  Garlingford,  Vorschlag  Haersolts,  im 
geheimen  in  England  wegen  des  Friedens  so  sondieren,  drohendes  Schreiben  des 

Bischofs  von  Münster.] 

1. Nov.  Neolicher  Tage  hat  sich  bei  Herzog  Ernst  Angnst  zn  Ibnrg  ein 

englischer  £nvoy6,  Graf  von  Gallingfort'),  eingefunden  und  hanpts&ch- 
lieh  Hülfe  gegen  die  Staaten  begehrt,  zagleich  erklärt,  wer  denselben 
gegen  Münster  Beistand  leisten  werde,  den  werde  sein  König  in  den 
hienächst  mit  den  Staaten  erfolgenden  Frieden  nicht  einschliessen  lassen; 
dann  hätte  er  gleichsam  per  discnrsnm  sich  herausgelassen,  er  glaubte, 
sein  König  wäre  nicht  ungeneigt,  mit  den  Staaten  einen  billigen  Frieden 
zu  schliessen,  würde  auch  gern  sehen,  wenn  Kf.  und  das  Haus  Braun* 
schweig  die  Mediation  fibernähmen,  zumal  die  französische  Mediadon  in 
diesem  negotio  seinem  Könige  nicht  wenig  suspect  vorkäme,  er  hätte 
Commission  auch  zu  Kf.  sich  zu  begeben  und  bei  diesem  ein  gleiches  An* 
bringen  zu  thun.  £r,  der  Hersog,  hat  dem  bei  ihm  sich  befindenden  Oberst 
Haersolt  Mittheilung  davon  gemacht,  derselbe  meinte,  seine  Oberen  wür- 
den zu  einem  billigen  Frieden  mit  England  nicht  ungeneigt  sein,  könnten 
aber  den  König  von  Frankreich,  da  dieser  bereits  in  der  Mediation  be- 
griffen sei,  ohne  grosse  Offension  nicht  davon  ausschliessen,  man  möchte 
unter  der  Hand  in  England  sondieren,  unter  welchen  Bedingungen  man 
dort  Frieden  schliessen  wollte,  damit  nachher,  nachdem  das  Werk  von 
beiden  Seiten  unterbauet  und  mehrentheils  im  geheimen  verabredet  wäre, 
dieses  dem  französischen  Ambassadeur  eröffnet  und  dann  desto  eher  zum 
Schluss  gebracht  werden  könnte.  Er  bittet  Kf.,  ihm  seine  Gedanken  hier- 
über im  hergebrachten,  auch  bei  neulichster  entrevue')  noch  weiter  be* 
festigten  Yertranen  zu   eröffnen.     Er  übersendet   Abschriften    eines    an 


0  S.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  1./ 11.  November  1665  (Bode- 
mann  S.  d4f.);  vgl.  Kocher  I  S.  444. 
>)  S.  oben  S.  649. 


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EröffnoDgeD  Carlingfordp.  g55 

iho  gekommenen  nachdenk-  und  fast  bedränlichen  Schreibens  des  Bischofs 
Yon  Münster^)  nnd  seiner  Antwort')  darauf '). 


Blaspeil  an  den  Freiherm  v.  Schwerin.    D.  B'Gravenhage 
22.  October/1.  November  1665. 

[Der  Marsch  der  fransosischen  Troppen,  Feindseligkeit  der  antioranischen  Partei 

gegen  Kf.,  Absichten  Frankreichs,  yerdächtige  Haltung  Schwedens,  Kf.  möge 

England  seine  Yermittelnng  anbieten.] 

Das  Schreiben  des  Kf.  an  den  Staat  wegen  der  französischen  Tmppen^)  i.  Nov. 
haben  sie  nicht  übergeben,  da  anf  ihr  Remonstrieren^  schon  der  Marsch 
derselben  anders  angeordnet  ist  nnd  sie  aoch  fürchten,  dass,  da  Ef.  in  dem- 
selben die  französische  Assistenz  stark  dissnadierCi  diese  aber  nnn  schon 
in  wirklichem  Anzng  ist,  die  widrige  Partei  hier,  welche  die  kurfürstliche 
Hülfe  omni  modo  zn  declinieren,  die  französische  dagegen  an  befördern 
sacht,  daraus  Anlass  nehmen  würde,  nicht  allein  ihren  Intent  desto  .besser 
fortznsetzen,  sondern  auch  Kf.  bei  Frankreich  zo  yerd&chtigen.  Diese  Partei 
möchte  sich  lieber  der  französischen  Protection  nnd  Joch  unterwerfen,  als 


1)  In  demselben  (d.  Borkelo  30.  September  1665)  erklärt  der  Bischof,  er  habe 
erfahren,  dass  Graf  Wal  deck  sich  in  den  Dieost  der  Hollander  eingelassen  nnd 
io  des  Heriogs  nnd  des  gesamten  braoDSchwelgischen  Haoses  Namen  eine  grosse 
Anzahl  Völker  denselben  zuzufahren  versprochen  habe,  und  ersucht  den  Herzog, 
sich  nicht  durch  den  Grafen,  .welcher  unter  dem  gesuchten  Schein  einiger  Difß- 
denz  sich  in  den  Niederlanden  gross  zu  machen  sucht*,  dazu  verleiten  zu  lassen, 
sonst  werde  er  solches  nach  Möglichkeit  zu  verhindern  suchen. 

*)  d.  Zelle  2./ 12.  October  1665,  darin  erklart  er,  dieses  Werk  erscheine  ihm 
allerdings  sehr  bedenklich,  dass  er  aber  mit  den  Staaten  noch  zur  Zeit  einige 
Alliance  traetiert  oder  geschlossen  haben  sollte,  sei  unrichtig.  Er  ermahnt  den 
Bischof,  Jene  Differenzen  gütlich  beiaulegen,  damit  auch  die  Nachbaren  Buhe 
h&tten,  gegenüber  den  Drohungen  desselben  wolle  er  es  vorläufig  bei  dienlichen 
Gegenvermahnungen  bewenden  lassen. 

^  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cassel  25.  October /4.  November  1665),  auf  die 
Drohungen  des  englischen  Gesandten  brauche  der  Herzog  keine  Beflezion  zu 
nehmen,  er  zweifle,  dass  der  Friede  auf  die  von  Haersolte  vorgeschlagene 
Weise  angebahnt  werden  könne,  doch  mochte  der  Herzog  dem  englischen 
Gesandten  Mittheilnng  davon  machen,  sollte  man  englischerseits  darauf  eingehen, 
■o  sei  er  bereit,  zusammen  mit  dem  brauoschweigischen  Hause  die  Vermittelung 
zu  übernehmen,  an  den  Bischof  von  Munster  habe  er  geschrieben.  Dieses  ge- 
schieht in  einem  Schreiben  von  demselben  Datum,  in  welchem  er  denselben 
nochmals  zum  Frieden  mit  Holland  ermahnt  nnd  ihn  auffordert,  vor  allem  dahin 
BU  sehen,  dass  wenigstens  keinem  Stande  im  Reiche  Anlass  au  Krieg  und  Un- 
ruhe gegeben  werde,  etwaige  Streitigkeiten  mit  dem  Hause  Braunschweig  er- 
bietet er  sich  zu  vennitteln. 

*)  S.  oben  S.650. 

»)  S.  ürk.  u.  Akt  m  S.  157. 


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656  11*    Der  Mflostertche  Krieg. 

zasehen,  dass  der  Prioz  von  Oraoien  wiederhergestellt  werde,  was  sie 
besorgen,  wenn  durch  Kf.  dieser  Staat  gerettet  würde.  Graf  d'Estrades, 
welcher  es  in  diesem  Stück  mit  den  Widrigen  hält,  merkt  gar  wohl,  dass 
des  Ef.  Ankunft  ihnen  ihren  Coneept  yerrücken  werde,  macht  aber  gute 
Miene,  und  weil  er  sieht,  dass  es  ans  ernst  ist,  hat  er  uns  schon  an  die 
Hand  gegeben,  dass  Frankreich,  E.brandenburg,  Braunschweig 
und  dieser  Staat  zusammen  halten  müssten,  dann  würde  nicht  allein  Münster 
sondern  auch  England  Frieden  machen  müssen.  Er  scheint  dahin  zu 
Kielen,  dass,  wenn  auf  solche  Weise  sein  König  nur  die  H&nde  mit  darein 
bekommen  könnte,  derselbe  auch  leichtlich  Meister  im  Spiel  werden  dürfte. 
Die  Waldeckschen  Schreiben  einzuliefern  haben  sie  auch  nicht  für  gut 
befunden,  sie  sind  allesamt  an  Leute  der  widrigen  Partei  gerichtet,  mit 
denselben  hat  der  Graf  auch  seine  Negotiation  gehabt  und  die  Handlang 
geschlossen,  und  ist  kein  Zweifel,  dass  der  yornehmste  Zweck  derselben 
dabei  gewesen^),  des  Kf.  Assistenz  zu  ezclndieren  and  den  Grafen  in  diesem 
Staat  als  ein  oppositum  von  Uranien  und  Nassau  zu  introducieren,  des 
Kf.  Ankunft  aber  und  unsre  Handlung  werden  es  verhoffentlich  redressieren. 
Sie  haben  das  beikommende  Schreiben  des  Königs  yon  England*)  an  Kf. 
erbrochen,  man  sieht  daraus,  dass  Schweden  uns  daselbst  betrogen  hat, 
dasselbe  sucht  sich  mit  England  so  zu  setzen,  dass  es  sich  mit  der  Zeit 
durch  die  englische  Hülfe  zum  Meister  in  der  Ostsee  machen  möge,  Frank- 
reich selbst,  wie  sehr  es  auch  sonst  Freund  mit  ihnen  ist,  schöpft  jalonsie 


')  Gans  ähnlich  äussert  sich  der  Graf  de  Guiche  in  seinen  Memoiren  (bei 
Wiens,  Sammlung  fragmentarischer  Nachrichten  über  Christoph  Bemard  tou 
Galen  I  8.  229.) 

*)  d.  Oxford  7.  October  1665,  darin  beklagt  derselbe,  dass  Kf.  nicht  nor  mit 
Holland  gegen  den  Bischof  von  Münster  gemeinsame  Sache  gemacht,  aon- 
dern  aach  Schweden  mit  Verdacht  gegen  denselben,  als  wenn  er  etwas  gegen 
die  protestantische  Religion  vorhätte,  erfüllt  habe,  er,  als  der  Bundesgenosse  des 
Bischofs,  verbärge  sich  dafür,  dass  dieses  dorchans  nicht  der  Fall  sei,  and  er 
erklärt  dem  Kf.,  dass,  wenn  dieser  nicht  die  jetzige  Gelegenheit  benatste  and 
mit  gegen  die  Holländer  vorginge,  England  ihm  nicht  tor  Wiedererlangang  seiner 
clevischen  Plätse  verhelfen  könne.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Oleve  7.  November  1665). 
er  hoffe,  der  Krieg  swischen  England  und  Holland,  der  for  die  reformierte 
Religion  so  verderblich  sei,  werde  bald  beendigt  werden;  dass  der  Bischof  von 
Monster  den  Krieg  mit  Wissen  und  Wonsch  des  englischen  Königs  führe,  habe 
er  erst  aus  dessen  Brief  erfahren,  dieser  Krieg  bedrohe  die  Robe  des  Beichea 
and  er  müsse  sich  dem  gegenüber  so  verhalten,  wie  es  seine  Pflicht  nnd  das 
Interesse  seiner  Staaten  gebiete.  Wie  er  Schweden  mit  Verdacht  solle  er- 
fallt haben,  verstehe  er  nicht,  «cnm  id  ipsum  eadem  nobiscnm  pro  conservaada 
in  imperio  pace  consilia  fovere  soiamas,  qnibus  ae  qnicqnam  contrarii  a  oobia 
nnqnam  vel  accepiise  vel  hansisse  haud  aief  üeber  die  sweidentige  ELaltong 
Schwedens  s.  Mömoires  de  Pomponne  publiös  par  Mavidal  U  8.26.39.  — 
Das  Recreditiv  des  Kf.  for  Öarlingford,  welcher  ihn  in  Hamm  traf,  ist  von 
dort  vom  1.  November  1665  datiert,«  über  die  mit  demselben  geführten  Verhand- 
langen liegen  keine  Anfseichnongen  vor. 


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Französische  und  schwedische  totrignen.  657 

davon,  Ef.  würde  wohlthon,  England  seine  Mediation  in  dem  Streit  anzu- 
bieten, dieses  Schreiben  giebt  genügenden  Anlass  daza,  und  wie  unser 
Augenmerk  dahin  geht,  dass  wir  hier  eine  solche  Erklärung  von  dem  Staat 
erhalten,  worauf  wir  den  Bischof  von  Münster  die  Waffen  niederzulegen, 
es  sei  in  der  Güte  oder  anders,  disponieren  können,  ebenso  könnte  auch 
England  eine  solche  Erklärung  auf  unser  Ansuchen  wegen  seiner  Postu- 
laten  von  sich  geben,  dass  wir  den  Staat,  sich  damit  zu  conformieren,  auf 
gleiche  Weise  anhalten  könnten,  es  wäre  denn,  dass  hiesige  Subsidiengelder 
uns  daran  hinderten.. 


V.  Schöning  an  den  Kurfürsten.    D.  Meppen  5.  November  1665. 

[Der  Bischof  hat  die  Vermittelang  Castel  Rodrigo's  aDgenommen.    Die  Damm- 
arbeit.    Vergebliche  BemähuDgeo  Lesseins'.] 

Er  hat  den  Bischof  noch  hier  gefunden  und  gestern  bei  ihm  Audienz  5.  Nov. 
gehabt,  derselbe  hat  sich  aber  auf  sein  Anbringen  nicht  kategorisch  er- 
klären wollen,  wiewohl  er  einige  Reue  bezeugte,  dass  er  dem  Don  Gastel 
Rodrigo  die  Parole  der  Mediation  schon  gegeben  hätte,  die  er  unmög- 
lich wieder  zurückziehen  könnte,  er  wüsste  nicht,  ob  Kf.  mit  Zuziehung 
desselben  diese  acceptieren  möchte.  Er  bezeugte  im  übrigen  seine  Freund- 
schaft gegen  den  Kf.  und  seinen  Wunsch,  denselben  zu  sprechen,  doch 
wäre  dieses  jetzt  unmöglich,  da  er  die  Arbeit  des  Dammes  ')  persönlich 
fortführen  müsste,  damit  sich  seine  ganze  Armee  vereinigen  könnte. 

Der  französische  Abgesandte  M.  Lessin  ')  bat  sich  auch  schon  4  Tage 
hier  aufgehalten,  soll  ebenfalls  die  Mediation  suchen,  doch  wird  sie  ihm 
abgegeschlagen  werden. 

PS.  Soeben  erfährt  er,  dass  Lessin  ziemlich  disgoastiert  weggeht, 
nnd  dass  sich  der  Bischof  sehr  auf  englischen  Succurs  zu  Fuss  yerlässt'). 


>)  S.  Alpen  I  8.  695f.    Täcking  S.  135. 

*)  8.  über  dessen  Gesandtschaft  die  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  d'Estra- 
des  vom  21.  Juli  und  22.  September  1665  (M6m.  d'Estrades  IH  S.  260.  408) 
und  M^moires  du  comte  de  Guiche  (bei  Wiens  S.  227). 

>)  In  einem  Schreiben  an  0.  v.  Schwerin  von  demselben  Datum  meldet  Seh. 
demselben,  Brabeck  habe  ihm  mitgetheilt,  es  sei  wenig  Hoffnang  zn  einem 
Ausgleich,  da  der  Bischof  nicht  nar  nichts  verlieren,  sondern  auch  das,  was  ihm 
von  Rechts  wegen  gehöre,  wiedergewinnen  wolle,  die  Holländer  sich  aber  dazu 
schwerlich  verstehen  wurden. 

Mater.  %.  0«teb.  cL  G.  Korfnrsten.    XI.  42 


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658  11-    ^^^  Münstersche  Rrieg. 

Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfttrsten. 
D.  s'Gravenhage  25.  October  /  4.  November  1665. 

[Die  mit  den  staatiscbeo  Depatierteo  abgeroacbtea  Punkte.    Kf.  soll  eine  starke 

Armee  zasammenbriDgen,    im  Verein    mit   anderen  Ständen   des    weetfaliscben 

Kreises  Affinster  zum  Niederlegen  der  Waffen  bestimmen,  dann  ist  Hoffnung  auf 

Herstellung  des  Friedens  ] 

4.  Nov.  Sie  baben  yorgestern  mit  den  staatischen  Depotierten  eine  neue  Cod- 
ferenz  gehalten  ond  sind  mit  denselben  vorläufig  über  folgende  Punkte 
übereingekommen^):  1)  dass  Ef.  einen  Monat  nach  Dato  des  Schlusses  dieser 
Handlung  ein  ansehnliches  Corps  von  Reitern  und  Fussknechten  in  Be- 
reitschaft halte, 

2)  dass  er  sofort  nach  Ratification  der  Tractaten  in  kraft  des  9teD 
Artikels  der  Allianz  von  1655'),  welcher  jetzt  erneuert  werden  soll, 
dem  Staat  2000  Mann  zur  Assistenz  schicken  und  so  lange  der  Krieg  dauert 
unterhalten,  dagegen  der  Staat  ihm  zur  selben  Zeit  Orsoy  einräumen  soll,  ' 

3)  dass  des  Kf.  Truppen  zu  Ross  und  zu  Fuss  (ausser  jenen  2000  Mann) 
halb  von  ihm  selbst  und  halb  von  diesem  Staat,  ebenso  wie  die  Lüne- 
burgischen Truppen,  welche  Herzog  Ernst  August  liefern  wird,  unter- 
halten werden  sollen, 

4)  dass  Kf.  inzwischen,  bevor  seine  Truppen  zusammen  sind  und  zur 
Action  kommen,  alle  ihm  wohlgefällige  gütliche  Mittel,  den  Bischof  zur  rai- 
son zu  bringen,  versuchen  möge. 

Die  übel  Affectionierten  in  diesem  Staat  wünschen  nicht,  dass  Kf.  gar  zu 
weit  ins  Werk  komme  und  eine  besondere  Armee  auf  die  Beine  bringe,  zumal 
da  sie  hoffen,  mit  Hülfe  der  französischen  und  lünebnrgischen  Truppen 
dem  Bischof  von  Münster  hinlänglich  gewachsen  zu  sein,  sie  dagegen 
haben  erklärt,  dass  Kf.  bei  jetziger  Conjunctur  sowohl  zur  Conservation 
dieses  Staats  als  auch  zu  seiner  eigenen  Securität  sich  mit  genügsamen 
Truppen  versehen  und  dieselben  in  Bereitschaft  halten  müsse,  die  staatischen 
Deputierten  sind  darin  auch  ganz  einig;  Ges.  schlagen  daher  vor,  dass  Kf. 
wenigstens  ein  solches  Corps,  wie  H.  ErnstAugustzu  liefern  ?ersprocben, 
nämlich  ausser  den  2000  Mann  noch  4  oder  5000  Reiter  und  Dragoner  und 
7000  z.  Fuss  zusammenbringe  und  dazu  womöglich  von  den  Fürsten  von 
B  ran  nsch  weig,  Hessen-  C  assel  und  anderen  einige  Mannschaften  leihe; 
es  würde  nicht  wenig  zur  Sache  thun  und  zu  seiner  Reputation  gereichen, 
wenn  Kf.  mit  diesem  ganzen  Corps  oder  dem  grössteu  Theil  in  so  kurzer 
Zeit  und  am  ersten  auf  den  Beinen  wäre. 

Sie  haben  bei  den  Deputierten  eine  überaus  grosse  Animosität  gegen 
den  Bischof  von  Münster  verspürt,  und  es  scheint,  dass  dieselben  mehr 
auf  die  Revanche  als  auf  den  Frieden  selbst  ihr  Absehen  haben,  doch  haben 
dieselben  zugeben  müssen,  dass,  wie  Frankreich  trotz  des  versprochenen 

')  Vgl.  Urk.  n.  Akt.  m  8.  158.     M^m.  d'Estrades  Ul  S.  482.  509. 
»)  Dumont  VI  2  S.  109. 


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VerhandlQogeo  im  Haag  ood  mit  dem  Bischof  von  Münster.  659 

Soccnrses  seineo  Abgesandten  Lessin  unterm  Schein  gütlicher  Abmachung 
beim  Bisehof  Ton  Münster  hat,  ebenso  nod  vielmehr  auch  Kf.  zunächst 
die  Oütlichkeit  und  zwar  Ton  selbst  nnd  wie  er  es  am  dienlichstener  achte, 
zur  Hand  nehme;  Ges.  meinen,  nm  etwas  Fruchtbares  darin  zu  thun,  müssten 
die  Tomehmsten  H&npter  des  westfälischen  Kreises,  Ef.,  Pfalz-Neuburg, 
K.Cöln,  Braunschweig,  Hessen-Cassel,  Paderborn,  Lippe, 
noch  ehe  die  Tractaten  geschlossen  und  solches  ruchbar  werde,  sich  zu- 
aammenthun  und  dahin  arbeiten,  dass  der  Bischof  alsbald  den  Boden  der 
nnierten  Provinzen  räume  und  die  Waffen  niederlege,  wenn  dieses  gelinge, 
so  könnten  sie  den  Staat  und  Herzog  Ernst  August  davon  advertieren, 
damit  auch  sie  einhalten  und  ihre  Waffen  nicht  ins  Reich  bringen  möchten, 
dann  könnte  mit  Vorwissen  des  Kaisers,^ der  zu  Regensburg  versammelten 
Reichsstände  und  des  Rheinischen  Allianzrathes  im  westfälischen  Kreise 
eine  Versammlung  angestellt  und  dort  die  beiderseitigen  Prätensionen  ex 
aequo  et  bono  bemittelt  werden^). 


V.  Schöning  an  den  Kurfürsten,  s.  1.  et  d.  [Meppen 
c.  8.  November  166500 

[Resolution  des  Bischofs  von  Münster.] 

Der  Bischof  hat  sich  bei  seinem  Abschiede  folgendermassen  erklärt:  die  cd.  Nov. 
Mediation  habe  er  bereits  dem  Marquis  de  Castel  Rodrigo  aufgetragen, 
falls  Kf.  etwa  Schwierigkeiten  machen  sollte,  denselben  mit  dabei  zu  haben, 
wollte  er  sich  bemühen,  die  bereits  gegebene  Parole  der  Mediation  von 
demselben  wieder  zurückzuziehen,  nur  müsste  er  vorher  versichert  sein,  dass 
England  den  Krieg  mit  den  Staaten  weiterzuführen  nicht  gesonnen  sei, 
da  ihm  die  Freiheit,  allein  zu  Tractaten  zu  schreiten,  durch  die  mit  dieser 
Krone  gemachte  AUiance  benommen  wäre,  er  müsste  daher  erst  dieses  dem 
Könige  von  England  notificieren.  Sonst  hätte  er  nicht  Ursache  sich  im 
geringsten  hierin  zu  sperren,  da  er  fest  glaubte,  die  Staaten  wären  von 
ihm  dahin  gebracht,  dass  sie  ihm,'  um  fernere  grössere  Extremitäten 
zu  verhüten,  dasjenige,  was  ihm  von  Rechts  wegen  zukomme,  wiederzu- 
geben ohne  grosse  Difficultät  disponiert  werden  könnten.  Er  wünsche 
selbst  nicht,  dass  durch  dieses  Feuer  der  Westfälische  Kreis,  viel  weniger 
das  ganze  R.  Reich  angesteckt  würde,  es  gebe  ja  auch  niemand  zur  Weit- 

^)  Kf.  erwidert  daraaf  (d.  Lippstadt  30.  October/9.  November  1665),  er  er- 
sehe aas  dieser  Relation  »etwas  mehr,  aber  noch  nicht  vollkommlich'',  dass  mao 
sogleich  die  Allianz  vornehmen  wolle,  diese  sei  für  ihn  die  Haaptsache  aod  ohne 
dieselbe  könne  er  nicht  za  Gaosteo  Hollands  sich  neue  Feinde  machen  und  sich 
in  Gefahr  stärzeo.  Inzwischen  setze  er  alles  in  Bereitschaft,  am,  sobald  die 
Allianz  abgeschlossen  sei,  derselben  nachkommen  za  können,  er  wolle  sich  aach 
unterdessen  an  allen  Orten  fleissig  bemühen,  damit  alles  za  Erlangaog  des  Frie- 
dens zugetragen  werde. 

^  Vom  8.  November  ist  das  Recreditiv  des  Bischofs  für  Scb.  datiert 

42* 


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660  ^^'    ^^^  Müostersche  Krieg. 

länfigkeit  Anlass  als  eben  die  Staaten,  weil  sie,  indem  sie  fransösischen 
Seconrs  annehmen,  auswärtige  Potentaten  implicieren  wollten,  wodnrch  er 
gleichsam  gezwungen  würde,  ebenmässig  Anhang  zn  suchen,  er  wäre  auch 
der  Hülfe  von  Spanien  und  Portugal  fest  versichert.  Man  dürfe  sich 
aber  nicht  embilden,  als  wenn  man  aus  dieser  Kriegsunruhe  ein  Religions- 
werk  machen  wollte,  da  er  sich  ja  mit  England,  welches  seine  Partie  in 
diesem  Stücke  nicht  halten  würde,  verbunden  hätte,  er  fürchtete  deswegen 
die  Krone  Schweden  nicht  im  geringsten,  da  ihn  der  neulich  bei  ihm 
gewesene  englische  Abgesandte  dessen  nebst  vielen  anderen  Promesseo 
genugsam  versichert  hätte.  Dass  aber  die  Herzoge  von  Branoschweig 
ohne  alle  Ursache  mit  ihm  öffentliche  Feindseligkeit  £u  üben  suchten, 
müsste  er  leiden  und  er  verliesse  sich  auf  12000  Mann  Infanterie,  welche  ihm 
England  nebst  50000  Pfund  Sterling  mit  ehestem  schicken  würde.  Er 
hätte  sich  auch  nunmehr  resolviert,  dass  im  Fall  die  Krone  England  nicht 
zum  Frieden  inclinierte,  er  entweder  mit  derselben  gewinnen  oder  alles, 
was  er  in  der  Welt  hätte,  verlieren  wolle.  Des  Kf.  Lande  sollten  durch 
seine  Truppen  nicht  verletzt  werden. 


GeheimenrathsprotokoU.    D.  Lippstadt  30.  October/ 
[9.  November]  1665. 

[Ob  die  Allianz  mit  den  Staaten  abzaschliessen.] 

9.  Nov.  1)  H.  0. 0  referiret  von  dem  Zustand,  wie  es  mit  der  Allianz  mit 

den  Statischen  itzo  stehe,  dass  sie  sollten  Plätze  evaeuiren,  Werbe- 
gelder und  Unterhaltung  hergeben, 

2)  H.  Blaspiel  und  Romswinckels  Relation*)  verlesen  worden: 
Evacuation  wegen  Orsaw  gegen  reeller  Assistenz  von  S.  Chf.  D. 

F.  z.  A.'):  Dass  S.  Chf.  D.  dieses  zu  consideriren,  1)  dass  die 
Traetaten  mit  Holland  so  viel  möglich  zu  continuiren  und  dass  S.  Chf.  D. 
in  acht  nehmen,  weil  Wittische  Partei  S.  Chf.  D.  zuwider,  dass  man 
sich  gegen  den  Bischof  nichts  vernehmen  lasse,  denselben  zu  traver 
siren,  bis  die  Handlung  mit  Staaten  richtig,  denselben  zwischen  Furcht 
und  Hoffnung  lassen.  Meint  nicht,  dass  die  Staaten  sollten  so  gar 
aufrichtig  gehen.     Die  Werbung  interim  zu  continuiren. 

Gr.  V.  Dohna  ähnlich. 

H.  0.:  Von  Anfang  dieses  Münsterschen  Unwesens  hätte  er 
nicht  anders  von  S.  Chf.  D.  gespürt,  als  dass  Sie  den  Staat  assistiren 

')  Oberpräeideat  v.  Sohwerio. 

»)  Oben  S.  668. 

^  Fürst  Job.  Georg  von  Anhalt. 


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Berath.   im  Geh.  Rathe  über  die  mit  Holland  abzaschliessende  Allianz.  661 

wollen,  damit  M.  nicht  bo  grosse  Avantage  erhielte  eontra  Evangelicos 
Und  ob  zwar  S.  Chf.  D.  dem  Staat  einige  Conditiones  angetragen,  so 
haben  sie  doch  allzeit  ihre  Partie  halten  wollen.  Es  möchten  wohl 
rationes  sein,  warum  S.  Chf.  D.  sich  in  öffentliche  Fehde  nicht  ein- 
lassen sollten,  praesertim  da  es  Engelland  dehortiret  —  E  contra,  wenn 
S.  Chf.  D.  stille  sitzen,  dass  sie  sich  in  Verdacht  setzen,  dass  sie  es 
dem  Staat  wohl  gönneten  und  dass  S.  Chf.  D:  sich  befürchten  mttssten, 
dass  wenn  S.  Chf.  D.  einmal  in  Ungelegenheit,  sie  selbe  werden  sitzen 
lassen.  S.  Chf.  D.  haben  sich  auch  in  Verfassung  gesetzet,  dass  ihr 
die  Völker  zur  Last  dienen  würden.  Sollte  S.  Chf.  D.  nur  2000  Mann 
schicken,  wäre  es  doch  eine  Hostilität,  und  wenn  S.  Chf.  D.  solche 
weggeben,  dependirten  sie  von  dem  Staat.  Wttrde  also  S.  Chf.  D. 
mit  gutem  Nachdruck  dem  Staat  assistiren  müssen,  aber  so  bald,  wie 
Blaspiel  projectiret,  ist  es  unmöglich.  Worzu  Mittel  genug,  dass 
erst  die  Allianz  eingerichtet  werde. 

1)  die  Mediation  fortzusetzen, 

2)  an  den  Kaiser  zu  remonstriren,  dass  vigore  der  Allianz  thun 
müsste, 

3)  in  Engeil  and  zu  schicken  oder  litteris  zu  remonstriren,  dass 
S.  Chf.  D.  solches  eher  gethan,  als  sie  gewusst,  dass  Engelland 
Münster  dazu  angestiftet. 

4)  mit  Schweden  sich  darüber  zu  vernehmen.  Putat  ergo:  1)  dass 
vor  allem  die  Allianz  müsste  fortgesetzet  werden, 

2)  dass  S.  Chf.  D.  wollten  assistiren,  wäre  aber  in  so  geschwinder 
Zeit  unmöglich, 

3)  Die  Advantagen,  so  zum  wenigsten  der  Bischof  von  Osna- 
brück bat,  zu  bedingen. 

H.  C.  J.')  nimmt  es  dahin,  dass  S.  Chf.  D.  den  Staaten  securiren 
wollen: 

1)  wann  S.  Chf.  D.  solches  thun,  so  müssen  Staaten  reciproce 
etwas  thun, 

2)  wegen  der  Allianz  müsste  S.  Chf.  D.  grössere  Advantagen  itzo 
als  bei  der  vorigen  Allianz  gehabt. 

3)  dass  S.  Chf.  D.  auf  die  Allianz  dringen  und  in  specie,  dass 
S.  Chf.  D.  wollen  Staaten  contra  M,  assistiren  intra  certum  tempus. 

Ob  es  rathsam,  dass  S.  Chf.  D.  dem  Kaiser,  Cöln  und  andern 
solches  hinterbrächte,  damit  S.  Chf.  D.  keine  blasme  auf  sich  laden, 


0  Fr.  V.  Jena. 


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652  11*    ^^^  MüDstersche  Krieg. 

wann  sie  assistirten  dem  Staat  und  man  gegen  den  anderen  nur  sagen 
wollte,  dass  man  nur  Mediation  tractiren  wollte. 

S.  Chf.  D.:  dass  dero  Intention  sei,  dass  dieses  Feuer  bei  Zeiten 
gelöschet  und  der  Friede  beibehalten  werde, 

2)  dass  die  Staaten  als  Religionsverwandte  nicht  über  einen  Hau- 
fen geworfen  werden,  und  wäre  die  Sache  nun  so  weit,  dass  S.  Chf.  D. 
nicht  werden  zurQckköniren  und  dahero  assistiren  wollen. 

Dem  Kaiser  und  anderen  Kur-  und  Ftirsten  zu  schreiben,  dass 
S.  Chf.  D.  nicht  anders  thun  wollen,  als  die  Ruhe  und  Frieden  durch 
dero  WaflFen  zu  erhalten. 

Die  Allianz  mit  den  Staaten  muss  unterdessen  fortgesetzt  werden. 

Dass  jemand  anders  nach  dem  Haag  zu  schicken,  diese  beide 
Leute  seind  der  Sache  nicht  gewachsen.  Müssen  Unterhalts-  und 
Werbegelder  geben.  — 


L.  Müller^)   an   Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 

und  Ltineburg.     D.  Haag  4./[14.]  November  1665. 

(Hannoversches  Archiv.) 

[BeBprechaogoD  mit  deo  brandeobargischeD  GesaadteD,  Staod  der  braodeo- 
bnrgischeo  Tractateo.] 

14.  Nov.  Er  hat  die  Unterhandlungen   mit  den  G.Staaten  begonnen,   auch  die 

nöthigen  Visiten  gemacht,  darunter  auch  bei  der  Prinzessin  vonOranieD. 
Dieselbe  wusste  von  der  neuliohen  entrevue  des  Herzogs  mit  Ef.  za 
Wardenburg,  auch  von  der  bevorstehenden  Zusammenkunft  zu  Braun- 
scbweig  und  billigte  den  Zweck  derselben.  Gestern  haben  ihn  die  E.- 
Brandenburgischen  besucht,  dieselben  erzählten  von  ibreo  hiesigen 
Verhandlungen;  als  Graf  Wal  deck  hier  neulich  den  Tractat  gemacht, 
hätte  man  des  Ef.  Sache  ganz  zurückgestellt,  daher  hätte  einer  von  ihneo 
nach  Hof  gehen  und  alle  Beschaffenheit  referieren  müssen,  nach  dessen  Zu- 
zückkunft,  und  als  dem  Ef.  von  unserem  Orte  einige  Scrupeln  benommen 
worden,  hätte  man  die  Tractaten  hier  wieder  aufgenommen  und  sei  darin 
soweit  avanciert,  dass  sie  in  dem  Punkt  von  den  Städten  und  fast  allen 
übrigen  Prätensioiien  contentement  gehabt.  Nachdem  aber  de  Witt  wieder 
von   der  Flotte  gekommen  J),  bliebe   das   Werk    wider  Willen   der  übrigen 

0  Derselbe  war  von  Herzog  Georg  Wilhelm  nach  dem  Haag  geschickt 
worden,  um  dort  die  Verhandiangeo  weiter  bu  führen  und  vor  allem  die  G.  Staaten 
zQ  bewegen,  dem  Kf.  and  Schweden  „all  räsonoables  Contentement*  sn  geben, 
8.  Köcher  I  S.  447. 

>)  Witt  hatte  sich  Anfang  Juli  als  Kommissar  der  G.Staaten  snr  Flotte  be- 
geben und  war  Anfang  November  von  dort  nach  dem  Haag  suräckgekehrt,  t. 
Lefdvre  Pontalis,  Jean  de  Witt  I  S.  349ff. 


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ÜDterhandlangeD  im  Haag.  663 

Provinzen  ganz  stecken,  derselbe  snche  Frankreich  so  stark  hineinzn- 
ziehen,  dass  die  Provinz  Holland  thnn  könnte,  was  sie  wollte.  Kf.  hätte 
sich  erboten,  anf  eben  solche  Conditionen  wie  die  nnsrigen  mit  diesem 
Staat  einen  Tractat  zu  schliessen,  und  weil  er  seine  Truppen  eben  so  bald 
als  wir  fertig  haben  könne,  sich  mit  uns  zu  conjungieren ,  alsdann  man 
den  Bischof,  wo  nicht  mit  Güte  dennoch  par  force  wohl  in  ordinem  würde 
redigieren  können.  Die  Staaten  möchten  neben  Frankreich  ihn  ans  ihrem 
Land  schlagen,  was  aber  des  Reichs  Boden  anginge,  da  wäre  Ef.  neben 
und  bastant  genug,  alles  in  ruhigen  Stand  zu  bringen.  Sie  baten, 
man  möchte  unsererseits  zu  diesem  Zweck  collimieren.  M.  theille  ihnen  mit, 
was  neulich  zu  Berlin  passiert,  und  wie  unsererseits  nichts  mehr  deside- 
riert  würde,  als  mit  und  neben  dem  Ef.  dies  Werk  anzugreifen,  er  hätte 
ezpresse  Ordre,  dessen  Interesse  hier  nach  Möglichkeit  zu  recommendieren. 
Heute,  bei  seiner  Gegenvisite,  sagten  sie  ihm,  sie  hätten  von  ihrem  Herrn 
Schreiben  erhalten,  dass  der  Herzog  sich  mit  Kf.  auf  dessen  Reise  besprochen, 
und  dass  alles  in  gutem  Vertrauen  dahergegangen,  gleichwohl  hätte  der 
Herzog  sich  vernehmen  lassen,  dass  er  zwar  das  Hauptwerk  der  näheren 
Verbindung  vorzusetzen  gemeint,  aber  daneben  nicht  unterlassen  könnte, 
den  hier  gemachten  Tractat  zu  ratificieren.  Man  glaube  nun  hier,  Kf.  nicht 
nöthig  zu  haben,  und  es  wäre  ihnen  die  Resolution  gegeben,  dass  man  mit 
demselben  auf  die  conditiones,  so  mit  uns  gemacht,  nicht  schliessen  könnte. 
Weil  man  auf  diese  Weise  ganz  von  dem  scopo  abginge,  so  wünschten 
sie,  dass  das  gute  Vertrauen  zwischen  ihren  beiderseitigen  Herren  ohne 
AnstosB  bliebe.  Die  bekannte  Faction  hier  suche  Jalousie  und  Misverstand 
zwischen  denselben  anzurichten.  Einer  von  ihnen  werde  sofort  zu  Kf.  reisen^), 
um  demselben  particuliere  Information  von  allem  zu  geben.  £r  hat  er- 
widert, sein  Herzog  und  alle  dessen  Minister  wünschten  mit  Kf.  eine  ines- 
branslable  amitiö  zu  halten.  Man  hat  hier  die  brandenburgiscben  Tractaten 
auf  den  Fuss  der  letzten  Allianz  angefangen,  daher  jetzt  Holland  sagt,  es 
rede  derselbe  nur  von  2000  Mann,  jetzt  habe  man  mehr  nicht  nöthig, 
welches  sonder  Zweifel  Kf.  sehr  empfinden  wird. 


Bischof  Ferdinand  von  Paderborn  an  den  Kurfürsten. 
D.  Nenhaus  17.  November  1665^. 

[Discuree  Waldecks  mit  Nicolartz,  dessen  Plan  den  Bischof  von  Münster  zur 
AbdaokQDg  zu  zwingen,  Anerbieten  Cattei  Bodrigos  an  Mfinster.    Die  Absiebten 
^    Pfala-Nenborgs  and  E.GoIns  aaf  das  Stift  Münster.] 
Er  theilt  dem  Kf.  im  höchsten  Vertrauen  mit,  sein  naher  Verwandter,  17.  No?. 
der  Münsterische  Domherr  v.  Schmising,  habe  ihn  dieser  Tage  auf  der 

^)  Die  Gesandten  im  Haag  melden  dem  Kf  10.  November,  sie  hätten  be- 
schlossen, Blaspeil  solle  sich  zu  Kf.  begeben,  die  anderen  wollten  hierbleiben, 
damit  es  nicht  scheine,  als  ob  von  ihrer  Seite  die  Verhandlangen  abgebrochen 
worden. 

*)  Zam  grossen  Tbeil  in  Gbiffren. 


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gg4  11-    ^^^  Mänstersche  Krieg. 

Rückreise  von  Münster  nach  Hildesheim  besucht  nnd  ihm  erzählt,  dass  ihm 
am  31. /21.  Octobris  von  dem  K.Cölnischen  Rath  Nicolartz  referiert  sei, 
dass  am  Abend  vorher  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braanschweig 
nnd  Graf  Waldeck  von  Sesen,  wo  dieselben  bei  Kf.  zn  Mittag  aof 
etliche  wenige  Stunden  gewesen,  nach  Hildesheim  gekommen  seien.  Graf 
Waldeck  habe  dort  mit  Nicolartz  von  des  Bischofs  von  Münster 
Rriegsverfassung  discours  angefangen,  dieselbe  gemissbilligt  und  gemeldet, 
viele  Reichsstände y  besonders  das  Haus  Braunschweig  könnten  dem 
nicht  zusehen,  Herzog  Georg  W  ilhelm  nnd  der  Bischof  von  Osnabrück 
hätten  eine  Allianz  des  Hauses  Braunschweig  zn  Papier  gebracht, 
solcher  wäre  aber  von  Herzog  August  und  Herzog  Johann  Friedrich 
nicht  beigepflichtet,  er,  Waldeck,  hätte  sich  zwar  mit  den  Staaten,  doch 
nur  wegen  der  zu  Geldern  gehörenden  Grafschaft  Culenberg  in  Dienste 
eingelassen,  doch  mit  dem  Vorbehalt,  dass  er  sich  vorhin  mit  etlichen  Reichs- 
fursten  unterreden  wolle.  Ef.  hätte  sowohl  zn  Sesen  als  auch  zuvor  bei 
Waldecks  Anwesenheit  in  Berlin  diese  consilia  zu  di vertieren  sich  bemüht, 
auch  so  viel  erreicht,  dass  die  Sache  dahin  ausgestzet  worden,  dass  gegen 
den  1.  December  a.  St.  in  Braun  schweig  eine  Zusammenkunft  angesetzt 
sei,  zn  welcher  neben  Kf.  nnd  den  Herzogen  August  und  Johann  Frie- 
drich auch  E. Cöln  und  Paderborn  eingeladen  und  wo  berathschlagt 
werden  sollte,  wie  das  Stift  Münster  wieder  in  Ruhe  und  friedlichen  Stand 
gesetzt  werden  möchte.  Graf  W  aldeck  hätte  vorgeschlagen,  ob  es  nicht  da- 
hin zu  bringen  sei,  dass  der  Bischof  von  Münster,  der  zu  allerhand  Tronhlen 
incliniere,  abdicieren  und  das  Domkapitel  zu  der  Wahl  eines  anderen  Bischofs 
sehreiten  möchte,  die  Staaten  würden  solchenfalls  dem  Domkapitel  und 
StiftM  ünster  wegen  Borkeloe  und  sonst  gebührende  Satisfaction  und  Ver- 
sicherung geben  und  sollte  dem  Stift  nicht  der  geringste  Schade  zugefügt  wer- 
den, falls  auch  der  Bischof  sich  zur  Abstehung  des  Stifts  in  Güte  nicht  ver- 
stehen würde,  wollten  sie  ihre  Action  gegen  des  Bischofs  Person  aliter  pro- 
sequieren.  Als  Nicolartz  darauf  gefragt,  wo  denn  der  Bischof  verbleiben 
sollte,  hätte  Herzog  Georg  Wilhelm  subridens  geantwortet,  man  müsste 
einen  Mönch  daraus  machen,  und  ob  es  E  Cöln  nicht  dienen  sollte,  wieder 
Bischof  zu  werden.  Auch  hat  ihm  Schmising  referiert,  von  seinetn  Bruder, 
welcher  vom  Bischof  an  Frankreich')  verschickt  worden,  vernommen 
zu  haben,  dass,  wie  er  letzthin  wieder  von  dort  gekommen,  in  Brüssel 
der  dortige  Gubernator  Don  Castel  de  Rodrigo  im  Namen  des  Königs 
von  Spanien  dem  Bischof  eine  Allianz  angeboten  habe. 

Er  zweifelt  nicht,  Ef.  werde  mit  ihm  darin  einig  sein,  dass  es  nicht 
thunlich  sein  werde,  gegen  den  Bischof  von  Münster  personaliter  zn 
verfahren  und  auf  die  Abdication  des  Stifts  zu  dringen  Wegen  der  Zu- 
sammenkunft in  Braun  schweig  hat  erzwar  vom  Kf.  bei  dessen  ihm  gege- 
bener Gegenwart  nichts  vernommen ,  sollte  dieselbe  aber  beliebt  und  dem 
Ef.   deren  Zweck  bekannt  sein,  so  ist  er  bereit  sie  zu  beschicken. 

^  8.  über  dessen  fruchtlose  Verhandlangen  in  Paris  Dlar.  Burop.  xm 
8.246.    Alpen  I  8.  680 ff. 


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Mittheilangen  des  Bischofs  von  Paderborn.  665 

Durch  die  dem  Bischof  von  Spanien  angebotene  Allianz  würde  der  Weg 
za  den  gütlichen  Tractaten  noch  beschwerlicher  gemacht  werden,  er  bittet 
daher,  Ef.  möchte  die  beabsichtigten  gütlichen  Mittel  und  Tractaten  sobald 
immer  möglich,  ehe  jene  Allianz  geschlossen,  versuchen,  auch  sich  bemühen, 
die  nachdenklichen  Braunschweigischen  consilia  zu  divertieren,  und  so 
verhüten,  dass  sich  Münster  in  jene  Allianz  einzulassen  keine  Ursache 
gegeben  werde ;  der  Bischof  werde  gewiss,  wenn  er  Aussicht  zu  einem  billi- 
gen Frieden  sehe,  zu  einem  solchen  geneigt  sein.  Ef.  wird  sich  erinnern, 
was  er  ihm  bei  seiner  Anwesenheit  wegen  der  an  das  Stift  Münster  ver- 
lauteten Pfalz*Neuburgischen  Succession  eröffnet'),  er  hat  unter- 
dessen vernommen,  dass  Pfalz-Neubnrg  sich  weiter  deswegen  bemühe. 
Dass  auch  E.Cöln  seine  Gedanken  darauf  richtet,  ist  Ef.  gewiss  vorhin  be- 
kannt und  auch  aus  dem  oben  erwähnten  Discnrs  des  Herzogs  von  Braun- 
schweig  abzumerken.  Wie  bedenklich  sowohl  die  K.  Gölnische  als  Pfalz- 
Neuburgische  Succession  sei,  wird  Ef.  selbst  ermessen. 

Er  hat  den  englischen  Gesandten  ^)  bis  nach  Cassel  geleiten  lassen,  ferner 
an  Münster  jemand  abgesandt,  um  den  Bischof  zu  gütlichen  Tractaten 
zu  bewegen'). 


L.    Müller    an   Herzog   Georg  Wilhelm    von    Brannschweig 

und  Lüneburg.    D.  Haag  14.  /  [24]  November  1665. 

(Hannoversches  Archiv.) 

[Unterbandlung  v.  Pöloitzs  mit  de  Witt.] 

Das  Werk  mit  K.Brandenburg  steht  noch  so  hin  und  ist  von  dem  24.Nov. 
Ausgang  noch  nichts  gewisses  zu  sagen.    Er  war  vor  drei  Tagen  bei  dem 

»)  Vgl.  oben  8.  652. 

^  Carliogford  s.  oben  S.  654. 

^  lo  einem  neuen  Schreiben  vom  23.  November  theilt  er  dem  Rf.  mit,  sein 
Bruder,  Jobann  Adolf  v.  Fürstenberg,  den  er  an  den  Bischof  von  Munster 
geschickt,  sei  gestern  zarockgekehrt  and  habe  ihm  als  Antwort  desselben  zaröck- 
gebracht,  der  Bischof  sei  zur  Annahme  der  Mediation  bereit.  Er  schlägt  vor, 
wenn  derselbe  sich  auch  noch  nicht  im  einzelnen  aber  die  Bedingungen  erklärt 
hätte,  doch  mit  den  Traktaten  anzufangen.  Sowohl  ein  bei  dem  Bischof  befind- 
licher schwedischer,  als  auch  der  bei  ihm,  in  Paderborn,  gewesene  englische 
Gesandte  hätten  versichert,  dass  Schweden  nichts  gegen  den  Bischof  unter- 
nehmen werde,  andererseits  habe  er  sichere  Nachricht,  dass  E.Coln  und  der 
Bischof  von  Strassburg  dem  Bischof,  wenn  sich  derselbe  zur  Goadjutorei  ver- 
stehen wollte,  durch  franzosische  Vermittlung  alle  Satiefaction  von  Holland  ver- 
schaffen wollten,  um  so  wünschenswerther  sei  es,  dass  Kf.  durch  seine  Mediation 
diese  consilia  verhüte.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  22.  November/2.  December 
1665),  er  habe,  um  eine  friedliche  Lösung  der  Münsterschen  Unruhe  herbeizu- 
fahren, K.Oöln  und  Pfalz- Neu  bürg  zur  Cooperation  aufgefordert,  halte  auch 
die  Berufung  eines  Westfälischen  Kreistages  für  wünschenswerth;  in  der 
Münsterseben  Succeesionsangelegenheit  versichert  er  ihn  seines  Beistandes. 


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666  11*     Der  MaosterBche  Krieg. 

RP.  de  Witte,  woselbst  eben  des  Ef.  Oberstallmeister  Belnitz'),  welcher 
an  die  alte  Princessin  geschickt  ond  sonst  ohne  Character  sein  wollte,  za- 
gegen  war  nnd  sowohl  die  Evacnation  von  Orsoy  als  Snbsidien  für  des 
Kf.  Armee  suchte.  Witte  antwortete,  es  wäre  die  Qnästion  in  dieser  Sache 
diese,  ob  man  genügsame  Ursache  hätte,  dem  Ef.  avantagensere  Cotidi- 
tionen  als  den  Herzogen  von  Brannschweig  zn  geben.  So  viel  die 
Macht  betrefife,  wäre  es  gewiss,  dass,  wenn  Ef.  seinen  Degen  in  die  Wage 
legte,  sich  sofort  der  Ausschlag  geben  müsste,  gleichwohl  wäre  man  hier 
nach  nnnmehr  angekommenen  französischen  nnd  Cooperation  der  bfaun- 
schweigischen  Truppen  capabel  genug,  das  Werk  ohne  das  auszumachen. 
Man  biete  dem  Ef.  zweierlei  an,  entweder  die  Evacnation  von  Orsoy  oder 
den  Unterhalt  seiner  halben  Armee ,  und  ob  man  gleich  gegen  den  Herzog 
die  grösste  Obligation  wegen  seiner  generensen  Resolution  hätte,  so  wollte 
man  doch  in  Ansehung  der  Recommendation  desselben  etwas  mehreres  chun 
und  dem  Ef.  ein  paar  tausend  Mann  mehr  unterhalten,  beides  aber  einzu- 
gehen würde  bei  der  Welt  das  Ansehen  haben,  als  ob  es  ihnen  abgedrungen 
wäre.  Er,  M.,  stellte  ihm  vor,  dass  man  nicht  allein  auf  das  praesens,  sondern 
auf  die  künftige  Securität  zu  reflectieren  und  in  Ansehung  dessen  ein  übriges 
nicht  unbillig  zu  thun  hätte,  auch  sehe  die  Welt  nunmehr  wohl,  dass  dieser 
Staat  nebst  den  Alliierten,  welche  er  bereits  hätte,  bastant  genug  wäre, 
dem  Bischof  von  Münster  Widerstand  zu  leisten.  Es  wollte  aber  alles 
wenig  verfangen  und  blieb  jener  dabei,  dass  Ef.  eines  der  beiden  wählen 
möchte,  begehrte  er  den  Unterhalt  für  seine  Armee,  könnte  man  darüber 
sofort  einig  werden,  die  Evacnation  von  Orsoy  aber  müsste  noch  in  den 
particnlieren  Räthen  resol viert  werden,  worüber  mindestens  14  Tage 
verstreichen  würden.  Belnitz  zeigt  nicht  wenige  Inclination  zut  Beitretung 
und  hat  ihn,  Müller,  ersucht,  bei  der  Resolution,  nach  Cleve  zu  geheo, 
zu  verbleiben,  und  weil  es  auch  dieser  Staat  gern  sieht,  so  hofft  er,  der 
Herzog  werde  damit  zufrieden  sein. 

Frankreich,  welches  nicht  gerne  sehen  kann,  dass  eine  so  consi- 
derable  evangelische  Macht,  welche  wenig  Dependance  von  ihnen  nehmen 
möchte ,  zusammen  komme ,  scheint  dieses  Werk  mit  dem  Ef.  zu  hinter- 
treiben zu  suchen. 


Herzog  Augustns   von  Brannschweig  nnd  Ltlnebnrg  an  den 
KnrfÜrsten.    D.  Wolflfenbüttel  15,/ [25.]  November  1665. 

[Vermittelang  zwischen  Munster  and  den  G.Staaten.    Die  nähere  Zusammen- 

Setzung.] 

25.  Nov.  Gemäss  den  zu  Cassel  durch  He  im  bürg  mit  Ef.  getroffenen  Ver- 
abredungen will  eVf  als  der  älteste  des  Hauses,  die  Interposition  bei  Mün- 
ster unternehmen  und  einen  von  seinen  Geheimen  Räthen  an  den  Bischof 


^  Gerhard  Bernhard  v.  Pollnitz,  s.  oben  8.662. 


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y.  PoloitE's  Yerhandl.  mit  de  Witt.   Vermittel.  des  H.  von  Wolffenbottel.     667 

abfertigen,  er  bittet  Kf.,  seinen  dort  befindlichen  Ministem  zu  befehlen,  mit 
demselben  dieser  Sachen  halber  vertranliche  Gommnnication  zu  pflegen. 
Er  will  auch,  wenn  diese  Interposition  angenommen  wird,  bei  den  O.Staaten 
dasselbe  versnoben. 

Wegen  der  näheren  Zusammensetzung  ist  er  mit  der  ?om  Kf.  vorge- 
schlagenen Heranziehung  einiger  catholischer  Fürsten  einverstanden,  zumal 
da  auch  Herzog  Johann  Friedrich  darauf  zielt*),  wiewohl  derselbe  auf 
K.Mainz,  K.Cöln  und  Pfalz -Neu  bürg  sein  Absehen  gerichtet,  welches 
seines  Ermessens  nach  zur  Zeit  zu  wcitläuftig  fallen  dürfte,  er  hat  aber 
deswegen  sowie  wegen  der  von  der  Landgräfin  von  Hessen  vorgeschlagenen 
Herbeiziehung  von  Hessen-Darmstadt  und  wegen  Zeit  und  Ort  der 
künftigen  Zusammenkunft  bei  der  Schwedischen  Regierung  zu  Stade 
angefragt. 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
15./25.  November  1665. 

[Unbilligkeit  der  holUDdischeo  ForderaogeD,  Anerbieten  seiner  Vermittelang.] 

Er  bat  sich  durch  Blas  peil  vortragen  lassen,  wie  weit  das  Allianz- 25.  Nov. 
werk  gebracht  gewesen,  und  daraus  ersehen,  dass  man  die  von  ihm  desi- 
derierte  Hülfeleistnng  mit  dem  Punkt  der  Evacuation  combinieren  und  es 
dabin  richten  wolle,  dass,  wenn  man  ihm  Orsoj  einräumen  sollte,  er  sich 
in  den  jetzigen  Krieg,  und  zwar  auf  seine  alleinigen  Kosten  implicieren, 
oder  dass  er,  wenn  er  Subsidien  haben  wollte,  auf  die  Evacuation  ver- 
zichten müsste,  und  dass  es  endlich  noch  hart  halten  würde,  ehe  sich  die 
Provinz  Holland  anf  solche  Bedingungen  einliesse.    Diese  unraisonnable 


1)  Landgräfin  Hedwig  Sophie  von  Hessen-Cassel  zeigt  dem  Ef.  (d. 
Cftssel  16. /26.  November  1665)  an,  Herzog  Johann  Friedrich  habe  ihr  durch 
V.  Eis  mittbeilen  lassen,  da  die  nach  BraunBchweig  verabredete  Zasammeokunft 
nicht  zustande  za  kommen  scheine,  so  wflnsche  er  mit  ihr  und  einigen  anderen 
benachbarten  Ständen  beider  Religionen,  mit  Brandenbarg,  den  schwedi- 
schen Herzogthämern  im  Reich,  Hessen-Darmstadt,  K.Mainz,  E.Coln 
und  Ffalz-Neubarg  ein  Defeosionsbündnis  aufzurichten,  und  er  habe  sie  ge- 
beten, Kf.  dafür  zu  gewinnen,  sie  hätte  erwidert,  sie  hätte  noch  keine  Nach- 
richt, ob  jene  verabredete  ZasammeDkunft  unterbleiben  sollte,  sie  fürchte  ausser- 
dem, dass  die  Stiftung  einer  solchen  neuen  Allianz  im  Reich  bei  Frankreich 
Argwohn  erregen  und  dass  es  der  Sache  eher  hinderlich  sein  wurde,  wenn  man 
das  Werk  gar  zu  weitläufig  machte.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  29.  Novem- 
ber/9. December  1665),  auch  ihm  habe  Herzog  Johann  Friedrich  durch 
einen  Gesandten  ähnliche  Eröffnungen  machen  lassen,  er  habe  geantwortet,  es 
mässten  zunächst  Nachrichten  aus  Schweden  abgewartet  und  dürfte  inzwischen 
nicht  durch  absonderliche  Zusammenschickung  den  bei  der  Sache  Interessierten 
Anlass  zu  Argwohn  gegeben  werden.     Vgl.  Köcher  I  S.  449f, 


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668  11-     I^cr  MünsterBche  Krieg. 

PropositioD  scheint  dahin  zn  tendieren,  dass  diese  Handlang,  welche  sonst 
ihre  Richtigkeit  gleichsam  gehabt,  abgebrochen  werde.  Da  er  so  seine 
gute  Absicht  nicht,  wie  er  gehofft,  beth&tigen  kann,  so  will  er  dieses  anf 
aodere  Weise  tban  ond  den  Staaten  seine  wirkliche  Mediation  anbieten, 
Oes.  sollen  dieses  denselben  anzeigen. 


Instruktion  für   den   an    K.Cöln  und    Pfalz- Neuburg    abge- 
schickten Hofrath  Hans  Adam  v.  Schöning.     D.  Cleve 
15./25.  November  16650- 

[Vorschlag  einer  Zasammeokaoft  des  WestfäliBcben  Kreises  aod  einer  vorUnfigen 
gemeiDsameo  Abseodaog  der  drei   Fürsten  ao  Mäoster.] 

25.  Noy.  Er  soll  sich  zunächst  zn  K.Cöln  begeben,  demselben  für  die  dem  £f. 

bei  seiner  Durchreise  bezeugte  Courtoisie  danken,  ihm  die  Ursache  von 
dessen  Ankunft  in  diese  Lande  auseinandersetzen  und  mittheilen,  dass  Ef. 
schon  an  Münster  geschickt  und  demselben  seine  Vermittelung  angeboten 
habe ,  er  soll  dann  den  Käthen  desselben  mittheilen,  was  der  Bischof  dar- 
auf geantwortet  habe,  und  vorschlagen,  da  derselbe  sich  bei  diesem  Kriege 
sehr  opiniastriere,  dass  eine  Zusammenkunft  des  Westfälischen  Kreises 
oder  wenigstens  der  vornehmsten  Stände  desselben  berufen  und  dass  in- 
zwischen K.Cöln  zusammen  mitKf.  und  Pfalz-Nenburg  an  den  Bischof 
schicke,  um  ihn  in  ihrer  aller  Namen  ernstlich  zn  anderer  Resolution  zo 
ermahnen,  Kf.  wünsche  dieses  um  so  mehr,  da  die  Evangelischen  allgemein 
K.Cöln  und  andere  Catholischen  im  Verdacht  hielten,  als  wenn  sie  den 
Bischof  in  diesem  Werk  stärkten,  so  dass  Kf.  genug  zu  thun  hätte,  ihnen 
diesen  Argwohn  zu  benehmen.  Sollte  man  zu  einer  solchen  Oesamtschieknng 
nicht  inclinieren,  so  soll  er  Absendung  eines  Oesamtschreibens  vorschlagen. 
Darauf  soll  er  sich  nach  Düsseldorf  zu  Ffalz-Neubnrg  begeben, 
diesem  entsprechende  Mittheilungen  machen,  zugleich  ihm  anzeigen,  Kf. 
hätte  diese  Reise  um  so  lieber  angetreten,  weil  er  hoffte,  die  eine  Zeit  her 
mit  demselben  gepflogenen  Tractaten  vollends  zur  Richtigkeit  zn  bringen. 
Falls  K.Cöln  die  Zns^mmenschickung  im  Westfälischen  Kreise  billigt,  soll 
er  auch  Pfalz-Neuburg  dieselbe  proponieren  und  erklären,  Kf.  sei  be- 
reit, wegen  des  Directoriums  auf  Grund  der  zu  Dorsten')  geschlossenen 


0  Gleichzeitig  (d.  Cleve  15. /25.  November  1665)  schreibt  Kf.  an  Wrangel, 
zeigt  ihm  seioe  Ankauft  in  Cleve  an  und  theilt  ihm  mit,  die  Mäosterscbe  Sache 
sehe  noch  gefahrlich  aas,  zamal  da  jetzt  iü  Holland  ein  starker  französischer 
Soccars  aogelaogt  sei,  er  wolle  sieh,  obgleich  dem  Bischof  von  Münster  teioe 
Mediation,  die  er  ihm  angeboten,  nicht  angenehm  zo  sein  scheine,  doch  weiter 
um  Erhaltang  des  Friedens  bemahen,  er  glaobe,  dass  eine  Zusammenkunft  des 
Westfaliscbeo  Kreises  dazu  sehr  dienlich  sein  werde. 

3)  S.  oben  S.  530. 


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SeodoDg  V.  Sch5ning8  an  K.Coln  nnd  Pf.-Keobarg.  669 

Traktaten  mit  ihm  einen  besonderen  Vergleich  za  sohliessen ,  sollte  die 
Sache  dadurch  Verzag  erleiden,  so  könnten  die  Ausschreiben  unter  Vor- 
behalt eines  künftigen  Vero^leiehs  von  ihnen  beiden  ausgefertigt  werden, 
Münster  würde  in  hoc  casu,  weil  er  in  diesem  Kriege  begriffen,  sich  dar- 
über nicht  zu  beschweren  haben.  Sollte  Pfalz-Nenburg  sich  zu  dieser 
Zusammenkunft,  weil  man  wegen  des  directorii  nicht  einig,  garni(ht  ver- 
stehen wollen,  so  soll  er  erklären,  Kf.  müsse  es  dann  zwar  dahingestellt 
sein  lassen,  wolle  aber  auch  vor  dem  Kreide  und  dem  Reiche  entschuldigt 
sein,  wenn  durch  Unterlassung  solcher  Mittel  dem  Kreise  Ungelegenheit 
zugezogen  werde. 


Romswinckel  and  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
21.  November/ 1.  December  1665. 

[Anerbieten  d'Estradea'.     Verschiedene  Anfragen.] 

d'Estrades  hat  ihnen  gesagt,  de  Witt  hätte  sich  erboten,  mit  1.  Dec. 
ihnen  in  seiner  Gegenwart  zu  conferieren  und  die  Sache  an  ihn  zu  stellen, 
wenn  sie  sich  darauf  einlassen  wollten,  so  werde  er  demjenigen,  welchen 
er  im  Unrecht  befinden  würde,  unrecht  geben.  Sie  haben  sich  auch  unter 
der  Hand  erkundigt,  ob  des  Kf.  Mediation  neben  der  kaiserlichen^)  oder 
absonderlich  angenehm  sein  möchte,  und  ersehen,  dass  die  allgemeine  Mei- 
nung dahin  geht,  der  Bischof  müsse  erst  aus  allen  Orten,  welche  er  von 
diesem  Staat  einbekommen,  gebracht  sein,  ehe  von  einem  Accommodement 
geredet  werden  dürfe.  Sonnabend  18./ 28.  haben  sie  wieder  mit  den  Staati* 
sehen  Deputierten  eine  Conferenz  gehabt;  als  man  dort  von  ihnen  ein  ge- 
naueres Project  der  Bedingungen  verlangte,  haben  sie  erklärt,  sie  hätten  sich 
schon  längst  darüber  schrift-  nnd  mündlich  expliciert,  dass  Kf.  soviel  Volk,  wie 
mit  Oraf  Waldeck  verglichen  worden,  liefern  wolle  und  dass  sie  ihn  ausser- 
dem dahin  zu  disponieren  auf  sich  genommen,  2000  Mann,  wovon  die  espirierte 
Allianz  von  1655  redet,  auf  seine  Kosten  ihnen  zu  liefern;  zugleich  haben 
sie  sich  Abschrift  der  mit  Graf  Wal  deck  gepflogenen  Unterhandlung  aus- 
gebeten, um  danach  einen  Entwurf  zu  machen,  jene  aber  haben  erklärt«  sie 


')  Der  kaiserliche  Resident  im  Haag,  Friqoet,  hatte  in  einem  Memorial 
vom  25.  November  den  O.  Staaten  die  Yermittelung  des  Kaisers  zur  BeendigoDg 
des  MÖDSterschen  Krieges  angeboten,  dieselben  hatten  darauf  am  27.  November 
beschlossen,  demselben  erklären  zu  lassen,  der  Bischof  mfisste  erst  alle  occn- 
pierten  Plätze  räamen,  wenn  dies  geschehen  sei,  wären  sie  bereit,  Vorschläge 
wegen  Schadenersatz  nnd  ehrenvoller  nnd  sicherer  Bedingungen  aozahoreo,  in 
einer  daraaf  folgenden  Conferenz  einigten  eich  ihre  Depntierten  indessen  doch 
mit  Friqoet  über  5  an  den  Bischof  zn  stelleDde  Fordemngeo  als  Basis  der 
Friedeusvermittelang  s.  Aitzema  V  S.  662,  M^m.  d'Estrades  III  S.  562.  565 
nnd  unten  S.  675.. 


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670  11*    ^^^  Mnoatersche  Krieg. 

könnten  sich  die  Gommnnication  derselben  von  Ef.  erbitten,  and  haben  es 
zuletzt  nur  ad  referendum  genommen. 
Ges.  bitten  nun  nm  Anweisung: 

1)  ob  sie  des  Kf.  Mediation  durch  Einlieferung  des  Memorials,  and 
zwar,  ob  neben  der  kaiserlichen  oder  absonderlich,  offerieren  oder  damit 
einhalten  sollen,  bis  sie  unter  der  Hand  erfahren,  dass  dieselbe  angenehm 
sein  werde, 

2)  ob  sie  zugeben  sollen,  dass  Friquet  proponiere,  dass  sie  z  u  der 
angefangenen  Handlung  zugezogen  werden, 

3)  ob  sie  etwas  näheres  wegen  der  Evacuation  und  Assistenz  vorstellen 
und,  ohne  die  Communication  des  Lüneburgischen  Tractats  abzuwarten,  ein 
anderes  Project  aufsetzen, 

4)  ob  sie  das  Project  der  Allianz  commnnicieren, 

5)  ob  sie  sich  auf  schriftliche  oder  mündliche  Verhandlangen  mit  de 
Witt  vor  d'Estrades  einlassen  sollen. 


Oeheimenrathsprotokoll.     D.  Cleve  1.  December  1665. 

[Ob  Kf.  Holland  assistlereD  solle.] 

1.  Dec.  Gr.  D.'):  zu  8000  Mann  Werbegeld  und  zu  8000  Subsidiengeld, 

Orsoy  einräumen,  dass  S.  Chf.  D.  Ursach  hätten,  sich  einzulassen. 
Dass  1)  vorbehielten,  dass  die  Hülfe  ä  part  agirte,  2)  dass  S.  Chf.  D. 
als  ein  Churfürst,  v?ann  der  Friede  geschlossen,  von  Münster  keine 
Satisfaction  begehreten. 

H.  0.  *) :  Es  wären  S.  Gbf.  D.  rationes  dissuasoriae  vorgelesen, 
weil  es  aber  scheinet,  dass  S.  Chf.  D.  durch  dero  Gesandte  schon 
eingestiegen,  und  nicht  wohl  zurückkönnen,  so  hielte  er  davor,  dass 
S.  Chf.  C.  sich  verbinden  könnte, 

1)  doch  dass  der  Friede  ehest  restabiliret, 

2)  dass  S.  Chf.  D.  sich  reservirten,  noch  erst  einen  Versuch  zu 
thun   ob  Münster  und  Holland  sich  retiriren  wollte. 

3)  dass  die  Allianz  und  Pr.  Garantie  pari  passu  ginge, 

auch  dass  S.  Chf.  D.  solches  offenherzig  dem  Kaiser  andeuteten, 
und  dass  sie  es  blos  thäten,  den  Bischof  von  Münster  von  seinen 
weitläufigen  Desseinen  abzuhalten. 

Aehnlich  auch  die  anderen:  v.  Canstein:  wenn  S.  Chf.  D.  die  con- 
ditiones  von  dem  Staat  prästiret  werden,  es  nicht  zu  widerrathen. 

Jena:  wenn  nun  S.  Chf.  D.  die  Sache  recht  finden,  putatS.  Chf.  D.  thun 
besser,  dfe  Sache  alsobald  anfangen,  als  wenn  andere  mehr  sich  implicireo. 


1}  Graf  Doboa. 

>)  Oberpräsideot  v.  Schwerin. 


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BerathoDgeo  im  Geh.  Hathe  ober  die  Allianz  n.  die  fransosischeD  Vorschlage.     671 

Blas  peil:  Die  Staaten  haben  sich  bisher  nicht  za  thon  erklären 
wollen,  was  sie  Lüneburg  getban.  Wenn  nnn  der  Staat  dahin  za  dispo- 
niren  za  näherem  Erbieten,  müsste  man  solches  vornehmen.  Sollte  der 
Staat  nicht  darzn  zn  bringen,  wäre  zu  fragen:  quid  tnnc?  wenn  sie  kein 
sobsidium  geben,  ob  ihnen  zu  assistiren? 

S.  Chf.  D.:  haben  2  Ursachen:  1)  dass  sie  als  Churftlrst  schuldig, 
das  Reich  in  Frieden  zu  setzen, 

2)  religio,  so  eine  von  den  vomehrasten,  dass  sie  nicht  wollten, 
dass  der  Staat  sollte  zu  Grunde  gehen:  Meine  Lande  seind  also  si- 
tuiret,  dass  sie  nicht  können  wohl  daraus  bleiben,  diese  Lande  seind 
mit  Gatholischen  umzingelt,  neutral  zu  bleiben  ist  ein  Wurm,  so  sich 
selbst  verzehret.    Wolle  noch  weitres  nachdenken. 


GeheimenrathsprotokolL    D.  [Cleve]  2.  December  1665. 

[ResoIotioD  auf  die  von  du  Moalin  yorgebrachteo  Paokte.] 
H.  0.  Praes.  Relation  von  der  Gonferenz  mit  dem  Franzosen  2.  Dec. 
le  S'.  du  MoulinO. 

1.  Cömpliment,  dass  der  König  sich  näher  mit  S.  Chf.  D.  uniren 
wollten. 

Rs.  Bedankung  in  genere. 

2.  Die  Dorstenschen  Tractaten  nicht  zu  ratificiren,  was  die  Zu- 
sammensetzung des  Westphälischen  Kreises  belanget,  aber  ratione  con- 
directorii  könnte  wohl  sein. 

Rs.  dass  S.  Chf.  D.  wohl  gesehen,  dass  es  zu  einiger  Offension 
oder  Ombrage  dem  Könige  reichen  möchte. 

3.  dass  seinem  Könige  lieb,  dass  S.  Chf.  D.  mit  einem  considerab- 
len  corpo  hier  angelanget. 

Rs.  mit  Complimenten  zu  beantworten. 

4.  dass  der  König  zwar  mit  allen  in  gutem  Verstände,  aber  qu'il 
se  confioit  plus  en  Talliance  avec  les  protestants  qu'avec  les  autres. 

Rs.  wäre  S.  Chf.  D.  lieb,  dass  er  so  gut  Vertrauen  zu  den  Pro- 
testirenden  hätte,  weil  er  aber  begehrte,  dass  S.  Chf.  D.  sollten 
offenherzig  gehen,  so  hätte  es  die  gute  Confidenz  sehr  gemindert,  dass 
die  Reformirten  dergestalt  heftig  verfolget  würden,  und  stellten  zu 
bedenken,  ob  er  nicht,  als  seine  Vorfahren  gethan,  die  Freiheit  der 
Religion  verstatten  wollte. 


0  Utiber  dessen    damalige   Oesandtschaft  an    den   Kf.  s.  Urk.  u.  Akt.  II 
l09Cr.  M^moires  d'ßstrades  III  S.  öddfiT. 


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g72  11-    ^^^  Mänstersche  Krieg. 

5)  begehrete  S.  Chf.  D.  Bedenken  bei  dieBem  Zustand. 

Rs.  weil  I.  K.  M.  allzeit  ihre  Gloria  in  Beförderung  des  Friedens 
gesucht,  so  hielten  sie  das  beste,  dass  der  König  denen  die  Hand 
bieten  möchte,  damit  der  Frieden  ehestens  restabiliret  wflrde. 

6.  Mesintelligence  zwischen  EngellanÖ  und  Frankreich. 

Rs.  Ob  der  König  wollte  dahin  sehen,  damit  die  Dissidie  beige- 
leget, was  Sie  darzu  cooperiren  könnten,  wollten  Sie  gern  thun. 

7.  Allianz  mit  Schweden.  Stösse  sich  nur  in  der  Assistenz 
contra  Moskau,  worzu  S.  Chf.  D.  sich  nicht  verstehen  könnten. 

8.  Mit  dem  Herzog  von  Neuburg,  ob  wir  in  gutem  Vemehm^i 
stehen. 

9.  Mit  den  Tractaten  in  Holland,  dass  S.  Chf.  D.  die  Allianz 
befordern  möchten. 

10.  wegen  Jägerndorf. 

Die  Hauptalliance  mit  den  Staaten,  dass  S.  Chf.  D.  eintreten 
möchten,  der  König  wollte  S.  Cbf.  D.  mit  Geld  und  Volk  assistiren. 


Der  Kurfürst   an  die  Gesandten  im  Haag.    D.   Cleve 
23.  November  /  3.  December  1665. 

[auf  deo  Beriebt  vom  21.  November /l.  December.     Bescheid  aaf  die  Aofrageo.] 

3.  Dec  ad  1  und  2.    Auf  die  Mediation  sollen  sie  nicht  eben  dringen,  bis 

sie  sehen  werden,  dass  dieselbe  den  Staaten  angeaehm  oder  aber  dass  von 
der  Allianz  nichts  zn  hoffen  sei,  inzwischen  aber  geschehen  lassen,  dass 
Friqnet  ans  sich  selbst  und  im  Namen  des  Kaisers  begehre,  dass  sie  mit 
zar  Conferenz  gezogen  werden. 

ad  3.  Wegen  der  £  vacaation  lässt  Kf.  es  bei  dem  desfalls  gemachten 
Aufsatz,  wie  derselbe  in  der  entworfenen  Allianz  enthalten  ist,  bewenden. 
AVegen  der  Assistenz  erbietet  er  sich,  8000  Mann  innerhalb  sechs  Wochen 
nach  getroffenem  Schluss  für  den  Staat  und  ausserdem  noch  ein  corpus  von 
etlichen  tausend  Mann  in  Bereitschaft  zn  halten,  Ges.  sollen  ihn  förderlichst 
wissen  lassen,  ob  solche  Hülfe  dem  Staat  annehmlich,  damit  er  die  nöthige 
Anstalt  dazu  bei  Zeiten  machen  könne;  inzwischen  können  sie  sich  den 
mit  Waldeck  gemachten  Vergleich,  welchen  Kf.  nar  vor  dem  Abschluss 
gesehen,  ohne  eine  Abschrift  zu  behalten,  erbitten. 

ad  4.  Könnte  die  Commanication  der  projectierten  Allianz  mit  Vorbehalt 
fernerer  Erinnerungen  wohl  geschehen,  jedoch  müsste  ausgelassen  werden, 
dass  Kf.  den  Secours  der  2O00  Mann  alsbald  prästieren  sollte. 

ad  5.  Ist  Kf.  zufrieden,  dass  sie  in  Gegenwart  des  französischen  Am- 
bassadeurs, zum  Beweis  des  zu  ihm  tragenden  Vertrauens,  mit  de  Witt 


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Bericht  y.  Schooiogs.  673 

sich  in  Gespräch  einlassen,  doch  soll  von  dem,  was  hinc  inde  vorgeht, 
ein  Protokoll  aufgenommen  werden. 


V.  Schöning  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  7.  December  1665. 

[Bericht  über  seine  VerhaDdluogeD  am  E.ColoischeD  Hofe  und  mit 
Pfalz -Neubarg.] 

£r  ist  30.  November  zu  Bonn  angekommen ,  ha^  am  anderen  Tage  7.  Dec. 
Mittags  Andienz  bei  dem  Kurfürsten  und  am  Nachmittag  eine  Conferenz 
mit  dem  Bischof  von  Strassburg,  dessen  Bruder  Graf  Wilhelm  und 
dem  Kanzler  Buschmann  gehabt  und  denselben  die  Vorschläge  des  Kf. 
mitgetbeiity  hat  aber  bald  verspürt,  dass  man  der  Münsterschen  Partei  ziem- 
lich affectioniert  sei,  sowie  dass  K.Cöln  sich  schwerlich  zu  etwas  Gewissem 
resolvieren  würde,  ehe  er  mit  Pfalz-Neuburg  communiciert  hätte.  Auf 
den  Vorschlag  wegen  einer  Zusammenkunft  der  Westfälischen  Kreis- 
verwandten  und  dass  sich  Kf.  des  directorii  halber  mit  Pfalz- Neuburg 
vergleichen  wollte,  erwiderte  ihm  der  Bischof  von  Strassburg,  er  wisse, 
dass  Pfalz-Neuburg  sich  dazu,  wenn  nicht  auch  die  anderen  Punkte  der 
Dorstenschen  Traktaten  mitverglichen  und  ratificiert  würden,  nicht  verstehen 
könnte;  da  auch  die  beiden  anderen  Deputierten  sich  sehr  kaltsinnig  zu 
diesem  Punkte  zeigten,  so  brachte  er  des  Kf.  Vorschlag,  dass  die  Vor- 
nehmsten des  Kreises  zusammenkommen  und  von  Abhelfung  dieser  Kriegs* 
Unruhe  deliberieren  möchten,  vor,  womit  sowie  mit  der  Gesamtschickung 
aller  dreier  an  Münster  sie  einverstanden  waren.  Auf  einer  neuen  Con- 
ferenz am  folgenden  Tage  theilte  ihm  der  Bischof  von  Strassburg  im 
Namen  K.Cölns  mit,  derselbe  wünschte  zwar  eine  Zusammenkunft  des 
Westfälischen  Kreises,  sehe  aber  jetzt  keine  Möglichkeit  dazu,  er  wäre 
zufrieden,  dass  man  unter  sich  zusammenkäme,  hielte  aber  für  hochnöthig, 
dass  auch  das  Haus  Braunschweig  mit  dazu  gezogen  werde,  da  dann 
die  Staaten,  die  auf  dessen  Hülfe  sich  sehr  verlassen  sollten,  sich  leichter 
zum  Frieden  bequemen  würden.  Mit  der  Gesamtschickung  in  des  Kf., 
seinem  und  Plalz-Neuburgs  Namen  an  Münster  sei  er  auch  einverstanden, 
nnd  da  er  höre.  Seh.  wolle  auch  zu  Pfalz-Neubnrg  reisen,  wolle  er  den 
Bischof  von  Strassburg  auch  dahin  schicken  und  ihm  dort  durch  diesen 
in  beider  Namen  Resolution  auf  seine  Vorschläge  ertheilen  lassen.  Darauf 
ist  er  nach  Bensberg  zu  Pfalz-Neuburg  gereist.  Derselbe  antwortete 
auf  seine  Proposition,  er  wäre  zu  allem  bereit,  wodurch  der  Friede  beför- 
dert werden  könnte^  er  hoffte  aber  nicht,  dass  Kf.  begehren  würde,  dass  der 
Punkt  des  directorii  ohne  die  anderen,  welche  zu  Dorsten  abgehandelt  wor- 
den wären,  verglichen  werden  sollte,  wiewohl  er  wünschte,  nicht  allein  gute 
Vertraulichkeit  mit  Kf.  zu  machen,  sondern  auch,  dass  man  ein  vinculum 
unter  ihrer  beider  Posterität  stiften  könnte.  Wegen  der  Particularzusam- 
menkunft  und  der  Abschickung  an  Münster  wollte  er  sich  erst  mit  dem 
Bischof  von  Strassburg,  der  bereits  etliche  Stunden  vor  ihm  angekommen 

Mater,  z.  Geacb.  d.  G.  Kurfürsten.    XJ.  43 


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674  n*    Der  Münstersohe  Krieg. 

bereden.  Am  anderen  Tage  ertbeilte  ihm  Pfalz-Nenbo  rg  im  Nameo 
E.Cölns  and  seinem  eigenen,  in  Gegenwart  des  Bischofs  von  Strassbnrg 
die  Antwort,  man  könnte  nnter  sich,  und  zwar  am  füglichsten  in  Cleve, 
zusammenkommen,  am  za  beratheu,  wie  diese  Eriegsunruhe  zu  stillen,  es 
würde  aber  sehr  nützlich  sein,  wenn  auch  das  Hans  Braunschweig  mit 
zu  solcher  Conferenz  gezogen  würde,  K.Cöln  wolle  einen  Expressen  an 
die  Herzoge  schicken,  auch  Kf.  möchte  das  Gleiche  thon,  damit  sie  sich 
nicht  öfifentlich  für  die  Holländer  erklärten,  denn  alsdann  könnten  sie  un- 
möglich mit  zu  Mediatoren  gebraucht  werden;  auch  wollten  sie  möglichst  bald 
nebst  Kf.  zu  dem  Bischof  von  Münster  schicken  und  diesen  von  seinem 
Vornehmen  dehortieren  lassen.  Er  schlug  auch  vor,  gemeinsam  an  den 
König  von  Frankreich  zu  schreiben  und  diesen  zu  ersuchen,  bei  den 
Staaten  den  Frieden  zu  befördern,  auch  durch  die  Gesandten  in  Regens- 
bürg  das  Werk  betreiben  zu  lassen.  Dabei  erwähnte  er  auch,  ob  man 
nicht  bei  jetzigen  Verhältnissen  ihrer  aller  Interesse  zugleich  bei  den  Staaten 
beobachten  könnte.  Sonst  Hess  Pfalz-Neu  bürg  die  grösste  Affection 
für  Kf.  blicken ;  er  nahm  Seh.  nachher  auf  die  Seite  und  trug  ihm  auf,  dem 
Kf.  zu  hinterbringen,  er  fürchte  sehr,  es  würde,  wenngleich  die  Sachen  mit 
den  Staaten  und  Münster  gestillet  wären,  eine  grosse  Unruhe  zwischen  dem 
Kaiser  und  dem  König  von  Frankreich,  wenn  der  junge  König  von 
Spanien,  der  allezeit  sehr  krank  sei,  sterben  sollte,  entstehen,  ob  Kf., 
der  in  so  gnter  Alliance  mit  Frankreich  stünde,  sich  nicht  interponieren 
wollte  mit  diesem  Vorschlag,  dass  man  zwischen  den  beiden  Häuptern  einen 
heimlichen  Vergleich,  wie  es  mit  den  Spanischen  Niederlanden  nach  des 
jungen  Königs  Tod  gebalten  werden  solle,  treffen  und  so  diesen  Krieg  ver- 
hindern könnte. 


Der  Kurfürst  an  Baron  de  Goes').    D.  Cleff  9.  December  1665. 

[Die  holläDdiscbeD  FriedeDsbediogaDgen,  er  soll  den  Bischof  zur  Aonabme  der- 
selben zu  bewegen  socbeD.] 

9.  Dec.  Er  hat  aus  dem  Haag  Nachricht  empfangen ,  dass  die  Staaten  von  ihren 

früheren  Forderungen,  dass  sie  für  den  von  dem  Bischof  von  Münster  ihnen 
zugefügten  Schaden  Satisfaction  erhalten,  und  dass  das  Stift  Münster  in 
andere  Hände  kommen  müsse,  auf  Remonstrieren  Friquets  und  seiner 
Räthe  abgestanden  und  sich  bereit  erklärt  haben,  auf  folgende  6  cooditiones 
mit  dem  Bischof  Frieden  zu  machen: 

1)  Sollte  derselbe  alle  occupierten  Oerter  restituieren, 

2)  alle  seine  Völker  ausser  denen,  welche  zn  Besetzung  seiner  Gar* 
nisonen  von  nöthen,  abdanken, 

^)  Derselbe  war  vom  Kaiser  zum  Kf.  nach  Cleve  geschickt  worden  nod 
hatte  sich  dann  zu  dem  Bischof  von  Münster  begeben,  um  diesen  auf  Grund 
der  im  Haag  mitPriquet  vereinbarten  Bedingungen  (oben  S.  669)  zum  Frieden 
zu  bewegen,  s.  Alpen  I  S.  715. 


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Die  holländischeo  FriedenabediogoDgen.  g75 

3)  aDf  alle  praeteneiones;  welche  er  oder  das  Stift  wider  den  Staat  habe, 
iDSonderheit 

4)  auf  die  englische  Allianz  rennntiieren  nnd  keine  neuen  wider  den 
Staat  machen, 

5)  sich  aller  ferneren  Offension  enthalten. 

6)  Der  Kaiser  nnd  Kf.  sollten  dafür  Garanten  bleiben. 

Kf.  findet  zwar  einige  dieser  Bedingungen  sehr  hart,  glaubt  aber  doch, 
dass  es  sowohl  dem  Bischof,  als  auch  dem  Kaiser  und  Reiche  am  fürträg- 
lichsten  sein  würde,  den  Zeitumständen  in  so  weit  nachzugeben  und  lieber 
auf  diese  Conditionen,  die  n)an  doch  aufs  beste  zu  mildern  nnd  des  Bischofs 
Securität  gleichfalls  zu  beobachten  trachten  würde,  Frieden  zu  scbliessen, 
als  alles  in  den  höchsten  hazard  zu  setzen.  Er  ersucht  ihn  also,  dieses 
dem  Bischof  zu  remonstrieren  und  die  Sache  zum  guten  Ausschlag  aufs 
schleunigste  zu  befördern,  auch  den  dorthin  geschickten  Gesandten  des 
Herzogs  August  von  ßraunschweig^)  zur  Mitwirkung  dazu  zu  bewegen ^}. 


Proposition  des  englischen  Gesandten  Sir  Walter  Vane  s.  1. 
et  d.  [Cleve  c.  12.  December  1665')]. 

[Verhaltois  des  eogliscbeo   Königs  zu   dem  Bischof  von  Münster,  der  Bischof 

wird   Dichte   gegen  die  protestantische  ReligioD   unternehmeD.    Aufforderung  an 

den  Kf.,  seine   Ansprüche   gegen  die  G.Staaten   geltend   zu   machen,  sich  des 

Prinzen  von  Oranien  anzunehmen  und  zwei  englische  Schiffe  freizugeben.] 

1.  Le  roi  —  m'a  comandö  de  faire  entendre  k  S.  A.  E.  que  lec.l2.Dec. 
secours  qu'il  a  creu  en  justice  devoir  et  pouvoir  donner  k  TEvesque 

1)  V.  Heiroburg.  Herzog  August  theilt  dem  Kf.  (d.  Wolffenbüttel  10/20.  De- 
cember 1665)  mit,  er  habe  denselben  schon  vor  3  Wochen  zu  dem  Bischof  von 
Münster  geschickt;  nachdem  derselbe  sich  zur  Annahme  seiner  Yermittelong 
bereit  erklärt,  sei  H.  nach  dem  Haag  gegangen,  um  diese  auch  dort  anzu- 
bieten. 

*)  Der  Bischof  von  Münster  schreibt  dem  Kf.  (d.  St.  Ludgersbnrg  17.  De- 
cember 1665),  der  kaiserliche  Gesandte  de  Goee  habe  ihm  gerühmt,  wie  eifrig 
sich  Kf.  um  Beilegung  der  zwischen  ihm  und  den  Staaten  entstandenen  Unruhe 
bemühe,  er  dankt  dafür,  bittet  von  der  Interposition  nicht  nachzulassen  und 
verweist  im  übrigen  auf  die  de  Goes  gemachten  Erklärungen. 

')  Dazu  die  Bemerkung  0.  v.  Schwerins:  „Diese  Punkte  seindt  von  dem 
englischen  Gesandten  H.  Walther  Vahne  eingegeben,  worauf  H.  Cantzler 
Jena  und  ich  verschiedene  Conferentien  mit  ihm  gehalten.''  Das  Creditiv  König 
Karls  n.  für  Vane  ist  datiert  Oxford  7.  November  1665.  Die  Chronologie  dieses 
und  des  folgenden  undatierten  Schriftstucks  ergiebt  sich  aus  den  Bemerkungen 
in  den  Geheimenraths-FrotokoUen:  „4./14.  December.  Des  englischen  Abgesandten 
Yeens  schriftliche  Memorial  verlesen  worden,  angehend  den  Bischof  von  Münster, 
item  wegen  der  2  Churf.  in  Engelland  angehaltenen  Schiffe.  Rs.  wegen  Bischofs, 
dass  er  die  evangelischen  Prediger  verjaget  und  Catholische  einführet.  Dass 
S.  Gbf.  D.  nicht  gewusst,  dass  er  mit  dem  Könige  in  Engelland  in  Allianz,  der 

43* 


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676  11*    ^®f  Maostersche  Krieg. 

de  Münster  h  cause  des  injures  et  affronts,  que  les  Estats  Generaux 
ont  fait  au  dit  Evesque,  n'ont  pas  estä  seulemeut  donnä  k  cette  fio, 
mais  aussi  pour  par  ce  moyen  divertir  leur  forces  et  les  faire  attaquer 
dans  le  coeur  de  leur  pays  pour  ainsi  faire  une  diversion  considerable 
pour  ses  interests  propres. 

Mais  comme  le  Roi  a  voulu  obliger  TEvesque  de  Munster,  il  a 
toutefois  retenu  ce  lien  sur  lui,  par  son  alliance  et  traittä,  qu'il  asseare 
S.  A.  E.  que  T Evesque  de  M.  n'entreprendra  rien  contre  la  religion 
protestante  ny  les  professeurs  de  cette  religion,  sur  le  pur  motif  de 
religion,  au  contraire  que  le  dit  Evesque  est  oblig^  de  ne  faire  de  plus 
grands  progres  qu'il  plaira  au  Koi  mon  maistre,  mais  mesme  qu'il 
posera  les  armes,  quand  il  en  sera  desirö,  par  la  S.  A.  E.  peut  juger, 
que  les  desseins  du  Roy  par  ce  secours  n'ont  pas  est6  pour  prejudi- 
cier  ny  endommager  ses  alliis  ny  8.  A.  E.  en  particulier. 

Le  Roy  advoue  qu'il  a  estö  surpris,  et  ne  peut  qu'avec  quelque 
Sorte  de  douleur  se  plaindre,  de  ce  qu'il  a  estä  informö  que  S.  A.  £. 
avoit  taschä  de  mettre  des  jalousies  dans  la  Couronne  de  Swede '), 
comme  si  TEvesque  de  M.  avoit  eu  des  desseins  et  mesme  machinoit 
quelque  cbose  contre  la  religion  protestante,  le  Roy  vous  asseure  qu'il 
ny  consentiroit  jamais,  et  espere  que  V.  A.  E.  ne  croira  pas  legere- 
ment  les  inventions  de  ses  ennemis,  mais  plustost  qu'il  tascbera 
de  prevenir  aucun  dessein  de  cette  nature  autant  que  prince  vivant 

II  considere  aussi  les  injures  et  usurpations  que  la  maison  Elec- 
torale  a  souffert  de  longtemps  des  Estats  Generaux,  il  auroit  est^  fort 
aise  d'avoir  peu  contribuer  plustot  aucune  chose,  pour  recouvrir  ce 
qu'ils  ont  assaisies  aux  predecesseurs  de  S.  A.  E.,  Toccasion  s'offre 
asteure  et  j'ay  ordre  du  Roy  mon  maistre  d'asseurer  S.  A.  E.  de  tout 
son  credit  et  puissance  pour  faire  faire  satisfaction  des  usurpations  des 
Estats  Generaux. 

Le  Roy  m'a  commandö  jde  donner  k  cognoistre  le  grand  soing 
qu'il  a  des  interests  de  S.  A.  le  Prince  d'Orange  et  prie  S.  A.  E. 
dans  cette  conjointure  de  vouloir  joindre  ses  interest  au  siens  pour 
son  res^blissement. 


Bischof  oehme  es  auch  io  seinem  Manifest  ganz  anders  als  seine  particoliere 
Sache. 

Iti.  December  1665.  H.  0.  Präs.  referiret,  was  gestern  bei  der  Conferens 
mit  dem  Englischen  Gesandten  vorgegangen  wegen  des  Mänsterschen  Krieges.* 

»)  S.  oben  S.  656. 


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VerhandlnDgeD  mit  dem  eDglischen  Gesandten  Vane.  677 

J'ay  ordre  aussi  de  reclamer  les  deux  yaissaux*)  aiTestes  au 
Pillo,  as^ayoir  le  Nightingal  de  Londres,  son  maistre  s'appellaDt  John 
Parker,  et  la  Satisfaction,  Henry  Worley  son  maistre,  et  je  supplie 
que  S.  A.  E.  veuille  les  faire  relascber. 


Resolation  auf  des  Ritters  VahAe  angebrachte  puncta  nach 

denen  mit  ihm  gehaltenen  Oonferentien.  s.  1.  et  d.  (Cleve 

14  December  1665.) 

[Die  engen  Beziehungen  des  Königs  zu  dem  Bischof  von  Münster  sind  dem  Kf. 
bisher  unbekannt  gewesen,   der  Bischof  schädigt  die  protestantische   Religiou. 
Ef.  kann  jetzt  gegen  Holland  nicht  Krieg  führen,  sich  nur  vorsichtig  der  Inter- 
essen des  Prinzen  von  Oranieu  annehmen.] 

S.  A.  El.  a  estö  seulement  inform^e  de  M.  le  comte  de  Carling-  14.  Dec. 
fort'),  que  la  guerre  de  TEvesque  de  Munster  contre  les  Estats  Ge- 
neraux  s'estoit  fait  au  sceu  de  S.  M^.  et  e'est  en  mesmes  termes  que 
sad.  M^.  en  aye  escrit  k  S.  A.  E.  Mais  parce  que  M.  de  Vaen.outre 
cela  a  declard  qu'il  y  avoit  une  alliance  si  estroite  entre  le  Roy  et 
TEvesque,  que  ce  dernier  ne-pourroit  pas  faire  autre  progres  qu*  k 
la  mesure  que  le  Roy  le  desireroit,  et  qu41  seroit  obligö  de  mettre 
les  armes  bas,  quand  il  plairoit  k  Sa  M^.,  les  Commissaires  de 
S.  A.  E.  ont  dit  la  dessus  que  cela  auoit  estä  ineogneu  k  Elle  et 
qu'ensuite  de  cela  le  Roy  ne  pourroit  point  prendre  estrange  que 
S.  A.  E.  auoit  jugä  TEvesque  selon  ses  propres  declarations  qui 
n'avoient  jamais  parlä  de  cette  alliance  mais  seulement  de  quelques 
injures  particulieres  receues  des  Provinces  unies. 

ad  2.  S.  A.  E.  est  bien  persuad^e  que  Sa  M^^.  ne  prestera  pas 
la  main  k  TEvesque  pour  faire  de  prejudice  k  la  religion  protestante 
et  qu'elle  a  bien  d'autre  yis^e,  quand  sad.  M^^.  luy  a  donnä  de  Targent 
pour  faire  ceste  gnerre:  Mais  cependant  il  demeure  veritable  que 
TEvesque  apporte  de  grands  prejudices  k  la  dite  religion.  Unius  enim 
rei  multi  possunt  esse  fines. 

ad  3.  Les  Provinces  unies  estants  k  present  en  necessitä  et  S.  A.  E. 
ne  desirant  rien  que  la  paix,  il  est  facilement  k  juger  qui  entre  eux 


*)  Ueber  diese  von  dem  Kf.  infolge  der  Beschlagnahme  zweier  Schiffe  des- 
selben in  England  vorgenommene  Repressivmassregel  s.  Pufendorf  X  §  6 
(S.  645f.).    Droysen  m  3S.  71, 

3)  8.  oben  S.  654.  656. 


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678  11*    I^or  MüDBtersche  Krieg. 

cbercbe  une  coDJoinction  des  armes.  S.  A.  E.  repete  ses  r^mercie- 
ments  de  Toblation  de  Talliance,  isais  parceque  ceile,  qui  est  desia 
fait,  n'est  point  expir^e,  on  ne  sQait  point  ä  quelle  fin  on  en  youdra 
faire  une  autre,  les  obstacles,  qui  se  trouvent  pour  faire  la  guerre 
eontre  les  Hollandois  ayant  estö  vivement  represeutes  aux  Conferences. 
4.  S.  A.  E.  remereie  tres  bumblement  le  Roy  de  la  constante 
aflfection  qu*il  porte  envers  le  Prince  d'Orange  et  du  soing  qu'il  a 
pour  soD  restablissement,  Tasseurant  de  son  cost6  qu'elle  ne  manquera 
Jamals  de  contribuer  de  sa  part  tout  ce  qui  luy  sera  possible  pour 
cette  fin.  Mais  S.  A.  E.  se  trouve  obligie  de  dire,  que  si  dans  les 
conjoinctures  presentes  on  en  feroit  seulement  de  recommandations, 
que  Ion  le  prendroit  comme  si  on  vouloit  forcer  lestat  et  que  des 
autres  en  pretendoient  des  obligations,  qui  appartiendroient  uniquement 
k  lestat.    S.  A.  E.  promet  neanmoins  de  n'y  vouloir  rien  negliger. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cleff  15.  December  1665. 

[Verwerfang  der  von  den  HolIäaderD  vorgeschlageoeo  BediogaDgen.] 

15.  Dec.  Er  hat  gestern   durch   einen  Expressen   von    seiner  Schwiegermütter 

Nachricht  erhalten,  nnter   welchen  Bedingungen  die   Staaten  mit  ihm  ab- 
schliessen  zu  wollen  erklärt  haben  ^). 

Wir  finden  aber  die  Punkten  gar  sehr  von  unserm  Begehren 
entfernet,  jedoch  weil  wir  uns  wegen  Orso  gar  anders  und  nach  des 
Staats  Verlangen  erkläret,  so  wollen  wir  hoffen,  sie  werden  sich  auch 
anders  und  also  vernehmen  lassen,  dass  wir  Ursache  haben  können 
uns  ferner  zu  resolviren. 

Da  Bl.  seine  Idtention  genügend  bekannt  ist,  so  soll  er  mit  der  Prin- 
cessin  darüber  reden,  derselben  die  in  den  übersandten  Pnncten  enthaltenen  ge- 
ringen Oflferten  anweisen  und  sehen,  wie  alles  am  vortheiihaftesten  einzurtcbteD. 


Des  Ritter  Valme  Replique   auf  unsre  ResolutioD.  s.  1.  et  d. 
[Cleve  17.  December  1665.]^) 

[Aufforderang  zu  einem  Bündois  mit  Rngland  nod  Monster  gegen  Holland  and 
zu  gemeioschaftlicben  Sibritteo  zur  Wiederberstellung  des  Prinzen  von  Oracien.] 

17.  Dec.  Le  Roy  mon  maistre  sera  estonnö,  que  S.  A.  E.  n'eust  sceu  plus- 

tOst  Talliance  qu'il  avoit  faite  avec  TEvesque  de  Munster,  puisque 

•)  Ö.  Aitzema  V  S.  669.    ürk.  u.  Akt.  III  S.  160. 

^  QebeimeDraths-ProtokoU  vom  18.  December  1665:    ^Des  K.  Bngh'scheo  Oe> 
eandteo  Antwort  bei  der  gestrigen  Conferenz   mit  dem  H.  0.  verlesen  worden.* 


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VerhandluDgeD  mit  dem  eDglischeo  GesandteD  Vane.  679 

le  Mylord  Carlingfort  avoit  estd  avec  luy,  qu*il  espere  qu'il  n'est 
pas  encore  trop  tard  pour  pouvoir  prevenir  les  inconvenients,  qui 
pourroit  arriver  en  caa  que  S.  A.  E.  taschoit  d^empescher  les  progres 
de  TEvesque  de  Munster,  oq  s'allioit  avec  les  ennemis  du  Roy, 
j'ay  ordre  de  dire  ä  S.  A.  E.,  si  cela  se  fait,  que  le  Roy  le  prendra 
pour  la  deruiere  desobligation. 

Que  le  Roy  sera  marry  d'eotendre  que  TEvesque  aist  fait  ou 
vouloit  faire  de  cette  guerre  une  guerre  de  religion,  car  cela  n'a  pas 
est6  les  iDtentions  du  Roy  et  le  Roy  ne  souffrira  pas  que  son  honneur 
souffrist  en  cela. 

Quand  au  Traictä  avec  les  Estats  Generaux,  je  suis  informä 
qu'elle  passe  bien  avant  et  que  le  seul  obstacle  qui  empesche  la 
conclusion,  est  de  la  part  de  M.M.  les  Estats  Generaux.  C'est 
pourquoy  j'ay  creu  estre  mon  devoir  d'oflfrir  ä  S.  A.  E.  selon  mes  In- 
structions et  de  la  part  du  Roy  mon  maistre  pour  oster  tonte  sorte 
de  mesintelligence,  qui  pourroit  arriver  entre  le  Roy  et  S.  A.  E.  un 
traittd  ou  confederation  entre  le  Roy  mon  maistre  S.  A.  E.  et  TEvesque 
de  Munster  contre  les  Estats  et  cela  sur  des  pactes  et  termes  con- 
venable  au  Roy  et  S.  A.  E. 

Quand  aux  affaires  du  Prince  d'Orange,  je  suis  asseurä,  que*) 
le  bon  party  dans  ce  pays  veust  son  retablissement  et  que  devant 
Farrivöe  de  M.  de  Witt  on  avoit  proposö  avec  beaucoup  de  chaleur 
de  le  faire  Capitaine  et  Admiral  General,  mais  de  qu'il  fust  arrivä,  il  a 
renversd  tout  cela,  par  ou  on  peust  voir,  que  ce  n'est  pas  la  force 
contre  qui  on  crie  tant,  ny  mesme  le  bien  du  pays,  qui  empesche  son 
retablissement,  mais  purement  une  cabale,  envenimde  de  longtemps 
contre  le  bien  de  cette  maison,  c*est  pourquoy  le  Roy  mon  maistre 
espere  que  S.  A.  E.  se  joindra  avec  le  Roy  mon  maistre  pour  le  re 
tablissement  de  S.  A.  le  Prince  d'Orange'). 


1)  Ueber  die  damals  tod  der  oraDiBcheo  Partei  za  guosten  des  Priüzen  von 
Oranien  gemachten  Versache  und  deren  VereiteloDg  darch  de  Witte.  Wioque- 
fort  UI  8.  210ff.    Lefevre  Pootalis,  Jean  de  Witt  I  S.  387. 

^  Vane  hat  noch  bis  Ende  Februar  1666  sich  in  Cleve  aufgehalten.  Das 
Becreditiv  des  Kf.  für  denselben  ist  vom  16.  Februar  ausgestellt.  Ceber  die 
weiteren  Verbandlungen  mit  demselben  finden  sich  nur  in  den  Geheimenraths- 
Protokollen  folgende  lakonische  Notizen: 

31.  December  1665.  Resolution,  so  dem  Englischen  Gesandten  de  Vaen 
gegeben  werden  sollte,  verlesen  worden. 


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ggO  11.    Der  Mänstersche  Krieg. 

Blaspeil  an  den  Kurflirsten,     D.  s'Gravenhage 
18.  December  1665. 

[Keine  Anssichteo  fär  den  Prinzen  von  Oranien,  de  Witt  sacht  die  Allianz- 
verbandlangen  hinzaziehen.] 

18.  Dec.  Die  Sachen  sind  auch  hier  ebenso  wie  in  Amsterdam')  beschaffen, 
obwohl  gar  wenige  unter  dem  Staat  recht  Wissenschaft  davon  haben,  son- 
dern die  meisten  sich  vor  der  französischen  Freundschaft  fürchten  und  ihre 
Hoffnung  auf  Erneuerung  der  Allianz  mit  Ef.  setzen,  er  findet  es  daher 
gar  zur  Unzeit,  von  des  Prinzen  von  Oranien  Restitution  auch  das  geringste 
nur  zu  reden.  Er  hat  sonst  de  Witt  gestern,  als  er  ihn  gesehen,  freund- 
licher gefunden  als  bisher.  Die  Punkte'),  welche  jüngst  durch  einen  Ex- 
pressen überschickt  worden,  sind  so  beschaffen,  dass  auch  de  Witt 
schwerlich  geglaubt  hat,  dass  Kf.  sie  würde  annehmen  können,  derselbe 
sucht  auf  diese  Weise  nur  die  Verhandlungen  hinzuziehen. 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  Hage  8./ 18.  December  1665. 

[Fortsetzung  der  Unterbandlong.] 

18.  Dec.  Dieser  Staat  zeigt  grosse  Befriedigung   über  die  sehr  freundliche  Be- 

gegnung, welche  seinen  Committierten  zu  Cleve')  wiederfahren  ist     Da 

29.  December  1665.  F.  e.  Anhalt  referiret,  dass  der  Englische  Gesandte 
offeriret»  wenn  S.  Chf.  D.  sich  noch  etliche  Monat  wollte  ans  dem  Handel  halten, 
wollte  Eiigelland  alle  Monat  ^  Tbaler  geben.  Concept  verlesen,  was  dem 
Eogliscben  Gesandten  zur  Besolntion  gegeben  werden  soll. 

16.  Februar  1666.  Der  B.  0.  Präs.  verlesen  was  S.  Chf.  D.  dem  Englischen 
Gesandten  zum  Abschied  mündlich  sagen  lassen  wollen. 

Doch  vgl.  die  verschif^denen  Mittheilangen  Colbert  Croissi's  über  den- 
selben ürk.  o.  Akt.  II  S.  321.  329.  339.  344f.  351  f.  3ö5f,  ferner  M^moires 
d'EstraJes  III  S.  608.  620  IV  S.  14.  130.  Aitzema  V  S.  917. 

1)  Von  dorther  hatte  Bl.  am  5/15.  December  berichtet,  er  habe  die  beiden 
Burgermeister  Falckenier  und  Spiegel  besucht,  sich  aber  überzeugt,  dass 
der  letztere  wenig  Einflass  besitze  und  dass  F.  ganz  wie  de  Witt  nnr  durch 
Frankreich  das  Heil  des  Staates  suche,  er  habe  daher  gesehen,  dass  es  keine 
Zeit  sei,  von  dem,  was  ihm  eigentlich  aufgetragen,  zu  reden. 

^)  Die  G.Staaten  hatten  Anfang  December  die  Herren  Bipperda  tot 
Buirse,  Joh.  de  Witt  und  van  Haren  nach  Oleve  geschickt,  nm  den  Rf.  lo 
begrässen,  und  hatten  durch  dieselben  ihm  vorstellen  lassen,  dass  es  far  den 
Staat  disreputieriich  sein  und  auch  von  anderen  benachbarten  Fürsten  in  Consequeni 
gezogen  werden  würde,  wenn  sie  jetzt  sich  zur  Bänmung  einiger  clevischer 
Plätze  verstehen  würden,  und  hatten  den  KT  als  ihren  alten  Freund  und  Bundes- 
genossen gebeten,  davon  abzustehen.  Kf.  hatte  erwidert,  er  wolle  den  Punkt 
der  Evacuation  bis  nach  dem  gegenwärtigen  Kriege  mit  Münster  anstehen  lassen 
und  auch  sein  Aeusserstes  tbun,  um  diesen   Krieg  möglichst  bald   gütlich  tu 


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VerhandloDgeo  mit  Holland.  681 

dieselbeo  io  ihrer  Relation  mitgetheilt  haben,  dass  sie,  Ges.,  die  bisher  ge- 
pflogene Handlang  za  schliessen  beordert  werden  sollten,  nnd  da  man  in  sie 
gedrangen,  mit  ihrer  Erklärnag  noch  vor  dem  Aufbrach  der  Staaten  von  Hol« 
land  eiozakommen,  so  haben  sie  eine  solche  Erklärung  *)  aufgesetzt,  um  sie 
heute  Vormittag  za  übergeben  und  darauf  Nachmittag  zur  Gonferenz  zu 
kommen.  De  Witt,  mit  welchem  sie  gestern  darüber  conferiert,  hat  sich 
trefflich  wohl  angelassen. 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.    D.  Cleve 
26.  December  1665, 

(Bediogoogeo  fär  die  AlHaoz  ond  die  nähere  Vereinigang.   Erklärnog  des 
Bischofs  von  Monster.] 

Er  hat  ans  ihrer  nnd  Blaspeils  letzter  Relation  vom  23.')  ersehen,  26.  Ddc. 
dass  man  ihn  nur  aufzuhalten  nnd  von  anderen  consiliis  zn  divertieren  suche, 
doch  sollen  sier  die  Handlang  fortsetzen  und  inbetreff  der  Allianz  verlangen, 
dass  wenigstens  seine  Preussischen  und  Hinterpommerschen,  ebenso 
wie  seine  Clevischen  Lande  namentlich  darin  einbegriffen  werden,  und 
dass  ihm  freigestellt  werde,  von  E?acuation  seiner  clevischen  St&dte  nach 
Abschluss  des  Münsterschen  Friedens  zu  handeln;  ferner  dass  der  Staat, 
was  Kf.  mit  Polen  wegen  El  hing  tractiert,  garantieren  helfe,  doch  will 
Kf.  im  Nothfall  sich  mit  dem  schon  geschehenen  Erbieten  begnügen,  dass 
der  Staat,  ebenso  wie  Frankreich  versprochen  hat,  alle  möglichen 
olficia  deswegen  bei  Polen  anwenden  wolle.  Wenn  die  Allianz  in  Richtigkeit 
gebracht  ist,  sollen  sie  den  Aufsatz  wegen  der  Assistenz  vornehmen  unti 
verlangen,  dass,  nachdem  Kf.  sich  erboten,  von  der  Evacuation  Orsojs 
während  dieses  Krieges  abzustehen,  auch  der  Staat  seiner  früheren  Zusage 
nachkomme  nnd  ihm  ebenso  wie  für  die  Lüneburgischen  Völker,  für  8000 
Mann  Subsidien  zahle.  Dass  der  General,  welchen  Kf.  über  diese  Truppen 
stellen  wird,  ebenso  wie  der,  welcher  über  die  Lüneburgischen  Truppen 
bebteilt  ist,  dem  Staat  einen  Eid  schwören  solle,  will  er  nicht  zugeben. 

PS.  Der  kaiserliche  Gesandte,  Baron  de  Goes,  hat  ihm  berichtet, 
dass  der  Bischof  von  Münster  sich  zwar  zum  Frieden  geneigt  erwiesen, 
die  ihm  von  demselben  vorgehaltenen,  durch  Friquet  und  de  Witt  im 
Haag  projectierten  Artikel  aber  nicht  ohne  weiteres  angenommen,  sondern 
vorgeschlagen  hat,  dass  darüber  näher  verhandelt  und  dazu  eine  Zusammen- 
kunft hier  im  Clevischen  angestellt  werde.  Der  Bischof  wolle  sich  sonst 
die  Mediation  des  Kaisers  und  des  Kf.,  auch  die  von  Braunschweig- 

beendigen,  and  es  war  darauf  verabredet  worden,  dass  die  weiteren  Verhand- 
lungen darüber  im  Haag  mit  den  Ministem  des  Kf.  gefuhrt  werden  sollten,  8. 
Aitzema  V  S.  517.  670f.,  Pufendorf  X  §12  (8.651),  Droysen  III  3  8.582. 

»)  8.  Aitzema  V  8.  517,  ürk.  u.  Akt  III  ö.  lölff. 

')  Dieselbe  liegt  den  Akten  nicht  bei. 


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682  11.    Der  MäDStersche  Krieg. 

Wolfenbüttel  gefallen  lassen,  wofern  nor  anchHerzogJohann  Friedrich 
von  Hannover  dazu  gezogen  würde.  Sie  sollen  darüber  mit  den  wohlge- 
sinnten Regenten  sprechen. 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
30.  December  1665. 

[Neaes  Alliaozproject,  ADDahme  der  Vermittelaog  d'Estrades'.] 

30.  Dec.  Er  hat  aus  den  ihm  zugesandten  Projecten  der  Allianz  und  Assi^itenz') 
ersehen,  dass  verschiedene  essentielle  Punkte  darin  geändert  und  sie  noch 
sehr  weit  von  einander  entfernt  sind,  er  schickt  ihnen  seinerseits  zunächst 
ein  Project  der  Allianz'),  welches  sie  den  staatischen  Deputierten  mit- 
theilen sollen. 

PS.  Graf  d'Estrades  erhält  durch  den  Envojö  du  Monlin*)  Ordre, 
sich  hierher  zu  begeben  und  zum  Abschluss  der  Traktaten  zwischen  Kf. 
und  den  G.Staaten  mitzuwirken;  sie  sollen  demselben  im  Namen  des  Kf. 
ein  Compliment  machen  und  ihm  anzeigen,  dass  sie  Befehl  hätten,  ihm 
alles,  was  bei  den  Traktaten  vorgefallen,  mitzutheilen  und  ihn  zu  ersuchen, 
die  Yermittelung  zu  übernehmen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.    D.  Cleve 
30.  December  16650- 

[yerwickelter  Stand  der  UnterhandluDgeo.    Bereitwilligkeit  zu  einer  Zusammen- 
kunft in  Neuss.] 

30.  Dec.  Er  hat  wegen  verschiedener  täglich  vorgefallener  Veränderungen  iu 
den  Conjuncturen  bisher  anstehen  müssen,  sich  endgültig  zu  resolvieren. 
Anfangs  hat  es  allerdings  geschienen,  dass  durch  den  kaiserlichen  Ge- 
sandten  de  Goes  ein  Vergleich  würde  zustande  gebracht  werden  können, 
und  der  Bischof  hat  sich  auch  nicht  so  gar  abgeneigt  dazu  gezeigt,  es 
scheint  aber,  dass  die  auswärtigen  Kronen  wie  auch  einige  Reichsstände, 
namentlich  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braun  schweig  und  der  Bi- 
schof von   Osnabrück,  hernachgehends  sich  je  länger  je  eifriger  dieser 


»)  S.  ürk.  n.  Akt.  III  S.  161  ff. 

^  S.  ürk.  u.  Akt.  m  S.  164. 

<)  ä.  über  desaeo  zweite  Sendnog  ao  den  Kf.  (Bode  December  1665)  Urk. 
Q.  Akt.  n  S.  317 ff.    M^moires  d'Estrades  III  S.  589 ff. 

^  Auf  ein  Schreiben  K. Co  los  vom  21.  December,  worio  derselbe  aufragt, 
wie  Kf.  iobetreff  der  mit  v.  Schöning  (s.  oben  S.  673 f.)  verabredeten  von  ihneo 
beiden  und  Pfalz-Neobarg  aozabietendea  Vermittelaog  deoke,  er  und  Pfais- 
Neuburg  hätten  schon  jemand  za  den  braunschweigischen  Bertogeo  ge- 
sehickt,  um  dieselben  aufzufordern,  zur  Beförderung  des  Werkes  auch  jemand 
nach  Cleve  zu  schicken. 


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VerhandlnDgeD  mit  Holland.  gg3 

Sache  angenommen  haben,  oud  dass  dieselbe  nunmehr  in  solchen  Stand 
gerathen  i8t,  dass  ohne  deren  Cooperation  der  Friede  schwerlich  zu  er- 
halten sein  möchte  y  wie  Kf.  anch  von  dem  seitdem  bei  ihm  augelangten 
französischen  nnd  englischen  Gesandten  vernommen  hat,  daher  er  zwei- 
feln müsse,  ob  es  nunmehr  in  der  beiden  kriegführenden  Theile  Gewalt 
stehe,  einen  Frieden  nach  ihrem  Gefallen  einzugehen,  zumal  fast  alle  hiesigen 
staatischen  Garnisonen  mit  französischen  Truppen  angefüllt  sind,  und  auch 
die  brannschweigischen  Truppen  im  Anzug  sein  sollen.  Inbetreflf  der  von 
K.  Göln  angeregten  Znsammenschickung  schlägt  er  vor,  dass  diese  lieber 
zu  Nenss  statt  in  Cleve,  welcher  Ort  eng  und  unbequem  und  ToUer 
fremder  Minister  sei,  abgehalten  werde,  er  will  auf  fernere  Mittheilung,  etwa 
in  vier  Wochen,  jemand  dorthin  schicken.  £r  überlässt  es  K. Cöln  zu 
entscheiden,  ob,  da  ein  Theil  des  Hauses  Braunschweig  in  diese  ün- 
ruhe  bereits  engagiert  ist,  das  gesamte  Haus  oder  nnr  WolffenbütteP) 
oder  Hannover  ä  part  dazu  eingeladen  werden  sollen. 


Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  den  KnrfUrsten. 
D.  Münster  1.  Januar  1666. 

[Anzog  der  BrannBchweigischeo  Truppen.    HolfsgeBoch.] 

Da  die  Truppen  Herzog  Georg  Wilhelms  und  des  Bischofs  von  I.Jan. 
Osnabrück  im  wirklichen  Anzug  gegen  ihn  begriffen  sind,  schon  in  die 
Grafschaften  Hoya  und  Diepholz  und  in  das  Stift  Osnabrück  vorgerückt 
sind  und  er  täglich  deren  gewaltsamen  Einbruch  zu  erwarten  hat'),  so  er- 
sucht er  den  Ef.  auf  Grund  der  Rheinischen  Allianz,  ihm  auf  sein  erstes 
Anfordern  sein  Hülfscontingent  zu  senden  <). 

Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes,    D.  Cleve 
2.  Januar  1666. 

[Schwierigkeiten  bei  der  Reception  d^Estrades'.] 

duMoulin  hat  wegen    der  Reception  und   des  Ranges  des  Grafen  2.  Jan. 
d'Estrades  einige  dubia  moviert^),  Rf.  hat  ihm  zwar  dieselben  dergestalt 

0  Dem  Herzoge  August  von  W.  tbeilt   Kf.  (d.  Cleve  2.  Januar  1666)  mit, 
er  habe  mit  K.Cölo   und    Pfalz-Neuborg   eine    Zosammenkunft   in  Neuss     \ 
verabredet,  und  fordert  ihn  auf,  aach  seinerseits  dieselbe  zu  beschicken. 

3)  S.  Aitzema  V  8.  670.    M6m.  d'Estrades  IV  S.  39.    Köcher  I  8.  451f. 

<)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  10.  Januar  1666\  die  Allianz  sei  nur  in 
terminis  defeosivis  abgefasst,  Frankreich  das  vorneümste  Mitglied  derselben, 
halte  den  Bischof  für  den  angreifenden  Theil  und  unterstütze  die  HoUäDder,  er 
könne  sich  daher  nor  durch  Bemühung  um  Hersteilung  des  Friedens  der  Sache 
annehmen. 

*)  8.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  322.  M6m.  d'Estrades  IV  S.43ff, 


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684  11-    Der  MöDstereche  Krieg. 

benehmen  lassen,  dass  er  hofift,  der  Oraf  werde  damit  zofrieden  sein,  sollte 
derselbe  aber  doch  dieser  ond  anderer  Difficaltäten  wegen  die  Reise  hieher 
ablehnen,  so  sollen  sie  ihn  versichern,  dass  seine  Gegenwart  dem  Kf.  sehr 
lieb  sein  und  dessen  Ermessen  nach  die  Handlang  merklich  facilitieren  and 
befördern  werde,  sollten  sie  damit  doch  nichts  ausrichten,  so  sollen  sie 
vorschlagen,  dass  der  Graf  diese  Yerhandlnng  zwischen  seinem  Könige 
und  dem  Ef.  im  Haag  fortsetzen  möge. 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
5.  Januar  1666. 

[Antwort  d'Estrades'.    Cooferenz  mit  de  Witt,  die  streitigeo  Ponkte  in  dem 

AlUanzvertrage.] 

5.  Jan.  d' Estrades  hat  ihnen  geantwortet,  er  wünsche  nichts  Hebers,  als  dem 

Kf.  zu  Cleve  aufzuwarten,  weil  er  aber  nicht  auf  die  Weise,  wie  früher  der 
kaiserliche  und  spanische  Ambassadeur,  recipiert  werden  solle,  so  könne 
er  dem  Kf.  seine  Schuldigkeit  nicht  ablegen  sondern  müsse  seines  Königs 
anderweitige  Verordnung  abwarten. 

Nachdem  sie  des  Kf.  Resolutionen  inbetreflf  der  Traktaten  über  die 
Allianz  und  Assistenz  erhalten,  hat  R.  gestern  mit  de  Witt  alle  discre- 
pierende  Punkte  der  Allianz  durchgenommen.  Es  wird  hart  sein,  sich 
über  dieselben  zu  vergleichen,  namentlich  über  den  vierten  Artikel,  wo  sie 
die  Ausdehnung  über  alle  Lande  und  Plätze  des  Kf.  durchaus  nicht  zuge- 
stehen wollen.  Wegen  der  Assistenz  ist  es  nur  zu  generalen  Discnrsen 
gekommen,  wegen  der  Werbegelder  hat  sich  de  Witt  nicht  expectorieren 
wollen,  sondern  gesagt,  weil  noch  so  viele  discrepante  Punkte,  sollte  der- 
selbe bis  zu  allerletzt  reserviert  werden.  Sie  bitten  Kf.,  ihnen  seine  Inten- 
tion und  wie  weit  sie  etwas  relascbieren  dürften,  mitzutbeilcn  und  zu  diesem 
Zwecke  Blas  peil  tierzuschicken. 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  ond  -Copes.     D.  Cleve 
7.  Januar  1666. 

[auf  die  Relation  vom  5.  Janaar.    Erwidernog  an  d'Bstrades.    Festhalten  an  den 
ForderoDgen  des  Kf.,  sie  sollen  sich  in  einer  offentlicheo  Audienz  bei  den  G.- 
Staaten ober  das  Hinziehen  der  Verhandlangen  beschweren.] 

7.  Jan.  Sie  sollen  d'Estrades  nochmals  versichern,  dass  Ef.  ihm  nicht  we- 

niger Ehre  und  Höflichkeit  als  kaiserlichen  und  allen  anderen  Gesandtea 
erweisen  werde,  er  habe  aber,  wie  auch  andere  Kurfürsten,  eine  solche 
Regel  in  seinem  Hause  eingeführt,  dass  er  keinem  Gresandten,  derselbe 
komme  auch  von  wannen  er  wolle,  die  hohe  Hand  gebe,  und  er  könoe 
davon  nicht  abweichen,  doch  sei  er,  damit  nicht  dieser  Differenz  wegen 
die  Handlung  mit  Frankreich  zurückbleibe,  bereit,  sobald  nur  die  Traktaten 


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Verhaocllnngen  mit  Holland.  685 

mit  den  Staaten  richtig  seien,  mit  ihm  dort  diese  Yerhandlangen  führen 
sn  lassen.  Sie  sollen  dem  Grafen  anch  die  zwischen  Kf.  nnd  den  O.Staaten 
discrepierenden  Artikel  communiciereD,  doch  es  so  einrichten,  dass  man 
die  gnte  Befugnis  des  Kf.  daraus  ersehe,  und  ihm  dabei  zu  verstehen  geben, 
dass  KL,  nachdem  er  schon  soviel  nnd  noch  mehr,  als  der  König  ihm  durch 
du  Moni  in  gerathen,  nachgegeben  habe,  nunmehr  in  den  Substantialpunkten 
noch  weiter  nachzugeben  nicht  gemeint  sei.  Sollte  man  noch  länger  auf 
solchen  Fnss,  wie  Kf.  ihnen  in  seinen  beiden  letzten  Verordnungen  vorge- 
schrieben, zu  schliessen  tergiversieren,  so  sollen  sie  mit  fernerer  Handlung 
einhalten,  bei  den  O.Staaten  eine  publique  Audienz  nehmen  und  dort,  wie 
Kf.  bisher  in  den  Traktaten  erst  unterm  Schein  der  Hofeiserschen  Schuld 
und  hernach  unter  allerhand  anderen  Prätexten  aufgehalten  worden  sei, 
durch  eine  öffentliche  Proposition  beknnunt  machen;  sollten  anch  darauf 
die  Traktaten  nicht  zur  Richtigkeit  kommen,  so  wird  er  Romswinckel 
abberufen. 


KarfürBt  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Kurfürsten. 
D.  Lüttich  15.  Januar  1666. 

faaf  das  Schreiben  vom  30.  December.    Binwilligaog  in  die  ZaBammeoknoft  zu 
NeoBB.    Geneigtheit  MnoBtern  zum  Frieden.] 

Er  ist  mit  Neuss  als  Zusammenkunftsort  einverstanden,  will  auch  bei  15.  Jan. 
Pfalz-Neuburg  deswegen  anfragen.  £r  hat  sichere  Nachricht  von  Mün- 
ster, dass  derselbe,  wenn  nur  die  O.Staaten  sich  geneigt  zeigen  sollten,  ihm 
in  seinen  billigen  Prätentionen,  namentlich  wegen  ßorkelo,  Satisfactioo  zu 
geben,  sich  zu  friedlichen  Traktaten  wohl  anschicken  werde,  er  glaubt  auch 
nicht,  dass  die  gemachten  Yerbündnisse  und  die  fremden  Kronen  darin  ein 
Hindernis  bringen  werden,  zumal  da  Frankreich  selbst  den  Wunsch,  den 
Krieg  beendet  zu  sehen,  bekundet  ^). 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
15.  Januar  1666. 

[Sendung  BeverningB  an  den  Kf.] 

Gestern  hat  ihnen  Herr  ?.  Ommeren  mitgetheilt,  die  G.  Staaten  hätten  15.  Jan. 
beschlossen,  den  früheren  Thresourir  general  Beverninck  an  Kf.    nach 
ClcTe  zu  schicken,  um  denselben  zu  begrüssen  nnd  wegen  der  Traktaten 

')  In  einem  nenen  Schreiben  yom  22.  Januar  beantragt  K.Göln,  dass  die 
Zusammenkunft  auf  Mitte  Februar  verschoben  und  statt  in  Neuss  in  Aachen 
gehaltPQ  werde. 


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686  11.    Der  Mansteracbe  Krieg. 

ZQ  informiereDy  aoch,    weil  verschiedeoe  Oesandte  sich  bei  demselben  aaf> 
halten,  des  Staats  Interessen  dort  zu  beobachten  *). 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.    D.  Hage 
9.  Februar  1666. 

[Beverniogs  Rückkehr.    Aassicht  auf  ZostaDdekommeu  des  Traktates.] 

9.  Febr.  Beverning*)  ist  gestern  hier  angekommen,  wiewohl  einige  yon  den 
Herren  Staaten  davon  nichts  haben  wissen  wollen,  worüber  allerhand  Speco- 
latlones  fallen.  Sie  können  ans  allen  Umständen  nnd  Discnrsen  annehmen, 
dass  allgemein  der  Abschluss  der  Traktaten  mit  £f.  gewünscht  wird,  wie- 
wohl sie  verspüren,  dass  einige  dem  Kf.  so  wenig  Satisfaktion  als  möglich 
zn  geben  suchen'). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  Cleff 
13.  Februar  1666. 

[aof  das  Schreiben  vom  22.  Januar.    Günstige   Aussichten  zum  Frieden,   Ver- 
schieben der  ZnsammeDkuDft.] 

13.  Febr.  Da  man  anf  holländischer  Seite  sich  gar  raisonnabel  erweist,  so  hofft 
er,  wenn  nur  auch  der  Bischof  von  Münster  sich  ebenso  dazn  anschicken  nnd 
fremde  nnd  das  Reich  nicht  angehende  Interessen  zurücksetzen  wollte,  auf 
einen  guten  Ausgang.  Er  schlägt  daher  vor,  die  verabredete  Zusammen- 
schickung bis   zum  März  zu   verschieben,  damit  man  indessen  sehen  und 

^)  S.  Urk.  a.  Akt.  m  8.165.  Romswinckel  schreibt  unter  demselbeo 
Datum  an  v.  Schwerin,  er  hoffe,  Kf.  werde  mit  dem  Staat  zn  seinem  loteot 
gerathen.  es  habe  gut  gethan,  dass  sie  bei  der  letzten  Conferenz  etwas  mascale 
gesprochen  hätten.  Die  Kommission  nach  Cleve  hätten  verschiedene  Herren, 
darunter  auchv.  Amerongen  gesucht,  die  Wahl  sei  aber  auf  Beverning, 
„der  die  Sache  auch  am  besten  verstehet*",  gefallen.  Ueber  v.  Beverning  8. 
Lefdvre  Pontalis  I  8.  127  ff.  üeber  die  mit  demselben  in  Cleve  gefohrten 
Verhandlungen  s.  dio  ürk.  u.  Akt.  m  S  165 ff.  abgedruckten  Relationen  dessel- 
ben, die  Berichte  des  anstelle  d'Estrades'  nach  Cleve  geschickten  französisches 
Gesandten  Colbert-Croissi  (Urk.  u.  Akt.  II  8.  d29ff.)  nnd  M6m.  d'Estradea 
IV  8.  58  ff.  In  Berlin  finden  sich  weiter  keine  Aufseichnucgen  darüber  als  einige 
ganz  kurze  Notizen  in  den  Geheimenraths-Protokollen. 

2)  S.  Aitzema  V  S.  776.    ürk.  u.  Akt.  III  8.  182. 

')  Dieselben  melden  am  12.  Februar,  Beverning  sei,  nachdem  er  Dieostag 
(9.  Februar)  seinen  Rapport  in  der  Generalität  abgestattet  und  darauf  Ordre 
empfangen,  die  Traktaten  abzuscbliessen,  am  Abend  wieder  nach  Cieve  abgereist 


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.AbsohlnsB  der  Allians  mit  Holland.  687 

vielleicht  besser  als  jetzt  dijodicieren  könne,  wo  die  Sachen  hinaus  wollten, 
mit  Aachen  als  Zasammeukonftsort  ist  er  einverstanden^). 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  zu  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cleff  7./ 17.  Februar  1666. 

[Anzeige  des  Abscblaeses  der  Allianz,  AnfiforderoDg  zq  ferDerem  Zusammenhalten.] 

Anzeige  des  Abschlnsses  der  Allianztraktaten')  mit  den  Staaten').  17.  Febr. 
PS.  Weil  wir  bei  diesem  Werk  jedesmal  auf  £w.  Ld.  Intention 
und  consilia  ein  sonderbares  Abseben  gerichtet  und  solche  nunmehr 
gänzlich  auf  beiden  Seiten  zu  einem  Zwecke  zielen,  so  würde  unsers 
Ermessens  diensam  sein,  dass  zwischen  Ew.  Ld.  und  uns  wegen  dieser 
Sache  absonderliche  vertrauliche  Correspondenz  gepflogen  und  alles 
dergestalt  concertiret  würde,  wie  es  beiderseits  Interesse  und  die  ge- 
meine Wohlfahrt  erfordert. 

Der  Kurfürst  an  Copes.     D.  Cleve  20.  Februar  1666. 

(Ratification  der  Verträge,  Erledigaog  der  Nebenponkte,  Aaszahluog  der 

Werbegelder.] 

Seine  Bevollmäcbtigten  haben  mit  Beverning  die  Defensivallianz  nnd20.Febr. 
nähere  Verbündnis  abgeschlossen.  Da  B.  sich  erboten  hat,  nicht  nor  die 
Ratification  sondern  auch  die  Annahme  einiger  Nebenpnnkte  durch  seine 
Principalen  zn  befördern,  so  soll  auch  C.  deswegen  Erinnerung  thnn  und 
auch  darauf  dringen,  dass  die  Untersuchung  wegen  des  Oenneper  Zolls 
bald  Torgenommen  werde. 

PS.    24.  Februar.    Die  Ratification  soll  dadurch  nicht  vezögert  werden.  24.  Febr. 
Da  in  dem  Assistenzvertrag  ausgemacht  ist,  dass  die  Werbegelder  entweder 
zu  Amsterdam  oder  Cleve  erlegt  werden  sollen,  so  soll  er  dabin  wirken, 
dass  der  erste  Termin  (80,000  Rthlr. )  am  2.  März    zn  Cleve  zn  behuf  der 
darauf  angewiesenen  Officiere  ausgezahlt  werde. 


0  K.Cöln  erwidert  darauf  (d.  Lüttich  23.  Februar  1666),  er  hätte  gewünscht, 
Näheres  ober  die  Friedensvorscbläge  za  erfahren,  nm  desto  besser  den  Bischof, 
zu  dem  er  nächstens  jemand  za  senden  gedenkt,  zn  friedlichen  Gedanken  zn 
.  disponieren. 

*)  Am  6./16.  Febmar  waren  die  beiden  Verträge  über  die  Defensivallianz 
und  die  .nähere  Zosammensetzang  und  Verbündnos*  abgeschlossen,  am  8./18. 
wurden  sie  unterzeichnet.  S.  diese  Verträge  abgedmckt:  AitzemaV  S.  997 ff. 
1000 ff.,  Dumont  VI  3  8.  86ff.  92ff.,  den  ersteren  anch  Loodorp  IX  S.  461.  In- 
balUaogaben  bei  Pufendorf  X  §13.  14  (8.  651ff.),  v.  Morner  8.  272ff. 

*)  Gleiche  Anzeige  ergeht  onter  demselben  Datnm  anch  an  die  Herzöge 
Angast  von  Wolffenbüttel  und  Ernst  Angnst  von  Osnabrück. 


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688  11*     I^^r  Mäostersche  Krieg. 

Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.    D.  Cleve  22.  Februar  1666. 

[Anzeige  der  Allianz  mit  Holland.    Aufforderung,  seine  Friedensbemühungen  bei 
Münster  zu  unterstützen.] 

22.  Febr.  Nachdem  die  G.Staaten  sich  haben  bewegen  lasssen,  zu  Bezeugung 
ihrer  friedliebenden  Intention  zu  erklären,  dass  sie  von  dem  Bischof  ?on 
Münster  keinen  Schadenersatz  und  auch  in  der  Borkeloeschen  Sache 
nichts  Unbilliges  fordern  wollen,  aber  seine  Bemühnngen,  den  Bischof  zn  einer 
gleichmässigen  Erklärung  zu  bewegen',  fruchtlos  gewesen  sind,  hat  er  yor 
wenigen  Tagen  mit  den  G.Staaten  einen  Tractat  wegen  Hulfeleistang  ab- 
geschlossen, dabei  aber  ausdrücklich  ausbedungen  ^),  dass  er  zunächst  noch- 
mals beim  Bischof  die  Friedenshandlung  vornehmen  und  sich  bemühen 
wolle,  dieselbe  innerhalb  einer  bestimmten  Zeit  bei  demselben  zum  Ab- 
8chlu8s  zu  bringen.  Er  sendet  zn  diesem  Zwecke  jemand  der  Seinigen  an 
den  Bischof  und  bittet  den  Kaiser,  ihn  in  diesem  Werke  zu  unterstützen. 
Sollte  der  Bischof  auch  diese  Friedensbemühung  unnütz  machen,  so  wird 
der  Kaiser  und  niemand  sonst' ihm  verdenken  können,  dass  er  dann  wirk- 
lich die  versprochene  Hülfe  leiste.') 


Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  und  Lüneburg  an 
den  Kurfürsten.     D.  Celle  15./25.  Februar  1666. 

[Machinationen  des  Bischofs  von  Munster  auf  dem  Reichstage.] 

25.  Febr.  Der  Bischof  von  Münster  hat  in  Regensbnrg  durch  allerhand  unge- 
gründete  Imputationen  ihn  und  Herzog  ErnstAugust  zu  denig^'eren  sich 
unterstanden  und  dort  Assistenz  gegen  sie  suchen  lassen,  sie  haben  dem 
auf  dem  Reichstage  widersprechen  lassen  und  ersuchen  auch  Kf.,  dazu  zu 
cooperiereuy  dass  dort  dem  Gesuche  des  Bischofs  kein  Beifall  gegeben 
werde  *). 


Der  Kurfürst  an  Copes.     D.  Cleve  27.  Februar  1666. 

[Die  Friedensbemühungen  beim  Bischof  von  Munster.] 

27.  Febr.        £r  soll  anzeigen,  dass  Kf.,  nachdem  er  in  dem  Bündnis  übernommen 
hat,  den  Bischof  von  Münster  zu  einem  billigen  Frieden  zu  disponieren, 

^)  8.  Art  1  der  .Naheren  Zusammensetzung*. 

*)  In  seiner  Erwiderung  (d.  Wien  23.  März  1666)  dankt  der  Kaiser  for  die 
freundliche  Contestation,  erklärt  sich  bereit,  det;  Ef  friedfertige  Intention  zu 
secundieren  und  verweist  im  übrigen  auf  die  seinem  Gesandten  de  Qoes  er- 
theiiten  Aufträge. 

^  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  16./26.  März  1666)  er  habe  schon  längti 
seine  Gesandten  in  Regensburg  dabin  instruiert,  sich  mit  den  lüneburgischen  Ge- 
sandten zu  conformieren,  und  werde  ihnen  auch  weiter  denselben  Befehl  ertheilen. 


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Gesandtschaft  Fr.  y.  Jeoa'B  ao  den  Bischof  von  Münster.  689 

einen  seiner  Geheimen  Käthe  zn  demselben  geschickt  nnd  anch  K.  Cöln 
nnd  Pfalz-Neu  barg  yeranlasst  habe,  dass  sie  ebenfalls  zn  Erreichung 
dieses  Zweckes  bereits  dorthin  geschickt  haben  und  auch  ferner  schicken 
werden,  auch  der  kaiserliche  Abgeordnete  bemühe  sich  zu  demselben 
Zwecke,  so  dass  man  bald  erfahren  werde,  wohin  der  Bischof  collimiere, 
dass  £f.  aber  auch  sonst  alle  Anstalt  zu  dem  treflfe,  wozu  er  sich  in  den 
Traktaten  verbunden.  Zugleich  soll  C.  wegen  der  Nebenpunkte  Erinne- 
rung thun. 


Gesandtschaft  Fr.  v,  Jena's  an  den  Bischof  von 
Münster.     Februar  —  März  1666. 

Kurzer  Bericht    anstatt  einer  Information  und  Instruction  für 

S.  Exe.  H.  von  Jena  in  der  Münsterschen  Sache.     D.  Cleve 

12./22.  Februar  16660- 

Als  V.  Brabeck')  im  September  1665  dem  Kf.  zu  Cöln  a.  Spree  de82'2. Febr. 
Bischofs  Bündnis  mit  England  und  dessen  Resolution,  die  Niederlande 
zu  attaquieren,  bekannt  gemacht,  hat  Kf.  solch  weitaussebendes  Vornehmen 
dissuadiert  und  ihre  Differentien  in  der  Güte  beilegen  zu  helfen  sich  erboten, 
welches  Brabeck  damals  ad  referendum  angenommen.  Bald  darauf  auf 
seiner  Reise  hieher  hat  Kf.  den  Hofrath  y.  Schöning')  an  den  Bischof 
abgefertigt  und  sich  nochmals  zur  Vermittelung  erboten,  was  dabei  vor- 
gelaufen, ist  ans  dessen  Relation  zu  ersehen.  Bald  hernach  sind  im  Haag 
zwischen  dem  Kaiserl.  Ministro  Friquet  und  Pensionario  de  Witt  folgende 
conditiones  zu  Beförderung  des  Friedens  entworfen^),  wiewohl  Friquet 
sich  ex  postfacto  davon  entschuldigt  und  vorgegeben,  dass  dieselben  von 
de  Witt  allein  herkämen,  als: 

1)  dass  der  Bischof  alle  occupierte  Oerter  restituieren, 

2)  seine  Völker   bis  auf   1500  M.  zu  Besetzung  seiner  nötbigen  Gar- 
nisonen abdanken, 

3)  auf  alle  und  jede  praetensiones,  welche  er  oder  das  Stift  Münster 
wider  die  Staaten  hätte, 

4)  insonderheit  auf  die  englische  Allianz  renunciieren  und  keine  neue 
wider  den  Staat  machen, 

5)  sich  aller  ferneren  Offension  ins  künftige  enthalten, 

6)  I.  Kais.  Maj.  und  der  Westfälische  Kreis  dafür  Garant  bleiben  sollen. 


^)  Too  B las p eile  Hand. 
«>  S.  oben  S.  638. 
»)  S.  662.  657  ff. 
*)  S.  669.  674  f. 

Mftter.  z.  Gescb.  d.  O.  Kurfürsten.    XI.  44 


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690  11*    ^®r  MäDBteriche  Krieg. 

Diese  condttioaes  sind  darch  den  Baron  de  Gois*)  dem  Bischof  for- 
getragen,  der  daon  dieselben  zwar  nicht  verworfen,  sich  aber  über  diesen 
modus  tractandi  beschwert  nnd  vorgeschlagen  hat,  man  möchte  in  loco 
tertio  zusammenkommen  und  er  wäre  zufrieden,  dass  der  Kaiser,  Kf.  und 
die  beiden  Herzoge  von  Wolffenbdttel  und  Hannover  die  Sache  der 
Billigkeit  nach  vermittein  möchten. 

Dann  ist  wegen  des  Herzogs  von  Wolffenbüttel  v.  Heimburg') 
beim  Bischof  gewesen  und  hat  ihm  dessen  Mediation  offeriert,  ingleichen 
ist  wegen  des  Kf.  der  G.Wachtmeister  v.  Eller*)  zweimal  bei  ihm  gewesen, 
es  scheint  aber,  der  Bischof  habe  sich  gegen  denselben  nicht  auslassen 
wollen,  doch  sich  znm  billigen  Frieden,  wenn  man  in  loco  tertio  darüber 
handeln  wollte,  geneigt  erwiesen  nnd  dabei  in  specie  zu  verstehen  gegeben, 
weil  sein  an  der  Herrschaft  Bor keloe  habendes  Recht  klar  wäre,  dass  er 
dieses  Stück  gerne  halten  wollte,  worauf  Kf.  ihn  hat  wissen  lassen,  dass  er 
solches  dem  Staat  nicht  anmnthen  könnte.  Inmittelst  haben  sich  im  Haag 
der  Kaiserliche,  die  K.  brandenbnrgischen  und  der  Wolffenbüttelsche  Ministri 
in  dieser  Sache  weiter,  wiewohl  separatim,  bemuht,  und  ob  sie  zwar  den 
Staat  nicht  bewegen  können,  in  loco  tertio  mit  dem  Bischof  zusammen- 
zukommen und  zu  tractieren,  so  hat  doch  de  W  itt  ein  Temperament  wegen 
Bor  keloe  admittiert,  dass  nämlich  der  Kaiser  und  die  anderen  Vermittler 
zugleich  garantieren  sollten,  dass  weder  das  Stift  Münster  noch  der  Bi- 
schof nnd  seine  Snccessores  den  Staat  wegen  Borkeloe  Jemals  wieder 
attaquieren  oder  de|  facto  zusetzen,  denselben  aber  freistehen  sollte,  ihr 
daran  habendes  oder  vermeintes  Recht  dem  Kaiser  vorzubringen,  und  wann 
dieser  es  gegründet  zu  sein  ermessen  und  gutfinden  sollte,  mit  dem  Staat  daraos 
reden  zu  lassen,  sollten  Kaiser  und  G.Staaten  sich  eines  modi,  wie  man, 
ohne  die  Waffen  zu  ergreifen,  daraus  kommen  könnte,  vergleichen,  nnd  bat 
Kf.  dafür  gehalten,  dass  der  Bischof  diesen  Vorschlag  gar  wohl  annehmen 
könnte.  Kf.  hat  deshalb  Anfang  Februar  den  Prior  von  Werden«)  aber- 
mals zu  dem  Bischof  geschickt  und  ihn  durch  denselben  ersuchen  lassen, 
diesen  Vorschlag  wegen  Borkeloe  anzunehmen,  desgleichen  hat  auch 
V.  Heimburg,  der  zur  selben  Zeit  aus  dem  Haag  dorthin  gekommen,  ge- 
than,  beide  haben  dieselbe  Resolution  erhalten,  nämlich,  wie  Copes  ans 
dem  Haag  d.  d.  9./ 19.  Februar  referiert,  der  Bischof  sei  znm  Frieden  ge- 
neigt und  könne  denselben  ohne  England  machen;  weil  der  Staat  den 
Kaiser  und  die  Stände  des  Westfälischen  ELreises  zu  Garanten  begehrte, 
wäre  billig,  dass  er  ebenfalls  gegen  den  Staat  garantiert  würde.  £r  wäre  er- 
bietig, seine  Deputierten  an  einen  solchen  Ort,  als  man  gut  finde,  zn  schicken, 


0  8.  674. 

*)  8.  675. 

*)  GoQvernenr  des  Sparenberg,  über  seine  Sendungen  liegen  keine  Auf- 
Zeichnungen  vor. 

«)  Adolf  Bor ck,  s.  oben  S.  513.  525.  Die  Instruktion  fftr  denaelben  ist 
datiert  Cleve  4.  Februar,  das  Recreditiv  des  Bischofs  Münster  10.  Februar  1666. 


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loBtroktioD  ffir  Fr.  y.  Jena.  691 

am  daselbst  mit  denen,  welche  wegen  des  Kaisers  und  anderer  Kor*  ond 
Fürsten  erseheinen  würden,  zn  verhandeln  nnd  sich  der  Billigkeit  nach 
finden  zn  lassen,  er  hätte  zam  Kaiser,  als  seinem  Oberhaupt,  nnd  dem 
Kf.y  als  seinem  nächsten  Nachbar,  sein  meistes  Yertranen  gesetzt  gehabt, 
yernehme  aber  nunmehr,  dassKf.  sich  nüt  dem  Staat  gegen  ihn  verbunden  hätte, 
nnd  weil  sich  K.Cöln,  Pfalz- Neu  bürg  und  die  Herzoge  von  Wolffen- 
büttel  und  Hannover  auch  erboten  hätten,  die  Mediation  befördern  zu 
helfen,  wünsche  er,  dass  dieselben  mit  dazu  gezogen  würden,  vermeinte 
sonst,  dass  Frankreich  ihm  nicht  zu  hart  fallen  noch  seinen  Ruin  be- 
gehren würde,  er  hätte  auch  noch  Yorratb  nnd  Mittel,  womit  er  verhoffent- 
licb  würde  bestehen  können.  Der  andere  Correspondent  ans  dem  Haag 
fügt  noch  hinzu,  der  Bischof  solle  dem  v.  Heimburg  gesagt  haben,  dass 
er  Mittel  wüsste,  sein  Accommodement  mit  der  Krone  Frankreich  zu 
machen,  sollte  er  gleich  derselben  einige  seiner  Festungen  einräumen. 

Hierauf  nun  und  w  eil  Kf.  mit  dem  Staat  geschlossen,  hat  er  vor  wenigen 
Tagen  abermals  den  Prior  von  Werden  hingeschickt,  welchem  ein  Pass 
von  den  G.Staaten  für  Schmising,  hieher  zu  kommen  und  liier  weiter  zu 
handeln,  nachgeschickt  werden  sollte,  doch  ist  dieser  Pass  noch  nicht  aus 
dem  Haag  angekommen  nnd  es  scheint ,  als  ob  man  denselben  zu  ertheilen 
difficnltiere. 

Des  Priors  von  Werden  mündliche  Gommission  ist  sonst  diese,  dass 
er  dem  Bischof  remonstrieren  solle:  1}  warum  er  sich  an  die  Formalitäten 
nicht  eben  zu  kehren, 

2)  man  wollte  ihm  nicht  einige  conditiones  abzwingen,  sondern  man 
hätte  nach  jetziger  Beschaffenheit  der  Sachen,  da  der  Staat  ihm  ausser 
Zweifel  an  Macht  weit  überlegen,  kein  bequemer  Expedient,  als  unter  der 
Hand  zu  tractieren,  erfinden  können,  und  würde  man  hernach  gleichwohl, 
wenn  man  der  Sachen  versichert,  die  gewöhnlichen  Sollennitäten  gern  dabei 
in  Acht  nehmen. 

3)  Kf.  habe  keine  Handlung  mit  den  Staaten  gemacht,  als  nur  den 
Frieden  zu  befördern,  nnd  erst,  nachdem  er  versichert  gewesen,  dass  der 
Staat  keine  unbillige  conditiones  begehren,  sondern  mit  einem  raisonnablen 
Frieden  content,  auch  keinen  Schadenersatz  suchen  würde. 

4)  Die  Tractaten  zwischen  Kf.  und  dem  Staat  seien  allein  darauf  gegrün- 
det, dass  Kf.  die  Sache  zuförderst  in  der  Güte  accommodieren  möchte,  seine 
Mediation  müsste  daher  jetzt  ebenso  annehmlich  sein,  als  sie  vorhin  gewesen, 

5)  Kf.  sei  aber  allerdings  entschlossen,  wenn  die  Güte  nicht  zulangen 
sollte,  durch  seine  Waffen  den  Frieden,  so  gut  er  immer  könnte,  befördern 
zu  helfen, 

G)  der  Prior  sollte  den  Bischof  dahin  disponieren,  die  vorgestellten 
billigen  conditiones  anzunehmen,  wenigstens  keine  Ausflüchte  zu  suchen, 
sondern  sich  categorisoh  zu  erklären. 

Hierauf  wird  man  annoeh  bestehen  müssen,  insonderheit  weil  der  ter- 
minuB  gar  enge  ist  und  der  Staat  sich  wohl  nicht  näher,  als  geschehen  ist, 
erklären  wird.    Und  weil  der  Bischof  auf  seine  Seonrität  sonderlich  sieht, 


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692  11.    Der  Munsterscbe  Krieg. 

80  mnss  mao  ihm  darin  Satisfaction  zu  geben  vor  allen  Dingen  bedacbt 
sein«  nnd  wird  in  diesem  Stück  sehr  yiel  bei  ihm  gelten,  wenn  man  ihm 
nnr  versichert,  dass  man,  sobald  der  Friede  getroffen,  den  Westfälischen 
Kreis  vereinbaren  nnd  Kf.  zu  dem  Ende  sich  allerforderlichst  mit  Pfalz- 
Nenbnrg  vergleichen  wolle. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  27.  Februar  1666 
frühmorgens  um  8  Uhr. 

[Andiens  beim  Bischof,  Borkeloe  bereitet  die  Haaptachwierigkeiteo.] 

27.  Febr.  Er  ^)  hat  gestern  vor  der  Tafel  Audienz  gehabt  nnd  dem  Bischof  alles 
vorgestellt,  was  denselben  zur  Beförderung  des  Friedens  bewegen  könnte, 
doch  hat  er  von  dem  Abschluss  des  Vertrages  des  Kf.  mit  den  Staaten  noch 
keine  Erwähnung  gethan.  Der  Bischof  hat  ihn  sehr  ehrenvoll  empfangen,  ihm 
weitläufig  angezeigt,  was  für  Beschwer  und  Gewalt  sein  Stift  seit  1570  erlitten 
und  wie  er  nicht  anders  gekonnt,  als  auf  gegenwärtige  Weise  seine  Sicher- 
hpit  zu  suchen,  er  hätte  auch  keinen  Zweifel,  wenn  ktin  Reichsfürst  dazo 
käme,  wollte  er  die  Staaten  zur  raison  bringen.  Wegen  des  Friedens  con- 
testierte  er  nicht  allein  in  gemein,  sondern  auch  etwas  in  specie,  kam  auch 
auf  die  durch  den  Prior  von  Werden  überschickten  conditiones,  nnd  wird 
wohl  Borkelo  mit  einer  von  den  schwersten  Punkten  sein.  Hente  Vor- 
mittag soll  eine  Conferenz  mit  den  Käthen  des  Bischofs  stattfinden'). 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleff  28.  Februar  1666. 

[Zasammenkanft  mit  den  Pfals-Nenbargiachen,  Sendnog  Beyers  an  E.Cöln. 

Erklärung  Golberts.] 

28. Febr.  ^f*  ^^t  einigen  Pfalz- Neuburgischen  Räthen,  welche  mit  den 
Seinigen  vorgestern  zum  Kloster  Camp  beisammen  gewesen,  von  seinen 
Tractaten  mit  den  Staaten  Mittheiinng  machen  lassen,  dieselben  haben  daranf 
erklärt,  dass  an  dieser  seiner  Gondnite  Niemand  mit  Fug  etwas  zu  deside- 
rieren  hätte,  der  Pfalzgraf  hätte  des  Bischofs  Proceduren  niemals  gebilligt, 
wünschte  nichts  lieber  als  schleunigen  Frieden,  werde  deswegen  den  Kanzler 


0  J.  war  laut  seiner  ersten  Relation  vom  26.  Februar  am  Abend  des  25.  io 
Mänster  angekommen,  hatte  unterwegs  in  Lieckhausen  den  Prior  von  Werden 
getroffen,  der  dort  auf  Schmising  wartete,  da  aber  der  Pass  für  diesen  n^oh 
nicht  angekommen  war,  und  Schw.  erst  am  27.  von  Osnabrück  in  Monster  ein- 
treffen sollte,  so  war  der  Prior  mit  ihm  dorthin  zaräckgekehrt. 

*}  Dieselbe  lief,  wie  J.  am  27.  Nachmittags  3  Uhr  meldet,  gar  wohl  ab, 
J.  erkannte  wieder,  dass  Borkelo  die  Haoptschwierigkeit  bereiten  werde,  doch 
spricht  er  die  Hoffnung  aas,  dass  derselben  durch  ein  Temperament  werde  ab- 
geholfen werden  können. 


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VerhaDdluDgeD  Jena*«  mit  dem  Bischof  tod  Münster.  693 

Giese  zu  dem  Bischof  schicken.  J.  soll  mit  demselbeo  fleissig  com- 
mnnicieren  and  "sich  seiner  Cooperation  za  bedienen  snchen.  An  K.Cöln 
hat  Kf.  Beyer^  abgeschickt  und  hat  schon  Nachricht,  der  Kurfürst  sei 
auch  geneigt,  jemand  von  den  Seinigen  za  dem  Bischof  von  Münster  zu 
senden.  Der  französische  Abgesandte  Colbert')  ist  heut  ans  dem  Haag 
wieder  hier  angelangt  und  hat  sich  sofort  nach  Wesel  begebeui  wo  er  sich 
mit  dem  Grafen  Wilhelm  yon  Ftirstenberg,  welcher  darum  expresse 
aus  Frankreich  gekommen,  abbouchieren  und  zweifelsohne  dieser  Materie 
halber  conferieren  wird.  Er  bat  sonst  erklärt,  dass  seinem  König  lieb  sein 
würde,  wenn  durch  des  Kf.  Fleiss  der  Friede  befördert  werden  könnte, 
und  hat  auch  die  Abschicknng  an  Munster  sehr  approbiert. 


Fr.  y.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  1.  März  1666. 

[Die  ErkläruDg  des  Bischofs  von  Monster,  dessen  feste  Haltung.] 

• 

Nach  langwierigen  Verhandlungen  mit  dem  Bischof  selbst  und  dessen  1.  März. 
Käthen  ist  ihm  heute  folgende  Erklärung  mitgetheilt  worden: 

1)  Der  Bischof  sei  zum  Frieden  mit  den  Staaten  geneigt, 

2)  überliesse  er  dem  Kf.,  die  Zeit  der  Znsammenschickung  zu  bestimmen, 

3)  Kf.  möchte  K.Cöln,  Pfalz-Neuburg,  den  Herzog  August  yon 
Braunschweig  und  den  Bischof  von  Paderborn  auffordern,  als 
Mediatoren  und  Gnaranten  die  Ihrigen  dorthin  zu  schicken,  der  Bi- 
schof wolle  dann  eine  gleiche  Aufforderung  an  dieselben  ergehen  lassen, 

4)  Dortmund   würde  ihm  für  die  Tractaten  der  angenehmste  Ort  sein. 
h)  WasBorkelo  anbelangt,  würde  er  den  Zusammenkommenden  solche 

Fundamente  vorlegen,  dass  er  nicht  zweifle,  sie  würden  ihm  Recht 
geben,  sollte  es  aber  über  Verhoffen  damit  so  grosse  Difficnltäten 
setzen,  so  würde  er  sich  gutem  Ratb  submittieren  und  desshalb  den 
Frieden  nfcht  yerhindern. 

6)  Wenn  die  Tractaten  zum  glücklichen  Ende  kämen,  würde  die  mit 
England  gemachte  Allianz  yon  selbst  fallen,  vorher  derselben  zu 
renunciieren  und  sich  der  Defension  zu  entblössen,  könnte  ihm  nicht 
angemuthet  werden. 

7)  Allen  Prätensionen  seines  Stiftes  an  den  Staat  könne  er  nicht  ent- 
sagen, sollten  darunter  aber  solche  sein,  die  auf  keinem  oder  zweifel- 
haftem Grund  beruhten,  so  wollte  er  sich  dabei  nicht  difficil  erzeigen. 

8)  Die  Oerter  und  Plätze,  welche  er  in  diesem  Kriege  dem  Staat  abge- 
nommen, wollte  er  nach  dem  Frieden  restituieren,  doch  dass  dasjenige 
in  Acht  genommen  werde,  was  wegen  Borkelo  gedacht  sei. 

9)  Seine  Miliz  wollte  er  seinem  Staat  gemäss  einrichten,  wozu  er  als 
ein  Reichsfürst  wohl  befogt  sei, 

')  S.  anteo. 

»)  S.  ürk.  u.  Akt.  U  S.  343.  357  ff. 


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g94  11*    ^^^  Mänstersche  Krieg. 

10)  iogleichen  würde  er  sich,  was  neue  Werbangen  anbetreffe,  den  Reichs- 
constitntiooen  aod  Obserranz  gemäss  bezeigen. 

11)  Wie  er,  so  würden  sieb  aacb  die  Staaten  verpflichten  müssen,  tod 
ihren  Offensionen  nnd  continaierlichen  gewaltthätigen  Eingriffen  ab- 
zustehen. 

12)  Wegen  der  Gnarantie  wäre  er  zufrieden,  dass  diejenigen  Kur-  ond 
Fürsten  dieselbe  versprechen,  welche  die  Mediation  übernehmen,  er 
schlage  aber  vor,  ob  nicht  auch  der  kaiserliche  H.  Baron  de  Goes 
zu  den  Tractaten  hinzuzuziehen  sei. 

13)  Dem  H.  Heimburg  hätte  er  nicht  volle  Versicherung,  wie  dieser  es 
ausgebracht,  gegeben,  dass  er  ohne  England  handeln  und  schliessen 
wolle,  nunmehr  aber  erkläre  er,  dass  er  deshalb  die  Handlung  nicht 
aufzuhalten  gedenke. 

14)  Was  für  Personen  er  zu  den  Tractaten  gebrauchen  würde,  wüsste  er 
selbst  noch  nicht,  er  begehrte  daher  nur  einen  gemeinen  Pass  für 
diejenigen,  die  er  zu  den  Tractaten  schicken  werde,  und  sei  erbötig, 
einen  gleichen  für  die  Deputierten  der  Staaten  zu  geben. 

Was  es  für  Mühe  gekostet,  absonderlich  wegen  Borkelo,  nur  eine 
solche  Resolution  zu  erhalten,  davon  will  J.'  mündlich  berichten,  er  hat 
sich  aber  damit  nicht  begnügen  wollen,  sondern  auf  eine  zureichendere  Re- 
solution wegen  Borkelo  gedrangen. 

Er  kann  versichern,  der  Bischof  würde  den  Staaten  nicht  ein  gut  Wort 
gebeir  oder  sich  so  erklärt  haben,  wenn  es  nicht  Kf.  machte.  Die  Celli- 
schen und  Osnabrückschen  Zubereitungen  kommen  hier  in  keine  grosse 
Consideration,  der  Bischof  hat  noch  gute  Reuter,  zum  wenigsten  6000,  das 
Fussvolk  hat  sehr  abgenommen,  doch  kann  er  noch  ohne  die  Dragoner 
über  4000  ins  Feld  bringen,  der  Bischof  ist  von  grosser  Resolution  und 
Beständigkeit,  und  wenn  er  mit  dem  Staat  allein  zu  thun  hätte,  wurde  er 
demselben  ohne  Zweifel  viel  zu  schaffen  geben.  J.  räth  dem  Ef.,  sich  wegen 
eines  armistitium  zu  bemühen. 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.    D.  Cleff  3.  März  1666. 

[Der  Bisehof  muss  die   ihm  vorgeschlagenen  Bediogangen  annehmen ,  Sendaag 
Blaspeils  nach  dem  Haag.] 

3  März.  ^'  b&^  ^^^  Bischof  vorzustellen ,  dass  wofern  derselbe  sich  nicht  auf 

die  mit  grosser  Mühe  von  dem  Staat  bedungenen  conditiones  einlassen  und 
darüber  tractieren  wollte,  alle  anderen  Vorschläge  vergebens  wären.  Weil 
Kf.  sichere  Nachricht  erhalten,  dass  nicht  nur  wegen  K. Cölns  v.  Lands- 
berg und  wegen  Pfalz-Neuburgs  der  Kanzler  Oise,  sondern  auch 
wegen  Frankreic,hs  Graf  Wilhelm  v.  Pürstenberg  zum  Bischof  ge- 
schickt werden  und  also  dort  Dinge  von  Consequenz  vorgehen  werden,  soll 
auch  J.  bis  auf  weiteren  Befehl  dort  bleiben. 

PS.    Kf.  schickt  morgen  Blas  peil  nach  dem  Haag  nnd  will  wegen  der 


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VerhandluDgeD  Jena's  mit  dem  Bischof  von  Münster.  695 

▼OD  dem  Bischof  eröffneteo  Desiderien  sein  Bestes  tban,  J.  soll  aber  davon 
nichts  merken  lassen  sondern  pure  anf  Annahme  der  Conditionen  bestehen. 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleve  7.  März  16660- 

[auf  die  Relation  vom  5.  März.    Die  Erklärungen  des  Bischofs  sind  ungenügend.] 

Die  Staaten  werden  mit  der  Erklärung  des  Bischofs  schwerlich  zufrieden  7.  März. 
Bein,  da  derselbe,  statt  in  die  aufgestellten  Bedingungen  zu  oondescendieren, 
bei  jedem  Punkt  DifGcultäten  macht.  Der  Bischof  muss  erklären,  dass  er 
bei  den  Traktaten  wegen  Borkelo  den  Frieden  nicht  aufhalten  und  sich 
der  englischen  Allianz  begeben  wolle.  Kann  er  auf  die  Prätensionen  seines 
Stifts  nicht  renuntiieren ,  so  muss  dieses  vom  Capitel  geschehen  und  soll 
J.  deswegen  den  anwesenden  Capitularen  die  nöthigen  dringenden  Vor- 
stellungen machen.  Wegen  Abtretung  der  Plätze  muss  sich  der  Bischof 
kategorisch  erklären.  Wegen  seiner  Miliz  gesteht  Kf.  zu,  dass  ihm  billig 
keine  Masse  Torzuschreiben  seien,  doch  ist  es  nichts  neues,  dass  inter  hostes 
beim  Friedensschluss  wegen  Abdankung  der  Armee  Abmachungen  getroffen 
werden,  und  will  Kf.  sich  bemühen,  dass  ihm  nichts  Unsicheres  und  Schimpf- 
liches zngemuthet  werde.  J.  wird  aus  allem  diesem  ersehen,  dass  man  den 
Bischof  nicht  zwingen  will,  die  vorgeschlagenen  Punkte  so  glatt,  wie  sie 
daliegen,  sofort  anzunehmen,  und  dass  darüber  nicht  tractiert  werden  sollte, 
aber  dass  derselbe  sich  bisher  noch  nicht  so  weit  herausgelassen  hat,  dass  der 
Staat  Contentemant  darob  haben  könnte,  dass  derselbe  sich  also  etwas  näher 
und  besser  erklären  muss.  Mit  Dortmund  als  Zusammenkunftsort  ist  Kf. 
einverstanden,  den  Baron  de  Goes  hat  er  bisher  zu  allen  Dingen  hinzu- 
gezogen, will  es  auch  weiter  thun. 

PS.  J.  soll  nicht  nur  auf  das  äusserste  sich  bemühen,  den  Bischof 
zum  Frieden  zu  disponieren,  sondern  auch  dessen  Bruder^,  sowie  v.  Bra- 
beck  und  v.  Schmising  die  bewusste  Offerte  nochmals  thun,  damit  sie 
das  Werk  befördern. 


^)  An  demselben  Tage  schreibt  Kf.  an  Blas  peil,  den  er  nach  dem  Haag 
zurückgeschickt  hatte,  um  zusammen  mit  Copes  (Creditiv  für  beide  d.  Cleve 
4.  März  1666)  die  Ratificationen  auszuwechseln  „und  noch  einiges  zu  Beförde- 
rung des  gemeinen  guten  Zwecks  und  näherer  Festsetzung  allerseits  Freund- 
schaft anzubringen*,  theilt  ihm  Jena's  Bericht  und  sein  Bescript  mit  und  beauf- 
tragt ihn,  darüber  mit  jemand  von  dem  Staat  vertraulich  au  communicieren  und 
lu  beantragen,  dass  Beverning  oder  sonst  jemand  mit  genügender  Instruktion 
zu  ihm  geschickt  und  dass  hier  in  der  Sache  weiter  gearbeitet  werde,  er  soll 
sich  bemühen,  dass  in  den  aufgestellten  Bedingungen  von  dem  Staat  noch  Tem- 
peramente zugelassen  werden. 

^  Heinrich  v.  Galen  s.  Alpen  I  S.  9öf. 


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396  ^^-    ^^^  MäDstersche  Krieg. 

Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.   Münster  6.  März  1666, 
morgens  um  10  Uhr. 

[Erkläraog  des  Bischofs  wegen  Borkelo,  aogebliche  Absichteo  K.CöIos.] 

6.  März.  Nach  langen  Verhandlnngen  hat  ihm  der  Bischof  hente  zwei  lateinische 

Erklärungen  wegen  Borkelo^)  zugehen  lassen,  nnter  denen  Kf.  wählen 
solle.  Mehr  kann  ?on  demselben  vor  angehenden  Traktaten  nicht  yerlaogt 
werden,  kommt  es  nnr  erst  zu  solchen,  so  wird  der  Friede  wegen  Borkelo 
hoffentlich  nicht  gehindert  werden.  Den  K.Cölnischen  Abgesandten 
Nicolas  (y.  Lands berg  ist  noch  nicht  angekommen)  hat  J.  gesprochen, 
den  Pfalz-Nenbnrgischen  noch  nich;,  derselbe  hat  aber  gegen  einen 
anderen  erklärt,  er  werde  den  Bischof  eifrigst  zum  Frieden  ermahnen.  Von 
yertrauter  Seite  her  hat  er  erfahren,  K.Cöln  bemühe  sich  nicht  am  Be- 
schleunigung des  Friedens,  sondern  suche  das  Werk  aufzuhalten,  nm  auf 
diese  Weise  entweder  das  Bisthum  Münster  zu  bekommen,  oder  wenigstens 
Coadjntor  zu  werden,  auch  Frankreich  wisse  davon  und  suche  auf  diese 
Weise  durch  K.Göln  in  dem  Westfälischen  Kreis  einen  Fuss  zu  bekommen'). 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleve  8.  März  1666. 

[Der  Bericht  aas  dem  Haag,  Jena  soll  energisch  in  den  Bischof  dringen.] 

8.  März.  Er  theilt  ihm  Blaspeils  Relation')  aus  dem  Haag  mit.    J.  wird  daraus 

ersehen,  welchen  Eifer  man  dort  gegen  den  Bischof  hat,  um  so  mehr  soll 
er  demselben  vorstellen,  welche  Gefahr  ihm  drohe,  wenn  er  sich  nicht  bald 
besser  erkläre. 

PS.  Der  französische  Gesandte  meint,  der  Bischof  würde  noch  länger 
versuchen,  Zeit  zu  gewinnen,  wenn  ihm  nicht  deutlich  gesagt  würde,  dass, 
falls  er  sich  nicht  anders  auf  die  conditiones  erklärte,  Ef.  mit  Gewalt  gegen 
ihn  vorgehen  müsse,  auch  K.Cöln  würde  nicht  eher  mit  Nachdruck  sprechen, 
bevor  Ef.  damit  einen  Anfang  mache.   J.  soll  versuchen,  auch  den  E.CöIni* 


0  Beide  sind  in  der  Hauptsache  gleichen  Inhaltes,  die  zweite  kariere  lautet: 
»Facta  pace  d.  episcopos  evacoabit  Borkeloe,  si  in  tractatu  pacis  causa  prias 
cognita  et,  ut  neccesse  est,  examioata  et  discussa  a  domiois  mediatoribuB  id 
ipsam  ita  iastum  et  aequum  indicatam  foerif 

*)  Rf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  8.  März  1666),  er  habe  jene  Erklärnogen 
dAS  Bischofs  dem  französischen  und  dem  kaiserlichen  Gesandten  mitgetheilt 
J.  solle  dortbleiben,  bis  ans  dem  Haag  weitere  Nachrichten  eingingen,  dean 
kehre  er  zurück,  ohne  eine  die  Staaten  zufriedenstellende  Resolution  mitsabrin- 
gen,  80  müsse  Kf.  nach  Inhalt  des  Tractats  sich  mit  denselben  conjungiereo 
and  gegen  den  Bischof  agieren. 

*)  Dieselbe  liegt  den  Akten  nicht  bei,  Kf.  erwidert  auf  dieselbe  (d.  Cleve 
8.  März  16(56),  er  wundere  sich,  dass  man  dort  das  Werk  nicht  besser  begreife, 
hoffe  aber,  man  werde  auf  aoUere  Gedanken  gekommen  sein. 


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JeDa*8  VerhaadluDgeD  mit  dem  Bischof  vod  Monster.  697 

sehen  Gesandten  und  Heimbarg  zo  bewegen,  auf  gleiche  Manier  mit  dem 
Bischof  zu  sprechen. 


Fr.  V.  Jena   an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  8.  März  1666. 

[Erklämog  des  Königs  von  Frankreich  an  den  Bischof  durch  Färstenberg, 
Sendnog  Schmisings  an  Wrangel] 

T.  Lands berg  ist  angekommen,  heute  wird  auch  H  e i  m b n r g  erwartet  8.  März. 
die  K.Cölniscben  haben  wegen  Borkelo  drei  Temperamente,  über 
die  in  loco  tertio  yerhandelt  werden  solle,  vorgeschlagen,  J.  bat  dieselben 
nnr  ad  referendnm  angenommen,  v.  Landsberg  hat  dem  Bischof  angezeigt, 
sein  Herr  nnd  Pfalz-Nenburg  würden  sich,  wenn  nicht  Friede  würde, 
ganz  neutral  halten.  Graf  Wilhelm  v.  Fürstenberg  soll  dem  Bischof 
auf  die  Instanz,  welche  derselbe  durch  einen  dritten  hat  thun  lassen, 
folgende  Nachricht  von  dem  König  von  Frankreich  haben  zukommen 
lassen,  der  König  müsse  jetzt  den  Holländern  beistehen,  wenn  aber  der 
Bischof,  der  sich  bisher  um  des  Königs  Frenndschaft  wenig  gekümmert 
habe^  nach  dem  Frieden  sich  besser  anschicken  nnd  die  Freundschaft 
desselben  gebührlich  nachsuchen  würde,  so  würde  er  dieselbe  erhalten 
können.  Wrangel  soll  sich  über  Kf.  beschwert  haben,  dass  derselbe  gegen 
sein  Versprechen,  ohne  mit  ihm  zu  communicieren,  mit  den  Staaten  abge- 
schlossen; der  Bischof  hat  Schmising  an  denselben  abgeschickt.  J.  hat 
gestern  dem  Bischof  gegenüber  dieser  Absendung  gedacht  und  bemerkt, 
Schweden  werde  ihm  gute  Worte  und  Vertröstung  geben  und  gern 
sehen,  dass  die  Sache  wenigstens  so  lange  hingezogen  werde,  bis  sie  mit 
der  Stadt  Bremen  fertig  wären,  der  Bischof  versicherte  darauf  nur,  er 
suche  aufrichtig  den  Frieden.  K.  Cöln  trifft  Rüstungen,  sucht  auch  von 
dem  Bischof  Truppen,  die  er  abdanken  sollte,  zu  erhalten,  er  muss  ent- 
weder für  sich  ein  Dessein  haben  oder  alles  solches  für  Frankreich  thun. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  9.  März  1666. 

[Weitere  Erklärung  des  Bischofs,  K.Colns  verdächtige  Pläne.] 

Auf  seine  weiteren  Remonstrationen  hat  ihm  der  Bischof  folgende  Er*  9.  März. 
klärung  zukommen  lassen: 

1)  er  wolle  nach  dem  Frieden  alle  von  seinen  Völkern  occupierren  Oerter 
restituieren ; 

2)  die  Borkelosche  Sache  solle  den  Frieden   nicht  verhindern  oder  die 
Friedenstractaten  aufhalten, 

3)  Den  Bündnissen,  welche  diesem  Frieden  entgegen,   wolle  er  renun- 
tiieren, 

4)  allen  praetensionibus ,  welche  ihm  aus  diesem  Kriege  möchten  zuge- 
wachsen sein,  begebe  er  sich  pure,  solche,  die  er  und  sein  Stift  vor 


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698  11*    £^er  Mäostersche  Krieg. 

dem  Friedeo  gehabt,  sollten  nach  dem  Frieden  zwischen  beiden  Theilen 
in  der  Güte  beigelegt  werden. 
5)  Was   die  Abdankong  der  Völker  ond  die  Werbung  anbelange,  das 
laufe  in  der  Fürsten  Recht,  Kf.  werde  nicht  begehren,  dass  ein  Fürst 
des  Reiches  durch  Auswärtige  seines  Rechts  sollte  beraubt  werden.   Da 
in   der  Garantie  ausdrücklich  werde  enthalten  sein,   dass  kein  Theü 
den  anderen  de  facto  überziehen,  beleidigen  oder  sonst  Gewalt  übeo 
sollte,  so  werde  es  dieses  Punkts  nicht  bedürfen. 
Der  K.Cölnische  Nico  las  ist  wieder  fort,  an  das  Haus  Brannschweig, 
wie  man  sagt,  eine  Allianz  vorzuschlagen,  er  soll  auch  Ordre  haben,  mit 
dem  Grafen  Wal  deck  vertraulich  zu  reden,  J.  vermuthet,  E.Cöln  habe 
etwas  wider  Hildesheim  oder  Cöln  oder  beide  vor^. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Münster  13.  März  1666. 

[Erklaraog  der  anderen  Gesandten,  Argwohn  des  Bischofs  wegen  des  Ansbleibeoi 
der  Antwort  des  Rf.    Erklärung  Wrangels,   E.Cöln  betreibt  eine  nene  Alliaoi.] 

13. März.  Der  K.Cölnische,  Neuburgische  und  Wolffenbüttelsche  Ge- 
sandte, denen  der  Bischof  auch  seine  nenliche  Erklärung  hat  zugehen  lassen, 
haben  dieselbe  für  ausreichend  erklärt  uud  verlangt,  es  sollte  kein  Aufent- 
halt mit  den  Traktaten  gemacht  werden,  doch  hat  J.  sie  bewogen  sich  mit 
ihm  zum  Bischof  zu  begeben  und  demselben  anzmeigen,  es  rausste  zunächst 
des  Kf.  Resolution  abgewartet  werden.  Der  Bischof  zeigt  sich  wegen  des 
Ausbleibens  derselben  argwöhnisch.  Wrangel  soll  gegen  Schmising  er- 
klärt haben,  der  Bischof  möchte  zusehen,  ob  er  einen  ehrlichen  Friedeo 
erlangen  könnte ,  sollte  jemand  ihn  im  Reiche  überziehen ,  so  hielte  er  es 
pro  caso  foederis  Rhenani  und  zweifele  nicht,  sein  König  werde  dabei  thon, 
was  er  schuldig  wäre,  und  nicht  der  letzte  sein.  Schmising  ist  auch  bei 
dem  Bischof  von  Osnabrück  gewesen,  der  erklärt  haben  soll,  den  Frieden 
befördern  zu  wollen.  K.Cöln  soll  beabsich^gen >) ,  eine  neue  Allianz  zu 
machen  und  Graf  Wal  deck  zum  General  dabei  anzunehmen,  und  zwar  mit 
K. Mainz,  Pfalz-Neuburg  und  dem  Hause  Braunschweig,  angeblich 


0  Kf.  erwidert  darauf  an  Jena  (d. Cleff  12.  Märt  1666),  er  halte  die  Brkla- 
roDg  des  Bischofs  nicht  für  irräsonabel,  könne  aber  sich  nicht  allein  darauf  er- 
klären, sondern  müsse  das  Sentimeot  des  Staats  darüber  abwarten,  J.  dürfe 
auch  diese  seine  Meinung  den  Bischof  nicht  merken  lassen.  An  Blaspeil  tbeilt 
er  unter  deroselbeo  Datum  mit,  was  aas  Munster  eingekommen,  und  zeigt  ihm 
an,  sein  Oberstallmeister  v.  Po  Unit z  werde  beute  nach  dem  Haag  reisen, 
hauptsächlich  um  dahin  zu  wirken,  dass  v.  Beverning  aufs  schleunigste  zu  ihm 
hieher  komme  und  auf  die  von  dem  Bischof  vorgeschlagenen  Bediogungeo 
solche  Temperamente  mitbringe,  damit  der  Frieden,  wozu  jetzt  grosse  Hoffnung 
sei,  zustande  gebracht  werde. 

^  Vgl.  Aitzema  V  S.  1021,  Urk.  u.  Akt.  H  S.  368ff. 


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VerhaDdluDgen  Jeoa's  mit  dem  Bischof  vod  Münster.  699 

wollen  sie  dieselbe  erst  onter  sich  fertig  machen  nnd  dann  Kf.  zum  Beitritt 
einladen,  nach  anderen  soll  Fürstenberg  neulich  bei  Gastel  Rodrigo  ge- 
wesen sein  und  ihm  versprochen  haben,  Wal  deck  von  dem  jetzigen  Dessein 
zu  divertieren;  der  Wolffenbüttelsohe  weiss  aber  von  jener  Allianz 
nichts.  Der  Bischof  wird  Wohl  ehester  Tage  Seh mi sing  an  Kf.  schicken, 
das  Domcapitel  hat  ihm  auch  die  Beförderung  des  Friedens  anempfohlen 
und  er  hat  sich  dazu  bereit  erklärt.  Sollte  Kf.  die  Erklärung  des  Bischofs 
nicht  billigen,  so  bittet  J.  ihm  die  Formalia,  deren  er  sich  alsdann  bedienen 
soll,  genau  Torschreiben  zu  lassen. 


Blaspeil  an  den  Kurfttrsten.    D.  s'Grayenhage 
11.  März  1666. 

[Vergebliche  Bemähoogen,  die  Q.Staaten  zu  grösserer  Nachgiebigkeit  zu  bewegen.] 

Er  hat  mit  v.  Beverning  und  v.  Ommeren  geredet  und  sie  zu  be-  11.  März, 
wegen  gesucht ^  dass  der  Staat  noch  etwas  weiter  nachgebe;  schon  diese 
aber  äusserten  sich  wenig  günstig,  und  heute  hat  er  eine  Resolution  der 
O. Staaten!)  zugestellt  erhalten,  dass  diese  es  bei  dem  Hessen,  was  dieser 
Sache  wegen  zwischen  Be?erning  und  Kf.  zu  Cle?e  concertiert  worden 
sei,  doch  hat  er  gleich  darauf  remonstriert,  dass,  als  er  mit  Beverning 
dieser  Bedingungen  wegen  habe  verhandeln  woUeji,  derselbe  sich  damit 
entschuldigt,  dass  er  desfalls  nicht  instruiert  wäre,  und  dass  damit  das 
Fundament  dieser  Resolution  zerfalle.  Er  will  sich  bemühen,  dass  es  bei 
dem  hier  gemachten  jüngsten  Project  wegen  Borkelo,  welches  Friquet 
und  V.  Heimburg  haben  Tcrmitteln  helfen,  yerbleibe. 


Der  Kurfürst   an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleve  17.  März  1666. 

[auf  die    Relation  vom  13.  März.     Kf.  kann  die  Bedingungen  nicht  ändern,  der 

Bischof  mnsB  sich  fägen.] 

Er  findet  nicht,  dass  der  Bischof  sich  ziemlich  nahe  zum  Ziel  gelegt,  17.  März, 
er  kann' sich  demselben  gegenüber  nur  in  terminis  des  Tractats  mit  den 
Staaten  verhalten  und  demselben  nicht  im  geringsten  zu  verstehen  geben, 
dass  er  mit  seinen  Offerten  vergnügt  sei,  bis  er  zuvor  des  Staats  Meinong 
darüber  vernommen;  er  hat  Nachricht,  dass  die  ihm  feindliche  Partei  in 
Holland  nur  auf  einen  Vorwand  lauert,  um  ihn  zu  beschuldigen,  dass  er 
dem  Traktat  kein  Genüge  thue  und  dass  er  unter  der  ELand  mit  der 
anderen  Partei  colludiere.  Er  unterlässt  allerdings  nicht,  den  Staaten  vor- 
zustellen'),   dass   sie   Ursache   hätten   mit  dem  jetzigen    Anerbieten    des 

')  S.  ürk.  u.  Akt.  III  S.  183. 

0  In  einem  neuen  Rescript  an  Blas  peil  vom  16.  März.  Am  17.  März  er- 
theilt  er  demselben  Befehl,  nach  Cleve  zurückzukehren,  Bomswinckel  werde 
eich  nach  dem  Haag  begeben. 


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700  11-    I^ei*  MüDdiersche  Krieg. 

Bischofs  bis  zn  den  Traktaten  zufrieden  za  sein,  er  fürchtet  aber,  wenn 
der  Bischof  nicht  ganz  auf  Bork elo  yerzichte,  dass  die  Staaten  dann  den 
AVeg  Rechtens  erw&hlen,  zugleich  aber  auch  Schadenersatz  und  Satisfaction 
fordern  werden.  Kf.  hält  es  für  unnöthig,  J.  die  eigentlichen  Formalia  zo 
überschreiben,  bei  seiner  Dexterität  wird  er  solches  schon  ohnedem  mit 
gutem  Nachdruck  und  Success  thun  können;  er  hat  nur  auf  dem  principio 
zu  bestehen,  dass  es  in  des  Kf.  Macht  nicht  stehe,  die  conditiones  ohne 
des  Staates  Gutfinden  für  sich  zu  ändern,  wozu  er  zwar  sein  bestes  thun 
wolle,  aber  schlechte  Hoffnung  dazu  sehe. 

PS.    Da  T.  Beverning  ehester  Tage  hier  sein  wird^),  so   soll  auch 
Schmising  sich  je  eher,  je  lieber  hier  einfinden. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  17.  März  1666. 

[Neue  VerhsodloDgeD  mit  dem  Bischof.] 

17. März.  J.  hat  gestern  so  eindringlich,  wie  noch  nie,  dem  Bischof  zugeredet, 
die  Bedingungen  anzunehmen,  sonst  müsste  Kf.  auf  andere  nachdrückliche 
Weise  ins  Mittel  treten,  der  Bischof  hat  darauf  yiel,  aber  ohne  genngsameu 
Grund  erwidert  und  dabei  behauptet,  dass  der  zwischen  Kf.  und  dem 
Staat  geroachte  Traktat  solches  nicht  mit  sich  führte]  und  dass  derselbe 
auf  billige  conditiones  eingerichtet  wäre;  er  begehre  Frieden,  aber  dabei 
eine  genngsame  Garantie.  J.  hat  entgegnet,  es  käme  ihm  nicht  zu,  sich 
über  den  Verstand  oder  Interpretation  des  Traktates  einzulassen,  die  con- 
ditiones wären  bei  so  gestalteten  Umständen  billig  und  die  Einreden  nicht 
von  der  Wichtigkeit,  dass  deswegen  so  gefährliche  Kriege  zu  conlinuieren, 
Kf.  werde  endlich  thun  müssen,  was  er  versprochen,  und  lieber  sich  bearbeiten, 
das  Feuer  quoyis  modo  in  Zeiten  zu  dämpfen,  als  länger  zuzusehen  und 
geschehen  zu  lassen,  dass  von  anderen  mehr  Gel  dazu  gegossen  werde. 

Er  hat  dem  Bischof  Bedenkzeit  bis  heute  gelassen,  inzwischen  ein 
(beiliegendes)  Friedens project  entworfen  und  mit  Zustimmung  des  Braun- 
schweigischen und  K.Cölnischen  heute  demselben  zugeschickt;  der 
Pfalz-Neuburgische  ist  schon  Montag  abgereist 


Derselbe  an  den  Kurfttrsten.     D.  Münster  18.  März  1666. 

[Dilatorische  Erklärung  des  Bischofs,  Schmising  in  Cleve,  Habbaeus.] 

Ib.  März.  Da  der  Bischof  ihm  heute  nur  eine  dilatorische  Antwort  hat  ertheilen 
lassen,  so  hat  er  erklärt,  er  sehe  wohl,  dass  derselbe  mit  ihm  hier  ferner 
nicht  viel  handeln,  sondern  lieber  die  Sache  zu  Cleve  durch  Schmising 
wolle  thun  lassen,  er  bitte,  ihm  dieses  offen  zu  sagen,  damit  er  hier  nicht 
vergebens  warte.    Er  vermuthet,  der  Bischof  suche  per  indirectum  zu  einiger 


•y  S.  Aitzema  V  S.  1008 f. 


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VerhaodlaogeD  Jena's  mit  dem  Bischof  yon  Munster.  701 

HandlDDg  und  Zeitgewinang  zu  gelaDgen,  denn  Wiedenbrück  sagte  end- 
lich, es  würde  dem  Bischof  lieb  sein,  dass  man  an  Ort  and  Stelle  zusammen- 
käme,  wo  man  wolltCi  er  wäre  erbötig,  die  Seinigen  auch  nach  dem  Haag 
zu  schicken.  Der  Schwedische  Abgesandte  Habbaens  soll  insgeheim  schon 
einige  Tage  hier  gewesen  sein,  mit  dem  Bischof  verbandelt  haben,  dann 
fortgereist  sein  nnd  jetzt  wieder  hier  erwartet  werden.  Sicher  ist,  dass  die 
schwedischen  ministri  die  hiesige  Partei  encouragieren  nnd  den  Frieden  nicht 
gerne  sehen. 


Fr.  V.  Jena  au  den  Kurfürsten.     D.  Münster  19.  März  1666. 

[Günstigere  AQSsiebten.] 

Hente   hat   eine   neue   Conferenz  stattgefunden   nnd   es   scheinen   die  19.  MArz. 
Sachen  hier  anf  einen  anderen  Fuss   zn  kommen.     Yiel  wird  auf  Schmi- 
Bings  Relation  beruhen,  kommt  sie  mit  seiner  hiesigen  Negotiation  überein,  so 
wird  der  Bischof  wohl  weiter  nachgeben,  während  er  jetzt  immer  vermeint, 
etwas  herunter  zu  dingen. 

Es  ist  eine  grosse  Sache  und  darauf  die  Ruhe  und  Tranquillität 
oder  gänzliche  Verrttckung  der  Christenheit  bestehet,  darumb  rouss  es 
auch  etwas  Schwierigkeit  und  Arbeit  haben,  und  wan  der  Allerhöchste 
E.  Chf.  D.  Consilia  segnet,  daran  ich  nicht  zweifele,  so  werden  Sie 
auch  von  diesem  so  wichtigen  und  glücklich  vollbrachten  Werk  desto 
mehrere  Glorie  und  Vergnügung  bei  sich  selbst  haben  und  behalten. 
Jetzo  muss  nicht  gesäumet  und  I.  F.  Gn.  keine  Zeit  mehr  gelassen 
werden,  ein  vertrautes  und  hofliches  Tractament  und  dabei  was 
£.  Chf.  D.  auf  allen  Fall  thun  mttsste,  wan  man  länger  die  Sache 
aufhielte,  vermag  viel.  — 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleff  20.  März  1666. 

[aaf  die  Relationen  vom  17.  nod  18.  März.     Verlegung  der  VerbandlaDgen 

nach  Cleve.] 

Er  übersendet  die  Nachrichten  aus  dem  Haag  ').  20.  März. 

Und  weiln  wir  solchem  nach  des  von  Bevernings  Ankunft  an- 


0  Blas  peil 8  Relation  vom  19.  März,  in  welcher  derselbe  meldet,  dass  tretz 
seiner  Bemühaogen  nnd  obgleich  die  Provinz  Holland  sich  nicht  aogeoeigt  zeige, 
doch  die  anderen  Provinzen,  welchen  darch  die  Mänsterschen  Waffen  der  meiste 
Schaden  zngefagt  sei,  es  durchgesetzt  hatten,  dass  man  es  bei  der  früheren 
Resolution  belassen  mit  dem  Zusatz,  wenn  der  Bischof  noch  länger  zögere,  dar- 
auf einzugehen,  müsse  man  den  Frieden  mit  dem  Degen  suchen.  Beverning 
gedenke  Dienstag  in  Cleve  zn  sein,   derselbe  scheine  aufrichtig  den  Frieden  zu 


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702  It-    I^er  MuDstersche  Krieg. 

hero  gewärtig  sein,  der  v.  Sebmising*)  sich  auch  f&r  2  Tagen  alhie 
eingefunden,  so  hielten  wir  dafür,  dass  die  Fortsetzung  der  Friedens- 
handlung  nirgends  besser  als  alhie  geschehen  und  befordert  werden 
könne,  zumalen  auch  sowohl  der  Kaiserliche  als  der  Französische 
minister  hie  zugegen.  Ihr  hättet  demnach  dem  E.  Gölnischen 
und  Pfalz-Neuburgischen  Abgeordneten  dieses  fQrzustellen  und 
ihnen  an  Hand  zu  geben,  ob  sie  gleichsam  proprio  motu  und  nicht,  als 
wenn  wir  sie  dazu  invitiret,  anhero  kommen  und  desfals  von  ihren  hohen 
Principalen  Befehl  und  Instruction  mit  dem  schleunigsten  befördern 
wollen'),  auf  diese  Weise  würde  man  gleichsam  ohne  einzige  For- 
malitäten und  Weitläuftigkeit  ad  tractatus  kommen. 

J.  soll  sich  vom  Bischof  ?erab6cbiedeD,  Torher  aber  demselben  vor- 
stellen,  da  die  Staaten  trotz  aller  Bemtihangen  des  Kf.  keine  anderen  Pro- 
jecte  oder  temperamenta  zulassen  wollten,  möchte  er  den  Frieden  durch 
Annahme  der  projectierten  Conditionen  befördern.  Da  mau  hier  gleichsam 
unvermerkter  Weise  ad  tractatus  komme,  so  erhielte  er  insoweit  seine  lo- 
tention. 

PS.  Da  Beverning  erst  nächsten  Dienstag  hier  erwartet  wird,  so 
will  Sohmising'),  nm  weitere  Instruktion  zu  holen,  noch  einmal  nach 
Münster  zurückkehren  und  Dienstag  oder  Mittwoch  oder  mit  Jena  zusammen 
hier  wieder  eintreffen. 


wünschen,  dass  er  sich  aber 
einlassen  sollte,  glaubt  Bl.  i 
Mediatoren  an  einem  Orte  in 
Friedensentwnrf  prüfen  und 
dass,  wenn  beide  Theile  da 
Mediatoren  sasammentreten 
0  S.  Urk.  u.  Akt.  U  8 
*)  Unter  demselben  Dati 
den  Bischof  von  Paderbor 
ihnen  mit,  in  wenigen  Tag 
einfinden  und  man  werde,  z 
siecher  Gesandter  hier  anwt 
Frieden  eu  befordern,  auch  8 
dazu  mitwirken. 

2)  S.  ürk.  u.  Akt.  U  S. 
20.  März  aasgeBtellt. 


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Jena's  Abberofaog.    v.  Blnmeotbals  SeoduDg  nach  Frankreich.  703 

V.  Blumenthals  Sendung  nach  Frankreich. 
Februar— März  1666. 

Journal  so  bei  meiner  [v.  Blumenthals]  vierten  Abschickung 

nacher  Frankreich  gehalten  worden  und  vom  7./ 17.  Februarii 

des  1666  Jahres  anfanget. 

Kf.  bat  sofort,  nachdem  ihm  durch  Golbert  die  Anzeige  von  dem  Tode 
der  K.  Frau  Matter*)  ans  Frankreich  eingehändigt  worden,  beschlossen, 
dem  Könige  dnrch  Bl.  sein  Mitleiden  über  diesen  Todesfall  za  contestieren 
and  zugleich  einige  andere  dero  Estat  concernierende  Affairen  za  recom- 
raendieren  ^. 

In  seiner  Instruktion  (d.  Cleve  3./ 13.  Februarii  1666)  wird  BI.  an- 13. Febr. 
gewiesen,  nach  seiner  Ankunft  in  Paris  dem  Könige  feierlichst  die  Condo- 
lenz  abzustatten,  ferner  aber  bei  passender  Gelegenheit  demselben  Torzustellen, 
er  hätte  früher  Kf.  öfters  fest  yersichern  lassen,  dass,  sobald  die  Allianz 
zwischen  ihnen  erneuert  sein  würde,  er  des  Kf.  ganz  klare  Prätensionen  in 
Polen  secnndieren  und  ihm  zn  billigmässiger  Satisfaction  yerhelfen  wolle. 
Nachdem  nun  diese  Allianz  vorlängst  abgeschlossen  sei  und  Kf.  auch  auf 
des  Königs  Rath  demselben  zu  Gefallen  und  Bestem  mit  den  O.Staaten 
sich  in  neue  Bündnisse  eingelassen,  hoffe  er,  dass  der  König  sich  seiner 
Zusage  erinnern  und  derselben  zufolge  seinem  Gesandten  in  Polen  Befehl 
geben  werde,  Kf.  in  seinen  billigmässigen  desideriis  und  petitis  bester- 
massen  zu  secnndieren.  Ferner  soll  Bl.  Türen ne  aufsuchen,  ihm  ein  Schrei- 
ben des  Kf.  überliefern  und  bei  ihm  vertraulich  anfragen,  ob  Kf.  jetzt  wegen 
der  ihm  zu  verschiedenen  Malen  von  dem  Könige  absque  ulla  conditione  an- 
gebotenen aber  bisher  trotz  verschiedener  Sollicitationen  nicht  gezahlten 
100,000  Rthlr.  Brinnernng  thnn  solle,  falls  derselbe  es  widerräth,  soll  Bl. 
deswegen  nichts  anbringen. 

Bl.    reist   7./ 17.  Februar    von   Cleve   mit  dem    kurfürstl.   Kanzlisten  17.  Febr. 
Scheven,  einem  Pagen  und  zwei  Laquaien  ab,  kommt  am  13./23.  in  Paris  23. Febr. 
an  und  logiert  im  Hotel  de  Hesse,  an  demselben  Abend  besucht  ihn  Pode- 
wils;  dem  er  das  ihm  vom  Kf.  mitgegebene  Schreiben  zugeschickt,  und 
sein  Schwager,  der  Freih.  v.  Schwerin. 

1.  Relation  an  Kf.     D.  Paris  16./ 26.  Februar  1666.  26.Febr. 

£r  meldet  seine  Ankunft,  der  König  ist  zn  St.  Germain. 

|:  Schweden   kann    von  Frankreich    die   restierenden    fünf  Tonnen    Cb. 
Goldes  Sobsldiengelder    nicht   bekommen  und  ist  daher   sehr  malcontent, 
auch  verursachet  bei  ihnen  der  mit  Dänemark  abgeschlossene  Traktat') 

0  Die  Mutter  Ludwigs  XIV.,  die  Königin  Anna  von  Frankreich,  war 
am  20.  Janaar  1666  (s.  Diar.  Europ.  XIV  S.  100)  gestorben. 

^  Vgl.  V.  Blumenthals  Schreiben  an  v.  Podewils  vom  1.  Febraar  1666 
(Urk.  n.  Akt.  U  S.  831). 

')  Der  am  13.  Febraar  zwischen  Holland  und  Dänemark  abgeschlossene 
AUiaoBvertrag  (Damont  VI  3  S.ö9ff.   M^moires  d'Estrades  IV  S.  107.  137). 


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704  n*    C^er  MuDStersche  Krieg. 

Dnd  das  gate  VerständDis  zwischen  Frankreich,  Ef.  and  Holland  grosse 
Jalonsie,  nnd  hält  man  dafür,  sie  werden  des  Bischofs  von  Münster 
Partei  keineswegs  nehmen,  sondern  sich  nnr  bemühen,  die  Stadt  Bremen 
durch  eine  Bloqnade,  weil  sie  znr  Belagerang  nicht  Volkes  genng  haben, 
zu  incommodieren.  :  { 

PS.    Podewils  hat  ihm  vertraulich  mitgetheilt,  man  werde  Colbert 

so  bald  nicht  abfordern,  sondern  demselben  einige  Dinge,  so  auf  Schliessung 

eines  genauen  Bündnisses  mit  Kf-  zielen,  committieren. 

29.  Febr.         19./29.  Februar  reist  Bl.  mit  Podewils  nud  seinem  Schwager  nach  St 

Oermain  und  übergiebt  an  demselben  Abend  Turenne  das  ihm  vom  Kf. 

2.  März,  an   denselben  mitgegebene  Crediti?.     Am  20.   Februar/2.  März  übergiebt 

erLionne  sein  Creditly  an  denselben  und  hat  au  demselben  Tage  Andiene 

3.  März,  beim  Könige').    Am  21.  Februar/3.  März  ist  er  au  lever  des  Königs,  hat 

Nachmittag  bei  der  Königin,  ferner  beim  Dauphin,  bei  Monsieur  und  Madame 
Audienz,  spricht  folgends  den  Dänischen  Reichsschatzmeister  H.  Se be- 
st ädt,  findet  ihn  aber  über  die  Maassen  froid. 

5.  März.         2.  Relation.    D.  Paris  5.  März/ 23.  Februar  1666. 

Podewils  hat  ihm  folgende,  yermnthlich  vom  Könige  selbst  oder  dessen 
Ministris  ihm  an  die  Hand  gegebene  Eröffnungen  gemacht:  Dem  Kf.  seien 
gute  Freunde  sehr  nöthifr,  vom  Kaiser  stände  wenig  zu  hoffen,  da  der- 
selbe in  den  billigsten  Dingen  und  wozu  er  ohnedem  verbunden  sei,  Satis- 
faction  zu  leisten  refusiere,  die  Schweden,  zwischen  denen  und  Kf.  Diffi- 
denz  zu  erwecken,  man  sich  heftig  bemühen  werde,  wären  gefährliche  Nach- 
baren,  die  vermuthlich  so  bald  nicht  vergessen  würden,  dass  Kf.  im  vorigen 
Kriege  ihre  Conquesten  so  merklich  gehindert  hätte.  Polen  warte  nur 
auf  Gelegenheit,  die  ihm  mit  gewaffneter  Hand  abgezwungene  Souverainität 
dem  Kf.  wieder  zu  entziehen.  Dieses  nnd  dergleichen  Inconvenientien  zu 
verhüten,  roüsste  Kf.  Freunde  haben,  die  ihn  wider  alle  Gefahr  garan- 
tierten und  auf  den  Nothfall  mit  mächtiger  Hand  schützen  könnten;  hierzu 
wäre  Frankreich  ganz  geneigt,  dafern  Kf.  dessen^auf  die  spanischen 
Niederlande  habende  Desseins,  von  deren  glücklichem  Ausschlag  Kf. 
participieren  sollte,  befördern  wollte.  Dem  Kaiser  würde  man  die  Nieder- 
lande nicht  gönnen  nnd  sollte  auch  diese  Krone  hiedurch  in  ewige  Kriege 
impliciert  werden.  Solche  Propositiones  sollte  Colbert  thun  und  zu  solchem 
Ende  noch  eine  Zeit  lang  zu  Gleve  subsistieren. 

2.  März.  Bei  der  Audienz  am  2.  März/20.  Febr.  dankte  der  König  auf  seine  Con- 
dolenz  dem  Kf.  für  die  Abschickung,  bemerkt.e  anch,  Kf.  habe  durch  das  mit 
den  Staaten  auf  seine  Veranlassung  aufgerichtete  Bündnis  ein  so  angenehmes 
und  ihm  gefölliges  Werk  gestiftet,  dass  er  es  niemals  vergessen,  sondern  mit 
allen  den  Bezeugungen,  so  von  einem  getreuen  Freunde  und  Alliierten  zu 
hoffen  stünden,  verschulden  würde. 

An  demselben  Morgen  hat' er  an  Lionne  des  Kf.  Schreiben  übergeben. 
Die  begehrte  Depeche  nach  Polen  soll  befördert  werden.    Allein  von  den 


>)  Vgl.  Diar.  Europ.  XV  8. 19  f.    Aitzema  V  S.  917. 


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y.  BlamenthalB  Gesandtschaft  nach  Frankreich.  705 

100,000  Rthlr.  hat  er  nichts  gemeldet,  weil  es  Tu  renne  widerrathen.  Za 
Mittag  tractierte  ihn  Marqais  de  Belle f od ds,  premier  maistre  d'hotel,  anf 
Befehl  des  Königs  aufs  prächtigste.  Nachmittags  jagten  Ihre  Maj.  einen 
Dammhirsch  nnd  wurden  von  den  Tomehmsten  Damen  des  Hofes  (wornnter 
auch  Mademoiselle  la  Yaliere,  so  allemal  die  nächste  beim  Könige  war) 
accompagniert,  zn  Abend  tractierte  ihn  Tnrenne  nnd  am  folgenden  Tage  3. Mars, 
der  Duo  de  Gramm ont.  Nachmittags  hatte  er  Audienz  bei  der  Königin, 
dem  Danphin ,  Monsienr  and  Madame.  Zn  Abend  spielte  der  König  mit 
Mademoiselle  la  Valliere  an  einem,  die  Königin  mit  einigen  Cavalieren 
aber  an  einem  anderen  Tische.  Von  hier  ans  ging  Bl.  zu  Colbert,  der 
jetzt  mehr  als  alle  anderen  vermag,  and  tesmoignierte  ihm,  wie  Kf.  mit  seines 
Bmders  Person  and  Bezengangen  gar  content  sei;  den  Abend  tractierte  ihn 
wieder  Tnrenne.  Den  4.  März  /  22.  Febr.  besieht  er  das  Hans  nnd  die  4.  März. 
Mesnagerie  za  Versailles  and  kehrt  am  Abend  nach  Paris  zurück. 

3.  Relation  (d.  St.  Germain  l./ll.  März  1666).     Morgen  soll  Bl.  die  11. März. 
Abschiedsandienz    beim  Könige  erhalten,     üebermorgen   zieht   der  König 

nach  Compiegne  und  mustert  daselbst  die  in  Picardie  nnd  Champagne  ver- 
legte in  14,000  M.  z.  F.  und  4000  auserlesenen  Pferden  bestehenden  Truppen. 
:|  Frankreichs  Kaltsinnigkeit  gegen  die  Krone  Schweden  nimmt  dem  Gh. 
Ansehen  nach  von  Tage  zu  Tage  zu,  auch  dergestalt,  dass  man  öffentlich 
sagt,  weil  Schweden  sich  allzuviel  einbilde,  würde  man  ihnen  weisen,  dass 
auch  ohne  ihre  Freundschaft  Frankreich  gar  leicht  subsistieren  könne.  | : 

PS.  1.  (l./ll.  März.).  Als  Bl.  heute  dem  Könige  beim  Ankleiden  auf- 
wartete, lud  dieser  ihn  ein,  bei  der  Revue  zu  Compiegne  anwesend  zu 
sein,  er  wird  dem  Folge  leisten. 

PS.  2.  (2./12.  März).  Heute  hat  er  beim  Könige  Abschiedsaudienz  ge-  12.Marz. 
habt,  er  dankte  dabei  demselben  für  seine  Verwendung  bei  Polen,  der 
König  versicherte  ihn,  dass  er  nicht  mehr  verlangte,  als  sich  genauer  und 
fester  mit  Kf.  zu  verbinden  und  dessen  Interesse  bei  allen  Occasionen  zu 
befördern.  Als  er  weggehen  wollte,  stand  der  König  auf,  folgte  ihm  ein 
paar  oder  drei  Schritt  mit  entblösstem  Haupt  und  fragte  überlaut,  ob  er 
ihn  nicht  wieder  bei  der  Revue  sprechen  würde,  was  Bl.  auch  versprach. 

Nachmittag  nimmt  Bl.  vom  Duc  de  Grammont,  Oolbert  und  Lionne 
Abschied,  der  letztere  verspricht,  die  Depesche  sowohl  an  den  König  von 
Polen  als  auch  an  M.  de  Bezidres  begehrtermassen  einzurichten  und 
ihm  zuzuschicken.  Am  3./13.  reist  er  zur  Revue,  kehrt  am  7./17.  nach  Paris 
zurück,  am  9./19.  bringen  ihm  MM.  B onoeil  und  Girant  des  Könige 
Contrefait  in  einer  boite  mit  Diamanten  versetzet. 

4.  Relation.    (D.  Paris  19./ 9.  März  1666.)     Bei  dem  Abschied  vom  19. März. 
Könige  nach  der  Audienz  bat  ihm  dieser  nochmals  aufgetragen,  dem  Kf. 

seine  Freundschaft  nnd  Begierde,  dessen  Interesse  zu  secnndieren,  zu  ver- 
sichern. Auch  Tnrenne  recommendirte  sich  dem  Kf.  aufs  dienstlichste  und 
sagte,  man  würde  denselben  niemals  in  unnöthige  Händel  engagieren,  hin- 
gegen aber  hielte  man  sich  auch  in  billigen  Dingen  des  Kf.  aufrichtiger 
und  beständiger  Freundschaft  ganz  gesichert.    Dem  Ansehen  nach  dürfte 

ÜMter.  s.  Geich.  d.  G.  Karforsteo.    XI.  45 


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706  n.    Der  MÜDStertolie  Krieg. 

diese  Krone  in  kurzem  etwas  wichtiges  entreprenieren,  weil  der  König  öffeot- 
lich  sag^y  dass  er  binnen  zwei  Monaten  auf  füofzigtausend  Mann  Patente 
geben  wollte.  Dem  spanischen  Ambassadeur  hat  diese  Revue  nicht  ge* 
fallen  wollen,  weshalb  er  sie  auch  oicht  mit  angesehen.  Turenne  wird  tod 
de  Witt  inständig  ersucht,  die  Condnite  des  Krieges  wider  den  Bischof  ea 
Münster  zu  übernehmen,  er  hat  sich  aber  bisher  zu  nichts  erklären  wolleo, 
sondern  ausdrücklich  gesagt,  er  wolle  dem  Prinzen  von  Oranien  nicht 
präjndicieren.  Colbert  soll  neulich  gesagt  haben ,  man  würde,  sobald 
der  Krieg  mit  England  cessierte,  den  Salzhandel  mit  Kf.  feste  stellen  ^)  und, 
wenn  es  demselben  gefällig,  anstatt  Geldes  Hanf,  Flachs,  Wolle  und  Holt 
annehmen. 

An  demselben  Abend  erhält  er  durch  Liounes  Sekretär  seine  De- 
peschen, darunter  auch  die  Schreiben  an  den  König  von  Polen  und  den 
Bischof  von  Beziöres. 

20. März.  Am  10./20.  nimmt  Bl.  von  Turenne  nochmals  Abschied  und  erfahrt 
von  ihm,  dass  der  Schwedische  Legationssekretär  Puffe ndörff er ')  sich  über 
ihn  und  Beuninghen^  beschwert,  ^sambt  hätten  wir  von  der  Krone  S  c  h  w  e  - 
den  an  diesem  Hofe  verächtlich  gesprochen,  weil  wir  uns  verlauten  lassen, 
es  wäre  ihre  im  Herzogthum  Bremen  jetzt   snbsistierende  Armee  nicht 

22.  März,  über  6000  Mann  stark^.  Am  12. /22.  besuchen  ihn  zwei  Deputierte  aus 
Poitou,  bitten  ihrer  Religionsverwandten  Interesse  bei  Kf.  zu  recommen- 
dieren  und  theilen  ihm  einiges  von  den  unzähligen  Verfolgungen  mit,  die 
sie  zu  erdulden  haben. 

Am  17,/ 27.  März  reist  er  ab  und  kommt  am  28.  März/ 7.  April  in 
Cleve  an. 


Sendung  de  Beyers  an  K.Cöln.     Ende  Februar  1666. 

Instruktion  für  H.  D.  Beyer.    Lectnm  in  consilio 
24.  Februar  1666. 

[Des  Kf.  Allianz  mit  Holland,  seine  Bemdbnngen  den  Frieden  mit  Monster  sa 
bewirken,  K.Cöln  soll  dazn  mitwirken.] 

24. Febr.  ß-  soll  sieb  unTersüglicb  zu  K.Cöln  nacb  Lüttich  begeben  und 
demselben  nähere  Mittheilnng  über  die  Veranlassung  und  den  Inhalt  der 
Ton  Kf.  mit  Holland  abgeschlossenen  Allianz  machen,  Kf.  habe  sich  dabei 
freie  Hand  bebalten,  den  Frieden  mitMünsterzu  befördern,  und  versichert, 
dass  man  holländischerseits  zu  diesem  Frieden  geneigt  sei  und  auf  raison- 
nable  Bedingungen  eingehen  wolle.  Kf.  habe,  um  diesen  Frieden  zu  be- 
fördern, aufs  neue  einen  Gesandten  an  den  Bischof  geschickt,  in  der  Ab- 


^}  S.  Urk.  a.  Akt.  II  8.  305.  307. 

';  Bsaias  Pufeodorf  s.  Urk.  n.  Akt  IX  S.  746. 

^  Conrad  van  Beuninghen,  holländischer  Gesandter  in  Paris. 


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SeodoDg  de  Beyers  an  E.G61q.  707 

sieht,  wenn  derselbe  sich  daraof  eiolieBse;  weiter  dahin  zq  ged^üken,  wie 
der  Westfälische  Kreis  in  beständige  gute  Einigkeit  gebracht  werden 
könne,  wo2n  die  nach  Aachen  verabredete  Zosammenkonft ')  nicht  wenig 
dienen  würde.  Ef.  ersnche  E.  Cöln,  auch  seinerseits  dazo  mitzuwirken 
nnd  bei  dem  Bischof  darauf  zu  dringen,  dass  er  die  projectierten  Friedens* 
artikel  in  der  Oöte  annehme.  Sollte  man  etwa  den  modnm  tractandi  an- 
fechten nnd  verlangen,  dass  erst  eine  Zusammenkunft  gehalten  werden 
mösste,  so  soll  er  erwidern,  eine  solche  sollte  allerdings  erfolgen,  doch 
würden  sieh  die  Staaten  nicht  eher  dazu  verstehen,  bis  sie  unter  der  Hand 
versichert  wären,  dass  der  Bischof  auf  jene  Bedingungen  eingeben  würde. 
Um  die  Sache  zu  befördern,  soll  B.  sich  an  den  Bischof  von  Strass- 
burg  wenden,  an  welchen  ihm  ein  Schreiben  des  Ef.  mitgegeben  wird. 


Johann  de  Beyer  an  den  Kurfürsten-    D.  Cleve  3.  Februar 

[LMärz]  1666. 

[Bericht  über  seine  Sendang  an  K.CoId]. 

Er  ist  am  25.  Februar  von  hier  abgereist  und  am  27.  Abends  in  Lüt-  3.  März, 
tich  angelangt,  hat  sich  sofort  bei  dem  Bischof  von  Strassburg  anmel-« 
den  lassen  und  hat  am  folgenden  Tage,  da  der  Enrfürst  zur  Reiherbeize 
nach  Bechem^}  sich  begeben,  bei  diesem  Audienz  gehabt.  Der  Bischof 
erwiderte  auf  seine  Proposition,  E.Cöln  und  auch  er  selbst  hätten  die 
Münsterschen  Gonsilia  schon  ehe  die  Ruptur  wirklich  erfolgt,  improbiert 
und  sich  vergeblich  bemüht,  dieselben  zu  divertieren.  Er  lobte  des  Ef.. 
Resolution  und  wünschte  Glück  zur  renovierten  Allianz.  Der  Bischof  von 
Münster  werde  den  Frieden  mit  den  Staaten  machen  müssen,  zumal  da 
von  diesen  bereits  so  viel  nachgegeben  würde,  E.Cöln  hätte  zu  dem  Ende 
schon  V.  Landsberg  sowohl  an  Pfalz-JNeuburg  als  auch  au  Münster 
abgeschickt.  Er  desiderierte  1)  nähere  Ouvertüre  wegen  der  projectierten 
Conditionen,  2)  es  wäre  auch  keine  geringe  Difficultät,  dass,  wenn  schon 
Münster,  wie  er  ihn  versichere,  freie  Hände  zum  Frieden  hätte,  alsdann 
etwa  Schweden,  dessen  Absichten  man  noch  nicht  kennte,  demselben 
auf  den  Leib  fallen  und  wegen  England  Reparation  und  Satisfaction  wegen 
des  Separatfriedens  würde  suchen  wollen,  ob  nicht  solchenfalls  die  Staaten 
Münster  wider  solche  würden  auch  garantieren  müssen,  und  ob  an  diesem 
Hofe  keine  Nachricht  wäre,  wohin  Schweden  ineliniere  und  ob  es  sich 
bereits  mit  England  engagiert  habe,  3)  der  Eönig  von  Frankreich  habe 
unterm  5.  Februar  von  E.Cöln  einen  generalen  Pass  durch  das  Stift 
Lüttich  für  einen  abermaligen  Secours,  der  nach  des  jüngst  aus  Frank- 
reich zurückgekommenen  Grafen  v.  Fürstenberg  Relation  etwa  ^  gesagt 

würde,  gefordert,  auch  der  E aiser  sei  Vorhabens  etwa  ~  ä  ^  M.  hin- 

1)  S.  oben  S.  685  f. 

')  ReckbeiB)  in  b^gisch  Limburg,  n.  von  Maastricht. 

45* 


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708  11.    Der  MuDBterBche  Krieg. 

unterzaschicken,  England,  SpanieD  and  Münster  sollicitierten  stark 
beim  Kaiser,  so  sei  zn  fürchten,  es  werde  zor  Ruptur  kommen,  wenn  nicht 
durch  den  vorgeschlagenen  Frieden  dem  Werk  bei  Zeiten  vorgebaut  werde. 
Münster  scheine  sich  aber  auf  die  vorgeschlagenen  Gonditionen  nicht  ein- 
lassen zn  wollen,  vornehmlich  da  ihm  zugemuthet  werde,  auf  Borkelo  zu 
renuntiieren,  sollte  man  darin  ein  Temperament  finden  können,  möchte  der 
Sache  viel  näher  geholfen  werden  können. 

5)  K.Cöln  sei  Vorhabens  seinen  Kanzler  Buschmann  nach  Holland 
zu  schicken,  derselbe  solle  seinen  Weg  über  Cleve  nehmen 0  QQd  mit 
Kf.  darüber  reden ,  zugleich  demselben  bekannt  machen,  dass  er  bei  den 
Staaten  Rheinberg  wiederfordern  werde,  um  sich  wenigstens  eines  siche- 
ren modi  zu  vergleichen,  damit  man  aus  der  Sache  per  modum  compromissi 
oder  sonst  kommen  könnte. 

6)  Im  Fall  Münster  alles  Anrathens  unerachtet  sich  nicht  zum  Frieden 
sollte  verstehen  wollen,  sei  auch  K.Cöln  der  Meinung,  ihm  alle  fernere 
Assistenz  nach  Möglichkeit  zn  behindern,  wenn  auch  Kf.  und  die  anderen 
Stände  ein  gleiches  thäten,  so  könnte  er  dadurch  zum  Frieden  und  zur 
raison  gebracht  werden. 

B.  hat  ihm  darauf  mündlich  die  projectierten  Bedingungen  mitgetheilt; 
ad  2  replicierte  er,  dass  er  darüber  keine  Instruktion  hätte,  aber  seinerseits 
meine,  1)  da  Münster  erklärt  hätte,  freie  Hände  zum  Frieden  zu  haben, 
so  könnte  der  König  von  England  ihm  darüber  keine  leges  vorschreiben, 
noch  weniger  würde  Schweden  gegen  Frankreich  vornehmlich  sich 
dazu  gebrauchen  lassen,  2)  würde  die  Garantie  reciproquement  genommen 
werden  können,  3)  da  seines  Wissens  noch  keine  eigentliche  Nachricht, 
welchergestalt  sich  Schweden  mit  England  conjnngieren  würde,  so 
müsste  man  um  so  mehr  mit  Beförderung  des  Friedens  eilen.  Die  Sache 
wegen  Borkelo  werde  hoffentlich  keine  Difficultät  geben,  da  darüber  ein 
raisonnabel  Temperament  ausgefunden,  das  er  mittheilte. 

Der  Bischof  von  Strassburg  erklärte  sich  darauf  mit  den  vorge- 
schlagenen Bedingungen  und  auch  mit  dem  Temperament  wegen  Borkelo 
für  einverstanden,  Münster  müsse  darauf  Frieden  schliessen,  der  über  die 
Massen  nöthig  sei,  und  den  auch  Frankreich  desideriere. 

Nach  Beendigung  dieser  ziemlich  weitläufigen  Conferenz  hatte  er  beim 
Kurfürsten  Audienz.  Derselbe  billigte  ebenfalls  des  Kf.  Allianz  mit  Holland 
und  die  projectierten  Friedensbedingungen,  doch  zweifelte  er,  ob  der  Bischof 
auch  von  England  freie  Hände  apart  zn  tractieren  habe,  da  er  aus  dessen 
eigenem  Munde  gehört,  dass  er  mit  England  allzuweit  engagiert  wäre  nnd  ohne 
dasselbe  nichts  würde  schliessen  können,  er  verwunderte  sich,  dass  der  Bischof 
sich  bei  anderen  solle  eines  andern  haben  verlauten  lassen.  Wegen  der 
zu  ergreifenden  Massregeln,  wenn  Münster  ungeachtet  alles  Zuredens  sich 
nicht  sollte  zum  Frieden  verstehen  wollen,  wolle  er  femer  mit  ihm  reden 


*)  Busch  mann  ist  in  der  That  wenige  Tage  darauf  bei  Kf.  gewesen ,  leio 
C^editiv  ist  datiert  Reckeim  5.  März,  das  Recreditiv  des  Kf.  Cleve  10.  März  1666. 


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SendoDg  de  Beyers  ao  K.Gdlo.  709 

und  durch  den  Bischof  yod  Strassbnrg  reden  lassen,  worauf  B.  sich  Ye> 
abschiedete. 

Am  folgenden  Tage,  1.  März,  folgt  B.  dem  Eorfürsten  nach  Rechem  nnd 
bat  hier  mit  dem  Bischof  von  Strassbnrg  eine  neue  weiU&nfige  Confe- 
renz,  derselbe  wiederholte  noch  einmal  die  Nothwendigkeit  eines  schnellen 
Friedensschlusses  wegen  der  Gefahr,  dass  es  Ewischen  Frankreich  uod 
dem  Hanse  Oester reich  zur  Ruptur  kommen  könnte.  Der  Bischof  be- 
merkte, y.  Landsberg  habe  Ordre  erhalten,  auf  den  Frieden  unter  den  Torge- 
schlagenen  Bedingungeil  zu  dringen  nnd  von  Münster  categorische  Erkl&mng 
zu  verlangen.  Wenn  derselbe  den  Frieden  annehme,  so  könnten  die  vorge- 
schlagenen Mediatoren  zu  Duisburg,  Xanten  oder  einem  anderen  Ort  zu- 
sammentreten, verwürfe  derselbe  aber  alles  Znsprechens  nnerachtet  die  rai- 
sonnablen  conditiones,  so  würde  auch  K.Cöln  von  ihm  die  Hand  abziehen 
nnd  ihm  durch  keine  Zufuhr  noch  sonst  etwas  zukommen  lassen,  man  werde 
sich  wider  die  vorfallenden  und  zugemutbeten  Durchzüge  mit  gemeioer 
Macht  gefasst  machen  müssen ,  er  schlug  zu  dem  Zwecke  eine  nähere  Ver- 
einigung^) einiger  Stände  des  westfälischen  Kreises  und  anderer  benach- 
barter Stände  vor,  auf  Grund  von  Conditionen,  welche  er  mittheilte, 
damit  Kf.  dieselben  überlegen  und  seine  Ministri  bei  nächster  Zusammen- 
kunft darüber  instruieren  könnte.  Auch  wenn  der  Frieden  zustande  käme, 
könnte  bei  dessen  Solennisiernng  von  dieser  Verbündnis  geredet  werden, 
damit  man  so  allen  zu  befürchtenden  Unruhen,  welche  durch  den  Tod  des 
Königs  von  Spanien  oder  sonst  eintreten  könnten,  vorbauen  möge.  K.Mainz 
werde  sicher  eintreten,  sonst  würden  die  conditiones  zur  Zeit  noch  secre- 
tiert,  doch  seien  sie  seinem  Bruder,  dem  Grafen  von  Fürstenberg  an- 
vertraut, um  sie  einzelnen  benachbarten  Reicbsständen  zu  hinterbringen. 

Endlich  wurde  noch  einmal  der  Stadt  Rheinberg  gedacht  und  B. 
theilte  auf  Begehren  mit,  wie  Kf.  über  Restitution  seiner  mit  Staatischen 
Garnisonen  besetzten  Städte  die  Tractaten  geschlossen  hätte. 

Nachmittags  erhielt  er  beim  Kurfürsten  die  Abschiedsaudienz;  derselbe 
versicherte,  dass  er  durch  expresse  Besendung  mit  sonderlichem  Nachdruck 
auf  Annahme  der  vorgeschlagenen  Bedingungen  habe  dringen  lassen  und 
auch  ferner  dahin  trachten  werde,  dass  dieselben  ohne  Ansehen  der  For- 
malia  angenommen  würden,  er  hoffe,  Kf.  werde  ihm  in  seiner  guten  Inten- 
don  wegen  Rheinberg  secundieren.  Darauf  hat  er  noch  eine  Abscbieds- 
audienz  beim  Bischof  von  Strassbnrg  gehabt,  ist  noch  an  demselben  Tage 
abgereist  und  heute  um  Mittag  in  Cleve  angekommen. 


1)  Urk.  a.  Akt.  II  8.358 ff.  und  oben  8.698. 


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710  11«    Der  MänBlersche  Krieg. 

Diarinm,  was  bei  der  Mttngterisch-  und  Holländischen  Frie- 
denshandlnng  zu  Cleve  Vorgängen  a.  1666. 

28. März.  28.  März  1666.  Kf.  bat  Schwerin  za  Beverning  geschickt >  dem- 
selben anzeigen  lassen,  dass  die  Münster  schenk  Qun  hier  wären,  ond 
seine  Bedenken  begehrt,  wie  die  Tractaten  anzufangen,  wie  man  sich 
wegen  des  Kaiserlichen,  K.Cölnisch-  Pfalznenbargischen  Ge- 
sandten ond  anderer,  die  sich  hierbei  angeben  möchten,  zo  eomportieren 
und  was  für  conditiones  den  Münsterseben  vorzastellen.  B.  hat  geantwortet, 
dass  er  nur  Ordre  hätte,  mit  Kf.  und  dessen  Ministris  zo  tractieren,  wollten 
die  anderen  für  sich  gute  officia  anwenden,  so  könnte  ers  geschehen  lassen, 
es  hätten  sich  nur  Kf.  und  der  Herzog  von  Wolffenbüttel  zu  dieser 
Sache  legitimiert.  Die  conditiones  wollte  er  uns  schriftlich  vorstellen ,  sie 
könnten  aber  jetzt  nicht  bei  den  vorigen  bleiben,  weil  der  Bischof  dieselben 
nicht  angenommen  und  ihnen  indessen  Ursache  zu  ferneren  Unkosten  ge- 
geben. Schw.  ist  darauf  auch  zo  Heimburg  gefahren  und  hat  ihm  dieses 
mitgetheilt,  derselbe  meinte  aber,  weil  er  schon  angenommen  sei,  so  müsse 
er  auch  dabei  bleiben. 

29.  März.  29.  März  hora  7  hat  Kf.  Rath  gehalten  und  Schwerin  ond  Blas- 
peil zu  den  Tractaten  verordnet,  sie  sollten  zuförderst  zu  dem  Kaiser- 
lichen gehen  und  mit  ihm  d&  modo  tractandi  reden  und  darauf  den 
Münsterschen  den  Vortrag  thuu.  Dieselben  fahren  darauf  zum  Baron 
de  Goes,  proponieren  ihm,  wegen  der  Staaten  sei  v.  Beverning,  wegen 
des  Bischofs  von  Münster  Schmising  und  Wiedenbruck  angelangt, 
es  sollten  auch  einige  K.Mainz-,  K.Cöln-  und  Brannschweigische') 


')  Der  Domdechant  ond  Domküster  Mathias  Korff,  gen.  Schmising,  ood 
der  Hofricbter  Bernhard  v.  Wiedenbruck  (Creditiv  des  Bischoff  far  die- 
selben d.  Monster  24.  M&rz  1666),  dieselben  waren  am  27.  angekommen  aod 
hatten  am  28.  Audienz  beim  Kf.  gehabt. 

>)  Karfarst  Johann  Philipp  von  Mainz  hatte  dem  Kf.  schon  am  10.  Mars 
angezeigt,  dass  er  auf  den  Wonsch  des  Bischofs  von  Monster  Gesandte  s«r 
Theilnahme  an  den  Verhandlangen  schicken  werde,  als  solche  ersehieneQ  dano 
(Creditiv  vom  17.  März  1666}  der  Freiherr  Melchior  Friedrich  v.  Schoo- 
born,  Heinr.  Patz  ond  Dr.  Job.  Christoph  Gudenos.  Korforst  Maximi- 
lian Henrich  von  Cöln  hatte  dem  Kf.  (d.  Lattich  23.  März  1666)  angezeigt» 
dass  er  seinen  Geheimenrath  ond  Obersten  Kammerer  Graf  Wilhelm  Bgon 
von  Forstenberg  senden  werde,  30.  März  beglaubigt  er  zor  Theilnahme  an 
den  Tractaten  Graf  Fürstenberg  ond  den  Kanzler  Boschmann.  Von 
braonschweigisoher  Seite  fanden  sich  in  Cleve  ausser  v.  Hteimbnrg  aoch 
als  Bevollmächtigter  der  Hersoge  Georg  Wilhelm  ond  Ernst  Aogost  L. 
Maller  ond  im  Aaftrage  Herzog  Johann  Friedrichs  (der  d.  Hannover 
14.  März  1666  dem  Kf.  angezeigt  hatte,  dass  er  von  K.Co  In  aofgefordert  sei, 
jemand  zo  den  Tractaten  abzoordnen),  die  Geheimenräthe  Otto  Grote  ond 
Lodolf  Hogo  ein^  Aosserdem  erschienen  dort  als  Bevollmächtigter  Pfalzgraf 
Philipp  Wilhelms  von  Neoburg  dessen  Kanzler  Giese  (Creditiv  d.  Düssel- 
dorf 24.  März  1666)  ond  als  Gesandte  des  Bischofs  Ferdinand  von  Pader- 


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FriedeoByerhandlaogdD  in  Cle?e.  711 

Abgesandteo  angelangt  sein,  dieselben  hätten  aber  ihre  Creditive  noch 
Dicht  eingeschickt.  Kf.  sei  bekümmert,  dass  er  von  Beverning  ver^ 
nommen,  die  Staaten  wollten  keine  ordentlichen  Tractaten  zulassen;  er  sei 
allein  an  Kf.  gewiesen,  könnte  jedoch  geschehen  lassen,  dass  anch  andere 
ihre  officia  dazu  anwendeten,  ob  es  nicht  das  nächste  sein  wollte,  dass  der 
Kaiserliche  mit  den  anderen  anwesenden  Abgeordneten  daraus  commanicierte 
ond  was  vorginge  jedesmal  den  Münsterschen  zq  verstehen  gebe,  an  selten 
des  Kf.  werde  man  dergleichen  bei  v.  Beverning  thnn.  Beverning 
habe  anch  erklärt,  die  Staaten  wollten  nicht  mehr  an  die  früher  projeo* 
tierten  conditiones  gebunden  sein,  sie  wollten  etzlichen  Schaden  repariert 
haben  und  verlangten  anch,  dass  der  Bischof  auf  Borkelo  pure  rennn- 
tiieren  müsste.  de  Goes  giebt  auch  sein  Befremden  über  diese  Forderungen 
der  Staaten  zu  erkennen,  mit  dem  vorgeschlagenen  modus  tractandi  erklärt 
er  sich  einverstanden,  meint  aber,  die  Staaten  hätten  nicht  Ursache,  jetzt 
härtere  Bedingungen  vorzulegen,  es  schiene,  dass  sie  sich  auf  die  Allianz 
mit  Kf.  verliessen,  man  möchte  dies  den  Münsterschen  nicht  gleich  zu  an* 
fangs,  sondern  gradatim  zu  verstehen  geben,  damit  sie  nicht  vor  den  Kopf 
gestossen  würden. 

Bora  9  fahren  Schw.  und  Bl.  zu  den  Münsterschen'),  erklären 
ihnen,  da  der  Bischof  sich  nicht  näher  auf  die  vorgeschlagenen  Friedens- 
artikel herausgelassen  habe,  so  finge  man  im  Haag  an  auf  härtere  con- 
ditiones zu  dringen,  Kf.  hoflfe  aber  es  dahin  zu  bringen,  dass  sie  von  allen 
neuen  Postulatis  abstehen  wurden.  Die  Gesandten  möchten  zulängliche 
Mittel  dazu  an  Hand  geben,  man  werde  dann  mit  Beverning  darüber 
weiter  conferieren. 

Die  Münsterschen  erwidern,  der  Bischof  hoffe  nicht,  dass  man  im 
Haag  ihm  deswegen,  als  wenn  er  in  mora  gewesen  und  sich  nicht  erklären 
wollen,  jetzt  härtere  conditiones  sollte  auflegen  wollen,  er  habe  sich  als- 
bald anf  den  ersten  Vortrag  erboten,  die  Friedenstractaten  einzugehen, 
auch  K.Cöln  und  andere  Kur-  und  Fürsten  als  mediatores  angenommen, 
sein  Recht  auf  Borkeloe  wolle  er  samt  den  Waffen  Kf.  und  den  anderen 


born  der  Domdecbaot  Caspar  Philipp  v.  Ketler,  der  Domkämmerer  Joh. 
Adolf  V.  Forstenberg  und  Dr.  Coorad  Me Inders  (Creditiv  d.  Neahaas 
30.  Marl  1666). 

0  Der  Bericht  Schmi singe  ood  Wiedenbrücks  an  den  Bischof  (d. 
Cleve  29.  März  1666,  Muostersches  Archiv)  über  diese  Conferenz  lautet  durchaus 
übereioetimmeod.  Ad  demselben  Morgen  hatten  sie  schon  eine  Zusammenkiinft 
mit  den  an  dem  vorhergehendeo  Abend  angelangten  K.Mainz-,  K.Goln-  und 
Nenbargischen  Gesandten  gehabt,  welche  sich  erboten,  zunächst  dem  Baron 
de  Goes  zuzusprechen,  das  Haagische  Project  zu  redreasieren ,  wenn  derselbe 
aber  sich  Weigerte  oder  nichts  ausrichtete,  mit  anderen  Freunden  zu  reden. 
Schmising  hatte  auch  Golbert  besucht,  da  derselbe  aber  noch  keine  eigent- 
liche InstruktioD  erhalten  zu  haben  schien,  so  wollen  die  Gesandten  Zeit  zu  ge- 
winnen suchen,  von  de  Goes  und  den  anderen  Mediatoren  versprechen  sie  sich 
wenig  wirkliche  Hülfe. 


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*712  11-    I>or  MüDBtersche  Krieg. 

anwesenden  mediatoribus  gern  in  Händen  geben ,  er  begehrte  nur,  dass 
der  Gmnd  der  Sache  nntersncht  werde,  mit  dem  Erbieten,  sich  dem  Urtheü 
der  mediatores  za  unterwerfen,  doch  könne  er  nicht  begreifen,  warom  mao 
ihn  constringieren  wolle,  die  im  Haag  gemachten  Projeote  so  absolute  an- 
zunehmen, da  er  sich  doch  zu  aller  Billigkeit  präsentierte.  Die  K. bran- 
denburgischen remonstrieren,  da  diese  Zusammenkunft  einzig  dahin  an- 
gesehen wäre,  dass  man  je  eher  je  besser  zum  Frieden  gelangen  möchte, 
so  würde  es  gar  unzeitig  sein,  das  Recht  von  Borkeloe  zu  untersuchen, 
zumal  da  Beverning,  welcher  sonst  den  Frieden  herzlich  wünschte,  be- 
ordert wäre,  bei  noch  längerem  Tergiversieren  zurückzukehren.  Kf.  müsse 
daher  rathen,  dass  der  Bischof  nicht  so  sehr  auf  sein  an  Borkeloe  ver- 
meintes Recht  bestehen,  sondern  considerieren  möchte,  dass  diese  Herr- 
scbaft  nunmehr  50  Jahre  in  den  Händen  der  Staaten  und  von  sehr  geringer 
Importanz  sei,  dass  der  dem  Staat  zugefügte  Schaden  zwanzigmal  mehr 
betrage  und  dass  derselbe,  wenn  der  Bischof  sich  sein  Recht  auf  Bor- 
keloe reservieren  wollte,  sicher  Restitution  des  Schadens  fordern  würde. 
Die  Münsterschen  erwidern  darauf,  ihre  Meinung  wäre  nur,  ganz 
kurz  und  per  facti  speciem  die  Beschaffenheit  der  Sachen  wegen  Borkeloe 
anzuweisen,  damit  die  Mediatoren  aliqualem  causae  cognitionem  hätten;  da* 
mit  das  Friedensnegotinm  um  so  weniger  aufgehalten  würde,  wollten  sie 
den  folgenden  Tag  mit  ihrer  Notbdurft  wegen  Borkeloe  einkommen.  Die 
K.brandenburgischen  nehmen  dieses  ad  referendum,  fahren  kurz  vor 
11  Uhr  nach  Hofe  und  statten  Kf.  Relation  ab,  welcher  befiehlt,  von  allem 
dem  Holländischen,  Kaiserlichen,  Französischen  und  Braunschweigischen 
Gesandten  part  zu  geben. 

Schw.  und  Bl.  begeben  sich  darauf  zu  Beverning,  derselbe  erklärt, 
nicht  Macht  zu  haben,  von  den  im  Haag  festgestellten  Artikuln  abzuweichen; 
wenn  dieselben  nicht  in  wenig  Tagen  angenommen  würden,  müsste  er  wieder 
zurückreisen.  Schw.  giebt  noch  an  demselben  Tage  auch  dem  franzö- 
sischen Gesandten  von  allem  part. 
30.  März.  30.  März.  Blaspeil  fährt  zu  dem  Kaiserlichen  und  dem  Braun- 
schweigischen Gesandten,  der  erstere  schlägt  vor,  dass  man  zunächst 
alle  übrigen  Punkte  festsetzen  und  den  wegen  Borkeloe  zuletzt  vor- 
nehmen möchte.  Der  Braunschweigische  meint,  man  müsse  eine  Zu* 
sammenknnft  aller  Interponenten  veranlassen,  auf  des  Kf.  Befehl  begeben 
sich  darauf  Schw.  und  Bl.  zu  den  K.Mainz-,  Cöln-  und  Pfalz-Neu- 
burgischen Gesandten  und  theilen  ihnen  mit,  die  Münsterschen  hätten 
erklärt,  dass  der  Bischof  wegen  Borkeloe  das,  was  die  Mediatores  gut- 
finden würden,  einzugehen  bereit  sei,  worauf  }ene  erklären,  dass  sie  alle- 
samt den  Frieden  aequis  condicionibus  zu  befördern  befehligt  wären  und 
alsbald  mit  den  Münsterschen  aus  der  Sache  reden  wollten. 

Nachmittags  übergiebt  Blas  peil  auf  Befehl  des  Kf.  die  Friedensartikel, 
welche  v.  Jena  zuletzt  zu  Münster  abgefasst'),  bei  denen  aber  einige 


>)  S.  oben  S.  700. 


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FriedenBverhaodlaogen  in  Cle?e.  713 

AenderoDgeD  vorgenommen  sind,  an  BeTerning.  Dieser  erklärti  sich 
darauf  nicht  einlassen  za  können,  damit  man  aber  znr  Sache  käme,  hätte 
er  die  Artikel  so,  wie  der  Staat  dieselben  desideriertCi  entworfen  nnd  wollte 
sie  commnnicieren.  Um  4  Uhr  begeben  sich  Schw.  und  Bl.  eu  den 
K.Mainz-,  E.CöIn-  und  Pfalz-Neuburgischen  Abgesandten,  welche 
ihnen  mittheilen,  dass  sie  bei  den  Münsterschen*)  gewesen  und  diesen 
hart  sugesprochen  hätten,  dieselben  hätten  aber  erklärt,  der  Bischof  stelle 
das  Recht,  welches  er  wegen  seines  privati  und  dominii  directi  an  B  or- 
keloe  praetendierte,  zur  Judicatur  der  Mediatoren^  wegen  der  Superiorität 
aber  könne  er  nicht  nachgeben.  Der  Kaiser  und  die  Reichsstände  wären 
verpflichtet,  nichts  vom  Reiche  zu  alienieren.  Die  K.Brandenburgischen 
antworten,  jene  gingen  auf  die  Art  wieder  zurück,  und  weisen  nach,  dass 
die  Remonstration,  vom  Reiche  dürfe  nichts  alieniert  werden,  in  gegen- 
wärtigem Fall  keine  Statt  haben  dürfte. 

31.  März  wird  das  von  Beverning  Tags  zuvor  communicierte  Pro- 31. März, 
j  ect  allen  Interponenten  mitgetheilt '). 

1.  April.  Nachmittags  halb  4  Uhr  schicken  die  Münsterschen,  1.  April, 
welche  vorher  mit  den  K.Mainz-,  Cöln-  und  Pfalz-Neuburgischen 
eine  Zusammenkunft  gehalten,  ihre  Resolution')  auf  das  Project  ein. 
Schwerin  und  Blas  peil  referieren  darauf  sofort  dem  Kf.  und  dieser 
befiehlt  ihnen,  zu  den  Münsterschen  und  auch  zu  den  anderen  zu  gehen 
und  ihnen  anzuzeigen,  dass  auf  solche  Art  zurück  werde  tractiert  werden, 
weil  man  vorher  die  Restitution  von  Borkeloe  nicht  difficultiert ,  jetzt 
aber  vom  Sequester  rede  und  der  Renunciation  des  prätendierten  Rechtes 
sich  gern  entziehen  wolle,  Kf.  besorge,  wenn  Beverning  solches  Project 
sehen  würde,  würde  er  sofort  die  Tractaten  abrumpieren.  Die  Münster- 
schen remonstrieren,  der  Bischof  hätte  sich  noch  nie  zur  Restitution  von 
Borkeloe  erklärt,  das  Sequester  hätte  v.  Jena  ins  Mittel  gebracht,  von 
dem  alle  Projecte  aufgesetzt  wären.  Sie  fahren  dann  zu  den  anderen  Ab- 
gesandten, finden  dort  auch  He  im  bürg,  der  jenen  ebendergleichen  vor- 
gehalten, endlich  wird  beschlossen^),  die  K.Brandenburgischen  sollten 
aufsetzen ,  wie  es  einzurichten  *), 


1)  Die  MuDsterschen  Gesandten  berichten  ao  den  Bischof  (d.  Cleve  30.  März 
1666),  sie  hätten  diesen  Morgen  die  K.Mainz-,  K.G5ln- nnd  Neubargischen 
Qesandten  besacbt,  dieselben  aber  wegen  der  Aenssening  des  Kf.,  es  werde  von 
dem  Haagischen  Project  nichts  abzuhandeln,  auch  kein  Stillstand  za  erhalten 
sein ,  fast  kleinmüthig  gefunden ,  so  dass  sie  sie  hätten  animieren  müssen.  Nach- 
mittags hatten  sich  dieselben  bei  ihnen  eingefunden  nnd  erklärt,  weil  sie  wegen 
Borkelo  weder  zu  einem  Compromiss  noch  Sequester  Hoffnung  hätten,  wenig- 
stens sich  auf  das  ausserste  bemühen  zu  wollen,  Interesse  imperii  zu  salvieren, 
morgen  werde  Beverning  ein  Project  vorlegen. 

>)  8.  den  Inhalt  desselben  Urk.  u.  Akt  II  S.  390. 

')  S.  Urk.  und  Akt  II  S.  390f. 

*)  ebendas.  8.  392. 

^)  Die  Münsterschen  klagen  in  ihrer  Relation  vom  I.April  darüber,  dass 


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714  11.    Der  MdoBtereche  Krieg. 

2.  April.  2.  April  deliberiert  Ef.  im  Rath,  wie  das  Project  einzorichteo,  es 

wird  beschlossen,  dass  der  Artikel  von  Borkeloe  so,  wie  er  mit  Friqoet 
im  Haag  abgeredet,  inseriert  werden  sollte,  Blas  peil  adjustiert  so  das 
Project,  indessen  föhrt  Schwerin  zu  dem  Kaiserlichen  nod  Fran* 
zösischen  Gesandten  und  ersucht  sie,  bei  beiden  Theilen  gute  Officia 
za  prästieren,  welches  sie  anch  yersprechen,  der  Kaiserliche  aber 
bittet  sehr,  dem  Bischof  die  Rennnciation  nicht  anznmnthen.  BI.  begiebt 
sich  darauf  zu  Beverning  and  zeigt  ihm  das  Project,  derselbe  verlangt 
verschiedene  Aendernngen,  vornehmlich  dass  der  mit  Friqoet  abgehan* 
delte  Artikel  aasgelassen  and  der  vorher  inserierte  übergeben  and  dann, 
dass  eine  gewisse  Zahl  genannt  werden  sollte,  über  welche  hinans  der  Bischof 
nicht  Volk  halten  sollte.  Kf.  befiehlt  ihm  hiernnter  seinen  Willen  zo  thon, 
das  Project  wird  so  abgeschrieben^).  Schwerin  and  Blaspeil  fahren 
zn  den  Kar-  and  Fürstlichen  Oesandten  nad  daan  za  den  Münsterschen, 
theilen  ihnen  das  Project  mit  and  recommendieren  ihnen  die  Sache,  die 
Münsterschen  erbieten  sich,  falls  dasselbe  mit  ihrer  Instruktion  nicht 
übereinstimme,  wollte  einer  von  ihnen  zum  Bischof  reisen  und  andere  In- 
struktion befördern. 

3.  April.         3.  April  hat  Kf.  die  K.Mainz-   und   Gölnischen  Gesandten   zur 

Tafel,  nach  dem  Essen  redet  er  mit  ihnen  beweglich  wegen  des  Friedens; 
von  den  Münsterschen  erfolgt  noch  keine  Resolution  auf  das  Project, 
sie  sind  bis  zum  sp&ten  Abend  bei  dem  Kaiserlichen  Gesandten. 

4.  April.         ^'  April   erfährt  Kf.   von   Beverning,   dass    die   Münsterschen 

schon  vorigen  Tages  ihre  Resolution  eingebracht,  schickt  darauf  zu  den 
sämtlichen  Kur-  und  Fürstlichen  und  lässt  um  Communication  derselben 
bitten.  Die  K. Mainzischen  lassen  darauf  sagen,  sie  hätten  die  Reso- 
lution erhalten,  dieselbe  sei  aber  so  eingerichtet,  dass  sie  unter  sich  dar- 
über conferieren  müssten;  sie  hätten  das  ganze  Werk  voller  Schwierigkeit 


sehr  in  sie  gedrungen  werde,  die  K.Braodenbargisohen  hätten  ihnen  erklärt,  sie 
därften  sich  auf  die  übrigen  Mediatoren  nicht  viel  verlassen,  von  denen  keiner 
ihretwegen  den  Degen  ziehen  werde.  Sohmising  berichtet  an  demselben 
Tage  über  eine  Unterredung  mit  Graf  Fürstenberg,  welcher  ihm  in  Aussicht 
stellt,  dass  Frankreich,  wenn  der  Bischof  Wort  halte  (s.  Urk.  u.  Akt  n  S.  378), 
demselben  später  bot  Wiedererlangung  Borkelos  verhelfen  werde,  doch  siisstraot 
er  Furstenberg.  Der  Bischof  erwidert  darauf  (d.  Monster  6.  April  1666),  der 
Bericht  seines  ans  Frankreich  zurückgekehrten  O.Wachtmeisters  v.  Haubtts 
stimme  in  der  Hauptsache  mit  Färstenbergs  Erklärungen  überein,  er  sehe  daher 
nicht  ein,  wie  von  ihm  auf  Benunoiation  seiner  rechtmässigen  Präteosionen  be- 
standen werden  könnte,  sie  sollten  diesen  Funkt  durch  Interposition  des  fran- 
zösischen Gesandten  so  einrichten,  dass  ihm  dadurch  nicht  in  perpetunm  prä- 
judiciert  werde.  Auch  er  glaubt  übrigens,  dass  Furstenberg  von  eigennütziges 
Motiven  und  nicht  von  Interesse  für  ihn  geleitet  werde,  und  will  daher,  falls 
die  Verhandlung  nicht  bald  zum  Schlnss  kommt,  wieder  jemand  von  den  Sei- 
nigen nach  Paris  schicken  and  dort  sein  Interesse  poussieren  lassen. 
0  Den  Inhalt  desselben  s.  Urk.  n.  Akt.  II  S.  394. 


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FriedensverhaiidloogeD  io  Clefe.  715 

befunden,  die  Müdsterscben  erklärten,  sie  könnten  nicht  weiter  geben, 
wenn  man  mebr  Ton  ihnen  begehrte,  müsste  einer  nach  Münster  sich  be- 
geben. Die  K.Mainziscben  klagen  über  Bevernings^)  harte  Reden,  man 
wollte  den  ülänsterschen  mores  lehren,  and  erklärten,  wenn  Kf.  nicht 
dazukäme,  zweifelten  sie,  dass  es  in  ihren  Kräften  sein  würde,  denn  ihre 
bisherigen  Operationes  hätten  solche  Gewalt  nicht  erwiesen. 

Baron  de  Ooes  hat  um  8  Uhr  beim  Ef.  Audienz  und  überlegt  mit 
ihm,  wie  das  Werk  weiter  anzugreifen,  kommt  darauf  zu  Schwerin  und 
Blaspeil  und  erklärt,  mit  der  Renunciation  sei  nicht  fortzukommen,  das 
Fri quetsche  Project  müsse  bleiben,  sie  wollten  sämtlich  den  Bischof 
dazu  disponieren,  er  schlägt  eine  Zusammenkunft  aller  Gesandtschaften 
in  seinem  Hause  vor.  Zu  Mittag  hat  Kf.  die  Münsterschen  und  Neubur- 
gischen Gesandten  bei  sich.  Nachmittag  5  Uhr  deutet  Kf.  Schwerin  in 
Gegenwart  Beyernings  an,  dass  derselbe  von  dem  Friquetschen  Pro- 
ject nichts  wissen  wolle,  er  nebst  Blaspeil  sollten  zu  den  bei  dem  Kaiser- 
lichen versammelten  Gesandten  gehen  und  ihnen  dieses  anzeigen,  dem  Bi- 
schof könne  das  jns  directi  dominii  bleiben,  aber  auf  die  Snperiorität  müsse 
er  renuntüeren,  doch  salvo  jure  imperii,  imperatoris  et  cnjuscumque,  es 
müsse  anch  ein  certus  numerus  militum,  über^  welchen  der  Bischof  nicht 
schreiten  dürfte,  genannt  werden.  Jene  beschweren  sich,  dass  auf  diese 
Art  zurücktraktiert  und  allerhand  Difficultäten  gemacht  wurden,  nehmen 
jedoch  an,  desfalls  ein  Project  aufzusetzen  nnd  mit  den  Münsterschen 
zu  reden. 

5.  April.   Vormittags  conferieren  die  Münsterschen  mit  dem  Kai-  5. April, 
serlichen  nnd  den  anderen  Kur-  nnd  Fürstlichen  Gesandten,  Nachmittags 

um  2  kommen  sie  wieder  zusammen,  auch  die  K. Brandenburgischen 
kommen  dazu,  es  wird  diesen  ein  aufgesetztes  Project')  mitgetheilt,  nach- 
dem dieselben  darauf  einen  Abtritt  genommen,  zeigen  sie  sofort  einige  Mängel 
an  und  es  wird  lange  darüber  conferiert.  Darauf  begeben  sie  sich  zu  Be- 
verning,  tragen  ihm  alles  vor  und  reden  ihm  vornehmlich  zu,  sich  das 
Haagische  Project  belieben  zu  lassen,  er  will  sich  aber  dazu  nicht  ver- 
stehen nnd  ist  demnach  in  seiner  Gegenwart  wegen  Borkelo  etwas  an- 
deres concipiert,  solches  von  ihm  beliebt  und  darauf  sämtlichen  Gesandten 
zugeschickt  worden,  auch  wegen  Abdankung  der  Völker  bleibt  Bever- 
ning  fest  dabei,  dass  eine  Zahl  genannt  werde*). 

6.  April  kommt  Baron  de  Goes  zu  Schwerin  und  stellt  ihm  viele  6.  April, 
rationes   vor,   warum  Kf.   nicht  in  den  Punkt  wegen  Benennung  einer  ge- 
wissen Anzahl  der  Völker  einwilligen  sollte,  um  7  Uhr  referieren  Schwerin 

nnd  Blas  peil  dem  Kf.  davon  in  vollem  Rath.    Darauf  wird  in  dem  von 


0  S.  auch  Urk.  a.  Akt.  II  S.  394  desseo  Aeasseraogeu  über  Fürsten- 
berg. 

>)  S.  Urk.  0.  Akt  II  8.398. 

^  VgL  Bevernings  Reiatioo  an  die  O.Staaten  vom  5.  April  (Aitzema  V 
8. 1021). 


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716  11-    I^or  Mänstersche  Krieg. 

Blaspeil  abgefassten  Projeot  der  Punkt  wegen  Borkeloe  and  Abdankung 
der  Völker  etwas*  geändert  ond  sie  begeben  sich  darauf  zu  Beverning. 
Derselbe  erklärt  sieb  wegen  des  Punktes  über  Borkeloe  wohl,  aber 
wegen  Abdankung  der  Völker  verlangt  er  durchaus,  dass  der  Bischof  nur 
3000  Mann  behalten  dürfe.  Sie  fahren  darauf  zu  den  MünsterBchen 
und  reden  deswegen  mit  ihnen,  diese  erklären  aber  rotunde,  dass  der 
Bischof  keine  Zahl  leiden  würde.  Sie  begeben  sich  darauf  zu  dem  Kaiser- 
lichen Gesandten,  wo  sie  auch  die  anderen  finden,  übergeben  ihnen  2Ar- 
tikul ')  wegen  Borkeloe  und  Abdankung  der  Völker.  Nachmittags  schickt  Kf. 
Schwerin  undBlaspeil  wieder  zuBeverning,  als  dieselben  sich  aber 
dorthin  begeben  wollen,  erhalten  sie  ein  Schreiben  von  de  Ooes,  dass 
sie  sämtlich  eine  Deputation  an  Beverning  schicken  und  ihn  zu  anderen 
Oedanken  zu  disponieren  suchen  wollten.  Beyerning  bat  aber  solche  An- 
spräche  auf  den  folgenden  Tag  differiert,  kommt  Nachmittag  zu  Kf.  und 
zeigt  ao,  er  hätte  Schreiben  ans  dem  Haag  erhalten,  könnte  danach  dasje- 
nige, was  er  bereits  eingewilligt,  nicht  annehmen,  wenn  die  Münsterschen 
nicht  bald  zur  Sache  thäten,  müsste  er  sich  zurückbegeben  und  würde 
der  Staat  die  feindlichen  Actiones  wider  den  Bischof  wieder  fomehmen. 
Dieses  wird  darauf  dem  Kaiserlichen  Gesandten  angezeigt  und  ihm  zo* 
gleich  das  dritte  Project  mitgetheilt 
T.April.  7.  April  kommt  Beverning,  nachdem  die  anderen  Gesandten  bei 
ihm  gewesen >},  zu  Kf.  und  berichtet,  was  sie  untereinander  geredet  und 
dass  der  Punkt  wegen  Borkeloe  wohl  seine  Richtigkeit  haben  würde, 
80  viel  den  Staat  anginge,  allein  er  hätte  vorgeschlagen,  sie  sollten  sich 
zugleich  mit  dem  Grafen  von  Stirum  vergleichen,  wobei  er  selber  Unter- 
händler sein  wollte,  hat  auch  ein  Project  wegen  Abdankung  der  Völker 
aufgesetzt  und  anstatt  früher  auf  3000,  jetzt  auf  2000  bestanden.  Nach- 
mittag begeben  sich  darauf  Schwerin  und  Blaspeil  in  die  Versamm- 
lung sämtlicher  Interponenien ,  theilen  den  Artikel  wegen  Abdankung  der 
Völker,  wie  Beverning  ihn  einzurichten  begehrt,  mit,  es  wird  darüber 
lange  deliberiert,  dann  auch  die  Münsterschen  hinzugerufen,  endlich 
nach  7  Uhr  wird  beschlossen,  dass  diese  zwar  hiervon  nichts  ver- 
versprechen  könnten,  es  sollte  aber  einer  von  ihnen  zu  dem  Bischof  reisen 
und  versuchen,  ob  sich  derselbe  dazu  verstehen  wollte.  Alle  bitten 
Schwerin  und  Blaspeil,  sie  möchten  am  nächsten  Tage  noch  vor  Ab- 
fahrt des  Münsterschen  bei  Beverning  versuchen,  ob  er  nicht  in  Re- 
spect  des  Kaisers  und  sämtlicher  Interessenten  inbetreff  dieses  Punktes 
ein  Temperament  zulassen  wollte,  sie  wollten  sämtlich  dem  Staat  ver- 
sprechen, dass  der  Bischof  nicht  mehr  Völker  halten  sollte.  Hiervon  wird 
dem  Kf.  Relation  abgestattet  und  er  befiehlt,  ein  Schreiben  an  den   Bi* 


0  S.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  400f. 

*)  S.   Urk.  Q.   Akt  n   S.  401   und   Bevernings   Relation   vom   8.  April 
(Aitzema  V  S. 


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FriedensverhaodlQOgeD  io  Gleve.  717 

schof  mitzugeben,  worin  derselbe   ermahnt  werde,   auf  das   Project  ein* 
zogehen. 

8.  April  am  6  Uhr  kommen  Schwerin  nnd  Blaspeil  zn  Bevor-  S.April. 
ning  und  versuchen  ihn  zum  Eingehen  auf  jenes  Temperament  zu  bewegen, 
aber  vergeblich.  Sie  hinterbringen  darauf  den  Münsterschen  solche 
Resolution,  welche  sehr  bestürzt  darüber  sind,  jedoch  bei  ihrer  Meinung 
bleiben,  dass  Wiedenbrnck  nach  Münster  sollte,  es  wird  ihnen  die  Höx- 
terische Sache  recommendiert  um  8  Uhr  wird  dem  Kf.  Relation  davon 
gethan,  bald  darauf  giebt  derselbe  den  zwei  Hannoverschen  Abge- 
sandten Grote  nnd  Hüge^  Audienz. 

Nach  des  Münsterschen  Abreise  ist  in  den  Traktaten  nichts  vor- 
gefallen, 15.  April  kehrt  derselbe  wieder  zurück,  16.  April  früh  um  15. April. 
7  Uhr  haben  er  und  Schmising  Audienz  beim  Kf.  und  hinterbringen  die  16. April. 
Erklärung  des  Bischofs^};  Rf.  schickt  darauf  Schwerin  nnd  Blas  peil 
zunächst  zn  ihnen,  sie  wiederholen  denselben  gegenüber  die  bei  Kf.  abgelegte 
Proposition  und  machen  noch  einige  andere  Erinnerungen.  Dann  begeben 
sich  Schw.  und  Bl.  zu  Beveruing  und  bringen  ihm  die  Temperamenta 
der  Münsterschen  vor'),  dass  entweder  der  Bischof  so  und  so  viel  Volk 
abdanken,  oder  dass  derselbe  gegen  den  Kaiser  und  alle  Kur-  und  Fürsten, 
welche  sich  interponierten ,  schriftlich  erklären  sollte,  er  wollte  nicht  mehr 
Volk  halten,  als  die  benannte  Zahl  mit  sich  brächte,  und  dass  dieselben 
solches  dem  Staat  wieder  versichern  könnten.  Beverning  aber  schlägt 
alle  Temperamenta  rotunde  ab  und  bethenert,  wenn  es  nicht  bei  dem  Auf- 
satz bliebe,  müsse  er  sofort  Abschied  nehmen.  Schw.  und  Bl.  begeben 
sich  darauf  zu  dem  Kaiserlichen  Gesandten,  wo  sie  auch  die  übrigen 
Gesandten,  auch  die  Münsterschen  finden,  theilen  ihnen  alles  mit  und 
bitten,  weil  es  nur  auf  eine  Formalität  ankomme,  so  möchte  der  Bischof, 
nachdem  er  schon  soweit  gegangen,  sich  auch  hierunter  begreifen.  Die 
Münsterschen  nehmen  einen  Abtritt  und  erklären  dann,  sie  wollten  es 
den  sämtlichen  Mediatoren  in  die  Hände  stellen;  diese  machen  endlich  ein 
Project,  worin  die  Worte  gesetzt  werden :  „weil  der  Bischof  urtheile,  dass 
er  mit  so  vielem  Volk  ausreichen  könne,  so  verspreche  er,  dass  er  nicht 
mehr  halten  wolle. *^  Nachmittag  lässt  Kf.  Beverning  zn  sich  rufen,  mit 
dem  auch  H.  Amerung  kommt,  und  redet  mit  ihnen  von  diesem  Project, 
bringt  es  aber  nicht  weiter,  als  dass  statt  Dominus  episcopns  Domini  me- 


0  S.  oben  S.  710. 

*)  Sie  überbriogen  zugleich  ein  Schreiben  des  Bischofs  an  Kf.  (d.  Münster 
12.  April  1666),  in  welchem  derselbe  erklart,  dass  er  im  übrigen  die  vorgesohla- 
genen  Bedingungen  annehmen  wolle,  nar  darauf»  dass  ihm  wegen  Besetiong  sei- 
ner Garnisonen  Ziel  und  Mass  gesetzt  und  sogar  in  der  Zahl  praacribiert  wer- 
den solle,  könne  er  nicht  eingehen,  nnd  er  bittet  Kf.,  ^diese  nachtheilige  Be- 
schwernus  ans  dem  Wege  zn  räumen *'. 

'i  8,  AitzemaV  S.  1022,  wo  jedoch  diese  Verhandlangen  ungenau  dar- 
gestellt sind. 


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718  11.    Der  Mansterache  Krieg. 

diatores  gesetzt  werdeo.  Sohw.  aod  Bl.  berichten  darauf  davon  den  an- 
deren Gesandten  und  diese  erklären  endlich,  damit  zufrieden  sein  zu  wollen, 
bitten  aber,  Beverning  zuzureden,  dass  auch  des  Bischofs  gedacht  werde, 
doch  geht  dieser  nicht  darauf  ein. 

17. April.  17.  April  früh  um  7  Uhr  kommt  der  Luneburgisch^Zellisclie 
Gesandte^)  zu  Schwerin  und  bittet,  weil  die  Sachen  abgethan,  so  mdcbte 
man  auch  seines  Herrn  Interessen^  insonderheit  wegen  der  Stadt  Höxter, 
in  Acht  nehmen,  bald  darauf  kommt  auch  Beverning  und  geht,  was  er 
Tags  vorher  difficultiert,  ein,  dass  post  verba  Domini  mediatores  judieaat 
auch  D.  episcopus  gesetzt  werde,  welches  dann  sofort  den  übrigen  Ge- 
sandten zu  wissen  gethan  wird,  Blaspeil  begiebt  sich  dann  zu  deo 
Münsterschen  und  geht  mit  ihnen  die  Erinnerungen,  welche  Beverning 
am  vorigen  Tage  gemacht,  durch. 

Der  Kaiserliche  Gesandte  kommt  zu  Schwerin  und  macht  Diffi- 
cultäten*),  dass  der  französische  Gesandte  namens  seines  Königs  den 
Tractat  mit  unterzeichnen  sollte,  weil  derselbe  nichts  bei  der  Sache  gethan, 
redet  weiter  de  ordine  der  Unterschreibung  und  verlangt  auch,  daae  der 
Lüneb.-Zellische  erklären  möchte,  dass  sie  abdanken  wollten.  Danutf 
kommt  auch  der  französische  Gesandte  zu  Schw.  und  erinnert  einiget 
bei  dem  Aufsatz.  DerKf.,  nachdem  ihm  Schw.  von  allem  Relation  gethan, 
lässt  dem  Kaiserlichen  remonstrieren,  dass  man  den  König  von  Frank- 
reich wegen  der  Mediation  und  Subscription  nicht  ausschllessen  könnte, 
weil  derselbe  sowohl  im  Haag  als  auch  hier  das  Werk  mit  befördert,  dazu 
stände  dem  Staat  als  Prinoipalen  frei,  zu  Mediatoren  zu  gebrauchen,  wen 
sie  wollten.  Am  Abend  kommt  de  Goes  zum  Kf.  und  doliert  noch  ein- 
mal deswegen,  Kf.  aber  redet  ihm  zu  und  verspricht,  wenn  ihm  desfalls 
vom  Kaiser  verwiesen  werden  sollte,  ihn  zu  vertreten. 

18.April.  IS*  April*)  morgens  haben  Schwerin  und  Blaspeil  das  neu  ab- 
geschriebene Project  collationiert,  und  weil  der  Kaiserliche  Geeaodta 
hingekommen  und  wegen  der  Ordnung  der  Unterschreibung  mit  ihnen  ge- 
redet, haben  sie  ihm  2  Exemplare  zugestellt.  Abends  kommt  de  Ooes 
zum  Kf.  und  berichtet,  dass  die  Fürstlichen  sich  weigerten,  mehr  als  einen 


>)  L.  Müller. 

^  Vgl.  Aitsema  V  8.1031. 

^  Die  Monstersohen  Gesandten  melden  dem  Bischof  an  diesem  Tage, 
sie  konnten  noch  nichts  Schliessliches  berichten,  da  fast  taglich  in  den  Ver- 
bandinngen  neue  Verändeningen  vorfielen.  Es  sei  verglichen  worden,  daaa  die 
Ratification  innerhalb  14  Tagen  nach  der  Unterzeichnang  des  Friedens  und  die 
Exanctoration  15  Tage  nach  der  EUtification  erfolgen  solle,  inbetreff  der  Gar- 
nisonen sei  dnreh  sonderliehe  Dezteritat  für  den  Bischof  die  Zahl  3000  und  das 
Judicium  necessitatis  erwirkt  worden,  im  übrigen  hätten  die  in  dem  Projeot  be- 
findlichen Punkte  propter  morosam  ipsius  Bevemingh  contradictionem  fast  un- 
verändert bleiben  müssen.  Da  die  UnterBeichnung  heute  oder  morgen  stattfinden 
werde  und  die  leidige  Oontagion  auch  hier  einreisse,  so  bitten  sie  um  die  od 
thigen  Geldmittel,  um  bald  abreisen  zu  können. 


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FnedenaverbfiDdloogeD  io  Gleve.  719 

Yoo  jedem  Korfiirsten  vor  sich  schreiben  za  lassen,  Kf.  aber  antwortet, 
das«  er  in  solcher  Sache  kein  Temperament  zulassen  würde. 

19.  April.  Kf.  schiekt  zu  den  Holländischen  und  Münster- 19. April, 
sehen  Gesandten  nnd  l&sst  sie  auffordern,  hinaufzukommen  und  in  seiner 
Gegenwart  zu  unterschreiben.  Indessen  hat  sich  der  Lüneb. -Zellische 
angegeben  und  begehrt,  dass  ehe  die  Subscription  geschehe,  auch  ihre 
Sache  abgethan  werden  möchte.  Schw.  und  Bl.  haben  demnach  bald 
mit  den  Münsterschen  bald  mit  den  Lüneburgischen  aus  der  Sache 
geredet  und  ist  endlich  ein  Project')  beliebt  worden.  Hierauf  wird  das 
Instrumentum  publice  durch  den  Notar  Sturm  verlesen,  und  weil  H.  Be- 
yer ning  in  Art  4  die  Worte  post  praedictum  diem  für  hineingeschoben 
gehalten  und  sich  nicht  erinnern  wollen,  dass  solche  mit  seinem  Belieben 
hineingesetzt,  so  hat  der  Bogen  wieder  umgeschrieben  werden  müssen, 
darauf  sie  dann  allerseits  unterschrieben'),  zugleich  haben  auch  die  Mtin- 


0  Nachdem  die  Herzoge  Georg  Wilhelm  aod  Ernst  August  ursprüng- 
lich sehr  weit  gehende  Forderungen  wegen  von  dem  Bischof  zn  leistender  Sa- 
tiafaction  und  Friedeosbürgschaft  gestellt,  damit  aber  abgewiesen  worden  waren 
(s.  Kdoher  I  8.453.  670ff.),  hatte  ihr  Vertreter  L.  MfiUer  am  1.  April  und 
dann  wiederum  am  15.  April  beantragt,  dass  auch  folgende  3  Punkte  in  dem 
Friedensschlnss  bedungen  wurden:  1)  wegen  Höxter,  2)  wegen  friedlichen  Ana- 
ffleichs  der  Streitigkeiten,  3)  Empfehlung  der  Interessen  des  Grafen  Waldeck. 
In  dem  zwischen  den  Münsterschen  und  Braunsohweigischen  Gesandten  verein- 
barten, auch  am  8./ 18.  April  onterzeichneten  Recess  (Aitzema  V  S.  1029;  s. 
Alpen  I  S.  735),  wird  abgemacht:  1)  jetzige  oder  spätere  Streitigkeiten  zwischen 
dem  Stift  Munster  und  dem  Brannschweigischen  Hause  oder  dem  Stift 
Osnabrück  sollen  nur  auf  gütlichem  oder  rechtlichem  Wege  ausgemacht 
werden,  2)  die  Stadt  Höxter  verspricht  der  Bisehof  in  politiois  und  eoelesiasti- 
eis  in  den  Stand,  in  welchen  sie  duroh  das  lostr.  Paeis  und  den  Arctior  modus 
exequendi  gesetzt  ist,  zu  restituieren.  Die  Münsterschen  erklären  femer,  das« 
sie  verlangt  haben,  dass  die  braunschw.  Herzoge  ihre  Truppen  abdanken  sollten, 
der  Gellische,  dass  er  zwar  deswegen  keine  Instruotion  habe,  aber  nicht  zweifle, 
es  wurde  bei  seinen  Herren  Principalen  solche  Meinung  haben.  Die  Herzoge 
Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  aber  erklärten  (d.  Hoya  19./29.  April 
1666)  diesen  Recess  für  unzureiehend  nnd  verweigerten  dessen  Ratification. 

*)  Dass  die  Münsterschen  sich  zum  Abschluss  verstanden,  geschah  eigent- 
lich gegen  den  Willen  des  Bischofs,  welcher  durch  die  Ankunft  des  englischen 
Gesandten  Temple  (s.  u.)  wieder  sehwankend  gemacht  sie  am  19.  April  an- 
wies, es  dahin  zu  bringen,  dass  der  Schluss  bis  zu  dessen  Ankunft  in  Cleve 
verschoben,  und  dass  dort  auch  zugleich  Unteriiandlungen  zwischen  England 
und  Holland  angeknüpft  wurden.  Die  Gesandten  erwidern  darauf,  20.  April, 
es  werde  zu  spät  sein,  dass  Temple  herkomme,  da  schon  gestern  die  Unter- 
zeichnung stattgefunden  habe.  An  demselben  Tage  aber  schreibt  ihnen  der 
Bischof,  auch  der  K5nig  von  England  müsse  zur  Garantie  mit  hinzugezogen 
werden,  er  hofie,  dass  sie  die  Sache  im  vorigen  Stand  erhalten  hätten,  um  so 
mehr,  da  er  sich  ratione  temporis  ratificationis  et  ezauctorationis  noch  nicht 
erklärt  hätte,   falls  es  aber  doch  schon  zum  Schluss  gekommen  sei,  sollten  sie 


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720  11*    ^^^  MaoBteracbe  Krieg. 

8t er-  and  Lüneborgischeo  das  anter  ihnen  beliebte  Projeci  anter- 
schrieben  and  haben  sich  daranf  allerseits  grataliert,  Kf.  hat  sie  sar  Tafel 
bei  sich  behalten.  Nachmittags  erhebt  der  Kaiserliche  weitere  Remon- 
strationen wegen  der  bei  der  Unterschreibnng  einznhaltenden  Reihenfolge, 
wird  aber  vom  Kf.  abgewiesen. 
20.  April.  20.  April  vollzieht  anch  der  Kaiserliche,  nachdem  er  noch  einige 
Schwierigkeiten  gemacht,  and  ebenso  die  Fürstlichen  Gesandten  die  Unter- 
schrift. 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.     D.  Cleff 
22.  April  1666. 

[Ankunft  Temples,  EinschliessaDg  Englands  in  den  Friedenstraktat,  Kf.  ist  be- 
reit, die  Anknüpfung  von  Unterhandlungen  zwischen  England  und  Holland 

zu  befordern.] 

22.  April.  Er  hat  hente  von  den  Abgesandten  des  Bischofs  erfahren,  dass  ein 
englischer  Oesandter^  sich  bei  demselben  eingefunden,  am  an  den 
Traktaten  Theil  zu  nehmen,  zugleich  auch  um  wegen  des  Friedens  swischen 
England  und  Holland  zu  verhandeln.  Da  der  Friede  inzwischen  schon 
zum  Schluss  gebracht  und  keine  Möglichkeit  gewesen  ist,  die  Traktaten 
länger  zu  trainieren,  so  muss  es  schon  bei  dem  nicht  ohne  grosse  und  be- 
schwerliche Mühe  eingerichteten  Traktat  sein  Bewenden  haben,  weil  aber 
in  demselben  ausdrücklich  vorbehalten  ist,  dass  diejenigen,  welche  sich  inner- 


mit  der  Subscription  oder  Commutation  einhalten  oder  auf  Wege  sinnen,  wie 
der  englische  Gesandte  mit  zu  der  Batification  gezogen  werden  könne,  und  er 
erneuert  am  21.  April  diesen  Befehl  und  das  Verlangen,  dass  dort  auch  Friedens- 
verhandlungen mit  England  angebahnt  wurden,  die  Qesandten  antworten  aber 
am  21.  April,  weder  Bevernlng  noch  alle  anderen  ministri  hatten  glauben 
wollen,  dass  es  England  Ernst  sei,  hier  zu  tractieren,  auch  Kf.  halte  es  für  eine 
englische  feinte  und  meine,  die  englischen  Sachen  seien  so  schwer,  dass  sie  sich 
nicht  so  bald  würden  erledigen  lassen  und  dadurch  der  Münstersohe  Frieden 
nicht  dürfe  aufgehalten  werden.  Sie  hätten  zum  äussersten  aufgehalten,  obwohl 
alle  sie  pressiert  hätten,  wofern  sie  aber  noch  einen  Tag  langer  gezaudert,  so 
wäre  die  Sache  zur  Ruptur  gekommen,  ihre  Hauptinstruction  aber  wäre  gewesen, 
es  dazu  nicht  kommen  zu  lassen.  Der  vom  8./18.  April  datierte  Friedensver- 
trag ist  gedruckt  AitzemaV  S.  102dff.,  Alpen  I  S.  724ff.,  Londorp  IXS.4dlflr., 
Dumont  VI  3  S.  106  ff.  Kf.  richtet  (d.  Cleve  9./19.  April  1666)  ein  Glückwunsch- 
schreiben an  den  Bischof,  worin  er  demselben  dankt,  dass  er  mit  Hintansetzung 
seiner  Farticularinteressen  die  gemeine  Wohlfahrt  und  Sicherheit  solchergestalt 
habe  befördern  wollen. 

>}  William  Temple.  Ueber  diese  Sendung  desselben,  welche  den  Zweck 
hatte,  den  Bischof  vom  Abschluss  des  Friedens  abzuhalten,  s.  Tempi  es  Bericht 
an  seinen  Vater  vom  10.  Mai  1666  und  dessen  weitere  Correspondenz  bei  Wiens 
S.  128  ff.,  s.  auch  Alpen  I  S.  721  ff. 


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W.  Temple  in  Monster.  721 

halb  3  Monaten  nach  dem  Schlass  angeben  möchten,  in  diesen  Frieden  mit 
comprehendiert  werden  sollten,  so  steht  dem  Bischof  frei,  ratione  inclosionis 
et  goarantiae  nach  Anweisung  des  Traktats  zu  resolvieren,  was  ihm  ge- 
fällig nnd  er  seinem  Interesse  gemäss  erachtet.  Kf.  ist  erfrect,  dass  der 
englische  Gesandte  InclinatioD  bezeuge,  wegen  des  Friedens  zwischen  Eng- 
land und  den  Vereinigten  Niederlanden  zu  handeln,  zumal  da  auch  Be- 
verning  ihm  versichert  hat,  dass  der  Staat  nichts  höher  wünsche,  als 
Occasion  zu  finden,  um  wegen  dieses  Friedens  mit  den  Englischen  zu 
conferieren.  Wenn  der  englische  Abgeordnete  dazu  beordert  wäre,  würde 
es  sich  nicht  übel  schicken,  dass  bei  Auswechslung  der  Ratificationen  an 
diesem  Ort  davon  geredet  würde,  Kf.  will  dann  die  Staaten  ersuchen,  dazu 
jemand  hieher  zu  schicken.  Er  sendet  für  Temple  einen  Pass  und  er- 
bietet sich,  zu  einem  so  heilsamen  Werk  alle  möglichen  Officia  anzuwenden 
und  jemand  der  Seinigen  deswegen  nach  England  abzuschicken. 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.     D.  Cleflf ' 
25.  April  1666. 

[ErktäruDg  der  Holländer.     Bitte  nm  nähere  Nachricht  über  die  Aufträge  des 

engliBcheD  Gesandten.] 

Er  hat  aus  dem  Haag,  wohin  er  Nachricht  ?on  der  Ankunft  Temple '825.  April, 
gegeben,  die  Antwort  erhalten,  dass  der  Staat  mit  Frankreich  und  Däne- 
mark so  fest  verbunden  wäre,  dass  ihnen  keine  Proposition  oder  Ouvertüre 
wegen  des  Friedens  geschehen  könnte,  die  nicht  zugleich  an  diese  Kronen 
und  deren  ministros  gebracht  werden  müsste,  sie  haben  daher  begehrt,  er 
möchte,  was  desfalls  an  ihn  komme,  nicht  allein  dem  Staat>  sondern  auch 
den  bei  ihm  befindlichen  mioistris  dieser  Kronen  mittheilen.  Er  bittet  um 
Nachricht,  was  etwa  des  Englischen  Abgesandten  Instruktion  nnd  Voll- 
macht über  dieses  Werk  sein  möchte,  er  ist  bereit,  alle  möglichen  Officia 
zu  Beförderung  der  Sache  ferner  beizutragen. 


Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  den  Kurfürsten. 
D.  Münster  26.  April  1666. 

[Der  englische  Gesandte  hat  zu  Unterhandlungen  mit  Holland  keine  Vollmacht.] 

0  Mit  dem  Friedenswerk  muss  es    sein  Bewenden  haben.    Er  hat  zwar  26.  April, 
gehofft,  es  dahin  zu  bringen,  dass,  wenn  der  englische  Plenipotentiarins 

dazu  gekommen  wäre,   auch  die  Handlung  zwischen  England  und  Hol* 

1  a  n  d  auf  den  Gang  gebracht  werden  würde ;  derselbe  hat  aber  dazu  keine 
schriftliche  Vollmacht  gehabt.  Er  ersucht  Kf.,  wenn  derselbe  jemand  dieses 
Friedens  halber  nach  England  schicke,  solches  nicht  allegieren  zu  lassen, 
damit  der  Gesai^ite  deswegen  nicht  in  angleichen  Verdacht  komme. 

Mater,  t.  QoMh.  d.  O.  Kurfunteu.    XJ.  46 


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722  n.    Der  Mänstersche  Krieg. 

Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Oöln  an  den   Karfttrsten. 
D.  Ltittich  18.  April  1666. 

[KlageD  über  die  Belästigung  seiner  Lande  dnrch  den  Darcbmarsch  der  Tmppea 
des  Kf.  und  über  des  Kf.  drohende  Aensserangen.] 

18. April.  Sowohl  in  dem  polnischen  und  dänischen  Kriege  als  aach  bei 
anderen  nach  getroffenem  teutschen  allgemeinen  Frieden  yorgewesenen 
Unruhen,  auch  in  dem  jüngsten  Münsterschen  Kriege  sind  seine  Stifter 
und  Laude  durch  den  Durchmarsch  der  Truppen  des  Kf.  über  alle  Massen 
hart  bedrängt  und  beschwert  und  in  denselben  so  yerfabren  worden,  al« 
wären  er  und  seine  Lande  dem  Kf.  ganz  und  gar  untergeben.  Ferner  hat, 
wie  ihm  sein  Abgeordneter  Buschmann  berichtet,  Kf.  es  sehr  hoch  em- 
pfunden, dass  einige  von  ihm  zu  Brilon  zu  giessen  bestellte  eiserne  Stücke 
durch  seinen  Landdrosten  zu  Westphalen,  Freih.  v.  Landsberg,  anfge- 
halten  und  nicht  abgefolgt  worden  sind,  und  hat  geäussert,  er  sei  mit  solcher 
Macht  derends  versehen,  dass  er  solche  Stücke,  wenn  er  kein  Absehen 
auf  K.Cöln  trüge,  mit  genügsamer  Sicherheit  woül  abholen  lassen  könnte. 
Nun  wissen  wir  nit,  wie  wir  umb  Ew.  Ld.  solche  harte  Reden 
und  Betrohungen  (die  wir  von  demjenigen,  was  sonsten  gegen  die 
Unserige  bei  dieser  Clevischen  Handlung  Vorgängen,  nichts  anziehen 
wollen)  verdienet,  —  dass  wir  aber  dergleichen  unbilliches  Verfahren 
und  Eigenthätlichkeit  von  Dero  Ofßcieren,  welche  (wie  vorgeben  wird) 
in  Ew.  Ld.  Landen  sich  die  Quartiere  abkaufen  lassen  und  selbige 
in  den  unserigen  gewaltsamblich  genohmen,  werden  Ew.  Ld.  hoffent- 
lich so  wenig  gutheissen,  als  wir  dasselbe  dergestalt  ferner  gestatten 
können,  und  wollen  wir  uns  nit  versehen,  dass  aus  unserm  territorio 
einige  Waffen  und  andere  Kriegsnoth wendigkeiten,  ohne  dass  bei 
uns  vorhero  darumb  einige  Ansuchung  geschehen,  mit  Gewalt  sollen 
abgeholet  werden,  welches  wir  zwam  anjetzo,  da  Ew.  Ld:  mit  mehrer 
Mannschafft  und  anderen  Mittelen  versehen,  geschehen  lassen  messen, 
es  wird  uns  aber  nit  zum  zweiten  Mal  widerfahren,  sondern  seind 
wir  solcher  Freund  und  Alliirten  versichert,  dass  wir  uns  und  un- 
sere Landen  zuversichtlich  wohl  werden  (üv  unbillichen  Gewalt 
schützen  können.  ^ 

Nähere   Auseinandersetzung,   wie   es  sich    mit   den  eisernen  Stückeo 
verhalte. . 


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Beschwerden  E.GöIdb.  723 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.     D.  Cleff 
29.  April  1666. 

[auf  das  Schreiben   yom  18.  April.    Zorückweisnng  der  Vorwurfe,  Klage  aber 
Forstenbergs  Verhalten  bei  den  Friedensverhaodlnngen.] 

Er  hatte  gehofft,  dass  E.Cöln  sich  mit  ihm  über  den  glücklichen 29. April. 
Snccess  der  Münsterschen  Handlung  freaen  and  ihm  für  seine  Bemühungen 
dabei  danken  würde,  statt  dessen  hat  er  vjon  ihm  ein  so  hartes  und  mit 
unleidlichen  Reprochen  nnd  nachdenklichen  Bedräanngen  angefülltes  Schrei- 
ben empfangen,  dass,  wenn  er  nicht  yersichert  wäre,  dass  dasselbe  nicht 
▼on  dem  Kurfürsten  selbst,  sondern  von  solchen  Leuten  herrührte,  die  schon 
längst  gesucht,  die  zwischen  ihnen  beiden  bisher  gepflegte  Frenndschaft 
zu  schwächen,  er  es  gegen  seine  Posterität  für  unverantwortlich  hielte, 
dergleichen  scharfe  Beschuldigungen  auf  sich  sitzen  zu  lassen  und  ein 
solches  Schreiben,  zu  dem  er  gar  keine  Veranlassung  gegeben,  an  sich  zu 
halten. 

Was  die  Durchmärsche  anbetrifft,  so  weiss  K.Cöln,  dass  er  so  viel 
Kriegsvölker  ans  seinen  Kurlanden  hieher  nicht  aus  Lust  oder  Eitelkeit, 
sondern  zu  Beförderung  des  Friedens  und  Sicherheijt  des  Kreises  kommen 
zu  lassen  wider  seinen  Willen  und  mit  seiner  höchsten  Ungclegenheit  ge- 
zwungen worden  sei,  er  hat  denselben  einen  Monat  Sold  mit  auf  den 
Marsch  gegeben  und  ihnen  befohlen,  scharfe  Disciplin  zu  halten,  er  hat 
sich  auch  schon  nnlängst  gegen  K.Cöln  erboten,  den  etwa  von  denselben 
verursachten  Schaden  zu  ersetzen.  Er  hofft,  K.  Cöln  werde  von  ihm  nicht 
mehr  prätendieren  und  keineswegs  gutheissen,  dass  man  nicht  allein  was 
in  dem  polnischen  nnd  dänischen  Kriege  passiert,  wieder  hervorsurhen, 
sondern  ihm  auch  fast  schimpflich  aufrücken  wolle,  dass  seine  Officiere 
sich  von  seinen  Landen  die  Quartiere  abkaufen  Hessen,  solches  würde  er 
den  Seinigen  keineswegs  gestatten,  sondern,  wenn  er  das  geringste  davon 
erfahren  sollte,  es  mit  allem  Ernst  bestrafen. 

Dass  V.  Landsberg  die  von  ihm  gekauften  Stücke  nicht  wolle  ab- 
folgen  lassen,  darüber  hat  er  sich  bei  Buschmann  beklagt  und  durch 
denselben  K.Cöln  bitten  lassen,  an  jenen  wegen  Passierung  der  Stucke 
Ordre  ergehen  zu  lassen. 

Wir  haben  auch  bei  gedachtem  Cantzlern  Buschmann  eine 
solche  Aufrichtigkeit  und  Bescheidenheit  verspürt,  dass  wir  uns  wohl 
versichert  halten,  er  werde  nichts  referirt  haben,  was  zu  Störung 
derer  zwischen  E.  L.  und  uns  alzeit  gepflogenen  Freundschaft  An- 
lass  geben  könnte,  und  werden  E.  L.  uns  hiebei  zutrauen,  dass  wir 
noch  die  Bescheidenheit  gegen  E.  L.  als  unsern  Mitchurfürsten  hier- 
unter gebrauchen  würden,  die  wir  wohl  gegen  weit  geringere  zu  ge- 
brauchen gewohnet,  und  wie  wir  uns  hiebei  keiner  geführten  harten 

46* 


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724  n.    Der  Manstersehe  Erief?. 

Reden  erinnern,  also  können  wir  hiegegen  E.  L.  nicht  bergen,  dass 
wir  dergleichen  bedrohliche  Worte,  als  uns  dieser  Stücke  halber 
zugeschrieben  und  welche  wir  einzig  und  allein  des  Concepts  Angeber 
Unbesonnenheit  und  unzeitigen  Passionen  gegen  uns,  nicht  aber  E.  L. 
zuschreiben,  nicht  zum  zweiten  Male  gewärtig  sein  wollen.  E.  L. 
wissen,  dass  wir  —  zu  verschiedenen  Malen  mit  Ghronen  und  mäch- 
tigen Potentaten  in  offenbare  Kriege  impliciret  worden,  wir  haben 
aber  dabei  alzeit  unsere  Rej)utation  zu  mainteniren  wissen  und  uns 
von  niemandts  zu  nahe  treten  lassen. 

Endlich  können  wir  uns  nicht  besinnen,  was  doch  sonsten  gegen 
E.  L.  Gesandte  allhier  fttrgegangen  sein  möge,  welches  sie  zu  em- 
pfinden oder  davon  E.  L.  so  ungleiche  Rapporten  zu  thun  Ursach  ge- 
habt haben  sollten,  anerwogen  wir  dieselbe  mit  aller  Civilität  und 
guten  Bezeigung  in  Respect  E.  L.  alhie,  soviel  die  schlechte  Gelegen- 
heit dieses  Orts  zugeben  wollen,  empfangen  und  tractiren  lassen,  wie 
sie  dann  uns  auch  desfalls  höflich  bedanket  und  das  geringste  Mes- 
contentement  darüber  nicht  bezeuget,  es  möchte  denn  sein,  dass  man 
sich  vielleicht  besorget,  wir  möchten  E.  L.  hinterbringen,  dass  man ') 
wider  E.  L.  uns  wohl  bekannte  Intention  das  Friedenswerk  lieber 
schwerer  machen  denn  zum  Schluss  befördern  wollen,  gestalt  man 
öffters  mehr  Mühe  mit  ein  Tbeils  mediatorum  als  den  Principalen 
selbst  gehabt.  Wir  können  nunmehr  auch  nicht  umhin,  welches  wir 
sonst  gerne  dissimuliret  hätten,  E.  L.  zu  berichten,  dass  der  Grat 
V.  Fürstenberg  sich  zuweilen  sehr  fremd  und  der  zwischen  E.  L. 
und  uns  gepflogenen  vertraulichen  Freundschaft  ganz  nicht  gemäss 
bezeiget,  ja  uns  gar  mit  E.  L.  Kriegsvölkern  (ausser  allem  Zweifel 
ohne  Dero  Vorbewust  und  wider  Dero  Befehl)  zu  bedrohen  sich  nicht 
gescheuet,  dass  wir  nun  demselben  darauf  aus  einem  rechtmässigen 
Eifer  etwas  hart  geantwortet  haben  mögen,  solches  werden  E.  L.  uns 
hofi'entlich  nicht  übel  deuten,  sondern  vielmehr  besagtem  Grafen  der- 
gleichen Discurse  und  Bedrohungen  ernstlich  verweisen  —  leben  der 
Zuversicht,  E.  L.  werden  diejenigen,  welche  auf  diese  Weise  E.  L. 
und  uns  in  Misshelligkeiten  und  Irrungen  zu  bringen  sich  unterfangen, 
mit  gebührendem  Ernst  ansehen  und  von  uns  keine  widrige  Impres- 
sion fassen,  sondern  sich  vielmehr  unserer  beständigen  Affection 
versichern,  und  verlangen  wir  davon  bei  Zeigern  dieses,  unseren  Edel- 


'}  S.  die  AeasseniDgeD  des  Ef.  über  Fursteoberg  so  Oolbert  Urk.  iL 
Akt.  U  8.891. 


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Beschwerden  des  Ef.  aber  Farstenberg.  725 

mann  Christian  Hempo  v.  Eimbeck,  gewisse  Nachriebt  und  Ant- 
wort zu  empfangen,  damit  wir  daraus,  wie  wir  es  mit  einem  so 
scharfen  Schreiben  zu  halten,  vernehmen  und  uns  darnach  zu  achten 
haben  mögen.  — 


Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Kurfürsten. 
D.  Lüttich  5.  Mai  1666. 

[auf  das  Schreiben  vom  29.  April.    Rechtfertigoog  Furstenbergs.] 

Er  wünscht  mit  Ef.  in  der  biBherigeo  Freundschaft  und  Correspondenz  5.  Mai. 
ferner  zu  leben;  allerdings  sind  seine  Lande  durch  die  Durchmärsche  der 
Truppen  des  Kf.  sehr  beschwert  worden ,  und  wenn  auch  Feldmarschall 
V.  Sparr  bei  der  letzten  Durchführung  gnte  Ordnung  gehalten,  so  sind 
dadurch  doch  viele  Ungelegenheiten  entstanden,  welche  er  jedoch  nicht  so 
hoch  anziehen  will. 

Was  sonsten  unsern  zu  E.  L.  abgeordnet  gewesenen  v.  Für- 
stenberg anbelangt,  ob  sollte  sich  derselbe  einiger  Bedrohungen 
haben  vernehmen  lassen,  haben  wir  aus  dessen  erstatteter  Relation 
nicht  verstanden,  sonsten  aber  wohl,  dass  seine  einesmal  geführte 
Discursen  etwas  übel  auf-  und  angenommen  und  anders,  als  sie  ge- 
meinet gewesen,  ausgedeutet,  dass  nun  ihm  imputirt  und  verwiesen 
werden  wolle,  als  hätte  er  vor  anderen  einige  Erinnerungen  einge- 
wendet, dasselbe  ist  ihm  nicht  zu  verübeln,  weiln  er  in  seiner  In- 
struction ausdrücklich  gehabt,  sich  äusserst  mit  dahin  zu  bearbeiten, 
dass  der  Friede  je  bälder  je  besser  geschlossen  werden  möchte,  bei 
welcher  Occasion  dem  einen  Theil  sowohl  als  dem  anderen  zuge- 
sprochen und  solche  conditiones  vorgeschlagen  werden  müssen,  welche 
beiderseits  acceptirt  und  eingangen  werden  können. 

Die  zu  Brilon  gegossenen  und  angehaltenen  eisernen  Stücke  anlangend, 
glaubt  er  nicht,  dass  dies  eine  Sache  wäre,  die  zu  Schwächung  ihrer  Freund- 
schaft Ursache  sein  solle ;  er  will,  wenn  Ef.  es  wünsche,  demselben  alle  vor- 
handenen Stücke  abfolgen  lassen. 

Im  übrigen  seind  wir  gesichert,  dass  von  unseren  Ministris  keiner 
sei,  der  das  zwischen  £.  L.  und  uns  bis  dahin  gepflogene  gute  Ver- 
trauen zu  schwächen  suche,  sondern  vielmehr  ein  jeder  dasselbe  er- 
halten und  fortpflanzen  zu  helfen  sich  angelegen  sein  lasse,  und 
wollen  E.  L.  uns  sicherlich  glauben,  dass  wir  solches  so  wenig  den 
unserigen  als  anderen  gestatten  und  nachgeben  werden. 


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726  11'    ^^^  Mdnstersche  Krieg. 

Franz  Egon    [v.  Fürstenberg,   Bischof  von    Strassburg]   an 
V,  Canstein.    D.  Lüttich  5.  Mai  1666. 

[BechtfertigQDg  des  Schreibens  K.GoIns,  begütigende  Erkiärangeo.] 

5.  Mai.  Ich  habe  wohl  besorget,   es  würde  etwa  das  yon  hiesigen  H. 

Churf.  Dchl.  an  seinen  gg.  Ghurf.  abgelassene  Schreiben  anders,  als 
die  Intention  gewesen,  ausgedeutet  werden,  indem  man  diesorts  nie- 
malen gesinnet  gewesen,  dasigen  H.  Churf.  im  geringsten  zu  offendiren 
oder  zu  bedrohen,  sondern  hat  obgedachte  S.  L.  gleichwohl  auch 
nicht  vorbeigehen  können  zu  remonstriren,  ob  man  sich  schon  dies- 
orts, sowohl  bei  der  Durehmarche  als  andern  Begebenheiten,  die 
freundvetter-  und  brüderliche  Gorrespondenz  und  Freundschaft  zu  unter- 
halten so  bereit  als  willig  jederzeit  erzeiget,  dennoch  aber  wegen 
einer  so  geringen  Sach  als  die  eiserne  Stück  des  Herrn  Ghurftlrsten 
zu  Brandenburg  6n.  sich  gegen  den  Chur-GöUnischen  Cantzler  Busch- 
man  mit  diesen  formalibus  seinem  Bericht  nach  gar  empfindlich  ver- 
nehmen lassen,  dass,  wann  sie  nicht  gegen  yielged.  S.  L.  gewisse 
Reflexion  machen  und  selbige  in  Consideration  ziehen  thäten,  Macht 
genug  haben  würden,  gedachte  Stück  mit  Sicherheit  selbsten  abholen 
zu  lassen,  welches  dann  sowohl  als  auch  was  etwa  gegen  meinen 
Bruder,  Graf  Wilhelm  Egon  einstmal  in  Discurs,  so  doch  ein  Miss- 
yerstand  gewesen  zu  sein  scheinet,  vorgelaufen,  ein  solches  verur- 
sachet, dieser  aber,  wie  ich  demselben  wohl  versichern  kann,  als  zum 
glimpflichsten,  jedoch  darumb  etwas  referiren  müssen,  dass,  wann 
gleichwohl  hiesigem  Herrn  Ghurfürsten  Ld.  diesfals  etwas  vorkommt, 
nicht  ausgedeutet  werde,  als  hätte  er  den  schuldigen  Respect  gegen 
dasigen  Herrn  Ghurfürsten  6n.  verloren  oder  aber  zu  einigem  ressen- 
timent  Ursach  gegeben.  Ich  will  also  meinesorts  der  trostlichen  Hoff- 
nung leben,  dass  höchstged.  Herrn  Ghurftlrsten  6n.  sich  versichert 
halten  werden,  dass  ich  gewiss,  wie  demselben  genugsamb  bekannt, 
nichts  andersten  suche,  als  zwischen  Ghur-  und  Fürsten  —  gute  Gor- 
respondenz und  aufrichtiges  Vertrauen  zu  conserviren  —  verhoffe  in 
dem  übrigen,  es  werde  dasjenige,  was  etwa  in  beiden  gegen  ein- 
ander gewechselten  Schreiben  vorgangen,  weiters  nicht  gedacht, 
sondern  alles  in  Vergess  gestellet,  auch  das  gute  höchstnötige  Ver- 
trauen —  desto  besser  unterhalten  werden,  welches  derselb  sowohl 
des  Fürsten  von  Anhaldt  Ld.,  als  H.  Graffen  Schwerin  und  seinem 
GoUega  dem  von  Jena  nebens  meinem  Bespect  —  zu  communiciren. 


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Begfutigende  Erklärongen  Fürstenbergs.  727 

• 
auch  zu  dergleichen  guten  Unterhaltung  zu  cooperiren  sich  belieben 
lassen  wolle.  — 

PS. ').  Wollte  Gott,  dass  alle  Missverstandt  so  baldt  als  diese 
beigelegt  werden  könnte.  Das  meiste,  so  hiesigen  H.  ChurfQrst  zu 
Hertzen  gangen,  ist  dieses,  dass  sie  bis  ahnhero  so  aufrichtig  und  mit 
guttem  Hertzen  gegen  S.  D.  den  H.  Cuhrfürsten  begegnet,  und  gleich- 
wohl betreuen  wollen,  aus  dero  Landt  eigengewaldts  Gewehr  abzu- 
führen, und  dan,  dass  die  OfGcier  ohnersucht  Quartier  in  dero  Landt 
genommen,  die  Bediente  nach  ihren  Belieben  ein  und  andters  beizu- 
schaffen  ordinirt  und  betreuet,  sie  nicht  allein  ubell  zu  tractiren,  son- 
dern auch  etlich  Tag  liegen  zu  pleiben  —  dahe  doch,  wie  der  Veldt- 
marsch,  von  Spar  gethan,  nicht  ein  Nachtlager  zwischen  des  H. 
Churf.  zu  Brandenburg  und  Ertzstift  Colin  zu  bleiben  nötig. 


0  eigeohäDdig. 


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Abschnitt  12. 

Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 
1666. 


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Einleitung. 


Die  zwischen  dem  KurförsteD  Friedrich  Wilhelm  and  dem  Pfalzgrafeo 
voD  Neabnrg  seit  dem  Sommer  1663  begonnenen  geheimen  Verhandlungen  *) 
aber  einen  Erbvergleich,  d.  h.  über  eine  definitive,  anch  für  ihre  Nach- 
folger Ycrbindliche  Entscheidung  sowohl  der  Besitzverhältnisse  in  den  jü* 
lich-cleyischen  Landen  als  auch  der  sonstigen  zwischen  ihnen  streitigen 
Punkte,  der  kirchlichen  Verhältnisse  in  jenen  Landen  und  des  Direc- 
toriums  im  westfälischen  Kreise,  waren  auch  noch  zu  Anfang  des  Jahres 
1665  neben  den  damals  offen  unter  Vermittelung  des  Bischofs  von  Münster 
über  jene  beiden  letzten  Punkte  geführten  Verhandlungen  fortgesetzt  worden, 
hatten  aber  seit  dem  Sommer  jenes  Jahres,  nachdem  der  Kurfürst  sich  yer- 
anlasst  gesehen  hatte,  seine  ursprünglich  schon  ertheilte  Ratification  der 
Dorstenschen  Verträge  wieder  zurückzuziehen,  einen  Stillstand  erfahren. 
Doch  hat  der  Kurfürst,  nachdem  er  infolge  des  ausgebrochenen  Münster- 
seben Krieges  Mitte  November  sich  selbst  nach  Cle?e  begeben  hatte,  die- 
selben sehr  bald  wieder  aufgenommen.  Als  er  Ende  November  seinen 
Hofrath  v.  Schöning  an  den  Kurfürsten  von  Cöln  und  an  den  Pfalz- 
grafen von  Nenburg  absandte *),  um  dieselben  zu  bewegen,  seine  Friedens- 
bemühungen bei  dem  Bischof  von  Münster  zu  unterstützen,  beauftragte 
er  denselben  auch  dem  Pfalzgrafen  anzuzeigen,  dass  er  seine  Reise  nach 
Cleve  anch  in  der  Hoffnung  und  Absicht  angetreten  hätte,  die  zwischen 
ihnen  vorher  geführten  Unterhandinngen  zum  Abschluss  zu  bringen,  und  die 
entgegenkommende  Weise,  in  welcher  sich  jener  sowohl  gegen  v.  Schöning 
ala  auch  nachher  gegen  den  Prior  Adolf  Borck  von  Werden,  welcher 
schon  früher  als  Unterhändler  zwischen  ihnen  beiden  gedient  hatte,  erklärte, 
veranlasste  ihn  Anfang  Januar  1666  Blaspeil,  welcher  früher  jene  geheimen 
Verhandlungen  mit  dem  Pfalzgrafen  geführt  hatte,  zu  demselben  zu  schicken 
and  eine  neue  Anknüpfung  zu  versuchen.    Seitdem  beginnen  die  Verhand- 


»)  8.  oben  S.  495  ff. 
>)  8.  oben  S.  668. 


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732  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neabarg. 

langen,  welche  in  der  Hauptsache  im  September  mit  dem  Abschlass  des 
Erb  Vergleichs  nnd  einer  Reihe  von  Nebenverträgen  ihr  Ende  erreicht,  über 
einen  Punkt  aber,  über  die  Abtretung  von  Ravenstein,  noch  bis  Ende 
November  desselben  Jahres  fortgesetzt  worden  sind. 

Obwohl,  wie  ganz  deutlich  ersichtlich  ist,  sowohl  der  Kurfürst  als  auch 
der  Pfalzgraf,  welcher  wusste,  dass  nur  im  Falle  es  zu  einer  Verständigung 
zwischen  ihnen  über  jene  Punkte  käme,  der  erstere  sich  zur  Unterstützung 
seiner  auf  die  Erwerbung  der  polnischen  Krone  gerichteten  Absichten  ver- 
stehen würde,  aufrichtig  eine  solche  Verständigung  gewünscht  haben,  so  hat  es 
doch  viele  Mühe  erfordert,  eine  solche  zu  Stande  zu  bringen.  Allerdings 
ist  von  den  drei  früheren  Streitpunkten  der  eine,  die  Frage  wegen  des 
Directoriums  im  westfälischen  Kreise,  weggefallen,  da  auch  der  Pfalzgraf 
bereit  war,  es  bei  den  darauf  bezüglichen  Bestimmungen  des  Dorstenschen 
Vertrages,  durch  welche  die  Forderungen  des  Kurfürsten  befriedigt  worden 
waren,  zu  belassen,  und  auch  in  der  Territorialfrage  hat  man  beiderseits  an 
der  durch  die  früheren  Verhandlungen  gelegten  Grundlage  einer  Ver- 
ständigung festgehalten,  indem  der  Kurfürst  den  früher  erhobenen  Anspruch 
auf  eine  grössere  Landerwerbung  fallen  gelassen,  der  Pfalzgraf  aber  sich 
bereit  erklärt  hatte,  demselben  für  die  Unterstützung  seiner  Throncandidatur  io 
Polen  und  eventuelle  Leistung  militärischer  Hülfe  eine  kleinere  Landabtretung 
(Ravenstein  und  Recklinghausen)  zuzugestehen,  so  dass  es  sich  hier 
nur  um  die  nähere  Feststellung  der  Bedingungen,  unter  welchen  eine  solche 
Abtretung  erfolgen  sollte,  gehandelt  hat.  Um  so  grössere  Schwierigkeiten 
aber  bereitete  die  kirchliche  Frage,  da  der  Kurfürst,  nachdem  von  Seiten  der 
Stände  und  der  evangelischen  Geistlichkeit  in  seinen  rheinisch-westfälischen 
Landen  so  lauter  Protest  gegen  das  in  dem  Dorstenschen  Vertrage  festgesetzte 
Normaljahr  1624  erhoben  worden  war  und  er  sich  überzeugt  hatte,  dass, 
wenn  an  demselben  festgehalten  würde,  seine  evangelischen  Glaubensgenossen 
entschieden  benachtheiligt  sein  würden,  bestrebt  war,  jetzt  für  dieselben 
günstigere  Bestimmungen  zu  erwirken,  der  Pfalzgraf  aber  in  seinem  ka- 
tholischen Eifer  und  unter  dem  Einfluss  seiner  geistlichen  Umgebung  sich 
auf  das  heftigste  dagegen  gesträubt  und  sich  nur  mit  der  grössten  Mühe  zu 
gewissen  Zugeständnissen  hat  bewegen  lassen. 

Der  äussere  Verlauf  der  Verhandlungen  ist  folgender  gewesen.  Die  Sendung 
Blaspeils  an  den  Hof  des  Pfalzgrafen  nach  Düsseldorf  (Januar  1666*)  hatte 
den  Erfolg,  dass  dort  verabredet  wurde ^),  es  sollte  zur  Perfectionierung  des 
Erbvergleichs  eine  Zusammenkunft  in  Xanten  gehalten  und  zu  derselben  auch 
die  schon  früher  in  Aussichtgenommeneu  Mediatoren(Frankreich  und  der  Bi- 
schof von  Münster)  eingeladen  werden,  vorläufig  aber  weitere  vorbereitende 
Verhandlungen  zwischen  Räthen  beider  Fürsten  zu  Kloster  Camp  stattfinden. 


>)  Das   Creditiv  des  Kf.  für  denselbeD   ist  Cleve  7.  Januar,   das  Recreditiv 
des  Pfalzgrafen  Düsseldorf  11.  Januar  1666  datiert. 

^)  Creditiv  des  Kf.  für  Blaspeil  und  Meinders  d.  Cleve  26.  Febr.  1666. 


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EinleitoDg.  733 

Dort  haben  auch  wirklich*)  (Ende  Februar)  Conferenzen  stattgefandeD,  za 
denea  vod  seiteo  des  Kurfürsten  Blaspeil  und  Meinders  deputiert  waren, 
über  die  dort  geführten  Verhandlungen  aber  besitzen  wir  keine  Nachrichten. 
Zu  derselben  Zeit  (Ende  Februar)  verlangte  der  Kurfürst  von  der  Clevischen 
Regierung  schleunigen  Bericht  darüber,  wie  die  Kirchen-  und  Religions- 
sachen in  den  Clevischen  und  angrenzenden  Landen  im  Jahre  1624  be- 
schaffen gewesen  und  ob  den  Evangelischen  etwas  abgehen  oder  zu  nahe 
geschehen  würdC;  wenn  die  Sachen  in  solchen  Stand,  wie  sie  in  jenem  Jahre 
gewesen,  wieder  gesetzt  würden,  welcher  Befehl  von  ihm  am  1.  März  wieder- 
holt und  am  3.  März  auch  an  das  evangelische  Gonsistorium  für  Ravensberg 
in  Bielefeld  gerichtet  wurde  ^j.  Verhandlungen  über  diese  kirchlichen  Ange- 
legenheiten haben  dann  Anfang  April  zwischen  Blaspeil  und  Fried r.  v. 
Jena,  als  Bevollmächtigten  des  Kurfürsten,  und  dem  Pfalzneuburgischeu 
Kanzler  Gie 8 e  stattgefunden^),  aber  auch  über  diese  liegen  keine  weiteren 
Nachrichten  vor.  Anfang  Mai^)  erschienen  dann  in  Cleve  als  Bevollmächtigte 
des  Pfalzgrafen  der  Freiherr  v.  W  inckel  hausen,  der  Kanzler  G  lese  und  der 
Vicekanzler  Schnell  mit  dem  Auftrage,  die  Verhandlungen  über  den  Erb- 
vergleich fortzusetzen,  der  Kurfürst  deputierte  dazu  den  Oberpräsidenten 
V.  Schwerin,  Blaspeil  und  Meinders,  man  scheint  zunächst  aber  nur 
einen  Funkt  betreffend  die  von  dem  Kurfürsten  dem  Pfalzgrafen  in  der  pol- 
nischen Wahlangelegenheit  zu  leistende  Unterstützung  und  die  von  jenem 
dafür  zu  übernehmenden  Gegenleistungen  vorgenolbmen  zu  haben,  es  liegt 
ein  Pfalzneuburgisches ,  wahrscheinlich  von  den  Gesandten  mitgebrachtes 
Project,  in  welchem  von  letzteren  überhaupt  kaum  die  Rede  ist,  und  ein  von 
brandenbargischer  Seite  anfgestelltes  Gegenproject  vom  9.  Mai  vor,  in  wel- 
chem als  solche  die  Abtretung  von  Ravenstein  und  von  Recklinghausen, 
die  erstere  nach  der  Wahl,  die  letztere  nach  der  Krönung  des  Pfalzgrafen 
in  Polen  gefordert  werden,  mit  diesem  letzteren  Project  scheinen  die  Ge- 
sandten des  Pfalzgrafen  zunächst  zu  ihrem  Herren  gereist  und  erst  gegen 
Ende  des  Monats  nach  Cleve  zurückgekehrt  zu  sein,  denn  erst  mit  dem 
25.  Mai  beginnt  das  Protokoll  über  die  in  dieser  Angelegenheit  abgehal- 
tenen Conferenzen,  welche  bis  zum  10.  Juni  fortgesetzt  wurden  und  dahin 
führten,  dass  an  diesem  Tage  ein  besonderer  Vergleich  über  diesen  Punkt 
unterzeichnet  wurde,  mit  welchem  die  Pfalzneuburgischeu  zunächst  wieder 
zu  ihrem  Herren  zurückkehrten.  Doch  trafen  sie  schon  nach  wenigen  Tagen 
wieder  in  Cleve  ein,  19.  Juni  wurden  die  Verhandlungen  wieder  eröffnet, 
am  folgenden  Tage  wurden  die  von  beiden  Fürsten  über  jenen  Vergleich 


»)  S.  oben  S.  692. 

s)  LebmaDU  I  S.  1Ö5  n.  76. 

^  Geb.ratbsprotokoll  1.  April  1666:  ,Fiat  Commissoriale  an  H.  C.  v.  Jena 
und  H.  Blaspiein  in  puncto  religionis  mit  dem  U.  Cantzler  Giese  za  con- 
feriren  * 

^)  Die  Creditive  beider  Fürsten  für  ihre  Bevollmächtigten  sind  vom  2.  Mai 
ausgestellt. 


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734  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfals-Nenborg. 

ausgestellteoRatificatioosnrkiiDdeD  aosgewecbselt  und  darauf  worden  die  weite- 
ren Verhandlungen  über  die  Regelnng  der  kirchliehen  Angelegenheiten  be- 
gonnen'), zo  welchen  der  Korfiirst  seinen  Hofmarschall  ▼.  C  an  stein  nnd  die 
Clevischen Regiernngsräthe Ising^Ernstand Wüsthaas  deputierte ').  Die- 
selben haben,  nachdem  sie  längere  Zeit  hindurch  fortgeführt  waren,  damit  ge- 
endigt, dass  der  Kurfürst')  am  14.  Juli  den  Pfalzneuburgischen  Gesandten  eio 
von  seiner  Seite  entworfenes  Vertragsproject  zustellen  Hess,  nach  welchem  der 
Pfalzgraf  seinen  evangelischen  Unterthanen  ausser  an  denjenigen  Orten,  ao 
welchen  sie  ira  Jahre  1624  öffentlich  ihren  Gottesdienst  ausgeübt  hatten,  diese« 
auch  noch  an  einigen  anderen  Orten  gestatten  sollte.  Mit  diesem  Project  kehrten 
die  Gesandten  des  Pfalzgrafen   zu  demselben  2urück,  wenige  Tage  daraof 
aber  schickte  der  Kurfürst  Mein  der s^)  zu  diesem,  um  sowohl  die  polnische 
Angelegenheit  weiter  mit  ihm  zu  besprechen  als  auch  in  ihn  zu  dringeo, 
jenes  Project  wegen  der  Religionssache  anzunehmen,  und  demselben  ist  es 
wirklich  in  zweitägigen  Verhandlungen  (24.   und  25.  Juli)  gelungen,  nach- 
dem der  Pfalgraf  sich  anfangs  auf  das  heftigste  dagegen  gesträubt  hatte, 
denselben  zu  der  Zusage  zu  bewegen,  denjenigen  seiner  evangelischen  Up- 
terthanen,  welche  3—4  Stunden  von  einem  Orte,  wo  öffentlicher  Gottesdienst 
stattfinden   dürfe,   entfernt  wohnten,   die   Abhaltung   desselben   an    eineno 
anderen  bequem  gelegenen  Orte  zu  gestatten.   Unmittelbar  darauf  schickte 
der  Pfalzgraf  jene  drei   Bevollmächtigten  wieder   nach   Cleve    mit  einem 
neuen  Entwurf  eines  Vergleichs  über  die  kirchlichen  Fragen,  welcher  in 
Form  eines  Nebenrecesses  zu  dem  Erb  vergleich  abgefasst  war^),  derselbe 
entsprach  aber  jener  Zusage  und  den  Wünschen  des  Kurfürsten  nicht,  die 
Verbandlangen  zogen  sich  wieder  in  die  Länge  und  Mitte  August  reisten 
die  Pfalzneubnrgischen,  ohne  dass  es  zu  einer  Einigung  gekommen  wäre, 
wieder  von  Cleve  ab.    Da  schickte  der  Kurfürst  wieder  seinerseits  Schwe- 
rin nnd  Blaspeil*)  mit  einem  neuen  Vertragsproject  zu  dem  Pfalzgrafeo, 
und  diesen  gelang  es  mit  vieler  Mühe  denselben  zu  dem  Zugeständnis  so 
bewegen,  er  wollte  in  seinen  Landen  den  Eyangelischen  noch  an  sechs  tob 


1)  Rf.  hatte  ioEwischeD  (d.  Cleve  24.  Mai  1666)  noch  eiomal  ein  Gatachtea 
der  Clevischeo  Regierung  darüber  eingefordert  (Lehmann  I  S.  186  o.  78). 

*)  S.  den  firlass  des  Kf.  an  dieselben  d.  Cleve  20.  Jaoi  1666  (Lehmann 
I  S.  186  n.  79). 

*)  iDStruktioDB -Memorial  für  v.  Schwerin  und  Biaspeil  d.  Cleve  18.  Ao- 
gast  1666. 

*)  S.  dessen  ansfübrliche  Relation  vom  26.  Juli  1666  (Lehmann  I  8.  187 IT. 
n.  82). 

^)  Geheimeorathsprotokoll  vom  30.  Juli  1666:  „Resolutioo,  so  der  H.  Pfals- 
graf  za  Nenborg  als  einen  Nebeorecess  wegen  der  Evaogelisebeo  im  JölichscfaeD 
und  BergiBcheo  ftafzarichteo  vermeinet,  verlesen.*  81.  Juli:  ,H.  Blatpail  referi- 
ret,  wie  sie  gestern  im  Regierangsrath  ein  ander  Project  eines  Nebenreoeaaea 
mit  Pfalz-Neuburg  der  Evangelischen  wegen  abgefasset,  and  verlesen  worden.* 

^  S.  deren  Relation  vom  26.  Aagust  und  das  Recreditiv  des  Pfalsgrafea  Ar 
dieselben  vom  24.  Angast  (Lehmann  I  8.200 ff.  n.  86.  85). 


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EinleitoDg.  735 

diesen  besondere  gewünschten,  namentlich  genannten  Orten  den  öffentlichen 
Gottesdienst  gestatten,  wogegen  dieselben  auf  doppelt  so  viele  Orte,  auf 
welche  sie  nach  dem  Besitzstande  von  1624  Anspruch  hatten,  verzichten 
sollten,  nnd  inCleve,  Mark  und  Ravensberg  den  gegenwärtigen  Besitz- 
stand beider  Gonfessionen  als  rechtsgültig  anerkennen.  Dieser  Vorschlag 
wurde  von  dem  Kurfürsten  angenommen,  darauf  kehrten  die  Pfalzneuburgi- 
Bchen  Gesandten  nach  Cle?e  zurück  und  hier  wurden  dann  am  9.  Sep- 
tember der  Erb  vergleich,  der  Nebenrecess  wegen  der  kirchlichen  Verhält- 
nisse nnd  eine  Anzahl  von  anderen  Neben  vertragen  unterzeichnet.  Die  Rati- 
ficationsurkunden  beider  Fürsten  sind  vom  17.  September  datiert,  doch  ist  die- 
jenige des  Kurfürsten,  wie  das  unten  mitgetheilte  Geheimenrathsprotokoll 
vom  25.  September  beweist,  erst  an  diesem  Tage^)  vollzogen  worden.  Am 
29.  September  erschien  einer  Einladung  des  Kurfürsten  >)  zufolge  der  Pfalz- 
graf bei  demselben  in  Dnisburg  zu  Besuch,  am  folgenden  Tage  war  der 
Kurfürst  seinerseits  bei  dem  Pfalzgrafen  In  dem  benachbarten  Winokel- 
hausen  zu  Gaste.  Auf  diesen  beiden  Zusammenkünften  ist  zwischen  beiden 
Fürsten  nnd  deren  Käthen  noch  über  eine  Frage  verhandelt  worden,  in  wel- 
cher der  Kurfürst  auch  schon  früher,  aber  vergeblich,  sich  bemüht  hatte,  günsti- 
gere Bedingungen  zu  erlangen,  nämlich  über  den  Besitz  der  Herrschaft  Ra- 
venstein.  In  dem  Erb  vergleich  war  die  Entscheidung  darüber  einem  Schieds- 
gericht übertragen  worden,  in  dem  geheimen  Vertrage  vom  10.  Juni  hatte  sich 
allerdings  der  Pfalzgraf  znr  Abtretung  der  Herrschaft  an  den  Kurfürsten 
verpflichtet,  aber  nur  wenn  nnd  nachdem  seine  Wahl  zum  König  von  Polen 
wirklich  erfolgt  sein  würde.  Der  Kurfürst  Hess  nun  zu  Duisburg  ein  Ver- 
tragsproject  vorlegen,  nach  welchem  ihm  Ravenstein  sogleich  abgetreten 
werden,  er  sich  aber  verpflichten  sollte,  falls  die  beiderseitigen  Bemühungen, 
dem  Pfalzgrafen  die  polnische  Krone  zu  verschaffen,  ohne  Erfolg  sein  sollten, 
die  Entscheidung  darüber,  wem  die  Herrschaft  gehören  sollte,  dem  Schieds- 
gericht zu  überlassen.  Auf  Pfalzneuburgischer  Seite  hat  man  diesen  Vor- 
schlag nicht  zurückgewiesen,  aber  man  stellte  Gegenbedingungen,  verlangte 
namentlich  weitere  Zugeständnisse  des  Kurfürsten  an  die  Katholiken  in  G 1  e  v  e, 
Mark  und  Ravensberg,  der  Kurfürst  seinerseits  zeigte  sich  dazu  ge- 
neigt, in  Winckelhausen  wurde  am  30.  September  ein  dem  entsprechendes 
neues  Vertragsproject  entworfen,  nnd  wenn  man  auch  noch  nicht  zu  einem 
formellen  Abschluss  kam,  so  schien  doch  die  Grundlage  zu  einer  Verstän- 


0  8.  schon  V.  Mörner  S.  289. 

>)  Kf.  schreibt  (d.  Cleve  17./7.  September  1666)  an  den  Pfalzgrafen,  nach- 
'dem  er  von  dessen  Gesandten  erfahreo,  dass  derselbe  nicht  weniger  als  er  selbst 
wünsche,  sich  mit  ihm  zn  besprechen,  nnd  dazu  der  28./18.  September  beUebt 
sei,  80  habe  er  sich  entschlossen,  an  jenem  Tage  sich  Abends  in  Oaisbnrg  ein- 
zufinden, und  bittet  ihn,  dort  mit  ihm  znsammenzukommeo.  Der  Pfulzgraf  nimmt 
(d.  Benradt  19.  September  1666)  diese  Einladung  dankend  an  und  bittet  den  Kf. 
seinerseita,  am  folgenden  Tage  nach  Winckelhaasen  an  kommen  und  dort  «mit 
einem  sohlechten  Mittagsmahl  und  geringen  aber  doch  ganz  willigen  Aufnahme 
vorlieb  zu  nehmen*'.   Die  Zusammenkunft  ist  aber  erst  am  29.  nnd  30.  Sept.  erfolgt. 


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736  12.    Der  Erbyergleich  mit  Pfalz-Neobnrg. 

diguDg  aoch  über  dieseu  Punkt  gelegt  zu  seio.  Bei  den  weitereo  Verband- 
luDgen  darüber  sind  aber  von  Pfalzneobargischer  Seite  die  Forderangen 
weiter  gespannt  und  die  verschiedensten  Schwierigkeiten  bereitet  worden, 
so  dass  diese  Verhandlangen  sich  wieder  sehr  in  die  Länge  gezogen  and 
erst  nach  der  Rückkehr  des  Kurfürsten  nach  Berlin  mit  dem  Abscblnss  des 
Vertrages  vom  2().  November  ihr  Ende  erreicht  haben,  welcher  aber  ebenso 
wie  der  vom  10.  Juni  geheim  bleiben  sollte,  und  neben  dem  daher  ein  vom 
24.  September  datierter  Schein  vertrag  anfgerichtet  wurde,  nach  welchem 
der  Besitz  von  Ravenstein  alle  10  Jahre  zwischen  beiden  Fürsten  alter- 
nieren und  der  Kurfürst,  dem  derselbe  zuerst  zufallen  sollte,  dafür  den  Katho- 
liken in  Cleve,  Mark  und  Ravensberg8  weitere  exercitia gestatten  sollte. 
Die  Art  und  Weise,  wie  diese  Verhandlungen  geführt  wurden,  nament- 
lich der  Umstand,  dass  dieselben  zum  grösseren  Theile  in  Cleve,  dem 
Aufenthaltsorte  des  Kurfürsten,  stattgefunden  haben,  and  dass  auch  das 
Hoflager  des  Pfalzgrafen  nicht  weit  davon  entfernt  war,  macht  es  leicht  er- 
klärlich, dass  über  dieselben  in  dem  Berliner  Geh.  Staatsarchiv  sich  nur 
ein  sehr  fragmentarisches  Aktenmaterial  erhalten  hat.  Schriftliche  Rela- 
tionen der  Bevollmächtigten  liegen  nur  theilweise,  Protokolle  nur  ausnahms- 
weise über  die  im  Mai  und  Juni  über  den  polnischen  Tractat  gehaltenen 
Conferenzen  vor,  sonst  sind  nur  die  Beglaubigungen,  Vollmachten  und  In- 
struktionen für  die  Bevollmächtigten,  Entwürfe  zu  den  abzuschliessenden 
Verträgen  und  die  Vertragsurkunden  selbst  vorhanden,  dazu  kommen  noch 
einige  Geheimenratbs- Protokolle  und  mit  der  Clevischen  Regierung  ge- 
wechselte Schriftstücke,  welche  von  besonderem  Interesse  sind,  da  aus  ihnen 
erhellt,  dass  unter  der  Umgebung  des  Kurfürsten  bedeutende  Meinungs- 
verschiedenheiten über  diese  Fragen  bestanden  haben^  dass  nur  wenige  von 
den  Räthen  des  Kurfürsten  vollständig  in  die  Absichten  desselben  eingeweiht 
gewesen  sind,  und  dass  die  anderen  ihrem  Missmutb  darüber  und  ihrer  Eifer- 
sucht gegen  jene  bevorzugten  GoUegen  sehr  deutlichen  Ausdruck  gegeben 
haben.  Zu  diesen  letzteren  gehört  neben  dem  Oberpräsidenten  O.  v.  Schwe- 
rin und  dem  von  Anfang  an  mit  den  geheimen  Unterhandlungen  mit  dem 
Pfalzgrafcn  betrauten  W.  W.  Blaspeil  der  bedeutend  jüngere  Frans 
Mein  der  s,  welcher  bei  dieser  Gelegenheit  zum  ersten  Male  zu  den  eigent- 
lichen diplomatischen  Geschäften  herangezogen  worden  ist.  Meinders>), 
aus  Westfalen,  aus  der  Grafschaft  Ravensberg  gebürtig,  war  nach  Vollen- 
dung seiner  juristischen  Studien  in  den  Dienst  des  Grafen  Georg  Friedrich 
von  Waldeck  getreten,  zu  der  Zeit,  als  jener  die  Stellang  eines  ersten 
Ministers  des  Kurfürsten  einnahm;  als  dessen  Sekretär  erscheint  er')  16&5 
in  seiner  Begleitung  in  Preussen.  Durch  die  Empfehlung  des  Grafen  kam 
er  dann  in  den  brandenbnrgischen  Staatsdienst,  in  welchem  er  auch,  nach- 
dem sein  Gönner  denselben  verlassen,  geblieben  ist  3),  1658  bekleidet  er  die 


0  S.  Erdmanosdörffer  in  der  Allgem.  Deutscbf^o  Biographie  XXI  S.  2*^. 
2)  S.  Urk.  u.  Akt.  VII  S.  479.  485 ff. 
»)  S.  ürk.  n.  Akt.  VUI  8.  266.  262. 


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Bioleitnng.  737 

Stellung  eines  Kriegssecretärs,  1666  diejenige  ei  neb  Geheimen  Kammer-  and 
Kriegssecretärs,  er  befindet  sich,  als  der  Karfüret  Ende  1665  nach  Oieve 
gebt,  in  der  Begleitung  desselben,  wird  von  demselben  von  der  Reise  ans 
zn  dem  Bischof  von  Paderborn  entsendet >)  und  wird  dann  (Mai  1666) 
zur  Theilnahme  an  den  Verhandlungen  über  den  Erbyergleich  berufen,  in 
welchen   er  sogleich  sein  bedeutendes  diplomatisches  Talent  bekundet  hat. 

Von  dem  schon  an  und  für  sich  beschränkten  Aktenmaterial  hat  hier 
nur  ein  Theil  aufgenommen  zu  werden  brauchen,  da  nicht  nur  die  speziell 
auf  die  Verhandlungen  über  die  kirchlichen  Angelegenheiten,  sondern  auch 
manche  zugleich  die  politischen  Verhältnisse  berührenden  Schriftstücke 
schon  in  dem  Werke  von  M.  Lehmann  theils  vollständig,  theils  im  Auszuge 
publiciert  worden  sind.  Von  diesen  schon  veröffentlichten  sind  nur  zwei, 
die  Eingabe  von  Schwerin,  El  aspeil  undMeinders  an  den  Kurfürsten 
vom  6.  August  und  dessen  Resolution  darauf  vom  8.  August  1666  wegen  des 
engen  Zusammenhanges,  in  welchem  sie  mit  dem  Geheimenrathsprotokoll 
vom  6.  August  stehen,  hier  noch  einmal  abgedruckt,  im  übrigen  aber 
nur  bisher  ungedruckte  Aktenstücke  mitgetheilt  worden,  darunter  auch  die 
Verträge  vom  10.  Juni  und  20.  November  1666,  von  welchen  bisher  nur 
Inhaltsangaben  bekannt  waren. 

Wenn  der  Kurfürst  beim  Abschluss  des  Erbvergleichs  und  der  damit 
im  Zusammenhang  stehenden  Verträge  die  Hoffnung  gehegt  hat,  nun  de- 
finitiv alle  Streitpunkte  mit  dem  Pfalzgrafen  erledigt  zu  haben,  so  hat  sich 
diese  Hoffnung  als  trügerisc}i  erwiesen.  Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse') 
ist  es  sogleich,  als  man  an  die  Ausführung  der  darauf  bezüglichen  Be- 
stimmungen des  Erbvergleichs  ging,  infolge  der  kleinlichen  Engherzigkeit, 
mit  welcher  der  Pfalzgraf  die  seinen  evangelischen  Unterthanen  gemachten 
Zugeständnisse  denselben  zu  verkümmern  suchte,  zu  weiteren  Streitigkeiten 
gekommen.  Anfang  1671  mussten  neue  Verhandlungen  darüber  begonnen 
werden,  welche  endlich  mit  der  Unterzeichnung  eines  neuen  Religionsver- 
gleiches vom  26.  April/6.  Mai  1672')  ihren  Abschluss  gefunden  haben. 
Aber  auch  die  Ravensteinische  Sache  ist  durch  den  Vertrag  vom 
20.  November  1666  noch  nicht  erledigt  worden.  .-Vis  der  Kurfürbt  denselben 
abschloss,  gab  er  sich  der  Hoffnung  hin,  dass  die  Wahl  des  Pf^lzgrafen 
in  Polen  gelingen  und  dass  er  so  in  den  dauernden  Besitz  jener  Herrschaft 
kommen  werde,  allein  die  Aussichten  auf  das  Gelingen  jenes  Planes  er- 
wiesen sich  doch  bald  als  sehr  zweifelhaft,  wenn  derselbe  scheiterte,  so 
hätte  der  Kurfürst  nach  jenem  Vertrage  nicht  nur  Ravenstein  zurückgeben 
müssen,'  sondern  wäre  auch  jeden  weiteren  Anrechtes  darauf  verlustig  ge- 
gangen, und  dazu  hätte  er  noch  den  Katholiken  in  seinen  Landen  weitere  Zu- 
geständnisse gewähren  müssen,  welche  sogleich,  als  man  .davon  erfuhr,  bei 

^)  S.  oben  S.  G52. 
2)  S.  Lehmann  I  S.  69ff. 

')  Scotti,  Sammlung  der  Gesetze  and  VerordouDgeo,  welche  in  dem  Her- 
zogtbam  Cleve  und  der  Grafschaft  Mark  ergangen  sind.  I  S.  496  ff. 

Mater.  «    fJesrh.  d.  G.  KiirfurHteii.     XI.  47 


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738  12.    Der  Krbvergteicb  mit  Pfalz-Neubnrg. 

den'  dortigen  Evangelischen  Eifersacht  und  Argwohn  erregt  hatten.  Der 
Kurfürst  hat  daher,  als  Ostern  1667  der  Termin  znr  Uebergabe  von  Baven- 
stein  herankato,  sich  geweigert,  dieselbe  anzanehmen,  und  hat  eine  ander- 
weitige Regelung  dieser  Angelegenheit  beantragt.  Auf  Pfalzneubnrgiseher 
Seite  hat  man  sich  auch  auf  neue  Verbandlungen  darüber  eingelassen ,  es 
kam  am  1.  September  1668  zum  Abscbluss  eines  neuen  Vertrages 0.  nach 
welchem,  falls  der  Pfalzgraf  zur  polnischen  Krone  gelangte,  er  Ravenstein 
an  den  Kurfürsten  abtreten,  im  entgegengesetzten  Falle  aber  die  in  dem 
Erbyergleich  vorgesehene  schiedsrichterliche  Entscheidung  eintreten  sollte, 
nachdem  dann  das  polnische  Unternehmen  gescheitert  war,  hat  in  einem 
neuen  Vertrage  vom  2.  Juni  1670')  der  Kurfürst  Ravenstein  definitiv  an 
den  Pfalzgrafen  gegen  eine' Geldsumme  abgetreten.  Die  wichtigeren  auf 
jene  weiteren  Verhandlungen  über  die  kirchlichen  Verhältnisse  in  den 
jülich-cle vischen  Landen  bezüglichen  Aktenstücke  sind  auch  schon  in  dem 
Werke  von  Lehmann  veröffentlicht  worden,  jene  späteren  Verhandlungen 
und  Abmachungen  über  Ravenstein  sollen  in  dem  nächsten  Bande  im  Zu- 
sammenhange mit  den  polnischen  Angelegenheiten  Berücksichtignng  er» 
fahren. 


0  S.  T.  Morner  S.  330ff. 
>)  S.  V.  Mörner  Ö.  337  f. 


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Instnicrions-Memoriale,  wornach  sich  unser  —  Blaspeil  bei 

unsers  Vetters  des  H.  Pfaltzgrafen  zu  Neuburg  Ld.  gehorsambst 

zu  achten  hat.     D.  Cleve  7.  Januar  1666. 

[Aoerbieten   zu  weiteren  YerhandlaDgen  über  den  Erbvergleich,    conditio   sine 
qua  non,  VermittelnDg  zwiecben  Spanien  und  Frankreich,  die  Munsterscbe  An- 
gelegenheit.] 

1.  Weil  Pfalz-Neuburg  neulich  gegen  den  Prior  von  Werden')  7.  Jan. 
erklärt  hat,  wegen  des  Erbvergleiches  über  die  Gülieh-,  Cleviscb-  und  an- 
gehörigen  Lande  mit  Blas  peil  weiter  verhandeln  zu  wollen,  so  soll  der- 
selbe eich  dorthin  begeben  und  von  dem  Pfalzgrafen  vernehmen ,  wie  und 
nnter  welchen  Bedingungen  er  einen  solchen  einzugehen  beabsichtige.  Ef. 
sei  zu  einem  raisonnablen  Erb  vergleich  geneigt,  der  zum  zweiten  Mal  bei 
ihm  hier  gewesene  französische  Envoyö  du  Moulin^)  habe  ihm  auch  im 
Namen  seines  Königs  empfohlen,  mit  dem  Pfalzgrafen  gute  Intelligenz  und 
Freundschaft  zu  unterhalten,  auch  zu  verstehen  gegeben,  dass  sein  König 
nicht  nngeneigt  sei,  einen  solchen  Vergleich  zu  vermitteln.  Bl.  soll  den 
Pfalzgrafen  fragen,  was  er  dazu  meine,  ob  sie  jene  Krone  hinzuziehen  sollten 
oder  besser  daran  thäten,  die  Sache  unter  sich  selbst  zu  finden.  Da  auf 
solchen  Fall  Bl.  schon  bekannt  ist,  wohin  Kf.  ziele,  da  Kf.  ihm  solches 
schon  vor  etlichen  Monaten  von  seinem  Hoflager  zu  Cöln  a.  d.  Spr.  aus 
befohlen,  so  hat  er  sich  danach  zu  richten  und  sich  insbesondere  zu  be- 
mühen, dass  Kf.  wegen  der  wirklichen  Abtretung  von  Ravenstein  ge- 
nügend versichert  und  ihm  wegen  des  Vestes  Recklinghausen  ein  solcher 
Assecurationsschein;  wie  der  Pfalzgraf  sich  schon  erboten  3),  gegeben  werde, 
worauf  Kf.  bereit  ist,  einen  beständigen  Erbvergleich  anzutreten  und  die 
Handlung  darüber  allerförderlichst  fortzusetzen.  Bl.  soll  ferner  mit  dem 
Pfalzgrafen  die  Punkte  überlegen,  auf  welche  es  bei  dieser  Sache  vornehm- 
lich ankommt  und  auf  welche  die  beiderseitigen  Kommissare  zu  instruieren 


')  Adolf  Borck,  s.  oben  8.513.  525.  690 ff. 
^  S.  Urk.  u.  Akt.  II  S.  314. 
=0  S.  oben  S.  :AS(. 

47^ 


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740  12.     Der  Erbvergleicb  mit  Pfalz-Neuburg. 

sein  werden.  Sollte  aber  der  Pfalzgraf  zur  Abtretung  von  Ravenstein, 
als  einer  conditio  sine  qua  non,  nicht  zu  bewegen  sein,  so  soll  er  demselben 
deutlich  zu  verstehen  geben,  dass  dann  auch  von  keinem  Erbvergleich 
weiter  geredet  werden  könne,  dass  Kf  aber  doch  es  an  Unterhaltung  guter 
Freundschaft  und  Nachbarschaft  nicht  werde  ermangeln  lassen,  wofern  den 
Pro visional vertragen  gebührend  nachgelebt  würde,  wozu  auch  nöthig  sein 
würde,  dass  ehestens  auf  einer  Zusammenkunft  alles  richtig  gestellt  werde. 

2.  Nachdem  der  Pfalzgraf  neulich  durch  v.  Schöning*)  den  Kf. 
aufgefordert  hat,  zu  versuchen,  einen  Vergleich  zwischen  Frankreich  und 
Spanien  wegen  der  Spanischen  Niederlande  zu  vermitteln,  soll  Bl. 
denselben  ersuchen,  sich  näher  darüber  herauszulassen,  wie  eine  solche  Ver- 
raittelung  mit  Erfolg  vorgenommen  werden  oder  es  bewerkstelligt  werden 
könne,  dass  falls  wegen  dieser  Niederlande  beide  Kronen  in  Krieg  mit 
einander  gerathen  sollten,  das  Reich  und  namentlich  der  westfälische  Kr^^is 
nicht  mit  in  einen  solchen  verwickelt  würde. 

3.  Sollte  der  Pfalzgraf  bei  dieser  Gelegenheit  des  Munsterscheu 
Wesens  gedenken,  so  kann  Bl.  mit  ihm  darüber  reden  and  wohin  derselbe 
eigentlich  intentioniere  vernehmen,  ihn  auch  versichern,  dass  Kf.  dabei  nur 
auf  die  Sicherheit  des  Kreises  und  seiner  eigenen  Lande  sein  Absehen 
gerichtet  habe,  auf  Particularitäten  aber  soll  er  sich  nicht  einlassen,  son- 
dern dafür  auf  die  bevorstehende  Zusammenkunft  zu  Neuss')  verweisen. 


Pfalz -Neuburgisches   Project  eines  mit  dem   Kurfürsten  ab- 
zuschliessenden  Vertrages  wegen  der  polnischen  Sache'). 

1.  Beide  Theile  versprechen  einander  zufolge  des  gestifteten  Erbver- 
gleiches alle  Freundschaft  und  alle  erdenkliche  mutuae  amicitiae  ofGcia 
zu  erweisen. 

2.  Kf.  verspricht,  wenn  die  Krone  in  Polen  offen  werden  sollte,  dazu 
vor  anderen  Pfalz- Neu  bürg  bei  der  Republik  zu  recommendiereu. 

3.  Kf.  wird  auch  beim  Kaiser,  bei  der  Krone  Schweden  und  auch 
bei   der  Krone  Frankreich  sich  bemühen,  dass  dieselben  die  Incli- 


':.  8.  oben  S.  674. 

0  S.  oben  S.  683. 

^)  Anfang  Mai  waren  Job.  Heinr.  Freib.  zq  Wiockelhausen,  Jülich-  und 
Bergischer  Kanzler  und  Amtmann  zu  Düsseldorf,  Franz  v.  Giese,  Neoburgiscber 
Oberkanzler,  und  Heinrieb  Schnell,  Jülich-  and  Bergischer  Vicekauzler  und 
Hofgericbtsdirector  als  Bevollmächtigte  des  Pfalzgrafen  in  Gleve  bei  Kf.  er- 
schienen (das  Creditiv  des  Pfalzgrafen  d.  Düsseldorf  2.  Mai  1666),  Kf.  bevoll- 
mächtigt (d.  Cieve  2.  Mai  1666)  zu  den  mit  denselben  za  fuhrenden  Verhand- 
inngen O.  V.  Schwerin,  W.  W.  Blaspeil  und  den  Geheimen  Kammer-  and 
Kriegs -Secretarius  Franz  Meinders.  Dieses  von  den  Pfalzneubnrgischen  auf- 
gestellte Project  trägt  das  Datum  Cleve  9.  September  1666. 


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SfoduDga  Blaepeils.     Verhandlungen  wegen  der  polnischen  Sache.  741 

nation  der  Republik  Polen  für  den  Pfalzgrafen  beBtärken  und  d;i7.u 
cooperieren,  dass  Polen  nicht  ferner  dorch  innerliche  Unruhe  in  Gefahr 
gestürzt  werde. 

4.  Sollte  der  Pfalzgraf  so  per  libera  vota,  den  Privilegien  und  dem  Her- 
kommen gemäss  zur  Krone  gewählt  werden,  aber  sich  dagegen  einige 
opponieren,  so  verspricht  Kf.  ihm  mit  einer  Anzahl  Truppen  zu  Pferde 
und  zu  Fuss  und  mit  der  nöthigen  Artillerie  zu  assistieren  und  sich 
auch  zu  bemühen,  dass  Frankreich  desgleichen  zu  thun  bewogen 
werde. 

5.  Kf.  will  auch  mögliehst  verhüten  helfen,  dass  die  Republik  in  ihrer 
freien  Election  violentiert  werde. 

6.  Sollte  es  wirklich  zur  Leistung  von  Volkshülfe  kommen,  so  verspricht 
der  Pfalzgraf  dem  Kf.  die  darauf  gehenden  Spesen  aus  seinen  Patri- 
nioniallanden,  worüber  casn  existente  näher  gehandelt  werden  soll,  zu 
vergelten  und,  wenn  er  zur  Krone  gelangen  wird,  als  König  von  Polen 
ihm  alle  reeiproca  amicitiae  officia  zu  bezeugen,  namentlich  den  wegen 
Preussen    aufgerichteten  pacta  gebührend  nachzukommen 

7.  Der  Pfalzgraf  wird  auch  den  Kaiser  und  die  Kronen  Schweden 
und  F  raokreich  ersuchen,  ihn  bei  diesem  W  ahlwerk  zu  unterstützen 

8.  Alles  in  den  obigen  Punkten  Enthaltene  soll  auch  effectuiert  werden, 
wenn  nicht  dir  Pfalzgraf  selbst,  sondern  einer  seiner  jungen  Prinzen 
zur  polnischen  Krone  kommen  sollte. 

Die  Ratification  dieses  Vertrages  soll  innerhalb  8  Tagen  erfolgen. 


Erstes  Project   des  Vertrages  mit  Pfalz -Neuburg  wegen  der 
polnischen  Sache.     D.  9.  Mai  1666  0- 
[1.]    Was  das  Polnische  Werk  betrifft,  versprechen  anfänglich  9.  Mai. 
S.  Chf.  D.,  dass  gleich  wie  Sie  niemand  lieber  als  des  H.  Pfaltzgrafen 

0  von  Meinders'  Hand,  unter  demselben  steht  von  eben  diesem  vermerkt: 
yUmb  die  Pfalz-Neub.  Rhate  desto  mehr  za  dispcoireo,  dass  Sie  die  Raven- 
Bteinische  Sache  nach  diesem  Project  einrichten  aod  dazu  I.  F.  D.  persnadiren 
mogten,  sein  Ihnen  nachfolgeode  Motiven  bei  der  Conferentz  weitleuftig  fur- 
gestellet  worden,  so  sie  auch  ad  referendum  argenommen.  NB.  Gegen  die  Herr- 
schaft Raveostein  wird  gesetzet: 

1)  die  Chron  Poblen,  ast  qaae  proportio? 

2)  die  Herrschaft  Selbsten,  weil  S.  Cbf.  D.  das  Aeqaivalent  fallen  lassen, 

3)  -  Rthlr.  vom  Graffen  von  Schwartzenberg, 

4}  andere  vor  inserirte  condiliooes.* 
Dieses  Project  hat  nachher  eine  Umarbeitung  erfahren,  io  derselben  ist  eine 
längere,  den  Abscbluss  dieses  Vertrages  motivierende,  aus  dem  Pf.-Neuborgischen 
Project  berubergenommene  Einleitung  vorangestellt  und  nachher  einige  Aende- 
rungen  und  Zusätze  gemacht  worden,  welche  im  Folgenden  unter  dem  Text,  als 
Project  b,  angeführt  sind. 


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742  1*^-    I^^r  Brbvergleich  mit  Pfals-Neuburg. 

F.  D.  die  Crohn  Polen  biernegst  gönnen,  also  auch  deroselben  zu 
deren  Erlangung  alle-  gute  ofKieia  und  Beförderung  juribus  et  libertate 
reip.  semper  salva  präatiren  wollen. 

[2.]  Zu  welchem  End  dan  noch  zur  Zeit  ftlr  diensam  geachtet 
wird,  den  H,  Lubomirsky  zu  ersuchen,  dass  er  bei  der  guten 
Parthey  beständig  verharre,  mit  Versicherung,  dass  man  ihn  nicht 
lassen  sondern  ferner  assistiren  würde. 

[3.]  Wie  dan  auch  S.  Chf.  D.  diejenige,  welche  es  mit  ihm 
halten  und  pro  libertate  reip.  und  wieder  die  förhabende  Wahl  eines  *) 
französischen  subjecti  arbeiten,  darin  stärken  und  ihr  Bestes  thun 
wollen,  damit  die  Königin*)  ihre  Intention  nicht  erreiche. 

[4.]  Im  Fall  nun  hiernegst  die  Crohn  Polen  per  mortem  vel 
abdicationem  regis  vaciren  würde,  wollen  S.  Ch.  D.  ihr  Bestes  thun,  dass 
des  H.  Pfalzgrafen  Dchl.  Person  vorgeschlagen  und  prae  caeteris  re- 
commandiret  gehalten  werde').  Wan  nun  libera  vota  auf  dieselbe 
gefallen,  deren  Effect  aber  durch  die  Waffen  gesuchet  werden  mOsste, 
solchen  falls  wollen  S.  Ch.  D.  und  F.  D.  zu  Neuburg  eine  Armee 
von  10  ad  ^  Mann  der  Republ.  wieder  diejenige,  so  dieselbe  hier- 
unter beeinträchtigen  wollten,  zu  HQlfe  senden,^) 

[5.]*)  und  soll  Lubomirsky  dieses  im  Vertrauen  entdecket  und 
so  viel  immer  mtiglich  dahin  disponiret  werden,  dass  er  zusage,  dieses 
Werk  obgedachtermassen  zu  befordern,  wohingegen  er  wegen  des 
H.  Pfalzgr.  D.  zu  versichern,  dass,  wenn  Sie  solchergestalt  zur  Chron 
gelangen  würden,  er  nicht  allein  plenissime  restiluiret  werden  sollte, 
sondern  man  ihm  darüber  und  den  Seinigen  alle  Gnade  und  beneficia, 
wie  er  solches  selbst  desideriren  möchte,  erweisen  würde. 

[6.]^  I.  F.  D.  zu  Neuburg  werden  dieses  dessein  bei  dem 
Keys  er  und  Schweden  aufs  beste  recommendiren  und  deren  Appro- 


*)  Dafür  steht  in  b:  eines  der  Poloiscben  Freiheit  gefehrlichen  und  der 
Republiq  aDaDstendigeD  Sabjecti. 

^  Dafär  in  b:  damit  diejenigen,  so  sich  hierein  der  Republiq  zo  Nachtheil 
bemühen,  ihre  Intention  nicht  erreichen. 

^  dafür  in  b:  von  10.  12.  oder  mehr  tausend  Mann,  woeu  ein  jedweder  die 
Helffte  giebt, 

*)  in  b  hinzugefügt:  wubey  S.  Ghurf.  D.  über  sich  nehmen,  die  Artillerie 
und  Zubehör  su  verschaffen  und  herzugeben,  jedoch  dass  man  sich  wegen  der  dazu 
erfodderten  Kosten  hiernegst  bei  der  Lieferung  vergleiche. 

^)  in  b:  Artikel  7. 

6)  in  b:  Art.  8. 


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Project  des  Vertrages  wegeo  der  polniscbeu  Suche.  "     743 

bation  suchen  ^),  damit  man  eveniente  casu  von  diesen  beiden  Fartheien 
keine  Widerwärtigkeit  zu  befahren,  und  wollen  S.  Gh.  D.  solches 
ihrestheils  auch  thun,  und  nachdem  I.  F.  D.  es  ihr  an  Hand  geben 
werden,  deroselben  Intention  fleissig  secundiren. 

[7.]*)  Sobald  aber  die  Wahl  auf  I.  Dchl.  Person  gefallen,  er- 
bieten sich  I.  F.  D.  Ravenstein,  oder  wenn  solches  S.  Ch.  D.  sonst 
rechtmässigerweise  bereits  würde  zugefallen  sein,  aliud  aequivalens 
an  S.  Ch.  D.  zu  geben.  Wan*)  auch  zu  Secundirung  des  Werkes 
einige  Troupen  vonnöthen  sein  möchten,  wollen  alsdan  S.  Ghf.  D. 
I.  F.  D.  damit  vorg.massen  also  fort  wQrklich  assistiren. 

[8.]*)  Sobald  aber  I.  F.  D.  zur  Kröhnung  gelanget,  wollen  sie 
S'.  Chf.  D.  das  Vest  Recklinghausen  von  ChurCölln  frei  und 
ohne  Condition  in  dem  Stand,  wie  es  anitzo  ist,  verschaffen  und  in- 
mittelst Sie  sich  mit  ChurCölln  wegen  des  Tausches  vergleichen, 
einen  District  iin  üerzogth.  Bergen,  welcher  ebensoviel  als  das  Vest 
einbringet  und  S'.  Ch.  D.  zu  Brandenb.  wohl  gelegen,  alsofort  würklich 
einräumen. 

I.  F.  D.  versprechen  auch,  dass  wan  sie  zur  Cron  gelanget,  sie 
mit  S.  Ch.  D.  allezeit  in  guter  aufrichtiger  Freundschaft  leben  und 
dero  Churf.  Hauses  Bestes  und  Interesse  jedesmal  fleissig  zu  befördern 
ihro  angelegen  sein  lassen,  in  specie  denen  aufgerichteten  pactis  be- 
ständig inhaeriren,  dawider  nicht  handeln  und  was  davon  noch  nicht 
adimpliret  sofort  ohne  einzigen  Verzug  würklich  erfüllen,  sonsten  auch 
in  allen  Angelegenheiten  S.  Ch.  D.  äussersten  Vermögens  nach  grati- 
ficiren  wollen,  absonderlich  wegen  eines  bequemen  Passes  über  die 
Weixel,  welcher  Strom  sonsten  auch  zur  Hälfte  bereits  S.  Ch.  D.  zu- 
stehet, und  wegen  des  Indigenats  der  Preussen,  sowohl  Herrschaft  als 
Unterthanen.  *) 


^)  in  b  hiozogesetzt:  auch  darin  keine  Zeit  verabsenmen. 

^  Der  statt  dessen  in  b  stehende  Art.  6  lautet:  Dahingegen  und  sobald  S. 
Churf.  D.  dero  Trouppen  ad  5.  6.  oder  mehr  tausend  Mann  mit  I.  Fürstl.  D.  wer- 
den conjungiren  und  zu  obgemelter  Intention  operiren  lassen,  erbieten  sich  I. 
F.  D.  die  Herschaft  Ravenstein  (jedoch  dass  die  Beligion  in  statu  quo  ver- 
bleibe und  darin  denen  Romisch  Catholischen  so  weinig  in  exercitio  als  bonia 
et  reditibus  die  geringste  Eintragt  nicht  geschehe)  etc. 

^  Diese  letzten  Worte  fehlen  in  b. 

*)  in  b:  Art.  9. 

^)  in  b  hinzugesetzt:  11.  Endlich  ist  verabredet  und  verglichen,  dass  alles, 
was  in  obigen  Pancten  enthalten,  auch  hiernegst  effectuiret  werden  soll,  wenn- 


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744  l'"^-    I^cr  Erbvergleicb  mit  prals-Neuburg. 

ProtocoUa  mit   denen  Pfaltz- Neuburgischen  Abgesandten  H. 

Cantzler   Winckelhauseir,   H.  Obercantzler   Gisen,   H.   Vice- 

cantzler  Schnell ,  et  H.  Blaspeil  et  me ').    [Cleve  25.  Mai 

—23.  Juni  1666.] 

25. Mai.  Ltioae  d.  26.  Maii  16(56.     Auf  das  erste  Project*)  machen  die  Neu- 

burgi sehen  Abgesandten  Erinnerungen  (nur  unbedeutende  Zusätze  und 
Veränderungen  des  Ausdrucks);  darauf  die  Brande nburgi sehen  (nament- 
lich: addatur,  dass  dieser  Vergleich  nur,  wenn  der  Erbvergleich  zur  Per- 
fectioD  komme,  verbindlich  sein  solle,  ad  §  3  bei  der  Artillerie:  weil  Kf. 
übernehme,  dieselbe  nebst  Zubehör  zu  beschaffen,  hätte  man  sich  hiernegst 
wegen  der  dazu  erforderlichen  Kosten  zu  vergleichen.) 

Schliesslich  wird  gut  gefunden,  dieses  in  ein  ander  Project  zu  bringen, 
welches  die  Neuburgischen  nach  Düsseldorf  communicieren  und  des  Pfalz- 
grafen Befehl  darüber  erwarten  wollen. 

26.Mai.  Mercurii26   Mai.    Ist  anfänglich  das  Project  wegen  der  Polnische  u 

Sache  abermals  verlesen  und  nach  den  beiderseitigen  E^rinnerungen  eine 
Abschrift  den  Neuburgischen  zugestellt  worden.  Dieselben  verlangen 
dann,  dass  bei  Punkt  5  hinzugefügt  werde:  Ueber  welche  Armee  dann  Ihre 
F.  D.  als  zu  der  Zeit  erwählter  König  das  Obercoromando  und  General- 
directorium  führen,  jedoch  hiernegst  der  künftigen  Verfassung  und  Operationen 
halber  fernere  Handlung  gepflogen  werden  soll,  welche^  ebenso  wie  einige 
andere  weitere  kleine  Zusätze  und  Aenderungen  angenommen  wird.  Darauf 
wird  wegen  Ravenstein  conferiert,  die  Neuburgischen  verlangen,  dass 
zugleich  in  possessorio  et  petitorio  compromittiert  werde,  dagegen  die 
Brandeuburgischen,  man  müsste  erstlich  in  possessorio  sprechen,  her- 
nach könnte  das  petitorium  auch  erörtert  werden,  was  jene  ad  referendum  au- 
nehmeq  und  formulam  compromissi  erwarten  wollen. 

NB.    Ob  bei  S.  Chf.  D.  zu  fragen,  dass  man  Hackeberg*)   zu  in- 


gleich l.  F.  D.  nicht  Selbsten,  soDdern  einer  von  I.  F.  D.  jangen  Printzeo  zur 
Cbron  gelangen  solte. 

12.  Es  soll  aber  auch  dieses  Vergleich  aoderergestalt  nicht  verbindlich 
sein,  es  sei  den,  dass  der  befangener  Erbvergleicb  wegen  der  Cleffischen  und 
QäliBcben  Lande  zar  Perfectlon  gebracht  werde. 

13.  Schliesslich  haben  mehrhocbstgemelter  Ihrer  Chor-  und  Färstl.  Dchl. 
Dchl.  vorbesagte  Rhäte  versprochen,  dass  beyderseitf  hohe  Herrn  Principalen 
diese  Handlang  innerhalb  acht  Tagen  oder  ehender,  wenn  es  sein  kann ,  in  ge- 
wohnlicher Form  ratificiren  und  derselben  in  allen  Puncten  nachleben  werden. 

^)  auch  von  Meinders*  Hand. 

«)  oben  S.  741. 

*)  Jalios  Hackeberg  wurde  im  Juni  v>m  Kf.  in  geheimer  Mission  an 
Lubomirski  geschickt,  um  diesen  für  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  sn  gewinnen. 
Näheres  darüber  im  folgenden  Bande. 


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VerhandluDgen  über  die  polnische  Sache.  745 

formieren  aofaugen  könnte,  ob  er  in  neue  particular  Pflicht  zu  nehmen  oder 
aof  die  bereits  geleistete  zu  erinnern?  fiat. 

Jo?i8  den  27.  Mail  1666.  Das  Project  wird  gelesen  und  dann  com-  27.  Mai. 
muni  connensn  eingerichtet^),  die  Neuburgiscben  wollen  es  dem  Pfalz- 
grafen übersenden  und  dessen  Befehl  erwarten,  die  Brandenbnrgischen 
bitten,  bei  demselben  auch  zu  erinnern,  ob  er  ein  Schreiben  anLuboroirsky 
mitgeben  und  ob  er  demselben  principis  nomine  etwas  zu  offerieren  et 
qnantum  ? 

Darauf  übergeben  die  Brandenburgischen  ein  Project  des  Com- 
promisses  wegen  Ravenstein  und  begehren  dabei  wegen  des  Winnenthal- 
sehen  Postes  sich  zu  resolvieren  und  solchen  dem  Vergleich  gemäss  dem 
Grafen  von  Schwarzenberg  zu  zahlen*).  Jene  lehnen  dieses  zunächst  ab, 
da  ihr  Herr  viele  Prätensionen  abgefunden,  welche  auch  dem  Kf.  zu  statten 
kämen,  da  die  Branden.burgischen  aber  dieses  nicht  gelten  lassen  wollen, 
so  erklären  sie  endlich  nach  genommenem  Abtritt,  mit  dem  Schwarzenber- 
gischen  Abgesandten  reden  und  die  100,000  Rthlr.  in  5  Terminen  zahlen 
zu  wollen,   wenn  er  dagegen  die  Prätention  auf  Hochswagen  fallen  Hesse. 

29.  Mai  werden  die  Erinnerungen  des  Freih.  v.  Schwerin*)  den  Pf-  29.  Mai. 
Neuburgiscben  mitgetheilt,  von  diesen  sämtlich  approbiert  und  dMrauf  in 
den  Traktat  eingerückt. 

Veneris  5.  Junii  1666.  Die  Neuburgiscben  theilen  einige  notata 
des  Pfalzgrafen  mit,  derselbe  wäre  auch  zufrieden,  dass  Kf.  wegen  der  Sache 
mit  Fürst  Rad zi vi  11  communiciere,  die  Brandenburg ischen  berichten 
darauf  über  ihre  Unterredung  mit  Baron  de  G  oes*)  und  theilen  die  Instruction 
und  Creditive  [Hackebergs]  mit.  Und  ist  gutgefunden,  dass  ein  Articul 
in  den  Tractat  gesetzt  werden  solle,  die  Sache  laufe,  wie  sie  wolle,  solche 
verschwiegen  zu  halten. 

^)  Project  b,  b.  oben  S.  741  Aom.  1. 

^  Kf.  hatte  die  Herrschaft  WinoeDtbal,  welche  nach  dem  Provisionalver- 
gleich  vom  8.  April  1647  ihm  fär  die  von  dem  Pfalzgrafeo  versprochenen 
100,000  Thaler  haften  sollte,  darcb  einen  Vergleich  vom  8.  October  1649  an 
den  Grafen  Joh.  Adolf  v.  Schwarzenberg  cediert,  8.  den  aber  diesen  Ponkt 
besonders  abgeschlossenen  Vergleich  vom  9.(17.)  September  1666  (v.  Mörner 
S.  303). 

^'0.  V.  Schwerin,  dem  Kf.  das  Project  des  Vertrages  zugesandt  hatte, 
erklärt  (d.  Iselsteio  27.  Mai  1B66)  sich  im  übrigen  mit  demselben  einverstanden, 
schlägt  aber  ausser  einigen  kleinen  Veränderungen  und  Zusätzen  vor  ad  6,  dass 
man  sich  wegen  der  Kosten  gleich  jetzt  vergleiche  and  es  auf  die  Hälfte  nehme, 
ad  9,  dass  auch  Frankreichs  gedacht  werde,  und  ad  11,  dass  an  stelle  des- 
selben gesetzt  würde,  dieser  Vergleich  sollte  gelten,  wenn  auch  nichts  aus  dem 
Erbvergleich  würde,  denn  sonst  konnte  der  Pfalzgraf,  wenn  er  übel  wollte,  nur 
den  Brbvergleich  unterlassen,  damit  er  Ravenstein  und  Recklinghausen  nicht 
geben  dürfe,  Kf.  könnte  von  dem  Wahlwerk,  nachdem  er  sich  einmal  in  dasselbe 
eingelassen,  nicht  zurück,  sondern  würde  solches  nolens  volens  befordern  müssen, 
weil  er  sich  bei  dem  Hofe  irreconciliabel  gemacht. 

*)  S.  unten  S  747. 


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746  12.     Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 

9  Juui.  Mei'cnrii  9.  Juni  1666.    Die  Neub  urgischeo  erkläreu,  dass  sie  gegen 

die  lostructioo  für  Hackeberg  nichts  zuerinuero  haben,  bitten  zd  überlegen, 
wie  in  Schweden  und  am  Kaiserlichen  Hofe  das  Weric  weiter  za  treiben, 
erlslären  dann,  sie  wollten  gern  vor  den  Feiertagen  nach  Düsseldorf,  und 
bitten,  dass  das  Project  zur  Richtigkeit  gebracht,  abgeschrieben  and  von 
den  Brandenburgischen  unter8chrieben  ihnen  mitgegeben  werde. 

16.  Jani.  Jovis  10.  Junii  1666  ist  der  Polnische  Tractat  coUationieret  und 
unterschrieben  worden. 

19.  jQüi.  Solls  19.  Junii  1666.  Die  Neuburgischen  erklären  sich  zur  Aus- 
wechslung der  Ratificationen*)  bereit,  dieselbe  wird  auf  morgen  febtgesetzt 
Wegen  Ravenstein  beliebten  sie  das  compromissum  ratione  possessorii, 
wie  es  projectiert,  wobei  sie  einige  Erinnerung  zu  thun,  und  wollten  ratione 
petitorii  auch  ein  Project  übergeben. 

23.JuDi.  Mercurii  23.  Juni  1666.  Hora  10  sind  die  Originalratificationen 
wegen  des  Polnischen  Werkes  ausgewechselt  worden. 

Hora  5  pomer.  wird  das  Project  des  Ravensteinschen  Compromiss 
gelesen  und  darüber  conferiert. 


Aufzeichnung  über  die  dem  kaiserlichen  Gesandten  de  Goes 

und  der  Schwedischen  Regierung  zu  machenden  Mittheilungen 

wegen  der  polnischen  Sache  ^).     D.  29.  Mai  1666. 

^9. Mai.  Dem  Baron  de  Gpes  soll  vorgestellt  werden,  wie  gefährlich  der  Zu- 

stand in  Polen  sei,  der  Hof  suche  durch  Unterdrückung  Lubomirskis 
das  Wablnegotium  durchzusetzen.  Kf.  wünsche  die  Absiebten  des  Kaisers 
in  dieser  Sache  zu  erfahren,  weil  er  sich  mit  demselben  conformieren  wolle. 
Ef.  hielte  dafür,  da  der  Hof  das  Wablnegotium  unablässig  betreibe,  nur  um 
dem  Herzog  von  Enghien  die  Krone  zu  verschaffen ,  so  sollte  man  auch 
die  Wahl  ku  befördern  suchen,  um  die  Machinationen  des  Hofes  mit  einem 
Male  umznstosscn,  doch  dahin  wirken,  dass  solche  auf  ein  dem  Kaiser  und 
der  Republik  anständiges  Subjectum  falle;  Kf.  wünschte  zu  wissen ,  wohin 
des  Kaisers  Absichten  zielten  und  wem  er  diese  Krone  am  Tfebsten  gönnte. 
Sollte  6.  sich  darauf  herauslassen  und  Pfalz-Neu  bürg  erwähnen,  so 
sollen  sie  erklären,  dass  Kf.  darin  mit  dem  Kaiser  einig  sei  und  dass  er  auch 
zu  besserer  Erreichung  dieses  Zweckes  die  mit  dem  Pfalzgrafen  noch  vor- 
handenen Streitigkeiten  aufs  schleunigste  beizulegen  sich  bemühe.  Sollte 
G.  dagegen  ein  andres  Subjectum,  in  specie  den  Herzog  von  Lothringen 
vorschlagen ,  30  sollen  sie  erwidern,  Kf.  kenne  dessen  Qualitäten  nicht  so  gut, 
er  sei  Vassallus  Galliae,  Pfalz-Neubnrg  dagegen  dependierte  nur  vom 


')  Dieselben  sind  ansgeatellt  vom  Kf.  d.  Cleve  17.  Juni  1666  nod  vom  Pfals- 
grafen  d.  Grimlinghaosen  17.  Juni  1666. 
''^  von  Meinders'  Haod. 


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VerbaudluDgiiO  mit  de  Goes  wegen  der  poluischeo  Sacbe.  747 

Kaiser  uud  Reich,  letzterer  wäre  mit  verschiedenen  PnDS&eu  gesegoec,  albu 
bei  noch  einmal  erfolgender  Vacanz  nicht  weit  ein  Successor  zn  suchen. 
Auch  Schweden  würde  die  Krone  viel  lieber  in  Pfalz-Nenburgs,  als 
seines  Verwandten  Händen  sehen.  Sollte  abei  0.  kein  Subjectum  nennen 
wollen,  stünde  zu  bedenken,  ob  von  Seiten  des  Kf.  Pfalz-Neu  bürg  vor- 
zuschlagen. 

Zugleich  soll  an  Krockow  nach  Schweden  geschrieben  werden,  Kf. 
wünsche  zu  wissen,  ob  es  Schweden  mit  der  Beförderung  der  Wahl  Pfalz- 
Nenburgs  zum  polnischen  Könige  Ernst  sei,  Kf.  sei  geneigt,  es  zu  secun- 
dieren,  bemühe  sich  zuförderbt  die  Streitigkeiten  mit  demselben  zu  schlichten, 
wünsche  auch  zu  erfahren,  ob  man  nicht  in  Schweden  dafür  hielte,  dass  in 
Polen  die  Wahl  zu  poussieren  und  des  Pfalzgrafen  Person  dabei  zu  recommeu- 
dieren,  und  wenn  die  Wahl  auf  denselben  gefallen,  derselbe  im  Falle  der 
Noth  zu  secundieren  und  auf  welche  Weise  dieses  alles  zn  coucertieren 
sei.    Kr.  soll  auch  im  Vertrauen  mit  Rautenstein ^)  communicieren. 

An  beiden  Orten,  sowohl  beim  Kaiser  als  auch  bei  Schweden,  kann 
Lubomirskis  Sache  aufs  beste  recommendiert  werden,  damit  man  durch 
denselben  diejenigen,  welche  es  mit  der  Republik  wider  den  Hof  halten, 
gewinnen  und  bei  der  jetzigen  guten  Intention  erhalten  möchte,  sie  unter 
der  Hand  zu  animieren  und  ihm  Hülfe  zu  versprechen. 

Q.  Ob  auch  jemand  an  den  Kaiserlichen  Hof  zu  senden  und  mit  was 
für  Instruction? 

Ob  nicht  au  Fürst  Radziwill  von  diesem  Dessein  etwas  unter  der 
Hand  zu  notificieren  uud  er  zu  Beförderung  desselben  aufzufordern? 


Aufzeichnnng  über  eine  mit  Baron  de  Goes  gehaltene 
Conferenz ').     [D.  Cieve  2.  Juni  1666]. 

[Die  polniacbe  Wahlaogelegeoheit.] 

Als  den  2.  Jnni  1666  auf  S.  Gh.  D.  gn.  Befehl  der  H.  Blaspeil  2.  Jani. 
und  ich  zum  keyserlichen  Abgesandten,  H.  Baron  de  Goes  gefahren 
und  mit  demselben  wegen  der  Polnischen  Sache,  in  speeie  wegen  der 
Wahl  und  auf  was  fttr  ein  subjectum  I.  Key.  M.  desfals  reflectirte, 
gesprochen,  hat  er  uns  nachgehends  geantwortet: 

1)  Hielte  so  weinig  diensam  als  practicabel,  dass  man  diesseit 
von  der  Wahl  noch  zur  Zeit  zu  sprechen  hätte.  Dasjenige,  so  der 
Königin  könnte  reprochiret  werden,  wäre  das  Wahlnegotium  und  dass 
sie  solches  contra  jura  regni  bei  Lebzeiten  auf  die  Bahn  gebracht,  sollte 
man  nun  auch  von  dieser  Seite  dergleichen  moviren,  so  wtirde  man 
allen  Credit  bei  den  Ständen  verlieren,  ^ie  sich  dann  auch  Lubo- 

0  Gesandter  des  Pfalzgrafen  in  Schweden. 
^  auch  von  Me Inders*  Hand. 


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748  1*^-     Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neiiburg. 

rnirsky  darin  genau  fürselien  niüsste.  Es  wäre  auch  so  grosse  Appa- 
renz  nicht,  dass  die  Königin  durchdringen  werde,  und  stünde  alles 
noch  sehr  zweifelhaftig. 

2)  Sollte  aber  ein  Fall  sich  zutragen,  so  würden  I.  Key.  M.  ausser 
Zweifel  mit  S.  Ch.  D. ,  mit  dero  sie  einerlei  Interesse  bei  diesem 
Werk  hätten,  communiciren. 

3)  Wie  bei  genommener  Occasion  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg 
gedacht  wurde,  erwähnte  er,  dass  er  bekennen  mösste,  dass  er  nicht 
eigentlich  instruiret,  er  wollte  es  aber  I.  Key.  M.  berichten  und  In- 
struction erwarten. 

4)  Der  Pfalzgraf  wäre  bei  I.  Key.  M.  nach  der  Abreise  von  Regens- 
bürg  zu  Straubing^)  gewesen,  könnte  zwar  nicht  sagen,  was  daselbst 
passiret,  er  wäre  aber  sehr  satisfait  gewesen. 

5)  Es  wäre  dieses  sonsten  eine  delicate  Materie,  die  behutsam  zu^ 
menagiren,  wie  er  dan  auch  wüsste,  dass  I.  Key.  M.  sie  nicht  in  den 
Bath  brächten,  sondern  ä  part  resolvirten  und  überlegten. 

6)  Der  Pfalzgraf  hätte  auch  wohl  Ursach,  sich  etwas  zu  accommo- 
diren  und  nicht  dergestalt  in  allem,  wie  neulich  zu  Regensburg  ge- 
schehen, der  widrigen  Parthei  sich  zu  associiren.  Solches  wären  um- 
brae  und  könnte  dadurch  ein  solches  Hauptwerk  'obstacula  finden. 

Nos:  Wenn  man  lang  trainirete,  mügte  endlich  der  Fall  insperato 
kommen  und  der  König  entweder  einmal  schleunig  sterben  oder  re- 
signiren,  oder  doch  solche  revolutiones  entstehen,  dass  man  alsofort 
einige  Resolution  nehmen  müsste. 

nie:  Müsste  bekennen,  dass  alsdann  gut  sein  würde  de  concert 
zu  gehen,  er  wollte  es  an  I.  Key.  M.  berichten  und  würde  wohl  bald 
Resolution  und  Nachricht  bekommen. 


Vertrag    zwischen    dem    Kurfürsten    Friedrich  Wilhelm    von 
Brandenbarg  und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neu- 
burg wegen  der  dem  letzteren  zu  verschaffenden  polnischen 
Krone.     D.  Cleve  10.  Juni  1666.^ 

10.  Juni.  Kund  und  zu  wissen  sei  hiemit;  nachdem  der  Durchleuchtigste 
Fürst  und  Herr,  Herr  Friderich  Wilhelm,  Marggraff  zu  Branden- 
burg —  und  der  auch  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr  Philipp 

^)  im  Mai  1GG4  S.  oben  S.  240. 

2)  Inhaltsangabe  bei  Pufendorf  X  §  48  (8.  685),  v.  Mörner  S.  2b6  (o.  160.) 


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Vertrag  wegen  der  polniscbeo  Sache.  749 

Wilhelm,  Pfaltzgiaff  bei  Rhein  —  nun  eine  Zeit  hero  entschlossen 
gewesen  und  annoch  gänzlich  entschlossen  sein,  die  zwischen  beiden 
Ihren  Chur-  und  Fürstlichen  Häusern  von  undenklichen  Jahren  her 
gepflogene  aufrichtige  gute  getreue  Freundtschafft  —  zu  restabiliren, 
auch  die  von  beiderseits  darzu  deputirten  Rähten  dessfals  fUrge- 
nommene  Handlung  durch  göttliche  Schickung  so  weit  gebracht  ist, 
dass  die  fürnehmsten  Miss  verstände,  wodurch  vorgedachte  Freund- 
schafft bissweilen  alteriret  und  geschwächet  worden,  als  nemlich  die 
Successionssache  der  Jülich -Clevisch  und  angehörigen  Lande,  der 
Punctus  Religionis  und  das  Directorium  im  Westphälischen  Kreise 
verhoffentlich  mit  dem  ehesten  ihre  beständige  Richtigkeit  erhalten 
werden,  und  dann  bei  dieser  Handlung  auch  sonsten  eine  und  andere 
Interessen,  welche  beide  Chur-  und  Fürstliche  Häuser  concerniren,  in 
specie  auch  der  gegenwärtige  gefährliche  und  verwirrete  Zustand  im 
Königreich  Polen  in  Consideration  gezogen  und  dabei  überleget  worden, 
was  etwan  zu  des  gemeinen  Wesens  Wollfahrt  und  beider  Theile 
Nutzen  und  Sicherheit  desshalber  und  absonderlich  bei  der  künftigen 
Wahl  zu  beobachten  sein  möchte  —  Alss  haben  höchstgemelter  Ihrer 
Chur-  und  Fürstlichen  Durchleuchtigkeiten  darzu  verordnete  Rähte  und 
Gevollmächtigte,  benantlich  von  wegen  Seiner  Churf.  Durchl.  zu  Branden- 
burg der  Hochwürdige  HochwoUgebohrne  Herr  Otto  Freiherr  von 
Schwerin  —  wie  auch  der  Hoch  edle  veste  und  hochgelahrte  Herr 
Werner  Wilhelm  Blaspeil  —  und  der  Wolledle  und  hochgelahrte 
Herr  Franz  Meinders  —  von  wegen  Ihrer  Fürstl.  Durchl.  Pfaltz- 
Neuburg  aber  der  HochwoUgebohrne  Herr  Johan  Heinrich  Freiherr 
von  und  zu  Winkelhausen  —  wie  auch  der  WoUedelgebohrne 
Herr  Franz  von  Giese  —  und  der  WoUedelgebohrne  Herr  Hein- 
rich Schnellen  —  nach  Anleitung  ihrer  dessfals  gehabter  Instruction 
und  Befehls  nachfolgende  Puncten  verabredet  und  verglichen. 

1.  Anfänglich  versprechen  S«.  Churf.  D.,  dass,  gleich  wie  Sie 
niemand  lieber  alss  des  Herrn  Pfaltzgrafen  Fürstl.  Durchl.  die  Krohn 
Pohlen  durch  ordentliche  Wahl  hiernegst  gönnen,  also  auch  dero- 
selben  zu  deren  Erlangung  alle  gute  officia  und  Beförderung  juribus 
et  libertate  Reipublicae  semper  salva  prästiren  wollen. 

2.  Zu  welchem  Ende  dann  auch  noch  zur  Zeit  für  diensam  ge- 
achtet wird,  den  H.  Lubomirskj  zu  ersuchen,  dass  er  bey  der  guten 
Parthey  bestendig  verharre  und  für  die  Republicq  fest  halte,  mit  Ver- 
sicherung, dass  man  die  Republicque  und  also  auch  ihn  nicht  lassen, 
sondern  ferner  assistiren  würde. 


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750  1'^-     t)er  Brbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 

3.  Wie  dann  auch  S«.  Churf.  Durchl.  die  ienige,  welche  es  mit 
ihm  halten  und  pro  libertate  Reipublicae  und  wider  die  ffirhabende 
Wahl  eines  der  Polnischen  Freyheit  gefährlichen  und  der  Republicq 
unanständigen  Subjecti,  und  zwar  durch  unordentliche  Mittel  und 
Wege,  arbeiten,  darin  stärcken  und  ihr  bestes  thun  wollen,  damit  die 
ienige,  so  sich  hierin  der  Kepublicq  zu  Nachtheil  bemühen,  ihre  In- 
tention nicht  erreichen. 

4.  Im  Fall  nun  hiemegst  die  Krohn  Pohlen  per  mortem  vel 
abdicationem  Regis  vaciren,  oder  auch  die  Stände  vivente  rege  (sonder- 
lich da  es  vom  Könige  so  offt  gesuchet  worden,  wiewoll  sonsten 
S*.  Churf.  Durchl.  solches  nicht  verrauthen)  zur  Wahl  eines  Successoris 
schreiten  würden,  alssdann  wollen  S^  Churf.  Durchl.  ihr  bestes  thun, 
damit  des  H.  Pfaltzgrafen  Durchl.  Person  vorgeschlagen  und  prae 
caeteris  recommendiret  gehalten  werde. 

5.  Wenn  nun  libera  vota  auf  dieselbe  gefallen  und  S«.  Fürstl. 
Durchl.  legitime  erwehlet,  die  Republicq  aber  solcher  ihrer  gethanen 
Wahl  halber  gegen  Gewalt  succurriret  und  also  der  Effect  derselben 
durch  die  Waffen  befordert  werden  müsse,  solchenfals  wollen  S«. 
Churf.  Durchl.  und  S«.  Fürstl.  Durchl.  eine  Arm6e  von  zehen,  zwölff 
oder  mehr  tausent  Man,  worzu  ein  jedweder  die  Helffte  giebet,  der 
Republicq  wieder  diejenige,  so  dieselbe  hierunter  beeinträchtigen 
wolten,  zu  Httlffc  senden.  Ueber  welche  Arm6e  den  Ihre  Fürstl.  Durchl. 
alss  zu  der  Zeit  erwehlter  König  oder  Successor  Regni  das  Ober- 
commando  und  Generaldirectorium  führen,  jedoch  hernegst  der  künffti- 
gen  Verfassung  und  Kriegsoperationen  halber  fernere  Handlung  ge- 
pflogen werden  soll.  S*.  Churf.  Durchl.  versprechen  auch  die  nöhtige 
Artillerie  und  Zubehör  zu  verschaffen  und  herzugeben,  jedoch  dass 
die  zu  dem  Gebrauch  der  Artillerie  erforderte  Kosten  ein  jedweder 
zur  Helffte  trage. 

6.  Dahingegen  und  sobald  S**.  Churf.  Durchl.  dero  Trouppes 
ad  5.  6.  oder  mehr  Tausent  Man  mit  Ihr  Fürstl.  Dchl.  werden  con* 
Jungiren  und  zu  obgemelter  Intention  operiren  lassen,  erbiehten  sich 
Ihr  Fürstl.  Dchl.  alsofort  die  Herschafft  Ravenstein  (jedoch  dass 
die  Religion  in  Statu  quo  verbleibe  und  darin  denen  Römisch -Ca- 
tholischen  so  wenig  in  exercitio  alss  bonis  et  reditibus  die  geringste 
Eintracht  nicht  geschehe)  oder  wen  diese  Herschafft  S'.  Churf.  Durchl. 
sonsten  in  krafft  des  vorstehenden  Erbvergleichs  bereits  würde  zuge- 
fallen sein,  aliud  aequivalens,  so  S^  Churf.  Durchl.  woll  gelegen, 
Deroselben  zu  geben,  jedoch  mit  diesem  weiteren  Verstand,  dass  wan 


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Vertrag  wegen  der  polnischeD  Sache.  751 

der  effectus  der  Königlichen  Wahl  auch  ohne  die  Waffen  wörcklich 
erreichet  wflrde,  aUsdan  gleichergestalt  die  Herschafft  alsofort  nach 
derselben  an  S*.  Churf.  Durchl.  jeztgemeltermassen  Obergegeben  wer- 
den soll. 

7.  Obige  Resolution  soll  dem  H.  Lubomirskj  im  Vertrauen 
entdecket  und  derselbe  soviel  immer  mOglich  dahin  dieponiret  werden, 
dass  er  zusage,  dieses  Werck  obgemelter  massen  zu  befordern,  wohin- 
gegen er  von  des  Herrn  Pfalzgrafen  Dchl.  zu  versichern,  dass  wen 
Sie  solcher  gestalt  zur  Krohn  gelangen  werden,  Er  nicht  allein  ple- 
nissime  restituiret  werden  solte,  sondern  man  ihm  auch  darttber  wie 
auch  den  Seinigen  alle  Gnade  und  beneficia,  wie  er  solche  selbsten 
desideriren  möchte,  erweisen  würde,  dergleichen  Promessen  dan  auch 
andern,  welche  in  der  Sache  der  Republicq  zum  besten  einige  gute 
officia  prästiren  werden,  zu  thun  seyn. 

8.  Ihre  Fürstl.  Durchl.  zu  Neuburg  werden  dieses  Dessein  bey 
dem  Keyser  und  der  Krohn  Schweden  aufs  beste  recommendiren 
und  deren  Approbation  hierunter  suchen,  auch  darin  keine  Zeit  ver- 
abseumen,  damit  man  eveniente  casu  von  diesen  beyden  Partheyen 
keine  Wiederwertigkeit  zu  befahren,  und  wollen  S^  Churf.  Durchl. 
solches  ihrestheils  auch  thun,  und  nachdem  es  Ihre  FUrstl.  Durchl. 
Ihr  an  Hand  geben  werden,  dero  Intention  fleissig  secuudiren  helffen. 

9.  Sobald  aber  Ihre  Fürstl.  Durchl.  zur  Krohnung  gelanget,  wollen 
Sie  S'.  Churf.  Dchl.  das  Vest  Recklinghausen  von  des  H.  Chur- 
fürsten  zu  Co  In  Durchl.  frey  und  ohne  einige  Condition  in  dem 
Stande,    wie   es   anizo    ist,    verschaffen  und  inmittelst  Sie  sich   mit 

•  Ihr  Churf.  Durchl.  zu  Co  In  wegen  des  Tausches  vergleichen,  einen 
District  im  Herzogthum  Bergen,  welcher  eben  so  viel  alss  besagtes 
Vest  einbringet  und  S'.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  woll  gelegen, 
würcklich  einräumen;  jedoch  dass  es  sowoll  im  Vest  als  im  Bergischen, 
wie  oben  bey  Ravenstein  vermeldet,  der  Religion  halber  ebenmässig 
gehalten  werde. 

10.  Ihre  Fürstl.  Durch),  versprechen  auch,  dass  wen  Sie  zur 
Krohn  gelanget,  Sie  mit  S\  Churf.  Durchl.  allezeit  in  guter  aufrichtiger 
Freundschafft  leben  und  dero  Churfürstl.  Hauses  Bestes  und  Interesse 
iedessmahl  fleissig  zu  befordern  Ihro  angelegen  seyn  lassen,  in  specie 
denen  mit  der  Krohn  Polen  aufgerichteten  Pactis  bestendig  inhaeriren, 
darwieder  nicht  handeln,  und  was  davon  noch  nicht  adimpliret,  sofort 
ohne  einigen  Verzug  wircklich  erfüllen,  zu  Erlangung  eines  bequemen 
Passes  über  die  Weisseil  S'.  Churf.  Durchl.  verhelffen,  deroselben  Hauss 


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752  1^*    ^or  Erbvergleicb  mit  Pfals-Neubarg. 

und  DesceudeDten  wie  auch  dero  Preussische  Unterthanen  zu  dem 
jure  indigenatu8  respective  befordern  und  dabey  mainteniren,  sonsten 
auch  in  allen  Angelegenheiten  S^  Churf.  Durchl.  eusersten  Vermögens 
gratificiren  wollen. 

11.  Weiln  auch  S'.  Churf.  Durchl.  Agnatis  in  Francken  bishero 
wegen  der  Preussischen  Belehnung  allerhand  Difficultät  und  Streit 
gemachet,  so  versprechen  Ihre  Fürstl.  Durchl.  Ihr  Bestes  zu  thun, 
damit  die  Fränekische  Linie  der  Marggrafen  zu  Brandenburg,  imfall 
von  S^  Churf.  Durchl.  Descendenten  über  kurz  oder  lang  (welches 
Gott  verhüte)  niemand  vorhanden,  ad  successionem  in  ducatu  Prussiae, 
wo  nicht  cum  jure  supremi  dominii,  doch  zum  wenigsten  sub  condi- 
tione  feudi,  wie  es  der  Erste  Herzog  von  Preussen  gehabt  und  zu 
Lehn  empfangen,  admittiret  und  zugelassen,  auch  zu  mehrer  Ver- 
sicherung eventualiter  investiret  werden  möge. 

12.  Ingleichen  versprechen  Ihre  Förstl.  Durchl.,  dass  Sie  nach 
erlangeter  Krohn  die  Evangelische  Religionsverwandte  in  Pohlen  und 
angehörigen  Landen  bey  ihren  habenden  Rechten  und  Freyheiten,  denen 
Constitutionibus  regni  gemees,  allerdings  ruhig  lassen  und  Sie  dar- 
wieder  keinesweges  graviren  wollen. 

13.  Ferner  ist  verabredet  und  verglichen,  dass  alles,  was  in 
obigen  Puncten  enthalten,  auch  hernegst  effectuiret  werden  soll,  wan 
gleich  Ihre  Ffirstl.  Durchl.  nicht  selbsten,  sondern  einer  von  Ihrer 
Ffirstl.  Durchl.  jungen  Prinzen  zur  Krohn  gelangen  solte,  welchen  fals 
Seine  Churf.  Durchl.  sich  offeriret,  ebenmässige  ofßcia  und  Hülffe  zu 
pfästiren. 

14.  Beyde  Chur-  und  Fürsten  versprechen  auch  endlich  in  kra£Ft 
dieses  bey  Ihren  Chur-  und  Fürstlichen  Worten  und  treuen  Glauben, 
dass  dafern  aus  dieser  Sache  nichts  werden  und  solche  durch  einen 
menschlichen  Fall  oder  Verenderung  der  Conjuncturen,  wie  sich  selbige 
auch  zutragen  könten,  verhindert  werden  und  zu  keinem  Effect 
kommen  solte,  keiner  das  geringste  von  dieser  Handlung  zu  des  An- 
dern Nachtheil  an  einigen  Ort  directe  oder  indirecte,  durch  sich  oder 
durch  Andere  propaliren  oder  divulgiren,  sondern  dieses  alles  bey 
sich  in  geheim  halten  und  aufs  beste  secretiren  wollen. 

15.  Schliesslich  haben  mehr  höchstgemelter  Ihrer  Chur-  und 
Fürstlichen  Durchl.^"  vorbesagte  Rähte  versprochen,  dass  beyderseits 
hohe  Herren  Principalen  diese  Handlung  innerhalb  acht  Tagen  oder 
ehender,  wen  es  seyn  kan,  in  gewöhnlicher  Form  ratificiren  und  der- 
selben in  allen  Puncten  nachleben  werden. 


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Reobtfertignog  der  Deputierten  des  Kf.  753 

In  dessen  Uhrkund  haben  vorbenante  Räbte  dieses  eigenhändig 
und  mit  ihren  Petschafften  bekräfftiget.  So  geachehen  Gleve  den 
10.  Junii  Anno  lß66. 

Otto  Freyherr  von  Schwerin.  Johann  Heinrich  Freyherr 

von  und  zu  Winckellhausen. 

Werner  Wilhelm  Blaspeil.  Franz  von  Gise. 

Franz  Meinders  Uenr.  Snelle. 


0.  V.  Schwerin,   W.  W.  Blaspeil  und  Fr.  Meinders  an  den 
Kurfürsten  s.  1.  et  d.  [6.  August  1666] '). 

[Rechtfertignng  auf  die  wider  sie  wegen  des  Vergleicbs  mit  Pfalz-Neabnrg 
erbobenen  BeschuldigangeD.] 

Sie  haben  erfahren,  dass  wegen  der  mit  Pfalz -Neuburg  gepflogenen  6.  Ang. 
und  ounmehr  fast  zu  Ende  gebrachten  Tractaten  allerhand  ungleiche  judicia 
gefällt  und  sie,  als  die  Unterhändler  ^ei  denselben,  beschuldigt  werden,  des 
Kf.  Interesse  und  Vortheil  nicht  gebührend  zu  beobachten. 

Ew.  Churf.  D.  aber  werden  sich  verhoflFentlich  annocb  gn.  zu 
erinnern  wissen,  dass  Sie  ftir  mehr  den  drei  Jahren  bei  dero  An- 
wesenheit in  Preussen,  da  wir  beide,  Schwerin  und  Blaspiel,  nicht 
bei  Ew.  Churf.  D.  besondem  ferne  von  deroselben  gewesen,  und  also 
nicht  wissen  können,  was  vor  considerationes  damahlen  dabei  vor- 
kommen, die  quaestionem  an  und  dass  Sie  einen  Erbvergleich  auf- 
richten wollten,  gnädigst  resolviret,  und  zu  solchem  End  anfänglich 
mir,  Blaspielen,  und  hernachgehends  Ihrer  Hochheit  der  verwittibten 
Princessin  von  Oranien  deshalben  Vollmacht  ertheilet,  worauf  auch 
im  Haag  damahlen,  und  hernachgehends  das  Werk  mit  des  Herren 
Pfalzgraffen  Deputirten  nicht  allein  angefangen,  sondern  auch  so  weit 
darin  fortgefahren;  dass  es  vielleicht  zu  der  Zeit  bald  zum  Schluss 
und  endlicher  Richtigkeit  hätte  gebracht  werden  können,  wen  Ew. 
Churf.  D.  nicht  gnädigst  gut  gefunden  hätten,  der  Sache  einen 'An- 
stand bis  zu  dero  persönlichen  Anwesenheit  dieser  Orten  zu  geben, 
Ew.  Churf  D.  werden  sich  auch  ferner  gnädigst  entsinnen,  dass  ohn- 
eraehtet  des  bei  dero  Ankunft  in  diese  Lande  annoch  in  voller 
Flamme  schwebenden  Münsterischen  Krieges  Sie  nichts  desto  weiniger 
aus  verschiedenen  wichtigen  und  erheblichen  Ursachen,  welche  die- 
selbe zum  Theil  nicht  eben  ganz  kund  und  lautbahr  zu  machen  gut 

0  Schon  im  Auszöge  gedruckt  bei  Lehm  an o  I  S  198r.  o.  83. 

Mat«r.  X,  Gesch.  d.  0.  Kurfürsten.    XI.  4Ö 


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754  12.     Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Nenbur^. 

gefunden,  allezeit  dieses  Werk  eiflferig  fortgesetzet  und  uns  —  darin 
zu  arbeiten  nicht  allein  gnädigst  anbefohlen,  sondern  auch  zum  oftern 
übel  und  missfällig  empfunden,  dass  das  Werk  nicht  besser  von 
statten  ginge  und  man  ehender  nicht  zum  Schluss  kommen  können. 

Sie  haben  dem  Befehle  des  Kl.  ohne  ein  ander  Absehen  als  auf  dessen 
Estat  und  Interesse  in  gehorsamster  Devotion  nachgelebt,  gegenüber  jenen 
gegen  sie  erhobenen  Beschuldigungen  ersuchen  sie  Kf.,  seine  sämtlichen 
Räthe  nochmals  selbst  zu  vernehmen,  ob  sie  etwas  besser  sowohl  in  puncto 
religionis  als  in  der  Successionssache  für  ihu  zu  erhalten  sich  getrauen, 
oder,  wenn  er  solches  nicht  verspüren  könnte  und  bei  seiner  gefassten  Re- 
solution verbliebe,  sie  ^egen  dergleichen  ihrer  Ehre  und  zeitlichen  Wohlfahrt 
höchst  uachtheiiige  Censureu  zn  mainteniereu,  die  VoIlziehuDg  des  Vergleichs 
auch  anderen,  welche  die  Sache  vielleicht  besser  verstehen  und  ihm  mit  mehr 
Nutzen  dabei  dienen  können,  anzubefehlen,  oder  ihnen  wenigstens  anzu- 
deuten, wie  es  in  der  Wahrheit  auch  also  ist,  dass  nicht  sie  sich  unter- 
standen, ihn  zn  solchem  Vergleich  zu  bewegen,  sondern  dass  er  dieses 
vielmehr  selbst  so  beliebt  und  resolviert  und  also  solche  Censuren  mehr 
gegen  ihn  als  gegen  sie  gingen. 


Geheimenraths- Protokoll.     D.  [Cleve]  6.  August  1666. 

(S.  Churf.  D.,  I.  F.  D.  zu  Anhalt,  I.  F.  Gn.  zu  Nassau,  H.  voo  Canstein,  Freiherr 

voD  Blomentbal,  H.  von  Jeoa,  H.  von  Nievenheim,  H.  von  Eickel,  H.  von  Huch- 

teaboch,  H.  D.  Bachman,  H.  D.  Steinberger,  H.  D.  Isiog,  H.  D.  Hate.) 

[Die  Beechwerdeschrift  der  Bevollmächtigten.    Ob  Rf.  den  Brbvergleich 

abschliessen  soll.] 

().  Aug.  —  Als  nun  sothanes  Supplicatum ')  abgelesen,  haben  S.  Chf.  D. 

gesaget,  wie  dass  Sie  aus  erheblichen  Ursachen  dieses  Werk  und 
Handlung  getrieben,  und  den  deputirten  Rähten  solches  zu  befordern 
befohlen,  und  sollte  demnach  iedweder  von  den  anwesenden  Rähten 
seine  Meinung  und  was  er  noch  darbei  zu  erinnern  hätte,  sagen,  wan 
es  würde  abgelesen  sein. 

H.  V.  Jena  erinnerte  in  antecessum,  weil  in  Supplicato  gesagt 
würde,  dass  ö.  Chf.  D.  in  Preussen  vor  einigen  Jahren  solche  Reso- 
lution genommen,  wäre  solches  daher  geschehen,  weil  H.  Blaspiel*) 
einen  Vergleich  mit  einem  Abriss  in  Preussen  geschicket,  wie  viel 
nehmlich  S.  Chf.  D.  an  Land  noch  bekommen  müssten,  wan  der  Ver- 

0  Die  vorstehende  Eingabe  von  Schwerin,  Blaapeil  und  Meindera  von 
demselben  Datum.  * 

■^)  S.  oben  S.  495f. 


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VerhaDdluogeo  im  Geb.  Ratbe  fiber  den  Erbvergleicb.  755 

gleich  geschehen  solte,  und  hätte  er  gemeinet,  das»  es  nach  solchem 
Abriss  hätte  der  Vergleich  gemacht  werden  sollen.  Was  aber  sonsten 
gemeldet  wtlrde,  dass  unterschiedliche  harte  Censuren  dieser  Handlung 
wegen  über  sie  ergangen,  da  möchten  sie  sagen,  auf  wen  sie  es 
meinten,  derjenige  mttsste  es  dan  verantworten. 

Hierauf  haben  S.  Chf,  D.  befohlen,  den  Erbvergleich  in  der  Jülich- 
schen  Successionssache  abzulesen,  welches  auch  geschehen.  Worauf 
S.  Cbf.  D.  zu  F.  Moritzen  F.  6n.  sagte,  ob  Sie  etwas  bei  diesem 
Vergleich  zu  erinnern  hätten.  Ille:  Wisse  nicht  anders,  als  dass  die 
Clevische  Regierung  vor  weniger  Zeit  ihr  Bedenken*)  schriftlich  ein- 
gegeben hätte.  S.  Chf.  D.  replicirte:  was  die  Reg.  damals  berichtet, 
solches  wüsste  8.  Chf.  D.  wohl,  sie  hätten  es  auch  bei  diesem  Vergleich 
attendiren  und  darnach  einrichten  lassen. 

I.  F.  D.  zu  Anhalt  sagte,  diese  Sache  wäre  schon  öfters  im 
Rath  vorgewesen  und  wOssten  Sie,  dass  S.  Chf.  D.  es  den  Deputirten 
also  abzuhandeln  befohlen  hätten. 

I.  F.  Gn.  Fürst  M.oritz  zu  Nassau:  Er  hätte  gemeint,  dass 
S.  Chf.  D.  noch  Ravenstein  bekommen  sollten,  und  dessen  würde 
nicht  gedacht.  H.  v.  Canstein:  Gleich  wie  dieses  eine  Sache  von 
hoher  Importanz  wäre,  also  bäte  er,  dass,  was  er  sowohl  gegen 
S.  Chf.  D.  als  auch  in  consilio  gesaget,  es  nicht  übel  auszudeuten,  es 
wäre  nicht  andere  zu  censuriren  oder  jemand  zu  taxiren  geschehen, 
sondern  seiner  Pflicht  ein  gnüg  zu  thun,  dan  weil  man  gesagt,  dass 
so  eine  grosse  Ungleichheit  zwischen  den  Landen  so  S.  Chf.  D.  und 
die,  welche  Pfaltz-Neuburg  bekommen,  wäre,  und  S.  Chf.  D.  gleich- 
wohl nichts  dargegen  empfingen,  so  könnten  S.  Chf.  D.  es  nicht  übel 
nehmen,  dass  er  es  erinnerte.  Weil  nun  alle  Redenken,  so  man  hier- 
bei haben  könnte,  S'.  Chf.  D.  so  mündlich  als  schriftlich  wären  vor- 
getragen worden,  S.  Chf.  D.  aber  dieselbe  der  Erhebligkeit  nicht  finde, 
Sie  auch  über  das  noch  einige  geheimde  rationes  haben,  warumb  sie 
diesen  Vergleich  schliessen,  zudem  auch  dero  Räthe,  so  sie  zu  diesen 
Tractaten  gebraucht,  Treue,  Devotion  und  Dexterität  bekannt  wäre,  so 
hätte  er  weiter  nichts  zu  erinnern,  als  dass  er  wünschte,  dass  es  zu 
des  Churf.  Hauses  Aufnehmen,  dero  sämtlichen  Landen  Ruhe  und 
Wohlstand  gereichen  möge. 

Freiherr  v.  Blumenthal:   Er  wOsste  nichts  darbei  zu  erinnern, 


')  Ein  solcbes  ist  io  deo  Akten  nicht  vorbanden. 

48* 


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756  12.    Der  Erbvergleicb  mit  Pfalz-Neoburg. 

hoffte  auch,  da88  die  hierzu  committirte  Rätbe  in  dieser  Sache  nichts 
würden  gethan  haben,  als  was  S.  Ghf.  D.  ihnen  befohlen.  So  wäre 
auch  die  Sache  hiebevor  unterschiedlich  im  Rathe  vorgekommen  und 
resolviret  worden. 

H.  y.  Jena:  S.  Chf.  D.  wüssten,  dass  die  Sache  wegen  des  Erb- 
Vergleichs  im  Rath  nie  vorgekommen,  als  neulich  einmal*)  und  itzo, 
und  weil  er  daher  keine  Information  darvon  hätte,  auch  ohne  derselben 
sein  Bedenken  nicht  geben  könnte,  zu  dem  auch  S.  Chf.  D.  noch  ge- 
heimde  Ursach  hätten,  so  wünschte  er  gleich  wie  H.  v.  Canstein, 
dass  es  zu  S.  Chf.  D.  und  dero  Landen  besten  gereichen  möge. 

H.  V.  Nievenheim:  Weil  es  eine  Sache  von  grosser  Importanz, 
würde  gut  sein,  dass  ein  jeder  das  Werk  noch  vor  sich  ä  pari  lese 
und  seine  Meinung  abstatte. 

H.  V.  Eikel  vermeinete,  weil  gleichwohl  nicht  ohne,  dass  eine 
ziemliche  Inegalität  zwischen  den  Landen  wäre,  dass  es  in  der  Cle- 
vischen  Regierung  noch  einmal  möchte  abgelesen  und  ponderiret 
werden. 

H.  V.  Hüchtenbruch,  weil  er  nur  neulich  in  den  Clevischen 
Regierungsrath  wäre  recipiret  worden,  wäre  ihm  die  Sache  unbekannt 
und  könne  dahero  sein  Bedenken  nicht  geben.  So  viel  aber  der 
Freih.  von  Schwerin  und  H.  Meinders  neulich  in  der  Clevischen 
Regierung  angeführet  und  remonstriret  hätten,  so  hielte  er  für  gut, 
den  Vergleich  zu  treffen,  aber  wie  und  auf  was  Weise  derselbe  ein- 
zurichten, davon  könne  er  aus  Mangel  an  Information  nicht  sagen, 
hätte  aber  allzeit  von  einer  grossen  Inäqualität  der  Lande  gehöret 
und  dass  Ravenstein,  Winnenthal  etc.  S'.  Chf.  D.  noch  zugeleget 
werden  müssten. 

H.  D.  Bach  man:  Die  Erbvereinigung  fände  jedermann  gut,  den 
modum  aber,  wie  solche  einzurichten,  davon  hätten  Sie  erst  vor 
14  Tagen  gehöret,  hätten  auch  damals  ihre  Erinnerung  gethan,  hätte 
sonst  gemeinet,  dass  von  dem  Fürstenthum  Berge  noch  etwas  hätte 
gegeben  oder  abgetreten  werden  sollen,  damit  desto  bessere  Proportion 

*)  Nach  den  Geb.ratbsprolokolleD  wurde  am  13.  Juli  im  Geb.  Bathe  das  Pro- 
ject  des  Vergleichs  io  puucto  religioois  verlesen  und  den  Herren  y.  Hey  den 
uod  BomswiDckel  zur  Begutachtung  übergeben,  am  30.  Juli  die  Beaolution 
des  Pfalzgrafen  wegen  der  Evangeliachen  in  Jälicb  und  Berg,  welche  die  Form 
eines  Nebenrecesses  erhalten  solle,  verlesen,  am  31.  Juli  von  Blas  peil  referiert, 
wie  sie  gestern  im  Regierungsrath  ein  anderes  Project  eines  solchen  Neben- 
recesses abgefasst,  und  dasselbe  verlesen. 


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VerliaodlaDgeo  im  Geh.  Ratbe  über  deu  firbverglnicb.  757 

getroffen  würde.  Weil  aber  S.  Chf.  D.  wichtige  und  verborgene  Ursach 
haben,  auch  die  committirten  Räthe  solchen  Vergleich  sonder  Zweifel 
S^  Chf.  D.  Willen  und  Befehl  gemäss  werden  eingerichtet  haben,  also 
wünschte  er  glücklichen  Success  —  stellete  S.  Chf.  D.  anheim,  ob  Sie 
der  Regierung  Bedenken  ä  part  noch  einmal  darüber  vernehmen 
wollten. 

H.  D.  Stein  berger:  Als  S.  Chf.  D.  ihnen  das  Project  des  Erb- 
vergleichs lassen  zustellen,  hätten  sie  den  Tractat  de  ao.  1614  nach- 
gesehen und  gemeinet,  ob  selbiger  zum  Fundament  genommen  werden 
möchte.  Weil  aber  S.  Chf.  D.  sagen  lassen,  dass  sie  ihre  absonder- 
liche Ursachen  hätten,  warumb  sie  diesen  Vergleich  itzo  schliessen 
wollten,  so  hätte  er  nichts  zu  erinnern.  Wegen  der  Reichssteuer,  ob 
nicht  Ravensberg  von  Jülich  abgenommen  und  den  Clevischen 
Landen  mit  beigeleget  werden  möchte  zu  ihrer  Sublevation.  In  colla- 
tione  der  geistlichen  Beneficien,  ob  nicht  eine  Specification  der  Bene- 
fieien,  so  conferiret  werden  sollen,  zu  extradiren  wäre. 

H.  D.  Ising:  Wan  sie  die  rationes,  so  der  Freiherr  von  Schwerin 
ihnen  neulich  eröffnet,  vorher  gewusst  hätten,  würden  Sie  (die  Re- 
gierung) ein  anderes  Bedenken  neulich  an  S.  Chf.  D.  eingegeben  haben. 
Hätte  sonst  gemeinet,  was  ao.  1614  geschlossen,  dass  daraus  die 
näheste  Qualität  dieses  Vergleichs  hätte  genommen  werden  sollen, 
weil  aber  S.  Chf.  D.  andere  wichtige  Ursach  hätten,  so  wüsste  er 
auch  nichts  weiter  zu  erinnern.  Was  den  turnum  belanget,  so  würde 
es  besser  gewesen  sein,  wan  S.  Chf.  D.  es  allein  behalten  und  der 
Pabst  nichts  zu  sagen  hätte.  Item  wegen  des  Contingents,  wan 
Ravensberg  mit  zu  Cleve  contribuirte,  würde  es  umb  so  viel  Er- 
leichterung haben. 

H.  D.  Hase:  Hätte  nichts  zu  erinnern,  als  dass  die  Theilung  sehr 
inegal  wäre,  weil  aber  S.  Chf.  D.  ihre  absonderliche  rationes  hätte, 
so  acquiescirte  er  billig,  cum  appenso  voto. 

Hierauf  sagten  S.  Chf.  D.:  Das  meiste  und  vornehmste,  so  sie 
erinnert  hätten,  wäre  die  Inegalität.  Sie  hätten  es  aber  genau  unter- 
suchen lassen  und  beliefen  sich  die  Einkünfte  desfals  auf  ein  4000  Rthlr., 
so  der  H.  Pfaltzgraf  mehr  hätte*).  Nun  wäre  die  Frage,  ob  umb 
solcher  4000  Rthlr.  willen  der  Erbvergleich   zu  unterlassen  oder  zu 


<)  Nach  einer  Berechonog  BlaspeiU  (s.  Lehmann  I  S.  206  Anm.)  über- 
treflfen  die  Einkünfte  von  Jülich-Berg  (172,966  Rthlr.)  diejenigen  von  Cleve-Marck- 
Ravensberg  (1G7,156)  nm  5810  Rthlr. 


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758  12-     I^er  Erbvergleicb  mit  PfaU- Neuburg. 

retardiren.  Man  hätte  auch  gesagt,  warumb  S.  Ghf.  U.  eben  diesen 
Vergleich  erblieh  treffen  wollten?  Allein  Sie  hätten  dazu  gnugsame 
Ursache.  Es  hätte  der  H.  von  Gent*)  einsmals  ausdrücklich  gesagt, 
wie  die  Staaten  nicht  zugeben  könnten,  dass  ein  Herr  die  Länder 
allesamt  allein  besässe.  So  hätten  S.  Chf.  D.  auch  gedacht,  dass 
Sie  diese  Sache  allein  nicht  ausführen  und  die  Länder  alleine  be- 
kommen könnten,  und  dieses  wegen  der  Jalousie  der  Nacbbaren, 
welche  S.  Chf.  D.  eher  wehren  als  darzu  helfen  würden.  Dahero 
S.  Chf.  D.  gesuchet,  sich  in  der  Güte  zu  vergleichen.  Was  wegen 
der  Beneficien  erwähnet,  wäre  es  bishero  geschehen,  dass  sie  meistlioh 
in  S.  Chf.  D.  turno  vacant  worden,  und  könnte  man  sehen,  ob  es  da- 
hin zu  bringen. 


Der  Kurfürst  an  Schwerin,  Blaspeil  und  Meinders. 

Signatum  Cleve  8.  August  1666'). 

(Conc.  Fürst  J.  G.  von  Anhalt). 

[auf  die  Eingabe  vom  6.  Aognst.    Billigung  ihres  Verhaltens,  Befehl  snr 
Vollzlehang  des  Vergleichs.] 

r".  Aug.  —  Wie  nun  S.  Churf.  D.  ganz  missfilllig  und  ungnädig  empfinden, 

dass  von  diesem  Vergleich,  worzu  dieselbe  durch  verschiedene  wichtige 
und  erhebliche  Ursachen  bewogen,  dergleichen  ungleiche  judicia  ge- 
fället worden,  also  wollen  dieselbe  nicht  unterlassen  es  gegen  die- 
jenige, welche  sich  dessen  hiernegst  unterstehen,  gebührend  zu  ahnden. 
Sonst  haben  vorgemelte  Bähte  sich  hierinnen  keiner  Wiederwertigkeit 
im  geringsten  zu  befahren,  zumalen  dieselbe  bei  dieser  Sache  nichts 
gethan  als  weshalb  sie  von  S.  Churf.  D.  jedesmal  special  Instruction 
und  Befehl  gehabt.  Und  weil  S.  Churf.  D.  diese  Sache  und  den  Ver- 
gleich nochmahlen  in  Gegenwart  sowohl  dero  geheimden  als  Cle- 
vischen  Stathalter  und  sämtlichen  Regirungsrähte  verlesen  lassen  und 
dero  Vota  und  unterth.  Bedenken  darüber  eingenommen,  aus  allen 
Umbständen  aber  den  Schluss  dieser  Tractaten  und  die  Vollentziehung 
des  Erbvergleichs  nach  reifer  Erwegung  der  Sache  zu  dero  Churf. 
Hauses  und  Posterität  Sicherheit  und  Besten  Erträglich  und  nützlich 
ermessen,  als  ist  dero  abermahliger  g.ster  Wille  und  Befehl,  dass  ob- 

'}  Wohl  der  der  oraoischen  Partei  angehörige  geldrische  fidelmaDn  Johann 
von  Gent  s.  Urk.  u.  Akt.  m  8.50. 

^  Schon  im  Auisuge  gedruckt  bei  Lehmann  I  8.200  n.  H4. 


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Bedenken  der  (Jleviscbeu  Regierung.  759 

gemelte  Kähte  denselben  in  Gottes  Namen  vollenziehen  und  sich  dabei 
alles  Churf.  Schutzes  und  Maintenirung  im  Fall  der  Noht  beständig 
zu  versichern  haben  sollen.  — 


Der  Clevischen    Regierang  Bedenken   über    den   mit   Pfalz- 
Neuburg  projeetierten  Erbvergleich.     D.  Cleve 
18.  August  1666 '). 

[Ungleiche  Tbeilung  der  Lande,  anbilliger  Steneranscblag,  Arreste  und 

Repressalien.] 

Nachdem  Kf.  ihnen  den  mit  Pfalz-Neubnrg  entworfenen  Vergleich  1«.  Aujr. 
in  puncto  saccessiouis  in  den  Gülich- Clevischen  und  angehörigen  Landen 
mitgetbeilt  und  ihnen  befohlen^  ihm  ihre  Gedanken  darüber  zu  eröffnen,  so 
bemeiken  sie:  1)  was  die  Theilung  der  Lande  anbetrifft  (Punkt  4.  5.  und  7), 
so  ist  Kf.  bei  den  früheren  Verträgen  von  1624,  1629  und  1647,  durch  welche 
ihm  auch  nur  Cleve,  Mark  und  Ravensberg  zugesprochen  worden,  ver- 
vortheilt  worden.  Denn  Gülich  pflegt  soviel  als  Cleve  und  Mark  ordi- 
iiari  zu  contribuieren  und  müsste,  wenn  ein  billigmässiger  Vergleich  aufge- 
richtet werden  sollte,  wenigstens  dem  Kf.  noch  dazu  Ravensteiu,  Winuen- 
thal  und  Breskesandt  nebst  den  daraus  bisher  bezogenen  Einkünften 
(j^  Rthlr.)  restituiert  werden,  und   wird  dafür  gehalten,  dass  in  Gülich 

und  Berg  wenigstens  viermal  mehr contribuierende  Unterthanen  als  in  Cleve, 
Mark  und  Ravensberg  vorhanden  sind,  die  Winnenthalischen  und  Breske- 
sandtischen  Domainen  zu  geschweigen,  wie  denn  jetzt  die  Erfahrung  bezeugt, 
dass  der  Pfalzgraf  über  8000  oder  9000  Mann  geworben  und  aus  jenen  Lan- 
den bisher  noch  unterhalten,  und  dass  darüber  keine  sonderlichen  Querelen  ver- 
nommen werden.  Dazu  kommt,  dass  Ravensteiu  in  ein  Ungewisses  Com- 
promiss  gesetzt  und  vermöge  der  Brabancischen  Lehenrechte  £f.  abge- 
sprochen werden  dürfte,  und  daneben  demselben  die  Abfindung  des  Hauses 
Zweibrücken  mit  aufgebürdet  werden  soll,  woraus  Schweden  bei  Gelegen- 
heit grosse  praetensiones  machen  und  dem  Kf.  und  dessen  Nachkommen 
grosse  Ungelegenheic  zuwachsen  könnte. 

2)  in  art.  16  ist  disponiert,  dass  es  wegen  des  Reichs-  und  Kreissteuer- 
anschlags bei  der  alten  Quotisation  bleiben  solle.  Es  ist  aber  land-  und 
reichskuudig,  dass  Gülich,  Berg  und  Ravensberg  eins  so  gut  als  Cleve 
und  Mar ck  sind,  es  würde  also  die  höchste  Unbilligkeit  sein,  wenn  Cleve 
und  Marck  so  hoch  und  so  viel  als  Gülich,  Berg  und  Ravensberg 
tragen  und  geben  sollten,  es  müsste  daher  in  dem  gesamten  Contingent  der 
Laude  eine  gleich  durchgehende  Unterrepartition  ad   Interim   gemacht  und 

*)  Qoterzeichnet  von  Moritz  F.  zu  Nassau,  Freib.  v.  Heiden,  Freib. 
A.  V.  Spaeo,  Baron  v.  Lottam,  Job.  Motzfeld,  Job.  Steinberg,  Adam 
Isiock. 


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760  12.     Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 

ineouderheit  Ravensbergbei  Cleve  uodMarck,  welche  dem  Kf.  Terbleibeii^ 
znr  SublevatioD  gesetzt  werden,  es  würde  sieb  anch  garnicht  fugeu,  dass 
liavensberg  dem  Kf.  verbleibeo  and  im  CoDtingent  von  Giilich  und 
Herg  mit  cootribuieren  sollte. 

3)  Wird  iu  art.  13  erwähnt,  dass  keine  arresta  nnd  Repressalien  leicbt- 
licb  verstattet  werden  sollen.  Stünde  dahin,  ob  nicht  die  arresta  vermöge 
der  alten  Concordateu  binc  inde  ganz  verboten  und  nur  schleunige  Justiz 
administriert  würde. 


Antwort  auf  der  OJevißchen  Regieruog  Bedenken  wegen  des 
Erbvergleichß.  s.  1.  et  d.  *). 

(Lectnm  in  coDBilio  30.  August  1666  praeseotibus :  S.  Cbf.  D.,  Ih.  F.  D.  zu  Anhalt, 
Gr.  von  Dona,  Freiherr  von  Schwerin,   Freiherr  von  Blnmeothal,  H.  von  Jena, 
H.  Blaspiel.    Hernachgebeods  den  1.  Sept.  ist  dieses  auch  in  der  Regierung  ge- 
lesen, praesentibus:  Freiherr  von  Schwerin,  H.  von  Kreutsberg,  H.  von  Buchten- 
brach,  H.  Ising,  H.  Steinberg,  H.  Blaspiel,  H.  Ernst,  H.  Lammers, 
H.  Wusthausen,  H.  Feil  et  me.)  <) 
[Widerlegung  der  von  der  Regierung  erhobenen  Bedenken] 

30.  Aug.  1)  Wegen  Theilnng  der  Lande  zeigen  die  früheren  Verhandlungen,  wie 

wenig  Kf.  Hoffnung  haben  kann,  zu  einem  grösseren  Antheil  zu  gelangen, 
ausser  durch  einen  günstigen  Spruch  am  Kaiserlichen  Hofe,  oder  dass  durch 
gütliche  Tractat^n  noch  ein  mehres  von  Pfalz-Neuburg  erlangt  werden 
könnte.  Ob  das  erstere  zu  hoffen ,  wird  dahin  gestellt  gelassen ;  man  hat 
aber  immer  es  für  vortheilhafter  gehalten,  dass  Kf.  und  Ffalz-Neubnrg 
ausser  Streit  in  eine  beständige  Freundschaft  gesetzt  würden.  Das  zweite 
ist  eifrigst  versucht  worden,  aber  ohne  Erfolg,  Kf.  hat  sich  daher  lieber  ent- 
schlossen, sich  beständig  und  erblich  zu  vergleichen,  als  dieser  Ursachen  halber 
die  Tractaten  länger  aufzuhalten.  Würde  jedoch  Jemand  vermeinen  und 
sich  getrauen  bessere  Conditionen  vom  Pfalzgrafen  zu  erhalten,  so  will  Kf. 
sich  dieses  gnädigst  gefallen  lassen  und  ist  auch  noch  Zeit  dazu,  weil  noch 
nichts  geschlossen.  Es  ist  aber  dabei  zu  beobachten,  dass  die  angegebene 
Inäqualität  von  Pfalz  -  Neuburgischer  Seite  immer  geläugnet  worden  nnd 
dass  auch  glaubhafte  Nachricht  vorhanden  ist,  dass  die  Qölich-  und  Ber- 
gische Domainen  nicht  allein  der  übrigen  Lande,  welche  Kf.  besitzt,  Karomer- 
intraden  nicht  übertreffen,  sondern  denselben  nicht  einmal  gleichkommen. 
Was  die  Contributionen  nnd  die  Anzahl  der  Contribuenten  anbetrifft,  so 
müsste  die  Behauptung,  dass  in  Oülich  tind  Berg  viermal  mehr  solche 
als  in  Cleve,  Marck  und  Ravensberg  vorhanden  seien,  specialius  be* 
wiesen  werden,  von  Pfalz-Neuburgischer  Seite  wird  immer  das  Oegentheil  be- 
hauptet. In  des  Kf.  Antheil  sind  viele  grosse  volkreiche  Städte  und  con- 
siderable  Festungen  begriffen,    die  Situation  derselben  ist   auch  dergestalt 

')  von  Meinders'  Hand. 


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Widerleguug  der  Bodenken  der  Clevischeu  Regierang.  761 

gelegeu,  dass  Kf.  wegen  seiner  anderen  Reichslande  propter  lineam  commu- 
nicationis  darans  sonderbare  Commodität  hat  Die  Domänen  in  den  Herr- 
f-cbaften  Winnenthal  nnd  Breskesandt  sind  nach  erlangtem  Bericht 
nicht  von  grosser  Importanz  and  sehr  verschnldet.  Wegen  Raven stein 
tiind   die  Aussichten  des  Kf.  dorch  den  Compromiss  gamicht  so  desperat, 

wie    die   Clevische    Regierung   sie   ansieht.      Was    die  ^  Rthlr.  belangt, 

welche  der  Regierung  Sentiment  nach  der  Pfalzgraf  dem  Kf.  restituieren 
soll,  80  müsste  dem  Pfalzgrafen  seine  Verpflichtung  dazu  liquido  et  clare 
nachgewiesen  werden,  dies  ist  aber  in  der  von  der  Regierung  ihrem  Be- 
denken beigelegten  ^Kurzen  Anzeig*^  nicht  geschehen,  welche  überhaupt,  da 
sie  aus  dem  Jahre  1651  stammt  und  in  ihr  pro  justitia  belli  contra  Neo- 
burgicnm  rationes  zusammengesucht  werden,  auf  die  jetzigen  Verhältnisse 
garnicht  passt.  Die  neuliehe  Pfalz-Neuburgische  Kriegsverfassung  hat  nur 
4  bis  5000  Mann  betragen,  und  was  der  Unterhalt  derselben  bei  den  Ständen 
und  Unterthanen  für  Querelen  verursacht,  ist  landkundig.  Die  Abfindung 
von  Pfalz-Zweibrucken  gereicht  Kf.  nicht  zum  Präjudiz,  da  die  daraus 
zu  erwartende  Sicherheit  auch  des  Kf.  Landen  zu  gute  kommen  soll.  Was 
für  Prätensionen  Schweden  daraus  erheben  könne,  ist  nicht  abzusehen,  da 
das  Recht  nicht  der  Krone,  sondern  dem  König  nur  als  einem  aus  dem 
Hause  Pfalz  geborenen  Herren  competiert,  ausserdem  diese  Handlung 
die  Schwedische  Zweibrückische  Linie  garnicht  concerniert,  sondern  mit 
dem  Pfalzgrafen  Friedrich  Ludwig  eingegangen  ist  und  auch  dazu  dienen 
soll,  dass  andere  von  dieser  Linie  nach  diesem  Beispiel  sich  in  der  Oute 
abfinden  lassen. 

Wegen  der  Reichs-  und  Kreissteuern  hat  man  sich  fleissig  bemüht,  Mode- 
ration für  diese  Lande  zu  erhalten,  da  diese  aber  vom  Reich  gegeben  werden 
muss  und  die  Gülich-  und  Bergischen  Landstände  sich  in  Ewigkeit  nichts 
vom  Clevischeu  oder  Märckischen  Contingent  aufbürden  lassen  werden,  so 
hat  man  endlich  diesen  Punkt  cum  debita  reservatione  dahin  aussetzen 
müssen,  dass  man  an  gehörigen  Orten  die  Moderation  suchen  wolle.  Dass 
Ravensberg  im  Contingent  von  Gülich  und  Berg  mit  contribuieren  solle, 
ist  im  Vergleich  mit  keinem  Worte  zu  finden,  sondern  es  ist  ezpresse  darin 
enthalten,  dass  Ravensberg  ausser  Kreis-  und  Reichssteuern  bei  Cleve 
und  Marck  zur  Sublevation  gesetzt  werde. 

Was  die  Regierung  wegen  der  Arresten  und  Repressalien  erinnert,  soll 
bei  dem  Vergleich  gebührend  beobachtet  nnd  desfalls  gewisse  pacta  und 
concordata  aufgerichtet  werden. 

Was  schliesslich  die  Motive  betriflft,  welche  Kf.  zu  diesem  Erbvergleich 
bewogen,  solche  hat  die  Regierung  zum  Theil  aus  beikommendem  Aufsatz  i) 
zu  vernehmen. 


1)  Beigelegt  ist  die  Denkschrift:  «Ursachen  und  Motiven,  warum  8.  Gbf.  O. 
zu  Brandenburg  einen  Erbvergleich  mit  Pfalz -Neuburg  einzugeben  bewogen 
worden'  (Lehmann  I  S.  202ff.  n.  87). 


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762  12.    Der  Erb?ergleich  mit  Pfslz-Nenbarg. 

ü.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve 
8.  September  1666. 

[Die  RaveosteiDScbe  Frage.] 
8.  Sept.  Der  H.  Meinders  hat  mir  berichtet,  dass  E.  Chf.  D.  gn.  be- 
gehret, man  solte  den  Gesandten  nochmaln  zusprechen,  dass  sie  wegen 
Ravenstein  das  Werk  anders  einrichten  Hessen.  So  viel  ich  nun 
den  Herzog  kenne  und  wie  genau  derselbe  wegen  seiner  Prinzen 
ist  und  wie  wenig  seine  Räthe  hierin  bei  ihm  vermögen,  so  habe  ich 
die  geringste  Hoffnung  nicht,  dass  hierin  etwas  auszurichten,  imfall 
nun  E.  Chf.  D.  nicht  davor  halten,  dass  der  Vergleich  deroselben 
sonst  zuträglieh,  so  ist  es  nun  noch  Zeit  die  Unterschreibung  zu  evi- 
tiren  und  desfals  Prätext  zu  suchen.  H.  Blasbiel  vermeinet  sonst, 
dass  E.  Chf.  D.  in  possessorio  et  petitorio  wohl  fundiret  sein;  Wäre 
aber  gut,  dass  E.  Chf.  D.  nochmaln  gn.  belieben  wollten,  die  auf- 
gesetzte rationes,  worumb  der  Vergleich  gemacht '),  durchzulesen  und 
wohl  zu  erwägen,  ob  Ihr  der  Vergleich  anstendtlich  oder  nicht  Gott 
wolle  denjenigen  Diener  strafen,  der  umb  ander  Ursachen  als  E.  Chf.  D. 
Dienstes  und  Befehls  willen  diese  Sache  zu  befodern  gedenket,  und 
derselbe  wolle  E.  Chf.  D.  in  dero  Herz  geben,  was  Ihr  am  rath- 
sambsten  '). 

0  Oboe  Zweifel  jeue  Deokscbrift  ^Ursachen  aod  Motiven*'.  lo  dem  Qeb. 
ratbsprotoltoll  vom  30.  August  1666  ist  vermerkt:  „Preih.  v.  Scbwerio  bericbtet. 
wie  er  etwas  aufgesetzet,  darinoeo  er  meinet,  dass  S.  Cbf.  D.  zuträglich  sei, 
diesen  Tractat  mit  Pf.Neuburg  wegeu  eines  Erbver^leichs  zu  schliesseu,  des- 
fals er  solches  verlesen."  Danach  stammt  also  diese  Denkschrift  nicht  von 
Meinders,  von  dessen  Hand  sie  geschrieben  ist,  sondern  von  Schwerin  her. 

')  Am  folgenden  Tage  (9.  September  1666}  sind  zu  Cleve  unterzeichnet 
worden:  der  Erbvergleich  zwischen  dem  Kf.  und  dem  Pfalzgrafen  und  der  Neben- 
recess  über  die  Religioosnbung  und  die  geistlichen  Güter  in  den  jülich-cleyischeD 
Landen  (zu  den  bei  v.  Mörner  S.  294.  302  aufgeführten  Drucken  sind  noch  hin- 
zuzufügen: Diar.  Kurop.  XIV  Append.  S.  Iff.  und  Scotti,  Sammlung  der  Ge- 
setze und  Verordnungen,  welche  in  dem  Herzogthum  Cleve  und  in  der  Graf- 
schaft Marck  ergangen  sind  I  S.  436  ff.  n.  293.  294),  und  die  besonderen  Ver- 
träge wegen  der  Wiedergewinnung  der  Grafschaft  Mors  (v.  Morner  S.  294 
n.  16i),  am  17.  September,  von  welchem  Tage  die  Ratificationen  beider  Haupt- 
verträge datiert  sind,  noch  die  weiteren  Verträge  über  die  Religionsubung  in 
den  mit  holländischen  Garnisonen  besetzten  Städten,  über  die  dem  Grafen 
von  Schwarzenberg  als  Pfand  zu  stellende  Herrschaft  W innen thal,  über  die 
Abfindung  der  übrigen  Prätendenten  und  das  Votum  auf  Reichs-  und  Kreistagen, 
über  die  Einlösung  von  Kaisers werth  und  über  das  alternierende  Condirec- 
torium  auf  Müozprobationstagen  (v.  Mörner  S.  302 ff.  n.  166—171). 


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AbsoblosB  des  Rrbvergleichs.  763 

Geheimenraths-ProtokoU.     D.  Cleve  25.  September  1666. 

(praes.  S.  Chf.  D.,  H.  Graf  von  Dona,  Freiherr  von  Schwerin,  H.  von  Ganstein, 
H.  von  Jena,  H.  Blaspeil.) 

[Ob  Kf.  den  Erbvergleich  unterzeichnen  soll.] 

H.  O.-Präs.  erwähnet,  dass  die  Pf.Neuburgischeu  Gesaiidteu  2.0. Sept. 
heute  Abschied  nehmen,  und  dahero  S.  Chf.  D.  frei  stünde,  ob  Sie 
den  Erbvergleich  und  die  Nebenrecesse  unterschreiben  wollten,  dass 
durch  Waffen  nichts  zu  erhalten,  weil  es  verboten,  durch  Sentenz 
würde  es  schwerlich  zu  erhalten,  wegen  vieler  grosser  Potentaten 
Prätension  und  Jalousie  der  Nachbarn,  so  hätten  Sie  davor  gehalten, 
dass  am  besten  durch  Tractaten  es  beizulegen  als  andere  Weise.  Die 
Länder  hätten  schon  S.  Chf.  D.  so  viel  gekostet,  alle  Schulden  kom- 
men daher;  was  Dissensiones  gefruchtet,  haben  S.  Chf.  D.  zu  zweien 
Malen  erfahren,  wäre  daher  besser,  in  Gewissheit  sich  zu  setzen. 
S.  Chf.  D.  hätten  dero  Macht  gegen  andere  nicht  gebrauchen  können 
wegen  Pf.- Neu  bürg,  da  sie  nicht  vertraulich  gewesen,  und  da  Sie 
mit  Pf. -Neuburg  und  Münster  in  guter  Intelligence,  würden  S. 
Chf.  D.  im  Kreise  sehr  redoutabel  sein,  daher  von  allen  gewünschet 
worden,  dass  S.  Chf.  D.  sich  in  guten  Verstand  setzte.  Wie  die 
Evangelischen  im  Jülichschen  Lande  gedrückt  worden,  ist  kund;  itzo 
haben  sie  libertatem  conscientiae  et  in  civilibus  erhalten,  auch  einige 
Kirchen,  so  sie  vor  nicht  gehabt;  wünschte,  dass  S.  Chf.  D.  alle 
Lande  hätte,  wegen  Ravenstein  wird  der  letzte  Vergleich  S.  Chf.  D. 
gewiss  die  Possei^sion  zuerkennen,  wo  es  aber  nicht  möglich  zu  er- 
halten, wäre  es  von  der  Consideration  nicht,  den  Vergleich  zu  unter- 
lassen. Alle  Punkte  des  Vergleichs  seind  in  S.  Chf.  D.  Präsenz  und 
Befehl  abgehandelt  worden :  Daferne  man  wollte  allhier  sprechen,  dass 
dieser  Vergleich  S.  Chf.  D.  präjudicirlich,  sollte  der  Churprinz,  der  itzo 
12  Jahre  alt  wird,  solches  arripiren.  Wan  S.  Chf.  D.  durch  andere 
Mittel  ein  mehrers  erhalten  könnten,  wollten  sie  es  gerne  sehen,  ob 
es  auch  gleich  mit  ihrer,  der  Deputirten,  Despect  geschehen  sollte. 

5.  Chf.  D.  sagen,  die  Sache  beruhe  auf  Ravenstein,  ob  S.  Chf.  D. 
in  petitorio  oder  possessorio: 

Q.  Ob  S.  Chf.  D.  sollen  den  Erbvergleich  wegen  Ravenstein 
unterlassen? 

H.  Graf  [DohnaJ:  Obwohl  S.  Chf.  D.  wohl  fundiret  wären,  je- 
doch weil  Pf.-Neuburg  also  nicht  depouUiret  werden  könnte,  hielte 
er  davor,  dass  es  deswegen  nicht  zu  unterlassen. 


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764  12-     I^oi*  Krbvergleich  mit  Pfalz-Neaburg. 

H.  Canstein:  Wann  es  ein  beständiger  Vergleich  sein  soll,  wann 
S.  Chf.  D.  NachkoDimen  finden  werden,  dass  sie  laediret,  so  würde 
es  nicht  gehalten  werden:  Ob  aber  hier  eine  Laesion,  dass  wisse  er 
nicht,  dann  ihm  die  Lande  nicht  bekannt:  si  laesio  subest,  wird  es 
nicht  bleiben,  sinon,  so  wird  es  wohl  bleiben.  Friede  und  Einigkeit 
ist  es  ein  löblich  Werk:  ob  im  Kreise  grosse  Zuversicht  zu  setzen, 
weiss  man,  was  man  sich  im  Reiche  auf  einander  zu  verlassen:  Die 
actiones  behalten  die  Potentaten  allzeit,  S.  Chf.  D.  aber  hätten  sich 
aller  Rechte  auf  die  andern  Länder  begeben:  Sie  haben  allzeit  etwas 
sollen  voraushaben,  wann  aber  die  anderen  Stücke  zurückgehen  und 
allein  Ravenstein  nur  in  Consideration  käme,  so  hielte  er  es  nicht 
der  Wichtigkeit,  dass  es  zurückgehe. 

H.  V.  Jena:  Als  S.  Chf.  D.  neulich*)  es  ablesen  lassen,  hätte  er 
angezeiget,  weil  er  in  der  Sache  nicht  informiret,  noch  auch  in  den 
Punkten,  weil  aber  die  Sache  schon  geschlossen,  so  wünschte  er,  dass 
S.  Chf.  D.  und  dero  Posterität  Vergnügen  finden.  H.  Cansteins  con- 
siderationes  wären  wohl  zu  ponderiren  gewesen,  halte  auch  davor,  dass 
die  Successores  daran  nicht  gebunden,  stehet  dahin,  dass  es  der  Churprinz 
einmal  ratificiren  wolle,  oder  nicht.  Ob  es  durch  Recht  S.  Chf.  U. 
einmal  bekommen,  casus  est  dubius:  per  arma  item,  aber  man  kann 
nicht  sagen,  was  vor  Conjuncturen  einmal  kommen  werden.  Aber 
weil  es  zum  Schluss,  wünschte  er  nochmals.  Wegen  Ravenstein 
wäre  der  Vergleich  nicht  aufzuheben,  wäre  auch  keine  Condition, 
woran  der  Hauptvergleich  gebunden. 

H.  Blaspiel:  Wegen  der  Gleichheit  der  Landen:  S.  Chf.  D. 
H.  Vater  hat  die  Wahl  gehabt,  jene  Lande  zu  nehmen,  hat  aber  nicht 
gewollt. 

Renunciatio  Electoris  mutua  est  cum  Palatino. 

S.  Chf.  D.  sagen,  sie  haben  den  Vergleich  deswegen  gemacht, 
dass  sie  wollten  in  Frieden  und  Sicherheit  sitzen ,  wollten  es  dero 
Kinder  einmal  nicht  halten,  stünde  dahin.  Wären  grosse  Prätendenten 
auf  diese  Lande,  nun  stünden  sie  beide  vor  einen  Mann. 

Worauf  Sie  die  Tractaten  unterschrieben. 


0  S.  obeo  S  754. 


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Erster  Vertragseotwarf  wegen  BaveDBtein.  765 

Unvorgreifliches  Project   wegen  Ravenstein.     D.  Duyssburg 
29.  September  1666 '). 

—  1)  Anfänglich  soll  obbesagte  Herschaft  Ravenstein  inner- 29.  Sept . 
halb  Tierzehn  Tage  an  S.  Chf.  D.  cum  omni  jure  et  potestatis  pleni- 
tudine,  dergestalt,  wie  I.  F.  D.  solche  bishero  besessen  —  wirklich 
und  realiter  tradiret,  auch  die  Unterthanen  derjenigen  Pflicht  und 
Schuldigkeit,  womit  sie  I.  F.  D.  verbunden,  alsofort  erlassen  und 
mit  allem  Gehorsamb  und  unterth.  Respect  an  S.  Chf.  D.  verwiesen 
werden. 

2)  Wohingegen  S.  Chf.  D.  in  kraft  dieses  des  H.  Pfälzgr.  F.  D. 
versichern,  dass  Sie  die  Catholische  Religion  und  derselben  Zugethane 
in  plenissima  libertate  conscientiae  et  usu  exercitii  tarn  publici  quam 
privati  in  dem  gegenwärtigen  Stande  lassen  und  sie  darin  im  gering- 
sten nicht  beeinträchtigen  werden. 

3)  Ferner  versprechen  S.  Chf.  D.  bei  Chfürstl.  Wort  und  warem 
Glauben,  dass  wofern  das  Polnische  negotium  dergestalt,  wie  es 
zwischen  beiden  Chur-  und  Fürsten  projectiret  worden,  nicht  ftlr  sich 
gehen  solte,  Sie  alssdann  an  dieser  Herschaft  wegen  der  ietzbe- 
schehenen  Tradition  kein  ferner  Recht  praetendiren  wollen,  alss  was 
sie  bereits  anitzo  haben,  allermassen  dan  auf  solchen  Fall  beyde  Chur- 
und  Fürsten  sich  dahin  vergleichen,  dass  solches  alsdan  per  viam 
compromissi  und  zwar  auf  die  Weise,  wie  dasselbe  anitzo  abgeredet 
und  aufgesetzet  worden,  erörtert  und  darin  ratione  petitorii  nach 
solchem  Aufsatz  von  denen  darin  beliebten  arbitris  gesprochen  und 
verfahren  werden  soll, 

4)  würde  aber,  wie  man  verhoffet,  das  Polnische  Werk  seinen 
Fortgang  gewinnen  und  es  mit  der  Wahl  auf  I.  F.  D.  Person  gebracht 
werden,  alssdan  behalten  S.  Chf.  D.  die  Herschaft  irrevocabiliter  auf 
die  Art  und  Weise,  wie  man  dessfalss  sich  bereits  verglichen,  und  soll 
alssdan  das  Compromiss  gentzlich  cessiren,  auch  darüber  Ih.  F.  D.  von 
Prästation  einigen  Aequivalents  gantz  und  zuroahlen  befreiet  sein, 

5)  weil  es  aber  mit  der  Polnischen  Sache  diese  kuntbare  ße- 
wantniss  hat,  dass  solche  komme  zum  Effect  oder  nicht,  S.  Chf.  D. 
in  ansehenliche  gewisse  Kosten  gesetzet  werden,  welche  Sie  auch  dem 
gemeinen  Wesen  zum  besten   und  zn  Ih.  F.  D.  Interesse  willig  her- 

^)  von  Meinders'  Hand.  Ueber  die  am  29.  und  30.  September  erfolgten  Za- 
sammeoköDfte  beider  Forsten  8.  oben  S.  735. 


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766  12.    Der  Krbvergleich  mit  Pfalz-Neaburg. 

schiessen  wollen,  so  wollen  zwar  S.  Chf.  D.  deren  Restitution  oder 
Ersetzung  niemahlen,  so  lang  Sie  die  Herschaft  Raven stein  haben, 
prätendiren,  solte  es  aber  durch  des  Höchsten  Verhengniss  dahin  ge- 
rathen,  dass  S.  Chf.  D.  wegen  einiger  Armatur  und  anderer  Spesen 
von  Ih.  F.  D.  requiriret  werden,  gleich woU  aber  dieselbe  zur  Chron 
durch  einige  von  S.  Chf.  D.  nicht  verursachte  Verhinderung  nicht  ge- 
langen solten,  alssdan  wollen  Ih.  F.  D.  solche  post  factam  requisi- 
tionem  angewante  Spesen  S.  Chf.  D.  nach  Billigkeit  erstatten,  und 
soll  deroselben  solchenfalss  die  Herschaft  Ravenstein  interimsweise 
loco  hypothecae  gelassen  werden,  im  übrigen  bleibt  es  aber  bey  den 
wegen  dieses  Polnischen  negotii  ohnlengst  zu  Cleif  sub  dato  des 
Julii  aufgerichteten  Vergleich. 

())  ferner  ist  verabredet  und  verglichen,  dass  die  auf  der  Her- 
schaft Ravenstein  bereits  haftende  Schulden,  welche  sich  nach  Veran- 
lassung des  ao.  gemachten  Vergleichs  nicht  tlber  Rthr.  be- 
laufen, darauf  verbleiben  und  denen  creditoribus  ihre  habende  jura 
ohngeschmelert  gelassen  werden, 

7)  Und  haben  S.  Chf.  D.  Qber  sich  genommen,  dem  Graffen  von 
Schwartzenberg  von  denen  auf  der  Herschaft  Winnentfial  stehen- 
den ^,  Rthlr.  die  Helfte  ad  ^  zu  zahlen  und  ihn  dessfalss  zu  be- 
friedigen. 

Concept  wegen  Kavenstein  zu  Winckelhausen  aufgesetzt 
den  30.  September  1666 '). 

30.  Sept.        1)  Der   Pfalzgraf  tritt  die    Herrschaft  an  Kf.   nächstküoftigen  Ostern 
1667  ab. 

2)  Sollte  die  Polnische  Wahl  auf  den  Pfalzp^rafen  oder  einen  seiner 
Priuzen  fallen,  so  soll  R.  jure  perpetuo  bei  Kf.  und  dessen  Descen« 
denten  bleiben,  diese  hingegen  auf  das  ihnen  in  den  früheren  Trac- 
taten,  falls  das  lauduni  für  sie  fallen  sollte,  zugesagte  Aeqnivalent 
verzichten^ 

3)  dann  anch  das  compromissnm  cessieren. 

4)  Sollte  es  zn  der  Polnischen  Wahl  nicht  kommen,  so  behält  der 
Pfalzgraf  sich  vor,  sein  anf  R.  habendes  Saccessionsrecht  per  viam 
compromiösi  gegen  Kf.  auszuführen,  und  soll  dieses  Comprooiiss  dann 
anf  die  verglichene  Weise  eingerichtet  werden. 

^)  ancb  von  Meinders*  Hand. 


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Zweiter  Vertragsentwurf  wegen  Ravenstein.  767 

5)  Wegen  der  Kosten,  welche  Kf.  post  factam  requisitionem  von  ßeiten  des 
Ffalzgrafeu  sollte  aufwenden  müssen,  erklärt  der  Pfalz^raf,  falls  er 
uirht  znr  Krone  kommen  sollte,  sich  mit  Kf.  der  Billigkeit  nach 
vergleichen  zu  wollen,  bis  dahin  soll  solches  ausgesetzt  werden. 

6)  Gegen  die  wirkliche  Tradition  ver>pricht  Kf.  an  8  Orten  in  Cleve, 
Marrk  und  Ravensberg,  an  welchen  das  Exercitinm  publicum 
Roraano-catholicum  a.  1624  zwar  gewesen,  jetzt  aber  nicht  UU  noch 
kraft  des  jetzigen  Religionsvergleirhs  eingeführt  werden  kann,  das- 
selbe so  zu  «cestatten,  dass  den  R.-Catholischen  eine  dort  etwa  vor- 
handene Kirche  oder  Capelle  eingeräumt  oder,  wenn  eine  solche  nicht 
vorhanden,  ihnen  erlaubt  werde,  eine  neue  zu  bauen,  wozu  Kf.  an 
jedem  Ort,  wo  keine  Kirche  oder  Capelle  vorhanden,  200  Rthlr. 
geben,  auch  den*  dabei  bestellten  Geistlichen  drei  Canonicate  oder 
Präbenden  zu  ihrer  Unterhaltung  zulegen  will. 

7)  Beide  Fürsten  wollen  die  Laudstände  dahin  zu  disponieren  suchen,  dass 
sie  die  von  dem  Grafen  Schwarzenberg  geforderten  100,000  Uthlr. 
über  sich  nehmen  und  davon  Jülich  und  Berg  die  eine  Hälfte, 
und  Cleve,  Marck  und  Ravensberg  die  andere  Hälfte  innerhalb 
2  oder  höchstens  3  Jahren  zahlen  nnd  ihm  deswegen  Versicherung 
geben. 

8)  Nach  etwaigem  gänzlichen  Abfall  der  Descendeuten  des  Kf.  ftillt 
die  Herrschaft  an  den  Pfalzgrafen  und  dessen  Descendeuten  zurück. 

9)  Inzwischen  darf  dieselbe  ohne  Consens  des  PfaUgrafen  nicht  alie- 
niert   werden   nnd   sollen   die   vermöge  des   Vergleichs   von   a.    1649 

darauf  consentierten    -^  Rthlr.  darauf  verbleiben,  doch  darf  Kf.  die 

Schulden  abtragen. 

10)  Wenn  die  Wahl  nicht  erfolgt  und  der  Pfalzgraf  sein  prätendiertes 
Recht  in  dem  Compromiss  ausführt,  so  hat  er  an  Kf.  die  von  dessen 
Landen  zu  Bezahlung  des  Grafen  von  Sc  h  warzenbergherzugebcnden 

^  Rthlr.  zurückzugeben  und  cessieren  dann  auch  die  in  Artikel  6,  8 

und  9  ausbedungenen  conditiones. 

11)  Inbetreff  der  Catholischen  Religion  bleibt  alles  im  gegenwärtigen 
Zustande. 

12)  Im  übrigen  bleibt  es  in  allen  Punkten  bei  dem  Erbvergieich  und 
dem  der  Polnischen  Sache  halber  zwischen  beiden  Fürsten  abge- 
schlossenen Vergleich  '). 


0  Darunter  steht,  auch  von  Meioders*  Haud:  „Bei  diesem  Vergleich  dienet 
zur  Nachricht,  dass  man  allen  mögiicheo  Fleiss  angewandt,  umb  den  3ten 
und  öten  Articul  anders  eiozarichten ,  wie  solches  auch  aus  den  hierin  befind- 
lichen Projecten,  so  zu  Duysburg  deu  26.  (sie!)  Septembris  uud  za  Winckel- 
bansen  den  28.  (sie!)  Septembris   von  unserer  Seite   aufgesetzet  worden,  zu  er- 


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768  ^*^-    I^^i"  Brbvergleich  mit  Pfals-Neaburg. 

Der  Kurtürst  an  Blaspeil.     D.  Cleve  14.  October  1666. 

[Die  RaveoBteiDSche  Sache  soll  zam  Abschlass  gebracht  werden,  sa  bewilligeode 

ZugestäodDisse.] 

U  Oct.  Da  die  Ravensteinsche  Sache  vor  seiner  Abreise  aas  diesen  Landen 
zu  völliger  Richtigkeit  wird  gebracht  werden  müssen  ,  so  soll  Bl.  sich  be- 
mühen; dass  dieses  dem  projectierten  Aufsatz  gemäss  geschehe.  £r  kann 
in  substantialibus  darin  keine  fernere  Aendernng  gestatten,  namentlich  findet 
er  die  von  Pf.-Nenbnrgischer  Seite  übergebenen  Articnl  wegen  der  Religion 
fast  weitlänftig  und  kann  nicht  sehen,  wozu  alle  darin  enthaltene  Clausnlen 
nöthig  oder  dienlich,  es  soll  also  bei  den  formalibuS;  welche  in  den  Tractaten 
von  1647  und  1649  enthalten,  verbleiben,  doch  will  er  endlich  zugeben,  dass 
alles  in  statu  quo  gelassen  werde,  wofern  nur  keine  sehr  nachtheilige  und 
merkliche  Veränderung  seit  1647  vorgegangen. 

In  Art  6  bleibt  es  bei  seiner  Erklärung  wegen  Gestattung  der  8  exer- 
citia  uud  Verleihung  von  4  Canonicaten  oder  Präbenden  an  die  Geistlichen 
und  vorläufiger  Zahlung  von  jährlich  50  Rthlr.  an  einen  jeden,  zu  den  übri- 
gen postulatis  wegen  der  Jesuiten*)  und  der  Baukosten  aber  kann  er  sich 
nicht  verstehen. 

DaFs  des  domini  directi  gedacht  werde,  will  er  gestatten. 

8**heD,  in  welchen  der  Art.  3  ganz  anders  eingerichtet,  der  Art.  5  aber  ganz 
aosgelassen.  Wie  aber  S.  Chf.  D.  so  Winckelhaosen  gewesen,  haben  Sie 
endlich  mit  des  H.  Pfalzgrafen  F.  D.  personlich  sich  dergestalt  verglichen,  wie 
es  der  £inhalt  der  articulorum  bezeuget,  und  zwarn,  was  den  3.  Art.  betrifft,  ans 
diesen  rationibus: 

1)  Weil  man  am  glücklichen  Success  der  polnischen  Sache  nicht  zweifelt. 

2)  Weil  8.  Chf.  D.  auf  die  workliche  Tradition  der  Herrschaft  Raven- 
stein  fest  bestanden,  dazn  der  Pfalzgraf  sich  alia  conditione  nicht 
bewegen  lassen  wollen. 

3}  Weil  so  grosse  Advantage  iu  casu  snccessns  dabei  versprochen,  nemb- 

.  lieh  ^  Rthlr. 

4)  Weil  8.  Gbf.  D.  dafür  gehalten,  dass,  wenn  es  ja  mit  Polen  nicht  fort- 
gehen sollte,  Sie  dennoch  Mittel  haben  oder  finden  würden,  in  der  Pos- 
session der  Herrschaft  zu  continniren.     Inroittelst  würden  Sie   gleich- 
wohl Ihre  Intraden  auf  zeben  oder  mehr  tausend  Rthlr.  verbessern. 
Die  acht  Exercitia  in  Art.  5  sein  desswegeu  endlich  zugestanden  etc.*     Blas- 
peil in   einem  späteren   Memorial  vom  20.  Juni  1668  bemerkt  von  der  Zusam- 
menkunft zu  Winckelhansen:  «da  man  nach  vielen  und  langen  Debatten  und 
gleichsamb  in  der  Confasion  einen  nähern  Vergleich  —  berahmet*  und  auch  Me  In- 
ders führt  in  den  „Ursachen  und  Bedenken,  warum  S.  Gbf  D.  eine  Aenderung 
wegen    Ravenstein    zu  prätendiren*,    an:    1)    »Weil  der  TracUt   zu   Winckel- 
hausen  tumultnarie  gemacht  und  dabei  sowohl  wegen  Kürze  der  Zeit  als  andern 
bekannten  Umbständen  halber  die  Sachen  nicht  der  Gebühr  überlegt  noch  exami- 
niret  werden  können.* 

^)  Von  Pfalzneubnrgischer  Seite  war  gefordert  worden,  dass  eines  der  zu- 
gestandenen 8  exercitia  den  Jesuiten  eingeräumt  werde. 


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VerbandlaDgeD  wegen  Ravensteio.  769 

Die  execQÜo  in  caasa  religioois  ans  dem  Erbvergleich  gehört  nicht 
hieher  und  darf  damit  aach  nicht  ?ermengt  werden. 

Der  Pfalzgraf  darf  sich  nichts  von  den  künftigen  Ostern  fälligen  Bin* 
künften  vorbehalten. 

Kf.  ist  damit  einverstanden,  dass  die  im  Hanptvergleich  festgesetzte 
Garantie  auch  bei  diesem  Vergleich  Platz  finde  ,  er  kann  aber  m'cht  ge- 
statten, dass  solche  auf  die  von  den  Pf.-Neubnrgischen  Minibtern  ent- 
w«i€ene,  ihm  fast  schimpfliche  Weise  clansaliert  werde. 

Kf.  will  sich  aach  gefallen  lassen.,  dass  in  speciem  ein  Scheinrecess  *) 
dieser  Raveosteinscben  Sache  halber  aufgesetzt  werde ,  welcher  jedermann 
vorgezeigt  werden  könne  und  worin  der  Polnischen  Sache  nicht  gedacht 
werde. 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Cleflf 
21.  Oetober  1666. 

[UozofriedeDheit  über  die  gemaohten  Schwierigkeiteo,  letzte  ZugesläDdoisse.] 

Blaspeil  hat  ihm  über  die  Verhaodlnngea  in  der  Raveosteinschen  21.  Oct. 
Sache,  un^  was  der  Pfalzgraf  zn  dem  von  ihm  übergebenen  Project  erinnert) 
berichtet.  £r  hätte  nicht  gemeint,  dass  man,  nachdem  za  Winckelhausen 
alles  in  sobstantialibas  abgeredet  und  verglichen  gewesen,  noch  soviele 
Difficoltäten  gemacht  hätte,  doch  hat  er  sich  auch  in  dieser  Sache  so  erklärt, 
dass  der  Pfalzgraf  seine  gute  Intention  daraus  in  der  That  verspüren  werde. 
Br  ist  versichert,  dass  derselbe,  wenn  er  nur  mehr  auf  die  Sache  selbst  und 
wie  raisonnabel  seine  Erklärung  sei,  als  auf  einiger  Leute  überflüssige  und 
uHUöthige  Scrupulosität  sehen  werde,  damit  zufrieden  sein  werde.  Weiter 
zn  gehen,  würde  für  Kf.  unmöglich  und  unverantwortlich,  ja  gar  schimpflich 
und  disreputierlich  sein,  er  hoflft,  die  Sache  werde  so  ihre  völlige  Richtig- 
keit erlangt  haben  und  er  werde  mit  dem  Vergnügen  von  hier  reisen  können, 
dass  im  geringsten  nichts  übrig  oder  zurückgeblieben,  welches  künftig  ihre 
Freundschaft  einigermassen  alterieren  oder  zu  ferneren  Streitigkeiten  An- 
lass  geben  könnte'). 


')  Bin  solcher  «RecesBus  moDStrabilis*  (s.  v.  Mörner  S.  306  n.  172)  ist  wirk- 
lich unter  dem  Datum  des  24.  September  1666  abgefasst  und  von  beiden  Fur- 
eteo  vollzogen  worden.  Danach  soll  der  Besitz  von  Raven stein  künftig  zwi- 
•eben  beiden  Pursten  alle  10  Jahre  alternieren,  Rf.  soll  denselben  Ostern  1667 
antreten  and  dafür  das  ezercitium  der  katholischen  Religion  an  8  Orten  in  Cleve, 
Marck  and  Ravensberg,  wo  es  1624  stattgefanden ,  jetzt  aber  nicht  stattfindet, 
restitoieren  a.  s.  w. 

<)  Beiliegend  eine  aasfahiiiche  Aaseinandersetzang,  in  wie  weit  Kf.  die 
roonita  des  Pfalzgrafen  berücksichtigt  und  warum  er  in  anderen  Punkten  auf  die« 
selben  nicht  habe  eingeben  können,  und  ein  schon  von  dem  Kf.  vollzogener  Ent- 
warf des  abzuscbliessenden  Vertrages. 

.    Mater.  %.  Qetch.  d.  0.  Kurfurateo.     XI.  49 


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770  12.    Der  Erb  vergleich  mit  Pfali-Neuburg. 

Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  an  den  Kurfttraten. 
D.  Bensperg  26.  October  1666. 

[Creditiv  für  Schnell.    Seine  Nachgiebigkeit,   Zasicherong  seioer  Freandschafl.] 
26.  Oct.  Creditiv  für  den  Vicekanzler  Henrich  Schnell'). 

PS*).  Ich  bitte  Ew.  Ld.  sie  wollen  glauben,  dass  ich  hierbey 
thue  was  ich  immer  nuhr  khan  undt  widrigenfals  mir  die  restitution 
Rauenstein  fast  schwehr  fallen  werde,  da  ich  doch  selbige  E.  Ld.  ietzo 
aus  so  freyem  Gemuet  abtrette,  der  einzige  Zuesatz  in  dem  Religions- 
punct  ist  also  beschaffen,  das  daruon  die  Sicherheit  derselben  in  der 
Herrschaft  gentzlich  dependiret,  das  übrige  ist  alles  nach  E.  Ld.  Ver- 
langen völlig  geblieben,  hoffe  nicht,  dass  sie  hierin  Difficultet  finden 
werden,  sonderlich  da  ich  eueniente  casu  mich  in  allem  nach  deren 
Verlangen  erkleret  und  E.  Ld.  wohl  versichert  sein  können,  dass  ich 
jhro  in  weit  mehrerm  als  dieses  importiert  zue  dienen  verhoffe  und 
von  Herzen  verlange  und  es  auch  casu  non  eueniente  nicht  underlassen 
werde,  versichere  mich  hingegen  E.  Ld.  Generositet  werde  sie  bewegen, 
solchenfals  mir  und  meinen  Kindern  solches  nicht  aufzueladen. 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Cleff 
29.  October  1666. 

[Weitere  Zugeständnisse.] 

29.  Oct.  Die  wegen  der  Ravensteinschen  Sache  in  p.  religionis  and  wegeo 

der  ^  Rthlr.  gethanen  Erinnerungen  hat  er  des  Pfalzgrafen  Begehren  ge- 
mäss zugestanden  und  soll  alles  in  dem  umzoschreibenden  Recess  sno  loco 
inseriert  werden,  wegen  der  ^  Rthlr.  aber  kann  ihm  nicht  mehr  zugemuthet 
werden.  Schnell  hat  zwar  darauf  bestanden  und  endlich  vorgeschlagen, 
dass  man  das  Aequivalent  succedente  casu  auf  ~  Rthlr.  erhöhe  und  Kf.  da- 
für diesen  Schwarzenbergischen  Post  absolute  auf  sich  nehme,  er  hält  es 
aber  für  ganz  unbillig,  dass  er  in  diesem  Falle  so  gar  leer  abgewiesen 
werden  solle.    Er  hat  vorgeschlagen,  dass  das  Aequivalent  succedente  casQ 

nur  auf ^  Rthlr.  gesetzt,  hingegen  ihm  bei  Abtretung  der  Herrschaft  non 

• 

■)  Schon  am  25.  October  hatte  der  Pfalzgraf  dem  Kf.  in  Erwideraog  des 
Schreibens  desselben  vom  21.  October  angekündigt,  dass  er  am  nächsten  Tage 
seinen  Vicekanzler  sn  demselben  schicken  wolle,  um  das  ganze  Werk  in  Rich- 
tigkeit zo  bringen,  er  sei  bereit,  soviel  nur  immer  möglich,  nachzageben. 

')  eigenhändig. 


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VerbaodlaDgen  wegen  RaveDsteio.  771 

snccedeote  cnsn  ^  Hthlr.  wieder  ersetzt  würden.  Je  nachdem  der  Pfalz- 
graf das  eine  oder  andere  Oblatam  zu  acceptieren  geneigt  ist;  kann  der 
Recess  danach  eingerichtet  werden. 


Blaspeil  an  den  KurfUrsten.    D.  s.  1.  14./ 24.  November  1666. 

[Neue    Forderungen    Pfalz  -  Neoburgs.     Bitte  ihn   gegen    etwaige  Anfeindungen 
wegen  des  Ravensteinschen  Yergleichs  zu  schützen.] 

Auf  einer  Zusammenkunft  mit  den  Pf. -Neuburgischen  zu  Dorsten  24.  Nov. 
am  18.  November  hat  er  den  Kanzler  Giese  gefragt,  ob  der  Pfalzgraf  sich 
noch  nicht  auf  das,  was   mit  Schnell  vor  des  Kf.  Aufbruch   zu  Cleve  in 
der   Ravensteinschen    Sache   verhandelt   worden,    resolviert   hätte.     Jener 
brachte  daranf  allerhand  Erinnerungen  vor,  beliess  es  aber  endlich  bei  zwei : 

1)  dass  bei  den  50,000  Rthlr.  auch  Theilzahlungen  zulässig  sein, 

2)  dass  durch  einen  besonderen  Artikel  der  pro  forma  gemachte  Vergleich 
für  kraftlos  erklärt  werden  sollte. 

Er  bittet  deswegen  um  Resolution  i). 

Wobei  ich  —  bitten  muss,  weiln  es  Ew.  Chf.  D.  gst.  gefallen,  den 
Römisch  -  Catholischen  darinnen  acht  exercitien,  auch  einige  Zulage 
zum  Bau  so  vieler  Kirchen  zu  versprechen,  welches  vermuthlich  von 
viele  Geistlichen  Evangelischer  Religion  und  andern  EiflFerern  nicht 
sehr  gelobet  und  besorglich  mir,  wie  in  allen  dergleichen  geschehen, 
imputiret  werden  dürfte,  Ew.  Chf.  D.  geruhen  gst.  mich  deshalb  nicht 
allein  gst.  zu  vertretten,  sondern  auch  hiesigen  dero  Statthalter  und 
Regierung,  welchen  noch  zur  Zeit  nichts  oder  wenig  davon  bekant  ist,  die 
Beschaffenheit  davon  per  rescriptum  und  zwar  in  solchen  terminis  gst. 
bekant  zu  machen,  dass  ich  unangefochten  bleiben  möge,  dan  Ew.  Chf.  D- 
—  bekant  ist,  wass  massen  S.  F.  D.  1)  mit  obg.  Zahl  lange  Zeit  nicht 
zufrieden,  2)  für  jede  Kirche  zu  bauen  2000  Rhtlr.  praetendiret  und 
3)  immerhin  darauf  bestanden,  dass  unter  den  verglichenen  Oerther  den 
Jesuiten  einer  —  eingeräumet  werden  solte,  und  mit  wass  grosser 
Mühe  und  Arbeit  man  es  entlich  auf  den  Fuss  —  gebracht  habe.   — 


1)  Beide  Forderaogeo  werden  von  dem  Kf.  angeDommen,  am  28.  November 
übersendet  derselbe  an  Blaspeil  den  demgemäss  veränderten,  von  ihm  voll- 
zogenen, anf  den  20.  November  datierten  Vertrag. 

49* 


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772  12.    Der  Erb  vergleich  mit  Pfals-Neobarg. 

Vergleich   zwischen  dem   Kurfürsten  Friedrieh  Wilhelm  von 
Brandenburg  und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neu- 
burg über  den  Besitz  der  Herrschaft  Ravenstein    („Recessus 
verus").     D-  s.  1-  20.  November  1666 '). 

20.  Nov.  Eundt  und  zu  wissen  seye  hiemit  jedermeDniglich ;  ob  zwam 
zwischen  S'.  Churftirstl.  Dchl.  zu  Brandenburg  p.  p. p.  und  Ihrer 
Ftirstl.  Dchl.  Pfaltz-Neuburg  p.  p.  p.  in  dem  zwischen  ihnen  jQngst 
aufgerichteten  Erbvergleich  unter  anderen  beliebet  und  abgeredet 
worden,  dass  die  Streitigkeiten  wegen  der  Herrschafft  Ravenstein 
auf  ein  Gompromissum  gestellet  werden  und  dieselbe  demjenigen  zu- 
fallen und  verbleiben  sollte,  ahn  welchen  sie  per  laudum  arbitrorum 
kommen  und  adiudicirt  werden  möchte,  ob  auch  zwar  femer  dieser 
Herrschafft  halber  man  sich  unlengst  dergestalt  verglichen,  dass 
wofern  hernegst  Ihre  FOrstl.  Dchl.  oder  einer  von  dero  Printzen  nach 
der  jetzt  in  Polen  regierender  Königl.  May.  Johann  Casimirs  Re- 
gierung immediate  per  maiora  zu  einem  König  in  Polen  gewehlet 
werden  solte,  alsdan  diese  Herschaft  ahn  S"".  Ghurfttrstl.  Dchl.  oder 
im  Fall  Sie  solche  bereits  durch  das  vorgemelte  Gompromissum  er- 
langet betten,  ein  ander  aequivalens  ahn  derselben  statt  gegeben 
werden  solte,  so  hat  man  sich  dennoch  anietzo  zu  desto  mehrer  Be- 
stettigung  des  wider  aufgerichteten  guten  Vertrauens  aufs  neue  wegen 
dieser  Herrschafft  auf  nachfolgende  Gonditionen  vereinbahrt  und  ver- 
ghchen: 

I.  Anfänglich  versprechen  höchstged.  Ihre  FQrstl.  Dchl.  vorbe- 
sagte Herrschafft  Rauenstein  mit  allen  darzu  gehörigen  Pertinentien, 
Rechten,  Gerechtigkeiten,  Intraden,  ordinari  und  extraordinari  GeAlien, 
wie  solche  beschaffen  sein  und  Nahmen  haben  mögen,  nichts  Überall 
ausgenohmen,  dergestalt  wie  Sie  solche  bisshero  besessen  und  genossen 
oder  besitzen  und  geniessen  können,  auf  negstktinfftig  Ostern  1667 
ohn  eintzige  Widerrede  und  Exception  würklich  nachfolgender  gestait 
abzutretten  und  einzureumen. 

II.  Dass  wofern  es  zweitens  mit  der  Polini  sehen  Wahll  zum 
Effect  kommen  und  solche  nach  Ihrer  Königl.  May.  in  Polen  Johann 
Gasimirs  Regierung  immediate  auff  Ihr  Ftirstl.  Dchl.  oder  einen  von 
Dero  Printzen  fallen  wirdt,  alsdan  diese  Herrschafft  jure  perpetuo  et 

')  iDhaltsangabe  bei  y.  Moroer  S.  310  o.  175. 


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Vertrag  wegen  Ravensiein.  773 

irrevocabili  bei  S^  Ghurf.  Dcbl.  und  Dero  Descendenten  verbleiben, 
und  deroselben  dabeneben  eine  Summa  Geldts  von  viermallhundert- 
tausendt  Rthirn.  von  Ihrer  Fürstl.  Dcbl.  oder  Dero  Printzen  von  Zeit 
der  Königlichen  Crönnng  inner  sechs  Jahren  in  gleichen  Theilen  ahn 
bahrem  Gelde  gezahlet  oder  in  andere  S'.  Churf.  Dchl.  annehmbliche 
Wege  gutgemachet  werden  sollen. 

III.  Imfall  aber  drittens  nach  cessirender  Regierung  oder  tödt- 
lichem  Abfall  höchstgemelter  jetzt  regierender  Eönigl.  May.  die  Wahl 
auf  ein  ander  subiectum  alss  Ihre  Fürstl.  Dchl.  oder  Dero  Printzen 
fallen  solte,  alssdan  versprechen  S^  Churf.  Dchlt  oder  Dero  Descen- 
denten Ihrer  Fürstl.  Dchl.  und  den  Ihrigen  diese  Herrschafft  alsobalden 
völlig  wieder  abzutrotten  und  einzuräumen,  welche  dieselbe  alssdan 
pleno  jure  und  ohne  einige  fernere  Ihrer  Ghurf.  Dchl.  oder  dero  Des- 
cendenten Ansprach  gleich  beide  Herzogthumben  Gülich  und  Berg 
Erb-  und  Ewiglich  zu  behalten,  zu  besitzen  und  zu  geniessen  berech- 
tiget sein  sollen,  dafern  auch  hierunter  einiger  Verzug  oder  Mangell 
wieder  alles  Vermuthen  vorgehen  und  erscheinen  solte,  alssdan  und 
solchenfalss  stehet  Ihrer  Fürstl.  Dchl.  und  Dero  Descendenten  frey  und 
bevor,  sich  der  Hülffe  eines  oder  mehr  im  Haubtvergleich  beliebten 
Garanto  so  lang  zu  gebrauchen,  biss  diesem  Vergleich  ein  Gnügen 
geschehen,  und  Ihre  Fürstl.  Dchl.  oder- Dero  Descendenten  demselben 
gemeess  zur  würcklicher  Possession  der  Herschafft  widerumb  gelanget, 
inmassen  dan  S^  Churf.  Dchl.  alle  Dero  Landen,  soviel  deren  darzu 
vonnöten,  Ihrer  Fürstl.  Dchl.  zur  special  Hypothec  in  kraft  dieses  zu 
mehrer  Versicherung  verschreiben; 

IV.  Alss  auch  viertens  wegen  der  vielen  und  grossen  Kosten^ 
welche  S''.  Churf.  Dchl.  zu  Aussführung  des  Pollnischen  desseins  und 
zu  Betörderung  der  intendirten  Wahl  anwenden  müssen,  Erwehnung 
geschehen  und  dargegen  von  Churbrandenburg.  seithen  einige  billig, 
messige  Erstattung  praetendiret,  so  haben  sich  Ihr  Fürstl.  Dchl.  dess- 
falss  dahin  erklähret,  dass  wan  hemegst  S*.  Churf.  Dchl.  von  Ihre 
Fürstl.  Dchl.  umb  mehre  Assistentz  alss  im  Recess  vom  10.  Junii  1666 
versehen,  requiriren  würden,  darüber  absonderliche  Handlung  gepflogen 
und  was  verglichen  prästirt  werden  solle,  inmittelss  es  dan  biss  dahin 
beim  jetzg.  Pollnischen  Recess  (dem  hierdurch  nichts  derogirt  wirdt) 
sein  Verbleiben  hat. 

V*  Ferners  und  fünfftens  versprechen  S*.  Churf.  Dchl.,  dass  Sie 
gegen  diese  würckliche  Tradition  besagter  Herrschafft  ahn  acht  Orten 
in  Gleve,  Marck   und  Ravensberg,   ahn  welchen   das  exercitium 


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774  12.     Der  Brbvergleicb  mit  Pfalz-Neaborg. 

publicum  Romano  CathoHcum  anoo  1624  geweeen,  anietzo  aber  nicht 
ist,  noch  in  krafft  des  jetzt  aufgerichteten  Religionsvergleich  eingef&hrei 
werden  kan,  dergestalt  und  also  wieder  verstatten  wollen,  dads  denen 
alda  Yorhandenen  Römisch-Gatholischen  worzu  eine  ahn  selbigem  Ort 
etwa  vorhandene  Kirche  oder  Capell  eingereumet  werden  oder,  wan 
deren  keine  vorhanden,  ihnen  erlaubet  und  zugegeben  sein  soll,  deren 
eine  neue  zu  bauen,  und  biss  daran  solches  geschehen  höehstg.  S*.Churf.  D. 
ihnen  ein  zu  ihrem  Gottesdienst  bequemes  Haus  anweisen  lassen,  auch 
zu  erwehntem  Bau  aus  sonderbahrer  Gnade  und  Bezeugung  Dero  gne- 
digsten  Gewogenheit  gegen  Dero  Römisch-Catholische  Unterthancn 
benebens  einigen  Holtzes,  Steinen,  Kaicks,  Eisen  und  dergleichen  Ma- 
terialien, wohe  deren  in  der  Nähe  vorhanden,  eine  Beisteur  von  zwei- 
hundert Rthlrn.  geben,  auch  den  Bau  mit  Hand-  und  Spandiensten 
befttrdern,  denen  Geistlichen  auch,  so  dabei  bestellet  werden  und  den 
Gottesdienst  versehen,  vier  Canonicaten  oder  Präbenden  aus  dem 
Cleve-,  Marck-  und^Ravenssbergischen  zu  ihrer  Unterhaltung  zulegen 
und  incorporiren  lassen,  inmittelst  aber  und  bis  ihnen  solche  gegeben 
und  angewiesen  worden,  einem  jedtwederem  fünfzig  Rthlr.  jfthrlichs 
reichen  lassen  wollen,  wobei  dan  auch  S'.  Fürstl.  Dchl.  freistehet,  zu 
dem  ferneren  notigen  Unterhalt  dieser  acht  Exercitien  auch  vier  in 
Dero  Turno  fallende  Präbenden  iuGülich  und  Berg  appliciren  and 
incorporiren  zu  lassen. 

VI.  Zum  sechsten  haben  beede  Chur-  und  FQrsten  sich  dahin 
verglichen,  dass,  weilen  der  Graff  von  Schwartzenberg  vermöge 
in  dato  den  17.  Septemb.  jüngsthin  dartlber  aufgerichteten  Neben- 
recessus  auf  die  Herrschafft  Winnenthall  mit  Einhundert  tausendt 
Rthlr.  verwiesen  worden,  davon  nunmehr  ein  jeder  Chur-  und  Fürst 
die  Halbscheidt  zu  bezahlen  angenehmen,  Sie  bei  bevorstehendem  Land- 
tage die  Landstände  dahin  gnedigst  disponiren  wollen,  dass  weiln  die 
Gelder  und  andere  hohe  ansehnliche  Summen  zu  dieser  Lande  Beaten 
und  ihrer  eigenen  Wolfahrt  angewendet  werden,  sie  diese  Sum  über 
sich  nehmen  und  davon  Gülich  und  Berg  die  Heifite  und  Cleve, 
Marck  und  Rauensberg  die  andere  Helffte  dem  Herrn  Graven 
innerhalb  zwey  oder  zum  höchsten  drei  Jahren  bezahlen,  auch  ihm  dess- 
falss  genügsame  und  annehmbliche  Versicherung  geben  möchten,  im- 
fall auch  der  Herr  Graff  wider  Verhoffen  sich  mit  diesen  raisonnablen 
Gonditionen  und  Offerten  nit  vergnügen  würde,  alssdann  wollen  S^ 
Churf.  Dchl.  nicht  unterlassen,  demselben  hierunter  zuzureden  und  des 
H.  Pfalzgr.  Fürstl.  Dchl.  sich  dabei  gebührend  annehmen. 


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Vertrag  wegen  Raveotteio.  775 

VII.  Siebendes  gehet  dieser  Vergleich  nur  auf  S^  Churf.  Dchl. 
und  dero  Deseendenten ,  nach  deren  gäntzlichen  Abfall  (welchen  der 
Allerhöchste  in  Ewigkeit  verhüten  wolle)  die  Herrschafft  wider  ahn 
Ihre  Ffirstl.  Dchl.  und  Dero  Descendenten  (unangesehn  dieselbe  vor- 
hin zur  Cron  Fohlen  gelanget  weren)  fallet,  imfall  auch  nach  An- 
weisung des  dritten  Articuli  die  Herrschafft  wider  ahn  Ihre  Fttrstl. 
Dchl.  kommen  und  Deroselben  Descendenten  (welches  gleichenfalss 
der  Allerhöchste  m  Gnaden  verhtlte)  etwa  mit  Todt  abgehen  solten, 
alssdan  soll  dieselbe  gleichergestalt  ahn  S®.  Churf.  Dchl.  oder  Dero 
Descendenten  eodem  jure  et  modo  widerumb  zurückfallen. 

VIII.  Inmittelst  aber  soll  achtens  die  Herrschaft  ohne  Gonsens 
Ihrer  Fürstl.  Dchl.  nicht  alienirt  noch  verpfändet  werden,  auch  die 
vermög  Vergleichs  von  anno  1649  darauff  consentirte  hundertzwantzig- 
tausendt  Kthlr.,  dieselbe  seien  darauf  würcklich  realisirt  oder  nicht 
(darunter  zweihundert  Ethlr.,  welche  den  Patribus  Jesuitis  jährlichs 
entrichtet  werden,  begriffen  seindt)  einen  alss  andern  Weg  darauff 
verbleiben,  jedoch  dass  S'.  Churf.  Dchl.  freistehe  die  Creditores  nach 
Billigkeit  abzufinden  und  die  Schulden  zu  zahlen,  wesshalb  Ihr  Fürstl. 
Dchl.  Deroselben  bei  der  etwan  erfolgenden  Restitution  dieser  Herr- 
schafft gebührende  Satisfaction  geben  wollen,  desswegen  gleichwoU 
existente  casu  Articuli  tertii  die  Restitution  der  Herrschafft  nicht  auf- 
gehalten, sondern  vor  abgelegte  Summ  gnugsame  Unterpfände 
S'.  Churf.  Dchl.  gelassen  werden  sollen. 

IX.  Wofern  auch  neuntens  obg.massen  ein  ander  vor  Ihr.  Fürstl.  Dchl. 
oder  einen*  dero  Printzen  zur  Wahl  in  Polen  gelangen  solte,  welchen 
falss  S^  Churf.  Dchl.  vermög  Vergleichs  die  Restitution  der  Herrschafft 
obliget,  und  dannenhero  S*'.  Churf.  Dchl.  die  Herrschafft  ahn  Ihr  Fürstl. 
Dchl.  oder  Dero  Descendenten  verglichenermassen  restituiren  werden,  so 
soll  zwar  solche  Restitution  von  S^  Churf.  Dchl.  oder  Dero  Descenden- 
ten ohne  einige  Exception  nichts  desto  weniger  geschehen,  diejenige 
^j  Rthlr.  aber,  welche  Sie  anitzo  auss  dero  unterhabenen  Landen  zu 
Bezahlung  des  Graven  von  Schwarzenberg  vermög  Art.  VI.  her- 
geben sollen,  alssdan  von  Ihr  Fürstl.  Dchl.  oder  Dero  Descendenten 
S'.  Churf.  Dchl.  ahn  Gelde  restituiret  oder  darfür  gnugsame  Unter- 
pfände eingereurtet  und  gegeben  werden,  dergestalt  dass  Ihre  Churf. 
Dchl.  und  Dero  Descendenten  bevorstehen  solle,  solche  ^,  Rthlr.  zu- 
folge Ihrer  Gelegenheit  nach  und  nach,  jedoch  mit  keiner  geringereu 
Suro  auf  einmall  alss  mit  ~  Rthlr.  abzustatten,  da  dan  auch  die  Zinszen 


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776  12-    ^^^  Erbvergleich  mit  Pfalz- Neubarg. 

umb  so  weit  von  sich  selbsten  nach  Ertrag  des  bezableten  Capitalss 
fallen  und  cessiren  sollen. 

X.  S^  Churf.  Dchl.  versprechen  auch  zehendens  in  krafft  dieses, 
dass  Sie  das  Exercitium  Religionis  Romano  Gatholicae  ahn  allen  Orten 
der  Herrschaft  Rauenstein  ungehindert  lassen,  auch  die  Römisch 
Catholische  Pfarrer,  Seelsorger,  Religiöses  und  Geistliche,  wass  So- 
cietäts  und  Ordens  dieselbe  auch  sein,  wie  im  gleichen  auch  die  Ein- 
gesessene und  Underthanen,  Geist-  und  Weltliche,  adliche  und  gemeine 
Standtsspersohnen  in  und  ausserhalb  der  Kirchen  in  ihren  Persohnen, 
Haab,  Gütern,  Einkommen  und  Emolumenten,  noch  ahn  ihrer  Lehr 
und  Predigt,  auch  Administration  der  Sacramenten,  noch  ahn  Pro- 
cession  oder  anderen  Kirchenexercitien  und  Geremonien,  noch  sonsten 
in  einigerley  Weise  oder  Wege  behindern,  turbiren  noch  molestiren 
lassen,  sondern  vielmehr  Sie  bei  ihren  geist-  und  weltlichen  Freiheiten, 
altem  Herkommen,  Gebrauch  und  guten  Gewohnheit,  wie  sie  dieselbe 
anietzo  haben  und  gebrauchen,  krefftig  und  bestendig  schützen, 
handthaben  und  erbalten  wollen,  worunter  dan  auch  absonderlich  die 
anietzo  in  der  Herrschafft  vorhandene  Geistliche,  imgleichen  die  neu 
erbaute  Kirchen,  Kirchenhäuser  und  Capellen,  darin  die  Rom.  Catho- 
lische aus  der  Meyerey  von  Busch,  Gellerlandt,  Luyck  und  anderen 
umbligenden  Orten  ihr  Exercitium  haben  und  bisshiehin  frequentiret, 
mit  begriffen  sein;  Auch  wollen  Sn  Churf.  Dchl.  auff  Erledigung  der 
Pastoreyen  und  anderer  geistlichen  Beneficien  wollqualificirte  Persohnen 
von  der  Rom.  Gatholischen  Religion  darzu  wieder  anstellen  und  da- 
bei mainteniren,  auch  dieselbe  und  wass  sonsten  zu  der  Catholischen 
Geistlichkeit  und  deren  Institution,  Visitation  und  Correction  in  mehrged. 
Herrschafft  Rauenstein  gehörig  von  dem  Ordinario  oder  Archidiacono 
zu  Lütt  ig  nicht  abziehen  noch  separiren  lassen,  jedoch  wirdt  dieses 
alles  mit  der  Condition  verspj-ochen ,  dass  auch  gleichwoll  denen 
Euangelischen  ahn  ihrem  freyen  Exercitio  nichts  abgehe,  noch  die- 
selbe darin  gehindert  werden. 

XL  Fttrss  Elffte  sollen  beide  Ihre  Chur-  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl. 
(es  falle  diese  Sache  auss,  wie  sie  wolle)  den  Titul  dieser  HerrschaffI 
führen  und  behalten,  auch  zugleich  in  beeder  Nahmen  die  Souveraini- 
tet  und  hohe  Landes  Obrigkeit  gegen  den  Staat  der  Vereinigten  Nieder- 
landen und  jedermenniglich  zu  jeder  Zeit  verthätiget  und  aussgeführet 
werden,  und  der  nicht  possidirende  Theill  den  anderen  dabei  handt- 
haben helffen. 

XIL    Beede  Ihre  Chur-  und  Fürst!.  Dchl.  Dchl.  intendiren  keines- 


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Vertrag  wegen  Ravensteiu.  777 

wegs  dem  Domino  directo  die  ibme  von  Rechts  wegen  competirende 
jura  einigermassen  zu  schmäleren,  oder  die  qualitatem  feudalem  hier- 
durch zu  enderen,  sondern  solches  alles  bleibet  in  dem  Stande,  worin 
es  von  Alters  her  gewesen  und  von  Bechts  wegen  sein  können,  ge- 
stalt  dan  auch  beede  Ghur-  und  Fürsten,  sobald  nur  zwischen  der 
Cron  Spanien  und  denen  Herrn  Staaten  wird  aussfändig  gemacht 
sein,  ob  dieses  Lehen  nach  der  Königl.  Brüsselischen  Lehnkammer 
oder  nach  dem  von  den  Herrn  Staaten  constituirten  Rhat  von  Brabandt 
gehöre,  den  consensum  Ober  diesen  Vergleich  debite  suchen  und 
praestanda  dabei  praestiren  wollen. 

XIIL  Obwoll  ahm  24  negstverwichenen  Monats  Septemb.  wegen 
dieser  Herrsehafft  Bauenstein  ein  besonderer  Becess  gewisser  Ur- 
sachen halber  abgefasset  und  voUenzogen,  so  hatt  es  doch  damit  diesen 
VjBrstandt,  dass  derselbe  von  keinen  KreflFten  sein  und  weder  von  einem 
noch  von  dem  andern  Theil  pro  vel  contra  allegirt  werden  soll. 

XIV.  Im  Übrigen  bleibet  es  in  allen  Stücken  sowoU  bei  dem 
aufgerichteten  Erbvergleich  alss  bei  demjenigen,  wass  der  Pollnischen 
Sache  halber  zwischen  beeden  Ghur-  und  Fürsten  sub  dato  des 
10.  Junii  verglichen  worden,  welches  alles  von  beeden  Ihren  Ghur-  und 
Fürstl.  Dchl.  Dchl.  also  aufrichtig,  fest  und  unverbrüchlich  und  unter 
der  im  Baubt  Successions  Becess  verglichener  und  hievor  im  Art.  III'**» 
bereits  angezogener  Guarantie  und  Verbindtlichkeit  bei  Ghur-  und  Fürstl 
Ehren  und  Worten  zu  halten,  also  zu  vollenziehen  und  darwider  nichts 
thun  noch  handien,  noch  tbun  oder  handien  zu  lassen,  verglichen  und 
verhandelt.  Zu  Urkundt  und  Festhaltung  obiger  Puncten  haben  beede 
Ghur-  und  Fürsten  dieses  eigenhändig  underschrieben  und  mit  Dero 
Einsieglen  wollwissentlich  bekrefPtigen  lassen.  So  geschehen  und 
gegeben  den  zwantzigsten  Kovembris  des  Ein  tausendt  sechshundert 
sechQ  und  sechssigsten  Jahres. 


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Personenverzeichnis. 


Achmed  Röprili,  türkischer  Gross- 
vezier.  287.  294  f.  328.  340.  343, 

Adolf  Wilhelm,  Herzog  v.  Sacb- 
seD-£isenach.  426  f. 

V.  Ahlefeld,  Friedr,  dänischer  Ge- 
sandter. 34.  578.  582. 

Albrecht,  Markgr.  v.  Anspach-  25. 
96.  99.  106  f.  112.  114.  124.  128.  133 
—135.  166.  442  f.  446.  463. 

Aldenhoven,  Job.  Christoph,  k.col- 
nischer  Gesandter.  40.  184.  461  f. 

Alezander  YII.,  Papst.  167. 

Alezander,  Caspar,  br.-wolfTenbät- 
telscher  Gesandter.  461. 

Ali,  Pascha  v.  Temeswar.  286  f. 

Am  alle,  Prinzessin  v.  Oranien.  320. 
491.  494  f.  498.  502-507.  526.  662. 
753. 

S.  Amant,  französ.  Gesandter.  550. 

V.  Amerongen,  hoUänd.  Gesandter. 
686.  717. 

An  halt,  Fürst  von,  s.  Johann  Georg, 
Emanuel. 

Anna,  Konigin  von  Frankreich.  703. 

Anna,  Eurfürstin  von  Brandenbarg. 
510. 

Anspach,  Markgraf  v.,   s.  Albrecht. 

Apaffy,  Michael,  Grossfurst  v.  Sie- 
benbürgen. 286  f.  331. 

Archinto,  Carlo,  Graf,  spanischer 
Gesandter.  207.  217.  221. 

V.  A  rentin,  Jobann,  k.pfälzischer 
Obristlieatenant.  86. 

V.  Arnim,  Wolf  Christof,  k.säcbs. 
General  Wachtmeister.  208.  262.  271. 
27G— 281.  42t>   428. 


Arnstedy   müneterscher   Rittmeister. 

638. 
Aaersperg,  Fürst,  österreichiBclier 

Minister.  104.  215.  222. 
An  gast,    Herzog    V.    Braanschweig- 

Wolffenbüttel.  26  f.   234.   562.  568. 

571  f.  575.  577.  581  f.  620.  623-625. 

640.  643.  645.  664.  666.  675.  682  f. 

687.  690  f.  693.  702.  709. 
Au  gast,  Herzog  v.  Holstein,  bran- 

denb.    G.Wachtmeister.    229.    233. 

290.  296-348.  376. 
August,  Herzog  v.  Sachsen,  Admi- 
nistrator V.  Magdeburg.  165.  180 — 

183.  185.  216.  268—270   278.  353. 

381.  383.  388.  396.  402.  405.  411  — 

415.  417. 


Bachmann,  Dr.,  clevischer  Regie- 

rungsrath.  754.  756. 
Baden,  Markgraf  v., s.  Gustav  Adolf, 

Leopold  Wilhelm. 
Baiern,  Kurfürst   v  ,    s.   Ferdinand 

Maria.  * 

Baireutb,  Markgraf  v.,  s.  Christian 

Ernst. 
Barcsai,  Grossfurst  v.  Siebenbürgen. 

285  f. 
V.  Baumbach,  G.Wachtmeister.  454. 
Beck,  Jean,  brandenb.  Agent  in  Paris. 

166.  539. 
Bedogniy  Lorenzo,  Baumeister.  567. 
Bellefonds,  Marqais  de.  705. 
Beris,  kaiserl.  Hofkammerrath.  287. 
V.  Berlepsch,  Otto, brandenb. Oberst 


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PersoneDverzeichnis. 


779 


and  SchlosshaoptmanD.  70.  73—76. 
247.  251.  357.  367.  375.  381  —  384. 
386.  389—392.  394—401.  404.  406  f. 
408-410.  420—424. 

Bernhard,  Herzog  y.  Sachsen -Jena. 
403  f. 

Bessel,  Heinrich,  br.-celliBcher  Ge- 
sandter. 48. 

Bethlen  Gabor,  Grossfürtt  v.  Sie- 
benbürgen. 286. 

V.  Beaninghen,  Conrad,  bolländ. 
Gesandter.  706. 

y.  Beverning,  Hieronymas,  hoUänd. 
Gesandter.  621  f.  637.  685—687.  695. 
698—702.  710—719.  721. 

de  Beyer,  Jobann,  clevischer  Be- 
gierungsrath.  622.  693.  706—709. 

Bezieres,  Bischof  von,  fransos.  Ge- 
sandter. 705  f. 

Bjelke,  Steno,  schwedischer  .Ge- 
sandter. 109. 

Blaspeil,  Werner  Wilhelm,  clevi- 
scher Regiernngsrath.  319—321.479. 
491.  493-555.  625-630.  633.  635  f. 
639.  643-645.  653.  655.  658.  660- 
663.  667.  671.  678.  680  f.  684.  689. 
694—6%.  699.  701.  710—719.  731 
—  740.  744.  747  f.  753  f.  756-758. 
760.  762—764.  768  f.  771. 

V.  Blittersdorff,  Job.  Werner,  k.- 
mainzischer  Gesandter.  598. 

Block,  brandenb.  O.Lieutenant.  319. 
342. 

V.  Blnmenthal,  Carl  Oaspar,  bran- 
denb. Geh.Ratb.  107.  156.  159—169. 
199.  224  f.  264.  298.  307.  323-325. 
406.  438.  442.  445.  479.  622.  629. 
703—706.  754  f.  760. 

Boeckel,  Martin,  schwedischer  Ge- 
sandter. 594. 

Bogislav  XIV.,  Herzog  v.  Pommern. 
145. 

v.  Bohn,  Beichshofrath  352. 

V.  Boineburf?,  k.roatnz.  Minister. 
206.  217  f.  231.  235.  268.  355. 

V.  Boisrenand,  G. Adjutant.  454. 

Boll,  boUand.  Deputierter.  6.^3. 

Bombach,  General.  196. 


Bonoeil.  705. 

Borck,  Adolf,  Prior  v.  Werden. 
513  f.  525.  690  f.  692.  731.  739. 

V.  Borck e, Caspar,  k.pfalz.  Gesandter. 
68.  70.  72  f. 

V.  Borstell,  Georg  Friedrich,  bran- 
denb. Hof-  u.  Rammergerichtsrath. 
25. 

Bourdeaux.  109—111. 

V.  Brabeck,  mflnsterscher  Domherr. 
509.  638.  643.  652.  657.  689. 

Brand  v.  Lindau,  Job.  Christ,  k.- 
sächs.  O.Lieutenant  314. 

V.  Brandt,  Christoph,  brandenb.  Ge- 
sandter. 65.  97  f.  493.  515-517.  519. 
629. 

Braunschweig-Lüneburg,  Her- 
zog von,  s.  August,  Christian  Lud- 
wig, Georg  Wilhelm,  Johann  Frie- 
drich. 

Brunkhorst,  Graf  v,  615. 

V.  Brunn,  k.pfälz.  Gesandter.  76. 

Bndendach,  Johann,  halberst.  Re- 
gierungs-  u.  Kammerrath.  276—280. 

V.  Bulow,  braunschw.-hannov.  Ge- 
sandter. 6. 

y.  Bugg,  Freih. ,  G.Wachtmeister. 
227  f. 

V.  Borckerode,  k.sächs.  Gesandter. 
132. 

Buschmann,  k.cöln.  Kanzler.  468. 
673.  708—719.  722  f. 

V.  Bydenbach,  Georg  Wilh.,  wür- 
temb.  Gesandter.  461. 


Calovius,  Professor  in  Wittenberg. 
185. 

v.  Canstein,  Raban,  brandenb.  Geh.- 
Ratb und  Hofroarschall.  6  f.  16.  27. 
39.  54.  402.  404.  437.  497.  564.  566, 
629.  670.  726.  734.  754  f.  763  f. 

Caprara,  kaiserl.  Oberst.  332 f. 

Caraze  n a, Marquis,  span.  Gouverneur 
der  Niederlande.  299. 

Carlingford,  Graf,  englischer  Ge- 
sandter. 654-656.  665.  677.  679. 

Carrer,  Dr.,  pf.-neuburg.  Hofrath.  174. 


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780 


PersoDeDverseiobniB. 


CastelRodrigo,  spaDischer  Gouver- 
nenr  der  Niederlande.  457.  461  — 
463.  657.  659.  664.  699. 

Charlotte,  Karfurstio  y.  Pfalz.  64  f. 
70-72.  76  f. 

Christian,  Herzog  v.  SachseD-Merse- 
barg.  353.  333. 

Christian  Ernst,  Markgraf  v.  Bai- 
renth.  96.  99.  106  f.  114.  120.  125. 
133  f.  442  f.  446.  453.  463. 

Christian  Lonis, Herzog v.Meckleu- 
bnrg.  236  f.  264. 

Christian  Lndwig,  Herzog  von 
Braonschw.-Celle.  4.  9.  26  f.  47  f.  54. 
58.  375.  397.  429.  445.  451,  458.  559 
—561.  563. 

Christian  Wilhelm,  Administrator 
V.  Magdeburg.  165. 

Christoph  Bernhard  (v.  Galen), 
Bischof  y.  Mänster.  91.  188.  212. 
217  f.  220.  222.  225.  227  f.  280  f. 
233  f.  237  f.  322  f.  335.  423.  440. 
451.  454-457.  461  f.  463— 466. 481  f. 
485-487.  489.  492  f.  498  f.  509— 
550.  554.  562.  569  f.  574  581— 
583.  611—721.  731. 

Cöl  D,  Karforst  v.,  s.  Ferdinand,  Maxi- 
milian Henrich. 

C  0 1  a  1 1 0,  ClaodiQS  Graf,  kaiserl.  Reichs- 
hofrath  und  Obrist.  33.  288. 

Colbert,  Jean  Baptiste,  franzos.  Mi- 
nister. 705  f. 

Colbert-Croissi,  Charles,  franzos. 
Gesandter.  621  f.  680.  685.  693. 
703  f.  711. 

Copes,  Johann,  brandenb.  Resident 
im  Haag  36.  319—321.  626-628. 
633.  635  f.  642.  650.  653.  658.  667. 
669.  680-688.  690.  695. 

Oo artin,  Honoratns,  franzos.  Ge- 
sandter. 594. 

Crane,  Reichshofrath.  166.  170.  172. 
175  f.  178.  180.  183. 

V.  Crockow,  Lorenz,  brandenb.  Ge- 
sandter. 97.  101  f.  264.  271.  290. 
479.  635.  653.  747. 

V.  Crockow,  Mathias,  brandenb.  Ge- 
sandter. 13.  23—25. 


V.  Dal  wich,  hessischer  Gesandter. 

635. 
Danckelmann,  Sylvester,  brandeDb. 

Gesandter.  319—321. 
De rffli  ng er  (Dorflin^),  brandenb.  O. 

Feldzeagmeister.  297. 
V.  Diessenhansen,  W.  J.  Ungelter, 

pf.-neabargischerHofrathsprasident. 

174.  181. 
Dietrich,  brannschw.-cellischer  Geb. 

Ratb.  575. 
Dietrichstein,  Graf,    kaiserl.   Ge- 
sandter. 258. 
V.   Dobrczenski,    brandenb.    Geb. 

Rath.  110. 
Dohna,    Christoph   Delphicas    Graf, 

sohwed.  Diplomat.  109. 
Dobna,   Christoph   Graf,   brandenb. 

Geh.  Rath.  204.  334  f.  629.  660.  670. 

760.  763. 
Dorothea  v.  Holstein,   Herzogin  ▼. 

Br.-Celle.  568. 
D  0  w  n  i  n  g ,  englischer  Gesandter.  515 — 

517.  519.  628. 


£berhard,  Herzog  v.  Würtemberg. 
447.  458. 

Eden,  Barchard  Dr.,  bremischer  Ge- 
sandter. 1%. 

7.  Ei  ekel,  olevisoher  Regierangsratb. 
754.  756. 

V.  Eimbeck,  Christiao  fiempo, 
brandenb.  Kammeijonker.  725. 

E  i  s  e  n  a  c  h ,  Herzog  v. ,  s.  Adolf  Wil- 
helm. 

Eitelfriedrich  Y.,  Graf  v.  Hoben- 
zollem.  124. 

Eleonore,  Wittwe  Kaiser  Ferdi- 
nands m.  104.  lia  132. 

Elisabeth,  Prinzessin  v.  Pfalz,  Aeb- 
tissin  V.  Herford.  567.  646. 

7.  Eller,  brandenb.  O.  Major.  306. 
690. 

y,  Eltz,  Friedr.  Casimir, br.-celliseher 
Geh.  Rath.  575  f.  667. 

Emanuel,  Forst  von  Anhalt.  278. 


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PersoneDverzeicboiB. 


781 


V.Emmerich,  Rammergerichtsfiskal. 

352  f. 
Eoghien  (AogoieD    Anjoa),  Herzog 

V.  418.  489.  507.    746. 
Ernst,   Hersog    v.    Sachsen •  Gotha. 

208.  268.  313.  353.  356  f.  361  f.  365. 

369.  373.  375.  381-384.   390—392. 

394.  398.  401.  417.   420.  423.   427. 

429.  431  f. 
ErnstAngust,  Herzog  v.Braaoschw.- 

Lünebnrg,    Bischof  v.   Osnabräok. 

423.  464.  560.  562.  571  f.  575  577— 

579.  581.  584.  605.  632  f.  635—637. 

640.  644-649.  654.  658  f.  664.  682  f. 

687  f.  698.  709.  718. 
Ernst,   Hermann,  clevischer  Regie- 

rungsrath.  734.  760. 
Estrades,  Graf,  französ.  Gesandter. 

494.  497.  517.  551-555.  616  f.  625. 

628.  656  f.  669  f.  672.  682  -  684 
Et  tinger,    Dr.,    k.mainziscber    Ge- 
sandter. 168. 


Faickenier,  Bärgermeister  v.  Am- 
sterdam. 680.  I 

Ferdinand  III.,  Kaiser.  10.  63.  95.     j 
103.  149.  352.  590.  i 

Ferdinand  (IV.),  Rom.  König.  63. 

Ferdinand,  Knrfürst  7.  Cöln,  Bi- 
schof y.  Munster.  615. 

Ferdinand  (▼.  Fürstenberg),  Bischof 
V,  Paderborn.  214.  620.  649.  652. 
663  f.  693.  702.  709.  737. 

Ferdinand  Maria,  Knrfürst  v. 
Baiern.  11.  22.  47.  7H.  104.  217. 
227.  266. 

Peyge  (Fayes),  G. Adjutant.  454.  469. 

V.  Firnemont,  kaiserl.  G. Feldzeug- 
meister 0.  Landesbanptm.  v.  Glogau. 
308—305. 

Forgatsch,  Graf,  kaiserl.  General. 
304. 

Frendemanu,  brannschw. •  wolffenb. 
Gesandter.  4. 

V.  Fridag,  kaiserl.  Gesandter.  324. 

Friedrich  III.,  Kaiser.  106. 


Friedrich  III.,  König  v.  Dänemark. 
572. 

Friedrich  II.,  Kurfürst  v.  Branden- 
burg. 106. 

Friedrich  V.,  Kurfürst  v.  Pfalz.  63. 
567. 

Friedrich,  Herzog  v.  Braunschw.- 
Celle.  559  f. 

Friedrich,  Fürst  v.  Anhalt.  234. 

Friedrich,  Markgraf  v.  Baden.  227. 
335.  512. 

Friedrich,  Landgraf  v.  Hessen- 
Homburg.  231.  528. 

Friedrich  Ludwig,  Ffalzgraf  v. 
Zweibrücken.  447.  458.  761. 

Friedrich  Wilhelm,  Herzog  v. 
Sachsen -Altenbnrg.  12.  208.  216. 
226  f.  276.  279.  353.  362.  366.  381. 
403.  411.  421. 

V.  Friesen,  k.säcbs.  Geh  Rath.  262 
-274. 

Friquet,  kaiserl.  Gesandter.  37. 490 f. 
496—502  512.  621.  669  f.  672.  674. 
689.  699.  714. 

Fuchs,  Paul.  403. 

delaFuente, spanischer  Gesandter. 
299.  307. 

Fürstenberg,  Franz  Egon  Graf, 
Bischof  V.  Strassbnrg,  k.coln.  Mi- 
nister. 14.  22— 24.35— 37.  39  f.  524  f. 
581.  591.  622.  664  f.  678  f.  707—709. 
726  f. 

—  Job.  Adolf,  paderbornscher  Dom- 
herr. 665.  709—719. 

—  Wilhelm  Egon  Graf,  k.coln.  Ober- 
Kämmerer.  23.  482.  622.  673.  693  f. 
697.  699.  707—719.  724—726. 

Ffirstenstein,  Diede  zum,  hessi- 
scher Gesandter.  15.  20. 

Fugger,  Graf,  Generallieutenant.  227 
-229. 


V.  Galen,  Heinrich,  695. 
Garnier,    kaiserl.    G.Wachtmeister. 

326  f.  330. 
V.  Gent,  Johann,  7.')8. 


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782 


PersoDenverBeichDif. 


Qeorg,  Uersog  v.  BraoDSohw.-CaleD- 

berg.  559. 
Georg,   Landgraf  y.   Hessen -Darm- 

Stadt.  7.    26f.  40.  65  f.  71  f.  458. 
Georg  Christian,  Landgraf  v.  Hes- 

sen-Hombnrg.  424.  463.  528  f. 
Georg  Christian,  Forst  v.  Ostfries- 

land.  616. 
Georg  Wilhelm,  Korf.  v.  Branden- 
barg. 121. 
Georg      Wilhelm,       Herzog       v. 

Braunschw.  -  Lflneburg.     26  f.    445. 

451-458.  457  f.  4B4.  478.  560—586. 

598.  623—625.  631—636.  639.  641. 

643.  645.  654.  662.  664  f.  682  f.  687  f. 

709.  719. 
V.  Gersdorf f,  Nicol.,  k.sachs.  Geh 

Ratb.  67.  185.  882.  388.  398.  422. 
y.  Giese,  Franz,  pf.-neubnrg.  Ober- 

kanzler.  219    519.  525  f.   545.  550. 

608-610.  693  f.  696.  709—719.  733. 

740.  744.  747.  753.  771. 
Girant  706. 
y.   Gladebeck,   Bodo,   braunschw.- 

cellischer   Gesandter.    9  f.    16.  20. 

48-64.  397.  443.  539.  567.   572. 
de  Goes,    kaiserl.    Gesandter.*  287. 

294.  597  621.  674  f.  681  f.  688.  690. 

694  f.  709—720.  745—748. 
y.GoItz, Rüdiger,  braodenb. G.Wacht- 
meister. 296  f.  308.  564.  566. 
Gonzaga,  Fürst.  13.  23. 104.288.310. 
y.  Goppold,  Reicbshofrath.  853. 
G  orgas,  mänsterscher  G.Major.  454— 

466.  462—464.  649. 
Grammont,  Dnc  de,   französ.     Ge- 
sandter. 325.  706. 
Grayel,   französ.    Gesandter.   9.    12. 

15.  23.  50.  53.  64.  69  f.  85—89.  150. 

177.  189.  191.  200.  237.  240  f.  249. 

289.  446.  448.  453.  455  f.  461  f.  466. 

469.  472-474.  479  f.  494. 
V.  Greiffenclau,  k.mainzischer  Geh. 

Rath.  395.  409.  609  f. 
y.  Groben,  Domdechant.  478. 
Grote,  Otto,  braodenb.  Rath.  48. 
Grote,   Otto,    brannschw.-bannoyer- 

scher  Gesandter.  709—720. 


Grober,  Florian,  k.ooloischer  Rath. 

578. 
Gudenns  ,  Dr.  Johann,  k.mainzischer 

Gesandter.  709—719. 
de  Gniche,  Graf.  666. 
Gnidobald,  (Graf  v.  Tbnn),  Erzbi- 

achof  y.   Salzburg.  11.  158  f.  166— 

170.   176.    188.   186.  188.  192.  218. 

238.  245.  247.  249.  252.  254  f.  257. 

308.  311.  339.  463. 
Gustay  Adolf,  König  v.  Schweden. 

851. 
Gostay  Adolf,  Markgraf  y.  Baden. 

228. 


Habbaeos,  schwedischer  Gesand- 
ter. 701. 

Hackeberg,  Jalios,  brandenb.  Ge- 
sandter. 744—746. 

Haersolte,  Oberst,  holländ.  Ge- 
sandtor. 631.  635  f.  640.  644.  664  f. 

y.  Hammerstein,  Osnabrück.  Bof- 
marschall.  647. 

Hardeck,  Graf,  ansbacbischer  Ge- 
sandter. 112.  128. 

y.  Hardenberg  (Harenberg),  braun- 
schweig.-celliscber  Gesandter.  4.  6.  , 
674.  579. 

yan  Haren,  holländ.  Gesandter.  680. 

V.  Harrach,  Cardinal.  164. 

Hase,  Dr.,  cleyischer  Regiernngsratli. 
764—757. 

Hatzfeld,  Graf  y.,  432. 

V.  Hanbitz,  mänsterscher  O.Wacht- 
meister. 227.  714. 

V.  Hazt  hausen,  braunschw.-haono- 
yerscher  Stallmeister.  671.  646—649. 

Hedwig  Sophie,  Landgräfin  ▼. 
Hessen- Cassel.  64.  70.  76  f.  875. 
446.  458.  541.  669  f.  661  f.  667. 

y.  Heiden,  cleyischer  Regiemngs- 
rath.  71  f.  756.  769. 

y.  Heimburg,  braunschw. - wolffenb. 
Gesandter.  6.  16.  20.  666.  676.  690  f. 
694.  697.  699.  709-719. 

Heinrich  IV.,  Herzog  y.  Mecklen- 
burg-Schwerin.  106. 


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PersoDeDverseichnis. 


783 


Heinrich,  Herzog  v.  Mecklenburg- 

Stargard.  106. 
Heinrich,   Fürst  v.  Nassaa-Dillen- 

bnrg.  284  f. 
Heister,  kaiserl.  F.M.Lieaten.  332 f. 

343. 
Hermann  Adolf,  Graf v. Lippe. 541. 
Hessen- Cassel,    Landgraf   v.,    s. 

Hedwig  Sophie,  Wilhelm. 

—  Darmstadt,  Landgraf  v. ,  s. 
Georg  IL ,  Ludwig  VI. 

—  Homburg,  Landgraf  v.,  s.  Frie- 
drich. 

Heyland,  braunschw.-wolfienb.  Ge- 
sandter. 23. 

Hippel,  brandenb.  Secretär.  498. 

Hoch  er,  Dr.,  osterr.  Gesandter.  166. 
219. 

V.  Hoen,  k.pfais.  Geh.  Rath.  64. 

V  o  m  H  o  f  f,  hessischer  Hofmarschall.  27. 

v.Hohenfeldt,Reicbspfennigmei8ter. 
224. 

Hohenlohe,  Julius  Graf,  General. 
192. 245.  328.  331.  454.  469.  480.  482. 

Hohenzollern,  Graf,  kaiserl.  Erb- 
kämmerer. 128  f. 

—  Jost  Niklas  Graf.  124. 

—  Karl  Graf.  124. 

—  Meinrad  Graf.  124. 

—  Philipp  Christoph  Graf.   124. 
Holstein,    Herzog    v.,    s.   August, 

Johann  Adolf. 
Y.  Hoverbeck,    Johann,    brandenb. 

Geh.  Rath.  110.  204.  262.  335  f.  373. 
y.  Huohtenbruch,    clevischer    Re- 

gierangsrath.  754.  756.  760. 
Hugo  Rberhard,Bischofv.  Worms. 

168. 
Hugo,     Ludolf,    braunschw.-haonov. 

Gesandter.  709—720. 


Iden,  Syndicus  ▼.  Magdeburg.  218. 
V.  Jena,  Friedrich,    brandenb.  Geh. 

Rath  u.  Kanzler.  27.  48.  51—54.  68. 

80.  83.  85.  96.   103.  157.  270.  291. 

406  f.  414.  417.  438.  562.  565-586. 

621.  631  —  635.  639.  646—649.  661. 


670.  676.  689—702.  712  f.  726.  733. 

754   756.  760.  763  f. 
V.  Jena,    Gottfried,   brandenb.   Ge- 
sandter. 156—257.  311.  439.  446— 

482. 
Johann  V.,  Herzog  v.  Mecklenburg- 
Schwerin.  106. 
Johann  Adolf,  Herzog  ▼.  Holstein. 

227.  229.  252  f. 
Johann  Conrad,  Bischof  ▼.  Basel. 

447.  458  461. 
Johann  Friedrich,  Herzogv.Braun- 

schweig -Lüneburg.  231.  451  —  453. 
I  457  f.  560—586.  633—635.  643.  646. 
I         648.  664.  682  f.  690  f.  709. 

Johann  Georg,  Kurf.   v.  Branden- 
burg. 114. 
Johann   Georg,   Fürst    y.   Anhalt, 

brandenb.   Geh.  Rath.  54.   74.   204. 

272.  299.  317  f.  322—326.  385  f.  373. 

629.  660.  680.  726.  754  f.  760. 
Johann   Georg,   Kurf.  y.  Sachsen. 

22.  47.  57—59.  64  f.  104.  168.  185. 

208.  216.  226-228.  232  f.  236  f.  241. 

243.  256.  258—281.  292.  853.  356- 

359.  863.  367—369.  372—377.  381— 

397.  401.  403.  405.   407.  410—420. 

422  f.  425—433.  528.  574. 
Johann  Kasimir,  König  y.  Polen. 

28.  419.  488.  750.  772  f. 
Johann    Philipp    (?.    Schönborn), 

Kurf.  y.  Mainz.  3.  10—15.  23  f.  28. 

30.  34  f.  38  f.  44—47.  55.  66.  71.  87. 

145.  150-152.  168.  191.  193.   197. 

202.  206.   20S.   214.  218.  220.  222. 

225.  227  f.  231—241.  247—252.  256. 

261.  263.  265.  267  f.  272—274.  277. 

279.  317.  320.  345.  852-422.  429— 

432.  439  f.  456  f.  473.  4  2.  487.  492. 

528.  569  f.  674.  590—611.  635.  709. 
I  s  i  n  g,  Dr.,  cleyischer  Regierungsrath. 

543.  734.  754.  757.  759  f. 
Julius  Heinrich, Herzog  y.Sachsen- 

Laoenburg.  238. 


y.  Kanne  ob  erg,  brandenb.  Generai- 
lieutenant.  4. 


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784 


Personenverseichiiis. 


Karl  IL,  König  v.  Bngland.  78.  462. 

617.  625.  630.  638.  654.  656. 659.  661. 

675.  708.  719  f. 
Karl  X.  Gustav,  König  v.  Schweden. 

118.  145.  285.  487. 
Karl XI.,  König  y.   Schweden.  97  f. 

164.  443.  448.  458. 481. 573. 592.  611. 
Karl  IL,  Kooig  y.  Spanien.  674.  710. 
K  arl,  Herzog  v.  Lotbrini;en.  355.  591. 

593.  595.  604.  746. 
Karl  Joseph,  Erzherzog  v.  Oester- 

reich.  105.  132.  230. 
Karl  Kaspar  (y.   d.  Leyen),  Kar- 

fürst  y.  Trier.  47.  91.  227.  448.  487. 

591.  595.  597.  604. 
Karl  Ludwig,  Kurfürst  y.  Pfalz.  9. 

32. 47.50-53.63—91. 164. 243. 418- 

420.  439.  448.  457.  581.  689—611. 
Kemeny-JanoB,  Orossfnrst  v.  Sie- 
benbürgen. 286  f 
y.  K  etler,Kasp. Philipp, paderb.Dom- 

dechant.  709—719. 
K leihe,  Dietrich  Schweder,  schwe- 
discher Gesandter.    98  —  125.    145. 

582  f.  585.  620.  634  f.  648.  658. 
y.  Kleist,   Ewald,    brandenb.    Geh. 

Rath.  145. 
Knie,  kaiserl.  G.Wacbtmeiser.  331— 

333. 
Kniephof,  Bärgermeister  v.  Erfurt. 

354. 
Koller,  brandenb.  O.Lientenant.  315. 

342. 
Königs  eck,    Graf,     Reichshofrath, 

kaiserl.   Gesandter.   150.   321.   593. 

601.  604—606. 
KoDigsmark,    Graf,    schwedischer 

Feldmarschall.  110.  146.  629. 
Koppen,    Johann,    brandenb.   Geh. 

Rath.  475. 
Kohai^,  kaiserl.  Oberst.  330. 
Kornhoffer^  Joh.,  O.Wachtmeister. 

281. 
y.   Kram,    brannschw. •  hannoy.    Ge- 
sandter. 4. 
y.   Krentzberg,    clevischer   Regie- 

mngsrath.  760. 
y.  Krockow,  s.  Crockow. 


I^acron,  Graf.  186. 

Lamberg,  Graf,  kaiserl.  Oberkam- 

merer.  113.  132. 
Lammers,    cleyischer    Regierangs- 

rath.  760. 
y.  Landsberg,  Dietrich,  k.cöloiecber 

Geh.Rath.  15.  20.  539.   578  f.   694. 

696  f.  707.  709.  722  f. 
Lange nbeck,  Heinrich,  brannschw.- 

cellischer  Gesandter.  6. 
y.  Ledebnr,  Gerhard  Jan,  brandenb. 

Gesandter.  110.  113. 
Leopold,  Kaiser.  5—7.  10  —  14.  19 

—24.  32—34.  46  f.  49.  52.  56—68. 

66.  82.  85—87.  91.  95  f.  98. 100—145. 

149  -154. 167 f.  213—240.  258-2G1. 

272  f.  277.  279.  286-348.365.  359  f. 

371.  373.  375f.  380.  393.  430—432. 

438  f.  465.  486.  497.  499  f.  565.  593. 

596—601.  606.  608.  611.  621.  624. 

661  f.  669.  674f.  688.  691.  704.  707  f. 

740—742.  748.  751. 
Leopold    Wilhelm,   Erzherzog   y. 

Oesterreich.  104. 118. 127. 132. 135  f. 
Leopold    Wilhelm,    Markgraf    v. 

Baden,  Reicbsfeldmarschall.  219.224. 

226.  229.  231.  245. 
y.Lerodt,  pf.nenbnrg.  Gesandter.  488. 

491.  496-510.  518  f.  621.  526.  529. 
Las s eins,    französ.  Gesandter.  141. 

164.  264.  487.  446.  489.  645.  547  f. 

550.  657.  659. 
y.  d.  Leye,   k.mainzischer  G.Wacht- 

meister.  426.  454. 
Liohtenstein,  Fürst.  291  f.  328.  616. 
Lilie  ström,  Joh.   Nicod.,  schwedi- 
scher Vicepräsident.  181. 
Limbarg-8tyrQm,Graf  y.,  616.716. 
Limprecht,  Volkmar,   Oberyierherr 

in  Erfurt.  852—354.  389  f. 
Linde  nspfihr  er,  Reichshofrath.  115. 
Lionne,  französ.   Minister.  50.  200. 

825.  658.  565.  628.  704  f. 
Lippe,  Graf  y.,  s.  Herrmann  Adolf., 
y.  Li  sola,  Franz,  kaiserl.  Gesandter. 

187.  224.  258.  289  f.  292.  294  f.  297— 

300.  303-308.  815—818.  322  f.  328. 

388.  347  f.  490.  49r».  500. 


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PersoDeDverseichois. 


785 


Lobkowitz,  Fürst,  kaiserl.  Minister. 

104.  116.  222.  310.  328. 
V  L5beo,  Johann  Friedr.,  brandenb. 

Geh.Rath.  95.  99  —  140.  201  335 f.« 

629. 
Lothringen,  Herzog  v.,  s.  Karl. 
V.  Lottum,  clevischer Regiemngsratb. 

543.  759. 
Lnbomlrski,  Pnrst.  318.  742.744— 

749.  751. 
Ladolf,  Hieb,   Sachsen  -  gothaiscber 

Hof-  n.  Jnstizrath.  427. 
Lndolf,  Uathsmeister  in  Erfurt.  366 f. 

370.  384. 
LndwigXIV.,  König  v.  Frankreich. 

9.  12.  15.  23.  50.  64.   69  f.  85-91. 

150  f.  164.  166.  163.  188.  200.  224  f. 

246.  264.  289.  355.  379.  402  f.  '412- 

418—420.  423.  430-432.  437-440. 

445.  448.  456.  458  f  460.  464.  478  f. 

489  f.  494.  499  f.  507.  545.  547.  550— 

555.  565.  571.   611.   616-618.   621. 

625.  628.  ;630.  651.  654.    657.   674. 

691.  697.  703-709. 
Ludwig  V.,Landgraf  v.Hessen-Darm- 

Btadt.  231.  458. 
LndwigVL,   Landgraf    v.     Hessen- 

Darmstadt.  7.  74.  445.  652.  667. 
Ludwig  Philipp,  Pfalzgraf  v.  Sim- 

roern.  63. 
Luise  Marie,  Königin  v.  Polen.  421. 

488.  742. 
Luise    V.    Degenfeld,     Raugrafin, 

Gemahlin    des    Kurf.  Karl    Ludwig 

V.  Pfalz.  64-66    71.  76.  605—608. 
de   Lunibres,    französ.    Gesandter. 

554.  578.  583.  585. 
Lynar,  Graf.  227. 


V.  Mahrenholtz,  Gurt  Asche,  bran- 
denb.  Gesandter.  77.  156—257.  439. 
446-454.  4G5— 482.  593.  601-611. 

Mainz,  Kurfürst  v.,  s.  Johann  Phi- 
lipp. 

Maradas,  Graf.  113.  132. 

V.  Marwitz,  brandenb.  O.Lientenant. 
303.  305  f.  319.  327.  332  f.  312. 

Mater.  %.  Gpsrh.  d.  O    Karffirstcn.    XI. 


V.  Mauderode,  Otto,  braunschw.- 
cellischer  Gesandter.  457.  461. 

Matthias,  Kaiser.  590. 

Maximilian  I,  Kaiser.  589. 

Maximilian  Henrich  (7.  Baiern), 
Kurfürst  v.  Cöln.  3.  7.  9.  11  —  15. 
22—28.  31  f.  35—44.  47.  55f.  59. 
66—68.  79.  238.  254.  440.  445.  462 
—  464.  466  f.  487.  515  517.  522  f. 
52o.  528.539.  569  f.  574  f.  577.  5S1. 
585.  591.  595.  597.  604.  621  f.  651. 
664  f.  668.  673  f.  682  f.  685-687.  689. 
691.  693.  696—698.  702.  706—709. 
722-727.  731.  743.  751. 

Mazarin,  Cardinal.  15.  90.  97.  488. 
507. 

Mecklenburg,  Herzog  v.,  8.  Chri- 
stian Louis,  Heinrich. 

Med  Ina  de  las  Torres,  Herzog, 
spanischer  Minister.  308. 

Mehl,  k.mainzischer  Kanzler.  168  f. 
184.  201. 

Mein  der  8,  Conrad,  Dr.,  paderborn- 
scher Gesandter.  214.  217. 504. 709— 
719. 

Mein  der  8,  Franz,  brandenb.  Geh.- 
Secretär.  652.  732—737.  740  f.  744 
-747.  749  753  f.  75G.  758.  760.  762. 
765—768. 

MeniuB,  Sachsen -zeitzscher  Geh.- 
Rath. 366  f. 

V.  Metternich,  Brnst,  brandenb.  Ge- 
sandter  157. 

Mevius,  David,  schwedischer  Ge- 
sandter. 138.  142-144.  594. 

V.  Miltitz,  G.  H.,  k.eäohsischer  Hof- 
justizrath.  427. 

MÖTBberg,  Graf.  417.  426.  429. 

Molitor,  Dr.,  k.mainzischer  Ge- 
sandter. 355. 

Montecuccoli,  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall. 112.  155.  167.  219.  286  f. 
298.  316.  321.  329.  331.  342  f. 

Moritz  (Johann  Moritz),  Fürst  v. 
Nassau,  brandenb.  Statth.  in  Cleve. 
65  105. 230.  512  f.  519.  551.  754  f.  759. 

Moritz,    Herzog    v.    Sachsen -Zeitz. 
27-2.  3i3.  366.  411.  414. 
50 


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786 


PersoDeDyerseichnis. 


Motifeld,    Johann,    clevischer    Re- 

gierungsrath.  759. 
da  Moni  in,  französ.  Geeandter.  671. 

682  f.  685.  739. 
Müller,  Lorenz,  braunechw.-bannov. 

Gesandter.  563—567,  569.  571.  645 

—649.  665  f.  709—720. 
Münster,  Bischof  v.,    s.  Christoph 

Bernhard. 
Mn harne d  IV.,  türkischer  Sultan.  285. 


Ifassau,  Fürst  v.,  s.  Heinrich,  Moritz. 

Neitsch,  k.-Bächsiecher  Oberst.  390. 

Neuburg,  Pfalzgraf  v.,  s.  Philipp 
Wilhelm,  Wolfgang  Wilhelm. 

Neumann,  Andreas,  brandenb.  Re- 
sident in  Wien.  95  f.  101.  103—144. 
235  289.  294.  305.  307.  327.  338  f. 
342.  393. 

Nicolartz,  k.cölnischer  Gesandter. 
578.  664.  696.  698. 

V.  Nievenheim,  clevischer  Regie- 
rungsrath.  754.  756. 

Nostiz,  Graf,  Kanzler  inBohmen. 222 


Ochs,  Johann,  Kassierer  der  Rhein. 

Allianz.  453  f.  467. 
Oldenburg,  Graf  v.  173. 
V.   Ommeren,    bolländ.    Gesandter. 

653.  665.  699. 
Oranien,  Prinzessin  v.,  s.  Amalie. 
—  Prinz  V.,  s.  Wilhelm. 
Ostfriesland,  Fürst  v.,    s.  Georg 

Christian. 
Owener,  Oberst.  573. 


Pagestecher,  Christian,  hessischer 
Gesandter.  15.  20.  40. 

Parker,  Johann,  engl.  Schiffscapitan. 
677. 

Patz,  Heinrich,  k.mainzischer  Gesand- 
ter. 709—719. 

Peil,  Arnold,  k. pfalzischer  Gesandter. 
67—70.  72-80.  83.  85.  602. 


Peil,  Johann,  clevischer  Regierungs- 
rath.  760. 

Penner  an  da,    Graf,    Vicekonig    v. 
•    Neapel.  299. 

Per  Sias,  k.pßLlzisoher  Resident.  602. 

Pestalozzi,  Kaufmann.  299. 

Pfalz,  Kurfürst  v.,   s.  Karl  Ludwig. 

Pflugk  zu  Kottwitz,  Heinr.  Sigm. 
k.  sächsischer  Kämmerer.  262. 

Pfretzschmer,  Nicol.,  Dr.  k.säch- 
sischer  Geh.  Elath.  427. 

Philipp IV.,  König  y.  Spanien.  307. 
325.  502.  649.  664. 

Philipp  Wilhelm,  Pfalzgraf  v.  Neu- 
burg. 3.  9.  51.  150.  158.  156.  181. 
185.  202.209.212.  217.  219  f.  222— 
224.  226.  230  f.  235.  240.  440.  451. 
467.  461—466.  485—556.  569  f.  572. 
674.  692  f.  604.  618.  621.  651  f.  665. 
668  f.  672—674.  682  f.  685.  689.  691 
—693.  697.  702.  707.  709.  731—777. 

y.  P taten,  Claus  Ernst,  brandenb. 
Geh.Bath  u.  Kriegskommissar.  27. 
39.  48.  156.  159. 166—179.  184.  204. 
291.  803.  385  f.  379.  397.  417.  629. 

V.  Plettenberg,  kaiserl.  Gesandter. 
422. 

Pleuren,  k.mainzischer  G.Wacht- 
meister. 391. 

y.  Podewils,  franzos.  General.  60. 
703  f. 

y.  Pollnitz,  Gerhard  Bernhard,  bran- 
denb. Oberstallmeister.  666.  698. 

Pomponne,  französ. Gesandter. 480f. 

Portia,  Fürst,  kaiserl.  Minister.  104. 
112.  116.  126—129.  134  f.  215.  286. 
238.  251.  296. 
Port  mann,  Johann,  brandenb.  Geh. 

Rath.  9.  31  f.  67. 
Pradel,  französ.  General.  399.  404. 

409.  416. 
Preunel,    brandenb.    Oberlicentein- 

nehmer.  341.  467. 
Prensse,  brandenb.  Kanslist.  240. 
y.  P  ü  h  e  1 ,  ansbachischer  Gesandter. 26. 
Puffendorff,  Esaias,  schwedischer 
Resident.  706. 


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PersoDenverzeichnis. 


787 


Radsivill,  Rogislav,  Fürst,  Statt- 
halter io  Prenssen.  217.  745.  747. 

▼.  Rah  den,  Lucius,  braodenb.  Geh. 
Hof-  u.  Kammergerichtsrath.  259— 
261. 

Rakoczy,  Georg I.,  Fdrst  v.  Sieben- 
bürgen.  286. 

Rak  oczy,  Georg  IL,  För^  y.  Siebeo- 
bärgeD.  285  f. 

Rambsdorffi  k.  sächsischer  Oberst. 
390. 

V.  Rantenstein,  Uans  Ernst,  pf.neu- 
burgischer  Gesandter.  181  f.  188. 
191.  204.  214.  217.  219.  457.  461  f. 
488.  499.  504.  747. 

Rebeoeck,  brandenb.  Resident  in 
Wien.  103. 

y.  Reiffenberg,  Philipp,  k. mainzi- 
scher Geh.Rath.  267.  355.  357.  378— 
381.  387.  389.  391  f.  395  f.  402—404. 
407.  409.  411  f.  417—424.  430.  592  f. 
595.  597. 

Reigersberg,  holländ.  Deputierter. 
653. 

Reinhardt,  Joh.  Georg,  brandenb. 
Geh.  Hof-  u.  Kammergerichtsrath.  6. 
426. 

Renniger,  Simon,  kaiserl.  Resident 
in  Gonstantinopel.  287.  294.  340. 

Ripperda  tot  Bnirse,  holländischer 
Gesandter.  680. 

Risancourt,  lothringischer  Gesand- 
ter. 608  f. 

Romswinckel,  Matthias,  brandenb. 
Gesandter  im  Haag.  027.  633.  635  f. 
642.  653.  658.  660.  667.  669.  680— 
686.  699.  756. 

y.  Rondeck,  Georg  Dietrich,  magdeb. 
Geh.Rath.  402. 

Rosenstock,  Bärgermeister  y.  Mag- 
deburg. 218. 

Rudolf  II.,  Kaiser.  118. 

de  Ruyter,  holland.  Admiral.  629. 


Sachsen,  Kurf.  y.,  s.  Johann  Georg. 
—  Altenburg,   Herzog  v.,    s.  Frie- 
drich Wilhelm. 


Sachsen  -  Gotha,    Herzog    v. ,    s. 
Ernst. 

—  Jena,  Herzog  v.,  s.  Bernhard. 

—  Weimar,  Herzog  y.,  s.  Wilhelm. 

—  Zeitz,  Herzog  y.,  s.  Moritz. 
Salzburg,  Erzbischof  y.,  s.  Guido- 

bald. 
Schörer,  Dr.,  osterr.  Gesandter.  166. 
Scheyen,  brandenb.  Kanzlist.  703. 
Schlippenbach,  Christ  Karl,  Graf, 

schwedischer  Rath.  28.  30.  110. 
y.  Schmettau,    Wolfg.,    brandenb. 

Gesandter.  157. 
y.  Schmidburg,  R.hofrath.  853  f. 
Schmidt,  Oberst.  342. 
V.  Sc^hmising,  Matthias  Korff,  mnn- 

sterscher  Domherr.  622.  663  f.  691  f. 

697—702.  709—720. 
Schnell,  Heinrich,  pf.neuburg.  Vioe- 

kanzler.   549.    733.    740.    747.   749. 

753.  770  f. 
Schnolski  (Snolski,  Snoilski),  schwe- 
discher Gesandter.    109.  145.  177. 

196.  217.  240.  446.  449.  461.  469- 

480.  482. 
Sohönbeck,  0.,  brandenb.  Gesand- 
ter. 157. 
y.  Schönborn,    Franz    Georg,    k.- 

mainzischer  Gesandter.  461. 
— ,  Melchior  Friedrich,  k.mainzischer 

Gesandter.  709—719. 
y.  SchÖning,  Hans  Adam,  brandenb. 

Hofrath.  620  f.  652.  657.  668.  673  f. 

682.  689.  731.  740. 
Schwarz eiiberg,  Adolf,  Graf.  105. 

113.  126—128.  132.  135  f.  742.  745. 

762.  766  f.  774  f. 
Schweden,  K5nig  y.,  s.  Karl  XI. 
y.  Schwerin,  Otto,  brandenb.  Ober- 
präsident.   8.   16.   20  f.  27.  68.   78. 

204  f.  262—275.  299.  307.  317  f.  322 

—  326.  335  f.   341.  373.  376.  379  f. 

384  f.  397.   402-404.   417  f.   437  f. 

442.  551.  564.  579.  629.  643.  651. 

655.  657.  660.  670  f.  675.  680.  686. 

709-719.  726.  733  f.  736  f.  740.  745. 

749.  753  f.  756—758.  760.  762  f. 
V.  Schwerin,  Otto,  d.  j.  703  f. 


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788 


Personeuverzeichnis 


äcbütz,  Job.  LiUdw.  Herwig,  K.bof- 
rath.  115-124.  131.  133  f.  136.  143f. 

v.SchwaoeDfeld , Jacob  Lid), Reicbs- 
herold.  354.  360.  363. 

V.  Seckendorf,  Veit,  sacbBeo-go- 
thaisoher  Kanzler.  361. 

Sebeetädt,  Hanoibal,  däniecber  Ge- 
sandter. 70i. 

Sigiamand  III.,  König  v.  PoIpu. 
4b8. 

Sillemann,  pf.neaburgiscber  Kanz- 
ler. 174. 

Sinzendorf,  Graf,  kaiserl.  Gesand- 
ter. 820  f. 

Sommerfeld,  k.mainsiscber  G.  Wacbt- 
meister.  391. 

V.  Somnitz,  Loreni  Georg,  brandenb. 
Geh.Rath.  107.  109—112.  335  f.  437. 
475.  646-t'49. 

Sopble,  Herzogin  v.  Hannover.  66. 
76.  560  f.  567.  572-574.  5Ta  585. 
592.  605.  654. 

de  Soucbes,  kaiserl.  Feldmarschail. 
245.  286.  305.  312-315.  321  f.  326— 
334.  343. 

V.  S  p  a  e  n,  A  lex.,ole  viscber  Regierungs- 
ratb  n.  G.Wachtmeister.  519.  529— 
546.  759. 

V.  Sparr,  A.  C.  Ferd.,  brandenb.  0.- 
Lienteoant.  297.  311.  342. 

V.  Sparr,  Otto  Christopb,  brandenb. 
Gen.  Feldmarschail.  219.  221.  237. 
297.  301.  803.  341  f.  845  f.  725.  727. 

y.  Sparre,  Feter,  schwedischer  Ge- 
sandter. 113.  119.  138.  142—145. 

Spiegel,  Bärgermeister  v.  Amster- 
dam. 6^0. 

8  p  5  r  c  k  e ,  brannschw.-  hannov.  Schatz- 
rath.  573. 

Stahremberg,  Graf,  104.  112. 

y.  Stein,  bairentbischer  Gesandter. 
120. 

Steinberg,  Dr.  Johann,  clevischer 
Regierungsrath.  754.  757.  769  f. 

y.8ternbaoh,Coelestin,schwedi8cher 
Kanzler  in  Vorpommern.  101.  109  — 
112.  137—141.  143.  427  f. 

Styrnm  s.  Limburg-Stynim. 


Strauch,  Dr.,  k.sächsischer  Gesandter. 

167.  182.  206.  248. 
StreitS)  k.sächsischer  Oberst  383 
Strozsi,  Graf,  kaiseri.  General.  328. 
Stnrm,  brandenb.  Notar.  719. 
Salzbach,  Pfalzgraf  v.,  220.224.226. 


'  Taxis,  Graf,  kaiserl.  Generalpost- 
meister.  28  f.  164. 

Temple,  William,  englischer  Gesand- 
ter. 617.  622.  719—721. 

T  0  r  n  0  w,  Johann,  brandenb.  Geh.Rath. 
107.  437. 

Traun,  Graf.  104.  331. 

Trautmannsdorf,  Graf.  291. 

Trier,  Kurfürst  y.,    8.  Karl  Kaspar. 

Turenne,  französ.  Marschall.  703— 
706. 


IJcedo,  Sebastian,  spanischer  Ge- 
sandter. 207.  224. 289.  292.  299.  306  f. 
317  f.  322-326.  491. 

Ulrich,  Herzog  y.  Wurtemberg.  228  f. 

Um  bescheiden,  Job.  Adam,  k.trier- 
bcher  Gesandter.  461. 


de  la  Taliere,  Mademoiselle.  705. 

Vane,  Walther,  englischer  Gesandter. 
621.  675-680. 

Vaubrun,  Marquis  de,  franzÖs.  Ge- 
sandter. 482. 

Vaudemont,  Prinz  y.,  lothringischer 
General.  607. 

Volmer,  kaiserl.  Gesandter.  24.  166. 

Vultejus,  hessischer  Kanzler. 27.  73. 

y.  Waldbarg,  Freih.  891  f. 
Waldeck,  Christiao   Ludwig,  Graf. 

462  f. 
Wal  deck,   Georg    Friedrich,    Graf. 

51  f.  227  f.  423.  463  f.  487.  562.  570. 

577.  579.  583.  585.    632.  684—646. 

655  f.  662.  664.  669.  671.  698  t  736. 
y.  Waldersdorf,  Reichsyicekaozler. 

28.  38.  44.  46.  5^5.  86  f.  151. 


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Persooeo  verzeichois . 


789 


Walderode,  kaiserl.  Reichshof  rat  h. 

143. 
▼.  WalleDrodt,  preasBiscber  Land- 

hofmeister.  315. 
Wambold  v.  üipatadt,  Philipp,  bran- 

denb.  üof-  a.   Kammergerichtsrath. 

276—280.  426. 
WeieeenfeU,  camioscher  Capitolar. 

145. 
Weisseuwolff,    Graf,    österr.    Ge- 
sandter. 166. 
Wex,  Joh.  Christoph.  Dr.,  sachsen- 

weimar.  Hof-  u.  Kammerrath.  402. 
V.  Weyer,  Geo.Major.  572. 
V.  WezhauseD,   Wolf  Dietrich,  k.- 

maiosi scher  Jägermeister.  382. 
V.  Wicqaefort,  Abraham,  braanschw.- 

cellischer  Agent  im  Haag.  50.  633. 

636.  639  f.  €43  f.  647.  649.  701. 
Wied.  Friedrich,  Graf.  66.  68. 
V.  Wiedenbrock,  müDsterscher  Geh. 

Rath.  540  f.  622.  709-720. 
Wilhelm  VI.,    Landgraf  y.  Hessen- 

Cassel.  3.  7.  9.  13  f  26—31.  33.  39— 

45.  64-66.  70  f.  76. 
Wilhelm  VII,  Landgraf  v.  Hessen- 

Cassel.  458. 
Wilhelm,   Markgraf  y.  Baden.  598. 

601.  606  f.  609-611. 
Wilhelm,  Prinz  v.  Oranifln.  656  676. 

678  f.  660.  706. 
Wilhelm,  Herzog  v.  Sachsen- Weimar. 

353.  421.  423.  426. 
Windischgratz,  Graf,  kaiserl.  Ge- 
sandter. 215. 
V.     Winckelhansen,     Joh.    Heinr, 

pf.neuburg.  Kanzler.  733.  740.   747 

749.  753. 


de  Witt,  Johann,  holländ.  Rathspen- 
sionär.  620  f.  626.  662.  666.  669  — 
671.  679  f.  681.  684.  689  f.  706. 

de  Witt,  Johann,  holländ.  Gesandter. 
680. 

Witte,  Dr.  Otto  Johann,  brannschw.- 
cellischer  Rath.  40.  563. 

Wolckenstein,Graf>Reich8hofraths- 
Vicepräsident  121.  126.  128.  143. 
166.  172.  175  f.  180. 

Wolfgang  Wilhelm,  Pfalzgraf  v. 
Neubarg.  485  f. 

Worley,  Henry,  engl.  Schiffscapitän. 
677. 

Worms,  Bischof  y.,  s.  Hngo  Eber- 
hard. 

Wrangel,  Gastay,  schwedischer 
Reichsfeldherr  110.  125.  145.  318. 
475.  477—479.  481.  569  574.  585. 
624.  633.  668.  697  f. 

y.  Wreden,  mfinsterscher  Oberst- 
lieatenant.  617. 

Würtemberg,  Herzog  y.,  s.  Eber- 
hard, Ulrich. 

Wartz,  schwedischer  General.  220. 
270—272. 

Wulff,  schwedischer  Oberst.  278. 

Wusthaas,  Adolf  Dr.,  cleyischer  Re- 
gierungsrath.  529—546.  734-  710. 


Zobel,   Sebast    Fried r.,   hessischer 

Gesandter.  461. 
Zriny,  Niolas,  Graf,  Banns  y.  Cro- 

atien.  287.  328. 


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