This is a digital copy of a book that was preserved for generations on library shelves before it was carefully scanned by Google as part of a project
to make the world's books discoverable online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, culture and knowledge that 's often difficult to discover.
Marks, notations and other marginalia present in the original volume will appear in this file - a reminder of this book's long journey from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prevent abuse by commercial parties, including placing technical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non- commercial use of the file s We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain from automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machine
translation, optical character recognition or other areas where access to a large amount of text is helpful, please contact us. We encourage the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attribution The Google "watermark" you see on each file is essential for informing people about this project and helping them find
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are responsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can't off er guidance on whether any specific use of
any specific book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search means it can be used in any manner
any where in the world. Copyright infringement liability can be quite severe.
About Google Book Search
Google's mission is to organize the world's Information and to make it universally accessible and useful. Google Book Search helps readers
discover the world's books while helping authors and publishers reach new audiences. You can search through the füll text of this book on the web
at http : //books . google . com/|
Digitized by
Google
^c
f
k
^^äarV«'^
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
URKUNDEN UND ACTENSTÜCKE
ZUR GESCHICHTE
DES
KURFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBURG.
AUF VERANUSSUNG SEINER KÖNIGLICHEN HOHEIT DES
KRONPRINZEN VON PREÜSSEN.
ELFTER BAND.
BERLIN.
DRÜCK UND VERLAG VON GEORG REIMER.
1887.
Digitized by
Google
URKUNDEN ÜNi) ACTENSTCCKE
ZUR GESCHICHTE DES
KÜRFÜRSTEN FRIEDRICH WILHELM
VON BRANDENBÜRG.
POLITISCHE VERHANDLUNGEN.
SIEBENTER BAND.
UERAUS6B6EBEN
D«- FERDINAND HIRSCH.
PROFESSOR AM KONIGSTADTISCHBN RBALGTMNASIDM ZU BBRLIN.
BERLIN.
DRUCK UND VERLAG VON OEORO REIMER.
1887.
Digitized by
Google
2>1>
im
v.i|
Digitized by
Google
/^7?//^^'^^^
Vorwort.
liachdem der Vater des Unterzeichneten, Professor Dr.
Theodor Hirsch im Jahre 1879 den neunten Band der
„Urkunden und Aktenstücke" vollendet, hatte er sogleich die
• Bearbeitung des nächsten Bandes in Angriff genommen, bis zu
Anfang 1881 hatte er einen grossen Theil der betreffenden
Akten des Berliner Geh. Staatsarchivs durchgearbeitet und er
war eben im Begriff, die eigentliche Ausarbeitung zu beginnen,
als er durch einen plötzlichen Tod am 17. Februar dieses
Jahres dahingerafft wurde. Die Kommission für die Heraus-
gabe der „Urkunden und Aktenstücke" richtete darauf an den
Unterzeichneten die Anfrage, ob er es unternehmen wollte,
das von dem Verewigten hinterlassene Werk zu vollenden,
und derselbe trug um so weniger Bedenken, diesem ehren-
vollen Rufe Folge zu leisten, als er einerseits dadurch eine
Pflicht der Pietät erfüllen zu können meinte, andererseits
glaubte^ bei seiner Bekanntschaft mit der Handschrift und der
ganzen Arbeitsweise des Verstorbenen leichter als andere im
Stande zu sein, das von demselben hinterlassene Material zu
verwerthen und das Werk in dem Sinne und nach den Ab-
sichten desselben zu Ende zu führen. Freilich erwies sich,
als er an diese Arbeit ging, dieselbe als weit schwieriger und
langwieriger, als er ursprünglich geglaubt hatte. Nicht nur
dass er sich zunächst durch die nöthigen Vorstudien in dieses
ihm bisher fremde Gebiet einarbeiten musste, vor allem zeigte
sich das von dem Verewigten hinterlassene handschriftliche
Material in einem weit unfertigeren Zustande, als es anfänglich
den Anschein gehabt hatte. Nur für einen Abschnitt, den jet-
zigen dritten dieses Bandes, war das urkundliche Material schon
einigermassen für den Druck vorbereitet und fanden sich auch
einige Vorarbeiten für die Einleitung und die Anmerkungen, im
Digitized by
Google
VI Vorwort.
Übrigen lag allerdings eine grosse Fülle von Excerpten aus den
Akten nicht nur für diesen, sondern auch schon für den nächsten
Band vor, dieselben aber waren noch in einem so unfertigen
Zustande, dass gewiss der Verfasser selbst vor der Herausgabe
die Akten selbst noch einmal würde zur Hand genommen
haben, und der Herausgeber jedenfalls sich genöthigt sah, fast
durchweg, namentlich wo es sich um wörtliche Wiedergabe
des Textes handelte, auf diese zurückzugehen. Ausserdem
fand derselbe bei näherer Nachforschung in dem Berliner
Geh. Staatsarchive, dass dort noch eine Menge werthvoUer,'
von dem Verewigten noch gamicht benutzter Akten vorhanden
waren, und überzeugte sich, dass auch aus einigen Provinzial-
archiven Beiträge zur Ergänzung heranzuziehen seien, und er
hat so noch ein bedeutendes weiteres Material zusammen-
gebracht. Um dasselbe verwerthen zu können , hat er sich
dann veranlasst gesehen, den Plan der Arbeit theilweise zu
verändern. Nach der in der Vorrede zum neunten Bande
enthaltenen Ankündigung hatte der Verewigte beabsichtigt,
in diesem neuen Bande zunächst den Einfluss Brandenburgs
auf die deutschen Reichsangelegenheiten während der Jahre
1660—1666, bis zum clevischen Frieden und der Huldigung
Magdeburgs, und dann den Antheil des Kurfürsten an den
polnischen Wirren bis zur Abdankung des Königs Johann
Kasimir und zur Wahl König Michaels (1664 — 1669) dar-
zulegen, jenen ersten Hauptabschnitt hat er, wie es scheint,
in folgende Unterabtheilungen sondern wollen: 1) die Be-
lehnung des Kurfürsten, 2) der Türkenkrieg, 3) die Erfurter
Händel, 4) Brandenburg und die Rheinische Allianz, 5) der
Münstersche Krieg, 6) die Unterwerfiing von Magdeburg.
Der Herausgeber hat nun geglaubt, um die Einwirkung des
brandenburgischen Kurfllrsten auf die deutschen Reichsan-
gelegenheiten während jener Jahre in ihrem vollen Umfange
vor Augen treten zu lassen, weiter ausgreifen und auch noch
einige andere Ereignisse und Händel, an denen derselbe mit-
betheiligt gewesen ist, berücksichtigen zu müssen, er hat so
gleich zu Anfang zwei neue Abschnitte über die in den ersten
Digitized by
Google
Vorwort. VII
Jahren nach dem Olivaer Frieden geführten Verhandlungen
wegen der Garantie des Friedens, der Verlegung des Deputations-
tages und der Berufung des Reichstages und tiher die 1661
mit dem Kurfürsten von der Pfalz geführten Allianzverhand-
lungen und das weitere Verhältnis des brandenburgischen
Kurfürsten zu demselben vorangestellt, dann nachher die Ab-
schnitte 9 und 10, in denen der Antheil. welchen derselbe an
dem lUneburgischen Erbfolgestreite und an dem Wildfangsstreite
(1665) genommen hat, dargelegt wird, eingeschoben, vor allem
aber in Abschnitt 4 die Rolle, welche der Kurfürst auf dem
zu Anfang des Jahres 1663 in Regensburg eröffneten Reichs-
tage während der beiden ersten Jahre des Bestehens desselben
gespielt hat^ zu veranschaulichen gesucht, endlich noch in
den Abschnitten 10 und 12 die seit 1663 beginnenden Ver-
handlungen mit dem Pfalzgrafen von Neuburg und den im
Jahre 1666 mit demselben getroffenen Ausgleich, welcher
Gegenstand, wie es scheint, erst in dem nächsten Bande hatte
behandelt werden sollen, sowohl um des chronologischen als
auch sachlichen Zusammenhanges willen hier mitaufgenommen.
Da so die für die deutschen Angelegenheiten ursprünglich fest-
gesetzten Grenzen bedeutend erweitert worden sind und ein viel
reichlicheres Material hat bewältigt werden müssen, so ist es
nicht möglich gewesen, auch noch die polnischen Angelegen-
heiten in diesem Bande zu behandeln, sondern haben dieselben
für den folgenden aufgespart werden müssen. Das gleiche ist
mit den auf die Unterwerfung Magdeburgs bezüglichen Akten
geschehen, welche nebst den auf die bremisch -schwedischen
Händel und den Abschluss der Quadrupelallianz sowie auf
die Reichstagsverhandlungen der Jahre 166ö und 1666 bezüg-
lichen Materialien jenen nächsten Band eröffnen sollen.
Unter den Materialien des hiesigen K. Geh. Staatsarchivs,
dem natflrlich der grösste Theil der nachstehend publicierten
Aktenstücke entnommen ist, verdient eine Quelle hervorgehoben
zu werden, welche erst seit dem Ende des nordischen Krieges
zu fliessen beginnt und welche für diesen Band zum ersten
Male verwerthet worden ist, nämlich die Geheimenraths-Proto-
Digitized by
Google
VIII Vorwort.
koUe. Allerdings sind dieselben keineswegs so sorgfältig
und ausfahrlicb abgefasst, als man wünschen möchte, meist
stehen nur ganz kurz die Gegenstände, welche zur Sprache
gebracht worden sind, und die betreffenden Resolutionen sowie
die Namen derjenigen Mitglieder des Geheimen Rathes, wel-
chen die weitere Erledigung der Sache übertragen wurde,
verzeichnet, aber ausnahmsweise sind doch auch ausführlichere
Aufzeichnungen vorhanden, in denen tiber die gepflogenen
Berathungen Bericht erstattet wird, und es haben hier nament-
lich in den letzten Abschnitten eine Anzahl solcher Protokolle
veröffentlicht werden können, welche tiefere Einblicke in den
Gang der brandenburgischen Politik gestatten, welche die
Motive der gefassten Beschlüsse kennen lehren und zugleich
zeigen, einen wie thätigen und entscheidenden Antheil der
Kurfürst selbst an diesen Berathungen genommen hat.
Auch die Benutzung des hiesigen K. Hausarchivs ist
dem Herausgeber gestattet gewesen, demselben ist die Mehr-
zahl der in dem dritten Abschnitte über die Belehnung des
Kurflirsten mitgetheilten Aktenstücke entnommen. Von den
Provinzialarchiven hat das K. Geh. Staatsarchiv in Hannover
eine ganze Reihe von Materialien für die Abschnitte 1, 9 und
11 geliefert, welche in sehr erwünschter Weise die hier be-
findlichen Materialien ergänzen, auch dem K. Geh. Staats-
archiv in Münster sind einige Beiträge zu Abschnitt 11 ent-
nommen, während die auch in dem K. Geh. Staatsarchiv zu
Düsseldorf angestellten Nachforschungen leider zu dem Er-
gebnis geführt haben, dass von dort für die hier behandelten
Gegenstände so gut wie garkeine Ausbeute zu gewinnen
ist. Der Herausgeber benutzt diese Gelegenheit, um den Vor-
stehern und Beamten jener Archive, namentlich den Herren
Geh. Staatsarchivar Dr. Bai Heu und Geh. Archivsecretär Dr.
Meinardus hierselbst und Geh. Staatsarchivar Dr. Ja nicke
in Hannover für die freundliche Hülfe und Förderung, welche
sie seinen Arbeiten haben zu Theil werden lassen, seinen
wärmsten und verbindlichsten Dank auszusprechen.
Berlin, im März 1887. Ferdinand Hirsch.
Digitized by
Google
Inhalt.
Seite
Vorwort V
Inhalt IX
1. Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens,
der Verlegung des Deputationstages und der Be-
rufung des Reichstages. 1660 — 1662.
Einleitung 3
Acten 1.5
2. Die Allianz mit Kur-Pfalz. 1661.
Einleitung 63
Acten 78
3. Die Belehnung des Kurfürsten durch den Kaiser
und die Verhandlungen über die schwedische Be-
lehnung. 1661.
Einleitung 95
Acten 103
4. Der Anfang des Regensburger Reichstages. 1662
—1664.
Einleitung 149
Acten 159
Anhang. Die Obersächsischen Kreistage zu Leipzig (October 1663
und Juni 1664) und die Zusammenkünfte der Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg zu Torgau und Berlin (December
1663 und Mai 1664) • 258
5. Der Türkenkrieg. 1663—1664.
Einleitung 285
Acten 294
6. Die Erfurter Händel. 1663—1665.
Einleitung 351
Acten 360
Anhang. Der Obersächsische Kreistag zu Leipzig. Februar 1665 425
Uater. x. Gesch. d. 0 Kurfuntcii. XI. *
Digitized by
Google
X Inhalt. -^
Seite
7. Brandenburg und die Rheinisclie Allianz. 1G63 —
1668.
Einleitung 437
Acten 442
8. Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge
zu Dorsten. 1663—1665.
Einleitung 485
Acten 495
9. Der bra u n seh weig-liineburgi sehe Erbfolgestreit.
1665.
Einleitung • 559
Acten 563
10. Der kurpfälzische Wildfangsstreit. 1665-1666.
Einleitung 589
Acten 595
11. Der Miinst ersehe Krieg. 1665 — 1666.
Einleitung G15
Acten 623
12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg. 1666.
Einleitung 731
Acten 739
Personenverzeichnis 778
Digitized by
Google
Abschnitt 1.
Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens, der
Verlegung des Deputationstages und der Berufung
des Reichstages.
1660 — 1662.
Uater. s. Q«ach d. Q. Kurfarstea. XT.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Die DDsichere und gefahrvolle Lage, in welche sich der Karfürst
Friedrich Wilhelm nach dem Olivaer Frieden versetzt sah, die Besorg-
Disse DameDtlich vor Schweden, welches nicht nor in Polen gegen ihn intri-
gnierte, um ihn die Früchte des Friedens nicht geniessen zu lassen, sondern
sogar, nach den drohenden Aenssernngen einiger seiner einflossreichsten
Staatsmänner zu schliessen, bereit schien, mit seiner aoch nach dem Frie-
den kriegsbereit behaltenen Armee bei nächster Gelegenheit über ihn her-
zufallen, veranlassten den Earfürsten, welcher nor an Oesterreich einen
keineswegs dnrchans zuverlässigen Bundesgenossen hatte, und der bei dem
erschöpften Zustande seiner Lande sich genöthigt gesehen hatte, seine
Armee auf ein sehr bescheidenes Minimum zu reducieren, i) Sicherung auf
anderer Seite, bei seinen norddeutschen Nachbaren zu suchen. Die An-
knüpfung dazu boten ihm Anerbietungen, welche ihm von ebendorther
während des letzten Krieges gemacht worden waren.
Der Kurfürst hatte es nicht verhindern können, dass während jenes
Krieges im Jahre 1658 die Kurfürsten von Mainz und Cöln, der Pfalz-
graf von Neuburg, die braunschweigischen Herzoge und der Landgraf von
Hessen-Cassel mit Frankreich und Schweden jene Allianz abschlössen, deren
Spitze ebensowohl gegen ihn wie gegen Oesterreich gerichtet war. Doch
hegte ausser dem Neuburger keiner von diesen deutschen Fürsten wirklidh
feindselige Absichten gegen ihn, am wenigsten die braunschweigischen
Herzoge, auf deren Betreiben er früher zur Theilnabme an jenem Bünd-
nis aufgefordert und zu den Verhandlungen über dasselbe hinzugezogen
worden war, welche dann nur sehr ungern dasselbe ohne ihn abgeschlossen
hatten, welche auch nachher sehr wenig Lust zeigten, sich zu kriegerischen
Schritten gegen ihn treiben zu lassen, vielmehr fortgesetzt in Unterhand-
lungen mit ihm blieben. Als im Jahre 1659*) durch den Einbruch des Kur-
0 S. F. Hirtcb, Die Armee des Grossen Enrfarsten and ihre UnterhaltuDg
während der Jahre 1660-1666 (Historische Zeitschr. N. F. XYII 8. 232ff.}.
*) Vgl. für das Folgende Köcher, Geschichte von Hannover and Brano-
Bchweig I S. 283 ff.
1*
Digitized by
Google
4 1. Verhandlnogeo wegen der Garantie des Friedens etc.
fürsten und seiDer Verbündeten in Vorpommern der Kriegsschanplatz auch
in das Reichsgebiet verlegt war, anch die schwedischen Besitzungen im
niedersächsischen Kreise bedroht schienen nnd Schweden sowohl die Kreis-
hülfe als anch, von Frankreich unterstützt, auf Grnnd der Rheinischen
Allianz, in welcher der Schutz dieser letzteren Gebiete ausdrücklich znge»
sagt worden war, die Hülfe der Alliierten in Anspruch nahm, versuchten
die braunschweigischen Fürsten eine Vermittlerrolle zu spielen und durch
Herstellung des Friedens oder wenigstens durch Neutralisierung der beider-
seitigen, sowohl der schwedischen Besitzungen als auch derjenigen des Kur-
fürsten im niedersächsischen und westfälischen Kreise, die Kriegsgefahr von
Deutschland und die drohende Einmischung Frankreichs fern zu halten.
Darauf fussend, dass der Kurfürst selbst ihnen versichert hatte, i) dass er
und seine Bundesgenossen nur um einen sicheren Frieden zu erlangen Pom-
mern angegriffen hätten, dass er bereit sei, seine dortigen Eroberungen
wieder herauszugeben, nnd dass er und die Seinigen keine Feindseligkeiten
jenseits der Elbe gegen die schwedischen Besitzungen vornehmen wollten,
wenn die Herzoge sich verpflichteten, keine Angriffe der Schweden gegen
seine dortigen Besitzungen zu dulden, beschlossen sie Ende September 1659
die Absendung einer Gesandtschaft an den Kurfürsten, welche*) unter Hin-
weis auf die drohende Einmischung Frankreichs, welche anch diejenige
Spaniens nach sich ziehen werde, denselben dazu bewegen sollte zu be-
wirken, dass nicht nur der niedersächsische nnd westfälische Kreis von
seinen und seiner Bundesgenossen Truppen nicht betreten nnd die dortigen
schwedischen Besitzungen nicht angegriffen würden, sondern auch dass den
Feindseligkeiten in Pommern ein Ende gemacht und, wenn ein allgemeiner
Friede nicht so bald zu erreichen sei, der Krieg ausserhalb des Reichs-
gebietes geführt werde, wogegen sie sich erboten im Verein mit ihren
Bundesgenossen dahin zu wirken, dass auch die dem Kurfürsten in jenen
beiden Kreisen gehörigen Gebiete von den Schweden nicht angegriffen
würden. Ausserdem gab Herzog Christian Ludwig von Celle seinem
Gesandten noch den besonderen Auftrag, dem Kurfürsten den Eintritt in
die Rheinische Allianz anzuempfehlen. Die Gesandtschaft traf erst am
16. November in dem damaligen Hauptquartiere des Kurfürsten, Barth in
Pommern ein. Das Resultat der dort an den drei folgenden Tagen ge-
führten Verhandlungen') entsprach nur theilweise den Wünschen der braun-
schweigischen Fürsten. Allerdings erklärte sich der Kurfürst bereit, seine
^) Ef. an die braunschw. Herzoge d. Feldlager bei Gesthoff 12./22. Angnst.
1659 (8. Pufendorf VHI §27 8. 484. Kocher I S. 284). Relation des vom
£f. an die Herzoge abgesandten Generals v. Kannenherg d. Minden 30. Sep-
tember 1659.
^) Instruktion für die Gesandten (Freudemann, v. Hardenberg und
V. Kram) d. 12./22. September 1659 (Hannov. A.), theilweise abgedruckt bei
Köcher I 8.651.
>) Protokoll über die Conferenzen zu Barth 7./17.--9./19. November 1659
(Berliner n. Hannov. A.) s. Pafendorf VIII § 27 S. 484 f., Kocher I S.286f.
Digitized by
Google
Einleitang. 5
frühere Zosage, die Elbe sollte nicht überschritten werden, zu ernenem, falls
auch von schwedischer Seite nichts gegen seine jenseits derselben gelege-
nen Lande nnternommen werde, nnd versicherte ferner seine eigene Be-
reitwilligkeit znm Frieden, mass aber die Schuld daran, dass es noch nicht
zn einem solchen gekommen sei, den Schweden bei und verlangte, die Braun-
schweiger und ihre Bundesgenossen sollten auf diese dahin einwirken, dass
sie von ihren ehrgeizigen Absiebten auf Preussen nnd Dänemark abstehen
und so das Zustandekommen des Friedens ermöglichen möchten, ferner
sollten sie bei Frankreich remonstrieren, dass dieses sich Schwedens nicht
anders als durch Yermittelung des Friedens annehme. Den Beitritt zur
Rheinischen Allianz, welcher ihm als das beste Mittel zu seiner eigenen
Sicherung und derjenigen der beiden Reichskreise vorgeschlagen wurde, wies
er zwar nicht unbedingt zurück, er liess aber durch seine Bevollmächtig-
ten erklären und wiederholte nachher bei der Abschiedsaudienz selbst, er
könne sich darüber noch nicht kategorisch erklären, er müsse vor allem
erst Sicherheit darüber erhalten, ob Frankreich und Schweden in seine
Aufnahme in die Allianz jetzt während des Krieges einwilligten, er müsse
femer erst genauer den Inhalt des Allianzvei träges kennen lernen nnd er
müsse der Zustimmung seiner Bundesgenossen, des Kaisers und des Königs
von Dänemark versichert sein. Es wurde daher verabredet, später auf
einer neuen Zusammenkunft weiter darüber zu verhandeln.
Der Kurfürst hat dem Kaiser sogleich von diesen Verhandlungen,
den Anträgen der Brannschweiger und seiner darauf ertheilten Antwort
Nachricht gegeben >), er rieth demselben, die braunschweigischen Fürsten,
die ihn selbst darum gebeten hätten, sie dem Kaiser zu empfehlen, auf
jede Weise an sich zu ziehen, und empfahl ferner^, da Frankreich und
Schweden durch ihren Eintritt in die Rheinische Allianz hauptsächlich zu
beabsichtigen schienen, die anderen Alliierten immer mehr an sich zu fesseln
nnd von allem, was bei denselben vorginge, Kunde zu erhalten, man sollte
auch ihrerseits es ähnlich machen, sich zu dem begehrten Eintritt in die
Allianz nicht abgeneigt erklären und weitere Verhandlungen darüber in
Aussicht stellen, um auf diese Weise genaueres über die eigentliche Be-
schaffenheit dieser Allianz und über die Absichten ihrer Theilnehmer zu
0 Kf. an Kaiser Leopold d. Hauptquartier Grimmen 14./24. November 1659.
*) «Worbey ich dan zu E. Kais. M. -- Urtheil — stelle, dass alldieweil die
auswertigen Crooen mit ihrer Eiotretnng in diese alliaoce scheinen zu erkennen
zn geben, dass ihnen hierunter es nicht so gross umb Erlangung einer Hülffe
von den AUiirten, sundern darumb vornehmst zu tbun, wie man solche Allürte
mehr nnd mehr an sich zu ziehen und iederzeit von demjenigen, was bey ihnen
vorgehet, Wissenschaft zu tragen vermöchte, ob nicht E. Kais. M. gut befinden
wnrden, dass man diesseits ein gleichmassiges beliebte und zu der begehrten
Eintretong (wan man sonsten nach geschehener Communication die instrumenta
foederis nicht bedenklich fände), sich nicht eben abgeneigt zn seyn erklärte,
sondern alles zu ferner und weiterem Veroebmcn, als wodurch man der Sachen
eigentlichere Bewantnusse eiwan mehr penetriren konnte, ausstellen th&te.*
Digitized by
Google
g 1. VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
erfahren. Allein der Kaiser wies in seiner Antwort diesen Vorschlag durch-
aus zurück. Er erklärte '), die Absicht Frankreichs und Schwedens bei der
Rheinischen Allians sei nur, Zwietracht unter den ReichsfUrsten zu stiften
und dadurch ihre eigenen Pläne zu erreichen. Wenn der Kurfürst sich zum
Eintritt in dieselbe und er, der Kaiser zur Billigung dessen geneigt zeigen
sollten, so würde dieses nur zur Folge haben, dass auch die bisher ihnen
günstig gesinnten Reichsstände ihnen entfremdet würden, da sie dadurch
den Anschein erwecken würden, als wenn sie die Absichten und Mass-
nahmen der Alliierten bilh'gten, ihr eigenes bisheriges Verfahren aber für
unrecht erklärten. Der Kurfürst möchte vielmehr versuchen, die Braun-
schweiger ganz auf ihre Seite hinüberzuziehen und zum Beitritt zu der
zwischen ihnen beiden abgeschlossenen Allianz zu bewegen.
Der Kurfürst hat einen solchen Versuch, von dessen Aussichtslosigkeit
er von yornherein überzeugt gewesen sein wird, nicht gemacht, sondern er
hat auf jene andere Weise, welche er trotz der von dem Kaiser geltend
gemachten Gegengründe für die zweckmässigere gehalten hat, die Verhand-
lungen mit den Braunschweigern fortgesetzt, und diese sind bereitwillig
darauf eingegangen, da auch sie an der Hoffnung festhielten, auf dem von
ihnen eingeschlagenen Wege die Neutralisierung Norddeutschlands zu er-
reichen, und in diesen Bemühungen fortfuhren, obgleich inzwischen, seit
Ende Decerober 1659, die Friedensverhandlungen zwischen den kriegfüh-
renden Parteien zu Oliva begonnen hatten. Anfang Februar 1660 con-
fenerten die brauoschweigischen Minister v. Heimburg, Langenbeck,
V. Hardenberg und v. Bülow mit den Abgesandten des Kurfürsten,
V. Canstein und Reinhardt zu Tangermünde') und beantragten
0 Kaiser Leopold an Kf. d. Wien 31. December 1659: »da ist aoschwer
zn erachten and liegt nanmehr menniglicheo vor Angen, wer nnr die Schwedische
actiooes etwas genaner anf die Wag leget, wohin an selten der benachbarten
Cronen das Absehen bey diesem Allianzwesen gerichtet, dass sie nämlich die
Stände von einander halten and dadurch ihre Intention behaupten möchten. Ob
nan durch meine Approbation oder E. Ld. wirklichen Beitritt za einer solchen
Allianz, die aoserer, der Gonf5derirten gesambten Interesse garnit vertraglich
ist, der von B. Ld. wohlmeinend intendirte Zweck erhebt werden könnte, and ob
die gesambte obrige Char-, Fürsten und Stände, die solche auch ihres Orts dem
alten lobl. teatschen Herkommen bis dato anderergestalt nicht als höchst nach-
tbeilig ond verkleioerlich geachtet, Ursuch and Anlass nehmen warden, sich anf
unsere Seiten zu begeben, wan sie hören — sollten, dass £. Ld. sich auch darzu
▼erstanden and ich dieselbe meines Orts nit weniger approbirt hätte, darüber
muss ich bekennen, dass mir in fernerer Ueberlegang der Sachen fast andere
und zwar diese Gedanken zu Oemath gehen, dass fortan kein einiger Stand des
Reichs sich unserer Intention bequemen, sondern wir selbst auch die an selten
der Alliirten gefahrte consilia dadurch aocreditiren, ans aber in unseren eigenen
actionibas gleichsamb Unrecht geben worden* (s. Pufendorf YllI §27 S.485.).
*) Kf. an Kaiser Leopold, Bericht ober die Verhandlungen zu Tanger-
mände d. Göln a. Sp. 7./17. Februar 1660 (Londorp VIU S. 68Q) , s. Köcher I
Digitized by
Google
Bioleitnog. 7
wiedonim NeatraHsieniDg der Bremisch -Yerdischen and anderothoils der
HalberstädtischeO; MiDdeDschen und CleTischen Lande, ferner Einstellung
der Feindseligkeiten in Pommern, wogegen Schweden unter französischer
Garantie sich Terpflichten sollte, von dort aus nichts gegen den Knrftirsten
und dessen Bundesgenossen zu unternehmen, allein da sie keine sicheren
Beweise weder dafür Torbringen konnten, dass Schweden noch auch dass
Frankreich diesen Vorschlägen wirklich zustimmten, so lehnten es auch die
Brandenburger ab, eine bestimmte Erklärung darauf abzugeben und sagten
nur zu, dass der Kurfürst dem Kaiser und seinen anderen Bundesgenossen
diese Vorschläge mittheilen und deren Meinung vernehmen wollte. Ebenso
fruchtlos endeten die Conferenzen, welche der von dem Knrflirsten nach
Braunschweig geschickte ?. Canstein dort Ende März mit den
Ministern der drei braunsehweigischen Herzoge abhielt, >) da die letzteren
auch hier keine festen Zubicherungen geben, sondern nur die Hoffuung aus-
sprechen konnten, dass Fraukreich und die Rheinischen Alliierten die Garan-
tie für die Aufrechthaltung des Friedensznstandes in Norddeutschland über-
nehmen würden.') Trotzdem gaben die Brannschweiger diese Versuche
nicht auf, Tielmehr, jedenfalls noch ohne Kenntnis von dem schnellen und
günstigen Verlauf der Olivaer Friedensverhandlungen und in der Besorg-
nis, dass Frankreich seine Drohung, wenn nicht bis zum Februar der Frie-
den zustande gekommen sei, die Schweden in dem Westfälischen Frieden
zugesagte Garantie seiner Reichslande zu leisten, wirklich wahr machen
und Truppen in Deutschland einrücken lassen werde, gewannen sie*) auch
den Kurnirsten von Cöln und die Landgrafen von Hessen-Gassel und
Darmstadt zur Absendung einer gemeinsamen Gesandtschaft an den Kur-
fürsten, welche diesen dazu bestimmen sollte, die Einstellung der Feind-
seligkeiten in Pommern und die Räumung der dort von den Verbündeten
eingenommenen Plätze zu bewirken, wogegen jene Fürsten sich verpflichten
'Wollten, im Verein mit den übrigen Mitgliedern der Rheinischen Allianz
von Schweden die Zusicherung zu erwirken, dass dasselbe die im Reiche
gelegenen Lande des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen nicht angrei-
fen wolle, und für die Erfüllung dieser beiderseitigen Verpflichtungen die
S.285. Der Kaiser antwortet darauf sostimmeod (d. Wien 8. März 1660), so
lange man nicht wisse, wie sich Frankreich ond Schweden sa diesen Vortchlä-
gen verhielten, könne man sich aocb ihrerseits darüber nicht erklären.
>) 8. Köcher I, 8.288.
^ Nachträglich schreiben die braooschweigischen Bevollmächtigten an Can-
stein (d. Feina 10./ 20. März 1660): .Demselben geben wir hiermit — zu ver-
stehen, dass die Garantie und Versicherung der Cron Frankreich und der Al-
liirten gegen Einsteliong der Hostilititen und Restitation der Plätze in Pom-
mern verhoiTentlich erfolgen und daran kein Mangel erscheinen durfte, massen
man deshalber gehöriger Oerter behuffige Erinnerung gethan und guten Effect
verspflret.*
*) Ueber diese Ende Febmar ood März gepflogenen Vorverhandlungen s.
Köcher I 8. 288 f.
Digitized by
Google
8 1. VerbaodlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Garantie zu übernehmen. Als die Gesandten Anfang Mai 1660 in Berlin
ankamen, stand der Abschlnss der FriedensTerbandlungen in Oliva schon
nnmittelbar bevor. Sie trngen trotzdem ihr Anbringen vor, doch mit der
den veränderten Conjnnctnren entsprechenden Yerändernng, dass sie von
dem Kurfürsten forderten, er solle ohne Rücksicht anf den Ausgang die«
ser Friedensverhandlnngen , auch für den Fall, dass sich diese selbst oder
die Execntion des Friedens hinziehen oder Schwierigkeiten finden sollte,
sich znr Einstellnng der Feindseligkeiten in Pommern und zur Räumung
des schwedischen Gebietes verpflichten, wogegen sie die Garantie ihrer
Fürsten und der Bundesgenossen derselben dafür, dass auch Schweden sich
aller Feindseligkeiten im Reiche enthalte, anboten.
Die Akten über die mit dieser Gesandtschaft gepflogenen Verhandlun-
gen bilden den Anfang der in diesem ersten Abschnitte zusammengestellten
Dokumente. Obwohl diese Verhandlungen nicht zu dem gewünschten Er-
gebnis führten, da der Kurfürst sich zwar bereit erklärte, die Forderungen
jener Fürsten zu erfüllen und die von ihnen angebotene Garantie anzu-
nehmen, aber eine genauere Präcisiernng derselben, welche ihm Sicherung
auch gegen etwaige spätere feindliche Schritte Schwedens gewährte, und Auf-
nahme auch seiner preussi sehen Lande in dieselbe forderte, und sich wie-
derum für verpflichtet erklärte, zunächst die Zustimmung des Kaisers ein-
zuholen, die Gesandten sich aber dahin nicht für instruiert erklärten und
man so nur verabreden konnte, dass die Angelegenheit demnächst anf
einer neuen Zusammenkunft weiter verhandelt werden sollte, sind dieselben
doch dadurch von Wichtigkeit geworden, dass sie dem Kurfürsten die Hand-
habe boten, um weitere Anknüpfungen mit jenen Fürsten zu versuchen.
Während nämlich die braunschweigischen Fürsten und deren Genossen,
nachdem der Friede abgeschlossen, in Ausführung desselben Schwedisch-
Pommern von den Truppen des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen
wirklich geräumt und so die Gefahr, welche sie durch die Unterhandlungen
mit dem Kurfürsten hatten abwenden wollen, beseitigt war, jene Unterhand-
lungen nicht weiter fortgesetzt haben, hat der Kurfürst, welcher, wie oben
angeführt, auch nach dem Frieden sich von Schweden bedroht sah, die-
selben wieder aufgenommen, und indem er sich bemühte, von jenen Fürsten
eine vertragsmässige Zusicherung jener ihm früher angebote-
nen Garantie zu erlangen, an denselben eine Stütze zu gewinnen ver-
sucht '). Die im Folgenden mitgetheilten weiteren Aktenstücke veranschau-
lichen diese bis gegen Ende des Jahres 1661 fortgesetzten Bemühungen
des Kurfürsten. ^ Sie zeigen, wie derselbe, nachdem eine erste briefliche
0 In dem Geheimeoratbsprotokolle vom 25. 8eptember/5. October 1660 wird be-
merkt: «Herr Oberpräsident vorgetragen, weil man soviel Nachricht hat, dass die
Schweden so stark armiren nnd nichts abdanken, ob S. Chorf. D. jemand wegen
der Oarantie an die AUiirten Fürsten schicken wollten, 2) weil 8. Gbarf. D.
wegen Prenssen nicht garantirt, wie es sa suchen.'
^ Drojsen, Gesch. der PreassischeD Politik III 3 (2. Aufl.) B. 10 f. a. 573
Digitized by
Google
EioleituDg. 9
Aofrage an Jone Fürsten, ob nicht die verabredete weitere Zasammenkonft
stattfinden solle, frochtlos geblieben, bei der Zusammenkunft mit seinem Schwa-
ger, dem Landgrafen Wilhelm von Hessen-Cassel auf dem Sparen-
borg (20. und 21. December 1660) auf diesen dahin einzuwirken sucht, dass
die Verhandlungen wegen der Garantie fortgesetzt werden, wie er dann
die ursprünglich durch andere Ursachen, den zwischen Enrpfalz und
Kurcöln ausgebrocheuen Streit und die heraufziehende Türkengefahr ver-
anlasste Sendung P ort mann s an den Kurfürsten von Cöln (Januar 1661)
dazu benutzt, um auch bei jenem die frühere Zusage in Erinnerung zu
bringen, wie er darauf bei der auf Anregung jenes Kurfürsten (Juni 1661)
EU Cöln abgehaltenen Zusammenkunft seiner Bevollmächtigten mit denje-
nigen von Kurcöln, der braunschweigischen Herzöge und des Landgrafen
von Hessen-Cassel darauf dringen lässt, dass jene ihm von diesen Fürsten
angebotene Garantie wirklich geleistet werde, wie aber diese Versuche ver-
geblich sind, vielmehr, wie schon auf dem Sparenberg der Landgraf ihn
gemahnt hatte, „mehr auf die Rheinische Allianz zu reflectiren^, so jetzt alle
jene Fürsten ihn zum Eintritt in diese Allianz zu bewegen suchen und wie
dann Herzog Christian Ludwig von Celle Ende 1661 bei Gelegenheit
der Sendung v. Gladebecks nach Berlin diese Mahnung in der eindring-
lichsten Weise wiederholen lässt. Wir wissen von anderer Seite her, dass
der Erfüllung jener Wünsche des Kurfürsten inbetreff der Garantie auch
Frankreich entgegengearbeitet hat, dass König Ludwig XIV*), noch be-
sonders aufgereizt durch den Pfalzgrafen von Neu bürg, welcher ihm seine
Befürchtung mitgetheilt hatte, Kurcöln und Hessen-Cassel würden bei der
Rheinischen Allianz die Bewilligung der von dem Kurfürsten verlangten
Garantie des Friedens und dessen Eintritt in die Allianz durchsetzen, sei-
nen Gesandten in Frankfurt angewiesen hat, das erstere nicht zuzulassen,
während er den Eintritt des Kurfürsten in die Rheinische Allianz als Mittel,
uro denselben von der Verbindung mit Oesterreich abzuziehen, schon da-
mals befürwortet hat. Der Kurfürst seinerseits hat diesen Anträgen gegen-
über dasselbe Verfahren eingebalten, welches er früher dem Kaiser, als er
diesem von jener Aufforderung der braunschweigischen Fürsten zum Ein-
tritt in die Rheinische Allianz Nachricht gab, als empfehlenswerth bezeich-
net hatte') und von welchem er sich auch durch dessen Widerspruch da-
gegen nicht hat abbringen lassen: er hat diese Anträge nicht ohne weiteres
abgewiesen, sondern zwar Bedenken geltend gemacht, Bedingungen gestellt,
darunter solche, deren Annahme von selten der Alliierten durchzusetzen aus-
sichtslos schien, aber er hat doch immer eine gewisse Geneigtheit zum Ein-
giebt nur eine kurze Notiz über dieselben, bemerkt aber, dass diese Verbaod-
luDgen, wenn sie auch fhichtlos verlaofen sind, doch .für die Aufklärung der
denlBohen VerhältDisse von grösstem Interesse sind.*
0 Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel vom 2d. März 16G1 (Guhraoer,
Kar-Mainz in der Epoche von 1672. II S. 308).
^ S. oben S. 5.
Digitized by
Google
10 1* Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens etc.
treten in die Allianz knnd gegeben nnd es wenigstens so einzarichten ge-
wnsst, dass die Verhandlangen darüber nie Tollständig abgebrochen worden.
So giebt er noch zuletzt in der Unterredung mit y. Oladeb eck zwar seinem
Unmutbe über die herrschende Stellung, welche Frankreich im Reiche zu
gewinnen trachte, und über die Abhängigkeit, in welche sich die Fürsten
der Rheinischen Allianz hätten bringen lassen, den offensten Ansdrock, er
erklärt dann aber doch nur, er könne sich nicht so pure zum Eintritt in die
Allianz verstehen, und lässt durch seine Räthe weiter mit demselben darüber
verhandeln, er besteht auf der von Oladebeck als unannehmbar bezeich-
neten Einschliessnng von Prenssen in die Allianz, lässt ihm aber durch seine
Räthe mittheilen, wenn man im übrigen einig wäre, würde man sich auch wohl
über diesen Punkt verständigen. Sicherlich hat der Kui-fürst damals nicht die
Absicht gehabt, in die Allianz einzutreten, und er hat die Verhandinngen
darüber hauptsächlich zu dem Zwecke fortführen lassen, um genauer hinter
die eigentlichen Absichten der Alliierten zu kommen, er hat aber ohne
Zweifel dabei auch die Absicht verfolgt, sich eine Brücke offen zu halten,
uro, wenn andere Rücksichten ihm doch den Eintritt in die Allianz als ge-
boten erscheinen lassen sollten, die dahin fuhrenden Schritte ohne sich et-
was vergeben zu müssen thun zu können.
Mit diesen Verhandlungen über die Garantie des Friedens kreuzten
nnd vereinigten sich solche über eine andere Frage, welche schon seit län-
gerer Zeit die Stände des Reichs in Aufregung versetzte, über die Ver-
legung des Reichsdeputationstages'). Die auf Grund der Be-
schlüsse des letzten Reichstages seit dem September 1655 zu Frankfurt
a. Main tagende Reichsdeputation *) hatte sich nach dem Tode Kaiser Fer*
diu and III. (1657) nicht, wie dieses bisher üblich gewesen, aufgelöst, son-
dern, obwohl der KurfQrstenrath für die Suspendierung gestimmt und das
österreichische Directorium im Fürstenrath seine Vollmacht für erloschen
erklärt hatte, hatte die Majorität im Fürstenrath im Einverständnis mit dem
Kurfürsten von Mainz, dem als Erzkanzler die Leitung der Verhandlun-
gen zustand, die Fortsetzung beschlossen nnd die Bevollmächtigten dieser
Fürsten hatten dann auch wirklich während der Zeit des Interregnums wei-
tergetagt'). Nachdem dann (Juli 1658) die Wahl und Krönung des neuen
Kaisers Leopold erfolgt war, hatte dieser auf den von dem Kurfürsten
von Mainz an ihn gestellten Antrag, die Fortsetzung der Reichsdeputation
zu genehmigen nnd derselben neben ihren anderen Aufgaben die Berathung
über die securitas publica, d. h. über eine Reichskriegsverfassung zuzuwei-
sen, zwar die Fortsetzung der Deputation gut geheissen aber, um derselben
0 8. GrÖBBler, Der Streit am die Translation der Frankfurter Ordinari —
Reichsdepatation 1658—1661 (Programm des Gymnasiums su Stargard in Pom-
mern 1870), eine Schrift, in «welcher nur das bei Londorp gedruckte Material
zusammengestellt ist.
«) S. ürk. o. Akt. VII S. 633tt
s) S. Ork. n. Akt. VII S. 695 ff., VIII 8.437 ff., Köcher I 8« 327 ff.
Digitized by
Google
Einleitnog. 11
näher sein zu können, die Verlegang derselben nach Regensbnrg Terlangt,
der Knrfürst von Mainz aber hatte darauf, ohne sich nm diese Forderung
zn kümmern, die Wiedereröffnung des Deputationstages in Frankfurt auf
den 1. October 1658 angesetzt. Allein nur ein Theil der Mitglieder, ausser
wenigen anderen nur ebendiejenigen Kurfürsten und Fürsten, welche sich
inzwischen mit Frankreich und Schweden zu der Rheinischen Allianz ver-
einigt hatten, waren dieser Ladung gefolgt, und als im Januar 1659 der
Kaiser seine Forderung wegen Verlegung des Deputationstages, und zwar
nach Regensburg, wiederholte, erklärten sich die übrigen Kurfürsten und
eine grosse Anzahl anderer Reichsstände bereit, diesem Verlangen zu will-
fahren. Allein die Kurfürsten von Mainz und Cöln sowie die übrigen
Mitglieder der Rheinischen Allianz, welche die Versammlung in Frankfurt
beschickt hatten, erkannten in dieser von dem Kaiser gewünschten Ver-
legung nur einen Versuch, ihre Allianz, deren Bundesrath auch zu Frank-
furt seinen Sitz hatte, zu sprengen oder wenigstens zn lockern, sie yer-
weigerten daher, jedenfalls schon damals auch von Frankreich aufgehetzt,
die Verlegung als den Reichssatzungen widerstreitend, mahnten die ande-
ren Reichsstände, ihre Deputierten nach Frankfurt zu senden, und setzten
dort, obwohl diese Mahnung nicht befolgt wurde, so nur die Minderzahl
der zur Theilnahme berechtigten Reichsstände hier vertreten war^) und
desshalb von dem Kaiser und den anderen Reichsständen diese Versamm-
long garnicht als rechtmässige Reichsdeputation anerkannt wurde, die
Sitzungen fort, während andererseits ein Theil jener anderen Stände, der
Aufforderung des Kaisers Folge leistend, ihre Deputierten nach Regens-
burg sandten, welche aber, da Kurmainz sich fern hielt, zu keinen Ver-
handlungen schreiten konnten, sondern sich unthätig verhalten mussten.
Nun wurden allerdings von verschiedenen Seiten Versuche gemacht, diesen
illegalen Zuständen ein Ende zu machen und den Streit zu schlichten.
Unter Berufung auf die dem Reiche durch die nordischen Kriegswirren
drohenden Gefahren wies Kurcöln im October 1659 Kurbaiern gegen-
über darauf hin , dass der 1654 nur vertagte Reichstag wiederbernfen wer-
den müsse, und Kurbaiern, das anfangs dem nicht zugestimmt hatte,
schlug Anfang 1660 im Verein mit dem Erzbischof von Salzburg dem
Kaiser selbst dieses Mittel, als am besten geeignet, um den im Reiche aus-
gebrochenen Zwiespalt zu beseitigen, vor. Ebendieselbe Forderung erhoben
auch die im März 1660 in Wien erschienenen Gesandten von Kurmainz
und Kar cöln, welche zugleich den Auftrag hatten, den Kaiser zur Räu-
mung Pommerns zu bewegen, allein dieser, welcher fürchtete, dass auf
einem Reichstage die auf Frankreich und Schweden sich stützende Oppo-
sitionspartei noch mehr Anhänger finden und ihm noch grössere Schwierig-
keiten bereiten würde, wies diesen Vorschlag zurück. Seine eigenen Ver-
suche, den Kurfürsten von Mainz, das Haupt dieser Oppositionspartei,
>} 8. das Verseichnis der in Frankfurt anwesenden Qesandteo im Diarium
Earopaeum VII 8. 507, vgl. auch Köcher 1 S. 284. Anm. 1.
Digitized by
Google
12 1. Verhandlungen wegen der Garantie des Friedens etc.
zuerst dorch das Zogeständnis , dass anf dem DepotatioDstage der pnnctus
secnritatis vor allen anderen Berathnngsgegenständen vorgenommen werden
sollte, dann dorch die Zustimmung zu dem, zuerst von dem Herzoge von
Sachsen-Altenbnrg vorgebrachten Vorschlage, dass beide Deputationen,
die in Frankfurt und die in Regensborg tagende, sich an einem drit-
ten Orte, in Augsborg, vereinigen sollten ond dass dort auch schon Vor-
berathungen über den Reichstag, dem er, wie er sich ausdrückte, keineswegs
zu entfliehen suche, gehalten werden sollten, zur Nachgiebigkeit zu bewegen,
waren vergeblich, obwohl sie von den anderen Kurfürsten, selbst von Kur-
cöln, befürwortet wurden. Von Frankreich aufgereizt, welches durch
reichliche Geldspenden seinen Forderungen besonderen Nachdruck zu geben
verstand,^) beharrteu der Kurfürst von Mainz und die übrigen Mitglieder
der Rheinischen Allianz bei ihrem Widerspruche und Hessen die Versamm-
lung in Frankfurt weiter bestehen. So dauerte der Zwiespalt fort, bis
endlich der Kaiser, durch die immer mehr drohende Türkengefahr erschreckt,
um die Hülfe des Reiches zu erhalten sich zur Nachgiebigkeit entschloss,
zuerst August 1661 sich zur Ansetzung eines bestimmten Termines für den
Reichstag und zur Einholung des Consenses der Kurfürsten dazu, freilich
noch unter der Bedingung, dass vorher die Translation des Deputations-
tages nach Augsburg erfolge, verstand, dann, da Kurmainz und dessen
Bundesgenossen sich auch dadurch noch nicht umstimmen Hessen, auch diese
Bedingung fallen Hess und November 1661 einfach den Reichstag ausschrieb.
Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte sich in den früheren Stadien dieses
Streites, entsprechend der engen Bundesgenossenschaft, in welche ihn die
WechselfäUe des nordischen Krieges zu Oesterreich geführt hatten, und
dem gespannten Verhältnis, in welches er, nachdem die Rheinische Allianz
ohne ihn abgeschlossen worden war, zu den Mitgliedern derselben getreten
war, durchaus auf die kaiserliche Seite gestellt Auf jene Aufforderung des
Kurfürsten von M ainz zur Beschickung der von demselben auf den 1. October
1658 wieder nach Frankfurt berufenen Roichsdeputation hatte er erwidert, ')
dass er sich von der Reassumption derselben nach den bisherigen Erfah-
rungen wenig Nutzen verspreche und dass er, da vorher zu Frankfurt ein
einmüthiger Beschluss inbetreff derselben nicht gefasst sei, vielmehr die
Majorität beschlossen habe, sich darüber zunächst mit dem Kaiser zu ver-
ständigen, dorthin keine Gesandten abschicken werde, bevor er die Mei-
nung des Kaisers und der anderen Kurfürsten erfahren habe, er hatte dann,
als jene Deputation trotzdem zusammengetreten war, die Rechtsbeständig-
keit derselben, da so wenige keine Deputation ausmachen könnten, bestritten ^
0 8. Ludwigs XIV. Instmction für Gravel vom 28. März und das Be-
Script an denselben vom 1. October 1661 (Gahrauer II S. 306. 814).
^ Kf. an den Earfursten von Mainz d. Hauptquartier zn Trittau 21. Sep-
tember/1. October 1658 (Londorp VIII S. 448) s. Grössler S. 5.
^ Kf. an denselben d. Feldlager vor Friedrichsöde 27. Mai/ 6. Juni 1659
(Londorp VIII S. 558).
Digitized by
Google
Bioleitaog. 13
aod KnrmaiDZ dringend gerathen, der von dem Kaiser verlangten Verlegung
derselben nach Regensburg zuzustimmen, hatte selbst im October 1659
Mathias t. Crockow als seinen Bevollmächtigten nach Regensbnrg
gesendet, welcher bis zum Juli des nächsten Jahres sich dort aufgehalten
hat. Er hatte ferner versucht auf die braunschweigischen Fürsten
einzuwirken*) und diese zu bewegen, ihre Gesandten von Frankfurt ab-
zurufen und auch nach Regensburg zu schicken, und in der That hatte
jene im October 1659 an ihn abgeordnete Gesandtschaft^ derselbeu erklärt,
dass sie nebst den übrigen noch zu Frankfurt versammelten Deputierten
dazu bereit seien, freilich unter Hinzufügung der Bedingung, wenn ein ,,zu
Sicherung der Stände und Verhütung künftiger Consequenz diensames
Mittel^ getroffen werden könnte, und ohne dass sie sich zu einer näheren
Erläuterung dieses sehr unbestimmten Vorbehaltes bewegen Hessen. Dass
es denselben mit dieser Zusage keineswegs Ernst gewesen, zeigte sich bald
auf der Zusammenkunft zu Tangermünde') (Februar 1660), wo die braun-
schweigischen Gesandten entsprechend der gleichzeitig von Kurmainz und
Kurcöln an den Kaiser selbst gestellten Forderung verlangten, der Kur-
fürst solle als bestes Mittel um den Streit wegen der Deputation zu been-
digen den Kaiser um Wiedefberufnng des Reichstages ersuchen. Der Kur-
fürst hatte in seinem Bericht über diese Zusammenkunft an den Kaiser
auch dieser Forderung Erwähnung gethan, der Kaiser hatte aber darauf
erwidert, er könne nicht dafür halten, dass der drohenden Gefahr durch
dieses Mittel, wohl aber durch sofortige Erneuerung des Deputationstages
und Erledigung des puncti securitatis daselbst abgeholfen werden könne,
und diesen Punkt, die Gefahren, welche eine Wiederberufung des Reichs-
tages damals, noch während des Krieges, nach sich ziehen würde, hat er
dem Kurfürsten auch durch den im April 1660 nach Berlin abgeschickten
Fürsten Gonzaga*) näher vorstellen lassen.
Bei den in der nächstfolgenden Zeit von dem Kurfürsten einerseits mit
den braunschweigischen Herzogen, dem Landgrafen von Hessen*
Gas sei, dem Kurfürsten von Co In und auch mit dem Kurfürsten von
Mainz, gerade den Hauptführern der auf der Frankfurter Versammlung
vertretenen Oppositionspartei, und andererseits mit dem Kaiser geführten
Verhandlungen sind auch diese Fragen betreffend die Verlegung der Reichs-
deputation und die Berufung des Reichstages mehrfach berührt worden nnd
die nachfolgend abgedruckten Aktenstücke veranschaulichen auch die Stel-
lung, welche der Kurfürst in den späteren Stadien des Streites über die-
selben eingenommen hat^). Sie zeigen, dass er diesen Fragen an und für
*) S. Köcher I S. 284.
3> 8. oben 8. 4 f.
^ S. oben 8. 6 f.
*) 8. Urk. u. Akt. VIII S. 428 ff. und das unten abgedruckte Schreiben des
Kaisers an Kf. vom 5. Jool 1660.
^) Ganz kurz hat Droyseo, Gesch d. Preuss. Pol. III 3 S. 10 ff. diese Ver-
Digitized by
Google
14 1- VerhandluDgen wegen der Garantie des Friedeos etc.
sich nur eioe geringe Wichtigkeit beigemessen nnd dass er keineswegs eine
scharf ausgeprägte Parteistellnng in denselben eingenommen hat; im allge-
meinen bleibt er auf der Seite des Kaisers, billigt und unterstützt er dessen
Massnahmen I doch bemüht er sich denselben zn weiterer Nachgiebigkeit
nnd dadurch zur Beendigung des Streites zu bewegen. Schon früh scheint
auch er in der Wiederbemfung des Reichstages das geeignetste Mittel
dazu erkannt zu haben. Sofort nach der Beendigung der Olivaer Friedens*
Unterhandlungen fragt er bei dem Kaiser an, was derselbe jetzt nach dem
Abschluss des Friedens in betreff des Reichstages zu thun gesonnen sei, er
benutzt dann bald eine Gelegenheit, um unter schicklichem Yorwande sei-
nen Gesandten von Regensburg, wo derselbe ganz unthätig hatte bleiben
müssen, abzurufen ; bei der Zusammenkunft mit dem Landgrafen von H e s«
sen sucht er allerdings zuerst diesen zur Einwilligung in die Verlegung
der Deputation an einen dritten Ort zn bestimmen, als aber dieser die Wie-
derberufung des Reichstages fordert, erklärt er, er wolle sich auch den
Reichstag gefallen lassen, wenn man ihn nur versichern könnte, dass anf
demselben auch wirklich die dringenden Angelegenheiten würden in Angriff
genommen werden. In ähnlicher Weise spricht er sich dann auch dem
Grafen Fürstenberg gegenüber ans, bei den Verhandlungen zu Cöln
erklärt er sich für die Berufung des Reichstages, erbietet sich anch dem
Kaiser dieselbe anznrathen, verlangt aber wiederum, man solle dafür sorgen,
dass dort etwas Nützlicheres als bisher verrichtet werde und dass man dort
in besserer Einigkeit erscheine. Dem Kaiser gegenüber hütet er sich
wohl, die Berufung des Reichstages geradezu anzuempfehlen oder gar zu
fordern, er berichtet ihm nnr, dass die meisten Reichsstände dieselbe ver-
langten nnd von der Verlegung und Fortsetzung der Reichsdeputation
nichts wissen wollten, ebenso wenig aber missbilligt er dem Kurfürsten von
Mainz gegenüber dessen Verfahren geradezu, doch ermahnt er ihn zu
verhüten, dass nicht ^durch allzu langsame consilia und Anstellung*' die
Türkengefahr noch vermehrt werde. Als der Kaiser sich dann zur Fest-
setzung des Termins für den Reichstag verstanden hat, versucht er die
Kurfürsten von Cöln nnd Mainz zur vorherigen Abhaltung eines Kur-
fürsten tages zn bestimmen, giebt aber, als er dort nicht das gewünschte
Entgegenkommen findet, den Gedanken auf.
hältnisse berührt, genauere Nachrichten darüber hat oenerdiogs Köcher, Gesch.
von HanoGver und Brannschweig I S. 283 ff- gegeben.
Digitized by
Google
Proposition der Eor-Cölnisclien, Braonschweigisclien und
HeBsischen Gesandten.') D. Cöln a. Spree 26. April/[6. Mai] 1660.
[Kf. and dessen Bnodesgenossen sowie Schweden sollen sich yerpflichten gegeo-
leitig ihre Beichslande nicht ansngreifen, Anerbieten der Gerantie dieser
Znsichemng.l
1660.
Da ihre Fürsten den Znstand im Römischen Reich so beschaf* 6. Mai.
fen finden y dass, wenn dem nicht vorgebant würde, eine universale Kriegs-
flarame in demselben zu befürchten sei, so zweifeln sie zwar nicht an des
Ef. Intention, das Reich in seiner Sicherheit zn erhalten, weil aber ans den
Yon der Krone Frankreich einkommenden Schreiben') bekannt sei, dass
diese die in Pommern vorgegangene Expedition pro contraventione pacis
aehte nnd bei nicht erfolgender Abstellung derselben der Krone Schweden
die im Westßilischen Frieden verglichene Garantie wirklich leisten wolle,
so wünschen die Fürsten, dass es dazu nicht kommen, sondern die in Pom-
mern entstandene Unruhe cessiren möchte; sie haben es sich daher bei der
Krone Frankreich angelegen sein lassen, dass mit Leistung wirklicher Ga-
rantie möchte eingehalten werden, bis man zunächst durch gütliche Mittel
versuche, das Reich wieder zu seiner Ruhe zu bringen und den darin krie-
genden Theilen gleichwohl genügende Sicherheit dabei zu verschaffen.
^) Die Gesandten waren: für Eorcoln der Geheime Ratb, Westfllische Laod-
drost und Generalwachtmeister Freiherr Dietrich v. Landsberg, für die braan-
schweigischen Herzoge die Geheimenräthe Friedrich v. Heimbarg (Wolfen-
büttel) nnd Bodo v. Gladebeck (Celle), für Hessen die Geheimenräthe Chri-
stian Fagestecher (Cassel) nnd Hans Eitel Diede zum Fürstenstein
(Darmstadt). Vgl. über diese Gesandtschaft Köcher, Geschichte von Hannover
nnd Braonschweig I 8. 289.
*) S. das Schreiben Ludwigs XIV. an die Beicbsdepntation zu Frankfurt
d. Tonlonse 5. December 1659, nnd die Schreiben Mazarios an den Kf. von
demselben Datum und an die Kurfürsten von Mainz und Cöln vom 22. Decem-
ber 1659 (Londorp YIII S. 661. 664f).
Digitized by
Google
16 1- Verhandiaogen wegen der Garantie des Friedens etc.
Gestalt dan unsere gnädigste Chur-, Fttrsten und Herren nicht
allein ihre mitvereinigte Chur- und Fttrsten, sondern auch die Chron
Frankreich vermöge gethaner Erklärunge dahin geneigt und willig
zu sein wissen, von der Chron Schweden eine solche Declaration, dass
von derselben Ew. Chf. D. noch dero Conföderirter im Reich gelegene
Landen nicht sollen invadiret werden, wan eine gleichmässige De-
claration nebenst Restitution der occupirten Posten an die Chron
Schweden geschieht, nicht allein zu Wege zu bringen, sondern auch,
da es nöthig, zu Festhaltung solcher gegen einander ausliefernden
Mutualversicherung sich als Garant darzustellen.
Trotz der inzwiscbeo eröffneten friedlichen Aassichteo ersacben ihre
Fürsten den Kf. doch, sein Absehen nicht auf den Ausschlag oder die Eze-
CQtion der Preossischen Tractaten zu richten, sondern, wenn es mit denselben
sich wider Yerboffen noch verziehen sollte, gleichwohl nichts desto weniger,
so bald man sich eines instramenti asservationis ^erde verglichen haben,
auch zugleich die Yerordnnng zu thun, dass die wirkliche Erledigung der
in Pommern enstandenen Unruhe unverlangt erfolgen möge, sie sind zu-
gleich der Zuversicht, dass sich die kriegenden Parteien aller Feindselig-
keit gegen beiderseits im Reich gelegene Lande enthalten werden.
ProtocoUnm, so mit den Kur-Cölnischen, sämtlichen Braun-
schweigischen, Hessen Cassel- und Dannstädtischen Gesandten
zu Berlin vorgangen den 26. Aprilis und folgende Tage.
6. Mai. Nachdem Kf. dem O.-Präsidenten v. Schwerin und dem v. Canstein
befohlen, mit den Gesandten in Conferenz zu treten, begeben sich diese
gleich am. 26. April zu denselben und v. Schwerin erklärt ihnen nach
den CurialieD, es käme hauptsächlich darauf an, wie man des etwa zu erlan-
genden Friedens versichert sein könnte. Denn ob zwar in den Polni-
schen Tractaten dies Werk mit Pommern vorkomme und erledigt werden
möchte, so bliebe doch Schweden armirt, führe auch gegen Dänemark ferner
fort, und wollte Kf. daher vernehmen, was ihrer Principalen Oedanken
hierunter, namentlich was sie der Garantie halber zu thun gemeint seien.
Zwar möchte man meinen, wenn nur der Friede geschlossen, so habe mau
nichts weiter zu apprehendiren, der polnische und letzte dänische Kdeg
aber and die kurländische actiones bezeigten wohl das widrige.
Die Gesandten erwidern darauf, sie wollten ihre mündlich gethane Pro*
Position schrifdich übergeben, dies geschieht am fogenden Tage (27 April),
7. Mai. Kf. lässt ihnen darauf erklären, nach dieser Proposition schiene ihm^ als wenn
Digitized by
Google
Earcölnische, brannschweigische n. hessische Gesandtschaft in Berlin. 17
die Gesandten onn, nach Abscblass des polniscbeo Friedens die Leistung
der Garantie fast für unnötbig hielten, man hätte ihm aber die mündliche Er-
klärung derselben hinterbracht, er lasse ihnen daher vorstellen:
1) ob sie die Proposition ihrer mündlichen Erklärung gemäss ändern
oder desshalb ein anderes schriftliches Memorial übergeben wollten, in wel-
chem die Garantie ohne Restriction ofiferiert werde.
2) Kf. vernehme ungern, als wenn diese Garantie blos auf die Reichs-
lande restringiert werden sollte. Weil ihre Principalen gegen den Kaiser
auch zu Einnehmung der Schlesischeu und anderen Lande sich erklärt, so
hoffe Kf., man werde auch Preussen miteinschliessen.
3) Weil sie selbst gestern angeführt, dass man hier nicht billig diese
Garantie zustande bringen könnte, man gleichwohl wissen müsste, worauf
die Garantie sich fundieren sollte, so bäte man, ein Project zu übergeben.
4) Kf. hoffe, man hätte hierbei auch diese Meinung, dass, wenn etwa
die Schweden post pacem Polonicam, ante vel post evacuationem der
vom Kaiser und Kf. oecupierten Oerter ihn infestieren wollten, dass man
ihm dagegen sofort cum effectu assistieren und nicht dieses nehmen wollte,
als wenn es aus dem vorigen Kriege herrührte. Kf. müsste deshalb beson-
ders erinnern, weil er den letzten Friedensbruch gegen Dänemark vor sich
habe, den man nicht für einen Friedensbruch, sondern dass es noch vom
vorigen Kriege herrührte habe nehmen wollen, und weil ihm die schwedi-
schen Desseins von früher her genugsam bekannt, da man zu der Zeit, als
man auf schwedischer Seite seine Hülfe am höchsten nöthig gehabt, sich
doch nicht gescheut, seine Seehäfen und Lande zu begehren. In der Pro-
position geschehe auch nur der Lande der Conföderierten Erwähnung, Kf. hoffe
nicht, dass man dadurch die Kaiserlichen Erblande auszuschliessen suche.
Auf das letzte antworten die Gesandten sofort, die angebotene Garan-
tie sei auch auf die Kaiserlichen Erblande gemeint. Im übrigen haben
sie die Sachen in fernere Bedenken genommen, haben am folgenden Tage ihre
Resolution schriftlich eingebracht, worauf dann auch Kf. seine endliche 8. Mai.
Resolution ihnen schriftlich zukommen lassen, womit diese Conferenzen
geendigt haben.
Der Gesandten Erklärung auf die ihnen bei der gestrigen
Conferenz vorgestellten 4 puncta wegen der Garantie.
Cöln a. d. Sp. 27. April /[7. Mai] 1660.
[BedioguDgen der zu übernehmenden Garantie.]
Soviel DUD den ersten betrifft, lasset mans bei der — gestrigen 7. Mai.
Tages so mündlich als schriftlich offerirten Garantie nocbmalen be-
wenden, kraft derer Ihre gn. Ghur- Fürsten und HH. sich verobligi-
ren, wenn S. Durcbl. und dero Confoderirten bei der Resolution be-
Ifater. t. Gesch. d. O. Karfürsten. XI. 2
Digitized by
Google
lg 1. YerhandluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
stäDdig verharren werden, nicht allein ihre Waffen in Pommern und
anderen E. Schwedischen Reichslanden cessiren zu lassen, sondern
auch die darin occupirte Oerter zu restituiren, sich nebst der Ghron
Frankreich und anderen ihren Mitalliirten Chur- und Fürsten als
Garant dergestalt darzustellen, dass weder S. Ghf. D. noch dero Con-
föderirten im Reiche gelegene Lande von der Ghron Schweden,
die sich auf solchen Fall dazu alschon willfährig erklärt, angefochten
werden sollen, wobei unsere gnädigsten Chur-, Fürsten und Herren
zwar ganz gerne vernehmen, dass auch ausserdem kraft der auf dem
Schluss stehenden Preussischen Tractaten die Hostilitäten in Pommern
cessiren, auch die darin occupirte Oerter restituiret zu werden ganz
gewisse Hoffnung geschöpfet wird, zu S. Ghf. D. tragen sie aber das
zuversichtliche Vertrauen, dass da auf allen unverhofften Fall bei der
Execution des in Preussen vielleicht alschon geschlossenen Friedens
einige Hindemisse in den Weg kommen sollten, dass S. Ghf. D.
ofterwähnte cessationem armorum und Restitution der occupirten Oerter
in Pommern alsdann auf die Execution des Polnischen Friedens nicht
verweisen, sondern einen Weg als den anderen dazu gegen jetzo offe-
rirte Garantie geneigt sein werden, zumal ausser deme unsem gnä-
digsten Ghur-, Fürsten und Herrn sehr bedenklich fallen dürfte, eine
so schwere Obligation über sich zu nehmen.
Gleichwie nun unsere gn. Ghur-, Fürsten und HH. dafür halten
müssen, dass S. Ghf. D. auf solche Weise genugsam gesichert sein,
also werden sie gleichwohl nicht unterlassen auf nächstem Reichs-
tage sich dahin zu bearbeiten, dass nicht allein der punctus securi-
tatis publicae insgemein recht gefasset, sondern auch zu forderst S. Ghf.
D. nach Anleitung dero denen E. Mainzischen und Gölnischen
an den Eaiserl. Hof deputirten Gesandten aufgegebenen Gommission
von dem ganzen Reiche gnugsame Sicherheit verschaffet werde, in-
zwischen aber und bis dahin lassen sie es bei ihrem vorigen Erbieten
der Garantie halber bewenden — zweifeln gleichwohl nicht, es werden
S. Ghf. D. — wie nöthig es sei, dass die prorogata comitia ftlrder-
lichst reassumiret werden, erwägen und dieselbe — möglichst beför-
dern helfen. — Indem nun hieraus die Ghurf. deputirte geheimbte mi-
nistri der anwesenden Gesandten hoher Herrn Prineipalen eigentliche
— Intention klärlich werden zu vernehmen haben, als hält man die
bei dem dritten puncto begehrte Entwerfung eines Projects für jetzo
Oberflüssig.
Wohin der anwesenden Gesandten hoher Herrn Prineipalen in-
Digitized by
Google
KorcölniBche, braanschweigische a. hessische Gesandtschaft in Berlin. 19
tentio bei dem vierten puncto gerichtet, wird verhoffentlich aus obigem
zur Genüge erhellen. —
Was in dem andern puncto wegen Miteinschliessung des Churf.
Preussens angefUhret, darauf befinden die — Gesandten sich nicht
instruiret, sein aber ihren gn. Ghur-, Fürsten und Herrn bei ihrer
Zurückkunft alles fideliter zu referiren erbötig. —
S. Chf. D. Resolution auf der Gesandten Anbringen.
Cöln a. d. Sp. 30. April/[10. Mai] 1660-0
(Ueber die Garantie ist anf einer nenen Znsammenknnft za verhandeln, Prenssen
mnss in dieselbe eingeschlossen werden.]
Tragen die Hoffnung, dass der höchste Gott ver- lo. Mai.
mittelst Verleihung eines allgemeinen Friedens alles in vorige Sicher-
heit und gewünschte Ruhe stellen — werde. Wie aber dabei vornehm-
lich auch auf die Befestigung desselbigen zu sehen, also können S.
Chf. D. die deshalb an Seiten Ihrer Chur-, und Fürstl. Dchl. Dchl.
angebotene Guarantie nicht anders als zu des gemeinen Besten Sicher-
heit zielend erkennen und wohl aufnehmen, nicht zweifelnd, es wer-
den auch der Herrn Abgesandten hohe Principalen darob ferner die
Hand halten, damit was zu Perfectirung dieses alles diensam, ge-
bührend befördert und zum Effect gebracht werde, und aldieweil hiezu
allenthalben weitere Vernehmung, insonderheit auch mit den Cronen
Frankreich und Schweden erfordert wird, von solchen Cronen
dabei die Herrn Abgesandten nichts beständiges, sicheres und eigent-
liches itzo exhibiren, sondern selbst erinnern, dass dieses alles bis
zu solcher weiteren Vernehmung und deswegen absonderlich ange-
stellter Tagefahrt ausgestellet bleiben müsse, dabenebenst auch von
der Herrn Abgesandten hohen Principalen diese Sache an die Rom.
Kaiserl. M. — schon vorhero gebracht ist, so können S. Chf. D.
nicht weniger, als die völlige Abhandlung dieser erwähnten Guarantie
bis zu — Ihr. Eaiserl. M. allergnädigsten Erklärung, wie auch der
angeregten Zusammenkunft ausgestellet sein zu lassen. S. Chf. D.
wird jedoch lieb sein, dass diese Zusammenkunft nicht nur je ehender
je lieber vorgehen möge, sondern versehen sich darnebenst, dass
0 Von demselben Tage ist auch das Recreditiv des Kf. für die Gesandten
datiert.
2*
Digitized by
Google
20 1- VerhaDdlnngen wegen der Garantie des Friedens etc.
wann I. Eaiserl. M. und S. Chf. D. von ferneren Hostilitäten gegen
Pommern und andere in dem Reiche von den Schwedischen be-
sitzende Länder inhalten thäten, nachgehends aber I. Eaiserl. M. und
S. Chf. D. ungeachtet dessen, so zu Danzig etwa verhandelt sein
möchte, von der Cron Schweden im Reiche angegriffen werden
sollten, alsdann der angebotenen Guarantie nach sowohl von der
Cron Frankreich als von LI. Churf. und Fürstl. Dchl. Dchl. kräftig-
lieh assistirt werden wird.
So tragen S. Chf. D. kein Zweifel, es werden die Herrn
Abgesandten aus dem letzten Polnischen Kriege angemerket haben,
wie dero Oerter in Polen und Preussen nicht wohl einige motus
vorgehen können, die nicht zugleich das Rom. Reich und dessen Pro-
vinzen miteinflechteten, darwider dann alle vincula im Rom. Reich
vergeblich, nichts aber beständiger dieses zu verhindern vermag, als
wenn diejenigen, so auch dero Oerter Unruhe anzurichten sich unter-
nehmen, durch eine solche Guarantie (die auch S. Chf. D. Preus-
sische und angehörige Länder mitbegreift) davon abgehalten und
gehindert würden, in welche zu verwilligen S. Chf. D. so viel we-
niger Schwierigkeit sich vermuthen können, angemerket, gegen L
Kais. H. der Schlesischen und andern Landen zu einer solchen
Guarantie sich der Herrn Abgesandten Principalen von sich selbst
anerbietig gemacht.
Gesamtrelation von v. Landsberg, v. Heimbnrg, Bodo v. Glade-
beck, A. Chr. Pagestecher und Hans Eitel Diede zum Fürsten-
stein an ihre Principalen. D. Magdeburg 4./ [14.] Mai 1660.
(Hannoversches Archiv.)
[Verlauf der Verband langen. Die an den Kf. so stellenden Forderungen und die
mit den Alliierten zu beratbenden Punkte.]
U. Mai. Sie haben 26. April bei Kf. in GöId a. Sp. Audienz gehabt und darauf
mit den von diesem deputierten Geheimen Rätben Conferenz gehalten. Sie
legen bei ihre Proposition >), die sie auf Qrund ihrer Instruktion und der
durch die bei ihrer Ankunft überall erschollenen Friedensnachrichten etwas
veränderten Conjuneturen aufgestellt, und die Antwort, welche Ef. durch den
O.Präsidenteu v. Schwerin ihnen hat ertheilen lassen >), sowie das Protokoll
') S. oben S. 15.
3) 8. 19.
Digitized by
Google
KarcoloiBobe, braaDSchweigisehe u. hessische Gesandtschaft io Berlin. 21
über die Conferenzen. Da die braDdeaborgischen Deputierten dafür gehal-
ten haben, dass die von ihnen offerierte Garantie zn sehr restringiert sei, und
begehrten, dass in diesem puncto ihre Proposition durch ein Memorial erläu-
tert werde ') , so haben sie durch eine Declaration die Garantie nicht nur
auf die Cessation der Waffen und Restitution der occnpierten Oerter in
Pommern ohne einige Reflexion auf die Execution der Preussischen Frie-
denstractaten, sondern auch ratione temporis bis auf den folgenden Reichs-
tag SU restringieren für nöthig erachtet, da vermöge der nun geschlossenen
Friedenstractateo, wenn dieselben ratificiert und exequiert werden, die Hosti-
lit^ten ohne das cessieren und die occnpierten Oerter restituiert werden müssen,
die Fürsten aber gewiss nicht gemeint sein werden, die Garantie zu ver-
sprechen, wenn nicht dagegen die Versicherung geschehen sollte, dass auch,
falls die Execution der Friedenstractaten verzögert werden sollte, doch die
Hostilitäten in Pommern cessieren und die dort occnpierten Oerter gegen
die offerierte Garantie restituiert werden sollten, zumal sonst der Zweck, das
Reich in Ruhe zu halten und die sonst unfehlbar erfolgende französische
Garantie abzuwenden, ganz verfehlt werden dürfte.
Kf. hat sich aber darauf nicht categorice resolviert, sondern in seiner
ihnen übergebenen Resolution^ die völlige Abhandlung der Garantie auf
Communication mit dem Kaiser und fernere Vernehmung ausgestellt; sie
haben darauf ihre frühere Deklaration noch einmal schriftlich wiederholt
und Schwerin hat des Kf. Intention dieses puncti halber ad protocollum
declariert.
Sie hoffen, nachdem Kf. die offerierte Garantie nicht allein acceptiert,
sondern auch zu Ausmachung derselben eine zu dem Ende vorgeschlagene
anderweitige Zusammenkunft beliebt hat, es werde dabei keine andere Mei-
nung haben, als dass gegen Auslieferung des Instrumenti assecurationis Kf.
auch declarieren werde, wofern bei Execution des Friedens die Pommersche
Restitution stecken bliebe, sollte dieselbe doch kraft besagter Garantie er-
folgen ; wenn daher bei der neuen Zusammenkunft Kf. sich zu solcher Even-
tualversicherung nicht incliniett befinden sollte, müsste seinen Ministem remon-
striert werden, dass dann auch die Fürsten nicht einsehen könnten, wie
ihnen die Prästation einer Special Versicherung zuzumutben sei, da Kf., ob
er zwar in Ansehung dieser Garantie die Preussischen Tractaten beschleu-
nigen helfen, doch auf solche offerierte Securität keine Eventualversicberung
des effectus thun wollte.
Sie rathen, die Fürsten möchten je eher je lieber mit den übrigen Al-
liierten und den Ministern der Kronen überlegen lassen, wie das Instr. asse-
curationis am besten abzufassen, ob, wenn Kf. nicht auf die weitere Zusam-
menkunft dringen, sondern auf den Ausschlag der Execution des polni-
schen Friedens sein Absehen behalten wollte, man ihm zu Adjustierung
der mutuellen Securität Ort und Zeit vorschlagen solle, und ob die Alliier-
') S. 17.
^ 8. 19.
Digitized by
Google
22 1- YerhaDdloDgen wegen der Garaotie des Friedeos etc.
teo zafrieden seien ^ dass Kf. za Amplectierang der Allianz nochmals mit
invitiert würde.
Der Kurfiirst au Kaiser Leopold. D. Cöln 2./[12.] Mai 1660,
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Mittheilnng der Verhandinngen mit K.Cöln, Braunschweig und Hessen. Anfrage
wegen der angebotenen Garantie und des Reichstages.]
12. Mai. Er theilt mit, was auf den mit den Gesandten von K. Cöln, Braun-
seh weig und Hessen- Cassel und Darmstadt gehaltenen Conferenzen
vorgegangen. Obwohl es nach dem jetzt zu Dan zig geschlossenen Frie-
den rathsam ist, diese von Frankreich und den genannten Ständen an-
gebotene Garantie zu acceptieren, so hat er doch, ohne des Kaisers Willens-
meinung einzuholen, hierin nicht einseitig etwas Hauptsächliches erklären
wollen, ersucht also den Kaiser ihn seine Meinung in betreff dieser Garan-
tie und der dabei angehängten Conditionen, wie auch was er jetzt nach
geschlossenem Polnischen Frieden wegen des Reichstages zu thun ge-
sonnen, wissen zu lassen.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 5. Juni 1660.
[auf das Schreiben vom 2./ 12. Mai. Empfehlung einer Verbindung mit E. Sachsen,
Braunscbweig, Hessen und K. Baiern. Eröffnungen Fürsteubergs. Reichstag
unstatthaft. Bernfnng der Beicbsdeputation.]
5. Juni. Dank für die Mittheilnng; er ist mit dem, was Kf. in dieser Sache ge-
than, durchaus einverstanden. Er hält es für ihre beiderseitige Sicherheit
am dienlichsten, wenn Kf. sich bei E.Sachsen, dem Hanse Brann-
schweig, Hessen-Cassel und anderen Confidenten dahin bemühe, dass
dieselben sich mit ihnen beiden zu Exequierung dessen, was in dem Frieden
geschlossen, contra quoscumque tnrbatores pacis verbänden, er seinerseits
will sich ebenso bemühen, dieselben wie auch K. Baiern dazu zu dispo-
nieren.
Es hat zwar der an seinem Hofe bisher anwesende K. Cölnische Obrist
Hoffmeister, Graf Egon von Fürstenberg ihm durch seinen Obristen
Hoffmeister den Vorschlag einer Allianz contra quoscumque invasores,
bis man sich hernach auf dem Reichstage einer rechten Reichs- nnd
Ereisverfassnng vergleichen möchte, beibringen lassen, er hat aber den-
selben nur dahin beschieden, er sei nicht ungeneigt, mit E. Cöln nnd anderen
Fürsten sich in ein solches Bündnis einzulassen, nnd stelle zn ihrem Be-
lieben, ob sie ihm eröffnen wollten, was für Kur-, Fürsten und Stände man
ihres Davorhaltens dazu weiter einzuladen hätte, nnd wie sich dieselben
dazu zu verstehen und einzulassen gedächten. Wegen des Reichstages
Digitized by
Google
VerlegQog der Reicbsdepatatiou. 23
hat er durch Fürst Gonzaga') dem Kf. eröffnen lassen, aus was für er-
beblichen Motiven er damals die Reassamption desselben für bedenk-
lich und den damals anf dem Schlnss stehenden Preussischen Tractaten
für hinderlich gehalten, auch jetzt erachtet er es für das beste, man möchte
dem Werk so lange einen Anstand geben, bis man sehe, wie nach vollzo-
genem Frieden sich der Status rerum im Reich anliesse. Nachdem ihm
der Vorschlag') an die Hand gekommen, er möchte sämtlichen Reichsde-
putierten Ständen schreiben, weil nun der allgemeine Frieden geschlossen,
man sich aber wegen Consolidation des Deputationstages bisher nicht habe
vergleichen können, und da man nun in executione des getroffenen Friedens
begriffen sei, ob ihnen gefallig sei, dass künftiges Jahr Anfang Mtirz die
gesamten Reichsdeputierten zusammen kämen, um das vorzunehmen,
was auf letztem Reichstage der Reichsdeputation übergeben, wie auch de
praeparatonis zu dem künftigen Reichstage geredet werden könnte, falls
inzwischen eine Gefahr auskommen sollte, wollte er, der Kaiser, nicht allein
den Deputations-, sondern auch einen Reichstag selbst ausschreiben lassen,
hat er den Grafen v. Fürstenberg zugleich beauftragt, bei K.Mainz,
K.Cöln und anderen ihren Coufidenten zu sondieren, ob und wie weit sie
sich zu diesem Vorschlage verstehen möchten, er wird Kf. dann Antwort
mittheilen und auch dessen Gedanken darüber vernehmen.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cöln 9./[19.] Juni 1660.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Aof das Schreiben vom 5. Juni. ZostimmuDg zu der Aufhebung und späteren
ReasBiimieruDg der Reichsdepntation.]
Wegen der verabredeten weiteren Zusammenkunft hat er bisher noch 19. Juni,
nicht die geringste Nachricht erhalten. Betreffend die Aufhebung der De-
putation und deren Reassumierung im nächsten März will er sich ganz mit
dem Kaiser conformieren und seinen Gesandten ehestens von Regensburg
zurückkommen lassen *).
0 Ueber dessen Mission an den Kf. (Ende April und Anfang Mai 1660) b.
Urk. a. Akt VIII 8. 428 ff.
^ Dieser Vorschlag stammte nach dem S. 24 mitgetbeilten Schreiben des
Kaisers an den Kf. vom 13. Juli and nach den Mittbeilangen, welche der Kur-
fürst von Mains dem braunschweigiscben Gesandten in Frankfurt Heyland
machte (Köcher I S. 295), von Fürstenberg selbst her; s. auch Ludwigs XIV
Instruktion für Gravel (Gnhrauer II S. 306), in welcher der König angiebt,
man bemuhe sich den Grafen Egon durch dessen in Paris anwesenden Bruder, den
Grafen Wilhelm von Fürsten her g, £um Aufgebeo dieses Gedankens su bringen.
*) Schon am nächsten Tage (i0./20 Juni) beauftragt Kf. seinen Gesandten
tu Regensbnrg, Matthias v. Grockow, welcher dort seit Oktober 1659 anwe-
send war, aber, sumal nach dem Friedensschlüsse, ganz untbätig hatte bleiben
mästen, er solle sich erkundigen, ob er ohoe Offension, unter dem Vorgeben
eigener Geschäfte, von dort zurückkehren könne.
Digitized by
Google
24 1* VerhandluDgen wegen der Qarautie des Friedens etc
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D, Wien 13. Juli 1660.
[aaf das Schreiben vom 9,/\d.Juü\. Die Aufbeboog des Regensbnrger Depata-
tioDstages kann nnr nach Auflösang der Frankfurter Versammlang nnd mit Zu-
stimmang alier Deputierten erfolgen.
13. Juli. — Was nun den von dem Grafen Frantz Egon von Fürsten-
berg ins Mittel gebrachten Vorschlag wegen Aufhebung des Deputa-
tionstages und dessen Reassumirung im nftcbstkUnftigen Monat Martio
— anlanget, finde ich, dass in meinem an Ew. Ld. diesfalls abge-
lassenen — Schreiben meine Intention entweder nit gnugsam expri-
miret oder an Ew. Ld. seiten nit allerdings eingenommen sein mag,
sintemaln meine dem Grafen von FUrstenberg auf diesen seinen
Vorschlag eröffnete Intention dahin gangen, dass, wan er das Werk
bei K. Mainz Ld. auch dahin bringen würde, dass dieselbe ihre die
Aufhebung des Deputationstages und dessen Reassumption im Monat
Martio nächstkünftigen Jahres zu Regensburg mit belieben Hessen
(weiln er wegen seines Herrn consensus bereits die Zusag gethan) und
ich dessen beständig vergewissert sein würde, dass ich alsdann auch
mit meinen Gonfidenten aus dem Werk weiter communiciren und nach
derselben eingeholter Gemüthsmeinung mich hinwiederumb erklären,
im wenigsten aber nit, dass ich den Deputationstag zu Regensburg
ihrer aller unvemommener aufheben wollte, ehe man vorhero ver-
sichert sein würde, dass die in Frankfurt sich noch befindende we-
nige Räthe ihre Versammlung aufgelassen hätten, damit dieselbe nit
etwa aus der allzu frühzeitigen Abforderung einer oder anderer Ge-
sandtschaft von Regensburg eine Dissolution selbigen Convents er-
zwingen und hingegen die Frankfurtiscbe Versammlung pro legi-
time et ordinario conventu Deputationis auszuschreien — sich an-
massen mochten. Ich ersuche demnach Ew. Ld. — sie wollen ihren
Abgesandten bis dahin zu besagtem Regensburg subsistiren lassen
— und ihm so lange daselbst zu verbleiben anbefehlen, bis wir uns
allerseits nach vernommener E. Mainz- und K. Co Inischer Erklärung
mit einander eines einhelligen Schlusses verglichen haben werden ^).
0 Zu diesem Schreiben bemerkt M, v. Crockow, dem der österreichische
Gesandte in Regensburg, Volmer eine Abschrift desselben zugestellt hatte,
(Regensburg 19. Juli 1660) : «so bei mir allerhand Nachdenken verursachet oder
mich in meiner vorigen Meinung mehr und mehr best&rket, es sei nämlich am
Kaiserlichen Hof kein Ernst so wenig einen Deputation- als gemeinen Reichstag
£u halten, sondern gleichsam per oirculum immerfort uf etliche Jahre ad seram
Digitized by VjOÖQ IC
Verlegung der Reicbsdepotation. 25
Der Kurfürst an Matthias v. Crockow. D, Cöln a. d. Sp.
9./[19.] Juli 1660.
[Befehl von Begeosbarg zorückzukehren.]
— Ob wir zwar befinden, dass die zu dem R. Deputationstage ver- 19. Jull.
ordneten Kaiser]. Commissarii dahin zielen, dass Ihr Eure Abreise
einzustellen und, ehe man von einander ziehet, vorerst der Eaiserl.
Resolution zu erwarten, so sehen wir doch hingegen je mehr und
mehr schlechtere Apparenz, dass die zu Frankfurt anwesende De-
putirte, zumal nach numehr zwischen allerseits kriegenden Parteien
getroffenen Frieden, sich von dar weg begeben und zuRegenspurg
einfinden werden, sondern es wird auf ein ander Expedient zu ge-
denken sein. Weil nun die Kosten nebenst der Zeit vergeblich an-
gewandt und dergleichen noch weiter geschehen wird, so verbleiben
wir noch der Meinung, dass Ihr unterm Prätext einiger Euch ange-
legener privatorum, und dass Ihr nicht lange auszusein verhofftet —
zuforderst bei der Kaiserlichen und dann den — übrigen Gesandt-
schaften Abschied nehmet und Eure Rückreise in dem Namen Gottes
fortsetzet. Eine andere Person dahin zu senden finden wir bei so-
f haner Beschaffenheit nicht rathsam *). —
osqoe Posteritäten! die aliiie abwesende Abgesandten affzubalten. — - Zu was
Ende oder was vor occnlta consilia darunter stecken, kann möglieb das Sieben-
bürgiscbe Wesen and dass man zavor abwarten wolle, ob man mit dem Türken
in Güte von einander kommen könne oder nicht, die grosste Consideration sein.
Ob aber der anwesenden Abgesandten Cbnr- und Fürstliche hohe Herrschaft so
immerhin mit schweren Kosten einig and allein I. Kais. M. sn gefallen die Ih-
rigen alhie so vergeblich werden verbleiben lassen, solches stehet dahin. **
>) Kf. erneoert (d. Cöln 30. JaIi/9. Aagast 1660) an v. Crockow die Weisang,
sich nach Berlin zurückzubegeben, und theilt ihm mit, dass er, damit inzwischen in
Regensburg nichts verabsäumt werde, den Hof- und Kammergerichtsrath Georg
Friedrich v. Bors teil, der sich in Kommission zu Baireuth befinde, beauf-
tragt habe, sich dorthin zu begeben. Derselbe scheint aber dort nicht erschie-
nen zu sein, weitere Berichte aus Begensburg sind in den Akten nicht vorhanden,
Kf. entschuldigt sich bei Markgraf Georg Alb recht von Ans p ach (d. Cöln
11./21. Februar 1661), dass er wegen anderweitiger Verhinderung noch zur Zeit
niemand nach Regensburg abschicken und daher auch nicht an den dort zu füh-
renden Verhandlungen zwischen dem Markgrafen und Kur baiern könne theil-
nehmen lassen, und der Gesandte des Markgrafen, v. Fühel, meldet dem Kf.
(d. Begensburg 15. März 1661), allerseits, namentlich die Kaiserlichen und Kur-
bairischen hätten ihn nach der Gesandtschaft des Kurfürsten gefragt und war-
teten noch immer mit Verlangen auf dieselbe in der Hoffnung, dass dann auch
die tu Frankfurt Anwesenden sich in Begensburg einfinden würden.
Digitized by
Google
26 1* VerhaDdltingeo wegen der Garaotie des Friedens etc.
Der Kurfürst au den Kurfürsten von Oöln, die Herzoge von
Braunschweig und die Landgrafen von Hessen -Cassel und
Darmstadt D. Cöin a. d. Spree 3./[13.] Juli 1660.
[Anfrage wegen der verabredeten Zasammenkanft.]
13. Juli. Er fragt an, ob nicbt die verabredete weitere ZQsammenkaDft erfolgen
solle, and bittet Ort und Zeit daza za bestimmen nnd ihre Abgesandten
vornehmlich dahin zn instrnieren, wie der Friede exequiert, erhalten und fer-
nere Infractionen desselben abgewendet werden könnten.
Augustus, Christian Ludwig und Georg Wilhelm, Herzoge zu
Braunschweig und Lüneburg an den Kurfürsten
D. 2L/[31.] Juli 1660/)
[Noth wendigkeit des Reichstages]
31. Jali. Nachdem inzwischen der Polnische und auch der Dänische Frie-
den zu Stande gekommen sind, wird hoffentlich die daher dem Reiche dro-
hende Gefahr jetzt von selbst aufhören nnd desfalls keine weitere Be-
mühung bei einem oder andern Theil von nöthen sei. Wohl aber schwebt
das Reich noch wegen in- und auswärtiger Kriege und zu besorgender inner-
licher Empörung in grosser Gefahr, im Reiche ist garkeine Anstalt nnd Ver-
fassung vorhanden, um dasselbe in Sicherheit zu erhalten, eine solche höchst-
nöthige Verfassung kann aber nur von den gesamten Ständen des Reiches
bei dessen allgemeiner Versammlung zustande gebracht werden, sie ersuchen
daher Kf. auf nachdrückliche Mittel und Wege zu denken, dadurch die
Wiederantretung des schon weit über die bestimmte Zeit erstreckten Reichs-
tages ') unverzüglich befördert und so dem Streit und der Trennung wegen
des Deputationsconvents ein Ende gemacht werde.
0 Ein Schreiben äbolichen Inhalts richten auch die Landgrafen von Hessen-
Cassel and Darmstadt an Ef. (d. 31. Joli/lO. August 1660).
^ Der zuerst von Kurcöln angeregte Gedanke, den Streit über die Ver-
legung der Reichsdeputation durch Wiederberafung des Reichstages zu been-
digen (s. Qrössler S. 11), ist nachher mit besonderer Lebhaftigkeit von den
braune chweigischen Herzogen aufgenommen worden, s. die Instruktion Her-
zog Christian Ludwigs für seinen Gesandten in Frankfurt vom 21. /31. Juli
1659 (Köcher I 8.654) und das Schreiben der ausschreibenden Fürsten des
niedertacbsischen Kreises an den Kaiser vom 11. /21. September 1661 (Diarium
Europaeum VI S. 87).
Digitized by
Google
ForderaDg der WiederberafaDg des Beichttages. 27
Maximilian Henrich, Kurfürst von Cöln, Augustus, Christian
Ludwig und Georg Wilhelm, Herzoge von Braunschweig,
Wilhelm und Georg, Landgrafen zu Hessen an den Kur-
fürsten D. 11. August 1660.
[auf das Schreiben vom 3./ 13. Jali. Notbweodigkeit der Gommnoication mit
ihren MitallüerteD.]
Weil die Sachen mit der veranlassten Zasammenkonft so beschaffen 11. Aug.
sind, dasB darob mit ihren übrigen Mitalliierten zn communicieren die Noth-
durft erfordert, so werden sie diese Commnnication befördern und alsdann sich
gegen Kf. erklären, sie bitten, diesen nnumgänglicben Verzug nicht übel
ZQ vermerken.
Protocoll was zwischen S. Churf. D. zu Brandenburg ver-
ordneten HH. Commissarien, dem H. Oberpräsidenten Frei-
herm v. Schwerin, H. Generalkriegscommissarius v. Platen,
H. Hoffmarschallen v. Canstein und H. Cantzler v. Jena
einestheils und dan denen Fttrstl. Hessischen H. Hoffmar-
schall vom Hoff und H. Cantzler Vultejum anderstheils ge-
handelt worden.^)
1. Conferenz den 10. December 1660 auf dem Hause Sparenberg.
[Die Garantie. Drobangen der Schweden. Die Türkengefahr. Die Postangeiegen-
heit. Beschwerde über die Gesandten in Frankfurt.]
Die K. brandenburgischen erinnern daran , dass Hessen und an- 20. Dec.
dere bei dem jüngsten Kriege unterschiedliche Male den Kf. ermahnt
hätten, mit Schweden billige Tractaten einzugehen, und dass sie,
damit Kf. deshalb nicht in Gefabr geriethe, ihn dergestalt hätten garantieren
wollen, dass er in keiner Unsicherheit deswegen stehen sollte. K. Cöln,
Hessen, Braunschweig und andere hätten durch Ambassaden es auch
solenniter offerieren lassen, und nachdem mehrmals darüber conferiert worden,
wäre man so weit einig geworden, dass es nur zu weiterer Zusammenkunft
ausgesetzt sei, bei welcher die Garantie abgefasst und in allen Theilen voll-
zogen werden sollte, Kf. hätte nach diesem öfters daran erinnert, dass diese
Garantie zu Werk gebracht werde, es wäre aber bis dato stecken geblieben,
er wollte den Landgrafen erinnern lassen, dieses Werk zur Richtigkeit zu
befördern.
1) Diese Zasammenkunft mit seinem Schwager, dem Landgrafen Wilhelm
7on ifeseen-Uassel hielt der Kurfürst auf der Dorcbreise nach Gleve, wohin
er sich im December (irrig giebt Diarium Eorop. VI S. 127 den 26. No-
vember alt den Tag seiner Ankunft in Cleve an) begab, nm die Verhandlungen
mit den dortigen Ständen znm Abscbluss zu bringen. S. Urk. u. Akt. V 8. 939.
Digitized by
Google
28 1- VerhandluDgeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Dabey ist vorgestellet worden, dass Schweden viele Dräuungen
wider S. Gbf. D. auch nach geschlossenen Frieden vernehmen lassen,
welches, ob es schon S. Gbf. D. nicht von Gonsideration zu sein ge-
halten, so wäre es dennoch von solchen Personen geredet, die nicht
ausser Gondition seind, gestalt Graf Schlippenbach') gesagt, sie hätten
nun Frieden gemacht, wollten denselben auch mit allen halten, aber
Sr. Gbf. D. könnten sie es nicht schenken. Andere hätten auch der-
gleichen Reden gefahret und öffentlich gesagt, Moskau habe nichts,
daran sie sich erholen könnten, müssten demnach andere suchen, der-
gleichen Briefe dan noch itzo alhier eingekommen, und stelleten die
Schweden die Werbungen noch stark fort.
2) Durch den Streit wegen des Deputationetages sei bisher die Za-
sammeDsetzuDg der Staude verhindert. Weil aber die Gefahr mehr uud
mehr zunehme, insonderheit wegen des Türken in Siebenbürgen, wel-
cher Etark armierte, so wünsche Kf., dass Kur- und Fürsten bei dieser Zeit
zusammentreten, die Gefahr überlegen und anf remedia gedenken möchten.
Weil man vermeinte, K.Mainz habe Nürnberg vorgeschlagen'), so
zweifle Kf. nicht, der Landgraf werde helfen, dass der Tag an einen an-
dern bequemen Ort verlegt werde, gestalt Brannschweig sich desfalls
auf Hessen referiert hätte.
3) Gegenüber') den Eingriflfen des Grafen Taxis wegen des Post-
meisteramts habe Kf. seine und der anderen Stände Befugnis eifrig ver-
fochten und wünsche, dass der Landgraf mit ihm umtrete, die Posten auf
solche Art auch in seinen Landen zu bestellen. Die Stadt Dan zig oder
der König in Polen wollte auch eine Post durch des Kf. Lande anlegen
und auf Stettin gehen lassen und schiene es, dass Schweden ihnen dar-
unter zu fügen Sache. Weil es aber beschwerlich, wenn es von Auswär-
tigen geschehen sollte, so hoffe Kf. Hessen werde ihm assibtieren, er wünsche
auch zu vernehmen, was sie vermeinten, wie Kf. sich zu betragen hätte,
wenn Schweden sich solches Werkes mit Gewalt unterfangen wollte.
4) Kf. beklagt sich, dass die zu Frankfurt snbsistierenden Käthe ihm
den gebührenden TiteP) entzögen, und ersucht Hessen dafür zu sorgen,
dass es insküuftige nicht mehr geschehen möchte.
0 Ueber Schlippe nbachs feiodtelige Haitang gegen den Rf. und die
MacbioatioDeo desselben in Polen nacb dem Olivaer Frieden 8. Urk. a. Akt. IX
S. 7L78. 149 f. 182.202.
') Diesen Vorschlag Hessen die Kurfürsten von Mainz und Co In dem
Kaiser durch den von diesem an den ersteren abgesendeten Reichs vicekanzler
V. Waldendorf machen, b. Köcher I, S. 297. 655.
*) Ueber diese PostangelegeDheit s Urk. a Akt. IX S. 12.
♦) S. Urk. u. Akt. VIII 8.568.
Digitized by
Google
Znsammenkanft mit dem Landgrafen von Hessen. 29
2. Conferenz. 11. December 1600.
[Die Garantie. Bmpfehlnng des Eintritts des Rf. in die Rheinische Allianz.
Nothwendigkeit der Wiederberufung des Reichstages. Die K. Pfalsische
Ehesache.]
Die Hessischen erkläreDi sie könnten sich auf die gestern proponier- 21. Dec.
teu Punkte wegen Mangelnng einiger nötbigen Sachen haoptsächlich nicht
einlassen, erwidern nnr:
ad 1) sie hätten öfters wegen der Garantie an gehörigen Orten Erinne-
rung gethan, bis dato aber wäre nichts geschehen wegen anderer nnterlan-
fender Sachen, so es gehindert, sie wollten aber, wenn nöthig, weitere Er-
innerung thun, damit eine gewierige Resolution erfolge. Die Bedräuungen
hätte ihr Fürst mit Bestürznng vernommen, glaubte aber dennoch, dass es
die Krön Schweden sich annehmen werde, und weil es nicht dnrch Par-
ticuliersachen zu heben, so würde Kf. zu rathen sein, mehr auf die AUiance
zu reflectieren.
ad 2) Ihr Fürst zweifle, ob durch Translation des Depntatioustages
dem Werk zu helfen sei, das zulänglichste Mittel würde sein Reassumtion des
Reichstages, jedoch wenn das andere zulänglicher sollte erachtet werden,
wollte er sich gerne conformieren.
ad 3) Graf Taxis gegenüber wolle ihr Fürst gern für der Stände
Gerechtsame miteintreten. Wie er wegen des Danziger Eingrififs dem Kf.
assistieren könne, fände er zwar keine Mittel, würde aber, wenn solche an
Hand gegeben würden, sich derselben nicht entbrechen.
ad 4) Hoflften sie nicht, dass das, so sie bei dem Directorio nicht än-
dern könnten, ihnen beigemessen werden sollte, jedoch wenn an Hand ge-
geben würde, wie der Sache zu helfen, wollten sie es gern thun.
Sie erinnern dann noch wegen Renovation der Erbverbrüderung, ferner
dass Kf. sich zur Interposition in der K. Pfälzischen Ehesache erboten,
und hoffen, Kf. werde in dieser Angelegenheit in Entstehung der Güte
femer dem Landgrafen assistleren, sie hätten schriftlich abgefasst, worauf
die Sache jetzt beruhe.
Die K. brandenburgischen erwidern:
ad 1) betreffend die Garantie beruhe die Sache nicht auf der quaestio:
an? sondern es wäre die Garantie offeriert und vom Kf. acceptiert wor-
den, und mangelte es nur daran, dass es zur Wirklichkeit gebracht würde.
Was sonst erinnert worden, dass es besser sei, des Reichs Securität festzusetzen
oder die Rheinische Allianz nicht ausser Augen zu setzen, so habe Kf.
gleichfalls die Intention, das erstere nicht zu lassen, und wenn von der
Allianz ihm völlige Nachricht gegeben würde, wie es sich gehöre, so wolle
er sich der Eintretnng halber so erklären, dass man spüren sollte, dass er
alle Mittel gebrauche, so zur Ruhe des Reiches dienlich seien, nur begehre
er, dass die Completierung der Garantie vorher gehen möge und von dem
Landgrafen solches bei den anderen getrieben werde. Sollte es aber länger
verzögert oder difficultiert und Kf. etwa gezwungen werden, mit Frem-
Digitized by
Google
30 !• VerbandlnogeD wegen der Garantie des Friedens etc.
den solche consilia zo ergreifen, so dem Reiche vielleicht schaden könnten,
so wollte Ef. de innocentia bedungen haben.
ad 2) Kf. Hesse die rationes, ob Reichs- oder Depntationstag besser,
dahin stehen, wollte aber den Reichstag wohl belieben, wenn Hessen ihn
versichere, auch andere dahin disponieren zu könnent dass man den Reichs-
tag nicht mit anderen Dingen subringen, sondern znforderst von der Seen-
rität and Befriedigung des Reiches reden wollte.
ad 3) verlangte Kf. von dem Landgrafen nur, was derselbe prästie-
ren könnte, dass er, wenn Schweden sich der Danziger oder Polen an-
nehmen sollte, sich in Schreiben seiner annehmen möchte.
Sie bedanken sich wegen Commnnication in der K. Pfälzischen
Sache, wollen dem Kf. davon referieren.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold, D. Cleve 13. Januar 1661.
[Bericht aber die VerhaDdlungen mit Hessen.]
1661.
13. Jan. Kf. hat anf der Reise hieher seinen Schwager, den Landgrafen von
Hessen-Cassel in der Grafschaft Ravensberg gesprochen und die
Gelegenheit benntzt, mit ihm selbst in publicis Unterredung zn pflegen and
anch seine bei sich habende Räthe mit denen jenes in Conferenz treten zn
lassen und absonderlich vorbringen zu lassen: 1) Da die von K. Cöln,
Hessen, Braanschweig and anderen während des schwedischen Krieges
ihm angebotene und von ihm angenommene Garantie noch nicht zur Richtig-
keit gebracht sei, ihm aber viel daran gelegen sei, weil ihm allerhand
schwere Bedräunngen, deren sich der Graf Sehlippenbach gebrauchet,
vorkämen, so ersnche er den Landgrafen, bei den anderen das Werk su
fördern, damit es ohne Säumnis zustande gebracht werde und er seine
Mesures danach nehmen könnte.
2) Da bisher durch den Streit über den Depntationstag die vertrauliche
Correspondenz unter den Ständen verhindert sei, so dass mau nicht insge-
samt die Sicherheit des Reichs in Acht nehmen könne, jetzt aber dem
Reiche von den Türken schwere Gefahr drohe, so wünsche Kf., dass alle
Stände gegen eine solche Gefahr sich insgesamt vereinigten, dazu sei eine
schleunige Zusammenkunft nöthig, ihm scheine die vorseiende Deputation
dazu nicht undienlich zu sein, er ersuche daher den Landgrafen, dieselbe
seinerseits nicht länger zu divertieren zu suchen, vielmehr deren Beförderung
sich angelegen sein zu lassen, zumal da Braunsehweig sich deshalb
auf Hessen bezogen hätte und auch K.Mainz dafür halte, dass die Depu-
tation bequemer an einem andern Ort als zu Frankfurt anzustellen sei.
Der Landgraf habe sich darauf nur so weit herausgelassen: ad 1) er
hätte Erinnerung gethan, wegen der Garantie eine richtige Antwort abzu-
fassen, dass sie noch nicht vollzogen nnd überschickt wäre, darfin wäre die
Verzögerung Ursache, näheres über diese Verzögerung nnd über den Inhalt
der Antwort hätten die Hessischen nicht angeben wollen, nur endlich hätten
Digitized by
Google
ZnsaininenkiiDft mit dem Landgrafen von Hessen. 31
sie erklärt, dass die oblatio garantiae nur mit gewissen Bedingungen und
modificata gewesen und dass Kf. zu rathen sei, mehr auf die Alliance zu
refleetieren, ad 2) den Deputationstag hielten sie für kein zulänglich Mittel,
das Reich in guter Harmonie und Sicherheit zu halten, sondern der suspen-
dierte Reichstag sei mit ehestem wieder zu reassumieren. Ef. habe erwidert,
er wolle sich kein Mittel, das Reich in Sicherheit zu bringen, und also
auch nicht eiuen Reichstag entgegen sein lassen, wenn der Landgraf ihn nur
versichere und auch andere dahin disponiere, dass der Reichstag nicht mit
anderen Dingen zugebracht, sondern vor allem des Reichs Sicherheit fest-
gestellt werde. Der Alliance halber habe er erklärt, wenn nur vorher die
pure angebotene und acceptierte Garantie richtig und ihm von der Alliance
völlige Nachricht gegeben, wolle er sich dergestalt erklären, dass jedermann
daraus verspüren könne, wie er alle Mittel zu gebrauchen begierig sei,
welche zu des Reiches Ruhe und Besten dienlich sein könnten.
So ist man mir doch mit einem mehreren nicht, als mit einem
gemeinen guten Erbieten begegnet, und hat dabei eontestirt, dads
Heasen-Cassel dergestalt an Schv^eden nicht hinge, dass es darüber
seine Schuldigkeit vergessen, oder mir zu einigem Zweifel Ursach
geben sollte, auf dem Reichstag wollte es äussersten Vermögens nach
das Seinige thun, und das würde mir Versicherung genug sein.
Ob nun wohl bis dato weder wegen der Guarantie noch Alliance
mir einige fernere Nachricht oder Erklärung zukommen, es auch vor
diesmal mit Hessen-Cassel nicht weiter zu bringen gewesen, so ist doch
aus der gehaltenen Conferenz so viel zu nehmen, dass sie nunmehro
nach dem gemachten Frieden die vorbero angebotene Specialguarantie
wieder zurückzuziehen, zu der in Instrumento pacis und anderen
Reichssatzungen paciscirten aber sich zu verstehen schwerlich gemeinet
und ihr ganzes Absehen auf einen Reichstag gerichtet sei.
Der Kurfürst an den Geheimenrath Johann v. Portmann. ^)
D. Cleve 15. Januar 1661.
[Brinoerung an E. Cölo wegen der Garantie.]
Er soll E. Cöln auch vortragen, derselbe werde sich erinnern, dass 15. Jan.
er nebst den Fürstlichen Häusern Braunschweig und Hessen und an-
*) Portmann war vom Ef. an den Enrfursten von Coln geschickt wordeoi
am laut seiner Instraktion (d. Cleve 12. Januar 1661) denselben zu bewegen, in
der Wied sehen Streitsache mit Enrpfalz (s. darüber die Einleitung zu Ab-
schnitt 2) den Forderungen des letzteren nachzugeben, und ferner um die An-
sieht desselben darüber zu vernehmen, was angesichts der Turkengefahr dem
Kaiser zn rathen sei. Der Kf. sandte ihm dann diese weitere Instruktion nach.
Digitized by
Google
32 1* Verbandlangen wegen der Oaraotie des Friedens etc.
deren während des schwedischen Krieges den Ef. durch Schreiben and meh-
rere Schickungen zu einem billigen Vergleich mit Schweden angemahnt und
dabei auf erfolgten Frieden den Kf. so zu garantieren versprochen, dass
derselbe sich keines Widrigen von Schweden oder jemand anders 2u be-
fahren haben solle, dass Kf. die offerierte Garantie angenommen und dass
man allerseits so weit einig gewesen, dass es nur an der Abfassung noch
ermangelt habe. Wie Kf. nun durch Beförderung des Friedens K.Oölns
und der mitnegotiierenden Fürsten Begehren erfüllt, so hätte er auch erwartet,
dass jene ihrerseits ihrem Versprechen nachkommen, die Garantie in Rich-
tigkeit bringen oder wenigstens ihn mit einer beständigen und deutlichen
Resolution würden versehen haben. Da aber unerachtet seines £rinnern8
dieses alles nicht geschehen, ihm aber merklich daran gelegen sei, dass er
in dieser Sache Gewissheit habe, so ersuche er K. Cöln dem Versprechen
förderlichst nachzukommen, zumal es ein mehreres nicht wäre, als zu wel-
chem ohnedem ein Mitkurfürst und Stand dem andern sowohl aus dem Ver-
ein als lostrumento pacis und anderen Reichssatzungen verbanden. Sollte
man die Sache difficultieren oder gar weit von sich werfen wollen, so soll
er dagegen gehörige remonsirationes thun.
K.Cölnische Resolution auf des v. Portmann Anbringen.
Signatum Bonn 18. Januar 1661.
[Bereitwilligkeit die Garantie zn leisten und eine neue Zaeammenknnft deswegen
za beschicken. Die Türkengefabr.]
18. Jan. K. C ö l n erinnert sich sehr wohl , was für eine Erklärung in seinem
und der Fürstl. Häuser Braunschweig und Hessen Namen der Parti-
culargarantie halber gegen Kf. geschehen sei, er hat auch nach Abschluss
des Friedens bei jenen Fürstl. Häusern und den übrigen in der engeren
Correspondenz stehenden Kur- und Fürsten wegen Prästation derselben Er-
innerung gethan, was darauf insgesamt für gut angesehen, werde Kf. aus
der in seinem und beider Fürstl. Häuser Namen abgegebenen Antwort vom
29. Novembris ersehen. Sobald Kf. darauf seine Gedanken inbetreff der
in Vorschlag gekommenen Zusammenschickung ofiPenbaren werde , sei er
erbietig, die Seinigen dazu abzuschicken und ihnen solche Instruktion zu
ertheilen, dass daraus seine zu Kf. stets tragende Affection zu verspüren
sein solle.
Anlangend das Türkische Unwesen, so gehe auch K. Cöln dasselbe
tief zu Herzen, er höre auch, dass der Kaiser nirht ausser Apprehension
sei und an die Kurfürsten und die vornehmsten Fürstlichen Häuser Gesandte,
um schleunige Assistenz nachzusuchen, abschicken wolle. Er glaube,
dass ein fruchtbarer Schluss nicht wohl ohne Unterredung und Beliebung
gesamter Kurfürsten und Stände herauskommen werde, sobald er vernommen
haben werde, was die Kaiserlichen Abgesandten deswegen vorbringen wür-
den, werde er mit Kf. weiter communicieren.
Digitized by
Google
SeDdaog v. Portmanns an Karcöln. 33
Kaiser Leopold an deu Kurfürsten. D. Wien 8. Februar 1661.
[auf des Kf. Schreiben vom 13. Janaar. Der Depatationstag soll sich in Augs-
barg versammeln.)
Dank dafür, dass Kf. sich bemüht bat, den Landgrafen von Hessen- 8. Febr.
Cassel znr Einwillignng in die Reassumption des Depntationstages an einem
dritten Orte zu bewegen. Er selbst ist mit dem Vorschlag de loco tertio
sehr einverstanden und hat seine Gesandten in Regensbnrg in eventum
dahin instruiert, wenn die dort anwesenden Kur-, Fürsten nnd Stände auch
damit zufrieden, und die zu Frankfurt subsistierenden Stände die Stadt
Augsburg pro loco tertio gleichfalls beliebten, ebenfalls für diesen Ort
sich zu entscheiden. Sollte es znm Einverständnis darüber kommen, so
könnte das Werk ohne Zeitverliernng zu Stande gebracht und, bis man
zu einem Reichstag füglich gelangen könne, mit der Deputationshandlung
contiuuiert und dabei nicht nur die dazu gehörigen Materien erörtert son-
dern auch dasjenige mit beobachtet werden, was die Sicherheit des Rei-
ches bei dieser je länger, je mehr überhand nehmenden Türkengefahr
weiter erfordern wird. Kf. werde seine zu Abwendung dieser Türkengefahr
führenden sorgsamen Gedanken und warum hierzu für diesmal ein Reichs-
tag nicht zulänglich sei, von dem an ihn abgeordneten Reichshofrath nnd
Obristen, Claudio Grafen von Colalto^) bereits vernommen haben').
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 13. April 1661.
[Feindliche Absichten der Schweden gegen Bremen. Gutachten der Karfärsten.]
Da ihm fast von allen Seiten Zeitung eingekommen, dass Seh we den 13. April,
die Stadt Bremen mit Heeresmacht angreifen wolle, angeblich unter dem
Vorwande, weil sie ihm als Reichsstadt den Homagialeid geleistet '), so hat
0 üeber GolaltoB Sendung an den Kf. (Ende Januar 1661) s. unten die
Einleitung zu Abschnitt 5.
^ Kf. fordert darauf (d. Cleve 26. Februar 1661) sowohl den Landgrafen
von Hessen als auch die braunschweigischen Herzoge auf, nachdem Wunsche
des Kaisers die Verlegung der Reichsdeputation an einen dritten Ort zu beför-
dern. Landgraf Wilhelm (d. Cassel 2./12. März 1661) erwidert, da nachgehends
die Laufte sich geändert und die Türkengefahr sich vermehrt habe, so dürfe
man sich nicht mit Translation des Deputationstages aufhalten, sondern müsse
den Kaiser ersuchen, sofort den Reichstag zu reassumieren. Das gleiche fordern
die braunschweigischen Herzoge (d. 13./23. Mai 1661), doch erklären sie
sich bereit, in die vorherige Verlegung der Deputation an einen dritten Ort zu
willigen , dafern diese ,in ordine ad comitia und zur Beförderung derselben an-
gesehen*, und ihre Gesandten dorthin zu schicken, wenn auch andere zu Frank-
furt Versammelte das gleiche thäten.
^ Ueber diese Streitigkeiten der Schwedischen Regierung mit Bremen
und die damals von der erstoren gegen die Stadt verübten Gewaltthätigkeiten
8. Duutze, Geschichte der freien Stadt Bremen, lY, S. 133 ff. und unten die
Einleitung zu Abschnitt 14.
Mater, x. Oescb. d. Q. Kurfürbteo- XI. 3
Digitized by
Google
34 1* VerhandlangeD wegen der Qarantie des Friedens etc.
er sich entsch1osse4i, dem ganzen Enrfürstlichen Collegiam davon Mitiheilang
zn machen nnd dasselbe zn ersochen, ihm seine Gedanken darüber zn er-
öffnen, er giebt dem Kf. in antecessnm davon Nachricht, damit er nm so
reiflicher überlegen könne, wie dieser drohenden Gefahr und allem ferneren
Unheil im Reich abzuhelfen sei.
Der Kurfürst an den Kaiser. D, Cleve 4. Mai 1661.
[auf das Schreiben vom 13. April. Bedrohliche Nachrichten aber Schwedens
Absichten, Yorkebrangen dagegen.]
4. Mai. Er theilt dem Kaiser abschriftlich mit, was ihm nicht allein über die Ab-
sichten Schwedens von gewisser Hand zugekommen, sondern wie er auch ab-
^ sonderlich gewarnt worden ist. ^) Er will nicht hoffen, dass dieses wahr sei,
doch will er sowohl seine Sachen in Acht nehmen, als auch alles thnn und
beitragen, was znr Erhaltnng der Rnhe im Reiche dienen kann. Wenn ihm
von seinen Mitknrfürsten das kaiserl. Schreiben nebst der Vorhergehenden
Bedenken commnniciert werde, werde er sich weiter erklären, bittet anch
den Kaiser, ihm inzwischen seine Meinung zn eröffnen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz .^) D. Cleve
14. Mai 1661.
[Mittel zur Anfrecbterhaltang der Securität des Reiches.]
U. Mai. Er hätte gewünscht, dass K.Mainz ihm seine Meinung mitgetheilt
hätte, er selbst verharrt bei der Meinnng, dass kein besseres — Mittel
sei, das h. Rom. Reich in seinem Wohlstand und Securität — zu ma-
nuteniren, denn durch rechtschaffene einmüthige Zusammensetzung der
sämtlichen Glieder und des Hauptes, und ob sich wohl diesem — prin-
cipio bis dato viele Widerwärtigkeiten entgegengesetzet, so hoffe ich
doch, Gott werde die Sache endlich dergestalt richten, damit das irrige
Deutschland seine bekannte Mängel und Gebrechen dermaleins bereue,
Haupt und Glieder in guter Conferenz — flir den Riss zu rechter
Zeit treten und die von Gott verliehene Glorie und Kräfte erkenne.
') S. Urk. n. Akt. IX S. 243. Nach einer Bemerkang in dem Geheimenraths-
Protokoll vom 3. Mai hatte der Karforst dieses warnende Schreiben von dem frü-
her als Gesandter des Königs von Dänemark zu ihm abgeschickten v. Ahlefeld
(s. Urk. a. Akt. VIH S. 591 ff.) aus Flensburg erbalten.
^ Antwort auf ein Schreiben des Karfürsten von Mainz vom 26. April, in
welchem derselbe den Kf. von dem Kaiserlichen Schreiben inbetreff der Bre-
mischen Angelegenheit benacbrichtigt hatte.
Digitized by
Google
Drohende Absichten Schwedens gegen Bremen. 35
£r zweifelt nicht, E.Mainz werde, wie bisher, seine Sorgfalt allein zn Er-
haltung nnd Bestätigong des deutschen Friedens anwenden, er hofft auch
nicht, dass jemand zu nenem Kriege Ursache geben wolle. Sollte aber dem
R. Reich etwas Widriges begegnen, so wüssten der Kaiser und alle Stände,
dass er sich niemals dem entzogen alles zu thun, wozu ihn Vaterlandsliebe,
sein Amt, die Reichsconstitutionen , der Westfälische Friede und andere
dergleichen yincula verbinden.
Resolntio^) auf die vom E. Cölnischen Abgesandten Grafen
von Fürstenberg bei der Conferenz proponirte Punkte.
[Cleve 16. Mai 1661.]
1) wegen Unterhaltung guten Vertrauens; darzu seind S. Chf. D. 16. Mai.
bereit nnd wollen nichts unterlassen, was darzu dienlich sein würde.
Schickung nach Beyern.
2) E.Coln meinte hochnöthig, dem Kaiser Hülfe contra Turcam
zu senden: wie die Hülfe universal zu machen?
Rs. Müsste durch einen Reichstag geschehen.
E.Coln mochte desfalls an den Kaiser mit einem bescheidenen
Schreiben suchen, S. Chf. D. wollten für sich in modum consilii auch
schreiben.
3) Wegen der Schweden Vorhaben auf Bremen'), bittet S.
Chf. D. Meinung und Bedenken, K. Cöln wollte thun, was J. P. ver-
möchte.
Ob nicht E. Cöln, Maintz etc. an Schweden schrieben, sie hätten
yemommen, dass sie im Reiche etwas moviren wollten, und sie dehor-
tirten davon abzustehen.
4) dass bei dem Reichstage punctus securitatis der erste sein
sollte.
5) dass besser wäre, Völker als Geld dem Kaiser zu schicken.
6) Wann es sollte zum Bruch kommen, dass das Directorium
über die Armee einem ChurfÜrsten ohne Ansehung der Religion ge-
geben werden solle.
7) Wegen Hildesheim, so sich zur Türkenhülfe nicht verstehen
wollen, weil kein Reichstag oder Kreistag noch nicht ausgeschrieben.
8) Ob S. Chf. D. belieben die Zusammenkunft zu Cöln: quod hie.
Was daselbst zu proponiren: Garantie.
0 Uietelbe liegt dem Geheimenrathsprotokoll vom 16. Mai bei.
*) 8. oben S. 33f.
3*
Digitized by
Google
36 !• VerhaDdlnDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
9) Wie die Churf. Präeminenz zu erhalten und die alten Fürsten
von den neuen zu unterscheiden.
S. Chf. D. wollen sich quoad primum engagiren, wie es die
Noth erforderte.
Auch quoad secundum, möchte seine Gedanken eröffnen, S. Chf.
D. wollten ihm conformiren.
10) Beschwer wider das Cammergericht zu Speyer und Reichs-
hofrath. Ob Ch. Cöln und S. Ch. D. desfalls an das Cammergericht
ein Gesamtschreiben abgehen lassen wollten, zu vernehmen.
Wegen des Reichshofraths an den Kaiser zu schreiben.
11) Von den G. Staaten und wegen Rheinberg*), ob S. Chf.
D. durch H. Copessen sich wollten der Sache annehmen und gute
ofßcia thun, wollte es rasiren lassen.
Rs. S. Chf. D. wollen die Sache durchsehen lassen.
12) Ob wegen der Religion in GOlichschen und Clevischen etc.
Landen*) ein Gewisses zu vergleichen.
S. Chf. D. sind zufrieden, dass die Commission ihren Fortgang
nehme.
13) Wegen der Titulatur, wollte Durchleuchtigster geben, S. Chf.
D. auch dergleichen thun.
14) ein Bedienter, der im Cölnischen 10000 Thaler gestohlen,
abfolgen zu lassen, weil er in S. Chf. D. Landen sein sollte. Fiat
gegen gewöhnlichen Revers.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 18. Mai 1661.
[Bericht über die Eroffnnngeo Furstenbergs. Rath K. CoIn rreaodlich entgegeo-
zakommen.]
18. Mai. Er theilt ihm mit, was K.Oöln darch seinen Geheimenrath Graf Franz
Egon 7. Fürstenberg bei ihm dieser Tage anbringen lassen. K. Cöln
habe contestiert, dass ihm an nichts mehr gelegen, als an Erhaltung von
Roho und Frieden im Reiche, dass er sich auch dem Kaiser gegenüber zu
aller möglichen Hülfe gegen den Türken erboten habe und es anch in der
>) Ueber die damaligen darch Eingriffe der Holländer, welche in Rhein-
berg eine Besatzang hatten, in die Verwaltung dieser dem Karfürsten von Cöln
gehörigen Stadt veranlassten Streitigkeiten s. die im Oiarinm Europ. VI
S. 358 ff und danach bei Londorp VIII S. 739 ff. abgedruckten Aktenstücke.
') S. darüber M. Lehmann, Preussen und die katholische Kirche I S. 60f.
und unten Abschnitt 8 über die Verhandlungen mit Pfalzneuburg.
Digitized by
Google
Graf PürBtenberg io Berliu. 37
That bezeugen wolle, aber er gestehe, dass er nicht glaabe, dass dieser
und anderen Sachen durch eine pariicnlar und separierte Hülfe geholfen
werden könne, sondern es dürfe dem Kaiser nicht länger zu widerrathen
sein, sich zur Berufung eines Reichstages zu eutschliessen , es könnte ja
vorher unter den Correspondierenden festgesetzt werden, dass man auf dem
Reichstage keinen anderen Punkt vornehmen wolle und solle, ehe der punctus
securitatis seine Richtigkeit hätte und vollkommentlich eingerichtet wäre.
Ferner wären ihm die Zeitungen wegen der neuen Bremischen Unruhe sehr
zu Herzen gegangen, weil er aber, wenn es sich berichtetermassen verhalten
sollte, die Sache und die Mittel hell und klar im Instrumento pacis befinde,
so hielte er auch nicht für nöthig, dass man sich darüber viel zu bedenken
habe, nnd wolle er dem Kf. zu solchem Ende commuuicieren, wie er sich
dieses Punktes halber gegen den Kaiser erklärt habe. Endlich weil Kf. in seiner
Antwort sich dahin verlauten lassen, dass ihm eine Zusammenschickung
seiner mit K.Cölns, des Hauses Braunschweig und Hessens Räthen
nicht entgegen, sondern er dazu geneigt wäre, so erklärte jener, Kf. möchte
der Meinung bleiben und versichert sein, dass K.Cöln nichts mehr desi-
deriere, als zu des Kaisers und dessen Assistierender Interesse cooperie-
ren zu helfen. Kf. hat selbbt den Grafen von Fürstenberg mit Fleiss
sondiert, hat aber nichts anders vernehmen oder penetrieren können, als
dass dasjenige, was er vorgebracht, recht gemeinet. Kf. hat sich erboten,
darüber noch weiter mit dem Kaiser zu communicieren, und hat erklärt,
K.Cölns Meinung sei ihm sehr angenehm, er halte für nöthig) darüber
auch mit anderen sich zu unterreden, er zweifle nicht, der Kaiser werde
wenn K.Cöln ihn so versichere, kein Bedenken haben, den von etlichen so
sehr getriebenen Reichstag länger zu verschieben. Kf. glaubt, es würde
zu des Kaisers Bestem dienen, wenn derselbe nunmehr K. Cöln wohl mes-
nagieren und dadurch befördern wolle, dass auch andere herangezogen und
den übrigen der bisherige Prätezt benommen werde, und dass man suche
durch allerhand Mittel gegen die sogenannten Alliierten sich dergest-ilt zu
bezeigen, damit auf allen Fall der Unglimpf auf ihrer Seite bleibe. Seine
Intention hiebei sei keine andere, als dass sie sich zur special Garantie des
deutschen Friedens verbündeten, daferne sie aber andere Gedanken und Des-
seins führten, so werde man dasselbe nicht besser penetrieren können, als
bei einer Conferenz.
Kf. hat den vom Kaiser an ihn abgefertigten Residenten im Haag
FriquetO empfangen, derselbe wird berichtet haben, dass Kf. dasjenige,
was er desideriert, schon gethan habe.
1) Ueber dessen Seodoog an den Kf. b. Urk. a. Akt. IX S. 245.
Digitized by
Google
3g 1. VerhandlaogeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Laxenburg
14. Juni 1661/)
[auf das Schreiben vom 18. Mai. Biliignng der verabredeten Zasammenkanft;
Reichs- and DepaUtionstag. Bereitwilligkeit K. Cöin freandiich entgegenzu-
kommen.]
14. Juni. Dank für die Mittheilung und treu gemeinte Expectoratioo. Er ist
mit der von dem Kf. veranlassten Zasammenschickung einverstanden, ebenso
dass, wenn von den sogenannten Alliierten abseitige Meinung geführt
würde, man sich gegen dieselben gleichwohl also bezeige, damit auf allen
Fall der ünglimpf auf ihrer Seite bleibe, er zweifelt nicht, Kf. werde ent-
sprechend seiner jüngst an K. Mainz erlassenen Erklärung') seine Abgesand-
ten hauptsächlich dahin instruieren, dass die Sicherheit des Reiches nur
durch rechtschaffene eiumüthige Zusammensetzung der sämtlichen Glieder
mit ihrem Haupte ohne Einmischung fremder Potentaten und Händel auf-
recht erhalten werden könne. Betreffend die Frage wegen des Reichstages
werde Kf. aus des Kaisers Schreiben vom 14. Mai ersehen haben, dass der-
selbe bereit sei einen Reichstag zu berufen, wenn man mit der Deputations-
handlung in loco tertio nur solange verfahren werde, bis die zum Reichs-
tage gehörigen Materien soweit vorbereitet seien, dass er etwas zuverlässiger
die Mass nehmen könne, auf was für einen Termin er denselben ansetzen
solle. Er werde nicht unterlassen K.Oölns gegen ihn contestierte treuher-
zige Affection zu cultivieren. Wie er gegen Kf. mit Dank zu erkennen habe,
0 Zugleich mit diesem erhielt der Kf. auch ein früheres, auch an andere
Kurfürsten gerichtetes Schreiben des Kaisers (d. Lazenburg 14. Mai 1661, die
Ausfertigung desselben für Kurcöln und Kurpfalz ist Diarium Europ. VII
S. 103 und Londorp VIII S. 769 abgedruckt), in welchem sich derselbe dar-
über beklagt, dass ein Theil der Reichsstande sein an sie besonders gerichtetes
Hulfsgesuch so ausdeuten wolle, als wolle er ihnen auf solche Weise das jus
snffragii nehmen, und dass diese daher desto eifriger auf Wiederberufüng des
Reichstages drängten. Er habe durch den an Kurmainz abgeschickten Reicbs-
vlcekanzler diesem vorstellen lassen,* warum er unter den jetzigen Verhältnissen
einen Reichstag auszuschreiben nicht für nothig halte, und denselben auffordern
lassen, den Deputationstag nach Augsburg möglichst bald auszuschreiben, mit
der Versicherung, dass dort auch praeliminariter von dem gehandelt werden
solle, was zur Beförderung des Reichstages dienen könne, und dass er, wenn
er von den Reichsst&nden die Versicherung erhalten würde, dass man ohne Weit-
läufigkeit zum Reichstage gelangen konnte, einen solchen alsbald ausschreiben
wolle. Kf. möge den Standen, welchen jene Einbildung gemacht worden, als
wolle er ihnen das jus suffragii nehmen und dem Reichstage entfliehen, diese
Gedanken benehmen und sie versichern, dass, wenn jener Deputationstag nur
wenige Monate im Schwange sein werde, so dass der Kaiser zuverlässiger be-
stimmen könne, auf welchen Termin der Reichstag anzusetzen sei, er es an
der Ausschreibung eines solchen nicht werde ermangeln lassen.
>) S. oben S. 34 das Schreiben des Kf. an Kurmainz vom 14. Mai 1661.
Digitized by
Google
DepntatioDstag und Reichstag. 39
dasB derselbe alle seine actiones zu Solidierang ihres beiderseitigen Inter-
esses dirigiere, so werde auch er selbst nichts unterlassen, was zu diesem
Zweck immer mehr würde erspriessen können.
Kurfürst Johaon Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. St Martinsburg 15. Juni 1661/)
[Bereitwilligkeit die Sicherheit des Reiches aurrechtzaerhalteo and dem Kf. za 15. Jaoi.
assistieren, die Rheinische Allians.]
Er hofft nicht, dass jemand von den Auswärtigen das Vaterland zu
beunruhigen beabsichtige, sollte es geschehen, so wird aach er mit Rath
oiid That zu allem beitragen, was zu dessen Abwendung dienen könne, er
wird nicht ermangeln, deswegen mit dem Kf. zu commnnicieren, und wenn
dieser selbst wider den Reichsfrieden angefochten werden sollte, ihm nach
aller Möglichkeit, wie er es auch von ihm reciproce erwarte, wirklich zu
assistieren. Gerade zur Erhaltung des Friedens hat er, bis man sich auf nächst-
künfrigem Reichstage einer allgemeinen Garantie und Reichssecurität ver-
gleichen möge, die zwischen ihm und anderen Kronen und Reichsständen
aufgerichtete Allianz für das beste und sicherste gehalten und daher auch
bisher dabei als einem in dem Friedensschluss und den Reichssatzungen ge-
gründeten und zu niemandes Offension, sondern allein sich wider alle un-
billige Gewalt zu schlitzen angesehenen Mittel beharrt.
Instructio, wonach sich unsere ....ClausErnstv. Platen
and Raban v. Canstein bei der zwischen uns und K. Cölns
Ld., auch denen fürstlichen Häusern Braunschweig und Hessen
in der Stadt Co In angesetzten Conferenz zu achten.
D. Cleve 20. Juni 1661.
[Peststellang der Garantie. Kf. ist nicht geneigt, der Rbeiniechen Allianz bei-
zatreten.]
Zweck der Zusammenkunft ist zu überlegen, wie der im Reich erlangte 20. Jaoi.
Friede erhalten, insonderheit die von jenen Fürsten dem Kf. angebotene
0 Auf ein Schreiben des Kf vom 4. Juni, in welchem dieser in der Haupt-
sache die in dem Schreiben vom 14. Mai (S. 34) ausgesprochenen Gedanken
wiederholt hatte.
^ Karcöln, die drei Herzoge von Braunschweig and die zwei Land-
grafen von Hessen hatten (18. Mai 1661) den Kf. zur Beschickang einer Zu-
•ammeDkunft in Goln am 14./24. Juni, worüber auch schon Graf Fürstenberg
in Berlin (s. oben S. 35 f.) verhandelt hatte , eingeladen. Es erschienen dort als
Digitized by
Google
40 1* VerhandlangeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Garantie prästiert and auf einen gewissen Fuss und richtigen Stand ge-
bracht werden könne.
So haben unsere Abgeordnete sich dann über die Particularitäten
mit denselben zu vernehmen. Da dann dahin zu sehen ist, dass diese
Guarantie:
1) auf den Münsterischen, Osnabrückschen und dann auch den
Olivischen Frieden gerichtet werde,
2) dass alle unsere im Reiche belegene Lande, dabei sie auch,
dass diese auf Preussen extendiret werden möge, zu urgiren und
zu remonstriren, dass daselbst nichts angefangen werden könnte,
welches nicht endlich das Kömische Reich mitimpliciren wtlrde,
3) dass anjetzo festgestellet werde insgemein, es sollte einer dem
anderen getreulich gegen alle diejenigen, so etwan gegen den auf-
gerichteten Friedenschluss den andern vergewaltigen würden, eine
mutuelle und reciproque würkliche Assistenz nach jeden Vermögen
leisten und auf jedesmaliges Erfordern dieselbe prästiren. Was aber
die Particularitäten ratione modi, temporis, quanti, directorii und der-
gleichen angehet, darüber können sich unsere Abgesandte mit den
anderen vernehmen, doch darin nichts schliessen, sondern alles zur
Hinterbringung an sich nehmen. Sollten aber die Abgeordneten —
sofort auf die Frankfurtische AUiance und dass wir uns darinne mit-
begeben möchten, kommen und zu vernehmen geben, dass sie ausser
derselbigen sich zu keiner anderen Versicherung verstehen wollten,
so haben die Abgeordnete anzudeuten, dass wir die Frankfurtische
Allianz — an ihren Ort gestellet sein Hessen. Nachdem aber diese
jetzige Zusammenkunft wegen der nicht namens der sämtlichen Al-
liirten, sondern S. Churf. Dchl. zu Cöl n, des Fürstl. Hauses Braun-
schweig und Hessen angebotenen Guarantie und auf diese Erbietung
veranlasst worden, so müsste da nur dasjenige, wesshalb diese Bei-
einkunft angestellet, alhier in Abhandlung kommen.
Ob nun diese Guarantie vermittelst einer AUiance mitE.Cöln —
Braunschweig und Hessen zu stände gebracht werden sollte, das
könnten wir endlich geschehen lassen, jedoch haben unsere Abges.
hierbei allemal in Acht zu nehmen, dass nichts hierin geschehe, so
Bevollmächtigte Knrcolos Graf Franz Egon von Fürstenberg und Dr. Alden-
hoven, der drei braanechweigischen Herzoge Dr, Wi tte, von Hessen-Cassel Ge-
heimerratb Pagestecher, von Darmstadt war in Folge des plötzlich (11. Juni)
erfolgten Todes des Landgrafen Georg die Zasammenkunft nicht beschickt
worden. 8. über dieselbe Köcher 1 8. 300ff.
Digitized by
Google
Zusamtuobkuuft zu Cölo. 41
der Eaiserl. Maj. zugegen oder dem mit derselben habenden Bund-
nttss abbrttchig sein könnte. Auch können sie wohl bei Gelegenheit
vor sich den Abgeordneten zu verstehen geben, warum wir zu Ein-
tretung in die Frankfurtische Alliance uns nicht verstehen könnten:
1) dass uns selbige, wie sie eingerichtet ist, unbekannt,
2) darnebenst unwissend, ob alle und jede der Alliirten gemeint
wären sich mit uns zu setzen und auf was Maasse, und ob auch wir
dasselbe zu thun vermöchten.
3) Könnten wir nicht umhin hierbei anzuführen, dass wir bei
dieser Frankfurtischen Alliance nicht die Begegnung empfangen, so
sich billig wo nicht in respect unserer Person, doch in Ansehung, dass
wir von ihnen invitiret gewesen und den Tractaten bis bald zum
Ende beiwohnen lassen, gebfihret — — da dann uns billig be-
denklich sein mttsste, in ein solches Bttndniss, dabei wir dergestalt
tractiret worden, einzutreten und gleichsam ein Acccssorium zu sein.
Mit vorgenannten Chur- und Fürsten, wie auch anderen unsren Mit-
ständen aber wären wir bereit absonderlich — Defensivbündnis ein-
zugehen. — —
Sollte man nun auf anderer Seite blos bei der Eintretung in die
Frankfurtische Alliance bestehen bleiben, so haben unsere Gesandte
zu vernehmen, wie und auf was Maasse solches geschehen solle und
könne, auch was darunter vor conditiones vorgeschlagen werden
wollen, wie nicht weniger, was vor Sicherheit die Abgeordnete wegen
Schweden und Frankreich geben können, und diesen Punkt end-
lich ad referendum annehmen, doch dabei fügen, dass nicht ihrerseits
fernere Communication gänzlich benommen und abgeschnitten werde.
Im übrigen kann wohl discoursweise, und wann dazu Anlass ge-
geben würde, wegen der Schweden Vornehmen, imgleichen der Tür-
kengefahr halber sich mit den Abgeordneten vernommen werden, und
wann darbci des Deputation- und Reichstages halber von ihnen etwas
moviret wird, darin ist denselben unsere Intention bekannt.
Protocollum gehalten zu Colin ani Rhein den 28. Juni a. 1661.
In der Proposition der Kar- nnd Fürstlichen Gesandten wird al8 28. Jaoi.
Zweck der Zusammenkanft bezeichnet, alles, was ad conservationem pacis
in irnperio et manatentionem instromenti pacis immer dienlich, zq befördern
and danavh za trachten, wie man diesen gemeinsamen Zweck erreichen
könne.
Digitized by
Google
42 !• VerhandluDgeD wegen der Garantie des Friedens etc.
Die K.braDdenbargischen erinnern dagegen daran, dass K. Cöln
and die anderen durch besondere Abschickung dem Kf. die Garantie angeboten
und dass er dieselbe angenommen hätte, dass es also nnr darauf ankomme, dass
diese Garantie recht eingerichtet werde. Das ganze Werk bernhe darauf,
dass man sich zusammensetze, einer dem andern die Hand biete, Kf. meine,
solcher Zweck könne erreicht werden, wenn er sich mit E. Cöln, den Häu-
sern Braunschweig und Hessen verbinde, dass einer dem andern mit
allen Kräften und Mitteln assistieren solle, er hoffe, dass man bereit sei, auch
Preussen mit in die Garantie aufzunehmen. Die K.Gölnischen, Braun-
schweigischen und Hessischen erwidern darauf: 1) betreffend die zu
Berlin offerierte Garantie, hätten ihre Principalen dahin gezielt, dass des
Kf. Lande im Reiche sichergestellt und die Krone Schweden auch ver-
sichert bleiben möchte, dass ihre Reichslande ex instrumento pacis auch
befreit und die oceupierten Plätze restituiert werden, und also die Reichslande
und negotia von den auswärtigen separiert werden möchten, und hätte man
diese Separation durch eine absonderliche Declaration genug zu erkenueo
gegeben, worauf aber keine Gegendeclaration vom Kf. erfolgt wäre. Weil
aber der Friede zuOliva nachgehends geschlossen und exequiert wäre, so
wäre nicht unbillig zu sagen, dass die Sache in anderen Stand gekommen.
2) soviel die nähere Znsammensetzung mit K.Göln, Braunschweig
und Hessen betrifft, hielten sie, weil diese Zusammeuschickung mit Vor-
wissen ihrer Alliierten geschehen, für diensämer und hätten Befehl zu verneh-
men^ ob Kf. nicht beliebig wäre, sich mit den gesamten Alliierten in nähere
Zusammensetzung zu begeben, und könnte man alsdann de particularibus
weiter reden. Wenn mit ihren Principalen und den Alliierten eine nähere
Zusammensetzung geschehe, würde dadurch die Garantie wirklich befördert
und der Weg zur allgemeinen Reichsdefension gelegt werden.
Die K. brandenbnrgischen setzen die Veranlassung wegen der
Garantie weitläufiger aus einander, es sei Kf. eine Garantie in gemein, nicht
aber auf Execution des Friedens angeboten worden, dahin gerichtet, dass
Schweden im Reich sowohl damals als später nichts anfangen und
dass Kaiser und Kf. desshalb gesichert sein möchten. Diese Zusammen-
kunft sei bloss zur Garantie angesehen und solche zwischen ihnen bisher nur
allein tractiert worden. Ob Kf. sich mit andern Alliierten verbinden könne,
dazu wären sie nicht instruiert, Kf. wüsste auch nicht, ob alle Alliierten sich mit
ihm setzen wollten und auf was Weise und Maass solches geschehen sollte.
Des Kf. Meinung gehe dahin, sich mit K.Cöln, ß raunschweig und
Hessen dergestalt zu setzen, dass einer gehalten sein solle den andern
bei dem Münsterscben und Olivischen Friedensschluss zu schützen. Dieses
könne gar wohl salvis aliis foederibus geschehen.
Die K.Gölnischen, Brannschweigischen und Hessisch en: Bei
der Garantie habe man auf den Olivischen Frieden keine Reflexion gemacht,
sondern denselben vielmehr von den Reichsnegotiis separiert. Kf. habe in
einem Schreiben vom 3. Juni 1660 den Zweck der Zusammenkunft also
berahmt, dass der Friede im Reiche erhalten werde. Dieser Zweck könne
Digitized by
Google
ZasammeDkanft za Gölo. 43
iiicbt sowohl durch particalier, als dorch gemeine Zasammensetzang erreicht
werden. Anf eine Particulierconfoederation seien sie nicht instruiert, das Ab-
sehen ihrer Principalen sei nur darauf gerichtet, wie die Generalgarantie
könnte stabiliert werden, das könnte am besten geschehen durch die Alliance,
die sie schon hätten, wenn Kf. sich mit hinein begeben wolle. Vermöge
ihrer Instruction könnten sie erklären, dass keiner der Alliierten sich von
solcher Zusammensetzung mit K.Brandenburg alieniert bezeige.
Die K brandenbnrgischen können nicht einräumen, dass man bei
der Garantie nicht das Absehen auf den Olivischen Frieden sollte genom-
men haben. Wegen Eintretung in die Frankfurter Alliance, wiederholen
sie, seien sie nicht instruiert, sie wüssten nicht, ob Kf. in dieselbe werde
eintreten können, 1) weil demselben die Contenta niemals in forma commu-
niciert,
2) in dem, so dem Kf. vorgekommen, hätte man gesehen, dass viele
von des Kf. Landen darin ansgesetzet,
3) weil dieselbe mit allerhand beschwerlichen Conditionen für Kf. an-
gefüllt wäre,
4) weil Kf. bei selbiger Alliance unbillig behandelt worden wäre.
Dazu ginge die ganze Allianz auf den Dänischen Krieg, so sich nun
ganz geändert, und würden also ganz andere conditiones erfordert werden.
Continuatio, Cöln 29. Juni 1661.
Die K. Cölnischen, Braunschweigischen und Hessischen wün'29. Jani.
sehen , weil die comitia dazu dienen könnten, dass daselbst von Bestäti-
gung des Friedens und der Generalgarantie etwas abgehandelt werde,
des Kf. Meinung, wie dazu zu gelangen, zu vernehmen, und ob die K.
brandenburgischen über die gestern vorgewesenen Punkte, in specie wie
man sich mit den gesamten Alliierten näher setzen könnte, sich ferner ver
nehmen lassen wollten.
Die K.Brandenburgischen: Kf. habe dem KLaiser die Nothwendig-
keit der comitia vorgestellt, namentlich, dass derselbe ohne diese seine de-
sideria wegen der Assistenz gegen den Türken nicht erhalten werde, Kf.
werde bei dieser Intention verharren, hoffe, der Kaiser werde sich zu den
comitiis verstehen. Es wäre darauf zu sehen, dass dann dort etwas nütz-
licheres pro imperio, als bisher geschehen, möge verrichtet werden, vor allen
Dingen müsste der punctus securitatis publicae vorgenommen und müsste da-
nach getrachtet werden, dass man mit besserer Conformität in consiliis auf
solchem Reichstage erscheine.
üeber den Punkt wegen näherer Verbindung mit den sämtlichen Alli-
ierten könnten Gesandte, da es ihnen an Instruction mangele, nur an Kf.
berichten. Es würde ihnen lieb sein, wenn man ihnen an die Hand geben
wollte, wie und auf was Maasse die Verbindung mit den sämtlichen Alliierten
werkstellig gemacht werden könnte, sie wollten es dann dem Kf. referieren.
Die anderen erklären, am folgenden Tage darauf antworten zu wollen.
Digitized by
Google
44 1* VerhaudluDgen wegen der Oarantie des Friedens etc.
3. Congressus, 30. Juni 1661.
.'iO. Joni. Die K. Cölnischen, B rannschweigischeii and Hessischen
verlesen eine scbriftliche Erklärung, sie könnten nicht einsehen, wie die
angebotene Garantie auf den Polnischen und Olivischen Frieden und dessen
Garantie ausgedeutet werden könne. Ebenso wenig könnten sie begreifen,
dass man auf K.brandenburgiseher Seite dafür halten wolle, dass was
zwischen dem Kf. und ihren Frincipaleii vorgegangen, blos in ihrem und
nicht zugleich auch ihrer Mitalliierten Namen geschehen wäre. Weil die K.
brandenburgischen Gesandten nur instruiert seien, mit den schickenden Kur-
und Fürsten allein sich in einen näheren Verein einzulassen, uud zwar der-
gestalt, dass man Ef. auch bei dem Olivischen Frieden garantieren solle,
sie ihrerseits aber nur instruiert seien, im Namen der sämtlichen, diese Ab-
Schickung mit concernierenden Alliierten auf das Fundament des Tentschcu
Friedensschlusses mit Kf. über eine nähere Zusammensetzung zu handeln,
sonderlich dn Ef. in die mit anderen schon habende SamtalUanz miteinzu-
treten inclinieren sollte, auf welchen Fall man auch wohl sich getraue dieje-
nige Oifficultät, welche von selten Pfalz Neuburgs wegen dessen Exclusion
aus dem Olivischen Frieden gemacht werde, aus dem Wege zu räumen, so
werde es für diesmal darauf ankommen, dass mau beiderseits referiere. Sie
erklären, die Eröffnung, dass keiner von den Alliierten mit Kf. sich zu
verbinden abalieniert sei, hätten sie nicht ex commissione, sondern nur für
sich gemacht. Wenn Kf. sich resolvieren sollte, sich mit sämtlichen Alliieiten
einzulassen, so könnte dieses doch keineswegs so blosser Dinge durch Ein-
tretung in die Frankfurtische Allianz geschehen, zumal da dieselbe nicht auf
des Kf. jetzigen Estat proportioniert wäre, sie stellen den K. brandenbur-
gischen Gesandten anheim, ob dieselben sich in dem Allianzrecess ersehen und
mit einigen Erinnerungen, was Kf. circa roodum et conditiones etwa de-
siderieren möchte, um davon zugleich zu referieren, an die Hand gehen
möchten. Ueber die Frage, ob inzwischen, wenn einige tnrbae dem Kf.
zuwider erregt würden, ihre Principalen demselben zu assistieren gemeint,
werde man referieren. Da ihren Principalen auf diese und vorige Ezpecto-
rationen wohl anliegen wird, eigentlich zu wissen, ob Kf. auch mit den übri-
gen Alliierten sich zu vereinigen Belieben trage, welche Resolution, da Kf.
in der Nähe sei, bald eingeholt werden könne, so stehe zu der K. branden-
burgischen Gesandten Gutfinden, ob sie vermeinten, dass man in Erwartung
dessen noch etwas an diesem Ort zu subsistieren habe, oder nicht.
Wegen des Reichstages stellen sie zu bedenken , ob nicht abzuwarten
sei, bis der R.Vicekanzler zu K.Mainz komme, um zu sehen, ob der-
selbe desfalls einige Commission habe , und hernach auf ein Ezpediens zu
gedenken, wie der Reichstag könnte befördert werden.
Die K. brandenburgischen bitten um Communication der schrift-
lichen abgelesenen Erklärung, die Frage wegen der Garantie wollten sie,
da sie die Akten nicht bei sich hätten, anstehen lassen, ebenso ob, wie
jene behaupten, was früher und jetzt geschehen, nomine aller Alliierten ge-
Digitized by
Google
ZnsammeDknnft zo Cöln. 45
schehen sei, Kf. sei der Meioangy dass er blos mit den Principalen der Ge-
sandten zu thon hätte, sie hätten anch bei jetziger Conferenz icein anderes
Crediti? gehabt. Den Pnukt wegen Verbindung mit sämtlichen Alliierten
müssten sie, da sie daraof nicht instruiert seien, ganz zu des Kf. Resolution
stellen, hielten auch dafür, dass man sich deswegen hier nicht aufzuhalten
habe, es sei eine Sache von hoher Importanz, Kf. werde sich darin nicht
so geschwinde resolvieren, wenn es zu Tractaten käme, so müssten sie da
geschehen, wo alle Alliierten wären.
Darauf Schlnss der Conferenz»).
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cleve
9. Juli 1661.
[auf das Schreiben vom 15. Juni. Dank für die zugesagte Assistenz.
Abwendung der Turkengefahr.]
Dank dafür, dass K.Mainz sich ihm gegenüber besonders zu even- 9. Juli,
tueller Assistenz erboten habe, er versichert, dass anch er auf begebende Fälle
ihm solche leisten werde, ersucht ihn zugleich zu allem beizutragen, was
zn Abwendung der Türkengefahr gereichen könne, namentlich verhüten
zu helfen, dass dem Türken nicht durch allzu langsame consilia und An-
stellung Gelegenheit zur Ausführung seines blutdürstigen Vorhabens gege-
ben werde').
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 10. Juli 1661.
[auf die Schreiben vom 14. Mai und 14. Juni. Karf. will des Kaisers loteotion
befordern, die meisten Reicbsstände aber verlangen den Reichstag.]
— Gleichwie ich nun bisher mich allemal^beflissen E. Kais. M. lO. Juli.
desideria und bestes, so viel an mir, zu befördern, also werde ich
') Aach von dem Verlauf dieser Zusammenkunft giebt Kf. dem Kaiser (d.
Cleve 9. Juli 1661) Nachricht.
*) Knrmainz in seiner Antwort (d. Mains 1. August 1661, abgedruckt in
Diarium Europ. VII S.377, Londorp VIII S. 774), weist daraof hin, vor
allem müsse die gemeine Securität des Reiches festgestellt werden, dieses könne
aber nicht auf einem Deputations-, sondern nur auf einem Reichstage geschehen.
Wenn der Kaiser eich zur Wiederbernfong desselben entschliessen sollte, könnte
dort nicht nnr gegen den Türken von selten des gesamten Reiches assistiert,
sondern auch sonst im Reiche gute Ruhe erhalten werden. Darauf erwidert Kf.
(d. Cleve 15. August 1661, Diarium Europ. VII S.411. Londorp VIII S. 783),
ihm sei gleichgültig, ob Deputations- oder Reichstag, wenn nur der Zweck er-
reicht werde, und stellt Kurmainz aoheim, ob nicht dem Kaiser zn willfahren
Digitized by
Google
46 1- VerhaDdlangen wegen der Garantie des Friedens etc.
ferner nicht unterlassen, dasjenige willig beizutragen, was zu Errei-
chung E. Kais. M. guten Intention diensamb sein wird. Wiewohl —
die meisten Reichsstände nochmals die Beschleunigung des Reichs-
tages treiben, die Deputation und deren Transferir- und Fortstellung
decliniren und den Reichstag vor das bequemste und zulänglichste
Mittel halten, dadurch E. Kais. M. nicht allein gegen den Türken
mit einmütiger Zusammensetzung unter die Arme gegriffen, sondern
auch der Friede und die Securität im Reich erhalten werden könne. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 25. August 1661.
[Termin ffir den Reichstag, vorher soll die Beichsdepntation in Augsbarg 20-
eammentreteu, Rf. sich am K. Mainz's Einwilligang bemühen.]
25. Aag. — Nachdem mir nun von unterschiedlichen Ständen die Nach-
richt als von E.Mainz ') die Erklärung eingelanget, wann ich den
Reichstag auf einen gewissen Termin ausschreiben würde, dass dadurch
alles höchstschädliche Misstrauen verhütet bleiben — und das Reich
durch Feststellung des Puncti securitatis bei Fried und Ruhe bestän-
dig conserviret, ich aber wider den Türken mehrer und gewisser
Hülff versichert sein und benebens den Rücken auf allen Fall frei
haben würde — Also bin ich entschlossen und im Werk begrififen,
mich durch meinen R.Vicekanzler, wann anders Ew. und der übrigen
Kurfürsten LL. dero erforderten Consens dem Herkommen nach darzu
zu ertheilen kein Bedenken haben werden, mich dahin vernehmen zu
lassen, dass ich den Reichstag gegen den 1. Octobris schierst künf-
tigen 1662 Jahres nacher Regensburg unfehlbar und zu rechter Zeit
auszuschreiben erbietig sei, jedoch mich zu Ihr. Ld. hinwiederumb
gänzlich versehe, sie würden dero mehrmaligem Erbieten und Ver-
sprechen zufolg die Sache wegen Translation des Deputationstages
and der Anfang und praeparatorium zu einem besseren Grande auf dem Depa-
tationstag zu legen sei, weil doch mit dem Gontradicieren schon viele Zeit ver-
gebens verlaafen sei und leicht noch so viel verstreichen könne.
1) S. das ausführliche Memorial desselben (d. Mainz 30. Juli 1661, gedruckt
Londorp VIII S. 772 ff.); in welchem er entsprechend der ihm von Frankreich
ertheilten Weisung (s. Guhrauerll S. 309) nachzuweisen sucht, dass eine Ver-
legung der Beichsdeputation unstatthaft sei, und zum Schluss äussert, alles
Misstrauen werde verhütet und die Stünde bei guter Affection und Treue gegen
den Kaiser erhalten bleiben, wenn sich derselbe darüber erkläre, in welcher
Zeit er den prorogierten Reichstag fortsetzen wolle.
Digitized by
Google
Reichstag und Deputationstag. 47
dahin Hebten^ dass allerseits deputirte Stände sich mit dem förder-
lichsten nacher Augspurg — begeben und diejenige Remissa, so ver-
mog jQngsten Reichsabschieds praeparatorie ausgemacht werden sollen,
daselbst unverlangt an die Hand nehmen.
Kf. möge ihm seine Gedanken darüber eröffnen, wenn er gegen die
Ausschreibung des Reichstages kein Bedenken trage, seinen Consens er-
theilen und anch K.Mainz dazu zu disponieren helfen').
Herzog Christian Lndwlg von Braunschweig und Lüneburg
an den Kurfürsten. D. auf unserm Jagdhause Fuhrberg
4./[14.] November 1661.0
[AnküDdigiiDg der EotsendiiDg von Bevollmächtigten za CoofereDsen aber den
Elbhandel.)
Ew. Ld. wird zweifelsfrei annoch in gutem Andenken ruhen, 14. Nov.
wasgestalt ohnlängsthin , da wir Ew. Ld. sehr angenehmen Gegen-
^) Kf. in seiner Antwort (d. Gleve 9. September 1661 , gedruckt Diarium
Enrop. VII S. 445, LondorpVIII 8.786) ertheilt seinen CoDsens und seigt
tto, dass er an Knrmains dem Wunsche des Kaisers gemäss geschrieben habe.
Das Schreiben au Kurmainz (Diarium Europ. VII S. 447. Londorp VIII
S. 786) ist von demselben Datum, ebenso Schreiben an die anderen Kurfürsten,
deoen Abschriften jeuer beiden Schreiben mitgetheilt werden. Kurmains er-
widert dem Kf. darauf (d. Mainz 17. September 1661, Diarium Europ. VII
S. 460. Londorp VIII S. 786), dass er mit der Berufung des Reichstages einver-
standen sei und seinen Conseus dazu ertheilt habe, dass er sich aber zu der
Verlegung der Reichsdeputatioa ausser anderen Gründen schon desshalb nicht
ferstehen könne, weil die zu Frankfurt anwesenden Reichsdeputierten darein
nicht willigen wollten. In ähnlicher Weise, unter Berufung auf den Widerspruch
Ton Kurmainz und der anderen Mitglieder der Deputation zu Frankfurt lehnt
Ku reo In die Verlegung ab, während Kurpfalz, Kurtrier, Kursachsen und
Kurbaiern ebenso wie Kf. sich einfach zustimmend zu den kaiserlichen Vor-
schlagen erklären und darauf nochmalige aber ebenfalls vergebliche Versuche
machen. Kurmainz umzustimmen s. die Correspoodeoz darüber Londorp VIII
S. 789ff^ vgl. Grössler S. I7ff.
^ Infolge der Zolle und anderweitigen Belästigungen, welche Hamburg dem
Handel, namentlich mit Holz und Getreide, auf der Elbe auferlegte, hatte Kf.
mit dem Herzoge Christian Ludwig von Celle Verhandlungen angeknüpft,
um den Eibhandel aus seinen Landen, statt nach Hamburg, auf der Südelbe
cach Haar bürg zu leiten. Sohon am 26. September 1661 war auf einer Con-
ferenz der beiderseitigen Bevollmächtigten zu Haar bürg eine Convention darüber
vereinbart worden. Nachdem dai n Kf. auf der Ruckreise von Cleve nach Berlin
mit dem Herzoge, den er unterw« gs besuchte, die Angelegenheit persönlich be-
sprochen hatte, sandte dieser Mitte November die Geheimen Kammerräthe Bodo
Digitized by
Google
48 1« VerhandlQDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
wart zu geniessen und uns mit deroselben — zu besprechen die Ehre
gehabt, unter anderen die Abrede genommen, dass wegen der be-
hauptenden freien Schiffahrt und Handlung auf dem Eibstrom und
Ratification des derobehuf in unser Stadt Haarburg errichteten Re-
cessus eine Conference einiger aus Mittel unser allerseits Geheimen
Räthe angestellet und sodann desfalls ein endlicher Schluss gemachet
werden sollte.
Er wird daher seine dazu bereits deputierten Geheimen Räthe in weni-
gen Tagen nach Berlin schicken.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zell 6./[16.] November 1661.
ICreditiv fär B. v. Gladebeck za besonderen vertraulichen Unterhandlangen.)
16. Nov. Nachdem ich zu der mit Ew. Ld. Geheimen Ministris der Haar-
burgischen Handlung halber anstellender Communication meinen Geh.
Cammerrath, den von Gladebeck, deputirt und abgefertiget, so habe
ich demselben zugleich befohlen, dass er sich bei dieser Gelegenheit
k part bei Ew. Ld. unterthänigst anmelden und meine zu deroselben
tragende — Affection und Confidence mit mehrem contestiren, auch
flir die mir neulich gegönnete Besuchung gebührenden Dank abstatten
und danebenst eine und andere Eröffnung thun solle. — — Zwei-
fele *) nicht, Ew. Ld. werden bei unter uns abgeredete Sachen und
deroselben wohl bewusst beständig beharren, deswegen den Monsieur
Gladebeck meine Meinung Dero entdecken wird. Hoffe bald die
Ehre zu haben E. Ld. auf der Reiherbeize hinwieder aufzuwarten
vermöge genommener letzter Abrede.
Relation Bodo v. Gladebeck's an Herzog Christian Ludwig
von Brannschweig und Lüneburg. D. Berlin 20./ [30.] Novem-
ber 1661. (Hannoversches Archiv.)
IVerbaDdluDgen mit dem Kf. und dessen Ratheo wegen Eintritts in die Bbei-
nische Allianz.]
30. Nov. Nachdem er dem Kf. das Handschreiben des Herzogs übergeben and
dieser daraus ersehen, dass er noch etwas ä part ihm ?orzabringen, hat er
V. Gladebeck und Heinrich Beseel za weiteren Verhandlangen nach Berlin,
and zwischen diesen and den vom Kurfärsten deputierten Qebeimenräthen Claus
Ernst V. Platen, Otto Qrote and Friedrich v. Jena wurde der Vertrag
vom 26. November/6. December 1661 (s. v. Morner 8.256) abgeschlossen, wel-
chen Kf. am 30. November/ 10. December, Herzog Christian Ludwig am
23. December/ 2. Januar ratificierte.
0 Die letzten Worte sind von dem Herzoge eigenhändig hinzugefügt.
Digitized by
Google
VerbaDdlangeD mit v. Gladebeck. 49
Dach der Tafel ihn alleiD wieder in sein Gemach gefordert. Als 61. hier aufs
neue ihn seines Herrn Freundschaft versichert und bemerkt, derselbe erin-
nere sich dessen, was zu verschiedenen Malen wegen des Eintretens des
Kf. in die Frankfurter Allianz vorgekommen, dafern Kf. meinte, dass
der Herzog hierzu cooperieren sollte, so möchte er es demselben ver-
traulich au die Hand geben, dankt Ef. dafür sehr höflich, und erklärt,
er vertraue auf des Herzogs freundliche Absichten, ^denn sie ihrestheils
kein ander Interesse als die Wohlfahrt des Rom. Reichs hätten, be-
gehrten auch von dessen St&nden nichts anders, als dass sie bei
demjenigen möchten guarantiret werden, was ihr das Instr. pacis
zueignete, — und obschon ihre consilia beschuldigt werden woll-
ten, als ob sie ganz von Oesterreich oder Spanien dependirten,
so solle ich jedoch meinem gn. Fürsten und Herrn — versichern, dass
sie weder kaiserlich, weder spanisch, weder französisch, weder schwe-
disch, sondern einzig und allein gut reichisch wären und für dessen
Freiheit alle ihre consilia und actiones dirigiren würden, es möchte
auch niemand glauben, dass sie an den Kaiser dergestalt attachiret
wären, dass sie nicht freie Wahl zu reden haben sollten, sie wären
imperatori zu nichts in der Welt obligiret als pro salute imperii und
dessen Defension, und wann Imperator diese Stunde etwas dagegen
anfangen würde, so wäre er der ärgste Feind des Kaisers, welches
er imperatori klärlich sagen und schreiben lassen, auch noch neulich
in puncto comitiorum solche remonstrationes gethan, dass er gewiss
yersichert, dass es keiner seiner Mitstände gethan hätte, er hätte sich
aber des Vertrauens, so Ih. Kais. M. zu ihm hätten, bedienet und
deswegen frei heraus geschrieben, wollte auch femer das Seinige
dabei thun. Das Bündnis') zwischen Oesterreich und ihm zielete
auf nichts anders als die Situation der Lande, dass weder Schlesien
noch Böhmen von den Schweden nicht könnte angegriffen werden,
sie mttssten denn zuvor sein Land berühren. Wenn nun imperator
den geringsten Widerstand leistete, die Schweden repoussirete oder
nicht alsobald in seinen Erblanden Meister werden liesse, so hätte
er das ganze theatrum belli wo nicht von beiden, so zum wenigsten
von einer Armee im Lande. Weil er nun doch in der äussersten
Gefahr seiner Ruin auf solche zutragende Fälle sitzen müsste, so
wollte er lieber mitspielen als zusehend das Seinige verlieren. In
Holstein hätte ihm zwar der Kaiser das Generalat über die ge-
0 Das Defensiv- und OffeDsivbäudDis vom 30. Jannar/O. Februar 1658 (v.
Möruer, S. 683 f.).
Haut, s. Getcb. d. G. Karfürstoo. XI. 4
Digitized by
Google
50 1* VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
samte coDJungirte Armeen aufgetragen, er hätte es aber niemals
pure acceptiren, auch nicht allerdings abschlagen wollen, sondern
hätte das Werk in solcher Balance gehalten, dass es zu nichts scha-
den und ihn nicht gar zu weit verbinden könne.
Mit den Kronen hätte er allezeit in beständiger guter Freund-
schaft gelebt .... Nachdem er aber mit Schweden brechen müssen,
hätte Frankreich auch seinen disgusto merken lassen, hätte mit Neu-
burg sich so arctissime gegen ihn verbunden, dass er genugsam seine
Intention gegen ihn verspüren können. Er hätte gar gute und ver-
trauliche Nachricht, dass Gravel zu Heidelberg dem Kurfürsten
zumuthen dürfen '), er solle der Allianz, so er mit ihm, Kf., gemacht,
renunciiren, oder sein König würde ihm alle Freundschaft aufsagen.
Nun würde ja das den deutschen Kur- und Fürsten zum höchsten
Präjudiz gereichen, wenn sie sich von den Kronen sollten fürschreiben
lassen, ob, wie und mit wem sie in Bündnis treten oder unter sich
verbinden sollten. Er hätte gegen Frankreich niemals das geringste
gethan, suchte auch noch nichts anders als seine gute Freundschaft,
hätte auch unter der Hand vertrauliche Nachricht, dass man am fran-
zösischen') Hofe erbötig, wann Kf. ihm, dem Gallo, einen Schritt
entgegen thäte, wollte man an Seiten Frankreich ihr gern drei ent-
gegen kommen; er hätte aber nichts gegen Frankreich gesündiget,
könnte sich derowegen auch nicht submittiren, sondern liesse sie in
Wachsen und Subsistenz, müsste ihnen trauen, so viel er könnte, und
würde im übrigen ihr guter Freund verbleiben. Mons. Budelweltz')
hätte etliche Mal herausgeschrieben und S. Chf. D. grosse contesta-
tiones gethan, als sie nun endlich bei dem Mons. Lionne weiter
nachfragen und sich gleichsam anmelden lassen, hätten sie eine solche
kaltsinnige Antwort bekommen, dass sich die Zeiten nunmehr geän-
dert, das Werk in einem andern Stand und anderwertig zu überlegen
wäre. Nun wollte der König in Frankreich alle consilia in dem
Römischen Reiche dirigiren und möchten doch die deutschen Kur-
und Fürsten selbsten bei sich erwägen, in was für Esclavität sie sich
und ihre Nachkommen stürzten. Er wiederholete nochmaln — dass
er kein spanisch, noch österreichisch, noch einiges ander Interesse
1) S. anten Abschnitt 2.
^ S. die Schreiben Wicqne forte an den Oberpräsidenten v. Schwerin
ürk. u. Akt IX S. 591 ff.
<) Podewiis, s. Urk. n. Akt. IX S. ö7b.
Digitized by
Google
VerbaDdloDgen mit v. Gladebeck. 51
als nur die Freiheit der freien Reichsstände fovirete — und hoffe
er noch zu erleben, dass endlich erkannt werden würde, dass die
Brandenburgischen consilia aufrichtig und zu des Reichs Besten ge-
meinet gewesen. Wegen Neuburg hätte er keine sonderliche Re-
flexion. £s hätte derselbe zwar seinen Rücken an Frankreich ge-
setzet, er getrauete aber der Oerechtigkeit seiner Sache und hätte
seine final Deduction herausgegeben, die er uns communiciren wollte,
und hätte sieder dem Neuburg acquiesciret und dagegen nichts ein-
wenden können. Er hätte seinestheils die ganze Sache dem Ghurfttrstl.
CoUegio zu dessen Interposition untergeben und könnte leicht er-
messen, wann unparteiisch darin verfahren würde, wie das Urtheil
fallen möchte. Es wären an Spanischer Seiten für diesem einige
Furschlage ins Mittel kommen, dass der Rhein die Grenze zwischen
ihnen beiden sein sollte, weil aber S. Churf. D. darbei gar zu viel
verloren und nichts als die Stadischen Guarnisonen in ihrem Lande
behalten hätten, so hätten sie diese Handelung ausschlagen müssen,
es wflrde ihr aber lieb sein, wenn das Churf. CoUegium je eher je
lieber die Sache reassumiren möchte. Es gaben S. Churf. D. nun zu
allem unparteiischen Nachsinnen, ob bei solcher Bewandnus sie sich
der Direction der auswärtigen Cronen gleichsamb unterwerfen und
ihr Interesse in dero Hand stellen sollten.*'
Als Gl. erwidert, auch die consilia des fürstl. Hauses zielten our darauf,
die jora statonm zu coDser?ieren uud die gace Harmonie im Rom. Reiche
ZD stabiliereD, keineswegs aber sich den auswärtigen Kronen zn unterwerfen
oder das Interesse in ihre Hände zu spielen, man könnte also mit Kf. gar
leicht sich vereinigen und würde nur die Frage sein, ob man sich denn
nicht in den mediis auch vereinbaren könnte, antwortet Kf., es sollte ihm
Belbiges nicht entgegen sein, aber in der Frankfurtischen Allianz wären einige
Dinge, darin er so pure nicht willigen könnte, weil er aber des Herzogs
gate Intention darin verspürte, so wollte er durch Dr. Jena, der in der
Harburgischen Sache mit ihnen negotiieren würde, auch dies Werk weiter
mit ihm überlegen lassen.
Den 21. Donnerstags eröffnet ihm Jena, dass er von Kf. Befehl l. Dec.
erbalten, mit ihm in Conferenz zu treten, wiederholt fast eben dasjenige, was
bereits oben angezeigt ist, giebt dabei aber zu verstehen, dass dem Kf.
das Frankfurter foedus gar zu weitläufig fallen würde, zumal die Interessen
gar zu wunderlich und divers, und solche Personen darin begriffen wären,
die vor diesem des Kf. Diener gewesen und mit denen er kein foedus machen
wurde, als insonderheit der Graf von Waldeck'). 61. erwidert, die
0 Graf Heinrich YII. von Waldeck hatte 1438 seinen Theil der Wal-
deckachen Lande dem Landgrafen Ludwig von Hessen so Lehn aufgetragen
4*
Digitized by
Google
52 1- VerhandluDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
anfängliche Intention dieses foederis sei gewesen, endlich und unter der
Hand das ganze Rom. Reich wieder in eine gute Harmonie zu setzen, wenn
man nur dem noch inhärierte, könnte das foedns nicht zu weitläufig seiui
Oraf Waldeck wäre nicht immediate, sondern mediate in demselben, so
dass Kf. weder mit ihm paciscieren noch schliessen dürfte, er hoffe, wenn
die anderen dubia des Kf. nicht wichtiger wären als diese jetzt movierten,
so würde man sowohl in modo als intentione einig werden.
3. Dec.' Den 23. neue Conferenz mit Jena. Derselbe erklärt, Kf. würde gern
mit allen Ständen des Reiches und sonderlich, wie zu Co In*) vorgekommen,
mit dem Hause Braunschweig, Hessen und anderen sich vereinbaren,
so absolut und ohne Restriction aber in die Frankfurter Allianz zu treten
würde er grosses Bedenken tragen, er hielte vielmehr dafür, dass, wenn die ob-
erwähnten Kur- und Fürstlichen Häuser nebst E. Pfalz in einem bestän-
digen Bündnis ständen, man der Auswärtigen nicht bedürfen, sondern ge-
gen Kaiser und Könige sich genugsam redoutabel machen könnte. Des
Kf. Verbindung mit dem Kaiser sei der Art, dass er sich auch mit an-
deren setzen könnte, wie er wollte. Gl. erwidert, separatim und exclusis
coronis noch zur Zeit im Rom. Reich beisammen zu stehen, wäre bisher
von vielen für impracticabel gehalten worden und deswegen sei noch neu-
lich die Frankfurter Allianz auf 3 Jahre extendiert worden'), wenn diese
verflossen und Kf. sich inmittelst mit hinein begeben, so würde sich als-
dann überlegen lassen, ob die Stände besser allein oder bei den Kronen
ständen, inmittelst wüssten sich die Alliierten keiner sonderlichen Direction
von den Kronen zu erinnern. Er bittet das Bündnis des Kf. mit 0 ester-
reich zu communicieren, ebenso wie es mit dem englischen geschehen
sei. Jena bemerkt darauf, ob es nicht bei den Alliierten zu erhalten sein
möchte, dass P reu SS en mit eingeschlossen werde. Gl. erwidert, das werde
wohl etwas hart halten, und wenn Kf. seine anfänglichen conditiones gar
zu schwer machte, würde es fast scheinen, als wenn es mit der Beitretnng
kein Ernst wäre. Jena hat hierbei so ganz alien von der Sache sich nicht
vernehmen lassen, sondern dahin gezielt, dass man nicht ganz abrumpieren
möchte, fragte aber nur für sich, ob man vermeinte, dass die gesamten
Alliierten mit des Kf. Eintretung einig sein würden, ob die Handlung eini-
gen Deputierten könne committiert und ob nicht auch K.Pfalz, als des Kf.
Mitalliierter, könne mit eingenommen werden. Gl. erwidert, an seinem
ond seitdem stand Waldeck zo Hessen in einem Lebnsverbaltnis , das frei-
lich mehrfache Streitigkeiten veranlasste, diese worden 1635 durch einen Ver-
gleich beigelegt, welcher auch in dem Westfälischen Frieden (XT § 14) bestätigt
wurde. S. Schulze, Die Hansgesetze der regierenden deutschen Färsten-
bäaser ni 8. 373 ff. Tgl. über die Aafnahme des Waldeckschen Haases in die
Rheinische Allianz and die zweifelhafte Stellung, welche es in derselben ein-
nahm, unten Abschnitt 7 die Relation G. v. Jena's vom 15./25. December 1665.
') S. oben S. 39 ff.
') Diese Erneuerung der Rheinischen Allianz war am 7. März 1663 erfolgt,
s. Köcher 1 S. 313 ff.
Digitized by
Google
YerbandluDgeD mit v. Oladebeck. 53
Hofe sei man der Meloong, dass Kf. allen angenehm sei, nnd wolle man
in diesem und den anderen Punkten zn unterbauen sich bemühen, wenn
man nur des Kf. beständiger Intention versichert wäre.
Den 27. Vormittags eröffnet ihm Jena des Kf. schliessliche Resolu- 7. Dec.
tion : dass er zwar in dieses jetzige Frankfurter foedus, wie dasselbe in sei-
ner Tollkommentlichen forma bestünde , nicht allerdings treten könnte , son-
dern er müsste für sich noch einige gewisse conditiones machen, er wäre
aber erbietig, nach Veranlassung des jetzigen foederis sich mit den Alliierten
zn setzen, er würde aber solchenfalls auch seinen Mitalliierten, den Kurfür-
sten Ton Pfalz, gern mit einnehmen nnd von selbigem sich nicht separiereu,
und er hoffe, dass dadurch die Allianz dergestalt verstärkt und verbunden
werden sollte, dass man die Wohlfahrt des Rom. Reiches auch ohne aus-
wärtige praeceptores endlich beobachten könnte, jedoch suchte er auch mit
den Kronen nichts anders als beständige Freundschaft zu halten. Sein foe-
dus mit Oester reich wäre er erbötig, auch das Original, zur Collation
zn commnnicieren , er verhoffte aber, der Herzog würde das Werk dabin
roesnagieren, dass etwa dem Fürstlichen Hause Braun schweig, Hessen,
Co In nnd anderen wenigen die Handlung aufgetragen werden möchte. Als
Gl. wünscht, mau möchte doch zu besserer Facilitierung des Werkes das
Frankfurter foedus durchgehen und etwaige desideria dabei mittheilen, ver-
langt J e n a Mittheiluog eines Exemplares des foedus und bemerkt, Kf. werde
sich nicht gern einigem Directorio unterwerfen, sondern lieber sehen, dass
man ganz keines Directorii Erwähnung thäte, ferner Kf. würde nicht mit
Gravel als Oesandten, sondern lieber mit dem Könige selbst unterschrei-
ben, dafem der König auch nur wegen des Elsass darin wäre, würde Kf.
ihm nicht cedieren. Gl. erwidert, wenn die übrigen Erinnerungen von kei-
ner grösseren Wichtigkeit als diese beiden wären, so würde dem Werk
leiobtlich zu helfen sein, wegen KPfalz werde sein Fürst kein Bedenken
tragen, er fürchte aber, dass von Hessischer Seite solches werde diffi-
cultiert werden^), Jena erwidert, erhoffe nicht, dass es sich daran stossen
werde, das Werk werde sich appaisieren, K. Pfalz habe es in des Kf.
Hände gelegt.
1. December. Gl. fragt Jena, ob man das Frankfurter foedus nichtll. Dec.
durchgehen und ihre monita vernehmen möchte, zumal er aus dem Cöl-
nischen Protokoll ersehen, dass es den Ihrigen daselbst zugestellt sei. Jena
erklärt, diese Akten seien noch nicht angekommen, und als Gl. sich er-
kundig^, ob einige Bedenken dabei wären, vermeint er, man müsste ihrer-
seits erst wissen, ob die gesamten Alliierten Kf. admittieren wollten, eher
könnte er sich keiner sonderlichen Conditionen vernehmen lassen.
3. December besucht Gl. wieder Jena, dieser erläutert des Kf. Er- 13. Dec.
klärung dahin, dass Kf. in die jetzige Allianz nicht eintreten würde, sondern
erbötig sei, mit den gesamten Alliierten sich zu setzen, die Articul aus der
1) üeber die Zwistigkeiten zwischen Kar p falz und Hessen 8. die Bin-
leitoog zu Abschnitt 2.
Digitized by
Google
54 1- VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
Allianz darchzageben nnd daraus sich zn verbinden. Was er jenesmal von
Französischer Subscription und dergl. erwähnt, würde keine sonderliche
Difficnltäten haben, es müsste zuförderst diese quaestio an von den Alliierten
resolviert werden, so würde Kf. sich wohl zur Billigkeit weisen lassen, er
würde aber E. Pfalz nicht verlassen und Preussen gern mit einge-
schlossen sehen. Gl. erwidert, die Prenssische Condition würde schwerlich
bei allen Alliierten zu erhalten sein und also fast allein capabel sein, das
Werk zu hindern, er wollte nicht hoffen, dass Kf. darauf bestehen würde.
Jena erwidert, sie wollten Polen und Moskau excipieren, wenn sie nur
wegen Schweden und dessen Beifall gesichert wären, wiewohl sie sie eben
nicht gross fürchteten. GL erwidert, er könne dazu keine Hoffnung machen.
14. Dec. 4. December berichtet ihm Jena, dass er mit dem Kf. geredet, der-
selbe bliebe beständig bei der Preussischen loclusion. Gl. fragt, ob sie
zur Handlung wohl jemand nach Frankfurt schicken würden, jener ver-
neint es.
15. Dec. 5- December redet Gl. mitCanstein, dass er nicht glaube, dass die
Preussische Inclusion zu erhalten wäre. Jener erwidert, Kf. bestände
zwar darauf, wenn man aber im übrigen richtig wäre, würde sich dieses
wohl finden, man möchte nur nicht die Hand abziehen. Der Fürüt von
Anhalt war beim Abschied derselben Meinung und erbot sich zu aller
Cooperation.
Der Kurftlrst an Herzog Christian Ludwig von Braunschweig
und Lüneburg. D. Cöln a, d. Spree 2./[12.] December 1661.
[Recreditiv für v. Qladebeok.]
12. Dec. Als Ew. Ld. nebenst der bekannten und nunmehro abgehandelten
Harburgischen Sache dero Geh. Cammerrath, dem von Oladebeck,
absonderlich und k part befehligen wollen, mich nicht nur Ew. Ld.
beständigen — Affection und Confidence zu versichern, sondern auch
in andern publicis einige vertrauliche Eröffnung zu thun, so habe ich
bei verstatteter absonderlichen Audienz von ihm solches alles wohl
eingenommen, daraus Ew. Ld. gegen mich und unser allerseits ge-
meines Vaterland tragende Affection, Vorsorge und Vigilanz mit
grossem Vergnügen und erfreulich verspüret, und mich gegen ihn,
den von Gladebeck, in eigener Person auch sonsten dergestalt er-
kläret, dass E. Ld. aus dessen Relation meine für deroselben und
dero löbliches fürstliches Haus, auch für allerseits des H. Römischen
Reichs Glieder Wohlfahrt führende Intention verhoffentlich sattsam
Digitized by
Google
VerbandlaDgen mit v. Gladebeck. 55
abnehmen und alles zu des Vaterlandes, auch unser beider Chur-
und Fürstlichen Häuser Besten mesnagiren werden. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cöln a. d.
Spree 4/[14.] Jannar 1662.
[Vorschlag der Abhaltang eines KurfürsteDtages.]
— Nachdem uns weder des Ausschreibens zu besagtem Reichstage 14. Jan.
halber noch der Deputation wegen etwas gewisses ferner zukommen,
als seindt wir dessen täglich gewärtig. Im übrigen ist E. Ld.
erinnerlich, wie S. Kais. M. in verschiedenen Reichssachen der HH.
Kurftirsten Sentiment begehret *) , auch ohne das verschiedene Reichs-
händel, absonderlich die Executionsordnung und das Churf. Collegium
in specie belangend, unter Händen, so gegen den Reichstag wohl zu
Qberlegen wären. Solchem nach stellen wir zu E. Ld. reifen Nach-
dencken, ob nicht rathsam, dass ein Eurfürstl. Collegialtag ') förder-
lichst möchte ausgeschrieben und gehalten werden, damit, wann wir
gleich nicht in Person beisammen kommen könnten, dennoch die
Sachen durch unsere zusammengeordneten Räthe überlegt — und
zu einem allgemeinen Schlüsse befordert werden möchten, gestalt uns
denn auch lieb sein würde, wenn E. Ld. mit K.Mainz Ld. hieraus
zu communiciren Belieben tragen wollten. —
0 S. das Schreiben des Kaisers vom 13. April 1661 (oben 8.33), in wel-
chem die Karfärsten zn einem Gataebten in der Bremischen Angelegenheit auf-
gefordert werden. Ein solches Gatachten (d. 2. December 1661) ist wirklich von
Karmainz abgefasst and darauf von allen Kurfürsten unterzeichnet worden.
Der Kaiser wird darin aufgefordert, falls Schweden wirklich gegen Bremen
etwas Gewaltthatiges vorzunehmen gesonnen sein sollte, dasselbe davon abzu-
mahnen und dahin zu wirken, dass der Streit entweder gütlich oder auf dem
Rechtswege beigelegt werde. Sollte auch dieses nichts verfangen, „so würden
alsdann auch die Reichsconstitutiones und der Friedensschluss weitere Ziel und
Maass geben, was zu Abwendung neuer Unruhe und Erhaltung gemeinen Frie-
dens im Reich ferner hiebei zu thun sein möchte.' Zu derselben Zeit hatte
der Kaiser von dem Kf. wie auch von den anderen Kurfürsten ein neues Gut-
achten wegen der von Schweden errichteten Warnemünder Schanze und
anderer schwedischer Uebergriffe verlangt (Geheimenrathsprotokoll Cöln a. d. Sp.
18/28. December 1661\
^ Schon im Juni 1661 war vom kaiserlichen Hofe aus die Abhaltung eines
Kor forsten tages angeregt worden, s. das Schreiben des Kf. an Kurpfalz vom
24. Juni 1661 unten in Abschnitt 2.
Digitized by
Google
56 1« VerhandlaDgen wegen der Garantie des Friedens etc.
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurftlrsten.
D. Bonn 25. Januar 1662.
[auf das Schreiben vom 4./ 14. Januar. Bedenken wegen des Knrfarstentages.j
25. Jan. £r hätte gewünscht, dass die Depatation zq Frankfurt völlig ergänzt
geblieben, oder man sich der Translation halber hätte vergleichen können,
welcbenfalls das Kurf. Colleginni beisammen gewesen, und alle vorfallen-
den Sachen von demselben ad partem hätten überlegt, anch die Jalousie,
welche die Ausschreibung eines absonderlichen CoUegialtages bei den übri-
gen Reichsständen gebären würde, abgewendet werden können, es werde
ihm jedoch lieb sein, von Kf. zu vernehmen, was demselben hierin für
Gedanken zu Gemüth gehen.
Der Kurfürst an den Kurftlrsten von Cöln.
D. Cöln 4./[14.] März 1662.
[auf das Schreiben vom 25. Janaar. Der Kurfärstentag kann jetzt nicht mehr
stattfinden.]
14. März. Er hätte die Ausschreibung eines CoUegialtages vor dem Reichstage
für sehr nötig und nützlich gehalten, sieht auch nicht ein, wie andere
Stände daraus hätten Jalousie schöpfen können, da aber jetzt der ausge-
schriebene Reichstag nahe vor der Thür, sieht er nicht; wie zu dergleichen
Collegialtage zu gelangen.
Kiiiser Leopold an den Kurftlrsten. D. Wien 8. Februar 1662.
[Anzeige der Ausschreibung des Reichstages. Der Convent zn Regensbnrg soll
bis zu Beginn des Reichstages fortgesetzt werden.]
8. Febr. Nachdem er aus der Relation des von ihm hierher berufenen R.Vice-
kanzlers ersehen, dass ein Theil der Stände noch in dem Gedanken ver-
harre, als ob es ihm mit dem Reichstag kein rechter Ernst sei, so hat er
zu Benehmung dieses ungleichen Wahos denselben, wie Kf. aus beikom-
mendem Ausschreiben^) ersehen wird, innerhalb 4 Monaten nach Regensbnrg
ausgeschrieben, woraus Kf. erkennen wird, dass er weder den Reichstag zu
verzögern noch unter der für gnt befundenen Translation und Reassump-
tion des Deputationstages einige Gefährde oder Verlängerung der comi-
tiornm, sondern vielmehr die Präparierung der dazu gehörigen Materien
gesucht habe. Weil aber unterdessen sein und der mit ihm einstimmen-
0 d. Wien 8. Februar 1662 (Diar. Burop. VIII S. 123 ff. Londorp VIII
S. 811 ff.).
Digitized by
Google
Berafnng des Reichstages. 57
den Stände Respect und Reputation erfordert, dass der Convent zoRegens-
bnrg nicht aufgegeben werde, so ersucht er Ef., seinem daselbst subsistieren*
den Gesandten anzubefehlen, dass er sieh von dort nicht hinweg begebe,
sondern diese geringe Zeit noch daselbst verharre.
Der Kurfürst an den Kaiser 25. Februar/[7. März] 1662.
[anf du8 Schreiben vom 8. Februar. Kf. wird den Reichstag beschickao, hat
seinen Gesandten voo Regensbarg schon längst abgefordert.]
Kf. wird seine Gesandten gegen die angegebene Zeit mit nöthiger 7. Mars.
Instruktion nach Rec^ensburg abfertigen.
Belangend £. E. M. gnädigstes Begehren, dass wir den Depu-
tationstag zn Regensburg continuiren möchten, so ist £. E. M. be-
kannt, dass fbrlängst verschiedene Stände wie auch ich meine Ge-
sandten von dannen abgefordert, wie denn auch von der Translation
des Tags indessen vielfältig gesprochen und gehandelt worden. Da-
feme aber £. E. M. die Ihrige dahin zu senden gst entschlossen
und es nöthig finden, dass ich wiederumb annoch f&r dem Junio je-
mandes auch dahin sende, so will ich dero gsten Begehren und Gut-
finden zu folgen mich gehorsamst anschicken'). —
Churf. Resolntion, so dem Chnr- Sächsischen Abgesandten,
Geheimbten Rath und Cämmerem Nickel von GerstorflFen^)
ist ertheilet. D. 4./[14.] März 1662.
[Ob Kf. den Reichstag persönlich besacben werde, ob auf demselben der Strei-
tigkeiten wegen Translation des Depntationstages Erwäbnang zu tbnn. Die
Rheinische AHianz.)
Ob Sie aber Ihres Orts solchen Reichstag persönlich wer- 14. März.
den beiwohnen können, dabei mllssen Sie wegen allerhand wichtigen
Motiven billig anstehen, zumahlen aus dem Keys. Ausschreiben zu
0 S. oben S. 25. Es ist dieses nicht gescheben. Von den Mitgliedern der
Deputation waren, als sich der Reichstag in Regensbarg versammelte, dort ausser
zwei kaiserlichen Deputierten nur noch der E.bairische, K. sächsische und Sach-
sen-Alteoborgische Gesandte anwesend, s. Gemeiner, Gesch. der öffent-
lichen Verhandlungen des zu Regensburg noch fortwährenden Reichstages I S. 12.
^ In der von demselben mundlich vorgetragenen und dann auch schriftlich
äbergebenen Proposition (d. Coln a. d. Sp. 28. Februar/ 10. März 1662) wird bei
Kf. angefragt, ob er in Person zum Reichstage nach Regeneburg zu kommen
Digitized by
Google
58 1- VerhaDdlQDgeo wegen der Garantie des Friedeos etc.
ersehen, dass noch ungewiss, ob auch L Keys. M. selbst in Person
dahin kommen werden. Wenn aber I. Keys. M. der Herrn Chur-
fttrsten persönliche Gegenwart begehren und deshalb absonderlich an
Sie etwas gelangen lassen würden, so würden S. Chf. D. sich als-
dann nach Gelegenheit der Zeit darauf zu resolviren haben, inmit-
telst aber dero Gesandten mit genügsamer Vollmacht — dahin abzu-
fertigen nicht unterlassen.
Was die Translation des Reichsdeputationstags anlanget — seind
mit I. Churf. D. zu Sachsen darin ganz einig, dass solche eine Sache
gewesen, darin sowohl der Keys. M. hohe Autorität als des Churf.
collegii . Respect nicht wenig interessire, dass wider alt Herkommen
einige wenige sich den majoribus wiedersetzet und also die Fort-
setzung des Deputationstags gehindert haben, allermassen S. Churf.
D. solches in dero Schreiben dabevor gnugsam zu erkennen gegeben.
S. Churf. D. hielten auch wohl nöthig, dass man dienliche Wege
ergreifen könne, wodurch sowohl dieses inskttnftige verhütet als die
bei dem Beichsdirectorio eingerissene Mängel und Missbräuche, wor-
aus dieses zum Theil entstanden, remediret und abgestellet werden
möchten. Alldieweil aber solche Streitigkeiten wegen des ausge-
schriebenen Reichstages nunmehr cessiren, so stehen S. Chf. D. an,
ob nicht zu Erhaltung und Stiftung guten Vertrauens und damit nicht
andere nöthige und nützliche deliberationes dadurch aufgehalten wer-
den, solches silentio zu involviren — und solches umb so viel mehr,
weil I. Keys. M. in dem Ausschreiben davon keine Meldung thun.
Sollten aber I. Keys. M. davon in der Proposition einige Anregung
thun oder von der andern Seite etwas moviret werden, so wird man
auch dieserseiten nicht unterlassen, können, die Nothdurft und was
das Herkommen und die Reichssatzungen erfordern, zu beobachten,
wie dann S. Chf. D. — dero Gesandten uff allen Fall darüber in-
struiren wollen.
gedenke, was za thuo sei, wenn der Kaiser auf dem Reichstage die Sache wegen
der Translation des Deputationstages vorbringen sollte, nnd ob, falls der Kaiser
dieselbe mit Stillschweigen übergehe, Knr-. Forsten nnd Stände jenes angebahr-
liobe Verfahren etlicher weniger ungeahndet lassen darften, ferner was Kf. von
der zwischen einigeo Beichsstanden aufgerichteten Allianz halte, von der K.Sachsen
gehört, dass sie den Beichsconstitntionen zuwiderlaufende Bestimmungen ent-
halte, ob Kf. mit der Ausschreibung eines Obersächsischen Kreistages nach
Leipzig einverstanden sei und welche Bewandnis es mit dem zwischen dem Kf.
und Berzog Christian Ludwig von Braunschweig wegen des Blbhandels
abgeschlossenen Vertrage (s. oben S. 47 f.) habe.
Digitized by
Google
YerbandlaDgen mit v. Gersdorff. 59
Ueber die von einigen Ständen uffgerichtete AUiance hätten S.
Chf. D. jederzeit Klage geführet und davor gehalten, dass obzwar den
Chur-, Ffirsten und Ständen des Reichs unverboten, sowohl unter
sieh als mit frembden Potentaten, Herrschaften und Republiquen Al-
liancen und Bündnis aufzurichten, dennoch diese also beschaffen,
dass sie den Fundamentalgesetzen und Reichsverfassung zuwider zu
laufen scheine, indem nicht allein, wie von S. Chf. D. zu Sachsen wohl
angeftthret, darin nicht enthalten, wenn ein Stand von einem Alliirten
angegriffen würde, dass demselben vermöge der Reichsexecutions-
ordnung und andern Satzungen wider den alliirten aggressorem Hülfe
wiederfahren sollte, sondern vielmehr das contrarium darin zu be-
finden. S. Chf. D. hätten zwar es an gnugsamen Remonstra-
tionen nicht mangeln lassen, wäre aber wenig oder gar nichts atten-
diret worden, und wäre derselben auch die alliance von den Alliirten
nicht in forma communiciret worden, ausser was vor weniger Zeit
von S. Chf. D. zu Co In geschehen, so S. Chf. D. Abgeordneten davon
zu Cöln ^) bei einer Conferenz Copei zustellen lassen. Wie es sonst
damit vor Jahr beschaffen, würden S. Chf. D. zu Sachsen ohnzweifel
wohl Selbsten Nachricht haben, indem die Alliirten allmählig mehr
Stände darein zu ziehen sich angelegen sein lassen, auch bereits einige
dieselbe anzunehmen bewogen, und von neuen unter sich renoviret
haben. Oestalt auch einige S. Chf. D. selbsten sich darein zu be-
geben angetragen, dabei aber S. Chf. D. bisher nicht unbillig ange-
standen. Und halten S. Chf. D. fast ausser Zweifel, dass sie bei
gegenwärtigem Reichstag noch mehr Stände mit darein zu bringen
sich äusserst bemühen werden. Dannenhero S. Chf. D. würde lieb
gewesen sein, wenn S. Chf. D. zu Sachsen sich hierunter etwas ferner
herausgelassen, ob dem Werk also zuzusehen oder was dabei zu thun
»ein möchte. —
0 8. oben S. 39 ff.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 2.
Die Allianz mit Kur -Pfalz.
1661.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Za dem Karfureteo Karl Ludwig yon der Pfalz, dem Sohne des
onglücklicheo Friedrich V., welcher, nachdem er darch den Westfälischeo
Frieden ?od seinen väterlichen Landen nar die Unterpfalz mit der achten
Kor erhalten hatte, dort im Jahre 1649 zar Regierung gekommen war, hatte
KorfUrst Friedrich Wilhelm, obwohl beide durch nahe Verwandtschaft
und darch dasselbe religiöse Bekenntnis verbanden waren, doch bis zum
Jahre 1661 in keinem näheren Verhältnis gestanden. Im Oegentheil hatte
zuerst der enge Anschluss Karl Ladwigs an den Kaiser and die Gefü-
gigkeit desselben gegen die österreichische Politik, welche bei der Königs-
wahl zu Augsburg und auf dem Reichstage zu Regensburg (1653 und
1654) zu Tage trat>); das Misstrauen des brandenburgischen Kurfürsten
erweckt, und die Unterstützung, welche dieser in dem Streite Karl Lud-
wigs mit seinem Obeim, dem Pfalzgrafen Ludwig Philipp, wegen des
diesem zustehenden Antheils an den pfälzischen Landen dem letzteren hatte
zukommen lassen^, sowie Ceremonialstreitigkeiten >) bei der Krönung des
Deugewählten Königs Ferdinand hatten beide noch mehr einander ent-
fremdet. Als dann 1657 nach dem unerwarteten Tode Kaiser Ferdi-
nand III. Kurfürst Friedrich Wilhelm eine Verständigung mit den
übrigen Kurfürsten anzubahnen versuchte und, wie zu den anderen, so auch
an Karl Ladwig einen Abgesandten schickte, hatte jener sich sehr reser-
viert gehalten^), bei den Wahl Verhandlungen in Frankfurt hatte sich
dann gezeigt, dass derselbe ganz entgegengesetzt gegen seine frühere Haltung
Oesterreicb feindlich gesinntund von Frankreich und Schwedengewon-
nen war % wiederum also haben damals beide Kurfürsten auf der entgegen-
>) S. Qrk. o. Akt. VI S. 177. 224. 236. 255. 308 und Karl Ludwigs Recht-
fertigoDg wegen dieses Verhaltens S. 449. Vgl. Haas s er, Gesch. der rhei-
oischeo Pfalz II S. 592 f.
^ ürk. u. Akt VI S. 305. 347, vgl. Häasser II 8. 594.
») ürk. u. Akt. VI S. 242.
^ 8. ürk. u. Akt. VIII S.438f.
*) 8. ürk. u. Akt. VIII 8.463flr. 489, vgl. Häusser II S. 616.
Digitized by
Google
64 2. Die Allianz mit Kar-Pfalz.
gesetzten Seite gestanden; der brandenburgische Karfürst hat damals Karl
Ludwig im Verdacht gehabt*), dass er sich ganz an Frankreich hin>
gegeben und sich verpflichtet habe, demselben seine Festungen zu überlie«
fern. Damals wurde auch der Kurfürst, freilich zunächst nur vorübergehend,
in die unglücklichen Ehehändel Karl Ludwigs') mit hineingezogen. Die*
ser hatte sich 1650 mit der Hessischen Prinzessin Charlotte, der Schwester
des Landgrafen Wilhelm YL von Hessen-Cassel, welcher seinerseits
seit 1649 mit der Schwester Friedrich Wilhelms, Hedwig Sophie, ver-
mählt war, verheirathet. Seine Ehe mit dieser kalten, unweiblichen und
launenhaften Fürstin hatte sich aber bald zu einer sehr unglücklichen
gestaltet und schliesslich (1657), nachdem der Kurfürst von Liebe zu
einem Hoffräulein seiner Gemahlin, Luise von Degen feld, welche wie
er unter den Launen derselben zu leiden gehabt hatte, ergriffen worden, war
es zu einem vollständigen Bruche gekommen. Der Kurfürst, ohne dass er eine
förmliche Ehescheidung zu erwirken versucht hätte, hatte öffentlich die Ehe
mit seiner Gemahlin für gelöst erklärt und das Luise von Degen feld
gegebene Eheversprechen bekannt gemacht 3). Er hatte dann den Versuch
gemacht*), seinen Schwager Landgraf Wilhelm dazu zu bestimmen, dass
derselbe seine Schwester dazu bewegen sollte, Heid el berg zn verlassen und
zunächst nach einem seiner anderen Schlösser überzusiedeln, allein der Land-
graf hatte sich dazu nicht verstehen wollen. Vielmehr betrachtete man am
Casselschen Hofe das Verhalten Karl Ludwigs gegen seine Gemahlin als
einen dem ganzen Hessischen Hause angethanen Schimpf, der Landgraf
verlangte daher, dass derselbe sich mit seiner Gemahlin, welche sich jetzt
dazu bereit erklärte, wieder aussöhne, und drohte im Weigerungsfalle alle
Anverwandten des Hauses aufzurufen. Davon aber wollte Karl Ludwig
') Kf. tbeilt dem Kurfürsten von Sachsen (d. Gölo a. Sp. 15./26. Decem-
ber 1657) mit, dass er gewisse Nachricht erhalten, Karpfalz habe nicht nur
Frankenthal schon an Frankreich abgetreten, sondern sei auch Vorhabens
andere am Rhein gelegene Plätze demselben einzaräumen. — Diese Nachricht
ist irrig, Kurpfalz bat damals allerdings mit Frankreich ein Bündnis auf 3
Jahre abgeschlossen, scheint sich aber in demselben nur verpflichtet zu haben,
bei der Kaiserwahl und sonst in den Reichsangelegenheiten die französische
Politik zu unterstützen, wofür ihm jährlich 40,000 Thaler zugesagt wurden, a.
Ludwig XIV. Instruktion für Gravel vom 28. März 1661 (Guhrauer ü S. 807).
^ S. über dieselben Kazner, Luise Baugräfin von Pfalz. Häusser II
5. 609 fi". Bommel, Geschichte von Hessen IX S. 62ff. Memoiren der Her-
zogin Sophie von Hannover, heraosg. von Köcher (Pnblioationen ans den
K. PreuBBisoben Staatsarchiven IV S. 46 £f. ö7fif. und Einleitung S. 15 £f.). Schreiben
des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz und der Seinen, herausg. von
Holland (Bibliothek des Litterariscben Vereins in Stuttgart GLXVII).
*) 8. die Bhegeiobnisse Luisens und des Kurfürsten vom 10. Februar und
6. März 1657 und den offenen Brief des letzteren vom 6. März 1657 (Holland
S. 14ff.).
^) Relation des im April 1657 nach Cassel geschickten Kurpfalzischen Ge-
heimenrathes v. Hoen (abschriftlich im Berliner Geh. Staatsarchiv).
Digitized by
Google
ßinleitoDg. 65
nichts wissen, vergeblich versuchte Landgraf Georg von Hessen-D arm -
Stadt, der zusamnien mit einem Casselschen Abgesandten zn diesem
Zwecke im Jnli 1657 nach Heidelberg kam, zu vermitteln*), im Januar
1658 vollzog Karl Ludwig seine förmliche Vermählung mit Luise v.
Degenfeld und richtete derselben, da die Kurfürstin in Heidelberg
blieb, einen eigenen Hofhält in Schwetzingen ein. Darauf wandte man
sich von Hessischer Seite an die et b verbrüderten Häuser von Sachsen
und Brandenburg, man gab dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm')
und dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen Kunde von jenen Ereig-
nissen und ersuchte sie auf Grund der nahen Verwandtschaft und der £rb-
verbrüderung auf den Kurfürsten von der Pfalz dabin einzuwirken, dass
derselbe sich zu einer Aussöhnung mit seiner Qemahlin verstehe. Beide
Kurfürsten haben sich auch wirklich dazu bereit erklärt und Kurfürst
Friedrich Wilhelm hat seinem Principalgesandten bei dem Wahltage
in Frankfurt, dem Fürsten Johann Moritz von Nassau, den Auftrag
ertheilf) , zusammen mit dem dort persönlich anwesenden Kurfürsten von
Sachsen den ebenfalls dort anwesenden Kurfürsten von der Pfalz zur
gütlichen Beilegung der Streitigkeiten mit seiner Gemahlin zu vermögen.
Allein jener überzeugte sich sehr bald bei Gelegenheit eines Besuches, den
er Pfingsten 1658 zu Heidelberg machte, dass „die Gemüther schon allzu-
sehr von einander alieniert seien.^^) Vielleicht hat die Entfremdung, welche
bald darauf zwischen dem Kurfürsten und dem Landgrafen Wilhelm infolge
des Beitrittes des letzteren zur Rheinischen Allianz eintrat, auch auf diese
Angelegenheit eingewirkt, jedenfalls scheint von brandenburgischer Seite
die zugesagte Einwirkung auf den Kurfürsten von der Pfalz auch nicht
einmal versucht zu sein. Hessischerseits hat man dann auch zunächst
nicht weiter sich bemüht, den Kurfürsten in diese Angelegenheit hineinzu-
ziehen. Als man sich dort 1660 doch zu Verhandlungen mit Karl Lud-
w i g wegen der jetzt auch von der Kurfürstin selbst gewünschten Entfer-
0 S. die Briefe des Karfarsten Karl Lodwig an Laise v. Degenfeld
vom 4. o. 6. Juli 1657 (Hollaod S. 30ff.)
>) Landgraf Wilhelm an Kf. d. Cassel 12./22. März 1658. Der Kurfürst
von der Pfalz hatte schon Ende 1657 durch v. Brandt den Kf. ober diese An-
gelegenheit informieren lassen, s. das Schreiben Karl Ludwigs an Luise v.
Degenfeld vom 3. November 1657 (Holland S. 54).
*) Kf. an Forst Johann Moritz von Nassau d. Cöln a. d. Sp. 23. März/
2. April 1658, anter demselben Datum an den Landgrafen Wilhelm.
*) Fürst Moritz von Nassau an Kf. d. Frankfurt 8./18. Joni 1658. Karl
Lodwig, der am 25. Mai Loite v. Degenfeld angezeigt hatte, er bringe zu
Pfingsten Forst Moritz mit, schreibt derselben am 29. Mai: „Vetter Moritz
ist bey mihr — Er gibt mihr in meiner Sachen gross recht, sagt, er hette es
selbst gethan; wolte gern nach Schwetzingen'' (Holland S. 76f.}; 13. Joni mel-
det er (S. 79), ein goter Freond habe verhindert, dass nicht aof der Korfürstin
von Sachsen \rorscblag alle Korfürsteo sich bei ihm for seine Gemahlin ver-
wendet hätten.
lUter. %. Qeacb. d. Q. Karrürtten. XI. 5
Digitized by
Google
66 2. Die Allianz mit Rar-Pfalz.
nang derselben aas Heidelberg verstand, wandte man sich ausser an den
Landgrafen Georg an das Haupt der Rheinischen Allianz, den Kurfürsten
Johann Philipp von Mainz^ und unter Vermittelung dieser beiden
Fürsten wurden im August Verhandlungen begonnen, die sich aber zunächst
bis zu Ende dieses Jahres fruchtlos hinzogen, da man über die Bedingungen,
unter welchen diese Entfernung erfolgen sollte, namentlich über die Höhe
der von Karl Lud w ig seiner Gemahlin zu zahlenden jährlichen Unterhalts*
snmme sich nicht einigen konnte^). Als Kurfürst Friedrich Wilhelm
im December 1660 auf der Durchreise nach Cleve mit dem Landgrafen
Wilhelm auf dem Sparenberg zusammenkam, wurde bei den dort gehal-
tenen Conferenzen ') hessischerseits auch diese pfälzische Ehesache berührt
und die Hoffnung ausgesprochen, der Kurfürst werde, wenn dieselbe sich
nicht sollte in der Güte beilegen lassen, dem Landgrafen beistehen, branden-
burgischerseits aber scheint keine bestimmte Erklärung darauf abgegeben
zu sein.
Gerade damals nun hat Kurfürst Karl Ludwig einen Versuch gemacht,
mit dem brandenburgischen Kurfürsten in eine nähere Verbindung zu treten.
Derselbe glaubte sich damals durch den Kaiser und den Kurfürsten von
Cöln in seinen Rechten schwer gekränkt und war darüber mit dem letz-
teren in einen Streit gerathen^), welcher schon zu Thätlichkeiten geführt
hatte. Infolge von Streitigkeiten, welche zwischen dem Grafen Friedrich
von Wied und dessen Unterthanen wegen harter von dem ersteren gefor-
derter Frohndienste ausgebrochen waren, hatte Kurfürst Karl Ludwig,
an welchen als den Lehnsherren des Grafen sich die Unterthanen desselben
gewendet hatten, den Grafen vor sein Lehnsgericht gefordert, derselbe aber
hatte sich dort nicht gestellt, sondern die Sache vor den Reichshpfrath
gebracht. Von diesem war dieselbe dem Kurfürsten von Cöln übertragen
worden, derselbe hatte diese Kommission auch angenommen, Bevollmäch-
tigte in die Grafschaft geschickt und diese mit militärischer Gewalt gegen
die aufständischen Unterthanen einschreiten lassen. Der Kurfürst von
der Pfalz, der dadurch seine lehnsherrlichen Rechte verletzt glaubte,
hatte darauf nicht nur bei dem Kaiser Beschwerde geführt, sondern auch
sich an verschiedene andere Fürsten gewendet und dieselben um Verwen«
düng bei dem Kaiser gebeten. Auch an den Kurfürsten Friedrich
1) S. über diese Verhandlungen die Briefe Karl Lndwigs an Luise v. D.
yom 4. 12.21. August und 28. Ootober 1660 (HoliaDd S. 109ff.) und diejenigen
der Herzogin Sophie von Hannover an Karl Ludwig vom 24. Juni, 8. Juli,
26. Sept und 9. Ootober 1660 (Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover
mit ihrem Bruder, dem Kurforsteo Karl Ludwig von der Pfalz, heraasg. von
Bodemann (Publ. aus den K. Preuss. Staatsarchiven XXVI) S. 32ff). Ob das
in dem Briefe derselben vom 17. November 1660 (S. 38) erwähnte Schreiben des
brandenburgisctien an den pfälzischen Kurfürsten auch auf diese Ehesache be-
züglich gewesen, ist nicht zu ersehen.
^ S. das Protokoll darüber oben S. 29 f.
^ S. Diarium Europaeum VII S. 149 f.
Digitized by
Google
ßiDleitüDg. 67
Wilhelm hatte er ein solches Schreiben ^ gerichtet, und dieser hatte darauf
wirklich sich bei dem Kaiser für ihn verwendet'). Wahrscheinlich dnrch
dieses Entgegenkommen ermuthigt, gab dann Karl Lndwig^), als von Knr-
cölniscber Seite weitere Gewaltschritte erfolgten, dem Kurfürsten Nachricht
hievon und bat ihn, sich seiner anzunehmen und den Kurfürsten von Co In
zu ermahnen, von solchen Schritten abzulassen und ihn in seinen lehns*
herrlichen Rechten nicht weiter zu beeinträchtigen, und er schickte dann
im December 1660 seinen Geheimen Regierungsrath Dr. Arnold Peil zu
dem Kurfürsten, um denselben dazu zu bewegen, ihn auch weiter mit diplo-
matischen und im Nothfalle mit militärischen Mitteln zu unterstützen. Peil
wird Ende December^) bei dem Kurfürsten in Cleve angekommen sein,
über die mit demselben geführten Verhandlungen besitzen wir keine Auf-
zeichnungen, aus den folgenden Schritien des Kurfürsten aber ersehen wir,
dass derselbe durchaus auf die Wünsche Karl Ludwigs eingegangen
ist. Er entsandte im Januar 1661 seinen Geheimenrath v. Portmann an
den Kurfürsten von Cöln und liess^) demselben vorstellen, dass jene Wieder
Angelegenheit vor die Gerichtsbarkeit des Kurfürsten von der Pfalz gehöre
and dass daher eine Kommission in derselben nicht statthaft sei, und ihn
auffordern, das von jenem schon früher gemachte Anerbieten, beide Theile
sollten ihre Truppen aus der Grafschaft zurückziehen und Kommissare zu
gütlicher Schlichtung des Streites zusammentreten lassen, anzunehmen, zu-
gleich aber andeuten, dass er, wenn derselbe diese Forderuogen nicht er-
füllte, dem Kurfürsten von der Pfalz sofort durch Entsendung von Truppen
Hülfe leisten werde. Diese Sendung hatte auch in der Hauptsache den
gewünschten Erfolg, denn der Kurfürst von Cöln behauptete in der Port-
mann ertheilten Resolution^) allerdings, dass er durchaus nicht in die
Rechte des Kurfürsten von der Pfalz eingegriffen habe und dass er zur
Widerlegung der von demselben gegen ihn erhobeneu Beschnldigunge c
eine Darstellung des Verlaufes der ganzen Angelegenheit wolle drucken .
assen), erklärte aber, dass von seinen Truppen überhaupt nur noch 23 Mann
>) d. Heidelberg 6./ 16. September 1660.
^ Kf. an den Kaiser d. Cölo a. d. Sp. 18. /28. September 1660.
') Kurf. Karl Lodwig an Kf. d. Heidelberg 13./23. November UiGO, darauf-
hin rieütet Kf. ein solches ErmahnungSBcbreiben an Kurcöln d. Sparemberg
8./ 18. December 1660.
*) Nach einem Schreiben Kurf. Karl Ludwigs an Kf. (d. Heidelberg
7./ 17. December 1660) war Peil am Tage vorher abgereist.
^ Instruktion für Johann v. Portmaon (d. Cleve 12. Januar 1661). Ueber
die anderweitigen Aufträge desselben 8. oben S. 31 f.
<) d. Bonn 18. Januar 1661.
0 Dieselbe erschien unter dem Titel: ,,UmbstäDdlicher Bericht zu Mäuoig-
Uchea Wissenschaft, was durch Ihrer Cburf. Durchl. zu Collen in der voo Ihrer
Rom. KayaerL Maj. Ihro in Sachen Herrn Friedrichen Graffen zu Wiedt —
gegen detaelben ungehorsame Underthaneo allergnädigst auffgetragenen Com-
misiion verrichtet worden." Dagegen erschien von Kurpfalsiacher Seite: „Grund-
5*
Digitized by
Google
gg 2. Die Allianz mit Kur-Pfalz.
sich in der Grafschaft Wied zam Schütz der Person des Grafen befänden,
und dass er auch diese, wenn sich die Unterthanen desselben ruhig ver-
halten und der Kurfürst von der Pfalz versprechen werde, denselben hin-
fort nicht weiter zu vergewaltigen, abfordern werde. Zugleich aber trat
der Kurfürst auch bei dem Kaiser weiter für Karl Ludwig ein. In
Erwiderung eines Schreibens, in welchem ihm dieser^), wie er behauptete,
den wahren Hergang der Sache auseinandergesetzt hatte , theilte er dem-
selben mit,') wie sich dieselbe nach der Angabe des Pfälzers verhalte,
indem er hinzufügte, der Kaiser werde daraus ersehen, dass jener berech-
tigt sei, vor seinem Lehnhof Klagen gegen seine Lehnsleute anzunehmen,
und ihn aufforderte, denselben bei seinen Rechten zu schützen, den Grafen
von Wied an dessen Lehnshof zu verweisen und deu Karfürsten von Cöln
zur Abführung seiner Truppen anzuhalten.
Was für weitere Aufträge ausser in dieser Wieder Angelegenheit Peil
gehabt hat, wissen wir nicht, es scheint, dass sein Kurfürst erst nachträg-
lich, nachdem er den brandenburgischen Kurfürsten so bereitwillig zu sei-
ner Unterstützung gefunden hatte, auf den Gedanken gekommen ist, mit
demselben überhaupt eine engere Verbindung einzugehen, denn erst vom
28. Februar ist das Creditiv datiert , in welchem er seinen Entschloss, mit
dem Kurfürsten von Brandenburg eine Defensivallianz abznschliessen,
ausspricht und Peil zu den darauf bezüglichen Verhandlungen bevoll-
mächtigt, darauf sind dann solche Verhandlungen geführt worden, 3) doch
erst vom 26. April ist das Creditiv des Kurfürsten Friedrich Wilhelm
für den von ihm zu dem Abschluss der Allianz bevollmächtigten Geheimen-
ratb Friedrich v. Jena ausgestellt. Das Resultat dieser Verhandlungen
waren dann der Allianz vertrag und der Nebenrecess vom 6. Mai 1661,
welche unten zum ersten Male abgedruckt sind. Ueber die Verhandlungen
selbst sind weder in dem Berliner Geh. Staatsarchive Aufzeichnungen vor-
handen, noch haben sich in dem Generallandesarchiv zu Karlsruhe oder
dem K. Bairischen Reichsarchiv zu München solche auffinden lassen.
Einigen Ersatz dafür bietet der ebenfalls nnten abgedruckte, in den hie-
sigen Akten befindliche Auszug aus der Instruktion Karl Ludwigs für
Peil, welcher zusammengehalten mit den Erklärungen, welche derselbe
dann in Paris über die Motive dieser Verbindung mit Brandenburg
hat abgeben lassen und von welchen wir durch die Instruktion Lud-
licher Gegeubericht uff den K.CölInischen ohaleugst io Truck gegebeneo also
genaodteo Umbständtlichen Bericht die Gräfflicb Wiediscbe Sache betreffend etc.'
Heydelberg 1661.
0 Kaiser Leopold an Kf. d. Wien 23. November 1660.
>) Kf. an Kaiser Leopold d. Cleve 4. Februar 1661.
') Id einem Memorial des Karpfalzisebeo Abgesandten Caspar v. Borcke
(October 1661) wird daran erinnert, dass Kf. zuerst durch den Oberprasidenten
V. Schwerin und dann selbst am 29. März/8. April Peil erklärt habe, er werde
sich in dieser Allianzsache von seiner Schwester, der Landgräfin von Hessen,
nicht irre machen lassen.
Digitized by
Google
EiDleitong. 69
wigs XIV. für seioen Ende März oach Frankfurt geschickten Gesandten
GraveP) Kunde erhalten, deutlich genug die Absichten, welche der Kur-
fürst voo der PfaU bei dieser Allianz verfolgt hat, erkennen lässt.
Weniger klar lässt sich ersehen, welche Beweggründe den brandenburgischen
Kurfürsten dazu bestiromt haben, eine solche Verbindung einzugehen, welche
ihm selbst sehr geringe Yortheile zusicherte, dagegen ihm Verwickelung in
diejenigen Händel und Streitigkeiten in Aussicht stellte, in welche der Kur-
fürst Ton der Pfalz mit seinen Narbbaren und anderen Reichsständen gera-
then würde. Dass es an solchen nicht fehlen würde, wird angesichts der
Lage der Kurpfälzischen Territorien, andererseits des Eifers, mit welchem
Karl Ludwig alle Rechtsansprüche seines Hauses durchzuführen suchte,
und der Leidenschaftlichkeit und Hartnäckigkeit, mit welcher er an solchen
Ansprächen fest hielt, der Kurfürst ebenso gut wie Ludwig XIV.') gewusst
haben. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist es vornehmlich der Gegensatz
gegen die französische Politik, der Wnnsch zu verhüten, dass auch der
Kurfürst von der Pfalz ebenso wie die Mitglieder der Rheinischen AUiane
ganz in das Schlepptau derselben sich ziehen lasse, gewesen, was ihn zu
diesem Entschlüsse bestimmt hat. Wie wir aus der Instruktion für Peil
ersehen, bat Karl Ludwig durch diesen dem Kurfürsten erklären lassen,
wenn sich ihm nicht eine anderweitige Stütze darbiete, so sehe er sich
genöthigt, eine solche wieder bei Frankreich zu suchen und die vor drei
Jahren mit dieser Macht abgeschlossene Allianz zu erneuern, andererseits
ersehen wir aus der Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel, dass dem
französischen Könige diese Verbindung des Kurfürsten von der Pfalz mit
dem von Brandenburg, den er für enger denn je au Oesterreich
gekettet hielt, sehr verdächtig erschienen ist und dass er seinem Gesandten
aufgetragen hat, alles aufzubieten, um dieselbe zu vereiteln und Karl
Ludwig dafür zum Beitritt zu der Rheinischen Allianz zu bewegen.
Diesen Zweck, den Kurfürsten von der Pfalz vom Eintritt in die
Rheinische Allianz und von einer Unterordnung unter Frankreich abzu-
halten, bat der brandenburgische Kurfürst durch die mit demselben abge-
schlossene Allianz erreicht, dagegen ist es zu einem wirklich engen Bundes-
verhältnis zwischen beiden nicht gekommen. Allerdings ist man zunächst,
wie die unten publizierten weiteren Dokumente beweisen, in vertraulicher Weise
einander entgegengekommen, Karl Ludwig hat sowohl unmittelbar nach
dem Abschtuss der Allianz dem brandenburgischen Kurfürsten die Anträge,
welche ihm von Frankreich gemacht wurden, und die zu seiner Kennt-
nis gekommenen, gegen Oesterreich gerichteten Machinationen Frank-
1) Guhraoer II S. 306 f.
^ S. dessen Urtbeil über Karl Ludwig (Guhrauer U S. 307): comme c'est
UQ «sprit peu forme daos ses amiti^s, fort int^ress^ et tellAineat appliqu^ poar
cette raiion-la a tourmeoter et ä chicaner tous ses voisios et la ooblesse de
TEmpire, qn'il en tombe dans une baine g^n^rale, qui so commnoiqaeroit a ses
Protecteura, daos des causes le plus souvent iujoBtes, oü il s'emburasse.
Digitized by
Google
70 2* I>ie Allianz mit Kar-Pfalz.
reichs beim Frankfurter Bandesrath, als auch nachher, im October 1661,
die neuen ihm durch Gravel übermittelten Vorschläge Ludwigs XIV.,
w^elobe dahin gingen, seine Allianz mit Brandenburg illusorisch zu machen
und ihn doch in das engte Abhängigkeitsyerhältnis zu Frankreich zu
bringen, mitgctbeilt, und der Kurfürst hat nicht nur, indem er seinerseits
dem Kaiser Kenntnis davon gab, diesem die Interessen seines Bundes-
genossen auf das wärmste anempfohlen, sondern auch bei den Verhandlun-
gen, welche er mit Kurcöln, den braunschweigischen und hessi-
schen Fürsten geführt hat, um mit diesen in ein engeres Bündnis zu treten,
und bei den ersten Verhandlungen wegen seines Beitrittes zur Rheinischen
Allianz auf denselben Rücksicht genommen'), sehr bald aber ist es infolge
davon, dass er sich zu einer Einmischung in jene unglückseligen Ehehändel
desselben bestimmen Hess, zu Differenzen zwischen ihnen beiden gekommen,
welche nicht nur das freundschaftliche Verhältnis zwischen ihnen getrübt,
sondern auch das Fortbestehen der Allianz überhaupt auf das ernstlichste
bedroht haben. Wir wissen, dass diese häuslichen Verhältnisse Karl
Ludwigs auch bei den Verhandlungen zu Cleve zur Sprache gekommen
sind. Bei den folgenden Verhandlungen ist von brandenburgischer Seite mehr-
mals daran erinnert und behauptet worden, der Kurfürst habe nicht nur bei
dieser Gelegenheit sich bemüht, eine Aussöhnung zwischen Karl Ludwig
und dessen Qemahlin zu erreichen % sondern auch, er habe Bedenken getra-
gen >), die Allianz überhaupt abzuschliessen, ehe jene Sache erledigt sei,
daher habe sich der Abschluss derselben verzögert und bei demselben sei
die Hessische Angelegerheit ausdrücklich ausgenommen worden^), von
Pfälzischer Seite dagegen ist dieses bestritten und behauptet worden , jene
Verzögerung habe andere Ursachen gehabt und bei dem Abschlüsse der
Allianz sei kein solcher Vorbehalt gemacht worden^), es ist daran erinnert
worden^), der Kurfürst habe selbst Peil versichert, er würde sich in dieser
Allianzsache durch seine Schwester, die Landgräfin von Hessen, nicht
irre machen lassen, und allerdings konnte von jener Seite darauf hinge-
wiesen werden, dass in dem Allianzvertrage jener Händel keine Erwähnung
geschieht, sondern dass in demselben die Hülfeleistung im Falle eines thät-
lichen Angriffs von Seiten eines oder mehrerer Reichsstände ohne irgend
welchen Vorbehalt oder Einschränkung zugesagt wird.
Da eine auch nur auszugsweise Wiedergabe des sehr umfangreichen
Aktenniaterials , welches im Berliner Geh. Staatsarchiv über die durch die
1) S. oben S 52 ff. nod unten Abschn. 7.
^ Ef. an Landgraf Wilhelm von Hessen d. Cleve 24. Juni 1661.
') Kf. an Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz d. Uleve 17. Septem-
ber 1661.
♦) Kf. an O. V Berlepach d. Königsberg 23. Febroar 1663.
^) O. V. Berlepscbs Relation an Kf. d. Heidelberg 22. December/l. Januar
1662/1663, Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 10./20. AaguRt 1663.
^) S. das schon $.66 citierte Memorial Caspar v. Borckes .October 1661).
Digitized by
Google
Einleitaag. 7}
Eiomischung des Karfürsten iu diese sogenannte Karpfälzische Ent-
fernaog&sacbe veranlassten Verhandlungen und Streitigkeiten vorhanden
ist, durch den Plan dieses Werkes ausgeschlossen ist, andererseits aber
diese sowohl an und für sich ein gewisses Interesse darbieten, namentlich
weil sie zeigen, wie eifrig der Kurfürst damals auch bei dieser Gelegenheit
für die Au frech terhaltung des Friedens im Reiche thätig gewesen ist, als
aoch da sie mit aof das spätere Verhalten desselben in dem unten (Ab-
schnitt 10) näher zu behandelnden Wildfangsstreite eingewirkt haben,
so möge hier eine auf jenes Aktenmaterial gegründete kurze Darlegung
derselben folgen.
Nachdem die, wie oben*) erwähnt, seit August 1660 unter Vermittelung
des Landgrafen Georg von Darmstadt und des Kurfürsten Johann
Philipp von Mainz unternommenen Verhandlungen wegen der Entfernung
der Karfürstin Charlotte aus Heidelberg, wohin jetzt Karl Ludwig
aoch seine neue Gemahlin Luise von Degenfeld hatte übersiedeln
lassen, auch nachdem man sich über den Hauptpunkt, den Betrag der
der Kurfürstin jährlich zu zahlenden Geldsumme^), geeinigt hatte, infolge
der Weigerung Karl Ludwigs, auf andere von Hessischer Seite gestellte
Forderungen') einzugehen, sich bis in den Sommer 1661 fruchtlos hinge»
zogen hatten, wandte sich Landgraf Wilhelm aufs neue an den Kurfürsten
Friedrich Wilhelm mit der Bitte*), sich der Sache auzunehmen. Der
Kurfürst, jedenfalls in der Hoffnung, dass der jetzt mit ihm so eng ver-
bündete Kurfürst von der Pfalz seine Mahnungen bereitwillig berücksichti-
gen werde, sagte dieses zu^) und entsandte bald darauf seinen Clevischcn
Regiernngsrath, den Freiherrn v. Heiden nach Heidelberg, mit dem Auf-
trage^), zunächst zu versuchen Karl Ludwig zu einer Aussöhnung mit
der Karfürstin zu bewegen und, wenn dieses vergeblich sein sollte, in den-
selben zu dringen, die Verhandinngen wegen der Entfernung der Kurfürstin
sogleich, noch während seiner Anwesenheit, und auf Grund der von Hessi-
scher Seite c^estellten Bedingungen zum Abschluss zu bringen. Die Sen-
dung V. Heide ns, welcher Ende Jnli 1661 in Heidelberg eintraf, war
aber ganz erfolglos^). Karl Ludwig zeigte sich sehr empfindlich über
') S. 65 f.
^ Dieselbe wurde auf 8000 Tbaler jährlich festgesetzt, wovon aber einen
Tbeil (812^ Tbaler), entsprecbend den Zinsen des von Hessischer Seite nicht aus-
gezahlten Heirathsgutes, der Landgraf von Hessen zahlen sollte.
^ Dieselben betrafen vornehmlich den Vorbehalt ungehinderter Rückkehr
der Kurförstin nach Heidelberg, die Sicberstellnng der von Karl Ludwig der-
selben zu zahlenden' Summe und die Befriedigung gewisser anderer von der
Kurfürstin an ihren Gemahl gestellten Geldforderuogen.
*) Landgraf Wilbelm au Kf. d. Cassel 4./14. Juni 1661.
^) Kf. an Landgraf Wilhelm d. Cleve 24 Juni 1661.
^ Instruktion für v. Heiden d. Cleve 11. Juli 1661.
0 Relation v. Heide ns d. Heidelberg 23. Juli/ 3. August 1661 und dessen
Diarium.
Digitized by
Google
72 2. Die Allianz mit Knr-Pfalz.
diese plötzliche EinmischaDg des Karfürsten in seine häaslichen Angelegen-
heiten, behauptete, derselbe habe sich von Hessischer Seite gegen ihn
einnehmen lassen, wollte von einer Anssöhnang mit seiner Oemahlin gar-
nichts hören, weigerte sich anfangs auch, unter dem Yorwande, dass mit
dem inzwischen erfolgten Tode des Landgrafen Georg die bisherige
Mediation erloschen sei, die Yerhandlnngen wegen der Entfernung fortzu-
setzen, bequemte sich nachher zwar doch dazu, verwarf aber einen Theil
der Hessischen Forderungen und liess einen neuen Vertragsentwurf auf-
setzen, den er als sein Ultimatum bezeichnete. Er entliess Anfang August
V. Heiden mit einer schriftlich abgefassten Resolution, in welcher er sich
beklagte, dass der Kurfürst, durch unwahre Berichte seiner Gegner ver-
leitet, ganz im Widerspruch zu den ihm bei Abschluss der Allianz gemachten
freundschaftlichen Erbietungen die längst abgethanen Aussöhnungsversache
wieder erneuert habe, ferner dagegen protestierte, dass die Kurfürstin, wie
V. Heiden in seiner Proposition sich ausgedrückt hatte, gefangen gehalten
und ungeziemend behandelt werde, und schliesslich die Erwartung aassprach ,
dass man sich weiterer unbefugter Einmischung in seine häuslichen Ange-
legenheiten enthalten werde. Natürlich empfand der Kurfürst eine so schroffe
Abweisung sehr übel. Er antwortete erst nach längerer Zwischenzeit in
einem Schreiben ^) , in welchem er in nicht minder scharfer Weise seinem
Befremden über diese ebenso für ihn wie für den Landgrafen von Hessen
fast schimpfliche Begegnung Ausdruck gab, trotzdem aber erklärte, er halte
sich für verpflichtet, zu Verhütung der Extremitäten alle gütlichen Mittel
zu versuchen, und daher Karl Ludwig ermahnte, die Entfernungstractaten
doch nicht um nur unbedeutender Dinge willen länger aufzuhalten, sondern
auf Grund der Hessischen Forderungen zum Abschluss zu bringen. Er
erinnerte bei dieser Gelegenheit an das, was er dieser Sache wegen bei
Abschliessung der Allianz zu Peil gesagt l^abe, and sprach zum Schluss
die Hoffnung aus, der Kurfürst werde nicht Ursache dazu geben, dass von
Hessischer Seite auf Grund der Erbverbrüderung weiter in ihn gedrungen
werde. Dieses Schreiben hatte zar Folge, dass Karl Ludwig doch ein-
lenkte; er schickte seinen Hofgerichtsrath Caspar v. Borcke zu dem Kur-
fürsten nach Cleve, Hess') demselben versichern, es sei ihm nicht in den Sinn
gekommen, dem Kurfürsten oder dem Landgrafen schimpflich zu begegnen,
er habe vielmehr aus Rücksicht auf den ersteren in seinem Entwurf mehr, als
er eigentlich schuldig gewesen, nachgegeben; freilich aber liess er wiederholen,
jener Entwurf sei sein letztes Wort, weiter könne er nicht gehen. Er liess
ferner, sogar unter Beifügung von Attesten seiner Hofbeamten, darlegen, dass
der Zustand der Kurfürstin keineswegs ein so kläglicher sei, wie sie und
ihre Verwandten ihn schilderten, liess bestreiten, dass der Kurfürst sich
gegen Peil in solcher Weise geäussert hätte, und schliesslich verlangen,
*) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Cleve 17. September 1B61.
') Memorial v. Borckes s. d. Dte darauf bezügliche ReBolution des Kf. ist
datiert Cleve 13. October 1661.
Digitized by
Google
EiDleitong. 73
da man Hessischerseits garkeioe gegründete Ursache zn Beschwerden hätte,
dassy falls man von dort ans thätüch gegen ihn vergehen sollte, der Kur-
fürst ihm die vertragsmässige Hülfe leiste. Der Kurfürst hat darauf wieder
gemahnt, die Sache in der Güte beizulegen, er übersandte durch jenen
V. Borcke einen neuen ihm von Hessischer Seite zugestellten Vertragsent-
wurf und machte Vorschläge, wie die noch übrigen Differenzpunkte aus-
geglichen werden könnten. Daranf ist mehrere Monate lang über dieses
Project bin und her geschrieben worden, Karl Ludwig nahm die meisten
Vorschläge des Kurfürsten an, nun erklärte man aber auf Hessischer Seite
diese Zugeständnisse für sehr unerheblich und bestand auf den anderen von
Karl Ludwig verworfenen Forderungen. Der Kurfürst bemühte sich nach
beiden Seiten hin auszugleichen, aber ohne Erfolg, schliesslich hat er einen
Versuch angestellt, die Sache kurz abzumachen. Kurfürst Karl Ludwig
hatte im April 1662 aufs neue v. Borcke zu ihm nach Berlin geschickt,
der Kurfürst hatte das von demselben übergebene Memorial nach Cassel
gesendet, als darauf auch von dort her ein Abgesandter, der Kauzler V al-
te jus, bei ihm erschien, hatte er mit jenen beiden wegen der noch streiti-
gen Punkte verhandeln lassen, als es zu keiner Verständigung kam, Hess
er sich selbst genauer über die noch vorhandenen Differenzpunkte informie-
ren, traf darauf eine Entscheidung übet dieselben und erklärte *) (Anfang
August 1662), wenn diese von einem von beiden Theilen nicht angenommen
werden sollte, so wollte er nichts weiter zur gütlichen Beilegung des Strei-
tes beitragen, auch jenem Theile nicht assistieren, sondern diesen alles
Unglück, das etwa daraus entstehen sollte, verantworten lassen. Jener
Kurpfälzische Abgesandte ist noch bis Anfang September bei ihm geblieben,
muss aber auf jene Forderung des Kurfürsten, dessen Schiedsspruch anzu-
nehmen, keinen Bescheid von seinem Herren erhalten haben. Als auch bis
Mitte November keine Antwort von demselben eingetroffen war'), beschloss
der damals schon in Königsberg befindliche Kurfürst nochmals durch
Abschickung eines Gesandten, des Obristen und Schlosshauptmanns zu
Berlin Otto v. Berlepsch auf ihn einzuwirken. Er beauftragte den-
selben'), von dem Kurfürsten Karl Ludwig eine Erklärung auf seine
Vorschläge zu fordern, wenn diese zustimmend laute, darauf zu dringen,
dass die Sache sofort mit Zuziehung der anderen Vermittler zum vollstän-
digen Abschluss gebracht werde, sollte aber Karl Ludwig seinen Schieds-
spruch nicht annehmen, demselben zu erklären, der Kurfürst könne dieses nur
80 aufnehmen, dass jener die Sache aufhalten und den bedrängten Zustand
seiner Gemahlin noch schlimmer machen wolle, er werde daher zusammen
mit dem Landgrafen von Hessen auf andere Mittel zur Rettung derselben
0 Kf. au Kurf. Karl Ludwig d. Cöln a. Sp. 30. Juli/9. August 1662.
^ Irrig behaupten Reiger, Die aussgeleschte KurPfalz-Simmerische Stamm-
Linie S. 66, nod Bommel, Gesch. v. Hessen, IX S. 64, dass 1dG2 wirklich ein
Eotferonogsveitrag abgeschlossen sei.
^ iDStruktioD für v. Berlepsch d. Köoigsberg 15. November 1662-
Digitized by
Google
74 d. Die Allians mit Kar-Ffalz.
denken müssen. Sehr bald aber, nachdem er ?. Berlepsch diese Anf-
träge ertheilt hatte, traf ein Schreiben Karl Ludwigs») bei ihm ein, in
welchem derselbe anzeigte, dass infolge von Streitigkeiten, welche zwischen
ihm und dem Landgrafen von Hessen- Darm Stadt über die Besetzung
der Pfarre in der beiden gemeinschaftlich gehörigen Stadt Um Stadt aus-
gebrochen waren, der Landgraf Truppen in diese Stadt geschickt und sei-
nen dortigen Amtsknecht habe misshandeln und gefangen setzen lassen ,^)
dann bald darauf die weitere Anzeige'), dass stärkere Darm städtische and
auch Casselsche Truppen sich dort festgesetzt hätten, verbunden mit der
Aufforderung, beide Landgrafen von solchen Thätlichkeiten abzumahnen und
ihm kraft der Allianz Truppen zu Hülfe zu schicken. Einen Monat später^)
folgte dann die Brkl&ruiig Karl Ludwigs, er könne jetzt infolge der von
Hessischer Seite verübten Gewaltthätigkeiten die Entfern ungstractaten nicht
fortsetzen, sondern müsse dieselben auf spätere Zeit aussetzen. Der Kur-
fürst forderte darauf Karl Ludwig auf^), zunächst zu versuchen den Streit
wegen ümstadt anf gütlichem Wege beizulegen, wozu Berlepsch mithel-
ien solle, gelinge dieses nicht nnd sollten von Hessischer Seite noch weitere
Gewaltthätigkeiten erfolgen, so werde er ihm die vertragsmässige Hülfe
schicken. Zugleich beauftragte er Berlepsch^), sich zu bemühen, jenen
Streit gütlich beizulegen, wenn der Kurfürst von der Pfalz seine Vermitte-
lung annehme, sich nach Darmstadt und Gassei zu begeben und die
Landgrafen zu ermahnen, da von ihnen der Anfang mit den Thätlichkeiten
gemacht sei, diese einzustellen und Umstadt wieder zu räumen. Ber-
lepsch war inzwischen in Heidelberg angekommen und hatte sich hier
bemuht Karl Ludwig zu bewegen , trotz jener Streitigkeiten die Entfer-
nungstractaten wieder aufzunehmen, aber vergebens, derselbe hatte nur
jene dem Kurfürsten selbst gegebene Erklärung wiederholt, er könne Ehren
halber jetzt mit Hessen nicht verhandeln, und es war zwischen beiden schon
zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen 7). Infolge jener neuen Wei-
sungen des Kurfürsten begab sich Berlepsch Anfang Januar 1663 nach
t)arm8tadt und dann nach Gassei und er bewirkte hier ohne besondere
Schwierigkeiten, dass die Landgrafen sich der Mahnung des Kurfürsten
fügten nnd die Räumung von Umstadt zusagten^). Im März erfolgte die-
1) Korf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 28. October/7. November 1662.
^) S. über dieee seit dem October spielendeD Händel die Diarium Bnrop.
IX S. 435ff. 482ff. und Londorp VHI S. 889 ff. abgedruckten Schriftstucke.
s) Kurf Karl Ludwig an Kf d. Heidelberg 17./27. November 1662.
*) Derselbe au Kf. d. Heidelberg 16./ 26. December 1662.
^) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Königsberg 18. December 1662.
^ Kf. au V. Berlepsch d. Königsberg 20- December 1662.
^ V. Berlepschs Relationen vom 20. und 22. December 1662, nach der
lezteren hat sich Karl Ludwig heftig über den Fürsten von Anhalt be-
schwert, der jetzt beim Kf. als Premierminister alles dirigiere und der sich von
Hessischer Seite gegen ihn habe einnehmen lassen.
*) V. Berlepschs Berichte aus Darmstadt und Cassel vom l./ll. und
13./ 23. Januar 1663.
Digitized by
Google
Eioleitang. 75
selbe wirklich ond dqo versuchte der inzwisühcn nach Heidelberg
zaröckgekehrte v. Berlepsch infolge neoer AnweisnogeQ des Kurfürsten i)
voA Karl Ludwig eine kategorische Erklärung auf dessen Vorschläge in
der Entfernongssache zu erlangen. Anfang April erhielt er endlich eine
solche, in der aber nur in einigen Punkten die Vorschläge des Kurfürsten
angenommen, im übrigen an den alten Forderungen Karl Ludwigs fest-
gehalten und noch allerhand für die Kurfürstin ungünstige und verfängliche
Vorbehalte gemacht wurden. Vergeblich versuchte Berlepsch durch
mundliche und schriftliche Vorstellungen Karl Ludwig zu weiterer Nach-
giebigkeit zu bewegen, endlich entschloss er sich, mit der letzten Declara-
tion des Kurfürsten hervorzutreten, er erklärte erst den Käthen Karl Lud-
wigs und dann diesem selbst, dass unter diesen Umständen der Kurfürst
Hessen assistieren und auf andere Art für die Kurfürstin eintreten müsse,
und reiste, als auch diese Drohung ohne Wirkuug blieb, von Heidel-
berg ab'). Unterwegs hielt er inUmstadt mit dort eingetroffenen Pfälzi-
schen und Hessischen Kommissaren eine Conferenz behufs Schlichtung der
Umstadtischen Streitsache, welche aber seinem Berichte nach auch durch
die Schuld der Pfälzischen Abgesandten sich fruchtlos zerschlugt). Nach-
träglich Hess ihm Karl Ludwig noch ein neues Project in der Entfernungs-
sache zugehen, welches aber auch von den Vorschlägen des Kurfürsten
mehrfach abwich. Wenn schon die Berichte v. Berlepschs den Unwillen
des Kurfürsten über das Verhalten des Kurfürsten von der Pfalz hattei^
erregen müssen, so noch mehr ein bald darauf eintreffendes Schreiben des
letzteren,*) in welchem derselbe sich heftig über v. Berlepsch beschwerte,
der ohne Grund die Tractaten abgebrochen, sich Drohungen und sogar die
Aufkündigung der Allianz erlaubt habe, zugleich aber auch dem Kurfürsten
selbst vorwarf, dass er »ich durch die parteiischen Hessischen Berichte
gegen ihn habe einnehmen lassen, und schliesslich erklärte, wenn derselbe
doch Berlepschs Auftreten gutheissen und Hessen assistieren sollte, so
werde er aller Welt seine Unschuld darthun und seine Sicherheit und Ruhe
mit allen erlaubten Mitteln zu erbalten suchen. Der Kurfürst erwiderte
darauf in einem sehr geharnischten Schreiben*), er erklärte zunächst, er
0 Kf. an V. Berlepsch d. Königsberg 4. und 23. Februar 1663.
*) V. Berlepschs Relation 8. 1. 11. /21. April 1663, sein Recreditiv ist vom
9. April. Vgl. über die letzten mit ihm geführten VerhaadinDgeD die Briefe
des Kurfürsten Karl Ludwig ao Luise v. D. vom 12. März, 3. und 9. Mai
1663. (Holland S. 115. 119. 123.)
*) V. Berlepschs Relation ans Gassei 28. April/7. Mai 1663.
*) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 20./30. April 1663.
*) Kf. an Kurf. Karl Ludwig d. Königsberg 26. Mai 1663, darin heisst es,
die Kurfärstin mässe geschehen lassen, «dass gleichsam in ihrem Angesicht
eine andere Frauensperson gehalten, weiche sie aus ihrem Bhebette und von
dem Recht, welches ihr der Kurfürst vor Gott und der Kirche versprochen, mit
grosser Gewalt verdrungeu.* Kf. müsse sich derselben annehmen, .damit der
ganzen Welt gezeigt werde, dass eine geborene deutsche Prinzessin, vermählte
Digitized by
Qoogle
76 2. Die Allianz mit Kor-Pfals.
könne nicht befinden, dass Berlepscb wider seine Instruction gehandelt,
sich Drohnngen erlanbt und die gütliche Beilegung des Streites verhindert
habe, ging dann aber auf die Sache der Eurfürstin und die unwürdige
Behandlung, welche dieselbe zu erdulden habe, näher ein, erklärte, er müsse
als naher Verwandter sich derselben annehmen, und verwahrte sich endlich
dagegen, dass die zwischen ihnen beiden abgeschlossene Allianz auch auf
diesen Ehehandel bezogen werde. Dieses Schreiben blieb längere Zeit
ohne Aotwoit, inzwischen starb am 16. Juli 1663 Landgraf Wilhelm von
Hessen und für seinen unmündigen ältesten Sohn übernahm seine Gemahlin
Hedwig Sophie, die Schwester Friedrich Wilhelms, die vormund-
srhaftliche Regierung. Diesen Umstand benutzte der Kurfürst als Yorwand,
um doch wieder mit Karl Ludwig anzuknüpfen^^) und denselben aufs neue
zu ermahnen, die fintfernungssache zu einem gütlichen Abschlnss zu bringen.
Inzwischen aber, aus welchem Anlnss ist nicht ersichtlich'), hatte die Kur-
fürstin Charlotte wirklich Heidelberg verlassen und war nachCassel
übergesiedelt, wo sie hinfort geblieben ist. So war das eingetreten, was Karl
Ludwig von jeher gewünscht hatte, er hat der Kurfürstin in den nächsten
Jahren jene für ihren Unterhalt festgesetzte Summe zahlen lassen, aber er
wollte keine bindenden Verpflichtungen deswegen eingehen, er lehnte daher
in seiner Antwort an den Kurfürsten') unter Hinweis darauf, dass er nach
des Landgrafen Tode nicht wüsste, mit wem er unterhandeln solle, und
liass seine Gemahlin abgereist sei und von ihm die früher geforderte
Summe ausgezahlt erhalte, weitere Verhandlungen ab und wiederholte, als
der Kurfürst sich trotzdem den Anschein gab^, als habe er seine Antwort
für eine zustimmende gebalten, und neue Vorschläge zu einer Verätändi-
KurfärstiD und mit den vornehmsten Kor- aod FäretlicheD Haasern alliirte
Färstin dergestalt nebst ihren hoheo Anverwandten nicht dürfe beschimpft und
dorch ihre gewesene Dienerin und Aufwärterin gemartert werden.** Karl Lud-
wig schreibt an Luise v. Degenfeld 7. Juli 16ö3 (Holland 8. 131): ^Chor-
Brand, hatt mihr ein unnütz ood mitt vielen Unwahrheiten gespicktes Schreiben
zugeschickt. Werden es der Gebühr beantworten.* Die Herzogin Sophie mel-
det demselben 11. Juli 1663(Bodemauu S. GO), K f. solle 2000 Mann bereithalten,
um die Hessen zu unterstützen, und solle sehr ungehalten über dessen Vertrag
mit Pfalz Nenbur^ sein.
0 Kf. an Knrf. Karl Ludwig d. Jagdhaus Romitten 1. September ItiGS.
') Ans den Schreiben Karl Ludwigs an Luise v. D. vom 14. Juni und
14. September 1663 (Holland S. 129. 132) ergiebt sich, dass in der Zwischenzeit
die Abreise der Knrfürstin erfolgt ist. Irrig lässt Hansser II S. 612 die
Kurfurstin 1662 nach Cassel zurückkehren, Reiger, die anssgeleschte Chur-
Pfalz- Simmerische Stammes - Linie S. 71 erst 166Ö, wogegen schon der Ver-
fasser der neuen Auflage (1735) Joannis (S. 202 f.) Bedenken erhebt.
s) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 12./22. October 1663. Ueber die
Entsendung eines neuen pfälzischen Gesandten v. Brunn an Kf., der Anfang
December 1663 in Berlin eintraf, erfahren wir nur durch den Brief Karl Lud-
wigs an Luise v. D. vom 28. December 1663 (Holland S. 136.)
*) Kf. au Kurf. Karl Ludwig d. Cöln a. Spr. 14./24. December 1663.
Digitized by
Google
EiDleitoDg. 77
gnng machte, diese WeigeroDg in der bestimmtesten Weise 0- Als aber
der Kurfürst nan wieder mit AofisündigUDg der Allianz drohte, lenkte er
doch wieder ein und bequemte sich (März 1664) zu neuen Verhaudlnngen,
bei denen der Kurfürst, welcher sich auch erboten hatte, die Garantie des
abzuschliessenden Vertrages zu übernehmen, die Vermittlerrolle spielte, es
aber nicht verhindern konnte, dass dieselben wieder dieses und das ganze
folgende Jahr (1665) ohne Ergebnis sich hinzogen. Auf erneute ßitten ?on
Hessischer Seite machte der Kurfürst (Anfang 1666) den V^ersuch , durch
den zur Beilegung der durch die Wildfangsstreitigkeiten veranlassten Hän-
del nach Heidelberg abgeschickten Freiherrn v. Mahrenholtz die Erle-
digung der Sache zustande zu bringen, das gelang aber wieder nicht, da
Kurfürst Karl Ludwig*) sich anfangs garnicht auf diese Sache einlassen
wollte, dann aber erklärte, nur wenn verschiedene Aenderungen in dem Pro-
jecte des Kurfürsten vorgenommen würden, dasselbe annehmen zu können.
Nachdem dann Hessischerseits auf alle diese Forderungen eingegangen
war, erklärte sich Ende 1666 Karl Ludwig^) zur Ausfertigung des Ver-
trages bereit, es wurde darauf verabredet, in Regensburg durch die dort
auf dem Reichstage anwesenden Gesandten aller drei Parteien diese Aus-
fertigung und die Auswechselung der betrefifenden Docnmente vornehmen
zu lassen , aber dort zogen sich die Verhandlungen darüber wieder das
ganze Jahr 1667 hin. Endlich zu Ende dieses Jahres kam es so weit,
dass der Knrfürst das von der Kurfürstin, der Landgräfin und ihm selbst
onterzeichnete Exemplar des Vertrages nach Regensbnrg zur Auswechselung
gegen das von dem Kurfürsten Karl Ludwig unterzeichnete Exemplar
hinschickte^), aber nun wurden von Pfälzischer Seite wieder neue Vorwände
bervorgesncht, um diese Auswechselung weiter nnd weiter hinauszuschieben,
80 dass diese Verhandlungen doch zu keinem Abschluss gekommen sind^).
') Karf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg ld./28 Januar 1664.
^ V. Mahrenholtss Relationen aus Heidelberg 8./ 18. Januar und aus Speier
15./ 25 JaDuar 1666.
3) Karf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 29. November/9. December 1666.
?gl. das Schreiben desselben an Luise v. D. vom 27. October 1666 (Holland
S. 178.)
*) Kf. an die Gesandten in Regensburg d. Cöln a. Spr. 17./27. December 1667.
^) S. aber die später (1679) wieder erneuten Bemühungen der Kurfürstin
Charlotte in dieser Angelegenheit die Briefe Karl Ludwigs an seine Schwe-
ster, die Herzogin Sophie, vom 1. Februar, 4/14. und 18./2H. October 1679 und
die Briefe Hopbiens vom 10. October nnd 25. December 1679 (Bodemann
S. 344 ff.).
Digitized by
Google
Auszug aus der Instruktion des Kurfürsten von der Pfalz fllr
seinen Abgeordneten Dr. Peil (s. 1. et d. c. Februar 1661).
[Kf. möge seine BemühuDgeo, sich mit dem Könige von England auszusöhnen,
unterstützen, ihm rathen, ob er die Allianz mit Frankreich erneuern solle, selbst
ihm bei Behauptung seiner Rechte Hülfe leisten.]
Er hat dem Kf. aaseiDanderzasetzen , in welchen VerhältnisseQ K.
Pfalz in England früher gelebt üabe, wie er durch die Notb gezwao-
gen gewesen sei^ sich so zn halten, dass er das Parlament nicht oflfen-
diere*); er habe sich dadurch das Missfallen des jetzigen Königs zngezogen,
wolle aber jetzt einen Gesandten nach England schicken nnd hoffe, die
Sache zn verglimpfen; Kf. möchte dabei gute officia anwenden, auch ein-
rathen, ob etwas Fuss auf die englische Freundschaft zn machen, weil er
ex antecedentibns gesehen , dass wenig darauf zn fnssen.
Er soll ferner dem Kf. nnd dessen Geh. Rath v. Schwerin von der
zwischen K.Pfalz und der Krone Frankreich getroffenen Allia nee sattsa-
men Bericht geben nnd dabei anfuhren, dass er tempore interregni, da
Baiern armiert gewesen/ um den ihm und seinem Kurhause zustehenden
Yicariatum zn disputieren nnd für sich zu verfechten, nnd da er von den
wenigsten Ständen im Reich in seiner so klaren Befugnis Beifall bekom-
men, sich in diese Alliance, um sich und seine Lande vor unbilliger Gewalt
zn schützen, zu begeben gemussiget worden, nnd dass darin nichts ent-
halten, 80 wider die Kays. Mt, das Reich und dessen Constitutiones laufe,
nnd ob zwar obgedachte Alliance ad tempus, nämlich auf drei Jahre
geschlossen gewesen, nunmehr aber solche Zeit expirieret, so hielte er doch
gänzlich dafür, Kf. würde es ihm nicht verdenken, wenn er sich um Pro-
longation derselben bei Frankreich (welches dazu nicht ungeneigt),
bemühte. Es sei denn, dass Kf. es für besser erachtete, mit Frank-
reich allein in guter Nachbarschaft und Freundschaft zu stehen, ohne sich
in eine Particnlarverbündnis wiederum einzulassen, welchenfalls Peil andere
Vorschläge von K f . oder dessen vertrautem Ministro, H. v. Schwerin,
'; S Hausse r II S. 564.
Digitized by
Google
Gesandtschaft PeiFs. 79
welchem er allein, was diesen und vorigen Punkt anlangt, zn comrouni-
cieren , vernehmen solle , wie er sich aof andere Weise gegen seine Wider-
sacher manntenieren könnte.
Peil soll den Kf. und dessen Minister ersuchen, durch dessen Auto-
rität ihn bei seines Kurhauses uralten Regalien, Rechten und Privilegien
(darin vornehmlich die Unter- Pfalzischen Lande bestehen, und wenn die-
selben ihm geschmälert und genommen werden sollten, er in keiner Consi-
deration sein würde, in Betrachtung die Lande klein und mit grosser Schul-
denlast beschwert, auch er selbst mit vielen oneribus beladen) erhalten zu
helfen und zu dem Ende ihm seine Assistenz zur Behauptung seiner Gerecht-
same angedeihen zu lassen, und zwar einestheils mit seinem Voto auf
Reichs- und anderen Tagen und mit nachdrücklichen Schreiben gehörigen
Orts, anderntheils auch, da es nöthig, mit der That dem Instr. pacis und
Reichsconstitntionibus gemäss, [falls er dagegen angegriffen werden sollte.
Hiebei soll er dem Kf. wohl zn Oemuth fuhren, dass falls in ihn ferner mit
Gewalt und Thätlichkeiten (wie jetzt von K.Cöln in der Wieder- Sache,
welche er ob summum in mora periculum vor allen andern zu treiben hat)
sollte gedrungen werden, er zu Rettung seiner jurium und Gerechtsame end-
lich sich gemüssigt sehen würde, sich anderer und fremder Hülfe, (deren
er doch lieber entübrigt sein wollte), zu gebrauchen, und stelle er lieber
Kf. zu bedenken anheim, ob derselbe ihm zu dieser Extremität rathen
ond nicht vielmehr selbst dnrch die jetzt an Hand habende Mittel ihm in
seiner klaren Befugnis Assistenz leisten wollte, dagegen wäre er erbötig,
nicht allein des Kf. und dessen Kurhauses Interesse bei allen Begebenheiten
nach Möglichkeit zu befördern, sondern sich auch zu einer proportionierten
Reciprocation zu obligieren.
DefeDsivallianz zwischen Kurfürst Friedrich Wilhelm von
Brandenburg und Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz.
D. Cleve 26. Aprn/[6. Mai] 1661.0
Za wissen. Demnach zwischen der ChurfOrsten zu Branden- 6. Mai.
bürg und Pfalz Churfttrstlichen Darchleuchtigkeiten höchstlöblichen
Vorfahren vor vielen und langen Jahren eine sonderbahre vertraw-
liehe Freundschafft gestifftet, dieselbe zu allen Zeiten und Gelegen-
heiten, wegen der nahen Anverwandnuss, dazu gekommener Einig-
keit in der Keligion, auch gemeinen Interesse beständig erhalten und
fort für fort auf beyderseits hohe Nachkommen gepflanzt und fort-
gebracht worden, auch bis auf gegenwerttige Stunde der Durch-
leuchtigste Fürst und Herr, Herr Friederich Wilhelm, Marggraf zu
'; lobaltsaDgabe bei v. Möroer, S. 251.
Digitized by
Google
80 2. Die AUiaDE mit Kar-Pfalz.
Brandenburg, des Hoyl. Rom. Reichs Ertzkämofierer und Churfttrst,
zu Magdeburg u. s. w. und der Durchleuchtigste Fttrst und Herr, Herr
Carl Ludwig, Pfalzgrave bey Rhein, des Heyl. Rom. Reichs Ertz-
schatzmeister und Churfürst, Hertzog in Beyern, als beyderseits re-
girende ChurfQrstliche Durchleuchtigkeiten durch Gottes Gnade da-
rinnen nicht nur unverrückt verharren, besondern auch dieselbe zu
Gottes Ehre, des Heyligen Römischen Reichs Nutzen und Besten, zu
Beybehaltung nöthigen Vertrawens zwischen Haubt und Gliedern und
dann zu dero eigener Churfürstenthumben , FOrstenthumben und Lan-
den gutem Gedeyen, Ruhe und Wohlstand je mehr und mehr zu be-
festigen und zu stiften gemeinet und bedacht seyn, unnd zu Errei-
chung solchen Zwecks und damit jedwedes Theil bey dem Seinigen
ungekränckt seyn und bleiben, und keinesweges betrübet oder de facto
beleydiget werden möge, eine nähere Verständnuss und DefensivbOnd-
nuss für ein zulangendes Mittel gehalten. So haben Ihre Churfbrst-
liche Durchleuchtigkeit zu Brandenburg mich dero Geheimen Raht und
Cantzler des Fürsten thumbs Halberstatt Friedrichen von Jena mit
gnugsamer Vollmacht und Pienipotenz versehen, Ihre Churfbrstlicbe
Durchleuchtigkeit zu Pfalz aber mich dero Geheimen und Regierungs-
raht Arnold Peilen gleichergestalt bevollmächtiget mit dem gnädig-
sten Befehl, dass wir unns beyderseits zusammen thun, die Sache
mit einander tiberlegen und eine DefensivbQndnuss tractiren und
schliessen solten. Alss wir nun crafft habender vorangezogener Ge-
waldt und Befelch darüber mit einander zu verschiedenen Mahlen con-
feriret, so haben wir uns über nachfolgende Articul und Puncta ein-
mühtig und gründlich verglichen.
I.
Unnd soll nun zwar zu anfangs diese Defensivbflndnuss auf des
Heyl. Rom; Reichs Gonstitutiones und auf den zu Ossnabrugg und
Münster abgehandelten und beschlossenen Frieden gegründet und ge-
meint seyn.
II.
Darauf beyderseits Ihre ChurfUrstliche Durchleuchtigkeiten ein-
ander rechtschaffene beständige Freundschafft versprechen. Es will
und soll auch ein Theil des andern und dessen Churfürstenthumben,
Fürstenthumben und Landen Nutzen, Frommen und Aufnehmen suchen
und nach aller Möglichkeit befördern.
Digitized by
Google
Der AUiaDzvertrag. Sl
III.
Zu welchem Ende jedes Theil schuldig und gehalten seyn soll,
demjenigen Theil, welches wieder die Reichsconstitutiones, den
Teutschen Frieden und Freyheit, altes Herkommen und aufge-
richtete Verträge ahn seinem Churfürstenthumb, der MarggrafschaflFt
Brandenburg oder Pfaltzgrafschafft bey Rhein, sambt dazu gehörigen
FOrstenthumben, Landen, Leuthen, Mannen, Underthanen, Sehutzver-
wandten, Angehörigen, wie auch sonsten allen andern Regalien,
Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten im Heyl. Römischen Reich
Teutscher Nation, sie haben Nahmen wie sie wollen, auss was Ur-
sache oder unter was fOr Prätext und Schein es auch seye, betrübet
und angefochten wOrde, nicht nur mit schleuniger Interposition, son-
dern auch auf Reichs-, Collegial-, Deputation-, Creyss- und andere
dergleichen Tage und Zusammenkunfften, und dann ausser solchen
bey der Eayserl. Mayestät, denen Herrn ChurfUrsten, Forsten und
Ständen in gesambt oder auch absonderlich, wie auch bey ausslän-
dischen Potentaten und Republiquen mit allen möglichen officiis ver-
tretten und assistiren, gestalt denn beyde hohe Paciscirende sich auch
nebenst deme crafft dieses verbunden, auf vorgedachten Reichs- und
anndere Diäten, auch wo es sonsten nöthig und thunlich, zu des Hey-
ligen Römischen Reichs Besten und zu Beybehaltung der alten Teut-
schen Freyheit, des Reichs Praeeminenz und ihren eigenen Regalien,
Privilegien, Recht und Gerechtigkeiten, Churfbrstenthumben, sambt
dazu gehörigen Fürsten thumben , Landen und Leuthen, Mannen,
Unnderthanen , Schutzverwandten und andern Angehörigen im Reich
Teutscher Nation Ruhe und Tranquillität, die consilia zu con-
jangiren, verträwlich von allem und jedem zu jeder Zeit mit ein-
ander zu communiciren, und sich dergestalt in ihren votis zu ver-
einigen, die Ihrigen auch dahin anzuweisen.
IV.
Dafern aber wieder VerhoflFen bey dem oflFendirenden Theil keine
Gatte etwas verfangen, sondern derselbe ungeachtet aller angewandten
Officien noch weiter utid de facto verfahren, oder da auch stracks
und zugleich er die That zur Hand nehmen und einen von beyden
hohen Paciscirenden dero Churfürstenthumb und dazu gehörige Für-
stentbumb, Lande, Leuthe, Mannen, Underthanen, Schutzverwandte
and andere Angehörige im Römischen Reiche Teutscher Nation auss
Mater, z. Gc«ch. d. O. Karfursten« XI. (]
Digitized by
Google
82 2. Die Allianz mit Kar-Pfals.
was Ursache oder unter was vor PrAtext and Schein es immer wolle,
mit Gewalt angreiffen und beleidigen oder ahn Exercirung dero Pri-
vilegien, Regalien, alt Herkommen, Recht und Gerechtigkeit ein oder
mehr Stände oder Glieder des Reichs auf einige Weise oder Wege
thätlich hindern oder turbiren würde, so sollen zwar die göttliche
Mittel nicht zurück gesetzt werden, nichts desto weniger aber ein
Theil dem andern zu assistiren und auf geschehene Notification und
Requisition alssbald, ohne Aufenthalt und Saumnuss, würckliche Hülffe
zu schicken schuldig und verbunden seyn, massen beyderseits Ihre
Churfttrstliche Durchleuchtigkeiten sowohl der Anzahl halber, alss auf
was Weise und Manier solche Hülffe am füglichsten zu Werck zu
richten, sich in einem Nebenrecess verglichen haben.
Unnd obwohl die officia und die Assistentz auf Reichs-^ Collegial-,
üeputations-, Creyss- und andern Tagen, inngleichen bey der Kayser-
liehen Mayestät, Churfürsten, Fürsten und Ständen, auch ausswerttigen
Potentaten und Republiquen auf beyderseits Ihre Churfttrstlichen
Durchleuchtigkeiten obgedachte Ghurfürstenthumb und die dazu ge-
hörige Fürstenthumbe, Lannde, Leuthe, Mannen, Unnderthanen, Schutz-
verwandte und andere Angehörige, wie auch Regalien, Privilegien,
Recht und Gerechtigkeiten im Römischen Reich Teutscher Kation,
nichts überall davon aussgenommen, allein gemeint und angesehen,
so soll doch die würckliche Hülffe, so des Pfaltzgrafens Churfürstliche
Durchleuchtigkeit crafft dieses und des Nebenrecesses zu leisten
schuldig, ahn selten Ihrer Churfürstlichen Durchleuchtigkeit zu Bran-
denburg nicht weiter verstanden oder begehrt werden, dann sofern
das Hertzogthumb Cleve, Grafschafft Marck und Ravensberg mit ihren
Zubehör von einem oder mehr Stännden oder Gliedern des Reichs an-
gefochten oder beleidiget werden sollten.
VI.
Dafern auch bey, vor oder nach geschehener Notification und
Requisition oder auch wehrender Hülffleistung der Requisitus von
andern thätlich solte angegriffen werden oder gegen den Erbfeind,
wie auch sonsten Ihrer Kaysserlichen Mayestät und dem Römischen
Reich wOrkliche Hülfe leisten mttsste, so solle derselbe, wann er die
in diesem Bündnuss und Nebenrecess versprochene Hülffe noch nicht
Digitized by
Google
Der Alliattzvertrag. 83
geschickt, solche zurQckzubehalteii oder die albereit geschickte wie-
der abzufordern befugt, der Requirent auch selbige ohne Aufenthalt
sofort folgen zu lassen schuldig seyn.
VII.
Unnd alss diese Defensivbttndnuss sambt dem dabey aufgerich-
teten Nebenrecess in ihren Articuln und Clausuln nur von zuktlnftigen
Thätlichkeiten und Fällen zu verstehen, also solle solches alles von
dato die zehen nechst nach einander folgenden Jahre seine Crafft
und Würckung haben, und die Zeit über nicht nur von beyderseits
hohen Paciscirenden, sondern auch von dero Successoren und Nach-
kommen trewlich und unverbrüchlich, doch mit diesem Verstände ge-
halten werden, dass wann einer unter ihnen mit einem aussländischen
Könige oder Republicque solte in Streit gerahten, desselben sich der
ander gegen solche anzunehmen durch diese Bündnuss weiter nicht
gehalten seyn soll, alss die Keichsconstitutiones und Westphälische
Frieden verordnen und mit sich bringen.
Unnd haben wir dazu bestälte und zu anfangs genante Gevoll-
mächtigte ttber diese Btlndnuss zwey gleichlautende Exemplaria heut
dato aufgerichtet, verfertigt und gegen einander aussgegeben, damit
dieselbe von beyderseits Ihren ChurfUrstl. Durchleuchtigkeiten inner-
halb vier Wochen von dato des Schlusses und geschehener unsserer
Underschrifft genehm gehalten und ratificiret, die ratificationes auch
gegen einander aussgewechselt werden ').
Zu mehrer Beglaubigung haben wir dieses alles unterschrieben
and besiegelt So geschehen zu Cleve den 6. May/ 26. Aprilis Taus-
send sechshundert ein und sechzig.
Friderich von Jena. Arnoldus Peil D.
Nebenrecess.
Kund und zu wissen seye hiemit Jedermänniglich, demnach
zwischen Ihrer Ghurftlrstlichen Durchleuchtigkeit zu Brandenburg
an einem, dann Ihrer ChurfUrstlichen Durchleuchtigkeit zu Pfaltz am
andern Theil den 6. May/ 26. Aprilis eine Defensivalliance beliebet
0 Die Ratification des Allianzvertrages und des NebeDrecessea ist von
Karl Ludwig ausgestellt Heidelberg 9./ [19.] Mai 1661, von Kf. Cleve 18./
28. Mai 1661.
6*
Digitized by
Google
84 2. Die Altians mit Rnr-Pfale.
und aufgerichtet und dabey beyden hohen Paciscenten gefallen, einen
und den anndern Punct vorgedachter Defensiybündnuss nicht einzu-
verleiben, besondem dieselbe in diesen Neben- und Secreten Recess
zu verfassen, dass darüber beederseits höchstgedachter Ihrer Ghur-
fbrstlichen Durchleuchtigkeiten Gevollmächtigte folgender gestalt sich
vereiniget undt verglichen:
I.
Unnd wollen nun zufolge geschlossener Alliance und da der-
selben gemeess von Ihrer Churf&rstlichen Durchleuchtigkeit zu Pfaltz
die Notification und Requisition auf die im Haubtrecess enthaltene
Fälle und Bedingungen diesem Bttndnuss gemeess geschehen, Ihre
Churfttrstliche Durchleuchtigkeit zu Brandenburg hundert zu Ross und
dreyhundert zu Fuss tüchtiger geworbener und bewehrter Mannschafft
ohne Auffenthalt und Säumnuss zuschicken.
IL
Ingleichen verbinden sich des Pfaltzgrafen Ghurfürstliche Durch-
leuchtigkeit auf geschehene Notification und Erfordern auf gleich-
massige im Haubtrecess enthaltene Fälle und Bedingungen diesem
Bttndnuss gemeess Ihrer Cburfttrstlichen Durchleuchtigkeit zu Bran-
denburg sobald und gleichfallss ohne einige Verzögerung zweyhun-
dert und f&nffzig Mann guter tttchtiger geworbener und bewehrter
Musquetirer ahn statt der Hülffe zu senden.
III.
Die Hülffe solle von beyden Theilen biss ahn des Requirenten
Gräntzen geschickt und biss dahin von demjenigen, welcher sie^^schickt,
unterhalten werden. Sobald aber die Mannschafft gedachte Gräntzen
erreicht, so bald ist dieselbe von demjenigen nach seiner Verpfle-
gungsordnung mit aller Notthurft zu versehen und zu verpflegen,
welchem sie zu Hülffe kommen, es wehre dann Sach, dass der Orth,
wo mann die Hülff benöthiget, näher alss die Gräntzen oder bey-
seits gelegen, auf welchen Fall auf des Herrn Requirenten Begehren
der commandirende Officirer mit der Hülffe dahin zu gehen beordert
seyn solle. Mit dem Unterhalt aber und Verpflegung bleibt es da-
bey, dass sobald die Völcker über des Herrn Requisiti Gräntzen ge-
bracht, der Herr Requirent dieselbe vorhergesetzter Massen über
»ich nehme.
Digitized by
Google
Der AlliaDzvortrag 35
IV.
Unnd wenn die Uülff nun in des Requirenten Gräntzen und von
ihme angenommen ist, so soll die Mannschaift und OfGcirer dessen
Commando und Befehl, welchem sie zugeschickt, allerdings und nicht
minder als ihres Herren Gebott gehorsamen. Doch soll der Officirer,
welcher mit der Hülffe geschickt wird, nicht schuldig oder gehalten
seyn einem Befehlshaber, der mit ihme in gleicher oder geringerer
Charge stehet, zu pariren.
So geschehen zu Cleve den 6. May/26. Aprilis Tausendt sechs-
hundert ein und sechzig.
Friderich von Jena. Arnoldus Peil D.
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an Dr. Peil. Datum ut
in litteris 25. Mai/[4. Juni] 1661.
[MittheiloDg der von Gravel in dem BheiDischeD Allianzrath gemachten Propo-
sitioD wegen der Tärkenhülfe. Ob man nicht die Hdlfscontingente zurück-
behalten solle.]
PS. Auch — habt Ihr* K.Brandenburgs Ld. zu remonstriren 4. Juni,
und dero ~ Sentiment zu vernehmen, wann occasione der vom Pabst
vorgeschlagenen Türkenhülfe die von Frankreich durch Mr. Gra-
vel 1 es in seiner dem Allianzrath zu Frankfurt den 30. Mai st. n. ge-
thanen nachdenklichen Proposition *) — projectirte Zusammenziehung
der Rheinischen Conföderirten neben den Französischen Völkern zu
Werk gerichtet werden sollte, was etwa diejenige, so nicht in der
Allianz begriffen, vor Reflexion darauf zu machen haben wfirden,
und ob es denselben rathsamb sei in Erwartung solchen Falls sich
von Völkern und Mitteln zu entblössen und dieselbe I. Kais. M.
vertröstetermassen zuzuschicken, und ob nicht I. Kais. M. dazu zu
bewegen sein möchte, dieselbe bei so gestalten Sachen von Schick-
und Unterhaltung solcher Völker zu dispensiren ').
0 Dieselbe entspricht durchaus den Weisungen, welche Ludwig XIV. in
der Instruktion vom 28. März 1661 ^Guhrauer II. S. 297 ff.) Gravel ertheilt hatte.
^ Kf. erwidert darauf nur (d. Cleve 10. Juni 1661), auch ihm komme Gra-
vels Proposition sehr nachdenklich vor und er wolle ihm künftig seine Gedanken
darüber mittheilen , zugleich giebt er ihm Nachricht von der auf den 29. Juni in
Uoln mit Kurcoln, den brauuschweigischen und hessischen Fürsten verabre-
deten Zusammenkunft (s. oben S. 39 ff.)
Digitized by
Google
36 2. Die Allianz mit Kur-Pfalz.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 11. Juni 1661.
[Mitthoilnng der ihm von K.Pfalz über die franzosisohen Anträge gemachten Br-
Öffnangen. Verwendung für K.Pfalz.]
U.Juni. Er übersendet eine Abschrift der Proposition, welche Oravel nealich im
Allianzrathe vorgebracht, der Anträge, welche derselbe K.Pfalz wegen
dessen Eintrittes in die Allianz gemacht, nnd der von diesem daranf er-
theilten Antwort.
Ich stelle zu Ew. Kais. M. ferneren Höchsterleuchteten Nachsinnen,
ob Sie vermeinen, dass etwa K.Pfalz durch ein gnädigstes kaiser-
liches Schreiben bei der bisher erwiesenen guten Bezeigung beständig
zu verharren zu animiren, und ob Ew. Kais. M. darbenebenst gnä-
digst geruhen möchten, an den Reichshofrath die Verordnung ergehen
zu lassen, damit Ihre Ld. (wie sie sich beklagt) etwas gelinder trac-
tiret und darum absonderlich auf dieselbe kttnftig mehrere Beflexion
genommen werde, weil Ew. Kais. M. sich dadurch eines kurfürst-
lichen voti mehr zu versichern. —
Kurfilrst Karl Ludwig an den Kurfürsten. D. Heidelberg
7. /[l 7.] Juni 1661.
[Der RVicekanzler verlangt Abhaltung eines Kar fürs tentages.]
17. Jani. Glückwansch zu der abgeschlossenen Allianz.
PS. Sein am Kaiserlichen Hofe befindlicher Abgesandter, Obristleut-
nant Johann v. Arentin bat ihm berichtet, dass der R. Vicekanzler
ihm in discnrsu zu verstehen gegeben, es müsste ein Collegialtag gehalten
werden. Da er vermuthet, der R. Vicekanzler, der, wie verlaute, ehe-
stens herauswärts ins Reich kommen werde, werde dergleichen aufs Brett
werfen, so bittet er Kf. ihm sein Sentiment darüber zu eröffnen. Er selbst
hält einen Collegialtag nicht für unrathsam und will, wenn Kf. dabei
kein Bedenken habe und der Kaiser einen solchen verlange, ^gern damit
einstimmen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten Karl Ludwig. D. Cleve
24. Juni 1661.
[Der in Wien vorgeschlagene Karfärstliche Collegialtag.]
24. Jnni. Dank für die guten Erbietungen , ferner für die communicierte Nach-
richt, was der R. Vicekanzler eines vorseienden Collegialtages halber
gedacht. Sollte auch an Kf. etwas gebracht werden uud er sehen, wie
Digitized by
Google
Verwendang für K.Pfalz beim Kaiser. H7
ein solcher Collegialtag in Vorschlag gebracht werden, auch was für Sachen
darauf vorkommen möchten , so wird er sich daranf erklären nnd solches
dem Kurfürsten commnnicieren. Ihm soll sonst keine za des Rom. Reiches
oder seiner Mitkurfürsten ins Mittel kommende Znsammenschickung sn-
wider sein.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 29. Juni 1661.
[aar die Schreiben vom 6. n. 11. Jani. Seodang des R.Vicekanzlers an K. Mains.
Beräcksichtigong der Verwendang des Kf. für K.Pfali.]
Dank für die Mittheilungen. Er hat seinen Reichsvicekanzler29. Joni.
Wilderich Freiherren von Waldersdorff an K.Mainz abgeordnet,
denselben seiner anfrichtigen Intention und alles dessen zu versichern, was
ZQ Erhaltnng der allgemeinen Wohlfahrt erspriesslich nnd zu Matnriernng
des von einigen Kurfürsten und Ständen so hoch verlangten Reichstages
selbst zulänglich und beförderlich sein könne.
Was dann nächst diesem die nach Ausweisung Ihres letzten
Sehreibens wegen Animir- und Beibehaltung des Churfbrsten zu Pfalz
Ld. gethane wohlmeinende Erinnerung betrifft, wollen Ew. Ld. mir
beständig zutrauen, dass gleich wie ich meinestheils Ihrer Ld. alle
Affection zu jeder Begebenheit zu erweisen geneigt bin, also
ich derselben auch dasjenige widerfahren lassen werde, was Ihro
die justitia immermehr attribuiren wird, habe dahero — meinen
Reichshofrath dahin angewiesen, dass er hierauf seinen mir gelei-
steten treuen Pflichten nach gebtlhrende Reflexion machen und Ihro
Ld. Gerechtsame — beobachten wolle.
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten. D.
Heidelberg 28. October/[7. November] 1661.
[Mittheilong neuer französischer Anträge.]
Er theilt ihm mit, was Oravelles dieser Tage im Namen des Königs 7. ^^ov.
▼on Frankreich bei ihm angebracht und welche Antwort er darauf
ertheilt hat, bittet Ef. ihm seine Gedanken darüber roitzntheilen nnd diese
▼ertrauliche Commnnication dergestalt zu mesnagieren, dass ihm keine Unge-
legenheit deswegen zuwachsen möge.
Digitized by
Google
g3 2- Hie Allianz mit Knr-Pfals.
Proposition de Mons. Gravelles attouchant le renouuellement
de TAUiance auec la France
et
La resolution la dessus de S. A. E. Pal.^ le 25. Octob. 1661.
25. Oct. M. Gravelles a proposö a S. A. E. Pal.f qne le Roy Treschrestieu,
voyant qoe S. A. E. trouaoit de la difficultö a entrer dans TAUiance du
Rhin, desiroit de renooueller le dernier Traitt6 particolier fait aoec S. A.
E., raaiB quMl y falloit, poar piecaution, changer et adiouster quelques
Articles, assauoir:
Qn'en atteodant que S. A. E. entre daos la Cuafederatioo qui a
6t6 conclne entre S. M.^ Tresch.»« et quelques Electeurs et Priuces de
TEmpire ä Mayence le 15. d'Aoust de raunöe 1658, S. A. E. se conforme
cependaut aus Cooseils et anx resolutions de la d.« Confederation en tout ce
qui regardera la seuret^, le bien et la libert^ de FEmpire.
Que S. A. E.«declare, qne le Trailt6 qu'Elle a fait auec M. TEIec-
teur de Brandebourg ne nuira et ne pourra deroger en rien ä celluy
qu'Elle fait auec S. M.'^ Tresch.**« et qn'en toutes les rencontres od les
iuterests et les desirs de lad. 1A.M se trouueront contraires aus Sentiments
dud. Electeur de Brandeobourg sad. A. £. promette d'opiner dans
le College Electoral soit a la Diete generale, soit dans les antres Assem-
blees pnbliqnes par Elle niesme ou par ses Ministres conformement aux
intentions de S. M.^ Tresch."« en tout ce qui regardera le bien de TEmpire.
Que S. A. E. s'estant engag6 dans le meeme Traitt6 fait auec led.
Electeur de Brande n'bourg de se communiquer reciproquement tous
leurs Gonseils dans les affaires publiques, promette et s'oblige que nonob-
stant cette Clause Elle ne communiquera rien and. Elect' de Branden-
bonrg tant qu'il demenrera engag6 dans des jnterests contraires qui
puisse nuire a ceuz.du Roy, et ne luy donnera aucune connoissance de
ce que S. M.^ Tresch.^® pourra luy auoir confi^ de ses intentions si ce
n'est auec le consentement prealable obtenu de sa M.^ Trescb.**«.
Qne le Roy Tresch. ne vouloit pas se mesler des differends particnliers
de S. A. E. (ayant expressement nomm^ ceuz qui regardent les Leibeigene)
autrement que par Tentremise de ses bons Offices et exortations.
Qne sad. M.^<» Tresch.°« desiroit fort que S. A. E. fust en bonne intelli-
gence auec la Maison de Hessen Cassel, mais qu'il ne disoit pas cella
comme une conditiou sine qua non; que le Roy y prenoit interest parce
qu'ayant est^ pendant la derniere guerre en une estroite alliance auec cette
maison la et l'ayant a present renounell^e, il ne voudroit pas que faisant
alliance auec S. A. E. ses alliös vescussent en mesiutelligence ensemble.
Sur ce que dessus S. A. E. luy fit donner pour response et resolution:
Que S. A. E. ne doutoit pas que led. S.*^ Qravelles ne se sonuienne
des conditions auxquelles S. A. E. s'offrit de traitter auec luy lors qu'il fut
icy au Mois de May de cette ann^e; Surquoy 11 se chargea d'obtenir un
plein pouuoir de S. M.** Trescb."«.
Digitized by
Google
Fraozösische Anträge an K.Pfalz. 89
Qne S. A. E. n'a scea remarquer par sa proposition et ce qa'il a dit
aoz CoDseillers de S. A. E., qo'il ait est^ poarvea ausdites cooditioDS,
mais bien qoe le Traitte qu'il propose scmbloit batter directemeot & Inj
oster la libert6 de son sofifrage en toat ce qai regardera la seuret^, le bien
et la libert6 de l'Empire, en TobligeaDt a se conformer aox Consells et
resolotions de quelques Electears et Princes de TEmpire Alli^s de sa M.'^
Trescb.n« en vertu de la Confederation conclue a Mayence le 15. d'Aout
1658. Ce qne ne se ponuoit faire sans donner gränd sniest de Jalousie
a S. M.^^ Imp> et auz autres Electeurs, Princes et Estats de TEmpire
qoi ne sont pas de cette Confederation et particulierement a M. TElecteur
de ßrandenbourg proche parent et Alli^ de S. A. E.
Qne S. A. E. n'auoit jamais desir6 que S. M.'^ Tresch." interrompe
le coors de la justice de FEmpire en fayenr des droits de S. A. E. mais
seolement d'en estre assist^e par ses bons Offices et contre la voye de fait.
Que pour le differend auec M. le Landgrave de Hessen Gassei S.
A. E. ayant satisfait M. TElecteur de Brandenbourg sur les expediens
qoe led. Electeor de Brandenbourg a propos^ pour adiuster les points
lesquels & son anis estoient encor a decider et entrepris d'y disposer aussi
M. le Landgrave, il n'y auoit lieu de doutter, qu'il n'arrine & nn bon
accord.
Que S. A. E. se promettoit, que S. M.^ Trescb.»« aura la bontö de
oe pas trouver mauuais que les affaires estans en ces Termes, S. A. E. de-
meore dans ceuz du Traitte de paiz, qu'elle obseruera tousionrs de tont
&0Dt pouuoir, et particulierement en tont ce qui regarde les interests de
»a M.»« Tresch.°«, la seuret6, le bien et la libert6 de TEmpire et que S.
M.»* Tresch."« ne lairra pas de continuer a S. A. E. sa faueur et son appny
pour le Bien de ses interests en conformit^ du dit Traitte. Enquoy S.
A. E. prioit le d. S/ Grauelles de Touloir employer ses bons Offices.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln a. d.
Spree 18. November 1661.
[aof daB Schreiben vom 28. October/ 7. November. Die Anmassang Frankreichs.
AafrecbterhaltaDg der Allianz.]
Dank für die vertrauliche CommunicatioD. 18. Nov.
Und gleichwie wir das Gravellische An- und Vorbringen der-
gestalt beschaffen zu sein befinden, dass dasselbe von mehrer Con-
sequenz und dahin angesehen zu sein scheine, wie man ferner einen
und den anderen Reichsstand an sich ziehen möge, also können wir
gleichwohl nicht begreifen, wie im H. Römischen Reich und dessen
öffentlichen Versammlungen oder sonsten unser als eines Reichscuhr-
ftrsten fttr die Ehre Würde, Ruhe und Wohlstand unsers geliebten
Digitized by
Google
90 '^. Die Allianz mit Kur-Pfal«.
Vaterlandes teutsoher Nation führende Intention und Batbsehläge mit
dem Könige oder Cron Frankreich coneurriren und dahero gegen
einander sein werde, viel weniger, wie der König oder Cron von
Frankreich, nachdem das Reich dem Instrumente pacis seinerseiten
ein vollkommenes GnQgen gethan, bei den Guhrfiirstlichen oder an-
dern Conventen etwas zu erinnern. Zwar ist es uns dabei leid, wie
der Gravelli seines Königes und unser Interesse för zwo wider-
wertige Dinge halte, und seind versichert, dass wir darzu unsers
Orts die geringste Ursach nicht gegeben, als wir aber bei Lebzeiten
des Cardinal Mazarini ungeachtet aller geschehenen Remonstration
in der That erfahren, dass Frankreich von seinen alten Maximen
und mit unserm Cuhrhaus von vieler Zeit hero gehalten genauen
Correspondenz abgelassen und soviel möglich wider uns und unser
Interesse an allen Orten stark gearbeitet, so haben wir auch unsere
Conservation so gut wir gekonnt sonsten suchen und beobachten
müssen. Uiid demnach Ew. Ld. sich albereit wohl und dergestalt
erkläret, wie es einen getreuen Cuhrfürsten — gebtlhret, tlberdem sich
zu beständiger und fester Haltung des mit uns aufgerichteten Bttnd-
nus nochmals erbieten, also versichern wir Ew. Ld. hiermit gleich-
falls reciproce zu aller beständigen und der Allianz gemässenen
Freundschaft. Und weil sowohl das Reich als auch ied weder Cuhr-
fttrst, Fürst und Stand desselben nicht nur mit dem Könige und
Cron Frankreich, sondern auch anderen auswertigen in gutem Ver-
trauen und Nachbarschaft zu leben, auch wir absonderlich vor uns
keines anderen gemeinet sein, so sehen wir nicht, warumb — je-
mand der auswertigen von dem Reich oder demselben zugethanen
Cuhrfürsten, Fürsten und Ständen etwas anders und weiters zu be-
gehren haben. Es ist Ew. Ld. aus denen alten und neuen Geschich-
ten mehr dann zuviel bekannt, dass das H. Römische Reich niemals
sich in besserem Stande befunden, als wenn es seine Sachen vor
sich allein gehabt, denen Benachbarten zur Feindschaft keine Ursache
gegeben und sich aller fremden Sachen soweit entschlagen, das wird
verhoflFentlich mit Gottes Hülfe auch noch ietzo das beste — sein. —
Digitized by
Google
Fraozösiscbe Anträge an K. Pfalz. 91
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree 18. No-
vember 1661.
[Ifittheilnng der Eröffbongen von K.Pfalz. Frankreichs anmassendes Auftreten
im Reiche.]
Er theilt demselben das Anbringen Gr avelles an K. Pfalz und dessen 18. Nov.
Erklämng darauf mit, bittet den Kaiser, ihm seine Meinung darüber zu
eröffuen.
Es will fast das Ansehen gewinnen, dass nachdem Münster und
Trier ') sich auch in die also genannte Frankfurtische Allianz be-
geben, man die annoch wenig tlbrige Stände vollend hineinzuziehen und
dergestalt das arbitrium im H. Romischen Reich per indirectum an
sich zu bringen suche, welches, wie es eine Sache von der aller-
grössten Wichtigkeit ist, also werden E. Keys. M., zumal gegen be-
vorstehenden Reichstag deroselben — reichlich vofznsinnen wissen
und ibro belieben lassen, das Werk unbeschwert in geheimb zu
halten. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 29. No-
vember 1661.
[tut das Schreiben vom 18. November. Der Anmassang Frankreichs muss ent-
gegen getreten werden.
Dank für die Mittheilung. Kurpfalz hat in seiner Antwort an 29. Nov.
Gravelle das Werk gar reiflich und wohl überlegt, was das für eine
Freiheit des Reiches sein würde, wenn dessen vornehmste Säulen sich an
eine so gestalte Allianz binden lassen sollten, vermöge deren sie sich des
höchsten Kleinods ihrer Gerechtsame und Libertät zu begeben, und sich
deren nur so weit zu gebrauchen befugt sein sollten, als es der Krone
Frankreich Interesse zulassen würde. Auch er wie Kf. ist der Meinung,
das« man auf diese als eine der allerwichtigsten Sachen eine absonderliche
Reflexion zu machen und wohl vorznsinnen habe, damit solchem weit aus-
sehenden Beginnen gesteuert werden möge. Kf. möge sich bemühen, K.
Pfalz bei seiner guten Intention zu erhalten.
'). Bischof Christoph Bernhard von Münster war schon im Januar 1661
der Rheinischen Allianz beigetreten (s. Tücking, Geschichte des Stifts Munster
Mter Christoph Bernhard von Galen S. 82; Köcher I S. 299.), Kurfürst Karl
Kaiparron Trier im August desselben Jahres. (Gnhrauerll S. 311, Mignet,
N^goeiationt relatives i la succession d*Espagne sous Louis XIV. II S. 19.)
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 3.
Die Belehnung des Kurfürsten durch den Kaiser und
die Verhandlungen über die schwedische Belehnung.
1661.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm im Jali 1642*) darch Kaiser
Ferdinand lll. die Belehonng mit seinen Reichslanden und den böhmi-
schen Lehen empfangen hatte , hatte der Tod dieses Kaisers und die
Erhebung des Sohnes desselben, Leopold I. zur kaiserlichen Würde
(18. Juli 1658) auch für ihn eine neue Lehnsempfängnis nöthig gemacht.
Da die damaligen kriegerischen Yerbältnisse die Ausführung derselben
innerhalb der eigentlich vorgeschriebenen Jahresfrist unstatthaft erscheinen
liessen, so hatte zu Ende derselben der damals auf dem Feldznge in Jüt-
laud abwesende Kurfürst die Geheimen Käthe in Berlin angewiesen'),
durch seinen Residenten in Wien, Andreas Neumann, um Verlängerung
dieser Frist nachsuchen zu lassen, schon jetzt aber die zu einer solchen
Belehnong nöthigen Vorbereitungen zu treffen, die Instruktion, Vollmachten,
Creditive u. s. w. für den Geheimen Rath Johann Friedrich v. Loben
and jenen Andreas Neumann, welche er damit zu betrauen gedachte,
anzufertigen. Der Kaiser hatte dann auf das Gesuch Neumanns zu-
nächst durch ein Decret vom 23. Juli 1659 den Termin auf 6 Monate, bis zum
23. Januar 1660 « und als der Kurfürst infolge der Fortdauer der kriege*
rischen Verwickelungen zu Ende 1659 um eine weitere Prolongation nach-
suchen Hess'), durch ein neues Decret vom 19. Januar 1660 auf weitere
6 Monate bis zum 23. Juli, dann auf ein nochmaliges Frolongationsgesuch^))
welches mit der bevorstehenden Reise des Kaisers nach Steiermark und
andererseits damit, dass der Kurfürst infolge des Todes seiner Mutter und
des eben erfolgten Friedensschlusses seine Minister zu allerhand anderen
Abschickungen gebrauchen müsste, motiviert wurde, auf weitere 3 Monate,
bis zum 23. October 1660 verlängert. Diesen Termin scheint der Kurfürst
wirklich einzuhalten beabsichtigt zu haben. Rechtzeitig Hess er die Vor-
bereituDgen, welche vorher doch unterblieben sein müssen, treffen, Anfang
«) 8. Ürk. u. Akt. I S. 790.
^ d. Feldlager bei Coldingen in Jütland 30. Juni/ 10. Juli 1659.
^ Kf. an A. Nenmann d. Hauptquartier zu Barth 3./ 13. November 1659.
*) Kf. ao A. Neumann d. Coln a. d. Spree 3./13. Mai 1G60.
Digitized by
Google
96 3. Die Belehonog des EorfarsteD n. 8. w.
Juli wurde eine InstruktioD für jene beiden Bevollmächtigten durch den
Geheimenrath Friedrich v. Jena anfgesetzt, der Entwnrf desselben wurde
am 31. Juli im Geheimen Rathe verlesen, darauf auch an Nenmann mit-
getheilt und demselben aufgetragen, was er dabei etwa zu erinnern habe
rechtzeitig anzumelden, auch die in den fränkischen Fürstenthümern regie-
renden Vettern des Kurfürsten, Markgraf Albrecht von Anspach und
der minderjährige Markgraf Christian Ernst von Baireuth, denen
kraft der Dispositio Achillea und des dieselbe bestätigenden Geraer Haus-
vertrages die Mitbelehnung zur gesamten Hand mit den Kurlanden zustand,
wurden von der Absicht des Kurfürsten in Kenntnis gesetzt und aufgefor-
dert, Bevollmächtigte nach Wien zu senden. Schliesslich . aber hat der
Kurfürst docb noch einmal eine neue Prolongation des Termins nach-
gesucht. In einem Rescripte an Neumann*) schreibt er, derselbe werde
ans seinem vorigen Rescripte ersehen haben, dass er gewünscht habe, die
Belehnungssache jetzt zu Ende zu bringen. Da er sich aber aus dem In-
strumento pacis und sonst ferner habe berichten lassen, dass der König
von Schweden als Herzog von Pomroern zu der Zeit, wann er mit
Pommern belehnt werde, durch seine Bevollmächtigten die Mitbelehnung
zu empfangen habe, und dass er, der Kurfürst, verpflichtet sei, demselben
den von dem Kaiser für die Belehnung angesetzten Termin vier Monate
vorher anzuzeigen, so solle Neu mann dieses dem Kaiser vorstellen und
denselben ersuchen, wegen dieser ihm nicht eher beigefallenen Ursachen
einen weiteren Indult auf wenigstens 6 Monate zu gewähren, und in der
That bewilligte der Kaiser durch Decret vom 12. November, dem Antrage
Neumanns entsprechend, eine weitere Prolongation auf 8 Monate bis zum
23. Juni 1661.
Es ist durchaus unglaublich, dass man brandenbnrgischerseits, wie der
Kurfürst hier vorgiebt, jenes durch den Westfälischen Frieden Schweden
zugesprochene Recht der Mitbelehnung über Hinterpommern und Garn-
min und die noch weiter gehenden Rechte, welche der Kurfürst in dem
Stettiner Grenzrecess von 1653 dieser Krone hatte einräumen müssen, ein-
fach vergessen und dass man sich erst nachträglich derselben erinnert
haben sollte, vielmehr ist ganz offenbar, dass der Kurfürst zu Anfang die
bewusste Absicht gehabt hat, jene Rechte Schwedens, und zwar nicht so-
wohl die aus dem Westfälischen Frieden als vielmehr die aus jenem
Stettiner Recess abzuleitenden, unberücksichtigt zu lassen. In dem West-
fälischen Friedensinstrument ^ war Schweden nur die Simnltaninvestitur
mit Hinterpommern und Cammin zuerkannt worden, ohne dass dabei
Näheres über die Modalitäten festgesetzt oder bestimmte Verpflichtungen
für den Kurfürsten daran geknüpft wären, erst durch den Stettiner Re-
cess vom 14. Mai und die im Anschlüsse an denselben zu Stockholm am
24. Mai 1653 abgeschlossenen Specialconventionen waren solche festgesetzt
*) d. Cöln a. d. Spree 13./ 23. September 1660.
^ iDStr. pacis Osnabr. X, § 4 8. auch XI. § 12.
Digitized by
Google
EiDleitQDg. 97
oDd zagleich die Schweden eiogeräamteo Rechte bedeutend erweitert wor-
den. Einmal nämlich hatte sich der Kurfürst dort verpflichten müssen %
wenn vom Kaiser der Termin für die Lehnsempfängnis festgesetzt sei, den*
selben yier Monate vorher dem schwedischen Könige anzuzeigen, damit
derselbe rechtzeitig seine Bevollmächtigten zur Entgegennahme der Simul*
taninvestitur über Hinterpommem und Cammin an den Kaiserlichen Hof
entsenden könne. Ferner aber hatte der Kurfürst') dem Könige und der
Krone Schweden die früher den Herzogen von Pommern kraft der
Erb vertrage zustehende Anwartschaft auf die Neu mark, das Land Stern -
berg und die Schlösser Vierraden und Löckenitz samt deren Gebiet
und demgemäss auch die Simultaninvestitur mit diesen Landen zugestehen
müssen. Dieses auch im übrigen so ungünstigen Vertrages, welcher ihm
nur im Drange der Noth abgepresst war, hat der Kurfürst bei nächster
günstiger Gelegenheit sich zu entledigen gesucht, und eine solche schienen
die glücklichen Waffenerfolge gegen Schweden im nordischen Kriege, in
dessen letztem Stadium ein grosser Theil des Schwedischen Pommerns von
den Truppen des Kurfürsten und seiner Bundesgenossen besetzt wurde, dar-
zubieten. Allerdings hat er, ohne grosse Schwierigkelten zu machen, bei den
Friedensverhandlungen in Oliva und den gleichzeitigen Verhandlnngenmitden
Braunschweigischen Fürsten und deren Genossen') in die Räumung
und Wiederabtretung dieser eroberten Plätze eingewilligt, aber jenen Ver-
trag betrachtete er als durch den Krieg hinfällig geworden. Er verweigerte
die von Schweden geforderte ausdrückliche Erwähnung und Bestätigung
desselben in dem Olivaer Friedensvertrage und gab ganz offen kund, dass
er denselben nicht für zu Recht bestehend anerkannte. In einer bald nach
dem Abschluss des Friedens, sicherlich auf seine Veranlassung erschienenen
Flugschrift^) wird auf das eindringlichste die Ungerechtigkeit und Gewalt-
samkeit, mit welcher Schweden bei den Stettiner Tractaten gegen den Kur-
fürsten verfahren, geschildert, die Ungerechtigkeit und Unbilligkeit der
Bestimmungen des Recesses dargelegt und dem Kurfürsten die Befugnis
zugesprochen, ohne Rücksicht auf denselben sich wieder in den Besitz
0 Stettioer Grenzrecess § 27 (D&bnert, Sammlang gemeiner u. besonderer
Pommerscher and Bägisober Landes -Urkandeo I 8. 140), vgl. Speoialconveo-
tioD I (Dahnert 8. 160).
2) Stettiner Grenzrecess §29 (3.143), s. Specialconvention 11 (S. 170).
^ 8. oben S. 4 ff.
*) Sammarinm prooessas, quo erga fterenissimam et potentissimam electorem
Brandenbargicnm contra instrumentam pacie» pragmaticas imperii sanctiones, dei,
natnrae, gentium oniniaque iura circa restitaendam Pomeraniam alteriorem apad
ita dictos limitam tractatas Stetini habitos magna iniustitia atque aperta vi
uaa est Saecia (s. 1. 1660). Oboe Zweifel ist es diese Schrift, welche des Kf.
Gesandter in Paris, v. Brandt, ins Französische übersetzt, um sie dem Car-
dinal M azarin zu überreichen (s. Urk. a. Akt. IX 8.580), und auf welche der
Bcbwediache Reichskanzler 1663 v. Grockow gegenäber hindeutet (Urk. u. Akt
IX 8.751).
Ifator. ft. QMCh. d. G. Knrf&ntoa. AT. 7
Digitized by
Google
98 3. Die BelebDQDg des Knrfarsteo u. s. w.
dessen zu setzen , was ihm von Rechts wegen zukomme, und der Kurfürst
hat noch nach dem Friedensschlüsse bis in den Herbst 1660 hinein am
französischen Hofe Unterhandlungen führen lassen^)! welche dahin zielten,
unter französischer Einwirkung von Schweden eine günstigere Grenzlinie
in Pommern und den Verzicht auf den Antheil an den Colberger Seezöllen,
welchen es sich auch in dem Stettiner Recess ausbedungen, zu erwirken.
Allein diese Bemühungen waren ganz erfolglos und einerseits die Erkennt-
nis, dass diese Pläne jetzt doch nicht ausführbar seien, andererseits der
Wunsch, Schweden, dessen feindselige Haltung gegen ihn gewiss zum Tbeil
durch dieselben hervorgerufen war, seinerseits keinen Yorwand zu dem
befürchteten kriegerischen Losbrechen darzubieten, haben den Kurfürsten
bewogen, einzulenken und wenigstens eine directe Verletzung der Bestim-
mungen des Stettiner Vertrages zu vermeiden. Er hat daher, nachdem er
von dem Kaiser die erbetene weitere Prolongation des Termiues für die
Lehnsempfängnis erlangt hatte, rechtzeitig im Januar 1661 dem Könige
von Schweden, allerdings ohne des Stettiner Vertrages Erwähnung zu
thun, nur unter Berufung auf das demselben durch den Westfälischen
Frieden zugesprochene Recht der Simultaninvestitur Anzeige von dem ihm
dazu gestellten Termine und von seiner Absicht, zu demselben Bevoll-
mächtigte nach Wien zu senden, gemacht^. Die schwedische Regentschaft
erwiderte darauf^), dass auch sie im Begriff sei, eine Gesandtschaft nach
Wien zu schicken, um dort die Belehnnng mit den Schweden durch den
Westfälischen Frieden zugefallenen Reichslanden zn betreiben, und dass
sie Sorge tragen werde, inbetreff der Simultaniuvestitur das, was ihr nach
dem Friedensinstrument obliege, auszuführen. Zugleich machte dieselbe
dem Kaiser die Anzeige *), dass sie, sobald es die Jahreszeit erlaube, eine
Gesandtschaft wegen der Lehnsempfängnis zn ihm schicken werde, und
sie entsandte vorläufig ein Mitglied derselben, den „in den Herzogthümern
Bremen und Verden bestellten Regierungsrath^ Schweder Dietrich
Klei he, welcher schon 1655^) in Wien die damals vergeblichen Verhand-
lungen wegen der Belehnung geführt hatte, dorthin voraus, um zunächst
die Rechte Schwedens bei der Belehnung des Kurfürsten wahrzunehmen.
Derselbe reiste am 10. Mai von Stockholm ab, sah sich aber genöthigt, sich
unterwegs länger aufzuhalten. Die Schwedische Regierung in Stettin
ersuchte daher den Kurfürsten^, falls Kl ei he nicht zu dem bestimmten
>) S. V. Brandts Berichte aus Paris (Urk. n. Akt. IX 8. 580 ff.).
^ d. Cleve 13. Januar 1661 (abgedruckt in „Bericht and Bewandnis der In-
vestitursacbe zwischen den Romisch Kaiserlichen und K. Schwedischen May.*
Stralsund 1662, auch lateinisch „Repraeaentatio etc." Beil. F.)
*) Schwedische Regentschaft an Kf. d. Stockholm 9. Februar 1661.
*) Dieselbe an Kaiser Leopold d. Stockholm 16./ 26. Februar 1661 (Bericht
und Bewandois (Repraesentatio) Beil. D )
*) S. Heyne, Der schwedische Investiturstreit 1648—1664. Progr. Weilburg
1883 S. 11 ff.
^ d. Stettin 4/14. Mai 1661.
Digitized by
Google
EiDleitaog. 99
Termine in Wien eintreffen sollte, seine Gesandtschaft 8 bis 14 Tage auf
denselben warten zu lassen, and der Kurfürst befahl dem entsprechend
T. Loben'), der urspründlich Anfang Juni hatte abreisen sollen, seine
Reise noch 14 Tage aufzuschieben, v. Loben begab sich daher zunächst
noch auf seine Güter, reiste erst am 28. Juni von Peitz, wohin er das
übrige Gesandtschaftspersonal beschieden hatte, ab und traf am 14 Juli in
Wien ein, wo inzwischen auch Klei he schon erschienen war.
Die nachfolgenden Akten ?eranschauliohen den Verlauf der von den
Gesandten des Karfürsten dort geführten Verhandlungen, welche erst im
October ihren Abschluss gefunden haben. Die lange Verzögerung der-
selben und die Schwierigkeiten, welche die Gesandten zu überwinden hatten,
wurden hauptsächlich durch drei Umstände veranlasst. Erstens durch einen
zwischen den beiden Vettern des Kurfürsten, welche die Mitbelehnung zu
empfangen hatten, dem Markgrafen Alb recht von Anspach und dem noch
nnmündigen Christian Ernst von Bai reuth ausgebrochenen Präcedenz-
streit, welcher zur Folge hatte, dass die erwartete Gesandtschaft des letz-
teren nicht in Wien erschien. Zweitens durch die von Schweden auf
Grund des Stettiner Recesses erhobenen Ansprüche, namentlich die For-
derang, dass dasselbe nicht nur zur Simultaninvestitur über Hinterpom-
mern und C ammin, sondern kraft der durch jenen Recess der Krone
Schweden zuerkannten Ezpectanz auf die Neu mark und die benachbarten
Gebiete auch zur Mitbelehnung über die Kurlande zugelassen werde, und
dass der Kurfürst von dem Kaiser die Bestätigung jenes Recesses ver-
langen solle. Endlich drittens durch die von kaiserlicher Seite erhobene
Forderung, dass nicht wie früher alle Reichslande des Kurfürsten in einen
Lehnsakt zusammengefasst und demgemäss auch nur ein Lehnsbrief über
dieselben ausgestellt, sondern dass über die von demselben durch den
Westfälischen Frieden erworbenen Lande, für welche damals zum ersten
Male die Belebnung nachgesucht wurde, besondere Beleb nungsakte vorge-
nommen und eigene Lehosbriefe ausgestellt, und dass der Kurfürst beson-
dere Lehnsgebühren für dieselben bezahlen solle.
Die erste Schwierigkeit wurde dadarch gehoben, dass der Kurfürst,
welcher mit Markgraf Albrecht zusammen die Vormundschaft über Markgraf
Christian Ernst geführt hatte, für den letzteren, welcher gerade damals
die Volljährigkeit erlangte >), von dem Kaiser einen Indult erwirkte, dass er
erst später sowohl die Belehnung mit seinen eigenen Landen als auch die
0 d. Gleve 6. Juni 1661.
^ Ghristian Ernst (geb. 27. Jnli 1644) hatte am 27. Juli 1661 das 18. Jahr
erreicht. Er hatte die letzten Jahre auf Roiseo im Auslände zugebracht, jetzt
uf der Rückkehr erschien er bei dem Korfürsten in Gleve, dieser resignierte
dort (25. September 1661) auf die Vormnndscbaft und überliess ihm die Begie-
nmg, welche er dann, nachdem er am 29. October in Baireath eingezogen war,
wirklich öbemommen hat. 8. Rensehel, Des Dnrchleuchtigsten Ghar- und
Föntlichen Hauses Brandenburg Stammbaum (Bayreuth 1666) S. 115.
7*
Digitized by
Google
100 3. Die Belebnnng des KnrfärsteD o. 8. w.
Mitbelehnung mit denen des Karfürsten empfangen dürfe Oj woranf an dem
Belehnungsakte nnr die Anspachische Gesandtschaft Theil genommen hat.
Den Schwedischen Forderungen gegenüber hatte der Kurfürst von vorne
herein seine Gesandten angewiesen, sich durchaus passiv zu verhalten, d. h.
es dem Schwedischen Gesandten zn überlassen, ob er die Erfüllung der-
selben beim Kaiser durchsetzen könne oder nicht. An diesem Verfahren
hat er dieselben consequent festhalten lassen, und seine Voraussetzung,
dass man kaiserlicherseits in dieser Angelegenheit in seinem Interesse han-
deln werde, hat sich durchaus erfüllt. Der Kaiser, welcher nach dem
Olivaer Frieden Schweden in nicht minder gespanntem und feindseligem
Verhältnis gegenüberstand als der Kurfürst, hat unter Berufung darauf,
dass die in dem Stettiner Recesse vorbehaltene Einholuug der kaiserlichen
Ratification bisher nicht erfolgt sei und dass in demselben Schweden Rechte
zugesprochen seien, welche zu bestätigen er durch die goldene Bulle und
seine Wahlcapitulation verhindert sei, die Berücksichtigung jener schwe-
dischen Forderungen verweigert, und wenngleich es Kleihe gelang, die
Verhandlungen längere Zeit aufzuhalten, so hat er doch nicht verhindern
können, dass diese endlich den Wünschen des Kurfürsten gemäss ihren
Abschluss fanden, dass die Belebnnng desselben mit den Kurlanden ohne
seine Zuziehung erfolgte, worauf er sich auch von derjenigen mit Hinter-
pommern fern gehalten und sich begnügt hat, die Ausstellung eines
kaiserlichen Decretes zu erwirken, in welchem erklärt wurde, dass das bei
der Belehnnng des Kurfürsten Vorgegangene den aus dem Westfälischen
Frieden herstammenden Rechten Schwedens nicht präjudicieren solle. Jenen
von kaiserlicher Seite aufgestellten Forderungen entgegen hatte der Kur-
fürst seinen Gesandten aufgetragen, dabin zu wirken, dass für die' Aequi-
valentlande keine besonderen Lehnsbriefe ausgestellt, sondern dass dieselben,
ebenso wie früher Pommern, mit in den Hauptlehnsbrief aufgenommen würden,
die Verpflichtung zur Bezahlung besonderer Gebühren hatte er vollständig
abgelehnt In dem ersten Punkte hat er sich nachher den Wünschen des
Kaisers insofern gefügt, als er, damit den nach dem Westfälischen Frieden
Schweden zustehenden Rechten Genüge gethan werden könne, zuliess, dass
zwei Belehnungsakte, der eine für die Kur lande unddie Aequivalente, der
andere für Hinterpommern und C am min, vorgenommen, und dass bei dem
letzteren Schweden die Zulassung zur Empfangnahme der gesamten Hand
gestattet wurde. In dem zweiten Punkte, in Betreff der von kaiserlicher
Seite geforderten Gebühren, hat er in der Hauptsache seinen Willen durch-
gesetzt. Nur für Hinterpommern erklärte er sich bereit, die Regalien
zu entrichten, und als die Reichskanzlei und der Reichshofrath damit nicht
zufrieden waren und durch immer weitere Verzögerung der Belehnung ihre
Forderungen durchzusetzen suchten, drohte v. Loben, dass er abreisen
und die ganzen Verhandlungen abbrechen würde. Schliesslich Hessen sich
') Dieselbe hat erst am 1. August 1663 stattgefunden (Diarium Enrop.
X S. 498).
Digitized by
Google
EioIeitQDg. 101
die Reichskanzleiy die Hofämter ond die niederen kaiserlichen Beamten mit
der Zahlung ziemlich nubedentender Somraen (im ganzen c. 1300 Thaler)
zaMedenstellen, während der Reichshofrath^ welcher den Betrag des von
ihm beanspruchten Landeminm der Generosität des Kurfürsten anheimge-
stellt hatte, ganz leer ausging.
Zu Anfang des nächsten Jahres 1662 erschien*) in Wien jene früher
angekündigte grosse schwedische Gesandtschaft, um dort die Be-
lebnong ihres Königs mit den Reiehslanden und bei dieser Gelegenheit zn-
gleich die Bestätigung des Stettiner Recesses durch den Kaiser sowie die
Erfüllung anderer Forderungen, welche schon 1655 durch Klei he gestellt
worden waren, zn erwirken. Gleichzeitig schickte die schwedische Regent-
schaft an den Kurfürsten den Yicckanzler von Vorpommern v. Sternbach,
um bei demselben über die Haltung, welche v. Loben Kleihe gegenüber
eingenommen hatte, Beschwerde zu führen und auf Grund des Stettiner
Recesses von dem Kurfürsten zn verlangen, dass derselbe jene Forderun-
gen Schwedens in Wien unterstützen und dort selbst die Bestätigung des
Stettiner Recesses nachsuchen solle. Die am Schluss dieses Abschnittes
abgedruckten Akten zeigen, wie der Kurfürst sich diesem Ansinnen gegen-
über verhalten, wie er gerade daraus, dass die Erfüllung desselben als
rertragsmässige Pflicht von ihm gefordert wurde, Gelegenheit genommen
hat, dasselbe auf das entschiedenste abzulehnen, und wie er auch in Wien
seinen Residenten Neu mann dieselbe passive Rolle wie früher hat weiter-
spielen lassen.
An dieser ablehnenden und feindlichen Haltung S c h w e d e n gegenüber
hat der Kurfürst auch noch weiter, bis in das Jahr 1663 hinein, festgehalten.
Sie zeigt sich in der Instruktion des Kurfürsten vom 2. August 1662 ') für
seine Gesandten zum Reichstage in Regensburg, auf welchen der Kai-
ser, nachdem die Verhandinngen mit jener schwedischen Gesandtschaft
sich fruchtlos zerschlagen hatten, die ganze schwedische Belehnungssache
verwiesen hatte, ebenso auch in der seinem nach Schweden geschickten
Gesandten v. Krockow mitgegebenen Instruktion vom 31. October 1662^)
ond in den zn Anfang des nächsten Jahres im Geheimen Rathe des Kur-
fürsten gehaltenen Berathungen^). Dieselbe ändert sich erst, nachdem der
Korfurst in diesem Jahre eine wirkliche Aussöhnung und eine engere Vcr-
bindong mit Schweden als nothwendig erkannt hat. Schon in einem Re-
0 S. Heyne, Der schwedische loveatitarstreit S. 17.
^ S. nnten Abschnitt 4.
») ürk. o. Akt. IX S 743.
*) Nach dem Geheimenrathsprotokolle vom 9. Jannar 1663 befiehlt Kf. in-
folge der Nachrichten v. Krockows von der Armatur der Schweden seinen Ge-
beiffleo Bathen, dass ein jeder von ihnen sein schriftliches Bedenken aufsetzen
solle, «was sie vermeiuten, dass, wenn solche Zeitang continaieren sollte, Kf.
<o thao, was für Aktionen so machen, wie er sich za verhalten, woher die Mittel
10 oebmeo.*
Digitized by
Google
102 3. Die Belohnung des Kurfürsten u. s. w.
Script an v. Krockow vom 1. Judi 1663^) erklärt er sich bereit, als wei-
teren Beweis seiner Freundschaft die begehrte Bestätigung des Stettiner
Vertrages nnd die Belehnnng Schwedens mit Pommern beim Kaiser nnd
Reichstage zu recommandieren ^), nnd da man damals auch am kaiserlichen
Hofe, in dem Wunsche, von Schweden Hülfe für den Türkenkrieg zu er-
langen, geneigter war den Forderungen desselben ^u willfahren, so nahmen
die seit dem März 1664 in Regens bürg wiederaufgenommenen Verhand-
lungen') einen günstigen Verlauf und endeten damit, dass am 5. Mai der
schwedische Gesandte dort die Belehnung empfing und in dem von dem
Kaiser ausgestellten Lehnsbriefe der gesamte Stettiner Recess und noch
besonders die in demselben Schweden zuerkannten Anwartschaften bestätigt
wurden, worauf der Kurfürst am 19. October 1664 im Beisein schwedischer
Kommissare die Erbhuldigung in Hioterpommern entgegengenommen hat.
') Urk. u. Akt. IX S. 755.
') S. das Bescript an die Reichstagsgesandten v. 9./19. Decerober 1663 unten
Abschnitt 4.
3) S. Heyne S. 21f.
Digitized by
Google
Instruction*), wornach sich Unsere . . . Johan Friederich
Freiherr v. Loben ^) . . . und Andreas Neumann ^) bei Em-
pfahung der Reichs Lehn zu achten. D. Cleve 4. Mai 1661*).
[Warum die Beleboang erst jetzt Dachgeaacht wird ; anf das Beispiel K.Sachseds
und K.BaierDB zu achten; die für Pommern gewonnenen Aequivalente; die
Belehnungen zu gesamter Hand, von welchen die aber Cleve, Jülich, Berg zu
sondern sind; Abfindung der Reichs- Kanzlei.]
Als nach Absterben der R. Keys. M., weylandt Ferdinand IIL IßW.
— und darauf erfolgter ordentlicher Wahl der jetzigen R. Keys. M. 4 Mai.
Wir uns so balde erinnert, wohin Uns Unsere Pflicht und Schuldig-
keit derer von dem H. Rom. Reiche zu Lehn tragenden — Lande wie
auch aller anderen Anwartunge, Privilegien, Gnaden und Gerechtig-
tigkeiten halber anwiese, und dass Wir dieselbe zu rechter Zeit zu
suchen hätten, so seind Wir zwar derselben mit der gewöhnlichen
Muthung gehöriger Maassen und zu rechter Zeit nachkommen. Dem-
nach aber beides die R. Keys. M. ausser dem Reich in Ungarn eine
2ieit lang sich aufgehalten, dan auch Uns Krieges - Expeditiones
zugestossen, wodurch Wir und daher verursachter Abwesenheit von
Unsern Landen die Lehn würcklich empfangen zu lassen bishero ab-
0 Die wichtigsten Akten für diese Belehnungssache finden sich im E. Haus-
archiv zu Berlin. Fufendorf hat dieselben benutzt und giebt auf Orund der-
selben (IX §29—31 S. 567 ff.) eine kurze Darstellung dieser Ereignisse.
*) Y. Loben hatte schon bei der ersten Belehnung des Kurfürsten 1642, zu-
sammen mit dem damaligen Residenten desselben in Wien, Rebeneck, als
Bevollmächtigter fungiert, s. Urk. u. Akt. I S. 790.
*) Andreas Neumann, seit 1646 Resident des Kurfürsten in Wien, s.
ürk. u. Akt. IV S.890.
*) Das Concept dieser Instruction, von Friedrich v. Jena geschrieben,
trägt ursprünglich das Datum vom 9/19. Juli 16^30, es wurde am 31. Juli im Ge-
heimen Ratbe verlesen, nachher aber auf den 4. Mai 1661 umdatiert, s. oben 8. 96.
Digitized by
Google
104 3. Die BelehnuDg des KurfarsteD a. s. w.
gehalten, deshalb auch von I. Keys. M. auf geschehenes geziemendes
Anhalten verschiedene gnädigste Indulta ertheilet und numehro end-
lich zur Abstattung der Würcklichkeit und solennen Lehns-Empfahungp
der Monat Junius dieses Jahres dazu berahmet — so haben Wir
Uns resolviret das Werk nicht länger anstehen zu lassen, besondern
zumal Wir in Unserer Residenz wieder angelanget, der verlangete
Friede durch Gottes Gnade erfolget und dahero die vorgewesene Ver-
hinderungen guten Theils bei Uns aufhören, dasselbe — zu seiner
Endschaft und Richtigkeit zu befördern, weswegen ihr, der Freih.
V. Loben, euch dan zu rechter Zeit von hinnen aufmachen sollet,
damit ihr euch mit Unserm Rath und Residenten Andreas Neu-
mannen zuvorhero — die Sache mit einander zu tiberlegen Zeit und
Gelegenheit haben möget.
Ges. haben darauf zu sehen, dass die Solennien wie sie yot Alters
im kurfürstlichen Hause gebräuchlich waren, beobachtet und der Lehns-
eid in der alten Form geleistet, sie selbst ganz wie die von K. Baiern
und K.Sachsen recipiert und traktiert werden, znmal Neu mann vor
diesem berichtet hatte, dass die E.Main zischen gegen jene zurückge-
setzt worden seien. Doch werden sie sich so zu betragen wissen, dass
keine unnütze Skrupel erweckt, oder ohne Grund die Hauptsache aufge-
hoben werde. Bei der Audienz haben sie die Proposition so wie sie 1638
und 1642 abgelegt, jedoch mit Bcrücksichtignng der seither im Besitzstand
eingetretenen Veränderungen abzulegen, so dass in specie des Herzogthnms
Magdeburg, wie auch der Fürsteuthümer Halberstadt, Minden und
Camin, auch der Suchung der gesamten Hand an das Verzogthnm
Meck.lenbnrg, das Fürstenthum Ratzeburg und sonst überall der ge-
samten Hand für unsere Vettern, die Markgrafen zu Nürnberg mitgedacht
werde, ausser was die Herzogthümer Jülich, Cleve und Berg nebst den
dazu gehörigen Landen betrifft, an welchen den Markgrafen weder die ge-
samte Hand noch sonst ein ander Recht zusteht. Ges. erbalten zwei Haupt-
Vollmachten, eine zu Empfabung der ordentlichen männlichen Reichslehen,
darunter auch die Aeqnivalentlande inbegriffen, und eine für die Cleve-
Jülicb-Bergischen Lande, und sie haben diese Lebnssache, absonder-
lich die Angelegenheit der Aequivalente, bei den anwesenden Ministris
aufs beste zu recommandieren und dabei sich der beifolgenden Creditive *)
zu bedienen.
^) Sie erhalten solche ausser an den Kaiser, die verwittwete Kaiserin and
den Erzherzog Leopold Wilhelm an Wenzel Franz Easebius Herzog
von Sagan und Fürst von Lobkowitz, an Johann Weichardt Fürst von
Anersperg, an Johann Ferdinand Fürst von Fortia, an Don Annibal
Gonzaga, an den Hofmarschall Graf Stahremberg, den Geheimenrath Graf
V. Traun und den Oberkämmerer des Erzherzogs Leopold Wilhelm, den Grafen
Digitized by
Google
iDBtraktioQ der Gesandten. 105
Und ob wir wohl — dafür halten müssen, dass die Belehnung
über die Jfllich-Cleve-Bergischen und zugehörigen Lande so wenig
vor jetzo als vor diesem erfolgen möchte, so ist jedennoch — die
Belebnung — mit ganzem Fleiss zu suchen — (damit) uns die ge-
ringste Schuld der bis anhero unentschieden gebliebenen Sachen nicht
beizumessen, auf den äussersten Fall aber unser Recht — zu ver-
wahren. Und nachdem wir — jetzo auch zugleich mit denen
in dem Instrumente Pacis erhaltenen Aequivalent - Landen , als
Magdeburg, Halberstadt, Minden und Gamin belehnet werden
müssen und dahero die Notturft erfordert, dass die Lehnbriefe dar-
über als die ersten, und weil die Lande geistliche Güter gewesen,
wohl und ohne einigen Scrupel oder Praejuditz, absonderlich der-
gestalt eingerichtet werden mögen wie unser Haupt- Lehnbrief über
unsere Chur-, Herzogthttmer und andere Fürstenthümer, und dass dem
Papst oder andern Päpstlern zu gefallen keine vorträgliche oder son-
sten einige andere Clausula reservativa hieringerückt werde — , so
sehen wir nicht, wie wir dergleichen Clausul gar oder doch auf
den äussersten Fall anderer Gestalt zulassen können, als dergestalt:
„doch uns und dem h. Reich an unser Obrigkeit und sonst männig-
lich an seinen Rechten und Gerechtigkeiten, so weit sie dem Instr.
Pacis gemäss und demselben auf keinerlei Weise oder Wege zuwider
und entgegen, unvorgreiflich und unschädlich." Dieweil auch —
diese Aequivalent- Lande gegen das abgetretene Pommern uns zu-
kommen, wir aber wegen Pommern keine absonderliche Lehnbriefe
empfangen, sondern dieses Herzogthum mit in unsern Hauptlehnbrief
gesetzt ist, — so haben — (Ges.) dahin es zu vermitteln, da-
mit auch alle diese Aequivalent - Lande zugleich mit in unsern
Hauptlehnbrief gebracht und keine Sonderung gemacht werde. —
Sie haben aber nichts destoweniger dasjenige, was vorhin der Clausul
halber erinnert, in Acht zu nehmen, und dass bei denen Aequivalent-
Landen unter andern gewöhnlichen Rechten aller schiffreichen und
anderen Strömen und Wasser gedacht und sonsten alle Hoheit und
Recht, sowohl ob als unter der Erden beobachtet, und bei Halber-
stadt Acht gegeben werde, hiermit Uns weder der Probstei halber
noch auch sonsten einiges Präjuditz zugezogen, sondern alles ohne
von Schwarzenberg (sämtlich datiert Cleve 4. Mai 1661), ansserdem noch an
den Erzherzog Carl Joseph und ao zahlreiche andere Hof- and Staatsbeamte,
welche letzteren sie aber nicht abgegeben, sondern wieder zuräckge bracht haben
8. unten die Hauptrelation vom 6./ 16. October.
Digitized by
Google
106 3. Die Belehonng des Karfursten a. 8. w.
Nachteil — ausgefertigt werde. Und was ietzo wegen der Probstei
im Fürstentum Halberstadt erinnert, das ist auch bei Minden in
Acht zu haben, weil uns Minden mit eben den Jnribus in allen
Stflcken übergeben, mit welchen uns Halberstadt im Instr. Pacis
zugeeignet.
Weil wir auch — in dem Hauptlehnbriefe zugleich zu gesam-
ter Hand das Angefälle des Herzogthums zu Mecklenburg^), des
Fürstenthums zu Wenden, der Grafschaft Schwerin mitsamt denen
Landen Stargardt und Rostock mit ihren Herrschaften etc. wirk-
lich empfangen und damit zugleich belehnt werden, nunmehro aber
vermöge des Friedensschlusses ') das beste Kleinod des Landes als
Stadt und Haven Wiszmar, Land und Amt Pohl, Insel Walfisch
und Amt Neuen Kloster mit allen Pertinentien zu Erlangung des
Friedens her- und denen Schweden hingegeben und dagegen anstatt
eines Aequivalents das Fürstenthum Ratzeburg mit aller Zubehör
von dem h. Rom. Reiche abgetreten, die Herzoge von Meckelnburg
damit belehnet und dergestalt jetztgedachtes Fürstenthum anstatt des
Abganges dem Herzogthum Mecklenburg wiederzugelegt worden,
so haben Ges. darauf zu achten, dass der Haaptlehnbrief in Betreff die-
ses Punktes io eotsprecheDder Weise geändert werde.
Zu dem Akt der Investitur sind auch Bevollmächtigte der Herren Vet-
tern, Markgrafen zu Brandenburg für die gesamte Hand zuzulassen'), so
*) Durch den zwischen Earfurst Friedrich IL von Brandenbarg nnd den
HerEÖgen Johann V. and Heinrich IV. von Schwerin and Heinrich von
Stargard am 12. April 1442 abgeschlossenen Wittstocker Vertrag war dem Rar-
fürsten and dessen Nachkommen fär den Fall des Erlöschens des gesamten
Mecklenburgischen Mannsstammes die Succession in den Mecklenburgischen
Landen sagesichert worden. Dieser Vertrag war noch in demselben Jahr« 1442
von Kaiser Friedrich III bestätigt worden, nnd seitdem wurde bei jeder Kaiser-
lichen Belehnung für Kurbrandenburg dieselbe auch auf das Angefälle der Mecklen-
burgischen Lande erstreckt, s. Sc hülse, Die Uausgesetze der regierenden deut-
schen Farstenhauser II S. 191.
>) S. Instr. pacis Osnabr. X, § 6. XII, § 1.
*) Auf Orund der Dispositio Achillea und des diese bestätigenden Ge-
raer Haasvertrages von 1598 sowie des diesen wiederum bestätigenden Onoltz-
bacber Vertrages von 1603 stand den in Anspach und Baireuth zur Regie-
rung gekommenen jüngeren Linien des Hohenzolierscbeu Kurhauses die An-
wartschaft auf die Kurfürstlichen Lande und die Milbelehnung mit denselben zu.
In Anspach (Onoltzbacb) regierte damals (1654 — 1667) Markgraf Albreoht,
in Baireuth (Culmbach) war nach dem Tode des Markgrafen Christian 1656
dessen früh verwaister unmündiger Eukel Christian Ernst zur Regierung ge-
kommen, für welchen bis zu seiner Voiyährigkeit (1661) Kurfürst Friedrich
Digitized by
Google
lostruktioD der 6k^8aDdteD. 107
wie andererseits für die Sparoecki sehen nnd Ha 11 er steinischen Reichs«
Iehen> welche die Herren Vettern in Franken inne haben und besitzen, die
gesamte Hand für den Ef. tu snchen ist. Aach sollen die Ges. den
Markgrafen Albrecht in der Kitz ingi sehen 8acheO gegen Würzbarg
unterstützen and bei dem Kaiser eine dem Vorschlage des Markgrafen ent-
sprechende Resolution auswirken.
In Betreff der Kanzlei -Gebühren ist unstreitig, dass ein Kurfürst
für Urkunden, die seine Kurlande angehen, nichts zu zahlen schuldig ist;
die Aequi Talente hat die letzte Wahl • Kapitulation ') ausdrücklich für tax-
frei erklärt. Für Pommern* hat schon des Ef. Vater 1638 7000 Thaler,
ond überdies für die Hofämter jener so wie der jetzige Ef. 1642 ein Dop-
peltes gezahlt, und da ihm überdies nur ein Theil von Pommern zogefallen
ist, so ist er um so weniger yerbunden, noch einmal für die Aequivalent-
lande zu zahlen. Alle diese Forderungen haben Ges. deshalb abzuweisen.
Für Camin, obgleich dasselbe in dem Friedensschluss nicht ausdrück-
lich zu einem weltlichen Fürstenthum erhoben ist, fordert Kf. doch, da
laut des Friedensschlusses') selbst die Kanonikate nach dem Tode ihrer
jetzigen Inhaber erlöschen sollen, dieselbe Belehnung wie für die übrigen
Aequivalente.
Die Geheimen Räthe in Berlin (v. Loben, v. Soranitz, v. Blu-
menthal und Tornow) an den Kurfürsten. D. Colin a. d. Sp.
4/ [14] Juni 1661.
[Eventaelle Forderangen der Schweden.]
Sie fragen mit Bezug auf v. Löbens Absendnng unter anderm an: 14. Juni.
Die Schweden werden, wie in Oliva so anch jetzt, es dahin zu bringen
snchen, dass die mit ihnen zu Stettin 1650 (sie!) aufgerichteten Qrenz-Pacta,
wie es mit den pommerscben Erbverträgen bei den jedesmaligen Beleh-
nangen der Pommerscben Herzoge gebräuchlich gewesen, vom Kaiser
absonderlich confirmiert oder wenigstens die darin specificierten und dem
Wilhelm und Markgraf Alb recht die YormundBchaft führten, s. Benschel,
Des DorchlenchtigBteD Char- und Fürstlichen Haases Brandenbarg Stammbaam
S. 111 ff.
0 S. lostr. pacis Osnabr. IV § 23 ond die genauere Darstellang dieses
Streites bei Re ose hei S. 127.
>) Wahlcapitulation Kaiser Leopolds I. d. Frankfurt 18. Juli 1658 § 17
(Londorp YlII S. 354): ,aach solleo diejenige Chur-, Fürsten und Stände,
welche TermÖg des FriedeDSSchlass Länder haben abtreten ond davor andere
annehmen müssen, zu keiner neaen Cantzley- oder Lehngebäbr yor die über-
kommene Hertzog- und Fürstenthamen und Landen yor das Mahl angehalten
werden, oder darza einigerley Weiss verbunden sein."
>) Instr. pacis Osnabr. XI § 5.
Digitized by
Google
108 3. Die Beleboung des Kurfärsten n. s. w.
Kf. abgegrenzten Orte dem Lehnbrief inseriert werden. Nun ist zwar ein
unterschied zwischen Erbverträgen und Grenz-Pacten, sie finden auch nicht,
class in den letzteren wegen der kaiserlichen Confirmation etwas enthalten.
Demnach bittet v. Loben nm Instrniction für den Fall, dass sie hierunter
einigen Beifall erlangen sollten.
Des Kf. Vorfahren haben bei den Pommerschen Belehnungen noch
1626 daraufgedrungen, dass wegen der Anwartschaft auf solche Länder
ihre Abgesandten zur Mitberührung des Evangelieubuches und Sehwerdtes
verstattet werden möchten, sie haben aber solches nicht erhalten, son-
dern sich mit Anrührung des Mantels der Pommerschen Gesandten be-
gnügen müssen. Nun finden sich in den Stettiner Orenz-Pacten die Worte:
per contactnm vexilli und werden sich die Schweden darauf beziehen,
dagegen wird Loben die Worte: solitas solennitates und solito more
halten^) und sich von dem alten Gebrauch nicht begeben, bis ihm deshalb
Befehl des Kurfürsten zukomme.
Der Kurfürst an die Geheimen Räthe in Berlin. D. Cleve
21. Juni 1661.
[Aaf die Relation vom 4/14. Jooi. Die Frage wegen CoDfirmatioQ der Grenz-
pacten und der Cerimonien bei der Belehouog mit Pommern ist dem Kaiser
anheimzastelleD]
21.JaDi. — In Betreflf der Confirmation der Stettiner Grenz- Traktate
durch den Kaiser haben sich die Gesandten auf den Fall, wenn es vor«
kommen sollte, defecto mandati und dass sie darüber nicht instruiert zu
entschuldigen, und dass sie daher weder dagegen zu reden noch auch
darinnen zu willigen hätten, sondern sie müssten es zu Ihro Eaiserl. Maj.
Gefallen stellen, was Sie hierunter für Recht und sonst dem Instrumeuto
Pacis gemäss befinden würden. Es würden doch ohne das alle Confirma-
tiones salvo jure tertii und also auch dieses dergestalt eingerichtet werden
müssen. Was aber die Solemnia luvestiturae wegen Hinterpommern
anlangt, sehen wir nicht, wie man von Schwedischer Seite, da sie nur die
gesamte Hand an Hinterpommeru haben, dieselbe aber dem Reichs-
herkommen nach anders nicht denn durch Angreifung des Mantels ge-
schieht, .ein mehres werde praetendieren können, wiewohl auch endlich
0 Der betreffende Paesus des Stettiner GrenEvertrages von 1653 (§27)
lautet: lode obtento ab Imperatore termino investiturae reuovaodae is similiter
qoatoor ante mensibus S. Regiae Maiestati Soeciae ad modum sopradictam a
Sua Sereoitate Electorali significandos est, quo 8. Regia Maiestas sqob ad so-
litas circa recipiendam simoltaneam iovestitaram per contactum vexilli soleoDi-
tates peragendas mature eatis ad aulam Oaesaream ablegare simaltaneamque
investitaram super dacata alterioris Pomeraoiae episcopatnqne CammiDPDsi so-
lito more recipere possit (Dfthnert, I 8.140).
Digitized by
Google
Schwedische FordernngeD. 109
dergleichen Solemnia nicht so eigentlich ans sondern den Stjlnm Cnriae
angehen, nnd so wird solches gleichfalls zu Ihr. Kais. M. Verordnung
stehen. Oes. haben sich aber darüber mit den Schwedischen in keinen
Dispntat noch auch über die Grenz - Traktaten nnd die darin enthal-
tenen Worte in Streit einzulassen, damit es nicht das Ansehen gewinne,
als wenn sie diesen Traktat dadurch auch approbierten. — y. Loben wird
darüber mit den Kais. Ministris in Zeit conferieren nnd vorbauen, dass
keine Neuerung uns zum Präjudiz zugelassen werde.
Lorenz Christoph v. Somnitz an den Kurfürsten. D. Colin
a. d. Sp. 25. Juni/[5. Juli] 1661.
[Zasammeokaoft mit dem Vorpommerschen Kanzler v. Sterubacb.]
£r ist am 20. [30.] mit dem Schwedischen Kanzler zu Stettin^) in Zeh- 5. Juli,
denick^ zusammen gewesen. Derselbe hat angebracht: 1) Ef. hätte zu Graf
Dohna'), der neben seinen eigenen Geschäften anch beauftragt gewesen
sei, den Kf. der Freundschaft seines Königs zu versichern, gesagt, jener
coniestiere zwar seines Königs Freundschaft, er würde aber eben berichtet,
dass die Schickung aus Schweden nach Warschau^) zu seinem Nachtheil
angesehen, 2) der Franzose de Bourdeaux^) habe gegen Kf. im Namen
des Schwedischen Königs Sachen ausgebracht, die das gute Vertrauen
zwischen diesem und Kf. stören möchten, 3) Schnolsky habe aus Frank-
furt berichtet, dass der Kaiser den Deputierten einiger Reichsfürsten ein Me-
morial wegen der bedrohlichen schwedischen Kriegsrüstungen ^) habe zu-
gehen lassen. Sein König habe ihn beauftragt, die Nichtigkeit dessen, so
Misstrauen verursachen könnte, zu weisen, und des Königs friedliche In-
tention gegen Kf. zu bezeugen. Wegen der Schickung in Polen, so sei
Graf Skitte^) aufgetragen, einige Sachen, die Polen und Schweden an-
0 Der Schwedische Kanzler in Vorpommern Heinrich Coelestinv. Stern-
bach hatte (d. Stettin 2./12. Jnoi 1661) v. Somnitz aufgefordert, mit ihm za
einer geheimen Besprechung zusammuDZukommeo, v. Somnitz hatte (d. Berlin
5./L5. Jaoi) dem Kf. davon Mittbeilnng gemacht nnd demselben angezeigt, dass
er gesonnen sei, dieser Aafforderuog Folge zu leisten, er wolle anhören, was
jener vorbringen werde, und sich ilim gegeuuber sehr vorsichtig halten. Rf. ge-
nehmigt dann diese Zusammenkunft (d. Cleve 20. Juni 1661).
^ Zehdenick an der Havel, Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Templin.
*) S. über dessen Aufenthalt am Hofe des Kurfürsten zu Cleve (März —
April 1661) ürk. u. Akt. IX S. 733.
*) Gemeint ist die Sendung Steno Bjelkes, der Ende Mai 1661 als schwe-
discher Gesandter in Warschau angekommen war, s. Urk. u. Akt IX 8.253.
Diariam Enrop. YIU S. 347.
^ S. ürk. u. Akt. IX S. 737.
<) 8. darüber Urk. u. Akt. IX S. 739 u. oben S. 55.
0 Irrig, der Gesandte hiess Bjelke.
Digitized by
Google
110 3. Die BelehDnog des KurfurateD u. s. w.
gingen, zn tractieren, aber dabei auch Acht za haben, dass die Freond-
Schaft mit Ef. nicht yerletzt würde. Bourdeanz betreffend könnte
der König, was derselbe nach seiner Abreise aus Schweden am kurfürst-
lichen Hofe geredet oder geschrieben, nicht für das seinige erkennen. Die
Armatur sei nothwendig den Moskowitern gegenüber, mit denen der
Stillstand nur bis in den Herbst daure 0- Er bethcnerte darauf des Königs
freundschaftliche Gesinnungen und bat Somnitz, Rf. zu ersuchen, da
sein König mit demselben in engere Correspondenz zn treten wünsche,
Kf. möchte sich erklären, ob dergleichen fernere Correspondenz ihm ge-
fällig und ob er jemand dazu deputieren wolle. Somnitz versicherte da-
gegen, dass auch Kf. zur Erhaltung des Friedens und der Freundschaft
geneigt sei; was mit Bonrdeaux passiert, wisse er nicht; dass Graf
Schlippenbach sofort nach dem zu Gliva geschlossenen Frieden sich
vermerken lassen, dass der Krone Schweden nicht angenehm sein würde,
wenn Elbing dem Kf. tradiert würde, wäre zu verschiedenen Malen be-
richtet, auch erweckte bei manchen Nachdenken, dass berichtet werde, der
Friede zwischen Schweden und Mose au sei geschlossen und dennoch
Schweden in ziemlicher Armatur, zumal au Orten, die von Moscau weit
entlegen, bestehen bliebe. Sternbach sagte dagegen, mit dem Frieden
mit Moscau habe es bisher misslich gestanden, ihre Armatur, zumal in
Deutschland, könne niemand ärgern. Feldmarschall Königsmark habe
in Bremen die Verpflegung auf die Hälfte reduciert, in Pommern seien
2 Regimenter zu Ross, welche, sobald der Friede mit Moscau richtig, cas-
siert werden würdeu, ob Reichsadmiral Wrangel herauskommen würde,
sei sehr ungewiss. Graf Schlippenbach wäre dem Kf. bekannt gewesen,
auf sein Reden wegen Elbing hätte man nicht viel zu sehen.
Wenn ich meine einfältige Gedanken sagen soll, ist nicht ohne,
dass es zum Theil auf ein Sondiren, wie man etwa gegen Polen
und 0 esterreich gesinnt, angesehen gewesen sein mag, sonsten
aber kommt es mir so für, als wenn die Leute was fUr hätten und
E. Churf. D. sich gerne vorher versichern wollten, dann die Sincera-
tion — war sehr gestudieret — auch that er, als wenn Schweden
förchtete, dass E. Churf. D. wider sie was förnehmen möchte, gestalt
er dann einmal unter andern erwähnte, man möchte ja nicht das
praevenire spielen — , däuchte mir also wohl, dass sie was fürhaben
müssen, wohin aber ihre Intention gerichtet sein mag, desswegen
konnte man aus seinen Discursen nichts gewisses nehmen. Von dem
Muscowi tischen Kriege und dessen Conduite auf Entstehung des
^) Aehnliche freuodechaftlicbe nod beruhigende firkläraogen erhielten da-
mals die Gesandten des Kf. v. Hoverbeck and v. Dobrczenski in Warschau
von dem dortigen schwedischen Gesandten Bjelke (s. deren Berichte vom 4.
u. 7. Juni Urk. u. Akt. IX S. 257. 259) and ebenso der damals von dem Kf.
nach Stockholm geschickte v. Ledebnr (s. ürk. u. Akt. IX S. 736 ff.).
Digitized by
Google
ZoBammenkaoft y. Somnitz's mit v. Steinbach. Hl
Friedens redete er unverholeo; wann er von Reichssachen redete,
wollte er behaupten, dass Schweden im Römischen Reich was fttrzu-
nehmen keine Lust hätte. — Wie ich ihm sagte, dass neulich von
Wien geschrieben, dass I. Kais. M. alle Werbung eingestellet und
daher wollte geschlossen werden, dass die Siebenbürgische Sachen
zum Accommodement kämen, hörete er was hoch auf und fragte, wo
I. Kais. M. auf solchen Fall ihre Völker lassen würden, die sie schon
in ziemlicher Anzahl hätten. Von den Polen sprach er also, als wenn
zwischen ihnen und Schweden noch nicht alles richtig, weil die Grenze
an der Düne noch nicht gezogen, auch weil er fttrgab, sambt hätte
der Bischof von Craco mehr Anhang in Polen als der jetzige Erz-
bischof, däuchte mir umb so viel mehr, dass er nur umb ausforschen
willen solche Fragen movirete, er hat aber von mir nichts widerliches
gegen Polen vernommen. —
Der Kurfürst an v. Loben. D. Cleve 12. Juli 1661.
[ZasammeDkuDft za ZehdeDick. Mittbeilang davon an Färst Portia.]
— Schon vor seiner Abreise nach Wien werde v. L. verstanden haben, 12. Juli,
dass zwischen dem Schwedischen Kanzler in Stettin and dem Kanzler
in Hinterpommern mit des Ef. Consens 20. Jnni st. v. [30. Jani] za Zeh-
denick eine Conferenz stattgefunden hat. Der Schwede hat den Wunsch
seines Königs and der Krone, mit Kf. in Freundschaft zu leben, kand
gegeben und contestiert, dass sie das, was der Franzose de Bonrdeaux
zur Störung des guten Vertrauens aasgesagt, für das ihrige nicht agno-
scierten, vielmehr wünschten sie mit Kf. in engere Correspondenz zu treten,
and wollten ihm annehmliche Bedingungen anzeigen lassen, und jener hat
angefragt, ob Kf. die Conferenz zur Anhörung solcher Vorschläge conti-
Doiereo lassen wolle. Kf. hat dies nicht wohl declinieren können und
Somnitz die Fortsetzung aufgetragen i). Qes. soll dieses dem Fürsten
0 Kf. weist (d. Cleve 12. und 22. Jali 1661) v. Somnitz an, Sternbach
mitsatheilen, dass er beauftragt sei, eine neae Zusammeoknoft mit ihm zu halten,
ermahnt ihn aber, dort nur zn vernehmen, in welcher Weise die nähere Cor-
respondenz zustande gebracht werden sollte, and sich seinerseits nicht ausza-
lassen. Somnitz berichtet ihm darauf (5. October 1661), er habe Sternbach
von jenen Befehlen des Kf. Mittheilaog gemacht, aus dessen Antworten aber
■ei ZQ ersehen, «wie sie von der vorhin gesachten Conferenz abstehen, einige
Particolarpratensionen als die Waldeckische und Biorenklaaische treiben,* es
scheine, als wollte Stern bach an die Hand geben, «dass E. Chf. D. in Schwe-
den schicken, and von Ihrer Seite nanmehro dergleichen Conferenz oder Cor-
respondenz begehren möchten.* Darauf erwidert Kf. (d. Cleve 11. October 1661),
Digitized by
Google
112 3. Die BelehnoDg des Rurffirsten u. 8. w.
Portia vertraulich, jedoch ohne Vorzeigung dieses Schreibens, com-
manicieren and ihn ersuchen , dass er solches dem Kaiser hinterbringe,
sonst aber noch geheim halte, bis man vernehme, was bei dieser Confereoz
vorgehen wird.
V. Loben an den Kurfürsten. D. Wien 5./ 15. Juli 1661.
[Ankanft in Wien. Türkengefahr.]
15. Jali. V. L. hat bei seiner gestrigen Anknnft in Wien den Schwedischen
Gesandten Kley and den des Markgrafen Albrecht von Onoltzbach,
Grafen von H ardeck vorgefunden. Nenmann hat Nachricht, dass auch
der Cnlmbacher bald eintreffen werde. Die Türken haben eine nene Armee
von 40000 M. nach Siebenbürgen geschickt, denen zu widerstehen und auf
alles ein wachsames Auge zu haben, Montecuculi an die Türkische und
Graf V. Starenberg an die Siebeubürgische Grenze geschickt sind, Sta-
renberg aber, der nur 6000 M. hat, wird nichts tentieren dürfen. De
Sonches hält sich hier auf und wird wegen der Competenz mit Monte-
cuculi wohl nicht nach Ungarn, sondern nach seinem Gouvernement zu
Brunn gehen. Inzwischen giebt der Sultan viele Friedensversicherungen,
denen man aber nicht traut, sondern in aller dienlichen Gegen verfassnng
begrififen ist, auch an den Werken Wiens fleissig arbeitet i), so dass um
die Stadt herum viele stattliche Gebäude, Klöster und Gärten umgerissen
werden müssen. PS. Der Kaiser hat sich mit einer Spanischen In-
fantin versprochen, was noch ganz geheim gehalten wird.
V. Loben an den Kurfürsten. D. Wien 24. Juli 1661.
[aaf das Rescript vom 12. Juli. Mittheilang an Portia.]
24. Juli. Fürst Portia dankt für die Mittheilung, derselbe glaubt, dass die
Schweden und Franzosen sich alle Mühe geben würden , das zwischen
dem Kaiser und Brandenburg bestehende vertraute Bündnis wo nicht zu
zerbrechen, so doch zu schwächen. Er billigt, dass Ef. die^ Fortsetzung
der Verhandlungen gestattet hat, man werde die Pläne jener besser daraus
kennen lernen.
er finde nicht D5tbig, dass Somnitz über die in des ScbwediBcben KanslerB
Schreiben berabrten Punkte sich in SchriflwechseluDg einlasse, sollte von jenem
ferner etwas Schriftliches an ihn gelangen, so solle er alles bis zu des Kf.
Bäckkebr anstehen lassen.
^) Ueber diese damaligen Befestigungsarbeiten in Wien s. Diarium Europ.
Vn 8.377; Vm 8.66.
Digitized by
Google
Erste Verhandlaogen. 113
Aus dem Diarium v. Löben's und Neumann's über ihre Ver-
handlungen in Wien vom 5./ 15. bis 20./30. Juli 1661.
Nach üebergabe seines Creditivs an den Oberkämmerer Grafen ▼. Lam- 15. Juli,
berg am 5./15. Jnli erhält ?. Löbeo am Nachmittage des 8./ 18. Aadienz 18. Jali.
beim Kaiser, welcher ihm möglichste Beschlennigang der Belehnang za-
sagty am 9./ 19. bei der verwittweten Kaiserin, in deren Namen Graf Ma- 19. Juli,
radas antwortet, während Erzherzog Leopold durch seinen Oberhofmei-
ster Grafen v. Schwarzenberg den Empfang wegen Unwohlseins ab-
lehnt. Schon am 6./16. hat Nenmanu Abschriften der früheren Lehnsbriefe 16. Juli,
und die üblichen Memorialien dem Reichs - Hofrath übergeben, hat aber
Zugleich vernommen, dass die neue Belehnang nicht in einem Lehnsbriefe
re>tringiert, sondern yerschiedene Briefe aasgefertigt werden sollten, damit
den Erb- and Hofämtern die Regalien nicht entgingen.
1.111, Jnli verhandelt Nenmann mit Klei he. Dieser erklärt, seine 17. Juli.
Negotiaton bezwecke: 1. Negotia regia, 2. Simnltan-Investitnr für Pommern,
3. die Schwedische Belehnang mit den Reichslanden. Die Simaltan-Investitur
umfasse aach alle Stettiner Tractaten. Da er über die letzteren noch Infor-
mation ans Stettin erwarte, so hoflfe er, wir würden ihm Zeit lassen, zumal
da über die Schwedische Belehnang bei seiner vorigen Anwesenheit 0 zwar
ein Projekt') entworfen wäre, bei dem es jedoch noch allerlei za bedenken
gäbe. Aach sei zar Theilnahme an diesem Schwedischen Actus ein Herr
Sparr, ans einer der ältesten and vornehmsten Schwedischen Familien,
bestimmt, der aber aach erst in 5 Wochen hier sein werde. Im übrigen
wünsche sein König — and das habe er schon vor v. Ledeburs') Ankunft
ins Aage genommen — mit dem Kf. gute Freundschaft und Nachbarschaft
zu halten. Ueber das seit 14 Tagen herrschende Gerücht, als seien Irrun-
gen zwischen Dänemark und Schweden ausgebrochen, äusserte K leihe
sich dahin, Dänemark habe seine Miliz noch nicht aus Holstein abgeführt,
auch in Holstein Contribution erhoben und suche auch Femem an sich zu
bringen. Darüber habe Schweden in Copenhagen sich beschwert und er-
warte Abhülfe.
Unter Bezeugung, dass auch der Kf. Freundschaft und gute Nach-
barschaft wünsche, erklärten wir, dass uns aufgegeben sei, unser Geschäft
1) Kleihe war schon Ende 1654 von König Karl X. Gustav nach Wien
geichickt worden, um die Belehnang mit den durch den Westfälischen Frieden
Bchweden zugefallenen Reichslanden zu betreiben, hatte aber schliesslich nach
fruchtlosen Verhandlungen 1657 abreisen müssen. S. Heyne, Der schwedische
iDvebtiturstreit S. llff.
>) Dasselbe ist abgedruckt in Bericht und Bewandnis (auch lateinisch
erschienen unter dem Titel: Bepraesentatio inter S. Caesaream Maiestatem et S.
Regiam Maiestatem actorum de negocio investiturae etc. Stralsund 1663) Beil. B,
danach im Diarium Europ. VUI 8.428 u. Londorp YIII 8.844.
») S. ürk. u. Akt IX S. 733flf.
lf«tar. s. Gesch. d. G. Kurfurtten. XI. b
Digitized by
Google
114 3. Die Beleboaog des Kurfarsten u. 8. w.
bald ZQ beendigen, in Betreff des Stettiner Traktates uns defccto mandati
zu eotscbaldigen , uns aber gefallen zu lassen, was der Kaiser darin für
Recht erklären werde; übrigens verlange nicht einmal der Stettiner Traktat
die Inserierung der Licent-Convention in den Lehns-Akt
Vom 13. / 23. — 16./ 26. Juli verfassen und überreichen die Gesandten
dem Reichshofrath die Anträge (Memorialien) wegen des Ef. eigner Be*
lehnung und wegen der gesaraten Hand, wobei ihnen der Präcedenzstreit
des kürzlich mündig gewordenen Markgrafen Christian Ernst von Culra-
bach mit seinem Vetter Albrecht von Onolzbach Schwierigkeiten be-
reitet, da die Gesandtschaft des Culmbachers deswegen erst nach 6 Wochen
26. Ja li. eintreffen will. Am 16./ 26. Juli meldete sich Kleihe an und stellte in
zweistündigem Discurs 9 Forderungen auf: 1) vertrauliche Besprechung
wegen der gesamten Hand unter gegenseitiger Mittheilung der Instruktionen,
2) in den Lehnsbrief des Kf. sollte bei solchen Landen, in denen Schweden
die Anwartschaft und gesamte Hand zustehe, diese Expectanz mit inseriert
werden , damit die verbündeten Häuser *) nicht deswegen mit Schweden
in Streitigkeiten geriethen, 3) Vorlage des Antrages, den Ges. wegen des
Investitur -Akts machen würden, 4) ob man des Königs dabei gedenken
werde? 5) im Pommerschen Lehnsbrief sei des Schweden zukommenden
Halbscheids der Licenten zu erwähnen, 6) Mittheilung, wie man in demsel-
ben über das Herzogthum Pommern sich äussern wolle, 7) ob wir befeh-
ligt seien, die Confirmation des Stettiner Recesses zu begehren? 8) Kf.
solle sich verpflichten, nicht nur in direkten Anschreiben, sondern auch einem
Dritten gegenüber den König Majestas statt Regia Dignitas zu nennen;
in solchem Fall werde Kleihe dem Kf. in der Vollmacht an den RHof-
rath das Prädicat Serenissimus Celsissimus geben, 9) wie in vorigen Zeiten
zwischen den Kurfürsten und den Herzogen von Pommern, so solle es auch
im Pommerschen Lehnsbrief zwischen dem Kf. und Schweden in Betreff
der gesamten Hand gehalten werden.
Wir erwiderten: ad 1) beim bevorstehenden Lehnsnegotium wäre es
von uns auf alle von Kaiser und Reich dem Kf. zustehenden Lande ab-
gesehen, in welchen terminis wir präcise verbleiben würden, der kgl. Ges.
aber werde, was er ratione simultaneae Investiturae dabei zu verrichten,
auch wohl in Acht zu nehmen wissen. Kf. habe seiner Obliegenheit ge-
mäss dem Könige zu rechter Zeit Nachricht gegeben und werde auch sonst
*) SachseD and Hessen, denen kraft der Brbverbräderang mit dem Bran-
denbnrgischen Hanse die Anwartschaft auf dessen Lande zustand. Nachdem
durch den Erbvertrag mit den Hersogen von Pommern vom 30. Juli 1571 (s.
Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. R) Enrfurst Johann Georg
diesen die Anwartschaft auf die Neumark, das Land Sternberg u. b. w. auge-
Bprochen hatte, war in der Erneaemng jener Brbverbrüderang (d. Naumburg
30. März 1614) dieses Anrecht der Pommerschen Herzoge auf jene Lande aas-
drüoklich anerkannt worden (Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. T).
Vgl. Schulze, Die Hansgesetze der regierenden deutschen Färstenbänser U
.S.38ff.
Digitized by
Google
VerhaDdlaDgen mit Kleihe UDd Schütz. 115
allem, was den Pactis gemäss, nichts in den Weg legen, 2) der gesamten Hand
Schwedens im Knrf. Lehnsbrief zu gedenken, wäre nicht Herkommens.
Was jener wegen der Erbyerbrüderten anführte, gehöre nicht hierher; das
InstrameDtom Pacis zeige ihm, was es damit für ßewandnis habe. Der-
gleichen 20 movieren würde ohne das beim RUofrath nur so Weiterangen
Anlass geben und ich, 7. Loben, hätte ßefehl, bald möglich mich zn ex-
pedieren, ad 3) würde nur in generalibas bestehen und Schwedens in spe-
eie nicht gedenken, ad 4) die Reqnisita der Belehnang würden im RHof-
rath examiniert, ad 5), 6) und 7) wären wir nicht instruiert, ad 8) der
Titulator wegen würden wir alles an den Kf. berichten und dessen Befehle
erwarten, der Ges. würde am besten thun, diejenige Vollmacht einzuliefern,
wodurch dem Ef. am wenigsten zn nahe getreten wird, ad 9) was zwischen
dem Kf. und den Pommerschen Herzogen Yorgegangen, sei vigore pacto-
rum initorum geschehen, jetzt liesse man es bei demjenigen, was die pu-
blica und andere pacta mit sich brächten , denen man von Seiten des Kf.
zu inhaerieren begehre. — Kleihe bedauerte, dass wir in einem und an-
deren uns nicht anders erklärt hätten, lehnte auch unsere Einladung, bei
DOS zn Mittag zu bleiben, mit seinen Geschäften ab, Hess sich aber um
4 Uhr bei N e u m a n n zu Besuche anmelden , was dieser aus Besorgnis,
dass jener ein anderes zu Disputat bringen würde, ausschlug.
Kleihe betreibt jetzt die Simultan -Investitur, hat deswegen um eine
besondere Audienz nachgesucht und trachtet danach, nachdem er unsere
Auslassungen vernommen, sich beim RHofrath zu insinuieren. Deshalb
wurde für gut angesehen, dass ich. Neumann zum RHofrath Schütze,
welchem in Abwesenheit des H. Lindenspührer das von uns eingesandte
Lehnsbriefs - Project übergeben worden , mich ' verfügte. Ich bemerkte
ihm, dass Kf. die vom Kaiser ertheilte Anwartschaft auf Schwerin und
Ratzeburg freudig aufgenommen habe, aber gegen die beabsichtigte
Sonderung der Aequivalente in einem besondern Lehnsbrief remonstrieren
müsse, da diese Lande nur ein Surrogat für das, was Kf. amore pacis
in Pommern aufgegeben hätte, seien, und fragte, in wie weit er sonst
mit nnserm Entwürfe übereinstimme. Schütz antwortete: In Betreff
Schwerins und Ratzeburgs wären im RHofrath allerhand Bedenken pro
und contra vorgekommen, über welche zu entscheiden man dem Kaiser an-
heimgegeben habe (N. weiss, dass der Kaiser zn Gunsten des Kf. entschieden
hat). Auch wie der Lehusbrief einzurichten, beruhe auf des Kaisers Willen.
Wie man Pommern, magnum tractum Germaniae, in den Kur-Lehns-
brief habe inserieren können, befremdete viele nicht wenig. Weil aber
Kaiser und Reich hieran soviel nicht gelegen wäre, so stünde dahin, was
der Kaiser thun werde. — Auch verspüren wir, dass man das Herzog-
thnm Magdeburg, weil es im Instr. Pacis nur als eine Expectanz be-
zeichnet ist, nicht ebenso wie die bereits in Besitz genommenen Aequiva-
lente in den Lehnsbrief inserieren will , und bitten wir Kf. uns darüber zu
instruieren.
PS. 1. D. Wien 20./30. Jnli 1661.
8*
Digitized by
Google
116 3- ^1^ BelehDUDg des EarfarateD n. s. w.
28. Juli. Vorgestern war Kleihe wiederum bei Neamaon uod erhob gegen
unser Vorgehen allerlei Einwendungen , namentlich forderte er mit Beru-
fung auf eine Urkunde und gethane Versprechungen, dass er beim Lehns-
akt mit den übrigen Lehns- Empfängern niederkniee, das Eyangelienbuch
berühre und den Knopf am Schwerdte küsse u. s. w. Ich erinnerte
Kleihe, er möge dem Wesen seinen Lauf lassen und vor der Zeit nicht
unnöthige Sorge tragen; es würde im RHofrath alles adjustiert werden,
den Schweden günstigen Urkunden stünden Resolutionen entgegen, naih
welchen Usus und Observanz in contrarium liefen. Kleihe sucht mit Fleiss
Gelegenheit, das Lehnsnegotium in Conferenzen und dadurch in Weit-
läuftigkeiten zu ziehen, was wir abzuschneiden uns möglichst bemühen
wollen. —
29. Juli. Gestern haben wir beim Fürsten Fortia Visite abgelegt und ihm die
Lehns-Sache recommendiert. Porti a contestierte, dass, indem er dem Kf.
zu Willen sei, er auch des Kaisers Nutzen förderte. Kf. werde nicht be-
reuen, dass er mit dem Kaiser in gutem Vertrauen stünde; man würde den
Schweden nicht mehr einräumen, als was ihnen vermöge des Instr. Fac.
gebühre. Er empfing uns oben an der Stiege und begleitete uns bis an
die Kutsche, wie auch Tags vorher Fürst Lobkowitz gethan.
30. Juli. PS. 2. Nach Abfassung obiger Relation meldete sich Herr Johann
Ludwig Herwig Smoldt gen. Schütz und brachte an 1) der RHof-
raths-Secretar hätte ausser Befehl die kaiserliche Resolution wegen der
Expektanz auf Schwerin und Ratzeburg herausgegeben, welche man
deshalb gerne geheim gehalten haben wolle, damit es nicht durch alizufrühe
Eröffnung zu Contradiction anderer gerathen möchte, zumal Sachsen-
Lauen bürg bei den Friedens - Traktaten auf diese Lande praetendiert
und es durchgesetzt habe, dass sein Protest dem Instr. Pac. inseriert
wurde '), wogegen vom Kf. nichts eingewendet noch auf die den Schweden
in Mecklenburg zugewachsenen Länder etwas bedingt sei. Falls nun
auch S. Lauenburg eine Prätention darauf nicht zustände, so würden
doch diese Lande eveniente casu et in defectum domus Mecklenb. Kaiser
und Reich heimfallen, wo dann der Kaiser dieselben dem Reiche zu in-
corporieren verbunden wäre. Nun hätte aber der Kaiser in Consideration
gezogen die grossen und hohen Merita des Kf., indem er durch Hingebung
der vornehmsten Theile der Pommerschen Lande das ganze Reich obli-
gieret, und wolle ihm daher desto eher in solcher Anwartschaft condes*
cendieren.
2. In Betreff des Lehnsbriefes seien zwar die Aeqnivalente statt
Pommerns gegeben und Pommern im Hauptbriefe begriffen; das sei aber
darum geschehen, weil der Kf. und sein Vater noch nicht in possessione
solcher Lande gewesen , um bei obhandenen Kriegsläqften ihre jura desto
mehr zu bestärken ; jetzt sei alles in sicherm Stande, die Aeqnivalente aber
absonderliche Herzog- und Fürstenthümer, welche auch absonderliche Ses-
0 S. Instr. Pacis Osnabr. XII § 1.
Digitized by
Qoogle
VerhandluDgeD mit Eleibe aod Schatz. 117
siones odcL Vota aaf dem Reichstage führten. Doch stünde es den Ges.
frei, solche rationes anzaführeD, welche den Kaiser und RHofrath bewegen
möchten, alles in £inen Lehnsbrief kommen za lassen.
3. Die über die Recorapensländer ertheilten Lehnsbriefe würden com
insertione teztnam Instrumeuti Pac. expediert werden. Dass der Kaiser
hieryoD nicht abgehen könne, habe diesen Grund, weil der Stadt Bremen
auf keine andere Weise pro tuenda libertate et immedietate Imperii könnte
geholfen werden, daher auch die Schweden sich dem Entwürfe dieses Lehns-
briefes heftig widersetzten, der Kaiser aber davon nicht ablassen wollte.
Wollte man nun dem Kf. willfährig sein, so würden die Schweden sofort
gleiches verlangen und die Stadt Bremen in Gefahr bringen, um deren
Conservation der Kf. sich so dringend beim Kaiser verwandt habe. Auch
sei das Project des Lehnsbriefes so eingerichtet, dass es in anteceden-
tibus quam seqaentibns auf ganz Pommern, wie es 1638 und 1642 ver-
liehen, laute, obzwar dieses in medio etwas restringiert würde, welches die
Schweden, wenn sie Communication des Lehnsbriefes begehren würden
— es stünde dahin, ob man ihnen dieselbe abschlagen könnte, — nicht
eingehen oder zugeben würden. Man hätte sich sonst zwar wohl zu ver-
sichern, dass man ihnen nichts übriges einräumen würde, es wäre hingegen
bekannt, wie sie bald, wenn man ihnen irgend wie nahe kommen wollte, von
contraventiones Pacis zu reden anfingen; man dürfe ihnen dazu keinen
Aulass geben.
4. würde sonderlich auch wegen Magdeburgs dem Instrumento Pac.
nachzugehen sein, in welchem dasselbe als eine Expectanz bezeichnet sei,
und könnte der Kaiser davon nicht abgehen in Erwägung, dass der jetzige
Administrator dieses Land noch in Possess habe, auch unlängst damit be-
lehnt sei. Wollte man diese Expectanz dem Hauptlebiisbriefe inseriert
wissen, so könnte derselben an dem Ort, wo der Expectanz auf das Her-
zogthum Mecklenburg Meldung geschehe, gedacht werden. Wollte man
auf Ausfertigung eines Lehnsbriefes allein beharren ^ so müsste man beim
Kaiser per memoriale einkommen, damit es demselben per votum könne
vorgetragen werden, und alsdann könnte über die Einrichtung desselben
gesprochen werden, uns anheimstellend, ob wir ein anderes Concept dem
RHofrathe darüber vorlegen wollten. Damit aber dies ganze Kur- und
Fürstliche Lehns-Negotium desto füglicher eingerichtet und dem Kaiser auf
einmal vorgetragen werde, wäre von nöthen, dass auch wegen Culmbachs
die Requisita produciert würden. Zwar habe der Kaiser wegen des aus-
schreibenden Fürstenamts sich fürOnolzbach resolviert, doch erwarte
er vom Kf. als caput familiae Anträge, wie beide Fürstenthümer zu ver-
gleichen seien.
Hierauf wurde von uns in kurzem so geantwortet: ad 1) man werde
die kaiserl. Resolution nicht ausbreiten, ad 2) Aequivalcnte könnten nur
ex natura surrogatorum judiciert werden, ad 3) hätte es mit dem Kf. eine
andere Bewandniss als mit anderen, da Kf. im vorigen Lehnsbrief ganz Pom-
mern erhalten , ad 4) Magdeburg sei nicht Anwartschaft, sondern ein dem
Digitized by
Google
Ij^g 3. Die Belehonng des Karforaten a. b. w.
Kf. bereits gehnldigtes Herzogtham, wenn nach Kf. die Nntzniessnng
ad dies yitae dem Administrator nicht streitig machen wolle. Ein nenes
Projekt darüber abzufassen, erscheine ihnen bedenklich, doch wolle Neu-
mann sich in seinem Hause mit dem Secretar darüber besprechen. Anf
Culmbach sei nicht zn warten.
Schütz, indem er dies dahin gestellt sein liess, gab zn verstehen,
dass, wenngleich »lies in Einen Lehusbrief gebracht würde, Kf. doch
der Entrichtung der Regalien für die Erbämter wegen Magdeburgs, Hai-
berstadts, Mindens und Camins sich nicht entziehen werde, sprach
es aber nicht ausdrücklich aus, so dass wir es unbeantwortet Hessen. Dar-
auf kam er auf das Laudemium, welches der RHofrath wegen Magde-
burgs begehrt: Anno 1688 habe des Kf. Vater die Zahlung nur deshalb
anstehen lassen, weil er noch nicht zum wirklichen Possess in Pommern
gelangt sei, der RHofrath hoffe daher, Kf. werde das Laudemium jetzt ab-
führen lassen, und stelle dessen Betrag dem Kf. als einem „mildreichen^
Herrn anheim. Wir versprachen in unserer Relation dessen zu gedenken.
Der RHofrath behauptet, dass alles, was 1638 bezahlt, der Kanzlei
zugekommen sei und er, der RHofrath, daran gar nicht participiert
habe. Bei diesem ersten Lehns • Negotium nach dem Friedensschlüsse
thäten sich allerhand Difficultäten vor und noch andere dürften sich bei
Abfassung des Lehnsbriefes zeigen; wenn man nun den RHofrath, der
an den Emolnmenten der Kanzlei nicht participiert, nicht bedenke, so
könnte dieser leicht Hindernisse bereiten, welche Zeit- und deshalb grossen
Kostenaufwand verursachen möchten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 3. August
St. n. 1661.
[Verbandlungen mit dem Reicbsbofrath Schütz.]
3. Aag. RHofrath Schütz hat heute bei v. Loben vorgebracht, dass gestern
Kl ei he den Kaiser schriftlich, den RHofrath mündlich 1) um Abschrift
aller unserer Eingaben, 2) um Zulassung zu dem für unsere Belehnnng an*
gesetzten Termine mit Bezug auf die Simultan -Investitur gebeten, auch
gefordert, dass bei der Belehnnng auf Grund des von Kaiser Rudolf (d.
Regensburg 12. Aug. 1594) den Herzogen von Pommern ertheilten Privi-
legiums sämtliche Gesandte neben einander anf den Knieen das Evangelien-
buch berührten und den Knopf des Schwerdtes küssten, dass ferner 3) die
Stettinischen Pacta den Lehnsbriefen inseriert , auch 4) das sogen. Direc-
torium Ceremontarum ihm, K leihe, ausgeantwortet werde. Weil dies nun
morgen dem Kaiser referiert werden solle , die Punkte aber wichtig und
dem Kf. nachtheilig sein könnten, so hätte man gemäss dem zwii>chen dem
Kaiser und Kf. herrschenden Vertrauen erst unser Sentiment darüber ver-
nehmen wollen, v. Loben hat Schütz gedankt und verheissen, dass
Digitized by
Google
Verhandlangen mit Schatz. 119
Neamann sich darüber mit ihm besprechen solle, dabei aber bemerkt:
ad 1) scheine K leihe nur Gelegenheit zu suchen, durch aufgefundene
Scrupel die 8ache auf die lange Bank zu schieben, wie er schon darin
kund gebe, dass er Aufschub bis dahin verlange, dass der Frincipal-
Gesandte Fh. y. Sparr, von dessen Aufbruch es noch still sei, angelangt
wäre, und die Schwedische Hauptbelehnnng über die in Deutschland gele-
genen Lande vorhergegangen sei, wogegen sie befehligt seien, sobald nur
der Culmbachische Gesandte gekommen wäre, die äusserste Beschleu-
nigung zu betreiben, ad 2) hielten sie dafür, dass der Kaiser nicht darein
willigen werde, weil es gegen das Herkommen und auch den kurfürstlichen
Gesandten bei den Belehnungen mit Pommern nicht gestattet worden sei,
auch läge darin ein Präjudiz für die Vettern des Kf , indem zu besorgen, die
Schweden möchten diesen Actus für sich erzwingen und jenen gar einst
in der Suocession vorgreifen wollen. Wir Ges. würden uns der Belehuung
enthalten, ehe wir dergleichen nachtheilige Dinge gestatten sollten. Gegen
4 wäre nichts einzuwenden. Dass der Stettinischen Pacta im Lehnsbriefe
gedacht werde, werde Kf. nicht gestatten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 6. August
St. n. 1661.
[Weitere VerbaodlaDgen mit Schütz.]
Nenmann hat gestern mit Schütz das zwischen diesem und v. Lö- 6. Aug.
ben Verhandelte nochmals besprochen. Es sei zu befürchten, meinte er,
dass wenn die Schweden die Simnltan- Investitur, auf die sie so dringen,
weg hätten, sie uro die Hanptbelehnung, woran Kaiser und Reich beson-
deres Interesse haben, sich nieht bekümmern dürften. Zwar könne ihnen
die Simultan-Investitur nicht denegiert werden, wenn sie binnen einem Jahre
nach eztradiertem Olivischen Frieden gefordert würde. Da aber dieser
Termin am 4. oder 14. August zu Ende gehe, stünde es beim Kaiser, ob
er sie ihnen später gestatten wolle. Kf. fürchte aber, dass die Schwe-
den, nachdem sie dieselbe erlangt hätten, nicht allein den posteris, son-
dern auch dem Kf. selbst allerhand Einträge in den anfälligen Ländern
und deren Administration machen werden. Der nächste Weg, allen zu
besorgenden moris vorzubeugen, werde sein, wenn die Investitur des Kf. der
Simultan-Investitur vorhergehe. — Der RHofrath, welcher vorgestern und
gebtern das Lehnsnegotium berieth, hat beschlossen, der Kaiser könne
nicht zugeben, dass der Schwedische Gesandte dem völligen Actus Investi-
torae, zumal wenn Kf. mit der Kur belehnt würde, beiwohne, daher müssten
3 Actus gehalten werden 1) wegen der Kur, 2) wegen Pommern und
Gamiu, 3) wegen der anderen Lande; auch die Regalien für die
Erb- und Hofämter würden sich dann leichter bestimmen lassen; die ver«
schiedenen Actus nach Neumanns Vorschlage in Einen Lehnsbrief zu
Digitized by
Google
120 3* ^i^ BelehouDg des Kurfürsten u. s. w.
bringen, hat man nicht für thanlich gehalten Ges. rathen, Ef. möge
2 Actos, einen fär alle anderen Lande, den anderen für Pommern gestatten,
dann würden die Regalien nar für Pommern zu zahlen sein. Freilich
würden die Schweden wegen der im Stettiner Traktate gewonnenen An-
sprüche auf Märkische Gebiete aach bei der Investitur der Karlande hin*
zugezogen werden müssen. Dieser üebelstand, der auch dem Kaiser nicht
genehm sei, werde jedoch beseitigt, wenn die Schweden zuerst zum Em-
pfang der Reirhslehen aufgefordert werden; dem würden sie nicht nach-
kommen, schon weil der Principal -Gesandte nicht zur Stelle ist, Kf. sei
dann nicht schuldig, auf diese Belehnung zu warten, der Kaiser ebenso
wenig, die Schweden zur Simultao-Inyestitnr zuzulassen',' ehe sie sich dem
Reiche verpflichtet haben. Kf. wolle bestimmen, ob im Lehnsbriefe das
Herzogthnm Stettin auszulassen, da man nicht genau wisse, was dazu
gehört, und ob für den Pupillen '), da v. Stein noch immer nicht ange-
kommen ist, ein Indult zu fordern sei, damit durch ihn die Belehnung des
Kf. nicht aufgehalten werde. —
Der Kurfürst an die Gesandten in Wien. D. Cleve
16. August 1661.
[auf das PS. vom 20./ 30. Juli. Verhaltangsbefeble.]
16 Aug. In dem Streite zwischen Onolzbach und Baireuth hat Kf. als
Vormund eine Interims-Verordnung gemacht. Da aber am 27ten die Vor-
mundschaft endet, so wünscht Kf., dass bei diesem Actu Investiturae beide
Theile sich so betragen möchten, damit der Streit zu des Hauses Respect
und ohne Aergernis zu Ende gebracht werde. Ges. sollen den Kaiser
zur Ausstellung einer Erklärung zu bestimmen suchen, dass, obgleich Onolz-
bach diesmal Culmbach vorgehe, solches der Baireuthiscben Linie
zu keinem Praejudiz gereiche, zumal da bei Empfahung der gesamten
Hand an den Kur- und anderen Landen des Kf. Baireuth ohne das dem
Hause Onolzbach vorgehe. Ges. sollen auf Einen Lehnsbrief bestehen;
Kf. ist zufrieden, dass der Belehnung mit Hinterpommern hinzugefügt wird :
„wie es im Instr. Pac. enthalten und wegen der Grenzen in Stettin 1653
verglichen ist.^ In Betreff Magdeburgs sollen Ges. eine Abschrift des
dem Administrator ertheilten Lehnsbriefes begehren und examinieren, ob das
Instr. Pac. darin angezogen ist. Mecklenburg und Magdeburg dürfen
nicht zusammen gestellt werden, da Kf. auf Mecklenburg erst nach Ab-
gang des ganzen Mannsstammes mitzusprechen hat. In Betreff des Laude-
mium erwartet Kf., was deshalb vom RHofrath praetendiert wird, Ges. sollen
ihnen ihrerseits keine Hoffnung geben. Bei dem Acte der Investitur kann
Schweden nicht mehr praeteudieren als des Kf. Vettern. Dem Gesuche
der Schweden nach einer Confirmation des Stettinischen Grenz -Tractats.
0 Markgraf Christiao Ernst von Baireuth s. oben S. 99.
Digitized by
Google
VerhaDdlaogeD aber die schwedischen ForderiiDgeD. 121
sollen sie nicht widersprechen. Sie sollen auf den Empfang der Lehn,*
so weit es die Kur-, die Länder im Reiche nnd in Böhmen betrifft, so-
fort bestehen, worauf t. Loben bich sogleich zurückzubegeben hat. Wenn
man aber wegen Pommerns am k als. Hofe nicht sogleich fertig und einig
werden kann, so soll Neu mann solches ferner allein respicieren, und kann
der Haupt-Lehnsbrief so lange ausgestellt bleiben, bis man wegen Pommerns
in Richtigkeit ist.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 10720. August 1661.
[Weitere Yerhandlongen mit Wolkenstein nnd Schätz wegen der schwedischen
Forderungen].
Der Vicepräsident v. Wolkenstein und RHofrath Schütz haben20. Aag.
uns gcbtern in einer Conferenz im Namen des Kaisers eröffnet: der Kaiser
wünsche, wie in anderen Dingen, so auch darin dem Kf. zu willfahreni
dass die Belebung förderlichst und unico actu geschehe, aber die Postu-
late der Schweden enthielten mehrere Forroalia und Materialia, Tor deren
Ausgleichung der Lehnsakt nicht vor sich gehen könne. Formali a:
Schweden verlange mit den Agnaten ad contrectationem evangelii et gladii
zugelassen zu werden und begründe das auf eine zwischen Brandenburg
und Pommern früher geübte Observanz ^ auf die Observanz des kaiser-
lichen Lehnshofes und auf den Stettinischen Recess, in welchem dies aus-
drücklich Schweden zugesagt sei. Nun sei dem Kaiser die Observanz
zwischen Pommern und Brandenburg nicht bekannt, am Kaiserhofe fände
sich aber bei der Kanzlei das Contrarium, es habe nämlich 1626 Kurfürst
Georg Wilhelm auf sein Anbringen wegen der Solennien den Bescheid
erhalten, dass zwar dergleichen in den Lehnsbrief eingerückt, niemals aber
zur Wirklichkeit gelangt sei. Der Stettiniscbe Recess sei vom Kaiser
nicht ratificiert, obgleich beide Tbeile die Ratification desselben reserviert
hätten, 1) auch werde die Ratification von keinem Theile gesucht, dieser
') Der betreffende Passus des Stettiner Recesses (§ 29) laatet (Datnert I
S. 148): Caetenim cum S. Regiae Maiestati Regnoqne Saeciae per Instrumentum
Pacis noD modo Citerior Pomerania et Rngia ac simaltanea investitara
in reliqnam einsce partem, sed etiam omnia antecessornm Dncam Pomeraniae
jara ao expectantiae atqae ita qnoqae ezpectantia et simultanea investitara in
Neo-Marchiam necnon et in castra Vierraden ac Löckenitz eorumqoe adperti-
oentia bona eis Marchicos fines in Pomerania sita concessa et collata sint,
in eam qnidem concessionem et ezpectantiam sab S. Caesareae Maiestatis rati-
ficatione Ser. D. Elector Brandenbargicas ejasqne soccessores necnon agnati
omnes hisce denao consentinnt idqne oam declaratione seqaenti: nempe
ei contingat — S. Electorem Brandenbargicam einsque totam domam et familiam
Electoralem absqae prole mascala deficere, qnod eo casu S. Regia Maiestas Reges
Regnnmqae Saeciae in basce ditiones saccedere earamque vacuam possessionem
praevia supradicta Caesarea ratificatione arripere, interea autem casu ema-
oente siroultanea investitara gaadere debeant.
Digitized by
Google
122 3. Die Belehnang des Karffirsten n. g. w.
Recess könne also vorläufig Kaiser und Reich nicht binden, und der Kaiser
sei nicht gesonnen, ans dem Herkommen zn schreiten nnd Schweden das
einzaräumen, was man des Kf. Vorfahren zn vergönnen Bedenken getra-
gen. Ad Ma terialia finde der Kaiser bedenklich, die Yerleihnng üuv o acta
vorznnehmen, die Expectanz anf die Nenmark widerspreche der Verpflich-
tnng des Kaisers, vom Reiche nichts zn veräuFsern, zugleich auch der golde-,
nen Balle , wonach die Karlande nngetheilt bleiben sollen. Der Kaiser
wünsche aber zn wissen, ob Ges. es für den Kf. für zaträglich erachteten,
den Actam zu thcilen, oder wie sie meinten, dass die Schwedischen Forde-
rungen abzuwenden seinen. Wir antworteten: wir stellten die Formalia
in des Kaisers Erkentni^, meinten aber, dass die Forderung an die Schwe-
den, vorerst ihre eigenen Feuda zu suchen, alles beseitigen werde, dagegen
erklärten wir uns gegen die Trennung der Actus und für sofortige Beleb-
nnng des Kf. Der Krone Schweden könne per decretum versichert werden,
dass ihr diese Belehnung nicht praejudiciere, sondern, wenn sie für ihre
eigene Lehen praestanda praestiert, ihre Befugniss offen gehalten werden
solle; ich, v. Loben, hielte mich schon bis in die sechste Woche hier auf,
der Kf. bedürfe meiner und ich müsste auf Beschleunigung dringen.
Jene bestanden dennoch auf Theilung des Actus; dem Kaiser würde
es schwer, anders zu verfahren, nachdem Kf. einmal selbst den Schwe-
den die Theilnahme bewilligt habe, die Schweden aber, wenn mau
ihnen dies direkt abschlüge, Ursache nehmen könnten, mit ihrer Belehnung
zum Nachtheile des Reiches zurückzuhalten, die Simultan -Investitur über
Hinter-Pommern und Camin wolle der Kaiser, indem er nur so weit sich
erkläre, als das Instrumentum Pac. es verlange, so restringieren, dass es,
nuUo colore, nicht weiter sollte extendiert werden können. Schliesslich
theilten die Kaiserlichen vertraulich mit, dass sie befehligt seien, mit den
Schweden in Conferenz zu treten, doch nur über einige Formalia. Heute
Morgen hat Schütz an v. Loben geschrieben, die Relation an den Kai-
ser sei coucipieit, der gesamte RHofrath wünsche die Sache zum Con-
tento des Kf. einzurichten, K leihe habe Aufschub für die Conferenz erlangt.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 13./23. August 1661.
[Conferenz der Kaiserlichen mit Kleihe, dessen anscheinende Vertraalichkeit.]
23. Aug. Der Kaiser hat befohlen, die ihm übergebene Relation zurückzulegen,
bis die Conferenz mit dem Schweden gehalten sei; diese ist heute vor sich ge-
gangen. Nach derselben zeigte Kleihe den Gesandten au, dass in derselben
an dem Eide etwas desideriert worden und seine Forderung, dass in der Voll-
macht der Titel des Königs von Schweden dem des Kaisers vorgesetzt
werde, nicht gebilligt sei. Ges. Hessen sich durch diesen Schein der Ver-
traulichkeit nicht bestimmen, jenen, was er sichtlich mit dieser Mittheilung
bezweckte, mit dem Resultate ihrer Conferenz bekannt zu machen.
Digitized by
Google
VerbaDdlaogen aber die BchwedischeD ForderuDgen. 123
Der Kurfürst an v. Loben und Neumann. D. Tornhout in
Brabaut 24. August 1661.
[auf die Relation vom 6. August. Die Schwediaohep Forderungen. Rechte des
Kf. auf Hohensollern.]
Beide sollen die am Schlass seines Rescripts Tom 16. Angnst gegebene 24. Aug.
Ordre strenge befolgen, insbesondere sollen sie verhüten, dass ihm anf
keine Meise von den Schweden duich die gesamte Hand an Hinter-
pommern, Neumark, Yierraden nnd Sternberg eine Concnrrenz in
der Regierung wegen selbiger Lande introdueiert werde, und ist nöthig,
dass das mit ausdrücklichen Worten praecaviert werde. Wofern aber der
Schwede In seinen Memorialien diesen Pankt nicht berühre, sollen sie auch
deswegen nichts erinnern, und würde sodann gleichwohl Schweden nicht
mehr begehren können, als andere im Reiche simnltanee Investierte. Was
die Titulatur anbetrifft, so ist dem Schweden glimpflich anzuzeigen, dass
er in Wien für die Krone Schweden als Reichsstand erscheint, nnd dass
dem Kf. nicht allein von allen Kur- nnd Fürsten, sondern auch vom Kai-
ser der Titel Serenissimus gegeben wird. Wenn Kf. aber mit seinem
Könige als König von Schweden correspondierte , so hätte man sich der
Titalator halber verglichen. Sollte jener aber damit anch auf C am i n deuten,
so sollen sie ihm anzeigen, dass Kf. damit vermöge des Instr. Pac. zu beleh-
nen and befngt sei, alle Länder, mit welchen er belehnt sei, in seinen Titel
aofzanehmen. Dass dem Kaiser dnrch den Stettiner Vergleich das Werk
erschwert sei, könne er leicht glauben und hätte er es gern anders
gesehen nnd gewünscht Wenn sie aber am kaiserl. Hof seinen damaligen
Znstand, nnd dass Kaiser nnd Reich, wie sie wohl schuldig gewesen, bei
der Sache nichts hätten thnn wollen, bedächten, so würden sie von sich selbst
gestehen, dass man ihn nnd das Reich in solchen Zustand gesetzt, wie
derselbe jetzt wäre. Kf. hätte aber dadurch dem Reiche nicht praeju-
dicleren wollen noch können. Und obgleich seine Vettern den Ver*
gleich ratificieret, so wären doch die Erbverbrüderten nicht weniger
dabei interessieret, welche doch weder dazu ihren Consens gegeben
hätten, noch deren sonst dabei mit einem Worte gedacht sei. Kf. wollte
den Schweden den Vergleich nicht disputieren, und wurde Confirmation
und Ratification zn des Kaisers Belieben stehen. Sollten die Schweden
jetzt oder dereinst, wenn die Belehnung über Hinter-Pommern, Nen-
mark etc. absonderlich empfangen würde, bei dem Actu Invest. vorzu-
sitzen begehren, so ist ihnen zu antworten, dass sie nur als herzogliche Ab-
geschickte anzusehen seien, und ohnedem der, welcher nur simnltanee investiert
wird, dem principaliter Belehnten nachsitze. Ihr wüsstet auch, dass bei
der in Frankfurt a. M. geschlossenen Allianz der König von Schweden
in der Ordnung als ein Herzog gesetzt sei, seine Gevollmächtigten anch in
dieser Ordnung unterschrieben. Den R.Hofrath Schütz können sie auf
des Kf. Erkenntlichkeit hoffen lassen.
Digitized by
Google
124 3. Die BelehnoDg dos Karfarsten a. 8. w.
Dieweil auch unser Eurhaas aus dem Hobenzollerischen Hause
seinen Ursprung hat, dasselbe auf gar schwachen Füssen und fast auf dem
Falle 8teht,0 ^s aber in nnserm Archivo zu Colin a. d. Spr. an eigentlicher
Nachricht mangelt, so soll Neu mann sich bemühen, aus der RHofrathsre-
gistratur einige Nachrichten darüber einzuziehen, und nebst v. Loben beim
Kaiser und den 'vornehmsten Ministern Ansnchung thun , dass der Kaiser
über das Hohenzollersche Reichslehen, weil es mit unseres Hauses An-
fang — und unsere Vorfahren es ?or diesem allezeit gehabt, nicht zu
unserm Präjudiz disponiere, sondern unser altes Recht von neuem bestätige.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 21./31. August 1661.
[auf das Rescr. vom 16. Ang. EntscheiduDg des Kaisers wegen zweier
Belehnangsactas. Das Laademium für den BHofrath.]
31. Aug. Schütz hat uns im Namen des Kaisers gemeldet^ dass die Belehnung
in 2 Actus, einem für die Knrlande und Markgraf Albrechts Reichslehen,
und einem für Hinterpommern und Camin erfolgen könne, wofern im
Tazamte gebührende Richtigkeit gemacht wäre, die Schweden sollten zur
Mitbelehnnng gelangen, wenn sie ihr Memorial nach des Kaisers Willen änder-
ten, doch dürften sie nur den Mantel berühren. Wir erklärten uns mit den Ac-
tibus zufrieden, doch dürfe der Schwede nur bei dem letzteren anwesend sein.
Dass in dem einen Lehnsbriefe alle Lehen, auch die Böhmischen, zusammenge-
fasst werden, will der Kaiser nicht zugeben, schon das sei eine besondere
Gnade, dass nicht über jedes Fürstenthum ein besonderer Lehnsbrief ausgefer-
tigt würde. Nach dem Schluss der Conferenz sondierte v. L. Schütz, wohin
und auf eine wie hohe Summe der RHofrath wegen des Landemii zielte.
Er meinte, wegen des Quanti werde jener alles des Ef. , als eines weitbe*
rühmten liberalen Herrn und Potentaten Willkür lediglich anheim stellen.
^) Von den drei Linien, unter welche nach dem Tode des Grafen KarlL
von HobenzoUern (1576), der 155Ö der Alleinbesitzer und Stammhalter der
ganzen schwäbischen Linie geworden war, die Besitzungen desselben getheilt
worden waren, war die jüngste (die Heigerlocher) schon 1634 ausgestorben, aus
der alteren (Hechinger) war, nachdem Fürst Eitelfriedrich V 11. Jali 1661 ge-
storben war, nur dessen schon sechzig Jahre alter Bruder Philipp Christoph
übrig, welcher sich erst im nächsten Jahre 1662 vermahlte, nachher aber noch
mehrere Söhne bekommen hat. Graf Meinradi, von der mittleren (Siegmaringer)
Linie (1638—1681) hatte mehrere Söhne. S. Schulze, Die Hausgesetze der
regierenden deutschen Fürstenhäuser III S. 632 ff. Schon 1488 hatten die Sohne
des damals gestorbenen Grafen Jo st Nicklas eine Uebereinkunft getroffen, dass
sie einander beerben, für den Fall ihres allseitigen erblosen Ablebens aber das
Hans Brandenburg zu Erben einsetzen wollten. Schulze a.a.O. S. 551.
Digitized by
Google
YerzögeniDg durch Kleibe. 125
0
Ges. fragen schliesslich an, ob Markgraf Christian Ernst, der
27. Joli 1644 geboren^ als majorenn zn betrachten sei, da annus inceptns
pro completo nicht gehalten werde.
V. Loben an den Kurfürsten (eigenhändig). D. Wien
28. August / 7. September 1661.
[Schwierigkeit mit Kleibe zu verhandeln, derselbe sucht die Sache hinzuziehen].
Da uns von Berlin über die Armatur und die besorglichen Einfälle der 7. Sept.
Schweden viel geschrieben wird, anch allerlei Zeitungen umlaufen, die nur
bestimmt sind, den Kaiser nnd HHofrath irre zn führen, so lege ich bei,
was der Rath und der Hauptmann von Kolbatz') mir überschrieben hat.
Mein hiesiges Geschäft geht Fchwer und langsam weiter, und wenn auch
gestern eine neue Confereriz mit den Deputierten des RHofrathes gehalten
ist, nach welcher keine weitere Verhandlung mehr stattfinden darf, so fürchte
ich doch, durch Eleihe noch lange aufgehalten zn werden. Mit Klei he
ist übel zn negotiieren, und kann man wohl nicht in gutem an ihn kommen,
massen er, wie freundlich man sich auch gegen ihn behauptet, dennoch
in seiner eingebildeten Meinung continuieret, selbiges mit Vergessung alier
Rationen, redet ohne Aufhören von seines Königreiches grosser Macht, dass
sie ein Heer von dO completen Regimentern National Völker aus dem König-
reich oline Nachtheil schicken nnd damit, wohin sie wollten, gehen könnten,
und dass man alles aus Furcht vor dieser eingebildeten Macht thnn müsse,
wie er sich dann nicht gescheut uns seinen Secretar mit einem Entwurf,
wie er es haben wolle, auf den Hals zu schicken, und solches Concept ohne
seine, sondern nur des Secretars Unterschrift, was Ursache gewesen, dass
wir ihm den Aufsatz zurückgesandt und uns defectu mandati entschuldigt
haben. — Ich verspüre wohl, dass seine Intention dahin geht, den Haupt-
actus 80 lauge aufzuhalten, bis die Sache wegen des Steltinischen Ver-
gleiches am kaiserlichen Hofe und bei Kf. so weit stabiliert werde,
dass die darin enthaltenen Lande und Plätze mit Hinterpommern nnd
0 Derselbe (Franz v. Pelen^ schreibt an v. Loben (d. Kolbatz 9/19. August
16i>l), die Gerüchte von den kriegerischen Absichten der Schweden bestätig^eu
sich nicht, es solle in Schweden ein grosser Geld- und Proviantmangel sein, auch
in Pommern, namentlich in Rügen sei unerhörter Misswachs, und die Vor-
pommersohen Stande hätten durchgesetzt, dass die deutschen Soldaten abgedankt
nnd schwedische Nationalvölker in die Festungen nothdnrftig verlegt werden
sollten, welche mit Komroisbrod nnd Käse zufrieden wären. Es scheine daher,
als wären die Schweden des Krieges roude, nicht so sehr ihres Willens sondern
ihrer unzureichenden Mittel wegen, nur Wrangel sei kriegerisch gesinnt, die an-
deren Häupter der Regierung seien friedlich und wurden wohl, zumal während
der Minderjährigkeit des Königs, besonders im Römischen Reich, nicht so leicht
Krieg anfangen.
Digitized by
Google
126 ^* I)i® BelehoQDg des Kurfarsten n. b. w.
CamiD znsammen gezogen, er zq dem Hauptaetos gelassen und hernach
alles in des Ef. Haoptlehnsbricf gebracht werden möge. Kf. wolle bei
Zeiten daran denken , wie seinem Ansinnen, welches nicht lange ausbleiben
wird, 20 begegnen und zu antworten sei. Ich fürchte, dass das Geld des
Schweden an den Orten, da man es nicht verhüten kann, die Gedanken und
guten Concepte verändern dürfte. So machen mir auch die von den RHof-
raths-Deputierten geführten Worte nicht wenig Nachdenken, indem uns auf
mein Anbringen, dass ich mit dem Schwedischen Legato sonderlich wegen Be-
stätigung des Stettiner Recesses mich einzulassen nicht instruiert sei, alsbald
von jenen vorgehalten wurde: der Kaiser hätte zu Ef. das Vertrauen, der-
selbe würde bei diesem Werke nicht allein auf sich und sein Kurf. Haus
sehen, sondern zuvörderst auf des Kaisers hohes Amt und das h. Römische
Reich selber, wobei H. v. Wolkenstein auch erwähnte, dass dem Kaiser
und Reiche nimmer zu rathen, dass ausländischen formidablen Potentaten
so stattliche Festungen, als Cüstrin und Driesen mit ihren beifliessenden
Strömen wären, in ihrer Hand gelassen würden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve 23. September 1661.
(Zurückweisung der Forderung des Grafeu Scbwarzeoberg. Die Belehäoog kann
in zwei actus erfolgen, der Schwedische darf nur bei der Investitur mit Hinter-
poromern, nicht bei der mit der Kur zugegen sein, der Stettinische Becess in den
Lebnsbrief nicht eingeruckt werden, Kf. will für Hinterpouraiern die einfachen
Regalien erlegen].
23. Sept. Gereichet uns anfangs zu sonderbarem gnädigsten Gefallen, dass ihr
euch zu demjenigen, was der Graf von Schwartzenberg') wegen des Erz-
herzogs Ld. begehret, nicht verstanden. Wir befehlen euch auch hiemit
gnädigst und ernstlich, dass ihr euch darzu durchaus nicht bequemet. —
Wie uns dann auch nicht wenig zu Gemüth gehet, dass der Graf von
Schwartzenberg von einigem actu submissionis Erwähnung gethan und
dahero auch von dem Kaiser!. Hause ein Argument ziehen und vor einen
Erzherzog eben dasjenige haben wollen, was ein Römischer Kaiser präten-
diret. Wir haben uns deshalb — bei dem Fürsten von Portia — be-
schweret, werden die Sache mit andern nnsern Herren Mitchurfürsten, Fürsten
und Ständen communicieren nnd davon auf künftigem Reichstag weiter reden.
Soviel das Lehnsnegotium betrifft, so zweifeln wir nicht, ihr werdet
nnser gnädigstes Rescript de dato Turnhout ^) vor Ankunft dieses erhalten und
aus demselben unsere fernere Meinung und dass wir in die zweeen Actus
1) 8. unten die Haaptrelation der Gesandten, lieber Graf Adolf v.
Schwartzenberg, den Sohn des frühereu braudenburgischen Ministers, 8. Wolf,
Purst Wenzel Lobkowitz S. 72. Vgl. über diesen Vorgang Pufendorf IX
§ 31 (S. 5C9 f.).
2) S. oben S. 123.
Digitized by
Google
Uegebährüche Pordernog des Orafeo Scbwarsenberg. 127
gewilliget gesehen, haben. Dass aber der Schwedische bei dem acta in-
Testitarae, wann wir mit der Chnr belehnt werden, sein könne oder solle,
daso können wir uns keineswegs verstehen, wir mögen anch nicht abseben,
ans was für einem Schein er solches suchen oder prätendiren könne. Und ob
wir es wohl nochmals dabei bewenden lassen^ dass wir den zu Stettin auf-
gerichteten Rccess vor uns nicht anfechten oder disputiren nnd sonsten alles
da^enige thun wollen, was in Instrnmento Pacis enthalten, dieweil ihr aber
nnterthänigst berichtet, dass 1. Kaiserl. M. aus vielen erheblichen Ursachen
bedenken, den Schweden contra Instrumentum Pacis an der Neu mark etc.
die gesamte Hand zn geben, so könntet ihr ante actum investitnrae ein ~
Memorial übergeben, nnd in demselben berichten, was die Schweden aus dem
Stettinischen Vergleich an die Neuro ark, Sternberg etc. prätendirten, und
dass, weil wir den Vergleich dazumal eingehen müssen, ietzo nicht gemeint,
denselben zu disputiren, sondern mössten das übrige, was I. Kais. M. vor
sich und des Reiches wegen dabei zu verordnen allergnädigst gemeinet, zu
dero allergnädigstem Gefallen stellen, doch dass die Churlande keineswegs
^epariret und getrennet werden, ihr begehretet durch die Belehnung, welche
ans geschähe, dem Könige und der Krohn Schweden an deren Befugnissen
nichts zu präjudiciren und deswegen vor euch protestando bedingen, und
darauf könnet ihr in Gottes Namen (wenn es nicht albereit geschehen) die
Belehoong in zween actibus vor sich gehen lassen und bei Hinterpommern
and Carain den Schwedischen zur Empfahung der gesamten Hand zulassen.
Ob wir auch wohl wegen der in Instrnmento Pacis überkommenen
Lande weder ratione regalinm noch sonsten ichtwas gestehen, so wollen wir
doch endlich zufrieden sein, dass ihr, wie ihr euch albereit herausgelassen,
wegen Hinterpommern die regalia einfach erleget, zu einem mehreren aber
euch durchaus nicht verstehet. Sollte man euch auch dieserhalben oder
auch wegen der Schweden über die Gebühr aufhalten wollen, so habt ihr
anzuzeigen, dass ihr endlich de diligentia Protestation einlegen und ihr, der v.
Loben, euch wieder zurückbegeben wolltet. Dass sich Ihre Maj.
gnädigst resolviret, alle unsere Lehen in einem Lehnbrief endlich bringen
zu lassen, dafür werdet ihr euch gebührend bedanken. Dass der
Stettinische Vergleich unserm Lehubricfe eingerücket werde, das kann nicht
sein, wie weit aber derselbe bei Pommern, der Grenzen halber, zu gedenken,
deswegen haben wir ench albereit gemessenen Befehl neulich zukommen
lassen.
Der Kurfürst an Fürst Portia. D. Cleve 23. September 1661.
(Conc. F. V. Jena.)
[Beschwerde ober die Forderung des Grafen Scbwarzeoberg, dass die Gesandten
dem Erzhersoge Leopold Wilhelm gleiche Ehren wie dem Kaiser erweisen sollen.]
£w. Ld. wollen aus beiliegendem Extract vernehmen , was der Graf 23. Sept.
fü Schwarzenberg wegen des H. Erzherzogen Leopolp Wilhelms
Digitized by
Google
128 3. Die BelehDUDg des KurfQrBteo u. 8. w.
ZQ Oesterreich Ld. an unsere itzo zu Wien subsistirende Gesandten, dass
nemblich Hochg. S. Ld von ihnen eben solche Submission nnd Ehre als
Ihrer Kays. M. selbst bei der Proposition nnd Audienz tribuiret werden
müsse, prätendiren dürfen. Nun befrembdet uns solches alles nicht unbillig
und können wir uns in diesen des Grafen von Schwarzenberg gegen
unseren Gesandten geführten ungereumbten nnd unvermuteten Discursen fast
nicht schicken. Sinthemal uns im Rom. Reich von keinem Kaiser mehr
als nur von einem das geringste wissend. Wann auch sein, des Grafen
von Schwarzenberg, Argument fest stehen sollte, dass nemblich allen
denjenigen, so auf dem Kaiser!. Schlosse wohnen, wie er vermeinet, auch
Kaiserl. Ehre angethan werden müsste, so geben wir Ew. Ld. zu bedenken
anheimb — was vor eine seltsame und wunderliche Folgerung daraus
erwachsen würde, haben derowegen solches E. Ld. vermittelst dieses mit
wenigen vorzustellen eine Nothturft befunden und werden nicht unterlassen
dieses Schwarzenbergische ungewöhnliche nnd neuerliche Anbringen auch un-
Sern H.H. Mitchurfürsten wie auch andern Fürsten und Ständen zu remonstri-
ren und daraus bei künftigem Reichstage der Nothturft nach zu communicieren.
Unterdessen ersuchen wir E. Ld. — Sie belieben es bei allerhöchstg. Ihrer
Kays. M. dahin zu vermitteln, damit dieses mehrobg. Grafen von Schwarzen-
berg gebührend vorgehalten nnd auch von Ihrer Kays. M. der II.II. Chur-
fürsten Fraeeminenz, Recht und Befngniss denen Reichsfnndamentalsa^n-
gen gemäss auch an Ihrem Kays. Hof conserviret — werden möge. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 14./24 Sep-
tember 1661.
[BelehouDg mit den KarlandeD.]
24. Sept. Nachdem der Kaiser endlich den ersten actum auf heute gegen 10 ühr
zu Ebersdorff angesetzt, haben sich die sämtlichen Gesandten vorher
um 8 ühr in v. Löbens Logement eingefunden und sind sie in sechs
Kutschen, darunter die v. Löbens und des Grafen von Hardegg mit 6, die
anderen mit zwei Pferden bespannt waren, nach Ebersdorff gefahren.
Dort ging dann der actus um halb elf mit eben den Cerimonien, welche in
dem Directorio beschrieben, vor sich. Das Gemach war fast klein und mit
Zusehern sehr angefüllt, darunter sich auch des Schwedischen Gesandten
Secretarius und andere Bediente befanden. Der Kaiser bezeugte sich bei
dem ganzen actu ganz gnädig, nahm den Hut sowohl bei unserem Heran-
nahen als Abtritt sehr tief ab. Zu seiner rechten Hand stand der 0. Mar-
schalk Grat von Starenberg mit dem blossen Schwert, an der linken aber
ein Graf von Hohenzollern als Erbkämmerer. Der H. Vicepräsident
Qraf von Wolckenstein that im Namen des Kaisers auf unsere nnd der
Gevollmächtigten Markgraf Albrechts Proposition die Antwort, wie er
uns dann auch die formulam juramenti, so wir nachsprachen , vorlas. Der
Digitized by
Google
Die BelebDQDg mit den Karlandon. 129
Kais. O. Uofmeister Fürst von Portia hielt nebst dem Grafen von Hohen-
zollern das Evangelienbach. Sonst standen ringsherum noch verschiedene
Kaiserliche Minister, welche dem actns bis zu Ende zusahen. Nach En-
digung desselben wurden wir wie auch die anderen Fürstl. Markgräflichen
Gesandten vom O.Hofmarschall , welcher und des Tages vorher einladen
lassen, tractiert, und ist sonsten vor diesmal wegen der Regalien, ausser
dass der Hofmarschall in seinem und der anderen Erb- und Hof&mter Namen
deshalb Erinnerung that, uns nichts in den Weg gelegt worden, vermuthlich
weil dieser actus vornehmlich das Churfürstenthum concernieret, weswegen
keine regalia entrichtet werden, wir dürfen uns aber nicht einbilden, dass
man davon still schweigen würde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 18./28. Sep-
tember 1661.
[Weitere VerzögeraDgen.]
V. Loben hat zufolge des Kf. Befehl und nachdem er die Verzögerung 2d. Sept.
und Schwierigkeit, so sich wegen der Schwedischen gesamten Hand er
eignet, vermeritt, sich bemüht, dass dessen unerwartet die anderen Reichs-
utfd Böhmischen Sachen zur Richtigkeit gebracht werden möchten, allein man
hat an Kaiserl. und R.Hofraths Seiten keines von beiden zurücksetzen wollen,
sondern die Conferenzen mit dem Schwedischen Abgesandten und uns pari
passu fortgesetzt, und man ist willens, nun den particularen Actns über
Hinterpommern und Camin, und zwar noch vor dem böhmischen,
vorgehen zu lassen. Dieser Actus wird nun wohl bald nach der Rückkehr
des Kaisers von Neustadt vor sich gehen, sie bitten daher um weiteres Geld,
da die ihnen mitgegebenen und per Wechsel übermachten 8000 Thaler nicht
ausreichen.
PS. Heute Mittags 12 Uhr haben sich bei mir, v. Loben, drei Per-
sonen angegeben, davon einer sich für einen Notar, die anderen beiden
aber für Zeugen ausgaben, der Notarius berichtete, er sei vom Schwedischen
Gesandten an mich, v. Loben, geschickt, ich fiel ihm darauf ins Wort,
sagend, dass ich nicht allein Gesandter wäre, und darauf kam Neu mann
auf Erfordern auch dazu, da er dann continuieret und nichts mehr gesaget
als nämlich wegen des Steteinischen Recesses, welches er etliche Mal wie-
derholte, und weil er nun sich nicht zu ezplicieren wusste, die andern bei-
den aber ihm einhelfen wollten und sagten, dass es defectu mandati und
wegen der Belehnung wäre, dabei aber die Schrift, so er in der Hand
hatte, weder von sich selbst zeigte noch auch wir zu sehen begehrten, so
haben wir ihm angedeutet, dass wir uns in ihre Reden nicht zu finden
wüssten, nnd wenn sie sich nicht besser und deutlicher zu vernehmen geben
könnten, sie sich nur wieder, woher sie gekommen, zu begeben hätten.
Zugleich haben wir denselben vorgehalten , dass wir mit dem Schwedischen
Mater, i. Geach. d. Q. Kurfürsten. XI. 9
Digitized by VjOOQIC
130 3. Die BelehnuDg des KnrfnrsteD a. 8. w.
Gesandten nichts zo than, nnd sie, sonderlich der Notarios, es schwer zo
?erantworten haben würden, dass sie sich dergestalt gegen I. Maj. gebrau-
chen Hessen, als welche den Knrfürsten wie andere Knr- nnd Fürsten belehnt
hätte, nnd wann sie diesfalls etwas anzubringen hätten, daselbst snchen
ondy was ihnen darüber begegnen würde, erwarten möchten. Womit dieselbe,
nachdem sie sich entschuldigt, sich zwar zurückbegeben, wir aber des
Schwedischen Gesandten Intention daraus klärlich genug abnehmen können,
dass es nämlich ihm nur darum zu thun, wie er einige acta formieren nnd
sich vielleicht deren etwa hernach bedienen möchte, derhalben wir desto
mehr Ursach gehabt, uns auch diesmal nicht viel mit ihm einzulassen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 25. September/
5. Oetober 1661.
[BelebouDg mit den Böbmiscben Leben. Entwarf des GeDerallebnbriefes.]
5. Oct. Vorgestern ist im Kaiserlichen Geheimen Rath beschlossen worden, dass
die Böhmischen Lehen heute, Mittwoch um 10 Uhr zu Ebersdorf
empfangen werden sollten, und ist solches nunmehr auch wirklich erfolgt.
Gestern Nachmittag haben sie auch endlich das Project des Generallehns-
briefes erhalten, sie werden sich bemühen, dass derselbe noch etwas m^r
nach des Ef. IntenUon eingerichtet und womöglich noch vor v. Löbens
Aufbruch ausgefertigt werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Wien 28. September/
8. Oetober 1661.
[BesorgoisBe vor deo Absiebten Schwedens, v. Lobens Verabschiedang auf-
geschoben.]
8. Oct. Sie freuen sich, dass auch Ef. in seinem Rescript vom 23. Sept. sich
dahin ausgesprochen, dass der Belehnungsact über die Enrmark Branden-
burg nicht getheilt werden dürfe. Sie haben sich dahin bemüht, nicht nur
wegen des Befehles des Kf. vom 14/24. August, darauf Acht zu haben,
alle Concurrenz in der Regierung zu vermeiden, sondern auch weil v. Lo-
ben als Deputierter zn den Hinterpommerschen Landtagstractaten und znm
F. Pomraerscheu Leichenbegängnis zu Stettin') wohl vernommen, womit man
schon damals von Schwedischer Seite umgegangen, indem der Schwedische
') Das Leicbeubegängnis des letzten Pommerscben Herzogs Bogislav XIV.,
welches erst, nachdem die Streitigkeiten zwischen Schweden nnd dem Rf. über das
Erbe desselben dnrch den Stettiner Grenxrect^ss beendigt waren, am 25. Mai 1654
zn Stettin gefeiert wurde, 9. v. Bobleu, Die Erwerbung Pommerns durch die
Hobenzollern S. 35 f.
Digitized by
Google
BelebDQDg mit den böhmiscbeD Leben, mit Hinterpommern n. Camio. 131
Abgesandte LilieDstrobm^) ihm über der Tafel vorgeworfen, dass Kf.
neben der Lntheriscben auch die Refornnierte Religion in Hinterpommern
einführen wollte nnd dass Schweden wegen seiner Anwartnng und gesamten
Hand solches nicht leiden würde, woher nicht zweifelhaft, dass dergleichen
ans solchem vermeinten principio berfliessendes Eingreifen nnn hiernä^hst
nach wegen der Nenmark werde prätendiert werden, wenn die mit ihnen
aufgerichtete Stettinische Pacta also simpliciter sollten con6rmiert und sie
zur gesamten Hand auch über solche Provinz admittiert worden sein.
PS. Loben hat sich 28. Sept./ 8. Oct. beim Kaiser Audienz erbeten,
um von demselben Abschied zu nehmen, dieser aber bat von ihm verlangt,
er solle sich noch ein paar Tage gedulden, dann werde drr Kaiser ihm
fernere Resolution seines Abschieds halber zukommen lassen.
Die Gesandten an den Knrflirsten. D. Wien 5./ 15. Oc-
tober 1661.
[Belebnung über flinterpommero und Camin. v. Löbens Verabscbiedung.]
Auf ihr eingegebenes Memorial wi(ier das abermalige Anrauthen wegen 15. Oct
so vieler Regalien und nach einfacher Erlegung derselben ratione des Her-
zogthums Hinterpommern beim Taxamt ist ihnen die Belehnung über Hin-
terpommern und Camin angekündigt, auch darauf gestern Morgens
am eilf Uhr zu Ebersdorff verrichtet worden, ratione solennium ging
es ebenso wie bei den anderen Belebnungen zu, ausser dass, weil ich, der
Freiherr v. Loben, mit einem catarrho befallen gewesen, ich, Neumann
die Proposition und Danksagung auf den Knieen gethan.
Obgleich der Schwedische Gesandte noch des Abends vorher, als
V. Loben ihm von der Ansage zu solcher Belehnung berichten lassen,
in Zweifel gestanden, ob er dem Actn beiwohnen wollte, nnd zugesagt,
dass er ihn solches noch an demselben Abend wollte wissen lassen, so
ist doch weder solches erfolgt, noch auch er am folgenden Morgen bei dem
Actu gegenwärtig, sein Secretarius aber dabei als ein spectator befindlich
gewesen. Dem R.Hofrathssecretar Schütz gegenüber hat er erklärt, er
wolle sich bei den Kaiserlichen Geh. Räthen bemühen, dass der Actus noch
differiert würde').
V. Loben bat gestern gleich nach dem Actus sich vom Kaiser und den
dort anwesenden Kais. Ministris verabschiedet, will heute dasselbe bei den
0 Johann Nicodemns Liliestrom, Vicepräsident von Vorpommern s.
ürk. u. Akt IV S. 923 ff.
^ Bei der Abschiedsvieite, welche v. Loben dem schwediscben Gesandten
macht, erklärt dieser, er sei deswegen nicht bei dem Belebnnngsakt erechieoen,
«weil ihm mit der Titalatur, lateinischer Sprache nnd sonst nicht gefugt sei, nnd
weil in dem ihm commanicierten Hauptbelehnungsproject des KarfÜrsten demselben
etliche Sachen attriboiret worden, deren er sich schon vorlängst begeben hätte.*
9*
Digitized by
Google
132 3. Die Belehonng des Karfarsten n. s. w.
hiesigen and dem Schwedischen Gesandten thnn und übermorgen, Montag,
seine Rückreise antreten.
V. Löben's und Andreas Neumann's Hauptrelation. D.
Wien 6./16. October 1661.
16. Oct. Nachdem wir vom 5./ 15. Juli ab von Posten zu Posten berichtet, wie
es mit dem Lehnsnegotio daher gegangen, and dasselbe dnrch allerhand
Hindernisse bis in die zwölfte Woche hingezogen and endlich Ton I. Kais. M.
veranlasst worden, dass E. Chf. D. von I. Kais. M. and dem Reiche recog-
noscierende Lehen nicht, wie vor diesem, una vice eodemque acta, sondern
wegen der darch den Frieden von 1648 erfolgten Verändernng und darin
der Krone Schweden auf Hinterpommern und Camin ertheilten Expectanz
in duobus separatis actibus ertheilt, und zwar in dem anderen die Schweden
zu gesamter Hand admittiert werden sollten, so achten wir unnöthig , alles
der Länge nach hier zu wiederholen, und wollen nur dasjenige berühren,
was zu diesem Belehnungswerk eigentlich und hauptsächlich gehört und
woraus bei künftigen Fällen die Series actorum soviel klärlicher erhellen
könne. Und zwar weil der Ingress dieser Handlung von Ueberreichung
der zwei Creditive an L Kais. M., das eine tanqnam ad Caesarem, das
andere tanqnam ad Bohemiae regem, und der darauf folgenden Audienz
17. Juli, gemacht worden, so sind die Creditive zwar bald am vierten Tage nach
V. Lobe US Ankunft, weil L M. die Tage vorher verreist gewesen, dem
Kais. O.Kämmerer, Graf v. Lamberg, durch den Secretarius Legationis
18. Juli, überreicht, die Audienz auch des andern Tags darauf durch einen kaiserl.
Trabanten gegen 3 Uhr Nachmittag angesagt und dabei die Proposition
sowohl wegen der Reichs* als Böhmischen Lehen durch mich, v. Loben,
vorgelegt worden. Bei der verwittweten Kaiserin, bei deren Vice • Oberhof-
meister, Graf V. M aradas, die Creditive gleichfalls abgegeben waren, erhielten
19. Juli, wir Tags nachher 4 Uhr Nachmittags im Favoritenbause im Beisein Dero
Hofdamen Audienz, wobei die Kaiserin durch Dero Vice • Oberhofmeister
Antwort ertheilte. Das Creditiv an Erzherzog Leopold Wilhelm hat
der O.Kämmerer Graf v. Schwarz enberg zwar an sich genommen, des
Fürsten TJnpässlichkeit aber anfangs zur Entschuldigung angewandt, warum
die Audienz zur Zeit ihren Fortgang nicht haben könne. Als aber diese
Ursache cessierte, brachte der Graf ein anderes Obstaculum in den Weg,
dass nämlich der Fürst, als vom kaiserlichen Hause und der auf der kaiser-
lichen Burg wohnte, sowohl als der jüngere Erzherzog Carolus Jose-
phus bei diesem vassallagii et submissionis actu ebeudergleichen Tracta-
ment als der Kaiser mit dem Hutdecken und sonst praetendierten , dessen
wir uns aber, nachdem wir bei dem anwesenden ehemaligen Kursächsischeu
Principal-Gesandten v. Burckerode uns vorher erkundigt hatten, in dem
Wege billig verweigert, und daher diese Visite und Audienz gar zurück-
geblieben, was S. Chf. D. 13./ 23. August approbiert. An die kaiserl. Mi-
Digitized by
Google
HauptrelatioD der Gesandten. 133
nUtros and fast alle Geheime und Reichs -Hofräthe hatten wir Creditive;
wir haben sie aber nur an die vornehmsten abgegeben, nnd bei der ab-
gestatteten Visite unser Anbringen vornehmlich auf die Beförderung des
Lehnswerkes und Recommendation der JüHchschen Belehnung gerichtet.
Unterschiedliche haben uns darauf zu Qaste geladen und sonst alle Ehren
angethan. Während wir mit den Visiten zu thun hatten, hat man bei der
Canzlei nicht ermangelt, diejenigen Urkunden, deren Confirmation nach*
gesucht wurde, abschreiben und vidimierea zu lassen.. Da ferner der Ge-
neral-Lehnbrief propter dispositioneni Instrum. Pac. wesentlich hat geändert
werden müssen, so haben wir uus bemüht, sonderlich dem R.'Hofrath
Schütz diesfalls E. Chf. D. Intention beizubringen, damit er dieselbe be-
fördern helfe. Nächstdem wurden folgende Memorialia dem R.Hofrath über-
geben: 1) M. pro Investitura, 2) M. über dici Belehnung des Chf. mit
den Jülich-Cleve-Bergschen Landen, 3) M. um des Chf. gesamte Hand an
allen und jeden der Vettern in Franken tragende Reichs-Lehen, 4) M. um
Ertheilung eines Scheines wegen der etwa noch mangelnden Pommernschea
Urkunden. Obzwar zu wünschen gewesen wäre, dass auf diese Memorialia
gewierige Resolution hätte erfolgen nnd, wie vor diesem, die Belehnungs-
actus bald angesetzt werden wollen, so hat doch solches ans den angege-
benen Ursachen, theils aber auch weil die Culmbacbischen Gesandten erst
23. Aug./2. Sept. ankamen, eher nicht geschehen können, ausser dass der
kais. Coromissar mit uns sowie mit dem Schwedischen Gesandten Conferenzen
pflog, darüber an den R.Hofrath referiert und verschiedene Gutachten an
den Kaiser abgefasst wurden und endlich eine Resolution ertheilt wurde, 24. Sept.
wornach der erste Belehnungsactus am 14. /24. Sept. um 10 Uhr Vormittag
zu Ebersdorf vor sich gehen solle, was Tags vorher communiciert wurde.
Gleichwie nun vorher auf E. Chf. D. Rescript vom 6./ 16. August wir uns
mit dem Culmbacher Abgesandten deswegen vereinigt, dass Markgraf
Christian Ernsts Lehen vor diesmal nicht empfangen, sondern solches
bis zur Antretung Dero Regierung dififeriert werden möchte, gestalt dem
wir deswegen die Indulta auf 2 Monats Frist erhalten, auch E. Chf. D.
Befehl vom 23. Sept. zufolge noch um fernere Prorogation angehalten
worden, so ist es auch dabei verblieben und sind also vor diesmal uüir
E. Chf. D. und des Markgrafen Albrecht zu Onolzbach Lehen nno actu
empfangen und die gesamte Hand dabei reciproce beobachtet worden.
Auf unser erstes Memoriale haben wir die Original-Documenta und Confir-
mationes erhalten, welche mit den zuvor mitgetheilteu Kopeien collationiert
nnd richtig befunden worden. Und weil E. Chf. D. General - Lehenbrief,
dessen Concept ausm R.Hofrath communicieret worden, und die davon de-
pendicrende Generalis Confirmatio sowohl wegen der von uns beigefügten
Notaten und Erinnerungen, welche noch zur Zeit vom R.Hofrath nicht
allerdings attendiert werden wollen, als auch weil solches Lehenbriefs- Pro-
ject den Schweden communiciert worden, bisher noch zu keinem Stande
haben gebracht werden können, so werde ich. Neumann, E. Chf. D. fer-
nem Befehl sonderlich wegen der völligen Insertion des Art. XI. Instru-
Digitized by
Google
134 3 Die BelebDuog des KarfursteD a. s. w.
menti Pac. und in demselben enthaltenen Paragraph! : Civitati vero Magde-
bargensi, gehorsamst erwarten, aach Dero Intention zu erreichen mir äus-
serst angelegen sein lassen, wiewohl Schütz, von dessen Direktion das
Werk grossentheils dependiert, uns dazu jüngst 28. Sept./8. Oct. fast wenig
Hoffnung gemacht.
Nachdem es dann mit der Belehnung von Ilinterpommern und Camin
wegen obiger Difficultäten sich ziemlich verweilet, auch der vielfältigen
Regalien halber noch immerfort Zumntbungen geschehen, so dass der
Tax- Amts -Verwalter aus vorgegebenem Befehl des O.Hofmarschalls sich
noch 2 Tage vorher angemeldet und angedeutet, es würde dieser Actus
luvestiturae nicht ehender vorgehen, bis man von den verschiedenen Fürsten-
tbümern die Regalien entrichtet hätte, wir aber dagegen ein abermaliges Me-
morial an den Kaiser dem O.Hofmeister Fürsten v. Portia haben überbringen
lassen und derselbige sich entschuldigt, und dass solcher angeforderten
Regalien halber dem Actus kein Hindernis zugezogen werden solle,
versichert, so ist hierauf diese Belehnung über Hinterpommern und
14. Oct. Camin am 4./14. October Vormittags um 11 Uhr zu Ebersdorf verrichtet
worden. Vorher hat man nns das Directorium Ceremoniarum communiciert,
dabei aber zu beobachten, dass obwohl des kgl. Schwedischen Ablegati darin
und quo loco et ordine er seine Stelle zu halten, gedacht wird, derselbe
doch bei solchem Actn nicht erschienen ist, hat sich vielmehr bemühet,
damit derselbe differieret werden möchte. Von dem Expectanzbriefe auf
Hinterpommern und Camin, wie auch von dem decreto assecurationis,
dass dieser mit dem Chur- und Fürstlichen Hause Brandenburg allein vor-
gegangene Actus Invebtiturae über Hinterpommern und Camin dem Könige
und der Krone Schweden an ihrem ex Instr. Pacis zustehenden Jure si-
mnltaneae luvest, nicht solle praejudieierlich sein, so man dem Schwedi-
schen Gesandten enheilt, sind nns Copiae, wie auch was derselbe wegen
der praetendierenden gesamten Hand und Expectantia auf die Nentnark etc.
beim R.Hofrath eingegeben, commnuiciert worden.
Beim Hinterpommerschen Lehnsakte hat Neu mann statt des mit
einem Katarrh befallenen v. Loben die Proposition und Danksagung auf
den Knicen abgelegt. Die Belebnuiig über die Jülich -Cleve- Bergischen
Herzogthümer, welche die Gesandten zweimal schriftlich forderten, wird
ebensowenig jetzt als früher erfolgen, es ist ihnen aber der gewöhnliche
Schein darüber, dass sie diese Lehen gebührlich gesucht hätten, ertheilt
worden, nnd als der Churfürstlich Sächsische Anwalt gegen ihre Forderung
protestierte, haben Ges. dagegen eine Keprotestation eingereicht. Zu den
Jjehen der Vettern in Franken sind Ges. zwar zu denen des Markgrafen
Albrecht am 14/24. Sept. zu gesamter Hand zugelassen worden. Weil
aber Markgraf Albrechts Lehnsbrief von Adjustierung des chnrfürstlichen
dependiert und vorher nicht ausgefertigt werden kann, auch Markgraf
Christian Ernsts Belehnung noch bevorsteht, wo auch die Investitur
über die Sparneck- und Wallersteinschen Reichslehen geschehen wird, so
wird Neu mann erst künftig zu den betreffenden Lehnsbriefen gelangen
Digitized by
Google
HauptrelatioD der Gesandten. 135
können. Aoch einen Schein darüber, dass die etwa noch nicht vorgelegten
Pommerscheo Privilegienbriefe dem Kf. nicht schädlich sein sollen, nnd die
Erlaubnis, in den Registratureo der R.Hofraths-Kanzlei sich danach nmsn-
sehen, hat Neumann noch nicht erhalten, hat aber bereits die Registratur
danach durchsucht und giebt ein Verzeichnis derer, die er dort gefun-
den hat
In Betreff der vom T»zamt geforderten Regalien nod der Präteosion
des gesamten R.Hofraths Collegii ratione Laudemii ist zwar jetzt keine
fernere Instanz gethan, sondern alles in £. Cbf. D. Belieben gestellt, so
stehen sie doch annoch in dem festen Gedanken, £. Chf. D. werde von
sich selbst ihnen eine Gnade widerfahren und sie Dero Liberalität und
Müdigkeit empfinden lassen. Sonst haben wir dem Rescript vom 23. Sept.
zufolge noch vor dem Actu über Hinterpommern und Camin die einfachen
Regalien wegen Hinterpommern beim Tazamt abtragen lassen'). Dem
Markgrafen Albrecht haben wir befohlener Maassen in der Kitzingischen
Sache alle mögliche Assistenz geleistet.
Der Kurftlrst an Fttrst Portia. D. Cöln a. d. Spree
4/ 14. November 1661.
[Zurückweisang der Forderung des Qrdfen Schwarzenberg.)
Wir haben aus E. Ld. Beantwortung de dato Ebersdorf vom 18. Octo- 14. Nov.
bris') so viel wahrgenommen, dass sie zwar der Meinung sein wollen,
samt hätte unser — Freiherr v. Loben dasjenige, was ihm der Graf
V. Schwarzen berg wegen der von des H. Erzherzogen Ld. prätendierten
Submission angezeiget, nicht wohl eingenommen, gleichwohl dabei in denen
Gedanken stehen, dass, weil der actus investiturae ein actus submissionis,
des H. Erzherzogs Ld. aber auf dem Kaiserlichen Schlosse sich aufhielten.
0 Laut der den Akten beiliegenden Quittungen sind bezahlt worden:
an die Reichskanzlei wegen ausgefertigter Kaiserlicüer CoDfirmationsbriefe
für Kf. 168 Thaler 20 Gr.
an die Hofamter (8 a 120 Fl.) 960 Fl.
die Geh. Beichssekretäre (2 a 24 Fl.) .... 48 Fl.
den Beichstazator 20 Fl.
den BeichsregiBtrator 20 Fl.
die KaozlisteD in getarnt 30 FI.
fär die Kapsel 3^1:^
1081 Fl. = 720 Thaler 20 Gr.
an die Kaiserlichen Unterofficiere (darunter
gerechnet auch 100 Tbaler an A. Neumann
und 15 Thaler an dessen Schreiber.) 637 Thaler
zasammen 1426 Thaler 10 Gr.
^ Dieselbe fehlt in den Acten. Vgl. über die Sache oben S. 126 ff.
Digitized by
Google
136 3. Die BelehDODg des Karfürsteo u. 8. w.
in ihrer Macht und Gewalt nicht gestanden, unsere des Lehus halber ab-
geschickte Gesandten als formelle Gesandten zu qualificieren und zu trac-
tieren. Wan aber unsere Gesandtschaft die Sache anders nicht als £. Ld.
eingenommen, sie uns auch nie anders davon — referieret, — also müssen
wir nochmals bekennen, dass nns dergleichen Anmuthen — nicht wenig
befrembdet und von mehrer unzulässiger Consequenz vorkommet. Dan gleich-
wie kein Cuhrfürst, Fürst und Stand des H. Römischen Reichs gegen
jemand anders als dem Kaiser und dem H. Römischen Reich bei der Lehn^-
empfängnis einige Submission zu erzeigen schuldig, also werden sie auch
keinem unbeschadet ihrer und des Reichs Gerechtsame und Hoheit ein-
räumen können, dass er von Submission rede und dasjenige an sich nehme
und ziehe, was dem zeitlichen Kaiser und dem H. R. Reiche einzig und
allein gebühret, und weil es nun keine andere Beschafifenheit mit des H.
Erzherzogen Ld. Beginnen hat, und das Argument, dass 1. Ld. auf dem
Kais. Schloss sich aufhalten, uns oder andern des H. R. Reichs Cuhr-
fürsten, Fürsten und Ständen nicht praejudicieren und die von ihnen ge-
schickten Gesandtschaften qualificieren oder disqualificieren kann, demnach
so müssen wir es nochmals bei unserm vorigen an £. Ld. abgelassenen
Schreiben bewenden lassen.
Andreas Nenmanu an den Kurfürsten. D. Wien 15. Fe-
bruar 1662.
[EiDsendaog der GeneralcoDfirmatioD, die Anfertigung des Lehnsbriefes
verzögert sich.)
15. Febr. Er übersendet die Generalconfirmation der Privilegien und Rechte des
Kf. Die der Kanzlei zugestellten Monita sind meist beobachtet worden,
bei einigen Punkten aber wäre es erforderlich gewesen, an den R.Hofrath
zu gehen, er hat dieses vermieden, weil es dann dem Schwedischen Able-
gatus kund geworden wäre und zur Contradiction hätte Anlass gegeben
werden können. Die Ausfertigung des Lehnsbriefes wird, wie Schütz ihm
gesagt, mit Fleiss nicht stark betrieben, da man des Ef. Intention, ab-
sonderlich in betrefif der Klausel wegen Magdeburg, zu befördern sonst
nicht ungeneigt sein würde, jetzt aber, ehe es mit dem Schwedischen Lehns-
brief seine Richtigkeit erlangt, Difficnltäten geben dürfte, da die Schweden
sogleich darauf fallen und die Auslassung des contextus lustrnmenti Pacis
gleichfalls prätendieren würden.
Digitized by
Google
VerbaDdlaDgen mit v. Sternbach. 137
Proposition des Pommerschen Kanzlers Heinrich Coelestin
V. Sternbach an die Deputierten des Kurfürsten. D. Cöln
a. Sp. 17./ 27. Februar 1662.
[Klage ober v. LöbeD, die Schwedische Belehonog, Kf. soll die Bestätigaog des
StettinischeD Recesses dnrch den Kaiser befördere.]
Sein KöDig hat gehoflft, dass die aolängst in Wien gewesenen Abge- 27. Febr.
sandten des Kf. dessen Neignng zur Herstellung der alten Freundschaft mit
Schweden durch die That bewiesen und mit dem Schwedischen Abgesandten
Kleyhe über die Beförderung dessen, was zwisrhen Schweden und Kf.
in Kraft und Anleitung des Instr. pacis in Stettin abgehandelt worden, ver-
trauliche Conimunication gepflogen haben würden. Der Baron v. Loben
aber hat nicht allein nicht gestehen wollen, dass er von Kf. Ordre hätte,
mit demselben über das, was besagten Stettinischeu Recess anginge, zu
commonieieren, sondern gar negiert, dass er von solchem Recess etwas
wüsste, daher er auch so viel weniger nöthig zu haben vermeinet^ sich
im geringsten darum zu bekümmern, massen er, der Baron v. Loben
noch weiter, als ihm Kleyhe ein und anders, wovon er gemeint, dass
dass es denselben auf andere und bessere Gedanken werde bringen können,
gleichwohl in gebührender Moderation 2u Gemüthe führen lassen, mit ein
Haufen ungestümer Worte ausgefahren , alles sinistre gedeutet und vermit*
telst des daraus gemachten Quereis sich desto besser aller correspondence
äossern zu können gehalten. Derselbe hätte dann nicht gesucht zur Gon-
firmation desjenigen, was zwischen beiden Principalen abgehandelt, zu ge-
langen, sondern darauf bestanden und es geschehen lassen, dass ihm die
Investitur in antiquis terminis conferiert worden. Demzufolge hat sich
Kleyhe entschliessen müssen, von dem ihm sonst committiert geweseneu
actu simultaneae investiturae wegzubleiben. Da der Kaiser demselben ein
Decret, kurz vor der Kurfürstl. Lehnsempfängnis, hat zustellen lassen,
dass dieselbe den Rechten des Königs und der Krone Schweden nicht
präjudicierlich sein sollte, so habe sein König sich damit contentieren
lassen müssen, er glaubt auch, dass jene Bezeigung nicht mit des Kf.
Willen und auf sein Geheiss geschehen sei, da er aber im Werk begriffen
ist, jetzt am Kaiserlichen Hofe das negotium investiturae principale be-
I) In dem für denselben ausgestellten Creditiv (d. Stockholm 12./ 22. December
1661) erklärt die schwedische Regentschaft, sie habe gehofft, dass die Abgesandten
dea Rarfürsten am Kaiserlichen Hofe eingedenk des Stettiner Recesses mit
ihrem behafa der Belehnung dorthin geschickten Gesandten in commani Interesse
et aimaltaneae investitnrae negotio communicare sustinerent. Da sie jetzt ihre
Gesandten zar Lehnsempfangnis nach Wien geschickt hätten, entsendeten sie
sogleich Sternbach an den Kf, am mit demselben darüber und über andere
ihm aufgetragene Dinge zu verhandeln. Vgl. über die Sendung desselben die
Berichte des gleichzeitig* in Berlin anwesenden französischen Abgesandten de
Leaseins (Urk. u. Akt. II S. 255. 257).
Digitized by
Google
138 3. Die BelebnuDg des KnrfürsteD a. s. w.
treiben zu lassen, and seine daza Bevollmächtigten^) schon anf der Reise
sind, und ihm sehr daran gelegen ist, die Belehnnng über alles, wozu er
in kraft des Westfälischen Friedensschlusses und des daraus geflossenen
Stettinischen Recesses berechtigt, zu erlangen, Ef. aber die Confirmation
selbigen Recesses bei dem Kaiser mit zu befördern aus gedachtem lastra-
mento verpflichtet ist, so ersucht der König den Kf., dass er dessen allen
sieh erinnern und nunmehr von seiner Seite einen Ministrum benennen und
verordnen wolle, welcher mit den Schwedischen Abgesandten am Kaiser-
lichen Hofe vertraulich communiciere und die Confirmation auf alle dien-
liche Wege dergestalt befördere, dass dieselbe entweder in einem abson-
derlichen Instrnmento expediert, oder auch in dem Lehnbrief mit einge-
führt werde.
Resolution des Kurfürsten auf v. Sternbacbs Proposition.
D. Cöln a. Sp. 19./[29.] Februar 1662.
[Zurück weisaog der Beschwerden gegen v. Loben, Verweigeraag der Coopera-
tioD am kaiserlichen Hofe.]
29. Febr. Kf. hat ans Sternbachs Vortrage die Beschwerde über v. Loben
und die jetzige Forderung des Königs vernommen und demselben folgende
Resolution zu ertheilen anbefohlen. Wie Kf. dem Könige die Zeit der
vom Kaiser angesetzten Investitur angezeigt und, da am Kaiserl. Hofe über
des Schwedischen Ablegati Suchen einige Schwierigkeit sich ereignet, seine
Abgeordneten bis in die fünfzehn Wochen in Wien habe verweilen lassen,
so lebe er auch der Zuversicht, v. Loben werde sich gegen Kl ei he so
betragen haben, wie die Affection, welche der Kf. gegen den König hege,
fordere.
Gestalt dan auch S. Chf. D. sehr lieb gewesen wäre, wenn durch
besagten K. Schwedischen Ablegati fast harte und bedräuliche Re-
monstration — , dass er zwischen I. Kön. M. und S. Chf.' D., wenn
er [Loben] ihm in seinem Begehren nicht allerdings fQgete, Weite-
rung und Unheil stiften würde, bemeldter Freih. v. Loben nicht
hätte dürfen veranlasst werden, dieselbe zu Herzen und zu Gemüthe
zu ziehen. — Anlangend die S. Chf. D. angestellte Assistenz und
0 Es waren Peter Sparre, Vicepräsideot des Kgl. Hofgericbts io Stock-
holm, und David Mevius, VicekaoEler des Tribunals in Wismar. Sie kamen
mit grossem Gefolge im April 16G2 in Wien ao, s. Diarium Enrop. YIU S. 308.
Ausführlichen Bericht über die dort von deoselben geführten Verhandluogen mit
zahlreichen Urkuodenbeilagen enthält die voo M evius verfasste Schrift: „Bericht
ondBewandnis/ (Repraesentatio) Stralsund 1663. S. oben S. 113; vergl. auch
Heyne S. 17 ff.
Digitized by
Google
VerhftDdloDgeD mit v. Sternbach. 139
Cooperation, so seiod zwar S. Chf. D. die zwisehen I. Eon. M. und
deroselben befindliche Blut- und nachbarliche Freundschaft und Cor*
respondenz — zu cultiviren und zu erhalten allerwege entschlossen. —
Aldieweil Sie aber yemehmen mfissen, welchermassen die besagte
Cooperation ex pacto und als ein debitum gefordert wird, und aber
aus keiner Convention oder Pacto dergleichen etwas aufzubringen oder
zu erweisen, dass S. Chf. D. sich dazu verbindlich gemacht, I. Eon.
M. auch selbst erkennen werden, mit was für einer neuen Beschwerde
S. Chf. D. sich dergestalt beladen würden, als setzen Sie zu dersel-
ben das freund vetterliche Vertrauen, sie werden S. Chf. D. mit sol-
chem Ansinnen fernerhin verschonen und sich allewege versichert halten,
dass S. Chf. D. sonsten deroselben angenehme Freundschaft und ge-
fällige Dienste nicht allein den Pactis, sondern auch der nachbar-
lichen Freundschaft zufolge zu erweisen sich willig werden erfinden
lassen.
Zweites Memorial v. Sternbachs. D. Cöln a. Sp. 27. Fe-
bruar/[9. März] 1662,
[Wiederholaog der Boschwerden aber ▼. Loben. Kf. ist darcb sein Versprecben
daxQ verpflichtet, die Ratification des Stettiner Orensrecesses dnrch den Kaiser
zn befördern.]
Wiederholung der Beschwerden gegen v. Loben wegen seiaes Ver- 9. März.
Haltens gegen Klei he, Darlegung verschiedener Gründe, ans denen Kf.
rerpflicbtet sei, zur Ratificiernng des Stettinischen Orenzrecesses durch
den Kaiser zu cooperieren.
I. Churf. D. aber haben aus diesem allen ohnfehlbar zu urtheilen,
dass I. Kön. M. umb keiner andern Ursach willen, als dass dero-
selben daher, dass I. Churf. D. die Ratification des Orenzrecesses nicht
suchen lassen, die simultanea investitura gehörigermaassen hat wollen
difficultiret werden, dero Durchl. darunter ersuchen müssen. — —
In Erwägung, dass zwischen I. Kün. M. und I. Churf. D. ein gewisser
Vergleich getroflTen, derselbe dergestalt ratificiret, dass von I. Churf.
D. nomine suo et successorum suorum bona et electorali fide yer-
sprochen und angenommen, nicht zu gestatten, dass sothanem Ver-
gleich auch von andern auf einigerlei Weise zuwider gehandelt werde.
Gleichwie nun I. Kön. M. ihrerseits was im Namen der Kön. M.
and Cron Schweden solchergestalt ebenermassen yerheissen und ver-
Digitized by
Google
140 3* ^^® Belehnaog des KurfürsteD a. 6. w.
schrieben, Ihrer Churf. D. ufrichtig und Königlich zu halten — sich
angelegen sein lassen, also verlassen sich dieselbe nicht minder uf
die Erfüllung I. Churf. D. gegebenen Wortes, dass nämlich, weil die
Kais. M. die Ersuchung umb die Ratification des Stettinischen Re-
cessus vor nothwendig hält und, solange sie darumb von I. Churf. D.
nicht requiriret worden, die Investitur Ihrer Kön. M. also, wie es
dero Sicherheit erfordert, formblich zu thun nicht verstehen will, I.
Churf. D. die Requisition thun zu lassen kein Beschwerde nehmen,
viel weniger, als ob aus keiner Convention oder pacto dergleichen
etwas ufzubringen oder zu erweisen wäre, sich bedeuten lassen werden.
Dann zum Fall es also angesehen werden sollte, ob hätten die Con-
trahentes sub hujusmodi formalitafe verborum: dass sie die Ratifica-
tion oder Confirmation des Grenzrecesses bei der Kais. M. entweder
separatim oder conjunctim beschaffen wollten, sieb nicht verbindlich
gemacht, würde doch bei so gestellten Sachen, da die Ratification ge-
suchet zu werden der Kais. Hof vor noth wendig genommen, — der
Contrahirenden Theile Intention, Wille und Meinung gewesen sein,
dass sie zugleich solche Ratification suchen sollten. —
Erklärung des Kurfürsten auf des Schwedischen Abgesandten
anderwärtiges Memorial. D. Cöln a. Sp. 17./ [27.] März 1662.
[WiedorholoDg der früheren Erklärung. Kf. bat kein derartiges Versprechen
gegeben.]
27- März. Kf. lässt betrefifend die Beschwerde gegen v. Loben es bei seiner
früheren Resolotion bewenden.
Den Hauptpunkt belangend, so will zwar bemeldter Herr Able-
gatus auf die Erfüllung S. Churf. D. gegebenen Worte dringen. Nun
seind zwar S. Churf. D. dero gethanen Versprechen allezeit fürstlich
nachzukommen beständig gesinnet, als aber, dass deswegen einiges
Wort gegeben, nicht dargethan worden, noch dargethan werden kann,
und im übrigen S. Churf. D. diesesorts sich hierunter in einige Dis-
ceptation einzulassen Bedenken tragen, so wollen sie auch gleichfalls
dieses passus halber auf dero Resolution sich beziehen. Und weil
von dem E. Schwed. H. Ablegato eine und andere Erklärung, so in
dieser Sachen am Kais. Hofe soll gefallen sein, und dadurch man
sich auf S. Churf. D. beziehen wollen, angeführt wird, davon aber
Sr. Churf. D. bis hieher sonsten nicht das geringste zu Ohren gekom-
Digitized by
Google
VerhandlaDgeD mit v. Sterabach. 141
men, so werden S. Churf. D. des Zustandes der Sachen sieb erkun-
digen, und wie sie Ihrer Kon. M. dasjenige, wozu sie rechtswegen
befuget, zu streiten garnieht gemeinet, als leben sie auch der guten
Zuversicht, man werde auch an Ihr. Kon. M. seiten mit neuen be-
schwerlichen Anstellungen sie zu behelligen fernerhin kein Belieben
tragen ').
Der Kurfürst an Andreas Neumann. D. Cöln a. Sp.
29. April /[9. Mai] 1662.
[VerbaodlaDgeD mit v. Sterobach. Kf. ist nicht verpflichtet, die Ratification des
Stettiniflchen Vertrages vom Kaiser zu fordern.]
Kf. giebt demselben Nachricht von den dem Kanzler v, Sternbach er- 9. Mai.
theilten Resolutionen und befiehlt ihm, sich auch dem Schwedischen Ge-
sandten in Wien gegenüber demgero&ss zu verhalten.
Was in specie die im besagten Pommerischen Grenzrecess ge-
meldete Expectanz auf die Neumark belanget, da ist euch ohne
Zweifel erinnerlich, dass wir darin sub ratificatione Caesarea consen-
tiret und also, nachdem wir solche ratificationem als eine conditionem
zu unserer Verwahrung, damit wir weder dem Reiche noch dem
Kaiser praejudicirten, a parte Suecica selbst requiriret, so seind wir
ja die von uns ihnen angestellte Gondition zu praestiren nicht schuldig.
Es giebt auch das protocoUum, dass unsere Commissarii bei diesem
Punkte bedungen, wenn es etwa deswegen Streit abgeben sollte, der
Kon. Maj. zu Schweden selbigen auszuführen obliegen würde. Ihr
habt euch aber mit den Schwedischen hierüber nicht einzulassen, son-
dern defectum mandati yorzuschützen. Und wie man alhier dem
Schwedischen Ablegato versprochen'), dass man weder hierunter
was hindern noch befördern wollte, als habt ihr euch danach zu
achten.
0 Das Recreditiv des Karfürsten für v. Sternbach ist datiert vom 26. Mars/
5. April 1662. Üeber dessen Abreise und die ihm ertheilte Resolution des Rf.
s. auch Lesseins' Bericht vom 11. April (Urk. und Akt. II S. 275.)
') S. Lesseins' Bericht vom 11. April, dem der Kf. selbst von diesem Ver-
sprechen Nachricht gegeben hatte.
Digitized by VjOOQIC
142 3. Die BelehnoDg des KarfursteD u. b. w.
Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien
3./ 13. Mai 1662.
[Die ForderoDgeD der Schweden in bt*treff des Lehnbriefes werden nicht erfüllt
werden.]
13. Mai. Den Schwedischen Gesandten hat man ein Dekret 0 zngefertigt,
Donnerstag l./ll. Mai die Lehen zu empfangen, nnd ist Sonntag vorher
mit ihnen conferiert worden. Sie bestanden hier daranf, dass ihr Lehns-
brief möchte adjustiert ond die Monita beobachtet werden, die sie später
schriftlich eingaben'), in welchen sie hauptsächlich eingerückt haben wollen:
jus fortificandi roare alluens, Oommendas, Monasteria, Recessum Steti-
nensem nnd einen General -Passus wegen der Stadt Bremen. Man wird
zwar endlich ante actum Investiturae ein Concept des Lehnsbriefes heraus-
geben, aber nach dem Inhalt des Instrnm. Pacis nnd weiter nichts hinein-
setzen und alsdann ihnen freistellen, ob sie die Lehen empfangen wollen
oder nicht; die Insertion des Stettin. Recesses will beim RUofrath nicht
angenommen werden; ob der Kaiser im Geheimen Rathe sich dazu ver-
stehen wird, steht dahin, wird gleichwohl schwerlich davor gehalten. Die
Gesandten lassen sich verlauten, wenn man's nicht machte, wie sie verlangen,
dass sie davon ziehen wollen, worauf man es wird ankommen lassen, weil
man geneigt gewesen ihnen zu geben, was das Instrnm. Pacis mit sich
fuhrt. Und weil der Kaiser Estat macht, am 9./ 19. nach Presburg zu ver-
reisen, so werden sie sich bald resol vieren müssen, was sie tbun wollen,
indem auf den Ungarischen Landtag wenigstens ein Vierteljahr hingehen
wird und sie nicht nachfolgen werden.
Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien
10. /20. Mai 1662.
|Der Kaiser will den Stettiner Recess nicht ratificiereo.]
20. Mai. Er übersendet die Monita der Schweden gegen das Projekt des Lehns-
briefes. Man hat im RHofrath ein neues Projekt aufgesetzt nnd meint ein
Temperament aufgefunden zu haben, wie man dem Instr. Pacis nachgehen
und doch des Stettin. Recesses halber das Werk in suspenso halten könne.
Es will sich aber nicht schicken, nnd ist der Kaiser damit nicht zufrieden
gewesen, welchem im Interesse des Erzhauses die Auslegung der Expec-
tanzen nnd die Genehmigung des Stettiner Recesses, was Artikel 29 an-
betrifft, nicht genehm ist Die Schwedischen Gesandten berufen sich auf das
*; d. 4. Mai 1662 (Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. H.
Diarium Europ. VIII 8.439. Londorp VIII S. 847).
^ S. Bericht und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. G. D iarium Europ.
VIII S. 420. Londorp VIII S. 842.
Digitized by
Google
VerhandlangeD in Wien aber die schwedische Belehnnog. 143
Torhin aasgehändigte Concept, worin der Secretar ohne Befehl den Stetti-
nischen Recess angezogen bat. Alles dependiert von des Kaisers Ratification,
welche absqne consensn Statnum vel saltem Electorum nicht erfolgen kann.
Sollte es znr Belehnung kommen, so kehrt der Kaiser ?on Presburg, wo
er jetzt Ist, zurück.
Andreas Neumann an den Kurfiirsten. D. Wien
17./ 27. Mai 1662.
[Auf das Rescript vom 29. April / 9. Mai. VerhaDdlnngen mit den depotierteo
Reichshofratheo wegen der schwedischen Fordenrngen.]
Seit Sparr und Mevins hier angelangt, haben mir dieselben keinen 27. Mai.
Anlass gegeben, mit ihnen zn reden. Gestern aber schickte der Reichs-
Vicekanzler zn mir nnd begehrte, dass ich zu ihm käme. Er sprach an-
fangs mit mir allein über die Schwedische Belehnung, doch kamen bald
die anderen zn diesem Belehnungswerk deputierten Reichshofräthe (Graf
▼. Wolckenstein, Walderode und Schütz) dazu, worauf er mT vor-
trug, ich würde wissen, dass man mit jener Belehnung bisher occupiert ge-
wesen. Die Schweden beharrten nun auf der Coufirmation des Stettinischen
Recesses, beriefen sich auf des Kf. und der Agnaten Consens, auch dass
ihnen a. 1655 ein Concept ihres Lehnsbriefes, worin des Stettiniscben Re-
cesses gedacht wird'), wäre zugestellt, und trotz der vielen Jahre keine
Contradictio sich hervorthäte und dieses alles in Notorietate bestünde, und
begehrten daher zu wissen, ob der Kaiser, was von keinem widersprochen
worden, vor sich difficnltieren wolle. Alle bisherigen Remonstrationes hätten
nichts verfangen, sie beharrten vielmehr darauf, dass der Rec. Stett. durch
das Instr. Pacis veranlasst und also in demselben fundiert, auch in dem
neulieben Olivischen Frieden Artic. 1 bestätigt wäre, dass sie ohne dessen
Insertion oder Coufirmation die Lehen nicht empfangen könnten, auch
weder des Instr. Pacis noch des vorstehenden Recesses gesichert sein
würden. Er wolle nun vernehmen, ob wegen des Kf. ich etwas dabei an
Hand zu geben hätte, weil der Kaiser nicht gern wollte, dass dem Kf. und
dessen Hause Ungelegenheit entstehen sollte. Ich erklärte, dass ich über
diese Dinge keinen Befehl hätte, dem Sternbach habe Kf. gesagt, dass er
das, wozu er verpflichtet gewesen, praestiert habe, nnd zu weiterem nicht
verbunden sei. Das 1655 abgefasste Concept eines Schwedischen Lehns-
briefes sei, so viel Neumann vernehme, ein unvollkommenes Werk, doch
wäre ihm davon weiteres nicht bewusst, viel weniger, wie es mit dem an-
*} Der betreffende Passus desselben lautet: ea latitndioe partis orientalis,
prent inter Regios et Blectorales commissarios circa ezactionem limitum cae-
terornroqne mioatiorom definitionem Stetini die 4. Maii a. lübS pecaliari et ab
Qtrinaqae partis priocipalibas ratihabito recessu plene conveotum est.
Digitized by
Google
144 3. Die BelehDQDg des KurffirsteD n. s. w.
geblichen Consens der Markgrafen bewaodt sei. Nachmittag theilt Schütz
Neamaon mit; das Werk sei noch mit ziemlichen Difficultäten umfangen,
die Schwedischen Abgesandten wollten von ihren Monitis nicht weichen
nnd drohten davon zu ziehen, wofern man ihnen nicht deferierte. Was nun
nach den eintretenden h. Pfingsttagen weiter vorgehen und aus dem Werke
endlich werden wird, steht zu erwarten.
Andreas Nenmann an den KurfUrsten. D. Wien
14. /24. Juni 1662.
[Kaiserliche Besolutioo, oeaes Memorial der Schweden.]
24 Juoi. In der Schwedischen Lehnssache ist, nachdem der Kaiser einige zu-
rückgebliebene Geh. Räthe nach Pressburg convociert, resolviertO? si^
ihnen secundum tenorem Instr. Pacis zu geben und mit dem übrigen an
den Reichstag zu verweisen. Sie haben aber durch ein Memorial cathe-
goricam resoluiionem auf ja oder nein begehrt, und soll das Memorial
ziemlich hart eingerichtet, auch Wiedererstattung der verursachten Kosten
und Schäden darin bedingt sein. Ob sie mit solcher Bedrohung etwas her-
ausbringen werden, steht zu erwarten; dem Verlaut nach machen sie sich
reisefertig.
Andreas Neumann an den Kurfürsten. D. Wien
21. Juni/ I.Juli 1662.
[Nene Resolntioo des Kaisers. Abreise der Schwedischen Gesandten.]
1. Juli. (auf ein Rescript des Kf. vom 28. Mai^ worin er angewiesen ist, sich in
das Schwedische Belehnungswerk weiter gar nicht einzulassen.) Uebersende
hiermit der Schwedischen Gesandten rationes, so zu Behauptung ihres In*
tents dem Reichshofrath hinterbracht'), deren ungeachtet sein Kais. M.
darbei geblieben'), dass die Sache ad comitia zu remittieren, worauf die
Gesandten am verschienen Dienstag nach Presbnrg gereiset, von Ihr. Maj.,
wie geschehen, Abschied zu nehmen, und sein gestern wieder anhero kommen,
willens anstehende Woche ihre Rückreise anzutreten, nehmen ihren Weg
*) Die Kaiserliche Resolution vom 18. Jani 1662 in Bericht and Bewandois
(Bepraesenlatio) Beil. N. Diarium Europ. VIII S. 644. Londorp VIII S. 868.
^ Memorial der Schwedischeo Gesandten vom 21. Juni 1662 in Bericht
und Bewandnis (Repraesentatio) Beil. 0. Diarium Europ VIII S. 652. Lon-
dorp VIII S. 869.
^ Zweite Kaiserliche Resolution vom 28. Jani 1662 in Bericht und Be-
wandnis (Repraesentatio) Beil. P. Diariam Enrop. VIII S. 668. Londorp
VIII S. 873.
Digitized by
Google
Abreise der schwed. GesaodteD. Drohende AbsicbteD Schwedens. 145
über Prag. Der Baron Sparr soll sich im Bremischen aufhalten, Kleihe
aber nach Schweden gehen wollen, mündliche Relation zu erstatten und
sodaoD den Reichstag zu besuchen, dem Snolsky auch beiwohnen soll.
Ewald V. Kleist^) an den Kurfürsten. D. Stemberg
31. October/[10. November] 1662.
Er hat dem Kf. am 23. aus Dargun berichtet, was zwischen dem 10. Nov.
Schwedischen Reich^adminil und ihm wegen der Investitur über die Ex-
pectantien im Discors vorgegangen. Der Camlnsche Kapitular Weissen-
fei 8 hat ihm zu verstehen gegeben, man fürchte schwedischerseits , dass
Kf. sich der Occasion, da am kaiserl. Hofe der Belehnuug über die im
Grenzrecess exprimierten Expectantien widersprochen wird, dahin bedie-
nen wolle, dass der gnnze Grenzrecess möchte umgestossen werden, und
dass solches ohne Krieg nicht würde geschehen können. Er hat das aber
durchaus verneint. Sonst wird man gewahr, dass von schwedischer Seite
so bald keine Investitur mehr wird gesucht werden, sondern man es darauf
ankommen lassen will, ob die Zeit käme, da man sie offerieren würde, wie
denn auch die Schickung auf den Reichstag so bald nicht geschehen wird.
Der Verdruss auf den kaiserlichen Hof ist sehr merklich und die Begierde,
des Reichs Stände gegen denselben zu animieren, auch daher abzunehmen,
dass der R.admiral oftmals wiederholte, der Kaiser bemühe sich sehr, die
Krone Polen an sich zu bringen und fomentiere daher die Conföderation,
wenn es ihm gelinge, sei es um des Reichs Freiheit getban, und dieselbe
noch mehr in Gefahr als 1629. Diese Materie, nebst dem, was wegen
Lothringen das französische Interesse ist, scheint die vornehmste bei den
Conferenzen gewesen zu sein, welche der Reichsadmiral occasione des
Schwalbachschen Bades ^ mit etlichen Kur- und Fürsten gehalten.
Bei K.Mainz ist er zweimal und dieser ebenso oft bei ihm gewesen, er
soll sogar auf dieser Reise selbst bis in Frankreich gewesen sein, dessen
wahrer, eigentlicher Grund nicht zu penetrieren gewesen ist. Daran aber
ist kein Zweifel, dass zwischen Frankreich und Schweden das Concert
ganz fertig, und je geheimer es gehalten wird, je mehr und besser dieje-
nigen, welchen an diesem Geheimnis gelegen, sich vorzusehen haben.
J) Ewald V. Kleist, Geheimer Rath, 1649—1651 Gesandter des Kf. in Stock-
holm (8. IV S. 843 ff.), 1656 und 1657 wiederholt als Gesandter nach Dänemark
und zu König Karl X. Gnstav entsendet (s. VIII S. 113 ff. 124 ff. 175 ff. 228 f.).
2) W ran gel war (Diarium Europ. VIII S. 643) incognito am 5. Jali 1662
in Frankfurt angekommen und von dort über Mainz, wo er stattlich empfangen
wurde, nach Lange nschwalbach gereist Ende August kam er dann (Diar.
Europ. IX, S. 186) inCöln an und reiste von hier über Holland nach dem Her-
Eogtbum Bremen.
Mater, s. Gesch. d. Q. Kurfürsten. XI. 10
Digitized by
Google
146 d« I^ie Belehnnng des Rarfürsten u. s. w.
Die National -Regimenter in Schweden sind ganz complet und rühmt
man sie 30000 Mann stark, davon über 15000 Mann zu Felde gehen können,
ohne was im Bremischen vorhanden, ond soll jetzt mit Königsmarck
wegen Werbungen des Orts für Schweden gehandelt werden.
Bei dem allen bleibt dennoch Oott Richter auf Erden.
Digitized by
Google
Abschnitt 4.
Der Anfang des Regensburger Reichstages.
1662 — 1664.
lü»
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Als der im Jahre 1653 in Regensbarg zusammengetretene Reichstag
im Mai des folgenden Jahres geschlossen wurde, obwohl die Mehrzahl der
demselben durch das Westfälische Friedensinstrument zugewiesenen Reichs-
Terfassongsfragen noch nicht ihre Erledigung gefunden hatten, war be-
stimmt worden ^), dass derselbe behufs Vollendung dieser Aufgabe nach
zwei Jahren, am 17. Mai 1656 sich wieder versammeln und dass inzwischen
eine der wichtigsten und schwierigsten unter jenen Fragen, diejenige be-
treffend die casus restituendorum ex capite amnestiae et gravaminum,
d. b. die Ausführung der Bestimmungen des Friedensinstrumeutes über den
kirchlichen Rechts - und Besitzstand, durch die jetzt streng paritätisch zu-
sammengesetzte ordentliche Reichsdeputation , welche auf den 1. October
1654 nach Frankfurt a. M. berufen wurde, in Angriff genommen werden
sollte. Die letztere ist, allerdings erst ein Jahr später, im September 1655,
in Frankfurt zusammengetreten^ hat dort, freilich ohne irgend etwas Er-
hebliches aaszurichten, bis zu Ende der Regierung Kaiser Ferdinand III.
getagt, ein Theil ihrer Mitglieder hat dann eigenmächtig auch nach dem
Tode dieses and nachher nach der Wahl des neuen Kaisers Leopold I.,
trotzdem derselbe ihre Verlegung nach Regensburg forderte, ihre Sitzun-
gen dort fortgesetzt und hat so Veranlassung zu jenen Streitigkeiten ge-
geben, welche im ersten Abschnitte dieses Bandes behandelt worden sind.
Dagegen ist der Reichstag weder an jenem festgesetzten Termine noch
überhaupt während der Regieraag Ferdinand III. wieder zusammenberufen
worden, und auch dessen Nachfolger hat sich lange gesträubt, jene Zusage
seines Vaters zu erfüllen. Eine wirkliche Erledigung und Ordnung aller
jener noch offenen and streitigen Fragen der Reichsverfassung lag über-
haupt durchaas nicht im Interesse der kaiserlich -österreichischen Politik,
aod am wenigsten konnte diese damals, nachdem gerade im Gegensatze
za ihr ein Theil sowohl der katholischen als auch der protestantischen
0 Reiobatagsabachied von 1654 § 191. 192 (▼. Meiern, Regenapurgiscbe
Beichstaga-Handlangan U S. 138 f.).
Digitized by
Google
150 ^* I^^r Anfang des RegeDsburger Reichstages.
Fürsten sich mit Frankreich and Schweden zur Rheinischen Allianz
vereinigt hatte, hoffen, dass eine solche ihren Wünschen gemäss werde
zustande gebracht werden können. Daher hat der Kaiser dem ihm zu-
erst von einigen befreundeten Fürsten zu Anfang des Jahres 1660 ge-
machten Vorschlagt), jenem Streite über die Verlegung der Reichsdepa-
tation durch Wiederberufung des Reichstages ein Ende zu machen, welcher
bald auch von den Fürsten der Oppositionspartei wiederholt wurde, kein
Gehör geschenkt, und auch, als zu Ende dieses Jahres infolge der üblen
Wendung, welche die Siebenbürgischen Wirren nahmen, die Gefahr eines
neuen Türkenkrieges heraufzog, und er sich entschloss, für einen solchen
die Hülfe der deutschen Reichsstände in Anspruch zu nehmen, hat er zu-
nächst unter dem Vorwande'), dass Gefahr im Verzuge sei, auf anderem
Wege, durch besondere Verhandlungen mit den einzelnen mächtigeren Für-
sten und Städten diese Absiebt zu erreichen gesucht. Allein nur ein Theil
derselben zeigte sich willfährig, und den Fürsten der Oppositionspartei gab
gerade dieses Hülfsgesuch des Kaisers Gelegenheit, mit um so grösserem
Nachdruck die Berufung des Reichstages zu fordern. Das Haupt derselben,
der Kurfürst von Mainz, verlangte in der Resolution, welche er dem an
ihn abgeschickten kaiserlichen Gesandten ertbeilte^), als das beste Mittel,
um einroütbig dem Türken entgegenzutreten, die Wiederberufung des Reichs-
tages und sagte nur für den Fall, dass es vor derselben zum wirklichen
Ausbruch des Krieges kommen sollte, die Stellung von Hülfstruppen zu.
Noch entschiedener war die Sprache, welche der Pfalzgraf von Neuburg
führte^), und in ähnlicher Weise machten auch die Braunschweigischen
M S. oben Abschn. 1 S. 11.
^) Vortrag der kaiserlichen Gesandten an die Reichsstande wegen der Tür-
kenhülfe (Diar. Europ. VI S. 235. Londorp VUI S. 744): , Dieselbe thun sich
zwar des alten Herkommens guter maassen bescheiden, dass dergleichen An-
suchen und Begehren aaf einer allgemeioen Reichs- oder Kreis versammlang ge-
schehen sollte, nachdem aber mehr bedeutete vor Augen stehende Gefahr ein-
zigen Verzug nit leidet und dargegen bekannt ist, wie schwer, kostbar und lang-
sam es mit solchen Zusammenkünften hergehet, so haben I. K. M. notbweudig
diesen näbtru Weg der absonderlichen Schickung ergreifen — müssen.
*) Diar. Europ. VI S. 240. Londorp VIII S. 746. Ueber die später von
Karmainz gestellten BedinguDgen 8. Ludwig XIV. Instruktion für Gravel
(Guhrauer II S. 305).
*) Resolution von Pfalz-Neuburg an den kaiserl. Gesandten Grafen zu
Köuigseck, d. Dusseldorf 6. Februar 1661 (Londorp VIII S. 747): er ver-
weigert eine bestimmte Erklärung, weil eine einseitige Hülfe nicht allein dem
Kaiser wenig nützen, „sondern von den Mitständen eine solche Special declara-
tion als ein Vorgrifif in eine allgemeine Reichssache aufgenommen und angleiche
Gedanken erwecken werde", dagegen zweiBe er nicht, wenn der Kaiser die
Reichsstände zu einem Reichstage förderlichst berufen werde, dass dieselben
ohne Zeitverlierung denselben beobachten und zu Abwendung der Gefahr freudig
concurrieren werden, und dass im Fall der Feind vor Ablauf des im Reichstags-
Digitized by
Google
Bioleitang. 151
Fürsten, der Herzog voo Würtemberg, der Landgraf von Hessen*
Gas sei u. a. *) ihre Hülfeleistung von der Bernfnng des Reichstages ab-
häogig. Der Kaiser versuchte diese Opposition dadurch zu beschwich-
tigen, dass er in einem Schreiben, welches er am 14. Mai 1661 an den
Kurfürsten von Mainz und auch an die anderen Kurfürsten richtete'), im
Princip in die Berufung des Reichstages einwilligte und gegen die Deu-
tung, welche man jenen besonderen Hülfsgesuchen an die einzelnen Reichs-
stände gegeben hatte, als wolle er auf solche Weibe denselben ihr jus
suffragii nehmen und dem Reichstage entfliehen, protestierte. Aber er
drklärte doch wieder , dass er unter den jetzigen Verhältnissen die Aus-
schreibung des Reichstages nicht für thnulich halte, und verlangte, dass zu-
nächst der Deputationstag nach Augsburg verlegt werde, mit der Versiche-
rung, dass dort auch praeliminariter von dem gehandelt werden solle, was
zur Beförderung des Reichstages dienen könne, und dass er, wenn er von
den Reichsständen die Versicherung erhalten werde, dass man ohne Weit-
läufigkeit zum Reichstage gelangen könne, einen solchen bald ausschreiben
wolle. Allein dieser Versuch, zu dessen weiterer Durchführung er den
Reichsvicekanzler v. Waldersdorf nach M&inz schickte, scheiterte voll-
ständig. Der Kurfürst von Mainz und dessen Bundesgenossen verharrten
einerseits bei ihrem Widerspruch gegen die Verlegung der Reichsdeputation,
andererseits beschlossen sie auf den Vorschlag Ludwigs XIV., welcher
so in geschicktester Weise die Bemühungen sowohl des Kaisers als auch
des mit diesem Hand in Hand gehenden Papstes zu vereiteln wusste^),
zwar dem Kaiser Hülfstruppen anzubieten, aber unter Bedingungen, von
denen man im voraus wusste, dass derselbe sie nicht annehmen werde,
nämlich dass die gesamten Alliierten als solche im Verein mit Frankreich
ein besonderes Hülfsheer schicken wollten. Obwohl dieses Anerbieten ihm
uicht officiell mitgetheilt wurde, bewog doch die Kunde von diesen Ab-
sichten der Alliierten den Kaiser, zumal da die Gefahr eines Krieges mit
den Türken immer ernstlicher heranzutreten schien, zu weiterem Nachgeben.
Zu einer solchen Demüthigung, die Hülfe des so verhassteu und bisher so
viel geschmähten Rheinbundes anzunehmen, wollte er sich nicht verstehen,
leichter als mit diesem schien es doch möglich sich mit einem Reichstage
zu verständigen, so erklärte der Kaiser schon im August 1661^), dass er
den Reichstag auf den 1. October des nächsten Jahres ausschreiben wolle,
aasBchreiben benaonten Termins losbrechen sollte, die Reichsstände „in Ansehung
des ausgeschriebeoen Reichstages unerwartet des Reichsscblasses*' dem Kaiser
beispringen werden.
<) S. Kocher, Gesch. von Hannover und Braanschweig I S. 307. Sattler,
Gesch. des Herzogthums Würtenberg X S. 10 f Vgl. oben Abschn. 1 S. 29.
2) D iar. Europ. VII S. 103. Londorp VIII S. 759. S. oben Abschn l S.34.
*) 8. Guhraoer II 8. 297flF. Köcher I S. 307 ff.
*) 8. das Schreiben des Kaisers an den Kf. vom 25. August 1661 oben Ab-
schnitt I 8. 46.
Digitized by
Google
152 ^* I)er Anfang des Regensbarger Reichstages.
erbat den Consens der Karfürsten dazu, stellte freilich nochmals das Ver-
langen, dass zunächst der Depotationstag in Augsburg zusammentreten
solle, Hess aber, da der Kurfürst von Mainz und dessen Bundesgenossen
bei ihrem Widerspruche dagegen verharrten, schliesslich diese Forderung
fallen und schrieb am 8. Februar 1662^), unter Hinweis auf die immer
weiteren Uebergriflfe der Türken in Ungarn und ihre bedrohlichen Rüstun-
gen, sowie andererseits darauf, dass er „schon sonst gemäss dem letzten
Reichsabschied entschlossen gewesen sei, zu fernerer Abhandlung der aus-
gestellten Punkte und zu Erhaltung von Friede uud Einigkeit den proro-
gierten Reichstag zu reassumieren^^, den Reichstag und zwar schon auf den
B.Juni dieses Jahres nach Regensburg aus. Als Aufgabe desselben
wurde in diesem Ausschreiben nur bezeichnet, es solle berathen werden,
wie dem Türken kräftig und nachdrücklich gesteuert^ derselbe von den
kaiserlichen Erblanden abgehalten und dadurch auch das Römische Reich
in beständiger Ruhe nnd Sicherheit erhalten bleiben möge, doch enthielt
jene vorhergehende Erklärung wenigstens indirect das Zugeständnis, dass
auf demselben auch die auf dem letzten Reichstage unerledigt gebliebenen
Fragen wieder aufgenommen und auch über die securitas imperii, über eine
Reichskriegsverfassung berathschlagt werden sollte-
Das Verhalten des brandenburgischen Kurfürsten in den der wirk-
lichen Berufung des Reichstages vorhergehenden Streitigkeiten und Verhand-
lungen ist schon oben im 1. Abschnitt näher dargelegt worden, die nachfolgend
niitgetheilten Akten sollen die Wirksamkeit veranschaulichen, welche der-
selbe durch seine Gesandtschaft auf dem Reichstage zunächst während der
beiden ersten Jahre des Bestehens desselben ausgeübt hat. Die Auswahl
aus dem ungemein umfangreichen Aktenmateriale ^ ist von dem Gesichts-
punkte aus getroflfen worden, dass diese Auszüge neben der besonderen
Aktion des Kurfürsten und seiner Gesandten auch den allgemeinen Verlauf
der Reichstagsverhandlungen erkennen lassen sollen. Allerdings liegt eine
auf urkundlicher Grundlage beruhende Geschichte') jenes Reichstages vor,
doch bietet dieselbe, für welche vornehmlich reichsstädtische Qesandtschafts-
akten benutzt sind, weder ein ganz vollständiges Bild der dortigen Vor-
gänge, noch finden diese immer die richtige Beleuchtung uud Würdigung,
») Diar. Earop. VIII S. 123flf. Londorp Vin S. Hllflf. Pachner v. Eg-
gen stör ff, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch fürwährenden
Teatschen Reichstages de anoo 1663 biss aohero abgefassteo Reichsschlüs^e
l S. 1 flF.
^) Ausser den sehr zahlreichen und ansführlichen , mit vielen Beilagen aus-
gestatteten Relationen der Gesandten und den Sitzungsprotokollen liegt noch
ein von Q. v. Jena eigenhändig geführtes nicht minder umfangreiches Dia-
rium vor.
') Gemeiner, Geschichte der öffentlichen Verhandlungen des zu Regens-
burg noch fortwährenden Reichstages, l. II. Nürnberg 1794. 95. Auffallender
Weise sind auch die Verhandlangen dieses Reichstages von Pufeodorf fast
ganz unberücksichtigt gelassen worden, dagegen sind die Haaptmomente der-
Digitized by
Google
EiDleituDg. 153
so dass eioe ErgäDzang derselbco aus anderweitigen Quellen keineswegs
als überflüBsig erscheint
Die wirkliebe Eröflfnong des ursprünglich auf den 8. Juni 1662 be-
rufenen Reichstages hat sich sehr lange hingezogen. Als die branden-
borgische Gesandtschaft Anfang September in Regensbnrg ankam, waren
dort ausser den kaiserlichen Kommissaren, deren Haupt, der Brzbischof von
Salz barg erst wenige Tage vorher seinen Einzug in die Stadt gehalten
hatte, nur wenige andere Gesandten anwesend, erst allmählich in den nach-
stea Monaten fand sich eine grössere Zahl zusammen, am 2. December
kündigte der Erzbischof von Salzburg an, dass der Kaiser die Yer-
lesQog der Proposition und damit die Eröflfnung des Reichstages auf den
20. Januar 166:5 festgesetzt habe, an diesem Tage fand dieselbe wirklich
statt und darauf haben die Sitznngen begonnen. Gleich zu Anfang trat
der Gegensatz der Parteien hervor; während der Kaiser und die demselben
willfährige Majorität im Kurfürsten- und Fürstencollegium zunächst nur
den ersten Punkt der kaiserlichen Proposition, die Berathung über die dem
Kaiser gegen die Türken zu leistende Hülfe, in Angriff nehmen wollte,
verlangte die Oppositionspartei, die Rheinischen Alliierten, und unter ihnen
namentlich die weltlichen Fürsten, welche auf Anregung und unter Leitung
von Pfalz-Neu barg im April 1662 zu dem „Fürsteuverein'^ zusammen-
getreten waren ^). auf deren Seite sich aber bald auch einige andere Fürsten
und zeitweilig auch die Reichsstädte stellten, auch gleichzeitige Vornahme
der beiden anderen Pnnkte, der Reichskriegsverfassung und der durch das
Friedensinstrument auf den Reichstag verwiesenen Fragen, namentlich über
die Wahlcapitnlation, doch konnten die letzteren damit nicht durchdringen,
und 80 hat der Reichstag angesichts der immer drohender herannahenden
Türkengefahr sich bis zum Juli ausschliesslich mit den die Türkeuhülfe
betreffenden Fragen beschäftigt. Entsprechend den Weisungen, welche er
seineu Gesandten schon in ihrer Instruktion ertheilt hatte, lässt der Kurfürst
dieselben während dieser Verhandlungen durchaus die Wünsche und For-
derungen des Kaisers unterstützen, freilich aber bedingt er insgeheim aus,
dass er selbst mit Rücksicht auf die Gefahren, welche ihm im Norden
durch die feindselige Haltung Schwedens und Polens und durch die
Streitigkeiten mit den preussischen Ständen drohten, von der Leistung der
Hülfe entbunden sein sollte. Anfang Juli erhielten diese Berathungen über
die Türkeuhülfe mit der Ueberreichung eines Reichsgutachtens au den
Kaiser, in welchem sich das Kurfürsten- und die Majorität des Fürsten-
eollegiums zu der Zahlung von 50 Römermonaten auf ein Jahr, die AI-
Belben schon von Droysen, Gesch. der Preußs. Politik 111,3 S. 28ff. hervor-
geboben worden, neoerdings sind dann die dortigen Vorgänge, aber nur des er-
sten Jahres 1663, genauer von Köcher, Gesch. von Hannover und Braunschwelg
I S. 321 ff. dargestellt worden.
') 8. Sattler, Gesch. des Herzogthums Wurtenberg X 8.19. Köcher,
I 8. 316 ff.
Digitized by
Google
154 4* I^er Anfang des Regensburger Reichstages.
liierten, denen der Kaiser nun doch dieses Zugeständnis machen mnsste,
zu der Stellung eines entsprechenden Truppencorps unter besonderen, mit
dem Erzbischof von Salzburg vereinbarten Bedingungen, von den Städten
nur ein Theil zur Zahlung von 20 Römerraonaten erboten, einen vorläufigen,
sehr ungenügenden Abschluss, und es wurden nun die anderen Fragen vor-
genommen. Nach langen Streitigkeiten darüber, in welcher Ordnung über
dieselben berathen werden sollte, einigte man sich Anfang September dabin,
dass in der nächsten Zeit nur die Reichskriegsverfassung, vom 1. November
an aber abwechselnd mit derselben auch die Wahlcapitnlation berathen
werden sollte. Obwohl inzwischen der Krieg in Ungarn begonnen hatte
und bei den glücklichen Erfolgen der Türken bald auch die deutschen
Erblande des Kaisers in näf-hster Nähe von denselben bedroht wurden,
wurden die Verhandlungen über die Ueichskriegsverfassung zunächst
rein theoretisch und mit derselben Langsamkeit und Uneinigkeit wie vorher
geführt, so dass erst Anfang December ein einhelliger Beschluss der drei
Collegien zu stände kam, nach welchem ein jeder Reichsstand das Triplum
seines alten Anschlages bereit halten sollte. Kurfürst Friedrich Wil-
helm, der inzwischen dem Kaiser ein besonderes Hülfscorps geschickt
hatte, hat sich allerdings auch an jenen Berathungeo betheiligt und die-
selben durch gute Rathschläge, welche er ertheilen Hess, zu fördern ge-
sucht, er hat aber fortgesetzt darauf gedrungen, dass dieselben beschleunigt
und dass vor allem der augenblicklich drohenden Gefahr gegenüber wirk-
lich Hülfe geschaflft werden solle; in der Erkenntnis, dass ein nach dem
bewilligten Triplum aufgestelltes Reichsheer (c. 30,000 Mann) nicht aus-
reiche, verlangt er, dass man sich zunächst über eine grössere Zahl von
Truppen (er schlug 60,000 Mann vor) vergleichen und dann erst überlegen
solle, wieviel die einzelnen Reichsstände dazu zu stellen hätten, er dringt
darauf, dass die Fragen wegen einer beständigen Reichskriegsverfassung
und wegen der gegenwärtig zu leistenden Türkenhülfe von einauder ge-
sondert und dass zunächst, da die höchste Gefahr im Verzuge sei, nur die
zweite erledigt werde. Nur dieses letztere ist erreicht worden, im übrigen
aber nahmen die Verhandlungen, auch nachdem Ende December der Kaiser
und dadurch veranlasst die übrigen Kurfürsten und zahlreiche andere Für-
sten persönlich in Regensburg erschienen waren, (Kurfürst Friedrich
Wilhelm hat die Frage, ob auch er der an ihn ergangenen Einladung
dorthin Folge leisten solle, ernstlich in seinem Geheimen Rathe erörtern
lassen, aber sich schliesslich namentlich mit Rücksicht darauf, dass die
Wirren in Polen seine Anwesenheit im eigenen Lande erforderten, ent-
schlossen, dieselbe abzulehnen) denselben schwerfälligen Verlauf wie vorher,
zu der Bewilligung einer grösseren Streitmacht wollte man sich nicht ver-
stehen, und Monate vergingen, ehe man sich über die Einrichtung und Aus-
rüstung des nach dem Triplum aufzustellenden Reichsheeres, welches, da
die Truppen der Alliierten ein besonderes Corps für sich bildeten, auf
20,000 Manu augeschlagen wurde, namentlich über die Besetzung der
höheren Befeblsbaberstellen einigen konnte. So hat sich diese Reichsarmee
Digitized by
Google
EinleitaDg. 155
erst Mitte Juli 1664 mit der kaiserlichen Armee unter Monte cnccoli ver-
einigt und bat nur an den letzten Kämpfen, denen schon im September
der ?ou dem Kaiser auf eigene Hand abgetchlosseue Friede ein Ende
machte, mit wenig Ruhm Theil genommen. Der Kurfürst hat sich die von
dem Reichstage in diesen Angelegenheiten gcfassten Beschlüsse gefallen
lassen, hat nach wie vor die Forderungen des Kaisers unterstützt, hat
aber seinerseits unter Berufung darauf, dass er dem Kaiser ein besonderes
Hülfscorps geschickt habe, und dasF dieses stärker ^e\, als das nach dem
Triplum auf ihn fallende Contingent betragen würde, jeden Beitrag zu den
Kosten des Reichsheeres abgelehnt.
Die mit der Türkenhülfe zusammenhängenden Fragen haben bis gegen
Ende des Jahres 1664 den Reichstag so überwiegend beschäftigt, dass
neben ihnen und der Erfurter Angelegenheit, welche zeitweilig im Sep-
tember und October die ordentlichen Reichstagsverhandlungen ganz in*s
Stocken brachte, nur noch ein anderer wichtiger Punkt, nämlich die Wahl-
capitulation, in Angriff genommen worden ist. Nach dem am 26. Sep-
tember 1663 gefassten Beschlüsse sollte vom 1. November dieses Jahres an
diese Frage abwechsebid mit der Reichskriegsverfassung berathen werden,
dem zufolge waren im October die kurfürstlichen Gesandten zu vertrau-
lichen Besprechungen über diese Angelegenheit zusammengetreten, am
19. November fassten sie eine Declaration ab, in welcher die Zugeständnisse,
zu denen sich die Kurfürsten aus freien Stücken bereit erklärten, angegeben
wurden, und stellten am 23. November dieselbe dem Directorium des Fürsten-
collegiums zu. Diese Zugeständnisse waren aber so unbedeutend, dass die
Fürsten, insbesondere die Mitglieder der Oppositionspartei, damit durchaus
nicht zufrieden waren, vielmehr wurden von denselben ähnlich wie schon
auf dem vorigen Reichstage Forderungen erhoben, welche darauf hinzielten,
deo Kurfürsten bei der Abfassung der Wahlcapitulation gänzlich die Hände
%u binden und so die Prärogativen derselben auf das äusserste zu be-
i»chräuken. Doch wurden auch die Verhandlungen über diese Frage so
hiuausgezogen, dass dieselben bis zu Ende des Jahres nicht Über die vor-
bereitenden Stadien hinausgekommen sind. Innerhalb des Fürstencollegiums
selbst machte sich der Gegensatz zwischen den weltlichen und den
geistlichen Mitgliedern desselben geltend, zunächst traten nur die ersteren
und zwar unter Ausschliessung der Gesandten derjenigen kurfürstlichen
Häuser, welche als Inhaber von Fürstenthümern auch diesem Collegium
angehörten, zusammen und stellten ein Gegenproject einer ^beständigen'^
Wahlcanitulation auf. Nachdem sie Anfang Juli 1664 damit fertig gewor-
den waren, traten nun die Geistlichen, von denen auch die Vertreter der
kurfürstlichen Häuser, darunter auch der des brandenburgischen Kurfürsten,
biozugezogen wurden, ihrerseits zusammen, um über das kurfürstliche Pro-
ject zu berathen, erst Ende November wurden sie mit ihren Bemerkungen
ZQ demselben fertig und erst Anfang Decembcr haben dann die Berathun-
gen darüber im plenum des Fürstencollegiums begonnen. Kurfürst Fried-
lich Wilhelm hat auch jetzt in dieser Frage dieselbe Haltung einge-
Digitized by
Google
156 4- ^QT Aofaog des Begensbarger Reichstages.
uommen wie auf dem vorigen Reichbtagei er bat allerdings gegenüber jenen
so weit gehenden Forderungen der Pürstenpartei an der Behauptung der
wesentlichen, in den Reiebsgesetzen und dem Herkommen begründeten
Vorrechten der Kurfürsten mit Entschiedenheit festgehalten und hat zo
diesem Zwecke unter diesen selbst eine festere Vereinigung zn begründen
versucht, aber er hat sonst gegen billige Forderungen der Fürsten zur
Nachgiebigkeit gerathen. Er hat gleich zu Anfang, als ihm jene kurfürst-
liche Declaration, die den Charakter eines Ultimatum trug, mitgetheilt wurde,
erklärt, die Fürsten würden sich sicherlirh nicht mit diesen Zugeständ-
nissen begnügen, und darein gewilligt, dass mit denselben weiter darüber
verhandelt werde, ebenso hat er nachher, obwohl er vorher das Qegentheil
gewünscht und gefordert hatte; nachgegeben, dass diese Verhandlungen im
plenum in ordentlicher Weise geführt wurden.
Neben den eigentlichen Reichstagsgeschäften haben die brandenbnr-
gischen Gesandten in Regensburg in diesen Jahren auch andere Verhand-
lungen zu führen gehabt, sie erhielten den Auftrag, beim Kaiser die Resti-
tution von Jägerndorf zu betreiben, sie sind mit den Gesandten des
Ffalzgrafen von Neu bürg und mit denjenigen Fürsten, welche sich zur
Vermittelung der Streitigkeiten desselben mit dem Kurfürsten erboten, in
Unterhandlungen getreten, und haben, freilich schliesslich ohne Erfolg, zu-
nächst in der Streitfrage über das Directorium im westlälischen Kreise
einen Ausgleich anzubahnen versucht, ihnen wurden dann im Jahre 1664,
nachdem der Kurfürst sich entschlossen hatte, der Rheinischen Allianz
beizutreten, die darauf bezüglichen Verhandlungen mit dem jetzt auch in
Regensburg anwesenden Bundesrathe übertragen; auch über diese ander-
weitige Thätigkeit derselben geben die hier mitgetheilten Akten Auskunft.
Die Gesandtschaft, welche Kurfürst Friedrich Wilhelm im August
1662, jedenfalls in der Voraussetzung, dass auch dieser Reichstag eine
nicht allzu lange Dauer haben werde, nach Regensburg schickte, war eine
sehr zahlreiche und ansehnliche, sie bestand aus dea beiden Mitgliedern
des Geheimen Rathes Claus Ernst v. Platen und Carl Caspar
V. Blumenthal, ans dem Halberstädtischen Regierungs- und Landrath
Curt Asche v. Mahrenholtz und dem Frankfurter Professor Dr. Gott-
fried V. Jena, denen 4 Edelleute und ein stattliches anderweitiges Ge-
folge beigegeben wurden. Die lange Verzögerung der Eröffnung des
Reichstages, dann das unerwartete Hinziehen der Verhandlungen desselben
haben aber den Kurfürsten bald veranlasst, namentlich aus Rücksicht auf
den grossen Kostenaufwand, dieselbe einzuschränken. Schon Anfang De-
cember 1662, also noch ehe die eigentlichen Reichstagsverhandlnngen be-
gonnen hatten, wnrde v. Blumenthal abberufen, um die Gesandtschaft
nach Paris zu übernehmen, im Mai 1663 wurde auch v. Platen und der
grössere Theil des Gefolges zurückgerufen, so dass nur v. Mahrenholtz
und Jena, jener als Vertreter des Kurfürsten im Kurfürsten-, dieser im
Fürstencollegium, mit bescheidenem Gefolge in Regensburg zurückblieben.
Digitized by
Google
Binleitnog. 157
Der erstere war schon im Jahre vorher*) (Janoar — Februar 1661) zu
eioer diplomatischen Sendung an den dänischen Hof verwendet worden,
er ist bis zu seinem Tode (29. October 16Y4*) in Regensburg geblieben,
ohne, wie es scheint, dort eine bedeutende Rolle zu spielen, der letztere
hat hier zum ersten Male die diplomatische Carriere und zugleich diejenige
Stellung angetreten, in welcher er nachher lange Jahre verblieben ist, und
in welcher er eine hervorragende Thätigkeit entwickelt hat. Gottfried
TOD Jena'), der jüngere Bruder des Geheimen Rathes und Halberstäd-
tischen Kanzlers Friedrich von Jena, 1620 in Zerbst geboren, hatte
wie jener sich der juristischen Laufbahn zugewandt und nach Absolvierung
seiner Studien auf den Universitäten Wittenberg, Giessen und Mar-
burg und nach längeren Reisen sich als Docent der Rechte in Heidel-
berg niedergelassen, war dann aber 1655 als Nachfolger seines damals
von dem Kurfürsten als Geheimer Rath in dessen unmittelbare Nähe ge-.
zogenen Bruders als ordentlicher Professor der Rechte an die Univer-
sität Frankfurt a. O. berufen worden. Dort hat er sich neben seiner
akademischen Thätigkeit durch die Anfertigung von Rechtsdeductionen und
Gutachten hervorgethan, er wurde dafür von dem Kurfürsten mit dem Titel
eines Geheimen Rathes beehrt und 1662 als Mitglied der Reichstagsgesandt-
Schaft nach Regensburg entsendet. In dieser neuen Stellung als Ver-
treter des Kurfürsten auf dem immer verlängerten und schliesslich in eine
ständige Versammlung verwandelten Reichstage ist er ein Vierteljahrhun-
dert lang, beinahe bis zum Tode des Grossen Kurfürsten, bis zum Sommer
1687 *) verblieben, und er hat dieselbe auf das geschickteste und würdigste
') S. Urk. u. Akt. IX 8. 719 f.
*) Irrig setzen Cosroar und Klaproth, Gesch. des Preussischen Geheimen
Staatsraths 8.362 seioen Tod auf den 18. September 1689 an; G. v. Jena mel-
det (d. Regensburg 19./29. October 1674), dass v. M. an diesem Tage Nachmittags
3 ühr nach gant kurzer Krankheit (er hat noch die vorhergehende Relation vom
15./25. October unterzeichnet) gestorben sei.
>) 8. Isaacsohn in der AUgem. deutschen Biographie XIU S. 762.
^ Irrig giebt Isaacsohn a. a. 0. an, G. v. Jena sei trotz der zu Anfang
des Jahres 1687 zwischen ihm und dem Kf. entstandenen Differenzen auf seinem
Posten in Regensburg bis über den Tod des Kf. hinaus verblieben. Allerdings
wurden jene Differenzen ausgeglichen, der Kf. versichert ihn (d. Potsdam
22. März/ 1. April 1687) wieder seiner früheren Huld und Gnade, gewahrt ihm
aber Eunächst einen dreimonatlichen Urlaub, um seine in Brescia sich aufhaltende
Tochter daselbst zu besuchen, und weist ihn an, sodann sich zur Beobachtung
seiner obliegenden Funktionen im Herzogthum Magdeburg wieder einzufinden,
nimmt aber (d. Potsdam 29. Mai / 8. Juni 1687) den ertheilten Urlaub wieder zurück
Qod befiehlt ihm, sogleich nach Halle sich zu hegeben, und J. meldet von dort
am 2./ 12. Juli desselben Jahres, dass er dort angekommen sei. Nach seinem
Abgange verwaltete zunächst der schon 1680 ihm beigegebene C. Schonbeck
allein die Gesandtschaftsgeschäfte, bis der Kf. noch In demselben Jahre Ernst
V. Metternich und Wolfgang v. Schmettau zu seinen Gesandten beim
Reichstage ernannte.
Digitized by
Google
158 4* I)er Anfang des Regenebnrger Reichstages.
und zur vollen Zufriedenheit seines Herren ausgefüllt. Mit einer gründ-
lichen Kenntnis der verwickelten staatsrechtlichen Verhältnisse verband er
eine scharfe Beobachtungsgabe, and auch mit den damaligen Künsten der
diplomatischen Intrigue hat er sich schnell vertraut gemacht; bei aller Ent-
schiedenheit, mit welcher er die Rechte und Interessen seines Herrn ver-
trat, zeigte er sich doch mild und versöhnlich, er war von angenehmen
Umgangsformen und hat sich so auch bei seinen Genossen in Regensburg
allgemeiner Achtung und Beliebtheit erfreut.
Als Anhang sind diesem Abschnitte die auf die Versammlungen des
Obersächsischen Kreises zu Leipzig (October 1663 und Juni 1664)
und auf die beiden Zusammenkünfte des brandenburgischen Kurfürsten mit
dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen (December 1663 und Juni
1664) bezüglichen Akten beigegeben. Dieselben Fragen, welche den Reichs-
tag beschäftigten, namentlich die Abwehr der Türkengefahr und die Er-
furter Händel, sind auch auf diesen Zusammenkünften zur Sprache gekom-
men. Von Interesse sind dieselben namentlich deswegen, weil sie zeigen,
wie der Kurfürst den damals angesichts der Türkengefahr auch im Ober-
sächsischen Kreise gemachten Versuch der Organisierung einer Landes-
vertheidigung unterstützt, wie er zugleich sich bemüht hat, einerseits eine
Vereinigung desselben mit dem benachbarten Niedersächsischen Kreise,
in welchem eine ähnliche Einrichtung begründet war, herbeizuführen, anderer-
seits eine besondere Verbindung mit Kursachsen und anderen benach-
barten Fürsten zur gegenseitigen Hülfeleistung zu stände zu bringen, wie
er ferner sich bemüht hat, überhaupt mit Kursachsen in ein näheres
und engeres Verhältnis zu treten, welche Versuche aber durch die un-
schlüssige und zweideutige Haltung des sächsischen Kurfürsten vereitelt
worden sind.
Digitized by
Google
iDStrnktion der Reichstagsgesandten. 159
Instruktion, womit wir — unsere liebe getreue Claus Ernst
V. Platen — , Christoph Casparn Freiherrn v. Blumenthäl — ,
Curt Aschen von Mahrenholtz — und Gottfrieden v. Jena auf
den am 8. Juni 1662 ausgeschriebenen Reichstag naher Re-
gensburg abgefertiget haben. D. Cöln a. d. Sp. 23. Juli/
[2. August] 1662.
Sie sollen, obwohl die kaiserlichen Eommissarien wohl nicht zum fest- 2. Au^.
gesetzten Termin eintreffen werden, doch im Jnll in Rege nsb arg sich
einfinden, v. Platen soll im Kurfürstlichen Collegio des Kf. Stelle halten
und Freih. v. Blumenthäl das Wort führen, im Pürstenrath aber v. Mah-
renholtz wegen Halberstadt nnd Pommern, v. Jena wegen Minden
QDd Camin reden nnd votieren').
Als Pnnkte der Berathschlagnng bezeichnet das kaiserliche Ansschreiben,
d. Wien 8. Februar'), dass:
1) von der Sicherheit des Reiches und wie dem Türkischen Vorbruch
in dasselbe als auch in die Kaiserlichen Erblande zu wehren,
2) von der durch den Friedensschluss und letzten Reichsabschied zur
allgemeinen Erörterung verwiesenen Reichsangelegenheiten zu handeln
sein wird.
Woneben dann einige andere absonderlich uns und unsere Lande
angehende, dann auch diejenige Sachen, so uns sonsten recomman-
dieret, zu beobachten sein werden.
I. Türken hülfe. Ges. sollen dafür stimmen, dass solch Werk zu-
erst vorgenommen werde, zuförderst aber rathen, dass der Kaiser quibus-
CQDqne honestis conditionibus Frieden mit dem Türken machen möchte;
sollte dies nicht möglich sein und zur Deliberation kommen, ob und wie
0 8. die ähnliche Geschäfts vertheilung io der iDStruktioo für die Gesandten
aof dem vorigen Reichstage, Urk. u. Akt. VI S. 164.
») Diarium Europ. VIII S. 123flF. Londorp VIII S. 811 flF. Pachnor
V. Eggen stör ff, Vollständige Sammlung aller von Anfang des noch fürwäb-
readen Tentschen Reichstags de anno 1663 biss anhoro abgcfassten Reicha-
•chlasse I S. Iff. Vgl. oben S. 56 u. 152.
Digitized by VjOOQIC
160 ^* ^^r Anfang des Regeosborger Reichbtages.
weit sieb das Reicb dieses Krieges anzanebmen babe , so befindet Kf. in
Anbetracbt der aacb dem Reicbe darcb die Türken drobenden Gefabr die
Hülfe für nötbig. Betreffend 1) die Frage, wie stark die Hülfe sein solle,
kann Kf. jetzt nocb nicbts resolvieren, sondern will sie erst auf empfan-
genen Beriebt bierüber instruieren. Einwendungen wegen Moderation der
Matrikul u. dgl. sollen nicbt beaebtet, sondern deren Erörterung auf an-
dere Zusammenkünfte verscboben werden.
Jedoch haben unsere Abgesandten bei den Kaiserlichen Commis-
sarien ingeheimb zu bedingen, dass, da es anjetzo an unsern Gren-
zen sehr trübe aussiebet und wir um b unserer Lande aus der Nach-
barschaft anscheinenden Gefahr willen eben jetzo noch in kostbaren
Verfassungen stehen müssen, wir zu solcher allgemeinen Türkenhülfe
für diesesmal und ehe wir von der obgesagten Gefahr befreiet, wie
gerne wir auch wollten, etwas beizutragen nicht vermöchten, und
hoffeten also, Ihre Kais. Majestät hierunter uns nicht verdenken, son-
dern das Türkische Wesen vielmehr dahin richten würden, dass durch
Gelegenheit desselben andere nicht Anlass nehmen möchten, Sie und
uns zu beleidigen und zu infestiren.
Betreffend die Fragen: 2) ob die Hülfe in Völkern oder Geld beste-
hen, 3) wenn Völker zu senden, wie es mit ihrem Unterhalt, 4) wie es mit
dem Commando und der Direktion des ganzen Wesens zu halten sein
solle, hält Kf. die Geldbülfe für die geeignetste, doch da auch hierbei
Schwierigkeiten sind und er zu diesem Werke diesmal überhaupt nichts
beitragen kann, können sich die Gesandte den Majoribus accommodieren ;
5) wie das Geld aufzubringen, wird am passendsten der Ausschlag nach
den Römermonaten gemacht werden, auch nach den Beschlüssen früherer
Reichstage auswärtige christliche Potentaten, auch die Eidgenossen, der
Ritterorden und die unmittelbare Reicbsritterschaft um Geldhülfe und Sen-
dung von Truppen angegangen werden können; 6) wegen der Artillerie,
ist es wie früher zu halten, dass die Könige von Ungarn diese anzuschaffen,
die Kreise etwas Feldgeschütz ihren Völkern mitzugeben haben. Betref-
fend 7) die anderweitige Sicherheit des Reichs, so scheinen Gefahren für das-
selbe jetzt nicbt zu fürchten zu sein, man müsse Streitigkeiten mit aus-
wärtigen Mächten jetzt nicbt anregen, aber doch dafür sorgen, dass das
Reich in unvermntheten Fällen nicht gar bloss stehen, sondern ein jeder
der Executionsordnung gemäss sich bezeigen möge.
II. Punkte, welche durch das Instrumentum paci s auf einen
allgemeinen Reichstag verwiesen, aber auf dem vorigen Reichs-
tag nicht völlig abgetban sind.
1) Justitialia. Betreffend Abtbnung der Mängel bei dem Reichskam-
mergericbt, Verbesserung der Ordnung desselben sowie der Reichsbof-
Digitized by
Google
lostrakUon der Reichs tagsgesaodten. 161
rathsordoDDg sollen Ges. in allen zweifelhaften Fällen erst an Kf.
referieren. Eine Revision der Kammergerichts-Matriknl ist; nachdem
auf dem letzten Reichstage Erhöhung der Gehälter der Assessoren
nnd sonstigen Officianten desselben beschlossen ist O9 nothwendig.
Betreffend die Präsentation der Assessoren von evangelischer Seite
sollen Ges. dahin sehen, dass Kf. im niedersächsiscben Kreise mit zar
Präsentation gezogen werde, im westfälischen Kreise aber den einen
evangelischen Assessor allein präsentiere. Auch in der Kanzlei soll
die Parität der Religionen durchgeführt, die Visitation derselben nicht
durch K.Mainz allein, sondern mit Zuziehung anderer, darunter
auch evangelischer Stände, erfolgen. Bei der neuen Reichshofraths-
Ordnung^ sollen die Monita der Stände 3) berücksichtigt, in dem
Reichshofrath selbst die Zahl der evangelischen Mitglieder vermehrt wer-
den, so dass die Parität wirklich beobachtet werden kann; Qes. sollen
auch dahin wirken, dass den evangelischen Mitgliedern grössere Re-
ligionsfreiheit gewährt werde.
2) Ecclesiastica. Bei Erledigung der Restitutionsfragen sollen Ges.
ihr Absehen auf das Instr. pacis, den Nürnbergischen Executions-
recess und den arotior modus exequeudi richten.
3) Politica. In betreff der Herstellung der Parität im Kurfürsten-
collegium auf Deputationstagen soll es, da über andere Vor-
schläge Kur- und Fürstencolleginm sich nicht haben verständigen
können, bei dem alternierenden quarto voto^), das auf ein interim bei
jüngster Deputation eingeführt ist, verbleiben. In der Frage wegen
der Pluralitas votorum in collectis^) hat Kf. sich jetzt für die
von den evangelischen Fürsten vorgeschlagene^) Distinktion entschie-
den, dass nicht bei voluntariae, sondern nur bei necessariae collectae
die majora zu gelten hätten, und zwar nur, wenn die Majorität wenig-
stens zwei Drittel der Vota betrage. Wenn zwei Drittel der Vota
nnius coUegü eine collecta für necessaria erklären, so soll dieselbe
dafür zu achten sein.
Verhandlungen über die Frage wegen einer beständigen Wahl-
capitulation^) haben die Ges. sich zu bemühen zu verhüten, sollten sie
0 Reichstagsabschied von 1654 § 11 (v. Meiern II Anhang S. 97); s. Urk.
u. Akt. VI S. 294.
2) 8. V. Meiern I S. 1133ff. ürk. u. Akt. VI S. 436. 450.
») V. Meiern I S. 1135 f.
*) Reichstagsabschied von 1654 § 191 (v. Meiern II Anhang S. 138). S. Urk.
ü. Akt VI S. 319ff. 348. 400f. Droysen III, 2 S. 87ff. Köcher I S. lOHff. 149.
^) S. über die darüber auf dem letzten Reichstage geführten Verhandlungen
Droysen m, 2 8. 86 flF. Köcher I S. 108flf. 149.
«) 8. ürk. u. Akt. VI S. 320f.
^ S. über die Verhandlungen darüber auf dem letzten Reichstage and die
StelluDgnahme des Kf. ürk. u. Akt. VI S. 375 ff. 4(X)ff. Droysen a. a. 0.
Köcher a. a. 0.
llBt«r. X. Gescb. d. Q. Rarfürsten XI. 1 {
Digitized by
Google
162 4. Der Anfang des Begeosbarger Reicbstages.
doch vorgenommen werden, so sollen sie darauf sehen, dass in einer solchea
Capitalation den Rechten der Kurfürsten nichts vergeben werde; es wird
sieb schwerlich practicieren lassen, eine solche Capitnlation aufzusetzen,
darin nach Qelegenheit der Zeit bei künftigen Fällen nichts zu ändern
vorfallen sollte.
Wegen der AchtserklärnngO soll die Bestimmnng der Wahlcapi-
tnlation*) wiederholt und dem Reichsabschiede inseriert werden, dass kein
Stand des Reiches ohne der gesamten Stände Erkenntnis und Einwilligung
oder wenigstens der sieben Kurfürsten bei einer CoUegialversammlung in
die Acht erklärt werden dürfe; der Punkt des letzten Reichstagsabschieds ^,
worin dem Kammergericht die Achtserklärung ex solo capite coutumaciae
zuerkannt wird, soll geändert werden.
Wegen Verbesserung der Defensions- und Execntionsord-
nung ist auch Kf. der Meinung, dass diese wohl eingerichtet und es nur
dahin zu bringen sei, dass sie wirklich ausgeführt werde, doch soll der
Punkt der Executionsordnung geändert werden, dass erst ein Kreis seine
Macht allein versuchen und erst, wenn diese sich nicht als ausreichend er-
weist, andere Kreise herangezogen werden sollen, vielmehr muss sofort die
Hülfe nach der Qefahr nnd Macht des Feindes eingerichtet und einem
solchen mit gesamter Macht begegnet werden.
Es soll eine Verbesserung der Polizeiordnung vorgenommen wer-
den, anf Grund der auf dem niedersächsischen Kreistage zu Braunschweig
1654 gemachten Vorschläge, doch muss allen Ständen freigelassen werden,
nach Gelegenheit und Zustand ihrer Lande die Polizei einzurichten, nur
dass darin nichts, so der allgemeinen Polizei direct entgegenlaufe, festge-
setzt werde.
Im Kriege unbefugterweise eingeführte Zölle^) sollen abgeschafft, neue
gemäss der Wahlcapitulation ^) nur mit Zustimmung des Kurfürstencolle-
ginms gestattet werden. Ges. sollen sich bemühen, dass Donauwörth
restituiert, dass das Post wesen geregelt werde. Wenn, wie zu erwarten,
die Mitglieder des Deputationstages, über dessen Translocation es zu
1} Vgl. die ähnlichen Vorschriften in der lostraktion für die Beichstagsge-
sandten vom 16. December 1652 (Urk. a. Akt. VI S. 163 f.) and die Instruktion
für dieselben vom 21. Mai 1653 (S. 218).
. ^ Wahlcapitalation Kaiser Leopolds L (d. Frankfurt 18. Joli 1658) § 28
(Londorp Vin 8.357).
') Eine solche Bestimmung findet sich dort nicht, vielmehr werden in § 36
die im Fall der contnmacia bisher gebräachlichen Wege, entweder auf die Poen
der Acht oder Immission ez primo vel secundo decreto sa procedieren, unter-
sagt und in § 162 dem Kammergericht vorgeschrieben, nur in soweit es demsel-
ben vermöge der Reichsabscbiede and der KGordnnng gebühre, zur Achtserklä-
mng EU schreiten.
*) Vgl. die ähnlichen Vorschriften in der Instruktion für die Beiebstagsge-
sandteo vom 16. December 1652 (Urk. u. Akt. VI S. 160).
^) Wahlcapitalation Kaiser Leopolds I. §21 (Londorp VIII S. 355).
Digitized by
Google
InstrnktioD der Beichstagsgesandten. 163
so heftigen Streitigkeiten gekommen ist, Bestätigung alles dessen, was sie
getban und verrichtet, vom Reichstage fordern, so müssen zunächst die
actus und Handlangen, deren Confirmation gesucht wird, specificiert werden,
doch wünscht Kf. Oy dass diese Sache, als welche sehr stachlich ist, weil
diese Streitigkeiten nunmehr cessiereu; nicht möchte angeregt werden.
III. Punkte, welche Kf. in particulari concernieren:
' 1) Man untersteht sich') ihm ratione der Stifter und Bisthümer Bran-
denburg, Havelberg und Lebus und der Herrschaften Ruppin,
Schwedt und Vierraden absonderliche collectas anzumnthen ; dies
ist durchaus ungegründet, doch sollte wegen dieses Punktes von den
anderen Reichsstäoden nichts moniert werden, so haben auch Ges. ihn
zu übergehen. Weil bei diesem Reichstage Redressierung der Matricui
vorgenommen werden soll, so haben Ges. sich zu bemühen, dass
eine Redressierung') derselben auch inbetreff der unrechtmässig be-
lasteten Lande Cleve, Mark und Ravensberg, ferner Hinter-
pommern, Halb er Stadt und Magdeburg vorgenommen werde.
2) Gegenüber der Stadt Magdeburg*), welche die im Instr. pacis ver-
glichene Eventual • Erbhuldigung verweigert und einen Immediatstand
beansprucht, haben Ges. sich zu bemühen, dass dieselbe nicht die
vom Kaiser geforderte Bestätigung des Privilegium Ottonianum erhält,
vielmehr Rath und Bürgerschaft der Alten Stadt Magdeburg von
ihrem Unfug und Widersetzlichkeit abgemahnt, hingegen zur Ablei-
stung des Eides angewiesen und, falls sie sessionem et votum bean-
spruchen sollten, zurückgewiesen werden, auch die Forderung der-
selben wegen Ausdehnung ihres privilegii muniendi et fortificandi auf
alle eine Viertelmeile Weges um die Stadt liegende bona privatorum
und wegen Verhinderung der Wiederaufbauung der beiden Land-
städte Neustadt und Sudenburg sind ganz ungegründet. Ges.
sollen sich in diesen Sachen mit den Gesandten des Administrators
vereinigen.
3) Ges. haben die Rechte des Ef. zu wahren, falls wegen der Jülich-
schen Succes sionssache auf dem Reichstage etwas vorkommen
sollte, oder falls die Stadt Herfordt^), obwohl sich dieselbe mit
ihm verglichen, oder die Städte Wesel und Duisburg^ als freie
») S. obeo 8. 58 f.
^ Vgl. die ganz ähnlichen Vorschriften in der Instruktion vom 16. Decetn-
ber 1652. (ürk. u. Akt. VI S. 152 f.)
») ibid. S. 152 f.
*) ibid. S. 161. Näheres über diese Streitigkeiten mit Magdeburg uuten
io Abschn. 13.
^ ibid. S. 162. Die Stadt hat allerdings 1653 auf dem Reichstage VersDche
gemacht, ihre Beichsstandschaft geltend zu machen, 8. ebendaselbst S. 166 f.
195 f. 220.
«) ibid. S. 163.
11*
Digitized by
Google
164 3. DiQ Belehonng des Knrfursteo a. s. w.
Reichsstädte sessionem et votam beanspracheD, oder der Cardinal
V. Harrach 1) angebliche Rechte auf die Probstei Halberstadt
vorbringen sollte.
4) Der König von Schweden') hat vom Kf. dessen Assistenz nachge-
sucht, nm vom Kaiser mit der Pommerischen Belehnnng anch zugleich
die Ratification des Grenzrecesses za erlangen, Kf. hat dieses aber
abgeschlagen, Ges. sollen sich darauf nicht einlassen, sondern anstatt
voti die dem schwedischen Gesandten ertheilte Resolution') vorlesen.
5) Kf. hat sich bisher nicht entschlossen, der Auflforderung einiger Stände
und des Königs von Frankreich, derAlliance derselben beizu-
treten^), nachzukommen; sollte auf dem Reichstage von diesen des-
wegen etwas an die Ges. gebracht werden, so haben sie zu erklären,
darauf nicht instruiert zu sein, es aber an Kf. referieren zu wollen.
6) Gegenüber etwaigen Klagen einzelner Stände über Belegung mit Durch-
zügen oder Quartier im letzten Kriege wider Schweden sollen Ges.
nachweisen, dass Kf. keine Schuld daran trage. Andererseits aber
sollen sie dafür, dass Kf. erst im fünften Jahre nach dem Osnabrück-
schen Frieden in den Besitz von Hinterpommern gekommen,
Schadenersatz oder, dass dem Kf. deswegen einige caduc Lehne zuge-
wandt werden, fordern.
7) Sollte wegen der Posten^) etwas vorgehen, so sollen Ges. sich
darüber beschweren, dass der Kaiserliche Generalpostmeister Graf
Taxis sich erlaubt hat, des Kf. Recht, in seinen Landen Posten anzu-
legen, anzufechten, und dahin wirken, dass diesem sein unbegründetes
Vornehmen und die harten Reden, die er in seinen Schriften gebraucht
hat, verwiesen und Kf. bei seinem Rechte geschützt werde.
IV. Schliesslichen nun auf diejenige zu kommen, so unsere
Assistenz und Hülfe bedürfen und uns zum Theil darum er-
sucht haben:
1) Ges. sollen mit den anderen evangelischen Ständen zusammen beim
Kaiser Fürbitte für seine evangelischen Unterthanen wegen mehrerer
Religionsfreiheit einlegen.
2) sollen sie sich der Interessen des Kurfürsten von der Pfalz, der Kf.
darum ersucht hat^, annehmen.
1) ibid. S. 164; vgl. die Relation der Gesandten vom 17. Jnli 1653 (S. 256).
^ S. oben Abschn. 3 S. 137 ff.
*) S. oben S. 138. 140.
^) S. die VerhaDdlaugeo mit Lesseios ürk.a. Akt n S. 243 ff. IXS. 600ff.
^) S. seboD die Vorschrifteo in der lostraktioo vom 16. December 1652. (Ürk.
n. Akt. VI S. 164 f.) Vgl. Stephan, Geschichte der preaasischen Post S. 39 ff.
^ Aaf Grnod der zwischen ihnen 6. Mai 1661 abgeschlossenen Allianz (s.
oben Abschn. 2) hatte Karfurst Karl Ludwig den Kf. ersacbt, ihn an f dem
Reichstage zu unterstützen.
Digitized by
Google
lostraktioo der Reichstagsgessodteo. 165
3) Kf. hat TersDcht, den Streit zwischen den beiden brandenbnrgi-
sehen Häosern in Franken') über die Präcedenz und das aasschrei-
bende Fürstenamt nnd Direktorinm im fränkischen Kreise zq schlich-
ten; wenn sie sich nicht beruhigen, so sollen Ges. sich weiter um
einen Vergleich bemühen nnd vorschlagen, dass jene inzwischen ihnen
das Yotam in beider Häuser Namen überlassen, auch sollen sie die
Kitzinger Sache derselben gegen K.Mainz') und die Forderung
des Markgrafen Christian Wilhelm ') gegen den Administrator von
Magdeburg unterstützen.
4) Der Herzog von Mecklenburg hat des Kf. Assistenz gegen Schwe-
den wegen des Warmünder Zolles^) nachgesucht; Kf. halt Schwe-
den dazu nicht für befugt und sollen Ges. demgemäss ihr votum
einrichten.
5) Ges. sollen den Heermeister, Fürsten zu Nassau, bei seinen Be-
mühungen wegen der 3 Ordenscomtureien Mirow, Nemerow und
Wildenbrach ^) unterstützen.
6) Der Kaiser hat vom Kf. sein Gutachten über die Lothringische
Translation, über die von Frankreich geforderte Huldigung der zehn
Städte im Elsass und wegen der Strassbnrgischen Huldigung
gefordert Kf. ist über diese Punkte nicht genügend informiert, Ges.
sollen zusehen, was darüber für Information ertheilt wird, nnd wohin
andere zielen, und danach sich in ihrem votum richten oder an ihn
referieren.
Ges. sollen alles jederzeit unter sich insgesamt wohl überlegen nnd
0 S. oben Abscho. 3 S. 99.
') S. darober Reoschel, Des Durchleachtigsteo Chor- und Fürstlicbeo Hauses
Brandeobarg Stammbaum (Bayreuth 1666) S. 127.
>) Des GroBSoheims des Kf., des ehemaligen, seit 1632 katholisch geworde-
oeo Admioistrators von Magdeburg. Die Streitigkeiten desselben mit dem
jetzigen Administrator von Magdeburg, August von Sachsen, betrafen die
ihm aus dem Erzstift zu zahlenden rückstandigen Alimentgeider, 8. Urk. n.
Akt IV S. 905.
*) S. die darüber schon auf dem vorigen Reichstage 1653 vorgebrachten Kla-
gen bei V. Meiern I S. 356fif.
^) Durch den Westfälischen Frieden (Art. XII §3) waren dem Hause Mek-
lenburg als Entschädigung auch die daselbst gelegenen Johanniterordens-Com'
toreien Mirow und Nemerow zugesprochen worden, doch unter der Bedin-
gung, dass dasselbe die Einwilligung des Ordens erwirke und diesem sowie dem
Kurfürsten von Brandenburg als Patron desselben die üblichen Leistungen fort-
entrichte. Der Orden protestierte aber dagegen und forderte nicht nur die
Besponsgelder, sondern nach dem Tode des Herzogs AdolfFriedrich 1658 auch
die Backgabe der Comtureien selbst, und auch der Kf. unterstützte dieses Be-
gehren. S. aber die darüber bis zum Jahre 1693 sich hinziehenden Streitigkeiten
Lisch in Jahrbücher des Vereins für Meklenburgische Geschichte und Alter-
tbumskunde IX S. 67 f.
Digitized by
Google
166 4. Der Au fang des Regensbarger Reichstages.
nichts ohne gemeines Qotbefinden thun, votieren oder handeln, alles fleissig
protocollieren and dem Ef. von allem, was passiert, bei allen Posten aus-
führlichen Bericht senden.
V. Blumenthal, v. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten.
D. Regensburg 25. AugU8t/[4. September] 1662.
[ADkaoft. Geringe Zahl der Anwesenden.]
4. Sept. Sie sind gestern hier angekommen, v. Platen^) hat sich in Jadenbach
von ihnen getrennt nnd ist noch nicht eingetroffen. Der Erzbischof von
Salzburg') ist am 19./29 August hier angelangt'), will aber, weil nur we-
nige Gesandte anwesend sind, wieder abreisen und Graf Wolkenstein
hier lassen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
26. August/[5. September] 1662.
[Wie sie sich gegen den französischen Gesandten verhalten Bollen.)
5. Sept. Er sendet Abschriften der Berichte Becks über seine Audienz beim
Könige von Frankreich und über die mit demselben wegen Erneuerung
der Allianz gehaltenen Discurse, sowie seines Rescripts an denselben^).
Sollte der französische Gesandte ihnen, gegenüber diese Sache berühren,
und die neue Instruktion, welche Kf. ihnen darüber zufertigen will, noch
nicht angelangt sein, so sollen sie dieses demselben anzeigen, inzwischen
demselben mit aller Courtoisie und Vertraulichkeit begegnen und des Ef.
Geneigtheit zur Freundschaft mit dem Könige versichern.
0 V. Platen begab sich zanächst zu den Markgrafen von Ansbach und
Bairenth,um eine Ansgleichang des zwischen denselben ansgebrochenen Präce-
denzstreites (s. 8. 165) zn versuchen. Er meldet dem Kf. 26. Angn8t/5. September
aus Bairenth, Markgraf Albrecht von Ansbach wolle den Vorschlag des Kf.
nicht annehmen , beide Markgrafen wollten sich auf dem Reichstage der Session
enthalten and ihr votum einem anderen auftragen.
^ Erzbischof Gaidobald von Salzburg, kaiserlicher Principalkommissarius ;
neben ihm hatte der Kaiser den Reichshofraths-Yicepräsidenten Grafen von
Wolckenstein und den Reichshofrath Crane zu Kommissarien bestellt. Die
österreichische Gesandtschaft bestand aus Graf von Weissenwolf, Freiherr
V. Volmar, Dr. Scherer und Dr. Höcher. S. Diar. Earop. VIII S. 667.
') S. die Beschreibung seines Einzuges Diar. Europ. IX S. 188 ff.
*) S. ürk. u. Akt. IX S. 615 f.
Digitized by
Google
AokoDft der Gesandten. Aenssernngen des Erzbischofs von Salzburg. 167
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
l./ll. September 1662.
[Absichten der Deputierten in Frankfurt. Gerimonialstreit mit dem Erzbischof
von Salzburg.]
y. Platen Ist vor drei Tagen aacb von Baireoth hier angelangt. 11. Sept.
Es scheint mit dem Reichstag sehr langsam und schläfrig daherzogeben ;
die ZQ Frankfurt Subsistierenden werden sich wohl nicht so geschwind
hier einfinden; wie ihnen der knrsächsische Gesandte Dr. Strauch mitge-
theilt, wollen dieselben, um ihre bisherigen actiones zu beschönigen und
den Convent mit Manier aufzuheben, einen Deputationsabschied verfassen
and sich hier nicht einlassen, ehe selbiger vom ganzen Reich confirraicrt
worden. Ges. haben sich heute bei dem Kaiserlichen Principal -Commissa-
rias, dem Erzbischof von S alzb ur g, zur Visite anmelden lassen ; da derselbe
aber erklärt hat, sie so behandeln zu wollen, wie er andere kurfürstliche
Gesandte zu Salzburg zu behandeln pflegte , und sich geweigert, ihnen, wie
sie verlangt, die Präcedenz und Oberband und den Titel Excellenz zu geben,
so haben sie die Visite aufgeschoben und fragen bei Kf. an, wie sie sich
deno gegenüber zu verhalten haben.')
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. October st. v./[l. November] 1662.
[Visite bei dem Erzbischof von Salzburg.]
V. Blumenthal hat den 20./. 30. Audienz beim Erzbischof von Salz- l.Nov.
bürg gehabt. Nach Erörterung des Präcedenzstreites, wobei jener sowohl
als V. Bl. auf ihren Behauptungen und Forderungen beharren, spricht der
Erzbiscbof über den Reichstag, beklagt, dass es mit demselben so schläfrig
herginge, auf seine Anfrage beim Kaiser, ob er, ohne auf die anderen
Stände zu warten, mit der Proposition verfahren solle, habe er noch keine
Antwort, ja er wäre versichert, dass man zu Wien weniger auf den Reichs-
tag als alhier gedächte. So gefiele ihm die Kaiserliche Conduite bei jetzi-
gem Türkenkriege auch gar nicht, sagte, er hätte Leute, die sich zu gar
oicbts resolneren könnten. Der Feldmarschall Monte cucoli wäre zwar ein
capabel Subjectum, allein gar zu speculatif, langsam und behutsam. Zum
Schluss erwähnt er des päpstlichen und französischen Streites^), giebt dem
Papste auf das höchste Unrecht und erklärt, derselbe disgustiere alle teut-
0 Kf. erwidert darauf (d. Cüstrin 17./ [27.] September 1662) , sie sollten auf
ihrer Fordemng bestehen , wenn dieselbe nicht erfüllt würde, den Erzbischof
einzeln und ohne Solennitäten besacheni aber in den Geschäften fleissig mit ihm
commanicieren.
^ S. Ranke, Franzosische Geschichte III S. 295 ff.
Digitized by
Google
168 4. Der Aofang des Begensbarger Reichstages.
sehen Fürsten; er hätte ihm neulich einen Brief geschrieben, den er ans
Fenster zu stecken Bedenken tragen würde; er wünschte nur, dass durch
genauere Zusammentretung der teutschen Fürsten *) dem Pabst ein solcher
Knoten möge vorgelegt werden, den er nicht aufzulösen vermöchte.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 10./ 20. No-
vember 1662.
[AeosseruDgen des Erzbischofs von Salzbarg.]
20. Nov. V. Platen und v. Blumenthal sind gestern einer Einladung des
Erzbischofs von Salzburg zur Mittagsmahlzeit gefolgt; dabei erzählte der
Erzbischof, er hätte an den Kaiser gelangen lassen, weil man den Frieden
mit den Türken für gewiss hielte, so würde nicht zu rathen sein, den An-
fang des Reichstages von der Hülfe der Stände zu Beibehaltung der kaiser-
lichen Armatur zu machen, sondern man solle zunächst die auf dem letzten
Reichstage unerledigt gebliebenen Reicbssachen, namentlich punctum securi-
tatis imperii vornehmen, und würde der Kaiser darauf bedacht sein müssen,
dass den gravaminibus imperii abgeholfen werde; wenn solches geschehen,
würde sich am besten von der Hülfe reden lassen. Er wüsste zwar, dass
er damit bei den kaiserlichen ministris schlechten Dank verdiente, der Kaiser
hätte ihm aber doch anheimgegeben, wenn die KMainzische Hauptgesandt-
Schaft käme ^), mit derselben und dem kurfürstlichen Collegio zu überlegen,
wie die Proposition am füglichsten einzurichten sei. Man glaubt aber allge-
mein, dass die Proposition vor dem neuen Jahre nicht geschehen werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 23. November/
[3. December] 1662.
[Festsetzung der Eröffoung des Beichstages.]
3. Dec. t)cr Erzbischof von Salzburg hat zu gestern Nachmittag erst um ^1^2
die kurfürstlichen und dann um V2 3 die fürstlichen Gesandten zu sich berufen;
V. Mahrenholtz ist zu dem ersten, Jena zu dem zweiten Termin erschie-
0 Auch Kurfürst Johann Philipp von Mainz billigte das Vorgehen L u d -
wigs XIV. gegen den Papst, und Ludwig XIV. selbst hat damals eine Yereioi-
gUDg des fraozöBiscben und deatscben Klerus gegen denselben gewünscht, 8.
die Bescripte des Königs an Gravel vom 28. September und 28. October 16G2
(Guhrauer, Kurmaioz in der Epoche von 1672, II S. 341.344).
^) Anfang November ist in Regensburg als Gesandter für K.Mainz nar
Dr. Ettinger anwesend, erst am 25. November kommt der Kanzler Mehl,
18. Janaar 1663 der Principalgesandte, Bischofvon Worms, an, letzterer stirbt
daselbst am 13. März 1663 (8. Diar. Europ. IX 8. 508. X 8.4. 132.).
Digitized by
Google
EröflfoQDg des BeichsUges. 169
neD , auf dem ersten tbeilte der Erzbisehof mit, dass der Kaiser für den
20. Januar st. d. die Pröposition festgesetzt habe, und fragte, ob die kar-
fürstlicheD Gesandten damit eioTerstanden wären; auf ihre bejahende Er-
kläi?ing theilte er dieses dann nachher den fürstlichen Gesandten mit, die
sich auch zustimmend erklärten.
Dieselben^ an den Kurfürsten. D. Regensburg 12. /22. Ja-
nuar 1663.
[EröffooDg des Reichstages.)
Vorgestern, Sonnabend den 10./ 20.^ wurde die Reichstagsproposi- 22 Jan
tion') eröffnet, obgleich sowohl auf der geistlichen als weltlichen Bank
ao die 40 Stände fehlten. Freitag Nachmittag fand vorher im Hause des
w KMainzischen Kanzlers Mehl eine Zusammenkunft der kurfürstlichen Ge-
sandten statt, worin über allerhand Cerimonialien , worin die Präeminenz
des Kurfürsten zu wahren, verhandelt wurde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./ 25. Ja-
nuar 1663.
[Beschlüsse über die Reihenfolge der zu berathenden Gegenstände und den
modas tractandi.]
Dienstag den 13./23. Januar wurde die erste Session^) gehalten; die in 25. Jao.
beiden Collegien ad deliberandum vorgetragenen Punkte waren:
1) nach welcher Ordnung die in der kaiserlichen Proposition enthaltenen
Materien vorzunehmen?
2) was für ein modus tractandi hierin zu halten sei?
Beide Collegien beschlossen: 1) die vom Kaiser in der Proposition
gemachte Ordnung zu observieren, also zunächst von der Hülfe gegen den
0 V. Blamenthal, den Kf. für die Gesandtschaft nach Paris bestimmt hatte,
(0. Urk. Q. Akt. IX S. 616) hat inzwischen 4. December Begeosburg verlassen
Qod ist zunächst nach Berlin gereist (Diar. Europ. IX S. 508.).
^ 8. die ausfabrlicbe Schilderung der EroffnuDgssitzuog Diar. Europ. X
S. 5ir.; Theatr. Europ. IX S. b57f.; Gemeiner I S. 17 ff.
^ lo derselben (Diar. Europ. X S. 12ff.; Londorp VUI S. 963; Pachner
V, Eggenstorff I 8. 7 ff.) werden drei Punkte zur Berathang gestellt: 1) Hülfe
gegen die Tarken, 2) Erhaltung der Buhe und Sicherheit des Beiches, 3) Erle-
digung der nach dem Friedensschluss zu vollziehenden und auf den Beicbstag
verwiesenen Gegenstände, es wird aber verlangt, dass zonächst der erste erle-
digt werde.
«) S. Gemeiner I S 23 ff.
Digitized by
Google
170 4* I^cr Aofaog des Begeosbarger Reichstages.
Erbfeind zq bandeln, docb so, dass die in den beiden letzten Punkten be-
griffenen Materien nach Möglicbkeit zngleicb mit Vorgenommen würden.
2) die Dinge sollten ordentlich in pleno vorgetragen werden, doch dass
nach der Sachen Bescbaffeubeit za Zeiten ancb depatati solche yorzaneh-
men verordnet würden.
Ges. erbitten vom Kf. Anweisung inbetreff der Türkenhülfe, ob sie auf
das Geld oder auf das Volk gehen, und wieviel sie bewilligen sollen. Sie
haben wegen des Fürstenthums Cammin ein MemoriaP) dem Erzbischof von
Salzburg übergeben.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. / 29. Ja-
nuar 1663.
[Gespräch Jenas mit Craoe, ADdentaog, dass Ef. nicht su der Türkenhülfe bei-
tragen könne.)
29. Jan. Heute wird die zweite Sitzung gehalten werden. Weil dort über die
Türkenhülfe berathen werden soll, haben Ges. es für nöthig gehalten, den
Kaiserlichen Kommissarien von weitem zu verstehen zu geben, dass Kf.
diesesmal sich an der Leistung von Volk oder Geld nicht betheiligen könne.
Daher hat sich Jena zu Grane begeben und zunächst als Vorwand
angefragt, ob dem Kaiser mit Volk oder Geld mehr gedient sei. Jener
antwortete, der Kaiser würde hierin indifferent sein und den Ständen solches
anheimstellen. Im Discurs kamen sie auf die vom Kf. geführten Kriege und
wie Kf. auch jetzt noch in Waffen bereit stehen müsste, und Jena be-
merkte darauf, dass Kf. wohl für entschuldigt gehalten werden wurde, wenn
er für diesmal mit der Hülfeleistnng verschont zu sein suchen müsste. Da
aber jener hierauf nicht antwortete, so merkte Jena, dass er keine Instruk-
tion oder Macht in diesem Werke hätte, weshalb er es auch nicht für ge-
rathen hielt, sich deshalb deutlicher herauszulassen. Ges. bitten Kf. um
Anweisung, was von ihnen hierin ferner zu thun sei, sie bitten zu erwägen,
ob es nicht rätblich sei, dass Kf. selbst an den Kaiser schriebe, und ob
dem Dinge nicht besser zu Wien als hier abgeholfen werden könne.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 22. Januar/
1. Februar 1663.
[Vorgänge in der Sitzung vom 21./ 31. Januar.]
Febr. In der gestrigen zweiten Session') wurde im kurfürstlichen CoUegio
deliberiert , auf welche Weise die Türkenhülfe einzurichten sei, und be-
0 Londorp VIII S. 967 f., darin wird verlangt dass dem dorch den West-
fälischen Frieden säcalarisierteo Bisthnm Cammin die ihm gebührende Stelle im
Fürstenrathe angewiesen werde.
^ S. Gemeiner I S. 27ff.
Digitized by
Google
Erste Berathaogen. 171
schlössen, gewisse Fragen abzufassen nnd solche ad deliberaDdum in colle-
giis zu proponieren. Im Fürstenrath kam erst die Sache wegen der Ses-
sion für Gammin Yor, dann proponierte das Direktorium die Frage, ob dem
Kaiser gegen die Türken zn helfen wäre, welches auch beliebet ward, doch
dass die anderen Materien specificiert, zugleich mit vorgenommen und ab-
gehandelt werden möchten.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Januar/
5. Februar 1663.
[Die SitEQDgen vom 21./ 31. Januar nnd 24. Januar / 3. Februar.)
Genaaerer Bericht über die Vorgänge in der zweiten Session. Die 5. Febr.
Kurfürsten hatten für nnnötbig erklärt, vom Kaiser Information wegen des
anganschen Wesens za verlangen, ebenso dass die im 2. und 3. Punkt der
Proposition enthaltenen Materien von den Directorien specificiert würden,
sondern man sollte erst den ersten Punkt abhandeln. Im Fürstenrath
verlangte ein Tbeil zunächst nähere Information und Specificierung jener
Punkte y die Majorität aber erklärte sich dagegen; docb bestritten einige,
daninter alle Alliierten, *dass es wirklich die Majorität gewesen. In der fol-
genden Sitzung (24. Januar /3. Februar') behaupteten die AUiierten, die Ma-
jorität sei eine ganz geringe gewesen, um 2 oder 3 vota soUte nicht der
anderen Meinung hintenangesetzt werden, docb blieb es dabei. Weil aber
auch die Städtischen Information über die ungarischen Verhältnisse und
sobdivisionem secundi et tertii puncti begehrten, wurde endlich verwilligr,
dasa bei den Kaiserlichen Kommissarien Information könne eingezogen
werden, doch dass dadurch der Handlung des ersten Punktes keiu Auf-
schub gemacht, und dass inzwischen die directoria den 2. und 3. Punkt
subdividierten und materias tractandas spezifizierten.
Die Alliierten haben wohl 50 Punkte aufgesetzt, welche alle auf
diesem Reichstage abgehandelt werden sollen. Ihre vota richten sie auf
einerlei Weise ein und nennet einer des andern ohne Unterschied ein vor-
treffliches Votum, mit ihnen stimmen und treten auch zusammen: Sach-
sen-Altenburg, Brandenburg Culmbach und Bamberg.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 2./12. Fe-
bruar 1663.
[auf die Relation vom 15/25. Januar. Kf. verlangt von der Leistang der Tür-
kenhulfe entbanden za werden.]
— Solchem nach habet Ihr, was sothane Hülfe belanget, zwar da- 12. Febr.
hin zu votiren, dass wir, gleich anderen getreuen Churfürsten, Fürsten
>) S. Gemeioer I S. 30ff.
Digitized by
Google
172 ^' I^er Anfang des Regeosburger Reichstages.
und Ständen des Reiches dieselbe zu than bereit und erbötig wären.
Ch. |:Dieweil Euch aber zum Theil bekandt, wir uns auch nicht anders
erinnern^ als dass es Euch in Instructione mitgegeben, dass, wann es
zu der würklichen Leistung der Hülfe oder Abführung der Eömer-
monat vor diesem gekommen, wir von dem Keyser zuvorhero ver-
sichert worden, dass wir zu der Würklichkeit nicht gehalten, also
habet Ihr auch itzo mit dem Grafen von Wolckenstein und Cranen
deswegen k part im Vertrauen zu reden und es gleichfalls dahin zu
beforderen, auch auf solchen Fall I. Keys. M. in diesem Stück mit
euren Votis an Hand zu gehen. :|*)
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
2./ 12. Februar 1663.
[SitzQDg vom 30. Januar / 9. Febraar, Gespräch mit der österreichischen Gesandt-
schaft wegen Befreiung yon der Turkenhülfe.]
12. Febr. Die Direktoren des kur- und fürstlichen CoU^gium haben sich zusam-
rnengethan, den ersten Punkt in Specialfragen dividiert') und zugleich da-
bei einige Nachricht von dem siebenbürgischen Zustand gegeben;') darauf
worden 30. Januar/ 9. Februar*) alle 3 Collegia berufen, um über diese
Specialmembra zu ratbscblagen. Kurfürsten- und Fürstencollegium be-
schlossen, sogleich zur Deliberation zu schreiten, doch wurde nichts rechts
verglichen, weil die Frankfurter Alliierten sich nicht eher herauslassen
wollten, bis auch der 2. und 3. Punkt der Proposition subdividiert und
roateriae tractandae spezifiziert seien; die Städtischen entschuldigten sich
defectu mandatorum.
Der Kaiser begehrt nach dem zur Diktatur Gegebenen eine starke
Qeldhülfe, da aber weder in dem kaiserlichen Ausschreiben noch der Pro-
position etwas davon enthalten, so werden sich Oes. vorläufig defectu man-
dati entschuldigen und des Kf. Resolution abwarten.
Bei einer Visite der österreichischen Gesandtschaft am 31. Jan./lO. Febr.
erklärte dieselbe, der Kaiser wünsche lieber Geld als Volk, Ges. erwiderten,
auch sie seien auf Geldhülfe instruiert, Kf. aber hoffe, dass der Kaiser die
Erschöpfung seiner Lande und^ dass er noch beständig in Waffen bltiben
müsse, berücksichtigen werde; jene erklärten darauf, sie erkennten, dass
Kf. Ursache habe, sich in Verfassung zu halten, und wüsste man nicht,
OS. oben S. 160. Kf. wiederholt diese Weisaog am 6. März 1663.
3) S. Pachner v. Bggenstorff I. S. llff.
') Diar. Kurop. X S. 30ff. (irrig als vom 19./ 29. Januar). Londorp VIII
S. 965.
*) S. Gemeiner I S. 33ff.
Digitized by
Google
Berathaogeo über die Türkenhülfe. 173
wenn man in Ungarn orcopiert, wessen man sich a tergo zu versehen hätte,
was sie wegen des Contingents des Ef. angeführt, wurde sich schon finden.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./ 15. Fe-
bruar 1663.
[Sitznog vom 3. /13. Febmar. Parteinahme eines Theilea der Allierten für
die Städte.]
Die Berathschlagung über die 3 membra von Punkt 1 ist am 3./13. Fe- 1«^^- Febr.
broar') durch das Gonclusum der Städtischen^) verzögert worden; gestern')
ist im kurfürstlichen und fürstlichen Collegio wieder beschlossen worden,
dass man die Frage, quomodo die Türkenhülfe zu leisten sei, vornehme
und die Reichsstädte ermahne, sich diesem Beschluss zu accommodieren.
Es faugen sonsten etliche w>d denen Herrn Alliirten im Fürsten-
rath an, ob sie gleich auf vorigera Reichstage ganz anders gesinnet
gewesen, der Städte sich anzunehmen^), und wollen lieber, dass die-
selbige sofort mit im Anfange, ehe die beide höhere CoUegia ver-
glichen, zur Re- und Gorrelation gezogen würden, und das städtische
Votum 80 viel als das Ghurf&rstliche oder Fürstliche gelte. Man
siebet wohl, dass sie vermeinen, wann solches geschehe, es zu ihrem
Zweck dienlich sein würde. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 18. Fe-
bruar 1663.
[Weserzoll des Grafen yon Oldenbnrg.]
Der Graf von Ol den bürg hat, trotz der Vorstellungen desKf. am Kai- 18. Febr.
serlichen Hofe, vom Reichshofrath erwirkt, dass er über den für einige Jahre
erlangten Wesorzoll nach seinem Belieben disponieren darf; doch werden
davon sowohl die Rechte des kurfürstlichen Collegiums als auch des Kf.
besonderes Interesse betroffen, der Reichshofrath ist nicht befugt, sich
dergleichen Concessionen anzumassen, der Zoll darf ohne Zustimmung des
>) In der Relation steht irrthümlich 6./ 16. Januar.
^ S. Gemeiner I S. 37. Darin verlangen dieselben genauere Information
über den Tärkenkrieg, erklären, dass sie über mehrere Pankte der dictierten Sub-
division ohne Instruktion seien, und fordern sunttchst Erledigung der Fr ob
die Majorität die anders Stimmenden verbindlich mache, Revision der Matrikel u. a.
3) 8. Gemeiner I S. 38ff.
*) S. Gemeiner I S. 39.
Digitized by
Google
174 4. Der Anfang des Regensbarger Reichstages.
kurfürstlichen Collegiums nicht alieniert werden. Ges. sollen dieser Sache
wegen mit den anderen karfürstlichen Gesandten commnnicieren.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./ 19. Februar 1663.
[Nachgiebigkeit der Städte.]
19. Febr. Die Reichsstädte haben sich soweit accoramodiertO, dass die Frage,
wie dem Kaiser die Hülfe wider die Türken sn leisten, heute in Delibera-
tion gezogen werde, doch mit der Bedingung, dass sie in materia collec-
tarum per plura sich nicht wollten binden lassen und dass die noch unre-
Tidierte Matrikul ihnen nicht nacbtheilig sei.
Die Pfalz-Neuburgischen Gesandten') haben privatim Jena eine
Schrift *) mitgetheilt, welche der Pfalzgruf in der Jülichschen Successions-
sache hat drucken lassen, deren Verfasser der jetzt verstorbene Kanzler
Sillemann sei. Sie gedachten, dass, wenn sie das votnm wegen der Jülich-
schen Länder suchten, des Kf. Gesandten mit ihnen wohl umtreten würden,
und wünschten, dass die ganze Jülichsche Sache per sententiam decidiert
werden oder dass ihr Herr und der Ef. einmal persönlich zusammen kommen
möchten, damit ein endlicher gänzlicher Vergleich getroffen werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19. Februar/
1. März 1663.
[Geldhülfe ist beschlossen worden. Vorschläge wegen des quanti.]
1 März. Alle drei Collegien haben sich für die Hülfe in Geld entschieden % und
soll nun ein gemeines Gutachten abgefasst und den kaiserlichen Kommis-
sarien übergeben werden. Jetzt wird man de quanto und de modo collec-
tandi rathschlagen, Ges. erbitten dafür nähere Instruktion.
Einige der geistlichen Fürsten schlagen 60 Römerroonate, 20 pro prae-
terito, 20 pro praesenti und 20 pro futuro vor. Im Fürstenrath ist von
einigen, namentlich Würzbnrg, gerathen worden, dass ein gemeines Kriegs-
heer zu der Stände und des Reiches Sicherheit möge aufgerichtet werden,
0 S. Gemeiner I S. 40.
^) Der Obrist und Hofrathspräsident Wolf Jacob Ungelter v. Diesseo-
hausen und der Hofrath Dr. Oarrer (Diar. Earop. IX S. 508).
')Lacii Veroaensis de snccessione in jara ditiooesqae Jaliae, CUviae,
MoDtiam, Marchiae «t Ravensbergae etc. dissertatio, refntatio, apologia anno 16G0
tertiam recognita, s. noten Abscbo. 8.
*) S. über die Verhandlnngeo darüber Gemeiner I S. 4lfir.
Digitizedby Google *
BerathoDgeo ober die Tdakenhülfe. 175
dessen man sich contra qnemcnnqne sofort zo bedienen hätte; Ges. bitten
auch deswegen nm Instruktion.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 26. Februar /
8. März 1663.
[Reserratam der Alliierten.]
Das Reichsgntachten bat noch nicht übergeben werden können, weil 8. März.
die Alliierten ev;)ngeli6cben Theiles und einige andere das reserratum
hineinrücken wollen*), dass sie zur Leistung der Hülfe wider den Türken
sich nicht verbindlich machen wollen, wenn die im 2. und .3. Punkt der Pro-
position begriffeneu Materien auf diesem Reichstag nicht ausgemacht werden
sollten. Das kurfürstliche und die Mehrheit des fürstl. Collegiums wollen
es auslassen, unterdessen steht dessbalb das ganze Werk still. Die Alliier-
ten erklären, sie wollten solche Versicherung, weil sie erfahren hätten, so-
bald man mit dem ersten Punkt fertig sei, wollten die Kurfürstlichen davon-
ziehen; überhaupt find sie gegen das karfürstliche Collegium nicht zum
besten gesinnt.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 2./12. März 1663.
IDas Reichs gntachteo. Gespräch mit Graf Wolckenstein über Befreiung des Kf.
von der Türkenhulfe.]
Das Reichsgutachten >) ist nun glücklich zustaude gekommen und wird 12. März,
den kaiserlichen Kommissarien per deputatos übergeben werden.
Ges. sind heute bei dem Grafen y. Wolckenstein gewesen und haben
bei ihm, was Ef. ihnen wegen der Türkenhulfe befohlen, angebracht, auch
gemeldet, was der Kaiser deswegen dem Kf. schon für Vertröstung gegeben.
Er erklärte darauf, dass der Kaiser dem gethanen Versprechen wohl gnä-
digst nachkommen lassen würde, er wollte es mit H. Grauen besprechen,
den sie morgen auch besuchen wollen.
0 S. Gemeiner I S. 44ff.
>) d. 12. März 1663 (Diar. Enrop. X S. 124 ff. Londorp VIU S. 967
Pachner y. Eggenatorff I S. 13), aber die yorhergeheDden Verhandlungen
s. Gemeiner I S. 48. Dasselbe wnrde am 15. März den kaiserlichen Kommissa-
rien fibergeben, darauf erfolgte eine zustimmende kaiserliche Besolotion yom
2. April 1663 (Londorp VIII S. 969f. Pachner y. Bggenstorff I S. 15),
io welcher der Kaiser yerlangt, dass ihm aufs eheste mit einer absonderlichen
erheblichen Hülfe assistiert werde.
Digitized by
Google
176 4. Der Anfang des Regensbarger Reicbstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
12. /22. März 1663.
[Sitzung vom 9./ 19. März. Verschiedene Abstimmang in betreff der Leistung
der Türkenbülfe.]
22. März. Die Frage, wie die Türkeohijlfe zo leisten, ist 9./ 19. vorgenommen
worden, im knrfürstlichen Gollegium haben Mainz, Cöln und Baier d
für Volk, sie, Sachsen und Pfalz für Geld gestimmt, Trier hat sich
nicht entschieden erklärt. Im Fürstenrathe stimmten alle Alliierten and
einige andere für Volk, andere für Geld, andere Hessen sich garnicht her-
aus, andere wieder stellten allerhand Bedingungen. In dem endlich abge-
fassten Gonclusnm ist enthalten:
1) Anordnung eines allgemeinen Gebetes.
2) Ausländische Potentaten sollen um Hülfe angerufen, auch die Reiohs-
ritterschaft und die Hansestädte dazu gezogen werden.
3) Ratione auzilii hätte sich die Majorität für Geldhülfe erklärt.
Es scheint, dass diejenigen, so Volk, und diejenigen, so Geld gewilligt,
bei ihrem Erbieten werden gelassen werden, sonderlich da es eine frei-
willige Hülfe ist, und der Kaiser wird auch wohl damit zufrieden sein.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
12./ 22. März 1663.
[Befreiung des Kurfürsten von der Türkenbülfe.]
22. März. Als gestern der Graf v. Wolckenstein und Herr Grane ihnen
die Gegenvisite gemacht, haben sie den Punkt wegen Befreiung des Kf.
von der Türkenbülfe wieder vorgebracht. Beide erkannten die rationes,
welche sie angeführt, für erheblich, erklärten aber, sie könnten darüber
nichts resolvieren, erboten sich aber, deswegen an den Kaiser zu refe-
rieren und die Sache auch vor dem Erzbischof von Salzburg geheim
zu halten. Ges. sind in Zweifel, wie sie sich inzwischen, bis sie Bescheid
erhalten, verhalten sollen, werden aber wohl mit ihren votis wie bisher fort-
fahren müssen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
17./27. März 1663.
[aaf die Relationen vom 19. Februar/ 1. März und 2./ 12. März. Die Tarkenhulfe.
Das Würzburger Project Die Neabargische Sache]
27. März. Da Kf. sieht, dass inbetreflF der Türkenbülfe noch zur Zeit wenig Stat za
machen, so befiehlt er den Ges. sich zu bemühen, dass der Kaiser auf
Digitized by
Google
BerathuBgeD über die Türkeohülfe. 177
alleo Fall sich eines gewissen zo versichern habe. Das von Würzborg be-
antragte Heer zur Defension des Reiches contra qnoscunque anbetreffend,
lägst er sich die Sache an ond für sich nicht zuwider sein, wünscht aber
erst nähere Auskunft darüber. In der Neu burgischen Sache kommen
3 Punkte vor:
1) ratione voti, ob sie auch von selten des Kf. solches prätendieren und
den Neuburgischen unterstützen sollen. Darüber, ob es vortheilbaft,
sollen Ges. erst ihre Meinung äussern. -
2) wegen des westfälischen Ereisdirectoriums und der Bemü-
hungen von Osnabrück, Münster und Braunschweig eine Ei-
nigung darüber zu vermitteln : Kf. ist bereit dazu, will mit der Alter-
nation zufrieden sein, doch so, dass er den Anfang mit dem Direc-
torio auf dem Kreistage mache.
3) wegen eines h au ptsäc hl ich en Vergleiches. Er will sich auch darin
so zeigen, dass man erkennen soll, dass er zu Friede und Einigkeit
geneigt sei.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
20./ 30. März 1663.
[ErneueruDg der Rheinischen Allianz]
Von der Frankfurter Allianz haben sie Nachricht, dass diese zwar auf 30. Mär«
3 Jahre prolongiert sei^), dass die dort befindlichen Gesandten sich aber
alle separieren^), auch der französische Gesandte Gravel und der schwe-
dische Schnoltzki seien entweder schon auf der Reise hieher oder doch
zom Aufbruch bereit, von den Reichsstädten befinde sich keine in der Al-
lianz und wolle man solche auch nicht aufnehmen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 6. April 1663.
[auf die Relation vom 12./22. März. Unterstützung der kaiserlichen Forderung.]
~ Dieweil wir nun nicht zweifeln, es werde :| Ihre Key. Mt. |: die e.April.
von Euch angeführte und in der kundbaren Wahrheit bestehenden
Ursachen :| bei sich wohl gelten lassen und sich unserem Verlangen
0 Die Rheinische Allianz war am 7. März 1663 auf drei Jahre (Augast
1664—1667) verlängert worden (Dumont VI, 2 S.453). S. Mignet, N^gociations
relatives ä la euccessioo d'Bspagne n 8. 19. Köcher I S. 314.
') Am 12. März beschloss der Bundesrath zn Frankfurt die üebersiedelung
otch Begensbarg, dooh Hatten schon vorher die meisten Mitglieder der Allianz
ihre Gesandten dorthin geschickt, s. Köcher I S. 313f.
Mater. %. Gesch. d. O. KurfQr8t«D XI. 12
Digitized by
Google
178 ^< I>®r Anfang des Regensbnrger ReichstageB.
nach erklären, | : also habet Ihr gegen vorgedachte : | beide Coinmis-
sarien zu gedencken, dass, weil Ihr nicht zweifeltet, es würde auf ihre
geschehene Relation die kaiserliche Resolution so, wie wir dieselbe
begehrten, einkommen, also wolltet Ihr in solchem Vertrauen kraft
habendes, unsers aussdrucklichen Befehls sie ratione modi et quanti
so, wie sie es desideriren möchten, in Buren Votissecundiren, gestalt
Ihr dann auch, wie itzo gedacht, solches zu thun und allen mtlg-
liehen Fleiss mit guter Manier anzuwenden, damit Ihre Key. Mt. in
diesem Stück zu ihrem Intent ie eher ie lieber gelangen möge. | : —
Die Gesandten an den Kurfllrsten. D. Regensburg
30. März/9. April 1663.
[Berathangen aber das Qaantam der Tärkenbälfe.]
9. April. Vergangenen Freitag ^) ist eine Session gehalten und die qoaestio qoanti
(wie gross die Hülfe in praesenti und in futurnm dem Kaiser zn leisten)
beratben worden, doch ist niemand weder im Korfürsten- noch im Fürstenrathe
gewesen, der darüber etwas gewisses determinieret hätte, auch Ges. haben
sich zu Iceiuem qnanto erboten, sondern gefordert, die kaiserlichen Kom-
missarien möchten angeben, mit was für einem quanto dem Kaiser gedient
wäre. Sonnabend ist Mahrenholtz bei H. Crane gewesen nnd hat ihn
gefragt, auf was für eine Samme eigentlich der Kaiser zielte, und ob schon
Antwort von demselben inbetrefif der Forderung des Kf. diesmal von der
Leistung der Hülfe entbunden zu werden, eingetroffen sei. Crane ant-
wortete, die kaiserlichen Koramissarien wären nicht instruiert, den Ständen
etwas ratione qnanti vorzuschlagen, doch gab er anf M's. weiteres Drängen
endlich zu verstehen, dass im Salzburgiscben Votnm 60 Römerroonate
pro praesenti und, wenn es zum Kriege komme, jährlich 50 Monat in futu-
rum offeriert worden, in dem Pfal z-Lauternschen Votum aber hätte
man sich besser und, wie er redete, hi^rtiger herausgelassen und pro prae-
senti 100 Römermonate gewilligt, welches dem Kaiser gewiss zum Gefallen
gereichen würde. Auf ihren Bericht au den Kaiser wegen der Forderung
des Kf. sei noch keine Antwort erfolgt, der Kaiser wurde aber gewiss die
gefährdete Lage des Kf. berücksichtigen. Er wüsste anch nicht anders, als
dass derselbe dem Kf. durch eine Gesandtschaft schon vor diesem Ver- "
Sicherung gegeben, dass er von seinem Antheil befreit werden sollte, wobei
er es wohl werde bewenden lassen. Nachdem nun am 30. März/9. April
wieder ratione quanti zu Rath angesagt, aber von der österreichischen Ge-
sandtschaft bei voriger Session gar übel empfanden, dass niemand ausser
^) Ueber diese Sitsang vom 27. März/6. April and aber die folgende vom
30. März/9. April 8. Gemeiner I S 52f.
Digitized by
Google
Berathnogen ober die Türkenhälfe. 179
Salzborg und Pfalz-Laatern eio qaantnm habe benennen wollen, haben
sie beschlossen, obwohl sie daraof nicht instruiert sind, auf Ratifikation
des £f. 100 Römermonate yorznschlagen, dafür haltend, dass, weil Kf. dabei
nichts zutragen wolle, wie er ausdrücklich habe bedingen lassen, es ihm
gleich sein werde, ob viel oder wenig yerwilligt werde, und dass 'dadurch
Kf. bei dem Kaiser sich soviel angenehmer machen werde.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 3./ 13. April 1663.
[Vorschläge wegen des Quantum.]
Sie haben 100 Römermonate für die Türkenhülfe yorgeschlagen. Die, 13. April,
welche sich anfänglich zu Volk erboten, haben erklärt, dem Kaiser, wenn
es zum öffentlichen Kriege käme, 8000 Mann oder mehr mit der nöthigen
Artollerie auf ein Jahr, im Nothfall noch lädger, auf ihre Kosten stellen zu
wollen, doch da verschiedene noch keine bestimmte Erklärung abgegeben,
ist man noch zu keiner Re- und Gorrelation geschritten.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 6./16. April 1663.
[Abstimmung wegen des Quantum der Tärkenholfe.)
Heute ist wieder Sitzung gewesen ; im Kurfürstencolleginm hat die Ma- 16. April,
jorität auf 50 Römermonate gestimmt, auch sie haben sich dem accommo-
diert Im Fürstenrath hat die Majorität auf 50 Römermonate ratione prae-
teriti et praesentis auxilii geschlossen, ?on der künftigen Hülfe werde künftig
zu reden sein.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 17. April 1663.
[Abberufung ?. Plateus.] •
Kf. sieht sich der grossen Kosten wegen genöthigt, seine Gesandtschaf- 17. April,
ten möglichst einzuziehen, daher erhält ?^ Platen den Befehl, nach Berlin
zurückzukehren*), y. Mahrenholtz und Dr. Jena sollen dortbleiben und
ihren Staat and Saite so einrichten, dass sie monatlich mit 600 Rthl. aus-
kommen.
0 V. Plateo reist am 1.5. Mai ab.
12^
Digitized by
Google
IgO Der Aofang des Regeosbarger Reichstages.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
16./26. April 1663.
[Resolntion des Kaisers aaf die Forderung des £f. Verlangen des Administra-
tors von Magdeburg]
26. April. YorgeBterD hat ihnen Crane die Antwort des Kaisers auf seinen
and des Grafen Wolckenstein Bericht wegen der brandenburgischen For-
derung mitgetheilt, dieselbe lautet:
Wie nun erstbesagten Ghurfttrsten zu Brandenburg Ldn. sieh
gegen uns woll versichert wissen, dass wir derselben in allen mtig-
liehen Dingen zu willfahren geneigt seind, also werden wir Ihrer Ldn.
desideria des Orts dergestalt beobachten, dass Sie damit zuversichtlich
woll vergnügt und hinwiederumb beursacht sein werden, unsere dem
Rom. Reich und der ganzen Christenheit so woll alss unsem beider-
seits der Gefahr am nächsten gelegenen Land und Leuten zum besten
angesehene Intention Ihres Theils nicht weniger zu secundiren.
Ges. fragen an, ob Kf. es dabei bewenden oder aber noch etwas dess-
halb erinnern lassen wolle, und stellen anheim, ob er deswegen an Crane,
welcher sich dieser Sache vornehmlich angenommen, schreiben wolle. Der
Gesandte des Herzogs August von Sachsen, Administrators von Magde-
burg, hat ihnen mitgetheilt, sein Herr habe mit Kurs ach sen einen Ver-
gleich geschlossen, wodurch er die landesfürstlicbe Hoheit über etliche Aem-
ter erhalten ^), er beanspruche daher Session und votum im Fürstenrath. Der
Kaiser habe bereits seine Zustimmung dazu ertheilt, an Kf. wäre deswegen
auch geschrieben, und er wünschte zu wissen, was ihnen hierin zu thun
anbefohlen sei. Sie haben erwidert, dass sie noch keine Resolution des-
wegen erhalten hätten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
17. /27. April 1663.
[Ges. sollen ihr Votum io betreff des Quantum redressieren.]
27. April. — Im übrigen so ist euch unsere eigentliche Meinung ratione
subsidii, welches Ihrer Keys. M,. zu leisten, aus uehren Rescripten zur
gnüge bekannt, und hättet ihr euch daher auf mehr Monate als an-
dere herauslassen sollen, und weil wir sehen, dass ihr darinnen das
pfalzische Votum gefolget und sub spe rati euch auf 100 Monat in
futurum herausgelassen, wir:{ aber vielmehr den Dank bei Ihrer Keys.
*) 8. Opel, Die Yereiuigung des Heraogthums Magdeburg mit Karbranden-
burg 8. 7.
Digitized by
Google
Die TürkeDhüIfe. Das von dem Admio. von Magdeburg gesnchto Votam. 181
M. za haben verlaDgen, dass wir anderen und nicht andere uns vor-
geben, |: solchem nach so habt ihr dahin zu sehen, damit ihr mit
guter Manier euer Votum, als welches sub spe rati abgeleget,:| der-
gestalt redressiret, I : dass ihr in euren Votis an und furbringet, dass
ehe und bevor eure unt. Relation bei unseinkommen:{ unser gnädig-
ster Befehl ratione quanti eingelanget. Was nun die Eeyserliche, als
mit welchen ihr daraus vorhero zu communiciren^ begehren möchten,
dass ihr ratione quanti sowohl wegen des künftigen als vergangenen
votiren sollet, darnach habt ihr euch zu richten^ doch dass eure Vota
aaf eine höhere Summa als die pfalzische ist, und, wann die Eeyser-
lichen es zu determiniren Bedenken hätten, zum wenigsten auf 150
Monat eingerichtet werden, | : und dass, wan inskunftige ein mehres für
des Reiches und der Christenheit Bestes notig sein möchte, damit nach
Beschafifenheit der Sachen continuiret werde. Dass aber einem andern
als dem Eeyser die Disposition über dem Geld gegeben werde, das
halten wir gar nicht für zuträglich, und werdet ihr daher, wie ihr
alleweil zu unserm gnädigsten Gefallen gethan, ferner im Votiren
fortfahren. —
' Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
27. April / 7. Mai 1663.
[EröffbaDgen des neueo PfalzneaburgischeD Gesandteo.]
Der E. Sächsische Gesandte hat aufs neue wegen Session and Vo- 7. Mai.
tum des Admioistrators, Herzog Aagust, Erinneruog gethan. Pfalz-Neu-
barg hat einen seiner vorigen Abgesandten, ?. Didinghausen, abge-
fordert und an dessen Stelle den ?. Rauten stein, der früher in Polen zu
Oliva bei den Trac taten *), auch zu Frankfurt a. M. gewesen, hieher ge-
saudty welcher sofort, als er das erste M.il in den Fürstenratb gekommen, •
Jena zugesprochen und sich zu Fortsetzung der Freundschaft, in der je-
ner mit dem früheren Abgesandten gestanden, erboten. Als sie dann priva-
tim von der Jülichschen Sache gesprochen, erklärte er, es sei für beide Theile
nützlich, wenn ein endlicher Vergleich aufgerichtet würde, und dass ein
jeder mit des anderen Assistenz der Jülichschen Lande halber ein votum
buchen könnte.
») S. Urk. u. Akt. VIII S. 711.
Digitized by
Google
^g2 Der Anfang des Regensbarger Reichstages.
Gottfried V. Jena') an den Kurfürsten. D. Regensburg
8./ 18. Mai 1663.
[Versöhnliche 'Aensserong des Pf. Nenbnrgischen Gesandten. Verhandlungen
wegen des für den Administrator von Magdeburg verlangten Votums.] .
18. Mai. Vorgestern wurde das vona Reichsdirectorio abgefasste Reichsgut-
achten«) den Ständen per dictaturam mitgetheilt und wurden denselben Tag
alle consilia berufen, doch ist es noch zu keinem Schluss gekommen.
Der Pfalzneuburgische Gesandte v. Rauten stein hat mit J. vertrau-
lich geredet, er hätte über ihr früheres Gespräch«) seinem Fürsten berichtet,
dieser wäre damit wohl zufrieden und wünsche, J. möge dem Kf. berichten,
dass er zu einem beständigen Vergleich wohl geneigt sei, und könnten dazu
einige Interpönenten vorgeschlagen werden; J. hat erklärt, darüber an Kf.
berichten zu wollen, und erwartet von diesem Instruktion.
ViTegen der Forderung des Administrators von Magdeburg hat er mit
dem K. sächsischen Abgeordneten Strauch verhandelt nnd dabei des Kf.
Forderung vertreten, dass jener ratione loci nichts den Pürstenthümern des
Kf. Präjudicierliches prätendieren dürfe.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 11./21. Mai 1663.
[Berathungeo über das Reicbsgutacbten wegen des Quantum.]
21. Mai. Trotz dreier Sitzungen (Freitag, Sonnabend und heute) ist doch das
Reichsgutachten noch nicht zustande gekommen^), im kurfürstlichen Colle-
gio ist jetzt eine vollständige Gonformität erzielt, nachdem der Kurcölpische
auch zu 50 Römermonaten sich erboten, gleichwohl ist angezeigt worden,
dass Kf. sie inzwischen aut lOO Monat, auch wohl noch mehr instruiert
habe. Die bewilligte Summe soll in zwei Terminen, künftigen Michaelis
und Ostern 1664 erlegt werden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 15./25. Mai 1663.
[Das Reicbsgutacbten ist zustande gekommen. Bevorstehende Berathung wegen
• des futurum auzilium.]
25 Mai. Das Reichsgutachten ^) ist glücklich zustande gekommen und heute
durch Deputierte den kaiserlichen Kommissarien übergeben worden. Der
^) V. Mahrenholtz war nach Halberstadt gegangen, um dort die für die
Gesandtschaft bestimmten Gelder flüssig zu machen.
^ S. aber dasselbe und über die vorhergebenden Verhandlungen Gemei-
ner I S. 55ff.
») S. oben S. 181.
^ S. Gemeiner I S.63ff.
*) d. 13/23. Mai 1663 (Londorp VIU S. 971 ff. Pachner v. Eggen-
Btorff I S. 18f.).
Digitized by
Google
Die TärkeDhülfe Die Porderaog des Admio. von Magdeburg. Ig3
Erzbiscbof von Salzbarg hat daraaf io seiner Antwort erklärt, man
möchte jetzt zuerst das fotorom aaziliam abhandeln , weil der Brach aiid
Kneg mit den Türken sehr wahrscheinlich wäre, der Kaiser würde sich
Volk so lieb als Geld sein lassen.
Der Kurfttret an die Gesandten. D. Königsberg 26. Mai 1663.
[Die kaiserliche Resolatioo, die Forderaog des Admioistrators von Magdeburg.)
— So viel die keys. Resolution, welche euch von Cranen com- 26. Mai.
municiret, belangt, da sind wir der Meinung, dass ihr andeutet, dass
wir die Kesolution also verstünden und annehmen, als wir es von
Ihrer Keys. M. desideriret. — Was des H. Administratoris zu Magde-
burg Ld. prätendirte Session und Votum ratione Querfurt betrifft,
da lassen wir es nochmals bei unserm jüngsten Rescript *), und habet
ihr euch durch keine majora davon. bringen zu lassen, als welche uns
und anderen das jus iam in ipso Instrumente pacis quaesitum nicht
entziehen oder nehmen können, auf solche Weise könnte einer, der
allererst in Fürstenstand erhoben, durch die majora denen filteren vor-
gezogen werden, welches doch injustum und inauditum. —
Gottfried V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
18./28. Mai 1663.
[Berathang über die künftige Hülfe, Forderung, dass auch der pnnctas securi-
tatis zugleich vorgenommen werde.]
Gleich am Sonnabend sind wieder die Collegia berufen worden, nnd 28. Mai
beute') ist dann der Punkt von der künftigen Hülfe ordentlich vorgenom-
oteD, doch noch kein Beschluss gefasst worden. Im karfürstlicben waren
die plura (Cöln, Trier, Mainz und Baiern) für Volk; Branden-
burg beiEmtragte, da das kurf. coUegium vorher einmütbig auf Geld ge-
stimmt und der Kaiser erklärt hätte, dass ihm ebenso mit Geld wie mit Volk
gedieut, möchte man sich noch zur Zeit auf 50 Römermonate au Geld er-
0 Ein Bolcbes ist in den Akten nicht erhalten, der Inhalt desselben ist aas
den späteren Rescripten und Relationen der Gesandten ersichtlich. Kf. willigt
^io, dass der Administrator für sein Fürstenthum Sachsen-Querfart Sit& ond
Stimme im Fürstenrath erhalte, will aber nicht zugeben, dass derselbe, wie er
▼erlangt, mit den übrigen sächsischen Häasern zusammen vor seinen Fürsten-
tbömern die Stelle erhalte.
^ S Gemeiner I S. 69 f.
Digitized by
Google
134 ^* I^^r Anfang des RegtiOBbnrger Reichstages.
klären, auch damit, so lange der Türkenkrieg währte, continaieren, wovon,
in Betracbtang die Matncnl sehr geschwächt, etwa 30000 Mann, wenn die
andern zom Kriegsheer nöthigen Dinge mitgerechnet würden, erhalten wer-
den könnten. Mit geringerm wäre kein genngsamer Widerstand zn thnn
oder was Fruchtbarliches zu verrichten. K.Mainz verlangte, dass der pnnc-
tns securitatis zugleich mit der Türkenhülfe vorgenommen werde, die Ma-
jorität aber erklärte sich dafür, dass dieses erst nach ausgemachtem erstem
Punkt in Richtigkeit zu bringen sei. Auch im Fürstenrath stellten die
Alliierten und wenige andere dieselbe Forderung, dass^ die Sicherheit des
Reiches sofort und zugleich mit der künftigen Hülfe abzuhandeln wäre.
E. V. Platen an den Kurfürsten. Berlin 22. Mai /
[1. Juni] 1663.
[Vorschlage der K.Mainzischen uud K.Cölnischeo wegen der künftigen
Reichsv^rfassQDg.]
1. Juni. Er ist vorgestern hier angekommen, will nur berichten, dass, als er von
einigen Gesandtschaften, darunter der K.Mainzischen und K.Cölni-
sehen, Abschied genommen, von denselben ein Discnrs wegen der künfti-
gen Reichsverfassung angefangen wurde. Der K.Mainzische Kanzler Mehl
erklärte, sein Herr sei auf den Gedanken gekommen, es müsste nothwendig
im Reiche eine beständige Kriegsverfassung eingerichtet werden, und zwar
müsste, da den alten Reichsverfassungen und der Executionsordnung fast nie
nachgelebt sei und die Hinderung unter anderem aus der Matricul herrührte,
etwas ganz neues gemacht werden, nämlich:
1) der Kaiser müsste sich mit den Ständen und diese unter sich zn
mutueller Hülfe auf das kräftigste verbinden.
2) auch die auswärtigen benachbarten Kronen, namentlich Frankreich
und Schweden, müssten hinzugezogen werden, so dass auch diese
sich mit dem Reiche zu mutueller Hülfe verbänden.
3) es müsste jederzeit ein vollkommenes Kriegsheer aus geworbener
Mannschaft mit Generalen, sonstigen Officieren, Artollerie und Muni-
tion in Bereitschaft gehalten werden, wozu jeder Stand das seinige
contribuieren müsste.
4) Jedem Stande müsste freie Hand gelassen werden, wie hoch er sich
anschlagen und was er bei solchem gemeinnützigen Werke thun wolle.
Er hat darauf nur erinnert, ob es auch dem Reiche zuträglich sein
würde, sowohl die Fremden so weit in des Reiches Affairen zu mischen,
als auch sich zu ihrer mutuellen Defension contra quoscunque, da sie oft
viel Streit mit ihren Naebbaren hätten, zu verbinden.
Bei dem K.Gölnischen Gesandten D. Althofe n hat es fast gleichen
Discurs gegeben, derselbe hat nur noch hinzugefügt, dass man Frankreich
und Schweden ohnedem wegen der abgetretenen Reichslande zur Garantie
Digitized by
Google
Project eioer ReichskriegsverfasBuog. Forderung des Admio. v. Magdeb. Ig5
verbanden sei, die sie sehr weit (z. B. Schweden im polnischen Kriege)
estendierten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg 1. Juni 1663.
[Geneigtheit zu einem Vergleich mit Pfalz- Nenbnrg.]
In betreff der Forderung des Administrators von Magdeburg wieder- 1 Juni,
holt Ef. seine frühere Entscheidung. Mit dem Pfalzneuburgischeu
Gesandten soll Jena ferner reden und ihm andeuten, Kf. sei geneigt, wenn
Pfalzneubnrg es beliebe, sich mit ihm in gutes Yei trauen zu setzen
und einen gütlichen. Vergleich nicht auszuschlagen, er wolle erwarten, was
jener ratione modi compositionis und personarnm mediantium vorschlagen
werde, nud werde sich dann darauf erklären.
V. Mahrenholtz und Gottfried v. Jena an den Kurfürsten.
D. Regensburg 25. Mai / 4. Juni 1663.
I K.Sachsens Forderong wegen des Administrators. Die Angriffe gegen die
Beformierten.]
Die knrsächsischen Gesandten haben wieder die Sache des Administrators 4. Juni,
vorgebracht tind verlangt, Ges. sollten wenigstens sub spe rati demselben den
Vorsitz vor Halberstadt und consequenter den anderen Fürstenthümern des
Kf. verwilligen, sie haben aber erklärt, des Kf. Befehl abwarten zu müs*
Ben, und dabei dessen Weisung gemäss bemerkt, Kf. hätte K. Sachsen und
dem Administrator zu Liebe rem ipsam, nämlich sessionem und votum,
verwilligt, in der Zuversicht, es werde das alte Vertrauen zwischen ihnen
erhalten und in K.Sachsens Landen nicht gut geheissen werden, des Kf.
Religionsverwandte wider den Religions- und Osnabrückischen Friedens-
ßchlnss zu beschweren^), v. Gersdorf erwiderte, der Kaiser hätte dem Ad-
ministrator schon sessionem und votum concediert, wenn er aber die Stelle
bei den anderen sächsischen Häusern nicht erhielte, werde er Session und
Votum nicht begehren. K.Sachsen würde an dem, was privat doctores
gegen einander schrieben, kein Gefallen tragen, und falls einer, dass er
s>ich vergriffen, wie dann nöthig wäre, überwiesen werden sollte, würde er
alsdann solchen in seinen Landen nicht dulden. Was Calovius geschrie-
ben, deshalb hätte er sich entschuldigt.^
') S. über diese theologischen Streitigkeiten, durch welche das gegen die
Universität Wittenberg gerichtete Edict des Kf. vom 21. August 1662 veranlasst
worden ist, Hering, Neue Beiträge zur Gesch. der evangelisch -reformirten
Kirche in den PreuBsiech • Brandenburgischen Ländern II S. 160 ff. und unten im
Anhang die Akten über die Zusammenkunft des Kf. mit K. Sachsen zu Torgau.
^ Hering a. a. 0 S. 172 ff
Digitized by
Google
186 4* I^er Anfang des Regensburger Reichstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. Mai /S.Juni 1663.
[Drohende Nachrichten von der Türke nge fahr.]
8. Juni. Vor wenigeo Tagen ist der Graf Lacron von Wien angekommen, um
dem Erzbischof von Salzburg die Türkengefahr vorzustellen*), der. darauf
auch beiliegendes Schriftstück') über den ungarischen Zustand den Ständeo
per dictatnram mitgetheilt hat, darüber ist heute deliberiert ') , aber weder
im kurfürstlichen noch fürstlichen Gollegium zu einem Schluss gekommen;
im ersteren wurde erklärt, da der Kaiser an alle Kurfürsten dieser Sache
halber Gesandte geschickt, müssten sie deren Befehl abwarten; im Fürsten-
rathe wird es wohl zu keinem einmüthigen Beschluss kommen, die Alliierten
verlangen, dass der punctus securitatis mit der künftigen Türkenhülfe zu*
gleich vorzunehmen sei, werden es aber nicht durchsetzen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./15. Juni 1663.
[Berathangen wegen der künftigen Türkeohnlfe.]
15. Juni. Der künftigen Türkenhülfe wegen ist es im Fürstenrath noch zn kei-
nem conclusnm gekommen, wegen der Verschiedenheit der Meinungen und
da sich noch etliche 20 defectu instructionis entschuldigt. Die Alliierten^
welche sich zu Volk erboten, sind gestern und vorgestern bei den K.Main-
zischen versammelt gewesen, um sich zunächst unter sich wegen der Con-
ditionen, unter welchen sie die Völker schicken wollen, zu vergleichen, sie
werden dann ihre. Bedingungen dem Erzbischof von Salzburg mittbeilen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 19./29. Juni 1663.
[Uneinigkeit inbetrefif der zu leistenden Türkenbülfe.]
29. Juni. Mit dem futuro auxilio wird es nun bald zu Ende kommen, doch bleibt
es ratione quand sowohl im fürstlichen als auch städtischen CoUegio bei
der Difformität, muss also das allgemeine Reichsgutachten secuudum con-
clusa difformia eingerichtet werden und ist es daher zu keiner durchgehen-
den Gleichheit (welches wohl vor diesem im h. Reich niemals geschehen)
zu bringen. Die Alliierten haben ihre (abschriftlich beiliegenden) Condi-
tionen übergeben.
0 S. das Schreiben des Kaisers an den Erzbischof von Salzbarg d. Lazeo-
burg 9. Mai 16G3 (Diar. Burop. X 8. 207 f. Londorp VIU S. 971).
3) Diar. Europ. X S. 260ff. Lond orp VIU S. 973. Pachner v. EgK«n-
storff I S.20.
») Geroeiner I S. 72.
Digitized by
Google
Die Tärkeogofahr. Berathangen aber die Tärkeoholfe. 187
Nach Erledigung des ersten Pooktes wird es jetzt bald zur Verhaod-
luog über deo zweiten, die Sicherheit des Reiches, kommen; Oes. erwarten
darüber des Kf. Willensmeinnng.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
6. Juli St. V. 1663.
[auf die Relation vom 291 Mai/8. Jnni. MahniiDgen an die Reichsstände, die
Tarkenhülfe ernster anzugreifen. Eigene Bülfserbietungen-des Kf.]
— Wir betrüben uns Ober dergleichen Verzögerung und gefährlichen 16. Juli.
Aufenthalt nicht wenig und dass man des Erbfeindes dessein nicht
mit mehreren Ernst und Eifer zu Herzen nimmt. — Ihr habet dahero
unsertwegen dies Werk beweglich und glimpflich vorzustellen —
dass gleichwohl, da der Allerhöchste annoch Mittel genug verliehen,
solchem allen in Zeiten mit dessen göttlichen Beistand vorzukommen
und abzuwehren, diejenigen eine schwere Verantwortung Ober sich
und ihre Nachkommen ziehen würden, welche durch andere Respecte *
die Defension des Vaterlandes zu bindern oder doch zu divertiren
suchen, und weil wir versichert w&ren, dass unter allen Gliedern des
Reiches niemand wäre, welcher an solcher Auflage zu participiren
begehrete, vielmehr alle Kräfte und Mittel wider Gottes und des Vater-
landes Feind anzuwenden begierig, so wollten wir ihnen allen und
jeden als ein getreues Mitglied die Beförderung dieses Werkes bester-
massen recommandiret haben, und weil wir Euch neulich albereit
gnädigst anbefohlen, dass Ihr unsertwegen 150 Römermonat willigen
solltet, also lassen wir es nochmals dabei bewenden, und haben wir
denn, nachdem die Keys. M. durch eine eigene Abschickung *) uns
die instehende Gefahr repraesentiren lassen und umb schlünige Hülfe
an Volck, Munition und Geld beweglich anhalten lassen, deroselben
alsofort einige Völcker zu Ross und Fuss, etliche hundert Centner
Pulver, etliche tausend Stuck Kugeln und Granaten und dann hun-
dert tausend Rthaler versprochen, das Geld albereit wirklich gezahlet,
und sollen die Volcker und Munition, so bald es Ihre Keys. M. noti-
ficiren und begehren werden, marchiren und geliefert werden, wel-
ches alles Ihr bei guter Gelegenheit zu erwähnen und dabin mit allen
Vleiss Euch zu bemühen, damit vor allen Dingen der punctus der
0 Ueber diese Sendung Lisola's an den Kf. s. nnten Abschn. 5.
Digitized by
Google
188 4* ^61* Anfang des Regensburger Reichstages.
Türkenhülfe vest gesetzet und durch keine andere Materie divertiret
werde. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
10. /20. Juli 1663.
[MittheilaDgen RauteoBteiDS.)
20. Juli. lo pablicis ist in 14 Tagen nichts geschehen, die Stände sind so lange
nicht zasammen berufen worden, da man erst die kaiserliche Resolutioa
auf das Reichsgntachten erwartet, vermuthlich wird der Kaiser nicht mit
dem, was bisher bewilligt, zufrieden sein, sondern eine andere, besser ein-
gerichtete, conforme und stärkere Hülfe begehren.
PS. Der Pfalz-Neuburgische Gesandte, Rautenstein, hat Jena an-
gezeigt, sein Herr hielte das, was hier wegen eines gütlichen Yergleicheä
geredet sei, für aufrichtig geraeint und schlage seinerseits den König yon
Frankreich und den Bischof von Münster als Interponenten vor, wün-
sche die Sache aber vorläufig noch geheim zu halten.
Dieselben an den Kurfürsten D. Regensburg 17./ 27. Juli 1663.
[Die kaiserliche Resolation aaf dae ReichsgutacbteD.]
27. Juli. Die kaiserliche Resolution i) auf das Reichsgutachten ist nun erfolgt
und werden jetzt, nach 3 Wochen, die Stände zusammeobernfen werden,
doch ist zu fürchten, dass keiner oder wenige sich anders oder zu einem
höheren quanto erbieten werde, man meint, der Kaiser werde geschehen
lassen*), dass jetzt der punetus securitatis angegriffen werde, doch mit dem
1) d. 24./14. Juli 1663 (Londorp VIII S. 981f., Pachoer v. Kggenstorff
I S. 33). Dario verlaogt der Kaiser, dass die ex causa praesentia et praeteriti
temporis bewilligte Geldbulfe aoticipiert werde, dass diejeDigen Reichsstände,
welche weniger als 50 RomermoDate bewilligt, den anderen beitreten, dass für
die auf dieses Jahr bewilligte Geldbulfe bestimmte und zwar möglichst nahe
Termine festgesetzt und dass, da zu besorgen sei, dass der Krieg in diesem
Jahre nicht werde beendigt werden, zeitig wegen fernerer Hülfe Beschluss
gefasBt werde, dass ferner diejenigen, welche Volkshulfe bewilligt hätten,
ihre Truppen sofort anmarschieren liessen, damit er dieselben Ende Juli oder
Anfang August zur Hand habe, die. vorgeschlagenen Bedingungen habe er schon
durch den Brzbischof von Salzburg auf die Billigkeit adjustieren lassen. (S.
den Vertrag mit den Alliierten wegen der von diesen zu stellenden Hälfstmppeo
d. Regeosburg 11. Juli 1663 Diar. Europ. IX S. 406 fif., Loodorp VUI S. 977,
Pachoer v. Eggenstorff I S. 30f.)
^ Der Erzbischof von Salzburg theilt (d. Regensburg 27. Juli 1663) dem
K.Maiozischeo Direktorium den Inhalt der kaiserlichen Resolutioo mit und
stellt anbeim, da die Gesandten deswegen erst Instruktion von ihren Principalen
Digitized by
Google
Die TürkeDhälfe. Die securitaB imperii. 189
Vorbehalt, wenn die Türkengefahr nicht nachliesse, den punctas auxilii zu
reassomieren.
Ges. haben .den inzwischen angelangten französischen Gesandten Gra-
vel besucht und wegen des Tractainents garkeine Schwierigkeit gefanden.
K.Bairi8ehe und K.Mainzische Trappen sind schon aof dem
Marsch nach' Ungarn.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
20./30. Juli 1663.
[BemerkoDgeo in betreff der securitas imperii. Geneigtheit zur Verstäo-
digUDg mit Pfalz-Neubarg.]
Kf. bedauert, dass es der Türkengefahr gegenüber nicht za etwas 30. Juli.
Rechtschaffenem gekommen ist; er selbst will für das Vaterland and die
Christenheit beitragen, soviel ihm der Allerhöchste Vermögen und Kräfte
verleihe.
1) Wann nun der punctus securitatis imperii vor und in Delibera-
tion kommen sollte, so habt Ihr unsertwegen in beiden Collegiis das
Votum dahin abzulegen, dass wir verhoflfeten, man werde uns im
h. röm. Reich das Zeugniss geben, dass wir bis anbero nichts anders
gesuchet, dann dass die Ruhe und so teuer erworbene Friede — er-
halten und conserviret werden möchte. Da hätten wir nun wohl bei
uns kein zulänglicher und sicheres Mittel finden können, dann dass
zuforderst im h. röm. Reiche zwischen Haupt und Gliedern ein rech-
tes und höchst nöthiges Vertrauen und Verständnuss gestiftet und be-
festiget werde, und hätten auch zu keinem andern Zweck alle unsere
consilia und actiones gerichtet, möchten aber nicht eigentlich wissen
oder sagen, woran es sich bis anhero gestossen, befindeten aber dieses
bei uns, dass so lange im Reich selbst zwischen den Gliedern und
dem Haupt und dann denen Gliedern unter sich selbst ohne An-
sehn und Unterschied der Religion kein rechtes Vertrauen gestiftet, •
alle factiones, studia und Misstrauen aufhöre, an der Securität des
Vaterlandes vergeblich und ohne Effect gearbeitet werde. Wir er-
beten uns und wollten ferner in der That mit Gottes Hülfe beweisen,
dass wir unserem Keyser, zumal dem gegenwärtigen, welchem doch
auch nicht das geringste zu imputiren oder beizumessen, dass er
erwarten würden, inzwiBchen d>n panctas Becuritatis yorzaoehmeD und die Ver-
haDdloDgen wegen der AnticipatioD fortzosetzen (Diar. Europ. IX S. 428 ff.,
LoD^örp VIII S.979f).
Digitized by
Google
190 ^- Der Anfang des Regensborger Reichetages.
einigen Stand betrübet oder zu Weiterung Ursach und Anlass ge-
geben, allen schuldigen Respect leisten und gegen alle und jede un-
sere Herrn Mitchurfürsten, Fürsten und Stände dergestalt betragen
wollen, wie es einem getreuen und redlichen Gliede des Vaterlandes
gebühret und die Grundgesetze und andern des Reiches Constitutionen
erfoderten, und nebenst ihm des h. röm. Reichs Ehre und Ruhe —
samt der vor diesem erworbenen Reputation,. Praeeminentz und Glorie
mainteniren und nach äussersten Kräften und Vermögen vertreten
helfen wollten.
2) Negst diesem so gehörte zu der Securität des Reiches, dass
dasselbe mit allen Benachtbahrten in gutem Verständnuss stunde und
bliebe. Unter den Benachtbahrten wären Frankreich und Schweden
die vornehmsten, wann nun der mit denselben zu Ossnabrugg und
Münster aufgerichtete Friede beständig gehalten und dasjenige, was
beiden aus obgedachtem Frieden zukommet und würcklich tradiret,
gelassen wurde, so hätte es mit beid en Cronen seine gute Richtigkeit
und würden sie auch 'an ihrem Ort nicht weniger den Frieden un-
verbrüchlich zu halten geneiget sein.
3) — bestünde die Sicherheit des Reiches auch mit darin, dass
sich da s h. röm. Reich von niemand zu nahe treten Hesse oder gar
zu viel leidete, denn auf die Weise käme es in Verachtung^ wurde
man sich aber einmal und einmüthig des Vaterlandes Interesse ange-
legen halten und dasselbe mit Nachdruck secundiren, so wurde sich
auch wohl hernachmals einer und der andere bedenken, dasselbe
zu lacessiren.
4) — so hätte man nun über hundert Jahr bis gegenwärtige Zeit
an einer guten Ordnung, wie nemlich ein Creyss dem andern und
ein Stand dem andern im Nothfall assistiren und mit Hülfe erschei-
nen sollte , gearbeitet, man hätte aber gleichwohl kein besseres be-
finden können, als das Fundamentum, welches in der Executions-
ordnung vom Jahr 1555 enthalten, wir hätten auch wohl so viel
wahrgenommen und in der That erfahren, dass es nicht so sehr an
guter Ordnung als an denenjenigen ermangelt, welche denselben Ord-
nungen kein Gnüge thun und denenselben nachkommen wollen, ge-
stalt man sich dann bisdaherö so wenig auf die allgemeine Reichs-
verfassungen, Executionsordnung und was darauf mehr erfolget, als
auf particulär Verbandnusse, Vereinigung, Erbverbrüderung und der-
gleichen zu verlassen gehabt, wurde demnach dahin vomemlich mit
zu arbeiten sein, dass nach Anweisung der Executionsordnung die
Digitized by
Google
Die secorita imperii. 191
Sache vorgenommen, was in der Executionsordnung nicht zureichend,
verbessert, was mangelhaft, hinzugethan, und absonderlich darauf das
Absehen gerichtet werde, damit der Ordnung, welche gemachet und
beliebet, ein rechter Nachdruck gegeben werde, damit die bedarfen-
den Stände darauf sich auf allen Nothfall verlassen und darauf Staat
machen können.
5) — wurde nöthig sein, dass Haupt und Glieder alle ihre eon-
silia einzig und allein auf das h. röm. Reich und desselben wahres
Interesse wendeten und sich davon durch kein fremdes Absehn, es
sei auch dasselbe wie es wolle, abwendig machen lassen.
6) So wurde auch für das sechste nicht undienlich sondern zur
Sicherheit des Reiches nothig sein, dass ein perpetuus miles im h.
rom. Reich unterhalten wurde, welcher nicht so sehr in numero als
ia robore und in getlbten und tapferen Soldaten und OfGcieren be-
stände und dass dieselben oidentlich und ohne Abgang besoldet wür-
den, nnd diese letztere securitatis media alle wurden sich leichtlich
finden, wann nur das erste seine gute Richtigkeit hätte.
Dieses wären unsere treugemeinten privat Gedanken für die
Sicherheit des Vaterlandes und wollten der übrigen gleichfalss ver-
nehmen und an unsern Ort alles getreulich beitragen helfen. Und
diese unsere Meinung nun habt Ihr in Euren Votis verbotenus,'^wie
dieselbe alhier zu befinden, abzulegen, der übrigen Churfursten, Für-
sten und Stände Meinungen und Vota vleissig protocolliren zu lassen
und uns unt zu berichten.
Ges. sollen den franzöbischen Gesandten Gravel visitieren und des
Kr. frenndschaftlicbe Gesinnung gegen die Krone Frankreich contestieren.
PS. Raaten stein sollen sie anf seine nenliche Erklärung von Seiten
d^s Kf. versichern, dass auch von diesem die Sache aofricbtig gemeint
^ei, er wünsche aber, dass die^lbe zunächst im geheimen and ohne Hin-
ZQtiehong von Vermittlern zwischen ihren beiderseitigen Käthen abgethan
werde.
Die Gesandten an den Kurflirsten. D. Regensburg
24. Juli/ 3. August 1663.
[Berathaagen über den panctns securitatis.]
Vorgestern, Mittwoch, sind die Stände wieder zosammenbernfen wor- 3. Aag.
^^D) nachdem K.'Mainz eine Art Proposition*) betreffend punctum secnri-
') d. Regensborg 19./ 29. Juli 1663 (Diar. Europ. IX S. 430. Londorp
^'^•lS.980f. Pachoer y. Eggenstorff I S. 44), a. Gemeioer I S. 83f.
Digitized by
Google
192 4. Der AofaDg des Regensburger Reichstages.
tatis hat öffeDtlich dictiereo lassen, über welche Neuerang der Er^ü^ischof
von Salzburg sehr ungehalten ist. Im isurfürstlichen Collegio propo-
nierte das K.Mainziscbe Direktorium, dass nach abgehandeltem ersten Punkt
nun der punctus securitatis vorzunehmen sei, er hätte seine Gedanken darü-
ber schon schriftlich mitgetheilt. Die meisten (auch Ges.) stimmten danrnf
dafür, dass dieses K.Mainziscbe Memorial erst den Principalon einzusenden
und deren Meinung zu erwarten sei; im Fürstenrath brachte- das öster-
reichische Direktorium den punctus securitatis so vor, wie er in der kai-
serlichen Proposition enthalten ist, die Umfrage wurde aber nicht zu Bode
gebracht, die Mehrzahl hat bisher verlangt, dass die Directoria diesen Punkt
in membra subdividieren und dann solche proponieren möchten'). Sacb-
sen-Altenburg, auch BrandenburgCulmbach uud Braunschweig
beanfragten, dass die Capitulatio perpetua zuerst vorgenommen werde.
Dabei scheint die Intention eines oder anderen zu sein, den statum des R.
Reichs anders zu formieren, man wünscht, die von den Kurfürsten depen-
dierendcn Gesandten solange aus dem Fürstenrath los zu werden, bis die
das kurfürstliche Collegium und dessen Präeminenz angehenden Dinge za
Ende gebracht sind. Ges. aber wollen zu bewirken suchen, dass diese
Frage noch etwas zurückbleibe.
Graf Hohenlohe»), General der Frankfurter Alliierten, ist hergekom-
men, dieselben halten viele Zusammenkünfte, bei welchen sich auch der
französische Gesandte einfindet.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
30. Juli/ 9. August 1663.
[VerhaodlaDgeD über den punctus Becuritatis.]
9. Ang. Die Umfrage im Fürstenrath ist 24. Juli /3. August >) fortgesetzt und
beendet worden, es wurde beschlossen, dass die fürstlichen Directoria mit
dem K.Mainzischen sich zusammen thun, den punctum securitatis in ge-
wisse membra subdividieren und solche in. eine Ordnung, wie sie vorzuneh-
men, bringen sollten. Es wurden von verschiedenen Seiten verschiedene
Punkte, die zuerst zu behandeln seien, vorgeschlagen (so die Wahlcapitu-
lation, von ihnen selbst der punctus restituendorum). Mittwoch wurde das
*) V. Jena in dem Votum für Halberstadt verlangt: 1) das Direktoriom
uiöchte diese Punkte so vortragen, dass nicht bald unter den Ständen oder Celle-
gien Streit entstehe; 2) man möchte zuerstdas Reich wegen des Türken Einbruch
in Sicherheit setzen, 3) zugleich aber den punctum restituendorum vomehmeo,
der nach dem Friedensscbluss zuerst zu erledigen sei. Er erklärt zugleich, dass
das von K.Mainz Dictierte keine Propositiou sein könne, dass dem Fnrstencol-
legium überhaupt ausser seinen Direktoren niemand etwas zu proponieren habe.
») S. über deneelbpn Theatr. Europ. IX S 863 ff.
^ S. Gemeiner I S. 85.
Digitized by
Google
BeratboDgeo ober die vorznnebmenden GegeDsUnde. 193
korfürstliche Collegiam alleio coDvociert, K.Mainz wünschte, man möchte
sich Daher heraaslassen, man erklärte aber, man habe zon&chst das K. Main-
zische Memorial den Principaleo eingeschickt, man wünsche, weil im Fürsten-
rath der pnnctas secaritatis sehr weit extendiert werde, die directoria möch-
ten sich zosammenthnn und diesen Pnnkt in gewisse capita dividieren, damit
nicht die beiden Gollegien über verschiedene Materien deliberierten, beson-
ders wäre die Execationsordnong zn verbessern; K.Mainz will aber vorläufig
diese Snbdivision nicht übernehmen, bis man sich specialios erklärt hätte.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
7./ 17. August 1663.
[Die ErkläniDg des KorfärsteD. Weitere Berathangen über den paoctas
secaritatis.]
Ges. haben des Ef. Rescript vom 30./20. Jnli am 4./14. Augnst erhalten 17. Aag.
ond bei heotiger Zusammenkunft 0 dessen Meinung befohleuermassen in
ihren votis in beiden Gollegien verbotenus vorgetragen; es wurde dieses
ni( ht allein mit guter Attention in beiden coUegiis angehört, sondern auch
gar wohl aufgenommen und fast hoch gehalten. Im kurfürstlichen Golle-
gium gingen die majora dahin'), dass eine Provisionalverfassung zu des
Reiches Sicherheit ehestens zu machen sei, damit man einer Reichshülfe
sowohl gegen den Erbfeind als contra quosvis invasionis casus versichert
wäre, und dass auch die Executionsordnnng revidiert werden müsse. Im
Fürstenrath erklärte sich die Majorität wieder dafür, die directoria möchten
zunächst den Punkt in gewisse membra subdividieren und diese den Stän-
den mittheilen. Die allermeisten auf der weltlichen Bank bestehen aber
daraaf, dass die perpetua capitulatio zunächst abgehandelt werde, deuten
in Privatgesprächen auch das votum des Kf. dahin, weil darin vorgestellt
werde, dass das innerliche gute Yertranen zwischen Haupt und Gliedern
zuerst zu stabilieren wäre, während Ges. daraus schliessen, dass zuerst die
Ezecutionsordnung und der perpetuus miles weiter abzuhandeln sei; sie er-
bitten des Kf. Gedanken über die perpetuierllche Gapitulation.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
14/24. August 1663.
[Weitere Beratbangea aber die zu behandelndeo GegeDstäode.]
Das kurfürstliche Collegium hat endlich per majora beschlossen '), 24. Aog.
dass die Executionsordnung zu revidieren sei, im Fürstenrath«) aber hat
0 S. Gemeiner I S. 89ff.
^ S. den E.MaiDziscben Avisatiooszettel d. 17. Angast 1663 (Loodorp
vni S. 983).
^ 12./22. Augost B. Gemeioer I 8.92.
*) S Gemeiner I S. 89fif.
Mftter. B. OMcb ü. G. Kurfnrsten. XI. 13
Digitized by
Google
194 ^* Dor Anfaog des RegeDsbarger ReiobaUges.
es wegen der Versebiedenbeit der Meinangen oocb zo keinem wirklieben
Bescblnss kommen können; die Alliierten auf der weltlicben Bank (denn
die Geistlicben nebmen es sicli niebt an) and andere, darunter die kur-
fürstlicben Hänser zum grösseren l^eil mit sind, dringen darauf, dass die
Capitulation zuerst vorgenommen werde; sie selbst baben in Ermangelung
besonderer Instruktion verlangt, dass zuerst die Executionsordnung und
Verfassung im Reieb, aucb der punctus restituendorum zu Ende zu briu«
gen und dann der defectus comitiorum zu corrigieren sei. Einige im Für-
stenratb lassen sieb verlauten, Kf. würde denjenigen, welcbe die Einriebtung
der perpetuierlicben Capitulation zuförderst urgicrten, nicbt abfallen, weil er
auf dem vorigen Reiebstage^) durcb seine Gesandten im Fürstenratb sol-
cbes Werk babe seeundieren lassen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
31. August 1663.
[BrbaltoDg der kurfärstlichen Prärogativen.]
31. Aug. Ges. sollen sieb die Erbaltung der kurfürstlicben Prärogativen') an-
gelegen sein und sieb auf keine Weise ans dem Fürstenratb excludieren
lassen. Ef. ist betrübt über die Vorgänge auf dem Reicbstag und furcbtet,
dass nur nocb grösserer Zwiespalt dadureb entstehen wird. Wenn diese
Materie im Fürstenratb vorkommen sollte, sollen sie erklären, sie müssten
darüber erst an Kf. referieren, bis sie Resolution erbielten, möcbte mit dem
conclusum innegebalten werden, im Kurfürsten ratb baben sie sieb möglichst
mit Baiern und Sachsen zu conformieren.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg.
21/31. August 1663.
[Berathnng über die zu behandelnden Gegenstände. Frankreichs Erbieten zur
Türkeohülfe.]
31. Aug. Man hat sich nocb immer nicbt verglichen, welche Materie zuerst vor-
zunehmen sei; im Fürstenratb verlangen die meisten Weltlicben zuerst die
Wahlcapitulation, die anderen, darunter aucb Halberstadt, haben be-
schlossen , mit der Wahlcapitulation zugleich eine Verfassung im Reich
aufzurichten, und zwar solle über beides in pleno verbandelt, zugleich der
punctus restituendorum durcb Deputierte vorgenommen werden. Dieser
Bescblnss derselben ist beute durcb das österreichische Direktorium den an-
5/15
0 S. Droysen ni, 2 S. 98 f.
'^ S. das Rescript des Kf. an seine Gesandten auf dem Reichstage vom
b. Februar 1654 (ürk. u. Akt. VI 8.400).
Digitized by
Google
FettstelloDg der vorzDoehmendeD Gegenstände. 195
deren mitgetheilt worden, dieselben haben sich aber noch nicht darauf
erklärt.
Die Alliierten haben Bomb ach znm General-Major bestellt, ihre Trup-
pen sollen schon auf dem Marsch sein. Frankreich erbietet sich zum
simpel Allianceanschlag, 800 z. Pf. und 1600 z. F. unter denselben Bediu-
gQDgen, wie die anderen Alliierten, zu schicken.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
28. August/?. September 1663.
[Feststellang der zu behandelnden Gegenstände; allgemeine Zafriedenbeit mit dem
votnm des Kf. wegen der Wablcapitulation.]
Im Fürstenrath ist es endlich, nachdem Halberstadt erklärt, weil 7. Sept.
sich immer neue Difficultäten ereigneten und man diese wichtigen Dinge
nicht in pleno tractieren wolle, müsse es seine Meinung zurückziehen, an
sich halten und neue Instruktion erwarten, zu einer Einigung gekommen*)^
nämlich zugleich mit der allgemeinen Reichsdefension und der Wablcapitu-
lation anzufangen und damit bis zu Ende der Sachen zu continuieren , zu-
gleich aber auch den punctus restituendorum, diesen per deputatos, die
beiden anderen aber in pleno zu verhandeln; auch Halberstadt hat sub
spe rati eingewilligt.
Sonst wird es Ew. Chf. D. sehr wohl gedeutet, dass das von
dero dependirende Halberstadt — sich der Capitulation nicht wider-
setzet — sondern gütlich und aus Liebe zu Stiftung innerlichen Ver-
trauens in dero eheste Handlung gewilliget, und seind dergestalt beide
Theile mit Halberstadt Ober die massen wohl zufrieden und stellen
sich mit Gebehrden sehr freundlich. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Insterburg
10. September 1663.
[auf die Relation vom 14./ 24. Angnst ZasammengeheD mit K.Baiern and K.Sach-
sen gegenüber den bei der Wahlcapitnlation beabsichtigten Neuerungen.]
Kf. erneuert seine Anweisung, mit den K.Bairischen und K. lO.Sept.
Sächsischen vertraulich zu communicieren , wie man sich den im Für-
stenrathe beabsichtigten Neuerungen gegenüber zu verhalten habe. Sie
sollen femer zu penetrieren versuchen, was eigentlich bei der Capitulation
prätendiert werde und auf welche Weise man dieselbe eingerichtet haben
*) S. das Gonclasom vom 26. August/ 5. September Londorp vm S. 983,
vgl. Gemeiner I S. 93f.
13*
Digitized by VjOOQ IC
196 ^* ^®r Anfang des Regensburger Reichstagea.
wolle, ferner sollen sie berichten, wer neben den Alliierten, Alteubnrg
and Colmbach noch dieses Werk wider das unstreitige Recht der Kur-
fürsten treibe. Man hat sowohl bei Aufrichtung der Wahlcapitulation auf
dem vorigen Reichstage zu Regens bürg als auch bei der Wahl des jetzi-
gen Kaisers 1658 die Erinnerungen aller Stände berücksichtigt, es ist also
den Vorschriften des Instr. pacis sattsam Genüge geschehen. Vorläufig,
bis Kf. ihnen weitere Resolution gesandt, sollen sie erklären, sie hätten io
betreff der Gapitulation wegen Ferne des Weges noch keine Instruktion
erhalten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
4/ 14. September 1663.
[Streit zwischen Kur- und FürstencoUeg über Vornahme der WahlcapitalatioD.
Klagen Bremens über Schweden. FreoDdüche Erkläraogen des scbwediscbeD
Gesandten.]
14. Sept. Das kurfürstliche Gollegium hat beschlossen i), dass zuerst nur die
Reichsverfassung und erst nach deren Abhandlung die Wahlcapitulation
vorzunehmen sei. Vorgestern kamen darauf beide höhere Collegia zur Re-
und Gorrelation zusammen, die Sache wurde aber nicht verglichen. Inmit-
telst geht etlicher Meinung im kurfürstlichen Gollegio dahin , lieber gütlich
sofort zu verwilligen, dass die Gapitulation mit der Reichsverfassung zusam-
men verhandelt werde, Ges. werden sich der Majorität anschliessen.
Der Deputierte der Stadt Bremen') hat geklagt, dass der Herzoglich
Bremische Gesandte die Exclnsion der Stadt vom Reichstage verlangt und
gefordert habe, dass die Stadt ihre Quote zur Türkensteuer dem Herzog-
thum erlegen solle, er fürchtet Thätlichkeiten und bittet um Unterstützung.
Der Schwedische Gesandte wegen Bremen hat in Privatdiscursen
mit Halberstadt erklärt, die Krone Schweden und ihre ministri hätten
es mit Brandenburg immer ehrlich gemeint, wenn Ef. mit derselben in
gutem Vertrauen stünde, würde es für beide Theile der grösste Nutzen sein,
Halberstadt hat geantwortet, dass Kf. dazu bereit sei.
1) S. das GoDcluaum vom 2/12. September Londorp VIII, S. 986, vgl. Ge-
meiner I S. 94.
^) Dr. Barcbard Eden. Schon am 27. Januar 1663 hatte der Schwediacb-
Bremische Gesandte (Snol ski) einen Protest gegen die Zulassung der Stadt sum
Reichatage eingereicht (Londorp VIII. 8.966), wogegen Bden nm Schuts der
Reichaimmedietät der Stadt beim Reichatage eingekommen war (Londorp a. a. 0.).
Vgl. Dontze, Gesch. der freien Stadt Bremen IV S. 138.
Digitized by
Google
WahlcapitalatioD. Tarkengefabr. 197
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
21. September 1663.
[aof die Relation vom 2d. August/?. September. Nothwendigkeit Bchneller Hülfe.
Die HdlfsseoduDg des Kf.]
Ges. werden nochmals angewiesen, sich wegen des modi tractandi ma- 21. Sept.
terias nach den K.B airischen und K. Sächsischen zn richten. Kf. ist
dorchaus nicht dagegen, dass nach Anweisung des Instr. pacis die Wahl-
eapitolation vorgenommen und womöglich eine perpetua eingerichtet werde,
angesichts der traurigen Nachrichten aus Ungarn und Oesterreich aber
hält er es vor allem für nöthig, dass ein jeder sofort nach Kräften Hülfe
leiste. Es wird ja an der Capitnlation nichts versäumt und es kann
ohne Gefahr des Reiches damit auf einige Wochen Anstand haben.
Ihr habet es in beiden CoIIegien anzuzeigen und unsertwegen zu
bitten, dass man jetzt nicht so sehr auf die Matricul oder Gleichheit,
sondern auf die Noth sehen und schicken möge, was man könnte;
auf allen Fall und wann es nicht verfangen will, so seind wir ent-
schuldiget und haben wir gethan, was in unserm Vermögen gewesen.
Wir schicken Ihrer M. 1000 Musquetirer, 500 Reuter und 600 Tra-
guner, guter ttlchtiger und getlbter Mannschaft, und werden uns des
Vaterlandes und der Christenheit Elend mit Gottes Hülfe ferner an-
gelegen sein lassen. Inskunftige werden wir euch des Defensions-
Werks halber specialius instruiren, weil wir durchaus nicht rathen
können, dass man durch langsame Handlung und Conditionirung die
Hälfe aufhalte oder dieselbe allererst nach geschlossener und ver-
glichener Defension resolviren und schicken wolle, dann da wurde
dieselbe wenig nutze sein und verfangen. —
Der Knrfllrst an dieselben. D. Königsberg 21. September 1663.
[ZosammeDgeheo mit K. Mainz. Gee. sollen in die Vornahme der Capitnlation
eiDwilligeo.]
Der Enrfürst von Mainz, dem Ef. sein votum wegen der securitas publica21. Sept.
mitgetheilt hat, hat in seinem Antwortschreiben (d. Mainz 4. September) er-
klärt, dass er darüber mit Kf. einig wäre und seiner Gesandtschaft in Re-
gens bürg befohlen habe, mit der brandenburgischen vertraulich zu confe-
rieren, Kf. befiehlt daher den Gesandten, mit der K. Mainzischen Gesandt-
schaft wegen der Türkengefahr, der Präeminenz des kurf Collegiums und
der Sicherheit des Reichs vertraulieh zu communiciereo. —
Und können wir endlich geschehen lassen, dass man so weit die
Capitnlation vornehme, ak solches in Instrumente pacis gegründet.
Digitized by
Google
198 ^' I^er Anfang des Regensbarger Reichbtages.
in welchem doch dem Cuhrfürstlichen Collegio nichts entzogen. Ihr
habt hierunter mit aller Behutsamkeit zu procediren und lieber eine
Sache, daran ihr zweifelt, bis zu unserer gn. Resolution auszustellen. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
11./21. September 1663.
[Farcht infolga des Streifzuges der Tataren und Tarken.]
21. Sept. Wegen des Streifens der Türken und Tataren^) ist nicht nur
grosses Geschrei, sondern auch Flüchten in Böhmen, Voigtland, Ober-
pfalz und den benachbarten Landen gewesen, so dass die Leute » eine
Meile von dieser Stadt wohnend, sich und das Ihrige nicht mehr getrauet,
auch alhier die Stücke auf die ßastions gebracht worden, doch hat sich
dies jetzt, nachdem diese streifenden Parteien zurückgegangen, wieder ver-
loren.
Die Gesandten an den Kf. D. Regensbnrg
17./27. September 1663.
[Verstandigang zwischen dem karfurstl. nnd farstlicheo Colleginm. Forderungen
der Fürstlichen bei der Wahlcapitalation.]
27. Sept. Nachdem das fürstliche Collegium das von dem kurfürstlichen vorge-
schlagene Temperament'), dass nämlich securitas allein bis zum 1. No-
vember zu tractieren und alsdann die Capitulation zu combiniereu sei,
gebilligt, sind vorgestern, Mittwoch, beide höhere CoUegia zur Re- und
Correlation geschritten und haben sich endlich verglichen').
V. Jena hat erfahren, dass die Forderungen der Fürstlichen wegen
der Wahlcapitulation sich auf folgende Punkte richten :
1) ratione banni.
2) rat. teloneorum, dass künftig neue Zölle zu bewilligen, nicht den
Kurfürsten allein zustehen solle.
3) rat. postarum.
4) rat. belli et pacis, dass ehe solche vorgenommen würden, alle Stände
darüber zu vernehmen wären.
5) rat. eligendi regem Romanorum, dass zunächst alle Stände zu verneh-
men, ob solches bei Lebzeiten eines römischen Kaisers nützlich und
*) S. darüber nnten Abschn. 5.
2) S. Gemeiner I 8. 95 ff.
^ Kar- und Fürstliches Conclasam vom 16. /26 September Londorp vm
S. 986.
Digitized by
Google
TurkeDgefahr. VerständigtiDg über die zu berathenden GegeDstäode. 199
uöthigsei; weno sie es fUr gut befinden würden, sollten die Kurfürsten
nachher nach ihrem Belieben wählen, wen sie wollten.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
25. September/5. October 1663.
[Mittheilaog der Mahnaogen des Kf. Grosserer Eifer seit dem TatareneiDfall.]
Bei vorgestriger Session haben Ges. nach des Kt BefehP) in ihren ö.Oct
votis erinnert, dass männiglich sofort und noch vor ausgemachtem Defen-
sioDSwerke sich in Verfassung stellen und die vorhandenen Völker alsobald
anmarschieren lassen möchte, Kf. hätte schon eine ziemliche Anzahl tüchti-
ger Mannschaft anziehen lassen. Einige erklärten sich hierauf ziemlich,
etliche aber nahmen solches ad referendnm an, es scheint, es hätte der
neolicbe Streif der Tataren*) und der dadurch weit und breit entstan-
dene Schrecken verursacht, dass manche die Gefahr etwas besser zu be-
herzigen anfangen wollen.
800 Pfalz-Neuburgische und 1000 Müasterische Musquetiere,
letztere mit 12 Regimeutsstücken und Mörsern, sind nach Oesterreich durch-
marschiert
Gottfried V. Jena an den Kni-fürsten. D. Regensburg
2./ 12. October 1663.
[EioigUDg über den modus tractaodi materias. Verhältnis der Gesandten
zu Gravel.]
Die 3 Collegien haben sich über den modus tractandi materias nun 12. Cot.
dahin verglichen, dass nach verflossenem October die Sicherheit oder Ver-
fassung des Reichs 4 Tage und dann wieder die Capitulatiou 4 Tage alter-
native in pleno tractiert werde. Nachdem durch die directoria die Ver-
fassung des Reichs in 11 Punkte eingetheilt') und diese per dictaturam
den Ständen mitgetheilt worden, begann am vergangenen Mittwoch die
Beratbung. Im kurf. Golleg wurde nur beschlossen, bei Stellung des
Fosses die Reichsmatrikul zu beobachten Im Fürstenrath ist noch nichts
geschlossen worden.
Freih. von Blumenthal hat*) (21. Sept.) aus Paris geschrieben,
1)' S. das Rescript vom 21. September oben S. 197.
^ S. oben S. 19b uod uoteo Abscbo. 5.
^ Sobdivisio des punctas securitatis d. 8. October/28. September 1663. Pach-
Der V. Bggenstorff I S. 46 f. Gemeiner I S. 105 f.
*) S. V. Blumenthals Relation an den Rurfürsteo, d. Paris 11/21. September
1663 (ürk. Q. Akt. IX S. 659.)
Digitized by
Google
200 4* ^®r Anfang des Regensburger Reichstages.
Lyon 11 e habe das vertrauliche VerhäUnis zwischen hiesiger Gesandtschaft
und Qravel gerühmt, und sie aufgefordert, da dieses seiner Negotiation
zustatten kommen könne, darin fortzufahren; sie bitten, Kf. möcbte ihnen
etwas an die Hand geben, dadurch sie Gelegenheit erhielten, zu Zeiten
Gravel mehr zu sprechen. Derselbe hat neulich Jena in seiner Eigen-
schaft als für das Fürstenthnm Nassau Votierenden besucht, sich zu allen
Dieusten erboten, erklärt, er menge sich -in nichts, suche Eintracht zu er-
halten, der König von Frankreich habe sich sogar zum Dupel- und Tri-
pelanschlag zur Türkenhülfe erboten, der Kaiser aber habe es nicht anneh-
men wollen.
Gottfried V. Jena an den Kurflirsten. D. Regensburg.
9./ 19. Oetober 1663.
[Berathangen über die beiden ersten Punkte der Reichskriegsverfassang.
Beschwerden gegen die Matrikai.]
19. Cot. In beiden höheren Collegien ist über die 11 Punkte berathschlagt, doch
nur die beiden ersten^) recht angegriffen worden. Der Fuss wird ohne
Zweifel nach der Reichsmatriknl und deren Anschlag eingerichtet werden,
das Quantum aber kann erst dann seine Determination erlangen, wenn zu-
nächst klar gemacht wird, was die Matrikul und deren Simpel-Anschlag
wirklich austragen.
K.Trier und K.Cöln haben 20000 z. Fuss und 50000 z. Ross vor-
geschlagen, einige im Fürstenrath 40 bis 50000, andere meinen, um die
Sache schneller zu erledigen, solle man sich mit denen, die sich über ein
zu hohes Contingent beschweren, gütlich einigen. Einige Stände in dem
Niedersächsischen Kreise (Magdeburg, Mecklenburg-Schwerin und
Mecklenbnrg-Güstrow, Sachsen-Lauenburg) bringen schon ihre
Beschwerden über allzugrossen Anschlag ad dictaturam und wollen um
Moderation oder Rectification derselben anhalten. Da diese Frage sicher
vorkommen wird, schlägt Oes. vor, Kf. möchte allen seinen Provinzen und
Landen befehlen, ihre gravamina über das allzugrosse Contingent aufzu-
setzen und möglichst bald herzuschicken.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
19. /9. Oetober 1663 (eigenhändig).
[Vertraoliche Berathung des kurfürstl. CoUegiums über die Wahlcapitolatioo.
Klagen über die kaiserlicheD Mioister.]
19. Oct. Das kurfürstliche CoUegium hat schon vor einigen Wochen beschlossen,
über die Capitulation vertraulich zu verhandeln, ein gemeinsames Gutachten
^ S. über diese VerbaDdlaDgeo Gern einer I S. lOdff.
Digitized by
Google
ReichskriegsTerfassaog and Wahlcapitalatioo. 201
absofassen ood den PriDcipalen za überseDdeo. Doch ist diese Familiär*
coDferenz erst am 2./12. gehalten worden, doch ist dort nur sine ordine dis-
corriert und endlich beschlossen worden, dass ein jeder Gesandter seine
Gedanken schriftlich am 7./17. dem directorio übergeben sollte, daraus
dann das gemeinsame Gutachten abzufassen wäre. Doch ist auf den be-
stimmten Tag damit nicht innegehalten worden, da Jena aber mit seinem
[beiliegenden] Gutachten fertig erschien, erbat es sich Director Mehl
zur Commnnication, erklärte, dass er damit ganz einverstanden sei und es
seinem Kurfürsten znsenden wolle ^). Das CoUegium hat auch beschlossen,
um die Sache geheimer zu halten, selbige remotis secretariis oder proto-
collistis zu verhandeln, so dass die Gesandten selbst die Protokolle und
Relationen abzufassen haben.
Hiebe! wurde auch erinnert und abgeredet, dass ein ietweder
seinem gn. Herrn Oberen gebtlhrlichst in geheim hinterbringen sollte,
wie theils der Herren Ftlrstlichen sich verlauten Hessen, dass Keys.
Haj. Yomehmste Ministri dem Eegiment im Rom. Reiche bei diesen
gefährlichen Läufften nicht wie es sich gebtlhrete vorsttlnden,\nd
dass denen Herrn Churfürsten zukäme, hierin zu wachen und Sorge
zu tragen, Keys. Maj. deshalben zu erinnern und abzurathen, sich
des Werks bei diesen «Läufften selbst mit anzunehmen. Schiene zu
befahren, wann dieses länger anstünde, und die Herrn Churfürsten
sich nicht interponirten und auf des Reichs Wohlfahrt selbst mit
sehen, auch etwas der Regierung sich mitannehmen, dass die Herrn
Fürsten etwas hierin tentiren möchten. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Königsberg
12./ 22. October 1663.
[Bei der 'drohenden Gefahr ist zuerst die DefensioDSverfassung schoeli zu er-
ledigen.]
Angesichts der Türkengefahr, und nachdem der Kaiser ihm die Noth 22. Oct.
in einem besonderen Schreiben 3) vorgestellt und begehrt hat, die Hülfe ohne
einig ander Absehen zu Regensburg zu poussieren, befiehlt er ihnen,
da die Türken für das nächste Jahr mit einer unglaublich grossen Macht
gegen Ungarn sich herausbegeben und absonderlich gegen Teutschland den
Krieg eifrigst fortzusetzen beabsichtigeu sollen, dem kurfürstlichen und
fürstlichen Collegio dieses zu remonstrieren und dahin mit höchstem Fleiss
zu cooperieren, damit man bei solcher Beschaffenheit die Hauptrefiexion
- — ^
*) 16/26. October sendet er auch Abschriften der Gutachten von Trier, Cöln,
Baiern, Sachsen and Pfalz dem Kf. ein.
^ d. Wien 3. October 1663 8. unten Abscbn. 5.
k
Digitized by
Google
202 ^* ^®r Aofaug des RegODsburger Reichstages.
vor allen Dingen auf die Rettung des Vaterlandes — richten möge,
damit in Betrachtung dieser jetzterwähnten Gefahr die Defensions-
verfassung vor allen andern Sachen vor die Hand genommen, ohne
Verlierung einiger Zeit verglichen, und wann dieselbe zur Richtigkeit
gebracht, alsdann des ChurfQrstlichen Collegii selbsteigener Meinung
nach von der Capitulation nach Ausweisung des Instrumenti pacis.
und der Guldnen Bull gehandelt werde, man auch auf keine Matrikul
oder auf einen langwierigen modum wegen Aufbringung der Hfilfe
sein Absehen richten, sondern dieselbe schleunigst schicken möge, wie
solche ein jetweder zu thun vermag. —
Gottfried v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
16./26. October 1663.
[Bewaffbang des Landvolks io den Kreisen. Vorschläge wegen Beilegung des
Streites über das Directorium im Westfälischen Kreise.]
26. Oct. Es wird noch über den Fnss, darauf die Reichsverfassong zu stellen,
verhandelt. Es ist auch beschlosBen worden, daes in allen Reichskreisen
die tüchtigen Landvölker armiert und in Bereitschaft gehalten werden
sollen, um sie im Nothfall zu gebrauchen. Im Schwäbischen Kreise ist
es schon ausgeführt;* der bairische, fränkische und schwäbische
Kreis wollen eine Zusammenkunft veranstalten, um sich wegen Hülfeleistung
zu vergleichen. Ein Theil derwestphälischen Stände klagt, dass wegen
Unrichtigkeit des directorii der Kreis Schaden leide und nicht zusammen-
komme; dem Anspruch Münsters, dass ihm vorläufig das Direktorium
allein gegeben werde, hat Ges. und ebenso Pfalz-Neubnrg widersprochen,
Ges. hat vorgeschlagen, es vorläufig dem Kf. allein zu überlassen. Er
übersendet das jetzt von K.Mainz dem kurlürstlichen Collegio communi-
eierte Verfassungsproject.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Marienwerder
in Preussen 5. November 1663.
[Der Anschlag zur Reichsdefension ist ungenügend, eilige Hülfe notbwendig.]
3. Nov. Die Berichte vom 8./ 18. und 9./ 19. October hat Kf. auf der Reise
nach Brandenburg erbalten, er kann erst nach seiner Rückkehr nach Berlin
ihnen ausführlicheren Befehl darauf zukommen lassen. Vorläufig verweist
er sie wegen der Capitulation anf sein Schreiben an K.Mainz. *
Die Anzahl der 20000 Mann z. F. und 6 000 Reuter, worauf die
Reichsdefension gerichtet werden sollte, finden wir nicht allein ge-
Digitized by
Google
Die ReichskriegsyerfessQDg. 203
ring, sondern auch nicht proportioniret, wovon wir Euch hienegst
unsere fernere Meinung wissen lassen wollen. Dass man aber der
gegenwärtigen Gefahr vom Tflrken durch dieses Mittel zu begegnen
gedencken wollte, wQrde im geringsten sich nicht practiciren lassen,
and bestehet der Nachdruck und das pondus derjenigen Hülfe, welche
I. Kais. M. geleistet werden soll, fumehmlich in der Eilfertigkeit und
wnrcklicher schleunigster Anstalt. —
Ef. sendet bei, was er deswegen an die meisten Forsten geschrie-
ben hat').
V. Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens-
burg 29. October/8. November 1663.
[iiif das Bescript vom '12/22. October. BerathaDgen über das qaaotam der Reichs-
verfassang.]
Das Qnantnm der Reichs Verfassung hat noch nicht festgestellt werden 8. Nov.
können, weil anfänglich einige Geistlichen, webhe eine beträchtliche Yer-
ringemng ihres alten Anschlages am Kais. Hofe ausgewirkt, Ursache zur
Verz{)gernng gaben'), die aber nnn damit stille sind, jetzt aber hat das
Salzbnrgische Direktorium allein das Werk verzögert, welches für sich
die Moderation zu behaupten sucht '). Ges. haben nach Befehl die grosse
Gefahr beweglich vorgestellt und ihrerseits sub spe rati sich zu dem alten
Matrikolanschlag flir diesesmal und saka fntnra rectificatione erklärt, wenn
alle anderen Kurfürsten, Fürsten und Stände das gleiche leisten wollten.
Dieselben an den Knrflirsten. D. Regensbnrg
5./ 15. November 1663.
[Beaehlass des Triplam. Versöhnliche Erklärung des Pf.NenbargischeD Ge-
Bindten. Erklärang des KorfärstencoUegs wegen der Wablcapitnlation.]
Wegen der Reichsdefension haben sich endlich beide höheren CoUegia 15. Nov.
dahin verglichen ^), dass ein jeder Stand mit dem triplum seines alten An-
schlages an geworbener Mannschaft sich gefasst halten solle, um solche
20 stellen. Wie aber die Reichsmatrikul und deren Moderation beständig-
0 d. Königsberg 1Ö./25. October 1663 0. unten Absobn. 5.
^) üeber diese Streitigkeiten wegen Moderation s. Gemeiner I, S. HO ff.
*) 8. Gemeiner I, 8. 115.
*) S. das Conclu8am|Lect. 7. November 1663. Londorp VIII, 8. 992., vgl.
Gemeiner I, S. 116.
Digitized by
Google
204 4 Der Anfang des Regensbarger Reichstages.
lieh einzorichteo, davon wäre sno loco zq reden, nnterdessen aber sollte
hier mit den gra?atls vermittelst der Kreise provisiooaliter gehandelt werden.
Das reichsstädtische CoUegium ^) hat sich zwar die Provisionalmoderation
gefallen lassen, allein zum gedachten triplo sich noch nicht verstehen wollen
und einmüthig erklärt, dass dieses Defensionswerk nicht von einem immer-
währenden, sondern nur von einem zeitlichen, pro durante pericnlo et necessi-
tate, zu verstehen sei, auch K.Sachsen, K. Pfalz und einige im Fürsten-
rath meinen ebenso und halten perpetunm militem für unnöthig, die meisten
aber meinen, dass eine wirkliche perpetuierliche Verfassung aufzurichten sei.
ßetreflfend das Directorium im Westfälischen Kreise scheint es mit
des Kf. Satisfaction dermaleins zum Ende zu gelangen. Der Pfalz -Neu -
burgische Gesandte hat v. Jena einen Bxtract aus dem Vergleich mit
Brandenburg von 1647 *) zugestellt mit der Erklärung, dass er davou bisher
nichts gewusst, und weil die Hauptsache sei, dass den Cleve- und Jülich-
schen Landen zwei Vota auf Kreistagen verwilligt würden, so habe er mit
den Gesandten der anderen Kreisstände deswegen geredet, mit Begehren,
es an ihre Principalen zu bringen, und ihnen die Nützlichkeit und Billig-
keit dieses Ausgleiches remonstriert. Ges. haben sich darauf noch nicht
erklärt, sondern erwarten des Kf. Befehl.
PS. Das Kurfürstencolleg hat jetzt auf Vorschlag von K.Mainz be-
schlossen, den Fürsten und Ständen eine schriftliche Erklärung, was es in
betrefif der Wahlcapitulation einzugehen willens, semel pro semper zuzustellen;
sie senden den Entwurf dazu ein. Sie hoflfen, da im Fürstenrath unterschied-
liche anfangen sich mitius auszulassen, es werde noch so ziemlich ablaufen.
Die desideria der Fürsten sind ausser den früher erwähnten >): jus fa-
ciendi foedera inter se et cum ezteris, suffragia statuum, si leges universales
ferendae, und der Kaiser möchte sich solcher ministrorum gebrauchen, die
dem Reiche nicht etwa schädlich sein möchten.
Geheimenratliß-Protocoll. D. Cöln a. d. Spree
9./ 19. November 1663.
[Ob Kf. persönlich nach Regensburg sich zum Reichstage begeben and das
Reichsgeneralat aDoehmen solle.]
praee. S. Gbf. D. I. F. O. v. Anhalt. Graf v. Dobna. Freih. v. Schwerin. Freih.
V. Loben. Hoverbeck. Platen.
19. Nov. Kf. proponiert die Frage, weil der Kaiser ihm geschrieben *) und begehrt,
dass er persönlich auf den Reichstag nach Regensburg kommen möchte,
ob ihm bei gegenwärt'gem Zustande zu rathen sei, solche Reise zu thun.
0 S. Gemeiner I S. 116f.
^ ProvisioDalvergleich zwischen Kf. and dem Pfalzgrafen Wolfgang Wil-
helm von Neaburg vom T.April 1647 (Londorp VI S. 241 ff.) s. Urk. a. Akt.
IV S. 335.
») Oben S. 198.
*) Dieses Schreiben des Kaisers liegt den Akten nicht bei.
Digitized by
Google
EotscblüBS des Kf., nicht persöolich nach Regensburg za geüeo. 205
O. Präs. V. Schwerin erklärt sich dagegen:
1) weil S. Chf. D. in solchem Lande, das in Frontieren vieler
Potentaten gelegen, da viel Unruhe ist, ut in Polen, item in
Schweden solche Sachen vorgehen, da der Effect im Vorjahr
zu sehen sein wird.
2) der Effectus itineris ist dubius.
3) die Mittel, die sie haben, vielmehr zur Defension ihrer Lande
als auf eine kostbare Reise zu verwenden; scheinet, dass es
dem Kaiser nur blos darum zu thun, dass S. Chf. D. die andern
Churfürsten und Stände dazu treiben soll, welches wohl ein Ge-
sandter thun könnte.
Auch die anderen äussern sich in ähnlicher Weise, endlich Ef.: Sie
hielten davor, dass sie hohe Ursache hier zu bleiben:
1) wo es also ist, dass es mit Polen also abgelaufen, dass sie
vom Moskowiter geschlagen.
2) die potissima ratio, warum der Kaiser mich dahin haben will,
scheinet, dass ich die Brücke niedertreten solle, welches aber
nicht zu vermuthen, zumahlen meine eigene Vettern sich nicht
nach meinen votis richten wollen.
3) weil man wegen Schweden nicht weiss, was sie vorhaben
möchten gegen diesen künftigen Sommer. —
An den Kaiser könnte man also schreiben, hätte ihr Schreiben
erhalten, und wie gerne ich wollte, und wegen der grossen Reise , so
ich itzo gethan, und wegen meiner Unpasslichkeit, so mir itzo zu
begegnen pfleget, würde sich nicht wohl thun und ich solche Hinreise
nicht verrichten können. —
Wegen des Generalats anzunehmen hätten S. Chf. D. gross Beden-
ken, sie wüssten, wie es ihren Vorfahren ergangen, denen man kein
Geld gegeben und hätten ihre grösste Schulden dadurch gemacht ; wä-
ren auch allerhand Völker, da man die Officiere noch auch die Gemei-
nen kennete und daher schwerlich was rechtschaffenes auszurichten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
13./23. November 1663.
[Die Declaration des Kurfürsten- an das FursteocoUeg. Der Erfarter Streit.]
Vorigen Montag hat das karfürstliche Collegium seine jetzt revidierte 23. Nov.
schriftliche Declaration ') dem Directorinm des fürstlichen Colleginms zn-
V Dict. 10. November 1663, Londorp VIII, S. 992 f. s. Geraeiner I, S. 119.
Digitized by
Google
206 4* D^r Anfang des Begensbarger Reichstages.
gestellt, nach Verlesnug dieser Proposition aber ist die Umfrage nicht za
Ende geführt worden, da alle verlangten, dass diese Erklärung per dicta-
turam zn commnnicieren sei , was auch geschehen ; seitdem ist es noch za
keiner Sitzung gekommen. Die Fürstlichen sind seither in ihrem Begehren
mitiores und temperati nnd nicht mehr so importun, es scheint anch, dass
die vom Kf. an die meisten Fürsten abgelassenen Schreiben ^) nicht allein wohl
aufgenommen sind, sondern auch eine gute, erspriessliche Wirkung haben
werden.
Die E. Mainzische Gesandtschaft hat ihnen vor 3 Tagen die ge-
druckte Relation') der Kaiserl. Commissarien und des Heroldes, die wider die
Stadt Erfurt die Acht publicieren sollten, zugeschickt, auch ihnen gestern
ein Schreiben von E.Mainz an Kf. in dieser Sache mitgetheilt. Der K.
sächsische Gesandte Strauch hat auch mit ihnen über die Sache gesprochen,
Boineburg habe ihm gesagt, E.Mainz wolle vorläufig keine wirkliche
Belagerung der Stadt vornehmen, aber dieselbe durch 100-200 Reiter in-
commodieren lassen, das Haus Sachsen werde aber dazu nicht still bleiben
können; Strauch wünscht, dass die Execution aufgeschoben werden möge,
damit inzwischen die Stadt, in welcher der Rath zur Parition erbötig nnd
der Pöbel allein jetzt regiere, durch andere geringere Mittel zur Schuldig-
keit gebracht werde, und bittet, Kf. möge auch in diesem Sinne an E.Mainz
schreiben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
17./27. November 1663.
[auf die Relation vom 5/15. November. Bemerkungen über den Beschlnss wegen
des Triplnm, die Erklärung des Pfalz-NeuburgiscbeD, das Schreiben des Kurfürsten-
College. Der zu erwartende spanische Gesandte.]
27. Nov. Kf. ist erfreut, dass das kurf. und fürstl. Collegium sich auf ein trip-
lnm verglichen, hofft, auch die Städte werden sich dazu disponieren lassen,
Ges. haben sich dahin zn bemühen nnd. zu sehen, dass niemand aus dem
kur- und fürstlichen CoUegio dnrch der Städte Opposition sich abwendig
machen lasse.
Die Moderation betreffend, gönnen wir dieselbe den gravatis gar
gerne, jedoch muss vor allen Dingen dahin ' gesehen werden, dass
solche Materie die wirckliehe Aufbringung der Assistenz nicht hin-
dere. Ob der miles perpetuus sein solle, der itzo vom Reich aufge-
bracht wird, halten wir anitzo nicht von der Zeit, davon zu delibe-
riren, sondern es wird die Zeit, die Gefahr und die Minderung der-
0 S. oben S. 203 und unten Abschn. 5.
^ S. Diar. Europ. XS.929ff. Londorp VIU S.936ff. Vgl. unten Abschn. 6.
Digitized by
Google
Die Erfarter Angelegenheit. Beschlass des Triplam. 207
selben inskOnftige hierzu mehr Anlass und Licht geben können,
dannenhero Ihr dahin zu rahten habet, dass man itzo alle solche
unnöthige Dinge bei Seit setze und blos und allein sich mit recht-
schaflFener Hülfe gegen die besorgliche Macht des Türken im Früh-
ling gefasst machen solle. — - Gleichwie uns auch lieb zu vernehmen,
dasd der Neuburgische Gesandte nunmehr erkennet, dass wir Theil
an der Direction im Westphälischen Greise haben, also erinnern wir
uns auch wohl; was wir uns im Jahr 1647 mit dem Pfalzgrafen von
Neuburg deshalb verglichen, und wann es auch von Neuburgischer
Seite bishero nicht wäre gehindert worden, so möchten die zwei Vota
längst eingewilligt ^ein; wir wollen aber ehest an die Westphälische
Creisstände schreiben und zweifeln im geringsten nicht, sie werden
sich alle willig darzu verstehen, nur habet Ihr bei dem Pfalzneu-
burgischen anzuhalten, dass ihrerseits desgleichen geschehe.
Kf. ist mit d^in Schreiben des kurfürstlichep an das fürstliche Colle-
giom sonst wohl zufrieden, besorgt aber, es möchte dem letzteren noch
nicht vollkommene Satisfaktion geben, er hätte daher lieber gesehen, dass
man es nicht als nltimam resolutionem ausgegeben; Ges. sollen sich bemü-
hen, die anderen kurfürstlichen Gesandten dahin zu disponieren, dass sie
sich mit den Fürstlichen vergleichen, jedoch sei dahin zu sehen, dass der
Präeminenz der Kurfürsten kein Nachtheil geschehe.
Mit dem Gesandten, Graf Carlo Arcbinto, welchen nach der Mel-
daag des hiesigen spanischen Gesandten^) der König von Spanien nach
Regensburg schicken werde, sollen sie gQte Correspondenz unterhalten.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbtirg
20. /30. November 1663.
Im Fürstenrath ist über die Declaration der Kurfürsten berathen wor- 30. Nov.
den^, und kann das Eurfürstencolleg vorläufig mit den Beschlüssen wohl
KQfrieden sein. Der Versuch, es dahin zu bringen, dass die monita per
depatatos zusammen getragen und dann in pleno 'deliberiert würden, um
dtdorch einen oder andern, so etwas hinderlich fället, auszuschliessen, ist
vereitelt worden. Es scheint, dass es im Fürstenrath selbst wegen Viel-
l^it der Köpfe und unterschiedlicher Inclinationen in materia capitnlationis
allerhand Difficultäten geben dürfte.
') Sebastian d*(Joedo s. anten Abscbn. 5.
^ S. Gemeiner I 8. 120 ff.
I
Digitized by
GoQgk-
208 4- I>er Aofang des Begensbarger ReichBtages.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
21. November/[l. December.] 1663.
[aaf die Relation . vom 13./ 23. November. Wie über die Declaration der Kar-
ftlrsteo za verhandeln und die Reicbskriegsverfaseung eiozarichten sei. Ver-
fahren des Kf. in der Brfarter Angelegenheit.]
1. Dec. Kf. zweifelt sehr, dass die Fürsten sich mit deiD in der Dedaratioo
der Eorfürstea Enthaltenen begnügen werden!, meint also, dassi wenn die-
selben darauf bestehen, dass die materia capitalationis ordioario modo vor-
genommen werde, man ihnen dieses zugestehen, die Declaration loco con-
clnsi repetieren nnd daraaf ihr conclasum begehren solle. Darum aber
darf der punctns defensionis nicht ins stocken gerathen; Kf. hält den An-
schlag auf 3 Römerzüge, welcher kaum 30,000 M. zu Ross und Fuss aus-
tragen würde, für viel zu gering, man müsse sich zunächst eines gewisseo
quanti an Mannschaft z. R. und z. F. vergleichen nnd alsdann, wie solche
von den Ständen aufzubringen und unter dieselben zu vertheilen, überlegen,
das quanium auch so einrichten, dass man nach Gelegenheit auch offensive
agieren könne; der Anschlag sei zum wenigsten auf 60,000 Mann, 40,000
z. F. und 20,000 z. R., zu machen, dahin sollen Oes. ihr votum einrichten.
Man wird in Regensburg schwerlich, wie eigentlich der Krieg zu führen,
ein gewisses verordnen können, sondern man wird das Absehen nur darauf
zu richten haben, damit es an Volk, Geld, Munition, Proviant nnd anderen
nöthigen Stücken nicht ermangele.
In der Erfurter Sache ^) hat K.Sach8en bisher noch nichts an ihn
gelangen lassen, ausser dass gestern der G.Wachtmeister Arnim her-
gekommen und dabei einige Apertur gethan, wohl aber hat Kf. von den
Herzogen Friedrich Wilhelm und Ernst von Sachsen, von E.Mainz
und der Stadt Erfurt Schreiben erhalten, er hat darauf an K.Maipz ge-
schrieben und demselben gerathen, die Vollstreckung des banni bei diesen
gefährlichen Zeiten nicht zu eifrig zu urgieren, sondern den Sacheu auf
einige Zeit Anstand zu geben , da sich ohne Zweifel andere Mittel an die
Hand geben würden, die Stadt zum Gehorsam zu bringen.
Die Gesandten an den Kurflirsten. D. Regensburg
27. November/ 7. December 1663.
[aaf das Rescript vom 17. Nov. Beschlass der Reichsstädte. Umtriebe der Pf.-
Neuborgischen. Neue Berathnngen über die Reichskriegsverfassang.]
7. Dec. 1^1® Reichsstädte haben sich per majora zum duplum erklärt und zwar,
dass etliche dasselbe nicht in Mannschaft, sondern mit Oeld oder anderen
zum Kriege dienlichen Dingen abtragen wollten.
*) S. über diese Erfurter Angelegenheit uoten Abschn. 6.
Digitized by
Google
Erfarter and Westfälische Kreisangelegeoheit Beiohskriegsverfassang 209
Die NeobargiBchen Gesandten haben zwar Jena den Extract ans
dem Vergleich von 1647 mitgetheilt nod anch sonst nichts anders bezeugt,
als ob sie darwider nichts zn sagen hätten. Allein er bat kürzlich er-
fahren, dass sie heimlich bei den Ereisständen nnd sonst die Ausfuh-
miig der verglichenen Alternation zn hindern nnd es dahin zn spielen
suchen, dass Pfalz-Nenbnrg allein das directorium circnli provisionaliter
aufgetragen werde. Jena hat dagegen eifrig bei den Ständen remonstriert
und die Rechte des Kf. verfochten, und hat dieses vornehmlich die Pfalz-
Neubnrgischen nnd CatHolischen und auch andere, so dnbii amici, stutzig
gemacht, dass er vorgegeben, er vermuthe, dass, sobald sich jemand unter-
stände einenKreistag auszuschreiben, Kf.incontinenter desgleichen thun würde,
es stände dahin, zn welöhem die meisten Stände kämen. Wenn Ef. in der
Sache an die Kreisstände schreiben wollte, wird dieses hoffentlich gute
Früchte tragen.
Im Fürstenrath hat man bei der knrfiirstlichen Declaration erinnert,
dass dieselbe gar zu general sei, und verlangt, dass das kurfürstliche Colle-
gium sich specialius herauslassen möchte.
Nachdem man 4 Tage von der Capitulation gehandelt, wurde den
21. materia defensionis reassumiert*), doch ist es im Kurfürstenrath noch zu
keinem Conclusum gekommen und im Fürstenrath ist man in drei Sitzungen
noch nicht mit der Umfrage fertig geworden. Oes. haben sich vorläufig
defectu instrnctionis entschuldigt.
Der Kürfllrst an die Gesandten. D. Cöln
l./[ll.] December 1663.
(Abgelesen in Consilio am 30. November/ [10. December] in praes. S. Gbf. D.
und anderer geheimbten Räthe.)
[auf die Relation vom 20. /30. November. Bemerkaogeo über die 11 Paukte, be-
treffend die Reichskriegsverfassuog.]
Bei der andringenden Türkengefahr müssen der punctns securitatis n j)qq
publica^ in quoscunqne casus und, wie der gegenwärtigen Türkengefahr zu
widerstehen, vor allen Dingen abgethan werden, Ges. haben darauf zu
dringen, dass diese zwei Casus getrennt und der letztere, als wobei sum-
mum periculum in mora, zuerst abgethan werde. Kf. wiederholt seine
vorige Weisung, der Anschlag müsse wenigstens auf 60,000 Mann gemacht
werden, sie sollen denen von den Städten zureden, dass sie sich ib solcher
allgemeinen Noth mit den knr- nnd fürstlichen Collegiis conformieren.
Auf die 11 überschickten Fragen^ bemerkt Kf vorläufig:
ad 1) Er ist damit zufrieden, dass der Fuss der Verfassung auf die
Reichsmatrikul salva moderatione genommen werde.
0 8. Gemeiner 1 S. 123 ff.
3) 8. oben die Relation vom 2./12. Oktober 8. 199.
Mater, z. Gesch. d. G. Kurfuftsen. XL 14
Digitized by
Google
210 4- I^er Aofaog des Begeosbarger Reichstages.
ad 2) ratione der beständigen Verfassong anf künftige Fälle ist er mit
demTriplum einverstanden, für die gegenwärtige Türkeogefabr aber genügt
die Tripulhülfe nicht.
ad 3) Ein Regiment z. F. hat aus 10 Compagnieen, und jede Com-
pagnie ans 150 gemeinen Knechten, ohne prima plana, ein Regiment z. R.
ans 10 Compagnieen und jede Compagnie aus 100 gemeinen Reutern zu
bestehen. Die Stände, welche ein Regiment oder eine Compagnie stellen,
haben alle Officiere zu bestellen, solche, deren Contingent nicht soviel aus-
trägt, müssen zusammengesetzt und eine Disposition gemacht werden, was
ein jeder von Officieren annehmen und bestellen soll.
ad 4) So lange die Völker nicht zusammengeführt werden, haben sie
in dessen Pflicht zu stehen, der sie wirbt und unterhält, wenn sie aber zu-
sammengeführt werden, sind sie in des Reiches, des Kaisers und der ge-
samten Stände Pflichten zu nehmen, bleiben aber daneben in dessen Pflicht,
der sie schickt.
ad 5) Das Oberdirectorium muss dem Kaiser und den Ständen des
Reiches bleiben, welche sich auch wegen Bestellung der Generale werden
zu vergleichen haben. Den Generalen wird das Directoriuro, wenn's zur
Action kommt, anzuvertrauen sein, doch muss dem Stand, dem durch dieses
Corpus Hülfe geschieht, so lange in seinen Landen agiert wird, der Vorzug
gelassen werden. Die Generalität wird durch gemeine Wahl des Kaisers
und der Stände, wie in andere Reichssachen Herkommen ist, zu bestellen
sein, und muss dabei das Absehen vornehmlich auf die Capacität der Person
und derselben Erfahrenheit gerichtet werden. Ein Kriegsrath ist nöthig,
über die Art der Besetzung desselben will Kf. erst die Vorschläge anderer
hören und sich dann resolvieren, es werden aber auch dazu Leute, die
nicht allein studiert, sondern auch des Krieges erfahren sind, zu nehmen sein.
ad 6) Das ganze Werk ist nur zuj Defension des Reiches in gemein
und eines jeden Standes contra qnoscunque invasores, dabei dann blos
auf das factum invasionis und nicht quo jure quave injuria der Invadent
oder Friedebrecher dazn bewogen, zu sehen ist. Ob die ganze Verfassung
oder die Hälfte oder weniger zu senden oder aufzufordern, wird ex viribus
invadentis zu judicieren sein. Sobald ein Tumult im Reich entsteht, ist
ein Reichstag auszuschreiben, aber mit der Hülfe kann so lange, dass alle
Stände darin consentieren oder ein gemeines Reichsconclnsum herauskomme,
nicht verzogen werden.
ad 7) So lange die Völker nicht aufgefordert werden, steht jedem
Stande des Reiches frei, die seinigen zu verpflegen, wie er will, wenn sie
aber aufgefordert werden, so müssen sie einerlei Verpflegung erhalten, über
welche man sich zu vergleichen hat.
ad 8) Ein jeder Stand hat Magazine einzurichten, daraus er zur Zeit
der Noth der Soldatesque entweder gegen bare Zahlung Proviant zukommen
lassen oder einen Vorschuss thun könne. Einquartierung wird nicht abzu-
wenden sein, aber jeder Stand hat seine Völker selbst zu unterhalten.
ad 9) Competenz der Officiere wird dadurch verhütet werden ki^nnen,
Digitized by
Google
Die ReichskriegsverfasBUDg. 211
wenn Dicht jonge Leute, sondern alte, geschickte und capable Männer daza
genommen werden, nnd weiss man, wie die Chargen auf einander folgen.
Unter denen, die in gleicher Charge stehen, werden die, so die Charge bei
diesem Werke am längsten bedient haben, vorgehen, oder will man, dass
die Obersten einander in dem Rang and Ordnung, wie sonst Kar- und
Fürsten and Stände, folgen, so kann Ef. auch damit zufrieden sein. Den
Generalen aber müssen alle Obristen indifferent parieren.
ad 10) Wegen der Artollerie, Munition und dergleichen wird zwar ein
Anschlag, wie viel bei einem Feldzug nöthig, zu machen und solcher unter
alle Stände proportionaliter zu ?ertheilen sein, doch mnss jeder Stand da-
von einen grösseren Vorrath bereit halten, um, wenn er beleidigt wird,
soviel in der Eile nöthig hergeben zu können.
ad 1 1) Die Wachsamkeit und dass ein Stand dem anderen bei Zeiten,
wenn etwas vorgeht, Nachricht geben mnss, findet sich von ihm selbst.
Dieses haben wir in der Eile aufsetzen lassen. — Ihr habt aber
vor allem dahin zu sehen, dass zufoderst das Werk, wie der jetzigen
Ttlrkengefahr zu begegnen, erörtert und fest gesetzet werde, in der
beständigen Verfassung aber befinden wir die Sache der Wichtigkeit —
dass man sich hierin nicht übereile, sondern dem einen und dem
andern Zeit zu lassen ', damit er von dem, was votiret, seinen Princi-
palen Relation thue, derselbe sich darin ersehen und desto besser
resolyiren könne. Gestalt Ihr solches zu erinnern und Euch, was wir
Euch hierin befohlen, dergestalt zu gebrauchen, wie Ihr sehen werdet,
dass sich die andern herauslassen, darnach Ihr Euch auch zu richten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Oöln
2./ [12.] December 1663.
[Wahrung der Rechte des Kf. aaf einer etwaigen ZaBammenkanft des West-
fälischeo Kreises]
Da auf dem 1653 zu Essen abgehaltenen Westfälischen Kreistage^) 12. Dec.
dem Kf. allerhand Präjudicia und Torten zugefügt sind, so ist zu verhüten,
dass ihm dergleichen femer begegnen möge. Die Streitigkeiten mit Neu-
burg wegen des Ausschreibens und Directoriums lässt er für jetzt dahin-
gestellt sein, Ges. sollen aber, wenn eine Zusammenkunft der Kreisstände
erfolgen sollte, darauf bestehen, dass, wenn die ihm wegen des Herzog-
thnms Cleff, des Fürstenthums Minden, der Grafschaften Marck nnd
Ravensberg zustehenden vier vota in Zweifel gezogen werden sollten.
») 8. Urk. o. Akt. VI S. 474 ff.
14^
Digitized by
Google
212 4* I)or Anfang des Regensbarger Reichstages.
er sich zu nichts ratione dieser Lande verstehen, noch sich za Effectnierung
(Jessen, was vom Kreise beschlossen werden sollte, verbunden erachten werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
4./14. December 1663.
[Verhandlangen über die ReichskriegsverfaBsang. Das Directorium im West-
fälischen Kreise.]
14. Dec. Sie haben die Vorschläge des Ef., dass zuvörderst das Quantum des
Simpelanschlages in Richtigkeit gesetzt werden möge, und dass der An-
schlag zum, wenigsten auf 40000 z. F. und 20000 z. R. zu machen und
offensive zu agieren sei, vorgestellt, aber ohne Erfolg, manche Stände
wollen sich auch zu dem Triplum nicht, ausser salva moderatione, ver-
stehen, die Städte verharren bei dem Duplum.
In materia defensionis ist eifrig berathen^) und über alle 11 Punkte
sowohl im kurfürstl. als fürstlichen Collegium ein Conclusum abgefasst
worden.
Gegenüber den Bemühungen Pfalz-Neuburgs, das Directorium im
westfälischen Kreise allein zu erhalten, hat man für nöthig erachtet, im
Mindenschen Voto anzuführen, dass die Alternation verglichen, auch den
Kreisständen erspriesslich sei, und dass die zwei Vota nicht difficultiert
werden könnten. Es scheint, dass diese vorgebrachten Motive manchen
Gesandten ziemlich afficiert und auf den rechten Weg gebracht haben,
auch der Pfalz-Neuburgi sehe Gesandte, der zuerst gereizt geantwortet,
bat ebenso wie manche andere um Communication der Erklärung, die auch
gewährt wurde. Die Pfalzneuburgischen haben inzwischen nochmal,
dass sie zur Gute nicht ungeneigt, erklärt, von Münster aber scheint es,
dass es solches lieber gehindert sähe.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
7./[17.] December 1663.
[Kf. wird nicht selbst nach Regen sbarg kommen.]
17. Dec. Endlich geben wir euch gn. zu vernehmen, dass zwar I. K. M.
inständig bei uns angebalten, in Person nach Regenspurg zu kom-
men, dass wir auch nicht ungeneigt gewesen, wenn nicht die Weit-
läufigkeit unsrer Regierung, Situation der Lande und, dass wir jeder-
zeit auch unser Absehen uff Pohlen und was aldort passirt, haben
müssen, uns daran gehindert, daher wir bewogen, uns bei I. K. M.
0 S. Gemeiner I S. 124fr.
Digitized by
Google
Westfälisches Ereisdireetoriam. Schwedische Belehnaog. 213
ZU entschuldigen , so auch I. K. M. in Gnaden angenommen. — Werdet
euch demnach bei Ankunft I. K. M. und denen andern in Person
ankommenden Chur- und Fürsten umb Audienz anmelden, solche Ent-
schuldigung wiederholen, I. E. M. unsere beständige Affection zu dero
und des Reichs Wohlfahrt wie ingleichen bei andern Chur- und Für-
sten versichern. —
Der Kurfttrst an die Gesandten. D. Cöln
9./[19.] December 1663.
[BeförderoDg der schwedischen Belehnaog.]
Da er aus Schweden Nachricht erhalten^), dass man dort wegen der 19. Dec.
schlechten Behandinng der nach Wien geschickten Gesandtschaft 2) sehr
disgnstiert und nicht gemeint sei, fernere Ansuchnng der Investitur halber
zn thun, auch sich wegen des Snccurses wider den Erbfeind nicht so zu
bekümmern, wie es nöthig ist, befiehlt er ihnen, E. Mainz dieses vorzu-
stellen und ihn zn veranlassen, am kaiserlichen Hofe dahin zu wirken,
dass Schweden anfs neue zur Empfahung der Lehen invitieret werde,
auch sollen sie selbst bei den kaiserlichen Mioistris die Sache befördern.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
18./28. December 1663.
[Ankunft des Kaisers. Berathang der knrfnrstlichen Gesandten über die dem-
selben abzustattende Visite.]
Der Kaiser ist Sonnabend den 12./ 22. hier angekommen 3), durch sei- 28. Dec.
nen Einzug und durch die katholischen Feiertage sind die Berathungen
unterbrochen worden, so dass es in materia defensionis noch zu nichts weiter
gekommen ist. Kf. möge sie instruieren, wen er bei der bevorstehenden Wahl
des Reichsgenerals vorgeschlagen haben wolle, und ob er geneigt sei, seine
Völker dem Ober-, Niedersächsischen und Westfälischen Kreise zu conjun-
gieren und einige Gelder zu den Kreiskassen zu contribuieren.
Die Reformiernng der Reichsmatrikul wird ein sehr schwieriges und
lange danemdes Werk sein, Ges. geben zn bedenken, ob es nicht dienlich
wäre, wenn eine ganz neue Reichsmatrikul gemacht würde.
') 8. die Relationen v. Krockows ans Stockholm vom 17. und 29. November
1663 (ürk. u. Akt. IX S. 760. 763).
3) ti. oben Absohn. 3 S. 142 ff.
») S. Diar. Europ. X S. 913f. Theatr. Europ. IX S. 874.
Digitized by
Google
214 4* ^^^ Anfang des Begensbarger Reichstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. December
1663/3. Januar 1664.
[Vorschlag des Kaisers wegen der Türkenhülfe. Von der immerwährenden Reichs*
kriegsverfassuDg ist es still geworden. Drohungen Rautensteins gegen den
Paderbornschen Gesandten. Visiten bei K.Mainz und dem Kaiser. Empfehlang
der schwedischen Belehnung.]
3. Jan. Der Kaiser hat am letzten Soonabend seine Meinung wegen des Hülfs-
werksO in allen CoUegien verlesen lassen, dass zuerst der Fnss oder das
einfache Quantum in Richtigkeit zu bringen sei^ der Vorschlag wurde so-
fort allgemein angenommen.
Von der immerwährenden beständigen Verfassung und in Bereitschaft
stehender Soldatesque wird es etwas stille, und haben einige Stände dazu
wenig Belieben. Das Haus Oesterreieh hat zu dieser Sache auch keine
Lust, wie denn dessen Directorium im Fürstenrath vor etlichen Wochen
Jena ersucht hat, solche hindern zu helfen. £r hat geantwortet, dass er
solches öffentlich nicht thun dürfe, aber gerathen, dass sich das oester-
reichische Directorium nicht mehr opponiere, sondern sich anstelle, als in-
dinierte es dazu, dadurch würde es eher erhalten, dass das Ding stecken
bliebe, als per manifestam contradictionem. Nachdem nun Oesterreieh sich
also bezeugt, ist es davon ziemlich stille geworden und hat es niemand so
stark mehr urgiert.
üeber die Antworten auf des Kf. Schreiben an die Westfälischen
Kreisstände ^ haben Ges. noch nichs erfahren. Nur der Gesandte des
Bischofs von Paderborn, Meinders hat Jena auf sein Nachfragen er-
klärt, sein Herr wäre zufrieden, dass die zwei im Vergleich von 1647 ge-
dachten Vota verwilligt würden, und dass Kf. das Directorium alternative
führe. Als er solches dem Pfalz-Neuburgischen Gesandten Rautenstein
offenbart, habe sich dieser verlauten lassen, ob der Bischof haben wollte,
dass sein Herr demselben mit sechs oder siebentausend Mann ins Land
fallen sollte, der Bischof verliesse sich aber auf Kf. Ob nun zwar diese
aus Unbesonnenheit ausgestossenen minae wohl wenig zu fürchten, so be-
richtet er doch dem Kf. davon und wird sich dieselben hier sonderlich zu
Nutze zu machen wissen.
Sonnabend den 19./ 29. haben Ges. bei K. Mainz') die Visite abge-
legt; derselbe bedauerte des Kf. Abwesenheit, sprach seine Freude aus,
dass beide in materia defensionis et capitulationis eines Sinnes wären, wollte
auch, dass den Türken zuförderst begegnet und alsdann erst die perpe-
tuierliche Verfassung eingerichtet würde. Er befinde sonst noch hier zur
0 Dict. 19./29. December (LondorpVm, S. 997 f. Pachner v. Eggens-
torff I 8.55.).
>) S. das Rescript des Kf. vom 17./27. November 1663 oben S. 207.
') Derselbe war am 20. December in Begensburg angekommen s. Diar. Enrop
7i 8. 913.
Digitized by
Google
Westfälisches Kreisdirectormm. Schwedische BelehnoDg. 215
Zeit wenig gethan, wolle aber dem Kaiser frei zureden nnd das Werk bei
dessen Ministris mit gelinden und anderen Worten orgieren. Wegen der
schwedischen Investitur*), welche Sache Ges. ihm empfohlen, würde er
Sorge tragen. An demselben Nachmittag 5 Uhr haben sie dann Audienz
beim Kaiser gehabt und sind auf das ehrenvollste behandelt worden.
Am Montag machte Jena einen Besuch bei Fürst Auersperg, um das An-
sochen des Kf. \\egen der schwedischen Investitur vorzubringen, der-
selbe erklärte, dass vom Keichshofrath legitime darin verfahren sei, was aber
etwa ausser diesem sonst vorgegangen, damit wäre er nicht in allem einig
gewesen, wollte diese Sache beobachten , Graf Windischgrätz') sei nach
Schweden geschickt, mit dem könne davon geredet werden. Vorgestern
hat Jena auch aus derselben Ursache Fürst Portia besucht; derselbe
erklärte, dem Könige von Schweden sei zu Wien die Investitur nicht
abgeschlagen, sondern er sei wegen der unterschiedlichen Interessenten an
die Reichsstände verwiesen worden, es würde auch vermuthlich hier wie-
der vorkommen, er wollte der geschehenen Erinnerung eingedenk sein.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. December 1663/
[8. Januar 1664.]
[auf die Relation vom 18. /28. December. Beantwortong der Anfragen der
Gesandten.]
Wegen Benennung des Reichsfeldhauptmanns hat er ihnen in einem ^. jat^
besonderen Rescript') die Nothdurft befohlen, wegen Benennung gewisser
Personen zu den Kriegsräthen will er zunächst die Vorschläge vonseiten
der Vorsitzenden abwarten. Ob er seine Völker mit anderen Kreisvölkern
nach Situation eines jedbn Landes conjungieren oder absonderliche Regi-
menter daraus formieren wolle, darauf kann er sich noch nicht erklären,
sondern will vorher die particnliere Repartition erwarten, sich auch nach
audereo Fürsten, welche in verschiedenen Kreisen Länder haben, richten.
Auch inbetreff der Capitulation will er zunächst erwarten, was von den
Fürsten dabei wird erinnert werden. Die alte Matrikul ganz zu verwerfen
nnd eine ganz neue zu machen, hält er nicht für rathsam, das würde eben-
soviel Difßcnltäten geben, doch sollen Ges. ihm ihre Gedanken darüber
aosführlicher mittheilen.
>) S. dai Bescript des Kf. vom 9./19. December 1663 oben S. 213.
'j S. aber dessen Sendung nach Stockholm Diar. Earop. XI 8. 63.
*) 8. das folgende Bescript vom 30. December/Ü. Janaar.
Digitized by
Google
216 4. Der AnfaDg des KegeDsburger Reichstages.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. December 1663/
[9. Januar 1664.]
[Conferenz mit E.iSachseo in Torgaa. Vorschläge wegen des Gommando der
Reichsarmee. Die Jägerndorfer Sache. Gütliche Beilegung der Erfurter Sache.
UoterstützuDg der Forderung des Administrators von Magdeburg.]
9. Jan. Er tbeilt ihnen die Resultate der mit K.Sachsen zu Torgaa i) gehalte-
nen Conferenz mit K.Sachsen hat ihn für das Gommando der Reichsarmee
vorgeschlagen, er hat aber verschiedene Bedenken dagegen vorgestellt.
Sollte nun diese Materie daselbst furkommen — so habt Ihr uDser
Votum auf Chur-Sacbsens Ld. — abzulegen, in Erwägung dieselbe
nicht allein für ihre Person der Rom. K. M. und dem ganzen Reieh
ausser allem Zweifel angenehm, sondern auch wegen dero mit denen
oesterreichischen Erblanden meistentheils angrenzenden Estats bei
dem Werk zum hogsten interessiret wären. Im Fall aber auch I. Ld.
sich desfalls entschuldigen mogteu, so könnet Ihr in unserm voto auf
Hertzog Friedrich Wilhelms Ld. zu Sachsen-Altenburg zielen.
K.Sachsen will persönlich nach Regensbnrg gehen und hat zuge-
sagt, dort des Kf. consilia und Intention, sowohl in pnblicis, als in den
particulieren Angelegenheiten seines Hanses zu befördern, besonders beim
Kaiser wegen Restitntion des Fürstenthums Jägerndorf zu intercedieren,
welche hochimportierende Sache Ges« aufs fleissigste zu befördern haben.
In der Erfurter Sache sollen Ges. vorstellen, dass man billig aller-
hand occasiones zn innerlichen Tronblen verhüten müsse, K.Mainz könnte
darnm doch zn seiner Intention und Befugnissen gelangen, wozu sie dem-
selben des Kf. Assistenz und Interposition offerieren sollen.
Ges. sollen die Sache des Administrators von Magdeburg wegen vo-
tnm und sessio den Wünschen desselben gemäss ^ecundieren ').
L
Die Gesandten an den Knrfürsten. D. Regensburg
1./ 11. Januar 1664.
[Beschlüsse über die Reichshülfe. Das Westfälische Rreisdirectorium.}
11. Jan. Das kurfürstliche und fürstliehe Collegium haben sich am 30. Decem-
ber zn einem gemeinschaftlichen concinsum') über die Reichshülfe geeinigt;
von den Städten^) haben nur 14 erklärt, das Triplum erlegen zn wollen.
^) S. nnten den Anhang.
') Dazu hatte sich Ef. auf der Znsammenkunft mit E.Sachsen zn Torgaa be-
stimmen lassen s. ebendaselbst.
3) Londorp YIU S. 993 (wiederholt IX S. 1), Pachner v. Eggenstorff
I S. 58. 8. Gemeiner I S. 127 ff.
^) Das CoDclusum derselben Lect. 7. November. Londorp Vin 8. 993 ff.
(IX 8. 2 ff.), 8. Gemeiner I 8. 135 ff.
Digitized by
Google
ZaaammenkuDft zu Torgan. Westfälisches Kreisdirectorium. 217
Im karfüsrtlichen Collegium ist am 28. durch das Directoriom proponiert
worden, dass vom Reich an Pfalz-Neu barg oder Münster geschrieben
und Erkundigung eingezogen werden solle, was ein jeder Stand im West-
fälischen Kreise an V ölkern geschickt oder sonst coutribuiert, und welcher
noch in Rest sei, dem aber hat M ah renhol tz als den Rechten des Kf.
präjndicierlich widersprochen, nnd Jena hat darauf Boineburg Vorstel-
lungen gemacht und diesen dahin gebracht, dass er, was vom Westflilischen
Kreisdirectorio vorgekommen, aus den Protokollen hat auslöschen lassen.
Jena hat die Gelegenheit benutzt, um die Drohungen Rautensteins gegen
den Paderbornischen Gesandten i) anderen mitzutheilen und sich darüber
zu beklagen, Rautenstein hat ihm darauf erklärt, die Sache verhielte
sich anders, als der Paderbornische sie erzählt habe.
Der Schwedische Gesandte Schnolski hat sich sehr für die Bemühun-
gen der Ges. bei E. Mainz in der Investitursache bedankt.
Dienstag haben sie den spanischen Gesandten, Grafen d'Archinto
besucht. Vorgestern hat K. Baiern hier seinen Einzug') gehalten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
6./[16.] Januar 1664
[Bemerkungen zu der Reichskriegsverfassnng. Die Drohungen Baatensteins.
Aufnahme Fürst Radziwills in den Fürstenratb.]
Weitere') Bemerkungen und Vorschläge zu den einzelnen Punkten der 16. Jan.
Reichskriegsverfassung.
Die Antwort des Pfalz-Neuburgischen an den Paderbornschen
Gesandten kommt ihm sehr insolent vor, er kann nicht glauben, dass der
Pfalzgraf demselben solches sollte in Instruktion gegeben haben, doch darf
man das nicht hingehen lassen, sondern jener soll befragt werden, ob er
solches auf seines Herrn Befehl gethan. Falls der Paderbornsche Gesandte
Bedenken tragen sollte, dieses zu thun, soll Jena bei Gelegenheit mit Zu-
ziehung eines anderen Gesandten ihn deswegen zur Rede stellen. Dem
Paderbornschen aber sollen sie mittheilen, Kf. hofife nicht, der Pfalzgraf
werde so verfahren, sollte es aber geschehen, so werde Kf. ihm mit aller
Macht assistieren.
Ges. sollen die Bemühungen des Fürsten Radzivil^), zur Session und
Votum im Fürstenratb zugelassen zu werden, unterstützen.
0 S. die Relation vom 24. December/3. Januar oben 8. 214.
^ S. Diar. Europ. XI S. 18. Theatr. Burop. IX S. 874.
») 8. oben S. 214.
*) 8. über den schon auf dem vorigen Reichstage von demselben gemachten
Versocb, die Reichsstandscbaft zu erlangen, Urk. a. Akt. VI S. 209. 450.
Digitized by
Google
218 ^* Der Aofaug des Regensburger Reichstages.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 7./[17.] Januar 1664.
[HalfegesQch bei deo NiederlaodeD.]
17. Jan. Da es wegen der Hülfe and Defension wider den Türken bei den
Reichsdeliberationen so langsam hergehtj hat Kf. darch einige seiner Räthe
in den Niederlanden Hülfe sollicitieren lassen^). Ges. sollen E.Mainz
und den kaiserlichen Ministern davon Mittheilung machen, damit diese da-
hin wirken, dass die Generalstaaten von dem ganzen Reiche hierzu ersacht
oder er beauftragt werde, im Namen des ganzen Reiches dergleichen bei
denselben zu sollicitieren.
Die Gesandten an den Kurfttrsten. D. Regensburg
8./18: Januar 1664.
[Das Votum des Rf. im Westfälischen Kreise. BemähangeD Magdeburgs, seine
Anspräche auf Reichsunmittelbarkeit durchzusetzen. Bewilligung für den
Proviant]
18. Jan. Der Osnabrücksche Gesandte hat ihnen erklärt, dass er beauftragt
sei, Ef. im Westfälischen Kreise für seine Clevischen Lande ein Votum zu
verwilligen und auch des Directoriums wegen an die Hand zu gehen. Auch
Münster erklärt sich in ähnlicher Weise günstig. Ges. glauben, Kf..thue
sehr recht, wenn er es zunächst bei einem Votum dort bewenden lassen
wolle; wenn er jetzt auch solche für Mark und Ravensberg forderte,
würde es nur Weitläufigkeit verursachen.
K.Mainz hat ihnen durch Boineburg Copie einer Supplication der
Stadt Magdebur g3) mitgetheüt, worin sich dieselbe auf die erdichtete Otto-
nische Freiheit und das extendierte Festungsrecht stützt. Ges. schlagen
vor, Kf. möchte desswegen an K.Mainz schreiben; derselbe könne dieses
Attentat der Magdeburger sehr zurückhalten, oder auch etwas deswegen
proponieren lassen. Die Magdeburger haben ausserdem ihr Contingent und
Gontributiou dem Erzbischof von Salzburg, als kaiserlichem Principal-
kommissar, offeriert und hier erlegen wollen, sind aber damit abgewiesen
worden. Der S jndicus I d e n ist noch hier, der Bürgermeister Rosenstock
ist schon längst nach Hause gereist.
Im kurfürstlichen Colleg ist auf Remonstration des Kaisers per ma-
jora beschlossen worden, 4 Römermonate zur Anschaffung von Proviant
i
0 S. unten Abschn. 5.
') d. 19. December 1663, darin wird K.Mainz ersucht, auf dem Reichstage
dahin zu wirken, dass der die Stadt Magdeburg betreffende Paragraph des
Westfälischen Friedens zur Ausführung gebracht werde, s. über diese Be-
mühungen Magdeburgs beim Reichstage Ho ff mann, Otto von Guericke her-
ausg. von Opel 8. 164 f.
Digitized by
Google
Westfälisches Kreisdirectoriam. BemuhnngeD Magdeburgs. 219
zu bewilligen 1), die Gesandten von K.Sachsen, K.Pfalz und auch sie
haben sich defectu instruetionis entschnldigt.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./25. Januar 1664.
[Der Pf.Neubargische Gesandte Giese. Die Jägerndorfsche Sache ist bei Fürst
Portia vorgebracht worden. Wunsche des Kaisers in betreff der Besetzung des
Reichsgeneralats.]
In pnblicis ist, obgleich der Kaiser sich nun schon bei fünf Wochen hier 25. Jan.
befindet; auch die Stände sich öfters versammeln, wenig fortgeschritten^.
Pfalz-Neuburg hat an Stelle Rautensteins seinen Obersten Kanz-
ler Gbise hieber geschickt, derselbe hat Jena freundlich zugesprochen, sein
Herr wolle dem Kf. sessio et vota im Westfälischen Kreise nicht difficul-
tieren, wenn er nicht befürchtete, dass daran das verglichene directorium
altemativum hinge nnd daraus folge.
Mahrenholtz hat Freitag dem Fürsten Portia eine Visite gemacht
and dabei Gelegenheit genommen, der Jägerndorfschen Sache zu ge-
denken und des Kf. Recht und Praetention kurz anzuführen, er vermerkte
aber wohl, dass jener sich in etwas alterierte, er antwortete gar kürzlich,
er hätte uicht vermuthet, dass diese Sache jetzt vorkommen würde, nnd
wäre darin nicht eigentlich informiert, wollte doch gerne sein Bestes und
Möglichstes zu des Kf. Satisfaction thun. M. hat ihm, damit er sich nicht
ans Mangel der Information zu entschuldigen hätte, eine Copie der ihm
vom Kf. zugeschickten species facti übergeben, die jener auch angenom-
men hat.
P. S. Soeben hat sie Herr Hocber, welcher wegen Oesterreich
im Fürstenrath das Directorium führt, besucht, hat ihnen einen Grnss
des Kaisers und dessen Dank für ihr bisheriges Comportement, zu-
gleich die Bitt« mitgetheilt, sie möchten dahin wirken, dass nicht fernere
Weitläufigkeit und Aufschub verursacht werde; vor allem sei nöthig, dass
das Generalat verseben nnd der Obriste Feldhauptmann vorhanden sei;
der Kaiser incliniere dahin, dass das Reichsgeneralat dem Markgrafen
zu Baden, der ein teutscher Fürst, bei 20 Jahren in Kriegen geübt und
dessen Valor bekannt sei, aufgetragen werde, er hätte auch beabsichtigt,
des Kf. Generalfeldmarschall Sparren dem Markgrafen zu adjungieien;
trüge derselbe aber Bedenken, unter diesem zu stehen, so wollte der Kaiser
ihn bei seiner eigenen Armee, welche Graf Montccucoli commandiert.
0 Kf. in einem Rescript vom 19./29. Januar ertheilt seine Zustimmung dazu.
^) S. über die den ganzen Januar sich hinziehenden Verhandlungen, welche
sich hauptsächlich darum drehen, auch die Städte zur Einwilligung in das Tri-
plum zu bewegen Gemeiner I S. 138 ff.
Digitized by
Google
220 ^' ^®f Anfang des Regensbnrger Reichstages.
als mit dem er in gnter Frenodschaft gelebt, accommodieren, er gedächte
anch den Pfalzgrafen von Snltzbach, den General Würtz and an-
dere in seine Dienste zu nehmen. Der Kaiser hielte für nicht nöthig , den
Erlegsrath mit absonderlichen Sobjectis zn bestellen, derselbe könnte aus
den Generalen nnd anderen Kriegsbedienten formiert werden. Da die
Alliierten die Ihrigen nicht zn den Kreisvölkern stossen lassen und auch
ihren eigenen General behalten nnd unterhalten wollten, so würden die
übrigen Stände die Unkosten für die Reichsgeneralität allein tragen müssen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
2L/31. Januar 1664.
[K.Mainz und Münster habe ihre Yermittelang in dem Streit wegen des
Directorinms im Westmiiechen Kreise angeboten.]
31. Jan. Sie haben die Vorschläge des Kf. wegen einer Hulfesnchung bei den
Generalstaaten K.Mainz mitgetbeilt, derselbe hat sich zur Beförderung
der Sache erboten; namentlich Munition werde von dorther leicht geliefert
werden können. Ges. haben bei dieser Gelegenheit demselben die West-
fälische Kreissache empfohlen; er erbot sich zn allem Guten, dem Ef.
werde es sehr nützlich sein, wenn die Sache in Güte beigelegt würde; er
wäre bereit, dazu mitzuhelfen nnd in eigener Person den Traktaten beizo*
wohnen. Auch der Bischof Ton Münster, dem Jena als Nassauischer
Gesandter seine Visite machte, erbot sich von selbst zur Vermittelung; er
erklärte, es wäre der Wahrheit ganz zuwider, dass er mit Pf alz- Neu-
burg wegen des Directorinms ein pactum, dass kein anderer zu demselben
gelangen solle, aufgerichtet; er sei zwar mit Pfalz-Neuburg alliiert,
machte daraus aber nicht causam communem. Wenn dem Kf. K. Mainz
angenehm wäre, wollte er mit demselben communicieren.
Im städtischen Collegium hat sich die Majorität nun auch zum Triplum
erklärt 0, doch wollen sie zwei Drittel an Soldaten, das dritte an Geld und
Munition leisten.
Der KurfÜrfst an die Gesandten. D. [Cöln] 26. Januar/
[5. Februar] 1664.
[anf die Relation vom 15./25. Janaar. Was die Gesandten in der Jägerndorfer
Sache tbon sollen. Feldmarschall Sparr.]
5. Febr. — In der Jägern dörfischen Sache wird die Nothdurft erfodem,
dass Ihr ein kurz Memorial abfasset, simpliciter umb Restitution des
Herzogthumbs anhaltet und solches I. E. M. abgebet und Resolution
begehret. Sollte bei einer Conferenz oder sonst auch angetragen
') S. Geraeiner I S. 145 f.
Digitized by
Google
Westfälisches Kreisdirectoriam. Jägerndorfer Sache. 221
werden, da88 I. K. M. uns an Geld, wie sie sich vor deme verneh-
men lassen Oi Satisfaction thun wollten, so habet Ihr solches pure zu
reinsiren, und dass Ihr solches nicht einmal ad referendam annehmen
durfflet, Euch vernehmen zu lassen, — wann aber in Vorschlag käme,
UDB an Land und Leuten ein Aequivalent zu geben, so habet Ihr
solches ad referendum anzunehmen und, was man uns eigentlich geben
will, mit Fleiss zu erkundigen, und könnet Ihr hierin den Spani-
schen Gesandten auch umb Assistenz ersuchen').
Aach Ef. findet es höchst nötbig, dass der Feldhaoptmann baldigst
benanot werde, lässt es aber deswegen bei seiner früheren ResolutioD. ^)
Unsem Feldmarschall Sparren aber, weil wir uns selbst in De-
fension zu setzen entschlossen, von uns zu lassen, — können wir uns
noch zur 2eit nicht erklären. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. Januar/ 8. Februar 1664.
[Vorschlag einer Zusammenkanft der Westfalischeo Kreisstände. Das Reichs-
gQtachtea wegen der Tärkenhülfe. Verbandlnngen mit den kaiserlichen Ministern
wegen der Jägerndorfer Sache.]
Zn £rledigaDg der Westfälischen Kreisshche durfte sehr dienlich 8. Febr.
sein, wenn die Westfälischen Kreisstände zusammen kommeu könnten. Qes.
schlagen Tor, dass sie ermächtigt werden vorzuschlagen, dass diese Stände
ohne Cleve nnd Jülich, nnr einmal und allein des streitigen Directorii
halber, zusammen kämen, nnd dass ihre Gesandten dazn von Münster
convociert würden, doch müsste Minden mit dabeisein.
Zo Erneuernng der Erbverbrüdernng^) finden sie sowohl die*K nrsächsi-
8 eben als auch Hessischen Häuser sehr incliniert, sie haben eine bal-
dige Zusammenkunft, um de praeliminaribus et generalibus zu reden, vor-
geschlagen.
In puncto der Verfassung wider den Erbfeind ist es endlich zn einem
Reicbsgutachten ^) gekommen, welches dem Kaiser durch das K. Mainzische
0 «uletzt 1659, 8. ürk. u. Akt. VIU S. 371.
^ In einem Bescript vom 30. JanQar/9. Februar weist Kf. sie an, auch K.Mainz
Qod K.Baiern um Cooperation in dieser Sache anzugehen.
^ S. oben S. 216.
*) S. die darüber auf der Zusammenkunft zu Torgau zwischen Ef. und
K. Sachsen getroffenen Verabredungen unten im Anhang.
^) d. 18. Januar 1664: Diar. Europ. XI S. 36ff. Londorp IX S. 235f.
Pacbner v. Eggenstorff I S 58 Die kaiserliche Resolution darauf d.
28. Januar/7. Februar 1664: Londorp IX S. 296 ff. Pachoer v. Eggenstorff.
IS. 62. Vgl. Theatr. Europ. IV S. 1101. Gemeiner IS. 147 f.
.Digitized by
Google
222 4* I^er ADfang des Regensbarger Reichstages.
Directorium übergeben worden ist, doch hat das reichsstädtische CoUegiam
eine besondere Specification ausgestellt, wie ?iel diese oder jene Stadt con-
tribnieren wolle.
Die Jägerndorfsche Sache hat Mahrenholtz femer den Fürsten
Yon Anersperg nnd Lobkowitz vorgestellti sie contestierten sonderbaren
Eifer gegen Kf., entschuldigten sich aber, sie wären nicht eigentlich in-
formiert, die Sache würde am besten dem Grafen von Nostitz, als Böh-
mischem Kanzler, bekannt sein. Mit diesem hat M. anch dayon geredet,
hat aber aus seinen Discursen erkannt, dass er nicht gern davon hörte, und
Hess derselbe fast schlechte Affection vermerken.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Coln a. d. Spree
3./[13.] Februar 1664
[auf die Relation vom 21./ 31. Janaar. Kf. hält an dem Vergleich wegen des
Weatfaliscben Directoriams fest, verlangt Berafung eines Kreistages.]
13. Febr. — Wegen des Westpfälischen Creyss-Directorii, weil wir darin
einen richtigen Vergleich ') mit Pfalz-Neu burgs Ld. vor uns haben,
können wir uns anderergestalt nicht erklären, als wie wir Euch neu-
licher Zeit gn. in Befehl gegeben. — Und weil wir, wo nicht aller,
doch der meisten Westpfälischen Creyss- Stände Verwilligung des
duplicis yoti et sessionis in Händen haben — so halten wir, dass
hiedurch die Sache seine Kichtigkeit habe und die Condition, so dem
Pacto annectiret, purificiret sei, also dass es nun an nichts ermangelt,
als dass sich der Pfaltzgraf dem Vergleiche accommodire, und man
also nach Inhalt solches Vergleichs zum Ausschreiben des Creyss-
tages schreite. Habt demnach aus solchen Schreiben, darin das du-
plex Votum zugestanden wird, einen Extract zu machen und sowohl
Sr. Ld. dem Churftirsten zu Maintz, als dem Bischöfe zu Münster
vermittelst gebührender Danksagung vor ihr gutes Erbieten solches
vorzutragen und dieselbe zu ersuchen, dass sie solches dem Pfaltz-
grafen von Neuburg vorstellen und dieselben dahin disponiren wollen,
dass sie es auch ihrestheils bei dem Vergleich bewenden lassen mögen,
gestalt darauf die Ausschreibung . des Creysstages nach Anweisung
des Vergleichs communi nomine von uns und dem Pfaltzgrafen nebst
Münster wirklich geschehen kann. — Was die gänzliche Hinlegung
des Successionsstreits anlanget, finden wir dabei wegen der vielen
0 Gemeint ist der Vergleich vom 6. April 1647 b. oben S. 204.
Digitized by
Google
Westfälische tmd Jägerndorfer Sache. 223
Interessenten allerhand Difficultäten, wollen euch aber mit ehestem
unsere Meinung darüber wissen lassen. Inmittelst aber könnet ihr
alle gute Contestationes unsertwegen thun. —
Die Gesandten au den Kurfürsten. D. Regensburg
5./ 15. Februar 1664.
[Gernchte vom Abschlnss der Allianz des Kf. mit Frankreich. ReichsschlnsB
wegen des Proviantwesens.]
Die Rheiaische Allianzsache belaogeod, ist hier ungefähr yorlS.Febr.
10 Tagen ans Paris Nachricht gekommen, dass Ef. mit dem Könige von
Frankreich am 14. Januar habe schliessen lassen^), auch geneigt wäre,
in diese Allianz zu treten. Darauf haben Oes. an selten der HH. Alli-
ierten sofort fast mehr Liebe, Affection und Vertrauen verspürt und wahr-
genommen, dass dieselben auf des Ef. Person sonderbare Reflexion machen,
ihn zum Alliierten wünschen und den grossen Nutzen hervorheben, den er
dadurch dem Vaterlande erweisen werde. Einige andere aber, die, ob sie die
besten Freunde, wir nicht wissen, darunter auch die Pf alzneubnrgisch en
sein mögen, und die ihr eigenes Interesse und Nutzen durch diese neue
obhandene genauere Freundschaft nicht befördert sehen, liess^ ihnen wohl
lieber sein, wenn das Werk seinen Fortgang nicht gewinne.
Betreffend die materia defensionis ist es wegen des Proviantwesens zn
einem allgemeinen Reichsschlnss *) gekommen, dass ein jeder Kreis noth-
wendige Proviantbediente bestellen, auf 6 Monat Proviant anschaffen und
seine Völker versorgen solle; die Alliierten aber wollen sich deswegen nicht
in Unordnung und Weitläufigkeit setzen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensborg
12./22. Februar 1664.
[Memorial an den Kaiser wegen der Jägerndorfer Sache. Yerhandlnngen aber
die sn ernennenden Beiehsgenerale.]
Wegen der Restitution von Jägerndorf haben sie ein kurzes Memorial 22. Febr.
für den Kaiser abgefasst und diesem in einer Audienz vorgestern übergeben.
Der Kaiser antwortete, dass er allemal geneigt gewesen, dem Kf. seine
Afiection zu erweisen, wobei er auch künftig verharren würde, er wollte
das Memorial durchlesen und ihnen darauf seine Resolution zukommen
lassen.
^) Diese Gerüchte waren irrig s. Urk. u. Akt. IX S. 672 ff.
*) d. ll/l.Febmar 1664 (Pachner v. figgenstorff I S.69.) s. Qemeiner
IS. 148 ff.
Digitized by
Google
224 4. Der Anfang des Regensbarger Reicbatages.
Ueber die Benennang der Generalität *) ist vorgestern in den Collegien
die Beratbnng begonnen worden. Im Kurfurstenratb ist es nocb za keinem
Schlass gekommen y im Fürstenratb ist die Umfrage nur bis Sacbsen-
Gotba gebracht. Des Kf. Person ist von Magdeburg, Pfalz- Läutern
und Pfalz-Veldentz vorgesehlagen worden, sonst ist auch Pf alz- Neu-
burgs, Pfalz-Snizbachs und Baden-Badens gedacht worden nnd
sind noch zur Zeit die plnra für Baden-Baden vorbanden^).
Der Reichspfennigmeister, Freiherr v. Hohen feldt, hat gegen Jena
erwähnt, dass manche Stände ihren alten Matrikular-Anschlag selbst mode-
rierten und die Römermonate danach erlegten, Ges. fragen an, ob Kf. für
seine Lande es nicht ebenso machen wolle.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 16./[26.] Februar 1664.
[Information fnr den Kaiser in betreff der durch v. Blamentbal mit Frankreich
geführten Verhandlangen.]
26. Febr. — Nachdem sowohl der keyserliche als königl. hispanische sich
anitzo bei unserm Hofe befindende Minister sich dessen vermerken
lassen'), dass die durch unsern Geheimbten Kaht, den Freiherrn
von BIum«nthal eine Zeit hero mit dem Könige in Frankreich
gepflogene Handlung*) bei beiden Höfen allerhand Nachdenken ver-
anlasset, und wir leicht ermessen können, dass daraus bei entste-
hender gründlichen Nachricht von dem, was vorgangen, leicht ein
Misstrauen erwachsen dürfte, so haben wir, umb demselben vor-
zukommen , die prorogirte Preussische Alliance ^) in extensa copia
euch beigeitlgt uberschicken wollen. So ihr — Ihrer Keyserl. M. bei
bequemer Gelegenheit in unserm Namen zu communiciren und dabei
gebührend zu berichten haben werdet, welchergestalt, da uns sonsten
in allem, was unserstheils erinnert oder desideriret worden, deferiret,
0 S. Gemeiner I S. 151 ff., sehr irrig wird dort (S. 152) behauptet: „Unler
den deatBchen Forsten bewarb sich sonderlich der Chnrfürst von Brandenbarg
um die erste Stelle.''
^ S. „Speöification derjenigen Generalen, so bey der den 20. Februar 1664
gehaltenen Session in unterschiedlichen votis in Vorschlag gekommen". (Diar.
Europ. XI S. 81ff.).
') S. das Protokoll über die am B./18. April 1664 zu Berlin mit Lisola und
Ucedo gehaltene Conferenz unten Abschn. 5..
^ S. Urk. u. Akt. IX S. 620 ff. Die Verhandlungen waren damals noch keines-
wegs zum Abschluss gekommen, schienen aber damals (s. v. Blumeothals Re-
lation vom 15./25. Januar 1664 S. 673) demselben nahe zu sein.
') Pufendorf I. IX § 60 (S. 602).
Digitized by
Google
MittheiliiDg ober die Verhandlangen mit Frankreich. 225
wir uns dennoch keineswegs dahin hätten wollen lenken lassen, dass
wir nachgeben sollten ^), dass des Königs Alliirte mit Kamen speci-
fieirt, nnserseit aber der mit Ihrer Keyserl. M. habenden Alliance
per expressnm nicht mitgedacht wQrde, wie aber endlich das Expe-
diens ins Mittel kommen, dass der von beider Theile Alliirten dispo-
nirende Artikel in general terminis eingericht werden könnte, und man
französischer seiten sich daran vergnügen lassen, hätten wir solches
mit Fug und Glimpf nicht ausschlagen können. Als nun hierunter
nichts Vorgängen, so Ihrer Keyserl. M. Interessen zuwiderliefe oder
der mit deroselben aufgerichteten Alliance entgegen wäre, so haben
sieh dieselbe zu versichern, dass wir deshalb nicht weniger dann vor-
hin ihr und des H. R. Reichs Bestes und Aufnehmen unserm Vermögen
nach zu befördern uns jederzeit, werden angelegen sein lassen.
Der von Frankreich bei dieser Negotiation endlich ausge-
würkten Guarantie') über den dem Instrumento pacis Olivensis zu Ver-
sicherung unsrer Jurium beigefugten Articulum separatum, wofern es
der Discurs nicht mit. sich bringt oder auch Anlass dazu gegeben
wird, achten wir nicht nöthig sei zu gedencken, weil alles, was des-
halb im jetztgedachten Frieden disponiret, Ihrer Keys. M. gevollmäch-
tigte Gesandte mit gut gefunden und Sie selbst in dero extradirten
Keyserl. Ratification approbiret
Es hat auch mehrgemelter unser Geheimbter Raht eine Declara-
tion') ausgestellet, dass wir uns mit denen in der so genannten
Rheinischen Alliance stehenden Gronen, Chur- und Fürsten mit ver-
bünden wollen. Es soll aber auch (welches Ihr ebenmässig zu ver-
sichern habt) nicht anders dann mit Beibehaltung unsers Ihrer Keyserl.
M. zutragenden schuldigen Respects und vermittelst solcher Hodi-
ficationen geschehen, dadurch des H. Rom. Reichs Ruhe und Sicher-
heit bestätiget werde. —
Die Gesandten an den KurfUraten. D. Regenabarg
19./29. Februar 1664.
[Gespräche mit K. Mainz und Mäoster. BestelloDg der Reichsgeneralität. Das
Westfälische Kreisdirectoriam.]
Ges. haben eine Audienz bei K. Mainz gehabt. Wegen der Hülfe- 29. Febr.
sachoDg bei den Generalstaaten will derselbe veranlassen, daös zonächst,
') S. ürk. u. Akt. IX S. 629 ff.
*) Pufendorf 1. IX § 61 S. 602 0
') Eioe solche Declaratioo ist nachher nicht von Blnmenthal, sondern von
»Uter. z. Getch. d. G. KarfuMten, XI. |5
Digitized by
Google
226 4. Der Anfang des Regenaborger Reichstages.
zar Beschleunigong der Sache, nur ein Schreiben vom kurfürstlichen CoIIe-
ginm an Kf. abgelassen werde, worin derselbe ersucht wird, im Namen des
Reichs Hülfe gegen die Türken von den Niederlanden zu erbitten. In der
Jägerndorfs eben Angelegenheit erklärt er, nicht genügend informiert
zu sein, erbietet sich aber, nicht nur selbst zu helfen, sondern auch das
kurfürstliche Collegium zur Intercession zu veranlassen. Auch wegen des
Westfälischen Kreisdirectorinms will er das Seinige thun, er erwähnte
wieder eines endlichen Hauptvergleirhs. Jena ist auch beim Bischof
von Münster gewesen und hat im Namen des Ef. für dessen Anerbieten
gedankt und ihn gebeten, Pfalz-Neuburg, der in wenigen Tagen hier
erwartet wird, dahin zu disponieren, dass er das Directorium alternacivum
nicht länger difßcultiere. Der Bischof zeigte sich sehr befriedigt, kam auch
bald auf das Hauptwerk und erbot sich, ohne alle Passion zu dessen güt-
licher Beilegung zu cooperieren, er bezeigte gegen den Kf. ganz besonderen
Respekt, erklärte sich bereit, mit dem Pfalzgrafen wegen des Direktoriums
zu reden, hielt dafür, dass, wenn das Hauptwerk beigelegt werden könnte,
dieses sich von selbst geben würde. Er fragte, nach welchem Jahr die
Religion einzurichten, ob nach 1609 oder 1624. Jena hat sich mit Mangel
an Instruktion entschuldigt, aufgefordert aber, seine Privatgedanken za
entdecken, erklärte er, diese Sache werde sich schwerlich mit Fug nach
a. 1624 regulieren lassen, da durch die von den possedierenden Fürsten
ausgestellten Reversalen die Unterthanen ein quaesitum jus hätten.
Es stehet dahin, wie Ihre F. 6n. eigentlich intenfioniret, allein
dürfte Ew. Cb. D. darumb mehr nützlich als nachtheilig fallen, weil
Sie die Reputation gerne werden haben wollen, dass Sie diesen so
lange gedauerten Streit und wichtige Sache schlichten helfen, und
dass Sie yermeinen, als ein Nachbar beständige Ruhe zu haben.
In den ReichscoUegien ist über die Bestellung der Generalität ver-
handelt worden, Oes. haben in beiden Collegien K.Sachsen nnd, wenn
dieser ablehnte, Herzog Friedrich Wilhelm von Altenburg vorge-
schlagen. Die meisten im Kurfürstenrath und auch ein Theil der Fürsten
meinen, dass zur Zeit noch kein Reichsfeldhauptmann, sondern nur die
Feldraarschälle oder General-Lieutenants zu verordnen seien, daher sind
auch der Markgraf von Baden und Pfalzgraf von Sultzbach nur
zu Feldmarschällen vorgeschlagen worden. Pfalz-Neuburg hat nur
ein einiges Votum bekommen, hingegen seindt Ew. Chf. D. von allen
denen, so rermeinen, dass ein Reichsfeldhauptniann oder Generalis-
simus nöthig sei, dazu genannt worden, dabei dann ausführlich de-
monstriret, wie niemand zu finden, der mit allen denen zu diesem
wichtigen Werke gehörigen nöthigen Qualitäten, Experientz, Valor
dem Kf. selbst (Pufeodorf l. IX §63 S. 603) ausgestellt worden, aad auch
währeod der VerhaadlaDgeo io Paris iat nur von einer solcheo die Rede s. Urk.
u. Akt. IX S.' 671 ff.
Digitized by
Google
Das westßiliBche Ereisdirectoriam. ßestellang der Beichsgeueralität 227
und Glfick begäbet sei, als ]^w. Chf. D. höchste PersoD. Auf E.
Sachsen und Sachsen-Altenburg hat ausser uns keiner der Vor-
oder Nachsitzenden gestimmt. — So wird auch wohl das Westfählische
Ereysdirektorium und die darin competirende sessiones und vota zum
billigmässigen Stande zu bringen, das allerdurchdringendste Mittel sein,
dessen Ew. Chf. D. — vor etlichen Wochen erwähnet, dass Sie näm-
lich Ton denen Jülich- und Gleveschen Landen so lange keine Onera
beitragen wollten, bis dasjenige Ihr eingeräumet wäre, was andern
nitro vergönnet wird. —
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
26. Februar/?. März 1664.
[ßestelloDg der Reichsgeneralitat. Audienz bei K. Sachsen. Wansche der Alli-
ierten in betreff der Verhandlangen mit Ef.]
Im EnrfürsteDcolleg, wo Mainz, Trier, Baiern und der heute vor T.März,
acht Tagen hier angekommene Kurfürst von Sachsen persönlich zugegen
waren, sind gewählt worden^):
zum Oenerallieutenant z. R. Graf Georg Friedrich v. Waldeck,
Gen.-Feldzeugmeister und Generallientenant z. F. Gr; Franz Fugger,
Oen.-Wachtmeister z. R. Herzog Hans Adolph y. Holstein,
Gen.-Wachtmeister z. F. Freih. v. Bugg und Holtz;
ZQ Kriegsrathsdirectoren sind ernannt:
Bischof zn Münster, der dies Amt auf seine eigenen Kosten ver-
walten will, und
Markgraf zu Baden- Durlach.
Za Kriegs- oder Assistenzräthen, auf Vorschlag von K. Sachsen:
f. Haubitz und Graf Lynar.
Ges. haben wegen mangelnder Instruktion zu allen diesen, ausser Mark-
graf Leopold Wilhelm von Baden') und Graf Lynar'), nichts sagen
können.
OS. das karfarstltche Conclosam vom 27. Februar/ 8. März Diar. Eorop.
XI S. 85 f.
*) Derselbe hatte schon am 30. October 1663 und dann nochmals am 7. Februar
1664 Kf. ersacht, seine Ernennung znm Reichsfeldmarschall zu befördern, und
Kf. hatte ihm seine Uoterstutzang in einem Schreiben vom 6/16. Febniar zugesagt,
I. das Beicript des Kf. an die Gesandten vom l./Il. März S. 229.
^ Kf. hatte durch Rescript vom 9./ 19- Februar nach Verabredung mit
E.Sachsen die Gesandten angewiesen, denselben vorzuschlagen.
15*
Digitized by
Google
228 4- I^cr Anfang des Regensborger Reichstages.
Im Fürstenrath sind die anderen Stände mit Aasschloss der Alliierten ')
zusammengekommen and haben gewählt *):
znm Gen.-Lieutenant z. Pf. Graf Georg Friedrich v. Waldeck'),
General über die Cavallerie Herzog Ulrich zu Würtemberg,
Gen.- Feldzeugmeister und General von der Infanterie Graf Franz
Fugger,
Gen.-Wachtmeister z. Pf. Herzog Hans Adolph y. Holstein,
Gen.-Wachtmeister z. F. Gustav Adolph v. Baden und Baron
V. Bugg,
von Bestellung des Kriegsraths und des Directoriums desselben ist dort
noch nicht geredet worden.
K. Sachsen hat ihnen vorgestern Audienz ertheilt und auf die von
ihnen vorgetragenen 4 Punkte: Erneuerung der Erbverbrüderung, Schreiben
an Polen wegen der Eönigswahl, Restitution von Jägerndorf und Abschaf-
fung der Missbräuche der Zünfte und Innungen, ihnen vergnügliche Ant-
wort ertheilt
Die Gesandten der Alliierten erklären, dass die monita des Kf. ^) zu
dem Allianz vertrage hier, wo sie alle bei einander und bevollmächtigt wären,
am füglichsten samt dem ganzen Werk sich einrichten lassen würden.
K. Mainz schickt an Rf. das Schreiben des kurfürstlichen Gollegiums
wegen Hülfeleistung der Niederlande zum Türkenkriege.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Oöln l./ll. März 1664.
[Die Jägerndorfer Sache und das Westfälische Kreisdirectorium. Reichsgene-
ralität. Des Kf. Leistung zur Tärkeohulfe.]
11. März. Die Jägemdorfsche Sache sollen sie fleis^ig poussieren, da der
ELaiser nicht lange dort verweilen wird und die, so der Sache nicht wohl
wollen, daher Gelegenheit nehmen möchten, sie bis zur Abreise der Kaisers
zu trainieren, da sie dann wieder wie früher ins Stocken ^erathen würde.
Eine gleiche Verzögerung fürchtet er wegen des Westfälischen Kreis-
direktoriums, zumal da K.Mainz und Münster immer davon abstrahieren
und auf die Vergleichung des Hauptstreites kommen, welches doch nicht
0 S. über die Verhandlaogeo mit den Alliierten, welche darauf bestandeD,
ihren Truppen selbst eioeo Chef zu geben und weder an den Anordnaogeo für
die ubrigeo BelchstruppeD uoch an den Beiträgen für dieselben Tbeil zu nehmen,
Gemeiner I S. 153 ff.
^ S das fdrstliche Conclusum Diar. Europ. XI S. 88.
^ Derselbe theilt dem Kf. 13. März seine Ernennung mit, £f. beglückwünscht
ihn darauf am 15./25. März und ersucht ihn um Mittheilungen über die Kriegser-
eignisse, welcher Aufforderung auch Wal deck durch Briefe vom 15. Mai, 12. Juni,
15. Juli und ein undatiertes Schreiben entsprochen hat.
*) S. unten Abschn. 7.
Digitized by
Google
BestelloDg der Reichsgeneralität. 229
so geschwinde wird erreicht werden können. Ges. sollen ansdrücklich er-
klären, daes Kf., wenn man ihn darin länger aufhalten und nicht za der
Session and Votum nnd alternierendem Directorium nach Inhalt des Ver-
gleiches wolle kommen lassen, von seinen Westfälischen Landen weder za
der Türkenhülfe noch zn anderen Reichs- oder Kreisoneribas das geringste
beitragen wolle. Wegen der Religion kann Kf. nicht von den Reversalen
ond dem terminns 1612 abstehen.
Wegen Benennung der Generalität ist Kf. einverstanden damit, dass
die Bestellung eines obersten Reichsfeldhauptmanns vorläufig ausgesetzt
werde; ^r würde gern sehen, dass Markgraf Leopold von Baden die
Feldmarschallcharge erlange, ist auch zufrieden, dass Herzog Ulrich von
Würtemberg Gen.-Leutnant über die Cavallerie, Graf Fngger Gen.-
Leotnant zu Fnss, der Herzog von Holstein Gen.- Wachtmeister zu
Rqss, und wünscht, dass Herzog August von Holstein, der seine Völker
comniandiert, bei der Reichsarmee Gen.- Wachtmeister zu Fuss werde.
Was sonst uns an Völkern wegen aller unser Lande zu der Tri-
peltürkenbfllfe zukommt, habet Ihr aus beigehendem UflFsatz*) zu er-
^) «Uffsatz, was S. Chf. D. zum einfachen und zam dreifachen Römerzuge
kompt oach der Nürnberger Repartitioo, darin aber S. Chf. D. dero Lande zum
Theil sehr graviret befinden:
Einfach
friplum
Z. R0S8
z. Fuss
z. Ro88 z. Fuss
60
277
ChurbraDdeuburg
180
831
13}
83
Pomm^ru
41
249
6
28
Oamio
18
84
14
66
Halberstadt
42
198
10
16
Minden
30
48
35
161i
Cleve and Mark
105
. 484
2
8
Hohenstein, so S. Chf.
D.
uff
sich nehmen
6
• 24
6
17
Ravensperg
18
51
1461
6ö^
440
1969
Nun haben S. Gbf. D. bei der keyserüchen Armee:
500 z
. boss, ist also zu viel
machet z. Fuss
60
180
z. Ross
600 Dragoner, thun z. Fuss
1200
iioaz
. Fuss, bleibt
1100
24b0
-
wäre
nach soll hem Caiculo zu viel
521 Mann.«
Seinen Standen gegenüber hat der Kf. ganz anders gerechnet. lo dem Aus-
schreiben zu dem kurmärkischen Landtage (d. Coln 22. Januar/ 1. Februar 1664)
giebt er als das auf die Eurmark nach dem doppelten Triplum (zur Reichs- und
Rreishülfe) fallende Oontingent an: 860 z. Ross und 2712 z. Fuss; für Halber-
stadt (und ähnlich für Pommern) 140 z. Ross, 48 z. Fuss; für Minden 100 z.
Rose, 48 z. Fnss; für Ravensberg 60 z. Ross, 51 z. Fuss; für Die ve und Mark
350 z. Ross, 484 z. Fuss (in dem Rescript an seinen Statthalter in Cleve, den
Digitized by
Google
230 ^* ^®r Anfang des Regeosbargör Reichstages.
sehen. Ob nun zwar in dem Sirapelanschlag einige unser Lande
graviret sein, und wir deswegen Moderation begehren, so lassen wir
es doch wegen des Volkes dabei bewenden, weil wir — Bchon Ihr.
EL M. mehr Völker als uns zukommen, wann vor 3 zu Fuss ein Reuter
und vor 2 zu Fuss ein Dragoner gerechnet wird, — zugeschicket haben,
so wir hierzu zu emploiren oder wegen der Türkenhtllfe rechnen wollen,
doch uns, ob dieselbe zu andern BeichsYÖlkern gehen, oder bei der
Eeyserl. Armee bleiben sollen, die Resolution vorbehalten. Sollte es
aber zu Schickung einiger Gelder wegen Unterhaltes der Generalität,
Artollerie oder dergleichen kommen, so werden wir uns der Modera-
tion, so andere £urem Vermelden nach thun, auch gebrauchen und
soviel uns gut deucht einschicken.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
4./ 14. März 1664.
[Das Westfälische Kreisdirectoriom. Audienz beim Kaiser.]
14. März. ^i® Reichsarmee, welche von den nicht zar Rheiuischen Allianz ge-
hörenden Ständen zusammengebracht wird, soll sich nogefähr auf 4000 z. R.
und 16000 2. F. belaufen»).
Sonst geht es in allem hier ebenso langsam von statten wie früher,
auch wegen des Westfälischen Kreisdfrectorii steht es noch in vorigen
terminis. Sie haben in Privatdiscorsen erklärt, Kf. würde, wenn seine
Forderungen nicht erfüllt werden sollten, seine westfälischen Länder exi-
mieren, um sie als souverain zn besitzen. Der Bischof yon Münster
ist zu Pfalz-Nenbnrg, der seine Reise hierher aufgegeben hat, gereist,
um ihn zu bestimmen, des directorium alternativum wegen nicht länger zu
difflcultieren, zugleich angeblich, weil der Ffalzgraf einen seiner Prinzen
zum Hoch- nnd Teutschmeister befördert zu sehen wünscht.
Vorigen Montag hatten Ges. Audienz beim Kaisei^ condolierten dem-
selben zum Tode des Erzherzogs Carl Joseph') , recommandierten den
Prinzen Johann Moritz von Nassaa vom 5. Februar giebt ^r letzteres sogar
auf 365 z. Boss, 1946 z. Fuss ao, s. Urk. a. Akt. V S. 99*2). Die kurmärkischen
Stände aber haben dagegen remonstriert and in ihrem Memorial vom 8./18. März
darauf hingewiesen, dass in den Reichsanschlägen und Matrikeln die Kur mark
nur zu einer simplen Anlage von 60 z. Boss und 277 z. Fuss gefunden werde.
^) Diese ganz ungefähre Berechnung war in der^Sitzung vom 19./29. Februar
aufgestellt worden s. Gemeiner I S. 154.
^ Erzherzog Carl Joseph, Bruder Kaiser Leopolds, Deutsehordenshoch-
meister, Bischof von Passau, Breslau und Olmütz war 16 Januar 1664 zu
Linz gestorben s. Diar. Europ. XI S. 627.
Digitized by
Google
YermittelaDg der StreitigkeiteD mit Pf. Neaborg. 231
Herzog zu Braunschweig*) und Landgrafen zu Hessen^ zu dem va-
cierenden Hoch- und Teutschmeister- , auch Bisthümern, thaten Apertur»)
des französischen prorogierten foederis, übergaben die Artikel in extensa
forma mit angehängten Contestationen und Versicherung beständiger Treue
und baten um kaiserliche Resolution auf das Memorial wegen der Restitution
TOD Jägerndorf und wegen Camins. Der Kaiser antwortete auf alle
4 Punkte ordentlich, bedankte sich für die Condolenz und Apertur und
that im übngen allergnädigste Vertröstung.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
11./21. März 1664.
[Münster und E.Maioz erbieten sich zar Vermittelung mit Pfalz -Neobarg. Mark-
graf von Baden Beichsfeldmarschall. Der neue Kalender]
Der Bischof von Münster hat, nachdem er von dem Besuche bei 21. März,
dem Pfalzgrafen von Nenburg zurückgekommen, Jena mitgetheilt, der
Pfalzgraf habe sich, nachdem er ihm hart zugeredet, bereit erklärt, gütlich
zu tractieren, er selbst sei bereit, als Vermittler zu fungieren, und könnte
zunächst nur punctus directorii et religionis abgehandelt werden, da dann
Kf. noch einen Evangelischen zu adjungieren hätte, und kam dabei der
Gesandte der Frau Landgräfin von Hessen-Cassel in Vorschlag. Auch
K.Mainz hat sich abermals zur Interposition erboten und sich auch bereit
erklärt, zunächst nur punctum directorii et religionis anzutreten, auch Frh.
V. B eine bürg hat seinen Wunsch zu erkennen gegeben, Kf. bei dieser
Gelegenheit einen Signalen Dienst zu erweisen.
In publicis ist man etliche Wochen garnicht fortgeschritten ^), auch die
Bestellung der Generale hat sich verzögert, einige Stände wollen den
Markgrafen von Baden nicht, doch ist es endlich im Kur- und Fürsten-
rath zu Beschlüssen gekommen, aus denen aber noch nicht ein einheitlicher
gemacht worden ist, doch ist der Markgraf von Baden zum Feldmarschall
ernannt worden. Von Bestellung eines Reichsfeldhauptmanns ist vorläufig
abstrahiert worden.
Im kurfürstl. Gollegio ist vorgekommen, ob nicht endlich der neue Ka-
0 Johann Friedrich, Brader der regierenden Herzoge Christian Lud-
vig von Celle und Georg Wilhelm von Calenberg, der 1651 zur katbo-
lischeo Kirche übergetreten war, s. Köcher I S. 358 ff.
^ Friedrich, jüngster Sohn des Landgrafen Ludwig Y. von H essen -
Darmstadt, seit 1636 zur katholischen Kirche übergetreten, seit 1638 General-
prior des Malteserordens in Deutschland, seit 1655 Cardinal. Kf. hatte durch
^Script vom 13./23. Februar die Gesandten augewiesen, sich für beide beim Kaiser
*tt verwenden.
*) 8. das Rescript des Kf. vom 16./26. Februar oben S. 224.
*) 8. Gemeiner I S. 157 ff.
Digitized by
Google
232 4. Der Aufang des Regensbarger Reichstages.
lender aogenommen nnd ein Reicbskalender genannt werden könnte Oi K.
Sachsen hat sich dazu bereit erklärt, man hofft e« auch vom Kf., da seine
preussischen nnd clevischen Länder und auch die meisten Nachbaren sich
desselben bedienen.
K. Mainz wünscht wie die übrigen Kurfürsten yotum et sessionem im
Purste nrath, etwa wegen des Eichsfeldes oder Rheingaues. Die Re-
novation der Erbverbrüdernng wird schwerlich bei E. Sachsens An-
wesenheit, der in 14 Tagen von hier aufbrechen will, vorkommen, sie er-
innern wegen dieser und anderer Sachen dessen Gesandten öfter.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 15./ 25. März 1664.
[AosDahmestelloDg der AUiierteo. Die EriegBrathsdirectoreo. Monita zu der
Verpflegaogsordioanz.]
25. März. — Befinden sonsten dem Reiche wenig vorträglich zu sein, dass
zwischen denen Alliirten und andern Reichsständen gleichsam eine
Division gemacht wird, und diese absonderlich und jene auch abson-
derlicfi ihre Generalität setzen, selbige absonderlich unterhalten und
keine gemeine causam machen wollen. Es scheint solches einer
Trennung im Reiche nicht unähnlich, daraus leicht mehre Weiterung
entstehen kann. — Und wenn es noch dahin zu bringen, dass man
der Alliirten Armee mit der andern Stände in ein Corpus brächte,
und nicht diese des Reichs und jene der Alliirten, sondern beide
zusammen die Reichsarmee nennete, so wurde dadurch vielen besor-
genden Confusionen vorgebauet werden. Es scheinet aber, dass es
damit schon zu späte und dass man also uff ander Media, Uneinig-
keit zu verhüten, wenn die Noth die Conjunction erfodern sollte, wird
bedacht sein müssen, so doch daruff beruhen wird, dass man gewisse
Regeln setze, welcher Feldmarschalk das oberste Commendo und den
Vorzug haben und wie die andern Generals von beiden Corporibus
und die Regimenter einander folgen sollen.
Kf. kann nicht einsehen, weshalb zwei Reichsfürsten zu Direktoren des
Kriegsraths genommen werden, sie dürfen keine andere Gewalt als die
anderen Eriegsräthe, nur den Vorsitz haben.
Monita zu dem Entwurf der V^rpflegungsordinanz, namentlich meint Kf.,
da die Reichsarmee oft neben nnd mit der kaiserlichen agieren würde, so würde
es am passendsten sein, diese Verpflegung nach der kaiserlichen einzurichten.
^) S. das kaiserliche Decret vom 4. April 1664 (Londorp IX S. 250. Pach-
ner v. Eggenstorff I S. 80).
Digitized by
Google
Verhalten der Allüorteo. VerBammlang der Westfälischen KreisstäDde. 233
Die Gesandten an den Kurfürsten, D. Regensburg
18./ 28. März 1664.
[Herzog Aagust von Holstein. Versammluog der Westfälischen Kreisstande.
Brbverbrüderang. Neue vota.]
Wegen des Herzogs August von Holstein, den Ges. auf Befehl 28. März.
des Ef. zum Generalmajor bei der Reiehsarmee vorgeschlageq, ist be-
schlossen*), dass er dazu aDgenommen sein solle, wenn die kurfürstlichen
Trappen zum Kreiscorps stiessen.
Der Bischof von Münster hat die Westfälischen Kreisstände,
welche nicht der Rheinischen Allianz angehören, der Türkenhülfe halber
ZQ sich geladen; Jena, obwohl nicht eingeladen, hat sich auch dorthin
begeben und hat seine Stelle zur Rechten des Bischofs von Münster einge-
Dommen, doch wurde dort ohne Ordnung geredet, einige ersuchten Jena,
Kf. möchte doch (wie Münster, Pfalz- Neuburg, Faderborn und
Osnabrück sich erboten) ausser dem triplo noch das simplum cum di-
midio bewilligen, er erklärte darauf, wenn seinen desideriis a circulo ein
Genügen geschehen, möchte er wohl sub rato was thun. Wegen der Erb-
verbrüderung hat bei K.Sachse ns Anwesenheit nichts vorgenommen werden
können, da dieser durch Yisiteu, Gastereien u. s. w. an diesem und der-
gleichen mehr verhindert worden. Er will in 8 bis 10 Tagen abreisen und
dann bald Kf. besuchen. Pfalz-Sulzbach sucht Session im Fürstenrath,
dasselbe soll auch K. Baiern für die Oberpfalz, Münster für Strom-
berg und andere, etwa 12, beabsichtigen. Da im Fürstenrath schon über
90 vota sind, so wäre besser auf Mittel zu denken, dieselben zu vermindern
als zu vermehren.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
23- März/ [2. April] 1664.
[auf die Relation vom 11./21. März. Die Streitigkeiten mit Ffalz Neubarg. Ein
einheitlicher Kalender]
Kf. hat gern vernommen, dass K.Mainz und Münster sich zur Ver- 2. April,
mittelung mit Pfalz-Neuburg erboten haben. Wegen des directorii aber
ist ein richtiger Vergleich vorhanden, und kann Kf. nicht zugemuthet werden,
sich desselben zu begeben und in neue Traktaten einzulassen. Ges. sollen
dieses K.Mainz und Münster remonstrieren und sie ersuchen, dem Pfalz-
grafen zuzureden, diesem Vergleich, wieKf. erbietig sei, nachzuleben. Die Re-
ligionssache aber hängt von gewissen vom Kaiser dazu verordneten Kommis«
>) S. das CoDclusum d. 26./ 16. März 1664 (Diar. Europ. XI S 124flf. Lon-
dorp IX S. 247. Pachner v. Eggenstorff I S.TTQ.
Digitized by
Google
234 0er Anfang des Regensbarger Reichstages.
sarien») ab, welche wieder ihre Subdelegierten verord?iet haben (auf des Kf.
Seite sind es: Herzog Angust von Braunschweig-Wolfenbüttel,
Fürst Friedrich von Anhalt und der neulich verstorbene Für^t von Nas-
san-Dillenburg), bei denselben ist die Sache instruiert und sie haben
alle Acta und Informatioues in Händen , daher zweifelt Kf., ob die Sache
von ihnen avociert werden und er sich in andere Traktaten einlassen könne.
Da ihm aber lieb sein würde, dass dieser Streit ehest abgethan werden
möchte, so sollen Ges. mit den betrefifenden Gesandten reden, ob sie hieraaf
von ihren Herren mit instruiert seien, dann könnt« er wohl geschehen las-
sen, dass es dort zu gelegener Zeit vorgenommen werde und K.Mainz
und Münster sich zugleich jnit interponierten.
Wegen des Feldhauptmanns, Feldmarschalls und der Instruktion für den
Reichskriegsrath will Kf. sich den Majoritätsbeschlüssen conformieren. Er
ist auch einverstanden damit, dass durchgehends einerlei Kalender einge-
führt und dazu der neue gebraucht werde, doch soll es nicht das Ansehen
haben, als wenn es in Respect des Papstes geschehe. Ges. sollen darüber
mit anderen evangelischen Ständen conferieren.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
25. März/4. April 1664.
[Der Reichskriegsrath. Schwedische BelehooDg. Verweodaogsschreiben des
KurfürateucoUegB wegen Jägerndorf.]
4 April. Im Fürstenrath war vorigen Freitag beschlossen worden, dass kein
eigener Kriegsrath gebildet werden solle, am Mittwoch aber ist das Gegen-
theil beschlossen worden und haben sich auch die meisten Alliierten erklärt,
zu demselben beitragen zu wollen, damit das Kreis- und der Alliierten Cor-
pus hierdurch zusammengehalten würden^).
Die Kreisvölker sollen den 14./24. April zu Ungarisch .^Itenburg
auf dem Rendezvous sein, es ist aber dazu noch wenig Apparenz; ehe man
hier alles, wie es sein soll, einrichtet, dürfte der Sommer meistentheils
vergehen.
Den Schweden ist die formula investiturae zugestellt würden, dazu sie
ihre monita gethan, und soll, wenn sie es begehren, der Stettinische Ver-
gleich dem Lehnsbrief eingerückt werden. Ges. fragen an, ob sie eine Copie
des Lehnsbriefs begehren oder aber es so geschehen lassen sollen').
0 Dieselben waren 1651 bei Qelegenheit des Vergleichs zwischen dem Kf.
und dem Pfalzgrafen eingesetzt worden s. diesen Vergleich vom 11. October 1651
(Londorp VI S. 632).
^ S. Gemeiner I S. 164 f.
') Kf. (d. Colu 5./15. April 1664) erklärt sich damit einverstanden, daas der
Stettinische Recess dem schwedischen Lehnsbrief wörtlich inseriert werde, beauf-
tragt aber die Gesandten, eine Abschrift des letzteren vor seiner Aasfertigang
zu verlangen und ihm einzuschicken.
Digitized by
Google
Reichfgeneralität aad Kriegsratb. Jageradorfer Sache. 235
Wegeu der Restitatioo von Jägerndorf haben sie das voo dem Kur-
fürsten colleg dem Kaiser einzureichende Memorial selbst abgefasst und dem
Freih. v. Boineburg zugestellt, heute soll dasselbe im Kurfürstencolleg
Torgelesen und eingerichtet werden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
29. März/[8. April] 1664.
[tnf die Relation vom 18./28. März. Kf. will cur Besablang der Beichsgenerali-
tät nicht beitragen.]
Kf. will sich die Beschlüsse wegeu der Generalität, deren Bezahlung B.April,
ond was demselben anhängig, wohl gefallen lassen, weil seine Völker schon
bei der kaiserlichen Armee sind und schwerlich zu dem Reichscorpus kom-
men werden; er erwartet daher, und Ges. sollen dahin wirken, dass man
ihn mit dem Zutrag zum Unterhalt der Generalität, Anschaffung des Pro-
Tiants und was hiervon dependieret, verschone, zumal da er über die
Volkshülfe dem Kaiser auch ein ansehnliches an Munition (200 Centner
Polver) zugeschickt hat.
Die Gesandten an den KarfÜrsten. D. Regensbarg
31. März/ 10. April 1664.
[Kommission wegen der Jülich-Cleveschen Religionssache. Reichskriegsrath.)
Wegen der Kommissarien in betreff der Heligionsaiigelegenheit in den 10- April.
Jülich-Cleveschen Landen haben sie durch den Residenten Neu mann
Erkundigungen eingezogen. An Stelle des Fürsten von Nassau-Dillen-
borg ist dessen Sohn eingesetzt worden, hat aber dawider excipiert; der
Wolfenbütteische Gesandte hat erklärt, dass er mit Vollmacht verseben
sei, das gesamte fürstl. Anhaltiscbe Haus hat das votum dem Sachsen-
Gothaischen Gesandten aufgetragen, welchem von dieser Sache nichts
bewnsst ist, und mit Nassau-Dillenburg ist es noch nicht richtig,
Jena führt dieses Votum, Pfalz-Neuburg wird aber vermuthlich gegen
ihn ezcipieren lassen. Ges. glauben, dass hier in dieser Sache schwerlich
etwas Fruchtbares wird verrichtet werden können i), zumal ingemein da-
für gehalten wird, dass gegenwärtiger Reichstag sich in kurzem endigen
dürfte.
Wegen des I^riegsraths haben, da auch die Alliierten an demselben
Theil haben wollen, das kurf.- und fürstliche Collegium die Einsetzung
>) Auch Kf. (d. Cöln 12./22. April 1664) erklärt auf Oruod dieses Berichtes,
die Kommission werde sich dort bei dem Reichstage nicht füglich expedieren
iMsen.
Digitized by
Google
236 ^' I)er ADfaog des RegeoRbarger Reich etages.
von vier Kriegsrätheo beschlossen*), die Reichsstädte wollen auch zwei
dazu ordnen, worüber man aber noch nicht einig ist. Ueber die Befugnisse
der Reichskriegsraths-Directoren wird etwas concipiert werden.
Das von den Ges. entworfene Empfehlungsschreiben des Knrftirsten-
collegiums in der Jägerndorfer Sache ist im Colleginra angenommen
und wird von E.Mai uz dem Kaiser insinniert werden. Ges. bekommen
anch nunmehr etwas bessere Hoffnung dieser Sache wegen als zuvor, in-
dem sie vernommen, man solle an seiten des Kaisers entschlossen sein,
deswegen mit ihnen in Conferenz zn treten.
Ges. übersenden den im Knrfürstencolleg angenommenen Entwurf einer
constantis capitnlationis, der jetzt den Fürbten übergeben ist.
K.Mainz prätendiert votnm et sessionem im Fürstenrath für Lorsch,
auch Fürst Porti a fängt an dergleichen zu suchen^).
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 8./ 18. April 1664.
[BeihüKe zur Artillerie. Zusammenkunft der BvengeliBchenJ
18. April. Im knrf. Collegio haben sich dieser Tage alle, ausgenommen sie und
die K.pfälzische Gesandtschaft, erboten, dem Kaiser wegen der Artillerie
8 Römermonate zu zahlen^).
Die gesamten Evangelischen Fürstlichen hielten unter Vorsitz ?on
Magdeburg eine Zusammenkunft und beriethen über 6 Punkte:
1) Religionsfreiheit für die seh lesischen ünterthanen.
2) Monita wegen der Reichshofrathsordnnng.
3) Visitierung des Reichshofraths durch K.Mainz allein.
4) wegen der Sache des Herzogs Christian von Mecklenburg^) und
der ihm angeblich vom Kaiser ertheilten Dispensation.
5) was bei der Erfurter Achtsache zu thun.
6) wegen Klagen evangelischer Ünterthanen im Stift Bamberg.
Es wurde beschlossen ^j:
ad 1. Wegen der evangelischen kaiserlichen Erbunterthanen solle
K.Sachsen durch eine Deputation aufgefordert werden, persönlich dem
0 Conclosum vom 30. März/9. April 1664 (Londorp IX S. 251. Pacbner
V. Eggenstorf fIS. 82). Die Instruktion für den Beichskriegsrath vom 17./27. Mars
Londorp IX S. 244 ff.
^ 8. die betreffenden kaiserlichen Decrete vom 31. und 27. März 1664.
Pachner v. Eggenstorf f I S. 79. 85.
3} S. Gemeiner I S. 173.
*) S. ürk. u. Akt. IX S. 646.
^) S. diese Beschlüsse (d. Regeosburg 28. März (?), dict. 4./ 14. Mai 1664)
bei V. Schauroth, Vollständige Sammlung aller CoDclusorum, Schreiben und an-
derer' übrigen Verhandlungen des bocbpreisslichen Corporis £vangelicorum I.
8. 518.
Digitized by
Google
Zusammeokuoft der EvaDgelischen. 237
Kaiser zuzareden, dass dasjenige erbalteo werde , was dem lostr. pacis
gemäss sei^).
ad 2 uod 3. Die Reichshofrathsordnan^ sei durchzagehen, die nöthigen
monita zu verfassen und beroach eines gewissen zu vergleichen und zu be-
obachten, dass solche Ordnnng zu wirklicher Observanz komme. Inzwischen
solle K.M ainz ersucht werden, mit der beabsichtigten Visitation einzuhalten.
ad 4. Wegen des Herzogs Christian von Meklenburg solle durch
die Deputierten mit E.Sachsen vertraulich communiciert werden, dass den
Evangelischen daddrch nichts beschwerliches zustehen, sondern das ausge-
wirkte kaiserliche Beeret wieder cassiert werden möchte*), hernach solle
aacb mit dem französischen Gesandten Gravel daraus geredet werden.
ad 5. An die Stadt Erfurt wolle man ein bewegliches Schreiben
abgeben lassen, um sie zur Parition zu ermahnen, worin aber der wider sie
gebrauchte Process nicht zu billigen.
ad 6. Wegen der evangelischen Unterthanen im Stift Bamberg
könne die von ihnen verlangte Kommission nrgiert werden.
E.Sachsen ist gestern, der Bischof von Münster vor einigen Tagen
abgereist, Feldm. Sparr geht beute zu Wasser nach Wien.
Dieselben an den Kurfürsten. D- Regensburg
15./25. April 1664.
[Unterhalt der Reichsgeneralität. Kaiserliche Bestätigung des Testamentes
des Kf.]
Ges. haben im Fürstenrath umständlich vorgestellt, warum Kf. seine 25. April.
Truppen zu der kaiserlichen Armee bat stossen lassen, und dass ihm daher
Dicht zugemathet werden könne, zu TJuterhaltung der Kreis-Generalität,
Anschaffung des Proviants und dergl. etwas zu contribuieren. Die Kreis-
stände sehen ein, dass ihnen der Unterhalt der Generalität und vieler an-
derer Dinge sehr schwer fallen dürfte, aus welchen Ursachen und Unge-
wissheiteo das ganze Werk stecken bleibt.
Die vom Kf. über seine inter screnissimos filios aufgerichtete Dispo-
sition ') begehrte Confirmation durch den Kaiser wird in wenigen Tagen,'
wie ihnen zugesagt worden, ausgestellt werden.
0 S. das deswegen an den Kaiser gerichtete Schreiben der BvaDgelischen
Stäode, d. Regensburg 13. April 1664, v. Schaorotb II S. 19.
') 8. das Schreiben derselben von demselben Datum, v. Schaaroth II
S. 172.
') Das Testament des Kf. vom 23. März 1664, die kaiserliche Bestätigung
ist vom 29. April 1664 datirt, s. Droysen, Das Testament des Grosseo Kur-
fürsten S. 9 (Gesch. der Pr. Pol. IV 4 S. 133).
Digitized by
Google
238 I>®r Anfang des Regensbarger Reichstages.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. April/2. Mai 1664.
[Hinziehang der Jägerndorfer Sache. Die schwedische Belehnang.]
2. Mai. Iq der Jägerndorfscheo Sache geschieht trotz aller ihrer Bemühon
gen nichts, es ist den kaiserlichen Ministern damit kein Ernst nnd sie
suchen nur diese Sache aafznschieben. Die Schwedischen Gesandten
haben ihnen eine Abschrift des Lehnbriefs mitgetheilt, die Investitur selbst
soll anf hente angesetzt sein.
In den Collegien ist bisher yorneha)lich vpn Unterhalt der Generalität,
Besetzung des Generalstabs und der Kriegskanzlei verhandelt worden^).
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
26. April/[6. Mai] 1664.
[Beilegung der Erfurter Sache.]
G.Mai. Der Rath von Erfurt hat in einem Schreiben') um seine Cooperation
gebeten, damit die Stadt wieder aus der Acht erledigt werde. Ges. sollen,
wenn diese Sache vorkommen sollte, sich derselben annehmen und dahin
wirken, dass sie gütlich beigelegt werde, insonderheit aber dabei in Acht
nehmen, dass K.Mainz dadurch nicht disgustiert werde.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. April / 9. Mai 1664.
[Einführung Portias. Die neuen vota. Resolution wegen Jägerndorfs. Schwe-
dische Belehnung.]
9. Mai. Fürst Portia hat die begehrte Session erlangt') und ist vom Erz-
bischof von Salzburg in den Fürstenrath eingeführt worden; es werden
so viel neue vota gesucht^), dass man sich nicht wohl darin schicken kann,
und es durfte aus Inclination, Freundschaft, gegenwärtigem oder künftigem
Interesse fast allen gefügt werden, ob zwar viel nützlicher wäre, die vota
zu verringern nnd zu contrahieren. Wenn noch mehrere recipiert werden
0 S. Gemeiner I S. 176ff.
>) d. 14. /24. April 1664 8. unten Abschn. 6.
*) 8. Gemeiner I S. 162.
*) Vgl. die Relation vom lb./28. März oben S. 233. Die kaiserlichen Decrete
betreffend die Admission von K.Cöln und Herzog Julius Heinrich von
Lanenbnrg fär Engern und Westfalen (d. 25. April) und von Munster für
Stromberg (d. 2. Juli 1653, dict. Regensburg 5. Mai 1664) bei Pachner v.Bggen-
etorff I S. 90. 92.
Digitized by
Google
Kaiserliche ResoIotioD wegen Jagerndorf. 239
sollteD , erklären etliche Häuser, sich garnicht mehr durch majora binden
lassen za wollen.
In der Jägerndorfschen Sache haben sie endlich beifolgende kaiserliche
ResolatioD ») erhalten, darinnen nurten die vor diesem gebotene Summe,
von welcher man anfänglich alhier nichts wissen wollte, agnosciret
und confirmiret wird. Wir haben zwar ein mehreres gewünscht und
die Restitution des Landes prätendiret, weil aber keine andere Re-
solution zu erhalten gewesen, haben wir diese uns zugeschickte —
EDgenommen, und stunden gar nach so langem Verzug in Furcht, man
werde uns ohne alle Antwort lassen.
Am 25. haben die Schwedischen Gesandten die Reichsbelehnnng
empfangen'}, am folgenden Dienstag Dänemark die über Holstein.
Der Kaiser ist gestern nach Linz abgereist'). K.Mainz wird auch in
Tagen abreisen.
1) d. RatisboDae 6. Mail 1664: .Der Rom. Key. auch zu Haogaro and Bo-
bemb Konigl. Majestät, uDserm allergoädigsteD Herrn ist auBfübrlich vorgetragen
wordeo, was bei deroselben H. GoDtad Aschen von Mahrenbolts ood H.
Gottfried voo Jena auf gnädigsten Befehl Ihrer Churf. Darchl. zn Branden-
burg wegen des Furstenthumbs Jagerndorff angebracht, seiot auch böcbstbesagter
Ihrer Kej. und Konigl. Maj. die vielfältig und hochersprieBBliche Dienste, welche
dero bochlöbl. Ertzhaus Ihre Churf. Durchl. und dero hochgeehrte Vorfahren
ganz rühm- und annehmlich geleistet und noch weiters zu leisten vermögen, wohl
bekannt, welche ansehnliche merita, gleich wie Ihre Key. und Konigl. Maj. zu
dero danknehmigen Gemäth sieben und hoch estimiren, also hätten Sie auch wün-
schen mögen, Selbe mit der hiebevor vertrösteten Erkantnuss der einmalbundert
und achtzigtausend Reichstbaler zu begegnen und Ihro Durch!, mit der Bezah-
lung an die Hand zu gehen. Es ist aber Ihro Durchl. selbst wohl bekannt und
menuiglich vor Augen, in was kummerhaften Zustand Sie sich leider der Zeit
befinden und nit allein dero Cammergefall aufs höchste erschöpfet, sondern auch
seithero des Welitzkiscben Salzes Mittel Ihro entfallen und dergestalt wider
Ihren Willen und Zuversicht dasjenige zu prästiren nicht vermögen, wessen Sie
sich hiebevor gegen Ihre Durchl. vernehmen lassen. Haben derohalben zu
Deroselben das gnädig freundoheimliche Vertrauen, Sie diese so beschwerliche
Zeit selbst erwägen und in dessen Ansehung in gutwilliger Geduld stehen wer-
den, mit dieser Versicherung, dass sobald Sie die hierzu erforderte Mittel haben
wurden, Sie die hievorige willfahrige Erklärung berührter Summen Bezahlung
ins Werk setzen und sich dergestalt bezeigen wollten, dass Ihro Durchl. Ihrer
Key. Maj. Affection und dankbares Gemuth in der That verspüren sollen. *
In seinem Schreiben an den Kf. (d. Regensburg 7. Mai 1664) bezieht sich der
Kaiser auf diese Resolution und ersucht Kf.: «bei jetzigen kummerhaften Zu-
stand sich hierinoen von Selbsten finden und wegen Werkstelligmachnng unserer
hievorigen will^hrigen gnädigsten Erklärung noch in etwas in Geduld stehen"
zu wollen.
'/ S. oben Abschn. 3 S. 102.
»^ S. Diar. Europ. XI S. 22G.
Digitized by
Google
240 ' ^' D^r Anfang des Regensbarger Reichstages.
Der Kanzlist Preasse geht beate mit der ?om Kaiser confirmierten
Disposition^) nach Berlin zarück.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 5./15. Mai 1664.
[Verhandlungen des Kurfürsten von Mainz und des schwedischen Gesandten nait
Pfalz-Neuburg]
15. Mai. Zn Pfalz Neu barg, welcher sich, um den Kaiser zd Stranbing aaf-
ZQsachen, in der Nähe in einem Kloster aufgehalten hat, sind K.Mainz
und der schwedißche Gesandte Schnolski gefahren und haben mit dem-
selben, wie sie den Ges. mitgetheilt, wegen des Jülich sehen Religions-
streits und des Westfälischen Kreisdirectorinms geredet; der Pfalzgraf
hat erklärt, er sei an dem Vorgegangenen nicht Ursache, ein Beamter')
hätte über Befehl gehandelt, sei auch dafür bestraft und des Dienstes entr
setzt. Er wäre geneigt, das Religionswesen auf ein gewisses und bestän-
diges kommen zu lassen, und würde das Directorinm nicht eher yerwilligen.
K.Mainz bittet, Kf. möchte es nur noch jetzt in statn quo auf ein Interim
lassen und nicht ferner zu einer oder anderen Bxecution sehreiten, damit
die Sache dadurch nicht schwerer würde; auch die Pfalz-Neuburgischen,
mit denen sie wegen der Sache geredet, und der Schwedische raten,
alles vorläufig in dem jetzigen Zustande zu lassen, bis entweder die Inter-
position oder die Kommission znm Ende gelange.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
11./21. Mai 166^.
[auf die Relation vom 29. ApriI/9. Mai. Die neuen vota. Beitrag zu dem Unter-
halt der Generalität und der Artillerie. Die kaiserliche Resolution in der Jägero-
d orfer Sache.]
21. Mai. Wegen der gesuchten neuen vota (ausgenommen Quer fürt) sollen
Ges. auf die Inconvenientien, welche aus Multiplication derselben entstehen,
und wie durch dieselben dem Reich so garkein Nutzen zuwachsen würde, hin-
weisen. Wenn anderen neue Sessiones zugestanden würden, so behalte sich
auch Kf. vor, dergleichen wegen derNenmark, der Stifter Branden barg
Havelberg nndLebns und der Grafschaften Rnppin nnd Vierraden
zu suchen.
Was andere Kur- und Fürsten zu den Unterhalt des Kriegsrats
und der ArtoUerie verwilligen, lassen wir dahin gestellet sein, Ihr
0 S. oben S. 237.
*) Rautenstein. S. oben 8.214.217.219.
Digitized by
Google
Die neuen vota, die Erfurter und Bremer Sache. 241
aber liabt Euch dazu nicht zu erklären, sondern uns die freie Hand,
ob wir dazu etwas geben wollen oder nicht, vorzubehalten.
Mit der Keyserl. Resolution wegen Jägerndorff können wir nicht
zufrieden sein, weil aber nach Abreise Ih. E. M. bei gegenwärtigem
Reichstage dabei schwerlich ein mehreres wird können gethan werden,
als werden wir die Notturft desshalb sonst beobachten lassen. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbarg
20./30. Mai 1664.
[Die nenen vota. Die Erfurter Sache. Beschwerden Bremens über die Schwe-
dische Regierang.]
Durch ihre und der meisten anderen Weltlichen Bemühungen ist es 30. Mai.
dahin gebracht worden, dass die neuen prätendierten sessiones et vota, ans-
genommen i^uerfurt, Sulzbach und Lorsch, yerschoben worden sind,
sie haben es aber nicht verhindern können, dass anch C ammin, obwohl es
sich bei demselben nur am den ihm zu assignierenden Ort handelt, den
übrigen gleichgestellt worden ist
Zu Anschaffung und Unterhaltnng der Artillerie ist wegen des Kf.
nichts yerwilligt, sondern die Sache von ihnen so beobachtet worden, dass
als diejenigen Stände, welche hiezu contribnieren, specificiert worden, Kf
darunter nicht befindlich gewesen.
Von der Stadt Erfurt Acht ist es eine Zeit lang ganz still gewesen,
man hört von keiner Handlung, welche hier vorgenommen werden sollte,
auch von dem, was zwischen E.Mainz und K.Sachsen hier deswegen ab«
geredet s ein mag, ist keine weitere Nachricht, als dass E. Sachsen den zu
ihm namens der evangelischen Stände abgeschickten Deputierten versichert
hat, dass von E.Mainz der Religion in der Stadt kein Nachtheil zugezo-
gen werden würde, dass aber ein Reicbsstand sein Recht prosequiere,
könne man demselben nicht verdenken.
Die Fürstlichen haben jetzt die vom kurfürstlichen Collegio projec-
tierte beständige Capitulation unter Händen und stellen in Aussicht, dass
sie bald mit ihren monitis dazu fertig sein würden.
Die Stadt Bremen^) beschwert sich beim Ealser über die Schwe-
dische Regierung, dass diese der Stadt Gefälle in den unter schwedischer
Territorialhoheit stehenden Dorfschaften arrestiert, weil sie ihr Contingent
an der Contribution nicht zu der Landkasse geliefert; ferner darüber, dass
sie trotz zweier kaiserlicher Decrete* nicht im Niedersächsischen Ereise ad
>) S. DuntEe, Gesch. der freien Stadt Bremen IV S. 138. 146 und unten
den Abscbn. aber die Bremischen Handel.
Mater, s. Gesch. d. Q. Kurffirsten. XI. IQ
Digitized by
Google
242 4- I>er Anfang des Regeusbarger Eeichstages.
votom et; sessionem zugelassen worden, der Kaiser will wieder in dieser
Sache ein Gntaebten der Karfürsten') fordern.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
7./[17.] Juni 1664.
[Beförderung der Türkenhulfe. Wegen Beilegung der Streitigkeiten mit Pfalz-Nen-
bürg erwartet Kf. Vorschläge.)
IT.Jnni. Da man mit den Berathangen über die Reichsdefension gegen die
Türken noch immer nicht zn Ende gekommen ist, sollen Ges. sich der Be-
förderang der Sache annehmen, wobei dann das Abseben nicht blos auf
dieses Jahr, sondern aach, weil leider der Frieden mit den Türken in so
karzer Zeit nicht za hoffen, aach daraaf za richten sein wird, wie es ins-
künftige and zwar so lange der Krieg währet za continaieren , and dass
man aach von Zeit za Zeit recratiere.
In der Westfälischen Directions* and Jülichs eben Religionssache
sieht er nicht, so lange keine Vorschläge geschehen, wie er ihnen weitere
Information oder Vollmacht geben könne, doch hat er an seinen C le-
vis eben Statthalter and Regierang geschrieben and ihr Gutachten, wie
ans der Sache za kommen and was für Mittel nnd Vorschläge sich dazu
finden möchten, gefordert, nnterdessen sollen Ges. denen, welche sich
zar Interposition erbieten, dafür Dank sagen nnd sie bitten, ihre Vorschläge
za eröffnen.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
10./ 20. Juni 1664.
20. Juni. Es wird jetzt über die Instruktion des Reichsfeldmarschalls, des Reichs-
kriegsraths und der Directoren desselben berathschlagt '), dann soll darüber
verhandelt werden, wie lange diese Reichshülfe dem Kaiser zu leisten sei').
') (Jeher das frühere Gutachten der Kurfürsten in dieser Bremiechea An-
gelegenheit 8. oben Abschn. 1 S. 33 f. und 55.
^ S. Gemeiner I S. 196. Die Instruktion für die Beichskriegsrathsdirek-
toren d. 22. Juni 1664 Londorp IX S. 264. Pachner v. Eggonstorff I
S. 111 flF.
^ Kf. erneuert in Bezug darauf (d. Cöln 21. Juni/1. Juli 1664} seine In-
struktion vom 7./17. Juni, dass wegen der Dauer der Hülfe keine bestimmte Zeit
festzusetzen, sondern dieselbe, so lange der Krieg dauere, zu leisten und von
Zeit zu Zeit, namentlich im nächsten Herbst, zu erganzen sei.
Digitized by
Google
Bevorstehende Auflösung des Reichstages. WahlcapitolatioD. 243
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
24. Juni /4. Juli 1664.
[ Wahlcapitnlatioo.]
Die CapitülatioD ist von den weltlichen Fürstlichen wieder dnrchge- 4. Joli.
gangen nnd nach ihrer Meinnng eingerichtet und darauf den geistlichen
übergeben worden, um deren Willen ebenso zu vernehmen. Dieselben wer-
den heute dazu zusammenkommen und haben auch Ges., die als kurfürst-
liche von den Weltlichen nicht gerufen worden waren, eingeladen ; einer von
ihnen wird sich auch dort einfinden. Das jus adcapitulandi , welches das
kurfürstliche Golleg sich reserviert, ist in dem von den Weltlichen ge-
machten Aufsatz ganz ausgelassen worden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
5./15. Juli 1664.
[Angebliche Absicht» den Reichstag anfzalosen.]
Er theilt ihnen mit, was K. Pfalz an ihn wegen Aufhebung des Reichs- 15.Jnli.
tages und dass derselbe in einen Deputatioustag möge verändert werden
gebracht, sowie seine Antwort darauf und ein darauf bezügliches Schreiben
an K. Sachsen^). Sollte etwas wegen Dissolution des Reichstages vor-
kommen, so sollen sie sich nach seiner dort ausgesprochenen Meinnng richten.
G. V. Jena") an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./ 25. Juli 1664.
iaaf das Rescript vom 5./15. Juli. Berathungen der Geistlichen über die Wahl-
capitalation.]
Es soll dahin getrachtet werden, dass die etwa beabsichtigte Disso- 25. Jali.
lation des Reichstages verhütet bleibe, oder aber, wenn ein Deputationstag
beliebt würde, solcher ohne alle Trennung angetreten, auch die Reise der Ge-
sandten von hier auf Nürnberg oder Augsburg unerwartet eines neuen
Ausschreibens gerichtet und die Handlungen daselbst fortgesetzt werden.
Die Instruktionen für den Reichskriegsrath, den Feldmarschall und die
General- Com missarien sind jetzt fertig*); inzwischen haben die Verhand-
lungen über die Capitulation von selten der geistlichen und einiger welt-
lichen Stände, welche von den Weltlichen vorher ausgeschlossen waren,
begonnen.
^ Diese Schreiben liegen den Akten nicht bei.
*) V. Mahren holtz war wieder nach Halberstadt verreist.
^ S. über diese langwierigen Verbandinngen Gemeiner I S. 205£
16*
Digitized by
Google
244 4. Der Anfang des Regensburger Reichstages.
Man hat auch dort das von den Kurfürstlichen »bgefasste Project zu
Grunde gelegt, gleich über das Prooemium aber waren die Meinungen sehr
verschieden, schliesslich hat die Majorität sich für die Fassung: ^So ist ein-
mal ein Project derselben vom Churf. Collegio abgefasst, in allen dreien
Käthen für Hand genommen, berathschlaget und endlich erdeutete Capitu-
lation erkläret worden, wie folgt,'' entschieden.
Wegen Rekrutierung der Reichsarmee ist einmüthig beschlossen wor-
den^), dass alle Stände den Abgang ihres Contingents an Mannschaft
spätestens bis Mitte September aus eigenen Mitteln zu recrutieren schuldig
sein sollen.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
22. Juli /I.August 1664.
(OesQch des Kaisers um Beihälfe zur Artillerie. Yerhandlnngen der Geistlichen
aber die Wahlcapitalation.]
l.Aog. Nachdem es mit den Instruktionen und Rekruten seine Richtigkeit er-
langt, ist materia assistentiae fast gänzlich abgethan. Doch lässt der Kai-
ser nun wieder um etliche Römermonate zu Anschaffung und Einrichtung ei-
ner nöthigen Artillerie anhalten^. Die Alliierten wollen sich hierin gänzlich
exiroieren, weil sie deswegen mit dem Kaiser einen besonderen Vertrag
gemacht, auch manche andere Stände zeigen wenig Neigung, dazu zu con-
tribuieren; Ges. wollen nach ihrer Instruktion dahin arbeiten, dass dem
Kaiser zu diesem hochnöthigen Dinge ein Zuschub geschehe. Bei den
weiteren Yerhandlnngen wegen der Capitulation hat namentlich der Passus
wegen der Wahl eines römischen Königs bei Lebzeiten eines Kaisers grosse
Schwierigkeiten gemacht, die Majorität der Geistlichen hat beschlossen,
diese Frage vorläufig auszustellen. Diese Verhandlungen zeigeif, dass die
meisten Fürsten entweder das Recht des kurfürstl. Collegii zu schmälern
oder das, was ihnen zu gute in der entworfenen Capitulation enthalten, auf
Rechnung zu nehmen und nach und nach mehr an sich zu ziehen gedenken.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. Juli/ 8. August 1664.
[Gesach Erfurts. Glückliche Kämpfe bei Parkaa und an der Raab.]
8. Aag. Wegen der Stadt Erfurt hat sich einer bei ihnen angemeldet und
das instrumentum paritionis und ein Memorial tibergeben, worin der Rath
die Gesandten ersucht, nachdem nun die Einführung der Gebetsformel
erfolgt sei, sich zu Gunsten der Stadt zu verwenden und auch bei Kf. ihre
• ») Dict. 23./13. Juli 1G64. Pachner v. Eggenetorff I S. 125.
>) S. Gemeiner I S. 218 ff.
Digitized by
Google
WahlcapitnlatioD. Gläckliche Kämpfe gegen die Türken. 245
Sache za recommeodieren. Er hat geantwortet, Kf. hätte sich deswegen
schon beim Kaiser verwendet und hätte anch der Gesandtschaft dem ent-
sprechende Befehle!) ertheilt
PS. Der Erzbischof von Salzbarg hat ihm gestern Abend noch
spät eben eingetroffene Brielfe des Kaisers mitgetheilt, welche melden, dass
Oeneral de Sonches Barchan erobert und die Donaabrücke bei Gran
zerstört^, and dass die conjangierte Armee die Türken, welche mit ganzer
lidacht die Raab haben passieren wollen ^ nach langem Gefecht^) glücklich
zarückgetrieben and einige Taasend erschlagen habe.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 2./ 12. August 1664.
[BewilligQDg der Beibülfe zur Artillerie. Wahrung der Rechte der Karfarsten.)
Kf. befindet für billig, dass dem Kaiser wegen der Artillerie von den *12. Aug.
Reichsständen, aber ebenso anch von den Alliierten mit einigen Römer-
monaten an die Hand gegangen werde; in betreff der Höhe des Beitrages
sollen sie sich nach den Vorsitzenden im knrfürstl. CoUegiam richten.
In betreff der Capitnlation £ndet Kf., dass man nnnmehr den Karfürsten
recht ans Herz greife, indem man ihnen die freie Wahl eines römischen
Königs vivente imperatore zu entziehen und selbige allen Ständen gemein
zu machen gedenkt, Ges. haben bei ihrem Widerstände dagegen zu behar-
ren, da hierin der Kurfürsten Recht klar durch die Observanz bestätigt
ist. Ef. könne daher die Aussetzung dieses Punkte's nicht verbilligen, es
sei denn, dass in den Reichsabschied gesetzt würde, man hätte sich über
diesen Punkt nicht vergleichen können und die Kurfürsten hätten sich ihr
Recht vorbehalten.
G. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
5./ 15. August 1664.
[Recratierong. Beitrag zur Artillerie. Verpflichtang der Laodstande zu den
LegatioDskosten beizatragen. Erkläraog Gravele.]
Die Recrutierung ist bewilligt, die Mannschaft soll Mitte September in 15. Aag.
Ungarn sein. Gott gebe^ dass die Zeit besser, als verwichen, mit der
1) S. das Rescript vom 26. April/ 6. Mai oben S. 238. Kf. weist darauf die
Gesandten (d. Cöln 9./19. August 1664) ao, in betreff dieser Erfurter Angelegenheit
die Meinung der anderen Kurfarstlichen, namentlich von K.Mainz zu sondieren.
*) 8. darüber unten Abschn. 5. •
^ Gemeint ist die Schlacht bei St. Gotthard am I.August 1664. S. das
Schreiben des K a i s e r s an den Erzbiscbof von S a 1 z b u r g (d. Wien 4. August 1664)
und die Relationen des Markgrafen Leopold von Baden (d. Furstenfeld
4. August 1664) und des Grafen Hobenlobe (d. Feldlager bei St. Gotthard
Digitized by
Google
246 ^' ^er ^nfaug des Regensburger Ruichbtages.
Reichbhülfe beobachtet werde, ein Theil der Kreise hat die Ihrigen erst im
Juli oder gar im Aagost geliefert, yoq maocheo Manoschafteo wird wohl
wenig oder garnichts übrig sein, daher wird die RecrotieraDg sehr schwer
fallen nnd wohl nicht viel anders als auf eine nene Leistung des tripli
auslaufen.
Nachdem das Kurfürstencollegium schon am 6./ 16. Mai sich zu 8 R6>
mermonaten als Beihülfe zur Artillerie erboten, hat jetzt auch die Majorität
des Fürstenrathes beschlossen i), dem Kaiser dazu einen Beitrag zu leisten.
Ebenfalls ist beschlossen worden'), dass die Landstände und Unter-
thanen die Legationskosten zu Reichs-, Deputations- und Kreistagen mit-
tragen sollen.
Der französische Gesandte Gravel hat neulich gegen Jena erwähnt,
dass die Tractaten zwischen dem Könige und dem Kf. den Schluss er-
reicht') und er den Befehl hätte, wenn Sachen, des Kf. Interesse betreffend,
vorkämen, solche von selten «eines Königs zu secundieren^).
Derselbe an den Kurfürsten D. Regensburg
12. /22. August 1664.
[Beitrag zur Artillerie. Erkläniog der Alliierten.]
22. Au^. Wegen der Artillerie ist es noch nicht zur Re- und Correlation ge-
kommen, da das im Fürstenrath gemachte Conclusum mehr eine Erzählung
unterschiedlicher Meinungen^ als ein gleichstimmender gewisser Schluss ist.
Die geistlichen Fürsten sind noch mit der Berathung über die Wahl-
capitulation beschäftigt. Punctus gravaminum et restitnendorum bleibt noch
immer cum magno gravamine gravatorum unangegriffen.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
19. /29. August 1664
[Verhandlangen im Fürstenrath aber GontiDaation der Türkenhülfe.]
29. Aag. üeber die Continuation der Hülfe wider den Erbfeind*) ist im Fürsten-
rath eine Umfrage gehalten, aber sehr ungleich gestimmt worden, viele
2. Aagast 1664) an die Keichstagagesandten Diar. Europ. XI S. 42dff. Lon-
dorp IX S. 274ff.
0 8. Gemeiner I 8. 218 f.
') S. Gemeiner I S. 219.
^ S. über die neaen, zum Abschlass fahrenden Unterhandlungen v. Blamen-
thala in Paris, Jani bis Aagast 1664, Urk. a. Akt. IX S. 682ff.
*) Kf. weist darauf die Gesandten an (d. Cöln 16./26. Aagast 1664), Gravel
dafür za danken and zu yersicbern , dass auch er sich werde angelegen sein
lassen, die billigen Interessen des französischen Königs za befördern.
^} S. über diese Verhaodlaogen Gemeiner I 8. 221 ff.
Digitized by
Google
Wahlcapitalatioo. Erfurter Sache. 247
haben die Entscheidang darüber noch verschieben wollen, nm, wenn der
Kaiser in puncto capitnlationis und sonst ihnen nicht zn Willen wäre, ihm
die Assistenz entziehen zu können, und da sie fürchten, dass, wenn es mit
d«m puncto auf etliche gewisse Jahre seine Richtigkeit erlangte, der Reichs-
tag werde aufgelöst werden.
Der Kurftlrst an die Gesandten. D. Cöln 29. August /
[8. September] 1664.
[BehandloDg der WahlcapitolatioDSsache. Die Erfurter Angelegenheit.]
Wegen des punctus capitnlationis hat das gesamte kurfürstliche Colle* 8. Sept.
gium zu verhüten gewünscht, dass man hierüber zu keinen ordentlichen
Deliberationen , noch weniger aber zu den gewöhnlichen Re- und Corre-
lationen kommen möchte, Qes. sollen also danach handeln und dahin wirken,
dass man sich sonst extraordinarie wegen der monita des fürstlichen CoUe-
giums vergleichen möge.
Die Erfurter Sache findet Kf. so beschaffen, dass, wenn E.Mainz
bei seiner Resolution, die Stadt mit Gewalt zu bezwingen, verbleiben sollte,
daraus leiiht ein grosses Feuer im Reich angesteckt werden könnte. Da-
her hat er an E.Mainz geschrieben und ßerlepsch an denselben ge-
schickt, um ihn von der vorhabenden Expedition abmahnen zu lassen i).
Ges. sollen inzwischen mit der interessierten Kur- und Fürsten Abgesandten,
als Sachsen-Altenburg, Weimar und Gotha, aber nicht weniger
mit den Egl. Schwedischen und Braunschweigischen und Hessi-
schen daraus communicieren. Sollten dieselben dahin zielen, dass nomine
imperii an K.Mainz geschrieben und derselbe davon dehortiert werden solle,
haben sie solches mit zu befördern.
¥• Mahrenholtz und v. Jena an den Kurfürsten. D. Regens-
burg 2./12, September 1664.
[BerathuDgen and Massregelo der Evangelischen in der Erfurter Angelegenheit.]
In den gemeinen Reichsgeschäften ist diese ganze acht Tage her nichts i2. Sept.
gehandelt worden^, weil glaubwürdige Kunde gekommen, dass K.Mainz
Truppen zusammengezogen, zu denen auch lothringische Truppen gestossen,
om die Ezecution an Erfurt zu vollstrecken, auch würden dazu noch et-
liche tausend französische, um Metz stehende, und andere Völker erwartet.
Durch diese Zeitung sind die evangelischen Fürsten bewogen worden, vor
acht Tagen, 26. August/ 5. September, aus der gemeinen Rathsstube ab-
1) S. unten AbschD. 6.
>) 8. Gemeiner I S. 224 ff. Kocher I S. 334 f.
Digitized by
Google
248 ^- ^^^ AnfaDg des Regensborger Reichstages.
zutreten ond sich iq der DepotatiotiRstobe allein zu versammeln, dahin anch
Halber Stadt ans dem kurfürstlichen Collegio gerufen worden. Die De-
liberationen sind auch Sonnabend nnd Sonntag fortgesetzt worden, manche
waren der Ansicht, man sollte den österreichischen Gesandten andeuteo,
dass, wenn der Kaiser diesem gefahrdrohenden Wesen nicht steuerte und
K.Mainz zurückhielte, die evangelischen Stände den Rath nicht .mehr be-
suchen, keine Recruten schicken, ja ihre in Ungarn stehenden Völker zurück-
rufen würden; Jena aber erschien dies noch^ zur Zeit zu heftig und er
schlug gelindere Mittel vor. Darauf wurde für gut befunden, davon zu ab-
strahieren, nnd geht der vom Magdeburgischen Directorio abgefasste Schlnss i)
dahin, im Namen der Evangelischen an den Brzbischof von Salzburg,
H. Oravel und an die österreichische Gesandtschaft gewisse deputati
abzusenden, die das in dem conclnso Enthaltene remonstrieren sollen.
Am Montag Hess der knrsächsische Gesandte, H. Strauch, alle
evangelische Kur-, Fürst-, Oräf- und Städtische in sein Quartier laden, wo
auch Mahrenholtz') sich einfand. In seiner Propositiou wurde des Er-
furter Wesens specialiter nicht gedacht, sondern nur generaliter vorge-
tragen, wie ein Theil der Angsbnrgischen Religionsverwandten schon lange
begehrt, einen solchen Gonvent zu halten, und weil nunmehr der pnnctos
restitnendorum et gravaminnm vorkommen sollte, da auch von der Visitation
nnd Ordnung des Reichshofraths 'zu reden, wollte er vernehmen, was die
Stände hiebe! oder auch sonst zu erinnern hätten, darauf der kurpfälzische
sofort auf Erfurt gefallen und ausgeführt, wie dieses das allerwichtigste
sei, dessen Meinung die Nachstimmenden gefolgt, da dann das bereits ge-
machte fürstliche conclnsum in Umfrage gestellt, welches in der Hauptsache
nnverrückt geblieben, doch vom Knrsächsischen Directorium ein conclusum')
im Namen aller pbgedachter Stände aufgesetzt worden. Es hat sich auch
sonst anfangs der Kursächsische dieses Dinges gar wenig angenommen,
vielleicht aus Mangel der Instruktion, welches mancherlei Gedanken er-
weckt hat*).
Ges. haben, obwohl man ihnen sehr angelegen, die deputationes an den
Erzbischof von Salzburg und Gravel zu übernehmen, sich doch ent-
schuldigt nnd sich nicht eben sonderlich interessieren wollen, da ihre In-
struktionen sie zn nichts mehr, sls geschehen, anweisen» Die öster-
reichische Gesandtschaft hat Jena ersucht, dem Couvent beizuwohnen,
um zu verhüten, wenn etwas dem gemeinen Wesen oder der Verfassung
wider den Türken Nachtheiliges vorkommen sollte.
0 S. (JoDclosam prineipom Evangelicomm d. 26. Aogost 1664 die wegen
der Erfurter Sache vorzakebrende Maasregelo betreffend, v. Schaaroth I S. 521.
^ Derselbe war am 5. September wieder nach Regeosburg zurückgekehrt.
*) S. Relation was bei gesamter Evangel. Stande Zusammenkunft den
29. Aagasti 1664 wegen farh^bender Ch.Maiozischer Ueberziebong der Stadt
•Erfurt fargekommen, v. Schaaroth IS. 523.
*) 8. über K.Sachsens Verhalten in dieser Erfurter Angelegenheit unten
Abschn. 6.
Digitized by
Google
Die Erfurter Angelegenheit 249
Dienstag and Mittwoch sind darauf die depotati bei dem Erzbischof
Ton Salzborg und der österreichischen Gesandtschaft gewesen, der
Erzbischof erklärte, er sei darauf nicht instruiert, hätte auch keine Nach-
richt vom Anmarsch fremder Truppen, K.Mainz gebe die besten Versiehe-
mDgeOy er wolle aber den Vortrag Oi den er schriftlich begehrte und erhielt,
dem Kaiser Torstellen nnd die Sache recommendieren, er ermahnte aber, dar-
über die pnblicas deliberationes nicht zu unterlassen. Die österreichische
Gesandtschaft erwiderte ähnlich, erklärte, dass dieses kein ad comitia ge-
höriges Ding, Erfurt kein Stand des Reiches, der Kaiser durch die Ca-
pitnlation in dergleichen Processen gebunden, auch sonst an diesem Handel
ganz nnschnldig sei.
Bei Gravei hat die Deputation nicht ausgerichtet werden können, da
derselbe sich mit Unpässlichkeit entschuldigte, worauf beschlossen wurde,
ihm etwas schriftlich zu schicken'), mit der Bitte, es seinem Könige zu re-
commendieren.
Dieselben an den Karfürsten. D. Regensburg
9./ 19. September 1664.
[Die Erfurter Sache.]
Die Erfurter Sache hat wieder veranlasst, dass in den anderen Ge- 19. Sept.
Schäften nichts hat gehandelt werden können, da die Gesandten der Augä-
borgischen Gonfessionsverwandteu Fürsten continuierlicb a part darüber be-
rathen haben. Am 30. August sind im Namen derselben Halberstadt,
Würtemberg, die Fränkischen Grafen und dicStädte Regensburg
und Colmar an die österreichische Gesandtschaft deputiert worden,
da dann von Halberstadt die Sache ausführlich und beweglich Yorge-
stellt nnd gebeten worden ist, dieselbe dem Kaiser schleunigst zu hinter-
bringen und zu remonstrieren, dass mit der Execntion zurückgehalten,
super paritione erkannt und auf allen Fall auf Mittel gedacht werden möge,
die einer und ander zu apprehendieren nicht Ursach hätte; man sei durch-
aas nicht gemeint, die Rechte von K.Mainz in £weifel zu ziehen. Zu-
gleich sind ?on der gesamten Augsburgischeu Confessions verwandten Ge-
sandten Schreiben') an den Kaiser, K.Maiuz, die Reichskriegsraths-
directoren und einige ausschreibende Fürsten gerichtet, auch an Gravei
*) S. denselben nnd die daraaf von dem Erzbischpf von Salzburg ertheilte
BesolQtion (d. 30. Aagast 1664), bei v. Schanroth I S. 527 ff.
') S. Indicalns rationom, qaae Cbristianissimae soae Regiae Maiestati per-
saadeant, ot non taotom ab opprimenda civitate Erfartensi regias maous absti-
Dere sed et EmineDtissimo d. Electori Moguptino, ut civitati parcat, anctor esse
Teilt, bei v. Schanroth I S. 538 ff.
^ S. dieselben, sämtlich datiert Regensbnrg 3./[13] September 1664, bei
V. Schanroth I S. 530 ff.
Digitized'by Google
250 4* ^^^ ADfaog des Regensborger Reichstages.
Information gegeben worden. Die Augsbargischen Gonfessionsverwandten
Fürstlichen haben auch unterschiedlich an die Katholischen gebracht 0» dass
die Erfnrter Sache im Fürsteorath conjnnctim deliberiert werden möchte,
allein dieselben haben sich dazu nicht bequemen wollen, theils vorschützend
Mangel an Instruktion, die Sache gehöre nicht ad comitia, sei schon an
den Kaiser ausgebracht und stünde erst dessen Resolution zu erwarten,
theils gaben sie auch vor, dass jeder Fürst berechtigt sei, seine Unter«
thanen zum Gehorsam zu bringen, und würde, wenn sich andere daraus
hielten, keine Weitläufigkeit^ oder Unruhe im Reiche entstehen.
Dieselben an den Kurfürsten. D, Regensburg
16./ 26- September 1664.
[Die Erfurter Sache.]
26. Sept. Wegen der Erfurter Sache haben die Augsbargischen Gonfessions-
verwandten Fürstlichen auch diese acht Tage oft berathen und haben be-
schlossen, dieses Werk sei von solcher Wichtigkeit, dass es vor allen an-
deren in den drei Reichsräthen vorzunehmen sei, und wird das Magdebur-
gische Directorium solchen wiederholten Beschluss den Katholischen um-
ständlich hinterbringen, doch steht zu vermuthen, dass sie dieses Begehren
auch jetzt abzulehnen suchen werden. Sonst ist nicht zu merken, dass
einige Gesandten zu der rechten Realität genugsam instruieret, und werden
auch die anmarschierenden Truppen durch den Kur- und Oberrheinischen,
Niedersächsischen und Fränkischen Kreis ohne Hinderung gelassen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
20./ [30.] September 1664.
[Ges. sollen sich Erfurts annehmen, doch wegen dieser Sache die Beiobsdelibe-
rationen nicht autgesetst werden.]
30. Sept. — In der Erfurtischen Sache habt Ihr wohl gethan, dass Ihr
Euch der Stadt, dass dieselbe a banno imperii absolviret und -dass
Chur Mainz von der yorhabenden Militarexecution abgemahnet
werden mochte, mit angenommen, allermassen wir dann auch uns
äusserst angelegen sein lassen*), Chur Mainz Ld. von solchen Extre-
mitäten abzumahnen. Wiewohl es das Ansehen gewinnet, dass es
0 S. Eztractus Fürstlicher ProtocoUonim dd. 3./ 13. Sept — 26. Oct./5. Nov.
1664 betreffend dasjenige, was wegen der Erfartischen Sache und deren Propo-
sitiOD auch Inserirang io das Cooclasom zwischen denen Forstlich- Eyangelischen
and Catholischen vorgegangeD» bei ▼. Schauroth I S. 554 ff.
Digitized by
Google
Die Erfurter Angelegeoheit. 251
oanmehr schon so weit gekommen und die Sache nicht zu remediren,
indem die Churmainzischen Truppen schon wirklich yor die Stadt
gerückt sein auch zwischen ihnen und der Stadt, dem eintreffenden
Bericht nach, schon viel Hostilitäten vorgegangen. So habet Ihr den>
noch darin zu continuiren und wie dieses Feuer wieder zu leschen
mit anderen Evangelischen zu überlegen, gestalt wir solches zu Wege
zu bringen ebenermassen continuiren und unsem Berleps ') an
Chur-Mainz L. abgeschickt haben. Dass man aber darumb sich
gar def Baths enthalten und alle andern Sachen wolle stecken lassen,
davor stehen wir an, und habet Ihr, wie Ihr solches schon wider-
rathen, zu suchen die Evangelischen zu disponiren, dass sie sich
wieder bei den ordinären Berathungen einfinden. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
23. September / 3. October 1664.
[Die Erfurter Sache. Abschluss des Friedeos mit den Türken.]
Da die Evangelischen und Katholischen in ihrer ungleichen Meinung 3. Oct.
wegen Vomehmang der Erfurter Executions- Sache verharren und jeder
Theil deswegen absonderlich zosammeokommt, so hat nochmals nichts an-
deres vorgenommen werden können. Ein kaiserliches Decret vom 20. Sep-
tember 1664^ verwirft die Parition der Erfurter und lässt es bei der
declaratio bann! bestehen, wofern nicht die Stadt plene pariere und E.Mainz
als pars laesa für sie intercediere.
Von den Alliierten ist jetzt die Eidesformel für die R.Krieg8räthe fest-
gestellt worden ; es dürfte aber der ganze punctus assistentiae und also auch
diese Dinge ihre abhelfliche Maasse erlangt haben, nachdem heute in den
Reicbscollegiis durch die directoria öffentlich verkündigt worden, wie der
Friede mit den Türken geschlossen, auch die Feindseligkeit zwischen den
in Ungarn stehenden Armeeen bereits aufgehoben sei*), und sollten die con-
ditiones pacis den Ständen ehest communiciert werden.
*) S. ober desseD Sendaog unten Abschn. G.
^ S. das Schreiben des Kaisers an den £f. von demselben Datum unten
Abacbn. 6.
') S. die Schreiben des Fürsten Portia an die Beichskriegsdirektoren (d.
Eberatorf 28. September) und dieser an die Reichstagsgesandten (d. Wien
19./29. September 1664) Diar. Burop. XI S. 501 ff. Londorp IX S. 279.
Digitized by
Google
252 ^' Der Anfang des Begensburger Reicbetages.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
30. September/ 10. Oetober 1664.
[Wiederbeginn der ordentlichen Reichstagsverhandlungen. Die jetzt vorzuneh-
menden Punkte.]
10. Oct. Die Bemühungen der Evangelischen, die- Execution gegen Erfurt zu
verhüten, sind vergeblich gewesen, die Feindseligkeiten haben schon be-
gonnen, die französische Cavallerie steht schon vor der Stadt, die Infanterie
marschiert durchs Würzburgische dorthin.
Die ordentlichen Deiiberationen haben wieder begonnen, auch die Evan-
gelischen haben sich dazu bequemt, bei der Umfrage im Fürstenrath über
vier vom Herzog Johann Adolf von Holstein übergebene Punkte*)
aber haben sie in ihren votis der Erfurter Sache gedacht und die Katho-
lischen nochmals vergeblich ermahnt, sich mit ihnen zu gemeinschaftlichen
Schritten bei K.Mainz zu vereinigen.
Da sich die Conjuncturen wegen des mit den Türken geschlossenen
Friedens, über welchen verschieden geurtheilt wird, merklich geändert haben
und von der Hülfeleistung nicht mehr geredet werden darf, woUen nunmehr
die Evangelischen punctum securitatis, restituendorum et gravaminum and
das Polizeiwesen vorgenommen, auch die Capitulation beschleunigt und also
gegenwärtigen Reichstag continuiert haben^ die Catholischen aber erwäh-
nen hievon nichts und scheint, dass sie die Dissolution dieses Convents ihnen
nicht möchten zuwider sein lassen, doch soll der Erzbischof von Salzburg
den Winter über hier ausz^halten resolviert haben.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
7./ 17. Oetober 1664.
[Streit wegen Erwähnung der Erfurter Sache. Anzeige des Friedens mit
den Türken.]
17. Oct. Ueber die in dem Memorial des Herzogs von Holstein enthaltenen
Punkte ist es noch zu keinem Schluss gekommen, djEi sich Evangelische
und Katholische wegen der von den ersteren dabei verlangten Erwähnung
der Erfurter Sache nicht haben einigen können').
Der Kaiser hat betreffend den mit den Türken abgeschlossenen 20 jäh-
rigen Stillstand und dessen Conditionen an den Erzbischof von Salzburg
ein Schreiben ^) gerichtet mit Begehren, solches d^n anwesenden Qesandten
mitzutheileh.
») S. Gemeiner U S.4.
3) S. Gemeiner H S. 6ff. v. Schauroth I S. 5ö4ff.
») D. Ebersdorf 5. Oetober 1664 Pachner v. Eggenstorff I S. 136 ff.
Digitized by
Google
Brledignog der Erfurter Angelegenheit. Der Frieden mit den Türken. 253
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
14/24 Oetober 1664
[Schlichtung des Streites zwischen den Evangelischen und Katholischen über
die Erfnrter Sache. Die neu proponierten Punkte.]
Nachdem die Nachricht der üebergabe von Erfurt eingetrofifen, haben 24. Oct.
endlich die Eatbolischen nachgegebea, dass dem coDclaso ^) folgende Worte
beigerückt würden: „Es haben die H.H. Augsburgischen Confessions Ver-
wandten in ihren votis einige ErlDnerungen wegen Erfurt gethan, hingegen
aber die H.H. Catholischen es bei ihren vorigen, dieser Sache halber ge-
thaneo Erklärungen bewenden lassen^, und dieses ist alles, darum man sich
und die übrigen Reichsgeschäfte in die siebente Woche aufgehalten. Nach
diesem erfolgten Vergleich sind in allen drei RathscoUegiis nachfolgende
Punkte proponiert worden:
1) Wie der Herzog von Holstein, welcher Reisekosten prätendiert,
2) Der F. Baden-Durlachsche Secretarius, der dergleichen und einen
Recompens fordert, zu expedieren.
3) Wie dem Kaiser wegen -des notificierten Friedens zu antworten.
4) Wie es. mit der R.Rriegsraths-Directoren und Generalität Erlassung,
deren rückständiger Gage etc. und Abführung der Völker zu halten.
5) Was an den Gen. Kriegs- Commissarius zu schreiben.
Beschlüsse darüber sind noch nicht zustande gekommen. Da Kf. beim
Kreiscorpo nicht concurriert, ist von ihnen zu dem allermeisten wenig ge-
sagt worden, da sie decisive hierüber nicht votieren können.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
21./ 31. Oetober 1664.
[Beschwerden über den vom Kaiser eigenmächtig geschlossenen Frieden. Fort-
setzung des Reichstages.]
Alle dem Türkenkriege noch anhängende Dinge sind erörtert und abgethan 31. Oc.
worden '), auch das Gluckwunsch- und Dankschreiben an den Kaiser wegen
des getroffenen Stillstandes ist schon abgegangen, es hat deswegen einige
Difficultäten ') gegeben, da mehrere Fürstliche mit dem gemachten Frieden
nicht zufrieden gewesen und in ihren Votis erwähnt, der Kaiser hätte vorher
den Ständen von den vorseienden Traktaten Mittheilung machen und ihre Mei- .
nung und Gutachten einholen sollen, im kurfürstlichen Colleg hat der K.Cöl-
niscbe dergleichen vorgestellt, doch ist er von niemand secundiert worden
uud ist es dabei geblieben. Nach geendigter Umfrage im.Fürstenrath hat
dns österreichische Directorium glimpflich auf jene Anschuldigungen
0 d. 15./2Ö. Qctober 1664 (Londorp IX S.280f.), s. v. Schauroth I S. 588 f.
^ 8. den Reichsschluss vom 19./29. Oetober 1664 (Londorp IX S. 283.
Pachner v. Eggenstorff I S. 138 ff.).
') S. Gemeiner II S. 8.
Digitized by
Google
254 4. Der ÄDfaog des RegeDsbarger Reichstages.
geantwortet 0* Der Kaiser hat darch dasselbe yersichern lassen , er wolle
cooperieren, dass trotz des erlangten Friedens die veranlassenden Materien
angegriffen, ausgearbeitet bnd also der Reichstag ferner continniert werde.
Dieselben an den Kurflirsten. D. Regensburg
28. October / 7. November 1664.
7. Noy. Die Angsbnrgischen Confessionsverwandten nnd die Katholischen kom-
men der Capitalation wegen absonderlich zusammen, die auf die Religion
bezüglichen Dinge, welche einzurücken begehrt werden, zu überlegen.
Dieselben an den Kurflirsten. D. Regensburg
4./ 14. November 1664.
[Wiederaufnahme der Berathangeo aber die Wahlcapitnlation. E.Cölns Antrag,
wegen des vom Kaiser eigeomächtig geschlossenen Friedens Klage %n fahren.]
14. Nov. Auf das Drängen der Evangelischen , welche deswegen eine Deputation
an den Erzbischof von Salzburg geschickt, haben die Katholischen die
Berathnng der Capitulation Sonnabend wieder aufgenommen, haben aber
beschlossen, die Hauptsachen, das prooemium, den epilogus, die electia
regis Romanorum und bannum bis zuletzt zu lassen, trotzdem Ges. dagegen
remonstriert. Ebensowenig konnten Ges. am Montag, bei der BerathuQg
des Postwesens, mit ihrem Widerspruch dagegen, dass dasselbe ein regale
und reservatum Caesaris sei, oder wenigstens, dass auch ein künftiger Kai-
ser dasselbe haben müsste, durchdringen. De modo deliberandi et tractandi
capitulationis materiam ist abermals geredet, aber zwischen beiden Parten
im Fürstenrath noch nichts verglichen worden, die Evangelischen, mit ihnen
auch Ges., bleiben dabei, dass alles extra plenum, wie angefangen, zu trac-
tieren und zu schliessen sei, die anderen wollen es dagegen in pleno haben.
Wenn sonst, wie aus allen bisher vorgegangenen Dingen zu seheti, das
kurf. Collegium mit den Katholischen allein zu thun hätte, würde alles, wie
es vor diesem gewesen, bleiben, wie denn die geistliche Bank allemal, wenn
die Weltlichen darauf gedrungen, es mit Stillschweigen übergangen , auch,
dass sie es vornehmen müssten, fast genöthigt sind.
K. Göln hat beantragt, alle Kurfürsten sollten, wenn sie dem Kaiser
zu dem Frieden gratulierten, eine kleine Ahndung thun, dass solcher ohne
des kurfürstl. Gollegii Vorbewusst und Rath eingegangen sei.
1) Schriftliche loförmation des Hochl. Oesterreichischen Directorii an den
Fürstenrath auf dem Reichstag in Regensburg von den Ursachen des mit den
Türken in Ungarn geschlossenen Stillstands (d. 14. /24. October 1664) Diar.
Enrop. XI S. 508ff. I^ondorp IX S. d09ff.
Digitized by
Google
WahlcapitolatioD. PoDCtas rettitoeDdonim. Türkenfrieden. 255
Dieselben an den Knrftirsten. D. Regensbnrg
11./21. November 1664.
[VerhaodliiogeD dber den punetns restitaendonim nod aber die WahleapitalatioD.]
EndHch Mittwoch den 9./ 19. Nofember siDd die ^choo anf Yorigem 21. Nov.
Reichstage ad punctiim restitoeDdoram Deputierten (daronter ans dem kor-
färstliohen Goliegiom auch Brandenburg) zubammmen gekommen und ha-
ben gemäss dem bereits am 24. October 1663 gemachten conrlnsnm be-
schlossen, dass die zu Frankfurt gewesenen Deputat! Relation erstatten
sollen I was Yorgegangen und warum man dazumal nichts frnchtbarliches
habe ?errichten können. Es ist wenig Aussicht auf einen erwünschten Aus-
gang dieser Sache.
Die Katholischen sind nunmehr mit ihren monita wegen der Capitnla-
tioo fertig, haben aber die wichtigsten Punkte unerörtert gelassen. In der
Postsache haben Ges. verlangt, dass dem Kf. in seinen Landen allein
das Recht zustehen sollte, dessen sich der Kaiser in seinen Erbländem
im Postwesen bediente, der österreichische Gesandte Hess sich gar
freundlich femehmen, doch ist es bei allgemeinen Vertröstungen geblieben.
Der Ertbischof von Salzburg') bt nach Hause gereist, hat aber er-
klärt, in kurzem wieder zurückzukehren.
Der Kurfürst an die Gesandten [s. 1.]. 15. /[25,] No-
vember 1664.
[iof di^ Relation vom 4./14. November. Poatwesen. Kf. billigt die Art des
Friedensschiasses.]
Wegen des Postwesens kann er nicht einräumen, dass es ein solch 25. Nov.
ResefTatum imperatorum sei, dass den Ständen deswegen in ihren Landen
tlle Disposition benommen würde; der Kaiser habe seine Erblande selbst
?on dem Reichspostamt ezimiert, daher könne er dieses anderen Kur- und
Fürsten nicht absprechen.
Ob aber bei Ihr. Keys. M. Anhang zu thun, dass sie vor Schlies-
sung des Friedens von dem kurfUrstlichen Collegium kein Gutachten
begehret, dabei stehen wir an. Der Krieg ist bisher hauptsächlich
nur I. K. M. wegen Ungern angegangen, und hat das Reich nur Hülfe
geleistet, die Stände selbst haben das Subsidium nur pro yoluntario
gehalten — and, das das Principaliste ist, so wollen in Kriegssachen
die Zeiten nicht zulassen, weitläufige consultationes anzustellen und
vieler abwesender Stände Gutachten einzuholen. — Wir haben auch
>) S. Diar. Enrop. xn S. 2r.
Digitized by
Google
256 4- I^oi* Anfang des Regensbarger Reichstages.
I. K. M. zu dem Frieden schon gratuliret ') und desgleichen werden
andere unsere Herren Mitchurfttrsten ohne Zweifel auch schon gethan
haben. — Daher wir davor halten, dass man damit zurückzuhalten,
in noch mehrer Erwegung, dass I. K. M. auch darumb die Traktaten
geheim gehalten, damit dadurch die Stände durch geschöpfte Hoffnung
des Friedens nicht in dep Deliberationen und Fortsetzung der Kriegs-
rüstungen schläfferig gemacht werden, welche considerationes uns dan
dahin bewogen, dass wir I. K. M. in diesem Punkt wohl entschul-
diget nehmen. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. November /
3. December 1664.
[Abführung der Besatzang ans Erfart.]
3. Dec. Da trotz der vor erfolgter Reduction Yon Erfurt sowohl von K.Mai nz
als auch von K.Sachsen und deol Kaiser gemachten Hoffnung, dass so*
bald die Stadt zur Parition und Submission gebracht, das fremde Kriegs-
volk wieder abgeführt und alles in vorigen Stand gesetzt werden solle, eine
ansehnliche Besatzung französisch^ nnd kurmainzischer Völker bis dato in
der Stadt gehalten wird, welches den im Kreise und den benachbaiien Stän-
den kein geringes Nachdenken billig verursacht, so sollen Ges. deswegen
mit den Gesandten der hierbei interessierten Häuser, namentlich mit den
knr- nnd fürstlichen Sächsischen communicieren nnd mit denselben über-
legen, wie K.Mainz dahin zu disponieren sei, diese ansehnliche Besatzung
ans der Stadt abzuführen^). Was dazu gut befunden wird, sollen sie mit
allem Eifer nnd Ernst befördern.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
25. November / 5. December 1664.
[Die Wahlcapitolation soll im plenüm des Ffirstenratbes weiter behandelt werden.]
5. Dec. Im Fürstencolleg ist von Geld- nnd Proviantrechnungen und den Prä-
tensionen einiger Officiere und Bedienten gehandelt und fast alles abgethan
worden^. Wegen der Capitulation haben Evangelische nnd Katholische zu
keiner durchgehenden Conformität gelangen können, haben daher beschlossen
0 S. das Schreiben des Kf. an den Kaiser vom 20./ 30. October 1664 anten
Abschn. 5.
^ 8. die Schreiben des Ef. an K.Mainz und an Herzog Aognst yod
Sachsen vom 23. November / 3. December 1664 unten Abschn. 6.
^ 8. Gemeiner II 8. Uff.
Digitized by
Google
Erfurter Sache. Wablcapitnlation. 257
um die Sache nicht länger aafzahalten, dass ein jeder seine Meinung in
poblico sagen möchte; auch die übrigen korfürstlicben Gesandten haben
darein gewilligt, in der Hoffnung, die Katholischen geistlichen wurden es
dorcbgehend mit den Kurfürstlichen halten und also die migora machen.
Es dürfte aber mit nichten erfolgen, da nicht wenige derselben sich mit
Salzburg, welches ad partes Evangelicorum ziemlich incliniert, confor-
mieren ^).
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
26./ 16. December 1664.
Mnteria capitulationis ist noch im vorigen Stande; Ges. haben aber 16. Dec.
otjterdessen das Werk ganz in der Stille so herumgeworfen, dass die meis-
ten im Fürstenrath und auch die Kurfürstlichen das Werk nur extra plenum
Tornehmen wollen.
In puncto restituendorum ist nichts geschehen, auch die Relation an
die 3 Reichscollegia ?on den früheren Deputatis nicht verglichen, viel we-
niger abgestattet, und hat man etliche Tage her die Proviantrechnung
durchgesehen.
0 Kf. erwidert darauf (d. Cölo 5./ [15.] December 1664), wenn es nicht an-
ders zu verbäten sei, wolle aoch er in die Berathnog darüber in pleno willigen,
er halte es auch nicht für rathsam, über die quaestiones praejodicialies viel Dis-
patierens zu machen, Ges. sollten nur dahin wirken, dass den Kurfürsten ihre
althergebrachten Vorrechte und das jus adc^pitalandi verblieben.
Ilater. s. Qescb. d. 0. Karfureten. XI. 17
Digitized by
Google
Anhang
Die Obersächsischen Kreistage zu Leipzig (October 1663 und
Juni 1664) und die Zusammenkünfte der Kurfürsten von
Sachsen und Brandenburg zu Torgau und Berlin (Deeember
1663 und Mai 1664).
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Dresden 3./[13.] Juli 1663.
[Vorschlag der BernfoDg eines Obersäcbsischen Kreistages.]
13. Juli. Er zweifelt nicht, dass der kaiserliche Abgesandte Graf Isola bereits
in Königsberg augelangt und bei Kf. dieselben Anträge auf Snceurs bei der
Türkengefahr wie Graf Dietrichstein bei ihm gestellt haben werde. Ob-
gleich er sich nach Gelegenheit der Zeit und Beschaffenheit zn etwas er-
klärt hat^), anch solches anfzubringen im Werk begriffen ist, hat der Kai-
ser anfs nene durch ein Handschieiben vom 23. Jnni nm Beschlennigang
der Hülfe nachgesucht. Da auch der Obereächsische Kreis durch die Tür-
kengefahr bedroht ist, anf dem Reichstage zu Regensburg aber es sehr
langsam and wnnderlich zugeht, so beabsichtigt er eine Versammlung der
Obersächsischen Kreisstände zu berufen, bittet Kf. ihm seine Gedanken
darüber za eröffnen.
') Laut dem beiliegenden Dankschreiben des Kaisers vom 23. Juui hatte
sich K.Sachsen zur Lieferang von 300 Centner Pulver und zur Stellung einer
Compagnie Reiter von 125 Mann und von 1000 Mann zu Fass erboten. Dem
Wunsche des Kaisers entsprechend, welcher erklärte, dass ihm bei diesen Con-
janctnren mit Fussvolk mehr gedient sei, schickte er nachher ein Regiment Fuss-
volk (1174 Mann in G Compagnieen), welche, nachdem sie am 16. September von
dem Kurfürsten zu Torgau gemustert waren, am 26.' September den Marsch nach
Ungarn antraten, s. Schuster und Francke, Geschichte der sächsischen Armee
I S. 85.
Digitized by
Google
Berafan^ eines Obersächsischen Kreistages. 259
Der Kurfürst an den Kurflirsten von Sachsen').
D. Königsberg 31. Juli 1663.
(auf das Schreiben vom 3./ 13. Juli. Vorschlag einer Verständigoog der Kur-
fürsten untereinander. Zastimmnng zur Berafang eines Kreistages.]
Ef. dankt für die Mittheilang und dass E.Sachsen sich die nngewöhn- 31. Jali.
liehe Art zo Regensbnrg zu Herzen nehme. Da man dort, wie er höre,
den Fnndamentalgesetzen und drm statni reipnblicae Romanae zuwider-
laufende und vornehmlich die Eurfürsten und deren Präeminenz tonchierende
Dinge vorhabe, so werde ohne Zweifel E.Sachsen eine rechtschaffene
vertrauliche Corre>poudeuz zwischen den Eurfürsten darüber für nöthig er-
achten, wie die Sache recht anzugreifen und ob man hieraus a part oder
coUegialiter oder durch Schickung sich unterreden solle, auch was sonst
mehr dabei zu beobachten sein werde, damit die Harmonie im Reiche er-
halten werde. Mit der Berufung des Ereistages ist er einverstanden *).
Instruktion für den Geh. Hof und Kammergerichts Rath, auch
Vicekanzler zu Cöln a. d. Spree, Lucius v. Rahden auf den
Obersächsischen Kreistag. D. Königsberg 24./ 14. Sep-
tember 1663.
[Sicherang des Kreises, schlennige Entsendang der noch rückständigen Kreis-
trappen.]
Ef. hat dem Eaiser schon 1000 Musketiere, 600 Dragoner und 500 24.Sept
Reiter zu Hülfe geschickt, will auch ferner sowohl daselbst als bei dem
Obersächsischen Ereise das Seinige thun. Das Werk ist so beschaffen,
dass mau sich durch lange Deliberationen nicht aufhalten darf, das beste
ist, jeder Stand soll das Seinige so beitragen und eine solche Mannschaft
an die Hand schaffen, welche zu Sicherung der Grenzen ausreicht, und diese
Mannschaft soll aus des Ereises Mitteln unterhalten werden, dabei aber ist
nicht nöthig, kostbare Generale und andere hohe Officiere zu bestellen, falls
nicht das Defensionswerk zu extendieren sei und die Nothdurft eine stärkere
^) Schon vor Empfang des Schreibens vom 13. Juli , das erst am 25. JaÜ in
Königsberg anlangte, hatte Kf seinerseits (d. Königsberg 20. Juli 1663) K.-
Sachsen mitgetheilt, dass er Anstalten treffe, dem Kaiser Hälfe za senden
und seine Lande in Vertheidigangszustand za setzen, and angefragt, welcher
Hälfe er sich im Nothfalle von demselben zu versehen habe and ob and was er
meine, dass dieses Punktes halber im Kreise za berathschlagcn und za tban sei.
^ K.Sachsen theilt darauf Kf. mit (d. Dresden 2./12. September 1663), dass
er, zamal nachdem durch den Einbrach der Tataren in Mähren alle benach-
barten Lande in Schrecken gesetzt seien, den Kreistag nach Leipzig auf den
27. September berufen habe.
17*
Digitized by
Google
260 ^' I^er Anfang des Begensbnrger Reichstages. Anhang.
Verfassung erforderte. Zugleich soll er erinnern, dass die Stände, welche
dem Kaiser noch keine Hülfe geschickt, dieselbe auf das äusserste beschlea-
nigen mögen. Sollte weiteres vorgebracht werden, so hat er sich defectu
mandati nnd dass dem Ef. das Ausschreiben erst am 23./ 13. zugekommen
sei, zu entschuldigen.
Kreisabschied des Obersächsischen Kreistages.
D. Leipzig 10./[20.] October 1663,
[Kreisverfassnng nach dem Triplam. Ahweisong an die Gesandten in Regensbarg.
Zahlung vorläufig eines Romermonates zar Kreiskassc]
*
20. Oct. Zur Vertheidigung des Kreises ist das Triplum des auf dem Kreistage
1657 festgesetzten Simplum, das ein jeder Stand bereit halten solle, bewilligt
worden ; jeder Stand soll sein Gontingent an Volk i) möglichst schnell, spä-
testens binnen 2 Monaten aufbringen, dem Kreisobersten Anzeige davon
machen und dessen Ordre wegen der Zusammenführung, Verpflichtung nnd
Musterung erwarten; zugleich sollen die Stände ihre Unterthanen mit Ge*
wehr versehen und dann fleissig exercieren lassen, damit sie im Nothfall auf-
geboten werden können, ihre Grenzen und Festungen wohl besetzen und auf
unbekannte Reisende und durchstreichende Leute fleissige Aufsicht halten.
Es ist eine Liste der Officiere uhd Gemeinen, wie stark die Regimenter
sein nnd welche Stände ihre Völker zusammenführen sollen, wie viel davon
unter jede Compagnie und Fähnlein zu bringen, was einem jeden zum
monatlichen Sold zu geben, und wie es mit der Artillerie, Munition und
anderem zu halten, gemacht worden.
Jeder Stand hat sein Gontingent selbst zu unterhalten, doch soll das-
jenige, was in gemein auf hohe Befehlshaber, Stabspersonen und andere
Kriegsbediente, Artillerie, Munition, Kundschaft und anderes aufzuwenden,
in gemein nach dem Anschlag eines jeden entrichtet werden.
Sollte die Gefahr sich vergrössern und die türkischen Truppen weiter
einbrechen, so ist dem Kreisobersten, Nach- und Zugeordneten anheim-
gestellt, einen Theil des Fussvolks in Dragoner zu verwandeln.
Um schnelle und zuverlässige Nachricht von den Kriegsereignissen zu
erhalten, soll eine Gorrespondenz mit dem Statthalter in Prag nnd dem
Oberamt in Schlesien eingerichtet und Gorrespondenten an verschiedenen
Orten bestellt werden.
Ein Kreiszahl- und proviantmeister soll bestellt werden. Die Gesand-
ten in Regensburg sollen von ihren Principalen Befehl erhalten, den
1) Der Anschlag nach dem Triplam betragt im ganzen: 807 Mann z. Boss,
3513 z. Fuss, 23736 Rthlr., davon fallen auf:
K.Brandenburg 180 z. R. 831 s. F. 5484 Bthlr.
Pommern 102 , 600 , 3624 ,
Cammin 18 , 84 , 552 ,
Digitized by
Google
Ob«rsicktischer KreisUg za Leipzig. 261
panctum secaritatis aufs schleonigste abzuhandeln and so die wirkliche
Hölfeleistong desto eher zu stände tu bringen.
Die benachbarten Kreise sind zum Beistand aufzufordern.
Ein Römermonat soll spätestens innerhalb 2 Monaten in die Kasse
gezahlt nndy da dieses wahrscheinlich nicht zureichen wird, Ton dem Kreis-
obersten, aaf vorhergehende Communication mit den Nach- und Zngeordne-
teo, noch ein oder zwei Monate ausgeschrieben werden.
Diese Yerfassnog soll, wenn die Gefahr durch Friedenshandlung oder
sonst sich endigen sollte, auch ihre Endschaft erreichen.
Die Stadt Erfurt soll durch ein Schreiben ermahnt werden, mit Geld,
Geschütz und dergl. zu dieser Verfassung beizutragen.
Aas y. Rahdens Relation. D. Leipzig ll./[21.] October 1663.
5./15. October ist auf die Frage, ob diese Hülfe im Kreise zu behalten 21.0ct.
oder dem Kaiser auf Begehren etwas davon zu schicken sei, per m^jora be-
schlossen, dass, wenn die deliberatioues auf dem Reichstage sich verzögerten
ond der Kaiser in äusserster Gefahr Hülfe begehrte und die benachbarten
Kreise sich dazu auch verstehen wollten, der Kreisoberste solches den an-
deren Kreisständen notificieren und nach deren eingelangter Meinung mit
dem Nach- und Zugeordneten einen Schluss wegen Zuschickung der Hülfe
machen solle. Doch soll dieser Schluss dem Kreisabschiede nicht inseriert
werden, damit, weil derselbe dem Kaiser zugesendet wird, dieser nicht
Anla&s nehme, die in eventum gewilligte Hülfe sofort zu begehren.
7./17« October wird beschlossen, den Kaiser in einem Schreiben zu er-
suchen, dass die Ezecntion wider Erfurt etwas suspendiert und nicht
K.Mainz, sondern dem Obersächsischen Kreise befohlen werden möchte.
10./20. October wird beschlossen, zwei Schreiben an Erfurt zu richten,
in dem einen die Stadt um Beitragung zur Defension dieses Kreises, in dem
anderen ') zu Parition der zwischen ihr und K.Mainz publicierten ürtheile
anzumahnen.
Die Lüneburgiscben Gesandten, welche für Walkenried an dem
Kreistage Theil nehmen, haben in voto Erwähnung gethan, dass eine ge-
nauere Correspondenz zwischen diesem und dem Niedersächsischen Kreise
gestiftet werden möchte, und, als solches von den anderen nicht attendiert
worden, von Rabden privatim begehrt, solches dem Kf. zu berichten.
1) Beide sind datiert Leipzig 10./[20.] October 1663, das letztere gedrockt
Diar. Europ. X S. 759. Londorp Vm S. 935f.
Digitized by
Google
262 ^- ^^^ Anfang des Regensbarger Reichstages. Anhang.
Kui-ftirst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
' D. Dresden 2./[12.] December 1663.
[Sendung Pfluges v. Kottwicz behufs näherer Verabredung über die gewänschte
persönliche Zusammenkunft.]
12. Dec. Er hat aus der Relation seines Geh. Kriegsraths und G. Wachtmeisters
Wolf Christoph v. Arnimb*) sieh vergewissert, dass Kf. wünsche >),
wegen erforderter persönlicher Erscheinung auf dem Reichstage und auch
wegen anderer die Wohlfahrt des Reiches, insonderheit auch die Angelegeo-
heiten des kurfürstlichen collegii conrernierenden Materien mit ihm zu coii-
ferleren. Auch er selbst verlangt nicht weniger danach, ehe er sich auf die
Reise dorthin begebe, sich mit Kf. vertraulich zu besprechen, und da Kf.
ihm die Bestimmung von Ort und Zeit anheirpgegeben, so sendet er behufs
näherer Verabredung seinen Kämmerer und Trabanten -Hauptmann Hie-
ronymus Siegmund Pflug zu Kottwicz^).
Actum Torgau 18./ [28.] December hora 3 postmeridiana auf
churfürstlichem Schloss in des Freih. v. Schwerin Gemach.
Praes. Churf. Sachs. Geh. Rath Freiherr v. Frisen und
0. Präs. Freih. v. Schwerin.
28. Dec. V. Schwerin erinnert an die vor 6 Jahren zu Lichtenberg zwischen
beiden Kf. gehaltene Zusammenkunft*), welche die einstimmige Wahl des
jetzigen Kaisers, Beendigung des damaligen Krieges und andere segens-
reichen Folgen gehabt habe, daher habe auch Kf. diese Zusammenkunft
gewünscht. Derselbe verspüre zu seinem Leidwesen auf dem Reichstage
sehr wenig Ernst bei dem Defensionswerk und der Beförderung des vom
*) (Jeher die YerhandluDgen mit demselben fiüdet sich nur folgende Notiz
io dem Geheimeoraths- Protokoll vom 21. November/ 1. December 1663: «Reso-
latioD, 80 H. Hoverbeck dem K. Sächsischen Abgeschickten H. v. Aroheim
geben soll: dass S. Cbf. D. hätten wünschen mögen, dass es ihr möglich wäre,
da sie nar erst ibs Land kommen, solche ferne Reise dabin za thon, warde ihr
lieb sein, wenn gleichwohl K.Sachsen dabin ziehen mochte nod des Reiches Beste
befördern. Wegen K.Mai dzs Sache mit Erfurt hatte man ihm geschrieben, da-
fern es auch -begehrt würde, wollten S. Chf. D. alle gute officia auch media-
toria anwenden. *"
>) Schon in einem Schreiben an K.Sachsen vom 15./ 25. November spricht
Kf. die Hofifoung aus* es werde die von ihm jungst vorgeschlagene persönliche
ZuBammenkooft bald stattfinden.
>) Kf. erwidert (Gölo 8./18. December 1663), er habe nach Besprechnog mit
Kottwicz beschlossen, sich am 18./2Ö. bei K.Sacbsen io Torgau einzofiodeo.
*) December 1657, s. Pnfeodorf 1. VII § 33 (S, 417 f.). ürk. u. Akt. VUI
S. 470.
Digitized by
Google
ZusammeDkunft zu Torgan. 263
Kaiser begehrten Saccurses, es sei zu besorgen, dass der Winter verfliessim
werde; oline dass dieses wichtige Werk zur Richtigkeit gelange. Bei den
dem Reiche aber nicht nur von den Türken, sondern auch ?on andern be-
nachbarten Kronen, welche stark rüsteten, drohenden Gefahren achte sich
Kf. verpflichtet, die Sache mit behörigem Nachdruck zu befördern und bitte
K.S. ihm zu eröffnen, wie dies Werk am füglichsten anzugreifen sei. Kf.
wünsche zu wissen, ob K.S. allein zu Richtung eines ezercitus oder allein
zu einer Geldhülfe oder theils auf Geld, theils auf Volk incliniere^ was er
ferner wegen des Hauptes, dessen Commando das Heer zu untergeben, für
Absichten hätte. Weil auch bei einer Armee, wozu ein jeder Stand seine
Leute schickt, vielfältige confusiones iiothwendig entstehen, ob es nicht
am rathsamsten sei, mit dem Haupte, welchem die Armee nntergeben wer-
den solle, zn capituiieren, dass derselbe die Armee selbst, jedoch unter
des Reiches Pflichten werbe.
2) Da aber die Erfahrung bezeuge, dass es mit solcher allgemeinen
Hülfe langsam zugehe, die Gefahr aber den Landen beider Kurfürsten am
nächsten sei, so fragt er an, ob sie nicht zur Defension der Grenze ent-
weder allein oder mit Zuziehung einiger Nachbaren auf eine Verfassung
bedacht sein wollten, und was K.S. solchen Falles wegen Anzahl der
Mannschaft und sonst conditionieren wolle.
3) Da, wie die Reichstagsakten ergeben, das einmüthige Zusammen-
gehen der Reichsstände auch dadurch gehindert wird, dass zwischen dem
kur- und dem fürstlichen Collegium allerhand Streitigkeiten, namentlich
wegen der verlangten capitulatio perpetua, vorfallen, so sieht Kf. zwar^),
wie wenig die Prätensionen des fürstlichen Collegiums fundiert sind und
man ihnen schon soviel zugeständen hat^ dass sie damit zufrieden sein
könnten. Da er aber fürchtet, dass die Fürsten sich .hierin sehr hart-
näckig zeigen und auf fremde Kronen, welche sie darin bestärken, verlassen
werden, gleichwohl aber die Wohlfahrt des Reiches erfordert, dass man
mit ihnen in Einigkeit und Frieden verbleibe, so wünscht Kf. zu wis-
sen, wohin K.S.s Gedanken hierin zielen, damit man die6en Punkt zu Re-
gensburg desto einmüthiger zur Richtigkeit befördere, welche Einmüthig-
keit zn Wege zu bringen auch E. Mainz >) sehr beflissen ist.
4) Kf. wäre deswegen und aus anderen Ursachen gern selbst nach
Regensbnrg gekommen, da ihm aber solche Verhinderungen zugestossen
seien, welche nicht nur statum publicum sondern auch seine eigenen Län-
der concernierten, so müsse er, namentlich wegen des sehr fremden und
verwirrten Zustandes in Polen, seine Grenzen in Obacht nehmen und habe
sich deswegen beim Kaiser entschuldigt. Kf. wünsche zn wissen^ was K.S.
zu thun gedenke; wenn derselbe nach Regensburg gehen sollte^ werde
er seine dortigen Gesandten anweisen, die Intentionen desselben nach Mög-
lichkeit zu befördern.
0 S. das Rescript des Kf. an die Reichstagsgesandten vom 27. November
1663, oben S. 207.
^ S. das Rescript an dieselben vom 21. September, oben S. 197.
Digitized by
Google
264 4* I^or AofaQg des Regeosbarger ReicbsUges. Aohaog.
5) Aach vom Polnischen Wesen halte Kf. nicht für andienlich, R. S.
nähere Information zn geben. Dort wäre zwar die Gonföderation aufge-
hoben*), »ber der Adel wäre noch immer von Misstraoen erfüllt, weil das-
jenige, was versprochen worden, nicht gehalten und noch immer stark
gearbeitet werde, einen französischen König bei Lebzeiten des jetzigen mit
Verlost der Freiheit ins Reich zn fuhren. Als das allergefahrlichste fürchte
Kf., dass es zwischen dem Hofe und den Ständen zu solchen Extremitäten
kommen möchte, dass auch auswärtige Kronen dazu schlagen oder wohl
gar vom Hofe dazu sollicitiert werden möchten. Da nun diese Troublen
das Rom Reich gar leicht implicieren könnten und es allein darauf ankäme,
dass entweder de electione vivo rege garnicht geredet oder, wenn solches
geschehen sollte, der Republik ein solches Subjectnm vorgeschlagen werde,
von dem weder dieselbe noch die Nachbaren einige Jalousie zu befahren,
so würde es Kf. lieb sein, wenn K.S. sein Gutachten darüber ertheilte, ob
es nicht zuträglich wäre, dass die Krone Polen vom ganzen Rom. Reiche
ersucht werde, einen solchen König und aus solcher Familie zu wählen,
der keinem der benachbarten Potentaten oder Stände Ombrage geben
könnte.
6) Auch habe Kf. K.S. nicht verbergen wollen, was er jetzt in F rank-
reich und Schweden negotüereo lasse. Der König von Frankreich')
hätte nach dem Olivaer Frieden öfters zu verstehen gegeben, dass ihm die
Renovation des vorigen Bündnisses angenehm sein würde, auch zu dem
Ende an Kf. einige Schickungen^ gethan, Kf. hätte, da jene vorige Allianz
bloss in Instr. pacis fundiert und zu keines Standes Beleidigung angesehen
sei, solche Offerte ohne Offension nicht abschlagen können und deswegen
zur Erneuerung solcher Allianz einen nach Paris geschickt^), die Sache wäre
längst richtig gewesen, wenn Frankreich nicht hätte etwas weiter gehen
wollen, wozu sich Kf. garnicht verstehen wolle. Gleiche Beschaffenheit
hätte es mit der Gesandtschaft in Schweden, v^oselbst die Regierung Ihm
zum öfteren Freundschaft und die Renovation der Allianz angeboten hätte ^),
Kf. in der Hoffnung, dass solches zur Erhaltung des Friedens gereichen
werde, habe darein eingewilligt"). Es wäre ihm auch Bericht zugekommen,
von dem er jedoch nicht wüsste, ob er fundiert wäre, dass Frankreich
von dem neulich katholisch gewordenen Herzog von Mecklenburg'}
') 8. ürk. u. Akt. IX 8.385 f.
») ürk. u. Akt. IX S. 591 ff.
^ Ueber die SenduDg Lese eins' ao Kf. (Jaouar bis April 1662), s. ürk.
u. Akt. n S. 243 ff., IX 8. 599 ff.
*) Ueber die Seodang v. Blumeothals oach Paris (seit Januar 1663) 8.
ürk. u. Akt. IX 8. 620 ff.
») 8. oben Abschn. 3 8. 109 f.
^ 8. über die Seodang v. Krockows nach Scbwedeo (seit December 1662)
ürk. u. Akt. IX S. 742 ff.
0 S. Diar. Enrop. X S. 642 f. ürk. u. Akt. IX S. 661, aber solche Qe-
rächte Diar. Earop. XI 8. 620. ürk. a. Akt. IX S. 674.
Digitized by
Google
ZasamineDkaDft so Torgan. 265
sein gaozes Herzogtbom oder doch einen grossen Theil desselben an sich
ZQ erbandeln beabsichtige.
7) K.S. habe schon 1647 bei den Münsfcerschen Tractaten wegen Er-
neuerung der Erb verbrüdernng zwischen Sachsen, Brandenburg
ond Hessen erinnern lassen« anch 1657 sei die Sache zn Lichtenberg
vorgekommen und habe Kf. versprochen , das Werk nach Möglichkeit zn
fördern. Kf. meine, dass die Confirmation von Kaiser und Reich bei dieser
Conjnuctar wohl zn erlangen sein werde.
8) Kf. danke K.S., dass er seine Verordnung wegen der Witten-
bergischen Uniyersität') so, wie sie gemeint sei, aufgenommen habe
Es sei weder geschehen, um jene hochberühmte Universität su beschimpfen,
noch um seinen ' Lutherischen Unterthanen in ihrer Religion Eintrag zu
thun, noch gar um K.S. zu nahe zu treten, sondern Kf. suche nur seine
Lande in Ruhe und Einigkeit zu erhalten.
9) Kf. erinnere sich, dass auf der vorigen Zusammenkunft eines Gere-
moniels Erwähnung geschehen, wie sich Kur- undFtirsten sowohl in Person
nnter einander, als auch gegen auswärtige königliche und andere Gesandte,
ond wie sich die Gesandten unter einander zu comportieren. Weil aber
nichts Beständiges abgeredet und inzwischen sich in Regensbnrg und
anderen Orten allerhand Neuerungen zugetragen, so verlange Kf. K.S.s
Meinung darüber zu yernehmen, damit man sich eines gewissen hierunter
yergleichen könne.
10) Kf. bitte K.S. um Intercession beim Kaiser, namentlich wenn er den-
selben persönlich in Regensburg begrüsse, inbetreff der Restitution von
Jägerndorf
11) Kf habe, sobald er vernommen , dass die Häuser Sachsen bei
der Stadt Erfurt interessiert seien, K.Mainz von der beabsichtigten
Ezecntion abgemahnt'). Wenn K.S. ihm seine fernere Meinung wegen
dieser Sache eröffnen wolle, so werde er nicht unterlassen, dessen Interesse
weiter nach Möglichkeit zn fördern.
12) Kf wolle Yorstellen, welchen Schaden und üngelegenheit seine und
die benachbarten Lande bei den von Alters so angestellten Gilden und
') Das Edikt des Kf. Tom 21. August 1662, in welchem allen braDdenbur-
giscben Unterthanen, welche Theologie und Philosophie studieren wollten, der
Besuch der Universität Wittenberg verboten wurde. Dasselbe war veran-
lasst worden durch eine von der dortigen theologischen Fakultät in demselben
Jahre herausgegebene Schrift, betreffend das 1661 zu Cassel zwischen lutheri-
schen und reformierten ^Theologen gehaltene Colloquium, in welcher eine Ver-
einigung zwischen beiden Confessionen für unmöglich erklärt und den Beformier-
ten der Name der Evangelischen abgesprochen worden war. 8. Hering, Neue
Beitrage zur Geschichte der evaDgeliscb-reformirten Kirche in den Preussisch-
Brandenbnrgiscben Läbdern II S. 160 ff. Brandes, Geschichte der kirchlichen
Politik des Hauses Brandeoburg I S. 233 ff. Vgl. oben S. 185 und Urk. u. Akt.
IX S. 767.
^ S. das Schreiben des Kf an K.Mainz vom 25. November 1663, unten Ab-
schnitt 6.
Digitized by
Google
266 4. Der Aofaog des Regeosbarger Reichstages. Anhang.
Zünften») empfinden, ond .anfragen, ob K.S. nicht diensam finde, auf
einem Kreistage oder auf gegenwärtigem Reichstage darauf zu dringen,
dass solche Zünfte entweder aufgehoben oder dergestalt modificiert würden,
dass dadurch nicht andere geschickte Leute sich in diesen Landen nieder-
zulassen abgehalten werden möchten.
V. Friesen erklärt, er werde über diese proponierten Punkte seinem
Herrn referieren und dann antworten.
Actum Torgau 19./[29.] December hora 9 antemeridiana praes.
Freih. v. Friesen und Freih. v. Schwerin.
29. Dec. V. Friesen erklärt nach abgestattetem Danke :
ad 1. Inbetreff der Türken hülfe. K.S. wisse nach den eingekom-
menen Relationen nicht anders, als dass die Volkshülfe in allen Reichs-
collegien beliebt worden, und es sei nicht wohl abzusehen, wie dies zu än-
dern, es könnte doch einem jeden Stand, der etwa wenig Volk gebe, Geld
zu zahlen gestattet werden. Auch auf dem jüngsten Kreistage zu Leipzig
sei beschlossen worden'), dat^s alle Stände des Obersächsischen Kreises sich
mit einer gewissen Anzahl Volk ohne Geld gefa<st halten sollten. Inbetrefif
des Quantum habe KBaiern schon längst im kurfürstl. Collegium die
Frage angeregt, ob nicht der Türkenkrieg besser ofi'ensive als defensive
zu führen sei. Diese Frage wäre zwar noch nicht vom Directorium pro-
poniert, sollte es aber noch geschehen, so müsste eine weit grössere Hülfe
erfolgen, über welche am füglichsten auf dem Reichstage durch den Kaiser
selbst zu verhandeln sei. Auch K.S. erkenr.e, dass man die Armee mit
einem qualißcierten Haupte versehen müsse, er habe schon längst gehört,
dass vom Kaiser demKf. wegen Uebernahme des Keichsgeneralats Antrag
geschehen, er wünsche zu vernehmen, ob dieser Antrag erfolgt sei und wie
sich Kf. darauf erklärt habe; ihm wäre diese Nachricht sehr angenehm ge-
wesen, da er zu Kf. ganz besonderes Vertrauen hege, und er sehe keine
Ursache, warum Kf. dieses ausschlagen solle, lieber die Einrichtung der
Gapitulation bei der Reichsarmee sei am füglichsten zu Regensburg zu
schliessen und dabei die Executionsordnung zu Grunde zu legen.
ad 2. Auch K.S. erkenne eine solche Verfassung zur Sicherung
der Grenzen für nothwendig. Doch sei dem auf dem letzten Kreistage
einigermassen providiert worden, indem die Stände beschlossen hätten, dass
die Türkenhülfe aus zwei Theilen bestehen solle, von denen der eine wider
die Türken, der andere zur A^ertheidigung der Grenzen zu gebrauchen sei.
*) Ueber die auf die Abstellang der Znoftmissbräuche gerichteten Bestre-
boDgeo und Massregelo des Kf. s. Moritz Meyer, Gesch. der PreuBsischen
Handwerkerpolitik I S. 63 ff.
«) S. oben ö. 240.
Digitized by
Google
Zasammeokonffc zu Torgaa. 267
Auch hätte er daneben ^ein Abseben auf eine Landesverfassung gelichtet,
wonach von beiden Kurfürsten zur Sicherung ihres Estats eine Anzahl ge-
worbener Völker, etwa 3(X)0 z. F. und 1000 z. R., aufgebracht und unter-
halten werden mussten.
ad 3. K.S. sei erfreut darüber, dass im kurfürstl. Collegiunn ein solches
Temperament, wie in K.brandenb. Proposition erwähnt, gefniideii sei, er hoffe,
dass die Fürsten sich damit befriedigen lassen, nnd, wenn dieses nicht ge-
schehen sollte, Kf. die wohlhergebrachte Präeminenz der Kurfürsten sich
aufs beste werde recommendiert sein lassen, bitte zugleich um Communi-
cation des Schreibens von K.Mainz an Kf.; an ihn wäre bis jetzt nichts
gekommen, ausser was Reiffenberg') mündlich gedacht.
ad 4. K.S. bedauere, dass Kf. nicht nach Regensburg kommen
könne, er selbst werde der kaiserlichen Einladung folgen, erwarte aber erst
Nachricht, wer von den übrigen Kurfürsten bereits zur Stelle sei.
ad 5. Ein an Polen zu richtendes Gesamtschreiben des Reiches Hesse
K.S. sich nicht missfallen; wie es einzurichten sei, werde sich am besten
io Regens bürg verhandeln lassen. Man werde zu verhüten haben, dass
keiner Partei in Polen einige Jalousie gegeben, vicinis regnis keine un-
gleiche impressiones erregt, alles aber mit Vorwissen nnd Gefallen des
Kaisers vorgenommen werde.
ad 6. Die Erneuerung der Alii.mzen des Kf. mit Frankreich und
Schweden halte auch er zur Erhaltung guter Correspondenz mit den
Nachbarreichen für sehr dienlich.
ad 7. Die Erneuerung der Erbverbrüderung wünsche er auch
sehr, die näheren Verliandlungen darüber könnten am passendsten in Re-
gen sburg geführt werden.
ad 8. Das Edikt des Kf. wider die theologische Facultät zu Wit-
tenberg habe K.S. nicht anders aufgenommen, als es gemeint gewesen,
wiewohl er dessen Communicntion vor der Ankündigung gewünscht hätte.
Aos einem Schreiben, welches er bald nafh Auslassung des Ediktes am
23 Januar erlassen'), könne Kf. ersehen, dass er nicht gemeint sei. seinen
Theologen unbefugte Eingriffe zu gestatten, auch Kf. werde gewiss geneigt
sein, alles, was ratione dieses Ediktes sowohl bei anderen Evangelischen
QDgleiche Opinion erwecken könne als auch sonst bedenklich sein möchte,
aos dem Wege zu räumen.
ad 9. Das Ceremoniale betreffend erwarte man das Project des
Kf., wie man- 1667 übereingekommen sei.
ad 10. Für die Restitution von Jägerndorf wolle K.S. alles thun,
was Kf. wünsche.
^) S. über dessen Seodoog an K.Sachse d, welche zu dem geheimen Vertrage
10 Torgau vom 30. November 1663 geführt hatte, Heibig, Johann Philipp von
Maioz und Johann Georg II. von Sachsen während der Erfurter Wirren, 1650—^
1667 (Archiv für die Sächsische Geschichte IH) S. 415 ff.
*) S. Hering, Neue Beiträge II 8. 172 ff.
Digitized by
Google
268 ^ Der Anfang des Regensburger Reichstages. Anhang.
ad 11. K.S. erkenne mit Dank, dass Kf. seine Gedanken dahin ge-
richtet, dass die von K.Mainz gegen Erfitrt gerichtete Ezecution sas-
pendiert werde, auch er hätte sich gegen den jüngsten K.Mainziscben Ab-
gesandten in gleicher Weise erklärt, er könnte nicht anders merken, denn
dass dieses etwas gefruchtet ^ indem E.Mainz die Völker wieder zurück-
gezogen, hätte aber ohnlängst nicht ohne Befremdung vernommen, dass der-
selbe wieder ?on Herzog Ernst einen Pass durch dessen Lande gefordert
hätte. Sollte dieses auf einen gewaltsamen Angriff angesehen sein, so
laufe dieses der von dem Baron v. Boynebnrg zu Regensburg gethanen
Erklärung zuwider, dass man nichts Thätliches gegen Erfurt vornehmen,
sondern erwarten werde, was man zu Regensbnrg zu Conserviernng der
Reputation und Rechte von K. Mainz im knrfürstl. Collegium oder sonst
ergreifen werde. K S. habe daher seine dortigen Gesandten dem ent-
sprechend instruiert, er werde schwerlich wegen seines Interesse geschehen
lassen, dass eine solche Stadt sub praetextu dieser Ezecution occupiert und
seiner Protection entzogen werde.
ad 12. K.S. vermeine, dass dieser Punkt auf dem Reichslage erörtert
und die Innungen dergestalt eingerichtet werden müssten, dass die hohe
Landesobrigkeit sich vorbehalte, selbige zu restringieren oder zu modificiereo.
Ferner hätte K.S. an Kf. zu bringen begehrt, was wegen- des dem
Herzog August zu Sachsen neulich zu Regensburg vom Kaiser und
den meisten Ständen bewilligten voti et sessionis vorgegangen >). Er hoffe,
Kf. werde das Werk nicht ferner difficulticren, bei der Anfrufung des votum
solle nicht Quer fürt genannt werden und also kein neues votum sein,
sondern das alte Sächsische votum bleiben, recoromendiere solches nochmals
aufs beste.
Schwerin dankt und erklärt, darüber dem Kf. referieren zu wollen.
Actum Torgau 19./ [29.] December 1663 hora 4 postmeridiana.
29. Dec. Schwerin erklärt: ad 1. Obzwar Kf. dafür halte, dass das in Re-
gensburg bewilligte Triplum bei weitem nicht zureiche, so wolle er es
doch dabei bewenden lassen, weil er befürchte, dass, wenn man etwas neues
proponieren liesse, solches mehr zur Behinderung als zur Beförderung der
Sache ausschlagen könnte, zumal weil die Städte sich so gar widerwärtig
bewiesen. K.S. möge dahin wirken, dass, wenn die 24000 Mann, auf welche
er das Triplum berechne, aufgebracht wären, man auf mehr Succurs be-
dacht sein möge, weil bekannt, dass solches corpus in solchen Quartieren
leicht zerschmelzen werde. Auch gefiele dem Kf. das K. Bairische votum
so unebeu nicht, da alles vergebens sein würde, wenn man nicht zum hello
offensivo wider den Türken überginge. Wegen des General-Commando der
Reichsarmee sei am kaiserl. Hofe und andern Orten viel Redens und Für-
<} S. oben S. 180 ff.
Digitized by
Google
ZasammeDkooft zu Torgau. 269
schlageus gewesen Wie aber Kf. bei allen Occasionen zn erkennen gege-
ben, dass die Regierung so vieler Lande und andere Angelegenheiten ihm
Dicht gestatteten, ein so schweres Werk über sich zn nehmen, absonderlich
da er beim Reiche anch keinen grossen Eifer verspüre, die Hülfe mit Nach-
druck zu leisten, so wäre auch ferner an ihn deshalb nichts gebracht wor*
den. Kf. wünsche, dass der Allerhöchste ein solches Haupt erwecken
wolle, so dieser Last genngsam gewachsen, und dass einer ans dem K.-
Sächsi sehen Hause sich damit beladen lassen wolle, er wolle dieses nach
allen seinen Kräften befördern helfen, K.S. möchte sich darüber expecto-
rieren.
Ef. halte es auch für zuträglicher, wenn die Reichsarmee nicht von
einem Haupte geworben werden soll, dass die Werbungen in den Kreisen
von einem jeglichen Kreisobersten geschehen, da es viel Weitläuftigkeit
geben würde, wenn die Werbungen von so vielen Ständen sollten angestellt
werden. Er besorge, wenn dieses in Regensburg proponiert werden sollte,
dass es nur Verzug verursachen dürfte, weil die meisten Gesandtschaften
sich defectu mandati entschuldigen würden, daher würde ihm lieb fein, wenn
K.S. sich zu einer Defensionshülfe verstehen wollte, welche, ob sie zwar
ZQ allen Occasionen nicht zureichend, doch znr Abwendung der Gefahr
hochnöthig sei, er erbiete sich zu einer gleichmässigen Hülfe und erwarte
nur, wie hoch K.S. solche determinieren wolle, auch werde ihm lieb sein,
wenn die Kreishülfe zustande gebracht werden könnte. —
ad 5. K.S. möge Sorge tragen, dass das Schreiben an Polen behut-
sam eingerichtet werde, Kf. sehe es nicht gern, dass fremde Kronen, ab-
sonderlich Frankreich, darans Ofifension ergreife. —
ad 10. 11. K.S. möge die Jägerndorfer Sache befördern, Kf. wolle
dem Begehren zufolge entwerfen lassen, wie etwa das Schreiben einzurich-
ten sein möchte, er werde sich ebenso die Erfurter Sache aufs beste re-
commendiert sein lassen.
Das desiderium des Herzogs August finde Kf. auf aller Billigkeit
beruhend und es sei ihm lieb, dass die evangelischen vota vermehrt würden,
es würde damit auch keine Schwierigkeit geben. Es wäre nnr Streit ratione
loci, und dass seine Vettern von Baireuth sich beschweren möchten.
Daher wünsche Kf. zu wissen, wie sich dieselben etwa darüber erklärt hät-
ten, er halte dafür, dass es nicht gross zu bedeuten hätte, was für ein Ort
dem Herzoge August assigniert würde.
V. Priesen dankt und sagt zu, K.S. werde über die verglichenen Punkte
seinen Gesandten in Regensburg gemessenen Befehl zukommen lassen
nnd auch in pnblicis mit dem Kf. alle gute Correspondenz continuieren,
nur wegen des letzten Punktes hoflfte er, Kf. werde das desiderium des
Herzogs August per mandata an seine Gesandtschaft so secundieren lassen,
dass ihm nicht allein votum und sessio an sich selbst, sondern auch der Ort,
wo das K.Sächsische Haus seine vota ablegt, gestattet werde.
Digitized by
Google
270 4- I^^r Anfang des Regensburger Reichstages. Anhang.
Actum Torgau 20./[30.]December 1663 hora 10 matutina.
30. Dec. V. Friesen ericiärt als Antwort K.S.s, derselbe sei mit Kf. darin einig,
dass zum Türkenkriege 24000 Mann nicht zulangen, man wolle daher in
Regens barg votieren, dass man nach deren Aufbringung dem Kaiser mit
noch einem considerablen Corpo secundiere. K.S. wünsche zum Anführer
ein Haupt ?on Ansehen, hoffe, dass Kf., wenn das Werk direct «in ihn ge-
bracht werde, sich mit dieser Function werde beladen lassen, er hoffe, dass
wenn ein Haupt von solcher Autorität dazu käme, der Eifer im Reirh
j^rösser sein werde. Die a parte Verfassung von R.Sachsen und K.Bran-
denburg werde ohne Abbruch der Kreisverfassung verstanden, also dass
die 4000 Mann zu beiderseitiger Defension zu gebrauchen. Da K.S. dem
Kaiser ein starkes Regimeut gesandt, was andere Kreisstände nicht gethuu,
so dürfe dieses Regiment und auch was Kf. für den Kaiser gethan die
Kreishülfe vertreten und wolle mau die anderen Kreisstände crmahnen, sich
in gleicher Weise anzustrengen. Wenn K.S. und Kf. jeder mit 4000 iMann
gefasst wären, könnte solches eine bastante Reserve sein, die Grenze za
vertheidigen und im Nothfall auch zur Assistenz gegen die Türken zu ge-
brauchen *).
Im Streite der coUegia verspricht K.S. in Regensburg gute officia,
für die Eibverbrüderung Mittheilnng der nöthigen Archivalien; er will in
Regensburg im Interesse beider wirken, dafür soll Kf. als Nachgeord-
neter im Kreise dafür sorgen, dass daheim alles in Ruhe and Frieden bleibe,
und die Wünsche Herzog Augusts unterstützen').
Infolge des Beginnens des Eisganges auf der Elbe bricht Kf. sogleich
auf, so dass keine Conferenz mehr gehalten werden kann, seine Bagage
muss über Dresden zurückgehen.
Geheimenraths- Protokoll. D. Cöln a. d, Spree
19. /[29.] Januar 1664.
[Confereoz mit General Würtz.]
29. Jan. H- Kanzler Jena referiert von der Conferenz, so er mit H. Wurtz
1) Auf eine Anfrage K.Sacheens vom d./I3. März 1664, ob Ef.« nachdem sie
zu Torgau verabredet hätten, 3000 Mann z. F. und 1000 z. R. zur Sichening
ihrer Lande parat zu halten, noch bei seiner damaligen Meinung verharre, antwortet
Kf. (d. Cöln 15/25. März 1664): ,So haben wir anch soviel Völker anf den Bei-
nen, dass wir demselben, wae wir zu Torgau mit E. Ld. verabredet, wenn es
die Noth erfordert, jederzeit, sonderlich was das Fussvolk anlanget, ein work-
lichee Qenüge leisten können, und zu den Reutern können wir auch leichtlich
gelangen, also dass wir es unserstheils bei solcher Abrede nochmals bewenden
lassen and von E. Ld., wie Sie es halten wolle, fernere Erklärung erwarten.*
^ S. das Rescript des Kf. an die Reichstagsgesandten vom 9. Januar 1664,
in welchem er denselben die Ergebnisse der Torgauer ZosamTneukunft niittheilt
und ihnen die entsprechenden Weisungen ertbeilt, oben S. 2 16.
Digitized by
Google
Cooferenz mit Würtz. Züsammenkanft mit R.Sachseo za Berlin. 271
gehalten 0> wcH er über der Gratolation noch etwas mehr anzobringen, ob
er Apertur davon thon wollte.
^ürtz hat erklärt, er sollte, nachdem Kf. an die Pommersche Regierung
geschrieben und die Noth des Türken vorgestellt, sie dieses dem König
communlciert und derselbe des Kf. Vorsorge wohl aufgenommen, vernehmen,
1) wie Kf. vermeine, wie es wegen der Defension contra Tnrcam einzurich-
ien, 2) hätte er wissen wollen, wie die negotia der Tractaten in Schweden
stäDden. Dann fragte er an wegen der Rheinischen Allianz, ob Kf. hinein-
treten wolle. Es ist ihm erklärt worden, Kf. hätte sich erklärt, aber es wä-
ren etliche Punkte darin, so nach dem jetzigen Znstand nicht könnten bestehen.
Es wird berathen, was ihm wegen der Verfassung gegen den Türken
zu sagen sei, Kf. entscheidet:
1) zu reden von der Defension, wie wir die Grenzen gegen die Ca-
Daillen [vertheidigen wollen], ihm zu sagen und za communicieren, was mit
K.Saphsen vorgegangen.
Ob man nicht Mecklenburg, Braunschweig-Lünebnrg auch
dahin disponieren könne, dass sie uns assistierten. Qewiss wäre es, dass
es das beste, wenn man ein Haupt hätte, dem man das Geld gebe, aber
das wird schwerlich geschehen.
Was von Krockan geschrieben, kann man ihm communicieren, und
möchte H. Wurtz auch seine Meinung sagen.
ProtocoUum was bei Anwesenheit I. Chf. D. zu Sachsen alhie
zu Cöln an der Spree auftn Schlosse im April 1664 die Churf.
Sachs. Herren Geheimen Räthe des Herrn Oberpräsidenten
Freiherm von Schwerin Gn. proponiret haben.
1. Conferenz. Protocoll dessen, was die K.Sächs. H.H. Ministri, der
Freiherr v. Friesen und General-Lieutenant Wolf Christian v. Amheim
den 24. April 1664 dem Churbrand. H. Oberpräs. Freiherm v. Schwerin
proponiret.
V. Friesen erklärt, K.S. hätte in Regens bürg mit Freuden die grosse 4. Mai.
Sorgfalt verspürt, welche Kf. zur Erhaltung der Sicherheit im Reiche öffent-
lich bezeigt, und dass zwischen den beiderseitigen Gesandten gute Ver-
traulichkeit gepflogen, er habe auch befohlen, solche Vertraulichkeit zu con-
tinuiereu. K.S. habe, wie er zu Torgau zugesagt, die Jägerndorfer
Sache sofort dem Kaiser schriftlich vorgestellt, auch dieselbe in Regensburg
beim Kaiser mündlich und beim kurfürstl. Collegio recommendiert und er-
biete sich, auch ferner darin alle gute officia zu thun Betreffend die ver-
») S. ürk. u. Akt IX S. 775. 778. Worts war wahrscheinlich von der
schwedischen Regierung nach Berlin geschickt worden, um dem Kf. za seiner
glücklichen Heimkehr ans Prenesen zu gratulieren.
Digitized by
Google
272 4* ^^^ Anfang des Begensburger Reichstages. Anbang.
abredete reciproque Assistenz habe E.S. schoo aogefaDgea, zu dereo
Expedierung Anstalt zu machen, es wäre ihm lieb gewesen zu vernehmen,
dass Ef. sich mit dem Schwedischen O.Lienten. Würtz deshalb vereint
und dessen Gedanken ihm mitgetheilt habe ^), die beabsichtigte Zusammen-
schickung von Gesandten lasse er sich desto mehr gefallen, je vortbeilhafter
es für den ganzen Kreis wäre, dass dergleichen gute Verfassung geschehe.
Nachdem nenlich der Niedersächsische Kreis auf ein Triplum an Völ-
kern nnd ein Simplum an Gelde geschlossen, nnd da es gnte Facilität geben
könnte, wenn diese beiden Kreise zusammenhielten, wünsche er des Kf. Ge-
danken darüber zu vernehmen, ob man den Obersächsischen Kreis daza
disponieren und zu diesem Zweck eine Kreisversammlung ausschreiben solle.
K.S. danke dafür, dass Kf. in der Erfurter Sache wirklich die Ver-
mittelung betrieben hätte, dessen Schreiben an K.Mainz sei nicht ohne
Effect gewesen. Da er aber bemerke, dass der Kaiser stark auf die Pa-
rition dringe, gleichwohl aber verlaute, dass der gemeine Pöbel so. unge-
zogen sei, dass der Magistrat nicht mehr Macht hätte denselben zur Raison
zu bringen, auf welchen Fall K.Mainz sicher auf die Execution dringen
werde, so wäre er sehr besorgt und wünsche von Kf. zu vernehmen, was
vor die Hand zu nehmen, damit demselben vorgekommen und gefährliche
Consequenzen verhindert würden.
V. Schwerin bezeugt des Kf. Freude über diesen Besnch, bittet mh
der Bewirthung nach Gelegenheit der Zeit vorlieb zu nehmen und verspricht
Antwort auf die proponierten Punkte.
2. Conferenz. Den 25. April 1664.
5. Mai. V. Schwerin erklärt: ad 1) Kf. danke für die Bemühungen K.Ss. in der
Jägerndorfschen Sache, da aber darauf bisher noch kein effectus am
kaiserlichen Hofe erfolgt sei, Kf. aber gemeint sei, in dieser Sache ein-
1) Kf. hatte (d. Cölo 22. März/ I.April 1664} K.Sachsen mitgetheilt, er habe
oealich mit dem SchwedischeD CLieateoant v. Würtz bei desaeo Anwesenheit
in Berlin, gemäss der in Torgau getroffenen Abrede, wegen einer DefanBions-
verfassang der vornehmsten Stande des Ober- ond Niedersachsischen Kreiaea
gegen die Türken verhandelt (s. darüber das oben S. 270 f. mitgetheilte Qeh.Raths-
Protokoll vom 19./ 29. Januar 1664); derselbe habe jetzt (in einem Schreiben an
den Fürsten von Anhalt, d. Stettin 10./20. März 1664) berichtet, dass man in
Schweden bereit sei, das Werk zu befördern und auch andere Stande dea
Niedersächsiachen Kreises, das Haas Braunschweig, Mecklenburg und Hol-
stein aufzunehmen. Rf. habe sich darauf zur Beschickung einer Zusammenkunft be-
reit erklärt und als Ort derselben Goslar, Magdeburg, Taogermünde, Salzwedel und
Lüneburg vorgeschlagen; er ersucht K.Sachsen, auch an dem Werke mitzuhelfen
und wegen Ort und Zeit seine Meinung zu eröffnen. Darauf hatte Herzog Mo-
ritz von Sachsen, als Statthalter für seinen noch in Regensburg abwesenden
Bruder, geantwortet (d. Dresden 31. März/ 10. April 1664), er werde dieses dem
Kurfürsten bei dessen bald bevorstehender Rückkehr melden, und gebeten, so
lange zu warten. S. auch Urk. u. Akt. IX S. 778.
Digitized by
Google
Zasausmenkonft mit E.Sachseo su Berlio. 273
mal eioe endliche Richtigkeit za treffen, so ersnche er K.S., ihn auch fer-
ner dabei za nnterstützen.
ad 2) Ef. halte aach jetzt für nöthig, ansser der Reichshülfe auf De-
fension der Grenze hedacht zn sein. Er habe zwar gemeint, dass das
▼om Obersächsischen Kreise bewilligte Triplnni zur Kreisdefension angese-
hen sein solle, da er aber heute vernommen, dass es auf die za Regensbnrg
gewilJigte Tripelhülfe za verstehen sei, so wolle er sich mit R.S. gern
hiernnter conformieren, wenn man nach dem Beispiel des Niedersächsischen
Kreises auch eine solche absonderliche Hülfe thnn möchte, er stelle ganz
K.S- anbeim, wie dieses werkstellig zn machen sei.
ad 3) in der Erfnrter Sache, da K.S. selbst erkenne, dass der Kai-
ser and K.Mainz anf die Parition dringen würden, and wünsche, dass die
Stadt billig parieren solle, so erbiete sich Kf., dieselbe dazn za ermahnen..
Er gebe auch za bedenken, ob es nicht rathsam sei, im Falle die jnra, welche
beide Karfürsten za Sachsen and za Mainz an diese Stadt prätendierten,
noch streitig wären, dass sie beide hich zaförderst darüber verglichen, was
einem jeden zustehen solle, und K.S. alsdann sich erbiete, er und sein
Hans und erforderlichen Falls der ganze Obersäcbsische Kreis wollten die
Stadt daza bringen, da^s sie da^^jenige, was man alsdann K.Mainz zuge-
stehen werde, acceptieren solle, wozu Kf. seine Hülfe zusage.
Ueber die anderen Torgauer Funkte wolle er nicht proponieren, da er
sehe, dass K.S- so sehr wieder wegeile. Da aber von den Gesandten zn
Regensburg berichtet werde, dass, sobald der Kaiser aufgebrochen, man
deliberieren wolle, ob der Reichstag continuiert oder in einen Deputations-
tag verändert werden solle, wünsche Kf. K.S.s Gedanken darüber zu ver-
nehmen. Noch einen anderen Funkt halte Kf. für nöthig, hier zu repe-
tieren. Bei neulicher Zusammenkunft sei desideriert worden ^), dass das von
Kf. wider die theologische Fakultät zp Wittenberg erlassene Edikt ge-
mildert werde. Kf. habe das auch so viel bei ihm gelten lassen, dass er
seitdem wider den Inhalt des Edikts diejenigen, welche nur von Wittenberg
gekommen, zum ministerio befördeit hätte, und er hätte es noch ein wenig
ansehen wollen, wie sich die Theologi anf K.S.s harten Verweis verhalten
würden, da dann das Edikt nicht allein von sich selbst dahin gefallen, son-
dern Kf. auch den jungen studiosis den Besuch von Wittenberg erlaubt
haben würde. Allein zu seiner grossen Bestürzung sei neulich ein grosses
weitlänftiges Scriptum der Wittenberger theologischen Fakultät hervor-
gekommen '), worin dergleichen harte, anzügliche und erschreckliche Redens-
arten enthalten, als noch nie sich in Schriften zwischen diesen streitenden
evangelischen Kirchen gefunden. Kf. wolle davon, dass in diesem Scriptum
den reformierten Glaubensgenossen die Seeligkeit ganz abgesprochen werde,
und anderem absehen, darüber aber könne er nicht umbin zum höchsten
• «) S. oben 8. 265. 267.
^ Diese Schritt fährte den Titel: Zeugnisse der tbeologiscbeD Fakultät nnd
MiDisteriaaoB , dass die Calvioische und ZwiDgliscbe Lehre verdammlich sei, s.
Hering, Nene Beiträge II S. 179.
Il«t«r. X. Geiicb tt 0. Kurfurtt4*o. XI. 1$
Digitized by
Google
274 4. Der Anfang des Regensburger Reichstages. Anhang.
zü klagen, dass dieses Scriptam eigentlicb gegen ihn gerichtet, dass darin
weiter gegangen sei, als es Theologis gezieme, dass sie hierunter aach
wider den Religionsfrieden and das Instr. Pacis bandelten, dass sie auf
ganz anverantwortliche Weise ihn and seine Vorfahren beschnldigten, als
hätten sie ihre getreuen Lutherischen XJnterthanen aus dem Lande vertrei-
ben wollen, u. s. w.
Kf. stelle zu K.S.s Belieben, was er gegen die Antoren dieses
Baches wegen ihres Ungehorsams verordnen wolle, und sei nicht gemeint,
ihm hierüber etwas vorzuschreiben, bitte aber K.S. es künftig nicht übel
zu empfinden, wenn er solche Mittel gegen dieses Scriptum der Witten-
berger Theologen gebrauche, die den autoribas ihren Unfug öffentlich zeu-
gen and seine getreaen Unterthanen warnen könnten, sich vor diesem
Scriptum zu hüten.
V. Friesen versichert darauf, dass weder sie, die Deputierten, noch,
wie sie meinten, ihr Kurfürst, von dem Buch der Wittenberger wisse, der-
selbe werde sich gewiss darauf so erklären , dass Kf. zufrieden sein und
das gute Vertrauen zwischen ihnen nicht gestört werde, sie würden hier-
über wie über das andere referieren.
3. Conferenz. a meridie eodem die den 25. April 1664.
5. Mai. y. Friesen erwidert: Wegen der Assistenz wolle K.S. eine Zusam-
menkanft des Obersäcbsischen Kreises zu Montag nach Trinitatis an-
setzen, die Verhandlung mit dem Niedersächsischen Kreise könnte
bei dieser Zusammenkunft gleichfalls besprochen werden, wie denu^ wann
ratione modi die Kreisobersten es festgestellt, die Sache leicht einzurichten
.sein werde, weil im Niedersächsischen Kreise dergleichen schon angestellt
sein solle. Da aber indessen Brandenburg und Sachsen leicht die
erste Gefahr treffen könne, so stelle er anheim, ob man sich nicht hier-
unter schon praeliminariter in quanto und modo succurrendi einigen wolle.
NB. Dieses ward hernach also declariert, dass es nicht allbier abgehandelt
werden sollte, sondern erst auf dem bevorstehenden Convent.
K.S. danke für des Kf. Erbieten, Erfurt zu disponieren, dass die. Strei-
tigkeit beigelegt werde. Nachdem von Regensbnrg eine Schickung an
Erfurt geschehen und sie zam schuldigen Gehorsam anermahnt worden,
wünsche er erst zu erfahren, was solches gefruchtet; wenn solcher Bericht
einkäme, wollte er ferner Apertur davon thun und bitte er, dass Kf. dann
seinem Erbieten naclikommen wollte. Er wüsste aber nicht, dass wegen
der jurium mit K.Mainz Streit entstanden sei, als bis zu der neulich von
demselben begehrten Gebetsformel, vermeinte sonst, ob nicht der Parition
dadurch abzuhelfen, wenn untersucht würde, was eines jeden Intention in
dieser Sache gewesen, und hernach das Werk vel per interpositionem vel
per coromisf^ionem gehoben würde.
Wegen der Erbverbrüderung werde Kf. von seinen Gesandten er-
Digitized by
Google
Zusammenknort mit R. Sachsen su Berlio. 275
fahren haben >) 9 dass die Gesandten- der drei Uänser deshalb beim Kaiser
hätten einkommen wollen.
Das Buch der Wittenberger Theologen kenne K.S. nicht, er
werde es einfordern und examinieren lassen und, wenn es sich also befinde,
als angezogen worden, solche Verordnung ergehen lassen, dass man spüren
solle, er wolle, dass dem Instr. pacis und defi Reichsgesetzen nachgelebt
und, 80?iel Gewissens halber geschehen kann, nachgekommen werde.
K.S. sehe es gern, dass der Reichstag continuiert werde.
4. Gonferenz. Den 26. April 1664.
V. Schwerin erklärt, Kf. bit'te um Fortsetzung der Recommendation G.Mai,
in der Jägerndorfer Sache. Da er vernehme, dass K.S. ehestens zum
Kaisejr nach Prag kommen werde, so bitte er dort die Sache zu recom-
roendieren.
Kf. sei mit Zeit und Ort für die Obersächsische Kreisverfassung
einverstanden. Modus und Quantum der gegenseitigen Assistenz bedürfe reifer
Deliberation, vorläufig meine er, weil beide Kreise sich von allem aufgebrach-
ten Volk nicht würden entblössen wollen, hätte man zu begehren, es möchte
die Hälfte der aufgebrachten Völker zur Bewachung der Grenzen beider
Kurfürstenthümer hergegeben werden, deren Unterhalt ans den Kreisen er-
folgen müsse. Da K.S. zur Besetzung seiner Grenzen von diesen Truppen
mehr vonnötben haben werde, so werde er mit einem Drittel jener Hälfte
zttHeden sein, die er ins Crossensche und einige andere Orte an dem Neuen
Graben verlegen werde, K.S. werde etwa die Sechsstädte in Acht zu neh-
men haben. Auch werde der attaquierte Tbeil von dem anderen, der dies
nicht zu befahren habe, succurriert werden müssen, worüber die Officiere
zu beordern seien.
Für die Continaierang des Reichstages werde auch Kf. durch seine
Gesandten wirken lassen.
KorfUrst Johann Georg von Sachsen an den KnrfBrsten.
D. Dresden 13./[23.] Mai 1664.
[BemfuDg eines Kreistages nach Leipzig.]
Nachdem die Jüngst zu Braunschweig versammelt gewesenen Ge- 23. Mai.
sandten der Stände des Niedersächsischen Kreises bei den Ober-
sächsischen beantragt haben, dass vermittelst Zusammenschicknug beide
Kreise sich vereinigen möchten, wie die Assistenz bei diesen böchstgefäbr-
lichen Zeiten einzurichten , nachdem ferner der Obersächsische Kreis das
im vorigen Jahre zu Leipzig bewilligte Triplnm dem Kaiser hat gänz-
lich zur Hülfe senden müssen und derselbe daher bei der aufs neue dro*
0 S die Relationen derselben vom 21. ond 28. März 16)4, <oben S. 2d2f.)
worin sie klagen, dass K. Sachsen auch um diese Angelegenheit sieh nicht kümmere.
18*
Digitized by
Google
276 ^' l>or AofaDg des Regeosbarger ReichstageR. Anhang.
henden Türkengefahr ganz ohne Verfaisang steht, bat er nach yorberiger
persönlicher Uoterredang mit Kf. und dem Herzoge ?oo Alte ob arg eine
KreisTersammlnng auf den 13. Juni nach Leipzig ansgeschriebeo, um vor-
oebmlicb za bereden, ob, gleich dem Niedersächsischea Kreise, noch ein
anderweitiges Triplom an Volk und Simplum an Geld zn des Kreises Yer-
Sicherung eilend zusammenzubringen und wie die Grenzen zu besetzen, auch
was mit dem Niedersächsischen Kreise der reciprocierlichen Hülfe und
Assistenz halber zn tractieren und wer deshalb abzuschicken sein möchte.
Kf. möchte die Versammlung beschicken.
PS. Er empfiehlt seinen Q^n. Lieutenant Wolf Christoph v. Ar-
nim b zum General über die Ereistruppen.
Instraction fttr unsere Hof- and Kammergerichts- and Halber-
städtische Regierungs- und Kammerräthe Philipp Wambold
von Umstadt und Johann Budendach. D. Cöln a. d. Spree
7./[17.]Juni 1664.
[AnfbriogaDg eines Kreisbeeres; Sicheraog der Greozen; Vereinigang mit dem
NiedersächsiRcheo Kreise. Die Erfurter Sache.]
17. Juni. 1) Kf. erachtet für nöthig, dass ausser der gemeinen Reicbshülfe,
welche im Felde wider den Türken agieren muss, zur Defension des Krii-
ses ein Triplum an Volk und Simplum an Geld spätestens in 2 Monaten
aufgebracht und dabei die 1663 gemachte Eintheilung der Coropagnieen,
Regimenter u. s. w. beibehalten werde. Was Kf. für seine Kurland e von
den vorigen Bewilligungen noch schuldig (etwa 1828 Reicbsthaler), erhalten
Ges. mit tur Ablieferung in die Kreiskasse, was Kf. wegen Hinterpom-
mern und Cammin von den seit 1656 gewilligten Römermonaten noch
zuzutragen hat, soll «uoh ehest erfolgen.
2) Sollten die kaiserliche und Reichsarmee sich vor dem Erbfeind re-
tirieren müssen, so müssen alle Völker des Kreises zusammengezogen und,
da die beiden Kurfürstenthümer zunächst von dem Angriff bedroht sind,
diese vornehmlich geschützt werden, Kf. würde dann Crossen, Frank-
furt a. O., Beeskow nnd die Oerter daherum in Acht nehmen und will,
da K. Sachsen mehr Oerter zn besetzen hat, mit einem Drittel des Kreis-
volks zufrieden sein, und müsste im Notbfall ein Tbeil dem anderen un-
gesäumt succurrieren.
3) Kf. wünscht Vereinigung mit dem Niedersächischen Kreise zn
gegenseitiger Hulfeleistung, es muss sofort eine Abschickung dorthin erfol-
gen, dieselbe würde am besten von K.Sachsen, Kf. und Sachsen- Alten-
burg gescheheu, Kf. will dazu seinen Halberstädtischen Regiernngsratb
Johann Bntendach bestimmen. Da die Sicherheit des Obersäcbsischen
Kreises besonders darauf beruht, dass die Grenzen der Ober nnd Nie-
der-Lau sitz wohl verwahrt werden, so sollen Ges. anfragen, ob K.S.
Digitized by
Google
Instruktion für die Gesandten zum Obersäohsischen Kreistage. 277
daza die Kreishullc mit gebraachen wolle, doch musste er dann a part
dieser Lande wegen zo diesem Defensionswerk zatragen.
4) Kf. ist eiQverstanden damit, dass W. Chr. v. Arnimb als Oeo.
Lieatenant das Commando über die Kreistroppen übertragen werde, doch
darf ilim, bevor er nicht wirkliche Dienste thnt, die volle Verpflegong nicht
gereicht werden. Diesfs Verfassung darf erst aufhören, wenn die Gefahr
beseitigt ist. Die Artillerie betreffend hat schwere Stücke der Stand her^
zugeben, in dessen Lande agiert wird, wegen der Feldstücke kann es bei
dem bleiben, was auf dem vorigen Kreistage beschlossen ist.
In dem Notificationsschreiben an den Kaiser kann erwähnt werden,
derselbe möchte wegen des Proviants für die Armeeen, Beschirmung der
Grenzen und Festungen gute Anstalt treffen und den Ungarn, Schlesiern
und Mähren das exercitium religionis nicht ferner hemmen lassen.
Auf diesem Kreistage ist auch die Erfurter Sache zu überlegen.
Ges. sollen vorschlagen, dass nomine des Kreises einige Völker in die
Stadt entweder mit Zulassung des Raths und der Bürgerschaft gelegt
oder sonst hineingebracht würden, um die Aufrührerischen so viel besser
zum Gehorsam zu bringen und den Kreis zu verwahren, dass nicht an-
dere auf Mittel, sie zum Gehorsam zu bringen, bedacht sein dürfen, sodann
müsste man trachten, dass die Stadt mit K.Mainz ausgesöhnt werde und
demselben Satisfaction geschehe, doch so, dass ihm nicht mehr, als wozu
er vorher befugt, attribuiert werde, dann würde es sich wegen des Kaisers
und Reiches hernach auch wohl finden.
Nebenmemorial für die Kurfürstlichen Abgesandten zu dem
Kreistage. D. Cöln 7./[17.] Juni 1664.
[Die besondere Verfassung zwischen K.Sachsen and R.Braodeuburg. Zuziehung
äcbwedens. Besetzung des Kreisgeneralats. Zulassung Herzog Augusts von
Sachsen zum Kreistage.]
Die von K.Sachsen auf der Zusammenkunft zu Torgau angeregte 17. Juni,
absonderliche Verfassung beider Kurfürstenthumer hält Kf. in Anbetracht
der Gefahr und, da es mit solcher Kreishülfe so langsam dahergeht, auch
jetzt für nöthig nnd zuträglich. Er lässt es bei dem dort verabredeten
Quantum (3000 z. F. und 1000 z. R.), doch könnte zur Erleichterung der
Unterthaneu hierin die Kreishülfe mitbegriffen werden.
Weil aber gegen einen mächtigen Feind diese Verfassung zu schwach
sein würde, so wünscht Kf., dass auch Schweden, mit welchem er schon
deswegen verhandelt hat O» und andere fürstliche Häuser dazugezogen werden.
Wenn die K. Sächsischen damit übereinstimmen, so könnte mit den an-
wesenden Schwedischen Gesandten sofort daraus communiciert , das
ganze Werk aber müsste auf eine besondere Zusammenkunft verschoben
') S. oben S. 271.
Digitized by
Google
278 ^or Anfang des Regensborger Reichstages. Anhang.
and zu dieser auch die anderen, welche weiter dazu zu ziehen, eingeladen
werden, inmittelst bliebe doch das, was Kf. mit K. Sachsen abgeredet, in
seinem vigor.
Nachdem nachträglich Fürst Emanuel ?on Anhalt bei Kf. angehalten,
dass er zu der Charge als General über die Kreistruppen employiert würde,
so lässt Kf. sich denselben, doch nnr im Fall E.S. von dem v. Arnimb
abstehen sollte, gefallen.
Nachdem K.Sachsen bei Kf. angebalten, dass er seinem Bruder, dem
Administrator von Magdeburg, bei diesem Kreistage Session und votum
wegen Querfurt gestatten und ihm, wie in Regensburg, darin gegen zu
erwartende Opposition assistieren möchte, und Kf. ihm auf dem Reichstage
dieses zugestauden hat, so sollen Ges. darein willigen und jenen dabei
unterstützen.
Wambold und Badendach an den Kurfürsten. D. Leipzig
15./ [25.] Juni 1664.
[Besprechaog mit den K. Sächsischen Gesandten. Eröffoung des Kreistages.]
25. Juoi. r2./22. Juni sind sie in Leipzig angelangt, haben aber ausser den K.Säch-
siscbeu Abgesandten nur den für Vorpommern, Obristen Wulff, vorgefunden.
13./23. Juni haben sie die K.Sächsischen besucht nnd angefragt, wie
K.S. in betreff der Aufnahme von Schweden in die besondere Verfassung
denke; jene erklärten aber, da auf der neulichen Conferenz zu Berlin
davon nichts Torgekommen, sondern nnr dieser Kreistag, Bewilligung noch
eines Simplum und Verbindung mit dem Niedersächsischen Kreise, so hätte
man geglaubt, Kf. hätte seine Meinung geändert. Vergeblich remonstrierten
sie dagegen, jene behaupteten, darüber nichts in Instruktion zu haben.
Y. Arnim, der etwas mehr Affection zu dieser Verfassung als die beiden
anderen zeigte, berichtete, .K.S. hätte unter dem Namen des Landvolks
wohl 3000 M. recht geworbene Völker auf den Beinen. Als sie darauf
fragten, ob sich K.S. zur Besetzung der Grenzen in der Lausitz der
Kreishülfe bedienen wolle, konnten sie darauf auch garkeine kategorische
Resolution erhalten. In der ersten Sitzung 14. /24. Juni wurde nach Ver-
lesung der Creditive die Proposition von den K.Sächsischen abgelegt, heute,
15./25. Juni, in der zweiten Sitzung wurde der erste Punkt der Proposition,
Aufbringung eines zweiten Triplum an Mannschaft und Simplum an Geld,
verhandelt. Die Verfassung selbst wurde durchgebends für nothwendig befun-»
den, die meisten aber wollten von einer Werbung nichts hören, sondern
stimmten auf Bewehrung des Landvolks oder auf ein Simplum oder höch-
stens ein halbes Triplum geworbener Völker.
Digitized by
Google
Obersächsischer Kreistag zu Leipzig. 279
Dieselben an den KurfUrdten. D. Leipzig 18./[28.] Juni 1664.
[VerhandluDgeD auf dem Kreistage.]
Am 16. /26. hat sich endlicb die Majorität für das Triplnm aQ Volk 2d. Juni,
and Simplom an Geld erklärt. Betreffs des zweiten Punktes (Bewahrung
der Grenzen) waren auch die Meinungen sehr ungleich, die Majorität ent-
schied endlich am 17./27. dahin, dass dieser Punkt sich am besten bei der
bevorstehenden Conferenz mit dem Niedersächsischen Kreise würde erörtern
lassen, dass auch eine Besichtigung der Grenzen nöthig sei, diese aber,
ebenso auch, auf welche Weise das Triplnm zu employieren, den Kreisäm-
tero anheimzugeben sei. Nachmittags wurde Punkt 3, Bestellung eines
Generals, vorgenommen und von K.Sachsen G.L. v. Arn heim b empfohlen,
wegen Verschiedenheit der vota aber konnte noch kein rechtes oonclusum
gemacht werden. Heute (18./28.) wurde über Punkt 4 berathen und fast
einstimmig beschlossen, dass die Zusammenschickung mit dem Nieder-
sächsischen Kreise nothwendig sei, und wurde dieselbe den Kreisämtern,
K.Sachsen, K.Brandenburg und Sachsen-Altenburg übertragen.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch die Erfurter Sache vorgebracht und
fast einstimmig beschlossen, an den Kaiser und an K.Mainz zu schreiben,
dass die Stadt, nachdem dort die innere Unruhe beseitigt und sie schon
völlige Parition geleistet, vom Banne befreit werden möge. Gestern Nach-
mittag bei der Gegenvisite der K. Sächsischen haben sie sich vergeblich
bemüht, deren eigentliche Intention in betreff der absonderlichen Verfassung
zn erfahren, dieselben erklärten nur, man solle noch nicht mit^den Schwe-
dischen coramnnicieren , sondern erst den Ausgang dieses Tages nnd der
Conferenz mit dem Niedersächsischen Kreise abwarten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 22. Juni/
[2. Juli] 1664.
[K.Sachsen verweigert die besondere Verfassung. Die Erfurter Sache.]
Da auch aus dem Beantwortungsschreiben K.Sachsens hervorgeht, 2. Juli,
dass derselbe die absonderliche Verfassung nicht für vorträglieh hält, so
soUen sie deswegen keine weitere Anregung thnn. Dass Erfurt den kai-
serliehen Mandaten völlige Parition gethan, kann Kf. aus dem, was bisher
ihm zugekommen, der Formnl des Gebets und anderem, nicht befinden, Oes.
sollen darüber gewissen Bericht einziehen und, wenn es sich nicht befindet,
ihrer Instruktion nachleben.
Digitized by
Google
280 I>er Anfnog des Regensbnrger Reichstages. Anhang.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Leipzig 27. Juni /
[7. Juli] 1664.
[Die letEten VerhandlaDgen aaf dem Kreistage.]
7. Juli. Nachdem am 2()./:50. und 21./31. Juni zunächst durch eine Deputation
mit G. L. V. Ariiimb verhandelt nnd dann beschlossen worden war, unter
den ?on dieser mit demselben yerabredeten Bedingungen demselben das
Commando der Kreisvölker zu übertragen, wurde am 23. und 24. wegen
Verbcssernng der Verpflegungsordnung verhandelt und ausserdem beschlos-
sen, dem Proviantmeister wegen der Correspondenz monatlich 30 Thalcr
zu seiner Qnge zuzulegen. Am 25. wurde der Abschied verlesen, 6.L.
?. Aruimb dem Kreise verpflichtet und das Notificationsschreiben an den
Kaiser ') mit der inserierten Verwenduug für Erfurt verlesen, und als Ges.
beantragten, denselben wegen Beischaffung des Proviants für die Armee
in Ungarn, Bewachung der Grenze und Gestattung des exercitii religiouis
in seinen Erbl luden zu erinnern, beschlossen, deswegen besondere Schrei-
ben abzufassen. Am 26. wurden dieselben, sowie die revidierte Yerpfle-
gungsordunug verlesen und daun der Kreistag geschlossen
Kreisabschied des Obersächsischen Kreistages. D. Leipzig
25. Juni/ [5. Juli] 1664.
[Bewilligung eines neuen Triplum an Volk nnd vorläufig eines Simplnm an Geld.
Inspicioruug der Grenzen. Ernenuang v. Arnims zum General der Kreistruppen,
Koruhöffers zum Kreiszahl- nnd proviantmeister.]
5. Juli. Da das im vorigen Jahre beschlossene und wirklich aufgebrachte Tri-
plum an Volk, nachdem auf dem Reichstage dem Kaiser vom ganzen
Reiche ein Triplum bewilligt worden, nach Ungarn geschickt nnd so die
ganze Kreisverfassnng dabin angewendet ist, ist in anbetracht der fort-
dauernden Gefahr beschlossen worden, ein neues Triplum anfzubringeD,
wozu ein jeder Stand sein Coniingent binnen zwei Monaten bereit zu halten
hat. Zugleich hat jeder Stand Vorkehrung zu thun, dass im Nothfalle ein
allgemeines Landaufgebot erfolgen kann.
Die auf dem vorigen Kreistage angefertigte Liste der aufzubringenden
Völker und die Bestimmungen über die Vertheilung derselben unter die
einzelnen Stände, über Besoldung, Artillerie, Munition u. s. w. sind revi-
diert und neueingerichtet worden und sollen in dieser Gestalt pro norms
dienen.
») Dasselbe (d. 25. Juni/5. Juli 1664) bei v. Tettau, Die Reduktion von
Erfurt und die ihr vorangegangenen Wirren (Jahrbücher der K. Akademie gemein-
nütziger Wissenschaften zu Erfurt. Neue Folge. III S. 334 f.; Inhaltsangabe
Diar. Europ. XI 8. 383.
Digitized by
Google
Oberaachsischer Rroistag £q Leipzig. 281
Zo dem auf dem vorigen Kreistage bewilligten Simplom an Geld ist
noch ein anderweitiges Simplam binnen Monatsfrist zar Kasse zu liefern
bewilligt worden, auch soll im Fall der Noth ?on dem Kreisobersteo mit
Zastimmong des Nach- und Zugeordneten noch ein Monat ausgeschrieben
werden.
Betreffend die Sicherung der Grenzen des Kreises gegen Böhmen und
Schlesien hin, ist zunächst Inspicierung derselben und Berichterstattung
darüber an den Kreisobersten beschlossen worden. Ob aber solche Grenze
mit Landvölkern zu besetzen und das Triplum von den Geworbenen zu
mehrerem Nachdruck beisammenzuhalten und an den bedrohten Ort zu
stellen y ist bis nach der mit den Niedersächsischen Kreisdeputierten
wegen reciprocierlicher Assistenz beider Kreise zu haltenden Conferenz
ausgesetzt worden.
Das Conimando über das Kreiscorpo ist dem 6. Lieutenant v. Arnim b
übertragen worden, derselbe soll nur einen G.Adjutanten unter sich haben
und soll dafür vom 1. September an ausser der Kriegsoperation monatlich
233 Rthlr. 8 Groschen, wenn er aber zu Felde gehen und gegen den Feind
agieren muss, 466 Rthlr. 16 Groschen erhalten. Zum Kreiszahl- und pro-
viantmeister ist der Obriste Wachtmeister Johann Kornhöffer ernannt
und demselben für sich und seine Leute 100 Rthlr., dazu noch für Füh-
rung der Correspondenz 30 Rthlr. monatlich bewilligt worden.
Die Kreisrechnungen des Raths von Leipzig sollen durch eine De-
putation geprüft werden.
Dieser Kreisabschied soll dem Herkommen nach dem Kaiser und den
4 benachbarten correspondierenden Kreisen communiciert werden.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 5.
Der Türkonkrieg.
1663 - 1664.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Der Krietr, welchen Kaiser Leopold I. iq den Jahren 1663 — 1664 ge-
gen die Türken zu fuhren gehabt hat» ist veranlasst worden^) darch die
8iebenbürgi sehen Wirren der Jahre 1658 — 1662, und diese wiedernm
haben ihren Ursprung in den Verwickelungen des nordischen Krieges.
An diesem Kriege hatte auch, und zwar auf schwedischer Seite, der unter
türkischer Oberhoheit stehende Orossfürst von Siebenbürgen, Georg
Rakoczj II. Theil genommen. Von König Karl Qnsta? durch das
Versprechen eines Theiles ?on Polen angelockt, war derselbe, ohne die
Zustimmung des Sultans einzuholen, 1657 mit Heeresmacht in Polen ein«
gefallen, aber sein Unternehmen hatte den unglücklichsten Ausgang gehabt;
fon seinem schwedischen Bundesgenossen, welcher inzwischen seine Waffen
gegen Dänemark gewendet hatte, im Stich gelassen, war er von den
Polen und den mit diesen verbündeten Tataren geschlagen worden, fast
sein ganzes Heer war vernichtet worden, und er selbst hatte als Flüchtling
in seine Heimat heimkehren müssen. Zugleich aber hatte er sich durch sein
anvorsichtiges Unternehmen die Ungnade des Sultans Muh am ed IV. zuge-
zogen. Dieser, welcher mit Polen in Frieden geblieben war und dasselbe durch
die von ihm abhängigen Tataren hatte unterstützen lassen, erklärte Rakoczy
für abgesetzt, Hess, da derselbe Widerstand leistete, Truppen in Sieben-
bürgen einrücken und ernannte, ohne sinh um das Wahlrecht der dortigen
Stände zu kümmern, einen anderen Magnaten Barcsai, welcher sich zu
härteren Bedingungen verstehen musste, zum Qrossfürsten. Aber die Mehr-
lahl der Siebenbürgen hielt an Rakoczy fest, und so wufde dieses Land
während der Jahre 1658 — 1660 der Schanplatz eines Wechsel vollen und ver-
heerenden Krieges, in welchem schliesslich Rakoczy unterlag. Im Mai
1660 wurde er in dem entscheidenden Treffen bei Szaraosfalva geschla*
gen und tötlich verwundet und starb bald nachher in Qross Wardein.
. _ _ -^ ^
0 8. v. finge 1, Geschichte des Ungarischen Reiches V8. Iff. Zinkeisen,
Geschichte des Oamauischeo Reiches IV S. 871 ff. Pohler, Oesterreichs Türken-
krieg 1603—1604 (Programm des kduigl. Friedrichsgymnasinrns su Frankfurt a. 0.
1879; dasselbe behandelt nnr die Vorgeschichte dos Krieges bis 1660).
Digitized by
Google
286 5. Der Turkeokrieg.
Das türkische Heer sog darauf gegen diese feste Stadt, die kleine Besatzung
derselben yertheidigte sich mit der grössten Tapferkeit, mnsste aber endlich
am 80. August capitulieren. Doch die Anhänger Rakoczjs setzten den
Widerstand fqrt und erwählten 1. Januar 1661 dessen früheren Feldherren
Kemeny Janos zum Grossfürsten, aber die Pforte wollte denselben nicht
anerkennen, sie erzwang, nachdem Barcsai in dessen Hände gefallen und
▼on ihm getötet war, die Erhebung eines anderen Magnaten Michael
Apjaffj %nm Grossfürsten und Hess, als Kemeny den Widerstand fort-
setzte, 1661 aufs neue ein Heer in Siebenbürgen einrücken.
Die oesterreichische Regierung hatte in diesen Wirren bisher eine
sehr zweideutige Haltung eingenommen. Sie hatte die Bitten Rakoczy« um
Hülfe zurückgewiesen, hatte denselben aber insgeheim zum Widerstände
ermuntert und ihn in seiner Bedrängniss 1658 znm Abschluss eines Ver-
trages bewogen, in welchem er vier Festungen dem Kaiser zu übergeben
zugesagt, und diese Festungen waren dann auch durch die Truppen
des in Oberungarn stehenden kaiserlichen Generals de Souches besetzt
worden. Als dann die Türken vor Gross Wardein erschienen , hatte
die Besatzung in Wien um Hülfe gebeten, der Kaiser hatte auch de
Souches den Befehl ertheilt, der Stadt Entsatz zu bringen, allein der Be«
fehl war zu spät gekommen und dessen Truppenmacht zu schwach ge-
wesen, als dass er demselben hätte Folge leisten können. Nach dem Falle
der Stadt hatte dann die oesterreichische Regierung in Constautinopel
drohende Vorstellungen gemacht, sich des Wahlrechts der siebenbür-
gischen Stände angenommen und zugleich verlangt, dass diejenigen sie-
ben oberungarischen Comitate, welche sie früher Rakoczj ebenso wie
dessen beiden Vorgängern Bethlen Gabor und Georg Rakoczj
I. auf Lebenszeit überlassen hatte und welche sie jetzt als heimgefallen
betrachtete, ihr zurückgegeben würden, aber die Pforte wollte davon
nichts wissen und so kam es, obwohl keine förmliche Kriegserklärung er-
folgte, 1661 zum Ausbruch der Feindseligkeiten in Ungarn. Diese 0 wur-
den zunächst von beiden Seiten mit sehr ungenügenden Streitkräften ge-
führt. Der kaiserliche Feidmarschall Monte cuccoli, welcher mit etwa
25000 Mann bei Comorn stand, erhielt den Befehl, nach Siebenbürgen vor-
zugehen und Kemeny Janos zu unterstützen. An der Theiss bei To-
kai angekommen, fand er das türkische Heer unter dem Pascha Ali von
Temeswar bis dorthin vorgedrungen« aber derselbe wagte kdnen Kampf
und zog sich vor ihm zurück, Montecnccoli folgte demselben bis in das
Innere von Siebenbürgen, besetzte Klausenburg, aber sein Heer litt in.
dem ausgesogenen Lande, dessen Bevölkerung den Kaiserlichen wider-
willig, ja feindlich gegenübertrtft, die grösste Noth, so begnügte er sich
damit, Klansenburg mit Besatzung und Proviant zu versehen nnd ein
•
>) 8. ZinkeTseD a. a. O. IV S. 901ff. Rintelen, die Feldsüge Monte-
coccolis gegen die Tärken von 1661—1604 (Oesterreichische militärische Zeit-
icbrift I, 1 8. Iflf). Campori, Raimoodo Mootecocooli 8. SGOff.
Digitized by
Google
EinleitoDg. 287
kleines Trappencorps bei KemenyJanos sarückzalassen, dann kehrte er
nach Oberangarn io die Winterquartiere zarürk, während auch die Türken
sich nach Temeswar znrrckbegaben.
Zu Anfang des folgenden Jahres 1662 fand KemenyJanos bei ei-
nem Versuche, seinen Gegner Apaffv zn überwält-gen, seinen Untergang.
Apaffj verlangte darauf von dem Kaiser Anerkennung und Räumung
der von den Truppen desselben besetzten Plätze, der Kaiser wies diese
Forderungen zurück, knüpfte aber mit der Pforte zuerst durch den nach
Constantinopel geschickten Hofkammerrath Beris, dann durch seinen
dortigen Residenten Renniger Unterhandlungen an, welche von den Tür-
ken das ganze Jabr hindurch hingezogen wurden, während dieselben gleich-
zeitig gewaltige Rüstungen veranstalteten. Trotzdem erneuerte der Wiener
Hof, welcher zumal bei der schwierigen Stimmung der Ungbrn den Krieg
zn vermeiden wünschte, (den im Mai 1662 in Pressburg versammelten Reichs-
tag hatten die protestantischen Stände, weil ihre Klagen abgewiesen worden
waren, verlassen, und auch die übrigen hatten die Entfernung der deutschen
Truppen aus dem Lande verlangt) Anfang 1663 die Unterhandlungen und
schickte den Freiherrn de Goes an den türkischen Hof. Anfangs zeigte
sich der Sultan zu Unterhandlungen bereit, beauftragte Ali Pascha mit
denselben, und zwischen diesem und de Goes sowie dem demselben beige-
gebenen Renn ige r kam es in Temeswar zum Abschluss eines Präli-
minarvertrages, nach welchem der Kaiser zwei von jenen ungarischen Comi-
taten zurückerhalten, dafür aber Apaffy anerkennen und in die Schleifung
der von dem Banus von Croatien, Graf Niclas Zriny neu angelegten
Festung Serin war willigen sollte. Der Kaiser ratificierte diesen Vertrag,
als nun aber de Goes und Renniger sich zu dem Grossvezier Achmed
Köprili begaben, welcher inzwischen an der Spitze eines grossen Heeres
bis Belgrad vorgerückt war, wurden sie von diesem auf das hochmüthigste
empfangen, die Ratification des Vertrages verweigert und neue, geradezu de-
müthigende Bedingungen (Zahlung einer Kriegscontribution und Erneuerung
des früheren Tributs) gefordert, auf welche sie nicht eingehen konnten, und
sie in Haft behalten. So brach der Krieg wieder ans und zwar für den
Kaiser unter den ungünstigsten Aussichten, da derselbe dem türkischen
Heere von 120,000 Mann, welches nicht nur Ungarn, sondern auch seine
deutschen Erblande bedrohte, von eigenen Truppen nur etwa 28,000 Mann
entgegenzustellen hatte, von denen ein Tbeil in den siebenbürgischen und
ungarischen Plätzen zerstreut lag.
Allerdings hatte der Kaiser gleich beim Beginn dieser Verwickelungen
versucht, sich Unterstützung von Deutschland her zu verschaffen, er hatte
zu dicFcm Zwecke zunächst, da er die Berufung eines Reichstages zu ver-
meiden wünschte*), bald nach dem Falle von Gross Wardein, zu Ende
des Jahres 1660, Abgesandte an die einzelnen Kurfürsten n^d an die mäch-
tigeren Fürsten und Reichsstädte geschickt, um von diesen eine Beihülfe
>} 8. oben S. 150.
Digitized by
Google
288 5. Der Türkenkrieg.
womöglich an Geld für die gegen die Türken za treffenden Rüstungen so
erwirken. Bei dem Kurfürsten von Brandenbarg, welcher damals ia
Cleve verweilte, erschien Anfang 1661 der kaiserliche Reichshofrath und
Kämmerer, Obrist Oraf Claudias Colalto, welcher schon zu Anfang des
Jahres 1660 zusammen mit seinem Schwiegervater, dem Fürsten Gonzaga,
zu demselben nach Berlin gesendet gewesen war 0* Ueber die mit dem-
selben geführten Verhandlungen finden sich jetzt in dem Berliner Geheimen
Staatsarchiv keine Aufzeichnungen, solche scheinen aber noch Pufendorf
vorgelegen zu haben , und aus dessen Angaben 3) , welche durch gelegent-
liche Aeusserungen ') des Kaisers, des Kurfürsten und der Gesandten des-
selben auf dem Reichstage bestätigt werden, geht hervor , dass Colalto
dem Kurfürsten die Gefahr eines Türkenkrieges, nachdem durch die Be-
setzung von Gross Wardein der Waffenstillstand von 1649 gebrochen
sei, vorgestellt und Hülfe von ihm selbst sowie Verwendung deswegen bei
anderen Fürsten gebeten bat, dass der Kurfürst^) sich dazu bereit erklärt
und Zahlung von 100000 Thalern Subsidiengeldern versprochen , insgeheim
aber sich ausbednngen hat» dass er diese Summe nicht gleich zu zahlen
brauche, sondern der Kaiser dieselbe erst, wenn es wirklich zum Kriege
kommen sollte, verlangen sollte. Die versprochenen Schritte bei anderen
Fürsten hat der Kurfürst gethan % er hat damit aber ebenso wenig Erfolg
gehabt wie der Kaiser selbst, und so musste sich dieser, um Hülfe zu er-
halten, Anfang 1662 zur Berufung des Reichstages entschliessen. Welche
Rolle der Kurfürst auf demselben gespielt, wie er sich insbesondere in den
Verhandlungen über die Türkenhülfe verbalten hat, geht aus den in dem
vorigen Abschnitte mitgetheilten Aktenstücken hervor und ist auch in der
Eiuleitung zu demselben kurz dargelegt worden. Der Kurfürst bat auch
dort während der die ganze erste Hälfte des Jahres 1663 sich hinziehenden
Verhandlungen darüber die Forderungen des Kaisers nachdrücklich unter-
stützt, freilich aber hat er sich wieder insgeheim ausbedungen, dass er selbst
von der von dem Reiche zu leistenden Hülfe entbunden sein sollte. Dieses
ja nicht gerade besonders rühmlich erscheinende Verhalten erklärt sich
daraus, dass der damals in Preussen befindliche Kurfürst angesichts der
ihm von Schweden und von Polen her drohenden Gefahren sowie seiner
>) S. ürk. XL Akt vni S. 421. 428.
>) L. IX § 77 (8. 620).
^ S. das Schreiben des Kaisers an Kf. vom 26. Mai 1668 und den Bericht
der Gesandten ans Regensbarg vom 9. April (oben S. 178.) Der Kf bemerkt
iu einem Bescripte an die Gesandten vom 6. März 166'^ er habe, als der Kaiser
Colalto zu ihm nach Cleve geschickt, sich willfährig wegen der Türkenhülfe erklärt.
*) In dem Geheimenraths-Protokoll vom 11. Februar 1661 wird bemerkt: .Der
H. 0. Präsid. verlesen das Concept einer Besolation, so dem kaiserl. Abgeord-
neten Grafen Colalto wegen gesachter Tärkeohülfe gegeben worden.*
^) Nach den Geheimenraths-Protokollen vom 11. Februar und 5. Mirz lässt
Kf. sowohl die Colalto ertheilte Resolation als auch ein in Aogolegenheit der
Türkenhülfe nn den Kaiser gerichtetes Schreiben den übrigen Kurfürsten mittheilen.
Digitized by
Google
EinleituDg. 289
Streitigkeiten mit den Preassischen Ständen es für nothwendig erachtete,
die Behr beschränkten Mittel an Truppen nnd Geld, welche er besass, zn-
aammenznhalten , nm dieselben im Nothfall dort im Norden znm Schutz
seiner eigenen Lande und zur Wahrung seiner Interessen zu verwenden.
Andererseits aber ist es sehr wahrscheinlich, dass auch er ebenso wie an-
dere dem Kaiser weniger gunstig gesinnte Fürsten Zweifel daran gehegt
hat, ob denn wirklich die Gefahr des Turkenkrieges so ernstlich sei, und
ob nicht der Argwohn, welcher von französischer Seite auch ihm gegen-
über geäussert wurde i), dass der Kaiser nicht daran denke, gegen die
Türken Kneg zu führen, fondern dass er die unter diesem Vorwande von dem
Reiche zu erlangenden Mittel zu ganz anderen Zwecken zu verwenden ge-
denke, gegründet sei. Aus den Berichten, welche er von seinem Residenten
in Wien,* A. Nenmann erhielt, erfuhr er, dass man am kaiserlichen Hofe
eifrig bemüht sei, den Bruch mit den Türken zu verhüten, dass noch bis
in den Sommer 1662 hinein die Aussichten auf Erhaltuug des Friedens
günstig schieuen, nachher klangen die Nachrichten allerdings drohender,
zu Anfang 1663 aber, gerade als die Reichstagsverhandiungen begannen,
^am die Kunde von dem zn Temeswar abgeschlossenen Waffenstillstände
and erst Ende Juni, nachdem man erfahren hatte, dass dbr Grossvezier
jenen Vertrag verworfen habe und mit seinem Heere im Anzüge sei, konnte
kein Zweifel mehr darüber bestehen, dass der Krieg wirklich vor der Thür
stehe. Am kaiserlichen Hofe ist man schon Anfang Mai infolge der Nach-
riehten über die türkischen Rüstungen von der Aussichtslosigkeit der Frie-
densverhandlungen überzeugt gewesen, angesichts der dioheudeu Gefahr
und in der Erkenntnis, dass vom Reichstage wenig, am wenigsten eine
schleunige Beschaffung von Hülfe zu erwarten sei, entschloss sich der
Kaiser aufs neue, Gesandtschaften an einzelne ihm freundlich gesinnte Für-
sten zn senden nnd von diesen die sofortige Sendung von Hülfstruppen zu
erbitten. Mit diesem Auftrage erschien Ende Juni bei dem noch immer in
Königsberg weilenden Kurfürsten der demselben schon von den Verhand-
langen der Jahre 1657—1660') sowie von seiner späteren Thätigkeit als
Gesandter in Polen ^ wohlbekannte Freiherr de Li sola, dem bald auch
ein spanischer Gesandter d'Ucedo folgte. Damals hatte der Kurfürst
freiere Hand, schon Anfang Mai waren die Streitigkeiten mit den Preussi-
schen Ständen geschlichtet und ein den Wünschen des Kurfürsten entspre-
chender Laudtagsabschied zustande gekommen^), auch die Aussichten in
Polen hatten sich günstiger gestaltet und ebenso hatten die seit Anfang
^ S. XJrk. 0. Akt. II S. 261f. 263f. Vgl. die Schreiben Ludwigs XIV. au
ßravel vom 4. Januar, 27. Mai, H.Juni und 9. September 16G2 (Guhrauer 11,
8. 321. 332 334. 341).
^ S. ürk. u. Akt. VIU 8. 2 12 ff. 346ff. 702ff.
») 8. ürk. u. Akt. IX, 8. 29 ff
*) S. Pufendorfl. rx§öO (S. Ö89f.). Droyaen, Geacli. der Preuss Politik
UI, 2 S. 454.
Mater, s. GmcH a. O. Knrruraten. XI. yj
Digitized by
Google
2lK) 5- I^er Turkenkrieg.
des Jahres in Schweden durch v. Krockow geführten Verhandlungen ge-
rade damals einen, ernsteren. Gang genommen *), der Kf. war so im stände,
dem bedrängten Kaiser Hülfe zn leisten, und er hat dieses auch wirklich
in nachdrücklichster Weise geth-m.
Die in diesem Abschnitt mitgei heilten A-kten beginnen mit den vom
Juli an bis Anfang September 1663 mit Li sola geführten Verhandlungen,
dieselben verfolgen dann die Schicksale des von dem Kurfürsten dem Kai-
ser unter Führung des Herzogs August von Holstein zu Hülfe geschick-
ten Truppencorps uud sie veranschaulichen zugleich die Bemühungen, welche
der Kurfürst ebenso wie auf dem Reichstage uud im Obersächsischen
Kreise auch bei anderen Reichsfürsten und in den Niederlanden im Inter-
esse des Kaisers aufgewendet hat. Des ruhmvollen Antheils, welchen die
brandenburgischen Hülfstruppen an dem Feldzuge des Jahres 1664. auf dem
oberungarischen Kriegsschauplatze genommen haben, ist in den von kaiser-
licher Seite veröffentlichen Berichten wenig gedacht worden und auch in
den auf diesen beruhenden späteren Darstellungen dieser Kämpfe ist davon
wenig zu finden«), zuerst Pufendorf) hat auf Grund der von ihm be-
nutzten Relationen des Herzogs von Holstein einen zwar gedrängten,
aber die wesentlichen Punkte berührenden Berieht darüber gegeben and
neuerdings hat daun Drojsen^) sowohl diese militärischen Ereignisse als
überhaupt die Thätigkeit, welche der Kurfürst während dieses Türkenkrieges
entfaltet hat, in eiugehender Weise dargestellt und gewürdigt
Wenn der Kurfürst in so eifriger und wenigstens theilweise erfolgreicher
Weise den Kaiser in diesem Türkenkriege unterstützt hat, so hat er dabei
doch keineswegs seine eigenen Interessen ausser Acht gelassen Er hat bei
den Verhandlungen mit Lisola es durchgesetzt, dass der Kaiser den Sold
und Unterhalt der ihm zn Hülfe gesandten Truppen übernahm, und da er unter
Berufung darauf, dass dieses dem Kaiser überlassene Corps stärker sei als
das Contingent, welches er nach der Reichsmatrikel zu dem Reichsheere
hätte stellen müssen, jeden Beitrag zu der Ausrüstung und dem Unterhalt
dieses lezteren ablehnte, so hat er wenigstens Geldopfer anf diesen Krieg
nicht verwendet, im Gegentheil selbst während dieser Zeit an den Heeres-
kosten sparen können^). Zugleich hat er diese Gelegenheit benatzt, am
eine alte und schon mehrmals vorgebrachte Forderung an den Kaiser zu
erneuern. Schon auf dem letzten Reiihstage^) (1653), dann bei Gelegenheit
der Kaiserwahl Leopolds I. (165R) und nachher auch während der durch
die Bundesgenossenschaft im nordischen Kriege veranlassten Verband
0 S. ürk. u. Akt. IX 8.755.
*) S. ÜroyseD, Beiträge zur Kritik Pufendorfd f^. 89ff.
») L. IX §77. 78. S. Droyseo a. a. 0.
*) Gesch. der Preuss. Politik lU, 3 8. 30 ff.
'") S. Hirsch, Die Armee des Grossen Korfürsteo 8. 242 f.
«) 8. Urk. u. Akt. VI 8. 201f 207. 209. 211 ff. 225ff. 271.
Digitized by
Google
£iDlAitaDg. 291
luDgenO hatte der Karftirst die alte Forderang seines Hauses auf die
Zorückgabe des Förstenthums Jägerndorf oder auf eine wenigstens theil*
weise in Landgebiet bestehende Entschädigung dafür gel'end gemacht, aber
diese Bemühungen waren bisher immer erfolglos gewesen, der Kaiser hatte
sich zuletzt in der dem nach Wien geschickten Geheimenrathe Friedrich
▼. J e n a am 5. Januar 1659 ertbeilten Resolution ') nur zu einer Oeldent-
schädigung im Betrage von 180,000 Thalern bereit erklärt. Doch hatte der
Rurfiirst die Sache nicht ruhen lassen, schon Ende December 1661, als
die Berufung des Reichstages schon als sicher gelten konnte, hatte er in
seinem Geheimen Rathe*) die Frage erörtern lassen, ob er nicht wieder
schon jetzt bei Zeiten wegen der Satisfaction für Jägern dorf am kaiser-
lichen Hof anhalten und» wenn diese nicht erfolgte, diese Sache an den
Reichstag bringen sollte, und Anfang Mai 1662 hatte er dann wirklich an
den Kaiser ein Schreiben gerichtet^), in welchem er nach Recapitnlation
der bisher in dieser Angelegenheit geführten Verhandlnngrn, bei denen, wie
er klagte, sein Haus allezeit mit dilatorischen Resolutionen vergeblich auf-
gehalten worden sei, und nochmaliger Auseinandersetzung des Sachverhaltes
») 8. ürk. 0. Akt. VIII S. 339 ff. 366 ff. 500. 513 f.
. «) ürk. 0. Akt VIII S.371.
^ Geheimenraths-Protokoll vom 18./28. December 1661 ; zum Schlass beisst
ps: „Es ist aber aas diesem allen bei dem Discurs verblieben onJ kein Scblasa
geworden.*
*) d. Cölu 28. April/ 8. Mai 1662. Der ScblnsB laatet: „Ich werdu dahero ge-
nötbigt En. Keys. M. nochmals ganz gehoraarobst — zu bittpo, Sie wollen in
Betrachtung meiner sonderbaren Dienste und offenbaren klaren Rechtens nun>
mehre geruhen, den jetzigen Deteutorem, den Ffirsten von Lichtenstein — an-
zabefehlen, sofort mein Herzogthnm Jägerndorf zu ränmeo and mich damit nicht
länger aufhalten za lassen. Damit auch En. Keys. M. mit dieser Sache so viel
and allein nicht mehr behelliget werden dörffen, will ich mich bei so bewandten
Umstanden sogleich an mein Herzogthomb und dessen anrechtmässigen Deteu-
torem — halten and werde also auf des Detentoris fernere Verzögerang mit Ea.
Keys. M. gnädigsten Fermission nnd Zalass sehen, wie ich ehest wieder zu der
wdrklichen Possession — gelangen könne. Welches mir dann weder Ea. Keys.
M. noch auch jemand anders gestalten Sachen nach — nicht verdenken, son-
dern vielmehr mir dazu behälflich sein werden. Gleichwie ich aber dieses alles
an Ea. Keys. M. nicht deshalb bringe, als wenn ich mich mit dem Detentore, da
das Recht so lange nicht za erhalten und ich dazu noch deetitutns und objectus»
rechtlich einlassen wollen, also bedinge ich auch hiermit nochmals zum aller-
foierlichsten and getröste mich Eu. Keys. M. gnädigstpu BeistaDdes.*" lu dem
Gebeimenraths-Protokoll vom 14./24. April wird bemerkt: „Ein Concept Schreibens
an I. Keys. M. wegen Jägerudorffische Restitution von H. Cantzl. Jena verlesen
worden. H. Platen vermeinte, es sei etwas za hart eingerichtet S. Chf. D.
sagten, da^s Sie diese Sache schon zu Osnabragge hätten wollen anhängig machen,
Graf Trantmannsdorff hätte aber gesagt, man mochte es nicht than, dann
I. K. M. wollte S. Chf. 1). gewiss Satisfaction geben, man sollte es derowogen
00 lassen, wie es wäre*.
19*
Digitized by
Google
292 r>. Der Türkenkrieg.
und der Rechtsfrage den Kaiser ersuchte, in Anbetracht ^seiner sonderbaren
Dienste und offenbaren klaren Rechts* dem Detentor, Fürsten von Lichten-
stein anzubefehlen, sofort das Herzogthnm ihm abzutreten, widrigenfalls er
erklärte entschlossen zu sein, sich selbst in den Besitz desselben zu setzen.
Dieses Schreiben scheint garnieht beantwortet worden zu sein, der Kurfürst
aber hat nun die Oelegenheit, welche ihm die Bemühungen des Kaisers,
für den Törkenkrieg seine militärische Hülfe und sonstige Unterstützung zu er-
langen, darboten, dazu benutzt, um mit allem Nachdruck diese Sache wieder
zu betreiben. Er hat sofort bei den ersten Verhandlungen mit Li sola die
Rückgabe von Jägern dorf gefordert, hat dann das Erscheinen des spa-
nischen Gesandten an seinem Hofe dazu benutzt, um von dem Könige von
Spanien die Zusage *2n erwirken, jene Forderung beim Kaiser zu unter-
stützen, er hat dann einerseits bei den weiteren Verhandlungen, welche
nach seiner Rückkehr nach Berlin mit jenen beiden Gesandten geführt
wurden, eben dieses Verlangen wieder vorgebracht, andererseits durch seine
gesandten in Regensbnrg während der Anwesenheit des Kaisers daselbst
diese Sache betreiben lassen, dabei auch sich die Fürsprache des Kurfür-
sten von Sachsen und nachher des ganzen kurfürstlichen Collegiums zu
erwirken gewusst. Trotzdem waren auch diesesmal seine Bemühungen ganz
vergeben.s, nachdem Li sola und der spanische Gesandte ihn mit unbe-
stimmten Versprechungen hingehalten, in Regensburg die kaiserlichen
Minister die Verhandlungen monatelang verzögert hatten, erfolgte schliess-
lich am 6. Mai 1664 die Resolution des Kaisers '}, in welcher derselbe nur
auf sein früheres Versprechen, dem Kurfürsten eine Entschädigungssumme
von 180 000 Tbalem zu zahlen, Bezug nahm, aber erklärte, dass er in seiner
Jetzigen bedrängten Lnge ausser Stande sei, diese Summe zu bezahlen, und
dass der Kurfürst sich daher vorläufig gedulden müsse. Der Kurfürst hat
darauf erklären lassen, dass er sich mit einer solchen Resolution nicht zu-
frieden geben könnte, und hat, als der Kaiser im August 1664 mit ihm
wegen Sendung weiterer Hülfstruppen verhandeln liess, seine Forderung
erneuert, jetzt sogar geradezu die Gewährung jener Hülfe von der Erfüllung
derselben abhängig gemacht, aber auch jetzt nichts ausgerichtet,. da der
Kaiser sich inzwischen zum Frieden ent^chlossen hatte und so auf die Sen-
dung der Hülfbtruppen verzichten konnte. Wie der Kurfürst diese Mi^s-
erfolge aufgenommen, warum er trotz derselben doch immer wieder jene
Forderung erneuert und mit welchen Nebengedanken^ er sich schon damals
getragen hat, das erfahren wir aus einem, wenige Jahre später von ihm
aufgezeichneteii merkwürdigen Entwürfe zur Erwerbung Schlesieus'), in
welchem er dieser wiederholten Bemühungen um die Wiedererwerbung von
J äger n dorf gedenkt und erklärt, er habe in der Hoffnung auf eine günsti-
gere Zuknnft bich durch die Fruchtlosigkeit derselben keineswegs betrüben
0 S. oben 8. 239.
^ Ranke, Genesis des Preussischen Staates S. 518ff; dieses Schriftstack
fällt in die Zeit zwischen 1667 nod 1671.
Digitized by
Google
EInleituDg. 293
lassen '), dann aber auseiuaadersetzt, welche Recht« er and ^eio Haas für
den damals- in naher Aassicht erscheinenden Fall des Aussterbens des
Uabsborgischen Hauses auf ganz Schlesien geltend machen and mit wel-
chen Mitteln dieselben durchgeführt werden könnten.
') „lomittels, auf das es nicht in Verges geraten mochte, oflTters BriDoeniog
tbuo lassen, worauff aber wenig oder gar nichts erfolget ist, wessen Ich mich
keineswegs betrabt habe, denn ein Frenndt borgt dem anderen biss znr gele-
gonen Zeitt.*
Digitized by
Google
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 26. Mai 16630.
[Die Tärkengefahr. Bitte um Hülfe.]
26. Mai. £r bat dem Reichstage voq der drohenden Türkengefahr Nachricht')
gegeben, zugleich aber noch an einzelne Stände besondere Gesandtschafteo
geschickt. Zorn Kf. sich zu begeben bat er den Reichshofrath , Freiberro
Franciscas de Lisola, beauftragt^, da er aber bei dem unsicheren
Gesundheitszustände desselben zweifelt, ob derselbe sich rechtzeitig bei
Kf. einfinden werde, so stellt er ihm durch dieses Schreiben seine bedrängte
Lage vor. Er hat nichts unterlassen, was zu einem friedlichen Vergleiche
hätte führen können, hat nach Möglichkeit gerüstet und Vorkehrungen ge-
troffen, dieselben reichen aber gegen die Uebermacht des Feindes nicht aus
und er braucht Hülfe, er bittet daher Kf., ihm solche durch rechtzeitige
Sendung von Truppen, Kriegsmunition und Geld zu leisten.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 25. Jnni 1663.
[Drobeodo Nachrichten ?on den türkischen Absichten. Bitte am Hülfe.]
25. Juni. Er tbeilt dem Kf. die Berichte seiner an den Grossvezier geschickten
Gesandten^) mit, welche zeigen, dass dieser schon den Marsch angetreten
0 Schreiben ähnlicheD Inhalts hat der Kaiser unter demselben Datum auch
an andere Fürsten abgelassen, s. Diar. Earop. X S. 328 ff. Londorp VIII
S. 973f.
'j S. die Relation der Beichstagsgesandten vom 8. Juni 1()63 oben Abschn. 4
S. 186.
') Schon in einem Schreiben vom 2. Mai 1663 hatte der Kaiser dem Kf. an-
gezeigt, dass er Lisola %n ihm senden würde. Der Reäldeot des Kf. in Wien
Aodr. Neumann meldet ?on dort am 12. Mai, Lisola habe sich heute von ihm
verabschiedet, wolle morgen abreisen und über Breslau und Danzig a grandes
journ^es seine Reise zum Kf. nach Königsberg ausführen. Ueber die Besorg-
nisse, welche Lisolas Gesandtschaft zum Kf. in Frankreich wie in Schwe-
den erweckte, s. Urk. u. Akt. IX S. 647. 755.
*) Es liegen der Bericht Bennigers aus Griechisch Weissenbarg vom
14. Juni und die Berichte von.de Qoes und Benniger von demselben Datum
Digitized by
Google
Sendung Lisola's. 295
uud bei deo Traktateu ganz uubillige Bediuguiigen gestellt hat, und er-
dacht deoselben, ihm mit allem, was er an Volk, Geld und Munitiou immer
eutratheo könne, schlennigst an die Hand zu gehen, zugleich seine eigenen
Lande in Vertheidigungszustand zu setzen, damit man dem Feinde wenig-
stens Widerstand leisten könne, bis von den anderen Reichsständeu grössc-
ler Succurs komme.
Der Kurfürst an deu Fürsten Portia. D. Königsberg
3. Juli 1&63.
[Bereitwilligkeit, die Wünsche des Kaisers zu erfüllen, seine Gegenfordurnugou.]
Wir zweifeln nicht, Ew. Ld. werden aus — des Freiherra von 3. Juli.
Isola Relationen mit mebrem ersehen, was gestalt wir uns in allen
von demselben proponirten Punkten und Sachen Ihrer Key. M. aller-
gnädigsten Intention gemäss erkläret haben, — also haben wir
auch zu Ew. Ld. das Vei trauen, Sie werden Dero Wohlverniogcuheit
nach 'unsere Angelegenheiten und billigmässige desideria, insonderheit
wegen des Uerzogthumbs Jägerndorf bei I. Key. M. hinwiederumb
be^ermassen recommendiren, damit uns darin alle behörige Satisfac-
tiou wiederfahre und wir zu unsern so klaren Befugnissen dcrmaleins
kommen mögen. —
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg
17. Juli 1663.
[auf das Schreiben vom 25. Juni. Zusage von Hülfe]
Dank für die Mittbeilnngen, Kf. hofft, dass wenigstens der grössere 17. Juli.
Theil der Reichsbtände das Ihrige bei der Sache thun werde.
So viel mich belanget, so haben E. Key. M. so viel Staat auf
mich zu machen, als ich nur immer bei meinem £. Key. M. bekann-
ten Zustand werde thun können, ich zweifei auch nicht, es werde der
Freiherr von Lisola E. Key. M. meine Erklärung allerunterthänigst
zu wissen gemacht haben, es ist auch solchem zufolge von mir albereit
die Ordre gestellet, dass zwene hundert Centner Pulver zu E. Key. M.
über ihre Audienz beim Grossvezier (Lundorp VIII S. 92öff., crstero auch Diar.
Eorop. X S. d34ff.) und das Schreiben des Grcssveziers an den Fürsten Lob-
kowitz vom 20. Juni 1663 ^Diar. Europ. X S 343ff. Londorp VIII S 930) bei.
Digitized by
Google
296 ^' ^^^ Türkenkrieg.
Disposition nachm Frankfurt an der Oder gebracht werden. Wann
ich auch nur Nachricht erhalten, mit was für Sorten an Stückkugela
und Granaten E. M. gedienet, will ich deroselben etliche tausend
Stück nachm vorgedachten Frankfurt schicken, so viel Völker als ich
vor diesmal entrathen kann, wann E. Key. M. Erklärung einlanget,
marchiren lassen und in meinen Landen alle mugliche Anstalt und
Verfassung machen, auch mich mit allerhand Notdurft an Munition
und Magazins versehen. —
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein^). D. Königs-
berg 20. Juli 1663 (conc. Fürst Job. Georg v. Anhalt).
[Aus welcheo Trappen er das Hülfsheer gegeu die Türken, dessen Anfuhruug
ihm übertragen wird, zusammensetzen soll.]
20. Juli. Nachdem Wir Ihrer Key. M. einige Völker zum Suceurs nach der
Schlesien zu schicken resolviret und dazu eine Compagnie zu Pf. und
2 Comp. Dragoner von Unseren Preussischen Völkern, imgleichen
500 M. von Ew. Ld. Regiment und 500 von dem Goltzischen R^i-
ment neben der in Unser Grafschaft Ravensperg liegenden Esqua-
dron Dragoner') dcstinirt und verordnet, auch Ew. Ld. aus sonder-
barem zu Deroselben tragenden Vertrawen das Commando tlber diese
Völker aufgetragen: als zweifeln wir nicht, Sie werden solches gern
und willig über sich nehmen , wie wir Ihro dan fernere Instruction
Ihres eigentlichen Verhaltens halber hiernegst zuschicken werden.
Inmittelst haben Wir vorberürter Unserer Squadron Dragoner Ordre
gegeben, mit dem förderlichsten sich auf den Marche nach Unserer
Ghur Brandenburg zu begeben und ihres ferneren Verhaltens halber
von Ew. Ld. Ordre zu erwarten, wie Wir dan auch Unserm G.W. v.
Goltzen anbefohlen, 500 M. von seinem Regiment in Bereitschaft
zu halten, damit sie auf fernere Ordre zu Ew. Ld. stossen können,
Welche von Dero Regiment gleichergestalt 500 M. zum March parat
>) Aagust, zweiter Sohn des Herzogs Joachim Ernstvon Holstein-Plön,
geb. 9. Mai 1635, war 1659 in den Dienst des Rf. getreten und war General Wacht-
meister und Oberst des im Halberstadtischen und in der Altmark stehenden In-
fanterieregimentes, s. Hirsch, Die Armee des Grossen Kurfürsten und ihre Unter-
haltung während der Jahre 1660—1606 (Histor. Zeitschr. N. F. XVII S. 234 ff.).
2) S. ebendaselbst S. 284.
Digitized by
Google
BildoDg eines Hülfscorpe. 297
ZU halten und solche in 4 Compagnien jede ad 125 M. vertheilen zu
lassen belieben wollen; jedoch muss denen dabey commandirenden
OfBcieren angedeutet werden, dass wan hiernegst diese Volker wiede-
rumb in Unsern Landen ins Quartier gehen würden, alles dabey wie-
derumb in den vorigen Stand und auf die jetzige Verpflegung gerichtet
werden soll; die beim Graben^) arbeitenden Soldaten können Ew. Ld.
dabey lassen, und diese 500 M. von den ^deru, so in Halberstadt
und der Alten Mark logiren, unterm Coramendo Dero Obristlieutenant
Sparren') marchiren lassen. —
Der Kurfürst an den Feldmarschall v. Sparr. D. Königs-
berg 20. Juli 1663.
[AoordDUDgeo iobetreff der dem Kaiser zu Hülfe za schickendeD Trappen.]
Er hat dem Kaiser Saccurs an Volk versprochen, dazu eine Com- 20. Juli,
pagoie Reuter und zwei Compaguiceu Dragoner von den Preussischeu
Völkern, fünfbandert Mann von dem Golzischen und fünfhundert von dem .
Uolsteinischen Regiment nebst der in der Grafschaft Ravensberg logie-
renden Esquadron Dragoner destiniert, auch über alle diese Völker das
Commando demG. Wm. Herzog zu Holstein aufgetragen. Sparr soll dieses
Werk befördern und dem G. Wm. Go Iz die oöthigeu Ordres zukommen lassen ;
die 500 Maun desselben sollen in 4 Compagnicen vertheilt und die nöthigen
Offioiere bei denselben bestellt, die Fahnen aber aus dem kurfürstlichen
Zeughause genommen und darauf diese Völker dem Commaudo des Herzogs
vou Holstein untergeben werden, auch mit G.Fzm. Dörfling soll er
dessen Esquadron halber communicieren, welche er nach der Ankunft in der
Mark Brandenburg in - drei Compaguiceu vertheilen und die dritte einem
qualificierten guten Officier untergeben kann. Er soll wegen dieser Sache
auch mit dem Oberpräsidenten und den Geh. Räthen in Cöln reden, damit
wegen des Marsches, Nachtlager u. s. w. die nöthigen Anstalten bei Zeiten
getrofifen werden.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 1. August 1663.
[Dank für die zugesagte Hülfe.]
Ich habe sowohl aus Ew. Ld. Schreiben vom 17ten nächst ver- i. Aug.
wichenen Monats als auch aus — des Freiherrn von Lisola Relation
') Der 1G61 begonoeoe „Neue Graben'', spätere Friedrich- Wilhelms-Canal ,
welcher die Oder oberhalb Frankfurt mit der Spree verbindet, s. über die Ver-
wendung von Soldaten dabei Hirsch a. a. 0. S. 239.
^ Anselm Casimir Ferdinand v. Sparr, Vetter des Feldmarfichalls, 8.
V. Mörner, Märkische Kriegsoborstcu S 27.
Digitized by
Google
298 5« l^«'' Turkoukrieg.
mit mebrerm vernommen, nicht allein mit was für trcumeinender
guter Resolution Ew. Ld. sich erboten, über die vorhin bewilligte
Mannschaft noch bis in die 300 Reuter und 300 Dragoner mit zu
schicken, sondern auch in was fttr gute Verfassung Sie Ihre eigne
Länder wider allen besorgenden Vorbruch des Erbfeinds zu setzen
im Werk sein.
Dank dafür.
Convention in betreff der von dem Kurfürsten flir den TUrken-
krieg zu stellenden Hüifstrnppen. Signatum Königsberg
23. August 1663.
23. Aug. Nachdem S. Ch. D. zu Brandenburg sich gegen den Keys.
Herrn Abgesandten den Freiherrn de Tlsola erkläret, der Rom.
Key. M. einige von Dero Völkern, als nämlich 1000 Mann zu Fuss,
400 Reuter und 600 Dragoner zum Succurs gegen den Erbfeind zuzu-
schicken, als sein deswegen nachfolgende Puncta abgeredet und —
von dem Herrn Abgesandten unterschrieben worden: 1. S. Ch. D. ha-
ben anfanglich verwiliiget, dass die Reuter und Dragoner zur Moute-
cucolischen Armee'), jedoch diesseit der Donaw und nicht darüber
geführt werden mügen. 2. Die Fussvölker aber gehen nicht weiter
als in Schlesien. 3. Alle Trouppen, welche S. Ch. D. Ihrer Keys. M.
zuschicken, werden an Unterhalt, Verpflegung, Proviant und Quartieren
als in Diensten auf Zug, Ritt und Wachten denen keys. Völkern nach
Proportion tiberall gleich tractiret. 4. Wan S. Ch. D. dieser Völker
Selbsten von Nöthen haben und solche zum Theil oder alle abfordern,
oder 1. Keys. M. deren nicht mehr bedürfen würden, müssen solche
ohne einzigen Abgang in solchem Stand und Anzahl, wie sie anitzo
geschickt werden, und zwar ohne einzige S. Ch. D. Kosten oder
Gefahr auf den Grenzen der Chur und Mark Brandenburg gegen
Schlesien wieder geliefert werden. 5. Weil auch Ihre Key. M. diese
Trouppen auf Dero Kosten unterhalten und verpflegen lassen, so be-
halten Sie dahingegen diejenige 100 M. Rthl., welche jüngsthin an
Ihre Key. M. bey Ihrer Kgl. M. zuHispanien von S. Ch. D. cediret
und abgetreten'), und wollen Sie dessfals hiernegst von lli. K. M.
^) Dieselbe stand damals nördlich von der Donau in der Nähe von Pressburg,
■ s. Diar. Europ. X S. 571.
^ Bei Gelegenheit der Sendung v. Blumeütbals an den spanischen Hof
(tt. Urk. U.Akt. IX S 574f.) batte König Philipp IV. dem Kf., solange derselbe
Digitized by
Google
CoDveotioo mit Lisola. 299
nichts ferner praetendireu. 6. Sonaten soll diesen Trouppen so wohl
im Feld als in den Quartieren ihr Exercitium Religionis nach der A.
C. in Predigten, Administration der Sacramente, Begräbnissen und
andern Dingen ungehindert yerstattet, ihnen auch zu solchem End
ihre Prediger gelassen und sie darin keinesweges geirret werden.
7. Wen die Musquetirer in einige Plätze verlegt werden sollten, solchen-
falls lassen S. Ch. D. geschehen, dass sowohl die OflGcirer als Gemeine,
so lang sie in den Plätzen liegen, zugleich in L Keys. M. Eidespflicht
mitgenommen werden. 8. Uie Compagnien zu Pferd und Dragoner sollen
unter keine andere Regimenter vertheilet werden, sondern in ihren ab-
sonderlichen Squadronen sowohl bey Occasionen als in Märchen und
Quartieren bestehen bleiben. 9. Gleicher gestalt sollen die Fussvölker
ia dem Buuduis mit dem Kaiser verbleiben werde, eine jährliche Subsidie von
lOOOOO Thalern versprocheo, deren Zahlao}^ durch deo spaniBcheD Gesandten io
Wien, Marquis de laFuoote, geschehen eollte. Der Kf. hatte darauf mehrmale
(5. Jali, 18. Aogost und 12. October 1660) von diesem letzteren die Zahlung jener
Summe gefordert, aber von demselben immer, zuletzt noch 12. März 1661, die
Antwort erhalten, dass ihm deswegen aus Spanien keine Nachricht zugekommen
sei. Bald darauf aber war bei dem damals in Cleve residierenden Rf. ein Abge-
sandter des Statthalters der spanischen Niederlande, des Marquis de Carazena,
mit einem Schreiben desselben (d. Brflssel ^c^. März 1661} erschienen, in welchem
dieser dem Kf. mittheilte, sein König habe ihn beauftragt demselben anzuzeigen,
dass er beschlossen habe, diese Summe ihm jetzt und auoh künftig auszahlen zu
lassen, und auf die Mittheilung davon hatte auch la Fuente dem Kf. geschrieben
(d. Wien 4. Mai 1661), er habe von seinem Könige den gleichen Auftrag erhalten
und hoffe das Geld dazu aus Neapel zu empfangen ; die Zahlung war aber auch
darauf nicht erfolgt. Jetzt nun (3. Juli 1663) richtete Kf. ein Schreiben an
den Vicekonig von Neapel, Grafen von Penneranda, in welchem er denselben
ersuchte, dem Ueberbringer gegen eine demselben mitgegebene Quittung
lOOOOO Thaler von jenen ihm zugesagt«^u Geldern auszahlen zu lassen, und vom
4. Juli liegt eine schriftliche Erklärung L isolas vor, dass er vom Kf. eine
T2uitlung aber 1001K)0 von dem Vicekonig von Neapel an denselben zu zahlende
Thaler empfangen habe, welche der Kf. dem Kaiser als Bolfsgelder zum Tärken-
kriege öberlassen habe (s. auch unten das Dankschreiben des Kaisers vom
23. September 1663) Infolge der Versprechungen, welche der eben damals bei
dem Kf. eingetroffene spanische Gesandte Ucedo demselben machte, dass ihm
ausser jener dem Kaiser codierten Summe noch weitere 100000 Thaler in Neapel
gezahlt werden sollten, bat der Kf. versucht, vermittelst eines in Wien lebenden
italienischen Kaufmanns Pestalozzi diese Summe zu erhalten, die darüber bis
in den Juli 1665 fortgesetzte Correspondenz aber war ganz erfolglos. Ucedo
erklärt in der am 18. April 1664 zu Berlin mit dem Fürsten Anhalt, 0. v. Schwe-
rin und Li sola gehaltenen Conferenz ^s. das Protokoll derselben unten), dass,
wenn der Kf. in die Rheinische Allianz treten sollte, sein König das versprochene
Geld niebt geben könne.
Digitized by
Google
300 ^' 0er Turkenkrieg.
nicht bin und wieder vertheilt, sondern ihnen die Quartiere in der
Nähe bey einander assigniret werden, und wen es ja die Noth erfor-
derte, solche etwas zu verlegen, zum wenigsten 2 Gompagnien bey-
sainmen verbleiben. 10, Die Lieferung der Trouppeu geschiehet auf
den Schlesischen Gräntzen, und werden L Keys. M. gewisse Comrois-
sarien zu deren Empfahung verordnen. 11. Das Eriegsrecht so wohl
in civilibus als criminalibus neben freier Annehm- und Absetzung der
Officirer bleibt einig und allein bei S. Cb. D. und denen jenigen,
welche die zum Succurs geschickte Trouppen commandiren, und soll
ihnen dessfalls im geringsten kein Eintrag noch Schmälerung geschehen.
lustraction, wornach sich Unser — General Wachtuieister,
Obrister z. F. und freundlicher lieber Vetter Herr Augustns,
Erbe zu Norwegen, Hertzog zu Schlesswig-Holstein etc. bey
denen I. Keys. M. zu Hulf geschickten Trouppen in ein und
anderm zu achten. D. Königsberg 24. August 1663.
(conc. Fürst J. G. von Anhalt.)
[Wiederholang uod ]2)rläateruDg der in der CooveotioD getroffeneD Verabredangeo.]
24. Aug. Nachdem — Wir — der Conditionen halber — auf welche diese
Hülfe geschickt werden soll — mit dem bei uns anwesenden — FH.
de risola weiter verglichen, als haben Wir zuvorderst dasjenige,
was Wir wegen des Commando über diese Völker für diesem Ih. Ld.
geschrieben, hiemit nochmal wiederholen und solches — Ih. Ld. —
auftragen wollen, der — Zuversicht, Ib. Ld. dasselbe Dero gethanen
Erbieten gemäss willig über sich nehmen und sich dergestalt dabei
comportiren und bezeugen werden, wie es der Sachen Notturft und
Dero selbst eigener hoher Ruhm erfordert.
2. Die zu diesem Succurs destinirten Völker bestehen in nach-
folgenden Trouppen: 500 M. z. F. von Ih. Ld. unterhabendem Regiment,
500 z. F. vom Golzi sehen Regiment, die Derflingsche Esquadron
Dragoner, so in der Grafschaft Ravensberg bishero gestanden, 300
Dragoner, so aus dem Herzogthumb Preussen geschickt werden, das
Fürstl. Radzivilsche Regiment z. Pf. von 400 Reutern, welches
auch aus dem Herzogth. Preussen geschickt wird. —
3. Von obspecificirten Völkern nun können Ih. Ld. an die Dörf-
ingsche Esquadron Dragoner und die 1000 M. z. F. solche Ordre
ergehen lassen, dass sie sich zu behöriger Zeit und zwar dergestalt auf
Digitized by
Google
lustiuküoo für Herzog Aagatt voo HolsteiD. 301
den March begeben, damit sie ohngefähr gegen den . . . bey Grttn-
berg in Schlesien aufm Rendezvous anlangen können, gestalt dan ge-
gen solche Zeit die Preussische Trouppen auch daselbst ankommen
werden.
4. Denen Officiren muss beim March ernstlich anbefohlen worden,
allenthalben scharfe Ordre und Disciplin zu halten und an denen Or-
ten, welche sie beröhren, nicht die geringste Insolenz zu verüben,
noch zu einigen Klagten Ursach zu geben, welches dan desto mehr
von denselben zu praetendiren , weil ihnen aus ihren jetzigen Quar-
tieren ein Monat Sold mit auf den March vermog ergangener Ver-
ordnung gegeben werden soll, wie dann auch Ih. Ld. die Vorsehung
zu thun wissen werden, damit den Beambten und Obrigkeiten der
Oerter, so der March treffen wird, in Zeiten Notification davon ge-
schehe, damit in ein und anderm die benotigte Anstalt von denselben
gemacht werden könne. Welcher gestalt und auf was Weise aber der
March durch die Mark Brandenburg zu nehmen, solches werden Ih.
Ld. mit denen zu Colin a. Sp. hinterlassenen Qberpraesidenten und
G.H.Bhäten wie auch mit dem 6. Feldmarschall Sparren zu verab-
reden haben, damit alles in guter Ordre und ohne Beschwerung der
Unterthanen geschehe.
5. Nicht weniger werden Ih. Ld. nach der Schlesie denen Keys.
Oberampt- Bedienten in Zeiten von Ihrer Ankunft Notification thun,
damit sie von einigen Conimissarien auf den Grentzen empfangen, die
Trouppen darauf besichtiget, in die Quartier geführet und mit behöri-
ger Verpflegung versehen werden mögen.
6. Worauf dan ferner Ih. Ld. auf die Conservation und Bey-
behaltung dieser Trouppen fleissig und sorgfältig achten werden, in-
sonderheit damit jBolche dem Versprechen gemäss mit behörigen Quar-
tieren versehen und ihnen ihr Tractament und Verpflegung jedesmal
richtig gegeben werde, die Officirer auch keinen Unterschleif und
Partirerey dabei gebrauchen, sondern denen Gemeinen und Unteroffi-
ciren das ihrige ohne Abzug reichen mügen.
7. (Convention § 2. 9. und 7.)
8. (Convention § 8.)
"9. (Convention § 3.)
10. (Convention § 4.) Also werden Ib. Ld. zu beobachten wissen,
dass diejenige, so etwa abgehen, versterben, verlaufen oder für dem
Feind bleiben mögten, alsofort wieder ersetzet und zu solchem End
Digitized by
Google
302 5. Der Türkenkriejr.
die nötige Recruyten find Werbegelder au8gezahlet, von den Officiren
auch zur Werbung und Corapletirung ihrer Compagnien wUrcklich
angewendet werden mugen.
11. (Convention §4.)
12. (Convention §6.)
13. Das völlige Kriegsrecht über diese Trouppen behalten Ih.
Ld. und die dabei commandirende hohe Officirer in civilibus et cri-
minalibus, welche aber auch auf einkommende Klage unverzögerte
Justiz zu administriren, alle unverantwortliche Excesse gebührend be-
straffen und darin sich dergestalt bezeigen müssen, damit Niemand
mit Fug über sie zu klagen Ursache haben möge.
14. Imgleichen bleibt sowoU Ih. Ld. als denen andern Regi-
mentern und Squadronen die Bestell- und Annehmung der etwan ster-
benden oder sonsten abgehenden Officirer, wobey dan dieser Unter-
scheid zu halten, dass wen beim F. Radziviischen Regiment wie
auch bey denen Esquadroneli der Dragoner einige Officirer vom
Lieutenant an zu rechnen für dem Feinde bleiben oder sonsten bei
währendem Feldzuge abgehen würden, Ih. Ld. solche mit Communi
cation der hohen Officirer an diejenige, welche dazu für andern qua-
lificiret, wieder vergeben mögen. Würde aber ein Obr ist -Lieutenant,
Ober Wachtmeister, Rittmeister oder Capitain abgehen, solchenfalls
können zwar Ih. Ld. interimsweise das Commando jemand anders
auftragen, die Charge und Compagnie aber bleibt alsdan denen, wel-
chen das Regiment und die Esquadronen gehören, wieder zu verge-
ben, und soll dessfalls anff Ih. Ld. Bericht alsofort behörige Ordre
gestellet werden.
15. Das Commando bey ein oder andern furfallenden Occasion
betreffend lassen wir zwar geschehen, dass die Ke^s. Officirer, allsie
auch gleich jüngere Officirer als die unserige wären, den Unserigen,
so mit denselben in einem Grad und Charge sein, furgezogen wer-
den. Wen aber unsere Officirer höhere Charge als die keyserliche
bedienen, solchenfalls müssen sie auch denselben nicht cediren noch
sich von ihnen commandiren lassen.
16. Wegen der Gefangenen ist verabredet, dass alle Unsere
Officirer, welche vom Feind gefangen werden mögtcn, auf I. Keys. M.
Kosten wiederumb befreiet und ran^onniret werden sollen; hingegen
gehören auch alle von unsern Völkern eingebrachte Gefangene Ih.
Keys. M., welches Ih. Ld. also zu beobachten wissen werden.
Digitized by
Google
lostruktioD fär Hersog Aogost von HoUteio. 303
17. Schliesslich stellen wir es Ih. Ld. frei, ob Sie bey der In-
fanterie in Schlesien verbleiben oder mit der Cavallerie und den Dra-
gonern zur Keys. Armie gehen wollen. Und werden dieselben sich im
Qbrigen gefallen lassen, mit Uns wie anch mitUnserm G.F.Marschall
fleissig zu correspondiren und Uns bei allen Posten, was etwa farge-
het, zu berichten. Wünsche Ih. Ld. damit eine glückliche Reise, und
dass diese Expedition und Dero führende Conduite zu Gottes Ehren,
der Kom. Keys. M. allergo ädigsten Wohlgefallen und Ihr Selbsten zum
unsterblichen Ruhm gereichen mögeO-
Die Geheinaen Räthe an den Kurfürsten. D. Cöln a. d. Spree
24. August 1663.
[AukonftFirocmonts, dessen Bitte, den Marsch der Hulfstrnppen zu beschleunigeu.]
Der G.Feldzeugmeister and Landekbauptmann des Fürstentbums Glo* 24. Aa^;.
gaa, ▼. Firnemont, ist hier angekommen, hat sich bei ihnen angemeldet
und anf Grund eines im Auszuge vorgelegten Schreibens L isolas um
Bescblennigung des Marsches der brandenbnrgischen Hülfstruppen gebeten,
da die Türken schon bei Gran ständen und die Hülfe, wenn sie sich vor-
zögere, zu spät kommen würde, zugleich wollte er Zeit und Ort, wo er
die Trappen an der Grenze erwarten sollte, besprechen, v. Platen, der
mit ihm, da der Oberpräsident bettlägerig war, verbandelte, bat das Sau-
men des Herzogs von Holstein entschuldigt, der seine Trappen aus ver-
schiedenen Orten, bis aus dem Ravensbergischen her, zusammenziehe und
desFcn Officiere wegen Mangel an Pferdon und Wagen noch nicht zum
Marsch parat seien, doch sollte der Au-zug möglichst beschleunigt werden*).
^) Unter demselbeo Datum (Königsberg 24: Aagast 1(}G3) erlasst der Kf. An-
Weisungen an G.Fm. Sparr, sich des Marsches der Truppen anzunehmen and
wegen des von denselben einzuschlagenden Weges sich mit den Geheimen Rathen
in Berlin zu verständigen, an G.Wachtm. Goltz, die von seinem Regiment
Comroandierten in Bereitschaft sa halten, an «CWachtm. Marwitz, mit seiner
Bskadron Dragoner aufzubrechen und weitere Ordre vom Herzog von Holstein
zn erwarten, und an die Geheimen Räthe in Berlin, dem Herzog von Holstein
Kommissare entgegenzuschicken, welche die Truppen bis an die schlesischo
Grenze bringen sollen, und sich wogen des einzuschlagenden Weges mit G.Fm.
Sparr zu vergleichen.
*) Kf. erwidert (d. Kiauten 31/21. August 1663), er habe schon bei vori>?er
Post Ordre ergehen lassen, dass die Truppen ihren Marsch beschleunigen sollten,
Qnd er hoffe, dass dieselben in kurzer Zeit sich an der schlcsischen Grenze
stellen wurden. Er habe ursprünglich nur die im Ravensbergischen stehenden
Dragoner versprochen, nachher aber noch die in Preussen vorhaudonen* drei Com-
pagnieen binzugethan.
Digitized by
Google
304 5. Der Türkenkrieg.
Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg
1. September 1663.
[Bitte um Beschleanigung des Marsches der HüIfstruppeo.I
1. Sept. Kf. möge die nöthigen Befehle zur Beschleunigung des Marsches seiner
Hülfstruppen ertheilen *). Baron V eroemont, der deswegen in Berlin ge-
wesen, schreibe ihm, dass dieselben noch keine andere Ordre als sieh bereit
zu halten hätten, er selbst erfahre, da<s auch die hiesigen Truppen noch
keinen Befehl znra Marsch erhalten hätten. Er fürchtet, dieselben würden
zu spät kommen.
Der Kurfürst an den Freiherrn de Lisola. D. Insterburg
4. September 1663.
[auf das Schreiben vom 1. Sept. Die Marschbefehle sind ertheilt.]
4. Sept. — Sobald man jüngstenhin wegen der Conditionen einig gewesen,
[haben] wir alsofort denen in Teutschland stehenden Trouppen Ordre
ertheilet, aufs schleunigste aufzubrechen und ihren March nach denen
Schlesischen Grenzen zu zu nehmen, wir zweifeln auch nicht, dieselben
werden anitzo in March begriffen sein und in kurzer Zeit bei Grünen-
berg anlangen, wie dann gleicher Gestalt denjenigen Compagnien,
welche aus diesem unserm Herzogthumb geschicket werden sollen, die
Ordre zum March bereits ertheilet und denenselben auf den 17. dieses
das Rendezvous im Ambt Marienwerder bei der Weixel assi-
gniret
Der Kurfürst an den Herzog Augustus von Holstein. D.
Insterburg 9. September 1663.
9. Sept. Die preussischen Compagnieen sind auf dem Marsch, er soll seinen Marsch
so beschleunigen, dass er gegen den 10. October auf der schlesischen
Grenze sein könne.
*) Auch der K aiser hatte Id eiuem Schreiben (d. Wien 20. Auguat IGGo) den
Kf. gebeten, iodem er ihm von dem uoglücklicbeD Gefecht, welches Graf For-
gatsch den Türken geliefert hatte, von der ßelageroog von Neu hau sei und der
VeroiuiguDg der Tataren, Walacbeo uod Moldauer mit dem Türkischen Heere
(s. Diar Kurop. IX S 48Cff. 579ff. 591. Theatr. Europ. IX S. 947ff.^ Mit-
theiluug machte, seinen offerierten Succurs möglichst acccierieren zu lassen.
Digitized by
Google
Anmarsch der brandenburgischeo HüirstrnppeD. 305
Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg
19. September 1663.
[Erneute Bitte nn Beschleunigang des Marsches der Hülfstrtippen.]
Er beschwört den Kf. auf Grund der in einem beiliegenden Briefe von 19. Sept.
de Sonehes enthaltenen Nachrichten über den Einfall der Tataren in
Mähren *) and die bedrohte Lage der kaiserlichen Provinzen, und da er von
einigen Offizieren gehört, dass dieselben einige Tage aof dem Rendezvous
bei Marienwerder bleiben und langsam marschieren wollen, seinen Officieren
den Befehl zu crtheilen; den Marsch auf das änsserste zu beschleunigen.
Der Knrfiirst an den Freiherrn de Lisola. D. Rositten
20. September 1663.
[Ursache der Verzögerung.]
— Was unsere Truppen betrifft, so ist Euch genugsam wissend, 20. Sept
dass dieselbe den ganzen Sommer parat gewesen, und sobald man
der Conditionen nach Wiederkunft des Secretarii von Wien, welcher
zimblieh lang aussenblieben, einig worden, — denselben auch anbe-
fohlen, solchen aufs möglichste zu beschleunigen — wie dann solche
Ordren annoch bei dieser Post von uns wiederholet werden'). —
») S. Diar. Europ. X S. 594ff. Londorp. VIII. S. H32f., Tbeatr. Europ.
IX S. 952 Auch v. FernemoDt io einem Schreiben an die Geh. Räthe in Berlin
(d. Gr. Glogau 17. September 16G3) giebt denselben Nachricht von diesem Ein-
fall in Mähren, von den Befürchtungen, dass auch die Hauptmacht der Feinde
sich gegen Mähren und Schlesien wenden werde, und von deo dort getroffenen
VertheidiguDgsanst<en, und bittet um BeschleunigUDg des Marsches der Hulfs-
tnippen. Andr. Neumann meldet aus Wien ((I.September 1603), die Tataren
Beien'über die Waag gegangen, setzen jenseits der Donau alles io Brand, streiften
bis ans Marchfeld, man erwarte sie stündlich* vor deo Donaubrücken. S. auch
den Bericht der Gesaodteo aus Regeosburg vom 21. September oben Abschnitt 4
ai98, und ürk. u. Akt IX 8.8(53.
*) unter demselben Datum ergeht an den Horzog von Holstein die Ordre,
wegen der zuoehmendeo Gefahr seinen Marsch zu beschleunigen ; falls die Raveos-
bergischeo Dragooer ooch nicht bei ihm aogelaogt seien, solle er die Fossvölker
voraus nach Schksieo marschieren lassen ucd O.Wachtm Marwitz befehlen, ihm
aufs schleunigste zu folgen. Die preuesischen Reiter und Dragoner hätten Be-
fehl erhalten, nicht auf seine Ankunft zu warten, sondern ihren Marsch nach der
schlesischen Grenze fortzusetzen.
Mater, s Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 20
Digitized by
Google
306 5. Der Türkenkrieg.
Herzog Angustus von Holstein an den KarfUrsten.
D. s. 1. 12./ [22.] September 1663.
[aaf das Rescript vom 9. September. Ursache soiner Verspätaog ]
22. Sept. -_ Bin anitzo in vollem Marsch begriflfen, werde nicht manquiren
auf die bestimmte Zeit an die schlesische Grenze anzulangen und
wollte ich schon weiter fortsein, wenn nicht die Derflingsche Dra-
goner so langsam wären, ob ich sie schon mehr als zu zeitig zum
Aufbruch beordert habe'). Es scheinet, der Oberst Marvitz sei was
nachlässig, er entschuldiget sich, wie auch der 6 major Eller*) schrei-
bet, dass sie mit die Sattel nicht haben können fertig werden. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 23. Sep-
tember 1663.
[Dank Für die Hälfe. Bitte, die Fusstruppen bis Mähren vorrücken za lassen.]
23 Sept. Er hat durch L is ol a Nachricht von dem Hü]f^erbieten des Ef. erhalten.
So nimb ich die bewilligte sowohl Volk, als die bei der Cron
Spanien ausstehende hunderttausend Reichsthaler ^) Geldhttif zu freund-
gnädigem Dank an und ersuche solchem nach Ew. Ld. — dass Sie
die Völker ehest müglich, und zwar die Reuterey und Dragoner wo-
hin sie destiniret, auf das schleunigste fortziehen, die Infanterie
aber, weil dieselbe, als ich vernimb, alte versuchte Knecht sein und
die Zeit vor dem Winter kurz, wenigst bis in Mähren, welches ihre
nur umb ein geringes weiter als Schlesien entlegen, fortgehen lassen
wollen. —
Memoire k S. A. E. de Tenvoy^ d'Espagne/) Pn Königs-
berg 3. Octobris 1663.
(Zahlung der Sabsidien. Auflösung der Rheinischen Allianz. Aufnahme des
Königs von Spanien in die Oeneralgarantie des Reiches. Erledigung der Jägern-
dorfer Angelegenheit.]
3. Oci. S. M. le roi raon maistre par sa lettre du 29 d'aoust me com-
mande de reiterer les remerciments a S. A. £. tant du secours qu'elle
*) Auch am 27. September meldet er dem Kf. von Zossen aus, er sei dort
angelangt und würde schon weiter sein, wenn er nur die Dragoner fortkriegen
könnte, von denen er noch nicht wisse, ob sie über die Elbe seien.
^ Gouverneur des Sparenberg im Ravensbergischen.
^ S. oben S. 299.
^) Im Juli 1663, bald nachdem Li sola in Königsberg erschienen war, butte
Digitized by
Google
Anträge des spanischen Gesandten. . 307
donne a Fempereor que pour la perseuerance qu'elle tesmoigne dans
8a bonne resolution de ne se point separer des interests de la tres
anguste maison et de Be uouloir entrer en aueune [alliance] a son
preiadiee et sans son inclusion.
Elle m'aduertit aussi, qu'elle a despeschä de Bouueau au Vice
Roy deNaples, affin quMl haste le premier payement des cent mille
escus, et luy donn6 en celä tant de presse et des ordres si precis,
qu'elle veut meme, qu'il laisse toutes autres considerations et difficult^
en arriere pour satisfaire a cette Obligation, de sorte que celuy, a
qui V. A. E. en a donn6 la Charge, serä fort bien receu et bien traittä, et
il en serä de mesme k qui que ce soit, qu*il plairrä a S. A. E. enuoyer
en cöur d^Espagne.
S. M. tesmoigne desirer et trouuer fort a propos que Ion tra-
uaille a desfaire doucement la ligue du Rhin, en quoy Ion negotie a
present non sans esperance de succes, les electeurs ecclesiastiques
sich dort auch ein spanischer Gesandter Sebastian d*Ucedo eingefunden (s.
Pofen dorf L IX § 58 (S. 59b), 64 (S. 604); Droysen III, 3 S. 29 nennt denselben
irrthümlich Macedu). König Philipp IV. in seinem Creditiy (d. Madrid 6. October
16G2) nennt denselben: in nostro Mediolanensis Status* exercitu praecipuum .no-
strom antigraphum und bezeichnet als den Auftrag, den er demselben ertheilt, dem
Kf. seine Freundschaft zu bezeugen und dieselbe noch mehr zu befestigen.
28. Mai 1663 melden der Oberpräsident v. Schwerin und die Geheimen Räthe
in Berlin dem Kf., dass nach einer Mittheilnng A. Neumanns aus Wien der Ge-
sandte dort angekommen sei und nach Berlin reisen wolle, und fragen an, wie
sie sich demselben gegenüber verhalten sollen, worauf Kf. (d. Königsberg 7. Juni
1663) sie anweist, denselben zu ihm dorthin zu verweisen. In einem am 23. Sep-
tember daselbst übergebenen Memoire spricht derselbe dem Kf. auf Qrund eines
Schreibens seines Königs vom 15. August dessen Dank für die ihm, dem Gesand-
ten, bereitete freundliche Aufnahme und für die Zuneigung, welche Kf. gegen den
König und dessen Haus bezeugt habe, aus, versichert, dass das Versprechen
wegen der Subsidienzahlung (s. oben S. 299) in Neapel zur Ausführung gebracht
werden, würde, ferner dass derselbe in betreff des Ceremoniells (darüber hatte
schon V. Blumenthal 1660 (s. Urk. u. Akt. IX S. 572) den Auftrag gehabt, mit
dem spanischen Hof zu verhandeln) die näheren Vorschläge des Kf. erwarte,
welche er, der Gesandte, inzwischen eingesandt habe; er macht ferner dem Kf-
Aozeige von der Verlobung des Kaisers mit der Infantin (dieselbe war am
27. März (s. Diar. Europ. X S. 242) zu Madrid publiciert worden) und entschul-
digt, dass dies nicht schon früher geschehen sei, damit, dass man am spanischen
Hofe nicht gewusst habe, wohin man den betreffenden Befehl an den Gesandten
schicken solle, endlich ersucht er im Auftrage des spanischen Gesandten in
Wien Marquis de laFuente den Kf, seinen dortigen Gesandten anzuweisen,
mit demselben in nähere Verbindung zu treten. — Ucedo ist dem Kf. nachher
▼on Königsberg 1\acb Berlin gefolgt und ist bis Ende Oecember 1664 bei dem-
selben geblieben.
20*
Digitized by
Google
308 5. Der Türkenkrieg.
commencant d'ouürir les yeux et de conoistre, que les fins de cette
ligue ne sont pas confonnes a Tinterest des princea de Tenipire, et
8i la chose reussit en cette conforroitä, Ion aura ueritablement ce que
Ion desire, mais Ion ne laisse pas pour cela de juger, qu'il sera fort
apropos, que S. M. soit comprise dans la garantie generale de Tem-
pire, ce qui ne luy peut estre refusö comme membre de ce corpe,
ayant mesme extremement approuu6 la proposition de faire une ligue
entre S. M. I. et les autres princes de Terapire, qui uoudront y ea-
tier pour la commune seuretö.
Desirant aussi a S. A. E. toute sorte de satisfaction eile ordonne
äu duc de Medina de las Torres, son premier ministre, de traitter
auce Tanibassadeur de Tempereur pour trouuer le moyens d'afuster
Taffaire de Jegersdorff a rentiere satisfaction de S. A. E., a quoy
S. M. et le duc de Medina apporteront toute sorte d'application,
affin que S. A. E. soit pleinement contente.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien
3. October 1663.
[Die DefensionsverfaBsang auf dem Reichstage.]
3. Oct. Die Türken haben Nenhäosl genommen , der Sultan soll im nächsten
Jahre selbst ins Feld ziehen wollen^ die Erblande des Kaisers und die an-
grenzenden Lande sind in grosser Gefahr. Daher hat er durch den Erz-
bischof von Salz barg den Keichstag aufgefordert, den punctum defensionis
wenigstens provisionaliter nach eines jeden Vermögen einzurichten. Er er-
sucht Kf. seine Gesandten anzuweisen, dazu mitzuwirken, dass zunächst
diese Defcnsionsverfassung zusta.ide gebracht und erst nachher von der
Capitulation gehandelt werde.
Freiherr de Lisola an den Kurfürsten. D. Königsberg
4 October 1663.
(Die Infanterie soll bis Mähren vorgehen. Wunsch einer schnellen Beendigong
der preossischen Wirren.]
4. Oct. — Sa Majeste Imperiale se sent fort obMgee des secours, qu*il
a pleu ä V. A. S. luy envoyer — eile souhaitte seulement pour comble
de faueurs, qu'il plaise a V. A. S. envoyer un ordre « M. le prince
d'Holstein, a ce que Tinfanterie puisse passer jusques en Moravie,
Digitized by
Google
Marsch der braDdenbargischen Hülfstruppeo. 309
ou eile sera bien traittee et eonservee aussi soigneusement que si
elles demeuroient en Silesie, le principal interest a present est de
conserver ce pays et le preserver de Tinondation de ces barbares,
qui pourroient facilement penetrer plus outre. Si les ennemis nous
voyent prepares a la deffence, ils modereront leur audace, mais s'ils
voyent nos trouppes dispersees ailleurs et la Moravie desgarnie, cela
leur donnera courage d'y entrer. — Je luy despescbe mon secretaire,
affin que, sMl est possible, il nie rapporte les ordrcs de V. A. pour M.
le prince d'Ho Istein et que je puisse expedier le Courier sans delay.
Nostre cour est dans une grande irapatience de voir V. A. S.
bors de ces embarras de Prusse pour pouvoir de plus pr6z comrau-
niquer auec eile et songer a la commune seuret6. II Importe de ter-
miner icy les affaires en toutes facons, j'en soubaitte a V. A. S. un
euccez tel, qu'elle peut desirer, esperant, que Dieu benira la justice
de la cause commune et qu'il confondra a la fin ceux, qui auront de
mauyais desseins. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Freystadt
zwei Meilen von Grtineberg 25. September/ 5. October 1663.
[Das ReDdezyouB der Trappen soll za Freyatadt sein, ZQStaod der Truppen, noch
keine Anweisung wegen der Quartiere]
— Berichte derselben, dass ich gestern als den 4. dieses bei 5. Oct.
GrQneberg angelanget mit den commendirten 500 Mann meines Regi-
ments, weil aber die Kais. Commissarii nicht vor gut befunden, dass
der Rendevous der sämbtlichen Truppen dort sein sollte, so habe ich
mich mit ihnen verglichen, dass es alhier, wo ich itzo stehe, sein
sollte. Die Preussischen als Goltzschen auch die Derfflingsche
Dragoner stehen itzo alle umb Crossen, und hab ich ihnen befohlen,
den Marsch hie her zu richten, damit Churf. 6n. Lande nicht von
unnöthigem Stilliegen mUgen beschweret werden. Ich will hoffen, es
sei solche Ordre unterweges gebalten, dass E. Ch. Gn. desswegen
keine Klachte vorkommen werde. Von den Preussschen Dragonern
seind 150 zu Fuss, von den Ravensperschen bei 60, das Fussvolk
and Reutter seind noch im guten Stande. Ich habe schon zu untere
schiedliche Mal an das Oberamt geschrieben, umb mich zu erkundigen,
wo die Quartier uns werden assigniret werden, so wollen sie noch
von nichts wissen und schreiben, dass deswegen von I. Kais. M. noch
Digitized by
Google
310 5. Der Türkenkrieg.
Bichts befohlen. Ich schreibe auch diese Post deswegen an dem Fürst
Conzaga und Lobcovitz als Krieges Präsidenten. Und weil das
Oberamt^begehret, dass ich mit den Truppen den graden Weg nach
Breslau marschieren soll, so werde ich, sobald sie nur etliche Tage
ausgeruhet, demselben nachleben. —
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg 7. October 1663.
[auf das Schreibeo vom 23. September. Die FofistruppeD solleo nach Mähren
marschieren. Erinneraog wegen Jägerndorfs.]
7. Oct. — Auf dass Ew. Key. M. ferner sehen und erfahren möge, dass
ich derselben nach Möglichkeit willig und gern an Hand gehe, so
habe ich den Herzog von Holstein beordert'), dass er die Fussknecht
nachm Mähren marchiren lassen solle, und will ich nicht zweifeln,
weil sie alberei t in der Schlesie ankommen, sie werden auch nu
ehest in Mähren sein — habe auch das sichere Vertrauen zu E.
Key. M., Sie werden endlich meiner gerechten Jägerndorfischen
Sache ihre abhelfliche Mass geben und mich dadurch zu Dero Dienst
noch freudiger machen. —
Herzog Augustus von Holstein an den KurfUrsten.
D. Wanse^ 21. October st. n. 1663.
(Streit wegen der Quartiere.]
21. Oct. Gleich itzo bekomme ich Schreiben von Breslaw, dass sie auch
das Fussvolk hier im Lande nicht behalten wollen, sondern wollen,
wir sollen zur Armee gehen, habe ich mich deswegen auch resolviret,
auch die Reutter und Dragoner nicht abfolgen zu lassen, sondern will
. mich im bischolflichen Neus(?) setzen mit Reutter, Dragoner und
Fussvolk und dorten so lange stehen, bis sie sich entweder ein an-
ders resolviren, oder Ih. Chf. Gn. ein anderes befehlen. Es scheinet,
sie achten unser nicht, weil es gegen Winter, wollten unser wohl gern
wieder los sein. —
0 i^f* ertheilt demselben (d. Königsberg 7. October 1663) den Befehl, die
FoBsknechte bis nach Mähren, aber nicht weiter, marschieren und in gute Oerter
legen zu lassen.
^ Wansen, an der Ohiaa im Regierungsbezirk Breslau, s.w. von Brieg.
Digitized by
Google
Streitigkeiten wegen der Quartiere. 311
Derselbe an den KnrfUrsten. D. Zobten 22. October st n. 1663.
[Verdächtiges Verbalten der kaiserlichen Behörden, äble Lage seiner Truppen.]
— Berichte deroselben nochmals — dass sie uns hier weder 22. Oct.
Quartier noch Verpflegung noch nichts gestehen wollen, wollen, wir
sollen zur Haubtarmee gehen. Ich weiss nicht, was ich vor Gedanken
schöpfen soll, sie reden hier, ob sollten wir auf das Fflrstenthumb
Jegerndorff oder Schweinitz und Gaur einig Absehen haben.
Selbe Gedanken ihnen zu benehmen, habe ich ihnen die Punkten, so
in meiner Instruktion von Ih. Churf. Gn. auf das Quartier und Ver-
pflegung gehen, abcopiren lassen, werde sehen, was sie nun machen
werden. Ich habe neue Munition von ihnen begehret, wenn wir ja
auf die Grenze gehen sollten, welches mir auch abgeschlagen worden,
bin also tibel daran und sehe ich nicht, wie wir ein paar Monat hier
ohne unsem Buin subsistiren werden, ja nicht den November aus. Ich
habe E. Chf. D. schon neulich berichtet, wie dass wegen des weiten
Marsch über 100 Dragoner von beiden Spuadronen zu Fuss, wie
auch bei die Beutter wohl 50. —
Die Beutter stehen itzo in der Grafschaft Glatz^, ich will mit
den Beuttern zur Seuchen Armee gehen, welche 1500 Mann stark und
bei Kremsier stehet, und werde das Fussvolk unter Conduite des
Ob. L. Sparren hier stehen lassen. —
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Königsberg
22./12. October 1664.
[aaf das Schreiben vom 3. October. Rathschlage inbetreff der Kriegfuhmng.]
Er wird seiner Gesandtschaft in Begensbarg dem Wansche des 22. Oct.
Kaisers gemäss Weisung zagehen lassen'}.
1) Qottfr. vonJena sendet aus Begensbarg dem Kf. ein Schreiben der Böh-
mischen Regiemng an den Erzbischof von Salz barg (d. Prag 22. October 1663),
welches ihm dieser mitgetheilt hat. Darin wird geklagt, dass 600 Dragoner und
400 Reiter brandenbnrgische Hnlfstmppen mit zwei Stäben und sehr vielem Tross
naeh Böhmen gekommen seien, welche nur der Ordre des Herzogs von Holstein
parieren wollten, ,.8ich nnbewusst der Regierung und ohne einigen von dem Kaiser
vorher eingelangten Befehl sich von Selbsten logieret, stattlich traotieren lassen
und von keiner Zahlung melden*. Der Erzbischof wird gebeten, sich bei den
brandenborgischen Reichstagsgesandten zu verwenden, dass diese Truppen Wieder
von dort fort und nach Oesterreich, oder wo sonst der Kaiser befehle, abgeführt
wfirden und dass sie in den kaiserlichen Landen der dortigen Regierung den nöthigen
Respect erwiesen.
>) S. das Bescript an die Gesandten in Regensburg vom 22. October 1663
oben Abscho. 4 S. 201.
Digitized by
Google
312 5. Der Türkenkrieg.
E. Key. M. werden besser thun, wann Sie alles, was möglich,
zusammenziehen und das Hauptwerk des Erbfeindes vornehmlich re-
spiciren, weil doch ohnmüglich mit zertheilter Macht und einzelnen
Trouppen oder Regimentern ihme Abbruch zu thun oder sein Desseia
zu brechen. — Deroselben will ich auch aus aufrichtigen getreuen
Herzen als ein getreuer ChurfÜrst ohnmassgebig rathen, ob es nicht
müglich denen Evangelischen in dero Erblanden mehrere Gewissens-
freiheit zu gönnen, und zweifele nicht, es werde solches zu E. Key.
M. merklichen und unausbleiblichen Nutzen und Besten gereichen, zu-
mal sie dergleichen unter den Türken zu geniessen. —
Der Kurfürst an die Fürsten von Braunschweig, Hessen^ Wür-
temberg, Altenburg, Gotha, Weimar, Anspach, Cnlmbach, Sim-
mern, Mecklenburg, Anhalt und den Administrator zu Halle.
D. Königsberg 15./ 25. October 1663.
[Mahnaog, auf dem Reichstage für die Tarkenhülfe za wirken ]
25. Oct. Er weist auf die dem ganzen Reiche drohende Türkengefabr hin, be-
klagt, dass man aaf der gegenwärtigen Reichsversammlnng so wen'g Eifer
in ße^chützung der Christenheit und Rettung des Kaisers zeige, sondern
lieber die Zeit mit solchen Sachen, welche bei weitem nicht so pressant
seien, zubringe, ersucht denselben zur Herstellung des so nöthigen extra-
ordinären Defensionswcrkes mitzuwirken nnd seine Gesandten zu Regens-
bürg dahin. zu instruieren, dass diese Materie, and zwar, wenn nicht eher,
doch voi* Ausgang des Winters und vor Herannahen des Frühlings erledigt
werde ').
') Darauf antwortet zuerst Herzog Ernst von Gotha in einem langen 'Schrei-
ben (d. Friedenstein 28. October/17. November] 1663), in welchem er erklärt, er
sei mit Kf. durchaus darin einig, dass in solcher Gefahr das Reich hohe Ursache
habe, Bicn anders und besser anzugreifen. Doch ständen dem manche alten
Schäden hinderlich entgegen: das grosse Misstrauen und die Zerrüttung unter
den Ständen in geistlichen und weltlichen Sachen, der verderbliche Eigennutz
und die bei den Vorfahren nicht erhörte Pracht und der Luxus, der ,mit Oppreesion
und Enervation der armen Unterthaneu" an den meisten Orten getrieben werde,
sowie die Mängel der Justiz. Er sei bereit, nach Kräften zu helfen, und er ersucht
den Kf., der sowohl zur Abwendung der Gffahr von aussen als auch zur inner-
lichen Besserung des gefährlich laborierenden Status publici viel beitragen könne,
beideilei Zwecke bei den Reichsconsultationen in Obacht zu Lehmen, dass neben
der Kriegsbereitschafi wider den auswärtigen Feind auch die Harmonie zwischen
Haupt uud Gliedern des Reichs und dieser Glieder Proportion und Correepondenz
Digitized by
Google
Die brandenburgischen Hulfstruppen io Mähren. 313
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Riesen-
burg 4. November 1663.
[aaf das Schreiben vom 21. October. Wiederholang der Ordre vom 7. October.]
Er ersieht, dass dem Herzoge seiue Ordre noch nicht zugegangen Ist, 4. Nuv,
wiederholt daher dieselbe, dass er auf Ordre des Kaisers seine Fus&völker
bis nach Mähren, aber nicht weiter, gehen lassen solle, wegen der Reuter
und Dragoner aber bleibe es bei der vorigen Abrede und Verordnung.
Es verwundert ihn nicht wenig, dass man sich der Völker nicht mehr an-
nimmt aod derselben sich besser zu bedienen sucht
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Bei
Troppau 5. November st. n. 1663.
Er hat des Kf. Ordre vom 7. October erhalten, marschiert heute nach 5 Nov.
Troppau, um dort nach Mähren überzugehen. F.Zm. Souches schreibt
ihm, dass seiue Quartiere im Olmützscben und Stern bergseben Kreis
&ein sollen. Die Truppeu siud in gutem Stande.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
.D. Sterenberg 12. November 1663.
[Die Quartiere in Mähren]
Er hat nunmehr die Quartiere in Mähren, wie eine beigefügte Speci- 12. Nov.
ficadon aiigiebt, bezogen. Die Quartiere sind ziemlich gut, von Geld will
man aber noch nichts wissen, sondern vertröstet ihn auf den Landtag'),
welcher den 18. dieses zu Brunn gebalten werden soll. Die türkische Ar-
mee steht noch bei Neuhäusel, den F.Zm. de Souches bat er, da der-
selbe von hier abwesend ist, noch nicht gesehen.
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein.
D. Cöln a. d. Spree 9. /[19.] November 1663.
[Forderung schärferer Disciplin.]
Da die kai&erlichen Minister Klage geführt haben, dass seine Truppen 19. Nov.
schlechte Ordnung und üi.-ciplin halten, Kf. auch nach teiner Rückkehr
hieher vernommen hat, dass dieselben auch auf dem Durchzuge durch seiue
befördert werde. — Auch von den anderen Furaten trafen im Laufe des November
Schreiben mit ähnlichen allgt meinen Erbietiiugen ein.
^) S. den Bxt/act ans der diesem Landtage vorgelegten Propositiuo Üiar.
Earop. X S. 887.
Digitized by
Google
314 5. Der Türkenkrieg.
eigenen Lande nicht aller Orten gleich gute Disciplin gehalten, ßo weist er
ihn an, seiner Instruktion gemäss bei allen seinem Commando anvertrauteo
Völkern scharf und ernstliche Ordre zu halten und die yorfallenden Inso-
lentien exemplariter zu bestrafen, auch die Officiere zu HaUung scharfer
Disciplin bei Vermeidung der Ungnade des Ef., Entsetzung ihrer Chargen
und nach Befinden Leib- und Lebenstrafe anzuweisen.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten,
D. Sterenberg 28. November 1663.
[ZusammentreffeD mit de Souches, desscD Forderung, in Böhmen Quartiere zu
beziehen, und andere verdächtige Reden.]
28. Nov. Er hat vom Kaiser BefehP) erhalten, seine Reiter uAd Dragoner mit
F.Zra. de Souches eine Cavalcade nach Ungarn') unternehmen zu
lassen. Obwohl darin nicht enthalten war, dass er selbst mitziehen sollte,
hat er sich doch entschlossen, dieses zu thun, um besser auf die Leute
Acht zu haben, da er gehört, de Souches wolle die Dragoner in den Un-
garischen Bergstädten diesen Winter lassen, wo sie unfehlbar hätten cre-
pieren müssen.
Wie ich nun den 24. dieses bei Hu ng. Radi seh, wie meine Ordre
vom F.Zm. lautet, mich eingefunden und gleich zum de Souches bin
geritten, mich von ein und andern zu bereden, so hat er mir gleich Or.
der ertheilet, wieder in die Quartier zu gehen; und wie ich mich darüber
beschweret, wendete er vor, der Feind hätte sich zurückgegeben und
hätte uns bei sich itzo nicht nöthig, und dass er bastant genug wäre, das
Sächsche Fussvolk allein hin zu convoyiren, wo es diesen Winter stehen
bleiben sollte'), sagete darneben, dass L Maj. mir Order ertheilen würden,
mit Fussvolk und allem in Bohemen Quartier zu beziehen. Weil aber
Ib. Ghurf. Gn. Order lautet, das Fussvolk nicht aus Mähren gehen zu
lassen, so werde ich mich an Cborf. Gn. Order halten. Der F.Zm.
versicherte mich darneben, dass Ih. Maj. nicht gesinnet wären, uns mit
Verpflegung versehen zu lassen, sondern praetendirten, dass Ew. Churf.
Gn. selbe gleich andern Churf. selber bezahlten, und haben wir bis
datto noch nichts empfangen, werde desswegen Ew. Churf. Gn. gnä-
0 d. Wien 11. November- 1663.
^ S. Diar. Earop. X S. 920. Der Haapt£weck derselben, Novigrad und
Loweoz ZQ entsetzen, wurde nicht erreicht.
^ Die K.eacbsichen Hülfstrappen, 1174 Mann z. Fase unter dem CLieotenaDt
Johann Christoph Brand v. Lindau waren Ende September in Böhmen an-
gelaof^ und bezogen die Winterquartiere in Oberungarn in der Gegend von Krem-
nits. S.Scbuster und Francke, Gesch. der Sächsischen Armee I S. 85.
Digitized by
Google
Klagen über schlechte Disciplin. AeasseruDgeD de Soachea. 315
dige Verordnung erwarten. Er gedachte, dass, so Ew. Churf. Gn. sich
nicht resolviren würden, diese Völker Ih. Maj. ganz zu schenken, dass
sie selbe auch nicht unterhalten würde, verspräche mir auch darbey,
dass, wen Ih. Churf. Gn. solches eingehen würden, Ih. Maj. gesinnet
wäre, bey der Armee mich als Generalwachtmeister zu bestätigen.
Wie ich aber vor wandte, dass so lange Ew. Churf. Gn. mich in dero
Dienste gnädig leiden wollten, ich keinen anderen Herrn verlangete,
ward er sehr still. Und ob dieses nun zwar blosser Discours, so habe
ich doch Churf. Gn. hiermit gehorsamst ersuchen wollen, wenn sie
sich hierzu resolviren sollten, weil ich nicht zweifele, dass fleissige
Ansuchung hicrumb geschehen wird, dass sie doch meiner nunmehro
4 Jahr lang geleistete Dienste in Gnaden eingedenk sein wollten und
mich aus dero Dienste so gar nicht zu verstoszen, zumahlen ich nicht
gesinnet, ausser Diensten Churf. Gn. mich hier zu engagiren.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfllrsten.
D. Sterenberg 30. November st. n. 1663.
[aaf das Bescript vom 9./19. Vertheidigang gegen die Vorwurfe wegen schlechter
Disciplio, Klage über die Verpflegaog. Meuterei. Nene Quartiere in Böhmeu.]
In den Korfürstlicben Landen weiss er nicht, dass auf dem Marsch ir- 30. Nov.
gead eiuc Klage erhoben sei, die nicht sofort remediert worden, er verlangt,
dass die Kommissare, welche ihn durch die Mark geführt, ihre Klagen
schriftlich aufsetzen. In den Kaiserlichen Landen ist er von Anfang an
schlecht tractiert worden, man hat ihm keine Verpflegung noch Quartler
geben wollen, so bat er an vielen Orten subsistiereu müssen, doch sind da-
bei besondere Ezcesse nicht vorgefallen und ist strenge Justiz geübt worden.
Man bleibt hier dabei und will ihm keine Verpflegung geben, er hat seit-
dem er in den kaiserlichen Landen ist nicht mehr als 7p00*Gulden empfangen.
Lisolahat nach Breshin geschrieben, Kf. hätte ihm 400r)0 Rthlr. zu ße-
Zahlung. der Leute mitgegeben; wenn solche Reden bei den Soldaten laut*
bar werden sollten , so könnte das üble Folgen haben , schon vor etlichen
Tagen bat des Landhofmeisters Wallenrodt Compagnie gar eine Meuterei
Angefangen, indem sie behauptet, es restierte ihnen noch so viel aus Preusseu,
sie hätten von dem Landbofmeister noch an 4000 Rthlr. zu prätendieren;
er bat dem O.L. Koller befohlen, es zu untersuchen.
PS. Man verlangt von ihm, er solle mit allen seinen Truppen nach
Böhmen gehen, er erwartet des Kf. Ordre.
Digitized by
QoogU
316 5. Der Türkenkrieg.
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Colin
22. November/[2. December] 1663.
[Verwendung der Trappen. De Soaches' Aeusserungen.]
2. Dec. Nachdem der Kaiser begehrt % <1&S8 die lufauterie weiter forrücken
solle, gestattet er, dass dieselbe bis nach Mähren gehe, zu Verrichtung
der Inipresa aber soll nur die Hälfte der Völker hergegeben und uusdrück-
lich bedungen werden, dass dieselben nach verrichteter Expedition wieder
in die Quartiere zurückkehren sollen, Reuter und Dragoner dagegen können
wohin es der Dienst dos Kaiser fordert employiert werden. Den Berieht
über de Souches' Discurse hat er mit Befremden gelesen und deswegen an
den Kaiser geschrieben^), er erwaitet ausführlichen Bericht über die bishe-
rige Verpflegung.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Sterenberg 4. December 1663.
[Quartiere in Böhmen.]
4.Dec. Der Kaiser hat der Landeshauptmannschaft in Mähren befohlen, seinen
Truppen den Monat November zu zahlen, dieselbe kann aber mit den Ständen
noch nicht richtig werden. Der Kaiser hat durch F.M. Monte cuccoli
ihm befohlen, mit allen seinen Völkern nach Böhmen zu marschieren und
dort die Quartiere vom 1. December an sich zahlen zu lassen, er nmss dar-
auf eingehen, will aber hier so lange bleiben,- bis der volle Monat November
gezahlt ist^).
') In einem Schreiben an Li sola vom 27. October, welches dieser von Kä-
strin aus am 7. November dem Kf. zageecbickt hatte.
^ Dieses Schreiben liegt den Akten nicht bei.
^ Am 7. December meldet er, dass er, obwohl ihm der Rest auf den November
noch nicht gezahlt sei, doch um nicht zu Klagen, als ob er des Feldmarscballs
Ordre nicht stracks pariert, Anläse zu geben, morgen nach Böhmen aufbrechen
wolle. Doch steht er noch am 16. in Steruberg und meldet von dort aus an
diesem Tage, die Dragoner, welche am weitesten zurückständen, würden heute
den Marsch nach Böhmen beginnen, er selbst würde noch zwei Tage warten und,
wenn er bis dahin keinen Befehl vom Kf. erhalte« auch mit dem Fosavolk auf-
brechen, am 16. werde er mit allen Truppen bei Landeskron in Böhmern stebeu,
wo Kommissare dieselben zählen sollten, .welches mir recht lieb, weil ich ge-
wiss weiss, dass wir bei 200 Mann starker sind als 2000". Kf. genehmigt (d.
(Jöln 8./ 18. December 16<i3} die Verlegung der Quartiere nach Böhmen.
Digitized by
Google
Verlegaog der Qnafriere nach Böhmen. ConfbrenE mit Lisola und Ucedo. 317
Protocollura, was bei der Conferenz, so L F. D. der Fürst
von Anhalt nnd der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit
dem Kaiserlichen nnd Spanischen Gesandten, dem H. Baron
de Lisola und Don Sebastian d'Ussiedo [gehalten], vorgegan-
gen, am l./[ll.] December 1663.
[MassregelD gegen die Türken.]
Fürst Anhalt macht den Ingress, weil die H.H. Gesandten zn unter- ll.Dec.
schiedenen Malen bei Kf. Anregung gethan, dass ?on dem Türkischen Wesen^
wie auch von den Reichssachen und Polnischen Händeln möchte conferiert
werden, so hätte Kf. diese Conferenz verordnet und möchten sie belieben
anzudeuten, von welchem Punkte man zuerst reden wollte.
Lisola stellt zu ihrer Wahl, welchen Punkt man dieses Mal vornehmen
wolle.
F.Anhalt: Weil die Gefahr von den Türken die gröste, würde das
Döthigste sein, davon zuerst zu reden.
Lisola: Der Kaiser thäte dagegen alles, was in seinen Kräften stehe,
hoffe im Frühling 50000 Mann ins Feld zu führen, ziehe selbst jetzt nach
Regensburg, die Assistenz dort zu befördern, er selbst wäre deshalb zurück-
gekommen, um Kf zu dieser Reise zu disponieren, der Kaiser fürchte, andere
möchten sich ein Kxempel daran nehmen, wenn Kf. nicht käme. Wie er
von Königsberg weggezogen, wäre Kf. gar geneigt zu dieser Reise gewesen.
F.Anhalt: Es wäre ihm schon gesagt, was Kf. daran verhindere')»
dies würde aber dem Kaiser nichts schaden, da Kf. dessen InVntion auch
durch seine Gesandten genugsam befördern würde.
L. hat darauf zu wissen begehrt, was des Kf Meinung wäre, wie es
mit dem Snccurs anzustellen, denn, wenn derselbe nach etlicher Stände
Meinung geschickt werden sollte, so würde der Kaiser lieber garkeinen
bogehren.
Schwerin, von F.Anhalt aufgefordert fortzufahren, erinnert Lisola
daran, dass ihm schon angezeigt wäre, wie nöthig es sei, dass der Kaiser
seinen Vorschlag von dem Succurs dem Kf. eröffnete, damit dieser den-
selben ins Werk zu setzen zu helfen sich bemühen könnte, er hoffe, wenn
der Kaiser sich angelegen sein Hesse, das ganz zerfallene Vertrauen im
Reich zu restabilieren , dass alsdann alles besser von stattf^n gehen würde.
Es sei ihnen auch angezeigt worden, wie Kf. .sich angelegen sein lasse'),
dass alle anderen Sachen zurückgestellt und allein vom Succurs tractiert
werde, es wäre auch von K.Mainz') und anderen Fürsten gute Vertröstung
eingekommen, es sei ihnen auch Bericht geschehen, was der R Admiral in
'} 8. oben Abschn. 4 S. 20U.
^ S. oben S. 197. 201 f.
^ 8. oben S. 197.
Digitized by
Google
318 5- Der Türkenkrieg.
Schweden W ran gel für Erbieten von einer Diversion in der Wallachei*)
gethan.
Lisola: Des Kf. guter Intention halte er sich versichert, aber von den
meisten glaube er, dass sie durch den Succurs des Kaisers Autorität viel-
mehr gänzlich zu untertreten suchten. Das geschwundene Vertrauen zu re-
stabilieren sei keine Sache, welche so geschwinde sich thun liesse, inson-
derheit da die meisten so gar dependent von fremden Kronen wären, auf
allen Fall wäre besser, dass diejenigen, so es mit dem Kaiser halten, ihre
Macht zusammensetzten und dem Kaiser hülfen, Kf. möchte selbst erwägen,
wie es ihm gefallen würde, wenn Pf.Neuburg oder einem anderen, dem er
nicht vertraue, die Reichsarmee untergeben würde. Die Diversion in der
Wallachei hätte er schon längst am kaiserlichen Hof gerathen, H.Lubo-
mirsky offerierte^ dem Kaiser dazu 8000 Pferde, W ran gel wäre mit
guter Hoffnung zu unterhalten, er glaubte nicht, dass die Schweden die
französische Wahl zu befördern gedächten und daher könnte man es von
ihnen wohl annehmen, jedoch müssten nicht gar zu viel Schweden bei der
Armee sein.
F.Anhalt schlägt vor, dass der Kaiser sich erklären möchte, keine
italienische oder fremde Ofßciere zu d^r Armee zu geben, Lisola sagt
dieses zu, man würde nur diejenigen nehmen, welche Kur- und Fürsten vor-
schlagen würden. Es würde dem Kaiser am liebsten sein, wenn Kf. es
dahin beförderte, dass die Hülfe zum Theil an Geld, zum Theil an Volk
angenommen werde, denn ohne Geld würde der Kaiser auch seine eigene
Armee nicht unterhalten können, er urgierte nochmals, dass Kf. seine Be-
denken, wie*dcr Succurs einzurichten, dem Kaiser eröffnen möchte.
Als ihnen hierauf Ouvertüre gethan worden von demjenigen Bedenken,
so neulich im Rath verlesen worden, dass durch 2 Schiffsarmeeen dem Tür-
ken im Archipelago Abbruch geschehen könnte, hat der Spanische
Gesandte weitläufig remonstriert, dass den Türken am selben Orte garkein
Abbruch geäiihehen könnte.
Da nun hierauf weiter gefragt wurde, ob von dem Könige von Per-
sien nicht zu hoffen, dass er eine Diversion machen würde, haben sie
angedeutet, dass von demselben das allermeiste geschehen könnte und
dass der Kaiser auch wohl dahin schicken würde, auch gewünscht, dass
der Friede zwischen Moscau und Polen getroffen würde, weil dem Tür-
ken auch dadurch sehr wehe geschehen könnte.
F.Anhalt referiert, dass der Herzog von Holstein sehr klagte, dass
des Kf. Truppen Noth litten, Lisola regerierte, dass über ihn grosse
Klage käme, dass er so übel Ordre hielte.
F.Anhalt that Anregung wegen Restitution von Jägerndorf, worauf
beide Gesandte gar gute Vertröstung gethan, dass Kf. ehestens wegen
') S. ürk. u. Akt. IX S. 760.
'; S. Diar. Burop. X S. 701. 818.
Digitized by
Google
CoofereDS mit Lisola aod Ucedo. Die Quartiere in Böhmen. 319
eines AeqnivaleDts Resolation bekommen würde, womit diese Conferenz
geeodiget.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Königin Grätz 26. Deceraber st. n. 1663.
[BinrichtoDg der Quartiere in Böhmen. Bezahlung der Truppen.]
Er hat jetzt die Quartiere hier in Böhmen bezogen, die 1000 Mann 2G. Dec
z. F. and 5 Compagnieen z. Pf. logieren im Königgrätzer Kreise, die
übrigen 5 Compagnien. z. Pf. onter dem Coramando. des Ob.L. Block
und Ob.W. Marwitz in der Grafschaft Glatz, die Quartiere sind alle
an einander längs der Mährischen Grenze, so dass die Truppen, wenn es
Döthig ist, in kurzem zusammen kommen können. Wegen der Bezahlung
sind sie jetzt anf den November und December contentiert, die Musquetiere
haben je 2Va Rthlr., die Reuter und Dragoner je 4 Rthlr. 20 Gr. erhalten.
Obgleich der Kaiser nur zwei Regimentsstäbe gut thut, hat er doch drei,
einen z. F. , einen z. Ross und einen bei den Dragonern bezahlt und das
Geld daher genommen, dass ein Musqnetier hier nach der kaiserlichen
Ordinanz 3 Gr. mehr als 2'/» Rthlr. kriegt. Die Dragoner und Reiter zu
Puss sind schon meist remontiert, weil hier die Pferde gar wohlfeil sind').
Instruction, wonach unsere — Geh. Clevische Regierungs-
auch Amtscammerräthe und Resident im Hage Werner Wil-
helm Blaspeil, Jan Copes und Sylvester Danckelman bei
der ihnen aufgetragenen Commission an die HH. Staten Ge-
neral der Vereinigten Niederlande der gegenwärtigen Ttirken-
gefahr halber sich gehorsamst zu achten haben. D. Colin
a. d. Spree 7./[17.] Januar 1664.
(Cone. 0. V. Schwerin. Lectum in consilio 7./ [17.] Januar 1664.)
[Hülfe gegen die Türken.]
Hinweis auf die Türkengefahr, die Unzulänglichkeit der Mittel des Kf., 17. Jan.
das langsame Betreiben des Werkes in Regensburg und ariderer Orten,
Kf. wünscht die Niederlande dazu zu bewegen, zulängliche Hülfe zn
leisten, er bemüht sich daher dahin, dass vom Kaiser und dem ganzen Reiche
') In den folgenden Relationen aus dem Januar und Februar meldet der
Herzog onr, dass die Truppen in gutem Stande seien, auch für jene beiden
MoDate die richtigen Assigaationen erhalten hätten, dass sie aber sehnsüchtig
tof einen guten Feldzng warteten, weil hier sonst „gar schlechter Zeitver-
treib«" tei.
Digitized by
Google
320 5. Der Türkenkrieg.
darch eioe expresse Gesandtschaft bei den Geuenilstaateu dieses eifrig solli-
citiert werden solle*), inzwischen sollen die Ges. das Werk, nachdem sie
es mit der Prinzessin von Oranien überlegt, die übrigen im Haag,
Danckelmann in den anderen Provinzen betreiben
In der ersten Conferenz sollen sie nnr eine generale gnte Erklärung zn
erhalten surlien, nachher aber bei ferneren Conferenzen im einzelnen fordern :
1) Anempfehlung der Sammlung freiwilliger Beiträge an alle Provinzen.
2) Aussendnng einer St^hiffsflotte im Namen der Generalität, um dem
Türken eine Diversion zu machen, oder wenigstens Erlaubnis, dass ei-
nige ihrer Einwohner solches propriis sumtibus unternähmen, in
welchem Falle Ges. sich zn bemühen haben, eine Societät von reichen
Leuten zusammenzubringen, die dergleichen versuchen sollten.
Sollte man aus Furcht, dass die Commercia gehindert würden, keine
directe Hülfe leisten wollen, so sollen sie vorschlagen, dass die G.Staaten
einige Truppen licentiieren , sofort aber wieder zur Hülfe gegen den Erb-
feind annehmen lassen möchten, jedoch dürften dann dazu keine Werbegelder
gefordert werden.
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree
22. Februar/ [3. März] 1664.
[Gemeinschafdiche Bemühnngeo in Holland Manition za erhalten.]
3. März. Ef. hat aus einem Schreiben des Kaisers vom 4. Februar ersehen, dass
derselbe seinen Vorschlag, zu versuchen eine gnte Anzahl Kriegsmnnition
in Holland zn erlangen, gebilligt und seinen nach Dänemark geschickten
Gesandten, Graf Sinzendorff angewiesen hat, nach Verrichtung seines
dortigen Auftrages nach Holland zu gehen und den angeregten Vorschlag
bei den Gh.Staaten ins Werk zu richten. Kf. hat seine Räthe im Haag an-
gewiesen'), denselben dabei zu unterstützen.
') S das Rescript des Kf. von demselben Datum an die Gesandten in Regens-
barg (oben Abschn. 4 S. 218) nnd die Relationen derselben vom 31. Januar (S. 220).
29. Februar (S. 225) und 7. März (8. 22ö). Auf den Vorschlag von K. Mains wurde
die Sache nur an das Kurfürstencolleg gebracht und dieses richtete (d. Regens-
burg 5. März 1(>64) ein Schreiben an den Kf., in weichem es denselben ersucht,
bei den Niederländischen Staaten das Hülfsgesuch des Kaisers zn unterstützen.
Der Kf. schickte dasselbe den Gesandten zu mit der Weisung (d. CoIn 12./22. März
1664) von demselben bei Gelegenheit Gebrauch zu machen und das Werk nach
Möglichkeit zu befördern , doch nichts publice ohne den Roth seiner Schwieger-
mutter und Concertierung mit dem kaiserlichen Gesandten, dem eben damals
im Haa^ eingetroffenen Grafen Siuzeudorf (s. Diar. Europ. XI S. 176 ff.) vor-
zunehmen, «damit wir uns nicht prostituieren und, im Fall nichts zu erlangen,
vergeblich sollicitieret haben mögen".
^ Kf sendet unter demselben Datnm an Blas peil und Copes den be-
Digitized by
Google
Hülfegesnch io Holland. Marsch der Trappen nach Ungarn. 321
Der Kurfürst an Herzog Augnstus von Holstein. D. Cöln
23. Februar/ [4. März] 1664.
[H. soll den Befehlen des Kaisers gehorchen.]
Nachdem die Rom. K. M. uns gst. zu vernehmen gegeben *), 4. März.
wasmassen Sie entschlossen wären, mit dem ehesten einige Operation
in^ng am fürzunehmen, wobei Sie unsere Auxiliarvölker von nöthen,
als gesinnen wir von E. Ld. — , Sie wollen auf allerhöchst Ih. K. M.
Ordre und Befehl sich dazu wlUiglich gebrauchen lassen und das-
jenige, was Ihne desfalss oder sonsten anbefohlen werden mogte, ne-
benst denen Ihrem Commando anvertrawten Völkern ohnweigerlich
exequiren. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten.
D. Königin Grätz 6. März 1664.
[Befehl Montecaccolis nach Ungarn aufzubrechen.]
Er übersendet ein Schreiben des F.M. Montecuccoli'), in welchem 6. März,
ihm befohled wird^ zn der Armee de Soaches' nach Ungarn zu ziehen.
treffenden Befehl. — Diese Versuche, von den Niederlanden Hülfe zn erhalten,
waren ganz vergeblich, Blaspeil nnd Copes melden (d. S'Gravenhage 4. März
1664): ,Die Apparenz, etwas zu erlangen, ist so schlecht, dass Ihre Hoheit sehr
bedenklich und schwierig sein, Ew.Chf. D. zu rathen, diese Sache mit Eifer trei-
ben zu lassen^, und (8. März), es werde sehr schwer fallen, der Commercien hal-
ber etwas auszurichten, Holland werde sich wahrscheinlich nach England richten,
das ebenso bedeutenden Handel nach den Türkischen Landen treibe, und man
werde dem Gesandten die Bedrückung der Protestanten in Ungarn vorhalten, und
(^(. April), Sinzendorf könne nichts ausrichten, daher würde es ganz vergeblich
Bein, wenn sie wegen des Ef. in dieser Sache Schritte zu thun versuchten, und
Danckelmann berichtet (Haag 13. Juni), als er im Januar dorthin gekommen,
seien unter dem Eindrucke der von den Tataren in Mähren verübten Gräuel
viele vornehme Personen zur Beisteuer von Geld bereit gewesen, aber die lang-
same Ankunft Sinzendorfb, günstigere Nachrichten aus Ungarn und Oester-
reich, auch eingeschlichene Simultäten hätten die Gemüther erkältet, so dass die
Generalstaateu beschlossen hätten, sich nach den benachbarten Fürsten, naroeut-
licb nach England zu richten, auch von dort habe Graf Konigseck gemeldet,
dass der Konig wegen des bevorstehenden Krieges mit Holland sich zum
wirklichen Beistand gegen die Türken nicht verstehen könne. (8. auchM^moi-
res du comte d'Estrades H S. 244 f. und Alpen, De vita et rebus gestis
Christophori Bernardi episcopi Monasteriensis I, S. 612 ff.).
*) Das betreffende Schreiben liegt den Akten nicht bei.
2) d. Wien 29. Februar 1604, darin theilt der F.M. dem Herzog mit, es solle
eis Corps in Ungarn jenseits der Donau unter dem Commando des G.Fzm. Grafen
Uftter. x. Gesch. d. G. Kurfürstep. XI. 21
Digitized by
Google
322 5. Der Tfirkenkrieg.
Obgleich er von Kf. keinen Befehl hat, das Fnssvolk dorthin zu führen,
hat er demselben doch erwidert, dass er seiner Ordre nachkommen werde,
er bittet aber den Kf., ihm schlennigst Bescheid znkomroen zu lassen^).
Protocollum dessen, was bei der Conferenz, so I. F. G. zu
Anhalt und der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit den
kaiserlichen und spanischen Gesandten, dem H. Baron de Li-
sola und H. Don Sebastian d'Ussiedo gehalten, vorgegangen
8./[18.]Apriri664.
[Klage über das reservierte Verhalten des Kaisers. Die poloische Wahl. Dro-
heode Forderung der Restitution von Jägerndorf. Wenn Kf. in die Rheioiscbe
Alliaoz tritt, will Spanien die Suhsidien nicht sahleo.]
18. 'April. Nachdem F.Anhalt die Conferenz eröffnet, proponiert ▼. Schwerin:
Kf. hätte in der am 1. December gehaltenen Conferenz'), da von der Ge-
fahr der Türken und des Polnischen Wesens gehandelt, insonderheit
begehrt, dass der Kaiser ihn allezeit wissen lassen möchte, wohin seine Ge-
danken in den vorfallenden Sachen gingen, wiewohl dieses nicht geschehen,
hoffe er, der Kaiser werde ans dem, was zu Regensbnrg vorgefallen, sei-
nen Eifer und Devotion für das Interesse desselben ersehen haben. Er wün
sehe nun vornehmlich des Kaiser Meinung zu wissen wegen des von dem
Bischof zu Münster desiderierten Directorii über die Reichsarmee, ferner, ob
des Kaisers Begehren wäre, dass, wie es von einigen vorgeschlagen worden,
ein Haupt ans dem Reich zum Reichsgeneral benennet werde, weiter ob der
Kaiser noch für rathsam hielte, dass man mit anderen Potentaten auf eine
Diversion in der Wal lach ei negotiieren sollte, und dann, was der Kaiser
intentioniert wäre wegen Verhinderung der französischen Wahl in Polen.
do Soaches gebildet werden und auch die brandeobnrgischen Hülfstruppeo
zu demselben gehören, er solle daher mit allen seinen Truppen aus seinen jetsigeo
Quartieren so aufbrechen, dass er am 29. März in Hradiscb ankommen und von
dort weiter nach Trencbinio Ungarn marschieren könne, woselbst er weitere Ordres
von deSouches erhalten werde. Beigefugt sind Verhaltongsvorscbrifteo, darunter
auch die, er solle, in Ungarn angekommen, eine Liste seiner Völker, wie sie sich
effectite befänden, einschicken, ferner er werde eine moDatliche Verpflegung ao-
ticipaodo erbalten und er solle einige Officiere in den bisherigen Quartieren zu-
rücklassen, um den Völkern die nach und nach fallende Verpflegung uacbzu-
schicken.
0 Kf. (d. Cölo 2./ 12. März 16G4) wiederholt darauf seine frühere Ordre, er
solle den Befehlen des Kaisers Folge leisten, und wünscht ihm zu dem bevor-
stehenden Feldzuge Glück. Der Herzog meldet am 25. März von Zwittau bei
Brunn aus, dass er auf dem Marsche nach Obernngarn dort angelangt sei.
') S. oben S.^17f.
Digitized by
Google
ConferoDZ mit Lisola nnd ücedo. 323
Denn ob zwar Ef. die Allianz mit Frankreich schlösse^), hätte er sich
doch im geringsten nicht verobligiert, solche za befördern, wollte vielmehr
hierunter das geroeine Interesse beobachten. Die commanicierte Allianz
wäre zwar in einigen Wörtern aber nicht in Sabstantialibus geändert, so-
bald sie vollends adjustiert, sollte sie in forma wieder commaniciert werden.
Die Schwedischen Tractaten') wären noch wenig avanciert; wenn das ver-
sprochene Schwedische Project einkäme, wollte Kf. anch part davon geben.
Bei solcher Bezeugung seiner Devotion aber sei es dem Kf. sehr
schmerzlich , dass er trotz aller Promessen nicht zu der Restitution von
Jägerndorf gelangen könne, er müsse glauben, die Kaiserlichen Ministri
meiuten, da er und sein Vater sich nun bald 40 Jahre hätten mit Vertröstun-
gen abspeisen lassen, so würde dieses das beste Mittel Fein also zu conti-
Quieren, Kf. aber wolle sich nicht länger aufhalten lassen, er wolle hiermit
deelariert haben'), dass er den Fürsten von Lichtenstein pro injusto
Qsnrpatore halte und dass er nach soviel gehabter Geduld gegen denselben
alle Mittel, zu dem Seinigen zu gelangen, gebrauchen werde, er wolle zwar
dabei den Respect gegen den Kaiser nicht vergessen, er halte sich aber
versichert, derselbe werde ihn mit dem Fürsten von Lichtenstein gewäh-
ren lassen.
Lisola repliciert, er hätte dem Kf. schon längst vorgetragen, der
Kaiser begehre, Kf. möchte seinen Gesandten in Regensburg befehlen,
alles daselbst mit den kaiserlichen Kommissaren zu überlegen und nach
gemachtem Concert zu exequieren, es wird ihm aber entgegnet, dass solches
zwar in geringen Dingen wohl sein könnte, wie die Gesandten anch solchen
Befehl hätten, aber in diesen und anderen wichtigen Sachen könnten die
Gesandten nicht ohne des Kf. Resolution etwas thun.
Lisola fährt darauf fort, was des Bischofs zu Münster prätendierte
Direction anlangte, würde dem Kaiser lieb sein zu vernehmen, was Kf. da-
von meine, und sich alsdann darnach regulieren; wegen der beiden folgenden
Punkte hätte er noch keine Resolution erhalten. Das Polnische Werk
anlangend hielte er davor, wenn man die Election mit Gewalt durchbringen
wollte, so würde der Kaiser sich solchem Dessein opponieren, es wäre
aber schwer, etwas in dieser Sache zu thun, weil man vor Frankreich nichts
geheimes vornehmen könnte, der Kaiser hätte das Vertrauen zu Kf., der-
selbe werde bei der Allianz mit Frankreich seine vorige Affection und gnten
Vorsatz nicht ändern; wegen der Rheinischen Allianz hoffe er, Kf.
werde sich besser bedenken, er würde dadurch zu vielen schädlichen Din-
gen gezogen werden, denen er sich dann nicht würde entziehen können.
') v. ßluroenthal war Anfang April von Paris nach Berlin zurückgekehrt
nud wurde finde Mai aafs oeae behufs Vervollständigung und Ratificierung der
Verträge dorthin geschickt s. Urk. n. Akt. IX S. 679 ff. und über die dem Kaiser
davon gemachten Mittheiinngen oben S. 224 f. 231
2) S. ürk. u. Akt. IX ö. 759 ff.
^ Dieselbe Drohung schon in dem Schreiben des Kf. an den Kaiser vom
7. Mni 16<>2 oben S. 291.
. 21*
Digitized by
Google
324 5. Der Türkenkrieg.
Betreffend die Jägerndorfs che Sache hätte er sich seiner Zusage
gouogsam acquittiert und die Sache mit grossem Eifer recommendiert, er
hoffe, dass Kf. noch Geduld haben werde nnd dass das, was er jetzt an-
ziehen lassen, keine genomnaene Resolution, sondern nur die Sache zu be-
fördern gemeint sei.
F.Anhalt und Schwerin, nachdem sie einen Abtritt genommen und
sich unterredet, reassumieren namentlich den Punkt wegen Jägerndorf
und erklären, dass solches garnicht scherzweise geredet sondern des Kf.
feste Resolution sei, und dass er auch schon befohlen, solches dem Kaiser
selbst zu schreiben, er sei verwundert, dass man jetzt von der Sache noch
weniger spräclie als vorhin. D. üssiedo recapituliert darauf, was zu
Königsberg nnd hier in dieser Sache vorgegangen, er habe das Werk auf
das beste dem Könige recommendiert und dieser auch an den Kaiser ge-
schrieben, damit dem Kf. Satisfaction geschehen möchte.
Li sola zeigt darauf an, Kf. habe in Preussen erklärt, dass er mit
einem billigmässigen Aequivalent zufrieden sein^) und sich der fructnum
perceptorum begeben wollte, es wird ihm aber regeriert, Kf. sei jetzt nicht
weiter daran gebunden, weil ihm nicht sofort die Restitution gethan oder
ein Aequivalent gegeben, und wollte er auch davon nunmehr nicht abstehen,
es würde wohl das letzte Mal sein, dass er von dieser Sache auf solche
Art sprechen würde.
Lisola verspricht dieses alles zu referieren. Don Ussiedo erklärt
darauf, dass sein König grosse Jalousie über v. Blumenthals Negotiation
zu Paris genommen'), vornehmlich wenn Kf. in die Rheinische Allianz
sollte treten wollen, weil das Haus Oesterreich dadurch ganz und gar würde
abandonniert werden, es könnte auch auf solchen Fall sein König das
versprochene Geld') nicht geben, und hat demnach grosse Instanz gethan,
dass Kf. in dieselbe nicht treten möchte.
Es ist dieses letztere ad referendum angenommen und die Conferenz
damit geendigt worden.
0 Nach der Angabe des späteren kaiserlicben Geaandten Baron Fridag, der
sich dafür auf des Kf. eigene MittheilnDgeo beraft, ist schon bei diesen Ver-
handluogen mit Lisola die Abtretung des Schwieboser Kreises als Ersatz
für Jägerndorf znr Sprache gekommen, s. Fridags Relation an den Kaiser ans dem
December 1689 bei Pribram, Oesterreich und Brandenbarg 1688—1700 S. 214.
Nach ebendesselben Angabe ist auch schon durch Lisola Fürst Anhalt «ei-
niger reellen Kays. Gnadeuebezeugungen vertröstet worden* (Relation vom 22. März
1686 bei Pribram, Oesterreich und Brandenburg 1685—1686 S. 101).
') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten in Regensburg vom 26. Februar
1664 oben S. 224.
»^ S. oben S. 299.
Digitized by
Google
Conferenzen mit Lieola nod Ücedo. 325
ProtocoUum dessen, was bei der Conferenz, so I. F. D. zu An-
halt und der H. 0. Präsident Freih. v. Schwerin mit dem Spani-
schen Gesandten gehalten, vorgegangen ll./[21.] April [1664].
[Die spanischeo Subsidien. Eintritt des Ef. in die Rheinische Allianz. Die
Jägerndorfer Sache.]
Es wird dem Don Ussiedo angezeigt, Kf. 8ei durch dessen jüngste 2i. April.
PKoposition^ sein König könnte^), im Fall Kf. in die Rheinische Allianz treten
wollte, das yers^prochene Geld nicht geben, ziemlich snrprennieret worden,
er wünsche zu vernehmen, ob der Gesandte dieses aus seinem eigenen
mou?ement geredet, oder ob er von seinem Könige Ordre dazu hätte. Der
König hätte keine Ursache, über v. Blumenthals Negotiation Ombrage
zu nehmen, jene Alliance wäre eine pure defensive Alliance, die Artikel
sollten communiciert werden, würde darin etwas sein, so wider ihr Interesse
liefe, so wolle Kf. solches evitieren. Wenn aber der König trotzdem Be-
lieben trage, das versprochene annuuni snbsidium nicht ferner zu continuiereU)
so wolle Kf. darum seine Freundschaft nicht brechen und sich desto glück-
licher schätzen, wenn er auch ohne solches Geld demselben angenehme
Dienste erweisen könnte.
D. Ussiedo antwortet, es wäre seinem Könige Bericht zugekommen,
dass Kf. sich dergestalt mit Frankreich vertiefte und in eine solche Liga
träte, welche dem Könige und dem ganzen Hause Oesterreich sehr prä-
jodicierlich , darauf hätte der König ihm geschrieben, er könnte es nicht
glauben, und auf solchen widrigen Fall würde er das Geld nicht cou-
tinuieren können , da doch noch vom 2(). Martii eine indispensable Ordre
ergangen, an Kf. ohne Aufenthalt das Geld zu zahlen, er hätte auch zum
dritten Mal wegen Jägerndorf an den Kaiser geschrieben, er hielte
davor, wenn Kf. mit dem Hause Oesterreich in fester Freundschaft
stände, bedürfte er der anderen Allianzen nicht. In der Rheinischen
Allianz wäre nichts dem Könige präjudicierliches, nur rapportierte sie sich
auf das Instr. pacis, welche» derselbe nicht angenommen, weil darin enthalten,
dass das Reich dem Könige von Spanien keine Assistenz leisten sollte, wie
denn Grammont und Lionue zu Frankfurt solches gar stark urgiert hätten.
Nach genommenem Abtritt wird ihm repliciert, dass solches ein Irrthum
wäre, das was von Verweigerung der Hülfe an Spanien paciscieret werde,
redete nur de -hello praeterito, nunmehr aber stände einem jeden frei, nach
seinem Belieben Spanien zu assistieren, worauf ihm weitläufig die Ursachen
auseinandergestetzt werden, welche Kf. obligierten, in die Allianz zu treten,
welche Spanien nicht schadeten, aber dem Kf. zu statten kämen, und dass
es Spanien und dem Hause Oesterreich selbst vortheilhaft wäre, wenn Kf.
darein trete; er könnte trotz solcher Allianz, wenn das Haus Oesterreich
attaquiert werde. Hülfe wohl schicken.
^) S. das vorhergehende Protokoll vom 15. April S. 324.
Digitized by
Google
326 5. Der Tärkenkrieg.
D. Ussiedo verspricht dieses omstäudlich zn berichten und bittet, in
die Allianz eine Claasel zu setzen, so dem Hause Oesterreich zum besten
käme, aud dass sie auch eine offene Thür dazu behielten. Hierauf ist noch-
mals das Jage rndor fische negotium auf das beweglichste recommendiert
und damit die Conferenz geendigt worden.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurftlrsten. D. Itn
Feldlager vor Neutra 22. Aprilis st. n. 1664.
[Belagerang voo Neutra. Zustand der Truppen.]
22. April. Er ist dem Befehl des Kf., mit nach Ungarn zu ziehen, nachgekommen'):
zuraahlen wir Neutra*) vor 6 Tagen belagert, der Feind hat
gleich von Anfang die Stadt verlassen und in Brand gestecket und
sich im Schloss retiriret, welches sehr fest, wir sind aber schon
80 weit mit der Mine gekommen, dass ich verhoflfe, wir morgen unter
einem Bollwerk sein wollen, es liegen 600 Mann darin. Unsere Armee
bestehet mit Ungern und alles in 10000 Mann'), ich habe mich mit
dem F.M. Souches soweit verglichen, dass ich die Infanterie sowohl
Keyserliche als Sächsche commendire, und der G.Wm. Garnier die
Reutter Sonst sind die Leutte noch in gutem Stande und habe
ich noch nicht mehr als 40 Beschädigte und Dotte. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Feldlager unter Neutra
4. Mai St. n. 1664.
[Einnahme von Neutra.]
4. Mai. Vorgestern . . . haben wir Neutra mit Äccord erobert, seindt ge-
stern ausgezogen bei 700 Mann zu Boss und Fuss, wackere Leutte,
und nach Neuheusel convoiyret. Und weil ich die Ehre gehabt mit
Ew. Churf. Gn. mir anvertrauten Völcker die Approche und Mine zu
') S. über den Beginn des Feldzuges in Oberungarn de Souches' Beriebt
au den Kaiser s. d. (Juli 1G64) Diar. Europ. XI S. 448 ff.
') S. über die Belagerung von Neutra Diar. Europ. XI S. 1*J7 ff. 451 f.
(Beschreibung und Plan der Stadt und des Schlosses X S. 923 ff.). S. auch
Theatr. Europ. IX 8. 1156 und Rintelen in Oesterr. militär. Zeitschrift |
Heft 3 S. 270.
=») Diar. Europ. XI 8. 197 wird die Stärke der Armee auf IGCKH) Mann an-
gegeben, wogegen Rintelen a. a. O. 8. 270 dieselbe nur auf 8500 Mann ausser
den ungarischen Truppen berechnet.
Digitized by
Google
BelageruDg von Neutra. Gefecht bei OBernowitz. 327
ftahren, habe ich beim Accord auch die Ehre gehabt, die erste Geisel
zu geben und die Breschen zu besetzen *). Nunmehr aber wir inner-
halb wenig Tagen von hier nach Levenza marchiren werden, selbes
zu attacquiren, und ich meine Leute nicht gerne so zertheilen werde
lassen, wird das Schloss von den Keyserlichen besetzet werden
Die türkische Macht, so hier herumb, wird noch zur Zeit über 8000
nicht sein. ~
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. St. Crantz
in den Bergstetten 18. Mai st. n. 1664.
[Gläckliches Qefecht. Mangelnde Verpflegung. Uebler Znstand der Truppen.]
Sie sind seit dem Aufbruch von Neutra beständig hin und wieder 18. Mai.
marschiert, sind durch schlechtes Wetter an der Belagerung fou Leveoz
▼erhindert worden.
Vorgestern^ ist uns der Feind mit 20000 Türeken und Tartern
in die ReseiTO gefallen, und weil unsere Armee in allen nicht 8000
war, weil die meisten hin und wieder commendiret, sah es wohl
zum Übeln Aussschlag aus, aber Gott und des Feldmarschalks Souches
seine gute Conduite haben uns erhalten und haben Ew. Churf. Gn.
Leute vor allen den Kuhm, dass sie vor allen das beste getban, und
ist kein ander Fussvolk als das meine darbei gewest, haben sich wohl
gehalten und im freien Felde mit ihnen gefochten. Ich habe über
50 Mann von Mussquetire, Reutter, Dragoner nicht verloren, unter
welchen ist ein Haubtmann und 2 Leutenambts von Marvitz, der Tür-
ken sind bei 1000 todt und beschädigt, und haben wir unterschiedene
Fahnen bekommen. Ob uns zwar versprochen, dass, wenn wir
schon zu Felde, dass gleichwohl unsere Verpflegung folgen sollte, nun
^) Laut Beilage zu dieser Relation betrug der Verlust der brandenburgischen
Truppen vor Neutra an Todten 3 Dragoner, 16 Gemeine und ein Sergeant vom
Fussvolk, an Verwundeten im ganzen 25 Mann.
*) S. über dieses Treffen bei Czeruowitz (6./ 16. Mai) Diar. Europ. XI
S. 274 ff., woselbst (8. 278 f.) auf Grund eines »Bericht-Schreibens'' vom 17. Mai,
das auch der Relation A. Neumanns beiliegt, auch der Mitwirkung der bran-
deoburgischen Trappen Erwahnoog geschieht. Auch in einem Neumanns Re-
lation beiliegenden „Eztract-Schreiben des H. G.Wm. Garnier*' d. lö. Mai 1664
heisst es: „und hat sich iu dieser Occasion die Cavallerie, die es am meisten^
getroffen, sehr wohl comportiret uud voraus die Braudenburgische und Sächsische
Eeutter.* S. auch Theatr. Europ. IX S. 1158f. Oesterr. militär. Zeitschr. I
8. 272.
Digitized by
Google
328 ^' ^^^ Türken krieg.
wir aber ins Feld sein, will man nichts vongwissen, habe ich also
nichts, da ich die Leute mit helfen kann, und sehe nichts als ihre Ruin
vor Augen .... und ist unsere Condition in solchem Fall viel schlim-
mer als alle andern Reichsvölker, weil wir von niemand nichts kriegen
werden. So ist deswegen mein gehorsames Bitten, E. Chf. Gn. gnädig
vor uns an I. Kais. M. schreiben wollen und, im Fall dieses nichts
fruchten werde, mir mit etwas gnädig beistehen, damit ich die
Leutte mit Schuhe und Kleidung helfen könnte, auch die Krancken bes-
ser assistiren könnte, was ich habe gehabt, habe ich schon vorge-
schossen*). —
Derselbe an den Kurfürsten. D. St. Creutz 22. Mai 1664.
[Mangel an LebensmittelD and Krankheiten.]
22. Mai. Berichte deroselben, dass sieder dem letzten, so ich geschrieben,
nichts Notables vorgefallen, wir liegen hier und wird uns der Hunger
mehr verderben als der Feind, und scheinet, dass man es mit uns
machen will wie ihr alter Gebrauch, die Krankheiten reissen auch
sehr ein, ich habe kaum noch von dem Fussvolk 800 Gemeine Dienst
zu thun, die Dragoner haben auch sehr abgenommen. —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Linz 13. Juni 1664.
[Kriegsnacbrichten. Bitte um Mitwirkung des Kf. bei dem Reichstage.J
13. Juni. Wegen des Anzuges eines starken Entsatzheeres unter dem Gros8?e-
zier selbst hat die Belagerung von Canisa^) aufgegeben werden müssen,
Graf Strozzi hat darauf die Türken, als sie versuchten die Mur zu über-
schreiten, zurückgetrieben, ist aber dhbei gefallen'). Er selbst ge-
0 Kf. erwidert darauf (d. Coln 24. Mai/ 3. Juni 16B4), er habe wegen der
Verpflegung der Truppen an Fürst Lobkowitz geecbrieben, zugleich von dem
sich bei ihm aufhaltenden kaiserlichen Abgesandten (Lisola) begehrt, dass er
deswegen bei Hofe Vorstellungen mache. 14./24. Juni meldet er, dass er auch
an de Souches deswegen geschrieben habe.
^ Die vereinigten Truppen Zriny^s, Strozzi's und Hohenlohe's hatten am
27. April die Belagerung von Canisa begonnen, hatten dieselbe aber infolge dos
Anzuges eines grossen türkischen Rntsatzheeres unter dem Grossvezier am 22. Mai
aufgeben und sich nach Serin war zurückziehen müssen, s. Diar. Europ. XI
'S. 204ff. 248ff. Theatr. Europ. IX S. 1166 ff. Oesterr. milit. Zeitschrift. II
S. Iff.
>) S. Diar. Europ. XI S. 270. Graf Strozzi hatte sich Anfang 1660 als
Digitized by
Google
Mangelhafte Verpflegung der Truppen. 329
denkt den 21. Jani nach Wien zurückzukehren und will alle möglichen
Anstrengungen gegen den Feind machen, bittet den Kf. zu cooperieren,
dass der punctus assistentiae und die Rekrutierung der Truppen und ebenso
die ?on dem KurfürstencoUeg bewilligte Geldhülfe für die Feldartillerie*)
uuverzüglich ausgeführt werde.
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln
a. d. Spree 7./[17.] Juni 1664.
[NichterwähnnDg der Brandenburger in de Souches' Bericht über das Gefecht bei
Czernowitz.]
Er übersendet ihm eine Abschrift des Berichtes de Souches'^) über 17. Juni.
das Gefecht bei H. Kreuz an die kaiserlichen Geheimen Räthe vom 17. Mai.
Weilln aber darin weder Ew. Ld. noch unserer Völker garkeine
Meldung gescbiehet, welche es doch Ew. Ld. und anderer Bericht
nach an ihrer Devoir garnicht ermangeln lassen, als stellen wir dero-
selben anheimb, ob Sie sich hierüber bei vorged. G.Fm. de So u che s
nicht glimpflich beschweren wollen, angesehen derselbe darin wohl
anderer Particulieren — Erwähnung gethan. —
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree
21. Juni/[1. Juli] 1664.
[auf das Schreiben vom 13. Juni. Bereitwilligkeit zar Unterstützung. Ungenügende
Yertheidigangsanstalten in den kaiserlichen Landen.]
Er will des Kaisers Absichten unterstützen, hat seine Gesandten in 1. Juli.
Regensbnrg dem entsprechend angewiesen^).
Wobei ich jedoch aus treudevotestem Gemüth nicht unterlassen
kann, Ew. Key. M. gehorsambst zu hinterbringen, dass an verschiede-
nen Orten sowohl in- als ausserhalb Reichs vielfältige Beschwerden
geführet werden, dass in Ew. Key. M. eigenen Königreichen und
Erblanden keine gnugsame noch proportionirliche Anstalt zur Gegen-
wehr gemacht werde, daher dann bei vielen nicht allein die Gedanken
Bevollmächtiger Montecuccolis am brandenburgischen Hofe aufgehalten s. Urk.
u. Akt VUI S 413.
>) S. oben Abschn 4 S. 244.
') abgedruckt Diar. Earop. XI 8. 276 f.
') S. das Rescript des Kf. an die Gesandten io Regensburg vom 12 Aa-
gnst (oben S. 245).
Digitized by
Google
330 5 Der Tarkenkrieg.
erstehen, ob wäre es mit diesem Kriege kein rechter Ernst, sondern
es lasset sich auch die Assistenz dannenhero desto träger und un-
williger hin und wieder verspüren, dass man bei der so augenschein-
lichen und täglich wachsenden Gefahr und Macht eines so grausamen
Feindes billig einen wahren Eifer und Ernst verspüren Hesse und die
Defensions- und Rettungsmittel, so der höchste Gott Ew. Key. M.
herrlichen und reichen Landen gegeben, bei so grosser Noth auch
gebührend gebrauchte. —
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfiirsten. D. Neutra
1. Juli 8t. n. 1664.
[de Sonches' EutscbuldigungeD.]
I.Juli. Er hat sich sofort nach Empfang des kurf. Schreibens [vom 7. Joni]>)
bei de Souches beschwert; da er sich denn überaus sehr entschuldiget
und seine Schwachheit vorwenden, dass er die Schreiben selber nicht
lesen können, sondern habe sich auf seinen Secretario verlassen, wel-
cher, wie er itzo vernehme, vom General Garnier und Obrist Eochari
ein Pferd geschenkt bekommen, welches die wahrhaftige Relation ge-
ändert, schicket mir danebens gestern eine Abschrift eines Schreiben
so er an Ew. Churf. Gn. vom 20. Juni abgehen lassen*), ob nun Ew.
0 S. S. 329.
^ Ueber die EreigDiBse im Jaoi liegen keine Berichte des Herzogs vod
Holstein vor. De Sonches hatte am D.Juni die Belagerung von Leweus
begonnen, am 12. die Stadt gestürmt, worauf die Besatzung am folgenden Tage
gegen Zusicherung freien Abzuges auch das Schloss übergeben hatte. Er hatte
dann auf die Kunde, dass ein starkes türkisches Corps jenseits der Theiss zu-
sammengezogen werde, um einen Einfall nach Mähren hin zu unternehmen, sich
mit der Reiterei und den Dragonern bei St. Benedict und dann bei Frei-
Btädtl gelagert und das Fussvolk weiter zurück nach den Bergstädten verlogt,
war dann aber, als jenes feindliche Corps bei Neuhäusel erschienen war, mit
der ganzen Armee nach Neutra gezogen, wo dieselbe am I.Juli anlangte, 8.
Diar. Europ. XI 8. 375ff. und (de Souches' Bericht) S. 453. Tbeatr. Europ.
IX S. 1160 f.
^ In demselben (d. Neutra 20. Juni) schreibt de Souches: „Hiermit aber
thue auch meines Orts gehorsamsten Dank ablegen, dass Ew. Chf. D. hochan-
sehnliche Truppen meinem Commandö anvertrauet worden, welche in Wahrheit
durchgehend tapfere Leute und so beschaffen seind, dass, wenn selbige nicht
wären, wir mannichmal den Feind nicht so leicht reponssiret haben würden,
bevorab in der Belagerung Neutra, allwo die Fussvölker mit unverdrossener
Mühe die Approchen an des Feindes Werke gebracht und den Belagerten viel
zu schaffen gegeben, in dem Treffen aber bei Czernowitz sowohl Reuter als
Digitized by
Google
De SoQcbes BotechaldigiiDg. 331
Churf. Gd. solches werden erhalten haben, stehet darhin, gewiss ist,
dass ich ans allen Actionen sehe, dass er meine Freundschaft sehr
suchet, und weil ich keine Ehre darin suche, meinen Namen durch
Geld in den gedruckten Zeitungen zu bringen, so kann es leicht sein,
dass andere mir vorgezogen werden. Ew. Churf. 6n; werden aber
allezeit vernehmen, dass wir wie ehrliche Leute thun werden. Itzo
ist de r F.H. sehr krank ') an den Blutgang, und zweifeln viele, dass
er aufifkonmien werde, er hat mir dasCommando über die Artoglerie
und Infanterie aufgetragen und dem G.Wm. Knie, welcher die Reutter
commendiret, befohlen, in guter Verstandtnus zu leben; sonsten nehmen
die Krankheiten viel Leutte weg — und nehmen unsere Armeen also
ab und der Feind verstärcket sich. Die Türken stehen noch bey
Neuheusssel, wir bey Neutra, morgen aber werden wir nach der
Wage marschiren. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Freystettel 5. Juli 1664.
[Der Kaiser wüoscbt noch weitere 1000 MaoD.]
Landmafächall v. Traun, der Tom Kaiser bieher geschickt') ist, hat 5. Jnli.
ihn bebocbt uod geäussert, demselben wäre gute lufanterie sehr nöthig,
weDn derselbe wüsste, dass er keine abschlägige Antwort erhielte, wollte
er Kf. bitten, ihm noch 1000 Mann zu schicken, Kf. wurde es ein leichtes
sein, sie ans seinen zahlreichen Besatzungen zu nehmen. Abaffi soll mit
30000 Mann im Anzüge sein, unsere Armee ist nicht mehr 7000, wir werden
also was zu thun haben. Gestern hab^n sich die Armceen zu Serinvar
coninngiert^) und vermuthet mau, dass es beute zu einem Treffen kommen
werde.
Oragooer aod Fussvölker mit einer wunderlichen Resolation gefocbten und den
Feind merklieben aufgebalteo, dann letztlicben aoeb vor Lewents die ersten ge-
wesen sein, welcbe mit den Cbarsäcbsiscben Fuasvölkern die 8tadt gestürmet
und erobert haben, jedoch über alle des Hertzogen Augusti Heldenmutb, wel-
cher ihm auch die geringste Arbeit wider den Feind zu verrichten vor eine Ehre
schätzet, auch mit löblicher Wachsamkeit und vaterlicher Vorsorge den Truppen
ODtero Arm greifet*.
') S Diar. Europ. XI 8. 4r):{.
•) S. aber dessen äcnüung Diar. Europ. XI S. 37H.
^) Montecuccoli selbst war, nachdem er den Befehl erhalten hatte, an der
Yertheidigong der durch den (jrossvezier schwer bedrängten, bisher von Zriny
QDd Uohenluhe verthoidigtcu Festung 8eriowar Theil zu uehmen, am Abend
des 14. Jnni dort eingetroffen, eiu Theil der kaiserlichen Truppen fol^cte in den
Digitized by
Google
332 5. Der TärkeDkrieg.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D.
St. Benedict 20. Juli 1664.
[Gluckliches Treffen bei Lewens.]
20. Juli. Seit seioem letzten Schreiben von Freystettel ist nichts Bemerkeos-
werthes passiert, bis auf den 19. dieses, welchen Tag wir aber mit
dem Feind eine so glückliche Bataglie') geliefert, dass vielleicht in
vielen Jahren dergleichen nicht geschehen in Ungarn. Der Feind
hatte Leventz sieder den 11. dieses belagert, alwo gegenwärtig
waren der Visir von Offen, der Bascha von Neuheusel, der Fürst
auss Moldau und der auss der Wallachei, und haben sie sich ge-
rechnet insgesamt den Tartem auf 25000 Mann '). Wess wegen sich
der F.M. de Souches auf erhaltenen Befehl von Hoffe, selben Platz
zu securiren und mit dem Feind zu schlagen, den 16. dieses von
Freystettel aufgebrochen und den 18. zu Nacht an der Gran an-
gelanget, da es denn gleich selben Abend mit dem Feind einige Ren-
contre gegeben, und haben wir selben poussiret, dass der Pas ver-
lassen und uns das Wasser freigelassen worden. Den 19. aber zu
Morgens seindt wir den Fluss Gran passiret, uns auf ienerseiten in
Bataglie gestellet und zwar so, dass der F.M.Leut. Heister') den
rechten FlOgel kommandiret, Knie den linken, ich in der Mitten das
Fussvolk und die Stücke, in allen 9000 Mann, und seindt in solcher
Postur bis auf den Mittag eine viertel Weges von des Feindes Lager
gestanden, Nachmittag aber commendirte der F.M. den Obersten
Caprara mit tausend Pferde nebens den Obw. Marwitzen mit 150
Dragonern den Feind zu attacquiren und selben aus dem Lager zu
locken, welcher denn auch nicht faul war, sondern gleich erschien
und sich mit schrecklichen Geschrei und Lärm ins Feld stellte und
oäcbsten Tagen, während die Reichsarmee nud das französische Huifscorps sich
erst nach der Eroberung von Serinwar durch die Türken (17. und 22. Juli) mit
ihm vereinigten, s. Diar. fiurop. XI S. 353 ff. Theatr. Europ. IX 8. 1189ff.
(Hsterr. milit. Zeitschr. II S. 18 ff.
>) S. über dieses Treffen den ansfutirlichen Bericht von de Souches an den
Kaiser d. Lewenz 20. Juli 16G4 (Diar. Enrop. XI S.454ff. Londorp IX S.269r.).
Der Kaiser theilt denselben (d. Wien 23. Juli 1664) dem Kf. mit nnd bemerkt
dabei, er habe daraus auch erfahren, „mit was für tapferer nnd fast unglaublicher
Resolution*' des Kf. Hülfsvölker sich bei dieser Gelegenheit verhalten hätten.
^ Auf soviel schätzt sie auch de Souches, nach den Aussagen der Ge-
fangenen aber, sagt derselbe, seien es 30—40,000 Mann gewesen.
') Derselbe mit seinem Corps hatte sich am 15. Juli zu Freystattel mit d e
Souches' Armee vereinigt.
Digitized by
Google
Treffen bei Leweoz. 333
auf uns losging, sucbete uns auf beiden Seiten in den Rücken zu
kommen und uns in Confusion zu bringen, welches auch bald wäre
geschehen gewesen wegen der grossen Menge. Der F.M. war zum
Obersten Caprara geritten, und weil derselbe poussiret wurde, wurde
dem G.Wm. Knie befohlen, selben mit ein Regiment zu Pferde zu
secundiren. Unterdessen drängete der Feind aber ie mehr und mehr
auf beiden FlOgeln, selbe zu trennen und uns in den Rücken zu kom-
men, wie denn auf der linken Seite eine Hochte war, welche er oc-
cupiren wollte. Und weil der G.Wm. Knie zum FM. geschicket war,
und also der linke Flügel ohne Haubt, so befahl mir der F.M.Leut.
Heister selben zu nehmen und gegen den Berg zu avanciren, wel-
ches ich so glücklich getahn, dass der Feind ist repoussiret worden.
Er hat nochmahl unterschiedlich angesetzet, aber wie wir gleich und
mit guter Ordnung darauf los gedrungen, hat er das Feld gereumet
mit Hinterlassung Stücke, Bagagie und Fahnen, unter den Stücken
ist eine ganze Cartaune. Das Fussvolk ist alles todt geblieben und
sonsten viel yornehme Leute, gefangen ist niemand geworden, weil
alles ist niedergemachet worden. Die Beute bei der Bagagie ist
gar gross gewesen. Der Verlust unserer Armee ist nicht 80 Mann,
von meinen Leuten, ausser etliche Dragoner, ist nichts geblieben, kein
Fussvolk ist nicht zum Treffen gekommen, weil sie an einen avan-
tagosen Ort standen, wo der Feind nicht leisten wollte. Ew. Churf.
D. Dragoner aber und Reutter haben sich uberauss wohl gehalten,
absonderlich der Obw. Marvitz. — Nun sind wir im Marsch be-
griffen nach Gran zu gehen, dem Feind die Brücken über die Donau
zu verderben, wenn uns Gott darzu Glück giebet, sindt wir Meister
diesseit der Donau ins Feld.
PS. Ew. Chf. Gn. berichte auch, dass ich auf diese Völker den
Monat Majum und Junium in Bezahlung von L K. M. erhalten und
hoffe den Julium auch zu kriegen.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Im
Feldlager vor Coraorre 3. August 1664.
[Einoabme voo Parkao.]
Er übersendet die Copie eines kaiserl. Handschreibens (d. Wien 23. Jnli 3. Aug.
1664), worin er und seine Treppen wegen der in dein Treffen bei Leweutz
bewiesenen Tapferkeit belobt werden.
Digitized by
Google
334 5. Der TorkeDkrieg.
Wir sind den ersten dieses vor Baraean'), welches sonsten
Gay ata genannt wird und vor die Schiffbrücken zu Gran lieget,
gerticket, ein welches selbes Ort wie auch die Brücke zu ruiniren,
es ist ein fester Ort mit zwo Wassergraben und dubbelde Palanquen
und war besetzet mit 1500 Janitzscharen , lieget so nahe unter dem
Schloss von Gran, dass es mit Duppelhacken kann beschossen wer-
den. Wie wir nun davor gekommen, hat der F.M. gleich alle Re-
gimenter zu Fuss mit fliegenden Fahnen darauf los gehen lassen,
da wir uns gleich, ohngeachtes ihr starke Gegenwehr, am ersten
Graben loschiret und angefangen den Graben zu füllen und die Pa-
lissaden umbzuhauen umb zu stürmen, welches gevvehret bis in die
Nacht. Aber sobald es finster geworden, haben sie den Ort sowobi
als die Brücke schandtlich verlassen, Stücke und albs im Stiche ge-
lassen und sich über das Wasser retiriret, hinder sich alles in Brand
gestecket mit Hinterlassung vieler Dothen und Beschädigten, ist dieses
also ein grosses Gelück, welches den keyserlichen Ländern zu grossen
Nutzen gereichet, zumahlen der Feind nun keine Brücke mehr über
die Donaw hat als zu Pest, welches weit abgelegen. Wir haben et-
liche 40 Dothe und 87 Beschädigte. Ich werde in 3 Tagen nach
Wien, mich und meine Bagage, welche alles ruiniret, zumahlen ich mit
guten Pferden im Felde kommen und nun mit Ochsen falire, wieder
zu rcnovircn. -^
Derselbe an den Kurfürsten, l). Comorre 7. August st. n. 1664.
[Bestand der Tnippco, frühe Winterquartiere. Bitte am Erlaubnis, zu Kf. reisen
zu dürfen]
7. Aug. Er übersendet die Listen'), wie staik teine Truppen noch eflfecti?e an
Gesunden, Kranken und Beschädigten sind, Ef. wird daraus ersehen, dass
dieselben ziemlich im Stande sind. Er wünscht nur etwas Ruhe zu haben,
die Mundierung wieder auszubessern, ehe das Herbstwetter eintritt Er
bittet um Erlaubnis, wenn die Quartiere bezogen seien und er alles in Stand
*) 8. über diese Einnahme von Park an den Bericht von de Sooches an
den Kaiser (d. Feldlager an der Donau oberhalb Gran 2. August 1694) Diar-
Europ. XI S. 461 ff.
^ Danach zahlen die 4 Compagnieen z. Ross noch 39(> Mann, darunter wirk-
lich dienstthuend 225, während 22 tot oder verloren siod, die Rad zi willscheo
Dragoner 255 (davon dienstthuend 239, verloren 12), die Derfflingschen Dra-
goner 322 (davon dienstthuend 239, verloren .'SS), die 8 Oompa^uieen z. Fuss 820
(davon dienstthuend t>15, verloren 148).
Digitized by
Google ^ j
EioDahme von Parkan. Bitte dea Eaiaars om weiteren 8accors. 335
gesetzt habe, Bich zq Kf. begeben zn dürfen 0- Man redet hier ?on gar
zeitigen Winterquartieren, da sie schon im März den Feldzog begonnen
haben.
Kaiser Leopold. Instruktion fUr Herzog August von Holstein.
D. Wien 20. August 1664.
[Rf. eoU weitere Tmppeo zar Rekmtiemog der Reichaarmee hergeben.]
£r 6oU den Kf. ersnchen, den Kreisbtänden zu Snpplierung ihrer Ver- 20. Aog.
8tarkang6werbnng von seiner auf den Beinen habenden alten Soldatesca noch
ein paar tansend Mann wegen der aaf dem Verzug liegenden Gefahr zn
überlassen, der Kaiser werde demselben dafür Wiedererstattung und Satis-
factioo an Mannschaft oder Geld verschaffen. Der Kaiser wünscht, dass
ihm diese Völker möglichst bald, noch Tor Ausgang des September zuge-
sendet werden, er wird Verordnung ergehen lassen, dass dieselben auf
den Schlesischen Grenzen übernommen und gleich ded anderen mit dem un-
entbehrlichen Unterhalt versehen werden').
Geheimenraths-ProtocoU. D. Cöln a. d. Spree
l9./[29.] August 1664.
praes. S. Gbf. D. I. F. D. v. Anhalt, fi. Gr. von Dona. Freih. v. Schwerio.
Freih. v. Loben. H. v. Hoverbeck. H. v. Platen. H. v. Somnitz.
[Ob Kf. die von dem Kaiser geforderten weiteren Truppen Bchickeo ^olle.]
Kaiserliches Scbreiben und Instruction des Herzog Augusti zu 29. An^.
Holstein*) verlesen, darinnen I. K. M. begehret, S. Chf. D. möchten
noch 2000 ihrer ältesten und besten Soldaten vor Ausgang des Sep-
tember schicken, sollte defalciret werden an den Recruiten oder sonst
Geld davor gegeben werden.
Der Reichs Directoren Schreiben*) in eadem causa verlesen.
S. Chf. D. erinnern wegen des Moscowiters, dass er Miene
machte, in Preussen einzubrechen, 2) wegen derTartarenJ die tran-
situm durch Schlesien bei Polen begehren.
I) Kf. ertheilt diese Erlaubnis (d. Cöln a. d. 8p. 17./27. August WA).
*j Üoter demselben Datum erlaset der Kaiser Üich Schreiben äholicben lo-
balts an K.Baiero und ao die Färsteo von Hessen-Caeseluod Braunscbweig.
') S. das vorhergebende Schreiben vom 20. Aognst.
*) Auch diese (der Bischof Christoph Bernhard von Münster und der
Markgraf Friedrich von Baden) hatten sich mit Schreiben desselben Inhalts
wie das kaiserliche (d. Wien 19. Aogast 1664} an den Kf., sowie auch an K.Bai-
ero und die Fürsien von H essen-Capsel und Braunscbweig gewendet.
Digitized by
Google
336 5. Der Turkenkrieg.
F. zu Anhalt, dass S. Chf. D. noch 1000 Mann dem Kaiser
schickte, Kaiser wollte vor einen Mann 15 bis 16 Thaler geben, möchte
S. Chf. D. das Geld nehmen, die Hälfte davon zu Werbung anderer
Völker employiren, die andere Hälfte anderswo anwenden.
G. V. Dona: quaestio est, ob S. Chf. D. solle die 2000 schicken,
der Nutzen und Gefahr zu consideriren: das Land würde entblösset,
die Gefahr vor Moscowiter und Tartaren ist da: mein'et es würde
eine Schule der Soldaten sein, so S. Ghf. D. ohne ihre Kosten in
fremde Lande hielte, würde also nicht undienlich sein, solche 1000
Mann zu schicken^ möchten aber nicht lauter alte, sondern auch
einige neue mit darunter sein und sollten von unterschiedenen Re-
gimentern genommen werden.
H. 0. [v. Schwerin]: S. Chf. D. erwägen die Sache billig wegen
des Moscowiters und die schlechte Anstalt, so in Polen ist. Weil
I. K. M. versprochen, S. Chf. D. alsofort in casu necessitatis ihre
Völker wieder folgen zu lassen, conformiret mit denen, die sagen, dass
S. Chf. D. die Völker öchicken, vor die angebotene Bezahlung, und
dass wegen Jägern dorf wieder aufs eifrigste vorgestellet und urgiret
werde.
V. Lochen ähnlich.
H. V. Hoverbeck: Es könnte wohl sein, dass Moscau und Tar-
taren etwas thun möchten, aber die Türkische Gefahr sei die pres-
sauste, und wann dieser gesteuert wird, so geschieht es auch den
Tartaren. Von Moscau, meinet er, sei nicht zu befahren, dass er mehr
Feinde machen wollte, da er Polen hat und mit Schweden noch nicht
richtig; meinet, dass die Völker wohl könnten abgefolget werden, so
kämen S. Chf. D. an allen Orten in Consideration, ihre Völker wür-
den in steten exercitio erhalten und die Länder hier würden etwas
subleviret von dem onere zu erhalten.
H. V. Platen: Wann S. Chf. D. dem Kaiser werde willfahren,
dass sie bei der ganzen Welt grossen Ruhm erwerben und dass sie
die 1000 Mann schicken könnte. De modo wird müssen gehandelt
werden auf die conditiones, gleich wie die anderen zu schicken, so
können sie selbe auf Skn Nothfall wieder haben und wären wobi
exerciret.
H. Somnitz: sei wohl gerathen, dass S. Chf. D. mit 1000 Mann
dem Kaiser zu Hülfe komme, auch mit Werbung anderer 1000 Mann
sich anheischig mache. Er habe vernommen von Recruiten, so vom
Reich gewilliget, wann sie solche schicken müssten, hätten sie nichts
Digitized by
Google
Weitere von dem Kaiser begehrte HüIfsleistaDg. 337
davoD ZU hoffen, wäre also besser itzo zu thun. Wenn Werbung ge-
schehen sollte, dass solche ausserhalb der Lande geschehe.
S. Chf. D.: wird zuerst zu bedenken sein, wie S. Chf. D. sich
vor dem Moscowiter in Preussen zu versichern, darnach wird sich
das andere alles richten. In Preussen^) zu Mümel 4 Gompagnien,
Pill au 400 Mann, 800 Eulenburgische, 150 Pferde, 150 Dragoner;
auf die Lehnpfiichtigen ist sich nicht zu verlassen, Landvolk seind
500 ohngefähr, Wibrantzen seind nichts nütze. Wann sie nicht vor
dem Moscowiter sicher sein, können sie hier nichts resolviren. Man
möchte conditiones bedingen:
1) dass S. Chf. D. möchte in allen andern Landen werben,
2) dass die Truppen stets beisammen bleiben,
3) dass sie den Namen von Brandenburg führen,
4) dass die Stücke, so man erobert, nach advenant getheilet werden,
item die Fahndet.
Bes. Sollen 1000 Mann geschickt werden mit gewissen Condi-
tionen, so noch aufzusetzen.
Resolution des Kurflirsten an den Herzog Augustus von Hol-
stein. D. Cöln 20./[30.] August 1664.')
[BediDgoDgeD, UDter deoen Kf. dem Kaiser weitere Hülfe schicken will.]
— Nun sein zwar höchstged. S. Chf. D. allezeit begierig gewesen, 30. Aug.
Ihrer Key. M. bei allen Occasionen, insonderheit auch bei dem gegen-
wärtigem Türkischen Kriege dero gehorsambste Devotion in der That
zu contestiren — , S. Chf. D. können aber daneben nicht umbhin, Ihrer
Key. M. zu remonstriren, dass alle dero Lande und insonderheit das
Herzogthumb Preussen überall vielfältiger und grosser Gefahr offen
stehen — und es dannenhero deroselben gefährlich ausschlagen könnte,
wenn sie bei solcher Beschaffenheit sich und ihre Laude aller Defen-
sion entblösseten. Über dem sein auch höchstg. S. Chf. D. bishero
auch in dero gerechtesten desideriis, sonderlich wegen Restitution des
Herzogthumbs Jägerndorf, so unglücklich, dass ohngeachtet aller
hohen Versicherungen sie bis auf die gegenwärtige Stunde sehen
>) S. Hirsch, Die Armee des Gr. Kurfürsten S. 233. 241.
^ Von demselben Datum ist auch die Antwort des Kf. an die beiden Reicbs-
kriegsraths-Directoren, in welcher auf die an den Kaiser ergangene Resolution
verwiesen wird.
Ilator. %. Gesch. d. G. Kurfünteo. XI. 22
Digitized by VjOOQ IC
338 ö. Der Türkenkrieg.
müssen, dass solches von einem Frembden usurpiret werde und man
wegen dessen Restitution neulich in einer schriftlichen Resolution ')
sich noch weiniger und schlechter, als jemals zuvor geschehen, er-
kläret, welchem allem nach S. Chf. D. wohl Ursach hätten, gleich
anderen vielen Reichsständen an sich zu halten und sich mit fernerer
Hülfe nicht zu incommodiren. Nichts desto weniger, weil S. Chf. D.
gleichwohl hoffen, es werden Ihre K. M. endlich dero heharrliche
Devotion gn. erwägen und also auch dieselbe an dero Kaiserlichen
oft versicherten Affection nicht ferner zweifeln lassen, insonderheit
aber S. Chf. D. mit förderlichster Restitution dero Herzogthumbs, wie
auch völliger Satisfaction und Refusion der fructuum perceptorum
et percipiendorum erfreuen'), so wollen S. Chf. D. in solcher festen
Zuversicht für diesesmal Ihrer Key. M. mit eintausend Knechten, je-
doch unter nachfolgenden Conditionen abermalen gehorsambst an
Hand gehen:
1) Dass dieselbe mit eben dem Beding auf Ihrer Key. M. selten
und auf die Art und Weise, wie für diesem zu Königsberg man sich
mit dem Freiherrn de Li sola verglichen (welche conditiones des
Herzogen von Holstein F. 6n. bekannt sein), ausser was nachge-
hends darunter geändert, Ihrer. Key. M. zum Succurs geschicket wer-
den sollen.
Weiln auch Ihre Key. M., begehret zu dero Diensten noch ein-
tausend Mann gegen Erlegung der Werbegelder und Unkosten werben
zu lassen, so wollen S. Chf. D. ohngeachtet aller in dergleichen Fäl-
len fürgehender Ungelegenheiten Ihrer Key. M. hierunter mit dieser
Condition gehorsambst willfahren, dass deroselben dazu 20000 Rthlr.
erlegt und ausgezahlt werden sollen.
Ihre Key. M. würden sich auch gn. gefallen lassen, einigen Churf.
OfQciren die Werbung in der Schlesien solchenfalls zu gestatten,
damit diese Völker desto besser aufgebracht werden möchten. Zu
welchem End dann auch dieses Regiment allzeit den Namen eines
>) S. oben Abschn. 4 S. 239.
') Der Resident des Kf. in Wien, A. Nenmann, welchen dieser beauftragt
hatte (d. C5In 20./30. August 1664), dem Herzoge von Holstein in den demselben
übertragenen Geschäften zur Hand zu sein, antwortet darauf (d. Wien 31. August/
10. September) , er werde diesem Befehle nachkommen, „wie dann hochbesagte
I. Furstl. Gn. von dem, was Ew. Chf. D. in der Jäger ndorfschen Sache dero-
selben committiret, mir Nachricht gegeben, und wie weit ich hierin zu gehen
und was numehr zu thun, Ew. Chf. D. gnadigsten Befehls gewärtig bin".
Digitized by
Google
Weitere von dem Kaiser begehrte HülfsleistaDg. 339
Brandenburgiscfaen RegimeDts behalten mttsste, wiewohl sonsten
Ih. Key. M. sich dessen nach dero gn. Gefallen gebrauchen können
und S. Chf. D. nicht praetendiren, dass diese Völker dergestalt und
auf die conditiones wie dero Ihrer Key. M. zum Succurs geschickte
Auxiliar Völker avociret oder sonsten tractiret oder consideriret wer-
den sollten.
Sobald nun Ihre E. M. sich auf obiges gn. erkläret und eine
schriftliche Resolution desfalls Ihrer Filrstl. 6n. ertheilet, welche die-
selbe sofort anhero zu schicken hätten, wollen S. Chf. D. die Völker
marchiren lassen, also dass sie noch fUr Ausgang des Septembris in
Ihrer Key. M. Erblanden geliefert werden sollen.') —
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien
9. September 1664').
[EiostelloDg der KriegsoperatioDen, Kf. soll die bewilligten MannschafteD zu-
rückbehalteo.]
Er hat sowohl aus einem Schreibeo des Kf. vom 20. August als auch 19. Sept.
ans der Relation des Herzogs von Holstein ersehen, dass Kf. sich zu
der ihm angesonnenen üeberlassung von ein paar tausend Mann bereit er-
klärt hat, er dankt ihm dafür, theilt ihm aber mit, dass er, nachdem die
Türken, während das verbündete Heer sich ausgeruht, die Festungen Gran
und Neuhäusel verproviantiert und mit stärkerer Besatzung versehen haben,
so dasB in diesem Jahre ein Angriff auf dieselben nicht mehr werde unter-
nommen werden können, ferner wegen der Strapazen, welche die Truppen
würden aushalten müssen, und da auch die Reichskriegsraths-Directoren und
Generale der Ansicht seien, dass in diesem Jahre weitere Operationen nicht
mehr unternommen werden könnten, beschlossen habe, die Reichsstände
nicht um weitere Anticipation der verlangten Völker zu ersuchen. Er bittet
daher Ef., mit der auch von ihm verwiliigten Mannschaft zurückzuhalten,
zugleich durch seine Gesandtschaft in Regensburg dahin zu wirken, dass
nicht allein der pnnctus continnandae assistentiae zur Richtigkeit gebracht
*) Wenige Tage daraof, unter dem Eindruck der in der Erfurter Ange-
legenheit eingetroffenen Nachricbten, droht Kf. nicht nur, die neobewilligten
Truppen nicht za schicken, sondern auch das Corps des Herzogs von Holstein
aus Ungarn zoruckcarofen, s. die Schreiben an den Kai ser und an K. Mainz vom
27. AagQ8t/6. September unten Abscbn. 6.
^ Vgl. das Schreiben ganz ähnlichen Inhaltes von demselben Datum an den
Erzbiechof von Salzburg zur Mittbeilung an die Reicbsstände Londorp IX
8. 277.
22*
Digitized by
Google
340 ^* ^^^ Torkenkrieg.
und sofort ins Werk gesetzt werde, sondern aach, dass die noch rück-
ständigen Contigente geworben und für das nächste Frühjahr in Bereit-
schaft gehalten würden.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien
11. September 1664.
[Der Kaiser bedarf der Hälfe vorläafig nicht. Friedensgerüchte.]
11. Sept. Berichte in Eile, dass ich vor 6 Tagen hier angelanget, in Hoff-
nung wegen meiner guten Verrichtung gar angenehm zu sein, habe
desswegen einige Resolution von hiesigen Ministris verlanget, wel-
che mir gestern ist gegeben worden, als nämlich, dass man itzo
der Hülffe nicht bedarff, zumahlen die Resolution, einigen Platz zu
attacquiren, sich schon geändert und man verhoffet, zu Ende Octobris
in die Winterquartiere zu gehen, haben die Bayrische, Salzburgische
und andere, welche schon im Marsch gewesen, contramandiret. Mich
deucht, dass alle die Zurückschickung der Völker etwas andres auf
sich habe und dass man den Frieden unter der Hand ohn Vorwissen
einiges Standes des Reichs suche zu schliessen, viele wollen sagen,
es sei schon meistentheils richtig *). Sie haben mir zwar gesaget,
ich möchte Ew. Churf. 6n. bitten, dass sie diese gefastete Resolution,
Ihre K. M. mit Volk zu assistiren, mochten zu künftiges Vorjahr werk-
stellig machen, ich weiss aber nicht, ob es Ew. Churf. 6n. vortheil-
haftig sein wird, den ganzen Winter Leute auf den Beinen zu halten
umb selbe hernach im Sommer hier crepiren zu lassen. Ich werde
in zwei Tagen wieder zur Armee.
1) Kf. ist durch diese FriedeDSgerüchte keineswegs aberrascht worden. Schon
am 7./17. Jali hatte ihm A. Neu mann voo Regeosbarg aus berichtet, nachdem
der Feind Serinwar zerstört habe, meine man, er werde zom Frieden geneigt
sein, dass man aber auch am kaiserlichen Hofe die Gedanken meistens zum
Frieden richte, darauf deute auch die Anfertigung von Silbergeschirr hin, das
wahrscheinlich zu Präsenten bestimmt sei. Derselbe meldet 14./24. Juli: „Kann
man nur den Frieden auf einigerlei Weise erhandeln, so wird man's nicht unter-
lassen'* und aus Wien, wohin er am 2. August zurückgekehrt war, ld./23. August,
ein Courier Rennigers melde Inclination des Grossveziers zum Frieden, auch
hier verlange mau nichts höheres als den Frieden, und 31. Augnst/10. September:
.Mit den Friedensgedanken gehet man noch immerfort umb, und wenn man ta-
iiter qualiter zur Pacification kommen kann, wird man's nicht ausschlagen, zumal
wegen der Nachrichten aus Spanien, wo der Tod des Königs befürchtet wir^.*
Digitized by
Google
AblehDQDg weiterer Hfilfttrappen. 341
Der KurfÜrBt an den Kaiser. D. Grimnitz
7./ [17.] September 16640-
[auf das Schreiben vom 9. September. VerwanderaDg ober die Veränderaog
des EDtachlosses, UnsoträgliobkeiteD dadurch für Kf. Die tod dem Kf. gelei-
steten Dienste. Restitation von Jagerndorf.]
— Nun muB8 ich zwar Ew. Key. M. hochsterleuchteten Verstände 17. Sept.
and directorio anheimb gestellet sein lassen, welcher gestalt dieselbe .
diesen Krieg — fortzusetzen und was Sie dabei zu thun und zu re-
solriren — gut finden, ich hätt mich aber dieser Veränderung desto
weniger versehen, weil Ew. Key. M. dieser anderweiten Hülfe halber
so eifrige und ernstliche Instanz bei mir thun lassen, wodurch ich
denn auch bewogen worden, nicht allein die Völker bereits gegen die
Grenzen marchiren zu lassen, sondern auch dabei sofort die nöthige
Officirer^ bestellet — welches alles mir und meinen Landen anitzo
nicht ohne grosse Beschwerde auf dem Halse bleibet. Ich lebe aber
hiebei der unterthftnigsten Hoffnung und Zuversicht, Ew. Key. M.
*) 0. ▼. Schwerin hatte dem damals von Berlin abwesenden Kf. das Scbrei-
(ben des Kaisers vom 9. September zugesendet und in einem Begleitschreiben
d. C51n a. Spr. 6./16. September) gerathen, in der zo ertheilenden Antwort dar-
auf hinzuweisen, dass Kf., nachdem der Kaiser diese Hülfe so eifrig von ihm
verlangt habe, nicht hätte denken können, dass dieselbe nicht würde angenommen
werden, er hätte schon die nothigen Anstalten dazu getroffen. Er hoffe, der
Kaiser werde seine Willfährigkeit künftig erkennen, namentlich ihm in der Jägern-
dorfer Sache endlich die längst desiderierte Satisfaction widerfahren lassen.
Diesen Vorschlägen gemäss ist das Schreiben ausgefertigt.
') Kf. hatte gleich am 20./ 30. August an den bei der Armee Montecucoolis
stehenden Kämmerer Freiherm v. Wald bürg geschrieben, ihm mitgetheilt, dass
er ihm das Gommando nebst der Obristlieutenantscharge über die dem Kaiser
zuzuschickenden 1000 Mann übertragen wolle, und ihn aufgefordert, da diese
Truppen von verschiedenen Orten zusammengebracht und möglichst bald nach
den kaiserlichen Erblanden geführt werden mussten, sich, sobald der Herzog von
Holstein die desiderierte Resolution vom Kaiser erbalten haben werde, nach Berlin
zu verfügen, zugleich hatte Kf. den F.M. v. Sparr angewiesen, Wald bürg, dem
er jenes Gommando übertragen habe, auf das schleunigste hieher zu dimittieren.
Waldburg in seiner Antwort (d. im Feldlager unweit der Waag 9./19. September
1664) dankt dem Kf. für das ihm zugedachte Gommando, da ihm aber der Herzog
von Holstein gestern mitgetheilt habe, dass die Sache zurückgegangen sei und
die Völker diesen Herbst nicht marschieren würden, so werde er hier des Kf.
weitere Befehle abwarten. ~ Andere Officiere dagegen sind von dem Kf. wirklich
schon angestellt worden, am 20./30. September weist derselbe den Oberlicentein-
oehmer Preunel an, 1000 Thaler zur Gontentierung derjenigen Offioiere su zahlen,
welche mach Ungarn zur kaiserlichen Armee hätten gehen sollen, jetzt aber con-
tramandiert seien.
Digitized by
Google
342 5- I^ör Türkenkrieg.
werde meine bei diesem Werk und sonsten jedesmal bezeugte gehör-
sambste Devotion und Willfährigkeit hiernegst in keyserlichen Gnaden
erkennen — wie ich denn insonderheit zu Ew. Key. M. das feste Ver-
trauen setze, Sie werden dermaleins denen von dero — Vorfahren
und Ew. E. M. selbst so oft gethanen guten Versprechen und Zusagen
sich gnädigst erinnern und mir in der Jegerndorfischen Restitutions-
sache Satisfaction widerfahren zu lassen geneigt sein. —
Otto Christof V. Sparr^) an den Kurfürsten. D. Im Haupt-
quartier Wiskilet 19. September st. n. 1664.
[Waldbarg. ErneonaDg des H. ▼. Holstein zam G.Feldmarschalls LienteDaot.]
19. Sept. Er bat Waldbarg seine Eroennung notificiert ood es so eingerichtet,
dass derselbe seine Compagnie zu Pf. unter dem Obristen Schmidt, wann
es ihm beliebt, quittieren kann. Er hat auch des Ef. Notificationsschreiben,
dass er den Herzog von Holstein zum G.Feldmarschalls Lientenant be-
stellt'), erhalten, wird dem gleichfalls Parition leisten und den Herzog da-
für respectieren, und gratuliert demselben zu dieser Charge.
1) Schon Ende Janaar 1664 hatte der Kaiser den Gesandten des Ef. in
Begeosbarg (s. deren Relation vom 15./ 25. Januar oben S. 219) seinen Wunsch
mittbeilen lassen, des Ef. 6.F.M. Otto Christoph v. Sparr für den Tarkenkrieg
in seinen Dienst zu bekommen, und zwar in der Armee Monte cuccolis zu
verwenden. Der Ef. hatte darauf zunächst (5. Februar, oben S. 221) erklärt, da
er sich selbst in Defension zu setzen entschlossen sei, so könne er sich wegen
Sparr's noch nicht erklären, doch hatte er dann schon Ende Februar auf direktes
Ersuchen des Eaisers demselben die Erlaubnis zum vorläufigen Uebertritt in dessen
Dienst ertheilt. Sparr hat sich zunächst gegen Mitte April nach Begensburg,
wo sich damals das kaiserliche Hoflager befand, begeben, von dort reiste er,
wie der ebenfalls dort anwesende Resident des Ef. A. Neu mann am 24. April
meldet, am 18. April zu Wasser nach Wien, um dort einige Wochen zu bleiben
und gute Anstalten zu machen. Er hat sich dann zu der bei Ung. Alteobnrg
stehenden kaiserlichen Armee begeben, hat Anfang Juni diese von dort nach der
Mur gefuhrt, ist selbst am 20. Juni (s. Diar. Europ. XI S. 357) bei Serinwar
eingetroffen und hat an den dortigen, sowie nachher an den weiteren Eämpfen
bis zu Ende des Feldzuges Theil genommen. Am 27. November 1664 schreibt
der Eaiser dem Ef., da ihr beiderseitiger Feldmarschall v. Sparr eine Reise
nach Hause unternehmen wolle, so bezeuge er demselben, dass er durch Tapfer-
keit und Eriegser fahrung sich ganz zu seiner Zufriedenheit bewiesen habe.
^ Wie er den Herzog von Holstein durch Verleihung dieser Charge für
die in dem Türkenkriege geleisteten Dienste belohnte, so erliess der Ef. auch
(d. Cöln 20./30. August 1664) gleichlautende Schreiben an die Obristlieutenaiis
Block, EÖller und Marwitz, sowie an den Obristwachtmeister Sparr, in
Digitized by
Google
Uothätigkeit der vereioigten Armee. 343
Herzog Angnstns von Holstein an den Kurfürsten. D. Im
Feldlager bey Freystettel 26. September 1664.
[Unthatigkeit der vereinigteD Armee, Krankheiten.]
— Es gehet itzo hier nehrisch zu, wir seind itzo mit der Haubt- 26. Sept
armee und Reichs, Alliierten und Frantzosche Armee conjungiret '),
seind in allen über 20000 Man*) nicht stark. Montecuculi saget
alle Tage von schlagen, aber es wird nichts daraus und wird es auch
wohl schwerlich darzu kommen und sterben die Musquetiere hauffich
weck, und seind in 3 Wochen von denen mir anvertrauten 436 ge-
storben. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Im Lager bey Freystettel
27. September 1664.
[Mangelnde Bezahlung, der Friede scheint sicher.]
— es gehet zimlich schlecht zu, man ist uns itzo 3 Monat schul- 27. Sept.
dig und ob man mir zwar bei meinen damaligen Beisen zu Ib. Cburf.
denen er ihnen mittheilt, dass der Herzog von Holstein bei seiner Anwesenheit
daselbst gerühmt habe, dass sie nicht allein für die ihrem Commando nnterge-
benen Trappen gute Sorge getragen, sondern aoch bei den Rencontren nnd Occa-
sionen gegen den Feind Tapferkeit and gute Resolution bewiesen hätten, nnd
bezengt ihnen sein Wohlgefallen darüber.
') Nach der Schlacht bei St. Gotthard (l. Angnst), durch welche der Ver-
snch des Grossveziers, die Raab zu überschreiten, von Montecnccoli vereitelt
worden war, hatte sich der erstere gegen Stnhlweissenburghin znrückgezogen,
wahrend Montecnccoli's Armee nach 0 edenbarg hin abzog nnd dann An-
fang September zwischen Gomorn, Raab und Ungarisch-Altenburg Stellung
nahm. Inzwischen hatte die Armee de Souches', welche aber jetzt, nachdem
dieser selbst sich nach Wien begeben hatte, von dem General Heister befehligt
wurde, sich nördlich von der Donau bei Gomorn gelagert und von hier aus Neu-
bäusel eingeschlossen gehalten. Auf das Gerücht aber, dass eine grosse türkische
Armee zum Entsatz dieser Stadt herannahe, gab Heister seine Stellung auf
und zog sich nach der Schutt zurück, so dass der Grossvezier, welcher inzwischen
(27. August) in Gran angelangt war und die dortige Donaubrücke wiederherge-
stellt hatte, Verstärkungen an Truppen und Proviant nach Neuhäusel werfen
konnte. Daraufging auch Montecnccoli mit den kaiserlichen, den Reichstruppen
und den französischen Hülfstruppen am T.September bei Fressburg über die
Donau und lagerte sich an der Waag bei Tyrna und Freistatt 1, wo auch Hei-
sters Corps zu ihm stiess, und dort ist die vereinigte Armee bis zum Friedens-
Bcbluss stehen geblieben. S. Diar. Europ. XIS. 483ff. Oesterr. milit. Zeitschr.
UI 8. 23flf.
*) Oesterr. militär. Zeitschr. III S. 32 wird die Stärke der vereinigten Ar-
meeen auf 40000 Mann aogegebeu.
Digitized by
Google
344 5. Der Turkenkrieg.
6d. versprochen, es solte alles richtig bezahlet werden, sehe ich doch
itzo, dass man alle Zusage, weil man unser vielleicht nicht gross mehr
bedarf, vergessen. Sie sagen zu Wien noch, der Friede sei nicht
geschlossen, aber in allen Grenzfestungen reiten die Türken aus und
ein, handeln und verkaufen wie sie wollen, haben alle Gefan-
genen, die sie diesen Feldzug gemacht, wieder herüber geschickt ohne
Kaution, gewiss gelaube ich, dass sie uns wollen hier crepiren lassen,
damit man zu nichts mehr dauchlich, ich bitte, Ew. Churf. Gn. wolle
es am keyserlichen Hofe remonstriren und sich unser genedigst an-
nehmen. —
Derselbe an den KurfÜrßten. D. Im Feldlager vor Freystettel
1. October 1664.
[Der Friede ist geschlossen. Bitte am Verhaltongsbefehle.]
l.Oct. — Ich kann — nichts schreiben, als dass der Friede hier rich-
tigO, die conditiones seindt zwar noch geheimb, aber es ist kein
Zweifel, dass es Friede ist. Man weiss nicht, wie man die Auxiliar-
volcker will los werden, man redet, dass man uns in die Bergstette
lägern will, welches ich aber totaliter abgeschlagen und ohne expresse
Ordre von E. Chf. Gn. nicht thun werde.
Er bittet um Verhaltungsbefehle.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Wien 8. October st. n. 1664>
[Uebler Znstaod seiner Trappen.]
8. Oct. Er hat auf seine letzten Schreiben noch keine Antwort, bittet um Ver-
haltnngsbefehle. Es seind bei Reitern und Dragonern über 300 zu
Fuss, von dem Fussvolk ist der Abgang auch bei 400 Mann; in der
mir mitgegebenen Instruction') stehet, dass diese Volcker Ih. Rom. K.
M. versprochen im selben Stande und Anzahl wieder zu lieflFern, wie
sie sie empfangen. —
'; Der schon am 10. August in dem Hauptquartier des Grossveziers zu V as-
var auf 20 Jahre abgeschlossene Friede war erst nach der beiderseitigen Rati-
fication am 26. September bekannt gemacht worden, s. Zink eisen IV S. 932 ff.,
das Friedensdokument bei Dumont, Corps diplomatique VI 2 S. 2U.
2) S. oben S. 301 (§ 10), vgl. auch S. 298 (§ 4).
Digitized by
Google
Der Frieden, üebler Zastand der HoIfstruppeD. 345
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln
3./[13.] October 1664.
[auf das Schreiben vom 1. October. Die Truppen sollen im kaiserlichen Gebiet
Quartiere beziehen.]
Er ist erfreut, dass der Friede geschlossen, wünscht die Bedingungen 13. Oct.
desselben zu erfahren. Wir wollen sonsten nicht vermuthen, dass Ihre
K. M. die Auxiliarvölcker so gesehwind dimittiren und weggehen lassen
werden, wie uns dan bey dieser Zeit auch deren Verpflegung und Unter-
halt, weil dieses alles unvermuthet kommet, sehr ungelegen fallen
würde, und wollen E. Ld. demnach Gefallen tragen, umb gute Quar-
tiere bej Zeiten anzuhalten, auch austrücklich dabei bedingen, dass
Sie sich mit unsern Trouppen nicht nach den Bergstetten weisen und
Terlegen lassen können.
Er will auch an G.Fm. Sparr deswegen schreiben.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien
14. October st. n. 1664.
[Die Truppen sind ohne Sold nnd Lebensmittel in traurigster Lage.]
Er hat seit seiner Rückkehr von Berlin keine Antwort auf Seine ver- 14. Oct.
schiedenen Schreiben erhalten, bittet dringend darum. Ich liege hier mit
grossen Unkosten und solicitire sowohl 4 restirende Monat Sold, als
den Julium, Aug., Sept., Oct., von welchem allem ich nichts erhalten
kan, ob es gleich vorhin zu geben versprochen. Die Trouppen stehen
noch auf die Ungersche Grenze, ohne dass geringste von Lebens-
mittel nicht ist, und gehen die Pferde sowohl von Reuttern als Dra-
gonern alle zu Grunde. — Die Ordre vom Hofe zum Abmarsch habe
ich noch nicht erhalten — — ich vermuthe sie stundlich.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Wien
22. October st. n. 1664.
[auf das Bescript vom 3./13. October. Quartiere sind nicht bewilligt, die Truppen
sind schon auf dem Rückmarsch.]
Er hat sich vergeblich bemüht, Quartiere zu erhalten. Man wendet 22 Oct.
mir vor, dass Ih. Mai. schon mehr uns gegeben als uns zukomme,
dass sie selbst resolviret, 8 Regimenter zu Fuss und 5 zu Pferde zu redu-
ciren, und dass also man ihr nicht verdenken könne, dass sie uns nicht
Digitized by
Google
346 5' Der Tärkenkrieg.
hier behalten konte, alle andern Trouppen sind schon marschiret '),
ich habe auch meine Abfertigung gänzlich von hier und seind I. Ghurf.
6n. Trouppen schon im Marsch nach Schlesien, 5 Wochen werden
sie wohl zubringen, ehe sie an E. Churf. 6n. Grenze kommen. — Vor
einer halben Stunde ist ein Courier von Chur Maintz hier angekom-
men, berichtet, dass Erfurt auf Discretion tibergegangen'), worüber
gross Frohlocken. —
Der Kurfürst an Herzog Augustus von Holstein. D. Cöln
20./ [30.] October 1664.
[EveDtneller Backmarsch der Trappen. Ergänzang derselben.]
30. Oct. Er verwundert sich, dass derselbe seine Schreiben nicht erhalten.
Was Ew. Ld. Bückmarche betrift, geben wir deroselben aus un-
serem an Ih. E. M. abgelassenen Antwortschreiben mit mehrem zu
vernehmen, wohin unsere Intention desfalls zielet, sollte man nun am
keyser liehen Hofe der ferneren Quartier und Verpflegung halber viele
Difficultäten machen und sich dazu nicht verstehen wollen, solchenfalU
hätten Ew. Ld. gewisse Gommissarien zu begehren, welche Sie mit
der Soldatesque bis auf unsere Gränze begleiteten. — — Inmittelst
haben E. Ld. fest darauf zu bestehen, dass man dem aufgerichteten
Vergleich gemess die Volcker uns in so starcker Anzahl, als wir solche
geschickt, wie ingleichen mit behöriger Montirung wieder lieffere.
Er hat G.Fm. Sparr anbefohlen, dazu zn cooperieren.
Der Kurfilrst an den Kaiser. D. Cöln a. d. Spree
20./ [30.] October 1664.
[Glfickwoasch zam Frieden. Wansch, Jssb seinen Trappen noch einige Zeit
Quartiere gestattet werden, Forderung, dass die vereinbarten Bedingungen erfüllt
werden.]
30. Oct. Ans einem Schreiben des Kaisers vom 5. October'), das er aber erst
am 18./ [28.] erhalten, hat er die zwanzigjährige Prorogation des Stillstan-
1) Anfang October war die bisher bei Frei statte! vereinigte Armee auf-
gelost worden und hatten darauf die verschiedenen Contingente der Reicbsarmee
sowie die Truppen der Alliierten und das französische Uulfscorps den Rückmarsch
angetreten.
^ Die Uebergabe von Erfurt war am 16. October erfolgt, s. darüber unten
Abschn. 6.
*) Dasselbe liegt den Akten nicht bei.
Digitized by
Google
Der Frieden. Rackmarsch der HüIfstrnppeD. 347
des mit deo TürkeD, die Ursachen, welche den Kaiser dazn bewogen, and die
dabei aosgemacbten Bedingungen erfahren.
Wie nun Ew. E. M. fttr sothane Communication gehorsambst
danke, also wfinsehe ich, dass dieses Werk zu Ew. E. M. und der
ganzen werthen Christenheit beständiger Wohlfahrt gedeihen und die-
selbe an allen Orten — in friedlichem und ruhigem Wohlstand durch
des Höchsten Gnade erhalten werden möge. Was sonsten meine zu
Ew. Eey. M. geschickte Auxiliarvolker und deren Abführung betrifft,
mass ich wohl bekennen, dass weiln Ew. Eey. M. umb dero Ver-
stärkung so inständigste Erinnerung noch ohnlängst bei mir thun
lassen, ich mich nicht versehen können, dass solche mir annoch für
den Winter wieder zugeschicket werden sollten, und also auf deren
Verlegung keine Anstalt gemachet. Wie aber solchem allem so ac-
commodire ich mich hierunter billig Ew. Eey. M. gnädigstem Gutfin-
den und werde deroselben mit fernerer Verpflegung meiner Trouppen
wider dero — Intention — keineswegs beschwerlich fallen. — So
lebe ich doch dabei der unterthänigsten Zuversicht, Ew. E. M. werden
die nachdrückliche Vorsehung thun, damit den Völkern — ihr resti-
render Sold ausgezahlet, daneben auch wegen Montirung der Unbe-
rittenen — gebührende Anstalt gemacht und darauf die Völker dem mit
Ew. E. M. Hofrath, dem Freiherrn von Lisola aufgerichteten Vergleich
gemäss bis an die Grenze meiner Chur und Mark Brandenburg wieder
geliefert werden mögen. Sollte es aber ohne Ew. Eey. M. höchste
Incommodität geschehen können, dass ihnen noch auf einige Zeit die
Quartiere gestattet werden könnten, würde Ew. Eey. M. ich aus vor-
angezogener Ursach wohl sonderbare hohe Obligation desfalls haben.
Herzog Augustus von Holstein an den Kurfürsten. D. Breslau
1. November 1664.
[Marsch der Truppen. Der Sold ist bezahlt. Bemootierang ist nicht zu erlangen
gewesen.]
Er ist hier, am die restierendeo Marschmooate zo empfaDgen und um i.Nov.
mit dem E. Amt wegen des Durchmarsches zu conierieren, die Truppen
werden heute oder morgen an der Schlesischen Grenze anlangen und wohl
noch 4 Wochen gebranchen, bis sie an der Kurmärkischen Grenze bei
Crossen anlangen, da von dem G. Kriegs -Commissario angeordnet ist*),
0 Aach Kf. weist (d. CöId 24. October/3. November 1664) den Herzog an,
möglichst langsam seiDen Marsch fortzusetzen, damit nichts zurückbleibe. In
Schlesien bei Groneberg könne er etwas stehen bleiben und ausruhen,
Digitized by
Google
348 5. Der Tarkenkrieg.
dass sie nicht über 2 Meilen des Tages marschieren nnd den dritten still
liegen sollen. Man hat zn Wien Abrechnung gemacht, was nns an nnserm
Sold restiertCi nnd ist befunden, dass wir dasjenige empfangen, was ans
dem Versprechen des Kaisers gemäss gebührt, da mit Li sola 7er-
glichen worden, dass wir den kaiserlichen Regimentern an Bezahlung
gleich gehalten werden sollten, zum Marsch hat der Kaiser nns noch
einen Monat Sold mitgeben lassen. Beifolgende Liste ^) weist den Ab-
gang der Völker und deren jetzige Effektivstärke nach. Wegen Re-
montierung der Unberittenen hat er sich vergeblich bemüht, man wendet
vor, dass diese Reichs- und Auziliarvölker völlig zu contentieren eine
Million erfordern würde, wozu man jetzt nicht die Mittel hätte. Man könnte
die Leute wohl ergänzen, da der Kaiser 8 Regimenter z. F. und 5 z. R.
reduciert, aber die Mannschaft ist so liederlich und zerrissen, dass die
Lande des Kf. davon mehr Schaden als Nutzen haben würden.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien
2. November 1664
[Dank für die Hälfe. Er kann den brandenborgiBcheD Trappen keine Quartiere
gewahren.]
2. Nov. Dank für die geleistete treue Hülfe, er ht bereit dieselbe mit gleich-
massiger Gegenbezeigung zu verschulden, auch den Abgang von dem^ was
er nach dem mit Lisola getroffenen Vergleich zu erstatten habe, voo
seinen Völkern zu ersetzen. £s wäre ihm lieb gewesen, wenn er des Kf.
Völkern in seinen Landen noch einige Ergötzlichkeit hätte gewähren können,
aber die Quartiere für seine eigenen Völker sind so enge, dass er diese
nicht unterzubringen weiss, daher hat er dem Herzog Augustus geschrie*
ben, er möchte seinen Marsch so beschleunigen, dass er noch vor dem
Winterwetter die Mark Brandenburg erreiche.*)
0 Nach derselben zählt:
die flolsteiDSche Eskadron 343 Mann,
die Qoltzsche Eskadron 331 "
das Radziwillsche Regiment za Ross Berittene 324
zu Fuss 62
386
die Radsiwillsche Eskadron Dragoner Berittene 197
za Pubs 57
254
die Derfflingersche Eskadron Dragoner Berittene 185
ZQ Fass 45
230
zQsaoimen also 674 Mann z. F., 386 z. Pf., 484 Dragoner.
^ Die brandenbargischen Truppen sind Ende November in der Mark wieder
angelangt.
Digitized by
Google
Abschnitt 6.
Die Erfurter Händel.
1663 — 1665.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Wie 80 viele biächöOicbe St&dte hatte aoch das zam Mainzer Erzstift
gehörige Erfurt') im Mittelalter seinem geistlichen Herren gegenüber eine
sehr selbständige Stellung errungen, doch hatte die Stadt nicht die volle
Unabhängigkeit und Reichsunmittelbarkeit erworben, vielmehr hatten die
Mainzer Kurfürsten, auch nachdem dieselbe im Reformationszeitalter pro-
testantisch geworden war, dort einen Theil der Gerichtsbarkeit und die
Landesherrlichkeit über einige Dörfer des Stadtgebietes behauptet, während
andererseits die Sächsischen Fürsten aus dem Wettiner Hause die Aner-
kennung ihres Scbutzrechts über die Stadt und die Lehnsherrlichkeit über
einen Theil der zu dem Gebiete derselben gehörigen Dörfer durchgesetzt
hatten. Während des Dreissigjährigeii Krieges^) hatte die Stadt, nachdem
sie 1631 den siegreichen Schwedenkönig Gustav Adolf aufgenommen hatte,
von diesem die Mainzischen Domanialbesitzungen zum Geschenk und die
Zusicherung erhalten, dass sie in den dereinstigen Frieden namentlich ein-
geschlossen, also als reichsunmittelbar anerkannt werden sollte. Die Schwe-
den, welche, nachdem die Stadt nach dem Prager Frieden demselben bei-
getreten war und die schwache schwedische Besatzung zum Abzug ge-
Döthigt hatte, sich 1636 derselben wieder bemächtigt und dieselbe bis zum
Ende des Krieges behauptet hatten, hatten sich bei den Friedensverhand-
loDgen wirklich aber vergeblich bemüht, die Anerkennung der Reichsunmit-
telbarkeit derselben durchzusetzen, und so war durch den Westfälischen
Frieden das frühere keineswegs klare Rechtsverhältnis zwischen der Stadt
and dem Mainzer Erzstifte wiederhergestellt worden. Der ehrgeizige und
') S. V. Tettao, Üeber das staatsrechtliche Verhältnis von Erfurt zam
Erzstift Mainz. (Jahrbucher der K. Akademie gemeinnütziger Wissenschaften
za Erfurt. Neue Folge, Heft I. Erfurt 1860.)
^ S. Herrmann, Der Kampf um Erfurt 1636—1638. (Hallesche Abhand-
loDgen zur neueren Geschichte, Heft XH. Halle 1880.)
Digitized by
Google
352 6. Die £rfarter Handel.
klage Karfürst Johaan Philipp v. Scböoborn^) zeigte sich aber sofort
bestrebti seine Rechte in der Stadt zu befestigen and aaszodehneo, and diese
Bemühangen wurden durch innere Zwistigkeiten, welche damals in der Stadt
zwischen dem Rath und der Bürgerschaft ausgebrochen waren, erleichtert
Auf seinen Antrag bestellte Kaiser Ferdinand m. 1649 eine Kommission,
bestehend aus dem Bischöfe von Bamberg and dem Herzoge von Würtem-
berg, am sowohl das Erzstift in die Gerechtsame, welche dasselbe vor dem
Kriege in der Stadt besessen, wiedereinzuführen als auch jene inneren Strei*
tigkeiten zu schlichten, und die Subdelegierten derselben, welche im Sep-
tember 1649 in der Stadt erschienen, brachten in der That einerseits den
sogenannten Compositionsrecess vom 4. August 1650 zu stände, durch wel-
chen jene inneren Wirren beigelegt und das Stadtregiment neu geordnet
wurde, andererseits schlichteten sie durch den sogenannten Restitutionsre-
cess vom 18. Juli desselben Jahres auch die zwischen der Stadt und dem
Kurfürsten streitigen Punkte. Die Hauptschwierigkeit dabei hatte die erst
zuletzt von dem Kurfürsten erhobene Forderung bereitet, dass das, wie
derselbe behauptete, früher übliche Kirchengebet für ihn selbst und das
Erzstift in den evangelischen Kirchen der Stadt wiederhergestellt werden
sollte. Obwohl der Rath lebhaft dagegen protestiere und geltend gemacht
hatte, dass ein solches Gebet erst 1626, also nach dem in dem Friedens-
schluss festgesetzten Normaljahre 1624 vorübergehend abgehalten worden
sei, so hatten die Kommissare doch, da ein Theil der Bürgerschaft sich für
die Wiedereinführung aussprach, dieselbe, aber ohne eine bestimmte Formel
für jenes Gebet festzusetzen, in den Restitutionsrecess aufgenommen. Bald
nach der Abreise der Kommissare aber brachen neue Streitigkeiten zwischen
dem Rathe und der von ehrgeizigen Führern, namentlich dem Magister
Volkmar Lim pr echt geleiteten Volkspartei aus, welche auch die nächsten
Jahre hindurch fortdauerten. Das Kirchengebet für den Kurfürsten wurde
infolge der Weigerung der protestantischen Geistlichkeit nicht abgehalten,
so erwirkte Kurfürst Johann Philipp im Jahre 1654 die Absendung
einer neuen kaiserlichen Kommission, des Reichshofraths v. Bohn und des
Kammergerichtsfiskals v. Emmerich nach Erfurt. Das Ergebnis der
Thätigkeit derselben war der sogenannte Additionalrccess von 1655, in
welchem die Streitigkeiten über die Rathswahl geschlichtet, in betreff des
Kirchengebetes aber erklärt wurde, dass es bei den Bestimmungen des
Restitutionsrecesses bleiben solle. Trotzdem wurde dasselbe nicht einge-
führt und auch die inneren Wirren in der Stadt hörten nicht auf, sie wurden
geschürt durch jenen Limprecht, das frühere Haupt der Volkspartei,
welcher auf Betreiben der kaiserlichen Kommissare 1654 als Obervierherr
Mitglied des Stadtregiments geworden war, auch in den nächstfolgenden
Jahren immer wiedergewählt worden war, schliesslich aber, nachdem er sich
0 S. für das Folgende v. Tettau, Die Redaktion von Erfart und die ihr
vorausgegangenen Wirren 1647 — 1665. (Jahrb. der Erfurter Akademie. Neue
Folge, Heft III. Erfurt 1863.)
Digitized by
Google
Einleitung. 353
durch sein ehrgeiziges aod hochmüthiges Aoftreten aach anter seinen ehe-
maligen Anhängern zahlreiche Feinde erweckt hatte, 1659 bei der Wahl für
das nächste Jahr übergangen war nnd nun yoII Zorn und Hass sich nach
Mainz begab und mit dem Kurfürsten in Verbindung trat. Durch ihn
noch mehr aufgereizt erneuerte dieser beim Kaiser seine Beschwerden über
die Stadt, namentlich wegen der Nichteinführnng des Kirchengebetes und
bewirkte die Absendung einer neuen kaiserlichen Kommission nach Erfurt.
.Der Reiehshofrath v. Schmidburg, welcher infolge der Erkrankung des
zweiten Mitgliedes derselben, jenes Reichshofraths v. Emmerich, allein
im September 1660 dort erschien, verfuhr auf die willkürlichste Weise, er
setzte sogleich Limprecht wieder zum Obervierherrn ein, entfernte die
Gegner desselben aus dem Stadtregimente, änderte die Zusammensetzung des-
selben nnd bewirkte mit Limprechts Hülfe von diesem die Annahme einer
von ihm vorgeschlagenen Gebetsformel, allein das Auftreten desselben und
die weiteren Uebergriffe, welche sich der Kurfürst und dessen Beamte und
Anhänger erlaubten, erregten in der Bürgerschaft heftige Erbitterung, das
Kirchengebet für den Kurfürsten, durch dessen Annahme man die landes-
herrliche Gewalt desselben anzuerkennen und damit die Freiheiten der Stadt
zu gefährden fürchtete, wurde trotz weiterer kaiserlicher Mandate nicht
eingeführt, vielmehr Massregeln zum Widerstände vorbereitet. Man hoffte
in Erfurt auf den Beistand des Kurfürsten von Sachsen und der Sächsi-
schen Herzoge, als der Schutzherren der Stadt, welche eine Erweiterung
der Rechte des Mainzer Kurfürsten nicht dulden würden, nnd in der That
waren >) sowohl die Ernestiner, die Herzoge Ernst von Gotha, Frie-
drich Wilhelm von Altenburg und Wilhelm von Weimar, als auch
die mit eigenen Herrschaften ausgestatteten Brüder des Kurfürsten, der
Administrator August von Magdeburg und die Herzoge Christian von
Merseburg und Moritz von Zeitz geneigt, sich der Stadt anzunehmen,
sie berathschlagten darüber, Truppen in dieselbe hineinzulegen, um die
Volkserhebung niederzuhalten und auch etwaigen Gewaltanschlägen von
aussen die Spitze zu bieten, allein sie wurden gelähmt durch die Haltung
des Kurfürsten Johann Georg U. von Sachsen, welcher sich zu keinem
energischen Vorgehen entschliessen konnte. Erst nachdem im December
1662 eine vierte kaiserliche Kommission, bestehend aus den beiden Reichs-
hofräthen v. Schmidburg und v. Goppold, in Erfurt erschienen war,
welche auf das gebieterischste Gehorsam und Bestrafung der Widerspän-
stigen forderte, traf dort Anfang Januar 1663 auch eine Gesandtschaft
des Kurfürsten und der Herzoge von Sachsen ein und versuchte zu ver-
mitteln, die Erfurter zur Annahme der Gebetsformel gegen eine von dem
>) S. Heibig, Johann Philipp von Mainz und Johann Georg II. von
Sachsen während der Erfurter Wirren 1650—1667 (Archiv für die Sächsische Ge-
Bchichte III. 186.5) S. 401 ff. Kirchhoff, Die Besitzergreifang Erfurts durch
Karinaios.1664 (Zcitschr. für Preussiache Orschichtc und Landeskunde VIII. 1871)
S. 97 ff.
Mater, t Gesch. d. G. Kurfaniten. Xf. 2.3
Digitized by
Google
354 (>• Die Erfarter Handel.
Mainzer Kurfürsten auszustellende, die sonstigen Rechte der Stadt sicherode
Erklärung zu bewegen, allein die kaiserlichen Kommissare wollten eine Ein-
mischung derselben nicht dulden, verlangten unbedingten Gehorsam ond
bewirkten dadurch (Juni 1663) einen Ausbruch der Leidenschaft des Volkes,
welcher sich zunächst gegen Limprecht und dessen Genossen richtete,
durch welchen sich aber auch der noch dort anwesende kaiserliche Kom-
missar y. Schmidburg bedroht sah, so dass derselbe aus der Stadt floh
und sich zu dem Kurfürsten yon Mainz begab. Auf das Betreiben^
dieser beiden erfolgte ein kaiserliches Mandat vom 28. Juli, in welchem
der Stadt nur eine achttägige Frist gestellt wurde, um die kaiserlichen
Befehle zur Ausführung zu bringen, und, wenn dieses nicht geschehe, die
Kommissare beauftragt wurden, die Reichsacht über dieselbe aasza-
sprechen. In Erfurt war inzwischen die Aufregung immer höher gestiegen,
gegenüber dem Rath, welcher durch Nachgiebigkeit gegen den Kaiser and
den Kurfürsten von Mainz die von aussen drohende Gefahr abzuwenden
suchte, gewann in der Bürgerschaft eine extreme Partei mehr und mehr
das Uebergewicht, welche von keinen Zugeständnissen etwas wissen wollte.
Leicht hätte der Kurfürst von Sachsen durch bewaffnete Unterstützung des
Rathes die Stadt retten können, allein derselbe begnügte sich damit, den
Kaiser zu ersuchen, mit der Execution gegen die Stadt noch einzuhalten.
Inzwischen aber verlor dort der Rath immer mehr die Autorität und kam
der Pöbel zur Herrschaff. Als Ende September 1663 zwei von den in Miibl-
hausen befindlichen kaiserlichen Kommissaren abgeschickte kaiserliche Notare
in Erfurt erschienen, nm dort jenes kaiserliche Mandat zu insinnieren, erhielten
dieselben keine Antwort nud wurden bei ihrer Abreise von der Menge be-
schimpft. Der Rath suchte darauf durch Zusage des Gehorsams die Kommis-
sare zu begütigen, allein diese Hessen sich ^on dem Kurfürsten von Mainz
bestimmen, sofort die Achtserklärnng zu publicieren. Am 8. October 1663 er-
schien der Reichsherold Jacob Lidl v. Schwanenfeld in der Stadt, um
das Achtsdekret zu verkündigen, aber er samt seinen Begleitern wurden
von der unbändigen und wüthendcii Menge betschimpft und gemisshandelf,
und nur mit Mühe gelang es durch das Einßchreiten Besonnener, sie vor
noch Schlimmerem zu behüten und ihnen zur Flucht zu verhelfen. Daranf
schickte Anfang November der Kurfürst von Mainz eine Trnppenabtheilnng
gegen Erfurt, diese verübte aber nur in der Nähe der Stadt einige rohe
Gewaltthaten und ergriff vor einem Ansfalle der Bürger die Flucht. In der
Stadt aber herrschte jetzt vollständige Anarchie, nach der Rückkehr der aos-
gezogenen Bürger von der Verfolgung der Mainzischen Truppen kam es
dort zu wilden Excessen, der oberste Rathsmeistcr Kniephof wurde er-
mordet, dann dem seit dem Juni gefangen gehaltenen Limprecht der Pro-
cess gemacht und derselbe am 30. November hingerichtet.
Diese Excesse boten dem Kurfürsten von Mainz die willkommene Ge-
legenheit, mit Gewalt gegen die Stadt vorzugehen, nm diese dann seiner
Herrschaft vollständig zu unterwerfen. Jener erste Misserfolg seiner Truppen
hatte gezeigt, dass er einer grösseren Macht bedürfe, um dieselbe zu be«
Digitized by
Google
Einleitaog. 355
zwingcD, und in der arosichtigsten nnd geschicktesten Weise hat er nun
seine Vorbereitongen dazu getroffen. Um zunächst zn verhüten, dass der
Karfürst von Sachsen, als Schatzherr der Stadt, sich derselben annehme
und seinen Plänen entgegentrete, entsandte^) er an denselben im October
1663 eine Gesandtschaft bestehend aas dem Domherrn y. Reiffenberg
und dem Dr. Molitor, und diesen gelang es, den schwachen und Icurzsich-
tigen Kurfürsten zum Abschluss des Torgauer Vertrages vom 20/30. No-
vember 1663 zu bereden, in welchem derselbe sich zur Unterstützung der
Achtsvollstreckung gegen Erfurt verpflichtete, wogegen ihm zugesagt wurde,
dass er die sächsischen Lehndörfer im Erfurter Gebiet als sein Eigenthum
behalten, dass ihm mit dem Kurfürsten von Mainz zusammen in der Stadt
gehuldigt werden, dass er mit demselben zusammen die Stadt besetzen
und dass alles Nähere auf einer persönlichen Zusammenkunft beider Kur-
fürsten festgesetzt werden solle. Diese persönliche Begegnung fand zu An-
fang des nächsten Jahres 1664 in Regensburg, wohin beide Kurfürsten
ebenso wie der Kaiser zur Tbeilnahme an den Reichstagsverhandlungen
sich begeben hatten, statt, und dort gelang es Johann Philipp den säch-
sischen Kurfürsten durch die Zusage, dass die Torgauer Yersprechuugen
ei füllt werden sollten, vollständig zu gewinnen und von jeder wirksamen
Intervention ^zu Gunsten der Stadt abzuhalten. Ebendort aber wusste er
sich auch dem Kaiser, zu dem er als das Haupt der französischen Partei
im Reiche in den letzten Jahren in sehr gespanntem Verhältnis gestanden
hatte, wieder zu nähern und, indem er auf dem Reichstage und bei den
Rheinischen Alliieiien dessen Bemühungen um Unterstützung im Türken-
kriege beförderte, zu erwirken, dass derselbe ihm gegen Erfurt vollständig
freie Hand Hess. Zugleich wusste er die geistlichen katholischen Mitglieder
der Rheinischen Allianz dazu zu bewegen, ihm die Stellung von Hülfstrnppen
zu dem Feldzuge gegen Erfurt zuzusagen, ebenso von dem Herzoge von
Lotbringen die Ueberkssung von Truppen zu diesem Unternehmen zu
erwirken, und endlich bemühte er sich dann auch, von König Ludwig XIV.
bewaffnete Unterstützung zu erlangen. Zu diesem Zwecke') hatte er ur-
sprunglich seinen bisherigen einflussreichen Minister, den Freiberrn v. Boine*
bürg nach Paris zu senden beabsichtigt, da dieser sich aber bei dem
französischen Könige zu grosser Annäherung an den kaiserlichen Hof ver-
dächtig gemacht hatte, so wurde Ende Juni 1664 ebenjener Freiherr v.
Reiffenberg zu demselben geschickt, und diesem gelang es denn auch
mit leichter Mühe, den französischen König zur Erfüllung der Wünsche des,
Kurfürsten, zur Zusage eines Hülfscorps von 6000 Mann zu bestimmen
während dieser dafür damals Boineburg der Rache Frankreichs auf-
opfern musste. Im August 1664 sammelten sich die Truppen des Mainzer
Kurfürsten und seiner Verbündeten theils im Eichsfelde, theils im Würz-
burgischen, und Anfang September rückten dieselben gegen Erfurt heran.
0 S. Hei big a. a. 0. S.415ff.
^ S. Qahraaer, Kar-Mainz in den Epoche von 1672 I. 8.550*.
23*
Digitized by
Google
356 6- ^i® Erfurter liäudul.
. Der Knrfürst von BraDdeoburgi) ist in diese Erfurter Händel erst za
Ende des Jahres 1663, nachdem schon die Achtserklärung gegen die Stadt
erfolgt und dieselben damit in ihr letztes Stadium getreten waren , hinein-
gezogen worden, und zwar hat man sich fast gleichzeitig von drei Selten
aus au ihn gewandt. Der Kurfürst von Mainz hat ihm Anzeige davon ge-
macht, dass er im Begriff sei, die Ezecution getreu die Stadt vorzunehmen,
und um seine Unterstützung dabei nachgesucht, die Herzoge von Gotha und
Alten bürg haben ihm die sowohl der Stadt als auch dem Sächsischen Hause
von Kur mainz drohende Gefahr vorgestellt und ihn gebeten, bei dem letzte-
ren und bei dem Kaiser sich zu bemühen, dass die gewaltsame Executioii
aufgegeben und die Sache durch Unterhandlungen beigelogt werde, und auch
der Rath von Erfurt hat unter Darlegung der Ungerechtigkeit des gegen
die Stadt eingeschlagenen Verfahrens die gleiche Bitte an ihn gerichtet.
Wie die hier mitgetheilten Akten darlegen, hat der Knrfürst von vorne
herein und nachher foitgesetzt in dieser Angelegenheit eine sehr vorsichtige
Hfilcung eingenommen Er hat aul jene Bitten hin im November 1663 dem
Kurfürbten von Mainz Vorstellungen gemacht und ihn ;;u fricdli(her Bei-
legung der Sache zu bewegen gesucht, er hat dann auf den Zusammen-
künften mit dem Kurfürsten von Sachsen zu Torgau und Berlin (Decem-
ber 1663 und Mai 1664) mit diesem auch über die Erfuiter Sache verhan-
delt und, ohne Kenntnis von den geheimen Abmachungen desselben mit
Kurnininz und in der Meinung, dass derselbe sich wirklich der Stadt an-
nehmen wolle, wenn dieselbe den schuldigen Gehorsam leiste, sich bereit
eiklärt, mit demselben dabei Hand in Hand zu gehen. Er hat dann auch
im August 1664, nachdem inzwischen die kriegerischen Hüstungeu des
Mai uze r Kurfürsten bekannt geworden waren und er aufs neue sowohl von
der Stadt Erfurt als auch von dem Herzoge von Gotha gebeten wor-
den war, dazwischenzutreten, sirh darauf beschränkt, bei dem Kurfürsten
von Mainz jene Vorstellungen zu wiederholen und seine Vermittelung an-
zubieten. Erbt als er Anfang September aus einem Schreiben des Kur-
fürsten von Sachsen ersah, dass derselbe ruhig die Stadt ihrem Schicksal
zn überlassen beabsichtige und dass der Kurfürst von Mainz auch gegen
die bisherigen Beschützer der Stadt, die Sächsischen Herzoge, Drohungen
geäussert habe, entschloss er sich zu nachdrücklicherem Auftreten, verlangte
') Das Verhalten des Kf. in diesen Erfurter Häodelo ist bisher keineswegs
genügend aufgeklärt gewesen. Pofendorf hat auch diese Angelegenheit ganz
übergangen, v. Tettau, der hanptaächlich auf den Erfnrtvr chronikalischen Dar-
stellnngen fasst, ist über diesen Punkt sehr mangelhaft unterrichtet, Kirch-
hoff hat zwar in den von ihm hauptsächlich benutzten Materialien des Weimarer
Archivs darüber manches gefunden, seine Quellen aber sehr flüchtig verarbeitet,
Droysen (Gesch. der Prenss. Politik III, 3 S. 47 ff.) stellt zwar die damalige
Politik des Kf. in ihrem weiteren Zusammenhange in grossen Zügen richtig dar,
doch ist ihm nicht das gesamte in Berlin vorhandene Material, namentlich nicht
die allerdings sehr fragnieutorischen Nachrichten über die Verhandlungen mit
Reiffenberg im September 1664 und nachher im Mars 16ii5 bekaont gewesen.
Digitized by
Google
BinleituDg. 357
vom Earfürsten voo Mainz, an den er, um diese Mahnungen noch ein*
dringlicher yorzustellen, seinen Schlosshanptroann y. Berlepsch schickte,
und auch Tom Kaiser Einstellung der Execution, indem er drohte, sonst
nicht nur die eben zugesagten weiteren Hülfstrnppen nach Ungarn nicht zu
schicken, sondern auch seine schon dort befindlichen Truppen zurückzurufen
und mit Schweden und anderen Kreisständen in engere Verbindung zu
treten, und suchte zugleich durch die ernstlichsten Vorstellungen dem Kurfürsten
von Sachsen die Augen über das Verderbliche seiner Politik zu öffnen.
Doch gelang es dem wenige Tage darauf bei ihm anlangenden Mainzischen
Abgesandten, eben jenem Freiherren v. Reiffenberg, indem derselbe ihm
theils über die von seinem Herren bei dieser Expedition gegen Erfurt ver-
folgten Absichten die beruhigendsten Zusicherungen gab ,, andererseits ihm
dessen Unterstützung in seinen eigenen, namentlich in der Polnischen An-
gelegenheit, und ein Zusammengehen desselben mit ihm auf dem Reichs-
tage in Aussicht stellte, ihn zu beschwichtigen, so dass er von seinem Wider-
spruche gegen die Ausführung der Execution abstand, an v. Berlepsch
dem entsprechende neue Weisungen sandte und nach Verabredung mit
V. Reiffenberg die Erfurter auf das ernstlichste ermahnte, sich den Forde-
rnngen des Kurfürsten zu fügen und so die Anwendung von Gewalt zu ver-
hüten, und der Rath der Stadt, welcher inzwischen wieder der unbändigen
Menge Herr geworden war, hat diesen Rathschlägen folgend sich in der
That bemüht, eine friedliche Lösung der Sache herbeizuführen und so die
Freiheiten der Stadt zu behaupten. Freilich musste Kurfürst Friedrich
Wilhelm bald erkennen, dass auch er von Reiffenberg getäuscht sei,
denn der Kurfürst von Mainz erklärte sich nun nicht mit der inzwischen
erfolgten Einführung des Kirchengebets und der angebotenen Genugthuung
für die verübten Excesse zufrieden, sondern verlangte als Realassecuration
die Einräumung der Barg und zweier Thore, d. h. die militärische Be-
setzung der Stadt, und liess, als diese sich nicht sogleich dazu verstehen
wollte, die förmliche Belagerung beginnen. Kurfürst Friedrich Wilhelm
hat sich dem gegenüber darauf beschränkt, durch Verhandlungen den Kur-
fürsten von Mainz zum Aufgeben oder wenigstens zur Milderung dieser
Forderungen zu bewegen; der Vorschlag, welchen der Rath von Erfurt,
der Herzog von Gotha und auch sein mit diesen Verhandlungen betrauter
Gesandter v. Berlepsch ihm machten'), bevor die Einschliessung der
Stadt vollendet sei, Truppen in dieselbe zu werfen, hat er zwar nicht ganz
von der Hand gewiesen, aber doch sich dafür entschieden, nur, wenn die
Zustimmung des Mainzer Kurfürsten dazu zu erlangen wäre, denselben
auszuführen, und da diese, wie vorauszusehen war, nicht ertheilt wurde,
0 S. uoteo Berlepschs Relationen vom l./ll., 4./14., 6./16., ood 17./27« Sep-
tember und des Kf. Resiripte vom 7./17m 12/22. September und 21. September/
1. October. Irrig behauptet Kirchhoff a. a. 0. S. 188, der Gedaoke, Erfurt
durch brandeoburgische Truppen eu besetzeo, habe einerseits in Berlin» aoderer-
seits in Gotha und Weimar seinen Ursprung gehabt.
Digitized by
Google
358 ^' l^i® Brfarter Händel.
hat er davon Abstand genommen and offen den Erfurtern erklären lassen,
dass sie von ihm keine weitere Unterstütznng zu hoffen hätten. Dem Drän-
gen der Sächsischen Herzoge, welche noch ganz znletzt (Anfang October
1664) dnrrh eine Gesandtschaft ihn dazu zu bestimmen suchten, sich der
Stadt thatkräftig anzunehmen, hat er nur insoweit Folge geleistet, dass er
sich zur Abschicknng einer neuen Gesandtschaft an den Kurfürsten von
Mainz behufs Anknüpfung weiterer Unterhandlungen entschloss, er hat aber
Ton vorne herein erklärt, dass er davon wenig Erfolg hoffe, und er hat, als
dann die Kunde kam, dass die Stadt sich inzwischen (16. October) ergeben
habe, die Abschicknng jener Gesandtschaft ganz unterlassen. Auch nachher,
als infolge der neuen Befestigungen, welche der Kurfürst von Mainz sofort
in der jetzt von ihm besetzten Stadt vornehmen Hess, des längeren Verblei-
bens der fremden Truppen desselben, der Veränderung der Stadtverfassung
und der Eingriffe in die von den Sächsischen Herzogen beanspruchten
Rechte diese letzteren wieder seine Hülfe in Anspruch nahmen, hat er sich
nur auf gütliche Vorstellungen bei dem Kurfürsten von Mainz beschränkt.
Dass der Kurfürst sich hier so zurückhaltend gezeigt hat, ist nicht
etwa dadurch veranlasst worden, dass er die in diesem ganzen Verfahren
gegen Erfurt und in der schliesslichen Besetzung dieser Stadt, einer der
wichtigsten Festungen Norddeutschlands, durch jenen ganz an Frankreich
geketteten katholischen Fürsten liegende Gefahr verkannt hätte, im Gegen-
theil er hat seiner Missbillignng und den auch bei ihm dadurch erweckten
Befürchtungen den deutlichsten Ausdruck gegeben, aber er hat sich so vor-
sichtig zurückgehalten, weil er erkannte, dass er selbst, zumal da damals
die Hälfte seiner Truppen fern in Ungarn stand, zu schwach sei, der von
dem Kurfürsten von Mainz aufgebotenen Truppenmacht entgegenzutreten,
weil er sich überzeugte, dass auf E ur Sachsen garnicht zu rechnen sei und
dass er auch von den anderen sächsischen Herzogen und den übrigen pro-
testantischen norddeutschen Fürsten und von Schweden, so laut dieselben
auch ihren Unwillen über das Vorgehen des Mainzer Kurfürsten kund gaben,
keinen wirklichen Beistand zu erwarten habe, und weil er sich scheute,
durch etwaigen Widerstand gleichzeitig den Kaiser, unter dessen Autorität
der Mainzer Kurfürst handelte, und den König von Frankreich, welcher
demselben seinen Beistand geliehen hatte, herauszufordern und so weitere
Unruhen und Gefahren für Norddentschland heraufzubeschwören. Ausserdem
hat ihn noch ein besonderer Umstand mit dazu bestimmt, nämlich die Rück-
sicht auf Magdeburg, welche Stadt in ähnlicher Weise wie Erfurt ihrem
Landesherren und ihm selbst, dem einstigen Nachfolger desselben, trotzte,
deren Widerstand er schon damals entschlossen war bei günstiger Gelegen-
heit ebenfalls, wenn nothwendig, mit Waffengewalt zu brechen und welcher
er daher keineswegs durch ein nachdrückliches Auftreten für Erfurt gegen
den Kurfürsten von Mainz zu einem Präcedens verhelfen wollte, auf welches
sie und ihre etwaigen Beschützer sich ihm gegenüber einstmals berufen
könnten.
Im Anhange ist ein gedrängter Auszug aus den Akten des im Februar
Digitized by
Google
EinleituDg. 359
1665 za Leipzig abgehalteneo Obersächs i sehen Kreistages, welcher
ein Nachspiel zu den Erfurter Händeln bildet, mitgetheilt worden. Dieselben
sind dadurch besonders von Interesse, weil sie zeigen, wie der brandenbnr-
gische Kurfürst^ da der Kurfürst von Sachsen anch hier in seiner passiven
Haltung verharrt und alle Massregeln, welche ein nachdrücklicheres Auf-
treten des Kreises gegenüber den weiteren Uebergriffen des Mainzer Kur-
fürsten ermöglichen solleui zn hintertreiben sucht, die führende Rolle über-
nimmt und es durchsetzt ^ dass wirklich einige solche Massregeln, die Auf-
bringung einer freilich gegen seinen Wunsch sehr unbedeutenden Kriegs-
macht, weitere Verhandlungen mit dem Niedersächsischen Kreise wegen
einer schon im Jahre vorher beabsichtigten engeren Verbindung mit dem-
selben und die Forderung, dass bei den Verhandlungen zwischen Kur-
mainz und den Sächsischen Fürsten die Vermittlung anderer Kreis-
stände zugelassen werde, beschlossen werden.
Digitized by
Google
Knrfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D.
St. Martinsburg in unserer Stadt Maintz 20. October 1663.
[Anzeige, dass er die aber Erfart verhängte Acht za vollstrecken im Begriff,
sei. Bitte am Unterstützung.]
20. Oct. Kurzer Bericht über den von der Stadt Erfart ihm und den kaiserlichen
Mandaten gegenüber beharrlich fortgesetzten Ungehorsam, über die Ver-
kündigung der vom Kaiser über die Stadt verhängten Reichsacht and die
dabei erfolgte Misshandlang des damit beauftragten Reichsherolds.
So seind wir auch, vermög der von der Rom. Kay. M. uns auf-
getragenen Execution zu angeregter Vollstreckung des Kayserlichen
Reichsbanns und Acht, und weiln bevorab die Burgerschafft, wie ge-
meldet, in öffentlichem Uffstand sich befindet und sich unsere Dorff-
schafften aussznbl andern und in Brand zu stecken ohne Scheu ver-
lauten lassen, im Werck begriffen, dagegen nöthige Verordnung zu
thun und sie von dergleichen Vorhaben ab- und einzuhalten. Und
haben weniger nit auch Ew. Ld. hiemit von allen Nachricht geben
und, weiln nunmehr bey diesen Leuthen der schuldige Gehorsamb und
Respect gantz und gar erloschen ist, dieselbe hiebei freundlich ersuchen
wollen, wofern etwan diese unbendige Reichsächter bei deroselben sich
zu beschönen understehen oder sonsten Ihro ein wideriger Bericht ein-
langen sollte, demselben nit allein kein Gehör oder Glauben zu ge-
ben, sondern auch uns hierin in krafft der ChurfÜrstlichen Verein mit
Rath und That zu assistiren, indem einmahl, wan dergleichen Mediat-
stätten und Underthanen sothane — Sedition und Auffstand gegen
ihre Obrigkeit ungestrafft hingelassen — daraus auch bei andern leicht
höchst schädliche Consequentien erfolgen würden — zumahln wir
auch durch die vorhabende wtirckliche Vollstreckung des Banns nit ge-
meint seind, weder der Statt in ihrem vermög des Friedenschlusses
habendem Religionsexercitio noch auch dem Haus Sachsen in seinen
der Orten habenden und hergebrachten Particularjuribus Eintrag zu thuen.
Digitized by
Google
Anzeige der beabsichtigten Executioo gegen Erfurt. 361
Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. [Frieden-
stein] 28. October/[7. November] 1663.
[Der Stand der Erfurter Sache. Bitte am Vermittelang.]
PS.') Auch — müssen Ew. Ld. unserer und unsers gesambten 7. Nov.
Chur- und Fürstlichen Hauses dringender Angelegenheit nach wir
wehemütbig zu vernehmen geben, welcher gestalt die im Ende des
an Keys. M. — copeylich beigefügten Schreibens') berührte Erfurti-
sche Sache nun dermassen gefährlich worden, dass wir ohne sonder-
bare göttliche Hülfe und Vermittelung hoher wohl aflfectionirter Stände
fast nicht sehen, wie ohne grosses Unheil unserer und anderer Sachs.
Lande und Leute das Vorhaben, welches des H. Churfürsten zu
Maintz Ld. nun mit feindseliger Angreifung gedachter Stadt Er-
furt ins Werk zu richten suchet, abgehen könne. Was unsers
Hauses Interesse dabei sei, das ist am Keys. Hof, wiewohl ohne ver-
hofften Effect, nun viel Jahr hero angeführet worden. E. Ld. wollen
— sich aus beiliegender Deduction '), die zwar Glimpf halber — nur
ein und anderen Orts vertraulich communiciret worden, sich vortragen
lassen, worauf das Werk von a. 1648 her bis in den verwichenen
Monat Junium beruhet. Seithero nun hat der Maintzische Antrieb
so viel durchgedrungen, dass die Acht wider die Stadt publiciret und
der Pöfel zu desperaten Resolutionen dadurch folgends praecipi-
tiret worden. Wir sind wohl versichert, dass E. Ld., als es doch die
letztere keys. Capitulation^) nicht allein im Fall, da Stände, son-
dern auch da andere in diese äusserste Straf der Acht zu verur-
theilen sind, erfordert, umb solches Urtheil keine Wissenschaft tragen,
also dessen Valor und darauf selbst angemasste Maintzische Execu-
tions-Befugniss nicht agnosciren werden. Was auch auf jüngsten
*) Postscriptam sa dem oben Abschn. 5 S. 313 erwähnten Schreiben von
demselben Datnm, der Antwort auf des Kf. Circularschreiben vom 25. Oclober 1663.
>) In demselben (d. Friedenstein 14./24. Jnni 1C63), der Antwort auf ein
Schreiben des Kaisers (d. Wien 23. Mai 1663), in welchem derselbe die Turken-
gefahr geschildert und am Hülfe gebeten hatte, erklärt sich der Herzog zur
Hälfeleistnng bereit, räth aber dem Kaiser, durch Zugeständnisse an die Pro-
testanten in Ungarn sich deren eifrige Uoterstätzung zu verschafien und in Deutsch-
land die kriegerische Executiou gegen Erfurt nicht zu gestatten.
') Justitia protectionis Sazonicae in civitate Erfurtensi sive brevis expositio
iodubitati juris, quod Ser. Elector et Duces Sazoniae — more majorum et se-
cundom Imperii leges pacisque publicae constitutiones merito exercent. A. 1663
mense Junio, verfasst von dem Ootbaiscbon Kanzler Veit v. Seckendorf
(wiederabgedruckt Diar. Europ. XI Appendix, Londorp IX S. 3Sff.).
«) Wablcapitulation Kaiser Leopold I. §28 (Londorp VIII S. 357.).
Digitized by
Google
362 6. Die Erfurter Händel.
Creystag zu Leipzig desfaalben an Key. M. geschrieben worden'),
das wird E. Ld. von dero Gesandtschaft wohl der Gebühr nach sein
referiret worden. Inzwischen hat es das Ansehen, es werde zu unwie-
derbringlichen Schaden unsers Hauses die mitten in unsern — Landen
gelegene und unserni Hause in so viel Wege verbundene Stadt in
Maintzische Hände und Superioritat fallen, also ihre zimblichermassen
hergebrachte Freiheit, sonderlich was das jus armorum betrifft, ver-
lieren und dannenhero unserm Hause, ja dem ganzen Ober-Sächsiscben
Greis ein immerwährendes Präjudiz zumal in Kriegszeiten entstehen — .
Ew. Ld. — wollen ihres hohen Ortes sich zu unsers Hauses und
der gemeinen Wohlfahrt und Ruhe Aufnehmen und Beförderung ge-
fallen lassen, dero Gesandtschaft zu Regensburg furdersamst zu in-
struiren, dass sie diese wichtige Sache — in bessere Wege richten
helfe. Wir sind nebst unsern Herren Vettern erbötig, was nur zu
billiger Vergnügung des H. ChurfQrsten zuMaintz Ld. immer dienen
kann, aufrichtig zu befördern, allermassen wir dann, ohngeachtet S.
Ld. auf unsere und unserer HH. Vettern bisshero an Sie abgelassene
Schreiben nicht einst mit einer Antwort sich vernehmen lassen, dennoch
uns überwunden, deroselben solche freundliche Anerbietung ') zu thun
— darauf Sie — Ihres Stifts jura und Sicherheit viel beständiger als
auf die itzo in Sinn gefasste Opportunitäten — bauen könnten. — *)
Der Rath zu Erfurt an den Kurfürsten. D.
2./[12]. November 1663.
[AuseinaDdersetzuDg der Sachlage. Bitte am Verwenduog beim Kaiser und beim
Reichstage.]
12. Nov. Dank dafür, dass Ef. anf dem jüngsten Kreistage zu Leipzig*) sich
nebst den anderen Kreisständen der Stadt angenommen bat. Da sie fürcbteo,
1) S. oben Abschn. 4, Aobang S. 261.
^ In dem abschriftlich beigelegten Schreiben an K.Mainz (d. Friedeostein
21./31. October 1663) stellt der Herzog demselben die Uebelstande und Gefahren
vor, welche ein gewaltsames Vorgehen gegen Erfurt verursachen wurde, und for-
dert ihn auf, sich zunächst auf einer Conferenz mit dem Hause Sachsen über
sein Vorhaben zu benehmen. Ueber die früheren Verhandlungen desselben mit
K.Mainz s. Kirchhoff, Die Besitzergreifung Erfurts durch Karmainz (Zeilachr.
für Preussische Geschichte und Landeskunde Jahrg. VIII 1871) S. 108 ff.
*) Auch HerzogFriedrich Wilhelm von Sachsen-Altenburg wendet sich
in einem Schreiben (d. Altenhurg 3./ 13. November 1663) an den Kf. mit der
Bitte, bei dem Kaiser und K.Mainz dahin zu wirken, dass letzterer sich aller
Thätlichkeiten und der unrechtmässigen Execution enthalte und es zu gütlicher
Unterhandlung kommen lasse.
*) 8. oben Abschn. 4, Anhang S. 258 ff.
Digitized by
Google
VerweDduDgegesache ao den Kf. 363
dass ihre Feinde K. Main 2 heftig aaliegen werden, bei dem Kaiser und dem
kurfürbtlicheo CoUegio die Sache so durchzutreiben, dass die Execution doch
fortgesetzt werde, so wollen sie kurz vortragen, was bisher sowohl in meritis
als circa processnm in dieser Sache vorgegangen. Auseinandersetzung
der Vorgänge von dem Erscheinen der ersten kaiserlichen Kommission im
Jahre 1650 an bis zu der Publicierung der Reichsacht durch den kaiser-
lichen Herold, welcher bei dieser Gelegenheit allerdings von einzelnen be-
schimpft, aber doch mit Glimpf entlassen worden sei.
Sie haben jetzt zu ihrer Betrübnis hören müssen, dass K.Mainz die
Execntion der Acht übernehmen und dazu seine eigenen und seiner Alliierten
Mittel anwenden wolle. Sie stellen dem Kf. die Ungerechtigkeit des ganzen
Verfahrens vor, bezeugen, dass sie nach Möglichkeit sich gefugt und nach-
gegeben haben, hoffen, dass K.Sachsen sowohl als Kreisober.'ster als auch
als Schutzherr nebst dem Fürstl. Hause den Einbruch jener Völker nicht
gestatten werde, bitten aber auch Kf., sich ihrer beim Kaiser und K.Sachsen
und auf dem Reichstage anzunehmen, damit die Execntion, wo nicht gar
abgethan, wenigstens einstweilen suspendiert wefde*).
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D,
Cöln 15./[25.] November 1663.
[auf das Schreiben vom 20. October. Rath, die Bzecution gegen Erfurt vorläufig
zu unterlassen.]
— Wie wir nun — ganz uDgern vernehmen, dass E. Ld. von 25. Nov.
dieser Stadt dergleichen Widersetzlichkeit und Ungehorsam erwiesen,
auch keineswegs zweifeln, E. Ld. werden an Ihrer Seiten nichts ha-
ben ermangeln lassen, was zu gütlicher Hinlegung aller dieser Irrun-
gen und Streitigkeiten erspriesslich sein könne, also können wir E.
Ld. auch nicht verdenken, dass dieselbe auf naehtrückliche und in
den Reichsconstitutionibus fundirte Weise und Wege Dero Respect
und jura zu mainteniren und die Widerspenstigen zur Raison zu brin-
gen beflissen sein. Wir erkennen uns nicht allein vermög Churfttrst-
lieher Verein schuldig, sondern sein auch von uns selbsten ganz ge-
neigt, £. Ld. in dieser Dero Angelegenheit mit Rath und That zu
assistiren. Stellen aber E. Ld. hocherleuchtetem Nachsinnen anheimb,
0 Beigelegt ist eine AbBchrift des ParitioosJoatrameDtes (d. 24. September
1663) nud die Druckschrift: , Gründliche Deduction und warbafifter Bericht, dass
die Stadt Erfurt in puocto dess von Ihrer Chorfarsll. Ooadeo zu Mayotz bey
derselben gesnohten Kirchen-Gebets und soosten keine stroflfbare Widersetzlich-
keit oder Ungebähr, wie ihr solche aogüilich beygemessen werden will, verübet
etc." 1B63 (wiederabgedruckt Di ar. Earop XI Appendix, Londorp IX S. öflT.).
Digitized by
Google
364 <>. Die Erfurter Händel.
ob nicht diesem Werk bei den jetzigen böebstgefährlichen Conjuncturen
und da unser geliebtes Vaterland vom Erbfeind des Christlichen Na-
mens in so augenscheinlicher grossen Gefahr begriffen, lieber noch auf
einige Zeit ein Anstand zu geben, als zu vYttrcklicber Execution der
publicirten Acfatserklärnng, welche ohne überaus grosse Zerrüttung und
Ohngelegenheit des Obersächsischen Greises und aller dazu gehörigen
Stände, ja des ganzen Komischen Reichs nicht werkstellig gemacht wer-
den kann, noch zur Zeit zu schreiten, wozu dann — E. Ld. desto mehr
geneigt sein werden, weil Sie dadurch Ihren jnribus nicht allein nichts
präjudiciren oder vergeben, sondern auch das — Haus Sachsen sich
dieser Sache sowohl ratione neben £. Ld. in der Stadt Erfurt haben-
den Gerechtigkeiten, als auch, weil solche mitten in Dero Landen ge-
legen, sehr annimbt, der Magistrat auch und viele verständige Leute
an denen bisherigen ungehorsamen und halsstarrigen Proceduren dem
Verlaut nach nicht schuldig, sondern daran ein Missfallen tragen, der
unbändige Pöbel aber jedesmal in gebührendem Zwang nicht gehalten
werden kann, wie solches die gegen den Magistrat selbst verübte
harte Proceduren*) genugsamb darthun. Wir haben demnach nicht
unterlassen wollen, E. Ld. dieses — furzustellen, und zweifeln nicht,
Dieselbe werden, so viel es immer möglich, alle hochschädliche Extre-
mitäten und innerliche Trennungen in unserm Vaterlande bei diesen
Leuften verhüten, hingegen aber das hochnötige Defensionswerk und
die l. Key. M. versprochene Hülfe — auch ferner befordern zu
helfen geneigt sein').
^) S. V. Tettau, Die Reduktion voo Erfurt uud die ihr yorausgegangeoeo
Wirren 1647—1665 (Jahrbücher der K. Akademie gemeiooütziger WisseDschafteo
zu Erfurt. Neue Folge, Heft III) S. 115 ff., Heibig, Johaon Philipp voo Mainz
und Jobann Georg II. von Sachsen während der Erfurter Wirren 1650—1667
^Archiv fär die Sächsische Geschichte III.) S. 405 ff.
>) Nachdem K.Mainz (d. Schloss Marienberg ob Wurzburg 16. November
1663) dem Kf. den gedruckt erschienenen Bericht der kaiserlichen Kommissarien
und des Reichsherolds über die ihnen in Erfurt zugefügten Real- und Verbal-
injurien (s. Dlar. Europ. X S. 955ff., 929ff. Londorp VIII S. 936 ff.) zuge-
sandt und erklärt hat, er müsse darauf bedacht sein, wie solche Leute von dem
angedrohten Ueberfalle seiner angrenzenden Lande ab- und zum schuldigen Ge-
horsam angehalten werden mochten, erwidert derselbe (d. Cöln 2./ 12. December
li)63) in ganz ähnlicher Weise, er könne es ihm nicht verdenken, dass er seinen
Respect und seine Rechte durch nachdrückliche Mittel zu wahren beabsichtige,
bittet ihn aber mit Rücksicht auf die drohenden Conjuncturen die Sache noch
etwas in suspenso zu lassen.
Digitized by
Google
VerwendQDg dea Kf. bei K.Maids für Erfurt. 365
Der KnrfUrst an die Herzoge Ernst und Friedrich Wilhelm
von Sachsen. D. Cöln 15./[25.] November 1663.
[aof die Schreiben vom 28. October/[7. November] und 3./[13.] November.
Mittbcilnng der K. Mains gemachten Vorstellungen.]
Er lässt dahin gestellt, was K.Maioz für Ursache and Fondaroent zo 25. Nov.
seinen bisherigen Procedaren gegen Erfurt habe ond wie weit das Haus
Sachsen ratione seiner joriam bei der Sache interessiert sei, er hält aber
Qoter den jetzigen Gonjanctnren die Ezecution der Acht nnd die derselben
nothwendig anklebenden Extremitäten für so bedenklich, dass er R.Mains
bewegliche Vorsteiiangen gemacht nnd gebeten hat, dem Werk zum wenig-
sten einigen Anstand zn geben.
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten,
D. Marienberg ob Würzburg 12. December 1663.
[auf das Schreibon vom 1Ö./25. Nov. Die Ausführung der Acht gegen Erfurt kann
zn keinen weiteren Gefahren Anlass geben. Erfurt wird vom Hause Sachsen
aufgestachelt.]
Die Aus(iihriii g der Acht gegen seine ungehorsamen Unterthanen in 12. Dec.
Erfnrt wird weder die Türkenbülfe verhindern noch sonst zo Weiterungen
Anlass geben, am wenigsten im Übersäe hsis eben Kreise, da Erfurt als
eine zu K.Mainz gehörige Stadt zum Rheinischen Kreise gehöit Die
Erfurter, welche jetzt gegen alle Bürger und Rathsherren, die Devotion
gegen den Kaiser zeigen, mit Absetzung, Gefängnis und Todesstrafe vor-
gehen, werden von Nacbbaren, sonderlich von dem Hause Sachsen und
dessen unrohigen Ministris, im Ungehorsam bestäikt, von ihnen werden
Schmähschriften und ^Scarteken^ gegen ihn verbreitet *) und die Schutzgc-
rechtigkeit Sachsens zum Vorwande genommen, obgleich in dem zwischen
der Stadt und demselben über den Schutz abgeschlossenen Vertrage K.Mainz
ausgeschlossen ist. Er versichert, dass die Völker, welche die Acht aus-
führen sollen, niemand ausser denen, welche sich selbst der Acht theilhaft
machen würden, verletzen würden^.
0 Beigelegt ist die Schrift: Assertio juris Moguntini contra aflfectatam Ju-
stitiam Protectionis Sazonicae in civitate Erfurtensi. Moguntini a. 1663 m. Octobri
(wiederabgedruckt Di ar. Euro p. XI Appondiz, Londorp IX S. 63ff.). Von säch-
sischer Seite wurde darauf veröffentlicht: Repetita et necessaria defensio Justae
protectionis Sazonicae etc. 1664 (Diar. Europ. XI a. a. 0. Londorp IX,
S. 110 ff).
^ Durch ein Schreiben ganz ähnlichen Inhalts (d. Regensburg 10. Januar
1664) beantwortet K.Mainz dasjenige des Kf. vom 12. December 1663.
Digitized by
Google
366 6. Die Erfurter Handel.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. 1 1./[21.] März 1664.
[Bitte om fernere Unterstützung.]
21. März. Die Stadt bat die erfreuliche Nachricht erhalten, dass anf das GeBach
vom ^.November 1663 Kf. nicht allein an E.Mainz verschiedene beweg-
liche Schreiben hat abgehen lassen, sondern auch seine Gesandten in
Regensbaig znr Vermittelang eines gütlichen Vergleichs instrniert hat^-
Die Stadt dankt dafür and bittet ihn, auch fernerhin dazn zo cooperieren,
dass der Kaiser den erbetenen saWns condnctos') bewillige and K.Mainz
zu einem gütlichen Vergleiche bewogen werde, in welchem der Stadt ihre
Freiheiten and Rechte gelassen würden.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. 14./[24]. April 1664
[Er ist znr Einführung des Rirchengebetes bereit, bittet um weitere Unterstützung
auf denD Reichstage und Schutz gegen etwaige Gewaltmassregeln.]
24. April. Die Stadt ist sehr bestürzt darüber, dass trotz der Verwendung des
Kf., anderer hoher Potentaten und ganzer Kreise sie doch weder Aufhebung
der Acht noch freies Geleit erlangt hat; sie ist aber dadurch wieder ziem-
lich getröstet und erfreut, dass gleichwohl die evangelischen Fürsten und
Stände durch ihre Botschafter auf dem Reichstage die Sache in die Hand
nehmen') und Willfährigkeit zur Assistenz verspüren lassen^ wie der Stadt
durch ein Schreiben jener Gesandten^) und durch den zu ihnen geschickten
k.sächsischen Commissarius^) versichert worden. Da aber beides eine ernst-
liche Ermahnung zur Parition in puncto precum in sich gehalten mit Ver-
tröstung, dass die Stadt sodann über die anderen Punkte sattsam gehört
and ihr treulich assistiert werden solle, so wollen sie dabei so viel ihnen
1) Rf. hat bisher nur in dem Rescript vom 1. December 1663 an die Ge-
sandten in Regensburg (s. oben Absohn. 4, S. 208) der Erfhrter Angelegenheit
gedacht.
*) Zu Anfang des Jahres 1664 war es dem neuen Rathe von Erfurt unter
Leitung des energischen Rathsmeisters G. H. Ludolf gelungen, der inneren
Unruhen Herr zu werden und den Pöbel zum Gehorsam zu bringen. Der Rath
hatte darauf den Kaiser um einen Oeleitsbrief für Abgeordnete der Stadt nnd
um Aufhebung der Acht gebeten, zugleich aber sich auch an die Schwedische
Regierung (d. 12./22. Januar 1664, Londorp IX 8.221) und dann auch an die
zu Regeusburg versammelten Reichsstände (d. 8./18. März 1664, Londorp IX
S. 217) gewendet und um deren Vermittelong beim Kaiser und bei K.Mainz nach-
gesucht. S. V. Tettau S. 184f. Heibig 8.419.
^ S. die Relation der Gesandten ans Regensburg vom 18. April 1664 (S.28H).
*) d. RogenPburif 28. März 16«4 (Londorp IX S. 219).
^) Menius, Geheimer Rath des Herzogs Moritz von Zeitz, über dessen
Sendung nach Erfurt (üec«mber 1663 und Anfang 1664) s. Heibig S. 417.
Digitized by
Google
Erfurt sacht die Yerwendang des Ef. 367
nor immer möglich thnn, sie hoffen, es werde die Gemeinde die Umstände
in solche Consideration ziehen, dass es zu weiteren Extremitäten nicht
aasschlagen dürfte. Sie bitten Kf., sich ihrer weiter anzunehmen *).
Otto Wilhelm v. Berlepsch^) an den Rathsherren Ludoif in
Erfurt. D. Berlin 27. April / [7. Mai] 1664.
[Kf. will sich der Stadt aDoehroen, hat mit R.Sachsen darüber Terhandeit» doch
mass man zonächst Gewissheit haben, ob die Paritioo wirklich geschehen.]
Nachdem S. Chf. D. zu Brandenburg, meinem gnädigsten Churf. 7. Mai.
und Herrn, ich das von dem fiatb mir jüngsten zugesendetes Schreiben
— überreichet, haben sie gnädigst und wohl aufgenommen, dass ge-
meine Stadt bei dero jetzigen unglückseligen Zustande auch bei dero-
selben Zuflucht suchen wolle, und wie Sie dieselben aus der vor Augen
schwebenden Gefahr gern gerettet sehen möchten, auch desshalber
dero zu Regensburg anwesenden Gesandten albereit instruiret, mit
allen Kräften dahin zu cooperiren, ob die Acht suspendirt und ein
salvus conductus zu erlangen, also haben sie auch bei jetziger An-
wesenheit der Churf. D. zu Sachsen*) sowohl mit Deroselben als
Dero beihabenden ministris fleissig überlegen lassen, auf was Massen
die Stadt wiederumb in voriger Beruhigung gesetzt und hierzu etwa
ein sicheres und zureichendes Expcdienz erfunden werden könnte.
Weiln nun Eingangs gedachtes Schreiben die Parition, darauf Keys.
M. so feste bestehen, zwar vertröstet, des H. Maenii^) Relation aber
höchstged. S. Chf. D. zu Sachsen bis dato noch nicht erstattet und
man also keinen gewissen Grund haben können, ob sothane Parition
geschehen oder nicht, auch vielmehr das letztere und dass der Pöbel
sich hierzu noch garnicht wollen disponiren lassen, aus anderweitig
einkommender Nachricht verlauten wilP), so hat derhalben, bis zu
0 S. das Bescript des Kf. an die Gesandten io RegensborK vom 26. April/
6. Mai (S. 23$.
^ Oberst and Schlosshauptmano zo Berlin, s. oben Abschn. 2 S. 73.
') S. oben Abschn. 4 Anhang S. 271 ff.
^ S. 8. 866 und Abschn. 4. Anhang S. 274.
^) Brst am 19. Mai 1664 worde in Erfurt das Kirchengebet für K.Maioz nach
der Formel von 1660» nachdem zuvor am 5. Mai die evangelische Geistlichkeit
der Stadt allerdings noter manchen Vorbehalten ihre Zustimmung dazu kundge-
geben hatte, von den Kanzeln verlesen, doch gab sich bei dem niederen Volke
noch immer grosse Unzufriedenheit darüber kund, s. Diar. Kurop. X( S. 379
?. Tettan 8. 179.
Diqitized bv
Googk
368 6. Die Erfurter Händel.
eingelangter Gewissheit, die Sache ausgesetzet werden müssen und
vor diesesnaal nichts gründlichers resolviret werden können. Ihre
Chf. D. zu Sachsen reisen heute von hier wieder ab und habe ich
dies in antecessum vertraulich benachrichtigen wollen. —
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt
l./[ll.] August 1664.
[Ihre Sache soll nicht vor den ßeichshofralh gebracht, sondern dnrch Kaiser-
liche Kommissare auf dem Reichstage beigelegt werden.)
11. Aug. Dank für die Verwendung der obersächsiscben Kreisstände in ihrer
Sache beim Kaiser i), doch sind sie sehr betrübt^ dass die verschiedenen
Intercessionen und auch die Bemühungen der gesamten evangelischen
Stände zn Regensburg') noch keine Wirkung gehabt, so dass wegen
mangelnder Resolution sie in ihrem Elend gleichsam verschmachten und
dnrch Abgang alles Handels und Wandels vergeben müsseu, zumal da sie
erfahren, ein Theil der evangelischen Stände solle der Meinung sein, als
müsste ihre Sache vor dem Reichshofrath ausgemacht werden. Sie bitten
daher Kf., mit seinen Mitständen darauf bedacht zu sein, dass durch kaiser-
liche Kommission uninteressierter Fürsten und Stände die Sache auf dem
Reichstage vorgenommen und durch gütliche Vermittelnng oder derselben
Ausspruch erörtert, auch die dissentierenden evangelischen Stände zur Con-
formität gebracht, mittlerzeit aber nnd ehe solches geschieht ihnen kräf-
tige Versicherung wiederfahre, dass sie vor anderweitigem Verhör mit keiner
Execution belegt werden sollen ^).
Der Kurftirst an den Rath von Erfurt. D. Cöln
8./ 18. August 1664.
[auf das Schreiben vom 1. /[!!.] Aagust. Zusage seiner Vermittelong.)
18. Aug. — Gleich wie wir nun gn. gern vernehmen, dass Ihr demjenigen,
was an selten Chur Mainz in puncto des Kirchengebetes von Euch
erfordert worden, ein Gnüge gethan und deswegen gebührende Pari-
tion geleistet, also wollen wir nicht unterlassen uns dahin zu bemühen.
>) S. oben Abschn. 4 Anhang S. 279 f.
^ S. oben Abschn. 4 S. 237.
^ S. über die gleichzeitigen Bemühungen Erfurts bei den Gesandten des
Kf. in Regentbnrg deren Relation vom 8. August 1064 (oben Abschn. 4 S. 244).
Digitized by
Google
Gesaehe am Vermittelang des Ef. 369
dass Ihr mit Ch urMainz Ld. wieder ausgesuhnet und also a banno
liberiret und dermaleinst wieder in mhigen Stand gesetzet werden
möget'). —
Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. Frieden-
' stein 18. /[28.] August 1664.
[Aafforderaog an Kf., sich zar Vermittelong in der Erfarter Sache ea erbieten.]
Angesichts der jetzt in Mainz gehaltenen bedenklichen Deliberationen 28. Aag.
ond Präparationen hält er es für dringend nothwendig, dass neben Rela-
xation der Acht das Interesse des Gesamthaases Sachsen vermöge des
Ton dem Kaiser confirmierten Erbschntzyertrages and anderer mit der Stadt
abgeschlossenen Concordate von einer Commission aninteressierter Fürsten
des Reiches vorgenommen and in zuverlässigeren Stand gebracht, zugleich
die Differenzen zwischen Karmainz and der Stadt geschlichtet werden.
Sollte aber eine solche Commission nicht za erlangen sein, fragt er an,
ob nicht Kf. allen Theilen zum besten, mit Zuziehung anderer Fürsten sich
za einer freiwilligen Interposition, der sich K.Mainz hoffentlich nicht ent-
ziehen werde, entschliessen wollte.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt
19./ [29.] August 1664.
[Drohende Bxekutioo. Bitte am Verwendang bei Karmaioz.)
Lothringische Truppen sollen nebst etlichen tausend Mann kurmain- 29. Aag.
zischen Landvolks wider ihre Stadt gebraucht werden. Sie haben sich auf
das äusserste bemüht, den Kurfürsten zur Versöhnung zu bewegen, aber
vergebens, derselbe hat die Schreiben der Stadt nicht angenommen, dessen
Ministri haben ihnen nicht geantwortet, ja durch dessen Oesandten in Re-
gensburg ist dem Sächsischen Agenten, der ihre Stadt geraume Zeit pa-
trocinierte, verwiesen worden, dass er sich von der Stadt gebrauchen lasse.
Kf. möge deshalb nebst K.Sachsen, den die Stadt gleichfalls angerufen
hat, sich derselben annehmen und sich bemühen, dass die Exekution ver-
hütet und die kurmainzischen Prätensionen auf andere Art componiert
würden.
0 S. das Bescript des Kf. an die Gesandten in Regeosburg S. 247.
Mater, s. QMCh. d. O. KorfTirateD. XI. 24
Digitized by
Google
370 ß- ^i® Erfurter Händel.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Erfart 23. August /
2. September 1664.
[Creditiy für den Bathsherrn Lodolf.]
2. Sept. Die Gefahr nähert sich dermassen, dass sie, am Kf. ihretwegen anzu-
flehen, den Ueberbringer, ihren Rathsfrennd Georg Heinrich Lndol-
f e n ^) an ihn abgeschickt haben , Kf. möge denselben hören und mit ge-
wieriger Resolntion versehen lassen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
24. August/ [3. September] 1664,
[Abmahnung von kriegerischeD Massregelo gegen Erfart. Anerbieten seiner
Vermittelang.]
3. Sept. Kf. hat gehofft, dass K.Mainz seinen Vorstellnngen Gehör geben nnd
sich aller Tbätlichkeiten gegen Erfart enthalten werde.
— Also haben wir hingegen mit Betrttbniss von yerschiedenen
Orten die Nachricht erlanget, dass Ew. Ld. nunmehr andere Resolu-
tion ergriffen und entschlossen sein sollen, die Stadt vermittelst fremb-
der und auswertiger Hülfe anzugreifen und zu occupiren. — Ew. Ld.
werden uns nicht verdenken, dass wir dieser Sachen halber mit un-
serer wohlgemeinten Erinnerung bei deroselben abermahl einkommen,
Ew. Ld. freund- und brüderlich ersuchend, Sie wollen von dergleichen
Fürnehmen — abstehen und sich bierunter anders begreiffen, auch ihre
gefallen lassen, dass die noch übrige Missverstände zwischen Ew. Ld.
und der Stadt entweder durch eine Reichscommission untersuchet und
der Billigkeit nach erörtert — oder, dafern zu dergleichen Reichs-
commission so bald nicht zu gelangen und Ew. Ld. dieselbe nicht
anständig sein möchte, solchenfalls anderer uninteressirter Chur- und
Fürsten gütliche Interposition, worunter wir dan auch aus guter
Wohlmeinung die unsere freundbrüderlich offeriret haben wollen, in
diesem Negotio zu belieben. — Sollten nun Ew. Ld. anitzo gegen die
Stadt Erfurt, zumahl dieselbe schuldige Parition geleistet, mit der-
gleichen Extremitäten verfahren und dadurch so grosse unvermeid-
liche Weiterungen und Gefahr im Reich verursachen, könnten dieselbe
leicht ermessen, wie hoch dasselbe die gesambte Stände des Reichs
betrüben würde. —
*) S. oben S. 366 f.
Digitized by
Google
VerwendaDg des Kf. für Erfurt. 371
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 24. August / [3. Sep-
tember] 1664.
[Bitte um Aufhebaog der Acht gegen Erfurt und Verhatung des Herbeisiehece
fremder Truppen.]
Mittheilang seiner dem Karfürsten von Mainz gemachten Anerbietun- 3. Sept.
gen wegen gütlicher Beilegung der Erfurter Händel.
Also stelle Ew. E. M. ich — zu bedenken anheim, ob dieselbe
bei so gestalten Sachen und da die Stadt gegen GhurMayntz Ld.
schuldige Parition und Submission erwiesen — geruhen wollen, zu
besserer Erreichung des intendirten Zweckes die — Achtserklärung
nunmehr aufzuheben, auch ChurMayntz von ferneren Extremitäten
gegen die Stadt, insonderheit von Einführung frembder und auslän-
discher EriegSYÖlker in den Greis abzumahnen, nicht zwar zu dem
Ende, dass I. Ld. das geringste von ihrem Eespect und Gerechtigkeit
entzogen werden sollte, welches ich yielmehr nach Vermögen verhüten
und, soviel an mir ist, dieselbe und dero Erzstift bei ihren zustehenden
juribus mainteniren helfen werde. Ew. Keys. M. werden aber — die
Wichtigkeit dieses Werkes erwägen und zu Verhütung allerhand
Weiterungen alle keyserliche Vorsorge auch ohne mein gehorsambstes
Erinnern tragen, insonderheit aber gn. consideriren, wie hoch Dero
eigenes Interesse bei dem Ihre obliegenden beschwerlichen Kriege
wider den Erbfeind hierunter vertire, und dass diejenigen Volker und
Mittel, welche bei diesem Werke gebraucht werden, viel besser und
nützlicher zur Verstärkung Dero Armeen und Fortsetzung der wider
den Türken -- erlangten guten Progressen employret werden könnten.
Der Kurfürst an den Rath von Erfurt. D. Cöln
24. AugU8t/[3. September] 1664.
[auf das Schreiben vom 19. / 29. Augast. Zusage seiner lotercession bei Kar-
mai dz and dem Kaiser, ErmabDaog zam Gehorsam.]
— Wie wir Euch nun, nachdem Ihr (wie wir nicht anders wis- 3. Sept.
sen) in allem Euch ChurMayntz Ld. submittiret — endlich bestän-
dige Ruhe und Sicherheit gern gönnen, als wird uns nichts lieber sein,
als dass wir es durch unsere gute Officia dahin befördern könnten,
gestalt wir dann in solcher Intention ChurMayntz nicht allein von der-
gleichen Extremitäten — abgerathen und zu gütlicher Hinlegung der
24*
Digitized by
Google
372 ^* Die Erfurter HSndel.
noch übrigen Differentien einiger uninteressirter Chur- und Fürsten,
auch darunter Unsere selbsteigne Interposition fürgeschlagen, sondern
auch zu besserer Erreichung dieses Zweckes bei der R. Keys. M. umb
Aufhebung der ergangenen Achtserklärung wider Euch facta iam pa-
ritione inständig — Ansuchung thun lassen. Wir wUnschen, dass von
allen Seiten hierauf einig guter Effect erfolgen — möge, wollen
Euch aber auch hiebei erinnert haben, Euch hinitiro in allen Stflcken
gegen hochged. H. Churfllrsten Ld. dergestalt zu erweisen, damit Sie
je mehr und mehr eurer — Submission versichert werden und über
Euch zu klagen keine Ursach haben mögen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Cöln
24. August/ [3. September] 1664.
3. Sept. Er tbeilt demselben sein an Kormainz gerichtetes Schreiben mit and
bittet ihn dringend, ihm in hergebrachtem Vertrauen za entdecken, wohin
seine Meinnng deshalb gerichtet sei nnd was er znr Erhaltung von Friede
und Bioigiceit für das fürträglichste nnd bequemste erachte.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten.
D. Waltheimb 25. August / 4. September 1664.
[Kormains mnss bei EzekntioD der Acht gegen Erfurt freie Hand gelassen werden.]
4. Sept. Br übersendet ein Schreiben von K.Mainz') wegen der Exekntion ge-
gen Erfnrt. Äldieweil nun darab gänzlich abzunehmen, was S. Ld.
ZQ Maintz, die Stadt Erfurt zu gewisser Submission, gehöriger
Satisfaction und künftiger Versichemng zu bringen, fttr ein endliche
Resolution gefast, darzu auch allbereit solchen Anstalt gemacht, dass
meines Ermessens nicht sehe, wie sie ohne gefährliche Weiterung
-) lo demselben (d. Mains 28. Aagnst 1664} kändigt K.Mai dz ao, dass seine
Trappen gegen Erfurt im Anzüge seien, er verspricht, ohne K.Sachaens Vorwitsen
und Willen nichts zu unternehmen nnd den Rechten des Hanses Sachsen keinen
Eintrag zu thun, er wolle auch sonst niemand beleidigen und begehre nur einen
innoxius transitus. Er sei entschlossen, denjenigen ^so bisher die Erfurtische
Aeohter fomentiret und in ihrem Ungehorsam durch ihre theils Bediente gehals-
starrigt haben, der Gebahr zu begegnen", (dass dieser Passus in dem sonst ziem-
lich gleichlautenden Schreiben an Kf. von 'demselben Datum (unten, S. 378
Anm. 3) ausgelassen ist, hat schon Droysen 111,3 S. 50 hervorgehoben), ver-
spricht aber mit solcher Behutsamkeit zu verfahren, dass kein Stand des Reichs
sich zu beschweren haben werde. S. über das Verhältnis K.Sachsens zu K.-
Mainz Heibig S.419ff.
Digitized by
Google
CorrespoodeDS mit K Sachsen aod E. Mainz. 373
anbeliebiger Interponenten davon abgehalten werden mögen, mich
aber darbei genngsam yersichert, alles mit meinem Zothun zu reguliren,
als finde nieht, wie wir nns in einigerlei Weiss in solche gefährliche
Sachen einmischen, oder wie man an seiten des gesambten Ober-
Sächsisehen Greises sich diesem Werck nnterziehen könne, dardurch
die Cron Franckreich nnd andere Alliirte zu irritiren und gleich-
samb Selbsten diejenige Gefahr und Ungelegenheit zu erwecken, welche
man sonsten in alleweg zu yerhüten suchet, bevorab da Ihre Kay.
May. in ihrem Handbrieflein ^ — ein besonders ressentiment Aber die
Aechter erweisen, und weil nicht zu zweifeln, es werden Ihre Ld. zu
Maintz Euer Ld. eben dergleichen Zumuhtungen tuhn, als habe
freundbrttderlicher Schuldigkeit nach nit unterlassen sollen, Ihre meine
Gemflhtsmeinung in Zeiten hierin zu entdecken. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
27. August /[6. September] 1664 0.
Lect. in consilio praes. Sereoiseimo. Fürstl. Dl. von Anhalt OberPr. Freib.
V. Schwerin. H. v. Hoverbeck.
[GefahreD, welche EormaiozB beabsichtigter Angriff gegen Erfurt heraofbescbwort.
Ernstliche Warnung davor, emeate Aoffordernng, seine Vermittelong anzunehmen.
Kf. wird mit Schweden communicieren, muss seine zur weiteren Turkenhulfe be-
stimmten Truppen zurückhalten.]
— Nachdem wir — aus demjenigen, so E. Ld. vom 28. August 6. Sept.
an Chursachsens Ld. geschrieben und von derselben uns communi-
ciret worden, ersehen, dass E. Ld. nunmehr im Werk begriflfen wären,
sowohl mit Dero eignen als andern Auxiliaryölkern nicht allein die
Stadt Erfurt, besondern auch andere, welche dieselbe fomentiret, an-
zugreifen, so haben wir nicht unterlassen können, E. Ld. ferner beweg-
lich fUrzustellen, in was äusserste Gefahr — hiedurch die ganze Christen-
heit, das Rom. Reich und anfänglich dieser Obersächsische Greis würde
1) Beigelegt ist ein Eztract kaiserlichen Handbriefs an E.Sachsen: ,Ich
bedanke mich des beharrlichen Vertrauens, so Euer Ld. allweg auf mich haben,
und erachte rathsam, seiner Ld. zu Maintz nit nur unhinderlich zu sein, gegen
ihrer aller Schuldigkeit und Respects vergessene Erfurter Aechter zu agiren,
sondern auch dero auf Begehren kräftig zu assistiren und den Fürsten in Gotha
und andere der Stadt Belfere von weiterer Gefahr abzumahnen, sich in die Sache
weiter nicht zu mischen, und werden Eure Ld. wohl thun, die mit Seiner Ld.
zu Maintz nähere gute Verstand nuss zu continuiren, angesehen dieses dem Rö-
mischen Reich viel gutes zubringen kann.*
') Schon gedruckt Diar. Europ. XI 8.469. Londorp IX S. 226.
Digitized by
Google
374 6. Die Erfurter Händel.
gesetzet werden, wenn E. Ld. dergleichen Fttmehmen ins Werk richten
würden. Dann ob zwar E. Ld. — versichern, dass Sie ftir dero Völ-
ker nur transitum innoxium begehren, so versehen wir uns doch freund-
brüderlich, E. Ld. werden uns nicht tibel nehmen, wenn wir deroselben
— fttrstellen müssen, dass Sie hierin etwas versprechen, so ausser dero
Vermögen und Kräften ist. Dann wie unmüglich es sei, heutiges Tages
Eriegsvölker in solcher Disciplin zu führen und von allen Exorbitantien
abzuhalten, solches ist E. Ld. und der ganzen Welt bekannt, E. Ld. kön-
nen auch leicht ermessen, dass sich niemand hierauf verlassen, sondern
ein jedweder diesen Anzug als eine gewaltsame Oppression ansehen
und apprehendiren wird. E. Ld. ist — genugsam bekannt, was aus
dergleichen Executionen und oftmalen viel kleineren Feuer für grosse
Inconvenientien und schwere Entzündungen entstehen.
Kf. bittet K.Mainz am der Liebe willen, welche er znm Vaterlande»
dem H. Römischen Reiche trage, es nicht dazn kommen zu lassen, sondere
sein früher gemachtes Anerbieten anzDnehmen, er könne sich dabei ver-
sichert halten, dass Kf. nicht rahen werde, bis er in allen Stücken billige
nnd gebührende Satisfaction erlangt habe.
Sollten aber E. Ld. — in diesem Vorhaben — verharren — und
daraus unser geliebtes Vaterland — in neue innerliche Unruhe ge-
rathen, — so müssen wir zwar Gott und der Zeit solches anheim-
stellen, wollen aber für der ganzen Welt zum — feierlichsten pro-
testiret haben, dass die Verantwortung und eines jetweden erlittener
Schade von denen allein zu erfordern, welche an solchem Unwesen
schuldig sein, hoffen auch, E. Ld. werden uns nicht verdenken, dass
wir dieses weitaussehende Werk, woran des Obersächsischen Kreises
Wohlfahrt und Verderben hänget, mit anderen Creiseingesessenen,
sonderlich aber der Gron Schweden communiciren, nicht zwar hie-
durch E. Ld. den geringsten Verdruss zuzufügen, sondern nur bloss
und allein umb den Greis in Ruhe zu erhalten und uns für allerhand
Gefahr und Oppression zu präserviren. Wobei wir dann dieses
nicht weinig beklagen müssen, dass wir an unserm guten Vorsatz
hiedurch behindert werden und diejenige 1000 Knechte, welche wir
sonsten in weinig Tagen L Key. M. zu Hülfe zu schicken ent-
schlossen waren'), nunmehr nicht marchiren lassen können, sondern
vielmehr unsere bereits bei der Keys. Armee habende Völker zu re-
vociren und uns deren zu unserer und des Greises Sicherheit zu ge-
I) S. oben Abschn. 5 S. 3350'.
Digitized by
Google
CorrespoDdens mit R Mainz and dem Kaiser. 375
brancben gezwungen werden, im Fall E. Ld. bei dero Fürhaben fest-
stehen and der Greis in solche motos kommen sollte*).
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 27. August/
[6. September] 1664.
[ VorstellDOg der Qefahreo, welche die Ezekotion gegen Erfurt verursachen werde,
dringende Bitte, dieselbe zu verhüten, sonst mass Ef. seine Hülfstruppen
zorückrufen.]
Ew. Keys. M. werden mein gehorsambstes Schreiben vom 24. hu- ö. Sept.
jus') wegen der Stadt Erfurt verhoflFentlich wohl erhalten haben.
Nachdem mir nun seiter von ChiirSacbsens Ld. die Nachricht zu-
gekommen, dass ChurMainzs Ld. im Begriff sei, nicht allein die
Stadt Erfurt, sondern auch diejenige, welche derselben Sache fo-
mentiret, und zwar mit frembden Eriegsvölkern anzugreifen, Ih. Ld.
sich auch dabei auf ein von E. Keys. M. gethanes Schreiben beziehen,
worin dieselbe dieses alles approbiren, so hab ich nicht umhin kön-
nen, E. Keys. M. nochmahlen klärlich für die Augen zu stellen, was
für Gefahr, Noth und Ungelegenheit der ganzen Christenheit, dem
Rom. Reich und insonderheit diesem Obersächsischen Greise hieraus
0 An demselben Tage ergeht ein Rescript au 0. W. v. Berlepsch, er solle
dieses Schreiben personlich an K.Mainz übergeben und mündlich den Inhalt des-
selben nachdrücklich vortragen, namentlich hervorbeben, dass weder Kf. noch
sonst ein evangelischer Stand seine Truppen bei der kaiserlichen Armee lassen
könne, sondern auf seine eigene Sicherheit denken müsse, im übrigen solle er
sich des Rathes des Herzogs von Gotha bedienen. Diesem schickt Kf. dieses
Schreiben zu, mit der Bitte, es an v. Berlepsch, der sich vielleicht noch bei
ihm befinde, zn übergeben oder, wenn derselbe schon abgereist sei, es ihm nach-
zusenden. Zugleich ergehen Schreiben an denselben Herzog Ernst von Sachsen,
ferner an Herzog Christian Ludwig vou Braunschweig-Celle und an die
Landgräfin von Hessen, in denen Kf. denselben von den Absichten K.Main zs und
seinen dagegen erhobenen Remonstrationen Mittheilung macht und bemerkt, die
Angelegenheit treffe zunächst den Obersächsischen Kreis, werde sich aber, wenn es
zu Tbätlichkeiten kommen sollte, über das ganze Reich verbreiten. Ein ähnliches
Schreiben ergebt unter demselben Datum an die Schwedische Regierung in
Stettin, Kf. bittet dieselbe um Mittheilung ihrer Gedanken, wie diesem Unheil bei
Zeiten zuvorzukommen sei, und spricht die Zuversicht aus. Hülfe zu erhalten, im
Fall die Sache in grosse Weitläufigkeit und der Kreis in Uuruhe gerathen sollte.
S. auch das Rescript an die Gesandten in Regeusburg vom 8. September (Abscün. 4
S. 247).
2) Oben S. 371.
Digitized by
Google
376 6. Die Erfurter Händel.
erwachsen wird. Dan weil es an dem, dass dieser Creis mit £in>
führung und Ueberziehung fremder Völker bedrawet wir4, so haben
£. Keys. M. leicht zu ermessen, dass anstatt die Stände des Reichs
sich weiter angreifen werden, E. Keys. M. wider den Erbfeind einige
Hülfe zu schicken, ein jetweder die seinige, so er daselbst hat, viel-
mehr zu eigener Sicherheit wieder revociren und abfordern werde.
— Diesem allen nach will E. Keys. M. nochmalen — gebeten
haben, Sie wollen um dero eigenen hohen Interesses willen — wie
auch zu Erhaltung des so theuer erworbenen Friedens im H. Rom.
Reich und in Erwägung, wie devot sich der Obersächsiscbe Kreis
absonderlich kegen E. Keys. M. ^allemahl bewiesen, Dero Keys. Aucto-
rität bei diesem weitaussehenden Werk dahin interponiren, damit
Churmayntz von dero Fürhaben abstehen und sich daran, dass Sie
sonsten zu dero Intent und Befugsamkeiten ohnfehlbarlich gelangen
sollen ; vergnügen lassen. Sollten aber E. Keys. M. wider nieine
— Zuversicht dessen Bedenken tragen und bei demjenigen, was Sie
anChursachsen Ld. geschrieben, verharren, so verhoff ich, E. Keys.
M. werden auch nicht ungnädig empfinden noch übel deuten, dass ich
bei sothaner Beschaffenheit nicht allein die durch des Hertzogen zu
Plolstein Ld. neulich versprochene eintausend Knechte nicht schicken
kann, sondern auch meine bei E. Keys. M. Armee bereits habende
Völker wieder anhero zu meiner und des Greises Sicherheit alsofort
revociren müsse. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Sachsen. D. Cöln
27. AugU8t/[6. September] 16640.
[auf das Schreiben vom 25. August / 4. September. Eroste MabnoDg, K. Mainz
nipht die Exekution gegen Erfurt mit fremden Truppen zu gestatten, Warnung
▼or K.Mainzs Versprechungen, Aufforderung, selbst die Exekution zu übernehmen.]
6. Sept. — Nun muss ich wohl gestehen, dass ich nicht ohne sonderbare
Bestürzung sowohl ChurMayntz Ld. gefasste Resolution, als auch
dass Ew. Ld. Ihro solches gefährliches Vorhaben mit gefallen lassen,
ja, wie es fast scheinet, das Werk mit zu befordern gedenken, ver-
nommen. Ew. Ld. werden inmittelst aus meinem vom 24ten huius
') Concipiert von 0. t. Schwerin, mit eigenhändigen Correcturen des Kf.;
schon gedruckt bei Heibig S. 438f.
Digitized by
Google
Gorre8poodeDS mit dem Kaiser aod K. Sachsen. 377
an äie gethanen Schreiben ') YernommeQ haben , wie hoch ich diese
Sache apprehendire, Yon welcher Meinung ich dann auch nochmalen
nicht abstehen kann. Dann ob zwar ChurMayntz Ld. fürgeben,
es sollte diese Expedition ohne jemandes Beleidigung geschehen, ich
anch desfalls an Ihrer guten Intention nicht zweifele, so können doch
E. Ld. leicht ermessen, dass I. Ld. darin mehr promittiren, als Sie
Selbsten prästiren können. Zudem geruhen E. Ld. hochvernOnftig zu
bedenken, wie sich dieses Erbieten mit derjenigen klaren Bedräuung
reime, welche in ChurMayntz Ld. Schreiben enthalten, dass Sie
nämlich denjenigen, so bishero die Erfurter fomentiret, der Gebühr
zu begegnen entschlossen wären. Ich hoffe zwar nicht, dass Ew. Ld.
selbst hiedurch gemeint sein werden, welche sich sonsten dieser Stadt
für diesem rühmlich angenommen, auch mir noch jQngsthin bei un-
serer Zusammenkunft zu Torgaw dieses Werk zu eifriger Beahndung
fleissig reeommendiren lassen'). Dieses aber ist allein hieraus ohn-
schwer abzunehmen, dass gleichwohl Ew. Ld. eigenes hohes Haus
hiermit verstanden werde, und muss ich dahin gestellet sein lassen,
wie und welchergestalt E. Ld. solches in Consideration ziehen werden.
Ich aber werde inzwischen denen theuren Pflichten nach, womit ich
dem Beich yerbunden, und tragenden nachgeordneten Ampts halber
alles getreulich rathen und thun, was zu Abwendung der bevorste-
henden Gefahr gereichen kann, gestalt dann E. Ld. mir nicht verdenken
werden, dass ich dieses weitaussehende Werk, woran dieses Obersäch
sischen Greises Conservation oder gänzliche Buin hänget, sofort an die
Cron Schweden und andere Greiseingesessene gelangen lasse.
Ich werde auch bei solchen Conjuncturen nicht allein keine mehr
Völker wider den Erbfeind schicken können, sondern auch diejenige,
welche ich bereits geschickt, alsofort revociren müssen, welches andere
Evangelische Stände ausser Zweifel auch thun werden. Was nun der
ganzen Ghristenheit, dem Böm. Beich, fttrnehmlich aber diesem Ober-
sächsischen Greise hieraus für Gefahr, Schaden und Ungelegenheit
entstehen wttrde, solches muss ich zu deren Verantwortung und Er-
stattung stellen, die dieses Uebel verursachen und auch nicht genug-
sam abwenden, will auch desfalls und von allen hieraus entstehenden
Inconvenientien aufs feierlichste protestiret haben. Wenn Ew. Ld.
dieses Werk und was Ihr selbst und Dero Ghurfflrstlichen Hause da-
') Oben S. 372.
^ S. Absebn. 4 AohaDg S. 262 ff.
Digitized by
Google
378 6. Die Erfurter Händel.
ran gelegen, Dero hohem Verstand nach wohl überlegen werden , so
halte ich mich versichert, Sie werden mir dieses nicht Übel deuten,
sondern yielmehr meiner treu gemeinten Erinnerungen halber mir
Dank wissen und *) vielmehr ChurMayntz Ld. beweglich ersuchen, von
diesem Vorhaben abzustehen, und Deroselben vorstellen, dass Sie durch
mein und anderer Interposition zu ihrer gebührenden Satisfaction un-
zweiflich gerathen, durch die Extremitäten aber leichtlieh ihrer Hoff-
nung verfehlen können. Ich bezeuge sonst nochmalen, dass dieses
alles nicht dahin angesehen, ChurMayntz Ld. an Dero Gerechtig-
keiten zu kränken, sondern ich bleibe vielmehr erbötig, so viel an
mir ist, Deroselben zu deren Erhaltung behülflich zu sein. —
PS'). Ich bitte Ew. Ld. consideriren dieses hohe Werk wohl,
da ich besorge, man werde derselben viel zusagen und versprechen,
und wen der Ohrdt in andere Hände komptt, nichts halten, zu deme
ist es des Keysers Interesse nicht, undt wer diesses dem Keyser
rahten thudt, der ist gewiss kein treuer Diener. ChurMeins Ld.
muss und soll Sattisffaction geschehen, undt werde ich mich hiezu
wilig gebrauchen lassen, aber frembde Völcker in die Kreisse zur Exe-
cution zu gebrauchen, ist niehmals im Reich erhöret Ew. Ld. wollen
hochuernunftig diesses vberlegen undt bey Zeitten alles Ungeluck ver-
hütten helffen, vndt were das beste, Ew. Ld. weiten die Execution
selber durch Ihre vndt des Kreisses Volcker verrichten, damitt dieselbe
das Werck in Händen behalten, undt werde auff Begehren Ew. Ld. hirin
treulich assistiren, wan es nicht sonst durch Gühte beigelegt wurde.
Geheimenraths-Protokoll. D. 30. AugU8t/[9. September] 1664.
[Verhandlangen mit v. Reiffeoberg.]
9. Sept. — — Hierauf hat der K.Mainzische Gesandte Freih. v. Reiffen-
berg') bei S. Chf. D. Audienz gehabt. Worauf ein Schreiben an
0 Die Worte: «and vielmehr — yerfehlen kooDea** sind vom Kf. selbst io
dem Coocept hiDzagefogt.
^ Vom Kf. eigeohändig im GoDcept hinzugefügt (vod Heibig nicht mitab-
gedruckt).
*) S. über denselben Heibig a. a. 0. S. 420 und im Archiv f. Sächsische
Gesch. I S. 292. Reiffenberg war der Ueberbringer eines Schreibens von K.-
Mainz an den Kf. (d. St. Martinsburg in Mainz 28. August 1664), in welchem
derselbe anknüpfend an das Schreiben des Kf. vom 25. November 1663 (oben
S. 863) erklärt, er habe bisher zu seinem eigenen grossen Schaden mit der Exe-
Digitized by
Google
SenduDg ▼. Beifenbergs xa KL 379
S. Chf. D. vom Könige von Frankreich ') yerlesen worden, darinnen
er notificiret, dass er dem Korf. zn Mainz ein Corps schicket wider
die Erfurter. Bs. Man wird ihm remonstriren, dass dieses ein grosses
Feuer anzanden, dass S. Chf. D. K.Mainz geschrieben, ihm zu sei-
nem Recht zu verhelfen, dass es wider das Herkommen, fremde Völ-
ker in den Kreis zu bringen, dass S. Chf. D. wollte ihn mit dero ei-
genen Truppen assistiren.
Als solches durdi H. Ober Präsid. und H. Platen dem Gesand-
ten hinterbracht, haben sie wieder rapportiret: Er wfisste, dass S.
Chf. D. an K.Mainz geschrieben im November, darinnen eben die
Motiven, so sie itzo hätten vorbringen lassen. Wäre ihm vom Kaiser
aufgetragen die Execution, Erfurt gehörte nicht zu dem Obersächsischen
sondern Rheinischen Kreise, begehrte nichts als innoxium transitum, £x-
trema wären nicht zu besorgen, den Sächsischen sollten ihre jura blei-
ben, wiewohl sie noch nicht deduciret; würde nicht Respects genug sein,
dass S. Chf. D. sich zwischen K.Mainz und seine Unterthanen inter-
ponirten. Erfurter hätten das vorige nicht repariret, K.Mainz müsste
auch seine Sicherheit dabei haben; versichert S. Chf. D. wieder zu
assistiren, wäre ungerne zu fremder Hülfe gekommen, allein weil der
Kaiser mit den Türken empeschiret, hätte er nicht anders gekonnt
S. Chf. D. meinen ihm vorzuhalten, dass sein guter Credit bei
katioD gegen Erfart Acstand genommen, in der Hoffnang, die Stadt werde eich
unterwerfen, dieselbe beharre aber in ihrer Widersetzlichkeit, habe weder dem
Kaiser noch ihm Satisfaction geleistet, vielmehr ihre widerspänstigeo Handlangen
noch durch die eigenmächtige Hinrichtung solcher, welche in kaiserlichem und
seinem Specialschatz gestanden, und andere Verletzungen seiner Jurisdictions-
rechte vermehrt. Desshalb sei er genöthigt, jetzt die ihm vom Kaiser übertragene
Kzekution der Acht zu vollstrecken, er habe es dabei mit seinen eigenen rebellischen
unterthanen zu thun; er versichert, er wolle die Stadt in ihrer Religionsubung
nicht kränken, auch den Rechten des Hauses Sachsen keinen Eintrag thun, der
Obersächsische Kreis, zu dem Erfurt als pars integra seines Erzstifts gamicht
gehöre, habe dabei nichts zu furchten, er werde alles auf eigene Spesen thun
und bei den Benachbarten nur transitum innoxium suchen. In einer eigenhän-
digen Nachschrift zu Reiffenbergs Creditiv (d. 81. August) bittet er, denselben
nicht als Abgesandten zu tractieren, sondern ihm ohne Gerimonien Zutritt zu
gestatten, damit er alles dieses dem Kf. mündlich vortragen könne. Das Recre-
ditiv des Kf. für R. ist schon am 29. August/8. September ausgestellt. Weiteres
über die mit demselben geführten Verhandlungen ergeben das unten mitgetheilte
Schreiben von K.Mainz an Kf. vom 22. September und das Protokoll über die
Verhandlung mit den Sächsischen Gesandten vom 12. October.
1) d. Fontainebleau 25. Juli 1664 (Qrk. u. Akt. H, S. 285f)*
Digitized by
Google
380 6. Die Erforter Händel.
den Ständen sehr fallen wttrde, Sie würden es vor einen Schimpf ach-
ten, wenn er S. Chf. D. Mediation verwtirfe.
H. 0. Präs. vermeinte, wann man auf harte Manier mit ihm
sprechen solle, so mtlsste S. Chf D. auch resolviren, dass ein Kach-
druck erfolge.
S. Chf D.: Könnte wohl etwas gemildert werden, und wollten
erwarten, was E.Mainz antworten wttrde auf S. Chf. D. Schreiben,
dass es ohne Ungelegenheit im Kreise nicht wttrde abgehen; Yorzu-
halten, dass er S. Chf. D. nicht assistiret in der Pommerschen Grens-
sache. Rapportirten wieder: Es liefe auf eine Parität aus zwischen H.
und Unterthan, wenn S. Chf. D. sich interponirten, er suche sonst
durch die arma nichts anderes, K.Mainz besorgte, die Erfurter wQrden
trotzig reden. Wann S. Chf. D. mit ihm wollten einen Trompeter
schicken, sie vermahnen, dass sie sich accommodiren wollten.
Mttssten sich erinnern, was vorher geschrieben, und was mit
Macht K.Mainz sie wollte zur raison bringen, sollten dero wegen
gebtthrende Satisfaction geben, wo nicht, wollte S. Chf. D. selbst sie
dazu anhalten.
Der Kurfürst au den Kaiser. D. Cölu 31. August/
[10. September] 1664.
[BröffDUDgeD des K Mainzischen Abgesandten. Kf. hat die Stadt zur Unter-
werfang ermahnt.]
10 Sept. Seit seinem vorigen Schreiben hat K.Mai uz durch einen Abgesandten
ihm initgetheilt, dass er schon in wirklicher Expedition gegen Erfurt be-
griffen wäre, zugleich aber versichert, dass dieses Vorhaben zn keines
Standes Offension oder Beschwerde gereichen solle. Kf. mass zwar sol-
ches alles dahin gestellt sein lassen, hofft aber, die Stadt werde sich den
kaiserlichen Verordnungen gemäss so gegen K.Mainz sabmittieren^ dass
dieser ?ollkommene Satisfaction erlange, und hat die Stadt ernstlich dazu
ermahnt.
Uer Kurfürst an die Stadt Erfurt. D. Cöln a. d. Spree
31. AugU8t/[10. September] 1664.
[Strenge Mabnaog zur Unterwerfung unter K.Mainz, sonst müsse Kf. demselben
Hülfe leisten.]
10. Sept. ^^ ^^^ ^^Q Anfang an ungern von ihrer Widersetzlichkeit gegen K.-
Mai nz ?ernomroen und, indem er sich bemüht hat, die daraas entatande-
Digitized by
Google
MahDQDg an Brfbrt snr üoterwerfaog. 381
nen Streiügkeiten beiznlegen, gehofft, sie wiirdeD sich so bezeigt habeo,
dass K.Mai DZ dadurch seine Ucgnade fahren za lassen bewogen worden
wäre. Er hört aber mit besonderem Missfallen, dass dieses nicht der Fall,
sie vielmehr mit Eingriffen und unverantwortlichen Procednren gegen K.-
Mainz fortfahren 9 wodurch dieser bewogen worden ist, zu Conserviernng
seines Respects und seiner Rechte nachdrücklichere Mittel zu ergreifen.
Kf. wünscht, dass sie sich anders begreifen und dadurch sowohl den ihnen
drohenden Untergang als auch viele andere in diesem Obersächsischen Kreise
zu befahrenden Ungelegenheiten verhüten mögen. Bisher hat man die
vorgegangenen hochärgerlichen Procednren damit entschuldigen wollen,
dass der gemeine Pöbel sich dergleichen unterfinge, welchen sie nicht alle-
zeit im Zaum halten könnten, nachdem sie aber jetzt ihren Respect wieder-
erlangt und dennoch gegen K.Mainz allerhand Attentate vorgegangen,
dieser aber mit der Exekution gegen sie vom Kaiser beauftragt und zu
deren Vollstreckung genugsam bemittelt ist, ermahnt Kf. sie, so lieb ihnen
ihre Wohlfahrt und die Abwendung der gänzlichen Desolation der Stadt
sei, sich nicht femer gegen K.Mainz zu opiniastrieren, sondern demselben
in allen Stücken zu submittieren. In diesem Falle will Kf. sich weiter
für sie bei demselben verwenden, andererseits aber wird er nicht unter-
lassen können kraft seines in diesem, der Stadt so benachbarten Kreise
tragenden Amtes sowie der Reichssatzungen und des kurfürstlichen Vereins,
worauf er schon vonK.Mainz requiriert ist, demselben zu Ausführung der
kaiserlichen Sentenz allen Znschub und Hülfe zu leisten ').
1} Abschriften dieses SchreiboDS wurden an Reiffenberg und ao Herzog
Brnat von Gotha mitgetheilt. Ad den letzteren richtet Kf. unter demselben
Datum ein Schreiben, in welchem er demselben anzeigt, er habe infolge der
Erklärungen v. Reiffenbergs es für oothig erachtet, der Stadt Erfurt etwas
beweglich zu schreiben und sie emstlicb zu ermahnen, durch demäthigste
Submission K.Mainzs Ungnade und den ihr sonst drohenden Ruin abzuwenden.
Da K.Mai DZ sich auch durch R darüber beklagt habe, dass einige von den
Erfurter Rädelsführern sich an des Herzogs Hofe aufhielten und sich auf
seinen Schutz verliessen, so r&th er ihm, sich derselben nicht weiter anzu-
nehmen, sondern auch seinerseits die Stadt zu gebührender Submission zu er-
mahnen. Auch an K.Sacbsen, den Admitfistrator in Halle und an die Schwe-
dische Regierung in Stettin ergeht unter demselben Datum, an den Herzog von
Altenburg am 5./15. September die Aufforderung, Erfurt, so wie Kf. es ge-
than, zur Submission zu ermahnen. Auch v. Berlepsch erhält Abschriften der
Schreiben an Erfurt und an Herzog Ernst von Gotha und die Weisung, nach-
dem die Sachen in einen andern Stand gerathen und K.Mains durch seinen
Abgesandten dem Kf. seine eigentliche Intention und Dessein notificieren lassen,
werde er aus diesen Schreiben ersehen, wohin des Kf. Gedanken nunmehr zielten,
er solle sich danach in seiner Negotiation richten.
Digitized by
Google
382 6. Die Erfurter Händel.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Knrflirsten. D.
Dresden l./[ll.] September 1664.
[aof die Schreiben des Kf. vom 24. und 27. August Bemühungen wegen gät-
lieber Beilegung der Erfurter Sache.]
11. Sept. — Also haben wir nicht ermangelt, die von E. Ld. — treuge-
meinte Motiven reiflich zu consideriren und seind dadurch bewogen
worden, jiicht allein an ChurMainz Ld. in gleichförmiger Intention
mit £. L. ausfbbrlich zu schreiben und deroselben die gütliche Hand-
lung mit Suspension der schon ergriffenen Executionswaffen wohl-
meinend einzurathen, sondern auch unsem Geheimen Rath Nicoin
von Gersdorff an die Rom. Kais. Mt. mit gewisser Instruction ab-
zufertigen und Ib. Mt. die bei der ChurMainz. vermittelst frembder
Auxiliarvölcker vorhabende Execution eintretende wichtige Bedencken
gebührend furstellen zu lassen, könten auch der Sachen anders nicht
denn vorträglich erachten, dafem E. L. auch ihres Orts iemands der
Ihrigen an Kay. Mt. Hof unsäumblich zu schicken, der dasjenige, was
E. L. an Uns in gegenwärtiger Materie gelangen lassen, in dero Na-
men remonstrirte, Gefallen tragen weiten'). —
Herzog Ernst von Sachsen an den Kurfürsten. D. Frieden-
stein l./[ll.] September 1664.
[Aussiebten auf eine friedlicbe Lösung des Erfurter Streites.]
11 Sept. Nach Berlepschs gestriger Abreise ist der K.MaiDzi8cbe Jäger-
meister Wolff Dietrich Trnchsess zu .Wezbanssen bei ihm mit
einem Schreiben seines Kurfürsten erschienen, hat um freien Darchzag für
die Mainzischen Truppen gegen Bezahlung des Aufgangs nachgesucht,
dabei versichert, dass noch diese Wochen an Französischen Völkern
100 Compagnieen z. Fuss und 20 z. Pferde über den Rhein gehen und
dass nach deren Anknnft der Aufbruch erfolgen solle. Es ist unrecht, dass
der Stadt, welche in der Oebetssache pariert und sich zn Submission und
Satisfaktion erboten hat, in specie nie gesagt worden ist, was man ferner
von ihr desideriere; doch scheinen ja jetzt die Aussichten günstiger, da in
dem Schreiben von E.Mainz die gutwillige Submission der Stadt, ?on dem
>) Kf. erwidert darauf (Goln 7./ 17. September 1664), es freue ihn. dass
K. Sachsen seine wohlgemeinte Bemonstration so wohl aufgenommen, an K.Mai ns
geschrieben und an den letsteren einen Gesandten geschickt habe. Seinerseits eine
Abscbickung an den Kaiser zu thun, halte er nicht für nothig, zumal er bereits
das Nothige an denselben habe schriftlich gelangen lassen.
Digitized by
Google
y. Berlepschs Verhandlnngen mit Herzog Ernst von Ootha."* 383
Abgesandten aber die Znlassnng einer freiwilligen Interposition nninteres-
sierter Kur- oder Fürsten nicht gänzlich abgeschnitten worden; er hofft,
wenn Rf. zn diesem Ende eine Abschickung an K. Mainz sende, so könnte
das Werk ohne sonderbare Weitlänftigkeit gehoben werden; er will in-
zwischen mit seinen Vettern anf billige Vorschläge bedacht sein, bittet Kf.
auch sonst Mittel anzuwenden, um die militärische Execntion, wenn nicht
zn diverüeren, doch zn mildern. Er hat zwar gehofft, K.Sachsen würde
anch eine Schickung an K.Mainz resolvieren, da es sich aber damit ver-
zieht, so wird die Befördernng von selten des Kf. um so nöthiger sein.
PS. Inzwischen hat er des Kf. Schreiben vom 27. Angnst/6. Sep-
tember mit dem Beischlnss an Berlepsch erhalten, er dankt, dass Kf. das,
womm er gebeten, schon von selbst beschlossen habe, und hofft, dass vor
erlangter Antwort von den Sächsischen Höfen, an welche gedachter Ab-
gesandte gegangen, nicht mit wirklichem Einbruch werde verfahren werden.
Otto Wilhelm v. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben
1./ [11.] September 1664.
[Verhandlaog mit Herzog Ernst von Gotha.]
Er hat sich gestern zu Herzog Ernst nach Gotha begeben und dem- 11. Sept.
selben den Vorschlag des Kf. mitgetheilt, dass die Stadt im Namen des
ganzen Kreises gleichsam in Sequester genommen, mit Oamison versehen
und 60 K.Mainz durch den Kreis zu gehöriger Satisfaction verholfen
werden solle und dass der Herzog sich bemühen möchte, auch K.Sachsen
dafür zu gewinnen.
Der Herzog zeigte sich sehr erfreut, zumal er und alle seine Vettern
dieses £xpedien.s jederzeit für das einzige und sicherste gehalten. Da man
erfahren, dass K.Sachsen zu Kemnitz in Musterung seiner Völker be-
griffen sei, hätten ein Theil seiner Vettern, namentlich Halle und Merse-
burg gemeint, man sollte zunächst vernehmen, ob derselbe zu Protektion
der Stadt zu bewegen sein möchte. Anfangs sei auch einige Hoffnung
dazu gewesen, schliesslich aber hätte K.Sachsen sich nur mit Muhe da-
hin bringen lassen, dass Obrist Streytssmit der Leibgarde und 3 anderen
Compagnieen commandiert worden, nur die ksächsischen Lehndörfer zu prote-
gieren, derselbe sei wieder nach Dresden aufgebrochen und habe pro ultima
resolutione ertheilt, man wollte mit £f. hieraus communicieren. K. Mainz
dränge fort, seine Artillerie stehe schon bei Königshofen. wo er selbst auch
heute oder morgen anlangen werde, er habe in GasseP) um Verstattung
freien Durchzuges gebeten, denselben auch erhalten und dabei offen mit-
getheilt, dass er von französischen und lothringischen Truppen assistiert
1) S. Köcher I, S. 335, der schon die Angabe Droysens (III, 3 S. 50),
Hessen habe den Durchmarsch verweigert, berichtigt.
Digitized by
Google
384 6. Die Erfurter Händel.
sei. Der Herzog wolle zwar ?ersacheo, da K.Sachsen so ?hl Difficol-
täten mache, dass das ganze übrige sächsische Hans die vorgeschlagene
Protektion antrete, da aber die Zeit sehr kurz nnd vor allem daran gele-
gen sei, dass K.Mainz ausserhalb des Kreises gehalten werde, so bitte
er Kf., noch dnrch eine eilfertige Abschicknng nach Königshofen za ver-
suchen, ob K.Mainz zn divertieren nnd anf bessere Gedanken zu bringen
sei, nnd, falls dieses nicht mehr gelinge, auch bei bereits angefangener
Attaqne nicht von der angebotenen Interposition abzustehen, sondern da-
nach zu trachten, ob derselbe nicht an Erlangung billiger Satisfaction sich
begnügen wolle. Auch wollte der Herzog wissen, ob, falls dieses alles
nichts fruchten sollte, der Stadt mit Gewalt zu assistieren und die Bela-
gerung aufzuheben sei. Er hat erwidert, zu der desiderierten Abschickong
an K.Mainz werde Kf. gewiss geneigt sein, auch in die Besetzung der
Stadt zusammen mit dem Hause Sachsen, allenfalls auch ohne den Kreis-
obersten, würde er wohl einstimmen, auf die letzte sehr schwere und wich-
tige Frage aber hätte Kf. ihn nicht instruiert und hätte ihn auch nicht in-
struieren können, da derselbe gemeint, es könnte dnrch die vorgeschlagene
Kreisbesetzung diesen extremis vorgebaut werden, er wolle jedoch darüber
ausfuhrlich referieren.
PS. Herzog Ernst, welcher garwohl die dem ganzen Kreise nnd
namentlich den benachbarten Fürsten dnrch die Occupation von Erfurt
drohende Gefahr begreift, indem K.Mainz danach trachten werde, sie
gleich als ein praeceptor seine untergebenen Schüler unter stetiger Ruthe
zu halten, wie denn bei solcher Conjunctur schon viele alte und verlegene
Prätensionen hervorgesucht würden, bittet Kf., weil K.Mainz wegen der
Erfurter Sache nicht nur seine eigene versprochene fernere ReichshQlfe,
sondern auch die anderer Stände zurückhalte, desgleichen auch von K.-
Sachsen geschehe, er möchte ebenfalls deswegen die Seinigen etwas zurück-
halten, wenigstens dessen semblant machen, das würde nicht wenigen Ef-
fect haben. In der Stadt Erfurt ist sehr schlechte Anstalt, so dass er
sie in gar kurzem verloren schätzt.
. Der Kurflirst an den Freiherm v. Schwerin. D. Gross
Schönbeck l./[ll.] September 1664
[Die dem Erfurter Abgesandten zu ertheilende Antwort.]
11. Sept. — Wir haben uns — referiren lassen, wasgestalt ein Abgeord-
neter der Stadt Erfurt *) sich aldorten angegeben und bei uns HQlfe
— wider die ihnen bevorstehende Gefahr gebeten. Nun finden wir
— nicht diensamb, dass er eben collegialiter vernommen werde, und
>) Der Rathsmeister Ladolf, s. v. Tettan S. 194.
Digitized by
Google
Seodang Ladolfs nach Berlio. 3g5
könnt ihr ihm demnach en particulier ftlrstellen, was wir bishero bei
der Stadt gethan und wie wir es an unsern guten offieiis an keinem
Ort ermangeln lassen, umb die besorgte Extremitäten zu verhüten.
Als aber die Sache nunmehr dahin gerathen, dass Ch.Mainz Ld. mit
einer considerablen Macht sie mit Gewalt anzugreifen furhaben, die
Völker auch bereits im March begriflFen und ein Theil derselben wohl
schon ohnfern von der Stadt stehen möchten, so wäre unsers Ermes-
sens zu spät, auf einige Gegenverfassnng anitzo zu gedenken, und
würde die Stadt aller Apparentz nach schon subjugiret sein, ehe — man
sich in benöthigte Postur desfalls zu setzen vermöchte. Wir könnten
deshalb kein ander Mittel furschlagen, als dass sie bei so gestalten
Dingen sich I. Ld. submittirten und deroselben in allem schuldigen Ge-
horsam — oflferirten. Wir wollten hoffen, I. Ld. werden sich dadurch zu
milden und gelinden Gedanken bewegen lassen, wie wir denn auch des-
wegen an Sie geschrieben und unserm — Abgeordneten in Befehl gegeben,
sich dahin zu bemühen. Ein mehres könnten wir anitzo bei dem Werk
nicht thun, wann sie auch unsre eigene Stadt wäre und wir noch so
gern sie für allem Ruin und Verderb praeserviret sehen möchten. —
Otto V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cöln
2./ [12.] September 1664.
[YerhandloDgeD mit dem Erfurter AbgesandteD, an K.Sacbseo zu richteodes
Schreiben.]
Er hat den Erfarter Abgesandten bei sich gehabt und demselben alles, 12. Sept.
was Kf. ihm anbefohlen, angedeutet. Derselbe dankte sehr dafür, dass Kf ihm
offenherzig habe erklären lassen, dass keine Assistenz za hoffen, and klagte
sehr, dass E.Sachsen sie niemals habe wissen lassen, was sie than sollten.
Wenn sie verlassen würden, müssten sie alles eingeben, was K.Mainz von
ihnen begehrte, er wünschte nur, dass Kf. QndE.Sach6en ihre Leute da-
selbst hätten, was diese ihnen vorschreiben würden, wollten sie willig tbnn.
Derselbe meinte, man würde künftig bereuen, dass man eine so mächtige
Stadt in der Katholischen Hände hätte gerathen lassen, er bat ihm aber
auseinandergesetzt, was Kf alles für sie gethan und warum er jetzt nicht
mehr thnn könnte, wodurch jener sich auch überzeugen liess. Er räth dem
Kf., an K.Sachsen zu schreiben nnd denselben anfzofordern, als Schatzherr
der Stadt dieselbe wissen zu lassen, wie sie sich betragen solle*).
') Kf. ersucht darauf (d. Scboobeck 3/13. September 1G64) K.Sachsen, ihm
seine Gedanken zu eröffnen, wie sie sich ferner in dieser Erfurter Sache verhalten
und was sie ferner dazu thun sollten, damit die Stadt nicht in die Hände der Katholi-
schen gerathe und die K. Sächsische Schutzgerechtigkeit nicht geschmälert würde.
Mater, s. Gesch. d. O. Kurfürsten. XI. 25
Digitized by
Google
386 6. Die Rrfarter Händel.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt
4./ 14. September 1664.
[auf das Schreiben vom 31. Aagnst/ 10. September. Nochmaliges Erbieten snr
Snbmiesion. Bitte nm nähere Bezeichnang dessen, was yon ihnen verlangt wird.)
14. Sept. Das Schreiben des Ef. bat sie in grosse Bestürzung versetzt, da sie
darans vernommen, dass sie bei demselben angegeben worden, als ob sie
es an der scbnldigen Submission hätten ermangeln lassen nnd noch fort-
gesetzt in die Rechte von E.Mainz eingriffen. Ihr Hauptnnglück ist, dass
ihr Schreiben, Reden nnd Schicken nicht so viel frnchten will, dass man
ihnen nnr sagte, woran es noch ermangelte and welches die Art nnd Be-
schaffenheit ihrer Submission sein sollte. Ihre Schreiben an E. Mainz sind
nicht angenommen worden; sie bitten daher E f., sie zu bescheiden, was für
eine Submission und wie sie dieselbe thun sollen, oder dafern des Ef. Ab-
gesandter, welcher jetzt auf der Reise zu E.Mainz begriffen, auf diesen
Punkt nicht etwa specialiter instruiert sein sollte, demselben zu befehlen,
die capita submissionis et paritionis zu erforschen. Sie versichern dem Ef.,
dass sie dessen Verordnung in allertiefstem Respect annehmen und mensch-
licher Möglichkeit nach folgen werden, im Fall aber, dass Ef. in ihre an-
gebotene Submission noch einigen Zweifel setzen sollte, sind sie nochmals
wie zuvor erbötig, die Stadt und deren ganzen Zustand in des Ereises
Hände zu stellen. Sie bitten nochmals Ef., den Extremitäten zuvorzu-
kommen.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 4./ 14. Sep-
tember 1664.
[Er hat seine Reise za K.Mains aufschieben mässeo, Herzog Ernst wünscht, dass
Rf. vorläufig Erfart besetzen lasse.]
14. Sept. Er hat das Schreiben des Ef. an E.Mainz, aber kein Creditiv für
sich vorgefunden und hat sich daher entschlossen, zunächst hier zu bleiben,
bis er ein solches erhalte, er bat aber das Schreiben an E.Mainz, der
sich in Würzburg aufhält, vorausgeschickt mit einem Begleitschreiben,
in welchem er demselben seine bevorstehende Ankunft angezeigt und ihn
ersucht hat, bis dahin seine Truppen zurückzuhalten. Er hofiTt, E.Mainz
werde mit der Satisfaction, auf die man hier zielt, zufrieden sein, da aber
dazu einige schwere Punkte gehören, welche der Stadt etwas sauer an-
kommen möchten, so wäre zu wünschen, es könnte noch jetzt, indem die
Furcht vorhanden, sub specie defensionis eine Garnison hineingebracht
werden, damit man dem Rath allenfalls gegen den unbesonnenen Pöbel
assistieren könnte, solches könnte gegen E.Mainz gar wohl entschuldigt
werden. Herzog Ernst klagt, dass ein Theil seiner Vettern dieses Punktes
halber wieder unnöthige Difficultäten mache und dass man sich in E.-
Digitized by
Google
Neaes Erbieten des Ef. zar VermitteloDg. 387
SacbBens Bezeigangen garnicbt zu fioden wisse, derselbe meint, E.Maine
werde die Stadt weit lieber in des Kf., als eines ganz uninteressierten nnd
ZQgleicb so ?ornehmen Mediatoris , als in säcbsiscben Händen seben, nnd
seUägt Tor, dass Kf. sieb solcbergestalt der Stadt, am sie znm Geborsam
und znr desiderierteo Sadsfaction zu bringen, rersicbem möcbte. Da B.
ebne des Kf. Befebl bierin nicbts tbnn kann, so erwartet er dessen Wei-
sangen.
Der Kurfürst an den Kurflirsten von Mainz. D. Cöln a. d.
Spree B./[15.] September 1664.
[Nocbmaliges Erbieten zur Yermittelang.]
Wir zweifeln nicht, E. Ld. Abgesandter der Freiherr von Reiffen- 15. Sept.
berg werde bei deroselben wieder angelanget nnd Ihro mit mehreren
referiret haben, wie wir bei dem bekannten Erfurtischen Unwesen
nichts mehr wtlnscben, als dass E. Ld. alle gebQhrende Satisfaction
von der Stadt erhalten möge, die Extremitäten aber, womit selbige
Stadt bedräuet wird, evitiret werden könnten; gestalt wir dan zu sol-
chem Ende an die Stadt in sothanen terminis geschrieben, dass E. Ld.
verhoffentlich daraus gnugsam verspüren werden, dass wir dieses alles
aufrichtig meinen. Dieweil uns nun seit des obgemelten Abgesandtens
Abreise diese Nachricht zugekommen, dass E. Ld. selbst wohl darzu
geneiget wäre, dass sich einige Chur- oder Fürsten zu Erlangung
solchen Zwecks bemQheten, wan es nur von denen geschähe, so ganz
uninteressiret wären, so haben wir nicht unterlassen können, zu Ver-
hütung aller gefährlichen Motuum uns nochmals hierzu wohlmeinend
zu offeriren, mit Versicherung, dass, gleich wie wir bei diesem ganzen
Werk kein ander Interesse haben, dan dass Friede und Ruhe erhalten,
auch E. Ld. als unsern MitChurfÜrsten alle gebührende Satisfaction
wiederfahre, also wir uns auch bei solcher Interposition dergestalt be-
zeugen wollen, dass E. Ld. verhoffentlich — zufrieden sein werden').
^} Unter demselben Datam schreibt Kf. aach ao K. Sachsen, E. Mains
scheine geneigt eu sein, seine InterpoBition anzanehmen , jener möge auch
dahin wirken und zugleich die Erfarter wissen lassen, wie weit sie sich gegen
K.Mai uz erklären sollten.
25*
Digitized by
Google
388 6- Die Erfurter Handel.
Angüst, Herzog von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Hall 5./[15.] September 1664.
[Bitte am üoterstützoog der bächsischeo Gesandtschaft.]
15. Sept. Sein Bruder, der Korfürst von Sacbseo, hat auf vieirälcige gute Re«
monstrationen endlich einige Völker gegen Erfurt abgeschickt i) und es ist
zu hoffen, nachdem Kf. demselben die höchste Gefahr des Kreises hat remon-
strieren lassen, dass die consilia desselben näher zum Zweck gehen werden.
Er bittet Kf., den von ihm und den anderen Sächsischen Herzogen ge-
machten Vorschlag, dass nämlich von K.Sachsen und ihnen eine Ab-
Bchicknng sowohl an die Generale als an Erfurt geschehe, um die schul-
dige Parition zu befördern und die militärische Execution zu suspendieren,
zu unterstützen. K.Mainz werde dann gewiss andere Gedanken fassen,
oder, wenn es dieses nicht thäte, der ganzen Welt zu erkennen geben,
dass es unter der kaiserlichen Execution ganz andere Interessen suche.
Ihnen aber werde es dann nicht za verdenken sein, wenn sie dahin trach-
teten, diese Excessivexekution ferner einzuhalten und nicht zu dulden, dass
K.Mainz mit auswärtigen Kriegs Völkern den Obersächsischen Kreis in-
festiere und mit dem absoluten Dominat in Erfurt zugleich das jus prae-
sidii daselbst erlange. Allerdings aber sei dahin zu sehen, dass die Stadt
K.Mainz Satisfaction leiste, und wolle auch er sich weiter deswegen be-
mühen *).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten. D.
Schloss Marienberg ob Würzburg 15. September 1664.
[auf das Schreiben vom 24. August/ 3. September. Nichtigkeit der Ansflüchte
des Erfurter Rathes. K. Mainz wird die Exekution ausfuhren, gegen die Gehor-
samen Gnade üben. Sendung Reiffenberge an Kf.]
15. Sept. Dank dafür, dass Kf. in seinem Schreiben erklärt hat, K.Mainzs ober-
herrliche Rechte über Erfurt nicht kränken .lassen, sonderu mit erhalten zu
wollen. Die Ausflüchte des Erfurter Raths, als wenn nur der Pöbel unge-
horsam gewesen sei, sind ganz nichtig, der Rath selbst hat, wie an meh-
reren Beispielen gezeigt wird, sich des Ungehorsams gegen den Kaiser
*) 8. unten 8. 390 und y. Tettau S. 200.
*) Kf. erwidert demselben (Coln 7./17. September 1664), er hoffe von der
Sendung y. Gersdorffs an den Kaiser (s. 8.382) guten Erfolg, billige die yorge-
scblagene Absendung an die Generale uod an die Erfurter und sei bereit, die
selbe zu unterstützen. Zugleich aber ermahnt er den Herzog nochmale dazu,^nebit
seinen Brüdern und Vettern auf die Stadt einzuwirken, dass dieselbe alle
schuldige Parition leiste. «Denn Ew. Ld. können selbst leicht ermessen, was
für Consequentien es bei anderen Städten yernrsacben werde, wenn man dieser
in soweit patrooiniren wollte, dass sie sich der schuldigen Parition und billig-
massigen Satisfaction entbreche.*
Digitized by
Google
K.Maiozs Forderungeo. 389
und gegen ihn schuldig gemacht ood sieb Eingriffe in seine Rechte er-
laubt. Kf. werde daher verhoffentlich die Exekution gegen solche Frie-
densbrecher „zu einem abscheulichen Exempel^ ohne Hinderung gesche-
hen lassen, die er so auszuführen entschlossen ist, dass dadurch keine
motus im Reiche und Niemandem Schaden verursacht werde, es müsste
denn jemand sich gegen die ReichsconstituUonen nnd den Friedens^chluss
in dieses Exekntionsnegotium einmischen. Wenn sich die Stadt oder
ein Theil der Bürgerschaft allen gewaltsamen Widerstandes enthalte und
sich willig untergehe, so will er gegen die Gehorsamen Gnade üben und
seine Satisfaction wegen verursachter Kosten und Schadens nur an ge-
meiner Stadt suchen. Kf. wird durch den an ihn gesandten v. Reiffen-
berg weiteres über seine Intention vernehmen ').
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Erfurt 6./[16.] Sep-
tember 1664.
[Wahrscheinliche Forderaogen, welche K.Mainz an Erfort stellen wird. Kf. möge
die Stadt besetzen, vorläufig Truppen in die Nähe Bchicken.]
Er hat in Gotha aus den Akten zusammensuchen lassen, worin die 16. Sept.
übrigen capita paritionis et submissionis bestehen würden, nnd der Rath von
Erfurt hat sich darauf erklärt. Die schwersten Punkte bei der ganzen
Sache sind: 1) Limprechts Decollation ^). Man ist zwar geneigt, zur
Reparation dieses Fehlers den Leichnam ehrlich zu begraben, fürchtet aber,
dass es bei der Translocation desselben ohne Assistenz einer Besatzung
wieder zu Excessen des Pöbels kommen werde'). 2) Die E.Mainzische
Satisfaction; es ist zu fürchten, K.Mainz werde dieselbe, wozu auch
die mulcta kommt, ziemlich hoch bemessen, wenn nicht des Kf. Fürbitte
ihn zur Milde bestimme. Jedenfalls werden in Ermangelang baarer Mittel,
die wahrhaftig hier nicht vorbanden, etliche Dorfschaften herhalten müssen.
Der dritte und aller schwerste Punkt ist der der Caution. Wie verlautet,
begehrt K.Mainz zur Versicherung die Bnrg nnd ein Thor der Stadt;
dazu wird das Haus Sachsen nicht assentieren. Es scheint dieses
auch so praejudicierlich, dass er nicht sieht, ob man auch des Kreises hal-
1) In einem neuen Schreiben (d. Neustadt 19. September 1664) erklärt
K.Mainz, er habe inzwischen von v. Reiffenberg vt^rnommeo, wie wohl Kf.
dessen in seinem Namen gethane Remonstration aufgenommen und sich darauf
anderwärts erklärt habe. Er versichert nochmals, dass er nicht die allergeringste
ZerrattoDg und üngelegenheit im Reich beabsichtige, sondern dass er, sobald sich
die Stadt vermittelst Realassecnration so snbmittiere, dass er ihr trauen könne,
die fremden Völker wieder werde fortführen lassen.
>) S. V. Tettau S. 153.
') Die feierliche Beisetzung der Leiche geschah erst nach der EiDoahmc der
Stadt am 17. November (v. Tettau S. 154).
Digitized by
Google
390 6. Die Erfurter Häodel.
ber es werde zaiasseo dürfen, dessbalb wäre höcblicb za wünscbeo, dass
K. Mainz die cautionem iuratoriam und darbei des Kar- und FürsUkben
Haases Sacbsen Garantie acceptieren möcbte. Es wird bier aufs Brod ge-
worfen, man wolle inmittelst dem Kf. die Barg za besetzen überliefern,
damit dieser hingegen sein Wort für die Stadt geben könnte. K. Sachsen
bätte darcb rechtzeitiges Einschreiten die ganze Sache in besseren Stand
bringen können. Die beiden K.Sächsischen Obersten Neitsch and Rambs-
dorff liegen mit 500 Mann za Boss und Fass auf den Dorfsebaften ^) mit
grossen Kosten der Stadt, wollen sich aber weiters nicht annehmen, als die
Sächsischen Lehnsdörfer zu saWeguardieren, and sind guter Dinge.
Sonsten bittet der Rath und finden es Hertzog Ernsten F. D.
— gleichmässig sehr gut, es möchte E. Churf. D. zwei oder drei-
hundert Mann der Ihren in das Stift Halberstadt rücken lassen, da-
mit sie auf allen Fall, weil die Chur-Sächsische gar nichts bei der
Sache thun wollen, nach abgehandelten Dingen dem Rath und Bürger-
schafft bei Translocation des Limprechts Cörper gegen besorgendes
Tumultuiren des vorstädtischen Pövels assistiren oder auch auf vor-
berührten Fall zu Besetzung der Burg näher an der Hand sein möch-
ten. Und will gleichwohl der Rath genugsamb documentiren, dass er
an gehörigen Orten flehentlichst — angesucht, man wolle ihn mit
Volck und einer Garnison assistiren, damit er den Pöbel im Zaum halten
konnte, er hätte es aber keinmal erhalten können. —
Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 7./[17.] Sep-
tember 1664.
[Er soll vorläafig aaf die io Erfurt gemachten Vorschläge eich nicht erklären,
aber sondieren, ob K. Mainz in die Besetzung Erfurts durch Trappen des Kf. ein-
willigen würde.]
17. Sept. fJr erhält das gewünechte Greditiv, soll seine Reise schleunigst fort-
setzen, Ef. hofft, dass, nachdem auch K.Sachsen an K.Mainz deswegen
geschrieben, dieser seine Interposition annehmen werde.
Du hast dich aber insonderheit in Acht zu nehmen, dass, ehe und
bevor Du von GhurMainz eine und andere Resolution erhalten, Du
daselbst') zu keinem der vorgeschlagenen Mittel resolvirst, weil
GhurMainz solches vor eine Partialität halten könnte, dannenhero
hast Du auch den Vorschlag, ob man Garnison in Erfurt legen soll^
») 8. V. Tettau S. 200.
^ d. h. in Erfurt.
Digitized by
Google
Berichte y. Berlepscba. 391
weder zu approbiren Doch zu improbireD. Dann wir sehen die Sache
also beschaffen zu sein, dass, wenn ChurMainz die Interposition
und alle gfitliche Mittel ausschlagen, dennoch Zeit genug vorhanden
sein wQrde, dass wir unser GutdQnken darzu geben können. Die
1000 Knechte, so wir dem Keyser schicken wollen, bleiben ohne
das nun alhier, weil I. Key. M. vor Winters dieselben nicht begehren *).
Dieses aber kannst Du wohl bei ChurMainz sondiren, ob S. Ld. ge-
schehen lassen wollen, dass, wenn man verspürete, dass der gemeine
rasende Pöbel dem Magistrate hinderlich wäre, ChurMainz Ld. alle
Satisfaction zu thun, man dieserseits eine Garnison in die Stadt zu
bringen trachte, durch welche die unbesonnene Bürgerschaft zur
raison gebracht werden könnte*). —
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 7./ [17.] Sep-
tember 1664.
[BemahoogeD bei Reiffenberg und G.Win. Sommerfeld, den weiteren Vormarsch
der knrmainsiBchen Truppen eu inhibieren.]
Gestern hat Baron Reiffenberg en passant, von Dresden kommend, 17. Sept.
bei ihm angesprochen, and da derselbe noch denselben Abend in das Main-
zische Hauptquartier nach Dorla, 2 Meilen von hier, reisen wollte, hat B.
ihm mitgeiheilt, zu welcher raisonnablen Satisfaction und Submission sich
die Stadt Erfurt erkläre, und ihn gebeten, dabin zu wirken, dasR bis K.-
Mainz davon Nachricht erhalte, die Truppen nicht weiter vorrückten, was
jener auch versprach. Da aber in der Nacht von den K.Sächsischen ge-
meldet wurde, dass die Mainzischen doch näher anrücken würden, so hat
er Reiffenberg noch einen Trompeter mit einem Schreiben desselben
Inhalts nachgesandt. Dennoch liegen jetzt die Truppen auf Rendezvous
zu Ton na, nur eine kleine Meile von hier und drei Meilen von Erfurt»
5000 Mann mit 16 Feldgeschützen unter den G.Wachtmeistern Sommerfeld
und Pleuren. B. hat zum Ueberfluss auch ein Schreiben an Sommer-
feld gesandt und ihn darin ersucht, dort stehen zu bleiben, hat abej
noch keine Antwort erbalten. Die französischen Truppen sollen noch jen-
seits des Thüringer Waldes liegen, K.Mainz sich in Königshofen be-
finden. Wie auch die Antwort fallt, will B. sofort zu ihm reisen. Er be-
>) S. oben Abscho. 5. S. 339.
>) Ganz ähnlich äassert sich Kf. in einem Rescript an v. Berlepsch vom
9./ 19. September, er habe aus dessen Relation vom 6./I6. September mit Befrie-
digung ersehen» dass man in Erfurt fleissig überlege, wie man K.Mains befrie-
digen könne. Truppen aber nach der Stadt zu sciücken, wie Herzog Ernst von
Gotha wänsche, trage er Bedenken, bevor sich K.Mainz vernehmen lasse, dass
ihm solches nicht zuwider sein wärde.
Digitized by
Google
392 ö- J^>ö Erfurter Häodel.
sorgt, die Stadt, welche sich von aller Welt verlassen sieht, werde sieh in
ihrer Desperation dahin bringen lassen, dass sie die Schlüssel zur Burg
und zur Stadt überliefert and Garnison einnimmt.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 8./ [18.] Sep-
tember 1664.
[Vergebliche VerhandlaDgeo mit Reiffeoberg. K.Mainz will Erfurt gaoz in der
Gewalt habeo. Bitte am neae Instraktion].
18. Sept. Da trotz der Versicherungen Reif fenbergs die Armee avanciert, die
Infanterie gestern zu Gräfentonna angelangt und die Cavallerie in die
nächsten Dörfer vor Erfurt fortgezogen ist, hat er sich selbst ins Haupt-
quartier nach Ton na begeben und nochmals Reiffenberg Vorstellungen
gemacht, sonderlich dass die Sache gar in einem anderen Stande, dass man
jetzt mit raison der Stadt nichts Feindliches zumutben könnte. Jener er-
klärte, er habe zu Berlin zur genüge ausgeführt, dass man des Kf. Inter-
position contra rebelies subditos nicht annehmen könne, die Sache wäre
durch ihn auch in ganz anderen Stand gesetzt und dem Kf. aller Zweifel
und Ombrage, so er bei dem Werke haben könne, benommen, man müsste
von der Stadt genügsame Assecuration haben und das wäre keine andere,
als ein Thor und die Burg. Darauf hat B. erwidert, der Assecurations-
punkt wäre das letzte, wenn Submission und Satisfaction erst richtig und
die Stadt ihrer Amnestie und Pardon versichert, dann hätte man von der
Assecuration zu reden, man könnte ihr ja nicht zumutben, sich auf blosse
Discretion ohne alle Gegenversicheruug zu ergeben. Darauf war die Ant-
wort, man wolle sie mit Hand und Siegel aller kurfürstlichen Gnade ver-
sichern, dafern sie aber nicht heute die Burg samt dem Thore einräumten,
müsste man sie mit Gewalt dazu bringen. Darauf hat B. Abschied ge-
nommen und sich hierher begeben.
Weil nun dieses Ansinnen sampt der ganzen Bezeigung so viel
klärlieh andeutet, dass man nicht nur eine billige raisonnable Satis-
faction und Submission, sondern die Stadt Erfurt haben will, und
ich also nicht wissen kann, ob dieses die eigentliche Intention und das
Dessein, so ChurMainz E. Chf. D. durch den von Reiffenberg
notificiren lassen, und ob auch E. Gbf. D. Gedanken, darnach ich mich
in meiner Negotiation richten solle, hierauf zielen, so bitte E. Chf.
D. wolle mich ungesäumet gn. berichten lassen, wessen ich mich hier-
bei zu verhalten. Herzog Ernsten F. D. finden rathsamer, dass ich
allhier verbleibe, und vermeinen, ich könne bessere Officia darinnen
praestiren, wann ich mit Tractaten zwischen der Stadt und den Trup-
pen Zeit zu gewinnen suchte, als wann ich also sonder Greditif nach
Digitized by
Google
V. Berlepscbs VerhandluDgeo mit v. Reiffenberg. 393
Königßhofeu ginge und inmittelst die Stadt ubern Haufen werfen
liess — welches ich wir alles umb so viel lieber mit gefallen lassen,
damit ich selbst auch Zeit gewinne, £. Ch. D. gnädigste Resolution
hierüber zu erlangen, welches bei dieser über Halle gehenden Gelegen-
heit zum längsten in 8 Tagen sein kann. —
Kaiser Leopold an den KurfUrsten. D. Wien 20. Sep-
tember 1664.
[Trotz der oachträglicheo Uoterwerfungserklärang Erfurts lässt er es bei der
Achtserkläruog beweodeD. Kf. soll die Ausführung derselben geschehen lassen.]
Die Stadt Erfurt hat sich trotz der Achtserklärung nicht zum Gehör- 20. Sept.
sam verstanden, sondern den kaiserlichen Herold auf das übelste behandelt.
Nun ist zwar dieselbige bei uns anitzo mit underthänigsten
Schreiben einkomnien, dardurch sie die würckliche Parition zu laisten
vermaint, nachdeme aber dieselbe theils gar zu spatt und unvollkom-
men einkommen, als haben wir es umb so vil mehr ihres gethanen
Einwendens ungehindert bei der ergangenen Aachts Erclärung noch-
mals allerdings bewenden lassen müssen. — So haben wir — E. L.
hievon auf den Fall, Sie hierunter umb ein widriges belanget wur-
den, also hiermit in so vil Nachricht geben wollen, mit dem Ersuchen,
Sie wollen, dafern ichtwas an Sie gebracht wurde, demselben nicht
Gehör oder Statt geben, sondern vilmehr (zumalen gedachtes Chur-
fürsten zu Maintz L. uns die Versicherung gethan, dass alles auf
ihren eigenen Kosten — vorgenohmen und niemanden dardurch eini-
ger Schaden zuegezogen werden solte, wir uns auch gegen Ihre L.
versichern, dass Sie in diesem allem den Reichs Satzungen nichts zu-
wider vornehmen noch einig Stand des Reichs beleidigen werden) zu
Ruhe stehen und unverhinderlich zugeben *). —
1) A. Nenmann meldet aus Wien 21. September/ 1. October 1664, in der
Krfurter Sache sei die Parition der Stadt für insufGcient erkannt, die Acht er-
tieuert und die Stadt angewiesen worden, von K Mainz Intercession za erwirken;
das darüber abgefasste kaiserliche Beeret sei dem Anwalt der Stadt erst 8 Tage,
nachdem es geschlossen, zugekommen. Die Erfurter seien während der Kommis-
sion wohl disponiert gewesen, sich bei Zeiten in die Sache zu schicken, man habe
sie aber von hier aus mit Vertröstungen, es werde nicht ad extrema kommen,
aufgehalten, als es aber zum letzten Streich, ad decernendum bannum, gekommen,
habe sich einer mit dem anderen conformiert. Er sei letzten Sonntag bei dem
E. Sächsischen Qeh. Rath v. Gersdorff gewesen, welcher über das Decret nicht
wenig betreten war, indem es scheine, als ob man den Erfurtern noch den Weg
zu elnctieren offen halte und gleichwohl sie in K.Mai nzs arbitriuro stelle.
Digitized by
Google
394 6. Die Erfarter Handel.
Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 12./ [22.] Sep-
tember 1664.
[auf die Relation vom 8./l^* Sept Er soll seine Aufträge an K.Mainz aasrich-
ten. Kf. kann für Erfurt nichts weiter thun]
22. Sept. Kf. bat ungern ans B.'s Relation ersehen, dass derselbe K.Mainz nocb
nicht gesprochen bat; er soll sich jetzt sofort zu demselben begeben und
demselben y was Kf. ihm früher zugeschrieben, auf das beweglichste vor-
stellen, namentlich remonstrieren, dass, wenn K.Mainz auf den Forderungen
wegen Einräumung der Burg und eines Thores bestehe, er dadurch bei
männiglichen die höchste Jalousie und das gewisse Nachdenken erregen
werde, dass er mehr die Stadt unter seine Gewalt absolute bringen, als
seinen Respect und jnra zu saWieren gedenke. Da dieses seinen früheren
Versicherungen durchaus nicht conform sei, so hoffe Kf., er werde sich zu
gelinderen Accordmitteln'^ verstehen.
Dafern Du nun sehen würdest, dass dieses alles nicht verschlagen
und Ch. Mainz Ld. auf Ihrer Intention fest bestehen würden, so hastu
es endlich gehen zu lassen, wie es will, und denen Sächsischen und
andern interessirten Fürsten und Ständen zu remonstriren , dass wir
es gar anders gewünschet, auch das Unserige bei der Sache gethan.
Weil man aber dieselbe in solchen Stand, worin sie anitzo begriffen
wäre, gerathen lassen und so weinig wir als jemand in Postur wäre,
Ch.Mainz Ld. mit Gewalt zu verhindern, dass Sie Ihr Dessein nicht
nach Belieben ausführen könnten, so wüssten wir nichts, was wir
weiter dabei zu thun vermöchten, welches Du dann desto behutsamer
zu remonstriren, damit sie desfalls keine Ombrage von uns fassen,
Ch.Mainz Ld. auch zu keinen ungleichen Gedanken gegen uns be-
wogen werden möge, als wenn wir deroselben den etwan von ihr zu
hoffenden glücklichen Ausschlag missgönneten. Wir möchten auch
wohl selbst hiernächst mit einigen unsern Städten nicht ungleiche
Differentien bekommen, worin wir dann auch nicht gern sehen möch-
ten, dass sich andere allzuviel mischen oder sich derselben annehmen
sollten. —
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben 12./[22.] Sep-
tember 1664.
[Hoffnung, dass die Unterhandlungen sich hinziehen werden.]
22. Sept. Auf den Rath des Herzogs Ernst ?on Sachsen ist er bis zum Ein-
treffen seines Crediti?s hier geblieben, um inzwischen durch gütliche Com-
Digitized by
Google
V. Berlepsch's Seodang an K.Maini. 395
podUonsTorechl&ge iwischen den K.Mainiischen Geheimen Käthen ▼. Greif-
fenklaa nnd ▼. Reiffenberg nnd der Stadt das Weik zu protrahieren.
Die Knrmainsischen haben sich zwar ohne Ordre ihres Herrn zu der Inter-
Position nicht verstehen wollen, sondern den Deputierten der Stadt, welche
aof freies Geleit am 9ten im Hauptquartier xu Elzleben erschienen'),
selbst ihre Forderungen vorgetragen, er hofft aber doch, die Stadt, welche
zwar in äusserster Perplezität sei, werde die Sache mit Tractaten etwas
aufhalten, wie denn bisher noch nicht die geringste Hostilität vorgegangen
sei. Er übersendet ewei Antworten von K. Mains auf seine an denselben
abgelassenen Schreiben *).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Königshofen 22, September 1664.
[Dank fnr den Reiffenberg ertheilten Bescheid, Geneigtheit, aaf die Wunsche
des £f. einzugehen, Reiffenberg soll nach Beendigung der Brftirter Sache noch
einmal zu Kf. kommen]
Reiffenberg hat ihm von seiner Verrichtung bei Kf. inbetreff der 22. Sept.
Erfurter Friedensexekution, nnd auch was Kf. mit demselben absonderlich
wegen einer Zusammenkunft der Kurfürsten und eines engeren und näheren
Vereins zwischen denselben, wie auch des Polnischen Wesens halber und
sonst im Vertrauen geredet, referiert. Er dankt für die willfährige kurbrü-
derliche Bezeigung und für das in ihn gesetzte Vertrauen und versichert,
dass falls dem Kf. dergleichen oder auch sonst Widriges zustehen sollte, er
sich auch ebenso erweisen werde, und dass aus dieser Exekution nicht
die geringste Unruhe entspringen, man vielmehr verspüren solle, dass er
sich wie bisher nur des Römischen Reiches Freiheit und Sccnrität, abson-
derlich des kurfürstlichen Collegii Präeminenz und Hoheit conservieren zu
helfen bemühen werde. Da auch er selbst aus den Regensburgischen Hand-
lungen und sonst genugsam abnehmen kann, dass des Reiches Hoheit und
Sicherheit nicht bestehen werde, wenn nicht das kurfürstliche Collegium
vor anderen Hand anlegen werde, so lässt er sich auch zu solchem Ende
») S. V. Tettau 8. 211.
*) In dem ersten Schreiben (d. Werneck 17. September 16G4) erklärt K.Mainz,
er wolle sich des Kf. Interposition nicht zuwider sein lassen, wenn ihm nur zufor-
derst von der Stadt vermittelst Einräumung der Burg und eines Tbores Real-
aesecuration geleistet werde, die Versicherung der Stadt oder des Kf könne
ihm bei dem verwirrten Zustande in der Stadt nicht genügen. Er sei bereit
V. Berlepsch in Königshofen, wohin er im Begriff sei sich zu begeben, zu
empfangen. In dem zweiten (d. Neustadt 19. September 1664) theilt er B. mit,
er habe von dem an Kf. abgeschickton v. Reiffenberg Bericht erhalten, wo-
nach Kf. seine Gedanken in der Erfurter Angelegenheit geändert habe, er zweifle
nicht, B. werde inzwischen andere Instruktionen erhalten haben.
Digitized by
Google
396 6. Die Erfurter Händel.
die Dähero und engere Zusammensetzung der Kurfürsten nicht znwider seio.
Sobald die Erfurter Sache in etwas zur Richtigkeit gebracht, soll Reif-
fenberg noch einmal zu Kf. kommen und desshalb sowie wegen des Pol-
nischen Wesens und anderer Dinge demselben seine Gedanken mündlich
eröffnen und vernehmen, wie er dem Kf. und dessen Hanse werde dienen
können ^).
Philipp Ludwig v. Reiffenberg an den Kurfllrsten. D. Haupt-
quartier vor Erfurt Gispersleben 24./14. September 1664,
[Klage über v. Berlepsch, der die Stadt zar Widersetzlichkeit aufreize.]
24. Sept. Bei seiner Rückkehr von Berlin hat er die Truppen in wirklichem
Marsch zur Berennnng Erfurts gefunden, so dass die Stadt den Ernst
hätte spüren können. Aber die Einrathungen des Kf. haben dieselbe nicht
abgehalten, zn Widersetzlichkeiten zu schreiten, infolge dessen sein Kurfürst
die sonst mit langsamem Marsch zurückgehaltenen französischen Truppen
zu avancieren beordert und gestern schwere Stucke hat herbeiführen lassen.
Die Stadt würde schon vor 8 Tagen bei Empfttng des Schreibens des Kf.
sich gefügt haben, wenn nicht der Schlosshauptmann v. Berlepsch an-
dere Sentimenten geführt, die seiner jüngsten Negotiation bei Kf. und
dessen gegen seinen Kurfürsten freundbrüderlicher Affection (die ihm etwa
unwissend oder unglaublich) nicht gemäss und zugegen gestanden, und
die Bürgerschaft in Erwartung fremder Hülfe oder Interposition fremder
Potentaten zum Widerstand verleitet, was ihnen zu totalem Ruin gereichen
würde, wogegen nach prästierter realer Versicherung, für welche die Burg
und zwei Thore gefordert würden, sein Herr die Bestrafung zn mildern
geneigt gewesen wäre. Er hofft aber noch immer, dass die Sache sich in
der Güte aecommodieren werde').
August Herzog von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Schloss Freyburg 15./ [25.] Sep-
tember 1664.
[Bedrohte Lage von Erfurt K. Sachsens geheimer Vertrag mit K. Mainz.]
26. Sept. Berichte, dass unsers geliebteu Bruders, des Churfürsten von
Sachsen Ld. Dero vor Erfurt gehabte Völker zu Boss mehrentheils
>) Kf. in seiner Antwort (d. Cöln 28. September/8. October 1664) versichert,
dass er wie bisher so auch ferner dazu beitragen wolle, dass E.Mainzs Respect
und Rechte in Erfurt wiederhergestellt werden, räth ihm aber, wenn er dieses
erlangt, der Stadt mit keinen ferneren Extremitäten zuzusetzen, sondern solche
nach Möglichkeit zu verhüten. Die Sendung Reiffenbergs werde er gern,
sehen und er werde es nn Continnation treubrüderlicher Oorrespondenz nicht
ermangeln lassen.
*) S. V. Tettau S.201.
Digitized by
Google
Klagen aber v. Berlepsch. EröffnangeD des Adin. von Magdeburg. 397
wieder abgefordert und gegen Ungarn fortgehen lassen, auch die
Interposition bei Churmainz nicht eher, als bis es ihm vom Rom.
Kaiser erlaubt und aufgetragen wird, mit antreten will, daher auch
wir an Abschickung auf Mainz und dessen Generales gehindert wor-
den sind, indem nunmehr auch gar dieses betrüblich herauskombt,
dass ChurSachsens Ld. mit ChurMainz vorlängst einen geheimbten
Vergleich dieser Sache wegen unter sich getroffen haben soll, also
dass — der Status in diesem Obersächsischen Creis mit Uebermeiste-
rung der Stadt, alwo die ChurMainzischen bereits an Graben kommen
und die Stadt zu Einräumung der Cyriacsburg *) in Traktaten stehen
soll, sich ziemlich verändern dürfte.
Er wünscht darüber mit Kf. nächstens in nähere Communication zu
treten ').
Geheimenraths-ProtokolP). D. 16./[26.] September.
Wegen der Erfurtischen Sache, dass S. Chf. D. wollten alles 2G. Sept.
thun, was zu Äppaisirung der Sache diente, aber deshalb particulier
Allianz zu machen, wolle er nicht ratben.
H. 0., ob nicht ein Trompeter an K.Mainz zu schicken und
zu schreiben, ob K.Mainz wollte die Sache in S. Chf. D. Hand stellen,
weil die Erfurter sich zu allem Billigen erklärten.
17./[27.] Septenaber.
H. Platen referiret von der Conferenz mit H. Gladebeck, dass 27. Sept.
er sehr darauf ginge, dass man wegen der Erfurtischen Sache und
0 Die die Stadt beherrschende Citadelle s. v. Tettau S. 208.
*) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 2S. September/ 8. October 1664), unter den
obwaltenden Umständen sei das beste, Erfurt zu aller möglicher Submissioo zu
persuadieren, jedoch vorbehaltlich, dass die Gerechtsame des Sächsischen Hau-
ses nicht verletzt und in statu religionis nichts geändert werde.
') Diese Berathungen wurden veranlasst durch das Erscheinen des von dem
Herzoge Christian Ludwig von Celle und den anderen braunschweigischen
Fürsten nach Berlin gesandten Geheimenrathes B. v. Gladebeck, welcher den
Auftrag hatte, dort ebenso wie dieses gleichzeitig andere Gesandte in Cassel und
bei der Schwedischen Regierung in Stade thaten, gegenüber dem drohenden
Vorgeben von K.Mainz und dessen katholischen Bundesgenossen eine engere Ver-
einigung zwischen diesen evangelischen Reichsstanden zustande zu bringen, s.
Köcher IS. 337ff. (Gladebecks Creditiv ist datiert Fuhrberg 9./19. September,
das Recreditiv des Kf. Cöln 27. September/ 7. October 1664.)
Digitized by
Google
398 ^' D>« Brforter Hiodel.
der dar anlangenden französischen Hülfe eine VerfassuQg zwischen
etlichen Fürsten und Ständen machen niüsste.
S. Chf. D. finden solches nicht gut, gäbe Anlass den Catholischen
zur Gegenliga.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Gotha 17./ [27.] Sep-
tember 1664.
[VerhandlangeD mit K. Mains £a KoDigshofeD, Ableboaog der VermitteloDg
des Kf.]
27. Sept. Nachdem es vor Erfurt zu Feindseligkeiten gekommen, hat er sich
auf den Rath des Herzogs Ernst und in der Hoffnung, die Annahme des
▼on ihm vorgeschlagenen Temperaments, dass die zwei Posten ?on Kf. und
K.Sachsen mit E.Mainz zugleich bis zum Aus trag der Sache besetzt
werden sollten, durchzusetzen, zu E. Mainz auf den Weg gemacht, ist 14/
24. zu Eönigshofen angelangt und hat am Nachmittage bei dem am
Podagra bettlägerigen Eurfürsten Audienz gehabt. Er erklärte demselben,
er sei nur gekommen, um zu ?ernehmen, da Erfurt in allem übrigen zur
Unterwerfung erbötig sei, ob der EurfUrst nicht bei der Forderung wegen
Einräumung der Burg und eines Stadtthores einige Temperamente zulassen
wollte, da sonst der Kreis und die gesamten Evangelischen davon Ombrage
nehmen und Schwierigkeiten machen würden. Der Eurfürst dankte, erklärte
aber, die angebotene Interposition wie auch das Temperament, das B. den
Seiuigen schon vorgeschlagen, könne er nicht annehmen, Kf. würde sich
selbst Tort thun, wenn er einen seiner Mitkurfürsteu und dessen rebellische
Unterthanen durch eine solche Interposition in gleichen Orad setzen wollte,
die Stadt hätte ihn 14 Jahre lang gleichsam bei der Nase herumgeführt,
alle gerühmte paritiones wären nur illusiones, wenn aber die Stadt durch
Einräumung der Burg und des Thores ihre Submission realiter zeigte, so
wollte er in den übrigen Punkten des Ef. vorbittliche Interposition gern
admittieren und Gnade üben. Niemand hätte ihm zu contradicieren, Sachsen
sollte bei seinem Rechte bleiben, die Schrift, welche etliche Gesandte zu
Regensburg sich unterstanden herauszugeben % sollte schon gebührend be-
antwortet werden. Als B. einwirft, das vorgeschlagene Temperament be-
zwecke nur, dass ihm soviel eher zur Submission und Satisfaction verhelfen
werde, erwidert er, sie selbst allein hätten es verschuldet, dass es jetzt zu
den extrema gekommen. Sollten sie E.Sachsen und Ef. zu Besetzung
der Posten einnehmen, würde es nur neue Weiterungen geben und die Stadt
alles ab ovo wieder disputieren.
^) Das Schreiben der Gesandten der evaogeliBcheo Stände an K.Maios d.
Regensbarg 3/13. September 1664 (v. Scbauroth I 8. 535). Die Antwort voo
E.Mainz darauf d. KoDigsbofen 30. September 1664 ebendaselbst S. 600.
Digitized by
Google
VerhandlaogeD v, Berlepschs mit R. Mains io KÖDigshofen. 399
Aach bei einer zweiten Audienz am folgenden Tage wiederholte er die»
selben Erklärungen und verlangte, B. solle die Stadt zu Leistung der be-
gehrten Realsubmission ermahnen , was dieser anch schliesslich, aber mit
der Erklärung, es werde einen ganz conträren Efifect haben und die Stadt
dadurch zu mehrerer Desperation veranlasst werden, zusagte. Noch an dem-
selben Tage ist er abgereist, er bekennt übrigens, dass ihm dort alle Civilität,
anch von dem dort anwesenden französischen General P radeile wider-
fahren sei, auch dieser habe ihn höflich ermahnt, die Stadt zu gütlicher
Submission zu bewegen.
Er übersendet einen Bericht über die Verhandlungen der K.Main zi-
schen mit der Stadt und die Instruktion der Gesandten der sächsischen
Fürsten, welche sich ehestens zu Berlin einfinden werden, damit Kf. bei
Zeiten seine mesures danach nehmen könne.
Derselbe an den Knrftirsten. D. Gotha 17./[27.] Sep-
tember 1664.
(Schlechte VertheidigaogsaDstalten in Erfurt. Vorschläge, wie die Stadt zu
retten sei.]
E.Mainz will Erfurt selbst haben und das wird ihm nicht entgehen, 27. Sept.
denn Rath und Bürger besitzen nicht die geringste Kenntnis, wie man mit
Contreapprochen u. s. w. den Feind von den Werken abhalten könne,
wollen alles mit dem groben Geschütz verrichten, wobei sie ihr Pulver
unnütz verschiessen. Die K.Mainzischen sind während der 4 Tage, dass er
nach Königshofen gewesen, bis auf den Graben vor dem S. Andreasthor
gekommen und haben zwei Batterieen errichtet, gerade hier ist die
schwächste Stelle der Stadt. So steht es jetzt, kommen noch die Fran-
zosen hinzu, wenn es anders so lange noch währt, so wird es kurze Arbeit
geben. Das einzige Mittel, die Stadt zu retten, ist seines Erachtens fol-
gendes: Es ist wenig Cavallerie, nicht über 1000 Pferde vorhanden, welche
mit der einen Seite von der Attaque bis zur Burg genug zu thun hat, so
dass die ganze Weimarische Seite ausser kleinen Batterieen frei ist.
Hier könnte man noch leicht einen Cavalier mit Reitern und Dragonern
hineinwerfen, der, da die Exekution dem Kreise gebühre, befehligt würde,
sich der Burg, der Stadtthore und aller Posten zu versichern, damit K.-
Mainz ohne Weitläufigkeit behörige Submission und Satisfaction erlange.
K.Mainzischerseits fürchtet man dieses und sucht daher keine Zeit zu ver-
lieren. Alle künftigen Ab Schickungen, offerierte Interpositionen , Regens-
burgische Demonstrationen, Schreiben an Frankreich, auf welche der Säch-
sischen Fürsten consilia allein zielen, werden keinen anderen Effect haben
als des Kf. jetzige Absendung. Falls solches Expediens nicht bald oder
anderer Motive, halber garnicht resolviert werden könnte, möge Kf. ihm nur
mit einem Wort Apertur thun, weil er noch Mittel und Wege habe, der
Digitized by
Google
400 6- 1^10 Krfarter Händel.
Stadt einen Wink zu geben, damit sie darcb die begehrte Submission nnd
Einräumung der beiden benannten Posten sich noch etwa nächst des Kf.
Intercession eine Amnestie paciscieren könne. Sonst würde die Stadt sich
nachher entweder ohne eine Capitulation auf Gnade oder Ungnade ergeben
müssen, oder es auf ein Magdeburgisches Massacre anlaufen. Dazu würde
es K.Mainz für eine Freundschaft erkennen, wenn Ef. von dem Dinge
jetzt retrocedieren wolle, während Kf. demselben, ausser diesem vorge-
schlagenen Expediens, nnr Verdruss, doch ohne allen gewünschten Effect,
geben könnte. Er schreibt dieses als des Kf. verpflichteter treuer Diener,
und hat es zu diesem Zweck so adressiert, dass es nur in dessen eigene
Hände komme, er bittet um schleunigen Bescheid.
Der Kurfürst an v. Berlepsch. D. Cöln 21. September/
[1. October] 1664.
[auf die beiden Relationen vom 17/27. September. B. boU versuchen K. Mainz
KU bewegen, von der Besetzung der Stadt Abstand zu nehmen, dann Erfurt zar
Oeffnnng der Thore zureden.]
1. Oet. — Nun würde uns wohl sehr lieb gewesen sein, wann Chur-
Mayntz Ld. gelindere Wege eingehen, unsere Intei*position annehmen
und sich der Realassecuration begeben wollten, wir verspüren aber
wohl so viel, dass darzu schwerlich einige Hoffnung vorhanden. Weil
wir auch solches schon längst wahrgenommen und nicht absehen kön-
nen, was man für Mittel zu gebrauchen hätte, dieses Werk mit eini-
gem Nachtruck zu hindern, als haben wir Dir bereits unsere Inten-
tion — genugsamb zu verstehen gegeben, wir wollen auch nicht hof-
fen, dass Du ChurMayntz Ld. einige Ursache gegeben, uns etwan
hiernächst in dergleichen Fällen behinderlich zu sein. Sollte sich
sonsten die Stadt für Einlangung dieses noch nicht ergeben haben
und noch Zeit übrig sein, desfells ferner zu negotiiren, so hast Du
Dich abermalen bei ChurMayntz anzugeben und Dich dahin zu er-
bieten, dass, wann in regard unser und anderer Vorbitte Ih. Ld. sich
dahin erklären wollten, dass nach gethaner Oeffnung und erfolgter ge-
nügsamer Submission und was dem anhängig Sie die Stadt ohne Be-
satzung lassen und Ihre Sicherheit allein darin nehmen wollen, dass
die Mauren dergestalt zugerichtet würden'), damit Ih. Ld. keine fer-
0 Üen Sächsischen Gesandten gegenüber äussert Kf. am 2. October, er habe
Berlepsch Befehl ertheilt, ,die Rasiernng der Burg und Walle am die Stadt*
vorzuschlagen, s. Kirchhoff, S. 190.
Digitized by
Google
Weitere YerbaodlaDgen mit E.Mainz. 401
nere Opposition von der Stadt zu befahren, so wollten wir der Stadt
zureden lassen, dass sie dieses alles begehrtermassen thun sollte,
gestalt Du dann auch hiermit befehliget wirst, auf solchen Fall der
Stadt ihre gegenwärtige Gefahr und was für Unglück ihr bevorstehe,
fQrzustellen und sie dannenhero zu sothaner Oeffnung aufs eiferigste
zu vermahnen. Würde aber weder ChurMainz noch auch die Stadt
sich hierzu verstehen wollen, so hastu Dich hierin nicht weiter zu be-
mühen, sondern Dich wieder anhero zu begeben, dann wir nicht ge-
sonnen sein, uns einseitig in dieses Werk ferner zu mischen, sondern
wir wollen erwarten, was der gesambte Creis oder die zu Regensburg
versamleten Stände schliessen werden.
B. 80II Herzog Ernst ?on dieser Resolutioo Nachricht geben >).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Königshofen 6. October 1664.
[Widersetzlichkeit Erfurts.]
Erfurt bat sich nicht unterworfen and nicht die verlangte Realasse- 6. Oct.
curation geleistet, hat sich vielmehr zur Gegenwehr gesetzt, Streifparteien
ausgeschickt, seinen mit kaiserlichen Dehortationsschreiben an Ef., E.Sach-
sen und die anderen Sächsischen Fürsten abgeschickten Trompeter 2) bei
Arnstadt überfallen und plündern und demselben die Briefe abnehmen
lassen. Daraas wird Ef. selbst ersehen, dass er mit der Exekution fort-
fahren und die Stadt mit Gewalt zum Gehorsam bringen müsse. Er ho£ft,
Kf. werde ihm vor geleisteter Realassecuration weiteres nicht zumutben.
1) G&DZ ähnliche Weisangen enthält auch ein Rescript des Ef. an v. Ber-
lepsch vom 26. September/ 6. October; zum Schluss ermahnt ihn Ef., keinen
Prätezt oder Anlass zu geben , dass man von E.Mainzischer Seite , wie schon
geschehen, ihm vorhalten könne, dass er die Stadt in ihrer Widersetzlichkeit
bestärkt habe, „denn wir besländig gemeint sein, Chur- Mainz Ld. in dieser
Sache nicht ohnnothig — zu disgustiren, sondern vielmehr Dero Freundschaft und
Affection, welche uns in dergleichen und vielen anderen Fällen nutzlich und nöthig
sein kann, zu erhalten. **
3) S. V.. Tettau S. 219f.
Mater, t Oescb. d. 0. Kurfürsten. XI. 26
Digitized by
Google
402 6. Die Erfurter Händel.
1. Conferenz*), so S. Churf. Dchl. zu Brandenburg Deputirte
H. Oberpräsident Freih. von Schwerin und H. Oberhoftnar-
schall der von Canstein mit denen vom Hause Sachsen ge-
schickten HH. Abgesandten Dietrich von Rundeck und
D. Wexen gehalten, den 2./[12.] October 1664.
12. Oct. I^ie karfürstlichen Depotierten erklären es für überflüssig za rekapito-
Heren, welche Schritte Kf. bisher in der Erfurter Sache gethan. Nachdem
die Abgesandten nnd deren Principale desideriert, Kf. möchte sich noch
weiter interponieren, haben sie ihnen za hinterbringen, Kf. habe sich ent-
schlossen, noch eine Abschickang an K.Mainz abzuordnen, um denselben
ZQ bewegen, von allen Extremitäten abzastehen. Die Abgesandten möchten
sich darüber erklären, was ihre Principalen bei der Sache zu tbun ent-
schlossen seien, wenn K.Mainz mit den ihm gemachten Vorschlägen nicht
znfrieden sein, sondern auf der Einräumung der Cjriacksbnrg und einer
Pforte bestehen sollte. Und wenn auch der König von Frankreich serio
das Werk embrassieren, den Seconrs schicken und dem Werk ferneren Nach-
druck geben sollte, ob sie meinten, alsdann ausser solcher gütlichen Hand-
lung etwas Ernstliches bei der Sache vorzunehmen, und ob sie versichert
wären, dass andere Obersächsische Fürsten und Stände dahin inclinierten,
dass sie dieses Werk nebst dem Fürstlichen Hanse Sachsen mit embrassie-
ren wollten; Kf. wünsche dieses zu erfahren, damit er in seinen Consiliis
0 Anf einer Zasammeokanft zu Naumburg hatten die SächsischeD Herzoge
eine Gesandtschaft an den Kf. beschlosseo, welche am l./ll. October in Berlin
eintraf (S. v. Tettan 8. 274, Kirchhoff 8. 189). Das Creditiv für dieselbe ist
von dem Administrator von Magdeburg, Herzog August ausgestellt (Halle
16. September 1664), welcher darin in seinem, seiner jüngeren Brüder und sei-
ner Vettern Namen seinen Geheimenrath und Präsidenten Georg Dietrich
V. Bondeck und den Weimarischen Hof- und Eammerrath D. Johann Chri-
stoph Wex zu Verhandlungen mit dem Kf. beglaubigt. In einem vom l./ll. Oc-
tober datierten Memorial bezeichnen dieselben als Zweck ihrer Sendung: Nach-
dem Kf. K.Mainz verschiedentlich abgemahnt und zuletzt die Mediation zur
Güte bei demselben unternommen, K.Mainz aber durch Reiffenbergs Sen-
dung seine Intention mit allerhand Vorwänden beschönigt und dahin habe ar-
beiten wollen, dass Kf. von seiner Intention abgehalten werde, sollten sie Kf.
um fernere Continuation der gütlichen Interposition ersuchen, damit K.- Mainz
in puncto satisfactionis zu leidlichen Bedingungen bewogen, der punctus paritio-
nis bei der Stadt festgestellt und also in allem der Justiz und Billigkeit nach
Satisfaction geschafft, im öbrigen hervorkommende und vorlängst gemuthmasste
excessus und Vorhaben K.Mainz benommen und mit Fleiss präca viert werden
mochten. Sie legen ausserdem vor: 1} Unmassgebliche Punkten, worauf die
vorhabende Tractaten bei jetzigem Erfurtischen Unwesen einzurichten, 2) Kurser
Entwurf der Gh.Mainzi8chen Prätensionen an und wider die Stadt Erfurt
Vgl. über die mit dieser Gesandtschaft geführten Verbandlungen Kirchhoff
S. Ib9ff.
Digitized by
Google
Coofereozeo mit deo eachsischen Gesandten. 403
seine Mesores danach nebmeo könne, er müsse hierbei considerieren , dass
die meisten Fürstlichen Häuser mit dem Könige in Frankreich jetzt in
Allianz stehen, er habe also wohl zu bedenken, dass er sich in ein solches
Werk einmischen sollte, ES. wünsche aoch vertraute Communication dar-
über zu erhalten, wie E. Sachsen bei diesem Werke jetzt intentioniert wäre,
derselbe habe anfangs in seinem Schreiben erklärt, dass er K.Mainz hier-
unter gar nicht behinderlich sein wollte, jetzt aber habe Kf. verspürt, dass
er eine andere Resolution gefasst, und schliesse daraus, dass er seine Gon-
silia geändert Die von den Abgesandten übergebenen Puncta betreffend,
hftbe Kf. zwar keine partikulare Information, er werde aber seinem Abge-
sandten an KJfainz befehlen, dieselben zu befördern, er hofife, es würden
sich auch einige von den Sächsischen Ministris dort befinden, von denen
er mehrere Information werde nehmen können. Freih. v. Reiffenberg
hätte dem Kf. hoch betheuert, dass K.Mainz kein perpetuum praesidiom
in der Stadt Erfurt zu halten begehrte, schon der Kosten wegen, und
hätte selbst ins Mittel gebracht, dass K.Mainz auf eine oder andere Stadt,
80 davor cavierte, sehen möchte, doch erklärt, dass K.Mainz sich von
der Stadt, als seiner Municipalstadt, nichts könnte limitieren noch vorschrei-
ben lassen.
Responsio der Sächsischen Abgesandten: Ihre Principalen
würden sehr erfreut sein, dass Kf. seine Interposition contiuuieren wolle,
und sie hofiften davon guten Erfolg. Dieselben wünschten, dass ihre Con-
silia etwas mehr Stand gefasst hätten, sonderlich bei K.Sachsen als
Capite familiae, doch wäre neulich Sachsen-Altenbnrg bei Kur-Sach-
sen gewesen 1), und dieser hätte erklärt, wenn E.Mainz sich nicht zu
gütlicher Handlung bewegen lassen wollte, die Sache auf einen Kreistag
zu bringen, wenn K.Mainz sich nicht zu den auch von ihm genehmigten
Bedingungen verstehen wollte, sollte man der anderen Stände Consilia und
Bedenken darüber vernehmen. Abges. können ferner in particulari ver-
sichern, dass ihre Principalen nicht manquieren würden alles dasjenige bei-
zutragen, damit Erfurt in der Gonsistenz bei dem Obersächsischen Kreise
wie bisher verbliebe. Es ginge denselben sehr zu Gemüthe, dass der König
von Frankreich sich soweit in diesem Werke engagierte, sie hätten be-
absichtigt, an den König eine Schickung zu thun und demselben in spe-
cialibns rechte Information zu geben, Herzog Bernhard') zu Sachsen
>) in Colditz, 8. Heibig S. 426.
^ Bernhard, jüngerer Sohn des Herzogs Wilhelm von Weimar, geb.
21. Februar 1628, seit dem Tode seines Vaters 16G2 Herzog io Jena (s. Burk-
bardt, Stammtafeln der Ernestioischen Linie des Haases Sachsen, Tafel 3). Den
Akten liegt ein Brief von P. Fnchs an den Oberpräsidenten v. Schwerin (d.
Jena 4714. October 1664) bei, in welchem derselbe erzählt, wie er anf den Wunsch
jenes Herzogs Bernhard, der einen des Französischen Mächtigen in seinem
Oefolge zu haben gewünscht, mit demselben das franzosische Lager vor Erfurt
besacht bat, ferner eine Anfzeichnuog über die Unterredungen, welche der Her-
26*
Digitized by
Google
404 6. Die firfarter Handel.
sei dazo vorgeschlagen worden and hätte es aocb übernommen, in der
Furcht aber, zn spät zn kommen, hätte derselbe die Reise unterlassen.
Doch hielten ihre Principalen noch dafür, dass die Schicknng fortgeben
sollte , wenn Kf. es für gut nnd dienlich erachte. Die Behaaptnng von
E.Mainz, dass ihm omnimoda jnrisdictio et snperioritas in Erfurt, als
seiner Mnnicipalstadt, znstehe, sei unbegründet; es hätte die Stadt ihre an-
tiqna jnra nnd das Haus Sachsen hätte ebenfalls seine jura daran. Sie
wünschten, was Reiffenberg wegen des präsidinm perpetuum gesagt,
möchte ernst sein, circnmstantiae gäben ein anderes, dass er per praesidinm
sich znm Meister der Stadt machen wolle. Wegen der Cantion könne
K.Mainz sich nicht beschweren, wenn sie vom Hanse Sachsen oder dem
Obersächsischen Kreise geschehe.
2. Conferenz, gehalten den 3./[13.] October 1664, zwischen
die Sächsischen HH. Abgesandten nnd H. Oberpräsident Freih.
von Schwerin allein, weil H. Canstein andere Geschäfte zu
verrichten gehabt^).
13. Oet. ^' Schwerin theilt den Abgesandten mit, wegen der Abschicknng
nach Fran.kreich fürchte Kf. zwar, dass es etwas zu spät damit sein dürfte,
doch weil man nicht sagen könnte, wie weit es mit der Belagerung von
statten gehen möchte, würde es nicht nndienlich sein, solche Schickung
ehestenst werkstellig zu machen. Kf. habe den Abgesandten mit der heu-
tigen Post eingetroffene, die Sache betrefifende Stücke mittheilen lassen >).
Er bleibe bei seiner Erklärung, noch eine Gesandtschaft an K.Mainz
schicken zn wollen, doch musste mit solcher Abschicknng nnd Negotiation
etwas behutsam verfahren werden, weil K.Mainz beständig die Interposi-
tion, weil die Sache zwischen Herrschaft nnd Unterthanen wäre, verworfen
habe, auch weil die Stadt sich sehr gröblich vergrififen nnd weil man vor-
zog mit General Pradel in Gegenwart der K.Mainzischen Minister nnd anderer
französischer Herren gehalten, dieselben sind aber von sehr geringem Interesse.
Pradel erklärte, er habe Befehl, den Kampf fortzusetzen, bis Erfurt sich K.-
Mainz unterworfen hätte, im Nothfall auch das franzosische Corps aus Ungarn,
wo schon Friede geschlossen sei, herbeizuziehen.
0 In dem Gehoimenraths-ProtokoU vom 3./ 13. October ist vermerkt: „Das
Protokoll wegen der Conferenz, so gestern mit den Sächsischen Abgesandten
wegen der Stadt Erfurt gehalten worden, verlesen. Res. S. Chf. D. wollten die
Expedition thun nnd an K.Sachsen schreiben, ob er auch wollte einen schicken.
An H. Berlepsch zu schreiben, dass er herkommen und referieren solle.*
') Es sind dieses das Schreiben von K.Mainz an Kf. vom 6. October (oben
S. 401), das Schreiben des Generals Pradel an Erfurt, in welchem er die
Stadt zur Ergebung auffordert, (Diar. Europ. XI S. 492. LondorpIX 8.230)
nnd ein Schreiben von K.Sachsen mit Abschriften der Schreiben des Kaisers
an denselben, an Kf. und an den Obersäcbsischen Kreis, welche die Erfurter
dem aufgefangenen maioziscben Trompeter (s. S. 401) abgenommen hatten.
Digitized by
Google
CoDferenzea mit deo sächsischen Gesaadten. 405
seheo müsste, damit andere Städte nicht darauf fassen möchten, dergleichen
anch bei Gelegenheit zu praetendieren, sonderlich hätte der H. Administra-
tor solches wohl zn erwägen, weil bekannt, wie die Stadt Magdeburg sich
eine Zeit hero betragen. Sollte aber der glimpfliche Weg nicht succedieren,
so stünde es dahin, wie man das Werk ferner anzugreifen sich unter ein-
ander vergleichen möchte; Kf. wünsche ihre Gedanken hierüber zu vernehmen.
Die Abgesandten danken, dass Kf. bei seiner Intention beharre, anch
sie erkennen an, dass behutsam bei der Sache zu verfahren sei, und dass die
Stadt sich sehr grob vergrififen, doch müsste man nun bedacht sein, wie es
wieder remediert und eines und des andern jura ungekränkt blieben, K. -
Mainzs Ansprüche auf die omnimoda snperioritas aber erforderten alti-
orem indaginem, der H. Administrator befände anch, dass die Erfurtische
Sache ganz anders als mit Magdeburg stehe, also daraus dieser Stadt
kein Präjudiz zuwachsen könnte. Sie bedanken sich für Communieation
des Schreibens von K.Mainz, es wäre nicht ohne, dass K.Mainz darin
von Kf. begehre, dass er sich des Werks nicht weiter annehme, doch mein-
ten sie, die Handlung werde so viel veranlassen, dass K.Mainz sich anders
anschicken werde, weil derselbe anfangs sehr hart zu sein pflegte, aber
sich dann noch endlich behandeln Hesse. Den Excess mit dem Trompeter
könnte man nicht die ganze Stadt entgelten lassen. K.Sachsen hätte an
K.Mainz geschrieben, dass er zufrieden sein möchte, dass ihm drei T höre
eingeräumt würden, worauf aber noch keine Antwort erfolgt sei ^).
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
4./[14] October 1664
[auf das Schreiben vom 6. October. Aafl'orderuog zur Milde gegen Erfurt. Ad-
kündigDog einer neuen Gesandtschaft]
— Gleichwie wir nun ganz ungern vernehmen, dass die Stadt sich 14. Oct.
aufs neue dergestalt verlaufen, und E. Ld. aus diesem Werk so grossen
Verdruss empfinden, also können E. Ld. sich auch wohl versichert
halten, dass wir dero Begehren zufolge Sie hierunter nicht weiter be-
unruhigen würden, wie wir dann auch so weinig vorhero als anitzo
bei Anwendung unserer Officiorum zu gütlicher Hinlegung aller Streitig-
keiten den geringsten Regard nicht auf die Stadt, als deren Ohnbe-
sonnenheit und Widersetzlichkeit wir keineswegs approbiren, genom-
men, sondern aus der zu E. Ld. tragenden getreuen und aufrichtigen
Freundschaft wie auch aus wohlmeinender treuen Sorgfalt für die
') Das Recreditiv des Kf. für die Gesandten ist am 4./ 14. October aasge-
steUt, am Ö./15. hatten sie Abscbiedsaadieoz beim Kf. S. über dieselbe Kircb-
hoff S. 191.
Digitized by
Google
406 6 Die Erfarter Händel.
Beruhigung des Vaterlandes und des gemeinen christl. Wesens Wohl-
fahrt bewogen worden, und wan wir E. Ld. Freundschaft weniger aes-
timirt — würden wir uns der Sache wohl nicht ferner annehmen, —
und E. Ld. Begehren damit einen Gnüge thun. Aldiweil wir aber E. Ld.
unsere Affection — zu contestiren suchen, so können wir nicht unter-
lassen, E. Ld. nochmal — zu ersuchen, Sie geruhen aller dieser —
Exorbitantien obngeachtet Dero Gnade gegen die Stadt allen anderen
Consiliis, insonderheit auch der allergerechtesten Schärfe und Strafe
zu praeferiren — da dieses Werk an verschiedenen hohen Orten in
sonderbare und ganz nachdenkliehe Consideration genommen wird,
und im Fall E. Ld. auf eine solche Realassecuration beständig blei-
ben — die Stadt eine solche Assistenz erlangen möchte, dass E. Ld.
dadurch in grosse Weitläufigkeit gerathen und Dero Intention desto
weiniger besorglich erreichen, auch ex eventu alsdan erkennen wUrden,
wie treulich mit deroselben wir es gemeint. Und weil wir von diesem
allem so gewisse und beständige Nachricht haben, dass wir darauf
genugsam fussen können, gleichwohl aber auch nichts hoher und lieber
wünschen, als dass E. Ld. mit recht guter und vollkommener Satisfac-
tion aus diesen Händeln kommen mögen, so werden wir die Freiheit
nehmen, erster Tage noch eine Abschickung an E. Ld. deswegen zu
thun, nicht — als wenn wir uns zwischen E. Ld. und der Stadt zu
interponiren — weiniger die Stadt in ihrer Opiniatretät zu verhärten —
gedachten, sondern nur — umb E. Ld. von obigem und was uns desfals
weiter zukommen wird desto mehrere und vertraulichere Nachricht
zu geben und unsere Meinung und Gedanken, wie die Sache etwan
zu E. Ld. vollkommener Satisfaction einzurichten, ohnmassgeblich
furzustellen. Wir zweifeln daneben auch nicht, wen die Stadt sehen
— wird, dass E. Ld. durch unsere Intercession — sich zur Glemenz
und gnäd. Bezeigung disponiren lassen, alsdan werde dieselbe umb
desto eher von ihrer desperaten Resolution abstehen — *).
') Von demselben il'age (4./14. October) liegt das Concept zu einer Instrak-
tion für die zu der Gesandtschaft an K.Mainz bestimmten Geb.-Bathe ¥. Bla-
mentbal und Friedrieb v. Jena vor; darin wird angegeben, diese Gesandt-
schaft sei veranlasst darch die von den Sächsischen Gesandten vorgetragene
Bitte, noch eine Schickung an K.Mainz zu thun und denselben von seinen
Forderungen (Besetzung der Burg und einiger Thore) abzurathen und zum Ein-
gehen auf mildere Bedingungen, wie jene sie vorgeschlagen, zu bestimmen. Die
Gesandten sollen in Verbindung mit den Sächsischen Gesandten dieses zu er-
reichen suchen, sie sollen K.Mainz erklären, Kf. hätte Berlepsch, weil ihm
Digitized by
Google
Beabsichtigte neue Gesandtschaft an E. Mainz. 407
Philipp Ludwig v. Reiffenberg an den Kurfürsten. D. Erfurt
16./6. October 1664 (praes. 10./[20.] October).
[Anzeige der üebergabe von Erfurt.]
Erfurt bat sich heute Mittag auf Gnade seinem Eorfürsten williglich 20. Oct.
ergeben ^), nachdem man ziemlichen Ernst erweisen müssen. Er hat die
Bnrg mit 400 nnd zwei Thore auf jeder Seite der Stadt mit 600 Mann
besetzt , and ist den gnten Unterthanen ihr Frevel leid. Wie sein Herr
alles regnlieren und seine Sicherheit festsetzen wolle, davon wird er später
Nachrieht geben.
Partialitat für Erfurt vorgeworfen worden, abgerufen. Dabei steht vermerkt:
„Weil eben, da diese Instruktion abgelesen werden sollen, die Zeitung einge-
laufen, dasB Erfurt sich ergeben, so hat es derselben nicht bedurft '^ An dem-
selben Tage schreibt Kf. an v. Berlepsch, er habe seit dem 17./27. September
keinen Bericht von ihm erhalten, auch zwei dorthin geschickte Trompeter seien
nicht zurückgekehrt. Da Kf. dem Hause Sachsen neue Verhandlungen mit
K.Mainz zugesagt habe, aber vorher wissen müsse, was bei Erfurt passiert sei,
so soll B. sofort zur Berichterstattung zurückkehren. An demselben Tage ferner
schreibt Kf. an den Kanzler Fr. v. Jena in Halberstadt und fordert den-
selben auf, nachdem die Sächsischen Fürsten ihn ersucht hätten, sich des Er-
furter Werkes in Entstehung der Oute mit Ernst und Nachdruck anzunehmen,
ein Gutachten einzusenden, ob, wenn alle officia zu gütlicher Composition nichts
fruchten sollten, Kf. salva conscientia et justitia weitergeben und K.Mainz in
seiner Absicht, die Stadt durch Realassecuration zum Gehorsam zu bringen,
entgegentreten solle, und ob Kf. dadurch nicht sich selbst, weil ihm das gleiche
von Städten, die ihm zukämen, widerfahren konnte, präjudicieren würde. In
seiner Antwort (d. Halberstadt 8./18. October 1664) lehnt v. Jena es ab, aber
Dinge zu urtbeilen, von welchen er nur mangelhafte Kenntnis besitze, und weist
nur darauf hin, die Erfurter Sache sei ihm von Anfang an namentlich deshalb
verdächtig vorgekommen, weil nur Katholische dabei interessiert seien, und dieser
Verdacht sei noch dadurch bestärkt worden, dass K. Mainz wegen der beabsich-
tigten Ezecution nicht mit den Reichsständen oder dem kurfürstl. Collegium
commnniciert, sondern die Sache in Frankreich festgestellt und K. Sachsen
durch Fromessen aus der Sache gezogen habe. Kf. müsse bei dieser Sache auch
auf den Polnischen Zustand reflectieren, ^wenn, wie die gemeinen Zeitungen
geben, die französische und schwedische consilia nebenst der Königin noch
nicht ruhen, und wer weiss, ob Frankreich eben soviel Volk wegen Erfurt
hinansschickt, ob es nicht auf allen Fall mit auf Polen angesehen, da dann
Ew. Ohf. D. die Vorwacht haben. Gott weiss, nachdem man am Kaiserl. Hofe
ohne die geringste vorhergegangene Communication mit dem türkischen Vertrage
so sehr geeilet, was mehr für motus daraus erfolgen.*
1) S. V. Tettau 8. 223 ff. Der Gapitnlationsvertrag vom 5./15. October 1664:
Diar. Europ. XIS.519ff. Londorp IX S. 233. Theatr. Europ. IX 8. 1125,
Digitized by
Google
408 6- I^iö Erfurter Händel.
Der Rath von Erfurt an den Kurfürsten. D. Erfurt
7./ [17.] October 1664.
(Anzeige der Uebergabe. Bitte um fernere Verwendung.]
17. Oct. Die Stadt bat sieb vorgestern ergeben nnd gestern die Ciriacsburg
ond zwei Tbore einräumen müssen.
Und nachdem nunmehr die Sache darauf beruhet, dass mit I.
Churf. Gn. zu Mayntz, welche in wenig Tagen in Person sich alhier
einfinden werden, die von deroselben prätendirten übrigen Puncten
abgehandelt werden müssen, bei Schliessung des Accords aber gedachte
H. Generalen sich erkläret haben, dass ChurMainz anderer hoher Her-
ren und Fürsten Interposition ins künftige darbei leiden wollen, also
gelanget an E. Churf. D. unser unterthänigstes flehentliches Ersuchen,
dieselben geruhen gnädigst sich unserer — noch ferner väterlich an-
zunehmen und fördersambst eine solche gnädigste Interposition zu be-
lieben, dass wir sowohl bei unseren noch habenden so geist- als
weltlichen Freiheiten und Gerechtsamen gelassen werden, als auch
leidliche Conditionen in denen prätendirten Satisfactions und anderen
Puncten erlangen mögen. —
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben
7./[17.] October 1664.
[Rechtfertigung gegen die E. Mainzischen Anklagen. Uebergabe der Stadt.]
17. Oct. Nachdem er aus den Rescripten vom 12., 21. nnd 26. September des
Kf. Intention abgesehen nnd vermerkt, dass diejenigen, welche die Sache
viel näher interessiert, sich nicht daza haben entschUessen wollen, etwas
von Volk in die Stadt zn werfen (was durch die in den Erfurtischen Dorf-
schaften stehenden K.sächsischen Truppen noch bis anf die letzte Stunde
ganz leicht hätte geschehen können), so hat er selbst wahrgenommen,
dass dem Ef. nicht zn rathen, sich einseitig des Werkes weiter anzuneh-
men. Die E.Mainziscben aber thuen ihm Unrecht, wenn sie ihm beimessen
wollen, die Stadt sei durch ihn gleichsam gehalsstarrigt worden, er hat
ihnen angeboten, wenn sie bei der begehrten Einräumung der Burg und
eines Thores nur das allergeringste Temperament admittieren würden, da-
durch man denjenigen, so etwa Präjudiz hieraus besorgen möchten, etlicher-
massen Satisfaction geben könnte, so sollte die Stadt in des Kf. Namen
zn solcher Oeffnung angemahnt werden. Man hat aber darauf bestanden,
er sollte dieselbe ohne alle Condition dazu schriftlich anmahnen, das hat
er nicht gethan, um nicht dem Kf. bei dem Sächsischen Hause, den beiden
Digitized by
Google
Uebergabe von Erfurt 409
Sacbsibchen Kreisen ond den zu Regensburg versammelteo Evaogelisebeo
Ständen Verdacht zu erwecken, sondern er hat lieber das Werk gehen
lassen, wie es gewollt
Was den Znstand der Stadt anbetrifft, so wird Kf. schon ans seiner
Relation vom 17./ 27. September haben abnehmen können, dass es keine
langwierige Belagerung abgeben würde. Das ist auch erfolgt General
de Pradel, der sofort das völlige Commando angetreten, ist ungefähr
mit 1000 Pferden am 25. September angekommen, auf sein am 29. insinu-
iertes Schreiben an die Stadt, mit ihm in Commnnication zu treten, sind De-
putierte derselben ins Lager gekommen, den Erbietnngen derselben gegen-
über ist man darauf bestanden, dass sie nächst der Bnrg zwei Thore ein-
räumen sollten, alsdann wollte man gegen sie Gnade erweisen und gewisse
Erklärung gegen sie thun. Die Deputierten haben hierauf nichts schliessen
können, sind aber durch die gethanen Bedrohungen und vernommene An-
kunft des französischen Fussvolks, das schon damals 5 Meilen von Erfurt
logiert, desgleichen durch 300 Kanonenschüsse, welche man auf das An-
dreasthor und durch die Dörfer gethan, und 50 wiewohl ohne Schaden ein-
geworfene Granaten so eingeschreckt worden, dass sie 12 Geissein offeriert
und begehrt, Reiffenberg und Pradel möchten selbst in die Stadt kom-
men, allen Räthen und Vormündern vorzuhalten, was man ihnen, den De-
putierten, angezeigt, wie auch erfolgt Und haben sonder Zweifel Reiffen«
bergs Bedrohungen einerseits und dann Pradels glimpfliche Worte so viel
gewirkt, dass man gestern die Burg und zwei Thore geöffnet, und sollen
also gestern 2O0O Mann in die Stadt marchiert sein. Die eigentlichen Par-
ticularia des Accords sind ihm, da alles in der Stadt tractiert worden, nicht
bekannt, zwei Schreiben sind ihm zugegangen, danach sich die Stadt zu
französischer Sequestration erboten i), so dasb er nicht eigentlich sagen kann,
ob nicht vielleicht dieses acceptiert worden. Er hat aber einen Expressen
im Lager, der ihm diesen Abend alle Umstände mittheilen wird.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Uhrleben
9./[19.]October 1664.
[K. Mainz wünscht, dass er noeb länger dort bleibe. Erfurt Bcheint milde be-
handelt zu werden.]
Heute von einem Besuch in Erfurt zurückgekehrt, hat er den Befehl 19. Cot.
des Kf. vom 4. October erhalten. Er hat darauf sogleich die Rückreise
antreten wollen, der K. Mainzische Geh.Rath von Greiffenklau hat ihm
aber ein Schreiben seines Kurfürsten gezeigt, darin derselbe an ihn begeh-
ren lassen, nicht zu verreisen, bis er in Erfurt angelangt, welches unfehl-
bar innerhalb drei Tagen geschehen soll, da er beabsichtige, etwas wegen
>) Dies ist in der^That geschehen, aber ohne Erfolg, s. Droysen III 3 S.
53. 579.
Digitized by
Google
410 6. Die Brfarter Händel.
einer gewissen Allianz anch sonsten eiu und anders an Kf. bringen zu las-
sen; er will daher noch bleiben. Dass seine Relation nicht eher abgegan-
gen, kommt daher, dass er nichts Gewisses hat referieren können.
In Erfurt bleiben die Barg und die Thore stark besetst, in die Stadt
ist aber niemand einlogiert, nur die K.Mainziscken Ministri liegen im Main-
zischen Hofe, die Stadt verkauft Lebensmittel zu bestimmten Preisen. Voo
der Amnestie sind 8 Personen ausgeschlossen!).
Es scheint, dass die Stadt, indem man damit zufrieden, dass man sie
nur im Besitz hat, und mehr dahin zielet, sie zu gewinnen als zu bestrafen,
ziemlich gelinde wird traktiert werden. Wie es aber um die Jura des Hau-
ses Sachsen und sonderlich um dessen Erbschutzgerechtigkeit kommen
möchte, kann er nicht sagen. Von Mainzischer Seite ist man dem Hause
Sachsen pure nichts daran geständig, und auch die Stadt zeigt nicht so
grosses Belieben mehr, die Schutzgelder länger abzustatten. B. freut sich,
dass die Stadt nie vom Kf. zu dieser unconditionierten Oeffnung angemah-
net worden, sondern solches von K.Sachsen selbst 3) geschehen ist, so
dass man also ihm inskünftige deswegen nichts beimessen kann*
Die Kurmainzischen haben ihm auf seine Vorstellungen, dass des Kf.
Intention nur darauf ginge, durch seine Vorschläge K.Mainz desto schleu-
niger zu seinen Rechten zu verhelfen, dieses vorgerückt: sie könnten wohl
sehen, dass Kf. seine Ordren nicht sosehr ex proprio motu, als der Im-
portunität anderer Leute sich dadurch zu entladen, abgehen lasse >).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Erfurt 22. October 1664.
[auf das Schreiben vom 4./14. October. Zasage milder ßebandlaog von Erfurt,
baldiger EotlaBSUDg der Hälfstrappen , üoterstutzang anderer gegen aufsässige
Unterthanen» baldiger AbsenduDg Reiffenbet-gs.]
22. Oct. Er bat, nachdem er nach der Uebergabe von Erfurt in die Stadt sich
begeben und eben im Begriff gewesen ist, dem Kf. hievon Notification zu
thun , dessen Schreiben vom 4. October erhalren. Er hat alles Einrathen
des Kf. ganz wohl vermerkt und erkennt sich daher demselben zu sonder-
lichem Dank obligiert. Er selbst ist in höchsten Aengsten und Sorgen ge-
wesen, die Stadt würde noch weiter die französischen Hülfsvölker erwarten
und es zu den äussersten Extremitäten kommen lassen, nachdem aber dieses
nicht geschehen und die Stadt nach kurzer Beschiessung sich nnterworfen,
1) S. V. Tettau S. 230, dieselben wurden aber nachher (ibid. 8. 248) anch
begnadigt.
>) S. das Schreiben K.Sachsens an die Stadt (d. Torgan 2./12. October
1664) Diar. Enrop. XI S. 516. Londorp IX S. 232.
') Das Recreditiv für v. BerUpscb ist erst Erfurt 25. October^ 1664 aus-
gestellt, Berichte über weitere Yerbandluogen Hegen aber von ihm nicht vor.
Digitized by
Google
E.MaiDZ in Erfart 411
wird man auch anderen Orts künftig zn reclaniieren um so weniger Ursache
haben, da er, obwohl die Stadt auch noch während des letzten Stillstandes
ganz frevelmüthiger Weise in die 14 Soldaten niedergeschossen und ge-
quetscht habe, dennoch dieses aus Güte hat dissimulieren lassen, trotz aller
Excesse Rath und Bürgerschaft pordonniert hat und des Kaisers und seine
eigene Satisfaction und künftige Assecnration an gemeinem Stadtwesen zu
suchen bedacht ist. Er wird zu Benebmnng aller ungleichen Jalousie, so-
bald er hier seine Gerechtsame und seine Vergnügung wegen verursachter
Kosten und Schadens, wie auch seine künftige Sicherheit auf einen sicheren
Fnss gestellt hat, die französischen und anderen Auxiliartruppen ohne je-
mandes Beschädigung wieder zurück gehen lassen, so dass der Frieden nicht
turbiert werden soll. Er ist bereit, wo einer oder ander gegen den Friedens-
schluss gedrückt oder beschwert und von seinen eigenen Unterthanen, wie
ihm beschehen, angefochten und' beschimpft werden sollte , demselben nach
allem Vermögen zu assistieren. Er wird, sobald die Angelegenheiten in Er-
furt geordnet sind, Reiffenberg an Kf. schicken, um demselben weitere
mündliche Mittheilungen zn machen, auch eine etwaige Abschicknng des
Kf. zu ihm wird ihm willkommen sein.
Herzog Angnst von Sachsen. Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Halle 15./[25.] October 1664.
[Verdächtige Haltung K. Sachsens. Allianz mit Frankreich.]
E. Ld. habe ich jüngsthin — communiciret, wie so unvermuthet 25. Oct
und fast liderlich die Stadt Erfurt sich bewegen lassen, nach Anlei-
tung eines von meines freundlich geliebten Brüdern, des H. ChurfÜrsten
zu Sachsen Ld. abgelassenen Schreibens an ChurMainz Ld. sich zu-
ergeben. Nunmehr ist es an dem, dass Gh. Mainz Ld. in Person den
Einzug in Erfurt gehalten, und nachdem Gh. Mainz der Stadt zwar
völligen Pardon bis auf 6 Personen, welche extradiret werden sollen,
zugesaget, so wird man sich nun bald äussern, wie der Effect erfolgen
und S. Ld. den Zustand des Orts in einem und andern einzurichten
vermeinen werden. Gh. Sachsen Ld. findet sich zu Leipzig, wo-
selbst Sie Altenburg und meines Bruders Moritz Ld. zu sich be-
schieden und auch gegen dieselben fQrgegeben, dass S. Ld. die Jura
unsers Ghur- und ftirstl. Hauses feststellen, auch wegen des Obersächsi-
schen Greises Interesse einen Greistag ausschreiben wollen, inmassen aut
LL Ldd. geschehene Remonstration Gh.Sachsen Ld. die sonst auf Er-
furt zu Gh. Mainz vorgehabte Reise etwas eingestellet. Es will aber
nunmehr verlauten, dass Ghf. Ld. solche Reise nunmehr nach Abr^iae
Digitized by
Google
412 6. Die Erfurter Händel.
beider HH. Herzoge Ldd. dennoch furzustelien Vorhabens, auch zu
solchem Ende den Ghurprinzen selbst mitzunehmen entschlossen sei.
Und weiln mir über das die gewisse Nachricht zukommen, dass Sr. des
H. Churf. Ld. durch ChurMainzische Unterhandlung mit dem König
in Frankreich sich in gewisse Alliance begeben O9 so stehe ich in
denen sorgsamben Gedanken, es durfte in solchem pacto auch der Er-
furter Sache wegen etwas begriffen sein, und kann dem allem nach
nicht darfUr halten, dass durch diese Zusammenkunft unserm Chur-
haus oder dem Obersächsischen Greise sonderlicher Nuz zu schöpfen
sein könne. — Als ersuche und bitte E. Ld. ich freundvetterlich,
weil deroselben so wohl als mir angelegen sein wird, von diesen
Emergentien grundliche Nachricht zu wissen, Sie weiten Ihro belieben
lassen, — dero Residenten ') anzubefehlen, damit die Alliancepuncten
erhoben und furters mir im Vertrauen — communicirt werden.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
19./ [29.] October 1664.
[Gratulation znr Uebergabe voo Erfurt. Kf. erbietet sich zar YermittelaDg io
den StreitigkeiteD mit dem SächsiBchen Hanse.]
29. Oct. Nachdem wir von verschiedenen Orten und insonderheit auch von
Ew. L. Geheimbten Rath dem Freyherrn von Reiffenberg die gewisse
Nachricht erhalten, dass Ew. Ld. dero Intention wider die Stadt Er-
furt in so weit erreichet, dass dieselbe sich nicht allein Ew. Ld.
Gnade ergeben — sondern auch zur Realassecuration die Ciriacsburg
neben zweien Thoren bis zu fernerer Adjustirung des ganzen Werks
Ew. Ld. eingeräumet, so haben wir unserer Schuldigkeit und der Ew.
Ld. zutragenden freundbrüderlichen Affection gemäss erachtet, Ew. Ld.
desfalis wohlmeinend zu gratuliren, wie wir uns dann insonderheit
höchlich erfreuen, dass das Werk ohne grosse Weitläufigkeit und
Blutvergiessen in diesen Stand gerathen, und daneben von Herzen
wünschen, dass ferner alle noch übrige Streitigkeiten in der Güte
— und zu Ew. Ld. guter Satisfaction beigelegt werden möchten, und
0 Ueber diese in der That nnter Verroittelang v. Reiffenbergs zuerst
2./12. April 1664 zu Regensburg abgeschlossene Allianz (Dumont, Corps diplo-
matique VI, 3 S. 7 ff.), welche im September 1665 erneuert wurde, s. Heibig,
Die diplomatischen Beziehungen Johann Georgs II. von Sachsen zu Frankreich
(Archiv für Sächsische Gesch. I) S. 289 ff. Droysen 111,3 S. 41. 578.
*) In Paris.
Digitized by
Google
Neues Erbieten des Kf. zur yermittelang. 413
dieweiien bei diesem negotio des Chur- and ftirstlichen Hauses Sach-
sen Interesse und Jura unter andern in sonderbare Consideration
kommen und wir dann von denen Hertzogen zu Sachsen beider Li-
nien freundvetterlich und inständig ersuchet worden, uns hiebei zu
interponiren und den gütlichen Vergleich durch unsere gute of&cia
zu befordern, wobei Sie uns auch versichert, dass Ew. Ld. Ihro sol-
che nicht würden entgegen sein lassen, als haben wir uns in solchem
Vertrauen und Zuversicht hiezu gern resolviret und werden nicht un-
terlassen, auf empfangene Nachricht, zu welcher Zeit und welcherends
die Tractaten für die Hand genommen werden sollen, unsere Bediente
mit behöriger Instruction auch dahin abzufertigen. —
Der Kurfürst an Herzog August von Sachsen. D. Cöln
20./ [30.] October 1664.
[auf das Schreiben vom 25. October. Die AlliaDZ zwiacheD K.Sacbaen nod
Frankreich.]
— Sonsten ist mir von einiger Aliiantz, welche zwischen hochl. 30. Oct
I. Ld. und dem Konig in Franckreich obhanden sein sollte, nichts
bewust, nur allein haben I. Ld., wie dieselbe ohnlengst bei mir al-
hier gewesen*), sich zu einiger Inclination bezeuget, mit in die Rhei-
nische Aliiantz zu trotten, welches ich den auch L Ld. Haus und
dero hohen Angehörigen nicht undienlich erachten wolte. Inmittelst
werde ich mich zu Paris durch meinen daselbst habenden Bedienten
erkundigen lassen, ob etwa dergleichen furgangen, und E. Ld. davon
vertrawte Nachricht zu geben nicht unterlassen. —
Herzog August von Sachsen, Administrator von Magdeburg,
an den Kurfürsten. D. Halle 15./[25.] November 1664.
[Klage aber R. Sachsens Verbalten in der Erfurter Angelegenheit, Anfrage, ob
Kf. nicht die Gelegenheit benatzen nnd mit ihm zusammen Magdeburg be-
setzen wolle.)
E. Ld. habe ich bis dato der Erfurtischen Sache halber von 25. Nov.
deswegen nichts merkliches ferner berichten können, weil meines
freundlich geliebten Brüdern, des Herrn Churfürsten zu Sachsen Ld.
mich immer getröstet, dass S. Ld. die halbe Besatzung von Ghur-
1) Gemeint ist die Zusammenkunft in Berlin im Mai 1664 (oben S. 271 ff).
Digitized by
Google
414 6. Die Erforter Händel.
Mainz Ld. in der Stadt Erfurt werde gelassen werden. — Nachdem
aber nunmehr nach der AUiirten Abzug das Gegenspiel zu Tage kombt,
dass die Besatzung der Orts von ChurMainz und französischen Völ-
kern in 3500 Mann pleibet, ich auch dasjenige, so hochermelt meines
Brüdern Ld. mag vorgebildet worden sein, jederzeit für boutade ge-
halten, so ist es nunmehr an dem, dass von ChurMainz Ld. eine
gütliche Unterredung mit unserm Chur- und Fflrstl. Haus gen Den-
stet*) veranlasset, auch von ChurSachsens Ld. bewilliget worden,
es scheinet aber alles nurt zu Gewinnung der Zeit und dahin ange-
stellet zu sein, damit inzwischen der zu Aemulation angefangener
Fortificationsbau in Erfurt nurt desto ungehinderter fortgeftthret, das
zu guten Theil schon zu Werk gerichtete Dessein mit gleicher Bestel-
ung des Raths von beiden Religionen wider den klaren Inhalt des
Friedenschlusses vollendet und ChurSachsens Ld. inmittelst mit glat-
ten Worten und andern Dingen abgehalten werden. Meinesorts bin
ich zwar genug sorgfältig, aber dabei so unglQcklich gewesen, dass
alle treuherzige Erinnerung in Wind geschlagen und ich auch dahero
bewegt worden bin, mich schriftlich zu verwahren. Wie betrüblich
ich nun ansehen müsse, dass dennoch solche hochimportirende Aen-
derung, als ob es nichts zu bedeuten habe, vorgehe und ich dabei
doch keiner Sicherung mich zu getrösten, solches alles gebe ich £.
L hocherleuchteten Verstand —'zu erkennen — und habe nächst
Gott die feste Hoffnung zu E. L. gesetzet, Sie werden — des Chur-
fttrsten zu Sachsen Ld. zu besseren Gedanken und näheren Veratänd-
niss mit mir bewegen, sondern auch etwa gar mit Zuziehung der K.
^) S. Heibig S. 429. In einem Schreiben vom 15./25. November 1664 zeigen
die Herzoge AngQBt nnd Moritz von Sachsen dem Kf. an, K.Sachsen habe
ihnen mitgetheilt, dass K.Mainz in einem Schreiben vom 5. November sich er-
boten habe, über die von dem Hanse Sachsen in Erfurt beanspmchten Rechte
in Tennstädt oder anderswo eine Conferenz zu halten nnd dabei die Inter-
Position anderer Fürsten zuzulassen, und dass K.Mainz sich über die üblen
Nachrichten beschwere, welche über ihn verbreitet würden. Kf. erwidert darauf
23. November/ 3. December, er werde zu dieser Zusammenkunft seine Rathe
senden, und er beauftragt zugleich Fr. v. Jena, dem er schon 26. October/5. No-
vember mitgetheilt hatte, dass er, sobald er von den Verhandlungen zwischen
K. Mainz und K.Sachsen Nachricht erlangen werde, ihn an K.Mainz absenden
würde, sich bereit zu halten, um auf fernere Ordre an dieser Conferenz Theil zu
nehmen. Derselbe bittet aber (Halberstadt 28. November/8. December), ihn wegen
seiner Kränklichkeit bei dem jetzigen schlechten Wetter von dieser Gesandt-
schaft zu entbinden.
Digitized by
Google
Klagen und Vorschläge des AdmiDiBtratorB zu Magdeburg. 415
Schwedischen dahin bedacht sein, wie die izige herfurblickende Un-
rabe zu des ganzen Greises Sicherheit gestillet werden könne.
Absonderlich erinnern E. L. sich freundvetterlich, welchergestalt
bis dato die Stadt Magdeburg zu keiner Accommodation zu bringen
gewesen. Indem ich nun darfttr halte, dass für izo die beste Occa-
sion seie, solchen Orts sich besser zu versichern, so habe ich Gelegen-
heit nehmen wollen, diese Materie mit E. L. in vertrauten Rath zu
bringen. Dafern nun E. L. mit mir hierunter einig, mache ich mich
hiermit erbietig, mit E. L. so wohl des modi halber, wie nftmlich die
Sache anzufahen, als auch welchergestalt das praesidium des Orts
einzurichten, eines gewissen zu verabreden und deswegen in der
Stille vertraute Gonferenz zu pflegen. E. L. sind nach mir des Orts
successor und ist dero hohes Interesse darin, dass man dieses Posten
sich zeitlich versichere und anderen Intriguen vortrachte, meines Orts
suche ich nichts anders, als mit E. L. guten Belieben auf allen Noth-
fall eine sichere und bequeme retirada zu haben. —
Der Kurfürst an Herzog August von Sachsen. D. Cöln
23. November / [3. December] 1664
[aaf das Schreiben vom 15./ 25. November. Kf. will sich bemühen, dass Erfurt
iD seinem alten Stande bleibe, hält ein Vorgehen gegen Magdeburg jetzt nicht
für räthlich.]
Was der Herzog über £rfurt gemeldet, hat Kf. ungern vernommen 3. Dec.
und er will, obwohl bei dieser Sache nichts als Undank zu verdienen ist,
dieselbe doch nicht stillschweigend mit ansehen, sondern durch seine Ge-
sandten in Regensburg darüber Beschwerde führen lassen') und bei
K.Mainz und K.Sachsen Erinnerung thnn, dass die Stadt in ihren alten
Stand gesetzt und allen Nachbaren die deswegen gefasste Orobrage be-
nommen werde. Sollte darauf keine Aendernng erfolgen, so will er mit
ihm und den anderen Interessenten deswegen weiter communicieren.
Wegen der Stadt Magdeburg ist zwar Ew. Ld. und meine Be-
fugniss so billig und gerecht, dass uns von niemand verarget werden
könnte, wenn wir auf die von Ew. Ld. in dero Schreiben angeführte
Weise uns unsres Rechts gebrauchten. Weil ich aber besorge, Ghur
Mayntz Ld. möchten bei diesen Conjuncturen dieses Exempel zu dero
Justification gebrauchen und anziehen, so halte ich fast zuträglicher,
^) S. das Rescript an die Gesandten in Regensburg vom 23. November/3. De-
cember 16G4, oben S. 256.
Digitized by
Google
416 6. Die Erfurter Handel.
noch einige Zeit damit anzustehen, doch werde ich dem Werk näher
nachdenken und bei der von Ew. Ld. weiter vertrösteten Communication
nicht allein Dero fernere Gedanken und Vorschläge erwarten, sondern
auch dabei meine Meinung oflFenheraig eröflfnen. —
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Mainz. D. Cöln
23. November / [3. December] 1664.
[Anfrage wegen der Besatzong in Erfurt.]
3. Dec. Kf. ist von verschiedeneD Ständen dieses Obersächsischen und der be-
nachbarten Kreise ersocht worden, bei ihm wegen Abfübmog der Kriegs
Völker aus diesem Kreise, nachdem Erfurt Parition geleistet, aozahalten.
Ich hab zwar bisher Bedenken getragen, desshalben an Ew. Ld.
etwas zu bringen, als Dero gute und aufrichtige Intention mir genug-
samb bekannt und dabei nimmer gezweifelt, Ew. Ld. werden wegen
Abführung der frembden Völker schon selbst die gebtthrende Anstalt
machen. Weil ich aber nichts desto weiniger von verschiedenen Or-
ten dieser Sache halber immerhin belanget werde, so hab ich nicht
länger anstehen wollen, Ew. Ld. davon vertraute Nachricht zu geben,
dieselbe dabei ersuchend, Sie wollen in Vertrauen mir etwas von Dero
. Intention und Gedanken, welchergestaJt Sie es endlich mit der Be-
satzung in der Stadt Erfurt und denen dabei dem Verlaut nach sich
befindenden vielen auswertigen Völkern, als welche den Ständen so
grosse Ombrage und Jalousie verursachet, zu halten gemeint sein. *) —
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurfürsten.
D. Erfurt 18. December 1664.
[auf das Schreiben vom 23. November/ 3. December. Yersichernngen wegen
Abfabmng der Trappen.]
18. Dec. Er hat schon vor etlichen Wochen den grössten Theil der französischen
Troppen entlassen^, und diese sind in guter DiscipHo and Ordnung über
>) Kf. ersacht in einem Schreiben von demselben Datam K.Sachsen, da er
aas dem, was zu Regeosbnrg vorgehe, and aach sonst vermerke, dass die
Nichtabfahrung der Anxiliarvölker viel empfindlicher als die vorgenommene Exe-
kution selbst aufgenommen werde, auf K.Mainz zu wirken, dass durch Abfüh-
rung der Völker die alarmierten Gemüther wieder beruhigt wurden, zugleich bittet
er ihn, die beabsichtigte Zusammenkunft der Interessierten zu befördern und ihm
von Zeit und Ort derselben Nachricht zu geben, damit er dieselbe auch be-
schicken könne.
>) General Pradel war mit dem Haupttheile der französischen Truppen
schon am 2. November von Erfurt abgezogen, s. v. Tettau S. 240.
Digitized by
Google
VerhandlnogeD aber die BesatsaDg in Erfurt. 417
den Rbeio gesogeo, die entgegengesetzteo Nachrichten sind nur Aosspren-
gongen seiner Feinde. Er bat nur noch das Grammontsche Regiment
(4—500 Mann) zurückbehalten and anch dieses wird binnen 14 Tagen, so-
bald er in Erfurt einen ruhigeren Zustand eingerichtet, zurückkehren^ dann
wird nur eine kleine Garnison seiner eigenen Truppen in der Stadt zurück-
bleiben. Das lange Ausbleiben seiner Antwort ist dadurch veranlasst wor-
den, dass er Reiffenberg zu Kf. hat senden wollen, woran er bisher da-
durch verhindert worden, dass er in Erfurt wider sein Erwarten länger
aufgehalten worden ist, er gedenkt aber jetzt selbst nach Würzburg zu-
rückzukehren ^) und Reiffenberg über Dresden zu Kf. zu schicken^.
Protocollum zwischen dem K.Mainzi8chen Abgesandten Freih.
V. Reiffenberg und den K.Brandenbnrgischen HH. Depntirten,
dem H. O.Präsidenten Freih. v. Schwerin, H. G.Kriegs-Com-
missarins v. Platen und Kanzler y. Jena.
1. Conferenz gehalten den 18./[28]. Martii 1665 in der Geh. Rathsstube.
Auf Aufforderung Schwerins wiederholt Reiffenberg die dem Kf.28. März,
proponierten Punkte:
1) Wegen der Erfurter Sache habe man sich über K.Mainz sowohl
0 Irrig läsBt v. Tettau (S. 253} den Kurfärsten schoD am 8. December von
Erfurt abreisen.
') Kf. theilt diese Antwort 21. /31. December 1664 dem Administrator
August und dem Herzoge Ernst von Gotha mit. Darauf erwidert der erstere
(d. Halle 26. December/ 5. Januar 1660), es sei noch wenig Aassicht zur Abfah-
rong der fremden Truppen, vielmehr hätten die französischen Ofßciere es dahin
gebracht, dass ihnen die Schlüssel der Stadt hätten überliefert werden müssen.
Noch schwerere Klagen erhebt Herzog Ernst (d. Friedenstein 29. December/
8. Januar 1665) über die Oewalttbätigkeiten, welche sich die Mainzer Trappen
auf dem Hin- and Rückmarsch erlaubt hätten, zwar seien die franzosischen
Truppen abgezogen, aber es lägen viele Lothringer in der Stadt und den näcbst-
gelegenen Dorfern, ferner vorlaute, dass K.Mainz noch 500 Mann, welche aus
Ungarn kämen, nach Erfurt beordert habe, obwohl dort in dem Castell auf dem
Petersberge und in der Cyriazbnrg schon 1600 Mann in Garnison lägen. Dazu
lasse K.Mainz Drohungen wegen seiner Prätensionen gegen die Nachbarn
fallen, er habe den Grafen von Mörsbnrg aus seinen im Weimarischen Gebiet
belegenen Besitzungen Blankenhain und Granichsfeld vertrieben, sein
Wappen an verschiedenen Orten im Sächsischen Gebiet anschlagen lassen und
sich auch die Erfurter Dörfer, welche Sächsische Lehen seien, angemasst. Da
K. Sachsen zum 3. Februar einen Kreistag nach Leipzig (s. unten S. 425) aus-
geschrieben habe, so m5ge Kf. seine dorthin bestimmten Abgeordneten dabin in-
itruieren, dass diesen Mängeln abgeholfen werde.
Ilator. a. Gesch. d. 0. KorfQrstop. XI. 27
Digitized by
Google
418 6. Die Erfurter Handel.
auf dem Reichstage als auch auf dem Kreistage zn LeipEig^) be-
schwert, er wolle aber zeigen und seine actiones nachmals so führen,
dass niemand mit Fug über ihn za klagen Ursachen hätte.
2) Er apprehendierte sowohl die Niederländische als Polnische
Sache bei diesen Conjunctaren sehr.
3) K.Sachsen sei in die Erb Vereinigung der Karfürsten aufgenommen,
die Reversalen seien schon vollzogen und möchte Kf. sie auch yollziehen.
4) Wegen des Streites mit K.Pfalz^, der Allianz gegen dasselbe, Kf.
möge sich hierbei nach dem kurfürstlichen Vereine bezeigen.
5) In Regensburg suchten die Fürsten dem kurfürstlichen Golleg an
seinen Rechten Eintrag zu thun, K.Mainz hielte desshalb eine nähere
Zusammensetzung der Kurfürsten, und dass sie desshalb unter sich
zusammenkämen, für nöthig.
6) K.Mainz beharre in seinem Vertrauen zu Kf. und erbiete sich, ihm
in allen seinen Anliegen zu assistieren.
Schwerin erklärt darauf, sie wollten alles dem Kf. referieren, unter-
dessen aber unvorgreiflich die Punkte mit ihm durchgehen.
ad 1) hörte Kf. manche Klage, namentlich von den Sächsischen
Häusern, dass K.Mainz weitergegangen wäre, Kf. hoffe, K.Mainz werde
es dahin richten, dass, wenn bei der Exekution etwas vorgegangeu,
so andern zu klagen Anlass gegeben, er solches nun remedieren werde.
Reiffenberg macht darauf nähere Mittheilnngen über die Streitigkei-
ten mit Saohsen-Qotha wegen Wanderschieben und Kranich-
feld.
ad 2) sagen die Brandenburgischen Deputierten, dass es ihnen
lieb wäre, dass er auf diesen Punkt, die Polnischen Conjuncturen, in-
struiert wäre, und möchte er ihnen seine Gedanken darüber eröffnen. Er
erwidert darauf, K.Mainz wünschte gerade von Kf. darüber Nachricht;
so viel er begriffe, käme es auf die Jalousie zwischen Frankreich und
Ocsterreich an, Frankreich wollte nicht, dass Polen an Oester-
reich käme, Frankreich zielte nicht eben auf den Dnc de Anjou, würde
einen tertium nicht refusieren. Sein Herr sei dabei uninteressiert, wünschte
des Kf. Meinung darüber zu wissen, er selbst würde ehest nach Frank-
reich reisen, möchte gern wissen, ob Kf. selbst auf die Krone Absehen
hätte oder wo er sonst hinzielte. Frankreich würde den Fall des Kö-
nigs in Polen nicht abwarten, sondern lieber dort alles in Confusion und
Ruin gerathen lassen.
Worauf ihm remonstriert worden, dass wegen Kf. die Religion entgegen
stünde, und hätte er daraus zu schliessen, dass Kf. es nicht für sich be-
gehrte, könnte auch wohl einen Französischen leiden, aber bei Lebzeiten
eines Königs werde es schwer zu erhalten sein.
ad 3) erwarte Kf. die Communication.
0 S. unten S. 425 ff.
^ S. unten Abschn. 10.
Digitized by
Google
Conferenseo mit v. Reiffenberg. 419
ad 4) wünsche Kf. mehr iDformation in der K.Pfälzi sehen Sache,
er werde sich ohne Zweifel interponieren und hoffe, die Allierten würden
inzwischen in Ruhe stehen, worauf Reiffenberg näheres über den Wild-
fangstreit mittheilt.
ad 5) erklären die E.Brandenburgischen, dass dem Kf. der Fürst-
lichen Comportement auf dem Reichstage zwar nicht gefiele, er hätte aber
nach dem Exempel vonK»Mainz dafür gehalten, sich etwas zu gedulden,
auch in einigem zu weichen, und weil man noch in Tractaten begriffen,
so halte er für gut, dass man es noch etwas ansehe, sonst sei er zu einer
Zusammenkunft bereit, zur Zeit aber möchte* es nur Aufsehen und mehrere
Jalousie geben.
ad 6) bedanken sich die E.Brandenburgischen.
2. Conferenz den 20./[30]. Martii 1665.
Die E.Brandenburgischen erklären: 30. März.
ad 1) in der Erfurtischen Sache hoffe Ef., dass E.Mainz sich mit
dem, wozu er befugt, vergnügen und die Sächsischen Häuser bei ihren
Rechten lassen würde, sonst werde Kf. dem, der das beste Recht hätte,
beipflichten.
ad 2) das Polnische Wesen betreffend, hätte Ef. nicht ohne Per-
plexität verstanden, dass bei Frankreich die Resolution genommen, lieber
das Eönigreich in Confusion zu setzen, als dass einer ohne Zuthun Frank-
reichs sollte Eönig werden, auch nicht abzuwarten, dass der Eönig stürbe.
Ef. sei mit dem Eönige und der Republik in Polen so verbunden, dass
er solches offenbaren und verwarnen müsste, er versehe sich aber, dass der
Gesandte solches nur für sich discursweise vorgebracht habe. Wäre es
wirklich der Fall, so glaube er doch, dass Frankreich es schwerlich
durchdringen würde, zumal wegen der weiten Abgelegenheit, und wenn sie
gleich einen in den Troublen auf den Stuhl setzen sollten, würde es doch
keinen Bestand haben, ja Frankreich möchte Oesterreich keinen
grösseren Dienst thun können als auf diese Manier, und ob gleich die Polen
sonst Aversion vor Oesterreich hätten, möchte es doch dadurch mehr Af-
fection erlangen. R. möchte in Frankreich solches remonstrieren und ein-
rathen, der Sache bis zu des Königs Fall Anstand zu geben.
ad 3) Ef. wäre lieb, dass E.Sachsen in den kurfürstlichen Verein
treten wolle, da aber die Einnahme in diesen von dem nächstangesessenen
Kurfürsten geschehen solle, welches er sei, so wolle er sich versehen, dass
die Sache noch in solchem Stande sei, und wolle demselben bei erster Zu-
sammenkunft nachkommen.
ad 4) bedanre Ef. sehr, dass E.Mainz und seine Verbündeten, ehe
sie den Weg Rechtens oder amicabilem compositionem versucht, E.Pfalz
mit Eriegsmacht überzogen, er bitte ihn zu erwägen, welche üblen Folgen
das haben könne, ehe er zu der That griffe, er wolle auch E.Pfalz er-
mahnen, nicht Ursache dazu zu geben, sondern lieber von seinem Recht
27*
Digitized by
Google
420 6. Die Erfurter Händel.
etwas za weichen. Sollte K.Pfalz sein Recht missbraachen, so würden sich
andere Wege finden, Kf. verlangte nur zn wissen, wohin E.Mainz eigentlich
ziele und wie alle Unrnhe abzuwenden nnd doch niemand beschwert werde.
ad 5) Ob jotzt ein Gollegialtag zu bernfen, stehe Kf. an, es würde
solches Ombrage geben, die K. Pfälzische Sache würde auch hinderlich
sein, man könnte den kurfürstlichen Gesandten in Regensburg auftra-
gen zu überlegen, was zu Erhaltung der kurfürstlichen Präeminenz and
Hoheit nöthig; er hoffe, die Fürsten würden sich zum Ziel legen und
möchte nicht rathsam sein, zu mehrer Trennung Anlass zu geben. —
Der K.Mainzische Abgesandte antwortet:
ad 1) Er hätte schon erklärt, dass sein Kurfürst nichts weiter wolle, als
wozu er befugt, wenn aber Sachsen-Gotha mit Gewalt fortfahren sollte,
müsste er Gewalt mit Gewalt steuern.
ad 2) was wegen des Polnischen Wesens gedacht, hätte er als pri-
vatus geredet, was er aus Privatcorrespondenzen deshalb aus Frankreich
hätte. Er wolle Frankreich nicht beschuldigen, es würde auch wohl
schwerlich Gewalt gebrauchen.
ad 3) K.Mainz hätte K.Sachsen den Eid schon abgenommen, hätte
aber dem Kf. dadurch nicht zu präjudicieren beabsichtigt.
ad 4) hätte er zn notificieren nöthig befunden, werde künftig ein Ma-
nifest und Dednction herausgeben.
ad 5) nahm es ad referendum.
V. BerlepschO an den Kurfürsten. D. Erfurt 27* April/
[7. Mai] 1665.
[Reiffeobergs Mittheilungen über die französisch-polnischeD Pläne. Zastiode in
Erfurt. Der Streit wegen Wandersleben.]
7. Mai. lö deme der Freiherr von Reiffenbergk erstlich vor 4 Tagen
dieser Enden wieder angelanget, habe ich ihm nicht eher als gestern
' *) Rf. zeigt (d. Gölo 10./20. April 1665) dem Herzoge Ernst von Gotha
an, dasB er, obwohl er yemommen, dass zwischen demselben und K.Mainz nor
noch einige geringe Streitigkeiten wegen Wandersleben übrig seien, y. Ber-
lepsch, welcher ohnedem eine Reise dortbin zn thnn beabsichtigt habe, befohlen
habe, an den deswegen etwa stattfindenden Verbandlangen Tbeil zu nehmen and
dieselben durch gute officia zu befördern. Derselbe weist dann 4./l^> Mai
V. Berlepsch an, da er seiner Aafwartang hocblicbst benöthigt sei, sieb gegen
die Pfingstfeiertage wieder bei ihm einzufinden. Herzog Ernst dankt (d. Frieden-
stein 15./2Ö. Mai 1665) dem Kf. für die Sendnng v. Berlepscb's, die Verband-
langen hätten aber nicht stattgefunden , da v. Reiffenberg inzwischen nach
Mainz gereist sei. Auf den Rath von K. Sachsen habe er seine Truppen ans
Wandersleben wieder zurückgezogen, trotzdem habe sich Reiffenberg nach
seiner Rfickkehr nach Erfurt seiner früheren Versprechungen nicht erinnern
Digitized by
Google
V. Berlepschs SeDdnng Dach Gotha. 421
abordiren können. Von Beiuer Disgrace ist nichts gewisses zu ver-
nehmen, es vermehret aber die Muthmassungen, dass er ehesten Tages
gegen Mainti abreisen will — er aber lasset sieh im geringsten
nichts merken und hat an mich begehret, E. Gh. D. seinetwegen —
zu hinterbringen, dass er treulich und mit allem Fleiss nach Frank-
reich berichtet, was er von derselben zu Berlin vernommen*), und
dass es dero Intention gar nicht sei, sich dem französischen Interesse
entgegen zu setzen, Sie stfinden aber in der Beisorge, es würden des
Hofes itzige Consilia alles ubern Hauffen werfen, auch endlich sie
Selbsten necessitiren, dass sie gegen ihren Willen und mit ihrem Ver-
statten zu Securität ihrer Lande sich in Postur setzen müsten. Ob er
nun wohl Nachricht erlanget, dass eben selbigen Tages, als sein Schrei-
ben zu Paris eingelaufen, auch eine expresse StaflFetta von der Kö«
nigin ankommen, darinnen sie das Werk sehr leicht gemacht und
dass, sobald die französische Assistenz nur würde in Polen gesehen
werden, alles gethan sei, nebenst andern viel stattlichen Desseinen, so
dann weiter ohne Schwehrigkeit würden zu effectuiren stehen, so haiteer
doch festiglich darvor, man werde sich nunmehr in Frankreich nicht
praecipitiren, dann er habe seinen Confidenten ausdrücklich geschrie-
ben: je vous ay tout adjustä mais ne vennez pas. Sollte aber ja die
Königin mit ihrem Empressement noch durchdringen, so wollte er,
sobald sich französischer Seiten etwas movire, E. Ch. D. drei Wochen
oder zum wenigsten 14 Tage zuvor unfehlbar Nachricht darvon geben,
das hätte sie ihm, als einem ehrlichen Mann, der mit Fidelität und since-
rem Gemüthe gegen dieselbe zu procediren gedächte, ganz sicher zu-
zutrauen und nicht Uhrsach, sich dissfalls durch ein und ander Ge-
rüchte alarmiren zu lassen, ohne sie sein Avis erlanget, man würde
auch mit nächstem einen gewissen Envoyä in höchster Geheimb aus
Frankreich an E. Ch. D. abschicken, doch stände es noch dahin,
ob nicht ihme solche Commission würde aufgetragen werden.
Schilderung der Zustände in Erfort: die Besatzung zählt nicht über
wollen, soDdero ihm mit DrohangeD geantwortet. — An den später zwischen den
Sächsischen Herzogen nnd K.Mainz zu Leipzig geführten Verhandlungen,
welche zu dem Vergleich vom 20./30. December führten (s. v. Tettan S. 261,
Hei big S. 431 f.)f hat Kf. nicht Theil genommen. Die Herzoge von Weimar
nnd Altenbnrg in ihrer Anzeige (16. /26. nnd 14./ 24. Jnni 1665), dass diese
Verhandlongen beginnen sollten, bitten den Kf. nur, falls dieselben fruchtlos sein
sollten, am seine Vormittelung.
^ S. oben S. 418 f.
Digitized by
Google
422 ^' ^i® Erfurter Handel.
1200 Mann, an der Gitadelle aber wird Tag and Naoht gearbeitet, die loth-
ringischen Völker, welche ?on hier abgeführt sind, stehen in Franken.
PS. In der W ander slebenschen Sache ist man nnr in puncto
juris superioritatis und territorli streitig, Reiffenberg hat sich mit einem
Ton B. gemachten Vermittelnngs vorschlage einverstanden erklärt und des-
wegen an K.Mainz berichtet; er wird nun hören, was man Gothaischer*
seits dazu sagen wird.
V. Berlepsch an den Kurfürsten. D. Leipzig
16./ [26.] November 1665.
[^.Sachsens MittheilaDgen inbetreff der MÜDsterschen and Jülichschen Sache.
Reiffenbergs EroffnaDgea über die MÜDSterBche Sache, desBea Klagen über des
Kf. angÜDStiges Urtheil.]
26. Nov. £r hat erst gestern die ihm vom Kf. ertheilte Intercession *) bei K.-
Sachsen (der in Golditz und dann zu Altenburg abwesend war)
überreichen können, und dieser hat sie sehr gnädig aufgenommen.
Nach solchem haben sie mich ganz allein in dero Gemach ge-
fordert und sowohl von dem itzo unterhandenen Er f artischen als
auch Mfinsterischen Wesen weitläufftig mit mir geredet, da ich dann
auf Befragen derselben hinterbracbt, dass E. Ch. D. Intention sinders
nicht sei als mit allen Kräften dahin zu arbeiten, damit dieses Feuer
bei Zeiten — gedämpfet werden möchte, Sie hätten auch dero Troup-
pen zu keinem andern Ende mitgenommen, als dass sie mit desto
besserem Nachdruck zu dem Handel sprechen und zugleich ihre Posten
auf der Lippe und sonsten, so ganz bloss gestanden, dardurch ver-
sichern könnten. Worauf sie Ew. Cb. D. gute Intention gelobet und
mich bedeutet, dass sie auf Kayserl. Mai. sonderbares Begehren neben
dem H. von Plettenbergh ihren geheimbten Rath den von Gerss-
dorf nach Zell und Ossnabrück zu gleichmässigem Zweck abge-
schicket'), besorgten aber, sie würden nicht viel ausrichten, auch die-
sem Wesen so leichte nicht zu steuern sein und derhalben eine auf-
richtige Zusammensetzung itzo so hoch als sonst iemals vonnöthen
sein, mit welchem sie auf die JQlichsche Sache gefallen und sich
vernehmen lassen, es könnte und mtlsste selbige nicht länger in der
Unrichtigkeit bleiben, sie wollten nicht ruhen, bis sie sich mit E. Ch.
1) Jedenfalls in einer PrivataDgelegeoheit v. Berlepsch's, Näheres ist am
den Akten nicht zu ersehen.
^ S. aber diese Sendung v. Gersdorffs Köcher I S. 452.
Digitized by
Google
K. Sachsens EröffDongen ao v. Berlepsch. 423
D. in Richtigkeit gesetzet, und auf eine solche Art mit derselben han-
deln, dass sie ihre aufrichtige A£fection daraus verspüren — sollten — ,
von welchen allem sie weitläuftige Discourse gemachet, ich aber, so
gut ich gekonnt, mich — excusiret, dass es mir nicht wohl anstehen
wollte, dieses an E. Gh. D. zu bringen, indem ich nicht wissen konnte,
wie sie es von mir aufnehmen würden, Sie würden schon andere
Wege finden, E. Gh. D. von dero Gemüths Meinung Apertur zu geben.
Worauf sie dabei beharret, die Sache müsste abgethan sein, wenn E.
Gh. D. sobald nicht abgereiset wären, hätten sie schon resolvirt ge-
habt, expresse diesentwegen zu deroselben zu kommen, es sollte auch,
sobald nur Gelegenheit darzu wäre, noch geschehen, die vielen Mit-
interessenten hätten vormals verhindert, dass man nicht zum Schlüsse
kommen könjien, die wollten sie itzo darvon lassen und mit E. Gh.
D. ganz alleine tractiren und schliessen, so hätten sie es in der Er-
furtischen Sache auch gemacht und alles, wie es bleiben sollte, mit
dem von Reife nbergh adjustiret.
Bei den Traktaten ergeben sich noch manche Schwierigkeiten, nament-
lich in puncto secoritatis; Weimar and Gotha klagen, man verfahre mit
ihnen allzu diktatorisch, das jus praesidii et armornm, welches immer bei
der Stadt E rfart gewesen, dürfe nicht in litem kommen. —
Was den H. von Reiffenbergk anlanget, so habe ich selben
über alle Masse gut Münsterisch funden, er wünschet bei E. Gh. D. zu
sein, wollte derselben viel in unterthänigstem Vertrauen erö£fnen und
den eigentlichen Stand des ganzen Wesens dechiffriren, man müsste
Münster so nicht judiciren, als wann es nur auf einem Fusse stünde.
Es hätte mehr Rücken, als man sich einbildete, ob schon Frank-
reich vermöge der Allianz die 6000 Mann schicken müssen, so würde
noch viel darzu gehören, ehe sieOrdre bekämen, mit zuzuschlagen. Wann
E. Gh. D. noch etwas zur Lipstadt oder derer Orten subsistiren
würde, wollte er, so bald er nur mit diesen Tractaten fertig, incognito
zu derselben kommen, dann er werde ohne das nach Münster ge-
hen müssen, er hielt darvor, man werde mit nächster Post Zeitung
haben, dass die Bourtang über die Weser formaliter belagert, und
würde mit 22 halben Ganonen beschossen. Der Bischof von Ossna-
brück hätte wohl 1000 Mann dem Fürsten von Ostfriessland, als
seinem Nachtbahren zugeschickt, die Holländer würden aber nicht
einen Mann von ihm bekommen, noch die Waldecksche Werbung
im geringsten von ihme weiter favorisiret werden, welches ich alles
also gut sein lassen.
Digitized by
Google
424 ^* ^^0 Erfurter Händel.
Sonaten ist hiesiger Hof nicht wenig consterairet wegen der itzi-
gen TQrckischen Bezeigungen und in Sorge, es werde ehestens zur
Ruptur kommen — und hätten sie gewisse Nachricht, dass ein franzö-
sischer Envoy^ zu Constantinopel ankommen, so nicht viel Guts da-
selbst stiften würde.
PS. Es hat mir der Hi v. Reifenberg sehr beweglich zu ver-
stehen geben, dass er nicht wüsste, wie er es immer nur ewig ver-
schuldet, dass er bei E. Churf. D. in die Ungnade gefallen, dass sie
so übel von seiner Person und seinen Äctionen urtheileten, sie hätten
gesagt, er wäre ein Entreprenneur , der alle Ding auf seine Homer
nehmen wollte und aller Orten mit dem Kopf hindurch zu dringen
suchte. Ich sagte ihm drauf, — hätte dergleichen nichts vernommen
und wäre mir besser bewusst, was E. Ch. D. vor Estime von ihm
machten. — Endlich kam es heraus, dass ihm der catholische H.
Landgraf von Hessen *) dieses anbracht. Darauf sagte ich, es würde
ihm die Beschaffenheit von des H. Landgrafen Discoursen bekandt sein,
drauf antwortete er, eben dieses hätte ihn auch getröstet. — Inmittelss
ist dieses kein fein Stück. —
0 S. oben Abschn. 4 S. 231 Adid. 2.
Digitized by
Google
Anhang«
Der Obereächsische Ki'eistag zu Leipzig. Februar 1665.
Kurfürst Johann Georg von Sachsen an den Kurfürsten. D.
Dresden 23. December 1664/ [2. Januar 1665]/)
[AnBBohreiben sam Kreistage.]
Nachdem der Friede mit den Türkeo geschlossen und die dem Kaiser 2. Jan.
zn Hülfe geschickten Ereisvölker wieder von demselben entlassen sind,
erfordert die Nothdurft, dass bei so verändertem Znstande von demjenigen,
was darüber auf den letzten Kreistagen in Handlung und Beschluss ge-
kommen, weiter geredet und, wie es sowohl hierin als wegen beständiger
Sicherung dieses Kreises zu halten, eine neue Zusammenkunft gehalten
werde, zumal da auch auf dem Reichstage jetzt der Punkt allgemeiner
Reichs- und jeden Standes Sicherheit vorgenommen werden wird, und er
von verschiedenen Kreisständen und den meisten zu Regensburg anwe-
senden Gesandten um Ausschreibung eines Kreistages ersucht worden ist.
Er beruft daher einen solchen auf den 3. Februar nach Leipzig und
ersucht Kf, denselben zu beschicken.
0 Nachdem der Kurfürst von Sachsen (d. Dresden 26. November/ö. De-
cember 1664) dem Kf. angezeigt hatte, dass er eine neue Versammlang des
Obersächsiscben Kreises zu berufen beabsichtige, hatte Kf. (d. Cöln a. Sp.
ö./ 15. December 1664) zustimmend geantwortet, aber gewücscbt, dass „das Aas-
schreiben nicht bloss auf dasjenige, was bei vorigem Kreistage wegen des
Kreises Verfassung vorgegangen, einzurichten sei, sondern dass dabei in genere
dem Ausschreiben zu inseriren wäre, wie der Kreis in genügsame Sicherheit er-
halten und gesetzt werden könne*.
Digitized by
Google
426 6. Die Erfarter Habdel. Anhaog.
Instruktion für die zu dem Obersächsischen Kreistage be-
stimmten Geheimen Hofkammergerichts-, Consistorial- und
Ravensbergische Appellations-Gerichtsräthe Philipp Wamboldt
von Umbstadt und Johann Georg Reinhart. D. Cöln a. d. Spree
28. Januar /[T.Februar] 1665.
[Allgemeine Reichssecurität. Sicherang des OberaachaischeD Kreises. Klagen
des Herzogs von Weimar aber bei Gelegenheit der Erfarter Ezekation erlittenen
Schaden and Yergewaltigang.]
7. Feb. Nach K. Sachsens AosBchreiben soll auf diesem Kreistage zur De-
liberatioD kommen:
1) Wie der Punkt allgemeiner Reichs- und jeden Standes
Sicherheit auf dem Reichstage vorzunehmen und einzurichten sei. Diesen
Punkt recht zn erörtern würde aber zu weitläufig fallen, und ist die Sache
auf den Reichstag zu remittieren.
2) Was zu des Obersächsischen Kreises besserer Verwahrung und
Erhaltung der Securität desselben am dienlichsten sein möchte. Dazu ist
eine nicht nur auf dem Papier, sondern in der rechten Realität bestehende
Verfassung nöthig, zumal wegen der Polnischen Unruhe, da sich auch
Frankreich immiscieren möchte, und der Grenzverletzungen in Hinter-
pommern von der Starostei Draheim aus. Dazu muss das auf dem
letzten Kreistage beschlossene Triplum auf den Beinen behalten werden j
doch ist der G.Lieutenant v. Arnheim nicht länger in des Kreises Diensten
zu behalten und auch die mit den Kreisvölkern aus Ungarn kommenden
Officiere und Stabspersonen abzudanken. Die auf dem letzten Kreistage
beschlossene Abschickung an den Niedersächsischen Kreis behufs Be-
festigung der vertraulichen Correspondenz mit demselben lässt Kf. sich noch-
mals belieben.
Nachdem der Herzog von Sachsen-Weimar sich beklagt, dass bei
der Erfurtischen Exekution trotz der versprochenen Bezahlung die Seinigen
3282 Rthlr. 16 Gr. lO'/s Pf. Schaden erlitten, femer bei dem Durchmarsch
der aus Ungarn zurückkehrenden Westfälischen Kreisvölker ihm und seinem
Vetter, dem Herzog von Eise nach, grosser Schade zugefügt sei, auch
dass noch in Erfurt und den nächsten Dörfern viele Lothringische z. R.
und F. liegen, welche den Leuten grosse Molestien machen, ja dass auch
Bedräuungen gegen ihn und das Sächsische Haus durch Veranlassung
einiger K.mainzischen Prätentionen ausgelassen und der Graf von Mors*
bürg aus notorisch Sächsischen Lehnstücken mit Gewalt vertrieben
worden ist, auch noch 500 Mann unter v. d. Leye nach Erfurt gelegt
werden sollen, so sollen die Gesandten cooperieren, damit die Nothdnrft
desfalls allerfleissigst beobachtet und das Evangelische Wesen dieser Kreise
der andräuenden und theils schon erfolgten nachtheiligen Beschwernisse
entfreit und gesichert sein und bleiben möge. Doch sollen sie sich erkun-
Digitized by
Google
Obersäohsiacher Kreistag sn Leipsig. 427
digeo, ob die Sachen noch in selbigem Zastande seien, and danach ihr vo-
tarn richten.
Ans den Relationen der Gesandten.
Leipzig 4./ 14. Februar 1666. Die erste Sitzung fand am 3./13.Fe- 14. Febr.
bruar statt; vor derselben besuchte sie der Gothaische Gesandte *)i theilte
ihnen mit^ was Sachsen- Gotha und Eisenach wegen Erfurt bisher er-
dulden müssen, bat, denselben zu assistieren und von den K. Sächsischen
zu vernehmen, ob sie deshalb Umfrage anstellen würden. In der Nach-
mittagssitzung, nach mehrfachen Streitigkeiten über Präcedenz und Titel,
hat das Sächsische Directorinm die Proposition vorgetragen, die haupt-
sächlich in drei Punkten bestand :
1) Ob die bisherige Kreishülfe zu continuieren sei,
2) Ob wegen der Irruption, auch der Reichs- und Auziliarvölker Zurück-
marsch etwas zu erinnern,
3) Weil die Rectificiernng und Moderation der Reichsmatrikul bisher viele
Ungelegenheiten verursacht hat, wie solchem abzuhelfen und Richtig-
keit erhalten werden könnte?
Leipzig 7. /[17.] Februar 1666. In der dritten Session am 7./[17.] Fe- 17. Febr.
bruar ist der erste Punkt der Proposition vorgenommen worden; der meiste
Theil der vota ging dahin, dass gegenwärtiger Znstand des Kreises keine
wirkliche Verfassung bedürfe, wogegen Ges. unter Hinweis namentlich auf
den unbeständigen Türken frieden, die Polnische Unrahe und die präjudicier-
liche Exekution Beibehaltung der Verfassung nach dem Triplum verlangten.
Sonntag den 5./ [15.] Februar statten sie den K. Sächsischen Ge-
sandten^ die Visite ab, regen dabei zunächst die Frage wegen der reci-
proquen Assistenz zwischen dem Ober- und Niedersächsischen Kreise an,
worauf jene aber nur erklären, Befehl zu haben, die Sache in Umfrage zu
btellen, dann erwähnen sie die Erfurtische Exekution und die dabei na-
mentlich gegen Sachsen-Gotha ausgeübten Bedrückungen und erkundigen
sich, ob auch deswegen Umfrage erfolgen werde, worüber sich jene aber
nicht herauslassen wollen. Dann beantragen sie noch Erlass eines Schrei-
bens an Polen wegen der neuerdings von DraheimausinHinterpommern
verübten Grenzverletzungen, und Remedur der aus den Reprotestationen
der Titel verursachten Uebelstände, zu beidem erklären sich jene bereit.
An demselben Tage hat sie der Schwedisch-Vorpommcrische Ge-
sandte, Kanzler zu Stettin '), besucht und seine Verwunderung darüber aus-
0 Hof- und JoBtizratb Biob Ladolph.
^ Hof Justiz- and AppellatioDsratb H. G. v. Miltitz und Dr. jur. Nicol.
Pfretzachmer.
^ Der Vorpommersche Kanzler Heior. Coelestin v. Stern bacb, s. oben
S. 137.
Digitized by
Google
428 6. Die Erfurter HSodel. Anbaof?.
gesprochen, dass die bei den jetzigen gefährlichen Conjuncturen so nöthige
Vereinigung des Ober- und Niedersächsischen Kreises in der Proposition
von dem E.Sächsischen Oirectoriom garnicht berührt sei nnd dass in der
Erfnrter Sache diejenigen, welche das Unglück am ersten treffen würde,
die Gefahr so wenig ressentierten.
In der vierten Sitzung 6./[16.] Februar Vormittags wird aufs neue die
Verfassung in Umfrage gestellt, E.Sachsen lässt sich wegen anderthalb
Simplum heraus, Ges. beantragen aufs neue das Triplum, doch stimmen ihnen
nur Gotha und Walle enried bei; am Nachmittag in der fünften Sitzung
wird per majora das Gonclusum gemacht und die Verfassung auf ly, Sim-
plum gerichtet^ dann darüber berathen, ob, wie E.Sachsen wünscht, Gen.
Lieut. ?. Arnim b weiter als Kreisgeneral gebraucht werden solle, wogegen
Ges. und die meisten anderen sich aussprechen.
In der sechsten Sitzung 7./ [17]. Februar erfolgt die Einsetzung einer
Gommission zur Einrichtung der Verpflegungs-Ordonnanz. Bei der weiteren
Umfrage darüber, wie das, was von voriger Kreis Verfassung noch übrig, vol-
lends in Richtigkeit zu bringen sei, werden von verschiedenen Seiten
verschiedene Erinnerungen vorgebracht, darunter auch 9), wie E r f u r t als eine
Grenzstadt des Kreises zu verwahren und zu besetzen, 10), was wegen Be-
festigung dieser Stadt und Anfbauung der beiden Citadellen zu beschlies-
sen, 11), wie dem Hause Gotha zu helfen sei, doch hat das Directorium
dieselben nur ad referendum genommen.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Sp.
ll./[21.] Februar 1666.
[auf die Relation vom 7./ 17« Febr. Das SächBische Haus und Schweden haben
sich naher aber ihre Absiebten in der Erfnrter Sache za erklären.]
21. Febr. — Bei dem neunten und zehnten Punkte, welche von dem Vor-
pommerschen Abgesandten gereget worden, hätte sich derselbe was
besser herauslassen sollen, wie er dafür hielte, dass der Obersächsi-
sche Kreis und das Chur- und Ftlrstl. Haus Sachsen oder sonst ein
anderer Stand zu einiger Besatzung in Erfurt gelangen konnte bei
gegenwärtigem Zustande. Das Chur- und Ftlrstl. Haus Sachsen ist
Yornemblich dabei interessiret, insonderheit wegen Erbauung der Cita-
dellen, und mtlssen wir vor allen Dingen vergewissert sein, was das-
selbe darbei zu thun gemeinet sei, denn wir uns sonst darunter nicht
entschliessen können. Weil auch diese Erinnerung von dem Vor-
pommerschen Gesandten herrühret, so wird er sich sonder Zweifel
herausserlassen, wohin die Cron Schweden disfalls inclinire, so viel
zumal die Citadelle betrifft. —
Digitized by
Google
ObersächBischer Kreistag zu Leipzig. 429
Ans den Relationen der Gesandten.
Leipzig 1L/[21.] Februar 1665. In der siebenten Sitzung am 21. Febr.
8./[]8.] Februar wird berathen, wie es mit den Generalspersonen, Kreiszabl-
und Proviantmeistern gehalten werden solle.
In der achten Sitzung am 9./ [19.] Februar fragt das Directoriuro an, ob,
nachdem der Friede geschlossen, die nähere Vereinigung mit dem Nieder-
sächsischen Kreise noch für nöthig gehalten würde, auf Antrag der Ges.
wird beschlossen, dass das Directorium darüber sich mit dem Braunschweigt-
sehen Gesandten für Walkenried vernehmen solle.
In der neunten Sitzung am Nachmittage beantragen Ges. entsprechend
der Instruktion Herzog Christian Ludwigs für seinen Gesandten, dass
Verhandlungen zu Quedlinburg darüber eröffnet würden, die Nachge-
sessenen stimmen fast insgesamt bei, das Directorium aber suspendiert
wieder sein Sentiment, welche Verzögerung der Deliberationen grosse Un-
zufriedenheit erregt.
In der lOten Sitzung am 10./ 20. Februar stellt das Directorium den
zweiten Punkt der Proposition in Umfrage, Ges. erklären, darauf nicht in-
struiert zu sein, doch würde Kf. gern ?ernehmen, was der eine oder andere
der Kreisstände für Beschwerde führte, von denen Sachsen-Gothas über
die bei der E rfurter Exekution erlittenen Bedrückungen und denjenigen des
Grafen von Mörsburg habe er erfahren und wünsche, dass solche Dinge ins
künftige abgestellt blieben. Die Nachsitzenden stimmten meistens dahin, die
Reichssicherheit müsse dem Reichstage überlassen bleiben^ zur Beruhigung der
Kreissicherheit aber müsse die Erfurter Sache so vermittelt werden, dass
den Lädierten Satisfaction und denen, welche Ombrage empfinden, Anlass
wieder zu gutem Vertrauen gegeben werde. Als von den E. Sächsisch en
das Conclusum wieder suspendiert wird und diese auch die Ute Sitzung
am Nachmittage fruchtlos hinzuziehen suchen, protestieren Ges., nachdem
sie gleich den anderen eingesehen, dass das Directorium so wenig wegen
des Kreises Sicherheit, wohin auch das Erfurtische Wesen sich bezieht, als
der mit dem Niedersächsischen Kreis vorseienden reciproquen Allianz hal •
ber zu progredieren gemeint sei, dagegen, die Zeit mit unnöthigen Discursen
hinzubringen, die ganze Versammlung fällt ihnen bei, es wird erklärt, wenn
das Directorium des Kreises Nothwendigkeit nicht proponieren, sein votum
allezeit suspendieren und kein conclusum herauskommen lassen wollte,
musste nach der Ezecutionsordnung das Nachgeordnetenamt angelangt wer-
den und die Stände ihre Nothdurft selbst einander vortragen, und es wird
einhellig beschlossen, dass man das Erfurtische Wesen durch eine güt-
liche Interposition vorerst zu componieren versuchen wolle, wozu Kf., Vor-
pommern und Herzog Christian Ludwig von Braunschweig benannt
werden, und dass an den Kaiser, Frankreich und K.Mainz deswegen
geschrieben werden solle.
Die K. Sächsischen haben der Stände Meinung ad referendum an-
genommen. Der Altenburgische Gesandte hat um Mittheilnng des Re-
Digitized by
Google
430 ^* I^ie Erfurter Handel. AnhaDg.
verses, welchen K.Mainz dem Kf. durch Reiffenberg anlängst aos-
stellen lassen, gebeten.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln a. d. Spree
14. /[24.] Februar 1665.
[BilligQDg des Verhaltens der Gesandten. Kf. will die Interposition bei K. Mainz
mitübernehmen. Der angebliche Mainzische Revers.]
24. Febr. ^i* billigt, dass die Gesandten nebst anderen die in allen sessionibns
angewandte Suspension des Directoril geahndet haben, sie sollen daranf
bestehen, dass dem Herkommen nach das Directorinm ohne zurückhaltenden
Bericht die condusa nach den votis majoribus mache. Auch wegen der
Vereinigung der zwei Kreise ist er mit ihrem Votum einverstanden.
In der Erfurtischen Sache lassen wir uns gnädigst mitgefallen,
dass die Interposition vorgeschlagener massen fortgestellet werde, uod
werden wir uns derselben nicht entziehen, wie wir auch geschehen
lassen, dass ihr die deswegen gut befundenen Schreiben, wenn sie
nicht mehres in sich halten werden, als eure Relation meldet, an Kay -
serl. M. und den König von Frankreich mitvollziehen möget. —
Was ihr schliesslich wegen des Reverses, der von des Churfttrsten
zu Maintz Ld. durch den Herrn v. Reiffenberg sollen haben aus-
gestellet (sie!), meldet, da wissen wir uns nicht zu erinnern, dass
uns einiger Revers durch den Herrn v. Reiffenberg ausgeliefert
worden. Sollten aber die Fürstl. Altenburgi sehen Gesandten auf
das Schreiben zielen, welches an uns von ChurMaintz in der Erfurt!-
sehen Sach ergangen, kann ihnen mit Ertheilung der copia wohl ge-
willfahret werden. —
Aus den Relationen der Gesandten.
23. Febr. In der zwölften Session (13./ 23. FebruarX erklärt das Directorinm,
dass es trotz allen angewandten Fleisses noch nichts, was zu den delibe-
rationibus nöthig, erhalten habe, woraus zu ersehen ist, dass der punctus
Interpositionis und conjunctionis reciprocae mit dem Niedersächsischen
Kreise K. Sachsen nicht beliebig sein mag. In dieser und der folgenden
Sitzung wird die Repartition des halben Tripli vorgenommen, dann durch das
Directorinm die Punkte wegen der auf den Durchmärschen geschehenen Ex-
orbitantien, wegen Moderation der Matrikul und des veränderten Münz-
wesens in Umfrage gestellt, dann in den folgenden Sitzungen die Neube-
setzung der vacierenden Kreisämter und ob ein Römermonat zur Kreiskasse
25. Febr. bewilligt werden solle. In der 16. Session, am 15./25. Februar, lässt das
Digitized by
Google
Oberaichsisoher Kreistag so Leipzig. 431
Directoriom seine Gedanken vortragen in betreff der. Conjanetion mit dem
Niedersächsischen Kreise, dass dieselbe jetzt nach dem Friedens-
schlass nnnöthig sei und nnr bei anderen Ständen ungleiche Gedanken
erregen würde^ nnd wegen der Erfnrtischen Sache, K.Sachsen habe
gehofft; dass auch die noch übrigen Beschwerden in der Güte würden bei-
gelegt werden, wenn die anderen Stände sich dabei nicht beruhigen woll-
ten, wäre man befehligt, deswegen weitere Umfrage zu thun.
In den Sitzungen am 15./25. und 16./26. Februar wird berathen, wie 25.26.
das Votum des Directorii mit den votis der Kreisstände zu conformieren Febr.
und das conclusum darüber zu machen sei, ferner über die an den Kaiser,
Frankreich und K.Mainz abzulassenden Schreiben; in betreff der va-
cierenden Kreisämter entscheidet sich die Majorität für Sachsen-Gotha
und Vorpommern. Die Vereinigung mit dem Niedersächsischen
Kreise bat ihre Richtigkeit, doch sollen die Tractaten, damit sie kein Auf-
sehen erregen, erst schriftlich angetreten und dann durch Zusammenschickung
eingerichtet werden, auch bei der Mediation in der £r furtischen Sache
bleibt es.
Am 17./27. und 18./'28. Februar wird der Kreisabschied verlesen, an
den folgenden Tagen die Schreiben an den Kaiser, Frankreich und
K.Mainz verlesen und Erinnerungen dazu beigebracht, am 24. Februar/
3. März mit der 24. Sitzung der Gonvent geschlossen. 3. März.
Kreisabschied. D. Leipzig 20. Februar / [2. März] 1665.
Trotz des mit den Türken abgeschlossenen zwanzigjährigen Waffen- 2. März.
Stillstandes ist doch bei den gefährlichen Conjunctnren die Aufrichtung
eines neuen Verfassungswerkes, anderthalb Simplum, beschlossen wor-
den, doch sollen Officiere, Reuter und Knechte vorläufig auf Wartegeld
entlassen und erst bei augehender Kriegsgefahr von einem jeden Stande
sein Gontingent nach der neu verfertigten Abtheilung gestellt werden.
Sollte der ganze Kreis oder ein Kreisstand von einem anderen ohne Ur-
sache angegriffen oder beschädigt werden, so ist ihm zu rechter Zeit und
mit möglichem Nachdruck Hülfe zu leisten. Diese Verfassung soll beste-
hen bleiben, bis, wenn die Zeiten sich geändert, auf einer anderweitigen
Kreisversammlung davon wieder abzustehen für nützlich befunden werden
möchte. Einen Generalstab dabei zu verordnen ist nicht für nöthig befun-
den worden.
Der Punkt der allgemeinen Reichsse curität ist dem Reichstage
überlassen und beschlossen worden, dass alle Kreisstände ihre Gesandten
auf demselben dahin zu befehligen haben, dass der Punkt dort wirklich
zur Richtigkeit gebracht und nicht auf die Seite gesetzt werde. Um in-
zwischen die Securität des Kreises aufrecht zu erhalten, ist eine spe-
cial Vorsehung nicht für nöthig befunden worden. Den Beschwerungen
nnd Klagen, welche durch die Erfurtische Exekution veranlasst worden
Digitized by
Google
432 6. Die Erfurter Händel. Aohang.
Bind, wird hoffentlich durch friedliche Mittel za remedieren sein, za diesem
Zwecke soll gätliche Handlung, wozu E.Mainz sich nicht nngeneigt erklärt,
mit Zuziehung friedliebender, bereits vorgeschlagener Kreisstände unternom-
men und auch an den Kaiser, den König von Frankreich und K.-
Mainz verglichene Schreiben abgeschickt werden.
Die auf dem vorigen Kreistage beschlossene nähere Zusammen-
setzung in reclprocierlicher Assistenz mit dem Niedersächslschen
Kreise Ist nochmals für nöthig erachtet und K.Sachsen samt den Nach-
und Zugeordneten mit der Führung der zunächst schriftlichen und dann
mündlichen Verhandlungen darüber beauftragt worden.
Bestimmungen wegen Verhütung von Vergewaltigungen bei künftigen
Trnppendurchmärschen. Wegen Rectificierung der Reichsmatrikul sollen die
auf dem Kreistage 1662 gefassten Beschlüsse ausgeführt, wegen der Münze
soll es bei den auf dem letzten Münzprobationsconvent zu Frankfurt a. O.
beschlossenen Provislonalmitteln bleiben.
Zu den bisher vacierenden Zugeordnetenämtern sind Herzog Ernst von
Sachsen-Ootha und der König von Schweden als Herzog zu Poro-
mern gewählt worden.
Die Gesandteu der Stände des Obersächsischen Kreises an
den Kurfürsten zu Mainz. D. Leipzig 20. Februar /
[2. März] 1665 ').
[AofforderuDg, in betreflP der Neaemngen in Erfurt gütliche VerhandlaDgeD unter
ZuziebuDg anderer Kreisstande zuzulassen, inzwischen zu keiner Beschwerde
Anlass zd geben.]
2. März. Nachdem auf dem noch währenden Kreistage Beschwerde darüber ge-
führt worden, dass K.Mainz In Erfurt den Petersberg zu befestigen
angefangen^ eine vor diesem nicht gewöhnliche Erbhuldigung von der Bür-
gerschaft eingenommen, der Stadt Regiment geändert, Burg und Stadt mit
starker Garnison belegt, auch sonst manche Neuerungen vorgenommen, zu
geschweigen des Vorgehens gegen den Grafen von Hatzfeld, und nach-
dem sie, Gesandte, von ihren Principalen meistentheils dahin instruiert
waren, bei dieser Gelegenheit zu berathschlagen, wie des ganzen Kreises
Interesse und insbesondere des Hauses Sachsen jura bei dieser considerab-
len Commun beobachtet und gutes Vernehmen zwischen K.Mainz und
0 K.Mainz fühlte sich daroh dieses Schreiben sehr beleidigt, in Schreiben
an Kf. und K. Sachsen (d. Marienberg ob Wurzborg 23. März 1665} beschwert
er sich darüber and weist die in demselben gestellten Forderungen als ganz un-
gebahrlich zurück. Auf eine Anfrage K. Sachsens deswegen erwidert Ef. (d.
Cöln 7./ 17. April 1665), er halte es nicht für nöthig, jetzt darauf zu antworten,
sondern wolle abwarten, was etwa auf einem künftigen Kreistage deafalls weiter
vorgehen werde.
Digitized by
Google
SobreibeD der ObersächsischeD KreisBtäode an E.Maioz. 433
allerseits Interessenten begründet and erhalten werden möge, so erinnern
sie nur daran, ohne dessen zn gedenken, was die Evangelischen Stände auf
dem Reichstage snper meritis cansae et processns für Oedanken geführt^
dass er selbst einem Theil ihrer Priucipalen die Versicherang gethan, dass
die Erfartische Exekation zu Niemandes Präjudiz nnd Nachtheil angesehen
sein sollte, and dieselben dadurch in das Vertrauen gesetzt habe, dass er
nur seine und seines Erzstifts alte hergebrachte Rechte wiederherzustellen
beabsichtigt habe.
Weil durch gütliche Verhandlungen hoffentlich am ersten zu be-
ständiger Ruhe und gutem Vernehmen zu gelangen sein wird und E.Mainz
sich bereits dahin hat vernehmen lassen, zu Beförderung dieses Zweckes
auch etliche Kreisstände mit zuzuziehen, so lebt man der Zuversicht, er
werde inzwischen mit Einhalten des Festungsbaues, Abführung der Be-
satzung und sonst sich dergestalt bezeigen, dass Niemand sich mit Fug
möge zu beschweren haben.
Ifater. s. Gesch. d. G. Kurfürsten. X].
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 7.
Brandenburg und die Rheinische Allianz.
1663—1668.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Die Versuche, welche in den Jahren 1660 Qod 1661 von den brano-
Schweigischen und einigen anderen norddeutschen Fürsten^ und dann 1662
von dem Könige von Frankreich bei Gelegenheit der Sendung de Les-
seins' an den Berliner Hof unternommen wurden, den Kurfürsten von
Brandenbnrgznm Eintreten in dieRheinische Allianzzu bewegen, sind,
die ersteren in dem ersten Abschnitte dieses Bandes, die letzteren in den
betreffenden Abschnitten des 2. nnd 9. Bandes der „Urknnden und Akten-
stücke^ 1) dargelegt worden. Obwohl dieselben damals erfolglos geblieben
sind, hat der Kurfürst sich doch bei diesen Verhandlungen keineswegs durch-
aus ablehnend verhalten, im Gegentheil, so übel er es anch empfunden
hatte, dass jene Verbindung ihre Spitze gegen das mit ihm verbündete
Oesterreich und anch gegen ihn selbst gekehrt hatte, und so unwürdig und
nnvortheilhaft ihm anch jene enge Verbindung der dentschen Mitglieder
derselben mit den auswärtigen Mächten Schweden und Frankreich nnd die
Abhängigkeit, in welcher sie sich von denselben halten Hessen, erschien, so
bat er doch von vorne herein keine allzngrosse Vorstellung*) von der wirk-
lichen Bedeutung und von den seinen eigenen und den allgemeinen deut-
schen Interressen von derselben her drohenden Gefahren gehabt, nnd er hat
daher keine principiellen Bedenken gegen einen eventuellen Eintritt in die-
selbe erhoben. In den Berathungen, welche bei Gelegenheit der Verhand-
longen mit de Lesseins in dem Geheimen Rathe des Kurfürsten über
diese Frage gehalten worden sind, worden*) für das Eingehen auf diese
>) ürk. o. Akt. n S. 243 ff. IX S. 599 ff.
*) S. die Schreiben TorDOw's an den Ef. Berlin 30. November/ 10. December
1658 (ürk. n. Akt. vm 8.565) und Ganstein*! an Schwerin 1./ 11. Februar
1659 (a. a. 0. S. 572).
*) Gebeimenraths -Protokoll vom 15./25. April 1662, hier bringt v. Somnitz
Digitized by
Google
438 '7* Braodenbnrg and die Rheinische Allianz.
FordeniDg des französischen Königs dieselben Gründe angeführt, welche
der Kurfürst schon früher dem Kaiser gegenüber^) geltend gemacht hatte,
dass er nämlich so alles erfahren könnte, was bei den Alliierten vorginge,
nnd dass er „etwas dazu sprechen könnte/ der Kurfürst hat sich damals
schliesslich wirklich zum Eintreten in die Allianz unter den zwei Be-
dingungen, dass er nicht so ohne weiteres in dieselbe aufgenommen
werden, sondern dass zunächst Verhandlungen darüber mit den anderen Mit-
gliedern derselben erfolgen sollten^ und dass er in derselben seine Sicherheit
finde, d. h. dass die gegen ihn gerichteten Bestimmungen des Allianzvertrages
eine den jetzigen Verhältnissen entsprechende Veränderung erlitten, bereit
erklärt, und nicht diese Frage, sondern die Weigerung des Kurfürsten, sich
in den polnischen Angelegenheiten der französischen Politik anzuschliessen,
hat das Scheitern jener Verhandlungen veranlasst Als nun der Kurfürst zu
Ende des Jahres 1662 gerade wegen der ihm in Polen bereiteten Schwierig-
keiten und der ihm von dort her drohenden Gefahren einen näheren Anschluss
an Frankreich suchte und zu diesem Zwecke den Freihermv. Blumenthal
nach Paris sandte, um wegen Erneuerung der im Jahre 1655 mit König Lud-
wigXIV. abgeschlossenen Allianz zu unterhandeln, ermächtigte er denselben^,
um den französischen König für seine Wünsche zu gewinnen, demselben seine
Bereitwilligkeit, unter jenen früher gestellten Bedingungen der Rheinischen
Allianz beizutreten, anzukündigen, er hat damals sogleich „Erinnerungen^
betreffend die in dem AUianzrecess zu ändernden Punkte abfassen und
Blumenthal zustellen lassen, nnd als dann im Verlaufe der langen und
schwierigen Verhandlungen, welche derselbe in Paris zn führen hatte, sich
herausstellte'), dass in der That nur gegen den Eintritt des Kurfürsten in
die Rheinische Allianz' der König zur Ernenerung jenes früheren Allianz-
vertrages zu bewegen sein werde, hat er Ende December 1663 durch eine
schriftliche Declaration ^) sich zur Erfüllung jener Bedingung bereit erklärt,
dann zu Anfang des folgenden Jahres den deutschen Mitgliedern der
Allianz unter Uebersendung jener „Erinnerungen^ Anzeige davon gemacht
und, nachdem endlich Anfang September^) die Verhandlungen mit Frank-
reich zum Abschluss gekommen waren nnd dabei der König durch eine
gegenüber Fr. v. Jena, welcher sich gegen eine schriftliche Verpflichtung des
Kf. zum Eintreten in die Allianz ausspricht, diese Gründe vor. 8. auch das
Schreiben 0. v. Schwerin's vom 14./24. Janoar 1662 (Urk. n. Akt IX S. 60i).
1) S. oben S. 5.
^ S. die lostrnktion für v. Blnmenthal vom 8. December 1662 (ürk. a.
Akt IX 8.622).
') 8. nameotlich v. Blnmentbars Relation vom 20./30. November 1663
(ürk. u. Akt IX 8. 667).
«) Pofendorf IX § 63 (8. 603). 8. das Bescript des Kf. an v. Blnmen-
thal vom 20./30. December 1663 and dessen Relation vom 15./ 25. Januar 1661
(Urk. n. Akt IX 8. 671. 673).
*) 8. ürk. u. Akt IX 8. 692.
Digitized by
Google
EiDleituDg. 439
GegendeclaratioQ^) ihm die Zasicberang gegeben hatte, dass er sich be-
mtihen wolle, dem Korförsten bei seinem Eintritt in die Allianz die von
demselben in einigen Punkten vermisste Sicherheit zn verschaffen, d. h. da-
hin zn wirken, dass jene , Erinnerungen^ desselben in dem über seine
Aafnahme abznschliessenden Vertrage berücksichtigt würden, hat der
Karfürst Ende September seine Gesandten auf dem Reichstage in Regens-
bnrg, V. Mahrenholtz und v. Jena beauftragt und bevollmächtigt, mit
den dort anwesenden Gesandten der Mitglieder der Allianz, welche zugleich
den Bundesrath derselben bildeten, über seine Aufnahme in dieselbe in Ver-
handlung zu treten.
Die nachstehend veröffentlichten Akten sollen zunächst diese über die
Aufnahme des Kurfürsten geführten Verhandlungen, dann aber auch die
Stellung veranschaulichen, welche derselbe als Mitglied dieser Verbindung
innerhalb derselben bis zu ihrer Auflösung eingenommen hat. Sie zeigen
zunächst, dass seine Aufnahme, wenn auch die Verhandlungen darüber sich
lange hingezogen haben , keine Schwierigkeiten bereitet hat , zumal da die
Aenderungen, welche der Kurfürst verlangte, durchaus den veränderten
Zeitverhältnissen entsprachen und er den Wünschen der anderen Mitglieder
auch dadurch entgegengekommen ist, dass er vorläufig auf eine Verände-
rung des Bnndesrecesses selbst verzichtete und damit zufrieden war, dass
nur in dem über seinen Hinzutritt aufgerichteten Accessionsrecess der
hauptsächlichste Punkt namhaft gemacht und bei einer künftigen etwaigen
Prolongation des Bündnisses die Aufnahme desselben in den dann neu
abzufassenden Bundesrecess zugesagt wurde. Diese Akten zeigen aber
ferner auch, dass dem Kurfürsten aus seiner Mitgliedschaft an dieser Ver-
bindung keineswegs Schwierigkeiten oder gar Gefahren erwachsen sind.
Als er am 1. April 1665 wirklich in dieselbe eintrat, war das feste Oefüge,
welches dieselbe noch zu Anfang des Reichstages und während des Tür-
kenkrieges zu besitzen schien, schon vollständig gelockert'). Vornehmlich
durch die Erfurter Händel, durch das einseitige Vorgehen von Kurmainz
und der anderen katholischen Mitglieder der Allianz im Einverständnis mit
Frankreich und auch mit dem Kais er gegen jene norddeutsche protestanti-
sche Stadt, war das lebhafteste Misstranen der protestantischen Mitglieder, zu-
gleich eine heftige Spannung zwischen Frankreich und Schweden, hervor-
gerufen worden, welche noch durch den Gegensatz in der polnischen Politik
beider Mächte verstärkt wurde. Infolge dessen haben in den Jahren 1665 und
1666 fortgesetzte Streitigkeiten unter den Mitgliedern der Allianz, zuerst bei
Gelegenheit des Lüneburgischen Successionsstreites und des Wildfangs-
streites zwischen Knrpfalz und Kurmainz und dessen Bundesgenossen,
dann in dem Münsterschen Kriege und in den Bremischen Händeln
geherrscht, Streitigkeiten, welche die Allianz weder verhüten, noch beilegen,
noch in denen dieselbe als solche eine bestimmte Stellung einnehmen konnte,
>) Pafeodorf IX § 63 (S. 603).
^ 8. Droysen III 3 S. 55.
Digitized by
Google
440 '7* BraDdeoborg und die BheioiBche Alliaoz.
und durch welche dieselbe immer mehr gelockert und zo jeder Aktion unfähig
gemacht wurde. Als dann im Jahre 1667 der Endtermin derselben heran-
rückte *), da hat allerdings Frankreich sich bemüht^; eine nochmalige Er-
neuernng derselben zustande zu bringen, es hat in den besonderen Verträgen,
welche es damals, um sich in dem bevorstehenden Kriege um die spanischen
Niederlande gegen Deutschland hin zu decken^ mit den Kurfürsten von Cöln
und Mainz, dem Pfalzgrafen ?on Neuburg und dem Bischof von Münster
abschloss, sich auch dazu die Mitwirkung dieser Fürsten ausbedungen, und
diese haben demgemäss auch bei den folgenden Verhandlungen im Allianz-
rath für die Verlängerung gestimmt, wirklichen Eifer dafür aber hat keiner,
am wenigsten der Kurfürst von Mainz'), der doch einst so lebhaft die Be-
gründung dieser Allianz betrieben hatte, gezeigt, und so ist es B r a n de n b u rg
und Schweden, welche beide einer weiteren Verlängerung der Allianz wider*
strebten, ohne doch offen und direkt dagegen auftreten zu wollen, durch kleine
diplomatische Künste gelungen, diese Verhandlungen monatelang, bis über je-
nen Endtermin hinaus, hinzuziehen. Als dann schliesslich zu Ende dieses Jah-
res Frankreich durch anderweitige Zugeständnisse namentlich in der polni-
schen Frage den Kurfürsten sowohl als auch Schweden von ihrem Wider-
spruche abgebracht hatte, da bewirkten die von den braunschweigischen
Herzogen gemachten Weiterungen eine neue Verzögerung, und inmitten der
durch den Devolutionskrieg veranlassten weiteren Verwickelungen sind die
Verhandlungen über die Prolongation der Allianz garnicht wieder aufgenom-
men worden und ist dieselbe so ganz unmerklich zu Ende gegangen.^) Die
Vorgänge innerhalb der Allianz in diesen beiden letzten Jahren 1667 und 1668
stehen natürlich im engsten Zusammenhange mit den gleichzeitigen Ereignis-
sen innerhalb und ausserhalb des Reiches, welche im folgenden Bande wer-
den behandelt werden, und auch über die Rolle, welche der brandenburgische
Kurfürst in denselben gespielt hat, werden erst dort die nöthigen Erläute-
rungen gegeben werden können.
Auch die materiellen Leistungen und Opfer, zu welchen der Kurfürst
durch seine Stellung als Mitglied der Rheinischen Allianz veranlasst worden
ist, sind sehr geringfügig gewesen. Von vorne herein hat er sich nur zum
Beitrage zu solchen Ausgaben verpflichtet erklärt, welche nach seinem Hin-
zutritt zur Allianz derselben erwachsen waren, auch zum Unterhalt der Bun-
desgeneralität hat er unter Hinweis darauf, dass er selbst die nöthigen Offi-
*) Eine genauere Darstellung des Ausganges der Rheioischeu Alliaui ist
bisher nicht vorbanden, Mignets Angaben darüber sind ganz unzureichend und
auch Oroysen und Köcher geben nur einzelne Andeutungen.
') 8. Mignet, N^gociations relatives ä la successioo d'Espagne soos
Louis XIV. U S. 22 ff.
*) S. Gahrauer, Knrmainz in der Epoche von 1672 I S. 95 f.
*) Drojsen III 3 S. 153: , Diese grosse französische Organisation im Reich
zerfiel so, dass man nicht einmal sagen kann, wann und wie sie aufborte.^
Digitized by
Google
Eioleitang. 441
eiere in seinen Diensten habe, beizutragen sich geweigert, so hat er über-
haupt nar einmal, im Jahre 1665, sich znr Zahlung von 1250 Thalem in
die Bundeskasse Terstanden, welche Summe auf die verschiedenen unter seiner
Herrschaft stehenden Landschaften vertheilt wurde, davon sind 1000 Tha-
ler ans den übrigen Landschaften wirklich eingekommen und im Juni 1666
an die Bundeskasse abgeführt worden, während die von den Cleve-Märki-
sehen Ständen aufzubringenden 250 Thaler auch 1667 noch nicht entrichtet
und allem Anschein nach überhaupt garnicht gezahlt worden sind.
Digitized by
Google
Der Kurfürst an den Oberpräsideuten v. Schwerin*).
D. Königsberg 22./ 12. Januar 1663.
[EriDDeruDgeD wegen der RbeinischeD Allianz; auch die Markgrafen yon Cnlm-
bach und Onolzbaoh und E.Pfals sind in dieselbe anfzanehmen.]
22. Jan. — Wir haben uns die Rheinische Alliantz der Länge nach vor-
tragen lassen und einige Erinnemngen dabei zu thun nöthig befunden.
Uebersenden Euch demnach dieselben hiebeigefttgt, gnädigst befehlende,
ihr wollet solche dem Freiherrn von Blumenthal nachschicken.
Ueber das, damit unser Haus bei dieser Alliance so viel als das
Braunschweigische vermittelst dreier Votorum im Allgemeinen Kriegs-
rath zu sagen und zu disponiren haben möge, wäre bei Frankreich
und andern AUiirten es dahin zu richten, dass auch unserer Herrn
Vettern der Markgrafen zu Culmbach und Onoltzbach Ldd. mit
0 Schon vom 8./ 18. Deoember 1662 liegt ein Schreiben v. Sohwerin's an
den Ef. yor, in welchem er demselben auf deseen Befehl eine Copie der «For-
malia, welchergestalt der König von Frankreich in die Rheinische Allianz ge-
treten,* nach der Beilage zu der Relation der Gesandten auf dem Wahltage zu
Frankfurt a. M. ?om 4./14. Jnni 1658 (s. Urk. n. Akt. VUI S. 549) Eusendet,
sogleich ihn an die Vorgange, welche damals das Zurücktreten des Kf. von den
AUianzverhandlangen verursacht hatten, erinnert und die Hoffnung ausspricht,
dass bei der Erneuerung der Allianz am 3. August 1660 der früher gegen ihn
gerichtete Nebenrecess nicht werde mit erneuert worden sein. Kf. erwidert
darauf (d. Königsberg 29. December 1662), er habe einen solchen Nebenrecess in
den Acten nicht finden können (wirklich war beim Abschloss der AUians der ur-
sprünglich beabsichtigte Nebenrecess fallen gelassen und die betreffende gegen
den Kf. gerichtete Bestimmung desselben in den ersten Artikel des Hauptrecesses
gebracht worden, s. Köoherl S. 264), er habe aber einige reservata von K.Cöln
gefunden (s. Urk. u. Akt IX S. 623 Anm. 1), welche er in der Instruktion für
V. Blumenthal habe berühren lassen (s. ebendaselbst S. 623).
Digitized by
Google
EriDDernngeD des Kf. sn der BheiDisohen Allianz. 443
eingenommen werden mögen, wesshalb wir dann an Sie beiderseits
sehreiben lassen^).
Also müsste auch wegen Einnehmung GhurPfaltz^ Ansuchung
gethan werden, weil wir bei der Handelung solches zu befordern
versprochen. —
Erinnerungen*), so S. Ch. D. bei der Rheinischen Alliance
beobachtet wissen wollen, [s. 1. et d.]
a. Was im Eingänge und ersten Articulo wegen vergangener
Thätligkeiten und Excessen erwähnet und disponiret, soll auff künff-
tige Fälle gerichtet werden, dass nämlich diese Verbttndnuss zu Ver-
hütung und Abwendung beschwerlicher Vergewaltigung, Einquartirung,
Durchztthge, Kriegs Exactionen, unbefuegter Eingriff, Belegung und
anderer dem Krieg anhengender Thätligkeiten und Insolentien auch
aller anderer besorgender Gefahr etc. auffgerichtet werde.
b. Weil Schweden nunmehr, nachdem der Krieg mit Pohlen
geendiget, auch alsHertzog in Pommern in die Alliance woll wird
angenommen werden, so muss der § „Dabey dann dieses absonderlich^,
als an sich selbst unbillig, S. Ch. D. hochpraejudicirlich und ohne
das in eine r communen Alliance fast unerhörte Bedingung gantz aus-
gelassen werden.
c. [bey dem Beschluss des Prooemii]. Gleichwie sich die welt-
liche Chur- und Fürsten beständig nicht nur vor sich besondern auch
*) ScboD am 15./25. Januar 1663 ergehen Schreiben des Ef. an die Mark-
grafen Christian Ernst von Baireuth und Albrecht von Anspach, in
welchen dieselben aufgefordert werden, mit ihm zusammen in die Rheinische
Allianz einzutreten. Darauf antwortet Markgraf Alb recht (d. Onoltzbach
11. Februar 1663), er stehe noch an einzutreten, und bittet zunächst um nähere
Mittheilungen. Markgraf Christian Ernst erklärt sich in seiner Antwort (d.
Baireuth 23. März 1663) sehr geneigt zum Eintritt in die Allianz, bittet aber, da
es ihm bei dem ruinierten Zustand seiner Lande schwer fallen würde, mit neuge-
worbener Mannschaft aufzukommen, Kf. möchte vorläufig das auf ihn fallende
Contingent übernehmen.
*) Eben diese Forderung hatte der Ef. auf Qrund der mit E.Pfalz abge-
schlossenen Allianz schon im December 1661 v. G lade beck gegenüber gestellt,
s. oben S. 52 ff.
*) Dieselben liegen auch in französischer Sprache den Acten bei und sind
die Grundlage derjenigen monita (s. dieselben lateinisch Urk. u. Akt. II S. 290ff.)i
welche den späteren Verhandlungen zu Grunde gelegt wurden.
Digitized by
Google
444 '7- Brandenbarg and die Rheiniscbe Allianz.
vor ihre Successores und Nachkommen verbinden, also würde zn ur-
giren sein, dass auch die Geistliche ihre Capitula in so weit verbinden,
dass dieselbe sede vacante darüber halten und dem Eligendo solches
auch mit einbinden wollen.
d. [ad ari 1.] An Stadt der Worte: „Alsobald nach beschehener
Notification", so ein vagum ist, soll gesetzet werden: „Die Creysge-
nossen innerhalb drey, die entlegene aber uffs längste innerhalb sechs
Wochen nach beschehener Notification die Hülffe leisten sollen.^
e. [ad art. 2.] An Stadt: „mit allerseits Beliebung": „mit des
Beleydigten, der die Httlffe gefordert, Beliebung."
f. An Stadt der Worte: „desselben Instruction": „der von den
sembtlichen Alliirten abgefassten und einmüthig beliebten Instruction.''
g. [ad art. 4.] Alhier seindt S. Ch. D. einer gantz andern
Meinung und haltens vor billig, dass die Hülff nach Inhalt und Be-
dingung einer jedweden Alliance geleistet werde.
h. [ad art. 6.] Wann Schweden auch als Hertzog in Pom-
mern angenommen werde, haben sie billig die Anzahl der Httlff zu
vermehren, massen dann S. Ch. D. respect aller dero Lande fünfhun-
dert zu Boss in vier Compagnien und tausend zu Fuss in 5 Compag-
nien willigen.
i. An Stadt: „unverlangt": so was oben bey Lit d. gesetzet
und die Zeit benennet werde.
k. [ad art 10.] addatur: in Sachen, die diese Alliance oder Con-
foederation angehen.
1. An Stadt der Worte: „so wenig ietzo als über kurtz oder
lang„: „zeit wehrender Verbündnuss" zu setzen.
m. [ad art. 16.] An stadt: „communi consilio'': „auf sein Be-
gehren".
Der Kurfürst an K.Mainz, K.Cöln, K.Trier, den Bischof zu
Münster, das Haus Braunschweig, Hessen -Cassel und Darm-
stadt und Würtemberg. D. Cöln 23. Januar/[2. Februar] 1664.
[Bereitwilligkeit des Ef. zum Eintritt in die Bheinieche AlliaDi. ÜebersendaDg
seiner Erinnerungen zu derselben.]
2. Febr. Es ist £. Ld. ohne unser weiteres Anführen zur gnüge bekannt,
was nun etzliche Jahr hero wegen der also genannten Bheinischen
Alliance und dass wir uns auch zugleich mit alliiren möchten, passiret
Digitized by
Google
AnerbieteD des Kf. zom Eintritt in die Allianz. 445
und Vorgängen. Als nun, nachdem wir die unsrigen vor nuhmero drei
Jahren diesenthalben naher Göln am Rhein') abgeordnet, Ihrer K.
Mt in Franekreich darauf an uns Abgeschickter*) unter andern
auch wegen dieser Alliantz Anregung gethan, wir uns auch in Hand-
lang eingelassen und zu derselben Continuation unsern naher Franek-
reich abgeschickten und alda sich noch aufhaltenden geheimen Rath
den Freih. von Blumenthal genügsame Instruction und Vollmacht
gegeben, so haben wir uns zu der Mitalliirung gegen Ihre K. Mt.
nicht nur nochmals anerbieten, sondern auch unsertwegen einige Er-
innerungen überreichen lassen, und weil wir nicht zweifeln, es werden
diese Monita Ton Ihr. K. Mt für nöthig und billig erkannt und das
Werk nuhmero nicht länger aufgehalten werden, so senden wir E.
Ld. dieselbe, ob sie gleich vorhin davon part haben möchten, dennoch
beigeleget zu, damit auch nicht weniger an Ihrer als an französischer
Seite die Sache ie eh und jieber zur Endschaft gelangen wolte. — ')
Der Kurfürst an die Gesandten in Regensborg. D. Cöln
20. /[30.] September 1664.
(Yollmacht eu VerhandlaDgen aber den Beitritt des Kf. Ear BheinischeD Allianz.]
Nachdem wir numehr resolviret, uns auch auf gewisse Condi- 30. Sept
tiones und Jahr in die Rheinische Alliance mitzubegeben, so haben
wir Euch zu dem Ende beikommende Vollmacht*) übersenden wollen,
kraft deren Ihr Euch mit denen albereit darinnen stehenden Eönigl.,
Churfbrstl., Fttrstl. und anderer Stände itzo zu Regenspurg sich be-
findlichen Gesandtschaften in Handlung einlassen und solche Alliance
auf drei Jahr schliessen könnt. Was die Instruction betrifft, haben
Wir Euch anstatt derselben angef>en Extract aus Unseres Geheimb-
ten Raths des Freiherm von Blumenthal nach Franekreich mitge-
0 S. oben S. 89 ff.
*) de LesteiDS, •. ürk. n. Akt. n S. 243 ff. IX S. 599ff.
>) Darauf liegeo Antworten vor von den Hersogen Christian Ludwig und
Georg Wilhelm von Braantohweig (d. 6./16. Februar 1664), von der Land-
grafin Hedwig Sophie von Hetsen-CasBel (d. Cassel 4./14. Februar 1664),
von dem Kurfartten Maximilian Henrich von C51n (d. Bonn 14. Februar
1664) and von dem Landgrafen Ludwig von Darmstadt (d. Darmetadt 26. Fe-
bruar 1664), in welchen dieselbe ihrer Freude über des Kf. Entscbluts und ihrer
Bereitwilligkeit, den Wünschen desselben entgegensnkommen, Ausdruck geben.
*) d. Coln a. Spr. 21. September/ 1. October 1664.
Digitized by
Google
446 '^' Brandenburg und die Bheinische Allianz.
gebenen Instruction') zusenden wollen, wornach Ihr Euch bei der
Handlang und Schliessung der AUiance zu achten'). —
y. Mahrenholtz und v. Jena an den Enrfttrsten.
D. Regensburg 21./ 31. October 1664
[VerEogemng der Verbandinngen.]
31. Oct Nachdem drei Wochen seit ihrem ersten Antrag bei E.Mainz, welches
in der Alliance das Direktoriom führt, yerflossen, ohne dass sie eine Antwort
erhalten, haben sie am 19. /29. ihren Antrag bei der E.Mainzi8chen Gesandt-
schaft wiederholt. Diese entschuldigte die Verzögernng und bat, nachdem sie
an demselben Tage die Alliierten berufen, noch 4 oder 5 Tagen es anstehen
zu lassen, damit sie noch einmal zusammen kommen könnten. Oravel
zeigt die grösste Bereitwilligkeit, ebenso der Schwedische Gresandte, and
anch die meisten anderen Alliierten sagen, dass ratione quaestionis an kein
Zweifel sei.
») S. Urk. u. Akt. IX S. 620ff.
*) In einem Bescript ?om 11./21. October 1664 bemerkt Kf.: .und werden
erwarten, was sieb die AllUrte aaf Eoer Anbringen erklaren werden, so Ibr aber
jedesmal in einer absonderlichen Relation oder Postscripto zu verfassen, damit
die Acta nicht confandiret werden, sondern separart bleiben'; demgemäsa sind
die Relationen eingerichtet. — Ef. theilt (d. Odin 3./13. October 1664) dem Mark-
grafen Ohristian Ernst vonBairenth mit, daes er in Frankreich eine Parti-
cularallianz sn Aufrechthaltung des Instr. Paris tractieren lasse, dabei aber yer-
■procben habe, sieb in die Rheinische Allianz mitzabegeben , weshalb er anch
seine Gesandtschaft in Regensbnrg ehest instruieren werde, mit den fibrigen
Alliierten diese Allianz zu yollziehen ; wenn der Markgraf nnd sein Vetter, Mark-
graf Albrecht, sich anch darein begeben wollten, so möchten sie anch ihrem
Gesandten in Regensbnrg deswegen Kommission ertheilen nnd werde er dann
solches mitbefordern. Darauf erwidert derselbe (d. Baireath 10. December 1664),
er und Markgraf Alb recht hatten sich entschlossen, der Allianz beizutreten,
nnd er hätte seinen Gesandten in Regensbnrg demgemass instruiert, er bittet,
Ef. möchte sie dahin unterstützen, dass ihnen beiden conjnnotim nicht mebr als
eine Gompagnie von 60 Pferden und 180 s. F. zugemnthet würden, was Ef. zu-
sagt. Schon 14./24. September hatten v. Mahrenholtz und v. Jena aus Re-
gensburg berichtet, der Gulrobachische Gesandte habe ihnen angezeigt, dass
sein Herr in die Allianz einzutreten beabsichtige, sie hatten darauf den meisten
von der Allianz, namentlich dem französischen und schwedischen Ge-
sandten, des Ef. Intention mitgetheilt Ef. weist sie 18./28. October an, den Ein-
tritt beider Markgrafen in die Allianz zu befördern.
Digitized by
Google
VerhaDdluDgeo in BegeDBbnrg über den BiDtritt des Kf. 447
Dieselben an den Korfürsten. D. Regensburg
28. October/7. November 1664.
[BereitwilligkeitserkläniDg der Alliierten cor Anfiiahme des Ef.]
Im Namen der Alliierten sind gestern der E.Mainzi8cbe, Braun* 7. Nov.
scbweig-Calenbergiscbe und Hessen-Casselscbe Gesandte bei
ihnen gewesen nnd haben die Bereitwilligkeit der Alliierten^ E. Branden«
bnrg in die AUiance anfzanehmen, in der höflichsten Form mitgetheilt
Auf ihre Bitte hat der E.Mainzische sich bereit erklärt, ihnen ein Exem-
plar der Artikel der kürzlich erneuerten Alliance einzuhändigen ^).
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
9./[19.] November 1664.
[VerhaltuDgsmassregeln.]
Sie sollen das ihnen inzwischen gewiss von den E.Mainzi sehen mitge- 19. Not.
theilte prorogierte foedus mit dem hiebei gehenden ersten Aufsatz, worauf
die ihnen zugeschickten notae und Erinnerungen gerichtet sind, yergleichen *)
und, dafem derselbe nicht geändert ist, sich bemühen, dass diese Erinne-
cnngen dabei gebührend beobachtet werden, für diesen Fall achtet Ef. es
für unnötbig, sie mit einer weiteren Instruktion zu versehen. Sollten sie aber
darin bedeutende Veränderungen oder sonst ihrerseits Zweifel finden, so sollen
sie ihm solches samt ihrem eigenen Outachten berichten. Wegen der for-
') Die Gesandten übersenden am 4./14. November die ihoen von den
K.Mainziachen zagestellten Haupt-, Prorogations- und AcceBsioDsrecesse, nimlich :
1. Becess aber die Prorogation der Allianz bis zum 14./4. resp. 1Ö./5. August
1667 d. Begensburg 7. März/ 25. Februar 1664 s. Dumont, Corps diplomatique
VI, 2 S.453 (darin eingerückt der ursprüngliche Allianzrecess vom 14./4. und
15./5. August 1658) , aogebäogt der Recest über den Hinzutritt des Bischofs
Johann Conrad von Basel d. Regensburg 10. Mai 1664.
2. Becess wegen Aufnahme des Herzogs Eberhard von Würtemberg d.
Frankfurt 25. Januar/4. Februar 1660.
3. Becess über die Prorogation der Allianz bis zum 14./4. u. 15./5. August 1664
d. Frankfurt 31./21. August 1660 (Dumont VI 2 S. 330).
4. Recess über die Aufnahme des Pfalzgrafen Friedrich Ludwig von
Zweibrücken d. Frankfurt 5. März/23. Februar 1663.
Die Gesandten bemerken dabei, sie würden jetzt die vom Ef. anstatt einer
Instruktion ihnen zugeschickten Avertissements (oben S. 443) übergeben, nnd da
Schweden wegen Vorpommern schon mit eingeschlossen sei, nach des Kf.
Befehl der daher flieasenden Vermehrung des quanti halber Erinnerung thun.
*) Die Gesandten erwidern (18./28. November), sie hatten zwischen beiden
Schriftstücken gar keinen wesentlichen Unterschied gefunden.
Digitized by
Google
448 '^- Braodeobnrg uod die RheiDiscbe Allianz.
mala receptionis sollen sie sich nach derjenigen richten, mit welcher andere
Kurfürsten, namentlich Trier, in diese Allianz aufgenommen sind^).
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
11./21. November 1664.
[Uebergabe der monita des Kf. an die Alliierten.]
21. Not. Sie haben Mittwoch den 9./ 19. November die Advertissements *) über
den Hanptrecess den E. Mainzischen in deutscher Sprache, die bei der
Alliance gebräuchlich, übergeben mit der Bitte, dieselben den Mitalliierten
mitzntheilen , und mit dem Vorbehalt, künftig noch weitere Erinnerungen
machen zu dürfen. Zugleich haben sie den monitis die Anzeige hingezufügt,
dass sie vom Ef. beauftragt seien, auch die gleichzeitige Reeeption der
Markgrafen von Culmbach und Onoltzbach zu befördern.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
l./ll. December 1664.
[Bereitwilligkeit der Alliierten, des Kf. monita zo beruckBiehtigen, doch Schwierig-
keiten wegen der Domcapitel und des Schwedischen Oontingentes.]
11. Dec. Heute werden sie mit den Alliierten eine Conferenz bei dem E.Mainzi-
schen Directorio halten, Oravel hat neulich mit ihnen besonders von den
monitis geredet und erklärt, dass er wie auch die anderen Alliierten willig
seien, dem Kf. in allem nach Möglichkeit Satisfaction zu geben. Was die
Successores der geistlichen Kur- und Fürsten und die Capitula, auch die
Vermehrung des Schwedischen Contingents anlange, so sei zwar das
') Kf. weist 15./25. November die Gesandten an, wenn von dem von ihm zq
stellenden Trappencontigent die Bede sein werde, aof 500 z. Pf. und 1000 z. F.
za bestehen, da er sich dazu bereits gegen den Konig von Frankreich erboten
habe, zugleich wiederholt er die Fordemng, dass, nachdem Schweden auch für
Pommern in die Allianz getreten sei, dessen Gontingent vermehrt werde.
*) Dieselben (lateinisch zusammen mit den Gegenbemerkungen der Alliierten
Urk. u. Akt. n, S. 290 ff. abgedruckt) stimmen im übrigen mit dem ursprünglichen
oben S. 443 abgedruckten Entwurf durchaus überein, nur dass Absatz e (zu Arti-
kel 2) ganz fortgelassen und b folgendermassen formuliert ist: ,Da gesaget wird,
dass die K. Maj. zu Schweden nach geendigtem Polnischen Kriege auch als ein
Hertzog in Pommern in diese Bundnuss eingenommen werden sollte, und anjetzo
dieser casus seine Erledigung hat, folget von sich selbst und wird als offenbar
von jedermann gestanden werden, dass der Paragraphus dieses Einganges, wel-
cher sich anhebt: »Mit Vorbehalt, dass da*, als der S. Churf. D. durchaus pra-
judicirlich und die gleiche Oondition der Herrn Alliirten kl&rlich choquiret, in
diesem Alliance-Recess nicht mehr stehen bleiben könne.*
Digitized by
Google
Verhandlnngeo aber die AnfDahme des Rf. 449
erste den weltlichen, ond das andere allen lieb, wann es zu erbalten, allein
jenes bätte man bereits a. 1657 fahren lassen, nnd von dem Bremischen
Gesandten, dem frenndlicb zugeredet, wäre nichts zu erhalten, auch
hätte derselbe vordem gar Moderation suchen wollen, vorschützend, das jet-
zige Qnantnm übertreffe den in der Reichsmatricul befindlichen Anschlag
ultra triplum^.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./19. December 1664.
[Gonfereoz mit den Alliierten, deren Erklärungen zu den monita des Ef.j
Heute vor 8 Tagen haben sie die Conferenz mit den Alliierten gehal- 19. Dec.
ten, es wurden ihnen die Erklärnngen derselben auf die Erinnerungen zu
dem Allianztraktat eröffnet nnd auf ihre Bitte die schriftliche Mittheilung
derselben zugesagt. Dieselben^ sind ihnen darauf von dem E.Mainzischen
Directorium zugeschickt worden, und sie senden dieselben ein, sie haben
darauf noch nicht remonstriert, sondern wollen erst die Befehle des Ef. er-
warten.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
16./26. December 1664.
[KriegsratbsiostractioD. Geldbeitrag zar Allianzcasee.]
Sie übersenden die 1658 beschlossene Eriegsraths-Instruction '), dieselbe 26. Dec.
ist aber^ wie E.Mainz mittheilte, nicht mehr gültig, und über eine neue
habe man sich noch nicht vergleichen können, daher werde des Ef. Rath und
Meinung beobachtet werden können, wenn man künftig für nöthig halten
sollte, eine Instruction aufzusetzen. Znr Unterhaltung der bei der Allianz
in Diensten bleibenden Generale oder zu anderen vorfallenden gemeinen Aus-
gaben werden von einem zu Ross 3 Rthlr. und von einem zu Fuss 1 Rthlr.
ad cassam geliefert, man meint aber, dass, wenn Ruhe und Frieden bleibe,
für das ganze Jahr ein halbes Quantum zu allen Ausgaben genug sein dürfte.
0 Kf. erwidert darauf (d. Coln 17./27. December 1664), die Gesaadten Bollteo
sich bemaheo, diese beiden Forderungen durchzusetzen, „welches Ihr doch also
zu mesnagireo habet, dass, im Fall Ihr gleich nichts von beiden erhalten könnet,
wie wir fast ans £arer itzigen Relation besorgen müssen, dennoch der Schlass
der AUiance daram nicht aufgehalten werde. *"
*) S. ürk. u. Akt. II S. 290 ff.
^ d. Frauktart 15./25. September 1058, abgedruckt Diar. Europaeum I
S. 1089.
Mater, z. Geich. ü. O. Kurrürstcn. XI. 2U
Digitized by
Google
450 7- BraDdenbarg und die Rheinische Allianz.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. December 1664/
[9. Januar 1665.]
[auf die Relationen vom d./ld. und 16./ 26. December. Die dem Ef. anstössigeo
Punkte sind vorläufig nur im Accessionsrecess za beseitigen, Kf. ist za Geld-
beiträgen bereit.]
9. Jan. — Ob wir nun zwar gerne gesehen, dass unsre Erinnerungen also-
bald beobachtet und dem Hauptrecess inserirt werden mögen, so wol-
len wir doch, weil vor diesmal einige Aenderung darin nicht zu
erhalten, und man gleichwohl allerseits einig, dass die uns höchst-
präjudicirliche Clausul beim Iten Articul auszulassen, uns vorjetzo
damit vergnügen, dass diese Clausul und andere puncta, so uns zu-
wider, im Accessionsrecess cas'siret und annulliret werden, wobei Ihr
aber ausdrücklich zu bedingen und solches jetzigem Accessionsrecess
mit einzuverleiben, dass bei nächstkünftiger Prorogirung des Hauptre-
cesses derselbe umgeschrieben und dasjenige, so wir dabei erinnern
lassen, attendiret werden solle. —
Ges. sollen die Forderang der fränkischen Markgrafen wegen des Quan-
tum ihres Contingents ') unterstützen.
Im übrigen sind wir nicht gemeint, demjenigen, was zu Unter-
haltung der im Dienst bleibenden Generale und andern gemeinen
Ausgaben an Geld communi consensu ad cassam zu liefern, uns zu
entziehen. —
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 23. Januar/
[2. Februar] 1665.
[Endgültige Forderungen des Ef.]
2. Febr. Ges. haben in ihrer Relation vom 13./ 23. Januar in der Befürchtnag, die
Alliierten würden eine Erläuterung und deutliche Erklärung der Punkte wün-
schen, welche dem Kf. eigentlich zuwider seien, um Resolution gebeten.
Welche wir Euch hiermit anfügen und ertheilen, dass wir es nun-
mehr bei der Erklärung, so Euch die HH. Alliirten auf unsere Er-
innerungen den 12. /22. December gegeben, in allen Stücken und
Puncten bewenden lassen, nur habet Ihr dahin zu sehen, dass die
Erläuterung, davon n. 2 obgemelter Erklärung gedacht wird, in dem
Accessionsrecesse geschehe und die in dem ersten Articul des Haupt-
') S. oben S. 446, Anm. 2.
Digitized by
Google
VerbaDdlüDgen über den Eintritt des Kf. 451
recesses wegen des damaligen polnischen Krieges enthaltene Clausul
cessire. Und habet Ihr mit dem förderlichsten eine formulam des Acces-
sionsrecesses zu entwerfen, darinnen dieser Punkt obbeschriebenermassen
ausbedungen wird, und uns solches Concept ehestens zu überschicken'). —
Die Gesandten an den Kurförsten. D. Regensburg
3./ 13. März 1665.
[Aendeningen der AlliierteD an dem Accepsionsrecess, die Verträge des Ef. mit
Pfalz-Nenburg.]
Sie übersenden das Projeet des Recesses nebst den Aenderungen, welche 13. März.
die Alliierten beigesetzt haben, sie halten zwar dieselben für ganz unwe-
sentlich, wollen aber doch nicht ohne Zostimmung des Kf. auf dieselben
schliessen '). Der Münstersche Gesandte hat vor etwa acht Tagen im
Allianzrath angezeigt, dass Kf. und Pfalz-Neubnrg^) sich nicht allein
der Religion und des Westfälischen Kreisdirectorioms wegen verglichen,
sondern auch ein DefensiFbündnis geschlossen haben.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg 24. März/
3. April 1665.
[VerzÖgeniDg des AbBchloBses durch den Lünebargiscben SaccessiooBStreit]
Sie haben am 22. März/1. April eine neue Conferenz mit den Alliierten 3. April
gehabt and denselben des Kf. Resolntion mitgetheilt, mit welcher jene sich
sehr zufrieden zeigten. Der Recess wäre schon vollzogen worden, wenn
nicht zwischen dem Brannschweigisch-Cellischen und B.-Calen-
bergischen Streitigkeiten^) ausgebrochen wären, die noch nicht beige-
legt sind, doch wird der Vertrag als vollzogen angesehen und sollen sie
hinfort zu den Conferenzen, wie die anderen, berufen werden.
^ Die Gesandten übersenden 3./13. Febraar ein solcbes Projeet, welches
dem K.TrierscbeD gleichförmig ist, nur dass am Ende die Cassation der Olausel
des Art. 1 angehängt ist. Kf. erklärt sich 15./ 25. Febmar damit einverstanden
und weist sie an, dieses den Alliierten mitzntbeilen.
^ Kf. ertbeilt 14./24. März seine Zustimmung und befiehlt, die Sache in Rich-
tigkeit zu bringen.
*) Gemeint sind die nnter Vermittelang des Bischofs von Münster am
14. Febmar 1665 zn Dorsten abgeschlossenen Verträge s. v. Mörner S. 261ff.
und unten Abschn. 8.
*) Ueber den nach dem am 15. März 1665 erfolgten Tode des Herzogs Chri-
stian Ludwig zwischen dessen beiden Brüdern Georg Wilhelm and Johann
Friedrich aasgebrochenen Soccessionsstreit s. Köcher I 8.3890*. und unten
Abschn. 9.
29*
Digitized by
Google
452 7. Brandenbarg und die Rheinische Allians.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
14./ 24. April 1665.
[InterimserklaruDg der Alliierten; Herzog Georg Wilhelm nimmt die Hülfe der-
selben in Ansprach.]
24. April. Da wegen des Streites zwischen Caienberg and Gelle der Recess
noch nicht vollzogen werden kann, so haben sich die Alliierten bereit er-
klärt, eine schriftliche Versicherang ansznstellen, dass Ef. des Effects der
Allianz schon jetzt geniessen solle, was sie anch anf ein Interim annehmen
wollen^). Der Calenbergische Gesandte hat eine ansfuhrliche schrift-
liche Dednction den Alliierten mitgetheilt, in welcher Herzog Georg Wil-
helm solenniter die Hülfe derselben gegen Herzog Johann Friedrich,
von dem er invadiert nnd aggrediert sei, in Anspruch nimmt.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
21. April/ I.Mai 1665.
[Der Lüneburgische Successionsstreit.]
I.Mai. Die Gesandten der Herzoge Georg Wilhelm und Johann Frie-
drich haben den Alliierten die entstandenen Snccessionsstreitigkeiten schrift-
lich angezeigt nnd ist darüber in dem Allianzrath, dem nnn anch sie beiwohnten,
Deliberation angestellt nnd absonderlich die Frage, ob Herzog Johann
Friedrich für einen Alliierten zn halten, in Consideration gezogen worden.
Ein Theil') hat solches bejaht, weil derselbe ein unstreitiger Snccessor und
entweder das Fürstenthum Celle behalten oder Hannover überkommen
müsste, dann sei die Allianz ausdrücklich auf die successores gerichtet nnd
gäben die Fürstl. Hessischen Häuser ein Ezempel, wie es jetzt zn halten.
Doch blieb diese Frage, als von grosser Conseqnenz, unentschieden und es
wurde nur einmüthig beschlossen, an beide Fürsten zn schreiben nnd sie
zn gütlicher Schlichtung der Differentien zn ermahnen, auch die Schreiben
so einzurichten, dass obenerwähnte . Frage nicht decidiert werde. Herzog
Georg Wilhelms Gesandter ist vor einigen Tagen nach Wien gereist;
ob nnn Herzog Johann Friedrichs Gesandter, der im Furstenrath
sitzt, zu den Allianzconventen gerufen und admittiert werden wird, steht
noch dahin.
0 Kf. genehmigt (25. April/ 5. Mai) diesen modus.
') Dre Gesandten melden 27. April/7. Mai: „Es halten sonst die Herren
Gatholischen davor, dass Herzog Johann Friedrich Dnrchl als ein anstrei-
tiger snccessor eines Färstenthnmbs in der Alliance begriffen, die Evangelischen
aber wollen das znr Zeit wegen der Gontradiction Dero Herrn Braders Darcbl.
nicht bejahen, und messen dahero diese jenen and hinwieder jene diesen einige
Parteilichkeit bei.*
Digitized by
Google
Vorliulige AafiMkae de« Rf. Der LiaebnrgiBche SaecetsioDMtreit. 453
Dieselben an den Knrfttrsten. D. Regensbarg 12./22. Mai 1665.
[Die AofiiftliBe der friDkiscben Markgrafen in die AUiani, deren Gonüngent.]
Die Aofnabme der Fräokischeo Markgrafen in die Allianz ist tn- 22. Mai.
gestanden, K.Trier, K.Cöln nnd Wolfenbüttel verlangen jedoch, dass
dieselben ein grösseres Contingent stellen sollen, während die anderen mit
dem angebotenen Contingent infrieden sind. Oravel erklärte, sein König
hielte dafür, dass nicht so sehr anf dieses qnantam als auf des Kf. Con-
tingent nnd dass demselben bierin Satisfaction geschehe, sn sehen sei.
Da der Markgraf zn Cnlmbach sich sn 140 Pferden erboten hat, so hoffen
sie, dieses werde angenommen werden.
Beide Braunschweigischen Fürsten haben den Snccnrs der Alliani
in Anspruch genommen. Der Gesandte Herzog Johann Friedrichs
nahm Torgestem im Ailianzrath seinen Platz ein, ohne dass jemand wider-
sprach, daher trugen auch sie Bedenken, dergleichen allein vorzunehmen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
4./ 14. August 1665.
[Besahlnng der Schulden der Alliaoz, Beitrag des Kf. dazu.]
Da noch aus dem Türkenkriege her der Cassierer. der Allianz Johann 14 Aag.
Ochs 16000 Thaler nebst Interessen zu fordern hat, so hat man zur Ab-
tragoDg dieser Schulden V/t Simplum gefordert. Ges. haben erklärt, dass
Kf. für Ausgaben früherer Jahre nicht zo haften habe, und stellen dem Kf.
anheim, nur ein volles Simplum einzusenden').
') Das Simplnm des Beitrages sar Allianskasse beträgt für:
Frankreich
4000 Rlhlr.
K. Mains
1500
K.Trier
700
K.Cöln
1600
K.Braodenbarg
2500
Möoeter
1403
Strassborg
210
Basel
140
PfaU-Neaborg
1585
Bremen
1150
Pfalz-Zweibrücken
210
Die brauDSchweigischen Häuser
21G0
Würtemberg
51)0
HesseD-Cassel
500
UesseD-Darmstadt
360
16b*20 Ulblr.
Digitized by
Google
454 7* Braodenbnrg und die Rheinische Allians.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
14. /[24.] August 1665.
[auf die Relation vom 4./H- Angast. Kf. will nnr Va Simplnm beitragen. Die
im Dienste der Allianz stehenden Officiere.)
24. Aug. — So yiei nun anfänglich den gemachten Schluss betrifft, dass
ein jeglicher von den Alliirten ein und halbes Simplum in die AUianz-
Gassa zum Abtrag des von dem Bundes Gassirer Johan Ochs ge-
thanen Vorschusses binnen sechs Wochen zu Franckfurt a. M. einliefern
solle, wollen wir, unsere Willfährigkeit zu bezeugen, zu schleuniger
Auszahlung eines halben Simpli Anstatt machen lassen, ein mehreres
aber — kann — uns noch vorjetzo nicht zugemuthet werden. So kön-
nen wir uns auch zur Salarirung so vieler hoher Kriegsbedienten')
(des Feldmarschallen Grafen von Hohenlohe Person ausgenommen)
nicht gestehen, sondern wollen allein die Officire, so unseren zur
BundeshUlfe destinirten Auxiliartruppen fttrgestellet sein, mit nötigem
Unterhalt versehen.
Im Allianzrathe ist vorzastelleD, es müsse vorgebeugt werden, dass den
von der Allianz dependiereoden und besoldeten Offi eieren nicht gestattet
werde, in fremder Herren Dienst za treten, nameDtlich befremdet ihn, dass
dem Gen. Major Oorgas sein jährliches Wartegeld gelassen and daneben
gestattet wird, sich in des Bischofs von Münster Dienst gebrauchen zu
lassen. Ges. sollen gegen die Einwürfe von K.Cöln, E.Trier and
Wolfenl)üttel gegen die Receptiou der fränkischen Markgrafen remon-
strieren.
Der Kurfürst an dieselben. D. Cöln 21./[31.] August 1665.
[Beitrag zu der AlliaDz-CasBe.]
31. Aug. — So viel nun anfänglich die Alliance-Schulden betrifft, werden die-
jenigen Schulden, so ehe und bevor wir mit in die AUiance getreten.
1) Das Wartegeld für die im Dienst
der Allianz stehenden
Generale
und
Officiere
beträgt jährlich:
Földroarschall Graf Hohen
lohe
4000 Rthlr.
Geueralwachtmeister v. Baa
mbach
2000
V. Leyen
2000
Graf Josias y. Waldeck
2000
Generalquartiermeister v. G
orgas
133ai
Generaladjutant v. Boisrenaud
666|
Feyge
666}
12Ü6ÜJ Kthlr.
Digitized by
Google
Beitrag des Kf. znr AUianzcasse. Der Müosterscbe Krieg.
gemachet worden, billig von denen, so hernacher contrahiret worden,
separiret, gestalt Ihr darauf nochmahl zu bestehen. — Was aber die
Ausgaben, so nach der Zeit, als wir in die Alliance getretten, vorge-
fallen, anreichet, deshalb haben wir ein halb Simplum ausgeschrieben,
^Rrelches ehest eingeschicket werden soll. —
Gottfried v. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
6./16. October 1665.
[MuoBters Hüifsgesuch gegen die Niederlande.]
Man ist mit dem vom Ef. angebotenen halben Simplam zufrieden. Der 16. Oct.
Französische nnd die Angsburgi sehen Confessionsverwandten inclinieren
alle dahin, dem General Gorgas za schreiben, dass er von Münster
abdanken oder ans dem Dienst der Allianz entlassen sein solle, wahrschein-
lich wird er das leztere vorziehen.
Der Münstersche Gesandte hat die Ursachen^ warnm sein Herr mit
den Niederlanden den Krieg angefangen, i) nunmehr, nachdem das Feuer
angezündet > im Allianzrath verlesen und Hülfe begehrt. Niemand war
instruiert, Jena als der erste äusserte seine Privatmeinung, man möchte
es noch etwas und wie sich die Conjuneturen ereignen möchten, mit an-
sehen, da man sich auf allen Fall und weiteres Anhalten gegen Münster
zur Interposition erbieten könnte. Die anderen stimmten bei, der Fran-
zösische contestierte aber noch immer, dass sein König den Staaten 4000
z. R. und 8000 z. F. zu Hülfe schicken müsste und würde. Die Augsb.
Conf. Verwandten möchten auch, soviel er spürt, Münster nicht
assistieren. Von den Schwedischen Consiliis wird Kf. wohl bessere
Nachricht haben. J. wird den Allianzrecess unterschreiben und vollziehen
lassen, weil die Hinderungen jetzt aufgehört haben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
13./ [23.] October 1665.
[auf die Relation vom 6./16. October. Das Münstersche Hülfsgesnch ist abzalebnen.]
— Was endlich — des H. Bischoflfen zu Münster bei den Alliirten 23. Oct.
Ständen gesuchte Assistenz und Htllfe belanget, habet Ihr nochmals
bei allen Gelegenheiten vorzustellen, wie übel es von dem H. Bischoflfen
geschehen, dass er ein so gefährliches Werk ohne I. Kays. Maj., des
Seichs und des Kreises Vorwissen angefangen und dadurch das Reich
und den Kreis absonderlich in die höchste Gefahr gesetzet, und habet
ferner fleissig zu urgiren, dass mehrbesagter H. BischoflF von I. Kays.
Maj. und dem ganzen Reich ernstlich dehortiret werde. Wie Ihr dann
1) S. unten Absclinittll.
Digitized by
Google
456 7. Brandenburg nnd die Rheinische Allians.
auch zu rejnonstriren, dass die Hülfe von dem H. Bischoff nullo jure ge-
fordert werden könnte, weil er aggressor wäre, dann ob schon vor
diesem die HH. Staten ihm einigen Verdruss angethan, so gebührete
ihm doch nicht, auf solche Art das Reich zu impliciren, gestalt dann
auch dieses nicht ihme, sondern vornehmlich dem Kaiiser und dem
Reich geschehen wäre, dahero er billig demselben die Ahndung des-
sen sollte gelassen haben. —
Gr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
13./23. October 1665.
[Des Kf. Beitrag zar Allianzcasse. General Gorgas.]
23. Oct. Im Allianzrath ist beschlossen worden, dass Kf. nur zu dem, was nach
seiner Reception aus der Kasse zn bezahlen, beizutragen habe. Gravel,
der das erste votum führt, hat sieb bei dieser wie bei anderen Gelegen-
heiten dem Kf. willig und geneigt erwiesen. Als Jena darauf die Erklä-
rung des Kf. wegen Salariernng der auf Wartegeld stehenden Officiere vor-
gebracht, wurde beschlossen, er sollte dem Ef. berichten, dass Schweden
früher gleichfalls dagegen gewesen sei, man habe' jedoch gefunden, dass
dieses ein sonderbares zur Allianz dienendes vinculum sei und vielen Uuge-
legenheiten vorbeuge, man hoffe daher, dass Kf., wie Schweden getban, das
wenige Geld nicht scheuen und auch dazu beitragen werde. In betreff des
General Gor gas trng Gravel darauf an, dass er aufzufordern sei, den
Münsterschen oder den Dienst der Alliierten aufzugeben, Jena unterstützte
diesen Antrag, die Katholiken und andere aber entschuldigten sich mit mangeln-
der Instruction, so wurde die Sache verschoben. Es will aber fast scheinen,
dass wegen der verschiedenen Inclinationen, wie in den Reichscollegien, so
auch in diesem langsam oder gar keine Resolution gefas8t werden dürfte.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg 27. October/
6. November 1665.
[Beschwerden Münsters gegen Frankreich und die Niederlande, E.Maiozs gegen
K.Pfalz, Pf.Neubargs gegen Spanien und die Niederlande].
6. Nov. Im Allianzrath beschwerte sich 25. October/ 4. November der Mün-
stersc he Gesandte über den König von Frankreich, dass derselbe, wie
verlaute, den Gen.-Staaten 6000 Mann schicke und zu 12000 Werbegelder
reichen Hesse, und verlas eine Schrift, worin eine gütliche Schlichtung dieses
Streites beantragt wird. Oravel erwiderte nur, dass es seinem König an
genügsamen Ursachen dessen, so geschehe, nicht ermangele , und deside-
rierte Communication. Zugleich übergab der Münster sehe noch eine
Schrift wider die Holländer. K.Mainz liess Klage erheben, dass er
Digitized by
Google
Beschwerden Münsters, K.Mainzs und Pfalz-Neobnrgs. 457
▼on K.Pfalz') ohne Ursache feindlich angegriffen sei^ verlangte die Bnn-
deshülfe und ersuchte die Alliierten, eich mit der Hülfe gefasst zu halten nnd
aof weiteres Ansochen solche in simplo zu schicken. Pfalz-Neuburg
beschwerte sieb über die Spanische Regierung zu Brüssel, welche Sol-
daten in sein Land lege und sie nicht wolle abführen lassen, und über die
Gen. Staaten, dass sie nicht die Garnison aus Ravenstein nehmen
wollen, einen vornehmen Vasallen ans dem Jülichschen gefangen weggeführt
and die Jesuiten aus Emmerich vertrieben haben ^. Ges. bittet um In-
struktion. Es scheint zu erwägen, dass diese Allianz nicht auf die alten
und vor dem Friedensschluss streitig gewesenen oder entzogenen Dinge
ZQ ziehen ist, sonst würden die Alliierten unterschiedliche Armeeen im Felde
halten müssen. Dann ist die Allianz nur auf die Defension gerichtet und
soll den Alliierten, wenn jemand etwas anfangen will, zeitige Nachricht
gegeben werden, was Münster garnicht beobachtet hat. K.Mainz mag
wohl die Hülfe noch nicht zur Zeit serio begehren, und wird de justitia
causae und vielen anderen Dingen, die bisher vorgegangen, unterschiedliches
geredet.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
3. / 13. November 1665.
[Hölfegesacbe Mäoeters und Pf.Neubnrgs. YerzogeruDg der VollziehuDg des
AccessionsrecesseB].
Münsterhatbegehrt mit einem simplo, Pfalz-Nenburg mit wirklicher 13. Nov.
Hülfe gegen die Gen. Staaten assistiert zu werden, der letztere hat auch
verlangt, dass die Allianz wegen Abführung der spanischen Truppen aus
seinem Gebiet an Castel Rodrigo^) schreibe. Herzog Johann Frie-
drieh von ßrannschweig hat sich erboten, nachdem sich sein Ge-
sandter V. Rantenstein mit dem seines Bruders, des Herzogs Georg
Wilhelm, Otto v. Mauderode wegen Führung der beiden Brüdern zu-
stehenden Vota verglichen hat, an der Allianz von 1658 festzuhalten und
des Kf. Accessionsrecess zu ratificieren. Dieser Recess ist noch nicht
vollzogen, weil die geistlichen und weltlichen fürstlichen Glieder sich über
die Ordnung beim Unterschreiben nicht einigen können^).
1) üeber diesen WildfaDgstreit e. unten Abschn. 10.
^ Ueber diese Streitigkeiten und VerhandluDgen Pfalz -Neu barg s mit den
Niederlanden s. M^moiree du comte d'EBtradesII S. 63. 167. 225. 230;
III S. 306. 325. 482. 510.
') Statthalter der SpaDiechen Niederlaode.
*) G. V. Jena meldet 10./20. November, die weltlichen Pursten hätten den Re-
cees unterschrieben und man hätte auch beschlossen, die fränkischen Markgra-
fen mit dem aDgeboteuen Kontingent von 120 Pferden in die Allianz aufzunehmen.
Digitized by
Google
458 7. Brandenbarg and die Rheinische Allianz.
Recess über den Beitritt des Kurfürsten von Brandenburg zur
Rheinischen Allianz. D. Regensburg 8./ 18. November^) 1665.
18. Nov. Zu wissen sey hiemit, als die in folgendem ßeeess benandte,
des beyl. Rom. Reichs Ghur und Fürsten, unterm dato Franckfurt am
Mayn den 4./14. Augusti des verwichenen 1658 sten Jahres für sieb,
Ibre Successores, Erben und Nachkommen, durch Ibre abgesebickte,
zu dieser Sache instruirte und gevollmäcbtigte geheime Ministros,
Räthe und Abgesandte, so wohl unter sich selbst, als auch nachge-
hends unterm dato Mayntz den 5./ 15. berührten Monaths und Jahres
mit der Eönigl. May. in Franckreich gewisse Bundes-Recesse (welchen
hemachmahls auch der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Georg
Landgraff zu Hessen etc. nunmehr christseel. hocblöbl. Andenckens
den 8./18. Junii 1659; der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Eberhard, Hertzogzu Würtemberg etc. den 4. Febr./25. Januar 1660,
auff höchstgedachten Herrn Landgraffen Georgens Fürstl. Dchlt er-
folgten tödtlichen Hintritt der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Ludwig, LandgraflF zu Hessen etc., anno 1661; der Durchleuchtigste
Fürst und Herr, Herr Friedrich Ludwig, Pfaltzgraflf bey Rhein etc.
den 5. Martii/23. Februarii 1663; auf Herrn Landgraffen Wilhelms zu
Hessen Fürstl. Dchlt. christseel. hocblöbl. Andenckens erfolgten tödt-
lichen Hintritt die Durchleuchtigste Fürstin und Frau, Frau Hedewig
Sophia etc. Wittib, Vormünderin und Regentin, in Vormundschaffts
Nahmen Dero ältesten Fürstl. Princens, des auch Durchleuchtigsten
Fürsten und Herrn, Herrn Wilhelms Landgraffen zu Hessen etc.
anno 1663; der hochwürdige Fürst und Herr, Herr Johann Conrad,
Bischoff zu Basel den 10. Mali 1664; sodann auf des Durchleuchtig-
sten Fürsten und Herrens, Herrns Christian Ludwigs, Hertzogen
zu Braunschweig und Lüneburg christseel. hocblöbl. Andenckens
erfolgten tödtlichen Hintritt der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr
Johann Friedrich, Hertzog zu Braunschweig und Lüneburg
a. 1665 respective beygetretten und continuiret) aufgerichtet, beschlos-
sen und folgends Ihre Ratificationes unter selbsthändiger Subscription
und Siegellung darüber gegen einander ausgeantwortet; sodann aus
bewegenden Ursachen nach und nach biss auf den 4./ 14. und 5./ 15.
Tag Augusti 1 667 ten Jahres erstrecket worden, Allermassen der zwischen
böchstgedachten Chur- und Fürsten auffgerichtete Haupt- und dann
' 1) iDhalUaDgabe bei Pufendorf IX, § ()5, S. 600, v. Mörner S. 268ff.
Digitized by
Google
Der AccesflioDsrecesB. 459
mit und benebenst der Eönigl. Mayt. in Franckreich nachgehends
verglichene letztere Prorogations Recesse von Wort zu Wort lauten,
wie folget:
Zu wissen sey hiemit, als nach dem in anno 1648 etc. [0.
Franckfurt a. M. 4./14. Augusti 1658] 0-
Zu wissen, demnach zwischen etc. [D. Frankfurt a. M. 7. Martii/
25. Februarii 1663]*).
Und dann der Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Friederich
Wilhelm, Marggraflf zu Brandenburg etc. berührte Bundes Recesse
gleichfalls seines Orths zu fertigen und zu ratificiren aus gewissen
Ursachen bisshero zwar angestanden, nunmehr aber dazu sich endt-
schlössen und erkläret, dass solchem nach höchstbenandte S. Ghurf.
Dchlt. Yorgemeldte zu niemands Offension, sondern nur alleine zu
Beschützung Ihrer und der sämbtlichen Alliirten Landt und Leuth
angesehene, auch in denen Reichssatzungen und zumahl dem jüngsten
Westphälischen Friedensschlus gegründete Verfassung mit ob höchst-
benandter Königl. Mayt. auch Chur und Fürsten den 22. Martii/1. Apri-
lis 1665 würcklich eingegangen und mit denenselben sich (ausgenom-
men dessen, so wegen Inhalts des ersten Articuls absonderlich ver-
glichen und am Ende dieses Accessions-Recesses befindlich) verbunden
haben. Thun auch solches hiemit und in Erafft dieses dergestalt, dass
Sie nicht anders, als ob mehr höchstgedachte S. Churf. Durchl. gleich
anfangs ob inserirte Recesse mitgefertiget und genehm gehatten hätten,
alle darin gemeldte Assistentz und Hülffe, jedoch offt höchstbesagte
S. Churf. Durchl. wegen dero Churfürstenthumb und Reichslande mit
Fünffhundert zu Pferd in vier Gompagnien und Eintausend zu Fuss in
fllnff Gompagnien, die übrige alliirte Chur- und Fürsten aber mit so
viel Mannschafft, als in mehr berührtem vorgehenden Haupt- und re-
spective Ihrem Accessions-Recess verglichen und enthalten ist, einan-
der treulich leisten und demjenigen, was mit mehrem darin verhandelt,
gegen einander nachleben uni} nachkommen wollen. Als aber der
im Isten Articul des d. 4./ 14. Aug. 1658 zu Franckfurt am Mayn
auffgerichteten Haubt Alliantz Recessus befindlicher Paragraphus, wel-
cher sich anfanget: „Wobey dann dieses absonderlich verglichen, ob-
0 Diarium Earopaeam I S. 1010. Londorp VIII S. 417. OnmoDt
VI 2 S. 2.36.
3) DamoDt VI 2, S. 453.
Digitized by
Google
460 '^' Brandenbnrg und die Rheiniscbe Allianz.
wohl die AlHirte weder in gegenwärtigem," und sich endiget: „ohne
einige Exception würckliche Hülfife und Assistentz zu leisten schuldig
seyn sollen," nach dem in a. 1660 erfolgten Polnischen Frieden an
und fOr sich selbst erloschen, und demnach S. Churf. Durchl. 2u Bran-
denburg selbigen Paragraphum nuhn mehr auszulassen begehret, der
offt angezogene Haupt -Recess aber aus einer und andern Ursachen
vor jetzo nicht umbgefertigt werden können. So erklären und ver-
sprechen obhöchstgenandte Konigl. Mayt. in Franck reich auch Ghur-
forsten und Ftlrsten ingesambt und ein jedweder für sich, dass die in
art. 1 "® jetzt angeführte absonderliche Disposition „wobey dann" und
was davon dependirt, die Königl. Mayt. und Cron Schweden wie
auch S. Churf. Durchl. zu Brandenburg betreffend, hiemit abseyn
und cessiren, und wann diese Alliance künflftig prorogiret werden
wird, der oflftgedachte Haubt-Recess de a. 1658 umbgeschrieben, er-
neuert und gedachter, art 1 "»® befindlicher Paragraphus und absonder-
lich gemachter Vergleich, höchsfgedachte Königl. Mayt. und Cron
Schweden und dann S. Churf. Durchl. zu Brandenburg belangend,
als der bereit von sich selbst cessirt und auffgehoben ist, daraus ge-
lassen werden solle.
Dessen zu Uhrkund und beständiger Vesthaltung ist dieser Re-
cess von allerseits Königl. Chur- und FUrstl. Gevollmächtigten unter-
schrieben und verfertiget, auch davon einem jedweden ein Exemplar
zu dem Ende behändigt worden, damit von allerseits gdster Herr-
schaflft die darüber nöthige Ratificationes verglichener Massen von
dato innerhalb sechs Wochen ohnfehlbar beigebracht und gegen ein-
ander ausgewechselt werden mögen. Da aber vor Verflicssung an-
geregter sechs Wochen, oder vor Einlangung der Commutirung aller-
seits hoher Herren Principalen Ratificationen, obgedachter Alüirten Chur-
fürsten und Fürsten oder S. Churf. Durchl. zu Brandenburg Chur-
fürstenthumb und Landen einige Gefahr zuhanden stossen oder auch
zu besorgen stehen solte. So versprechen obgedachte Königliche, Chur-
und Fürstl. Gesandten im Nahmen Ihrer hohen Herrn Principalen hie-
mit S. Churf. Durchl. zu Brandenburg Gesandte, denenselben, daBs
Sie auch in solcher Zeit auff allen zutragenden Nothfall einander ad
mutuum auxilium und zu reciprocirter Assistentz dergestalt und unter
sich verbunden sein sollen und wollen, als ob allerseits Königl. Chur-
und Fürstl. Ratificationes würcklich schon eingelanget, auch gegen ein
ander eommutirt und extradiret wehren. Alles getreulich und ohne
Gefehrde. So geschehen zu Regenspurg den 8./18. Novembris a. 1665.
Digitized by
Google
Der AccessioDsrecess. 461
Robertus de Gravel
Christianissimi regis Plenipotentiarius.
Frantz Georg von Sehönborn
wegen Chur-Maintz.
Joannes Gbristophorus Aldenbofen
wegen Chur- Colin.
Johan Adam Umbescbeiden
wegen Chur- Trier.
Gotfried von Jena
wegen Chur- Brandenburg.
Hans Ernst von ßautenstein
wegen Ihr. Dchl. zu Neuburg.
Georg von Snoilski,
wegen Bremen, Verden und Pommern.
Hans Ernst von ßautenstein
wegen Ihr. Dchl. zu Zweybrttck.
Caspar Alexandri 0.
wegen Braunschweig Wotfenbttttel.
Otto Otto von Mauderode,
wegen Braunschweig Lüneburg Zell.
Hans Ernst von Rauten stein
wegen Ihr. Dchl. zu Braunschw. Lttneb. Calenb.
Sebast. Fried. Zobel,
wegen Ih. F. Dchl. zu Hessen Cassell.
Sebast. Fried. Zobel,
wegen Ih. F. Dchl. zu Hessen Darmstad.
Georg Wilhelm von Bydenbach
wegen Würtenberg.
G. V. Jena an den Kurftlrsten. D. Regensburg
24. November /4. December 1665.
[ScbreibeD an Castel Rodrigo, General Gorgas, französische Antwort auf die
Munstersche Beschwerde, Haltung der catholischen Mitglieder der Allianz].
Er übersendet den Allianz- Accessions -Recess, den aber Basel and 4. Dec.
Münster wegen des Fräcedenzstreites mit den Weltlichen noch nicht un-
terschrieben haben, und die Formel für die Ratifikation; er sendet ferner
ein Schreiben der Alliierten an den spanischen Statthalter Castel Ro-
drigOy welches anf Pfalz-Ncnbargs Ansuchen abgehen, aber erst den
Digitized by
Google
462 7. Brandenbarg uod die Rheinische Allians.
Priocipalen vorgelegt werden soll. Auf Antrag des französischen Ge-
sandten ist beschlossen, an General Gorgas zu schreiben und ihn aufza-
fordern, den Münsterschen Dienst zu quittieren. Der französische Gesandte
verlas auch eine Interimsantwort auf die Münstersche Beschwerde wegen
des den Gen. Staaten geschickten Suceurses.
Die HH. Gathotischen bezeugen sich bei diesem Kriege immer
fröhlicher und bekommen ihre angenehme Zeitung, auch dass Ihre
Maj. der König von Engeil and gewiss etliche 1000 Mann unter einem
catholischen General sende, werden sich dennoch, als gesagt wird,
des Wesens, weil es Münster nicht benöthiget, öffentlich nicht an-
nehmen, sondern allein dahin embsig trachten, durch Vorgebung fried-
licher Mittel zu hindern, damit kein Augsb. Conf. Verwandter Forst
denen HH. General Staaten assistire, dafUr haltend, es werde Mon-
ster mit der engelländischen Htllfe alsdann bastant sein können, sein
jetziges und mehr andere Desseins werkstellig zu machen. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
15./25. December 1665.
[Das Schreiben an Gastet RodrigO) freundschaftliche Erklärung Pfalz -Nenbargs,
Antrag K.Gölns anf Bereithaltong des Triplam and Einscbreiten gegen die wider-
spänstigeo Landstäode, die Grafen von Waldeck].
25. Dec. Ffalz-Nenbnrg verlangt, dass in das Schreiben an Castel Ro-
drigo ein Passus eingerückt werde , in welchem die Spanier, wenn sie
nicht abzögen, mit der Einmischung der Alliierten bedroht würden. Der
Pfalz-Nenburgische Gesandte hat Jena besucht und erklärt, sein Herr
wünsche jetzt mit Ef. in nähere Vertranlichi^eit zu treten. Er hat anch
zu allererst die Ratification des Accessions- Recesses eingereicht. Der K. G ö 1 -
nische Gesandte beantragte 13./23. December, um der Gefahr, dass anch
die Lande seines Herrn mit in den Krieg hineingezogen würden, vorzubeu-
gen, dass man sich in Kriegs Verfassung setze nnd mit dem Triplnm an
Volk gcfasst halte, zugleich wünschte er, dass beschlossen werde, falls
eines Alliierten Landstände bei Beibringung dieses Tripli sich widerwärtig
zeigten, man conjunctim sich zu assistieren habe , dass dieselben dazu und
zur nöthigen Unterhaltung des Tripli angehalten würden. Auch Pfalz-
Neubnrg gab eine gleiche Erklärung ab. Es wurde ad referendum ge-
nommen. Jena bittet um Instruction in dieser Sache, die wichtig scheint;
es liege am Tage, dass K.Cöln nnd Pfalz-Nenburg auf diese Weise
ihre Unterthanen, welche sich zn Wartegeldern nnd Unterhalt der Völker
nicht verstehen wollen, vermittelst der Allianz dazu zu bringen suchen.
Bei der Beratbnng, ob das von den Grafen Christian Ludwig nnd
Digitized by
Google
Anträge von Pfalz-Nenborg u. K.Goln. Misshelligkeiten anter d. Alliierten. 463
Josias voQ Waldeck begehrte IntercessioDsschreibeD *) an Münster zn
expedieren sei, eitstand die Frage, ob das Gräfl. Waldecksche Hans in
der Allianz gewesen nod noch sei, die übrigen bejahten, Münster, Pfalz-
Nenbnrg nnd Galenberg dagegen difficultierten es. Die ersteren be-
riefen sich darauf, dass das Hans Wal deck wegen Opposition des Hauses
Hessen betreffend die Lehen nicht wirklich habe aufgenommen werden
können, nachdem aber die Lehnsstreitigkeiten mit Hessen beigelegt nnd
jenes nicht mehr contradiciere , sondern Wal deck pro foederato erkenne,
sei remoto hoc obstacnlo die Sache richtig. Da aber die Prorogation der
Allianz nach Expiriemng des gesetzten Termins dazwischen gekommen, so
sei fraglich, ob das Hans Wal deck auf sein Ersuchen zu recipieren, da-
wider Ycrmuthlich Münster sein würde, oder bei der Allianz, falls es noch
darin sei, zn behalten sei. Er bittet auch darüber um Instruction.
Dass an General Oorgas die Aufiforderung zur Aufgabe des Mün-
sterschen Dienstes erfolge, ist längst beschlossen worden, aber über die
Form dieser Avocierung hat man sich noch nicht vergleichen können, und
lassen sich auch sonst im Allianzrath, weil darin unterschiedliche Intentio-
nen, allerhand Bronillerien spüren.
Ef. wird gebeten, jetzt das halbe Simplum einzuschicken und sich zu
erklären, ob er künftig zur Salarierung der gesamten Generalität eoncur-
rieren wolle. Die Aufnahme der Markgrafen von Culmbach und Onolz-
bach ist am 13./23. December beschlossen worden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Regensburg
29. December 1665/8. Januar 1666.
(C.CöIdb und Pfalz-Neaburgs Antrag auf Stellaog des Triplnm, Misstrauen der
Evangeliscben. Schreiben an Gorgas.]
E.Cöln und Pfalz-Neuburg nrgieren aufs neue einen allgemeinen S.Jan.
Bescbluss wegen des Tripli, aber nur Münster secundiert. Die Sache ver-
ursacht den Augsb. Conf. Verwandten, wie diese sich vertraulich vernehmen
lassen, allerhand Nachdenken, zumal man gerade heraussagt, man müsse
quovis modo Münster retten. Dazu ist gewisse Nachricht vorhanden, dass
Münster seine Intention vorlängst einem Theile der Alliierten mitgetheilt
und mit denselben Rath gepflogen, und dass er dem Kaiser zu Salzburg
durch den Landgrafen zu Hessen-Homburg remonstrieren lassen, dass
der Krieg gegen die Niederlande ein Religion swesen sei, daher auch, wenn
der Erzbischof von Salzburg es nicht beständig widerrathen, ihm 8 Regi-
menter zu Hülfe marschiert sein würden.
0 Dieselben hatten die Alliierten aufgefordert, den Bischof von Munster ab-
xnmahnen, seine Drohung, die Waldeckschen Lande dafür büasen zu lassen,
dass ihr Vetter Graf Georg Friedrich v. Walde ok sich in niederländische
Dienste begeben habe, auszuführen.
Digitized by
Google
464 7. Brandenburg und die Rheinische Allianz.
Das Schreiben an Oorgas, worin er nicht a?ociert, sondern nnr eine
Erklärung von ihm verlangt wird, ist jetzt endlich nach etlichen Monaten
fertig geworden.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve
8./ 18. Januar 1666.
[auf die Relation vom 15./25. December. Das Schreiben an Gastel Rodrigo, der
Antrag K.Colns, das Haus Waideck].
18. Jan. Sie sollen dem Pfalz-Nenbnrgischen danken. Das Schreiben an Gas-
tel Rodrigo darf nnr auf gütliche Interposition gerichtet, daher die von
Pfalz-Neuburg gewünschten Worte nicht inseriert werden, ßetreffend
den Antrag E.Cölns auf Stelluug eines Triplnm sollen sie sich der Ma-
jorität conformieren, ebenso in betreff der Reception des Hauses Wal deck,
da Kf. diesem Hause hierin nicht zuwider sein will.
i G. V. Jena an den Kurfürsten. D. Regensburg
^ 12./ 22. Januar 1666.
l [Beschwerden Munsters über die Braunschweigischen Herzoge, der Antrag
, K.OöIns und Pfalz-Nenburgs auf Stellung des Triplnm.]
t 22. Jan. Das Schreiben an Castel Rodrigo ist expediert. Der Münstersche
Gesandte hat sich über Herzog Oeorg Wilhelm von Brannschweig
; und den Bischof von Osnabrück beschwert, dass ihre unter Waldeck
. stehenden Truppen holländische Fahnen angenommen und im Marsch be-
' griffen wären , um in sein Land einzufallen, und ein Dehortationsschreiben
der Alliierten an dieselben, sowie Stellung der Hülfe von denselben ver-
langt. Darauf hat Braunscbweig-Celle mit einem Memorial geantwor-
^ tet, Münster repliciert. K.Cöln und Pfalz-Neuburg, von Münster
' secundiert, urgieren ein Conclnsun wegen Stellung des Tripli, es haben
* sieb aber die meisten, auch Jena mit mangelnder Instruction entschuldigt,
ein Theil der Augsb. Conf.-Verwandten erklärt, dass es überflüssig und
* weitaussehend wäre.
Derselbe an den Kurfttrsten. D. Regensburg 26. Januar/
5. Februar 1666.
[Beleidigende Aeusserung des Münsterschen Gesandten].
5. Febr. Im Allianzrath haben am 19./29. Januar K.Cöln und Pfalz -Neu bürg
aufs neue das Triplnm nrgiert, Münster sich über Frankreichs nnd Her-
zog GeorgWilhelms von Gelle Verhalten beschwert. Als der Cellische sieb
Digitized by
Google
Antrag wegen Stellang des Triplam. 465
in seiner Replik anf das am 10./20. Noyember 1665 von Jena abgelegte bran-
denbnrgische votom bezog, worin Münster als aggressor bezeichnet ist,
erklärte der Münstersche jenes Votum für ein dem Willen und der Ab-
sicht des Ef. nicht entsprechendes, dem dessen mündliche nnd schriftliche
Contestationen nnd sonderbare Abschicknngen zuwiderliefen. Jena fühlt
sich dadurch beleidigt, er hat nicht geantwortet, um dem Kf. nicht yorzn-
greifen, bittet aber, dass dieser ihm Satisfaction ?erschaffe').
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve
9. Februar st n. 1666,
[Die beantragte Tripelhfilfe.]
Er hat in seinem Rescript vom 8./18. Januar sie angewiesen, wegen der 9. Febr.
im Allianzrath vorgebrachten Tripelhülfe sich den majoribus zn conformieren.
Nun ist zwar unsere Meinung hierunter nicht gewesen, dass die
majora alhier gelten sollten, dahero wir auch hoffen, Ihr werdet die-
ses bestennassen mesnagiret haben. Daferne Ihr nun solches votum
noch nicht abgeleget hättet, so befehlen wir Euch — damit noch an
Euch zu halten, und wann wegen der Tripelhülfe wieder etwas vor-
kommt, zu vernehmen, | : wohin der andern, fümebmlich der Evange- Oh.
lischen Meinung gehe, und absonderlich zu sondiren, ob auch Frank-
reich hiezu Anlass gegeben, dass solche Proposition auf, die Bahn
gebracht worden: |, und uns davon alsofort berichten, Euch aber in-
mittels defectn mandati zu entschuldigen. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
16./26. Februar 1666.
[auf das Rescript vom 9. Februar. Die Tripelhülfe. HaltoDg Frankreichs in
dieser Aogelegenheit]
— Die Frage wegen der Tripelhülfe ist noch res integra und das 26. Febr.
Votum, weil es die Gelegenheit also gegeben, nicht abgeleget worden.
|: Sonst ist gedachtes Anbringen denen Evangelischen sofort zu an- Cii.
fangs sehr nachdencklich vorkommen, Frankreich aber hat zu dieser
0 Kf. erwidert darauf (13./2d. Februar), Jena habe uar zu erwidern, dem
MaosterBchen gebühre nicht, seine vota in Zweifel zu ziehen, da er darüber nicht
ihm, sondero dem Kf. Bechenschaft sa geben habe; halte er dieses nicht für
genügend, so habe er bei dem Directorinm zu suchen, dass jenem solches ver-
wiesen werde.
Uftter. t. Gesch. d. Q. Karfurtteu. XI. 30
Digitized by
Google
466 7. Brandeobnrg und die Rheiniache Allianz.
Proposition keine Anlass gegeben, aueh bei denen Deliberationen
Mangelung genügsamer Instruktion anterschiedlicb vorgeschtltzet, doch
endlicb, dass er indifferent sei, sich vernehmen lassen. H. Gravel
gedachte auch vor etlichen Wochen gegen mir dem Jena, dass er es
nicht anders als so machen könnte, damit sein König bei etlichen
nicht in Verdacht geriethe, als wollte er zwar Völcker auf den Beinen
haben, aber ungern leiden, dass seine AUiirte sich gleich damit ver-
sehen:!.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
23. Februar/ 5. März 1666.
[üeber die Tripelhulfe ist kein Beschlass zaBtande gekommen. Neaer Vorschlag
K.Cölos.]
5. Mars. Im Allianzratb haben K. Cöln nnd Pfalz-Nenbnrg nochmals ein
Conclasnm wegen des Triplam nrgiert and vorstellen lassen, dass ohne dem
ihre Landstände za den nötbigen Werbegeldern and ünterhaltong der Miliz
nicht zn bewegen. Die Katholischen consentierten alle und brachten die
majora, wenn man die Interessenten mitrechnet, za wege, dagegen dissentierten
alle Aogsb. C. Verwandten, dass also kein Schlass erfolgen konnte. Darüber
beschwerten sich der E.Cölnische and Pfalz-Neabargische and erste,
rer schlag vor, dass im Namen der Allianz an K. Cöln geschrieben werde,
wie man nöthfg befanden, dass ein jedweder der Alliierten mit einem Triplo
an Volk sich gefasst halte, damit dieser Brief den Landständen vorgewiesen
werden nnd die quaestio an dadurch ihre Erörterung erlangen könnte, mit
welchem sich Pfalz-Nenbnrg conformierte. Sie and ein Theil der Nach-
stimmenden haben diesen Vorschlag ad referendam angenommen. Dann ge-
schah nochmals Erinnerang wegen Einlieferang des Geldes and ob Kf.
nicht anch ebenso wie Frankreich and Schweden zam Unterhalt der
Generalität beitragen wolle.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cleve
16. /26. März 1666.
[auf die Relation vom 23. Febr./ 5. März. Das Triplum nicht nöthig, Zahlaog
seines Beitrages.]
26. März. — Nachdem nunmehr Gott Lob gute Hoflfnung vorhanden *), dass
der Krieg zwischen den Gen. Staaten und Münster ehestens bei-
') Mitte März hatte sich der Bischof von Münster znm AbschlosB des Frie-
dens mit den Niederlanden anter den vom Kf. von ihm geforderten Bedingaogeo
bereit erklärt, 8. anten Abschnitt 11,
Digitized by
Google
Anträge K.GöIds. Beitrag des Kf. sur Bundescasse. 467
geleget und der Friede getroffen werden wird, so sehen wir nicht,
wozu das begehrte Triplam an Mannschaft nanmehro von nöthen.
Wegen der Lieferung des Geldes ad cassam, wann Frankreich
und Schweden das ihrige mit zutragen, werden wir auch dasjenige,
so uns zukommt, doch erst von der Zeit an, da die Ratification aus-
gefertigt worden, entrichten *). —
Die Gesandten an den Knrfttrsten. D. Regensburg
13./23. April 1666.
[Neuer Antrag K.Colns wegen UDteretntEiiDg seiner Forderoog der Einranmong
Bbeinbergs and Stellung des Triplam.]
Im Alliansrath hat 10./20. K.Cöln beantragt , seine Forderung an die 23. April.
O en. Staaten wegen Einräumung von Rheinberg*) durch ein Schreiben an
dieselben und auch bei dem hiesigen Beyollmächtigten derselben zu empfeb*
leuy zugleich die Forderung wegen Stellung des Triplum erneuert, indem
die Conjuttcturen sich je länger, je gefährlicher anliessen. Die Katholischen
willigten in beides; Ges. ei^lärten, darüber ref^ieren zp müssen und dass
nunmehr, da zum Frieden zwischen Holland und Münster gewisse Hoff-
nung sei, ein solches Conclusum you wirklicher Stellung der Mannschaft
nieht nötig srin werde, zumal es bei einem und andern ungleiche Gedanken
erwecken könnte. Dem conformierten sich die Augsb. C. Verwandten, so
dass beides unerörtert blieb. Die Rbeinbergische Sache ist auch an
0 Der Baadeskassierer Johann Ochs erinnert deo Kf. (d. Frankfurt 25. März
1666) .daran, derselbe habe ihm in einem Schreiben vom 25. September 1665 an-
gezeigt, dass er statt der den 8. August bewilligten IVa simpla vorerst nnr
Vs Monat und nach einem halben Jahre wieder Vs Monat an die Bundeskasse
werde einliefern lassen, er habe aber bisher noch nichts erhalten, und er bittet
daher wenigstens diese Abschlagssahlung su leisten. Darauf theilt Kf. (10./20. April)
den Gesandten mit, su den auf ihn fallenden 1250 Thalern , welche von ihm auf
seine einzelnen Lande repartiert seien, hätten erst Brandenburg, Ravensberg und
Minden ihren Beitrag (zusammen 725 Thaler) eingeliefert, welche der Ober-
licenteinnehmer Preunel an Ochs senden sollte, in Gleve und Mark werde
er selbst Anstalt treffen, dass die auf diese Landschaften fallenden 250 Thaler
übersandt würden, auch an die Halberstädtische und Hinterpommersche Begie-
ning habe er geschrieben, dass sie das resUereDde Geld (275 Thaler) sofort bei-
bringen sollten. Ochs quittierte darauf (d. Frankfurt 8. Mai 1666), dass Kf. an
ihn in Abschlag der den 8. August 1665 zu Regensburg bewilligten iVs simpla
1000 Thaler zu Leipzig habe zahlen lassen. Noch am 19./29. Juli 1667 melden
die Gesandten dem Kf., die 250 Thaler von Gleve seien noch nicht eingegangen.
^ S. fiber diese Streitigkeit oben 8.36 und M^moires d'Bstrades II
S. 40. 53. 63.
Diaitized by
Google
468 '^' Brandenbiirg und die Rheinische Allians.
alle Stände and an den Kaiser gebracht*). Man redet hier; dass Schweden
einwillige, 15000 Engelländer an der Weser aussteigen zn lassen und ihnen
Durchzug zu gestatten, und dieses sei die Ursache, warum ein Theil die
Schliessung des Friedens traisniere.
Dieselben an den Earfürsten. D. Regensbnrg
15./25. Januar 1666.
[Weitere Prorogiemng der Allianz.]
25. Jan. Im AlUanzrath ist Erinnerung geschehen, dass wann sothane bis
auf ein Jahr zu Ende gelaufen, von derselben Prorogation pflegte ge-
handelt zu werden, und weil den 4./ 14. 5./15. des künftigen Monats
Augusti zwei Jahr bereit verflossen, als wurde eine jedwedere Gesandt-
schaft um nöthige Instruktion in Zeiten gebührend anzuhalten wissen.
Ges. bitten Ef. darum.
Der Knrfllrst an die Gesandten. D. Cleve
I1./21. Jnli 1666.
[auf die Relation vom 15./ 25. Juni. Prorogierang der Allianz.]
21. Juli. — üieweil wir Euch aber anitzo in specie darauf nicht instruiren
können, so habet Ihr inmittels, wann die Zeit herankommt, zu ver-
nehmen, wie sich die andern hierunter betragen und wohin sie zielen,
da Ihr Euch dann den Majoribus zu conformiren, es wäre dann Sache,
dass Ihr einiges erhebliches Bedenken darbei hättet, auf welchen Fall
Ihr Uns zuvor Bericht einzuschicken und unsre Resolution darauf zu
erwarten habet. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
22. Febmar/4. März 1667.
[Verbandlaog im AlUanzrath über Prorogieruog der Allianz and Zahlung eines
neuen Qeld bei träges.]
4. März Im AlUanzrath wurde 16. /26. Februar vorgetragen, wie das etliche Male
prorogierte Defensionsbündnis sich zum Ende nähere. Da nach Art. 22
0 Kf. beauftragt die Gesandten (13./2d. April), dem R.Colaischeo Gesaodten
mitzatheilen , dass er seine Minister im Haag beauftragen woUe, den dort an-
wesenden K.Cölnischen Kantler Buschmann in dieser Bheinberger Sache in
uoterstfitzeo.
Digitized by
Google
I
VerbandlaDgeo aber Prorogieinog der Allians. 469
des Haaptrecesses ein halbes Jahr zuvor, ob dasselbe wieder za eraeaero
sei, geredet werden* solle, so b&tte man jetzt dieses zn proponieren für
nötbig befanden, dahinstellend, ob die Gesandten sich darüber erklären
wollten.
Der französische Gesandte erklärte sich darauf für ermächtigt im
Namen seines Königs zu erklären, dass derselbe zur Prorogation bereit-
willig sein würde. Der K.Triersche erklärte, diese Sache sei noch nie
in Propoeition gekommen , daher es ihm an Instruktion mangele. Der K.-
Cölnische Hess sich vernehmen, sein Herr habe ihn dergestalt instruiert,
dass er sich sogleich für die Prorogation erklären könne, weil aber K.Trier
es ad referendum genommen, wolle er demselben nicht vorgreifen.
Sie, die Gesandten des Kf., erklärten darauf, nachdem sie daran erin*
nert, wie Kf. immer für Erhaltung des Friedens nnd guten Vertrauens im
Reiche und mit den Nachbaren bemüht gewesen, dass sie zwar, wenn es die
übrigen thäten, sich wegen der Prorogation categorice herauslassen könnten,
dass sie aber, zumal die meisten Vorstimmenden zurückgehalten, auch da-
mit anstehen müssten.
Die übrigen stimmten dahin, dass sie berichten und Instruktion erwar-
ten wollten, der Schwedisch -Bremische^) hing seinem voto noch an,
es sei bekannt, wie an diesem Orte unterschiedlicher Alliierten Beschwerden
gehört worden seien, die keine Hülfe gehabt, und wie sich schädliche Diffi-
dentien unter denselben ereignet hätten, deswegen sei zn gedenken, wie
alles Misstrauen gründlich aus dem Wege geräumt werden möge.
Diesem nach folgte der Schluss, dass dieser Sache so lange, bis ein jeder
mit genngsamer Instruktion versehen werden könnte. Anstand zu geben sei.
Darauf wurde beantragt, behufs Bezahlung dessen, was man den Gene-
ralen und Officieren, die abgedankt seien und die in den Diensten der Allianz
bliebcA, schuldig sei, eine neue Anlage zu machen, von den allermeisten
wurde dieses für nötbig gefunden und beschlossen, auf einen neuen Beitrag
fördersamst bedacht zu sein. Ges. bezogen sich dabei nur auf ihr voriges,
dass Kf. nur zur Unterhaltung des O. Feldmarschalls Ho heul o he und des
G. Adjudanten Fayes beitragen wolle.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 5./ 15. März 1667.
[aof die Relation vom 22. Febraar/4. MärE. Kf. wünscht Anfhebaog der Allians,
kann sieb aber noch nicht offen erklären.]
— Nun wäre za wttnscheD, dass man die Consilia dahin richtete, 15. März,
wie sich die gesambte Stände des h. Rom. Reichs, so wohl Haupt
und Glieder, in ein solch Vertrawen und Vernehmen zu setzen, dass
0 (Jeber die damalige Haltung Schwede os s. M^moires dn marqais de
Pomponne pnbli^s par Mavidal II 8 454 ff.
Digitized by
Google
470 '7- BrandeDborg and die Rheinische Allians.
jeder Stand, der laediret wird, sieh von allen Ständen einer geschwin-
den Hülfe und Beistandes zn getrösten hätte, und dass es solcher
particnlieren Allianz und Hfllfeleistung nicht bedürfen möchte, als
welche bei andern Ständen nur Misstrauen verursachen und die all-
gemeine Einigkeit hindern. Sonsten aber würden wir uns demjenigeUi
so in gemein gut und nützlich befunden wird, nicht entziehen. AI-
dieweil aber bei dem Schwedischen Veto angehänget worden, dass
sich einige Diffidentien unter der Allianz eräugnen wollen, und dass
einestheils, so Hülfe praetendiret, keine Hülfe erlanget, da hätte man
vorher zu gedencken, wie alles Misstrauen gründlich aus dem Weg ge-
räumet werden möge, als stehen wir an, uns hierüber hauptsächlich
herauszulassen, sondern halten nöthig, hierunter des H. Schwedischen
Gesandten Meinung etwas genauer zu sondiren und weitere Explici-
rung derer, so zu Misstrauen Anlass und Ursach geben, zu vernehmen.
Unterdessen könnet Ihr unsere Intention zu der allgemeinen Wohl-
fahrt und Ergreifung der Mittel, so dazu dienen, contestiren. Und ob
wir zwar lieber sehen, dass solche Alliance ganz aufgehoben werde,
so haben wir doch gewisse Ursach, wanunb wir uns dergestalt ro-
tunde zu erklären noch anstehen*). Wegen der Spesen aber könnet
Ihr bei dem voto, so Ihr bereits abgeleget, verbleiben. —
Die Gesandten an den Knrftirsten. D. Regensbnrg
19./29. April 1667.
[Nene VerhaodloDg im AlllaDzrath wegen Prorogierang der Allianz.]
29. April. Vorgestern, Mittwoch, waren die Alliierten wieder beisammen. In betreff
der Prorogation wiederholte Frankreich seine Geneigtheit dazu, ebenso
erklärten sich E.Trier, K.Cöln und Basel; Brandenburg entschul-
digte sich defectn mandati, Ef. habe auf die Mittbeilung der nenlichen Er*
klärung Schwedens, dass vor allem die Differenzen und das Misstrauen
unter den Alliierten aus dem Wege geräumt werden müssten, zunächst eine
nähere Erläuterung yon jenem Gesandten zu erbitten anbefohlen.
0 Auf die Meldung der Gesandten vom 8./18. März, der K.Cölnische Ge-
sandte habe ihnen mitgetheilt, sein Herr halte die weitere Prorogation der
AUianE für nütslich, weist Kf. dieselben an (20./30 März), jenem fär diese Eröff-
nung zu danken und mitzntheilen, er könne sich darin noch nicht resolviereo,
sondern werde abwarten, wohin andere sielen, sie konnten sich inzwischen de-
fectn mandati entschnldigen.
Digitized by
Google
VerhandlaDgen ober Prorogiernog der Alliaas. 47 1
Schweden-Bremen war ancb nicht instraiert; aaf die Anfrage
Brandenburgs erklärte Snoilsky privatim, es bedürfe keiner Dednction,
da allen bekannt sei, was für Dififerentien nnd Diffidentien innerhalb zwei
Jahren bei dieser Allianz entstanden, namentlich in betrefif der Stadt Bre-
men. Wie sein KöAig intentioniert sei, zeige sowohl dessen neulich dic-
tiertes Schreiben an den Kaiser, als auch was er, Snoilsky, selbst dem
Directorium übergeben. Schweden ziele nur ad tranquillitatem et pacem
pnblicam, wenn man nur a parte imperii sich auch also bezeugen möchte;
er werde, wenn er über die Prorogation sich zu erklären Befehl erhielte,
sieh weiter darüber äussern können.
Die folgenden Stimmen erklärten, instruiert zu sein, wollten aber, bis
Brandenburg und Schweden sich erklärt, ihre Meinung noch zurück-
halten, alle scheinen zur Prorogation befehligt zu sein>).
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 30. April/
[10. Mai] 1667.
[auf die Relation vom 19./ 29. April. Ges. sollen sich wegen der Prorogation
mit dem Schwedischen zu verBtandigen Sachen.]
— Wegen Prorogirung der Rheinischen Allianz geben wir Euch in la Mai.
gn. Befehl, desfalls mit dem Schwedischen Abgesandten fleissig zn
conferiren and ihm zu vernehmen zn geben, welchergestalt Ihr be-
fehliget wäret, Euch mit ihm zu conformiren. Und wann Ihr dann
ferner sehen solltet, dass die Continuation dieses foederis nicht zu
hindern , so habt Ihr zwar Euer votum mit dazu zu geben , jedoch
dieses dabei zu bedingen, dass hauptsächlich nichts neues derselben
inseriret, dabei auch diejenige Erinnerungen, so wir vor diesem ge-
than, in Acht genommen und was von uns auszulassen begehret, aus-
gelassen werden möge'). —
0 Die Gesandten melden 10./20. Mai, ausser Schweden, das noch nicht in-
straiert, seien alle zur Prorogation geneigt, die ETangelischen theilweise deshalb,
.weil dieses ein bequemes Mittel sei, wodarcb Schweden ood das Haus Brann-
schweig, zwischen denen das Bremische Wesen einige Difßdentien erweckt,
wieder in gutes Vernehmen versetzt and Frankreich verhindert werden könne,
dass es den Katholischen zn gute and den Evangelischen zum Prajadiz im
Reiche etwas tentiere."
') Kf. weist die Gesandten (4./14. Jani) an, da bei den Alliierten eine grosse
Ungleichheit in dem qaanto des Beitrages herrsche, za beantragen, dass diese
auf Grand der Reichsmatrikel aasgeglichen werde; wenn bei ihnen ferner wegen
der Prorogation argiert werde, sollten sie diesen Punkt vorbringen und fordern,
dass hierüber zanächst etwas gewisses verabredet werde.
Digitized by
Google
472 7. Brandenbarg qdcI die Bheioische Allianz.
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
24. Mai/ 3. Juni 1667.
[Anfrage des franzöBischen Gesandten. Nener Beitrag zar Bnndescasse.]
3. Juni. Der Schwedische Oesaodte ist noch nicht instruiert, and steht daher
das Werk stille. Inzwischen hat der fran zösische Oesaodte sowohl gegen
denselben als auch gegen sie erwähnt, wie dieses froher geschehen, so würde
auch jetzt ihnen nicht zuwider sein, wenn diejenigen, welche zu Ernenerong
des Bundes befehligt wären, den Recess nnterschrieben nnd den anderen
Ranm dazu Hessen*). Doch ist im Allianzrath davon noch nichts propo-
niert worden. Zu Befriedigung der Generalität haben alle Bundesver-
wandten Va simplum ad cassam zu liefern beschlossen, sie aber haben sich,
da sie sich bei der Reception zur Bezahlung der in Bestallung gewesenen
Officiere nicht yerbindlich gemacht, davon eximiert.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
14./ 24. Juni 1667.
[Nene Yerhandlong ober die Prorogation der Allianz.l
24. Jani. Bei der Zusammenkunft am 8./18. Juni Hessen sich alle yon Erneuerung
des Bundes categorice oder, wie die Braunschweigischen Häuser, implicite
affirmative yernehmen, Brandenburg und Schweden aber entschuldigten
sich mit noch fehlender Instruktion. Doch haben sie privatim geäussert,
dass sie nur auf diese warteten nnd sonst bereit wären. Frankreich,
K.Trier, K.Göln und Basel erinnerten, dass zu Gewinnung der Zeit
de quaestione quomodo gehandelt werden könnte, und K. Cöln fugte hinzu,
man könnte immer eventnaliter das Prorogations-Project adjustieren und
denen, welche nicht instruiert wären, Platz zum unterschreiben lassen.
K.Mainz, dessen yotum yorjetzt zugleich vim conclusi hat, sagte, es hätte
kein Bedenken, sich mit Frankreich und den Gleichstimmenden ratione quaes-
tionis an zu conformieren, und mahnte, dass ein jeder sich bemühe, vor
Ablauf des August mit Instruktion versehen zu werden.
') S. Köcher I 8. dl4f.
^ Kf. weist die Gesandten an f7./17. Juni), dem französischen Gesandten
nur zn erwidern, wenn nnr der Schwedische mit seinen Brinnemngen einkomraen
nnd sich deswegen erklärt haben wfirde, sollte ihretwegen kein Mangel verspürt
werden.
Digitized by
Google
VerhaacIlaDgeD wegen Prorogierang der Allianz. 473
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Schönbeck
29. Jani/[9. Juli] 1667.
[Die Prorogationasache ist hinzuziehen.]
— Die Prolongation der Rheinischen Alliance betreffend, habt 9. Jnli.
Ihr darunter gute Behutsamkeit zu gebrauchen und wollten wir diese
Sache wohl lieber noch etwas trainiret und aufgehalten sehen, wie
Ihr Euch dann dieselbe werdet angelegen sein lassen, und könnet Ihr
Euch darunter auch dessen, was wir Euch der Proportion halber hie-
bevor anbefohlen, wie auch der gegenwärtigen Veränderung bedienen. —
Der Kurftlrst an die Gesandten. D. Cöln 9./[19.] Juli 1667.
[Anweisung, was sie dem französischen Gesandten za sagen haben.]
— Auch werdet Ihr mit dem Französischen Gesandten wegen 19. Jali.
der Rheinischen Alliance reden und ihm anzeigen, dass wir dieselbe
zu prorogiren nicht ungeneigt, nur müsste dasjenige ausgelassen wer-
den, was flir diesem en regard des Holsteinschen Krieges darin ge-
gesetzet und dessen Auslassung wir vorhin urgiret haben. So ist auch
der Punkt wegen der Proportion vorhero zu verabreden, wie auch der
Crone Schweden Erinnerungen zu vernehmen, weil dieselbe als ein
vornehm pars paciscens nicht kann zurückgesetzt, noch dero unge-
höret mit der Sache so schleunig verfahren werden. —
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
19./29. Juli 1667.
[Gravels Erklärungen. Nene Verband lang über die Prorogation.]
Grayel bat auf ihr Anbringen iobetreff der beiden ersten Punkte sich 29. Juli,
zostimmeod geäussert, Schweden, erklärte er, wolle man nicht zurücksetzen,
sondern ihm freilassen in die Allianz zu treten. Er fragte darauf, ob sie,
wenn Schwedensich zur Prorogation nicht verstehen sollte, dennoch wie
die meisten den Prorogationsrecess onterschreiben würden, worauf sie aber
nicht antworteten, sondern sich aof ihr Anbringen bezogen. Nachdem sie
den Befehlen des Kf. entsprechend es so menagiert, dass etliche Wochen
über die Prorogation nichts proponiert wurde, berief vorgestern (17./27.Juli)
K« Mainz den Allianzrath und trag vor, da das foedns 4./14. und 5./15. Aug.
zu Ende gebe, so sei' zu bedenken, welches Mittel zu ergreifen, falls die
lostruktionen nicht allerseits eingegangen sein würden, damit keiner ver-
kürzt und in omnem eventum post efflnzum terminum solches wichtige Werk
Digitized by
Google
474 7. BraDdeobnrg qdcI die Rheinische Allians.
zostaode gebracht werden könnte. Darauf erklärte Grayel, sein König
wünsche die Prorogation and wolle, wenn sie nicht znstande k&mei dass
alle Welt wisse, dass er keinen Theil daran habe, und verlangte darauf
Verlängerung des Termins auf 4 oder 6 Wochen, bis wohin alle genug in-
struiert sein könnten. Ebenso stimmten K.Trier und K. Cöln und nach-
her auch Basel, Neuburg und Zweibrücken. Sie, Oes., erklärten,
Kf. sei nicht ungeneigt znr Prorogation, könne sich aber posiU? nicht er-
klären, bevor er Schwedens Erinnerungen gehört habe, üeber den Vor-
schlag der 4 — 6 Wochen wollten sie referieren. Schweden erklärte, noch
keine Instruktion erhalten zu haben, wegen der Extension wolle er hinter-
bringen, er begreife aber nicht, wozu eine solche dienen solle. Die Braan-
schweiger wollten, wenn die Vorstimmenden sich affirmative herausge-
lassen, sich zulänglich erklären, über die Extension wollten sie referieren,
ebenso Hessen-Cassel und Darmstadt. K.Mainz war auch der Mei-
nung, keinen zu praeterieren, sondern dahin zu sehen, dass das foedus in
seiner Snbsistenz continuiert werde. Wegen der Extension habe er zwar
kein Bedenken, sich sub rato dazu zu verstehen, da aber mehrere es ad
referendum genommen, wolle .auch er berichten. So ist nichts geschlossen
worden. Oes. bitten um Instruktion, wie sie sich inbetreff der Extension
zu verhalten haben.
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln 29. Juli/
[8. August] 1665.
(anf die Relation vom 19./29. Juli. ProrogatioD der Allianz and EzteosioQ des
Termins.]
8. Aog. — Wir werden uns der Prorogation halber nicht eher erklären,
ehe wir der Cron Schweden Sentiment und was dieselbe zu thun
gemeint, eigentlich wissen. — Und demnach wir auch nicht sehen,
warumb der Terminus, welcher nunmehro expiriret, auf sechs Wochen
zu extendiren, — also habet Ihr davon gleichfalls zu abstrahiren und
Euch desfalls nicht einzulassen*). —
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Regensburg
9./ 19. August 1667.
[Erklärung des Schwedischen Gesandten.)
19. Aog. Der Schweden-Bremische Gesandte, H. von Snoilski, hat mir vor-
gestern in original] gezeiget und vorgelesen, was Ihre K. M. in
0 Id einer neaen Sitsnng des AllianErathes am d./13. Angnst, deren Proto-
koll den Akten beiliegt, stimmen die anderen Gesandten dafür, dass die Ezten-
Digitized by
Google
VerhaDdlaogen über ProrogieroDg der Allianz. 475
Sehweden aus Stockholm vom 13. Juli dieserwegen an ihn rescribi-
ret — : Dass nämlich Ihre E. Maj. zwar gehoflfet, es würden theils
der HH. Alliirten die Augen sein geöffnet worden und gesehen haben,
dass diese Alliance dem Evangelischen Wesen bishero mehr Schaden
als Nutzen gebracht hätte, wann man aber ja damit zu continuiren
Termeinte, so wollte Ihre E. Maj. zu Aufhebung dieses Bündnusses
auch nicht Ursach geben und die andern allein schliessen lassen, und
sollte er, Gesandter, denen Herrn Alliirten, dass er zu Prolongation
dieses foederis Befehl erhalten, Nachricht ertheilen, von dieser Ordre
aber vorher Ew. Chf. D. hiesiger Gesandtschaft part geben und nebst
gebührlicher Danksagung vor die von Ew. Chf. D. in dieser Sache
tesmoignirten Vertraulichkeit, wie man sich in diesem negotio am
besten zu verhalten, Abrede nehmen.
BL dankte und erklärte, Alles demKf. referieren za wollen. Snoilski
erklärte ferner, man hätte mit der Sache sich nicht zn übereilen and so
bald heranszngehen, es wäre besser, vorläufig die vorgeschlagene Interims-
Ex tension auf 6 Wochen anzanehmen.
Der Kurfllrst an die Geheimenräthe v. Somnitz und Koppen.
D. Potstamb 13. /[23.] August 1667.
[Bröffoaogen^des SohwedischeD Besideoteo; was sie dsrnselbeo vorzostelleo haben.]
Es hat sich der Schwedische Resident diesen Mittag alhier 23. Aug.
eingefunden und uns unter andern notificiret, dass er vom Feldherrn
Wrangel Ordre hätt uns zu hinterbringen, dass Ihre E. M. zu Schwe-
den, nachdeme sie sehr von den andern Alliirten wäre invitiret worden,
die Rheinische Alliantz mit zu prorogiren, sie endlich dem Schnolsky
Commission gegeben hätten, nebst unsem Ministris solche zu proro-
giren. Wir haben ihm bezeugt, dass uns solches zumahlen frembd
fürkäme, hätten bisshero der Chron Schweden zu gefallen und umb
unsere Gonsilia desto mehr mit den ihrigen zu conformiren, in diese
Prorogation nicht condescendiren wollen und dannenhero bei Franck-
reich und andern Interessenten nicht geringen Undank haben müssen,
nun änderte man so geschwind und wie wir nicht wttssten aus was
Ursachen die Consilia, wir sehen nicht, wie wir andere Resolution fas-
sioD der Alliaoi aof 6 Wocbea in einen Hecess gebracht werde, Branden-
barg, Schweden, die Brannschweiger, Würtemberg ond beide Hessen
aber erklären, noch keine Instruktion darüber erhalten su haben.
Digitized by
Google
476 7. Braadeobarg and die RheioUche Allianz.
sen und unsere Meinung ändern konnten. Der Resident wusste uns
hierauf nichts essentielles zu sagen, sondern zog die Schultern, beriet
sich auf seine Nachricht und yermeinte, es würde alles zum guten
Zweck zielen. Ihr habt demnach dieses alles bei den Conferentzen
zu beobachten, ihm unsere Conduite bei der Sache f&rzustellen, und
dass uns lieb sein würde, wenn es bei der einmahl genommenen Re-
solution verbleiben könnte, auf allen Fall könntet Ihr sagen, dass
wir das Werk ferner überlegen würden, und könntet Ihr uns nicht
rathen, in mehre AUiantzen, als wir bereits hätten, zu treten, wie Ihr
uns dann auch Eure — Gedanken davon zu melden. —
Der Knrftrst an die Gesandten. D. Cöln 21./[31.] Angnst 1667.
[Dia dem SchwedischeD OeaandteD zu ertheilende Aotwort. Kf. will daa Brgeb-
Dia der BrauDschweiger ZnaammeDkaoft abwarten.]
31. Aug. Was die Rheinische Alliance betrifft, vernehmen wir gern, dass
der Cron Schweden Abgesandter H. Schnolsky Befehl habe, mit
Euch zu communiciren, ehe und bevor er sich der Prorogation halber
erkläret. Wir befehlen Euch hiemit, mit ihm aus der Sache ihrer
Wichtigkeit nach ausführlich zu reden und ihm unsere GemQhtsmei-
nung dahin zu eröffnen, dass, weil wir in andern Alliancen stünden,
wir unsers theils darinnen nicht leichtlich weiter eintreten würden,
sehen auch gern, dass er sich mit Euch hierunter conformirte. Jedoch
wollen wir, ehe und bevor Ihr Euch disfalls im Alliantzrath herausser
lasset, erwarten, was zu Braunschweig*), woselbsten die unserigen
mit den fttrstl. Braunschweig-Lttneburg- und Hessischen in De-
liberation auch über diesen Punct begriffen, gut gefunden und resol-
viret werden möchte. Unterdessen habet Ihr unsertwegen in die für-
geschlagene Prorogation von 8 Wochen oder einer geringen Zeit
nicht zu verwilligen.
Der Knrfürst an die Gesandten. D. Cöln 26. Angnst/
[5. September] 1667.
[Festhalten ao der früheren Resolation.]
5. Sept. — Wegen Prorogation der Rheinischen AUiantz lassen wir es bei
voriger Resolution bewenden, und haben darbei genugsam erwogen,
') S. über diese Zasammenkanft Roch er I 8. &34ff.
i
Digitized by
Google
VerhaDdlQDgen aber die ProrogieniDg der Allianz. 477
w^ohin sich die Schwedische vernehmen lassen, und ist uns auch
nicht unbekannt, dass ein Theil ganz frantzösisch affectionirt seind,
w^oran Ihr Euch aber nicht zu kehren. ~
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
30. August/ 9. September 1667.
[ErkläroDg SnoilBki's.]
Snoilski, dem sie des Ef. Meinung wegen Prorogation der Allianz 9. Sept.
mltgetheilt, contestierte, dass ihm diese Nachricht sonderlich lieb wäre, denn,
wenn er auch wegen Extension derselben affirmative sich zu erklären un-
längst instruiert sei, so wolle er doch jetzt, da er über des Ef. Intention
soweit informiert sei, znröckhalten und von dem, was sie ihm mitgetheilt|
referieren. Sein König hätte zu Fortsetzung der Allianz bisher schlechte
Last verspüren lassen und würde, wenn er jetzt yernehme, wie Ef. gesinnt
sei, ihn ohne Zweifel mit anderer Instruktion versehen^).
y. Mahrenholtz an den Knrfttrsten. D. Regensbnrg
20./ 30. September 1667.
[Berathang aber Prorogation und vorläofige weitere EztensioD der Allianz.]
Im AUianzratb wurde am 14./24. die Prorogation besprochen, Frank- 30. Sept.
r eich und die übrigen erklärten sich dafür, sowie zunächst für eine neue
Interimseztension auf 6 Wochen , M. sagte, er sei auf eine solche aber-
malige Extension sich vernehmen zu lassen nicht befehligt, worauf der
Schwedische erklärte, nnr bei vollständiger Uebereinstimmung der Alliierten
sich zu erklären instruiert zu sein. Braunschweig-Celle erklärte, er
könne erst, wenn nicht nur über das an sondern anch über das quomodo
Vorschläge gemacht seien, seine Resolution geben, Calenberg und Wolf-
fenbüttel, sie wollten, wenn die Vorstimmenden sich erklärten, sich ver-
nehmen lassen. Es kam daher zu keinem conclusum.
0 Dieselben melden (6./16. September), Snoilski habe ihnen mitgetheilt,
W ränge 1 habe ihm geschrieben, dass, soviel er za den Affairen zu sagen
habe, er nicht gern sehe, dass Schweden die Rheinische Allianz continniere.
Digitized by
Google
478 7. Brandeoborg and die Rheinische Allianz.
Die GeBandten an den Kurfürsten. D. Regensburg
25. October/4. November 1667.
[Schweden will mit Kf. Hand in Hand gehen, wahrscheinliche Haltnng der übri-
gen evangelischen Mitglieder der Allianz ]
Nov. — Von Prorogation der Rheinischen AUiance ist es eine Zeit hero
stille gewesen, dannenhero wir auch nichts gesprochen. Der H.
Schweden-Bremische hat Befehl, sich mit uns hierin zu conformiren
und vor einen Mann zu stehen. Scheiden E. Ch. D. und Schweden
daraus, so dürften allem Ansehen nach die Fürstl. Braunschwei-
gische Häuser und Würtemberg dergleichen thun. Alsodann ist
von den Augs. G. V. Pfaltz-Zweybrflck und das fürstl. Haus Hes-
sen noch übrig, das erste muss wohl wegen gefährlicher Situation
seines Landes der Nachbarn Meinung hierinnen folgen, das andre
aber dürfte sich wohl von den Gatholischen separiren. —
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
6./ 16. December 1667.
[y. Gröbens Gesandtschaft.]
16. Oec. ^i® ^h. Alliierten sind zwar nicht versammelt gewesen, der Schwe-
disch-Bremische und der Braanschw.-Zelliscbe haben ihnen aber
dasjenige, was der yon Kf. an den Herzog von Zelle und den Feldherrn
Oraf W ran gel gesandte H. Deehand y. Oröben^) wegen Prorogation
der Allianz angebracht ^ and was darauf geantwortet worden, yertraulich
commnniciert
Der Kurfürst an die Gesandten. D. Cöln
7. /[17.] December 1667.
[Kf. hat sich Frankreich gegenüber znr Prorogierung der Allianz bereit er-
klärt, sie sollen dem Schwedischen Mittheilnng dayon machen.]
17. Dec. Aus vorhergehenden unseren Verordnungen werdet Ihr ersehen
haben, welchergestalt wir zu Beförderung des Friedens und umb des
gemeinen Bestens willen unsere Sentimenten wegen Renovirung der
Rheinischen Allianz in etwas geändert. Wann dann nun seithero
wir hohe und starke Versicherung von Ihrer E. Maj. aus Franck-
'} S. Kocher I, S.569f.
Digitized by
Google
VerhandloDgen wegen Prorogierang der Allianz. 479
reich bekommen ')» dass sie den Frieden in Niederiand auf leidliche
Conditiones eingehen wollten, und von uns begehret, dass wir uns
zu Prorogation der Rheinischen Alliantz verstehen möchten, und wir
UDS hiebet erinnern, dass die Crohn Schweden qaaestionem an?
aach schon längst resolviret, so haben wir zu Beschleunigung eines
80 guten Werks und dass wir so viel mehr Vertrauen bei hochge-
dachter I. E. Maj. erlangen und vermittels dessen den Frieden desto
besser befordern mögen, hierunter nicht femer dif&cultiren, sondern
uns dahin erklären wollen, dass wir uns auf gewisse Conditiones
wegen Einrichtung solcher Alliance mit I. Maj. und anderen zu ver-
gleichen geneigt. Damit nun an Schwedischer Seite es nicht da-
hin gedeutet werde, als hätten wir ipsis insciis und absque commu-
nicatione mit ihnen hierunter etwas vornehmen wollen, so befehlen
wir Euch hiemit, dieses alles dem Schwedischen Abgesandten da-
selbst vorzustellen, auch dabei zu vermelden, dass wir gleichergestalt
dieses alles der Crohn Schweden durch unsem alda habenden Re-
sidenten, wie auch dem R.Feldherrn Wrangein durch sonderliche
Abschickung anzeigen lassen, auch nicht zweifelten, sie wflrden vor-
hin resolvirtermassen quaestionem an? femer belieben und sich Aber
die Conditiones mit herausserlassen. Dem Frantzösischen Abge-
sandten habet Ihr gleichfalls anzuzeigen, dass Ihr befehliget, die Rhei-
nische Alliantz nebst anderen zu prorogiren und, wann die andern auch
dazu instrairet wären. Euch über die Conditiones herausser zu lassen.
So viel aber die Conditiones belanget, wisset Ihr Euch zu erin-
nern, was wir desfalls hiebevora desideriret —
Wir wollen Euch aber noch ferner wegen der Conditionen in-
struiren, auch indessen gewärtig sein, was andere ratione conditionum
vor Erinnerungen gethan oder auch noch thun werden. Im übrigen
habet Ihr auch ein gutes Vertrauen mit obgemeltem frantzösischen
Abgesanten zu unterhalten, den Kaiserlichen aber bei Begebenheiten
zu remonstriren, dass alles, was wir hierunter thun, zu I. Kais,
eigenen Besten und Beförderung des Friedens angesehen sei*). —
1) S. DroyseD III 3 S. 143ff., Rocher I, 8.669.
*) Oopieea dieses Rescriptes werden an ▼. BlnmeDtbal nach Wien, ao
V. Crockow nach Stockholm and an Blas peil nach dem Haag geschickt.
Digitized by
Google
480 '7- BrandeDbnrg and die Rheinische AlHaoz.
Die Gesandten an den KurfUrsten. D. Regensbnrg
20./ [30.] December 1667.
[Besprechangea mit dem fraozösiacheD and achwedischeo GesandteD.]
30. Dec. Sie haben des Kf. nanmebr hierüber führende Meinang nnd zq Wieder-
bringang des Friedens zielende Intention dem französischen ond
dem schwedischen Gesandten mitgetheilt
Der Französische bezeigte sich darüber sehr erfreut, contestierte da-
neben den ernsten Willen, mit Spanien einen leidlichen Frieden einzu-
gehen, welches aber, wie bekannt, ratione loci tractatnnm das Werk auf-
hielte. Der Schwedische erinnerte sich gar wohl daran, dass er sich
ratione quaestionis an vor diesem schon affirmative erklärt, ob er gleich
wenige Tage darnach eine etwas anders lautende Ordre empfangen, er
würde es auch, sonderlich weil er an sie in dieser Reno?ationssache ver-
wiesen sei, bei seiner einmal gethanen affirmativen Erklärung bewenden
lassen, erbot sich auch der Conditionen oder Erinnerungen halber mit
ihnen vertrauliche Correspondenz zu pflegen.
Weil nunmehr allem Ansehen nach die Frage an geschwinde affirma-
tive resolviert und ad quaestionem quomodo geschritten werden dürfte, bit-
ten sie Kf. sie anzuweisen, was sie eigentlich zu erinnern und ob sie die
bei der Accession vorgestellten monita jetzt wiederholen sollen^).
Die Gesandten an den Kurfürsten. D. Regensborg
10. /[20.] Januar 1668.
[EröffouDgeD des schwedischeD Oesandteo.]
20. Jan. Obgleich die Alliierten neulich versammelt waren, redeten sie doch nar
von der Bezahlung der dem Grafen Hohenlohe schuldigen Gelder. Dem
Prorogationswerke ist, wie sie hören, auf Gravels Gutbefinden ein kleiner
Anstand gegeben, weil die K.Main zischen, dass Kf. sich über die quae-
stio an affirmative erklärt, an ihren Herrn berichtet und, wie sie sich zo
verhalten, angefragt, und Pomponne aus Schweden geschrieben haben
solP), es wäre daselbst die Erneuerung des foedus ohne sonderliche Erin-
nerungen beliebt, der schwedische Gesandte Snoilsky davon aber noch
nichts erfahren hat und mit heutiger Post Gewissheit darüber erwartet.
Dessenungeachtet gab Snoilsky ihnen vor wenigen Tagen zu verstehen^
dass er sich noch alleweile mit ihnen in Sachen der Prorogation
der Alliance vertraulich zu communicieren befehligt befinde, und stellte
0 Kf. instraiert sie darauf (d. Cöln 20. December 1667/9. Janaar 1668)
genauer und zwar wiederholt er in der Hauptsache nur die früher aufgestell-
ten monita (s. oben 8. 443) und fügt zum Schluss hinzu: «Vornehmlich aber habt
Ihr zu bedingen, dass kein Theil hiermit dem Instr. Pacis und anderen Reichs-
constitationibus noch auch demjenigen prijudiciren wollte, was auf diesem
Reichstage würde geschlossen werden."
^ S. Mömoires du marqais de Pomponne publi^s par Mnvidal II S. 470.
Digitized by
Google
VerhaodlaDgeD wegen ProrogienlDg der Allianz. 481
demoach vor, wie er zwar, was die qaaeetio an belange, es bei der einmal
affirmative getbaneo Erklärung bewenden Hesse, es würde aber, wenn man
ad qnaestionem qnomodo schritte, zu erwägen sein, welchergestalt Frank-
reich vornehmlich darnm, damit es bei damals währendem Kriege mit
Spanien die Hülfe und Durchzuge nach Niederland verhindere, dareinge-
treten sei und auch seine Intention erhalten habe. Nachdem es aber seit-
dem in anderen Stand gerathen und der Friede zwischen den beiden Kronen
erfolgt sei, auch der berührte (Westfälische) Friedensschlnss ausdrücklich
inter praesenüa tunc temporis et futura distinguiere und sage: In fu-
turum veroy si inter ea regna controversiae oriantur, firma semper maneat
etc. Singnlis tamen Statibus liberum sit, huic illive suppetias ferre, so
entstehe die Frage, wie der Bund es unter den jetzigen Umständen mit
Frankreich zu machen habe, sonderlich da noch nicht erörtert und zum
wenigsten zweifelhaft sei, ob die Hülfe vom Reich dem Burgundischen
Kreise zu leisten oder nicht zu leisten sei. Kf. wäre, wie er aus den mit
dem König von Schweden gewechselten Schreiben ersehe, der Meinung, dass
es ratione transitus et auxilii nunmehr in anderem Stande, welches auch,
was bei den zu Braun^chweig^) angestellten Traktaten vorgegangen,
erwiesen, wo, dass dem Kaiser der Durchzug nach Niederland nicht zu
hemmen, ja noch weiter gegangen und resolviert sei, dass man sich dem-
jenigen , der den Succurs verhindern wollte, zu opponieren habe.
Sie verspüren bis dato soviel, dass der König von Schweden und
auch absonderlich Graf Wrangel zu Erneuerung und Verlängerung der
Allianz eben kein gross Belieben getragen. Ob aber auf Pomponnes
Remonstrieren ein anders gut befunden, solches stehe ehestens zu ver-
nehmen.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensburg
24. Januar/[3. Februar] 1668.
[Berathnng im Allianzrath über die ProrogatioD.]
Im Allianzrath wurde am 18. /28. Januar über die Prorogation des foe- 3. Febr.
dus votiert. Die anderen beharrten bei ihrer früheren affirmativen Erklä-
rung, sie, Ges., erklärten, wie Ef. schon früher versichert, dass er zur Er-
neuerung des Bundes ganz geneigt sei, so hätte derselbe ihnen auch vor
etlichen Wochen Befehl ertheilt, die Frage ob zu bejahen; in betreff des wie
seien sie bereit, nachdem es die Yorstimmenden gethan, ihre Erinnerungen
vorzubringen. Es konnte aber doch kein Schlnss gemacht werden, da die
Brannschweigischen*) erklärten, erst ihre Principale benachrichtigen zu
mü88en,^ob Brandenburg.^ Münster und Schweden die quaestio an resol-
viert hätten. Da nun Münster (von dem schon geraume Zeit kein Gesandter
hier war) garnicht, Schweden nur conditionaliter votiert habe, so müssten sie
») 8. oben S. 476.
') Ueber die damalige Haltang derselben s. Köcher I S. 585.
Mater, s. Getch. d. O. Kurfürsten. XI. 31
Digitized by
Google
482 '7* Brandenbarg und die Rheinische Allians.
erst referieroD. Snoilski erläuterte allerdings sein vorher abgegebenes
votam dahin, dass es unbedingt affirmative zu verstehen sei, doch erfolgte
kein Beschluss, sondern es blieb dabei, dass diejenigen, welche sich noch
nicht positive erklärt, sich angelegen sein lassen sollten, nähere Resolution
ihrer Principale zu befördern.
Dieselben an den Kurfürsten. D. Regensbnrg
3./[13.] April 1668.
[Berathnng über die Prorogation.]
13. April Im Allianzrath wurde 28. März/ 7. April die Prorogation wieder in Pro-
position gebracht. Alle, die sich früher affirmative erklärt, auch Münster,
für welches K. Mainz stimmt, stimmten aufs neue dafür, die Gesandten der
drei braunschweigischen Fürsten aber entschuldigten sich wieder mit
noch nicht eingegangener Instruktion. Frankreich, E.Mainz und E.Cöln
verlangten zwar, es sollten diejenigen, welche ratione quaestionis an längst
einig, den Allianz «Recess unterschreiben und den übrigen ihre Stellen
offen lassen, dieser Vorschlag wurde aber von den Nachstimmenden mit
Stillschweigen übergangen und der endliche Schluss war, dass diejenigen,
welche sich 18./ 28. Januar circa quaestionem an affirmative vernehmen lassen,
nochmals dabei absolute verblieben und es also an dem sei, dass quaestio
quomodo mit ehestem vorzunehmen 0-
0 Dies ist die letzte Relation der brandenbargischen Gesandten über Ver-
handlungen des Allianzrathes, eine weitere Sitznng desselben hat jedenfalls nicht
stattgefanden. Sie übersenden (30. October/9. November 1668) ein Memorial des
Feldmarschalls Grafen Hohenlohe an die „also genannte gewesene Rhei-
nische Allianz", worin derselbe Bezahlung seines Soldes bis znm 4./14. Angnst,
mit welchem Termin das Bündnis zn Ende gelaufen bei, zugleich Gewissheit
wegen ordentlicher Brlassung seiner Dienste verlangt und bis dahin die ihm in
seiner Capitulation versprochenen Bestallungsgelder in Anspruch nimmt, und sie
erklären, dass man ihm vordem seiner Entlassung wegen keinen bestimmten Be-
scheid ertheilt, sei daher gekommen, weil damals nicht nur Hoffnung znr Erneue-
rung der Allianz, sondern auch die quaestio an gar affirmative resolviert ge-
wesen und man der Herren Principale eigentlichen Willen nicht habe wissen
können. Dem Kurfürsten Johann Philipp von Mainz, der (d. Schloss Ma-
rienberg ob Wurzburg 22. Mai 1669) ihm Mittheilucg davon gemacht hatte, dass
der König von Frankreich zuerst durch Graf Wilhelm Fürstenberg und
dann jetzt durch den nach Paris durchreisenden Marquis de Vaubrnn in ihn
habe wegen Prorogation der Rheinischen Allianz dringen lassen, erwidert Kf.
(d. Königsberg l./ll. Juni 1669): »Wegen Prorogation der Rheinischen Allians
haben meine Gesandten zn Regensburg mehr als für einem Jahre völlige Instruc-
tion sowohl ratione quaestionis an als quomodo bereits gehabt. Seiter dem
aber ist meines Wissens nichts in der Sache passiret noch an mich — ge-
bracht, wie wohl ich damals, weil alles auf das Instr. Pacis fundiret und zu
Conservation des so theuer erlangten Friedens angesehen ist, kein Bedenken
getragen."
Digitized by
Google
Abschnitt 8.
Verhandluiigeu mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge
zu Dorsten.
1663—1665.
sr
Digitized by
Google
s
Digitized by
Google
Einleitung«
Die beiden Versuche, welche Korfürst Friedrich Wilhelm 1647
nnd dann 1651 gemacht hatte, durch gewaltsames Vorgehen gegen den Mit-
besitzer der jülich-clevischen Erbschaftslande, den katholischen Pfalzgrafen
Wolfgang Wilhelm von Nenburg eine günstigere Regelung der Succes-
sionsfrage als sie durch die unter seinem Vorgänger 1629 und 1630 abge-
schlossenen Provisional vertrage erfolgt war, durchzusetzen, waren von wenig
glücklichem Erfolge gewesen. Allerdings waren ihm in dem neuen Provi^ional-
vergleich vom 8. April 1647*), welcher den ersten Krieg beendigte, gewisse
Zugeständnisse gemacht, derBesitz vonCl eve,Mark und Ravensberguud
nach dem Tode des jetzigen Pfalzgrafen auch der vorläufig dessen Sohne
Philipp Wilhelm überlassenen Grafschaft Raven stein, sowie die Zahlung
von 100000 Tbalern innerhalb sechs Jahren zugesagt, die Regelung der kirch-
lichen Verhältnisse in den Erbschaftslanden nach dem Stande von 1609, be-
ziehungsweise 1612 festgesetzt und, falls er die Zustimmung des anderen Kreis-
directors, des Bischofs von Münster, nnd der übrigen Stände des westfä-
lischen Kreises erlangen könnte, eine besondere Stimme auf den Kreistagen
und ein Antheil an dem Directorium dieses Kreises eingeräumt worden, allein
dieser Vertrag war nicht zur Ausführung gekommen, der Pfalzgraf hatte
nach dem Abschluss des westfälischen Friedens die Forderung erhoben,
dass das in demselben für die kirchlichen Verhältnisse festgesetzte Normal-
jabr 1624 auch in den jülich-clevischen Landen zur Durchführung gebracht
werde, nnd als dann der Kurfürst aufs neue 1651 die Waffen ergriffen
hatte, hatte er nach dem erfolglosen Ausgange des Feldzuges in dem Ver-
gleich vom 11. October dieses Jahres*), in welchem im übrigen jener Ver-
trag von 1647 erneuert wurde, die Entscheidung der Frage, ob für die
') 8. V. Mörner 8.136. ürk. u. Akt. IV 8. 3% ff.
<) Londorp VI S. 632. v. Morner 8. 164f. S. Urk. o. Akt. VI 8. 112.
Digitized by
Google
486 ^' VerbandluDgeo mit Pfalz-Neaborg. Die Vertrage za Dorsieo
kirchlichen Verhältnisse jener Lande der Status von 1609 und 1612 oder yon 1624
massgebend sein sollte, einer kaiserlichen, aas katholischen and evangelischeD
Fürsten zusammengesetzten Kommission überlassen müssen, welche freilich
nicht in Wirksamkeit getreten ist. Ebensowenig aber^ wie der Kurfürst
war der Pfalzgraf und noch weniger dessen Sohn Philipp Wilhelm mit
diesem Ausgange zufrieden, und zu diesem letzteren, welcher nach dem Tode
seines Vaters (20. März 1653) demselben in der Regierung folgte, hat der
Kurfürst die nächsten zehn Jahre hindurch in dem gespanntesten Verhält-
nisse gestanden. Gleich auf dem Reichstage von 1653 — 1654 trat der feiod-
liehe Gegensatz beider auf das schärfste hervor. Der Pfalzgraf ^) erneuerte
dort nicht nur die schon von seinem Vater erhobene Forderung auf Eot-
Bchädignng für die durch den Krieg des Jahres 1651 verursachten Kosten,
sondern er wusste auch im Einverständnis mit den Häuptern der ständi-
schen Oppositionspartei im Clevischen es dahin zu bringen, dass die Be-
schwerden und Forderungen, welche eine von den cleviscb-märkischen ver-
eint mit denjülich-bergischen Ständen nach Regensburg gesandte Deputation
dort vorbringen solUe, nur gegen den Kurfürsten gerichtet waren. Er ver-
ständigte sich dann dort mit dem Bischof von Münster dahin, gemeinschaft-
lich ohne vorhergehende Mittheilung an den Kurfürsten, ja sogar unter Aas-
schliessung desselben einen Kreistag des westfälischen Kreises nach Essen
zu berufen, um dort eine Kreisarmatur zustande zu bringen, deren Leitunfc
in katholische Hände gelegt werden und deren Spitze ebenfalls gegen den
Kurfürsten gerichtet sein sollte. Freilich hatten diese Machinationen nor
geringen Erfolg, in der Entschädigungsfrage sah sich der Pfalzgraf bald
von dem Kaiser, dessen Unterstützung er sich gesichert zu haben glaubte, im
Stich gelassen, und jener ständischen Deputation wurde dadurch der Boden
unter den Füssen entzogen, dass sich der Kurfürst inzwischen mit seinen
clevisch-märkischen Ständen verständigte und dass gerade der Punkt, um
welchen sich hauptsächlich die Streitigkeiten derselben mit dem Kurfürsten
drehten, ob derselbe ohne deren Bewilligung befugt sei, Garnisonen und
sonstige Truppen im Lande zu halten, von dem Reichstage zu Gunsten
desselben und der Landesfürsten überhaupt entschieden wurde. Der west-
fälische Kreistag') kam allerdings im September 1653 zustande und ver-
lief zu Anfang ganz nach den Wünschen des Pfalzgrafen und des Bischofs,
die Abgesandten, welche der Kurfürst dorthin schickte, mussten unter Pro-
test abreisen, eine Defensionsverfassung wurde wirklich beschlossen, die
Kreisämter katholisch besetzt, aber bald wurde der Argwohn der evan-
gelischen Kreisstände gegen die Absichten jener beiden Fürsten rege, und
diese sahen sich genöthigt, die Versammlung eiligst zu schliessen, ehe jene
Beschlüsse zur Ausführung gebracht waren. Um so eifriger war darauf der
Pfalzgiaf bemüht, eine neue katholische Liga ins Leben zu rufen, und im
') S. ürk. o. Akt. V S. 593.
') S. ürk. n. Akt. V ö.594ff. VI S. 190f. 2ö6f. 263f. 274. 343f.
') S. Urk. u. Akt. V 8.604ff.. VI S. 474 ff.
Digitized by
Google
Einleitnng. 487
December 1654 worde wirklich Ewiscben ihm^ den Eürfürsten von Trier
und Cölo und dem Bischof yod Münster ein Bündnis*) abgeschlossen, dem
bald anch der Kurfürst von Mainz beitrat und welches der Keim der spä-
teren Rheinischen Allianz geworden ist Zugleich sachte er jetzt unzufrie-
den über die mangelhafte Unterstützung, welche ihm von kaiserlicher Seite
zntheil geworden war, die Gunst Frankreichs zu gewinnen. Der Ausbruch
des schwedisch-polnischen Krieges und die Verwickelung des brandenbur-
gischen Kurfürsten in diese nordischen Händel schien ihm dann günstige
Gelegenheit zu bieten, seine auf die gewalthame Erwerbung der rheinischen
Besitzungen des Kurfürsten gerichteten Bestrebungen zur Ausführung zu
bringen. Schon im Frühjahr 1655 traf er Rüstungen, er bot'), freilich
ohne Erfolg, dem Könige von Schweden eine Offensiv- und Defensivallianz
an unter der Bedingung, dass derselbe ihm zum Besitz der gesamten Succes-
sionslande verhelfen sollte. Der Kurfürst von Brandenburg ist von diesen
feindlichen Absichten des Pfalzgrafen wohl unterrichtet gewesen, er bat im
Sommer 1655, um sich dagegen zu sichern, mit Frankreich verhandelt^), er
ist dann seinerseits^) zu Ende dieses und zu Anfang des folgenden Jahres, als
er nach dem Abschluss des Königsberger Vertrages mit Schweden glaubte,
sich ans jenen nordischen Verwickelungen herausziehen zu können, unter dem
Einflüsse seines damaligen hauptsächlichen Rathgebers, des Grafen Wal-
deck, mit dem Plane umgegangen, den Pfalzgrafen mit Krieg zu überziehen und
ihm seine rheinischen Laude zu entreissen, und er hat damals mit Schwede n
und auch mit Frankreich^) wegen Unterstützung eines solchen Unterneh-
mens verhandelt, doch ist es ihm nicht gelungen, dieselben dafür zu gewin-
nen, und der weitere Verlauf, welchen der nordische Krieg nahm, hat ihn
genöthigt, auch in den folgenden Jahren alle seine Macht auf diesem Schau-
platze zu verwenden. Dagegen hat der Pfalzgraf sich in den späteren
Jahren dieses Krieges fortgesetzt mit weiteren Angriffsplänen®) gegen die
rheinischen Besitzungen des Kurfürsten getragen, er ist deswegen zuerst,
so lange jener der Bundesgenosse des schwedischen Königs blieb, mit P ole n,
dann, nachdem derselbe auf die Seite der Gegner Schwedens übergegangen
war, mit dieser Macht und dem mit derselben eng verbündeten Frankreich
in Verbindung getreten, und brandenburgischerseits hat man zu wiederholten
Malen, Ende 1656, dann im Sommer 1657, dann wieder Ende 1658 und
Anfang 1659, endlich noch im Frühjahr 1660 den Einbruch desselben in
Cleve und Mark gefürchtet, doch haben ihn immer die dort getroffenen
Vertheidigungsmassregeln und andere Hindernisse von der Ausführung
') 8. Urk. u. Akt. V S. 778. VIII 8. 521.
«) S. Urk. u. Akt. V 8.778.
») 8. Urk. o. Akt. U 8.50. 54.
^ 8. Urk. o. AktVU 8.540ff. Erdmaoosdörffer, Graf Georg Friedrich
von Waldeck 8. 365 ff.
») 8. Urk. u. Akt. U 8.81.86.
•) 8. Urk. o. Akt. V 8. 780 ff.
Digitized by
Google
488 B. VerhandlaDgeD mit Pfalz-Nenbarg. Die Verträge zu Dorsten.
dieser kriegerischen Pläne abgehalten. Auch sonst aber trat bei jeder Gele-
genheit, wo die Interessen des Knrfürsten mit denen des Pfalzgrafen zu-
sammentrafen, der feindliche Gegensatz zwischen beiden znm yorscheio.
Der Pfalzgraf gehörte zu den eifrigsten Beförderern jener Rheinische d Al-
lianz, deren Abschlnss der Kurfürst zu hintertreiben , wenigstens möglichst
hinauszuschieben suchte, welche aber schliesslich (August 1658) doch ohne ihn
und in directem Gegensatz gegen ihn und das damals mit^ ihm yerbündete
Oesterreich zustande kam, der Kurfürst dagegen trat den Plänen, welche je-
ner in Polen verfolgte, hindernd in den Weg. Nachdem seitdem Jahre 1655
der polnische König Johann Kasimir zu verschiedenen Malen die Absicht
die Krone niederzulegen kund gegeben hatte, gehörte zu denjenigen, welche
sich Hoffnung auf die Erwerbung dieser Krone machten, auch der Pfals-
graf Philipp Wi he Im, welcher, da seine allerdings schon 1651 gestorbene
erste Gemahlin eine Tochter König Sigismundsin. und Schwester der bei-
den letzten polnischen Könige gewesen war, eine gewisse Verwandtschaft
mit dem polnischen Königshause geltend machen konnte. Im Jahre 1659 ')|
in welchem zuerst die Absicht des von der Königin LuiseMarie beherrsch-
ten polnischen Hofes, noch bei Lebzeiten und während der Regierung Jo-
hann Kasimirs die Wahl des Nachfolgers desselben zu stände zu bringen,
bekannt wurde, hatte er die Unterstützung Frankreichs für die Erwerbung
der polnischen Krone nachgesucht nnd^ nachdem sein dorthin geschickter Ge-
sandter V. Lerodt von dem Cardinal Mazar in eine günstige Zusage erhal-
tenhatte, einen anderen Gesandten v. Rautenstein nach Polen geschickt^,
um dort in seinem Interesse zu wirken, er liesa durch denselben die For-
derung stellen, dass er in den Frieden, aber welchen damals schon die
später in Oliva zum Abschlnss gebrachten Virhandlungen begonnen hatten,
eingeschlossen werde, damit er, wie er anführen liess, nach Beendigung die-
ses Krieges nicht in Gefahr käme, von dem Kurfürsten angegriffen zu
werden. Der Kurfürst hat anf die Kunde davon seinen zu diesen Verhand-
lungen nach Polen geschickten Gesandten den Befehl gegeben *), sowohl der
Throncandidatnr des Pfalzgrafen als auch der Einschliessnng desselben in
den Frieden entgegenzuarbeiten, und es ist denselben auch wirklich gelun-
gen^), sowohl zu Oliva als auch bei den nachher in Warschau inbetreff
der Ratification des Friedens geführten Verhandlungen die letztere, obwohl
dieselbe von schwedischer und französischer und theilweise auch von pol-
nischer Seite befürwortet wurde, zu hintertreiben. Unter diesen Umständen
war ein Versuch, welchen zu Anfang des Jahres 1659 der Bischof von
^) S. Plebaoski, De saccessoris designandi consilio vivo Joanne Casimiro
S. 88f. und noten die Relatioo Blaspeils vom 12./22. März 1664.
») S Urk. u. Akt. VIII S. 711 f.
») S. Urk. u. Akt. VIII S. 712.
*) ö. Urk. u. Akt. VUI 8. 733f. IX 8. 29.42f.
Digitized by
Google
EiDieitaog. 489
Münster gemacht hatte*), eine BeilegoDg der Streitigkeiteo zwischen den
beiden Fürsten nnd einen endgültigen Vergleich über die Saccessionsfrage
zustande zu bringen, gänzlich erfolglos gewesen, der Kurfürst h^tte sich
allerdings') zu Verhandlungen darüber bereit gezeigt, aber von vorneherein
erklärt^ da er und seine Vorfahren bei den früheren Theilungen auf das
schlimmste übervortheilt worden seien, sich nur unter der Bedingung zu
einem solchen definitiven Vergleich verstehen zu können, dass der Tfalz-
graf ihm genügende Abtretungen mache, wogegen jener erwidert hatte'),
auf solche Verhandlungen nur dann eingehen zu können, wenn er sicher
sei, dass der Kurfürst ihm wenigstens die Grafschaft Ravensb er g wieder
abtreten wolle.
Auch nach dem Olivaer Frieden hat noch drei Jahre lang dasselbe
feindliche Verhältnis zwischen beiden Fürsten fortbestanden. Der Kurfürst
wirkte fortgesetzt dem Pfalzgrafen in Polen entgegen, vereitelte dessen Be-
mühungen, doch noch nachträglich in den Olivaer Frieden eingeschlossen
oder wenigstens unter die Garanten desselben aufgenommen zu werden, ver«
folgte mit misstrauischen Augen dessen Verhandlungen mit Frankreich und
suchte *) auch den Argwohn des polnischen Hofes gegen dieselben zu erre«
gen, der Pfalzgraf dagegen arbeitete^) den Bemühungen des Kurfürsten,
die braunschweigischen und andere norddeutsche Fürsten zur üeber-
nahme der Garantie des Friedens zu bewegen, und ebenso den Bestrebun-
gen jener Fürsten, den Kurfürsten zum Beitritt zur Rheinischen Allianz zu
treiben, entgegen. Gegenüber den Bedrückungen, welche der Pfalzgraf
gegen seine evangelischen ünterthanen in Jülich und Berg ausübte, erhob
der Kurfürst') Beschwerde, suchte auch die Verwendung anderer evangeli-
scher Mächte nach und schritt schliesslich, da diese Massregeln ohne Erfolg
waren, selbst zu Repressalien. Bei dieser feindlichen Stimmung beider
Fürsten waren natürlich die Versuche, welche in jenen Jahren von franzö-
sischer Seite gemacht wurden, eine Aussöhnung und Verständigung zwi-
schen denselben zustande zu bringen, ebenfalls erfolglos. Die Mission
Lesseins* 1662 an den brandenburgischen Hof scheiterte ausser an dem
Widerstreben des Kurfürsten, die jetzt auf die Erhebung eines französischen
Prinzen, des mit der Nichte der polnischen Königin zu vermählenden Her-
zogs Ton Eng hie n, gerichteten Absichten Frankreichs in Polen zu unter-
1) Bischof Christoph Bernhard von Münster an Kf. d. Coesfeld 20. Fe-
bruar 1659.
^ Kf. an den Bischof von Mäoster d. Wiborg 9./19. März 1659.
*) Bischof von Münster an Fürst Moritz von Nassau d. Coesfeld 4.ApriI
1659.
*) S. Urk. 0. Akt. VIII S. 330.
^) S. die Instruktion Ludwigs XIV. für Gravel vom 28. März 1661.
(Guhrauer II S. 308).
^) S. M. Lehmann, Preussen und die katholische Kirche I S. 65 und die
daselbst S. 167 ff. abgedrucktou Aktenstücke.
Digitized by
Google
490 ^' VerbandlQDgeD mit Pfali-Neubarg. Die Vertrage zo Donten.
stützen, Damentlich aoch daran 1)9 dass derselbe die aufs nene verlangte Ein
Bchliessong des Pfalzgrafen in den Olivaer Frieden auf das hartnäckigste
verweigerte. Das Gerücht, welches dem Kurfürsten im Sommer 1662 Bngiog,
der Pfalzgraf wolle, um doch den König von Frankreich snr Unterstüt-
zung seiner Throncandidatur in Polen za bewegen, demselben seine rhei-
nischen Besitzungen abtreten, beunruhigte ihn so, dass er deswegen am
französischen Hofe selbst Erkundigungen einzog').
Erst im Jahre 1663 ist es zu einer Annäherung zwischen den beiden
bisher einander so feindlich gegenüberstehenden Fürsten gekommen und
haben dann die Verhandlungen wegen Beilegung der zwischen ihnen
schwebenden Streitigkeiten begonnen, deren erste; bis zum Sommer 1665
reichende Stadien durch die in diesem Abschnitt mitgetheilten Aktenstücke
veranschaulicht werden sollen. Die ersten Schritte zu einer solchen An-
näherung sind von selten des Pfalzgrafen geschehen und zwar dadurch'),
dass zu Anfang dieses Jahres die Gesandten desselben auf dem Reichstage
zu Regensburg sich den dortigen Gesandten des Kurfürsten gegenüber zu
freundschaftlichem Verhalten und zu Verhandlungen behufs Schlichtung der
zwischen ihren beiderseitigen Herren bestehenden Streitigkeiten erboten, welche
Erklärungen auf Befehl des Kurfürsten von dessen Gesandten in entgegen-
kommender Weise beantwortet wurden, doch ohne dass es dann hier doch
zu ernstlichen Verhandlungen gekommen wäre. Dass solche seit Anfang
1664 wirklich eröffnet wurden, ist durch Einwirkung von anderer, zunächst
von kaiserlicher Seite herbeigeführt worden. Der Gedanke, im habsburgi-
schen Interesse, um nämlich an diesen beiden Fürsten und dem, wie weiter
zu hoffen stand, nach deren Aussöhnung zu einer engeren Vereinigung zu
bringenden westfälischen Kreise eine Stütze gegenüber der schon damals ihre
Absichten auf die spanischen Niederlande offenbarenden französischen
Macht zu gewinnen, eine Einigung derselben zustande zu bringen, ist, wie
es scheint, von dem kaiserlichen Residenten im Haag Friquet ausgegan-
gen, dieser hat denselben dem kaiserlichen Hofe mitgetheilt, er ist dort
gebilligt nnd die Ausführung desselben einerseits jenem Friquet selbst,
andererseits dem im Sommer 1663, zunächst um die Hülfe des Kurfürsten
für den Türkenkrieg nachzusuchen, an den Hof desselben geschickten
Li sola übertragen worden. In welcher Weise der letztere^) sich dieses
0 8. ürk. u. Akt II S. 677. IX S. 613.
«) S. ürk. o. Akt. IX S. 369. 615.
*) S. die RelationeD ▼. Mahrenholtzs und Je aas aus Regensbnrg vom
19. Febmar, 7. Mai, 18. Mai nnd 20. Jali 1663 nnd die Reseripte des Karfnrateo an
dieselben vom l.Jani nod 30. Juli, oben S. 174 ff.
*) Derselbe hatte schon 1661 in Warschaa den dortigen Gesandten des Kor-
forsten gegenober geaossert, der Korförst thäte got, sich mit dem Pfklzgrafen so
vergleichen ond nebst dem Kaiser anscheinend die Bewerbong des letiteren om
die polnische Krone so fordern, es sei nicht zo forchten, dass derselbe wirklieb
daso gelangen worde, aber man könne dadoroh die Pläne der Konigin vereiteln
(Urk. o. Akt. IX. S.
Digitized by
Google
BinleitaDg. 491
Auftrages eDtledigt and wie der damals aooh am Hofe des Kurfürsten an-
wesende spanische Gesandte üeedoi) dabei mitgewirkt hat, darüber ist
bei der Dürftigkeit des diese beiden Gesandtschaften betreffenden Materials
nichts 2U ersehen. Friqnet hat'), wie die nachfolgenden, auch nicht voll-
ständig erhaltenen Dokumente zeigen, zu Anfang des Sommers 1663 sich
einerseits an die Schwiegermutter des Kurfürsten, die verwittwete Prinzessin
Amalie von Oranien und an dessen damals im Haag befindlichen Ge-
sandten, den clevischen Kegiernngsrath Werner Wilhelm Blaspeil,
andererseits an den dortigen Gesandten des Pfalzgrafen v. Lerodt ge-
wendet > er hat ein anscheinend zufälliges Zusammentreffen der beiden
letzteren in seinem Hanse vermittelt und durch diese dem Kurfürsten und
dem Pfalzgrafeo seine Gedanken inbetreff eines zwischen ihnen zu treffen-
den Ausgleiches sowie den Vorschlag, zunächst unter der Hand dort im
Haag darüber vorbereitende Verhandlungen anzuknüpfen, mittheilen lassen.
Der Pfalzgraf ist sogleich — aus welchen Motiven, und ob gleich wirklich
io aufrichtiger Absiebt, ist nicht sicher zu erkennen — der Kurfürst nur
zögernd darauf eingegangen, erst zu Anfang des folgenden Jahres 1664
haben die eigentlichen Verhandlungen begonnen, welche zunächst in diesem
Jahre zwischen Blaspeil und Lerodt, dann im folgenden zwischen dem
ersteren und dem Pfalzgrafen selbst als vertrauliche Besprechungen fortge-
führt worden sind. Dieselben sind, obwohl sie zunächst keinen bestimmten
Abschlnss gefunden haben, doch keineswegs erfolglos gewesen. Der Kur-
fürst zeigt sich allerdings zu Anfang in sehr wenig nachgiebiger Stimmung,
er hält nicht nur an der Vorstellung, dass ihm von Rechts wegen die ge-
samten Successionslande gebühren, sondern auch an der Behauptung, dass
bei den bisherigen Theilungen sein Haus übervortheilt worden sei, fest, verlangt
daher, nachdem die zu Anfang von kaiserlicher Seite eröffnete Aussicht, dass
Spanien durch Ueberlassung des Oberquartiers von Geldern den Ausgleich
erleichtern werde, sich als ganz nichtig erwiesen hat, von dem Pfalzgrafen die
Abtretung des ganzen Herzogthnms Berg oder wenigstens eines Tbeiles des-
selben und des durch denselben von Kurcöln durch Tausch zu erwerbenden,
ihm behufs Herstellung einer directen Verbindung zwischen Minden und Cleve
sehr wünschens werthen Gebietes von Reckling hausen. Der Pfalzgraf da-
gegen will davon nichts wissen, nur die Aufrechthaltnng des Status quo zuge-
stehen, und so erscheinen die Verhandlungen aussichtslos. Allein die Anschau-
angen des Kurfürsten werden von Blas peil und der Prinzessin von Ora-
nien nicht getheilt, diese suchen nachzuweisen, dass die Ungleichheit zwi-
schen den ihm und dem Pfalzgrafen zugefallenen Theilen keineswegs so gross
sei, und rathen ihm, seine Forderungen zu massigen. Der Kurfürst lässt
sich dadurch zunächst nicht überzeugen, er sucht nun durch die zuerst im
März 1664 gemachte Andeutung, dass, wenn der Pfalzgraf sich seinen For-
') S. oben S. 307.
5) S. Pufeodorf IX §71—73. 8.613 ff., woselbst schon eine ausführliche
Analyse dieser* Aktenstücke gegeben wird.
Digitized by
Google
492 '7- VerhandlaDgeD mit Pfalz-Neabarg. Die Verträge za Üorsteo.
deruogen füge, er dafür dessen Absichten in Polen unterstützen wolle,
denselben zur Nachgiebigkeit zn bewegen. Von nenbnrgischer Seite wird
dieser Gedanke allerdings begierig aufgegriffen, aber zum Eingeben anf die
brandenbnrgischen Forderungen will man sich doch nicht verstehen, da l&sst
der Kurfürst Anfang 1665 merken, dass er geneigt sei, dieselben zu rofissi-
gen, andererseits der Pfalzgraf, dass, wenn der Kurfürst ihm wirklich zur
Erlangung der polnischen Krone verhelfen sollte, er sich zu einer gewisseo
Landabtretung verstehen würde, und so nähert man sich schon damals dem-
jenigen Standpunkte, von welchem aus dann im folgenden Jahre wirklich
die Verständigung erzielt worden ist.
Mit diesen geheimen, auf eine definitive Beendigung des ganzen Sne-
cessionsstreites gerichteten Verhandlungen kreuzen sich andere, welche
nur die Beilegung der Streitigkeiten über die kirchlichen Verbältnisse und
über das Directorium des westfälischen Kreises zum Ziele hatten. Auch
diese sind von anderer Seite aus und mit ganz besonderen Nebenabsichtea
angeregt worden. Wie bemerkt, hatte der Bischof Christoph Bero
hard von Münster schon im Jahre 1659, jedenfalls veranlasst durch die
damals dem Reiche von dem nordischen Kriege her drohenden GefahrcD,
einen Versuch zur Beilegung der Streitigkeiten zwischen dem Kurfürsten
und dem Pfalzgrafen gemacht, der aber erfolglos gewesen war. Eben-
derselbe hat dann wieder zu Anfang des Jahres 1664 während seines Auf-
enthaltes zu Regen 8 bürg sich gemeinschaftlich mit dem Kurfürsten von
Mainz den dortigen brandenburgischen Gesandten gegenüber zur Ver-
mittelung zwischen beiden Fürsten erboten, der Kurfürst aber, welcher nach
den früheren Vorgängen den Bischof für eng verbündet mit dem Pfalz-
grafen und seinen Ansprüchen auf Theilnahroe an dem Kreisdirectorium
feindlich ansah, und der ausserdem gemäss den im Haag getroffenen Ver-
abredungen das Hinzutreten anderer zu den dort schon insgeheim geführten
Verhandlungen zu vermeiden wünschte, hat sich, ohne gerade diese Aner-
bietungen zurückzuweisen, doch nicht weiter darauf eingelassen. Bald dar-
auf aber fasste der durch mehrfache von selten der Niederländer gegen
ihn verübte Gewaltsamkeiten erbitterte ehrgeizige und kriegslustige Bischof,
ermuthigt durch die schon damals zwischen den Niederlanden und England
ausgebrochenen Streitigkeiten, welche den baldigen Ausbruch eines Krieges
zwischen beiden Seemächten voraussehen Hessen, den Entschluss, an den
NiederlandenRache zu nehmen, zu diesem Zweck einerseits mit England
in Verbindung zu treten, andererseits zu versuchen, auch die anderen, durch
die Uebergriffe der Niederländer geschädigten norddeutschen Fürsten , vor
allem den Kurfürsten von Brau den bürg und den Pfalzgrafen von Neuburg,
zn gemeinsamem Vorgehen gegen dieselben zu bewegen. Auch hiefür aber
erschien wieder eine vorherige Aussöhnung jener beiden anscheinend noch
so heftig verfeindeten Fürsten als die nothwendige Vorbedingung, und daher
hat er aufs neue den Versuch gemacht, eine solche zustande zu bringen.
Digitized by
Google
Bioleitaog. 493
Er machte 0 im Juni 1664 gegen Blaspeil, den er zu sich nach Coesfeld
eingeladen hatte, darauf bezügliche Eröffnungen, erbot sich auf seiner be-
Torstehenden Reise nach Regensbnrg und zur Reichsarmee mit dem Pfalz*
grafen persönlich zu verhandeln und denselben zur ErfüUqng der Forde-
mngen des Kurfürsten inbetreff des Ereisdirectoriums zu bestimmen, er
Hess dann im August dem Kurfürsten mittheilen, dass der Pfalzgraf zu einer
Verständigung wegen jener Angelegenheit und wegen der kirchlichen Ver-
hältnisse in den Jülich -clc vi sehen Lande bereit und erbötig sei, mit ihnen
beiden eine Defensivallianz abzuschliessen, and forderte ihn zur Beschickung
einer deswegen zu haltenden Zusammenkunft auf. Der Kurfürst ist auf diese
Vorschläge eingegangen, auch er hatte angesichts des bevorstehenden Krieges
zwischen England und denNiederlandeudie Hoffnung gefasst, bei dieser
Gelegenheit durch entschiedenes Auftreten die letzteren dahin zu bringen, seine
bisher immer vergeblich erhobenen Forderungen wegen einer billigen Regelung
der Hofjserschen Schuldsacbe und Räumung seiner clevischen Festungen
zu erfüllen, er hatte, um dafür die Unterstützung Englands zu gewinnen,
im August 1664 Christoph v. Brandt nach London geschickt'), er be-
vollmächtigte jetzt im October Blaspeil zu Verhandlungen mit dem Bischof
▼on Münster und dem Pfalzgrafen vonNeaburg wegen einer Beilegung
jener zwischen ihm und dem letzteren schwebenden Streitpunkte und zum
Abschluss einer Defensivallianz, zu welcher aber, damit dieselbe keinen
verdächtigen Anstrich erhalte, auch andere sowohl protestantische als auch
katholische Reichsstände hinzugezogen werden sollten. Ende December
fanden in Münster Vorbesprechungen darüber statt und es wurden dort
die Entwürfe nicht nur zu zwei über diese Gegenstände abznschliessenden
Verträgen, sondern auf das Drängen des Bischofs von Münster, welcher
entschlossen war, gegen die Holländer loszuschlagen, und auch die anderen
Fürsten dazu mitfortzureissen hoffte, auch zu einem dritten Vertrage, be«
treffend ein gemeinsames Vorgehen der drei alliierten Fürsten gegen die
Holländer, falls dieselben nicht auf die Forderungen derselben eingingen,
aufgesetzt Gegen den letzteren äusserte allerdings der Kurfürst, der Im
Gegensatz gegen den Bischof von Münster nicht gewillt war, an dem
Kriege gegen Holland Theil zunehmen, sogleich schwere Bedenken, doch
verwarf er ihn nicht unbedingt. Die eigentlichen Verhandlungen sind dann
im Februar 1665 zu Dorsten zwischen dem dort persönlich anwesenden
Bischof and den Bevollmächtigten des Kurfürsten und des Pfalzgrafen ge-
führt worden, hier wurden ?on denselben nach kurzen Berathungen auf
Grund jener früheren Entwürfe die drei Verträge vom 14. und 16. Februar
inbetreff der kirchlichen Angelegenheiten in den Jülich -clevischen Landen
') Diese VerbandlaDgeD sind von PafeDdorfX§ 9, S. 648 fast garoicht, von
Alpen, De vita et rebus gestis Christopbi Beroardi I S. 665, Droyseo, Gesch.
der Preuss. Politik III 3 S. 71f., Tuckiog, Gesch. des Stifts MüDster unter
Christoph Bernhard von Galen S. 127 auch nur fluchtig berührt worden.
^) 8. Pufeudorf X § 2. 3 (8. 641ff.), Droyseo III 3 S. 71.
Digitized by
Google
494 B. Verhandlaogeo mit Pfais-Neaborg. Die Verträge za Dorsteo.
and des westfälisehen Kreisdirectonams, einer DefensivalHaoa zwischen den
drei Forsten und einer näheren Vereinigung derselben behufs der gegen
die Niederlande zu ergreifenden Massregeln abgeschlossen, von denen die
beiden letzten , weil bisher noch ungedmckt, hier vollständig mitgetheilt
worden sind.
Diese Verträge sind aber nicht zur Ausführung gekommen, den dritten
haben die Gesandten des Pfalzgrafen überhaupt nicht mit unterzeichnet, und
auch der Kurfürst hat denselben, weil er ihm auch in der abgeschwächten
Form, welche er erhalten, noch zu weitgehend schien, yerworfien. Die
beiden anderen hat er ratificiert, hat sich aber nachher genöthigt gesehen,
die Ratification wieder zurückzunehmen. Qegen die Bestimmungen des
ersteren über die kirchlichen Angelegenheiten wurden in den clevisch-mär-
kischen Landen selbst sowohl von der eyangelischen Geistlichkeit als auch
▼on den Ständen lebhafte Beschwerden erhoben i), welche der Kurfürst we-
nigstens theilweise als berechtigt anerkennen musste, dem Zustandekommen
jener Defensivallianz aber hat der König yon Frankreich, welcher dahin-
ter eine österreichische gegen ihn und gegen die Rheinische Allianz gerich-
tete Intrigne witterte, entgegengearbeitet*) und dessen Widerspruch hat der
Kurfürst, freilich sehr ungern, um es nicht zu einem'Bruche mit demselben
kommen zu lassen und sich nicht die ihm angebotene Unterstützung seiner
Forderungen gegen Polen zu verscherzen, sich fügen müssen. Die darüber ge-
führten Verhandinngen zwischen Blas peil und dem französischen Gesandten
im Haag, dem Grafen d'Estrades, haben die zuletzt roitgetheilten Aktenstücke
zum Gegenstände. Ludwig XIV. hat in dieser Angelegenheit anch durch
seinen Gesandten in Regensburg Gravel*) und auch, wie wir aus der
Correspondenz des Königs mit Estrades ersehen, durch die Prinzessin
von Oranien auf den Kurfürsten einzuwirken versucht, leider liegen in
Berlin weder in dem Staatsarchiv noch in dem K. Hausarchiv irgend wel-
che Documente vor, welche erkennen Hessen, ob und in welcher Weise sich
die letztere wirklich dazu hergegeben hat, den Interessen des Königs zu
dienen.
') 8. M. Lehmann, Preossen and die katholische Kirche I S. 66 und die
dort S. 178 ff. abgedrackteo Akteostficke.
^8. Wiens, Sammlang fragmentarischer Nachrichten über Christoph B.
von Galen, woselbst die aaf diese Angelegenheit bezügüchen Stücke aas den
Memoiren Estrades' zasammengestellt sind.
^ S. die Relationen der brandenbargischen Reichstagsgesandten Tom
7./17. April and 27. April/7. Mai 1665.
Digitized by
Google
Werner Wilhelm Blaspeil an den Knrftlrsten. D. s'Graven-
hage 26. Juni 1663.
[Friqnets Bemühaogeo wegen eines Yergleiohes iwischen Kf. und Pfali-Neaburg.
Dorch deDselben yenDittelte ZQsammenkQDft mit Lerodt, Friqoets Vorschlag.
Anfrage, an wen er weitere Mittheilangen in dieser Sache adressieren solle.]
Mit Yorwissen Ihrer Hoheit habe ich meine unterthftnigste 6e- 26. Jani.
danken wegen des Ew. Ghf. Dchl. sehr wohl gelegenen Oberquar-
tiers von GelderlandtO) auch wie — man die Gttlichsche Succes-
sionssaehe durch einen zuträglichen endlichen Vergleich hinlegen und
die itzige CoDJunctur der Zeiten am füglicbsten dazu gebrauchen
könnte, biebevor nach Hofe gebracht. — Nachgehend habe ich auch
die eigentliche Bewandnus itzg. Successionssache und sonderlich was
ab a. 1609 bis anhero darinnen vorgelaufen, auch wie man anitzo
die Handlung zum beständigen und billigmässigen Vergleich anzu-
greifen, femer untersuchet und den ganzen Bericht *) — zu Übersenden
1) Bine solche Denkschrift liegt ans dieser Zeit nicht vor, wohl aber eine
andere ?on unbekannter Hand ans dem October 1664, in welcher die Vortheile«
welche die Erwerbung des Oberquartiers von Geldern gewähren wärde (die
Einkaufte daraus werden auf jährlich 21,000 Thaler berechnet) auseinanderge-
setzt und der Vorschlag gemacht wird, dasselbe als Pfand für die Ton Spanien
schuldigen jährlich 100 000 Thaler (s. oben 8. 298 f.) einzubehalten.
^ In dieser den Akten beiliegenden Denkschrift giebt Blas peil zunächst
eine üebersicht über den Verlauf des Successionsstreites bis zu den Verträgen
▼om 8. und 16. April 1647 (▼. Morner S. 186) und vom ^Mai 1649 (ibid. S.150)
und erörtert dann die Frage, wie ein definitirer Brbrergleich und zu diesem
Zwecke eine gleiche Theilung der Brbschaftslande herzustellen sei. Er schätzt
Jülich fär mindestens ebenso viel werth als Oleve und Berg zusammen, Gl eye
ungefähr = Berg und Ravensberg, Berg ■■ Mark und Ravensberg, Mark
Digitized by
Google
496 8* VerhandlangeD mit Pfalz- Neabarg. Die Verträge zo Dorsten.
dienlich erachtet, wobei ich — nicht verhalten soll, dass, wie hiesiger
keyserlicher envoyä H. Friquet der gänzlichen Meinung ist, dass
von der Einigkeit des westphälischen Kreises und sonderlich von
obg. Vergleich der Ruhe- und Wohlstand des ganzen Römischen Reichs
dependire, auch Seiner Keyserl. Maj., Ew. Churf. Dchl. und anderer
Reichsstände bei diesem Niederländischen Staat und andren aus-
heimischen Potentaten zerfallener Respect anderergestalt nicht als da-
durch wieder aufgerichtet werden könne, derselbe sich also damit
eine Zeit hero sehr bemühet und nicht allein Ihrer Hoheit darQber
zugesprochen und gebeten, Ew. Churf. Dchl. Wohlmeinung darQber
zu vernehmen, sondern auch seine Gedanken am keyserlichen Hofe
gelangen lassen, alwohe dieselbe in sehr guter Consideration genom-
men seind, wie Ew. Churf. Dchl. aus des keyserlichen Oesandteo,
des vonLisoIa*) Anbringen daselbst ungezweifelt vermerken werden.-
Nicht weniger hat er hiesigem Neuburgischen Abgeordneten, dem
Baron de Lerodt, den Vortheil, welchen sein Herr aus dieser Einig-
keit zu erwarten haben würde, dermassen vor Augen gestellet und
schmackhaft gemacht, dass derselbe sich diese Sache allereiferigst
lasset angelegen sein, auch bei seiner vorgestrigen Wiederkunft er-
wähnten H. Friquet versichert hat, dass des Herrn Pfalzgrafen zo
Neuburg F. Dchl. und alle dero ministri nichts herzlichers als eine
beständige redliche gute Einigkeit erwünschten, wie sie solches, wan
es zur Handlung käme, in der That erweisen würden. Darauf der
H. Friquet ferner und zwar dahin gearbeitet, dass der Baron de
Lerodt und ich par rencontre, jedoch in keiner andern Qualität als
= Raveosberg, Raveosteio aod die flandrischeD Guter, RaveDsberg =
Ravenstein ood diese Güter, von 100 Tbeilen macbteo also:
Jülicb 38
Cleve 20
Berg 18
Mark 14
Raveosberg ü
Raveosteio 4
ans. Kr macht daoo vier verscbiedeoe Vorschläge, wie oach diesem Verh&It-
oisse eine gleiche Tbeilaog getroffen werden köooe, weist darauf hio, wie sehr
eine solche erleichtert werden würde, wenn Spanien sich wirklich zur Ab-
tretung des Oberquartiers von Geldern, welches sowohl an Jülich als ao
Cleve angrenze, verstände, und stellt schliesslich einen Bntwnrf der Bedingungen
auf, welche bei solchen Verhandlungen über einen Erbvergleich von selten dea
Rurförsten vorzubringen seien.
*) S. über dessen damalige Gesandtschaft beim Kf. oben S. 2890*.
Digitized by
Google
Erste YermittlQDgsversQche Friquets. 497
priyati, uns begegnet, in seines, des Friquet, Haus zusammenkommen
und daselbst einander in soweit haben kennen lernen, da ich dan von
besagtem Lerodt so vieles gehöret, dass ich glauben muss, die Sache
seie an der Seite wohl gemeinet, welches jedoch die Zeit am besten
geben wird. Wie ich nun bei dieser Occasion derae von Lerodt wegen
der Herrschaft Ravenstein, welche er zu permutiren und an diesen
Staat gegen ein Aequivalent zu tiberlassen in Commission hat*), zu
Gemüthe geflihret, dass solche Permutation ohne Ew. Churf. Dchl.
8x>eciale Bewilligung sich nicht würde thun lassen und er von mir
eine starke Opposition zu erwarten*), hat mehrg. H. Friquet Occa-
sion gefasset, von der Nothwendigkeit obg. Einigkeit, und wie Seine
Keys. Maj. ein solches so herzlich wünschten, weitläufig zu discurriren,
dabei fügend, dass wir doch dahin bedacht sein möchten, damit ein
80 nützlich und hochnöthig Werk zum guten Ende befodert würde —
hielte aber auch dafür, ehe man zur Hauptsache käme oder kommen
könnte, dass man dieses wichtige Werk zuvorhin wohl präpariren —
müsste — dannenhero er fragsweise vorstellen müsste, ob es nicht
rahtsamb, auch das nächste und sicherste sein würde, dass Ihre Chur-
und Fürstl. Dcht. Dcht. solche praeparatoria hieselbst durch solche
ihre Bedienten, denen sie die Sache gst. anvertrauen würden, auf ihre
gst. Ratification zur Hand nehmen, oder zum wenigsten ein Versuch
thun Hessen, in Betrachtung es diesergestalt ohne Kosten, ohne Zeit-
verlust, ohne Verdacht und in geheimb geschehen könnte — mit sehr
emsigen Begehren, wan wir ja ohne speciale Ordre hiezu nicht schrei-
ten könnten, wir es zum wenigsten nacher Hoff bringen und bester-
massen recommendiren möchten, wie er auch seines Orts am Keyser-
lichen Hofe zu thun nicht versäumen würde. — Lerod und ich
haben diese Proposition ferner nicht als ad referendum, im übrigen
aber dieselbe zu secretiren und ausser unsem Herren Principalen an
niemanden zu entdecken angenommen. —
PS. — Was im übrigen die Neuburgische Sache betrifft, da habe
ich zwar bisher meine unterthänigsten Erinnerungen an E. Chf. Dchl.
Hoffmarschaln, den von Canstein, gerichtet, weiln aber die Sache
nunmehr weiter gehet und ich nicht weiss, ob Ew. Chf. Dchl. dieselbe
in publiquen Rath gebracht wissen wollen, habe ich mich erkühnen
') S. über diese VerbaodlQDgeu Memoires d'Estrades II S. 167 ff.
'; 8. den Bericht des Grafec d'Estrades an Ludwig XIV. vom 12. Juli
1663 (M^iD n S. 250).
Mater, z. Qetcb. d. G. Kurfürsten. XI. 32
Digitized by
Google
498 8. VerhaodlaDgeD mit Pfalz- Neaborg. Die Vertrage zn Dorsten.
müssen, den geraden Weg zu Ew. Churf. hohen Person zu nehmen, unter-
thänigst bittend, Ew. Ghf. Dchl. geruhen mir durch secretarium Hip-
pel oder sonsten jemand gst. befehlen zu lassen, woran ich mich
künftig, wan etwas weiter vorgehen sollte, zu adressiren, und ob neben
Ihrer Hoheit ich nicht auch des Glevischen Herrn Statthalters F. 6.
von allem part zu geben haben solle. —
Derselbe an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
28. August 1663.
[Vorschläge Friqaets.j
28. Aag. Friqaet, welcher 'eigentlich mit Lerodt hatte zn der Priozessin von
Oraniea nach Turnhoot kommen wollen, hat ihm, nachdem er demselben
mitgetheilt, dass er noch keine Ordre vom Kf. erhalten, gerathen, damit
nicht das Misstranen Pfalz-Nenburgs, als ob Ef. die Sache nicht ernst-
lich meine, sondern ihn nur mit Frankreich zu embronillieren snche, ver-
stärkt werde, Lerodt gegenüber dieses nicht zn sagen, sondern die Ver-
zögeroDg der VerhandlaDgeD mit einer lodisposition der Prinzessin, ohne
deren Beisein er in dieser Sache etwas zn thnn Bedenken trage, zn ent-
schuldigen, zugleich Lerodt zu versichern, dass dieserseits die Iniention
aufi'ichdg sei, und diesen darüber aufzuklären, dass die Behauptung des
Bischofs von Münster, er sei von der Prinzessin zu verschiedenen Malen
ersucht worden, die Yermitteluog in dieser Sache zu übernehmen, unwahr
sei. Im übrigen blieb Friquet bei der Meinuog, dass die Haupthandlnng
bei Kf. selbst, und zwar sollemniter und mit Yorwissen aller Alliierten und
Freunde gescheheu, hier aber nur der Grund zu solcher Handlung gelegt
werden solle, da sich dann bald offenbaren werde, ob etwas Fruchtbarliches
davon zn erwarten sein werde.
Derselbe an den Kurfürsten. D. [Haag] 5. September 1663.
[Besprechung mit Lerodt. Aogebliche VerhandlaDgeD über den beabsichtigten Ver-
gleich auch zwischen den beiderseitigen Gesandten in Regensbarg.]
5. Sept l^er Verabredung 0 mit Friquet gemäss hat er Lerodt, welchen er
in dessen Hause getroffen, mitgetheilt, dass die verabredete Zusammenkunft
in Tnrnhout wegen Unpässlicbkeit der Prinzessin von Oranien nicht
stattfinden könne, und ihn in betreff der unwahren Behauptung des Bi-
schofs von Münster desabnsiert. Lerodt dankte dafür, betheuerte seines
Herrn gute Intention und erklärte sich bevollmächtigt und bereit, in die
Verhandlungen zn treten. Doch theilte er mit, dass seinem Herrn allerlei
>) 8. die vorhergehende Relation vom 28. August.
Digitized by
Google
VerhandloDgen BlaspeiU mit Lerodt 499
widrige OedankeD beigebracht worden wären, indem diese Vergleichssache, wel-
che der Abrede nach secretiert werden sollte, za Regensbnrganf die Bahn
gebracht worden sei, des Ef. Gesandten hätten sich deswegen bei dem Neu-
bnrgischen Gesandten Rantenstein angegeben nnd diesen gedrängt anzu-
geben, was Pfalz-Neubnrg für Mediatoren dabei gebranchen wolle> aber
nachdem er ihnen dieselben (Frankreich nnd den Bischof von Münster)
genannt, nichts weiter von der Sache gesprochen, so dass es schiene,
als hätte man dem Pfalzgrafen einigen Yortheil absehen wollen, doch hätte
er, Lerodt, alles wieder gut gemacht nnd könnte versichern, dass es von
seinem Herrn aufrichtig gemeint sei. B1. hat dies zu erwähnen für nöthig
erachtet, da Kf. in seinem Rescripte *) mit angeführt, dass Rauten stein
za Regensburg auch tou diesem Vergleich etwas gedacht habe. *)
Der Kurflirst an Blaspeil. D. Königsberg 14. September 1663.
[auf die Belation vom 28. Aagust. £r ist zu den VerhandloDgen bereit, wünscht,
dass sie ohne Mediation geheim geführt werden.]
— Nun wisset Ihr vorhin '), dass wir uns zu einem billigen Ver- 14. Sept.
trag erklärt, seind auch nochmals der beständigen Meinung und haben
Euch vor diesem befohlen ; yon dem von Lerad zu yernehmen, wie
und auf was Weise er vermeinte, dass diese praeparatoria anzu-
stellen, zumal wir nicht dafUr halten, dass es noch zur Zeit nöthig,
sich einiger Mediatoren bei diesem Werk zu gebrauchen, und zwar
darumb; welches wir Euch zu Eurer Nachricht wissen lassen, dass
der Pfalz-Neuburgische Abgeschickte zu ßegensburg Rautenstein
gleichfalls von einem Vergleich Erwähnung gethan, dabei aber zugleich
angezeigt, dass sein Herr sich dabei des Königes in Frankreich
und Bischofs zu Münster Mediation gebrauchen wollte, dabenebenst
aber dafür hielte, dass der Eeyser wohl schwerlich die Mediation
mit über sich nehmen würde, daraus wir denn nichts anders muth-
massen können, dan dass man uns auf solche Weise den Vergleich
: I nicht allein schwer sondern auch wohl gar wiedrig machen möchte, ch.
daher wir der Meinung sein, dass die Sache ohne Mediation, wenn
es Pfalz-Neuburg Ernst, anzutreten und keine mehrere Interessenten
zuzuziehen. :| Ihr habet demnach nochmals mit dem von Lerad zu reden
^) Ein solches ist in den Akten nicht erhalten.
^ S. die Relationen der brandenbargischen Gesandten aas Regensbarg vom
27. April/7. Mai, S./18 Mai und 10./20. Juli 1663 (oben S. löl f. 188).
'; Ein solches früheres Rescript in dieser Angelegenheit ist in den Akten
nicht vorhanden.
Digitized by
Google
500 3- VerhaDdluDgeo mit PfaU-Neubnrg. Die Verträge tu Dorsteo.
und von ihm zu begehren, dass, dafern es seinem Herrn Ernst, er sich er-
kläre, wo und wann die Tractaten und zwar so viel möglich in der
Stille und in geheimb anzutreten, dnmit man des Intervenirens, Pro-
testirens und anders mehr von einem und dem andern gefibrigt sein
könne. Sobald wir nun von Euch darauf Antwort erhalten, so bald
wollenjwir uns auch ferner der Personen und der Instruction halber
gn. resolviren ^). — Friquet habt Ihr unterdessen zu Beförderung
unseres Besten zu unterhalten und dieses ihm zu communiciren. Wir
haben auch wenig Hoffnung zum guten Ausgang, wann Prankreich
und der Keyser zugleich mediatornes sein sollen, daher es zum
besten, beide daraus zu halten. —
Blaspeil an den Knrftirsten. D. s'Gravenhage
20./ 30. November 1663.
[VorstelluDgeD Friqnets wegen der Nothweodigkeit ood Nützlichkeit des za
schliessendeD Vergleichs.]
30. Nov. Lerodt ist za Lüttich bettlägerig und die Bavensteinische AHena-
tionssache mnss daher bis zu dessen Bessernog anstehen.
Nachdem Friquet durch den Baron de Lisola advertirt worden,
dass Ew. Chf. Dchl. mir gst. aufgegeben, wegen der Neuburgischen
Sache in Handlung zu treten, hat derselbe mit mir davon und zugleich
von der augenscheinlichen Gefahr der Spanischen Niederlande und
der daraus erfolgenden Unruhe des Kömischen Reichs und sonderlieh
deren daran grenzenden Westfälisch und Rheinischen Kreisen sehr confi*
dent, doch nicht als ein keyserlicher Minister, der deswegen einige
ordre hätte, sondern als ein guter Freund aus sich selbst discurirt,
der Meinung, dass diese andringende Gefahr andrergestalt nicht als
durch den verhoflFten Vergleich mitNeubnrg wtlrde abzuwehren oder
zu begegnen sein, sintemal der Westfälische Kreis — durch obg.
Vergleich vereinbart und dann auf solche Vereinigung aller Apparenz
nach dieses erfolgen dtlrfte, dass wegen der nahen Nachbarschaft
und des gemeinen Interesse die Spanische Niederlanden und obg.
1) Kf. ertheilt (d. Königsberg 12. October 1663) Blaspeil Vollmacht zu den
mit Pfalz-Neoborg wegen Beilegung des Sacceesionsstreites zu führenden Ver-
handlungen, weist ihn zugleich an, „alles mit behutsamer Sorgfalt und Fursichtig-
keit zu menagieren und ratione materialium zwar zu vernehmen, wohin man Pfalz-
nenburgiecherseits zielen mochte, sich aber vorläufig darauf noch nicht einzu-
lassen", und lehnt vorläufig jede Vermittelung ab.
Digitized by
Google
Friqnets Eröffnungen. 501
beide Kreise, auch wohl mit der Zeit dieser Staat, ja Engellandt
selbst, zu ihrer aller gemeinen Gonservation — eine Ligue defen-
sive mit einander aufrichten und nöthige Anstalt besorgen wQrden,
aller deren machinationes, welche in diesen Quartieren sollten brouil-
liren oder sonsten etwas attentiren wollen, zu widerstehen, zum we-
nigsten, dass auf obg. verhoflFten Vergleichsfall Ew. Chf. Dchl. und
Pfalz-Neuburg dahin zu gedenken worden Ursach haben, weil es
fast unmöglich, wan Frankreich sein Vorhaben in den Spanischen
Niederlanden fortsetzen würde, dass nicht auch die Gülich- und Gle-
vische Lande damit inYolyiret und einen guten Theil des Lasts dieser
Unruhe zu tragen haben sollten, und hielte — Friquet dafür, weil
der Cron II i Spanien bei itzigem ihrer Sachen Zustand so hoch hieran
gelegen, dass dieselbe zu Facilitir und Beförderung obg. Vergleichs und
der dadurch verhoflFten Ligue lieber etwas von dem ihrigen mit Ab-
tretung eines oder anderen Stücks dazu contribuiren als zusehen würde,
dass ein so hoch importirendes Werk zurückbleiben sollte. £s wäre
aber die höchste Zeit damit, wan hierinnen etwas gutes sollte gesche-
hen, und würde, wan der Fall in Spanien käme, darauf die Cron Frank-
reich, welcher die Zeit fast zu lang würde, bisher nur allein ge-
wartet, es zu späte, zum wenigsten solcher Vergleich und Ligue nicht so
füglich als anitzo zu hoflFen und zu finden sein. —
Friquet schlag daher vor, sie beide möchteo in der Stille anterm
Prätext der RaTensteinischen Handlang zu Lerodt nach Lüttich
reisen, dort mit demselben conferieren and die Sache präparieren; die Sache
selbst könnte dann zu Regensburg, wofern nur Ef. persönlich hinkäme
(dass der Pfalzgraf dort zu erscheinen vorhabe, davon hätte er gewisse Nach-
richt), abgemacht werden. Bl. hat sich aber, da seine Instruktion sich so
weit nicht erstreckt, nicht darauf eingelassen. Wenn sie wieder zasammeo-
kommen, will er versuchen, von Lerodt noch etwas weiteres zu vernehmen,
wohin man Pfalz -Neuburgischerseits ziele, wiewohl er besorgt, Lerodt,
welcher bisher sehr aufrichtig procedieret, auch seine Instruktion ihn hat
wollen sehen lassen, möchte dadurch argwöhnisch gemacht werden.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 2./ [12.] December 1663.
[auf die Relation vom 20./30. November. Die Verbaodlaagen sollen fortgesetzt
werden, Blaspeil soll so sondieren versacben, za welchen ZageständniBsen sich
Pfalz-Neubürg verstehen nod ob Spanien Geldern abtreten wolle.]
Kf. ist zufrieden , dass Bl. sich bisher seiner Instruktion gemäss ver- 12. Dec.
halten und sich nicht tiefer engagiert hat, er soll damit fortfahren.
Digitized by
Google
502 3- VerhaDdloDgeo mit PfaU-Neabarg. Die Verträge zu Dorsten.
Wir können aber inmittelst wohl geschehen lassen, dass Ihr f&r
Euch Erwähnung thut, wann man Belieben trüge, eine beständige
Freundschaft mit uns zu Stabiliren — so würde man die Quelle
für allen Dingen, nemblich die ungleiche Theilung, aufheben — müs-
sen. Gleichwie nun reichskundig, dass das Herzogthumb Gulich
allein mehr importirt, als die andern Länder zusammen, so wir be-
sitzen, als würde von sich selbst folgen, dass uns aufs weinigste das
Herzogthumb Bergen abgetreten werden müsste. Es wäre denn, dass
auf den Fall wir mit des Pfalzgrafen Ld. nicht darüber uns yerglei-
chen könnten, wie der Keys. Resident im Haag Friquet dessfalss
einige Ouvertüre gethan, der König in Spanien uns ein Theil seiner
,; Landen dagegen abtreten wollte. Sollte aber dieses nicht gehen, so
^ hättet Ihr für Euch zu vernehmen, ob des H. Pfalzgrafen Ld. dero
u Prätension anf die ganze Succession nicht etwan zu Gelde schlagen
H wollten, worin wir dann deroselben, wenn nur die Summe nicht zu
S excessiy, wohl Satisfaction geben werden. Jedoch habt Ihr dieses
alles nur für Euch und als wenn Ihr desfalls von uns nicht befehligt,
:: vorzubringen. Ihr habt aus allen diesen Sachen allzeit mit — der
^ Princessin von Oranien Ld. fleissig zn communiciren und dero Sen-
\l timent uns jedesmal zu überschreiben. Weil auch an ein und andern
:: Orten spargirt worden, als würde uns der König zu Hispanien das
Öberquartier von Gelderland abtreten, so habt Ihr Euch zu bemü-
5 hen, desshalber etwas gründliches zu penetriren. —
? Der Kurfürst an Blaspeil D. Cöln 9./[19.] December 1663.
I. [Die Verhandlungen sollen fortgesetzt werden; wenn Aossicht auf Erfolg sein
E; sollte, will Kf. selbst nach Gle?e kommen.]
Ü 19. Dec. — Sollten aber unsere Frau Schwiegermutter und Ihr verspüren,
.1 dass bei dieser Handlung einig guter Ausschlag zu hoffen, solchen-
^ falls habt Ihr beflissen zu sein, den v. Leradt an der Hand zu halten,
und könnet Ihr auch Ih. Ld. alsdann wohl in Vertrauen berichten, dass
wenn wir versichert wären, dass man Neuburgischerseite die Sache
mit Ernst meinete und uns in allen Dingen behörige Satisfaction zu
geben gesonnen^ wir das Werk der Wichtigkeit hielten, dass wir gegen
künftigen Frühling nach unserm Fürstenthumb Cleff Selbsten eine
Reise nehmen wollten, dahero wir dann, ob wir gleich inmittelst die
Tractaten — continuiret wissen wollten, dennoch auf alle Punkte so
Digitized by
Google
Forderaogeo des Kf. 503
praeoise niemand instruiren könnten, wir würden uns auch, wenn
wir persönlich daselbst zugegen, in ein und andern besser und eigent-
lich erklären. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 30. December 1663/
[9. Januar 1664.]
[Die von Pfalz -Neubarg zu leisteDde Satisfactioo. Das Directorinm im West-
falischeD Kreise. Der Religionspaukt.]
— Wofern etwas aus der Sache werden soll, muss uns wegen der 9. Jal.
allzu ungleichen Theilung Satisfaction geschehen, es kombt uns aber zu-
mahlen ungereimbt fUr, dass man Pfalz-Neuburgiseher seile dergleichen
VerkQrtzung auch praetendiren und auf die Bahn bringen will — dess-
wegen wir dan nicht unbillig zu Ersetzung der Ungleichheit das Her-
zogthumb Bergen oder einen guten Strich desselben nebst Rayen-
stein mit dieser Condition prätendiren, dass Pfalz-Keuburg bei
der Cron Spanien — befordern helfe, damit uns das Oberquartier vom
Herzogthumb Gelderland — abgetreten werden möge, wohingegen wir
auf die Flanderische Güter renunciiren und solche I. Ld. gänzlich ab-
treten wollen . Was das Directorinm auf denen Westphftlischen Creis-
tagen betrifft, lassen wir es desfalls bei denen aufgerichteten Vergleich ')
bewenden, und weil wir — der Hoffnung leben, die vota, so uns wegen
unserer Landen competiren, nunmehr ohne ferneren Streit zu erlangen,
als wird dadurch dieser Sache desto leichter ihre abhelfliche Masse ge-
geben werden können. Bei dem dritten Punkt — die ßeligion belan-
gend können wir Gewissens halber nicht nachgeben, dass solcher
nach dem Instr. pacis, als welches von den Guiischen Landen nicht
disponiret, — eingerichtet werde, sondern es muss billig hierin bei
den aufgerichteten Verträgen und Reversalen') verbleiben.
Bl. soll die Tractaten im geheimen fortsetzen, doch sieht Kf. zur Zeit
noch nicht, wie er ihn näher instroiereD soll, sobald ihm aber vom Pfalz-
grafen Erklärung wegen seiner Satisfaction zukommen werde, will er sich
so heranslassen , dass man an seiner Begierde, dies Werk znr Richtigkeit
zu bringen, nicht Ursache zu zweifeln haben soll.
0 Vom 8. April 1647, s. oben S. 485.
') S. M. Lehm an 0, Preasseo aod die katholische Kirche I S. 58ff.
Digitized by
Google
504 ^* VerhaodlaDgeD mit Pfalz- Nenbarg. Die Vertrage zu DorsteD.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage 4. Februar 1664.
[VerabredoDg mit Lerodt. Der Vorfali in RegensbQrg.]
4. Febr. Lerodt ist am 29. Januar hier angelangt, hat am 31. bei Ihrer Hoheit
Audienz gehabt, liegt jetzt aber wieder am Podagra bettlägerig, derselbe
und Bl. haben nur in einer kurzen Conferenz verabredet, dass alles, was
vorgestellt und debattiert werden sollte, ordentlich protokolliert und vor Rec-
tificierung der Protokolle nicht weiter geschritten werden solle. Es wird
dieses zwar in die Handlung einige Langsamkeit bringen;, L Hoheit dringt
aber darauf, dass wegen dessen, was zu Regensburg zwischen dem Neu*
bnrgischen und dem Paderbornischen Deputierten vorgelaufen'), Satis-
faction gegeben und, bevor Kf. dadurch beruhigt werde, man sich nicht in der
Handlung vertiefe. Dieser Regensburger Verlauf ist Lerodt sehr fremd
vorgekommen, da die Verordnungen des Pfalzgrafen an ihn fortgesetzt voll-
kommene Inclination zum billigen guten Vergleich zeigen, und er nicht be-
greifen kann, wie der Deputierte zu Regensburg, welcher (ausserhalb
beim Rausch) ein sehr bescheidener und vernünftiger Mensch sein soll, zu
einer so unzeitigen Thorheit verfallen sei.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 2./[l2]. Februar 1664.
[auf die Relation vom 4. Februar. Die VerhandluDgeo sind fortzasetsen ]
12. Febr. ^^ ^^ ^on Regensburg und auch sonst versichert wird, dass Rau-
tenstein ausser Befehl seines Herrn und allein für sich geredet habe, so
findet er keine Ursache, dass desshalb die vorhabende Handlung aufgehal-
ten werden solle, Bl. soll daher zur Verzögerung ferner keine Ursache
geben, sondern zusehen, dass sich Lerodt in etwas ratione realium her-
auslasse.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
1. März St. n. 1664
[Verhandlangen mit Lerodt.]
I.März. Bericht über verschiedene Besprechungen mit Lerodt, Bl. hat ge-
fordert, dass als Orund des zu machenden Vergleiches vollständig herzu-
stellende Gleichheit festzustellen und von den Verträgen von 1629 und 1647
abzusehen sei, während Lerodt behauptete, dass von dem bestehenden
Znstande und dem Vertrage von 1647, durch welchen eine solche Gleich-
heit schon hergestellt sei, ausgegangen werden müsse; darüber ist es zu
sehr ausführlichen Erörterungen gekommen.
*) S. über den dortigen Auftritt zwischen dem nenbargischen Gesandten
V. RauteoBtein und dem paderbornischen Meinders oben ti. 214.
Digitized by
Google
VerhaDdloDgen OlaapeÜB mit Lerodt. 505
Der Kurfürst au Blaspeil. D. Cöln 30. Febmar (sie!)
[2./ 12. März] 1664.
[auf die Relation vom 1. März. Der gute Dieost, welchen Kf. dem Pfalsgrafen
erweisen köune.]
— Gleichwie wir Euch nun in der Hauptsache selbst unsere gn. 12. März.
Meinung wissen lassen, also hat es auch dabei nochmals sein Bewen-
den und halten wir im übrigen dafOr, dass, weil man an beiden Theilen
die gütliche Handlunge vorgiebet und contestiret, es nicht nöthig, sich
in meritis causae aufzuhalten. Ihr könnt auch gegen den von Lerad
wohl gedenken, dass wan die Handlunge lange verzögert werden
soll, dürfte uns eine gute Gelegenheit aus der Hand gezogen werden, bei
welcher wir sonsten vor des H. Pfalzgrafen Ld. etwas gutes thun und
dieselbe den rechten Effect der gemachten Vereinigung in der That
zu Vermehrung dero Interesse verspüren könnten; was sonsten dasje-
nige, so zu Regenspurg vorgegangen, betrifft, deswegen haben wir
Euch neulich befohlen, dass die Handlung nicht aufzuhalten, dabei
wir es, zumal der von Lerad auf seines Herrn Befehl gegen unserer
Frau Schwiegermutter Ld. nochmals entschuldiget, bewenden lassen. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
Ö./15. März 1664.
[Meinaog der Prinzessin von Oranien ober den mit Ffalz-Neuburg abzuscbliessen-
den Vergleich.]
Er hat seiner Instruktion gemäss alle seine Verhandlungen in der 15. März.
Ffalz-Neabnrgischen Sache I. Hoheit mitgetheilt und sie gebeten, ihre Ge*
danken darüber zu ofifenbaren, sie hat dieses auch endlich gethan, sonder-
lich über 4 Paukte, anf die es hauptsächlich ankäme: 1) Kf. würde wohl-
thun darauf zu bestehen, dass eine Proportion nnd Anschlag der Lande
gemacht werden müsste, 2) er möchte sich jetzt, wie früher, an die 1614 zu
Xanten festgestellte Proportion halten, 3) die von Neuburgischer Seite
berührten Motive, dass eine Loosnng jetzt nicht mehr statthaft sei, sondern
Pfalz-Neubnrg das Jülichsche, Kf. das Clevische Theil behalten
musste, Hessen sich wohl hören, 4) bei Entstehung des Erbvergleiches
würde der Vertrag von 1647 gleichsam perpetuel sein, zumal da er 1651
erneuert sei; I. Hoheit hält es nicht für wahrscheinlich, dass zwischen den
beiden 1614 gemachten Theilen eine grosse Ungleichheit bestehe, doch
könnte es, um den Pfalzgrafen desto besser zur Billigkeit zu disponieren,
nicht schaden, darauf noch fürs erste zu bestehen, dass Jülich und Berg
weit besser wären als Cleve mit den übrigen Landschaften. Da Kf. für
Ravenstein nur 40000 Rthlr., welche anf die Domainen creditiert worden.
Digitized by
Google
506 ^' VerbaDdloogeo mit PfaU-Nenbarg. Die Verträge zu DorBteo.
empfangen, dieses Stück aber wobi 300—400000 Rtblr. werth wäre, so sei
es billig y wenn der ErbTergleich gemacht würde, dass der Pfalzgraf das-
selbe wieder dem Kf. überliesse. Auch wegen der in Flandern gelegenen
Stücke meint sie, dass dieselben Ton Rechts wegen dem Ef. gehörten,
doch seien dieselben entlegen nnd wenig werth, man würde also wohltbnn,
sie dem Pfalzgrafen für die tou ihm anerhandelten actiones Yon Knr- Pfalz,
Pfalz-Zweibrücken a. a. zu lassen. Man würde aber bei diesem
allen der noch schwebenden Geldrischen Compromissache nicht vergessen
müssen, sondern znznsehen haben, dass, wofern den Landen von C 1 e v e da-
durch inskünftig etwas abgehen sollte, der Pfalzgraf sich solches pro qoota
zu yergütigeu bei jetziger Handlung verpflichte, ferner sollte man bei die-
ser Gelegenheit den Pfalzgrafen dahin disponieren, sich der Staatischen
Schuldsache mit anzunehmen. Die Hoffnung, durch dieses Werk von Spa-
nien etwas zu erhalten, könnte leicht fehlen; es sei zu rathen, dass Kf.
und Pfalz-Neuburg sich zunächst verglichen, weil sie solchen Falls die von
Spanien gesuchte Ligue defensive zu befördern und dabei ihre conditiones
zu machen in der Gewalt hätten.
Bl. hat I. Hoheit auch die Sache wegen des Westfälischen Kreisdi-
rectorium vorgetragen und sie überzeugt, dass der Pfalzgraf gar kein Recht
habe, dem Kf. das geforderte condirectorium zu verweigern; ebenso die
Sache wegen des Religionswesens, sie meint, dass dieselbe sehr difficil und
weitläufig, aber doch eher so zu erledigen sei, dass, wenn ein jeglicher von
beiden Kur- und Fürsten wüsste, was für Lande er beständig haben nnd
behalten solle, ein beständig Reglement in puncto religionis et conscientiae
gemacht werde.
Blaspeil an den Kurflirsten. D. s'Gravenhage
12./22. März 1664.
[auf das Rescript vom 2./ 12. März. Lorodts AeasseniogeD über die polnische
Angelegenheit, Meioang der Prinzessin von Oranieo darüber.]
22. März. Nochmalige Auseinandersetzung, dass die Theilnng von 1614 keines-
wegs eine so sehr ungleiche gewesen sei.
Im übrigen bin ich gestrigen Tages mitLerodt über den andern
Punct in langes Gespräch gewesen und habe ihm zu anfangs allerlei
Motiven, warumb beiden unsern hohen Herren Principalen an Beschleu-
nigung des vorhabenden Vergleichs merklich gelegen wäre, zu GemQthe
gef&hret und endlichen dasjenige, was Ew. Chf. Dchl. ihme bekannt zu
machen mir gst. anbefohlen '), im Vertrauen — communiciret Darauf
^) S. das Rescript vom 2./12. März obeo S. 505.
Digitized by
Google
Die poloisohe ADgelegenheit. 507
er alsbald gefragt, ob nicht Ew. Chf. Dchl. die Cron Polen d^mit
meinen möchten, und als ich ihm geantwortet, dass es zwar wohl
sein könnte, ich es aber nicht zu sagen wüsste, inmittelst aber seine
Gedanken darüber zu wissen begierig wäre, sagt er mir ferner, dass,
als er hiebevor in Franckreich zu St. Jean de Luz gewesen, hätte
man ihme, und sonderlich der Cardinal Mazarin, glaublich zu ver-
stehen gegeben, dass Franckreich vieler ßespecten halber gerne sehen,
auch mit Rath und That dazu helfen wollte, damit S. F. Dchl. zu
Neuburg der Succession in Polen möchte versichert werden und zu
dieser Cron gelangen. Nach Absterben aber des Cardinals Mazarin
wären solche Concepten geändert und gingen nunmehr, wie weltkundig,
die Gedanken dahin, dass man den Duc de Anguien dazu befordern
möchte, und schiene man in Frankreich darauf so festen Staat zu
machen, dass er seines Orts dafür hielte, dass sich deme zu wollen
widersetzen nichts anders sein würde, als diesem König in Franckreich
in die Augen zu greifen. Er könnte mir aber nicht sagen, was seines
— Herrn Gedanken hiebei wären, es hätte sonsten überall den Na
men, dass die vornehmbste und fast einzige Ursach, warumb Franck-
reich Ew. Chf. Dchl. Freundschaft suchte, diese wäre, dass es mit
der Zeit Ew. Chf. Dchl. Assistenz, umb ermelten Duc de Anguien
zu seinem Intent zu verhelfen oder zum wenigsten daran nicht
hinderlich zu sein, haben und dessen versichert sein möchte. Sollte
es nun in specie dieses sein, darinnen Ew. Chf. Dchl. seinem — Herrn
gutes zu thnn gst. gemeinet, — wünschte er wohl solches eigentlich
zu wissen, umb sich darnach desto besser zu achten, und dürfte er
wohl, weil diese Materie sehr zart, und yiel davon zu schreiben aller-
seits gefährlich sein könnte, die Resolution fassen, wan er nur nähere
Nachricht davon hätte, Selbsten — in Eil dorthin zu reisen, umb
seinem Herrn diesen Punkt mündlich vorzutragen — und ist wohl
kein Zweifel, wan in diesem oder dergleichen etwas zu thun wäre,
dass solches den vorhabenden Vergleich — sehr facilitiren sollte.
Aoeh die Priozessin von Oranien, der Bl. diesen Verlauf yorgetrageo,
meint, Lerodt werde am besten thun, mündlich darüber mit seinem Herrn
zu reden, wie man auch dieserseits eich wohl Torznsehen hätte, damit nicht
Frankreich, wenn es merken sollte, dass das Vornehmen mit dem Duc de
Anguien nicht fortwollte, die Angen wieder auf den Pfalzgrafen richten
nnd diesem zu des Ef. Nachtheil zu der polnischen Krone zu verhelfen
sich bemühe, nnd stelle sie dem Kf. anheim, ob man nicht dessen Willens-
meinung in diesem Stück Lerodt besser za erkennen geben solle, damit er,
Digitized by
Google
508 S- VerhaodloDgen mit Pfalz- Neaburg. Die Verträge za Dorsten.
wenn er za dem Pfalzgrafen reise, demselbeD guten Bericht davon geben
und auch dessen eigentliche Erklärung darauf zurückbringen könne.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
15. /[25.] März 1664.
Conc. 0. V. Schwerin eigenhändig.
[auf die Relation vom 5./ 15. März. Verwerfung der Vorschläge der PriozesBia
von Oranien, Festhalten an höheren Forderungen. Ob auf Spanien zu hoffen.]
25. März. j)\^ früheren Vergleiche waren nur Pro?isionalvergleiche und hat man da-
her dabei so eben nicht geachtet, wie die Theilung eingerichtet würde, jetzt,
da die Handlung erblich sein soll, kann Kf. sich nimmer dazu verstehen, dass
anch Pfalz-Neuburg die Hälfte, wenn dieselbe schon gar genau genommen
werde, behalten sollte, denn, wie er versichert ist, dass ihm die sämtlichen
Lande klaren Rechtens wegen insgesamt gebühren, so sieht er anch nicht,
was ihn dazu bewegen sollte, sich der Hälfte solcher herrlichen Lande in
perpetuum su begeben. Der Pfalzgraf hat durch sein Comportement ihm zu
solcher Liberalität nie Ursache gegeben, auch hat Ef. und seine Posteri-
tät sich vor demselben nicht zu fürchten. Die Hinzulegung nur von Ra-
ven stein kann ihm daher nicht genügen. Es ist notorisch, dass das eine
Herzogthum Gulich alle anderen Lande an Gütigkeit, Macht und Einkommen
weit tibertreffe, so dass der Pfalzgraf sich nicht zu beschweren hätte, wenn
ihm dasselbe nebst Ravenstein, Winnenthal und ßresque zugetbeilt
würde.
Wenn eine immerwährende Handlung getroffen werden soll, so ver-
langt Kf., dass ihm viel andere Vorschläge und Offerten gemacht würden.
Den Vergleich von 1647 hat er observiert und will ihn auch weiter
observieren, es sei denn, dass der Pfalzgraf continuieren sollte, die Evan-
gelischen zu verfolgen und Kf: an dem exercitio des condir^ctorii zu be-
hindern, dass Kf. aber denselben gleichsam für einen Erbvergleich halten
sollte, daran fehlt so viel, dass er vielmehr gesonnen ist, ehestens auf ei-
nen rechtlichen Ausgleich zu dringen, wie ihm denn auch nicht verdacht
werden könnte, gegen Wiedererlegung der auf Ravenstein ausgezahlteb
40000 Rthlr. propter enormissimam laesionem solches wieder zu repetieren.
Inmittelst aber, wenn uns vorbedeuteter Massen endlich begeg-
net wird, verbleiben wir — geneigt, zu einem Haupt vergleich zu schreiten,
daher Ihr dann ferner fortfahren könnet mit dem Freih. von Leradt
ingeheimb Praeparatorien zu machen. — Zu einer solchen Eintbeilung
aber, wie in Eurer Relation enthalten, wenn der Vergleich erblich
sein soll, habt Ihr ihm garkeine Hoffnung zu geben.
Ob von Spanien zu Facilitirung dieses Vergleichs etwas gefhan
werden möchte, können wir so eben nicht wissen, indessen aber ist
Digitized by
Google
ForderoDgen des Kf. Die poioische Aogelegeoheit. 509
gewiss, dass uns desfalls viel Hoffnung gemacht werde. Alldieweil
aber dieses hiebei allemal ausdrücklich vorgegeben wird, Spanien
wolle darumb etwas von dem seinigen thun, damit dieser Vergleich
getroffen werde und Spanien hernach sowohl mit uns als Pfalz-Neu-
bürg in gutem Vertrauen leben und umb so viel mehr Krieg und Un-
gelegenheit der Orten abwenden könne, so halten wir davor, es möchte
Spanien nach getroffenem diesem Vergleich nichts bei der Sachen
thun wollen, doch habt Ihr uns zu berichten, was Ihr desfalls ferner
Temehmen werdet. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 22. März/[1. April] 1664.
[auf die Relation vom 12./ 22. März. Kf. kann sich wegen der polDiscben Sache
noch nicht näher erklären.]
— Ihr habt sonsten dem H. von Lerodt zu sagen, dass, wofern i. April,
der Accord für sich ginge und des Herzogs Ld. sich dabei raisonnabel
finden lassen würden, wir alsdan fttr dieselbe gern in allen Occasionen
dasjenige befordern helfen würden, was zu I. Ld. Besten und Auf-
nehmen einigermassen gereichen könnte — ehe und bevor aber wir
dessen versichert, hätten wir gross Bedenken uns ferner herauszulassen,
und könntet Ihr nicht sagen, ob es mit Polen oder was es eigentlich
wäre. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
5. April St. n. 1664.
[Neue Conferenz mit Lerodt; dessen Anfrage, ob der Bischof von Münster in die
Verhandinngen eingeweiht nnd zugezogen werden solle.]
Gestern hat eine neue Conferenz mit Lerodt stattgefanden, dabei er- 5. April,
wähnte derselbe, er habe ans einem Schreiben des Bischofs von Münster
an den Domdechanten Brabeck ersehen, dass sich der Bischof mit dieser
Sache sehr bemühte nnd die Hände darinnen haben wollte. Weil man bis-
her dafür gebalten, alles möglichst insgeheim za verhandeln, so hätte der
Ffalzgraf sich nicht mit dem Bischof einlassen und demselben von dem, was
hier vorgegangen, part geben wollen, wiewohl derselbe desshalb ezpress zu
ihm nach Neoburg gereist sei.') Sollte Kf. gemeint sein, dem Bischof
die Sache zo commonicieren nnd dieselbe dadurch fortsetzen zu lassen, so bat
1) S. die Relation der brandenburgischen Gesandten aus Begensbnrg vom
11./21 März 1664 oben S. 231.
Digitized by
Google
510 ^- VerhandlnDgen mit Pfalz-Neuburg. Die Vertrage sa DorsteD.
er, es ihm zu sagen. Bl. bat erwidert, dass er davon keine Nachricht
hätte.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 5./[15]. April 1664.
[Die angebotene Münsterscbe and E.Mainziscbe Y ermittelang.]
15. April. In Regensbarg ist in dieser Sache nichts weiter vorgegangen, als
dass der Bischof von Münster gegen die Gesandten des Kf. *), wie aach
gegen Ef. selbst, and ebenso aach E.Mainz sich zor Yermittelnng erboten.
Er bat dieses zwar nicht abgeschlagen, aber sich doch za nichts eigeot-
lichem erklärt, er beabsichtigt aach noch nicht, das Werk auf andere Manier
als bisher fortzusetzen.
Blaspeil an den EnrfÜsten. D. s'Gravenhage
10./20. Mai 1664.
[Vergebliche Verhandlang mit Lerodt. Rath, die Forderungen za massigen.]
20. Mai. Aaf einer neaen Conferenz, die er nach seiner Rückkehr hieher mit
Lerodt gehalten, Hess dieser erkennen, dass Ef. in betreflf des Condi-
rectoriam im Westfälischen Ereise die desiderierte Satisfaction erhalten
sollte, dagegen wies er Bl.'s. Vorschlag, der Pfalzgraf solle das Herzog-
thum Berg oder wenigstens den oberen Theil desselben jenseits der Wopper
abtreten, vollständig zurück and blieb trotz aller Remonstrationen dabei, der
Ffalzgraf könne solche ansehnliche Stücke nicht abtreten. L. wird sich
nach seinem Ban, den er im Jülichschen nnter Händen hat, begeben, ist
aber bereit, sobald es nöthig sei, zarückznkehren. Bl. glanbt nicht, dass
es möglich sein werde, den Pfalzgrafen zo solchen Abtretungen za bewegen,
dass man vielmehr, wenn man za einem Vergleich kommen wolle, die For-
derangen dieserseits mildern müsse. Wenn der Pfalzgraf entweder die drei
Herrschaften Ravenstein, Winnenthal and Bresqaes oder anstatt
derselben einen Theil von Berg abtreten and aaf Ersatz der an andere
Prätendenten aasgelegten Gelder verzichten wollte, könnte Ef. mit guter
Reputation die Verhandlungen fortsetzen, zumal da auch seine Orossmutter >),
durch welche die Glevischen Lande an das Eurhaus gekommen seien, er-
klärt hätte, dass ihr Cleve mit Marck, Ravensberg und Ravenstein
lieber wäre als Jülich und Berg. Doch dürfte es noch seine Schwierig-
keiten haben, den Pfalzgrafen dahin zu bringen.
1) S. die Relationen derselben vom 21/31. Janaar, 19./29. Februar and
11./21. März (S.220. 226. 231.) and die Rescripte des Kf. an dieselben vom 3./13. Fe-
bruar, l./ll. März and 23. März/2. April (S. 222. 228.233.).
^ Anna, Gemahlin des Karfursten Johann Sigismand, Tochter des Her-
zogs Albrecht Friedrich von Preussen and der Marie Eleonore, ältesten
Schwester des letzten Herzogs Johann Wilhelm von Julich-Cleve-Berg
Digitized by
Google
VerhaDdluDgen BlaspeiU mit Lerodt. Erbieten des B. voo Münster. 511
Derselbe an den Kurfiirsten. D. Cleve l./[ll.] Juni 1664
[Besuch bei dem Bischof von Münster, dessen Klagen über die Holländer and
Anerbieten, einen Vergleich mit Pfalz-Neabnrg zu befördern.]
Auf den Wnnsch des Bischofs yon Münster ist er in den Pfiogst- 11. Juni,
feiertagen za demselben nach Coesfeld gereist. Dort eröfifnete ihm der-
selbe, nachdem er in Regensbnrg erfahren, dass Ef. zn dieser Frühlings-
zeit in hiesige Quartiere kommen werde ^), habe er sich desto eher zur
Rückreise in sein Fürstenthnm entschlossen, in der Hoffnung, Kf. aufwarten
und mit demselben darüber reden zn können, wie die Eintracht im West-
fälischen Kreise endlich wieder herzustellen sein möchte. Er führte die
Uebergriffe an, welche sich die Oeneralstaaten auf dem Reichsboden
erlanbt: die gewaltsame Besetzung der Dyler Schanze^, der Herrschaft
Leuth, die Yorenthaltung Ton Rbeinberg'); mit dem Fürstenthnm
Ostfriesland gedächten sie ebenso zn verfahren , und Ef. werde am
besten wissen, wie sie es auch mit ihm ungeachtet so vieler genossenen
Freundschaft hielten nnd machten. Da diejenigen, welche jetzt dort das
Regiment führten, die Landmacht hätten verfallen lassen, so wären sie gar-
nicht in dem Stande, dass man sich so gar sehr vor ihnen zn fürchten hätte,
sondern die Ursache, dass sie es mit dem Reich und den Benachbarten
also anfingen, beruhe nnr auf der Einbildung ihrer vorhin gehabten Macht
nnd Reputation wie nicht weniger auf der Uneinigkeit des Westfälischen
Kreises nnd des Reiches. Er kam dann auf die noch zwischen Kf. nnd
Ffalz-Nenburg ausstehenden Streitigkeiten zu sprechen nnd versicherte,
wie gerne er etwas gutes dann thnn wollte. In betreff des Condirectorium
im Westfälischen Kreise gestand er zu, dass er diesen Punkt bisher nicht
befördert, er hätte aber gehofft, es würden sich Mittel nnd Wege finden,
die Hauptsache zn vergleichen, dabei dann auch dieser nnd andere Punkte
ihre Richtigkeit erlangen könnten, er stehe mit Pfalz-Nenbnrg in sehr
guter Correspondenz, würde aber solcher Freundschaft die Einigkeit des
Westfälischen Kreises immerhin vorziehen, dieselbe hätte ihn auch nicht
gehindert, dem Kf., wo er gekonnt, zn dienen, wie er denn zn des Kf. Besten
sich vormals in die Rheinische Allianz nicht hätte einlassen wollen, son-
dern erst nachher«), als dem Reich nnd Kf. kein Präjudiz daraus zuwachsen
konnte, sich darein begeben hätte, er wolle auch jetzt auf seiner Reise nach
*} S. das Rescript des Kf. vom 9./19. Deoember 1663 oben S. 502.
^ Dieselt^e war wenige Tage vorher, am 4. Joni 1664, erfolgt, s. darüber
nnd über die sonstigen Streitigkeiten des Bischofs mit den Niederlanden
Töcking, Geschichte des Stifts Münster nnter Christoph Bernard v. Galen,
S. 114ff.
^ S. oben S. 36.
*) Der Bischof war erst im Janaar 1661 der Rheinischen AUians beigetre-
ten, s. Mignet II. S. 18.
Digitized by
Google
512 8- Verband langen mit Pfalz-Nenborg. Die Verträge za Dorsten.
der DoDaa^) en passant Pfalz-Neabarg wegen des Oondirectoriam za-
sprechen. Ein Erbvergleich sei nicht so leicht zn hoffen als zu wünschen,
ein solcher würde aber dem Kf. ebenso viel wo nicht mehr Repntation als
die prenssische Sonverainität bei allen anderen Potentaten geben. Bl.
möchte dem Ef. vorstellen, dass auch wenn kein hauptsächlicher Vergleich
zn finden sein sollte, man dennoch darauf bedacht sein möchte, ein gutes
Vertrauen itn Westfälischen Kreise zu stiften und so jene unleidlichen Ein-
griffe fremder Herrschaften abzuschaffen und inskünftig zu verhindern').
Der Kurfürst an Fürst Moritz von Nassau und Blaspeil.
D. Cöln 21. Juni/[1. Juli] 1664.
[aaf die Relation vom 15. /25. Juni. Misstraaen gegen die Absichten des Bischofs
von Münster.]
1. Juli. — Nun kehren wir uns zwar an der H. Staaten Schreiben')
nicht, welches dieselben an I. Key. M. von ged. BischoflFen humeur
abgehen lassen — sondern hoflFen vielmehr, es werde I. Ld. darin zu
viel geschehen sein, weiln wir uns aber doch auf dergleichen I. Ld.
Zusage und Versprechen für diesem zum öfteren vergeblich verlassen,
so können wir auch anitzo nicht verdacht werden, dass wir etwas
behutsam gehen, und ersuchen demnach £. Ld. — Ihrer Ld. bei etwan
erlangter Gelegenheit wissen zu lassen, dass wir zwar erbötig wären,
nebenst ihm eine gute enge Verfassung im Westphälischen Greise zu
befordern, allein ehe und bevor uns wegen der Direction und der von
uns prätendirten votorum gebührende — Satisfaction geschehen, wel-
ches wir versichert wissen, dass es einzig und allein von Ihrer Ld.
0 Der Bischof, zaeammeo mit dem Markgrafen Friedrich von Baden
zam Director des Reicbskriegsratba eroaoot (s. oben S. 227), begab sich im Juli,
um dieses Amt anzutreten, nach Wien und verweilte dort auch, nachdem im
August dor Frieden mit den Türken abgescbloesen worden war, bis zum October
dieses Jahres s. Alpen, De vita et rebas gestis Christophori Bernardil, S.GöOff.,
Tücking S. 126.
^ Fürst Moritz von Nassau nod Blaspeil melden (d. Oleve 15./25. Juni
1664), wie Friquet ihnen mitgetheilt, habe der Bischof von Münster aucb
diesem gegenüber ähnliche Eröffnungen gemacht, sich erboten, dem Kf. das Con-
directorium im westfälischen Kreise einzuräumen, aucb Pfalz- Neuburg und die
übrigen Kreisstande dafür zu gewinnen und sich zu bemühen, eine Verständi-
gung zwischen dem Kf. und Pfalz Neuburg wegen des Religionswesens zustande
zu bringen ; auch ihnen scheine des Bischofs Augenmerk nur darauf gerichtet zu
sein, den westfälischen Kreis wieder in gutes Verständnis zu bringen, was aucb
für des Kf. Laude. sehr erspriesslich sein wurde.
") d. Haag 10. Juni 1664 s. Alpen I S. 647f.
Digitized by
Google
Erbietaogen des Bischofs von Mflnster. 513
bishero gehindert, würden wir uns dazu nimmermehr verstehen, son-
dern es vielmehr zu hindern und zu hintertreiben suchen. — Wir
sein sonsten im übrigen beständig resolviret, so bald es die Gelegen-
heit an Hand geben möchte, uns des directorii im Greise anzumassen,
und werden sehen, ob es des H. Bischofs Ld. uns alsdann werden
disputiren und hindern können. —
Fürst Moritz von Nassau an den Kurfürsten. D. Cleve
12. August 1664.
[Vorschläge des Bischofs von Münster in betreff einer zwischen ihm, Ef. und
Pfalz -Nenbnrg abzaschliessenden Allianz.]
Der Bischof von Münster hat durch den hieher geschickten Prior von 12. Ang.
Werden*) ihm eröffnen lassen, dass za Beförderung der Einigkeit im
Westfälischen Kreise er nnd Ffalz-Neubnrg begierig seien, sich mit
Rf. in gute Verfassung und Defensivallianz zu setzen. Pfalz-Neuburg
erbiete sich das Religionswesön interimsweise, bis zum Austrag durch die
Kaiserliche Kommission, nach der Observanz des Juhres 1624 einzurichten
und solches sofort durch beiderseitige Kommissare werkstellig zu machen,
beide erklärten sich bereit, den Ef. zum Condirectorium im Westfälischen
Kreise zuzulassen und, um solches alles zu effectuieren, durch einige ihrer
Räthe mit Bevollmächtigten des Kf. verhandeln zu lassen, und hätten ihn
aufgefordert, weil dieses solche Sachen wären, dabei allerhand consideranda
vorfielen und welche füglicher münd- als schriftlich vorgetragen werden
könnten, deswegen jemand an Kf. abzufertigen, der von allem referieren und
des Kf. Resolution zurückbringen könnte. Auch er ist derselben Meinung
und schlägt vor, dass sich Blas peil deswegen zu Kf. begeben möge.
Instruction, wonach sich unser — Werner Wilhelm Blaspeil
zu Behandel- und Hinlegung des im Religionswesen daselbsten
enstandenen Streits, auch Festsetz- und Einftihrung des uns
competirenden condirectorii im Westfälischen Kreis — zu
richten. D. Cöln 4./[14.] October 1664.
(Conc. 0. V. Schwerin.)
[Wie das Religiooswesen und das Ooodirectoriam im Westfälischen Kreise eio-
znrichteo. Kf. ist zu einer DefeosivalliaDz mit Münster und Pfalz- Neuburg be-
reit, wänscht aber auch ZaztehuDg anderer Reichsstände.]
Er soll zunächst dem Bischof von Münster für dessen Bemühungen 14. Oct.
in der Sache des condirectorii danken, Kf. werde sich dafür gegen denselben
') Adolf Bore k. Die Instraktion des Bischofs für denselben ist datiert
Regensbiirg 21. Juli 1664.
Mat«r. X. 0«8cb. d. O. Kurfürsteo. XI. 33
Digitized by
Google
514 B. VerhaDdlaDgeo mit Pfals-Nenbarg. Die Vertrage zu Doreteo.
und aach gegen den Prior von Werden, der sich diese Sache hat eifrigst
angelegen sein lassen, erkenntlich erweisen.
Er soll mit den Deputierten von Münster und Pfalz-Neubarg za
Göln oder an einem anderen geeigneten Orte baldmöglichst zusammentreten,
um die allerseits gewünschte Einigkeit im Westfälischen Kreise zu beför-
dern, und zwar, damit diese Zusammenkunft desto weniger Aufsehen errege,
unter dem Yorwande des Religionsstreites.
Diesen Religionsstreit anbetreffend, ist in Acht zu nehmen, dass
von der Kaiserlichen Kommission nicht abgegangen^ noch den Befugnissen
des Kf. und seiner Gülich- und Bergischen evangelischen Unterthanen in
ihrer durch die Reversalen erlangten Freiheit durch diese Interimshandlung
präjudiciert werde. Bl. soll sich daher bemühen, dass das Religionswerk
gemäss dem Düsseldorfer Vergleich vom 8. April 1647 ad prazim des
Jahres 1612 hergestellt werde, sollte man aber Neuburgischerseits sich dazu
nicht verstehen, so will Kf. zwar endlich geschehen lassen, dass diese Frage
durch die Kaiserliche Kommission erörtert und, bis solches erfolgt sei, das
vorgeschlagene Temperament des Jahres 1624 conditioniertermassen ad Interim
eingeführt werde, es muss aber in dem Recess des Jahres 1612, als dessen
Kf. sich keineswegs zu begeben gemeint ist, wie auch der Reversalen io
specie gedacht werden. Ueber die Fragen, wie die Evangelischen zu der
a. 1624 gehabten bürgerlichen und Conscienzfreiheit wiiklich gelangen, und
was für Versicherung sie haben sollten, dass man sie künftig daran nicht
hindere, sollen Statthalter und Regierung zuCleve näher deliberieren, ihr
Gutachten soll Bl. zur Nachachtung zugestellt werden.
Sobald dieser punctus religionis erledigt, wäre die Alternation des
directorii im Westfälischen Kreise und wie dieselbe zwischen Kf.
und Pfalz-Neuburg am füglichsten einzurichten, vorzunehmen. Kf. hält da-
für, dass die Convocation der Kreisstände durch ihn, Pfalz- Neuburg und
Münster conjunctim, nach vorangegangener Communication und Verein-
barung, zu geschehen habe. Wegen der Subscription wäre einzuführen,
dass unter allen Aus- und Anschreiben der Kreisdirectoren diese beiden
capita der Unterschriften neben einander, als erstlich wegen des Münster-
scheu und daneben wegen des Clevisch-Oülichschen oder Gülich- Cle vischen
directorii gesetzt, das erste von dem Bischof allein, das andere aber von
Kf. und dem Pfalzgrafen conjunctim unterschrieben werde. Falls der Pfalz-
graf darauf bestehe, könne auch darin, wer von beiden zuerst unterschrei-
ben solle, eine Alternation stattfinden. Wegen der Session und Proposition
könnte es so observiert werden, dass auf dem nächstersten Kreistag Kf.,
auf dem folgenden aber Pfalz-Neuburg zuerst dass condirectorium beklei-
deten und täglich abwechselten und im übrigen, da ihnen zwei vota zu-
gestanden worden, ein jeder sein votum libere führte. Das conclusum
werde namens des ganzen directorii abzufassen und zu publiciereu sein.
Alle executiones köunten communi nomine geschehen, worüber auf dem
nächsten Kreistage näher geredet werden könne. Bl. soll darauf dringen,
Digitized by
Google
lQ8traktioD für Blaspeil. 515
das8 ein solcher Kreistag möglichst bald berufen and dort alles zum Effect
gebracht und festgestellt werde.
Im übrigen Bind wir mit mehrbochg. H. Bischofs und H. Pfaltz-
grafens Ld. Ld. allerdings darinnen einig, dass umb einen guten
Grund zur beständigen Einigkeit im Westphäliscben Greis zu legen, auch
denen sämptlichen Ständen darinnen mit einem guten Exempel vor-
zugehen und die künftige Verfassung des Greises zu facilitiren, wir
wohl thun werden, un*s mit einander nach Anweisung der Reichs-
Constitutionen zu Verbinden, also und dergestalt, dass einer den an-
dern auffm Nothfall mit gewisser Anzahl Völker assistire. Damit
aber solche Verbündnus den Benachbarten kein verkehrtes Nachden-
ken gebe, auch andre Stände und Greise im Reich keine ombrage
davon schöpfen, so soll unser Rath in Vorschlag bringen, ob nicht
zu dieser Allianz fort zu anfangs einige mehr und zwar von den
Evangelischen Ständen ebenso viele als von den Gatholisehen zu er-
suchen und einzulassen sein, darzu wir dann unser bestes gerne con-
tribuiren und etwan die Häuser Braunschweig, Hessen-Gassel oder
andere mit im Greis Interessirte darzu zu disponiren uns wollten
lassen angelegen sein, dahingegen die andre ebnergestalt Chur-Göln
oder sonsten jemand von den GatholiBchen dazu bewegen könnten. —
Blaspeil an den Kurflirsteii. D. Cleve 29. November /
[9. December] 1664.
[Bröffoungen Downings wegen einer Allians des Kf. mit England gegen Holland,
Znsiebung Monsters, Einvernehmen zwischen Frankreich und England.]
Der englische Envoj^ Do wning') hat mit ihm wegen der jetzt zwischeu 29. Nov.
England und diesem Staat schwebenden Streitigkeit sehr weitläufig und
coofident geredet, auch dabei bemerkt, dass sein König gern sehen würde,
dass Kf., K.Göln, Pfalz-Neuburg und Münster dasjenige, was sie
mit diesem Staat zu desmelieren und worin sie bisher keine Justiz hätten
erhalten können, bei gegenwärtiger Gelegenheit mit Eifer poussierten und zu
Bolehem Ende gute Gorrespondenz mit einander hielten; sein König dürfte
wohl, wenn man einig werden könnte, sich obligieren, keinen Frieden mit
diesem Staat zu schliessen, ehe Kf. nnd die anderen Interessenten ihr Gon-
tentement hätten. Bl. hat geantwortet, er wolle es referieren, Kf. würde
aber gewiss seinem Envoj^ in England v. Brandt^) seine Intention be-
0 S. aber denselben Urk. n. Akt. IX S. 533.
^f S. über dessen damalige Verbandlangen iu England Pufendorf X § 2
— 6. (8.6410*.)
33^
Digitized by
Google
516 B. VerhandlnngeD mit Pfalz -Neabarg. Die Verträge sa Dorsten.
kannt gemacht haben, an der gnten Correspondenz zwischen Ef. and anderen
Benachbarten hätte er garnicht zn zweifeln, seines Brachtens aber werde
niemand von denselben gern sehen, dass der Staat zu Omnde gehen sollte,
er glaubte anch nicht, dass die Krone England ihre Rechnung dabei finden
würde. D. sagte darauf, dass der Staat conseryiert, die Insolenz der Wit ti-
schen Partei aber gesteuert werden müsste; v. Brandt könnte darüber
von Kf. noch keine Ordre erhalten haben, auch hätte er, D., alle zu diesen
Sachen dienende Nachricht samt Vollmacht desfalls zu handeln, welches
sich besser hier als in England thun liesse; sein König reflectierte sonder-
lich auf Kf., und weil nächst demselben Münster mit diesem Staat am
meisten zu thun hätte und zwar über Sachen, welche das römische Reich
in gemein betreffen, so würde er gern sehen, dass derselbe in dem, was
man zusammen verhandlen möchte, mit einbegriffen würde; er bat anch
Bl., dem Bischof diese Intention des Königs auf eine fügliche Weise an
die Hand zu geben, welches er auch zusagte.
PS. Downing hat ihm auch gesagt, Kf. brauche garnicht bedenklich
zu sein, sich mit England auf die vorgestellte Condition etwas näher und
fester zu setzen, denn Frankreich und England verständen sich wohl
miteinander. Während die französische Interposition bei hiesigem Staat
wenig attendiert wurde (wie man in Sachen der Evacuation von Rheinberg,
Ravenstein, Leuth undBorkeloe gesehen), würde man durch die mit
England vorgeschlagene Ligue alles gar leicht und in kurzer Zeit (indem
zuletzt England und der Staat sich doch vergleichen müssten) erlangen.
Der Kurflirst an Blaspeil. D. Cöln 7./[17.] December 1664.
[aaf die Relation vom 29. November / 9. December. Kf. hat ähnliche Vorschläge
schon in England selbst machen lassen. Bl. soll anch K.Cöla nod Monster snr
Mitwirkung nnd Beförderung der Verhandlnngen mit Pfalz-Nenburg za bewegen
suchen.]
17. Dec. — Weil nun solches mit unsrer Intention, welche wir albereit in
Engelland eröffnen und darüber negotiiren lassen*), allerdings über-
einkommt — habt Ihr ihm') demnach weiter zu verstehen zu geben,
dass wir aus treuer Affection gegen den König dieses albereit an die
Hand gegeben und fürstellen lassen, dass es zu dero sonderbarem
Vortheil und Besten gereichen würde, wan bei währendem diesem
Kriege entweder das Reich insgesambt oder einige Chur- und Fürsten
ihr Interesse gegen Holland anitzo in Acht nehmen, Ihr habt aber
dieses also fürzusteiien, damit der Abgeordnete und insonderheit auch
0 Durch Chrietoph v. Brandt s. Pufendorf a. a. 0.
^ D o w D i u g.
Digitized by
Google
Bröffnaogen Dowoings. 517
der König daraus zu spüren, dass, was hierunter geschehen würde, wir
mehr zu Beförderung des Königs Interesse als unserethalben thun würden.
Und dieweil hiernegst dieses Werk fümemblieh bei des H. Churfürsten
zu Cöln Ld. incaminirt werden muss, als befehlen wir Euch, dass
Ihr Euch zu Ihrer Ld. HofBager, jedoch ohne einzigen Caracter und
nur unterm Prätext Eurer Privatgeschäfte mit dem ehesten verfüget,
zuförderst wegen unsrer Satisfaction im Westfälischen Kreise und vom
Pfalzgrafen von Neuburg den Vortrag thut und dieselbe sondiret, wie
sie etwan zu vorgedachtem Werk geneigt sein möchten. Solltet Ihr nun
vermercken, dass sie dazu einige Lust hätten, solchen falls könnet Ihr
Ihre Ld. unseretwegen versichern, dass wir hierin mit ihr umbtreten
und eine gemeine Sache daraus machen wollten, jedoch mit dem Be-
ding, dass I. Ld. dero so oft gethanem Anerbieten gemäss zuforderst
befordern möchten, damit uns von Pfalz-Neuburg wie auch im
Westfälischen Kreise — Satisfaction wiederfahren möchte. — Im
Fall Ihr auch noch bei des Bischofs zu Münster Ld. nicht gewesen,
habt Ihr Euch auch zu deroselben zu verfügen und dieses negotium
auf gleichmässige Art wie bei Chur-Cöln zu tractiren, daneben aber
auch unsere Satisfaction beim Westfälischen Kreise desto heftiger an
diesem Ort zu treiben, weil Ih. Ld. uns daran bishero so sehr be
hindert haben.
Was Euch sonsten mehrg. Downing wegen der Cion Franck-
reich und dass dieselbe dieses alles zu befordern geneigt wäre, ent-
decket, solches wäre uns zwar hochnöthig zu wissen, ob es auf eini-
gem gewissen Fundament beruhe, wir können aber aus allen Unib-
ständen so viel merken, dass Ihr aus diesen Dingen mit dem Comte
d'Estrades*) nicht vertraulich reden dürft, daher wir dieses zu
erfahren ander Mittel gebrauchen werden. — Sonsten wird uns nicht
entgegen sein, dass die Sache aldort im Haag, wenn Downing dess-
fals von seinem König Befehl bekombt, ferner negotiiret werde, und
wollen wir auf solchen Fall unsern — v. Brandt Ordre geben, sich
auf Euer Zuschreiben auch dahin zu verfugen und das Werk aldort
festzustellen, dan weil derselbe in der Sache schon negotiiret, so
halten wir nöthig, dass er mit dabei sei. —
1) FranzösiBcber Qesaodter im Haag,
Digitized by
Google
518 8. VerhandloDgen mit Pfale-Neobnrg. Die Verträge so Dorsten.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 7./ [17.] December 1664.
[Neue VerhandluDgen mit Lerodt.]
17. Dec. Auf Lerodts VeranlassQOg hat er vor drei Tagen eine neae Conferenz
mit demselben gehalten , anf welcher namentlich die Religionsangelegenheit,
für deren Regelung Bl. das Jahr 1612 als Normaljahr vorschlug, behandelt
wurde. Da Lerodt den Erb vergleich garnicht berührte, so hat er ihn
nach der Ursache davon gefragt ; jener erwiederte, er, wie sein Herr, hofften,
wenn zunächst die beiden Funkte religionis et condirectorii ihre Erledigung
gefunden hätten, dass dann der Erbvergleich weit besser als jetzt sich be-
handeln lassen würde. Bl. mnsste sich damit begnügen, von anderer
Seite ist er berichtet worden, dass Pfalz-Neuburg den Erbvergleich nie-
mals eifriger als jetzt desideriert habe. Er hoflft, wenn auch ein solcher zu
des Ef. contento nicht so bald zu finden sein, sondern man bei dem letzten
Provisionalvergleich de a. 1647 bleiben möchte, dass Ef. dennoch die Herr-
schaft Ravenstein daraus ziehen und behalten und inzwischen der Weg
zum Erbvergleich nach wie vor offen bleiben könne.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 14./[24.] December 1664
[auf die Relation vom l./ll, December. Günstige Gelegenheit lor Erfäüang
•einer Zusage, daher baldiger Abschluss der Verbandlnngen wänschenswertb.]
24. Dec. Sr is^ damit zufrieden, dass in der Religionssache der terminus des
Jahres 1612 angenommen werde, auch dass der punctus religionis et con-
directorii vor dem Erbvergleich abgethan werde.
Im Fall Ihr aber vermerken würdet, dass auf die in Eurer In-
struktion enthaltene conditiones des H. Pfalzgrafen Ld. sich zum
Vergleich verstehen wollten, alsdann sein wir auch noch geneigt, Ihrer
Ld. darin beforderlich zu sein, was wir mit Euch albie mündlich gere-
det*). Weil aber dieses Werk also beschaffen, dass darin geeilet
werden muss, massen dan die beste Oelegenbeit anitzo dazu vorhan-
den, so würde gut sein, dass es hierunter je eher je lieber zurBich-
tigkeit kommen könnte. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Coesfelt 21./[31.] De-
cember 1664.
[VerhaodluDgeo mit dem Bischof von Mäoster, verabredete Zasammenkanft sa
Xanten.]
31. Dec. Infolge des Rescripts vom 7./17. December und einer neuen Auffor-
derung des Bischofs von Münster hat er sich vor einigen Tagen hierher
>) S. oben 8. 513.
Digitized by
Google
BlaspeiU Verhandlaogen mit Lerodt o. dem Bischof von Münster 519
T^rfiigt; es ist verabredet worden , dass am 5./1 5. Januar zu Xanten eine
Zasammenkonft der Münsterschen , Nenbnrgiscben nnd Brandenburgischen
Deputierten stattfinden soll, um die pnncta religionis et condireetorii zu
vergleichen, nnd es wird hier dafür ein Recess entworfen, den er mit nach
Cleve nehmen nnd im Rath vorlegen wird. Da Pfalz-Nenbarg erklärt
bat, er wolle, wenn es nur den Namen hätte, dass das Jahr 1624 ange-
nommen werde, zur Erlangung eines vollkommenen Religionsfriedens in
den Gülich- nnd Cleveschen Landen den Evangelischen diejenigen Kirchen,
welche sie a. 1612 gehabt hätten, wenn es nur nicht allzuviele wären, resti-
tuieren, so bittet er Ef., ihm seine Willensmeinung darüber ehe jene Zu-
sammenkunft erfolge mitzutbeilen , zugleich schlägt er vor, da dieser Con-
vent sehr important sein, nnd Pfalz-Neubnrg dazu seine ersten Minister,
den Kanzler 6 iese, den Baron de Lerodt und den Vicekanzler Schnell
senden werde, dass Kf. den Statthalter anweise, entweder selbst mit dabei
ZQ sein oder jemand aus den Adlichen, etwa den Freiherrn v. Spaen oder
einen anderen dazu mit zu deputieren. Sie sind hier auch in Arbeit, einen
Entwurf zu der Allianz und Verfassung auszuarbeiten.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 27. December 1664/
[6. Januar 1665.]
[auf die Relation vom 21. /31. December. HofifDoog auf Schlichtuog des Religioos-
streits Die eDglischeo Absichten, Ef. will sich nicht mit io den Krieg gegen
Holland ziehen lassen.]
Wegen des puncti religionis hat er an den Clevischen Statthalter 6. Jan.
rescribiert und hofft, weil man sich jetzt so viel glimpflicher erzeigt, es
werde nunmehr der Sache dadurch geholfen werden. Zur Zusammenkunft
von Xanten hat er Fürst Moritz beordert, den Generalmajor Freiherrn
V. Spaen oder sonst noch jemand dahin mit abzufertigen. Wann der
Kreistag angesetzt werden soll, ist ihm gleich, er verlangt aber, dass das
Ausschreiben in seinem Namen mitgeschehe.
Wir haben aus des v. Brant letztem Schreiben wohl soviel er-
sehen, als wan man auch in Engelland den H. Downing etwas zu
hitzig halte und dass er wohl öfters eines und anderes projeetiren
möchte — welches nachmals daselbst nicht möchte angenommen wer-
den. Wir verspüren auch, dass man daselbst wohl gar verlange, dass
wir uns in diesen Krieg impliciren möchten. Ob wir nun wohl bei
dieser Occasion gerne unsre Sachen in Richtigkeit gebracht sehen
möchten, so werden wir uns doch in solchen Krieg nicht mischen, es
wäre dan, dass uns die H. Staaten darzu forciren, Ihr werdet Euch
demnach in Euren Discursen mit dem H. Downing wissen desto
besser in Acht zu nehmen und hiernach zu richten, wie Ihr dan, was
Digitized by
Google
520 3- Verhandlangen mit Pfalz- Neubarg. Die Verträge tu Dorsten.
des H. Bischofen Sentiment hierüber sei, vernehmen und ans femer
berichten werdet. —
Blaspeil an den Kurfiirsten. D. Cöln a. Rhein 27. December
1664. /6. Januar 1665.
[Oebersendang der Vertragsentwürfe, Bemerkungen za denselben.]
G.Jan. ßr sendet: l)Das Projeetdes Vergleichs inpaoctoreligioois
et coudirectorii im Westfälischen Kreise^) und bemerkt dazo, dass
in puncto religionis ad interim das Jahr 1624 angenommen sei, er aber
Hoffnung habe, dass der Pfalzgraf den Evangelischeo die Orte, die sie 1612
gehabt, restituieren werde; wenn es gelingen sollte, den Effect des Jahres
1612 zu erlangen, brauchte man sich an die Worte nicht so zu kehren. In
puncto condirectorii hat er alle seine Forderungen durchgesetzt, nur ver-
langt Pfalz-Neu bürg, bei dem bevorstehenden ersten Kreistag prima
sessione den Vortrag zu thun.
2) DasProject der Defensivallianz'). Dasselbe ist so abgefasst
worden, damit es aller Welt könne gezeigt werden. Auf die specificierte
Zahl der Völker einzugehen, hat er kein Bedenken getragen, da Ef. nicht
höher als Münster und Pfalz-Neuburg angesetzt ist, dieselbe ist auf
Wunsch Münsters so hoch genommen, damit alle Welt die Macht dieses
Kreises, wenn derselbe einig sei, abnehmen möge. Münster hat auch auf
Aufnahme des Artikels 14 wegen des Unterhalts der Ordinarvölker ge-
drungen, welchen der Pfalz-Neubnrgische lieber ganz auslassen oder in einen
Nebenrecess bringen wollte, und hat gerathen, man möchte diese Allianz
^) Dasselbe stimmt im wesentlichen mit dem nachher zu Dorsten über
diese Punkte abgeschlossenen Vertrage (unten N. I) überein, nur daes im
Eingange der Bemühungen des Bischofs von Münster um das Zustande-
kommen dieses Vergleichs gedacht, dass in dem ersten, die kirchlichen Ver-
hältnisse betreffenden Theile in § 5 nur im allgemeinen von der Bestellung von
katholischen uud evangelischen Schiedsrichtern, von superabitri aber noch gar-
nicht die Rede ist, und dass in § 9 bestimmt wird, der Kaiser, die Stände des
westfälischen Kreises, Frankreich und England sollten ersucht werden, die Voll-
ziehung dieses Vergleichs zu garantieren, ferner dass in dem zweiten das Kreis-
directorium betreffenden Theil für die gemeinsame Leitung der R reisangelegen-
heiten auf den wörtlich aufzunehmenden Hecess, welcher 1653 zwischen Münster
und Pfalz-Neuburg vereinbart war, verwiesen wird.
^ Auch dieses stimmt in der Hauptsache mit dem nachher zu Dorsten
darüber abgeschlossenen 'Vertrage (unten N. II) uberein, nur dass hier in § 9
unter den zu stellenden Hülfstruppen keine Artillerie genannt und das zuletzt
zu sendende Contingent auf 1500 Mann z. F. und 900 Reiter bestimmt, und nach-
her in § 13 das eventuell vorzuschiessende Geld auf mindestens 25000 Thaler
specificiert wird.
Digitized by
Google
Die Vertragsentwarfe. 521
vom Kaiser confirmieren lassen, damit die Landstände am so weniger Ur-
sache hätten sich zn widersetzen.
Da bei diesem allem der Pfalz- Neobargi sc he Abgeordnete auf die
Krone Frankreich sehr grosse, fast allzu viele Reflexion hatte und be-
sorgte, dass diese in Nachdenken gerathen dürfte, als wenn dnrch diese
Defensivallianz die Rheinische Allianz aafgehoben, zum wenigsten sehr ge-
schwächt werden sollte^ hat Bl. vorgeschlagen, dass der Rheinischen Allianz
in dieser gedacht werde, was ebenso wie der Vorschlag des Pfalz-Neubnr-
gischen, dass neben anderen auch Frankreich von dieser Allianz Oo-
vertnre gegeben werden möge, angenommen worden ist.
3) Das Project wegen gemeinschaftlicher Massregeln znr
Wiedererlangung des von den Staaten ihnen Vorenthaltenen^).
Bl. bittet dasselbe möglichst secret za halten, damit diejenigen an des Kf.
Hof, welche etwa familiäre Correspondenz in Niederland haben, davon nichts
erfahren, ferner dass Kf. sich bei Zeiten mit Aufsetznng seiner Prätentionen
gefasst mache.
Der Bischof von Münster hat für den Fall, dass, wie zu erwarten,
die Reichscommission nichts ausrichten wird, Torgeschlagen, dass auf gemeines
Gutfinden ein jeder selbst so gut er könnte oder wohl communi mann zu
und das Seinige wieder ergreifen möchte; auch Bl. meint, dass dieses der
leichteste und kürzeste Weg sein würde, doch würde es sehr schwer hal-
ten, ein solches Vornehmen der Gebühr bedeckt zn halten, darum ist in
dem Project davon keine Erwähnung gethan, sondern ist alles den Depu-
tierten überlassen worden, deren Instruktion daraufhin eingerichtet werden
muss.
Der Bischof hatte beantragt, dass für den Fall, dass die Völker zu-
sammengezogen würden, Kf., wenn er zugegen wäre, das Obercommaudo
führe, and, wenn er abwesend sei, man sich wegen eines anderen Oberhauptes
vergliche, der Pfalz-Neuburgische aber erklärte, dass sein Herr nur davon
wüsste, dass man eine Defensivallianz aufrichten wolle, und ihm anbefohlen
habe, dieselbe concertieren za helfen, dass diese Sache aber weiter ginge
und er vorher davon berichten müsste, auch Bl. hat erklärt, dass er diesert-
wegen nor in genere beauftragt sei, des Kf. Interesse zu befördern, und eben-
falls auf weitere Erklärung desselben warten müsse.
In der Frage, wie man sich zu England zn verhalten, haben sie, ob-
wohl der Bischof über alle Massen resolviert darin gin^, viele Gefährlich-
keiten gefanden, trotzdem aber, da wegen des Königs dem Baron de Lerodt
ans England geschrieben worden, dass, wann man sich mit demselben ein-
lassen und für einen Mann stehen wollte, sie die nothdürftigen Gelder her-
geben würden, das beifolgende Project aufgestellt. Doch meint er selbst,
dass die Sache grosse Gefabren und Bedenken habe, und bittet daher, dass
1} Da dasselbe von dem später zn Dorsten hierüber abgeschlosseDeo Ver-
trage erheblich abweicht, so ist dasselbe hier (S. 522) mitgetheilt worden.
Digitized by
Google
522 8. VerhandlnDgeo mit Pfals-Neobarg. Die Verträge zu Dorsten.
das Project in allen seinen Theilen wohl examiniert nnd alles der Gebühr
erwogen werde, damit man der Sache weder zn viel noch zu wenig thoe.
Er ist sogleich, nachdem er beim Bischof ?on Münste r Obiges yerrich-
tet, hieher geeilt, um nach Bonn zn gehen und E. Co Ins Intention zu son-
dieren, hat aber wegen vielfachen Ungemachs anf der Reise, namentlich des
Eises wegen, noch nicht dorthin gelangen können.
Aafsatz, wie za demjenigen, so einem und dem anderen ent-
zogen worden, wieder zu gelangen sei contra die H. Staaten.
Nachdem die frühere Uneinigktit im Westfälischen Kreise von den
O.Staaten dazu benutzt ist, dem gesamten Kreis nnd insbesondere den drei
kreisansschreibenden Fürsten viel Unbilliges zuzufügen, ihnen das Ihrige
▼orzuenthalteu nnd verschiedentliche Bedrohungen, Gewalt und Unrecht ge-
gen sie zu verüben, alle Vorstellungen deswegen aber bisher fruchtlos ge-
wesen sind, haben die drei jetzt confdderierten Fürsten beschlossen, diese
jetzt anscheinende gute Gelegenheit, da die Krone England ihnen Hülfe
anbietet, zu benutzen.
Also ist 1) für gut befunden worden, dass ein jeder seine gravamina
ausführlich deducieren nnd justificieren solle.
2) Obwohl alle gütlichen Versuche, von den Staaten Restitution und
Satisfaction zu erhalten, bisher vergeblich gewesen sind, hat man doch be-
schlossen, diese gravamina znförderst auf dem Reichstage zu Regensburg
vorzutragen und einen Reichsschlnss tu erwirken, dass etwa K.Mainz und
K.Sachsen oder Baden-Dnrlach eine gemeine kaiserliche und Reichs-
commission aufgetragen werde, dass dieselben ihre Subdelegierten an einen
Ort dieses Westfälischen Kreises, etwa nach Aachen, schicken und von da
aus die billigmässige Restitution und Satisfaction erst gütlich gesinnen,
auf den Weigerungsfall aber härter nnd im Namen des Reichs von der Reichs-
Ezecutionsordnung und was derselben anklebend, sprechen sollen.
3) Die drei Alliierten werden zur selben Zeit, wann obgedachte Reichs-
commission wird festgesetzt sein, sich in solche Verfassung zu setzen be-
flissen sein, damit ein jeder Theil die in der Defensivverbündnis bewilligte
Anzahl, samt nothwendiger Munition, Artigleria und guten Officieren anf
die Beine bringen könne. Um aber bei Nachbareu und Alliierten kein ver-
kehrtes Nachdenken zu verursachen, werden sie dahin bedacht sein, die Völker
unter der Hand, etwa durch Verstärkung ihrer Garnisonen oder auf andere
Weise auf die Beine zu bringen nnd sich der öflfentlichen Werbung, sonder-
lich im Westfälischen Kreise, soviel thnnlich, enthalten.
4) Wenn von der Reichs-Commission nichts Fruchtbarliches zu erwarten
nnd die O.Staaten keine Satisfaction sollten geben wollen, dann wollen die
Alliierten ihre Deputierte zusammenkommen nnd berathschlagen lassen, wann
und wohin die Völker geführt und wie es weiter damit angefangen werden
Digitized by
Google j
VertragseDtwnrf wegen der gegen die Niederlande zn ergreifenden Massregeln. 523
soll; jeder soll zanächst mit seineo Leuten sein Land bedecken, es soll
aber mit diesen Bundesvölkern anderergestalt nichts als was oblauts von
den sämtlichen Deputierten vermög Instruction beschlossen vvird, vorge-
nommen werden. Sollten aber die Provincien einige Force unvermuthet
gegen Münster thun, so soll von E.Brandenburg als nächst angesse-
nem vornehmlich mit Renterei , wie auch gleichfalls im Fall zunehmender
Gefahr von Pfalz-Neuburg auf gleiche Weise geschwind succurricrt,
und ebenso, falls die mehriste Force auf die Clevische und Märkische
Lande, oder die Jtilichsche und Bergische geben würde, ebenergestalt
dahin Hülfe, vornehmlich mit Reuterei geleistet werden, wofern aber die
Staaten eine Armada zu Feld führen würden, hätte man sich der Völker,
so entgegen zu schicken, auch des Commando halber zu vergleichen.
5) Die Deputierten sollen sich an einem bequemen Ort so lange als
einige Gefahr obhanden oder sonst einige Operationes zu thun sind zu-
sammenhalten, und diese wichtige Sache dirigieren helfen.
6) Nachdem die Crone Engelland sich vernehmen lassen, dass sie
den Alliierten gern zu ihren Rechten verhelfen und zu solchem Ende sich
mit ihnen in näheres Bündnis einlassen wollte, so soll mit dem englischen Ab-
geordneten im Haag, der dazu bevollmächtigt sein soll, hierüber Unterre-'
dnng gepflogen und die Handlung auf ein Jahr lang versuchsweise getroffen
werden, mit dem Bescheide, dass während dieser Zeit keiner ohne des an-
deren Vorwissen sich mit dem Estat der Niederlande vergleichen, sondern
mit gemeinem Einrathen dahin getrachtet werden solle, dass einem und
andern Tbeil die begehrte billige Satisfaction zugleich gegeben werde, welches
zu erbalten, hätte man nich dieserseits dahin zu erklären und einzulassen,
dass man immer förderlichst mit einer ansehnlichen Armee zu Ross und zu
Fuss auf und in Campagne kommen, mit selbigen Völkern aber in obged.
Jahre, es sei denn auf vorhergehende nähere Tractaten, nichts Tbätliches
noch Feindseliges vornehmen, sondern dieselben nur in omnem eventum
in Bereitschaft halten wolle, unter der Bedingung, dass Engelland alsbald
bei Schliessung dieser Handlung auf jede tausend Mann z. Fuss (darüber
man sich vergleichen wird) zum wenigsten 5000, und auf jede tausend zu
Pferd 25000 Rthlr. Werbegelder, wie dann zum ferneren Monatlichen
derselben halb so viel fournieren und darauf, ehender aber nicht, der ge-
schlossene Vergleich in forma ausgewechselt und zur wirklichen Werbung
geschritten werden solle.
7} Kein Theil darf ohne gemeine Beliebnng aus dem foedus scheiden,
Friede, Waffenstillstand u.s. w. nureinmüthig tractiert und beschlossen werden.
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 4./[14.] Januar 1665.
[Verhandlungen mit K.Cölo.]
Nach Verrichtung der ihm an ^en Bischof von Münster aufgetragenen 14. Jm.
Commission ist er von Coesfeld nach Co In gereist und bat sich bei dem
Digitized by
Google
524 B. VerhandluQgen mit Pfalz-Neabarg. Die Verträge zu Dorsten.
dort anwesendeo Bischof Ton Strassburg^), der am K.cölnischen Hofe alle
affaires als Principalmioister yerrichtet, angegebeo und demselben seine
Aufträge eröffnet, ist auf dessen Vorschlag darauf nach Bonn gereist und
hat dort Audienz beim Kurfürsten gehabt. Er hat demselben mitgetheilt,
dass die Verhandlungen zwischen Kf. und Pfalz- Neuburg wegen des
Religionswesens und Gondirectorium dem Abschluss nahe wären, zugleich
ihm den Wunsch des Ef. mitgetheilt, da sie beide in diesen westfälischen
und angrenzenden Quartieren einerlei Interesse hätten, indem andere die
praesidia in ihren Städten hätten, auch sonst sich verschiedene jura an-
massten, sie aber mit Frankreich alliiert, diese Crone sich auch schon,
aber ohne Effect, ihrer iuterponendo bei den G.Staaten angenommen, dass
sie jetzt bei den günstigen Zeitverhältnissen die consilia beiderseits zu-
sammenfassten und einen beständigen guten Schluss machten, zu welchem
Ende er, Bl., wünsche, mit einem oder anderen seiner Bedienten in nähere
Confereuz zu treten. Der Kurfürst dankte, betheuerte seine Freundschaft
für Kf. und bot seine Dienste zur völligen Hinlegung der Streitigkeiten
mit Pfalz-Nenburg an, bemerkte aber, er wolle hoffen, weil er mit die-
sem wegen der geistlichen Jurisdiction in einiger Differenz stände, dass
man ihm durch obberührten Vergleich nicht würde präjudicieren wollen.
Nachdem ihn Bl. darüber beruhigt, erklärte er, es werde ihm sehr lieb sein,
dass nach erhaltener guter Einigkeit im Kreis eine gute Verfassung unter
den Benachbarten gemacht würde und dass man bei jetziger Conjunctur
die consilia znsammenfasste, worüber mit ihm ferner zu conferieren er dem
Bischof von Strassburg Commission geben wolle. Bl. hat darauf mit
diesem in Cöln mehrere Conferenzen gehalten. Bei Besprechung des
Kirchenstreites und Condirectoriums erhob jener dasselbe dubium wegen
der geistlichen Jurisdiction, Bl. erwiderte ihm, so lange sie nicht zum wirk-
lichen Besitz von Jülich und Berg kämen, ginge sie eigentlich nichts an,
was K. Cöln mit Pfalz-Neuburg deswegen etwa contrahierte oder zu
desmeelieren habe, in den Clevischen und Märkischen Landen aber
werde es damit ebenso gehalten, wie es zn Zeiten des katholischen Herzogs
Wilhelm wäre observiert worden '), wobei sich jener endlich beruhigte, im
übrigen sehr die Beilegung beider Streitpunkte sowie eine Einigung wegen
der Theilung der Lande anempfahl. Darauf gingen sie auf die Verfassung
des Kreises über, und da der Bischof sich ganz offenherzig äusserte und
damit einverstanden war, dass eine solche gemacht werden müsste, so theilte
ihm Bl. mit, dass schon zu Coesfeld ein Entwurf zu einer solchen auf-
gesetzt sei, Kf. aber habe grosse Bedenken deswegen und werde sich
schwerlich darauf einlassen, so lange er nicht versichert wäre, dass K.Cöln
mit eintreten wolle, und er las ihm darauf diesen Entwurf vor. Der Bischof
erklärte sich damit sehr einverstanden, rieth, man möchte dieselbe je eher
je besser schliessen, und versicherte, sein Herr werde alsbald mit hinzutreten.
') Graf Frans Egon v. Furstenberg.
^) S. M. Lehmann, Prenesen und die katholische Kirche I S. 26.
Digitized by
Google
VerhaDdloogen mit K.Cölo. 52Ö
Hieraof discorrierten sie weiter von der jetzigen Conjauctar und wie
man dieselbe am besten benotzen könnte; Bl. fand den Bischof aber ziem-
lich schwierig und nicht so disponiert, dass er ihm das Coesfelder Project
hätte mit genügender Sicherheit producieren können, er theilte ihm daher
nur mit, sie hätten in Coesfeld davon geredet, dabei aber allerhand Bedenk-
lichkeiten gefanden, namentlich wie weit man sich mit England einlassen
könne, sie hätten fär das sicherste erkannt, dass ein jeder der Interessierten
seine Prätensionen an die Reichsstände zaRegensbnrg bringe nnd dort
eine Reichscommission auswirke, durch welche gebührende Satisfaction von
dem Staat begehrt werden könne, nnd dass man sich inzwischen gemäss
der Defensivallianz in Verfassung stellen und dadurch dem Suchen der
Reichscommission desto mehr Nachdruck geben solle. Der Bischof er-
klärte sich damit einverstanden nnd war zuletzt auch wegen England so
weit einig, dass man aus jetziger Conjnnctur etwas zu profitieren quo vis
modo suchen, dabei aber wohl zusehen müsste, sich mit dieser Krone nicht der-
gestalt zu engagieren, dass dieselbe ihre conditiones dadurch mit Holland
nur desto besser machen, hernach aber ihnen die Last auf dem Halse lassen
und sie also Gefahr laufen möchten. Wie es billig sei, dass man das
Seinige wiederzuhaben suchte, so müsste man aber doch sich vorsehen, dass
die Sachen nicht weiter gingen, noch die limites defensionis überschritten
würden.
Bl. ist darauf zurück nach Cleve gereist, ist unterwegs mit dem Ober-
kanzler V. Giese zusammengetroffen nnd hat mit demselben noch einiges
näher beredet. Die Zusammenkunft, auf welcher der Religionspnnkt nnd
das Condirectorium festgesetzt werden sollen, soll zu Dorsten*), welcher
Ort den Städten Cleve, Münster und Düsseldorf fast gleich nahe ge-
legen, am 17./27. dieses Monats abgehalten werden, und werden Münster,
Pfalz-Nenburg und K.Cöln gern sehen, dass zur selben Zeit auch
wegen der Defensivallianz und näheren Verfassung gehandelt und geschlossen
werde, zu welchem Ende auch Kf. Commissarien ernennen möchte.
Blaspeil an den KurfUrsten. D. Cleve 4./[14.] Januar 1665.
[auf das Rescript vom 14./ 24. Decerober. VerbaDdlaogeo mit Pfalz-Neuburg nnd
dessen Kanzler Giese wegen des Erbvergleichs und der polnischen Frage.]
Er hat den Prior von Werden'}, den er auch aus anderen Ur- 14. Jan.
Sachen zu sich nach Cöln beschieden, nach Düsseldorf geschickt, woselbst
derselbe sich sub alio praetextu beim Pfalzgrafen selbst angegeben hat, zu-
letzt auch im Gespräch anf den Erbvergleich gekommen ist und mitgetheilt
hat. Blas peil hätte mit dem Bischof von Strassbnrg davon geredet
1) a. d. Lippe, im heutigeD Regierungsbezirk Münster, Kreis ReckUugbaa-
seo, damals zum K.coloiscbeD Gebiet gehörig.
') Adolph Borck s. oben S 513.
Digitized by
Google
526 8- VerhaDdlnngen mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge zu Dorsten.
QQd verspürt, dass sehr gate HoflfDUQg dazu sein würde, wenn nor der
Ffa]zgraf sich ein wenig zur Billigkeit verstehen wollte; Kf. habe die Prin-
zessin von Oranien autorisiert, darüber zu verbandeln, und wünsche, dass
der Pfalzgraf mit E. Cöln wegen des Vestes Keklinghausen') zu han-
deln versuche und dasselbe dem Kf. offeriere. Obgleich dieser Vorschlag
dem Pfalzgrafen anfänglich etwas fremd und fast hart vorkam, wurde
derselbe doch nicht ganz verworfen, sondern verabredet, der Pfalzgraf
werde die Sache mit seinem Oberkanzler Giese (weil Lerodt abwesend)
überlegen und denselben beordern, mit Blaspeil zu conferieren. Bl. ist
mit Giese auch zu Neuss Sonnabend den 10. zusammengekommen und
sie haben weitläufig über die Sache geredet. Giese erklärte aber jenen Vor-
schlag für unbillig und nicht practicabel, hielt es auch nicht für dienlich,
dass mit E. Cöln davon, ehe alles festgesetzt, geredet werde, fragte endlich,
ob Ef. , wenn der Erbvergleich zustande käme, seinem Herrn wohl zu der
Erone Polen, falls dieselbe durch Absterben oder Resignation des jetzigen
Eönigs sich eröffnen würde, förderlich sein, und ob man diese Condition
dem Erbvergleich beifugen wolle. Bl. hat geantwortet, wofern er, der
Eanzler, oder sein Herr des Kf. hohe Person und dessen genereuses und
heroisches Gemüth nur recht kennte, würde er an der ersten Frage zu
zweifeln zumal keine Ursach finden, solche Beförderung aber dem Erbver-
gleich als eine Condition und Nothwendigkeit beizufügen, dürfte dem Kf.
nicht angemuthet werden, weil einerseits das, was Ef. prätendierte, ihm als
ein debitum zukäme und absque uUa conditione gegeben werden müsste,
andrerseits, auch wenn der Erbvergleich erfolgen sollte, derselbe sich nicht
die Hände so werde binden lassen wollen, dass er das, was er aus freien
Stücken zu thun geneigt sei, aus Zwang sollte tbun müssen. Sie sind so-
weit ans Capitulieren gekommen, dass Bl. nicht zweifelt, Kf. werde, wofern
nur durch die jetzige Veränderung in Polen die Sachen dort nicht alteriert
würden, endlich auch in diesem Stück zu seinem contento gelangen.
Bl. räth, die Prinzessin von Oranien schriftlich um ihre Interpositiou
zu ersuchen, und will sich dann bemühen, dass auch der Pfalzgraf dieselbe
requiriere').
*} Kf. hatte schou 29. September/ 9. October 1664 Blaspeil beauftragt, da
der Pfalzgraf am ersten geneigt sein würde, ihm den oberen Theil des Herzog-
thums Berg abzutreten, welcher ihm wenig, dagegen fär Karc51n sehr günstig
gelegen sei. sich zu bemühen, dass derselbe dieses Stück an das Erzstift abtrete,
wogegen dieses an ihn selbst das Vest Keckliiighauseo und das Amt
Oettinghausen, durch deren Erwerbung eine unmittelbare Verbindang seiner
Territorien von Lippstadt bis Cleve hergestellt werden würde, und womöglich
auch das Amt Werte abtreten sollle.
*) Ef. ersacht wirklich (<1. Coln 16./26. Januar 1665} die Prinzessin von Ora-
nien um ihre Vermittelang zur Stiflang eines Erbvergleichcs mit Pfitlz-Neaborg.
Digitized by
Google
Verhandlungen mit Pfalz-Nenbnrg. Bemerkungen des Kf. su den Recessen. 527
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
5./ [15.] Januar 1665.
[auf die Relation vom 27. December/ß. Januar. Bemerkungen zu den drei
Recessen.]
Den ersten Recess, die Streitigkeiten in poncto religionis et condiree- 15. Jan.
torii anbetreffend, ist Ef. damit einverstanden, dass des Bischofs von Mün-
ster als Mittlers gedacht werde, doch soll nachher der Eingang des zweiten
Theiles yerkürzC und auch dem Bischof reciproce die Verpflichtung auf-
erlegt werden, nichts einseitig absque commnnicatione mit den Condirectoren
vorznnehmen« Dass Pfalz-Neuburg bei der nächsten Kreisversammlung
das erste Mal den Vortrag thun will, genehmigt Kf., doch verlangt er, dass
des anderen Tages darauf in seinem Namen die Coudirection geführt und
also allemal alterniert werde. Auch mit den Abmachungen inbetreff der
Religions Streitigkeit ist Ef. sonst einverstanden, nur hält er es nicht für
dienlich, dass das arbitrium den Kronen Frankreich und England
übertragen werde, sondern hält es für besser, dass es bei den zwei vor-
geschlagenen reformierten und katholischen Reichsfürsten gelassen werde.
Der 1653 zu Regensburg zwischen Münster und Pfalz-Neuburg
aufgerichtete Recess darf nicht in forma sondern pnnctsweise, als wenn
jetzt alles solches verabredet, inseriert werden. Mit Ort und Zeit der
Kreisversammlung istEf. einverstanden und erwartet das Concept des Aus-
sehreibens.
Den zweiten Recess wegen der Alliance betreffend, findet Kf. zwischen
dem Fussvolk und der Reiterei, welche zur Hülfe bestimmt sind, keine Pro-
portion. Dass der Kaiser eine eigene Confirmation über diese Alliance
geben solle, findet er nicht nöthig, doch könnte demselben wie auch anderen
Kronen und Conföderierten von den Interessenten insgesamt dieses Vor-
haben notificiert und die Allianz communiciert werden.
So viel den 3ten Entwurf belanget, ob wir zwar nichts darinnen
finden, so unbillig und unrechtmässig, auch wohl ermessen, dass es
endlich zu solche Wege gelangen müsse, wan man sich nicht immerhin
Unrecht thun und despectiren lassen will, so befinden wir doch das
Werk so beschaffen, dass man behutsam damit umbgehen uiid sich
nicht übereilen müsse. Wir verspüren zwar wohl, dass des H. Bischofs
einziges Absehen auf den englischen Krieg gerichtet ist, es ist aber
damit also beschaffen, dass derselbe noch nicht einst recht angegangen,
viel weniger geurtheilet werden kann, wie lang er währen möchte.
Die Nachricht, so wir aus Engelland haben, ist garnicht so beschaf-
fen, dass man solche wichtige weitaussehende und gefährliche consilia
darauf fundiren solle. Das Polnische Werk siebet auch noch gar
weitläufig aus und will nicht zugeben, dass wir uns dergestalt distra-
Digitized by
Google
528 S* VerhandloDgen mit Pfalz-Neu borg. Die Verträge za Dorsten.
hiren können. Ihr habet Euch aber hierüber in solchen terminis zu
erklären, dass sie nicht davor zu halten haben, als wan wir uns dem
Werk gar entziehen wollten.
Dass die gemeine Beschwerung an den Kaiser und das Reich
auf währendem Reichstage gebracht werde, solches lassen wir uns gar
wohl gefallen, auch haben wir gegen Chur-Mayntz, dass L Ld. als
Commissarius vom Reiche dazu gebrauchet werde, nichts einzuwenden,
Chur-Sachsen aber ist uns gar bedenklich wegen seiner habenden
Praetension mit hierzu zu ziehen, — halten demnach am besten zu
sein, dass das gesamte Haus Braunschweig nebst Chur-Mayntz
hierzu zu gebrauchen wäre.
Die Stadt Achen halten wir etwas ungelegen zu dieser Zusammen-
kunft und vermeinen, dass Dortmund besser dazu genommen wQrde.
Im übrigen würde uns lieb sein, dass Chur- Collen auch zu
dieser Allianz und den gemeinen consiliis gezogen und die Recesse
auf I. Ld. mit gerichtet werden. — Und weil des H. Bischof zu
Münster Ld. sich so gar eifrig und affectioniret zu unserm besten
erwiesen, so habet Ihr gegen I. Ld. bei Begebenheit oder auch
schriftlich Euch desfals zu bedanken und zu versichern, dass L Ld.
an uns allezeit einen getreuen Freund und Nachbaren zu verspüren
haben sollen. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
24. Janaar/[3. Februar] 1665.
[aaf eine Relation vom 1Ö./2Ö. Januar ^). Pfalz-Nenbarg soll sich kategorisch er-
klären, Kf. ist geneigt, sich mit demselben zu vergleichen und dessen Interessen
ZQ fordern ]
3. Febr. Er hätte von Pfalz-N euborg nicht eine so generale sondern eine
solche Erklärung erwartet , welche den freundschaftlichen yersicherongeDy
welche derselbe ihm durch Bl aspeil and dorch den Landgrafen Qeorg
Christian von Hessen') hat zokommen lassen, entsprochen hätte. Er
wünscht möglichst bald des Pfalzgrafen eigentliche Meinung, ob derselbe,
wie er aas den von Bl. movierten Einwürfen fast abnehmen mnss, den Ver-
trag and Nebenrecess von 1647 zu disputieren Willens sei, zu erfahren. Bl.
1) Dieselbe ist in den Akten nicht vorhanden.
^ Der dritte, katholisch gewordene und eifrig im katholischen Interesse tbä-
tige Sohn des ersten Landgrafen Friedrich von Hombarg, der 1G69 dort
seinem alteren Bruder gefolgt ist, s. Rommel, Gesch. von Hessen IV 8. 466 f.
Digitized by
Google
Bemerkungen des Kf. zu den Recesseo. Anträge des Landgr. v. Homburg. 529
soll sich daher, falls er hierüber so bald keine Erklärung erlangen kann,
selbst nach Düsseldorf begeben oder dem Pfalzgrafen durch den Bischof
von Münster zureden lassen, sich kategorisch zu erklären.
Wir bleiben inmittels nach wie vor allerdings geneiget, uns mit
I. Ld. in aller Billigkeit zu setzen und uns demnächst in allen vor-
fallenden, sonderlich aber der itzt vorhandenen und I. Ld. bekannten
Occasion, welche sich so favorabel anlässt und sich so bald nicht
wieder präsentiren möchte, I. Ld. ebenergestalt als unser eigen anzu-
nelimen und solches in der That selbst zu erweisen, dessen Ihr sie
wohl versichern könnet. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 4. Februar 1665.
[Anträge des Landgrafen von Hessen -Homborg an Pfalz -Neuburg. Briefe aus
England an Lerodt]
Heute wollen er, Freiherr v. Spaen^) und Dr. Wusthauss') nach 4. Febr.
Dorsten abreisen. Inzwischen hat er vor vier Tagen wegen der Ver-
gleichungssache mit V. Lerodt sich unterredet Derselbe hat ihm im Ver-
trauen mitgetheilt, der Landgraf von Hessen-Homburg') sei von Berlin
in Düsseldorf angelangt, habe behauptet, von Kf. beauftragt zu sein,
jenes Vergleichs halber mit dem Pfalzgrafen zu handeln, und habe den Vor-
schlag vorgebracht, der Pfalzgraf sollte die Herrschaften Ravenstein,
Winnenthal und Bresques gegen die Grafschaft Ra venspurg abtroten,
diese Grafschaft aber, wann er zur Krone Polen käme, wiedergeben; er
habe behauptet Eile zu haben, da er sogleich nach Berlin zurück und von
dort in einer anderen Kommission des Kf. nach dem Kaiserlichen Hof
reisen müsse. Der Pfalzgraf hat demselben geantwortet, er würde ihm zum
höchsten obligiert sein, wenn er es dahin zu bringen wüsste, dass Kf. sol-
chen Vorschlag annähme, hat aber Lerodt aufgetragen, von ihm, Bl-, zu
vernehmen, ob Kf. dem Landgrafen solche Kommission aufgetragen. Bl.
hat geantwortet, er wüsste davon nichts, zweifelte auch daran, da des Land-
grafen Vortrag mit seiner eigenen Instruktion nicht im allergeringsten überein-
stimmte; Lerodt erklärte darauf, dass auch der Pfalzgraf das Anbringen des
Landgrafen für verdächtig halte. Derselbe gab ihm auch einige auf Befehl
des Königs von England an ihn geschriebene Briefe^), in denen vorgeschla-
gen wird, dass man sich doch hier gegen den Staat vereinbaren und zu-
^) Alezander v. Spaen, General Wachtmeister und Clevischer geb. Regie-
giernngsraih, s. ürk. u. Akt. V, S. 840. 945.
^) Adolf WuBthauB, Archivar und Clevischer geh. Regierungsratb , s.
ebend. S. 175.
^ 8. S. 528.
*) S. oben S. 521.
Mater, s. Gesch. d. G. Karfürston. XI. o^
Digitized by
Google
530 Ö. YerhaDdlangeo mit Pfalz-Neuborg. Die Verträge «u Dorsten.
sammenschlagen möchte , der Köoig wolle, ddq darüber za verbandeln ehe-
stens jemand hieber abfertigen. So viel er verspürt, hat man aber am
Neobargiscben Hofe noch zar Zeit eben dieselben Qedanken hierbei, wie Kf.
Die Dorstener Verträge.
I.
Vergleich zwischen dem Kurflirsten Friedrich Wilhelm von
Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu-
burg in betreff des Religionswesens in den Jülich-Cleveschen
Landen und des Directoriums im Westphälischen Kreise.
14. Febr. D. Dorsten 4./ 14. Februar 1665 0.
IL
Defensivallianz zwischen den kreisausschreibenden Fürsten
des Westphälischen Kreises, dem Bischof Christoph Bernhard
von Münster, dem Kurflirsten Friedrich Wilhelm von Branden-
burg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg.
D. Dorsten 4./ 14. Februar 1665 0.
14. Febr. ^u wisscD scy hicmit, Demnach durch Göttliche Gnade die etliche
Jahren zwischen denen Durchleuchtigsten Fürsten und Herren, Herren
Friederichen Wilhelmb Marggraflfen zu Brandenburg — an einem, und
Herren Philipp Wilhelmb Pfaltzgraven bey Rhein — am andern Theil,
ftlrnemblich der Religion undt Kirchenwesens und theils anderer DifiFe-
rentien halber gewesene Streit- und Misshelligkeit, durch Interposition
des Hoch würdigsten Fürsten und Herru, Herrn Ghristoff Bernhardten
Bischoven zu Münster — zu beyderseits Partheyen gutem Vergnü-
gen beygelegt, und also zwischen höchstgemelten Chur- und Fürsten
beständiges Vertrawen und Einigkeit gestiftet worden, Als ist in Er-
wegung dessen und dass höchstgemelte Ghur- und Fürsten nicht we-
niger auss obliegenden Westphälischen Craisambt als gemeinen Pflichten,
womit Sie Ihrer Key. May., dem heil. Reich, diesem löbl. WestphäU-
') Der Eingang und der zweite das Kreisdirectorium betreffende Tbeil dieses
Vertrages schon gedruckt bei Lünig Part. spec. Gontin. I S. 203. Dumont
VI 3 S. 27 ff. Inhaltsangabe des ganzen bei y. Morne.r S. 262ff.
0 Inhaltsangabe bei v. Mörner 8. 261f.
Digitized by
Google
Die DefeDsiyallianz. 531
Bcben GraiBs und Ihrer Eigenen Landt und Leuthen, als von Gott an-
befohlenen Unterthanen verwandt und zugethan, sodann verschiedener
und bevorab der jüngeren Reichsabschieden halber sich verbunden
befunden, auff alle menscbmögliche Mittel und Wege zu gedencken,
wodurch sie ihres Orths die in diesem löblichen Westphftlischen Craiss
fast zerfallene Verfassung und gemeine Sicherheit wieder in besseren
Standt und Auffnemen bringen mögen ;
Anfänglich ist einhellig und einmütig für guet befunden worden,
dass höohstg. drey respective Chur- und Fürsten sich diessfals in
einige Defensionverbündnus einlassen und dadurch anderen Ständen
mit gutem Beyspiel und Exempel vorgehen, gestalt selbige dardurch
zu gleichmessiger Einfolg sich des gemeinen Wesens und Sicherheit
mit anzunemmen und dazu mit zu concurriren anreitzen und auffmun-
tem mögte; Also ist zwischen höchstg. Chur-, Fürsten und Herren
respective Ihrer Fürstl. Gnaden zu Münster in aigner Persohn und
nahmens der übrigen beyden Chur- und Fürsten durch untenbenente
Herren Gevollmächtigte eine auffrichtige undt auff guten teutschen
Glauben gemeinte Vereinbahrung und Verbündtnus nachfolgender Ge-
stalt eingerichtet worden, und zwarn
Zum ersten, dass ein Theil dem anderen auffrichtig, redlich und
wollmeinend einer des anderen Wollfahrt mitbefürderen und suchen,
und alles Unheil warnen und nach Vermögen abkehren, inmassen
dan diese Verbündtnus gar zu keiner Offension, sondern allein zu Key.
May., des heil. Reichs, vornemblich aber diesses Craisses aigener Landt
und Leuthen beständiger Defension und Abwehrung unbilligen Ge-
waldts angesehen seyn solle, und zwar
Zum anderen zu desto mehrerer Erhaltung undt Bestettigung vor-
gemelten Vergleichs also und dergestalt, dass
Zum Dritten alle und iede Theile iederzeit vertrawliche Correspon-
denz unterhalten, und einer dem anderen die etwahn sich eraigende
Gefahr der bevorstehenden Ungelegenheit so baldt immer möglich in
Vertrawen entdecken, in zufallenden Wiederwertigkeiten trewlich zu-
sammen halten, einer dem andern bey- und gleichsamb vor einen
Mann stehen sollen und wollen, zu welchem Ende
Viertens einer dem anderen auff Nohtfall nach vorhergehender
Requisition in seinen Landen freye Werbungen, Durchzügen und Fas-
sage nach Inhalt der Reichsconstitutionen nach Orthen und Wegen, da
es nötig, verstatten, auch zugeben solle, dass er daselbsten Geschütz
34*
Digitized by
Google
532 8. VerhandluDgeo mit Pfalz-Neoburg. Die Verträge zu Dorsten.
und Wafifen, auch andere Kriegsrüstungen und Nottuifft, wie es auch
Nahmen haben mag, für die Gebühr erhandlen möge. Es ist aber
Fünftens diese Defension weiter nicht als auff höchstgem. Chur-
und Fürsten im Westphälischen Craiss gelegene Landen gemeinet, Es
sollen auch
Zum Sechsten ein ieder Theil sich mit Manschafft dergestalt
versehen und fast halten und seine veste Plätze und vornehme 0er-
ther mit aller Notturft dergestalt versorgen und versehen, dass nicht
alleine keinem frembden und wiederwertigen zum Ueberfall zu eigenem
und der Nachbaren Nachtheil Anlass gegeben werde, sondern auch
einer dem andern darauss au£f unverhofften Nohtfall die Handt biethen
und zu Hülff kommen könne, inmassen zum
Siebenden ein ieder Theil auff Requisition und Gesinnen des belei-
digten und Hülff erfordernden Chur- oder Fürsten alsbaldt ohne einigen
Verzug demselben tausent Mann zu Fuess neben vier sechspfttndigen
Feldstücklein und Zubehoer auch zweyhundert Reuter zuschicken solle,
wie ebenmässig solche Anstalt machen, dass bey beharrender Invasion
und zunemender Gefahr auff Weitererforderen diese Anzahl gedoppelt
und also zum zweiten Mahl tausent Man zu Fuess sambt anderen
vier Feldstücklein, wie obgemelt, und noch zweyhundert Reutern nach
der Requisition inwendig dreyer Wochen dem gesinnendeu zu Hülff
gesonden, auch, da die hohe Noht solches erforderen würde, über
ietzgem. Anzahl noch ferner tausent zu Fuess mit ihren Stücken und
zweyhundert zu Pferde dem Nohtleidenden auff sein schlechtes An-
gesinnen und zwar ohne Auffhalten zum längsten inner Monatsfrist
nach beschehener Requisition und also insgesambt dreytausent Mann
zu Fuess und sechshundert zu Pferdt zugeschicket werden.
Fals aber die Noht und Invasion dergestalt zunemmen würde,
dass Landt und Leuthe in öffentlicher Eriegsflamme und also der
gantze Westphälische Craiss in Gefahr augenscheinlicher Ruin gesetzet
würde, solle dem beleidigten oder attaquirten ferner nothdürfftige
Hülffe, und zwar über vorige dreytausent Mann zu Fuess und sechs-
hundert zu Ross von iedem alliirten Theil zum wenigsten noch andert-
halb tausent zu Fuess mit sechs Stücklein und dreyhundert Reuteren,
und also in allem neunhundert zu Ross, zum Succurs zugeschicket und
also von ietzigen dreyen Alliirten auff vorgemelte Nohtfälle eine Ar-
mee von achtzehen tausent Mann auff vorerwehnte Weiss und Maass
zusammen ins Feldt gebracht werden, alles aber
Digitized by
Google
Die DefeDsivalHaoz. 533
Vors achte mit diesem ausstrücklichen Beding, dass hierdurch die
Rheinische AUiantz nicht auffgehoben noch yerschmählert, sondern dieselbe
einen als den anderen Weg in ihrem Wiesen seyn und pleiben solle.
Zum neundten sollen bey solcher Beschaffenheit allerseits depu-
tirte Kriegsrhäte ahn einem sicheren und etwan von dem Htllffsuchen-
den benenten gelegenen Orth schleunig undt ohne Verliehrung einiger
Stundt zusammen tretten, und wie die Gefahr und der Ueberfall ab-
zukehren und nötige Remediirung vorzustellen seye, mit einander be-
rahtschlagen, gestalt dan nicht allein dasienige, wass alda gut befun-
den undt beschlossen wirdt, nicht weniger als diese VerbQndtnus selbst
gelten und gehalten, sondern auch dasienige, wass zu Conservation
undt Verwahrung allerseits Gerechtsambkeiten und iurium alda etwa
vorkommen und geschlossen werden möchte, eine gleich messige Ver-
bindtlichkeit haben solle.
Zum zehenden sollen die zu Htllff kommende Officyrer und Völcker,
sobaldt sie des Hülff begehrenden Herrn Gebieth und Landtschafft
berühren, dessen Commando völlig untergeben seyn, und demselben
allerdings gehorsamen, jedoch dass die Kriegsoperationes nach Gut-
finden des Kriegsraht und des Ober- oder Haubtofficyrers der Auxiliar-
völcker solle vorgenommen und vollozogen werden, wie dan auch die
Justitz und Disciplin bey den Regimenteren ihrer Capitulation gemäss,
sonsten aber gestalten Sachen nach bey anderen Officyrern verbleiben
und damit wie gebräuchig verfahren werden solle.
Es soll auch zum eilfften der Hülffbegehrende sich auf allen Fall
darnach richten und solche Anstalt machen, dass er den Zugeschickten
unfehlbar das Brodt,' auch den Reuteren die glatt- und rauhe Futte-
rung reichen, den Soldt aber (deswegen von höchstgem. Chur- und
Fürsten bey dessen Ausszahlung eine durchgehende Gleichheit zu
halten) solle ieder Herr denn Seinigen monatlich unfehlbar bezahlen,
damit desto bessere Disciplin erhalten werde: falls auch einiger unvor-
sehener Noht halber ein Herr des anderen Völckern etwas vorschiessen
würde, solle solches ohne einige Weigerung und zu Danck wieder be-
zahlet werden.
Zum zwölfften, damit dan an der geschwinder Hülffleistung desto
weniger Mangel erscheine, so solle ein ieglicher Herr so viel Geldt
in Baarschafft in diesen Craissländeren bereit haben, dass solches
alsobaldt angegrieffen werden könne undt nicht Noht seye deswegen
biss den Landtständen erst durch Landtage die Mittel beyzubringen
Digitized by
Google
534 8. VerhaodluDgeD mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge zu Dorsten.
und darauff zu warten, gestalt alsobaldt durch die bahre Pfenning die
erforderende Htilff obvermeldet^r massen Bchleunig und ohne Abgang
geleistet werde.
Weilen sich dan zum dreyzehenden zutragen möchte, dass der
AngegrieflFener zu besserer seiner Defensionsverfassung einiger Gelder
bedtlrfftig seyn möchte, so ist für gut befunden, dass ein ieder Bundt-
genosser solchen Geldts Vorraht gleich bey Händen haben solle, dass
er den Hül£fbegehrenden eine gewisse summa, darüber man sich ver-
gleichen wirdt, gegen gute und gnugsambe Versicherung darleihen
und vorschiessen könne, welche dan inner Jahresfrist ohne Pension
auff guten Glauben wieder bezahlet werden sollen, es were dan Sache,
dass alle AUiirte gleich starck angegriffen und des Ihrigen gelbst
nötig hätten, solchen Fals diese Sumb gleichwoll zu selbst und ge-
meiner Defension in Bereitschafft seyn solle. Gleichwie dan bey dem
verabschiedet, dass im Fall ein oder ander von den dreyen respective
Chur- und Fürsten ausser diesen Graisslanden abwesendt seyn würde,
dass nötige Verordnung gemachet und hinterlassen werde, damit alles,
wass hierin verglichen; gleich als in Gegenwart verrichtet werde.
Weiln dan zum vierzehenden diese Verbundtnus an statt der
ordentlicher Reichs- und Craissdefension und Verfassung zu eines ie-
den Landt und Leuthen eigener Conservation und Verthätigung gemeint,
und im iüngstenn Reichsabschiedt versehen, dass dissfals die Unter-
haltungsmittel die Unterthanen herzugeben schuldig, also wirdt ausser
Zweiffei gestellet, dass hiegegen kein Unterthan oder Landtstandt bich
werde schweren oder weigeren können und wollen.
Zum funffzehenden solle diese obstehender massen einbedungene
hülffliche Verbundtnus zwar länger nicht als sechs Jahr wehren und
nach Umblauff dreyer Jahren von derselben fernerer Prorogation ge-
handelt werden, die vorhin gedachte Vereinigung aber in diesem West-
phälischen Craiss immerwehrendt undt bestendig seyn und verbleiben.
Wie dan zum sechszehenden diese Verbundtnuss ieder Zeit vor-
haubts und in corpore vor sich zwischen höchstgemelten dreyen Ghur-
und Fürsten als Craissausschreibenden Herren Directoren zwar ver-
bleiben, deweniger nicht auff gesambtes Gutbefinden auch andere in
diesem Westphälischen Craiss begrieffene Ständte, wofern sie nur der-
gleichen Hülffe, wie obgedacht, auffen Nohtfall würcklich zu praestiren
sich einlassen und verbinden wollen, hierbey eingenommen und in
gestalt eines Zutrits oder per modum accessionis auff vorhergehende
Communication zugelassen werden sollen.
Digitized by
Google
Die DefeDBivailianz. 535
Zum siebenzehenden sollen und wollen mehr höchstg. im West-
phälischen Craiss aussschreibende und dirigirende Chur- und Farsten
diese ihre eingegangene Defensivverbttndtnus zuvordrist Ihrer Key.
May. und dem heil. Rom. Reich wie nicht weniger ihren allerseits
guten Freunden und Alliirten, sonderlich denen gekröneten Hftubteren
nachrichtlich communiciren, und nicht allein in der mit denenselben
begrie£fenen guten Verständtnus beständig verharren, sondern auch von
denenselben in eventum alle HUl£f und Assistentz begehren, auch, wie
vorhin gedacht, niemandten ohne gegebene Ursach o£fendiren, ietz-
gemelte Verbündtnus au£f allerseits Gbur- und Fürstliche Würde und
guten teutschen Glauben auffrichtig halten. Und versprechen demnach
beyderseits untengenente Chur- und Fürstliche Gevollmächtigte ihrer
gnädigsten Herrn Notification innerhalb vier Wochen hierüber in forma
ausszubringen undt ansszuwechselen, und seyndt hierüber drey gleich-
lautende exemplaria durch Ihrer Fürst). Gn. zu Münster gnedigstes
Handtzeichen und Secret, wie auch der Herren Gevollmächtigten aigen-
händiger Unterschriflft und Pittschafften bekräfftiget worden. So ge-
schehen Dorsten den 4./14. Februarii anno 1665.
Christopff Bernhardt.
A. Freyh. v. Spaen.
Werner Wilhelm Blaspeil.
Adolff Wüsthauss D.
III.
Nähere Vereinigung zwischen dem Bischof Christoph Bernhard
von Münster, dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Branden-
burg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neuburg be-
hufs gemeinschaftlichen Vorgehens gegen die Generalstaaten.
D. S. Ludgersbnrg 6. /16. Februar 16650.
Zu wissen seye hiemit. Nachdeme die in diesem Westphalischen 16. Febr.
Crayss nun leider viele Jahre hero continuirte Zweyspalt nicht allein
bey vorigen Kriegszeitten sondern auch nach erlangtem allgemeinen
Frieden im heyl. Rom. Reich und noch täglich viele Ungelegenheiten
und Beschwernus verursacht, dahero man obgemelte Uneinigkeit als
die Wurtzel diessen bösen hinwegk zu nemmen zum höchsten nötig
ermessen, auch nunmehr durch Göttlichen Bey stand t es damit so weit
gebracht hatt, dass man sich ins künftig einer guten und beständigen
') iDhaltsangabe bei v. Mörner S. 265.
Digitized by
Google
536 ^' VerhaDdluDgeD mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.
Einmiihtigkeit in besagtem Craiss versehen kan, zu welchem Ende
auch die Crayssaussschreibende Chur- und Fürsten sieh zu mehrer
Festhaltung gemelter Einigkeit auch bestendiger Defension ihrer
unter diesem Craiss gelegener Landt und Leuthen yermög einer absonder-
lichen davon auffgerichteter Verbtlndnus näher mit einander verglichen
und gesetzet haben, dass gedachten Craisses aussschreibende Chur- und
Ftlrsten auch femer auff Mittel und Wege zu gedencken und dahin zu
trachten sich genottrengt befunden haben, wie und welcher Gestalt
die bei wehrender obgemelter Uneinigkeit eingerissene Mängel am
füeglichsten abgeschafft und remediirt werden möchten: und weil man
sich hiebey erinnert hatt, wass massen unter andern auch die HH.
General Staaten der Vereinigten Niederlanden sich der Occasion mehr
erwehnten Uneinigkeit gebrauchet, und höchstgemelten dreyen Craiss-
aussschreibenden und nunmehr confoederirten Chur- und Ftlrsten
eine und andere Unbilligkeit zugeftlegt, und Sie in viele Wege be-
schwert, auch ungeachtet Sie dessen theils durch vielfältiges freundt-
liches Ansuchen, theils durch gemeine Reichs- und Craissan seh reiben,
theils auch ausswendiger Cronen Interposition genugsam erinnert,
abgemahnet und billigmässige Separation und Restitution gesucht,
solches iedoch bey ihnen so wenig gelten mögen, dass Sie bis
auff heutige Stundt bei der UnfÜeg beharren, auch besorglich noch
ferner beharren werden. Als haben höchstgemelte HH. Confoederirte
sich obliggenden Ampts und Gewissens halber zusammen thun und
darüber berathschlagen müssen, wie sie durch zugelassene Mittel mit
Gottes Hülff die Restitution des ihrigen und Reparation unbillig zu-
gefügten Schadens erhalten mögen. Wie es aber die Meinung gar
nicht hatt, das allergeringste zu begehren oder wieder zu forderen,
dazu man nicht vollkommentlich berechtigt und zu repetiren gleichsamb
verpflichtet ist, Als ist anfänglich und vor erst guett befunden worden,
dass ein ieglicher seine gravamina mit allen Ümbständen aussführ-
lieh deduciren und zugleich mit nötigen Beweissstücken iustificiren
solle, nemblich zu dem Endt, dass darauss eines ieden Befbegnfiss
und hingegen der HH. Staaten Unbefüegsambkeit und frembdes pro-
cedere männiglichen vor Augen gestellet^ und Sie vor der gantzen er-
baren Welt überzeugt werden, gestalt dan darauff die gebührende
Restitution und Satisfaction nach Maass der Rechten zwar begehrt, auff
dem Fall aber gedachte HH. General Staaten sich, wie man verhoffen
will, der Billigkeit nach anschicken und bequemen sollten, nicht so
eben auf die Schärpffe der Rechten bestanden werden soll, und obwoll
Digitized by
Google
Die nähere Vereioignng. 537
Zum zweyten bemelte HH. General Staaten vorgedachte Beschwer
upd deren Abschaffung guten theils durch die Interessirte und Be-
leidigte so selbst als durch theils gemeine und Reichsanschreiben,
sodan auch vermittels ausswendiger Königen und Potentaten Recom-
mendation und Vorsprechungen mehr als überflüssig bekandt gemacht
undt vorgestellet, und darauff die billige respective Restitution und
Satisfaction begehrt, durch solche Weiss und Manier aber (unwissend
auss wass Absehen) biss dato nichts erlangt worden, sondern die de
siderirte Justitz einen wie den anderen Weg verweigert und verzögert,
auch die desfals verschiedentlich ahn sie gethane Abschickungen
gleichsamb zum Despect und Verkleinerung der beleidigten Chur- und
Fürsten umbgeführt, undt gantz unverrichteter Dingen durch unleident-
lichen Verdruss nach Hauss gewiessen haben. So ist dahero (umb
dennoch mit guter Manier und ohne Weiterung aus der Sach zu kom-
men) das zuträglichste und beste Expedient ermessen worden, bey
dem alten in dem Reich hergebrachten und dessen Fundamentalge-
sätzen und Reichsabschieden befestigten Weg zu verpleiben und ob-
gemelte gravamina zu vordrist bey dem gemeinen annoch wehrenden
Reichstag zu Regenspurg vorzutragen, und in krafft gemeiner Reichs-
satzungen dahin zu zielen, dass deroselben Billigkeit und Befüegsamb
insgemein erkandt undt ein Reichsschluss darauff formirt werde, in-
massen dan die Sache anfangs auff den glimpffligsten Weg zu richten,
dass es nach diessem concluso auff eine Reichsdeputation gebracht,
und Chur-Mayntz und das gesambte Hauss Braunschweig zuendt eine
gemeine Eeysserliche und Reichscommission auffgetragen werde, dass
dieselbe ihre Subdelegirte in diesem Westphalischen Craiss ahn einem
nechst angelegenem dritten Orth, etwan die Stadt Aachen oder Dort-
mundt, und von darauss die billigmässige Restitution und Satisfaction
güetlich zu gesinnen, abschicken mögen, auff den Verweigerungsfall
aber harter und in Nahmen des Reichs von des Reichs Executions-
ordnung und wass derselben anklebend, sprechen; fals nun wider
Verhoffen die HH. Staaten auff obgemelte HH. Subdelegirten Ange-
sinnen und Verrichtung dessen, was das Reichsconclusum vermag,
zur Raison und Billigkeit nicht zu bewegen weren, und dannoch ein
iedweder billich zu demienigen, worzu er rechtswegen befüegt, ver-
holffen werden muss; Also wirdt man solchen unverhofften Fals auf
andere Mittel und Wege gedencken müssen, wodurch obgemelte
HU. General Staaten zur billichen Resolution bewogen werden mögen,
und haben die HH. AUiirte mit einander abgeredet, dass zu Erraichung
Digitized by
Google
538 8. Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.
diesses Zwecks Ihre allerseits bevollmächtigte Deputirte zusammen-
kommen und berahtschlagen sollen, was weiter anzufangen, zu welchem
Ende dan dieselbe, so baldt sie vermercken werden, dass obgemelte
Keysserliche und Beichscommission fruchtlos ablau£fen will, ahn einem
oder andern bequemen Orth sich veranlassen, auch so lang biss sie
einige zureichende Mittel aussgefunden, bey einander halten und diese
wichtige Sache ihrer Art und der Gebühr nach überlegen sollen,
worzu zu gelangen solle allerfurderlichst eine Instruction mit gemeiner
Beliebung der HH. AUiirten abgefasset, festgesetzet und gemelten De-
putirten zugestellet werden, inmitteler Zeit solle einer der Confoede-
rirten ohne des andern Vorwissen mit dem Estat der Niederlanden
nicht und noch weniger zu desselben Nachtheil sich setzen, sondern
mit gemeinem Einrah ten dahin getrachtet werden, dass einem und
andern Theil die gebührende billiche Satisfaction zugleich gegeben
werde.
Endtlich wollen und sollen die HH. Alliirte sich sambt und son-
ders embssig dahin bemühen, dass man mit den Provincien nach er-
langter Satisfaction in bessere Yerständnus auch beständige Alliantz
gelangen möge.
Zu dessen Urkundt und mehrer Festhaltung seyn dieser Recess
drey gleichen Inhalts exemplaria aussgefertiget und durch Ihrer FUrstl.
Gnade zu Münster gnädigstes Handtzeichen und Secret, wie auch
beider Chur- und Fürstl. Dhlt Dhlt. gevoUmächtigten HH. Deputirten
eigenhändige Unterschrifft und Petschafften bekre£ftigt worden. So
geschehen St. Ludgersburg den 6./ 16. Februar, a. 1665.
ChristopfF Bernhardt.
A. Freyh. v. öpaen.
Werner Wilhelm Blaspeil.
AdolfF Wusthauss D.
Freiherr v. Spaen, Blaspeil und Wusthauss an den Kurfürsten«
D. Cleve 24. Februar 1665.
[Bemerkungen zu den übereendeten Verträgen.]
24. Febr. Sie übersenden die Recesse über das Religfonswesen und das Condirec-
torium, ferner über die Defensiv- Verfassung, and über die nähere Vereinigung.
Digitized by
Google
Die üähere VereiDigODg. BemerkuDgen zu den VerirägeD. 539
Was die Defensiy-Verfassang anbetrifft, so hatten die Pfalz-Neuburgi-
schen verlangt^), dass, weil dieselbe den Landständen Torkomroen würde, die
Artikel 12 — 14 ausgelassen und in einen Nebenrecess gebracht, und die Summe
der 25000 Rthlr. auf 40000 Rthlr. genommen, auch sonst einige Limitation
wegen Vorschiessung derselben hinzugefügt würde, sie und der Bischof von
Münster dagegen haben dafür gehalten, dass, weil eben der Stände halber
diese Artikel beliebt worden, es besser wäre, dass sie im Hauptrecess ge-
lassen würden, es sind daher zwei verschiedene Exemplare angefertigt worden,
TOD denen das eine, in dem die Artikel in dem Hauptrecess enthalten, sie und
der Bischof, das andere auch die Pfalz-Neuburgischen vollzogen haben. Mit
Bezug auf Art. 16 haben sie darauf gedrangen, dass K. Co In in das Bündnis
mit aufgenommen werde, zumal da dessen Abgeordneter v. L an d s b e r g '), der
sonst wegen des ScheicTemünzwesens in der Grafschaft Mark nebst einigen
Amtleuten und Stadtdeputierten nach Dorsten gekommen war, erklärt hatte,
dass er zwar dieser Verfassung wegen nicht plenarie instruiert sei, dass er
aber wohl wüsste, dass es seinem Herrn sehr angenehm sein würde, an
derselben Theil zu nehmen. Auch die Pfalz-Neuburgischen hatten
ihnen zugestimmt, Münster aber hatte Schwierigkeiten gemacht, weil E.-
Cöln die Direction in diesem Verfassungswerk praetendieren werde; doch
haben sie ihm dieses benommen und eine Beitrittserklärung für E. Cöln
abgefasst und dem y. Landsberg nachgeschickt.
Sie hatten den Entwurf eines Gesamtschreibens an die Erone Frank-
reich, in welchem derselben diese Tractaten niitgetheilt werden, abgefasst.
Da aberP falz- Neuburg beantragte, dass dieNotification von beiden Theilen
besonders geschehen, von beiderseits Bedienten aber zugleich übergeben
werde, so haben sie deswegen an Beck nach Paris geschrieben.
Betreffend den Recess wegen der näheren Yerbündnis ist als Ort für
die Reichscommission neben Dortmund, das Ef. vorgeschlagen, alternative
Aachen gesetzt worden. Dem Wunsch des Kf. nachgebend bat sich
Münster dazu verstanden, dass als Reichscommissarien neben E.Mainz
das gesamte Hans Braunschweig benannt würde, doch bat der Bischof
' dabei erinnert, weil die Abgeordneten aus diesem Hause die Sache auf
jetzigem Reichstage gegen die sämtlichen Eurfürsten am meisten getrieben'),
auch ihm selbst in allem ungeneigt erschienen, dass aus diesem Hause
solche Personen , zu denen man sich alles gute versehen könne, gewählt
würden. Sie schlagen den v. Gladebeck dazu vor. Im übrigen haben
sie alle Punkte nach des Ef. Verordnung eingerichtet, zweifeln daher nicht,
0 Vgl. oben S 520.
^ Schon am 11. Februar hatte Blaspeil von Dorsten aus ao Kf. berichtet,
er habe mit dem dort aDwesendeD v. Landsberg verschiedeoe Conferenzen
wegen der DefenBivverfassaDg gehalten und ee so weit gebracht, da8B er hoffe,
K.Göln und aach Münster und Ffalz-Neuburg würden sich darin des Ef.
Wünschen bequemen.
*) 8. Kocher I S. 325f.
Digitized by
Google
540 8. VerhandlaDgen mit Pfalz-Neaborg. Die Verträge zu Dorsten.
derselbe werde sich das Verhandelte gefallen nnd ihnen die desiderierten
Ratificationen darüber bei Zeiten zukommen lassen i).
PS. Der Münsterische Geheimeraht und weltliche Hofrichter v. W i e d e n -
brück^) hat für seinen Sohn um eine Anwartschaft auf ein Canonicat bei
dem Capitel zu Xanten oder Cranenburg, wie auch am einen Gna-
denpfennig oder Bildnis gebeten, sie rathen, da er des Bischofs andere Hand
sei und alle coiisilia dirigiere, demselben eine Gnade zu gönnen.
Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D.
Cöln 6./[16.] März 1665.
[iaf die Relation vom 24. Februar. UeberseoduDg der Ratification der Defeosi?-
allianz, die in derseiben gemachten Aendemngen.]
16. März. — Wir haben nachstehenden Vergleich ') — reiflich erwogen und
denselben der Euch gegebenen gn. Instruction und Befehlig gemäss
1) V. Spaen räth (d. Cleve 15./25. Februar 1665) dem Kf., da die Dorsten-
sehen Confereozeo in Holland schon Verdacht erregt hätten (vgl. Ur.k. u. Akt.
III S. 149 f.) und die WerbuDgeo des Kf. diesen noch vermehren würden, dort
Quter der Band durch Blaspeil versichero zu lassen, dass er keine feiodlicbeo
Absichten habe, dass man sich vielmehr im Notbfall auf seine Frenndschaft ver-
lassen könne, dass man aber auch gegen ihn nnd andere benachbarte Fürsten
sich freundschaftlich und nicht in billigen Dingen so hart wie bisher zeigen
müsste. „Sousten halte ich — dafür, da der Krieg zwischen beiden Theilen
continuirt und es unsererseiten an Geldmitteln nicht gebricht, dass das Werk
mit gottlicher Hülfe wohl dahin zu dirigiren sei, um de Witt mit allen seinen
Adhärenten aus dem Sattel zu heben, dagegen aber den H. Prinzen von Ura-
nien aufzuhelfen und zugleich Ew. Chf. D, von der Hufeiserschen Schuld und
Compromisssacbe zu liberiren."
^ S. über deDselben Alpen I S. 116 ff.
^ Die Defensivalliauz. Das GeheimenrathsprotokoU vom l/[ll.]März 1665
lautet :
Der Recess zwischen S. Gbf. D-, Pfalz-Neuburg und Münster wegen einer
Vereinbarung und Verbündnus zur Defension des Westfälischen Kreises verlesen,
2) Nebenartikul wegen einer gewissen Summa Geldes, so stets soll parat
gehalten werden.
3) Die nähere Allianz zwischen S. Ghf. D. nnd Manster verlesen wegen der
von den Staaten einhabenden Plätze und Städte im Clevischen nnd Gölni-
sehen Lande: dieses ist nicht placitiret worden.
4) Project der gravaminum, so S. Chf. D. wider die HH. Staaten haben und
nacher Regensburg gescbickl und allda proponiret, auch Remedimng ge-
sucht werden soll, verlesen. Res.: Soll geändert werden. H. Bl aspeil loU
ihnen, den Staaten, sagen, dass S. Ch. D. es bei dem Reiche suchen wollten.
Es soll nur allein auf die Hufejrsersche Schuld und der von den Staaten be-
schehenen Bedräuung der Execution eingerichtet werden, was an die Gesandten
zu Regensburg geschickt werden soll, um daselbst den Reichsständen tu pro-
pouiren.
Digitized by
Google
RatificatioD der zwei ersteD Vertrage. 541
befunden, auch darum gerne ratificiret ') und in all genehm gebalten,
ausser dass bei dem 4ten Punct wir die Werbungen auf die Lande
in dem Westfälischen Kreise gelegen zu restringiren nöthig erachtet.
Bei dem Punct die Schickung der Völker betreflfend ist dafür gehalten
worden, es sei ein Irrtum, dass zuletzt gesetzet, es sollte jeder von
den Alliirten noch 1500 z. F. und 300 Pferde, und also in allem 900
Pferde schicken, denn weil die ganze Macht 18000 Mann machen soll,
so müssten zuletzt nicht nur 300 sondern 900 Pferde geschicket werden,
welches wir auch also haben ändern lassen.
Er übersendet die Ratification in daplo (mit und ohne die Artikel
12— 14>), sie sollen dieselbe bei dem znr Extradition angesetzten Termin
ausstellen nnd dafür von den anderen Tbeilen gleicbmässige Ratificationen
abfordern.
Ps. Kf. will der Bitte v. Wiedenbrücks entsprechend die Ezpectanz
für dessen Sohn ansfertigen lassen nnd der Regierung zu Cleve Befehl
ertbeilen, ihm einen Onadenpfennig auf 100 Rthaler Werth einzuliefern.
Der Kurfürst an dieselben. D. Cöln 7./[17.] März 1665.
[Uebersendung des Vertrages in betreff des ReligioDSwesens und Directoriams
im WestfaiischeD Kreise, die in demselben gemachten AenderuDgeD.]
Er übersendet die Ratification') des Vertrages mit Pfalz- Neuburg 17. März,
über das Religionswesen und das Directorium im Westfälischen Kreise,
er bat in demselben aber nöthig gefunden, einige Punkte anders einzurichten,
nämlich in dem Interimsyergleicb wegen der Reh'gion hat er:
1) anstelle des Grafen von Lippe die Landgräfin von Hessen-Cassel
dem Bischof von Münster seinerseits als Superarbiter entgegengestellt und
anstelle des Fürsten von Nassau-Dillenburg den Grafen Herrmann
Adolf von Lippe zugeordnet.
2) dass die Garantie des Vergleichs nicht, wie er erwartet hatte, den
Gen. Staaten übertragen worden, sondern dieselbe unter die im Instr. pacis
enthaltene Garantie gezogen ist, lässt er sich gefallen, er bat aber aus
erheblichen Ursachen, und damit die Sache nicht gar zu weit extendiert
werde, diesen Punkt etwas anders einrichten lassen^).
0 Die Ratification des Kf. ist datiert Cöln a. d. Spree l./[ll] März 1665.
*) S. oben 8. 520. 539.
^ d. Coln a. d. Spree 7./ [17.] März 1665.
*) Derselbe lautet jetzt: „Schliesslich soll dieser I nterimsvergleich dem
MüoBterschen und Osnabrückiscben FriedeDSschluss gleich gültig und die Gua-
rantie, welche in demselben Friedensschlnss begriffen, dergestalt darauff gezogen
sein , dass auff geschehene Requisition die Paciscenten sich derselben dem
gedachten Friedensschlass gemäas annehmen mögen, doch sollen unter die Fa-
Digitized by
Google
542 3* Verhandlungeo mit Pfalz-Neaburg. Die Vertrage za Dorsten.
Betreffeud den Vergleich über das Directoriom hat er, weil in demselben
alles alternative abgehandelt wird:
1) auch den Passus inbetreff der conclusa so einrichten lassen,
2) will er zwar gestatten, dass, wenn in seinem Namen seine Rätbe
unterschreiben, die Reihe nicht eingehalten werde, wenn er aber die Unter-
schrift durch eine fürstliche Person verrichten lässt, so muss diese billig
in einer gleichen Reihe unterschreiben.
3) Wenn er und der Pfalzgraf condirectores, der Bischof von Münster
director genannt werden, so ist dieses irrtümlich, da das ganze Directoriam
im Westfälischen Kreise dem Bischof von Münster und dem Herzog
von Jülich indi Visum zusteht, er hat diese Bezeichnung daher ausge-
lassen.
Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D.
Cöln 8./[18.]März 1665.
[Verweigerung der Ratification der Allianz mit Münster and Pfalz -Nenburg
gegen die Qen. Staaten.]
18. März. Was die Particular-AUianz zwischen des Bischofs zu Münster,
des Herrn Pfalzgrafen zu Neuburg LLdd. und uns betrifft, werdet
Ihr Euch zurück zu erinnern wissen, welchergestalt wir Euch in un-
serem zu Güstrin den 5. Januar datirtem Schreiben*) g. anbefohlen,
Euch derselben zu entziehen, dannenhero es uns am liebsten gewesen
wäre, wan Ihr solche nicht voUenzogen hättet, insonderheit da sie
auch von Pfalz-Neuburgischer selten nicht vollenzogen worden. Da-
mit aber der Bischof zu Münster wegen Ausbleibung unserer Ratifi-
cation keine Diffidenz zu fassen Ursache habe, so habt Ihr demselben
zu remonstriren, dass fttr allen Dingen nöthig sein wird, vorhero zu
sondiren, wie sich die Stände zu Regenspurg auf dieses unser Be-
ciscenten diejenige nicht begriffen sein noch von jemandes reqnirirt werden,
welche an ff die Jülische und zugehörige Lande der Snccession halber in prae-
senti Praetension machen.^
1} S. oben S. 527. Blaspeil erwidert (d. s'Gravenhage 21./31. Mä^z 1665).
weder er noch seine Collegen hätten dieses Rescript so verstanden, dass sie
sich der Particalaralliaoz ganz entziehen sollten, sondern nar so, dass Rf. das-
jenige, was wegen England eingerückt and sonst nach einiger Weiterang Ge-
schmack hätte, aasgelassen haben wollte, was sie auch sorgfaltig in Acht ge-
nommen hätten. Sein Absehen bei der ganzen Dorstenschen Negotiation and
aach jetzt sei, dass Kf. mit den Niederlanden, welche sich schwerlich darch
andere Mittel aar raison würden bewegen lassen, endlich in eine wirkliche be-
ständige Freandschaft wieder komme, während die jetzige nar eine scheinbare sei.
Digitized by
Google
Verweigerung der Ratification des dritten Vertrages. 543
gehren bezeigen werden, dan sollten dieselbe dabei einige Difficultäten
machen, so würden wir gar zu zeitig den HH. Staaten die Augen
geöffnet haben. Weil wir auch ohne dem gesonnen sein, künftigen
Sommer, geliebts Gott, nacher Gleff zu kommen, so würde es sich
alsdan viel besser schicken, bei solcher Gelegenheit dieses Werk zum
richtigen Stande zu bringen, und würde uns demnach lieb sein, wen
Ihr das von Euch vollenzogene Originale wieder zurücknehmen könntet,
damit es cassiret würde.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 8./ [18.] März 1665.
[de Witt zu njacbende EröffoQOgen.]
— Es ist Euch bekannt, was gestalt bei der jüngsten Zusammen- 18. Mär«,
kunft zu Dorsten unter andern in Vorschlag gekommen, dass von
denen s&mbtlichen Interessirten zu Regen spurg über der Herren
Staaten böse Nachbarschaft und harte Proceduren geklagt und eine
Reichscommission gesuchet werden sollte. — Nun sein wir auch noch
nicht abgeneigt, uns dieses Mittels zu gebrauchen, wie uns dann auch
solches von Niemand mit Fug verdacht werden kann. Damit wir aber
auch hierin den HH. Staaten die Masse voll geben und von ihnen
nachgehends nicht beschuldiget werden mögen, als wollten wir die
alte Freundschaft ohne Ursach mit ihnen brechen, also habt Ihr dem
de Witt und anderen mehr dieses Vorhaben anzudeuten und sie da-
bei zu versichern, dass, wofern der Staat noch diese Stunde uns ge-
recht werden und sich anders gegen uns als eine Zeit her erzeigen
würde, wir auch bei der alten Freundschaft verharren und dergleichen
Klagten und andere Mittel einstellen wollten, nur könnten wir uns
durchaus mit keinen dilatorischen Resolutionen ferner aufhalten
lassen. —
V. Spaen und Wusthausen an den Kurfürsten. D. Xanten
14./ [24.] März 1665.
[auf die Rescripte vom 6/16. und 7./ 17. März. Aufschiebung des Terrains für
die Ratification. Schwierigkeiten, welche in betrefif der Durchführung des Normal-
jahres 1624 hervorgetreten sind.]
Sie haben die Rescripte des Ef. ond die ratificierten Recesse hier, 24. Mars,
wohin 8ie nebst den Regierangsräthen v. L Ott um und Dr. Isiock abge-
ordnet sind, nm zwischen den clevischen Ständen, welche hier wegen des
Digitized by
Google
544 8- Verbandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Verträge zu Dorsten.
outer ihnen erschollenen Gerüchtes von dem aufgerichteten Interimsrecess
in puncto religionis zusammengetreten sind^), Einigkeit zu vermitteln, em-
pfangen. Die zur Answecbsinng der ratificierten Tractaten gegen den
16./26. beliebte Zusammenkunft ist wegen Enge der Zeit und des heran-
nahenden Osterfestes bis nach Ablauf desselben verschoben, aber noch
kein bestimmter Termin festgesetzt worden, namentlich weil sich in dem
Herzogtbnm Jülich und der Grafschaft Marck in puncto restitutionis
nach der Regel des Jahres 1624 neue und grosse Schwierigkeiten hervor-
gethan haben'), auf welche die Prediger, die dieses Werk eifrig getrieben,
keine Reflexion eigentlich genommen haben, so dass nothwendig auf ein
anderes Expediens gedacht werden muss, worüber sie mit Blas peil nach
dessen Rückkehr aus dem Haag sich besprechen und dann dem Ef. refe-
rieren wollen. Sie halten daher die ratificierten Recesse noch geheim.
Der Kurfürst an v. Spaen und Wusthausen. D. Cöln
29. März/[8. April] 1665.
[auf die Relation vom 14./ 24. März. Die Ratification des Recesaee über die
kirchlichen Verhältnisse soll nicht anegeliefert werden.]
8. April. — Also ist unser g. Befehl nochmals dieser, dass der Recess, so
wegen Reducirung des Exercitii religionis auf den terminus des Jahres
1624 aufgerichtet und von uns auf ungleichen Bericht ratificiret worden,
nunmehr nach eingelangter vieler Beschwerung der Stände unseres
Fürstenthums Cleve nicht ausgeliefert, sondern bis auf fernere Ver-
ordnung in guter Verwahrung von Euch behalten — werden solle. —
Im übrigen werdet Ihr aus unserm vorigen nunmehr sonder
Zweifel Euch behändigten g. Zuschreiben nicht weniger ersehen haben,
dass wir noch zur Zeit Bedenken tragen den Nebenrecess, so wegen
des Staats der Vereinigten Niederlande in Vorschlag gekommen, zu
ratificiren. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Düsseldorf
4 /[14.] April 1665.
[Reise nach Goesfeld and Düsseldorf. Bemühungen Lesseins* hei Pfals-Nenbnrg
gegen die in Dorsten abgeschlossene Defensivallianz ]
H.April. Er ist einer Einladung des Bischofs von Münster folgend bei diesem
in Coesfeld gewesen und hat dabei Gelegenheit gehabt vorzutragen,
^) S. Lehmann I S. 178.
*) ebendas. S. 66. 178 ff.
Digitized by
Google
Zaräckzieh. der Ratification des Religionvergleichs. Lesseius bei Pf.-Neab. 545
was Kf. bei der Ratification über die Dorstensohen Verträge zu erionero
gehabt, darauf der Bischof sich alsbald sehr geneigt nnd eifrig erwiesen
nnd versprochen, sich nicht nur für seine Person des Kf. Intention zn be-
quemen, sondern anch Pfalz-Nenburg dazu zu disponieren. Anf des
Bischofs Rath hat er sich darauf hieher, nach Düsseldorf, begeben. Er
wird heute Nachmittag bei dem Pfalzgrafen Audienz haben und daranf mit
dem Oberkanzler Giese, dem er schon von dem, was Kf. bei den Dor-
stenschen Tractaten erinnert, Mitiheilung gemacht hat, conferieren.
Es ist soQsten hier am Hoff Monsieur de Lessin*) französischei'
envoyö gewesen und hat ordre gehabt, des H. Pfaltzgrafen F. D. da-
hin zu vermögen, dass die kaiserliche nach den hispanischen Nieder-
landen destinirte troupes keine Passage gestatten wollten, hinkommend
aber habe er nähere Schreiben von seinem König gefunden, dass der-
selbe sich deshalb mit Spanien verglichen. — Dabeneben hätte ged.
H. Les^in^) über die neulich zu Dorsten gemachte Allianz sehr ge-
klaget und es für eine Invention des Bischoffen zu Münster, welcher
gut Oesterreichs wäre und die Rheinische Allianz nur zu vernichtigen
suchete, ausgerufen, mit Begehren, dass man dieselbe doch wieder
aufbeben und cassiren, oder Neuburg davon abtreten, auch den
H. Bischoffen zu Münster ebenfalls zum Abstand bewegen und ver-
sichern wollte, dass Frankreich ihm schon zu Borckeloe verhelfen
und mehr andre satisfactiones verschaffen wollte. Was nun hieselbsten
für Promissen werden geschehen sein, habe noch nicht erfahren. Als
aber S. Churf. (sie!) D. darauf nicht resolviren können, hat er vor-
geschlagen, dass man dann zum weinigsten die vorhabende Defensions*
Verfassung in den ratione religionis et directorii aufgerichteten Recess
mit hineinlaufen lassen und niemand mehr dazu admittiren wollte«, da-
mit es also nicht den Namen einer Allianz hätte, welches S. Fürstl.
D. bei der bevorstehenden Zusammenkunft mit uns zu bereden — an-
genommen, und scheinet fast, als wan Sie dazu nicht ungeneigt wären.
Ich meinestheils sagte dem H. Ober Cantzeler Giese, welcher denen
Münsterischen Abgeordneten und mir solches vorbrachte, hierauf, dass
ich nicht begreifen könnte, warumb Frankreich dergleichen zu eigner
Defension angesehene Verfassung nicht zusehen wollte, die der Kaiser
selbst müsste gutheischen, es wäre dann, dass Frankreich ungern sähe,
<) Derselbe, welcher 1662 (s. Urk. u. Akt. II S. 243 ff., IX S. 590) als Qe-
saodter bei Kf. gewesen war, vgl. über diese jetzige Gesandtschaft desselben
M^moires d'Estrades III S. 97 f.
^ S. das Schreiben Ludwigs XIV. an Estrades vom 29. Mai 1665 (M^m.
d'Estrades UI S. 198ff.).
Mater, s Qeicb. d. G. KurfQnten. XI. 35
Digitized by
Google
546 8' Verhandlungen mit Pfalz-Neuburg. Die Vertrage su Dortten.
dass wir einig wären, dazu es jedoch vorher selbst allzeit gerathen and
seine Interposition angeboten hätte. Ich würde sonsten in diesem StQck
ohne Ew. Churf. D. speciale Verordnung keine Veränderung machen
können, vermuthete aber, dass Ew. Churf. D. damit vielleicht wohl
durften zufrieden sein, dass kein anderer, als welcher im Westfälischen
Kreis gehörete, mit eingelassen werden möchte. Vorged. Französischer
Abgeordneter scheint auch am Ghur-Gölnischen Hoff dahin gear-
beitet zu haben, dass man daselbsten anders Sinnes geworden und
dahero miteinzutreten, dazu man sich sonsten vorhin gegen mich
ausdrQcklich erkläret gehabt, nunmehr Bedenkens trägt. —
Der Kurfürst an v. Spaen, Blaspeil und Wusthausen. D.
Cöln a. d. Spree 8./[18.] April 1665.
[Erneuter Befehl, die Ratification des Vertrages wegen des Religionswetens
nicht auszaliefern; die ParticularalUauE entspricht nicht des Kf. Absichten; die
Ratification der Defensivallians ist auszuliefern, den Vertrag wegen des Diree-
toriums will Kf. gesondert r^ifioieren.)
18. April. " Wiewohl*) wir nun ungern dasjenige wiederaufheben, was
Ihr einmal bis auf unsere Ratification geschlossen, auch wohl vorher
absehen, dass es ohne Widerwillen bei Pfaltz-Neuburgs Ld. nicht
abgehen werde, so müssen wir doch mehr auf das gemeine Beste und
den Wohlstand des Eirchenwesens in unsren Glevischen und Jttlichschen
Landen als alle andere Respecten sehen und sind demnach nicht gemeinet
unsren Ständen zu präjudiciren, lassen es vielmehr bei unserem vorigen
Befehlig, dass unsere Ratification nicht ausgeantwortet werden solle.
Weichergestalt aber nun der Unglimpf, so daraus zu besehen, aufs
beste abgewendet werden möge, werdet Ihr selbst bedacht sein. —
Was Ihr danebenst wegen der Particular- Allianz zu Eurer Ent-
schuldigung — angeftthret'), lassen wir dahin gestellet. Unsere Mei-
nung aber ist nie gewesen, uns in solche Verbündnusse einzulassen,
dadurch dem Staat der Vereinigten Niederlande Ombrage mochte ge-
geben werden, dergleichen Bedenken vielleicht auch die Pfaltz-
Neuburgischen gehabt^ so dasselbe Project nicht unterschrieben.
Ob und Weichergestalt aber die gravamina, so man wider gemelten
Staat hat, zu Regen spurg zu ttbergeben, deswegen stehen wir noch
*) S. den Anfang dieses Rescripts bei Lehmann I S. 182.
^ S. oben S. 542 Anm. 1.
Digitized by
Google
BemöbaogeD LesBeios' bei K.OöId und Pfals-Neuborg. 547
in etwas an und wollen uns disfalsi nachdem sich die Sachen ferner
anschicken^ g. resolviren. —
Weil sowohl die Ausschreibung des Kreistages als die Ausant-
wortung der Ratification über dem Hauptvergleich in p. der Defensiv-
alliance nicht länger verzögert werden kann, so können wir geschehen
lassen, dass zuförderlichst ein Termin beraumet werde, dabei Ihr die
in Händen habende Ratification der itzgedachten Alliance extradiren
und wegen des Ereisausschreibens Euch mit den Münsterschen und
Pfaltz- Neuburgischen vergleichen, zugleich auch dass wir wegen Gon-
tradiction der Stände den Vergleich in p. religionis noch zur Zeit zu
ratificiren nicht vermögen, anzeigen könnet Soviel aber den Vergleich
wegen des directorii anlanget, muss derselbe von den anderen abge-
sondert und umbgeschrieben werden, denn][^wir solchen absonderlich zu
ratificiren geneigt sein. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 8./ [18.] April 1665.
[VerbandlangOD in Dfisaeldorf. Absiebten Prankreicbs gegen Holland.]
Er hat bei den VerhandloDgen in Düsseldorf den punctum religio- 18. April,
eis 80 in suspenso gesetzt, dass die Sache nicht ganz abgeschnitten ist, aber
Kf. freie Hand hat, von dem Interims vergleich, wenn er es gntfindet, zn
resilieren. Den ponctnm condirectorii aber dabei zu separieren oder auch
znm Kreistage zu gelangen und also das directorinm verglichenermassen
einznführen, bevor der Religionspunkt verglichen sei, dazu hat er keine
Aussicht verspüren können.
Der Allianz wegen hat Pfalz-Neubnrg auf Andrängen Lessins
an den Bischof von Münster seinen Oberkanzler Oiese geschickt, aber
so viel er hat vermerken können, mehr pro forma als dass es ihm Ernst
sei, den Bischof von dieser Allianz zn dehortieren. Dass man dieselbe
aber in eine andere Form brächte und so Frankreich willfahrte, sähe
der Pfalzgraf sehr gern, und man hat von ihm begehrt, in des Kf. Namen
darein zu willigen. Er bat erklärt, dazu keine Ordre zn haben, aber vor-
geschlagen aufzusetzen, wie man es verändern wollte, und ihm zuzu-
stellen.
Was nun Frankreich hierbei vor Absehen haben mag*), ist mir
zwar unbekannt, aus Holland aber wird mir geschrieben, dass man
daselbsten der gänzlichen Meinung sei, diese Crone suche den Ver-
einigten Niederlanden zu dieser Zeit, da sie mit Engeland so tief
*) S. die Schreiben Ludwigs XIV. an Estradea vom 29. Mai und 12. Juni
16G5 (M^m. d'Bstrades III S. 196. 210 ff.).
3Ö*
Digitized by
Google
548 3. VerbandluDgeD mit Pfalz- Neaborg. Die Verträge tu Dorateo.
engagiret seiBd, einem anzumahnen oder wohl gar zu Oberfalleo —
möchte wohl sein, dass auch solcher Ursache halber die Cron Frank-
reich diesen Greis gern in Uneinigkeit haltei^ möchte. —
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cöln 11./ [21.] April 1665.
[auf die Relation vom 4./ 14. April. Die rranzösiscbe Opposition gegen die
Defensivallianz,]
21. April. _ Was die Defensivallianz anreichet, ist uns nicht wenig frerobd
zu vernehmen gewesen, dass der K. Frantzösche Envoyä de Lessin
sich darüber solle beklaget haben, da doch dieselbe zu niemandes
Offension gemeinet und den Reichsabschieden nicht ungemäss ist. Wir
werden hiervon Eure weitere — Relation erwarten, worhin man zu
Düsseldorf dieses Passus halber inclinire. Dass der punctus direc-
torii et defensionis (denn wegen der Religion wird es obgedachter-
massen mehr Zeit erfordern) in eine kommen sollte, und zwart auf
Begehren des E. Frantzöschen Abgeschickten, scheint fast bedenklich,
und wan Chur-Cöln auch davon sollte abwendig gemachet sein,
wird man das Werk ferner zu überlegen haben. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 12. /[22.] April 1665.
[Verhandlungen in Düsseldorf wegen des Erbvergleichs.]
.22. April. PS. Er hat bei seiner jüngsten Anwesenheit io Düsseldorf aoch
mit dem Pfalzgrafen selbst wegen des Erbvergleichs sehr weitläufig geredet.
Der Pfalzgraf zeigte sich von allem auf das genaueste unterrichtet, wasste
seine Intention sehr geschickt darzustellen, zeigte sich aber auch sehr hart-
näckig auf seinen Concepten. Sein Absehen ging dabin, dass ein jeder,
was er hätte, behalten und darauf eine vertraaliche Frenndscbaft gebant
werden möchte, er führte auch an , was für Mühe und Beschwer es haben
würde, das Vest Recklinghausen*) von K. Cöln loszamachen; auch das
Werk mit der Krone Polen könnte durch vielerlei unvorhergesehene Zufalle
entstehen, wenn auch des Kf. Intention zu seinem Besten noch so gut wäre.
Nach längerem Hin- und Herreden und nachdem Bl. versichert, dass Kf.
zum Erbvergleich ohne Recklinghausen sich nimmermehr verstehen
würde, dass sonst, wenn man es bei dem jetzigen Provisionalvertrag belassen
würde, Kf. auf Uestitntion von Ravenstein dringen würde, und dass dann
anch die gute Apparenz zur Krone Polen hinfallen dürfte, war des Pfalz-
grafen endliche Erklärung, er wollte sich verbinden, wofern er oder einer
0 S. oben S. 526.
Digitized by
Google
Verhaodlaogen mit Pfals-Neobiirg. 549
seiner Prinzen einst znr Krone Polen, es sei mit oder ohne Hülfe nnd Za-
ihnn des Ef.> gelangen sollte, so wollte er demselben nicht allein das Yest
Recklinghansen verschaffen, sondern auch in mehreren anderen Ange*
legenheiten, sonderlich in Prenssen, ihm zu seinem Contento an die Hand
gehen; man sollte die Versicherung nur selbst aufsetzen, er wollte sie yoll-
ziehen nnd ihr als ein ebrliebender redlicher Fürst wirklich nachkommen.
Wenn aber er oder die Selbigen nach getroffenem Erbvergleich zu jener
Krone nicht kommen sollten, wollte er dennoch mit Kf. die Freundschaft sin*
cere unterhalten nnd sich auf andere Weise bemühen, dem Eurhause seine
Treue zu beweisen.
Der Kurfürst an Blaspeil D. Cöln 17./ [27.] April 1665.
IVersaguDg der Ratification des Vergleichs wegen der Religion vor genauerer
FrüfuDg.]
Er wird mehr und mehr in dem Verdacht bestärkt, dass man bei dem 27. April.
Religions vergleich auf katholischer Seite den Vortheil lange vorher abge-
sehen gehabt und denselben nun desto weniger aus Händen lassen wolle,
er wird daher, bevor er nicht sicher ist, dass die Condition der Evangelischen
durch diese Tractaten nicht verschlechtert wird, dieselben nicht zustande
kommen lassen. Sollte also Pfalz-Neuburg nicht geneigt sein, den Ver-
gleich wegen des directorii absonderlich begreifen und vollziehen zu lassen,
so mnss er es dahin stellen und dafür halten, dass derselbe, indem er den
passus religionis mit dem directorio, die doch miteinander keine Verwandt-
schaft haben, durchaus in einem Vergleich gefasst wissen wolle, dabei ein
anderes Absehen habe.
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfürsten.
D. S. Lttdtgerspurg 30. April 1665.
[Auffordemog za eioer neuen Zasamroenkunft bebufs Aoswecbsloog der Ratifica>
tiooeo. Die französische Forderung.]
Nachdem Pfalz- Neu bürg erklärt hat, mit der angefangenen Infor- 30 j^prü.
mation über die particnlares casus circa observantiam a. 1624 einzuhalten,
kann er nicht einsehen, dass die Landstände oder sonst jemand Ursache
hätte, die Vollziehung der zu Dorsten abgeschlossenen Verträge zu hem-
men. Dem westfälischen Kreise und dem Kf. insbesondere mnss daran ge-
legen sein, dass durch dieses so weit gebrachte Mittel, über welches viele
schon grosse Jalousie bezeigen, der Kreis wieder vereinigt und auf einem
allgemeinen Kreistage zu allerseits Sicherheit die gemeine Verfassung fest-
gestellt werde. Er ersucht daher Kf., anstelle der auf den 26. März nach
Xanten angesetzten, aber von der Clevischen Regierung abgeschriebenen
Zusammenkunft in die Abhaltung einer anderen einzuwilligen und dort die
Auswechslung der Ratificationen vor sich gehen zu lassen.
Digitized by
Google
550 ^ VerhaodlQDgeD mit Pfalz-Nenbnrg. Die Verträge zu Dorsten.
PS. Auch — wird Ew. Gnd. zweifelsfrei durch dero Rath Blas-
piel referirt worden sein, was des Herrn Pfaltzgrafen zu Newburg
Ld. von dem Anbringen des Französischen Envoyö daselbst vor Aper-
tur gethan und wasgestalt der König in Frankreich von der ge-
machten Allianz einige ombrage nehmen, und alswenn dieselbe zum
Nachtheil der Rheinischen Allianz und deroselben Ruin angesehen seie,
vorgegeben, auch sich deswegen über uns beschweren wollen, gestalt
auch inten tionirt sein solle, zu gleichem End den Mons. S. Amant
zu Ew. Gnd. und Ld. abzusenden, inmassen dann des H. Pfaltzgrafen
Ld. vorschlagen, dass die gemachte Allianz nur eine Union in p.^
directorii zu taufen und aus derselben die clausula invitatoria, so viel
andere in diesem Craiss nicht gesessene Chur-, Fürsten und St&nde
angehet, auszulassen, auch dass dieselbe mit dem Recess in p.^ reli-
gionis et condirectorii in ein Concept und Modell zu bringen und et-
wan manente rerum substantia — nach laut beigehendem Formular
von neuem umbgeschrieben und gefertiget werden könne, wie dan des
H. Pfaltzgrafen Ld. uns durch dero Neuburgischen Ober Canzlem
von Giese solches vorbringen und — einrathen lassen. Ob nun
zwarn dabei kein sonderbares Bedenken finden und dafür halten, dass
ja durch einen Nebenrecess die clausula invitatoria wohl gemiltert
auch sonst ohne Nachtheil der Substanz eins oder anders wohl geändert
werden könne, so haben wir dannoch uns anderergestalt nicht erkläret,
weilen die Recessen einmal gefertiget und res kaum mehr integra,
auch die Sach zu gemeiner Deliberation gehörig, dass ohne Ew. Gnd.
und Ld. Vorwissen wir uns nicht erklären, sondern die Sache zu
nächstkünftiger Zusammenkunft ausstellen müssen. Als wolle Ew.
Gnd. und Ld. belieben, bei nächster Zusammenkunft sich gleichfalls
hierüber zu erklären — auch endlich der gravaminum halber, wozu
Chur- Colin ihre Gesandtschaft alsbald committirt gehabt, an die Ihrige
dero Befelch zu ertheilen. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
6./ [16.] Mai 1665.
[Verhandloogeo mit d'Batrades, der fraoEoeiscbe König wüoscht die Wieder-
vereioiguDg des WestfBtIischeo Kreises zu vereiteln; in wie weit der Fordemog
desselben za willfahren sei.]
16. Mai. £r übersendet den schriftlicheo Bericht über die Verhsodlungeo zq
i
Digitized by
Google
Der Widersproch Ludwig XIV. gegen die Defensivallianz. 551
Dorsten, welchen er anf d'Estrades' abermalige*) Aufforderung dem-
selben zugestellt hat^).
PS. Auch hat — H. Graf d^Bstrades mir vertraulich zu erkenneu
gegeben, auch endlich seines iKöniges vor zwei Tagen desfals ein-
koramenes Schreiben') gezeiget, darinnen derselb zu verstehen giebt,
dass er sichs zwar nicht missfallen Hesse, dass Ew. Chf. D. und Pfaltz-
Neuburg sich der Religion halber verglichen, begehret aber dabei,
er, Gesandter, möchte im übrigen dahin arbeiten helfen, dass die vor-
habende Union in Westphalen dissipiret würde. — Und weil ich aus
höchstg. königlichen Schreiben alsbald ersähe, dass der König die Dors-
tenschen Tractaten nicht so sehr der Rheinischen Allianz halber als
wohl zu Behinderung der Wiedervereinigung des Westfälischen Kreises
gern aufgehoben — sähe, so habe im beigefügten fünften Punkt expresse
hineinlaufen lassen, als wann es schon an dem, dass die Stände des
Kreises zusammenkommen würden, damit der König dafür halten
möge, dass es bereits in soweit ein gethanes Werk sei. — Er, Herr
Gesandter, aber könnte meines Ermessens wohl zum Ueberfluss auch
begehren, dass der König, auf den Fall mehrg. Reden ihm kein
gnugsames Contentement geben, einige Ursachen, warumb dann die
Dorstensche Handelung ihm zuwider (weiln deren sich in höchstg.
dero Schreiben keine funden) anzeigen wollte, die man den HH. In-
teressenten und sonderlich Ew. Chf. D. vorbringen und also der Sachen
näherkommen könnte. Diesen Vorschlag nahm der H. Graf d' Estrades
an und begehrete, man möchte dann auch diescrseits, bis daran er
von seinem Könige Antwort darauf erlangt hätte, stehen. Ich sagte,
dass, weil ich wüsste, wie geneigt Ew. Chf. D. wäre, seinem Könige,
wo Sie nur könnten, an Hand zu gehen, so wollte ich gern mein
bestes dabei thun. — So halte ich unmassgeblich dafür, dass es dem
Hauptwerk nicht schaden noch präjudiciren würde, obgleich die zu
Dorsten gemachte Allianz in dem wegen der Religion (wann man
zuförderst damit einig wäre) oder des directorii (wofern man selbigen
') SchOD am 25. April/ 5. Mai hatte er von Cleve aas dem Oberprasidenten
V. Schwerin gemeldet, dase Estrades den Statthalter Färsten Moritz von
Nassau gebeten, er, Blaspeil, möchte ihm einen Bericht über die Verhandlungen
zu Dorsten und worauf jetzt alles beruhe, mittbeilen.
') Es ist dieses diejenige Denkschrift, welche Ludwig XIV. in seinem
Schreiben an Estrades vom 29. Mai 1665 (M^m. d'Estrades III S. 198) im
Auge hat.
*) Dasselbe ist in den Memoiren Estrades* nicht enthalten.
Digitized by
Google
552 B* VerhandlaDgeu mit Pfalz-Neubarg. Die Verträge za Dorsten.
Punkt nur davon separiren könnte) aufgerichteten Recess mit hinein
gebracht würde und dass solchem nach Ew. Chf. D. endlich eine solche
Veränderung geschehen lassen und dem König darunter willfahren
könnten, welchenfalls dann nicht undienlich sein wollte, die Ordre
darüber also einrichten zu lassen, dass der H. Graf d' Estrades daraus
ersehen könnte, dass Ew. Chf. D. diese Aenderung einzig und allein
seinem König zu gefallen zugestanden und ~ dabei bestünden, dass
die Rheinische Allianz durch mehrg. Dorstensche Handlung im ge-
ringsten nicht solle gekränket noch präjudiciret werden. —
Der Kurfttrst an BlaspeiL D. Cöln 17./[27.] Mai 1665.
[auf die Relation vom 6./ 16. Mai. Bereitwilligkeit dem Wunsche des franiö-
sischen Königs dadurch nachzukommen, dass die Dorstensche Allianz mit in den
Recess über das Religionswesen und Kreisdirectorium gebracht werde.]
27. Mai. — ^'^ ^^^^ °"^ gnugsamb bekannt, dass wir durch die zu Dor-
sten jüngst gemachte Allianz im geringsten der Rheinischen Allianz
nicht zu präjudiciren gemeinet gewesen, und wir dann soviel aus des
Grafen d'£strades Discursen vermerket, dass sein König gern sehen
wollte, dass aus dieser Dorstischen Allianz nicht eben ein particulier
Werk gemacht, sondern solche dem Vergleich, welcher wegen des
Religionswesens oder des Westphälischen Condirectorii halber auf-
gerichtet wird, inseriret werden möchte, so wollen wir hierin wie in
allen anderen Occasionen unsere Begierde und Verlangen, I. E. M.
unserer aufrichtigen Intention und Dienstfertigkeit zu versichern, gern
in der That erweisen, und befehlen euch demnach gn., dieses bei der
Handlung, wenn mehrg. Grat d' Estrades darauf bestehen wird, also
zu beobachten und die Dorstische Allianz in den wegen der Reli-
gion oder des directorii halber aufgerichteten Recess mit einzubringen
auch sonsten versichern, dass dieselbe durchaus zu Schmälerung der
Rheinischen nicht angesehen. —
Der Kurfürst an Blaspeil und Gopes. D. Dessau
17./[27.] Juli 1665.
[An d'Estrades zu machende Mittheiluogen. Kf. vermuthet, dass der Verdacht
gegen die Doratenschen Tractaten von Holland aus eingegeben ist. Rechtfer-
tigung seiner polnischen Politik, Klage über de Lumbres.]
127 Juli. ^^^ der französische Gesandter Comte d'Estrade mit Euch
wegen der Dorstischen Tractaten conferiret und was der König in
Digitized by
Google
Der Widerspruch Ludwig XIV. gegen die Defenaivallianz. 553
Frankreich disfale an denselben geschrieben *)) solches haben wir
aus Eurem an unseren — Schwerin abgelassenen Schreiben') und dem
Euch coromunicirten Extract des Königl. Schreibens mit mehreren,
zugleich aber auch die darin angezogenen Dinge mit höchster Ver-
wunderung ersehen. Gleichwie wir nun niemaln einige Intention ge-
habt, dem Konige in Frankreich den geringsten Verdruss zu ver-
ursachen, viel weniger solche pacta einzugehen, wodurch die Rhei-
nische Alliance invalidiret werden könnte, also können wir uns
hierinnen garnicht finden, dass I. E. M. die zu Dorsten neulich vor-
gewesene Tractaten wider unsere bessere Intention dahin deuten
wollen. Es seind die Sachen an sich selbst so gar separiret, dass
wir uns nimmer einbilden können, dass man desfals die geringste
Ombrage nehmen sollte. Weil aber dasjenige, was Ihr hierauf vorg.
d' Estrade remonstriret, nicht vor gnugsamb geachtet worden, wie-
wohl wir nicht sehen, was man dakegen mit Bestand vorbringen
könnte, so wollen wir desfals selbst nach Frankreich schreiben*) und
dem Könige die Sache dergestalt vorstellen lassen, dass man uns
des Orts ohne allen Zweifel ausser Verdacht lassen werde. Inmit-
telst könnet Ihr dem d' Estrade anzeigen, dass uns unglaublich vor-
käme, dass dieser Scrupel aus Frankreich selbst herkommen sollte,
sondern allem Vermuten nach mtlsste derselbe in Holland ent-
sprungen und von denenjenigen Leuten, so uns gern von allen Freun-
den und Verfassungen entblösset sehen wollten, ihnen an die Hand
gegeben worden sein. Wir trOgen aber zu ihme das beständige Ver-
trauen, dass, so lange er spürete, dass wir mit seinem Könige auf-
richtige Freundschaft cultivirten und continuirten, er uns nicht ver-
denken, viel weniger hindern wtirde, wenn wir uns gegen diejenige,
so sich allerhand nachdenkliche und gefährliche Eeden gegen uns
verlauten Hessen und uns einen Verdruss nach dem andern zufügten,
auch in solche Postur setzeten, dass wir uns von denenselben nichts
zu bef&rchten haben dürften. Die mit seinem Könige aufgerichtete
Alliance erforderte vielmehr, dass uns in dergleichen Dingen die
Hand geboten würde. — Dieses aber wäre uns noch viel frömbder
^} S. das Schreiben Ludwige XIV. an Estrades vom 12. Jaoi 1665 (Mdm.
d'Estr. lll S. 210 ff.).
^ vom 2./12. Mai, welcbrs der Relatioo vom 6./16. Mai (S. 550) beigegeben war.
>) Eid solches Schreiben Hegt den Akten nicht bei, der lubalt desselben
ergiebt sich aus dem Schreiben Lio'nnes an Estrades vom 30. August 1665
(M^m. d' Estrades III S. 307 ff.;.
Digitized by
Google
554 8. Verhandlangen mit Pfalz -Nenborg. Die Terträge zu Dorsten.
vorkommen, dass wir beschuldiget würden, als hätten wir nebst Ihrer
E. M. nicht gleiche Mesures in den polnischen Affairen nehmen
wollen, da doch weder Ihre E. M. noch einige dero ministri uns
oder unsren ministris nur einige Ouvertüre gethan, wohin Ihrer E. M.
Intention gerichtet, ausser dass verhindert werden möchte, dass nie-
mand vom Hause Oesterreich zu selbiger Crohn gelangen möchte,
welches wir dann bishero ganz ohngescheuet gethan, auch noch fer-
ner thun wollten, im Fall es die Noth erfordern sollte, wiewohl, nach-
dem vorbesagtes Haus Oesterreich anizo auf so schwachen Beinen
stehet, nicht zu vermuthen, dass selbiges hierauf einige Reflexion
oder Gedanken haben sollte. Im tlbrigen wären unsere consilia al-
lein dahin gerichtet, dass Friede und Einigkeit in Polen erhalten und
durch fernere innerliche Unruhe denen frömbden barbarischen Völ-
kern die ThOr zu der Christenheit nicht geöffnet werden möchte,
hielten uns auch versichert, dass — Ihrer E. M. ein solches nicht
missfallen könnte. — Solte auch derselben etwas anders von uns
vorgebracht werden, möchten sie solches sicherlich als eine Unwahr-
heit verwerfen. An unserem Ort hätten wir vielmehr Ursach zu
klagen, dass der französische Gesandte de Lombres allein Ursach
sei, warumb uns die Stadt El hing bis auf gegenwärtige Stunde vor-
enthalten würde, weil wir aber dafür, hielten, dass solches mehr der
Eöniginn in Polen zu gefallen, als auf seines Eönigs Befehl gesche-
hen, Hessen wir solches an seinem Ort und zu seiner Verantwortung
ausgestellet sein und hofften, Ihre E. M. würde dero itzigen Gesand-
ten in Polen anbefehlen, dass derselbe in kraft der königl. vorhin
beschehenen Zusage seine Negotiation in Poletf dahin richten sollte,
damit uns die Stadt Elbing ehest abgetreten werden möchte. —
Der Kurfürst an den Bischof von Münster *). Ü.
Cöln a. d. Spree 4. /[ 14.] August 1665.
[Kf. wdnscht Aufscbab bis zu seiner Aokanft in Gleve.]
H. Aug. — Wie nun, so viel die Angelegenheit des Westfälischen Ereises
betrifft, wir gern gesehen hätten, dass der Punkt die Religion ange-
hend von dem Vergleich über dem Ereisdirectorio abgesondert wor-
den wäre, gestalt sie an sich selbsten unterschieden, also nachdem
^) auf eio Scbreibeo des Bischofs ?om 24. Juli, in welchem derselbe aofs
neue anfragt, ob Kf. mit der yorgeschlageoeD Zusammenkauft einverstanden sei
Digitized by
Google
Recbtfertigang des Kf. gegen die französiscbeD Vorwurfe. 555
jener wegen von den Ständen unseres Herzogthumbs Cleve und
Grafschaft Marck viele Beschwerungen eingekommen, und wir ge-
sinnet sind, vermittels göttlicher Verleihung uns mit ehestem dorthin
zu erheben, so werden Ew. Ld. uns nicht verdenken, dass wir die
Sache bis dahin ausgestellt sein lassen. —
Blaspeil an den Kurfürsten. D. Cleve 16./ [26.] August 1665.
[auf das Rescript vom 17./27. Juli. Nene Unterredung mit d'Estrades.]
Er hat am 8. Angnst im Haag d'Estrades den Inhalt des Re-26. Au<j
Scripts des Kf. yorgetrageo und fast zwei Standen lang darüber mit dem-
selben geredet Jener erklärte, sein König habe die diesseits vorgebrachten
Moti?e, wodurch man zu den Dorstenschen Traetaten veranlasst, erwogen,
aber noch zur Zeit keinen Geschmack daran finden können, sie kämen ihm
so vor, als wenn ihn einer bei einem Qaartanfieber wollte glauben machen,
dass dasselbe zu seiner Gesundheit diente ^). Er hat darauf erwidert,
dieses Gleichnis passe nicht, Kf. habe umständlich nachweisen lassen, dass
er bei den Dorstenschen Traetaten kein anderes Absehen als auf die Con-
servation und Ruhe seiner Clevischen Lande gehabt hätte. Der Zustand
dieser Lande, dass fast alle considerablen Städte und Oerter derselben
mit Staatischen Garnisonen besetzt seien, wäre bekannt, er hätte aber bis-
her nicht gehört, dass Frankreich sich im geringsten habe angelegen
sein lassen, Kf. dazu wiederum zu verhelfen, während es sich doch K.-
Cölns und Pfalz-Neubprgs eifrig angenommen hätte. Daher dürfte
d'Estrades sich nicht wundern, dass, da andere sich unser so wenig an-
nähmen, wir selbst für uns sorgten ; er hoffe , dass der Graf darauf seines
Königs Interposition und Bemühung bei dem Staat würde angeboten haben,
Weichenfalls er weiter von demselben zn vernehmen wünschte, auf welche
Weise solches geschehen sollte, damit Kf. des Effects gesichert sein könnte.
Jener ging aber diese Materie vorbei und contestierte nur, dass er nichts
höheres als gutes Verständnis zwischen seinem König und Kf. wünschte').
0 S. das Schreiben Lionoes «n Estrad es vom 24. Joli 1665 (M6m.
d' Estrades III S. 256) und dasjenige Ludwigs XIV. an Estrades vom
29. Aagust 1665 (a. a. 0. S. 354).
^ Das Schreiben des Kf. an d' Estrad es vom 20. /dO. September 1665
s. Ork. a. Akt n S. 305. In seinem Dankschreiben (d. la Haye 17. Novembre
1665) beruft sich Estrades darauf, Blaspeil Itoone ihm bezeugen: que j'ai
fait tont ce qoi a dependu de moy pour porter M*^- les Estats ä donner satis-
factioo i y. A. ti. ce quo je contioueray de faire.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 9.
Der braunschweig-lüDcburgische Erbfolgestreit.
1665.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Der am 25. März 1665 erfolgte Tod des Herzogs Christian Ludwig
von Celle hat ganz unerwartet den Ausbrach eines Erbfolgestreites zur
Folge gehabt, von dem es zu Anfang schien, dass er mit Wafifengewalt aus-
gefochten werden und dass er auch weitere Kreise in Mitleidenschaft zie-
hen werde. Der Vater dieses Fürsten, der im Jahre 1641 verstorbene Herzog
Oeorg von Galenberg, hatte in seinem Testament') (20. März 1641) be-
stimmt, dass ihm zunächst dieser sein ältester Sohn in dem Fürstenthum Galen-
berg nachfolgen, dass aber, wenn dnrch den Tod seines kinderlosen Bruders,
des Herzogs Friedrich von Gelle, auch dieses Fürstenthum seiner Fami-
lie anheimfallen sollte, die beiden Fürstenthümer nicht in einer Hand
vereinigt sondern auch ferner und für ewig getrennt bleiben, dass dieselben
aber zunächst vollständig gleich gemacht und dass dann dem ältesten Sohne
die Wahl zustehen sollte, welchen Theil er für sich nehmen und welchen er seinem
nächstältesten Bruder überlassen wollte, den anderen jüngeren Söhnen war eine
Apanage ausgesetzt worden, welche von den beiden älteren Brüdern gemein-
samentrichtet werden sollte; falls die eine der so zur Regierung gekommenen Li-
ij AbgedrQcktRehtmeyer, BranDSchweig-LüDebargiacbe Chronik III S.1G53 ff.
Vgl. Köcher I S. 16 and 390f., der aber irrthümlich behauptet, der Fall, dass
nach voUzogeDer SchlichtQog and Option einer der beiden alsdann regierenden
Herren kinderlos sterben könnte, sei in dem Testament nicht vorgesehen. § 18
desselben lautet: „ Wurde es sich auch begeben, dass von unser obgesezter massen
regierender Söhne Linien eine oder die andere nach Gottes ohoänderlichen Willen
über kurz oder lang ohne mannliche Erben ausgehen and also denn männliche
Brben von unserm tertio vel quartogenito übrig sein würden, nf dem Fal sol das
also eröfnete Fnrstenthumb gar nicht getheilet werden und cwarten der über-
bleibenden regierenden Linie die optio von denen also eröfneten und vorhin ge-
habten Färstenthumben und Landen freystehen, das nicht optirte aber zaförderst
nf die vom tertiogenito noch vorhandene and so furderst fallen.*
Digitized by
Google
560 ^' ^^^ braaoBchweig-lÜDebargiBcbe Erbfolgestreit.
Dien aassterbe D sollte, so sollt« die des näcbstfolgeoden Bruders heraDkommen,
doch sollte daun wieder dem in dem anderen Fürstenthnni regierenden
Herzoge die Wahl zwischen den beiden Fürstentbumern zustehen. Dem
gemäss war 0 schon im Jahre 1645 eine Kommission behufs Herstellung der
Gleichheit zwischen den beiden Theilen zusammengetreten, die von dieser ge-
troffene Uebereinknnft, welche sich freilich nachher als eine wenig gerechte, für
den Calenbergischen Theil sehr nachtheilige erwies, wurde von den beiden
ältesten Brüdern Christian Ludwig und Georg Wilhelm angenommen
und samt dem väterlichen Testament durch den Recess vom 10. Juni 1646 >)
feierlich bestätigt, und als dann am 24. October 1648 Herzog Frie d rieh starb,
wurde die Nachfolgefrage ohne Schwierigkeiten erledigt, der älteste Sohn
Christian Ludwig wählte für sich den reicheren ccllischen Theil
und Georg Wilhelm trat die Regierung in Calenberg an. Nachdem
beide sich auch über die den beiden jüngeren Brüdern Johann Frie-
drich und Ernst Augu^st zu zahlende Apanage verglichen, hatten auch
diese letzteren im Jahre 1649') das väterliche Testament und jenen Erb-
vergleich von 1646, doch mit dem Vorbehalt^), dass die Frage wegen des
Optionsrechtes bei künftigen Erbfällen durch spätere Vereinbarung erledigt
werden sollte, feierlich bestätigt. Der dritte Bruder Jobann Friedrich
war dann ^) zum grossen Missfallen seiner Angehörigen auf einer Reise
nach Italien 1651 zum katholischen Glauben übergetreten, war aber 1652
in die Heimath zurückgekehrt und hatte sich endlich nach mannichfachen
Streitigkeiten mit seinen Brüdern verständigt, durch den Recess vom 7. Ja-
nuar 1654^ hatte er aufs neue das väterliche Testament und die Erb ver-
trage von 1646 und 1649 anerkannt, wogegen Christian Ludwig ihm, so-
lange er sich im Auslände aufhalten würde, eine Erhöhung seiner Apanage
zugesagt hatte. Er hatte dann meist im Auslande gelebt, Yerhandlangen,
welche er wegen seiner Vermählung mit seinen Brüdern angeknüpft hatte,
waren ebenso resultatlos geblieben wie Versuche geistliche Pfründen so
erhalten, und er fühlte sich um so mehr zurückgesetzt, als dem jüngsten
Bruder Ernst August, welcher es übernahm, an Stelle Georg Wilhelms
die ursprünglich mit diesem verlobte pfälzische Prinzessin Sophie zu hei-
rathen, die Vermählung (1658) gestattet wurde und derselbe dann im
Jahre 1662 nach dem Tode des bisherigen katholischen Bischofs von Osna-
brück auf Grund der Bestimmungen des Westfälischen Friedens in diesem
') S. Köcher I S. 17.
^) Rebtmeyer Ul S. 166öff., irrig giebt Köcher 1 S. 18 ao, dass sich io
demselben ein Vorbehalt wegen des kooftigen Optionsrecütes finde.
3) Formnla jorameoti (16. Februar 1649) im Vaterländischen Archiv des his-
torischen Vereins fär Niedersachsen. Jahrgang 1839 S. 75.
*) .Jedoch mit diesem ausdrücklichen Vorbehalt, das der Punct der zweiten
and ferneren Option zwischen den Forsten thümbern Zelle uod Calenberg hiermit
nicht gemeint, sondern zu fernerer Abhandlung ausgesetzet sein solle^.
^) S. Köcher I S. 352 ff.
^) Köcher I S. 379f.
Digitized by
Google
Bioleitnng. 561
Fürstenthnm zur Regierung kam. Ende 1664*) erkrankte Christian Lud-
wig so schwer, dass sein baldiges Ableben in Aussicht stand. Da er kin-
derlos war, 60 kam die Nachfolge in seinem Fürstenthum einem seiner
beiden nächstältesten Brüder zu, wem von diesen aber, stand nicht fest, da
in dem Testamente des Vaters allerdings auch in diesem Falle dem älteren
Bruder das Optionsrecht zugesprochen war, in dem Recesse von 1649 aber
die Frage, ob und wie dieses Recht wieder zur Anwendung kommen sollte,
weiterer Vereinbarung vorbehalten, eine solche aber nicht erfolgt war. Natür-
lich gedachte Georg Wilhelm jetzt die Regierung in dem grösseren und
reicheren Fürstenthum Celle anzutreten, in seiner leichtsinnigen Weise aber
unterliess er es nicht nur sich mit Johann Friedrich über diese Frage zu
verständigen, sondern er wartete nicht einmal in der Heimath den Tod des
Bruders ab , vielmehr reiste er nach "dem Haag und hinterliess nur seinen
Ministern eine Anweisung an die cellischen Minister, nach dem Tode
Christian Ludwigs für ihn von dem Fürstenthum desselben Besitz zu
ergreifen. Diese Sorglosigkeit desselben wusste Johann Friedrich in
geschickter Weise auszunutzen. Auch er hatte sich auf Reisen begeben,
kehrte aber auf die Nachricht, dass Christian Ludwig im Sterben liege,
rechtzeitig nach Celle zurück, wusste dort im voraus die Officiere und
Minister für sich zu gewinnen und nahm, als derselbe am 25. März 1665
starb, ohne Widerstand zu finden und ohne sich um die Proteste der nach
Celle gekommenen Minister seines noch immer abwesenden Bruders zu
kümmern, von der Residenz und dann von dem ganzen Fürstenthume Be-
sitz. Georg Wilhelm, der erst am 2. April in Hannover eintraf, fand so
die vollendete Thatsache vor, war aber keineswegs gewillt, sich derselben
zu fügen, sondern entschlossen, das ihm, wie er überzeugt war, zustehende
Optionsrecht im Nothfall mit Gewalt durchzuführen und für den ihm von
seinem Bruder angethanenen Schimpf Rache zu nehmen. Er traf eiligst
Rüstungen und suchte Bundesgenossen, als Mitglied der Rheinischen Allianz
nahm er die Hülfe der anderen Mitglieder derselben in Anspruch, vor allem
rechnete er auf die Unterstützung des brandenburgischen Kurfürsten
und forderte diesen, der gerade damals im Begriff war'), der Rheinischen
Allianz beizutreten, ebenfalls auf Grund derselben zur Hülfeleistung auf.
Die nachfolgenden Akten, denen auch einige im Hannoverschen Staats
archive befindlichen Stücke eingereiht sind, veranschaulichen') die Rolle
welche Kurfürst Friedrich Wilhelm in diesem Erbfolgestreite gespielt
hat. Die Sympathieen desselben haben durchaus der Sache Georg Wil
heims angehört; mit dem verstorbenen Christian Ludwig war er, ob
wohl sie beide in ihrer Politik abweichende Wege eingeschlagen hatten
persönlich befreundet^) gewesen, dem Convertiten Johann Friedrich
0 S. für das Folgeode die sehr ausfübrliche Daretelloog KöcherBl S. d89ff.
») 8. oben S. 437 ff.
>) Schon Pufendorf hat (IX § 79. 80 S. 623 f.) einen Auszag ans den Akten
mitgetheilt, Droysen III 3 S. 13Ü, diese Angelegenheit kurs berührt
*) S. die spöttischen Bemerkangeo der Herzogin Sophie darüber in ihren
llAter. II. Qetch. d. G. Karfürst«o. XI 3^
Digitized by
Google
562 0. Der brauDSchweig-lÜDebargische Brbfolgestreit.
brachte er das grösste Misstranen entgegen, am ihn ans Norddeutsch land
zu entfernen und unschädlich zu machen, hatte er früher dessen Bemühungen
um die Erwerbung geistlicher Pfründen ')y auch den Plan, ihm die polnische
Krone zu verschaffen'), begünstigt, auf das schärfste hat er den jetzt von
demselben ausgeführten Staatsstreich, von dem er, freilich, wie es scheint'},
mit Unrecht, voraussetzte, dass er von langer Hand her im Einverständnis
mit anderen katholischen Fürsten geplant sei, und das in seinen Augen
hochverrätherische Verhalten der cellischen Minister verurtheilt. Trotzdem
hat er von vorne herein und je mehr er sich überzeugte^ dass im Falle
es zu einem gewaltsamen Conflict käme, Johann Friedrich wenigstens
an einem Theil der katholischen Reichsstände einen Rückhalt haben würde,
den Ausbruch eines solchen Conflicts zu verhüten und eine gütliche Ver-
einbarung zwischen den beiden Britdern herbeizufuhren gesucht. Daher
bat er statt der von Georg Wilhelm begehrten militärischen Hülfe zu-
nächst nur seine Vermittelung angeboten und hat durch den zu diesem
Zweck entsendeten Friedrich v. Jena auf das eifrigste die dasselbe
Ziel verfolgenden Bemühungen der anderen Angehörigen des braunschwei-
gischen Fürstenhauses, des alten Herzogs August von Wolffenbüttel
und des jüngsten Bruders Ernst August von Osnabrück unterstützen
lassen. Er hat, als Johann Friedrich die ursprünglich auch von ihm
befürwortete Forderung Georg Wilhelms, denselben zunächst zum Mit-
besitz des cellischen Fürstenthums zuzulassen, hartnäckig zurückwies, da-
gegen sich zu Verhandlungen über eine neue wirkliche Ausgleichung der
beiden Fürstenthümer bereit erklärte, in Hannover zur Nachgiebigkeit, zum
Fallenlassen des Optionsrechtes und jener Forderung gemahnt, und er hat
durch die unparteiische Haltung, welche sowohl er als auch sein Bevoll-
mächtigter zeigte, allmählich das anfängliche Misstrauen Johann Frie-
drichs überwunden. Wenn die schliessliche Vereinbarung doch ohne
seine Mitwirkung, dadurch, dass unter dem Einflüsse des Grafen Wal deck
die beiden fürstlichen Brüder sich über die l^öpfe der Vermittler hinweg
untereinander verständigten, erfolgt ist, so bat wenigstens das Ergeb-
nis derselben seinen Wünschen entsprochen, und er wird die glückliche
Beendigung dieses Zwistes um so freudiger begrüsst haben, als gerade
damals das kriegerische Auftreten des Bischofs von Münster neue Wirren
und Gefahren für Norddeutschland in Aussicht stellte.
Briefen vom 12./ 22. Januar und 31. Oetober/10. November 1661 (Bodemann
S. 40, 47).
1) S. oben S. 231.
^ S. unten die Relation L. Möllers vom 5./15. April 1665.
*) 8. Köcher I 8.393.
Digitized by
Google
Herzog Johann Friedrich von Braunschweig-Ltineburg an
den Kurfürsten. D. Zell 31. März/ [10. April] 1665.
[Anseige seioeB RegierungBaotrittes.]
Er bat dem Ef. durch ein Schreiben vom 16./26. März >) den Tod seines 10. April.
Braders, des Herzogs Christian Ludwig angezeigt, er ersucht denselben
nun, nachdem er die Regierung in den von seinem Bruder ihm rechtmässig
angefallenen Landen angetreten hat, um Fortsetzung der bisher mit diesem
unterhaltenen Freundschaft ').
Lorenz Müller^), an Herzog Georg Wilhelm von Braun-
schweig-Ltineburg. D. Berlin 5./[15]. April 1665.
(Hannov. Archiv.)
[Resolntion des Kf. anf sein AobriDgeD.]
— finde alhie sowohl bei Herrn als ministris, dass das Werk 15. April.
überallemasseD apprehendiret werde, und tesmoigniret jedermännig-
^) Dasselbe ist nicht in den Akten erhalten; Herzog Christian Lndwig
war am 15./2Ö. März gestorben.
^ In einem weiteren Schreiben (d. Zell 6./[16.] April 1665) zeigt derselbe
dem Kf. an, nachdem er von den ihm rechtlich zugekommenen Forsteotbämem
Gelle ond Grubenhagen and den Grafschaften Hoya und Diepholz die Hul-
digung empfangen und vollständig Besitz ergriffen, habe er seinem beim Reichstag
zu Regeneburg anwesenden Ratb Otto Johann Witte Vollmacht ertheilt, die ihm
f6r diese Fdrstenthnmer zustehende Session einzunehmen und die TOta dafür ab-
zulegen, er ersucht den Kf. seine Gesandten in Regensbnrg anzuweisen, den-
selben dabei zu unterstützen.
*) Hofrath Herzog Georg Wilhelms, welchen dieser, der erst am 23. Mars/
2. April von Holland nach Hannover zurückgekehrt war, unverzüglich beauftragte,
sich zum Kf. und dann nach Schweden und Dänemark zu begeben, um diese
Mächte für seine Sache zu gewinnen. In seiner Instruktion (d. Hannover 24. März/
[3. April] 1665) wird derselbe beauftragt, in Berlin zunächst den Oberpräsidenten
36*
Digitized by
Google
564 9' I^er braanschweig-lüDebargische Erbfolgestreit.
lieh Compassion mit Ew. D. jetzigem Zustande. Ihr Churf. D. haben
mir zur Resolution geben lassen, dass, ob es gleich zur Zeit mit Ihrer
Eintretung in die Alliantz nicht zu völligen Ende, sollte Sie doch
solches nicht hindern Ew. F. D. alle mögliche Willfährigkeit zu er-
weisen, und wan es nach der Affection, so Sie Ew. D. zutrügen,
gehen sollte, würden Sie sofort Ordre geben, dass Ihre Leute also-
bald marchiren und Ew. D. Assistenz leisten sollten. Sie hielten
aber davor, die Liebe, so Ew. D. zu ihren Unterthanen trüge, und
V. Schwerin uod andere vornehme ministri aafzasnchen, dann bei dem Kf. An-
dienz zu erbitten nnd denselben zu ersacben, dem Herzog Georg Wilhelm auf
Grand der Rheinischen Allianz mit dem doplom seines Contingents gegen Herzog
Johann Friedrich Hülfe zu leisten, dessen Snche den Konigen von Frankreich
und Schweden und anderen Reichsstanden zu recommendieren und durch seine
Gesandten in Regensburg dort für denselben wirken zu lassen. «Wenn Kf.
sich statt dessen nur zur Vermittelung erbieten und dieses nicht als casus foederis
anerkennen sollte, so soll er zwar die Vermittelung nicht ausschlagen, aber re-
monstrieren, dass bei dem Verhalten Herzog Johann Friedrichs keine Aussicht
sei, durch diese allein das Werk zu heben, nnd nachweisen, dass dieser Fall
sich allerdings auf die Allianz qualificieren lasse. Sollte er aber damit nicht
durchdringen, so soll er es dahin zu bringen suchen, dass Kf. dem Herzoge ausser
der Allianz mit möglichst vielen Trappen assistiere, und wenn auch dieses nicht
zu erreichen sei, dass derselbe 1000 M. z. Fuss und 500 z. Pf. und auch den
Generallieutenant v. d. Goltz vorläufig in seinen Dienst treten lasse; falls Kf.
sich auch darauf nicht einlassen wolle, dass derselbe sich wenigstens in dieser
Sache neutral halte, seinen Brader nicht unterstutze und auch die anderen Mit-
glieder der Allianz zu gleichem Verhalten bestimme. In einer ausführlichen an
die Hannoverschen Geheimenräthe gerichteten Relation über seinen Berliner Auf-
enthalt (d. Stettin 8./[18.] April 1665} berichtet Müller, dass er Sonntag
2./12. April dort angekommen sei, am folgenden Vormittage Audienz beim Kf,
und am Nachmittage eine Conferenz mit den von diesem deputierten Schwerin
und Canstein gehalten, darauf am 4./14. Vormittags aufs neue zum Kf. be-
schieden sei, der unmittelbar darauf abgereist sei, und dass ihm am Nachmittage
durch Schwerin und G an stein dessen Resolution mitgetheilt worden sei,
wonach derselbe bereit sei, wenn der Vermittlungsversuch, zu dem Jena nach
Celle geschickt werden solle, vergeblich sei, dem Herzoge kraft der Allianz zu
assistieren, die Communication mit den anderen Alliierten solle auch erfolgen,
doch dürfe auch der Kaiser nicht übergangen werden, auch die Gesandten in Re-
gensburg sollten Befehl erhalten, dort die Gesandten des Herzogs zu unter-
stützen. Mit Generallieutenant Goltz hätte Kf. selbst geredet, derselbe sei
nicht abgeneigt, sich von dem Herzoge gebrauchen zu lassen; Kf. Hesse den
Herzog um zwei Dinge bitten, 1) um Mitwirkung zur Beseitigung der Hinder-
nisse, welche einem guten Einvernehmen aller Evangelischen entgegenständen,
namentlich des gehässigen Auftretens der Lutherischen gegen die Reformierten,
2) um Beilegung der Mindischen Grenzstreitigkeiten. Vgl. über Müllerb Sen-
dung Kocher I S. 408f.
Digitized by
Google
Relation L. Möllers. 565
andere Respecten mehr würden Sie dahin bewegen, die gütliche Inter-
Position S. Ghurf. D. vorher gehen zu lassen, zumahlen eine praeci-
pitante Ruptur dem Hauptwerke mehr schädlich als vorträglich sein
würde. Wollten dahero sofort Ihrem Geheimbten Raht und Cantzler
zu Ualberstadt, Herrn Jena, Ordre zuschicken, nach Zelle zu gehen,
daselbst Herrn Hertzog Johann Friederich F. D. dero ungewöhn-
liche Bezeigung und die darauf vermuthende Weitläufigkeit aufs be-
weglichste zu repraesentiren, zu Verstattung des compossessorii Sie
anzuerinnern und dahin zu bewegen, gewissen Scheidtsleuten, zu
welchen beide Theile ein Vertrauen haben möchten, dieser Sachen
Entscheidung zu untergeben, dabei er ausdrücklich anzeigen soll, dass,
wan S. F. D. sich nicht bequemen wollten, Ihr Ghurf. D. nicht
unterlassen könnte, kraft eingetretener Alliance Ew. F. D. würklich
zu assistiren und gegen die verübte Gewalt zu helfen. Ich erinnerte
dabei, ob nicht vorher eine Communication von Hannover aus mit
Herrn Jena, ehe er nach Zelle ginge, geschehen könnte, welches
angenommen worden. Auch wollten Ihr Ghurf. D. sofort an dero
mit Alliirte schreiben und dieses Werk recommendiren. Soviel die
auswärtigen Kronen aber betreffe, hielten Sie davor, dass der Keyserl.
Hof zu prämittiren, wohin sie dieses Werk auch wollten Ihres Ortes
gelangen lassen, Frankreich möchte jener Partei vielleicht mehr
zugethan sein. Ich berichtete darauf, wie Ew. D. es schon an den
Key »er gelangen lassen, auch Ihrem Gesandten zu Regensburg
Ordre gegeben, nacher Wien zu gehen, desgleichen würden auch
Ew. D. an beide Kronen eine Abschickung thun, bäte, Ihr Ghurf
D. möchten solches secundiren helfen, druf mir geantwortet ward,
wan Ew. D. solches weiter begehren würden, würde man sich dessen
nicht entziehen. Auch wollen Ihr Ghurf. D. dero Gesandten zu Re-
gensburg Ordre geben, Ew. D. Gesandten daselbst zu assistiren
und zu wehren helfen, dass Herrn Hertzog Johann Friederichs
F. D. so weinig ad sessionem et votum bei Reichsconventen, als in
der Alliantz admittirt würde, ehe und bevor diese Sache verglichen.
Wollten im übrigen Ew. F. D. zu dem, was immer den Reichsconsti-
tutionen gemäss zu gute geschehen könnte, sich erboten haben, Ihre
Truppen im Halberstädtischen und Mindischen sollten fertig
stehen und, im Fall die Güte nicht zureichen wollte, alle Stunde zu
marchiren parat sein. —
Digitized by
Google
566 ^' I^^r brannschweig-lüoebargiBChe Erbfolgestreit.
Derselbe an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig-
Lüneburg. D. Berlin 5./[15]. April 1665.
(HanncY. Archiv.)
[Gaostige Stimmong des Kf; v. d. Goltz; AeasBerangeD des Kf. über die Gel-
lischen MiDieter and über seine frühere Absicht, Herzog Johann Friedrich die
polnische Krone zu verschaffen] '
15. April. Gleich diesen Moment komm ich von der letzten Conference,
werden also Ew. D. mir die Eilfertigkeit zu Gnaden halten. Ich
kann nicht genug rOhmen, wie der Ghurftlrst eine gute Inolination
tesmoigniret. Goltzen ') hat er selber in den Geheimen Rath holen
lassen und ihm vorgehalten, ob er Belieben hätte, zu Ew. D. ad In-
terim zu gehen. Er ist hie in grosser estime, ist selber bei mir ge-
wesen und willig, halte — dafür, Ew. D. thäten wohl, wenn Sie den
Mann sofort zu sich kommen Hessen, anderergestalt wflrde es hie
übel aufgenommen werden, wann man das Werk mit ihm sitzen
liesse. Er könnte kttnftig hie viel gutes thun und durch ihn wären
E. D. allezeit des Churf. versichert. Jena ist gut hannoverisch gewesen,
ehe ich kommen bin, ist vorgestern nach Halberstat gangen, dieser
Mann ist auch zu mesnagiren. Sonst wären an hiesige ministros
schon Schreiben von Zellischen ministris angekommen, aber ietzo
sollen sie nicht mehr schaden. I. Chf. D. detestirten die Gonduite
der Ministren zu Zelle. Als ich gestern allein bei ihr, kam Gan-
stein '), Sie zur Tafel zu holen, da rief diesem der GhurfUrst und
sagete, die ministri haben zu viele gethan, mttssen gestrafet werden,
hohe Bäume würden dazu nöthig sein. Sie hielten das Werk lang
abgemessen zu sein. Von Ihr wäre hergekommen, was von der Pol-
nischen Grone Herrn Hertzog Job. Friederich vorgewesen'), und
darumb geschehen, einen Catholiscben aus dem Greise weg zu bringen,
hätte auch Hoffnung gehabt durch Ihre Freunde in Polen hierin zu
0 Joachim Rüdiger v. d. Goltz, Generaliieutenant , Goavernenr von
Berlin and Chef des in Pommern stehenden Infanterieregiments, s. über den-
selben ürk. Q. Akt. IX 8.200, Hirsch, Die Armee des Grossen Eorfürsten
8. 234. 238.
^ Raban v. Gan stein, Geheimerrath, seit 1655 Amtskammerpräsident, seit
1660 anch Oberhofmarschall, s. Isaaosohn, Gesch. des preussischen Beamten-
thums n 8. 122 f.
*) 8. über diesen Plan, Herzog Johann Friedrich die polnische Krone
za verschaffen, die Briefe der Herzogin 8ophie von Hannover an den Kor-
fürsten Karl Ludwig von der Pfalz vom 5./15. Augnat and 6./ 16. September
1660 (Bodemann 8.34.36).
Digitized by
Google
Relation L. Maliers. 567
reussiren — als aber Gladebeck') neulich gesaget, die HH. Brüder
hielten es nicht vor rathsam, hätte der Churfttrst es wieder abge-
schrieben. Er möchte wohl wissen, ob Ew. D. solche Meinung ge-
habt, hielte davor, es hätte ja dem Hause nicht schaden können,
jetzo aber glaubete er, Oladebeck hätte es nur vor sich so gesaget,
und die ietzige Comedie schon im Kopf gehabt. —
Der Churfttrst sagete öffentlich über Tafel en presance de la Prin-
cesse Elisabeth'), solche Händel müssten in Teutschland nicht auf-
kommen, dass die jungem Brüder die altern ausdrungen. Glade-
beck ist vor diesem hie in sehr guten Credit gewesen, aber nun redet
man schlecht yon ihm'). —
Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln
8./[18.] April 1665.
[Kf. hat die ihm von Hersog Georg Wilhelm angetragene Vermittelong über-
nommen, Jena soll nach Celle gehen, Herzog Johann Friedrich cn gätlicher Bei-
legung des Streites zu bewegen Bachen.]
Herzog Oeorg Wilhelm za Braonschweig und Lüneburg hatl8.April.
jüngst seinen Hofrath Müller an Kf. geschickt, sich über seines Bruders
Procedar im Herzogthum Lüneburg Zelliscbeo Antheils beschwert, des Kf.
Intirr Position in dieser Streitigkeit requiriert und, wofern Herzog Johann
Friedrich ßich zu keinem billigen und gütlichen Vergleich bewegen
lasse, ihn um Hülfe in kraft der Rheinischen Allianz ersucht. Kf. fürchtet,
diese Sache könnte höchst gefährliche motus veranlassen, hat es daher für
nöthig erachtet, sich derselben anzunehmen und das Feuer iu der Asche
dämpfen zu helfen, er trägt daher Jena auf, mit dem förderlichsten sich
nach Zell zu verfügen, bei Herzog Johann Friedrich um Audienz zu
bitten, demselben zunächst Condolenz abzustatten und ihm zu erklären,
Kf. Hesse ihn warnen, seinerseits zu diesen brüderlichen Streitigkeiten keine
1) S. oben S. 48.
*) Elisabeth, Tochter des Korfärsten Friedrich V. von der Pfalz, seit
1667 Aebtisain von Herford; s. ober ihren damaligen Aufenthalt am Berliner
Hofe den Brief der Herzogin Sophie vom 22. April 1665 (Bodemann S. 58)
und ober die einflnssreiche Bolle, welche sie dort spielte, den Brief derselben
vom 30. Mai 1667 (8. 119).
*) In seiner Relation aas Stettin vom 8./18. April 1665 bemerkt Möller, Kf.
hätte ihm viel von seinen Bauten und Baomeistem erzählt und dabei so ver-
stehen gegeben, er mochte gern den Baumeister des Herzogs, Lorenzo Be-
dogni (s. Horric de Beancaire, Eleonore d'Olbreuze übers, von Orote S.44)
za Rathe ziehen, er räth, diesen Wonach zo erfüllen.
Digitized by
Google
568 ^' ^or braaDsohweig-lüDeburgisohe Erbfolgestreit.
Veranlassung za geben, sondern sieb vielmehr zu einem billigen gütlicheo
Vergleich zu verstehen; Kf. getraue sich, Herzog Georg Wilhelm zn
gleichmässigen friedlichen Gedanken za disponieren, and wolle sich gern
interponendo dieser Sache annehmen.
Kf. wollte zwar sich nicht nnterfangen, einiges Vornrtheil in der Sache
zu fällen und dem Herzog zur Schmälerang seines Soccessionsrechtes zu
rathen ; nachdem er aber äusserlich vernommen, derselbe wolle seinen B ra-
der von der Erbschaft des verstorbenen Bruders gänzlich ausschliessen,
müsste er dafür halten, dass, wenn er darauf bestände, sein älterer Bruder
grosse Ursache sich zu beschweren hätte; jedenfalls sei Herzog Georg
Wilhelms als des älteren Recht nicht schlechter und geringer als das bei-
nige. Kf. ersuche ihn daher, seinen älteren Bruder nicht so schimpflich
und schlechter Dinge abzuweisen , sondern ihm zum wenigsten die compos-
sessionem oder simultanea possessionis jura so lange zu gestatten, bis durch
gütlichen Vergleich der Streit beigelegt sein würde. Wenn man das von
beiden Brüdern ratificierte testamentum paternum consideriere uud aus 4^m-
selben dieser Streit entschieden werden sollte, sei Herzog Georg Wilhelm
die Option unter den beiden Fürstenthümern zu lassen, wenigstens würde
derselbe nicht deterioris conditionis in hac successione als der jüngste
Bruder sein und es alsdann zu einer Exaequation gerathen müssen. Was
Kf. sonst dieses Werkes halber an einige der Alliierten (denn an Frank-
reich und Schweden etwas hiervon zu bringen, erachte er noch zur Zeit nicht
rathsam) gelangen lassen, wird Jena aus dem Beischluss erfahren, er soll Her-
zog Georg Wilhelm nicht allein von dieser ihm aufgetragenen Coromission
Nachricht geben, sondern ihm auch, was er zu Zell ausgerichtet und wohin
mau sich daselbst erklärt, vertraulich berichten und denselben der treuen Affec-
tion versichern, welche Kf. ihm als einem evangelischen und mit ihm alliierten
Fürsten auch in der That allemal zu*' erweisen nicht unterlassen würde;
da mit dem Hannoverschen Abgesandten die Abrede genommen ist, Jena
solle nicht eher nach Zell reisen, bevor ihm aus Hannover Nachricht des-
wegen zugekommen, so soll er sich danach richten. Wenn sich die ver-
wittibte Herzogin ^) bei dem Herzog befinde, soll er ihr in des Kf. Namen
condolieren, er soll auch Herzog August') von dieser Gommission Nachricht
geben , bei Gelegenheit dessen Sentimente zu vernehmen geflissen sei n und
ihn versichern, Kf. suche bei dieser ganzen Sache nur seine treue Affection
für das Haus Braunschweig zu erweisen und alles in Ruhe und Frieden
zu erhalten. Die zu der Reise erforderlichen Kosten soll Jena vorläufig
vorschiessen.
1) Dorothea, Tochter des Herzogs Philipp von Holsteio, die spätere
zweite Gemahlin des Kf.
*) von Wolffenbüttel, s. über denselben Köcher I S. 34dff.
Digitized by
Google
iDetniktioD für Jena. YerhaDdlaDgen mit den Rheio. AlliierteD. 569
Der Kurfürst an den schwedischen Reichsfeldherm Grafen
Wrangel. D. Cöln 10./ [20.] April 1665.
[Anzeige, dass er die Interpositioo in dem braaDSchweigischeD Successionsstreit
übernommeD, Anfrage wegen der Absichten Schwedens in dieser Sache.]
Er hat, om deo durch den brauDschweigischeD Soccessionsstreit za be- 20. April*
nirchtendeo Unraheo zavorzakonomeo, einen seiner Geheimen Rätbc nach Zell
geschickt und seine Interposition zu gütlicher Handlung angeboten. Da er
aber zweifelt, ob dieselbe angenommen werden wird, und da es scheint,
als ob Herzog Johann Friedrich auf die von der Regierung, Soldatesque,
Bedienten und Unterthanen versprochene Treu und Gehorsam, auch viel-
leicht auf auswärtige katholische Hülfe sich verlassend, sich bei der ganzen
Succession mit Macht zu maintenieren suchen und nicht einmal eine £xä-
quation zu admittieren geneigt sei, so ersucht er W. ihn seine Meinuuf?
von diesem negotio und wohin die Krone Schweden ziele, wissen zu lassen,
damit er seine mesures danach nehmen könne *).
Der Kurfürst an K.Mainz, K.Cöln, Bischof von Münster,
Pfalz-Neuburg und Hessen-Cassel. D. Cöln
12./[22.] April 1665.
[Aufforderung zur Meinungeänsserung in betreff des brannschweigischen
Buccessionsstreites.]
Kf. hat die Vermittelung zwischen den Herzogen Georg Wilhelm 22. April,
und Johann Friedrich versucht, weiss nicht, ob er seinen Zweck er-
reichen wird, will auch die Rechte beider Theile dahingestellt sein lassen,
da man aber auf jeden Fall auf Mittel sinnen müsse, im Reiche Frieden und
Ruhe zu erhalten, und da Herzog Georg Wilhelm Hülfe vermöge der
Allianz requirieren könnte, so bittet er, ihm ihre Gedanken in dieser Sache
anzugeben, wie Thätlichkeiten zwischen beiden Brüdern zu verhüten seien,
und ob sie es nicht der Billigkeit gemäss fänden, dass Herzog Johann
Friedrich ermahnt werde, billige Temperamente anzunehmen und seinen
älteren Bruder nicht ganz zu excludieren, sondern wenigstens vorläufig zur
Compossession zuzulassen ').
0 Wrangel erwidert darauf (d. Wolgast 20./[30.] April 1665), er habe durch
Müller Nachricht von der Sache erhalten, wünsche gütliche Beilegnqg der-
selben, was sein König dabei thun werde, darüber erwarte er erst Nachricht.
^ Darauf antwortet zuerst Kurfürst Johann Philipp von Mainz (d. Mainz
27. April 1665), da Herzog Georg Wilhelm im Besitz des Fürstenthums Galen -
berg sich befinde und nur die Frage sei, ob demselben jetzt die Option am
Fürstenthum Gelle gebühre, so werde keine Gompossession, sondern nur güt-
liche Interposition nöthig sein, die beiden Fürstenthümer würden nnr exäqaiert,
Digitized by
Google
570 d. Der braanschweig-läneburgische Erbfolgestreit.
Graf Georg Friedrich von Waldeck*) an den Kurfürsten.
D. Hannover 17./[27.] April 1665.
[Stand der Dinge, ErklärnngeD der beiden Herzoge ]
27. April. Die Liebe zu Beruhigung meines Vaterlandes hat mich hieher
bewogen. Ich befinde, dass die Sorge nichts zu bekommen Herzog
Johanns Friedrichs — Vornehmen erstes Fundament ist, ob aber
ihre den grossen Vorzug in dem Einkommen zu behaupten zustehe,
werden £. Ghf. D. durch dero hohe Autorit&t nachtrttcklich ein und
anderen Ortes nach eingenommenem Bericht der Gebühr nach ein-
richten lassen können. Herzog Oeorg Wilhelm wollen E. Ghf. D.
Einrathen nach in allem verfahren, — Herzog Johann Friedrich
haben sich erkläret, sowohl in puncto ofiTensionis als satisfactionis das
Interesse betreffend Ihre Herrn Brüdern ein Genügen zu thun, ob
aber solches Ihrer Meinung nach oder wie es billig ist geschehen
werde, solches lehret die Zeit, unterdes hab ich an beiden Orten die
Versprechung erhalten, dass alle Thätlichkeit eingestellet bleiben soll,
und wem diQ^Option daran gebühre, durch gütliche Mittel oder auf dem Rechts-
wege entschieden werden mössen. Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Nenbnrg
schlägt (d. Grimlinghansen 2. Mai 1665) vor, beide Brüder mochten bei den
Tbeilen, welche sie in Besits haben, bleiben and nur eine Adäquation derselben
vorgenommen werden, Bischof Christoph Bernhard von Münster (d. St
Ludgersburg 1. Mai 1665) und die Landgräfin Sophie von Hessen (d. Gassei
20./[80.] April 1665) rathen nur im allgemeinen zu gütlicher Beilegung des
Streites, Kurfürst Maximilian Henrich von Co In erklärt (d. Bonn 3. August
1665), da es sich nicht, wie dem Ef. vorgebracht zu sein scheine, um Theilung
der Lande Herzog Christian Ludwigs, sondern um die Option, ob solche
Georg Wilhelm noch einmal zustehe, handle und die Feräquation beider Für-
stenthamer schon früher geschehen sei, so hoffe er, die Sache werde sich bald
gütlich oder durch kurze austrägliche Wege beilegen lassen. Kf. hat darauf noch
einmal an K.Mainz (d. Cöln 26. April /6. Mai) und an K.Cöin (2./12. Mai) ge-
schrieben, er halte das von ihm vorgeschlagene Temperament der Compossession
nicht nur für billig, sondern auch zur Beförderung des gütlichen Vergleichs für
zuträglich , eine Ezäquation sei keineswegs geschehen , vielmehr sei der
Celle sehe Theil weit besser als Calenberg, er bittet, sie auf Herzog Jo-
hann Friedrich dabin einzuwirken, dass dieser seinem Bruder Satisfaction
gebe und sich zu einem billigen Vergleiche verstehe.
^) S. über dessen Antheil an diesen Ereignissen v. Rauchbar, Leben und
Thaten des Fürsten Georg Friedrich von Waldeck, herausg. von Curtze 1
S. 230 f. und die Briefe der Herzogin Sophie vom 10. Juni und 30. August 1665
(Bodemann S. b9. 93).
Digitized by
Google
VermittelDde Tbätiffkeit Waldecks. Relation Jena's. 571
bis anderer und sonderlich E. Chf. D. Bath ein anders mit sich fähren
wird 0. —
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Zelle
29- April/[8. Mai] 1665.
[Verhandlnogeu in Hannover nnd Celle, Hoffnang auf gütliche Beilegung
des Streites]
£r ist Sonnabend den 22. April / 1. Mai abgereist, Montag früh in 8. Mai.
Hannover*) angekommen und hat an demselben Tage Audienz bei Her-
zog Georg Wilhelm gehabt. Derselbe beschwerte sich anf das höchste
über seinen B rader, bethenerte aber, dass er die Sache gern womöglich in
der Güte wolle beilegen lassen und dass er dem folgen wolle, was Kf. ihm
rathen werde. Der Herzog Hess ihm nach der Tafel durch zwei seiner
Räthe weitere Information in der Snccessionssache geben. Er versprach
denselben, nach Kräften auf das beste zu negotiieren, wenn ihm nur nicht
die zn Braunschweig bereits angetretene Mediation*) im Wege stehen
würde. Nachher hat der Herzog noch einmal mit ihm geredet, auch hat
er Gelegenheit erhalten, mit dem Bischof von Osnabrück zu reden,
beide erklärten sich mit seiner Commission, die Interposition anzubieten und
anf das compossessorium zu dringen, einverstanden. Dienstag gegen Abend
ist er dann nach Celle gekommen, Mittwoch früh hat er sein Creditiv
überreichen lassen, ist aber den Tag nicht zur Audienz gekommen, weil
der Herzog sich angeblich nicht wohl befand, in Wirklichkeit, weil alle Ge-
heime Räthe in Brannschweig waren und man erwartet hatte, dass er
1) Kf. erwidert darauf (d. Cöln 24. April/ [4. Mai] 1665), er hoffe, dass ebenso
wie er selbst auch der Graf sich bemühen werde, zwischen den beiden Brüdern
Versöhnong zn stiften.
*) V. Hazthausen schreibt an L. Müller (d. Hannover 14./ [24.] April
1665): »Von K. Brandenburg ist der Canzler Jena anhero geschickt worden
und hat nach eingenommener mündlicher Information nicht nur Interposition,
sondern auch in eventom, da die Güte nicht verfangen sollte, Assistenoe ver-
sprochen. Bei Konig in Frankreich haben auch gote Verrichtung die dahin
Abgeordnete gehabt." (Hannov. Archiv.)
*) Nachdem Herzog Johann Friedrich die von dem jüngsten Bruder
Ernst August und dem Herzoge August von Wolffenbüttel angebotene
Vermitteluog angenommen hatte, hatten seit dem 17./27. April zu Braunschweig
Verhandlungen wegen einer gdtlichen Beilegung der Streitigkeiten zwischen den
Ministern der verschiedenen Theile begonnen , welche aber fruchtlos endeten,
8. Köcher I S.406f.412ff.
Digitized by
Google
572 ^' D^r brauDSchweig-lunebargische Erbfolgesireit.
über Brannschweig kommen werde, doch war schon y. Gladebeck^) ver-
schrieben. Derselbe stellte sich auch Mittwoch zeitig ein, Jena discu-
tierte mit ihm und benahm Ihm die Meinung, als habe Kf. sich für Herzog
Georg Wilhelm erklärt und demselben wirkliche Assistenz versprochen.
Donnerstag gegen Mittag wurde er zur Audienz bei Herzog Johann
Friedrich geholt nnd stellte demselben die ' gefährlichen Folgen der
Sache vor. Der Herzog erwiderte darauf und führte dabei seine fuoda-
menta und jura nach der Ordnung so gut und förmlich an, als es nur von
einem der Ministri hätte geschehen können. Er erklärte, er hätte Alles für
Gottes sonderbare Schickung zu achten, dass, da er keinen einzigen Men-
schen auf der Welt gehabt, mit dem er die Sache hätte überlegen können,
dennoch das ganze Land ihn so willig und gern angenommen hätte. Er be-
hauptete die Gerechtigkeit seiner Forderung wegen des jus optionis, erklärte
aber, wenn ?on beiden Seiten vorgeschlagene Unparteiische befinden würden,
dass sie nicht begründet sei, so wolle er nachgeben; er wolle sein Wort
geben, dass er nimmermehr auswärtige oder andere Assistenz suchen oder
etwas mit Gewalt anfangen wolle, wenn nur auch sein Bruder desgleichen
thun werde, sonst werde er sich wehren, so gut er könne. Auf die angebo-
tene Interposition und das begehrte compossessorium erklärte er sowohl
selbst als auch durch v. Gladebeck, er wolle die Interposition des Kf.
annehmen, wenn sein Bruder zu Hannover und der Bischof zu Osnabrück,
sowie Herzog August in W olffenbüttel damit gleichfalls zu^ieden wären
nnd die Mediation dadurch nicht gestört würde. Sollte die Mediation zu
Braunschweig erfolglos enden nnd Kf. dann mit Zustimmung seines Bru-
ders nebst andern, die sich dazu erboten, darunter auch der König von Däne-
mark, die Vermittelung übernehmen wollen, so werde es ihm angenehm
sein. Was die Compossession anbeträfe, so könnte er jetzt, wo die Sache
in der Mediation zu Braunschweig sei, sich nicht weiter erklären.
Ew. Gbf. D. kann ich sonst wohl gewiss versichern, dass man
an diesem Ort die Gttte der Weiterung vorziehen und, so viel ich aus
Ihro Durchl. Discursen abnehmen können, wohl etwas thun wftrden,
dass aber das jus optionis oder die Wiederabtretung des oecupirten
Herzogthums durch gütliche Traktaten zu erhalten, muss ich — billig
zweifeln. Gott gebe, dass diese Sache beigelegt wird, sonst dürfte
daraus ein grosses Feuer und heftiger Krieg entstehen, weil die Pa-
pisten diesen Herrn nicht lassen werden, ich merke auch wohl, dasa
zwischen Pfalz-Neuburg und Ihro Durchl. gutes Verständnis. — Soviel
die hiesige Werbung — belanget, so halte ich daftlr, man werde den
Herrn General Majeur Weyer — suchen an sich zu ziehen, — jetzo
*) lieber die Rolle, weiche Gladebeck io diesem Brbfolgestreite gespielt
hat, 8. den Brief der Herzogin Sophie vom 22. April 166ö (Bodeman S. 87)
uud Köcher i 8.895.
Digitized by
Google
Relationen Jena's. 573
stehet er annoch in des Kreises Dienst. 6 Compagnien z. Pf. haben
albereit gestanden und darzu wirbet der Obriste Owener noch 8 Com-
pagnien — H. Christian Ludwigs Fürstl. D. — haben in denen
Guarnisonen 18 Compagnien z. F., jede zu 200 Mann, gelassen, diese
18 Compagnien werden — jedwede auf 100 Mann verstärket und ver-
meinet man auf allen Fall diese aus denen Festungen zu nehmen und
dagegen Ausschuss hineinzulegen. Sie meinen auch, wan kein tertius
darzu käme, mit Hannover wohl zurecht zu kommen. Des hiesigen
Landes Affection hat der Herr, wären aber*) Ihre D. Herzog Georg
Wilhelm persönlich im Lande gewesen und hätten vor ihrem Inter-
esse wie dero Herr Bruder für dem seinigen vigiliret, so glaube ich
gewiss, Ihre D. wäre vor Dero Herrn Bruder zu der Possession dieses
Landes gekommen.
J. vfiW nun nach H a n n o v e r zorückreiseD, dann, wenn Herzog Georg
Wilhelm damit zufrieden iet, nach Brannscbweig geben und entweder,
falls er admittiert wird, dort so viel thun als er kann, oder sich wenigstens
dort genauer informieren. Jetzt wird das Gerücht verbreitet, Ef. hätte 4 Regi-
menter für Herzog Georg Wilhelm beordert. Der Herzog hat einen vom
Adel ^ nach Dänemark geschickt, der, wenn es der dortige König gut befindet,
auch nach Schweden gehen soll, man will anch wissen, dass das Ver-
trauen zwischen Dänemark und Schweden zunehme und dass zwischen
dem König in Schweden und der jüngeren Princessin eine Heirath, auch
sonst nähere Intelligenz negotiiert werde.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten,
ü Hannover 2./[12.] Mai 1665.
[Die VerbaDdiQDgen in BraaDSchweig, Bericht Harenbergs. Hoffonogeo aaf den Rf.]
Er ist 29. April/ 8. Mai nach Hannover zurückgekehrt, gedachte 12. Mai.
eigentlich am 30. wieder abzureisen, Herzog Georg Wilhelm aber bat
ihn, seine Reise nach Braunschweig etwas einzustellen, da am 30. seine
Räthe von dort und dann auch die Wolfenbütteischen, die nach Zelle ge-
reist wären, hieher kommen würden. Die am 30./ 9. ankommenden Räthe
berichteten ?on dem Stand der Verbandlungen') ganz anders, als J. in
Zelle berichtet worden ist, sie hätten nicht gemerkt, dass die Zelliscben
') Qanz äbnlich artheilt die Herzogin Sophie io einem Brief an den Kur-
fürsten Karl Ludwig von der Pfalz vom 22. April 1665 (Bodemann S. 86f.)
und in ihren Memoiren (herausg. von Kocher S. 88).
>) Den Schatzrath Spörcke 8. Köcher I 8.407.
'; S. Kocher I S. 412ff.
Digitized by
Google
574 9* Der braanschweig-lünebargische Erbfolgestreit.
in pancto juris optionis nnd compossessionis etwas remittiert, nachdem aber
die Adäqnation in Vorschlag gekommen, hätte man sich, um Instroktion
zu erhalten, hieherbegeben. Am l./ll. Mai kam der Wolfenbütteische
Statthalter Harenberg von Zelle her, er hat loco resolntionis nichts
anderes erhalten als J. nnd hat vermerkt, dass Herzog Johann Friedrich
den Ef. schwerlich; als Yermitttler annehmen werde*). J. will heute nach
Braunschweig reisen, um zu vernehmen, wie man sich namentlich in
puncto roediationis erklären werde.
Die HH. Räthe gedachten auch gegen mir in discursu, dass auf
Ghursachsen numehro kein Stat mehr zu machen, und dass keine
Hoffnung der Besserung. Man hätte vor diesem Ghursachsen pro
patrono et protectore der Evangelischen gehalten und respectiret, Ew.
ChurfUrstliche D. wtirden es tiber sich nehmen mtissen, weil abson-
derlich jetzo wohl nöthig schiene, dass man sich in Acht nehme. —
Der Kurfürst an den schwedischen Reichsfeldherrn Grafen
Wrangel. D. Oöln 3./[13.]Mai 1666.
[Parteilichkeit der katboliBchen Reichsst&nde für Herzog Johann Friedrich.]
Id. Mai. — Erwarte mit Verlangen der Krön Schweden Sentimenten
und Intention wegen des Braunschweigischen Successionsstreites zu
vernehmen — denn meines Erachtens die Sache von nicht geringer
Gonsequenz ist und versiret insonderheit des Evangelischen Wesens
Interesse und Wohlfarth hierunter zum höchsten, denn die Römisch
Catholische Stände Herzog Johann Friedrichs Ld. gross gleich und
recht geben und nicht dafür halten wollen, dass Herzog Georg
Wilhelms Ld. zu klagen befugt sei, wie ich solches aus denen von
Chur Mainz und Cöln wie auch Pfalzneuburg LLdd. [und des
Bischofs zu MQnster an mich in dieser Materie abgelassenen Ant-
wortschreiben ') merklich wahrgenommen. —
') 8. deo Brief der Hersogin Sophie vom 14. Mai 1665 (Bodemann S.l
'} S. oben 8. 669 f.
Digitized by
Google
Relationeo Jena's. 575
Friedrich v. Jena') an den Kurfürsten.
D. Braunschweig 13./[23]. Mai 1665.
[Die K.Coloiflclie Mediation. Verhandloogen mit beiden Parteieo.]
Nachdem man von Zelliscber Seite der K.CölDi8cbeii Mediation') ood 23. Mai.
deren Oblation versicbert gewesen, bat ihm am 8./[l8.] Abends der ZelllBche
Geh. Rath Dietrich angezeigt, dass sein Herr unnmebr des Kf. Media-
tion pure annehme, am 9./ [19.] ist dann nnvermnthet der Geb. Rath
V. Oelss') snm Kf. gereist. Nachdem sich seine Unpässlicbkeit inzwischen
gebessert, bat er am 10. /20. die Mediation wirklich angetreten, nnd in seiner
Wobnnng hat die erste Zusammenkunft stattgefnnden. Die dort ?on den
Calenb ergische nabgegebene Erklärung, Herzog Georg Wilhelm werde
sich seines jnris Benii nicht begeben, wolle aber die Adäqnation zugeben,
Herzog Johaun Friedrich möchte die ganzen Fürstenthümer quoad
proventns camerales, Festungen nnd andere Perdnentien und Gommodit&ten
in gleiche Theile theilen, wozu er die Calenbergischen Amts- und Kammer-
rechnungen herausgeben wolle, dann wollte er zwischen diesen die ihm
zustehende Option verrichten, haben sie dann am Nachmittag den Zelli-
scben mitgetheilt, von ihnen aber keine sofortige Antwort darauf erhalten,
well sie erklärten, sich darüber besprechen zu müssen. Am folgenden Tage
machten diese den einzelnen Mediatoren die Anzeige, dass K.Cöln seine
Mediation gleichfalls angeboten , dass ein Abgesandter desselben schon in
Hannover angekommen sei, dass Herzog Johann Friedrich dessen
Mediation angenommen habe und hoffe, auch Kf. werde dieselbe znlasssen.
J. bat erklärt , darüber Ordre des Kf. abwarten zu müssen, wenn das Haus
Brannschweig diese Mediation acceptieren wolle, so sollte durch ihn die
Handlung nicht verzögert werden, er müsste aber daran erinnern, dass Herzog
Johann Friedrich des Kf. Mediation, obwohl das ganze Hans Braun-
Bchweig dieselbe ohne weiteres angenommen, bis zuletzt difficnltiert hätte,
er mahnte zugleich, die Gegenerklärung nicht länger zu verzögern. Nach-
mittag 3 Uhr erfolgte dieselbe anch, ihr Hauptinhalt war, sie könnten das jus
pnmogenitnrae seu senii und das jus optionis Herzog Georg Wilhelm
nicht zugestehen, ratione adaequationis aber erboten sie sich, dass utrimque
die Amts- und Kammerrechnungen vorgenommen nnd daraus die Gleichheit
gemacht werde. Da die Calenbergischen in ihrer Proposition die Gleichheit
') Jena hatte am 6./ 16. Mai ans Braanschweig gemeldet, er sei dort am
2./12. Mai angekommen, aber gleich am folgenden Tage erkrankt, so dass er
noch jetzt das Bett hüten mdsste. Während die Herzoge Angnst, Georg
Wilhelm und Ernst August die Vermittelang des Kf. angenommen hätten,
Bei von den 0 ellischen eine Erklärang darüber noch nicht zu erlangen ge-
wesen, daher weigerten sich die Hannoverschen, bis eine solche erfolgt sei,
in den Verhandlungen fortzufahren.
3)8. Kocher I 8.416.
>) Friedrich Casimir v. Eltz, s. unten 8.676.
Digitized by
Google
576 9* ^^^ braucBchweig-iüoeburgische Erbfolgestreit.
auch auf die Festnogen und andere commoditates prätendiert, haben sie den
Zellischen solches and auf allen Fall etwas wegen der Assecaration und
einer Onarantie eröfifnet; jene erklärten aber nur, man möchte ^zuerst die
camerales proventns vornehmen^ hernach wollten sie sich auch wegen der
Festungen u. s. w. erklären, und wenn mau mit diesen Sachen so geschwinde
nicht fertig werden könnte, wollten sie auch wegen der begehrten Assecn-
ration handeln. Beide Theile reisen jetzt zu ihren Principalen, um weitere
Instruktion zu holen. Auch J. bittet um solche; da ferner vorgeschlagen
ist, wenn die Adäquation sich zu lange verschleppte, sollte Herzog Johann
Friedrich eine Festung und einige Aemter loco assecnrationis in eines tertü
Hände geben und alle Mediatoren sollten die Garantie dafür, dass was
verglichen auch wirklich ausgeführt werde, versprechen, so bittet er um
Vollmacht des Kf., die Garantie zu versprechen.
S. Churfl. Durchl. gnädigste Resolution gegen den Abge-
ordneten V. Eltze^. D. Cöln 16./[26.] Mai 1665.
[Kf. will sich weiter bemühen, einen friedlichen Ausgleich saatande zu bringeo.]
26. Mai. Der Abgeordnete hat bei der Audienz mündlich und dann auch in
seiner schriftlichen Proposition erklärt, Herzog Johann Friedrich ge-
denke sich in der ergriffenen Possession des Fürstenthums Zelle zu erhalten,
nehme aber die von Kf. angebotene Interposition an und ersuche Kf., seinen
Bruder, Herzog Georg Wilhelm dahin zu disponieren, keine Thätlicb-
keiten anzuwenden, sondern alles auf gütliche Verhandlungen ankommen
zu lassen, und demselben auf alle Fälle keine Assistenz, Vorschub und
Hülfe leisten zu wollen. Kf. wiederholt darauf seine schon durch v. Jena
abgegebene Erklärung, dass er nur um der Ruhe und Wohlfahrt des Rei-
ches und des Bestens der Brüder und ihrer Lande willen seine Vermittelung
angeboten, da Herzog Johann Friedrich sich jetzt ebenso, wie sein
Bruder schon vorher gethan, zur Annahme derselben erklärt und sich da-
neben zu Erhaltung von Frieden und Ruhe begierig bezeugt hat, so will
Kf. V. Jena anbefehlen, sich bei den Traktaten einzufinden und sich zu
bemühen, dieselben zum Schluss zu bringen. Kf. hofft, der Herzog werde
sich dabei nach aller raison und dergestalt bezeigen, dass der heilsame
Zweck erreicht werde und also sein Bruder keine Ursache haben möge,
sich um Hülfeleistung zu bewerben.
Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln
17./[27.] Mai 1666.
[Er soll die Peräquation befördern. Die K.Gölnische Vermittelang.]
27. Mai. — Sollte man hannoverischer Seite zu Beförderung des Friedens
das jus optionis fahren lassen und sich mit der Peraequation, wohin
1) Ueber dessen Sendung an den Kf. vgl. Kocher I S. 41öf.
Digitized by
Google
V. Elts io Berlin. Vermittelode Thätigkeit Waldecks. 577
man dann auch unsors Ermessens zielet, vergnügen wollen, solchen-
falls hättet Ihr dieselbe omnibus modis und zwar dergestalt zu be-
fordern, dass dabei nicht bloss und einzig die Cameraleinkommen,
sondern auch die commoditas et securitas Status — in gebührende
Consideration gezogen und die Peraequation darnach eingerichtet
werden möge. Bei Admission der Chur-Cölnischen Direction haben
wir zwar kein Bedenken, wenn die andern interessirte principales
und mediatores damit einig sein, Ihr habt aber wohlgethan, dass Ihr
denen Zellischen einige Empfindlichkeit bezeiget, dass sie Chur-Cölns
Ld. ganz pure et simpliciter angenommen, unserentwegen aber soviel
Difficultäten und Wesens gemacht. —
Graf Georg Friedrich von Waldeck*) an den Kurfttrsten.
D. Hannover 19./[29.] Mai 1665.
[Gläcklicher Brfolg seiner Vermittelong.]
Ewer Ghurfürstl. Dchl. gnädigsten Befehl gemäss hab ich mich 29. Mai.
bemühet zu einem gewünschten Accommodement der beiden Herzoge
von Braunschweig — ein Fundament zu legen und das Werk zu Ew.
Churf. Dchl. höchstvernünftigen judicio zu bringen mich beflissen.
Nachdemmahlen es numehr zu solchem Stand stehet'), dass Ew.
Churf. Dchl. alles nach dero gstem Outfinden dirigiren und nach dero
Belieben dem Werk den Ausschlag in allem jetzo geben können, als
werde mich ehest von hinnen begeben. —
0 Ueber die vermittolnde Thätigkeit desselben s. ?. Raaohbar ed. Curtse
I S. 230f., Kocher I S.4Uf.417.
1) Darch Wal deck 8 Bemahangen bei beiden Hersogen selbst war es am
18./28. Mai sam Abschluss eines sogenannten Assecnrationsrecesses gekommen,
nach welchem vorläufig die Festung Eimbeck den Herzogen August und
Ernst August übergeben und, bis die Traktaten su einem glücklichen Ab-
schluss gekommen seien, von den Truppen derselben besetst gehalten werden
sollte. Sollten sich diese zerschlagen, so sollten K.Colo und K.Branden-
burg entscheiden, welcher der beiden Bröder die Schuld daran trage, falls
Georg Wilhelm, so sollte die Festung an Johann Friedrich zurückge-
geben werden, falls dieser, so sollte sie bis zur Verständigung von jenen besetzt
bleiben, s. Köcher I S. 417.
Mater. •. Geacb. d. G. Kurfürsten. XI. 37
Digitized by
Google
578 9* Der braunBchweig-laoebargiscbe Erbfolgestreit.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Braanschweig
27. Mai/[6. Juni] 1666.
[Die KammerrecbnangeD sind glücklich aüdgeliefert worden, weitere za ober-
windende Schwierigkeiten.]
6. Juni. Die K. Cölnischen Abgesandten Freiherr ▼. Landsberg und Nico-
lars*) haben die Mediation wirklich angetreten, gegen die Zulassung des
dritten Grube') aber haben die Calenbergischen remonstriert, weil er früher
und noch jetzt in Herzog Jobann Friedrichs Diensten stehe , er soll
wieder abgereist sein. Nach langen Verhandlungen ist es endlich dahin
gebracht, dass beide Theile sich zu Eztradiernng der Rechnangen verstan-
den haben, dieselbe ist am 29. wirklich erfolgt, die Rechnungen werden nun
▼on den Cameralibns perlustriert. Unterdessen sind auch die anderen
Funkte in die Hand genommen worden, doch fängt nun erst die rechte Schwie-
rigkeit an, denn 1) wird die Herstellung einer völligen Gleichheit beider Fürs-
tenthümer sehr schwer und langwierig sein, 2) verlangt Georg Wilhelm,
wenn die Gleichheit hergestellt sei, das jus optionis, Johann Friedrich
aber will dasselbe nicht anerkennen, auch von seinem Fürstenthum kein
Land abgeben, sich aber sonst zum Abtrag verstehen, GeorgWilhelm aber
will weder Geld noch etwas anderes, sondern Land, 4) verlangt er Satis-
faction für den ihm angethanenen Tort, und wer weiss, was noch mehr vor-
kommen und wie etwa darunter der Bischof zu Osnabrück sein Interesse
beobachten wird. Georg Wilhelm will die Tractaten nicht auf die
lange Bank schieben lassen, sondern verlangt für dieselben einen gewissen
Termin. Frankreich soll sich dahin erklärt habend), dass], wenn die
Gleichheit gemacht, Georg Wilhelm die Wahl zustehen solle und dass,
wenn Johann Friedrich solches difficnltieren sollte, Frankreich ihn mit
zur raison bringen und Georg Wilhelm assistieren wolle. Unterdess
soll jetzt de Lumbres hieher unterwegs sein und auch wegen Dänemark
H. Friedrich Alefeld herkommen. Er fürchtet, es dürfte durch mehrere
Mediation die Sache mehr Schwierigkeit bekommen.
Der Kurfürst an Friedrich v. Jena. D. Cöln
30. Mai/[9. Juni] 1666.
[auf die Relation vom 27. Mai/6. Juni. Vorschläge inbetreff einer Einigung. Graf
Waldeck.]
9. Juni. £r hält es für das beste, wenn die Untersuchung der Rechnungen so
lange zurückgesetzt oder wenigstens anderen, mit denen sie nicht zu tractie-
') Dietrich v. Landsberg, Karcölniscber Oeheimerratb and Generalwacbt-
meister s. oben 8. 15, D. Nicolartz, Hildesheimischer Hof- und Kamoierrath.
^ Florian Grabe, Karcölniscber Rath and Syndioas des Hildesheimer Dom-
oapitels; aber seine Beziehungen zu Herzog Johann Friedrich 8. Kocher I
S.894.
') Ebendasselbe meldet die Herzogen Sophie ihrem Bruder am 10./20. Jaoi
(Bodemann 8.89) s. aach Köcher I 8.421.
Digitized by
Google
VerhaDcIlangeD zn Braooscbwelg. Neae Art der VerbaDdluDgen. 579
ren haben, (ibertragep werde, bis man sich provisionaliter rerglichen, wie
man, wenn die Adäqnation gefunden wäre, sich anschicken wolle. Das
Jos Option is gebührt Hersog Georg Wilhelm, er würde aber am rühm-
lichsten thnn, wenn er Friedens halber von seinem Recht abstehen wollte;
sollte man Hannoverscherseits sich dazu geneigt zeigen, so soll J. sich be-
mühen, dass Zellischerseits eine genügende Satisfaction geleistet werde,
und zwar müsste solches durch Abtretung ?on Land nnd Leuten geschehen,
weil es ausserdem keine Adäqnation der Fürstenthümer sein könnte. Wenn
beide Theile soweit einig sind, könnte von den Mediatioren wegen der
Garantie gesprochen werden.
Graf Wal deck hat Mittheilung von dem durch ihn vermittelten Ver-
gleich wegen Eimbeck') gemacht; Kf. kann nicht absehen, dass solches
sonderlichen Effect haben werde, hält es auch für das beste, wenn die
Traktaten nicht dergestalt separiert, sondern alles, was dahin gehört, an
einem Ort nnd von einerlei Mediatoren abgethan werde, doch ist des Grafen
guter Vorsatz zu loben und er zu animieren, anch weiter seine guten Dienste
zu Beförderung der Traktaten anzuwenden.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Eichfurt, drei Meilen
von Braunschweig l./[ll.] Juni 1665.
[Neue Art der Uoterhandlnogeo , dadorch erreichte Besaltate, Vorschlage
H. Johann Friedrichs.]
Schon in einem seiner letzten Relation beigegebenen Schreiben an den 11. Joni.
Oberpräsidenten y. Schwerin hat er darauf hingewiesen, dass man auf
Mittel sinnen müsse, die Sache anders als bisher, ohne so grosse Weit-
läufigkeit zu betreiben; es hat nicht au Schwierigkeiten gemangelt, die
anderen Mediatoren dazu zu persuadieren. Der K. Cölnische ▼. Lands«
berg hat ihm zuerst zugestimmt und mit dem Grafen von Wal deck dieses
Mittel an beiden Höfen secundiert nnd dann auch die Wolfen bütteischen
dahin vermocht, dass gestern der v. Harenberg mit Jena hieher zu
Herzog Georg Wilhelm gefahren sind, sie werden heute nach Hannover
gehen und dort, so bald der K. Cölnische ankommt, die Sache vornehmen,
darauf nach Celle, und so wechselsweise ab- und zureisen, bis die Sache
entweder in der Güte beigelegt, oder gesehen werde, wo es sonst hinaus
wolle; es sind zwar von den Mediatoren noch einige in Brannschweig,
er weiss aber nicht, was sie da machen können. Zum Beweis, wie weit
sie schon jetzt avanciert, übersendet er die von Herzog Johann Friedrich
vorgeschlagenen Vergleichspunkte'), Herzog Georg Wilhelm wird zwar
') 8. 8. 577.
^ Derselbe erbietet sich, ao Hersog Georg Wilhelm die Grafschaft Hoya
abzatreten, za Erbanung einer Festang ihm eine Summe Geldes auszuzahlen und
ausserdem ihm aaf Lebenszeit die Grafschaft Diepholz zu fiberlassen und eine
jährliche Geldsumme zu zahlen, zugleich sich mit Herzog Ernst August zu
37*
Digitized by
Google
580 ^* ^^^ brannschweig-Idnebargische Brbfolgestreit.
wohl nicht damit zufrieden sein, wird aber doch auch finden, dass ein guter
Grund; in der Hauptsache fortzukommen, gelegt ist. Den Zellischen hat
Jena nunmehr auch dergestalt zugesprochen, dass sie ihm trauen. Inner-
halb zehn Tagen wird sich erweisen, was zu hofifen, zu Braunschweig
wären sie schwerlich in einem halben Jahre so weit gekommen, als sie
jetzt sind.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 4./[14.] Juni 1665.
[VorBchläge voo HanDOverscher Seite. Die Haaptscbwierigkeiteo. Aassichteo
for den Fall des Scheiteors der Uoterhaodlaogeo.]
14. Juni. Sie sind 2/12. Juni mit Herzog Oeorg Wilhelm zusammen nach
Hannover gekommen, haben hier mit ihm und seinen Käthen conferiert
und die von Herzog Johann Friedrich yorgeschlagenen Vergleichs-
punkte vorgelegt. Dieselben sind von Calenbergischer Seite zurückge-
wiesen und von dorther folgende Forderungen gestellt worden:
Ratione adaequationis: Dasjenige, was von der Obergrafschaft Hoja
noch bei Zelle ist, die Grafschaft Diepholz nebst der Untergrafschaft
Ho ja mit der Festung Nienburg; ferner die Yogtei Uten, das Amt
Elbingerode, das 14. Theil von den communen Bergwerken, die andere
Hälfte von Walkenried und dem Amt Schauen und freie Scbififfahrt
für die Calenbergischen Untertbanen auf der Leine, Aller nnd Weser.
Ratione optionis: Die Hälfte der Orubenhagischen Bergwerke,
oder diese ganz, wofür von Calenbergischer Seite alle anderen Bergwerke,
die in Communion stehen, an Zelle gelassen werden sollen; dieses nur
ad dies vitae Herzog Georg Wilhelms.
Ratione satisfactionis : 300,000 Thaler. Auf Zureden der Mediatoren
erklärten die Calenbergiscben, dass sie von der Uatergrafschaft Hoya und
der Festung Nienburg nicht abstehen könnten, bei den anderen Punkten
wollte sich Herzog Georg Wilhelm so zeigen, dass man daraus sein
brüderliches Oemüth erkennen könne, und sich von den Mediatoren gern
weisen lassen.
Sie sind darauf nach Zelle gegangen, haben gestern Audienz bei dem
Herzoge und Conferenz mit seinen Räthen gehabt, haben ihnen die Calen-
bergischen Forderungen mitgetheilt und erwarten nun Bescheid darauf.
Die Hanptschwierigkeit macht die Untergrafschaft Hoya; das Amt
nnd die Festung Nienburg, glaubt er, werden zu erbalten sein, aber
schwerlich das andere Amt Hoya, denn wenn Zelle dasselbe abtreten
würde, so würde es ganz von der Weser ab sein.
Für den Fall, dass die Traktaten sich zerschlagen und es nicht zu
einer gütlichen Einigung kommen sollte, verlässt sich Herzog Johann
vergleichen und mit ihm eine .aof die Posterität ohne einige fernere, in Ewig-
keit abzQschafPeDde Option devolvirecde billigmässige Aequabilität" so treffen.
Digitized by
Google
Weitere VerhaDdiongeD. 581
Friedrich auf E.Cöln and Münster. Es wäre gleichwohl nnrecht,
wenn HaDOO^er bei seinem Recht Gewalt leiden solltf; wie jetzt auch
K.Pfalz geschieht. J. will sich bemühen, die Wolfen bütteischen
Intentionen zn penetrieren. Münjster könnte dnröh Drohungen der Gen.-
Staaten in Furcht und zurückgehalten werden. E.Cöln wird so leicht
wohl nichts wider Hannover thun, weil dieser Schutzherr über Hildes-
heim ist und deswegen caressiert werden muss. Der Bischof von Strass-
bürg*), welcher die E.Cölnischen consilia dingiert, ist bei diesem Werk so-
weit interessiert, dass er vermeint, eine Heirath Johann Friedrichs mit
seiner Schwester'), der verwittibten Pfalzneubnrgischen, zu stiften^ geht
diese Heirath nicht vor sich, so werden sich wohl auch die consilia am
E.Cölnischen Hofe ändern.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 9./[19.] Juni 1665.
[Weitere YerhandlaDgen.]
Sie sind bis dato fort und fort von Hannover liierher und von hier 19. Jaoi
wieder dorthin gereist und haben sich auf das äusserste bemüht, haben aber
eine gar schwere Negotiation gehabt, und ist zur Zeit noch nichts gewisses
zu melden. Darauf hat es bis dato gestanden, dass Herzog Johann
Friedrich über den Bogen') handeln und auf einmal gänzlich aus der
Sache sein will, Herzog Georg Wilhelm aber sich dazu nicht verstehen
will, weil er noch nicht informiert sei, wieviel ihm eigentlich gebühre, und
verlangt, Herzog Johann Friedrich solle ihm sofort etwas an Land und
Leuten abtreten und hernach die Adäquation vorgenommen werden. Es
hat diese Woche all gefährlich ausgesehen, Gott wird aber Gnade geben.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Zelle 17./[27.] Juni 1665.
[In BildeBheiro soll ein Interimsvergleich abgeBchloseeo werden.]
Man ist übereingekommen, zunächst wegen eines Interimsvergleichs zn 27. Juni,
verhandeln, worauf dann die genaue Berechnung der Einnahmen durch die
Eammerräthe erfolgen soll. Schliesslich bat man beide Herzoge dazu
gebracht, dass Nienburg ad Interim an die Herzoge August und Ernst
August ausgeliefert und die Grafschaften Diepholz und Hoja (ausser
dem Amt Hoja) an Georg Wilhelm abgetreten werden sollen, die
Interponenten sowohl, als auch die Käthe beider Herzoge sollen sich
Dienstag Abend in Hildesheim einfinden und sich dort über einen Interims-
1) Graf Franz Egoo v. Fursteoberg.
*) Maria FraDoisca, Wittwe des 1653 goBtorbenen Pfalzgrafen Wolf»
gaog Wilhelm von Neubarg.
3) S. Köcher I 8. 417.
Digitized by
Google
582 ^- ^01* braanschweig-lüDebiirgische Erbfolgestreit
recess vergleicheo, sobald derselbe yollzogen and garantiert ist, soll auch
Nienburg eingeränmt, der Anfang mit der Abdanknng gemacht and
dann ferner alles gethan werden, was zur Beförderung des Haaptyergleichs
dienen kann. Sollte man im Bogenbandel sobald nicht fortkommen können,
so werden die camerales die Rechnungen vornehmen nnd die Interponenten
sich vorläufig wieder an ihren Ort begeben.
Derselbe an den EarfUrsten. D. Hildesheim
23. Juni/[3. Juli] 1665.
[Verhandlungen aber den loterimsreoeBS. Bevorstehende Ankunft Ahlefelds und
Eleibe'8.]
3. Jali. Sie sind Dienstag; 20./30. Jnni, Abend hier angekommen, haben Mitt-
woch und Donnerstag verhandelt und die Sache so weit gebracht, dass sie
hoffen, noch diese Woche den Interimsrecess ^) zastande zo bringen, darauf
werden sie sich der Garantie halber vergleichen und dieselbe ertheilen,
doch so, dass dieselbe nachher von Kf. und den anderen Mediatoren eigen-
händig erfolge. Daranf aber werden sie versuchen, weil durch diesen
Interimsrecess das Hauptwerk noch nicht gehoben, etwas Hauptsächliches
auszurichten. Unterdessen hat sich ein Dänischer, Herr Friedrich
Alefeld in Zelle eingefunden, weil aber auch der Schwedische Herr
Klei unterwegs, und wahrscheinlich zu Hannover angekommen sein wird,
haben noch zur Zeit die Zellischen vorgegeben, dass Alefeld nur in
seinen privatis da wäre.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim
l./[ll.] Juli 1665.
[Verzögerong der Unterhandlongen, Besorgnisse infolge der Truppenbewegungen
des Bischofs von Munster.]
11. Juli. ^'® Verhandlungen haben sich so lange hingezogen, dass der Interims-
Vergleich noch nicht zustande gebracht ist. Unterdessen alarmiert der
Bischof von Münster und macht fast eine Veränderung in den Traktaten,
indem er mit einer Zahl Völker zu Ross und Fuss sich an der Weser zu
Höxter gesetzt'), man hält dafür, dass die Ankunft dieser Münsterschen
Völker in faveur Herzog Johann Friedrichs geschehe, um einen vor-
theilhafteren Vergleich wenigstens gleichsam sub clypeo für denselben zu
befördern. Doch wird er hier seine desseins ohne scharfe Opposition nicht
zum Effect bringen; das Fürstl. Haus Braunschweig steht auf der Hut,
die Herzoge August und OeorgWilhelm haben ihre Truppen zu Ross
0 Den Inhalt desselben theilt Köcher I S. 418f. mit
>) 8. Kocher I 8. 424 und unten Abschnitt 11.
Digitized by
Google
YerhaocIlaDgeD su Uildesheim. Muostersche RflstungeD. 583
and Fq88 bach der Weser hin beordert; sie habfen J. aaeh Briefe an
den Kf. übergeben nnd gebeten, dieselben zn recommendieren. Es könnte
dem Werk hier einigen Nachdruck geben, wenn Kf. wenigstens den in
Halberstadt nnd Ravensberg stehenden Truppen Ordre ertheilte;
sich zum Marsch fertig zn halten. Der Bischof von Münster wird garzu
hochmüthig, nnd hat das Haus Braunschweig jemals grosse Reflexion
auf einigen Kurfürsten zu Brandenburg gemacht, so geschieht es jetzt').
Derselbe an den Kurfürsten. D. Hildesheim
7./[17.] Juli 1665.
[Fortsetzung der YerhaDdlaogen, Theilnahme de Lambres' and Kleihe's an den-
selben. Rästnngen des Bischofs von Monster.]
Der Interimsrecess ist noch nicht zur Richtigkeit gekommen, und es 17. Juli,
scheint, als bemühe man sich auf Zellischer Seite, dass gamichts daraus
werde und die Hauptsache vorgenommen werde, wozu sich Herzog Georg
Wilhelm schwerlich verstehen wird. Mr. de Lumbres') ist nun nebst
dem Schwedisch - Bremischen Präsidenten') hier auch angekommen und
beide haben der Mediation heute beigewohnt, jener hat den Character
eines Ambassadeurs und Zelle macht auf denselben Reflexion; er hat sich
auch bemüht, die Sache von den Interimstraktaten abzubringen, jetzt aber
hat er erklärt, dass man, wie angefangen, continuieren möge. Der Schwe-
dische wohnt dieser Handlung als herzoglich Bremischer bei und wird ver-
hoffentlich mit uns wohl einig sein nnd bleiben.
PS. Die Münsterschen Truppen stehen noch an ihrem vorigen
Ort nnd tentieren nichts. Der Bischof lässt stark werben, seine Soldaten
aber sollen wegen schlechten Traktaments ziemlich übel zufrieden sein^}.
1) Kf. erwidert darauf (d. Göln 3./13. Joli 1665), er habe anf die Nachricht
von dem verdachtigen Yerhalten des Bischofs von Münster seinen Generalen
zu Halbere tadt, Minden nnd Ravensberg Befehl ertheilt, sich mit ihren Trappen
bereit zn halte n, so dass sie auf die erste Ordre ins Feld ziehen könnten.
>) S. über ihn Köcher I S 421.
*) Kleihe.
^ Gleich darauf ist Jena von Hildesheim abgereist. Kf erlaubt demselben
(d. 3./13. Jul i 1665) wegen schwerer Krankheit seiner Gattin zn dieser nach
Halberstadt zurückzureisen, auf die Bitte Herzog GeorgWilbelms aber sagt er
diesem (d. 13./28. Juli) zo, J. solle nach dem Begräbnis derselben zurückkehren.
J. traf am 20. Aogust wieder in Hildesheim ein, inzwischen aber war infolge der
Einwirkung des Grafen Wald eck anf die beiden Herzoge selbst schon die
Einigung zwischen denselben erfolgt (s. Köcher I S. 423 ff.). Herzog Georg
Wilhelm dankt (d. Galenherg 14./24. August 1665) dem Kf. dafür, dass derselbe
Jena wieder entsendet habe, und theilt ihm den Inhalt des mit seinem Bruder
abgeschlossenen Vergleiches mit.
Digitized by
Google
584 ^- I^or braoDSchwelg-luDebQrgische Erbfolgeatreit.
Friedrich v. Jena an den Kurfbreten. D. Hildesheim
ll./[21.] August 1666.
[Die VerstäodiguDgistiD der Hauptsache schon erreicht, lohalt der Abmachuogeo.]
21. Aag. Er ist gestern Nachmittag hier angekommen und hat erfahren , dass
beide Theile den Interimsrecess haben fahren lassen, doch endlich den
modum des Bogenhandels ergriffen, sich in der Hauptsache ziemlich geschwinde
obue Zuthun der anwesenden Mediatoren geglichen und einige Punkte auch
schon unterschrieben haben. Der Recess*) ist aber noch nicht abgefasst,
die Calenbergischen und Zeiiischen Räthe verhandeln hier noch über einige
rückständige Punkte, und dürfte die Sache wohl noch einige Wochen ver-
schleppt werden. Die Hoffnung ist, Herzog Johann Friedrich werde
sich von den consiliis des Hauses nicht separieren, dem Bischof von Mün-
ster auch schwerlich einige Völker überlassen. Herzog Georg Wilhelm
bekommt das Fürstenthum Lüneburg, die Ober- und Untergrafschaft Hoya
samt der Grafschaft Diepholtz, Herzog Johann Friedrich die Für-
stenthuroer CalenbergnndGrubenhagen nebst allen Clausthalischen
und Communion-Bergwerken. Vor diesem hat man von solchen Vorschlägen
nicht hören wollen. Herzog Johann Friedrich bekommt ohne Zweifel
ein mehres an jährlichen Intraden, Herzog Georg Wilhelm aber ein
mehres an Land und Leuten, er bekommt auch zugleich Walkenried und
Schauen und 80,000 Rthlr. baar Geld.
Derselbe an den KurfUrsten. D. Hildesheim
18. /[28.] August 1665.
[Bevorsteheoder Abschlass der Verhandlangen. Die MÜDStersche Sache.
Haltung Schwedens.]
28. Aag. Gestern ist ihnen ?on den Calenbergischen und Zellischen' der Inhalt
des zwischen den beiden Herzogen abgeschlossenen brüderlichen Vergleichs^
mitgetheilt worden.
Wenige von denen Herrn mediatoribus haben davon gewusst,
und haben wir vor 10 Wochen vor Herrn Herzog Georg Wilhelm
einen bessern und unsers Ermessens vortheilhaftigeren Vertrag ') in
1) Derselbe wurde in Hildesheim am 2./12., die Garantie desselben durch
die Mediatoren am 6./16. September vollsogen, s. beide Aktenstacke bei Lünig
IV 4 S. 140, Dumont VI 8 S. 44.
'; 8. die Panktation des Erbvergleichs zwischen den Heraogen Oeorg
Wilhelm, Johann Friedrich und Ernst August und die Nebenpanktation,
beide vom 7./17. Angnst 1665, bei Köcher I S. 617ff..
«) 8. oben S. 579.
Digitized by
Google
Abschluss der YerhandlnDgeD. 585
die Hände gehabt — Wir halten dafür, es mttssen andere Leute*)
darunter aus andern Fundamenten, welche uns nicht bekannt, gear-
beitet haben. Wir werden nun, will's Gott, in wenig Tagen fertig
werden können und alsdann, wenn uns die Mfinstersche Sache nicht
noch — aufhält, gehen wir in Gottes Namen von hier. — Es ist son-
sten in der Mtinsterschen Sache noch keine Conferenz gehalten und
werden Herzog Johann Friedrichs Leute auch dabei sein. — - Sind
nun die Cölniscben und künftigen Galenbergischen, jetzo noch
Zellischen, dabei, so wird man sich wohl in Acht zunehmen haben. —
K.Cöln improbieret sonst äusserlich das Münstersche Werk — unter-
dessen ist gewiss, dass von K.Cöln Geld zur Münsterschen Werbung
hergeschossen worden. Mr. Lumbres, der hält des Herrn Bischofs
zu Münster Partei'), dieweil ich aber seinen Eifer in der Religion
kenne, auch seine Übrige Discurse mit dem französischen Interesße
nicht tibereinkommen, so glaube ich, er rede es Tor sich und ohne
Befehl. Frankreich soll suchen sich Herrn Herzog Johann Frie-
drichs Dchl. und dero Miliz zu versichern, es werden auch Ihre
Dchl. nichts thun, was sie wissen, dass Frankreich zuwider. — Der
hiesige Königl. Schwedische erweiset sich gegen mich sehr aflfec-
tionirt und contestirt zum öftern, dass die Cron nichts anders suche,
als mit Ew. Chf. Dchl. in — Freundschaft zu leben, ich thue dagegen
desgleichen, hat mir originale königliche Schreiben gezeiget, in wel-
chen ihm befohlen wird, so viel möglich gründlich zu erkundigen, wie
Ew. Chf. D. und das Haus Braunschweig das Münsterische Wesen
ansehen., — Mit der letzten Post ward ihm geschrieben (ich habe das
Original selbst gelesen), dass im Bath numehro resolviret, dass der
Feldherr W ränge 1 in wenig Wochen mit 6000 Mann Reuter und
Knechte nach Deutschland gehen sollte, umb absonderlich sich denen
Evangelischen zu zeigen, dass sie noch lebeten und sich des Werks
nicht entziehen wollten. Er, der Schwedische, contestirte im Übrigen
zum höchsten, dass die Cron das Mttnsterische Wesen durchaus nicht
billigte, sondern, wie es wäre, zum höchsten apprehendirete. Alle
0 Ueber die vermittelode Thätigkeit des Grafen Wal deck b. die Memoireo
der Herzogin Sophie (ed. Köcher S. 89} , das Schreiben derselben vom
20./30. Angust 1665 (Bodemann S. 93) , v. Bauchbar-Gnrtze I S. 231,
Köcher I S. 429 ff.
^ S. den Brief der Herzogin Sophie vom 11./21. Angast (Bodemann S. 92}
und Köcher I S. 423.
Digitized by
Google
586 d- Dof braanscbweig-lüoebargiBcho Erbfolgestreit.
sagen sie auf die Weise, keiner aber will der erste sein und recht
sagen, was bei der Sache zu thun. Ich merke wohl, dass Schweden
noch diese Stunde die Stadt Erfurt nicht Tcrgessen und auf die-
selbe noch Reflexion mache '). —
') Jena äbersendet 31. Angast/XO. September den ?oo deo Rätheo beider
Herzoge den Mediatoren mitgetheilteo Becess; die Recreditive für ihn sind tod
Herzog Georg Wilhelm Galenberg d./ld. September, von Herzog JohanD
Friedrich Zell 8./1 8. September 1665 datiert.
Digitized by
Google
Abschnitt 10.
Der Kurpfalzische Wildfangsstreit.
1665 — 1666.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Dorcb die am 6. Mai 1661 mit dem Korfursten Karl Ludwig ?on
der Pfalz abgeschlossene Allianz hatte, wie schon oben bemerkt'), der
brandenbnrgische Knrftirst sich der Gefahr aasgesetzt mitbineingezogen zo
werden in diejenigen Streitigkeiten nnd Händel, in welche das eifrige and
hartnäckige Bestreben seines neaen Bandesgenossen, dnrch Oeltendmachong
and Ansnntzang der alten Gerechtsame und Ansprüche seines Haoses die
dorch den Verlast der Oberpfalz erlittene Schmälerang za ersetzen, den-
selben anch weiter za verwickeln drohte. Dieses ist dann aach wirklich
geschehen. Za derselben Zeit, im Frühjahr 1665, als die Rahe in Nord-
deatschland darch den Aasbruch des lüneburgischen Erbfolgestreites ge-
fährdet wurde, kam es zwischen de m Kurfürsten ?on der Pfalz und dessen
Nachbaren zo Conflicten '), welche einen nicht minder gefahrdrohenden Cha-
racter annahmen. Die Veranlassnng dazu gaben die Streitigkeiten über das
sogenannte Wild fangsrecht. Seit alten Zeiten*) hatten die rheinischen
Pfalzgrafen über die Unehelichen and Fremden (^ Wilden^) nicht nur in
ihrem eigenen Gebiete sondern auch in 'den an dasselbe angrenzenden Terri-
torien als über ihre Leibeigenen gewisse Rechte ausgeübt, namentlich gewisse
Abgaben ?on denselben erhoben, dieses Wildfangsrecht war denselben durch
ein Privileg Kaiser Maximilians L^) vom 3. September 1518 und auch
») 8. S. 69.
^ Die Mehrzahl der durch diese Streitigkeiten veranlassteo sehr zahlreicheo
Flugschriften sind im Diarium Europaeum, in den Appendices zu Band XII
und XIII, ein Theil derselben auch bei Londorp, Band IX, wiederabgedruckt.
^ S. die ausführliche Darlegung in der von pfälzischer Seite 1666 ver-
ofTentlicbten Schrift: Justitia causae Palatinae sive defensio juris regalis
Palatini in hominea proprios etc. (Diar. £ur. XII App. S. 357 ff, deutsche
Uebersetsung xm App. S. 89ff.) und Häusser, Geschichte der Rheinischen
Pfalz U S. 618f.
*) Abgedruckt in Justitia causae Pai;atinae (Diar. Eur. XII App. S.376).
Digitized by
Google
590 10. Der Karpfalziscbe WildfangBBtreit.
durch Pri?iIegieD der folgenden Kaiser bis aof Matthias bestätigt und
trotz vielfachen Widerspruchs ?on seilen ihrer dadurch betroffenen Nachbaren
?on ihnen auch wirklich bis zum Beginn des dreissigjährigeu Krieges aus-
geübt worden, und auch Karl Ludwig hatte, seitdem er wieder in den
Besitz der Pfalz gekommen war, die Ausübung desselben sowohl in seinen
eigenen als auch in den benachbarten Gebieten wieder in Anspruch genommen
und zur Durchführung gebracht. Doch hatte sich dagegen wieder heftiger
Widerspruch von Seiten der Herren der benachbarten Territorien, welche sich
dadurch nicht nur in ihren Einkünften sondern auch in ihren landesherrlichen
Rechten beeinträchtigt sahen, erhoben. Schon auf dem Regensburger Reichs-
tage 70n 1653—1654 hatten die Bischöfe ?on Worms und Speier, die Rhein-
grafen und .ein Theil der Reichsritterschaft Klage deswegen geführt, dieselben
hatten ganz zu Ende des Reichstages einen Beschluss erwirkt'), in wel-
chem der Kaiser aufgefordert wurde, durch eine Kommission die Sache
untersuchen zu lassen und den Kurfürsten ?on der Pfalz anzuhalten, ror-
läufig ?on der Ausübung der bestrittenen Rechte abzustehen, und Kaiser
Ferdinand III. hatte darauf in der That eine solche Kommission einge-
setzt und ein Inhibitionsdekret an den Kurfürsten erlassen, allein dieser
hatte*) dagegen unter Berufung darauf, dass dadurch die Bestimmung des
Westfälischen Friedens, durch welche er in alle Oerechtsame seines Hauses
wiedereingesetzt sei, yerletzt werde, protestiert und so jene Kommission,
welche wirklich zu Speier zusammengetreten war, unwirksam gemacht, er
hatte auch einen neuen Versuch'), welchen die Gravierten im Jahre 1661
machten, ein Reichshofrathsdekret zu ihren Gunsten zu erwirken, rereitelt
und die ?on ihm in Anspruch genommenen Rechte weiter ausgeübt, ohne
dass zunächbt von selten der Ora?ierten weiterer Widerstand dagegen geleistet
wurde. Anders aber wurde die Sache, als im Jahre 1663 nach dem Tode des
bisherigen Bischofs ?on W o r m s der Kurfürst Johann Philipp tou Mainz
Nachfolger desselben wurde und damit in den Besitz auch jenes Hochstiftes
kam, dessen Gebiete sich überall mit den kurpfälzischen kreuzten und daher
am meisten durch die Ausübung jenes Wildfangsrechts betroffen wurden.
Dieser ehrgeizige und energische Fürst, welcher schon ron früher her mit
Karl Ludwig yerfeindet war, beschloss auf dieselbe gewaltsame Weise
wie gegen Erfurt auch gegen diesen Torzngehen. Er wusste zunächst*)
nicht nur die anderen unmittelbaren Grenznachbaren desselben sondern
*) V. Meiern, Begensporgische Reiobstagshaodlangen I S. 1130 f. vgl. Vin-
dioiae secandam libertatem Imperialem qaorandam Bleotomm etc.
contra Palatinam Maocipatam aliasqae violentias (Diar. Enr. XII App. 8. 179)
und dagegen Jastitia oaasae Pal. S. 474f.
*) 8. das Schreiben desselben an den Kaiser ?om 20./d0. September 1656 io
Jastitia oaasae Pal. S. 475f.
*) 8. Vindiciae 8. 180. Jastitia caasae Pal. 8. 477. Vgl. obM
8. 86 f.
«> S. Vindiciae 8.181. Jastitia caasae Pal. 3. 478ff.
Digitized by
Google
BüoleitQDgp. 591
auch eine Anzahl anderer Reichsstände , welche durch die Anstibnng jenes
Wildfangsrechtes kaum oder nur sehr unerheblich betroffen waren and daher
bisher an jenen Streitigkeiten keinen Theil genommen hatten, die Rarfürsten Ton
Cöln and Trier, den Bischof von Strassbarg, den Herzog von Loth-
ringen und die gesamte Reichsritterschaft in Schwaben, Franken
und am Rhein zu einem Bündnis zu vereinigen, am mit Gewalt dem pfäl-
zischen Knrfursten entgegenzutreten und ihm die weitere Ausübung jener
Rechte zu verwehreu» und er verwandte dann die zu Ende des Jahres 1664
von der Belagerung von Erfurt zurückkehrenden icurmainzischen und loth-
ringischen Truppen, um die mit seinen Verbündeten verabredeten Massre-
geln zur Ausführung zu bringen. Jene Truppen wurden im mainzer und
wormser Gebiet, zum Theil, was sogleich zu Streitigkeiten Veranlassung
gab, in Ortschaften, welche dem Bisthura Worms und dem Kurfürsten von
der Pfalz gemeinsam gehörten, einquattiert. Ende December erliessen
darauf die Verbündeten eine Beschwerdeschrift 0 &d den Kaiser, in welcher
sie den Pfalzgrafen beschuldigten, auf Grund des angemassten Wildfangs-
rechtes und unter ganz ungebührlicher Ausdehnung desselben sich unerträgliche
Eingriffe in ihre Rechte erlaubt zu haben, und erklärten, da derselbe sich
auf einen rechtlichen Austrag der Sache nicht eingelassen habe, dieses
nicht länger dulden sondern mit vereinter Macht dem entgegentreten zu
wollen. Zugleich liessen sie als Entgegnung gegen eine von pfälzischer
Seite verbreitete Flugschrift'), in welcher die Anklagen, Karpfalz habe sein
Wildfangsrecht noch weiter als über die unmittelbar benachbarten Gebiete
binauserstreckt und bei seinen neuerworbenen Leibeigenen überall sofort
die reformierte Religion eingeführt, als ungegründet zurückgc^wiesen worden
war, eine Druckschrift*) verbreiten, in welcher nicht nur eben jene Anklagen
wiederholt, sondern auch die Gültigkeit des Wildfangsrechtes selbst bestritten,
dem pfälzischen Kurfürsten allerhand andere üebergriffe vorgeworfen und
zum Schluss ebenfalls die Drohung, dass man ihm mit vereinter Macht ent-
gegentreten werde, ausgesprochen wurde« Anfang Mai 1665 liessen sie
dann durch einen Abgesandten dem Kurfürsten einen förmlichen Absagebriefe)
zustellen, in welchem sie erklärten, falls derselbe nicht mit seinen üeber-
griffen einhalten und ihnen Schadenersatz leisten würde, zur Gegenwehr
schreiten zu wollen, und unmittelbar darauf wurden die Feindseligkeiten
eröffnet, indem der Kurfürst von Mainz unter dem Vorwande, dass Karl
ij d. 28. December 1664 (Diar. Eur. XU App. S. 16ff).
') Wabrbaffter Beriebt über einige Chor-Pfaltz aogatlich bescbebene
Ufflagen, Dero Recht dess Wildfangs und Leibeigenschafft betrt'ffeod. (Diar.
Bar. Xn App. S. 1.)
*) Bestandiger Gegen-Bericht wider den io Ihr. Charffirstl. Darcbl. so
Pfalts Namen ohnlängtt io Track aussgegebeoeD also genannten Wahrhafften
Bericht etc. (Diar. Eur. Xn App. S. 3.)
*) d. 17. März 1665 (Diar. Ear. .xn App. 8. 65), die Empfangsbescheini-
gQDg Karl Ludwigs d. Heidelberg L/11. Mai 1665 (ibid. S.S.)
Digitized by
Google
592 . 9- t)er Eorpfälzische AyildraDgsatreit.
Ludwig die ihm nod dem Stift Worms gemeinsam gehörige Stadt Laden-
bnrg besetzen and einen Theil der Stadtmauer habe einreissen lassen,
seinerseits in diese mitten im pfälzischen Gebiet, zwischen Heidelberg and
Mannheim, gelegene Stadt Truppen einrücken, die wenigen pfalzischen Sol-
daten verjagen und dort neue Festungswerke anlegen Hess. Kurfürst Karl
Ludwig Hess sich dadurch keineswegs einschüchtern, er protestierte >) so-
wohl gegen die wider ihn erhobenen Beschuldigungen als auch gegen die-
sen Gewaltakt, traf Yertheidigungsmassregeln und rief die Hülfe seiner
Bundesgenossen und Verwandten, des Pfalzgrafen von Neuburg, der,
obwohl sonst mit den geistlichen Kurfürsten eng verbunden, doch 1663 mit
ihm ein Bündnis geschlossen hatte'), des Königs von Schweden, der ihm
verschwägerten braunschweigischen Herzoge und auch des Kurfiirsteo
von Brandenburg an, allem Ansehen nach schien sich hier ein förmlicher
Krieg von grösseren Dimensionen entspinnen zu wollen.
Kurfürst Friedrich Wilhelm hat, wie die nachstehenden Akten zeigen,
auch bei dieser Gelegenheit nach Kräften für die Erhaltung des Friedens
im Reiche gewirkt und sich bemüht^ durch seine Mahnungen und seine ver-
mittelnde Thätigkeit den leidenschaftlichen ungestüm der streitenden Par-
teien in ruhigere Bahnen zu lenken. Obwohl sein Verhältnis zu dem
pfälzischen Kurfürsten damals infolge seiner Einmischung in die Ehehändel
desselben, wie oben dargelegt worden ist'), ein sehr wenig freundschaft-
liches war, bat er sich doch schon zu Anfang des Jahres 1665, als jener
sich über die Einquartierung kurmainzischer Trnppen in ihm und dem
wormser Stift gemeinsamen Ortschaften beklagte^), desselben angenommen^)
und er ist dann, als jene offenen Feindseligkeiten drohten, noch ehe das
Hülfsgesuch desselben bei ihm anlangte, für ihn eingetreten. Ende März
war der kurmainzische Domherr und Geheimerath v. Reiffenberg bei
ihm erschienen und hatte ihm im Auftrage seines Herren sowie der Kar-
fürsten von Göln und Trier von dem zwischen diesen und jenen anderen
0 S. dessen Schreiben an K. Mainz d. Friedriohsbnrg 17./27. Mai 1665
(Diar. Ear. XII App. S. 133) and seine Erwiderang aaf das Gesamtschreibeo
der Verbündeten d. Heidelberg 25. Mai/4. Jaoi 1665 (ibid. S. 57).
^ S. den Brief der Herzogin Sophie von Hannover an Karl Ludwig
vom 16./26. Jali 1660 (B od e mann 8. 60).
*) S. 70ff. Die Herzogin Sophie schreibt an Karl Ladwig 10./20. Juni
1665 (B od e mann S. 69): Poor TEmpereor vous voi^s bien, qa' il n'est boo a
rieo et qae vous n' avez pas raison, de vous y Her, oy non plas i Brandebaarg,
car il ne tient pas ce qa' il vous a promis.
*) Kurf. Karl Ludwig an Kf. d. Heidelberg 10./20. December 1664.
^) Rf. ao die Kurfürsten von der Pfalz und von Mainz d. Cöln 30. De-
cember/9. Januar 1665; der letztere in seiner Antwort vom 25. Januar 1665 weist
die Beschwerden des Pfälzers als ganz unbegründet zurück und beklagt eich
seinerseits über die vielfachen üebergriffe, welche derselbe zam Theil unter dem
Vorwande der ganz widerrechtlich angemassten Wildfangsprätentionen gegen
sein Stift Worms ansübe.
Digitized by
Google
EioleitQog. 593
Reichsständen abgeschlossenen Bündnis und den Massregeln, welche dieselben
gegen den Kurfürsten von der Pfalz zu ergreifen beabsichtigten, Anzeige ge-
macht. Der Kurfürst zeigte sich aber über das Vorhaben derselben sehr un-
gehalten, er wird durch Reiffenberg mündlich dem Kurfürsten von Mainz
ernstliche Yorstellungen haben machen lassen, an die beiden anderen Kur-
fürsten erliess er das zu Anfang der nachfolgenden Publikation abgedruckte
Schreiben, in welchem er dieselben sehr nachdrücklich auf das Rechts-
widrige und Gefahrdrohende ihres Unternehmens aufmerksam machte und
sie ?or allen gewaltsamen Schritten warnte, zugleich richtete er an den
Kurfürsten ?on der Pfalz ein Schreiben, in welchem er diesen von den
Absichten seiner Gegner unterrichtete, auch ihn aber aufforderte, sich aller
Thätlichkeiten zu enthalten und lieber um. des Friedens willen sich in der
Ausübung seiner Rechte zu moderieren, und sich zur Vermittelung erbot,
zugleich forderte er auch den Kaiser auf, einzuschreiten und zu verhüten,
dass diese Streitigkeiten in Thätlichkeiten ausarteten. Als diese Mahnungen
sich als fruchtlos erwiesen und der Kurfürst ?on der Pfalz, nachdem
durch die Besetzung von Ladenburg von seinen Gegnern der Anfang
mit den Feindseligkeiten gemacht war, auf Grund der Allianz seine Hülfe
in Anspruch nahm, erklärte er sich allelrdings bereit, im Nothfalle dieselbe
zu leisten, mahnte aber zunächst nach beiden Seiten hin, die Sache gütlich
beizulegen, und beauftragte, als der Kaiser ihn aufforderte, an den Yer-
mittelungsverhandlungen, behufs deren er den Reichshofrath Grafen von
Königseck absandte, theilzunehmen , und als auch der Kurfürst von
Mainz, zugleich im Namen seiner Bundesgenossen, sich zur Annahme seiner
Vermittelung bereit erklärte, seinen Gesandten beim Reichstage, den Frei-
herrn V. Mahrenholtz, sich zu diesem Zwecke nach Heidelberg und Mainz
zu begeben. Die unten abgedruckten Relationen v. Mahrenholtzs lassen
den Verlauf der von Ende Juli 1665 bis Ende Januar 1666 fortgesetzten,
schliesslich fruchtlos endigenden Verhandlungen erkennen, sie zeigen, wie
gerade die Hartnäckigkeit des Kurfürsten von der Pfalz, welcher wirklich
Hülfstruppen von dem Pfalzgrafen von Neuburg und dem Herzoge von
Celle erhalten hatte und auf den Schutz Schwedens vertraute, und das
Misstrauen desselben gegen die Vermittler dieselben besonders schwierig
und die Rolle der letzteren zu einer sehr undankbaren gemacht hat. Den
officiellen von diesen geleiteten Verhandlungen gehen andere, bei denen
die Bevollmächtigten des Pfalzgrafen von Neu bürg und des Herzogs von
Lothringen die Vermittlerrolle spielen, zur Seite, durch diese letzteren
wird Ende October 1665 der Oppenheimer Recess zu Stande gebracht,
welcher den Feindseligkeiten ein Ende macht und als Grundlage für die
weiteren Verhandlungen dienen soll. Diese werden unter Theilnahme der
officiellen Vermittler im November zu Spei er eröffnet, werden aber schon
Ende Januar 1666 von dem Kurfürsten von der Pfalz abgebrochen und
dieser ruft nun den Schiedsspruch der auswärtigen Mächte, Schwedens
und Frankreichs an. Diese übernehmen wirklich die Vermittlerrolle,
aber erst nach vielfachen weiteren Streitigkeiten und sogar Thätlich-
llater. i. Qeseli. d. G. Knrfurat«o. XI. 38
Digitized by
Google
594 10. Der Korpfalsische Wildfaogsstreit-
keitoni) beginnen im November 1666 die Compromissverhandlangen za Heil-
bronn'), nnd diese fuhren endlich im Febmar 1667 za einem Vergleiche,
durch welchen die Streitfragen im wesentlichen za gunsten des Karfür-
sten Yon der Pfalz entschieden werden.
0 KarfäfBt Friedrich Wilhelm hat nur durch wiederholte Mahnungen
zum Frieden, die er nach beiden Seiten hin hat ergehen lassen, an diesen
weiteren Händeln Theil genommen.
*) S. Acta compromissi in causa juris Wildfangiatus, conductus et vecti-
galium, quae vertitur inter eminentissimum Electorem Moguntioum tanquam
episcopum Wormatiensem et Herbipolensem ejusque foederatos et serenissimum
electorem Falatinum (1667 fol.}, darin zum Scblnss Land um in causa Wild-
fangiatus etc. unterzeichnet von Honoratus Gourtin als französischem uod
David Mevius und Martin Boeckell als schwedischen Delegierten (auch
wieder abgedruckt in Diar. Europ. XIY. Appendix).
Digitized by
Google
Der Kurfürst an den Knrfttrsten von Trier '). D. Cöln
22. März/[1. April] 1665.
[Eröffnaogen Reiffenbergs. AbmahoaDg von den beabsichtigten Gewaltmassregeln
gegen K.Pfals.]
— Es hat uns der Chur-Mayntzische Geheimde Rath, Freiherr l. April.
V. Reiffenberg ') ein Gesamtcreditivschreiben von E. wie auch
ChurMayntzs und ChurCölns Ld. Ld. dieser Tage übergeben und
darauf vorgetragen, dass Ew. und hochgedachter beider HH. Chur-
fbrsten Ld. Ld. nebst dem Herrn Hertzog von Lothringen, einigen
Bischöfen, allen Grafen daselbst, samt dem ganzen unmittelbaren Reichs-
adel sich verbunden hätten, wegen der von ChurPfalzs Ld. gebrauch-
ten Wildfangs- und Leibeigenschaftsgerechtigkeit ihre Völker zusam-
menzufahren, mit selbigen in die Ghurpf^lzische Lande zu rücken
und nicht allein sich dieses von ChurPfalzes Ld. gebrauchten Rech-
tens zu entschlagen, sondern auch wegen des erlittenen Schadens zu
erholen. Nun erachten wir unnöthig E. Ld. vorzustellen, wie solches
Beginnen wider alle Reichsconstitutiones laufe, auch darauf nichts an-
dres als neue motus. Gegen Verfassungen und höchst verderbliche
Consequentien erfolgen, ja einem jeden im Reich Anlass gegeben
werde, des alten Faustrechts sich zu gebrauchen. — Von der
Sachen Beschaffenheit wollen wir nicht urtheilen, sondern seind
vielmehr des guten — Erbietens, ChurPfalzes Ld. zu aller Billig-
keit zu disponiren. Nur allein ist dieses gleichwohl offenbar und be-
') Ein gleicblaatendes iScbreibeo wird anter demselben Datum aach an
E.Cöln gerichtet.
^ S. über denselben oben S. 378. Das Greditiv der drei Kurfürsten für den-
selben ist datiert vom 8. Februar, das Recreditiv des Kf. vom 21 ./31. März 1665,
darin wird aber ausdrücklich bemerkt, dass jenes Creditiv dem Kf. erst vor
zwei Tagen zugegangen sei.
38*
Digitized by
Google
596 10. Der Karpfalzische Wildfangsstreit.
kannt, dass CharPfalz im exercitio dieses Hechtens von midenkliehen
Jahren her gewesen, dahero es dan ein ganz frembdes Ansehen ge-
winnen wollte, S. Ld. gewaltsamer Weise mit Vorbeigehung des or-
dentlichen Weges des Hechtens und der Justiz zu überfallen. Er-
suchen demnach E. Ld. — Sie wollen Belieben tragen, dero in dieser
Sache gefasste Resolution zurtlckzuhalten und nicht allein abzuwarten,
was fär Antwort wir auf unser an Chur-Pfalzes Ld. abgelassenes
Schreiben erhalten werden, sondern auch, dafern dieselbe wider Yer-
hoffen in der Güte zu E. Ld. contento sich nicht erklären würden,
Ihrer Eeyserl. Majestät als dem Haupte des Römischen Reichs solche
Sache zu Dero Decision zu untergeben'). —
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten.
D. Heidelberg 25. März/[4. April] 1665.
[aaf das SchreibeD vom 6./ 16. Febraar. Beschwerden gegen K.Mainz.]
4. April. Die E. Mainzischen Beschwerden sind ganz angegründet, vielmehr
hat ihm dieser die vielfältigsten Ursachen zu Beschwerden gegeben. Seit-
dem derselbe Bischof zu Worms*) geworden, hat er dieses Stiftes alte
verlegene Streitigkdten nicht allein hervorgesucht, sondern anch viel höher
getrieben, auch als Bischof von Würzbarg zieht er, was immer streitig
gewesen, in Zweifel. Er selbst gründet sein Recht nicht nnr auf die Pos-
session, sondern ist versichert, dass diese anf den Rechten gegründet ist,
übersendet vorläufig eine sammarische Information darüber. Er bittet, Kf.
möchte sich nicht durch die K. Mainzischen Vorgeben einnehmen lassen
sondern anf die Sache selbst sehen und den Thätlichkeiten desselben anch
seinerseits kräftig steuern und wehren helfen.
^} Unter demselben Datam ergeht auch ein Schreiben an E. Pfalz, in welchem
Ef. demselben mittheilt, er habe von der gegen ihn gebildeten Verbindung er-
fahren, ihn ermahnt, es nicht zu Thätlichkeiten kommen su lassen und .lieber
in exercitio eines und andern Rechts sich zn moderiren, als sich and seine
Unterthanen in einen solchen Hazard zu setzen', und sich zar Vermittelang er-
bietet, and ein anderes ao den Eaieer, in welchem er denselben auffordert, seine
kaiserliche Autorität sofort and mit solchem Nachdruck zu interponieren, dass
jene Streitigkeiten nicht in Thätlichkeiten abergingen, sondern gatlich beige-
legt wfirden.
') Johann Philipp war seit 1663 Bischof von Worms, schon seit 1642
Bischof von Würzbarg. S. ober die früheren Streitigkeiten desselben mit
E.Pfalz Häusser, Geschichte der rheinischen Pfalz II S. 617.
Digitized by
Google
Sendung v. Reiffeobergs za Kf., deseen Erbieten sar Vermittelang. 597
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln
29. März/[8. April] 1665.
[Erbietnngen Beiffenbergs. Mahnung zam Frieden.]
Er hat dem yod E. Mainz an ihn abgesandten Freiherrn v. Reiffenberg 8. April,
beweglich zugeredet, mnss demselben auch das Zeugnis geben, dass er eine
sonderbare Moderation und Behutsamkeit bei diesem negotio, wie auch nicht
geringe Devotion gegen K. Pfalz bezeugt habe, empfiehlt diesem daher, sich
desselben zur Beförderung des gütliehen Vergleichs zu bedienen, und wie-
derholt seine früheren Mahnungen zum Frieden >).
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln^ an den Kurfürsten.
D. Schloss Brüel 16. AprU 1665.
[auf das Schreiben ?om 22. Märs/1. April. Bechtfertignng des Verfahrens gegen
E.Pfalz, Anklagen gegen denselben.]
Er und die anderen gravierten Stände wollen nicht K. Pfalz in seinem 16. April.
Lande mit ihren Völkern überfallen, sondern nur ihre eigenen Territorien
gegen die je länger je mehr zunehmenden Thätlichkeiten desselben schützen.
Die Ausübung des Wildfangsrechtes ist von ihnen stets bestritten, von
K. Pfalz aber gewaltsam durchgesetzt und eztendiert worden, so dass der-
selbe kraft desselben fast alle obrigkeitlichen Rechte sich angeeignet hat.
Den Rechtsweg haben die Interessenten längst ergriffen, sie haben auf dem
Reichstage 1653 Klage geführt, der Kaiser hat damals eine Commission
nach Speier bestellt, K. Pfalz aber hat sich derselben nicht gefugt und in
dieser Sache weder Recht noch Richter jemals leiden woUen. Die Gra-
vierten wissen daher nicht, welche Mittel ihnen bleiben, um ihre Oerecht-
same zu schützen.
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 20. April 1665.
[auf das Schreiben vom 22. März/1. April. Mittheilang der von ihm in der
Wildfangsstreitsache getroffenen Massregeln.]
Er hat seinem an des Kf. Hof anwesenden Reichshofrath Frei herrn 20. April.
Johann von Ooess aufgetragen, demselben mitzutheilen, was in dieser
1) Kurfürst Karl Ludwig erwidert darauf (d. Heidelberg 11./21. April 1665).
Kf. mochte ihm nähere Mittheilungen über die von Reiffenberg vorgebrachten
Beschwerden machen, er wünsche, derselbe möchte „anstatt der oftmals ihm
mündlich und sohriffclieh gemachten Sincerationen auch dermaleins derselben
wirklichen Effect verspüren lassen*.
>) Ein Schreiben ganz ähnlichen Inhalts erhält Kf. anoh von dem Kurffirsten
Karl Kaspar von Trier (d. Carlioh 5. Mai 1665).
Digitized by
Google
598 10. Der Kurpfalzische Wildfangsstreit.
Streitigkeit die gravierten Stände durch ein ansführliches Klageschreiben
and durch den an ihn abgesandten Freiherrn Johann Werner v. Blitters-
dorff der Remediernng halber haben sollicitieren lassen and was er des
Kf. wohlmeinender Erinnerung nach daranf sogleich resoWiert hat*).
Kurfürst Johann Philipp von Mainz an den Kurflirsten.
D. Martinsburg in unserer Stadt Mainz 25. Mai 1665.
[Anzeige der Besetzung von Ladeoburg.]
25. Mai. Infolge der ?on E.Pfalz in Ladenburg^) verübten Oewaltthaten
und da er die Nachricht erhalten, dass K.Pfalz diese Stadt mit 400 Mann
hat besetzen wollen, hat er selbst dieselbe vorher mit seinen Truppen be-
setzt, bis ihm der .zugefügte Schaden ersetzt und er ?or dergleichen Gewalt-
thaten hinfort hinlänglich gesichert sei.
Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten.
D. Friedrichsburg 18./ [28.] Mai 1665.
[Die Besetzung von Ladeuburg. Aornfnog der Hülfe des Kf. auf Grund
der Allianz.]
28. Mai. Er giebt Nachricht über die Besetzung von Laden bürg durch E.Mainz
und über die dort vollführten Oewaltthaten. Er bittet den Ef., sich nochmals
beim Eaiser für ihn zu verwenden, E.Mainz zu dehortieren, allenfalls
aber uns mit wirklicher Httlff und Assistenz unserer nahen Anverwand-
nus und Allianz nach förderlichst beispringen und die verglichene An-
*) Beiliegend Abschrift der Beschwerdescbrift der Alliierten an den Kaiser
(d. 25. December 1664), des Schreibens Kaiser Leopolds an den Markgrafen
Wilhelm von Baden (d. Wien 20. April 1665), in welchem derselbe beauftragt
wird, als Ueberbringer eines kaiserlichen Schreibens sich zu K.Pfals zu begeben
und denselben zu ermahnen, die Eingriffe und Excesse, über welche eich die
gegen ihn verbündeten Fürsten und Staude beklagten, abzustellen, damit jene
nicht zu gewaltsamen Massregelo geuothigt würden, wogegen der Kaiser dahin
wirken werde, dass die Sache entweder gütlich oder auf dem Rechtswege bei-
gelegt werde (beide gedruckt Diar. Europ. XII Appendix S. 16.52; Londorp
IX S. 337. 346) und der Schreiben des Kaisers an K.Pfalz und K.Mains vom
20. und 23. April, worin denselben von der Sendung des Markgrafen Mittheilong
gemacht wird.
^ S. «Copia Chur-Mayntz an Chur-Pfaltz abgelassenen Schreibens die ge-
waltsame Occupir- und Besetzung der gemeinschaflftlichen Statt Landenborg
betreffend. Mit Ghur-Pfaltzischer Seiten in margine gesetzten Notatis etc' und
.Qründliche und beständige Abfertigung der Chur-P faltzischen etc. Notaten 1665^
(Diar. Kurop. XIII App. S. 112. 118).
Digitized by
Google
Besetznog von Ladenbarg. Erbieten d«8 Kf. zur Vermittelung. 599
zahl Völker durch einen Weg, iass selbige das Chur-Mainz. und dero
Consorten territoria nicht berühren, uns ehestens zu schicken auch
— zu avisieren belieben, wann sie in Aufbruch begriffen und welchen
Weg sie auf unsere Lande nehmen werden'). —
Der Kurftiröt an den Kurfürsten von Mainz. D. Lehnin
23. Mai/ [2. Juni] 1665.
[auf das Schreiben vom 25. Mai. Neoes Erbieten zar Yermittelaog. Anfrage,
wo die Yerhandlangen stattfinden sollen.]
Er erbietet sich aufs neue zar Vennittelong. Da K. Mainz erklärt 2. Juni,
hat, sich des Kaisers Interposition nicht zuwider sein lassen zu wollen, so
will aach er jemand von den Seinigen 2U solcher Mediation abschicken, er
bittet um Nachricht, ob die YerhandlungeQ zu Regensburg, wo alle In-
teressenten ohnedem jetzt ihre Gesandten haben, yorgenommen werden
sollen, and mahnt, es inzwischen nicht zn völliger Rnptnr kommen zn lassen*).
Der Kurfürst an den Kurftlrsten von der Pfalz. D. Cöln
a. d. Spree 29. Mai/ [8. Juni] 1665.
[aaf das Schreiben vom 22. Mai/1. Jnni. Anerbieten seiner Vermittelang.]
Er theilt ihm die Oegenbeschwerden von E.Mainz und dass er sich 8. Jani.
demselben gegenüber zur Vermittelung erboten habe, mit, ersacht ihn, wenn
K.Mainz keine weiteren Feindseligkeiten, als was wegen Ladenbarg
vorgegangen, tentiere, seinerseits nicht Anlass zn ferneren Weiterangen zo
geben, and sich aach wegen Zeit and Ort der Interposition za erklären.
') In einem Schreiben vom 22. Mai/[1. Jani] berichtet derselbe aafs neae
über die von K. Mainzischer Seite gegen ihn verübten Oewaltthaten, seine Be-
schwerden deswegen beim Kaiser seien ohne Erfolg geblieben, Ef. möchte
nochmals sich bei demselben far ihn verwenden, zugleich auch beim Eönige von
Frankreich es dahin bringen, dass derselbe seine Gegner von ThätUchkeiten
abmahne.
^ Unter demselben Datum ersucht Kf. den Eaiser, da es schon 2U Extremi-
täten gekommen sei, durch Einlegung seiner kaiserlichen Autorität das Feuer
in der Asche zu dämpfen, die Sache «lasse keine Weitläufigkeit zu, sondern
erfordere ein geschwindes reroedium*.
Digitized by
Google
600 10. Der Karpfalzische Wildfangsstreit.
Der Kurflirst an den Kurfürsten ^on Mainz. D. Cöln a. d.
Spree 1./ [11.] Juni 1665.
[AbmahDiiog von Thätliohkeiteo, Hinweie auf seine Alliane mit K.Pfals.]
11. Jaoi. Er mahnt ihn nochmals von weiteren Thätlichseiten ab, anch K.Pfalz,
hoffe er, werde von solchen abstehen.
Wir verlangen dieses umb so vielmehr, weil wir nicht unbillig be-
sorgen, dass im Fall E. Ld. über alles Verhoffen bei dieser gewaltsamen
Ueberziehung eontinuiren sollten, wir wegen der mit ChurPfaltz Ld.
aufgerichteten Particular-Alliantz mit in diese Sache impliciret werden
dürften, welches wir gerne verhütet sehen möchten. —
Der Kurflirst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln
a. d. Spree l./[ll.] Juni 1665.
[auf das Schreiben vom 18./ 28. Mai. Hoffonng auf gütliche Beilegong des
Streites. Zusage seiner Unterstätznng.]
11. Jaoi. _ Lebe — der gänzlichen Hoffnung, es werde nicht allein Ch ur-
Main tz Ld. dero Erbieten zufolge sich nunmehr zu allem gtltlichen
Accommodement bequemen, besondem auch — Keyserl. May. Dero
ofßcia und hohe Keyserliche Autorität mit solchem Nachtruck dahin
interponiren, damit allem besorgendem weiteren Unwesen gesteuret
— werden möge. Gestalt wir dann zu solchem Ende abermal an
Chur-Maintz Ld. geschrieben — daneben auch unseren zu Begens-
purg anwesenden Räthen und Gesandten anbefohlen, sich dahin sorg-
fältig zu bemtthen, dass Chur-Maintz Ld. von denen sämbtlichen
versamleten Reichs -Ständen von diesem Fürhaben dehortiret werde.
Sollte nun dieses alles nicht verfangen, so haben Ew. Ld. sich zu ver-
sichern, dass gleichwie wir noch zur Zeit aus demjenigen, so uns dieser-
wegen ftlrgekommen, nicht anders urtheilen können, denn dass der-
selben durch dieses Verfahren zu viel geschiehet, und die ordentliche
Wege, so in dergleichen Fällen im Reich herkommens, von Chur-Maintz
Ld. ftlrbeigegangen und an die Seite gesetzet worden, also wir nicht
unterlassen wollen, sobaldtj Ew. Ld. Erklärung wegen der Me-
diation uns zukommen wird, alle nachdrückliche officia hiebei zu leisten
und sowohl der nahen Anverwandtnuss halber als auch in kraft der
Allianz hiebei dergestaldt zu erweisen, dass Ew. Ld. unsere freund-
vetterliche Affection daraus zu verspüren haben soll. —
Digitized by
Google
Die kaiserliche VermittelaDg. Sendang v. Mahrenholtzs. 601
Kaiser Leopold an den Kurfürsten. D. Wien 23. Juni 1665.
[UeberDahme der VermitteluDg. Aufforderung an den Kf., au derselben auch
Theil zu nehmen.]
Er bat dem Markgrafen von Baden anderweitige Commission aufge- 23. Juni,
tragen, sich zwischen beiden streitenden Tbeilen zn interponieren , aneb
seinem Reicbsbofratb and Kämmerer Leopold Wilhelm Grafen zn Kö-
Digsegg und Rottenfels Befehl ertbeilt, sich sofort zo K.Pfalz und
dann zn E.Mainz zn begeben und beide Theile zn ermahnen, dass sie
sich aller Thätliehkeiten enthalten und berührter Commission statt thnn
sollten. Inzwischen hat er des Kf. Schreiben vom 29. Mai/[8. Juni] erhalten,
er theilt ihm die Instruktion für den Markgrafen von Baden und Oraf
Königsegg mit und stellt ihm anheim, ob er nicht anch jemand der Sei-
nigen dorthin abordnen wolle, welcher dieses Werk mit beförderte 0*
Der Kurfürst an den Kaiser. D. Cöln 22. Juni/
[2. Juli] 1665.
[auf das Schreiben vom 23. Juni. Anzeige der Sendung ▼. Mahrenholtzs an
K.Pfalz und K.Mainz.]
— Weil £. Keyserl. M. zu Beförderung dieses hochwichtigen 2. Juli.
Wercks diensamb zu sein ermessen, dass auch ich jemand der Meinigen
zu der disfalls veranlassten Zusammenkunft abfertigen wollte, so habe
ich darauf sofort meinem zu Begenspurg sich annooh befindenden
Gesandten Churt Asche von Marenholtz gemessene Instruction er-
theilet, sieh — gleichfalls zu — Chur-Pfaltz Ld. und dann ferner
zu Chur-Maintz Ld. zu verf&gen und daselbst E. Keys. Maj. höchst-
löbliche Intention schuldigstermassen zu secundiren. —
Der Kurfürst an v. Mahrenholtz. D. Cöln a. d. Spree
22. Juni/[2. Juli] 1665.
(Auftrag, eich zu K.Pfalz und K.Mainz zu begeben und in Gemeinsobaffc mit
den kaiserlichen CommisBaren die Vermittelung zu yereuchen.]
~ befehlen wir Euch hiemit, Eure Sachen also anzustellen, damit 2. Juli.
Ihr Euch, sobald Ihr erfahren werdet, dass die Keyserl. Commissarii
0 Auch K.Mainz, indem er (d. St. Martinsburg in Mainz 3. Juli 1665) mit-
theilt, dass der Kaiser dem Markgrafen von Baden und dem Grafen Konigseck
die Vermittelung aufgetragen habe, stellt dem Kf. anheim, ob nicht auch er
jemand zu diesen Verhandlungen absenden wolle, und erklart, auch seine Mit-
Interessenten wären damit einverstanden.
Digitized by
Google
602 10. Der Kurpfalzische WildfaDgBBtreit.
dahin gehen, gleichfalls zu ChurPfaltz und ChurMaintz Ld. ver-
fttget, zu dem Ende Ihr dann zu Eurer Legitimation beikommende
Creditive sowohl an ChurMaintz als ChurPfaltz' Ld. hiebei zu
empfangen. Und weil wir Euch in dieser Sache tlber einem und an-
deren, 80 etwan bei dieser Zusammenkunft vorkommen möchte, nicht
eigentlich instruiren können, so ist dieses allein unser gn. Wille, dass
Ihr alle gute und zu Erreichung der Keyserl. und unserer bei diesem
Werk ftlhrenden Intention dienliche officia nach Mtlglichkeit beitragen
sollet, dass von beiden streitigen Theilen von aller Gewaltthätigkeit
abgestanden und entweder diese Differentien, so viel immer mttglich,
in der Gtlte componiret, oder die Sache zu rechtlicher Ausführung
verwiesen werden möge. Nachdem auch solches Allerhöchst Ihrer
Key. M. gtr. Intention gemäss, als habt Ihr hierunter dero Abgesandten
bestermassen zu secundiren und zu Beförderung dieses hochnöthigen
Werks alle mQglichste Assistenz zu leisten und uns von allem, was
in einem und andern vorgehen, auch ob und wann ein Ort zu einer
Zusammenkunft determinirt werden möchte, — Bericht abzustatten. -—
Kurfllrst Karl Ludwig von der Pfalz an den Kurfürsten.
D. Friedrichsburg 24 Juni/[4. Juli] 1665.
[auf die Schreiben des Kf. vom 29. Mai/ 8. Juni und l./ll. Juni. Erneates Ver-
langea der Leistang der allianzmässigeD Hälfe.]
4. Juli. Die Begründung der Besetzung von Ladenburg K. Mainzischerseits
ist ganz nichtig, derselbe mit seinen AdhärenteD hat noch weiter nm sich ge-
griffen, dem kann* er nicht länger zusehen. Bei so gestalten Sachen, bevor
alles in den früheren Znstand gesetzt worden ist, zu tractieren ist weder
reputierlich noch sicher, zumal da seine durch seinen Geheimen Rath Dr.
Peil und seinen Residenten am kaiserl. Hof Persius über fünf Wochen
betriebenen SoUicitationen so wenig Erfolg gehabt und der Reichsvicekanzler
sich höchst parteilich gegen ihn bezeigt hat. Er ersucht daher Kf. noch-
mals, ihm die in der Allianz verglichene Volkshülfe sobald wie möglich,
laut den expressen terminis der Allianz zuzuschicken und ihm mit der
nächsten Post zu berichten, wie bald und auf welchem Wege er diese
Hülfe zu erwarten habe, damit er der Gewalt Gewalt entgegensetzen oder
doch wenigstens snb clypeo mit seinen Gegnern tractieren könne.
Digitized by
Google
Senduag v. Mahreoboltzs zor VermitteluDg. 603
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. Cöln
4/ [14.] Juli 1665.
[auf das Schreiben vom 24. jQDi/4. Juli. MaboaDg eu gütlichen VerbaDdluDgeo.)
Gewiss ist Mab reo holt z schon angelangt und ist man in voller Hand- H.Juli.
Inng begriffen.
So lassen wir E. Ld. — selbst — urtheilen, wan wir deroselben
itzo Völker zu Hülfe schicken sollten, ob wir uns nicht parteiisch er-
zeigen und zu dieser Mediation und Handelung, von deren glücklichen
Ausgang wir uns gute Hoffnung machen, ganz untüchtig machen
würden. Wir ersuchen demnach- E. Ld. — sie wollen dem Werk so
lange Anstand gönnen und sich gedulden, bis man sähe, wohin Chur-
Mainzes Ld. sich erklären, auch im übrigen bei diesem Werke sich
80 erzeigen, dass der allgemeine Friede — beibehalten — auch da-
durch [nicht] die vorseyende gütliche Hinlegung gehindert oder gar
aufgehoben werde. —
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg
17. /[27.] Juli 1665.
[K.Pfalz wünscht eine Allians mit dem Ober- und NiedersächsiBchen Kreise.]
Er ist gestern hier angekommen und ist noch am Abend zur Audienz 27. Joli.
bei dem Kurfürsten vorgelassen worden. Derselbe sprach seinen Dank
dafür, dass Kf. sich dieses Werk so angelegen sein lasse , und zugleich
die Hoffnung ans, dass derselbe, wenn es zur Ruptur kommen sollte, ihm
gemäss der Allianz Hülfe schicken würde, gab im übrigen zu bedenken,
weil er in dem Kurrheinischen Kreise ganz bloss und allein stünde und
die übrigen drei geistlichen Kurfürsten keine ordentliche Kreisverfassnng
haben wollten, sondern sich durch besondere Bündnisse allein assistierten,
ob nicht ein Mittel zu finden sein möchte, wodurch diesem Unheil abgeholfen
werden könnte, namentlich ob nicht eine Allianz zwischen dem Ober- und
Niedersächsischen Kreise und ihm zu treffen sei, damit K.Mainz und die-
jenigen , welche von demselben dependierten, sich nicht also zu Meistern
des Oberrheiostroms machten
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Mainz
20./ [30.] Juli 1665.
[Erklärung des Karfürsten von Mainz.]
£r ist vorgestern hier angekommen und hat Audienz beim Kurfürsten 30. Juli,
erhalten. Dieser contestierte, wie angenehm ihm des Kf. interposition wäre,
Digitized by
Google
604 10. Der Kurpfalzisohe WildfangBetreit
Kf. würde aas der von ihm und seinen Bandsgenosseo ansgeBtellten
Erklärung 1), die er ihm selbst vorlas, jodieieren, dass man ihrerseits sa
aller Billigkeit nnd Erhaltung des Friedens geneigt wäre. Wenn es za den
Traktaten käme, würde man zu gänzlicher Abhelfung dieser Streitigkeiten
E.Pfalz entweder ein Stück Geldes oder Land und Leute zur Satisfak-
tion nnd Aufhebung seines privilegii geben und abtreten.
Der kaiserliche Kommissar äusserte, er hätte nicht vermeint, K.Mainz
und die anderen Interessierten würden sich so weit herausgelassen haben,
man müsste nun K. Pfalz beweglich zureden, dass er diese Offerten nicht
ausschlüge. Er hätte überdies noch soviel sondiert, dass E. Pfalz Laden-
bürg wohl ganz bekommen könnte, wenn er K.Mainz wegen der Gemein-
schaft einige Satisfaktion gebe. Auch K.Cöln nnd K.Trier, sowie der
Bischof von Speier nnd der Herzog von Lothringen haben ihre Ge-
sandten hier, es soll auch ein engelländischer Gesandter hier gewesen
nnd vor einigen Tagen nach Frankfurt verreist sein, er hat von dessen
Anbringen und Verrichtung aber noch nichts erfahren können. Morgen wird
er mit dem Kaiserlichen Abgesandten zn K.Pfalz nach Friedrichs-
burg fahren.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsborg
31. Juli/ [10. August] 1665.
[Verzögerung der VerhaDdloDgeo.]
10. Aug. K.Pf alz hat auf die K.Mainzische Erklärung bisher nur erwidert^ dass
er zunächst die Antwort des Kaisers abwarten wolle. Da diese nicht so
bald eintreffen kann, so ist Graf Königseck inzwischen in besonderer
Commission zu K.Trier und K.Cöln gereist*).
1) 8. «Abdruck der schriftlichen Handlaugen, so aaff die von der Rom.
Keyserl. Majest. AUergnädigst beliebte loterposition und Abordnung dero Ab-
gesandten, dess Hochwohlgebohmen Grafen, Herrn Leopold Wilhelmen, Grafen
zu Köuigsegg und Rotten fels etc. von Chor-Mayntz und dero Consorten an Char-
Pfaltz verübten Attentaten halber gewechselt worden.* (Diar. Enrop. XII
App. S. 277 ff.); daselbst 8. 292 f. die Erkläroog von K. Mainz nnd Oonsorteo
vom 27. Juli 1665.
*) Mahrenholtz meldet am 7./ 17. August von Friedrichsburg aas, K. Pfalz
habe sich noch nicht erklart, Konigseck sei noch nicht zarück, heute würden
hier 100 von Pfalz-Neuburg zu Hülfe geschickte Reiter ankommen. Die
alliierten Truppen (1000 z. Pferd und 1500 z. Fass) zögen sich zusammen und
es würden noch mehr nach Ladenburg gelegt
Digitized by
Google
VerzogeroDg der VerhandlaogeD. 605
Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsburg
14./ 24- August 1665.
[Wenig gfinstige AasBichteo zum Vergleich.]
Seit seinem letzten Bericht vom 7./17. hat es sich hier je mehr and 24. Aug.
mehr zur Rnptnr angelassen. Vorgestern ritt der KarfUrst wieder mit dem
Grafen von Eönigseck hinaas, die Völker zn besehen^), nnd fielen unter-
wegs, wie auch nach gehaltener Tafel ziemliche harte Discorse von der
Partialität am Kaiserlicben Hofe in dieser Sache, von K.Mainz und dem
R.Vicekanzler, welches der Graf sich sehr zn Oemüthe zog. Er übergab
noch denselben Tag die kaiserliche Resolution 'j , der Korförst erklärte,
dass er sich darin ersehen wollte. Man erwartet stündlich 3 Compacrnieen
Reiter von den Lünebnrgischen '), welche schon za Frankfurt über den Main
gegangen sein sollen.
Ich sehe sonst fast wenig apparence zu Tractaten, und wenn man
Sr. Churf. D. zuredet und eines und anders remonstriret,' antworten
Sie nur, dass Sie erstlich wollen restituiret sein und Laden bürg
wieder haben; wenn die Lüneburgischen Volker ankommen, fürchte
ich, dass es ohngeachtet alles, was der Keyserl. H. Commissarius und
ich vorstellen möchten, wird angegriffen werden. —
Der Kurfürst an v. Mabrenholtz. D. Cöln a. d. Spree
15./ [25.] August 1665.
[MabouDg an R.Pfalz, die VerhaDdlungeo nicht zu verzögern.]
Der Kaiser bat ihn aufgefordert, E.Pfalz zusprechen zn lassen, die2ö. Aog.
Sache nicht länger aufzuhalten, sondern Bevollmächtigte zu Verhandlungen
zu schicken. Auch Kf. glaubt, E.Pfalz habe keine Ursache, die Verhand-
lungen zn verzögern, befiehlt ihm daher, demselben dazu zuzureden, und
fügt ein in diesem Sinne gehaltenes Schreiben an denselben bei^).
*) S. den Brief des Kurfarsten Karl Ludwig an seine Gemahlin, die
fUngräfln Luise vom 12./22. Augast 1665 (Schreiben des Kurfürsten Karl Ludwig
Ton der Pfalz und der Seinen heraasg. von Holland, Bibliothek des literarischeo
Vereins in Stuttgart. Bd. GLXVII 8. 156).
') d. Wien 9. August 1665 (Diar. Eur. XII App. S. 295).
*) S. aber diese durch den Schwager des Eurfärsten, den Herzog Ernst
August, Bischof von Osnabrück, vermittelte Sendang luoeburgischer Hulfs-
truppen nach der Pfalz die Briefe der Herzogin Sophie vom 11./21., 13./23.
Qod 20./d0. August 1665 (Bodemann S. 91ff.) und Kocher I S. 439.
*) In einem weiteren Besoript vom 2 1./31. August weist Kf. Mahrenholtz
auf dessen Relation vom 14./24. August hin an, falls es zur Ruptur kommen und
Digitized by
Google
60g 10. Der Kurpfölziscbe WildfaDgsstreit.
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Mainz 18. Anguat/
7. September 1665.
[K.PfaUs Forderaog wegen Seqaestrieraog Ladenbiirgs ist von K.MaioE
aDgeDommen worden.]
7. Sept. Weil E.Pfalz darauf bestanden hat, dass die Garnison aus Laden-
burg abgeführt, nur ein kaiserlicher Commissarius ohne Völker bis zo
Anstrag der Sache hineingelegt ^ und darauf zu den Traktaten geschritten
werden solle, so haben er und Graf Königs eck sich hieher begeben und
K. Mainz dahin gebracht, einen Revers, in welchem dieses zugestanden
wird, auszustellen; wenn E.Pfalz, zu dem sie nun zurückkehren wollen,
dagegen nichts zu erinnern hat, so soll derselbe von beiden Theilen voll-
zogen^, die Garnison abgeführt und die Traktaten begonnen werden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Friedrichsbarg
11./ 21. September 1665.
[Ladenborg ist sequestriert worden, die Verhandlangen sollen zu Speier be-
ginnen, er wünscht nach Begensbarg surückzakehren.]
21. Sept. Nach vielen von E. Pfälzischer Seite gemachten Difficnltäten ist end-
lich die Sequestration und Evacuation von Ladenburg am vergangenen
Freitag vollzogen worden, künftigen Freitag werden die Traktaten zu
Speier ihren Anfang nehmen, er wird sich auch dort einfinden. Graf
Eönigseck hat sich vorgestern vom Eurfürsten verabschiedet und ist
zum Eaiser nach Innsbruck gereist. Der Markgraf von Baden wird
auch, wenn etliche Conferenzen gehalten, jemand von seinen Räthen an
seiner Stelle verordnen. Auch M. bittet, ihm zu gestatten, nach Re-
gensburg zurückzukehren, er glaubt, dass die Traktaten sehr langsam
hergehen und wohl gamichts daraus werden wird, er findet E.Pfalz so
veränderlich, dass er sich bei der Sache nichts auszurichten getraut*).
der kaiserliche Gesandte abreisen sollte, ebenfalls nach Regensburg znrucksa-
kehren. M. erwidert (3./13. September) , er habe dem Befehle des Kf. gemäss
sich getreulich bemüht, es nicht zur Raptor kommen zu lassen, habe sich aber
dadurch nicht angenehm gemacht.
0 S. den Brief des Kurfürsten Karl Ludwig an die Raugräfio Luise
vom 30. August/ 10. September 1665 (Holland S. 162).
^ S. diesen von K.Mainz am 11. September, von K.Pfalz am 30. August/
S.September 1665 ausgestellten Revers Diar. Europ. XII App. S. 135.
*) Kf. ertheilt darauf wirklich (d. Göln 19./29. September 1665) M. die Er-
laubnis, nach Regens bürg zurückzukehren, und beauftragt denselben, ihm eine
andere geeignete Persönlichkeit für die Fortsetzung der Interpdsitiou vorzn-
schlagen, auf die Bitte des Markgrafen von Baden aber weist er ihn ao (d.
Cassel 23. October/2. November 1665), noch etwa drei Wochen zu Beförderung
der Interposition in Spei er zu bleiben.
Digitized by
Google
VerhandlaDgen za Speier. 607
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 10./ 20. October 1665.
[Vorschlag der Vermittler. Feiodseligkeiten von K.Pfälzischer Seite.]
E. Pfalz hat auf das durch die Vermittler vorgeschlagene Angebot 0 20. Oct.
von 300,000 Gulden pro abolitione jnriom et privilegii sich noch nicht er-
klärt. Seine Abgesandten bleiben bei allen Conferenzen dabei, dass sie
vorher, ehe sie sich weiter einliesssen, die gravamina der einzelnen Gravier-
ten wissen wollten, jene aber antworten, dass sie solche gravamina schon längst
mitgetheilt und in öffentlichem Druck haben ausgehen lassen und dass sie ra-
tione qualitatis, wenn auch nicht quantitatis, alle gleich graviert seien. Vor-
gestern kamZeitung, K.Pfalz sei^ mit 6000 Mann vor des Prinzen de Vande-
mont') Quartier zu Wurstadt gerückt, habe die Vorwacht chargiert und,
weil die lothringischen und der Alliierten Völker von einander entfernt ge-
legen, es so weit gebracht, dass sie sich bis auf eine halbe Stunde vor
Mainz haben retirieren müssen, auch einen E. Mainzischen Hauptmann
mit 50 Mann gefangen genommen. Die Gesandten der Gravierten haben
sich sehr darüber beschwert, anch der Markgraf von Baden zieht es sich
sehr zu Gemüth, dass bei währenden Traktaten solche Feindseligkeiten vor-
genommen sind.
0 Nachdem in den am 30. September zu Spei er begODDenen Verhandlun-
gen ZQDächst nur oebensächliche Fragen , die Hauptsache aber garnicht berührt
worden war, da weder K.Pfalz eine Entäcbädigung für den Verzicht auf seine
Rechte fordern, noch dessen Gegner eine solche anbieten wollten, hatten end-
lich, wie Mahrenholtzam d./13. October meldet, der Markgraf von Baden und
er, als Vermittler, den Vorschlag gemacht, dass die Gravierten K. Pfalz
300,000 Gulden anbieten sollten. Schon in diesem Schreibee hatte M. gemeldet,
dass es bei Ingelheim zu einem Rencontre zwischen lothringischen Reitern
und pfälzischem Landvolk gekommen sei. Vgl. darüber „Eztract Schreibens
aus Nieder-Saolheimb den 6. Octobris a. 1665'' und .Wahrhafftiger Bericht wie
es in Nieder-Saulheimb ist hergegaogeo." (Diar. Europ. XII App. S. 319 ff.)
^ Vgl. über diese Vorgänge des 4. / 14. October den Brief des Kurfürsten
Karl Ladwig an die Raugräfin Luise von demselben Tage (Holland S. 169)
und die Flugschrift: „Wahrhafter Bericht, welcher gestalt Gh.Pfaltz von denen
zu Speyer bey der Kaiserl. Commission und Charbrandenburg. Mediation ver-
anlassten gütlichen Tractaten abgesprungen und die gravirte ChFürsten, Stand und
immediat Reichs -Ritterschaft mit voller Heeresmacht in ihren Territoriis aber-
zogen,* und die Gegenschrift: « Wahrhafter Gegenbericht, welcher gestalt nicht
Chur-Pfaltz, sondern Chur-Mayntz und Gonsorten etc.* (Diar. Europ. XII
App. S. 314 f. 316 ff.)
') Befehlshaber der lothringischen Truppen.
Digitized by
Google
608 10. Der Karpfälsische WildfaogBStreit.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 17./27. Oetober 1665.
[UnterbrechaDg der Traktaten. VerhaDdlnDgen Gieses und Risancoorti.]
27. Oct. Da K.Pfalz sich wegen des vorgeschlagenen Aequivaleots noch nicht
erklärt nnd seine Gesandtschaft zn sich nach Oppenheim bernfen hat, so
können die Traktaten nicht fortgesetzt werden, inzwischen aber kommen
t&glich Zeitnngen, dass es zur Ruptnr gekommen ist nnd allerhand Feind-
seligkeiten vorgehen. Der Markgraf von Baden nnd er haben den Gesandten
beider Theile deswegen ernstliche Yorstellnngen gemacht. Der Markgraf
ist gestern von hier abgereist, hat aber versprochen, in wenigen Tagen
zurückzukehren. Derselbe hat ihm im Vetranen mittheileu lassen, er habe
Nachricht, dass beide Theile ihre Streitigkeiten den Kronen Frankreich
nnd Schweden und dem Hause Braunschweig untergeben und dieselben
zu Schiedsrichtern erwählt hätten, was dem Kaiser nnd dem Kf., zumal da-
durch deren Mediation zurückgesetzt würde, wohl nicht gefallen würde. Dass
der Pfalzneuburgische KanzlerG i e s e und der Lothringische Gesandte Ri s an -
court bei K.Mainz und K.Pfalz etwas negotiieren *) und von dem einen
zum anderen reisen, ist sicher und wird von den Gesandten beider Theile
zugestanden ').
Der Kurfürst an den Kurfürsten von der Pfalz. D. auf
unserm Ambthause Hornburg 18. /[28.] Oetober 1665.
[K.Mainzs Beschwerde aber den Ueberfall gegön die Truppen der Alliierten, Ab-
mahnung von weiteren Thättichkeiten.]
28. Oct. K.Mainz hat sich beklagt') über den Ueberfall, welchen trotz der zu-
gesagten Wafifenruhe K.Pfalzs Truppen gegen die alliierten Truppen unter-
nommen haben.
Nun müssen wir zwar von diesen Proceduren, so lang wir von
E. Ld. selten nicht informiret sein, unser Judicium suspendiren, sollte
solche Sache aber auf E. Ld. Befehl, welches wir doch nicht glauben
können, fürgangen sein, so lassen wir dieselbe hochvemUnftig judi-
ciren, wie solches nicht allein der Rom. Keyserl. Maj. und auch
0 8. die Briefe des Eorfaraten Karl Ludwig an die Bangrafin Luise vom
15./25. and 2L/3L Oetober 1665 (Holland 8. 170f).
') Ef. weist auf diese Relation hin ▼. M. an (d. Cassel 27. Oetober/ 6. No-
vember 1665), wenn jene Remonstrationen nichts feuchten und es doch cur Rup-
tur kommen sollte, sofort abzureisen.
*) in einem Schreiben vom 20. Oetober 1665. Kf. erlasst anter demselben
Datam auch an denselben ein Schreiben, in welchem er ihn ermahnt, sich doreh
jene Thätlichkeiten nicht zum Abbrach der Traktaten nnd zur Erwiderung der
Feindseligkeiten bewegen zu lassen, und erklart, falla E.Pfalz jene anbefohlen
haben sollte, sich bemuhen zu wollen, dass derselbe dafor Satisfaktion leiste.
Digitized by
Google
VerhftQdliiDgen zu Oppenheim und Speier« 609
uns, indem ein anders versprochen worden, zur Verkleinerung ge-
reichen, besondem auch den furhabenden gütlichen Vergleich gänz-
lich behindern würde und nicht GhurMayntz Ld. verdacht werden
können, sich hierüber zum höchsten zu beschweren und gegen solche
Hostilitäten mit gleicher Bezeigung zu verfahren, wovon wir dieselbe
gleichwohl abgemahnet und gebeten, die Tractaten einen Weg als
den andern zum Schluss befördern zu helfen. — Ersuchen demnach
E. Ld. nochmahlen — Sie wollen mit Zurücksetzung aller ferneren That-
handlung die soweit gebrachte gütliche Handlung femer facilitiren. —
V. Mahrenholtz an den Kurfürsten. D. Speier 24 October /
' 3. November 1665.
[Der OppeDheimer Recess.]
Der E.MaiDzische Abgesandte hat ihm sagen lassen, dass die Präli- 3. Nov.
minartractaten zu Oppenheim, zu denen sich Oreiffenclaa, Giece
UDd Risancourt gebrauchen lassen, dahin geschlossen sind'), dass die
Haapthandlang hier förderlichst reassumiert, in zwei Monaten geendigt oder in
vier Monaten per compromissnm ausgemacht nnd der hierüber aufgerichtete
Recess dem Markgrafen nnd ihm zur Ratification hieher geschickt werden
solle, inmittelst wäre ein Waffenstillstand auf 8 Tage publiciert worden.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 7./ 17. November 1665.
[Vergleich über die streitigeo Pancte. Pablicierang des FriedeoB.]
Der Nenbnrgische Kanzler Giese ist von Heidelberg nach Mainz 17. Nov.
gegangen und bat die Sache soweit gebracht, dass die Snspension der jura
während der Tractaten von K.Pfalz angenommen ist und die Alliierten
erklärt haben, während dieser Tractaten in den streitigen Dörfern auf zwei
Stundenweit von Heidelberg, Mannheim und Frankentbai garkeine,
in den übrigen höchstens 5 Mann einzuquartieren. Der Markgraf und er
selbst haben den Recess spe rati unterschrieben. Vorigen Mittwoch [l./ll.]
ist der Stillstand um gewesen und haben beide Theile wieder Feindselig-
keiten unternommen, Sonntag Mittag [5./ 15.] aber ist der Friede publiciert
worden und werden die Völker nunmehr abgeführt, morgen wird man hier
wieder mit den Tractaten beginnen.
^) S. den Oppenheimer Recess vom 21./31. October 1665 (Diar. Europ XII
App. S. 322 ff. LoDdorp IX S. 379 f.).
Ilat«r. X. Gesch. d. G. Kurfürsten. XI. 39
Digitized by
Google
610 • 10. Der Klarpfalzische WildfftDgsstreit.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 12. /22. December 1665.
JFrachtlosigkeit der hiesigen VerhaDdlangeD , aDScheinend gehen wieder beson-
dere Verhandlungen nebenher.]
22. Dec. Vergeblich haben der Markgraf von Baden und er die K. Pfälzische
Gesandtschaft ermahnt, einen Anschlag ihrer jura zu übergeben nnd eine
Satisfaction und Aeqnivalent zu fordern, jene bestehen darauf, dass das
Gegentheil eine Ofiferte, und zwar an Land und Leuten mache, worauf sich
aber die Gravierten nicht einlassen wollen. Der Neuburgische Kanzler
Giese ist wieder hier gewesen nnd Sonnabend [9./19.] mit Greiffenclau
nach Mainz gefahren; etliche meinen, er habe von K.Pfalz Vollmacht,
ein Aeqnivalent zu fordern, es sollte aber nicht vor die Commissiou gebracht
werden, sondern sie würden wohl wieder, wie zu Oppenheim, ä part trac-
tieren und, wenn ein Recess aufgerichtet, denselben wie neulich ihnen ad rati-
ficandum übergeben. Die zwei Monate, welche vermöge des Oppenbeimschen
Recesses zu diesen Tractaten angesetzt sind, sind schon bis auf wenige
Tage verstrichen, und ist fast nichts ausgerichtet worden ').
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 2./ 12. Januar 1666.
[Verhandlungen zu Heidelberg wegen der Entschädigung für K.Pfalz.]
12. Jan. K.Mainz nnd K.Pfalz haben den Markgrafen und ihn benachrichtigt,
dass zu Beschleunigung der hiesigen Conferenzen ihre Deputierten zu Hei-
delberg im Werk begriffen seien, ratione qnanti zu verhandeln. Nach
dem Bericht des Speierschen Kanzlers soll K.Pfalz 400,000 Gulden an
Land und Leuten und stehenden Gefallen fordern , und würden , obgleich
es eine hohe Summe sei, die Gravierten sich doch wohl, damit man end-
lich aus der Sache käme, dazu resolvieren.
Derselbe an den Kurfürsten. D. Speier 15./ 25. Januar 1666.
[Abbruch der V erhandlangen. j
25. Jan. Was es mit den Heidelbergischen und daher auch mit den hiesigen
Tractaten nunmehr für einen Ausgang genommen, wirdKf. ans der beifolgenden
1) Nachdem M. auch am 19./ 29. December berichtet, dass die Tractaten
nicht vorräckten, weist ihn Kf. 9./ 19. Janaar 1666 an, wenn er merken sollte,
dass man nicht in kurzem mehr Ernst in der Sache bezeige, sich zum Aufbriich
fertig zu halten.
Digitized by
Google
Abbrach der VerhaodlaDgeo. 611
Protestation der Gravierten*) und dem Schreiben von K.Pfalz'), darin der
Markgraf and er gleichsam ihre Abdankung und Abfertigung erhalten haben,
ersehen. Er wird des Kf. Rescript zufolge sich nächster Tage nach He-
gensburg begeben').
0 lo derselben (d. Heidelberg 25. Januar 1666) erklären dieselben, nachdem
K.Pfalz die von ihnen bewilligte Summe nicht angenommen habe und dem Oppen-
heimer Recess zuwider das Schlosi Hoheneck nicht wolle räumen lassen, revo-
cierten sie alle ihre bisherigen Zugeständnisse und erböten sich zu dem in dem
Oppenhei mer Recess für den Fall, dass es zu keinem gütlichen Ausgleich käme,
verglichenen Gompromiss.
') In demselben (d. Heidelberg 15./25. Januar 1666) zeigt K.Pfalz ihnen bei-
den an, er habe erkannt, dass es den Alliierten mit den gütlichen Tractaten kein
rechter Ernst gewesen sei, er ernenne, da die Sache nun durch ein Gompromiss
abgemacht werden müsse, die Könige von Frankreich und Schweden zu
Schiedsrichtern und den Kaiser zom Obmann, und dankt ihnen für die bei den
Conferenzen zu Speier aufgewandten Bemühungen. S. auch die Schreiben des-
selben au den Konig von Schweden vom 19./29. Januar 1666 (Diar. Europ. XII
App. S.347) und an den Kaiser vom 10./20. Juli 1666 (XIII App. S. 686):
^ Auf diese Relation erwidert Kf. 2./12. Februar 1666: „ob wir wohl ungern
daraus ersehen, dass sowohl die zwischen GburMainz und GhurPfaltz vor-
gewesene Handlung als auch die GhurPfalzischen Entfernungstractaten (8. oben
8. 77) fruchtlos abgegangen, so sein wir doch mit euer desfalls angewandten
Negotiation, so uns auch von anderen gerühmet worden, wohl zufrieden. **
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 11.
Der Münstersche Krieg.
1665-1666.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Einleitung.
Der Krieg, welchen im Jahre 1665 der Bischof von Münster Chri-
stoph Bernhard von Galen^ gegen die Republik der Vereinigten
Nie der! an de unternahro, war ein Akt der Rache für mehrfache Uebergriffe
und Oewaltthaten , welche sich dieselben gegen ihn ähnlich wie gegen ihre
anderen deutschen Nacbbaren ') erlaubt hatten. Den Hauptstreitpunkt bil-
dete die schon seit langer Zeit spielende Borkeloer Angelegenheit. Die
zwischen dem Bisthum Münster und den niederländischen Provinzen Gel-
dern nnd Overyssel gelegene Herrschaft Borkelo war, nachdem der
letzte rechtmässige Inhaber, Graf Jodokus v. Brnnkhorst, 1553 ohne
Nachkommen gestorben war, als erledigtes Lehen von dem damaligen Bi-
schof von Münster eingezogen worden, Ansprüche, welche die von weib-
licher Seite mit dem letzten Besitzer verwandten Grafen von Limburg-
Stjrnm auf dieselbe erhoben, waren sowohl von dem Münsterschen Lehns-
gericht als auch von dem Reichskamniergericht zu Speier zurückgewiesen
worden. Der Graf Jodokus von Li mbnrg-Styrum aber hatte sich
darauf an die Regierung von Geldern gewendet, diese hatte trotz des
vom Kaiser nnterstützten Protestes des Bischofs unter Berufung darauf,
dass Borkelo unter ihrer Gerichtsherrlichkeit stehe, die Sache ihrem Gerichts-
hof zu Arnheim übertragen und hatte, nachdem derselbe 1615 zu gunsten
des Grafen entschieden und das Bisthum Münster zur Herauszahlung der
inzwischen von dort bezogenen Einkünfte verurtheilt hatte, jenen mit Gewalt
dort eingesetzt nnd die Münstersche Besatzung vertrieben. Unterhandlun-
gen, welche der damalige Bischof Ferdinand, zugleich Kurfürst von Cöln,
mit den Generalstaaten anknüpfte, waren vergeblich, auch ein neuer Spruch
des Reichskammergericbts 1642 wurde um so weniger beachtet, als damals
während des dreissigj ährigen Krieges weder der Bischof noch die Reichs-
gewalt im Stande waren nachdrückh'ch aufzutreten. Bischof CbristophBern-
^) S. über deDselbeo Joa. ab Alpen, Decadis de vita et rebus gestis
Christophori Bernardi episcopi et priocipis Monasteneosis pars I u. II, Müoster
1694 n. 1703. Tücking, Geschichte des Stifts Münster unter Christoph Ber-
nard von Galen. Münster 1865.
*) S. Droysen III 3 S. 61 ff.
^ S. Alpen I 8. 597 ff. Täcking S. 120ff.
Digitized by
Google
616 11- ^^^ Manstersohe Krieg.
bard, welcher bald nach Beendigang jeoes Krieges 1651 in Munster zur
Regierang kam, hatte die Ansprüche seines Stiftes wieder aufgenommen
nnd hatte*) 1652 von der Provinz G e 1 d e r n die Zurückgabe vonBorkelo
gefordert, war aber dort und dann auch von den Generalstaaten abgewiesen
worden. Nach längerer Frist, nachdem er inzwischen Anfang 1661 der
Rheinischen Allianz beigetreten war und mit Hülfe der Alliierten sowie des
Kaisers seine nach der Reichsunmittelbarkeit strebende Stadt Münster unter-
worfen, dabei aber auch wieder die Feindschaft der Holländer erfahren hatte,
hatte er 1663 neue Unterhandlungen mit den Generalstaaten wegen Bor*
kelo angeknüpft, aber^) obwohl König Ludwig XIV. durch seinen Gesand-
ten im Haag, den Grafen d^Estrades, sich seiner annahm, hatten jene
doch die Sache hingezogen, ohne dass die Forderung des Bischofs erfüllt
oder überhaupt irgend eine Entscheidung erfolgt wäre. Inzwischen aber
war zwischen ihnen und dem Bischof ein neuer Streit entbrannt infolge der
Einmischung beider Theile in den ostfriesisch^lichtensteinschen
Streit'). Seit vielen Jahren schuldete der Fürst von Ostfriesland dem von
Lichtenstein eine Mitgift von 300,000 Thalern, schliesslich im Jahre 1663
erklärte der Reichshofrath diese Schuld für verfallen und beauftragte den
Bischof von Münster mit der Einziehung derselben. Graf Georg Chri-
stian von Ostfriesland, ausser Stande dieselbe zu bezahlen, suchte .\uf8chub
und wandte sich an die Generalstaaten, welche sich auch erboten, ihm das
Geld vorzustrecken, aber dafür die Einräumung der Dieler Schanze for-
derten. Um dieses zu verhüten, liess der Bischof (7. December 1663) die
Dieler Schanze von seinen Truppen überrumpeln und besetzen, und als
darauf die ostfriesischen Stände mit Hülfe der Holländer das nöthige Geld
zusammenbrachten und sieh zur Zahlung desselben erboten, weigerte er
sich, dasselbe anzunehmen, wenn nicht die Schanze geschleift würde. Allein
nun trafen die Generalstaaten Rüstungen, verlangten drohend die Räumung
der Schanze, und da jener erklärte , nicht ihnen sondern dem Grafen von
Ostfriesland nach Zahlung der Schuldsumme dieselbe übergeben zu wolleo,
Hessen sie nach vergeblichen weiteren Unterhandlungen die Belagerung der
Schanze beginnen und zwangen (4. Juni 1664) die münstersche Besatzung
zur Capitulation. Unmittelbar darauf (17. Juni 1664) erliessen sie an deo
Bischof ein Schreiben, in welchem sie von demselben die Rückzahlung der
seit 1553 aus Borke lo bezogenen Einkünfte in Höhe von 1,500000 Gulden
forderten und im Weigerungsfalle mit Execution drohten.
Der Bischof hatte damals den grössten Theil seiner Truppen dem Kai-
ser nach Ungarn zu Hülfe gegen die Türken geschickt, er selbst war, als
er jene Nachrichten erhielt, gerade auf der Reise nach Wien begpriffen, am
die ihm übertragene Stellung als Director des Reichskriegsraths *) anzo-
0 8. Alpen I S. 90ff.
^ S. Alpen I S. 590ff. Mömoires d'Estrades U S. 40. 137. 156. 230.
356. m S. 240 ff. 246 ff.
^ S. Alpen I S. 597 ff. TUcking S. 120 ff.
*) S. oben S. 227.
Digitized by
Google
EiDleitang. 617
treten, er war so vorläDfig ausser Stande, irgend etwas gegen die Hollän-
der zn unternehmen, aber er war auf das tiefste erbittert durch die ihm
von denselben widerfahrene Behandlung und er hat sich seitdem mit Rache-
gedauken gegen dieselben getragen. £r hat, nachdem der Krieg in Ungarn
schon im September 1664 sein Ende gefunden hatte, sich noch bis Mitte
October in Wien aufgehalten, obgleich nach wie vor Mitglied der Rheini-
schen Allianz war er doch schon im vorhergehenden Jahre ^) während seines
Aufenthaltes auf dem Reichstage zu Regensburg zu dem kaiserlichen Hof in
sehr enge Beziehungen getreten, welche jetzt noch befestigt wurden, ohne
Zweifel hat er seine gegen die Holländer gerichteten Pläne demselben
mitgetheilt und hat von dort her billigende und ermuthigende Znsicherungen
erhalten^), hat vielleicht') seinerseits in Aussicht gestellt, Spanien und
den Kaiser gegen Frankreich, wenn dieses die spanischen Niederlande
angreifen sollte, zu unterstützen» doch ist es jedenfalls zu keinen festen Ab-
machungen gekommen.
Für die Ausführung der Rachepläne des Bischofs schien sich bald eine
günstige Gelegenheit darzubieten. Schon im Sommer 1664 hatten die
Streitigkeiten zwischen England und Holland ihren Anfang genommen,
welche schon damals den Ausbruch eines Krieges zwischen beiden Seemächten
voraussehen Hessen, zu Ende des Jahres kam es dann zunächst in den bei-
derseitigen Colonieen zu Feindseligkeiten, im März 1665 erfolgte die officielle
Kriegserklärung von seiten Englands, am 13. Juni wurde eine erste grössere
Seeschlacht geliefert, welche für die Holländer unglücklich endigte. Der
Bischof hat diese Gelegenheit mit dem grössten Eifer ergriffen, ganz ins-
geheim sandte er im Frühling 1665 den Obristlieutenant v. Wreden nach
England, um dem Könige ein Bündnis gegen Holland anzubieten, und
schon nach kurzen Verhandlungen wurde am 13. Juni zu London ein Ver-
tragt) unterzeichnet, in welchem der Bischof zusagte, innerhalb 2 Monaten
ein Heer von 20,000 Mann zu Fnss und 10,000 Reitern aufzubringen und
mit demselben gegen die Holländer den Krieg zu eröffnen, wogegen sich
der englische König zur Zahlung von Subsidien, und zwar für die ersten
drei Monate von 500,000 Thalern in 3 Raten, und für jeden folgenden Monat,
so lange der Krieg gemeinschaftlich geführt würde, von 5();000 Thalern
verpflichtete. König Karl IL, welcher am 21. Juli diesen Vertrag ratifi-
cierte, sandte darauf Lord William Templean den Bischof, dieser ^) begab
0 Schon l.Febrnar 1663 meldet dieses £ b trade s seinem Könige (M6m.II Ö.64).
') In Cleve wirft 20. März 1666 der mänstersche dem kaiserlichen Gesandten
vor (ürk. n. Akt. II S. 377): qne Temperenr son maltre avait an manvais cod-
aeil; qn'il embarqoait les princes, qni avaient qaelqne confiance en lui, daos des
guerres et manvaises affaires et aprds les abandonnait.
^ So vermntbet Ludwig XIV., e. dessen Schreiben an d'Estrades vom
29. AaguBt 1665 (M6m. d'Estrades III S. 357;.
«) 8. Alpen I S. 670 ff.
^) S. dessen Brief an seinen Vater vom 6. September 1665 (bei Wiens,
Sammlung fragmentarischer Nachrichten über Christoph Bemard von Galen, Fürst-
bischof zu Münster S. 99f.) und M^m. d'Estrades III S.271 f.
Digitized by
Google
618 n. Der MüDstersche Krieg.
sich auch ganz iosgeheitn dnrch die spanischen Niederlande ea demselben
nach Coesfeld , brachte dort den Traktat zum Abschlnss and Hess darauf
die erste Rate der Snbsidien in Antwerpen an den Bischof anssahlen.
Schon vorher hatte dieser seine Rüstungen begonnen, wnsste aber den
Zweck derselben so geschickt zu verbergen, dass sich die versohiedeoartig-
sten Gerüchte darüber verbreiteten nnd man auch in Holland trots der
Warnangen Ludwig XIY. sorglos blieb und es verabsänmte, rechtzeitig
die nöthigen Vertheidigungsraassregeln zu trefifen. Erst Mitte September
Hess der Bischof die Maske fallen , am 14. September sandte er an die
Generalstaaten ein Ultimatum und Hess, ohne die Antwort derselben abzu-
warten, seine Truppen von verschiedenen Seiten in die niederländischen
Provinzen eindringen. Freilich hat er diesen Krieg') so planlos nnd unge*
schickt geführt, dass er auch zu Anfang, obwohl die Holländer völlig über-
rascht wurden, nur einen Tbeil des platten Landes verwüstet und einige
unbedeutende Plätze eingenommen bat und dann, nachdem die Holländer
eilige Rüstungen getroffen nnd auf ihre Bitte ihnen ein französisches Hülfs-
corps geschickt war, bald seinen Fortschritten Einhalt gethan worden ist.
In jenem Vertrage des Bischofs mit England war auch dem Kurfürsten
von Brandenburg und dem Pfalzgrafen von Neu bürg der Zutritt zu
dem Bündnisse gegen Holland und, falls sich dieselben dazu verstehen sollten,
ein Antheil an den von England zu zahlenden Snbsidien vorbehalten worden
woraus ersichtlich ist; dass man damals noch die Hoffnung gehabt hat, aneh
die Bundesgenossenschaft dieser Fürsten, welche ebenfalls vielfache Unbilden
von den Holländern erlitten hatten und in manche Streitigkeiten mit den-
selben verwickelt waren, zu gewinnen. Versuche dazu hat der Bischof
schon vorher bei G^legenheic und unter dem Vorwande der Vermittelnng der
Streitigkeiten, durch welche jene beiden Fürsten bisher einander entfremdet
waren, gemacht. Diese Bemühungen nnd das Verhalten des Kurfürsten
denselben gegenüber sind oben in dem 8. Abschnitte dargelegt worden, es
hat sich dort ergeben, dass der Kurfürst, welcher allerdings auch entschlossen
war, die Verwickelung Hollands in den englischen Krieg in seinem Interesse
auszunützen , anfangs auch auf jene weiteren Anträge des Bischofs einge*
gangen ist, so dass er sogar in Dorsten auch über eine nähere Vereinigung
der drei Fürsten behufs gemeinschaftlicher Geltendmachung ihrer Ansprüche
gegen Holland verhandeln liess, dass er aber nachher, nachdem er erkannt
hatte, mit wie kühnen und gewaltthätigen Absichten sich der Bischof trug,
die Ratification jenes dritten Vertrages verweigert und diese Verhandlungen
unter dem Vorwande, sie bis zu seiner für den Sommer beabsichtigten Hin-
kunft nach Cleve verschieben zu wollen, abgebrochen hat')> während Pf als*
Neubnrg aus Rücksicht auf Frankreich, welches das ganze Treiben
0 S. über den Verlauf desselben Aitzema V S. 642ff. Alpen I S.688r.
Täcking S. 133 ff.
^ 8. die Rescripte des Kf. vom 8./18. März (S. 542), 29. März/8. April (S. 544)
und 8./18. April 1665 (S. 546).
Digitized by
Google
EioleitQDg. 619
des Bischofs mit dem grössten Misstraaeo ansah und aoch in jenem zweiten
zn Dorsten abgeschlossenen Vertrage, der an and für sich sehr onschnl-
digen Defensivallianz zwischen den drei Fürsten, einen im österreichischen
Interesse gemachten Versach zar Sprengung der Rheinischen Allianz er-
blickte and daher demselben entgegen wirkte, sich schon in Dorsten selbst
von jenen weiterzielenden Verhandlangen zurückgezogen and jenen Vertrag
von den Seinigen überhaupt nicht hat unterzeichnen lassen.
In diesem Abschnitte sind aas dem sehr umfangreichen Aktenmateriale
die wichtigeren Dokumente zusammengestellt, welche die Politik des Kur-
fürsten während des Krieges selbst von dem Moment an, wo die kriege-
rischen Pläne des Bischofs zu Tage treten, bis zum Abschluss des Clevi-
schen Friedens veranschaulichen. Diese Politik desselben Ist 0 ganz im
Gegensatz zu dem leidenschaftlichen, rücksichtslosen Auftreten des Bischofs
eine sehr vorsichtige und weitblickende. Wenn irgend einer so hatte der Kur-
fürst Veranlassung, über das Verhalten der niederländischen Regierung ent-
rüstet zu sein, und wohl hat er den Wunsch gehegt, bei dieser Oelegenheit
dieselbe zu nöthigen, wenigstens einen Tbeil der Ansprüche, welche er an sie
zu stellen hatte, zu erfüllen, aber dadurch hat er sich in seinen entscheidenden
Entschlüssen nicht bestimmen lassen, vielmehr hat er erkannt, dass er nach
wie vor in seinem eigenen, im allgemein protestantischen und im europäischen
Interesse auf die Bundesgenossenschaft mit Holland angewiesen sei, dass
er verhüten helfen müsse, dass dasselbe nicht dem doppelten Angriffe von
der See und vom Lande her erliege oder sich ganz in die Arme Frankreichs
werfe, daher hat er schliesslich seine Forderungen auf das bescheidenste
Maass herabgestimmt, um den Abschluss des Bündnisses mit Holland trotz
des Uebelwollens der dort herrschenden Partei zustande zu bringen, und
nachdem dieses gelungen, hat er, um den unberechenbaren Wechselfällen
eines auf deutschem Boden zu führenden Krieges zuvorzukommen, sich nach
beiden Seiten hin auf das äusserste bemüht, den Frieden herzustellen, ehe
er selbst die Waffen zu erheben brauchte, und hat auch dieses Ziel glück-
lich erreicht. Die hier publiclerten Aktenstücke lassen sich entsprechend
den verschiedenen Richtungen, welche nach einander die Politik des Kur-
fürsten verfolgt, in 4 Gruppen sondern. Die erste umfasst die Dokumente
von Mitte Juli bis Mitte Oktober 1665. Dieselben zeigen, wie der Kurfürst,
von vorneherein mit dem Unternehmen des Bischofs, welches den Frieden
auch in Deutschland zu stören droht und dessen letzte Ziele er nicht
zu durchschauen vermag, unzufrieden, auf das ihm von holländischer
Seite angesichts der von demselben drohenden Gefahr gemachte Anerbieten
einer Erneuerung der früheren Allianz bereitwillig eingeht, aber entschlossen
ist, bei dieser Gelegenheit von den Holländern die Erfüllung seiner be-
rechtigten und schon oft wiederholten Forderungen, nämlich die Räumung
wenigstens eines Theiles seiner clevlschen Festungen, eine billige Regelung
>) Vgl. Droyaen HI 3 S.Töff., der ebeoBO wie Pufendorf 1. X §9—17
(8. 647 ff.) schon einen Theil der hier poblicierten Aktenstöcke benutzt hat.
Digitized by
Google
620 11. Der MÜDStnrsche Krieg.
der Hofeyserschen Schaldsache und die Ueberlassung des Genoeper Zolls
dorchzosetzen, and wie er, als jene darauf nicht eingehen wollen, sondern in
der HofiPnung, sich von anderswoher billigere Hülfe verschaffen zu können, sich
an diebrannschweigischeu Herzoge wenden und diese um Ueberlassung
ihrer Truppen gegen Subsidienzahluug angehen, um sein Ziel doch zu er-
reichen, sich bemüht, diese Fürsten zu engem Zusammengehen mit ihm zu
vermögen, wie er aber trotz der ihm anfangs gemachten Zusagen von den-
selben im Stich gelassen wird, wie er indessen, nachdem er zuerst durch
dieses treulose Verhalten derselben in heftigen Zorn versetzt ist, sich doch
bald beschwichtigen lässt und wieder in ein gewisses Einvernehmen mit den-
selben tritt. Neben den Berliner Archivalien sind hier auch einige inter-
essante Dokumente aus dem Hannoverschen Archive aufgenommen worden.
Eine zweite Periode bildet die Zeit von Mitte October bis Anfang Decem-
ber 1665. Der Kurfürst, besorgt gemacht namentlich durch das Herbei-
ziehen der französischen Hülfstruppen durch die Holländer, begiebt sich
selbst mit dem grössten Theile seiner vorhandenen Truppen, nachdem er
weitere Rüstungen angeordnet hat, nach dem Clevischen und bemuht sich,
um weiteren Verwickelungen und Gefahren vorzubeugen, eine möglichst
schnelle Beendigung des Krieges herbeizuführen, zu diesem Zwecke sucht
er eine engere Vereinigung der mächtigeren benachbarten protestantischen
Fürsten, auch unter Hinzuziehung einiger katholischer, zustande zu
bringen, er verhandelt deswegen noch in Berlin mit dem zu ihm gekomme-
nen schwedischen Gesandten K leihe, dann unterwegs mit den braun-
schweigischen Herzogen, Hessen-Cassel und dem Bischof von
Paderborn, entsendet zugleich auch noch von der Reise aus v. Schöning
zum Bischof von Münster, um diesem seine Vermittelung anzutragen, aber
der Bischof weist dieselbe trotzig zurück und auch die Bemühungen des
Kurfürsten bei jenen anderen Fürsten haben keinen weiteren Erfolg, als
dass der Herzog von Wolffenbüttel und der Bischof von Paderborn,
welcher letztere aus besonderen eigenen Interessen die Beendigung des
Krieges wünscht, sich bereit zeigen, auch ihrerseits auf den Bischof von
Münster einzuwirken und ihn zum Frieden zu mahnen. Ebensowenig er-
folgreich sind die gleichzeitig im Haag fortgesetzten Verhandlungen; aller-
dings zeigen sich Ende October und Anfang November die Generalstaaten
geneigt, die Allianz mit dem Kurfürsten zu erneuern, ihm die eine seiner
clevischen Festungen Orsoy zu übergeben und ihm für die Stellung eines
grösseren Truppencorps, als er durch jene Allianz verpflichtet sein würde,
Subsidlen zu zahlen, und der Kurfürst ist bereit, daraufhin abzuschliessen,
aber nun strebt die antioranische Partei, an ihrer Spitze der im engsten
Einvernehmen mit dem französischen Gesandten stehende Rathspensionär
de Witt, der von der Flotte nach dem Haag zurückgekehrt ist, die schon
gemachten Zugeständnisse wieder rückgängig zu machen, so dass man sich
jetzt dort nur gewillt zeigt, dem Kurfürten, wenn er am Kriege gegen Münster
Theil nehme, entweder die Räumung von Orsoy oder Subsidien zu bewilligen,
welche Bedingungen von dem Kurfürsten verworfen werden. Derselbe ver-
Digitized by
Google
BioleitQDg. 621
sucht nun eine Vereinigaog der Stände des westfälischen Kreises zustande
zu bringen und dnrch diese auf beide kriegführenden Theile einwirken zu
lassen, und er entsendet deswegen v. S c b ö n i n g an den Kurfürsten von C ö 1 n
and den Pfalzgrafen ?on N eu b u r g , aber auch hier gelingt es ihm nicht, diesen
eigentlichen Zweck zu erreichen, sondern er muss sich damit begnügen, dass
auch jene beiden Fürsten zusagen, seine Friedensbemühungen bei dem Bischof
von Münster zu unterstützen. Eine dritte Gruppe bilden die Dokumente aus
der Zeit von Anfang December 1665 bis Mitte Februar 1666. In dieser Zeit
gestalten sich die Verhältnisse für den Kurfürsten dadurch günstiger, dass
einerseits auch der Kaiser sich durch seinen Gesandten F r i q u e t im Haag um
die Herstellung des Friedens bemüht und dass es diesem gelingt, mit de Witt
ein Frieden sproject zu fereinbaren, welches dann der ursprünglich an den
Kurfürsten geschickte kaiserliche Gesandte de Goes dem Bischof überbringt,
dass andererseits König Ludwig XIV. von Frankreich, freilich aus ganz
anderen Absichten, um die Durchführung seiner auf die Erwerbung der
spanischen Niederlande gerichteten Pläne zu erleichtern, den Münsterschen
Krieg zu beendigen und den Kurfürsten enger an sich zu ketten wünscht
und daher den Abschluss des Bündnisses desselben mit Holland befördert,
dass endlich der Kurfürst selbst, um dieses zu erreichen, den Holländern
entgegenkommt, die Forderung der Räumung seiner clevischen Plätze vor-
läufig fallen lässt und die ihm von englischer Seite durch den nach Cleve
geschickten Gesandten Vane gemachten Anerbietungen zurückweist. So
werden die Verhandlungen mit Holland zunächst im Haag und dann seit
Ende Januar 1666, nachdem v. Beverning als holländischer Bevollmäch-
tigter nach Cleve gekommen ist, dort fortgesetzt und nach vielen Schwie-
rigkeiten, welche das Uebelwollen und die Hartnäckigkeit der in Holland
herrschenden Partei bereitet, werden endlich unter Mitwirkung des auch
dorthin gekommenen französischen Gesandten Colbert-Croissi am 16. Fe-
bruar die beiden Verträge abgeschlossen, durch welche die Allianz des
Kurfürsten mit Holland vom Jahre 1655 mit einigen Modificationen erneuert
wird und der Kurfürst sich verpflichtet, gegen Zahlung von Subsidien mit
einer eigenen Armee von 12,000 Mann an dem Kriege gegen den Bischof
von Münster Theil zu nehmen, sich aber ausbedingt, zunächst bis zu der
Ratification dieser Verträge, welche in 14 Tagen erfolgen soll, noch einen
neuen Versuch machen zu dürfen, den Bischof zum Frieden unter jenen
im Haag projectierten Bedingungen zu bewegen, üeber die mit Bever-
ning in Cleve geführten Verhandlungen sind brandenburgischerseits so
gut wie garkeine Aufzeichnungen vorhanden, als Ergänzung müssen hier
die im 2. und 3. Bande dieses Werkes veröffentlichten französischen und
holländischen Quellen, die Relationen und Correspondenzen Colberts
und Bevernings dienen. Die vierte Gruppe endlich behandelt die von
Ende Februar bis Ende April 1666 geführten Friedensverhandlungen. Sie
amfasst zunächst die Akten der Gesandtschaft Fr. v. Jena's, welcher Ende
Februar von dem Kurfürsten an den Bischof von Münster geschickt
wird, um diesen zur Annahme der im Haag aufgestellten Friedensbedin-
Digitized by
Google
622 11. Der MuDSterscbe Krieg.
gnngen zu bewegen, nnd die gleichzeitige Gorrespoodeoz des Eurfürsten
mit seinen Gesandten im Haag, welche dort eine tbeilweise Milderung
dieser Bedingungen erwirken sollen. Daran reiht sich das im Auszüge mit-
getheilte Journal C. C. v. Blumenthals über seine Gesandtschaft nach
Paris (Febrnar — März 1666), welche allerdings nicht unmittelbar die
Münstersche Angelegenheit zum Gegenstande hat, aber doch in diesen Zn-
sammenhang hineingehört, dann die auf die Sendung Joh. de Beyers an
den Kurfürsten von Cöln (Ende Februar und Anfang März) bezüglichen
Papiere. Der Zweck, welchen der Kurfürst bei derselben im Auge hat,
nämlich diesen Fürsten zu bewegen, seine Friedensbemühungen bei dem
Bischof von Münster zu unterstützen, wird nicht erreicht, allerdings sagt
derselbe seine Mitwirkung zu, seine Bevollmächtigten aber haben sowohl
in Münster als auch nachher in Gleve in einer mehr dem Zustandekommen
des Friedens hinderlichen als dasselbe fördernden Weise gewirkt; auf das
Verhalten der leitenden Rathgeber desselben, der beiden Fürstenberg,
werfen anch die ganz zuletzt abgedruckten Schriftstücke ein sehr eigen-
thümliches Licht. Endlich ist hier in etwas verkürzter Gestalt das von
brandenburgischer Seite über die Friedensverhandlungen in Cleve (28. März
bis 20. April 1666) abgefasste Diarium publiciert worden. Dasselbe giebt
natürlich nur über die äusseren Vorgänge Auskunft, zur Ergänzung sind
heranzuziehen die von Aitzema mitgetheilten Auszüge aus den Relationen
Bevernings und die in Band 2 publicierten Depeschen Golberts, ans
denen man vieles von dem, was hinter den Goulissen entweder wirklich
oder wenigstens nach der Meinung des französischen Diplomaten geschehen
ist, erfährt. Endlich ist hier noch in den Anmerkungen die Correspondent
der Münsterschen Gesandten v. Schmising und Wiedenbrück mit
ihrem Herren, welche in dem Geh. Staatsarchiv zu Münster aufbewahrt wird
und deren Benutzung dem Herausgeber freundlichst gestattet worden ist,
verwerthet worden. Dieselbe ist namentlich dess wegen von Interesse,
weil sie zeigt, dass der Bischof sich fortgesetzt mit der Hofifnung getragen
hat, durch geheime Verhandlungen mit Frankreich günstigere Bedin-
gungen erlangen zu können, und dass er dann wiederum zuletzt durch den
aufs neue an ihn gesendeten William Temple beinahe dahin gebracht
worden ist, das ganze Friedens werk scheitern zu lassen.
Der Münstersche Krieg hat den Kurfürsten veranlasst, seine Armee be-
deutend zu vergrössern und den grössten Theil derselben nach seinen rhei-
nisch-westfälischen Gebieten hin zu verlegen. Das darauf bezügliche auch
ziemlich reichhaltige Aktenmaterial hat hier nicht berücksichtigt werden
können, eine Darstellung jener militärischen Massregeln hat der Heraus-
geber an einer anderen Stelle ^) gegeben.
') Hirsch, Die Armee des QroBsen Karfarsten nod ihre Uoterhaltang wäh-
rend der Jahre 1660-1666 (Hißt. Zeitschr. N. P. XVn 8. 244ff.).
Digitized by
Google
Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cöln
4./[14.] Juli 1665.
[Die ▼erdächtigeD RaBtongen des BiBcbofs, Mabnang, dieselben eiosusteileD.]
Er hat von deo RüstoDgeo des Bischofs und der AnsammloDg vonl4. JqH.
Trappen desselben bei Höxter Nachricht erhalten i).
— Ob wir nun wohl nicht eigentlich wissen, — was Ew. Ld. desfals
fttr ein Dessein haben mögen, so können wir dennoch nicht anders ab-
nehmen, dann dass daraus leichtlich ein und andere Weiterung entstehen,
der Niedersftchsische Kreis dadurch in Unruhe gesetzet und wir nebst an-
deren Fürsten und Gliedern des Reichs wegen unserer darein habenden
Lande und absonderlichen Interesse leichtlich impliciret werden dörfften,
massen dann dem Verlaut nach der Herzogen Augusti und George Wil-
helms zu Braunschweig und Lüneburg Ld. Ld. auf diese Ew. Ld.
Action albereit reflectiret und zu Unterbrechung Ew. Ld. Desseins und
allem besorgenden Unheil — fürzukommen, dero Truppen zu Boss
und Fuss nach der Weser wärts zu marchiren beordert, denen wir
dann aus obangeführten Ursachen und wegen unserer mit dem Hause
Braunschweig habenden particular Verbündnis noth wendig folgen
und zum weinigsten auf Ew. Ld. actiones ein wachsames Auge mit
0 Darob ein Schreiben der Herzoge An gast und Georg Wilhelm von
Brannscbweig vom 29. Juni/ 9. Juli 1666, in welchem ihm diese 2agleicb mit-
theilten, dats sie ihren Trappen bereits Ordre ertheilt hätten, nach der Weser
BQ marschieren, und ihn aufforderten, seine im Mindischen und Halberstadtischen
atehenden Trappen bereit zu halten und dieselben, falls die Munsterschen etwas
Gefährliches vornehmen sollten, sich mit den ihrigen vereinigen zu lassen. Kf.
hatte (d. Cöln a. d. 8p. 4./14. Juli 1665) dieses zugesagt und die betreffenden
militärischen Ordres ergehen lassen. Vgl. Köcher I S. 424f. und oben Ab-
schnitt 9 S. 5b2f.
Digitized by
Google
624 11* £>«r MÜDStersche Krieg.
halten rnttssten. Weil wir aber viel lieber alle gefährliche Weiterungen
verhütet — sehen möchten, als haben wir Ew. Ld. zuforderst — wohl-
meinentlich abmahnen und — ersuchen wollen, dass Sie diese — Ar-
matur einstellen — und jedermänniglich alle Ombrage und schäd-
lichen Verdacht, woraus leichtlich mehr Ungelegenheit entstehen kann,
zu benehmen ihro gefallen lassen wollten *).
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfttrsten.
D. Sassenberg 23. Juli 1665.
[auf das Schreiben vom 4./14. Juli. Die TrappeDaDsammliiDgeD bei Höxter sind
durch deD LünebiirgischeD Erbfolgestreit veranlaset.]
23. Juli. — Mögen Ew. Gnd. und Ld. — nicht verhalten, dass wohl nicht
ohne, dass von uns einige Völker nach vorgemelten unseren Stift und
Stadt — abgeschickt, und weilen solches zu unserer eigenen und ge-
meinen Versicherung angesehen und wir dazu durch die zwischen
beiden Herren GebrQderen und Herzogen zu Braun schweig und
Lttnenburg vorschwebende Differentien veranlasset worden, alss
können Ew. Gnd. und Ld. und andere, welchen solches nur recht
vorkombt, leichtlich ermessen, dass uns nicht dienlich und einzurathen
sein werde, unsere Völker aus vorgemeltem unserem Stift zurflckzu-
ziehen, aisslang vorgemelte Differentien — in voller Glut von sich
leuchten noch die Armatur in der Nachbarschaft sowohl dieses als
unseres Stifts Corvey wird eingestellet werden. — Also können
wir auch wohl nicht finden, wie der Herren Herzoge Augusti und
Georg Wilhelms — Ld. Ld. darauf solche Reflection zu machen ha-
ben, dass sie ihre Trouppen zu Unterbrechung solchen Desseins —
nach der Weser zu marchiren beordert, sondern sein vielmehr der Mei-
nung, dass vorgemelt Ihre Ld. Ld. so wenig unsere Verfassung als
wir die ihrige verdächtig zu halten haben. —
Sobald jener Streit beendigt ist, wird er seine Truppen von der Weser
wieder abführen.
*) Unter deniBelben Oatam erlässt Kf. anch ein Schreiben an den Kaiser,
in welchem er dieeem von den verdäcütigen Rnstongen des Bischöfe Nachricht
giebt and ihn ersucht, denselben znr Einstellung derselben su ermahnen, am
folgenden Tage schreibt er an den schwedischen Beichsfeldherren , Grafen
W ran gel und ersucht diesen, bei seiner jetzigen Anwesenheit in Schweden
dabin zu wirken, dass dort für Erhaltung der Ruhe im Nieders&chsischen Kreise
gesorgt werde.
Digitized by
Google
Die RustQDgeo des Bischofs vod Münster. 625
Der Kurfürst an die Herzoge Augustus und Georg Wilhelm
zu Braunschweig und Lüneburg. D. Cöln a. d. Spree
25. Juli/[4. August] 1665.
[Die Rüstnogen des Bischofs von Münster sind gegen die Niederlande gerichtet,
Gefahren für das Reich, Erbieten sich selbst nach dem Westfälischen Kreise
zu begeben.]
£r tbeilt ihnen eine Abschrift der von dem Bischof von Münster anf 4. Aug.
sein Abmahnungsschreiben eingegangenen Antwort mit.
Zwar müssen wir an seinen Ort gestellet sein lassen und können
nicht eigentlich wissen, ob die in mehrged. Bischoffen Schreiben an-
gezogene Ursache eben die rechte und wahrhafte sein — sonsten haben
wir wohl allezeit dafQr gehalten, dass oftged. Bischoffen Ld. wider
Ew. Ld. und dero Lande nichts tentiren würde. Aldieweil aber —
jetzo nicht allein überall erschallen will, dass oftged. Bischoffen Ld.
diese Armatur zu des Königs von Engelland besten wider die Ver-
einigte Niederlande anstelle, besondern auch der Eönigl. Frantzo-
sischer Gesandter im Haag dieses des Bischoffs dessein dem Staat
öffentlich und schriftlich notificiret — und da, wan diesem zufolge der
König in Frankreich den Staaten eine armäe zu Hülfe wider den Bischof
schicken würde, daraus nichts gewissers zu besorgen, dan dass das
Römische Reich, vornemblich aber der Westpiälische und Nieder-Säch-
sische Crayss zugleich in solchen Krieg impliciret — werden dörffte,
alss haben wir nicht unterlassen können, Ew. Ld. hieraus vertraulich
zu communiciren — . Wan auch Ew. Ld. dafür halten möchten, dass
dergleichen Unheil desto besser vorzukommen unsere Gegenwart im
Westfälischen Kreise nöthig wäre, so seind wir des Erbietens, unge-
achtet aus vielen erheblichen Ursachen unsere Kegenwart alhier wohl
am nöthigsten wäre, uns förderlichst dahin zu verfügen. —
Der Kurfürst an W. W. Blaspeil. D. Cöln a. d. Spree
23. Juli/ [4. August] 1665.
[Bereitwilligkeit snr EraeneraDg der Allianz mit den Staaten, zu fordernde
Bediognngen.]
— Nun können wir zwar nicht mit Oewissheit urtheilen, dass der 4. Aug.
Bischof von Münster wider den Staat etwas tentiren solle, wiewohl
>) S. M^moires d'Estrades III 8. 243flr.
Mater. «. Oetch. <J. G. Kurfürsten. 2tl. 4Q
Digitized by
Google
626 11- ^^^ MdDstersche Krieg.
die Armatur dennoch so beschaffen, dass der Staat darauf Reflexion
zu nehmen grosse Ursach hat. Dahero Ihr dann sehr wohl gethan,
dass Ihr denen commissariis die Gefahr vorgestellet, und ist uns lieb,
dass der Punkt von der Allianz wiederumb auf die Bahn gebracht
worden^), nur allein wird uns garnicht dienlich sein, dass darron
auf solche Art geredet werde, als wan es uns so gross darumb zu
thun sei, sondern es wird genug sein, wan Ihr ihnen die Versicherung
thut, dass wir kein Bedenken tragen würden, eine Allianz mit ihnen
aufzurichten, im Fall sie sich auch hinwiederumb also gegen uns be-
zeigen wollen, dass wir daraus verspüren könnten, dass sie unser
Interesse nicht gar, wie bisher geschehen, hindansetzen wollen. So-
viel nun 1) Die Evacuation der besetzten Clevischen Städte betrifft,
wollten wir — anitzo auf deren aller Evacuation so stark nicht dringen,
jedoch dass
2) weil doch dem Staat alle die Oerter zu besetzen nicht nöthig
wäre, uns anitzo alsofort einer derselben übergeben würde, dessen
Benennung Ihr zu Anfang wohl dem Staat freistellen könnet, sollten
sie aber solches nicht thun wollen, hättet Ihr zu verstehen zu geben,
dass Ihr hofftet, wir würden und diesesmal wohl mit Orsoi vergnügen.
3) Dass die Prätension wegen der Hufeiserschen Schuldforderung
entweder gänzlich aufgehoben, worauf Ihr dann bis aufs letzt zu be-
stehen, oder doch auf solchen Fuss gerichtet werde, dass wir hinftiro
nicht gefähr^t, noch, wie bisher geschehen, mit Executionen bedräuet
werden dürften,
4) dass der Genneper Zoll, welchen wir ohne das nicht länger
in ihren Händen lassen können, uns sofort gutwillig abgetreten werde,
0 Schon za Anfang des Jahres 1665 hatte die holländische Regierung im
Hinblick auf den englischen Krieg eine Annahrung an den Kf. versucht; dessen
Resident im Haag, Joh. Gopes meldet 19./29. Februar 1665, die Gedanken der
Regenten gingen dahin, sich mit Ef. in bessere Verstand su setzen, der Raths-
pensionär de Witt habe ihn Teranlasst, Blaspeil aufzufordern, hierher zu
kommen, es sei zwar alles auf die Verhandlung über die Hofeysersche Schuld
angesehen, konnte aber wohl nähere Handlung geben, Kf. hatte sich aber damals
•ehr zurückhaltend gezeigt und sich geweigert, vor Erledigung jener Schuldsache
in nähere Unterhandlungen zu treten s. Drk. u. Akt. III S. 145. Jetzt, ange-
sichts der auch von dem Bischof von Munster her drohenden Gefahr, hatten
die G.Staaten (29. Juli 1665) die Deputierten für die brandenburgischen An-
gelegenheiten beauftragt, die brandenburgischen Minister zu sondieren, ob die-
selben bevollmächtigt seien, die früher (1663) über die Erneuerung der Allianz
von 1655 geführten Unterhandlungen fortzusetzen s. ebendas. S. 150.
Digitized by
Google
VerhandloDgen im Haag wegen Erneaernog der Allianz. 627
5) dass ein gewisses Reglement aufgerichtet werde, wie weit die
Gouverneurs in den Festungen zu verfahren haben — .
Dieweiln uns auch von unterschiedlichen anderen Orten solche
Tractaten offeriret werden^), die zwar mit einer solchen Allianz mit
den Staaten nicht compatibel sein möchten, uns aber und unserem
Hause überaus vortheilhaftig fallen, so habet Ihr ihnen nur alsofort
anzudeuten, dass wir hierQber ehestens categorische Antwort und Re-
solution haben müssten, damit wir nicht zu unserem Präjudiz und
Nachtheil vorgedachte Tractaten verscherzten, wie wir denn die Ver-
zögerung ihrer Resolution vor einen refus annehmen und halten
würden. —
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D.'s'Gravenhage 8. August/ 29. Juli 1665.
[Ihre Antwort auf den Antrag der holländischen Deputierten wegen Ernenerung
der Allianz, Forderung der Rückgabe der cleviechen Festangen, Gespräche mit
Downing nud Eetrades.]
Die Staatischen Deputierten haben bei Auswechslung des Compromisses 8. Aug
in der Hofeyserschen Schuldsache') zugleich auch die Prolongation
und Emeueruog der Allianz zwischen Ef. und den Staaten beantragt; sie
haben geantwortet, daran, dass diese Prolongation nicht schon früher ge-
schehen, seien die Holländer schuld, es hätten sich auch seither viele Dinge
geändert, der Staat sei mit England in offenen Krieg gerathen, Kf. sei mit
Frankreich in nähere Yerbündnis getreten und habe mit den Nach-
baren im Westfälischen Kreise mehrere Freundschaft gestiftet, er habe
allerdings bei allem diesem des Staats nicht vergessen, sich nirgend en-
gagiert und freie Hand behalten, doch müsste bei Erneuerung der Allianz
dieses alles in Obacht genommen werden. Sie seien bereit, auf ihre früher
erhaltene Vollmacht die Handlung anzutreten, doch müssten sie gleich er-
klären, dass Ef. ihnen befohlen, auf Restitution seiner Clevischen Städte
zu dringen, und dass es nöthig sei, sich zunächst dieses Punktes halber zu
vergleichen. Die Staatischen Deputierren fanden sich etwas verlegen und
erklärten, da sie davon nichts in Commission hätten, es ihren Principalen
hinterbringen zu müssen, sie haben noch denselben Tag in der Generalität
mündlichen Vortrag gethan, auch dort ist man nicht wenig verlegen ge-
^) üeber die dem Kf. von England gemachten Anerbietnngen s. Pnfen-
dorf X § 5 S. 644f. und oben Abschn. 9 S. 615 f.
^' S. diesen Compromiss vom 1. August 1665 bei Aitzema V S. 527, Lon-
dorp IX S.414. Vgl. Urk. u. Akt. lU S. 145. M^moires d'Estrades m
S. 124. 233.
40*
Digitized by
Google
628 11* I^or Muostersche Krieg.
wesen, da man die Städte nicht gern abtreten , aber andererseits mit Kf. in
nähere Freundschaft treten möchte, man hat daher beschlossen, die Hand-
lung fortzusetzen. Sie sind, damit nicht der Verdacht entstehe, als wenn
Kf. mitHolland gegen England anspannen wollte, zudem englischen
Envoy6 gegangen; als er vernommen, dass sie die Rückgabe der Clevi-
sehen Städte verlangt, worauf der Staat, seiner Meinung nach, nimmer ein-
gehen würde, war er sehr zufrieden und sagte, wenn Kf. sich der jetzigen
Conjnnctur wohl bediente, würde er seine Städte, es wäre dem Staat lieb
oder leid, wohl wiederbekommen. Da die Holländer sich bemühen, K.Cö In
und Pfalz-Neuburg, deren Prätensionen nicht gar gross sind, zu be-
friedigen und so in Ruhe zu halten, und andere protestierende Fürsten zu
gewinnen, so schlagen Ges. vor, dass Kf. mit Braun schweig, Hessen und
anderen protestierenden Fürsten, namentlich im Westfälischen und Nieder-
sächsischen Kreise, in nähere Gorrespondenz trete und es dahin zu bringen
suche, dass, wenn der Staat von diesen Assistenz begehrte, sie darein nur
unter der Bedingung, dass der Staat zuförderst dem Kf. Satisfaction gebe,
willigten, da hier weder durch Bedräuungen, noch durch Reflexion auf das
Zukünftige, sondern nur durch Furcht oder andringende Noth etwas zu er-
halten ist. Da Ges. gehört, dass die Staaten sich wegen der Cle vischen
Städte auf die Garantie, welche ihnen Frankreich in dem Allianz vertrage
von 1662 *) zugesichert, verlassen , Frankreich aber in der nachher mit
Kf. geschlossenen Allianz ') denselben bei dem Seinigen zu manutenicren in
solchen terminis versprochen, dass darunter jene Städte verstanden werden
müssen, so haben sie deswegen mit dem französischen Gesandten d'Estra-
des geredet. Sie merkten, dass er auch von selten der Staaten schon des-
wegen angesprochen und ziemlich präoccupiert war, er meinte, dass die
Cle vischen Städte besser in der Staaten als in des Kf. Händen wären,
doch erklärte er nachher, er hätte darüber keine Ordre von seinem Könige ;
Ges. rathen daher, dass Kf. sich in Paris bei Lionne nach des Königs
eigentlicher Meinung erkundigen lasse.
Dieselben an den Kurfürsten. D. s'Gravenhage
l./ll. August 1665.
[Die Holländer sucheo die Allianz verhandlangen zu verzögern.]
11. Aug. Sie haben trotz der ihnen anfänglich gemachten Vertröstungen am 8.
Nachricht erhalten, dass der Staat ihnen keine Gonfereuz anbieten, sondern
1) Der AUianzvertrag vom 27. April 1662 (M^moires d'Estrades I S. Iff-
DamoDt VI 2 S. 4 12 ff.).
«) Vom 6. März 1664 8. Pufendorf IX §60 (S. 602). Urk. u. Akt IX
S. 692.
Digitized by
Google
Vorhand luDgeo im Haag wegen Ernenernng der Allianz. 629
die Sache lieber auf die lange Bahn schieben und abwarten wolle, wie es
sich mit England und Frankreich schicken werde, zumal da zu der-
selben Zeit die Nachricht ?on de Ruyters^) glücklicher Ankunft allgemeincä
Frohlocken und die Meinung, dass nun alle Schwierigkeiten überwunden
seien, verbreitet hat. Sie haben daher, da der Staat ihnen die Schuld, dass
die Handlung nicht vor sich ginge, 'hat aufbürden wollen, ein Memorial')
an demselben Tage übergeben, in welchem sie sich zu dechargieren gesucht.
Wenn dieses Allianzwerk befördert werden soll, so muss ein anderer Keil ge-
braucht werden, denn man hofft hier auf die Macht von Frankreich und
auf die Hülfe einiger deutschen Fürsten, namentlich der Herzoge von Han-
nover und Celle. Sie wollen sich nach Cleve zurückbegeben und des
Kf. weitere Verordnung erwarten, damit nicht, wenn sie blieben, es bei
diesen seltsamen Leuten das Ansehen gewinne, als wenn sie mehr als jene
um die Allianz verlegen seien.')
Geheimenrathsprotokoll. D. Cöln a. d. Spree
7./ 17. August 1665.
praes. S. Cbf. D. I. F. 0. za Anhalt. H. Graf Dona. Freih. v. Schwerin.
Freib. v. Loben. H. v. Plateo. H. v. Canatein. Freih. v. Blumen-
thal. H. v. Brand. H. Koppen.
[Ob 68 jetzt gerathen, mit Holland in Allianz zu treten.]
— H. G. V. Dona: S. Chf. D. könnten durch diese Allianz bei 17. Aug.
gegenwärtigen Conjuncturen viel zu hoflFen, so sonst nicht zu erhalten,
wo nichts, so contra Engel land stritte; was Frankreich in der
Sache thun würde, erst abzusehen, item ob auch Holland es suche.
3) H. 0.^) Bei allen Allianzen pflegt man zu sehen, dass die
All. zu Versicherung des Staats und Erhaltung Friede. — Cum Anglia
haben S. Chf. D. eine Allianz, und wann sie durante hello sich in
0 S. Aitzema V S. 469 ff. Wicquefort, Bist, des provincea noies III
S. 203.
«) 8. ürk. u. Akt. III S. 151.
') Kf. in seiner Antwort auf diese beiden Relationen (d. Coln a. d. Spr.
8./18. Aagust 1665) billigt das Verhalten der Gesandten nnd weist sie an, wenn
von bolläDdischer Seite ihm nicht besondere Vortheile angeboten würden, eich
in keine wirklieben Tractaten einzalaeseu und namentlich za verhüten, dass man
nicht englischerseits auf den Gedanken komme, als ob er die bisher so emsig
gesnchte Freundschaft mit dem englischen Könige auf einmal fahren lassen
wolle.
*) 0. Präsident v. Schwerin.
Digitized by
Google
630 11- ^®f Müostersche Krieg.
AlliaDz mit Holland einliessen, würden sie England disgustiren. —
Sed his non obstantibus, wann von den Staaten eine Vorschläge
thäten, mttsste man sehen, wie man es einrichtete, dass es den König
nicht disgustiren könnte. S. Chf. D. hätten vor diesem den Staaten
Allianz destiniret wegen Hamburg, weil sie aber sagen, ihre Maxime
wäre, dass es also divitiret bleibe, so sehe nicht, was S. Chf. D.
darvon zu hoffen. Die Staat. Schuldforderung ist nun auf ein Com-
promiss gerichtet, wovon H. Blaspiel ganz gewiss zu gewinnen ver-
sichert, dass also diese Sache in die Allianz nicht zu bringen. Wegen
der Clevischen Städte haben S. Chf. D. schon deliberiret, ob S. Chf. D*
die Städte nehmen sollten, wann sie gleich könnten. Wann sie rasirt
würden, könnte ein Feind leichtlich wieder repariren, sollten sie von
S. Chf. D. unterhalten werden, würde viel kosten. Sehe also nicht,
was S. Chf. D. bewegen könnte zur Allianz.
Es könnte aber Münster solche Sachen anfangen, so S. Chf.D. nicht
zu leiden stünde, und dass Braunschweig mit anstünde. So wäre
anders davon zu reden und dass die Mittel von den Staaten müssten.
Hielte also, die Sachen in dilatoriis aufzuhalten, dass man sehe, wo
es hinaus wollte, zumal weil S. Chf. D. selbst bald nach Cleve wollten.
Damit stimmen aoch die übrigen alle übereio.
S. Chf. D.: Dass ihre Gedanken alle dahin gehen, dass es noch
nicht de tempore. Ich gestehe selbst, wann die Holländer werden
sehen, dass ich darauf dringe, dass sie es werden traisniren; wann
sie aber sehen, dass man es traisnire, würden sie es poussiren und
sich also erbieten, dass ich hoffe, etwas Nutzen zu haben. Wann
Münster etwas wollte anfangen, könnte man dem König in England
wohl remonstriren, warumb man solche Allianz hätte machen müssen.
Frankreich hätte schon den Staaten Succurs zugesaget, fängt
Münster an, so haben wir die Franzosen im Reiche. Das Interesse
des Reiches sei, dass man Münster dergleichen zu thun nicht verstatte.
Münster hat gedräuet: Ich sollte mit anstehen, oder es möchte meinen
Landen nicht wohl gehen; soll auch gesaget haben, er fürchte sich
vor mich, aber wann er seine Cavallerie auf den Beinen, fragte er
nicht soviel nach mich. Jed quid faciendum, wann er auf die Clev.
Städte, wo die Staaten Garnison, ginge? quod non sperat, dass er
sich dessen unterfangen dörfte.
Digitized by
Google
VerhaodlQDgeD mit Holland aod den braaDScbweigischeD Hersogen. 631
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm za Lüneburg.
D. Cöln a. d. Spree 8./[18.] August 1665.
[Wonscb, ao der Allianz mit Holland Theil sn nehmen.]
£s ist uns die gewisse Kachricht zukommen, dass dem hollän- 18. Aug.
di sehen Abgesandten*), da er jüngsthin eine Alliance zwischen dem
Fürstl. Hause Braunschweig und Lüneburg und denen General
Staaten der Vereinigten Niederlande vorgeschlagen, zur Antwort
worden, dass selbiges Haus zu sothaner Bündnis sich nicht ungeneigt
würde erfinden lassen, wan es nur versichert wäre, dass wir in die-
selbe miteintreten wollten. Wie wir nun nicht zweifeln, dass solches
fttrnemblich von Ew. Ld. herrühre — also haben wir nicht Umbgang
nehmen können, deroselben — dafür zu danken und Sie bittlich zu
ersuchen, dass Sie Belieben tragen wollen, wan in dieser Sache ferner
etwas fUrge hen und von den H. Staaten angebracht werden sollte, es
dahin zu richten, damit es bei der vorigen Resolution verbleibe, und
vertraulich mit uns daraus zu communiciren. —
£r wird Jen a^ anweisen, wegen dieser Sache mit den braanschweigi-
schen Ministern vertrauliche Correspondenz zn pflegen.
Friedrich v. Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim
14/ [24.] August 1665.
[Eröffnungen der Herzoge Georg Wilhelm and Ernst Angnst aber gemeinsam
mit Kf. zn führende Allianzverhandiangen mit Holland.]
Dem Befehle des Ef. gemäss hat er mit den Galen bergischen über 24. Aug.
die Münstersche Sache geredet, sie haben ihm geantwortet, dass zwar
der Oberst Haersolt von den Staaten angekommen wäre, aber keine Alli-
anz sondern nur üeberlassnng einiger Truppen gesucht hätte. Die brann-
schweigischen Fürsten fürchteten das Münstersche Wesen und dessen Folgen
auf das höchste, seien bereit, das Ihnge mit Rath and That beizutragen,
wünschten, er möchte ihnen des Kf. Gedanken darüber eröffnen. Er hat
erwidert, daranf nicht instruiert zo sein, und nur seine eigenen Gedanken
darüber ausgesprochen, aber verabredet, Kf. um Specialordre deswegen und
am Geheimhaltung der Sache zu bitten. Er hat auch mit den Wolffen«
0 Oberst Haersolte, s. Köcher I S. 440f., in der daselbst mitgetheilten
Resolution auf dessen Anbringen (d. Calenberg 15./2Ö. August 1665) ist von Kf.
überhaupt nicht die Rede.
^) Derselbe befand sich damals noch in Hildesheim, s. oben Abschn. 9 S. 584.
Digitized by
Google
632 11- ^«r MuDstersche Krieg.
bütteischen davon geredet, die darauf sogleich zu ihrem Herrn gereist
sind, am Instruktion einzuholen. Um dem Kf. etwns Näheres berichten za
können, hat er sich an den Grafen Wal deck gewendet und durch diesen
die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August ersucht, ihm nähere
Apertur von ihrer Inclination zukommen zu lassen, und er hat darauf bei-
liegende Resolution erhalten').
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Potstam
18. /[28.] August 1665.
[anf die Relation vom 14./ 24. Aagust. Bereitwilligkeit mit den branoflchwei-
gischen Herzogen zusammen eioe Armee aufzastelleo. Die VerbaodlaDgeQ mit
den Geo. Staaten solleo gemeinschaftlich geführt werdeo.]
28. Aug. £r ist mit den Braun seh weigischen darin einig, dass die Müns-
terscb e Armatur besorgniserregend sei und man dabei nicht stille sitzen dürfe,
er hat bisher gewartet, da er vermuthet hat, von den Staaten deswegen
ersucht zu werden, zweifelt auch nicht, dass dieses geschehen werde» auf
welchen Fall er ihnen zum besten neben den Herzogen zu Braunschweig
0 Dieselbe lautet: ^Die loteotion ist, das Münsterische Werk, so weit
es im Reich Troablen nod Gefahr erwecket, zu dempfeo, und solches entweder
mit Hülfe and Subsidien der vereinigten Provincien oder allein mit benacb-
harten Cuhr- and Fürsten and de concert mit Frankreich. Weil aber viel
Interessenten bei solchem dessein in der Operation Verwirrung machen möchten,
and die Zeit za gewinnen, auch nacbtrucklich zu «igiren das Werk durch wenige
mit mebrern Saccess za führen sein wird, so ist man an Seiten des F. Hauses
Brannschweig der Meinung, wann Cuhrbrandenburg mit selbigem Hause
zu gleichem Zweck zu arbeiten intentioniret, dass man sich darüber zu ver-
gleichen hätte, dass ein jeder Tbeil ein gewisses an Volck darzu hergebe, und
wird zu solchem latent wegen einiger Subsidien mit Holland gehandelt, auf
deren Erfolg man dieses Orts mit 13000 Mann im Felde zu agiren vermeinet
Wann nun an Cuhrfürstl. selten ein proportionirtes corpo ins Feld gestellet
werden wollte, könnte man de concert, zu Erlangung des Friedens aaf das Fan*
dament der Reichssatzungen das Werk angreifen. — Unterdessen soll mit denen
Cuhrbrandenburg. Minister'n im Haag, was wegen dieses Fürstl. Hanses daselbst
vorgehet, doch also, dass man dergleichen von der Seite wieder verhoflfet,
communiciret und die Cuhrbrandenb. Interesse also secundiret werden, sowie
man vertrauet, dass von selber Seite die erforderte Werbgelder und Subsidien
von Holland zu erlangen befordert werden wird. Und weiln — bis zu völliger
Erlangung der Alliantz mit Holland einige Zeit hinstreichen möchte, so will man
an Seiten des Fürstl. Hauses 1500 Pferd neben 3000 Mann zu Fuss und nothiger
Artollerie znsammen fähren, wann an Cuhrbrandenb. selten nach Proportion es
ebenmassig geschiehet, und will man selbige unter Conduite I. F. Dchl. H.
Herzog Ernst Augusti in das Stift Ossnabrüg stellen, um sie daselbst zu
fernerer Resolution in Eil zu gebrauchen.*'
Digitized by
Google
VerstäDdigang mit deD brannschweigischen Herzogen. 633
ein Corpo von etwa 15000 M. zusammbringen will. Sollteu aber die Staaten
diese Assistenz nicht begehren, so findet er doch nötbig, dass man sich in
Verfassung setze, wiewohl diese dann nicht so stark sein dürfte, und will
er in diesem Falle sich mit einem Corpo von ungefähr 5000 Mann der
Orten finden lassen. Mit Schweden und Frankreich hält er für nöthi^,
dies Werk zu concertieren, hat auch an beiden Orten bereits den Anfang
gemacht und insonderheit bei Schweden^) grosse Inolination gefunden,
dem Bischof diese Armatur zu verwehren; wenn aber die katholischen
Stände sich stille halten, so wäre das beste, mit beiden Kronen es nur bei
vertraulicher Correspondenz zu lassen und keine wirkliche Hülfe von ihnen
zu begehren, damit nicht auch andere Potentaten sich einmischen. Vor allem
aber wird nöthig sein, dass das ganze Haus Braun schweig einig sei, wenig-
stens müsste man von Herzog Johann Friedrich versichert sein, dass,
wenn er ja seine Völker nicht mit dabei haben , er doch auch dem Werke
nicht entgegen sein wolle.
Er will seinen miuistris im Haag auftragen *), mit den Braunschweigi-
schen fleissig zu communicieren, dagegen sollen auch diese den Gen. Staaten
zu verstehen geben, dass er neben ihren Herzogen zugleich ersucht, die
Tractaten mit beiden zugleich fortgeführt, auch ihm die zu diesem Werke
nöthigen Mittel und Subsidien hergegeben werden müssten.
Blaspeil, Romswiiickel und Copes an den Kurfürsten.
D. s'Gravenhage 28. August/?. September 1665.
[EroffouDgeD Wicqueforta über die Unterhandlaogen der brauDSchweigischeD
Herzoge mit den Gen.-Staaten.]
Gestern hat sie H. Wicquefort*) besucht und ihnen, als im Auftrage 8. Sept.
der Herzoge Ernst August und Georg Wilhelm mitgetheilt, dass
0 Kf. hatte aufs neue (s. oben 8.624) an Wraogel geschrieben (d. Cöln
16./26. August 1665), denselben auf die Gefahr aufmerksam gemacht, welche
allem Anschein nach den Evangelis.chen von dem Qnternobmen des Bischofs
von Munster drohe, und die HofifDang ausgesprochen, man werde auch schwe-
discherseits diese Gefahr berücksichtigen. W ränge 1 erwidert darauf (d. Stock-
holm 9./19. September 1665), sein König habe ihm befohlen, sich nach den
deutschen Provinzen zu begeben, um in der Nähe auf alles etwa bereiubrechende
Unheil ein wachsames Auge zu haben, und bittet Kf. um fernere Miltheilungen. Vgl.
V. Krockows Relation aus Stockholm vom 2./ 12. August Urk. u. Akt. IX 4. 803 f.
^ Kf. theilt denselben (d. Cölu a. d. Spr. 23. August/ 2. September 1665)
dieses Rescript an Jena mit und befiehlt ihnen, mit den braunschweigischen
Ministern über diese Sache vertraulich zu communicieren, 25. Augu6t/4. Sep-
tember bevollmächtigt er dieselben, mit den G.Staaten wegen Erneuerung und
zeitgemässer Einrichtung der Alliauz in Verhandlung zu treten. 8. Urk. u.
Akt. III S. 153.
^ S. über denselben Urk. u. Akt. IX S. 566f. Er war damals zugleich
polnischer und luneburgischer Resident im Haag.
Digitized by
Google
634 n. Der MuDsterscho Krieg.
vor kurzer Zeit zwischen diesen und dem Staat eine Allianz vorgeschlagen
worden sei, womit man aber bisher angestanden, weil sie Ef. gern vor-
her mit dem Staat wohl, und in solcher Allianz mit einbegriffen sehen
wollten. Weil aber auch sie sich durch die Rüstungen des Bischofs von
Münster bedroht sähen, beabsichtigten sie, ihre Völker unter Waffen zu
haben, und um dieses mit weniger Ungelegenheit und Kosten zu thun, hätten
sie den Grafen W al d e c k ^) in der Stille hierhin abgefertigt, welcher sich auch
schon incognito hier befinde, um mit diesem Staat dahin, dass derselbe zum
nöthigen Unterhalt etwas in Geld und Munition mit beitragen helfe, zu
handeln, wofür jene Völker im Nothfall, wenn der Bischof von Münster
gegen diesen Staat etwas unternehmen sollte, demselben gegen eine Garan-
tie sollten zu Hülfe geschickt werden. Die Verhandlungen würden ver-
mutblich noch heute zum Schluss kommen. Er erbot sich zu weiteren
Mittheilungen, auch Graf Waldeck würde, sobald er ausgehen würde, zu
ihnen kommen und mit ihnen näher von allem reden. Er fugte hinzu,
Schweden habe den Herzogen angeboten, die Stadt Höxter, in welcher der
Bischof das Religionswesen geändert'), in vorigen Stand bringen zu helfen
und den Bischof daraus zu setzen, was diesem Staat um so angenehmer
gewesen, da er geglaubt, dass Schweden und Münster mit einander
hielten.
Ges. sind überzeugt, dass die Absicht der Herzoge gut ist und dass
sie Ef. durch diese Handlung nicht präjudicieren wollen, doch aus Besorg-
nis, dass der Staat im Vertrauen auf die Hülfe derselben auf Ef. weniger
Reflexion nehmen möchte, haben sie mit einigen Regenten unter der Hand
davon geredet und ihnen zu verstehen gegeben, dass es auch dem Kf. an
Völkern, diesem Staat im Nothfall zu Lande zu helfen, nicht ermangeln
würde, welches jenen so gefallen, dass sie vermuthlich bald privatim oder
publice mit ihnen weiter verhandeln werden.
F. V. Jena an den Kurfürsten. D. Hildesheim
l./[ll.] September 1665.
[Erfolglose Verbandlaogen, VersicheruDgeD der brauoschw. Herzoge, beonrahigende
Gerüchte aber die Absichten Schwedens gegen Bremen.]
11. Sept. Da man es hat vermeiden wollen, die Räthe Herzog Johann Frie-
drichs, der eine bestimmte Erklärung verweigert hat, zur Conferenz zu-
zusiehen, und andererseits, denselben zu verletzen, so hat man garkeine
Conferenz gehalten, sondern er, der Schwedische, die Wolffenbüttel-
1) Ueber diese Sendung desselben s. Wieqoefort m 8.221, v. Rauch-
bar-Cartze I S. 230f. Mörooires da comte de Gniche (bei Wiens S. 228)
M6m. d'Estrades III S. 375. Kocher I S. 441 ff.
«) S. Köcher I S.424f.
Digitized by
Google
ErofifoaDgeo Wicqaeforts. VerhaDdlungen in Hildeehüim. 635
sehen, Hannoverscheo und der inzwischen eingetroffene Hessen-
Gasselsche Abgesandte ?. Dal wich haben einzeln roit einander verhan-
delt, doch da man gemerkt, dass der schwedische nicht instruiert war und
dass er auf ein absonderliches und neues foedus gehen wollte, sind die
übrigen einig geworden, ?on der Sache mit gnter Manier, und zwar um
Herzog Johann Friedrich keine Ursache zar Trennung zu geben, zu
abstrahieren, wie auch geschehen, und ist darauf ehegestern der Hessische
wieder nach Cassel gereist, doch haben die Wolffenbüttelschen und
Hannoverschen J. versichert, dass Ef. sich auf ihre Herren verlassen
sollte. Die Herzoge Georg Wilhelm und Ernst August blieben bei
ihrer Meinung, die sie neulich dem Kf. zugeschickt % doch gleichfalls nicht
anders als dafern neben Ef. sie gesucht und die Subsidien wirklich folgen
würden, womit sie auch den Haersold abgefertigt hätten.
Vor wenigen Tagen kamen hier von vielen Orten Zeitungen ') , die
Schweden würden gewiss Bremen attaquieren, das Hans B raunschweig
ist darüber sehr alarmiert, J. hat mit ihnen geredet und glaubt, dass
Bremen sicher auf Wolffenbüttels und Herzog Johann Fri edrichs
Hülfe rechnen könnte, wenn sich andere mehr des Dinges annehmen.
Oeorg Wilhelm erklärte ihm, er sähe es ungern, er sei gut schwedisch,
wüsste aber nicht, wessen er sich resol vieren würde. Der Schwedische^
aber bestreitet ganz diese Absicht mit dieser Addition, dass, wenn E.-
Mainz fremde Völker ins Reich zöge und wider alle constitutiones imperii
und Instrumentum pacis thäte, so wäre alles gut, wenn aber Schweden
etwas aus gutem Herzen und zu der Evangelischen Besten vorhätte, so
werde alsobald Alarm. Sie würden beweisen, dass sie es ehrlich meinten.
Er hat Ordre erhalten, zu Ef. und allen Herzogen von Braun schweig
zu gehen.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D. s'Gravenhage 3./ 13. September 1665.
[Verdächtige Haltung Waldecks, Blaspeil wird sich zu Kf. begeben.]
Sie haben Graf Wal deck noch nicht zu sehen bekommen und schlies- 13. Sept.
sen daraus, dass derselbe die vorgenommene Handlung mit dem Staat ohne
sie zu schliessen beabsichtige. Sie vernehmen von anderen, dass diese
Handlung schon richtig sein soll. Da nun dieses alles dem Project, welches
dem Kf. von Braunschweigischer Seite zugekommen ist und daraufhin der-
selbe an V. Jena und an sie Ordre ertheilt hat, nicht gemäss ist, und sie
in der That verspüren, dass durch diese separate Handlung des Kf. Inter-
0 S. oben S. 633.
^) S. ober diese schwedischen Rustangea die Relationen v. Krockows ans
Stockholm vom 2./12. und 16./26. Aogoat 1665 ürk. n. Akt. I,X S. 804f.
') K leihe, s. oben Abschn. 9 S. 583. 585.
Digitized by
Google
636 11. l^er Münstersche Krieg.
esse leide, so haben sie auf Mittel gedacht, wie dem abzabelfeo sei und
sowohl Ef. als anch die Herzoge ihre InteDtion erreichen können. Da diese
sich aber besser mündlich berichten lassen, so will Blas peil sich zu Kf.
verfügen, während Romswinckel und Copes» damit die Handlung nicht
abgebrochen werde, hier bleiben wollen. .
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten D. Haage
9./ 19. September 1665.
[Verhand langen mit den staatischeo Deputierten. Erkläraogeo Waldecks.]
19. Sept. Auf Veranlassung der staatischen Deputierten ^) haben sie mit diesen
eine neue Conferenz am 5./ 15. gehalten, alle Punkte der Allianz von 1655
durchgenommen und dabei was ihnen in Instructione aufgegeben, erinnert.
Auf einer zweiten Conferenz am 6./ 16. sind die früheren Traktaten von
1655 an verlesen worden, eine neue auf den 7./17. angesagte Conferenz
ist aber von den staatischen Deputierten abgesagt worden. Der Traktat
mit Graf Wal deck ist nun abgeschlossen, wie dieser selbst, als er gestern
mit Wicquefort ihnen die Visite gegeben, ihnen in generalibus termlnis
notificiert hat. Er erzählte dabei, zu der Zeit, als er im Werk begriffen
gewesen, die fürstlichen Gebrüder zu vergleichen, sei Haersolt zu denselben
gekommen, um über einigen Snccnrs zu tractieren, da derselbe aber nicht
genugsam instruiert gewesen, um zu schliessen, so habe er selbst sich mit
einem Memorial der Fürsten, um mit den Staaten zu tractieren, nach dem
Haag begeben und er habe an Kf. von allem, was passiert, Bericht abge-
stattet*).
Da sie unter der Hand in Erfahrung gebracht, dass keine von den
Provinzen zu der Evacuation eines oder des anderen Platzes in dieser Zeit
0 S. Urk. u. Akt. lU S. 153.
*) Waldeck hatte dem Kf. (<i. Haag 1./ 11. September 1665) angezeigt,
dass er dorthin gereist sei» am das zwischen den Staaten aod Herzog Ernst
Angnst angefangene Werk unter der Haod zu Ende zu bringen und dadurch
den Qrnod za einer ferneren Allianz zu legen, er habe gehörigen Ortes eifrigst
vorgestellt, wie ontzlich den Staaten des Kf. Freundschaft sein könne, habe
auch sowohl bei den anderen Provinzen als auch bei Holland gat9 Inclination
dazu verspürt, aber von der Häamnog der cleviachen Städte wolle man jetzt
nichts hören, die Vernünftigsteo meinten, wenn Kf. jetzt genereasement mit ihnen
umginge, würde er künftig sicher seioe Absicht erreichen. Kf. antwortet darauf
(d. Cöln 15./25. September 1665), er baue auf Herzog Georg Wilhelms wieder-
holtes Versprechen, nur gemeinsam mit ihm die Verhandlungen mit Holland zu
führen, er könne daher die ihm zugekommene Nachriebt« dass man braun-
schweigischerseitB die Intention geändert und einseitig mit Holland abgeschlossen
habe, nicht glauben, auf der Forderung der Restitution einer seiner clevischeo
Festungen müsse er bestehen.
Digitized by
Google
Waldecks UDterhaDdlaogeD im Haag. 637
zu briDgeo, sie sonst aber Kf. alle Satisfactioa zu geben bereit sein würden,
80 bitten sie am Verbaltungsbefefale.
Graf Georg Friedrich von Waldeck an den Kurfürsten.
D. Haag ll./[21.] September 1665.
[Recbtfertigang des Abscblasses der Tractateo, seine Bemahaogeo im Interesse
des Kf.]
— Sieder meinem letzteren hab ich sowohl E. Chf. D. Ministern 21. Sept.
als andere besuchet und was deroselben Interesse und Dessein zu
secondiren vermöchte, mich anerbotten, auch zugleich was alhier wegen
einer Armee von 12000 Mann zu richten mit Herzog Ernst Augusto
F.G. volgens dem von jhro schon vor .ettlich Wochen alhier gethaneu
Anerbieten abgerehdet, communiciret, auch wie zu Beschleunigung der
Sache mann mich ersuchet das Werk zu zeichnen und die Ursache,
warumb, ohngeacht ich weder Creditiv, Volmacht noch rechte Instruc-
tion habe, solches eingewilliget *) auff Gutfinden vorgedachter I.F.G.
Wohrauf gestert mir bezeuget worden, als wenn Dero fl. Abgesandten
die Beisorge hätten, ob würde dieses Werk deroselben Intention hinder-
lich sein. Ich hab aber nicht allein verhoflfentlich zur genüge vor-
gestelt, wie das diesse Armatur zu beschleunigen E. Chf. D. dinstig
zu sein erachtet, dieweil dadurch E. Chf. D. 12000 Mann zu Secon-
dirung dero Interesse parat haben, sintemahl weder diesser Staat noch
die Hertzoge von Braunschweig ohne eusserster Verderb von E. Chf. D.
nicht separiret werden können, und habe ich so teutlich und clahr den
Staaten General und particulier Ministren, auch Gliedern der Provinc
vorgestellet, dass ohne E. Gbf. D. Zuthun ein langwiriger und ver-
derblicher Krieg erfolgen, durch E. Chf. D. Beitretten aber das Werk
in der Asche gedempfet werden wird. Es hat mir auch H. Bever-
ling versprochen, Dienstags in der Provinc von Hollandt das Werk
vorzustellen und was an ihme seie beizutragen, damit E. Chf. D. also
möge begegnet werden, dass Sie Dero AflFection von diesem Staat ab-
zuwenden keine Ursach bekommen mögen. Ich bin zu wenig E. Chf.
D. in so einer wichtigen Sach zu.rahten, aber das kann ich wohl
sagen, das E. Chf. D. das Haubt von einer Partey, so zu dero Sicher-
heit arbeitet, sein können undt selbst ohne vielle andere Zuthun zu
>) S. den Vertrag vom 9./19. September 1665 bei Aitzema V S. 6420".
Dumont VI 3 S. 46. Vgl. Kocher I, S. 441ff.
Digitized by
Google
638 11- I^«r Münstersche Kriej?.
dero grossem Nutzen dies Feuer dempffen können, denn diesse Leuhte
alhier seind ihrer Regierungsart nach so langsam, das weitläufftige
Traetatten mit ihnen in Eill schwehrlich zum Ende zu bringen sein. —
Memorial des Mttnsterschen Domdechanten und Geheimen
Raths V. Brabeck/) D. Berlin 27./ 17. September 1665.
[BoDdois des Bischofs mit England, das Verhalten der braonschweigischen
Fürsten, Bitte am Entlassung angehaltener, für den Bischof angeworbener
Soldaten.]
27. Sept. Er hat bei seiner ihm diesen Morgen verstatteten Audienz neben an-
deren Punkten, auf welche Ef. sich sogleich resol viert, auch folgende vor-
getragen, welche er zu fernerer Erklärung schriftlich aufgesetzt hat. Sein
Herr ist durch die von den Staaten der Vereinigten Niederlande
erlittenen Beleidigungen und Gewaltthaten geuöthigt worden, sich in Kriegs-
verfassung zu setzen, um so Satisfaktion und Sicherheit für die Zukunft
zu erlangen. Da die bei den unlängst zu Coesfeld und Dorsten vor-
genommenen Traktaten ') vereinbarte Zusammensetzung noch nicht zur
völligen Richtigkeit gekommen ist, und sein Herr fürchtet, dass ihm auf
allen Fall die ordentliche Reichs- und Kreishülfe nicht so, wie es der
Sachen Wichtigkeit und Nothdurft erfordert, folgen dürfte, so hat er zu
seiner Sicherung mit dem Könige von England ein Bündnis') abge-
schlossen und hat zu Antretung solcher Allianz um so weniger Bedenken
gehabt, da ja auch Kf. mit demselben in Bündnis *) stehe.
Seinem Herrn ist berichtet worden, die braunschweigischen Her-
zoge wollten ihre Völker dem Grafen Wal deck überlassen, um sie zu
Diensten der Staaten gegen ihn zu gebrauchen, er sieht sich dadurch ge-
uöthigt, auf Gegenmittel zu denken, und bittet den Kf., sich zu bemühen,
die Herzoge dayon abzuhalten und, nachdem er diese Sache beim Kaiser
und auf dem Reichstage vorgebracht hat, ihn dabei zu assistieren.
Kf. hat auf ungleichen Bericht hin den Rittmeister Arnsted mit
seiner ganzen für des Bischofs Dienst geworbenen Compagnie zu Halb er-
st ad t mit Arrest belegen lassen und dann genöthigt, in seinen Dienst zu
^) Das Creditiv des Bischofs für denselben ist datiert St. Lndgersbarg
16. September, das Becreditiv des Kf. Cöln 18./2d. September 1665; Br. reicht
noch am 20./30. September ein neues Gesuch wegen Entlassung der angehaltenen
Officiere und Soldaten ein.
>) 8. oben 8. 518 ff.
») d. London 3./13. Juni 1665 bei Alpen I S. 670ff.
*) Gemeint ist die Allianz des Ef. mit England vom 20. Juli 1661, s. über
dieselbe Urk. n. Akt. IX S. 463 ff.
Digitized by
Google
Sendung v. Brabecks nach Berlin. 639
treten, ebenso einige in Qnedlinbarg and Deren barg angehaltene
Reiter, obwohl anter denselben sich keine ünterthanen des Kf. befinden
and ihre Anwerbang vor dem Erlass des Inhibitivbefehls des Kf. erfolgt
ist, er bittet dieselben ans dem Arrest and Eide za entlassen*).
Der Kurftlrst an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Lüneburg. D. Cöln 17./ [27.] September 1665.
[Beschwerde über die durch Graf Waldeck im Haag einseitig geführten Unter-
handlangen. Forderung, den abgeschlossenen Tractat vorläufig nicht zu
ratificieren.]
— Wir können aber Ew. Ld. in hergebrachtem Vertrauen nicht 27. Sept.
bergen, dass wir glaubhafte Nachricht erlanget, ob sollte nicht allein
von Ew. Ld. Bedienten noch zur Zeit mit den unserigen aus diesem
negotio keine eigentliche Communication geschehen, sondern denselben
durch Vicquefort nur schlechter Dinge notificiret sein, dass der
Graf von Waldeck dieses negotii halber handelte, wie dann auch
ferner die H.Staaten nach des Grafen von Waldeck Ankunft im
Haag sich gegen uns sehr kühl und retirat erwiesen, itzg. Graf auch
die Sache allein in Ew. Ld. und Dero Fttrstl. Hauses Namen treiben,
wodurch die für diesem bezeugte Inclination des Staats zur Renovation
der Allianz sehr geschwächet, daneben uns auch fast deutlich und
f&r aus gesaget werden wollen, dass wir bei deren Erfolgung keine
Restitution unserer von ihnen besetzten Gleffischen Plätze zu hofifen
hätten. —
*) Die darauf von dem Kf. ertheilte Resolution ist in den Akten nicht er-
halten, der Inhalt derselben ergiebt sich aus der Mittheilung, welche Kf. durch
Blaspeil in Wolffenbuttel machen liess (Proposition desselben vom 27. Sep-
tember 1665. Hannov. Archiv), Kf. nehme, was der Bischof wegen der Allianz
mit England angebracht, als eine Notification an, er hätte gewünscht, dass der
Bischof vorher mit ihm und anderen Interessenten communiciert hätte. Er wüsste
nicht, dass das Haus Braunschweig gegen den Bischof etwas Feindliches vor-
zunehmen resolviert sei, sollte ihm etwas davon vorkommen, so wolle er gern
bef5rdern helfen, was zum Frieden dienlich sei. Er finde gut, dass der Bischof
mit seiner Armatur einhalte, und erbiete sich, die Streitigkeiten desselben mit
den Staaten accommodieren zu helfen. Die Gompagnie Reiter hätte er, da sie
ohne vorherige Anzeige durch sein Farstenthum Halberstadt mit blasenden
Trompeten gezogen, anhalten müssen und er könne zu Verhütung böser Conse-
quenz darin keine Aenderung machen. S. auch unten die Instruktion für
F. V. Jena vom 12./22. Februar 1666.
Digitized by
Google
640 11- I^or MuDStersche Krieg.
So ersuchen wir Ew. Ld. — sie wollen uns in hergebrachtem Ver-
trauen eigentlich wissen lassen, wie das Werk anitzo stehe und wo-
hin dero beständige Gemttthsmeinnng und Resolution endlich ziele,
wir halten sonst dafür, dass Ew. Ld. darin gänzlich mit uns einig
sein werden, dass, wenn mit dem Staat etwas gemacht werden sollte,
solches auf vorgedachte Weise am besten geschehen könne, wobei
dann auch Ew. Ld. hochvernünftig zu ermessen, wie hoch uns beider-
seits daran gelegen, dass wir zu guter und gewünschter Ausführung
der Sach^ und Versicherung des Westfälischen Kreises wie auch auf allen
Fall einer sicheren Retraite eines und anderen Orts in unsren Clevischen
Landen versichert wären, wovon wir auch nicht abstehen, sondern bei
erfolgenden Tractaten solches inständig urgiren werden, in Hoffnung,
Ew. Ld. uns darunter bestermassen zu secundiren nicht unterlassen
werden. —
PS. Auch erlangen wir gleich jetzo Nachricht, dass der Graf
von Waldeck und Vicquefort zwar unsern Bedienten im Haag die
Visite gegeben und mit ihnen von der Sache etwas geredet, es wäre
aber solche schon zu völliger Richtigkeit gebracht und der Tractat
geschlossen, womit der Obrist Harsolt zu E. Ld; reisen würde, umb
die Ratification darüber auszuwirken. Wie sehr uns nun dieses alles
befrembden und was für Nachdenken uns solches verursachen müsse,
können E. Ld. leicht ermessen, wiewoU wir alles so eben nicht
glauben, sondern unser Judicium, bis wir von E. Ld. vertrauliche Aper-
tur und Nachricht erlanget, suspendiren wollen, daneben auch das
Vertrauen haben, auch E. Ld. — darumb ersuchen, mit der Rati-
fication so lang ein und zurückzuhalten, bis wir unsere fernere ohn-
fürgreifliche Meinung und Gedanken E. Ld. deswegen eröffnet*). —
0 Qleichzeitig ergehen Schreiben an die Herzoge Aagust und Ernst
August, iD deoen Ef. auf das lebhafteste über das Verfahren Waldecks,
wodurch er gleichsam hiDtergangen und beschimpft sei, Beschwerde fuhrt, vou
denselben verlangt, dass sie die Ratification eines so präjudicierlicheu Tractata
et modi agendi divertieren und dahin wirken mochten, dass die Tractaten mit
den Staaten von beiden Tbeilen pari passu fortgesetzt würden, mit dem Be-
merken, dass „wofern mit uos auf diese Art weiter gehandelt werden sollte, wir
ohnumgänglich auch andere consilia zu fassen und unsere und unseres Staats
Sicherheit auf andere Weise, so g^t wir können, zu beobachten werden ge-
zwungen werden.*
Digitized by
Google
UDzafriedenheit des Cf. über den WaldeoksebeD Tractat. 641
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm von Brannschweig
und Lüneburg. D. Cöln 20./ [30.] September 1665.
[ÜDsnfriedenheit aber doD einseitigeD AbBohlnss des Traotats mit Holland.
Fordernng, dass die Ratification desselben hinaosgesoboben werde.]
Er hat jetzt durch Oraf Waldeck selbst die Nachricht erhalten, dass 30. Sept.
die Tractaten dort zum Schlass gekommen nnd von dem Grafen sab spe rati-
ficationis anterschrieben worden sind. Ihm kommen diese Procednren des
Grafen etwas befremdlich vor ond er bittet um nähere Auskunft darüber.
Sollte dieser modus agendi des Grafen zu seinem höchsten Schimpf und
Nachtheil approbiert und der Tractat ohne sein Zuziehen vollzogen und
ratificiert werden, so wird auch er andere mesures nehmen und seine Sicher-
heit gebührendermassen beobachten müssen, er hofft aber, der Herzog
werde die Ratification zurückhalten, bis die Sache auch mit ihm concertiert
und zu behöriger Richtigkeit gebracht sei.
Der Kurfürst an den Grafen von Waldeck. D. Cöln
20./[30.] September 1665.
[Unsafnedenheit über den einseitigen Abschluss des Tractats. Forderung, dass
die Ratification hinausgeschoben werde.]
Aus Eurem vom 11. huiosO ^^^ dem Haag an uns abgelassenen 30. Sept.
Schreiben haben wir ganz ohnvermuthlich ersehen, dass dasjenige, was
uns bei voriger Post wegen der Braunschweigischen Tractaten mit
den H.Staaten berichtet worden, sich in der That also verhalte. — Nun
könnet Ihr leicht ermessen, dass uns dieser modus procedendi nicht
weinig befremden müsse, denn Euch gnugsam bekannt, wie festiglich
wir von Herzog Georg Wilhelms Ld. versichert worden, dass alles
mit uns pari passu concertiret werden sollte, Ihr könnet auch gnug-
sam urtheilen, dass, wofern das Werk Bestand haben und mit Nach-
druck ausgeführet werden soll, alles auf einen anderen Fuss gerichtet
und wir darunter nicht so gar negligiret werden müssen. — Wir
lassen es aber dahin gestellet sein und gesinnen von Euch gst, Ihr
wollet uns darin nunmehr Eure gegen uns contestirte Devotion er-
weisen, dass Ihr die Ratification dessen, was verhandelt worden, so
lang zu differiren geflissen seid, bis man mit uns auch wird tractiret
und geschlossen haben, gestalt wir dann unsre Ministros im Haag
desfalls mit gnugsamer Instruction und Vollmacht versehen. Solltet
') Oben S. 637.
Ilat«r. m. Oetch. d. Q. Karfursten. XI. 41
Digitized by
Google
642 11* ^^^ MüDStersohe Krieg.
Ihr aber über Verhoffen dieses alles nicht bei Each gelten lassen, so
wird es ans sonst an Mitteln nicht ermangeln, dieses Euer Vorhaben,
welches wir wohl versichert sein, dass es mit der Herren Herzoge
von Brannsohweig — Willen nicht von Euch nntemonmien worden,
zu verhindern. —
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cöln
23. September / [3. October] 1665.
[auf die Relation vom 16./26. September. Die sögerode Haltung der G. Staaten.
Ges. sollen kategorische Besolation fordern, Bedingangen des Kf., Sendung
Blaspeils an die brannschweigischen Fürsten.]
8. Oct. £r ist sehr verwandert, dass die Staaten sich zar Erneaerang der Alli-
anz noch immer so wenig bereitwillig zeigen. Er wird sich darauf und
auf irgend eine Hülfeleistung für dieselben nur, wenn ihm eine oder andere
seiner Clevischen Festungen restitniert werde, einlassen und im Falle, dass
man ihm in diesem Punkte so garkeine Satisfaction geben würde, seine
Sicherheit anderw&rtig suchen müssen. Zwar will man ihn yersichem, das
eigentliche Absehen der Staaten sei nicht so sehr darauf gerichtet, diese
Städte für immer zu behalten, sondern nur dass dieser Funkt für diesmal
ausgesetzt und inmittelst die frühere Allianz erneuert werde, wobei man
ihm Hoffnung machen will, dass sie ihm hern&chst hierunter bessere Satis-
faction geben würden, er kann sich aber mit einer so blassen und wenig
fundierten Hoffnung nicht abweisen lassen. Er merkt wohl, dass die Staaten
sich auf die Traktaten mit Graf Waldeck verlassen und sich daher ein-
bilden, dass sie seine Freundschaft nicht so eben nöthig hätten, da aber
Graf Wal deck bei diesen Verhandlungen nicht, wie sich's gebührt, gehan-
delt hat und er versichert ist, dass das Haus Braunschweig solche
separate Handlung nicht gutheissen wird, so dürften sie sich hierin wohl
betrogen finden.
Ges. sollen von den G.Staaten cathegoricam resolutionem verlangen,
ob dieselben ihm in den von ihnen vorgestellten Punkten Satisfaction geben
wollten, oder nicht. Sollten sich dieselben mit ihm setzen wollen, so soUen
sie die Verhandlungen ohne Zeitveriust fortsetzen. Er verlangt, dass ihm
Orsoy alsbald und Gennep nach Beendigung der jetzigen Unruhe ein-
geräumt, dass, falls er einmal wegen Kriegsgefahr seine Hofstatt oder Kanzlei
von Cleve sollte verlegen müssen, ihm freistehen solle, damit nach Wesel
oder Emmerich zu gehen, dass dann die dortigen Garnisonen, so lange
er sich dort aufhalte, auch in seinen Pflichten stehen sollten, und dass in
betreff der übrigen mit staatischen Garnisonen besetzten devischen Städte
und Plätze ausgemacht werde, dass sie dieselben so lange die bevorste-
hende Allianz währe, besetzt halten, nach Ablauf derselben aber weiter
darüber verhandelt werden solle', ferner dass ein gutes Reglement, danach
Digitized by
Google
BediDgQDgeo des Kf. för die AlliaDS mit Holland. 643
sich die Soldatesqne zu richten , gemacht and aosgeführt werde. Dagegen
ist er erbötig, den Staaten mit seinen Völkern bis zn so vielen tausend, wie
man sich des quanti, auch sonsten der Werbe- und Unterhaltungsgelder
halber vergleichen werde, zu assistieren. Da er glaubt, dass dieses alles
nicht besser, als wenn es zugleich mit dem ganzen Hause Braunschweig
concertiert werde, werkstellig gemacht werden könne, so hat er mit diesem
deshalb oommuniciert, auch BlaspeiP) dorthin abgefertigt.
Aüfzeichnang de» Grafen Georg Friedrich von Waldeck ^ über
eine mit dem Kurfürsten gehaltene Unterredung. 8. d.
[Berlin 30. September / 10. October 1666.]
(Hannoversches Archiv.)
Die Verweigerung der Visite betreffent ist vorgestellet worden, 10. Oct
das niemandt directe mich zu sprechen begehret,
2) das Vicfort wie allen andern also auch Blaspiel geandtwortet,
1) Betreffend diese Sendung desselben liegt nur jene (s. 8. 639) von ihm in
Wolf fen hätte 1 am 27. September /7. October abgelegte Proposition vor. In
derselben wird nochmals Bedressierang des im Haag einseitig abgeschlossenen
Tractats gefordert nnd erklärt, Ef. wünsche eine Verbindung mit dem gesamten
brannschweigischen Hanse, in Wolffenbnttel solle ein Project dasn anfgestellt
nnd dann von BL, dem womöglich jemand von dort her beigegeben werden solle,
dem Heraoge Georg Wilhelm aberbracht werden. Kf. beabsichtige, 1) dass
alle fremden Völker, welche sich sonst in diese Sache einmischen möchten, ans
dem Beich, namentlich ans dem Niedersächsischen nnd WestfUlischen Kreise
ferngehalten werden, sumal da er yersichert sei, wenn man sich snsammensetste,
■o hätte man Macht genng, die angefangene Unmhe sn stillen, 2) eine solche
Anstalt nnd Ueberschlag an machen, dass man künftig dergleichen Unmhe nicht
SU befahren habe. Dann macht Bl. nähere Mittheilungen aber das Anbringen
Brabecks nnd über die darauf von dem Kf. ertheilte Besolntion nnd erklärt
discnrsweise, er habe anch Auftrag, su Heraog Johann Friedrich sn gehen,
■olle aber sunächst hören, ob Heraog August es rathsam finde und was bei
demselben ansubringen sein wurde, er sei zweimal bei dem Bischof gewesen,
derselbe hatte ihm erklärt, er sei gar su tief mit England eingestiegen, so dass
er nicht wohl wieder zurück könnte.
^ Waldeck hatte auf das Schreiben vom 20./'90. September (8. 641) geant-
wortet (d. Hannover 23. September/d. October 1665)i er sei sehr unglücklich
ober des Kf. Unsufriedenheit und wünsche behufs seiner Bechtfertigung mit
▼. Schwerin susammenaukommen , Kf. hatte ihn darauf (d. Göln a. d. Spr.
36. September/6. October 1665) aufgefordert, lieber su ihm au kommen, er werde
ihn nicht lange aufhalten, welcher Aufforderung der Graf nachgekommen ist
S. Kocher I 8. 445. Diese Aufseichnung ist augenscheinlich för die am 9. Oc-
tober in Berlin angelangten Gesandten Herzog Georg Wilhelms (S. 645) be-
stimmt
41*
Digitized by
Google
644 11- ^^^ Müosterscbe Krieg.
3) das aus Ursache, weil ich den Aasgang meines emplois nicht
zu meinem Nachtheil gereichen machen wollen, mich secret gehalten
nndt bei Verfehlung meines Intents nach Gülenberg^) gehen undt von
dannen als in particulie andern Gesohefften in Hag public gehen wollen.
4) undt das ich auch keinen public minister gesprochen.
Angehende, das communiciren hätte sollen, hab geantwortet, das
ich in genere I. Ghf. D. selbst auch Dero Dienern ains und anders
communicirt in Schrifften.
2) Vicfort im Nahmen I. F. G. Blaspiel gefragt, was I. Chf. D.
begehren an den Staat, das er Order hätte zu communiciren undt zu
secondiren, welchem aber nichts von den Brandenb. sey entdecket
worden.
3) hätte ich midt keinem Nutzen midt Blaspiel communiciren
können weil ihme kein Commission midt mir sich zu unterreden ge-
geben gewesen.
4) so hätte solche Gommunication in diesem Werke nichts fruch-
ten können, weill I. Ghf. D. aine formale Alliance intendiren, dies
aber nuhr aine Gonvention über Richtung ainer Armee nndt dehreo
Gommendirung undt Gebrauch sein.
Die Sach an sich selbst betreffendt, undt das man gegen das
Project gehandelt habe.
So seye das Project von mir in Vertrauen communiciret *) undt
darin gesagt, wie man biss zu Richtigmachung einer Alliance oder
auch diesser Handelung bis 5000 Mann zusahmen zu ftlhren gemeint,
wenn I. Ghf. D. dergleichen thun wollen.
2) das zeite dessen diessen Tractat aufzuhalten mann so wenig
zugesagt, als es die Gefahr leide,
3) das midt Hertzog Ernst Augusto die Sach schon lengst auff
wenigs noch abgehandelt, undt Herscholt auffs übrige sich instrairen
zu lassen hinuntergangen, welches just zu facilitiren ich aufT mich
genomen.
4) das nicht bevolmächtiget noch willens gewesen (wie solches
zuvor an I. Ghf. D. geschrieben) den Tractat zu schliessen, aber zu
Erlangung der Werbgelder undt Subsidien, wen mann den Tractat
vor gut achten solle, habe ich ihn gezeichnet.
0 Gaylenberg, eine dem Grafen Waldeck gehörige, in den Niederlanden
in Geldern gelegene Besitzung.
*) S. oben S. 632.
Digitized by
Google
BeehtfertigaDg Waldecks. 645
5) undt mfisse derselbe in 7 oder 8 Tagen ratificiret werden, oder
er sei nicht bündig an holländischer Seite.
6) Es sei nuhr zwischen den Staaten nndt H. Ernst Augusto
geschlossen, I. Ghf. D. fragten, woher er denn das Volck nehmen
wolle, andtwortete ich, sein Herr Bruder undt gute Freunde werden
ihm an Handt gehen.
7) Wie I. Ghf. D. fragten, ob noch res integra wehre, sagte ich,
so viel die Ratification belanget, wohrauff Sie andtworteten, mann mus
machen, das alles gesambt gehet Ich sagte, die Ratification kann
ohne Erenkung H. Ernst Augusti parole nicht zurück bleiben.
Der Churftlrst zehlte sein Volck'), welches er in 4 Wochen auff-
bringen könnte, solches beliff sich auff 1000 Pferdt undt 1000 Dra-
goner neben 4000 zu Fuss. Die rationes, warumb gegen Münster zu
agiren, seindt so bekandt, das dieselbe hier zu notiren nicht Noht
achte.
Schweden soll gegen Münster sich aifferich erzeigen.
Ich halte, das es gut seie, das morgen Audientz begehret werde.
V. Haxthansen und Lorenz Müller^ an Herzog Georg Wil-
helm von Brannschweig und Lttnebnrg. D. Berlin
4/ [14] October 1665.
(Hannoversches Archiv.)
[Aokanft io Berlin, Audienz bei Kf., Gonferensen mit Somnits and Jena.]
Da sie aaf der Herreise erfahren haben, dass Blas peil zu Wolffen- 14. Oct.
1) Ueber die damaligen Rüatangen des Kf. s. Hirsch, Die Armee des Grossen
Kurfürsten S. 246 ff.
*) In einem .Memorial anstatt Instruction* (d. Hannoyer 22. September/
2. October 1665. Hannov. Archiv) hatte Hersog Georg Wilhelm denselben auf-
getragen, zunächst nach Wolffenbüttel zu gehen und dort dahin zu wirken,
dass Herzog August den im Haag abgeschlossenen Traktat billige und sich
an der Ausführung desselben betheilige, und dass derselbe einen seiner Minister
mit ihnen zum Ef. gehen lasse. In Berlin sollten sie sich bemühen, durch
nähere Mittheilungen über Graf Waldecks Unterhandlungen im Haag den Ab-
Bchluss des Traktates, dessen Ratification nur kurze Zeit hinausgeschoben werden
könne, zu rechtfertigen, und den Kf. auffordern, seine Unterhandlungen mit den
Staaten, welche geneigt schienen, seine Privatdesiderien zu erfüllen, fortzusetzen
nnd dahin su wirken , dass eine gemeinsame Allianz mit ihm und dem braun-
Bcbweigischen Hause zustande komme. In Wolffenbüttel, wohin sich auch
Herzog Brnst August persönlich begeben hatte, erhielten sie (Relation vom
26. September/6. October) den Bescheid, Herzog August wolle zwar unter der
Hand beitreten und dem Herzoge Ernst August eine Anzahl Truppen über-
Digitized by
Google
646 ^1* D^f Manstenche Krieg.
büttelO noch bei Ao Wesenheit Herzog Ernst Aagu 8 ts angekommen sei, so
haben sie in der Meinang, dass das Werk sich daselbst etwas ändern möchte
nnd es auch nützlich sein würde, wenn Oraf Waldeck etwas Tor ihnen
hier ankäme nnd ihre Negociation faciler machte, sich anf der Reise nicht
sonderlich beeilt nnd sind erst Sonnabend [30. September/ 10. October]
Abend hier angekommen. Sonntag') [1./ 11. October] Abends gegen 6 Uhr
wurden sie zur Aadienz geholt nnd hatten ein sehr gutes Accueil, Kf. erklärte,
in der Hauptsache wolle er nicht antworten, sondern, weil das Werk wichtig,
es Torher mit seinen Bäthen wohl überlegen nnd darüber durch einige der-
selben mit ihnen conferieren lassen. In discursu sagte er, man müsse die
Jalousie, welche das Domcapitel in Münster gegen den Bischof und dessen
Actionen zeige, zu fomentieren suchen*); was ihre Armatur betreffe, so hielt
er das Werk für einen für zu schwer, man müsste sich mit zusammengesetzten
Waffen wohl fassen. Er hätte Ordre gegeben, gewisse Truppen zu richten
und Hesse 1000 Mann aus Prenssen anmarschieren^.
Montag [2./ 12. October] Nachmittag hatten sie eine Conferenz mit den
beiden Kanzlern Somnitz und Jena. Dieselben erklärten, Kf. hätte bei
dem Werk, weil es nicht mehr zu ändern, nichts zu erinnern, nnd fragten,
ob sie noch etwas vorzubringen hätten. Sie brachten darauf alle zu diesem
Werk gehabte Motive und wie man de concert mit des Kf. Ministem gern hätte
gehen wollen, bei denselben aber nicht gleiche Inclination dazu gefunden, aufs
lasseu, er wünsche aber mit Rücksicht darauf, dasi das braanschweigiache Haus
mit Münster in der Bh^ischen Allianz stehe nnd dass man noch weder
Schwedens, noch des Et Absichten erkannt hätte, sich vorläufig retirö sn halten
nnd daher weder formlich der Allianz beizutreten noch sieb an der Sendung an
Kf. sn betheiligen. ^ Ausser dieser Belation sind in Hannover anch noch ein
ansführliches Diarium und Protokolle über den Aufenthalt in Berlin und über
die dort geführten Verhandlongen vorhanden. Vgl. über diese G^andtacbafl
Köcher I S. 445f.
1) S. oben S. 648.
*) Nach dem Diarium besucht sie Sonntag Mh Graf Wal deck, der Tags
zuvor mit dem Kf. von Potsdam nach Berlin gekommen war, theilt ihnen mit,
was er mit demselben fOr Discurse gehabt, und spricht die Hoffnung ans, data
derselbe wenigstens nicht feindlich sein werde.
*) Nach dem Diarium fagt Kf. hinzu: der Kaiser und Papst steckten
hinter diesem Werke und hätte der Bischof von Münster dem Monsignor
Ffirstenberg versprochen, ihn zum Ooa^jntor zu machen. Herzog Johann
Friedrich hatte in dem neulichen Brbfolgestreite mit österreichischen Ministem
secrete Oommnnication gehalten, der Prinzessin Elisabeth (s. oben 8.567),
welche ihm^ um Kt zu gewinnen, eine Mariage mit dem Fräulein von Kur*
land vorgeschlagen, hatte er geantwortet, er musste mit den Hunden heulen,
weil er katholisch wäre, wenn das Werk sn Ende, wollte er sich resolvieren.
^ Nach dem Diarinm sagt er, er Hesse gewisse Oompagnieen s. Pf. werben
nnd 1000 Dragoner aus Prenssen kommen, er könnte in 4 Wochen mit 10,000
Mann marschieren.
Digitized by
Google
Geaandtsehaft Haithagaep» und MAUera oach Berlin. 647
beate vor, repr&aeDtierten, wie ihr Herzog dea Kf. Intereaaen nieht allein dnrch
die Seinigen im Haag habe recoinmendieren laasen, aondem auch noch glanbe,
daaa auch dieaea Werk dieaelben facilitieren and daaa er gern daza coope-
deren würde. Jene antworteten darauf , Kf, wünachte, daaa dieaes Werk.
80 geführt wäre, wie ea za H i 1 d e a h e i m projecdert worden, er gönne den Staa-
ten gern einigen Secoara, weil aber die Sache aowohl ala die Intereasen ge-
mein nnd yeraprochen worden, alles commnnicatia conailiia et yirlbna zn thnn,
60 hätte er gehoflft, ea würde aaf aolchen Fnaa gerichtet werden, nnd würde
dieaea aowohl dem gemeinen ala auch Herzog Ernat Angaata Intereaaen
eonyenabler geweaen aein. Kf. hätte demaelben keine Maaae zn geben, son-
dern, weil daa Werk nicht zu ändern, wünachte er, daaa ea ohne Unglück
abgehen nnd man mit ihm ao leben möchte, daaa daa bisherige gute Yer-
tranen keinen Anatoaa litte. Zn der offerierten näheren Znaammensetznng
hätte er aich immer bereit erklärt, thäte aolchea anch noch, es müssten
aber Schweden nnd Heaaen-Caaael nothwendig mit eingenommen
werden.
Ala aie nnn weiter repräaentieren wollten, wie man ihreraeita nie *beab-
aichtigt habe in diesem Werke ohne Gommunication mit dem Kf. etwas zn
thnn, sagte Jena, doch per diacnranm, man hätte daa Werk Ä dessein so
geführt, dasa ea Kf. nicht wiaaen aollte. Er hätte achon zü Hildeaheim
Wind Yon dieaer Sache gekriegt, daher die Originalbriefe dea Kf. in dieaer
Angelegenheit dem Biachof yon Oanabrück zu Bezeugung, daaa man ain-
cerement mit demselben umgehen wolle, zugestellt, welcher dieselben 2 Tage
bei sich behalten und ihm endlich durch den Marschall Hammerstein habe
zurückgeben lassen, ohne dabei ein Wort yon der Sache zu melden. Kf.
meine, es möchte die Intention wohl gut sein, der modus procedendi aber
hätte wohl anders sein können. Man hätte den Bischof yon Münster für
Feind erklärt, indem man yersprochen, sofort nach Zahlung der Werbegelder
in Aktion zu treten, ehe man in rechter Verfassung stände. Das Haus
Braunachweig, dessen Flor am meisten auf Einigkeit und Gommunica-
tion ihrer Consilien bisher bestanden, hielte man für entschuldigt, Herzog
Ernst August aber hätte jetzt nur Particuliersache gemacht, welche
yoUer Oefahr nnd dem gemeinen Wesen leicht einen unwiederbringlichen
Schaden zufügen könnte.
Sie atellten dagegen yor, daas der Herzog, als der Oefahr am nächsten,
kein besseres Mittel zn Hemmung der Münsterschen Progressen habe finden
können, als dass man diesen Tractat schleunig schliessen möchte, im Haag
sei die Gommunication mit den Kurfürstlichen ministris wirklich erfolgt
Die K.btandenburgischen erwiderten, jene hätten nichts in Händen gehabt, wo-
durch sie ihre Person hätten legitimieren können, was bei einem so wichtigen
Werk nöthig gewesen wäre, sie hielten auch Yicquefort nicht für dien-
lich des Kf. Sachen zu maniieren. Auf ihre Frage, ob sie hiermit ihre Ab-
fertigung hätten, sagten jene : nein, sie wollten dem Kf., was sie weiter yor-
gebracht, referieren.
Gestern [3./ld. October] gegen Mittag brachten ihnen die Gommisaarien
Digitized by
Google
g48 ^^* ^'f Mfinsterscbe Krieg.
die ResoIntioD anf die erste Cooferenz, Ef. wünsche Herzog Ernst Aagust
zo der vorhabenden Expedition Glück, was er dieser Sache halber für Er-
innerungen gethan, wäre in gnter Meinung und nicht so geschehen, dass man
Mass oder Ziel zu geben hätte, er würde allemal in Culti?iening einer guten
Gorrespondenz mit allen ihren Herren continuieren, hätte dazu die Beförderung
der yorhabenden Allianz für hochnöthig befunden, auch deswegen selbst
mit dem Schwedischen Eztraordinardeputierten geredet, wäre willens
solchen Tag zu beschicken, der zu Braunschweig über 7 Wochen, etwa am
1. December stattfinden könnte. Zugleich Hess Ef. für einige Regimenter,
welche er zur Sicherheit seiner Reise mitnehmen wolle, um Durchzug bitten.
Sie haben darauf mit dem Schwedischen >) Gesandten wegen der vor-
habenden näheren Yerbündnis geredet, derselbe erklärte, er sei zwar darauf
in specie nicht instruiert, zweifle aber nicht, dass sein König gern darauf
eingehen würde.
Nach der Tafel conferierten sie wieder mit ihren Commissarien und er*
öffneten diesen, 1) sie ersuchten Kf. caet. ez protoc.^.
Jene nahmen es ad referendnm. Im Discurrrieren stellten sie nochmals
') Nach dem Diarium begehrt Eleihe nähere Nachricht von dem aoopo der
Allianz und ob dieses Werk allein auf das Mnostersche Wesen oder nicht
auch mit dahin angesehen sei, was sonst ratione futori et praeteriti fSr contra-
ventiones Instr. Pacis, als die Er für tische und die Pfälzische Sache, vor-
gefallen, und theilt ihnen mit, dass Kf. sich über das Vorgehen Herzog Ernst
Augusts beklage.
^ Nach diesem Protokoll von 3./13. October proponieren sie: 1) Kf. möchte
eine Erklärung ausstellen, dass er nicht Feind von Hersog Ernst August sein
wolle, 2) ob Kf., wenn Herz. E. A. ins Braunschweigische getrieben werden sollte,
dem Hause Braunschweig Assistenz leisten wolle, alsdann man nicht nothig er-
achten wurde, sich mit Frankreich einzulassen, d) ob Kf. mit dem Hanse Br.
eine nähere Allianz eingehen wolle, und wie er meine, dass man auch Henog
J. F. hineinziehen könne, 4) ob nicht auch Schweden und Hessen und der
Bischof von Osnabrück dazu su ziehen, 5) ob auch Holland zu invitieren,
6) ob nicht der scopus derselben sein sollte die Stillung der Unruhe und Oon-
servation des Westftlischen Kreises, 7) ob nicht auch der generalis scopus, die
Sicherheit des evangelischen Wesens und Gonservation des Mnnstersohen
Friedens, und ob solche nicht tarn ratione praeteriti quam futuri zu verstehen,
8) ob man ratione des Braunschweigischen und Osnabräcksohen Contingents eine
convenable Anzahl der Armee, welche Herzog E. A. jetzt richte, annehmen
wolle, 9) wenn solches nicht annehmlich, wurde man vom Furstl. Hanse wohl
sonst ein proportioniertes Contingent dem gemeinen Corpo beisetzen, 10) wie
es mit dem Commando zo halten, 11} ob nicht Kf. sich wollte im Vertrauen
vernehmen lassen, wie man sich gegen Frankreich und Oesterreich zu ver-
halten hätte. — Darauf lässt Kf. am folgenden Tage nur erwidern, er hätte
allemal seine Freundschaft dem Hause Braunschweig zugetragen, ihm sei die
erste Frage fremd vorgekommen, da er allemal Effecte erwiesen, hielte er die
Dedaration far unnöthig; wie Herzog J. F. heranzuziehen sei, wurden die Fürsten
selbst wissen.
Digitized by
Google
GetaDditchaft Haztluuisens und MiUlen nach Berlin. 649
▼or, es würde Herzog Ernst August betrübeu, dtss mao von seiner In-
tention nicht bessere Opinion hätte, und ftagten, ob solches nicht bei jetziger
Conjnnctur, da der König yon Spanien todt, ihn daiu veranlassen möchte,
dass er mit Frankreich, welches ihm sonder Zweifel die avantageusesten
Conditionen geben würde, eintrete, da dann all das Out, daa durch seine
operationes dem gemeinen Wesen jetzt su statten k&me, andere zu ihrem Yor-
theil nehmen würden. Dieses Argument penetrierte ziemlich 0*
Kf. wird nächsten Montag aufbrechen, es würde nützlich sein, wenn
auf der Reise eine Zusammenkunft >) zwischen ihm und dem Herzoge veran-
lasst werden könnte. Wenn der Herzog es im H aag dahin richten könnte,
dass dem Kf. raisonnable Satisfaction würde, würde dieses ihrer Sache sehr
avantageus sein, man hat hier aber des Yicquefort officia nicht gerne.
Der KarfÜrst an den Bischof von Münster. D. Cöln
4./[14.]October 1665.
[Verlangen, dass der Bisehof keine Feindseligkeiten gegen die hollandisehen
Garnisonen im Clevischen ausüben lasse.]
Er hat Nachricht erhalten, dass der Bischof mit den Feindseligkeiten U. Oct
gegen die Staaten den Anfang gemacht hat'), bedauert, dass diese Sache zu
solchen extremis gerathen, hofft, dass der Bischof alle raisonnable und zum
Frieden dienliche Mittel nicht ans Augen setzen, sondern es in kurzem zu
einem büligmässigen Accommodement werde kommen lassen, wozu er selbst
um so eifriger mitzuwirken bereit ist, je mehr ihm und seinen Landen an
schleunigster Wiederherstellung des Friedens gelegen ist Er ersucht den
Bischof, seiner Soldatesque zu befehlen, dass sie gegen die in seinen Cle-
vischen Landen befindlichen Staatischen Garnisonen keine Feindseligkeiten
ausüben sollen, das gleiche Ansinnen hat er auch an die Staaten getban*).
>) Nach dem Diarium bemerkt Jena, jetzt nach dem Tode des Königs von
Spanien halte er f&r gerathen, sich in generalibos eu halten, wenn man ge-
sehen, wohinaus andere wollten, könnte man die beste Partei erwihien.
*) Eine solche hat wirklich, nachdem Kf. etwa am 22. October seine Reise
nach Oleve angetreten hatte, am 80. October zu Sesen stattgefunden, s. unten
dai Schreiben des Bischofs von Paderborn an Kf. vom 17. November 1665
und L. Müllers Relation vom 4./14. November, der aber Wardenberg als
Ort der Zusammenkunft nennt
*) Ende September hatte der Bischof, nachdem er den 0. Staaten sein vom
14. September datiertes Ultimatum (Aitsema V S. 639. Diar. Burop. Xin
S. 178. Londorp IX S. 416) sugesendet, durch seinen General Gorgas das
Bonrtanger Fort belagern lassen und war selbst in Overjssel eingefallen, s.
Aitzema V S.642ff., Alpen I S.688f., Tücking S. 183.
^ S. dieses Schreiben (d. Cöln a. d. Spr. 5./ [15.] October 1665} bei Aitzema
V S. 658.
Digitized by
Google
650 11* I>«r MfiDtterache Krieg.
Der EnrfttrBt an die Generalstaaten. ^) D. auf unserer Ftlrstl.
Halberstsdtischen Residenz Groningen 14./[24.] October 1665.
[Warnung vor dem Herbeiziehen fransösischer Hnifstroppen.]
I
24. Oct Anzeige, dass er mit seinen Truppen auf dem Marsch nach seinen Cle-
vischen Landen sei, nm beiden kriegföhrenden Parteien näher zn sein und
desto wirksamer seine Friedensbemühnngen anwenden zn können.
Weil wir aber inmittelst die Nachricht') erhalten, dass ein an-
sehnlicher französischer Succurs im Marsch nach Teutschland be-
griffen, so können wir zwar Ew. Hochm. nicht verdenken, dass die-
selbe alle dergleichen Mittel zu Rettung und Defension ihres Staats
und Unterthanen suchen und gebrauchen, wir geben denselben aber
hochvernünftig zu consideriren, ob nicht hiedurch die Sache je mehr
und mehr in Weitläuftigkeit gef&hret und verwirreter gemacht werden
dflrfte, zumal man den Kriegsactionen, insonderheit wenn frembde und
ausländische Truppen in einer so considerablen Anzahl dabei vor-
handen, nicht allemal nach Belieben Ziel und Mass setzen, noch den
Frieden mit so freier und ungebundener Hand, als man wohl wünschet
und bisweilen auch die Koth und das Interesse erfordert, tractiren
und befördern kann, zu geschweigen der grossen Jalousie und Ombrage,
welche andere benachbarte Potentaten und insonderheit das Römische
Reich und dessen Stände von einer so considerablen auslandischen
Armee schöpfen werden, dannenhero wir — nicht unterlassen können,
Ew. Hochm. dieses alles in hergebrachtem Vertrauen zu remonstriren
und dieselbe zu ersuchen, sie wollen dero hohem Verstand nach solches
in gebflhrende Consideration ziehen und mit Sollicitirung dieses fran-
zösischen Succurses nicht so sehr eilen, sondern denselben noch einige
Zeit in der N&he und auf den Grenzen lassen, wodurch sie obange-
f&hrte und mehr andere Inconvenientien verhüten und dabei auf allen
ferneren Nothfall der Hülfe nichts desto weniger versichert sein.
Sollten sie dennoch diese französischen Truppen kommen lassen, so
0 Dieses Schreiben ist nicht fibergeben worden s. onten 8. 655.
*) Die Clevische Begiemog hatte dem Kf. am 17. October angezeigt» daas
sie dorch Copes ans dem Haag ond ans den Pariser Zeitungen erfahren, die
französischen Halflivolker sollten ihren Marsch durch die Jälich-Olevischen Laode
und zwar yOnersocht^ nehmen wollen. '
Digitized by
Google
Warnnog der Generalataaten. Conferensen eu Cassel. 651
erwartet er jedenfalls, dass sie dafür sorgen werden, dass dieselben sein
Oebiet nicht betreten i).
Protokoll der von dem Oberpräsidenten Freiherrn v. Schwerin
mit den Fttrstl. Hessischen Geheimen nnd Vormandschafts-
räthen zu Cassel den 14./ 24 und 15. /25. October 1665
abgehaltenen Conferenzen.
[Betheiligang Hessens an der zo Brannschweig abzohaltenden Versammlung,
Verhandlangen des Kf. mit Holland, HinsoEiehang catholischer Forsten sn der
abtnscbli essen den Verbindong.]
14. /24. October proponiert v. Schwerin: Angesichts des Münsterschen 24.0ct.
Krieges nnd da yerlante, dass dieses Werk nicht von dem Bischof yon
Münster allein herrühre, sondern anch andere catholische Potentaten mit
dabei im Spiele wären, h&tten Kf., Schweden nnd das Hans Brann*
schweig militärische Anstalten getroffen nnd die Abhaltnng einer Zusam-
menkunft verabredet, um mit Znziehnng des Hanses Hessen nnd anderer
Evangelischen sich über ein gemeinschaftliches Verhalten zn verständigen.
Kf. wünsche za erfahren, wie man sich hessischerseits bei dieser Sache
zn verhalten gesonnen sei, nnd erbiete sich, wenn man dort jene Zusammen-
kunft zu beschicken bereit sei, die Instruktion, welche er seinen Gesandten
ertheilen wolle, mitzutheilen.
Kf. Hesse ferner in summa confidentia mittheilen, dass er sich mit den
Staaten schon ziemlich eingelassen, so dass es nur darauf stände, dass ihm
einer oder der andere seiner Orte eingeräumt werden sollte, worauf er den
Staaten vigore solcher Tractaten wohl assistieren dürfte. Sollte man aber hessi-
scherseits Bedenken gegen eine solche Verbindung mit den Staaten hegen.
^) Gleichzeitig theilt Kf. K.Cöln und Pfalz-Neubnrg diese Nachricht
von dem beabsichtigten Durchmarsch der Franzosen mit, fragt sie um ihre
Meinung, fordert sie auf, sich bei dem Könige von Frankreich dahin zu be-
mühen, dass das Reich von diesem Durchmarsch verschont bleibe, nnd meldet
zugleich, dass er sich zur Vermittelung des Münsterschen Streites erboten habe
und selbst mit einem Theile seiner Tmppen auf dem Marsch nach Cleve be-
griffen sei. K.Co In erwidert darauf (d. Arnsberg 6. November 1666), er habe
den Franzosen auf Ersuchen den Durchmarsch durch sein Stift Lfittich gestattet,
höre, dass dieselben von Mastricht aus durch dasselbe nach Herzogenbusch und
Nimwegen marschieren und so des Kf. Lande nicht betreten wollten, er erwarte
nächstens einen französischen Gesandten und wolle sich bei diesem um Bei-
legung des Münsterschen Streites bemühen. Aehnliches meldet Ffalzgraf
Philipp Wilhelm (d. Bensberg 6. November 1665), er fägt hinzu, anch er
sei bereit, zur Beilegung des Münsterschen Streites mitzuwirken, nnd er treffe
anch zur Conservation seiner Lande Rüstungen.
Digitized by
Google
652 11« I)«r MuDstersche Krieg.
80 wolle Kf. sieh mit der Landgräfio über diese Sache, die ooch in integro,
gern veroehmeD.
Es wäre auch dem Kf. sowohl yod schwedischer als aach yon anderer
Seite Yorgeschlagen worden, ob nicht zn Verhütnng, dass nicht die Gatho-
lischen znr Oegenyerfassnng, als wenn es anf die Religion abgesehen, yer-
anlasst würden , einer oder der andere Catholische mit herbeizuziehen sei
Weil aber die consilia der benachbarten Catholischen, wie des Bischofs yon
Paderborn, hier besser bekannt wären, so bäte Kf. die Landgräfin, ihm
ihr Seotiment darüber mitzotheilen.
25. Oct. 1Ö./25. October antworten die Hessischen Yormundschaftsräih^: Die
Landgräfin sei bereit, die yorgeschlagene Zusammenkunft zu beschicken,
sie werde inzwischen mit Landgraf Ludwig yon Darmstadt darüber
communicieren und ihre Miliz durch neue Werbungen yerstärken.
Ob und wie Kf. sich mit den Staaten zu setzen, darüber könne sie in
Ermangelung hinreichender Information nicht urtheilen.
Von den consilia des Bischofs yon Paderborn') hätte sie weiter keine
Kenntnis, als dass äusserlich yerlaute, derselbe sei dem Bischof yon
Münster beizupflichten anständig gemacht worden.
Instruktion, wonach sich unser — Hofrath Hans Adam v. Schö-
ning bei der ihm nach dem Bischof zu Münster aufgetragenen
Reise und Commission zu achten. D. in unserer Fttrstl.
Halberstädtischen Residenz Groningen 16./ [26.] October 1665.
[Mahnung zum Frieden, des Kf. Reise nach Cleve, Fordernng, dass keine Feind-
seligkeiten gegen seine Lande unternommen würden.]
26. Oct. 8ch. soll sich sofort zu dem Bischof yon Münster begeben und den-
selben daran erinnern, dassKf. ihm schon durch y. Brabeck habe yorsteUen
lassen, wie ungern er yemommen, dass zwischen ihm und den Staaten
offenbare Hostilität ausgebrochen sei, er rathe ihm nochmals, je eher, je
lieber diesen Kriegsunmhen durch gütliche Traktaten ein Ende £u machen,
wozu er nochmals seine Interposition und Mediation, welche y. Brabeck
>} An diesen (Ferdinand y. Fürstenberg) entsendet Et seinen Secretar
Fr. Meinders (Creditiy d. Cassel 24. October 1665). Derselbe meldet (d.
NenenhauB 26. October 1665), der Bischof missbillige das Thun des Bitchob
yon Munster und wolle sich bemahen, denselben zum Frieden zu bewegen,
er habe, wie er ihm im Vertrauen mitgetheilt, an der Münsterschen Sache noch
ein besonderes Interesse, nämlich seine Snccession im Stift Munster, die Mehr-
zahl der dortigen Domherren und ancb der Bischof selbst waren seiner Bmen-
nung zum Goadjntor geneigt, er fürchte aber, dass der Bischof, wenn er ad ex-
trema gebracht werde, sich ans Verzweiflung an Ffalz-Nenburg wenden und
einen yon dessen Prinzen zum Stift befördern werde, er hoffe, Kf werde sich
seiner annehmen.
Digitized by
Google
Instruktion für v. Schöning. 653
zn acceptieren nicht instrniert gewesen, anbiete. Er soll dem Bischof die
Gefahren, welche dieser Krieg fiir den Westfälischen Kreis, ja für das
ganze Römische Reich herbeiführen könnte^ vorstellen, femer, dass dieses
Werk bei Auswärtigen grosses Nachdenken, namentlich bei Schweden
und anderen evangelischen Potentaten den Gedanken erwecke, als wollte
man katholischerseits daraus ein Religionswerk machen und die Eyange-
lischen aufs neue in ihrer Gewissensfreiheit gra?ieren, woher auch die schwe-
dischen Gesandten, welche ohnlängst bei Kf. in Berlin gewesen^), yersi-
chert hätten, dass Schweden zu Beobachtung dieses Werkes in kurzem einige
tausend Mann heraussohicken werde. Kf. wäre ebenfalls auf der Reise
nach seinen Cleyischen Landen und brächte zur Sicherung derselben einige
Regimenter mit, denen innerhalb sechs Wochen mehr nachfolgen würden;
er erwarte, der Bischof werde dafür sorgen, dass gegen seine Lande keine
Feindseligkeiten ausgeübt würden, er werde durchaus nicht dulden, dass
dieselben in diese Unruhe mit inyolyiert würden.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Eurfttrsten.
D. Hage 27./17. October 1665.
[Audienz bei den G.Staaten. Conferenz mit den Deputierten derselben, die an-
gebotene Räumung Emmerichs abgelehnt, auf Orsoy bestanden.]
Nachdem sie unter der Hand yernommen, dass fast alle Proyinzen 27.0ct.
begierig wären, mit Kf. in näheres Bündnis zu treten, und wofern nur
Holland dazu zu bewegen, allesamt die Eyacuation der Stadt Orsoy
wohl zugestehen würden, haben sie auf Anrathen der Prinzessin yon Uranien
am 14./ 24. publique Audienz bei den O. Staaten begehrt und haben dort')
des Kf. freundliche Gesinnung gegen den Staat contestiert und das Schreiben
desselben übergeben. Gestern Abend^ sind dann drei Depntierte der
Staaten, Ommeren, Boll und Reigersberg zu ihnen gekommen und
haben ihnen eröffnet, die G. Staaten seien bereit, Elf. Emmerich zu eya-
cuieren, sie wollten nun yemehmen, mit wieyiel Völkern und auf welche
conditiones Kf. dem Staat gegen den Bischof yon Münster zu assistieren ge-
sinnt sein möge. Sie haben erwidert, wenn nicht wenigstens Orsoy offeriert
würde, könnten sie sich in keine ferneren Tractaten einlassen, sie wären
sonst wegen der begehrten Assistenz, welche aber mit der Eyacuation nichts
gemeines hätte , noch daran gebunden werden müsste, genugsam instruiert,
Kf. werde auch in drei Wochen mit 8000 Mann , womit auf allen Fall die
^) üeber Kleihe's Anwesenheit in Berlin s. die Depeschen y. Krockow's
yom 2ö. October/4. Noyember und 22. Noyember/2. December 1665. (Urk. o.
Akt. IX S.806ff.}
») 8. Urk. o. Akt m S. 156f.
*) S. ebendas. S. 157.
Digitized by
Google
654 11- D^r Mnnatertohe Krieg.
Hülfe, wenn sie sich EofÖrderst darüber verglichen, prästiert werden könne,
im Lande Cleye stehen and es würden anch noch mehrere andere folgen.
Sie haben darauf mit denselben discnrsweise besprochen, wie die Sache am
besten einzurichten wäre, jene yerspraohen, alles zu secretieren und den
O.Staaten zn referieren.
Herzog Georg Wilhelm von Brannschweig und Lttneburg an
den Kurfürsten. D. Gell 22. October/[l. November] 1665.
[BroffnuDgen des englischen Gesandten Garlingford, Vorschlag Haersolts, im
geheimen in England wegen des Friedens so sondieren, drohendes Schreiben des
Bischofs von Münster.]
1. Nov. Neolicher Tage hat sich bei Herzog Ernst Angnst zn Ibnrg ein
englischer £nvoy6, Graf von Gallingfort'), eingefunden und hanpts&ch-
lieh Hülfe gegen die Staaten begehrt, zagleich erklärt, wer denselben
gegen Münster Beistand leisten werde, den werde sein König in den
hienächst mit den Staaten erfolgenden Frieden nicht einschliessen lassen;
dann hätte er gleichsam per discnrsnm sich herausgelassen, er glaubte,
sein König wäre nicht ungeneigt, mit den Staaten einen billigen Frieden
zu schliessen, würde auch gern sehen, wenn Kf. und das Haus Braun*
schweig die Mediation fibernähmen, zumal die französische Mediadon in
diesem negotio seinem Könige nicht wenig suspect vorkäme, er hätte
Commission auch zu Kf. sich zu begeben und bei diesem ein gleiches An*
bringen zu thun. £r, der Hersog, hat dem bei ihm sich befindenden Oberst
Haersolt Mittheilung davon gemacht, derselbe meinte, seine Oberen wür-
den zu einem billigen Frieden mit England nicht ungeneigt sein, könnten
aber den König von Frankreich, da dieser bereits in der Mediation be-
griffen sei, ohne grosse Offension nicht davon ausschliessen, man möchte
unter der Hand in England sondieren, unter welchen Bedingungen man
dort Frieden schliessen wollte, damit nachher, nachdem das Werk von
beiden Seiten unterbauet und mehrentheils im geheimen verabredet wäre,
dieses dem französischen Ambassadeur eröffnet und dann desto eher zum
Schluss gebracht werden könnte. Er bittet Kf., ihm seine Gedanken hier-
über im hergebrachten, auch bei neulichster entrevue') noch weiter be*
festigten Yertranen zu eröffnen. Er übersendet Abschriften eines an
0 S. den Brief der Herzogin Sophie vom 1./ 11. November 1665 (Bode-
mann S. d4f.); vgl. Kocher I S. 444.
>) S. oben S. 649.
Digitized by
Google
EröffnoDgeD Carlingfordp. g55
iho gekommenen nachdenk- und fast bedränlichen Schreibens des Bischofs
Yon Münster^) nnd seiner Antwort') darauf ').
Blaspeil an den Freiherm v. Schwerin. D. B'Gravenhage
22. October/1. November 1665.
[Der Marsch der fransosischen Troppen, Feindseligkeit der antioranischen Partei
gegen Kf., Absichten Frankreichs, yerdächtige Haltung Schwedens, Kf. möge
England seine Yermittelnng anbieten.]
Das Schreiben des Kf. an den Staat wegen der französischen Tmppen^) i. Nov.
haben sie nicht übergeben, da anf ihr Remonstrieren^ schon der Marsch
derselben anders angeordnet ist nnd sie aoch fürchten, dass, da Ef. in dem-
selben die französische Assistenz stark dissnadierCi diese aber nnn schon
in wirklichem Anzng ist, die widrige Partei hier, welche die kurfürstliche
Hülfe omni modo zn declinieren, die französische dagegen an befördern
sacht, daraus Anlass nehmen würde, nicht allein ihren Intent desto .besser
fortznsetzen, sondern auch Kf. bei Frankreich zo yerd&chtigen. Diese Partei
möchte sich lieber der französischen Protection nnd Joch unterwerfen, als
1) In demselben (d. Borkelo 30. September 1665) erklärt der Bischof, er habe
erfahren, dass Graf Wal deck sich in den Dieost der Hollander eingelassen nnd
io des Heriogs nnd des gesamten braoDSchwelgischen Haoses Namen eine grosse
Anzahl Völker denselben zuzufahren versprochen habe, und ersucht den Herzog,
sich nicht durch den Grafen, .welcher unter dem gesuchten Schein einiger Difß-
denz sich in den Niederlanden gross zu machen sucht*, dazu verleiten zu lassen,
sonst werde er solches nach Möglichkeit zu verhindern suchen.
*) d. Zelle 2./ 12. October 1665, darin erklart er, dieses Werk erscheine ihm
allerdings sehr bedenklich, dass er aber mit den Staaten noch zur Zeit einige
Alliance traetiert oder geschlossen haben sollte, sei unrichtig. Er ermahnt den
Bischof, Jene Differenzen gütlich beiaulegen, damit auch die Nachbaren Buhe
h&tten, gegenüber den Drohungen desselben wolle er es vorläufig bei dienlichen
Gegenvermahnungen bewenden lassen.
^ Kf. erwidert darauf (d. Cassel 25. October /4. November 1665), auf die
Drohungen des englischen Gesandten brauche der Herzog keine Beflezion zu
nehmen, er zweifle, dass der Friede auf die von Haersolte vorgeschlagene
Weise angebahnt werden könne, doch mochte der Herzog dem englischen
Gesandten Mittheilnng davon machen, sollte man englischerseits darauf eingehen,
■o sei er bereit, zusammen mit dem brauoschweigischen Hause die Vermittelung
zu übernehmen, an den Bischof von Munster habe er geschrieben. Dieses ge-
schieht in einem Schreiben von demselben Datum, in welchem er denselben
nochmals zum Frieden mit Holland ermahnt nnd ihn auffordert, vor allem dahin
BU sehen, dass wenigstens keinem Stande im Reiche Anlass au Krieg und Un-
ruhe gegeben werde, etwaige Streitigkeiten mit dem Hause Braunschweig er-
bietet er sich zu vennitteln.
*) S. oben S.650.
») S. ürk. u. Akt m S. 157.
Digitized by
Google
656 11* Der Mflostertche Krieg.
zasehen, dass der Prioz von Oraoien wiederhergestellt werde, was sie
besorgen, wenn durch Kf. dieser Staat gerettet würde. Graf d'Estrades,
welcher es in diesem Stück mit den Widrigen hält, merkt gar wohl, dass
des Ef. Ankunft ihnen ihren Coneept yerrücken werde, macht aber gute
Miene, und weil er sieht, dass es ans ernst ist, hat er uns schon an die
Hand gegeben, dass Frankreich, E.brandenburg, Braunschweig
und dieser Staat zusammen halten müssten, dann würde nicht allein Münster
sondern auch England Frieden machen müssen. Er scheint dahin zu
Kielen, dass, wenn auf solche Weise sein König nur die H&nde mit darein
bekommen könnte, derselbe auch leichtlich Meister im Spiel werden dürfte.
Die Waldeckschen Schreiben einzuliefern haben sie auch nicht für gut
befunden, sie sind allesamt an Leute der widrigen Partei gerichtet, mit
denselben hat der Graf auch seine Negotiation gehabt und die Handlang
geschlossen, und ist kein Zweifel, dass der yornehmste Zweck derselben
dabei gewesen^), des Kf. Assistenz zu ezclndieren and den Grafen in diesem
Staat als ein oppositum von Uranien und Nassau zu introducieren, des
Kf. Ankunft aber und unsre Handlung werden es verhoffentlich redressieren.
Sie haben das beikommende Schreiben des Königs yon England*) an Kf.
erbrochen, man sieht daraus, dass Schweden uns daselbst betrogen hat,
dasselbe sucht sich mit England so zu setzen, dass es sich mit der Zeit
durch die englische Hülfe zum Meister in der Ostsee machen möge, Frank-
reich selbst, wie sehr es auch sonst Freund mit ihnen ist, schöpft jalonsie
') Gans ähnlich äussert sich der Graf de Guiche in seinen Memoiren (bei
Wiens, Sammlung fragmentarischer Nachrichten über Christoph Bemard tou
Galen I 8. 229.)
*) d. Oxford 7. October 1665, darin beklagt derselbe, dass Kf. nicht nor mit
Holland gegen den Bischof von Münster gemeinsame Sache gemacht, aon-
dern aach Schweden mit Verdacht gegen denselben, als wenn er etwas gegen
die protestantische Religion vorhätte, erfüllt habe, er, als der Bundesgenosse des
Bischofs, verbärge sich dafür, dass dieses dorchans nicht der Fall sei, and er
erklärt dem Kf., dass, wenn dieser nicht die jetzige Gelegenheit benatste and
mit gegen die Holländer vorginge, England ihm nicht tor Wiedererlangang seiner
clevischen Plätse verhelfen könne. Kf. erwidert darauf (d. Oleve 7. November 1665).
er hoffe, der Krieg swischen England und Holland, der for die reformierte
Religion so verderblich sei, werde bald beendigt werden; dass der Bischof von
Monster den Krieg mit Wissen und Wonsch des englischen Königs führe, habe
er erst aus dessen Brief erfahren, dieser Krieg bedrohe die Robe des Beichea
and er müsse sich dem gegenüber so verhalten, wie es seine Pflicht nnd das
Interesse seiner Staaten gebiete. Wie er Schweden mit Verdacht solle er-
fallt haben, verstehe er nicht, «cnm id ipsum eadem nobiscnm pro conservaada
in imperio pace consilia fovere soiamas, qnibus ae qnicqnam contrarii a oobia
nnqnam vel accepiise vel hansisse haud aief üeber die sweidentige ELaltong
Schwedens s. Mömoires de Pomponne publiös par Mavidal U 8.26.39. —
Das Recreditiv des Kf. for Öarlingford, welcher ihn in Hamm traf, ist von
dort vom 1. November 1665 datiert,« über die mit demselben geführten Verhand-
langen liegen keine Anfseichnongen vor.
Digitized by
Google
Französische und schwedische totrignen. 657
davon, Ef. würde wohlthon, England seine Mediation in dem Streit anzu-
bieten, dieses Schreiben giebt genügenden Anlass daza, und wie unser
Augenmerk dahin geht, dass wir hier eine solche Erklärung von dem Staat
erhalten, worauf wir den Bischof von Münster die Waffen niederzulegen,
es sei in der Güte oder anders, disponieren können, ebenso könnte auch
England eine solche Erklärung auf unser Ansuchen wegen seiner Postu-
laten von sich geben, dass wir den Staat, sich damit zu conformieren, auf
gleiche Weise anhalten könnten, es wäre denn, dass hiesige Subsidiengelder
uns daran hinderten..
V. Schöning an den Kurfürsten. D. Meppen 5. November 1665.
[Der Bischof hat die Vermittelang Castel Rodrigo's aDgenommen. Die Damm-
arbeit. Vergebliche BemähuDgeo Lesseins'.]
Er hat den Bischof noch hier gefunden und gestern bei ihm Audienz 5. Nov.
gehabt, derselbe hat sich aber auf sein Anbringen nicht kategorisch er-
klären wollen, wiewohl er einige Reue bezeugte, dass er dem Don Gastel
Rodrigo die Parole der Mediation schon gegeben hätte, die er unmög-
lich wieder zurückziehen könnte, er wüsste nicht, ob Kf. mit Zuziehung
desselben diese acceptieren möchte. Er bezeugte im übrigen seine Freund-
schaft gegen den Kf. und seinen Wunsch, denselben zu sprechen, doch
wäre dieses jetzt unmöglich, da er die Arbeit des Dammes ') persönlich
fortführen müsste, damit sich seine ganze Armee vereinigen könnte.
Der französische Abgesandte M. Lessin ') bat sich auch schon 4 Tage
hier aufgehalten, soll ebenfalls die Mediation suchen, doch wird sie ihm
abgegeschlagen werden.
PS. Soeben erfährt er, dass Lessin ziemlich disgoastiert weggeht,
nnd dass sich der Bischof sehr auf englischen Succurs zu Fuss yerlässt').
>) S. Alpen I 8. 695f. Täcking S. 135.
*) 8. über dessen Gesandtschaft die Schreiben Ludwigs XIV. an d'Estra-
des vom 21. Juli und 22. September 1665 (M6m. d'Estrades IH S. 260. 408)
und M^moires du comte de Guiche (bei Wiens S. 227).
>) In einem Schreiben an 0. v. Schwerin von demselben Datum meldet Seh.
demselben, Brabeck habe ihm mitgetheilt, es sei wenig Hoffnang zn einem
Ausgleich, da der Bischof nicht nar nichts verlieren, sondern auch das, was ihm
von Rechts wegen gehöre, wiedergewinnen wolle, die Holländer sich aber dazu
schwerlich verstehen wurden.
Mater. %. 0«teb. cL G. Korfnrsten. XI. 42
Digitized by
Google
658 11- ^^^ Münstersche Rrieg.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfttrsten.
D. s'Gravenhage 25. October / 4. November 1665.
[Die mit den staatiscbeo Depatierteo abgeroacbtea Punkte. Kf. soll eine starke
Armee zasammenbriDgen, im Verein mit anderen Ständen des weetfaliscben
Kreises Affinster zum Niederlegen der Waffen bestimmen, dann ist Hoffnung auf
Herstellung des Friedens ]
4. Nov. Sie baben yorgestern mit den staatischen Depotierten eine neue Cod-
ferenz gehalten ond sind mit denselben vorläufig über folgende Punkte
übereingekommen^): 1) dass Ef. einen Monat nach Dato des Schlusses dieser
Handlung ein ansehnliches Corps von Reitern und Fussknechten in Be-
reitschaft halte,
2) dass er sofort nach Ratification der Tractaten in kraft des 9teD
Artikels der Allianz von 1655'), welcher jetzt erneuert werden soll,
dem Staat 2000 Mann zur Assistenz schicken und so lange der Krieg dauert
unterhalten, dagegen der Staat ihm zur selben Zeit Orsoy einräumen soll, '
3) dass des Kf. Truppen zu Ross und zu Fuss (ausser jenen 2000 Mann)
halb von ihm selbst und halb von diesem Staat, ebenso wie die Lüne-
burgischen Truppen, welche Herzog Ernst August liefern wird, unter-
halten werden sollen,
4) dass Kf. inzwischen, bevor seine Truppen zusammen sind und zur
Action kommen, alle ihm wohlgefällige gütliche Mittel, den Bischof zur rai-
son zu bringen, versuchen möge.
Die übel Affectionierten in diesem Staat wünschen nicht, dass Kf. gar zu
weit ins Werk komme und eine besondere Armee auf die Beine bringe, zumal
da sie hoffen, mit Hülfe der französischen und lünebnrgischen Truppen
dem Bischof von Münster hinlänglich gewachsen zu sein, sie dagegen
haben erklärt, dass Kf. bei jetziger Conjunctur sowohl zur Conservation
dieses Staats als auch zu seiner eigenen Securität sich mit genügsamen
Truppen versehen und dieselben in Bereitschaft halten müsse, die staatischen
Deputierten sind darin auch ganz einig; Ges. schlagen daher vor, dass Kf.
wenigstens ein solches Corps, wie H. ErnstAugustzu liefern ?ersprocben,
nämlich ausser den 2000 Mann noch 4 oder 5000 Reiter und Dragoner und
7000 z. Fuss zusammenbringe und dazu womöglich von den Fürsten von
B ran nsch weig, Hessen- C assel und anderen einige Mannschaften leihe;
es würde nicht wenig zur Sache thun und zu seiner Reputation gereichen,
wenn Kf. mit diesem ganzen Corps oder dem grössteu Theil in so kurzer
Zeit und am ersten auf den Beinen wäre.
Sie haben bei den Deputierten eine überaus grosse Animosität gegen
den Bischof von Münster verspürt, und es scheint, dass dieselben mehr
auf die Revanche als auf den Frieden selbst ihr Absehen haben, doch haben
dieselben zugeben müssen, dass, wie Frankreich trotz des versprochenen
') Vgl. Urk. n. Akt. m 8. 158. M^m. d'Estrades Ul S. 482. 509.
») Dumont VI 2 S. 109.
Digitized by
Google
VerhandlQogeo im Haag ood mit dem Bischof von Münster. 659
Soccnrses seineo Abgesandten Lessin unterm Schein gütlicher Abmachung
beim Bisehof Ton Münster hat, ebenso nod vielmehr auch Kf. zunächst
die Oütlichkeit und zwar Ton selbst nnd wie er es am dienlichstener achte,
zur Hand nehme; Ges. meinen, nm etwas Fruchtbares darin zu thun, müssten
die Tomehmsten H&npter des westfälischen Kreises, Ef., Pfalz-Neuburg,
K.Cöln, Braunschweig, Hessen-Cassel, Paderborn, Lippe,
noch ehe die Tractaten geschlossen und solches ruchbar werde, sich zu-
aammenthun und dahin arbeiten, dass der Bischof alsbald den Boden der
nnierten Provinzen räume und die Waffen niederlege, wenn dieses gelinge,
so könnten sie den Staat und Herzog Ernst August davon advertieren,
damit auch sie einhalten und ihre Waffen nicht ins Reich bringen möchten,
dann könnte mit Vorwissen des Kaisers,^ der zu Regensburg versammelten
Reichsstände und des Rheinischen Allianzrathes im westfälischen Kreise
eine Versammlung angestellt und dort die beiderseitigen Prätensionen ex
aequo et bono bemittelt werden^).
V. Schöning an den Kurfürsten, s. 1. et d. [Meppen
c. 8. November 166500
[Resolution des Bischofs von Münster.]
Der Bischof hat sich bei seinem Abschiede folgendermassen erklärt: die cd. Nov.
Mediation habe er bereits dem Marquis de Castel Rodrigo aufgetragen,
falls Kf. etwa Schwierigkeiten machen sollte, denselben mit dabei zu haben,
wollte er sich bemühen, die bereits gegebene Parole der Mediation von
demselben wieder zurückzuziehen, nur müsste er vorher versichert sein, dass
England den Krieg mit den Staaten weiterzuführen nicht gesonnen sei,
da ihm die Freiheit, allein zu Tractaten zu schreiten, durch die mit dieser
Krone gemachte AUiance benommen wäre, er müsste daher erst dieses dem
Könige von England notificieren. Sonst hätte er nicht Ursache sich im
geringsten hierin zu sperren, da er fest glaubte, die Staaten wären von
ihm dahin gebracht, dass sie ihm,' um fernere grössere Extremitäten
zu verhüten, dasjenige, was ihm von Rechts wegen zukomme, wiederzu-
geben ohne grosse Difficultät disponiert werden könnten. Er wünsche
selbst nicht, dass durch dieses Feuer der Westfälische Kreis, viel weniger
das ganze R. Reich angesteckt würde, es gebe ja auch niemand zur Weit-
^) Kf. erwidert daraaf (d. Lippstadt 30. October/9. November 1665), er er-
sehe aas dieser Relation »etwas mehr, aber noch nicht vollkommlich'', dass mao
sogleich die Allianz vornehmen wolle, diese sei für ihn die Haaptsache aod ohne
dieselbe könne er nicht za Gaosteo Hollands sich neue Feinde machen und sich
in Gefahr stärzeo. Inzwischen setze er alles in Bereitschaft, am, sobald die
Allianz abgeschlossen sei, derselben nachkommen za können, er wolle sich aach
unterdessen an allen Orten fleissig bemühen, damit alles za Erlangaog des Frie-
dens zugetragen werde.
^ Vom 8. November ist das Recreditiv des Bischofs für Scb. datiert
42*
Digitized by
Google
660 ^^' ^^^ Müostersche Krieg.
länfigkeit Anlass als eben die Staaten, weil sie, indem sie fransösischen
Seconrs annehmen, auswärtige Potentaten implicieren wollten, wodnrch er
gleichsam gezwungen würde, ebenmässig Anhang zn suchen, er wäre auch
der Hülfe von Spanien und Portugal fest versichert. Man dürfe sich
aber nicht embilden, als wenn man aus dieser Kriegsunruhe ein Religions-
werk machen wollte, da er sich ja mit England, welches seine Partie in
diesem Stücke nicht halten würde, verbunden hätte, er fürchtete deswegen
die Krone Schweden nicht im geringsten, da ihn der neulich bei ihm
gewesene englische Abgesandte dessen nebst vielen anderen Promesseo
genugsam versichert hätte. Dass aber die Herzoge von Branoschweig
ohne alle Ursache mit ihm öffentliche Feindseligkeit £u üben suchten,
müsste er leiden und er verliesse sich auf 12000 Mann Infanterie, welche ihm
England nebst 50000 Pfund Sterling mit ehestem schicken würde. Er
hätte sich auch nunmehr resolviert, dass im Fall die Krone England nicht
zum Frieden inclinierte, er entweder mit derselben gewinnen oder alles,
was er in der Welt hätte, verlieren wolle. Des Kf. Lande sollten durch
seine Truppen nicht verletzt werden.
GeheimenrathsprotokoU. D. Lippstadt 30. October/
[9. November] 1665.
[Ob die Allianz mit den Staaten abzaschliessen.]
9. Nov. 1) H. 0. 0 referiret von dem Zustand, wie es mit der Allianz mit
den Statischen itzo stehe, dass sie sollten Plätze evaeuiren, Werbe-
gelder und Unterhaltung hergeben,
2) H. Blaspiel und Romswinckels Relation*) verlesen worden:
Evacuation wegen Orsaw gegen reeller Assistenz von S. Chf. D.
F. z. A.'): Dass S. Chf. D. dieses zu consideriren, 1) dass die
Traetaten mit Holland so viel möglich zu continuiren und dass S. Chf. D.
in acht nehmen, weil Wittische Partei S. Chf. D. zuwider, dass man
sich gegen den Bischof nichts vernehmen lasse, denselben zu traver
siren, bis die Handlung mit Staaten richtig, denselben zwischen Furcht
und Hoffnung lassen. Meint nicht, dass die Staaten sollten so gar
aufrichtig gehen. Die Werbung interim zu continuiren.
Gr. V. Dohna ähnlich.
H. 0.: Von Anfang dieses Münsterschen Unwesens hätte er
nicht anders von S. Chf. D. gespürt, als dass Sie den Staat assistiren
') Oberpräeideat v. Sohwerio.
») Oben S. 668.
^ Fürst Job. Georg von Anhalt.
Digitized by
Google
Berath. im Geh. Rathe über die mit Holland abzaschliessende Allianz. 661
wollen, damit M. nicht bo grosse Avantage erhielte eontra Evangelicos
Und ob zwar S. Chf. D. dem Staat einige Conditiones angetragen, so
haben sie doch allzeit ihre Partie halten wollen. Es möchten wohl
rationes sein, warum S. Chf. D. sich in öffentliche Fehde nicht ein-
lassen sollten, praesertim da es Engelland dehortiret — E contra, wenn
S. Chf. D. stille sitzen, dass sie sich in Verdacht setzen, dass sie es
dem Staat wohl gönneten und dass S. Chf. D: sich befürchten mttssten,
dass wenn S. Chf. D. einmal in Ungelegenheit, sie selbe werden sitzen
lassen. S. Chf. D. haben sich auch in Verfassung gesetzet, dass ihr
die Völker zur Last dienen würden. Sollte S. Chf. D. nur 2000 Mann
schicken, wäre es doch eine Hostilität, und wenn S. Chf. D. solche
weggeben, dependirten sie von dem Staat. Wttrde also S. Chf. D.
mit gutem Nachdruck dem Staat assistiren müssen, aber so bald, wie
Blaspiel projectiret, ist es unmöglich. Worzu Mittel genug, dass
erst die Allianz eingerichtet werde.
1) die Mediation fortzusetzen,
2) an den Kaiser zu remonstriren, dass vigore der Allianz thun
müsste,
3) in Engeil and zu schicken oder litteris zu remonstriren, dass
S. Chf. D. solches eher gethan, als sie gewusst, dass Engelland
Münster dazu angestiftet.
4) mit Schweden sich darüber zu vernehmen. Putat ergo: 1) dass
vor allem die Allianz müsste fortgesetzet werden,
2) dass S. Chf. D. wollten assistiren, wäre aber in so geschwinder
Zeit unmöglich,
3) Die Advantagen, so zum wenigsten der Bischof von Osna-
brück bat, zu bedingen.
H. C. J.') nimmt es dahin, dass S. Chf. D. den Staaten securiren
wollen:
1) wann S. Chf. D. solches thun, so müssen Staaten reciproce
etwas thun,
2) wegen der Allianz müsste S. Chf. D. grössere Advantagen itzo
als bei der vorigen Allianz gehabt.
3) dass S. Chf. D. auf die Allianz dringen und in specie, dass
S. Chf. D. wollen Staaten contra M, assistiren intra certum tempus.
Ob es rathsam, dass S. Chf. D. dem Kaiser, Cöln und andern
solches hinterbrächte, damit S. Chf. D. keine blasme auf sich laden,
0 Fr. V. Jena.
Digitized by
Google
652 11* ^^^ MüDstersche Krieg.
wann sie assistirten dem Staat und man gegen den anderen nur sagen
wollte, dass man nur Mediation tractiren wollte.
S. Chf. D.: dass dero Intention sei, dass dieses Feuer bei Zeiten
gelöschet und der Friede beibehalten werde,
2) dass die Staaten als Religionsverwandte nicht über einen Hau-
fen geworfen werden, und wäre die Sache nun so weit, dass S. Chf. D.
nicht werden zurQckköniren und dahero assistiren wollen.
Dem Kaiser und anderen Kur- und Ftirsten zu schreiben, dass
S. Chf. D. nicht anders thun wollen, als die Ruhe und Frieden durch
dero WaflFen zu erhalten.
Die Allianz mit den Staaten muss unterdessen fortgesetzt werden.
Dass jemand anders nach dem Haag zu schicken, diese beide
Leute seind der Sache nicht gewachsen. Müssen Unterhalts- und
Werbegelder geben. —
L. Müller^) an Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig
und Ltineburg. D. Haag 4./[14.] November 1665.
(Hannoversches Archiv.)
[BeBprechaogoD mit deo brandeobargischeD GesaadteD, Staod der braodeo-
bnrgischeo Tractateo.]
14. Nov. Er hat die Unterhandlungen mit den G.Staaten begonnen, auch die
nöthigen Visiten gemacht, darunter auch bei der Prinzessin vonOranieD.
Dieselbe wusste von der neuliohen entrevue des Herzogs mit Ef. za
Wardenburg, auch von der bevorstehenden Zusammenkunft zu Braun-
scbweig und billigte den Zweck derselben. Gestern haben ihn die E.-
Brandenburgischen besucht, dieselben erzählten von ibreo hiesigen
Verhandlungen; als Graf Wal deck hier neulich den Tractat gemacht,
hätte man des Ef. Sache ganz zurückgestellt, daher hätte einer von ihneo
nach Hof gehen und alle Beschaffenheit referieren müssen, nach dessen Zu-
zückkunft, und als dem Ef. von unserem Orte einige Scrupeln benommen
worden, hätte man die Tractaten hier wieder aufgenommen und sei darin
soweit avanciert, dass sie in dem Punkt von den Städten und fast allen
übrigen Prätensioiien contentement gehabt. Nachdem aber de Witt wieder
von der Flotte gekommen J), bliebe das Werk wider Willen der übrigen
0 Derselbe war von Herzog Georg Wilhelm nach dem Haag geschickt
worden, um dort die Verhandiangeo weiter bu führen und vor allem die G. Staaten
zQ bewegen, dem Kf. and Schweden „all räsonoables Contentement* sn geben,
8. Köcher I S. 447.
>) Witt hatte sich Anfang Juli als Kommissar der G.Staaten snr Flotte be-
geben und war Anfang November von dort nach dem Haag suräckgekehrt, t.
Lefdvre Pontalis, Jean de Witt I S. 349ff.
Digitized by
Google
ÜDterhandlangeD im Haag. 663
Provinzen ganz stecken, derselbe snche Frankreich so stark hineinzn-
ziehen, dass die Provinz Holland thnn könnte, was sie wollte. Kf. hätte
sich erboten, anf eben solche Conditionen wie die nnsrigen mit diesem
Staat einen Tractat zu schliessen, und weil er seine Truppen eben so bald
als wir fertig haben könne, sich mit uns zu conjungieren , alsdann man
den Bischof, wo nicht mit Güte dennoch par force wohl in ordinem würde
redigieren können. Die Staaten möchten neben Frankreich ihn ans ihrem
Land schlagen, was aber des Reichs Boden anginge, da wäre Ef. neben
und bastant genug, alles in ruhigen Stand zu bringen. Sie baten,
man möchte unsererseits zu diesem Zweck collimieren. M. theille ihnen mit,
was neulich zu Berlin passiert, und wie unsererseits nichts mehr deside-
riert würde, als mit und neben dem Ef. dies Werk anzugreifen, er hätte
ezpresse Ordre, dessen Interesse hier nach Möglichkeit zu recommendieren.
Heute, bei seiner Gegenvisite, sagten sie ihm, sie hätten von ihrem Herrn
Schreiben erhalten, dass der Herzog sich mit Kf. auf dessen Reise besprochen,
und dass alles in gutem Vertrauen dahergegangen, gleichwohl hätte der
Herzog sich vernehmen lassen, dass er zwar das Hauptwerk der näheren
Verbindung vorzusetzen gemeint, aber daneben nicht unterlassen könnte,
den hier gemachten Tractat zu ratificieren. Man glaube nun hier, Kf. nicht
nöthig zu haben, und es wäre ihnen die Resolution gegeben, dass man mit
demselben auf die conditiones, so mit uns gemacht, nicht schliessen könnte.
Weil man auf diese Weise ganz von dem scopo abginge, so wünschten
sie, dass das gute Vertrauen zwischen ihren beiderseitigen Herren ohne
AnstosB bliebe. Die bekannte Faction hier suche Jalousie und Misverstand
zwischen denselben anzurichten. Einer von ihnen werde sofort zu Kf. reisen^),
um demselben particuliere Information von allem zu geben. £r hat er-
widert, sein Herzog und alle dessen Minister wünschten mit Kf. eine ines-
branslable amitiö zu halten. Man hat hier die brandenburgiscben Tractaten
auf den Fuss der letzten Allianz angefangen, daher jetzt Holland sagt, es
rede derselbe nur von 2000 Mann, jetzt habe man mehr nicht nöthig,
welches sonder Zweifel Kf. sehr empfinden wird.
Bischof Ferdinand von Paderborn an den Kurfürsten.
D. Nenhaus 17. November 1665^.
[Discuree Waldecks mit Nicolartz, dessen Plan den Bischof von Münster zur
AbdaokQDg zu zwingen, Anerbieten Cattei Bodrigos an Mfinster. Die Absiebten
^ Pfala-Nenborgs and E.GoIns aaf das Stift Münster.]
Er theilt dem Kf. im höchsten Vertrauen mit, sein naher Verwandter, 17. No?.
der Münsterische Domherr v. Schmising, habe ihn dieser Tage auf der
^) Die Gesandten im Haag melden dem Kf 10. November, sie hätten be-
schlossen, Blaspeil solle sich zu Kf. begeben, die anderen wollten hierbleiben,
damit es nicht scheine, als ob von ihrer Seite die Verhandlangen abgebrochen
worden.
*) Zam grossen Tbeil in Gbiffren.
Digitized by
Google
gg4 11- ^^^ Mänstersche Krieg.
Rückreise von Münster nach Hildesheim besucht nnd ihm erzählt, dass ihm
am 31. /21. Octobris von dem K.Cölnischen Rath Nicolartz referiert sei,
dass am Abend vorher Herzog Georg Wilhelm von Braanschweig
nnd Graf Waldeck von Sesen, wo dieselben bei Kf. zn Mittag aof
etliche wenige Stunden gewesen, nach Hildesheim gekommen seien. Graf
Waldeck habe dort mit Nicolartz von des Bischofs von Münster
Rriegsverfassung discours angefangen, dieselbe gemissbilligt und gemeldet,
viele Reichsstände y besonders das Haus Braunschweig könnten dem
nicht zusehen, Herzog Georg W ilhelm nnd der Bischof von Osnabrück
hätten eine Allianz des Hauses Braunschweig zn Papier gebracht,
solcher wäre aber von Herzog August und Herzog Johann Friedrich
nicht beigepflichtet, er, Waldeck, hätte sich zwar mit den Staaten, doch
nur wegen der zu Geldern gehörenden Grafschaft Culenberg in Dienste
eingelassen, doch mit dem Vorbehalt, dass er sich vorhin mit etlichen Reichs-
fursten unterreden wolle. Ef. hätte sowohl zn Sesen als auch zuvor bei
Waldecks Anwesenheit in Berlin diese consilia zu di vertieren sich bemüht,
auch so viel erreicht, dass die Sache dahin ausgestzet worden, dass gegen
den 1. December a. St. in Braun schweig eine Zusammenkunft angesetzt
sei, zn welcher neben Kf. nnd den Herzogen August und Johann Frie-
drich auch E. Cöln und Paderborn eingeladen und wo berathschlagt
werden sollte, wie das Stift Münster wieder in Ruhe und friedlichen Stand
gesetzt werden möchte. Graf W aldeck hätte vorgeschlagen, ob es nicht da-
hin zu bringen sei, dass der Bischof von Münster, der zu allerhand Tronhlen
incliniere, abdicieren und das Domkapitel zu der Wahl eines anderen Bischofs
sehreiten möchte, die Staaten würden solchenfalls dem Domkapitel und
StiftM ünster wegen Borkeloe und sonst gebührende Satisfaction und Ver-
sicherung geben und sollte dem Stift nicht der geringste Schade zugefügt wer-
den, falls auch der Bischof sich zur Abstehung des Stifts in Güte nicht ver-
stehen würde, wollten sie ihre Action gegen des Bischofs Person aliter pro-
sequieren. Als Nicolartz darauf gefragt, wo denn der Bischof verbleiben
sollte, hätte Herzog Georg Wilhelm subridens geantwortet, man müsste
einen Mönch daraus machen, und ob es E Cöln nicht dienen sollte, wieder
Bischof zu werden. Auch hat ihm Schmising referiert, von seinetn Bruder,
welcher vom Bischof an Frankreich') verschickt worden, vernommen
zu haben, dass, wie er letzthin wieder von dort gekommen, in Brüssel
der dortige Gubernator Don Castel de Rodrigo im Namen des Königs
von Spanien dem Bischof eine Allianz angeboten habe.
Er zweifelt nicht, Ef. werde mit ihm darin einig sein, dass es nicht
thunlich sein werde, gegen den Bischof von Münster personaliter zn
verfahren und auf die Abdication des Stifts zu dringen Wegen der Zu-
sammenkunft in Braun schweig hat erzwar vom Kf. bei dessen ihm gege-
bener Gegenwart nichts vernommen , sollte dieselbe aber beliebt und dem
Ef. deren Zweck bekannt sein, so ist er bereit sie zu beschicken.
^ 8. über dessen fruchtlose Verhandlangen in Paris Dlar. Burop. xm
8.246. Alpen I 8. 680 ff.
Digitized by
Google
Mittheilangen des Bischofs von Paderborn. 665
Durch die dem Bischof von Spanien angebotene Allianz würde der Weg
za den gütlichen Tractaten noch beschwerlicher gemacht werden, er bittet
daher, Ef. möchte die beabsichtigten gütlichen Mittel und Tractaten sobald
immer möglich, ehe jene Allianz geschlossen, versuchen, auch sich bemühen,
die nachdenklichen Braunschweigischen consilia zu divertieren, und so
verhüten, dass sich Münster in jene Allianz einzulassen keine Ursache
gegeben werde ; der Bischof werde gewiss, wenn er Aussicht zu einem billi-
gen Frieden sehe, zu einem solchen geneigt sein. Ef. wird sich erinnern,
was er ihm bei seiner Anwesenheit wegen der an das Stift Münster ver-
lauteten Pfalz*Neuburgischen Succession eröffnet'), er hat unter-
dessen vernommen, dass Pfalz-Neubnrg sich weiter deswegen bemühe.
Dass auch E.Cöln seine Gedanken darauf richtet, ist Ef. gewiss vorhin be-
kannt und auch aus dem oben erwähnten Discnrs des Herzogs von Braun-
schweig abzumerken. Wie bedenklich sowohl die K. Gölnische als Pfalz-
Neuburgische Succession sei, wird Ef. selbst ermessen.
Er hat den englischen Gesandten ^) bis nach Cassel geleiten lassen, ferner
an Münster jemand abgesandt, um den Bischof zu gütlichen Tractaten
zu bewegen').
L. Müller an Herzog Georg Wilhelm von Brannschweig
und Lüneburg. D. Haag 14. / [24] November 1665.
(Hannoversches Archiv.)
[Unterbandlung v. Pöloitzs mit de Witt.]
Das Werk mit K.Brandenburg steht noch so hin und ist von dem 24.Nov.
Ausgang noch nichts gewisses zu sagen. Er war vor drei Tagen bei dem
») Vgl. oben 8. 652.
^ Carliogford s. oben S. 654.
^ lo einem neuen Schreiben vom 23. November theilt er dem Rf. mit, sein
Bruder, Jobann Adolf v. Fürstenberg, den er an den Bischof von Munster
geschickt, sei gestern zarockgekehrt and habe ihm als Antwort desselben zaröck-
gebracht, der Bischof sei zur Annahme der Mediation bereit. Er schlägt vor,
wenn derselbe sich auch noch nicht im einzelnen aber die Bedingungen erklärt
hätte, doch mit den Traktaten anzufangen. Sowohl ein bei dem Bischof befind-
licher schwedischer, als auch der bei ihm, in Paderborn, gewesene englische
Gesandte hätten versichert, dass Schweden nichts gegen den Bischof unter-
nehmen werde, andererseits habe er sichere Nachricht, dass E.Coln und der
Bischof von Strassburg dem Bischof, wenn sich derselbe zur Goadjutorei ver-
stehen wollte, durch franzosische Vermittlung alle Satiefaction von Holland ver-
schaffen wollten, um so wünschenswerther sei es, dass Kf. durch seine Mediation
diese consilia verhüte. Kf. erwidert darauf (d. Cleve 22. November/2. December
1665), er habe, um eine friedliche Lösung der Münsterschen Unruhe herbeizu-
fahren, K.Oöln und Pfalz- Neu bürg zur Cooperation aufgefordert, halte auch
die Berufung eines Westfälischen Kreistages für wünschenswerth; in der
Münsterseben Succeesionsangelegenheit versichert er ihn seines Beistandes.
Digitized by
Google
666 11* Der MaosterBche Krieg.
RP. de Witte, woselbst eben des Ef. Oberstallmeister Belnitz'), welcher
an die alte Princessin geschickt ond sonst ohne Character sein wollte, za-
gegen war nnd sowohl die Evacnation von Orsoy als Snbsidien für des
Kf. Armee suchte. Witte antwortete, es wäre die Qnästion in dieser Sache
diese, ob man genügsame Ursache hätte, dem Ef. avantagensere Cotidi-
tionen als den Herzogen von Brannschweig zn geben. So viel die
Macht betrefife, wäre es gewiss, dass, wenn Ef. seinen Degen in die Wage
legte, sich sofort der Ausschlag geben müsste, gleichwohl wäre man hier
nach nnnmehr angekommenen französischen nnd Cooperation der bfaun-
schweigischen Truppen capabel genug, das Werk ohne das auszumachen.
Man biete dem Ef. zweierlei an, entweder die Evacnation von Orsoy oder
den Unterhalt seiner halben Armee , und ob man gleich gegen den Herzog
die grösste Obligation wegen seiner generensen Resolution hätte, so wollte
man doch in Ansehung der Recommendation desselben etwas mehreres chun
und dem Ef. ein paar tausend Mann mehr unterhalten, beides aber einzu-
gehen würde bei der Welt das Ansehen haben, als ob es ihnen abgedrungen
wäre. Er, M., stellte ihm vor, dass man nicht allein auf das praesens, sondern
auf die künftige Securität zu reflectieren und in Ansehung dessen ein übriges
nicht unbillig zu thun hätte, auch sehe die Welt nunmehr wohl, dass dieser
Staat nebst den Alliierten, welche er bereits hätte, bastant genug wäre,
dem Bischof von Münster Widerstand zu leisten. Es wollte aber alles
wenig verfangen und blieb jener dabei, dass Ef. eines der beiden wählen
möchte, begehrte er den Unterhalt für seine Armee, könnte man darüber
sofort einig werden, die Evacnation von Orsoy aber müsste noch in den
particnlieren Räthen resol viert werden, worüber mindestens 14 Tage
verstreichen würden. Belnitz zeigt nicht wenige Inclination zut Beitretung
und hat ihn, Müller, ersucht, bei der Resolution, nach Cleve zu geheo,
zu verbleiben, und weil es auch dieser Staat gern sieht, so hofft er, der
Herzog werde damit zufrieden sein.
Frankreich, welches nicht gerne sehen kann, dass eine so consi-
derable evangelische Macht, welche wenig Dependance von ihnen nehmen
möchte , zusammen komme , scheint dieses Werk mit dem Ef. zu hinter-
treiben zu suchen.
Herzog Augustns von Brannschweig nnd Ltlnebnrg an den
KnrfÜrsten. D. Wolflfenbüttel 15,/ [25.] November 1665.
[Vermittelang zwischen Munster and den G.Staaten. Die nähere Zusammen-
Setzung.]
25. Nov. Gemäss den zu Cassel durch He im bürg mit Ef. getroffenen Ver-
abredungen will eVf als der älteste des Hauses, die Interposition bei Mün-
ster unternehmen und einen von seinen Geheimen Räthen an den Bischof
^ Gerhard Bernhard v. Pollnitz, s. oben 8.662.
Digitized by
Google
y. PoloitE's Yerhandl. mit de Witt. Vermittel. des H. von Wolffenbottel. 667
abfertigen, er bittet Kf., seinen dort befindlichen Ministem zu befehlen, mit
demselben dieser Sachen halber vertranliche Gommnnication zu pflegen.
Er will auch, wenn diese Interposition angenommen wird, bei den O.Staaten
dasselbe versnoben.
Wegen der näheren Zusammensetzung ist er mit der ?om Kf. vorge-
schlagenen Heranziehung einiger catholischer Fürsten einverstanden, zumal
da auch Herzog Johann Friedrich darauf zielt*), wiewohl derselbe auf
K.Mainz, K.Cöln und Pfalz -Neu bürg sein Absehen gerichtet, welches
seines Ermessens nach zur Zeit zu wcitläuftig fallen dürfte, er hat aber
deswegen sowie wegen der von der Landgräfin von Hessen vorgeschlagenen
Herbeiziehung von Hessen-Darmstadt und wegen Zeit und Ort der
künftigen Zusammenkunft bei der Schwedischen Regierung zu Stade
angefragt.
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
15./25. November 1665.
[Unbilligkeit der holUDdischeo ForderaogeD, Anerbieten seiner Vermittelang.]
Er bat sich durch Blas peil vortragen lassen, wie weit das Allianz- 25. Nov.
werk gebracht gewesen, und daraus ersehen, dass man die von ihm desi-
derierte Hülfeleistnng mit dem Punkt der Evacuation combinieren und es
dabin richten wolle, dass, wenn man ihm Orsoj einräumen sollte, er sich
in den jetzigen Krieg, und zwar auf seine alleinigen Kosten implicieren,
oder dass er, wenn er Subsidien haben wollte, auf die Evacuation ver-
zichten müsste, und dass es endlich noch hart halten würde, ehe sich die
Provinz Holland anf solche Bedingungen einliesse. Diese unraisonnable
1) Landgräfin Hedwig Sophie von Hessen-Cassel zeigt dem Ef. (d.
Cftssel 16. /26. November 1665) an, Herzog Johann Friedrich habe ihr durch
V. Eis mittbeilen lassen, da die nach BraunBchweig verabredete Zasammeokunft
nicht zustande za kommen scheine, so wflnsche er mit ihr und einigen anderen
benachbarten Ständen beider Religionen, mit Brandenbarg, den schwedi-
schen Herzogthämern im Reich, Hessen-Darmstadt, K.Mainz, E.Coln
und Ffalz-Neubarg ein Defeosionsbündnis aufzurichten, und er habe sie ge-
beten, Kf. dafür zu gewinnen, sie hätte erwidert, sie hätte noch keine Nach-
richt, ob jene verabredete ZasammeDkunft unterbleiben sollte, sie fürchte ausser-
dem, dass die Stiftung einer solchen neuen Allianz im Reich bei Frankreich
Argwohn erregen und dass es der Sache eher hinderlich sein wurde, wenn man
das Werk gar zu weitläufig machte. Kf. erwidert darauf (d. Cleve 29. Novem-
ber/9. December 1665), auch ihm habe Herzog Johann Friedrich durch
einen Gesandten ähnliche Eröffnungen machen lassen, er habe geantwortet, es
mässten zunächst Nachrichten aus Schweden abgewartet und dürfte inzwischen
nicht durch absonderliche Zusammenschickung den bei der Sache Interessierten
Anlass zu Argwohn gegeben werden. Vgl. Köcher I S. 449f,
Digitized by
Google
668 11- I^cr MünsterBche Krieg.
PropositioD scheint dahin zn tendieren, dass diese Handlang, welche sonst
ihre Richtigkeit gleichsam gehabt, abgebrochen werde. Da er so seine
gute Absicht nicht, wie er gehofft, beth&tigen kann, so will er dieses anf
aodere Weise tban ond den Staaten seine wirkliche Mediation anbieten,
Oes. sollen dieses denselben anzeigen.
Instruktion für den an K.Cöln und Pfalz- Neuburg abge-
schickten Hofrath Hans Adam v. Schöning. D. Cleve
15./25. November 16650-
[Vorschlag einer Zasammeokaoft des WestfäliBcben Kreises aod einer vorUnfigen
gemeiDsameo Abseodaog der drei Fürsten ao Mäoster.]
25. Noy. Er soll sich zunächst zn K.Cöln begeben, demselben für die dem £f.
bei seiner Durchreise bezeugte Courtoisie danken, ihm die Ursache von
dessen Ankunft in diese Lande auseinandersetzen und mittheilen, dass Ef.
schon an Münster geschickt und demselben seine Vermittelung angeboten
habe , er soll dann den Käthen desselben mittheilen, was der Bischof dar-
auf geantwortet habe, und vorschlagen, da derselbe sich bei diesem Kriege
sehr opiniastriere, dass eine Zusammenkunft des Westfälischen Kreises
oder wenigstens der vornehmsten Stände desselben berufen und dass in-
zwischen K.Cöln zusammen mitKf. und Pfalz-Nenburg an den Bischof
schicke, um ihn in ihrer aller Namen ernstlich zn anderer Resolution zo
ermahnen, Kf. wünsche dieses um so mehr, da die Evangelischen allgemein
K.Cöln und andere Catholischen im Verdacht hielten, als wenn sie den
Bischof in diesem Werk stärkten, so dass Kf. genug zu thun hätte, ihnen
diesen Argwohn zu benehmen. Sollte man zu einer solchen Oesamtschieknng
nicht inclinieren, so soll er Absendung eines Oesamtschreibens vorschlagen.
Darauf soll er sich nach Düsseldorf zu Ffalz-Neubnrg begeben,
diesem entsprechende Mittheilungen machen, zugleich ihm anzeigen, Kf.
hätte diese Reise um so lieber angetreten, weil er hoffte, die eine Zeit her
mit demselben gepflogenen Tractaten vollends zur Richtigkeit zn bringen.
Falls K.Cöln die Zns^mmenschickung im Westfälischen Kreise billigt, soll
er auch Pfalz-Neuburg dieselbe proponieren und erklären, Kf. sei be-
reit, wegen des Directoriums auf Grund der zu Dorsten') geschlossenen
0 Gleichzeitig (d. Cleve 15. /25. November 1665) schreibt Kf. an Wrangel,
zeigt ihm seioe Ankauft in Cleve an und theilt ihm mit, die Mäosterscbe Sache
sehe noch gefahrlich aas, zamal da jetzt iü Holland ein starker französischer
Soccars aogelaogt sei, er wolle sieh, obgleich dem Bischof von Münster teioe
Mediation, die er ihm angeboten, nicht angenehm zo sein scheine, doch weiter
um Erhaltang des Friedens bemahen, er glaobe, dass eine Zusammenkunft des
Westfaliscbeo Kreises dazu sehr dienlich sein werde.
3) S. oben S. 530.
Digitized by
Google
SeodoDg V. Sch5ning8 an K.Coln nnd Pf.-Keobarg. 669
Traktaten mit ihm einen besonderen Vergleich za sohliessen , sollte die
Sache dadurch Verzag erleiden, so könnten die Ausschreiben unter Vor-
behalt eines künftigen Vero^leiehs von ihnen beiden ausgefertigt werden,
Münster würde in hoc casu, weil er in diesem Kriege begriffen, sich dar-
über nicht zu beschweren haben. Sollte Pfalz-Nenburg sich zu dieser
Zusammenkunft, weil man wegen des directorii nicht einig, garni(ht ver-
stehen wollen, so soll er erklären, Kf. müsse es dann zwar dahingestellt
sein lassen, wolle aber auch vor dem Kreide und dem Reiche entschuldigt
sein, wenn durch Unterlassung solcher Mittel dem Kreise Ungelegenheit
zugezogen werde.
Romswinckel and Copes an den Kurfürsten. D. Hage
21. November/ 1. December 1665.
[Anerbieten d'Estradea'. Verschiedene Anfragen.]
d'Estrades hat ihnen gesagt, de Witt hätte sich erboten, mit 1. Dec.
ihnen in seiner Gegenwart zu conferieren und die Sache an ihn zu stellen,
wenn sie sich darauf einlassen wollten, so werde er demjenigen, welchen
er im Unrecht befinden würde, unrecht geben. Sie haben sich auch unter
der Hand erkundigt, ob des Kf. Mediation neben der kaiserlichen^) oder
absonderlich angenehm sein möchte, und ersehen, dass die allgemeine Mei-
nung dahin geht, der Bischof müsse erst aus allen Orten, welche er von
diesem Staat einbekommen, gebracht sein, ehe von einem Accommodement
geredet werden dürfe. Sonnabend 18./ 28. haben sie wieder mit den Staati*
sehen Deputierten eine Conferenz gehabt; als man dort von ihnen ein ge-
naueres Project der Bedingungen verlangte, haben sie erklärt, sie hätten sich
schon längst darüber schrift- nnd mündlich expliciert, dass Kf. soviel Volk, wie
mit Oraf Waldeck verglichen worden, liefern wolle und dass sie ihn ausser-
dem dahin zu disponieren auf sich genommen, 2000 Mann, wovon die espirierte
Allianz von 1655 redet, auf seine Kosten ihnen zu liefern; zugleich haben
sie sich Abschrift der mit Graf Wal deck gepflogenen Unterhandlung aus-
gebeten, um danach einen Entwurf zu machen, jene aber haben erklärt« sie
') Der kaiserliche Resident im Haag, Friqoet, hatte in einem Memorial
vom 25. November den O. Staaten die Yermittelung des Kaisers zur BeendigoDg
des MÖDSterschen Krieges angeboten, dieselben hatten darauf am 27. November
beschlossen, demselben erklären zu lassen, der Bischof mfisste erst alle occn-
pierten Plätze räamen, wenn dies geschehen sei, wären sie bereit, Vorschläge
wegen Schadenersatz nnd ehrenvoller nnd sicherer Bedingungen aozahoreo, in
einer daraaf folgenden Conferenz einigten eich ihre Depntierten indessen doch
mit Friqoet über 5 an den Bischof zn stelleDde Fordemngeo als Basis der
Friedeusvermittelang s. Aitzema V S. 662, M^m. d'Estrades III S. 562. 565
nnd unten S. 675..
Digitized by
Google
670 11* ^^^ Mnoatersche Krieg.
könnten sich die Gommnnication derselben von Ef. erbitten, and haben es
zuletzt nur ad referendum genommen.
Ges. bitten nun nm Anweisung:
1) ob sie des Kf. Mediation durch Einlieferung des Memorials, and
zwar, ob neben der kaiserlichen oder absonderlich, offerieren oder damit
einhalten sollen, bis sie unter der Hand erfahren, dass dieselbe angenehm
sein werde,
2) ob sie zugeben sollen, dass Friquet proponiere, dass sie z u der
angefangenen Handlung zugezogen werden,
3) ob sie etwas näheres wegen der Evacuation und Assistenz vorstellen
und, ohne die Communication des Lüneburgischen Tractats abzuwarten, ein
anderes Project aufsetzen,
4) ob sie das Project der Allianz commnnicieren,
5) ob sie sich auf schriftliche oder mündliche Verhandlangen mit de
Witt vor d'Estrades einlassen sollen.
Oeheimenrathsprotokoll. D. Cleve 1. December 1665.
[Ob Kf. Holland assistlereD solle.]
1. Dec. Gr. D.'): zu 8000 Mann Werbegeld und zu 8000 Subsidiengeld,
Orsoy einräumen, dass S. Chf. D. Ursach hätten, sich einzulassen.
Dass 1) vorbehielten, dass die Hülfe ä part agirte, 2) dass S. Chf. D.
als ein Churfürst, v?ann der Friede geschlossen, von Münster keine
Satisfaction begehreten.
H. 0. *) : Es wären S. Gbf. D. rationes dissuasoriae vorgelesen,
weil es aber scheinet, dass S. Chf. D. durch dero Gesandte schon
eingestiegen, und nicht wohl zurückkönnen, so hielte er davor, dass
S. Chf. C. sich verbinden könnte,
1) doch dass der Friede ehest restabiliret,
2) dass S. Chf. D. sich reservirten, noch erst einen Versuch zu
thun ob Münster und Holland sich retiriren wollte.
3) dass die Allianz und Pr. Garantie pari passu ginge,
auch dass S. Chf. D. solches offenherzig dem Kaiser andeuteten,
und dass sie es blos thäten, den Bischof von Münster von seinen
weitläufigen Desseinen abzuhalten.
Aehnlich auch die anderen: v. Canstein: wenn S. Chf. D. die con-
ditiones von dem Staat prästiret werden, es nicht zu widerrathen.
Jena: wenn nun S. Chf. D. die Sache recht finden, putatS. Chf. D. thun
besser, dfe Sache alsobald anfangen, als wenn andere mehr sich implicireo.
1} Graf Doboa.
>) Oberpräsideot v. Schwerin.
Digitized by
Google
BerathoDgeo im Geh. Hathe ober die Allianz n. die fransosischeD Vorschlage. 671
Blas peil: Die Staaten haben sich bisher nicht za thon erklären
wollen, was sie Lüneburg getban. Wenn nnn der Staat dahin za dispo-
niren za näherem Erbieten, müsste man solches vornehmen. Sollte der
Staat nicht darzn zn bringen, wäre zu fragen: quid tnnc? wenn sie kein
sobsidium geben, ob ihnen zu assistiren?
S. Chf. D.: haben 2 Ursachen: 1) dass sie als Churftlrst schuldig,
das Reich in Frieden zu setzen,
2) religio, so eine von den vomehrasten, dass sie nicht wollten,
dass der Staat sollte zu Grunde gehen: Meine Lande seind also si-
tuiret, dass sie nicht können wohl daraus bleiben, diese Lande seind
mit Gatholischen umzingelt, neutral zu bleiben ist ein Wurm, so sich
selbst verzehret. Wolle noch weitres nachdenken.
GeheimenrathsprotokolL D. [Cleve] 2. December 1665.
[ResoIotioD auf die von du Moalin yorgebrachteo Paokte.]
H. 0. Praes. Relation von der Gonferenz mit dem Franzosen 2. Dec.
le S'. du MoulinO.
1. Cömpliment, dass der König sich näher mit S. Chf. D. uniren
wollten.
Rs. Bedankung in genere.
2. Die Dorstenschen Tractaten nicht zu ratificiren, was die Zu-
sammensetzung des Westphälischen Kreises belanget, aber ratione con-
directorii könnte wohl sein.
Rs. dass S. Chf. D. wohl gesehen, dass es zu einiger Offension
oder Ombrage dem Könige reichen möchte.
3. dass seinem Könige lieb, dass S. Chf. D. mit einem considerab-
len corpo hier angelanget.
Rs. mit Complimenten zu beantworten.
4. dass der König zwar mit allen in gutem Verstände, aber qu'il
se confioit plus en Talliance avec les protestants qu'avec les autres.
Rs. wäre S. Chf. D. lieb, dass er so gut Vertrauen zu den Pro-
testirenden hätte, weil er aber begehrte, dass S. Chf. D. sollten
offenherzig gehen, so hätte es die gute Confidenz sehr gemindert, dass
die Reformirten dergestalt heftig verfolget würden, und stellten zu
bedenken, ob er nicht, als seine Vorfahren gethan, die Freiheit der
Religion verstatten wollte.
0 Utiber dessen damalige Oesandtschaft an den Kf. s. Urk. u. Akt. II
l09Cr. M^moires d'ßstrades III S. öddfiT.
Digitized by
Google
g72 11- ^^^ Mänstersche Krieg.
5) begehrete S. Chf. D. Bedenken bei dieBem Zustand.
Rs. weil I. K. M. allzeit ihre Gloria in Beförderung des Friedens
gesucht, so hielten sie das beste, dass der König denen die Hand
bieten möchte, damit der Frieden ehestens restabiliret wflrde.
6. Mesintelligence zwischen EngellanÖ und Frankreich.
Rs. Ob der König wollte dahin sehen, damit die Dissidie beige-
leget, was Sie darzu cooperiren könnten, wollten Sie gern thun.
7. Allianz mit Schweden. Stösse sich nur in der Assistenz
contra Moskau, worzu S. Chf. D. sich nicht verstehen könnten.
8. Mit dem Herzog von Neuburg, ob wir in gutem Vemehm^i
stehen.
9. Mit den Tractaten in Holland, dass S. Chf. D. die Allianz
befordern möchten.
10. wegen Jägerndorf.
Die Hauptalliance mit den Staaten, dass S. Chf. D. eintreten
möchten, der König wollte S. Cbf. D. mit Geld und Volk assistiren.
Der Kurfürst an die Gesandten im Haag. D. Cleve
23. November / 3. December 1665.
[auf deo Beriebt vom 21. November /l. December. Bescheid aaf die Aofrageo.]
3. Dec ad 1 und 2. Auf die Mediation sollen sie nicht eben dringen, bis
sie sehen werden, dass dieselbe den Staaten angeaehm oder aber dass von
der Allianz nichts zn hoffen sei, inzwischen aber geschehen lassen, dass
Friqnet ans sich selbst und im Namen des Kaisers begehre, dass sie mit
zar Conferenz gezogen werden.
ad 3. Wegen der £ vacaation lässt Kf. es bei dem desfalls gemachten
Aufsatz, wie derselbe in der entworfenen Allianz enthalten ist, bewenden.
AVegen der Assistenz erbietet er sich, 8000 Mann innerhalb sechs Wochen
nach getroffenem Schluss für den Staat und ausserdem noch ein corpus von
etlichen tausend Mann in Bereitschaft zn halten, Ges. sollen ihn förderlichst
wissen lassen, ob solche Hülfe dem Staat annehmlich, damit er die nöthige
Anstalt dazu bei Zeiten machen könne; inzwischen können sie sich den
mit Waldeck gemachten Vergleich, welchen Kf. nar vor dem Abschluss
gesehen, ohne eine Abschrift zu behalten, erbitten.
ad 4. Könnte die Commanication der projectierten Allianz mit Vorbehalt
fernerer Erinnerungen wohl geschehen, jedoch müsste ausgelassen werden,
dass Kf. den Secours der 2O00 Mann alsbald prästieren sollte.
ad 5. Ist Kf. zufrieden, dass sie in Gegenwart des französischen Am-
bassadeurs, zum Beweis des zu ihm tragenden Vertrauens, mit de Witt
Digitized by
Google
Bericht y. Schooiogs. 673
sich in Gespräch einlassen, doch soll von dem, was hinc inde vorgeht,
ein Protokoll aufgenommen werden.
V. Schöning an den Kurfürsten. D. Cleve 7. December 1665.
[Bericht über seine VerhaDdluogeD am E.ColoischeD Hofe und mit
Pfalz -Neubarg.]
£r ist 30. November zu Bonn angekommen , ha^ am anderen Tage 7. Dec.
Mittags Andienz bei dem Kurfürsten und am Nachmittag eine Conferenz
mit dem Bischof von Strassburg, dessen Bruder Graf Wilhelm und
dem Kanzler Buschmann gehabt und denselben die Vorschläge des Kf.
mitgetbeiity hat aber bald verspürt, dass man der Münsterschen Partei ziem-
lich affectioniert sei, sowie dass K.Cöln sich schwerlich zu etwas Gewissem
resolvieren würde, ehe er mit Pfalz-Neuburg communiciert hätte. Auf
den Vorschlag wegen einer Zusammenkunft der Westfälischen Kreis-
verwandten und dass sich Kf. des directorii halber mit Pfalz- Neuburg
vergleichen wollte, erwiderte ihm der Bischof von Strassburg, er wisse,
dass Pfalz-Neuburg sich dazu, wenn nicht auch die anderen Punkte der
Dorstenschen Traktaten mitverglichen und ratificiert würden, nicht verstehen
könnte; da auch die beiden anderen Deputierten sich sehr kaltsinnig zu
diesem Punkte zeigten, so brachte er des Kf. Vorschlag, dass die Vor-
nehmsten des Kreises zusammenkommen und von Abhelfung dieser Kriegs*
Unruhe deliberieren möchten, vor, womit sowie mit der Gesamtschickung
aller dreier an Münster sie einverstanden waren. Auf einer neuen Con-
ferenz am folgenden Tage theilte ihm der Bischof von Strassburg im
Namen K.Cölns mit, derselbe wünschte zwar eine Zusammenkunft des
Westfälischen Kreises, sehe aber jetzt keine Möglichkeit dazu, er wäre
zufrieden, dass man unter sich zusammenkäme, hielte aber für hochnöthig,
dass auch das Haus Braunschweig mit dazu gezogen werde, da dann
die Staaten, die auf dessen Hülfe sich sehr verlassen sollten, sich leichter
zum Frieden bequemen würden. Mit der Gesamtschickung in des Kf.,
seinem und Plalz-Neuburgs Namen an Münster sei er auch einverstanden,
nnd da er höre. Seh. wolle auch zu Pfalz-Neubnrg reisen, wolle er den
Bischof von Strassburg auch dahin schicken und ihm dort durch diesen
in beider Namen Resolution auf seine Vorschläge ertheilen lassen. Darauf
ist er nach Bensberg zu Pfalz-Neuburg gereist. Derselbe antwortete
auf seine Proposition, er wäre zu allem bereit, wodurch der Friede beför-
dert werden könnte^ er hoffte aber nicht, dass Kf. begehren würde, dass der
Punkt des directorii ohne die anderen, welche zu Dorsten abgehandelt wor-
den wären, verglichen werden sollte, wiewohl er wünschte, nicht allein gute
Vertraulichkeit mit Kf. zu machen, sondern auch, dass man ein vinculum
unter ihrer beider Posterität stiften könnte. Wegen der Particularzusam-
menkunft und der Abschickung an Münster wollte er sich erst mit dem
Bischof von Strassburg, der bereits etliche Stunden vor ihm angekommen
Mater, z. Geacb. d. G. Kurfürsten. XJ. 43
Digitized by
Google
674 n* Der Münstersohe Krieg.
bereden. Am anderen Tage ertbeilte ihm Pfalz-Nenbo rg im Nameo
E.Cölns and seinem eigenen, in Gegenwart des Bischofs von Strassbnrg
die Antwort, man könnte nnter sich, und zwar am füglichsten in Cleve,
zusammenkommen, am za beratheu, wie diese Eriegsunruhe zu stillen, es
würde aber sehr nützlich sein, wenn auch das Hans Braunschweig mit
zu solcher Conferenz gezogen würde, K.Cöln wolle einen Expressen an
die Herzoge schicken, auch Kf. möchte das Gleiche thon, damit sie sich
nicht öfifentlich für die Holländer erklärten, denn alsdann könnten sie un-
möglich mit zu Mediatoren gebraucht werden; auch wollten sie möglichst bald
nebst Kf. zu dem Bischof von Münster schicken und diesen von seinem
Vornehmen dehortieren lassen. Er schlug auch vor, gemeinsam an den
König von Frankreich zu schreiben und diesen zu ersuchen, bei den
Staaten den Frieden zu befördern, auch durch die Gesandten in Regens-
bürg das Werk betreiben zu lassen. Dabei erwähnte er auch, ob man
nicht bei jetzigen Verhältnissen ihrer aller Interesse zugleich bei den Staaten
beobachten könnte. Sonst Hess Pfalz-Neu bürg die grösste Affection
für Kf. blicken ; er nahm Seh. nachher auf die Seite und trug ihm auf, dem
Kf. zu hinterbringen, er fürchte sehr, es würde, wenngleich die Sachen mit
den Staaten und Münster gestillet wären, eine grosse Unruhe zwischen dem
Kaiser und dem König von Frankreich, wenn der junge König von
Spanien, der allezeit sehr krank sei, sterben sollte, entstehen, ob Kf.,
der in so gnter Alliance mit Frankreich stünde, sich nicht interponieren
wollte mit diesem Vorschlag, dass man zwischen den beiden Häuptern einen
heimlichen Vergleich, wie es mit den Spanischen Niederlanden nach des
jungen Königs Tod gebalten werden solle, treffen und so diesen Krieg ver-
hindern könnte.
Der Kurfürst an Baron de Goes'). D. Cleff 9. December 1665.
[Die holläDdiscbeD FriedeDsbediogaDgen, er soll den Bischof zur Aonabme der-
selben zu bewegen socbeD.]
9. Dec. Er hat aus dem Haag Nachricht empfangen , dass die Staaten von ihren
früheren Forderungen, dass sie für den von dem Bischof von Münster ihnen
zugefügten Schaden Satisfaction erhalten, und dass das Stift Münster in
andere Hände kommen müsse, auf Remonstrieren Friquets und seiner
Räthe abgestanden und sich bereit erklärt haben, auf folgende 6 cooditiones
mit dem Bischof Frieden zu machen:
1) Sollte derselbe alle occupierten Oerter restituieren,
2) alle seine Völker ausser denen, welche zn Besetzung seiner Gar*
nisonen von nöthen, abdanken,
^) Derselbe war vom Kaiser zum Kf. nach Cleve geschickt worden nod
hatte sich dann zu dem Bischof von Münster begeben, um diesen auf Grund
der im Haag mitPriquet vereinbarten Bedingungen (oben S. 669) zum Frieden
zu bewegen, s. Alpen I S. 715.
Digitized by
Google
Die holländischeo FriedenabediogoDgen. g75
3) aDf alle praeteneiones; welche er oder das Stift wider den Staat habe,
iDSonderheit
4) auf die englische Allianz rennntiieren nnd keine neuen wider den
Staat machen,
5) sich aller ferneren Offension enthalten.
6) Der Kaiser nnd Kf. sollten dafür Garanten bleiben.
Kf. findet zwar einige dieser Bedingungen sehr hart, glaubt aber doch,
dass es sowohl dem Bischof, als auch dem Kaiser und Reiche am fürträg-
lichsten sein würde, den Zeitumständen in so weit nachzugeben und lieber
auf diese Conditionen, die n)an doch aufs beste zu mildern nnd des Bischofs
Securität gleichfalls zu beobachten trachten würde, Frieden zu scbliessen,
als alles in den höchsten hazard zu setzen. Er ersucht ihn also, dieses
dem Bischof zu remonstrieren und die Sache zum guten Ausschlag aufs
schleunigste zu befördern, auch den dorthin geschickten Gesandten des
Herzogs August von ßraunschweig^) zur Mitwirkung dazu zu bewegen ^}.
Proposition des englischen Gesandten Sir Walter Vane s. 1.
et d. [Cleve c. 12. December 1665')].
[Verhaltois des eogliscbeo Königs zu dem Bischof von Münster, der Bischof
wird Dichte gegen die protestantische ReligioD unternehmeD. Aufforderung an
den Kf., seine Ansprüche gegen die G.Staaten geltend zu machen, sich des
Prinzen von Oranien anzunehmen und zwei englische Schiffe freizugeben.]
1. Le roi — m'a comandö de faire entendre k S. A. E. que lec.l2.Dec.
secours qu'il a creu en justice devoir et pouvoir donner k TEvesque
1) V. Heiroburg. Herzog August theilt dem Kf. (d. Wolffenbüttel 10/20. De-
cember 1665) mit, er habe denselben schon vor 3 Wochen zu dem Bischof von
Münster geschickt; nachdem derselbe sich zur Annahme seiner Yermittelong
bereit erklärt, sei H. nach dem Haag gegangen, um diese auch dort anzu-
bieten.
*) Der Bischof von Münster schreibt dem Kf. (d. St. Ludgersbnrg 17. De-
cember 1665), der kaiserliche Gesandte de Goee habe ihm gerühmt, wie eifrig
sich Kf. um Beilegung der zwischen ihm und den Staaten entstandenen Unruhe
bemühe, er dankt dafür, bittet von der Interposition nicht nachzulassen und
verweist im übrigen auf die de Goes gemachten Erklärungen.
') Dazu die Bemerkung 0. v. Schwerins: „Diese Punkte seindt von dem
englischen Gesandten H. Walther Vahne eingegeben, worauf H. Cantzler
Jena und ich verschiedene Conferentien mit ihm gehalten.'' Das Creditiv König
Karls n. für Vane ist datiert Oxford 7. November 1665. Die Chronologie dieses
und des folgenden undatierten Schriftstucks ergiebt sich aus den Bemerkungen
in den Geheimenraths-FrotokoUen: „4./14. December. Des englischen Abgesandten
Yeens schriftliche Memorial verlesen worden, angehend den Bischof von Münster,
item wegen der 2 Churf. in Engelland angehaltenen Schiffe. Rs. wegen Bischofs,
dass er die evangelischen Prediger verjaget und Catholische einführet. Dass
S. Gbf. D. nicht gewusst, dass er mit dem Könige in Engelland in Allianz, der
43*
Digitized by
Google
676 11* ^®f Maostersche Krieg.
de Münster h cause des injures et affronts, que les Estats Generaux
ont fait au dit Evesque, n'ont pas estä seulemeut donnä k cette fio,
mais aussi pour par ce moyen divertir leur forces et les faire attaquer
dans le coeur de leur pays pour ainsi faire une diversion considerable
pour ses interests propres.
Mais comme le Roi a voulu obliger TEvesque de Munster, il a
toutefois retenu ce lien sur lui, par son alliance et traittä, qu'il asseare
S. A. E. que T Evesque de M. n'entreprendra rien contre la religion
protestante ny les professeurs de cette religion, sur le pur motif de
religion, au contraire que le dit Evesque est oblig^ de ne faire de plus
grands progres qu'il plaira au Koi mon maistre, mais mesme qu'il
posera les armes, quand il en sera desirö, par la S. A. E. peut juger,
que les desseins du Roy par ce secours n'ont pas est6 pour prejudi-
cier ny endommager ses alliis ny 8. A. E. en particulier.
Le Roy advoue qu'il a estö surpris, et ne peut qu'avec quelque
Sorte de douleur se plaindre, de ce qu'il a estä informö que S. A. £.
avoit taschä de mettre des jalousies dans la Couronne de Swede '),
comme si TEvesque de M. avoit eu des desseins et mesme machinoit
quelque cbose contre la religion protestante, le Roy vous asseure qu'il
ny consentiroit jamais, et espere que V. A. E. ne croira pas legere-
ment les inventions de ses ennemis, mais plustost qu'il tascbera
de prevenir aucun dessein de cette nature autant que prince vivant
II considere aussi les injures et usurpations que la maison Elec-
torale a souffert de longtemps des Estats Generaux, il auroit est^ fort
aise d'avoir peu contribuer plustot aucune chose, pour recouvrir ce
qu'ils ont assaisies aux predecesseurs de S. A. E., Toccasion s'offre
asteure et j'ay ordre du Roy mon maistre d'asseurer S. A. E. de tout
son credit et puissance pour faire faire satisfaction des usurpations des
Estats Generaux.
Le Roy m'a commandö jde donner k cognoistre le grand soing
qu'il a des interests de S. A. le Prince d'Orange et prie S. A. E.
dans cette conjointure de vouloir joindre ses interest au siens pour
son res^blissement.
Bischof oehme es auch io seinem Manifest ganz anders als seine particoliere
Sache.
Iti. December 1665. H. 0. Präs. referiret, was gestern bei der Conferens
mit dem Englischen Gesandten vorgegangen wegen des Mänsterschen Krieges.*
») S. oben S. 656.
Digitized by
Google
VerhandlnDgeD mit dem eDglischen Gesandten Vane. 677
J'ay ordre aussi de reclamer les deux yaissaux*) aiTestes au
Pillo, as^ayoir le Nightingal de Londres, son maistre s'appellaDt John
Parker, et la Satisfaction, Henry Worley son maistre, et je supplie
que S. A. E. veuille les faire relascber.
Resolation auf des Ritters VahAe angebrachte puncta nach
denen mit ihm gehaltenen Oonferentien. s. 1. et d. (Cleve
14 December 1665.)
[Die engen Beziehungen des Königs zu dem Bischof von Münster sind dem Kf.
bisher unbekannt gewesen, der Bischof schädigt die protestantische Religiou.
Ef. kann jetzt gegen Holland nicht Krieg führen, sich nur vorsichtig der Inter-
essen des Prinzen von Oranieu annehmen.]
S. A. El. a estö seulement inform^e de M. le comte de Carling- 14. Dec.
fort'), que la guerre de TEvesque de Munster contre les Estats Ge-
neraux s'estoit fait au sceu de S. M^. et e'est en mesmes termes que
sad. M^. en aye escrit k S. A. E. Mais parce que M. de Vaen.outre
cela a declard qu'il y avoit une alliance si estroite entre le Roy et
TEvesque, que ce dernier ne-pourroit pas faire autre progres qu* k
la mesure que le Roy le desireroit, et qu41 seroit obligö de mettre
les armes bas, quand il plairoit k Sa M^., les Commissaires de
S. A. E. ont dit la dessus que cela auoit estä ineogneu k Elle et
qu'ensuite de cela le Roy ne pourroit point prendre estrange que
S. A. E. auoit jugä TEvesque selon ses propres declarations qui
n'avoient jamais parlä de cette alliance mais seulement de quelques
injures particulieres receues des Provinces unies.
ad 2. S. A. E. est bien persuad^e que Sa M^^. ne prestera pas
la main k TEvesque pour faire de prejudice k la religion protestante
et qu'elle a bien d'autre yis^e, quand sad. M^^. luy a donnä de Targent
pour faire ceste gnerre: Mais cependant il demeure veritable que
TEvesque apporte de grands prejudices k la dite religion. Unius enim
rei multi possunt esse fines.
ad 3. Les Provinces unies estants k present en necessitä et S. A. E.
ne desirant rien que la paix, il est facilement k juger qui entre eux
*) Ueber diese von dem Kf. infolge der Beschlagnahme zweier Schiffe des-
selben in England vorgenommene Repressivmassregel s. Pufendorf X § 6
(S. 645f.). Droysen m 3S. 71,
3) 8. oben S. 654. 656.
Digitized by
Google
678 11* I^or MüDBtersche Krieg.
cbercbe une coDJoinction des armes. S. A. E. repete ses r^mercie-
ments de Toblation de Talliance, isais parceque ceile, qui est desia
fait, n'est point expir^e, on ne sQait point ä quelle fin on en youdra
faire une autre, les obstacles, qui se trouvent pour faire la guerre
eontre les Hollandois ayant estö vivement represeutes aux Conferences.
4. S. A. E. remereie tres bumblement le Roy de la constante
aflfection qu*il porte envers le Prince d'Orange et du soing qu'il a
pour soD restablissement, Tasseurant de son cost6 qu'elle ne manquera
Jamals de contribuer de sa part tout ce qui luy sera possible pour
cette fin. Mais S. A. E. se trouve obligie de dire, que si dans les
conjoinctures presentes on en feroit seulement de recommandations,
que Ion le prendroit comme si on vouloit forcer lestat et que des
autres en pretendoient des obligations, qui appartiendroient uniquement
k lestat. S. A. E. promet neanmoins de n'y vouloir rien negliger.
Der Kurfürst an Blaspeil. D. Cleff 15. December 1665.
[Verwerfang der von den HolIäaderD vorgeschlageoeo BediogaDgen.]
15. Dec. Er hat gestern durch einen Expressen von seiner Schwiegermütter
Nachricht erhalten, nnter welchen Bedingungen die Staaten mit ihm ab-
schliessen zu wollen erklärt haben ^).
Wir finden aber die Punkten gar sehr von unserm Begehren
entfernet, jedoch weil wir uns wegen Orso gar anders und nach des
Staats Verlangen erkläret, so wollen wir hoffen, sie werden sich auch
anders und also vernehmen lassen, dass wir Ursache haben können
uns ferner zu resolviren.
Da Bl. seine Idtention genügend bekannt ist, so soll er mit der Prin-
cessin darüber reden, derselben die in den übersandten Pnncten enthaltenen ge-
ringen Oflferten anweisen und sehen, wie alles am vortheiihaftesten einzurtcbteD.
Des Ritter Valme Replique auf unsre ResolutioD. s. 1. et d.
[Cleve 17. December 1665.]^)
[Aufforderang zu einem Bündois mit Rngland nod Monster gegen Holland and
zu gemeioschaftlicben Sibritteo zur Wiederberstellung des Prinzen von Oracien.]
17. Dec. Le Roy mon maistre sera estonnö, que S. A. E. n'eust sceu plus-
tOst Talliance qu'il avoit faite avec TEvesque de Munster, puisque
•) Ö. Aitzema V S. 669. ürk. u. Akt. III S. 160.
^ QebeimeDraths-ProtokoU vom 18. December 1665: ^Des K. Bngh'scheo Oe>
eandteo Antwort bei der gestrigen Conferenz mit dem H. 0. verlesen worden.*
Digitized by
Google
VerhandluDgeD mit dem eDglischeo GesandteD Vane. 679
le Mylord Carlingfort avoit estd avec luy, qu*il espere qu'il n'est
pas encore trop tard pour pouvoir prevenir les inconvenients, qui
pourroit arriver en caa que S. A. E. taschoit d^empescher les progres
de TEvesque de Munster, oq s'allioit avec les ennemis du Roy,
j'ay ordre de dire ä S. A. E., si cela se fait, que le Roy le prendra
pour la deruiere desobligation.
Que le Roy sera marry d'eotendre que TEvesque aist fait ou
vouloit faire de cette guerre une guerre de religion, car cela n'a pas
est6 les iDtentions du Roy et le Roy ne souffrira pas que son honneur
souffrist en cela.
Quand au Traictä avec les Estats Generaux, je suis informä
qu'elle passe bien avant et que le seul obstacle qui empesche la
conclusion, est de la part de M.M. les Estats Generaux. C'est
pourquoy j'ay creu estre mon devoir d'oflfrir ä S. A. E. selon mes In-
structions et de la part du Roy mon maistre pour oster tonte sorte
de mesintelligence, qui pourroit arriver entre le Roy et S. A. E. un
traittd ou confederation entre le Roy mon maistre S. A. E. et TEvesque
de Munster contre les Estats et cela sur des pactes et termes con-
venable au Roy et S. A. E.
Quand aux affaires du Prince d'Orange, je suis asseurä, que*)
le bon party dans ce pays veust son retablissement et que devant
Farrivöe de M. de Witt on avoit proposö avec beaucoup de chaleur
de le faire Capitaine et Admiral General, mais de qu'il fust arrivä, il a
renversd tout cela, par ou on peust voir, que ce n'est pas la force
contre qui on crie tant, ny mesme le bien du pays, qui empesche son
retablissement, mais purement une cabale, envenimde de longtemps
contre le bien de cette maison, c*est pourquoy le Roy mon maistre
espere que S. A. E. se joindra avec le Roy mon maistre pour le re
tablissement de S. A. le Prince d'Orange').
1) Ueber die damals tod der oraDiBcheo Partei za guosten des Priüzen von
Oranien gemachten Versache und deren VereiteloDg darch de Witte. Wioque-
fort UI 8. 210ff. Lefevre Pootalis, Jean de Witt I S. 387.
^ Vane hat noch bis Ende Februar 1666 sich in Cleve aufgehalten. Das
Becreditiv des Kf. für denselben ist vom 16. Februar ausgestellt. Ceber die
weiteren Verbandlungen mit demselben finden sich nur in den Geheimenraths-
Protokollen folgende lakonische Notizen:
31. December 1665. Resolution, so dem Englischen Gesandten de Vaen
gegeben werden sollte, verlesen worden.
Digitized by
Google
ggO 11. Der Mänstersche Krieg.
Blaspeil an den Kurflirsten, D. s'Gravenhage
18. December 1665.
[Keine Anssichteo fär den Prinzen von Oranien, de Witt sacht die Allianz-
verbandlangen hinzaziehen.]
18. Dec. Die Sachen sind auch hier ebenso wie in Amsterdam') beschaffen,
obwohl gar wenige unter dem Staat recht Wissenschaft davon haben, son-
dern die meisten sich vor der französischen Freundschaft fürchten und ihre
Hoffnung auf Erneuerung der Allianz mit Ef. setzen, er findet es daher
gar zur Unzeit, von des Prinzen von Oranien Restitution auch das geringste
nur zu reden. Er hat sonst de Witt gestern, als er ihn gesehen, freund-
licher gefunden als bisher. Die Punkte'), welche jüngst durch einen Ex-
pressen überschickt worden, sind so beschaffen, dass auch de Witt
schwerlich geglaubt hat, dass Kf. sie würde annehmen können, derselbe
sucht auf diese Weise nur die Verhandlungen hinzuziehen.
Blaspeil, Romswinckel und Copes an den Kurfürsten.
D. Hage 8./ 18. December 1665.
[Fortsetzung der Unterbandlong.]
18. Dec. Dieser Staat zeigt grosse Befriedigung über die sehr freundliche Be-
gegnung, welche seinen Committierten zu Cleve') wiederfahren ist Da
29. December 1665. F. e. Anhalt referiret, dass der Englische Gesandte
offeriret» wenn S. Chf. D. sich noch etliche Monat wollte ans dem Handel halten,
wollte Eiigelland alle Monat ^ Tbaler geben. Concept verlesen, was dem
Eogliscben Gesandten zur Besolntion gegeben werden soll.
16. Februar 1666. Der B. 0. Präs. verlesen was S. Chf. D. dem Englischen
Gesandten zum Abschied mündlich sagen lassen wollen.
Doch vgl. die verschif^denen Mittheilangen Colbert Croissi's über den-
selben ürk. o. Akt. II S. 321. 329. 339. 344f. 351 f. 3ö5f, ferner M^moires
d'EstraJes III S. 608. 620 IV S. 14. 130. Aitzema V S. 917.
1) Von dorther hatte Bl. am 5/15. December berichtet, er habe die beiden
Burgermeister Falckenier und Spiegel besucht, sich aber überzeugt, dass
der letztere wenig Einflass besitze und dass F. ganz wie de Witt nnr durch
Frankreich das Heil des Staates suche, er habe daher gesehen, dass es keine
Zeit sei, von dem, was ihm eigentlich aufgetragen, zu reden.
^) Die G.Staaten hatten Anfang December die Herren Bipperda tot
Buirse, Joh. de Witt und van Haren nach Oleve geschickt, nm den Rf. lo
begrässen, und hatten durch dieselben ihm vorstellen lassen, dass es far den
Staat disreputieriich sein und auch von anderen benachbarten Fürsten in Consequeni
gezogen werden würde, wenn sie jetzt sich zur Bänmung einiger clevischer
Plätze verstehen würden, und hatten den KT als ihren alten Freund und Bundes-
genossen gebeten, davon abzustehen. Kf. hatte erwidert, er wolle den Punkt
der Evacuation bis nach dem gegenwärtigen Kriege mit Münster anstehen lassen
und auch sein Aeusserstes tbun, um diesen Krieg möglichst bald gütlich tu
Digitized by
Google
VerhandloDgeo mit Holland. 681
dieselbeo io ihrer Relation mitgetheilt haben, dass sie, Ges., die bisher ge-
pflogene Handlang za schliessen beordert werden sollten, nnd da man in sie
gedrangen, mit ihrer Erklärnag noch vor dem Aufbrach der Staaten von Hol«
land eiozakommen, so haben sie eine solche Erklärung *) aufgesetzt, um sie
heute Vormittag za übergeben und darauf Nachmittag zur Gonferenz zu
kommen. De Witt, mit welchem sie gestern darüber conferiert, hat sich
trefflich wohl angelassen.
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
26. December 1665,
(Bediogoogeo fär die AlHaoz ond die nähere Vereinigang. Erklärnog des
Bischofs von Monster.]
Er hat ans ihrer nnd Blaspeils letzter Relation vom 23.') ersehen, 26. Ddc.
dass man ihn nur aufzuhalten nnd von anderen consiliis zn divertieren suche,
doch sollen sier die Handlang fortsetzen und inbetreff der Allianz verlangen,
dass wenigstens seine Preussischen und Hinterpommerschen, ebenso
wie seine Clevischen Lande namentlich darin einbegriffen werden, und
dass ihm freigestellt werde, von E?acuation seiner clevischen St&dte nach
Abschluss des Münsterschen Friedens zu handeln; ferner dass der Staat,
was Kf. mit Polen wegen El hing tractiert, garantieren helfe, doch will
Kf. im Nothfall sich mit dem schon geschehenen Erbieten begnügen, dass
der Staat, ebenso wie Frankreich versprochen hat, alle möglichen
olficia deswegen bei Polen anwenden wolle. Wenn die Allianz in Richtigkeit
gebracht ist, sollen sie den Aufsatz wegen der Assistenz vornehmen unti
verlangen, dass, nachdem Kf. sich erboten, von der Evacuation Orsojs
während dieses Krieges abzustehen, auch der Staat seiner früheren Zusage
nachkomme nnd ihm ebenso wie für die Lüneburgischen Völker, für 8000
Mann Subsidien zahle. Dass der General, welchen Kf. über diese Truppen
stellen wird, ebenso wie der, welcher über die Lüneburgischen Truppen
bebteilt ist, dem Staat einen Eid schwören solle, will er nicht zugeben.
PS. Der kaiserliche Gesandte, Baron de Goes, hat ihm berichtet,
dass der Bischof von Münster sich zwar zum Frieden geneigt erwiesen,
die ihm von demselben vorgehaltenen, durch Friquet und de Witt im
Haag projectierten Artikel aber nicht ohne weiteres angenommen, sondern
vorgeschlagen hat, dass darüber näher verhandelt und dazu eine Zusammen-
kunft hier im Clevischen angestellt werde. Der Bischof wolle sich sonst
die Mediation des Kaisers und des Kf., auch die von Braunschweig-
beendigen, and es war darauf verabredet worden, dass die weiteren Verhand-
lungen darüber im Haag mit den Ministem des Kf. gefuhrt werden sollten, 8.
Aitzema V S. 517. 670f., Pufendorf X §12 (8.651), Droysen III 3 8.582.
») 8. Aitzema V 8. 517, ürk. u. Akt III ö. lölff.
') Dieselbe liegt den Akten nicht bei.
Digitized by
Google
682 11. Der MäDStersche Krieg.
Wolfenbüttel gefallen lassen, wofern nor anchHerzogJohann Friedrich
von Hannover dazu gezogen würde. Sie sollen darüber mit den wohlge-
sinnten Regenten sprechen.
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes. D. Cleve
30. December 1665.
[Neaes Alliaozproject, ADDahme der Vermittelaog d'Estrades'.]
30. Dec. Er hat aus den ihm zugesandten Projecten der Allianz und Assi^itenz')
ersehen, dass verschiedene essentielle Punkte darin geändert und sie noch
sehr weit von einander entfernt sind, er schickt ihnen seinerseits zunächst
ein Project der Allianz'), welches sie den staatischen Deputierten mit-
theilen sollen.
PS. Graf d'Estrades erhält durch den Envojö du Monlin*) Ordre,
sich hierher zu begeben und zum Abschluss der Traktaten zwischen Kf.
und den G.Staaten mitzuwirken; sie sollen demselben im Namen des Kf.
ein Compliment machen und ihm anzeigen, dass sie Befehl hätten, ihm
alles, was bei den Traktaten vorgefallen, mitzutheilen und ihn zu ersuchen,
die Yermittelung zu übernehmen.
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleve
30. December 16650-
[yerwickelter Stand der UnterhandluDgeo. Bereitwilligkeit zu einer Zusammen-
kunft in Neuss.]
30. Dec. Er hat wegen verschiedener täglich vorgefallener Veränderungen iu
den Conjuncturen bisher anstehen müssen, sich endgültig zu resolvieren.
Anfangs hat es allerdings geschienen, dass durch den kaiserlichen Ge-
sandten de Goes ein Vergleich würde zustande gebracht werden können,
und der Bischof hat sich auch nicht so gar abgeneigt dazu gezeigt, es
scheint aber, dass die auswärtigen Kronen wie auch einige Reichsstände,
namentlich Herzog Georg Wilhelm von Braun schweig und der Bi-
schof von Osnabrück, hernachgehends sich je länger je eifriger dieser
») S. ürk. n. Akt. III S. 161 ff.
^ S. ürk. u. Akt. m S. 164.
<) ä. über desaeo zweite Sendnog ao den Kf. (Bode December 1665) Urk.
Q. Akt. n S. 317 ff. M^moires d'Estrades III S. 589 ff.
^ Auf ein Schreiben K. Co los vom 21. December, worio derselbe aufragt,
wie Kf. iobetreff der mit v. Schöning (s. oben S. 673 f.) verabredeten von ihneo
beiden und Pfalz-Neobarg aozabietendea Vermittelaog deoke, er und Pfais-
Neuburg hätten schon jemand za den braunschweigischen Bertogeo ge-
sehickt, um dieselben aufzufordern, zur Beförderung des Werkes auch jemand
nach Cleve zu schicken.
Digitized by
Google
VerhandlnDgeD mit Holland. gg3
Sache angenommen haben, oud dass dieselbe nunmehr in solchen Stand
gerathen i8t, dass ohne deren Cooperation der Friede schwerlich zu er-
halten sein möchte y wie Kf. anch von dem seitdem bei ihm augelangten
französischen nnd englischen Gesandten vernommen hat, daher er zwei-
feln müsse, ob es nunmehr in der beiden kriegführenden Theile Gewalt
stehe, einen Frieden nach ihrem Gefallen einzugehen, zumal fast alle hiesigen
staatischen Garnisonen mit französischen Truppen angefüllt sind, und auch
die brannschweigischen Truppen im Anzug sein sollen. Inbetreflf der von
K. Göln angeregten Znsammenschickung schlägt er vor, dass diese lieber
zu Nenss statt in Cleve, welcher Ort eng und unbequem und ToUer
fremder Minister sei, abgehalten werde, er will auf fernere Mittheilung, etwa
in vier Wochen, jemand dorthin schicken. £r überlässt es K. Cöln zu
entscheiden, ob, da ein Theil des Hauses Braunschweig in diese ün-
ruhe bereits engagiert ist, das gesamte Haus oder nnr WolffenbütteP)
oder Hannover ä part dazu eingeladen werden sollen.
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den KnrfUrsten.
D. Münster 1. Januar 1666.
[Anzog der BrannBchweigischeo Truppen. HolfsgeBoch.]
Da die Truppen Herzog Georg Wilhelms und des Bischofs von I.Jan.
Osnabrück im wirklichen Anzug gegen ihn begriffen sind, schon in die
Grafschaften Hoya und Diepholz und in das Stift Osnabrück vorgerückt
sind und er täglich deren gewaltsamen Einbruch zu erwarten hat'), so er-
sucht er den Ef. auf Grund der Rheinischen Allianz, ihm auf sein erstes
Anfordern sein Hülfscontingent zu senden <).
Der Kurfürst an Romswinckel und Copes, D. Cleve
2. Januar 1666.
[Schwierigkeiten bei der Reception d^Estrades'.]
duMoulin hat wegen der Reception und des Ranges des Grafen 2. Jan.
d'Estrades einige dubia moviert^), Rf. hat ihm zwar dieselben dergestalt
0 Dem Herzoge August von W. tbeilt Kf. (d. Cleve 2. Januar 1666) mit,
er habe mit K.Cölo und Pfalz-Neuborg eine Zosammenkunft in Neuss \
verabredet, und fordert ihn auf, aach seinerseits dieselbe zu beschicken.
3) S. Aitzema V 8. 670. M6m. d'Estrades IV S. 39. Köcher I 8. 451f.
<) Kf. erwidert darauf (d. Cleve 10. Januar 1666\ die Allianz sei nur in
terminis defeosivis abgefasst, Frankreich das vorneümste Mitglied derselben,
halte den Bischof für den angreifenden Theil und unterstütze die HoUäDder, er
könne sich daher nor durch Bemühung um Hersteilung des Friedens der Sache
annehmen.
*) 8. ürk. u. Akt. II S. 322. M6m. d'Estrades IV S.43ff,
Digitized by
Google
684 11- Der MöDstereche Krieg.
benehmen lassen, dass er hofift, der Oraf werde damit zofrieden sein, sollte
derselbe aber doch dieser ond anderer Difficaltäten wegen die Reise hieher
ablehnen, so sollen sie ihn versichern, dass seine Gegenwart dem Kf. sehr
lieb sein und dessen Ermessen nach die Handlang merklich facilitieren and
befördern werde, sollten sie damit doch nichts ausrichten, so sollen sie
vorschlagen, dass der Graf diese Yerhandlnng zwischen seinem Könige
und dem Ef. im Haag fortsetzen möge.
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
5. Januar 1666.
[Antwort d'Estrades'. Cooferenz mit de Witt, die streitigeo Ponkte in dem
AlUanzvertrage.]
5. Jan. d' Estrades hat ihnen geantwortet, er wünsche nichts Hebers, als dem
Kf. zu Cleve aufzuwarten, weil er aber nicht auf die Weise, wie früher der
kaiserliche und spanische Ambassadeur, recipiert werden solle, so könne
er dem Kf. seine Schuldigkeit nicht ablegen sondern müsse seines Königs
anderweitige Verordnung abwarten.
Nachdem sie des Kf. Resolutionen inbetreflf der Traktaten über die
Allianz und Assistenz erhalten, hat R. gestern mit de Witt alle discre-
pierende Punkte der Allianz durchgenommen. Es wird hart sein, sich
über dieselben zu vergleichen, namentlich über den vierten Artikel, wo sie
die Ausdehnung über alle Lande und Plätze des Kf. durchaus nicht zuge-
stehen wollen. Wegen der Assistenz ist es nur zu generalen Discnrsen
gekommen, wegen der Werbegelder hat sich de Witt nicht expectorieren
wollen, sondern gesagt, weil noch so viele discrepante Punkte, sollte der-
selbe bis zu allerletzt reserviert werden. Sie bitten Kf., ihnen seine Inten-
tion und wie weit sie etwas relascbieren dürften, mitzutbeilcn und zu diesem
Zwecke Blas peil tierzuschicken.
Der Kurfürst an Romswinckel ond -Copes. D. Cleve
7. Januar 1666.
[auf die Relation vom 5. Janaar. Erwidernog an d'Bstrades. Festhalten an den
ForderoDgen des Kf., sie sollen sich in einer offentlicheo Audienz bei den G.-
Staaten ober das Hinziehen der Verhandlangen beschweren.]
7. Jan. Sie sollen d'Estrades nochmals versichern, dass Ef. ihm nicht we-
niger Ehre und Höflichkeit als kaiserlichen und allen anderen Gesandtea
erweisen werde, er habe aber, wie auch andere Kurfürsten, eine solche
Regel in seinem Hause eingeführt, dass er keinem Gresandten, derselbe
komme auch von wannen er wolle, die hohe Hand gebe, und er könoe
davon nicht abweichen, doch sei er, damit nicht dieser Differenz wegen
die Handlung mit Frankreich zurückbleibe, bereit, sobald nur die Traktaten
Digitized by
Google
Verhaocllnngen mit Holland. 685
mit den Staaten richtig seien, mit ihm dort diese Yerhandlangen führen
sn lassen. Sie sollen dem Grafen anch die zwischen Kf. nnd den O.Staaten
discrepierenden Artikel communiciereD, doch es so einrichten, dass man
die gnte Befugnis des Kf. daraus ersehe, und ihm dabei zu verstehen geben,
dass KL, nachdem er schon soviel nnd noch mehr, als der König ihm durch
du Moni in gerathen, nachgegeben habe, nunmehr in den Substantialpunkten
noch weiter nachzugeben nicht gemeint sei. Sollte man noch länger auf
solchen Fnss, wie Kf. ihnen in seinen beiden letzten Verordnungen vorge-
schrieben, zu schliessen tergiversieren, so sollen sie mit fernerer Handlung
einhalten, bei den O.Staaten eine publique Audienz nehmen und dort, wie
Kf. bisher in den Traktaten erst unterm Schein der Hofeiserschen Schuld
und hernach unter allerhand anderen Prätexten aufgehalten worden sei,
durch eine öffentliche Proposition beknnunt machen; sollten anch darauf
die Traktaten nicht zur Richtigkeit kommen, so wird er Romswinckel
abberufen.
KarfürBt Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten.
D. Lüttich 15. Januar 1666.
faaf das Schreiben vom 30. December. Binwilligaog in die ZaBammeoknoft zu
NeoBB. Geneigtheit MnoBtern zum Frieden.]
Er ist mit Neuss als Zusammenkunftsort einverstanden, will auch bei 15. Jan.
Pfalz-Neuburg deswegen anfragen. £r hat sichere Nachricht von Mün-
ster, dass derselbe, wenn nur die O.Staaten sich geneigt zeigen sollten, ihm
in seinen billigen Prätentionen, namentlich wegen ßorkelo, Satisfactioo zu
geben, sich zu friedlichen Traktaten wohl anschicken werde, er glaubt auch
nicht, dass die gemachten Yerbündnisse und die fremden Kronen darin ein
Hindernis bringen werden, zumal da Frankreich selbst den Wunsch, den
Krieg beendet zu sehen, bekundet ^).
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
15. Januar 1666.
[Sendung BeverningB an den Kf.]
Gestern hat ihnen Herr ?. Ommeren mitgetheilt, die G. Staaten hätten 15. Jan.
beschlossen, den früheren Thresourir general Beverninck an Kf. nach
ClcTe zu schicken, um denselben zu begrüssen nnd wegen der Traktaten
') In einem nenen Schreiben yom 22. Januar beantragt K.Göln, dass die
Zusammenkunft auf Mitte Februar verschoben und statt in Neuss in Aachen
gehaltPQ werde.
Digitized by
Google
686 11. Der Mansteracbe Krieg.
ZQ informiereDy aoch, weil verschiedeoe Oesandte sich bei demselben aaf>
halten, des Staats Interessen dort zu beobachten *).
Romswinckel und Copes an den Kurfürsten. D. Hage
9. Februar 1666.
[Beverniogs Rückkehr. Aassicht auf ZostaDdekommeu des Traktates.]
9. Febr. Beverning*) ist gestern hier angekommen, wiewohl einige yon den
Herren Staaten davon nichts haben wissen wollen, worüber allerhand Speco-
latlones fallen. Sie können ans allen Umständen nnd Discnrsen annehmen,
dass allgemein der Abschluss der Traktaten mit £f. gewünscht wird, wie-
wohl sie verspüren, dass einige dem Kf. so wenig Satisfaktion als möglich
zn geben suchen').
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff
13. Februar 1666.
[aof das Schreiben vom 22. Januar. Günstige Aussichten zum Frieden, Ver-
schieben der ZnsammeDkuDft.]
13. Febr. Da man anf holländischer Seite sich gar raisonnabel erweist, so hofft
er, wenn nur auch der Bischof von Münster sich ebenso dazn anschicken nnd
fremde nnd das Reich nicht angehende Interessen zurücksetzen wollte, auf
einen guten Ausgang. Er schlägt daher vor, die verabredete Zusammen-
schickung bis zum März zu verschieben, damit man indessen sehen und
^) S. Urk. a. Akt. m 8.165. Romswinckel schreibt unter demselbeo
Datum an v. Schwerin, er hoffe, Kf. werde mit dem Staat zn seinem loteot
gerathen. es habe gut gethan, dass sie bei der letzten Conferenz etwas mascale
gesprochen hätten. Die Kommission nach Cleve hätten verschiedene Herren,
darunter auchv. Amerongen gesucht, die Wahl sei aber auf Beverning,
„der die Sache auch am besten verstehet*", gefallen. Ueber v. Beverning 8.
Lefdvre Pontalis I 8. 127 ff. üeber die mit demselben in Cleve gefohrten
Verhandlungen s. dio ürk. u. Akt. m S 165 ff. abgedruckten Relationen dessel-
ben, die Berichte des anstelle d'Estrades' nach Cleve geschickten französisches
Gesandten Colbert-Croissi (Urk. u. Akt. II 8. d29ff.) nnd M6m. d'Estradea
IV 8. 58 ff. In Berlin finden sich weiter keine Aufseichnucgen darüber als einige
ganz kurze Notizen in den Geheimenraths-Protokollen.
2) S. Aitzema V S. 776. ürk. u. Akt. III 8. 182.
') Dieselben melden am 12. Februar, Beverning sei, nachdem er Dieostag
(9. Februar) seinen Rapport in der Generalität abgestattet und darauf Ordre
empfangen, die Traktaten abzuscbliessen, am Abend wieder nach Cieve abgereist
Digitized by
Google
.AbsohlnsB der Allians mit Holland. 687
vielleicht besser als jetzt dijodicieren könne, wo die Sachen hinaus wollten,
mit Aachen als Zasammeukonftsort ist er einverstanden^).
Der Kurfürst an Herzog Georg Wilhelm zu Braunschweig
und Lüneburg. D. Cleff 7./ 17. Februar 1666.
[Anzeige des Abscblaeses der Allianz, AnfiforderoDg zq ferDerem Zusammenhalten.]
Anzeige des Abschlnsses der Allianztraktaten') mit den Staaten'). 17. Febr.
PS. Weil wir bei diesem Werk jedesmal auf £w. Ld. Intention
und consilia ein sonderbares Abseben gerichtet und solche nunmehr
gänzlich auf beiden Seiten zu einem Zwecke zielen, so würde unsers
Ermessens diensam sein, dass zwischen Ew. Ld. und uns wegen dieser
Sache absonderliche vertrauliche Correspondenz gepflogen und alles
dergestalt concertiret würde, wie es beiderseits Interesse und die ge-
meine Wohlfahrt erfordert.
Der Kurfürst an Copes. D. Cleve 20. Februar 1666.
(Ratification der Verträge, Erledigaog der Nebenponkte, Aaszahluog der
Werbegelder.]
Seine Bevollmäcbtigten haben mit Beverning die Defensivallianz nnd20.Febr.
nähere Verbündnis abgeschlossen. Da B. sich erboten hat, nicht nor die
Ratification sondern auch die Annahme einiger Nebenpnnkte durch seine
Principalen zn befördern, so soll auch C. deswegen Erinnerung thnn und
auch darauf dringen, dass die Untersuchung wegen des Oenneper Zolls
bald Torgenommen werde.
PS. 24. Februar. Die Ratification soll dadurch nicht vezögert werden. 24. Febr.
Da in dem Assistenzvertrag ausgemacht ist, dass die Werbegelder entweder
zu Amsterdam oder Cleve erlegt werden sollen, so soll er dabin wirken,
dass der erste Termin (80,000 Rthlr. ) am 2. März zn Cleve zn behuf der
darauf angewiesenen Officiere ausgezahlt werde.
0 K.Cöln erwidert darauf (d. Lüttich 23. Februar 1666), er hätte gewünscht,
Näheres ober die Friedensvorscbläge za erfahren, nm desto besser den Bischof,
zu dem er nächstens jemand za senden gedenkt, zn friedlichen Gedanken zn
. disponieren.
*) Am 6./16. Febmar waren die beiden Verträge über die Defensivallianz
und die .nähere Zosammensetzang und Verbündnos* abgeschlossen, am 8./18.
wurden sie unterzeichnet. S. diese Verträge abgedmckt: AitzemaV S. 997 ff.
1000 ff., Dumont VI 3 8. 86ff. 92ff., den ersteren anch Loodorp IX S. 461. In-
balUaogaben bei Pufendorf X §13. 14 (8. 651ff.), v. Morner 8. 272ff.
*) Gleiche Anzeige ergeht onter demselben Datnm anch an die Herzöge
Angast von Wolffenbüttel und Ernst Angnst von Osnabrück.
Digitized by
Google
688 11* I^^r Mäostersche Krieg.
Der Kurfürst an Kaiser Leopold. D. Cleve 22. Februar 1666.
[Anzeige der Allianz mit Holland. Aufforderung, seine Friedensbemühungen bei
Münster zu unterstützen.]
22. Febr. Nachdem die G.Staaten sich haben bewegen lasssen, zu Bezeugung
ihrer friedliebenden Intention zu erklären, dass sie von dem Bischof ?on
Münster keinen Schadenersatz und auch in der Borkeloeschen Sache
nichts Unbilliges fordern wollen, aber seine Bemühnngen, den Bischof zn einer
gleichmässigen Erklärung zu bewegen', fruchtlos gewesen sind, hat er yor
wenigen Tagen mit den G.Staaten einen Tractat wegen Hulfeleistang ab-
geschlossen, dabei aber ausdrücklich ausbedungen ^), dass er zunächst noch-
mals beim Bischof die Friedenshandlung vornehmen und sich bemühen
wolle, dieselbe innerhalb einer bestimmten Zeit bei demselben zum Ab-
8chlu8s zu bringen. Er sendet zn diesem Zwecke jemand der Seinigen an
den Bischof und bittet den Kaiser, ihn in diesem Werke zu unterstützen.
Sollte der Bischof auch diese Friedensbemühung unnütz machen, so wird
der Kaiser und niemand sonst' ihm verdenken können, dass er dann wirk-
lich die versprochene Hülfe leiste.')
Herzog Georg Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg an
den Kurfürsten. D. Celle 15./25. Februar 1666.
[Machinationen des Bischofs von Munster auf dem Reichstage.]
25. Febr. Der Bischof von Münster hat in Regensbnrg durch allerhand unge-
gründete Imputationen ihn und Herzog ErnstAugust zu denig^'eren sich
unterstanden und dort Assistenz gegen sie suchen lassen, sie haben dem
auf dem Reichstage widersprechen lassen und ersuchen auch Kf., dazu zu
cooperiereuy dass dort dem Gesuche des Bischofs kein Beifall gegeben
werde *).
Der Kurfürst an Copes. D. Cleve 27. Februar 1666.
[Die Friedensbemühungen beim Bischof von Munster.]
27. Febr. £r soll anzeigen, dass Kf., nachdem er in dem Bündnis übernommen
hat, den Bischof von Münster zu einem billigen Frieden zu disponieren,
^) 8. Art 1 der .Naheren Zusammensetzung*.
*) In seiner Erwiderung (d. Wien 23. März 1666) dankt der Kaiser for die
freundliche Contestation, erklärt sich bereit, det; Ef friedfertige Intention zu
secundieren und verweist im übrigen auf die seinem Gesandten de Qoes er-
theiiten Aufträge.
^ Kf. erwidert darauf (d. Cleve 16./26. März 1666) er habe schon längti
seine Gesandten in Regensburg dabin instruiert, sich mit den lüneburgischen Ge-
sandten zu conformieren, und werde ihnen auch weiter denselben Befehl ertheilen.
Digitized by
Google
Gesandtschaft Fr. y. Jeoa'B ao den Bischof von Münster. 689
einen seiner Geheimen Käthe zn demselben geschickt nnd anch K. Cöln
nnd Pfalz-Neu barg yeranlasst habe, dass sie ebenfalls zn Erreichung
dieses Zweckes bereits dorthin geschickt haben und auch ferner schicken
werden, auch der kaiserliche Abgeordnete bemühe sich zu demselben
Zwecke, so dass man bald erfahren werde, wohin der Bischof collimiere,
dass £f. aber auch sonst alle Anstalt zu dem treflfe, wozu er sich in den
Traktaten verbunden. Zugleich soll C. wegen der Nebenpunkte Erinne-
rung thun.
Gesandtschaft Fr. v, Jena's an den Bischof von
Münster. Februar — März 1666.
Kurzer Bericht anstatt einer Information und Instruction für
S. Exe. H. von Jena in der Münsterschen Sache. D. Cleve
12./22. Februar 16660-
Als V. Brabeck') im September 1665 dem Kf. zu Cöln a. Spree de82'2. Febr.
Bischofs Bündnis mit England und dessen Resolution, die Niederlande
zu attaquieren, bekannt gemacht, hat Kf. solch weitaussebendes Vornehmen
dissuadiert und ihre Differentien in der Güte beilegen zu helfen sich erboten,
welches Brabeck damals ad referendum angenommen. Bald darauf auf
seiner Reise hieher hat Kf. den Hofrath y. Schöning') an den Bischof
abgefertigt und sich nochmals zur Vermittelung erboten, was dabei vor-
gelaufen, ist ans dessen Relation zu ersehen. Bald hernach sind im Haag
zwischen dem Kaiserl. Ministro Friquet und Pensionario de Witt folgende
conditiones zu Beförderung des Friedens entworfen^), wiewohl Friquet
sich ex postfacto davon entschuldigt und vorgegeben, dass dieselben von
de Witt allein herkämen, als:
1) dass der Bischof alle occupierte Oerter restituieren,
2) seine Völker bis auf 1500 M. zu Besetzung seiner nötbigen Gar-
nisonen abdanken,
3) auf alle und jede praetensiones, welche er oder das Stift Münster
wider die Staaten hätte,
4) insonderheit auf die englische Allianz renunciieren und keine neue
wider den Staat machen,
5) sich aller ferneren Offension ins künftige enthalten,
6) I. Kais. Maj. und der Westfälische Kreis dafür Garant bleiben sollen.
^) Too B las p eile Hand.
«> S. oben S. 638.
») S. 662. 657 ff.
*) S. 669. 674 f.
Mftter. z. Gescb. d. O. Kurfürsten. XI. 44
Digitized by
Google
690 11* ^®r MäDBteriche Krieg.
Diese condttioaes sind darch den Baron de Gois*) dem Bischof for-
getragen, der daon dieselben zwar nicht verworfen, sich aber über diesen
modus tractandi beschwert nnd vorgeschlagen hat, man möchte in loco
tertio zusammenkommen und er wäre zufrieden, dass der Kaiser, Kf. und
die beiden Herzoge von Wolffenbdttel und Hannover die Sache der
Billigkeit nach vermittein möchten.
Dann ist wegen des Herzogs von Wolffenbüttel v. Heimburg')
beim Bischof gewesen und hat ihm dessen Mediation offeriert, ingleichen
ist wegen des Kf. der G.Wachtmeister v. Eller*) zweimal bei ihm gewesen,
es scheint aber, der Bischof habe sich gegen denselben nicht auslassen
wollen, doch sich znm billigen Frieden, wenn man in loco tertio darüber
handeln wollte, geneigt erwiesen nnd dabei in specie zu verstehen gegeben,
weil sein an der Herrschaft Bor keloe habendes Recht klar wäre, dass er
dieses Stück gerne halten wollte, worauf Kf. ihn hat wissen lassen, dass er
solches dem Staat nicht anmnthen könnte. Inmittelst haben sich im Haag
der Kaiserliche, die K. brandenbnrgischen und der Wolffenbüttelsche Ministri
in dieser Sache weiter, wiewohl separatim, bemuht, und ob sie zwar den
Staat nicht bewegen können, in loco tertio mit dem Bischof zusammen-
zukommen und zu tractieren, so hat doch de W itt ein Temperament wegen
Bor keloe admittiert, dass nämlich der Kaiser und die anderen Vermittler
zugleich garantieren sollten, dass weder das Stift Münster noch der Bi-
schof nnd seine Snccessores den Staat wegen Borkeloe Jemals wieder
attaquieren oder de| facto zusetzen, denselben aber freistehen sollte, ihr
daran habendes oder vermeintes Recht dem Kaiser vorzubringen, und wann
dieser es gegründet zu sein ermessen und gutfinden sollte, mit dem Staat daraos
reden zu lassen, sollten Kaiser und G.Staaten sich eines modi, wie man,
ohne die Waffen zu ergreifen, daraus kommen könnte, vergleichen, nnd bat
Kf. dafür gehalten, dass der Bischof diesen Vorschlag gar wohl annehmen
könnte. Kf. hat deshalb Anfang Februar den Prior von Werden«) aber-
mals zu dem Bischof geschickt und ihn durch denselben ersuchen lassen,
diesen Vorschlag wegen Borkeloe anzunehmen, desgleichen hat auch
V. Heimburg, der zur selben Zeit aus dem Haag dorthin gekommen, ge-
than, beide haben dieselbe Resolution erhalten, nämlich, wie Copes ans
dem Haag d. d. 9./ 19. Februar referiert, der Bischof sei znm Frieden ge-
neigt und könne denselben ohne England machen; weil der Staat den
Kaiser und die Stände des Westfälischen ELreises zu Garanten begehrte,
wäre billig, dass er ebenfalls gegen den Staat garantiert würde. £r wäre er-
bietig, seine Deputierten an einen solchen Ort, als man gut finde, zn schicken,
0 8. 674.
*) 8. 675.
*) GoQvernenr des Sparenberg, über seine Sendungen liegen keine Auf-
Zeichnungen vor.
«) Adolf Bor ck, s. oben S. 513. 525. Die Instruktion fftr denaelben ist
datiert Cleve 4. Februar, das Recreditiv des Bischofs Münster 10. Februar 1666.
Digitized by
Google
loBtroktioD ffir Fr. y. Jena. 691
am daselbst mit denen, welche wegen des Kaisers und anderer Kor* ond
Fürsten erseheinen würden, zn verhandeln nnd sich der Billigkeit nach
finden zn lassen, er hätte zam Kaiser, als seinem Oberhaupt, nnd dem
Kf.y als seinem nächsten Nachbar, sein meistes Yertranen gesetzt gehabt,
yernehme aber nunmehr, dassKf. sich nüt dem Staat gegen ihn verbunden hätte,
nnd weil sich K.Cöln, Pfalz- Neu bürg und die Herzoge von Wolffen-
büttel und Hannover auch erboten hätten, die Mediation befördern zu
helfen, wünsche er, dass dieselben mit dazu gezogen würden, vermeinte
sonst, dass Frankreich ihm nicht zu hart fallen noch seinen Ruin be-
gehren würde, er hätte auch noch Yorratb nnd Mittel, womit er verhoffent-
licb würde bestehen können. Der andere Correspondent ans dem Haag
fügt noch hinzu, der Bischof solle dem v. Heimburg gesagt haben, dass
er Mittel wüsste, sein Accommodement mit der Krone Frankreich zu
machen, sollte er gleich derselben einige seiner Festungen einräumen.
Hierauf nun und w eil Kf. mit dem Staat geschlossen, hat er vor wenigen
Tagen abermals den Prior von Werden hingeschickt, welchem ein Pass
von den G.Staaten für Schmising, hieher zu kommen und liier weiter zu
handeln, nachgeschickt werden sollte, doch ist dieser Pass noch nicht aus
dem Haag angekommen nnd es scheint , als ob man denselben zu ertheilen
difficnltiere.
Des Priors von Werden mündliche Gommission ist sonst diese, dass
er dem Bischof remonstrieren solle: 1} warum er sich an die Formalitäten
nicht eben zu kehren,
2) man wollte ihm nicht einige conditiones abzwingen, sondern man
hätte nach jetziger Beschaffenheit der Sachen, da der Staat ihm ausser
Zweifel an Macht weit überlegen, kein bequemer Expedient, als unter der
Hand zu tractieren, erfinden können, und würde man hernach gleichwohl,
wenn man der Sachen versichert, die gewöhnlichen Sollennitäten gern dabei
in Acht nehmen.
3) Kf. habe keine Handlung mit den Staaten gemacht, als nur den
Frieden zu befördern, nnd erst, nachdem er versichert gewesen, dass der
Staat keine unbillige conditiones begehren, sondern mit einem raisonnablen
Frieden content, auch keinen Schadenersatz suchen würde.
4) Die Tractaten zwischen Kf. und dem Staat seien allein darauf gegrün-
det, dass Kf. die Sache zuförderst in der Güte accommodieren möchte, seine
Mediation müsste daher jetzt ebenso annehmlich sein, als sie vorhin gewesen,
5) Kf. sei aber allerdings entschlossen, wenn die Güte nicht zulangen
sollte, durch seine Waffen den Frieden, so gut er immer könnte, befördern
zu helfen,
G) der Prior sollte den Bischof dahin disponieren, die vorgestellten
billigen conditiones anzunehmen, wenigstens keine Ausflüchte zu suchen,
sondern sich categorisoh zu erklären.
Hierauf wird man annoeh bestehen müssen, insonderheit weil der ter-
minuB gar enge ist und der Staat sich wohl nicht näher, als geschehen ist,
erklären wird. Und weil der Bischof auf seine Seonrität sonderlich sieht,
Digitized by
Google
692 11. Der Munsterscbe Krieg.
80 mnss mao ihm darin Satisfaction zu geben vor allen Dingen bedacbt
sein« nnd wird in diesem Stück sehr yiel bei ihm gelten, wenn man ihm
nnr versichert, dass man, sobald der Friede getroffen, den Westfälischen
Kreis vereinbaren nnd Kf. zu dem Ende sich allerforderlichst mit Pfalz-
Nenbnrg vergleichen wolle.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 27. Februar 1666
frühmorgens um 8 Uhr.
[Andiens beim Bischof, Borkeloe bereitet die Haaptachwierigkeiteo.]
27. Febr. Er ^) hat gestern vor der Tafel Audienz gehabt nnd dem Bischof alles
vorgestellt, was denselben zur Beförderung des Friedens bewegen könnte,
doch hat er von dem Abschluss des Vertrages des Kf. mit den Staaten noch
keine Erwähnung gethan. Der Bischof hat ihn sehr ehrenvoll empfangen, ihm
weitläufig angezeigt, was für Beschwer und Gewalt sein Stift seit 1570 erlitten
und wie er nicht anders gekonnt, als auf gegenwärtige Weise seine Sicher-
hpit zu suchen, er hätte auch keinen Zweifel, wenn ktin Reichsfürst dazo
käme, wollte er die Staaten zur raison bringen. Wegen des Friedens con-
testierte er nicht allein in gemein, sondern auch etwas in specie, kam auch
auf die durch den Prior von Werden überschickten conditiones, nnd wird
wohl Borkelo mit einer von den schwersten Punkten sein. Hente Vor-
mittag soll eine Conferenz mit den Käthen des Bischofs stattfinden').
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 28. Februar 1666.
[Zasammenkanft mit den Pfals-Nenbargiachen, Sendnog Beyers an E.Cöln.
Erklärung Golberts.]
28. Febr. ^f* ^^t einigen Pfalz- Neuburgischen Räthen, welche mit den
Seinigen vorgestern zum Kloster Camp beisammen gewesen, von seinen
Tractaten mit den Staaten Mittheiinng machen lassen, dieselben haben daranf
erklärt, dass an dieser seiner Gondnite Niemand mit Fug etwas zu deside-
rieren hätte, der Pfalzgraf hätte des Bischofs Proceduren niemals gebilligt,
wünschte nichts lieber als schleunigen Frieden, werde deswegen den Kanzler
0 J. war laut seiner ersten Relation vom 26. Februar am Abend des 25. io
Mänster angekommen, hatte unterwegs in Lieckhausen den Prior von Werden
getroffen, der dort auf Schmising wartete, da aber der Pass für diesen n^oh
nicht angekommen war, und Schw. erst am 27. von Osnabrück in Monster ein-
treffen sollte, so war der Prior mit ihm dorthin zaräckgekehrt.
*} Dieselbe lief, wie J. am 27. Nachmittags 3 Uhr meldet, gar wohl ab,
J. erkannte wieder, dass Borkelo die Haoptschwierigkeit bereiten werde, doch
spricht er die Hoffnung aas, dass derselben durch ein Temperament werde ab-
geholfen werden können.
Digitized by
Google
VerhaDdluDgeD Jena*« mit dem Bischof tod Münster. 693
Giese zu dem Bischof schicken. J. soll mit demselbeo fleissig com-
mnnicieren and "sich seiner Cooperation za bedienen snchen. An K.Cöln
hat Kf. Beyer^ abgeschickt und hat schon Nachricht, der Kurfürst sei
auch geneigt, jemand von den Seinigen za dem Bischof von Münster zu
senden. Der französische Abgesandte Colbert') ist heut ans dem Haag
wieder hier angelangt und hat sich sofort nach Wesel begebeui wo er sich
mit dem Grafen Wilhelm yon Ftirstenberg, welcher darum expresse
aus Frankreich gekommen, abbouchieren und zweifelsohne dieser Materie
halber conferieren wird. Er bat sonst erklärt, dass seinem König lieb sein
würde, wenn durch des Kf. Fleiss der Friede befördert werden könnte,
und hat auch die Abschicknng an Munster sehr approbiert.
Fr. y. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 1. März 1666.
[Die ErkläruDg des Bischofs von Monster, dessen feste Haltung.]
•
Nach langwierigen Verhandlungen mit dem Bischof selbst und dessen 1. März.
Käthen ist ihm heute folgende Erklärung mitgetheilt worden:
1) Der Bischof sei zum Frieden mit den Staaten geneigt,
2) überliesse er dem Kf., die Zeit der Znsammenschickung zu bestimmen,
3) Kf. möchte K.Cöln, Pfalz-Neuburg, den Herzog August yon
Braunschweig und den Bischof von Paderborn auffordern, als
Mediatoren und Gnaranten die Ihrigen dorthin zu schicken, der Bi-
schof wolle dann eine gleiche Aufforderung an dieselben ergehen lassen,
4) Dortmund würde ihm für die Tractaten der angenehmste Ort sein.
h) WasBorkelo anbelangt, würde er den Zusammenkommenden solche
Fundamente vorlegen, dass er nicht zweifle, sie würden ihm Recht
geben, sollte es aber über Verhoffen damit so grosse Difficnltäten
setzen, so würde er sich gutem Ratb submittieren und desshalb den
Frieden nfcht yerhindern.
6) Wenn die Tractaten zum glücklichen Ende kämen, würde die mit
England gemachte Allianz yon selbst fallen, vorher derselben zu
renunciieren und sich der Defension zu entblössen, könnte ihm nicht
angemuthet werden.
7) Allen Prätensionen seines Stiftes an den Staat könne er nicht ent-
sagen, sollten darunter aber solche sein, die auf keinem oder zweifel-
haftem Grund beruhten, so wollte er sich dabei nicht difficil erzeigen.
8) Die Oerter und Plätze, welche er in diesem Kriege dem Staat abge-
nommen, wollte er nach dem Frieden restituieren, doch dass dasjenige
in Acht genommen werde, was wegen Borkelo gedacht sei.
9) Seine Miliz wollte er seinem Staat gemäss einrichten, wozu er als
ein Reichsfürst wohl befogt sei,
') S. anteo.
») S. ürk. u. Akt. U S. 343. 357 ff.
Digitized by
Google
g94 11* ^^^ Mänstersche Krieg.
10) iogleichen würde er sich, was neue Werbangen anbetreffe, den Reichs-
constitntiooen aod Obserranz gemäss bezeigen.
11) Wie er, so würden sieb aacb die Staaten verpflichten müssen, tod
ihren Offensionen nnd continaierlichen gewaltthätigen Eingriffen ab-
zustehen.
12) Wegen der Gnarantie wäre er zufrieden, dass diejenigen Kur- ond
Fürsten dieselbe versprechen, welche die Mediation übernehmen, er
schlage aber vor, ob nicht auch der kaiserliche H. Baron de Goes
zu den Tractaten hinzuzuziehen sei.
13) Dem H. Heimburg hätte er nicht volle Versicherung, wie dieser es
ausgebracht, gegeben, dass er ohne England handeln und schliessen
wolle, nunmehr aber erkläre er, dass er deshalb die Handlung nicht
aufzuhalten gedenke.
14) Was für Personen er zu den Tractaten gebrauchen würde, wüsste er
selbst noch nicht, er begehrte daher nur einen gemeinen Pass für
diejenigen, die er zu den Tractaten schicken werde, und sei erbötig,
einen gleichen für die Deputierten der Staaten zu geben.
Was es für Mühe gekostet, absonderlich wegen Borkelo, nur eine
solche Resolution zu erhalten, davon will J.' mündlich berichten, er hat
sich aber damit nicht begnügen wollen, sondern auf eine zureichendere Re-
solution wegen Borkelo gedrangen.
Er kann versichern, der Bischof würde den Staaten nicht ein gut Wort
gebeir oder sich so erklärt haben, wenn es nicht Kf. machte. Die Celli-
schen und Osnabrückschen Zubereitungen kommen hier in keine grosse
Consideration, der Bischof hat noch gute Reuter, zum wenigsten 6000, das
Fussvolk hat sehr abgenommen, doch kann er noch ohne die Dragoner
über 4000 ins Feld bringen, der Bischof ist von grosser Resolution und
Beständigkeit, und wenn er mit dem Staat allein zu thun hätte, wurde er
demselben ohne Zweifel viel zu schaffen geben. J. räth dem Ef., sich wegen
eines armistitium zu bemühen.
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 3. März 1666.
[Der Bisehof muss die ihm vorgeschlagenen Bediogangen annehmen , Sendaag
Blaspeils nach dem Haag.]
3 März. ^' b&^ ^^^ Bischof vorzustellen , dass wofern derselbe sich nicht auf
die mit grosser Mühe von dem Staat bedungenen conditiones einlassen und
darüber tractieren wollte, alle anderen Vorschläge vergebens wären. Weil
Kf. sichere Nachricht erhalten, dass nicht nur wegen K. Cölns v. Lands-
berg und wegen Pfalz-Neuburgs der Kanzler Oise, sondern auch
wegen Frankreic,hs Graf Wilhelm v. Pürstenberg zum Bischof ge-
schickt werden und also dort Dinge von Consequenz vorgehen werden, soll
auch J. bis auf weiteren Befehl dort bleiben.
PS. Kf. schickt morgen Blas peil nach dem Haag nnd will wegen der
Digitized by
Google
VerhandluDgeD Jena's mit dem Bischof von Münster. 695
▼OD dem Bischof eröffneteo Desiderien sein Bestes tban, J. soll aber davon
nichts merken lassen sondern pure anf Annahme der Conditionen bestehen.
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 7. März 16660-
[auf die Relation vom 5. März. Die Erklärungen des Bischofs sind ungenügend.]
Die Staaten werden mit der Erklärung des Bischofs schwerlich zufrieden 7. März.
Bein, da derselbe, statt in die aufgestellten Bedingungen zu oondescendieren,
bei jedem Punkt DifGcultäten macht. Der Bischof muss erklären, dass er
bei den Traktaten wegen Borkelo den Frieden nicht aufhalten und sich
der englischen Allianz begeben wolle. Kann er auf die Prätensionen seines
Stifts nicht renuntiieren , so muss dieses vom Capitel geschehen und soll
J. deswegen den anwesenden Capitularen die nöthigen dringenden Vor-
stellungen machen. Wegen Abtretung der Plätze muss sich der Bischof
kategorisch erklären. Wegen seiner Miliz gesteht Kf. zu, dass ihm billig
keine Masse Torzuschreiben seien, doch ist es nichts neues, dass inter hostes
beim Friedensschluss wegen Abdankung der Armee Abmachungen getroffen
werden, und will Kf. sich bemühen, dass ihm nichts Unsicheres und Schimpf-
liches zngemuthet werde. J. wird aus allem diesem ersehen, dass man den
Bischof nicht zwingen will, die vorgeschlagenen Punkte so glatt, wie sie
daliegen, sofort anzunehmen, und dass darüber nicht tractiert werden sollte,
aber dass derselbe sich bisher noch nicht so weit herausgelassen hat, dass der
Staat Contentemant darob haben könnte, dass derselbe sich also etwas näher
und besser erklären muss. Mit Dortmund als Zusammenkunftsort ist Kf.
einverstanden, den Baron de Goes hat er bisher zu allen Dingen hinzu-
gezogen, will es auch weiter thun.
PS. J. soll nicht nur auf das äusserste sich bemühen, den Bischof
zum Frieden zu disponieren, sondern auch dessen Bruder^, sowie v. Bra-
beck und v. Schmising die bewusste Offerte nochmals thun, damit sie
das Werk befördern.
^) An demselben Tage schreibt Kf. an Blas peil, den er nach dem Haag
zurückgeschickt hatte, um zusammen mit Copes (Creditiv für beide d. Cleve
4. März 1666) die Ratificationen auszuwechseln „und noch einiges zu Beförde-
rung des gemeinen guten Zwecks und näherer Festsetzung allerseits Freund-
schaft anzubringen*, theilt ihm Jena's Bericht und sein Bescript mit und beauf-
tragt ihn, darüber mit jemand von dem Staat vertraulich au communicieren und
lu beantragen, dass Beverning oder sonst jemand mit genügender Instruktion
zu ihm geschickt und dass hier in der Sache weiter gearbeitet werde, er soll
sich bemühen, dass in den aufgestellten Bedingungen von dem Staat noch Tem-
peramente zugelassen werden.
^ Heinrich v. Galen s. Alpen I S. 9öf.
Digitized by
Google
396 ^^- ^^^ MäDstersche Krieg.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 6. März 1666,
morgens um 10 Uhr.
[Erkläraog des Bischofs wegen Borkelo, aogebliche Absichteo K.CöIos.]
6. März. Nach langen Verhandlnngen hat ihm der Bischof hente zwei lateinische
Erklärungen wegen Borkelo^) zugehen lassen, nnter denen Kf. wählen
solle. Mehr kann ?on demselben vor angehenden Traktaten nicht yerlaogt
werden, kommt es nnr erst zu solchen, so wird der Friede wegen Borkelo
hoffentlich nicht gehindert werden. Den K.Cölnischen Abgesandten
Nicolas (y. Lands berg ist noch nicht angekommen) hat J. gesprochen,
den Pfalz-Nenbnrgischen noch nich;, derselbe hat aber gegen einen
anderen erklärt, er werde den Bischof eifrigst zum Frieden ermahnen. Von
yertrauter Seite her hat er erfahren, K.Cöln bemühe sich nicht am Be-
schleunigung des Friedens, sondern suche das Werk aufzuhalten, nm auf
diese Weise entweder das Bisthum Münster zu bekommen, oder wenigstens
Coadjntor zu werden, auch Frankreich wisse davon und suche auf diese
Weise durch K.Göln in dem Westfälischen Kreis einen Fuss zu bekommen').
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 8. März 1666.
[Der Bericht aas dem Haag, Jena soll energisch in den Bischof dringen.]
8. März. Er theilt ihm Blaspeils Relation') aus dem Haag mit. J. wird daraus
ersehen, welchen Eifer man dort gegen den Bischof hat, um so mehr soll
er demselben vorstellen, welche Gefahr ihm drohe, wenn er sich nicht bald
besser erkläre.
PS. Der französische Gesandte meint, der Bischof würde noch länger
versuchen, Zeit zu gewinnen, wenn ihm nicht deutlich gesagt würde, dass,
falls er sich nicht anders auf die conditiones erklärte, Ef. mit Gewalt gegen
ihn vorgehen müsse, auch K.Cöln würde nicht eher mit Nachdruck sprechen,
bevor Ef. damit einen Anfang mache. J. soll versuchen, auch den E.CöIni*
0 Beide sind in der Hauptsache gleichen Inhaltes, die zweite kariere lautet:
»Facta pace d. episcopos evacoabit Borkeloe, si in tractatu pacis causa prias
cognita et, ut neccesse est, examioata et discussa a domiois mediatoribuB id
ipsam ita iastum et aequum indicatam foerif
*) Rf. erwidert darauf (d. Cleve 8. März 1666), er habe jene Erklärnogen
dAS Bischofs dem französischen und dem kaiserlichen Gesandten mitgetheilt
J. solle dortbleiben, bis ans dem Haag weitere Nachrichten eingingen, dean
kehre er zurück, ohne eine die Staaten zufriedenstellende Resolution mitsabrin-
gen, 80 müsse Kf. nach Inhalt des Tractats sich mit denselben conjungiereo
and gegen den Bischof agieren.
*) Dieselbe liegt den Akten nicht bei, Kf. erwidert auf dieselbe (d. Cleve
8. März 16(56), er wundere sich, dass man dort das Werk nicht besser begreife,
hoffe aber, man werde auf aoUere Gedanken gekommen sein.
Digitized by
Google
JeDa*8 VerhaadluDgeD mit dem Bischof vod Monster. 697
sehen Gesandten und Heimbarg zo bewegen, auf gleiche Manier mit dem
Bischof zu sprechen.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 8. März 1666.
[Erklämog des Königs von Frankreich an den Bischof durch Färstenberg,
Sendnog Schmisings an Wrangel]
T. Lands berg ist angekommen, heute wird auch H e i m b n r g erwartet 8. März.
die K.Cölniscben haben wegen Borkelo drei Temperamente, über
die in loco tertio yerhandelt werden solle, vorgeschlagen, J. bat dieselben
nnr ad referendnm angenommen, v. Landsberg hat dem Bischof angezeigt,
sein Herr nnd Pfalz-Nenburg würden sich, wenn nicht Friede würde,
ganz neutral halten. Graf Wilhelm v. Fürstenberg soll dem Bischof
auf die Instanz, welche derselbe durch einen dritten hat thun lassen,
folgende Nachricht von dem König von Frankreich haben zukommen
lassen, der König müsse jetzt den Holländern beistehen, wenn aber der
Bischof, der sich bisher um des Königs Frenndschaft wenig gekümmert
habe^ nach dem Frieden sich besser anschicken nnd die Freundschaft
desselben gebührlich nachsuchen würde, so würde er dieselbe erhalten
können. Wrangel soll sich über Kf. beschwert haben, dass derselbe gegen
sein Versprechen, ohne mit ihm zu communicieren, mit den Staaten abge-
schlossen; der Bischof hat Schmising an denselben abgeschickt. J. hat
gestern dem Bischof gegenüber dieser Absendung gedacht und bemerkt,
Schweden werde ihm gute Worte und Vertröstung geben und gern
sehen, dass die Sache wenigstens so lange hingezogen werde, bis sie mit
der Stadt Bremen fertig wären, der Bischof versicherte darauf nur, er
suche aufrichtig den Frieden. K. Cöln trifft Rüstungen, sucht auch von
dem Bischof Truppen, die er abdanken sollte, zu erhalten, er muss ent-
weder für sich ein Dessein haben oder alles solches für Frankreich thun.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 9. März 1666.
[Weitere Erklärung des Bischofs, K.Colns verdächtige Pläne.]
Auf seine weiteren Remonstrationen hat ihm der Bischof folgende Er* 9. März.
klärung zukommen lassen:
1) er wolle nach dem Frieden alle von seinen Völkern occupierren Oerter
restituieren ;
2) die Borkelosche Sache solle den Frieden nicht verhindern oder die
Friedenstractaten aufhalten,
3) Den Bündnissen, welche diesem Frieden entgegen, wolle er renun-
tiieren,
4) allen praetensionibus , welche ihm aus diesem Kriege möchten zuge-
wachsen sein, begebe er sich pure, solche, die er und sein Stift vor
Digitized by
Google
698 11* £^er Mäostersche Krieg.
dem Friedeo gehabt, sollten nach dem Frieden zwischen beiden Theilen
in der Güte beigelegt werden.
5) Was die Abdankong der Völker ond die Werbung anbelange, das
laufe in der Fürsten Recht, Kf. werde nicht begehren, dass ein Fürst
des Reiches durch Auswärtige seines Rechts sollte beraubt werden. Da
in der Garantie ausdrücklich werde enthalten sein, dass kein Theü
den anderen de facto überziehen, beleidigen oder sonst Gewalt übeo
sollte, so werde es dieses Punkts nicht bedürfen.
Der K.Cölnische Nico las ist wieder fort, an das Haus Brannschweig,
wie man sagt, eine Allianz vorzuschlagen, er soll auch Ordre haben, mit
dem Grafen Wal deck vertraulich zu reden, J. vermuthet, E.Cöln habe
etwas wider Hildesheim oder Cöln oder beide vor^.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 13. März 1666.
[Erklaraog der anderen Gesandten, Argwohn des Bischofs wegen des Ansbleibeoi
der Antwort des Rf. Erklärung Wrangels, E.Cöln betreibt eine nene Alliaoi.]
13. März. Der K.Cölnische, Neuburgische und Wolffenbüttelsche Ge-
sandte, denen der Bischof auch seine nenliche Erklärung hat zugehen lassen,
haben dieselbe für ausreichend erklärt uud verlangt, es sollte kein Aufent-
halt mit den Traktaten gemacht werden, doch hat J. sie bewogen sich mit
ihm zum Bischof zu begeben und demselben anzmeigen, es rausste zunächst
des Kf. Resolution abgewartet werden. Der Bischof zeigt sich wegen des
Ausbleibens derselben argwöhnisch. Wrangel soll gegen Schmising er-
klärt haben, der Bischof möchte zusehen, ob er einen ehrlichen Friedeo
erlangen könnte , sollte jemand ihn im Reiche überziehen , so hielte er es
pro caso foederis Rhenani und zweifele nicht, sein König werde dabei thon,
was er schuldig wäre, und nicht der letzte sein. Schmising ist auch bei
dem Bischof von Osnabrück gewesen, der erklärt haben soll, den Frieden
befördern zu wollen. K.Cöln soll beabsich^gen >) , eine neue Allianz zu
machen und Graf Wal deck zum General dabei anzunehmen, und zwar mit
K. Mainz, Pfalz-Neuburg und dem Hause Braunschweig, angeblich
0 Kf. erwidert darauf an Jena (d. Cleff 12. Märt 1666), er halte die Brkla-
roDg des Bischofs nicht für irräsonabel, könne aber sich nicht allein darauf er-
klären, sondern müsse das Sentimeot des Staats darüber abwarten, J. dürfe
auch diese seine Meinung den Bischof nicht merken lassen. An Blaspeil tbeilt
er unter deroselbeo Datum mit, was aas Munster eingekommen, und zeigt ihm
an, sein Oberstallmeister v. Po Unit z werde beute nach dem Haag reisen,
hauptsächlich um dahin zu wirken, dass v. Beverning aufs schleunigste zu ihm
hieher komme und auf die von dem Bischof vorgeschlagenen Bediogungeo
solche Temperamente mitbringe, damit der Frieden, wozu jetzt grosse Hoffnung
sei, zustande gebracht werde.
^ Vgl. Aitzema V S. 1021, Urk. u. Akt. H S. 368ff.
Digitized by
Google
VerhaDdluDgen Jeoa's mit dem Bischof vod Münster. 699
wollen sie dieselbe erst onter sich fertig machen nnd dann Kf. zum Beitritt
einladen, nach anderen soll Fürstenberg neulich bei Gastel Rodrigo ge-
wesen sein und ihm versprochen haben, Wal deck von dem jetzigen Dessein
zu divertieren; der Wolffenbüttelsohe weiss aber von jener Allianz
nichts. Der Bischof wird Wohl ehester Tage Seh mi sing an Kf. schicken,
das Domcapitel hat ihm auch die Beförderung des Friedens anempfohlen
und er hat sich dazu bereit erklärt. Sollte Kf. die Erklärung des Bischofs
nicht billigen, so bittet J. ihm die Formalia, deren er sich alsdann bedienen
soll, genau Torschreiben zu lassen.
Blaspeil an den Kurfttrsten. D. s'Grayenhage
11. März 1666.
[Vergebliche Bemähoogen, die Q.Staaten zu grösserer Nachgiebigkeit zu bewegen.]
Er hat mit v. Beverning und v. Ommeren geredet und sie zu be- 11. März,
wegen gesucht ^ dass der Staat noch etwas weiter nachgebe; schon diese
aber äusserten sich wenig günstig, und heute hat er eine Resolution der
O. Staaten!) zugestellt erhalten, dass diese es bei dem Hessen, was dieser
Sache wegen zwischen Be?erning und Kf. zu Cle?e concertiert worden
sei, doch hat er gleich darauf remonstriert, dass, als er mit Beverning
dieser Bedingungen wegen habe verhandeln woUeji, derselbe sich damit
entschuldigt, dass er desfalls nicht instruiert wäre, und dass damit das
Fundament dieser Resolution zerfalle. Er will sich bemühen, dass es bei
dem hier gemachten jüngsten Project wegen Borkelo, welches Friquet
und V. Heimburg haben Tcrmitteln helfen, yerbleibe.
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleve 17. März 1666.
[auf die Relation vom 13. März. Kf. kann die Bedingungen nicht ändern, der
Bischof mnsB sich fägen.]
Er findet nicht, dass der Bischof sich ziemlich nahe zum Ziel gelegt, 17. März,
er kann' sich demselben gegenüber nur in terminis des Tractats mit den
Staaten verhalten und demselben nicht im geringsten zu verstehen geben,
dass er mit seinen Offerten vergnügt sei, bis er zuvor des Staats Meinong
darüber vernommen; er hat Nachricht, dass die ihm feindliche Partei in
Holland nur auf einen Vorwand lauert, um ihn zu beschuldigen, dass er
dem Traktat kein Genüge thue und dass er unter der ELand mit der
anderen Partei colludiere. Er unterlässt allerdings nicht, den Staaten vor-
zustellen'), dass sie Ursache hätten mit dem jetzigen Anerbieten des
') S. ürk. u. Akt. III S. 183.
0 In einem neuen Rescript an Blas peil vom 16. März. Am 17. März er-
theilt er demselben Befehl, nach Cleve zurückzukehren, Bomswinckel werde
eich nach dem Haag begeben.
Digitized by
Google
700 11- I^ei* MüDdiersche Krieg.
Bischofs bis zn den Traktaten zufrieden za sein, er fürchtet aber, wenn
der Bischof nicht ganz auf Bork elo yerzichte, dass die Staaten dann den
AVeg Rechtens erw&hlen, zugleich aber auch Schadenersatz und Satisfaction
fordern werden. Kf. hält es für unnöthig, J. die eigentlichen Formalia zo
überschreiben, bei seiner Dexterität wird er solches schon ohnedem mit
gutem Nachdruck und Success thun können; er hat nur auf dem principio
zu bestehen, dass es in des Kf. Macht nicht stehe, die conditiones ohne
des Staates Gutfinden für sich zu ändern, wozu er zwar sein bestes thun
wolle, aber schlechte Hoffnung dazu sehe.
PS. Da T. Beverning ehester Tage hier sein wird^), so soll auch
Schmising sich je eher, je lieber hier einfinden.
Fr. V. Jena an den Kurfürsten. D. Münster 17. März 1666.
[Neue VerhsodloDgeD mit dem Bischof.]
17. März. J. hat gestern so eindringlich, wie noch nie, dem Bischof zugeredet,
die Bedingungen anzunehmen, sonst müsste Kf. auf andere nachdrückliche
Weise ins Mittel treten, der Bischof hat darauf yiel, aber ohne genngsameu
Grund erwidert und dabei behauptet, dass der zwischen Kf. und dem
Staat geroachte Traktat solches nicht mit sich führte] und dass derselbe
auf billige conditiones eingerichtet wäre; er begehre Frieden, aber dabei
eine genngsame Garantie. J. hat entgegnet, es käme ihm nicht zu, sich
über den Verstand oder Interpretation des Traktates einzulassen, die con-
ditiones wären bei so gestalteten Umständen billig und die Einreden nicht
von der Wichtigkeit, dass deswegen so gefährliche Kriege zu conlinuieren,
Kf. werde endlich thun müssen, was er versprochen, und lieber sich bearbeiten,
das Feuer quoyis modo in Zeiten zu dämpfen, als länger zuzusehen und
geschehen zu lassen, dass von anderen mehr Gel dazu gegossen werde.
Er hat dem Bischof Bedenkzeit bis heute gelassen, inzwischen ein
(beiliegendes) Friedens project entworfen und mit Zustimmung des Braun-
schweigischen und K.Cölnischen heute demselben zugeschickt; der
Pfalz-Neuburgische ist schon Montag abgereist
Derselbe an den Kurfttrsten. D. Münster 18. März 1666.
[Dilatorische Erklärung des Bischofs, Schmising in Cleve, Habbaeus.]
Ib. März. Da der Bischof ihm heute nur eine dilatorische Antwort hat ertheilen
lassen, so hat er erklärt, er sehe wohl, dass derselbe mit ihm hier ferner
nicht viel handeln, sondern lieber die Sache zu Cleve durch Schmising
wolle thun lassen, er bitte, ihm dieses offen zu sagen, damit er hier nicht
vergebens warte. Er vermuthet, der Bischof suche per indirectum zu einiger
•y S. Aitzema V S. 1008 f.
Digitized by
Google
VerhaodlaogeD Jena's mit dem Bischof yon Munster. 701
HandlDDg und Zeitgewinang zu gelaDgen, denn Wiedenbrück sagte end-
lich, es würde dem Bischof lieb sein, dass man an Ort and Stelle zusammen-
käme, wo man wolltCi er wäre erbötig, die Seinigen auch nach dem Haag
zu schicken. Der Schwedische Abgesandte Habbaens soll insgeheim schon
einige Tage hier gewesen sein, mit dem Bischof verbandelt haben, dann
fortgereist sein nnd jetzt wieder hier erwartet werden. Sicher ist, dass die
schwedischen ministri die hiesige Partei encouragieren nnd den Frieden nicht
gerne sehen.
Fr. V. Jena au den Kurfürsten. D. Münster 19. März 1666.
[Günstigere AQSsiebten.]
Hente hat eine neue Conferenz stattgefunden nnd es scheinen die 19. MArz.
Sachen hier anf einen anderen Fuss zn kommen. Yiel wird auf Schmi-
Bings Relation beruhen, kommt sie mit seiner hiesigen Negotiation überein, so
wird der Bischof wohl weiter nachgeben, während er jetzt immer vermeint,
etwas herunter zu dingen.
Es ist eine grosse Sache und darauf die Ruhe und Tranquillität
oder gänzliche Verrttckung der Christenheit bestehet, darumb rouss es
auch etwas Schwierigkeit und Arbeit haben, und wan der Allerhöchste
E. Chf. D. Consilia segnet, daran ich nicht zweifele, so werden Sie
auch von diesem so wichtigen und glücklich vollbrachten Werk desto
mehrere Glorie und Vergnügung bei sich selbst haben und behalten.
Jetzo muss nicht gesäumet und I. F. Gn. keine Zeit mehr gelassen
werden, ein vertrautes und hofliches Tractament und dabei was
£. Chf. D. auf allen Fall thun mttsste, wan man länger die Sache
aufhielte, vermag viel. —
Der Kurfürst an Fr. v. Jena. D. Cleff 20. März 1666.
[aaf die Relationen vom 17. nod 18. März. Verlegung der VerbandlaDgen
nach Cleve.]
Er übersendet die Nachrichten aus dem Haag '). 20. März.
Und weiln wir solchem nach des von Bevernings Ankunft an-
0 Blas peil 8 Relation vom 19. März, in welcher derselbe meldet, dass tretz
seiner Bemühaogen nnd obgleich die Provinz Holland sich nicht aogeoeigt zeige,
doch die anderen Provinzen, welchen darch die Mänsterschen Waffen der meiste
Schaden zngefagt sei, es durchgesetzt hatten, dass man es bei der früheren
Resolution belassen mit dem Zusatz, wenn der Bischof noch länger zögere, dar-
auf einzugehen, müsse man den Frieden mit dem Degen suchen. Beverning
gedenke Dienstag in Cleve zn sein, derselbe scheine aufrichtig den Frieden zu
Digitized by
Google
702 It- I^er MuDstersche Krieg.
hero gewärtig sein, der v. Sebmising*) sich auch f&r 2 Tagen alhie
eingefunden, so hielten wir dafür, dass die Fortsetzung der Friedens-
handlung nirgends besser als alhie geschehen und befordert werden
könne, zumalen auch sowohl der Kaiserliche als der Französische
minister hie zugegen. Ihr hättet demnach dem E. Gölnischen
und Pfalz-Neuburgischen Abgeordneten dieses fQrzustellen und
ihnen an Hand zu geben, ob sie gleichsam proprio motu und nicht, als
wenn wir sie dazu invitiret, anhero kommen und desfals von ihren hohen
Principalen Befehl und Instruction mit dem schleunigsten befördern
wollen'), auf diese Weise würde man gleichsam ohne einzige For-
malitäten und Weitläuftigkeit ad tractatus kommen.
J. soll sich vom Bischof ?erab6cbiedeD, Torher aber demselben vor-
stellen, da die Staaten trotz aller Bemtihangen des Kf. keine anderen Pro-
jecte oder temperamenta zulassen wollten, möchte er den Frieden durch
Annahme der projectierten Conditionen befördern. Da mau hier gleichsam
unvermerkter Weise ad tractatus komme, so erhielte er insoweit seine lo-
tention.
PS. Da Beverning erst nächsten Dienstag hier erwartet wird, so
will Sohmising'), nm weitere Instruktion zu holen, noch einmal nach
Münster zurückkehren und Dienstag oder Mittwoch oder mit Jena zusammen
hier wieder eintreffen.
wünschen, dass er sich aber
einlassen sollte, glaubt Bl. i
Mediatoren an einem Orte in
Friedensentwnrf prüfen und
dass, wenn beide Theile da
Mediatoren sasammentreten
0 S. Urk. u. Akt. U 8
*) Unter demselben Dati
den Bischof von Paderbor
ihnen mit, in wenigen Tag
einfinden und man werde, z
siecher Gesandter hier anwt
Frieden eu befordern, auch 8
dazu mitwirken.
2) S. ürk. u. Akt. U S.
20. März aasgeBtellt.
Digitized by
Google
Jena's Abberofaog. v. Blnmeotbals SeoduDg nach Frankreich. 703
V. Blumenthals Sendung nach Frankreich.
Februar— März 1666.
Journal so bei meiner [v. Blumenthals] vierten Abschickung
nacher Frankreich gehalten worden und vom 7./ 17. Februarii
des 1666 Jahres anfanget.
Kf. bat sofort, nachdem ihm durch Golbert die Anzeige von dem Tode
der K. Frau Matter*) ans Frankreich eingehändigt worden, beschlossen,
dem Könige dnrch Bl. sein Mitleiden über diesen Todesfall za contestieren
and zugleich einige andere dero Estat concernierende Affairen za recom-
raendieren ^.
In seiner Instruktion (d. Cleve 3./ 13. Februarii 1666) wird BI. an- 13. Febr.
gewiesen, nach seiner Ankunft in Paris dem Könige feierlichst die Condo-
lenz abzustatten, ferner aber bei passender Gelegenheit demselben Torzustellen,
er hätte früher Kf. öfters fest yersichern lassen, dass, sobald die Allianz
zwischen ihnen erneuert sein würde, er des Kf. ganz klare Prätensionen in
Polen secnndieren und ihm zn billigmässiger Satisfaction yerhelfen wolle.
Nachdem nun diese Allianz vorlängst abgeschlossen sei und Kf. auch auf
des Königs Rath demselben zu Gefallen und Bestem mit den O.Staaten
sich in neue Bündnisse eingelassen, hoffe er, dass der König sich seiner
Zusage erinnern und derselben zufolge seinem Gesandten in Polen Befehl
geben werde, Kf. in seinen billigmässigen desideriis und petitis bester-
massen zu secnndieren. Ferner soll Bl. Türen ne aufsuchen, ihm ein Schrei-
ben des Kf. überliefern und bei ihm vertraulich anfragen, ob Kf. jetzt wegen
der ihm zu verschiedenen Malen von dem Könige absque ulla conditione an-
gebotenen aber bisher trotz verschiedener Sollicitationen nicht gezahlten
100,000 Rthlr. Brinnernng thnn solle, falls derselbe es widerräth, soll Bl.
deswegen nichts anbringen.
Bl. reist 7./ 17. Februar von Cleve mit dem kurfürstl. Kanzlisten 17. Febr.
Scheven, einem Pagen und zwei Laquaien ab, kommt am 13./23. in Paris 23. Febr.
an und logiert im Hotel de Hesse, an demselben Abend besucht ihn Pode-
wils; dem er das ihm vom Kf. mitgegebene Schreiben zugeschickt, und
sein Schwager, der Freih. v. Schwerin.
1. Relation an Kf. D. Paris 16./ 26. Februar 1666. 26.Febr.
£r meldet seine Ankunft, der König ist zn St. Germain.
|: Schweden kann von Frankreich die restierenden fünf Tonnen Cb.
Goldes Sobsldiengelder nicht bekommen und ist daher sehr malcontent,
auch verursachet bei ihnen der mit Dänemark abgeschlossene Traktat')
0 Die Mutter Ludwigs XIV., die Königin Anna von Frankreich, war
am 20. Janaar 1666 (s. Diar. Europ. XIV S. 100) gestorben.
^ Vgl. V. Blumenthals Schreiben an v. Podewils vom 1. Febraar 1666
(Urk. n. Akt. U S. 831).
') Der am 13. Febraar zwischen Holland und Dänemark abgeschlossene
AUiaoBvertrag (Damont VI 3 S.ö9ff. M^moires d'Estrades IV S. 107. 137).
Digitized by
Google
704 n* C^er MuDStersche Krieg.
Dnd das gate VerständDis zwischen Frankreich, Ef. and Holland grosse
Jalonsie, nnd hält man dafür, sie werden des Bischofs von Münster
Partei keineswegs nehmen, sondern sich nnr bemühen, die Stadt Bremen
durch eine Bloqnade, weil sie znr Belagerang nicht Volkes genng haben,
zu incommodieren. : {
PS. Podewils hat ihm vertraulich mitgetheilt, man werde Colbert
so bald nicht abfordern, sondern demselben einige Dinge, so auf Schliessung
eines genauen Bündnisses mit Kf- zielen, committieren.
29. Febr. 19./29. Februar reist Bl. mit Podewils nud seinem Schwager nach St
Oermain und übergiebt an demselben Abend Turenne das ihm vom Kf.
2. März, an denselben mitgegebene Crediti?. Am 20. Februar/2. März übergiebt
erLionne sein Creditly an denselben und hat au demselben Tage Andiene
3. März, beim Könige'). Am 21. Februar/3. März ist er au lever des Königs, hat
Nachmittag bei der Königin, ferner beim Dauphin, bei Monsieur und Madame
Audienz, spricht folgends den Dänischen Reichsschatzmeister H. Se be-
st ädt, findet ihn aber über die Maassen froid.
5. März. 2. Relation. D. Paris 5. März/ 23. Februar 1666.
Podewils hat ihm folgende, yermnthlich vom Könige selbst oder dessen
Ministris ihm an die Hand gegebene Eröffnungen gemacht: Dem Kf. seien
gute Freunde sehr nöthifr, vom Kaiser stände wenig zu hoffen, da der-
selbe in den billigsten Dingen und wozu er ohnedem verbunden sei, Satis-
faction zu leisten refusiere, die Schweden, zwischen denen und Kf. Diffi-
denz zu erwecken, man sich heftig bemühen werde, wären gefährliche Nach-
baren, die vermuthlich so bald nicht vergessen würden, dass Kf. im vorigen
Kriege ihre Conquesten so merklich gehindert hätte. Polen warte nur
auf Gelegenheit, die ihm mit gewaffneter Hand abgezwungene Souverainität
dem Kf. wieder zu entziehen. Dieses nnd dergleichen Inconvenientien zu
verhüten, roüsste Kf. Freunde haben, die ihn wider alle Gefahr garan-
tierten und auf den Nothfall mit mächtiger Hand schützen könnten; hierzu
wäre Frankreich ganz geneigt, dafern Kf. dessen^auf die spanischen
Niederlande habende Desseins, von deren glücklichem Ausschlag Kf.
participieren sollte, befördern wollte. Dem Kaiser würde man die Nieder-
lande nicht gönnen nnd sollte auch diese Krone hiedurch in ewige Kriege
impliciert werden. Solche Propositiones sollte Colbert thun und zu solchem
Ende noch eine Zeit lang zu Gleve subsistieren.
2. März. Bei der Audienz am 2. März/20. Febr. dankte der König auf seine Con-
dolenz dem Kf. für die Abschickung, bemerkt.e anch, Kf. habe durch das mit
den Staaten auf seine Veranlassung aufgerichtete Bündnis ein so angenehmes
und ihm gefölliges Werk gestiftet, dass er es niemals vergessen, sondern mit
allen den Bezeugungen, so von einem getreuen Freunde und Alliierten zu
hoffen stünden, verschulden würde.
An demselben Morgen hat' er an Lionne des Kf. Schreiben übergeben.
Die begehrte Depeche nach Polen soll befördert werden. Allein von den
>) Vgl. Diar. Europ. XV 8. 19 f. Aitzema V S. 917.
Digitized by
Google
y. BlamenthalB Gesandtschaft nach Frankreich. 705
100,000 Rthlr. hat er nichts gemeldet, weil es Tu renne widerrathen. Za
Mittag tractierte ihn Marqais de Belle f od ds, premier maistre d'hotel, anf
Befehl des Königs aufs prächtigste. Nachmittags jagten Ihre Maj. einen
Dammhirsch nnd wurden von den Tomehmsten Damen des Hofes (wornnter
auch Mademoiselle la Yaliere, so allemal die nächste beim Könige war)
accompagniert, zn Abend tractierte ihn Tnrenne nnd am folgenden Tage 3. Mars,
der Duo de Gramm ont. Nachmittags hatte er Audienz bei der Königin,
dem Danphin , Monsienr and Madame. Zn Abend spielte der König mit
Mademoiselle la Valliere an einem, die Königin mit einigen Cavalieren
aber an einem anderen Tische. Von hier ans ging Bl. zu Colbert, der
jetzt mehr als alle anderen vermag, and tesmoignierte ihm, wie Kf. mit seines
Bmders Person and Bezengangen gar content sei; den Abend tractierte ihn
wieder Tnrenne. Den 4. März / 22. Febr. besieht er das Hans nnd die 4. März.
Mesnagerie za Versailles and kehrt am Abend nach Paris zurück.
3. Relation (d. St. Germain l./ll. März 1666). Morgen soll Bl. die 11. März.
Abschiedsandienz beim Könige erhalten, üebermorgen zieht der König
nach Compiegne und mustert daselbst die in Picardie nnd Champagne ver-
legte in 14,000 M. z. F. und 4000 auserlesenen Pferden bestehenden Truppen.
:| Frankreichs Kaltsinnigkeit gegen die Krone Schweden nimmt dem Gh.
Ansehen nach von Tage zu Tage zu, auch dergestalt, dass man öffentlich
sagt, weil Schweden sich allzuviel einbilde, würde man ihnen weisen, dass
auch ohne ihre Freundschaft Frankreich gar leicht subsistieren könne. | :
PS. 1. (l./ll. März.). Als Bl. heute dem Könige beim Ankleiden auf-
wartete, lud dieser ihn ein, bei der Revue zu Compiegne anwesend zu
sein, er wird dem Folge leisten.
PS. 2. (2./12. März). Heute hat er beim Könige Abschiedsaudienz ge- 12.Marz.
habt, er dankte dabei demselben für seine Verwendung bei Polen, der
König versicherte ihn, dass er nicht mehr verlangte, als sich genauer und
fester mit Kf. zu verbinden und dessen Interesse bei allen Occasionen zu
befördern. Als er weggehen wollte, stand der König auf, folgte ihm ein
paar oder drei Schritt mit entblösstem Haupt und fragte überlaut, ob er
ihn nicht wieder bei der Revue sprechen würde, was Bl. auch versprach.
Nachmittag nimmt Bl. vom Duc de Grammont, Oolbert und Lionne
Abschied, der letztere verspricht, die Depesche sowohl an den König von
Polen als auch an M. de Bezidres begehrtermassen einzurichten und
ihm zuzuschicken. Am 3./13. reist er zur Revue, kehrt am 7./17. nach Paris
zurück, am 9./19. bringen ihm MM. B onoeil und Girant des Könige
Contrefait in einer boite mit Diamanten versetzet.
4. Relation. (D. Paris 19./ 9. März 1666.) Bei dem Abschied vom 19. März.
Könige nach der Audienz bat ihm dieser nochmals aufgetragen, dem Kf.
seine Freundschaft nnd Begierde, dessen Interesse zu secnndieren, zu ver-
sichern. Auch Tnrenne recommendirte sich dem Kf. aufs dienstlichste und
sagte, man würde denselben niemals in unnöthige Händel engagieren, hin-
gegen aber hielte man sich auch in billigen Dingen des Kf. aufrichtiger
und beständiger Freundschaft ganz gesichert. Dem Ansehen nach dürfte
ÜMter. s. Geich. d. G. Karforsteo. XI. 45
Digitized by
Google
706 n. Der MÜDStertolie Krieg.
diese Krone in kurzem etwas wichtiges entreprenieren, weil der König öffeot-
lich sag^y dass er binnen zwei Monaten auf füofzigtausend Mann Patente
geben wollte. Dem spanischen Ambassadeur hat diese Revue nicht ge*
fallen wollen, weshalb er sie auch oicht mit angesehen. Turenne wird tod
de Witt inständig ersucht, die Condnite des Krieges wider den Bischof ea
Münster zu übernehmen, er hat sich aber bisher zu nichts erklären wolleo,
sondern ausdrücklich gesagt, er wolle dem Prinzen von Oranien nicht
präjndicieren. Colbert soll neulich gesagt haben , man würde, sobald
der Krieg mit England cessierte, den Salzhandel mit Kf. feste stellen ^) und,
wenn es demselben gefällig, anstatt Geldes Hanf, Flachs, Wolle und Holt
annehmen.
An demselben Abend erhält er durch Liounes Sekretär seine De-
peschen, darunter auch die Schreiben an den König von Polen und den
Bischof von Beziöres.
20. März. Am 10./20. nimmt Bl. von Turenne nochmals Abschied und erfahrt
von ihm, dass der Schwedische Legationssekretär Puffe ndörff er ') sich über
ihn und Beuninghen^ beschwert, ^sambt hätten wir von der Krone S c h w e -
den an diesem Hofe verächtlich gesprochen, weil wir uns verlauten lassen,
es wäre ihre im Herzogthum Bremen jetzt snbsistierende Armee nicht
22. März, über 6000 Mann stark^. Am 12. /22. besuchen ihn zwei Deputierte aus
Poitou, bitten ihrer Religionsverwandten Interesse bei Kf. zu recommen-
dieren und theilen ihm einiges von den unzähligen Verfolgungen mit, die
sie zu erdulden haben.
Am 17,/ 27. März reist er ab und kommt am 28. März/ 7. April in
Cleve an.
Sendung de Beyers an K.Cöln. Ende Februar 1666.
Instruktion für H. D. Beyer. Lectnm in consilio
24. Februar 1666.
[Des Kf. Allianz mit Holland, seine Bemdbnngen den Frieden mit Monster sa
bewirken, K.Cöln soll dazn mitwirken.]
24. Febr. ß- soll sieb unTersüglicb zu K.Cöln nacb Lüttich begeben und
demselben nähere Mittheilnng über die Veranlassung und den Inhalt der
Ton Kf. mit Holland abgeschlossenen Allianz machen, Kf. habe sich dabei
freie Hand bebalten, den Frieden mitMünsterzu befördern, und versichert,
dass man holländischerseits zu diesem Frieden geneigt sei und auf raison-
nable Bedingungen eingehen wolle. Kf. habe, um diesen Frieden zu be-
fördern, aufs neue einen Gesandten an den Bischof geschickt, in der Ab-
^} S. Urk. a. Akt. II 8. 305. 307.
'; Bsaias Pufeodorf s. Urk. n. Akt IX S. 746.
^ Conrad van Beuninghen, holländischer Gesandter in Paris.
Digitized by
Google
SeodoDg de Beyers an E.G61q. 707
sieht, wenn derselbe sich daraof eiolieBse; weiter dahin zq ged^üken, wie
der Westfälische Kreis in beständige gute Einigkeit gebracht werden
könne, wo2n die nach Aachen verabredete Zosammenkonft ') nicht wenig
dienen würde. Ef. ersnche E. Cöln, auch seinerseits dazo mitzuwirken
nnd bei dem Bischof darauf zu dringen, dass er die projectierten Friedens*
artikel in der Oöte annehme. Sollte man etwa den modnm tractandi an-
fechten nnd verlangen, dass erst eine Zusammenkunft gehalten werden
mösste, so soll er erwidern, eine solche sollte allerdings erfolgen, doch
würden sieh die Staaten nicht eher dazu verstehen, bis sie unter der Hand
versichert wären, dass der Bischof auf jene Bedingungen eingeben würde.
Um die Sache zu befördern, soll B. sich an den Bischof von Strass-
burg wenden, an welchen ihm ein Schreiben des Ef. mitgegeben wird.
Johann de Beyer an den Kurfürsten- D. Cleve 3. Februar
[LMärz] 1666.
[Bericht über seine Sendang an K.CoId].
Er ist am 25. Februar von hier abgereist und am 27. Abends in Lüt- 3. März,
tich angelangt, hat sich sofort bei dem Bischof von Strassburg anmel-«
den lassen und hat am folgenden Tage, da der Enrfürst zur Reiherbeize
nach Bechem^} sich begeben, bei diesem Audienz gehabt. Der Bischof
erwiderte auf seine Proposition, E.Cöln und auch er selbst hätten die
Münsterschen Gonsilia schon ehe die Ruptur wirklich erfolgt, improbiert
und sich vergeblich bemüht, dieselben zu divertieren. Er lobte des Ef..
Resolution und wünschte Glück zur renovierten Allianz. Der Bischof von
Münster werde den Frieden mit den Staaten machen müssen, zumal da
von diesen bereits so viel nachgegeben würde, E.Cöln hätte zu dem Ende
schon V. Landsberg sowohl an Pfalz-JNeuburg als auch au Münster
abgeschickt. Er desiderierte 1) nähere Ouvertüre wegen der projectierten
Conditionen, 2) es wäre auch keine geringe Difficultät, dass, wenn schon
Münster, wie er ihn versichere, freie Hände zum Frieden hätte, alsdann
etwa Schweden, dessen Absichten man noch nicht kennte, demselben
auf den Leib fallen und wegen England Reparation und Satisfaction wegen
des Separatfriedens würde suchen wollen, ob nicht solchenfalls die Staaten
Münster wider solche würden auch garantieren müssen, und ob an diesem
Hofe keine Nachricht wäre, wohin Schweden ineliniere und ob es sich
bereits mit England engagiert habe, 3) der Eönig von Frankreich habe
unterm 5. Februar von E.Cöln einen generalen Pass durch das Stift
Lüttich für einen abermaligen Secours, der nach des jüngst aus Frank-
reich zurückgekommenen Grafen v. Fürstenberg Relation etwa ^ gesagt
würde, gefordert, auch der E aiser sei Vorhabens etwa ~ ä ^ M. hin-
1) S. oben S. 685 f.
') ReckbeiB) in b^gisch Limburg, n. von Maastricht.
45*
Digitized by
Google
708 11. Der MuDBterBche Krieg.
unterzaschicken, England, SpanieD and Münster sollicitierten stark
beim Kaiser, so sei zn fürchten, es werde zor Ruptur kommen, wenn nicht
durch den vorgeschlagenen Frieden dem Werk bei Zeiten vorgebaut werde.
Münster scheine sich aber auf die vorgeschlagenen Gonditionen nicht ein-
lassen zn wollen, vornehmlich da ihm zugemuthet werde, auf Borkelo zu
renuntiieren, sollte man darin ein Temperament finden können, möchte der
Sache viel näher geholfen werden können.
5) K.Cöln sei Vorhabens seinen Kanzler Buschmann nach Holland
zu schicken, derselbe solle seinen Weg über Cleve nehmen 0 QQd mit
Kf. darüber reden , zugleich demselben bekannt machen, dass er bei den
Staaten Rheinberg wiederfordern werde, um sich wenigstens eines siche-
ren modi zu vergleichen, damit man aus der Sache per modum compromissi
oder sonst kommen könnte.
6) Im Fall Münster alles Anrathens unerachtet sich nicht zum Frieden
sollte verstehen wollen, sei auch K.Cöln der Meinung, ihm alle fernere
Assistenz nach Möglichkeit zn behindern, wenn auch Kf. und die anderen
Stände ein gleiches thäten, so könnte er dadurch zum Frieden und zur
raison gebracht werden.
B. hat ihm darauf mündlich die projectierten Bedingungen mitgetheilt;
ad 2 replicierte er, dass er darüber keine Instruktion hätte, aber seinerseits
meine, 1) da Münster erklärt hätte, freie Hände zum Frieden zu haben,
so könnte der König von England ihm darüber keine leges vorschreiben,
noch weniger würde Schweden gegen Frankreich vornehmlich sich
dazu gebrauchen lassen, 2) würde die Garantie reciproquement genommen
werden können, 3) da seines Wissens noch keine eigentliche Nachricht,
welchergestalt sich Schweden mit England conjnngieren würde, so
müsste man um so mehr mit Beförderung des Friedens eilen. Die Sache
wegen Borkelo werde hoffentlich keine Difficultät geben, da darüber ein
raisonnabel Temperament ausgefunden, das er mittheilte.
Der Bischof von Strassburg erklärte sich darauf mit den vorge-
schlagenen Bedingungen und auch mit dem Temperament wegen Borkelo
für einverstanden, Münster müsse darauf Frieden schliessen, der über die
Massen nöthig sei, und den auch Frankreich desideriere.
Nach Beendigung dieser ziemlich weitläufigen Conferenz hatte er beim
Kurfürsten Audienz. Derselbe billigte ebenfalls des Kf. Allianz mit Holland
und die projectierten Friedensbedingungen, doch zweifelte er, ob der Bischof
auch von England freie Hände apart zn tractieren habe, da er aus dessen
eigenem Munde gehört, dass er mit England allzuweit engagiert wäre nnd ohne
dasselbe nichts würde schliessen können, er verwunderte sich, dass der Bischof
sich bei anderen solle eines andern haben verlauten lassen. Wegen der
zu ergreifenden Massregeln, wenn Münster ungeachtet alles Zuredens sich
nicht sollte zum Frieden verstehen wollen, wolle er femer mit ihm reden
*) Busch mann ist in der That wenige Tage darauf bei Kf. gewesen , leio
C^editiv ist datiert Reckeim 5. März, das Recreditiv des Kf. Cleve 10. März 1666.
Digitized by
Google
SendoDg de Beyers ao K.Gdlo. 709
und durch den Bischof yod Strassbnrg reden lassen, worauf B. sich Ye>
abschiedete.
Am folgenden Tage, 1. März, folgt B. dem Eorfürsten nach Rechem nnd
bat hier mit dem Bischof von Strassbnrg eine neue weiU&nfige Confe-
renz, derselbe wiederholte noch einmal die Nothwendigkeit eines schnellen
Friedensschlusses wegen der Gefahr, dass es Ewischen Frankreich uod
dem Hanse Oester reich zur Ruptur kommen könnte. Der Bischof be-
merkte, y. Landsberg habe Ordre erhalten, auf den Frieden unter den Torge-
schlagenen Bedingungeil zu dringen nnd von Münster categorische Erkl&mng
zu verlangen. Wenn derselbe den Frieden annehme, so könnten die vorge-
schlagenen Mediatoren zu Duisburg, Xanten oder einem anderen Ort zu-
sammentreten, verwürfe derselbe aber alles Znsprechens nnerachtet die rai-
sonnablen conditiones, so würde auch K.Cöln von ihm die Hand abziehen
nnd ihm durch keine Zufuhr noch sonst etwas zukommen lassen, man werde
sich wider die vorfallenden und zugemutbeten Durchzüge mit gemeioer
Macht gefasst machen müssen , er schlug zu dem Zwecke eine nähere Ver-
einigung^) einiger Stände des westfälischen Kreises und anderer benach-
barter Stände vor, auf Grund von Conditionen, welche er mittheilte,
damit Kf. dieselben überlegen und seine Ministri bei nächster Zusammen-
kunft darüber instruieren könnte. Auch wenn der Frieden zustande käme,
könnte bei dessen Solennisiernng von dieser Verbündnis geredet werden,
damit man so allen zu befürchtenden Unruhen, welche durch den Tod des
Königs von Spanien oder sonst eintreten könnten, vorbauen möge. K.Mainz
werde sicher eintreten, sonst würden die conditiones zur Zeit noch secre-
tiert, doch seien sie seinem Bruder, dem Grafen von Fürstenberg an-
vertraut, um sie einzelnen benachbarten Reicbsständen zu hinterbringen.
Endlich wurde noch einmal der Stadt Rheinberg gedacht und B.
theilte auf Begehren mit, wie Kf. über Restitution seiner mit Staatischen
Garnisonen besetzten Städte die Tractaten geschlossen hätte.
Nachmittags erhielt er beim Kurfürsten die Abschiedsaudienz; derselbe
versicherte, dass er durch expresse Besendung mit sonderlichem Nachdruck
auf Annahme der vorgeschlagenen Bedingungen habe dringen lassen und
auch ferner dahin trachten werde, dass dieselben ohne Ansehen der For-
malia angenommen würden, er hoffe, Kf. werde ihm in seiner guten Inten-
don wegen Rheinberg secundieren. Darauf hat er noch eine Abscbieds-
audienz beim Bischof von Strassbnrg gehabt, ist noch an demselben Tage
abgereist und heute um Mittag in Cleve angekommen.
1) Urk. a. Akt. II 8.358 ff. und oben 8.698.
Digitized by
Google
710 11« Der MänBlersche Krieg.
Diarinm, was bei der Mttngterisch- und Holländischen Frie-
denshandlnng zu Cleve Vorgängen a. 1666.
28. März. 28. März 1666. Kf. bat Schwerin za Beverning geschickt > dem-
selben anzeigen lassen, dass die Münster schenk Qun hier wären, ond
seine Bedenken begehrt, wie die Tractaten anzufangen, wie man sich
wegen des Kaiserlichen, K.Cölnisch- Pfalznenbargischen Ge-
sandten ond anderer, die sich hierbei angeben möchten, zo eomportieren
und was für conditiones den Münsterseben vorzastellen. B. hat geantwortet,
dass er nur Ordre hätte, mit Kf. und dessen Ministris zo tractieren, wollten
die anderen für sich gute officia anwenden, so könnte ers geschehen lassen,
es hätten sich nur Kf. und der Herzog von Wolffenbüttel zu dieser
Sache legitimiert. Die conditiones wollte er uns schriftlich vorstellen , sie
könnten aber jetzt nicht bei den vorigen bleiben, weil der Bischof dieselben
nicht angenommen und ihnen indessen Ursache zu ferneren Unkosten ge-
geben. Schw. ist darauf auch zo Heimburg gefahren und hat ihm dieses
mitgetheilt, derselbe meinte aber, weil er schon angenommen sei, so müsse
er auch dabei bleiben.
29. März. 29. März hora 7 hat Kf. Rath gehalten und Schwerin ond Blas-
peil zu den Tractaten verordnet, sie sollten zuförderst zu dem Kaiser-
lichen gehen und mit ihm d& modo tractandi reden und darauf den
Münsterschen den Vortrag thuu. Dieselben fahren darauf zum Baron
de Goes, proponieren ihm, wegen der Staaten sei v. Beverning, wegen
des Bischofs von Münster Schmising und Wiedenbruck angelangt,
es sollten auch einige K.Mainz-, K.Cöln- und Brannschweigische')
') Der Domdechant ond Domküster Mathias Korff, gen. Schmising, ood
der Hofricbter Bernhard v. Wiedenbruck (Creditiv des Bischoff far die-
selben d. Monster 24. M&rz 1666), dieselben waren am 27. angekommen aod
hatten am 28. Audienz beim Kf. gehabt.
>) Karfarst Johann Philipp von Mainz hatte dem Kf. schon am 10. Mars
angezeigt, dass er auf den Wonsch des Bischofs von Monster Gesandte s«r
Theilnahme an den Verhandlangen schicken werde, als solche ersehieneQ dano
(Creditiv vom 17. März 1666} der Freiherr Melchior Friedrich v. Schoo-
born, Heinr. Patz ond Dr. Job. Christoph Gudenos. Korforst Maximi-
lian Henrich von Cöln hatte dem Kf. (d. Lattich 23. März 1666) angezeigt»
dass er seinen Geheimenrath ond Obersten Kammerer Graf Wilhelm Bgon
von Forstenberg senden werde, 30. März beglaubigt er zor Theilnahme an
den Tractaten Graf Fürstenberg ond den Kanzler Boschmann. Von
braonschweigisoher Seite fanden sich in Cleve ausser v. Hteimbnrg aoch
als Bevollmächtigter der Hersoge Georg Wilhelm ond Ernst Aogost L.
Maller ond im Aaftrage Herzog Johann Friedrichs (der d. Hannover
14. März 1666 dem Kf. angezeigt hatte, dass er von K.Co In aofgefordert sei,
jemand zo den Tractaten abzoordnen), die Geheimenräthe Otto Grote ond
Lodolf Hogo ein^ Aosserdem erschienen dort als Bevollmächtigter Pfalzgraf
Philipp Wilhelms von Neoburg dessen Kanzler Giese (Creditiv d. Düssel-
dorf 24. März 1666) ond als Gesandte des Bischofs Ferdinand von Pader-
Digitized by
Google
FriedeoByerhandlaogdD in Cle?e. 711
Abgesandteo angelangt sein, dieselben hätten aber ihre Creditive noch
Dicht eingeschickt. Kf. sei bekümmert, dass er von Beverning ver^
nommen, die Staaten wollten keine ordentlichen Tractaten zulassen; er sei
allein an Kf. gewiesen, könnte jedoch geschehen lassen, dass anch andere
ihre officia dazu anwendeten, ob es nicht das nächste sein wollte, dass der
Kaiserliche mit den anderen anwesenden Abgeordneten daraus commanicierte
ond was vorginge jedesmal den Münsterschen zq verstehen gebe, an selten
des Kf. werde man dergleichen bei v. Beverning thnn. Beverning
habe anch erklärt, die Staaten wollten nicht mehr an die früher projeo*
tierten conditiones gebunden sein, sie wollten etzlichen Schaden repariert
haben und verlangten anch, dass der Bischof auf Borkelo pure rennn-
tiieren müsste. de Goes giebt auch sein Befremden über diese Forderungen
der Staaten zu erkennen, mit dem vorgeschlagenen modus tractandi erklärt
er sich einverstanden, meint aber, die Staaten hätten nicht Ursache, jetzt
härtere Bedingungen vorzulegen, es schiene, dass sie sich auf die Allianz
mit Kf. verliessen, man möchte dies den Münsterschen nicht gleich zu an*
fangs, sondern gradatim zu verstehen geben, damit sie nicht vor den Kopf
gestossen würden.
Bora 9 fahren Schw. und Bl. zu den Münsterschen'), erklären
ihnen, da der Bischof sich nicht näher auf die vorgeschlagenen Friedens-
artikel herausgelassen habe, so finge man im Haag an auf härtere con-
ditiones zu dringen, Kf. hoflfe aber es dahin zu bringen, dass sie von allen
neuen Postulatis abstehen wurden. Die Gesandten möchten zulängliche
Mittel dazu an Hand geben, man werde dann mit Beverning darüber
weiter conferieren.
Die Münsterschen erwidern, der Bischof hoffe nicht, dass man im
Haag ihm deswegen, als wenn er in mora gewesen und sich nicht erklären
wollen, jetzt härtere conditiones sollte auflegen wollen, er habe sich als-
bald anf den ersten Vortrag erboten, die Friedenstractaten einzugehen,
auch K.Cöln und andere Kur- und Fürsten als mediatores angenommen,
sein Recht auf Borkeloe wolle er samt den Waffen Kf. und den anderen
born der Domdecbaot Caspar Philipp v. Ketler, der Domkämmerer Joh.
Adolf V. Forstenberg und Dr. Coorad Me Inders (Creditiv d. Neahaas
30. Marl 1666).
0 Der Bericht Schmi singe ood Wiedenbrücks an den Bischof (d.
Cleve 29. März 1666, Muostersches Archiv) über diese Conferenz lautet durchaus
übereioetimmeod. Ad demselben Morgen hatten sie schon eine Zusammenkiinft
mit den an dem vorhergehendeo Abend angelangten K.Mainz-, K.Goln- und
Nenbargischen Gesandten gehabt, welche sich erboten, zunächst dem Baron
de Goes zuzusprechen, das Haagische Project zu redreasieren , wenn derselbe
aber sich Weigerte oder nichts ausrichtete, mit anderen Freunden zu reden.
Schmising hatte auch Golbert besucht, da derselbe aber noch keine eigent-
liche InstruktioD erhalten zu haben schien, so wollen die Gesandten Zeit zu ge-
winnen suchen, von de Goes und den anderen Mediatoren versprechen sie sich
wenig wirkliche Hülfe.
Digitized by
Google
*712 11- I>or MüDBtersche Krieg.
anwesenden mediatoribus gern in Händen geben , er begehrte nur, dass
der Gmnd der Sache nntersncht werde, mit dem Erbieten, sich dem Urtheü
der mediatores za unterwerfen, doch könne er nicht begreifen, warom mao
ihn constringieren wolle, die im Haag gemachten Projeote so absolute an-
zunehmen, da er sich doch zu aller Billigkeit präsentierte. Die K. bran-
denburgischen remonstrieren, da diese Zusammenkunft einzig dahin an-
gesehen wäre, dass man je eher je besser zum Frieden gelangen möchte,
so würde es gar unzeitig sein, das Recht von Borkeloe zu untersuchen,
zumal da Beverning, welcher sonst den Frieden herzlich wünschte, be-
ordert wäre, bei noch längerem Tergiversieren zurückzukehren. Kf. müsse
daher rathen, dass der Bischof nicht so sehr auf sein an Borkeloe ver-
meintes Recht bestehen, sondern considerieren möchte, dass diese Herr-
scbaft nunmehr 50 Jahre in den Händen der Staaten und von sehr geringer
Importanz sei, dass der dem Staat zugefügte Schaden zwanzigmal mehr
betrage und dass derselbe, wenn der Bischof sich sein Recht auf Bor-
keloe reservieren wollte, sicher Restitution des Schadens fordern würde.
Die Münsterschen erwidern darauf, ihre Meinung wäre nur, ganz
kurz und per facti speciem die Beschaffenheit der Sachen wegen Borkeloe
anzuweisen, damit die Mediatoren aliqualem causae cognitionem hätten; da*
mit das Friedensnegotinm um so weniger aufgehalten würde, wollten sie
den folgenden Tag mit ihrer Notbdurft wegen Borkeloe einkommen. Die
K.brandenburgischen nehmen dieses ad referendum, fahren kurz vor
11 Uhr nach Hofe und statten Kf. Relation ab, welcher befiehlt, von allem
dem Holländischen, Kaiserlichen, Französischen und Braunschweigischen
Gesandten part zu geben.
Schw. und Bl. begeben sich darauf zu Beverning, derselbe erklärt,
nicht Macht zu haben, von den im Haag festgestellten Artikuln abzuweichen;
wenn dieselben nicht in wenig Tagen angenommen würden, müsste er wieder
zurückreisen. Schw. giebt noch an demselben Tage auch dem franzö-
sischen Gesandten von allem part.
30. März. 30. März. Blaspeil fährt zu dem Kaiserlichen und dem Braun-
schweigischen Gesandten, der erstere schlägt vor, dass man zunächst
alle übrigen Punkte festsetzen und den wegen Borkeloe zuletzt vor-
nehmen möchte. Der Braunschweigische meint, man müsse eine Zu*
sammenknnft aller Interponenten veranlassen, auf des Kf. Befehl begeben
sich darauf Schw. und Bl. zu den K.Mainz-, Cöln- und Pfalz-Neu-
burgischen Gesandten und theilen ihnen mit, die Münsterschen hätten
erklärt, dass der Bischof wegen Borkeloe das, was die Mediatores gut-
finden würden, einzugehen bereit sei, worauf }ene erklären, dass sie alle-
samt den Frieden aequis condicionibus zu befördern befehligt wären und
alsbald mit den Münsterschen aus der Sache reden wollten.
Nachmittags übergiebt Blas peil auf Befehl des Kf. die Friedensartikel,
welche v. Jena zuletzt zu Münster abgefasst'), bei denen aber einige
>) S. oben S. 700.
Digitized by
Google
FriedenBverhaodlaogen in Cle?e. 713
AenderoDgeD vorgenommen sind, an BeTerning. Dieser erklärti sich
darauf nicht einlassen za können, damit man aber znr Sache käme, hätte
er die Artikel so, wie der Staat dieselben desideriertCi entworfen nnd wollte
sie commnnicieren. Um 4 Uhr begeben sich Schw. und Bl. eu den
K.Mainz-, E.CöIn- und Pfalz-Neuburgischen Abgesandten, welche
ihnen mittheilen, dass sie bei den Münsterschen*) gewesen und diesen
hart sugesprochen hätten, dieselben hätten aber erklärt, der Bischof stelle
das Recht, welches er wegen seines privati und dominii directi an B or-
keloe praetendierte, zur Judicatur der Mediatoren^ wegen der Superiorität
aber könne er nicht nachgeben. Der Kaiser und die Reichsstände wären
verpflichtet, nichts vom Reiche zu alienieren. Die K.Brandenburgischen
antworten, jene gingen auf die Art wieder zurück, und weisen nach, dass
die Remonstration, vom Reiche dürfe nichts alieniert werden, in gegen-
wärtigem Fall keine Statt haben dürfte.
31. März wird das von Beverning Tags zuvor communicierte Pro- 31. März,
j ect allen Interponenten mitgetheilt ').
1. April. Nachmittags halb 4 Uhr schicken die Münsterschen, 1. April,
welche vorher mit den K.Mainz-, Cöln- und Pfalz-Neuburgischen
eine Zusammenkunft gehalten, ihre Resolution') auf das Project ein.
Schwerin und Blas peil referieren darauf sofort dem Kf. und dieser
befiehlt ihnen, zu den Münsterschen und auch zu den anderen zu gehen
und ihnen anzuzeigen, dass auf solche Art zurück werde tractiert werden,
weil man vorher die Restitution von Borkeloe nicht difficultiert , jetzt
aber vom Sequester rede und der Renunciation des prätendierten Rechtes
sich gern entziehen wolle, Kf. besorge, wenn Beverning solches Project
sehen würde, würde er sofort die Tractaten abrumpieren. Die Münster-
schen remonstrieren, der Bischof hätte sich noch nie zur Restitution von
Borkeloe erklärt, das Sequester hätte v. Jena ins Mittel gebracht, von
dem alle Projecte aufgesetzt wären. Sie fahren dann zu den anderen Ab-
gesandten, finden dort auch He im bürg, der jenen ebendergleichen vor-
gehalten, endlich wird beschlossen^), die K.Brandenburgischen sollten
aufsetzen , wie es einzurichten *),
1) Die MuDsterschen Gesandten berichten ao den Bischof (d. Cleve 30. März
1666), sie hätten diesen Morgen die K.Mainz-, K.G5ln- nnd Neubargischen
Qesandten besacbt, dieselben aber wegen der Aenssening des Kf., es werde von
dem Haagischen Project nichts abzuhandeln, auch kein Stillstand za erhalten
sein , fast kleinmüthig gefunden , so dass sie sie hätten animieren müssen. Nach-
mittags hatten sich dieselben bei ihnen eingefunden nnd erklärt, weil sie wegen
Borkelo weder zu einem Compromiss noch Sequester Hoffnung hätten, wenig-
stens sich auf das ausserste bemühen zu wollen, Interesse imperii zu salvieren,
morgen werde Beverning ein Project vorlegen.
>) 8. den Inhalt desselben Urk. u. Akt II S. 390.
') S. Urk. und Akt II S. 390f.
*) ebendas. 8. 392.
^) Die Münsterschen klagen in ihrer Relation vom I.April darüber, dass
Digitized by
Google
714 11. Der MdoBtereche Krieg.
2. April. 2. April deliberiert Ef. im Rath, wie das Project einzorichteo, es
wird beschlossen, dass der Artikel von Borkeloe so, wie er mit Friqoet
im Haag abgeredet, inseriert werden sollte, Blas peil adjustiert so das
Project, indessen föhrt Schwerin zu dem Kaiserlichen nod Fran*
zösischen Gesandten und ersucht sie, bei beiden Theilen gute Officia
za prästieren, welches sie anch yersprechen, der Kaiserliche aber
bittet sehr, dem Bischof die Rennnciation nicht anznmnthen. BI. begiebt
sich darauf zu Beverning and zeigt ihm das Project, derselbe verlangt
verschiedene Aendernngen, vornehmlich dass der mit Friqoet abgehan*
delte Artikel aasgelassen and der vorher inserierte übergeben and dann,
dass eine gewisse Zahl genannt werden sollte, über welche hinans der Bischof
nicht Volk halten sollte. Kf. befiehlt ihm hiernnter seinen Willen zo thon,
das Project wird so abgeschrieben^). Schwerin and Blaspeil fahren
zn den Kar- and Fürstlichen Oesandten nad daan za den Münsterschen,
theilen ihnen das Project mit and recommendieren ihnen die Sache, die
Münsterschen erbieten sich, falls dasselbe mit ihrer Instruktion nicht
übereinstimme, wollte einer von ihnen zum Bischof reisen und andere In-
struktion befördern.
3. April. 3. April hat Kf. die K.Mainz- und Gölnischen Gesandten zur
Tafel, nach dem Essen redet er mit ihnen beweglich wegen des Friedens;
von den Münsterschen erfolgt noch keine Resolution auf das Project,
sie sind bis zum sp&ten Abend bei dem Kaiserlichen Gesandten.
4. April. ^' April erfährt Kf. von Beverning, dass die Münsterschen
schon vorigen Tages ihre Resolution eingebracht, schickt darauf zu den
sämtlichen Kur- und Fürstlichen und lässt um Communication derselben
bitten. Die K. Mainzischen lassen darauf sagen, sie hätten die Reso-
lution erhalten, dieselbe sei aber so eingerichtet, dass sie unter sich dar-
über conferieren müssten; sie hätten das ganze Werk voller Schwierigkeit
sehr in sie gedrungen werde, die K.Braodenbargisohen hätten ihnen erklärt, sie
därften sich auf die übrigen Mediatoren nicht viel verlassen, von denen keiner
ihretwegen den Degen ziehen werde. Sohmising berichtet an demselben
Tage über eine Unterredung mit Graf Fürstenberg, welcher ihm in Aussicht
stellt, dass Frankreich, wenn der Bischof Wort halte (s. Urk. u. Akt n S. 378),
demselben später bot Wiedererlangung Borkelos verhelfen werde, doch siisstraot
er Furstenberg. Der Bischof erwidert darauf (d. Monster 6. April 1666), der
Bericht seines ans Frankreich zurückgekehrten O.Wachtmeisters v. Haubtts
stimme in der Hauptsache mit Färstenbergs Erklärungen überein, er sehe daher
nicht ein, wie von ihm auf Benunoiation seiner rechtmässigen Präteosionen be-
standen werden könnte, sie sollten diesen Funkt durch Interposition des fran-
zösischen Gesandten so einrichten, dass ihm dadurch nicht in perpetunm prä-
judiciert werde. Auch er glaubt übrigens, dass Furstenberg von eigennütziges
Motiven und nicht von Interesse für ihn geleitet werde, und will daher, falls
die Verhandlung nicht bald zum Schlnss kommt, wieder jemand von den Sei-
nigen nach Paris schicken and dort sein Interesse poussieren lassen.
0 Den Inhalt desselben s. Urk. n. Akt. II S. 394.
Digitized by
Google
FriedensverhaiidloogeD io Clefe. 715
befunden, die Müdsterscben erklärten, sie könnten nicht weiter geben,
wenn man mebr Ton ihnen begehrte, müsste einer nach Münster sich be-
geben. Die K.Mainziscben klagen über Bevernings^) harte Reden, man
wollte den ülänsterschen mores lehren, and erklärten, wenn Kf. nicht
dazukäme, zweifelten sie, dass es in ihren Kräften sein würde, denn ihre
bisherigen Operationes hätten solche Gewalt nicht erwiesen.
Baron de Ooes hat um 8 Uhr beim Ef. Audienz und überlegt mit
ihm, wie das Werk weiter anzugreifen, kommt darauf zu Schwerin und
Blaspeil und erklärt, mit der Renunciation sei nicht fortzukommen, das
Fri quetsche Project müsse bleiben, sie wollten sämtlich den Bischof
dazu disponieren, er schlägt eine Zusammenkunft aller Gesandtschaften
in seinem Hause vor. Zu Mittag hat Kf. die Münsterschen und Neubur-
gischen Gesandten bei sich. Nachmittag 5 Uhr deutet Kf. Schwerin in
Gegenwart Beyernings an, dass derselbe von dem Friquetschen Pro-
ject nichts wissen wolle, er nebst Blaspeil sollten zu den bei dem Kaiser-
lichen versammelten Gesandten gehen und ihnen dieses anzeigen, dem Bi-
schof könne das jns directi dominii bleiben, aber auf die Snperiorität müsse
er renuntüeren, doch salvo jure imperii, imperatoris et cnjuscumque, es
müsse anch ein certus numerus militum, über^ welchen der Bischof nicht
schreiten dürfte, genannt werden. Jene beschweren sich, dass auf diese
Art zurücktraktiert und allerhand Difficultäten gemacht wurden, nehmen
jedoch an, desfalls ein Project aufzusetzen nnd mit den Münsterschen
zu reden.
5. April. Vormittags conferieren die Münsterschen mit dem Kai- 5. April,
serlichen nnd den anderen Kur- nnd Fürstlichen Gesandten, Nachmittags
um 2 kommen sie wieder zusammen, auch die K. Brandenburgischen
kommen dazu, es wird diesen ein aufgesetztes Project') mitgetheilt, nach-
dem dieselben darauf einen Abtritt genommen, zeigen sie sofort einige Mängel
an und es wird lange darüber conferiert. Darauf begeben sie sich zu Be-
verning, tragen ihm alles vor und reden ihm vornehmlich zu, sich das
Haagische Project belieben zu lassen, er will sich aber dazu nicht ver-
stehen nnd ist demnach in seiner Gegenwart wegen Borkelo etwas an-
deres concipiert, solches von ihm beliebt und darauf sämtlichen Gesandten
zugeschickt worden, auch wegen Abdankung der Völker bleibt Bever-
ning fest dabei, dass eine Zahl genannt werde*).
6. April kommt Baron de Goes zu Schwerin und stellt ihm viele 6. April,
rationes vor, warum Kf. nicht in den Punkt wegen Benennung einer ge-
wissen Anzahl der Völker einwilligen sollte, um 7 Uhr referieren Schwerin
nnd Blas peil dem Kf. davon in vollem Rath. Darauf wird in dem von
0 S. auch Urk. a. Akt. II S. 394 desseo Aeasseraogeu über Fürsten-
berg.
>) S. Urk. 0. Akt II 8.398.
^ VgL Bevernings Reiatioo an die O.Staaten vom 5. April (Aitzema V
8. 1021).
Digitized by
Google
716 11- I^or Mänstersche Krieg.
Blaspeil abgefassten Projeot der Punkt wegen Borkeloe and Abdankung
der Völker etwas* geändert ond sie begeben sich darauf zu Beverning.
Derselbe erklärt sieb wegen des Punktes über Borkeloe wohl, aber
wegen Abdankung der Völker verlangt er durchaus, dass der Bischof nur
3000 Mann behalten dürfe. Sie fahren darauf zu den MünsterBchen
und reden deswegen mit ihnen, diese erklären aber rotunde, dass der
Bischof keine Zahl leiden würde. Sie begeben sich darauf zu dem Kaiser-
lichen Gesandten, wo sie auch die anderen finden, übergeben ihnen 2Ar-
tikul ') wegen Borkeloe und Abdankung der Völker. Nachmittags schickt Kf.
Schwerin undBlaspeil wieder zuBeverning, als dieselben sich aber
dorthin begeben wollen, erhalten sie ein Schreiben von de Ooes, dass
sie sämtlich eine Deputation an Beverning schicken und ihn zu anderen
Oedanken zu disponieren suchen wollten. Beyerning bat aber solche An-
spräche auf den folgenden Tag differiert, kommt Nachmittag zu Kf. und
zeigt ao, er hätte Schreiben ans dem Haag erhalten, könnte danach dasje-
nige, was er bereits eingewilligt, nicht annehmen, wenn die Münsterschen
nicht bald zur Sache thäten, müsste er sich zurückbegeben und würde
der Staat die feindlichen Actiones wider den Bischof wieder fomehmen.
Dieses wird darauf dem Kaiserlichen Gesandten angezeigt und ihm zo*
gleich das dritte Project mitgetheilt
T.April. 7. April kommt Beverning, nachdem die anderen Gesandten bei
ihm gewesen >}, zu Kf. und berichtet, was sie untereinander geredet und
dass der Punkt wegen Borkeloe wohl seine Richtigkeit haben würde,
80 viel den Staat anginge, allein er hätte vorgeschlagen, sie sollten sich
zugleich mit dem Grafen von Stirum vergleichen, wobei er selber Unter-
händler sein wollte, hat auch ein Project wegen Abdankung der Völker
aufgesetzt und anstatt früher auf 3000, jetzt auf 2000 bestanden. Nach-
mittag begeben sich darauf Schwerin und Blaspeil in die Versamm-
lung sämtlicher Interponenien , theilen den Artikel wegen Abdankung der
Völker, wie Beverning ihn einzurichten begehrt, mit, es wird darüber
lange deliberiert, dann auch die Münsterschen hinzugerufen, endlich
nach 7 Uhr wird beschlossen, dass diese zwar hiervon nichts ver-
versprechen könnten, es sollte aber einer von ihnen zu dem Bischof reisen
und versuchen, ob sich derselbe dazu verstehen wollte. Alle bitten
Schwerin und Blaspeil, sie möchten am nächsten Tage noch vor Ab-
fahrt des Münsterschen bei Beverning versuchen, ob er nicht in Re-
spect des Kaisers und sämtlicher Interessenten inbetreff dieses Punktes
ein Temperament zulassen wollte, sie wollten sämtlich dem Staat ver-
sprechen, dass der Bischof nicht mehr Völker halten sollte. Hiervon wird
dem Kf. Relation abgestattet und er befiehlt, ein Schreiben an den Bi*
0 S. ürk. u. Akt. II S. 400f.
*) S. Urk. Q. Akt n S. 401 und Bevernings Relation vom 8. April
(Aitzema V S.
Digitized by
Google
FriedensverhaodlQOgeD io Gleve. 717
schof mitzugeben, worin derselbe ermahnt werde, auf das Project ein*
zogehen.
8. April am 6 Uhr kommen Schwerin nnd Blaspeil zn Bevor- S.April.
ning und versuchen ihn zum Eingehen auf jenes Temperament zu bewegen,
aber vergeblich. Sie hinterbringen darauf den Münsterschen solche
Resolution, welche sehr bestürzt darüber sind, jedoch bei ihrer Meinung
bleiben, dass Wiedenbrnck nach Münster sollte, es wird ihnen die Höx-
terische Sache recommendiert um 8 Uhr wird dem Kf. Relation davon
gethan, bald darauf giebt derselbe den zwei Hannoverschen Abge-
sandten Grote nnd Hüge^ Audienz.
Nach des Münsterschen Abreise ist in den Traktaten nichts vor-
gefallen, 15. April kehrt derselbe wieder zurück, 16. April früh um 15. April.
7 Uhr haben er und Schmising Audienz beim Kf. und hinterbringen die 16. April.
Erklärung des Bischofs^}; Rf. schickt darauf Schwerin nnd Blas peil
zunächst zn ihnen, sie wiederholen denselben gegenüber die bei Kf. abgelegte
Proposition und machen noch einige andere Erinnerungen. Dann begeben
sich Schw. und Bl. zu Beveruing und bringen ihm die Temperamenta
der Münsterschen vor'), dass entweder der Bischof so und so viel Volk
abdanken, oder dass derselbe gegen den Kaiser und alle Kur- und Fürsten,
welche sich interponierten , schriftlich erklären sollte, er wollte nicht mehr
Volk halten, als die benannte Zahl mit sich brächte, und dass dieselben
solches dem Staat wieder versichern könnten. Beverning aber schlägt
alle Temperamenta rotunde ab und bethenert, wenn es nicht bei dem Auf-
satz bliebe, müsse er sofort Abschied nehmen. Schw. und Bl. begeben
sich darauf zu dem Kaiserlichen Gesandten, wo sie auch die übrigen
Gesandten, auch die Münsterschen finden, theilen ihnen alles mit und
bitten, weil es nur auf eine Formalität ankomme, so möchte der Bischof,
nachdem er schon soweit gegangen, sich auch hierunter begreifen. Die
Münsterschen nehmen einen Abtritt und erklären dann, sie wollten es
den sämtlichen Mediatoren in die Hände stellen; diese machen endlich ein
Project, worin die Worte gesetzt werden : „weil der Bischof urtheile, dass
er mit so vielem Volk ausreichen könne, so verspreche er, dass er nicht
mehr halten wolle. *^ Nachmittag lässt Kf. Beverning zn sich rufen, mit
dem auch H. Amerung kommt, und redet mit ihnen von diesem Project,
bringt es aber nicht weiter, als dass statt Dominus episcopns Domini me-
0 S. oben S. 710.
*) Sie überbriogen zugleich ein Schreiben des Bischofs an Kf. (d. Münster
12. April 1666), in welchem derselbe erklart, dass er im übrigen die vorgesohla-
genen Bedingungen annehmen wolle, nar darauf» dass ihm wegen Besetiong sei-
ner Garnisonen Ziel und Mass gesetzt und sogar in der Zahl praacribiert wer-
den solle, könne er nicht eingehen, nnd er bittet Kf., ^diese nachtheilige Be-
schwernus ans dem Wege zn räumen *'.
'i 8, AitzemaV S. 1022, wo jedoch diese Verhandlangen ungenau dar-
gestellt sind.
Digitized by
Google
718 11. Der Mansterache Krieg.
diatores gesetzt werdeo. Sohw. aod Bl. berichten darauf davon den an-
deren Gesandten und diese erklären endlich, damit zufrieden sein zu wollen,
bitten aber, Beverning zuzureden, dass auch des Bischofs gedacht werde,
doch geht dieser nicht darauf ein.
17. April. 17. April früh um 7 Uhr kommt der Luneburgisch^Zellisclie
Gesandte^) zu Schwerin und bittet, weil die Sachen abgethan, so mdcbte
man auch seines Herrn Interessen^ insonderheit wegen der Stadt Höxter,
in Acht nehmen, bald darauf kommt auch Beverning und geht, was er
Tags vorher difficultiert, ein, dass post verba Domini mediatores judieaat
auch D. episcopus gesetzt werde, welches dann sofort den übrigen Ge-
sandten zu wissen gethan wird, Blaspeil begiebt sich dann zu deo
Münsterschen und geht mit ihnen die Erinnerungen, welche Beverning
am vorigen Tage gemacht, durch.
Der Kaiserliche Gesandte kommt zu Schwerin und macht Diffi-
cultäten*), dass der französische Gesandte namens seines Königs den
Tractat mit unterzeichnen sollte, weil derselbe nichts bei der Sache gethan,
redet weiter de ordine der Unterschreibung und verlangt auch, daae der
Lüneb.-Zellische erklären möchte, dass sie abdanken wollten. Danutf
kommt auch der französische Gesandte zu Schw. und erinnert einiget
bei dem Aufsatz. DerKf., nachdem ihm Schw. von allem Relation gethan,
lässt dem Kaiserlichen remonstrieren, dass man den König von Frank-
reich wegen der Mediation und Subscription nicht ausschllessen könnte,
weil derselbe sowohl im Haag als auch hier das Werk mit befördert, dazu
stände dem Staat als Prinoipalen frei, zu Mediatoren zu gebrauchen, wen
sie wollten. Am Abend kommt de Goes zum Kf. und doliert noch ein-
mal deswegen, Kf. aber redet ihm zu und verspricht, wenn ihm desfalls
vom Kaiser verwiesen werden sollte, ihn zu vertreten.
18.April. IS* April*) morgens haben Schwerin und Blaspeil das neu ab-
geschriebene Project collationiert, und weil der Kaiserliche Geeaodta
hingekommen und wegen der Ordnung der Unterschreibung mit ihnen ge-
redet, haben sie ihm 2 Exemplare zugestellt. Abends kommt de Ooes
zum Kf. und berichtet, dass die Fürstlichen sich weigerten, mehr als einen
>) L. Müller.
^ Vgl. Aitsema V 8.1031.
^ Die Monstersohen Gesandten melden dem Bischof an diesem Tage,
sie konnten noch nichts Schliessliches berichten, da fast taglich in den Ver-
bandinngen neue Verändeningen vorfielen. Es sei verglichen worden, daaa die
Ratification innerhalb 14 Tagen nach der Unterzeichnang des Friedens und die
Exanctoration 15 Tage nach der EUtification erfolgen solle, inbetreff der Gar-
nisonen sei dnreh sonderliehe Dezteritat für den Bischof die Zahl 3000 und das
Judicium necessitatis erwirkt worden, im übrigen hätten die in dem Projeot be-
findlichen Punkte propter morosam ipsius Bevemingh contradictionem fast un-
verändert bleiben müssen. Da die UnterBeichnung heute oder morgen stattfinden
werde und die leidige Oontagion auch hier einreisse, so bitten sie um die od
thigen Geldmittel, um bald abreisen zu können.
Digitized by
Google
FnedenaverbfiDdloogeD io Gleve. 719
Yoo jedem Korfiirsten vor sich schreiben za lassen, Kf. aber antwortet,
das« er in solcher Sache kein Temperament zulassen würde.
19. April. Kf. schiekt zu den Holländischen und Münster- 19. April,
sehen Gesandten nnd l&sst sie auffordern, hinaufzukommen und in seiner
Gegenwart zu unterschreiben. Indessen hat sich der Lüneb. -Zellische
angegeben und begehrt, dass ehe die Subscription geschehe, auch ihre
Sache abgethan werden möchte. Schw. und Bl. haben demnach bald
mit den Münsterschen bald mit den Lüneburgischen aus der Sache
geredet und ist endlich ein Project') beliebt worden. Hierauf wird das
Instrumentum publice durch den Notar Sturm verlesen, und weil H. Be-
yer ning in Art 4 die Worte post praedictum diem für hineingeschoben
gehalten und sich nicht erinnern wollen, dass solche mit seinem Belieben
hineingesetzt, so hat der Bogen wieder umgeschrieben werden müssen,
darauf sie dann allerseits unterschrieben'), zugleich haben auch die Mtin-
0 Nachdem die Herzoge Georg Wilhelm aod Ernst August ursprüng-
lich sehr weit gehende Forderungen wegen von dem Bischof zn leistender Sa-
tiafaction und Friedeosbürgschaft gestellt, damit aber abgewiesen worden waren
(s. Kdoher I 8.453. 670ff.), hatte ihr Vertreter L. MfiUer am 1. April und
dann wiederum am 15. April beantragt, dass auch folgende 3 Punkte in dem
Friedensschlnss bedungen wurden: 1) wegen Höxter, 2) wegen friedlichen Ana-
ffleichs der Streitigkeiten, 3) Empfehlung der Interessen des Grafen Waldeck.
In dem zwischen den Münsterschen und Braunsohweigischen Gesandten verein-
barten, auch am 8./ 18. April onterzeichneten Recess (Aitzema V S. 1029; s.
Alpen I S. 735), wird abgemacht: 1) jetzige oder spätere Streitigkeiten zwischen
dem Stift Munster und dem Brannschweigischen Hause oder dem Stift
Osnabrück sollen nur auf gütlichem oder rechtlichem Wege ausgemacht
werden, 2) die Stadt Höxter verspricht der Bisehof in politiois und eoelesiasti-
eis in den Stand, in welchen sie duroh das lostr. Paeis und den Arctior modus
exequendi gesetzt ist, zu restituieren. Die Münsterschen erklären femer, das«
sie verlangt haben, dass die braunschw. Herzoge ihre Truppen abdanken sollten,
der Gellische, dass er zwar deswegen keine Instruotion habe, aber nicht zweifle,
es wurde bei seinen Herren Principalen solche Meinung haben. Die Herzoge
Georg Wilhelm und Ernst August aber erklärten (d. Hoya 19./29. April
1666) diesen Recess für unzureiehend nnd verweigerten dessen Ratification.
*) Dass die Münsterschen sich zum Abschluss verstanden, geschah eigent-
lich gegen den Willen des Bischofs, welcher durch die Ankunft des englischen
Gesandten Temple (s. u.) wieder sehwankend gemacht sie am 19. April an-
wies, es dahin zu bringen, dass der Schluss bis zu dessen Ankunft in Cleve
verschoben, und dass dort auch zugleich Unteriiandlungen zwischen England
und Holland angeknüpft wurden. Die Gesandten erwidern darauf, 20. April,
es werde zu spät sein, dass Temple herkomme, da schon gestern die Unter-
zeichnung stattgefunden habe. An demselben Tage aber schreibt ihnen der
Bischof, auch der K5nig von England müsse zur Garantie mit hinzugezogen
werden, er hofie, dass sie die Sache im vorigen Stand erhalten hätten, um so
mehr, da er sich ratione temporis ratificationis et ezauctorationis noch nicht
erklärt hätte, falls es aber doch schon zum Schluss gekommen sei, sollten sie
Digitized by
Google
720 11* ^^^ MaoBteracbe Krieg.
8t er- and Lüneborgischeo das anter ihnen beliebte Projeci anter-
schrieben and haben sich daranf allerseits grataliert, Kf. hat sie sar Tafel
bei sich behalten. Nachmittags erhebt der Kaiserliche weitere Remon-
strationen wegen der bei der Unterschreibnng einznhaltenden Reihenfolge,
wird aber vom Kf. abgewiesen.
20. April. 20. April vollzieht anch der Kaiserliche, nachdem er noch einige
Schwierigkeiten gemacht, and ebenso die Fürstlichen Gesandten die Unter-
schrift.
Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cleff
22. April 1666.
[Ankunft Temples, EinschliessaDg Englands in den Friedenstraktat, Kf. ist be-
reit, die Anknüpfung von Unterhandlungen zwischen England und Holland
zu befordern.]
22. April. Er hat hente von den Abgesandten des Bischofs erfahren, dass ein
englischer Oesandter^ sich bei demselben eingefunden, am an den
Traktaten Theil zu nehmen, zugleich auch um wegen des Friedens swischen
England und Holland zu verhandeln. Da der Friede inzwischen schon
zum Schluss gebracht und keine Möglichkeit gewesen ist, die Traktaten
länger zu trainieren, so muss es schon bei dem nicht ohne grosse und be-
schwerliche Mühe eingerichteten Traktat sein Bewenden haben, weil aber
in demselben ausdrücklich vorbehalten ist, dass diejenigen, welche sich inner-
mit der Subscription oder Commutation einhalten oder auf Wege sinnen, wie
der englische Gesandte mit zu der Batification gezogen werden könne, und er
erneuert am 21. April diesen Befehl und das Verlangen, dass dort auch Friedens-
verhandlungen mit England angebahnt wurden, die Qesandten antworten aber
am 21. April, weder Bevernlng noch alle anderen ministri hatten glauben
wollen, dass es England Ernst sei, hier zu tractieren, auch Kf. halte es für eine
englische feinte und meine, die englischen Sachen seien so schwer, dass sie sich
nicht so bald würden erledigen lassen und dadurch der Münstersohe Frieden
nicht dürfe aufgehalten werden. Sie hätten zum äussersten aufgehalten, obwohl
alle sie pressiert hätten, wofern sie aber noch einen Tag langer gezaudert, so
wäre die Sache zur Ruptur gekommen, ihre Hauptinstruction aber wäre gewesen,
es dazu nicht kommen zu lassen. Der vom 8./18. April datierte Friedensver-
trag ist gedruckt AitzemaV S. 102dff., Alpen I S. 724ff., Londorp IXS.4dlflr.,
Dumont VI 3 S. 106 ff. Kf. richtet (d. Cleve 9./19. April 1666) ein Glückwunsch-
schreiben an den Bischof, worin er demselben dankt, dass er mit Hintansetzung
seiner Farticularinteressen die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit solchergestalt
habe befördern wollen.
>} William Temple. Ueber diese Sendung desselben, welche den Zweck
hatte, den Bischof vom Abschluss des Friedens abzuhalten, s. Tempi es Bericht
an seinen Vater vom 10. Mai 1666 und dessen weitere Correspondenz bei Wiens
S. 128 ff., s. auch Alpen I S. 721 ff.
Digitized by
Google
W. Temple in Monster. 721
halb 3 Monaten nach dem Schlass angeben möchten, in diesen Frieden mit
comprehendiert werden sollten, so steht dem Bischof frei, ratione inclosionis
et goarantiae nach Anweisung des Traktats zu resolvieren, was ihm ge-
fällig nnd er seinem Interesse gemäss erachtet. Kf. ist erfrect, dass der
englische Gesandte InclinatioD bezeuge, wegen des Friedens zwischen Eng-
land und den Vereinigten Niederlanden zu handeln, zumal da auch Be-
verning ihm versichert hat, dass der Staat nichts höher wünsche, als
Occasion zu finden, um wegen dieses Friedens mit den Englischen zu
conferieren. Wenn der englische Abgeordnete dazu beordert wäre, würde
es sich nicht übel schicken, dass bei Auswechslung der Ratificationen an
diesem Ort davon geredet würde, Kf. will dann die Staaten ersuchen, dazu
jemand hieher zu schicken. Er sendet für Temple einen Pass und er-
bietet sich, zu einem so heilsamen Werk alle möglichen Officia anzuwenden
und jemand der Seinigen deswegen nach England abzuschicken.
Der Kurfürst an den Bischof von Münster. D. Cleflf '
25. April 1666.
[ErktäruDg der Holländer. Bitte nm nähere Nachricht über die Aufträge des
engliBcheD Gesandten.]
Er hat aus dem Haag, wohin er Nachricht ?on der Ankunft Temple '825. April,
gegeben, die Antwort erhalten, dass der Staat mit Frankreich und Däne-
mark so fest verbunden wäre, dass ihnen keine Proposition oder Ouvertüre
wegen des Friedens geschehen könnte, die nicht zugleich an diese Kronen
und deren ministros gebracht werden müsste, sie haben daher begehrt, er
möchte, was desfalls an ihn komme, nicht allein dem Staat> sondern auch
den bei ihm befindlichen mioistris dieser Kronen mittheilen. Er bittet um
Nachricht, was etwa des Englischen Abgesandten Instruktion nnd Voll-
macht über dieses Werk sein möchte, er ist bereit, alle möglichen Officia
zu Beförderung der Sache ferner beizutragen.
Bischof Christoph Bernhard von Münster an den Kurfürsten.
D. Münster 26. April 1666.
[Der englische Gesandte hat zu Unterhandlungen mit Holland keine Vollmacht.]
0 Mit dem Friedenswerk muss es sein Bewenden haben. Er hat zwar 26. April,
gehofft, es dahin zu bringen, dass, wenn der englische Plenipotentiarins
dazu gekommen wäre, auch die Handlung zwischen England und Hol*
1 a n d auf den Gang gebracht werden würde ; derselbe hat aber dazu keine
schriftliche Vollmacht gehabt. Er ersucht Kf., wenn derselbe jemand dieses
Friedens halber nach England schicke, solches nicht allegieren zu lassen,
damit der Gesai^ite deswegen nicht in angleichen Verdacht komme.
Mater, t. QoMh. d. O. Kurfunteu. XJ. 46
Digitized by
Google
722 n. Der Mänstersche Krieg.
Kurfürst Maximilian Henrich von Oöln an den Karfttrsten.
D. Ltittich 18. April 1666.
[KlageD über die Belästigung seiner Lande dnrch den Darcbmarsch der Tmppea
des Kf. und über des Kf. drohende Aensserangen.]
18. April. Sowohl in dem polnischen und dänischen Kriege als aach bei
anderen nach getroffenem teutschen allgemeinen Frieden yorgewesenen
Unruhen, auch in dem jüngsten Münsterschen Kriege sind seine Stifter
und Laude durch den Durchmarsch der Truppen des Kf. über alle Massen
hart bedrängt und beschwert und in denselben so yerfabren worden, al«
wären er und seine Lande dem Kf. ganz und gar untergeben. Ferner hat,
wie ihm sein Abgeordneter Buschmann berichtet, Kf. es sehr hoch em-
pfunden, dass einige von ihm zu Brilon zu giessen bestellte eiserne Stücke
durch seinen Landdrosten zu Westphalen, Freih. v. Landsberg, anfge-
halten und nicht abgefolgt worden sind, und hat geäussert, er sei mit solcher
Macht derends versehen, dass er solche Stücke, wenn er kein Absehen
auf K.Cöln trüge, mit genügsamer Sicherheit woül abholen lassen könnte.
Nun wissen wir nit, wie wir umb Ew. Ld. solche harte Reden
und Betrohungen (die wir von demjenigen, was sonsten gegen die
Unserige bei dieser Clevischen Handlung Vorgängen, nichts anziehen
wollen) verdienet, — dass wir aber dergleichen unbilliches Verfahren
und Eigenthätlichkeit von Dero Ofßcieren, welche (wie vorgeben wird)
in Ew. Ld. Landen sich die Quartiere abkaufen lassen und selbige
in den unserigen gewaltsamblich genohmen, werden Ew. Ld. hoffent-
lich so wenig gutheissen, als wir dasselbe dergestalt ferner gestatten
können, und wollen wir uns nit versehen, dass aus unserm territorio
einige Waffen und andere Kriegsnoth wendigkeiten, ohne dass bei
uns vorhero darumb einige Ansuchung geschehen, mit Gewalt sollen
abgeholet werden, welches wir zwam anjetzo, da Ew. Ld: mit mehrer
Mannschafft und anderen Mittelen versehen, geschehen lassen messen,
es wird uns aber nit zum zweiten Mal widerfahren, sondern seind
wir solcher Freund und Alliirten versichert, dass wir uns und un-
sere Landen zuversichtlich wohl werden (üv unbillichen Gewalt
schützen können. ^
Nähere Auseinandersetzung, wie es sich mit den eisernen Stückeo
verhalte. .
Digitized by
Google
Beschwerden E.GöIdb. 723
Der Kurfürst an den Kurfürsten von Cöln. D. Cleff
29. April 1666.
[auf das Schreiben yom 18. April. Zorückweisnng der Vorwurfe, Klage aber
Forstenbergs Verhalten bei den Friedensverhaodlnngen.]
Er hatte gehofft, dass E.Cöln sich mit ihm über den glücklichen 29. April.
Snccess der Münsterschen Handlung freaen and ihm für seine Bemühungen
dabei danken würde, statt dessen hat er vjon ihm ein so hartes und mit
unleidlichen Reprochen nnd nachdenklichen Bedräanngen angefülltes Schrei-
ben empfangen, dass, wenn er nicht yersichert wäre, dass dasselbe nicht
▼on dem Kurfürsten selbst, sondern von solchen Leuten herrührte, die schon
längst gesucht, die zwischen ihnen beiden bisher gepflegte Frenndschaft
zu schwächen, er es gegen seine Posterität für unverantwortlich hielte,
dergleichen scharfe Beschuldigungen auf sich sitzen zu lassen und ein
solches Schreiben, zu dem er gar keine Veranlassung gegeben, an sich zu
halten.
Was die Durchmärsche anbetrifft, so weiss K.Cöln, dass er so viel
Kriegsvölker ans seinen Kurlanden hieher nicht aus Lust oder Eitelkeit,
sondern zu Beförderung des Friedens und Sicherheijt des Kreises kommen
zu lassen wider seinen Willen und mit seiner höchsten Ungclegenheit ge-
zwungen worden sei, er hat denselben einen Monat Sold mit auf den
Marsch gegeben und ihnen befohlen, scharfe Disciplin zu halten, er hat
sich auch schon nnlängst gegen K.Cöln erboten, den etwa von denselben
verursachten Schaden zu ersetzen. Er hofft, K. Cöln werde von ihm nicht
mehr prätendieren und keineswegs gutheissen, dass man nicht allein was
in dem polnischen nnd dänischen Kriege passiert, wieder hervorsurhen,
sondern ihm auch fast schimpflich aufrücken wolle, dass seine Officiere
sich von seinen Landen die Quartiere abkaufen Hessen, solches würde er
den Seinigen keineswegs gestatten, sondern, wenn er das geringste davon
erfahren sollte, es mit allem Ernst bestrafen.
Dass V. Landsberg die von ihm gekauften Stücke nicht wolle ab-
folgen lassen, darüber hat er sich bei Buschmann beklagt und durch
denselben K.Cöln bitten lassen, an jenen wegen Passierung der Stucke
Ordre ergehen zu lassen.
Wir haben auch bei gedachtem Cantzlern Buschmann eine
solche Aufrichtigkeit und Bescheidenheit verspürt, dass wir uns wohl
versichert halten, er werde nichts referirt haben, was zu Störung
derer zwischen E. L. und uns alzeit gepflogenen Freundschaft An-
lass geben könnte, und werden E. L. uns hiebei zutrauen, dass wir
noch die Bescheidenheit gegen E. L. als unsern Mitchurfürsten hier-
unter gebrauchen würden, die wir wohl gegen weit geringere zu ge-
brauchen gewohnet, und wie wir uns hiebei keiner geführten harten
46*
Digitized by
Google
724 n. Der Manstersehe Erief?.
Reden erinnern, also können wir hiegegen E. L. nicht bergen, dass
wir dergleichen bedrohliche Worte, als uns dieser Stücke halber
zugeschrieben und welche wir einzig und allein des Concepts Angeber
Unbesonnenheit und unzeitigen Passionen gegen uns, nicht aber E. L.
zuschreiben, nicht zum zweiten Male gewärtig sein wollen. E. L.
wissen, dass wir — zu verschiedenen Malen mit Ghronen und mäch-
tigen Potentaten in offenbare Kriege impliciret worden, wir haben
aber dabei alzeit unsere Rej)utation zu mainteniren wissen und uns
von niemandts zu nahe treten lassen.
Endlich können wir uns nicht besinnen, was doch sonsten gegen
E. L. Gesandte allhier fttrgegangen sein möge, welches sie zu em-
pfinden oder davon E. L. so ungleiche Rapporten zu thun Ursach ge-
habt haben sollten, anerwogen wir dieselbe mit aller Civilität und
guten Bezeigung in Respect E. L. alhie, soviel die schlechte Gelegen-
heit dieses Orts zugeben wollen, empfangen und tractiren lassen, wie
sie dann uns auch desfalls höflich bedanket und das geringste Mes-
contentement darüber nicht bezeuget, es möchte denn sein, dass man
sich vielleicht besorget, wir möchten E. L. hinterbringen, dass man ')
wider E. L. uns wohl bekannte Intention das Friedenswerk lieber
schwerer machen denn zum Schluss befördern wollen, gestalt man
öffters mehr Mühe mit ein Tbeils mediatorum als den Principalen
selbst gehabt. Wir können nunmehr auch nicht umhin, welches wir
sonst gerne dissimuliret hätten, E. L. zu berichten, dass der Grat
V. Fürstenberg sich zuweilen sehr fremd und der zwischen E. L.
und uns gepflogenen vertraulichen Freundschaft ganz nicht gemäss
bezeiget, ja uns gar mit E. L. Kriegsvölkern (ausser allem Zweifel
ohne Dero Vorbewust und wider Dero Befehl) zu bedrohen sich nicht
gescheuet, dass wir nun demselben darauf aus einem rechtmässigen
Eifer etwas hart geantwortet haben mögen, solches werden E. L. uns
hofi'entlich nicht übel deuten, sondern vielmehr besagtem Grafen der-
gleichen Discurse und Bedrohungen ernstlich verweisen — leben der
Zuversicht, E. L. werden diejenigen, welche auf diese Weise E. L.
und uns in Misshelligkeiten und Irrungen zu bringen sich unterfangen,
mit gebührendem Ernst ansehen und von uns keine widrige Impres-
sion fassen, sondern sich vielmehr unserer beständigen Affection
versichern, und verlangen wir davon bei Zeigern dieses, unseren Edel-
'} S. die AeasseniDgeD des Ef. über Fursteoberg so Oolbert Urk. iL
Akt. U 8.891.
Digitized by
Google
Beschwerden des Ef. aber Farstenberg. 725
mann Christian Hempo v. Eimbeck, gewisse Nachriebt und Ant-
wort zu empfangen, damit wir daraus, wie wir es mit einem so
scharfen Schreiben zu halten, vernehmen und uns darnach zu achten
haben mögen. —
Kurfürst Maximilian Henrich von Cöln an den Kurfürsten.
D. Lüttich 5. Mai 1666.
[auf das Schreiben vom 29. April. Rechtfertigoog Furstenbergs.]
Er wünscht mit Ef. in der biBherigeo Freundschaft und Correspondenz 5. Mai.
ferner zu leben; allerdings sind seine Lande durch die Durchmärsche der
Truppen des Kf. sehr beschwert worden , und wenn auch Feldmarschall
V. Sparr bei der letzten Durchführung gnte Ordnung gehalten, so sind
dadurch doch viele Ungelegenheiten entstanden, welche er jedoch nicht so
hoch anziehen will.
Was sonsten unsern zu E. L. abgeordnet gewesenen v. Für-
stenberg anbelangt, ob sollte sich derselbe einiger Bedrohungen
haben vernehmen lassen, haben wir aus dessen erstatteter Relation
nicht verstanden, sonsten aber wohl, dass seine einesmal geführte
Discursen etwas übel auf- und angenommen und anders, als sie ge-
meinet gewesen, ausgedeutet, dass nun ihm imputirt und verwiesen
werden wolle, als hätte er vor anderen einige Erinnerungen einge-
wendet, dasselbe ist ihm nicht zu verübeln, weiln er in seiner In-
struction ausdrücklich gehabt, sich äusserst mit dahin zu bearbeiten,
dass der Friede je bälder je besser geschlossen werden möchte, bei
welcher Occasion dem einen Theil sowohl als dem anderen zuge-
sprochen und solche conditiones vorgeschlagen werden müssen, welche
beiderseits acceptirt und eingangen werden können.
Die zu Brilon gegossenen und angehaltenen eisernen Stücke anlangend,
glaubt er nicht, dass dies eine Sache wäre, die zu Schwächung ihrer Freund-
schaft Ursache sein solle ; er will, wenn Ef. es wünsche, demselben alle vor-
handenen Stücke abfolgen lassen.
Im übrigen seind wir gesichert, dass von unseren Ministris keiner
sei, der das zwischen £. L. und uns bis dahin gepflogene gute Ver-
trauen zu schwächen suche, sondern vielmehr ein jeder dasselbe er-
halten und fortpflanzen zu helfen sich angelegen sein lasse, und
wollen E. L. uns sicherlich glauben, dass wir solches so wenig den
unserigen als anderen gestatten und nachgeben werden.
Digitized by
Google
726 11' ^^^ Mdnstersche Krieg.
Franz Egon [v. Fürstenberg, Bischof von Strassburg] an
V, Canstein. D. Lüttich 5. Mai 1666.
[BechtfertigQDg des Schreibens K.GoIns, begütigende Erkiärangeo.]
5. Mai. Ich habe wohl besorget, es würde etwa das yon hiesigen H.
Churf. Dchl. an seinen gg. Ghurf. abgelassene Schreiben anders, als
die Intention gewesen, ausgedeutet werden, indem man diesorts nie-
malen gesinnet gewesen, dasigen H. Churf. im geringsten zu offendiren
oder zu bedrohen, sondern hat obgedachte S. L. gleichwohl auch
nicht vorbeigehen können zu remonstriren, ob man sich schon dies-
orts, sowohl bei der Durehmarche als andern Begebenheiten, die
freundvetter- und brüderliche Gorrespondenz und Freundschaft zu unter-
halten so bereit als willig jederzeit erzeiget, dennoch aber wegen
einer so geringen Sach als die eiserne Stück des Herrn Ghurftlrsten
zu Brandenburg 6n. sich gegen den Chur-GöUnischen Cantzler Busch-
man mit diesen formalibus seinem Bericht nach gar empfindlich ver-
nehmen lassen, dass, wann sie nicht gegen yielged. S. L. gewisse
Reflexion machen und selbige in Consideration ziehen thäten, Macht
genug haben würden, gedachte Stück mit Sicherheit selbsten abholen
zu lassen, welches dann sowohl als auch was etwa gegen meinen
Bruder, Graf Wilhelm Egon einstmal in Discurs, so doch ein Miss-
yerstand gewesen zu sein scheinet, vorgelaufen, ein solches verur-
sachet, dieser aber, wie ich demselben wohl versichern kann, als zum
glimpflichsten, jedoch darumb etwas referiren müssen, dass, wann
gleichwohl hiesigem Herrn Ghurfürsten Ld. diesfals etwas vorkommt,
nicht ausgedeutet werde, als hätte er den schuldigen Respect gegen
dasigen Herrn Ghurfürsten 6n. verloren oder aber zu einigem ressen-
timent Ursach gegeben. Ich will also meinesorts der trostlichen Hoff-
nung leben, dass höchstged. Herrn Ghurftlrsten 6n. sich versichert
halten werden, dass ich gewiss, wie demselben genugsamb bekannt,
nichts andersten suche, als zwischen Ghur- und Fürsten — gute Gor-
respondenz und aufrichtiges Vertrauen zu conserviren — verhoffe in
dem übrigen, es werde dasjenige, was etwa in beiden gegen ein-
ander gewechselten Schreiben vorgangen, weiters nicht gedacht,
sondern alles in Vergess gestellet, auch das gute höchstnötige Ver-
trauen — desto besser unterhalten werden, welches derselb sowohl
des Fürsten von Anhaldt Ld., als H. Graffen Schwerin und seinem
GoUega dem von Jena nebens meinem Bespect — zu communiciren.
Digitized by
Google
Begfutigende Erklärongen Fürstenbergs. 727
•
auch zu dergleichen guten Unterhaltung zu cooperiren sich belieben
lassen wolle. —
PS. '). Wollte Gott, dass alle Missverstandt so baldt als diese
beigelegt werden könnte. Das meiste, so hiesigen H. ChurfQrst zu
Hertzen gangen, ist dieses, dass sie bis ahnhero so aufrichtig und mit
guttem Hertzen gegen S. D. den H. Cuhrfürsten begegnet, und gleich-
wohl betreuen wollen, aus dero Landt eigengewaldts Gewehr abzu-
führen, und dan, dass die OfGcier ohnersucht Quartier in dero Landt
genommen, die Bediente nach ihren Belieben ein und andters beizu-
schaffen ordinirt und betreuet, sie nicht allein ubell zu tractiren, son-
dern auch etlich Tag liegen zu pleiben — dahe doch, wie der Veldt-
marsch, von Spar gethan, nicht ein Nachtlager zwischen des H.
Churf. zu Brandenburg und Ertzstift Colin zu bleiben nötig.
0 eigeohäDdig.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Abschnitt 12.
Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
1666.
Digitized by
Google
i
Digitized by
Google
Einleitung.
Die zwischen dem KurförsteD Friedrich Wilhelm and dem Pfalzgrafeo
voD Neabnrg seit dem Sommer 1663 begonnenen geheimen Verhandlungen *)
aber einen Erbvergleich, d. h. über eine definitive, anch für ihre Nach-
folger Ycrbindliche Entscheidung sowohl der Besitzverhältnisse in den jü*
lich-cleyischen Landen als auch der sonstigen zwischen ihnen streitigen
Punkte, der kirchlichen Verhältnisse in jenen Landen und des Direc-
toriums im westfälischen Kreise, waren auch noch zu Anfang des Jahres
1665 neben den damals offen unter Vermittelung des Bischofs von Münster
über jene beiden letzten Punkte geführten Verhandlungen fortgesetzt worden,
hatten aber seit dem Sommer jenes Jahres, nachdem der Kurfürst sich yer-
anlasst gesehen hatte, seine ursprünglich schon ertheilte Ratification der
Dorstenschen Verträge wieder zurückzuziehen, einen Stillstand erfahren.
Doch hat der Kurfürst, nachdem er infolge des ausgebrochenen Münster-
seben Krieges Mitte November sich selbst nach Cle?e begeben hatte, die-
selben sehr bald wieder aufgenommen. Als er Ende November seinen
Hofrath v. Schöning an den Kurfürsten von Cöln und an den Pfalz-
grafen von Nenburg absandte *), um dieselben zu bewegen, seine Friedens-
bemühungen bei dem Bischof von Münster zu unterstützen, beauftragte
er denselben auch dem Pfalzgrafen anzuzeigen, dass er seine Reise nach
Cleve anch in der Hoffnung und Absicht angetreten hätte, die zwischen
ihnen vorher geführten Unterhandinngen zum Abschluss zu bringen, und die
entgegenkommende Weise, in welcher sich jener sowohl gegen v. Schöning
ala auch nachher gegen den Prior Adolf Borck von Werden, welcher
schon früher als Unterhändler zwischen ihnen beiden gedient hatte, erklärte,
veranlasste ihn Anfang Januar 1666 Blaspeil, welcher früher jene geheimen
Verhandlungen mit dem Pfalzgrafen geführt hatte, zu demselben zu schicken
and eine neue Anknüpfung zu versuchen. Seitdem beginnen die Verhand-
») 8. oben S. 495 ff.
>) 8. oben S. 668.
Digitized by
Google
732 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neabarg.
langen, welche in der Hauptsache im September mit dem Abschlass des
Erb Vergleichs nnd einer Reihe von Nebenverträgen ihr Ende erreicht, über
einen Punkt aber, über die Abtretung von Ravenstein, noch bis Ende
November desselben Jahres fortgesetzt worden sind.
Obwohl, wie ganz deutlich ersichtlich ist, sowohl der Kurfürst als auch
der Pfalzgraf, welcher wusste, dass nur im Falle es zu einer Verständigung
zwischen ihnen über jene Punkte käme, der erstere sich zur Unterstützung
seiner auf die Erwerbung der polnischen Krone gerichteten Absichten ver-
stehen würde, aufrichtig eine solche Verständigung gewünscht haben, so hat es
doch viele Mühe erfordert, eine solche zu Stande zu bringen. Allerdings
ist von den drei früheren Streitpunkten der eine, die Frage wegen des
Directoriums im westfälischen Kreise, weggefallen, da auch der Pfalzgraf
bereit war, es bei den darauf bezüglichen Bestimmungen des Dorstenschen
Vertrages, durch welche die Forderungen des Kurfürsten befriedigt worden
waren, zu belassen, und auch in der Territorialfrage hat man beiderseits an
der durch die früheren Verhandlungen gelegten Grundlage einer Ver-
ständigung festgehalten, indem der Kurfürst den früher erhobenen Anspruch
auf eine grössere Landerwerbung fallen gelassen, der Pfalzgraf aber sich
bereit erklärt hatte, demselben für die Unterstützung seiner Throncandidatur io
Polen und eventuelle Leistung militärischer Hülfe eine kleinere Landabtretung
(Ravenstein und Recklinghausen) zuzugestehen, so dass es sich hier
nur um die nähere Feststellung der Bedingungen, unter welchen eine solche
Abtretung erfolgen sollte, gehandelt hat. Um so grössere Schwierigkeiten
aber bereitete die kirchliche Frage, da der Kurfürst, nachdem von Seiten der
Stände und der evangelischen Geistlichkeit in seinen rheinisch-westfälischen
Landen so lauter Protest gegen das in dem Dorstenschen Vertrage festgesetzte
Normaljahr 1624 erhoben worden war und er sich überzeugt hatte, dass,
wenn an demselben festgehalten würde, seine evangelischen Glaubensgenossen
entschieden benachtheiligt sein würden, bestrebt war, jetzt für dieselben
günstigere Bestimmungen zu erwirken, der Pfalzgraf aber in seinem ka-
tholischen Eifer und unter dem Einfluss seiner geistlichen Umgebung sich
auf das heftigste dagegen gesträubt und sich nur mit der grössten Mühe zu
gewissen Zugeständnissen hat bewegen lassen.
Der äussere Verlauf der Verhandlungen ist folgender gewesen. Die Sendung
Blaspeils an den Hof des Pfalzgrafen nach Düsseldorf (Januar 1666*) hatte
den Erfolg, dass dort verabredet wurde ^), es sollte zur Perfectionierung des
Erbvergleichs eine Zusammenkunft in Xanten gehalten und zu derselben auch
die schon früher in Aussichtgenommeneu Mediatoren(Frankreich und der Bi-
schof von Münster) eingeladen werden, vorläufig aber weitere vorbereitende
Verhandlungen zwischen Räthen beider Fürsten zu Kloster Camp stattfinden.
>) Das Creditiv des Kf. für denselbeD ist Cleve 7. Januar, das Recreditiv
des Pfalzgrafen Düsseldorf 11. Januar 1666 datiert.
^) Creditiv des Kf. für Blaspeil und Meinders d. Cleve 26. Febr. 1666.
Digitized by
Google
EinleitoDg. 733
Dort haben auch wirklich*) (Ende Februar) Conferenzen stattgefandeD, za
denea vod seiteo des Kurfürsten Blaspeil und Meinders deputiert waren,
über die dort geführten Verhandlungen aber besitzen wir keine Nachrichten.
Zu derselben Zeit (Ende Februar) verlangte der Kurfürst von der Clevischen
Regierung schleunigen Bericht darüber, wie die Kirchen- und Religions-
sachen in den Clevischen und angrenzenden Landen im Jahre 1624 be-
schaffen gewesen und ob den Evangelischen etwas abgehen oder zu nahe
geschehen würdC; wenn die Sachen in solchen Stand, wie sie in jenem Jahre
gewesen, wieder gesetzt würden, welcher Befehl von ihm am 1. März wieder-
holt und am 3. März auch an das evangelische Gonsistorium für Ravensberg
in Bielefeld gerichtet wurde ^j. Verhandlungen über diese kirchlichen Ange-
legenheiten haben dann Anfang April zwischen Blaspeil und Fried r. v.
Jena, als Bevollmächtigten des Kurfürsten, und dem Pfalzneuburgischeu
Kanzler Gie 8 e stattgefunden^), aber auch über diese liegen keine weiteren
Nachrichten vor. Anfang Mai^) erschienen dann in Cleve als Bevollmächtigte
des Pfalzgrafen der Freiherr v. W inckel hausen, der Kanzler G lese und der
Vicekanzler Schnell mit dem Auftrage, die Verhandlungen über den Erb-
vergleich fortzusetzen, der Kurfürst deputierte dazu den Oberpräsidenten
V. Schwerin, Blaspeil und Meinders, man scheint zunächst aber nur
einen Funkt betreffend die von dem Kurfürsten dem Pfalzgrafen in der pol-
nischen Wahlangelegenheit zu leistende Unterstützung und die von jenem
dafür zu übernehmenden Gegenleistungen vorgenolbmen zu haben, es liegt
ein Pfalzneuburgisches , wahrscheinlich von den Gesandten mitgebrachtes
Project, in welchem von letzteren überhaupt kaum die Rede ist, und ein von
brandenbargischer Seite anfgestelltes Gegenproject vom 9. Mai vor, in wel-
chem als solche die Abtretung von Ravenstein und von Recklinghausen,
die erstere nach der Wahl, die letztere nach der Krönung des Pfalzgrafen
in Polen gefordert werden, mit diesem letzteren Project scheinen die Ge-
sandten des Pfalzgrafen zunächst zu ihrem Herren gereist und erst gegen
Ende des Monats nach Cleve zurückgekehrt zu sein, denn erst mit dem
25. Mai beginnt das Protokoll über die in dieser Angelegenheit abgehal-
tenen Conferenzen, welche bis zum 10. Juni fortgesetzt wurden und dahin
führten, dass an diesem Tage ein besonderer Vergleich über diesen Punkt
unterzeichnet wurde, mit welchem die Pfalzneuburgischeu zunächst wieder
zu ihrem Herren zurückkehrten. Doch trafen sie schon nach wenigen Tagen
wieder in Cleve ein, 19. Juni wurden die Verhandlungen wieder eröffnet,
am folgenden Tage wurden die von beiden Fürsten über jenen Vergleich
») S. oben S. 692.
s) LebmaDU I S. 1Ö5 n. 76.
^ Geb.ratbsprotokoll 1. April 1666: ,Fiat Commissoriale an H. C. v. Jena
und H. Blaspiein in puncto religionis mit dem U. Cantzler Giese za con-
feriren *
^) Die Creditive beider Fürsten für ihre Bevollmächtigten sind vom 2. Mai
ausgestellt.
Digitized by
Google
734 12. Der Erbvergleich mit Pfals-Nenborg.
ausgestellteoRatificatioosnrkiiDdeD aosgewecbselt und darauf worden die weite-
ren Verhandlungen über die Regelnng der kirchliehen Angelegenheiten be-
gonnen'), zo welchen der Korfiirst seinen Hofmarschall ▼. C an stein nnd die
Clevischen Regiernngsräthe Ising^Ernstand Wüsthaas deputierte '). Die-
selben haben, nachdem sie längere Zeit hindurch fortgeführt waren, damit ge-
endigt, dass der Kurfürst') am 14. Juli den Pfalzneuburgischen Gesandten eio
von seiner Seite entworfenes Vertragsproject zustellen Hess, nach welchem der
Pfalzgraf seinen evangelischen Unterthanen ausser an denjenigen Orten, ao
welchen sie ira Jahre 1624 öffentlich ihren Gottesdienst ausgeübt hatten, diese«
auch noch an einigen anderen Orten gestatten sollte. Mit diesem Project kehrten
die Gesandten des Pfalzgrafen zu demselben 2urück, wenige Tage daraof
aber schickte der Kurfürst Mein der s^) zu diesem, um sowohl die polnische
Angelegenheit weiter mit ihm zu besprechen als auch in ihn zu dringeo,
jenes Project wegen der Religionssache anzunehmen, und demselben ist es
wirklich in zweitägigen Verhandlungen (24. und 25. Juli) gelungen, nach-
dem der Pfalgraf sich anfangs auf das heftigste dagegen gesträubt hatte,
denselben zu der Zusage zu bewegen, denjenigen seiner evangelischen Up-
terthanen, welche 3—4 Stunden von einem Orte, wo öffentlicher Gottesdienst
stattfinden dürfe, entfernt wohnten, die Abhaltung desselben an eineno
anderen bequem gelegenen Orte zu gestatten. Unmittelbar darauf schickte
der Pfalzgraf jene drei Bevollmächtigten wieder nach Cleve mit einem
neuen Entwurf eines Vergleichs über die kirchlichen Fragen, welcher in
Form eines Nebenrecesses zu dem Erb vergleich abgefasst war^), derselbe
entsprach aber jener Zusage und den Wünschen des Kurfürsten nicht, die
Verbandlangen zogen sich wieder in die Länge und Mitte August reisten
die Pfalzneubnrgischen, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre,
wieder von Cleve ab. Da schickte der Kurfürst wieder seinerseits Schwe-
rin nnd Blaspeil*) mit einem neuen Vertragsproject zu dem Pfalzgrafeo,
und diesen gelang es mit vieler Mühe denselben zu dem Zugeständnis so
bewegen, er wollte in seinen Landen den Eyangelischen noch an sechs tob
1) Rf. hatte ioEwischeD (d. Cleve 24. Mai 1666) noch eiomal ein Gatachtea
der Clevischeo Regierung darüber eingefordert (Lehmann I S. 186 o. 78).
*) S. den firlass des Kf. an dieselben d. Cleve 20. Jaoi 1666 (Lehmann
I S. 186 n. 79).
*) iDStruktioDB -Memorial für v. Schwerin und Biaspeil d. Cleve 18. Ao-
gast 1666.
*) S. dessen ansfübrliche Relation vom 26. Juli 1666 (Lehmann I 8. 187 IT.
n. 82).
^) Geheimeorathsprotokoll vom 30. Juli 1666: „Resolutioo, so der H. Pfals-
graf za Nenborg als einen Nebeorecess wegen der Evaogelisebeo im JölichscfaeD
und BergiBcheo ftafzarichteo vermeinet, verlesen.* 81. Juli: ,H. Blatpail referi-
ret, wie sie gestern im Regierangsrath ein ander Project eines Nebenreoeaaea
mit Pfalz-Neuburg der Evangelischen wegen abgefasset, and verlesen worden.*
^ S. deren Relation vom 26. Aagust und das Recreditiv des Pfalsgrafea Ar
dieselben vom 24. Angast (Lehmann I 8.200 ff. n. 86. 85).
Digitized by
Google
EinleitoDg. 735
diesen besondere gewünschten, namentlich genannten Orten den öffentlichen
Gottesdienst gestatten, wogegen dieselben auf doppelt so viele Orte, auf
welche sie nach dem Besitzstande von 1624 Anspruch hatten, verzichten
sollten, nnd inCleve, Mark und Ravensberg den gegenwärtigen Besitz-
stand beider Gonfessionen als rechtsgültig anerkennen. Dieser Vorschlag
wurde von dem Kurfürsten angenommen, darauf kehrten die Pfalzneuburgi-
Bchen Gesandten nach Cle?e zurück und hier wurden dann am 9. Sep-
tember der Erb vergleich, der Nebenrecess wegen der kirchlichen Verhält-
nisse nnd eine Anzahl von anderen Neben vertragen unterzeichnet. Die Rati-
ficationsurkunden beider Fürsten sind vom 17. September datiert, doch ist die-
jenige des Kurfürsten, wie das unten mitgetheilte Geheimenrathsprotokoll
vom 25. September beweist, erst an diesem Tage^) vollzogen worden. Am
29. September erschien einer Einladung des Kurfürsten >) zufolge der Pfalz-
graf bei demselben in Dnisburg zu Besuch, am folgenden Tage war der
Kurfürst seinerseits bei dem Pfalzgrafen In dem benachbarten Winokel-
hausen zu Gaste. Auf diesen beiden Zusammenkünften ist zwischen beiden
Fürsten nnd deren Käthen noch über eine Frage verhandelt worden, in wel-
cher der Kurfürst auch schon früher, aber vergeblich, sich bemüht hatte, günsti-
gere Bedingungen zu erlangen, nämlich über den Besitz der Herrschaft Ra-
venstein. In dem Erb vergleich war die Entscheidung darüber einem Schieds-
gericht übertragen worden, in dem geheimen Vertrage vom 10. Juni hatte sich
allerdings der Pfalzgraf znr Abtretung der Herrschaft an den Kurfürsten
verpflichtet, aber nur wenn nnd nachdem seine Wahl zum König von Polen
wirklich erfolgt sein würde. Der Kurfürst Hess nun zu Duisburg ein Ver-
tragsproject vorlegen, nach welchem ihm Ravenstein sogleich abgetreten
werden, er sich aber verpflichten sollte, falls die beiderseitigen Bemühungen,
dem Pfalzgrafen die polnische Krone zu verschaffen, ohne Erfolg sein sollten,
die Entscheidung darüber, wem die Herrschaft gehören sollte, dem Schieds-
gericht zu überlassen. Auf Pfalzneuburgischer Seite hat man diesen Vor-
schlag nicht zurückgewiesen, aber man stellte Gegenbedingungen, verlangte
namentlich weitere Zugeständnisse des Kurfürsten an die Katholiken in G 1 e v e,
Mark und Ravensberg, der Kurfürst seinerseits zeigte sich dazu ge-
neigt, in Winckelhausen wurde am 30. September ein dem entsprechendes
neues Vertragsproject entworfen, nnd wenn man auch noch nicht zu einem
formellen Abschluss kam, so schien doch die Grundlage zu einer Verstän-
0 8. schon V. Mörner S. 289.
>) Kf. schreibt (d. Cleve 17./7. September 1666) an den Pfalzgrafen, nach-
'dem er von dessen Gesandten erfahreo, dass derselbe nicht weniger als er selbst
wünsche, sich mit ihm zn besprechen, nnd dazu der 28./18. September beUebt
sei, 80 habe er sich entschlossen, an jenem Tage sich Abends in Oaisbnrg ein-
zufinden, und bittet ihn, dort mit ihm znsammenzukommeo. Der Pfulzgraf nimmt
(d. Benradt 19. September 1666) diese Einladung dankend an und bittet den Kf.
seinerseita, am folgenden Tage nach Winckelhaasen an kommen und dort «mit
einem sohlechten Mittagsmahl und geringen aber doch ganz willigen Aufnahme
vorlieb zu nehmen*'. Die Zusammenkunft ist aber erst am 29. nnd 30. Sept. erfolgt.
Digitized by
Google
736 12. Der Erbyergleich mit Pfalz-Neobnrg.
diguDg aoch über dieseu Punkt gelegt zu seio. Bei den weitereo Verband-
luDgen darüber sind aber von Pfalzneobargischer Seite die Forderangen
weiter gespannt und die verschiedensten Schwierigkeiten bereitet worden,
so dass diese Verhandlangen sich wieder sehr in die Länge gezogen and
erst nach der Rückkehr des Kurfürsten nach Berlin mit dem Abscblnss des
Vertrages vom 2(). November ihr Ende erreicht haben, welcher aber ebenso
wie der vom 10. Juni geheim bleiben sollte, und neben dem daher ein vom
24. September datierter Schein vertrag anfgerichtet wurde, nach welchem
der Besitz von Ravenstein alle 10 Jahre zwischen beiden Fürsten alter-
nieren und der Kurfürst, dem derselbe zuerst zufallen sollte, dafür den Katho-
liken in Cleve, Mark und Ravensberg8 weitere exercitia gestatten sollte.
Die Art und Weise, wie diese Verhandlungen geführt wurden, nament-
lich der Umstand, dass dieselben zum grösseren Theile in Cleve, dem
Aufenthaltsorte des Kurfürsten, stattgefunden haben, and dass auch das
Hoflager des Pfalzgrafen nicht weit davon entfernt war, macht es leicht er-
klärlich, dass über dieselben in dem Berliner Geh. Staatsarchiv sich nur
ein sehr fragmentarisches Aktenmaterial erhalten hat. Schriftliche Rela-
tionen der Bevollmächtigten liegen nur theilweise, Protokolle nur ausnahms-
weise über die im Mai und Juni über den polnischen Tractat gehaltenen
Conferenzen vor, sonst sind nur die Beglaubigungen, Vollmachten und In-
struktionen für die Bevollmächtigten, Entwürfe zu den abzuschliessenden
Verträgen und die Vertragsurkunden selbst vorhanden, dazu kommen noch
einige Geheimenratbs- Protokolle und mit der Clevischen Regierung ge-
wechselte Schriftstücke, welche von besonderem Interesse sind, da aus ihnen
erhellt, dass unter der Umgebung des Kurfürsten bedeutende Meinungs-
verschiedenheiten über diese Fragen bestanden haben^ dass nur wenige von
den Räthen des Kurfürsten vollständig in die Absichten desselben eingeweiht
gewesen sind, und dass die anderen ihrem Missmutb darüber und ihrer Eifer-
sucht gegen jene bevorzugten GoUegen sehr deutlichen Ausdruck gegeben
haben. Zu diesen letzteren gehört neben dem Oberpräsidenten O. v. Schwe-
rin und dem von Anfang an mit den geheimen Unterhandlungen mit dem
Pfalzgrafcn betrauten W. W. Blaspeil der bedeutend jüngere Frans
Mein der s, welcher bei dieser Gelegenheit zum ersten Male zu den eigent-
lichen diplomatischen Geschäften herangezogen worden ist. Meinders>),
aus Westfalen, aus der Grafschaft Ravensberg gebürtig, war nach Vollen-
dung seiner juristischen Studien in den Dienst des Grafen Georg Friedrich
von Waldeck getreten, zu der Zeit, als jener die Stellang eines ersten
Ministers des Kurfürsten einnahm; als dessen Sekretär erscheint er') 16&5
in seiner Begleitung in Preussen. Durch die Empfehlung des Grafen kam
er dann in den brandenbnrgischen Staatsdienst, in welchem er auch, nach-
dem sein Gönner denselben verlassen, geblieben ist 3), 1658 bekleidet er die
0 S. Erdmanosdörffer in der Allgem. Deutscbf^o Biographie XXI S. 2*^.
2) S. Urk. u. Akt. VII S. 479. 485 ff.
») S. ürk. n. Akt. VUI 8. 266. 262.
Digitized by
Google
Bioleitnng. 737
Stellung eines Kriegssecretärs, 1666 diejenige ei neb Geheimen Kammer- and
Kriegssecretärs, er befindet sich, als der Karfüret Ende 1665 nach Oieve
gebt, in der Begleitung desselben, wird von demselben von der Reise ans
zn dem Bischof von Paderborn entsendet >) und wird dann (Mai 1666)
zur Theilnahme an den Verhandlungen über den Erbyergleich berufen, in
welchen er sogleich sein bedeutendes diplomatisches Talent bekundet hat.
Von dem schon an und für sich beschränkten Aktenmaterial hat hier
nur ein Theil aufgenommen zu werden brauchen, da nicht nur die speziell
auf die Verhandlungen über die kirchlichen Angelegenheiten, sondern auch
manche zugleich die politischen Verhältnisse berührenden Schriftstücke
schon in dem Werke von M. Lehmann theils vollständig, theils im Auszuge
publiciert worden sind. Von diesen schon veröffentlichten sind nur zwei,
die Eingabe von Schwerin, El aspeil undMeinders an den Kurfürsten
vom 6. August und dessen Resolution darauf vom 8. August 1666 wegen des
engen Zusammenhanges, in welchem sie mit dem Geheimenrathsprotokoll
vom 6. August stehen, hier noch einmal abgedruckt, im übrigen aber
nur bisher ungedruckte Aktenstücke mitgetheilt worden, darunter auch die
Verträge vom 10. Juni und 20. November 1666, von welchen bisher nur
Inhaltsangaben bekannt waren.
Wenn der Kurfürst beim Abschluss des Erbvergleichs und der damit
im Zusammenhang stehenden Verträge die Hoffnung gehegt hat, nun de-
finitiv alle Streitpunkte mit dem Pfalzgrafen erledigt zu haben, so hat sich
diese Hoffnung als trügerisc}i erwiesen. Ueber die kirchlichen Verhältnisse')
ist es sogleich, als man an die Ausführung der darauf bezüglichen Be-
stimmungen des Erbvergleichs ging, infolge der kleinlichen Engherzigkeit,
mit welcher der Pfalzgraf die seinen evangelischen Unterthanen gemachten
Zugeständnisse denselben zu verkümmern suchte, zu weiteren Streitigkeiten
gekommen. Anfang 1671 mussten neue Verhandlungen darüber begonnen
werden, welche endlich mit der Unterzeichnung eines neuen Religionsver-
gleiches vom 26. April/6. Mai 1672') ihren Abschluss gefunden haben.
Aber auch die Ravensteinische Sache ist durch den Vertrag vom
20. November 1666 noch nicht erledigt worden. .-Vis der Kurfürbt denselben
abschloss, gab er sich der Hoffnung hin, dass die Wahl des Pf^lzgrafen
in Polen gelingen und dass er so in den dauernden Besitz jener Herrschaft
kommen werde, allein die Aussichten auf das Gelingen jenes Planes er-
wiesen sich doch bald als sehr zweifelhaft, wenn derselbe scheiterte, so
hätte der Kurfürst nach jenem Vertrage nicht nur Ravenstein zurückgeben
müssen,' sondern wäre auch jeden weiteren Anrechtes darauf verlustig ge-
gangen, und dazu hätte er noch den Katholiken in seinen Landen weitere Zu-
geständnisse gewähren müssen, welche sogleich, als man .davon erfuhr, bei
^) S. oben S. G52.
2) S. Lehmann I S. 69ff.
') Scotti, Sammlung der Gesetze and VerordouDgeo, welche in dem Her-
zogtbam Cleve und der Grafschaft Mark ergangen sind. I S. 496 ff.
Mater. « fJesrh. d. G. KiirfurHteii. XI. 47
Digitized by
Google
738 12. Der Krbvergteicb mit Pfalz-Neubnrg.
den' dortigen Evangelischen Eifersacht und Argwohn erregt hatten. Der
Kurfürst hat daher, als Ostern 1667 der Termin znr Uebergabe von Baven-
stein herankato, sich geweigert, dieselbe anzanehmen, und hat eine ander-
weitige Regelung dieser Angelegenheit beantragt. Auf Pfalzneubnrgiseher
Seite hat man sich auch auf neue Verbandlungen darüber eingelassen , es
kam am 1. September 1668 zum Abscbluss eines neuen Vertrages 0. nach
welchem, falls der Pfalzgraf zur polnischen Krone gelangte, er Ravenstein
an den Kurfürsten abtreten, im entgegengesetzten Falle aber die in dem
Erbyergleich vorgesehene schiedsrichterliche Entscheidung eintreten sollte,
nachdem dann das polnische Unternehmen gescheitert war, hat in einem
neuen Vertrage vom 2. Juni 1670') der Kurfürst Ravenstein definitiv an
den Pfalzgrafen gegen eine' Geldsumme abgetreten. Die wichtigeren auf
jene weiteren Verhandlungen über die kirchlichen Verhältnisse in den
jülich-cle vischen Landen bezüglichen Aktenstücke sind auch schon in dem
Werke von Lehmann veröffentlicht worden, jene späteren Verhandlungen
und Abmachungen über Ravenstein sollen in dem nächsten Bande im Zu-
sammenhange mit den polnischen Angelegenheiten Berücksichtignng er»
fahren.
0 S. T. Morner S. 330ff.
>) S. V. Mörner Ö. 337 f.
Digitized by
Google
Instnicrions-Memoriale, wornach sich unser — Blaspeil bei
unsers Vetters des H. Pfaltzgrafen zu Neuburg Ld. gehorsambst
zu achten hat. D. Cleve 7. Januar 1666.
[Aoerbieten zu weiteren YerhandlaDgen über den Erbvergleich, conditio sine
qua non, VermittelnDg zwiecben Spanien und Frankreich, die Munsterscbe An-
gelegenheit.]
1. Weil Pfalz-Neuburg neulich gegen den Prior von Werden') 7. Jan.
erklärt hat, wegen des Erbvergleiches über die Gülieh-, Cleviscb- und an-
gehörigen Lande mit Blas peil weiter verhandeln zu wollen, so soll der-
selbe eich dorthin begeben und von dem Pfalzgrafen vernehmen , wie und
nnter welchen Bedingungen er einen solchen einzugehen beabsichtige. Ef.
sei zu einem raisonnablen Erb vergleich geneigt, der zum zweiten Mal bei
ihm hier gewesene französische Envoyö du Moulin^) habe ihm auch im
Namen seines Königs empfohlen, mit dem Pfalzgrafen gute Intelligenz und
Freundschaft zu unterhalten, auch zu verstehen gegeben, dass sein König
nicht nngeneigt sei, einen solchen Vergleich zu vermitteln. Bl. soll den
Pfalzgrafen fragen, was er dazu meine, ob sie jene Krone hinzuziehen sollten
oder besser daran thäten, die Sache unter sich selbst zu finden. Da auf
solchen Fall Bl. schon bekannt ist, wohin Kf. ziele, da Kf. ihm solches
schon vor etlichen Monaten von seinem Hoflager zu Cöln a. d. Spr. aus
befohlen, so hat er sich danach zu richten und sich insbesondere zu be-
mühen, dass Kf. wegen der wirklichen Abtretung von Ravenstein ge-
nügend versichert und ihm wegen des Vestes Recklinghausen ein solcher
Assecurationsschein; wie der Pfalzgraf sich schon erboten 3), gegeben werde,
worauf Kf. bereit ist, einen beständigen Erbvergleich anzutreten und die
Handlung darüber allerförderlichst fortzusetzen. Bl. soll ferner mit dem
Pfalzgrafen die Punkte überlegen, auf welche es bei dieser Sache vornehm-
lich ankommt und auf welche die beiderseitigen Kommissare zu instruieren
') Adolf Borck, s. oben 8.513. 525. 690 ff.
^ S. Urk. u. Akt. II S. 314.
=0 S. oben S. :AS(.
47^
Digitized by
Google
740 12. Der Erbvergleicb mit Pfalz-Neuburg.
sein werden. Sollte aber der Pfalzgraf zur Abtretung von Ravenstein,
als einer conditio sine qua non, nicht zu bewegen sein, so soll er demselben
deutlich zu verstehen geben, dass dann auch von keinem Erbvergleich
weiter geredet werden könne, dass Kf aber doch es an Unterhaltung guter
Freundschaft und Nachbarschaft nicht werde ermangeln lassen, wofern den
Pro visional vertragen gebührend nachgelebt würde, wozu auch nöthig sein
würde, dass ehestens auf einer Zusammenkunft alles richtig gestellt werde.
2. Nachdem der Pfalzgraf neulich durch v. Schöning*) den Kf.
aufgefordert hat, zu versuchen, einen Vergleich zwischen Frankreich und
Spanien wegen der Spanischen Niederlande zu vermitteln, soll Bl.
denselben ersuchen, sich näher darüber herauszulassen, wie eine solche Ver-
raittelung mit Erfolg vorgenommen werden oder es bewerkstelligt werden
könne, dass falls wegen dieser Niederlande beide Kronen in Krieg mit
einander gerathen sollten, das Reich und namentlich der westfälische Kr^^is
nicht mit in einen solchen verwickelt würde.
3. Sollte der Pfalzgraf bei dieser Gelegenheit des Munsterscheu
Wesens gedenken, so kann Bl. mit ihm darüber reden and wohin derselbe
eigentlich intentioniere vernehmen, ihn auch versichern, dass Kf. dabei nur
auf die Sicherheit des Kreises und seiner eigenen Lande sein Absehen
gerichtet habe, auf Particularitäten aber soll er sich nicht einlassen, son-
dern dafür auf die bevorstehende Zusammenkunft zu Neuss') verweisen.
Pfalz -Neuburgisches Project eines mit dem Kurfürsten ab-
zuschliessenden Vertrages wegen der polnischen Sache').
1. Beide Theile versprechen einander zufolge des gestifteten Erbver-
gleiches alle Freundschaft und alle erdenkliche mutuae amicitiae ofGcia
zu erweisen.
2. Kf. verspricht, wenn die Krone in Polen offen werden sollte, dazu
vor anderen Pfalz- Neu bürg bei der Republik zu recommendiereu.
3. Kf. wird auch beim Kaiser, bei der Krone Schweden und auch
bei der Krone Frankreich sich bemühen, dass dieselben die Incli-
':. 8. oben S. 674.
0 S. oben S. 683.
^) Anfang Mai waren Job. Heinr. Freib. zq Wiockelhausen, Jülich- und
Bergischer Kanzler und Amtmann zu Düsseldorf, Franz v. Giese, Neoburgiscber
Oberkanzler, und Heinrieb Schnell, Jülich- and Bergischer Vicekauzler und
Hofgericbtsdirector als Bevollmächtigte des Pfalzgrafen in Gleve bei Kf. er-
schienen (das Creditiv des Pfalzgrafen d. Düsseldorf 2. Mai 1666), Kf. bevoll-
mächtigt (d. Cieve 2. Mai 1666) zu den mit denselben za fuhrenden Verhand-
inngen O. V. Schwerin, W. W. Blaspeil und den Geheimen Kammer- and
Kriegs -Secretarius Franz Meinders. Dieses von den Pfalzneubnrgischen auf-
gestellte Project trägt das Datum Cleve 9. September 1666.
Digitized by
Google
SfoduDga Blaepeils. Verhandlungen wegen der polnischen Sache. 741
nation der Republik Polen für den Pfalzgrafen beBtärken und d;i7.u
cooperieren, dass Polen nicht ferner dorch innerliche Unruhe in Gefahr
gestürzt werde.
4. Sollte der Pfalzgraf so per libera vota, den Privilegien und dem Her-
kommen gemäss zur Krone gewählt werden, aber sich dagegen einige
opponieren, so verspricht Kf. ihm mit einer Anzahl Truppen zu Pferde
und zu Fuss und mit der nöthigen Artillerie zu assistieren und sich
auch zu bemühen, dass Frankreich desgleichen zu thun bewogen
werde.
5. Kf. will auch mögliehst verhüten helfen, dass die Republik in ihrer
freien Election violentiert werde.
6. Sollte es wirklich zur Leistung von Volkshülfe kommen, so verspricht
der Pfalzgraf dem Kf. die darauf gehenden Spesen aus seinen Patri-
nioniallanden, worüber casn existente näher gehandelt werden soll, zu
vergelten und, wenn er zur Krone gelangen wird, als König von Polen
ihm alle reeiproca amicitiae officia zu bezeugen, namentlich den wegen
Preussen aufgerichteten pacta gebührend nachzukommen
7. Der Pfalzgraf wird auch den Kaiser und die Kronen Schweden
und F raokreich ersuchen, ihn bei diesem W ahlwerk zu unterstützen
8. Alles in den obigen Punkten Enthaltene soll auch effectuiert werden,
wenn nicht dir Pfalzgraf selbst, sondern einer seiner jungen Prinzen
zur polnischen Krone kommen sollte.
Die Ratification dieses Vertrages soll innerhalb 8 Tagen erfolgen.
Erstes Project des Vertrages mit Pfalz -Neuburg wegen der
polnischen Sache. D. 9. Mai 1666 0-
[1.] Was das Polnische Werk betrifft, versprechen anfänglich 9. Mai.
S. Chf. D., dass gleich wie Sie niemand lieber als des H. Pfaltzgrafen
0 von Meinders' Hand, unter demselben steht von eben diesem vermerkt:
yUmb die Pfalz-Neub. Rhate desto mehr za dispcoireo, dass Sie die Raven-
Bteinische Sache nach diesem Project einrichten aod dazu I. F. D. persnadiren
mogten, sein Ihnen nachfolgeode Motiven bei der Conferentz weitleuftig fur-
gestellet worden, so sie auch ad referendum argenommen. NB. Gegen die Herr-
schaft Raveostein wird gesetzet:
1) die Chron Poblen, ast qaae proportio?
2) die Herrschaft Selbsten, weil S. Cbf. D. das Aeqaivalent fallen lassen,
3) - Rthlr. vom Graffen von Schwartzenberg,
4} andere vor inserirte condiliooes.*
Dieses Project hat nachher eine Umarbeitung erfahren, io derselben ist eine
längere, den Abscbluss dieses Vertrages motivierende, aus dem Pf.-Neuborgischen
Project berubergenommene Einleitung vorangestellt und nachher einige Aende-
rungen und Zusätze gemacht worden, welche im Folgenden unter dem Text, als
Project b, angeführt sind.
Digitized by
Google
742 1*^- I^^r Brbvergleich mit Pfals-Neuburg.
F. D. die Crohn Polen biernegst gönnen, also auch deroselben zu
deren Erlangung alle- gute ofKieia und Beförderung juribus et libertate
reip. semper salva präatiren wollen.
[2.] Zu welchem End dan noch zur Zeit ftlr diensam geachtet
wird, den H, Lubomirsky zu ersuchen, dass er bei der guten
Parthey beständig verharre, mit Versicherung, dass man ihn nicht
lassen sondern ferner assistiren würde.
[3.] Wie dan auch S. Chf. D. diejenige, welche es mit ihm
halten und pro libertate reip. und wieder die förhabende Wahl eines *)
französischen subjecti arbeiten, darin stärken und ihr Bestes thun
wollen, damit die Königin*) ihre Intention nicht erreiche.
[4.] Im Fall nun hiernegst die Crohn Polen per mortem vel
abdicationem regis vaciren würde, wollen S. Ch. D. ihr Bestes thun, dass
des H. Pfalzgrafen Dchl. Person vorgeschlagen und prae caeteris re-
commandiret gehalten werde'). Wan nun libera vota auf dieselbe
gefallen, deren Effect aber durch die Waffen gesuchet werden mOsste,
solchen falls wollen S. Ch. D. und F. D. zu Neuburg eine Armee
von 10 ad ^ Mann der Republ. wieder diejenige, so dieselbe hier-
unter beeinträchtigen wollten, zu HQlfe senden,^)
[5.]*) und soll Lubomirsky dieses im Vertrauen entdecket und
so viel immer mtiglich dahin disponiret werden, dass er zusage, dieses
Werk obgedachtermassen zu befordern, wohingegen er wegen des
H. Pfalzgr. D. zu versichern, dass, wenn Sie solchergestalt zur Chron
gelangen würden, er nicht allein plenissime restiluiret werden sollte,
sondern man ihm darüber und den Seinigen alle Gnade und beneficia,
wie er solches selbst desideriren möchte, erweisen würde.
[6.]^ I. F. D. zu Neuburg werden dieses dessein bei dem
Keys er und Schweden aufs beste recommendiren und deren Appro-
*) Dafür steht in b: eines der Poloiscben Freiheit gefehrlichen und der
Republiq aDaDstendigeD Sabjecti.
^ Dafär in b: damit diejenigen, so sich hierein der Republiq zo Nachtheil
bemühen, ihre Intention nicht erreichen.
^ dafür in b: von 10. 12. oder mehr tausend Mann, woeu ein jedweder die
Helffte giebt,
*) in b hinzugefügt: wubey S. Ghurf. D. über sich nehmen, die Artillerie
und Zubehör su verschaffen und herzugeben, jedoch dass man sich wegen der dazu
erfodderten Kosten hiernegst bei der Lieferung vergleiche.
^) in b: Artikel 7.
6) in b: Art. 8.
Digitized by
Google
Project des Vertrages wegeo der polniscbeu Suche. " 743
bation suchen ^), damit man eveniente casu von diesen beiden Fartheien
keine Widerwärtigkeit zu befahren, und wollen S. Gh. D. solches
ihrestheils auch thun, und nachdem I. F. D. es ihr an Hand geben
werden, deroselben Intention fleissig secundiren.
[7.]*) Sobald aber die Wahl auf I. Dchl. Person gefallen, er-
bieten sich I. F. D. Ravenstein, oder wenn solches S. Ch. D. sonst
rechtmässigerweise bereits würde zugefallen sein, aliud aequivalens
an S. Ch. D. zu geben. Wan*) auch zu Secundirung des Werkes
einige Troupen vonnöthen sein möchten, wollen alsdan S. Ghf. D.
I. F. D. damit vorg.massen also fort wQrklich assistiren.
[8.]*) Sobald aber I. F. D. zur Kröhnung gelanget, wollen sie
S'. Chf. D. das Vest Recklinghausen von ChurCölln frei und
ohne Condition in dem Stand, wie es anitzo ist, verschaffen und in-
mittelst Sie sich mit ChurCölln wegen des Tausches vergleichen,
einen District iin üerzogth. Bergen, welcher ebensoviel als das Vest
einbringet und S'. Ch. D. zu Brandenb. wohl gelegen, alsofort würklich
einräumen.
I. F. D. versprechen auch, dass wan sie zur Cron gelanget, sie
mit S. Ch. D. allezeit in guter aufrichtiger Freundschaft leben und
dero Churf. Hauses Bestes und Interesse jedesmal fleissig zu befördern
ihro angelegen sein lassen, in specie denen aufgerichteten pactis be-
ständig inhaeriren, dawider nicht handeln und was davon noch nicht
adimpliret sofort ohne einzigen Verzug würklich erfüllen, sonsten auch
in allen Angelegenheiten S. Ch. D. äussersten Vermögens nach grati-
ficiren wollen, absonderlich wegen eines bequemen Passes über die
Weixel, welcher Strom sonsten auch zur Hälfte bereits S. Ch. D. zu-
stehet, und wegen des Indigenats der Preussen, sowohl Herrschaft als
Unterthanen. *)
^) in b hiozogesetzt: auch darin keine Zeit verabsenmen.
^ Der statt dessen in b stehende Art. 6 lautet: Dahingegen und sobald S.
Churf. D. dero Trouppen ad 5. 6. oder mehr tausend Mann mit I. Fürstl. D. wer-
den conjungiren und zu obgemelter Intention operiren lassen, erbieten sich I.
F. D. die Herschaft Ravenstein (jedoch dass die Beligion in statu quo ver-
bleibe und darin denen Romisch Catholischen so weinig in exercitio als bonia
et reditibus die geringste Eintragt nicht geschehe) etc.
^ Diese letzten Worte fehlen in b.
*) in b: Art. 9.
^) in b hinzugesetzt: 11. Endlich ist verabredet und verglichen, dass alles,
was in obigen Pancten enthalten, auch hiernegst effectuiret werden soll, wenn-
Digitized by
Google
744 l'"^- I^cr Erbvergleicb mit prals-Neuburg.
ProtocoUa mit denen Pfaltz- Neuburgischen Abgesandten H.
Cantzler Winckelhauseir, H. Obercantzler Gisen, H. Vice-
cantzler Schnell , et H. Blaspeil et me '). [Cleve 25. Mai
—23. Juni 1666.]
25. Mai. Ltioae d. 26. Maii 16(56. Auf das erste Project*) machen die Neu-
burgi sehen Abgesandten Erinnerungen (nur unbedeutende Zusätze und
Veränderungen des Ausdrucks); darauf die Brande nburgi sehen (nament-
lich: addatur, dass dieser Vergleich nur, wenn der Erbvergleich zur Per-
fectioD komme, verbindlich sein solle, ad § 3 bei der Artillerie: weil Kf.
übernehme, dieselbe nebst Zubehör zu beschaffen, hätte man sich hiernegst
wegen der dazu erforderlichen Kosten zu vergleichen.)
Schliesslich wird gut gefunden, dieses in ein ander Project zu bringen,
welches die Neuburgischen nach Düsseldorf communicieren und des Pfalz-
grafen Befehl darüber erwarten wollen.
26.Mai. Mercurii26 Mai. Ist anfänglich das Project wegen der Polnische u
Sache abermals verlesen und nach den beiderseitigen E^rinnerungen eine
Abschrift den Neuburgischen zugestellt worden. Dieselben verlangen
dann, dass bei Punkt 5 hinzugefügt werde: Ueber welche Armee dann Ihre
F. D. als zu der Zeit erwählter König das Obercoromando und General-
directorium führen, jedoch hiernegst der künftigen Verfassung und Operationen
halber fernere Handlung gepflogen werden soll, welche^ ebenso wie einige
andere weitere kleine Zusätze und Aenderungen angenommen wird. Darauf
wird wegen Ravenstein conferiert, die Neuburgischen verlangen, dass
zugleich in possessorio et petitorio compromittiert werde, dagegen die
Brandeuburgischen, man müsste erstlich in possessorio sprechen, her-
nach könnte das petitorium auch erörtert werden, was jene ad referendum au-
nehmeq und formulam compromissi erwarten wollen.
NB. Ob bei S. Chf. D. zu fragen, dass man Hackeberg*) zu in-
gleich l. F. D. nicht Selbsten, soDdern einer von I. F. D. jangen Printzeo zur
Cbron gelangen solte.
12. Es soll aber auch dieses Vergleich aoderergestalt nicht verbindlich
sein, es sei den, dass der befangener Erbvergleicb wegen der Cleffischen und
QäliBcben Lande zar Perfectlon gebracht werde.
13. Schliesslich haben mehrhocbstgemelter Ihrer Chor- und Färstl. Dchl.
Dchl. vorbesagte Rhäte versprochen, dass beyderseitf hohe Herrn Principalen
diese Handlang innerhalb acht Tagen oder ehender, wenn es sein kann , in ge-
wohnlicher Form ratificiren und derselben in allen Puncten nachleben werden.
^) auch von Meinders* Hand.
«) oben S. 741.
*) Jalios Hackeberg wurde im Juni v>m Kf. in geheimer Mission an
Lubomirski geschickt, um diesen für die Wahl des Pfalzgrafen sn gewinnen.
Näheres darüber im folgenden Bande.
Digitized by
Google
VerhandluDgen über die polnische Sache. 745
formieren aofaugen könnte, ob er in neue particular Pflicht zu nehmen oder
aof die bereits geleistete zu erinnern? fiat.
Jo?i8 den 27. Mail 1666. Das Project wird gelesen und dann com- 27. Mai.
muni connensn eingerichtet^), die Neuburgiscben wollen es dem Pfalz-
grafen übersenden und dessen Befehl erwarten, die Brandenbnrgischen
bitten, bei demselben auch zu erinnern, ob er ein Schreiben anLuboroirsky
mitgeben und ob er demselben principis nomine etwas zu offerieren et
qnantum ?
Darauf übergeben die Brandenburgischen ein Project des Com-
promisses wegen Ravenstein und begehren dabei wegen des Winnenthal-
sehen Postes sich zu resolvieren und solchen dem Vergleich gemäss dem
Grafen von Schwarzenberg zu zahlen*). Jene lehnen dieses zunächst ab,
da ihr Herr viele Prätensionen abgefunden, welche auch dem Kf. zu statten
kämen, da die Branden.burgischen aber dieses nicht gelten lassen wollen,
so erklären sie endlich nach genommenem Abtritt, mit dem Schwarzenber-
gischen Abgesandten reden und die 100,000 Rthlr. in 5 Terminen zahlen
zu wollen, wenn er dagegen die Prätention auf Hochswagen fallen Hesse.
29. Mai werden die Erinnerungen des Freih. v. Schwerin*) den Pf- 29. Mai.
Neuburgiscben mitgetheilt, von diesen sämtlich approbiert und dMrauf in
den Traktat eingerückt.
Veneris 5. Junii 1666. Die Neuburgiscben theilen einige notata
des Pfalzgrafen mit, derselbe wäre auch zufrieden, dass Kf. wegen der Sache
mit Fürst Rad zi vi 11 communiciere, die Brandenburg ischen berichten
darauf über ihre Unterredung mit Baron de G oes*) und theilen die Instruction
und Creditive [Hackebergs] mit. Und ist gutgefunden, dass ein Articul
in den Tractat gesetzt werden solle, die Sache laufe, wie sie wolle, solche
verschwiegen zu halten.
^) Project b, b. oben S. 741 Aom. 1.
^ Kf. hatte die Herrschaft WinoeDtbal, welche nach dem Provisionalver-
gleich vom 8. April 1647 ihm fär die von dem Pfalzgrafeo versprochenen
100,000 Thaler haften sollte, darcb einen Vergleich vom 8. October 1649 an
den Grafen Joh. Adolf v. Schwarzenberg cediert, 8. den aber diesen Ponkt
besonders abgeschlossenen Vergleich vom 9.(17.) September 1666 (v. Mörner
S. 303).
^'0. V. Schwerin, dem Kf. das Project des Vertrages zugesandt hatte,
erklärt (d. Iselsteio 27. Mai 1B66) sich im übrigen mit demselben einverstanden,
schlägt aber ausser einigen kleinen Veränderungen und Zusätzen vor ad 6, dass
man sich wegen der Kosten gleich jetzt vergleiche and es auf die Hälfte nehme,
ad 9, dass auch Frankreichs gedacht werde, und ad 11, dass an stelle des-
selben gesetzt würde, dieser Vergleich sollte gelten, wenn auch nichts aus dem
Erbvergleich würde, denn sonst konnte der Pfalzgraf, wenn er übel wollte, nur
den Brbvergleich unterlassen, damit er Ravenstein und Recklinghausen nicht
geben dürfe, Kf. könnte von dem Wahlwerk, nachdem er sich einmal in dasselbe
eingelassen, nicht zurück, sondern würde solches nolens volens befordern müssen,
weil er sich bei dem Hofe irreconciliabel gemacht.
*) S. unten S 747.
Digitized by
Google
746 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
9 Juui. Mei'cnrii 9. Juni 1666. Die Neub urgischeo erkläreu, dass sie gegen
die lostructioo für Hackeberg nichts zuerinuero haben, bitten zd überlegen,
wie in Schweden und am Kaiserlichen Hofe das Weric weiter za treiben,
erlslären dann, sie wollten gern vor den Feiertagen nach Düsseldorf, und
bitten, dass das Project zur Richtigkeit gebracht, abgeschrieben and von
den Brandenburgischen unter8chrieben ihnen mitgegeben werde.
16. Jani. Jovis 10. Junii 1666 ist der Polnische Tractat coUationieret und
unterschrieben worden.
19. jQüi. Solls 19. Junii 1666. Die Neuburgischen erklären sich zur Aus-
wechslung der Ratificationen*) bereit, dieselbe wird auf morgen febtgesetzt
Wegen Ravenstein beliebten sie das compromissum ratione possessorii,
wie es projectiert, wobei sie einige Erinnerung zu thun, und wollten ratione
petitorii auch ein Project übergeben.
23.JuDi. Mercurii 23. Juni 1666. Hora 10 sind die Originalratificationen
wegen des Polnischen Werkes ausgewechselt worden.
Hora 5 pomer. wird das Project des Ravensteinschen Compromiss
gelesen und darüber conferiert.
Aufzeichnung über die dem kaiserlichen Gesandten de Goes
und der Schwedischen Regierung zu machenden Mittheilungen
wegen der polnischen Sache ^). D. 29. Mai 1666.
^9. Mai. Dem Baron de Gpes soll vorgestellt werden, wie gefährlich der Zu-
stand in Polen sei, der Hof suche durch Unterdrückung Lubomirskis
das Wablnegotium durchzusetzen. Kf. wünsche die Absiebten des Kaisers
in dieser Sache zu erfahren, weil er sich mit demselben conformieren wolle.
Ef. hielte dafür, da der Hof das Wablnegotium unablässig betreibe, nur um
dem Herzog von Enghien die Krone zu verschaffen , so sollte man auch
die Wahl ku befördern suchen, um die Machinationen des Hofes mit einem
Male umznstosscn, doch dahin wirken, dass solche auf ein dem Kaiser und
der Republik anständiges Subjectum falle; Kf. wünschte zu wissen , wohin
des Kaisers Absichten zielten und wem er diese Krone am Tfebsten gönnte.
Sollte 6. sich darauf herauslassen und Pfalz-Neu bürg erwähnen, so
sollen sie erklären, dass Kf. darin mit dem Kaiser einig sei und dass er auch
zu besserer Erreichung dieses Zweckes die mit dem Pfalzgrafen noch vor-
handenen Streitigkeiten aufs schleunigste beizulegen sich bemühe. Sollte
G. dagegen ein andres Subjectum, in specie den Herzog von Lothringen
vorschlagen , 30 sollen sie erwidern, Kf. kenne dessen Qualitäten nicht so gut,
er sei Vassallus Galliae, Pfalz-Neubnrg dagegen dependierte nur vom
') Dieselben sind ansgeatellt vom Kf. d. Cleve 17. Juni 1666 nod vom Pfals-
grafen d. Grimlinghaosen 17. Juni 1666.
''^ von Meinders' Haod.
Digitized by
Google
VerbaudluDgiiO mit de Goes wegen der poluischeo Sacbe. 747
Kaiser uud Reich, letzterer wäre mit verschiedenen PnDS&eu gesegoec, albu
bei noch einmal erfolgender Vacanz nicht weit ein Successor zn suchen.
Auch Schweden würde die Krone viel lieber in Pfalz-Nenburgs, als
seines Verwandten Händen sehen. Sollte abei 0. kein Subjectum nennen
wollen, stünde zu bedenken, ob von Seiten des Kf. Pfalz-Neu bürg vor-
zuschlagen.
Zugleich soll an Krockow nach Schweden geschrieben werden, Kf.
wünsche zu wissen, ob es Schweden mit der Beförderung der Wahl Pfalz-
Nenburgs zum polnischen Könige Ernst sei, Kf. sei geneigt, es zu secun-
dieren, bemühe sich zuförderbt die Streitigkeiten mit demselben zu schlichten,
wünsche auch zu erfahren, ob man nicht in Schweden dafür hielte, dass in
Polen die Wahl zu poussieren und des Pfalzgrafen Person dabei zu recommeu-
dieren, und wenn die Wahl auf denselben gefallen, derselbe im Falle der
Noth zu secundieren und auf welche Weise dieses alles zn coucertieren
sei. Kr. soll auch im Vertrauen mit Rautenstein ^) communicieren.
An beiden Orten, sowohl beim Kaiser als auch bei Schweden, kann
Lubomirskis Sache aufs beste recommendiert werden, damit man durch
denselben diejenigen, welche es mit der Republik wider den Hof halten,
gewinnen und bei der jetzigen guten Intention erhalten möchte, sie unter
der Hand zu animieren und ihm Hülfe zu versprechen.
Q. Ob auch jemand an den Kaiserlichen Hof zu senden und mit was
für Instruction?
Ob nicht au Fürst Radziwill von diesem Dessein etwas unter der
Hand zu notificieren uud er zu Beförderung desselben aufzufordern?
Aufzeichnnng über eine mit Baron de Goes gehaltene
Conferenz '). [D. Cieve 2. Juni 1666].
[Die polniacbe Wahlaogelegeoheit.]
Als den 2. Jnni 1666 auf S. Gh. D. gn. Befehl der H. Blaspeil 2. Jani.
und ich zum keyserlichen Abgesandten, H. Baron de Goes gefahren
und mit demselben wegen der Polnischen Sache, in speeie wegen der
Wahl und auf was fttr ein subjectum I. Key. M. desfals reflectirte,
gesprochen, hat er uns nachgehends geantwortet:
1) Hielte so weinig diensam als practicabel, dass man diesseit
von der Wahl noch zur Zeit zu sprechen hätte. Dasjenige, so der
Königin könnte reprochiret werden, wäre das Wahlnegotium und dass
sie solches contra jura regni bei Lebzeiten auf die Bahn gebracht, sollte
man nun auch von dieser Seite dergleichen moviren, so wtirde man
allen Credit bei den Ständen verlieren, ^ie sich dann auch Lubo-
0 Gesandter des Pfalzgrafen in Schweden.
^ auch von Me Inders* Hand.
Digitized by
Google
748 1*^- Der Erbvergleich mit Pfalz-Neiiburg.
rnirsky darin genau fürselien niüsste. Es wäre auch so grosse Appa-
renz nicht, dass die Königin durchdringen werde, und stünde alles
noch sehr zweifelhaftig.
2) Sollte aber ein Fall sich zutragen, so würden I. Key. M. ausser
Zweifel mit S. Ch. D. , mit dero sie einerlei Interesse bei diesem
Werk hätten, communiciren.
3) Wie bei genommener Occasion des Pfalzgrafen von Neuburg
gedacht wurde, erwähnte er, dass er bekennen mösste, dass er nicht
eigentlich instruiret, er wollte es aber I. Key. M. berichten und In-
struction erwarten.
4) Der Pfalzgraf wäre bei I. Key. M. nach der Abreise von Regens-
bürg zu Straubing^) gewesen, könnte zwar nicht sagen, was daselbst
passiret, er wäre aber sehr satisfait gewesen.
5) Es wäre dieses sonsten eine delicate Materie, die behutsam zu^
menagiren, wie er dan auch wüsste, dass I. Key. M. sie nicht in den
Bath brächten, sondern ä part resolvirten und überlegten.
6) Der Pfalzgraf hätte auch wohl Ursach, sich etwas zu accommo-
diren und nicht dergestalt in allem, wie neulich zu Regensburg ge-
schehen, der widrigen Parthei sich zu associiren. Solches wären um-
brae und könnte dadurch ein solches Hauptwerk 'obstacula finden.
Nos: Wenn man lang trainirete, mügte endlich der Fall insperato
kommen und der König entweder einmal schleunig sterben oder re-
signiren, oder doch solche revolutiones entstehen, dass man alsofort
einige Resolution nehmen müsste.
nie: Müsste bekennen, dass alsdann gut sein würde de concert
zu gehen, er wollte es an I. Key. M. berichten und würde wohl bald
Resolution und Nachricht bekommen.
Vertrag zwischen dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm von
Brandenbarg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu-
burg wegen der dem letzteren zu verschaffenden polnischen
Krone. D. Cleve 10. Juni 1666.^
10. Juni. Kund und zu wissen sei hiemit; nachdem der Durchleuchtigste
Fürst und Herr, Herr Friderich Wilhelm, Marggraff zu Branden-
burg — und der auch Durchleuchtigste Fürst und Herr, Herr Philipp
^) im Mai 1GG4 S. oben S. 240.
2) Inhaltsangabe bei Pufendorf X § 48 (8. 685), v. Mörner S. 2b6 (o. 160.)
Digitized by
Google
Vertrag wegen der polniscbeo Sache. 749
Wilhelm, Pfaltzgiaff bei Rhein — nun eine Zeit hero entschlossen
gewesen und annoch gänzlich entschlossen sein, die zwischen beiden
Ihren Chur- und Fürstlichen Häusern von undenklichen Jahren her
gepflogene aufrichtige gute getreue Freundtschafft — zu restabiliren,
auch die von beiderseits darzu deputirten Rähten dessfals fUrge-
nommene Handlung durch göttliche Schickung so weit gebracht ist,
dass die fürnehmsten Miss verstände, wodurch vorgedachte Freund-
schafft bissweilen alteriret und geschwächet worden, als nemlich die
Successionssache der Jülich -Clevisch und angehörigen Lande, der
Punctus Religionis und das Directorium im Westphälischen Kreise
verhoffentlich mit dem ehesten ihre beständige Richtigkeit erhalten
werden, und dann bei dieser Handlung auch sonsten eine und andere
Interessen, welche beide Chur- und Fürstliche Häuser concerniren, in
specie auch der gegenwärtige gefährliche und verwirrete Zustand im
Königreich Polen in Consideration gezogen und dabei überleget worden,
was etwan zu des gemeinen Wesens Wollfahrt und beider Theile
Nutzen und Sicherheit desshalber und absonderlich bei der künftigen
Wahl zu beobachten sein möchte — Alss haben höchstgemelter Ihrer
Chur- und Fürstlichen Durchleuchtigkeiten darzu verordnete Rähte und
Gevollmächtigte, benantlich von wegen Seiner Churf. Durchl. zu Branden-
burg der Hochwürdige HochwoUgebohrne Herr Otto Freiherr von
Schwerin — wie auch der Hoch edle veste und hochgelahrte Herr
Werner Wilhelm Blaspeil — und der Wolledle und hochgelahrte
Herr Franz Meinders — von wegen Ihrer Fürstl. Durchl. Pfaltz-
Neuburg aber der HochwoUgebohrne Herr Johan Heinrich Freiherr
von und zu Winkelhausen — wie auch der WoUedelgebohrne
Herr Franz von Giese — und der WoUedelgebohrne Herr Hein-
rich Schnellen — nach Anleitung ihrer dessfals gehabter Instruction
und Befehls nachfolgende Puncten verabredet und verglichen.
1. Anfänglich versprechen S«. Churf. D., dass, gleich wie Sie
niemand lieber alss des Herrn Pfaltzgrafen Fürstl. Durchl. die Krohn
Pohlen durch ordentliche Wahl hiernegst gönnen, also auch dero-
selben zu deren Erlangung alle gute officia und Beförderung juribus
et libertate Reipublicae semper salva prästiren wollen.
2. Zu welchem Ende dann auch noch zur Zeit für diensam ge-
achtet wird, den H. Lubomirskj zu ersuchen, dass er bey der guten
Parthey bestendig verharre und für die Republicq fest halte, mit Ver-
sicherung, dass man die Republicque und also auch ihn nicht lassen,
sondern ferner assistiren würde.
Digitized by
Google
750 1'^- t)er Brbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
3. Wie dann auch S«. Churf. Durchl. die ienige, welche es mit
ihm halten und pro libertate Reipublicae und wider die ffirhabende
Wahl eines der Polnischen Freyheit gefährlichen und der Republicq
unanständigen Subjecti, und zwar durch unordentliche Mittel und
Wege, arbeiten, darin stärcken und ihr bestes thun wollen, damit die
ienige, so sich hierin der Kepublicq zu Nachtheil bemühen, ihre In-
tention nicht erreichen.
4. Im Fall nun hiemegst die Krohn Pohlen per mortem vel
abdicationem Regis vaciren, oder auch die Stände vivente rege (sonder-
lich da es vom Könige so offt gesuchet worden, wiewoll sonsten
S*. Churf. Durchl. solches nicht verrauthen) zur Wahl eines Successoris
schreiten würden, alssdann wollen S^ Churf. Durchl. ihr bestes thun,
damit des H. Pfaltzgrafen Durchl. Person vorgeschlagen und prae
caeteris recommendiret gehalten werde.
5. Wenn nun libera vota auf dieselbe gefallen und S«. Fürstl.
Durchl. legitime erwehlet, die Republicq aber solcher ihrer gethanen
Wahl halber gegen Gewalt succurriret und also der Effect derselben
durch die Waffen befordert werden müsse, solchenfals wollen S«.
Churf. Durchl. und S«. Fürstl. Durchl. eine Arm6e von zehen, zwölff
oder mehr tausent Man, worzu ein jedweder die Helffte giebet, der
Republicq wieder diejenige, so dieselbe hierunter beeinträchtigen
wolten, zu Httlffc senden. Ueber welche Arm6e den Ihre Fürstl. Durchl.
alss zu der Zeit erwehlter König oder Successor Regni das Ober-
commando und Generaldirectorium führen, jedoch hernegst der künffti-
gen Verfassung und Kriegsoperationen halber fernere Handlung ge-
pflogen werden soll. S*. Churf. Durchl. versprechen auch die nöhtige
Artillerie und Zubehör zu verschaffen und herzugeben, jedoch dass
die zu dem Gebrauch der Artillerie erforderte Kosten ein jedweder
zur Helffte trage.
6. Dahingegen und sobald S**. Churf. Durchl. dero Trouppes
ad 5. 6. oder mehr Tausent Man mit Ihr Fürstl. Dchl. werden con*
Jungiren und zu obgemelter Intention operiren lassen, erbiehten sich
Ihr Fürstl. Dchl. alsofort die Herschafft Ravenstein (jedoch dass
die Religion in Statu quo verbleibe und darin denen Römisch -Ca-
tholischen so wenig in exercitio alss bonis et reditibus die geringste
Eintracht nicht geschehe) oder wen diese Herschafft S'. Churf. Durchl.
sonsten in krafft des vorstehenden Erbvergleichs bereits würde zuge-
fallen sein, aliud aequivalens, so S^ Churf. Durchl. woll gelegen,
Deroselben zu geben, jedoch mit diesem weiteren Verstand, dass wan
Digitized by
Google
Vertrag wegen der polnischeD Sache. 751
der effectus der Königlichen Wahl auch ohne die Waffen wörcklich
erreichet wflrde, aUsdan gleichergestalt die Herschafft alsofort nach
derselben an S*. Churf. Durchl. jeztgemeltermassen Obergegeben wer-
den soll.
7. Obige Resolution soll dem H. Lubomirskj im Vertrauen
entdecket und derselbe soviel immer mOglich dahin dieponiret werden,
dass er zusage, dieses Werck obgemelter massen zu befordern, wohin-
gegen er von des Herrn Pfalzgrafen Dchl. zu versichern, dass wen
Sie solcher gestalt zur Krohn gelangen werden, Er nicht allein ple-
nissime restituiret werden solte, sondern man ihm auch darttber wie
auch den Seinigen alle Gnade und beneficia, wie er solche selbsten
desideriren möchte, erweisen würde, dergleichen Promessen dan auch
andern, welche in der Sache der Republicq zum besten einige gute
officia prästiren werden, zu thun seyn.
8. Ihre Fürstl. Durchl. zu Neuburg werden dieses Dessein bey
dem Keyser und der Krohn Schweden aufs beste recommendiren
und deren Approbation hierunter suchen, auch darin keine Zeit ver-
abseumen, damit man eveniente casu von diesen beyden Partheyen
keine Wiederwertigkeit zu befahren, und wollen S^ Churf. Durchl.
solches ihrestheils auch thun, und nachdem es Ihre FUrstl. Durchl.
Ihr an Hand geben werden, dero Intention fleissig secuudiren helffen.
9. Sobald aber Ihre Fürstl. Durchl. zur Krohnung gelanget, wollen
Sie S'. Churf. Dchl. das Vest Recklinghausen von des H. Chur-
fürsten zu Co In Durchl. frey und ohne einige Condition in dem
Stande, wie es anizo ist, verschaffen und inmittelst Sie sich mit
• Ihr Churf. Durchl. zu Co In wegen des Tausches vergleichen, einen
District im Herzogthum Bergen, welcher eben so viel alss besagtes
Vest einbringet und S'. Churf. Durchl. zu Brandenburg woll gelegen,
würcklich einräumen; jedoch dass es sowoll im Vest als im Bergischen,
wie oben bey Ravenstein vermeldet, der Religion halber ebenmässig
gehalten werde.
10. Ihre Fürstl. Durch), versprechen auch, dass wen Sie zur
Krohn gelanget, Sie mit S\ Churf. Durchl. allezeit in guter aufrichtiger
Freundschafft leben und dero Churfürstl. Hauses Bestes und Interesse
iedessmahl fleissig zu befordern Ihro angelegen seyn lassen, in specie
denen mit der Krohn Polen aufgerichteten Pactis bestendig inhaeriren,
darwieder nicht handeln, und was davon noch nicht adimpliret, sofort
ohne einigen Verzug wircklich erfüllen, zu Erlangung eines bequemen
Passes über die Weisseil S'. Churf. Durchl. verhelffen, deroselben Hauss
Digitized by
Google
752 1^* ^or Erbvergleicb mit Pfals-Neubarg.
und DesceudeDten wie auch dero Preussische Unterthanen zu dem
jure indigenatu8 respective befordern und dabey mainteniren, sonsten
auch in allen Angelegenheiten S^ Churf. Durchl. eusersten Vermögens
gratificiren wollen.
11. Weiln auch S'. Churf. Durchl. Agnatis in Francken bishero
wegen der Preussischen Belehnung allerhand Difficultät und Streit
gemachet, so versprechen Ihre Fürstl. Durchl. Ihr Bestes zu thun,
damit die Fränekische Linie der Marggrafen zu Brandenburg, imfall
von S^ Churf. Durchl. Descendenten über kurz oder lang (welches
Gott verhüte) niemand vorhanden, ad successionem in ducatu Prussiae,
wo nicht cum jure supremi dominii, doch zum wenigsten sub condi-
tione feudi, wie es der Erste Herzog von Preussen gehabt und zu
Lehn empfangen, admittiret und zugelassen, auch zu mehrer Ver-
sicherung eventualiter investiret werden möge.
12. Ingleichen versprechen Ihre Förstl. Durchl., dass Sie nach
erlangeter Krohn die Evangelische Religionsverwandte in Pohlen und
angehörigen Landen bey ihren habenden Rechten und Freyheiten, denen
Constitutionibus regni gemees, allerdings ruhig lassen und Sie dar-
wieder keinesweges graviren wollen.
13. Ferner ist verabredet und verglichen, dass alles, was in
obigen Puncten enthalten, auch hernegst effectuiret werden soll, wan
gleich Ihre Ffirstl. Durchl. nicht selbsten, sondern einer von Ihrer
Ffirstl. Durchl. jungen Prinzen zur Krohn gelangen solte, welchen fals
Seine Churf. Durchl. sich offeriret, ebenmässige ofßcia und Hülffe zu
pfästiren.
14. Beyde Chur- und Fürsten versprechen auch endlich in kra£Ft
dieses bey Ihren Chur- und Fürstlichen Worten und treuen Glauben,
dass dafern aus dieser Sache nichts werden und solche durch einen
menschlichen Fall oder Verenderung der Conjuncturen, wie sich selbige
auch zutragen könten, verhindert werden und zu keinem Effect
kommen solte, keiner das geringste von dieser Handlung zu des An-
dern Nachtheil an einigen Ort directe oder indirecte, durch sich oder
durch Andere propaliren oder divulgiren, sondern dieses alles bey
sich in geheim halten und aufs beste secretiren wollen.
15. Schliesslich haben mehr höchstgemelter Ihrer Chur- und
Fürstlichen Durchl.^" vorbesagte Rähte versprochen, dass beyderseits
hohe Herren Principalen diese Handlung innerhalb acht Tagen oder
ehender, wen es seyn kan, in gewöhnlicher Form ratificiren und der-
selben in allen Puncten nachleben werden.
Digitized by
Google
Reobtfertignog der Deputierten des Kf. 753
In dessen Uhrkund haben vorbenante Räbte dieses eigenhändig
und mit ihren Petschafften bekräfftiget. So geachehen Gleve den
10. Junii Anno lß66.
Otto Freyherr von Schwerin. Johann Heinrich Freyherr
von und zu Winckellhausen.
Werner Wilhelm Blaspeil. Franz von Gise.
Franz Meinders Uenr. Snelle.
0. V. Schwerin, W. W. Blaspeil und Fr. Meinders an den
Kurfürsten s. 1. et d. [6. August 1666] ').
[Rechtfertignng auf die wider sie wegen des Vergleicbs mit Pfalz-Neabnrg
erbobenen BeschuldigangeD.]
Sie haben erfahren, dass wegen der mit Pfalz -Neuburg gepflogenen 6. Ang.
und ounmehr fast zu Ende gebrachten Tractaten allerhand ungleiche judicia
gefällt und sie, als die Unterhändler ^ei denselben, beschuldigt werden, des
Kf. Interesse und Vortheil nicht gebührend zu beobachten.
Ew. Churf. D. aber werden sich verhoflFentlich annocb gn. zu
erinnern wissen, dass Sie ftir mehr den drei Jahren bei dero An-
wesenheit in Preussen, da wir beide, Schwerin und Blaspiel, nicht
bei Ew. Churf. D. besondem ferne von deroselben gewesen, und also
nicht wissen können, was vor considerationes damahlen dabei vor-
kommen, die quaestionem an und dass Sie einen Erbvergleich auf-
richten wollten, gnädigst resolviret, und zu solchem End anfänglich
mir, Blaspielen, und hernachgehends Ihrer Hochheit der verwittibten
Princessin von Oranien deshalben Vollmacht ertheilet, worauf auch
im Haag damahlen, und hernachgehends das Werk mit des Herren
Pfalzgraffen Deputirten nicht allein angefangen, sondern auch so weit
darin fortgefahren; dass es vielleicht zu der Zeit bald zum Schluss
und endlicher Richtigkeit hätte gebracht werden können, wen Ew.
Churf. D. nicht gnädigst gut gefunden hätten, der Sache einen 'An-
stand bis zu dero persönlichen Anwesenheit dieser Orten zu geben,
Ew. Churf D. werden sich auch ferner gnädigst entsinnen, dass ohn-
eraehtet des bei dero Ankunft in diese Lande annoch in voller
Flamme schwebenden Münsterischen Krieges Sie nichts desto weiniger
aus verschiedenen wichtigen und erheblichen Ursachen, welche die-
selbe zum Theil nicht eben ganz kund und lautbahr zu machen gut
0 Schon im Auszöge gedruckt bei Lehm an o I S 198r. o. 83.
Mat«r. X, Gesch. d. 0. Kurfürsten. XI. 4Ö
Digitized by
Google
754 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Nenbur^.
gefunden, allezeit dieses Werk eiflferig fortgesetzet und uns — darin
zu arbeiten nicht allein gnädigst anbefohlen, sondern auch zum oftern
übel und missfällig empfunden, dass das Werk nicht besser von
statten ginge und man ehender nicht zum Schluss kommen können.
Sie haben dem Befehle des Kl. ohne ein ander Absehen als auf dessen
Estat und Interesse in gehorsamster Devotion nachgelebt, gegenüber jenen
gegen sie erhobenen Beschuldigungen ersuchen sie Kf., seine sämtlichen
Räthe nochmals selbst zu vernehmen, ob sie etwas besser sowohl in puncto
religionis als in der Successionssache für ihu zu erhalten sich getrauen,
oder, wenn er solches nicht verspüren könnte und bei seiner gefassten Re-
solution verbliebe, sie ^egen dergleichen ihrer Ehre und zeitlichen Wohlfahrt
höchst uachtheiiige Censureu zn mainteniereu, die VoIlziehuDg des Vergleichs
auch anderen, welche die Sache vielleicht besser verstehen und ihm mit mehr
Nutzen dabei dienen können, anzubefehlen, oder ihnen wenigstens anzu-
deuten, wie es in der Wahrheit auch also ist, dass nicht sie sich unter-
standen, ihn zn solchem Vergleich zu bewegen, sondern dass er dieses
vielmehr selbst so beliebt und resolviert und also solche Censuren mehr
gegen ihn als gegen sie gingen.
Geheimenraths- Protokoll. D. [Cleve] 6. August 1666.
(S. Churf. D., I. F. D. zu Anhalt, I. F. Gn. zu Nassau, H. voo Canstein, Freiherr
voD Blomentbal, H. von Jeoa, H. von Nievenheim, H. von Eickel, H. von Huch-
teaboch, H. D. Bachman, H. D. Steinberger, H. D. Isiog, H. D. Hate.)
[Die Beechwerdeschrift der Bevollmächtigten. Ob Rf. den Brbvergleich
abschliessen soll.]
(). Aug. — Als nun sothanes Supplicatum ') abgelesen, haben S. Chf. D.
gesaget, wie dass Sie aus erheblichen Ursachen dieses Werk und
Handlung getrieben, und den deputirten Rähten solches zu befordern
befohlen, und sollte demnach iedweder von den anwesenden Rähten
seine Meinung und was er noch darbei zu erinnern hätte, sagen, wan
es würde abgelesen sein.
H. V. Jena erinnerte in antecessum, weil in Supplicato gesagt
würde, dass ö. Chf. D. in Preussen vor einigen Jahren solche Reso-
lution genommen, wäre solches daher geschehen, weil H. Blaspiel*)
einen Vergleich mit einem Abriss in Preussen geschicket, wie viel
nehmlich S. Chf. D. an Land noch bekommen müssten, wan der Ver-
0 Die vorstehende Eingabe von Schwerin, Blaapeil und Meindera von
demselben Datum. *
■^) S. oben S. 495f.
Digitized by
Google
VerhaDdluogeo im Geb. Ratbe fiber den Erbvergleicb. 755
gleich geschehen solte, und hätte er gemeinet, das» es nach solchem
Abriss hätte der Vergleich gemacht werden sollen. Was aber sonsten
gemeldet wtlrde, dass unterschiedliche harte Censuren dieser Handlung
wegen über sie ergangen, da möchten sie sagen, auf wen sie es
meinten, derjenige mttsste es dan verantworten.
Hierauf haben S. Chf, D. befohlen, den Erbvergleich in der Jülich-
schen Successionssache abzulesen, welches auch geschehen. Worauf
S. Cbf. D. zu F. Moritzen F. 6n. sagte, ob Sie etwas bei diesem
Vergleich zu erinnern hätten. Ille: Wisse nicht anders, als dass die
Clevische Regierung vor weniger Zeit ihr Bedenken*) schriftlich ein-
gegeben hätte. S. Chf. D. replicirte: was die Reg. damals berichtet,
solches wüsste 8. Chf. D. wohl, sie hätten es auch bei diesem Vergleich
attendiren und darnach einrichten lassen.
I. F. D. zu Anhalt sagte, diese Sache wäre schon öfters im
Rath vorgewesen und wOssten Sie, dass S. Chf. D. es den Deputirten
also abzuhandeln befohlen hätten.
I. F. Gn. Fürst M.oritz zu Nassau: Er hätte gemeint, dass
S. Chf. D. noch Ravenstein bekommen sollten, und dessen würde
nicht gedacht. H. v. Canstein: Gleich wie dieses eine Sache von
hoher Importanz wäre, also bäte er, dass, was er sowohl gegen
S. Chf. D. als auch in consilio gesaget, es nicht übel auszudeuten, es
wäre nicht andere zu censuriren oder jemand zu taxiren geschehen,
sondern seiner Pflicht ein gnüg zu thun, dan weil man gesagt, dass
so eine grosse Ungleichheit zwischen den Landen so S. Chf. D. und
die, welche Pfaltz-Neuburg bekommen, wäre, und S. Chf. D. gleich-
wohl nichts dargegen empfingen, so könnten S. Chf. D. es nicht übel
nehmen, dass er es erinnerte. Weil nun alle Redenken, so man hier-
bei haben könnte, S'. Chf. D. so mündlich als schriftlich wären vor-
getragen worden, S. Chf. D. aber dieselbe der Erhebligkeit nicht finde,
Sie auch über das noch einige geheimde rationes haben, warumb sie
diesen Vergleich schliessen, zudem auch dero Räthe, so sie zu diesen
Tractaten gebraucht, Treue, Devotion und Dexterität bekannt wäre, so
hätte er weiter nichts zu erinnern, als dass er wünschte, dass es zu
des Churf. Hauses Aufnehmen, dero sämtlichen Landen Ruhe und
Wohlstand gereichen möge.
Freiherr v. Blumenthal: Er wOsste nichts darbei zu erinnern,
') Ein solcbes ist io deo Akten nicht vorbanden.
48*
Digitized by
Google
756 12. Der Erbvergleicb mit Pfalz-Neoburg.
hoffte auch, da88 die hierzu committirte Rätbe in dieser Sache nichts
würden gethan haben, als was S. Ghf. D. ihnen befohlen. So wäre
auch die Sache hiebevor unterschiedlich im Rathe vorgekommen und
resolviret worden.
H. y. Jena: S. Chf. D. wüssten, dass die Sache wegen des Erb-
Vergleichs im Rath nie vorgekommen, als neulich einmal*) und itzo,
und weil er daher keine Information darvon hätte, auch ohne derselben
sein Bedenken nicht geben könnte, zu dem auch S. Chf. D. noch ge-
heimde Ursach hätten, so wünschte er gleich wie H. v. Canstein,
dass es zu S. Chf. D. und dero Landen besten gereichen möge.
H. V. Nievenheim: Weil es eine Sache von grosser Importanz,
würde gut sein, dass ein jeder das Werk noch vor sich ä pari lese
und seine Meinung abstatte.
H. V. Eikel vermeinete, weil gleichwohl nicht ohne, dass eine
ziemliche Inegalität zwischen den Landen wäre, dass es in der Cle-
vischen Regierung noch einmal möchte abgelesen und ponderiret
werden.
H. V. Hüchtenbruch, weil er nur neulich in den Clevischen
Regierungsrath wäre recipiret worden, wäre ihm die Sache unbekannt
und könne dahero sein Bedenken nicht geben. So viel aber der
Freih. von Schwerin und H. Meinders neulich in der Clevischen
Regierung angeführet und remonstriret hätten, so hielte er für gut,
den Vergleich zu treffen, aber wie und auf was Weise derselbe ein-
zurichten, davon könne er aus Mangel an Information nicht sagen,
hätte aber allzeit von einer grossen Inäqualität der Lande gehöret
und dass Ravenstein, Winnenthal etc. S'. Chf. D. noch zugeleget
werden müssten.
H. D. Bach man: Die Erbvereinigung fände jedermann gut, den
modum aber, wie solche einzurichten, davon hätten Sie erst vor
14 Tagen gehöret, hätten auch damals ihre Erinnerung gethan, hätte
sonst gemeinet, dass von dem Fürstenthum Berge noch etwas hätte
gegeben oder abgetreten werden sollen, damit desto bessere Proportion
*) Nach den Geb.ratbsprolokolleD wurde am 13. Juli im Geb. Bathe das Pro-
ject des Vergleichs io puucto religioois verlesen und den Herren y. Hey den
uod BomswiDckel zur Begutachtung übergeben, am 30. Juli die Beaolution
des Pfalzgrafen wegen der Evangeliachen in Jälicb und Berg, welche die Form
eines Nebenrecesses erhalten solle, verlesen, am 31. Juli von Blas peil referiert,
wie sie gestern im Regierungsrath ein anderes Project eines solchen Neben-
recesses abgefasst, und dasselbe verlesen.
Digitized by
Google
VerliaodlaDgeo im Geh. Ratbe über deu firbverglnicb. 757
getroffen würde. Weil aber S. Chf. D. wichtige und verborgene Ursach
haben, auch die committirten Räthe solchen Vergleich sonder Zweifel
S^ Chf. D. Willen und Befehl gemäss werden eingerichtet haben, also
wünschte er glücklichen Success — stellete S. Chf. D. anheim, ob Sie
der Regierung Bedenken ä part noch einmal darüber vernehmen
wollten.
H. D. Stein berger: Als S. Chf. D. ihnen das Project des Erb-
vergleichs lassen zustellen, hätten sie den Tractat de ao. 1614 nach-
gesehen und gemeinet, ob selbiger zum Fundament genommen werden
möchte. Weil aber S. Chf. D. sagen lassen, dass sie ihre absonder-
liche Ursachen hätten, warumb sie diesen Vergleich itzo schliessen
wollten, so hätte er nichts zu erinnern. Wegen der Reichssteuer, ob
nicht Ravensberg von Jülich abgenommen und den Clevischen
Landen mit beigeleget werden möchte zu ihrer Sublevation. In colla-
tione der geistlichen Beneficien, ob nicht eine Specification der Bene-
fieien, so conferiret werden sollen, zu extradiren wäre.
H. D. Ising: Wan sie die rationes, so der Freiherr von Schwerin
ihnen neulich eröffnet, vorher gewusst hätten, würden Sie (die Re-
gierung) ein anderes Bedenken neulich an S. Chf. D. eingegeben haben.
Hätte sonst gemeinet, was ao. 1614 geschlossen, dass daraus die
näheste Qualität dieses Vergleichs hätte genommen werden sollen,
weil aber S. Chf. D. andere wichtige Ursach hätten, so wüsste er
auch nichts weiter zu erinnern. Was den turnum belanget, so würde
es besser gewesen sein, wan S. Chf. D. es allein behalten und der
Pabst nichts zu sagen hätte. Item wegen des Contingents, wan
Ravensberg mit zu Cleve contribuirte, würde es umb so viel Er-
leichterung haben.
H. D. Hase: Hätte nichts zu erinnern, als dass die Theilung sehr
inegal wäre, weil aber S. Chf. D. ihre absonderliche rationes hätte,
so acquiescirte er billig, cum appenso voto.
Hierauf sagten S. Chf. D.: Das meiste und vornehmste, so sie
erinnert hätten, wäre die Inegalität. Sie hätten es aber genau unter-
suchen lassen und beliefen sich die Einkünfte desfals auf ein 4000 Rthlr.,
so der H. Pfaltzgraf mehr hätte*). Nun wäre die Frage, ob umb
solcher 4000 Rthlr. willen der Erbvergleich zu unterlassen oder zu
<) Nach einer Berechonog BlaspeiU (s. Lehmann I S. 206 Anm.) über-
treflfen die Einkünfte von Jülich-Berg (172,966 Rthlr.) diejenigen von Cleve-Marck-
Ravensberg (1G7,156) nm 5810 Rthlr.
Digitized by
Google
758 12- I^er Erbvergleicb mit PfaU- Neuburg.
retardiren. Man hätte auch gesagt, warumb S. Ghf. U. eben diesen
Vergleich erblieh treffen wollten? Allein Sie hätten dazu gnugsame
Ursache. Es hätte der H. von Gent*) einsmals ausdrücklich gesagt,
wie die Staaten nicht zugeben könnten, dass ein Herr die Länder
allesamt allein besässe. So hätten S. Chf. D. auch gedacht, dass
Sie diese Sache allein nicht ausführen und die Länder alleine be-
kommen könnten, und dieses wegen der Jalousie der Nacbbaren,
welche S. Chf. D. eher wehren als darzu helfen würden. Dahero
S. Chf. D. gesuchet, sich in der Güte zu vergleichen. Was wegen
der Beneficien erwähnet, wäre es bishero geschehen, dass sie meistlioh
in S. Chf. D. turno vacant worden, und könnte man sehen, ob es da-
hin zu bringen.
Der Kurfürst an Schwerin, Blaspeil und Meinders.
Signatum Cleve 8. August 1666').
(Conc. Fürst J. G. von Anhalt).
[auf die Eingabe vom 6. Aognst. Billigung ihres Verhaltens, Befehl snr
Vollzlehang des Vergleichs.]
r". Aug. — Wie nun S. Churf. D. ganz missfilllig und ungnädig empfinden,
dass von diesem Vergleich, worzu dieselbe durch verschiedene wichtige
und erhebliche Ursachen bewogen, dergleichen ungleiche judicia ge-
fället worden, also wollen dieselbe nicht unterlassen es gegen die-
jenige, welche sich dessen hiernegst unterstehen, gebührend zu ahnden.
Sonst haben vorgemelte Bähte sich hierinnen keiner Wiederwertigkeit
im geringsten zu befahren, zumalen dieselbe bei dieser Sache nichts
gethan als weshalb sie von S. Churf. D. jedesmal special Instruction
und Befehl gehabt. Und weil S. Churf. D. diese Sache und den Ver-
gleich nochmahlen in Gegenwart sowohl dero geheimden als Cle-
vischen Stathalter und sämtlichen Regirungsrähte verlesen lassen und
dero Vota und unterth. Bedenken darüber eingenommen, aus allen
Umbständen aber den Schluss dieser Tractaten und die Vollentziehung
des Erbvergleichs nach reifer Erwegung der Sache zu dero Churf.
Hauses und Posterität Sicherheit und Besten Erträglich und nützlich
ermessen, als ist dero abermahliger g.ster Wille und Befehl, dass ob-
'} Wohl der der oraoischen Partei angehörige geldrische fidelmaDn Johann
von Gent s. Urk. u. Akt. m 8.50.
^ Schon im Auisuge gedruckt bei Lehmann I 8.200 n. H4.
Digitized by
Google
Bedenken der (Jleviscbeu Regierung. 759
gemelte Kähte denselben in Gottes Namen vollenziehen und sich dabei
alles Churf. Schutzes und Maintenirung im Fall der Noht beständig
zu versichern haben sollen. —
Der Clevischen Regierang Bedenken über den mit Pfalz-
Neuburg projeetierten Erbvergleich. D. Cleve
18. August 1666 ').
[Ungleiche Tbeilung der Lande, anbilliger Steneranscblag, Arreste und
Repressalien.]
Nachdem Kf. ihnen den mit Pfalz-Neubnrg entworfenen Vergleich 1«. Aujr.
in puncto saccessiouis in den Gülich- Clevischen und angehörigen Landen
mitgetbeilt und ihnen befohlen^ ihm ihre Gedanken darüber zu eröffnen, so
bemeiken sie: 1) was die Theilung der Lande anbetrifft (Punkt 4. 5. und 7),
so ist Kf. bei den früheren Verträgen von 1624, 1629 und 1647, durch welche
ihm auch nur Cleve, Mark und Ravensberg zugesprochen worden, ver-
vortheilt worden. Denn Gülich pflegt soviel als Cleve und Mark ordi-
iiari zu contribuieren und müsste, wenn ein billigmässiger Vergleich aufge-
richtet werden sollte, wenigstens dem Kf. noch dazu Ravensteiu, Winuen-
thal und Breskesandt nebst den daraus bisher bezogenen Einkünften
(j^ Rthlr.) restituiert werden, und wird dafür gehalten, dass in Gülich
und Berg wenigstens viermal mehr contribuierende Unterthanen als in Cleve,
Mark und Ravensberg vorhanden sind, die Winnenthalischen und Breske-
sandtischen Domainen zu geschweigen, wie denn jetzt die Erfahrung bezeugt,
dass der Pfalzgraf über 8000 oder 9000 Mann geworben und aus jenen Lan-
den bisher noch unterhalten, und dass darüber keine sonderlichen Querelen ver-
nommen werden. Dazu kommt, dass Ravensteiu in ein Ungewisses Com-
promiss gesetzt und vermöge der Brabancischen Lehenrechte £f. abge-
sprochen werden dürfte, und daneben demselben die Abfindung des Hauses
Zweibrücken mit aufgebürdet werden soll, woraus Schweden bei Gelegen-
heit grosse praetensiones machen und dem Kf. und dessen Nachkommen
grosse Ungelegenheic zuwachsen könnte.
2) in art. 16 ist disponiert, dass es wegen des Reichs- und Kreissteuer-
anschlags bei der alten Quotisation bleiben solle. Es ist aber land- und
reichskuudig, dass Gülich, Berg und Ravensberg eins so gut als Cleve
und Mar ck sind, es würde also die höchste Unbilligkeit sein, wenn Cleve
und Marck so hoch und so viel als Gülich, Berg und Ravensberg
tragen und geben sollten, es müsste daher in dem gesamten Contingent der
Laude eine gleich durchgehende Unterrepartition ad Interim gemacht und
*) Qoterzeichnet von Moritz F. zu Nassau, Freib. v. Heiden, Freib.
A. V. Spaeo, Baron v. Lottam, Job. Motzfeld, Job. Steinberg, Adam
Isiock.
Digitized by
Google
760 12. Der Erbvergleich mit Pfalz-Neuburg.
ineouderheit Ravensbergbei Cleve uodMarck, welche dem Kf. Terbleibeii^
znr SublevatioD gesetzt werden, es würde sieb anch garnicht fugeu, dass
liavensberg dem Kf. verbleibeo and im CoDtingent von Giilich und
Herg mit cootribuieren sollte.
3) Wird iu art. 13 erwähnt, dass keine arresta nnd Repressalien leicbt-
licb verstattet werden sollen. Stünde dahin, ob nicht die arresta vermöge
der alten Concordateu binc inde ganz verboten und nur schleunige Justiz
administriert würde.
Antwort auf der OJevißchen Regieruog Bedenken wegen des
Erbvergleichß. s. 1. et d. *).
(Lectnm in coDBilio 30. August 1666 praeseotibus : S. Cbf. D., Ih. F. D. zu Anhalt,
Gr. von Dona, Freiherr von Schwerin, Freiherr von Blnmeothal, H. von Jena,
H. Blaspiel. Hernachgebeods den 1. Sept. ist dieses auch in der Regierung ge-
lesen, praesentibus: Freiherr von Schwerin, H. von Kreutsberg, H. von Buchten-
brach, H. Ising, H. Steinberg, H. Blaspiel, H. Ernst, H. Lammers,
H. Wusthausen, H. Feil et me.) <)
[Widerlegung der von der Regierung erhobenen Bedenken]
30. Aug. 1) Wegen Theilnng der Lande zeigen die früheren Verhandlungen, wie
wenig Kf. Hoffnung haben kann, zu einem grösseren Antheil zu gelangen,
ausser durch einen günstigen Spruch am Kaiserlichen Hofe, oder dass durch
gütliche Tractat^n noch ein mehres von Pfalz-Neuburg erlangt werden
könnte. Ob das erstere zu hoffen , wird dahin gestellt gelassen ; man hat
aber immer es für vortheilhafter gehalten, dass Kf. und Ffalz-Neubnrg
ausser Streit in eine beständige Freundschaft gesetzt würden. Das zweite
ist eifrigst versucht worden, aber ohne Erfolg, Kf. hat sich daher lieber ent-
schlossen, sich beständig und erblich zu vergleichen, als dieser Ursachen halber
die Tractaten länger aufzuhalten. Würde jedoch Jemand vermeinen und
sich getrauen bessere Conditionen vom Pfalzgrafen zu erhalten, so will Kf.
sich dieses gnädigst gefallen lassen und ist auch noch Zeit dazu, weil noch
nichts geschlossen. Es ist aber dabei zu beobachten, dass die angegebene
Inäqualität von Pfalz - Neuburgischer Seite immer geläugnet worden nnd
dass auch glaubhafte Nachricht vorhanden ist, dass die Qölich- und Ber-
gische Domainen nicht allein der übrigen Lande, welche Kf. besitzt, Karomer-
intraden nicht übertreffen, sondern denselben nicht einmal gleichkommen.
Was die Contributionen nnd die Anzahl der Contribuenten anbetrifft, so
müsste die Behauptung, dass in Oülich tind Berg viermal mehr solche
als in Cleve, Marck und Ravensberg vorhanden seien, specialius be*
wiesen werden, von Pfalz-Neuburgischer Seite wird immer das Oegentheil be-
hauptet. In des Kf. Antheil sind viele grosse volkreiche Städte und con-
siderable Festungen begriffen, die Situation derselben ist auch dergestalt
') von Meinders' Hand.
Digitized by
Google
Widerleguug der Bodenken der Clevischeu Regierang. 761
gelegeu, dass Kf. wegen seiner anderen Reichslande propter lineam commu-
nicationis darans sonderbare Commodität hat Die Domänen in den Herr-
f-cbaften Winnenthal nnd Breskesandt sind nach erlangtem Bericht
nicht von grosser Importanz and sehr verschnldet. Wegen Raven stein
tiind die Aussichten des Kf. dorch den Compromiss gamicht so desperat,
wie die Clevische Regierung sie ansieht. Was die ^ Rthlr. belangt,
welche der Regierung Sentiment nach der Pfalzgraf dem Kf. restituieren
soll, 80 müsste dem Pfalzgrafen seine Verpflichtung dazu liquido et clare
nachgewiesen werden, dies ist aber in der von der Regierung ihrem Be-
denken beigelegten ^Kurzen Anzeig*^ nicht geschehen, welche überhaupt, da
sie aus dem Jahre 1651 stammt und in ihr pro justitia belli contra Neo-
burgicnm rationes zusammengesucht werden, auf die jetzigen Verhältnisse
garnicht passt. Die neuliehe Pfalz-Neuburgische Kriegsverfassung hat nur
4 bis 5000 Mann betragen, und was der Unterhalt derselben bei den Ständen
und Unterthanen für Querelen verursacht, ist landkundig. Die Abfindung
von Pfalz-Zweibrucken gereicht Kf. nicht zum Präjudiz, da die daraus
zu erwartende Sicherheit auch des Kf. Landen zu gute kommen soll. Was
für Prätensionen Schweden daraus erheben könne, ist nicht abzusehen, da
das Recht nicht der Krone, sondern dem König nur als einem aus dem
Hause Pfalz geborenen Herren competiert, ausserdem diese Handlung
die Schwedische Zweibrückische Linie garnicht concerniert, sondern mit
dem Pfalzgrafen Friedrich Ludwig eingegangen ist und auch dazu dienen
soll, dass andere von dieser Linie nach diesem Beispiel sich in der Oute
abfinden lassen.
Wegen der Reichs- und Kreissteuern hat man sich fleissig bemüht, Mode-
ration für diese Lande zu erhalten, da diese aber vom Reich gegeben werden
muss und die Gülich- und Bergischen Landstände sich in Ewigkeit nichts
vom Clevischeu oder Märckischen Contingent aufbürden lassen werden, so
hat man endlich diesen Punkt cum debita reservatione dahin aussetzen
müssen, dass man an gehörigen Orten die Moderation suchen wolle. Dass
Ravensberg im Contingent von Gülich und Berg mit contribuieren solle,
ist im Vergleich mit keinem Worte zu finden, sondern es ist ezpresse darin
enthalten, dass Ravensberg ausser Kreis- und Reichssteuern bei Cleve
und Marck zur Sublevation gesetzt werde.
Was die Regierung wegen der Arresten und Repressalien erinnert, soll
bei dem Vergleich gebührend beobachtet nnd desfalls gewisse pacta und
concordata aufgerichtet werden.
Was schliesslich die Motive betriflft, welche Kf. zu diesem Erbvergleich
bewogen, solche hat die Regierung zum Theil aus beikommendem Aufsatz i)
zu vernehmen.
1) Beigelegt ist die Denkschrift: «Ursachen und Motiven, warum 8. Gbf. O.
zu Brandenburg einen Erbvergleich mit Pfalz -Neuburg einzugeben bewogen
worden' (Lehmann I S. 202ff. n. 87).
Digitized by
Google
762 12. Der Erb?ergleich mit Pfslz-Nenbarg.
ü. V. Schwerin an den Kurfürsten. D. Cleve
8. September 1666.
[Die RaveosteiDScbe Frage.]
8. Sept. Der H. Meinders hat mir berichtet, dass E. Chf. D. gn. be-
gehret, man solte den Gesandten nochmaln zusprechen, dass sie wegen
Ravenstein das Werk anders einrichten Hessen. So viel ich nun
den Herzog kenne und wie genau derselbe wegen seiner Prinzen
ist und wie wenig seine Räthe hierin bei ihm vermögen, so habe ich
die geringste Hoffnung nicht, dass hierin etwas auszurichten, imfall
nun E. Chf. D. nicht davor halten, dass der Vergleich deroselben
sonst zuträglieh, so ist es nun noch Zeit die Unterschreibung zu evi-
tiren und desfals Prätext zu suchen. H. Blasbiel vermeinet sonst,
dass E. Chf. D. in possessorio et petitorio wohl fundiret sein; Wäre
aber gut, dass E. Chf. D. nochmaln gn. belieben wollten, die auf-
gesetzte rationes, worumb der Vergleich gemacht '), durchzulesen und
wohl zu erwägen, ob Ihr der Vergleich anstendtlich oder nicht Gott
wolle denjenigen Diener strafen, der umb ander Ursachen als E. Chf. D.
Dienstes und Befehls willen diese Sache zu befodern gedenket, und
derselbe wolle E. Chf. D. in dero Herz geben, was Ihr am rath-
sambsten ').
0 Oboe Zweifel jeue Deokscbrift ^Ursachen aod Motiven*'. lo dem Qeb.
ratbsprotoltoll vom 30. August 1666 ist vermerkt: „Preih. v. Scbwerio bericbtet.
wie er etwas aufgesetzet, darinoeo er meinet, dass S. Cbf. D. zuträglich sei,
diesen Tractat mit Pf.Neuburg wegeu eines Erbver^leichs zu schliesseu, des-
fals er solches verlesen." Danach stammt also diese Denkschrift nicht von
Meinders, von dessen Hand sie geschrieben ist, sondern von Schwerin her.
') Am folgenden Tage (9. September 1666} sind zu Cleve unterzeichnet
worden: der Erbvergleich zwischen dem Kf. und dem Pfalzgrafen und der Neben-
recess über die Religioosnbung und die geistlichen Güter in den jülich-cleyischeD
Landen (zu den bei v. Mörner S. 294. 302 aufgeführten Drucken sind noch hin-
zuzufügen: Diar. Kurop. XIV Append. S. Iff. und Scotti, Sammlung der Ge-
setze und Verordnungen, welche in dem Herzogthum Cleve und in der Graf-
schaft Marck ergangen sind I S. 436 ff. n. 293. 294), und die besonderen Ver-
träge wegen der Wiedergewinnung der Grafschaft Mors (v. Morner S. 294
n. 16i), am 17. September, von welchem Tage die Ratificationen beider Haupt-
verträge datiert sind, noch die weiteren Verträge über die Religionsubung in
den mit holländischen Garnisonen besetzten Städten, über die dem Grafen
von Schwarzenberg als Pfand zu stellende Herrschaft W innen thal, über die
Abfindung der übrigen Prätendenten und das Votum auf Reichs- und Kreistagen,
über die Einlösung von Kaisers werth und über das alternierende Condirec-
torium auf Müozprobationstagen (v. Mörner S. 302 ff. n. 166—171).
Digitized by
Google
AbsoblosB des Rrbvergleichs. 763
Geheimenraths-ProtokoU. D. Cleve 25. September 1666.
(praes. S. Chf. D., H. Graf von Dona, Freiherr von Schwerin, H. von Ganstein,
H. von Jena, H. Blaspeil.)
[Ob Kf. den Erbvergleich unterzeichnen soll.]
H. O.-Präs. erwähnet, dass die Pf.Neuburgischeu Gesaiidteu 2.0. Sept.
heute Abschied nehmen, und dahero S. Chf. D. frei stünde, ob Sie
den Erbvergleich und die Nebenrecesse unterschreiben wollten, dass
durch Waffen nichts zu erhalten, weil es verboten, durch Sentenz
würde es schwerlich zu erhalten, wegen vieler grosser Potentaten
Prätension und Jalousie der Nachbarn, so hätten Sie davor gehalten,
dass am besten durch Tractaten es beizulegen als andere Weise. Die
Länder hätten schon S. Chf. D. so viel gekostet, alle Schulden kom-
men daher; was Dissensiones gefruchtet, haben S. Chf. D. zu zweien
Malen erfahren, wäre daher besser, in Gewissheit sich zu setzen.
S. Chf. D. hätten dero Macht gegen andere nicht gebrauchen können
wegen Pf.- Neu bürg, da sie nicht vertraulich gewesen, und da Sie
mit Pf. -Neuburg und Münster in guter Intelligence, würden S.
Chf. D. im Kreise sehr redoutabel sein, daher von allen gewünschet
worden, dass S. Chf. D. sich in guten Verstand setzte. Wie die
Evangelischen im Jülichschen Lande gedrückt worden, ist kund; itzo
haben sie libertatem conscientiae et in civilibus erhalten, auch einige
Kirchen, so sie vor nicht gehabt; wünschte, dass S. Chf. D. alle
Lande hätte, wegen Ravenstein wird der letzte Vergleich S. Chf. D.
gewiss die Possei^sion zuerkennen, wo es aber nicht möglich zu er-
halten, wäre es von der Consideration nicht, den Vergleich zu unter-
lassen. Alle Punkte des Vergleichs seind in S. Chf. D. Präsenz und
Befehl abgehandelt worden : Daferne man wollte allhier sprechen, dass
dieser Vergleich S. Chf. D. präjudicirlich, sollte der Churprinz, der itzo
12 Jahre alt wird, solches arripiren. Wan S. Chf. D. durch andere
Mittel ein mehrers erhalten könnten, wollten sie es gerne sehen, ob
es auch gleich mit ihrer, der Deputirten, Despect geschehen sollte.
5. Chf. D. sagen, die Sache beruhe auf Ravenstein, ob S. Chf. D.
in petitorio oder possessorio:
Q. Ob S. Chf. D. sollen den Erbvergleich wegen Ravenstein
unterlassen?
H. Graf [DohnaJ: Obwohl S. Chf. D. wohl fundiret wären, je-
doch weil Pf.-Neuburg also nicht depouUiret werden könnte, hielte
er davor, dass es deswegen nicht zu unterlassen.
Digitized by
Google
764 12- I^oi* Krbvergleich mit Pfalz-Neaburg.
H. Canstein: Wann es ein beständiger Vergleich sein soll, wann
S. Chf. D. NachkoDimen finden werden, dass sie laediret, so würde
es nicht gehalten werden: Ob aber hier eine Laesion, dass wisse er
nicht, dann ihm die Lande nicht bekannt: si laesio subest, wird es
nicht bleiben, sinon, so wird es wohl bleiben. Friede und Einigkeit
ist es ein löblich Werk: ob im Kreise grosse Zuversicht zu setzen,
weiss man, was man sich im Reiche auf einander zu verlassen: Die
actiones behalten die Potentaten allzeit, S. Chf. D. aber hätten sich
aller Rechte auf die andern Länder begeben: Sie haben allzeit etwas
sollen voraushaben, wann aber die anderen Stücke zurückgehen und
allein Ravenstein nur in Consideration käme, so hielte er es nicht
der Wichtigkeit, dass es zurückgehe.
H. V. Jena: Als S. Chf. D. neulich*) es ablesen lassen, hätte er
angezeiget, weil er in der Sache nicht informiret, noch auch in den
Punkten, weil aber die Sache schon geschlossen, so wünschte er, dass
S. Chf. D. und dero Posterität Vergnügen finden. H. Cansteins con-
siderationes wären wohl zu ponderiren gewesen, halte auch davor, dass
die Successores daran nicht gebunden, stehet dahin, dass es der Churprinz
einmal ratificiren wolle, oder nicht. Ob es durch Recht S. Chf. U.
einmal bekommen, casus est dubius: per arma item, aber man kann
nicht sagen, was vor Conjuncturen einmal kommen werden. Aber
weil es zum Schluss, wünschte er nochmals. Wegen Ravenstein
wäre der Vergleich nicht aufzuheben, wäre auch keine Condition,
woran der Hauptvergleich gebunden.
H. Blaspiel: Wegen der Gleichheit der Landen: S. Chf. D.
H. Vater hat die Wahl gehabt, jene Lande zu nehmen, hat aber nicht
gewollt.
Renunciatio Electoris mutua est cum Palatino.
S. Chf. D. sagen, sie haben den Vergleich deswegen gemacht,
dass sie wollten in Frieden und Sicherheit sitzen , wollten es dero
Kinder einmal nicht halten, stünde dahin. Wären grosse Prätendenten
auf diese Lande, nun stünden sie beide vor einen Mann.
Worauf Sie die Tractaten unterschrieben.
0 S. obeo S 754.
Digitized by
Google
Erster Vertragseotwarf wegen BaveDBtein. 765
Unvorgreifliches Project wegen Ravenstein. D. Duyssburg
29. September 1666 ').
— 1) Anfänglich soll obbesagte Herschaft Ravenstein inner- 29. Sept .
halb Tierzehn Tage an S. Chf. D. cum omni jure et potestatis pleni-
tudine, dergestalt, wie I. F. D. solche bishero besessen — wirklich
und realiter tradiret, auch die Unterthanen derjenigen Pflicht und
Schuldigkeit, womit sie I. F. D. verbunden, alsofort erlassen und
mit allem Gehorsamb und unterth. Respect an S. Chf. D. verwiesen
werden.
2) Wohingegen S. Chf. D. in kraft dieses des H. Pfälzgr. F. D.
versichern, dass Sie die Catholische Religion und derselben Zugethane
in plenissima libertate conscientiae et usu exercitii tarn publici quam
privati in dem gegenwärtigen Stande lassen und sie darin im gering-
sten nicht beeinträchtigen werden.
3) Ferner versprechen S. Chf. D. bei Chfürstl. Wort und warem
Glauben, dass wofern das Polnische negotium dergestalt, wie es
zwischen beiden Chur- und Fürsten projectiret worden, nicht ftlr sich
gehen solte, Sie alssdann an dieser Herschaft wegen der ietzbe-
schehenen Tradition kein ferner Recht praetendiren wollen, alss was
sie bereits anitzo haben, allermassen dan auf solchen Fall beyde Chur-
und Fürsten sich dahin vergleichen, dass solches alsdan per viam
compromissi und zwar auf die Weise, wie dasselbe anitzo abgeredet
und aufgesetzet worden, erörtert und darin ratione petitorii nach
solchem Aufsatz von denen darin beliebten arbitris gesprochen und
verfahren werden soll,
4) würde aber, wie man verhoffet, das Polnische Werk seinen
Fortgang gewinnen und es mit der Wahl auf I. F. D. Person gebracht
werden, alssdan behalten S. Chf. D. die Herschaft irrevocabiliter auf
die Art und Weise, wie man dessfalss sich bereits verglichen, und soll
alssdan das Compromiss gentzlich cessiren, auch darüber Ih. F. D. von
Prästation einigen Aequivalents gantz und zuroahlen befreiet sein,
5) weil es aber mit der Polnischen Sache diese kuntbare ße-
wantniss hat, dass solche komme zum Effect oder nicht, S. Chf. D.
in ansehenliche gewisse Kosten gesetzet werden, welche Sie auch dem
gemeinen Wesen zum besten und zn Ih. F. D. Interesse willig her-
^) von Meinders' Hand. Ueber die am 29. und 30. September erfolgten Za-
sammeoköDfte beider Forsten 8. oben S. 735.
Digitized by
Google
766 12. Der Krbvergleich mit Pfalz-Neaburg.
schiessen wollen, so wollen zwar S. Chf. D. deren Restitution oder
Ersetzung niemahlen, so lang Sie die Herschaft Raven stein haben,
prätendiren, solte es aber durch des Höchsten Verhengniss dahin ge-
rathen, dass S. Chf. D. wegen einiger Armatur und anderer Spesen
von Ih. F. D. requiriret werden, gleich woU aber dieselbe zur Chron
durch einige von S. Chf. D. nicht verursachte Verhinderung nicht ge-
langen solten, alssdan wollen Ih. F. D. solche post factam requisi-
tionem angewante Spesen S. Chf. D. nach Billigkeit erstatten, und
soll deroselben solchenfalss die Herschaft Ravenstein interimsweise
loco hypothecae gelassen werden, im übrigen bleibt es aber bey den
wegen dieses Polnischen negotii ohnlengst zu Cleif sub dato des
Julii aufgerichteten Vergleich.
()) ferner ist verabredet und verglichen, dass die auf der Her-
schaft Ravenstein bereits haftende Schulden, welche sich nach Veran-
lassung des ao. gemachten Vergleichs nicht tlber Rthr. be-
laufen, darauf verbleiben und denen creditoribus ihre habende jura
ohngeschmelert gelassen werden,
7) Und haben S. Chf. D. Qber sich genommen, dem Graffen von
Schwartzenberg von denen auf der Herschaft Winnentfial stehen-
den ^, Rthlr. die Helfte ad ^ zu zahlen und ihn dessfalss zu be-
friedigen.
Concept wegen Kavenstein zu Winckelhausen aufgesetzt
den 30. September 1666 ').
30. Sept. 1) Der Pfalzgraf tritt die Herrschaft an Kf. nächstküoftigen Ostern
1667 ab.
2) Sollte die Polnische Wahl auf den Pfalzp^rafen oder einen seiner
Priuzen fallen, so soll R. jure perpetuo bei Kf. und dessen Descen«
denten bleiben, diese hingegen auf das ihnen in den früheren Trac-
taten, falls das lauduni für sie fallen sollte, zugesagte Aeqnivalent
verzichten^
3) dann anch das compromissnm cessieren.
4) Sollte es zn der Polnischen Wahl nicht kommen, so behält der
Pfalzgraf sich vor, sein anf R. habendes Saccessionsrecht per viam
compromiösi gegen Kf. auszuführen, und soll dieses Comprooiiss dann
anf die verglichene Weise eingerichtet werden.
^) ancb von Meinders* Hand.
Digitized by
Google
Zweiter Vertragsentwurf wegen Ravenstein. 767
5) Wegen der Kosten, welche Kf. post factam requisitionem von ßeiten des
Ffalzgrafeu sollte aufwenden müssen, erklärt der Pfalz^raf, falls er
uirht znr Krone kommen sollte, sich mit Kf. der Billigkeit nach
vergleichen zu wollen, bis dahin soll solches ausgesetzt werden.
6) Gegen die wirkliche Tradition ver>pricht Kf. an 8 Orten in Cleve,
Marrk und Ravensberg, an welchen das Exercitinm publicum
Roraano-catholicum a. 1624 zwar gewesen, jetzt aber nicht UU noch
kraft des jetzigen Religionsvergleirhs eingeführt werden kann, das-
selbe so zu «cestatten, dass den R.-Catholischen eine dort etwa vor-
handene Kirche oder Capelle eingeräumt oder, wenn eine solche nicht
vorhanden, ihnen erlaubt werde, eine neue zu bauen, wozu Kf. an
jedem Ort, wo keine Kirche oder Capelle vorhanden, 200 Rthlr.
geben, auch den* dabei bestellten Geistlichen drei Canonicate oder
Präbenden zu ihrer Unterhaltung zulegen will.
7) Beide Fürsten wollen die Laudstände dahin zu disponieren suchen, dass
sie die von dem Grafen Schwarzenberg geforderten 100,000 Uthlr.
über sich nehmen und davon Jülich und Berg die eine Hälfte,
und Cleve, Marck und Ravensberg die andere Hälfte innerhalb
2 oder höchstens 3 Jahren zahlen nnd ihm deswegen Versicherung
geben.
8) Nach etwaigem gänzlichen Abfall der Descendeuten des Kf. ftillt
die Herrschaft an den Pfalzgrafen und dessen Descendeuten zurück.
9) Inzwischen darf dieselbe ohne Consens des PfaUgrafen nicht alie-
niert werden nnd sollen die vermöge des Vergleichs von a. 1649
darauf consentierten -^ Rthlr. darauf verbleiben, doch darf Kf. die
Schulden abtragen.
10) Wenn die Wahl nicht erfolgt und der Pfalzgraf sein prätendiertes
Recht in dem Compromiss ausführt, so hat er an Kf. die von dessen
Landen zu Bezahlung des Grafen von Sc h warzenbergherzugebcnden
^ Rthlr. zurückzugeben und cessieren dann auch die in Artikel 6, 8
und 9 ausbedungenen conditiones.
11) Inbetreff der Catholischen Religion bleibt alles im gegenwärtigen
Zustande.
12) Im übrigen bleibt es in allen Punkten bei dem Erbvergieich und
dem der Polnischen Sache halber zwischen beiden Fürsten abge-
schlossenen Vergleich ').
0 Darunter steht, auch von Meioders* Haud: „Bei diesem Vergleich dienet
zur Nachricht, dass man allen mögiicheo Fleiss angewandt, umb den 3ten
und öten Articul anders eiozarichten , wie solches auch aus den hierin befind-
lichen Projecten, so zu Duysburg deu 26. (sie!) Septembris uud za Winckel-
bansen den 28. (sie!) Septembris von unserer Seite aufgesetzet worden, zu er-
Digitized by
Google
768 ^*^- I^^i" Brbvergleich mit Pfals-Neaburg.
Der Kurtürst an Blaspeil. D. Cleve 14. October 1666.
[Die RaveoBteiDSche Sache soll zam Abschlass gebracht werden, sa bewilligeode
ZugestäodDisse.]
U Oct. Da die Ravensteinsche Sache vor seiner Abreise aas diesen Landen
zu völliger Richtigkeit wird gebracht werden müssen , so soll Bl. sich be-
mühen; dass dieses dem projectierten Aufsatz gemäss geschehe. £r kann
in substantialibus darin keine fernere Aendernng gestatten, namentlich findet
er die von Pf.-Nenbnrgischer Seite übergebenen Articnl wegen der Religion
fast weitlänftig und kann nicht sehen, wozu alle darin enthaltene Clausnlen
nöthig oder dienlich, es soll also bei den formalibuS; welche in den Tractaten
von 1647 und 1649 enthalten, verbleiben, doch will er endlich zugeben, dass
alles in statu quo gelassen werde, wofern nur keine sehr nachtheilige und
merkliche Veränderung seit 1647 vorgegangen.
In Art 6 bleibt es bei seiner Erklärung wegen Gestattung der 8 exer-
citia uud Verleihung von 4 Canonicaten oder Präbenden an die Geistlichen
und vorläufiger Zahlung von jährlich 50 Rthlr. an einen jeden, zu den übri-
gen postulatis wegen der Jesuiten*) und der Baukosten aber kann er sich
nicht verstehen.
DaFs des domini directi gedacht werde, will er gestatten.
8**heD, in welchen der Art. 3 ganz anders eingerichtet, der Art. 5 aber ganz
aosgelassen. Wie aber S. Chf. D. so Winckelhaosen gewesen, haben Sie
endlich mit des H. Pfalzgrafen F. D. personlich sich dergestalt verglichen, wie
es der £inhalt der articulorum bezeuget, und zwarn, was den 3. Art. betrifft, ans
diesen rationibus:
1) Weil man am glücklichen Success der polnischen Sache nicht zweifelt.
2) Weil 8. Chf. D. auf die workliche Tradition der Herrschaft Raven-
stein fest bestanden, dazn der Pfalzgraf sich alia conditione nicht
bewegen lassen wollen.
3} Weil so grosse Advantage iu casu snccessns dabei versprochen, nemb-
. lieh ^ Rthlr.
4) Weil 8. Gbf. D. dafür gehalten, dass, wenn es ja mit Polen nicht fort-
gehen sollte, Sie dennoch Mittel haben oder finden würden, in der Pos-
session der Herrschaft zu continniren. Inroittelst würden Sie gleich-
wohl Ihre Intraden auf zeben oder mehr tausend Rthlr. verbessern.
Die acht Exercitia in Art. 5 sein desswegeu endlich zugestanden etc.* Blas-
peil in einem späteren Memorial vom 20. Juni 1668 bemerkt von der Zusam-
menkunft zu Winckelhansen: «da man nach vielen und langen Debatten und
gleichsamb in der Confasion einen nähern Vergleich — berahmet* und auch Me In-
ders führt in den „Ursachen und Bedenken, warum S. Gbf D. eine Aenderung
wegen Ravenstein zu prätendiren*, an: 1) »Weil der TracUt zu Winckel-
hausen tumultnarie gemacht und dabei sowohl wegen Kürze der Zeit als andern
bekannten Umbständen halber die Sachen nicht der Gebühr überlegt noch exami-
niret werden können.*
^) Von Pfalzneubnrgischer Seite war gefordert worden, dass eines der zu-
gestandenen 8 exercitia den Jesuiten eingeräumt werde.
Digitized by
Google
VerbandlaDgeD wegen Ravensteio. 769
Die execQÜo in caasa religioois ans dem Erbvergleich gehört nicht
hieher und darf damit aach nicht ?ermengt werden.
Der Pfalzgraf darf sich nichts von den künftigen Ostern fälligen Bin*
künften vorbehalten.
Kf. ist damit einverstanden, dass die im Hanptvergleich festgesetzte
Garantie auch bei diesem Vergleich Platz finde , er kann aber m'cht ge-
statten, dass solche auf die von den Pf.-Neubnrgischen Minibtern ent-
w«i€ene, ihm fast schimpfliche Weise clansaliert werde.
Kf. will sich aach gefallen lassen., dass in speciem ein Scheinrecess *)
dieser Raveosteinscben Sache halber aufgesetzt werde , welcher jedermann
vorgezeigt werden könne und worin der Polnischen Sache nicht gedacht
werde.
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Cleflf
21. Oetober 1666.
[UozofriedeDheit über die gemaohten Schwierigkeiteo, letzte ZugesläDdoisse.]
Blaspeil hat ihm über die Verhaodlnngea in der Raveosteinschen 21. Oct.
Sache, un^ was der Pfalzgraf zn dem von ihm übergebenen Project erinnert)
berichtet. £r hätte nicht gemeint, dass man, nachdem za Winckelhausen
alles in sobstantialibas abgeredet und verglichen gewesen, noch soviele
Difficoltäten gemacht hätte, doch hat er sich auch in dieser Sache so erklärt,
dass der Pfalzgraf seine gute Intention daraus in der That verspüren werde.
Br ist versichert, dass derselbe, wenn er nur mehr auf die Sache selbst und
wie raisonnabel seine Erklärung sei, als auf einiger Leute überflüssige und
uHUöthige Scrupulosität sehen werde, damit zufrieden sein werde. Weiter
zn gehen, würde für Kf. unmöglich und unverantwortlich, ja gar schimpflich
und disreputierlich sein, er hoflft, die Sache werde so ihre völlige Richtig-
keit erlangt haben und er werde mit dem Vergnügen von hier reisen können,
dass im geringsten nichts übrig oder zurückgeblieben, welches künftig ihre
Freundschaft einigermassen alterieren oder zu ferneren Streitigkeiten An-
lass geben könnte').
') Bin solcher «RecesBus moDStrabilis* (s. v. Mörner S. 306 n. 172) ist wirk-
lich unter dem Datum des 24. September 1666 abgefasst und von beiden Fur-
eteo vollzogen worden. Danach soll der Besitz von Raven stein künftig zwi-
•eben beiden Pursten alle 10 Jahre alternieren, Rf. soll denselben Ostern 1667
antreten and dafür das ezercitium der katholischen Religion an 8 Orten in Cleve,
Marck and Ravensberg, wo es 1624 stattgefanden , jetzt aber nicht stattfindet,
restitoieren a. s. w.
<) Beiliegend eine aasfahiiiche Aaseinandersetzang, in wie weit Kf. die
roonita des Pfalzgrafen berücksichtigt und warum er in anderen Punkten auf die«
selben nicht habe eingeben können, und ein schon von dem Kf. vollzogener Ent-
warf des abzuscbliessenden Vertrages.
. Mater. %. Qetch. d. 0. Kurfurateo. XI. 49
Digitized by
Google
770 12. Der Erb vergleich mit Pfali-Neuburg.
Pfalzgraf Philipp Wilhelm von Neuburg an den Kurfttraten.
D. Bensperg 26. October 1666.
[Creditiv für Schnell. Seine Nachgiebigkeit, Zasicherong seioer Freandschafl.]
26. Oct. Creditiv für den Vicekanzler Henrich Schnell').
PS*). Ich bitte Ew. Ld. sie wollen glauben, dass ich hierbey
thue was ich immer nuhr khan undt widrigenfals mir die restitution
Rauenstein fast schwehr fallen werde, da ich doch selbige E. Ld. ietzo
aus so freyem Gemuet abtrette, der einzige Zuesatz in dem Religions-
punct ist also beschaffen, das daruon die Sicherheit derselben in der
Herrschaft gentzlich dependiret, das übrige ist alles nach E. Ld. Ver-
langen völlig geblieben, hoffe nicht, dass sie hierin Difficultet finden
werden, sonderlich da ich eueniente casu mich in allem nach deren
Verlangen erkleret und E. Ld. wohl versichert sein können, dass ich
jhro in weit mehrerm als dieses importiert zue dienen verhoffe und
von Herzen verlange und es auch casu non eueniente nicht underlassen
werde, versichere mich hingegen E. Ld. Generositet werde sie bewegen,
solchenfals mir und meinen Kindern solches nicht aufzueladen.
Der Kurfürst an den Pfalzgrafen von Neuburg. D. Cleff
29. October 1666.
[Weitere Zugeständnisse.]
29. Oct. Die wegen der Ravensteinschen Sache in p. religionis and wegeo
der ^ Rthlr. gethanen Erinnerungen hat er des Pfalzgrafen Begehren ge-
mäss zugestanden und soll alles in dem umzoschreibenden Recess sno loco
inseriert werden, wegen der ^ Rthlr. aber kann ihm nicht mehr zugemuthet
werden. Schnell hat zwar darauf bestanden und endlich vorgeschlagen,
dass man das Aequivalent succedente casu auf ~ Rthlr. erhöhe und Kf. da-
für diesen Schwarzenbergischen Post absolute auf sich nehme, er hält es
aber für ganz unbillig, dass er in diesem Falle so gar leer abgewiesen
werden solle. Er hat vorgeschlagen, dass das Aequivalent succedente casQ
nur auf ^ Rthlr. gesetzt, hingegen ihm bei Abtretung der Herrschaft non
•
■) Schon am 25. October hatte der Pfalzgraf dem Kf. in Erwideraog des
Schreibens desselben vom 21. October angekündigt, dass er am nächsten Tage
seinen Vicekanzler sn demselben schicken wolle, um das ganze Werk in Rich-
tigkeit zo bringen, er sei bereit, soviel nur immer möglich, nachzageben.
') eigenhändig.
Digitized by
Google
VerbaodlaDgen wegen RaveDsteio. 771
snccedeote cnsn ^ Hthlr. wieder ersetzt würden. Je nachdem der Pfalz-
graf das eine oder andere Oblatam zu acceptieren geneigt ist; kann der
Recess danach eingerichtet werden.
Blaspeil an den KurfUrsten. D. s. 1. 14./ 24. November 1666.
[Neue Forderungen Pfalz - Neoburgs. Bitte ihn gegen etwaige Anfeindungen
wegen des Ravensteinschen Yergleichs zu schützen.]
Auf einer Zusammenkunft mit den Pf. -Neuburgischen zu Dorsten 24. Nov.
am 18. November hat er den Kanzler Giese gefragt, ob der Pfalzgraf sich
noch nicht auf das, was mit Schnell vor des Kf. Aufbruch zu Cleve in
der Ravensteinschen Sache verhandelt worden, resolviert hätte. Jener
brachte daranf allerhand Erinnerungen vor, beliess es aber endlich bei zwei :
1) dass bei den 50,000 Rthlr. auch Theilzahlungen zulässig sein,
2) dass durch einen besonderen Artikel der pro forma gemachte Vergleich
für kraftlos erklärt werden sollte.
Er bittet deswegen um Resolution i).
Wobei ich — bitten muss, weiln es Ew. Chf. D. gst. gefallen, den
Römisch - Catholischen darinnen acht exercitien, auch einige Zulage
zum Bau so vieler Kirchen zu versprechen, welches vermuthlich von
viele Geistlichen Evangelischer Religion und andern EiflFerern nicht
sehr gelobet und besorglich mir, wie in allen dergleichen geschehen,
imputiret werden dürfte, Ew. Chf. D. geruhen gst. mich deshalb nicht
allein gst. zu vertretten, sondern auch hiesigen dero Statthalter und
Regierung, welchen noch zur Zeit nichts oder wenig davon bekant ist, die
Beschaffenheit davon per rescriptum und zwar in solchen terminis gst.
bekant zu machen, dass ich unangefochten bleiben möge, dan Ew. Chf. D-
— bekant ist, wass massen S. F. D. 1) mit obg. Zahl lange Zeit nicht
zufrieden, 2) für jede Kirche zu bauen 2000 Rhtlr. praetendiret und
3) immerhin darauf bestanden, dass unter den verglichenen Oerther den
Jesuiten einer — eingeräumet werden solte, und mit wass grosser
Mühe und Arbeit man es entlich auf den Fuss — gebracht habe. —
1) Beide Forderaogeo werden von dem Kf. angeDommen, am 28. November
übersendet derselbe an Blaspeil den demgemäss veränderten, von ihm voll-
zogenen, anf den 20. November datierten Vertrag.
49*
Digitized by
Google
772 12. Der Erb vergleich mit Pfals-Neobarg.
Vergleich zwischen dem Kurfürsten Friedrieh Wilhelm von
Brandenburg und dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm von Neu-
burg über den Besitz der Herrschaft Ravenstein („Recessus
verus"). D- s. 1- 20. November 1666 ').
20. Nov. Eundt und zu wissen seye hiemit jedermeDniglich ; ob zwam
zwischen S'. Churftirstl. Dchl. zu Brandenburg p. p. p. und Ihrer
Ftirstl. Dchl. Pfaltz-Neuburg p. p. p. in dem zwischen ihnen jQngst
aufgerichteten Erbvergleich unter anderen beliebet und abgeredet
worden, dass die Streitigkeiten wegen der Herrschafft Ravenstein
auf ein Gompromissum gestellet werden und dieselbe demjenigen zu-
fallen und verbleiben sollte, ahn welchen sie per laudum arbitrorum
kommen und adiudicirt werden möchte, ob auch zwar femer dieser
Herrschafft halber man sich unlengst dergestalt verglichen, dass
wofern hernegst Ihre FOrstl. Dchl. oder einer von dero Printzen nach
der jetzt in Polen regierender Königl. May. Johann Casimirs Re-
gierung immediate per maiora zu einem König in Polen gewehlet
werden solte, alsdan diese Herschaft ahn S"". Ghurfttrstl. Dchl. oder
im Fall Sie solche bereits durch das vorgemelte Gompromissum er-
langet betten, ein ander aequivalens ahn derselben statt gegeben
werden solte, so hat man sich dennoch anietzo zu desto mehrer Be-
stettigung des wider aufgerichteten guten Vertrauens aufs neue wegen
dieser Herrschafft auf nachfolgende Gonditionen vereinbahrt und ver-
ghchen:
I. Anfänglich versprechen höchstged. Ihre FQrstl. Dchl. vorbe-
sagte Herrschafft Rauenstein mit allen darzu gehörigen Pertinentien,
Rechten, Gerechtigkeiten, Intraden, ordinari und extraordinari GeAlien,
wie solche beschaffen sein und Nahmen haben mögen, nichts Überall
ausgenohmen, dergestalt wie Sie solche bisshero besessen und genossen
oder besitzen und geniessen können, auf negstktinfftig Ostern 1667
ohn eintzige Widerrede und Exception würklich nachfolgender gestait
abzutretten und einzureumen.
II. Dass wofern es zweitens mit der Polini sehen Wahll zum
Effect kommen und solche nach Ihrer Königl. May. in Polen Johann
Gasimirs Regierung immediate auff Ihr Ftirstl. Dchl. oder einen von
Dero Printzen fallen wirdt, alsdan diese Herrschafft jure perpetuo et
') iDhaltsangabe bei y. Moroer S. 310 o. 175.
Digitized by
Google
Vertrag wegen Ravensiein. 773
irrevocabili bei S^ Ghurf. Dcbl. und Dero Descendenten verbleiben,
und deroselben dabeneben eine Summa Geldts von viermallhundert-
tausendt Rthirn. von Ihrer Fürstl. Dcbl. oder Dero Printzen von Zeit
der Königlichen Crönnng inner sechs Jahren in gleichen Theilen ahn
bahrem Gelde gezahlet oder in andere S'. Churf. Dchl. annehmbliche
Wege gutgemachet werden sollen.
III. Imfall aber drittens nach cessirender Regierung oder tödt-
lichem Abfall höchstgemelter jetzt regierender Eönigl. May. die Wahl
auf ein ander subiectum alss Ihre Fürstl. Dchl. oder Dero Printzen
fallen solte, alssdan versprechen S^ Churf. Dchlt oder Dero Descen-
denten Ihrer Fürstl. Dchl. und den Ihrigen diese Herrschafft alsobalden
völlig wieder abzutrotten und einzuräumen, welche dieselbe alssdan
pleno jure und ohne einige fernere Ihrer Ghurf. Dchl. oder dero Des-
cendenten Ansprach gleich beide Herzogthumben Gülich und Berg
Erb- und Ewiglich zu behalten, zu besitzen und zu geniessen berech-
tiget sein sollen, dafern auch hierunter einiger Verzug oder Mangell
wieder alles Vermuthen vorgehen und erscheinen solte, alssdan und
solchenfalss stehet Ihrer Fürstl. Dchl. und Dero Descendenten frey und
bevor, sich der Hülffe eines oder mehr im Haubtvergleich beliebten
Garanto so lang zu gebrauchen, biss diesem Vergleich ein Gnügen
geschehen, und Ihre Fürstl. Dchl. oder- Dero Descendenten demselben
gemeess zur würcklicher Possession der Herschafft widerumb gelanget,
inmassen dan S^ Churf. Dchl. alle Dero Landen, soviel deren darzu
vonnöten, Ihrer Fürstl. Dchl. zur special Hypothec in kraft dieses zu
mehrer Versicherung verschreiben;
IV. Alss auch viertens wegen der vielen und grossen Kosten^
welche S''. Churf. Dchl. zu Aussführung des Pollnischen desseins und
zu Betörderung der intendirten Wahl anwenden müssen, Erwehnung
geschehen und dargegen von Churbrandenburg. seithen einige billig,
messige Erstattung praetendiret, so haben sich Ihr Fürstl. Dchl. dess-
falss dahin erklähret, dass wan hemegst S*. Churf. Dchl. von Ihre
Fürstl. Dchl. umb mehre Assistentz alss im Recess vom 10. Junii 1666
versehen, requiriren würden, darüber absonderliche Handlung gepflogen
und was verglichen prästirt werden solle, inmittelss es dan biss dahin
beim jetzg. Pollnischen Recess (dem hierdurch nichts derogirt wirdt)
sein Verbleiben hat.
V* Ferners und fünfftens versprechen S*. Churf. Dchl., dass Sie
gegen diese würckliche Tradition besagter Herrschafft ahn acht Orten
in Gleve, Marck und Ravensberg, ahn welchen das exercitium
Digitized by
Google
774 12. Der Brbvergleicb mit Pfalz-Neaborg.
publicum Romano CathoHcum anoo 1624 geweeen, anietzo aber nicht
ist, noch in krafft des jetzt aufgerichteten Religionsvergleich eingef&hrei
werden kan, dergestalt und also wieder verstatten wollen, dads denen
alda Yorhandenen Römisch-Gatholischen worzu eine ahn selbigem Ort
etwa vorhandene Kirche oder Capell eingereumet werden oder, wan
deren keine vorhanden, ihnen erlaubet und zugegeben sein soll, deren
eine neue zu bauen, und biss daran solches geschehen höehstg. S*.Churf. D.
ihnen ein zu ihrem Gottesdienst bequemes Haus anweisen lassen, auch
zu erwehntem Bau aus sonderbahrer Gnade und Bezeugung Dero gne-
digsten Gewogenheit gegen Dero Römisch-Catholische Unterthancn
benebens einigen Holtzes, Steinen, Kaicks, Eisen und dergleichen Ma-
terialien, wohe deren in der Nähe vorhanden, eine Beisteur von zwei-
hundert Rthlrn. geben, auch den Bau mit Hand- und Spandiensten
befttrdern, denen Geistlichen auch, so dabei bestellet werden und den
Gottesdienst versehen, vier Canonicaten oder Präbenden aus dem
Cleve-, Marck- und^Ravenssbergischen zu ihrer Unterhaltung zulegen
und incorporiren lassen, inmittelst aber und bis ihnen solche gegeben
und angewiesen worden, einem jedtwederem fünfzig Rthlr. jfthrlichs
reichen lassen wollen, wobei dan auch S'. Fürstl. Dchl. freistehet, zu
dem ferneren notigen Unterhalt dieser acht Exercitien auch vier in
Dero Turno fallende Präbenden iuGülich und Berg appliciren and
incorporiren zu lassen.
VI. Zum sechsten haben beede Chur- und FQrsten sich dahin
verglichen, dass, weilen der Graff von Schwartzenberg vermöge
in dato den 17. Septemb. jüngsthin dartlber aufgerichteten Neben-
recessus auf die Herrschafft Winnenthall mit Einhundert tausendt
Rthlr. verwiesen worden, davon nunmehr ein jeder Chur- und Fürst
die Halbscheidt zu bezahlen angenehmen, Sie bei bevorstehendem Land-
tage die Landstände dahin gnedigst disponiren wollen, dass weiln die
Gelder und andere hohe ansehnliche Summen zu dieser Lande Beaten
und ihrer eigenen Wolfahrt angewendet werden, sie diese Sum über
sich nehmen und davon Gülich und Berg die Heifite und Cleve,
Marck und Rauensberg die andere Helffte dem Herrn Graven
innerhalb zwey oder zum höchsten drei Jahren bezahlen, auch ihm dess-
falss genügsame und annehmbliche Versicherung geben möchten, im-
fall auch der Herr Graff wider Verhoffen sich mit diesen raisonnablen
Gonditionen und Offerten nit vergnügen würde, alssdann wollen S^
Churf. Dchl. nicht unterlassen, demselben hierunter zuzureden und des
H. Pfalzgr. Fürstl. Dchl. sich dabei gebührend annehmen.
Digitized by
Google
Vertrag wegen Raveotteio. 775
VII. Siebendes gehet dieser Vergleich nur auf S^ Churf. Dchl.
und dero Deseendenten , nach deren gäntzlichen Abfall (welchen der
Allerhöchste in Ewigkeit verhüten wolle) die Herrschafft wider ahn
Ihre Ffirstl. Dchl. und Dero Descendenten (unangesehn dieselbe vor-
hin zur Cron Fohlen gelanget weren) fallet, imfall auch nach An-
weisung des dritten Articuli die Herrschafft wider ahn Ihre Fttrstl.
Dchl. kommen und Deroselben Descendenten (welches gleichenfalss
der Allerhöchste m Gnaden verhtlte) etwa mit Todt abgehen solten,
alssdan soll dieselbe gleichergestalt ahn S®. Churf. Dchl. oder Dero
Descendenten eodem jure et modo widerumb zurückfallen.
VIII. Inmittelst aber soll achtens die Herrschaft ohne Gonsens
Ihrer Fürstl. Dchl. nicht alienirt noch verpfändet werden, auch die
vermög Vergleichs von anno 1649 darauff consentirte hundertzwantzig-
tausendt Kthlr., dieselbe seien darauf würcklich realisirt oder nicht
(darunter zweihundert Ethlr., welche den Patribus Jesuitis jährlichs
entrichtet werden, begriffen seindt) einen alss andern Weg darauff
verbleiben, jedoch dass S'. Churf. Dchl. freistehe die Creditores nach
Billigkeit abzufinden und die Schulden zu zahlen, wesshalb Ihr Fürstl.
Dchl. Deroselben bei der etwan erfolgenden Restitution dieser Herr-
schafft gebührende Satisfaction geben wollen, desswegen gleichwoU
existente casu Articuli tertii die Restitution der Herrschafft nicht auf-
gehalten, sondern vor abgelegte Summ gnugsame Unterpfände
S'. Churf. Dchl. gelassen werden sollen.
IX. Wofern auch neuntens obg.massen ein ander vor Ihr. Fürstl. Dchl.
oder einen* dero Printzen zur Wahl in Polen gelangen solte, welchen
falss S^ Churf. Dchl. vermög Vergleichs die Restitution der Herrschafft
obliget, und dannenhero S*'. Churf. Dchl. die Herrschafft ahn Ihr Fürstl.
Dchl. oder Dero Descendenten verglichenermassen restituiren werden, so
soll zwar solche Restitution von S^ Churf. Dchl. oder Dero Descenden-
ten ohne einige Exception nichts desto weniger geschehen, diejenige
^j Rthlr. aber, welche Sie anitzo auss dero unterhabenen Landen zu
Bezahlung des Graven von Schwarzenberg vermög Art. VI. her-
geben sollen, alssdan von Ihr Fürstl. Dchl. oder Dero Descendenten
S'. Churf. Dchl. ahn Gelde restituiret oder darfür gnugsame Unter-
pfände eingereurtet und gegeben werden, dergestalt dass Ihre Churf.
Dchl. und Dero Descendenten bevorstehen solle, solche ^, Rthlr. zu-
folge Ihrer Gelegenheit nach und nach, jedoch mit keiner geringereu
Suro auf einmall alss mit ~ Rthlr. abzustatten, da dan auch die Zinszen
Digitized by
Google
776 12- ^^^ Erbvergleich mit Pfalz- Neubarg.
umb so weit von sich selbsten nach Ertrag des bezableten Capitalss
fallen und cessiren sollen.
X. S^ Churf. Dchl. versprechen auch zehendens in krafft dieses,
dass Sie das Exercitium Religionis Romano Gatholicae ahn allen Orten
der Herrschaft Rauenstein ungehindert lassen, auch die Römisch
Catholische Pfarrer, Seelsorger, Religiöses und Geistliche, wass So-
cietäts und Ordens dieselbe auch sein, wie im gleichen auch die Ein-
gesessene und Underthanen, Geist- und Weltliche, adliche und gemeine
Standtsspersohnen in und ausserhalb der Kirchen in ihren Persohnen,
Haab, Gütern, Einkommen und Emolumenten, noch ahn ihrer Lehr
und Predigt, auch Administration der Sacramenten, noch ahn Pro-
cession oder anderen Kirchenexercitien und Geremonien, noch sonsten
in einigerley Weise oder Wege behindern, turbiren noch molestiren
lassen, sondern vielmehr Sie bei ihren geist- und weltlichen Freiheiten,
altem Herkommen, Gebrauch und guten Gewohnheit, wie sie dieselbe
anietzo haben und gebrauchen, krefftig und bestendig schützen,
handthaben und erbalten wollen, worunter dan auch absonderlich die
anietzo in der Herrschafft vorhandene Geistliche, imgleichen die neu
erbaute Kirchen, Kirchenhäuser und Capellen, darin die Rom. Catho-
lische aus der Meyerey von Busch, Gellerlandt, Luyck und anderen
umbligenden Orten ihr Exercitium haben und bisshiehin frequentiret,
mit begriffen sein; Auch wollen Sn Churf. Dchl. auff Erledigung der
Pastoreyen und anderer geistlichen Beneficien wollqualificirte Persohnen
von der Rom. Gatholischen Religion darzu wieder anstellen und da-
bei mainteniren, auch dieselbe und wass sonsten zu der Catholischen
Geistlichkeit und deren Institution, Visitation und Correction in mehrged.
Herrschafft Rauenstein gehörig von dem Ordinario oder Archidiacono
zu Lütt ig nicht abziehen noch separiren lassen, jedoch wirdt dieses
alles mit der Condition verspj-ochen , dass auch gleichwoll denen
Euangelischen ahn ihrem freyen Exercitio nichts abgehe, noch die-
selbe darin gehindert werden.
XL Fttrss Elffte sollen beide Ihre Chur- und Fürstl. Dchl. Dchl.
(es falle diese Sache auss, wie sie wolle) den Titul dieser HerrschaffI
führen und behalten, auch zugleich in beeder Nahmen die Souveraini-
tet und hohe Landes Obrigkeit gegen den Staat der Vereinigten Nieder-
landen und jedermenniglich zu jeder Zeit verthätiget und aussgeführet
werden, und der nicht possidirende Theill den anderen dabei handt-
haben helffen.
XIL Beede Ihre Chur- und Fürst!. Dchl. Dchl. intendiren keines-
Pigitized by
Google
Vertrag wegen Ravensteiu. 777
wegs dem Domino directo die ibme von Rechts wegen competirende
jura einigermassen zu schmäleren, oder die qualitatem feudalem hier-
durch zu enderen, sondern solches alles bleibet in dem Stande, worin
es von Alters her gewesen und von Bechts wegen sein können, ge-
stalt dan auch beede Ghur- und Fürsten, sobald nur zwischen der
Cron Spanien und denen Herrn Staaten wird aussfändig gemacht
sein, ob dieses Lehen nach der Königl. Brüsselischen Lehnkammer
oder nach dem von den Herrn Staaten constituirten Rhat von Brabandt
gehöre, den consensum Ober diesen Vergleich debite suchen und
praestanda dabei praestiren wollen.
XIIL Obwoll ahm 24 negstverwichenen Monats Septemb. wegen
dieser Herrsehafft Bauenstein ein besonderer Becess gewisser Ur-
sachen halber abgefasset und voUenzogen, so hatt es doch damit diesen
VjBrstandt, dass derselbe von keinen KreflFten sein und weder von einem
noch von dem andern Theil pro vel contra allegirt werden soll.
XIV. Im Übrigen bleibet es in allen Stücken sowoU bei dem
aufgerichteten Erbvergleich alss bei demjenigen, wass der Pollnischen
Sache halber zwischen beeden Ghur- und Fürsten sub dato des
10. Junii verglichen worden, welches alles von beeden Ihren Ghur- und
Fürstl. Dchl. Dchl. also aufrichtig, fest und unverbrüchlich und unter
der im Baubt Successions Becess verglichener und hievor im Art. III'**»
bereits angezogener Guarantie und Verbindtlichkeit bei Ghur- und Fürstl
Ehren und Worten zu halten, also zu vollenziehen und darwider nichts
thun noch handien, noch tbun oder handien zu lassen, verglichen und
verhandelt. Zu Urkundt und Festhaltung obiger Puncten haben beede
Ghur- und Fürsten dieses eigenhändig underschrieben und mit Dero
Einsieglen wollwissentlich bekrefPtigen lassen. So geschehen und
gegeben den zwantzigsten Kovembris des Ein tausendt sechshundert
sechQ und sechssigsten Jahres.
Digitized by
Google
Personenverzeichnis.
Achmed Röprili, türkischer Gross-
vezier. 287. 294 f. 328. 340. 343,
Adolf Wilhelm, Herzog v. Sacb-
seD-£isenach. 426 f.
V. Ahlefeld, Friedr, dänischer Ge-
sandter. 34. 578. 582.
Albrecht, Markgr. v. Anspach- 25.
96. 99. 106 f. 112. 114. 124. 128. 133
—135. 166. 442 f. 446. 463.
Aldenhoven, Job. Christoph, k.col-
nischer Gesandter. 40. 184. 461 f.
Alezander YII., Papst. 167.
Alezander, Caspar, br.-wolfTenbät-
telscher Gesandter. 461.
Ali, Pascha v. Temeswar. 286 f.
Am alle, Prinzessin v. Oranien. 320.
491. 494 f. 498. 502-507. 526. 662.
753.
S. Amant, französ. Gesandter. 550.
V. Amerongen, hoUänd. Gesandter.
686. 717.
An halt, Fürst von, s. Johann Georg,
Emanuel.
Anna, Konigin von Frankreich. 703.
Anna, Eurfürstin von Brandenbarg.
510.
Anspach, Markgraf v., s. Albrecht.
Apaffy, Michael, Grossfurst v. Sie-
benbürgen. 286 f. 331.
Archinto, Carlo, Graf, spanischer
Gesandter. 207. 217. 221.
V. A rentin, Jobann, k.pfälzischer
Obristlieatenant. 86.
V. Arnim, Wolf Christof, k.säcbs.
General Wachtmeister. 208. 262. 271.
27G— 281. 42t> 428.
Arnstedy müneterscher Rittmeister.
638.
Aaersperg, Fürst, österreichiBclier
Minister. 104. 215. 222.
An gast, Herzog V. Braanschweig-
Wolffenbüttel. 26 f. 234. 562. 568.
571 f. 575. 577. 581 f. 620. 623-625.
640. 643. 645. 664. 666. 675. 682 f.
687. 690 f. 693. 702. 709.
Au gast, Herzog v. Holstein, bran-
denb. G.Wachtmeister. 229. 233.
290. 296-348. 376.
August, Herzog v. Sachsen, Admi-
nistrator V. Magdeburg. 165. 180 —
183. 185. 216. 268—270 278. 353.
381. 383. 388. 396. 402. 405. 411 —
415. 417.
Bachmann, Dr., clevischer Regie-
rungsrath. 754. 756.
Baden, Markgraf v., s. Gustav Adolf,
Leopold Wilhelm.
Baiern, Kurfürst v , s. Ferdinand
Maria. *
Baireutb, Markgraf v., s. Christian
Ernst.
Barcsai, Grossfurst v. Siebenbürgen.
285 f.
V. Baumbach, G.Wachtmeister. 454.
Beck, Jean, brandenb. Agent in Paris.
166. 539.
Bedogniy Lorenzo, Baumeister. 567.
Bellefonds, Marqais de. 705.
Beris, kaiserl. Hofkammerrath. 287.
V. Berlepsch, Otto, brandenb. Oberst
Digitized by
Google
PersoneDverzeichnis.
779
and SchlosshaoptmanD. 70. 73—76.
247. 251. 357. 367. 375. 381 — 384.
386. 389—392. 394—401. 404. 406 f.
408-410. 420—424.
Bernhard, Herzog y. Sachsen -Jena.
403 f.
Bessel, Heinrich, br.-celliBcher Ge-
sandter. 48.
Bethlen Gabor, Grossfürtt v. Sie-
benbürgen. 286.
V. Beaninghen, Conrad, bolländ.
Gesandter. 706.
y. Beverning, Hieronymas, hoUänd.
Gesandter. 621 f. 637. 685—687. 695.
698—702. 710—719. 721.
de Beyer, Jobann, clevischer Be-
gierungsrath. 622. 693. 706—709.
Bezieres, Bischof von, fransos. Ge-
sandter. 705 f.
Bjelke, Steno, schwedischer .Ge-
sandter. 109.
Blaspeil, Werner Wilhelm, clevi-
scher Regiernngsrath. 319—321.479.
491. 493-555. 625-630. 633. 635 f.
639. 643-645. 653. 655. 658. 660-
663. 667. 671. 678. 680 f. 684. 689.
694—6%. 699. 701. 710—719. 731
— 740. 744. 747 f. 753 f. 756-758.
760. 762—764. 768 f. 771.
V. Blittersdorff, Job. Werner, k.-
mainzischer Gesandter. 598.
Block, brandenb. O.Lieutenant. 319.
342.
V. Blnmenthal, Carl Oaspar, bran-
denb. Geh.Ratb. 107. 156. 159—169.
199. 224 f. 264. 298. 307. 323-325.
406. 438. 442. 445. 479. 622. 629.
703—706. 754 f. 760.
Boeckel, Martin, schwedischer Ge-
sandter. 594.
Bogislav XIV., Herzog v. Pommern.
145.
v. Bohn, Beichshofrath 352.
V. Boineburf?, k.roatnz. Minister.
206. 217 f. 231. 235. 268. 355.
V. Boisrenand, G. Adjutant. 454.
Boll, boUand. Deputierter. 6.^3.
Bombach, General. 196.
Bonoeil. 705.
Borck, Adolf, Prior v. Werden.
513 f. 525. 690 f. 692. 731. 739.
V. Borck e, Caspar, k.pfalz. Gesandter.
68. 70. 72 f.
V. Borstell, Georg Friedrich, bran-
denb. Hof- u. Rammergerichtsrath.
25.
Bourdeaux. 109—111.
V. Brabeck, mflnsterscher Domherr.
509. 638. 643. 652. 657. 689.
Brand v. Lindau, Job. Christ, k.-
sächs. O.Lieutenant 314.
V. Brandt, Christoph, brandenb. Ge-
sandter. 65. 97 f. 493. 515-517. 519.
629.
Braunschweig-Lüneburg, Her-
zog von, s. August, Christian Lud-
wig, Georg Wilhelm, Johann Frie-
drich.
Brunkhorst, Graf v, 615.
V. Brunn, k.pfälz. Gesandter. 76.
Bndendach, Johann, halberst. Re-
gierungs- u. Kammerrath. 276—280.
V. Bulow, braunschw.-hannov. Ge-
sandter. 6.
y. Bugg, Freih. , G.Wachtmeister.
227 f.
V. Borckerode, k.sächs. Gesandter.
132.
Buschmann, k.cöln. Kanzler. 468.
673. 708—719. 722 f.
V. Bydenbach, Georg Wilh., wür-
temb. Gesandter. 461.
Calovius, Professor in Wittenberg.
185.
v. Canstein, Raban, brandenb. Geh.-
Ratb und Hofroarschall. 6 f. 16. 27.
39. 54. 402. 404. 437. 497. 564. 566,
629. 670. 726. 734. 754 f. 763 f.
Caprara, kaiserl. Oberst. 332 f.
Caraze n a, Marquis, span. Gouverneur
der Niederlande. 299.
Carlingford, Graf, englischer Ge-
sandter. 654-656. 665. 677. 679.
Carrer, Dr., pf.-neuburg. Hofrath. 174.
Digitized by
Google
780
PersoDeDverseiobniB.
CastelRodrigo, spaDischer Gouver-
nenr der Niederlande. 457. 461 —
463. 657. 659. 664. 699.
Charlotte, Karfurstio y. Pfalz. 64 f.
70-72. 76 f.
Christian, Herzog v. SachseD-Merse-
barg. 353. 333.
Christian Ernst, Markgraf v. Bai-
renth. 96. 99. 106 f. 114. 120. 125.
133 f. 442 f. 446. 453. 463.
Christian Lonis, Herzog v.Meckleu-
bnrg. 236 f. 264.
Christian Lndwig, Herzog von
Braonschw.-Celle. 4. 9. 26 f. 47 f. 54.
58. 375. 397. 429. 445. 451, 458. 559
—561. 563.
Christian Wilhelm, Administrator
V. Magdeburg. 165.
Christoph Bernhard (v. Galen),
Bischof y. Mänster. 91. 188. 212.
217 f. 220. 222. 225. 227 f. 280 f.
233 f. 237 f. 322 f. 335. 423. 440.
451. 454-457. 461 f. 463— 466. 481 f.
485-487. 489. 492 f. 498 f. 509—
550. 554. 562. 569 f. 574 581—
583. 611—721. 731.
Cöl D, Karforst v., s. Ferdinand, Maxi-
milian Henrich.
C 0 1 a 1 1 0, ClaodiQS Graf, kaiserl. Reichs-
hofrath und Obrist. 33. 288.
Colbert, Jean Baptiste, franzos. Mi-
nister. 705 f.
Colbert-Croissi, Charles, franzos.
Gesandter. 621 f. 680. 685. 693.
703 f. 711.
Copes, Johann, brandenb. Resident
im Haag 36. 319—321. 626-628.
633. 635 f. 642. 650. 653. 658. 667.
669. 680-688. 690. 695.
Oo artin, Honoratns, franzos. Ge-
sandter. 594.
Crane, Reichshofrath. 166. 170. 172.
175 f. 178. 180. 183.
V. Crockow, Lorenz, brandenb. Ge-
sandter. 97. 101 f. 264. 271. 290.
479. 635. 653. 747.
V. Crockow, Mathias, brandenb. Ge-
sandter. 13. 23—25.
V. Dal wich, hessischer Gesandter.
635.
Danckelmann, Sylvester, brandeDb.
Gesandter. 319—321.
De rffli ng er (Dorflin^), brandenb. O.
Feldzeagmeister. 297.
V. Diessenhansen, W. J. Ungelter,
pf.-neabargischerHofrathsprasident.
174. 181.
Dietrich, brannschw.-cellischer Geb.
Ratb. 575.
Dietrichstein, Graf, kaiserl. Ge-
sandter. 258.
V. Dobrczenski, brandenb. Geb.
Rath. 110.
Dohna, Christoph Delphicas Graf,
sohwed. Diplomat. 109.
Dobna, Christoph Graf, brandenb.
Geh. Rath. 204. 334 f. 629. 660. 670.
760. 763.
Dorothea v. Holstein, Herzogin ▼.
Br.-Celle. 568.
D 0 w n i n g , englischer Gesandter. 515 —
517. 519. 628.
£berhard, Herzog v. Würtemberg.
447. 458.
Eden, Barchard Dr., bremischer Ge-
sandter. 1%.
7. Ei ekel, olevisoher Regierangsratb.
754. 756.
V. Eimbeck, Christiao fiempo,
brandenb. Kammeijonker. 725.
E i s e n a c h , Herzog v. , s. Adolf Wil-
helm.
Eitelfriedrich Y., Graf v. Hoben-
zollem. 124.
Eleonore, Wittwe Kaiser Ferdi-
nands m. 104. lia 132.
Elisabeth, Prinzessin v. Pfalz, Aeb-
tissin V. Herford. 567. 646.
7. Eller, brandenb. O. Major. 306.
690.
y, Eltz, Friedr. Casimir, br.-celliseher
Geh. Rath. 575 f. 667.
Emanuel, Forst von Anhalt. 278.
Digitized by
Google
PersoneDverzeicboiB.
781
V.Emmerich, Rammergerichtsfiskal.
352 f.
Eoghien (AogoieD Anjoa), Herzog
V. 418. 489. 507. 746.
Ernst, Hersog v. Sachsen • Gotha.
208. 268. 313. 353. 356 f. 361 f. 365.
369. 373. 375. 381-384. 390—392.
394. 398. 401. 417. 420. 423. 427.
429. 431 f.
ErnstAngust, Herzog v.Braaoschw.-
Lünebnrg, Bischof v. Osnabräok.
423. 464. 560. 562. 571 f. 575 577—
579. 581. 584. 605. 632 f. 635—637.
640. 644-649. 654. 658 f. 664. 682 f.
687 f. 698. 709. 718.
Ernst, Hermann, clevischer Regie-
rungsrath. 734. 760.
Estrades, Graf, französ. Gesandter.
494. 497. 517. 551-555. 616 f. 625.
628. 656 f. 669 f. 672. 682 - 684
Et tinger, Dr., k.mainziscber Ge-
sandter. 168.
Faickenier, Bärgermeister v. Am-
sterdam. 680. I
Ferdinand III., Kaiser. 10. 63. 95. j
103. 149. 352. 590. i
Ferdinand (IV.), Rom. König. 63.
Ferdinand, Knrfürst 7. Cöln, Bi-
schof y. Munster. 615.
Ferdinand (▼. Fürstenberg), Bischof
V, Paderborn. 214. 620. 649. 652.
663 f. 693. 702. 709. 737.
Ferdinand Maria, Knrfürst v.
Baiern. 11. 22. 47. 7H. 104. 217.
227. 266.
Peyge (Fayes), G. Adjutant. 454. 469.
V. Firnemont, kaiserl. G. Feldzeug-
meister 0. Landesbanptm. v. Glogau.
308—305.
Forgatsch, Graf, kaiserl. General.
304.
Frendemanu, brannschw. • wolffenb.
Gesandter. 4.
V. Fridag, kaiserl. Gesandter. 324.
Friedrich III., Kaiser. 106.
Friedrich III., König v. Dänemark.
572.
Friedrich II., Kurfürst v. Branden-
burg. 106.
Friedrich V., Kurfürst v. Pfalz. 63.
567.
Friedrich, Herzog v. Braunschw.-
Celle. 559 f.
Friedrich, Fürst v. Anhalt. 234.
Friedrich, Markgraf v. Baden. 227.
335. 512.
Friedrich, Landgraf v. Hessen-
Homburg. 231. 528.
Friedrich Ludwig, Ffalzgraf v.
Zweibrücken. 447. 458. 761.
Friedrich Wilhelm, Herzog v.
Sachsen -Altenbnrg. 12. 208. 216.
226 f. 276. 279. 353. 362. 366. 381.
403. 411. 421.
V. Friesen, k.säcbs. Geh Rath. 262
-274.
Friquet, kaiserl. Gesandter. 37. 490 f.
496—502 512. 621. 669 f. 672. 674.
689. 699. 714.
Fuchs, Paul. 403.
delaFuente, spanischer Gesandter.
299. 307.
Fürstenberg, Franz Egon Graf,
Bischof V. Strassbnrg, k.coln. Mi-
nister. 14. 22— 24.35— 37. 39 f. 524 f.
581. 591. 622. 664 f. 678 f. 707—709.
726 f.
— Job. Adolf, paderbornscher Dom-
herr. 665. 709—719.
— Wilhelm Egon Graf, k.coln. Ober-
Kämmerer. 23. 482. 622. 673. 693 f.
697. 699. 707—719. 724—726.
Ffirstenstein, Diede zum, hessi-
scher Gesandter. 15. 20.
Fugger, Graf, Generallieutenant. 227
-229.
V. Galen, Heinrich, 695.
Garnier, kaiserl. G.Wachtmeister.
326 f. 330.
V. Gent, Johann, 7.')8.
Digitized by
Google
782
PersoDenverBeichDif.
Qeorg, Uersog v. BraoDSohw.-CaleD-
berg. 559.
Georg, Landgraf y. Hessen -Darm-
Stadt. 7. 26f. 40. 65 f. 71 f. 458.
Georg Christian, Landgraf v. Hes-
sen-Hombnrg. 424. 463. 528 f.
Georg Christian, Forst v. Ostfries-
land. 616.
Georg Wilhelm, Korf. v. Branden-
barg. 121.
Georg Wilhelm, Herzog v.
Braunschw. - Lflneburg. 26 f. 445.
451-458. 457 f. 4B4. 478. 560—586.
598. 623—625. 631—636. 639. 641.
643. 645. 654. 662. 664 f. 682 f. 687 f.
709. 719.
V. Gersdorf f, Nicol., k.sachs. Geh
Ratb. 67. 185. 882. 388. 398. 422.
y. Giese, Franz, pf.-neubnrg. Ober-
kanzler. 219 519. 525 f. 545. 550.
608-610. 693 f. 696. 709—719. 733.
740. 744. 747. 753. 771.
Girant 706.
y. Gladebeck, Bodo, braunschw.-
cellischer Gesandter. 9 f. 16. 20.
48-64. 397. 443. 539. 567. 572.
de Goes, kaiserl. Gesandter.* 287.
294. 597 621. 674 f. 681 f. 688. 690.
694 f. 709—720. 745—748.
y.GoItz, Rüdiger, braodenb. G.Wacht-
meister. 296 f. 308. 564. 566.
Gonzaga, Fürst. 13. 23. 104.288.310.
y. Goppold, Reicbshofrath. 853.
G orgas, mänsterscher G.Major. 454—
466. 462—464. 649.
Grammont, Dnc de, französ. Ge-
sandter. 325. 706.
Grayel, französ. Gesandter. 9. 12.
15. 23. 50. 53. 64. 69 f. 85—89. 150.
177. 189. 191. 200. 237. 240 f. 249.
289. 446. 448. 453. 455 f. 461 f. 466.
469. 472-474. 479 f. 494.
V. Greiffenclau, k.mainzischer Geh.
Rath. 395. 409. 609 f.
y. Groben, Domdechant. 478.
Grote, Otto, braodenb. Rath. 48.
Grote, Otto, brannschw.-bannoyer-
scher Gesandter. 709—720.
Grober, Florian, k.ooloischer Rath.
578.
Gudenns , Dr. Johann, k.mainzischer
Gesandter. 709—719.
de Gniche, Graf. 666.
Gnidobald, (Graf v. Tbnn), Erzbi-
achof y. Salzburg. 11. 158 f. 166—
170. 176. 188. 186. 188. 192. 218.
238. 245. 247. 249. 252. 254 f. 257.
308. 311. 339. 463.
Gustay Adolf, König v. Schweden.
851.
Gostay Adolf, Markgraf y. Baden.
228.
Habbaeos, schwedischer Gesand-
ter. 701.
Hackeberg, Jalios, brandenb. Ge-
sandter. 744—746.
Haersolte, Oberst, holländ. Ge-
sandtor. 631. 635 f. 640. 644. 664 f.
y. Hammerstein, Osnabrück. Bof-
marschall. 647.
Hardeck, Graf, ansbacbischer Ge-
sandter. 112. 128.
y. Hardenberg (Harenberg), braun-
schweig.-celliscber Gesandter. 4. 6. ,
674. 579.
yan Haren, holländ. Gesandter. 680.
V. Harrach, Cardinal. 164.
Hase, Dr., cleyischer Regiernngsratli.
764—757.
Hatzfeld, Graf y., 432.
V. Hanbitz, mänsterscher O.Wacht-
meister. 227. 714.
V. Hazt hausen, braunschw.-haono-
yerscher Stallmeister. 671. 646—649.
Hedwig Sophie, Landgräfin ▼.
Hessen- Cassel. 64. 70. 76 f. 875.
446. 458. 541. 669 f. 661 f. 667.
y. Heiden, cleyischer Regiemngs-
rath. 71 f. 756. 769.
y. Heimburg, braunschw. - wolffenb.
Gesandter. 6. 16. 20. 666. 676. 690 f.
694. 697. 699. 709-719.
Heinrich IV., Herzog y. Mecklen-
burg-Schwerin. 106.
Digitized by
Google
PersoDeDverseichnis.
783
Heinrich, Herzog v. Mecklenburg-
Stargard. 106.
Heinrich, Fürst v. Nassaa-Dillen-
bnrg. 284 f.
Heister, kaiserl. F.M.Lieaten. 332 f.
343.
Hermann Adolf, Graf v. Lippe. 541.
Hessen- Cassel, Landgraf v., s.
Hedwig Sophie, Wilhelm.
— Darmstadt, Landgraf v. , s.
Georg IL , Ludwig VI.
— Homburg, Landgraf v., s. Frie-
drich.
Heyland, braunschw.-wolfienb. Ge-
sandter. 23.
Hippel, brandenb. Secretär. 498.
Hoch er, Dr., osterr. Gesandter. 166.
219.
V. Hoen, k.pfais. Geh. Rath. 64.
V o m H o f f, hessischer Hofmarschall. 27.
v.Hohenfeldt,Reicbspfennigmei8ter.
224.
Hohenlohe, Julius Graf, General.
192. 245. 328. 331. 454. 469. 480. 482.
Hohenzollern, Graf, kaiserl. Erb-
kämmerer. 128 f.
— Jost Niklas Graf. 124.
— Karl Graf. 124.
— Meinrad Graf. 124.
— Philipp Christoph Graf. 124.
Holstein, Herzog v., s. August,
Johann Adolf.
Y. Hoverbeck, Johann, brandenb.
Geh. Rath. 110. 204. 262. 335 f. 373.
y. Huohtenbruch, clevischer Re-
gierangsrath. 754. 756. 760.
Hugo Rberhard,Bischofv. Worms.
168.
Hugo, Ludolf, braunschw.-haonov.
Gesandter. 709—720.
Iden, Syndicus ▼. Magdeburg. 218.
V. Jena, Friedrich, brandenb. Geh.
Rath u. Kanzler. 27. 48. 51—54. 68.
80. 83. 85. 96. 103. 157. 270. 291.
406 f. 414. 417. 438. 562. 565-586.
621. 631 — 635. 639. 646—649. 661.
670. 676. 689—702. 712 f. 726. 733.
754 756. 760. 763 f.
V. Jena, Gottfried, brandenb. Ge-
sandter. 156—257. 311. 439. 446—
482.
Johann V., Herzog v. Mecklenburg-
Schwerin. 106.
Johann Adolf, Herzog ▼. Holstein.
227. 229. 252 f.
Johann Conrad, Bischof ▼. Basel.
447. 458 461.
Johann Friedrich, Herzogv.Braun-
schweig -Lüneburg. 231. 451 — 453.
I 457 f. 560—586. 633—635. 643. 646.
I 648. 664. 682 f. 690 f. 709.
Johann Georg, Kurf. v. Branden-
burg. 114.
Johann Georg, Fürst y. Anhalt,
brandenb. Geh. Rath. 54. 74. 204.
272. 299. 317 f. 322—326. 385 f. 373.
629. 660. 680. 726. 754 f. 760.
Johann Georg, Kurf. y. Sachsen.
22. 47. 57—59. 64 f. 104. 168. 185.
208. 216. 226-228. 232 f. 236 f. 241.
243. 256. 258—281. 292. 853. 356-
359. 863. 367—369. 372—377. 381—
397. 401. 403. 405. 407. 410—420.
422 f. 425—433. 528. 574.
Johann Kasimir, König y. Polen.
28. 419. 488. 750. 772 f.
Johann Philipp (?. Schönborn),
Kurf. y. Mainz. 3. 10—15. 23 f. 28.
30. 34 f. 38 f. 44—47. 55. 66. 71. 87.
145. 150-152. 168. 191. 193. 197.
202. 206. 20S. 214. 218. 220. 222.
225. 227 f. 231—241. 247—252. 256.
261. 263. 265. 267 f. 272—274. 277.
279. 317. 320. 345. 852-422. 429—
432. 439 f. 456 f. 473. 4 2. 487. 492.
528. 569 f. 674. 590—611. 635. 709.
I s i n g, Dr., cleyischer Regierungsrath.
543. 734. 754. 757. 759 f.
Julius Heinrich, Herzog y.Sachsen-
Laoenburg. 238.
y. Kanne ob erg, brandenb. Generai-
lieutenant. 4.
Digitized by
Google
784
Personenverseichiiis.
Karl IL, König v. Bngland. 78. 462.
617. 625. 630. 638. 654. 656. 659. 661.
675. 708. 719 f.
Karl X. Gustav, König v. Schweden.
118. 145. 285. 487.
Karl XI., König y. Schweden. 97 f.
164. 443. 448. 458. 481. 573. 592. 611.
Karl IL, Kooig y. Spanien. 674. 710.
K arl, Herzog v. Lotbrini;en. 355. 591.
593. 595. 604. 746.
Karl Joseph, Erzherzog v. Oester-
reich. 105. 132. 230.
Karl Kaspar (y. d. Leyen), Kar-
fürst y. Trier. 47. 91. 227. 448. 487.
591. 595. 597. 604.
Karl Ludwig, Kurfürst y. Pfalz. 9.
32. 47.50-53.63—91. 164. 243. 418-
420. 439. 448. 457. 581. 689—611.
Kemeny-JanoB, Orossfnrst v. Sie-
benbürgen. 286 f
y. K etler,Kasp. Philipp, paderb.Dom-
dechant. 709—719.
K leihe, Dietrich Schweder, schwe-
discher Gesandter. 98 — 125. 145.
582 f. 585. 620. 634 f. 648. 658.
y. Kleist, Ewald, brandenb. Geh.
Rath. 145.
Knie, kaiserl. G.Wacbtmeiser. 331—
333.
Kniephof, Bärgermeister v. Erfurt.
354.
Koller, brandenb. O.Lientenant. 315.
342.
Königs eck, Graf, Reichshofrath,
kaiserl. Gesandter. 150. 321. 593.
601. 604—606.
KoDigsmark, Graf, schwedischer
Feldmarschall. 110. 146. 629.
Koppen, Johann, brandenb. Geh.
Rath. 475.
Kohai^, kaiserl. Oberst. 330.
Kornhoffer^ Joh., O.Wachtmeister.
281.
y. Kram, brannschw. • hannoy. Ge-
sandter. 4.
y. Krentzberg, clevischer Regie-
mngsrath. 760.
y. Krockow, s. Crockow.
I^acron, Graf. 186.
Lamberg, Graf, kaiserl. Oberkam-
merer. 113. 132.
Lammers, cleyischer Regierangs-
rath. 760.
y. Landsberg, Dietrich, k.cöloiecber
Geh.Rath. 15. 20. 539. 578 f. 694.
696 f. 707. 709. 722 f.
Lange nbeck, Heinrich, brannschw.-
cellischer Gesandter. 6.
y. Ledebnr, Gerhard Jan, brandenb.
Gesandter. 110. 113.
Leopold, Kaiser. 5—7. 10 — 14. 19
—24. 32—34. 46 f. 49. 52. 56—68.
66. 82. 85—87. 91. 95 f. 98. 100—145.
149 -154. 167 f. 213—240. 258-2G1.
272 f. 277. 279. 286-348.365. 359 f.
371. 373. 375f. 380. 393. 430—432.
438 f. 465. 486. 497. 499 f. 565. 593.
596—601. 606. 608. 611. 621. 624.
661 f. 669. 674f. 688. 691. 704. 707 f.
740—742. 748. 751.
Leopold Wilhelm, Erzherzog y.
Oesterreich. 104. 118. 127. 132. 135 f.
Leopold Wilhelm, Markgraf v.
Baden, Reicbsfeldmarschall. 219.224.
226. 229. 231. 245.
y.Lerodt, pf.nenbnrg. Gesandter. 488.
491. 496-510. 518 f. 621. 526. 529.
Las s eins, französ. Gesandter. 141.
164. 264. 487. 446. 489. 645. 547 f.
550. 657. 659.
y. d. Leye, k.mainzischer G.Wacht-
meister. 426. 454.
Liohtenstein, Fürst. 291 f. 328. 616.
Lilie ström, Joh. Nicod., schwedi-
scher Vicepräsident. 181.
Limbarg-8tyrQm,Graf y., 616.716.
Limprecht, Volkmar, Oberyierherr
in Erfurt. 852—354. 389 f.
Linde nspfihr er, Reichshofrath. 115.
Lionne, französ. Minister. 50. 200.
825. 658. 565. 628. 704 f.
Lippe, Graf y., s. Herrmann Adolf.,
y. Li sola, Franz, kaiserl. Gesandter.
187. 224. 258. 289 f. 292. 294 f. 297—
300. 303-308. 815—818. 322 f. 328.
388. 347 f. 490. 49r». 500.
Digitized by
Google
PersoDeDverseichois.
785
Lobkowitz, Fürst, kaiserl. Minister.
104. 116. 222. 310. 328.
V L5beo, Johann Friedr., brandenb.
Geh.Rath. 95. 99 — 140. 201 335 f.«
629.
Lothringen, Herzog v., s. Karl.
V. Lottum, clevischer Regiemngsratb.
543. 759.
Lnbomlrski, Pnrst. 318. 742.744—
749. 751.
Ladolf, Hieb, Sachsen - gothaiscber
Hof- n. Jnstizrath. 427.
Lndolf, Uathsmeister in Erfurt. 366 f.
370. 384.
LndwigXIV., König v. Frankreich.
9. 12. 15. 23. 50. 64. 69 f. 85-91.
150 f. 164. 166. 163. 188. 200. 224 f.
246. 264. 289. 355. 379. 402 f. '412-
418—420. 423. 430-432. 437-440.
445. 448. 456. 458 f 460. 464. 478 f.
489 f. 494. 499 f. 507. 545. 547. 550—
555. 565. 571. 611. 616-618. 621.
625. 628. ;630. 651. 654. 657. 674.
691. 697. 703-709.
Ludwig V.,Landgraf v.Hessen-Darm-
Btadt. 231. 458.
LndwigVL, Landgraf v. Hessen-
Darmstadt. 7. 74. 445. 652. 667.
Ludwig Philipp, Pfalzgraf v. Sim-
roern. 63.
Luise Marie, Königin v. Polen. 421.
488. 742.
Luise V. Degenfeld, Raugrafin,
Gemahlin des Kurf. Karl Ludwig
V. Pfalz. 64-66 71. 76. 605—608.
de Lunibres, französ. Gesandter.
554. 578. 583. 585.
Lynar, Graf. 227.
V. Mahrenholtz, Gurt Asche, bran-
denb. Gesandter. 77. 156—257. 439.
446-454. 4G5— 482. 593. 601-611.
Mainz, Kurfürst v., s. Johann Phi-
lipp.
Maradas, Graf. 113. 132.
V. Marwitz, brandenb. O.Lientenant.
303. 305 f. 319. 327. 332 f. 312.
Mater. %. Gpsrh. d. O Karffirstcn. XI.
V. Mauderode, Otto, braunschw.-
cellischer Gesandter. 457. 461.
Matthias, Kaiser. 590.
Maximilian I, Kaiser. 589.
Maximilian Henrich (7. Baiern),
Kurfürst v. Cöln. 3. 7. 9. 11 — 15.
22—28. 31 f. 35—44. 47. 55f. 59.
66—68. 79. 238. 254. 440. 445. 462
— 464. 466 f. 487. 515 517. 522 f.
52o. 528.539. 569 f. 574 f. 577. 5S1.
585. 591. 595. 597. 604. 621 f. 651.
664 f. 668. 673 f. 682 f. 685-687. 689.
691. 693. 696—698. 702. 706—709.
722-727. 731. 743. 751.
Mazarin, Cardinal. 15. 90. 97. 488.
507.
Mecklenburg, Herzog v., 8. Chri-
stian Louis, Heinrich.
Med Ina de las Torres, Herzog,
spanischer Minister. 308.
Mehl, k.mainzischer Kanzler. 168 f.
184. 201.
Mein der 8, Conrad, Dr., paderborn-
scher Gesandter. 214. 217. 504. 709—
719.
Mein der 8, Franz, brandenb. Geh.-
Secretär. 652. 732—737. 740 f. 744
-747. 749 753 f. 75G. 758. 760. 762.
765—768.
MeniuB, Sachsen -zeitzscher Geh.-
Rath. 366 f.
V. Metternich, Brnst, brandenb. Ge-
sandter 157.
Mevius, David, schwedischer Ge-
sandter. 138. 142-144. 594.
V. Miltitz, G. H., k.eäohsischer Hof-
justizrath. 427.
MÖTBberg, Graf. 417. 426. 429.
Molitor, Dr., k.mainzischer Ge-
sandter. 355.
Montecuccoli, Graf, kaiserl. Feld-
marschall. 112. 155. 167. 219. 286 f.
298. 316. 321. 329. 331. 342 f.
Moritz (Johann Moritz), Fürst v.
Nassau, brandenb. Statth. in Cleve.
65 105. 230. 512 f. 519. 551. 754 f. 759.
Moritz, Herzog v. Sachsen -Zeitz.
27-2. 3i3. 366. 411. 414.
50
Digitized by
Google
786
PersoDeDyerseichnis.
Motifeld, Johann, clevischer Re-
gierungsrath. 759.
da Moni in, französ. Geeandter. 671.
682 f. 685. 739.
Müller, Lorenz, braunechw.-bannov.
Gesandter. 563—567, 569. 571. 645
—649. 665 f. 709—720.
Münster, Bischof v., s. Christoph
Bernhard.
Mn harne d IV., türkischer Sultan. 285.
Ifassau, Fürst v., s. Heinrich, Moritz.
Neitsch, k.-Bächsiecher Oberst. 390.
Neuburg, Pfalzgraf v., s. Philipp
Wilhelm, Wolfgang Wilhelm.
Neumann, Andreas, brandenb. Re-
sident in Wien. 95 f. 101. 103—144.
235 289. 294. 305. 307. 327. 338 f.
342. 393.
Nicolartz, k.cölnischer Gesandter.
578. 664. 696. 698.
V. Nievenheim, clevischer Regie-
rungsrath. 754. 756.
Nostiz, Graf, Kanzler inBohmen. 222
Ochs, Johann, Kassierer der Rhein.
Allianz. 453 f. 467.
Oldenburg, Graf v. 173.
V. Ommeren, bolländ. Gesandter.
653. 665. 699.
Oranien, Prinzessin v., s. Amalie.
— Prinz V., s. Wilhelm.
Ostfriesland, Fürst v., s. Georg
Christian.
Owener, Oberst. 573.
Pagestecher, Christian, hessischer
Gesandter. 15. 20. 40.
Parker, Johann, engl. Schiffscapitan.
677.
Patz, Heinrich, k.mainzischer Gesand-
ter. 709—719.
Peil, Arnold, k. pfalzischer Gesandter.
67—70. 72-80. 83. 85. 602.
Peil, Johann, clevischer Regierungs-
rath. 760.
Penner an da, Graf, Vicekonig v.
• Neapel. 299.
Per Sias, k.pßLlzisoher Resident. 602.
Pestalozzi, Kaufmann. 299.
Pfalz, Kurfürst v., s. Karl Ludwig.
Pflugk zu Kottwitz, Heinr. Sigm.
k. sächsischer Kämmerer. 262.
Pfretzschmer, Nicol., Dr. k.säch-
sischer Geh. Elath. 427.
Philipp IV., König y. Spanien. 307.
325. 502. 649. 664.
Philipp Wilhelm, Pfalzgraf v. Neu-
burg. 3. 9. 51. 150. 158. 156. 181.
185. 202.209.212. 217. 219 f. 222—
224. 226. 230 f. 235. 240. 440. 451.
467. 461—466. 485—556. 569 f. 572.
674. 692 f. 604. 618. 621. 651 f. 665.
668 f. 672—674. 682 f. 685. 689. 691
—693. 697. 702. 707. 709. 731—777.
y. P taten, Claus Ernst, brandenb.
Geh.Bath u. Kriegskommissar. 27.
39. 48. 156. 159. 166—179. 184. 204.
291. 803. 385 f. 379. 397. 417. 629.
V. Plettenberg, kaiserl. Gesandter.
422.
Pleuren, k.mainzischer G.Wacht-
meister. 391.
y. Podewils, franzos. General. 60.
703 f.
y. Pollnitz, Gerhard Bernhard, bran-
denb. Oberstallmeister. 666. 698.
Pomponne, französ. Gesandter. 480f.
Portia, Fürst, kaiserl. Minister. 104.
112. 116. 126—129. 134 f. 215. 286.
238. 251. 296.
Port mann, Johann, brandenb. Geh.
Rath. 9. 31 f. 67.
Pradel, französ. General. 399. 404.
409. 416.
Preunel, brandenb. Oberlicentein-
nehmer. 341. 467.
Prensse, brandenb. Kanslist. 240.
y. P ü h e 1 , ansbachischer Gesandter. 26.
Puffendorff, Esaias, schwedischer
Resident. 706.
Digitized by
Google
PersoDenverzeichnis.
787
Radsivill, Rogislav, Fürst, Statt-
halter io Prenssen. 217. 745. 747.
▼. Rah den, Lucius, braodenb. Geh.
Hof- u. Kammergerichtsrath. 259—
261.
Rakoczy, Georg I., Fdrst v. Sieben-
bürgen. 286.
Rak oczy, Georg IL, För^ y. Siebeo-
bärgeD. 285 f.
Rambsdorffi k. sächsischer Oberst.
390.
V. Rantenstein, Uans Ernst, pf.neu-
burgischer Gesandter. 181 f. 188.
191. 204. 214. 217. 219. 457. 461 f.
488. 499. 504. 747.
Rebeoeck, brandenb. Resident in
Wien. 103.
y. Reiffenberg, Philipp, k. mainzi-
scher Geh.Rath. 267. 355. 357. 378—
381. 387. 389. 391 f. 395 f. 402—404.
407. 409. 411 f. 417—424. 430. 592 f.
595. 597.
Reigersberg, holländ. Deputierter.
653.
Reinhardt, Joh. Georg, brandenb.
Geh. Hof- u. Kammergerichtsrath. 6.
426.
Renniger, Simon, kaiserl. Resident
in Gonstantinopel. 287. 294. 340.
Ripperda tot Bnirse, holländischer
Gesandter. 680.
Risancourt, lothringischer Gesand-
ter. 608 f.
Romswinckel, Matthias, brandenb.
Gesandter im Haag. 027. 633. 635 f.
642. 653. 658. 660. 667. 669. 680—
686. 699. 756.
y. Rondeck, Georg Dietrich, magdeb.
Geh.Rath. 402.
Rosenstock, Bärgermeister y. Mag-
deburg. 218.
Rudolf II., Kaiser. 118.
de Ruyter, holland. Admiral. 629.
Sachsen, Kurf. y., s. Johann Georg.
— Altenburg, Herzog v., s. Frie-
drich Wilhelm.
Sachsen - Gotha, Herzog v. , s.
Ernst.
— Jena, Herzog v., s. Bernhard.
— Weimar, Herzog y., s. Wilhelm.
— Zeitz, Herzog y., s. Moritz.
Salzburg, Erzbischof y., s. Guido-
bald.
Schörer, Dr., osterr. Gesandter. 166.
Scheyen, brandenb. Kanzlist. 703.
Schlippenbach, Christ Karl, Graf,
schwedischer Rath. 28. 30. 110.
y. Schmettau, Wolfg., brandenb.
Gesandter. 157.
y. Schmidburg, R.hofrath. 853 f.
Schmidt, Oberst. 342.
V. Sc^hmising, Matthias Korff, mnn-
sterscher Domherr. 622. 663 f. 691 f.
697—702. 709—720.
Schnell, Heinrich, pf.neuburg. Vioe-
kanzler. 549. 733. 740. 747. 749.
753. 770 f.
Schnolski (Snolski, Snoilski), schwe-
discher Gesandter. 109. 145. 177.
196. 217. 240. 446. 449. 461. 469-
480. 482.
Sohönbeck, 0., brandenb. Gesand-
ter. 157.
y. Schönborn, Franz Georg, k.-
mainzischer Gesandter. 461.
— , Melchior Friedrich, k.mainzischer
Gesandter. 709—719.
y. SchÖning, Hans Adam, brandenb.
Hofrath. 620 f. 652. 657. 668. 673 f.
682. 689. 731. 740.
Schwarz eiiberg, Adolf, Graf. 105.
113. 126—128. 132. 135 f. 742. 745.
762. 766 f. 774 f.
Schweden, K5nig y., s. Karl XI.
y. Schwerin, Otto, brandenb. Ober-
präsident. 8. 16. 20 f. 27. 68. 78.
204 f. 262—275. 299. 307. 317 f. 322
— 326. 335 f. 341. 373. 376. 379 f.
384 f. 397. 402-404. 417 f. 437 f.
442. 551. 564. 579. 629. 643. 651.
655. 657. 660. 670 f. 675. 680. 686.
709-719. 726. 733 f. 736 f. 740. 745.
749. 753 f. 756—758. 760. 762 f.
V. Schwerin, Otto, d. j. 703 f.
Digitized by
Google
788
Personeuverzeichnis
äcbütz, Job. LiUdw. Herwig, K.bof-
rath. 115-124. 131. 133 f. 136. 143f.
v.SchwaoeDfeld , Jacob Lid), Reicbs-
herold. 354. 360. 363.
V. Seckendorf, Veit, sacbBeo-go-
thaisoher Kanzler. 361.
Sebeetädt, Hanoibal, däniecber Ge-
sandter. 70i.
Sigiamand III., König v. PoIpu.
4b8.
Sillemann, pf.neaburgiscber Kanz-
ler. 174.
Sinzendorf, Graf, kaiserl. Gesand-
ter. 820 f.
Sommerfeld, k.mainsiscber G. Wacbt-
meister. 391.
V. Somnitz, Loreni Georg, brandenb.
Geh.Rath. 107. 109—112. 335 f. 437.
475. 646-t'49.
Sopble, Herzogin v. Hannover. 66.
76. 560 f. 567. 572-574. 5Ta 585.
592. 605. 654.
de Soucbes, kaiserl. Feldmarschail.
245. 286. 305. 312-315. 321 f. 326—
334. 343.
V. S p a e n, A lex.,ole viscber Regierungs-
ratb n. G.Wachtmeister. 519. 529—
546. 759.
V. Sparr, A. C. Ferd., brandenb. 0.-
Lienteoant. 297. 311. 342.
V. Sparr, Otto Christopb, brandenb.
Gen. Feldmarschail. 219. 221. 237.
297. 301. 803. 341 f. 845 f. 725. 727.
y. Sparre, Feter, schwedischer Ge-
sandter. 113. 119. 138. 142—145.
Spiegel, Bärgermeister v. Amster-
dam. 6^0.
8 p 5 r c k e , brannschw.- hannov. Schatz-
rath. 573.
Stahremberg, Graf, 104. 112.
y. Stein, bairentbischer Gesandter.
120.
Steinberg, Dr. Johann, clevischer
Regierungsrath. 754. 757. 769 f.
y.8ternbaoh,Coelestin,schwedi8cher
Kanzler in Vorpommern. 101. 109 —
112. 137—141. 143. 427 f.
Styrnm s. Limburg-Stynim.
Strauch, Dr., k.sächsischer Gesandter.
167. 182. 206. 248.
StreitS) k.sächsischer Oberst 383
Strozsi, Graf, kaiseri. General. 328.
Stnrm, brandenb. Notar. 719.
Salzbach, Pfalzgraf v., 220.224.226.
' Taxis, Graf, kaiserl. Generalpost-
meister. 28 f. 164.
Temple, William, englischer Gesand-
ter. 617. 622. 719—721.
T 0 r n 0 w, Johann, brandenb. Geh.Rath.
107. 437.
Traun, Graf. 104. 331.
Trautmannsdorf, Graf. 291.
Trier, Kurfürst y., 8. Karl Kaspar.
Turenne, französ. Marschall. 703—
706.
IJcedo, Sebastian, spanischer Ge-
sandter. 207. 224. 289. 292. 299. 306 f.
317 f. 322-326. 491.
Ulrich, Herzog y. Wurtemberg. 228 f.
Um bescheiden, Job. Adam, k.trier-
bcher Gesandter. 461.
de la Taliere, Mademoiselle. 705.
Vane, Walther, englischer Gesandter.
621. 675-680.
Vaubrun, Marquis de, franzÖs. Ge-
sandter. 482.
Vaudemont, Prinz y., lothringischer
General. 607.
Volmer, kaiserl. Gesandter. 24. 166.
Vultejus, hessischer Kanzler. 27. 73.
y. Waldbarg, Freih. 891 f.
Waldeck, Christiao Ludwig, Graf.
462 f.
Wal deck, Georg Friedrich, Graf.
51 f. 227 f. 423. 463 f. 487. 562. 570.
577. 579. 583. 585. 632. 684—646.
655 f. 662. 664. 669. 671. 698 t 736.
y. Waldersdorf, Reichsyicekaozler.
28. 38. 44. 46. 5^5. 86 f. 151.
Digitized by
Google
Persooeo verzeichois .
789
Walderode, kaiserl. Reichshof rat h.
143.
▼. WalleDrodt, preasBiscber Land-
hofmeister. 315.
Wambold v. üipatadt, Philipp, bran-
denb. üof- a. Kammergerichtsrath.
276—280. 426.
WeieeenfeU, camioscher Capitolar.
145.
Weisseuwolff, Graf, österr. Ge-
sandter. 166.
Wex, Joh. Christoph. Dr., sachsen-
weimar. Hof- u. Kammerrath. 402.
V. Weyer, Geo.Major. 572.
V. WezhauseD, Wolf Dietrich, k.-
maiosi scher Jägermeister. 382.
V. Wicqaefort, Abraham, braanschw.-
cellischer Agent im Haag. 50. 633.
636. 639 f. €43 f. 647. 649. 701.
Wied. Friedrich, Graf. 66. 68.
V. Wiedenbrock, müDsterscher Geh.
Rath. 540 f. 622. 709-720.
Wilhelm VI., Landgraf y. Hessen-
Cassel. 3. 7. 9. 13 f 26—31. 33. 39—
45. 64-66. 70 f. 76.
Wilhelm VII, Landgraf v. Hessen-
Cassel. 458.
Wilhelm, Markgraf y. Baden. 598.
601. 606 f. 609-611.
Wilhelm, Prinz v. Oranifln. 656 676.
678 f. 660. 706.
Wilhelm, Herzog v. Sachsen- Weimar.
353. 421. 423. 426.
Windischgratz, Graf, kaiserl. Ge-
sandter. 215.
V. Winckelhansen, Joh. Heinr,
pf.neuburg. Kanzler. 733. 740. 747
749. 753.
de Witt, Johann, holländ. Rathspen-
sionär. 620 f. 626. 662. 666. 669 —
671. 679 f. 681. 684. 689 f. 706.
de Witt, Johann, holländ. Gesandter.
680.
Witte, Dr. Otto Johann, brannschw.-
cellischer Rath. 40. 563.
Wolckenstein,Graf>Reich8hofraths-
Vicepräsident 121. 126. 128. 143.
166. 172. 175 f. 180.
Wolfgang Wilhelm, Pfalzgraf v.
Neubarg. 485 f.
Worley, Henry, engl. Schiffscapitän.
677.
Worms, Bischof y., s. Hngo Eber-
hard.
Wrangel, Gastay, schwedischer
Reichsfeldherr 110. 125. 145. 318.
475. 477—479. 481. 569 574. 585.
624. 633. 668. 697 f.
y. Wreden, mfinsterscher Oberst-
lieatenant. 617.
Würtemberg, Herzog y., s. Eber-
hard, Ulrich.
Wartz, schwedischer General. 220.
270—272.
Wulff, schwedischer Oberst. 278.
Wusthaas, Adolf Dr., cleyischer Re-
gierungsrath. 529—546. 734- 710.
Zobel, Sebast Fried r., hessischer
Gesandter. 461.
Zriny, Niolas, Graf, Banns y. Cro-
atien. 287. 328.
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
Digitized by
Google
3 9015 03938 7629
,VjOpglß_
Digitized by
Google